—
be\: plem vi 393
i EV
127
BUPLICATA DE LA BIBLIOTHTOSUR
DU CONSERVATCITN BOTANIQUE DE GENEVE “ü gi
VENDU EN 1922
al
Darzz
2
We
4
VERHANDLUNGEN
DES
BOTANISCHEN VEREINS DER
PROVINZ BRANDENBURG.
FÜNFUNDDREISSIGSTER JAHRGANG.
1893. LIBRARY
en NEW YORK
BOTANICAL
= GARDEN
BEITRAGEN
VON
P. ASCHERSON, R. BEYER, P. GRAEBNER, M. GÜRKE, E. KOEHNE,
FE. KURTZ, P. MAGNUS, R. RIETZ, R. SCHLECHTER, C. WARNSTORF,
A. WEISSE, A. WINKLER, L. WITTMACK.
MIT ı TAFEL.
REDIGIERT UND HERAUSGEGEBEN
VON
ProF. Dr. P. ASCHERSON, R. BEYER, Dr. M. GURKE,
SCHRIFTFÜHRERN DES VEREINS. aNaltıE,
N E
& a8 ® ) y
mn on en
o” iv 3 Y
a AN
Sa
BERLIN 1894.
R. GAERTNERS OVERLAGSBUCHHANDLUNG
(HERMANN HEYFELDER).
DUPLICATA DE L
DU CONSERVAT
{7DTTI
VE -
Ausgegeben:
Heft I. (Abhandlungen Bogen 1—3)
am 18. Mai 1393.
Heft II. (Verhandlungen Bogen A,
Abhandlungen Bogen 4 und 5 und Tafel Iı
am 2. Oktober 1893
Heft III (Verhandlungen Bogen B—E,
Abhandlungen Bogen 6—10)
am 26. Januar 1894.
Es wird gebeten, sämtliche an den Botanischen Verein der Pro-
vinz Brandenburg abzusendenden Drucksachen, sei es durch die Post
oder auf buchhändlerischem Wege, an den Bibliothekar Dr. M.Gürke,
Kgl. Botanisches Museum, Grunewaldstr. 6—7, adressieren zu wollen.
Die geehrten Mitglieder werden ergebenst ersucht, dem Kassen-
führer — Provinzial-Steuer-Sekretär W. Retzdorff, Friedenau bei
Berlin, Lauterstr. 25 — jedesmal eine kurze Mitteilung zu machen,
sobald sie ihren Wohnort oder in grösseren Städten ihre Wohnung
verändern.
Adolf Winkler
Geheimer Kriegsrat a. D.
Kassenführer
des botanischen Vereins der Provinz Brandenburg
18701890
starb zu Berlin
am 29. November 1893.
Ba En en 2
r MT
Ber
Inhalt.
Verhandlungen.
Ueber die mit * bezeichneten Vorträge ist kein Referat mitgeteilt.
Ascherson, P., Bericht über die 58. (35. Frühjahrs-) Haupt-Versammlung
des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu Burg Rh.
Magdeburg am 28. Mai 1893
Magnus, P., Ansprache ;
— — Vorlage von von Oonspryator =. Kransaı nenn
Photographien der „Dieken Eiche“ im Nieps und einer vom Blitz
zersplitterten Eiche im Ferchau b. Salzwedel
Ascherson, P., Zur Erinnerung an Chr. K. Sprengel und sein vor
100 men erschienenes Werk: „Das entdeckte Geheimnis der
Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen“. :
— — Besprechung der Abhandlung von Ernst H. L. Krause: Die
salzigen Gefilde ;
— — Polygonatum verticillatum (L) A von Gottfried im Hakel
aufgefunden . :
Beyer, R., N rssiiilnngem € an Blüten. von la final Tom.
(einen Tafel Ia.)
Weisse, A., Vorlage eines een von Anemon. Memorosa NL le
an Hochblättern :
*Wittmack, L., bespricht Koehne „Die deutsche entmolosie®; legt
abnorme "Ahornblätter aus der Baumschule des Grafen Fritz
von Schwerin, die Abbildung des Usambaraveilchens“ (Saint-
Paulia ionantha Wendland), in Deutschland dargestelltes Rosenöl
vor und bespricht die Moorkulturen bei Zehdenick u
Graebner, P., verteilt getrocknete Pflanzen von Frankfurt a. O., Ben
und Pietzpuhl b. Burg.
Ascherson, P., über die Sendo ı von an Tupali form: MUS dr.
Magnus, P., G. Brand Nachruf ß e
_— Briedesen Wilhelm Schmidt. Nachmt :
— — Carl Fred. Nyman. Nachruf
Ascherson, P., A. Winkler. Nachruf. :
Ascherson, P. und Gürke, M., Bericht über die 59. (24. Er) len
Versammlung des Ben Vereins der Provinz Brandenburg
am 14. October 1893 in Berlin . .
Magnus, P., Vorlage von von Frau Dr. Seler een neen 1olhni-
Graphien aus Rogätz und Lietzen und von Pflanzen aus den
Culturen des Herrn Hofgärtner Reuter (Pfaueninsel)
XII
XVI
XVI
XVII
XX (Anm.)
XXVI
XXVIIL
XXX
XXX
XXXVll
XLII
Ascherson, P., Spergularia echinosperma Öel. bei Arneburg, neu für das
Werinselier a Ne RN EN ED. Te XLIL
— — Solanum rostratum Dan eine in Europa neu aufgetretene
Wanderpflanze. . . Se XLIH
— — Botanische Be eenrehe aus innen. West. und
Östpreussen im Spätsommer 1893. . . . XLV
Graebner, P., Vorlage von Juncus balticus X efiisns. A: sales
Aschers. et Graebn.), Sparganium neglectum Beeby und anderer
auf der Herbstreise 1893 gesammelter Pflanzen - . . LIX
*Koehne, E, Ueber die Gattungsunterschiede bei den Pomaceen Na: LX
Ascherson, p. Taxus baccata L. in der Prignitz? . . . LXI
Verzeichnis der für die Vereinsbibliothek eingegangenen oweltsnakein LXI
Verzeichnis der Mitglieder des Botanischen Vereins der Provinz
Brandenburger. ls. Sn na 2 re ER. LXVIL
Abhandlungen.
Seite
Bietz, R, Flora von Freyenstein in der Prignitz. . . . ER |
Beyer, R., Weitere Beobachtungen von „Ueberpflanzen“ an Wahr. ET
Winkler, A., Bemerkungen über die Keimpflanze der Dentaria bulbifera L. . . 42
Schlechter, R., Beiträge zur Kenntnis der Orchidaceen und Asclepiadaceen
Süd- oalkee ee ee AR
Magnus, P., Die erenesnoreen der Br Bremen NE RN)
es Re BR a 86
Rietz, R., Ein weiterer Bestie zur Florula. der Kopiweilen eh 288
Recherson; Perzusatzr. nr... 94
Kurtz, F., Bericht über zwei Reken m zum ek des henen Rio Saldo) alere
ie Mendoza), ausgeführt in den Jahren 1891—1892 und 1892—1893 . . 95
Warnstorf, C., Beobachtungen in der Ruppiner Flora im Jahre 18938 . . . „121
Ascherson, P., Bemerkungen zu vorstehendem Aufsatz. . . . 2.2.2.2... ..134
1: Die Geschlechtsverhältnisse von Silene dichotoma Ehrh. . . . . . 134
2. Trifolium pratense L. var. americanum Harz, var. maritimum Marss. ana
var. parviflorum Bab.. . . . onen)
3. Die Verbreitung von Veronica Dillemii Oi im Versngaeliter 0146
BiemerePp + Biologische; Notizen 4... ur... m ns le een 148
1. Salami Kleistogamie . . . 148
2. Ueber das Reifen der Früchte zeig von Ber Mutterpflanze we
trennter Blütenstände . . . . & ER nn D4
3. Mikrokladie bei Lathyrus maritimus () Be RE en ar 106
Winkler A., Die Keimpflanze des Ranunculus parnassifoius L. . . . .» . » . 188
4 TR
4x
\
OLRIAN „MP At
Nie ?
er { Seh, Ih KT
14 EA Fhaithu. m a)
RER,
\
h an
'
’ pen ah a Speer en nit
r
‚NEW vOoRK
BOTANICAT
GAR DEN
Bericht
über die
achtundiüntzieste (füniunddreissioste Frühjahrs-) Haupt-Versammlung
des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg
zu
Burg (Rgbz. Magdeburg)
am 28. Mai 1893.
Vorsitzender: Herr P. Magnus.
Die fünfunddreissigste Frühjahrs-Haupt-Versammlung erfreute
sich einer allseitigen regen Beteiligung und einer für diese Jahreszeit
ungewöhnlichen Wettergunst. Die betriebsame Fabrikstadt an der Ihle,
an der Grenze der fruchtbaren Elbaue und des sandigen Diluviums gelegen,
in welchem die letzten Ausläufer des Flämings allmählich ausklingen,
war zum Sitze der Versammlung gewählt worden, um mit den be-
nachbarten und befreundeten Vereinen der sächsischen Provinzial-
hauptstadt Fühlung zu gewinnen, welche auch unserer Einladung in
freundlichster Weise entsprochen haben. Der Wissenschaftliche Verein
in Burg hatte zu unserem Empfange einen eigenen Festausschuss nieder-
gesetzt, an dessen Spitze Herr Rechtsanwalt C. Kessler und Herr
Stadtrat H. Steinle standen. An den Arbeiten dieses Ausschusses,
der seine Aufgabe zu allgemeiner Befriedigung gelöst hat, hat sich in
den letzten Tagen der Neffe des erstgenannten Herrn, unser Mitglied
Herr Stud. P. Graebner eifrig beteiligt.
Auch in diesem Jahre konnte die in Aussicht stehende botanische
Ausbeute nicht am Tage der Versammlung vollständig bewältigt werden;
es wurde daher schon am Sonnabend den 27. Mai nachmittags ein
‚ Ausflug nach den interessanten Diluvialhöhen von Hohenseeden, an
t»der Berlin-Magdeburger Chaussee zwischen Genthin und Burg gelegen,
<Dunternommen.
>> Um 3 Uhr 9 Minuten nachmittags trafen 12 Teilnehmer aus
Berlin, bez. Spandau, unter ihnen 3 Vorstandsmitglieder, denen sich
unterwegs in Wusterwitz noch ein Mitglied angeschlossen hatte, auf
Bahnhof Güsen ein, wo sie von den Herren Lehrern Fr. Deicke und
Verhandl. des Bot, Vereins für Brandenb. XXXV. A
II
H. Pieper aus Burg empfangen wurden, welche als beste Kenner
der dortigen Flora die Führung auf diesem Ausfluge übernahmen.
Unterwegs war am Eisenbahnkörper vor, auf und hinter der Station
Wusterwitz Reseda lutea L, sehr zahlreich bemerkt worden.!)
Nach eingenommener Erfrischung setzte sich die ansehnliche.
Zahl von 16 Botanophilen in Bewegung, um das etwa eine Stunde
entfernte, auf dem das Elbthal begrenzenden Diluvialrande gelegene
Dorf Hohenseeden zu erreichen.
Nach Constatirung des sonderbaren Vorkommens von ZPulsatilla
pratensis (L.) Mill. zwischen den Steinstufen des Bahnhofsgebäudes
und nach flüchtigem Besuche der die Station umgebenden Wiesen
(Carex GFoodenoughii Gay var. ©. chlorocarpa Wimm., ©. glauca Murr.?),
Bremus racemosus L., Myosotis versicolor (Pers.) Sm. (am Dammweg
nach Güsen (Graebner)), führte der Weg zunächst auf eine kurze
Strecke durch einen zum Teil trocken sandigen, zum Teil sumpfigen
aus Kiefern, Eichen und Erlen gemischten Wald, in welchem Anemone
nemorosa L. noch in voller Blüte, Zanuneulus bulbosus L., Salix aurita
x repens (S. ambigia Ehrh.), Carex ligerica Gay, ©. pilulifera L. und
Nardus stricta L. notiert wurden. Von diesem Walde bis zum Fusse
des Hohenseedener Abhanges erstrecken sich ausgedehnte Wiesen,
1) Möglicherweise ist auf dieselbe Quelle der Einschleppung ein Vorkommen
von Adventivpflanzen zurückzuführen, welches in nicht beträchtlicher Entfernung
von Wusterwitz durch Heırn Prediger R. Hülsen-Böhne im Vorjahre beobachtet
worden ist. Derselbe fand am 15. Juni 1892 Euphorbia Gerardiana Jacq. in ziemlicher
Anzahl am oberen Rande der Böschung: eines Chausseeeinschnittes zwischen Rossdurf
und Kl. Wusterwitz. An derselben Chausseestrecke in geringer Entfernung von
Rossdorf beobachtete derselbe Salvia silvestris L. Das Vorkommen der Euphorbia
machte den Eindruck, als wenn sich dieselbe schon eine Reihe von Jahren an diesem
Fundorte befinde Da dieselbe neuerdings auf dem Hofe des Proviantamtes in
Frankfurt a. O. mit zahlreichen anderen Adventivpflanzen, unter anderen ebenfalls
mit Salvia silvestris beobachtet wurde, so ist es wohl viel wahrscheinlicher, dass das
Vorkommen bei Genthin ebenfalls auf eine neuere Einschleppung zurückzuführen sei,
als dass dasselbe mit der alten Angabe Krauses bei Tangermünde (Dietrich
Flora Marchiea (1841) S. 226) in Verbindung zu bringen ist. Abgesehen von der
geringen Verlässlichkeit des genannten Gewährsmannes ist die Möglichkeit nicht
ausgeschlossen, dass Euphorbia Gerardiana, welche an den Elbufern in Böhmen und
bis unterhalb Dresden reichlich zu finden ist, einmal vorübergehend bei Tangermünde
durch Hochwasser angeschwemmt aufgetreten ist. Auch bei Salzwedel, wo sie nach
Danneil vor dem Neuperwer Thore vorgekommen sein soll (Dietrich a. a. 0O.),
ist sie neuerdings auch von mir vergeblich gesucht worden. Einen Beleg: für die
Danneilsche Angabe habe ich nicht gesehen. Vergl. meine Bemerkungen in den
Abhandlungen unseres Vereins II (1860) S. 134.
2) K. Haussknecht machte neuerdings (Mitt. Bot. Ver. Ges. Thür. VII
Jena 1890 S. 5) darauf aufmerksam, dass der Name Carex glauca, den .man bisher
gewöhnlich Scopoli (Flora carniolica 1772) zuschrieb, bereits von Murray (Prodr.
florae Göttingensis 1770) aufgestellt ist. Er ist mithin nicht jünger sondern älter
als der in den letzten Decennien aligemein gebrauchte Name C. facca Schreb. (1771).
Il
welche in normalen Jahren sehr sumpfig, diesmal ohne Schwierigkeit
durehwandert werden konnten. Die botanische Ausbeute war eine sehr
mässige; da das Hochwasser der Elbe jetzt wohl nur ausnahmsweise
bis zu diesem entferntesten Teile ihres Alluvionsgebietes zu gelangen
scheint, fehlen die sie begleitenden Charakterpflanzen fast vollständig
bis auf das stellenweise zahlreich auftretende Unidium venosum (Hofim.)
Koch und das auf den Hohenseedener Hügeln auftretende Zryngium
campestre L. Am Chausseedamm wurden Tanacerum vuigare L. und Eu-
phorbia Esula L. beobachtet; auf den Wiesen bez. in und an den Gräben
des alten Weges von Güsen nach Hohenseeden Stellaria glauca With.,
Comarum palustre L., Oenanthe fistulosa L., ©. aquatica (L.) Lam.,
Veronica scutellata L., Juncus alpinus Vill.? (überjährige Blütenstengel),
Scirpus silvaticus L., Carex vulpina L., CO. elongata L., C. pallescens L.,
0. distans L., C. fava L. var. ©. Oederi Elırh., C. vesicaria L., C. ripa-
ria Curt., Alopecurus geniculatus L., Avena elatior L., A. pubescens
Huds. und Fontinalis antipyretica L.
Die Scene änderte sich natürlich sofort, als wir den bei der
Hohenseedener Windmühle vorbeiführenden Hohlweg verfolgend die
Diluvialhöhen erstiegen. Neben dem oben erwähnten Zryngium campestre
L. zeigten sich als charakteristische xerophile Pflanzen Chondrilla
Juncea L., Oentaurea rhenana Bor. (diese beiden in Blättern) und Veronica
prostrata L. Aus dem Gebüsch leuchteten die blauen Trauben von
Vieia tenuifolia Roth; Orobanche lutea Baumg. (O. rubens Wallr.) stand
einzeln bereits in Blüte, obwohl die meisten Exemplare sich noch in
Knospenzustand befanden. Die beiden zuletztgenannten bemerkenswerten
Pflanzen sind an diesem Fundorte bereits seit langen Jahren von den
Burgenser Botanikern beobachtet und in Schneiders Flora von
Magdeburg S. 67 bez. 194 aufgeführt; dagegen ist Anthriscus Cere-
Jolium (L.) Hoffm. var. A. trechosperma Schult., welche gleichfalls im
Gebüsch stellenweise zahlreich vorkommt, zuerst am 3. Juni 1885 von
den Vereinsmitgliedern Gymnasiallehrer P. Stein-Genthin und Fabrik-
‚besitzer Ad. Toepffer-Brandenburg aufgefunden worden‘). Der
Erstgenannte sandte die Pflanze an Herrn P. Magnus ein, welcher
sie als zu der obengenannten Form gehörig erkannte und sie in der
Junisitzung 1885 vorlegte; derselbe behält sich vor, demnächst über
diese interessante Pflanze, für welche sich bisher noch kein weiterer
Fundort im Vereinsgebiete gefunden hat, näheres mitzuteilen.
Wir verfolgten hierauf die nur einen kleinen Teil des ausgedehnten
Dorfes berührende Chaussee in der Richtung auf Parchen bez. Genthin
bis dahin, wo sie zum wenige Minuten entfernten Galgenberge an-
steigend den den Scheitel desselben krönenden Kiefernwald erreicht.
Hier befindet sich der gleichfalls bereits von Schneider S. 211 an-
1) Berichte der Deutschen Bot. Ges. IV (1886) S. CXLV.
A*
IV
gegebene Fundort von Androsaces septentrionale L.'); den Zustand, in
welchem wir die Pflanze, das Hauptziel dieses Ausfluges, antrafen,
bezeichnen wir am besten mit den Worten unsers verehrten Mitgliedes
J. Trojan: „Androsaces hatte sich aber vorgesehen, war schon verblüht
und hatte schon Samen ausgestreut, so dass man nicht befürchten
darf, das zierliche Pflänzchen, dessen nächste Anverwandte in den
Alpen wohnen, wäre durch den Botanikerbesuch ausgerottet worden“
(National-Zeitung 30. Mai 1893). Einige wenige Exemplare mit noch
leidlich erhaltenen Blüten wurden übrigens von einigen besonders
scharfsichtigen Botanikern noch aufgespürt. In Gesellschaft von
Androsaces fanden sich auch einige grösstenteils völlig vertrocknete
Exemplare von Veronica verna L. (Schmalh.), ferner Dianthus Carthu-
sianorum L., Potentilla cinerea Chaix var. P. incana Fl. Wett. (verblüht)
und Anthericus Liliago L. Längs der Chaussee schon gleich jenseits des
Dorfes fanden sich Anthyllis Vulneraria L., Trifohum montanum L., T.
incarnatum L. (auf einem Acker) und weiterhin Genista piosa L. Die
Excursion wurde hierauf noch eine kurze Strecke längs der Chaussee
fortgesetzt; der öde Kiefernwald bot ausser Carex ligerica Gay nichts
bemerkenswertes, dagegen findet sich in einer feuchten Vertiefung
nördlich der Kunststrasse Pirola rotundifolia L.?), welche bereits an-
sehnliche Blütenknospen entwickelt hatte.
Wir wendeten uns nunmehr in nordwestlicher Richtung einen
schmalen Waldstreifen durchschreitend dem Abhange zu, dessen Lehm-
1) Bei dieser Gelegenheit sei hemerkt, dass es sehr zweifelhaft erscheint, ob
diese Pflanze an ihrem zuerst bei Burg und im Vereinsgebiete überhaupt bekannt
gewordenen Fundorte unweit der Külzauer Mühle bei Schermen, wo sie von Korschel
bereits vor 1855 aufgefunden und von Unterzeichnetem im Mai 1856 beobachtet
wurde, (vgl. Schramm Oesterr. Bot. Wochenbl. 1856), noch zu finden ist. Dieser
Fundort befindet sich in unmittelbarer Nähe der Eisenbahnlinie, welche seit 1858
von Burg nach Magdeburg statt des grossen Bogens über Hohenwarthe direct
über Möser geführt wurde. Wie uns die Herren Deicke und Pieper bei unserm
ersten Besuche im April d. J. mitteilten, hatte der Bahnwärter der betreffenden
Strecke die seltene Pflanze in seine besondere Obhut genommen und lange Jahre
hindurch vor den räuberischen Zähnen der Schafe, dieser schlimmsten Florenverwüster,
zu schützen gewusst. In den letzten Jahren war dies aber leider nicht mehr der
Fall; seitdem haben die genannten Herrn die Pflanze nicht mehr beobachtet. Nach
einer im „Tageblatt für die Jerichow’schen und benachbarten Kreise und Burg’sche
Zeitung“ vom 25. April 1893 abgedruckten Notiz wären indess „noch im vorigen
Jahre von den Mitgliedern des Naturwissenschaftlichen Vereins in Magdeburg:
ge'egentlich des Möser-Pietzpuhlschen Ausflugs Exemplare dieser Pflanze dort ge-
funden worden“.
2) Eine weitere Seltenheit der Burgenser bez. Magdeburger Gegend ist leider
in neuster Zeit der „Landescultur“ zum Opfer gefallen: Drosera intermedia Hayne,
welche in einem Sumpfe südlich der Chaussee unmittelbar hinter Hohenseeden
reichlich vorkam. Dieser Fundort ist durch Ausfüllen des Sumpfes mit Sand
vernichtet.
V
äcker den Burgenser Fachgenossen als Fundort der bei Berlin so sel-
tenen, in den östlichsten Provinzen des deutschen Reiches völlig fehlenden
Veronica praecox All. bekannt waren, welche auch nach einigem Suchen,
wenn auch in fast völlig vertrocknetem Zustande, begleitet von der
ebensoweit vorgeschrittenen V. polita Fr. aufgefunden wurde. Auf den
sandigen Ackerın am Fusse der Höhe wucherte Senecio vernalis W.K.,
von welchem dieselben stellenweise die weithin erkennbare charakte-
ristische gelbe Farbe erhielten.
Der Rückweg nach der Station Güsen, welcher auf derselben
Strasse zurückgelegt wurde, bot kaum etwas neues. Heraufziehende
Regenwolken, welche uns veranlassten unsere Schritte zu beschleunigen,
zogen. vorüber ohne dem verdursteten Lande mehr als einige Tropfen
zu spenden. Es blieb noch Zeit genug übrig, um eine nach der an-
strengenden Wanderung doppelt willkommene Erfrischung einzunehmen.
Der um 8 Uhr 32 Min. von Güsen abgehende Zug führte uns
sodann in etwa einer Viertelstunde nach Burg, wo wir am Bahnhofe
von Herrn Rechtsanwalt Kessler erwartet wurden. Derselbe stellte
sich dann als Vertreter des Burgenser Festausschusses im Hotel zum
Roland ein, wo die grosse Mehrzahl der auswärtigen Teilnehmer Unter-
kunft gefunden hatte. In dem grossen Saale dieses empfehlenswerten
Gasthofes blieben die Festgenossen den vorzüglichen Gaben von Küche
und Keller eifrig zusprechend noch lange beisammen. Hier hatte sich
auch unser langjähriges Mitglied Herr F. Leidoldt-Belzig eingefunden,
den der Verein seit der Wiesenburger Versammlung (1880) zum
erstenmale wieder in seiner Mitte begrüsste.
Nach den bis tief in die Nacht fortgeketzten Unterhaltungen
war es nicht zu verwundern, dass der im Programm auf 6 Uhr für
den Sonntag Morgen festgesetzte Aufbruch sich um ein überreichlich
bemessenes akademisches Viertel verzögerte. Auch das Ziel dieses
Ausfluges war inzwischen in Uebereinstimmung mit den Herren Deicke
und Pieper verändert worden. Statt des Bürgerholzes waren der
in der Burgenser Flora so vielgenannte Deichwall und die jenseits
gelegenen Blumenthaler Wiesen gewählt worden, auf denen sich eher
eine Ausbeute von den für die Nähe des Elbstroms charakteristischen
Pflanzen erhoffen liess. Am Blumenthaler Wege diesseits des Deichwalls
fanden sich: Nasturtium Armoracia (L.) Fr., Thlaspi arvense L., welche
überhaupt um Burg sowohl auf Diluvium als auf Alluvium zu den ge-
meinsten Pflanzen gehört, Asperugo procumbens L. und Atriplex nitens
Schk., letztere natürlich in sehr jugendlichem Stadium. Ein einzelnes
verfrühtes Exemplar von Scutellaria hastifolia L. und zahlreiche, bereits
in voller Blütenpracht stehende, von Galium Oruciata (L.) Scop. gaben
einen Vorgeschmack der unser harrenden botanischen Genüsse. Der
Deichwall selbst wurde allerdings nur gewissermassen aus einem Ge-
fühle historischer Pietät besucht; an seinem südlichen Abhange, we-
VI
nige Minuten westlich von dem am Blumenthaler Wege stehenden
Deichhause befand sich bis vor wenigen Jahren der eine der beiden
im mittleren Elbgebiete bekannten Fundorte von Draba muralis L.
und zwar der einzige welcher streng genommen innerhalb der Grenzen
der märkischen bez. Magdeburger Flora gelegen ist. Auch diese
Seltenheit ist dem gierigen Zahn der allvernichtenden Schafe zum
Opfer gefallen, welche, lange Zeit von diesem elassischen Fundorte
ferngehalten, denselben seit mehreren Jahren kahl gefressen haben.
Die Exeursion zog sich hierauf in nordöstlicher Riehtung von
der des Deichwalls etwas nach links divergierend bis in die Nähe des
Parchauer Sees. Auf diesen weitausgedehnten Wiesenflächen, auf
welchen nur vereinzelte Schwarzpappeln und Silberweiden verstreut
sind, in deren Schatten sich ZRanunculus Ficaria L. und Allium
Scordoprasum L. besonders wohl zu fühlen scheinen, wurden folgende
Arten aufgezeichnet: Aanunculus polyanthemos L., Barbarea lyrata
(Gil.) Aschers , Viola hirta L. (fr.), V. stagnina Kit., V. stagnina X
canina (V. stricta Horn.), Rhamnus cathartica L, Trifolium hybridum L.,
Filipendula hexapetala Gil. {n. bl.), Fragaria collina Ehrh., Sanguisorba_
ofieinalis L. (n. bl), Sedum spec. cf. 8. purpureum (L) Schult,
S. reflewum L. (n. bl.), Saxifraga tridactylitis L., Galium Crueiata (L.)
Scop., @. boreale L. (n. bl.), Valerianella olitoria (L.) Poll. (fr.), Serratula
tinctoria L. (n. bl), Campanula patula L, Scutellaria hastifolia L.
(einzeln schon blühend), Primula oficinalis (L.) Jacq., Euphorbia Esula L.,
Ornithogalum umbellatum L, Carex disticha Huds., ©. muricata L.,
Alopecurus geniculatus L., Avena elatior L., A. pubescens Huds. und
Bromus racemosus L. Inzwischen hatte Herr Deicke von einem
südlich vom Deichwall gelegenen Kulk eine Anzahl in schönster Blüte
befindlicher Exemplare von Zuphorbia palustris L. herbeigebracht.
Am Nordabhang des Deichwalls, östlich vom Blumenthaler Wege, er-
regten einige mit Früchten reichlich beladene, zu ansehnlichen Bäumen
herangewachsene Exemplare von Acer campestre L,. unser Interesse.
Bei so befriedigender Ausbeute wurde der Rückweg mit Rück-
sicht auf die vorgeschrittene Zeit nicht ohne einiges Bedauern an-
getreten. Nachdem wir im Deichhause noch eilig eine Erfrischung
eingenommen, begaben wir uns nach der Ressource, wo inzwischen
eine grössere Zahl von Teilnehmern aus Berlin (einige wenige hatten
den Frühzug vorgezogen und dem Bürgerholze einen notgedrungen sehr
flüchtigen Besuch abgestattet) eingetroffen war. Wenige Minuten später
brachte der von Magdeburg eintreffende Zug auch von dort bez. von
Schönebeck Vertreter der dortigen naturwissenschaftlichen bez. bo-
tanischen Vereine in nicht unbeträchtlicher Zahl.
Nach gegenseitiger Begrüssung und gründlicher Erfrischung wurde
im grossen Saale der Ressource um 11°/, Uhr die Versammlung er-
öffnet, welche von 23 Mitgliedern und 20 Gästen besucht war; unter
vi
den ersteren zählte Berlin mit seinen Vororten 20, Belzig, Buckau
b. Ziesar und Spandau je einen Vertreter. Von Gästen waren 14 aus
Burg, 4 aus Magdeburg, je einer aus Steglitz-Berlin (Frau Dr. Seler)
und aus Schönebeck a. d. Elbe erschienen.
Der Vorsitzende, Herr P. Magnus, begrüsste die Versammlung
mit einer kurzen Ansprache. Er hob hervor, dass die interessante
Flora von Burg schon seit den 50er Jahren d. Jahrh. eifrig erforscht
wurde. 1856 gab Dr. Friedrich Korschel, der damals als Lehrer
an der Realschule in Burg wirkte und jetzt als Director dem Real-
progymnasium in Straussberg vorsteht, eine Flora von Burg heraus,
in der er neben seinen eigenen Beobachtungen die des unter uns an-
wesenden Herrn Lehrers Fr. Deicke verwertete; diese Flora ist durch
die Beigabe einer Karte, auf der die Standorte der bemerkenswertesten
Pflanzen sorgfältig eingetragen sind, sehr ausgezeichnet. Korschel
verkehrte auch freundschaftlich mit Herrn Prof. Ascherson, der
1856 unter seiner und Herrn Deickes Führung in Gemeinschaft mit
Herrn Oekonomierath OÖ. Schramm aus Brandenburg und den beiden
Magdeburger Botanikern, dem verdienstvollen erst vor einigen Jahren in
hohem Alter verstorbenen Lehrer Banse und dessen Schüler, dem in
jungen Jahren dahingeschiedenen Engel, dort erfolgreich botanisierte,
worüber Schramm im Oesterreichischen Botanischen Wochenblatt VI.
Jahrg. 1856 No. 26 und 27 berichtet hat. In seiner 1859 erschienenen
Flora von Magdeburg hat auch Ascherson die ihm von Korschel
mitgeteilten Beobachtungen verwertet.
Sehr erweitert und vervollständigt wurde die Kenntniss der Flora
von Burg durch die von Ludwig P. Schneider verfasste Flora von
Magdeburg mit Einschluss der Florengebiete von Bernburg und Zerbst,
deren beide Teile 1874 und 1877 erschienen sind und die 1891 nach
dem Tode des Verfassers in neuer Auflage herausgegeben wurde.
Mit grossem Erfolge botanisirte auch Herr Apotheker Franz
Meyerholz von Genthin aus in der Umgegend von Burg. Er hat
seine Resultate 1884 im 2. Jahrgange der von G. Leimbach
herausgegebenen Deutschen Botanischen Monatsschrift S. 93—96 kurz
veröffentlicht. Mit Herrn Lehrer Deicke, der fortgesetzt der Flora ein-
gehende Beachtung zuwendet, hat sich auch Herr Lehrer H. Pieper
an der Erforschung der Burgenser Flora mit Eifer beteiligt. Auch
wir hatten uns der kundigen Führung beider Herren auf unseren
botanischen Ausflügen“in der Umgegend von Burg zu erfreuen. Herr
Pieper hat ein genaues Verzeichnis der bei Burg wachsenden Pflanzen
angefertigt, das Herrn Oberlehrer Ahrens bei der Zusammenstellung
der Tabellen zur Bestimmung‘ der in der Umgebung von Burg wild-
wachsenden Phanerogamen zur Verfügung stand, deren ersten Teil
dieser im letzten Jahresbericht des Kgl. Victoria-Gymnasiums zu Burg
Ostern 1893 veröffentlicht hat.
vi
Sodann sprach der Vorsitzende den warmen Dank des Botanischen
Vereins der Provinz Brandenburg den Herren Stadtrat Steinle, Rechts-
anwalt Kessler, Lehrer Deicke und Lehrer Pieper aus, die uns
hier so freundlich empfangen und unsere Versammlung unter thätiger
Mithilfe des Herrn Stud. P. Graebner so wohl vorbereitet haben.
Ferner gedachte der Vorsitzende des am 26. April d. J. ver-
storbenen correspondierenden Mitgliedes Carl Friedrich Nyman,
Amanuensis an der botanischen Abteilung des Reichsmuseums in
Stockholm. (Vgl. S. XXX.)
Darauf legte Herr Magnus zwei Photographieen der „Dieken
Eiche“ im Nieps südwestlich von Salzwedel, einer der schönsten und
kräftigsten Eichen unserer Marken, vor, die Herr Eduard Krause,
Conservator am Königlichen Museum für Völkerkunde in Berlin, im
Juni 1890 und 1891 aufgenommen hatte. Während uns die eine
Photographie die Eiche oben zeigt, stellt die andere uns den unteren
Teil ihres Stammes dar und kann man namentlich an letzterer dessen
mächtige Dimensionen (nach Herrn Krauses Messungen hat dieselbe
in Brusthöhe 8,5 m im Umfang) aus dem Vergleiche mit daneben
photographierten Personen erkennen. Eine dritte ebenfalls von Herrn
Conservator Krause aufgenommene Photographie giebt eine mächtige
durch den Blitz völlig zersplitterte Eiche aus Ferchau bei Salzwedel
wieder, zwei Tage nach dem Einschlagen des Blitzes. Herr Krause
bemerkt dazu, dass die Eiche „olmig“ war, woraus sich die gewaltige
Zersplitterung des starken Stammes mit erklärt. Dieselbe hatte 0,5 m
über dem Boden 5,3 m Umfang und besass eine nur noch 0,01—0,015
m starke gesunde Holzschicht.
Herr P. Ascherson sprach hierauf etwa Folgendes.')
Unser Verein, der sich, allerdings mit besonderer Berücksichtigung
unserer Heimat, die Pflege der gesammten Pflanzenkund® zur Aufgabe
gestellt hat, darf es nicht unbeachtet lassen, dass in diesem Jahre
ein Jahrhundert sich seit dem Erscheinen eines Werkes vollendet, das
einen gewaltigen Fortschritt unserer Wissenschaft bedeutet, und, wenn
!) Ausführlichere Mitteilungen über den Gegenstand finden sich u. a. in der
von unserem Mitgliede Dr. H Potonie& herausgegebenen „Naturwissenschaftlichen
Wochenschrift, VIII. Band 1893.“ Der Herausgeber veröffentlichte in derselben eine
vortreffliche Skizze der Blumentheorie „Was sind Blumen?“ (No. 20), Prof. Kirchner
einen schwungvollen Aufsatz zum Gedächtniss an Chr. Konr. Sprengel (No. 11,
12); unser Mitglied, Dr. Mittmann teilte aus der handschriftlichen Spandauer
Kirchen-Chronik des Predigers und „Inspektors“ (Superintendenten) Daniel Friedr.
Schulze die auf Sprengel bezüglichen Stellen mit (No. 13—15), die uns ein an-
schauliches, freilich sehr einseitig beleuchtetes Bild seiner dortigen Amtsthätigkeit
geben; endlich habe ich selbst noch auf Sprengel’s Verdienste um die Erforschung der
Spandauer Flora und um die Biologie der Früchte hingewiesen (No. 14). Die erwähnten
Aufsätze sind z. T. auch in einem Sonderabdruck als eine selbständige Jubiläums-
schrift erschienen.
IX
auch spät, einen mächtigen Einfluss ausgeübt hat. Der alte Ausspruch:
habent sua fata libelli hat sich wohl selten in so ausgedehntem Masse
bewahrheitet als an diesem Werke und das Schicksal seines Verfassers,
dem seine lange Zeit unverstandene Entdeckung keinerlei äussere An-
erkennung, keine Verbesserung seiner bescheidenen Lebensstellung
sondern eher das Gegenteil einbrachte, so dass man wie bei manchem
berühmten Künstler von ihm sagen kann, dass er die Dornenkrone
des Genies getragen habe, ruft neben staunender Bewunderung die
innigste Teilnahme hervor. Und dieser geniale, unverstandene Forscher
war ein Sohn unserer Mark, und hat das Werk, das seinen Namen
unsterblich macht, als Schulleiter in einer märkischen Kleinstadt zu
Stande gebracht, in stetem Kampfe mit zuchtlosen Schülern, deren
unvernünftigen Eltern und unter kleinlichen Nörgeleien beschränkter,
engherziger Vorgesetzter, zu denen sein eigenes heftiges, launenhaftes
Temperament allerdings oft genug Veranlassung gab. -— Pegasus
im Joche!
Christian Konrad Sprengel, geboren in Brandenburg a. H.
1750, studierte in Halle Theologie und Philologie und begann seine
paedagogische Laufbahn am Waisenhause zu Berlin. 1780 wurde er
auf die Empfehlung des Professors Zierlein am Werderschen Gym-
nasium daselbst, und nach günstig ausgefallener Probelection, zum
Reetor der Grossen Schule in Spandau erwählt. Seine ganze dortige
Amtsführung, die gerade in dem Jahre ihr Ende erreichte, in
dem sein wissenschaftliches Hauptwerk an die Oeffentlichkeit trat,
war eine Reihe von Kämpfen und Widerwärtigkeiten. Jener Span-
dauer Chronist, Inspector Schulze, Sprengel’s unmittelbarer Vor-
gesetzter, war fast von Anfang an sein erbitterter Gegner. Zu jener
Zeit wurde das Schulamt für die jüngeren Theologen lediglich als eine
Vorbereitung für eine einträglichere und weniger beschwerliche Pfarre
betrachtet, eine Auffassung die auch jetzt wohl noch hier und da
nicht ganz unzutreffend sein dürfte. Der Inspector, welcher selbst
das Rectorat früher inne gehabt hatte, hielt sich daher fortwährend
zu Einmischungen in den Unterricht und die Disciplin berufen und
zu Ansprüchen an die Zeit und Kraft seines Untergebenen zur Aus-
hilfe in seinem geistlichen Amte berechtigt. Sprengel, von reizbarem
Temperament und von lebhaftem Selbstgefühl erfüllt, suchte sich dieser
Bevormundung und Ausbeutung nach Kräften zu entziehen, und fand
bei der vorgesetzten Behörde, dem Ober-Consistorium in Berlin, in
der er einflussreiche Gönner gehabt haben muss, wiederholt einen
Rückhalt. Nicht minder geriet er in häufige Misshelligkeiten, teils
wegen der allerdings selbst für diese Zeit auffällig strengen, körperlichen
Züchtigungen, die er über seine Schüler verhängte, teils wegen seines
Sträubens gegen die den Eltern selbstverständlich scheinende Ver-
pflichtung zu Privatstunden.
X
Einen beträchtlichen Teil der Schuld an dieser Reizbarkeit, die
für Sprengel selbst so unerwünschte Folgen hatte, dürfen wir wohl
seinem körperlichen Befinden zuschreiben. Jedenfalls durch seinen
Gönner Zierlein wurde er mit dessen Thüringer Landsmanne und
Mitschüler, dem 1780 noch als Physicus in_Spandau practicierenden
Dr. Ernst Ludwig Heim, dem später so gefeierten und volks-
tümlichen Berliner Arzte, bekannt. Heim, selbst ein tüechtiger Pflanzen-
und namentlich Mooskenner, der während seines Aufenthaltes in Span-
dau das von Hedwig nach ihm benannte G@ymnostomum (jetzt Pottia)
entdeckt hat,!) empfahl dem „hypochondrischen“ Reeior das Botani-
sieren wegen der damit verbundenen körperlichen Bewegung.?) Selten
mag ein ärztlicher Rat für unsere Wissenschaft so weittragende Folgen
gehabt haben. In den ersten Jahren erwarb sich Sprengel durch zahl-
reiche Ausflüge eine eingehende Kenntnis der Spandauer Flora, die
er uneigennützig dem jugendlichen Willdenow, der damals an seinem
Erstlingswerk, dem 1787 erschienenen Florae Berolinensis Prodromus
arbeitete, zur Verfügung stellte. In der Vorrede p. XV sagt dieser
später so berühmte Botaniker dankbar: „Inter omnes Sprengelio
Rectori Scholae Spandoviensis sagacissimo vegetabilium scrutatori
insignem numerum plantarum in regionibus Spandoviensibus sponte nas-
centium debeo.“ Zu seinen Entdeckungen gehörte sicher jener von
Willdenow (p. 125) neu beschriebene Juncus Sprengelü, der sich aller-
dings später als identisch mit YJ. sguarrosus herausgestellt hat, ferner
der p. 155 aufgestellte Oxcubalus chloranthus, (Tab. V) jetzt noch als
Silene chlorantha Ehrh. eine Zierde der Spandauer Flora, der aller-
dings schon hundert Jahre früher, gleichfalls von einem märkischen
Botaniker, Chr. Mentzel, als ZLychnis sylvestris sesamoides major,
flore obsolete viridi beschrieben und abgebildet worden war.
Allein unserm Sprengel genügten diese immerhin anerkennens-
werten Ergebnisse seiner Forschungen nicht. Der so mannigfaltige
und zusammengesetzte Bau der Blüten reizte seinen philosophisch
veranlagten Geist, den Ursachen dieser Erscheinungen nachzuspüren
und seinem Scharfblick und seinem Nachdenken enthüllte sich ein
bis dahin unerkannt gebliebenes Naturgesetz nach dem anderen. Man
muss in der Vorrede seines genialen Buches nachlesen, wie es zuerst
(1787) die Haare am Grunde der Blumenblätter von Geranium süvaticum
!) Vermutlich war der Originalfundort dieses bekanntlich halophilen Mooses
die Zeestower Salzstelle. In der bekannten trefflichen von dessen Schwiegersohne
Kessler verfassten Biographie des „alten Heim“ wird erzählt, dass Heim ein-
mal bei so dunkler Nacht durch die Bredower Heide ritt, dass er die Ohren seines
Pferdes nicht erkennen konnte. Er wird also die dortige Gegend jedenfalls durch
häufigen Besuch genau gekannt haben.
2) In den Schulze’schen Aufzeichnungen ist von Sprengel’s botanischen
Studien merkwürdiger Weise weder in Gutem noch in Bösem die Rede!
Xl
waren, die ihn zum Nachdenken über ihren Zweck veranlassten. Bald
erkannte er, dass sie den von den darunter befindlichen Drüsen aus-
geschiedenen Nektar vor der Verderbnis durch den Regen schützen
und dass dieser süsse Saft die Inseeten anlocke, welche als Gegen-
leistung für den ihnen gebotenen Genuss den Blütenstaub auf die
Narben bringen und dass diese Bestäubung durch besuchende Inseeten
ein für alle Blumen gültiges Gesetz, die bis dahin angenommene
„mechanische“ Pollenübertragung aber eine seltene Ausnahme sei.
Das Verhalten des Zpilobium angustifolium, bei dem er in den unteren
Blüten die Antheren verstäubt, aber die Narben ausgebreitet und mit
Pollen belegt, in den oberen aber die ersteren stäubend, die letzteren
noch fest an einander schliessend vorfand, führte ihn zur Entdeckung
der schon von ihm so genannten Dichogamie, und zwar zunächst der
jetzt als proterandrische bezeichneten; Zuphorbia Oyparissias lieferte
dann schliesslich das erste Beispiel von Proterogynie bei einer von
Inseeten bestäubten Blüte, als welche das Cyathium damals und noch
Jahrzehnte lang angesehen wurde. Nach und nach zog Sprengel
alle ihm zugänglichen wildwachsenden und eultivierten!) Blumen in
den Kreis seiner Forschung. Auf diese Weise sammelte er das
Material zu dem epochemachendem Werke, dem er in gerechtem
Entdeckerstolze den Titel gab „Das entdeckte Geheimniss im Bau und
in der Befruchtung der Blumen“. Nur wenige Arbeiten der bo-
tanischen Litteratur sind so reich an neuen, sorgfältig beobachteten
Thatsachen und an ebenso neuen und fruchtbaren Gedanken.?) Auch
die klare und anmutende Darstellung und die sorgfältigen, vom Ver-
fasser selbst mit kunstgeübter Hand entworfenen Abbildungen sind der
Bedeutung des Inhalts würdig.
Allein die Aufnahme, welche das Buch bei den Fachgenossen
fand, war nicht die, die der geniale Forscher erwartet hatte. Charakte-
ristisch ist es schon, dass er von der namhaften Firma Vieweg in
Berlin, die den Verlag übernommen hatte, nicht nur kein Honorar,
sondern nicht: einmal ein Freiexemplar erhielt! Offenbar war die damals
und noch lange einseitig der Classification nach äusserlichen Form-
verhältnissen zugewandte Richtung der Wissenschaft der tiefen bio-
logischen Auffassung, welche der Verfasser von ihren Aufgaben hatte,
!) In anziehender Weise schildert er z. B. einen Spaziergang nach Char-
lottenburg, um eine im dortigen Schlossgarten blühende Asclepias zu untersuchen.
2) Ich habe a. a. O. darauf hingewiesen, dass auch zur Biologie der Früchte,
besonders der Aussäungs-Vorrichtungen, in dem „entdeckten Geheimniss“ sehr wert-
volle Beiträge geliefert wurden, worauf auch in seiner interessanten Abhandlung
über Ueberpflanzen Freund Beyer aufmerksam gemacht hat. Auffällig aber ist
mir, dass Sprengel die Heterostylie bei Primula und Ly'hrum völlig übersehen hat;
ferner dass er ernsthaft die Möglichkeit einer Bastardbildung zwischen Verbena-
und Veronica-Arten erörtert. So bleibt selbst der genialste Forscher immer noch
den Schwächen seines Zeitalters tributpflichtig.
Xu
nicht günstig. Später wurden, z. T. mit nicht minderer Einseitigkeit,
ausschliesslich mikroskopische Studien betrieben, und so hat es weit
über ein halbes Jahrhundert gedauert, bis, namentlich durch die ge-
nialen auf ähnliche Ziele gerichteten Arbeiten Ch. Darwins, die
Aufmerksamkeit wieder auf Sprengel’s halbverschollenes Werk gelenkt
und der volle Wert desselben erkannt wurde.
Die einzige wissenschaftliche Anerkennung welche unseres Wissens
Sprengel erlebte, war die, dass der berühmte Phytograph Smith eine
australische Epacrideengattung nach ihm benannte. Keine Akademie,
keine gelehrte Gesellschaft scheint ihn zum Mitgliede erwählt zu haben.
Verstimmt zog er sich immer mehr von der Welt zurück. Die trüben
Erfahrungen, die er auch in Berlin gemacht zu haben scheint, wo er
nach dem erzwungenen Verzicht auf sein Amt mit einem kleinen
Ruhegehalt, der aber seinen bescheidenen Ansprüchen genügte,
Wohnsitz nahm, waren kaum geeignet, seinen reizbaren Charakter zu
mildern. Dennoch fand er immer noch einzelne Schüler, die es sich
nicht verdriessen liessen, den mürrischen Alten in seiner Hofwohnung
am „Schinkenplatz“ (dem heutigen Hausvogieiplatz), die er von frühem
Morgen an mit dicken Wolken von Tabaksrauch erfüllte, aufzusuchen.
Einer dieser Schüler (er hat sich mit H. B. unterzeichnet) hat in einem
in der „Flora“ 1819 erschienenen Nachrufe Sprengel’s letzte Lebens-
Jahre anziehend und pietätvoll geschildert. Eine kleine Vermehrung
seiner Einnahmen zog derselbe noch aus den botanischen Exceursionen,
die er Sonntags gegen das bescheidene Honorar von 2—3 Groschen
von jedem Teilnehmer veranstaltete. lch habe noch einen dieser
Teilnehmer gekannt, unser im Alter von mehr als 90 Jahren ver-
storbenes Mitglied Apotheker Selle, der sich der von Sprengel ge-
leiteten Excursionen noch 60 Jahre später mit Vergnügen erinnerte.
Leider hat Sprengel nur den kleinsten Teil seiner, nach dem
Erscheinen des Hauptwerkes, dem er einen zweiten Teil folgen zu
lassen beabsichtigte, fortgesetzten Studien veröffentlicht. 1811 schrieb
er einen, mehr praktische Ziele verfolgenden, wenig bekannt gewordenen
Aufsatz „die Nützlichkeit der Bienen und die Nothwendigkeit der
Bienenzucht von einer neuen Seite dargestellt“, der eine nicht un-
wichtige Ergänzung des „entdeckten Geheimnisses“ darstellt und u. a.
auch‘ die Bestäubung der Pflanzen, bei denen die Pollenübertragung
durch den Wind erfolgt, berücksichtigt.
Von der Welt und besonders von den Botanikern vergessen
starb Sprengel am 4. April 1816.
Auffällig ist der Gegensatz den sein Lebenslauf zu dem seines
Neffen, des bekannten Halenser Professors Kurt Sprengel bietet.
Die Verdienste dieses fleissigen und kenntnisreichen Gelehrten um
die Geschichte der Medicin und der Botanik sind unbestreitbar; als
Pflanzenkenner und Systematiker aber ist er sicher von seinen Zeit-
XII
genossen weit überschätzt worden. Erst die Nachwelt hat, un-
bekümmert um die Irrtümer der Zeitgenossen in der Würdigung der
Verdienste der beiden Sprengel!), das richtige Verhältnis zwischen
Leistungen und Anerkennung eintreten lassen.
Wir märkischen Botaniker aber können mit Stolz auf die
Leistungen unseres jetzt erst verdienter Maassen gefeierten Lands-
mannes blicken, dessen Name einer der ehrenvollsten Plätze in den
Annalen der biologischen Wissenschaft einnimmt.
Sodann legte vor und besprach Herr P. Ascherson die in Bei-
blatt 40 in Englers Botanischen Jahrbüchern Band XVII, Heft 2
(1893) S. 21—31 veröffentlichte Abhandlung unseres Mitgliedes Dr.
Ernst H. L. Krause: „Die salzigen Gefildee Ein Versuch, die
zoologischen Ergebnisse der europäischen Quartärforschung mit den
botanischen in Einklang zu bringen.“ Verfasser bestreitet, dass es
jemals seit der letzten Eiszeit in Mitteleuropa eine „Steppenzeit“
gegeben habe, und dass daher die durch Pflanzenfunde in den Mooren
nachgewiesene Birıkenperiode nicht mit der besonders von Nehring
aus Tierfunden in Mitteldeutschland erschlossenen Steppenperiode
gleichzeitig gewesen sein könne; er behauptet, dass sich aus der
Tundravegetation, die zuerst nach dem Abschmelzen des Eises herrschte,
nicht unmittelbar eine Steppen-Flora hätte entwickeln können, wie
auch geographisch die Tundrazone durch Wald von den Steppengebiet
getrennt wurde. Er erblickt vielmehr die Wohngebiete der von
Nehring nachgewiesenen Steppenfauna für räumlich beschränkte Bil-
dungen, für die Betten ausgetrockneter Salzseen in denen sich die
Baumlosigkeit unter Mitwirkung der dieselben bewohnenden Heerden
grösserer Tiere, auch nachdem der Salzgehalt des Bodens grösstenteils
oder ganz ausgesüsst, bis heut erhalten habe. Besonders behauptet
Verfasser dies von der Magdeburger Börde und dem südlich an-
grenzenden jetzt waldlosen Gebiete in der Umgebung von Halle a. S.
Obwohl die Abhandlung, wie wir es von dem kenntnis- und gedanken-
reichen Verfasser gewohnt sind, manche scharfsinnige und wohlbe-
gründete Bemerkung enthält, so scheint dies Ergebnis dem Referenten
doch ebenso unannehmbar, wie die von demselben aufgestellten Be-
hauptungen, dass es in Nord- und Mitteldeutschland Wiesen ursprüng-
lich nur auf salzhaltigem Boden gegeben habe, und dass die Kiefer
nur durch menschlichen Einfluss aus Nordwestdeutschland verschwunden
sei. Ein Einwand den Verfasser sich selbst machte, wird durch seine
nur wenig überzeugenden Betrachtungen nicht beseitigt: wie die so
mächtig entwickelte Nehring’sche Steppenfauna nach beschränkten,
durch weite Waldstrecken von den Steppengebieten Südosteuropas
1) Uebrigens ist zu bemerken dass Kurt Sprengel (mit Robert Brown)
zu den wenigen Botanikern seiner Zeit gehörte, die die Leistungen seines Oheims
verdienter Massen anerkannt haben.
XIV
getrennten Gefilden habe gelangen können.!) Referent findet vielmehr
einen Wechsel von Perioden trockneren und feuchteren Klimas, wie
ihn Axel Blytt für Norwegen und Kerner für die Alpenländer an-
nehmen, und für welchen sie so viele schwerwiegende Gründe an-
geführt haben, auch für Mitteleuropa im höchsten Grade wahr-
scheinlich ist und dass in den trockneren Perioden selbstverständlielı
eine in manchem Punkte mit der Steppenflora Südosteuropas überein-
stimmenden Vegetation,?) die wir jetzt am besten mit Kerner als
pontische bezeichnen, eine weitere Ausdehnung haben musste als gegen-
wärtig. Referent hat schon bei einer früheren Gelegenheit (Besprechung
von Nöldeke’s Flora von Lüneburg in der Naturw. Wochenschrift 1890)
ausgeführt, dass er sich das von Loew hervorgehobene Auftreten der
pontischen Flora an den hohen Oder- und Havelufern und ähnlichen
isolierten Oertlichkeiten der Mittelmark und ebenso das Vorkommen
von in der Mittelmark verbreiteten Arten wie Pulsatilla pratensis (L.)
Mill. und Peucedanum Oreoselinum (L.) Mnch. an der unteren Elbe
als Relicterscheinungen aus jener trockneren Zeit vorstellt. Was speciell
die Magdeburger Börde betrifft so wäre das Vorkommen von Pflanzen
wie Vicia pisiformis L., Chrysanthemum corymbosum L., Lithospernun
purpureo-coeruleum L., an den buschigen Elbufern zwischen Tanger-
münde und Arneburg schwer verständlich, wenn die Verbindung mit
den oberländischen Fundorten in der Gegend von Halle oder in den
Vorbergen des Harzes nur durch die sandigen Kiefernwälder der
Gegend von Burg oder der Kolbitzer und Letzlinger Heide und nicht
durch für diese Pflanzen geeignete Niederwälder in der Nähe der Elbe
innerhalb des Magdeburger Florengebiets hergestellt wurde, die später
nach und nach durch die Cultur vernichtet wurden, wie dies leider
noch vor wenigen Jahren mit dem in dieser Hinsicht so lehrreichen
Fundorte des Lithospermum (und Inula Conyza DC.) bei Rogätz der
Fall gewesen ist. Etwas umfangreicher als heut zu-Tage werden wir
uns den Waldbestand der Magdeburger Börde mindestens vor der
Gründung des Erzstifts vorzustellen haben. Die von Krause eitierten
Urkunden beweisen nur, dass schon im Mittelalter die Einschränkung
der Wälder in diesem früh intensiver Cultur erschlossenen Gebiete
von sprichwörtlicher Ertragsfähigkeit weit vorgeschritten war. Immer-
hin mochten sich noch manche Zeugnisse für in historischer Zeit
verschwundene Wälder auifinden lassen, wohin z. B. der Name der in
jetzt waldloser Gegend gelegenen Dorfes Eichenbarleben gehören
dürfte.
"ra 1) Ebenso schwierig zu erklären wäre es, wie so charakteristische Steppen-
pflanzen wie die dort, und an den baltischen Gestaden noch heut vorkommenden
Artemisia rupestris L. und 4. laciniata Willd. nach Mitteleuropa gelangt sind, wenn
nicht einstmals die Magdeburger Steppe mit der russischen in unmittelbarem
Zusammenhange stand.
2. Auf den Ausdruck „Steppenzeit“ ist wohl kein grosses Gewicht zulegen.
Verhandl.d.bot\ereins f.Brandenb.1893.
A.Beyer ct FRöseler delin.
Tatl,
WAMeyn Utbv.
N
ENTE Ie4
ER
V T
ran
ae
XV
Schliesslich gab Herr P. Ascherson noch bekannt, dass kürz-
lich, wie ihm Herr W. Ebeling brieflich mitgeteilt, im südlichen
Teil des Hakels, im Domburghau, durch den Schüler des Magdeburger
Wilhelmsgymnasiums, Gottfried, das für die Magdeburger Flora wie
für unser gesammtes Florengebiet neue Polygonatum verticillatum (L.)
All. aufgefunden wurde. Der Fundort ist eine sumpfige Stelle, in der
die Pflanze vielleicht gerade in Folge der heurigen Dürre in grösserer
Zahl zur Blüte gelangte. Dieser Umstand erklärt wohl auch weshalb
dieselbe dem verstorbenen Schneider, der 1866 und 1867 den Hakel
mit peinlicher Sorgfalt zu verschiedenen Jahreszeiten durchforschte,
entgehn konnte.
Herr R. Beyer machte folgende Mitteilung:
Missbildungen an Blüten von Primula officinalis Jaca.
(Mit Abbildungen auf Tafel IA.)
An unserer gemeinen Primel sind bisher nicht allzu häufig ab-
norme Bildungen beobachtet worden. Daher dürfte eine Mitteilung
über solche nicht ohne Interesse sein.
Bei einer, im Uebrigen normalen, kurzgriffiigen Blüte wuchs
aus der Blumenkronenröhre ein kleines, blumenblattartiges Gebilde
hervor. Es erwies sich bei genauerer Untersuchung als Rückbildung
der einen Staubbeutelhälfte an einem Staubgefäss zu einem Blumenblatt,
während die andere Antherenhälfte erhalten blieb. Diese Bildung
erinnert lebhaft an die bei Canna und anderen Scitamineen normal
vorkommende. Doch ist die blumenblattartige Fläche hier auf der
der Blumenkrone zugewendeten (Aussen-) Seite gefaltet und am Grunde
mit den Rändern verwachsen (Fig. 1 von aussen, a von innen gesehen).
Zwei andere Blüten zeigten abnorme Zahlenverhältnisse in den
Blütenkreisen und waren überdies wenigstens teilweise bilateral-
symmetrisch. Die eine langgrifflige Blüte war vierzählig. Sie besass
zwei weiter hinauf mit einander verwachsene längere und schmälere
und zwei kürzere, aber weit breitere Kelchzipfel, vier regelmässige
Blumenkronenlappen, 4 Staubgefässe und einen Griffel, welcher sich
an der Spitze spaltete, also zwei getrennte Narben trug (richtiger
wohl zwei grösstenteils verwachsene Griffel, siehe Fig. 2). Die andere
kurzgrifflige Blüte zeigte zwei gegerüberliegende etwas längere und
zwei kürzere und breitere Kelchzipfel und eine sechslappige Blumen-
krone, die durch weitergehende Verwachsung zweier Lappen zygomorph
geworden war. Auch der Staubgefässkreis bestand aus sechs Gliedern,
und die beiden den verwachsenen Blumenkronenlappen gegenüber-
stehenden Staubgefässe waren bis über die Mitte der Antheren fest
mit einander verwachsen (Fig. 3 und 5).
Diese drei interessanten Blüten befanden sich unter den im
Humboldthain für die Berliner Schulen in diesem Jahre eultivierten
xVl
Pflanzen. Es ist bekannt, dass die Gewächse auf Culturland nicht
nur weit stärker variieren, sondern auch weit häufiger Missbildungen
aufweisen, als an ihren natürlichen Standorten. Ich erinnere z. B.
an die zahlreichen interessanten Missbildungen an Blüten von Digitalis
purpurea, welche früher im Berliner Botanischen Garten auf der jetzt
durch das Botanische Museum eingenommenen Fläche wuchsen!).
Auch die von mir selbst beschriebenen abnormen Blüten von Mandragoras
ete.”) sind im Berliner Universitätsgarten gesammelt worden.
Die Primelblüten wurden von Quintanern des Andreas-Real-
gymnasiums bei Beschreibung der erwähnten Pflanzen als abnorm
erkannt und mir übergeben. So zeitist der naturwissenschaftliche
Unterricht in den Schulen durch Schärfung des Beobachtungsvermögens
der Schüler auch für die Wissenschaft selbst Früchte; er hilft überdies
Menschen erziehen, die nieht nur in verba magistri schwören, sondern
selbst beobachten und in der Folge selbst forschen können.
Nachschrift. Herr Dr. Matzdorff machte mich zuerst darauf
aufmerksam, dass auch die im Humboldthain gezogene Viscaria viscosa
(Gil.) Aschs. zahlreiche abnorme Blüten aufwies. An vielen Stengeln
war nämlich eine einzelne Blüte in der Wickel sechszählig und zwar nicht .
selten in allen Kreisen.
Auch durch Schüler erhielt ich noch wiederholt Monstrositäten.
Ich erwähne z. B. tutenförmige Blätter vom Radieschen und Oenothera
biennis L. von Bahndämmen bei Rummelsburg mit abnorm fünfzähligen
Blüten, deren eine 9 Staubgefässe besass.
Hierauf legte Herr A. Weisse der Gesellschaft ein monströses
Exemplar von Anemone nemorosa L. vor, das er am 30. April d. J.
in der Bredower Forst nabe dem Forsthause gesammelt hatte. Die
drei Hüllblätter waren schuppenblattartig umgestaltet, indem die drei-
teilige Spreite bis auf eine geringe Andeutung völlig reduciert war
und der Blattstiel eine wesentliche Verbreiterung erfahren hatte. Die
Länge der Hüllblätter war so nur ungefähr !/,., die Breite nahe am
Grunde aber 3 bis 4mal so gross als an der normalen Pflanze. Die
Blüte war zwar etwas klein, aber sonst regelmässig ausgebildet;
ebenso war die Gesamthöhe ungefähr die gleiche wie die der übrigen
Exemplare vom selben Standorte.
Herr L. Wittmack besprach rühmend die kürzlich erschienene
„Deutsche Dendrologie“ von Professor E. Koehne, ein auf langjährigen
eigenen Untersuchungen beruhendes Werk, das, in Form einer Flora
zum Bestimmen der Gehölzarten eingerichtet, eine wünschenswerte
ı) Vgl. Magnus, Verhandl. Bot. Ver. Brandenbg. XXII Sitzber. S. 8—16.
2)-Vel. R. Beyer, aa. 0: XIX1529295
XVvu
Ergänzung zu den grossen, nicht jedermann zugänglichen Werken von
Koch, Beissner und Dippel bildet.
Sodann legte derselbe einige zum Teil durch mannigfache
Färbung, zum Teil dureh Durchlöcherung am Grunde ausgezeichnete
Ahornblätter aus der Baumschule des Grafen Fritz v.’ Schwerin in
Wendisch-Wilmersdorf bei Ludwigsfelde vor und zeigte die Abbildung
des „Usambaraveilchens“, einer neuen, zur Familie der Gesneraceen
gehörigen Zierpflanze aus Ostafrika, die Herr Wendland aus Samen
gezogen und nach Herrn von St. Paul, durch den er dieselben erhalten,
Saint-Paulia vonantha genannt hat.
Nachdem der Vortragende noch die Ergebnisse der neuesten
Culturversuche auf den Moorwiesen bei Zehdenick besprochen hatte!),
legte er eine durch die Firma Glas & Co. ihm übermittelte Probe
deutschen Rosenöls (gewonnen vom Oberamtmann Schele im Anhal-
tischen) vor und teilte mit, dass der von der Stadt Berlin auf Anregung
des Gartenbauvereins geplante Versuch der Rosenölgewinnung in
grösserem Massstabe leider noch nicht habe zur Ausführung kommen
können, da die bei Heinersdorf und Blankenburg angepflanzten Rosen
in diesem Winter alle erfroren seien.
Schliesslich verteilte Herr P. Graebner eine Anzahl getrockneter
Pflanzen, welche er teils in den Osterfeiertagen bei Frankfurt a. O.,
teils auf einer vorbereitenden Reise nach Burg gesammelt hatte, wohin er
die Vorstandsmitglieder Prof. Magnus und Prof. Ascherson im
April dieses Jahres begleitet hatte. Eine Art, Herochloa odorata (L.)
Wahlenb., stammte vom Südufer des Müggelsees, woselbst sie an mehreren
Stellen reichlich zu finden ist; dies Vorkommen des von mehreren Fund-
orten in der Nähe oder vielmehr jetzt innerhalb Berlins, z. B. von dem
Terrain der heutigen Bülowstrasse, durch Häuserbauten verdrängten
'Grases ist erst in diesem Frühjahr von Herrn E. Heine aufgefunden
worden. Aus der Frankfurter Flora stammten Adonis vernalis L.,
von dem seit mehr als 200 Jahren bekannten Fundorte zwischen Lebus
und Reitwein und Corydallis pumila (Host) Rehb. aus dem Park von
Klessin. Es sei bei dieser Gelegenheit bemerkt, dass auf diesem
Ausfluge von Herrn M. Rüdiger Gagea saxatilis Koch noch etwas
südlicher als bisher bekannt, nämlich auf den Abhängen südlich von
Klessin beobachtet wurde. Aus der Burgenser Flora wurden mitgeteilt
Corydallis cava (L.) Schweigg. und Körte von Rogätz und Pulsatilla
vulgaris Mill. von den Blauen Bergen bei Pietzpuhl; die letztere wurde
in diesem dürren Frühjahr zwar viel spärlicher und weniger üppig
als in normalen Jahren, immerhin aber reichlich beobachtet — sie war
!) Vgl. L. Wittmack, die Wiesen auf den Moordämmen in der König].
Öberförsterei Zehdenick, Dritter Bericht, das Jahr 1892 betreffend. 8. A. aus
Landwirtschaftl. Jahrbücher 1893, 24 S.
Verhandl, des Bot, Vereins für Brandenb. XXXV, B
XVII
am 20. April noch in voller Blüte; ausserdem wurden noch Potentilla
Tabernaemontani Aschers. (P. verna auct.), weite Strecken der grasigen
Triften gelb färbend, ferner Teesdalea nudicaulis (L.) R.Br., Saxifraga
granulata L., Gnaphalium dioecum L., Carex praecox Schreb. und ©.
supina Wahlenb., auch einzeln Veronica verna L.!) blühend gefunden.
Nur in Rosetten und vorjährigen Fruchtstielen wurden angetroffen
Verbascum phoeniceum |. und Salvia pratensis L.
Im Park von Pietzpuhl sind Hepatica und Asperula odorata L.,
sowie unweit des Begräbnisplatzes Leucojum vernum L. eingebürgert,
welche letztere von dem nahegelegenen Fundort in den Körbelitzer Elsen
dorthin verpflanzt wordenist. Lonicera Periclymenum L. dürfte wohl als ur-
sprünglich zu betrachten sein. Auf Aeckern dicht bei Pietzpuhl wurden
Veronica persica Poir. und Gagea arvensis (Pers.) Schult. beobachtet,
auf Sandfeldern zwischen Pietzpuhl und der Zerbster Chaussee Tees-
dalea, Spergula vernalis Willd. und Ornithopus perpusillus 1..
Die Sitzung wurde hierauf geschlossen und man vereinigte sich
nach kurzer Pause zu einem einfachen aber vortrefflich zubereiteten
Mittagsmahle, welches durch eine Reihe teils schwungvoller teils humo-
ristischer Trinksprüche gewürzt wurde. Herr Rechtsanwalt Kessler
trank zugleich im Namen des abwesenden Stadtrat Steinle auf das
Wohl des Vereins und dessen Vorstandes; Herr P. Magnus auf die
Stadt Burg und den Festausschuss. Herr Dr. Grünhut-Magdeburg
feierte in beredten Worten das freundschaftliche Verhältnis zwischen
den naturwissenschaftlichen Vereinen von Magdeburg und Umgegend
und dem botanischen Verein der Provinz Brandenburg, woran er eine
Einladung zu dem im nächsten Jahre zu feiernden 25. Stiftungsfeste
des naturwissenschaftlichen Vereins in Magdeburg knüpfte. Herr
L. Wittmack erwiederte diese sympathische Kundgebung in warmen
Worten. Herr Pieper feierte im Gegensatz zu den Wirren und
Streitigkeiten des Tages die idealen Ziele der Wissenschaft. Endlich
schloss Herr P. Ascherson mit einem scherzhaften Trinkspruch auf
das „Zrifolium von Damen“, welche das Festmahl durch ihre An-
wesenheit verschönten: ausser Frau Dr. Seler hatten sich noch die
mit ihr durch Bande der Verwandtschaft und gleiches Interesse für
die Pflanzenwelt verknüpften Frau Steuerinspeetor Hoffmann und
Frl. Hoffmann an dem Festmahle beteiligt.
Telegraphische Begrüssungen waren eingegangen von folgenden
Mitgliedern: aus Breslau von Prof. F. Pax, aus Danzig von dem
korrespondierenden Mitgliede Prof. H. Conwentz, aus Magdeburg
!) Auch die erst neuerdings wieder von dieser Art getrennte V. Dillenii
Crantz (V. succulenta All., Y. verna L. var. longistyla Ces. Pass. Gib., Froelich,
V. campestris Schmalh.) über welche in diesen Blättern bald näheres mitgeteilt
werden soll, findet sich bei Burg (Bürgerholz, Deicke!).
XIX
von dem Vorsitzenden des Botanischen Vereins, dem Senior der dortigen
Botaniker Herrn W. Ebeling, der leider durch unaufschiebliche
Geschäfte am Erscheinen verhindert war, endlich aus Stettin von
Herrn H. Möllendorf und Prof. J. Winkelmann. Brieflich
hatten den Verein begrüsst Herr Reetor Hintzmann, Vorsitzender
des naturwissenschaftlichen Vereins in Magdeburg, welcher bedauer-
licherweise wegen einer Fussverletzung sich nicht persönlich beteiligen
konnte, ferner die Herren Prof. K. Haussknecht und der langjährige
Erforseher der Magdeburger Flora, Oberstabsarzt Dr. E.Torges-Weimar,
sowie Herr Oberlehrer L. Geisenheyner-Kreuznach.
Allein die Zeit drängte, wenn der Ausflug nach Rogätz noch mit
der wünschenswerten Gemächlichkeit ausgeführt werden sollte. Bald
setzten sich die Wagen, welche zum Teil mit ihren Gespannen durch
hervorragende Burgenser Herren gestellt waren, in Bewegung. Für
die Damen und die älteren Herren waren bequeme Gefährte vorhanden,
während die Jugend auf einem geräumigen Leiterwagen Platz fand.
Ohne Aufenthalt wurde die chaussierte Strecke durch die Elb-
niederung bis Schartau zurückgelegt, von hier ab musste bei der
schlechten Beschaffenheit des Weges, namentlich über eine erst bei
einem der letzten Hochwässer angeschwemmten Sandanhäufungen not-
sedrungen ein langsameres Tempo genommen werden. Die jüngeren
Mitglieder sowie auch einige ältere zogen es daher vor, den Weg bis
zur Fährstelle zu Fuss zurückzulegen, zumal da ausserhalb des Deiches
auf den grasigen Flächen und zwischen den Weidengebüschen eine
nicht unlohnende botanische Ausbeute winkte. Auf dieser Strecke
wurden beobachtet: Barbarea lyrata (Gil.) Aschers., Erysimum hieraci-
folium L. var. E. strietum Fl. Wett., Geranium pratense L. (Scheppig),
Galium Cruciata (1..) Scop., Petasites tomentosus (Ehrh.) DC.!), Xanthium
ttalicum Murr., Veronica longifolia L., Euphorbia Esula L., Allium
Schoenoprasum L. (weite Strecken überziehend, obwohl heuer fast nur
in Zwergexemplaren, auch reichlich weissblühend) und Asparagus altilıs
(L.) Aschers.
So war gegen 5 Uhr die Fährstelle erreicht; die Insassen der
Wagen betraten die Fähre, welche, nachdem sie auch die Fusswanderer
aufgenommen, in wenigen Minuten an der Rogätzer Landungsstelle an-
legte. Schon lange war das ansehnliche Dorf auf dem steilen Ab-
hange des linken Elbufers sichtbar geworden, überragt von dem plumpen
viereckigen Turme, dem Ueberrest der ehemaligen Burg, der mit seinem
roten, seit dem Brande im letzten Winter erneuerten Ziegeldach weithin
leuchtete, auf der Südseite flankiert von den grünen Laubmassen des
Parks. Eine kurze Wanderung über das unebene Pflaster der Dorf-
ı) Hier und bei Lenzen nur in weiblichen Exemplaren, wogegen an dem
bekannten Fundorte auf Pichelswerder bei Berlin nur männliche beobachtet wurden
B*
X
strassen führte uns zum „Gasthof zum Kronprinz“, in dessen oberem
festlich geschmücktem Saale eine nach der recht anstrengenden Wan-
derung oder Fahrt doppelt willkommene Erfrischung, bestehend in
Kaffee und sehr reichlichem und vortreffliieb mundenden Kuchen ein-
genommen wurde. Einige Magdeburger Herren stiessen hier noch zu
uns, welche die Eisenbahnfahrt und die wenig anziehende Wanderung
von der Station nach dem Dorfe Rogätz nicht gescheut hatten, um
eine kurze Stunde mit uns zu verleben.
Wir begaben uns nun nach dem Rittergute, dessen Besitzer, Herr
Schwechten, den Besuch des anstossenden Parkes freundlichst ge-
stattet hatte. An dem erwähnten alten Turme vorüber betraten wir
zunächst die obere mit Rasenflächen ‘und Ziersträuchern geschmückte
Gartenpartie, von deren Rande sich ein in der Ferne, wie in der
Nähe gleich anziehendes Landschaftsbild entfaltet. Unmittelbar am
Fusse des steilen bebuschten Abhanges vereinigt sich die Ohre mit
der Eibe; der geschlängelte Lauf beider Flüsse lässt sich weithin
durch grüne Wiesen verfolgen. Jenseit der von Kähnen und Schlepp-
dampfern belebten Elbe erblickt man das Dorf Schartau und etwas
weiter zurück die ansehnliche Fabrikstadt Burg; die Höhen von Pietzpuhl
begrenzen den Horizont. Von dem etwas weiterhin auf dem hohen
Ufer gelegenen Kapellberg erscheint sogar in dunstiger Ferne das
Häusermeer Magdeburgs, überragt von seinem ehrwürdigen Dome.
An einer geeigneten Stelle des Parks veranstaltete Frau Seler eine
vorzüglich gelungene Aufnahme der Gesellschaft!), aus der sich aller-
dings einige besonders eifrige Pflanzensammler bereits entfernt hatten.
In der That bietet namentlich der steile Abhang manche interessante
Pflanze. Es wurden teils an diesem Tage, teils am 19. April beobachtet:
Ranunculus Ficaria L., Alliaria oficinalis Andrz., Siellaria Holostea L ,
Bryonia alba L., Adoxa Moschatellina L., :Dipsacus silvester Mill., D.
piüosus L., dessen trockene Fruchtstände stellenweise undurchdringliche
Diekichte bildeten, Cuscuta lupuliformis Krock.?), Myosotis sparsiflora
ı) Diese Photographie ist bei Herrn Dr. Hesekiel, Friedrichstr. 188 für
0,75 M. zu haben.
2) Diese Art, welche neuerdings auch bei Berlin als Wanderpflanze auf-
zutreten scheint, (vgl. P. Ascherson in Verh, Bot. Ver. Brandenb. XXXIIS. XLIII)
kennt Schneider, Flora von Magdeburg u. s. w. Il S. 174 (1877) nur aus dem
„Wilden Busch“ bei Könnern im Saalthale; bei Magdeburg wurde sie zu Anfang
der 80er Jahre an verschiedenen Stellen gefunden, so beim Herrenkrug von Reich
und Ebeling 1884, auf dem Kommandantenwerder von dem auch auf der Bur-
genser Versammlung anwesenden jetzigen Oberlehrer Paul Breddin, auf dem
Rothen Horn nach Schneiders Flora 2. Aufl. S. 274. Nach der Zahl der Exemplare
zu schliessen, deren vertrocknete Ueberreste bei Rogätz bemerkt wurden, scheint
die Ansiedelung schon in einem früheren Jahre als 1892 stattgefunden zu haben.
Da mithin diese Pflanze seit fast einem Decennium bei Magdeburg fest angesiedelt
ist, wo sie nach Mitteilung von Freund Ebeling in den Weidenwerdern stellen-
weise wahrhaft verwüstend auftritt, ist die Möglichkeit nieht zu bestreiten, dass
XXI
Mik. (viel), Lamium maculatum L. (in einzelnen Exemplaren schneeweiss-
blühend), Stachys silvaticus L., Carex praecox Schreb., Bromus sterilis L.
und Hemerocallis fulva L., welche in den entfernten Partien des Parks
verwildert zu sein scheint.
Nach Durchwanderung des Schlossgartens stiegen wir zum Fusse
des Abhangs herab, welchen wir bis zu der den Kapellberg im Westen
begrenzenden Schlucht verfolgten; hier leuchtete Galium Cruciata (L.)
Scop. überall aus dem Gebüsch hervor und das den Abhang begleitende
Altwasser prangte im reichsten Schmuck der gelben und weissen See-
rosen. Bemerkenswert sind einzelne ansehnliche Bäume der Flatter-
Rüster, Ulmus pedunculata Foug., welche hier sicher nicht angepflanzt
sind, sondern ganz den Eindruck eines ursprünglichen Vorkommens
machen. Die erwähnte Schlucht bietet in ihrem quelligen Gebüsch
unter ungeheuern Massen von Dipsacus pilosus L. und Stachys silvaticus
L. im April die bunten Blüten von Oorydallis cava (L.) Schweigg. u.
Körte, ferner Lathraea Squamaria L. und Pulmonaria ofieinalis L.
Jetzt war von diesen Frühlingsblumen nur wenig mehr zu sehen; neu
waren nur dichte Blattmassen von I/mpatiens Noli tangere L. hinzu-
sekommen. Jenseits der Schlucht führt der Abhang den in meiner.
und Schneiders Flora so oft genannten Namen des „Unterholzer
Berges“; ehemals beherberste hier das dichte Hasel- und Schwarzdorn-
gebüsch am Fusse auf quelligem Boden Arum maculatum L., am oberen
Rande dagegen Inula Conyza DC. und Lithospermum purpureo-coeruleum L:
(vgl. S. XIV). Seit einigen Jahren ist das Gesträuch ausgerodet und
von dem kahlgewordenen Abhang sind die genannten Seltenheiten ver-
schwunden. Der Rückweg wurde durch die öfter erwähnte Schlucht
und den an dieselbe sich anschliessenden Hohlweg über den Kapellberg
genommen. Hier fanden sich Falcaria. siordes (Wib.) Aschers. (massen-
haft), Gagea silvatica (Pers.) Loud., Alltum vineale L., Brachypodium
silvaticum (Huds.) R. et Sch.; an Zäunen im Dorfe wuchs Anthriscus
vulgaris (L.) Pers. zahlreich.
sie von dort aus durch die Schiffahrt nach Potsdam gelangt ist, wo sie zuerst am
11. August 1890 von Herrn E. Gallasch auf der sogenannten Freundschaftsinsel bei
der Badeanstalt beobachtet wurde. 1891 und 1892 hatte sie sich in den Weiden-
gebüschen am oberen Ende derselben Insel, gegenüber der Heiligengeistkirche an-
gesiedelt; andrerseits könnte das Auftreten bei Potsdam aber auch mit dem an der
obenerwähnten Stelle besprochenen Vorkommen bei Charlottenburg in Verbindung
gebracht werden. Eine Zwischenstation wäre Pichelswerder (1890 od. 1891 nach
Mitteiluug unseres jetzt in Südafrika befindlichen Mitgliedes R. Schlechter).
Nachträglich teilt Herr Prediger Hülsen mir noch brieflich mit, dass diese Cuscuta
1893 auch an den buschigen Elbufern zwischen Tangermünde und Arneburg: von
Dr. Plöttner beobachtet wurde. Bei der Vereins-Versammlung 1889 und im Juli
1890 habe ich sie dort nicht bemerkt; ebensowenig Professor Hartwich, der die
Umgebungen seiner Vaterstadt Tangermünde, die er bis vor wenigen Jahren bewohnte,
mehrere Decennien hindurch botanisch durchforscht hat.
XXU
Am Kapellberg hatte sich die Mehrzahl der Magdeburger Gäste
von uns getrennt, um auf der Stendaler Bahnlinie heimzukehren, die
übrige Gesellschaft machte noch eine kurze Erfrischungspause vor dem
Wirtshause „zum Kaiser Friedrich“. Der Elbstrom wurde hierauf
ohne weiteren Aufenthalt überschritten und die Wagen bestiegen,
welche uns in ungefähr einer Stunde nach dem Bahnhofe Burg be-
förderten, von wo sodann die nach Süden und Osten abgehenden Züge
fast sämtliche Festteilnehmer in ihre Heimat beförderten. Die beiden
schönen Tage und das gastliche Burg werden ihnen aber noch lange
in angenehmster Erinnerung bleiben.
P. Ascherson.
Verzeichnis der bei Burg b. Magdeburg am 19. April
und 27.—28. Mai 1893 beobachteten Pilze.
Von
P. Magnus.
Mit Abbildungen auf Tafel IB.
Cladosporium graminum Cda. viel auf den Gräsern am rechten
Elbufer bei der Rogätzer Fähre.
Ol. aecidücolum Thm. auf Aecidium Sil Falcariae Pers. auf Fal-
caria sioides (Wib.) Aschers. bei Hohenseeden.
Phoma Salicis (Fekl.) Sace. auf Salıix fragiis L. im Parke von
Rogätz 19. April. — Dieses Phoma wurde von Fuckel in seinen
Symbolae mycologicae S. 115 als Spermogonien seiner Sphaeria Salicis
Fekl. beschrieben. Doch nennt Fuckel die Perithecien des Phoma
einfach uniloculariıa. Die meinigen haben aber nicht eine einfache
kugelförmige Höhlung, sondern es springen Falten des Hymeniums in
die Höhlung hinein vor, sodass sie einen Anklang an die Bildung
der Perithecien der Gattung Fusicoccum (Cda. emend.) Sacc. bieten.
Scelerotium Ihinanthi nov. sp. ad interim. Auf den Wiesen
am Deichwall war am 28. Mai öfter an den Wurzeln (s. Fig. 1) oder
dem Wurzelhalse (s. Fig. 2) von Rhinanthus minor Ehrh. (Alectorolophus
m. W. et Grab.) ein durch diese Stätte seiner Vegetation sehr auffallendes
Selerotium aufgetreten. Es wächst unter der Rinde in der Cambial-
schicht, tödtet diese und umschliesst somit unmittelbar den Holz-
körper (s. Fig. 3). Die Rinde wird von dem anwachsenden Pilzkörper
unregelmässig gesprengt und Partieen derselben vom Selerotialmycelium
eingeschlossen. Das Sclerotium wächst partieenweise in der Cambial-
zone und an der äusseren Grenze des Holzkörpers fort. Dabei wachsen
die Hyphen zwischen die Cambialzellen und äussersten Zellen des
Holzringes, absorbiren deren Substanz unter Bräunung derselben,
schliessen diese absorbirten und gebräunten Zellmassen ein, die dann
durch das weitere Wachstum der inneren Hyphen des Selerotialkörpers
nach aussen gelangen (s. Fig. 4). — Es wäre sehr interessant, die
weitere Entwickelung dieses Selerotialkörpers zu verfolgen. Vielleicht
gehört er zu einer Selerotinia, deren Entwiekelung sich die der
Sclerotinia tuberosa (Hedw.) Fekl. vergleichen liesse, deren Sclerotien
sich im Rhizome von Anemone nemorosa L. entwickeln.
XXxIV
Peronospora Holostei Casp. auf Holosteum umbellatum L. zwischen
Schartau und der Rogätzer Fähre 19. April.
P. Alsinearum Casp. auf Stellaria media (L.) Cir. Buschiges
Steilufer unter dem Park von Rogätz, 19. April; auf Spergula
vernalis Willd., Feld bei Pietzpuhl (P. Graebner) reichlich mit Oo-
gonien am 20. April.
P. Corydallis dBy. auf Oorydallis cava (L.) Sehweigg. et Körte.
Schlucht am Kapellberge bei Rogätz (P. Graebner) 19. April.
P. grisea Ung. auf Veronica hederifolia L. im Parke von Rogätz
19. April.
P. effusa Grev. auf Atriplex patulum L. am Deichwall 28. Mai.
P. densa Rabh. auf Fhinanthus minor Ehrh. auf den Wiesen am
Deichwall 28. Mai.
P. Rumieis Cda. auf Rumex Acetosa L. auf einer Wiese an der
Strasse von Güsen nach Hohenseeden 27. Mai.
P. conglomerata Fekl. auf Geranium pusilum L. am Ackerrande
am Kapellberge bei Rogätz 28. Mai.
Tuberculina persicina (Ditm.) Sacc. auf Aecidium Euphorbiae
Gmel. auf Zuphorbia Cyparissias L. bei Hohenseeden 27. Mai.
Ustilago Tragopogonis (Pers.) Schroet. auf Tragopogon pratensis
L. auf den Wiesen am Deichwall 28. Mai.
U. longissima Sow. auf Glyceria spectabilis M.B. am Deichwall;
am Ausgange der Schlucht am Kapellberge bei Rogätz 28. Mai.
Uromyces scutellatus Lev. auf Euphorbia Cyparissias L. viel bei
Güsen und Hohenseeden 27. Mai, sowie am Deichwalle 28. Mai.
Uromyces Ficariae (Schum.) auf Ranunculus Ficaria L. im Parke
bei Rogätz 19. April.
U. Dactylidis Otth., das Aecidium auf Ranunculus Ficaria im
Parke bei Rogätz.
U. Pisi (Strauss), das Aecidium auf Euphorbia Cyparissias L.
viel bei Güsen und Hohenseeden 27. Mai; auf Euphorbia Esula L. an
dem Elbdamme zwischen Schartau und der Rogätzer Fähre 28. Mai.
Puccinia Tragopogonis (Pers.) Cda., das Aecidium auf Tragopogon
pratensis L. auf den Wiesen vor dem Deichwalle 28. Mai.
P. Si Falcariae (Pers.) Schroet., die Spermogonien auf Falcaria
sioides (Wib.) Aschers. am Kapellberge bei Rogätz 19. April; die
Spermogonien entwickelten am 19. April einen starken Geruch, ähnlich
dem bekannten Geruche der Spermogonien von Uredo suaveolens DC.
Die reifen Aeeidien wurden bei Hohenseeden am 27. Mai angetroffen.
P. Caricis (Schum.) Rebent., das Aecidium auf Urtica dioeca L.
am Deichwalle 28. Mai.
P. Trailii Plowr., das Aecidium auf Aumex Acetosa L. viel am
rechten Eibufer bei der Rogätzer Fähre 28. Mai.
XAXV
P. silvatica Schroet., das Aecidium auf Taraxacum oficinale Web.
bei Hohenseeden 27. Mai.
Melampsora Helioscopiae (Pers.) Wint. auf Euphorbia helioscopra
L. am Wege von Burg zum Deichwalle, schon mit Teleutosporenlagern
am 23. Mai!
Polyporus brumalis (Pers.) Fr. bei Güsen 27. Mai.
Lyceoperdon caelatum Bull. als überwinterter geöffneter Frucht-
körper auf dem Felde bei Pietzpuhl (P. Graebner) 20. April.
Fenestella vestita (Fr.) Sacc. auf toten Aesten von Betula im
Walde bei Hohenseeden mit reifen, schöne Ascosporen führenden
Perithecien am 27. Mai.
Epichloö typhina (Pers.) Tul. auf Phalaris arundinacea L. am
rechten Elbufer bei der Rogätzer Fähre.
6. Passerini.
Nachruf von P. Magnus.
(Vorgetragen in der Sitzung vom 12. Mai 1893.)
Am 17. April 1893 starb in Parma das correspondierende Mitglied
unseres Vereins Giovanni Passerini, Professor der Botanik und
Direetor des Botanischen Gartens daselbst.
Er war ein ausgezeichneter Kenner der italienischen Flora und
gab schon 1844 die „Flora Italiae superioris methodo analytica. Thalami-
florae“ heraus. Später veröffentlichte er namentlich im Verein
mit V. Cesati und G. Gibelli das „Compendio della Flora
Italiana“, das den botanischen Teil eines grossen Sammelwerkes
über die Geschichte und Natur Italiens bildet. Schon frühe wandte.
er den Pflanzenkrankheiten und deren Ursachen seine Aufmerksamkeit
zu. So studierte er genau die Aphiden und deren Angriffe auf die
Pflanzen. Als Abschluss dieser Studien darf wohl sein 1863 in
Genua erschienenes Werk „Aphididae Italicae“ zu betrachten sein.
Sodann wandte er sich den durch Pilze verursachten Krankheiten
zu, über die zahlreiche Arbeiten seit den 60er Jahren von ihm-er-
schienen sind. Ich hebe in dieser Beziehung hervor: I bozzacchioni
del susino ed il fillorissema del pesco 1864 (handelt über Ascospora
prunicola Pass. (—Taphrina Pruni (Fekl.) Tul.) und Ascomyces de-
formans) — La Nebbia delle mellonaje. 1875 (Fusarium lagenarium) —
La Nebbia dei cereali. 1876 (Ordium, Septoria, Puccinia) — La Nebbia
del Moscatello ed una nuova Crittogama delle Viti. 1876 (Kamularia
ampelophaga Pass.) — La Nebbia del grano turco. 1876 (Helmintho-
sporium turcicum Pass.) — La Nebbia delle Amigdalee ossia de’ frutti
a nocciolo.. 1876 (Sporidesmium Amygdalearum Pass.) — Di una
nuova specie di Carbone nel grano turco. 1877 (Ustilago Fischer!
Pass.) — La Rhizoctonia violacea nelle Patate. 1877 — Di alcune
crittogame osservate sul tabacco 1831 — La Nebbia del gelso. 2 Mit-
teilungen 1884 (Fusarium Urticearum Cda. zu Gibberella moricola de Not.
und Dothrorella zu Botryosphaeria Berengeriana Ces et De Not. — Una
altra Nebbia del frumento. 1886 (Gibellinia cerealis Pass.) — Pyreno-
mycetes novi aliquot in Camellia japonica. 1887 — La Nebbia del
pomodoro. 1889.
XXVI
Von besonderem Werte sind auch seine Untersuchungen zur
Systematik und geographischen Verbreitung der Pilze. Namentlich
die Pilze der Umgebung von Parma hat er aufs sorgfältigste erforscht
und viele neue Formen daselbst entdeckt. 1867 erschien: Primo elenco
di funghi Parmensi, welcher die Coniomyceten, Hyphomyceten und
Ascomyceten umfasst und 325 Arten aufzählt. 1872 folgte der zweite
Teil mit den Hymenomyceten, die 548 Arten umfassen. 1877 erschien
der dritte Teil, der 150 Ustilagineen und Uredineen bringt und 1879
der vierte Teil, der 150 Arten von Septoria enthält, unter denen viele
neue beschrieben sind. Ausserdem erschienen noch viele Mitteilungen,
in denen neue und interessantere Arten behandelt werden, von denen
ich nur die 1871 erschienen Spigolature nel campo della Flora
Italiana und die 1875—1891 herausgekommenen Diagnosi di funghi
nuovi, erwähnen will, denen sich noch manche in der Grevillea, Revue
mycologique u. a. a. O. erschienene Mitteilungen über einzelne Arten
anschliessen. Er war der erste, der die niederen Formen der Pilz-
welt Ober-Italiens genauer erforschte, und wir können behaupten,
dass Dank seinen Arbeiten und den sich anschliessenden Arbeiten
von Saccardo und Bizzozero (Venetien), Massalongo (Verona),
Bresadola (Trient) und Cavara (Lombardei) Ober-Italien einer der
mykologisch am besten erforschten Teile Europas ist, während na-
mentlich auch die Kenntnis der reichen Pilzflora des übrigen Italiens
noch weit zurücksteht.
Aber auch weit über Ober-Italien hinaus gingen seine Pilz-
forschungen. Fungi siculi novi gab er zusammen mit Beltrani 1882
heraus. Fungi gallici novi erschienen 1885 in Bordeaux. Wichtig
ist noch seine Arbeit über die von O. Beccari in Abessinien ge-
sammelten Pilze, die 1875 im Nuovo giornale botanico Italiano und
ausführlicher 1886 in der von Ugolino Martelli herausgegebenen
Florula Bogosensis erschienen ist.
Es war Passerini vergönnt, das hohe Alter von 77 Jahren zu
erreichen und bis in die letzten Jahre mit regem Geiste an der Ent-
wiekelung der Wissenschaft teilzunehmen.
Friedrich Wilhelm Schmidt.
Nachruf von P. Magnus.
(Vorgetragen in der Sitzung vom 12. Mai 1893.)
Am 4. Mai 1893 starb zu Oderberg i. d. Mark einer der Gründer
unseres Botanischen Vereins, der Lehrer Friedrich Wilhelm
Schmidt im hohen Alter von 78!/, Jahren.
Er wurde am 29. October 1814 zu Fredersdorf bei Gramzow
geboren, wo sein Vater als Lehrer wirkte. Er erwählte sich denselben
Lebensberuf und besuchte 1831—1834 das Lehrerseminar in Potsdam.
Nachdem er 1!/, Jahr in Hohenlandin, einem Dorfe in der Uckermark
als Lehrer thätig gewesen war, wurde er nach Oderberg i. d. Mark
berufen, wo er bis zu seiner Michaelis 1886 erfolgten Pensionierung als
Lehrer segensreich wirkte.
Er gehörte mit zu den Männern, die am 15. Juni 1859 unseren
Botanischen Verein in Eberswalde begründet haben und blieb dessen
Mitglied bis zum Jahre 1880. Schon vorher hatte er bereits Jahre
lang seine Thätigkeit der Erforschung der Oderberger Flora gewidmet
und sind seine dortigen Beobachtungen von Prof. Ascherson in
dessen grundlegender Flora der Provinz Brandenburg verwertet worden.
Wer Oderberg besuchte, dem war er ein freundlicher und kundiger
botanischer Führer (vgl. z. B. Ascherson in unseren Verhandlungen
17. Jahrg. 1875 S. XIV). Als 1877 die Frühjahrsversammlung un-
seres Vereins in Oderberg statthatte, traf er in Gemeinschaft mit
Herrn Lehrer Heinrich Lange die Vorbereitungen für die so
schön verlaufene Versammlung, empfing die Teilnehmer am Bahnhofe
in Nieder-Finow, führte sie auf botanisch interessanten Wegen über
den Pimpinellenberg nach Oderberg und war in liebenswürdigster und
aufopferndster Weise für die Versammlung thätig.
Auch auf anderen Gebieten der Wissenschaft als dem botanischen
erwarb sich Schmidt Verdienste. Namentlich machte er genaue
Aufzeichnungen der Temperaturen und Niederschläge von Oderberg
und als er die Verzeichnisse derselben für 1850 und 1851 an Alexander
von Humboldt einsandte, erhielt er ein warmes Anerkennungs-
schreiben desselben.
Auf dem Gebiete der Geschichtsforschung hat er durch seine
Untersuchungen festgestellt, dass das ehemalige Oderberger Schloss
XIX
nicht auf dem sogenannten Schlossberge, der eine viertel Meile westlich
von der Stadt gelegen ist, sondern unmittelbar hinter der Nordseite
der Stadt auf dem jetzigen Sommerfeldt’schen Berge gestanden hat.
Nicht mindere Anerkennung erwarb sich Schmidt durch sein
vielseitiges gemeinnütziges Wirken. Ungefähr 50 Jahre war er Bericht-
erstatter für die Vossische Zeitung und hat durch seine Schilderungen
der Wasserverhältnisse im Oderbruche und des grässlichen Notstandes
bei Ueberschwemmungen unter Uebernahme schwerer Verantwortung
die Durchführung der Oderverwallung gefördert. Er nahm lebhaften
Anteil an vielen Oderberger Vereinen, wie dem Bürgerverein, Lehrer-
verein, Verschönerungsverein, der Liedertafel, der Harmonie und der
Schützengilde, deren Ehrenmitglied er zuletzt war. Am 30. April
1884 wurde daher sein fünfzigjähriges Amtsjubiläum unter recht
srosser Beteiligung von allen Seiten gefeiert und seine so erspriessliche
Thätigkeit auch von der Regierung durch die Verleihung des Adlers
des Hohenzollerschen Hausordens anerkannt.
Wie schon erwähnt, lebte er seit Michaelis 1886 im wohlverdienten
Ruhestand. Bis zuletzt nahm er an Allem regen Anteil, hoch geachtet
und geliebt von seinen Mitbürgern, die ihm, wie wohl mancher der
wissenschaftlichen Kreise unserer Provinz, ein treues Andenken be-
wahren werden.
Carl Frederik Nyman.
Nachruf von P. Magnus.
(Vorgetragen auf der Frühjahrs-Versammlung zu Burg am 28. Mai 1893.)
Am 26. April 1895 starb zu Stockholm das correspondierende
Mitglied unseres Vereins Carl Frederik Nyman.
Er wurde am 14 August 1820 zu Stockholm geboren, wo sein
Vater Kaufmann war. Seine Schulbildung erhielt er auf der Klara-
Schule und im Stockholmer Gymnasium. In Upsala studierte er zunächst
Mediein. Nachdem er die Prüfung als Candidat absolviert hatte, gab
er, veranlasst durch seine grosse Liebe zur Botanik, die ärztliche
Laufbahn auf und wandte sich dem Studium der Naturwissenschaften
und speciell der Botanik zu. Nach beendigtem Studium war er einige
Jahre als Hilfslehrer an der Klara-Schule thätig.
Er botanisierte zwei Sommer auf der Insel Gotland, als deren
Ergebnis er den Bidrag till Gotlands Flora (Stockholm, Academ.
Handl. 1840) veröffentlichte.
Schon frühe wandte sich sein Interesse der gesamten europäischen
Flora zu. Um sie genauer kennen zu lernen, unternahm er ausgedehnte
Reisen. Namentlich bereiste er 1840 Italien, Sieilien und Malta. Die
Resultate seiner botanischen Erforschungen legte er in Arbeiten
über die Vegetation Maltas (Om Maltas vär-vegetation. Stockholm,
Öfversigt Il 1845) und Siciliens (Observationes ad Floram Siculam,
quas itinere anno 1844 adnotavit in Linnaea Vol. XVII 1844). Auf
der Versammlung der Skandinavischen Naturforscher zu Kopenhagen
im Jahre 1847 hielt er einen Vortrag über die Flora Siciliens im
Vergleich zur skandinavischen (Om Siciliens Flora särdeles med hänsyn
till Skandinaviens aus Skand. Naturf. Förhandlingar V. 1847).
In Schweden veröffentlichte er in diesen Jahren ein systematisches
Lehrbuch: Öfversigt af Wäxtfamiljerna med afseende pä deras an-
vändande vid wäxternas undersökning och bestämning enligt Prof.
Fries System (Stockholm 1843).
Ferner unternahm er noch viele Reisen nach Deutschland, Oester-
reich, Dänemark und in die schwedischen Provinzen. Auch studierte er
eifrig in Stockholm, wo er viele Jahre als Amanuensis an der bo-
tanischen Abteilung des Rejchsmuseums wirkte, die dortigen Pflanzen -
sammlungen und veröffentlichte einzelne Ergebnisse dieser Studien
AXXl
so z. B. 1851 die Synopsis plantarum biecornium Europae, 1861 En ny art
af slägtet Astrocarpus (A. eochlearius) Stockh. Öfversigt XVII 1861 u. a.
Gestützt auf seine reichen auf Reisen gewonnenen Beobachtungen,
auf die genaue Untersuchung der botanischen Sammlungen in Stockholm,
sowie auf ein ausgedehntes Studium der einschlagenden botanischen
Litteratur gab er 1854 die Sylloge Florae Europaeae seu plantarum
vaseularium Europae indigenarum enumeratio adjectis synonymis
gravioribus et indicata singularum distributione geographica heraus,
wozu er 1865 ein Supplement veröffentlichte. In der Vorrede sagte
er, dass er eine Charakteristik der europäischen Gattungen, die er
bereits ausgearbeitet hatte, beigeben wollte, davon aber wegen der
(dadurch bedingten Vermehrung des Umfangs des Werkes Abstand nehme
Neben dem unablässig fortgesetzten Studium der europäischen’
Flora vernachlässigte er nicht die genauere Erforschung der Pflanzen-
welt seines Vaterlandes. 1867—1868 erschien sein umfangreiches
„weibändiges Werk: Sveriges Fanerogamer und 1873 veröffentlichte er
eine kürzer gehaltene: Svensk Fanerogam Flora.
Es wurde schon hervorgehoben, dass er stets eifrig die Fort-
schritte in der Kenntnis der europäischen Flora verfolgte. Als daher
(lie Sylloge Florae Europaeae vergriffen war, begann er 1878 die
Herausgabe des Conspectus Florae Europaeae, der bis 1884 in 4 Ab-
theilungen, die die Phanerogamen enthalten und einem die Gefäss-
kryptogamen, Characeen und den vollständigen sorgfältigen Index ent-
haltenden Supplemente erschien. Ein zweites umfangreiches Sup-
plement, das sorgfältig die Nachträge und Ergänzungen zum Conspectus
bringt, erschien 1890, als Nyman schon 70 Jahre zählte. In der
Vorrede bezeichnet er es als den Abschluss seines Werkes, das, wie
es auch sei, als beendet betrachtet werden möge (ut qualiscunque sit,
completus judicetur), In diesem Werke sehen wir das wichtigste
Lebenswerk des unermüdlichen Forschers beendet, das er mit seltener
und zäher Ausdauer während des grössten Teiles seines Lebens erstrebt
hat und in dem er die an so ausserordentlich vielen Stellen nieder-
gelegten Ergebnisse der floristischen Erforschung der einzelnen Teile
Europas zu einem einheitlichen Bilde zur mächtigen Förderung unserer
Wissenschaft zusammengefasst hat. Mit selbstlosem Eifer, mit pein-
licher Gewissenhaftigkeit ist er diesem Ziele stets nachgegangen.
Unvergessen wird sein Name in der Pflanzengeographie und speeciell
in der Geschichte der Erforschung der europäischen Pflanzenwelt bleiben.
Adolf Winkler.
Nachruf von P. Ascherson.
Karl Gustav Adolf Winkler wurde am 27. November 1810
in Breslau geboren, wo sein Vater als Stadtrat eine angesehene
Stellung einnahm. Er besuchte das dortige Gymnasium zu Maria
Magdalena, von dem er Ostern 1830 mit dem Zeugnis der Reife No. I
entlassen wurde. Er hörte dann an der Universität seiner Vaterstadt
das übliche Triennium hindurch juristische Vorlesungen, machte sich
aber schon während dieser Zeit praktisch mit dem Geschäftsgange
der Intendantur bekannt, eines Verwaltungszweiges, dem er sich
nach beendetem Studium völlig widmete. Im Juni 1840 legte er in
Berlin die Staatsprüfung ab, und wurde sodann zunächst als „überetats-
mässiger“ Intendantur-Assessor in Koblenz beschäftigt. Im Jahre 1843
wurde er nach Frankfurt a. O., 1844 als etatsmässiger Assessor nach
Berlin versetzt, wo er sich im Jahre 1847 verheiratete. 1848 wurde
er zum Intendantur-Rat ernannt und 1857 als ältester Rat nach
Breslau versetzt. Es knüpften ihn aber bereits festere Bande an
die Landeshauptstadt als an seine Vaterstadt; er beantragte daher
seine Zurückversetzung nach Berlin, die auch 1860 erfolgte. 1871
während des französischen Krieges leitete er als Provinzial-Intendant
die Verwaltung des 3. Armee-Corps und erhielt nach Beendigung
desselben den erbetenen Abschied unter Verleihung des Charakters
als Geheimer Kriegsrat. Es war ihm dann noch vergönnt, einen
freundlichen Lebensabend im Schoosse seiner Familie zu verleben.
Zwar verlor er 1876 seine in den letzten Jahren kränkelnde Gattin,
indes wurde dieser schwere Verlust dadurch ersetzt, dass er mit
seiner an den Kammergerichtsrat Thielmann verheirateten Tochter
einen gemeinschaftlichen Haushalt führte und sich an dem Heran-
wachsen seiner Enkel erfreuen durfte.
Winklers Vorliebe für die heimische Pflanzenwelt äusserte sich
schon in früher Jugend. Wir wissen nicht, durch wen dieselbe zuerst
geweckt wurde. Indes mögen gleiche Einwirkungen und sein Beispiel
auch dieselbe Neigung in seinem nur zwei Jahre jüngeren, 4 Jahre
vor ihm verstorbenen Bruder Moritz erweckt haben, der gleichfalls ein
eifriger Sammler und tüchtiger Kenner der europäischen Flora, sein treff-
XXI
liches Herbarium, das er noch in vorgerückten Jahren durch weite
Reisen, wie nach Siebenbürgen und Spanien, bereicherte, der Uni-
versität Breslau hinterlassen hat!). Adolf Winkler begann schon als
Quartaner zu sammeln und wurde beim Bestimmen der Pflanzen durch
den in Breslau sehr bekannten alten Schummel und den als Weiden-,
Epilobium- und Hieracium-Kenner, namentlich aber als Hybriden-
Forscher rühmlich genannten Pharmaceuten Krause unterstützt.
Es war damals die Zeit, wo die floristischen Studien, die in Schlesien
stets liebevolle Pflege gefunden haben, zuerst mit besonderem Eifer
wieder aufgenoınmen wurden. Medicinal-Assessor Günther gab unter
Beihilfe des genannten Schummel, des Entdeckers der Alchemilla fissa
und des Rhinanthus pulcher, später von Wimmer und Grabowski,
die Centurien der schlesischen Flora heraus, an die sich später die
Bearbeitung der Flora Silesiae durch die beiden letztgenannten Bo-
taniker anschloss. Kein Wunder, dass das botanische Studium und
die floristische Forschung auch in anderen Berufskreisen als den fach-
wissenschaftlichen eifrige Jünger fand, wie in A. Winkler und seinem
Freunde Max Wichura, der sich später dem richterlichen Berufe
widmete. Beide durchstreiften ihre Heimat auf zahlreichen Ausflügen,
auf deren einem unser Winkler Scorzonera purpurea L., die damals
nur erst bei Wohlau gefunden war, an einem zweiten Fundorte, dem
Kupferberge bei Dankwitz unweit Nimptsch, entdeckte.
An allen Orten, wohin ihn seine amtliche Stellung führte, suchte
unser Freund die mit der dortigen Flora vertrauten Botaniker auf
und nahm mit Eifer an ihren Forschungen Teil. So wurde er in
Koblenz durch Ph. Wirtgen in die reiche, von der schlesischen so
abweichende Flora eingeführt; in Frankfurt a. O. schloss er sich an
den „alten Buek“, in Berlin besonders an einen Kreis jüngerer Pharma-
ceuten an, der in Lucae seinen Mittelpunkt hatte. Unter diesem
war es namentlich G. Baetke (7 1868), mit dem unser Winkler
einen engen Freundschaftsbund schloss und dem er auch in unseren
Verhandlungen einen warm empfundenen Nachruf gewidmet hat. Im
Jahre 1853 hatte ich, durch Buek veranlasst, Winkler aufgesucht und
in den seitdem verflossenen 40 Jahren hat unser freundschaftliches Ver-
hältnis nie die leiseste Trübung erlitten. In denerstenJahren tauschten wir
auf zahlreichen Excursionen unsere Erfahrungen in der Berliner Flora
aus; besonders eifrig botanisierte W. im Sommer 1860, als er von
Breslau zurückversetzt, seine Familie noch dort hatte zurücklassen
müssen. In Breslau erneuerte er die Beziehungen zu Wimmer und
Wichura, welcher letztere inzwischen die Wissenschaft durch seine
classischen experimentellen Forschungen über die Salix-Bastarde be-
reichert und weite Reisen, wie die nach Lappland unternommen hatte.
1) Vgl. P. Magnus, Verh. Bot. Ver. Brandenb. 1889, S. LX-- LXII.
Verhandl. des Bot. Ver. für Brandenb. XXXV., (0)
AXXIV
Unvergessen ist es, wie dieser hochbegabte Forscher dann sich der
Expedition nach Ost-Asien 1860—1862 anschloss und mit der Be-
arbeitung seiner Ausbeute beschäftigt, in Berlin 1866 einem tragischen
Geschick erlag!).
Unserem Verein hatte sich Winkler sofort nach seiner Stiftung
schon von Breslau aus angeschlossen. Nach seiner Rückkehr nach Berlin
nahm er an den anfangs nur zwanglosen, später erst in geordneterer
Weise stattfindenden Zusammenkünften als eins der eifrigsten Mitglieder
und einer der regelmässigsten Besucher Anteil. Zu Pfingsten 1870
wurde er zum Kassenführer gewählt, einem Amte, das er durch zwanzig
Jahre mit musterhafter Treue und Sorgfalt verwaltet hat. lch brauche
wohl nur auf die Worte dankbarer Anerkennung hinzuweisen, die ihm
ıler Botanische Verein, als er mit Rücksicht auf sein hohes Alter im
Herbst 1890 die Bürde dieses Amtes niederzulegen sich veranlasst
sah, bei seinem Scheiden gewidmet hat).
So lange Winkler noch im Staatsdienste thätig war, war seine
botanische Thätigkeit hauptsächlich floristischer Forschung und dem .
Vermehren seines in musterhafter Ordnung befindlichen Herbars ge-
widmet. In den ersten Jahren nach seiner Rückkehr nach Berlin
lieferte er für unsere Verhandlungen Berichte über die neuen Funde
ler Schlesischen Flora, die er dann, als sich in Schlesien selbst ein
noch berufenerer Berichterstatter in unserem unvergesslichen R. von
Uechtritz gefunden hatte, diesem überliess.
Als ilım dann nach seiner Pensionierung seine Zeit voll und ganz
sehörte, richtete er seine Studien hauptsächlich auf einen Zweig der
Forschung, für den er schon vorher stets lebhaftes Interesse bewiesen
hatte: die Entwicklung der höheren Pflanzen aus ihrem Samen und
Keimen. In der That war unser Winkler für derartige Untersuchungen
wie geschaffen. Mit unermüdlicher Geduld und Ausdauer leitete er,
(durch keinen Fehlschlag entmutigt, trotz der Schwierigkeiten, die ihm
der Aufenthalt in mehrfach gewechselten Mietwohnungen, ohne
Verfügung über einen Garten, in den Weg stellte, unentwegt seine
Culturen, brachte täglich, was er an seinen Töpfen zu beobachten
fand, zu Papier und hielt die bemerkenswerten Entwicklungsstadien
sowohl in Herbar-Präparaten, als in meisterhaften Umrisszeichnungen
fest. So brachte er, mit ausgebreiteter Litteraturkenntnis ausgerüstet
und stets den Blick auf die allgemeinen Ergebnisse gerichtet, einen
Schatz von Beobachtungen zusammen, den er inzahlreichen Abhandlungen
niedergelegt hat, welche teils umfassende Uebersichten gaben, teils
interessante Einzelfälle erörterten. Alle seine Veröffentlichungen sind
1) Vgl. den von mir verfassten Nachruf in Verh. Bot. Ver. Brandenb. VII (1865)
S. XIX.
3) Verhandl. Bot. Ver. Brandenb. S. XX, XXI.
AÄXXV
Meisterstücke von knapper präciser Darstellung, wie auch seine zier-
liche Handschrift und seine tadellos sauberen Manuscripte seine har-
monische Persönlichkeit abspiegelten.
So hat er noch zwei Decennien in unserer Mitte gewirkt; „der
alte Geheimrat Winkler“ war unstreitig das bekannteste und beliebteste
Mitglied des Vereins. Sein Bild würde aber unvollständig sein, wenn
ich nicht noch des trocknen aber gutmütigen, niemals verletzenden
Humors gedenken wollte, mit dem er seine Unterhaltung zu würzen
verstand. Er hat uns von diesem Humor noch ein bleibendes Denkmal
in einer Reihe ebenso geistvoller als drolliger Zeichnungen hinterlassen,
von denen eine Reihe als „Illustrationen zur deutschen Flora“ unter
dem Pseudonym A. Carex veröffentlicht worden sind.
Winkler erfreute sich einer festen Gesundheit. Jeden Sommer
unternahm er einen Ausflug, bald an die See, bald in die Berge
Schlesiens oder Thüringens, von_dem er mit reicher, wissenschaftlicher
Ausbeute neu gestärkt zurückkehrte. So auch noch 189. Am
26. August d. J. wurde er von einem heftigen Magenkatarrh befallen,
den er zwar überstand, sich aber nicht wieder erholen konnte. Seine
Kräfte nahmen zusehends ab und er konnte sich nicht verhehlen, dass
das Ende herannahe. Mit seltener Fassung sah er demselben ent-
gegen. Die einzige Klage, die er äusserte, war die, dass er eine grössten-
teils aufgesetzte Arbeit nicht mehr beendigen könne!). Vorsorglich
wie immer, hat er sogar mit zitternder Hand die biographischen Daten
aufgezeichnet, welche den vorstehenden Zeilen zu Grunde liegen. Auch
über seinen wissenschaftlichen Nachlass hat er Verfügungen getroffen.
Das Keimpflanzen-Herbar geht in den Besitz des Königl. Botanischen
Museums, die übrige Pflanzensammlung in den meinigen über. Die
Bibliothek hat er dem Botanischen Verein vermacht. Ruhig und sanft,
wie er gelebt, ist er am 29. November Abends, zwei Tage nach seinem
33. Geburtstage, entschlafen.
Unser Verein hat sehr viel in dem Verstorbenen verloren; sein
ältestes Mitglied, den pflichttreuen Beamten, den wackeren Forscher,
den edeln Menschen. Sein Andenken wird gesegnet sein!
Verzeichnis der botanischen Veröffentlichungen
von A. Winkler.
In den Verhandlungen des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg:
Nachträge und Bemerkungen zur schlesischen Flora. Abhandlungen
1860 S. 107—115.
Zusätze zu R. v. Ueehtritz, Nachträge zur Flora von Schlesien.
Abhandlungen 1861—1862, S. 200—227.
ı) Einen kleinen, in seinem Nachlasse vorgefundenen Artikel unsern wir
am Schluss der diesjährigen Abhandlungen (S. 158).
Ü*
XXXVI
G. Bätke. Nachruf. Abh. 1868 S. 172—174.
Ueber die Keimblätter der deutschen Dikotylen. Abh. 1874, >.
6—21. Taf. II.
Nachträge und Berichtigungen zur Uebersicht über die Keimblätter
der deutschen Dikotylen A. a. O0. S. 54—56.
Ueber die Flora von Boltenhagen in Meklenburg-Schwerin. Sitzber.
1874, S. 114.
Drei Keimblätter bei dikotylen Pflanzen. Abh. 1875, 5. 81—83.
Kleine morphologische Mitteilungen. Abh. 1876, S. 99—104.
Nachträge und Berichtigungen zur Uebersicht über die Keimblätter
der deutschen Dikotylen (Nachtrag .No. 2). Abh. 1876,
Ss. 105—108.
Ueber hypokotyle Sprosse bei Zinaria und über Verwachsung der
Keimblätter. Abh. 1880, S. 1—5.
Jeber das Vorkommen verwachsener Embryonen. Abh. 1882,
S. 94—96 mit einem Holzschnitt.
Die Keimblätter der deutschen Dikotylen. Abh. 1884, S. 30—41. Taf. I.
Ueber einige Pflanzen der deutschen Flora, deren Keimblatt - Stiele
scheidig verwachsen sind. Abh. 1885, S. 116—118 mit zwei
Holzschnitten.
Ueber einige Anomalien bei Dentaria enneaphyllos L. A. a. ©.
Ssara9, 120 at.
Die Keimpflanze der Salicornia herbacea L. und des Lepidium incisum
Roth. Abh. 1886, S. 32—36 mit 4 Figuren in Holzschnitt.
Die Keimpflanzen der Koch’schen Ülematis- Arten. Abh. 1887,
S. 37—40. -
Die Keimpflanze der Corylus Avellana L. A. a. 0.8.4143. Taf. 1.
Ueber das Artenrecht des Chenopodium opulifolium Schrad. und (.
feeifolium Sm. A. a. 0. S. 112, 113 mit 3 Holzschnitten.
Chenopodium album forma microphyllum Coss. et Germ. in der Provinz
Brandenburg. Abh. 1888, S. 72, 73 mit 5 Figuren in Holzschnitt.
Conioselinum tataricum Fischer und Acanthus longifolius Host in ihrem
Jugendzustande. Abh. 1889, S. 97—100. Taf. I, 11.
Die Keimpflanze des TZropaeolum majus L. und einiger verwandter
Arten. Abh. 1891, S. 60—62.
Lepidium mieranthum Ledeb. und ZL. virginicum L. A. a. O. S. 106,
107 mit 2 Holzschnitten.
Ein anomaler Keimling der COuscuta Epilinum Weihe. Abh. 1892,
SO,
Bemerkungen über die Keimpflanze der Dentaria bulbifera L.
Abh. 1893, S. 42, 43.
Die Keimpflanze des Ranunculus parnassifolius L. A. a. O. S. 158
In den Berichten der Deutschen Botanischen Gesellschaft:
Bemerkungen über die Keimpflanze und die Keimfähigkeit des Samens
von Zihymalus Cyparissias Scop. 1883, S. 452--455.
XXXVU
In der Linnaea:
Die Keimpflanzen der Kochschen Sisymbrium-Arten XLIH. (Neue
Folge IX.) S. 59-65. Taf. I.
In den Jahresberichten der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische
Cultur. Breslau:
Beiträge zur Morphologie der Keimblätter. LIX. (für 1881) S. 319-323.
In der Botanischen Zeitung von A. de Bary und Kraus:
Noch ein Wort über Oyclamen. XXI (1875) Sp. 456—488.
In der Deutschen botanischen Monatsschrift, herausgegeben von
Prof. Dr. G. Leimbach:
Potentilla mixta Nolt. in Thüringen. 1. 1883, S. 17, 18.
Lepidium micranthum Ledeb. VIII. 1890, S. 126.
Die Keimfähigkeit des Samens von Malva moschata L. IX 1891 8.4, 5.
In den Abhandlungen, herausgegeben vom naturwissenschaftl. Vereine
zu Bremen:
Beobachtungen an Keimpflanzen. Bd. V, Heft 4 (Apr. 1378), S. 551—555.
Taf. IX. (Thymelaca Passerina, Mentha Pulegium, Tithymalus
Üyparissias.)
Iua den Verhandlungen des Naturhistorischen Vereins der Preuss.
Rheinlande und Westfalens:
Bemerkungen über die Keimfähigkeit des Samens der Phanerogamen.
XXXVI (für 1879) Abh. S. 155-—164.
Die Keimpflanze von Sarothamnus vulgarıs Wimm. im Vergleich mit
der des Ulex europaeus L.. XAXVIU. (für 1880) Abh. S. 157—160.
In der Regensburger „Flora“:
Die Keimpflanze der Dentaria pinnata Lmk. LXI. 1878, S. 513—516.
Taf. 1.
Einige Bemerkungen über Nasturtium oficinale R. Br., Erysimum
repandum L. und Örepes rhoeadifolia M.B. LXI1II. 1880 S. 49-53.
Tara
Ueber die Keimpflanze der Mercurialis perennis L. a. a. 0. S. 339— 344.
Taf. VI.
Berichtigung einer Angabe über Urepis foetida L. LXIV. 1881 S. 569, 570.
Die Keimpflanze der Dentaria digitata Lmk. LXV. 1882, S. 275-277.
Taf. 5.
Die Keimpflanze des /sopyrum thalictroides L. LAVI. 1884 S. 195—198.
A. Carex, Illustrationen zur deutschen Flora. (Berlin 1864.)
Bericht
über die
nennndfüntzigste (vierundzwanzieste Herhst-) Haupt-Versammlung
des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg
Berlin
am 14. Oetober 1893.
Vorsitzender: Herr P. Magnus.
Die diesjährige Herbst-Versammlung, zu welcher, wie bereits
seit einer Reihe von Jahren, Herr Professor Schwendener den Hörsaal
des Botanischen Instituts der Universität zur Verfügung gestellt hatte,
war von 52 Mitgliedern, unter denen wir von Auswärtigen die Herren
Höck-Luckenwalde, Neubauer-Oranienburg, Suppe- Oranienburg,
Dubian-Brandenburg und Winkelmann-Stettin begrüssten, und
2 Gästen besucht. i
Der Vorsitzende eröffnete um 5 Uhr die Versammlung und teilte
zunächst mit, dass der Verein ein langjähriges Mitglied, Herrn Buch-
halter H. Schulze, zuletzt wohnhaft in Breslau, durch den Tod ver-
loren hat. Herr H. Schulze gehörte unserem Vereine seit seiner
Gründung ununterbrochen an. So lange er als Actuar in der Mark
in Königshorst bei Nauen lebte, beteiligte er sich eifrig an der bo-
tanischen Erforschung unserer Provinz und lieferte sowohl Herrn Prof.
Ascherson zu der Abfassung der Flora der Provinz Brandenburg
Beiträge aus der Flora von Nauen und Friesack, als er auch Herrn
Dr. Otto Reinhardt viele Laubmoose aus der Umgegend von Nauen
zu dessen 1863 in unseren Verhandlungen erschienenen Uebersicht
der in der Mark Brandenburg bisher beobachteten Laubmoose angab.
Sodann berichtete der Vorsitzende, dass Herr Prof. Ascherson
und er unserem Mitgliede, Herrn Rudolf Schulze, Lehrer und Haus-
vater am Pestalozzi-Stifte in Pankow bei Berlin, zu seinem fünfzig-
jährigen Lehrerjubiläum herzliche Glückwünsche im Namen des Vereins
ausgesprochen haben.
lage des Vereins.
Positionen:
A. Reservefonds.
1. Einnahme.
a) Bestand von 1891 (s. Verhandl. 1892 S. XXL.) . 2440 Mk.
b) Zinsen von 2100 Mk. 4°/, Consols pro 1. 10. 1891
bis 1. 10. 1892 . Mr SIE
Summa
2. Ausgabe.
Depotgebühren 2 Mk.5
Verbleibt Bestand
B. Laufende Verwaltung.
1. Einnahme.
a) Bestand von 1891 . 8 . — Mk.
b) Laufende Beiträge der Milsheder len
e) Rückständig gewesene Beiträge aus Vorjahren. 135 ,„
d) Erlös für verkaufte Verhandlungen . EN
e) Beihilfe vom Provinzial- Ausschuss der Provinz
Brandenburg . DUDEESS
Summa
2. Ausgabe.
a) Druckkosten . 620 Mk.
b) Kunstbeilagen —_— ,
€) Einbinden von Büchern ll
d) Porto, Verwaltungskosten und ee Ausgaben 111 ,„
e) Neu- eehaflungen (Bibliothekschrank). 30m,
Summa
Die Einnahmen betragen 1974 Mk.
Die Ausgaben dagegen :
Die Mehr- Einnahme im Benlosscnen Nlaltte beträgt
mithin, ».'.,; % . . 1050 Mk.
An Mehr-Ausgaben aus ee ehren 1889 ed 1890
(s. Verh. 1892 S. XXI) sind noch zu verrechnen 411 *
so dass ein Bestand verbleibt von 638 Mk.
AXAIX
Hierauf berichtet Herr E. Koehne an Stelle des dienstlich be-
hinderten Kassenführers, Heırn W. Retzdorff, über die Vermögens-
1» 2524 Mk.
Die Jahresrechnung pro 1892 enthält folgende
2521 Mk. 6
, 1974 Mk.
0,
22 ,
ı 923 Mk.
72 Pf.
40 Pf.
12,
925,
68 Pf.
33m
75 Pf.
Die Revision der Rechnung fand am 27. September 1893 dureh
die Mitglieder des Ausschusses Koehne und Hennings statt, und
wurden hierbei die Kassenbücher als ordnungsmässig geführt und die
Ausgaben als gehörig nachgewiesen befunden ; ebenso wurde das Ver-
mögen des Vereins den Revisoren vorgelegt.
XL
Als besonders erfreulich für die Kassenverhältnisse des Vereins
verdient hervorgehoben zu werden, dass es diesmal gelungen ist, ohne
jeglichen Rest an Beiträgen für die Vorjahre die Rechnung ab-
zuschliessen.
Sodann erteilte der Vorsitzende dem ersten Schriftführer, Herrn
P. Ascherson, das Wort zur Abstattung des nachfolgenden Jahres-
berichtes :
Die Zahl der ordentlichen Mitglieder betrug am 8. October 1892,
dem Tage der vorjährigen Herbst-Versammlung, 257; seitdem sind
hinzugetreten 15, ausgeschieden 10, sodass die Zahl am heutigen
Tage 262 beträgt. Aus der Zahi der ordentlichen Mitglieder verloren
wir durch den Tod am 29. October 1892 Herrn Buchdruckereibesitzer
Mesch, welcher mit nicht genug zu rühmender Sorgfalt und mit
eigenem sachlichen Interesse den Druck unserer Veröffentlichungen
seit dem Jahre 1876, in welchem er sich auch dem Verein als Mit-
glied anschloss, ausgeführt hat; am 11. November 1892 Herrn Medico-
Chirurg K. Felsmann in Dittmannsdorf bei Waldenburg i. Schl., einen
eifrigen Erforscher der heimischen Flora, welcher eine Zeitlang den
Schlesischen Tauschverein geleitet hat; endlich am 10. September 1893
den Buchhalter Heinrich Schulze in Breslau, einen kenntnisreichen
Bryologen, der sich auch um die Erforschung der Phanerogamenfiora
des Havellandes erhebliche Verdienste erwarb und dem Verein sich
unmittelbar nach seiner Gründung angeschlossen hatte. Von correspon-
dierenden Mitgliedern starben am 17. April der verdienstvolle Krypto-
samenforscher und Florist Italiens Professor G. Passerini in Parma;
am 26. April Dr. Carl F. Nyman in Stockholm, der Verfasser der so
hoch verdienstlichen und allgemein gebräuchlichen Werke Sylloge
und Conspectus florae europaeae. Von früheren Vereinsmitgliedern
schieden aus dem Leben am 27. November 1892 Seminar - Oberlehrer
Aug. Doms in Köslin, welcher wertvolle Beiträge zur Flora seiner
Heimat, der Niederlausitz, geliefert und während der drei Decennien
seiner amtlichen Wirksamkeit höchst anregend auf die Erforschung
der Pflanzenwelt Hinterpommerns gewirkt hat; am 22. December 1892
Landgerichtspräsident a. D. Franz Peck in Görlitz, welcher fast 2
Deeennien hindurch erfolgreich die Flora unserer Provinz erforscht und
diejenige der südwestlichen Ukermark zuerst dargestellt hat; endlich
am 4. Mai 1893 Lehrer F. W. Schmidt in Oderberg, einer der Mit-
stifter unseres Vereins, welcher mehr als ein halbes Jahrhundert in
der freundlichen Oderstadt gemeinnützig gewirkt und auch auf bo-
tanischem Gebiete vielfach förderlich gewesen ist.
Ueber die Vermögenslage des Vereins hat Ihnen im Namen des
purch eine Dienstreise ferngehaltenen Herrn Kassenführers die mit der
Prüfung der Rechnungen betraute Commission bereits berichtet. Durch
Sparsamkeit bei den Veröffentlichungen und durch die Energie, mit
XLI
welcher es dem Herrn Kassenführer gelungen ist, sämtliche noch aus
den früheren Jahren rückständigen Beiträge einzutreiben, ist das aus
den Vorjahren übernommene Defieit nunmehr gedeckt, und es wird
uns im nächsten Jahre wiederum möglich werden, Bereisungen unseres
Gebietes zu floristischen Zwecken zu veranstalten.
Auch in diesem Jahre hatten wir uns, wie schon früher, der
Unterstützung durch den Provinzial-Ausschuss zu erfreuen. Von den
diesjährigen Verhandlungen sind bereits 2 Hefte erschienen, und wir
hoffen, das Schlussheft bald nach Neujahr herausgeben zu können.
Aus dem Inhalt heben wir zwei Arbeiten hervor, welche der in den
Satzungen besonders in den Vordergrund gestellten Richtung der Ver-
einsthätigkeit, der Erforschung der heimatlichen Flora entsprechen:
P. Magnus, Peronosporeen der Mark Brandenburg und R. Rietz,
Flora von Freyenstein i. d. Prignitz.
Die seitens des Vorstandes durch Versendung eines Formulars
für phaenologische Beobachtungen gegebene Anregung, scheint auch
über den Kreis der Vereinsmitglieder hinaus Anklang gefunden
zu haben.
Neue Tauschverbindungen wurden angeknüpft mit dem Verein
für Mathematik und Naturwissenschaft zu Ulm, dem Herbier Boissier
zu Chambesy und der Wisconsin Academy of Sciences, Arts and
Letters zu Madison.
Die wissenschaftlichen Sitzungen erfreuten sich, wie bisher, einer
befriedigenden Teilnahme seitens der Berliner Mitglieder, welche auch
wiederholt die Freude hatten, auswärtige Vereinsgenossen in ihrer
Mitte zu begrüssen; auch an der Frühjahrsversammlung in Burg be-
teiligten sich zahlreiche Mitglieder, welche von dem glänzenden Ver-
lauf dieser Zusammenkunft die angenehmsten Erinnerungen heim-
gebracht haben.
So dürfen wir wohl das verflossene Vereinsjahr als eine Periode
erfreulichen Gedeihens bezeichnen und uns der Hoffnung hingeben,
dass in der nächsten Zukunft der Verein mit noch grösseren Erfolgen
seinen Zielen zustreben werde.
Die darauf vorgenommenen Vorstandswahlen ergaben folgende
Resultate:
Prof. Dr. K. Schumann, Vorsitzender.
Prof. Dr. E. Koehne, erster Stellvertreter.
Geh. Regierungsrat Prof. Dr. L. Wittmack, zweiter Stellvertreter.
Prof. Dr. P. Ascherson, erster Schriftführer.
Oberlehrer R. Beyer, zweiter Schriftführer.
Custos Dr. M. Gürke, dritter Schriftführer und Bibliothekar.
Provinzialsteuer-Sekretär W. Retzdorff, Kassenführer.
XL
In den Ausschuss wurden gewählt die Herren
Geh. Regierungsrat Prof. Dr. A. Engler.
Prof. Dr. A. Garcke.
Custos P. Hennings.
Prof. Dr. P. Magnus.
Geh. Regierungsrat Prof. Dr. S. Schwendener.
Prof Dr 3. 2Uinben:
Herr P. Magnus legte dem Vereine die gut gelungene Photo-
graphie der Teilnehmer an der diesjährigen Pfingstversammlung unseres
Vereins in Burg vor, die Frau Dr. Seler im Parke zu Rogätz auf-
genommen hatte (vgl. obeu S. XX). Gleichzeitig teilte er mit, dass Abzüge
dieser Aufnahme Herr Dr. Ad. Hesekiel, Fabrik photographischer Be-
darfsartikel in Berlin, Friedrichstr. 183 1 Tr., zu 0,75 Mk. liefert. Ferner
legte er zwei ebenfalls von Frau Dr. Seler ausgeführte photographische
Aufnahmen des so herrlich an der Elbe gelegenen Rogätz der Ver-
sammlung vor, sowie auch die von derselben Dame aufgenommene
Photographie eines See-Armes bei Lietzen im Kreise Lebus, der mit
seinen schwimmenden Seerosenblättern, seinem aus mannichfaltigen
Riedgräsern, Binsen u. s. w. gebildeten Rande, dem sich das herrliche.
Waldufer anschliesst, eines der schönsten und charakteristischsten
Landschaftsbilder unserer Mark darbietet.
Sodann legte Herr P. Magnus eine Reihe von Herrn Hofgärtner
Reuter auf der Pfaueninsel bei Potsdam gezogener bemerkenswerter
Pflanzen vor:
1. Den Fruchtkolben von der prächtigen G@unnera manicata Van. Houtte,
deren Blätter 4--5 Fuss Durchmesser und deren Blattstiele
5-6 Fuss Höhe messen. Eine von Frau Stadtgerichtsrat
Wiegner aufgenommene Photographie gab den ganzen Stock
wieder und liess dessen grosse Dimensionen durch einen neben
demselben stehenden mitphotographierten Herrn anschaulich
erkennen.
2. Einen Pfirsich nebst Zweigen, den Herr Hofgärtner Reuter als
Sämling aus dem Kerne einer vor 30 Jahren aus Shanghai über
Wien erhaltenen Topfveredlung gezogen hat.
3. Zweige mit reifen Früchten von Pirus Polveria, der ein Bastard
von Pirus communis X Sorbus Aria ist.
4. Früchte eines von Herrn Hofgärtner Reuter gezogenen Sämlings
von Pirus spectabilis.
. Früchte von Pirus prunifobaa.
. Früchte von Pirus floribunda und Pirus Bingo (nach Prof.
Koehnes Bestimmung), welche beiden er noch von Herrn von
Siebold erhalten hatte.
an Qt
XLI
7. Blattzweige des Zibes nigrum var. apüfoliun G. Koch, das Herr
Hofgärtner Reuter gezüchtet hatte, und welches von C. Koch als
Varietät beschrieben und benannt worden ist.
8. Den interessanten Laubzweig einer auf der Pfaueninsel erwachsenen
monströsen Form von @vercus Robur, die sich durch die sehr
verlängerten, schmalen und mit wenigen aber langen Lappen
versehenen Blätter sehr auszeichnet.
9. Früchte und Blätter von Vitis Amurensis.
10. Blühende Zweige der schönen Plumbago Larpentae Lindl.
(= Üeratostigma plumbaginoides Bunge).
11. Eine blauschalige Bohne, in Reutlingen durch Dr. Lucas in den
Handel gebracht.
Herr P. Ascherson legte zunächst eine für das Vereins-
gebiet neu entdeckte Pflanzenart vor: Spergularia echinosperma
Celakovsky (Prodr. d. Flora v. Böhmen IV, S. 867), welche von Herrn
P. Graebner am 10. October d. J. am Elbufer zwischen Billberge und
Arneburg in der Altmark in grosser Verbreitung und Individuenzahl
aufgefunden worden ist. Diese Pflanze war bisher nur vom Autor,
unserem Elırenmitgliede, welcher die Bestimmung der altmärkischen
Pflanze bestätigt hat, bei Protivin (zwischen Strakonitz und Moldautein)
beobachtet. Sie unterscheidet sich von der allgemein bekannten Sp.
campestris (L.) Aschs. = Lepigonum rubrum Fr., welche bei Arneburg
in ihrer Gesellschaft nicht bemerkt wurde, durch sehr kleine, rasch
verschwindende Nebenblätter, fleischige Blätter, von denen die unteren
und mittleren keine Stachelspitze besitzen; von Spergularia salina Pres]
durch die stachelspitzigen oberen Blätter und den beblätterten Blüten-
stand, von beiden durch kleinere Blüten und die schwarzbraunen
Samen, welche keinen Randwulst besitzen und dicht mit kurz cylin-
drischen Höckern besetzt sind. Die altmärkische Pflanze zeigte ausser-
dem noch eine biologische Erscheinung, die unter den Verwandten nur
an das Verhalten der Sagıina procumbens erinnert: die Kelchblätter
standen von der reifen Kapsel bogenförmig ab, so dass die frucht-
tragende Pflanze von oben betrachtet zahlreiche geöffnete Blüten zu
besitzen schien. Es wäre zunächst natürlich an den Elbufern in der
Provinz und im Königreich Sachsen auf diese Pflanze zu achten.
Ausführlicheres über den Gegenstand haben P. Ascherson und
P. Graebner in den Berichten der Deutschen Botanischen Gesellschaft
XI 1893, S. 516—524 mit Abbildungen auf Tafel XXVI mitgeteilt.
Sodann legte Herr P. Ascherson eine neu in Europa auf-
getretene Wanderpflanze vor: Solanum rostratum Dun. Dieselbe
steht der bekannten Zierpflanze 9. heterodoxum Dun. (8. citrullifollum
A.Br.), welche in der Flora der Provinz Brandenburg des Vortragenden
XLIV
5. 454, als verwildert aufgeführt ist und seitdem vorübergehend an ver-
schiedenen Stellen in Europa als Gartenflüchtling beobachtet wurde,
sehr nahe, unterscheidet sich aber auf den ersten Blick durch ihre
nicht blaue, sondern hochgelbe Blütenfarbe. Sie ist im amerikanischen
Prairiegebiet von Mexico nördlich bis Nebraska und Colorado verbreitet
und dort stellenweise ein sehr lästiges Unkraut geworden, welches
sich in östlicher Richtung in den letzten beiden Jahrzehnten bis
"Nlinois und Tennessee verbreitet, vereinzelt auch schon in den at-
lantischen Staaten wie New-York und Massachusetts aufgetreten ist.
Diese Art ist die ursprüngliche Nährpflanze des Coloradokäfers, so dass
Meehan schon 1877, als die Verwüstungen der Kartoffelfelder durch
den Käfer in Amerika den höchsten Grad erreicht hatten, und derselbe
auch schon glücklicherweise vereitelte Versuche gemacht hatte, sich
in Europa anzusiedeln, mit einer gewissen Berechtigung sagen konnte
„der Käfer habe seine Nährpflanze verlassen und diese folge ihm nun
nach.“ Das rasche Bekanntwerden dieser neuen Adventivpflanze von
zahlreichen Fundorten ist Herrn H. Potonie zu danken, welcher seit
Jahren den Lesern der Pharmaceutischen Zeitung über eingesandte
Pflanzenproben Auskunft erteilt und auf diese Weise schon manche
pflanzengeographisch wichtige Thatsache so z. B. das Vorkommen
von Gymnadenia cucullata (L.) Rich. bei Bromberg!) festgestellt hat.
Derselbe hatte die Pflanze, welche der gegenwärtige Vorsitzende des
Vereins Herr K. Schumann zuerst richtig bestimmt hat, bis Ende
September bereits von 4 Fundorten im westlichen Deutschland er-
halten’). Der Vortragende erkannte sie darauf unter den ihm zuge-
sandten Adventivpflanzen von 2 weiteren und erhielt sie nach dem
Datum dieses Vortrages noch von 2 ferneren Fundstellen. Die
Gesamtzahl der Mitte Januar bekannten europäischen Fundorte
beträgt 10 (Achern im Grossherzogtum Baden 1893, Hafengebiet bei
Mannheim 1891— 493, Darmstadt1893,, St. Goarshausen 1893, Rheydt 1893,
Oberhausen a. d. Ruhr 1893, Kettwig a. d. Ruhr 1893, Billerbeck Rb.
Münster 1892, Hamburg 1893, Kopenhagen 1893). Erwähnung verdient
noch die zuerst von Prof. Todd in Tabor (lowa) beschriebene Be-
stäubungsweise der Blüten; der Griffel und die eine Anthere, welche
die 4 übrigen weit überragen, dienen den anfliegenden Insekten
(Hummeln) zur Stütze. In einigen Blüten ist der Griffel nach links,
die lange Anthere, welche vorzugsweise den bei der Bestäubung wirk-
ı) Vgl. Ascherson und Spribille Abh. Bot. Ver. Prov. Brandenburg 1889,
S. 251. Vortr. hat im August 1890 die Pflanze dort unter gütiger Führung des
Herrn Apotheker Tuchscheer selbst gesehn.
2) Herr Potoni& hat über das Auftreten des Solanum rostratum in der Pharm.
Zeit. 21. Oktober 1893 eine vorläufige Mitteilung veröffenlicht, welche schon 10
Tage später eine Veröffentlichung von O. Gelert (Blad for Pharm. Medhjaelper-
forening, 1. November 1893, S. 40) über das Auftreten derselben Pflanze in Däne-
mark zur Folge hatte. Der Fundort bei Rheydt (R.-B. Düsseldorf) wurde in Folge
einer von Herrn U. Dammer im „Daheim“ mitgeteilten Notiz bekannt gegeben.
ALV
sam werdenden Pollen liefert, während der in den 4 kurzen enthaltene
von den Hummeln eingesammelt wird, nach rechts gewendet, in anderen
Blüten umgekehrt, wodurch die Kreuzung dieser verschiedenen Blüten
gesichert ist. Ausführlicheres über 8. rostratum, das in Nebraska
unter dem Namen Büffelklette bekannt ist, hat Vortragender in einem
mit Abbildung versehenen Aufsatze, der in H. Potonie’s Natur-
wissenschaftliche Wochenschrift 1894 S. 17—22 erschienen ist, mitgeteilt.
Sodann besprach Herr P. Ascherson unter Vorlage von getrock-
neten Belegexemplaren die Geschlechtsverhältnisse von Silene dichotoma
Ehrh. (Vgl. C. Warnstorf und P. Ascherson Abh. Bot. Ver.
Brandenb. XXXV 1893, S. 122 ff. und 134 ff.)
Schliesslich gab Herr P. Ascherson eine kurzgefasste Schil-
derung seiner
"Botanischen Reiseeindrücke aus Hinterpommern,
West- und Ostpreussen im Spätsommer 1893.
Vortragender hat zuerst aus Gesundheitsrücksichten in der alt-
berühmten, jetzt als See- oder Soolbad so vielbesuchten Stadt und
ehemaligen Festung Kolberg einen dreiwöchentlichen Aufenthalt ge-
nommen und sodann unter freundlicher Führung dort ansässiger
Botaniker einige botanisch und landschaftlich besonders anziehende
Oertliehkeiten der beiden nordöstlichsten Provinzen unseres Vaterlandes
kennen gelernt. Er wurde auf dieser Reise von seinem Assistenten
Herrn P. Graebner begleitet, dessen unermüdlichem Eifer und Scharf-
blick Vortragender den grössten Teil der wissenschaftlichen Ausbeute,
die er von dieser Reise heimgebracht, zu verdanken hat.
Die Umgebungen von Kolberg sind in hypsometrischer Hinsicht
sehr wenig differenziert, sodass eine, eine halbe Stunde von der Stadt an
der Chaussee nach Körlin belegene, in der Geschichte der Belagerungen
öfter genannte Anhöhe (25,2 m Meereshöhe) schon mit dem Namen des
„Hohen Berges“ bezeiehnet wird. Ländeinwärts wechselt fruchtbares
Ackerland auf Diluviallehmboden mehrfach mit sumpfigen Wiesen,
welche in der Nähe der Stadt überall eine reiche und mannichfaltige
Salzflora tragen, deren Terrain allerdings seit dem 1860 erfolgten
Eingehen der seit uralten Zeiten ausgebeuteten Salinen und nament-
lich auch durch die fortschreitende Bebauung erheblich eingeschränkt
worden ist. Neben verbreiteten Arten wie Spergularia salına Presl,
Aster Tripolium L., aux maritima L., Plantago marıtima L., Sali-
cornia herbacea L,, Festuca distans (L.) Kth. u. a. findet sich in Gräben
bei Altstadt und auf den Wiesen bei der Gelder-Vorstadt noch reich-
lich Ruppia maritima L. var. rostellata M. et K., an der letzteren
XLVI r
Stelle auch P’otamogeton pectinatus L. var zosteraceus Fr. In der die
Stadt begrenzenden und den Hafen bildenden Persante und deren
Nebenarmen ist Zimnanthemum Nymphaeordes (L.) Lk. nicht selten.
Längs der Küste erstrecken sich ausgedehnte Moorwiesen, welche
besonders in der Richtung nach dem 1!/, Meilen westlich gelegenen
Dorfe Kolberger Deep stellenweise vollständigen Hochmoorcharakter
zeigen. Myrica, Ledum, Erica Tetralix L., Andromeda Polifolia L.
und die 4 Vacciniumarten sind stellenweise häufig. Vaccinium uligi-
nosum L. fruchtete heuer so reichlich, dass ihre hier „Bullgrawen“
genannten Früchte Herrn Graebner in hinreichender Menge zur Ver-
fügung standen um, wenn auch nicht bedenkliche, doch recht unan-
genehme Vergiftungserscheinungen an sich hervorzurufen. Vortragender
erwähnt dies Versuchsergebnis, sowie die ganz ähnlichen Erfahrungen,
welche unser ehrwürdiges Mitglied Herr Scharlok in seiner Jugend
in den Umgebungen seiner Kolberg benachbarten Vaterstadt Treptow
a. R. gemacht hat, weil authentische Beobachtungen über die schäd-
lichen Wirkungen der Trunkelbeere in der Litteratur recht spärlich ver-
zeichnet sind.
Der Kampsche See, einer der westlichsten jener an der pommer-
schen Küste so zahlreich vorhandenen Strandseen, war ein lockendes
Execursionszie] als Fundort der von unserm damaligen Mitgliede Herrn
Prediger Wellmann aufgefundenen Dulliarda aquatica (L.) DC.!) Die-
selbe findet sich noch, wie Herr Graebner constatieren konnte, reichlich
an der Nordwestecke des Sees. Bei dieser Gelegenheit entdeckte
derselbe am Nordufer des Sees westlich vom Ausfluss den aus Hinter-
pommern bisher noch nicht bekannt gewesenen Scirpus parvulus R.
et S., der allerdings nur an wenigen Stellen hinreichend lange über
Wasser gestanden hatte, um zur Blüte zu gelangen.
Die Moorwiesen werden durch ein mehr oder weniger in der
Breite entwickeltes Dünenterrain vom Meere getrennt; wo die Dünen
schmal sind, zeigen die Moorwiesen in der Nähe derselben infolge
des durchsickernden Salzwassers eine Halophytenvegetation, die aber
an Mannichfaltigkeit und Ueppigkeit der in der Nähe der Stadt und
der ehemaligen Saline entwickelten nachsteht. Interessantere Arten
der Dünenflora sind Juncus balticus Willd. (am Binnenrande) Ammophila
baltica (Flügge) Lk. und Zathyrus maritimus (L.) Big. (Vgl. Graebner
Abh. S. 156.) °
Auf altem Dünenterrain steht auch die gleichfalls in der Kriegs-
geschichte so oft genannte Maikuhle, ein der Stadt gegenüber am
westlichen Persanteufer gelegener Wald, welcher noch vor 100 Jahren
nach Brüggemann?) ausschliesslich aus Kiefern bestanden zu haben
1) Vgl. Wellmann Abh. Bot. Ver. Prov. Brandenburg VI 1864 S. 301.
2) Beschreibung von Pommern I. 2. (1784) S. 483, eitiert nach P. Lehmann
in Zeitschr. der Ges. für Erdk. zu Berlin XIX, 1884, S. 349.
XLVII
scheint, während er gegenwärtig sehr stark mit Laubholz gemischt
ist, auch einzelne starke Fichten enthält. Allerdings diente die Mai-
kuble schon seit Anfang dieses Jahrhunderts den Kolbergern als nahe-
zu einziges nahe gelegenes Ziel ihrer Lustwandlungen, da die Strand-
Anlagen weit jüngeren Datums sind.
Die „great attraection“ der Kolberger Flora ist indessen die vor
etwa einem halben Jahrhundert von dem verstorbenen Steueraufseher
Dobbert auf dem Salinentorfmoor, „4—500 Schritt hinter der Wohnung
des Torfinspeetors“C (dem heutigen Elysium) aufgefundene Cornus
suecica L., da dieser Fundort der einzige im ganzen nordöstlichen
Deutschland ist. Leider war in Kolberg selbst die Tradition verloren
gegangen, und da die Pflanze an der im Dobbert’schen Herbarium so
genau angegebenen Stelle durch „Austorfung“ des Moores sicher ver-
nichtet worden ist, schien es eine höchst schwierige Aufgabe, den
anderen Standort, der einfach mit der ‘Angabe „im Stadtwalde“ in
Garcke’s Flora aufgenommen ist wieder zu finden. Ein günstiger
Zufall brachte uns auf die richtige Spur; Herr Lehrer Panten teilte
Herrn Graebner mit, dass er in der Nähe des am Eingange des
Stadtwaldes gelegenen Etablissements Schülerbrink in einer Eichen-
sehonung eine Pflanze gefunden habe, die er nicht habe bestimmen
können. Seine Beschreibung derseiben gestattete keinen Zweifel, dass
es sich um die so lange vermisste Cornus suecica handle, und in der
That wurde dieselbe auch nach einigem Suchen in herrlichstem
Schmucke ihrer scharlachroten Früchte wieder aufgefunden. Der
Fundort ist ein’ mässig feuchter, ziemlich lichter Eichenbestand; das
Vorkommen der Cornus erstreckt sich auf eine Fläche von etwa 30
Schritt im Durchmesser, wo sie mit Vaccinium Myrtilus L. und V. uligi-
‚nosum L., Trientalis europaea 1. und Lonicera Periclymenum L. stellen-
weise den Boden völlig bedeckt. Die Angabe des städtischen Försters
Wilde, dass dieselbe auch an einigen anderen Stellen der Stadtforst
vorkomme, scheint nicht unglaubwürdig.
Es fragt sich nun, ebenso wie bei der bald zu besprechenden
Aria suecica (L.) Koehne, ob hier eine verhältnismässig neue An-
siedelung etwa infolge der Verschleppung durch aus Skandinavien
herüberfliegende Vögel (die Insel Bornholm ist nur etwa 100 kn vom
Kolberger Strande entfernt), oder ob vielmehr ein Relict eines früher
ausgedehnteren Vorkommens vorliege. Vortragender neigt entschieden
zu der letzteren Alternative. Nicht ganz ohne Gewicht scheint ihm
dabei der wenig beachtete!) Umstand, dass Clusius in seiner Ra-
2) Vortr. wurde auf diese in den allgemein systematischen Schriften Linn&@’s
nicht eitierte Stelle durch Ruprecht, Flora Ingrica p. 476 und Nyman, Sveriges
Fanerogamer ]J. 5. 208 aufmerksam gemacht, Werke, in denen sich überhaupt viele
dankenswerthe Hinweise auf die ältere Litteratur finden.
ALVI
riorum stirp. per Pannon. Austr. ete. observatarum historia Antverpiae
1583 p. 87—89 die erste Beschreibung und Abbildung unserer Pflanze
(in fruchttragendem Zustande) unter dem Namen Chamaeperichymenum
prutenicum geliefert hat.) Er hatte Beides von dem Londoner Arzte
Thomas Pennaeus mit der Angabe erhalten, dass die Beeren von den
„preussischen Bauern um Danzig“, wie auch in Norwegen und
Schweden, gern gegessen werden. Kein späterer Schriftsteller er-
wähnt das Vorkommen von Cornus suecica bei Danzig, obwohl diese
Stadt nur 60 Jahre später durch Nikolaus Oelhafen eine Localflora
erhielt, welche eine der ältesten in Europa, mit genauen Fundorten ver-
sehen ist.?) Auch unser Mitglied, Prof. Conwentz, der beste Kenner der
Naturgeschichte seiner Heimat und ihrer Litteratur, wusste dem Vor-
tragenden keine spätere Erwähnung nachzuweisen. Pennaeus wird
die Pflanze sicher nicht selbst gesammelt, sondern selbst von einem
Correspondenten, der vermutlich in Danzig seinen Wohnsitz hatte,
erhalten haben. Die Annahme ist wohl nicht zu gewagt, dass bei
den wunderlichen Umwegen, auf welehen die Beschreibung der Pflanze
schliesslich in den Besitz des grossen niederländischen Phytographen
gelangte, sich ein Irrtum über ihre Herkunft eingeschlichen hat, und
dass das von Clusius abgebildete Exemplar bei Kolberg gewachsen
ist. Das Kolberg des 16. Jahrhunderts hatte als halbsouveräne Hanse-
stadt eine ungleich grössere commercielle und politische Bedeutung
als das heutige und stand mit der gleichfalls dem Hansabunde an-
gehörigen Schwesterstadt an der Weichselmündung in den engsten
Beziehungen. Sollte sich indes diese Vermutung auch nicht be-
stätigen, so haben wir doch jedenfalls in der Angabe des Clusius ein
Zeugnis für das Vorhandensein von Cornus suecica im Nordosten
unseres Vaterlandes vor mehr als 3 Jahrhunderten.
Der genannte Kolberger Stadtwald, welcher, im Norden unmittel-
bar von dem Salinenmoor begrenzt, östlich von der Stadt einen be-
trächtlichen Flächenraum bedeckt, besteht ausschliesslich aus Laub-
holz, teils aus Eichenbeständen, teils aus Erlenbrüchen und in er-
heblicher Ausdehnung aus herrlichem Buchenhochwalde. Von be-
merkenswerteren Pflanzen konnten wir in dieser späten Jahreszeit
Thalictrum aquwlegiifolium L., Oircaea intermedia Ehrh. und Veronica
montana L. bemerken; Herr Panten hat dort auch die für die
baltischen Buchenwälder so charakterische Dentaria bulbifera L
gefunden.
!) In der 1601 erschienenen „Rariorum plantarum historia“ fügt Clusius
dann die Beschreibung der blühenden Pflanze hinzu, die er aus Norwegen durch
den Dr. Heinrich Hoier 1596 erhalten hatte.
») Vgl. H. Conwentz: Oelhafen’s Elenchus plantarum circa Dantiscum nas-
centium. Schriften Naturf. Ges. Danzig, IV. Band, 2. Heft, 1877.
IL
Aus der vorstehenden Uebersicht ergiebt sich, dass die Kiefer
in der nächsten Umgebung von’ Kolberg:fast nur in der Maikuhle an-
zutreffen ist. Auffälliger ist indes, dass in dieser Strandzone auch
manche der von unserem Mitgliede Höck in seinen2Studien über die
norddeutsche Nadelwaldflora!) als charakteristische Kiefernbegleiter
aufgeführten Arten fehlen; so finden sich Zelianthemum Chamaecistus
Mill. und Dianthus Carthusianorum L. zunächst an den Ufern des
ca. 30 km von der Küste entfernten Kämitzsees.
Auf der Fahrt von Kolberg nach Lauenburg, wo zunächst wieder
ein mehrtägiger Aufenthalt genommen wurde, wurde fast nur Laub-
und speciell Buchenwald bemerkt. Dies erklärt sich durch den Um-
stand, auf den Keilhack in seiner grundlegenden Abhandlung über
die Geologie des hinterpommerschen Diluviums?) aufmerksam macht,
dass die hinterpommersche Bahn fast durchgängig durch den schweren
Lehmboden des oberdiluvialen Geschiebemergels geführt ist, der in
der ersten der Küste parallel laufenden Zone des hinterpommerschen
Diluviums überwiegt. Erst hinter Stolp bei den Stationen Hebron-
Damnitz und Pottangow erscheint der Sandboden wieder in weiter
Erstreckung und auf ihm erlangt auch die heimische Kiefer die
Herrschaft.
In Lauenburg traf der Vortragende verabredetermassen mit Herrn
Prof. Conwentz zusammen, um an einer von diesem schon seit
längerer Zeit geplanten Exploration der nördlichen und nordwestlichen
Umgegend dieser Stadt teilzunehmen. Herr Oberlehrer Dr. Schmidt
übernahm hierbei infreundliclster und sachkundigster Weise die Führung.
In der Nähe der Stadt hat sich auch Herr Major Runge an unseren
Ausflügen beteiligt. Die weiteren Ausflüge galten in erster Linie dem
Vorkommen der schon oben erwähnten Aria suecica (L.) Koehne
(Sorbus scandica Fr.), welches Herr Dr. Schmidt bereits teils durch
eigene Anschauung festgestellt, teils durch seine Schüler ausgekund-
schaftet hatte. Ohne den in Aussicht stehenden Mitteilungen seines
verehrten Freundes Conwentz, welcher seit Jahren das Vorkommen
dieser Art und der nahe verwandten Zorminaria Olusii Roem.
(Sorbus torminalis Crtz.) in Westpreussen zum Gegenstande eingehender
Forschungen gemacht hat, vorgreifen zu wollen, darf Vortragender
wohl hier erwähnen, dass am Ausfluge des ersten Tages, 2. September,
welcher sich bis zu dem nur 4-5 km von der See, deren Brausen
deutlich hörbar wurde, entfernten Dorfe Osseken ausdehnte, nur er-
sichtlich oder höchst wahrscheinlich angepflanzte Bäume dieser seltenen
2) Nadelwaldflora Norddeutschlands. Forschungen zur deutschen Landes-
und Volkskunde VII. Heft IV 1893. Vgl. auch den vom Verf. gegebenen Auszug:
Begleitpflanzen der Kiefer in Norddeutschland. Ber. D. Bot. Ges. XI, 1893, 5. 242 — 248.
2) Der baltische Höhenrücken in Hinterpommern und Westpreussen Jahrb.
der kgl. preuss. geolog. Landesanstalt für 1889. (1890) S. 152.
Verhandl. des Bot. Vereins für Brandenb. XXXV. D
L
und interessanten Gehölzart angetroffen wurden. Die Stärke und das
daraus zu erschliessende auf mehrere Jahrhunderte zu schätzende
Alter dieser Bäume macht es indes gewiss, dass die Anpflanzung zu
einer Zeit erfolgt sein muss, in der Aria suecica noch nicht, wie heut
häufig in Baumschulen zu finden war; erwägt man nun noch die
Schwierigkeit des Verkehrs im 18. oder gar im 17. Jahrhundert, so
wird man kaum daran zweifeln, dass diese Bäume aus damals in der
Gegend vorhandenen wild wachsenden Beständen entnommen sein
müssen. Wenigstens einer dieser ehrwürdigen Zeugen vergangener
Zeiten hat sich in dem von uns am 3. September besuchten v. Braun-
schweig’schen Walde bei Gross-Podel') bis auf die Gegenwart erhalten.
Schon der Standort dieses gewaltigen, leider schon etwas überständigen
Baumes an dem steilen Abhange einer der zum östlich verlaufenden
breiten Lebathale herabführenden quelligen Schluchten, schliesst den
Gedanken an Anpflanzung völlig aus. Ein anderer minder starker, aber
augenscheinlich weit lebenskräftigerer Baum war im vorigen Jahre
ohne zwingende Notwendigkeit gefällt worden. Hoffentlich sind die
Bestrebungen des Prof. Conwentz, diesen so bemerkenswerten Resten
einer früher verbreiteteren Waldvegetation den Schutz der Behörden
und patriotisch gesinnter Grundbesitzer zuzuwenden, von Erfolg begleitet:
Bemerkenswert ist noch im Gross-Podeler Walde ein Epheustamm,
welcher wohl 12 m hoch an einer Erle emporgeklettert ist. Dieser nahezu
im nordöstlichsten Winkel von Hinterpommern beobachtete Fall beweist
wohl, dass, wenn in unseren Wäldern so selten hochgehender bez.
blühender Epheu angetroffen wird, dies nicht, wie es gewöhnlich
geschieht, durch das ungünstige Klima der norddeutschen Ebene, sondern
durch die seit mehr als einem Jahrhundert waltende rationelle Forst-
wirtschaft zu erklären ist, welche ein derartiges Heranwachsen dieses
epiphytischen Kletterstrauches verhindert.
Erwähnung verdient auch der am 2. September unter Führung
des Herrn Gastwirts Casper jun. (eines Vetters des so früh im fernen
Neu-Guinea der Wissenschaft entrissenen Franz Hellwig) besuchte
See von Saulin, in welchem, besonders an den Ufern der einen vor-
historischen Burgwall tragenden Insel Zobelia Dortmanna L. und Isoetes
lacustris L. reichlich vorkommen, wie an den meisten, in dem Grenz-
gebiet von Westpreussen und Pommern so zahlreichen Fundorten von
Litorella uniflora (L.) Aschers. begleitet. Am sandigen Seeufer beim
Dorfe Saulin fand Herr Graebner in Gesellschaft von Scirpus acieularis
L. und $. setaceus L. auch die in Hinterpommern bisher nur von der
1) Dieser Fundort ist in Garcke’s Flora von Deutschland seit der XIII. Auflage
(1878) aufgeführt; vermutlich rührt die Augabe von unserem früheren, im Nov. v. J.
verstorbenen verdienstvollen Miteliede, Seminar-Oberlehrer A. Doms in Köslin her.
LI
Bodliner Heide bei Stolp!) bekannt gewesene Pilularia globuhifera 1.
Dieser Fundort ist nur wenige km von der Grenze der Provinz West-
preussen entfernt, wo dieses Pteridophyt bisher ebenso wenig als in
Ostpreussen beobachtet wurde.
Die Eisenbahnstrecke von Lauenburg nach Danzig zieht sich längs
jenes merkwürdigen Thales hin, das gegenwärtig nach Westen von
der Leba, nach Osten von der Rheda entwässert, in der älteren Allu-
vialzeit einen Meeresarm darstellte, welcher die nördlich von demselben
langgestreckte Diluvialinsel zwischen Putzig und Leba von dem süd-
lichen Festlande trennte. Auf der der oben erwähnten Abhandlung
Keilhacks beigegebenen Uebersichtskarte ist durch das Colorit leicht
ersichtlich, dass, wie im Text S. 151 und 152 treffend bemerkt ist,
der einförmige Verlauf der Küstenlinie Hinterpommerns nur durch die
vorgelagerte Strandzone zu Stande kommt,?) welche die zahlreichen
Strandseen (von denen der nahezu am östlichsten gelegene Leba-See
bei Weitem der grösste ist), die sie umgebenden und verbindenden
Moore, von denen wieder das Leba-Moor die grösste Ausdehnung besitzt,
und die sie vom Meere trennenden Dünenbildungen und Nehrungen
umfasst. „Die einförmige völlig ungegliederte Küste Hinterpommerns
gewinnt ein ganz verändertes Ansehn, wenn wir alle diese Alluvial-
bildungen beseitigt und den Diluvialrand als Küstenlinie uns denken.
Dann sehen wir eine der mecklenburgischen und schleswigschen
ähnliche Küste mit vorgelagerten Inseln, flachen Buchten und An-
deutungen von Föhrden“ (Keilhack a. a. O. S. 152). Als die an-
sehnlichste dieser „Föhrden“ erscheint das Lebathal unterhalb der west-
lich von Lauenburg befindlichen rechtwinkligen Umbiegung, während der
ostwestlich verlaufende Teil des oben erwähnten Thales in dem fluss-
ähnlichen Parallelimus seiner Ufer an die Meerenge Gellen, welche
Rügen vom Festlande scheidet, erinnert. An seinem östlichen Ausgange
nach der Danziger Bucht teilt sich dies Thal in zwei Arme, die eine
ansehnliche Diluvialinsel, die Oxhöfter Kämpe, einschliessen. An der
Südostspitze dieser sowie auf der südlich davon gelegenen viel kleineren
Hoch-Redlau-Koliebkener Diluvialinsel befinden sich die bekanntesten
Fundorte der Aria suecica in Westpreussen.
1) Luerssen, Farnpflanzen S. 621.
2) Vgl die lehrreiche Abhandlung von F. W. Paul Lehmann, Das Küsten-
gebiet Hinterpommerns, Zeitschr. der Ges. für Erdkunde zu Berlin XIX (1884)
S. 352—404. Wie dieser Geograph $. 389 mitteilt, wird auf der ganzen 263 km
langen Küstenlinie von der Diwenow-Mündung bis Rixhöft nur auf einer Strecke von
zusammen 51 km das Diluvium vom Meere bespült; von dieser Diluvialküste gehören
östlich von Kolberg nur die Strecke von dort bis Sorenbohm und die Umgebung der
landschaftlich bemerkenswerten von Buchen gekrönten Korden bei Stolpmünde, dem
diluvialen Festlande an; die Streeken bei Rixhöft und Jershöft befinden sich auf
Diluvialinseln; gleichfalls an einer solchen Insel, der Horst-Rewahlschen, zwischen
D*
Lil
Ueber seine Reiseeindrücke in den beiden preussischen Provinzen
muss sich Vortragender kurz fassen, da er sich hier nur auf bekanntem
Terrain bewegte, und Oertlichkeiten besuchte, die von berufeneren Beob-
achtern oftmals ausführlich dargestellt sind.
Während des 6tägigen Aufenthalts in der westpreussischen Haupt-
stadt war Prof. Conwentz, von seinem Assistenten Herrn Dr. P. Kumm
aufs beste unterstützt, eifrig bemüht, uns den Aufenthalt so angenehm
und lehrreich als möglich zu machen. An den Ausflügen nach Oliva
nach der Westerplatte (wo die früher so ergiebige Ballastflora (vgl.
Abhandl. Bot. Ver. 1890 S. 134) jetzt so gut wie ganz verschwunden
ist, nach Plelinendorf und Neufähr beteiligten sich Herr Lehrer Lützow,
gegenwärtig wohl einer der besten Kenner der Flora Westpreussens,
unser aus Danzig gebürtiges Mitglied Herr Dr. Ross, der an der
Universität Palermo die deutsche Wissenschaft so ehrenvoll vertritt,
teilweise auch Herr Professor Luerssen, in dessen gastlichem Hause
in Königsberg wir später die freundlichste Aufnahme fanden.
Von Elbing aus konnten wir unter freundlicher Führung des
Herrn Hauptlehrers Kalmuss und Reetors a. D. Straube nur einen,
aber hoclı interessanten Ausflug machen, nach den Höhen von
Panklau und den Umgebungen von Kadienen. Die Elbinger Höhe
muss jedenfalls als die landschaftlich schönste Partie in beiden Pro-
vinzen, soweit wir sie kennen gelernt haben, bezeichnet werden. Der
Blick von den Bergen bei Panklau über die waldbedeckten Höhen
und tiefen Schluchten, mit der alten Stadt Tolkemit am Ufer der gelb-
lichen, ruhigen Wasserfläche des Frischen Haffs, jenseits deren die
weissen Sandberge der Nehrung und darüber hinaus die blauen Fluten
der Ostsee sichtbar werden, sucht an eigenartigem Reiz in ganz
Treptow und Kammin befindet sich das vom Vortragenden von Kolberg aus, leider
bei äusserst ungünstigem Wetter besuchte Steilufer von Hoff, auf welchem als oft
genanntes Wahrzeichen des fortschreitenden Abbruchs, die alte gothische Kirche,
schon seit 20 Jahren verlassen und durch eine neue ersetzt, immer noch aufrecht
steht. In den 10 Jahren die seit Lehmanns Besuch (vgl. S. 338) bereits verflossen
sind, hat der Verfall weitere Fortschritte gemacht. Dieser Beobachter fand noch
Vorräte von Heu und Stroh zwischen Kirchenstühlen aufgehäuft. Wir trafen die
leeren Umfassungsmauern einer dachlosen Ruine, deren nordwestliche Ecke schon
völlig unterspült in die Luft ragte. Das von Homann bei Hoff angegebene
Sisymbrium Loeseli L. haben wir nicht angetroffen. An den Steilufern von Hoff,
Rewahl und Horst ist Aippophaös rhamnoides L. besonders häufig, dessen Indigenat
an der Küste von Rügen, Hinterpommern und Samland dem Vortragenden nach
eigener Anschauung nicht zweifelhaft vorkommt, obwohl dieser Strauch in den Kol-
berger Strandanlagen (unmittelbar neben sicher ursprünglich einheimischen Exem-
plaren!) und anderwärts auch vielfach angepflanzt sein kann. Dass er sehr leicht
verwildert, haben wir im verflossenen Sommer mehrfach in der Provinz Brandenburg
constatiert; besonders reichlich bei Siede nördlich von Berlinchen; ein Anfang
zur Verwilderung ist auch in unserer Nähe unweit des Idstedter Löwen in der
Colonie Alsen bei Wannsee zu bemerken.
LIII
Norddeutschland seines Gleichen. Zum letzten Male bot uns hier
die Buche, unter deren Schatten die in der Ebene so seltene Zuzula
nemorosa (Pollich ex p.) E. Mey. gedeiht, ihr schützendes Dach. Wenige
km weiter nordöstlich hatten wir die wichtigste Vegetationslinie, die
pflanzengeographische Grenze zwischen Mittel- und Osteuropa über-
schritten und waren aus dem Gebiete der Rotbuche, die wie Grise-
bach treffend bemerkt „der vollkommenste Ausdruck für den klima-
tischen Einfluss des Seeklimas in Europa“ ist, in die „russische
Eichenzone“ übergetreten, welcher der grösste Teil der Provinz Ost-
preussen zuzurechnen ist.
Der Vergleich der Elbinger Landschaft mit den Steilufern und
Schluchten der samländischen Küste zwischen Neukuhren und Warnicken,
die wir wenige Tage später besuchten, zeigte, einen wie grossen Einfluss
der Charakterbaum der Laubwälder Mittel-Europas auf die Physiognomie
der Landschaft ausübt. Kein Baum ist wie dieser geeignet, den zu
srellen Eindruck eines wild bewegten Terrains durch seine weichen
Laubmassen zu mildern und so anscheinende Dissonanzen harmonisch
aufzulösen. Weder die Eiche, noch die Esche, noch die nahe Ver-
wandte der Rotbuche, die Hainbuche, welche alle an der samländischen
Küste vertreten sind, vermögen ihn in dieser Hinsicht zu ersetzen, und
so machte diese vielgerühmte Landschaft auf den Vortragenden ent-
schieden den Eindruck einer herben und etwas fremdartigen, mehr durch
grossartigen Ernst imponierenden als durch sanfte Lieblichkeit an-
ziehenden Natur.
Wir wurden auf diesem Ausfluge (12. Sept.) wie überhaupt auf
den Wanderungen in Ostpreussen, von unserm Mitgliede Herrn Dr.
J. Abromeit begleitet und in der liebenswürdigsten Weise mit den
botanischen Schätzen der besuchten Oertlichkeiten bekannt gemacht.
Hier war der botanisch anziehendste Punkt der seit Jahrzehnten als
Fundort von Nuphar pumilum (Timm) Sm., Bulliarda aquatica (L.)
DC. und anderen seltenen Pflanzen den Königsberger Botanikern wohl-
bekannte Mühlteieh in Rauschen. Dort gesammelte Exemplare dienten
unserem seligen Caspary als Material für seine classische Mono-
sraphie der letzt genannten Pflanze!)., Herr Graebner entdeckte
dort Sparganium neglectum Beeby, eine neuerdings unterschiedene
Pflanzenart, die bisher im nordöstlichen Deutschland noch nicht
gefunden war (vgl. unten S. LIX).
Nicht geringes Interesse boten auch die Umgebungen der Haupt-
stadt von Preussisch-Littauen, des am Ufer der Memel lang hin-
gestreckten Tilsit.
Unser früheres Mitglied, Herr Dr. Heidenreich, liess es sich
nicht nehmen, uns (15. Sept.) zu dem nächsten, am jenseitigen
!) Schriften. der Phys. Oek. Ges. Königsberg I. 1860, 8. 66—91, Taf. V, VII.
LIV
Ausgange der Eisenbahnbrücke befindlichen Fundorte von Uenolo-
phium Fischeri Koch zu geleiten. Durch das fast ausschliessliche')
und sehr häufige Vorkommen dieser nordosteuropäischen Umbellifere
ist bekanntlich das Ueberschwemmungsgebiet des nordöstlichsten
deutschen Hauptstromes ausgezeichnet. Vortragender hat bereits vor
einigen Jahren daran erinnert?), dass er vor etwa 35 Jahren, in
Gemeinschaft mit seinem damals in Berlin studierenden Freunde
C. Sanio, diese von den Botanikern Preussens bis dahin bald für
Peucedanum offieinale, bald für Sılaus pratensis gehaltene Pflanze zu-
erst richtig erkannt hat; es war ihm daher eine besondere Freude,
dieselbe nunmehr auch an ihrem natürlichen Standorte, wo sie auf
srasigem Boden wie im Gebüsche grosse Horste, ganz ähnlich wie die
erstgenannte Doldenpflanze der Eibwiesen bildet, kennen zu lernen.
Die Uebereinstimmung der Blattform mit Peucedanum wie mit Sılaus
ist freilich sehr gering, und die weisse Farbe der Blumenblätter, welche
auch jetzt noch an einzelnen nach der Mahd wieder in Blüte getretenen
Exemplaren constatiert werden konnte, hätte, falls bekannt, jeden
Gedanken an Idertität mit den beiden gelbblühenden Arten aus-
schliessen müssen. Von der Eisenbahnbrücke führte uns der Schuh-
macher Schönfeld, der ebenso hochbetagte botanische Gehülfe des
Herrn Dr. Heidenreich, nach dem einzigen Fundorte der Provinz,
wo Juncus balticus Willd. im Binnenlande beobachtet wurde. Bei
dieser Gelegenheit wurde von Herrn Graebner ein noch nicht bekannter
Bastard dieser Art mit J. efusus L. aufgefunden (vgl. unten
S. LIX), ausserdem noch Tragopogon floccosus W.K. in einzelnen
noch blühenden Spätlingen.
Den Glanzpunkt der ganzen Reise, in Bezug auf die beträcht-
liche Zahl der vom Vortragenden noch nicht lebend bez. am
Fundorte beobachteten Arten’), war der am Nachmittage desselben
Tages ausgeführte Ausflug nach dem Insterburger Stadtwalde,
eine Excursion, die Herr Apotheker Kuehn daselbst in der zweck-
mässigsten Weise vorbereitet, und bei der er den orts- und sach-
kundigsten Führer machte. Der schwere, durch häufige Regengüsse
aufgeweichte Boden der dortigen Landwege hätte ein Fortkommen zu
Fusse sehr erschwert, weshalb auch schon der bei den schon stark
abnehmenden Tagen notwendigen Zeitersparnis halber der bequeme,
am Bahnhof unserer harrende Wagen sehr willkommen war.
:) Das Vorkommen in der Nähe der Weichsel bei Thorn, wo diese Pflanze
1874 von dem leider im letzten Winter verstorbenen G. Froelich gesammelt
worden ist, konnte seitdem nicht wieder constatiert werden. Neuerdings hat unser
Mitglied M. Grütter sie auch an der Szeszuppa, dem bedeutendsten Nebenfluss, den
die Memel in Preussen aufnimmt, aufgefunden.
2) Abh. Bot. Ver. Brandenb. XXXII, 1890, S. 159.
3) Im Folgenden durch Sperrdruck ausgezeichnet.
LV
Zunächst wurde an der Chaussee nach Karlswalde am Garten des
ausgebauten Gutes Albertshof das in Ostpreussen so verbreitete, in West-
preussen nur früher einmal bei Stuhm gesammelte, neuerdings bei Marien-
werder von Herra v. Bünau aufgefundene @eum strictum Ait. ge-
sammelt, in Gesellschaft der auf dem Lehmboden Ostpreussens ver-
breiteten Veronica opaca Fr. und Lamium dissectum With.,; sodann an
den grösstenteils ausgetrockneten Stubbenteich Didens radiatus Thuill.
Im dichten Gebüsch am Waldrande zwischen mannichfachem
Laubholzgesträuch unfern von Fichtenbeständen mit untermischten
Eichen, Linden, Hainbuchen, Espen standen: Agrimonia pilosa Ledeb.,
Ranunculus cassubieus L. (Grundblätter), Asarum, Carex pilosa Scop.
Chaerophyllum aromaticum |.., Uentaurea phrygia L. (= Ü. austriaca
Willd.) Ganz eigenartig ist der Standort des vor mehr als einem
Vierteljahrhundert von Patze und Körnicke zuerst für die deutsche
Flora in dem wenige km westlicher gelegenen Löbenichtschen Hospital-
walde bei Wehlau entdeckten Grases Glyceria remota (Fors.)
Fr., dessen Blütenstände allerdings längst abgestorben waren, das
aber durch seine unterwärts fast stielrunden, oberseits stark zu-
sammengedrückten Laubtriebe (Abr.!) auch noch Mitte September recht
kenntlich ist. Er ist eine sumpfige Schonung, die noch im Frühjahr schwer
zu passieren, jetzt in Folge des dürren Sommers und wohl auch ge-
zogener Abzugsgräben leicht zugänglich geworden war. Die Begleit-
pflanzen gehörten teilweise einer Sumpfvegetation an: Stellaria Friesiana
Ser. (teilweise noch in Blüte), welche mit dichten, moosartigen Blatt-
massen grosse Strecken überzieht, /mpatiens Noli tangere L., Epilobium
obscurum Schreb., E. palustre L , Senecio paludosus L., Iris Pseudacorus L.,
Carex remota L , O. lava 1, ‚Ü. silvatica Huds., ©. Pseudocyperus L., Calama-
grostis lanceolata Rth., teilweise waren es Waldpflanzen, die sich sonst
meist an trockneren Stellen finden, wie Zprlobium montanum L., Chrysan-
themum inodorum L., Melampyrum nemorosum L., Carex pilosa Scop ,
Poa Chaizi Vill, Bromus asper Murr., Brachypodium silvaticum (Huds.)
R. et S., Triticum canınum L., Equisetum pratense Ehrh.
Zuletzt und schon bei einbrechender Dämmerung besuchten wir
dann noch den Fundort von Orobus Zuteus |. in einem Laubwalde
neben der Bahnstrecke unweit der Station Brödlauken, mit der gleichfalls
von Herrn Kuehn aufgefundenen im Eichwalder Walde bei Insterburg
bisher die einzige Fundstelle nicht nur in Ostpreussen, sondern überhaupt
im Deutschen Reiche ausserhalb der Alpen.
Agrimonia pilosa und Glyceria remota sind bisher noch nicht diesseit
der Buchengrenze gefunden; auch @eum strietum überschreitet dieselbe
nur wenig. Das Vorkommen von #Siellaria Friesiana scheint nach der
treffenden Bemerkung Abromeits an das der Fichte geknüpft.
Auf der Rückreise nahmen wir zuerst einen Aufenthalt in
Marienburg, um dem Hochmeisterschlosse einen kurzen Besuch ab-
LVI
zustatten. Herr Baurat Steinbrecht, welchen die seltene Ver-
einigung von archäologischem Wissen und künstlerischem Können wie
keinen Zweiten für die ebenso schwierige als dankbare Aufgabe be-
fähigen, den herrlichsten Profanbau des deutschen Mittelalters nach
Jahrhunderte langer Verwahrlosung und traurigster Verwüstung wieder
zur alten Pracht erstehen zu lassen, hatte die Güte, wie vor wenigen
Monaten, wo Vortr. ihn nach den Danziger Jubeltagen mit dem rühm-
lichst bekannten Kunstsammler Herrn L. Gietdzynski und seinem
verehrten Collegen Magnus heimsuchte, auch diesmal wieder in
liebenswürdigster Weise die Führung zu übernehmen. Wiederum
machte er auf eine beachtenswerte Schöpfung aufmerksam, welche
in erfreulicher Weise beweist, dass jener naive Schaffensdrang, dem
in den Bauhütten des Mittelalters die Ausgestaltung des ornamentalen
Details überlassen werden konnte, auch heut noch nicht erloschen ist,
ich meine die in Ziegelstein geschnittenen Eckblätter im oberen Kreuz-
gange des Hochschlosses, an denen Motive aus der einheimischen
Pflanzen- und Tierwelt in glücklichster Weise verwertet sind und zwar
in so getreuer Nachbildung der natürlichen Formen, dass man ohne
Mühe den Löwenzahn, das Veilchen, den grossen Wegerich u. a.
erkennt. Modelleur Kuhnd ist der Name des ebenso bescheidenen
als tüchtigen Künstlers, der diese ebenso eigenartige wie reizvolle
Arbeit geschaffen hat.
Die Eisenbahnstrecke von Marienburg nach Marienwerder führt
durch eine Landschaft, die von dem von uns durchreisten nörd-
lichen Ostpreussen aufs Wesentlichste verschieden ist. Während wir
dort fast nur schweren Lehmboden, dunkelgefärbtes fruchtbares
Ackerland, in den ab und zu eingestreuten Wäldern das Laubholz
und unter den Nadelbäumen die Fichte (Picea excelsa (Lk.) Lam)
überwiegen sahen, finden wir uns hier auf der das rechte Weichsel-
ufer begleitenden Hochfläche aufs lebhafteste an unsere märkische
Heimat erinnert. Wiederum erscheint die lichte Farbe des Sandbodens,
wieder besehatten uns die schirmförmigen Kronen der Kiefer und sehen
wir ihre Stämme in den Strahlen der sinkenden Sonne sich röten.
Vortr. ist zu der Ansicht gedrängt, dass, wenn auch die Grenze der
Buche wesentlich auf klimatische Ursachen zurückzuführen sein
dürfte, das Auftreten der Fichte, deren Grenze in der Ebene nahezu
mit der beider preussischen Provinzen zusammenfällt, mindestens
zu einem erheblichen Teile dadurch erklärt werden muss, dass auf
dem Lehm des nördlichen Ostpreussens ihr Gedeihen in demselben
Masse bevorzugt ist, wie auf dem Sande Westpreussens dasjenige
der Kiefer. Es würde dies völlig mit der von Grisebach!) eitierten
!) Vegetation der Erde I S. 136.
LVIl
Angabe von Blasius stimmen, dass im nördlichen Russland „die
thonreiche Niederung des Alten Rothen Sandsteins von Fichtenwäldern,
das sandige Hügelland des Diluvinms dagegen von Kiefernwäldern be-
deckt ist“. In dem umfassenden Werke über die „Geographische Ver-
breitung der Holzgewächse des Europ. Russlands und des Kaukasus“
von Fr. Th. Köppen findet sich (ll (1889) S. 450 —452) eine An-
gabe, die obige Nachricht insofern bestätigt, als nur auf trocknem, san-
digem oder steinigem Boden die Kiefer jene vortreffliche Beschaffenheit
des Holzes erreicht, die dies zu einem der geschätztesten Gegenstände
der Ausfuhr machen. Diese Form wird als „technische Varietät“ mit
dem ursprünglich finnischen Namen Könda bezeichnet, während in
Niederungen mit nassem, thonigem Boden die geringwerthige Mjanda !)
wächst. Jedenfalls verdient der genaue Verlauf dieser Grenzlinie,
der nach Abromeit?) noch keineswegs sicher feststeht, auch aus
diesem Gesichtspunkte untersucht zu werden. Soviel scheint gewiss,
dass in einem ziemlich schmalen Streifen längs der Grenze, aber
vorwiegend in Ostpreussen, Buche und Fichte nebeneinander als ur-
sprüngliche Waldbäume vorkommen. Für den einzigen unzweifel-
haften, ursprünglichen Fundort der Fichte in Westpreussen scheint
Abromeit die Elbinger Höhe bei Trunz gelten zu lassen, also gerade
das Gebiet, wo Prof. Conwentz jene durch säulenförmigen Wuchs
ausgezeichnete bemerkenswerte Form in einem Exemplar auffand,
über die er in den Sitzungen der Naturforschenden Gesellschaft in
Danzig am 2. Nov. 1892°) und unseres Vereins am 9. Februar 1893‘)
vorläufige Mitteilungen gemacht hat. Zu beachten bleibt auch der
Umstand, dass, worauf unser in der Versammlung anwesendes Mit-
glied, Herr F. Höck, den Vortr. aufmerksam machte, gerade im
westlichen Ostpreussen sich ein Gebiet beträchtlicher Regenhöhe
(mehr als 60 cm) befindet. Ob diese Regenmenge, die auch längs der
hinterpommerschen Küste und im nordwestlichen Deutschland beobachtet
wird, als Ursache des obenerwähnten Fehlens von Kiefernbegleitern
in der Nähe von Kolberg betrachtet werden darf, wäre noch näher
zu prüfen.
Von Marienwerder aus suchten wir am 18. Sept. unter gütiger
Führung des Herrn Oberlandesgerichtsrats von Bünau den im deutschen
Florengebiet ausser einem einzigen Fundorte im Kreise Neidenburg
Östpreussens zw. Kommusin und Försterei Terten’) und einigen in
1) Die von Köppen versuchte Parallelisirung mit den süddeutschen Local-
namen der Kiefer, Mändel- oder Mandl-, in Schlesien Mädelbaum möge auf
sich beruhen!
2) Schriften der Phys. Oek. Ges. Königsberg XXXIII, 1892 8. 164.
>) Danziger Zeitung No. 19819 vom 12. Nov. 1892. Abends.
+) Vossische Zeitung vom 16. Februar 1893. Morgen-Ausgabe.
) Vgl. Abh. Bot. Ver. 1890 S. 138.
LVUl
Böhmen nur am linken Weichselufer in der Nähe dieser Stadt vor-
kommenden Lathyrus pisiformis L. auf. Unterwegs bot sich auch
am westlichen Weichselufer bei Kurzebrack eine reichhaltige Alluvial-
tlora in und zwischen den im Ueberschwemmungsgebiet befindlichen
Weidengebüschen. Auf feuchtem Schlamm finden sich Zimosella und
Uyperus fuscus L., auf trocknem, sandigen oder grasigen Boden Arabis
arenosa (L.) Scop., Sisymbrium Sinapistrum Crtz., Sülene tatarica (L.)
Pers., Eryngium planum L., Petasites tomentosus (Ehrh.) DC., Xanthium
üalicum Mor. in ungeheurer Menge, desgl. Artemisia scoparia W.K.,
A. vulgaris L., Ohrysanthemum Tanacetum Karsch, Oentaurea rhenana
Bor., Carduus acanthoides L., Verbascum phlomoides L., Plantago ramosa
(Gil.) Aschers., Salsola Kali 1, Euphorbia Esula L., Calamagrostıs
Pseudophragmites (Hall. fil.) Aschers. (©. litorea DC.) heerdenweise,
Equisetum hiemale L. Von den Fundorten des Lathyrus hatte Herr
von Bünau denjenigen in der Münsterwalder Forst vor dem Dorfe
Klein-Krug als den am leichtesten zugänglichen gewählt. Hier wächst
diese seltene Pflanze reichlich in der Nähe der Chaussee, ja teilweise
am Strassendamme selbst. Sie war grösstenteils schon vertrocknet;
die wenigen frischen Laubtriebe zeigten teilweise so kleine und schmale
Stipeln, dass man ohne den Zusammenhang mit den älteren normalen
sie kaum dieser gerade durch die Grösse dieser Organe ausgezeichneten
Art zugeschrieben hätte. Die Chaussee führt am südlichen Abhange
eines jenseit des Dorfes Münsterwalde waldeinwärts sanft aufsteigenden
Thales entlang. Der Wald zeigt als Oberholz vorzugsweise Kiefern,
hie und da auch (sicher neuerdings angepflanzte) Fichten; das Unter-
holz besteht aber aus verschiedenartigen Laubgehölzen, u a. Tila
cordata Mill., Acer platanoides L., Euonymus europaea L.'), Viburnum
Opulus L., Daphne Mezereum L. Von den Staudengewächsen deuten
nur Öhimophila und Ramischia auf Nadelwald, von den übrigen:
Thalictrum aqulegifolium 1., T. minus L, Hepatica, Aconitum variegatum
L. (noch bl.), Oimieifuga foetida L. (der unangenehme Geruch geht
fast nur von den drüsig behaarten Früchten aus), Viola mirabilis L.,
Genista tinctoria L., Ooronilla varia L., Lathyrus vernus (L.) Bernh.,
L. niger (L.) Bernh., Rubus sawatilis L., Heracleum sibiricum L. (in
einer ziemlich schwach behaarten, sich der var. gdadrum Huth (FI. v.
Frankf. a. ©. S. 61) annähernden Form), Galium boreale L., Sohdago
Virga aurea L, Serratula tinetoria L., Campanula persicifolia L.,
Lamium Galeobdolon (L.) Crtz., Asarum, Mercurialis perennis .
Polygonatum ofhieinale All., Convallaria majalis L., Lilium Martagon L.,
Carex digitata L., Calamagrostis arundinacea (L.) Rth., Brachypodium
!) E. verrucosa Scop. beobachteten wir am Nachmittage im Liebethaler Gehölz
im schönsten Fruchtzustande. Der Farbencontrast der kohlschwarzen Samen mit
dem grellroten Samenmantel ist so frappant, dass dieser Strauch wohl eine häufigere
Anpflanzung in unsern Anlagen verdiente.
LIX
silvaticum (Huds.) R. et S., muss der grössere Teil als Charakter-
pflanzen des Laubwaldes gelten, so dass sich wohl annehmen lässt,
dass der Wald früher überwiegend oder ausschliesslich mit Laubholz
bestanden war. Vermutlich war er devastiert und durch Nachpflanzen
von Nadelholz verjüngt. Aehnliche Kiefernwälder mit überwiegend
aus Laubholz bestehendem Unterholz haben wir noch mehrfach auf
der Weiterfahrt von Marienwerder nach Graudenz wahrgenommen.
In der letzgenannten Stadt fanden wir ım gastlichen Hause des Nestors
der norddeutschen Botaniker, unseres Mitgliedes Herrn J. Scharlok,
freundlichste Aufnahme. Wir trafen dort ein anderes, gleichfalls
als eines der besten Kenner und eifrigsten Erforscher der preussischen
Flora bekanntes Vereinsmitglied, Herrn M. Grütter, unter dessen
gefälligen Führung wir dann am 20. Sept. von Klarheim (Prov. Posen)
aus dem Brzeziniec-See bei Gr. Wudzin besuchten, an dessen Ufern
der zu früh verstorbene Kühling bekanntlich 1862 Alisma parnassi-
folium L. entdeckte. Die genannte, in der Flora unserer Provinz, wie es
scheint, leider an sämtlichen Fundorten verschwundene Pflanze wurde
reichlich in ihrer Doppelgestalt mit fruchttragenden und mit den mit
Winterknospen besetzten Schäften angetroffen.
Dieser beim schönsten Wetter ausgeführte Ausflug bildete den
würdigen Abschluss der siebenwöchigen Reise. Vortr. verfehlt nicht,
den genannten Männern, deren freundlichem Entgegenkommen der Erfolg
derselben zu verdanken ist, seinen herzlichsten Dank abzustatten.
Herr P. Graebner legte zur Erläuterung des vorstehenden Vor-
trages zahlreiche getrocknete Pflanzen vor und knüpfte an verschiedene
derselben einige erläuternde Bemerkungen, so z. B. an den von ihm
am 15. Sept. v. J. in den Puszinen bei Tilsit ın Gesellschaft der Eltern
-aufgefundenen Bastard von Juncus balticus Willd. und J. efusus L.,
welcher von Herrn P. Ascherson und dem Vortr. in den Berichten der
D. Bot. Ges. XI. (1893) S. 524 ff. mit Abbildungen auf Tafel XXVI
unter den Namen J: scalovicus beschrieben worden ist. Ferner wurde
Sparganium neglectum Beeby von ihm am 12. September am Ufer des
Mühlteiches bei Rauschen im Samlande nördlich von Königsberg auf-
gefunden. Diese Art ist erst 1885!) von dem in Mitteleuropa ungleich
häufigeren Sp. erectum L. ex p. (Sp. ramosum Huds.) getrennt worden,
von dem sie sich dureh schlafferen Wuchs, die’ gelbliche Färbung,
welche Blätter und Früchte beim Trocknen annehmen, namentlich aber
durch die Form der letzteren unterscheidet. Bei Sp. erectum sind die
Früchte verkehrt pyramidal, am oberen Ende scharfkantig abgestutzt
und schliessen unterwärts lückenlos zusammen, so dass an der Aussen-
seite des Fruchtkopfes nur die gestutzte obere Fläche zu sehen ist.
Die Blätter und namentlich die Früchte werden beim Trockenen schwärz-
!) Beeby in Journ. of Bot. 1885 S. 26, 193 Taf. 285.
LX
lich olivengrün. Die Früchte des Sp. neglectum sind dagegen im Quer-
schnitt rund, nach der Spitze zu allmählich verschmälert und stehen
daher nicht wie bei 8p. erectum gleichsam festgemauert nebeneinander.
Op. neglectum ist im Mittelmeergebiet verbreiteter als die letzgenannte
Art, in Nord-Europa wurde es zuerst durch L. C. Neuman aus
Dänemark nachgewiesen und von demselben auch in Nord-Schleswig
aufgefunden. Herr P Ascherson gab es für Süd-Tirol (P. Magnus)
Istrien (Untchj) und Dalmatien (P. Ascherson) an.!) Im deutschen
Reiche ist indes, abgesehen von Nord-Schleswig, erst in diesem Sommer
eine grössere Verbreitung nachgewiesen worden. Herr M. Dürer
sammelte es bei Frankfurt a. M., Herr O. von Seemen bei Kassel,
Herr F. Wirtgen an mehreren Standorten in der Rheinprovinz, Herr
F. Buchenau bei Uelzen. Auch in der Berliner Flora ist diese
Pflanze bereits vor Jahren von Herrn P. Hennings gesammelt
worden, welcher kürzlich die Früchte derselben unter den in der
Sammlung des botanischen Museums aufbewahrten von ihm bei Wil-
mersdorf aufgenommenen Exemplaren erkannte.
Ferner besprach Herr P. Graebner gelegentliche Kleistogamie
von Gentiana Pneumonanthe L. (vgl. Abh. S. 148 ff.).
Herr E, Koehne erörterte darauf im Anschluss an die Bemer-
kungen des Herrn P. Ascherson über Aria suecica die scharfen
Merkmale, durch welche sich die vielfach noch nicht zur allgemeinen
Anerkennung gelangten Gattungen der Pomaceen unterscheiden. Die
anatomischen Eigenthümlichkeiten von Arıa suecica lassen nicht daran
zweifeln, dass sie eine reine Art und kein Bastard sei, wie vielfach
angenommen wird; doch würde die Fruchtbarkeit der Pflanze kein Be-
weis gegen ihre Bastardnatur sein, da die Pomaceenbastarde allgemein
sehr fruchtbar sind.
Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. Die Mehrzahl der Ver-
sammelten blieb noch einige Stunden in dem Local von Siechen in
der Behrenstrasse?) in angeregter Unterhaltung beisammen.
P. Ascherson. M. Gürke.
1) Oesterr. bot. Zeitschr. 1893 S. 11—14 und 44—47.
2) Die geselligen Zusammenkünfte der Berliner Mitglieder finden bis auf
Weiteres jeden Freitag Abend nach 3 Uhr bei Schultheiss, Behrenstrasse 49,
Ecke der Friedrichstrasse, 2 Treppen hoch, statt.
Anhang.
Taxus baccata L. in der Prignitz ?
(Vorgetragen in der Sitzung vom 12. Januar 1894.)
Die im vorigen Jahrgang an derselben Stelle (S. XL) angeregte
Angelegenheit hat sich inzwischen weiter entwickelt, aber zu einem
durchaus negativem Ergebnis geführt. In Folge meiner Mitteilung
sah sich ein für Dendrologie und speciell für Nadelhölzer lebhaft inter-
essierter Grossgrundbesitzer der dortigen Gegend, Graf Wilamowitz
auf Gadow, veranlasst, Nachforschungen nach dem Sachverhalt
anzustellen. Niemand konnte gewiss mit grösserer Aussicht
auf Erfolg die Sache in der Hand nehmen, als eine so hoch an-
gesehene Persönlichkeit, der ausserdem noch die Stavenower Forst
von zahlreichen Jagdausflügen wohl bekannt ist. Indes nicht nur
konnte kein Taxus gefunden werden, sondern es gelang auch nicht;
Kunde von früher vorhandenen Exemplaren zu erhalten. Die einzige
ungewöhnliche Holzart an dem bezeichneten Fundorte wird durch
zwei Bäume von Taxodium distichum vertreten, welche der jetzt
pensionierte Förster Karbe, der vor einem halben Jahrhundert nach
Stavenow kam, seiner Angabe nach 1851 gepflanzt hat und die nun
zu stattlichen Exemplaren herangewachsen sind. Eine Verwechselung
mit diesem ist indes selbstverständlich ausgeschlossen.
P. Ascherson.
Verzeichnis
der
für die Vereins-Bibliothek eingegangenen Drucksachen.
Vergl. Jahrg. XXXIV. S. LI.
Geschlossen am l, October 1893.
1. Periodische Schriften.
A. Europa.
Deutschland.
Bamberg. Naturforschende Gesellschaft. Berichte XV.
Berlin. Deutsche botanische Gesellschaft. Berichte IX. 1891.
— Königlich Preussische Akademie der Wissenschaften. Sitzungs-
berichte. 1892.
— Gesellschaft Naturforschender Freunde. Sitzungsberichte 1892,
— Deutsche Geologische Gesellschaft. Zeitschrift XLIV, Heft 3—4.
— Gesellschaft für Erdkunde. Zeitschrift. AXVU. Heft 35—6.
Verhandlungen. XIX. No. 6—10.
Bonn. Naturhistorischer Verein der preussischen Rheinlande, West-
falens und des Reg.-Bez. Osnabrück. XLIX.
Dresden. Naturwissenschaftliche Gesellschaft Isis. 1892.
Emden. Naturforschende Gesellschaft. 77. Jahresbericht.
Frankfurt .a.M. Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft. 1892.
Frankfurt a. 0. Naturwissenschaftlicher Verein des Reg.-Bez.
Frankfurt. Helios. X.
— Societatum Litterae, herausgeg. v. E. Huth. VI.
Freiburg i. B. Badischer botanischer Verein. Mitteilungen. No.
99—109,
— Naturforschende Gesellschaft. Berichte. V. VI.
Giessen. Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde.
XXIX.
Görlitz. Naturforschende Gesellschaft. Abhandlungen. XX.
LXII
Greifswald. Naturwissenschaftlicher Verein für Neu-Vorpommern
und Rügen. Mitteilungen. AXIV.
Halle a. S. Naturwissenschaftlicher Verein für Sachsen und Thüringen.
Zeitschrift für Naturwissenschaften. LXV. Heft 3-6.
Hamburg. Naturwissenschaftlicher Verein. Abhandlungen. Xll.
Heft 1.
Hannover. Naturhistorische Gesellschaft. Jahresberichte 40. 41.
Heidelberg. Naturhistorisch-medieinischer Verein. Verhandlungen.
Ne Heft 1,
Kiel. Naturwissenschaftlicher Verein für Schleswig-Holstein. Schriften-
= Heit:l.
Königsberg. Physikalisch - ökonomische Gesellschaft. Schriften.
AXRU.
Landshut. Botanischer Verein. Berichte. X1l.
Leipzig. Verein für Erdkunde. Mitteilungen. 1892.
Lüneburg. Naturwissenschaftlicher Verein. Jahreshefte. X.
Marburg. Gesellschaft zur Beförderung der gesamten Naturwissen-
schaften. Sitzungsberichte. 1892.
Mülhausen i. E. Industrielle Gesellschaft. Jahresberichte. IV. V.
München. Bayerische Botanische Gesellschaft. Berichte. 1.
Regensburg. Flora. Bd. 75. 76.
Schneeberg. Wissenschaftlicher Verein. Mitteilungen. Heft II.
Stuttgart. Verein für vaterländische Naturkunde in Württemberg.
Jahreshefte. XLIX.
Wernigerode. Naturwissenschaftlicher VereindesHarzes. Schriften. Vll.
Wiesbaden. Nassauischer Verein für Naturkunde XLV.
Würzburg. Physikalisch-medieinische Gesellschaft. Sitzungsbe-
richte. 1892.
Oesterreich-Ungarn.
Bistritz. Gewerbeschule. Jahresberichte. XV.
Brünn. Naturforschender Verein. Verhandlungen. XXX. Berichte
der Meteorologischen Commission. X.
Budapest. Kir. Magyar Termeszettudomanyi Tarsulat. XV.
Graz. Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark. Mitteilungen.
XXVIN. XXR.
Innsbruck. Zeitschrift des Ferdinandeum für Tirol und Vorarlberg.
XXXVIl XXXVl.
— Naturwissenschaftlich-medieinischer Verein. Berichte. XX.
Linz. Museum Franeisco-Carolinum. LI.
Prag. Lotos, Jahrbuch für Naturwissenschaften. XLI.
Reichenberg. Verein der Naturfreunde. Mitteilungen. XXIV.
Trieste. Societa adriatica di seienze naturali. Bollettino. XII.
Parte 1, 2.
LXIV
Wien. K. K. Naturhistorisches Hofmuseum. Annalen. VII, Heft 4;
VII, Heft 1—2.
— K. K. zoologisch-botanische Gesellschaft. Verhandlungen. XLI;
Heft 3—4; XLII, Heft 1—2.
— Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse. XXX1.
Schweiz.
Chambesy bei Genf. Bulletin de l’herbier Boissier. 1.
Frauenfeld. Thurgauische Naturforschende Gesellschaft. Mitteilungen X.
St. Gallen. Naturwissenschaftliche Gesellschaft. Berichte. 72.
Lausanne. Societe Vaudoise des seiences naturelles. Bulletin.
No. 108—112.
Zürich. Naturforschende Gesellschaft. Vierteljahrsschrift. XXXVL.
Heft 1—4.
— Schweizerische botanische Gesellschaft. Berichte I—II].
Italien.
Firenze. Nuovo giornale botanico italiano. XXV.
— Societa botaniea italiana. Bulletino 1893. No. 1-7.
' Napoli. Accademia delle scienze fisiche e matematiche. Serie 2a,
Vol. VI, Fase. 7—12.
— Societa di naturalisti. Bollettino. VI.
Pisa. Societa toscana di scienze natural. Memorie Xll.
Roma. Reale accademia dei Lincei. Rendiconti. Serie V.. Vol. 1.
Sem. II. Fase. 6—12.
— Istituto botanico. Annuario.. V. Fase. 2.
Portugal.
Coimbra. Sociedade Broteriana. Boletim. IX, fase.4; X, fase. 1-3.
Frankreich.
Besancon. Societe d’emulation du Doubs. Memoires VI.
Bordeaux. Societe Linneenne. Actes. XLIV.
Cherbourg. Societe nationale des sciences naturelles et mathe-
matiques. Memoires. XAXVIl.
Lyon. Societe botanique. Bulletin trimestriel. X. Annales XV.
Niederlande.
Amsterdam. Koninklijke Akademie van Wetenschappen. Verslagen
en Mededeelingen. IX.
Leiden. Nederlandsch Kruidkundig Archief. Deel VI. Stuk 2.
Dänemark.
Kjöbenhavn. Naturhistoriske Forening. Videnskabelige Meddelelser,
1892.
LXV
Norwegen.
Bergen. Bergens Museum Aarsberetning 1891.
Schweden.
Lund. Botaniska Notiser. 1893.
Russland.
Helsingsfors. Societas pro Fauna et Flora Fennica. Meddelanden.
XVl. XVlÜl. Acta. VI.
Moskau. Societe imperiale des Naturalistes. Bulletin. 1892, II—IV.
Odessa. Neurussische Gesellschaft der Naturforscher. Verhand-
lungen. XVII, Pars. 2—4.
Riga. Naturforscher- Verein. Korrespondenzblatt. XXXV.
B. Asien.
Yokohama. Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ost-
asiens. Mitteilungen. Heft 49—50.
C. Australien.
Wellington. New Zealand Institute. Transactions and Procee-
dings. XAXV.
D. Amerika.
Vereinigte Staaten von Nordamerika.
Boston. Society of Natural History. Proceedings AXV. Heft 3—4.
— American Academy of Arts and Sciences. Proceedings. XXVl.
XV.
Chapel Hill. Elisha Mitchell Seientifie Society. Journal IX.
Cineinnati. Society of Natural History. Journal. XV. Heft 1-4.
Philadelphia. Academy of Natural Sciences. Proceedings 1892.
Part. N—IN.
— American Philosophical Society. XXX. No. 139.
Salem. American Association for the Advancement of Science. Pro-
ceedings. XL. XLI.
St. Louis. Academy of Seience. Transactions. V1. No.1.
— The Missouri Botanical Garden. IV.
11. Selbstständig erschienene Schriften, Separat-
Abdrücke aus Zeitschriften etc.
Conwentz, H. Die Eibe in Westpreussen, ein aussterbender Wald-
baum. Danzig 1892. 4°.
LXVI
Freyn, J. Die in Tirol und Vorarlberg vorkommenden Arten der
Gattungen Oxygraphis, Ranunculus und Ficaria.
— Plantae novae orientales. 1.
— Litteratur und neue Zugänge zur Flora des österreichischen
Küstenlandes im Jahre 1891.
v. Klinggräff, H. Die Leber- und Laubmoose West- und Ost-
preussens. Danzig 1893. (Geschenk des Westpr. bot.-zool. Vereins).
Le Jolis, A. Les genres d’hepatiques de S. F. Gray. Paris 189
Magnus, P. Ueber das monströse Auftreten von Blättern und Blatt-
büscheln an Cueurbitaceenfrüchten.
— Ueber die Membran der Oosporen von Uystopus Tragopogonis Pers.
— Frucht von Amygdalus persica fol. purpureis.
-— Mykologische Miscellen.
Parmentier, P. Histologie comparee des fibenacdes, dans ses
rapports avec la morphologie et l’histoire genealogique de ces
plantes. Paris 1892.
Philippi, F. Die Pilze Chiles, soweit dieselben als Nahrungsmittel
gebraucht werden. (Geschenk von Prof. Magnus.)
Potonie@, H. Ueber die „Räthselfrucht“ (Paradoxocarpus carinatus
Nehr.) aus dem diluvialen Torflager von Klinge bei Kottbus.
Winkelmann, J. Nekrolog von Carl Seehaus.
— Die Moosflora der Umgegend von Stettin.
Die vorstehenden Schriften sind, soweit nicht anders erwähnt, Ge-
schenke der Herren Verfasser.
Verzeichnis der Mitglieder
des
Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg.
20. Januar 1894.
Vorstand für 1893-1394.
Sehumann, Prof. Dr. K., Vorsitzender.
Koehne, Prof. Dr. E., Erster Stellvertreter.
Wittmaeck, Geh. Regierungsrat Prof. Dr. L., Zweiter Stellvertreter.
Ascherson, Prof. Dr. P., Schriftführer.
Beyer, Oberlehrer R., Erster Stellvertreter.
Gürke, Custos Dr. M., Zweiter Stellvertreter und Bibliothekar.
Retzdorff, Provinzial-Steuer-Sekretär, W., Kassenführer.
Aussehuss für 1893—1894.
Engler, Geheimer Regierungsrat Prof. Dr. A.
Garcke, Prof. Dr. A.
Hennings, Custos P.
Magnus, Prof. Dr. P.
Schwendener, Geheimer Regierungsrat Prof. Dr. S.
Urban, Prof. Dr. 1.
I. Ehrenmitglieder.
Babington, Dr. Ch. Cardale, Prof. der Botanik und Direktor des
Botanischen Gartens in Cambridge (England), Brookside 5.
Baillon, Dr. Henri, Prof. der Naturgeschichte an der medicinischen
Facultät in Paris, Rue Cuvier 12.
Castracane degli Antelminelli, Abbate Graf Francesco, in Rom,
Piazza della Copella 50 (im Sommer Fano, Marche).
Celakovsky, Dr. Ladislav, Prof. der Botanik an der Böhmischen
Universität in Prag, Katharinagasse 36.
Cohn, Dr. Ferdinand, Geh. Reg.-Rat, Prof. der Botanik a. d. Uni-
versität in Breslau, Schweidnitzer, Stadtgraben 20.
E*
LXVII
Crepin, Francois, Direetor des Botanischen Gartens in Brüssel, Rue
de l’Association 31.
Focke, Dr. W. O., Arzt in Bremen, Steinernes Kreuz 2a.
von Heldreich, Prof. Dr. Th., Direktor des Bot. Gärtens in Athen.
Kerner, Dr. Anton, Ritter von Marilaun, K. K. Hofrat, Prof. der
Botanik und Direktor des Botanischen Gartens und Botanischen
Museums der K. K. Universität in Wien, Rennweg 14.
Krug, Prof. L., Consul a. D., Gross-Lichterfelde, Marienplatz.
Lange, Dr. J., em. Prof. d. Botanik und Direktor des Botanischen
Gartens der Landwirtschaftlichen Akademie in Kopenhagen, Thor-
valdsens Vei 5. |
von Müller, Baron Dr. Ferd., Government’s Botanist in Melbourne
(Australien).
Müller, Dr. Fr., Blumenau in Brasilien.
Peck, Dr. Reinhard, Direktor des Museums der Naturforschenden
Gesellschaft in Görlitz.
Schweinfurth, Prof. Dr. G. in Berlin W., Potsdamerstr. 75a.
Virchow, Dr. R., Geh. Medieinalrat und Prof. an der Universität in
Berlin W., Schellingstr. 10.
Willkomm, Dr. M., Kais. russ. Staatsrat, Prof. em. in Prag-Wein-
berge, Smetanka 8.
Il. Correspondierende Mitglieder.
Arcangeli, Dr. G., Professor der Botanik und Direktor des Botanischen
Gartens in Pisa.
Barbey, W., in Valleyres bei Orbe, Canton Waadt und in La Pierriere
bei Chambesy, Genf.
Blytt, Dr. A., Prof. der Botanik in Christiania.
Bornet, Dr. E., Membre de /’Institut in Paris, Quai de la Tournelle 27.
Caruel, Dr. T., Prof. der Botanik und Direktor des Botanischen
Museums und Gartens in Florenz.
Christ, Dr. jur. H., in Basel, St. Jacobstr. 5.
Conwentz, Prof. Dr. H., Direktor des Westpreussischen Provinzial-
Museums in Danzig, Weidengasse 21.
Freyn,J.,Fürstl.Colloredo’scher Baurati.Prag-Smichow, Jungmannstr.3.
Gibelli, Dr. G., Prof. der Botanik und Direktor des Botanischen
Gartens in Turin.
Griewank, Dr. G., Grossherzogl. Medicinalrat in Bützow (Meklen-
burg-Schwerin).
Grunow, A., Chemiker in Berndorf (Station Leobersdorf in Nieder-
Oesterreich).
Hackel, E, Prof. am Gymnasium in St. Pölten (Nieder-Oesterreich).
LAIX
Jäggi, J., Professor hon.’am Eidgen. Polytechnikum, Direktor des
Botanischen Museums in Zürich.
Kanitz, Dr. A, Professor der Botanik und Direktor des Botanischen
Gartens in Klausenburg.
Levier, Dr. E, Arzt in Florenz, Borgo S. Frediano 16
Limpricht, G., Lehrer in Breslau, Palmstr. 21.
Lloyd, J., in Nantes, Rue Francois Bruneau 15.
Mac Leod, Dr. J., Professor der Botanik, Direktor des Botanischen
Gartens in Gent.
Nathorst, Prof. Dr. A. G, Mitglied der Akademie, Direktor des
phytopaläontologischen Museums in Stockholm.
Noeldeke, Dr. K., Ober-Appellationsrat a. D. in Celle.
Oudemans, Dr. C. A. J. A, Professor der Botanik und Direktor des
Botanischen Gartens in Amsterdam.
Penzig, Dr. O., Professor der Botanik und Direktor des Botanischen
Gartens in Genua, Corso Dogali 43.
Pirotta, Dr. R., Professor der Botanik und Direktor des Botanischen
Gartens in Rom.
Rehm, Dr. H., Geh. Medicinalrat in Regensburg.
Rostrup, E, Docent an der landwirtschaftlichen Akademie in Kopen-
hagen, Forhaabningsholms Allee 7, V.
Schmalhausen, Dr. J., Professor der Botanik in Kiew.
Schroeter, Professor Dr. J., Oberstabs- und Regimentsarzt in Breslau,
Kohlenstrasse 12.
Suringar, Dr. W. F. R., Professor der Botanik und Direktor des
Botanischen Gartens in Leyden.
Terracciano, Dr. N., Direktor des Königl. Gartens zu Caserta, Italien.
Voss, Dr. W., Professor an der K. K. Ober-Realschule in Laibach.
Warming, Dr. E, Professor der Botanik und Direktor des Botanischen
Gartens in Kopenhagen, Gothersgade 1353.
Wittrock, Dr. V. B, Professor der Botanik, Direktor des Natur-
historischen Reichsmuseums in Stockholm.
Ill. Ordentliche Mitglieder.
Die Namen der lebenslänglichen Mitglieder — vergl. $S 6 der Statuten — sind
fett gedruckt.)
Abromeit, Dr. J., Assistent am Botanischen Garten in Königsberg
i. Pr., Oberlaak 11.
Achilles, M., Buchhändler in Hildburghausen, Kessebring’sche Hof-
Buchhandlung.
Altmann, Dr. P., Oberlehrer in Wriezen a. O.
Andree, A., Apothekenbesitzer in Hannover, Breitestr. 1.
Areschoug, Dr. F. W. C., Professor der Botanik und Direktor des
Botanischen Gartens in Lund (Schweden).
LXX
Arndt, A., Lehrer an der Elisabethschule in Berlin S.W., Bernburger-
strasse 25.
Ascherson,_E., p. Adr..Naylor, Benzon and Cp. in London 20, Ab-
church Lane.
Ascherson, Dr. F., Professor, Bibliothekar und Erster Custos an
der Universitäts-Bibliothek in Berlin S.W., Hornstr. 13.
Ascherson, Dr. P., Professor der Botanik an der Universität in
Berlin W., Bülowstr. 51.
Baade, F., Seminarlehrer in Neuruppin.
Baenitz, Dr. K., in Breslau, Grosse Fürstenstr. 22.
Barn@witz, A., Oberlehrer am Saldern’schen Realgymnasium in
Brandenburg a. H., Kleine Gartenstr. 18.
Bartke, R., Oberlehrer in Spandau, Neuendorferstr. 95.
Beckmann, K., Apothekenbesitzer in Hannover, Eichstr. 2Ib.
Behrendsen, Dr. W., Arzt in Berlin W., Neue Maassenstr. 53, Il.
Berkhout, A. H., Forstmeister in Java, z. Z. in Holland.
Bernard, Dr. A., Apothekenbesitzer in Berlin C., Kurstr. 34/35.
Beyer R., Oberlehrer in Berlin SO., Admiralstr. 37.
Boas W., Lehrer in Neu-Weissensee bei Berlin, Rölkestr. 133
Boeckeler, O, Apotheker in Varel (Oldenburg).
Bohnstedt, Dr. E., Professor am Gymnasium in Luckau.
Bolle, Dr. K., in Berlin W., Leipzigerplatz 14.
Born, Dr. A., Oberlehrer zu Berlin, in Rixdorf, Hobrechtstr. 7.
Brehmer, Dr. W., Senator in Lübeck.
Brenning, M., Arzt in Berlin N., Invalidenstr. 33.
Broeske, cand. med. vet. in Berlin N., Tieckstr. 16, 11.
Buchenau, Dr. F., Professor und Direktor der Realschule am
Doventhor in Bremen, Contrescarpe 174.
Buchholz, H., Kantor a. D., in Eberswalde, Kirchstr. 13.
Buchwald, J., Dd. phil. in Berlin NO., Weinstr. 9, 11.
Bünger, Dr. E., Oberlehrer in Wittstock.
Büttner, Dr. R., Oberlehrer an der 6. Realschule in Berlin, Blücher-
strasse 16, Ill.
Busch, A., Lehrer in Lieberose.
Gallier, A., Apotheker in Breslau, Moltkestr. 11.
Gerulli-Irelli, Dr. G. in Teramo, Italien.
Charton, D., Kaufmann, in Berlin W., Pallasstr. 17, Il.
Cohn, Dr. J., in Leipzig, Nürnbergerstr. 43.
Collin, Dr. A., Assistent am Museum für Naturkunde in Berlin N.
Novalisstr. 3. 11.
Conrad, W., Lehrer in Berlin N., Kastanien Allee 38.
Correns, Dr. K., Privatdocent an der Universität in Tübingen.
Dammer, Dr. U, Custos am Königl. Botanischen Garten in Berlin,
in Friedenau, Wielandstr. 31.
LXXI
Demmler, A., Kunst- und Handelsgärtner in Friedrichsfelde bei Berlin.
Diels, L., stud. rer. nat. in Berlin W., Magdeburgerstr. 20.
Dinklage, M., Leiter der Woermann’schen Plantagen an den Ebea-
Fällen, Kamerungebiet, West-Afrika.
Dubian, R., Zeugfeldwebel in Brandenburg a. H., Harlunger Str. 341.
Dufft, C., Hofapotheker in Rudolstadt, Neumarkt 4.
Ebeling, W., Lehrer in Magdeburg, Wilhelmstr. 12.
Eckler, G., Professor an der Königl. Turnlehrer-Anstalt in Berlin
S.W., Friedrichstr. 7.
Egeling, G., in Beaumont, Texas.
Eggers, E., Verlagsbuchhändler in Berlin W., Karlsbad 15.
Eggers, H., Lehrer in Eisleben.
Engler, Dr. A., Geheimer Regierungsrat, Professor der Botanik an
der Universität, Direktor des Botanischen Gartens und Museums,
Mitglied der Königl. Akademie der Wissenschaften in Berlin W.,
Motzstr. 89.
Erichsen, F., Lehrer in Hamburg, St. Pauli, Carolinenstr. 29, 11.
Fiek, E., Amtsvorsteher in Kunnersdorf bei Hirschberg (Schlesien).
Fintelmann, A., Städtischer Garteninspektor in Berlin, Humboldtshain.
Forkert, P., stud. rer. nat. in Berlin W., Magdeburgerstr. 12, 11.
Frank, Dr. A. B., Professor der Pflanzenphysiologie und Direktor des
Pflanzenphysiologischen Instituts der Königl. Landwirtschaftlichen
Hochschule in Berlin N.W., Turmstr. 3.
Frenzel, W., Rektor in Halle a. S., Magdeburgerstr. 36.
Freschke, W., Schlossgärtner in Lübbenau.
Freund, Dr. G., in Berlin N.W., Unter den Linden 69.
Friedrich, Assessor in Berlin N.O., Neue Königstr. 36, 11.
Fritze, R., Gutsbesitzer auf Rydultau bei Rybnik.
Gallee, H., Lehrer in Berlin O., Memelerstr. 44.
Garcke, Dr. A., Professor der Botanik an der Universität und Erster
Custos am Königl. Botanischen Museum in Berlin SW., Gneisenau-
strasse 20.
Geheeb, A, Apotheker in Geisa, Sachsen-Weimar-Eisenach.
Gehrke, Dr. O., Lehrer in Berlin N., Hochmeister Str. 16d, 1.
Geisenheyner, L., Oberlehrer in Kreuznach.
Gerber, E, in Buckau bei Ziesar.
Gerndt, Dr. L., Oberlehrer an der Realschule in Zwickau, Römerstr.
Gilg, Dr. E., Assistent am Kgl. Botanischen Garten zu Berlin W.,
Grunewaldstr. 6—7.
Graebner, P., stud. rer. nat. in Berlin S.W., Tempelhofer-Ufer 22, 11.
Graef, Dr., Apotheker in Steglitz bei Berlin, Birkbuschstr.
Grimme, A., Schlachthofinspektor in Fisenach.
Grütter, M., Lehrer in Luschkowko bei Prust, Kreis Schwetz.
LAXI
Gürke, Dr. M., Custos am Königl. Botanischen Museum zu Berlin, in
Schöneberg, Kaiser- Wilhelmplatz 5.
Haase, A., Forsteandidat in Hannöv. Münden, Wall 75h.
Hagedorn-Götz, M., Apothekenbesitzer in Lübben N.-L.
Harms, Dr. H., in Berlin S.W., Teltowerstr. 22.
Hartwich, Dr. K., Professor am Polytechnikum in Zürich.
Haussknecht, K., Professor in Weimar.
Hechel, W., in Friedrichroda.
Heideprim, P., Oberlehrer in Frankfurt a. M., Rhönstr. 51.
Heine, E., Schulamtskandidat in Berlin, Barnimstr. 39a, 11.
Hennings, P., Custos am Königl. Botanischen Garten zu Berlin, in
Schöneberg bei Berlin, Grunewaldstr. 113.
Herz, R., stud. phil. in Berlin S.W., Neuenburgerstr. 34.
Heyfelder, H., Verlagsbuchhändler in Berlin S.W., Schönebergerstr. 26.
Hieronymus, Dr. G., Professor, Custos am Königl. Botanischen
Museum zu Berlin, in Schöneberg, Hauptstr. 141.
Hildmann, H., Gärtnereibesitzer in Birkenwerder bei Oranienburg.
Hinneberg, Dr. P., Apothekenbesitzer in Altona, Schulterblatt 135.
Hirsch, Dr. W., Apothekenbesitzer in Berlin W., Leipzigerstr. 93.
Hitze, Dr., prakt. Arzt in Zehden, R-B. Frankfurt a. O.
Höck, Dr. F., Oberlehrer in Luckenwalde, Mühlenweg 3.
Hoffmann, Dr. F., Oberlehrer in Berlin N.W., Bremerstr. 46.
Hoffmann, Dr. O., Oberlehrer in Berlin-Südend, Bahnstr.
Holler, Dr A., Königl. Bezirksarzt in Memmingen (Bayern).
Holtz, L, Assistent am Botanischen Museum in Greifswald, Wilhelm-
strasse 6.
Huth, Dr. E., Professor am Realgymnasium in Frankfurt a. O.,
Berlinerstr. 41.
Jaap, O., Lehrer in Hamburg-Hohenfelde, Elisenstr. 17.
Jacobasch, E, Lehrer in Berlin, in Friedenau, Wielandstr. 27.
Jacobsthal, H., cand. med. in Charlottenburg, Marchstr. 7£.
Jacobsthal, J. E., Professor an der technischen Hochschule in
Charlottenburg, Marchstr. 7£.
Jäne, W., Apotheker in Landsberg a. W., Richtstr. 57.
Jahn, E., cand. phil. in Berlin N., Chausseestr. 2d.
Jentsch, Dr. P., Sanitätsrat in Grabow a. O.
Kärnbach, L., z. Z., in Deutsch-Neu-Guinea, pr. Adr. Stadtrat Fr.
Meubrink, Berlin W., Bendlerstr. 41.
Keiling, A., Lehrer an den Königl. Maschinenbauschulen in Dort-
mund, Bremerstr. 7.
Kinzel, Dr. W., Chemiker in Berlin N., Müllerstr. 179a, 1.
Kirchner, G. A., Rentner in Berlin S., Sebastianstr. 80, I.
Klatt, H., Kaufmann in Friedrichshagen, Lindenallee 7a.
LXXIN
Knuth, Dr. P., Oberlehrer an der Oberrealschule in Kiel, Lornsen-
strasse 52.
Kny, Dr. L., Professor der Botanik, Direktor des Pflanzenphysio-
logischen Institutes der Universität und des Botanischen Institutes
der Königl. Landwirthschaftlichen Hochschule zu Berlin, in Wilmers-
dorf bei Berlin, Kaiser-Allee 92 - 93.
Koehne, Dr. E., Professor am Falk-Realgymnasium in Berlin, Re-
dakteur des „Botanischen Jahresberichts“, in Friedenau bei Berlin,
Kirchstr. 5.
Königsberger, A., Apotheker in Berlin W., Blumeshof 9.
Köplitz, A., Lehrer in Melsungen bei Cassel, per Adr. Herrn
Dr. Armbrust.
Kolkwitz, R., stud. phil. in Berlin C., Alte Schützenstr. 10.
Kränzlin, Dr. F., Professor am Gymnasium zum Grauen Kloster
in Berlin, in Gross-Lichterfelde, Promenadenstr. 9.
Kramer, O., Partikulier in Berlin SW., Dessauerstr. 31, II.
Krause, Dr. Arthur, Professor an der Luisenstädtischen Oberreal-
schule in Berlin S.O., Adalbertstr. 77.
Krause, Dr. Ernst H. L., Stabs- und Bataillonsarzt im Rhein. Jäger-
Bataillon No. 8 in Schlettstadt (Elsass).
Krebs, E., Oberfeuerwerker, Schiessplatz Cummersdorf bei Berlin.
Krumbholtz, F., Apothekenbesitzer in Potsdam, Nauenerstr. 20.
Kuckuck, Dr. P., an der Biologischen Anstalt auf Helgoland.
Kuegler Dr., Marine-Oberstabsarzt a. D. in Berlin W., Lützowstr. 6.
Kuhn, Professor Dr. M., in Friedenau bei Berlin, Fregestr 68.
Kunow, G. Tierarzt in Freienwalde a. O.
Kuntze, Dr. O., in Friedenau bei Berlin, Niedstr. 18.
Kurtz, Dr. F., Professor der Botanik an der Universität in Cordoba
(Argentinien).
Laubert, Prof. Dr., Direktor des Realgymnasiums in Frankfurt a. O.
Lauche, R, Garteninspektor in Muskau.
Laue, A., in Berlin, Kanonierstr. 42.
Lehmann G., Lehrer am Joachimsthal’schen Gymnasium in Berlin W.
Leidolt, F., Apothekenbesitzer in Belzig.
Leimbach, Prof. Dr. G, Direktor der Realschule, Redakteur der
„Deutschen Botanischen Monatsschrift“ in Arnstadt.
Lieder, R., Oberlehrer in Schwedt a. O.
Lietzmann, Dr. E., Oberlehrer in Berlin N., Hessischestr. 7.
Lindau, Dr. G., Hülfsarbeiter am Königl. Botanischen Museum zu
Berlin W., Grunewaldstr. 6—7.
Lindemuth, H., Königl. Garteninspektor und Docent an der Land-
wirtschaftlichen Hochschule in Berlin N.W., Universitätsgarten.
Loesener, Dr. Th., in Schöneberg, Erdmannstr. 3.
Loeske, L., Redakteur in Berlin N.O., Neue Königstr. 51.
LXXIV
Loew, Dr. E., Professor am Königl. Realgymnasium in Berlin S.W.,
Grossbeerenstr. 1.
Ludwig, Dr. F., Professor am'Gymnasium in Greiz, Leonhardsberg 62.
Lüddecke, G., Oberlehrer in Krossen a. O.
Luerssen, Dr. Chr., Professor der Botanik an der Universität und
Direktor des Botanischen Gartens in Königsberg i. Pr., Butterberg 2.
Maass, G., Societäts-Sekretär in Altenhausen bei Erxleben, Kreis
Neuhaldensleben.
Magnus, Dr. P., Professor der Botanik an der Universität in Berlin
W., Blumeshof 15.
Mantin, G., in Paris, Quai de Billy 54 und Olivet, Loiret.
Marloth, Dr. R., in. Capstadt, Burg-Street 49.
Matthias, E, cand. phil. in Berlin N.W., Werftstr. 11.
Matz, Dr. A, Stabs- und Bataillons-Arzt bei dem Garde-Schützen-
Bataillon, Steglitz, Bergstr. 13.
Matzdorff, Dr. K., Oberlehrer in Berlin N., Müllerstr. 163a.
Meyn, W. A, Lithograph in Berlin S., Wasserthorstr. 46.
Meyerholz, F., Pharmaceut in Keula (Schwarzburg-Sondershausen).
Mez, Dr. K., Privatdocent an der Universität zu Breslau, Monhaupt-
strasse 6.
Migula, Dr. W., Professor in Karlsruhe i. B., Karl-Wilhelmstr. 12.
Mittmann, Dr. R, in Berlin N., Gartenstr. 176.
Moewes, Dr. F., in Berlin S.W., Teltowerstr. 56.
Möllendorf, H., Apotheker in Stettin, Hohenzollernstr. 15.
von Möllendorff, Dr. O., Kais. deutscher Konsul in Manila.
Müller, Dr. K., Privatdocent und Assistent am Pflanzenphysiologischen
Institut an derLandwirtschaftlichen Hochschule, Sekretär der Deut-
schen botanischen Gesellschaft in Berlin N., Eberswalderstr. 29, Ill.
Müller, O., Verlagsbuchhändler in Berlin W., Köthenerstr. 44 (Woh- _
nung: Tempelhof, Blumenthalstr. 1).
Müller, R., Apotheker in Berlin S., Gneisenaustr. 107, 1.
Müller, Dr. T., Oberlehrer in Berlin N.W., Philippstr. 13a, 1.
Neubauer, E, Lehrer in Oranienburg, Berlinerstr. 54.
Neumann, Dr. E., Oberlehrer in Neuruppin.
Niedenzu, Dr. F., Professor am Lyceum Hosianum in Braunsberg.
Norman, A., in Berlin N.W., Klopstockstr. 36.
Oder, G., Banquier in Berlin W., Linkstr. 40.
Orth, Dr. A., Geh. Regierungsrat, Professor an der landwirtschaft-
lichen Hochschule und Direktor des Agronomisch-Pedologischen
Institutes in Berlin W., Wilhelmstr. 43, Il.
Osterwald, K., Oberlehrer in Berlin N W., Rathenowerstr. 96.
Paalzow, W., emer. Oberpfarrer in Stettin, König Albert Str. 3e.
Paeske, F., Rittergutsbesitzer auf Conraden bei Reetz, Kr. Arnswalde.
LXXV
Pax, Dr. F., Professor der Botanik und Direktor des Botanischen
Gartens zu Breslau.
Pazschke, Dr. O., Fabrikbesitzer in Leipzig-Reudnitz, Heinrich-
strasse 20.
Perring, W., Inspektor des Königl. Botanischen Gartens in Berlin
W., Potsdamerstr. 75.
Petri, Dr. F., Professor am Luisenstädtischen Realgymnasium in
Berlin so, Köpnickerstr. 22a.
Pfuhl, Dr. Pr, Professor am Marien-Gymnasium in Posen, Unter-
mühlenstr. 5.
Philipp, R., in Berlin SO., Manteuffelstr. 113.
Potonie, Dr. H., Docent für Pflanzenpaläontologie an der Königl.
Bergakademie und Geologe an der Königl. geologischen Landes-
anstalt zu Berlin NW., Invalidenstr. 41.
Prager, E., Lehrer in Berlin N., Chorinerstr. 65a.
Prahl, Dr. P., Ober-Stabs- und Regimentsarzt des Grossherzog].
Mecklenb. Füs.-Reg. No. 90 in Rostock, Paulstr. 47.
Preuss, Dr. P.,, Direktor des Botanischen Gartens zu Viktoria,
Kamerun.
Pringsheim, Dr. N., Geh. Regierungsrat, Professor, Mitglied der
Akademie der Wissenschaften, Redakteur der „Jahrbücher für
wissenschaftliche Botanik“ in Berlin W., Königin Augustastr. 49.
Prochno, F., Apothekenbesitzer in Gardelegen.
Rehder, A., Obergärtner am Botanischen Garten in Göttingen.
Reinhardt, Dr. O., Privatdocent der Botanik an der Universität in
Berlin N., Elsasserstr. 31, Portal II.
Rensch, C., Rektor in Berlin SW., Gneisenaustr. 7.
Retzdorff, W., Provinzial-Steuer-Sekretär in Berlin, in Friedenau,
Lauterstr. 25.
Richter, Lehrer in Berlin W., Goltzstr. 41.
Rietz, R., Lehrer in Freyenstein, Kr. Ost-Prignitz.
Ritschl, J., Rechtsanwalt in Stettin, Berliner Thor 2, Il.
Roedel, Dr. H., Oberlehrer in Frankfurt a. O., Sophienstr. 2.
Roemer, Dr. H., Senator a. D. in Hildesheim.
Ross, Dr. H., Docent der Botanik an der Universität und Assistent
am Botanischen Garten in Palermo.
Roth, Dr. E., Custos an der Universitäts-Bibliothek in Halle a. S.
Hohenzollernstr. 40.
Rüdiger, M., Fabrikbesitzer in Frankfurt a. O., Holzmarkt 2.
Ruthe, R., Kreistierarzt in Swinemünde.
Sadebeck, Dr.R., Professor der Botanik und Direktor des Botanischen
Museums dl des Botanischen Laboratoriums für Waarenkunde
in Hamburg, in Wandsbeck, Schlossstr. 7.
Sagorski, E., Professor in Schulpforta bei Naumburg.
LXXVI
Scharlok, J., Apotheker in Graudenz, Gartenstr. 22.
Schaudinn, F., cand. phil. in Berlin N., Kielerstr. 21, II.
Scheppig, K., Gasanstalts-Beamter in Berlin SO., Manteuffelstr. 9.
Schinz, Dr. H., Professor an der Universität und Direktor des Bo-
tanischen Gartens in Zürich, Seefeldstr. 12.
Schlechter, R., pr. Adr. H. Bolus, Kenilworth near Capetown.
Schliekum, A., Assistent am Botan. Institut in Marburg (Reg.-
Bez. Cassel), Kappesgasse 8.
Schmidt, Dr. E., Oberlehrer an der Friedrich-Werder’schen Oberreal-
schule in Berlin, in Gross-Lichterfelde, KylImannstr. 4.
Schmidt, Dr. J., A., Professor in Horn bei Hamburg, Landstr. 65.
Schrader, Dr. J., Bibliothekar a. D. in Berlin W., Regentenstr. 21.
Schütz, H., Lehrer in ‚Lenzen a. E.
Schultz, Dr. Arthur, prakt. Arzt in Halle a. S., Albrechtstr. 22, I.
Schultz, Dr. O., Oberlehrer in Berlin N., Schwedterstr. 15.
Schulz, Dr. August, prakt. Arzt in Halle, Halberstädterstr. 8.
Schulz, E., Buchhändler in Berlin W., Göbenstr. 27, 1.
Schulz, O., Seminarist in Berlin NW., Haidestr. 41.
Schulz, R., Lehrer in Berlin NW., Haidestr. 41.
Schulze, M., Apotheker in Jena, Zwaetzengasse 14.
Schulze, Dr. R., in Berlin NW., Luisenstr. 62, I.
Schulze, Rud., Lehrer am Pestalozzi-Stift in Pankow bei Berlin.
Schumann, Prof. Dr. K., Zweiter Custos am Königl. Botanischen
Museum und Privatdocent an der Universität zu Berlin, in
Schöneberg, Sedanstr. 99.
Schwendener, Dr.S., Geheimer Regierungsrat, Professor der Botanik
und Direktor des Botanischen Institutes der Universität, Mitglied
der Akademie der Wissenschaften in Berlin W., Matthäikirchstr. 28.
Scriba, Dr. J., Professor in Tokyo, Hongo, Kagayashiki 13.
Seler, Dr. E., Assistent am Museum für Völkerkunde in Berlin, in
Steglitz bei Berlin, Kaiser Wilhelmstr. 3.
Seemen, O. v., Rittmeister a. D., in Berlin, Halleschestr. 23.
Seydler, F., Conrektor und Inspektor der Seeliger’schen Erziehungs-
Anstalt in Braunsberg.
Siepert, P., Schulamtskandidat in Berlin SO., Wassergasse 16, Il.
Simon, Dr. K., Oberlehrer am Gymnasium zum Grauen Kloster in
Berlin N., Wörtherstr. 38.
Sonntag, Dr. P., in Berlin N., Elsasserstr. 30.
Spieker, Dr. Th., Professor am Realgymnasium in Potsdam, Neue
Königstr. 24.
Spribille, F., Oberlehrer am Gymnasium in Inowrazlaw.
Staritz, Lehrer in Gröbzig, Anhalt.
Stein, P., Oberlehrer in Genthin.
Steinbrecht, P., Pfarrer in Beendorf bei Helmstedt.
LXXVI
Strasburger, Dr. E., Geh. Regierungsrat, Prof. d. Botanik an der
Universität und Direktor des Botanischen Gartens in Bonn.
Strauss, H., Obergärtner am Königl. Botanischen Garten in Berlin
W., Potsdamerstr. 75.
Sulzer, Dr. L., prakt. Arzt in Berlin W., Lützowstr. 88.
Suppe, K., Lehrer in Oranienburg.
Supprian, K., Dd. phil. in Friedenau, Lauterstr. 34.
Taubert, Dr. P., in Berlin SW., Yorkstr. 58, 1.
Tepper, Dr. G. O., Staatsbotaniker am Naturhistorischen Museum
zu Adelaide.
Terracciano, Dr. A., Professor in Padua, S. Maria Iconia 3051.
Thomas, Dr. F., Professor an der Realschule in Ohrdruf.
Treichel, A., Rittergutsbesitzer auf Hoch-Paleschken bei Alt-Kischau
(R.-B. Danzig).
Trojan, J., Redakteur in Berlin W., Wormserstr. 3.
Troschel, Dr. L, in Berlin W., Motzstr. 84.
Ule, E., Assistent am Botanischen Museum in Rio de Janeiro.
Urban, Dr. I., Professor, Unterdirektor des Königl. Botanischen Gar-
tens und Museums zu Berlin, in Friedenau, Sponholzstr. 37.
Vigener, A., Hof-Apotheker in Biebrich a. Rh.
Volkens, Dr. G., Privatdocent der Botanik an der Universität in
Berlin, z. Z. in Deutsch-Ost-Afrika, Marangu-Station.
Wacker, Oberlehrer a. D. in Westend, Nussbaumallee 15.
Warburg, Dr. O., Privatdocent der Botanik an der Universität zu
Berlin W., Keithstr. 18.
Warnstorf, K., Mittelschullehrer in Neu-Ruppin, Ludwigstr.
Warnstorf, J., Lehrer in Wittenberge a. E., Zollstr. 13.
Weiland, H., Professor an der Vorstädtischen Oberrealschule in
Köln, Humboldtstr. 41.
Weisse, Dr. A., Assistent am Botanischen Institut der Universität
zu Berlin W., An der Apostelkirche 7b, 1.
Werner, J., in Berlin SW., Tempelhofer Ufer 16.
Willmann, O., Lehrer in Berlin W., Goltzstr. 48.
Wilms, Dr., Apotheker in Leydenburg (Transvaal).
Winkelmann, Dr. J., Professor am Gymnasium in Stettin, Elisabeth-
strasse 7.
Winsch, W., Lehrer in Steglitz, Schützenstr. 8.
Wittmack, Dr. L., Geheimer Regierungsrat, Professor der Botanik an
der Universität und Landwirtschaftlichen Hochschule, Custos des
Landwirtschaftlichen Museums in Berlin N., Platz am Neuen Thor 1.
Wocke, E., Obergärtner am Kgl. Botanischen Garten in Berlin W.,
Potsdamerstr. 75.
Wohlfarth, R., Rektor in Neu-Weissensee bei Berlin, Pistoriusstr. 142.
LXXVII
Woyte, E., Geheimer Kanzlei-Sekretär a. D. in Berlin SW., Bern-
burgerstr. 12.
Zander, A., Schulamtskandidat in Berlin W., Kurfürstendamm 3.
Gestorben.
Passerini, Dr. G., Professor der Botanik und Direktor des Botanischen
Gartens in Parma, Correspondierendes Mitglied, am 17. April 1893.
Nyman, Dr. C. F., Conservator am Museum der Akademie in Stock-
holm, Correspondierendes Mitglied, am 26. April 1893.
Felsmann, K., Med. Chir. in Dittmannsdorf, am 11. November 1892.
Schulze, H., Buchhalter in Breslau, am 10. September 1893.
Winkler, A., Geheimer Kriegsrat a. D. in Berlin, am 29. November 1893.
Flora von Freyenstein i. d. Prignitz‘).
Ein Beitrag zur Pflanzengeographie der Mark Brandenburg.
Von
Rud. Rietz.
Hiermit übergebe ich die Resultate mehrjähriger Beobachtungen
und Forschungen der Oeffentlichkeit. Ein Blick in das weiter unten
folgende systematische Verzeichnis der bisher hier beobachteten Pflanzen
wird zeigen, dass die Freyensteiner Flora nieht arm zu nennen ist.
Zum näheren Verständnis. der in diesem Verzeichnis genannten Stand-
orte aber wird es wesentlich beitragen, wenn ich eine kurze Schilderung
der hiesigen Kultur- und Bodenverhältnisse vorausschicke.
Freyenstein liegt !/, Stunde von der Mecklenburg-Schweriner
Grenze entfernt, an der Chaussee von Wittstock nach Meyenburg.
Es wird zwar augenblicklich als „Flecken“ geführt, doch heisst es im
Stadtwappen, das die Jungfrau Maria mit dem Jesuskinde zeigt,
„Stadt“ Freyenstein. Und in der That ist Freyenstein nach alten
Urkunden noch zur Zeit des 30jährigen Krieges Immediatstadt ge-
wesen. Die Stadt lag ursprünglich ca. 200 m weiter westlich auf
den aus dem Moor aufsteigenden Hügeln, wurde aber, vermutlich
im 14. Jahrhundert, zerstört. Die Bewohner, dadurch kopfscheu ge-
worden, siedelten sich nun im Sumpf an. Im Osten und Norden war
so die Stadt geschützt durch das Moor, und im Westen und Süden
wurde gegen etwaige Ueberfälle ein hoher Wall mit doppeltem Graben
aufgeführt. Zum Ueberfluss wurde die Stadt noch mit einer hohen,
srösstenteils noch jetzt vorhandenen Stadtmauer umgeben. Ausserdem
lag hart an der südöstlichen Mauer die feste Burg derer v. Rohr,
(jetzt von Winterfeld) eine noch jetzt vorhandene sehr schöne Ruine.
Der frühere Standort der Stadt aber ist jetzt fruchtbarer Ackerboden
und heisst noch heute die „Altstadt“; beim tiefern Ackern stösst wohl
der Bauer noch auf Fundamente und Schutt. Und der alte Wall-
graben dieser zerstörten Stadt zieht sich noch heut im Bogen vom
Warnsdorfer bis an den Halenbeeker Weg und heisst der Linden-
sraben. Hier und an einigen daranstossenden Oertlichkeiten blüht
)) Die jetzt überall hier — auch amtlich — angewendete Orthographie
schreibt Prignitz, nicht Priegnitz,
Abhandl, des Bot, Vereins für Brandenb. XXXV. 1
> Rud. Rietz:
im ersten Frühjahr unter Gebüsch Corydallis intermediu (L.) P.M.E. Ein
Teil des Lindengrabens wird als Garten- oder Ackerland verwandt,
in einem andern hat der hiesige Schützenverein seine Schiessstände
angelegt. Hier, am Seihützenhause, wächst auch Serratula tinctoria L.
und Zieracium umbellatum L. — Ein anderes Ackerterrain von Freyen-
stein liegt hart im Südosten der Stadt in der Richtung auf das Gut
Neu-Köln. Es zeigt, wie auch die Altstadt, eine merkliche Erhöhung
und heisst der Gallberg (Galgenberg?). Hier findet sich Za-
nunculus arvensis L. u. &. sardous Crtz., Myosurus minimus L., Stachys
arvensis L. u S. paluster L, wie auch die auf allen Aeckern gemeine
Alchemilla arvensis (L.) Scop.
Freyenstein liegt zwar nicht an, doch unweit der Dosse. Dieser
Fluss entquillt den Wiesen bei Wendisch-Priborn im Mecklenburgischen,
eine Meile nordwestlich von Freyenstein und fliesst dann nach Osten
und Südosten '/, Stunde von Freyenstein herum, in der Richtung auf
Wittstock, die Grenze bildend zwischen Preussen und Mecklenburg.
Zwischen der Dosse und Freyenstein, also östlich der Stadt, liegt das
Moor. Dasselbe war in alter Zeit unergründlicher Sumpf, in dem
noch heut beim Toıfgraben Elch- und Damwildgeweihe gefunden
werden. Noch in dem „Realen Staats-Zeitungs und Conversations-
Lexikon“ von Johann Hübner 1760 ist zu lesen: „Freyenstein, Marckt-
tlecken in der Priegnitz in der Marck, denen Herren von Winterfeld
gehörig, ist wegen der guten Rüben bekannt!). Unweit davon gehet
ein Damm über den Morast, die faule Fort genannt“. Jetzt ist
das Moor bedeutend entwässert und eine ergiebige Torfgrube der
Freyensteiner. Aus den der Stadt näherliegenden Teilen sind „Gras-
gärten“ gemacht worden. Wir finden hier im Juni in Massen blühend
Senecio paluster (L.) DC., ferner T’riglochin palustris L., Linum ca-
tharticum L., Nasturtium silvestre (L) R.Br., Alchemilla vulgaris L.,
Ranunculus sceleratus L., Polygonum Bistorta L. und sehr vereinzelt
Dianthus superbus L. In älteren Torflöchern des v. Winterfeldschen
Moors wachsen Ceratophyllum demersum L, Typha latifolia L., Carex
disticha Huds. und Ü. Pseudocyperus L. Eine feuchtere Wiesenstelle
des Moors, reichlich bestanden mit Buschwerk, Erlen und an den
höhergelegenen Stellen mit Schwarzdorn, Zrangula, J’runus Padus L,
Haselsträuchern u. a. heisst der alte Teich. Der Name deutet
darauf hin, dass dieses Stück des Moors noch jüngeren Generationen
als Wasserbecken bekannt war. Hier prangt Polygonatum multiflorum
(L.) All. in üppigen Exemplaren zwischen Paris quadrifolia L.
Unter letzteren Pflanzen findet sich oft eine kleine dreiblättrige Form,
nur 10 cm hoch und immer steril, wohl nur eine Verkümmerung, ent-
)) Damals wurden hier viel „Teltower“ Rüben gebaut, welche grösstenteils
direkt nach Berlin verkauft wurden.
Flora von Freyenstein i. d. Prignitz. 3
standen durch Licht- und Luftmangel. Sehr kräftig und häufig vor-
kommend ist die stets blühende f. guinquefolia. Sonstiges bemerkens-
wertes bietet der alte Teich in Melandryum rubrum (Weigel) Gke.,
Angelica silvestris L., Archangelica sativa (Mill.) Besser (in der am
alten Teich vorüberfliessenden Bäk), Carex pallescens. L. u. U. verna
var. umbrosa Koch.
Das Freyensteiner Moor reicht an einer Stelle (Grenze gegen
Jaebitz und Massow) nicht ganz an die Dosse. Hier hat noch im
Anfang dieses Jahrhunderts Wald gestanden, der später bei der Se-
paration abgeholzt wurde. Jetzt ist dieses moorig-sandige Terrain
Ackerland und heisst die Heide. Dass dieser Teil der Freyen-
steiner Feldmark Wald gewesen ist, beweist die noch öfters auf den
Feldrainen wachsende Arnica montana L., ferner Oalluna vulgaris Salisb.,
Gnaphalium dioecum L., Lycopodium clavatum L. Auch blühen hier neben
diesen ausgeprägten Waldbewohnern häufig Zreracium umbellatum L., Sta-
chys paluster L., Arnoseris minima (L.) Lk., Radiola multiflora (Lam.) Aschs.,
Montia minor Gmel. Seltener sind schon Scorzonera humalıs L. und Achillea
Millefolium L. mit roten Blüten (und an einer überschwemmt gewesenen
Stelle Zycopodium inundatum L.). Zwischen Heide und Moor kriecht Salıx
repens l.., auch habe ich hier einmal Zumex maritimus L. beobachtet.
Die Dosse abwärts liegen dann bis zu den Dörfern Grabow,
Below, Wulfersdorf und Heinrichsdorf ausgedehnte moorige Wiesen,
die zum Teil zu Freyenstein und Neu-Köln. zum Teil aber auch zu
Grabow, Wulfersderf und Heinrichsdorf gehören, die ich aber der
Kürze halber in dem nachfolgenden Verzeichnis als Grabower
Wiesen bezeichnet habe. Hier wachsen Angelica silvestris L,
Polygonum Bistorta L., Dianthus superbus L., Alchemilla vulgaris L.,
Menyanthes trifoliata L., Linum catharticum L., Triglochin palustris L.,
Salix repens L, S. pentandra L. u. a. Auch hier sind Torflöcher, in
denen hin und wieder ein /otamogeton wächst, den Herr Professor
P. Ascherson als ?. rutdus Wolfgang erkannte.
An Zuflüssen hat die Dosse unmittelbar bei Freyenstein zwei.
Von den Höhen hinter Freyenstein kommt die Bäk, die sich west-
wärts der Stadt auf der ausgedehnten Gänseweide teilt. Ein Arm
geht nordwärts, der andere südwärts' um Freyenstein herum, um dann
getrennt über das Moor der Dosse zuzueilen. Ihre ganze Lauflänge
mag 5 km betragen. Der südliche Arm der Bäk ist an einer Stelle
zur Herstellung des Stadtgrabens am Wall mit benutzt worden. Jetzt
ist diese Stelle versumpft, mit Gräsern, namentlich viel @lyceri«a
spectabilis M. et K. bewachsen und heisst der Grundpost. Ranunculus
Lingua L., Menyanthes trifoliata L. und Calla palustris L. finden hier
die geeignetsten Existenzbedingungen. An den Grundpost schliesst
sich unmittelbar der Teich, in dem reichlich Potamogeton crispus L.
wuchert, so reichlich, dass im Sommer der ganze Teich mit einer
1*
4 Rud. Rietz:
grünen Deeke überzogen ist. P. erispus, der auch in der ganzen
Bäk wächst, vertritt so vollständig die Zlodea. An den Rändern der
Bäk wachsen bis hinab zur Dosse mächtige Stauden der Archangelica
sativa (Mill.) Bess., wie auch Melandryum rubrum (Weigel) Gke.,
Serophularia alata Gil. und Ranunculus sceleratus L. — Der nördliche
Arm der Bäk teilt als Scheidgraben das Freyensteiner Moor in
das bürgerliche und v. Winterfeldsche Moor. Im Scheidgraben sind,
wie auch in der Bäk, Nasturtium offieinale R.Br., N. amphibium (L.) R.Br.,
Berula augustifolia (L.) Koch, Oenanthe Phellandrium Lam., Sparganium
ramosum Huds. und Glyceria spectabilis M. et K. unverwüstliches Un-
kraut. Eine besondere Zierde dieser beiden Wasserläufe bieten im
Sommer die blauen Blüten von Veronica Beccabunga L.und V. Anagallıs L.,
welch letztere übrigens in fast allen Gewässern der Umgegend, nament-
lich auch in Mergelgruben, zu finden ist.
Der zweite Zufluss der Dosse ist die etwa 10 km. lange Redlitz.
Diese hat ihre Quelie in den Halenbecker Tannen zwischen Freyenstein
und Halenbeck, fliesst dann zwischen dem Dorfe Niemerlang und dem
Gute Tetschendorf hindurch, an der Kolonie Gustavsruh vorbei und
durch die Wiesen des Gutes Neu-Köln bei dem mecklenburgischen
Dorfe Below in die Dosse. Auf den Moorwiesen an der Redlitz wachsen
Irifolium fiiforme L, Veronica scutellata L., Pedicularis silvatica L.,
Carex panniculata L. und ©. Oederi Ehrh. Eine Dolde, Peucedanum
palustre (L.) Mnch., begleitet die Redlitz auf ihrem ganzen Laufe.
Zwischen den südlichen Arm der Bäk und die Redlitz schiebt
sich halbinselartig in die Wiesen die höher gelegene Feldmark des
Gutes Neu-Köln ein, das von Freyenstein ca. 2 km entfernt liegt
Bemerkenswerte Funde auf dieser Feldmark sind Ranunculus sardous Crtz.,
Kt. arvensis L., Barbaraea lyrata Aschs. und Stachys arvensis L. Selten
kommt Myosurus minimus L. vor, dagegen ist hier wie auf allen
Aeekern der Umgegend gemein Arnoseris minima (L) Lk. und Mentha
arvensis L.
Von Freyenstein nach Süden, Westen und Nordwesten steigt nun
das Land an. Es ist von hier an durch die ganze Prignitz durchaus
hügelig. Die Freyensteiner Feldmark zeigt vorwiegend frucht-
baren Mergelboden, auf dem an Wegen und an Ackerrändern Ononis
spinosa L., Carlina vulgaris L. und Galeopsis Ladanum L. wachsen.
Wo Sand zutage tritt, gedeihen auch Pulsatilla pratensis (L.) Mill. und
‚Viscaria viscosa (Gil.) Aschs. Eigentliche Sandstrecken, wo nur der
Bocksbart gedeiht, kennt die engere Umgegend Freyensteins nicht,
wenigstens nicht als Ackerland. — In dies Hügelland führt südöstlich
die Chaussee nach Gustavsruh, Wulfersdorf und Wittstock, südlich
der Weg nach Niemerlang und Tetschendorf, südwestlich die Wege
nach Halenbeck, Warnsdorf und Brügge, westlich der Weg naclı
Flora von Freyenstein i. d. Prignitz. 5
Schmolde, nordwestlich die Chaussee nach Meyenburg, nördlich der
Weg nach dem Gute Meins.
Im Süden von Freyenstein wird der Mergel unterbrochen von
ausgedehnten Landflächen, die mit Wald bestanden sind. Ein solcher
Wald ist der Ochsenkamp, zwischen der Wittstocker Chaussee
und dem Niemerlanger Wege. Ueberwiegend besteht dieser Waldteil
aus Kiefern, doch finden sich auch vielfach gemischte Bestände, wo
Eichen, Buchen, Espen u. a. dominieren. Auf dem sandigen Wald-
boden finden wir an Abhängen Pulsatilla pratensis (L.) Mill., Spergula
Morisontdı Boreau und Zycopodium complanatum L. var. L. anceps Wallr.
Häufig sind Sarothamnus scoparius (L) Koch und Ornithopus perpusülus L-
In Teilen des Ochsenkamps mit humoserem Boden wachsen Genista
tinctoria L., Platanthera bifolia (L.) Rehb. und vier Geschwister:
‚Pirola chlorantha Sw., P. minor L., Ohimophila umbellata L.) Nutt.
und massenhaft Ramischia secunda (L.) Gke. Am Waldrande bei der
Chaussee, zum Teil im Chausseegraben haben sich eingebürgert Medicago
felcata L., Phyteuma spicatum L. und das schöne Melampyrum
nemorosum L, das auch anderweitig zerstreut im Ochsenkamp wächst.
In einem recht bunt mit allerlei jungem Gehölz, namentlich Kiefern,
bestandenen Stück, den sogenannten Säetannen, bildet Zathyrus
süvester L. auf weite Strecken ein dichtes Gerank, dazwischen Vicia
cassubica L., Peucedanum Oreoselinum (L.) Mnch. und Selinum Oarvi-
folia L. Einen kleinen mit Eichen bestandenen Hügel überkleidet
Convallaria majalis L. Ein feiner Duft verrät uns im Juli schon von
fern die deutsche Liane, unsere ZLonicera Perichymenum L., die sich
um Hasel und Eichen windet. Oft genug findet man noch an älteren
Baumstämmen die Spuren der früheren Umschlingung von Lonicera:
tiefe Spiralwindungen mit überwallten Rändern. Ornithologen mag es
interessieren, dass in einer Buche der Säetannen der bei uns so sel-
tene Schwarzspecht, Z/rcus martius, nistet; ein weiteres Paar dieser
Gattung kommt im Massower Holz vor. Der südliche Teil des Ochsen-
kamps nach der Redlitz zu ist bruchig, z. T. mit Erlen bestanden,
(neben Alnus glutinosa Gaertn. auch vielfach A. incana (L.) DC.).
Diese Brüche beherbergen, zum Teil an sumpfigeren, zum Teil an
trockeneren Stellen Anemone nemorosa L. und ranunculoides L., Oxalis
Acetosella L., COrepis paludosa Mnch., Asarum europaeum L., Lamium
Galeobdolon (L.) Crtz., Lathraea Squamaria L., Polygonatum multiflorum
(L) All., Majanthemum bifolium (L.) Schmidt und Paris quadrifolia L
Zwischen dem Niemerlanger und Halenbecker Wege liegen zer-
streut kleinere Kiefernbestände. Zusammenhängender wird dieser
Kiefernwald erst wieder westlich vom Halenbecker Wege, von wo er
sich über den Warnsdorfer und Schmolder Weg bis an die Quellen
der Stepenitz bei Schmolde als breites Band hinzieht. In den östlichen
Teil dieses Waldes, die Halenbecker Tannen, sind kleine
6 Rud. Rietz:
Sümpfe eingebettet, der eine, höher gelegene, der „Herrenbusch“, der
andere die „Vosskulile“ (Fuchsgrube) genannt. Im Herrenbusch ist
die Quelle der Redlitz, umgeben von Erlen, Weissbuchen, Haseln und
Schwarzdornsträuchern. Hier gedeiht Asperula odorata L. vortrefflich
und schmarotzt auf Haselwurzeln die Zathraea. Unter Gebüsch wächst
Anemone nemorosa L. und ranunculordes L., Lamium Galeobdolon (L.) Crtz.,
Melampyrum nemorosum L. Auf kleinen Wiesenflächen erheben sich
im Juli die schlanken, purpurnen Aehren der G’ymnadenia eonopea (L.)
R.Br. — Die Vosskuhle zeigt im wesentlichen dieselbe Vegetation wie
der Herrenbusch, hinzu kommen noch /mpatiens Noli tangere L., Selinum
Carvifolia L., Equisetum silvaticum L. u. a. m. Dieser Ort aber ist seit
Mai 1883 ein locus classicus der märkischen Flora: Zu gedachter
Zeit entdeckte Verf. hier die Gagea spathacea (Hayne) Salisbury.
Dieselbe wächst auf dem moorigen, oft ganz vom Wasser dur@hzogenen
Boden unter Erlen und Haseln zwischen Anemone ranunculoides L. und
Chrysosplenium alternifolium L. Die Pflanze dürfte in vielen Gegenden
übersehen sein, und es werden sich bei genauer Beobachtung sicherlich
noch einige Standorte ausfindig machen lassen (so Triglitz bei Putlitz,
Jaap.). Die Hauptblütezeit dieser Gagea währt nur ca. 10 Tage, ei-
nige Zeit lang geben noch die fadenförmigen, kaum zwischen den
Gräsern erkennbaren Blätter, von dem Dasein der Pflanze Kunde —
und im Sommer verschwinden auch diese unter den üppig wuchernden
Graspolstern. — Bemerkenswert für die Halenbecker Tannen ist ferner
das Vorkommen von Orchis maculatus L., nicht blos an quelligen
Stellen, sondern sogar auf dem trockeneren Waldboden unter: Kiefern,
abwechselnd mit Platanthera bifolia (L) Rcehb. Vereinzelt stehen bis
3 m hohe Gebüsche von Cornus sanguinea L. Auf feuchten Acker-
rändern am Rande des Waldes wächst Montia minor Gmel. Unter
einer niedrigen Steinmauer am Südostrande der Halenbecker Tannen
findet sich ebenfalls eine Seltenheit der Mark: zwei kleine Rasen von
Asplenum septentrionale (L.) Hoffmann. Da der kleine Farn an seinem
sonstigen Standort in der. Ukermark (Amalienhof) lange nicht mehr
aufgefunden wurde, so dürften diese beiden Rasen die einzig nach-
sewiesenen der nördlichen Mark sein. Allerdings ist bei der ge-
ringen Anzahl von Exemplaren des 4A. septentrionale wenig Aussicht
auf eine längerei Lebensdauer, wenn auch 1892 beide Rasen noch
reichlich fruchteten.
Wer die Halenbecker und Schmolder Tannen von Ost nach
West durchwandert, der bemerkt wiederholt Pulsatilla pratensis (L.)
Mill., Epilobium angustifolium L., Lonicera Periclymenum L.. Scabiosa
columbaria L. (namentlich an den Rändern,” zusammen mit Viscaria
viscosa (Gil.) Aschs.), Gnaphalium dioecum L.., Helichrysum arenarium (L.)
D.C., Arnica montana L., Pirola chlorantha Sw., P. minor L, Ramischia
secunda (L.) Gke., Meampyrum nemorosum L, Convallaria majalıs L,
Flora von Freyenstein i. d. Prignitz. 7
Platanthera bifolia (L.) Rehb., Orchis maculatus L., Lycopodium clavatıum L.,
Equisetum silvaticum L. An feuchteren Stellen der Nordwestecke habe
ich wenige Stauden von Plechnum Spicant (L.) With. gefunden.
Das ganze Terrain südlich von dem oben geschilderten Wald-
bogen, nämlich die Feldmarken der Dörfer Niemerlang,
Halenbeck, Warnsdorf, Schmolde, ist zum grossen Teil sandig,
hin und wieder durchbrochen von kleinen Kieferbeständen, meist aber
Ackerland. Bemerkenswert ist die ausserordentlich grosse Menge
nordischer Geschiebe, welche alle Aecker der genannten Ortschaften
bedeckt!). Die Steine liegen dicht, wie gesät, der Bauer sammelt sie
alle Jahr ab, schichtet sie zu Mauern auf oder verwendet sie zum
Stallbau, doch im andern Jahre sind wieder eben so viele da. Als
„steinreichstes“ Dorf wird Niemerlang betrachtet. Ja, der Volkswitz
hat den armen Niemerlangern eine drollige Sage angehängt. Als
Satanas ausging, die Welt zu versuchen, kam er auch nach: Niemerlang.
Hier aber stiess er sein bekanntlich wenig salonfähiges Fussgestell
an jedem Stein. So verduftete denn Se. schwarze Majestät der Unter-
welt schleunigst unter dem denkwürdigen Ausspruch: „Hier geh’ ich
nie mehr lang!“. Daher noch heute,der Name des Ortes. — Auf
den schon oben erwähnten kleinen Umfriedigungsmauern aus Feld-
steinen hat sich im Lauf der Zeiten eine bemerkenswerte Fiora an-
gesiedelt, namentlich Sedum acre L. und Sedumfreflewxum L , welche
übrigens nirgends bei Freyenstein fehlen. Aber die charakteristische
Flora dieser Mauern bilden Farne. Erwähnt wurde schon Asplenum
septentrionale (L.) Hoftm., das vielleicht noch an andern Oertlichkeiten
als der oben angegebenen sich vorfindet. Häufig ist dagegen ZPolyy-
podium vulgare L., zerstreuter schon Asplenum Trichomanes L,
Phegopteris Dryopteris (L) Fee und Oystopteris fragiis (L.) Bernh.
Auf den Mauern am Eingang des Dorfes Halenbeck braucht man aber
auch nach diesen letzten dreien nicht lange zu suchen.
Bei der Warnsdorfer Mühle ist der höchste Punkt der Prignitz.
Hier findet sich auf Aeckern Saxifraga tridactylitis L. und Barbaraea
Zyrata (Gil.) Aschs. Am Wege zwischen Warnsdorf und Halenbeck
stehen auf einem Ackerstück noch viele Pflanzen von Ülez europaeus L ;
jedenfalls ist diese Leguminose, wie an so vielen Orten der Prignitz,
auch bier einmal cultiviert worden. Als Ueberbleibsel einer ursprüng-
licheren Vegetation wächst am Wege von Freyenstein nach Warnsdorf
Genista anglica L. (vgl. S. 17).
Von den zuletzt genannten Ortschaften noch weiter südlich und
südwestlich liegen in der Richtung auf Pritzwalk oder Wittstock zu
einige Dörfer, deren auch öfter Erwähnung geschieht, und die ich
der Vollständigkeit halber hier wenigstens anführen will. Es sind
') Eine Torellsche „Moränenlandschaft“,
6) Rud Rietz:
dies Bläsendorf, Maulbeerwalde, Zaatzke, Techow, Wilmersdorf, Saden-
beck, Beveringen u. a. m.
Die Gegend westlich und nördlich von Freyenstein
bietet in floristischer Beziehung wenig bemerkenswertes dar. Hinter
Meyenburg botanisierten Herr Prof. Ascherson und Verf. im Mai des
Jahres 1889. Es wachsen hier hinter dem Dorfe Stepenitz (Stift
Marienfliess) auf Moorheide Genista anglica L., Erica Tetralix L.,
Juncus squarrosus L. und Scirpus caespitosus L. — Zwei Meilen nördlich
von Freyenstein liegt am Südende des Plauer Sees, in dichter Kiefern-
umrahmung zwischen schützenden Hügeln die Kaltwasserheilanstalt
Stuer, allwo vor Zeiten schon Onkel Bräsig!) die Wirkung des „sauren
Stoffs, des swarzen Kohlenstoffs und des Stinkstoffs“ an sich
erprobte. Bei vereinzelten Besuchen habe ich hier u. a. Pulsatilla
vulgaris Mill. gefunden. Näher an Freyenstein heran wächst.bei dem
Gute Meins Thalictrum minus L. (Koch).
Von den mecklenburgischen Dörfern liegt Ja&bitz (in Ent-
fernung einer halben Stunde) Freyenstein am nächsten. Am Rande
des Gutsparks daselbst gedeiht leidlich Audbeckia laciniata L., in und
an der Dosse oder ihren Nebengräben desto besser Cornus sanguinea L.,
Helosciadum repens (Jacq.) Koch, Oenanthe fistulosa L., O. Phellandrium
Lam., Senecio aquaticus Huds., Scrophularia alata Gil., Rumex Hydro-
/apathum Huds., Salix viminalis L. u. a. m. Selbst ein ziemlich um-
fangreiches Gebüsch einer nordamerikanischen Aster hat sich hier ange-
siedelt. In dem kleinen zu Ja&bitz gehörigen Gehölz blühtalle Jahre präch-
tig Convallarıa majalis L. und Polygonatum multiflorum (L.) All. — Unter
Buchen steht Asperula odorata L. und aus einigen breiteren Gräben an der
Jaebitzer Koppel steigen im Juni die leuchtenden Blüten der Hottonia auf.
Eine reiche botanische Ausbeute bietet aber nun das östlich von
Freyenstein gelegene mecklenburgische Gut Massow mit seinem
srossen Forst und dem zwischen Massow und Zepkow gelegenen
Massower See.
Das Massower Holz setzt sich zum grössten Teil zusammen aus
Kiefernbeständen verschiedensten Alters, dazwischen finden sich aber
viele kleinere Gehölze von Rottannen, Lärchen mit vereinzelten Stämmen
von Pinus Strobus L. und austriaca Höss. In dieser Forst treten auch
prächtige Eichen, sowie Rot- und Weissbuchen auf. Bruchige Stellen
tragen Birkenwaldungen, Haseln, Erlen u. s. w. In einem solchen
Bruch wächst Gagea spathacea (Hayne) Salisb. in Menge; ebenso häufig
ist Stellaria nemorum L., Anemone nemorosa L. und ranunculoides L.,
Hepatica trüloba Gil., Paris quadrifolia L. und Carew Pseudo-Oyperus L,
zerstreuter sind schon /mpatiens Noli tangere L, Lathraea Squamaria L
und Lamium Galeobdolon (L.) Crtz. Hin und wieder stösst man auf
!) Auch F. Reuter selbst Winter 1847/48.
Flora von Freyenstein i. d. Prignitz. H
vereinzelte, weithin mit gelben Blüten prangende Stöcke von Senecio
paludosus L., und an einer Stelle überzieht Zycopodium annotinum
L. den Boden mit diehten Ranken, aus denen sich im Herbst
reichliche Fruchtähren erheben. Neben der oben erwähnten G@agea
sind eine besondere Zierde dieses Bruchs eine bedeutende Anzahl
Sträucher von Zibes alpinum L. beiderlei Geschlechts, die hier un-
zweifelhaft wild vorkommen. Von einer Lichtung aus kann man
hinübersehen nach dem. Gute Below am grossen Wittstocker Holz.
Dieses Gut wird in bezug auf Zibes alpinum schon bei Boll (Nachtrag
zur Fl. v. Meckl. 1864 Archiv XVII S. 109) erwähnt: „Jrebes alpinumL. bei
Below unweit Wredenhagen im Hüttenbusch Drewes-Güstrow“. Dieser
Standort von Jibes alpinum ist ca. 6 km von dem vom Verf. ent-
deckten entfernt. Das Unterholz des Birkenbruchs wird zum grossen
Teil gebildet von Audus Idaeus L, welcher Strauch in geeigneten
Jahren reichliche Frucht trägt. Die Wanderung durch das Bruch hat
aber wegen der an vielen Stellen mannshohen Stauden von Zupatoruum
cannabinum L., Cirsium palustre (L.) Scop. und Urtica dioeca L. manche
Unannehmlichkeiten. An den Rändern des Bruchs wachsen Oonvallarıa
majalis L. und Epipactis latifolia (L.) All., auf einer Kuhtrift Ophio-
glossum vulgatum L.
Zwischen den Buchenbeständen des Massower Holzes findet sich
vereinzelt Asperula odorata L., unter hochstämmigen Kiefern bietet
weithin sich erstreckend Zycopodium complanatum L. var. L. anceps Wallr.
einen prächtigen Anblick. Noch häufiger ist Z. cdavatum L. Zerstreuter
wachsen schon die reizende Pirola uniflora L., P. chlorantha Sw., P. minor
L., Ohimophila umbellata (L.)Nutt., Trientalis europaea L., häufig Ramischia
secunda (1L.) Gke.; sehr sparsam Dlechnum Spicant (L.)With. An den nach
dem Vorwerk Evchensruh zu gelegenen sandigeren Rändern wächst Saro-
thamnus scoparius (L.) Koch und spärlich Tithymalus Cyparissias Scop.
Beide treten übrigens noch häufiger bei Grabow, Wredenhagen und Zep-
kow, nordöstlich vom Massower Holz, auf sandigen Hügeln auf. Diese
Hügel enthalten neben vereinzelten Kiefernwaldungen Ackerland von
oft sehr zweifelhaftem Werte. Charakterpflanzen, wie Weingaertneria
canescens (L) Bernh., Calamintha Acinos (L) Clairv. und Zehrium vul-
gare L. geben wohl genügenden Aufschluss über die Bodenbeschaffenheit.
Hinter dem Gute Massow liegt der Massower See, ein flaches
Wasserbecken, durchflossen von der bei Finken entspringenden Elde.
Der Massower See ist umrahmt von Schilf und Binsen und bietet
eine reiche Ausbeute an Potamogeton natans L, P. lucens L., P. per-
fohlatus L, P. pectinatus L. -— EBlodea canadensis Casp. verschwindet
jetzt mehr und mehr; wie der Fischer mir versicherte, „arte sie aus“!)
!) Dasselbe sagten mir Fischer am Bütz-See bei Wustrau. Die Zlodea soll
auch hier jetzt mehr verschwinden, nachdem sie in der ersten Zeit durch ihr massen-
10 Rud. Rietz:
An den Üferrändern mit moorigem Grunde schwimmen im Sommer
die weissen Blüten der Nymphaea alba L. zwischen den gelben von
Nuphar luteum (L) Sm. ' Häufig ist auch Stratiotes Aloides L. und
Hydrocharis Morsus ranae L., dagegen kommen Sagiütaria sagittifola L.
und Butomus umbellatus L. nicht vor. Bemerkenswert ist ferner das
an manchen Uferstellen massenhafte Auftreten von Ckicuta virosa L.
und Peucedanum palustre (L.) Mnch., dagegen wächst vereinzelter Pedi-
cularis palustris L. An einer Stelle des Ost-Ufers, ungefähr da, wo
die Elde wieder den See verlässt, verspürt der unaufmerksame Wan-
derer gar bald an seinen Händen, dass er zwischen den messerscharf-
randigen Blättern von Oladium Mariscus (L.) R.Br. nicht ungestraft
wandelt. Diese „schneidige“ Cyperacee wächst sowohl im Wasser
des Uferrandes selbst, zwischen Kaupen von Carex stricta Good., als
auch an trockeneren Stellen. Nicht selten ist auch Carex flava L.
und Oederi Ehrh. Am Boden rankt Salıx repens L. zwischen Triglochin
palustris L. und Epipactis palustris Crtz. Einen besonderen Schmuck
des Ufergebüsches bilden zahlreiche Sträucher von Salix pentandra L.
Das den See im Westen und Norden umgebende Land ist moorig,
im Westen Torfmoor, im Norden ein schwer zugängliches Bruch.
Im Süden steigt das Ufer zum sandigen Acker von Massow auf, und
im Osten ist prächtiger Buchenwald. Unter diesen Buchen wachsen
weit und breit Asperula odorata L. und Oonvallaria majalıs L., da-
zwischen zerstreut Melica uniflora Retz. und Brachypodium silvaticum
(Huds.) P.B. Häufig sind Galium silvaticum L. und Lathyrus vernus
(L.) Bernh. Hin und wieder bemerkt man Sanicula europaea L. und
Hedera Helix L. An den Rändern wächst Aubus saxatılis L. und
in Menge AR. I/daeus 1.
Eine Wanderung durch die den See umgebenden Erlen- und
Birkenbrüche ist kein leichtes Unternehmen. Ganz abgesehen davon,
dass manche dieser Oertlichkeiten durchaus unzugänglich sind, ist es
wegen der namentlich im Hochsommer millionenfach umherschwirrenden
Mücken- und Fliegenschwärme für „Nichtraucher“ immerhin ein ge-
wagtes Unternehmen, sie zu durchwandern. Interessant ist die Menge
von /mpatiens Noli tangere L., deren Früchte um den Durchgehenden
knisternd explodieren, weniger erfreulich ist auch hier die mannshohe
Urtica, und höchst unangenehm ist es, beim Betreten eines morschen
Erlenstubbens auszugleiten und dabei mit Ameisen und allerlei ekel-
haftem Gewürm in unliebsame Berührung zu kommen. Ein Glück
haftes Auftreten alles „verpestet“j hatte. Uebrigens sollen sich in dieser Zeit die
Fische ganz erstaunlich vermehrt haben, so dass man sie garnicht alle verwerten
konnte -—- eine Erscheinung, die vielleicht darin ihre Erklärung findet, dass unter
den dichten Schlingen der Elodea die junge, wehrlose Fischbrut vor den mancherlei
Verfolgungen grösserer Raubfische, der Wasservögel, oder dem vielerlei „Ungeziefer
der kühlen Tiefe“ am besten geschützt ist.’
Flora von Freyenstein i, d. Prignitz. 11
nur ist es zu nennen, dass eine öfters dahinhuschende Schlange keine
Kreuzotter, sondern ein harmloser Tropidonotus natrix ist, der hastig
schlängelnd in irgend einem Erlenstubben, einer Pfütze oder einem
Graben verschwindet. Zum Schluss will ich nicht unerwähnt lassen,
dass auch in den Brüchen um den Massower See Stellaria nemorum L.
eine gewöhnliche Erscheinung ist.
Lepidipterologen können an den buschigen Rändern dieser Brüche
die seltenen Argynnis laodice Pallas fangen, die in „Hoffmann:
Schmetterlinge Europas“ nur für Russland, die Wallachei, Preussen
und Pommern angegeben ist. Ausserdem fliegt auf den moorigen
Wiesen am See Satyrus dryas Sc.
Weiterhin nach Norden und Nordosten liegen die mecklenburgischen
Dörfer Knüppeldamm, Bütow, Finken, und in weiter Ferne winken von
der Müritz, dem „mecklenburger Meer“ die Türme von Röbel. Bei
letztgenannter Stadt fand ich in diesem Jahre auf Aeckern Delphinium
Öonsolida L. und Melampyrum arvense L. und an der Müritz selbst
Hippuris vulgaris L. Von den erwähnten Dörfern haben namentlich
Knüppeldamm und Finken (Graf v. Blücher) prächtige Buchenwaldungen.
Wenn ich nun noch das grosse, im Südosten von Freyenstein
gelegene, zwischen Wittstock und Below sich erstreckende Wittstocker
Holz wenigstens erwähne, so kann ich hiermit die Schilderung der
Freyensteiner Umgebung als beendet betrachten.
Zum Schluss noch einige Bemerkungen. E. Koehne constatiert
(in Abhandl. des Bot. Vereins d. Prov. Brandenburg AXI1 1879, S. 150)
für Putlitz und Umgegend das Fehlen von Tithymalus Oyparissias Scop.,
Galium verum L. und Dianthust Carthusianorum L. und setzt hinzu:
„Die erste ist eine Pflanze, welche nach Norden hin verschwindet;
ihr Fehlen ist auch schon für die Gegend von Prenzlau und Königs-
berg i. N. constatiert worden. Die zweite ist eine (nach Prof. Ascherson)
auch anderweitig, fehlende Pflanze, z.tB. kommt sie nicht in der Ober-
lausitz — oder selten — vor. Die dritte ist eine entschiedene
Continentalpflanze, die nach Nordwesten überhaupt seltener wird und
in Westfalen und England ganz fehlt“. — Da Tithymalus Cyparissias
hier bei Freyenstein nun sehr sporadisch auftritt (vgl. S. 29), so
dürfte diese Pflanze hier die letzten nach Norden vorgeschobenen
Posten haben. Das würde der Bemerkung von!Sarkander bei
Boll (a. a. ©. S. 128) entsprechen: „Zuphorbia Cyparissias erreicht
ihre nördliche Grenze in der &von *Neustrelitz über Mirow, Lärz,
Buchholz und Melz gezogenen Linie“. — Die andern beiden von
Koehne genannten Pflanzen ifehlen auch hier — wenigstens wild —
ganz, und es war mir interessant, 1890 gelegentlich einer Fuss-
wanderung über Wittstock, Zechlin, Ruppin, Wustrau, Fehrbellin und
Linum ins Rhinluch sie beide nach und nach auftauchen zu sehen.
Zuerst trat Gabium verum ganz vereinzelt bei Lutterow nächst Zechlin
12 Rud. Rietz:
auf (zusammen mit Tehymalus Oyparissias), verschwand dann wieder
auf weite Streeken hin, um dann immer häufiger wieder zu erscheinen,
und zwischen Fehrbellin und Linum wiegten sich ganze Massen dieser
Pflanze in üppiger Pracht ihrer gelben Blüten. Dianthus Carthusianorum
kam ınir erst später in der „Ruppiner Schweiz“ und dem Kgl. Forst
bei Gühlen-Glienicke zu Gesicht, anfangs auch sehr zerstreut, bei
Ruppin dann schon häufiger und an trockenen Stellen des Rhinluchs
zwischen Wustrau und Linum in Menge').
Nicht aufgeführt sind in diesem Verzeichnis die gebauten Pflanzen,
dagegen habe ich manche Einwanderer, die in der Flora von Bran-
denburg von Prof. Ascherson vicht unter No. gesetzt sind, numeriert,
2. B. Oxalis strieta L., Oenothera biennis I.., Erigeron canadensis L.,
Galinsoga parviflora Cav. u. a. m., weil ich glaube, dass diese Arten
sich schon das Bürgerrecht in unserer heimischen Flora erworben haben.
Ich will diese Zeilen beenden mit dem herzlichen Dank gegen
Herrn Professor P. Ascherson, der in stets bereiter Opferwilligkeit
durch endgültige Bestimmung zweifelhafter Arten, sowie durch Winke
und Ratschläge die vorliegende ‘Arbeit wesentlich unterstützt und
sefördert hat.
Freyenstein, im Herbst 1892.
A. Dicotyledones.
1. Fam. Ranunculaceae Juss.
1. T’halictrum minusL.(Koch). Im nördlichen Teil der FreyensteinerFeld-
mark; Marsower Feldmark, u. a. auch Fichtenhecke beim Gut.
2. Hepatica triloba Gil. Massower Holz in feuchten Schlägen nicht
selten. Buchwald hinter dem Massower See.
Pulsatilla pratensis (L.) Mill. Im sandigen Südosten, Süden und
Südwesten von Freyenstein an den von Freyenstein nach Niemer-
lang, Halenbeck, Warnsdoıf, Schmolde führenden Wegen, Witt-
stocker Chaussee, Ochsenkamp, Halenbecker und Schmolder Tannen.
Im Mecklenburgischen bei Bad Stuer.
4. P. vulgaris Mill. Bei Stuer auf troekenen Abhängen.
5. Anemone nemorosa L. An geeigneten Standorten, unter Gebüsch,
häufig.
os
1) Gelegentlich dieser Fussreise besuchte ich auch den schon von K. Warnstorf
(in Abhandl. Bot. Vereins XXI 1879 S. 147) entdeckten Standort von Zinnaea bo-
reahs L. in dem Kgl. Forst zwischen Wallitz und Basdorf. Zinnaea wächst hier
in Menge. Der genaue Standort ist: Jagen 197 u. 198 am „Schuster- und Ochsen-
steig“. Auch ich war ganz erstaunt über die Mengen von Juniperus communis L.,
die auf unabsehbare Strecken hin ein dichtes Unterholz bilden,
28.
29.
30.
31.
Flora von Freyenstein i. d. Prignitz. 13
. Anemone ranunculoides I. Nicht selten mit der vorigen zusammen.
. Myosurus minimus L. Auf Aeckern, an Wegen zerstreut.
. Ranunculus aguatilis L. In der Dosse, in Bächen und Mergel-
gruben häufig.
. £. divaricatus Schrk. Massower See.
. R. Flammula \,. Häufig.
. R. Lingua L. Zerstreut durch das Gebiet. lm Grundpost bei
Freyenstein, am Massower See, Massower Wiesen.
. R. auricomus L. Häufig.
R. acer L. Gemein.
R. repens L. Gemein.
R. bulbosus L. Auf trockenen Plätzen zerstreut.
R. sardous Crtz. Feldmark des Gutes Neu-Köln.
KR. arvensis L. Zerstreut auf Aeckern, z. B. Köln’sche Feldmark,
Gallberg, Heide.
. R. sceleratus L. Häufig auf dem Moor, den Grabower Wiesen
u. Ss. w., gern in Torflöchern, an Mergelgruben.
. k. Ficaria L. Häufig.
. Caltha palustris L. Gemein.
2. Fam. Nymphaeaceae DC.
. Nymphaea alba L. Massower See.
. Nuphar luteum (]1,.) Sm. Massower See, Teiche bei Meyenburg,
Zaatzke, Sadenbeck u. a. O., kommt in der näheren Umgebung
von lF'reyenstein nicht vor.
3. Fam. Papaveraceae DC.
. Papaver Argemone L. Nicht selten.
. P. Rhoeas L. Häufig.
. P. dubium L. Zerstreut.
. Ohelidonium majus L. Häufig.
4. Fam. Fumariaceae DC.
. Corydallis intermedia (L.) P.M.E. Unter Gebüsch am Schützen-
hause, im Lindengraben, an der Kantorwiese, am Wege nach
Halenbeck.
Fumaria offieinalis L. Zerstreut.
5. Fam. Oruciferae Juss.
Nasturtium oficinale R.Br. In Gräben und Bächen häufig.
N. amphibium (L.) R.Br. In Gräben und Bächen häufig.
N. silwestre (L.) R.Br. Nicht selten.
42.
. Brassica nigra (L.) Koch. Zerstreut.
Rud. Rietz:
2. Nasturtium palustre (Leyss.) DC. Nicht selten, namentlich auf
dem Moor.
. Barbaraea lyrata (Gil.) Aschs. Sehr vereinzelt, z. B. Köln’sche
Feldmark, Gallberg, Warnsdorf.
. Turritis glabral,. Nicht selten, namentlich häufig im Wittstocker
Chausseegraben.
. Arabis arenosa (L) Scop. Einzeln, zerstreut und unbeständig.
. Cardamine pratensis L. Gemein.
. C. amara L. Nicht selten an der Bäk, auf dem Moor u. a. 0.
Beide Cardamine-Arten werden hier Kiebitzblumen genannt.
. Sisymbrium ofhcinale (L.) Scop. Nicht häufig auf Schutt.
. 8. Sophia L. Zerstreut.
. 8. Thalianum (L) Gay et Monnard. Nicht selten.
. Alliaria oficinalis Andrzj. Freyensteiner Wall, Schlosspark,
Massower Holz.
Erysimum cheiranthoides L. Nicht selten.
Br. oleracea L. wird in verschiedenen Formen gebaut, namentlich
auch viel in übermannshohen Formen als „Blattkohl“ zum Gänse-
futter; f. acephala vulgaris DC.
. Sinapis arvensis L.. Hädderk. Gemein.
. Berteroa incana (L.) DC. Zerstreut.
3. Erophila verna (L.) E.Mey. Gemein.
. Camelina sativa (L.) Crtz. Mitunter gemein unter Flachs, auch
unter Serradella.
Cochlearia Armoracia L. Pädderk, häufig in Gärten verwildert
und dort wegen der tiefgehenden Wurzeln schwer auszurotten.
. T'hlaspi arvense L. Nur zerstreut und vereinzelt.
. Teesdalean nudicaulis (L.) R.Br. Sandige Aecker auf der Heide
und bei Massow.
. Lepidium ruderale L. Zerstreut auf Schutt.
. Capsella Dursa pastoris (L.) Mnch. Gemein.
. Neslea panniculata (L) Desv. Zerstreut.
. RKaphanistrum arvense Wallr. Hädderk, namentlich durch
massenhaftes Auftreten sehr unangenehmes Unkraut unter Hafer.
6. Fam. Violaceae DC.
. Viola palustris L_ Häufig.
. V. odorata L.. Auf dem Wall verwildert, und dort in allen
Farbenabstufungen von blau über lila bis weiss.
. V. canina L. Häufig.
. V. persicifolia Schk. Nicht selten.
. V. silvatica Fr. Nicht selten.
b. Riviniena Rehb. Nicht selten.
. V. tricolor L. Gemein.
60.
61.
Flora von Freyenstein i. d. Prignitz. 15
1. Fam. Droseraceae DC.
Parnassia palustris L. Häufig.
8. Fam. Polygalaceae Juss.
Polygala vulgaris L. Häufig.
9. Fam. Caryophyllaceae Juss.
. Gypsophlla muralis L. Massow.
. Dianthus deltoides L. Häufig.
. D. superbus L. Moor und Wiesen, doch nur vereinzelt.
D. Carthusianorum L. kommt bei Freyenstein nicht vor. Vgl.S. 11.
. Saponarıa ofeinalis L An Kirchhöfen u. a. O. einiger um-
liegenden Dörfer, meist mit gefüllter Blüte; wohl nur verwildert.
Mit einfacher Blüte selten.
. Viscaria viscosa (Gil ) Aschs. Halenbecker und Schmolder Tannen,
Wittstocker und Meyenburger Chausseegraben u. a O.
. Silene venosa (Gil.) Aschs. Tetschendorfer und Zaatzker Weg-
ränder, Chaussee nach Meyenburg.
. 8. nutans L. Besonders im Chausseegraben nach Wittstock, im
Ochsenkamp.
9. Melandryum album (Mill.) Gke. Häufig.
. M. rubrum (Weigel) Gke. An der Bäk, auf dem Moor, im alten
Teich, im Herrenbusch, Massower Holz, viel am Massower See,
an der Dosse.
. Coronaria Flos cuculi (L.) A.Br. Häufig.
. Agrostemma Githago L. Häufig.
3. Spergula arvensis L. Häufig.
. Sp. Morisonii Boreau. Sandige Kieferwälder.
. Sagina procumbens L. Nicht selten.
. 8. nodosa (L.) Fenzl. Nicht selten.
. Moehringia trinervia (L.) Clairv. Häufig.
. Arenaria serpyllifolia I,. Nicht selten.
. Holosteum umbellatum L. Nicht selten.
. Stellaria nemorum L. Viel in den Brüchen im Massower Holz
und am Massower See.
. dt. media (L} Cir. Gemein.
. St. Holostea L. Nicht selten.
3. St. glauca With. Ziemlich häufig.
. St. graminea L. Ziemlich häufig.
. St. uliginosa Murr. Brüche im Massower Holz, Ausstiche u. s. w.
. Cerastium semidecandrum 1. Häufig.
. ©. triviale Lk. Gemein.
16
88,
89,
9.
Si:
92.
9.
94.
100.
101.
102.
103.
104.
105.
106.
107.
Rud. Rietz:
Cerastium arvense L. Häufig.
Malachium aquaticum (L.) Fr. Gemein.
10. Fam. ZLinaceae DC.
Linum catharticum L. Auf dem Moor, auf allen Wiesen und
Grasplätzen häufig.
Radiola multiflora (Lmk.) Aschers. Auf feuchteren, sandig-moo-
rigen Aeckern, öfter zusammen mit Montia minor Gmel.
11. Fam. Malvaceae R.Br.
Malva Alcea L. Freyensteiner Wall, am Schützenhause, Niemer-
lang.
M. silvesiris L. Umgegend von Massow viel. Niemerlang,
Halenbeck.
M. neglecta Wallr. Häufig.
12. Fam. Tiliaceae Juss. |
. Tılia ulmifolia Scop. Nicht selten.
. T. platyphylla Scop. Nicht selten.
13. Fam. Hypericaceae DC.
. Hypericum perforatum L. Häufig. Christi-Kreuzblume.
. H. tetrapterum Fr. Nicht selten.
. H. humifusum L. Nicht selten.
14. Fam. Aceraceae DC.
Acer Pseudoplatanus L. Nicht selten.
A. platanoides L, Nicht selten.
A. campestre L. Nicht selten.
Alle 3 Arten aber fast nur gepflanzt.
15. Fam. G@eraniaceae DC.
Geranium palustre L. Häufig, besonders auf dem Freyensteiner
Moor.
@. pusillum L. Häufig.
@. columbinum L. Freyensteiner Wall, am Schützenhause, auf der
Altstadt.
G. dissectum L. Grasplätze auf dem Wall, im Schlosspark, wohl
nur durch Grassamen eingeschleppt. (Vgl. Koehne, a. a. OÖ.
S. 152.)
@. molle L. Häufig.
108.
109.
110
LI:
112.
Flora von Freyenstein i. d. Prignitz. A
Geranium Robertianum L Häufig.
Erodium cieutarium (L.) L’Heritier. Häufig.
16. Fam. Balsaminaceae Rich.
Impatiens Noll tangere L. In der Vosskuhle; viel in den Brüchen
am Massower See.
17. Fam. Oxalridaceae DC.
Oxalis Acetosella L. Häufig.
O. stricta L. Gartenunkraut.
Das in den Gärten hin und wieder gepflanzte Tropaeolum majus L.
113.
114.
115.
116.
117.
118.
119.
120.
121.
heisst hier Geelhäcken.
18. Fam. Celastraceae R.Br.
Evonymus europaea L. Nicht selten.
19. Fam. Rhamnaceae Juss.
Rhamnus cathartica L. Nicht selten.
R. Frangula L. Nicht selten.
20. Fam. Papilionaceae (L.)
Ulex europaeus L. Halenbeck auf Aeckern und beim Gute Massow
aufeinem Sandhügel, wohl nur angepflanzt. Noch im Frühjahr 1883
wuchs im Lindengraben bei Freyenstein ein Exemplar von Ulex,
das jedoch bald darauf ausging (vgl. Abh. Bot. Ver. Brandenb.
XXVI S. 97).
Sarothamnus scoparius (L.) Koch. Häufig. Hasenbrahm oder
Hasengeil.
Genista pilosa L. Häufig.
@. tinctoria L_ Ochsenkamp, Halenbecker und Schmolder Tannen.
@. germanica L. Zerstreut.
G. anglica L_ Am 10. Mai 1889 mit Herrn Prof. Ascherson
hinter Stepenitz gesucht und gefunden. Der genaue Standort ist:
Hauptmannssoll bei Mathildenhof. Ausserdem kommt die Pflanze
zwischen Meyenburg und Krempendorf vor. Im Frühjahr 1891
fand ich Genista anglica am Wege von Freyenstein nach
Warnsdorf links auf einem kleinen dreieckigen Stück übrig-
gebliebenen „Heidemoors“ (Schon in der Flora der Provinz
Brandenburg von Ascherson, 1. Abth. (1860, S. 134) heisst es
von @. anglica u. a.: „Zw. Freyenstein und Warnsdorf Ku.!“ Da
dieses Fleckchen Land in früherer Zeit zum Abladen von Steinen ge-
braucht wurde, so wird die zwischen den Steinhaufen wachsende
Genista wohl noch auf absehbare Zeit der Vertilgung entrissen sein.
Abhandl. des Bot. Vereins für Brandenb, XXXV. >)
18
122.
Rud. Rietz:
Jedenfalls ist diese Stelle der in der Prignitz am weitesten östlich
vorgeschobene Posten von Genista anglica.
Ononis spinosa L. Häufig. Der in der Ascherson’schen Flora
S. 137 angeführte Volksname für die Prignitz: Driefkraut ist
hier nieht gebräuchlich.
123. Anthyllis Vulneraria L. Wild. Häufig auch als Viehfutter gebaut.
124. Medicago falcata L. Ochsenkamp u. a. O.
125. M. lupulina L. Gemein.
126. Melilotus oficinalis (L.) Desr. Sehr selten.
127. M. albus Desr. Vereinzelt.
128. Trifolium pratense L. Häufig, viel gebaut.
129. T. alpestre L. Nicht selten.
130. T. arvense L. Häufig.
131.
132.
133.
134.
135.
156.
137.
138.
139.
140.
141.
142.
143.
144.
145.
146.
147.
148.
149. P
150.
151.
T. repens L. Häufig.
T. agrarium L. Häufig.
T. procumbens L. Häufig.
T. filiforme L. Nicht selten auf trockenen Wiesen, z. B. bei
Gustavsruh.
Lotus corniculatus L. Nicht selten.
L. uliginosus Schk. Dem Anschein nach häufiger als voriger.
Astragalus glycyphyllos L. Nicht selten.
Ornithopus perpusillus L. Kieferwälder.
Vicia hirsuta (L.) Koch. Nicht selten.
V. cassubica L. Ochsenkamp, Niemerlanger Holz.
V. Oracca L. Häufig.
V. villosa Rth. Oefter gebautes Futterkraut. Selten wild.
Lathyrus sıilvester L. Sehr viel in den Säetannen, auch in den
Halenbecker und Schmolder Tannen, in Chausseegräben, am
Schützenhause.
L. pratensis L. Nicht selten.
L. paluster L. Nicht selten.
L. vernus (L.) Bernh. Buchenwald am Massower See
L. montanus Bernh. Häufig.
Linsen werden hier nicht gebaut, ja die Frucht ist vielen Bewoh-
nern hiesiger Gegend kaum dem Namen nach bekannt. Vgl. auch Fr.
Meyerholz in Flor. Vilsensis. (Abh. Bot. Ver. XXX1V 1892 S. 21.)
21. Fam. Amygdalaceae Juss.
Prunus spinosa L. Häufig.
Padus L. Häufig. Fulknack.
22. Fam. Rosaceae Juss.
Ulmaria pentapetala Gil. Moor und Wiesen der ganzen Umgebung.
Geum urbanum 1. Häufig.
152.
153.
154.
155.
156.
157.
158.
193
160.
161.
162.
163.
164.
165.
166.
167.
168.
169.
170.
171.
72:
Flora von Freyenstein i. d. Prignitz. 19
Geum rivale L. Häufig.
Rubus fruticosus L. Häufig.
R. caesius L. Häufig.
R. Idaeus L. Häufig.
R. sacatilis L. Buchenwald am Massower See.
Fragaria vesca L. Häufig, Roter Besing, im Gegensatz
zu Vaccinium Myrtilus, das blauer Besing heisst.
Comarum palustre L. Häufig.
Potentilla argentea L. Häufig.
P. anserina L. Nicht selten.
P. verna L. z. T. (P. Tabernaemontani Aschers.) Nicht selten.
P. Tormentilla Sibth. Nicht selten.
Alchemilla vulgaris L Nicht selten, z. B. auf der Gänseweide,
auf dem Moor, den Wiesen bei Grabow, Moor am Massower See
A. arvensis (L) Scop. Gemeines Ackerunkraut.
Agrimonia Eupatoria L. Häufig.
Rosa canına L. Häufig. °
R. tomentosa Sm. Häufig.
23. Fam. Pomariae Lindl.
Orataegus Oxyacantha L. Häufig.
Or. monogyna Jacq. Seltener.
Pirus communis L. Nicht selten in wilden Sträuchern.
P. Malus L. Wild in einigen Bäumen im Massower Holz.
Sorbus aucuparia L. Quitsche. Nicht selten. An der Köln-
schen Allee finden sich häufig Sträucher dieser Art auf
Weidenköpfen. Die Stämme, oft armdick, wurzeln nicht selten
durch die hohle Weide bis in die Erde.
24. Fam. Onagraceae Juss.
3. Epilobium angustifolium L. Nicht selten, durch das Gebiet zer-
streut. Sehr viel in den Waldstücken zwischen Meyenburg und
Pritzwalk.
. E. hirsutum L. An feuchten Stellen nicht selten zwischen Gebüsch.
. E. parviflorum Schreb. Nicht zu häufig.
. E. montanum L. Vosskuhle.
. E. roseum Schreb.: An der „Bäk.“
E. palustre L. Häufig.
. Oenothera biennis L.. Kommt im engeren Kreise von Freyenstein
nicht vor, erscheint erst bei Pritzwalk, Wittstock, Zechlin.
. Circaea lutetiana L. Massower Forst häufig.
)%
.
20 Rud. Rietz:
25. Fam. Halorrhagidaceae R.Br.
181. Myriophyllum vertieillatum L. Grabower Wiesen.
182. M. spicatum L. Massower See.
26. Fam. Callitrichaceae Lk.
183. Callitriche stagnalis Scop. Gräben.
184. C. verna b) stellata Hoppe. Gräben, Wasserlöcher, namentlich
schön in den Gräben der Massower Rieselwiesen.
27. Fam. Ceratophyllaceae Gray.
185. Ceratophyllum demersum L. Auf dem Moor, den Wiesen in Torf-
löchern.
28. Fam. Lythraceae Juss.
186. Zythrum Salıicaria L. Häufig.
29. Fam Portulacaceae Juss.
187. Montia minor Gmel. Halenbecker Tannen, an feuchten Acker-
rändern; auf der „Heide.“
30. Fam. Paronychiaceae St.Hilaire.
188. Herniaria glabra L. Häufig.
189. Seleranthus annuus L. Häufig.
190. 8. perennis L. Häufig.
31. Fam. Orassulaceae DC.
191. Sedum maximum Sut. Nicht selten.
192. 8. acre L. Häufig.
193. 8. reflewum L. Nicht selten; Chausseegraben nach Wittstock u. a. O.
194. Sempervivum tectorum L. Dächer.
32. Fam. Grossulariaceae DC.
195. Ribes Grossularia L Einzeln verwildert, z. T. auch auf Weiden-
köpfen.
196. R. alpinum L. Birkenbruch im Massower Holz. Unter
vielen männlichen Sträuchern wenige weibliche. Wild!
197. R. nigrum L. Nicht häufig.
198. R. rubrum L. Nicht häufig.
33. Fam. Saxifragaceae Vent.
199. Sazxifraga tridactylitis L. Aecker bei Warnsdorf.
227.
Flora von Freyeustein i. d. Prignitz. 21
. Sawifraga granulata L. Nicht selten.
. Chrysosplenium alternifolium L. Häufig.
34. Fam. Umbelliferae Juss.
. Hydrocotyle vulgaris L Häufig.
. Sanicula europaea L. Buchenwald am Massower See.
. Cieuta virosa L. Bei Freyenstein jetzt seltener vorkommend,
viel am Massower See.
. Helosciadum repens (Jaecq.) Koch. Wenig an der Dosse.
. Aegopodium Podagraria L.. Geerds. Lästiges Unkraut, doch
allgemein als gutes Ziegenfutter bekannt.
. Carum Carvi L. Nicht selten wild.
. Pimpinella magna L. Im „Token“ bei Sadenbeck.
. P. Saxifraga L. Häufig. 3
. Berula angustifolia (l.) Koch. In Gräben und Bächen häufig.
. Sium latifolium L. An der Dosse und ihren Nebengräben, Gräben
der Massower Wiesen, Massower See.
. Venanthe jistulosa L. Besonders in den Gräben der Jaebitzer
Feldmark; an der Dosse.
. ©. Phellandrium Lam. Häufig.
. Aethusa Oynapium L. Häufig.
. Selinum Carvifolia L. Nicht selten, z. B. Schützenhaus, Ziegel-
busch, Ochsenkamp, Vosskuhle u. a. O.
Angelica silvestris L. Häufig auf Moor und Wiesen.
. Archangelica sativa (Mill.) Bess. Auf dem Moor. Besonders viel
findet sich dies schöne grosse Doldengewächs an der „Bäk“ von
der Untermühle bis zur Dosse.
Peucedanum Oreoselinum (L.) Mnch. Trockene Hügel.
. P. palustre (L.) Mnch. Häufig.
. Pastinaca sativa L. Fehlt im engeren Umkreis von Freyenstein,
tritt aber schon auf den Wiesen bei Meyenburg und Pritzwalk
häufig auf.
. Heracleum Sphondylium L. Häufig.
. Daucus Carota L. Nicht selten wild. In Gärten ausser für den
Küchengebrauch auch als Gänsefutter gebaut. (Grosse, weisse Rübe.)
. Torilis Anthriscus (L.) Gmel. Häufig.
. Anthriscus sivestris (L.) Hoffm. Häufig.
. Chaerophyllum temulum L. Häufig.
. Conium maculatum L. An der Freyensteiner Stadtmauer.
35. Fam. Aralüaceae Juss.
Hedera Helix L. Im Buchenwald am Massower See wild am
Boden kriechend, hin und wieder kletternd, nicht blühend. Be-
22
228.
Rud. Rietz:
sonders schön und üppig an der Freyensteiner Burg, sowie an
der Massower Kirche.
36. Fam. Oornaceae DC.
Cornus sanguinea \, In Hecken nicht selten. Ohne Zweifel wild
im Gebüsch der „toten Dosse“, einem nicht mehr Wasser füh-
renden Nebenarm der Dosse bei Jaäbitz und in den Halen-
becker Tannen. Alle Jahre blühend und fruchtend.
Viscum album L. wurde im engeren Gebiet noch nicht beobachtet.
37. Fam. Caprifoliaceae Juss.
. Adoxa- Moschatellina L. An geeigneten Standorten häufig.
. Sambucus nigra L. Nicht selten.
. Viburnum Opulus L. Zerstreut. Der in der Aschersonschen
Flora S. 267 angegebene Prignitzer Volksname Gänseflieder
ist hier nicht bekannt.
. Lonicera Periclymenum L. In Wäldern häufig. Jelänger-
jelieber.
38. Fam. Rubiaceae Juss.
. Asperula odorata L. Herrenbusch, Buchen an der Jaöbitzer
Koppel, Massower Forst: sehr viel im Buchwald am Massower
See, im Wittstocker Holz, bei Bad Stuer.
. Galium Aparine L. Häufiges Unkraut. Tun-Ray d. i. Zaun-Ray.
. @. uliginosum L. Häufig.
. @. palustre L. Häufig.
. @. verum L. kommt wild hier nicht vor, nur im Schlossgarten
auf einem Grasplatz, wo es jedenfalls durch Samen einge-
schleppt ist. Vgl. S. 11, 12.
. @. Mollugo L. Häufig. |
. @. siüvaticum L. Viel im Buchwald am Massower See und im
Wittstocker Holz.
. @. silvestre Poll. Im Ochsenkamp, den Halenbecker Tannen, im
Massower Holz, hin und wieder an Wegen.
39. Fam. Valerianaceae DC.
. Valeriana ofhicinalis L. Häufig.
. V. dioeca L. Häufig.
. Valerianella olitoria L. Nicht selten.
. V. Auricula DC. Zerstreut und unbeständig.
. V. dentata Poll. Zerstreut und: unbeständig.
Flora von Freyenstein i. d. Prignitz. 23
40, Fam. Dipsaceae DC.
. Knautia arvensis (L.) Coulter ex part. Häufig.
. Succisa praemorsa (Gil) Aschs. Häufig.
. Scabiosa columbaria L. Schmolder Weg, Schmolder und Halen-
becker Tannen.
41. Fam. OCompositae Adans.
. Eupatorium cannabinum L. Häufig.
. Tussdago Farfarus L. In Mergelgruben nicht selten.
. Aster sp. An der Dosse bei Ja@bitz ein kräftiges Gebüsch bildend
und gewiss schon vor vielen Jahren dort verwildert.
. Erigeron canadensis L Nicht selten.
. E. acer L. Nicht selten.
. Bellis perennis L. Häufig, Markenblume.
. Solidago Virga aurea L. Häufig.
. Inula Brüannica L. Häufig.
. Rudbeckia laciniata L Verwildert in einem feuchten Graben
bei Jaebitz.
. Bidens tripartitus L. Häufig.
. B. cernuus L. Seltener. Plauer See.
. Galinsoga parvifiora Cav. Zerstreut.
. Filago arvensis L. Häufig.
. £. germanica L. Nicht selten.
. Gnaphalium luteo-album L. Häufig.
@. dioecum L. Häufig.
. Helichrysum arenarium (L.) DC. Nicht selten.
. Artemisia campestris L. Verbreitet.
. A. vulgaris L. Nicht selten, namentlich bei Massow.
. Achillea Ptarmica L. Häufig.
. A. Miüllefolium L. Häufig, vereinzelt auch rot blühend.
. Anthemis tinctoria L.. Einmal gefunden bei Massow.
. A. arvensis L Häufig.
. A. Ootula L. Nicht selten.
. Chrysanthemum Leucanthemum L. Häufig.
. Matricaria inodora L. Nicht selten.
. M. Chamomilla L. Nicht selten.
. Tanacetum vulgare L. Häufig; hier Kropfkraut genannt,
weil es beim Kropf der Pferde gebraucht wird.
. Arnica montana L. Woiverlei. In Wäldern, auf Triften,
die früher Wald waren.
. Senecio paluster (L.) DC. Viel in Torflöchern auf dem Moor.
. 8. vulgaris L. Gemein.
. 8. viscosus L. Zerstreut, z. B. Freyensteiner Burg, Ochsenkamp
>20.
Rud. Rietz:
. Benecio silvaticus L. Nicht selten.
. 8, vernalis W.K. Nicht häufig, nur sporadisch.
3. 8. Jacobaea L. Nicht selten.
. ©. aquaticus Huds. An der Dosse unterhalb Jaebitz.
. ©. paludosus L. Mehrere kräftige Exemplare in einem Bruch
des Massower Holzes. Der Same vielleicht durch Sumpfvögel
hierher verschleppt.
). Carlina vulgaris L. Auf Mergeläckern nicht selten.
. Centaurea Jacea L. Nicht selten.
. ©. Cyanus L. Häufig.
. ©. Scabiosa L. Häufig. Hier: Papenklöten (Pfaffenhoden,
wegen des kugligen Hüllkelchs).
. Serratula tinctoria L. Am Schützenhause.
. Lappa tomentosa Lam. Häufig.
. L. glabra l,am. Seltener als 291.
. Onopordon Acanthium L. Halenbeck, Meyenburg.
. Carduus nutans L. Feuerdistel. Nicht selten.
. Cirsium lanceolatum (L) Scop. Häufig.
. C. oleraceum (L.) Scop. Auf allen Wiesen gemein.
J
a
. palustre (L) Scop. Gemein.
. ©. oleraceum X palustre 2 Exemplare auf dem Moor 1890.
. ©. arvense (L.) Scop. Gemein.
. Sılybum Marianum (L.) Gaertn. Früher als Stichsaat zu
medicinischen Zwecken hier gebaut, findet sich noch mitunter
verwildert in Gärten.
. Lampsana communis L. Häufig.
. Arnoseris minima (L.) Lk. Sehr viel auf allen Aeckern.
. Cichorium Intybus L. Bei Wulfersdorf.
. Leontodon auctumnalıs L. Häufig.
. L. hispidus L. Seltener.
. Tragopogon pratensis L. Nicht selten, z. B. auf dem Wall und
am Schützenhause.
. Scorzonera humilis L. Auf der „Heide“.
. Taraxacum vulgare (Lmk.) Schrk. Gemein.
. Lactuca muralis (L.) Less. In Wäldern nicht selten.
. Sonchus oleraceus L. Gemein.
. 8. asper All. Nicht häufig.
. ©. arvensis L. Häufig.
var. 8. uliginosus M.B. am Massower See.
. Urepis biennis L. Häufig.
. ©. tectorum L. Häufig.
. ©. virens Vill. Häufig.
. ©. paludosa (L) Mnch. Bruch im Ochsenkamp.
. Hieracium Pilosella L. Gemein.
318.
319.
320.
321.
322.
323.
324.
325.
326.
Flora von Freyeustein i. d. Prignitz. 25
Hieracium murorum L. Häufig.
H. boreale Fr. Zerstreut auf der „Heide“, dem Ochsenkamp,
den Halenbecker Tannen, im Massower Holz.
H. umbellatum L. Häufig.
42. Fam. Campanulaceae Juss.
Jasione montana L. Häufig. Bei Babitz nächst Wittstock weiss
blühend gefunden.
Phyteuma spicatum L. Chausseegrabeu bei Gustavsruh.
Oampanula rotundifolia L. Häufig.
Ö. Trachelium L. Häufig.
O. patula L. Häufig.
©. persicifolia L. Nicht selten.
C. glomerata L. kam bis 1886 am „Ziegelbusch“ bei Freyenstein
vor. Durch Abbau dieser Thongrube leider ausgerottet
43. Fam. Vacciniaceae Lindl.
. Vaccinium MyrtillusL. Häufig. Bickbeere — Kuhteke— blauer
Besing, letzteres im Gegensatz zu ragaria (roter Besing).
. V. Vitis idaea L. Sehr wenig im Massower Holz. Wittstocker Forst.
44. Fam. Kricaceae Lindl.
, Calluna vulgaris (L.) Salisb. Häufig. Vereinzelt auch weiss blühend.
. Erica Tetralix L. Hinter Meyenburg zusammen mit 121.
45. Fam. Pirolaceae Lindl.
. Pirola chlorantha Sw. Ochsenkamp, Halenbecker und Schmolder
Tannen, Massower Holz.
. P. minor L. Ochsenkamp, Halenbecker und Schmolder Tannen,
Massower Holz.
. P. uniflora L. Im Massower Holz auf üppigen Moospolstern.
. Chimophila umbellata (L.) Nutt. Ochsenkamp, Massower Holz.
. Ramischia secunda (L.) Gke. In allen Wäldern.
. Monotropa Hypopitys L. In allen Wäldern zerstreut.
46. Fam. Oleaceae Lindl.
. Frasinus excelsior L. Nicht selten, viel angepflanzit.
47. Fam. Gentianaceae Juss.
. Menyanthes trifoliata L. Grundpost, Grabower Wiesen, Masso-
wer See.
. Erythraea Centaurium (L.) Pers. Zerstreut, z. B. viel im Ochsen-
kamp. Wird als hustenstillendes Mittel gebraucht.
Rud. Rietz:
48. Fam. Oonvolvulaceae Vent.
. Convolvulus sepium L. Häufig.
. ©. arvensis L. Häufig. Wedewinde.
. Cuscuta europaea L. Nicht selten. Fast immer auf Urtica.
. C. Epilinum Weihe. Nicht selten auf Flachs.
49. Fam. Borraginaceae Juss.
. Anchusa ofieinalis L. Zerstreut.
. A. arvensis (L.) M.B. Nicht selten auf den Aeckern.
. Symphytum ofhicinale L. Häufig.
. Echium vulgare L. Kommt auf der Freyensteiner Feldmark nicht
vor, ist dagegen schon auf sandigen Aeckern bei Wulfersdorf und
im Mecklenburgischen zu finden
. Lithospermum arvense L. Häufig.
. Myosotis palustris (L.) With. Häufig.
. M. stricta Lk. Häufig.
. M. intermedia Lk. Zerstreut.
. M. hispida Schlechtend. Nicht selten.
50. Fam. Solanaceae Juss.
Lycium barbarum L. Wenige Sträucher, in Hecken zerstreut.
. Solanum nigrum L Häufig.
. 8. Dulcamara L. Nicht selten. Auch auf Weidenköpfen. Siehe
No. 172.
. Hyoscyamos niger L. Auf Schutt, doch wenig constant.
. Datura Stramonium L. Selten und unbeständig.
Atropa Belladonna wurde früher in Sadenbeck zu Arzneizwecken
angebaut; später verwilderte sie an mehreren Orten der Umge-
gend, soll aber jetzt, der Gefahr wegen, welche ihre Früchte für
Kinder bieten, ausgerottet sein.
51. Fam. Scrophulariaceae R.Br.
. Verbaseum Lychnitis L. Zerstreut, z. B. Ochsenkamp.
V. nigrum L. Nicht selten.
. Scrophularia nodosa L. Nicht selten.
. 8. alata Gil. An der „Bäk“, in H. Hefenbrocks Koppel, an
der Dosse, im Massower Holz, am Massower See.
. Linaria vulgaris Mill. Häufig. Auch mit Pelorien beobachtet.
Bei einigen dieser pelorisirten Blüten waren die Sporne nicht
nach unten, sondern aufwärts gerichtet, den Zacken einer Krone
vergleichbar.
. Veronica scutellata L Wiesen bei Gustavsruh.
. V. Anagallis L. Häufig.
364.
369.
366.
367.
368.
369.
370.
371.
312.
373.
374.
375.
376.
377.
378.
379.
380.
381.
382.
383.
384.
339.
386.
387.
388.
389.
v0.
31.
392.
393.
394.
39.
396.
Flora von Freyenstein i. d. Prignitz. 27
Veronica Beccabunga L. Nicht selten; viel in der „Bäk.“
V. Ohamaedrys L. Häufig.
V. oficinalis L. Häufig.
V. prostrata L. Massower Holz.
V. serpyllifolia L. Häufig.
V. arvensis L. Häufig.
V. triphyllos L. Häufig.
V. agrestis L. Häufig.
V. polita Fr. Häufig.
V. Buxbaumiü Ten. Von Herrn Lauche bei Frehne unweit
Meyenburg (östlich vom Dorfe) gefunden. (Abh. Bot. Ver. Bran-
denb. XXVII (1885) S. 101.)
V. hederifolia L. Häufig.
Euphrasia Odontites L. Nicht selten.
E. oficinalis L. Häufig.
Alectorolophus major Rehb. Nicht viel.
A. minor Wimm. et Grab. Häufig, heisst hier Klünner.
Pedicularis palustris L.. Am Massower See.
P. silvatica L. Wiesen, doch zerstreut.
Melampyrum nemorosum L. Nicht selten im Ochsenkamp, in den
Halenbeeker und Schmolder Tannen, im Wittstocker Holz.
M. pratense L. Nicht selten.
Lathraea Squamaria L. Ochsenkamp, Herrenbusch, Vosskuble,
Massower Holz, Wittstocker Forst.
52. Fam. Labiatae Juss.
Mentha arvensis L. » Gemein.
M. aquatica L. Häufig, besonders die Form capitata Wimm.
Lycopus europaeus L. Gemein.
Thymus Serpyllum L. Häufig.
Calamintha Acinos (L.) Clairv. auf fast allen Aeckern, doch über-
all zerstreut.
C. Olinopodium Spenner. Auf dem Freyensteiner Wall, im
Schützengraben, in den Schmolder Tannen u. s. w.
Nepeta Cataria L. Zerstreut auf Schutt, an Wegen.
Glechoma hederacea L. Gemein.
Lamium amplesxicaule L. Häufig, auch mit kleistogamen Blüten.
L. purpureum L. Gemein.
L. dissectum With. trotz des Vorkommens der beiden Eltern bis
jetzt noch nicht entdeckt.
L. maculatum L. Häufig.
L. album L. Gemein.
L. Galeobdolon (L.) Crtz. Nicht selten in den Halenbecker
Tannen, dem Ochsenkamp, dem Massower Holz.
28
397.
398.
399.
400.
401.
402.
403.
44.
405.
406.
407.
408.
409.
410.
411.
412.
413
414.
415.
41
(oR)
417.
418.
419.
420.
421.
422.
Rud,. Rietz:
Galeopsis Ladanum 1. Auf Aeckern, an Wegen nicht selten.
Galeopsis Tetrahit L. Häufig.
@. versicolor Curt. ‘Nicht selten.
Stachys silvaticus L. Häufig.
St. paluster L. Häufig.
St. arvensis L. Auf dem Gallberg.
Ballota nigra L. Gemein.
Leonurus Oardiaca L. Auf Schutt, in Dorfstrassen, zerstreut.
Scute’laria galericulata L. Häufig.
Drunella vulgaris \.. Gemein.
Ajuga genevensis |. An Wegen, auf Triften zerstreut.
53. Fam. Verbenaceae Juss.
Verbena ofjicinalis L. Sehr vereinzelt und unbeständig.
54. Fam. Plantaginaceae Juss.
Plantago major L. Gemein.
P. lanceolata L. Gemein. Flöhsaat.
P. media L. kommt hier nicht vor; die wenigen Exemplare,
welehe auf einem Grasplatze vor dem Massower Herrenhaus
stehen, sind wohl nur eingeschleppt.
55. Fam. Primulaceae Vent.
Anagallis arvensis L. Gemein. |
Trientalis europaea L Im Massower Holz.
Lysimachia vulgaris L. Häufig.
L. Nummularia L. Häufig.
Primula ofhcinalis (L.) Jacq. Häufig.
P. elatior (L.) Jacq. kommt nach dem Nachtrag zur Flora von
Mecklenburg von Boll (a a. 0. S. 126) bei „Bad Stuer am quel-
ligen Waldrand“ vor (Drewes 1860) und „zwischen Stuer und
Rogeez“ (Sarkander).
. Hottonia palustris L. Einige Mergelgruben bei Freyenstein,
Gräben auf der Ja@bitzer Feldmark, am Massower See.
56 Fam. Plumbaginaceae Juss.
Armeria vulgaris Willd. Häufig.
51. Fam. Chenopodiaceae (Vent.)
Ühenopodium polyspermum L. Zerstreut an Wegen, in Gärten.
Oh. hybridum L. Häufig.
Ch. murale L. Zerstreut.
Ch. album L. Gemein.
Ch. glaueum L. Häufig.
446.
447.
448.
449,
aslieshlasl ns las as)
Flora von Freyenstein i. d. Prignitz. 23
. Chenopodium rubrum L. Zerstreut.
. Ch. Bonus Henricus L. An der Stadtmauer.
Atriplex hortense L. kommt als immer wiederkehrendes Unkraut
in Gärten vor.
. A. niens Schk. Am Wall.
. A. patulum L. Häufig.
. A. hastatum L. Häufig.
58. Fam. Polygonaceae (Juss.).
. Rumex maritimus L. Sehr vereinzelt auf den Heidewiesen
R. obtusifolius L. Häufig.
. R. conglomeratus Murr. Auf der „Heide“, im Massower Holz,
am Massower See u. a. ©.
. R. sanguineus L. Massower Holz.
. R. crispus L. Auf Wiesen nicht selten.
. R. Hydrolapathum Huds. Nicht selten.
. R. Acetosa L. Gemein.
. R. Acetosella L. Häufig; heisst hier Bitterling..
. Polygonum Bistorta L. Sehr viel auf allen Wiesen.
. amphibium L. Zerstreut in Mergelgruben und Torflöchern.
. lapathifolium L. Häufig.
. nodosum L Häufig.
. Persicaria L. Gemein.
. Hydropiper L. Häufig.
minus Huds. Nicht selten.
. aviculare L. Häufig.
. Convolvulus L. Häufig.
. dumetorum L. Massower Holz.
Fam. Thymelaeaceae.
Daphne Mezereum L. kommt verwildert in einigen jedes Frühjahr
prächtig blühenden Stöcken auf dem Freyensteiner Kirchhof vor.
59. Fam. Aristolochiaceae (Juss.)
Asarum europaeum L. Bruch bei Gustavsruh.
60. Fam. Euphorbiaceae Bart].
Tithymalus Oyparissias Scop. An der Wittstock-Meyenburger
Chaussee, zwischen Zaatzke und Techow, zwischen Techow und
Maulbeerwalde, im Massower Holz, bei Zepkow und Wreden-
hagen im Mecklenburgischen, doch überall nur vereinzelt.
T. helioscopius Scop. Häufig.
T. Peplus I. Gemein.
30
40.
451.
452.
453.
454.
455.
456.
457.
458.
459.
460.
461.
462.
463.
464.
469.
466.
467.
468.
469.
470.
411.
Rud,. Rietz:
61. Fam. Acalyphaceae K]. u. Gke.
Mercurialis perennis L. Häufig in der Wittstocker und Massower
Forst, am Massower See, in den Gehölzen bei Jaäbitz, Knüppel-
damm, Finken, Stuer, u. S. w.
62. Fam. Urticaceae Endl.
Urtica urens L. Gemein.
U. dioeca L. Gemein. Hiddernettel.
63. Fam. Cannabaceae Endl.
Humulus Lupulus L. Häufig.
Cannabis sativa L. kommt selten auf Schutt und dergleichen ver-
wildert vor.
64. Fam. Ulmaceae Mirbel.
Ulmus campestris L. Nicht selten.
U. efusa Willd. Nicht selten.
65. Fam. Fagaceae A.Br.
Fagus sılvatica L. Häufiger Waldbaum.
Quercus pedunculata Ehrh. Häufie.
Qu. sessiliflora Sm. Seltener.
66. Fam. Betulaceae A.Br.
Oorylus Avellana L Häufig.
Carpinus Betulus L. Häufiger Waldbaum, nicht selten auch zu
Hecken verwendet als kurz gehaltenes Gesträuch.
Betulu verrucosa Ehrh. Häufig.
B. pubescens Ehrh. Seltener.
Alnus glutinosa Gaertn. Häufig.
A. incana DC. nur gepflanzt, doch nicht selten.
67. Fam. eneee Rich.
Salix pentandra L. Am Teich von Freyenstein; "viel am Masso-
wer See.
S. fragilis L. Häufig.
S. alba L. Oefter gepflanzt.
S. triandra L. Oefter gepflanzt.
8. viminalis L. Viel bei Jaöbitz und Massow.
S. cinerea L. Häufig.
S. Caprea L. Zerstreut.
S. aurita L. Häufig.
472.
47a.
AT.
47.
478.
419.
480.
481.
482.
483.
484.
485.
486.
487.
488.
Flora von Freyenstein i. d. Prignitz. >1
Salix repens L. Nicht selten auf den Wiesen, am Massower
See, in feuchten Ausstichen.
. 8. purpurea L. Ein weiblicher Strauch an der Untermühle bei
.‚Freyenstein.
. Populus tremula L. Häufig.
P. canadensis Michaux. Häufig. Als Wegbaum verhasst, weil
die weithin sich erstreckenden Wurzeln dem Acker zu viel Kraft
entsaugen. P. alba L. und P. italica Rozier sind ebenfalls nicht
selten. P. balsamifera L. findet sich in einigen kräftigen Bäumen
im Massower Park.
B. Monocotyledones.
68. Fam. Hydrocharitaceae Rich.
Elodea canadensis Rich. (Caspary). Im Massower See, sowie in
vielen Gräben und Mergelgruben.
Stratiotes Aloides L. Massower See.
Hwydrocharis Morsus ranae L. Massower See.
69. Fam. Alismaceae Rich.
Alisma Plantago L. Häufig.
Sagittarıa sagütifolia L. fehlt im Gebiet, desgleichen Dutomus
umbellatus L.
70. Fam. Juncaginaceae Rich.
Triglochin palustris L. Auf allen Wiesen viel.
71. Fam. Potameae Juss.
Potamogeton natans L. Verschiedene Mergelgruben und Torflöcher;
Massower See.
P. lucens L. Massower See in prächtigen Exemplaren, z. T. mit
dornartig hervortretender Mittelrippe.
P. crispus L. Viel im Teich und in der Bäk.
P. perfoliatus L. Massower See.
P. rutilus Wolfgang. Torflöcher der Grabower Wiessn.
P. pectinatus L. Massower See.
72. Fam. Lemnaceae Duby.
Lemna trisulca L. Gemein.
L. minor L. Gemein.
73. Fam. Araceae (Juss.) Schott.
Calla palustris L. Im Grundpost bei Freyenstein.
Acorus Calamus L. scheint zu fehlen; ich habe ihn erst bei Pritz-
walk bezw. Neuruppin bemerkt.
498.
499.
500.
501.
502.
503.
504.
503.
506.
507.
508.
Rud. Rietz:
74. Fam. Typhaceae Juss.
. Typha latifolia L. Häufig. Klöpper.
. Sparganium ramosum Huds. Häufig.
75. Fam. Orchidaceae (Juss.)
. Orchis Morio L. Bei Beveringen unweit Pritzwalk (Cantor Müller).
. ©. latifolius L. Häufig.
. O. maculatus L. Halenbecker „Tannen“, sowohl an trockeneren
Stellen. als in der feuchten Vosskuhle und im Herrenbuseh.
. Gymmadenia conopea (L.) R.Br. Im Herrenbusch.
. Platanthera bifolia (L.) Rehb. im Ochsenkamp, in den Halen-
becker und Schmolder „Tannen“ nicht selten.
. Epipactis latifolia (L.) All. Massower Holz.
. E. palustris Crtz. Am Massower See.
76. Fam. /ridaceae Juss.
Iris Pseud-Acorus L. Nicht selten. Der in der Flora von Ascher-
son S. 704 angegebene Volksname Schellblume ist hier nicht
gebräuchlich.
77. Fam. Smilacaceae R.Br.
Paris quadrifolia LE. Herrenbusch, Ochsenkamp, alter Teich,
Massower Holz, am Massower See. |
Polygonatum multiflorum (L.) All. Nirgends selten.
Convallaria majalis L. Wild in den „Säetannen“, den Schmolder
Tannen, dem Birkenwäldchen an der Ja@bitzer Koppel, im Mas-
sower Holz; sehr viel im Buchenwald am Massower See und hier
weite Strecken überziehend. Ueberall in günstigen Jahren reich-
lich blühend.
Majanthemum bifolium (L.) Schmidt. Nicht selten.
78. Fam. Ziliaceae DC.
Gagea pratensis (Pers.) Schult. Nicht selten.
@. arvensis (Pers) Schult. Nicht selten.
G. spathacea (Hayne) Salisb. In der Vosskuhle, wie im Bir-
kenbruch des Massower Holzes. Entdeckt im April 1883. (Vgl.
Verh. Bot. Ver. Brandenb. XXVI (1884) S. XXlll, Abh. XAVII
(1885) S. 103.
@G. silvatica (Pers.) Loudon. Viel im Schlosspark Auch ausser-
halb desselben unter Gebüsch.
Ornithogalum wumbellatum L. Auf dem Wall; ob nur verwildert?
Der Ort war früher Kirchhof.
Allium oleraceum L. Nicht selten.
Flora von Freyenstein i. d. Prignitz. 33
79. Fam. Juncaceae DC.
. Juncus conglomeratus L. Häufig.
J. effusus L. Häufig.
. I. squarrosus L. Zusammen mit Genista anglica und Erica
Tetralix am Hauptmannssoll bei Mathildenhof unweit Meyenburg.
512. J. bufonius L. Gemein.
. J. lamprocarpus Ehrh. Gemein.
. Luzula püosa (L.) Willd. Häufig.
. L. campestris (L.) DC. Häufig.
80. Fam. Oyperaceae Juss.
. Cladium Mariscus (L.) R.Br. Am Massower See, auch an
troeckeneren Uferrändern desselben.
. Scirpus paluster L. Häufig.
. Sc. acıicularıs L. Massower See.
. Sc. caespiosus L. Am Standort von 511.
. Se. lacustris L. Massower See.
. Se. silvaticus L. Nicht selten.
. Sc. compressus (L.) Pers. Am Massower See.
. Eriophorum vaginatum L. Nicht selten.
. E. polystachyum L. Häufig.
. E. latifolium Hoppe. Nicht selten.
. Carez disticha® Huds. In Torflöchern, am Massower See.
. C. arenaria L. Kommt auf dem mergelhaltigen Freyensteiner
Boden nicht vor, dagegen bei Meyenburg, bei Techow, Wilmers-
dort u.a. 0.
. ©. vulpina L. Sadenbeck, Beveringen.
. ©. panniculata L. Viel bei Gustavsruh, überhaupt auf den Wiesen
der Redlitz. An der Dosse.
. ©. leporina L. Häufig.
. ©. elongata L. Nicht selten.
. ©. canescens L. Beveringen (Cantor Müller).
. ©. remota L. Massower Holz.
. ©. stricta Good. Am Massower See.
5. ©. Goodenoughii Gay. Moorige Viehtrift im Massower Holz.
3. ©. piulifera L. Im Massower Holz häufig.
. ©. ericetorum Poll. Nicht selten.
. ©. verna Vill. Häufig.
b. umbrosa Koch, im alten Teich.
. ©. flacca Schreb. Zerstreut.
. ©. panicea L. Gemein.
. ©. pallescens L. Im alten Teich, Massower Holz.
542.
Abhandl, des Bot, Vereins für Brandenb. XXXV
&
. fava L. Mergelgruben, Gräben, am Massower See.
3
Rud. Rietz:
. Carex Oedert Ehrh. Wiese bei Gustavsruh; am Massower See.
. ©. Pseudo-Cyperus L. Torfstiche, namentlich auf dem v. Winter-
feldschen Moor. Birkenbruch im Massower Holz.
. ©. rostrata With. Häufig.
. C. acutiformis Ehrh. Einige Sumpfwiesen, am Freyensteiner
Teich, viel im Massower Holz.
. ©. riparia Curt. Sumpfwiesen, Massower Holz.
. ©, hirta L. Häufig.
81. Fam. G@ramina (Juss.).
. Phalarıis arundinacea L. Nicht selten.
. Anthoxanthum odoratum L. Häufig.
Zea Mays L. wird selten gebaut, Pandicum miliaceum L. garnicht.
Auch die übrigen Panicum- und Setaria-Arten kommen nur sehr
sporadisch und unbeständig vor, am häufigsten noch
. Panicum ÖUrus galli L.
. Milium effusum L. Wälder um den Massower See.
3. Nardus strieta L. Nicht selten auf Sandboden.
. Phleum pratense L. Gemein.
. Alopecurus pratensis L. (Gemein.
. A. geniculatus L. Häufig.
. Agrostis vulgaris With. Häufig.
. A. alba L. Zerstreut.
. A. Spica venti L. Häufig.
. Calamagrostis epigea (L.) Rth. An trockenen Stellen nicht selten.
. Holcus lanatus L. Gemein.
. Avena elatior L. Nicht selten.
. A. fatua L. Nicht selten.
. A. flavescens L. Zerstreut.
5. dera flexuosa L. Sehr viel in Wäldern.
. Weingaertneria canescens (L.) Beruh. Häufig.
. Arundo Phragmites L. Häufig.
. Molinia coerulea Mnch. Schmolder Tannen, auf der „Heide“, der
Massower Feldmark, am Massower See.
. Melica uniflora Retz. Buchenwald am Massower See.
. Briza media L. Häufig. Merteln, Biwwernadeln.
. Dactylis glomerata L. Häufig.
. Poa annua L. Gemein.
. P. nemoralis L. Wälder.
ER vrrraenlos bs elauniner.
. P. pratensis L. Gemein.
. Glyceria fluitans (L.) R.Br. Häufig.
. @. spectabilis M. et K. Häufig.
. Festuca elatior L. Häufig.
579.
580.
581.
582.
583.
584.
585.
586.
587.
588.
589.
a
do)
>)
Ss
HV4,
or |
2,
596.
Ss
(eb |
Flora von Freyenstein i. d. Prignitz.
Festuca ovina L. Häufig.
F. rubra L. Häufig.
Oynosurus cristatus L. Häufig.
Bromus sterilis L. Nicht selten.
B. tectorum L. Häufig.
B. secalinus L. Gemein.
B. mollis L. Häufig.
Brachypodium sivaticum (Huds.) P.B. An deı Untermühle bei
Freyenstein. Massower Holz. Viel am Massower See.
Triticum repens L. Gemein.
Hordeum murinum L. kommt bei Freyenstein nicht vor.
Lolium temulentum L. Häufig.
L. perenne L. Häufig.
Ü. Gymnospermae.
82. Fam. Abdletaceae Rich.
. Pinus silvestris L_ Häufig. Der Stamm einer Kiefer im Massower
Holz hat ca 1 m über dem Boden 4 m Umfang.
P. Strobus L. und Abies alba Mill. werden nur vereinzelt culti-
viert, sehr selten /. austriaca Höss. Häufiger finden sich Zur
europaea DE und Picea excelsa (Lam.) Lk.
83. Fam. Cupressaceae Rich.
Juniperus communis |. In allen Wäldern, massig auftretend im
Massower Holz.
D. Cormophyta.
84. Fam. Zycopodiaceae Mett.
. Lycopodium annotinum 1. Birkenbruch im Massower Holz.
L. clavatum L. In allen Wäldern, namentlich viel im Massower
Holz. Wird verwendet zum Scheuern der Milchsatten, wenn die
Milch blau wird Besser noch soll Auskochen der Gefässe mit
Schlangenmoos sein. Das Mittel hilft, wie ich mich selbst
überzeugt habe.
L. inundatum L. Auf der „Heide“ an sandig - moorigen über-
schwemmt gewesenen Stellen zwischen Callına und Polytrichum
(10. April 1895).
L. complanatum L. b. anceps Wallr. Ochsenkamp. Zahlreich im
Massower Holz.
85. Fam. Eguisetaceae L.
Lgquisetum arvense L. Gemein. Kattenstert.
var. nemorosum A.Br. Herrenbusch, Ochsenkamp, Massower Holz.
3%
36
597.
598.
599
600.
Rud. Rietz:
Equisetum silvatieum L. Häufig, namentlich im Ochsenkamp, in den
Halenbecker und Schmolder Tannen, auch an jetzt abgeholzten
und beackerten Stellen immer wieder erscheinend.
E. Heleocharis Ehrh. Häufig.
E. palustre L. Gemein. Duwock.
86. Fam. Ophioglossaceae R.Br.
Ophioglossum vulgatum L. Moorige Trift im Massower Holz.
87. Fam. Folypodiacae R.Br.
. Polypodium vulgare L. Nicht selten.
. Pteridium aquilinum (L.) Kuhn. Massower Holz, oft über Manns-
höhe erreichend.
3. Blechnum Spicant (L.) With. Wenig in den Schmolder Tannen
und im Massower Holz (9. März 1893).
. Asplenum Trichomanes L. YFeldsteinmauern bei Halenbeck.
. A. septentrionale (L.) Hoffm. Zwei kleine Rasen am Grunde
einer Feldsteinmauer an der Süd-Ost-Ecke der Halenbecker
Tannen. Entdeckt 1859. Im Jahre 1892 noch reichlich fruchtend.
A. Ruta muraria L.. Kirche in Stepenitz. (Cantor Müller).
. A. Filix femina (L.) Bernh. Nicht selten.
. Phegopteris Dryopteris (L.) Fee. Feldsteinmauern bei Halenbeck.
. Aspidium Thelypteris (L.) Sw. Bei Halenbeck. |
. A. Filix mas (L.) Sw. Häufig.
. A. spinulosum (Retz.) Sw. Häufig.
. Cystopteris fragilis (L) Bernh. Feldsteinmauern bei Halenbeck.
Weitere Beobachtungen von „Ueberpllanzen auf Weiden.
Von
R. Beyer.
Die interessante Arbeit des Professors E. Loew, Anfänge epi-
phytischer Lebensweise bei Gefässpflanzen Norddeutschlands!), ver-
pflichtet jeden Naturfreund, die Kenntnis dieser Florula durch Ver-
öffentlichung auch weniger bedeutender Beobachtungen zu fördern.
Im August 1892 machte ich einen kurzen Ausflug zu den Seen
von Avigliana, einem alten Städtchen im Gebiet der Cottischen
Alpen, 345 m ü. M., im Thale, obschon in einiger Entfernung von
der Dora Riparia an der Bahn von Turin nach Susa gelegen.
Eine kurze Strecke der Landstrasse, welche vom Bahnhofe zu dem
etwa eine Viertelstunde entfernten Orte führt, ist mit alten Kopfweiden
(Salix alba L.) besetzt. Diese trugen fast ausnahmslos eine reiche
Vegetation von andern Phanerogamen auf ihrem Stamme. Leider
mangelte aber die Zeit zu einer gründlichen Untersuchung derselben,
und ich musste mich damit begnügen, in grösster Eile möglichst viele
dieser Ueberpflanzen zu sammeln. Wegen der Höhe der meist im
Graben stehenden Bäume konnte ich von manchen Arten nur Bruch-
stücke bekommen, die aber fast ausnahmslos zur Bestimmung ge-
nügten. Eine glücklicherweise unverkennbare Art — Zupatorium
cannabinum L. — konnte ich nur notiren.
Ein weiteres Studium der epiphytischen Vegetation dieser Gegend,
das vielleicht gelegentlich von einem Turiner Botaniker angestellt wird,
dürfte noch viel Interessantes ergeben. Vom Zuge aus sah ich hinter
Avigliana noch zahlreiche mit Epiphyten besetzte Bäume. Auch dürfte
es dort möglich sein, weitere Aufschlüsse über die Ernährung solcher
Ueberpflanzen zu gewinnen. Ich konnte in der Geschwindigkeit nur fest-
stellen, dass diese Ernährung sehr reichlich und ausgezeichnet sein muss.
Die meisten Pflanzen erwiesen sich auf den Bäumen verhältnismässig
kräftiger, höher und grossblättriger, gewöhnlich auch frischer
als am Boden und hatten meist reichlich Blüten oder Frucht an-
gesetzt. Einige der beobachteten Holzgewächse müssen schon seit
geraumer Zeit auf den Nährpflanzen angesiedelt sein. So beobachtete
!) Verh. Bot. Vereins Brandenb. XXXIIL 1891 S. 63,
38 R. Beyer:
ich auf einer Weide einen armdicken Eschenstamm. Auch einige
Exemplare von Cornus sanguinea L. hatten einen recht ansehnlichen
Umfang.
Was die Verbreitungsart dieser Pflanzen betrifft, so ist die
Mehrzahl derselben wahrscheinlich durch Vögel an ihren Ort gelangt.
Die meisten der beobachteten 19 Arten fanden sich nur auf einem
einzigen oder doch nur wenigen Bäumen, was bei einer Ausbreitung
durch den Wind wohl minder verständlich erscheint. Sehr wenige, merk-
würdigerweise gerade auf Verbreitung durch Vögel angewiesene, waren
häufiger. Allerdings ist die Verbreitungsausrüstung der gefundenen
Ptlanzen ebenso mannigfaltig als bei der von Loew studirten Florula.
Doch ist mir aus dem erwähnten Grunde hier selbst bei einigen der
eigentlich auf Windverwehung eingerichteten Samen und Früchte eine
gelegentliche Verschleppung auf die Bäume durch Vögel, welche sich
von denselben ernähren, wahrscheinlicher. Da sich aber selbst-
verständlich der thatsächliche Vorgang bei der Ansiedlung nicht mehr
nachweisen lässt, schliesse ich mich in der folgenden Aufzählung der
von Loew gegebenen Einteilung nach der Verbreitungsausrüstung an
(a. a.0.S.65 fig.!). Von den daselbst aufgezählten Arten fand ich nur
zwei, Solanum Dulcamara L. (ziemlich verbreitet, teils mit Blüte, teils
mit Frucht, auf einem Baume reichlich mit Phytoptus besetzt) und
Epilobium parviflorum Schreb. (vereinzelt).
Gruppe 1. Frucht beeren- oder steinfruchtartig oder
eine Nuss. Wohl sämtlich durch Vögel verbreitet.
1. Oueubalus baccifer L. Vereinzelt aber in hohen Büschen blühend.
Frucht eine einfächrige beerenähnlich erscheinende Kapsel.
2. Rubus rusticanus Merc. — R. ulmifolius Schott. s. str.2). Nur auf
einem Baume mit Frucht. Vgl. Focke Wanderfähigkeit S. 264 und
Abhandl. des Naturwiss. Vereins in Bremen 1888 S. 140; Huth, die
Anpassungen der Pflanzen an die Verbreitung durch Tiere, Kosmos
V (1881) S. 282; Kuntze nach Huth, die Verbreitung der
Pflanzen durch die Excremente der Tiere (Samml. naturwissensch.
Vorm1)S216
3. R. caesius L.?). Nur auf einem Baume mit reifer Frucht. Desgl.
!) Sämtliche von Loew beobachteten Bäume und Sträucher gehören zu seiner
Gruppe 1. Da ihre Verbreitungsausrüstung aber bei der von mir beolachteten
Florula weit mannigfaltiger ist, wäre es vielleicht sachgemässer, hier die Holz-
gewächse ganz von den übrigen Pflanzen zu trennen. Sie wären dann (nach
Dr. Focke, die Wanderfähigkeit der Bäume und Sträucher, Oesterr. Botan.
Zeitschr. XXIV (1874) S. 261—-268) in fleischige, Flugsamer und Nussfrüchtler
einzuteilen.
2) Für die freundliche Bestimmung dieser beiden Rubi bin ich Herrn Dr.
Focke zu grossem Dank verpflichtet.
4.
5.
(er)
10.
12.
Weitere Beobachtungen von Ueberpflanzen auf Weiden. 39
Öornus sanguinea L. Mehrfach mit Frucht. Vgl. Huth, An-
passungen S. 282.
(Juercus pedunculata Ehrh. Vereinzelt, steril. Entweder durch
Eichhörneben verschleppt (Focke, Wanderfähigkeit $. 262) oder
durch den Eichelhäher (Ebeling, über die Verbreitung der
Pflanzen durch die Vogelwelt im 8. Jahresber. d. Naturwiss. Vereins
zu Magdeburg 1878 S. 121 ff. nach Huth, Anpassungen S. 279 Anm.).
Gruppe 2. Früchte mit Klettapparat.
Parietaria difrusa M.K. Vereinzelt. Deckblätter der Blütenstände
aussen mit Hakenhaaren, wodurch sie sich leicht wolligen Stoffen
anhängen (vgl. Hildebrand, über die Verbreitungsmittel der
Pflanzenfrüchte durch Haftorgane in Botan. Zeitg. 30 Jahrg. (1872)
S 891 und 902). Nach Huth (die Klettpflanzen mit besonderer
Berücksichtigung ihrer Verbreitung durch Tiere in Uhlworm und
Haenlein’s Bibliotheca Botanica, Heft 9 (1887) S. 12) wären
dagegen die Haare wegen ihrer Zartheit zur Verschleppung nicht
geeignet. Sollte diese Angabe richtig sein, so müsste die Pflanze
wegen ihrer winzigen, elliptischen Nüsschen in Gruppe 4 ge-
stellt werden.
Gruppe 3. Früchte mit Flugapparat.
. Fraxinus ezcelsior L _Vereinzelt, steril. Einflüglige Frucht.
(Hildebrand, die Verbreitungsmittel der Pflanzen. Leipzig 18735,
S. 57)
. Eupatorium cannabinum L. Nur auf einem Baume. Mit langem,
etwas rauhen Haarkelch. (Hildebrand a. a. O. S. 9%.)
. Leontodon hispidus L. var. hastilis L. Vereinzelt.e. Die hier schon
verwehten Achenen sind mit einem fedrigen Pappus besetzt.
Poa trivialis L. Vereinzelt. Die an den Exemplaren meist schon
abgefallene Frucht wird von den flachgedrückten Kronenspelzen
lose umschlossen und ist durch diese Flügelbildung zur Ver-
breitung durch den Wind geeignet. (Hildebrand a. a. ©.
S. 65 und 137.)
Gruppe 4 Früchte oder Samen klein und leicht.
‚ Stellaria media Cir. Vereinzelt mit reifer Frucht. Sehr viele
Caryophyllaceen-Samen werden wegen ihrer Kleinheit durch den
Wind verbreitet. (Hildebrand a. a O. S. 53.)
Ajuga reptans L. Vereinzelt, steril. Teilfrüchte vieler Labiaten
klein. (Hildebrand a. a. O. S. 99.)
40 R. Beyer:
Gruppe 5. Früchte mit Schleudermechanismus.
13. Viola odorata L!). Vereinzelt, steril. Durch das Austrocknen
der aufgesprungenen Kapsel üben die aneinanderstossenden Klappen
derselben einen Druck auf die Samen, durch welchen diese fort-
geschleudert werden. (Huth, Systematische Uebersicht der Pflanzen
mit Schleuder-Früchten in der Samml. naturwissenschaftl. Vor-
träge, 3. Band VII (1890) S. 8.)
14. Oxalis strieta L. Vereinzelt mit Frucht und Blüten. Besitzt einen
Schleudermeehanismus im Samen. (Hildebrand a. a. O. S. 39
und 92; Ballerstedt, über eine interessante Vorrichtung zum
Ausschleudern der Samenkörner bei Oxalis corniculata und strieta
in Naturwissenschaftliche Rundschau \Vieweg’scher Verlag) 1886
l. Jahrg. No. 45 S. 401 fg.) Weitere Litteratur noch bei Huth
aa 0,2923 ll.
Gruppe 6. Verbreitung zweifelhaft.
15. Chaerophyllum temulum L. Vereinzelt mit Frucht. Teilfrüchte
wahrscheinlich wie die von Dupleurum ete. (Hildebrand a.a.O
S. 53) durch den Wind verweht.
16. Polygonum Persicaria L. Nur auf einem Baume. Die kleine
linsenförmige Nuss wird wohl durch den Wind verweht.
17. Bromus sterdis L. Vereinzelt. Da die Grannen der meisten
Bromus-Arten eine nach vorwärts gerichtete Rauhigkeit besitzen,
so ist die Frucht derselben (nach Huth, Klettpflanzen S. 1 und 2)
nicht als Klettorgan zu betrachten. Sie wird vielleieht durch den
Wind verweht?).
Nachtrag. In einer von Herrn Dr. Focke veröffentlichten,
freundlichst übersandten Notiz „über epiphytische Gewächse“ (Abhandl.
Naturw. Verein, Bremen, Bd. Xil, März 1893 S. 562) werden als ge-
legentlich auf Bäumen wachsende Pflanzen auch Zpilobium montanum L
und Senecio vulgaris L. genannt.
Herr Dr. Bolle macht darauf aufmerksam, dass nach Lecogq
!) Eine zweifellose Bestimmung der Pflanze war bei dem Mangel von Blüten,
Früchten und Wurzeln nicht möglich. Doch gehört ein ebendaselbst am Boden
gewachsenes vollständiges Fruchtexemplar anscheinend zu derselben Art, da es
sich von der Epiphytenpflanze nur durch auffallend kleinere Blätter unterscheidet.
Dies Exemplar muss aber wegen der länglichrunden, behaarten, hängenden Kapsel,
der breit eilanzettlichen, lang zugespitzten Nebenblätter mit kurzen, drüsigen
Fransen und der breit ei- bis nierenförmigen, am Grunde tief herzförmigen, deutlich
behaarten Blätter zu Viola odorata gerechnet werden. „Doch besitzt dasselbe bis
über die Mitte herab behaarte Nebenblätter. Zwei der anscheinend gut entwickelten
Samen erwiesen sich beim Zerschneiden als taub.
2) Vgl. Hildebrand, Bot. Zeitung 1872 Sp.. 870.
Weitere Beobachtungen von Ueberpflanzen auf Weiden. 41
Ribes alpinum L. in Central-Frankreich vorzugsweise auf Kopfweiden
wächst. Ueber das (jedenfalls doch wohl häufige) epiphytische Vor-
kommen von Polypodium vulgare L. in Schleswig-Holstein findet sich
in der trefflichen Flora dieser Provinz von Prahl, v. Fischer-Benzon
und Krause II Teil S. 280 die Bemerkung: „Das Vorkommen dieser
Pflanze in den Kronen alter Bäume, namentlich Eschen, hat Un-
kundigen zur Verwechselung mit Misteln Anlass gegeben“.
Ferner seien hier noch zwei „Ueberpflanzen“ der Berliner Flora
erwähnt, die in der Sitzung des Vereins vom 11. November 1892
vorgelegt, bez. erwähnt wurden: Herr Dr. Th. Loesener fand
auf einer Linde in der Hauptstrasse in Schöneberg ein wohl
entwickeltes Exemplar von Ohenopodium album L. Auf einer Ex-
eursion, die Prof. Ascherson mit seinen Zuhörern ausführte, wurde
in Tasdorf auf einer Kopfweide eine vielstenglige Gruppe von
Lamium album L. bemerkt. Endlich sei auf die im vorhergehenden
Aufsatze S. 19, 20 und 26 von Herrn Rietz mitgeteilten Beobachtungen
über das Vorkommen von Ebereschen, Stachelbeeren und Bittersüss
auf Kopfweiden in der Prignitz hingewiesen.
Herr Prof. Ascherson, welcher kürzlich darauf aufmerksam
macnte, dass Chr. Konr. Sprengel auch als Fruchtbiolog sich hervor-
ragende Verdienste erworben!), teilt mir brieflich mit, dass im „ent-
deckten Geheimnis“ S. 44-46 auch der Verbreitung der Früchte durch
Tiere und den Wind gedacht und diese Anpassung mit der ähnlichen
an Blüten in Parallele gestellt werde. Sprengel schreibt S. 45: „So
wie endlich die mehresten saftleeren Blumen sehr unansehnlich sind,
die Saftblumen hingegen durch ihre gefärbte Krone sich bemerkbar
machen: ebenso sind die Früchte, deren Samenkörner auf eine mecha-
nische Art auf den Erdboden gebracht werden, unansehnlich und un-
gefärbt, diejenigen dagegen, welche durch den Leib der Tiere wandern
sollen, um auf dem Erdboden verstreut zu werden, sind ansehnlich
und gefärbt, damit die Tiere sie von Weitem bemerken und durch
ihr einladendes Ansehen gereizt, sie verzehren“.
2) Vgl. P. Ascherson, Christian Konrad Sprengel als Florist und als
Frucht-Biolog in Potonie’s Naturwissenschaftlicber Wochenschrift VIII (1893)
No. 14, 8. 140—141. — Weder Hildebrand noch Huth gedenken dieses be-
deutenden Forschers.
Bemerkungen über die Keimpflanze der Dentaria bulbilera L.
Von
A. Winkler.
Ueber die Keimpflanze der Dentaria bulbifera L. ist in der Litte-
ratur wenig zu finden. Linne führt im Gattungs Charakter der
Dentaria an, dass D. bulbifera sich, wie Lilium bulbiferum, durch
Blatt-Achselknospen fortpflanze und dass der Same fehlschlage.
| In der von Koch veranstalteten Ausgabe der Röhlingschen
Flora (Bd. IV 1833 S. 598) wird aber der Same bereits als oval und
hellbraun beschrieben, und in allen Ausgaben seiner Synopsis bemerkt
Koch im Gattungs-Charakter von Dentariu, dass bei D. dulbifera von
den beiden Keimblättern nur eines an der Spitze etwas eingebogen sei.
Und Döll (Flora des Grossherzogtums Baden S. 128 [1862]) fügt noch,
ebenfalls im Gattungscharakter, hinzu, dass die Keimblätter gestielt,
am Rande mehr oder weniger einwärts gebogen seien. Das Letztere
habe ich zwar niemals bemerkt; indessen kann die Angabe wohl auf
einer örtlichen oder nur vorübergehenden Erscheinung beruhen.
Im Jahre 1833 war also bereits bekannt, dass Dentaria bulbifera
keimfähigen Samen bringen kann, und sich nicht allein durch Achsel-
(Brut-) Knospen fortpflanzt. — Für Deutschland ist die Samenbildung
aber ein seltenes Vorkommen. So verbreitet die Pflanze ist, so selten
findet man doch ein Samen tragendes Exemplar. Mir selbst ist dies
auch niemals gelungen, so viel ich an verschiedenen Lokalitäten
danach gesucht habe. Dasselbe spricht L. Celakovsky in seinem
Prodromus der Flora von Böhmen, S. 448 (1874), in welchem er Dentaria
mit Cardamine vereinigt für Böhmen aus.
Was die Gärten in ihren Katalogen anführen und verschicken,
sind in der Regel, wie bei Polygonum viviparum, Brutknospen.
Nun fand Warming!) im Jahre 1873 auf Möensklint, der
kreidereichen Süd-Ost-Spitze der dänischen Insel Möen, vielfach samen-
tragende Exemplare, und es lag die Vermutung nahe, dass die D. bulbr-
fera sich auch bei uns auf kreidereichem Boden ebenso verhalten
1) Smaa biologiske og morfologiske Bidrag: 1, Dentaria bulbifera. — Botanisk
Tidsskrift 3 Raekke 1 Bind p. 84 seg.
Bemerkungen über die Keimpflanze der Dentaria bulbifera L. 45
würde. Diese Vermutung hat sich vollkommen bestätigt. In der
Umgegend von Crampas auf Rügen wächst die Pflanze in grosser
Menge und trägt reichlich Samen.
Die Körner gehen, wie die fast aller Cruciferen, bald und leicht
auf. Bei meiner ersten Aussaat, auf magerem Boden, schlossen aller-
dings die Keimlinge — wie es auch Warming gefunden, ihre erste
Vegetations-Periode mit den beiden Keimblättern ab. Ein neuerdings
auf guter Garten-Erde gemachter Versuch fiel aber für die Entwickelung
der Pflanze günstiger aus, und zeigte zugleich eine grosse Form-
Veränderlichkeit ihrer vegetativen Organe.
Was zunächst die Keimblätter: betrifft, so waren sie bei den
meisten Exemplaren gleich gross und gleich lang gestielt. Es fanden
sich aber auch viele unter ihnen, bei denen die beiden Stiele ungleich
lang und andere, deren Spreiten ungleich gross waren. In ihrer
Breite wechselten die letzteren zwischen 5 bis 8 mm.
Ein Teil der Keimlinge brachte nun noch in demselben Sommer
ein dreiteiliges Laubblatt. Bei den übrigen blieb dies unter dem
Boden oder ragte nur wenig über denselben hervor, ohne zur voll-
ständigen Ausbildung zu gelangen. Die Gestalt des ersten Blattes war
in seinen Umrissen denen, welche zuerst aus Brutknospen hervorbrechen,
gleich: Der einzige Unterschied lag darin, dass dieses erstjährige
(Samen-) Blatt keinen, oder höchstens einen schwach hervortretenden
Zahn an jedem der drei Teilblättchen trug, während die ersten Blätter
nur aus Brutknospen hervorgegangener Pflanzen schon 3—5 stark
zugespitzte Zähne an jeder Spreiten-Seite bringen.
Eine ebenso starke Zähnung erhalten die Laubblätter der aus
Samen hervorgegangenen Pflanzen erst im zweiten Jahre. Sie gleichen
dann den Brutknospen-Blättern in ihrer Gestalt, so wie darin, dass
sie in ihrer Grösse ausserordentlich variiren und dass sie statt der
normalen dreiteiligen Spreite oft eine vier- oder fünfteilige hervorbringen.
Gleichgrosse und gleichgestaltete Blätter beider Fortpflanzungs-
Arten sind dann nur zu unterscheiden, wenn sie aus der Erde gehoben
werden. An Exemplaren aus Brutknospen haftet noch die harte
braune Schale, welche die Knospe umgab, während sich an der Basis
des aus ihr hervorgetretenen Blattes erst ein bleicher Ansatz zu dem
späteren Rhizome zeigt. Bei Samen-Exemplaren hat sich dagegen
schon im vorangegangenen Spät-Sommer ein noch kurzes aber doch
ausgesprochenes, gezähntes Rhizom gebildet, welches dann im nächsten
Frühjahre keinen Zweifel über die Natur jenes bleıchen Ansatzes
mehr zulässt.
Beiträge zur Kenntnis der Orchidaceen
und Asclepiadaceen Süd-Afrikas.
Von
R. Schlechter.
In dem nachstehenden Aufsatze gebe ich Beschreibungen einer
Anzahl neuer Orchidaceen und Asclepiadaceen, welche ich teils auf
meinen bisherigen Reisen im Kaplande selbst gesammelt, teils der
Güte des Herrn H. Bolus zu verdanken habe, welcher mir dieselben
freundlichst zur Beschreibung überliess.
Unsere Kenntnis der südafrikanischen Asclepiadaceen scheint,
nach dem Material zu urteilen, welches ich bisher zu untersuchen die
Gelegenheit hatte, noch eine verhältnismässig beschränkte zu sein; denn
nach dem Erscheinen der Decaisne’schen Monographie der ganzen
Familie in DeCandolles „Prodromus“ ist nur eine äusserst geringe
Zahl neuer Arten publieirt worden. Eine Ausnahme hierin macht aller-
dings die Tribus der Stapelieen, welche in letzterer Zeit von N. E.
Brown in verschiedenen Abhandlungen bearbeitet und zum Teil auch
durch Abbildungen erläutert worden ist. Doch ausser dieser letzt-
genannten Gruppe sind nach Decaisne eigentlich nur noch drei wichtige
Arbeiten zu erwähnen, nämlich die von Turezaninow im Bulletin
de la societe imperiale des naturalists de Moscou, Harveys
Thesaurus Capensis, endlich Bentham et Hooker: Genera plantarum,
welche eine grössere Anzahl guter Beschreibungen geben Einige
wenige Arten sind dann noch von Oliver, Bolus und Scott Elliot
veröffentlicht worden!). Es unterliegt keinem Zweifel, dass besonders
in dem östlichen Teile von Süd-Afrika noch eine verhältnismässig
srosse Zahl neuer Arten zu finden ist, wie dies auch durch die Samm-
lungen, welche in letzterer Zeit von Bolus, Tyson, Wood, Galpin
und verschiedenen anderen Sammlern zusammengebracht sind, ge-
nugsam bestätigt wird; und zwar befinden sich unter diesen Samm-
lungen nicht nur neue Vertreter bereits bekannter Gattungen, sondern
1) Einige südwestafrikauische Asclepiadaceen beschrieb H. Schinz in unsern
Abhandlungen XXX (1888) S. 261—268.
Beiträge zur Kenntnis der Orchidaceen und Aselepiadaceen Südafrikas. 45
auch solche Arten, welche als Typen wohl charakterisirter neuer
Genera gelten müssen. Dieser Umstand ist offenbar dem zuweilen
. äusserst localen Auftreten einiger Arten, sowie der Unscheinbarkeit
ihrer Blüten zuzuschreiben, welche sehr häufig eine grünliche Färbung
haben und daher leicht beim Sammeln übersehen werden. Merkwürdig
ist dieses locale Auftreten besonders bei Schizoglossum und den
Brachystelmeen, welche sogar an den Fundorten meist nur in einem
oder doch nur sehr wenigen Exemplaren angetroffen werden. Ein
srösseres Verbreitungsgebiet scheint unter den südafrikanischen As-
clepiadaceen überhaupt sehr selten zu sein.
Ich hoffe daher, dass es mir vergönnt sein werde, durch einige
noch folgende Aufsätze zur Erweiterung der Kenntnis dieser so inter-
essanten Familie beitragen zu können.
Herrn Bolus sage ich für seine freundliche Unterstützung, welche
er mir bei dieser Arbeit leistete, meinen besten Dank.
l. Örchidaceae.,
Eulophia lunata Schlechter n. sp.
Glabra, pedalis; foliis 6—8, biseriatis, rigidis, margine conspicue
serrulatis, e basi lata vaginante linearibus acutis, 10—16 cm longis.
Caule vaginis 5 membranaceis, distantibus, eucullatis, acuminatissimis;
racemo laxo, multifloro, subsecundo; floribus mediocribus, roseis; bracteis
membranaceis ovatis acuminatis, ovario pedicellato multo brevioribus;
sepalis petalisque subaequalibus lineari-lanceolatis acutis, 1,0—1,1 cm
- longis; labello oblongo trilobo lobis lateralibus erectis oblique trun-
catis, medio rotundato, lamellis 7 parallelis serrulato-eristatis ornato,
calcari brevissimo eylindrico, apice subinflato; columna apice attenuata
cornibus 2 brevibus, basi utringue gibbere brevi ovato praedita; polliniis
ovoideis breve stipitatis, glandula lunata. (v. v.)
In elivis graminosis montium Langebergen pr. Zuurbraak
(Swellendam) alt. 1000 m; flor. Jan. anno 1893 legit R. Schlechter,
No. 2169.
Diese Art kommt der Zulophia lamellata Lindl. am nächsten,
unterscheidet sich jedoch hinreichend von ihr durch die Gestalt der
Säule und Pollinien. #. /amellata hat eine Säule, welche sich nach
der Spitze hin verdickt und nach dem Grunde zu verschmälert, sowie
am Grunde derselben zwei grosse längliche Anhängsel, welche sich
in der Mitte berühren und über die Seiten der Säule noch hervorragen,
während #. lunata eine sich nach oben verschmälernde und nach
unten erweiternde Säule besitzt, an deren Grunde zwei kleine läng-
liche Schwielen sitzen, die sich jedoch an keiner Stelle berühren.
Die Pollenmassen sind bei #. /amellata vundlich, sitzend auf einer
fast quadratischen Klebmasse, dagegen bei #. /unata länglich und
46 R. Schlechter:
kurz gestielt, mit einer halbmondförmigen Klebmasse. Auch in der
Blütenfarbe ist ein grosser Unterschied, denn die Sepalen und Petalen
sind bei Z&. lamellata braun, hier aber schön rosenrot und geben somit
der ganzen Pflanze ein wirklich schönes Ansehen.
Gymmnadenia Mac Owaniana (Rehb. f.) Schlechter.
— Brachycorythis Mac Owaniana Rehb. f., Ot. Bot. Hamb. 1881
p. 104 — Habenaria Mac Owaniana N.E.Br., in Gardn. Chron. 1889,
Vol. V. Ip: 168.
Da ich im Dezember des Jahres 1892 das Glück hatte, diese
bisher äusserst seltene Orchidee am Fusse der Langebergen-Kette bei
Riversdale in ziemlicher Anzalıl anzutreffen, so benutzte ich sogleich
die Gelegenheit, die Gestalt der Befruchtungsorgane im lebenden Zu-
stande zu untersuchen, um die Stellung dieser Art im System mög-
liehst genau festzustellen, und kam dabei zu dem Resultat, dass sie
eine echte Gymnadenia sei. Die Antherenfalte, welche der Gattung
eigen ist, ist in diesem Falle sogar besonders stark ausgebildet. Es
wäre dies somit die erste Gymnadenia, welche aus Süd-Afrika bekannt
ist, doch möchte ich sogleich darauf aufmerksam machen, dass allem
Anschein nach auch die Gattung‘ Schizochllus nicht von Gymnadenia
verschieden ist. Ich hatte bisher nur Gelegenheit, trockene Blüten zu
untersuchen und scheinen diese meine Ansicht zu bestätigen, doch möchte
ich noch nicht wagen, die Gattung jetzt schon einzuziehen, bevor ich
frische Blüten gesehen. Eine „anthera resupinata“, wie sie Bentham
sowohl wie Pfitzer angeben, ist weder bei Schizochilus Sond. noch
bei Drachycorythis Lindl. zu finden, und müssen daher sicherlich beide
Gattungen zur Gruppe der Gymnadenieen gestellt werden.
Disa ($ Eudisa) falcata Schlechter n. sp.
Glabra, erecta, uncialis vel pedalis; foliis radicalibus 4—-6 lineari-
lanceolatis acutis, patentibus, 4—12 cm longis, caulinis brevioribus
erectis, in bracteas abeuntibus; spica laxa 4—15 flora; bracteis ovatis
acutis ovarii longitudine, vel brevioribus; galea ovata apice acuta,
0,85 em longa, dorso calcari brevi cylindrico patente, apice inflato
2 mm longo; sepalis ovatis obtusiusculis, sub apice apieulatis,
trinervibus, galeae fere longitudine; petalis falcatis, oblique ligulatis_
obtusis, margine anteriori crenulato-cerispatis 0,4 cm longis; labello
lanceolato obtuso, basin versus angustato, sepalis subduplo breviore;
rostello trilobo, lobo medio dentiformi acuto; anthera valde resu-
pinata. (v. v.)
In elivis graminosis montium Langebergen pr. Zuurbraak (Swel-
lendam) alt. 1030 m, flor. Januario, anno 1895 legit R. Schlechter,
No 2178.
Beiträge zur Kenntnis der Orchidaceen und Asclepiadaceen Südafrikas. 47
Eine sehr distinete neue Art, welche der noch unpublieirten
D. Vasselotii Bolus (mse.) nahesteht. Eigentümlich ist das dreiteilige
Rostellum, welches dem der D. tabularis Sond. nicht unähnlich ist.
Die Blüten haben eine schneeweisse Färbung.
Disperis disaeformis Schlechter n. sp.
Glabra, erecta, pusilla, 8-12 cm alta; foliis 2 tenerrimis paten-
tibus, cordato-amplexicaulibus, ovatis, acutis, infimo 2 em longo, 1,5 cm
lato, internodio paulo longiori, supremo paulo minori; scapo gracilli-
mo, 2 floro glaberrimo; bracteis foliaceis ovatis acutis, ovario breviori-
bus, 0,3 0,6 em longis; sepalo postico galeato acuto, 0,4 cm alto,
dorso in calcar obtusum deflexum, 0,3 em longum, producto; sepalis
lateralibus patulis lanceolatis acutis, medio sacco brevi subacuto or-
natis, 0,5 cm longis; petalis e basi angustata in laminam oblique
lanceolatam acuminatam dilatatis, margine anteriori basi lobulo ob-
tusissimo auctis, 0,4 cm longis, sub galea agglutinatis: labello 0,4 cm
longo, e basi lineari abrupte in Jaminam subquadratam apice excavatam
expanso, in processum linearem antice trilobum producto; ovario
Pu em longo. (v. v.)
Ich kenne keine Art, welche dieser soeben beschriebenen ver-
wandt sein könnte. D. micrantha Lindl. hat ein ähnliches Ansehen, ist
aber bei näherer Besichtigung ganz verschieden.
Ad margines fruticetorum in elivis montium Langebergen pr.
Riversdale, loco nuper deusto, Novembr. anni 1892 leg. R Schlechter,
No. 2143, alt. 660 m.
I. Asclepiadaceae.
Oryptolepis capensis Schlechter n. sp.
Frutex volubilis alte scandens; ramulis subteretibus scabris;
foliis ovatis acuminatis, glabris, subtus glaucescentibus, 5-10 cm
longis, medio 3—6 cm Jatis; eymis in axillis foliorum singulis
vel binis, paueifloris, parum ramosis, folia plus minusve supe-
rantibus; bracteis minimis membranaceis; pedicellis calyce multo
longioribus, glabris; calycis segmentis lanceolatis subacutis glabris,
corollae tubo duplo longioribus, intus basi utrinque glandula squamae-
formi ornatis; corolla infundibuliformi, lobis patentibus e basi lanceolata
in acumen lineari-filiforme flexuosum productis, 0,9—1,0 em longis;
coronae plhyllis carnosis e basi angusta in Jaminam ovatam obtusam
dilatatis; stigmate depresso. (Ex expl. plur. in Herb. Bolus et
propr.)
In silvis, Inanda, Natal, alt. 600 m. Januar 1881 leg. M.
Wood No. 1583.
48 R. Schlechter:
Sehr charaeteristisch sind bei unserer Art die sehr lang zuge-
spitzten Blumenkronenzipfel. Die Farbe der Blüten scheint gelb
gewesen zu Sein.
Schizoglossum Aschersonianum Schlechter n. sp.
Spithamaea vel pedalis, simplex.vel parum ramosa; caule erecto
tenui, basi glabro, apicem versus puberulo; foliis distantibus lineari-
filiformibus acutis, marginibus inflexis, glabris, internodia superantibus ;
eymis paucifloris umbellatis, extraaxillaribus, alternantibus, longe
peduneulatis, pedicellis calyce puberulo 3—5 plo longioribus; calyeis
segmentis lanceolatis acutis; corollae rotatae laciniis ovatis obtusis
vel subacutis, extus puberulis, intus glabris; coronae phyllis concavis
basi late ovatis, apice lobo lanceolato elongato apice inflexo, intus
squamella minima semicirculari ornatis; anthera oblonga apice mem-
branacea; polliniis ovalibus; stigmate depresso; folliculis linearibus
elongatis apice hamulosis. (v. v.)
In taeniis Capensibus pr. Wynberg, leg. H. Bolus; eodem loco
Februario 1892 leg. R. Schlechter No. 300.
Ich erlaube mir diese Art zu Ehren des Herrn Prof. P. Ascher-
son zu benennen.
Schizoglossum Bolusiö Schlechter n. sp.
Erecta, virgata, subsimplex; radice napiformi; caule ec. 40 cm
alto, remote foliato, apicem versus puberulo; foliis lineari- filiformi-
bus obtusiuseulis, marginibus reflexis, internodia nune vix aequantibus,
nune superantibus, 2—4 cm longis; cymis umbellatis extraaxillari-
bus; pedunculis brevibus pedicellisgue calyceem 2—4 plo longioribus
puberulis; calycis segmentis lanceolatis acutis, pilosis, corolla brevi-
oribus; corolla rotata 0,7 em diametro, partitionibus extus puberulis,
intus glabris, ovatis subaeutis, 0,3 cm longis; coronae stamineae phyl-
lis late ovatis apice obtuse truncatis, basi angustatis, supra medium
intus squamella triangulari acuminatissima, phyllum superante auctis:
anthera ovata apice membranacea; polliniis lineari-lanceolatis, glan-
dula ovali; stigmate depresso. (ex expl. unie. exsiec. in Herb. Bolus.)
In aridis convallis Bavianskloof pr. Gnadendal, Januario 1885,
leg. H. Bolus No. 5397.
Scheint dem Sch. Aschersonianum Schlechter verwandt zu sein,
unterscheidet sich jedoch auf den ersten Blick durch den Habitus.
Schizoglossum lamellatum Schlechter n. sp.
Gracilis pedalis; caule simpliei adscendente puberulo, remote
foliato; foliis ereetis lineari - filiformibus acutis apice recurvis, mar-
sinibus retlexis, internodia haud aequantibus, 1,5 —1,5 cm longis; eymis
Beiträge zur Kenntnis der Orchidaceen und Asclepiadaceen Süd-Afrikas. 49
extraaxillaribus glomeratis; floribus inaequaliter pedicellatis, brunneis
calycis lobis ovato-lanceolatis acutis, corollae subduplo brevioribus,
puberulis; corollae campanulatae segmentis ovato-lanceolatis acutis
glabris, 0,4 cm longis, medio 0,2 cm latis; coronae phyllis e basi
angustata ovato-lanceolatis, apice bifidis, marginibus reflexis, intus
iamellis 2 parallelis ornatis, 0,2 cm longis, medio 0,1 cm latis; an-
thera oblonga apice membranacea incurva; stigmate excavato. (v. v.)
In taeniis sabulosis ad litus maris False Bay prope Muizenberg,
die 10. Aprilis 1892 leg. R. Schlechter No. 605.
Eine durch die Gestalt der Corona und Form der Blüte gut ge-
kennzeichnete Art. Ich habe hier zum ersten Male Coronablättchen
beobachtet, deren Ränder zurückgeschlagen sind. Durch die zwei
parallelen Lamellen auf der Innenseite dieser Schuppen scheint Sch.
lamellatum meinem Sch. Guthriei verwandt zu sein.
Schizoglossum Guthriei Schlechter n. sp.
Gracillima, erecta, sesquipedalis; caule simpliei, remote foliato,
basi glabro, superne puberulo; foliis erectis lineari-filiformibus acutis,
marginibus reflexis, basi in petiolum brevissimum angustatis, 2—4 em
longis; eymis faseieulatis paueifloris in axillis foliorum alternantibus,
pedicellis puberulis calycee 5—6 plo longioribus, post aestivationem
reflexis; calycis lobis lancealatis acutis, pilosulis, corolla duplo bre-
vioribus; corolla rotata 0,6 cm diametro, laciniis ovatis subacutis, con-
cavis, extus puberulis, intus. glabris, 2—2,5 mm longis; coronae sta-
mineae plıyllis ereetis concavis, supra medium obtuse truncatis, apice
- in ligulam lineari-filiformem acutam, apice supra stigma incurvatam,
produetis, intus longitudinaliter medio lamellis 2 parallelis praeditis;
anthera ovata apice membranacea incurva; polliniis linearibus; stig-
mate depresso. (ex expl. uniec. exsicc. et icon. in Herb. Bolus.)
In colle „Wynberg Hill“ prope Capetown, alt. c. 100 m, flor.
Novembre leg. F. Guthrie.
Schizoglossum lunatum Schlechter n. sp.
Erecta, virgata, sesquipedalis; caule simplici basi glabro superne
piloso, remote foliato; foliis erectis glabris, lineari-filiformibus acutis,
subsessilibus, inferioribus internodia subaequantibus, superioribus supe-
rantibus, 3—7 em longis; eymis in axillis foliorum fascieulatis, floribus
inaequaliter pedicellatis; pedicellis puberulis, calyce 4—5 plo longiori-
bus; calyeis segmentis lineari-lanceolatis subaeutis, pilosis, corollam
haud aequantibus, 1,5 mm longis; corolla rotata, 0,5 em diametro, lobis
ovatis apice exeiso incurvatis, glabris 0,2 em longis; coronae phyl-
lis erectis late ovatis apice lunato-emarginatis, concavis, extus
medio longitudinaliter glandula lineari, lamelliformi ornatis, intus
Abhandl, des Bot. Vereins für Brandenb. XXXV. 4
50 R. Schlechter:
sub apice ligula triangulari acuta, phyllum superante adnata, medio
carunculis utringue angulum reectum formantibus, praeditis; anthera
ovata apice membranacea incurva; polliniis longe ovatis, caudiculis
brevibus, glandula ovali lateraliter compressa; stigmate excavato
(ex expl. unic. exsicc. in Herb. Bolus.)
In arenosis ad ripas fluminis Zondereinde (Caledon) flor. Novemb.
leg. Zeyher No. 3402.
Schizoglossum pedunculatum Schlechter n. sp.
Krecta, robusta, 12—30 cm alta; caule tereti subsimpliei, apice pi-
loso, remote foliato; foliis lineari-Aliformibus acutis, glabris marginibus
revolutis, patentibus, internodiis aequilongis vel brevioribus, 3-6 cm
longis; pedunculis in axillis foliorum alternantibus longissimis, folia
multo superantibus, 10—15 em longis; cymis umbellatis paueifloris,
pedicellis pilosis 1—2 cm longis; calyeis segmentis lanceolatis acutis,
pilosis, corolla brevioribus, 0,2 em longis; corolla rotata 0,8 -0,9 cm
diametro, lobis ovatis obtusis, concavis, extus sparsim pilosis,
0,4 em longis; coronae phyllis ereeto-patentibus lanceolatis, apicem
versus attenuatis, obtusiuseulis, corollae longitudine, medio intus squa-
mella semirotunda, membranacea auctis, basi lobulo obtuso inflexo
utrinque praeditis; stigmate depresso (v. v.).
In taeniis maritimis Capensibus inter Kenilworth et Claremont
prope Capetown, alt. 30 m, Febr. 1892 leg. R. Schlechter
No. 351.
Eine durch die langen Blütenstiele, welche den Stengel noch weit
überragen, gut zu erkennende Art. Die Färbung der Blumenkrone ist
braun, die der Coronablättchen gelblich, nach dem Grunde dunkelbraun.
Die Blüten sind die grössten, welche ich bisher unter der Gruppe mit
fadenförmigen Blättern beobachtet habe. Es scheint eine sehr seltene
Art zu sein, denn weder im Cape Government Herbarium in Gapetown,
noch im Herbar des Herrn Bolus war sie zu finden, obwohl ich sie
auf den Dünen in unmittelbarer Nähe der Kapstadt auffand.
Schizoglossum restioides Schlechter n. sp.
Planta in genere altissima, ad 70 cm alta, erecta, subaphylla;
caule subsimpliei, vivo tereti, post exsiccationem ruguloso-lineato,
glabro, apice anguloso; foliis sessilibus parvulis, glabris, erectis, line-
aribus acutis marginibus reflexis, 1—1,5 cm longis; floribus in axillis
foliorum ternis vel binis, subsessilibus, pedicellis brevissimis hispidis,
calycis longitudine, teretibus calycis segmentis lanceolato-triangulis
acutis, hispidis, 0,2—0,3 cm longis; corolla campanulata erecta, lobis
ovatis obtusis, extus puberulis, intus glabris, concavis 0,5—0,6 em longis;
coronae phyllis ovatis in acumen reflexum acutiusculum angus-
Beiträge zur Kenntniss der Orchidaceen und Asclepiadaceen Südafrikas. 51
tatis, infra medium margine utrinque lobulo inflexo obtuso, basin
speetante, ornatis, intus ligula erecta lanceolata subacuta, apice retro-
flexa vel retrorsum hamata, auctis; anthera ovata apice membranacea;
polliniis ovoideis, glandula in genere maxima, polliniis majore, cau-
dieulis brevibus. (v. v)
In taeniis arenosis, Campground, prope Capetown alt. 15 m,
flor. Mart. anni 1892 leg. R Schlechter No. 740.
Den Namen „resticides“ hielt ich für passend, da die ganze
Pflanze in einiger Entfernung einem Zestio nicht unähnlich sieht.
Leider war es mir auch bei dieser Art nicht möglich, mehr als das
einzige Exemplar zu finden, welches mir bei der Abfassung der Dia-
snose als Typus vorlag. Die Blüten haben eine bräunliche Färbung,
die jedoch oft einen grünen Schein zu Tage treten lässt. Die Kleb-
masse ist ganz ungewöhnlich gross.
Schizoglossum Schinzianum Schlechter n. sp.
Spithamaea, erecta, scabra; radice napiformi; caule subsimplici,
eonferte foliato, villoso; foliis patentibus lineari-lanceolatis acutis, pilosis,
marginibus revolutis, 1—2 cm longis, 0,2 cm latis; eymis fasciculatis
extraaxillaribus paucifloris, pedicellis calyce triplo longioribus; calyeis
segmentis lanceolatis acutis, pilosis 0,1 cm longis; corolla rotata,
diametro 0,7—0,3 em, lobis ovatis obtusis, glabris 0,3 em longis,
brunneo-virescentibus, albo-marginatis; coronae phyllis erectis, late
ovatis apice obtuse truncatis, in ligulam lanceolatam subacutam
apice inflexam attenuatis, intus medio lobulo lanceolato obtuso, inflexo
-ornatis; anthera oblonga, apice membranacea incurva, polliniis angus-
tissimis lunatis, glandula ovali; stigmate excavato. (Vv. v.)
In elivis lapidosis ad radices montium Langebergen prope Rivers-
dale, alt. 800 ped., Novemb. 1892 leg. R. Schlechter No. 1749.
Zufolge der langen Zunge, welche aus dem Innern der Kronen-
schüppchen über dieselben hervorragt, würde unsere Art zu Aspido-
glossum E.M gerechnet werden müssen, einer Gattung, welche, wie
bereits von Bentham bewiesen, nicht neben Schizoglossum bestehen
kann. Schizoglossum Schinzianum steht dem Schizoglossum (Aspido-
glossum) heterophyllium (E.M.) Schlechter nahe, unterscheidet sich jJedoclı
genügend durch die oben gegebenen Merkmale, besonders die eigen-
tümliche Form der Pollinien. Ich erlaube mir, diese Art zu Ehren
des Herrn Prof H. Schinz zu benennen.
Gomphocarpus alatus Schlechter n. sp.
Scabra, pedalis et ultra; caule erecto simplici, eonferte foliato,
apicem versus villoso; foliis ovato-lanceolatis acutis, pilosis, margine
undulatis, basi in petiolum brevem attenuatis, 6—10 cm; longis, me«dio
4,*
52 R. Schlechter:
3—3!/, em latis; floribus binis vel ternis extraaxillaribus, nutantibus,
pedicellis pilosis calyce duplo longioribus; calyeis segmentis lanceolatis
acutis, villosis, corollae campanulatae adpressis, 0,7—0,8 cm longis;
corollae lobis ovatis acutis, apice reflexis, 2—3 cm longis; coronae
phyllis oblongo-ligulatis obtusissimis arcuatis, corolla paulo brevioribus;
anthera ovata, apice membranacea inflexa; polliniis ovoideis valde
compressis, glandula oblonga; stigmate depresso; follieulis alatis. (v. v.)
In eollibus graminosis prope Zuurbraak (Swellendam) alt. 260 m,
Januar. 1893 leg. R. Schlechter No. 2217.
Diese merkwürdige Art hat alle Eigenschaften der Gattung
Gomphocarpus und ist verwandt mit @. ligulatus Desne., besitzt jedoch
Coronablättchen ohne jede Anhängsel, welche sie in die Gattung Aysma-
lobium verweisen würden. Ich war daher längere Zeit im Zweifel,
ob dieselbe besser zu Gomphocarpus oder Aysmalobium gestellt würde.
Dadurch zu näherer Untersuchung der Xysmalobium-Arten veranlasst,
kam ich zu der Ueberzeugung, dass diese Arten alle durch Mittel-
glieder mit Gomphocarpus derartig verbunden seien, dass sich unmöglich
noch länger eine feste Grenze zwischen den beiden Gattungen ziehen
lässt. Sodann fand ich auch bei verschiedenen Aysmalobium-Arten
verkümmerte Zähnchen zu beiden Seiten der Coronablättchen, welche
einen regelrechten Uebergang zu Gomphocarpus herstellen; es ist daher
notwendig, beide Gattungen zu vereinigen. Doch bevor ich diese
Verschmelzung durchführe, werde ich erst noch eine genauere Be-
schreibung der Mittelglieder geben.
Gomphocarpus arenarius Schlechter n. sp.
Erecta vel subdecumbens, spithamaea vel pedalis; caule simplieci,
subeonferte foliato; foliis ereeto-patentibus, lineari-filiformibus acutis,
marginibus revolutis, glabris 3—9 cm longis; umbellis longius pedun-
eulatis subquadrifloris, folia vix superantibus, pedicellis ealyee multo
longioribus; calycis segmentis ovato -lanceolatis acutis, pilosis
0,2 em longis; corollae patulae lobis ovatis obtusis, concavis, extus
pilosis intus glabris, 0,5 cm longis; coronae phyllis cueullatis apice
breve tridentatis, dentibus lateralibus minoribus; anthera oblonga
apice membranacea, obtusa, inflexa; stigmate depresso. (v. v.)
In arenosis ad: radices montis Mostertsberg prope Ceres Road,
alt. 260 m, Januar. 1892 leg. R. Schlechter No. 533.
Gomphocarpus pachystephanus Schlechter n. sp.
Erecta, glabra, 30—35 cm alta caule subsimpliei foliato; foliis
glabris, lineari-filiformibus acutis, marginibus reflexis, 4—5 em longis;
cymis umbellatis trifloris, extraaxillaribus, alternantibus, longe
pedunculatis, pedicellis glabris ealyce duplo vel triplo longioribus;
Beiträge zur Kenntnis der Orchidaceen und Asclepiadaceen Süd-Afrikas.. 53
calyeis segmentis lanceolatis subacutis, sparsim pilosis, 0,2 cm longis;
corolla patula 0,7 cm diametro; lobis ovatis obtusis, concavis, 0,3 cm
longis; coronae phyllis valde carnosis acumine elongato supra stigma
inflexis, margine utringue supra medium dente lineari auctis; anthera
ovali, apice membranacea inflexa; polliniis ovalibus apicem versus
attenuatis, glandula late ovali; folliculis fusiformibus longissime
acuminatis, 9—10 cm longis. (v. v.)
In collibus aridis ad radices montium Langebergen prope Rivers-
dale alt. 230 m, Decembr. 1892 leg. R. Schlechter No. 1926.
Blüten und Coronablättchen grünlich, mit braunem Anfluge;
die letzteren haben die Gestalt eines Vogelkopfes und sind sehr
fleischig und der Säule zwischen den Antheren fest angepresst.
Brachystelma occidentale Schlechter n. sp.
Ramosa, parvula, ad 10 cm alta; tubere subgloboso; caule ramo-
sissimo, piloso, subtereti, foliato; foliis erectis linearibus acutis, basin
versus attenuatis, marginibus reflexis 1,0—1,5 cm longis; floribus in
axillis foliorum binis vel ternis, in genere minimis, pedicellis pilosis,
folia haud aequantibus; calycis segmentis patentibus lanceolato-triangulis
acutis, extus pilosis, corolla triplo brevioribus; corollae late cam-
panulatae lobis erectis, oblongis, medio marginibus inflexis, apicem
versus carnosis paulo dilatatis, tubo subduplo brevioribus, glabris;
corona late campanulata, calyeis longitudine, lobulis linearibus obtusis
erectis; anthera oblonga; stigmate excavato. (v. v.)
In Japidosis montium supra Smithwinkel-Bay, prope Simonstown
alt. 100 m, Jan. 1892 leg. R. Schlechter No. 666.
Die Blüten haben die Form derjenigen von B. Gerrardi Harv., sind
jedoch viel kleiner und die Coronabildung sehr verschieden, sie haben
eine gelblich-weisse Grundfarbe mit kleinen weinroten Punkten auf
der inneren Seite der Blumenkronenabschnitte.
Tapeinostelma Schlechter n. gen.
Calyx profunde quinquepartitus, segmentis patentibus. Corolla
rotata quinquefida, lobis late ovatis. Corona duplex, sessilis; exterior
quinquepartita segmentis late ovatis in tubum carnosum connatis
apice medio lobulo inflexo auetis; interior antheris et coronae exteriore
adnata, quinqueloba, lobis apice vifidis. Pollinia erecta oblonga
margine interiori lJamellata, caudiculis brevibus, ad glandulam rhom-
boideam affıxis. Herba fragilis, rhizomate tuberoso subgloboso. Caulis
prostratus carnosus, foliis brevissime petiolatis. Flores in axillis
foliorum alternantes, singuli vel bini, longe pedicellati.
Species 1, Africae australis incola.
54 R.Schlechter: Beitr. z. Kenntnis d. Orchidaceen u. Asclepiadaceen Süd-Afrikas.
Tapeinostelma cafjrum Schlechter n. sp.
Herba prostrata, glabra; tubere globoso; caule ramoso, ramis
ad 7 cm longis depressis, remote foliatis; foliis parvulis ovato-
spathulatis obtusis, margine inaequaliter crenulato dentatis vel sub-
integris, basi in petiolum brevem attenuatis 0,5—0,8 em longis,
internodiis brevioribus; floribus longe peduneulatis in axillis foliorum
singulis vel binis; calycis segmentis lanceolato - linearibus acutis,
hispidulis, corolla subduplo brevioribus; corolla rotata, 0,8 cm dia-
metro lobis late ovatis acuminatis margine ciliolatis 0,3 em longis;
coronae exterioris segmentis e basi subquadrata apice medio in lobulum
ovatum obtusum, inflexum productis, interioris lobis brevissimis apice
bifidis; antherarum loculis valde approximatis; polliniis oblongis
margine interiori truncatis caruncula apicem versus attenuata ornatis;
stigmate depresso. (ex expl. viv. et icon. in Herb. Bolus ct propr.)
In saxosis aridis in monte prope Kingwilliamstown (Caftrariae)
alt. c. 1300 m, Sept. 1392 leg. T. R. Sim No. 315.
Diese Gattung gehört infolge der aufrechten Pollinien zur Gruppe
der Brachystelmeen und dürfte dort am besten zwischen Brachystelma
und Anisotome eingereiht werden. Die innere Reihe der Corona-
blättehen ist hier nur auf fünf winzige, dreieckige Läppchen reducirt,
welche an der Spitze zweiteilig sind. Die Stellung der Anthere ist
sehr verschieden von Brachystelma; dieselbe ist nämlich mit der
Corona verwachsen und die Pollinien sitzen dieht unter dem mittleren
Lappen der äusseren Coronablätter.
George, Kap-Colonie, 2. April 1893
Die Peronosporeen der Provinz Brandenburg.
Von
P. Magnus.
Die märkischen Peronosporeen, die den Gegenstand dieser Mit-
teilung bilden, haben erst seit den fünfziger Jahren unseres Jahr-
hunderts grössere Beachtung gefunden, als man den durch parasitische
Pilze hervorgerufenen Pflanzenkrankheiten allgemeinere Aufmerksamkeit
zuzuwenden begonnen hatte. Daher finden wir in den wenigen älteren
Arbeiten, die sich mit den Pilzen unserer Mark beschäftigen, so gut
wie keine hier zu verwertende Nachricht. So fehlen solche Angaben
natürlich in dem 1753 erschienenen Methodus fungorum von J. G.
Gleditsch, in dem sich viele Standortsangaben über grössere mär-
kische Pilze finden. In C. L. Willdenow, Florae Berolinensis
Prodromus von 1787, wo einige Pilze mit speciellen Standorten auf-
geführt werden, sind keine Peronosporeen erwähnt. Johann Fried.
Rebentisch, giebt in seinem 1804 in Berlin erschienenen Prodromus
- Florae Neomarchicae S. 356 nur Uredo candida Pers. auf Thlaspi
bursa pastoris ohne Standort an. C. G. Ehrenberg behandelt in
seinen wichtigen 1817 erschienenen Sylvae Mycologicae Berolinenses
keine Peronosporeen. In dem 1824 erschienenen zweiten Teile der
Flora Berolinensis von D. F.L. v. Schlechtendal, der die Kryp-
togamen behandelt, finde ich nur angegeben auf S. 117 Caeoma can-
didum in den Formen a. Oruciferarum, b. Compositarum und ce. Portu-
lacearum ohne nähere Standorte, wie solche dort überhaupt leider nur
in den seltensten Fällen angegeben werden. Von Dotrytis ist dort
nur die auf faulenden Pilzen auftretende 3. varıosperma angegeben,
die nicht hierher gehört. Ebenso sind in der 1834 erschienenen
zweiten Auflage von Johann Fried. Ruthe, Flora der Mark
Brandenburg und der Niederlausitz nur Uaeoma candidum und die
nicht zu den Peronosporeen gehörige Dotrytis agaricina Lk angegeben.
In dem 1839 erschienenen zweiten Teile der Flora Anhaltina von
Schwabe wird S. 358 Uredo candida auf den Blättern der Cruei-
feren, Compositen ete. ohne Standort aufgezählt und unter Botrytis
5. 340 B. cana Kze. und Schm. (müsste richtiger eitirt sein D. cana
Schmidt) ad caules et folia praesert. Scrophulariae, Sit, vere, aut.; die
56 P. Magnus:
Beschreibung „ramulis terminalibus, breviter subincurvatis, rigidulis,
plerumque eseptatis“ lässt sie als Peronospora erkennen, während
Schmidts Beschreibung, nach der die fruchtbaren Flocken durch häufigen
Querwände geteilt sind, es zweifelhaft macht, dass seine Botryfis cana,
die er auf verwelkten Blättern der Scrophularia nodosa bei Leipzig
entdeckte, zu Peronospora gehört. Ausserdem giebt Schwabe noch
S. 342 Botrytis parasitica namentlich häufig auf Capsella bursa pastoris
an; er giebt von derselben noch eine Form 3 Atriplieis, Alceae, Georgiae
an, von denen Atriplieis der Peronospora efusa Gren. entsprechen
möchte. L. Rabenhorst giebt in dem 1840 zu Leipzig erschienenen
zweiten Bande seiner Flora Lusatica S. 422 Uredo candıda a Oruei-
ferarum auf Capsella, Alyssum, Winterlevkoyen und 3 Compositarum auf
Tragopogon, Scorzonera ohne nähere Standorte an; unter Botrytis
findet sich keine zu Peronospora gehörige Art, und die Gattung Pero-
nospora, die Corda schon 1837 aufgestellt hatte, findet sich noch
nicht erwähnt. Auch in der von G. F. Preuss 1851 und 1852 in
Linnaea Bd. XXIV und XXV veröffentlichten Uebersicht untersuchter
Pilze besonders aus der Umgegend der in geringer Entfernung von
der südlichen Gebietsgrenze gelegenen Stadt Hoyerswerda finden sich
keine auf Peronosporeen bezüglichen Angaben.
Mein unvergesslicher Lehrer Alex. Braun, welcher seit 1851 an
der Berliner Universität als Lehrer der Botanik wirkte, wandte auch
den parasitischen Pilzen seine Aufmerksamkeit zu, sammelte selbst viele
Arten, unter denen die als neue Art von ihm erkannte Peronospora Lamiüi
A.Br. hervorzuheben ist, und regte seine botanischen Freunde und
Schüler zur Beobachtung der parasitischen Pilze an. Robert Caspary
veröffentlichte 1855 in den Monatsberichten der Berliner Akademie
seine Untersuchungen über einige Hyphomyceten mit zwei- und drei-
erlei Früchten, wo sich viele Angaben über Peronosporeen finden, die
er und Alex. Braun bei Berlin beobachtet haben. Auch in den 1863
in den Annales des sciences naturelles, Botanique IVme Ser. T. AX
erschienenen Recherches sur le developpement de quelques champig-
nons parasites von A, de Bary findet sich hin und wieder eine Notiz
über eine märkische Peronosporee, obwohl de Bary im Allgemeinen
keine Standorte bei den einzelnen Arten angiebt.
In neuerer Zeit habe ich selbst in mehreren kleineren Aufsätzen
über einzelne Peronosporeen in der Mark berichtet. Ich beschrieb in
diesen Verhandlungen Bd. XX 1873 Sitzungsber. S. 51 einen Pilz auf
Setaria als Ustilago (?) Urbani, den ich später ebendaselbst 1879
S. 33 als Peronospora Setariae Pass. — Protomyces graminieola Sace.
bekannt gab. Ferner veröffentlichte ich: Peronospora viticola Berk. bei
Berlin in diesen Verhandlungen Bd. XXVI 1855 S. 80. — Peronospora
efusa Grev. auf den überwinternden Spinatpflänzchen bei Berlin nebst
Beobachtungen über das Ueberwintern einiger Peronospora-Arten in
Die Peronosporeen der Provinz Brandenburg. 57
diesen Verhandlungen Bd. XXIX 1888 S. 5 ff. — Ueber das epi-
demische Aufreten der Peronospora Linariae Fekl. auf Linaria minor
im Berliner Universitätsgarten in den Sitzungsberichten der Gesell-
schaft naturforschender Freunde zu Berlin 1889 S. 145. Zu diesen
Mitteilungen kommen noch die seit 1886 von mir jährlich in unseren
Verhandlungen veröffentlichten Verzeichnisse der auf den Pfingstver-
sammlungen beobachteten Pilze. Da die Peronosporeen im Allgemeinen
im Frühjahre auftreten, sind sie zur Zeit der Versammlungen sehr
gut entwickelt. Daher bin ich in der Lage, gerade für diese Familie
Beobachtungen aus verhältnismässig zahlreichen verschiedenen Locali-
täten der Provinz beibringen zu können. Immerhin weiss ich sehr wohl,
dass die ausserhalb der Berliner Umgebung gelegenen Strecken der
Provinz bis jetzt nur als sehr unvollständig erforscht gelten können.
Ferner ist aus der Litteratur noch hervorzuheben die wichtige
Arbeit von R. Hartig über den Buchenkeimlingspilz, die er in dem
ersten Teile der Untersuchungen aus dem forstbotanischen Institut zu
München (Berlin 1880) veröffentlicht hat, wo er S. 38 das Auftreten
der Phytophthora Fagi bei Oderberg und Freienwalde schildert.
Schliesslich muss ich noch als wichtigste Arbeit über den heutigen
Stand der Systematik der Peronosporeen hier die Bearbeitung der
Phycomycetes für die zweite Auflage von L. Rabenhorst’s Krypto-
samen-Flora von Deutschland, Oesterreich und der Schweiz anführen,
die Alfred Fischer soeben geliefert hat. Leider hat er unter den
Exsiccaten viele falsch bestimmte Peronosporeen aus Sydows Mycotheca
Marchica eitirt.
Von Sammlungen ist vor allen Dingen das Herbarium des Ber-
liner Botanischen Museums hervorzuheben, in dem sich auch die von
Al. Braun in der Mark gesammelten Peronosporeen befinden. Sodann
ist zu nennen die von P. Sydow herausgegebene Mycotheca Marchica,
von der bis jetzt 338 Centurien erschienen sind, eine Sammlung, in
der ein gewaltiges Material zur Kenntnis der heimischen Pilzflora an-
gehäuft ist. Aber ich muss hier gleich für alle derartigen Bear-
beitungen hervorheben, dass diese Sammlung nur mit genauer Revision
jeder einzelnen Nummer benutzt werden darf und wir werden im
Verlaufe der Arbeit sehen, dass einige Nummern fälschlich als Pero-
nosporeen bestimmt sind, z. B. eine Ovularia (No. 1068) als Peronospora
sordida, ein Oylindrosporium als Plasmapara nivea, Aecidium Euphor-
biae Pers.(844) als Peronospora Euphorbiae Fckl. ; oder gar eine Ceeidomy-
iden-Galle auf Chondrilla juncea (2656) als Oystopus Tragopogonis u. a.;
oder die Peronospora-Arten sind falsch bestimmt wie z. B. Peronospora
parasitica (Pers.) Tul. (2330) als Phytophthora omniora dBy.; oder
die Wirtspflanzen sind falsch bezeichnet, wie z. B. Peronospora effusa
Grey. auf Atrıplex patulum (434) als auf Uhenopodium album ange-
58 P. Magnus:
geben ist; oder Bremia Lactucae Reg. auf (Helipterum Manglesü als
Peronospora ganglüiformis (Berk.) f. Godetiae P.Syd. auf Godetia sp. ? ')
Ferner sind zu nennen Klotzsch, Herbarium vivum mycologicum,
dessen von Rabenhorst herausgegebene Editio nova, sowie Raben -
!) Ich will hier ausdrücklich bemerken, dass sich diese Unrichtigkeiten
nicht bloss auf die Peronosporeen, sondern über alle Gruppen erstrecken, und man
daher bei der Benutzung, wie gesagt, jede Nummer prüfen muss, damit nicht diese
flüchtigen Bestimmungen die Kenntnis der märkischen Pilzflora dauernd verwirren.
So will ich hier nur einige gelegentliche Notizen geben. No. 640 bezeichnet als
Puccinia graminis Pers. auf Secale cerealeist Pucc. Rubigo vera (DC.). — 516 bezeichnet
Puceinia Rubigo vera DC. auf Holcus lanatus ist auf Bromus mollis. — 1119 be-
zeichnet Puceinia Asteris Duby auf Cirsium oleraceum ist Pucc. Hieracii Schum. —
1075 bezeichnet Sphaerotheca pannosa (Wallr.) auf Humulus Lupulus ist Sphaerotheca
Oastagnei Lev. — 1526 bezeichnet Melampsora Carpim (Nees) auf Carpinus Betulus
ist Phleospora Ulmi auf Ulmus. — 1618 bezeichnet Puccinia Tanaceti DC. auf Pyre-
thrum tanacetifoliumw DC. ist Puce. Balsamitae (Str) — 1410 bezeichnet Polyperus
brumalis ist Polyp. elegans Fr. — 1901 bezeichnet Tilletia Tritici (Byerk.) auf Hordeum
vulgare sind die von den Maden von Tiylenchus Tritici Needh. gebildeten Raden-
körner. — 289 bezeichnet Ramularia Violae Fekl. ist Cercospora Violae Sace. — 2022
bezeichnet Uromyces Ornithogali (Wallr.) auf Ornithogalun! umbellatum ist Puceinia
Liliacearum Duby.— 1406 bezeichnet Zepiot.ı pinetorum A. Schulz ist nach P. Hennings
Lepiota Carcharias Fr. — 2177 bezeichnet Cercospora depazeoides Sace. ist ©. Majan-
themi Fekl. — 115 bezeichnet Puceinia Caricis (Schum.) auf Friophorum angustifolium
ist auf Carex sp. — 2209 bezeichnet; Puccinia mamillata Schroet. auf Polygonum
bistorta ist die gewöhnliche Puceinia Bistortae DC., da der Scheitel der Teleutospore
gleichmässig abgerundet, ohne Wärzchen ist. — 806 bezeichnet Polyporus biennis
(Bull.) Fr. ist P. cireinatus Fr. — 307 bezeichnet Polyporus adustus ist P. carpineus
Sow., derselbe Pilz, der in No. 1712 noch ein Mal von demselben Standorte unter
dem richtigen Namen ausgegeben ist. — 2109 bezeichnet Polyporus polymorphus
Rostk. ist ebenfalls nur eine resupinate Form von P. carpineus Sow. — 1301 be-
zeichnet Polyporus Kadula (Pers.) ist nach E. Jacobasch’s Bestimmung P. zan-
thus Fr. — 403 bezeichnet Polyporus destructor Schrad. ist P. annosus Fr. — 2180
bezeichnet Depazea Impatientis Kirehn. ist alte Cercospora Impatientis Bäumler. —
1015 bezeichnet Cantharellus tubaeformis (Bull.) Fr. ist ©. /utescens (Pers.) Fr.; hin-
gegen ist 3613 richtig Oantharellus tubaeformis Bull. — 238 bezeichnet Ustilago olivacea
(DC.) Wint. ist O. Carieis (Pers.) Fekl. — 1902 bezeichnet Aecidium Rununculacearum
DC. auf Ranunculus lanuginosus ist auf R. bulbosus. — 1121 bezeichnet ‚Puceinia
Scirpi DO. auf Scirpus Tabernaemontani ist auf S. lacustris. — 2691 bezeichnet
Aecidium zu [’romyces Dactylidis Otth auf Ranunculus polyanthemus ist Aecidium zu
Uromyres Puae Rbh. auf R. repens. — 1027 bezeichnet Puceinia flosculosorum (Alb.
und Schwein.) ist P. Cirsii lanceolati Schroet. — 128 bezeichnet als Aecidium zu
Puceinia flosculosorum (Alb. und Schwein.) auf Cirsium oleraceum gehört zu P. dioi-
cae P.Magn. — 1540 bezeichnet Exoascus epiphyllus Sadeb. auf Alnus incana ist
Taphrina Tosguinetii (Westdp.) P.Magn. — 3226 bezeichnet Tuberculina persicina
(Ditm.) ist T. maxima Rostr. — 3052 bezeichnet Sphaerotheca Castagnei Lev. ist
Erysiphe communis (Wallr.) — 1798 bezeichnet Septoria Orobi Sace. ist Ascochyta Orobi
Sacc. — 1803 bezeichnet Corticium nudum Fr. ist nach der gefälligen Bestimmung
des Herrn Jacobasch C. roseum Pers. — 30 bezeichnet Rutstroemia bolaris (Batsch)
ist R. firma (Pers) Karst. — 3529 bezeichnet Puccinia graminis, Pers. auf Chloeopis
Blanchardiana ist nach P. Hennings auf Agropyrum repens.. — 3703 bezeichnet
Leptoglossum glaucum (Batsch) ist nach P. Hennings Cantharellus museigenus (Bolt.)
o
Die Peronosporeen der Provinz Brandenburg. 59
horst, Fungi Europaei, die nach Rabenhorst’s Tode Winter fortge-
setzt hat und seit Winters Tode jetzt O. Pazschke weiterführt. Leider
fehlten auf dem Kgl. Botanischen Museum zu Berlin oder waren mir
nicht zugänglich die Centurien V, VI, VIII und XV von der ersten
Ausgabe von Klotzsch Herbarium vivum mycologicum, die ich daher
fast gar nicht benutzen konnte. Nur wenige Nummern aus diesen,
(die ich in meinem eigenen Herbar besitze, konnte ich verwerten.
Ausserdem habe ich noch meinen Dank abzustatten den Herren
Prof. Dr. P. Ascherson, Dr. C. Benda, Dr. Eichelbaum, Stud.
P.Graebner, Dr. C. Günther, Custos P. Hennings, Lehrer E. Jaco-
basch, Prof. Dr. Em. Koehne, Dr. Erust H. L. Krause, Prof Dr.
F. Kurtz, Dr. Carl Müller, W. Retzdorff, Ew.H. Rübsaamen,
Rud. Schlechter (jetzt in Süd-Afrika), Prof. Dr. J. Schroeter,
A. Treichel, E. Ule (jetzt in Brasilien), Prof. Dr. I. Urban,
Lehrer C. Warnstorf, Obergärtner E. Wocke und Prof. Dr. W. Zopf
sowie den leider schon verstorbenen Dr. H. Bauke, Dr. J. Grönland,
Dr. H. Heese und Studiosus A. Pippow, die meine auf die Erfor-
schung der märkischen Pilzflora gerichteten Bestrebungen durch Mit-
teilung in der Mark von ihren gesammelter Pilze, worunter auch
einige Peronosporeen waren, gefördert haben.
Das Gebiet dieser Aufzählung ist ebenso begrenzt, wie das von
Aschersons Flora der Provinz Brandenburg, welcher ich auch in
der Anordnung der Nährpflanzen und Fundorte folge.
Die Gattung Pythium Pringsh., die ihr Entdecker zu den Sapro-
legnieen gestellt hatte, wird von vielen neueren Autoren zu den
Perono»poreen gezogen, so z. B. von De Bary, Schroeter und
Alfr. Fischer. Mir scheint sie aber mit Pringsheim natürlicher
bei den Saprolegnieen zu stehen. Das einzelne Auftreten der Zoo-
Fr. — 805 bezeichnet Clavaria Ligula Schaeff. ist sicher nicht diese Art, sondern
wahrscheinlich C/. argillacea Pers.; hingegen ist Cl. Ligula Schaeff. richtig in No. 2506
aus dem Walde bei Triebel und (7. argillacea Pers. unter No. 2403 von Klein-Mach-
now ausgegeben. — 398 bezeichnet Helminthosporium Tiliae Fr. ist kein Helminthos-
porium; hingegen ist 2394 richtig Zelminthosporium Tiliae Fr. — 243 bezeichnet
Chrysomyxa Abietis (Wallr.) auf Picea excelsa (Poir.) von Forst Marwitz bei Lands-
berg a/W. ist Aecidium abietinum Alb. und Schwein. Sodann sei noch bemerkt,
dass 721 bezeichnet Ustilago Tragopogi prateusis (Pers) Wint. seitdem als U. Scor-
zonerae (Alb. und Schwein.) Schroet. von Schroeter unterschieden worden ist, dass
ferner 1953 bezeichnet Phyllachora Campanulaa (DC.) Fekl. jetzt besser zu bezeichnen
ist als Placosphaeria Campanulae (DC.) Bäumler, dass endlich 2208 bezeichnet Ustilago
Magnusii(Ule)Wint. jetzt als Zntyloma Aschersonii (Ule)Woron. zu bezeichnen ist. — 3062
bezeichnet Protomyces macrosporus Ung. auf Pastinaca sativa ist kein Pilz, sondern
Blattflecke, die durch saugende Tiere hervorgebracht sind, ebenso 3063 bezeichnet
Protomyces macrosporus Ung. auf Heracleum Sphondyl’um. — 1586 bezeichnet Diatrype
bullata (Hoffm.) f. Corni sind Rückstände eines in diesem Zustande unbestimmbaren
Pilzes, wie vieie anderen Nummern. Die Bestimmung der in dieser Sammlung
ausgegebenen Gymmosporangium-Arten habe ich bereits in diesen Verhandlungen
Jahrg. XXXIV S. XTV und XV berichtigt.
60 P. Magnus:
sporangien an beliebigen Thalluszweigen, die meist nicht eintretende
Abtrennung der Zoosporangien als besonderer Fortpflanzungskörper,
(Konidien) die Entleerung. der Zoosporangien und die Bildung der
Zoosporen, die vollständig mit Lagenidium übereinstimmt (das von
A. Fischer zu den Holochytriaceen gestellt wird), die fehlende Bildung
der Haustorien bei den eine parasitische Lebensweise erlangt habenden
Arten — alle diese Verhältnisse -entfernen sie von den Peronosporeen
und nähern sie den Saprolegnieen. Namentlich Pythium gracıle Schenk
(wozu nach A. Fischer /. reptans dBy. z. T. gehört) und /. complens
A.Fiseher, bei denen noch keine besonderen Sporangien vor dem
blasenförmigen Austreten des Inhalts abgegliedert werden, sowie das
durch seine langen fadenförmigen Sporangien ausgezeichnete P. mo-
nospermum Pringsh. zeigen noch besonders deutlich ihre Zugehörigkeit
zu den Saprolegnieen. Ich führe daher die Gattung /’ythium hier
nicht auf, obgleich Berlin gerade der elassische Standort für P. mono-
spermum Pringsh. und P. Equiseti Sadebeck ist, sowie auch für P. ento-
phytum Pringsh., das allerdings Alfr. Fischer zu Zagenidium stellt.
Die Gattungen Plasmopara Schroet. und Bremia Regel führe ich
hier auch gesondeıt auf, wiewohl ich es nur mit einigem inneren
Widerstreben thue. Denn die alte De Bary’sche Auffassung der
Corda’schen Gattung Peronospora scheint mir natürlicher der That-
sache Ausdruck zu geben, dass in der That die Arten der Gattungen
Plasmopara Schroet., BremiaRegel und Peronospora (Corda) Schroet.sens.
striet. unter sich weit näher verwandt sind, als irgend einer anderen Pero-
nosporeengattung. Auch hatte De Bary die wichtigsten Verschieden-
heiten in seinen Sectionen Zoosporiparae, Plasmatoparae, Acroblastae
und Pleuroblastae scharf hervorgehoben, ja noch schärfer, als dies
durch die Schroeter’sche Gattungseinteilung geschieht, da er eben
Peronospora densa Rbh. und P. pygmaea Ung. mit der eigentümlichen
Keimung ihrer Konidien noch als eigene Section unterscheidet. Da
aber Schroeter und noch mehr Alfr. Fischer auch einige Unterschiede
der Konidienträger betonen, die allerdings subtil und mehr relativ sind
(so sind z. B. die nach dem Abfallen der Konidien abgestutzt sein
sollenden Eudäste der Konidienträger von Plasmopara bei Pl. densa
(Rbh.) sehon recht verlängert zugespitzt), so mögen hier diese näher
verwandten Gattungen dennoch getrennt aufgeführt werden.
I. Albugo (Pers. 8) S. F. Gray 1821.
Öystopus Lev. 1847.
Wie ©. Kuntze in seiner Revisio generum plantarum Pars Il
1891 S. 658 gezeist hat, und W. F. Swingle im Journal of Myco-
logy Vol. Vil S. 109 unter ausführlicher Begründung beistimmt, muss
diese Gattung den Namen Aldugo führen. Persoon hat in seiner
1801 erschienenen Synopsis methodica Fungorum S. 223 in seiner ent-
Die Peronosporeen der Provinz Brandenburg. 61
sprechend den damaligen Kenntnissen weit gefassten Gattung Uredo
eine Sectio Aldugo auf die Arten mit, weissem Sporenpulver begründet,
zu der er nur Uredo candida stellte. Diese Persoon’sche Sectio „Albugo“
hat 1821 S. F.Gray in seinem Werke „A natural arrangement of British
plants“ Vol. I p. 540 als eigene Gattung aufgestellt und sie als
weisse Caeomidee mit kugeligen einzelligen sitzenden Sporen kennt-
lich charakterisirt. Der Name Aldugo für diese Gattung hat daher
die unzweifelhafte Priorität vor dem ihr 1847 von L&veille gege-
benen Namen Cystopus.
1. A. candıda (Pers. pro parte) ©. Kuntze l. e.
A. Cruciferarum (DC. als Uredo) S. F. Gray l. ce.
Auf Cruciferen, am häufigsten auf Capselta Bursa pastoris. Bei
uns niemals auf einer Zepidium-Art beobachtet ebensowenig auf Car-
damine pratensis L., Sisymbrium lhalianum (L.) Gay et Monn., Ero-
phila verna (L) E Mey. oder Teesdalea nudicaulis (L.) R. Br.
Auf: Maithiola incana (L.) R.Br. in der Lausitz (L. Rabenhorst in
Flora Lusatica S. 422). Ich habe weder auf der Winterlevkoye noch
auf der Sommerlevkoye jemals Aldugo candıda (Pers.) angetroffen;
ebensowenig auf dem Goldlack, Cheiranthus Cheiri L, auf dem ich
öfter in den Gärten Peronospora parasitica (Pers) antraf.
Nasturtium amphibium (L.)R.Br. Potsdam: Ufer desSchlachtensees! !
N. palustre (Leyss.) DC. Berlin: am Wilmersdorfer See (P. Sydow,
Mye. March. No. 556)! bei Steglitz (P. Sydow, Mye. March. No. 3691)!
Barbaraea lyrata (Gil.) Aschs. Berlin: im Botanischen Garten
(P. Sydow, Mye. March. No. 841)!
B. stricta Andrzj. Berlin, im botanischen Garten (P. Sydow, Mye.
March. No. 2973)!
Turritis glabra 1. Potsdam!!
Arabis Gerardi (Bess.) Koch Zossen: Rangsdorf (P. Sydow, Mye
March. 332)!
A. arenosa (L.) Scop. Berlin: Tiergarten (L. Kny)! Frankfurt
a. O.: Ufer des Treppel-Sees!!
Cardamine amara L. Eberswalde, hinter dem alten Wasserfalle!!
Landsberg a. W.: Marienspring bei Kladow (P. Sydow, Mye. March.
No. 2972)!
Sisymbrium ofieinale (L) Scop. häufig mit Oogonien, Potsdam!!
Wildpark!! Berlin: vor dem Landsberger Thore (E. Koehne)! bei Weissen-
see (E. Hunger)! Tiergarten!! am Schiffahrts-Canal!!
S. Sinapistrum Crtz. (S. pannonicum Jacg.) Köpenick: Dampfmühle
(P. Ascherson)! Viel bei Berlin, so Exerecierplatz zwischen Trift- und
Torfstrasse (Ew. H. Rübsaamen)! bei Bahnhof Moabit und Bellevue!!
am Wilmersdorfer Weg (P. Hennings)! Schöneberg (E. Jacobasch)!
8. Sophia L. Berlin: zwischen der Alsenbrücke und dem Ham-
62 P. Magnus:
burger Bahnhofe!! Zwischen Biesenthal und Lanke!! Driesen (Lasch
in J. F. Klotzsch Herbar. vivum mycologicum No. 792)!
Erysimum cheiranthoides L. Berlin: Spreeufer zwischen Charlotten-
burg und Haselhorst!! am Schiffahrts-Canal beim Schöneberger Ufer!!
E. hieracüfolium L. Berlin: im Botanischen Garten (Al. Braun in
herb. Mus. bot. Berol.)!
Brassica oleracea \.. f. botrytis L. (Blumenkohl) Berlin: im Botani-
schen Garten!! f. gongylodes L. (Kohlrabi) Felder bei Gross-Lichter-
felde!!
B. Rapa L. oft mit Oogonien. Berlin: im Universitätsgarten !!
bei Schöneberg (P. Sydow, Mye. March. No. 2028)! bei Steglitz
(P. Sydow, Mye. march. No. 3600)!
Sinapis arvensis L. häufig mit Oogonien. Nauen: Seegefeld!!
Berlin: im Universitätsgarten!! auf den Wilmersdorfer Wiesen (A. Mar-
quardt)! bei Mariendorf!! bei Rixdorf (K. Müllenhoft, H. Bauke)! auf
den Rudower Wiesen (Schlechter)!
S. alba L. zuweilen mit Oogonien. Neu-Ruppin in einem Garten
(E. Bünger)! Berlin: im Universitätsgarten auf den Blättern junger
Keimpflänzchen im Herbste 1870!! Weinberg bei Seelow (C. Günther)!
Alyssum calycinum L. Landsberg a. W.: Marwitz (P. Sydow, Mye.
March. No: 333)!
Berteroa incana (L.) DC. Potsdam: Neuer Garten!! Berlin: Tier-
garten!! Westend (P. Sydow, Mye. March. No. 2223)!
Camelina microcarpa Andrzj. Rüdersdorfer Kalkberge (A. Engler)!
Berlin: Tiergarten auf einer Baustelle!! bei Schöneberg (P. Sydow,
Mye. March. No. 1322)! Halensee (P. Hennings)! hinter Treptow
(P. Ascherson)!
Thlaspi alpestre L. var. T. calaminare Lej. et Court. Berlin: im
Botanischen Garten (Al. Braun in Herb. mus. Berolin.)!
Capsella Bursa pastoris (L.) Mnch. überall verbreitet; vom ersten
Frühjahr bis in den späten Sommer und Herbst, so z. B. Berlin: am
3. September 1877 auf dem Königsplatze!! im October 1891 bei Wil-
mersdorf!! im November 1877 in den Treptower Anlagen (E. Ule)!
Coronopus squamatus (Forsk.) Aschers. (Zuelli All.) Neu-Ruppin
zwischen dem Strassenpflaster (C. Warnstorf)! Bahnhof Seelow
(W. Retzdorff, C. Benda)! bei Freienwalde a. O. (E. Ule)!
Vogelia paniculata (L.) Horn. (Neslea p. Desv.) Berlin, Universitäts-
garten!! Schwiebus: Birkholz (Golenz)! Sternberg: auf Aeckern zwischen
Pleishammer und dem Rette-See (Golenz)!
Raphanus Raphanistrum L. oft mit Oogonien. Berlin: Aecker bei
der Wuhlheide!! bei Weissensee (E. Ule)! bei Schöneberg (P. Sydow,
Mye. March. No. 2027); Treptower Anlagen (E. Ule)! Felder zwischen
Angermünde und dem Paarsteiner See!!
Schliesslich habe ich noch ein sehr interessantes Auftreten dieser
Die Peronosporeen der Provinz Brandenburg. 63
Art im Berliner Botanischen Garten zu erwähnen, auf das mich Herr
Obergärtner E. Wocke aufmerksam machte. In dem von dem
selben in so vortrefflicher Cultur gehaltenen Alpinum, sowie auch in
den zahlreichen Topfeulturen trat Aldugo candida als ein höchst ge-
fährlicher Feind der edelsten und seltensten alpinen Crueiferen auf,
so namentlich auf Sisymbrium tanacetifolium Vill., Draba aizoides |,.,
D. elongata Host, D. hispanica Boiss., D. pyrenaica L., Thlaspi
cepaefolium (Wulf.) Koch, 7. rotundifolium (L.) Gaud. und Hutchinsia
alpina (L.) R.Br. von denen sämtlich mir Herr Wocke Proben mit-
geteilt hat. Nach seiner Meinung ist ein grosser Teil dieser Wirts-
pflanzen erst hier von Albugo candida befallen worden. Am schlimm-
sten scheint er auf Draba aizoides und D. elongata aufgetreten zu sein.
Herr Wocke konnte dieser Krankheit nur Herr werden, indem er jedes
auch nur mit der geringsten Spur des Pilzes behaftete Blättchen sofort
entfernte und vernichtete.
2. A. Portulacae (DC.) O. Ktze.
Auf: Portulaca oleracea L. Berlin: im Botanischen Garten!!
P. sativa Haw. im Garten der Gärtnerlehranstalt in Wildpark bei
Potsdam!! Berlin: im Botanischen Garten!! Gemüsegärten!!
3. A. Lepigoni (dBy.) O. Ktze.
Auf Spergularia salina Presl (Lepigonum medium Wahlenbg.)
Nauen: am Dechtower Damme (W. Dumas)! bei Zeestow (E. Ule)!
4. A. Tragopogonis (Pers.) S. F. Gray.
Oystopus cubicus (0. Strauss) dBy. und Oyst. spinulosus dBy.
Ich muss mich der von Zalewski (Botanisches Centralblatt
Bd. XV 1883) und Alfr. Fischer |. ec. ausgesprochenen Behauptung
anschliessen, dass der von A. de Bary aufgestellte Uystopus spinu-
losus dBy, der auf Cirsien auftritt, zu dieser Art gezogen werden
muss. De Bary gründete seine Art darauf, dass bei C'ystopus cubicus
(Strauss) das Epispor der Oospore nur kurze Wärzchen, bei O. spinu-
losıs dBy. hingegen Stacheln trage. Ich habe in den Berichten der
Deutschen Botanischen Gesellschaft XI Jahrg. 1893 S. 327—330 aus-
einandergesetzt, dass die Oosporen von Albugo Tragopogonis (Pers.)
ein Epispor haben, das ein engmaschiges Netz von Leisten trägt, auf
dessen Ecken kürzere Wärzchen oder längere Stachelchen aufgesetzt
sind, und dass die grössere oder geringere Länge dieser Wärzchen vom
Entwickelungszustande der Oospore abhängt. Die Wärzchen, resp.
Stachelchen, bauen sich aus dem die jungen Oosporen im Oogonium
umgebenden Periplasma auf. Je nachdem dieses noch vorhanden oder
64 P. Magnus:
bereits aufgebraucht ist, sind auch die Wärzehen kürzer oder länger.
Man trifft daher auf jeder Wirtspflanze Oosporen mit kurzen Wärzchen
und längeren Stachelchen.
Auf Compositen:
Inula salicina L. Frankfurt a. O.: Oderthal (E. Ule)!
Filago germanica L. Berlin: Stoppelfelder bei Steglitz!!
F. arvensis L. Lichterfelde (P. Sydow in Mye. March. No. 3692)!
Berlin: im Botanischen Garten (A. Pippow)! Stoppelfelder bei Steglitz!!
F'. minima (Sm.) Fr. Berlin: Stoppelfelder bei Steglitz!!
Helichrysum arenarium (L.) DC. Berlin: Friedrichshain (E. Ule)!
bei Charlottenburg (E. Ule in Rabenhorst-Winter Fungi europaei No.
2679)! Wilmersdorf (P. Sydow in Mye. March. No. 3070)!
Artemisia vulgaris L. Berlin: bei Steglitz (P. Sydow, Mye. March
No. 3599) !
Centaurea ScabiosaL. Potsdam: zwischen Werder und Baumgarten-
brück (L. Wittmack)!
Cirsium oleraceum (L.) Scop. Nauen: beim Bredower Forsthause!!
Wiesen bei Menz bei Rheinsberg!! Berlin: auf den Schöneberger Wiesen
(P. Sydow in Mye. March. No. 2759)! auf den Wiesen bei Wilmers-
dorf (P. Sydow in Mye. March. No. 1536)! Rudower Wiesen!! auf var.
amarantinum in den Britzer Wiesen beim Buschkrug (A. Treichel)!
Eberswalde: am Zainhammer (A. Pippow)! Landsberg a. W.: Warthe-
wiesen!! bei Driesen (Lasch in Rabenh. Herbar. mycolog. Ed. II
No. 692)!
©. palustre (1.) Scop. Potsdam: Klein-Machnow (P. Sydow in
Mye. March. No. 1081)!
Ö. arvense (L) Scop. Potsdam: Zehlendorf (Al. Braun in herb.
mus. Bot. Berolin.)! Oranienburg: Birkenwerder (P. Hennings)! Alt-
Ruppin: am Seeufer (A. Pippow)! Berlin: Tiergarten an vielen Stellen!! -
im Botanischen Garten!! in Schöneberg (P. Hennings)! bei Freien-
walde a. O. (A. Pippow)! Gramzow: Melssower Forst!!
Tragopogon porrifolius L. Berlin: Universitätsgarten!!
T. major Jacg. Teupitz: Alter Weinberg (Treichel)! Berlin: am
Lietzensee bei Charlottenburg (P. Hennings)! bei Wilmersdorf (P. Sydow,
Mye. March. No. 1080 und No. 5241)! Steglitz! !
T. pratensis L. Rüdersdorfer Kalkberge!! Berlin: Universitäts-
garten!! Eckartsberg (L. Wittmack)! Friedrichshain ıP. Sydow, Mye.
March. No. 1323, wo die Wirtspflanze fälschlich als Scorzonera hıs-
panica bezeichnet ist)! bei der Alsenbrücke!! Königsplatz!! Lichten-
steinbrücke!! und an anderen Stellen im Tiergarten!! Freienwalde
a. O. (P. Hennings)!
Scorzonera hispanica L. Berlin: Wilmersdorf auf einem Gemüse-
felde (P. Hennings)!
Die Peronosporeen per Provinz Brandenburg. 65
Scorzonera striectaHorn. Berlin: im Botanischen Garten (P. Hennings) !
„Tragopogon und Scorzonera“ in der Lausitz (L. Rabenhorst in
Flora Lusatica Bd. II S. 442).
P. Sydow hat in Myc. March. No. 2656 als Oystopus Tragopogonis
(Pers.) auf Ohondrilla juncea L. kleine seitliche kugelige Anschwellungen
am Stengel dieser Pflanze herausgegeben, die ich sofort als tierische Galle
erkannte und Herrn Ew. H. Rübsaamen übergab, der sie als neue
Oecidomyiden-Galle in der Berliner Entomologischen Zeitschrift Bd.
XXXVI 1891 S. 404 beschrieben hat. °
5. A. Bhiti (Biv.) O. Ktze.
Ich kann nur mit J. Schroeter und Alfr. Fischer die auf
Amarantus retrofleeus L. und die auf Albersia Blitum (L. pro p.) Kth.
auftretende Aldugo in eine Art vereinigen und sie nicht mit Zalewski
l. e. zwei Arten zuteilen. Die von Zalewski hervorgehobenen Ver-
schiedenheiten des Epispors der Oosporen finde ich nicht so scharf
und constant. Wenn Zalewski behauptet, dass sein Oystopus Ama-
rantacearum, zu der er jede auf Amarantaceen mit Ausnahme von
Albersia Blitum Kth. auftretende Aldugo rechnet, seine Oosporen nur
in den Blättern, nie in den Stengeln ausbildet, so habe ich zu be-
merken, dass die auf Amarantus retrofleeus L. in Mittel- und Süd-
europa auftretende Aldugo fast immer ihre Oosporen sowohl in den
Bracteen, wie auch in den Axen der Inflorescenz und auch oft in der
Hauptaxe ausbildet, wie ich an den verschiedensten Orten (z. B.
Berlin, Teplitz i. Böhmen, Frankfurt a. M., Meran, Sion im Wallis)
beobachtet habe.
Auf Amarantaceen :
Amarantus reirofleeus L. Berlin: Friedrichshain (E. Ule)! bei
Bellevue!! Tiergarten!! im Botanischen Garten (P. Hennings)! in
Schöneberg! ! bei Steglitz!! am Kreuzberge!!
Albersia Blitum (L. pro p.) Kth. Berlin: Botanischer Garten
(P. Sydow in Mye. Marcel. No. 39 und No. 2497).
II. Phytophthora de Bary.
6. Ph. infestans (Mont.) dBy.
Auf Solanum-Arten, am häufigsten und oft die ganze Ernte vernichtend,
auf der Kartoffel:
Solanum tuberosum L. in manchen Jahren sehr verbreitet, z. B. im
August 1888 in der Ostprignitz (E. Krause)! u. s. w. im September
1873 bei Dahme und Jüterbogk (J. Grönland)! 1880 im Spreewalde!!
Abhandl, des Bot. Vereins für Brandenb, XXXV, b
66 P. Magnus:
1870 bei Schöneberg!! im August 1872 bei Steglitz!! im August 1879
bei Lichterfelde !!
Solanum Maglia Molina Berlin: im Botanischen Garten (©. Bouche
in herb. Mus. bot. Berolin.)!
S. Lycopersicum L. Berlin: im Botanischen Garten !!
8. verrucosum Schlechtd. Berlin: im Botanischen Garten (P. Sydow
in Myc. March. No. 1636)!
P. Hennings hat in Sydow Mycotheca Marchieca No. 2760 eine
Phytophthora infestans (Mnt.) var. chüensis P.Henn. auf einer von
Philippi in Chile in Samen gesandten Solanum-Art, ausgegeben, die im
Berliner Botanischen Garten die sämtlichen Pflanzen zerstörte,
hat aber keine Beschreibung oder Begründung der von ihm unter-
schiedenen var. chiüensis dort oder anderswo gegeben. Ich vermag
sie nicht von der gewöhnlichen auf Solanum tuberosum auftretenden Form
zu unterscheiden.
7. P. Fagi R. Hartig.
De Bary hat in der Botanischen Zeitung 39. Jahrg. 1881 Sp.
603—608 durch zahlreiche und genaue Infectionsversuche gezeigt, dass
dieser Pilz identisch ist mit /eronospora Sempervivi Schenk und £.
Cactorum Cohn und Lebert, und hat ihn deshalb Phytophthora omnwora
dBy. genannt. Aber Schroeter (Die Pilze Schlesiens S. 236) nennt
ihn dann mit Recht nach dem Gesetze der Priorität P’hytophthora Cac-
torum (Cohn und Lebert) Schroet., da Cohn und Lebert schon 1870
(das erste Heft des ersten Bandes der von F. Cohn herausgegebenen
Beiträge zur Biologie der Pflanzen, in dem der Aufsatz S. 51 ver-
öffentlicht ist, erschien 1870) sein Auftreten auf Cacteen beschrieben
und ihn Peronospora Cactorum Cohn und Lebert genannt haben. Da
mir aber in der Mark Brandenburg bisher sein Auftreten nur auf
Fagus silvatica L. bekannt geworden ist, und gerade dieses Auftreten
Hartigs Phytophtora Fagi R.Hart. zu Grunde liegt, so habe ich hier
diese authentische Bezeichnung ausnahmsweise vorgezogen.
Auf den Keimpflanzen von Fagus silvatica L. in der Ober-
försterei Freienwalde a. O. (R. Hartig und Oberförster Runnebaum)!
in der Lieper Oberförsterei bei Oderberg (R. Hartig)!
Dieser Pilz tritt sicher noch auf vielen Pflanzen, namentlich
Keimlingen von Gartenpflanzen, oft in der Mark auf. Da ich aber
nur selten in Gärtnereien, namentlich im Frühjahre, komme, und die
Gärtner zum Glücke die verdorbenen Aussaaten schnell entfernen, so
ist er mir noch nicht zur Beobachtung gelangt.
Der von P. Sydow in der Mye. march. No. 2330 als Phytophthora
omnivora dBy. auf Kotyledonen von Brassica oleracea ausgegebene Pilz
ist Peronospora parasitica (Pers.) Tul., deren typische Konidienträger
mit lang pfriemlichen letzten Aestchen die Unterseite der Kotyledonen
in dichten weissen Rasen bedecken.
Die Peronosporeen der Provinz Brandenburg. 61
III. Basidiophora Roze et Cornu.
8. B. entospora Roze et Cornu.
Auf Erigeron canadensis 1. Berlin: bei Sehöneberg!! Tempelhof
ete. (W. Zopf)! Hasenheide (K. Droysen)!
IV. Sclerospora Schroeter.
9. S. graminicola (Saec.) Schroet.
Protomyces graminicola Sace.; Ustilago (?) Urbani Magnus
(s. oben S. 56).
Auf Panicum (Setaria) viride L. Gr. Lichterfelde (I. Urban)!
bei Zehlendorf (P. Sydow in Myc. march. No. 244; die Nährpflanze ist
fälschlich als Setaria glauca (L.) P.B. angegeben, ist aber auch /?. viride)!
Berlin: Friedrichshain (E. Ule)! bei Halensee!! Aecker vor Wilmers-
dorf (P. Hennings)! Schöneberg!!
V. Plasmopara Schroet.
10. P. pusilla (dBy.) Schroet.
Auf Gerantum pratense L. in Rangsdorf bei Zossen (P. Sydow in
Mye. March. No. 326)!
11. P. nivea (Ung.) Schroet.
Auf Umbelliferen :
Aegopodium Podagraria L. überall in der Mark verbreitet.
Pimpinella Anisum L. Berlin: im Botanischen Garten (Al. Braun
in herb. Mus. bot. Berolin.)!
Seseli gummiferum Pall. Berlin: im Botanischen Garten (P. Sydow
Mye. March. No. 3064)!
Levisticum paludaprfolium (Lam.) Aschers. (oficinale Koch) Ber-
lin: im Botanischen Garten (P. Sydow, Mye. March. No. 845)!
Angelica silvestris L. Grunewald (E. Ule)! Berlin: Wiesen bei
Wilmersdorf (P. Sydow, Mye. March. No. 1079)!
Archangelica sativa (Mill.) Bess. (ofieinalis Hoffm ) Landsberg a.
W.: Marienspring bei Kladow (P. Sydow, Myc. March. No. 2970)!
Thysselinum palustre (L) Hoffm. Spandau: Sumpf bei Paulsborn
im Grunewalde!! bei Tegel!! bei Luckau!! Mehlsdorfer Erlenbruch
bei Dahme (J. Grönland)! Berlin: Schöneberger Wiesen!! (P. Sydow,
Myc. Mareh. No. 3066)! Rudower Wiesen (E. Ule)!
Palimbia salsa Bess. (Peucedanum salsum Steud. aus Russland)
Berlin: im Botanischen Garten (P. Sydow, Myc. March. No. 3065)!
5%
68 P. Magnus:
Pastinaca sativa L. Waldrand beim Nauener Weinberg (C. Benda)!
Berlin: Wilmersdorf (P. Sydow in Myce. March. No. 524)!
Anthriscus silvestris (l..) Hoffm. Potsdam: Neuer Garten!! Berlin:
Schönhauser Park!!
Chaerophyllum sp. Berlin: im Botanischen Garten (P. Hennings) !
Conium maculatum L. in J. F. Klotzsch Herb. viv. Mycolog.
No. 1172); bei Dömitz in Mecklenburg (Fiedler in L. Rabenhorst
Klotzschii Herb. viv. Mycol. Editio nova No. 169).
P. Sydow hat in Mye. March. No. 2173 als Peronospora nivea
auf Ohaerophyllum temulum L. einen Pilz verteilt, der eine Cercospora
ist. Sie ist eine neue Art, die ich Cercospora Scandicearum
nenne, und deshalb nicht mit der nächst verwandten 0. Api Fres.
zu identificieren wage, weil ihre Konidien nur 26—45 }. messen, während
Saceardo in Sylloge Fungorum Vol. IV S. 442 die von Oercospora
Appi Fres. zu 50—80 y. angiebt. Auch traf ich nur Konidien mit ]
oder 2 Scheidewänden, nicht solche mit 3 bis 10 Scheidewänden, wie
Fresenius und Saccardo angeben; die einzelnen Glieder der Koni-
dien sind daher hier im Gegensatze zu ©. Api Fresen. sehr lang,
nämlich 15—18 1; häufig sind die Konidien, wie bei ©. Apwv und
vielen Cercospora-Arten, auch an der einen Seite etwas keulenförmig
angeschwollen (obelavatae). — Eine ganz ähnliche Form habe ich am
21. September 1892 in Osteno am Luganer See auf Anthriscus sp. ge-
sammelt. Ihre langen an einem Ende etwas keulenförmigen Konidien
haben ebenfalls nur 1—- 3 Scheidewände, doch sind sie 55—66 1. lang
und das Glied so ca. 20 x lang; auch waren häufig die Sterigmen
nicht braun, sondern strohgelb bis weiss, weshalb ich sie erst: für eine
Cereosporella ansprach, jetzt aber zu meiner ©. Scandicearum ziehe.
Ebenso hat P. Sydow in Myc. March. No. 3693 als Plasmopara
nivea (Ung.) auf Helosciadium repens einen Pilz ausgegeben, der mir
am besten wegen der acervuli subeffusi in die Gattung Oylindrospor:-
um gestellt zu werden scheint, obgleich die Konidien nicht eigentlich
fadenförmig, sondern lang oval sind. Ich nenne ihn daher einst-
weilen Oylöndrosporium Helosciadii repentis P.Magn., cha-
rakterisirt durch die kleinen weissen Räschen, in denen er auf der
Blattunterseite hervorbricht, die ganz niedrigen Sterigmen, die auf
denselben sitzenden länglich - ovalen Sporen, die 9—11 4 lang und
2,5—3,9 x. breit sind und an den Enden nicht scharf zugespitzt,
sondern oval abgerundet sind. Es entspricht genau den Konidienlagern
mancher Zntyloma-Arten. Ich konnte aber weder in dem Exemplare
meiner Sammlung, noch in dem der Sammlung des Königl. Bot.
Museums in Berlin Zntylomasporen im Blattparenchyme finden. Mit
dem von mir in Hedwigia 21. Bd. 1882 S. 129 beschriebenen Zntyloma
Helosciadii P.Magn., das ich auf Helosciadium nodiflorum (L.) Koch
bei Kreuznach aufgefunden hatte, hat dieses Oylindrosporium vor der
Die Peronosporeen der Provinz Brandenburg. 69
Hand nichts zu thun. Zntyloma Helosciadii P.Magn. bildete nur
Konidien aus den Promycelien der Sporen.
12. P. pygmaea (Ung.) Schroet.
Auf Ranuneulaceen (Anemoneen und Helleboreen):
Hepatica triloba Gil. im Berliner Botanischen Garten im Mai
1854 (R. Caspary 1. ce. S. 319 und J. F. Klotzsch Herbarium vivum
Myeologicum No. 1972)! Landsberg a. W.: Marienspring bei Kladow
(P. Sydow in Myc. March. No. 2971)!
Anemone nemorosa L. sehr verbreitet. Potsdam, Park von Sans-
souci!! Schlosspark in Oranienburg!! Nauen: DBredower Forst!!
Finkenkrug!! ete.; bei Wiesenburg!! Berlin: Blankenburg!! Schön-
hauser Park!! Charlottenburger Schlossgarten!! Tiergarten!! im
Botanischen Garten!! etc.; Frankfurt a. O. bei der Bremsdorfer
Mühle!! bei Freienwalde!! bei Eberswalde!!
A. ranunculoides L. Schlosspark in Oranienburg!! Berlin: bei
Franz. Buchholz!! Schönhauser Park!! Frankfurt a. O. bei dem
Treppel-See!!
13. P. densa (Rabenh.) Schroet.
Auf Scrophulariaceen (Rhinanthoideen) :
Euphrasia Odontites L. Potsdam: Wiese an der Nuthe!! Nauen:
Waldrand beim Weinberg (C. Benda)! Berlin: bei Johannisthal!!
Euphrasia oficinalis L. Berlin: Wuhlheide!!
Alectorolophus minor (Ehrh.) Wimm. et Grab. Burg bei Magde-
burg: Wiesen am Deichwall!! bei Spandau (R. Caspary l. ec. S. 327
und in L. Rabenhorst Klotzschii Herb. viv. mycolog. Edit. nov.
No. 173); Heiligensee (Al. Braun in Herb. Mus. Bot. Berolin.)! Berlin:
Rudower Wiesen (E. Ule!); Park bei Muskau!!
Der von P. Sydow in seiner Myec. March. No. 1530 als Plasmo-
para densa (Rbh.) auf Pedicularis palustris L. ausgegebene Pilz ist
Ramularia obducens Thüm.
Das was P. Sydow in seiner Myc. March. No. 2865 als Peronos-
pora Ribis Schroet. (der Name der Art ist übrigens Peronospora ribı-
cola Schroet. oder jetzt Plasmopara ribicola Schroet.) auf Zrribes sp.
aus den Späthschen Baumschulen in Rixdorf ausgegeben hat, ist
überhaupt kein Pilz, sondern das in Folge eines tierischen Angriffes,
wahrscheinlich von Blattläusen, stellenweise pathologisch veränderte
Blattgewebe. Ich kann daher diese schöne Art bisher nicht aus der
Mark angeben, obgleich sie sehr wahrscheinlich auch bei uns auftritt,
da sie ausser in Schlesien neuerdings auch in Sendling bei München
von Herrn Lehrer J. N. Schnabl auf Ribes rubrum L. und R. Grossu-
70 P. Magnus:
laria L. beobachtet worden ist (vgl. Berichte der Bayerischen Botani-
schen Gesellschaft zur Erforschung der heimischen Flora. Bd. Il
München 1892 Kryptogamen S. 63 und Allescher und Schnabl, Fungi
bavarici No. 267.)
14. P. Epilobii (Rabenh.) Schroet.
Auf Epiüobium hirsutum L. Berlin: am Wilmersdorfer See
(P. Sydow, Mye. March. No. 1137)!
Das was P. Sydow in seiner Myc. March. Ko. 2652 als Plasmo-
para Epilobii (Rbh.) auf Epilobium parviflorum Retz. vom Grunewald
bei Berlin ausgegeben hat, ist das Oidium einer Erysiphee, wahr-
scheinlich von Sphaerotheca Eptlobii (Lk) Sacc. Auch ist die Nähr-
pflanze nicht Zpilobium parviflorum, sondern #. palustre L.
15. £. viticola (Berk. et Curt.) Berl. et de Toni.
Auf Vitis vinifera L. Magdeburg: Baumschule im Herrenkruge,
Juli 1890 (W. Ebeling)! Berlin bei Pankow!! bei Wilmersdorf (P. Sydow,
Myc. March. No. 650)!
VI. Bremia Regel.
16. Bremia Lactucae E. Regel.
Auf Compositen:
Helipterum Manglesii F.v. Müll. (Ahodanthe Manglesii Lindl.)
Berlin: im Garten von Metz & Co. in Steglitz (P. Sydow, Mye. march.
No. 2224 als Peronospora ganglıformis (Berk.) f. Godetiae auf Gode-
tia sp.?)!
Senecio vulgaris L. Potsdam, in Gärten!! Wannsee, in Gärten!!
Berlin: Friedrichshain (E. Ule)! bei Stadtbahnhof Bellevue!! Tier-
garten!! im Botanischen Garten!! Britz (P. Sydow in Myc. March.
No 3690)!
8. elegans L. Berlin: im Botanischen Garten (P. Sydow in Mye.
March. No. 151)!
S. gallicus Chaix Berlin: im Botanischen Garten (P. Hennings
in Sydow, Mye. March. No. 3473)!
S. nebrodensis L. Berlin: im Botanischen Garten (P. Sydow,
Mye. March. No. 2762)!
Pericallis sp. in Zossen, wo sie in den Cinerarien-Culturen des
Herrn Lubatsch 1878 epidemisch auftrat und bedeutenden Schaden
anrichtete. Vgl. Monatsschrift des Vereins zur Beförderung des
Gartenbaus in den Kgl. Preuss. Staaten 1878 S. 543.
Centaurea (aff. ©. Jacea L.) Berlin: im Botanischen Garten!!
Der von P. Sydow in Mye. March. No. 3067 als Bremia Lactucae
Die Peronosporeen der Provinz Brandenburg. 71
Regel auf Chartolepis Biebersteinii aus dem Berliner Botanischen
Garten herausgegebene Pilz ist keine Peronosporee. Da ich an
meinem Exemplare keine Sporenbildung getroffen habe, kann ich ihn
nicht bestimmen. Viel Oladosporium herbarum Lk. wächst auf den durch
den Pilz getödteten Blattstellen.
Lappa ofieinalis All. (major Gaertn.) Potsdam: Klein-Machnow
(P. Sydow, Mye. March. No. 2496)!
Cirsium oleraceum (L.) Scop. Rheinsberg: Wiesen kei Menz!!
©. arvense L. Scop. Berlin: Friedrichshain (E. Ule)!
Taraxacum vulgare (Lam.) Schrk. (oficinale Web.) Berlin: im
Botanischen Garten !!
Lactuca sativa L. Wannsee: in Gärten!! Berlin: im Botanischen
Garten !!
Sonchus oleraceus |, pro p. Potsdam: am Bahnhofe!! Wannsee!!
Dahme: im Garten der landwirtschaftlichen Versuchsstation (J. Grön-
land)! bei Rüdersdorf!! Berlin: bei Steglitz!!
S. arvensis L. Alt-Ruppin, am See (A. Pippow)!
S. longifolius Trev. Berlin: im Botanischen Garten (P. Sydow in
Mye. March. No. 2225)!
Hieracium stoloniflorum W. et K. Berlin: im Botanischen Garten!!
H. amplesicaule L. Berlin: im Botanischen Garten!!
H. prenanthoides Vill. Berlin: im Botanischen. Garten !!
H. riphaeum Uechtr. Berlin: im Botanischen Garten (P. Sydow
in Mye. March. No. 2226)!
VII. Peronospora (Corda sens. striet.) Schroet.
17. P. Holostei Casp.
Auf Holosteum umbellatum L. sehr verbreitet. Burg: zwischen
Schartau und der Rogätzer Fähre!! Spandau: Hermsdorf!! bei Oranien-
burg!! Berlin: Feld bei Franz. Buchholz!! am Hippodrom bei Char-
lottenburg!! im Botanischen Garten!! bei Schöneberg (Al. Braun nach
R. Caspary in Monatsber. d. Berl.Akademie 1855 S. 327), Britz!! bei
Buckow (Märk. Schweiz)!!
18. P. Arenariae (Berk.) dBy.
Auf Alsineen.
Auf Moehringia trinervia (L) Clairv. Potsdam: Pfaueninsel!!
Wildpark!! Grunewald beim Riemeister - See!! Fürstenwalde im
Buseh!! Berlin: Park von Niederschönhausen!! Tiergarten!! Freien-
walde: Waldung bei Falkenberg!! Melssower Forst zwischen Anger-
münde und Prenzlau!!
2 P. Magnus:
P. Sydow hat in Myc. March. No. 3597 Peronospora Arenariae
Berk. angeblich auf Stellaria uliginosa von Wannsee ausgegeben. Die
Nährpflanze ist aber falsch angegeben; sie ist nur Moehringia trinervia.
Arenaria serpyllifolia L. Berlin: Aecker vor Pankow!! Britz!!
Eberswalde: zwischen dem Brunnen und der Darre (A. Pıppow)!
19. P. Dianthi dBy.
Auf Sileneen:
Selene Armeria L. Berlin: im Botanischen Garten!!
Agrostemma Gihago L. Berlin: Friedrichshain!! Wilmersdorf
(P. Sydow in Mye. March. No. 1979)! Schöneberg (P. Hennings)!
20. P. calotheca dBy.
Auf Rubiaceen (Stellatae):
Sherardia arvensis L. Putlitz i. d. Prignitz: Nettelbeck am Wege
nach Krumbeck (E. Koehne)! Berlin: im Botanischen Garten!!
Asperula odorata 1. Nettelbeck bei Putlitz (E. Koehne)! Nauen:
Bredower Forst (C. Scheppig)! Berlin: im Botanischen Garten!!
Freienwalde: Bergabhang am Baasee!! Zieglerberg!! Melssower
Forst zwischen Angermünde und Prenzlau!! Berlinchen: Stadtforst
(P. Graebner)! i
Galium Aparine L Burg: Waldiger Abhang unter dem Schloss-
garten bei Rogätz!! Potsdam: in Hecken zwischen dem Bahnhofe
und der Nuthe!!; Berlin: Gräben bei Pankow!! Charlettenburger
Schlossplatz und Schlossgarten!! Tiergarten!! im Botanischen Garten!!
bei Freienwalde !!
@. Mollugo L. Nauen: Wiese bei der Bredower Forst!! Berlin:
Steglitz (P. Sydow, Myc. March. No. 2763)!
21. P. Chlorae dBy.
Auf Erythraea pulchella (Sw.) Fr. Nauen (I. Urban)! Berlin:
Aecker bei Heinersdorf!!
22. P. Alsinearum Casp.
Auf Alsineen::
Spergula vernalis Willd. Burg: Feld bei Pietzpuhl, mit reichlichen
Oosporen in den Blättern und Kapseln (P. Graebner)! Berlin, mit
reichlichen Oosporen zwischen den Samen in den Kapseln (Meunier)!
Die Peronosporeen der Provinz Brandenburg. 75
Spergularia campestris (L.) Aschs. (rubra Presl) Gross-Lichter-
felde (P. Sydow, Mye. March. No. 1440 ausgegeben als Peronospora
Lepigoni Fekl.)!
Stellaria media (L.) Cir. sehr verbreitet. Burg: Rogätz!!
Ueberall bei Berlin und dessen Vororten!! Nicht selten tritt sie bei
Berlin in einer Herbstgeneration auf. So sammelte ich sie z. B. am
12. October 1876 am Spandauer Bock bei Berlin, am 22. September
1880 im Botanischen Garten, am 14. October 1883 bei Reinickendorf,
am 8. December 1884 bei Stadtbahnhof Bellevue u. s. w. Wie schon
De Bary beobachtet hat, bildet sie in dieser Herbstgeneration keine
Oosporen, während die Frühjahrsgeneration deren reichlich bildet. —
Bei Eberswalde!! bei Falkenberg!! bei Freienwalde!! u. s. w.
Cerastium semidecandrum L. Paulsborn im Grunewald!! bei Tegel !!
Berlin: Tiergarten!! im Botanischen Garten! ! Schöneberg!! Lübbinchen
bei Guben!! Eberswalde: zwischen Brunnen und Darre (A. Pippow)!
P. Sydow hat Mye. March. No. 1331 Peronospora Alsinearum Casp.
als auf Cerastium glomeratum von Schöneberg bei Berlin ausgegeben.
Die Nährpflanze ist aber auch nur ©. semidecandrum L.
©. caespitosum Gil. Grunewald!! Berlin: Wilmersdorf (P. Sydow,
Mye. March. No. 842)! Schöneberg!! zwischen Biesenthal und Lanke!!
bei Nieder-Finow!!
C©. arvense li. zwischen Grunewald und Dahlem!! bei Königs-
Wusterhausen (l. Urban)! Berlin: bei Franz. Buchholz sehr häufig!!
Charlottenburg an mehreren Stellen!! Felder vor dem Kottbuser
Thore!! bei Nieder-Finow!!
23. P. Scleranthi Rabh.
Auf Soleranthus annuwus L. Gr. Lichterfelde!! Schmargendorf
(P. Hennings)! Berlin: um Wilmersdorf P. Sydow, Mye. March.
No. 985)! Beide im November mit Konidienträgern!!
24. P. Myosotidis dBy.
Auf Borraginaceen:
Lithospermum arvense L. Berlin: Feld bei Schöneberg (P. Sydow,
Mye. March. No. 2518)! bei Königs-Wusterhausen (l. Urban)! Ebers-
walde (P. Sydow in herb. Mus. bot. Berolin)!
Myosotis arenaria Schrad. Berlin: Feld bei Schöneberg (P. Sydow,
Mye. March. No 1326)!
M. versicolor (Pers.) Sm. Baumschule in Muskau O/L. (R. Lauche)!
M. intermedia Lk. (?) Berlin: Charlottenburger Schlossgarten
(P. Sydow, Mye. March. No. 1435)!
74 P. Magnus:
25. P. Vieiae Berk.
Auf Papilionaceen (meist Vicieen):
Ornithopus perpusillus L. Berlin: Jungfernheide bei Königs-
damm auf die Hülsen übergehend und dieselben zerstörend, 4 August
1871 (J. Schroeter nach gef. briefl. Mitt.).
Vieia hirsuta (L) Koch Berlin: Wilmersdorf (P. Sydow, Mye.
March. No. 1327) und No. 3598)!
V. Cracca L. Berlin: am Teich im Botanischen Garten (P. Hennings) !
bei Treptow (E. Ule)!
V. vitlosa Rth. Berlin: Wilmersdorf {P. Sydow, Mye. March
No. 3069)!
V. sepium L. Eberswalde: zwischen Schützenhaus und Brunnen
(A. Pippow)!
V. sativa L. pr. p. Gross-Lichterfelde (P. Sydow, Myc. March.
No. 1436, wo aber die Nährpflanze fälschlich als Vicia sepium L. an-
gegeben ist)! Berlin: Universitätsgarten!!
V. angustifolia Rth. Grunewald!! Berlin: beim Spandauer Bock !!
am Ufer des Liepnitz-Sees bei Bernau!! Landsberg a. W.: Marien-
spring bei Kladow (P. Sydow, Mye. march. No. 2964, wo aber V. lathy-
roides L. als Nährpflanze angegeben ist. In meiner Kapsel findet sich
zum grössten Teile V. angustifolia Rth. mit Peronospora Viciae Berk.
und nur ein pilzfreier Stengel von V. lathyroides L.)!
V. lathyroides L. Berlin: beim Spandauer Bock!! im Charlotten-
burger Schlossgarten!! Oderberg: auf dem Pimpinellenberge!!
Lens esculenta Mnch. Potsdam: am Pfingstberge!! Berlin: Uni-
versitätsgarten!! im Botanischen Garten!! Freienwalde: auf dem Wein-
berge!! Oderberg: auf dem Pimpinellenberge!!
Pisum sativum L. Potsdam: Gärtnerlehranstalt!! Garten in
Wannsee!! bei Lübbenau!! Berlin: Garten in Pankow!! im Botanischen
Garten!! bei Oderberg!!
Lathyrus pratensis L. Gross-Lichterfelde (P. Sydow, Mye. March.
No. 2026)! Grunewald (Al. Braun)!
26. P. leptosperma dBy.
Auf Compositen (Anthemidieen):
Artemisia campestris L. Berlin: Charlottenburg (E. Ule)! Dies
möchte eine neue Wirtspflanze für diese Art sein,
Ohrysanthemum vulgare (L.) Bernh. (Tanacetum vulgare L.) bei
Rüdersdorf (P. Sydow, Myc. March. No. 2654)! Berlin: im Botanischen
Garten (P. Hennings)!
Der von P. Sydow in Mye. March. No. 3068 als Peronospora leptos-
perma dBy. auf Matricaria inodora von Schöneberg bei Berlin ausge-
gebene Pilz ist keine Peronospora, sondern Zntyloma,
Die Peronosporeen der Provinz Brandenburg. 75
27. P. violacea Berk.
Auf der Blumenkrone von Knautia arvensis (L.) Coult. Berlin:
bei Steglitz (P. Sydow, Myc. March. No. 327)!
28. P. obovata Bon.
Auf Spergula-Arten:
S. arvensis L. Insel Werder bei Potsdam!! Zehlendorf!! Menz
bei Rheinsberg!! Köpenick (W. Retzdorff)! zwischen Biesenthal
und Lanke!!
S. vernalis Willd. Zwischen Zehlendorf und dem Grunewalde!!
Grunewald!! Spandau: Sandige Abhänge von Pichelswerder!!
29. P. Trifoliorum dBy.
Auf Papilionaceen, besonders Trifolieen:
Ononis repens L. bei Biesenthal!!
Der von P. Sydow, Myc. March. No. 1441 als Peronospora Tri-
‚foliorum dBy. auf Ononis repens aus dem Grunewalde ausgegebene
Pilz ist Ramularıa Winteri Thm.!
Medicago sativa L. Wegeleben im Magdeburgischen!! Berlin:
Felder zwischen Malchow und Franz. Buchholz!! bei Dahlem!!
Schöneberg!!
M. media Pers. Berlin: im Botanischen Garten (P. Hannings)!
M. lupulina L. Berlin: bei der Alsenbrücke 1872!! Schöneberg
(P. Sydow, Myc. March. 3357)!
Auf einem im Berliner Botanischen Garten angepflanzten unbe-
stimmten Medicago, der noch keine Früchte entwickelt hatte, trat
P. Trifohorum dBy. im Juni 1872 sehr viel auf.
Trifolium pratense L. Wiesen zwischen dem Orte Biesenthal und
dem Bahnhofsgebäude!! |
T. alpestre L. Potsdam: Kapellenberg!! Sanssouci!! bei Tegel,
Landzunge dem Dorfe gegenüber (Al. Braun in herb. Mus. Berolin.)!
Eberswalde: am Brunnen (A. Pippow)!
T. medium L. Potsdam: Klein-Machnow (P. Sydow, Mye. March.
No. 437)!
T. arvense L. Berlin: Schöneberger Kiesgrube (P. Hennings) !
Der von P. Sydow, Myc. March. No. 2653 als Peronospora Tri-
‚foliorum dBy. auf Lotus corniculatus aus der Jungfernheide bei Berlin
ausgegebene Pilz ist keine Peronospora, sondern Ovularia sphaeroidea
Sacc., wenigstens zum grössten Teile.
76 P. Magnus:
30. P. Radü dBy.
Auf Chrysanthemum inodorum L. Freienwalde (E. Ule)!
3l. P. Herniariae dBy.
Auf Herniaria glabra L. Berlin: Aecker bei Wilmersdorf (P. Sydow,
Mye. March. No. 2024)!
32. P. Knautiae Fekl.
Auf Knautia silvatica (L.) Duby Berlin: im Botanischen Garten!!
Der von P. Sydow in Myc. March. No. 2023 als Peronospora
Knautiae Fekl. auf Knautia arvensis (L.) Coult. von den Wilmersdorfer
Wiesen bei Berlin ausgegebene Pilz ist keine Peronospora, sondern
eine Mucedinee. Da ich keine Sporen getroffen habe, kann ich die
Gattung nicht bestimmen. Ich habe dieselbe Mucedince, ebenfalls ohne
Sporen, auf Änautia silvatica bei Tarasp im Engadin angetroffen. Ich
konnte sie bis heute noch nicht bestimmen.
33. P. Violae dBy.
Auf Viola tricolor L. Hundekehle (P. Sydow, Mye. March.
No. 1341)! Nauen: Gutsgarten in Seegefeld!! Neu-Ruppin am Wege nach
Alt- Ruppin (A. Pippow)! Berlin: Nieder-Schönhausen (E. Ule)! Westend
(P. Hennings)! im Botanischen Garten!! Südpark (E. Ule)! Treptower
Aulagen (E. Ule)!
34. P. Lamiı A. Br.
Auf Labiaten:
Thymus Serpyllium L. Berlin: Wilmersdorf (P. Sydow, Mye.
March No. 1349 als Peronospora Thymi P.Sydow ohne Beschreibung)!
Lamium amplexicaule 1. Potsdam: in der Nähe des Bahnhofes!!
Nauen: Gutsgarten in Seegefeld!! Berlin: Nieder-Schönhausen (E. Ule)!
im Botanischen Garten!! um Wilmersdorf (P. Sydow, Mye. March.
No. 1236)!
Lamium purpureum L. Berlin: Brachäcker dicht vor Pankow!!
Bellevuegarten (P. Sydow, Myc. March. No. 1531)! im Botanischen
Garten!!
35. P. arborescens (Berk.) dBy.
Auf Papaver-Arten:
P. Argemone 1. Berlin: Schöneberg (P. Sydow. Mye. March
No. 1340)!
Die Peronosporeen der Provinz Brandenburg. 11
Papaver Rhoeas 1. Nauen: bei Seegefeld!! Kyritz, Kr. Ost-
Prignitz (R. Lauche)! Berlin: zwischen Weissensee und Malchow!!
Tiergarten!! an der Charlottenburg-Spandauer Chaussee beim Schiess-
stande!! hinter dem Zoologischen Garten!! bei Schöneberg!! Friedenau
(P. Sydow, Mye. March. No. 649)! Britz!! bei Buckow!! Eberswalde:
am Eisenbahndamm!! bei Kloster Chorin!! bei Oderberg!!
Die Exemplare von Kyritz zeigten besonders schön eine interessante
Erseheinung, die ich auch an Exemplaren von anderen Standorten be-
obachtet, die ich aber noch nirgends erwähnt gefunden habe. Die
von Peronospora arborescens (Berk.) ergriffenen Rosetten sind zu Blüten-
ständen ausgewachsen, deren Blütenknospen sich nicht öffnen; auf
der Oberfläche der obersten Blätter, Blütenstiele und Knospen ist die
Bildung der Konidienträger unterblieben, aber ihr Inneres ist dicht von
Oosporen erfüllt. Aehnliches habe ich auch bei P. Alsinearum Casp.
auf Spergula urvensis und Stellarıa media, sowie von P. Linariae auf
Linaria minor beobachtet; aber die Erscheinung ist mir am gross-
artigsten und auffallendsten bei P. urborescens auf Papaver Khoeas
entgegengetreten.
P. dubium L. Grunewald!! Berlin: Tiergarten!!
P. somniferum L. Berlin: im Universitätsgarten fast ia jedem
Jahre!!
36. P. Euphorbiae Fekl.
Auf Euphorbia-Arten :
E. Esula L. Landsberg a. W. (P. Sydow, Mye. March. No. 2968) !
Der von P. Sydow, Mye. March. No. 844 als Peronospora Euphor-
biae Fekl. ausgegebene Pilz ist Aecidium Euphorbiae Gmel. zu Uromyces
Pist, bei meinem Exemplare z. T. mit Oladosporium aecidücolum Thm.
bewachsen.
LE. virgata W.K. Berlin: südlich vom Stadtbahnhofe Bellevue
30. Juli 1884 (E, Bünger)!
37T. P. sparsa Berk.
Auf edlen Rosensorten in Gewächshäusern. Berlin: Rosen-
treibereien des Kunstgärtners Drawiel in Lichtenberg (vgl. L. Witt-
mack in Sitzungsber. der Gesellsch. naturf. Freunde zu Berlin 1877
5. 183)! Warmhäuser in Charlottenburg im April 1878!! P. Sydow hat
in Mye. Maich. No. 2967 angeblich P. syarsa Berk. auf eultivierten
Rosen von Steglitz bei Berlin ausgegeben. Ich finde aber auf den drei
Fiederblättehen meines Exemplars keine Spur eines Konidienträgers.
38. P. afjınis Rossm.
Auf Fumaria ofieimalis L. Berlin: im Universitätsgarten !! in
18 P. Magnus:
einem Garten am Potsdamer Thore!! im Botanischen Garten!!
Wilmersdorf (P. Sydow, Mye. March. No. 648)! Frankfurt a. O. (E. Ule)!
39. P. Valerianellae Fekl.
Auf Valerianella olitoria (L.) Poll. Potsdam: Chaussee bei Alt-
Geltow!! Berlin: im Botanischen Garten!! Tiergarten!! Charlotten-
burger Schlossgarten (P. Sydow, Mye. March. No 37 als auf V. „dentata“,
die mir aber zu V. olvtoria zu gehören scheint)! Lieper Forst bei Pählitz
am Parsteiner See!!
40. P. effusa Grev.
Auf Chenopodiaceen.
R. Caspary unterschied bekanntlich in der Monatsberichten der
Königl. Akademie d. Wissenschaften zu Berlin 1855 S. 329 und 330
eine var. mejor und eine var. minor dieser Art. Aber mit Recht
weist Alfr. Fischer 1. ec. S. 468 darauf hin, dass diese beiden
Formen durch mannigfache Uebergänge miteinander verbunden sind.
leh konnte daher zwar in diesen Verhandlungen Vol. XXIX S. 14 recht
wohl die auf den Spinatpflänzchen auftretende /. efusa Grev. als die
var. minor Casp. bezeichnen und kann doch nicht jede auf einer Wirts-
pflanze auftretende Form einer dieser beiden Varietäten unterordnen.
Daher glaube ich am besten von dem getrennten Aufführen beider
Formen Abstand nehmen zu sollen.
Auf: Chenopodium hybridum L. Rheinsberg: Menz!! Berlin: an
der Kaiser - Franz-Kaserne (W. Zopf in herb. Mus. Berlin)! Char-
lottenburger Schlossgarten (P. Sydow, Mye. March. No. 1532)! Biesen-
thal: Garten des Wirtshauses!!
C. murale L. Nauen: Seegefeld!! Biesenthal!!
©. album L. Tangermünde!! Luckau!! Dahme!! Berlin: im Botani-
schen Garten!! Tiergarten!! Johannisthal!! bei Buckow!!
Die von P. Sydow, Mye. March. No. 434 ausgegebene P. effusa
auf Uhenopodium album um Berlin ist nicht auf dieser Nährpflanze,
sondern auf Atriplew patulum gewachsen.
©. fieifolium Sm. Berlin: im Botanischen Garten (Al Braun in
herb. mus. Bot. Berolin.)!
©. polyspermum 1. Berlin: Charlottenburger Schlossgarten
(P. Sydow, Mye. March. No 1533)!
©. rubrum L. Berlin: Schöneberg (P. Sydow, Mye. March.
No. 1534)!
©. glaucum L. Berlin: Rixdorf (P. Sydow, Mye. March. No. 3595)!
Spinacia oleracea L. Dahme: im Versuchsgarten (J. Grönland)!
Berlin: öfter an dem auf den Markt gebrachten Spinat!! in Pankow
Die Peronosporeen der Proviuz Brandenburg. 19
(C. Günther)! auf Feldern zwischen dem Nollendorf-Platz und dem
Zoologischen Garten!!
Atriplex patulum L. Burg: Deichwall!! Berlin: Strasse nach
Tegel!! Tiergarten !! Schöneberg!! Eberswalde: am Brunnen!! bei
Oderberg!!
Während Zeronospora efusa Grev. auf den Uhenopodium - Arten
sowie auf Spinacia stets nur fleckenweise auftritt, durchzieht ihr Mycel
bei Atriplex patulum stets die ganzen jungen Sprosse und bildet meist
auf den ganzen Unterseiten der Blätter derselben ihre Conidienträger aus.
4l. P. Schachtü Fekl.
Auf Beta vulgaris L. um Berlin (P. Sydow, Mye. March. No. 330) !
42. P. Uhrysosplenü Fekl.
Auf Saxifragaceen:
Saxifraga granulata L. Berlin: an der Strasse zwischen Nieder-
schönhausen und Franz. Buchholz!! Clarlottenburger Schlossgarten
(P. Sydow, Mye. March. No. 2519)!
Uhrysosplenrum alternifolium L. Potsdam: Zehlendorf (P. Sydow,
Mye. March. No. 1344)!; Oranienburg: an einem Bache beim Wäldchen
bei Glienicke!!
43. P. grisea Ung.
Auf Veronica-Arten:
Veronica Beccabunga L. Potsdam: Klein-Machnow (P. Sydow, Mye.
March. No. 1237)! bei Luckau!! Berlin: Graben zwischen Nieder-
Schönhausen und Pankow!! Frankfurt a. ©.: Wiese bei der Buschmühle!!
V. oficinalis L. Landsberg a W.: Marienspring bei Kladow
(P. Sydow, Mye. March. No. 2969)!
V. prostrata L. Berlin: Wilmersdorfer Wiesen (P. Sydow, Mye.
March. No. 1978)!
V. salicifolia Forst. in Lübbenau im Schlossgarten an den zum
Treiben ausgesetzten Pflanzen, wo der Pilz nur an den neuen Blättern der
jungen Triebe auftrat und sich als verderbliche Krankheit zeigte.
Herr Schlossgärtner W. Freschke hatte ihn in seinen Culturen im
October 1880 beobachtet. Er wurde der Krankheit dadurch Herr, dass
er sämtliche jungen erkrankten Zweige abschnitt, und die Pflanzen
zum neuen Austriebe veranlasste. Ich habe seitdem nie wieder etwas
von dem Auftreten dieser so verderblichen Krankheit an dieser Cultur-
pflanze gehört. Doch wird letztere allerdings nur ziemlich selten in
srösserem Massstabe gezogen.
80 P. Magnus:
Veronica speciosa R. Cunningh. Berlin: im Botanischen Garten,
October 1855 (Al. Braun in herb. Mus. bot. Berolin )
V. serpyllifolia L. Potsdam: Pfaueninsel!! Gärtnerlehranstalt im
Wildpark!! Zehlendorf (P. Sydow, Mye. March. No. 329)! Grune-
wald!! Belzig: Wiesenburg!! bei Luckau!! Berlin: Gräben bei Buch
(E. Kurtz)! Charlottenburger Schlossgarten!! im Zoologischen Garten!!
im Botanischen Garten!! Schöneberg!! Tempelhof (P. Hennings)! .
V. arvensis L. Berlin: zwischen‘ Malchow und Französisch-
Buchholz!!
V. triphyllos 1. Berlin: Schöneberg (P. Sydow, Mye. March.
No. 1346)! Felder bei Buckow !! ;
V. hederifolia L. Burg: Park von Rogätz!! Potsdam: Wildpark!!
Spandau: Pichelswerder (A. Treichel)! Oranienburg: Schlosspark !!
Berlin: Aecker bei Französisch-Buchholz!! Tiergarten!! Charlotten-
burg auf Keimpflanzen im November 1886 (P. Sydow, Mye. Marehı.
No. 1238)! sie bildete in dieser Herbstgeneration nur Konidienträger,
keine Oogonien, die sie im Frübjahr sehr viel anlegt; Tempelhofer
Park (P. Hennings)! bei Buckow!! bei Nieder-Finow!! bei Oder-
berg i. M.!!
44. P. Linariae Fekl.
Auf ZLinaria-Arten:
L. minor (L) Mill. Berlin: Universitätsgarten!! Sie trat dort 1889
epidemisch auf, worüber ich in dem Sitzungsber. der Gesellschaft
naturforschender Freunde zu Berlin 1889 S. 145 berichtet habe.
Auch in den folgenden Jahren war regelmässig wieder ein grosser
Teil der aus Selbstaussaat dort erwachsenen Pflanzen von der Pero-
nospora befallen. Dies erklärt sich leicht daraus, dass, wie ich a.a.0.
auseinandergesetzt habe, viele Oosporen auch im Gewebe der Kapsel-
wände, der Scheidewand und der Placenten der Kapseln der ergriffe-
nen Pflanzen gebildet werden, die gleichzeitig mit den noch von der
Kapselwand umschlossenen Samen auskeimen und deren Keime in das
Junge Samenpflänzchen eindringen.
Der von P. Sydow, Mye. March. No. 1136 als Peronospora Lina-
riae Fekl. auf Linaria vulgaris von Wilmersdorf ausgegebene Pilz ist
keine Peronospora, sondern eine wahrscheinlich neue Mucedinee.
45. P. Ficariae Tul.
Auf Ranuneulus-Arten, besonders R. Ficaria L.
Auf: Ranunculus auricomus l. Belzig: bei Wiesenburg!! Berlin:
Gharlottenburger Schlossgarten (P. Sydow, Mye. March. No. 1337)1;
Park von Muskau, Ober-Lausitz (P. Sydow, Myc. March. No. 3356)!
Oderberg: Wiese am Oderufer!!
Die Peronosporeen der Provinz Brandenburg. sl
Ranunculus acer L. Potsdam: zwischen Moorlanke und der Pfauen-
insel!! Berlin: Wiese bei Franz. Buchholz!! im Botanischen Garten!!
bei Treptow (P. Sydow, Mye. March. No. 1338)! bei Buckow!!
R. acer L. var. pseudo-lanuginosus Bolle (vgl. diese Verh. 1865
S. 17) Berlin: Charlottenburger Schlossgarten (P. Sydow, Mye. March.
No. 1539 die Nährpflanze irrig als Z. lanuginosus bezeichnet)!
R. repens L. Potsdam: Chaussee nach Baumgartenbrück!! am
Rande des Grunewaldes bei Zehlendorf!! Nauen: Wiese bei Station
Finkenkrug!! Belzig: Wiesenburg!! Zossen: Rangsdorf!! (P. Sydow,
Mye. March. No. 331)! Berlin: Wiesen bei Franz. Buchholz!! Buckow:
am Poetensteig!! Oderberg: Wiese am Oderufer!!
RR. bulbosus L. zwischen Dahlem und dem Grunewald!! Berlin:
vor dem Parke von Nieder-Schönhausen!! bei Franz. Buchholz!!
Schöneberg (P. Sydow, Myc. March. No. 3242)!
R. Ficaria L. Potsdam: Pfaueninsel!! Park von Sanssouei!!
Oranienburg: Schlosspark!! Kalau: Park von Sassleben!! bei Berlin
überall verbreitet!! bei Buckow!!
46. P. Urticae (Lib.) dBy.
Auf Urtica urens L. Nauen: in Seegefeld!! Berlin: Lichten-
berger Kietz!! vor dem Hamburger Bahnhofe!! Tiergarten!! Feld am
Kurfürstendamm hinter dem Zoologischen Garten!! im Botanischen
Garten!! Schöneberg!! Biesenthal: Dorfstrasse!! Lanke: Dorf-
strassen!! Falkenberg bei Freienwalde a. O.!!
AT. P. Potentillae dBy.
Auf Potentilla procumbens Sibth. Landsberg a. W.: Warthewiesen!!
Die von P. Sydow, Mye. March. No. 1535 als Peronospora Rubi
Rbh. auf Aubus sp. aus dem Grunewalde ausgegebene Bildung ist
kein Pilz, sondern eine Milbengalle, bzw. ein Erineum, erzeugt durch
Cecidophyes rubicolens Canestrini (vgl. Hieronymus und Pax, Herb.
cecidiologicum No. 83).
48. P. Schleideni Ung.
Auf Allium Cepa L. Berlin: im Botanischen Garten (P. Sydow,
Mye. March. No. 38 ungenau als P. Schleideniana Ung. bezeichnet)!
49. P. conglomerata Fekl.
Auf Geraniaceen:
Geranium pusilum L. Burg: Ackerrand auf dem Kapellberg
bei Rogätz!! Grunewald!! Spandau: Pichelswerder!! Berlin: Weissen-
see!! Tiergarten an vielen Stellen!! im Botanischen Garten!! in Schöne-
Abhandl, des Bot. Vereins für Brandenb. XXXV 6
82 P. Magnus:
berg!! bei der Domäne Dahlem!! um Wilmersdorf (P. Sydow, Mye.
March. No. 740, die Nährpflanze als @. molle bezeichnet)! bei
Buckow!! Freienwalde: an’ der Karlsburg bei Falkenberg!! Eberswalde:
zwischen dem Forstgarten und dem Brunnen!! bei Kloster Chorin!!
bei Oderberg!! — Die nur selten auf dieser Wirtspflanze beob-
achteten Oosporen traten namentlich an den von mir im Mai 1873
auf Pichelswerder gesammelten Exemplaren zuweilen im Blattparen-
chym auf und zeigten sich ganz constant zuerst nahe dem Blattrande,
von wo ihre Bildung nach dem Centrum des Blattes zu fortschreitet.
Erodium cieutarium (L.) L’Her. Berlin: um Wilmersdorf (P. Sydow,
Mye. March. No. 1235 bezeichnet als 2. Erodü Fekl.)! im November
1886 mit Oosporen.
50. P. parasitica (Pers.) Tul.
Auf Crueiferen:
Matthiola annua (l..) Sweet Berlin: im Botanischen Garten!!
Cheiranthus Cheiri L. Berlin: Gärten in Friedriehsberg!! Garten
in Pankow (C. Günther)! Garten am Potsdamer Thore!!
Nasturtium palustre (Leyss.) DC. bei Senftenberg! !
Turritis glabra L. Spandau: Tegel (Al. Braun in herb. Mus.
Berolin.)! bei Buckow!! bei Freienwalde (P. Ascherson)! bei Oder-
berg !!
Arabis hirsuta (L.) Scop. Nauen: Wiesen nach Bredow zu!!
A. arenosa (L.) Scop. Berlin: Aecker bei Wilmersdorf (P. Hennings)!
Cardamine hirsuta L. Spandau: Pichelswerder (C. Müller)! Berlin:
im Botanischen Garten (Al. Braun in herb. Mus. bot. Berolin.)!
Dentaria bulbifera L. Rheinsberg: Boberow (H. Lamprecht)!
Der von P. Sydow, Mye. March. No. 2172 als Peronospora para-
sitica Pers. auf Hesperis matronalis von Marienspring bei Kladow aus-
gegebene Pilz ist keine /eronospora, sondern eine wahrscheinlich neue
Mucedinee.
Sisymbrium oficinale (L.) Scop. Spandau: Pichelswerder!! Berlin:
am Schöneberger Ufer!! beim (jetzt mit Häusern bebauten) Moritzhof!!
Schöneberg!! Britz (P. Sydow, Mye. March. No. 2965)! Biesenthal!!
Lanke!!
9. Sinapistrum Cıtz. (S. pannonicum Jacg.) uud zwar merk-
würdiger Weise nur auf den schon von Aldugo candida (Pers.) O. Ktze.
ergriffenen Stellen, so z. B. auf den Oogonien der Albugo candıda
tragenden Anschwellungen. Berlin: Exercierplatz zwischen See- und
Triftstrasse (Ew. H. Rübsaamen)! — Diese Art ist noch nicht als
Nährpflanze der Peronospora parasitica (Pers.) bekannt (vgl. Alfr. Fischer,
Phyeomycetes S. 477); vielleicht tritt sie auf dieser Nährpflanze nur
auf dem schon durch Aldugo candida vorbereiteten Nährboden auf.
Die Peronosporeen der Provinz Brandenburg. 83
Ein ebensolches Auftreten der Peronospora parasitica auf Albugo-Gallen
habe ich auch an Zrysimum cheiranthoides und Snapis arvensis zu-
weilen beobachtet.
Sisymbrium Sophia L. Berlin: Wilmersdorf (P. Sydow, Mye.
March. No. 1074) auf den Schoten! Schöneberg (P. Sydow, Mye.
March. No. 1335)!
S. Thalianum (L.) Gay et Monnard Berlin: im Botanischen
Garten!!
Alliaria ofieinalis Andizj. Belzig: Wiesenburg im Parke!!
Berlin: Pankow!! Tiergarten!! Frankfurt a. O.: Buschmühle!! Freien-
walde: Karlsburg bei Falkenberg!!
Erysimum cheiranthoides L. Berlin: Weissensee (K. Müllenhoft)!
bei Franz. Buchholz!! auf dem rechten Spreeufer zwischen Haselhorst
und Charlottenburg!! Baustellen bei Stadtbahnhof Bellevue auf den
Herbstaustrieben im November 1885!! Schöneberg (P. Sydow,. Mye.
March. No. 3586)! Bernau: bei Börnicke (F. Eichelbaum)!
Brassica oleracea L. Berlin: Steglitz im September 1888 auf den
Kotyledonen!! (P. Sydow, Myc. March. No. 2330 ausgegeben als
Phytophthora omnivora dBy.)! auf var. capıtata L. (Rothkohl) (P. Sydow,
Mye. March. No. 2530)!
Sinapis arvensis L. Berlin: Universitätsgarten!! Charlottenburg:
am Lietzensee (K. Müllenhoff)!
Alyssum calycinum L. Berlin: Wege um Wilmersdorf (P. Sydow
Mye. March. No. 1438)! Kreuzberg (W. Zopf)!
Erophila verna (L.) E.Mey. Spandau: Pichelswerder!! Berlin: bei
Hohen-Schönhausen (E. Koehne)! im Botanischen Garten!! Exercier-
terrain links der Tempelhofer Chaussee (P. Ascherson)! Guben:
Lübbinchen!! Oderberg: Pimpinellenberg!!
Camelina microcarpa Andrzj. Berlin: anf dem Wege nach
Weissensee!!
©. sativa (L) Crtz. Berlin: im Botanischen Garten (Al. Braun in
herb. Mus. Berolin.)!
Thlaspi arvense L. Berlin: Universitätsgarten!! trat daselbst im
Juni 1873 unter den jungen Samenpflanzen epidemisch auf (vgl.
Rabenhorst, Fungi europaei No. 1746); Oderberg (F. Kurtz)!
T. alpestre 1, Elsterwerda: südliches Elsterufer (P. Ascherson)!
Teesdalea nudicaulis (L.) R.Br. Putlitz: Nettelbeck (E. Koehne)!
Potsdam: Zehlendorf (G. Hieronymus)!
Lepidium Draba L. Spandau: Bahnhof Grunewald (P. Sydow, Mye.
March. No. 2495)!
Capsella Bursa pastoris (L.) Mneh. Burg: Güsen!! bei Berlin
überall verbreitet!! auch häufig in einer zweiten Herbstgeneration
anzutreffen, so z. B. am 3. December 1877 am Königsplatze in
6*
84 P. Magnus:
Berlin!! Auch sonst in der Mark sehr verbreitet: Buckow!! Ebers-
walde!! Oderberg!! u. a.
51. P. Corydallis dBy.
Auf Oorydallıs cava (L.) Schw. et Körte. Burg: Schlucht am
Kapellberge bei Rogätz (P. Graebner)!
©. intermedia (L.) P.M.E. Berlin: Blankenburger Wäldchen!!
im Botanischen Garten!! Frankfurt a. O.: Waldweg an der Busch-
mühle!!
C. solida (L.) Sm. Berlin: im Universitätsgarten!! im Botanischen
Garten!!
52. P. Oyparissiae dBy.
Auf Zuphorbia Cyparissias L. Stendal: vor der Arnimer Forst!!
Spandau: Tegel (G. Hieronymus)! Berlin: Franz. Buchholz!! bei
Biesenthal!!
53. P. Rumiecis Cda.
Auf Rumex Acetosa L. Burg: Strasse zwischen Güsen und Hohen-
seeden!! Tangermünde: Elbwiesen!! Potsdam: Wiese am Ufer des
Fahrlander Sees!! Charlottenhof!! Riemeister - See im Grunewalde
(F. Paeske)! bei Gransee!! Lübben: Wiesen bei Schlepzig!!
Tasdorf: Wiese am Stienitz-See!! Berlin: an der Strasse nach Tegel!!
Bellevuegarten (P.Sydow, Mye. March. No. 1348)! Hippodrom (P. Sydow,
Mye. March. No. 2655)! Rudower Wiesen!! Muskau: bei Köbeln
(P. Sydow)! Landsberg a. W.: Warthewiesen!!
54. P. Polygoni Thm.
Auf Polygonum-Arten:
Polygonum aviculare L. Berlin: Wilmersdorfer Wiesen
(P. Sydow, Mye. March. No. 2174 als Peronospora Rumiecis Cda.)! —
Wenn Alfr. Fischer in seinem Werke über die Phycomyceten Deutsch-
lands S. 481 sagt, dass de Bary eine von Caspary bei Berlin auf
Polygonum aviculare gefundene Form eitirt habe, so ist dagegen zu
bemerken, dass De Bary 1. e. (Ann. sc. nat. 4e Ser. XX S. 116) von
einer von Caspary bei Bonn gesammelten ihm von Al. Braun mit-
geteilten Peronospora auf Polygonum aviculare spricht.
P. Convolvulus L. Nauen: Gutsgarten in Seegefeld!! Landsberg
a. W.: Marienspring bei Kladow (P. Sydow, Mye. March. No. 2174 als
Peronospora Rumicis Cda.)!
Die Peronosporeen der Provinz Brandenhurg. 85
55. P. sordida Berk.
Auf Serophulariaceen:
Verbascum thapsiforme Schrad. Berlin: Friedrichshain (E. Ule)!
Scrophularia nodosa L. Landsberg a. W.: Waldung bei der Zanze!!
Der von P. Sydow in Myc. March. No. 1068 als Peronospora sor-
dida Berk. auf Scrophularia nodosa von Marienspring bei Kladow aus-
gegebene Pilz ist keine Peronospora, sondern Ovularia carneola Sacc.
56. P. alta Fekl.
Auf Plantago major L. Potsdam: Havelufer bei der Moorlanke!!
Spandau: Ruhleben (J. Schroeter 1871); Luckau!! Dahme!! Berlin:
bei Franz. Buchholz!! bei Hohen-Schönhausen (E. Koehne)! Tier-
garten!! im Botanischen Garten!! am Schiffahrts-Canal beim Schöne-
berger Ufer!! am Wilmersdorfer See P. Sydow, Myc. March. No. 739)!
am Eierhäuschen bei Treptow (W. Zopf)! Eberswalde: am Kirchhof
(A. Pippow)! Oderberg: am Bahnhofe!!
Hiermit habe ich die Aufzählung der märkischen Peronosporeen,
soweit sie mir bekannt geworden sind und ich sie revidiren konnte,
beendet. Ich beabsichtige demnächst andere Pilzfamilien ähnlich zu
behandeln und denke zunächst eine Aufzählung der märkischen Usti-
lagineen folgen zu lassen. Ich richte daher an die märkischen
Botaniker die Bitte, ihre Aufmerksamkeit den parasitischen Pilzen
ihres Wohnortes zuzuwenden und meine Bestrebungen durch gütige
Zusendung von Exemplaren zu unterstützen. Nur auf diese Weise
dürfen wir erwarten mit der Zeit ein annähernd ebenso vollständiges
Bild der märkischen Pilzflora zu gewinnen, wie es für unsere Nachbar-
provinz Schlesien J. Schroeter in so ausgezeichneter Weise als
würdigen Abschluss einer langen Reihe wertvoller Arbeiten und unter
uneigennütziger Teilnahme eifriger Mitarbeiter geliefert hat.
Ungeachtet der unläugbar weit vollständigeren Erforschung der
schlesischen Flora hat das vorstehende Verzeichnis den Vergleich mit
der Aufzählung derselben Familie in Schroeters Werke nicht zu
scheuen. Von den für Schlesien nachgewiesenen Arten sind nur fol-
gende 7 bisher bei uns noch nicht gefunden: Plasmopara obducens
Schroet. auf den Keimblättern von Impatiens noli tangere L., Plasmo-
para ribicola Schroet., Peronospora Asperuginis Schroet., P. Phyteumatis
Fekl., P. Antirrhini Schroet., P. Rubi Rabh. (die übrigens A. Fischer
zu P. Potentillae dBy. zieht) und P. Hyoscyami dBy., von denen wohl
die meisten, wenn nicht alle, mit der Zeit noch aufgefunden werden
können.
86 P. Magnus:
Ebenso unbestreitbar ist es indes, dass die märkische Pilzflora an
Artenzahl niemals mit der Schlesischen wird wetteifern können. Der
langgestreckte Zug des Sudetischen Gebirgssystems bietet eine Fülle
von Standorten und Nährsubstraten, welche aus unserem Gebiete
ausgeschlossen sind. Dennoch verleiht gerade die ziemlich gleich-
mässige Bodenbeschaffenheit der Provinz Brandenburg und der ange-
schlossenen Gebiete ihrer Pilzflora in so fern ein hervorragendes
wissenschaftliches Interesse, als sie für eine typische Vertreterin der
Pilzvegetation des grossen norddeutschen Tieflandes gelten kann und
den Gegensatz zu der der Alpen scharf hervortreten lässt.
Nachtrag.
Zu No. 1 (8. 61) Albugo candıda (Pers) O.Ktze.
Auf Cardamine pratensis L. Berlin: bei Steglitz (P. Sydow, Mye.
March. No. 3824)!
Auf Raphanus Baphanistrum L. Berlin: Feld an der Pestalozzi-
strasse in Pankow am 10. October 1895 an einzelnen Herbsttrieben
gesunder Stöcke, diese Herbsttriebe und deren Blüten selır defor-
mirend!! Hier sind offenbar nicht die Kotyledonen, sondern die
Jungen noch nicht ausgetriebenen Knospen von den Schwärmsporen
der Ad. candıda inficirt worden.
Zu No. 5 (8. 65) A. Bliti (Biv.) O.Ktze.
Auf Amarantus retroflewus L. Berlin: Ecke von Nordufer und
Triftstrasse (Ew. H. Rübsaamen)!
Zu No. 20 (S. 72) Peronospora calotheca dBy.
Auf Asperula odorata L. Der Fundort bei Berlinchen ist nicht
die Stadtforst, sondern der Ruwener Busch.
Zu No. 34 (S. 76) P. Lamiü A.Br.
Auf einem der im September 1893 erschienenen 39. Centurie
der Mycotheca Marchica beigegebenen Zettel berichtigt P. Sydow,
dass die von ihm als Peronospora T’hymi nov. sp. auf Thymus Ser-
pyllum ausgegebene No. 1349 P. Calaminthae Fekl. auf Calamıntha
Acinos (L.) Clairv. sei. An einem zweiten der auf dem Königl.
Botanischen Museum zu Berlin befindlichen Mycotheca Marchica zu-
gelegten Exemplare konnte auch ich mich überzeugen, dass die Nähr-
pflanze Calamintha Acinos ist. Die Peronospora ist aber P. Lamii A.Br.,
wie auch schon Schroeter (Die Pilze Schlesiens S. 249) und
Alfr. Fischer 1. e. P. Calaminthae Fekl. zu P. Lam A.Br. ge-
zogen haben, welche letztere auch noch auf vielen anderen Labiaten
auftritt.
P. Magnus: Die Peronosporeen der Provinz Brandenburg. 87
Zu No. 50 (S. 82) P. parasitica (Pers.) Tul. _
Auf ZKaphanus Raphanistrum L. Berlin: Feld an der Pestalozzi-
strasse in Pankow am 10. October 1893 nur auf von Albugo candıda
(Pers.) O.Ktze. schon ergriffenen Trieben zwischen dessen Konidien-
trägern!! Es ist dieses dasselbe Auftreten, das ich schon an Sisym-
brium Sinapistrum (s. S. 82) und zuweilen an Zrysimum cheiranthoides
und Sinapis arvensis beobachtet habe. Auch auf Capsella bursa pastoris
traf ich ebenda an demselben Tage Peronospora parasitica (Pers.) Tul.
nur auf den von Albugo candida ergriffenen Stellen zwischen dessen
Konidienträgern an,. sodass im Herbste Peronospora parasitica nur an
den Aldugo-Gallen in Oapsella bursa pastoris eingedrungen war. Das
von den Autoren oft berichtete gemeinschaftliche Auftreten beider
Peronosporeen auf Capsella bursa pastoris dürfte häufig darauf be-
ruhen, dass eben ?. parasitica leichter in das Gewebe der schon ge-
bildeten Aldugo-Gallen eindringt, als in das ausgebildete Gewebe der
älteren Stammteile derselben.
Zu No. 52 (S. 84) P. Oyparisiae dBy.
Auf Euphorbia Oyparissias L. bei Brandenburg a/H. am Wege
nach Lehnin (C. Scheppig)!
Zu No. 56 (8. 85) P. alta Fekl.
Auf Plantago major L. Lichterfelde: Hinter der Cadetten-Anstalt!!
Durch ein Versehen wurde in den bereits im August 1893 fertig ge-
stellten Sonderabdrücken als Nährpflanze dieser Art (vom Fundorte
Ruhleben J. Schroeter 1871) P. Zanceolata L. angegeben, ein Irrtum,
der S. 85 bereits verbessert ist. Auch in Schlesien ist der Pilz bisher
nur an zwei Fundorten (Lüben und Neurode vgl. Schroeter a. a. O.
S. 251) auf P. lanceolata beobachtet worden, ist also vermutlich auf
derselben weit seltener, als auf P. major. Dennoch möchte derselbe
bei darauf gerichteter Aufmerksamkeit bei uns wohl auch auf dieser
Nährpflanze zu finden sein.
Kin weiterer Beitrag zur Flornla der Kopiweiden.
Von
Rud. Rietz.
In seinem Aufsatze: „Anfänge epiphytischer Lebensweise bei
Gefässpflanzen Norddeutschlands“ (Verhandl. des Bot. Ver. der Prov.
Brandenbg. XXXIII 1891) bittet Herr Prof. E. Loew am Schlusse um
weitere Mitteilungen in dieser Angelegenheit. Auch Herr R. Beyer
verpflichtet in seinen „Weiteren Beobachtungen von Ueberpflanzen auf
Weiden“ in den diesjährigen Verhandlungen (S. 37) jeden Naturfreund,
wenn möglich weitere Veröffentlichungen in dieser Angelegenheit zu
machen. Ich bin nun in der glücklichen Lage, auf Grund reichlichen
Materials diesen Bitten zu entsprechen.
Von Freyenstein aus zieht sich, an der Untermühle beim Schloss-
garten beginnend, eine Weidenallee im Winkel bis zu dem Gute Neu-
Köln. Diese Allee ist ca: 2,5 km. lang, hat mehrere seitliche Ab-
zweigungen und enthält mehrere Hundert Stück „Kopfweiden“ (Salıxz
alba L. und fragilis L.), die z. T. ein recht ehrwürdiges Alter
repräsentiren und oft arg zerspalten und zerklüftet sind. An dieser
Allee zieht sich ein Graben entlang, in dem sich eine reichhaltige
Flora angesiedelt hat.
An Holzgewächen finden sich Evonymus europaeus L, Rhamnus
cathartica L., ER. Frangula L., Prunus spinosa L., Kubus caesius L,
Rosa canina L., R. tomentosa Sm., Urataegus monogynus Jacg., Cornus
sanguinea L., Sambucus nigra 1., Viburnum Opulus L, Quercus pedun-
culata Ehrh. und sessilflora Sm., Corylus Avellana L., Carpinus Betulus
L., Betula verrucosa Ehrh., Salıx cinerea L, 8, aurita L, und einige
andere. Krautartige Pflanzen sind: Ranunculus acer L., R. repens L.,
Dianthus deltoides L., Moehringia trinervia (L.) Clairv., Stellaria media
(L.) Cir., Cerastium triviele Lk., Trifolium pratense L, T. repens L.,
T. procumbens L., Vieia Oracca L., Geum urbanum L., Fragaria vesca
L., Agrimonia Eupatoria L., Sedum maximum Sut., Heracleum Sphon-
dylium L., Torilis Anthriscus (L.) Gmel., Anthriscus silvestris (L.) Hofim.,
Galium Aparine L., @. Mollugo L., Knautia arvensis (L.) Coult., Bellis
perennis L., Artemisia campestris L., A. vulgaris L, Tanacetum vulgare
L., sSenecio Jacobaea L., Centaurea Jacea L., Cirsium lanceolatum
Ein weiterer Beitrag zur Florula der Kopfweiden. 89
(L.) Seop., Taraxacum vulgare (Lam.) Schrk., Campanula Trachelium L.,
©. patula L., Linaria vulgaris Mill., Veronica Chamaedrys L., Lamium
purpureum L., L. album L., Galeopsis Tetrahit L., Leonurus Cardiaca
L., Armeria vulgaris Willd., Urtica diveca L., Dactylis glomerata L.,
Poa annua L., P. nemoralis L., Uynosurus cristatus L. u. a. m. Von
den zuerst angeführten Holzgewächsen sind auch die sonst baum-
artigen fast durchgängig strauchig. Ausserdem wachsen in der Allee
zerstreut 18 alle Jahre sehr reichlich fruchtende Ebereschenbäume
und 6 gekappte Pappeln. ER
Ich registriere diese Grabenbewohner deshalb so — wenigstens
annähernd — vollständig, weil diese Species so um so leichter mit
den auf den Weidenköpfen angesiedelten verglichen werden können. —
In der Nähe der Untermühle zieht sich die Weidenallee durch das
v. Winterfeld’sche Moor, wird dann aber in dem bei weitem
grösseren Teil ihres Verlaufs von Aeckern begrenzt. Auch von den
auf diesen Aeckern wachsenden Pflanzen sind eine ansehnliche Anzahl
zu Ueberpflanzen geworden, wie aus dem nachfolgenden Verzeichnis
leicht ersehen werden kann. Die aus dem Moor aufsteigenden Wasser-
dünste versorgen auch in trockener Zeit die Weiden und ihre Be-
wohner mit genügender Feuchtigkeit.
Bei einigen Pflanzen, wo die leichte Verbreitung der Frucht durch
Beerenartigkeit, Klett- oder Flugvorrichtung leicht anzunehmen ist
und die doch trotz häufigen Vorkommens im Graben nicht auf die
Weidenköpfe gelangt sind, habe ich dies besonders erwähut. Vermut-
lich findet bei diesen Pflanzen keine Anpassung an den neuen,
luftigen Standort statt. — Der umgekehrte Fall findet bei den 6 in
der Allee befindlichen gekappten Pappeln statt. Dieselben bieten auf
ihren Köpfen einen ungleich grösseren Raum für die Ansiedelung
fremder Pflanzen als die Weiden, und .doch habe ich auf ilınen nicht
einen einzigen pflanzlichen Einwanderer entdecken können, während
ringsumher alle Weiden damit besetzt sind.
In dem nun folgenden Verzeichnis bin ich in”der Einteilung den
beiden zu Anfang genannten Aufsätzen gefolgt. Die Nummer hinter
jeder Species giebt an, auf wieviel Weidenbäumen ich die
Pflanze gefunden habe. Damit soll nicht etwa gesagt sein, dass die
Pflanze auch zugleich in ebensoviel Exemplaren vorkommt; im Gegen-
teil: sie findet sich manchmal in Mengen auf einem einzigen Baume,
oft untermengt mit zwei, drei, vier und mehreren andern, dichte Be-
stände bildend oder wie aus einer Ampel herabhängend.
Gruppe 1. Früchte beerenartig.
l. Prunus Padus L. 2. — 5 und 50 em hoch.
2. Fragaria vesca L. 1.
90
OL
Rud. Rietz:
. Rubus ldaeus L. 11. — Die Früchtchen dieser Art gelangen aus
den naheliegenden Gärten Freyensteins, wo sich Himbeeren häufig
angepflanzt finden, hierher. Bodenständig ist A. JIdacus im
Graben nicht.
. Sorbus aucuparia L. 114. — Das massenhafte Vorkommen dieser
Art ist leicht erklärlich aus der schon oben mitgeteilten That-
sache, dass in der Allee zerstreut 18 Ebereschenbäume stehen, die
jeden Herbst in üppigem Schmuck ihrer Früchte prangen, und
ausser von anderen Vögeln sehr häufig von den aus dem Massower
Holz herüberfliegenden Drosseln besucht werden. Dieser Sorbus
findet sich auf Weidenköpfen in allen Grössen, von der Keimpflanze
an bis zum üppigen Strauch; ja einige Bäume scheinen halb Weide,
halb Eberesche zu sein, so dieht schlingen sich ihre Kronen in-
einander. Dabei kaun man bei den älteren Ebereschenstämmen
deutlich einen vogelnestartig vergrösserten Wurzelkopf erkennen,
zum Zweck reichlicherer Wasser- und Humusansammlung entstanden.
Von diesem Wurzelkopf aus gehen graue, oft armdicke Wurzeln
in das Weidenholz und bei zunehmendem Alter bis in die Erde,
während sich nach oben zahlreiche, dichtbelaubte, vielfach Früchte
tragende Aeste in die Weidenkronen hinein erheben. Bei einer
besonders kräftigen Pflanze habe ich 48 grosse und kleine laub-
tragende Sprösslinge gezählt, die von dem Wurzelkopf nach oben ent-
sprangen. Solange der Weidenstamm noch intact ist, liegt dieser
Wurzelkopf dem Weidenholz auf, bei älteren gänzlieh hohlen
Stämmen aber, die mitunter der Länge nach schon in mehrere
Teile gespalten sind, hat er seine Unterlage eingebüsst und
schwebt nun frei in über Manneshöhe auf seinen ebenfalls frei
gewordenen Wurzelstützen Mangrove-artig wie auf Stelzen.
. Ribes Grossularia L. 2. — Davon eines klein, das andere gross
und buschig, fruchtend. (Wie 3.)
. R. rubrum L. 1.
. Sambucus nigra L. 12. — Meist klein, 10—20 cm hoch, aber auch
in 2 Exemplaren bis 1 m. Auffallend war mir auch bei den
kleinsten Samducuspflanzen die stets kräftig, dick und stark ent-
wickelte Wurzel.
. Solanum Dulcamara L. 14. — Wie 8. Dulcamara auf die Weiden-
köpfe kommt, ist mir noch nicht genügend aufgeklärt. Am Boden,
unmittelbar in der Nähe oder auch nur in geringerer Entfernung
von der Weidenallee wächst diese bei Freyenstein überhaupt
wenig verbreitete Pflanze nicht. Die nächsten mir bekannten
Standorte sind ungefähr 1 km entfernt. Der Annahme der Ver-
breitung durch Vögel könnte man unter diesen Verhältnissen
grosse Bedenken entgegensetzen, denn es ist mir wenig währ-
scheinlich, dass die zwar äusserlich so schöne, sonst aber wider-
Ein weiterer Beitrag zur Florula der Kopfweiden. 91
lich schmeekende, Ekel und Erbrechen erregende Frucht von
Vögeln gefressen oder auch nur aus Versehen abgepflückt, eine
so beträchtliche Strecke weit getragen werden könnte. Vielleicht
aber könnte dieses Solanum früher einmal einen wesentlichen Be-
standteil der Grabenbordvegetation gebildet haben, die verlockenden
Früchte könnten dann von Vögeln versehentlich abgebissen, auf
die Weidenköpfe getragen und dort liegen gelassen worden sein.
Diese Annahme wird unterstützt durch die Thatsache, dass die
oben angeführten 14 Exemplare durchweg alte Pflanzen sind.
Ich riss eine heraus, deren Stamm an der Wurzel 2 em Durch-
messer hatte.
Wenn es getattet ist, Rosa canina L. bei dieser Gruppe zu
erwähnen, so möchte ich hervorheben, dass ich diese niemals auf
einem Weidenkopf gefunden habe. Und doch ist &. canına in
der strauchigen Grabenflora numerisch stark vertreten, ja die oft
sehr lang und üppig sich über die Weidenstämme erhebenden
Schösslinge müssen ihre Früchte z. T. direct auf die Weidenköpfe
fallen lassen.
Gruppe 2. Früchte mit Klettborsten.
. Geum urbanum L. 6. — Bleibender Griffel der Früchte mit haken-
förmiger Spitze.
. Torilis Anthriscus (L.) Gmel. 2. — Früchte mit hakigen Borsten.
. Galium Aparine L. 1. — Da diese Species im Graben als ein ge-
meines Unkraut vorkommt, so ist es zu verwundern, dass sie bei
dem ausgezeichneten Klettapparat nicht öfters auf den Weiden-
köpfen zu finden ist.
Agrimonia Bupatoria L., die sehr häufig im und am Graben vor-
kommt, ist trotz der mit hakigen Stacheln besetzten Kelchröhre
anscheinend nicht auf die Weiden gegangen, wenigstens habe ich
trotz eifrigen Suchens niemals ein Exemplar dieser Art als Ueber-
pflanze entdecken können.
Gruppe 3. Samen oder Früchte, resp. deren Anhangsteile
eh
mit Flugapparat.
. Epilobium palustre L. 2. — Samen mit Haarschopf.
. Oirsium oleraceum (L.) Scop. 1. — Nur Blattrosette ausgebildet.
Frucht mit Haarkrone.
. ©. arvense (L.) Scop. 2. — Im Herbst ebenfalls nur Blattrosette
ausgebildet. Frucht ebenfalls mit Haarkrone.
. Taraxacum vulgare (Lam.) Schrk. 32. —- Häufig fruchtend. Frucht
mit Haarkrone.
KR
12.
Gr
oa
10.
11:
12.
13.
14.
19.
16.
Rud. Rietz:
. Sonchus arvensis L. 2. — Nür Blattrosette ausgebildet. Frucht
mit Haarkrone.
. Atriplex patulum L. 1.. — Der Flugapparat wird gebildet durch
die die weibliche Blüte einhüllenden beiden Vorblätter.
. A. hastatum L. 1. — (Wie 6.)
. Rumesx Acetosa L. 2. — Verbreitungsart siehe bei Loew, wie auch
bei den folgenden nicht näher beschriebenen Früchten.
. R. Acetosella L. 2.
. Humulus Lupulus L. 1. — Flugvorrichtung ist die sich bei fort-
schreitender Fruchtreife vergrössernde häutige Zapfenschuppe,
welcher der Same anhaftet.
Ulmus campestris L. 2. — Ungefähr 30 em hoch. Früchte ge-
flügelt.
Betula verrucosa Ehrh. 4. — Davon die grösste 1,50 m hoch.
Früchte geflügelt.
uppe 4& Früchte oder Samen klein und leicht, durch
den Wind verbreitet.
. Viola tricolor L. f. V. arvensis Murr. 3.
. Moehringia trinervia (L.) Clairv. 5.
. Stellaria media (L.) Cir. 30. — In dichten Beständen die Weiden-
köpfe erfüllend.
. Cerastium triviale Lk. 32. — Wie 2, die Benennung caespitosum
Gil. auch hier rechtfertigend.
. ©. arvense L. 5. — An einigen Bäumen hat diese Pflanze
die Wanderung auf die Köpfe nicht ganz vollendet, sondern sich
vom Boden aus auf den Mulm und morsches Holz ungefähr 50 cm
hoch verbreitet.
. Artemisia vulgaris L. 1.
. Achillea Millefolium L. 1.
. Anagallis arvensis L. 1.
. Myosotis intermedia Lk. 2.
Plantago lanceolata L. 1.
Ohenopodium album L. 5. — Immer klein und schwächlich.
Urtica diveca L. 22.
Dactylis glomerata L. 1.
Poa annua 1. 9. — Tritt auch sehr gern seitenständig in Rinden-
spalten auf, wie auch No. 5.
P. nemoralis L. 19. — Wie vorige.
Brachypodium silvaticum (Huds.) R. et Sch. 1.
(Gruppe 5: Früchte mit Schleudermechanismus, ist nicht
vertreten.)
Pr oM
Ein weiterer Beitrag zur Florula der Kopfweiden. 93
Gruppe 6. Verbreitungsausrüstung undeutlich oder
zweifelhaft.
. Anthriscus silvestris Hoffm. 9. — Früchte verhältnismässig gross,
glatt, kurz geschnäbelt. Dass durch Austrocknung die Früchte ähnlich
wie bei Scandix (Hildebrandt in Pringsh. Jahrb. IX S. 270) vom
Fruchtträger fortgeschnellt werden, ist möglich. Dass aber diese
Schleuderkraft im Stande wäre, die Früchte auf die Weidenköpfe
zu befördern, ist schwer denkbar, selbst wenn auch, wie in dieser
‚Allee, die Stämme dicht mit A. silvestris umgeben sind.
. Galium palustre L. 2.
. @. Mollugo L. 8.
Veronica Chamaedrys L. 2. — Diese Pflanze hat eine flach drei-
eckige, sehr breite, gewimperte Kapsel, welche geschlossen einen
leidlichen Flugapparat darstellen könnte. Die der geöffneten
Kapsel entfallenden kleinen Samen ermöglichen eine leichte Ver-
breitung durch den Wind. Demgemäss würde V. Chamaedrys auch
in Gruppe 3 oder 4 einen Platz finden können.
. Glechoma hederacea L. 8. — Möglicherweise besitzen die an-
geführten 3 Labiaten (5—7) in den Kelchzähnen, die bei Zamium
pfriemenförmig zugespitzt, bei Glechoma sogar stachelspitzig sind,
eine schwache Klettvorrichtung.
. Lamium purpureum L. 4.
. L. album L. 3. — Nur auf Bäumen, unter denen es auch boden-
ständig ist.
. Galeopsis Tetrahit L. 44. — Dichte Bestände bildend. Dieses
häufige Vorkommen muss stutzig machen, besonders bei den an-
scheinend geringen Verbreitungsmitteln der Pflanze. Ich möchte
deshalb diese Art als eine Klettpflanze bezeichnen. Wenigstens
dürften die 5 stechenden Kelchzähne ein „Ankletten“ an Wolle
und Federn — wenn auch nur mangelhaft und vorübergehend —
ermöglichen. Ein längeres Haften des die Früchte umgebenden
Kelches ist in dem hier vorliegenden Fall auch nicht als nötig
vorauszusetzen, da @. Tetrahit in Menge bodenständig ist. Nur
so kann ich das massenhafte Vorkommen dieser Pflanze auf den
Weidenköpfen mir erklären.
. Leonurus Cardiaca L. 1. — Auch hier sind die Kelehzähne stechend
und es kann deshalb bedingungsweise Leonurus zu den Klettpflanzen
gerechnet werden. Bei dieser Art kann ebenfalls von einer
weiteren Verbreitung nicht die Rede sein. Diese Vermutung wird
bekräftigt durch das Factum, dass das einzige epiphytisch lebende
Exemplar von Leonurus auf einem Baume wächst, welcher am
Grunde mit dieser Pflanze umstanden ist.
Linaria vulgaris Mill. 1. — Im Mulm am Grunde eines hohlen
Weidenstammes.
94 Rud. Rietz: Ein weiterer Beitrag zur Florula der Kopfweiden.
Fassen wir nun — mit Ausschluss der zuletzt genannten Lina-
ria — die einzelnen Species zusammen, so ergeben sich aus
Gruppe 1: 8 Arten.
» - »
> Bar dies
» 4: 16 »
» 6 . 9 »
Summa: 48 Arten.
Fast alle wurden blühend und fruchtend beobachtet.
Hiermit will ich schliessen, wünschend, dass baldigst ein
Berufenerer es unternimmt, aus den bisherigen Veröffentlichungen in
dieser Sache ein vorläufiges Faeit zu ziehen.
Freyenstein, im Juli 189.
Zusatz. Bei dieser Gelegenheit tragen wir die Bestimmung
der S. 8 und 23 erwähnten Aster sp. von Jaebitz bei Freyenstein
nach. Dieselbe hat sich als A. Novi Belgü L. var. A. floribundus
Willd. ergeben.
Ferner wäre eine Ueberpflanze zu erwähnen, die in den bis-
herigen Veröffentlichungen in unserer Zeitschrift noch nicht aufgeführt
ist. Frau Dr. Graebner hierselbst bemerkte beim Vorüberfahren
auf der Pferdebahn auf dem untersten Aste einer Eiche in der Hof-
jäger-Allee des Tiergartens ein ihr auffälliges Krautgewächs. Herr
P. Graebner suchte auf diese Andeutung seiner Mutter hin den
Baum auf und erkannte die Pflanze als Alliaria oficinalis Andrzj. Die
Samen dieser Art sind verhältnismässig nicht ganz klein; bei der
Vorliebe der körnerfressenden Vögel für Cruciferensamen ist dies Auf-
treten der im Tiergarten häufig vorkommenden Pflanze leicht erklär-
lich. Auf demselben Baume stand auch ein Exemplar des von
R. Beyer oben (S. 40) aufgeführten Ohaerophyllum temulum L.
Erwähnungswert wäre auch die folkloristische Bedeutung
der Ueberpflanzen. Bereits vor längerer Zeit machte Freund Bolle
auf eine Angabe des alten Bekmann aufmerksam, nach der den
Früchten des auf einem anderen Baume epiphytisch gewachsenen
Hollunders eine besondere Heilkraft zugeschrieben wird. Dasselbe
ist in Dänemark mit der „Flug-Eberesche“ (Flyve-Rönnen) der
Fall(Pedersen in Leimbach, D. Bot. Monatsschr. XI (1893) S. 75).
P. Ascherson.
Bericht über zwei Reisen zum Gebiet des oneren Rio Salado (Gordillera
de Mendoza), ausgeführt in den Jahren 18911892 und 1892 18%.
Von
F. Kurtaz.
Die wissenschaftlichen Ergebnisse der während unserer ersten
gemeinsamen Cordillerenfahrt (1887—-1888) von meinem Freunde und
Collegen Dr. W. Bodenbender zusammengebrachten geologischen
und palaeontologischen Sammlungen bewogen diesen, eine zweite
Reise zu demselben Zweck zu unternehmen und zwar nach derjenigen
Region, welche auf unserer ersten Expedition die reichste Ausbeute
gewährt hatte, d. h. nach dem zwischen dem Rio Salado und dem
Rio Malal-hu& gelegenen Teil der Mendoziner Cordillere. Ich ging
um so lieber mit, als ein grosser Teil meiner früheren Sammlungen
durch eine Ueberschwemmung im December 1890 stark beschädigt
oder zerstört worden war. Herr Dr. Otto Kuntze aus Berlin, der
- im December 1891 in Cördoba eintraf, schloss sich uns für den ersten
Teil der Reise (bis Ramacaida unweit San Rafael am Rio Diamante)
an; seine Erlebnisse und Beobachtungen während dieser Zeit hat er
in H. Potoni&’s Naturwissenschaftlicher Wochenschrift (VII, 1893
No. 1-3) geschildert.
Die reichlichen Regen, welche im December 1891 niedergingen,
hatten unsere sonst so zahmen Flüsse dermassen wild gemacht, dass
es stellenweise schwer oder unmöglich war, dieselben zu überschreiten.
Am 15. December hatten wir unsere Leute, den schon auf vielen
früheren Reisen (besonders mit Prof. Brackebusch) erprobten und
bewährten Römulo Pereira und meinen Diener Vicente Benenati,
der mich seit 1889 begleitet, mit den Tieren über Alta Gracia, Soconcho
und Achiras vorausgeschickt, um uns in Villa Mercedes zu erwarten,
wohin wir mit der Carga (Gepäck) auf der Bahn reisen wollten. Am
18. December teiegraphirte Römulo von San Agostin, dass es unmöglich
sei, den Rio Tercero zu passiren. Wir rieten ihm, wenn möglich,
den Weg westlich über die Sierra zu nehmen und hörten dann bis nach
unserer Ankunft in Villa Mercedes nichts mehr von unseren Leuten.
Wir selbst reisten am 31. December von Cördoba ab und langten
96 F. Kurtz:
nach einigen Schwierigkeiten (u. A. war die Brücke über den Rio
Tercero — bei Villa Maria — durch das Hochwasser beschädigt) am
1. Januar 1892 mittags in Villa Mercedes an, wo am folgenden Tage
auch die Leute mit den Tieren eintrafen. Bis zum 7. Januar wurden
wir mit dem Suchen von weiteren drei Mulen, dem Finden eines
Vaqueano (Führer), dem Ordnen der Maultierlasten und zum Teil auch
durch das Regenwetter in Villa Mercedes aufgehalten. In dieser Zeit
unternahmen Dr. Kuntze und ich einen Ausflug nach dem nördlich
von Villa Mercedes gelegenen Cerro Morro, den schon Dr. Gillies be-
sucht (er fand daselbst Teiraglochin strietum Poepp. — Margyricarpus
alatus Gill. et Hook.) [Rosac.]. Der Weg dorthin führt durch Camp
mit Paja blanca (Stipa Ichu Kth.), der durch einzelne Gruppen von
Algarrobos (Prosopis) [| Mimos.] und Chanares (Gourliea decorticans Gill.)
[Papil.] unterbrochen wird; der von uns erreichte Teil der „Cerro
Morro“ genannten Gebirgsgruppe, der Cerro Blanco, bot nichts Bemerkens-
werteres als stattliche Bäume des Molle & beber (Lithraea molleoides
[Vell.] Engl.) [Anacard.], der aus San Luis noch nicht bekannt war
(in der eigentlichen Sierra von San Luis habe ich ihn 1885 nicht
gesehen).
Endlich am Morgen des 7. Januar setzte sich unsere Tropa (Kara-
wane) in Bewegung. Da der Fluss nicht zu passiren ist, müssen wir
eine Strecke flussauf bis zu der Eisenbahnbrücke reiten, über die wir
das Gepäck tragen, während die Tiere, geführt von einem Campesino
(Steppenbewohner), den Fluss durchschwimmen. Auf der anderen Seite
des Rio reiten wir ein Stück zurück und folgen dann einem Wege, der
in westsüdwestlicher Richtung durch lichten Monte (Wald) führt, bis
wir gegen sechs Uhr nachmittags in dem Puesto (Hirtenhütte)!) „El
Mollar“ ankommen, wo wir — des Wassers wegen — bleiben. Der Wald,
zu beiden Seiten des Flusses, setzte sich hauptsächlich aus folgenden
Arten zusammen:
Atamisquea emarginata Miers (Atamisque) |Cappar.]; oft baumartig.
Bulnesia Retamo Griseb. (Retamo) |Zygophyll.]; besonders auf salz-
haltigem Boden.
Larrea divaricata Cav. (Jarilla hembra) [Zygophyll.]; öfters als elegante,
schlanke Bäumchen.
Schinus dependens Ort. var. subintegra Engl. (Molle) |Anacard.]; sehr
häufig.
Gourliea decorticans Gill. (Ohanar); auch auf salzigem Boden; sehr
häufig.
1) Der Inhaber eines Landbesitzes (Estancia), dessen Ertrag in diesen Gegenden
lediglich auf Viehzucht beruht, ist durch die Ausdehnung desselben genötigt, das-
selbe in kleinere Bezirke einzuteilen, deren Viehstand der Aufsicht eines oder mehrerer
Leute (Puesteros), deren höchst primitive Wohnungen Puestos genannt werden,
anvertraut ist.
Bericht über zwei Reisen zum Gebiet des oberen Rio Salado. 97
Prosopis alba Griseb. (Algarrobo); meist einzeln im Camp.
P. Algarrobüla Griseb. (Calden); der Charakterbaum dieser Gegend,
der sich von P. alda durch niedrigeren Wuchs, hellgrünes Laub
und gelbliches bis gelbgrünes Holz unterscheidet; Blüten oder
Früchte habe ich nicht zu sehen bekommen. — Nördlich sah ich
diese Art zwischen Desaguadero in San Luis und La Paz
in Mendoza.
Aspidosperma (Quebracho blanco Schldbl. (Quebracho blanco) [| Apocyn.].
Jodina rhombifolia Hook. et Arn. (Arbol pgje; in Cordoba: Quebracho
jo) |Santal.]; bildet hier, sowie in den Bergen östlich von der
Laguna Bebedero und im östlichen Mendoza, stattliche Bäume mit
Stämmen bis zu 0,5 m Durchmesser.
Von Stauden und dergleichen fallen hier besonders auf Ayalis
argentea Don (Blanguillo) |Compos.], deren, silbern schimmernde Büsche
oft weite Strecken überziehen, Justicia campestris Griseb. (Quiebra-arado;
in Cördoba führt Heimia salcifolia Lk. et Otto [Zythr.] diesen Namen
und die Justicia heisst Ayitillo) [Acanth.]; und eine Species von
Aristida |Gramin.], Asaötillo genannt, die oft die vorherrschende
Bodenbedeckung bildet und als gute Futterpflanze gilt (dans le royaume
des avengles le borgne est roi — gute Futterpflanzen giebt es in
diesen traurigen Strichen überhaupt nicht).
Den nächsten Morgen ging es durch offne Pampa, in der einzelne
Algarroben verstreut sind, nach Medanos colorados. Hier, von hohen
Dünen eingeschlossen, liegt eine Estancia (s. Anm. S. 95), die ihr Dasein
einem Brunnen süssen Wassers verdankt (wie auch sonst in wasser-
_ armen Gegenden zahlt man für das Wasser, welches den Tieren gegeben
wird; die Menschen erhalten das Wasser umsonst). Der Hitze und des
Umstandes wegen, dass das nächste Wasser ungefähr 13 oder 14 Leguas
entfernt ist, blieben wir bis 7 Uhr abends und setzten dann unsere Reise
fort. Wir kreuzten zahlreiche hohe Dünen, deren spärliche Vegetation
hauptsächlich aus Gräsern bestand; von Holzpflanzen wachsen hier nur
niedrige Gebüsche von Zphedra ochreata Mrs. (sogar diese sind von
den Heuschrecken angefressen), und hin und wieder ein kleiner,
verkrüppelter Chanar. Um 1 Uhr morgens wurde Halt gemacht, mit
mitgebrachtem Wasser und Holz Mate gekocht und darauf etwas
geschlafen. Nach 3 Uhr morgens ritten wir weiter und erreichten um
11 Uhr morgens Chichaca grande, einen, in einem lichten Calden-
Gehölz gelegenen Puesto, der besser „Chicharra grande“ genannt
wurde — ohrzerreissend war der metallene Lärm von Tausenden von
Cicaden, die nicht einmal die Zeit der Siesta heilig halten. Das
Wasser war hier Cisternenwasser, in sehr flachen ausgedehnten Becken
(Represas) aufgesammelt, sehr erdig und von Milchkaffeefarbe.
Von hier ging der Weg teils durch offene Pampa, teils durch
mit lichtem Buschwald bekleidete Hügel und Thäler zum Cerro Varela,
Abhandl. des Bot. Vereins für Brandenb. XXXV. 7
98 FE. Kurtz:
einer isolirten ziemlich ausgedehnten Kette im Süden von San Luis,
Bei dem Puesto Varela, in der Nähe einer kleinen Represa, in welcher
die Kühe gemütlich beim Trinken herumwateten, und in Gesellschaft
von Tausenden von Heuschrecken und Mosquiten wurde gelagert. Die
aus rotem Porphyr bestehenden Hänge des Cerro boten neben den ver-
breiteteren Holzgewächsen, die schon weiter oben genannt wurden, einige
interessantere Pflanzen wie: Monnina linearifolia R. et P. [Polygal.],
Hyaloseris cinerea Gr. var. tomentella Gr. |Compos.]; bisher nur aus
der Sierra von Cördoba bekannt. Salvia Gilliesü Benth. var. Lorentzü
(Gr.) Hieron.; südlich bis zum Arroyo Faja (Mendoza) gesehen. Pit-
cairnia spathacea Griseb. [| Bromel.]; bisher ebenfalls nur aus der Sierra
von Cördoba bekannt.
Am nächsten Morgen führte unser Weg um das südliche Ende
des Cerro Varela herum und dann in südwestlicher Richtung zum
Rio Salado, den wir von der Höhe des Cerro aus bereits gesehen
hatten. Die Ebene im Süden der Laguna Bebedero, welche wir durch-
schritten, zeigt etwas mehr Buschvegetation, und zwar erscheint hier
zuerst in grösserer Menge die bald — am Salado schon — ton-
angebende Zamba (Atriplex sp.), ein bis 3 m hoch werdender Busch
mit graugrünem Laub, den schon sein Habitus von der anderen Atriplex
unterscheidet, die allgemein Cachiyuya heisst. Letztere ist niedriger,
mehr krautartig, mit divergirenden Aesten (die Zweige der Zamba
streben fast senkrecht empor) und mehr blaugrüner Belaubung versehen.
Auch in den Blättern liegt ein Unterschied: die Blätter der Cachiyuya
sind isodiametrisch, rundlich, die der Zamba lang und schmal; wellig-
sekräuselte Blattränder haben beide.
Gegen Mittag erreichen wir den elenden, schattenlosen, von Heu-
schrecken wimmelnden Puesto Agua dulce, dessen Inhaber, ein alter
Soldat, uns freundlich aufnimmt. Für die Thiere findet sich nichts
als Zamba, alles Andre haben die Heuschrecken vernichtet. Die Um-
gebung des schmalen, trüben, schnellfliessenden Salado ist ungemein
öde; Bodenbender und ich, die gegen 4 Uhr nachmittags die Hütte
verlassen, um uns etwas umzusehen, kehren der Hitze wegen bald
zurück (noch um 5 h. p. m. wurden mit dem Schleuderthermometer
47° C. eonstatirt.
Um 6 Uhr setzen wir unseren Weg flussabwärts fort, und er-
reichen, nachdem wir einige Ansiedelungen passirt haben, gegen 11 Uhr
die Estaneia Santa Maria, wo die Tiere wenigstens etwas Pasto (Futter)
finden. Den nächsten Tag bewerkstelligten wir in Paso de Tierra unseren
Uebergang über den Salado vermittelst einer „balsa“ oder „maroma“.,
Diese vergnügliche Einrichtung besteht aus einem Vehikel, aus Holz-
stäben und einem Ochsenfell hergestellt und ungefähr in der Gestalt eines
Backtroges, das mittels Oesen an zwei starken Drathseilen, die über
den Fluss gespannt sind, beweglich aufgehängt ist und an Stricken
Bericht über zwei Reisen zum Gebiet des oberen Rio Salado. 99
hinüber und herüber gezogen wird. Bei der Kleinheit des Fahrzeugs
(ungefähr 1 m lang und 0,6 m breit) kann nur je eine Person oder
ein Koffer befördert werden, und so dauerte denn auch unser Transitus
zwei und eine halbe Stunde. Auf dem anderen Ufer musste unser
Vaqueano, der schon bis hier durch Unkenntnis des Weges sich aus-
gezeichnet, für sein Geld einen anderen Vaqueano mieten, der uns
auf den Weg zum Rio Diamante bringen sollte. Da dieser Biedre
augenblicklich kein Pferd hatte, konnten wir erst am anderen Tage
unsere Reise fortsetzen.
Wir durehkreuzten zunächst die Dünenlandschaft, welche den vom
Rio Salado mit dem Rio Diamante gebildeten Winkel ausfüllt, in süd-
westlicher Richtung. Die Dünenzüge, welche wir meist senkrecht zu
ihrer Längsrichtung kreuzten, sind auf ihrem Rücken bestanden mit
Chanar, Calden, Jarila, Molle, Piquillin (Uondalia) [| Rhamn.], während
in den oft Salzausblühungen zeigenden Thälern Pflanzen wie Cortesia
cuneata R. et P. |Cordiac.], Suaeda divaricata Mog. Tand., Spirostachys
patagonica Griseb. |Chenopod.] und Prosopis strombulifera Bth. erschienen.
Auf den sandigen Gehängen dieser Gegend zeigen sich auch zuerst
die gelbbraungrünlichen Büsche der Ohugwiraga erinacea Don [Compos.]
(„Cola de zorro“), einer der denkbar scheusslichsten Pflanzen, die mit
dem bräunlichen Gelbgrün ihrer Farbe (a la Kurella’sches Brustpulver)
einen raffinirten Luxus von Stacheln verbindet. Dieser bis 2 m hohe
Strauch begleitet uns bis an den Fuss der Cordillera, wo ihn die
mildere COhuguiraga oppositfolia Gill. et Don ablöst und vertritt.
Durch niedrigen lichten Monte längs des Diamante reitend, kamen
wir nachmittags gegen 4 Uhr am Paso del Algarrobo an, durchkreuzten
den ziemlich schnell fliessenden breiten Diamante und erreichten um
6!/,;, Uhr — nach zwölfstündigem Ritt — die mitten in einer Zamba-
Cachiyuya-Steppe gelegenen ausgedehnten Ruinen des Fortin nuevo
(Neues Fort), zur Zeit nur von einem Puestero bewohnt.
Den nächsten Tag erreichten wir wieder den Diamante (beim
Chanaral de las Ratas) und folgten nun diesem aufwärts bis Rama-
caida, dem vorläufigen Ziel unseres Rittes. Der Vegetationscharakter
dieser ganzen Strecke lässt sich folgendermassen zusammenfassen:
Die flachen und zum Teil sumpfigen Strecken zunächst dem Fluss
werden beherrscht von vier Arten: Gynerium argenteum Nees (Cortadera)
[@ramin.|, Heterothalamus spartioides Hook. et Arn. (Pichana), Bac-
charis salicifoha Pers. (Chilca) [beide Compos.] und Juncus acutus
Lam. (Junco). Diese vier Pflanzen bilden entweder jede für sich
ausgedehnte Bestände („Cortaderales“, „Pichanales“, „Juncales“), oder
sie erscheinen gemischt, doch ist gewöhnlich eine Art tonangebend.
Die lichteren Stellen zwischen diesen durchschnittlich 1—2,5 m hohen
Büschen zeigen einen niedrigen Pflanzenwuchs von Distichlis [Gramin.]
(2 Arten), Pluchea Quitoce DC. (Pajaro-huoro) [Compos.], Glyeyrrhiza
7*
100 F. Kurtz:
astragalina Gill. (Orozuz, Porotillo), Prosopis strombulifera Bth. ete.
Die landeinwärts folgenden Dünen tragen bald dichtere, bald hellere
Bestände, in denen man hauptsächlich folgende Arten bemerkt: Ata-
misquea emarginata Miers., Zricomaria Usillo Hook. (Usillo) [| Malpigh.].
Larrea divaricata Cav., L. cuneata Cav. (diese Art erscheint erst mehr
westlich), Bulnesia Retamo Griseb., Condalia lineata Gray (Piqullin),
Schinus dependens Ort., Gourliea decorticans Gill., Acacia striata Bth.
vel spec. affın. (Pichana del perro), Prosopis Siliquastrum DC., P.
Algarrobilla Griseb., Proustia ilieifolia Hook. et Arn. (Altepe) [Compos.],
Oyclolepis genistoides Don [Compos.] (in ihrem Aeusseren eine gute
Nachahmung der Tricomaria Usülo; beides sind bis 2 m hohe grau-
grüne, etwas silbrige Sträucher mit schlanken bogigen Aesten, die fast
oder ganz blattlos sind), Tricycla spinosa Cav. (Monte negro), [Nye-
tagin.] erscheint erst mehr westlich, Ephedra ochreata Miers (Solupe).
Von niedrigeren Pflanzen wären zu nennen Ayalis argentea Don, Ver-
bena seriphioides Gill. et Hook., Lippia foliolosa Phil. [Verben.], Panı-
cum patagonicum Hieron. (Tupe) und Diachyrium arundinaceum Griseb.
(Junguillo) [Gramin.]; seltener wurden beobachtet Doniophytum ano-
malum (Don) mihi [Uompos.], Selerophylax Cynocrambe Griseb. [‚Solanae.]
Munroa squarrosa Torr. (M. mendocina Phil., teste Hackel) [Gramin.].
Auf dem weiter oberhalb — bei San Rafael z. B. — auftretenden
Flussgeröll erscheinen dann, von der Cordillera herabgekommen, Typen
wie Adesmia tröjuga Gill. [Papilion.] und Senecio salsus Griseb.!)
Vom 17. bis 26. Januar blieben wir in Rama-caida, einem durch
seine ausgedehnten Alfalfales ausgezeichneten Ort, zu denen Leute,
in weniger günstigen Gegenden sesshaft, ihr Vieh in Pension schicken,
so dass diese weiten grünen Luzernefelder von einem stattlichen vier-
beinigen Capital belebt waren. Wir wohnten im Hause Don Ramon
Mercado’s, eines grossen, knochigen, blonden Sanjuanino, der mehr
wie ein Deutscher, als wie ein Argentinier aussah (dergleichen Typen
scheinen in San Juan öfter vorzukommen; auch Don Juan de Dios
Alvarez, ein Sanjuanino, der frühere Verwalter von Malal-hue, war
ein auffallend grosser und breitschultriger, blonder Mann), und be-
nutzten die Zeit/teils, um die schon gemachten Sammlungen zu ordnen,
teils, um uns für die weitere Reise vorzubereiten. Zu diesen Vor-
bereitungen gehörte unter Anderem auch das Beschlagen der Mulen
(Maultiere), das hier in ganz besonderer Weise vorgenommen wird.
Man wirft die Mula auf den Rücken, vier Mann befestigen ihre Füsse '
an entsprechend angebrachten Stangen, und nun hämmern die vier
Mann gleichzeitig auf die Hufe los — ein für die Mula zweifelsohne
höchst unangenehmer Vorgang.
1) Grisebach sagt in der Diagnose des S. salsus (Pl. Lorentzian. p. 142
No. 509) „acheniis glabris“, während die von ihm eitirten Exemplare sowohl als
meine Cordillera-Pflanze „achenia pilis brevibus rigidis obsita“ zeigen.
Bericht über zwei Reisen zum Gebiet des oberen Rio Salado. 101
Am 26. Januar ritten wir von Don Ramon’s Haus ab und nahmen
die Richtung auf den Cerro de la Guardia (südlich von San Rafael)
zu, unseren Weg meist in ausgetrockneten Flussbetten findend. Der
Cerro de la Guardia gehört zu Sierra de San Rafael, die indes nichts
als der vielfach zerrissene nördliche Abfall der Hochebene ist, die sich
zwischen Cerro Nevado im Osten und der Cordillere im Westen aus-
. dehnt. Sowohl diese Sierra de San Rafael, als die weiter südlich
gelegene Sierra pintada (eine tiefe Barranca in der schon erwähnten
Hochfläche, in die der Rio Atuel hineinstürzt; das Brausen des Kata-
raktes ist weithin vernehmbar) sind durch die mannichfachen leuchtenden
Farben ihres Gesteins ausgezeichnet. Beim Eintritt in das Hügelland
der Sierra de San Rafael erscheinen neben den weiter oben für die
Ufer des Diamante genannten Gehölzen einige bisher noch nicht beob-
achtete Typen wie Larrea nitida Cav., Caesalpinia praecox R. et P.
(Brea), Poinciana Gilliesü‘ Hook. |[Caesalpin.], Zuccagnia punctata Cav.
[Caesalpin.] (Jarila macho; sieht im Habitus der Zarrea divaricata
Cav. sehr ähnlich), Cereus sp. (wird 1,5 bis 2 m hoch, hat hellpurpurne,
kleine Blüten; in den höheren Lagen sehr häufig), @ochnatia glutinosa
Don [Compos.] und Mrikania tenuiflora Griseb. [Üompos.]. Südlich von
Cerro de la Guardia folgt eine zur Sierra pintada und weiter zum Atuel
sich senkende Fläche, die, hauptsächlich von Gräsern — besonders
Diachyrium und Panicum patagonicum — bewachsen, nur hier und da nie-
drige Gebüsche von Larrea cumneata, L. nitida oder Ephedra ochreata
zeigt. Hier erscheint zum ersten Mal Grindelia pulchella Bth. |Compos.],
die später, am Fuss der Cordillere, von San Carlos im Norden an
bis zur Sierra de Loncoche und weiter südlich oft ausgedehnte Strecken
bedeckt. Von seltneren Arten wurden in dieser Steppe Chenopodium
papulosum Mog. Tand. und Verbena crithmifolia Gill. et Hook. (von
schwerem Wohlgeruch) bemerkt.
Ueber den Puente de Nihuil, unweit des Fortins gleichen Namens,
passirten wir den dunkelgelbbraunen Atuel, der sich bald unterhalb
der Brücke in eine tiefe Schlucht der Sierra pintada stürzt. Hier
treten wir in ein Gebiet etwas salziger Pampa ein, das wir nun dem
Atuel und später seinem südlichen Arm, dem Rio Salado, folgend
durchziehen. Die durch ihr massenhaftes Auftreten bemerkenswertesten
Pflanzen dieser Region sind Zamba und Cachiyuya, zwischen deren
Gebüschen sich dünnbewachsene Grasflächen ausdehnen (Junguillo, Tupe),
die hin und wieder von Gruppen der Zphedra ochreata Miers. oder
des Molle (Schinus dependens Ort. var.) unterbrochen werden. Auf
den nicht seltenen Salzstellen wachsen Distichlis (2 Arten), Juncus Sp.,
Suaeda, Spirostachys, Holopeplis |Ohenopod.], Statice brasiliensis Boiss.
Die bemerkenswerteste Pflanze dieser salzigen Striche ist jedoch
Niederleinia zumiperoides Hieron., ein kleiner, zerbrechlicher, graugrüner
Strauch aus der Familie der Frankeniaceen, der im Aussehen ein
102 F. Kurtz:
Deminutivum der in den Gärten als Juniperus prostrata Pers. eultivirten
Pflanze darstellt. Diese Art, von G. Niederlein auf den Ufern der
Salzsümpfe „Narraco“ (nördlich vom Rio Colorado) während der Ex-
pedition Roca’s zum Rio Negro zuerst gefunden, bedeckt hier eine be-
deutende Fläche: von Tendrica am Fuss des Cerro Nevado und
der Laguna Llanganelo im Osten bis zur Junta del Atuel und
Agua Nueva im Westen und Norden; sie findet sich in niedrigen
kreisförmigen Gruppen, die bis zu 1 m Durchmesser besitzen.
Oberhalb der Vereinigung des Atuel und des Salado („La Junta“)
erscheinen, in immer grösserer Zahl und Menge, je näher man den
Vorbergen der Cordillere kommt, eine Anzahl Typen, die eine schmale
Randzone der andinen Flora charakterısiren, welche die subandine
Zone genannt sein soll, und welche die ersten niedrigen Anhöhen
sowie das an die Sierra stossende Flachland einnimmt. Im Aligemeinen
unterscheidet sich diese Region von der Pampa durch grössere Häufigkeit
von Gebüschen, die meist in dichten inselartigen Gruppen zusammen-
stehen. Bäume giebt es, mit Ausnahme des Uhacay (Colletia Doniana
Clos) [Rhamn.] und einiger grosser Exemplare des Molle nun nicht
mehr. Mit den gleich anzuführenden subandinen Arten mischen sich
hier noch gewisse Pampa-Formen, wie die Species von Larrea, Pro-
sopis alba und Oondalia lineata, die indes ebensowenig, wie die subandinen
Pflanzen in die eigentliche Cordillere eintreten. Subandine Typen sind:
Monnina dietyocarpa Griseb., Prosopis Alpataco Phil. (ein Strauch von
1 bis 1,5 m Höhe), Oassia conjugata B. et P. (ex descript. apud Bentham;
ein zierlicher, 0,5 m hoher Strauch mit grossen Gruppen golden
leuchtender Blüten), Anarthrophyllum rigidum (Gill.) Bth. et Hook.
[Papilion.] (silbergrauer Strauch), COolletia Doniana Clos (Uhacay; zier-
licher, frischgrüner Baum oder Strauch, der sich an Arroyos (Bächen)
und quelligen Stellen findet, die weissen Blüten honigduftend; sehr ver-
breitet; im Norden habe ich ihn bis zum Arroyo Faja gesehen, im
Süden bis zur Sierra de Loncoche), Ohuguiraga erinacea Don,
Doniophyton anomalum (Don) mihi, Gochnatia glutinosa Don, Gutierrezia
spathulata (Phil.) mihi var. ochroleuca mihi [Oompos.], Senecio salsus Griseb.,
Neosparton andinum mihi [Verden.] (sehr verbreitet und sehr häufig;
mitunter ist er die vorherrschende Pflanze wie z. B. zwischen Coy-
hueco und dem Rio Salado; nördlich bis zum Arroyo Papagayos ge-
sehen), Verbena flava Gill. et Hook., V. glauca Gill. et Hook, V.
seriphiordes Gill. et Hook., Lippia ‚Foliolosa Phil., Armeria sp., Trieycla
spinosa Cav. (Monte negro; am Fuss der Cordillere stellenweise häufig,
z. B. zwischen Arroyo Chacayco und Malal-hue), Colliguaya integerrima
Gill. et Hook. [Euphorb.] (Colliguay; schlanker Strauch mit schmalen,
glänzend grünen Blättern; findet sich gewöhnlich in der Nähe der
Arroyos, daher oft mit dem COhacay vergesellschaftet; nördlich bis
Villavicentio gesehen), Ephedra ochreata Miers. Die meisten dieser
Bericht über zwei Reisen zum Gebiet des oberen Rio Salado. 103
Pflanzen verschwinden ebenso plötzlich, wie sie erscheinen, so Monnina,
Prosopis Alpataco, Cassia conjugata, Gochnatia, Neosparton und die
anderen Verbenaceen (ausgenommen vielleicht V. glauca), Tricycla und
Colliguaya. Colletia Doniana geht als niedriger Strauch ziemlich weit
den Salado aufwärts, Anarthrophyllum und Doniophyton erscheinen
noch in der Mitte des Thales, während der allgegenwärtige Molle in
einer Varietät (var. andinus Engl.) fast so hoch wie Adesmia pinifolia
Gill. hinaufgeht (letztere bildet hier die Baumgrenze).
Ungefähr an der oberen Grenze der subandinen Region, im Thal
des Arroyo de la Cienegita, hat sich ein ziemlich ausgedehnter Sumpf
gebildet, der — zwischen der vorherrschenden Cortadera — Arten von
Ranunculus, Anagallis, Mimulus, Plantago, Armeria, Juncus, Scirpus und
Koeleria aufwies. Der Juncus (Mandoni Buch. — an depauperatus
Phil. — quien sabe?) und die kleine, kaum zollgrosse Armeria be-
decken grosse Strecken, in denen, nahe einer von Ohacay beschatteten
Quelle, sich der stattliche und sehr vielgestaltige Plantago macrostachys
Don zeigt. Hier sah ich auch die niedrigsten Exemplare des @ynerium
argenteum Nees; die ganze Pflanze hatte nicht mehr als 0,15 bis 0,5 m
Höhe. Dieser Sumpf wurde auf seiner südlichen Seite von Ohacay-
und COolliguay-Gebüschen begrenzt; von den trocknen Gehängen hoben
sich gelbleuchtende Gruppen der Cassia conjugata R. et P. ab und
weiter hinauf dehnten sich graugrüne Gebüsche des Oruzero (Berberis
Grevilleana Gill.) aus, der mit seinen furchtbaren Stacheln die zer-
brechlichen Ranken der Matisia retrorsa Cav. |Compos.] beschützt
(auch eine andere schöne Pflanze, die zarte Stipa Neaei Nees, scheint
- stets den Schutz eines vegetabilischen Rauhbeins zu suchen).
Neben den subandinen Pflanzen zeigen sich hier auch schon einige
Formen der mittleren Andenregion, unter denen Adesmia trüjuga Gill.
var. robusta Hook. und Dipyrena glaberrima Gill. et Hook. [Verben.]
am häufigsten sind.
Auf die subandine Region folgt eine Zone, die ich die mittelandine
nenne und deren Umfang durch die horizontale und verticale Ver-
breitung der Lena amarilla (Adesmia pinifolia Gill.) angegeben ist.
Man kann das erste Erscheinen dieses in der mittleren Andenregion —
bis zur Baumgrenze — sehr verbreiteten Strauches um so eher als
eine Vegetationsgrenze ansprechen, als mit ihm zugleich eine ganze
Gruppe von bisher nicht beobachteten Gewächsen erscheint. Auf un-
serem Wege, den Rio Salado aufwärts, erreichten wir das Gebiet der
Lena amarila (so wird die Adesmia pinifolia wegen der hellgelben
Rinde ihres Stammes und ihrer Zweige genannt) auf der Cumbre des
kleinen Portezuelo (Passes), der das Seitenthal des Arroyo de la Ciene-
gita von dem Hauptthal des Rio Salado trennt. Hier erscheinen, aus-
gedehnte Gebüsche bildend, neben Adesmia pinifolia, Anarthrophyllum
rigidum Bth. et Hook., Adesmia trijuga Gill. var. robusta Hook., Ephedra
104 F. Kurtz:
americana W.(mit weissen, rosa und roten Früchten), Tetraglochin strictum
Poepp. und Oassia Arnottiana Gill. (ein saftiggrüner Strauch von 0,2 bis
1,5 m Höhe mit grossen dottergelben Blüten, sehr verbreitet im Bereich
der Lena amar:lla, sein Vulgärname ist Mayd. Von Stauden und
Kräutern fallen hier besonders ins Auge Malesherbia solanoides Mey.
[Malesherb.] (verbreitet; schöne Pflanze mit cerömefarbigen Blüten),
Argylia Bustillosii Phil. [ Bignon.] (mitunter ganze Gehänge überziehend,
mit grossen, hellgelben Rachenblüten), Schizanthus [Scrophul.], Acaena
sp. div. [Rosaec.], Nassauvia axıllaris (DC.) Bth. et Hook. [Compos.]
(diese erinnert, wenn mit Blüten bedeckt, an weissliche Korallenstöcke).
Der oberhalb des Portezuelo de la Cienegita gelegene Teil des
Rio Salado-Thales zeigt sich, von der Passhöhe des Portezuelo aus
gesehen, als ein ziemlich breites Thal von steilen Felswänden ein-
geschlossen, die fast kahl zu sein scheinen. Ueber diese Ketten er-
heben sich schneebedeckte Gipfel, wie z. B. die Cerros de los Blancos,
de los Morros und besonders die schöne Gruppe der Sierra des
Portezuelo ancho. Der Weg kreuzt am Fuss des Portezuelo de 1a
Cienegita den Salado und führt an nur unten bewachsenen Hängen
entlang allmählich aufwärts. Die auffallendste Erscheinung an diesen
braungelben bis braunroten Gehängen sind die frischgrünen, bis über
l m im Durchmesser haltenden Halbkugeln der Azorella Giliesi
Hook. [Umbellif.]. Weiter aufwärts passiren wir einen wildzerrissenen
Basaltrücken, der, nahe bei dem Wege, einen kleinen hellhimmelblauen
See, die Laguna de las Piedras negras, umschliesst. In der Lagune
selbst scheinen keine Pflanzen zu wachsen; auch ihr aus Basaltblöcken
gebildetes Ufer ist vegetationslos. Dagegen wächst in den Felsspalten
des Basalts eine hohe Urtica und Sporobolus deserticola Phil., ein un-
gemein zierliches Gras, das auch auf dem Gerölle des Salado beobachtet
wurde (auf der anderen Seite des Basaltrückens findet sich eine grau-
grüne, gelbblühende Phyllactis |Valerian.], die sonst nirgend weiter ge-
troffen wurde). In dem Arroyo, der aus der Laguna de los Piedras
herauskommt, finden sich ausgedehnte Horste von Scirpus riparius
Presl (f. inflorescentia contracta) und Gruppen des mächtigen Senecio
Hualtata Bert. An dieser Stelle verengt sich das Thal bedeutend,
verbreitert sich aber bald zu dem weiten Kessel des Puesto de los
Molles. Dieser Ort, aus drei oder vier zerstreuten Anwesen bestehend
(die nur im Sommer bewohnt werden), ist ein alpines Vorwerk des
am Rande der Pampa gelegenen Estancia Coy-hueco, die, wie das
ganze Thal des Salado, Don Domingo Bombal in Mendoza gehört.
Bekannter ist Los Molles, das am Wege zum Planchon-Pass gelegen
ist, durch eine heisse (45° C.) Schwefelquelle geworden, die an einem
thonig-sandigen Abhang des Rio Salado liegt. Die Banos de los
Molles, von den Bewohnern selbst der weiteren Umgegend benutzt,
sind höchst primitiver Art. Am Fuss des niedrigen Abhangs, dem
Bericht über zwei Reisen zum Gebiet des oberen Rio Salado. 105
die Quelle entspringt, hat man ungefähr 4 Bäder („Badelöcher“) in
die Erde gegraben, die miteinander durch kleine Zuleitungsgräben
verbunden sind. Ueber dem grössten der Badelöcher (das deshalb
‘auch von Damen benutzt wird) hat man aus einigen Stämmen der
Lena amarilla und den Blättern und Halmen des mächtigen @ynerium
argenteum eine kleine unbequeme Hütte gebaut, die nicht einmal
Schutz vor den heftigen Thalwinden gewährt; der grösste Luxus der-
selben ist ein im Wasser befindlicher Stein, auf den der Badende sich
setzen kann, so den widrigen Schlamm des Grundes vermeidend. Die
Andeutung eines Badehötels ist auch vorhanden, in dem Sr. Juan
Bautista Fuensalida, der Administrador von Coy-hu&co, zum Gebrauch
für seine Frau aus wurzelverfilzten Erdstücken, Cortaderaschilf und
Holz der Lena amartilla einen kleinen Rancho (Hütte) hat bauen lassen,
der nur durch die Thür sein Licht empfängt. Im Januar und Februar
1893 hatte sich sogar so etwas wie eine „Badesaison“ angesponnen,
über die weiterhin berichtet; werden soll.
Auf dem die Badestellen umgebenden grauen Thonschlamm ist
die bemerkenswerteste Pflanze Triglochin maritima L., die hier ihren
zweiten aus der südlichen Hemisphäre bekannten Fundort hat (vergl.
Mare Micheli in DC. Suites au Prodromus III. p. 107). Häufiger als
Triglochin maritima ist auf dem Schlammboden nur noch Distichlis
thalassica (Kth. in H. et B.) Desv., und ferner wurden hier noch be-
merkt Ranunculus Oymbalariae Pursh, Baccharis subulata (Don msec.)
Hook. et Arn., ein Juncus, eine Glyceria, Achyrophorus andinus DC. (?).
Letzterer ist auch sonst an feuchten Stellen nicht selten.
Wie schon erwähnt, sieht der von Portezuelo de la Cienegita
sichtbare Teil des Salado-Thales ziemlich kahl aus. Bis zur Thal-
weitung von Los Molles zieht sich auf dem rechten Ufer des Flusses
eine schroffe hohe Felswand hin, in die nur wenige kleine, steile
Thäler eingeschnitten sind. Gegenüber von den Banos führt ein
ziemlich breites Thal, das Valle de las Vayas.altas, auf diese Kette
hinauf, die bald darauf mehr vom Fluss zurücktritt und Raum für
eine breite Terrasse macht, die uach dem Fluss zu oft sumpfig wird.
Das linke, nördliche Ufer, welches im Ganzen auch steil zum Fluss
abfällt, ist, wie schon erwähnt, einmal durch den Basaltrücken und
die kleine Laguna de las Piedras negras etwas abwechslungsreicher
und dann öffnet sich auf seiner Seite der weite Thalkessel von Los
Molles. Dieser Kessel, der in zwei Hauptterrassen zum Fluss abfällt,
ist im Norden von einer Kette eingeschlossen, deren beide hervor-
ragendste Gipfel der Cerro de las Banos (im Westen) und der Cerro
de los Molles (im Osten) sind. Beide Berge — massig und breit —
sind oben kahl und mit einigen im Winter schwarz aussehenden
Gruppen der Lena amarilla besetzt, aber ihre Flanken zeigen grössere
und kleinere hellgrüne Flecke — sumpfige Gehänge, aus denen die
106 F. Kurtz:
kleinen Rinnsale strömen, die schliesslich vereint als Arroyo de los
Molles das Thal durchfliessen. Die unteren Terrassen der Berge sind
von mehr oder weniger dichtem Buschwald bekleidet, der unabänderlich
aus folgenden Arten besteht (nach der Häufigkeit ihres Vorkommens
geordnet): Molle, Adesmia triüjuga, Uhuguiraga oppositifolia, Dipyrena,
Ephedra americana, Cassia Arnottiana, Berberis Grevilleana, Anarthro-
phyllum, Tetraglochin und von niedrigeren Pflanzen: Argylia Bustillosis,
Verbena spathulataGill. et Hook. (mit hellblauen, weissen oder rosa Blüten;
ein wunderhübscher Strauch), Nassauvia awiıllaris, Malesherbia, Melo-
sperma [Scrophular.] Lupinus macropus, Tropaeolum polyphyllum und
Ehodolirion montanum |Amaryl.] Weiter hinauf begegnet man noch
Gruppen von Molle, Lena amarilla und Dipyrena, bis schliesslich als
höchstwachsender Strauch die Lena amarilla übrig bleıbt. Die immer
in neuen Mischungen erscheinenden Farben der häufig auftretenden
Verbena spathulata, Malesherbia (weissgelb) und Khodolirion (hellpurpurn)
verleihen den mittleren und unteren Hängen einen besonderen Schmuck,
Auf den kiesigen Flächen zwischen den Ranchos von Los Molles
dehnen sich grüne, wiesenartige Striche aus, die ihr Dasein haupt-
sächlich dem zahlreichen: Vieh (Kühe und Schafe) verdanken, das teils
in Los Molles während des Sommers stationirt ist, teils — auf dem
Weg nach Chile — vorüberzieht. Einmal hat das Vieh den Boden
verbessert, und dann hat es auch Samen herzugetragen von Pflanzen
wie z. B. Te encelioides (Cav.) Bth. et Hook. [Compos.], Astragalus
unfultus L’Her., Glycyrrhiza astragalina Gill. Näher dem Flusse auf
etwas nassem Baden bilden verschiedene Gräser, besonders zwei Arten
von Distichlis, wiesenartige Streifen.
Es folgt hier das Verzeichnis der wichtigeren oder häufigeren
Pflanzen der mittelandinen Region, soweit ich dieselben bis jetzt
bestimmen konnte.
Ranunculaceae.
Ranunculus Oymbalariae Prusch.
R. peduncularıs Sm.
Berberidaceae.
Berberis empetrifolia Lam. (Sarsaparila).
B. Grevilleana Gill. (Oruzero).
Orucifer.ae.
Hexaptera pinnatifida Gill. et Hook.
Cistaceae.
Helianthemum sp. (mit purpurnen oder weissen Blüten).
Caryophyllaceae.
Arenaria serpylloides Naud. (?)
Bericht über zwei Reisen zum Gebiet des oberen Rio Salado. 107
Oxalidaceae.
Oxalis platypila Gill. apud Hook. et Arn.
Tropaeolaceae.
Tropaeolum polyphyllum Cav. Schöne Pflanze mit hellschwefelgelben
bis bräunlich-orangefarbenen Blüten, die sich besonders häufig an
den Gehängen der Arroyos findet (in einem Seitenthal des Rio
Atuel bedeckte es sandige Abhänge wie gesät). Buchenau
(Engler’s Bot. Jahrbücher XV, S. 231) giebt diese Art nur für
Chile an, aber sie ist aus Argentinien schon seit über zwanzig
Jahren bekannt (B. A. Philippi, Sertum mendocinum Il 1870,
No. 34: „muy comun en el Valle del Tunuyau“, und F. Kurtz
in Bot. Acad. Nac. de Ciencias en Cordala, 1X 1886 p. 367—368:
Valle superior del Rio Mendoza Puente del Inca). Das Rhizom
ist sehr lang, zäh und rübenförmig, und sehr schwer aus den
Felsspalten herauszuholen.
Rhamnaceae.
Colletia nana Clos.
©. Doniana Clos (Chacay).
Anacardiaceae.
Schinus dependens Ort: 5. andinus Engl.
ÜCaesalpiniaceae.
(assia Arnottiana Gill. (Maya).
Papilionaceae,
Anarthrophyllum rigidum (Gill.) Bth. et Hook.
Adesmia pinifolia Gill. (Lena amarilla, Coy-mamil).
4. irjuga Gill. var. robusta Hook. (Ohoique-mamil; Choique ist der
amerikanische Strauss).
Astragalus unifultus L’Her. (Yerda loca).
Lathyrus anomalus Phil.
L. macropus Gill. (Agua de nieve; bis hoch hinauf sehr verbreitet,
mitunter ganze Gehänge weissblaubunt färbend, wohlriechend).
Rosaceae.
Acaena sp. div. (Cardillo).
Tetraglochin strietum Poepp.
Onagraceae.
Gayophytum humile A. Juss.
Loasaceae.
Cajophora Kurtzii Urb. et Gilg (Ortiga).
Q. scandens Mey. et Kl. (Ortiga caballuna).
Loasa trieolor Ker var. mendocina Urb. et Gilg.
108 F. Kurtz:
Umbelliferae.
Asteriscium chilense Ch. et Schldl.
Azorella Gilliesii Hook.
Mulinum spinosum Pers. (Yerba negra, Chinchimari, 'Chinchimal).
Valerianaceae.
Phyllactis sp.
Öompositae.
Baccharis microphylla Kth. in H. et B.
B. subulata (Don) Hook. et Arn. et var BP H. et A.
Gutierrezia spathulata (Phil.) ms. (Yerba del vuitre).
Haplopappus glabratus Phil.
Senecio albicaulis H. et A.
$. holophyllus Remy.
S. Hualtata Bert.
5. salsus Griseb.
Solidago linearifolia DC.
Ohuquiraga oppositifolia Gill. et Don ( Ketamiilo).
Doniophytum anomalum (Don) m. (Ohuguiraga anomala Don, Donio-
phytum andicolum Wedd.)
Mutisia retrorsa Cav. (M. runcinata W.)
Nassauvia asillaris (DC.) Bth. et Hook.
Achyrophorus andinus DC. (?)
Primulaceae.
Anagallis alternifolia Cav.
@Flaux mucronata Phil.
Gentianaceae.
Gentiana Sp.
Solanaceae.
Trechonaetes laciuiata Miers.
Scrophulariaceae.
Oalceolaria plantaginea Sm.
Melosperma andicola Bth.
Mimulus luteus 1.
Schizanthus Sp.
Bignoniaceae.
Argylia Bustillosü Phil.
Verbenaceae.
Dipyrena glaberrima Gill. et Hook.
Verbena juniperina Lag.
V. microphylla Kth. in H. et B.
V. spathulata Gill. et Hook.
Bericht über zwei Reisen zum Gebiet des oberen Rio Salado. 109
Plantaginaceae.
Plantago macrostachys Desv.
Polygonaceae.
Oxytheca dendroidea Nutt.
Santalaceae.
Quinchamalium sp.
Urticaceae.
Urtica sp.
Iridaceae.
Sisyrrhynchium fleeuosum Phil.
Amaryllidaceae.
Rhodolirium montanum Phil.
Juncaceae.
Juncus Mandoni Buch. (J. depauperatus Phil. ex specimine autoris).
Juncaginaceae.
Triglochin maritima L.
Öyperaceae.
Carex atropicta Steud.
Scirpus riparius Presl.
Gramineae.
Bromus macranthus Mey.
Deyeuzxia andina Phil. (An feuchten Stellen häufig.)
Distichlis thalassica (Kth. in H. et B.) Desv.
Festuca acanthophylla Desv. (Coira bravo).
Gynerium argenteum Nees.
Hordeum comosum Presl.
Poa annua L. (an sponte?).
Sporobolus deserticola Phil.
Stipa Neaei Nees.
Gnetaceae.
Ephedra americana W.
Etwas oberhalb des Baches Arroyo Alfalfalito beginnt die Vege-
tation einen anderen Charakter anzunehmen. Die einzigen höheren
Gebüsche sind Lena amarilla, Berberis emypetrifolia und Argylia Bus-
tllosii (die letzten beiden oft ganze Gehänge bedeckend); hier er-
scheinen andere Arten von Acaena, ferner Species von Oxytropis, Epi-
lobium, Carex, Arenaria, Plantago und Lanunculus, ferner sieht man
die niedrigen Polster von Verbena juniperina und V. microphylla; aus
den Berberis-Gebüschen leuchten die gelben Blüten von Sisyrrhynchium
110 F. Kurtz:
flexuosum, an Felsabhängen wächst die graugrüne Hexaptera pinnatifida,
und in den meist von den unbarmherzigen Stachelpolstern der Festuca
acanthophylia bedeckten Sümpfen erheben sich Gruppen eines gross-
blättrigen Senecio, der in der Tracht an 8. Hualtata erinnert.
Und bald haben wir die letzten, in Schluchten verborgenen Gebüsche
der Lena amarilla passirt und begrüssen, zum Portezuelo ancho an-
steigend, eine neue Flora von niedrigen Pflanzen gebildet, die meist
grosse, schöngefärbte Blüten besitzen. Eine Ausnahme von dieser
Regel macht indes gleich einer der ersten und häufigsten Vertreter
der hochandinen Flora (wie diese Pflanzengemeinschaft genannt sein
soll), die graugrüne Oxychloö andina Phil., eine Juncacee, die auf
sumpfigen Stellen verbreitet, äusserst dichte, harte, halbkuglige Polster
bildet, die bis 1 m Durchmesser und bis 0,6 m an Höhe erreichen. Von
bemerkenswerten Pflanzen dieser Region seien erwähnt Drodiaea Poeppi-
giana,(Gay) ım., eine niedliche Liliacee mit weiss und schwarz gestreiften
Blüten, Ohamelum Bodenbenderi m., einem Orocus ähnlich, mit weisslich-
rosa Blüten, die sonderbare Anemonee Barneoudia chiensis Gay, deren
braune Blütenknospen sich durch den Schnee hindurchthauen wie
Soldanella es in den europäischen Alpen macht, Cajophora pulchella
Urb. et Gilg, eine diebt am Schnee wachsende zarte Loasee und
schliesslich /hleum alpinum L., das hier ebenso vergnügt wächst
wie auf der Elbwiese.
Etwas verschieden von dieser Flora, deren Pflanzen auf sumpfig-
torfigem Boden gedeihen und oft zu kleinen grünen Gruppen vereint
sind, ist die Vegetation der Geröllhalden und kahlen, verwitterten
Gipfel, wie sie am Cerro de los Molles und am Cerro de los Baüos
beobachtet wurde. An diesen Orten erscheinen die Pflanzen meist in
einzelnen Individuen, die zwischen dem Gestein kaum sichtbar sind
und einige Arten verbergen sogar ihre Anwesenheit durch Farben, die
den Tönungen der Felsen ähnlich sind, wie z. B. Barneoudia chilensis,
verschiedene Viola-Arten aus der Gruppe der Rosulatae, Calandrinia
pieta Gill. [Portulac.|, Pozoa hydrocotylifolia Field. et Gardn. [Umbellif.]
und Carmelita formosa Gay |Compos.]. Die auffallendsten Pflanzen dieser
Geröllregion sind Loasa petrophila Urb. und Gilg, mit weissen Blüten
und feinzerschnittenen Blättern, das derbe, graue Uuleitium Poeppigü
DC. (die Vira-vira der mendoziner Cordillere, der man den Keuch-
husten lindernde Eigenschaften zuschreibt wie den gleichfalls zu
den Compositen gehörigen Vira -vira’s von Cördoba: Gnaphalium
luteo-album L. und Senecio Vira-vira Hieron.) und Zeuceria Oontrayerba m.
Letztere ist eine niedrige Composite mit einer grundständigen Rosette
dieklicher graugrüner Blätter und einzelnen grossen, porzellanartigen
Blüten die innen weiss, aussen trübpurpurn sind; die Serranos sammeln
die Wurzeln dieser Oontrayerba genannten Pflanze, um dem Tabak
Wohlgeruch zu geben; auch soll das Decoet derselben gut gegen Magen-
schmerzen sein.
Bericht über zwei Reisen zum Gebiet des oberen Rio Salado. 111
Es folgen hier.die Namen der aus der hochandinen Zone bisher
bestimmten Arten.
Ranunculaceae.
Barneoudia chilensis Gay var. major (Phil.) m.
kanunculus peduncularis Sm. var. minor Wedd.
Orucifer ae.
Hexaptera pinnatifida Gill. et Hook.
Violaceae.
Viola sp. 2 (e sectione Rosulatarum).
Caryophyllaceae.
Oerastium sp. 2 vel 3.
Portulacaceae.
Oalandrinia affınis Gill.
C©, dianthoides Phil.
©. picta Gill.
Osxalidaceae.
Oxalis compacta Gill.
Rhamnaceae,
Colletia nana Clos.
Papilionaceae.
Lathyrus anomalus Phil. (?)
Loasaceae.
Cajophora pulchella Urb. ei Gilg.
Loasa petrophila Urb. et Gilg.
Umbellifer ae.
Larretia acaulis Gill. et Hook.
Mulinum spinosum Pers. f. humilis (fructibus brunneis).
Pozoa hydrocotylifolia Field. et Gardn.
Sanicula macrorrhiza Colla.
Calyceraceae.
Boopis sanjuanina Hieron.
Compositae.
Ouleitium Poeppigü DC. (Vira-vira).
Caloptilium Lagascae Hook. et Arn.
Carmelita formosa Gay.
2 F. Kurtz:
Leuceria (Chabraea) Contrayerba m. (Contrayerba).
Nassauvia asillaris (DC.) Bth. et Hook.
N. glomerata (Gill.) Wedd.
Perezia carthamoides (Don) Hook. et Arn.
P. (Clarionea) piifera (Don) m.
Solanaceae.
Trechonaetes lacıiniata Miers.
Verbenaceae.
Verbena erinacea Gill. et Hook.
Plantagınaceae.
Plantago uncialis Desv.
Polygonaceae.
Kumex magellanicus Campd.
Iridaceae.
Sisyrrhynchium flor. purpur. (S. fAorıbundo Phil. aff.)
COhamelum Bodenbenderi m.
Liliaceae.
Brodiaea (T'ritelia) Poeppigiana (Gay) m.
Juncaceae.
Juncus Mandoni Buch.
Ozxychloe andina Phil.
Gramineae.
Deyeuxia andina Phil. f. kumilis m.
Phleum alpinum L.
Filices wurden während dreier Reisen in dieser Region nicht
gefunden; eine Form von Aspidium aculeatum Sw. fand ich am Ost-
abhang des Cerro Nevado, und viel weiter im Süden, im Neuquen-
Gebiet, erscheint dann Aspidium mohrioides Bory.
Die Flora dieses Teils der argentinischen Cordillere ist nicht
sehr reich, bei Weitem nicht so reich und mannigfaltig wie die Vege-
tation der Gebirge zwischen Neuquen und Limay, wo ich z. B.’an den
Abhängen und in den Umgebungen der heissen Quellen des erloschenen
Vulkans von Copa-hu& während dreier Auflüge 106 Arten sammelte.
Mir scheint, dass weitere Untersuchungen der Vegetation der
nördlich vom Rio Neuquen gelegenen Cordillere Argentiniens immer
mehr darthun werden, dass diese Flora nichts ist als ein verarmtes
Derivat der chilenischen Cordillerenvegetation, das sehr wenige eigene
Bericht über zwei Reisen zum Gebiet des oberen Rio Salado. 113
Elemente besitzt. Den zwischen dem Klima des Ost- und des West-
abfalls der Cordillere bestehenden Unterschieden dürfte wohl in erster
Linie diese Erscheinung zuzuschreiben sein, welche übrigens ein Ana-
logon in dem Verhältnis besitzt, welches zwischen der reichen Vege-
tation der californischen Seite der Sierra Nevada und der ärmlichen
Flora des Ostabfalls derselben Kette besteht.
Die Vegetation der durchzogenen Strecken lässt sich zwanglos
in folgender Weise gliedern:
A. Gebietder Pampa, deren Flora sich ändert nach den Standarten:
1. eigentliche Pampa, 4. Flussthäler, Seen,
2. Salitrales, 5. Gebirge in der Pampa.
3. Dünen,
B. Gebiet der Cordillere mit den Unterabteilungen:
a. Subandine Zone: reicht vom Verschwinden der Pampa-Flora bis
zum Auftreten der Lena amarılla (Adesmia pinifolia Gill.)
b. Mittelandine Zone: vom Erscheinen der Lena amarilla bis zu
ihrer oberen Grenze.
e. Hochandine Zone: oberhalb des Vorkommens der Lena amarilla
bis zum ewigen Schnee.
Hiermit hätte ich die botanischen Ergebnisse der beiden 18831—92
und 1892—93 unternommenen Cordillerenreisen geschildert, soweit mir
dies augenblicklich möglich ist, und es erübrigt nur noch, das Itinerar
zu vervollständigen. Von unserem Lager am Arroyo Alfalfalito (im
oberen Thal des Salado, am Fuss des Portezuelo ancho) ritten wir
zurück nach Cienegita und nahmen dann unseren Weg über Rodeo
viejo (einem Hochthal in der Cordillere) nach Malal-hue (oder Estable-
eimiento Beltran), dem Besitztum des Generals Rufino Ortega, der
uns schon 1838 über einen Monat lang Gastfreundschaft in seinem
Hause gewährt hatte. Inzwischen hatten sich die Zeiten für den
General sehr geändert. Mit dem Sturze Miguel Juärez Celman’s
stürzte auch er, d. h. wurde sein Credit bei der Nationalbank in Men-
doza „alle“ und dazu kam die Heuschreckenplage von 1892: die über
eine Quadratlegua grossen Alfalfales, die Weizenfelder u. s. w. waren
gänzlich abgefressen, so dass man das noch vorhandene Vieh in die
Sordillere getrieben hatte. Statt der über 400 betragenden Zahl von
Peones (Knechten), die von über 30 Capatazes (Grossknechten) zu Pferde
befehligt wurden, statt des regen, militärisch geordneten Lebens im
Jahre 1888 absolute Stille, riesige Siesta: auf dem über eine Cuadra!)
grossen Hof nicht ein Mensch. Schule, Apotheke, Kapelle waren ver-
schwunden. Nur die 1888 noch sehr kleinen Pyramidenpappeln waren
trotz der schlechten Zeiten und der Heuschrecken (eine Heuschrecke
1) Eine Cuadra ist ein Längenmass von 144 m; eine Quadrat-Cuadra wird
ebenfalls als Cuadra bezeichnet.
Abhandl, des Bot. Vereins für Brandenb. XXXV, 8
114 F. Kurtz:
muss noch viel schlechter daran sein, als es ein Juarista 1892 war,
ehe sie Pappelblätter angreift!) rüstig in die Höhe gewachsen und
machten deswegen einen beinahe streberhaften Eindruck. Auch hatte
man dem alten ausgebrannten Mühlenthurm ein Dach aufgesetzt. Im
Februar 1893 besuchte ich den General — in Sachen der Patagonier-
schädel — auf seinen Besitztum Rodeo del Medio bei Mendoza und
fand dort seinen Weinbau im besten Gange: hundert Quadrateuadras
waren in musterhafter Weise mit französischen Reben bepflanzt, gut
bewässert, von Unkraut frei. Enfin, hier hat sich Don Rufino wieder
etwas erholt. Nachdem ich in strömendem Regen die Vignas hatte
bewundern müssen, wurde ich am Ende des Abends bei einem hiesigen
Pfänderspiel öffentlich als „alter Schreibtisch“ von dem übermütigen
jungen Gemüse versteigert.
Nachdem wir in Malal-hue (von hier aus besuchte ich das West-
ufer der Laguna Llanganelo, das von ausgedehnten Beständen der
Typha domingensis Pers. bedeckt ist; auch eine Phragmites wurde
beobachtet) die wenigen Bekannten begrüsst und uns etwas: ver-
proviantirt hatten, nahmen wir unseren Rückweg’ über die Junta del
Atuel und über die wasserlosen Ebenen, die sich vom Atuel bis zum
Diamante ausdehnen und meist von Panicum patagonicum und Diachyrium
bewachsen sind. Ueber eine grosse, mit dieker, schneeweisser Salz-
kruste bedeckte Saline hinweg erreichten wir eines Nachmittags spät
die ersten Felsen wieder (Los Yagueles), nahmen den Weg durch die
Sierra de San Rafael und kamen zwei Tage später (18. Februar) wieder
in Rama-caida in des biederen Ramon Mercado Hause an, aus dem
wir am 13. Januar abgeritten waren. Nachdem wir den armen Mulen —
die besonders an Bodenbenders Sammlungen schwer zu tragen hatten —
anderthalb Tage Erholung (d. h. Alfalfa) gegönnt, traten wir am
20. Februar den Rückweg an, dieselbe Strasse am Diamante entlang
zurückreitend, die wir gekommen. Unsere Mulen litten indes der-
massen von dem Futtermangel — die Heuschrecken hatten nichts als
die harten, keinen Nährwert besitzenden Blätter der Cortadera übrig
gelassen — dass wir beschlossen, sie zurückzulassen. In La Ovejeria —
eine halbe Tagereise vom Fortin Nuevo — mieteten wir Pferde und
ritten (24. Februar) bis zum Paso Algarrobo, dann, nach längerem
Aufenthalt, erhielten wir Tiere bis Paso de Sierra und von dort ritten
wir — den grössten Teil der Nächte mitbenutzend — nach San Luis,
wo wir am 29. Februar des Morgens ankamen. Am 2. März waren
wir wieder in Cördoba (wie wir dem Decan hatten versprechen müssen),
um nicht den Anfang der Vorlesungen zu versäumen, und am 19. März
hatten wir wirklich schon eine Sitzung in der Facultät. Unsere Leute
langten am 18. März wieder in Cördoba an. —
Die zweite Reise zum Rio Salado, welche ich allein unternahm,
da Bodenbender aus Familienrücksichten in Cördoba bleiben musste,
Bericht über zwei Reisen zum Gebiet des oberen Rio Salado. 115
verlief etwas bequemer. Ich fuhr mit der Bahn nach Mendoza, fand
durch die Vorsorge meines alten Bekannten Albert Runge die
Tropa bereits fertig vor, und fuhr den folgenden Tag (23. December)
mit der Mensageria südwärts, bis San Carlos (jetzt „Nueve de Julio“).
Hier wurde die Tropa beladen und der Weg südwärts über Yancha,
Arrovo Papagayos, Arroyo Faja, Rio Diamante zum Rio Atuel ge-
nommen und dann von der Estancia Coy-hueco aus durch die Berge
nach dem Rio Salado geritten, den wir unterhalb des Basaltrückens
vor Los Molles erreichten. Am Nachmittag desselben Tages (31. De-
cember 1892) kamen wir in dem Puesto an und am 1. Januar schlugen
wir das Zelt dicht bei den Banos, in der Nähe eines kleinen Arroyo auf,
Ueber den Verlauf der Reise von Mendoza bis zu dem schon
bekannten Thal des Rio Salado ist nicht viel zu sagen. Mit der
Mensageria (die ausgezeichnet gefahren wird: von Mendoza bis San
Carlos — etwas über 25 Leguas — werden sechs mal fünf Pferde vor-
gespannt, die den schweren Wagen, der hinten eine Art Brücke für
schweres Gepäck hat, stets im Galopp auf den zum Teil miserablen
Wegen vorwärtsbewegen) verlässt man Mendoza des Nachmittags gegen
2 Uhr, erreicht, fortwährend durch dem Weinbau und der Weinfabrikation
obliegende Vororte fahrend, gegen Avdend Lujan, wo man im Posthause
zu Abend isst, worauf Nachts um 1 Uhr weitergefahren wird. In der
Dunkelheit durchkreuzt die Post den grössten Teil der Travesia del
Tunuyan — einer wasserlosen von Buschwald bedeckten Strecke, in
der nur Zuccagnia und ÜOyclolepis von Interesse sind — und passirt
früh am Morgen den Arroyo Estacado und bald darauf den Tunuyan.
Hinter dem Arroyo Estacado beginnen wieder Colonien, die uns bis
San Carlos begleiten. Gegen 11 Uhr erreichen wir die Plaza dieses
ausgedehnten Ortes und gegen 12 steigen wir in dem über alle Be-
schreibung schmutzigen, widerwärtigen, von Fliegen wimmelnden
„Post-Hötel“ in Chilecito ab. — San Carlos, dessen Alamedas (Pappel-
Alleen) 7 Leguas lang sein sollen, isteine ausgedehnte Gruppe von Colonien,
die hier zwischen den Arroyos Aguanda und de Yancha entstanden ist und
deren verschiedene Teile verschiedene Namen, wie Chilecito, Tres
Esquinas, La Florida, Bella Vista führen. Zwei Kapellen und über
25 Almacenes |Wirtshäuser] existiren in diesem lebendigen Ort, dem
die hohen dichten Pappelreihen und das überall rauschende Wasser
der Asequias (Rieselgräben) eine hier sonst unbekannte Frische ver-
leihen. Hinter Bella Vista aber, dem südlichsten Teile von San Cärlos,
hören die Asequien und damit die Culturen auf und man tritt, zum
ersten Male wieder seit der Travesia del Tunuyan, in die unverfälschte,
staubige, heisse Hochfläche, nachdem an der letzten Asequia von Bella-
vista die Mulen noch einmal getrunken und der Mensch in dem dicht
dabei gelegenen Almacen sich noch einmal gestärkt hat -— denn die
nächste Pulperia (Schenke) blüht erst; in Agua caliente, wenig nördlich
vom Atuel.
116 F. Kurtz:
Ueber dürre Chinita-Pampa (Grindelia speciosa Bth.) hinweg führt
der Weg zur grünen Estancia Yancha, welche Güssfeldt auf seiner
Cordilleren-Reise berührte, hinter welcher der Weg zu der am Fusse
der Cordillere sich ausbreitenden Hochfläche hinaufführt. Bald — am
Arroyo Papagayos, hier ungefähr erscheint im Süden auch der Cerro
Diamante — beginnt die weiter oben als subandine Flora bezeichnete
Formation, deren erste Vorboten verschiedene Verbenaceen sind, unter
diesen besonders hervortretend Neorparton andinum m. mit fliederfarbigen
Blüten. Die dominirende Pflanze der Ebene aber bleibt bis zum Sa-
lado Grindelia speciosa Bth.
Weiter über kurzbewachsene Pampa mit zerstreuten Gebüsch-
gruppen und über die tiefen Thäler des Arroyo Hondo (in das Thal
dieses Arroyo führt eine von Dr. Salas in Mendoza angelegte Strasse,
die in dieser Gegend geradezu überraschend wirkt; dieselbe führt
zu den höchst interessanten Kohlenminen des genannten Herrn, inter-
essant, weil die Entstehung dieser schon als Steinkohle angesproche-
nen Bildung noch rätselhaft ist), de la Faja (hier sah ich die ersten
Bäume des Chacay) und Carrizalito erreichten wir den schlammigen
und ungemütlichen Diamante, den wir im Paso de la Reyna durch-
ritten. (Was für allerhand Gefühle man beim Durchreiten des
Diamante haben kann, hat der eben erwähnte Dr. Güssfeldt schön
und deutlich beschrieben; mitfühlende Leute mögen dies bei ihm selbst
nachlesen.) Jenseit des Diamante, an dem zum ersten mal Zamba
und Oachiyuya auftreten, ging es wieder zur Hochebene hinan, die
hier auf eine weite Strecke hin mit Anarthrophyllum rigidum (Gill.)
Bth. et Hook. (1 bis 2 m hohe silbergraue Büsche) bewachsen ist.
Dann geht es allmählich abwärts, am Cerro de los Vuitres vorbei
hinab zur Pampa, deren Rand wir bei Agua caliente, einem elenden
schmutzigen kleinen Rinnsal erreichten. Den folgenden Tag kreuzten
wir den Atuel, einen schmäleren, aber viel unangenehmeren Fluss als
der Diamante, und kamen nachmittags in Coy-hueco der Estaneia
Domingo Bombal an, von der aus die Puestos im Salado-Thal ver-
waltet werden, und wohin im Winter die Puesteros sich zurückziehen.
Von hier südwestlich abbiegend, statt südsüdöstlich zur Junta von
Salado und Atuel zu reiten, traten wir bald in die Berge ein und
ritten durch eine pittoreske, aber wasserlose Berglandschaft, aus der
wir am Mittag in das Thal des Rio Salado hinabritten. Auf den
Höhen hatten uns schon unsere alten Bekannten Adesmia pinifolia Gill.,
Lupinus macropus, Argylia Bustillosiü, Schizanthus, Calceolaria und
Malesherbia solanoides Meyen begrüsst. Im Thal heulte ein wütender
Wind thalab, gegen den ankämpfend (ich mit einem ein Meter im
Durchmesser haltenden Panama auf dem Kopf) wir gegen vier Uhr
nachmittags in Los Molles eintrafen.
Am 1. Januar 1893 schlugen wir, wie schon erwähnt, das Zelt
Bericht über zwei Reisen zum @ehiet des oberen Rio Salado. 117
auf, und richteten uns häuslich ein. Ein grosser in dem Zelt ge-
legener Felsblock war ein vorzügliches Fundament für die Feuerstelle
und „gute Stube“, als Mate-Salon und Punschwinkel an windstillen
Abenden, und ein neben dem Zelt stehender Molle-Busch diente als
Fleischschrank. Die Leute (mein Diener Vicente und Elia Reynoso,
ein Mendoziner, der schon Bodenbender und Vicente von September
bis November 1892 begleitet) bauten sich am Abhang des nächsten
Hügels Laubhütten als Schutz gegen den Wind, und unsere Tiere —
zwölf Mulen und die Madrina oder „Klingelstute“ — brachten wir in
einem grünen Seitenthale unter. Später, als wir bemerkten, dass die
Mulen (bekanntlich sehr wissensdurstige Tiere) öfters ohne Erlaubnis
über die Berge gingen, hielten wir sie im Thal auf einer Distichlis-
Wiese. Die Speisekarte wies täglich meist dasselbe auf; des morgens
Mate, zum Frühstück Hammelsuppe mit Reis oder Nudeln, nachmit-
tags Mate, zum Abend Suppe und Hammelbraten oder geschmortes
Hammelfleisch. Brot und — recht guter — Käse wurde zwischen
durch gegessen — wenn wir ihn hatten. Gemüse giebt es nicht; ob-
wohl Boden und Klima zum Anbau von Kartoffeln, Zwiebeln, Bohnen
u. Ss. w. ausreichend sind, fehlt den Argentinern dafür das Bedürfnis;
hin und wieder konnte man von einer aus Chile kommenden Tropa Kar-
toffeln oder einige Zwiebeln kaufen. Ganz anders wurde unsere Küche,
als Mitte Januar Don Juanbautista Fuensalida, der Admini-
strator von Coy-hueco, mit Familie und Dienerschaft anlangten. Da
wurden Rinder geschlachtet, da gab es Kartoffeln, Bohnen, Choclos
(unreife Maiskolben) und Anderes, was aus San Carlos, wo die Familie
wohnt, nachgeschickt wurde; einmal erlebten wir sogar eine Wassermelone.
Von diesem Lager aus wurden, abgesehen von beinahe täglich
gemachten kleinen Excursionen in die nächste Umgebung, eine Reihe
grösserer Ausflüge unternommen, so auf den Cerro de los Molles,
in die Valles de las Vayas altas, de Ubilla und de las Lenas ama-
rillas. Der grösste und bei Weitem interessanteste Ausflug ging von
Los Molles in fast nördlicher Richtung zum Thal des Rio Atuel, das auf-
wärts bis zum Fuss des prachtvollen, charakteristischen Cerro Sosneado
verfolgt wurde; von hier wandte sich der Weg steil bergan — weiter
oben z. T. über Schnee mit der von Güssfeldt beschriebenen Penitente-
Bildung führend — auf die Cumbre, von der aus man einen wunder-
vollen Blick auf die Cordillerenlandschaft geniesst. Dann verfolgten
wir den aus sehr schmutzigen Schneewindeln herauskommenden Rio
Tordillo auf schauderhaften Wegen abwärts, und bogen, nicht mehr
weit vom Valle Hermoso südöstlich ab, um über den Portezuelo ancho
(reich an unerreichbaren Guanaco’s) nach Los Molles zurückzukehren.
Der letzte Ausflug galt dem Cerro de los Banos.
Bei unserem Eintreffen in Los Molles fanden wir in dem von
Don Juanbautista gebauten Rancho Mr. Jean Cornu, einen fran-
113 F. Kurtz:
zösischen Basken, eingerichtet, der seines Rheuma’s wegen vom Cuadro
Gracia bei San Rafael nach Los Molles gekommen war, wo er schon
seit Anfang December residirte. Die Einförmigkeit seines Badelebens
vertrieb er sich durch einen christlichen kleinen Handel mit Mehl,
Zucker, Mate, Tabak und Aguardiente (Schnaps), wobei er — um den
Serranos das lästige Rechnen zu erleichtern — den einfachen Peso als
kleinste Einheit festgesetzt hatte. Als Sr. Fuensalida ankam, musste
Mr. Cornu etwas eilig das Bade - Hötel verlassen und baute sich mit
' Hilfe meiner Leute unmittelbar oberhalb des Bades eine Laubhütte.
Als bald darauf sein Bruder und ein dicker fideler Mineningenieur,
Mr. Violette kamen, um den unglücklichen, noch immer lahmen
Mr. Jean abzuholen, gab Sr.FFuensalida ihnen ein niedriges Schlaf-
zelt, in das sie hineinkriechen mussten. Als die Gesundheit Dona
Cleofa’s, der jungen Frau Fuensalida’s, sich etwas gebessert hatte,
brach eine unheimliche Geselligkeit in Los Molles aus: Frühstücke
und Abendessen bei Juanbautista, mit Avestruz (Rhea), Quirguwincho,!)
!) Quirquincho und Avestruz sind zwei am Fuss der Cordillere (und auch
sonst) verbreitete Tiere, mit deren ersterem sich wohl jeder Fremde in eulinarischer
Beziehung befreundet, wenn er sich an das kellerasselartige Aussehen gewöhnt
hat. Die Bereitungsweise des kleinen Gürteltieres ist dabei höchst einfach:
man nimmt die Eingeweide heraus, thut Salz, etwas Fleischextract (wenn man
es hat!) in die Bauchhöhle und enthält dem Todten auch den Lorbeer nicht
vor. Dann schiebt man das Quirguincho in die Kohlen und lässt es in seiner eige-
nen Schale schmoren. Es hat ein äusserst feines aber fettes Fleisch und schmeckt
zwischen Ente und Ferkel, während sein grösserer Vetter, das Peludo (Dasypus
villosus Desm.), zu dessen Jagd (es lebt wie die Pizcacha in Höhlen) man im
Neuquen-Gebiet besondere Hunde hält, die dem Tier in seinen Bau folgen, genau
wie Ferkel schmeckt.
Weniger sympathisch ist der Avestruz (Strauss), selbst seine Eier sind wegen
des unangenehm gallertig werdenden Eiweisses ungeniessbar (zu Eierspeisen und
Gebäcken mögen sie eher dienen). Die jungen Avestruzes werden aber am Fuss
der Cordillere zu einem Gericht chilenischen Ursprungs benutzt, der Chaya, welches
hier erwähnt werden soll. Aus dem gerupften Strauss wird der ganze Inhalt,
Knochen, Fleisch und Eingeweide, möglichst vollständig und sauber herausgeholt.
Das Fieisch wird in möglichst grosse, flache Stücke geschnitten (ebenso wird das
Fleisch der Keulen in diese Form gebracht), die man stark mit Pfeffer, Salz und
wohl auch Aji (Capsicum) bestreut. Während ein Küchenanatom (dies sind die
Campesinos fast alle) dieser Beschäftigung obliegt, hat ein anderer Mann eine An-
zahl glatter Bachkiesel von etwa Hühnereigrösse auf Kohlen erhitzt; um jeden
Kiesel wird nun eines der Fleischstücke gewickelt und diese Ballen in den von
dem Vogel übrig gebliebenen Hautsack hineingeschoben, von einem weiteren reichen
Segen von Salz, Pfeffer, Zwiebeln begleitet. Nun wird der wieder gefüllte Haut-
sack sorgfältig vernäht und verbunden, und ungefähr dreiviertel Stunden lang einer
starken Hitze ausgesetzt, während welcher Zeit der Vogel durch die sich ent-
wiekelnden Dämpfe anschwillt und ganz prall wird. So kommt er auf den Tisch
und wird nun mittelst eines langen spitzen Messers hinten angestochen. In dem-
selben Moment äussert sich die Entrüstung des gemisshandelten Tieres in einem
Strahl einer dunkelbraunen, äusserst starken und gepfefferten Fleischbrühe, die
vortrefflieh schmeckt. Leider geht aber die Entrüstung des Avestruz und damit
Bericht über zwei Reisen zum Gebiet des oberen Rio Salado. 119
(Dasypus minutus Desm.), Rotwein, Cafe und Cognac; Abendpunsche
mit baskischen Liedern (ungemein traurig, besonders wenn sie von
dem baskischen Nationalhelden handeln) bei den Franzosen, und
Punsch ohne Lieder bei mir. Schliesslich vergeudete die französische
Colonie, „da sie ja doch morgen abreiten würden“, ihren letzten
Flaschenwein, grüne Erbsen mit Rehrücken u. s. w. in einem Ab-
schiedssouper, gegen welche Verschwendung ich garnichts einzuwenden
hatte. Am andern Morgen ritten sie aber nicht ab, denn sie hatten
ihre Rechnung ohne die Mulen gemacht. Diese höchst notwendigen
Tiere erschienen erst zwei Tage später, und während dieser Zeit
waren die Leute der baskischen Rasse und ihr gemütlicher dicker
Unterdrücker auf unseren Suppentopf angewiesen. Der Abritt der
Franzosen, welcher an einem kalten, regnerischen Morgen erfolgte,
- bedeutete mehr oder weniger das Ende der Badesaison. Don Juan-
bautista, mit dem Revidiren des Viehbestandes und dem Zusammen-
treiben der verkäuflichen Tiere im Valle Hermoso — am Fuss des
Planchon-Passes — beschäftigt, war nur noch ganz vorübergehend in
Los Molles gegenwärtig, und wir brachen auf, um das obere Salado-
thal und das Valle Hermoso zu besuchen. Dieses Thal führt seinen
Beinamen, „das schöne“, mit Recht. Wenn man den Portezuelo ancho
— die Wasserscheide zwischen Salado und Rio Grande — passirt hat
und am Rande seines westlichen Abhanges hält, zeigt sich das Thal
in seiner ganzen Ausdehnung; gerade gegenüber — im Westen —
erhebt sich die mauerartige Centralkette, deren Cumbre die Grenze
zwischen Chile und Argentinien bildet; von Norden schiebt sich ein
niedriger Bergzug in das Thal hinein, von dessen Westseite her der
Arroyo Cobre in das Thal hineintritt, während an. seiner Ostseite der
Rio Tordillo strömt, der sich im Valle Hermoso mit dem Arroyo
Cobre zum Rio Grande verbindet. Im Norden und im Osten sieht
man die zackigen Schneehäupter der Berge vom Portezuelo ancho,
— aber der schönste Bliek ist der südliche, das Thal in seiner Längs-
erstreckung folgende: links ragt unmittelbar aus der Tiefe ein isolirter
helmförmiger Kegel aus hell weissgrauem Trachyt, etwas weiter süd-
lich sieht man die beiden das Thal schmückenden tiefblauen Lagunen,
zwischen den hellfarbigen Vorsprüngen der östlichen Wand des Thales
kommen grüne Cienegas [Quellsümpfe] herab, während Süden und Westen
von den anscheinbar des Pflanzenwuchses baren düstern Wänden der
die Fleischbrühe nur zu schnell zu Ende. Das Fleisch, welches darauf von den
Steinen gewickelt wird, ist insipide, wird aber von den Hiesigen mit einer Be-
geisterung gegessen, dass sie sich schliesslich die Röcke ausziehen — wie die
Hamburger bei der Aalsuppe.
Dies haben Dr. Bodenbender und ich miterlebt und mitgegessen Anfang
Februar 1888 in Malal-hu&e — es war damals unsere letzte Mahlzeit im Hause
Rufino Ortega’s.
120 F. Kurtz:
Centralkette und ihrer Ausläufer begrenzt werden — nur vom Arroyo
Cobre grüsst noch ein smaragdgrüner Fleck herüber. Dieser schönen
Aussenseite des Thales entsprach dieses Mal leider nicht sein Inhalt —
ich meine den botanischen — weder der, der meine Mappen, noch der,
der der Mulen bereite Mägen füllen sollte; nur die nicht annehmbare
(im Mulensinn: anders denken Urban et Gilg) Zoasa tricolor Ker. var.
mendocina Urb. et Gilg umwucherte vergnügt, weil immun gegen
Maultierhunger, den Trachytkegel, den ZLoasa-Felsen meines Tage-
buchs. Am dritten Tage kehrten wir um, blieben noch einige Tage
am Arroyo Alverjalito, verbrachten noch zwei Tage in Los Molles,
sagten der vereinsamten Dona Cleofa Mauri de Fuänsalida Lebewohl
und traten den Rückweg an, im Grossen und Ganzen auf der Strasse
der Herkunft.
Wir gingen diesmal etwas weiter östlich — unweit des Cerro
Diamante — über den Diamante und durchkreuzten die sich von der
Cordillere zur Pampa herabsenkende Hochfläche nahe ihrer östlichen
Grenze, wo von subandinen Typen kaum noch ein anderer als COhu-
quiraga erinacea Don auftrat, neben der unvermeidlichen, jetzt ganz
verwelkten Grindelia speciosa Bth.
Soweit war Alles gut gegangen; nichts von den Sammlungen
verloren, bei Mensch und Tier hatten sich die Sinne weder beim
Durchschreiten der Flüsse, noch in der Pulperia verwirrt, enfin, zu-
frieden kamen wir in Mendoza an. Am 28. Februar abends, dem
Tag vor meiner Bahnfahrt nach Cördoba sassen wir ältere und neuere
deutsche Bekannte, in des vortrefflichen Francisco Sepper deut-
scher Kneipe, und tranken eine den Abschied zu erleichtern und die
gegenseitigen guten Beziehungen zu befestigen bestimmte Maibowle —
da ging ein Wolkenbruch hernieder, der Mendoza’s Strassen in Ströme
verwandelte, Reihen der Adobe-[Luftziegellhäuser am Zaänon nieder-
riss, die Bahn nach San Juan (auf Sand gebaut!) für 12 Tage un-
brauchbar machte — und, last not least, eine meiner mit getrockneten
Pflanzen gefüllten Petacas [Maultierkoffier von rohem Leder] völlig
durehweichte. lch hatte am Mittwoch, den 1. März, gerade noch Zeit,
die Pflanzen mit Hilfe Viecente’s umzulegen, und dann ging es nach Cör-
doba, wo ich am 3. März mittags ankam, und meine werten Freunde
Bodenbender (inzwischen paterfamilias geworden), v. Seelstrang,
0. Doering und Ingenieur Gleuns im Cafe de La Plata antraf,
wo also diese meine vierte Cordillerenfahrt ihren ebenso natürlichen
wie cordobesen Abschluss fand — denn hier wird so ziemlich Alles,
die allerneuesten Geburten vielleicht ausgenommen, im Cafe angefangen,
fortgesponnen und erledigt! |
Cordoba, 30. Juli 1893.
Beobachtungen in der Ruppiner Flora im Jahre 1893.
Von
C. Warnstorf.
A. Anthophpyten.
Ranunculus repens L. Von dieser Art kommt hier an feuchten
Waldstellen bei „Pfefferteich“ und hinter dem Altruppiner Chaussee-
hause eine durch sehr kleine Blüten auffallende Form (var. parvi-
florus) vor.
Nuphar intermedium Ledeb.? lm Ruppiner See fand sich
d. J. am Standorte des Potamogeton decipiens Nolte eine kleinblätterige und
kleinblütige Nuphar mit nicht genäberten und übereinander-
seschlagenen, sondern ziemlich weit abstehenden Blatt-
lappen, welche neben N. Zuteum sofort auffiel. Nun giebt Prof.
Harz in den Sitzungsber. des Bot. Vereins in München (vergl. Mitteil.
der Bayer. Bot. Ges. No. 5, 1893, S. 34) eine Uebersicht der in
Deutschland vorkommenden 6 Nuphar-Arten, nach welcher N. inter-
medium Ledeb eine vertiefte bis trichterförmige, ganzrandige Narbe
mit vor dem Rande verschwindenden Narbenstrahlen besitzen soll
wie N. /uteum, nur die Blüten sollen kleiner und die Blattlappen
weit abstehend sein. Das trifft für unsere Pflanze mit meist nur
9—10 Narbenstrahlen vollkommen zu. Ein Bastard von N. luteum
und pumilum, wofür Caspary N. intermedium ansieht, kann unsere
Form nicht sein, da N. pumilum hier fehlt. Prof. Ascherson, dem
ich die Pflanze vorgelegt, hält dieselbe nur für eine kleine Form von
N. luteum. Da ich N. intermedium nie lebend zu beobachten Gelegenheit
gehabt, so bleibt mir vorläufig diese Form zweifelhaft. Dieselbe be-
obachtete ich auch noch spät im August im „Klappgraben“.
TSisymbrium Sinapistrum Crtz. und TS. Oolumnae Jaeq. fanden
sich d. J. in je einem Exemplar auf Kleeäckern vor Bechlin.
Sinapis arvensis L. var. orientalis (Murr.). Auf Aeckern mit
der gewöhnlichen glattschotigen Form nicht selten.
1) Vergl. meine früheren Aufsätze in diesen Verhandlungen 1879 S. 144 ff.,
1880 5. 62 ff., 1881 S. 110 ff., 1882 S. 138 ff., ferner in der Deutschen Bot. Monatsschr.
1883 S. 109, 110 und in den Schriften des Naturwissenschaftlichen Vereins des
Harzes in Wernigerode 1892 $S. 63—90.
122 C. Warnstorf:
TDunias orientalis L. DBirkenschonung auf dem Holzhofe in
mehreren schönen Exemplaren.
Viola persicifolia Schk. var. stagnina (Kit). An Sumpfrändern
in der Kegelitz nicht selten.
TSilene dichotoma Ehrh. Diese in Ungarn und Nieder- Oesterreich
heimische Art fand sich in d. J. auf Kleefeldern hier in der ganzen
Umgegend in so grosser Menge, dass im Juni zur Blütezeit dieselben
aus der Ferne weiss erschienen. Jedenfalls ist sie mit Ungarischem
Kleesamen eingeführt worden. Bei wiederholtem Besuch der be-
treffenden Standorte fiel mir bald die wechselnde Grösse der Blüten
auf verschiedenen Stöcken auf, mit der sich, wie ich bemerkte, eigen-
tümliche Geschlechtsverhältnisse verbanden. Da, soweit mir bekannt
geworden, über letztere wenig Ausführliches veröffentlicht worden ist!),
so teile ich nachstehend hierüber meine diesbezüglichen Be-
obachtungen mit.
1. Grossblütige Form. Blüte im Durchmesser etwa 24-25 mm,
stets mit gut ausgebildeten Staubblättern; die weisslichen An-
theren nicht gleichzeitig, sondern in Gruppen von 3--4 reifend
und zur Pollenreife weit aus der Krone hervorragend; Griffel zur
Zeit der Pollenreife nur etwa bis zur Oeffnung der Kelchröhre
oder wenig darüber hinaus ragend, ohne entwickelte Narben-
papillen; nach dem Verstreuen des Pollens sich schnell ver-
längernd und dann wie die Staubblätter weit aus der Krone
hervorgestreckt, jetzt mit am ganzen Griffel spiralig herab-
laufenden grossen Papillen besetzt. Pollenkörner weisslich,
kugelrund, dicht papillös und 50-53 u. diam. gross; Antheren-
zellwände reich mit Spiralfasern versehn. — Diese Blüten
fungieren als echte proterandrische Zwitterblüten !
2. Mittelblütige Form. Blüte im Durchmesser nur etwa 20 mm;
Staubblätter zum grössten Teile mit abortierten Antheren, nur
einige wenige normal ausgebildet; erstere meist nur den Grund
der Platte der Kronenblätter erreichend und ihre Antheren von
vornherein gelb, die gleichfalls gelblichen Pollenkörner von ver-
schiedener Grösse und Gestalt, Antherenzellwände noch, wenn
auch mit schwächeren, Spiralfasern; Griffel und Papillen wie
bei der grossblütigen Form. — Diese Blüten sind unvollkommen
zwitterig. —
3. Kleinblütige Form. Blüte im Durchmesser etwa 17—-18 mm;
Staubblätter sämtlich abortiert, Filamente derselben sehr kurz,
niemals bis zur Mündung des Kelches reichend. Antheren ausser-
ordentlich klein, ihre Zellwände ohne Spiralfaserı und die
!) Vgl. die folgenden „Bemerkungen“ S. 134. Red.
Beobachtungen in der Ruppiner Flora. 123
Pollenkörner vollkommen fehlgeschlagen. Griffel wie bei 1
und 2. — Diese Blüten sind als weibliche anzusprechen. —
Die zweite Blütenform bemerkte ich erst am 19. August, nach-
dem ich von einer längeren botanischen Reise hierher zurück-
gekehrt war; dieselbe bildet offenbar den Uebergang von 1 zu 3.
Insektenbesuch der Blumen habe ich weder bei Tage noch während der
Abendstunden wahrnehmen können.
TMaiva moschata L. Auf einem Luzernenfelde und im Seminar-
garten verwildert.
TM. rotundıfolia L Auf einem Composthaufen hinter der Neuen
Mühle in riesigen Exemplaren; in hiesiger Gegend überaus selten.
Trifolium pratense L var. umericanum Harz!). Stengel, Neben-
blätter,-Blattstiele, Unterseite der Blätter sowie die Kelchzipfel von
dichten abstehenden Haaren zottig. Blüht später als die gewöhnliche,
kahle oder fast kahle Form und wird stets kräftiger als diese. Auf
Kleefeldern vor Bechlin.
Lathyrus paluster L. Wustrauer Luch.
Santcula europaea L. Nordwestlich von Forsthaus „Pfefferteich“
im gemischten Walde zum 1. Male d. J. von mir selbst aufgefunden!
Wald bei Kunsterspring (Seminarist Schlayer).
Pimpinelia magna L. kommt hier mitunter auch rot blühend vor!
Archangelica sativa (Mill.) Bess. Ein Exemplar am jenseitigen
Seeufer!
THeracleum persicum Desf. Am jenseitigen und auch diesseitigen
Seeufer verwildert, hat sich von Treskow aus, wo die Pflanze schon
seit vielen Jahren am Seeufer angepflanzt ist, weiter verbreitet.
TChrysanthemum suaveolens (Pursh) Aschs. Hof der früher
Hagen’schen Fabrik auf Schutt.
Centaurea Jacea L. Kommt hier in folgenden Formen vor.
1. Var. vulgaris Koch. Unterste Hüllblätter mit nur z. T. regel-
mässig gefransten, die mittleren mit unregelmässig zerschlitzten
und die oberen mit ganzrandigen löffelförmigen Anhängseln.
Diese Form kommt mit vollkommen ganzrandigen (f. integrifolia)
und weitläuftig gezähnten Blättern (f. dentata) vor.
2. Var. decipiens (Rchb.). Unterste Hüllblätter mit regelmässig
schmal fiederteiligen, mittlere mit unregelmässig zerschlitzten und
die obersten mit ganzrandigen Anhängseln. Von dieser Form
kommt hier an den Abhängen der „Lanke“ eine f pinnatifida
vor mit tief fiederschnittigen Blättern und schmalen Zipfeln;
ausserdem erscheint die ganze Pflanze mehr oder weniger spinn-
webig-filzig. Bekleidung, Form der Blätter und Teilung der
Anhängsel der Hüllblätter sind bei dieser Art sehr veränderlich.
Picris hieracioidesL. Bahnhof Paulinenaue an einem Grabenrande.
ir 1) vgl. die folgenden „Bemerkungen“ S. 135. Red.
124 C. Warnstorf:
Hieracium praealtum Vill. a. genuinum 1. verum Aschs. Im
Wustrauer Luch häufig.
H. pratense Tausch. Mit voriger an demselben Standorte.
H. silvaticum L. Hier habe ich bis jetzt folgende Formen
beobachtet:
a. Stengel unterwärts, Blattstiele und Unterseite der Rosettenblätter
mit langen, gezähnten Haaren besetzt; Grundblätter breit-
oval, stumpf oder zugespitzt, am Grunde herzförmig, von der
Mitte herab grob gezähnt und an der Basis mit zwei grossen
abwärts gerichteten Zähnen. Stengel oberwärts sowie die Blüten-
stiele sternhaarig und ausserdem ebenso wie die Hüllblätter
reich mit schwärzlichen Drüsenhaaren bedeckt. (Zlieracium
murorum L. var. verum Aschs.)
b. Rosettenblätter am Grunde nicht herzförmig, sondern stumpf,
nicht in den Blattstiel verschmälert, am Rande klein gezähnt
und beiderseits wie der untere Teil des Stengels und die Blatt-
stiele mit gezähnten Haaren besetzt, sonst wie a. (Hieracium
silvaticum var. murorum (L.) Peter.)
c. Rosettenblätter schmaler und länger, lanzettlich, in den Blattstie]
verschmälert und in der unteren Hälfte am Rande mit einigen
srossen Zähnen; Bekleidung des unteren Teiles des Stengels,
der Blattstiele und der Blätter wie bei b. Stengel oberwärts.
sowie die Blütenstiele und Hüllblätter fast ganz ohne Drüsen-
haare. Blütenstand fast doldig. (Zeracium murorum |.. var.
angustatum Aschs.?) So bisher nur hinter der Neuen Mühle, in
der Nähe des Mausoleums und im Walde bei „Pfefferteich“.
H. vulgatum Fr. Rosettenblätter dieser Art zur Blütezeit bald
vorhanden, bald fehlend, stets lanzettlich, in den langen Blattstiel
verschmälert und am Rande grob gezähnt. Nach der Bekleidung
lassen sich hier 3 Formen unterscheiden:
a. Stengel unterwärts fast ganz kahl, oberwärts sowie die Blüten-
stiele sternhaarig, Hülle ausser abstehenden schwärzlichen, an
der Spitze glashellen Haaren mit vereinzelten Drüsenhaaren be-
setzt. Grundblätter nur am Rande sowie auf der Unterseite der
Mittelrippe mit einzelnen langen, gezähnten Haaren, sonst kahl.
(H. vulgatum var. glabratum Warnst. in Schft. d. naturw. Ver.
zu Wernigerode 1892.) In welchem Verhältnis diese Form zu
H. ramosum W.K., welches wohl mit Recht als in den Formen-
kreis des ZH. vulgatum gehörig betrachtet wird, steht, vermag ich
nicht zu sagen. Allein wenn für A. ramosum eingeschnitten-ge-
zähnte oder gezähnte Blätter und drüsenlose, angedrückt-behaarte
Hüllblätter angegeben werden, so stimmt damit var. glabratum
keineswegs überein. Hinter dem Altruppiner Chausseehause
unter Kiefern und bei Forsthaus „Pfefferteich“ unter Eichen.
Beobachtungen in der Ruppiner Flora. 125
b. Stengel unterwärts mit langen gezähnten Haaren, oberwärts sowie
die Blütenstiele sternhaarig, Hülle reich drüsenborstig; Grund-
blätter am Rande und auf der Unterseite nebst ihren Stielen von
gezähnten Haaren fast rauhhaarig. (ZH. vulgatum var. hirsutum
Warnst.) So hier häufig.
c. Stengel am Grunde sternhaarig und mit langen gezähnten Haaren,
oberwärts sowie die Blütenstiele dicht sternhaarig, letztere mit
wenigen, Hüllblätter ziemlich reich mit Drüsenhaaren besetzt;
Grundblätter oberseits weichhaarig, unterseits von Stern-
haaren flaumig und besonders auf der Mittelrippe und am
Rande mit längeren gezähnten, weichen Haaren; blaugrün.
(H. vulgatum var. pubescens Warnst.) Hinter dem Altruppiner
Chausseehause unter Kiefern selten. —
H. laevigatum Willd. Von dieser Pflanze sammelte ich hier
auf Moorwiesen vor Stöffin eine Form, welche durch die Rauhheit
ihrer starren Stengel und Blütenäste ihrem Namen geradezu Hohn
spricht. Die langen, gezähnten Haare, womit der untere Teil des
Stengels und die Unterfläche der Blätter ziemlich dicht besetzt sind,
sitzen auf grossen Höckern und brechen leicht von diesen ab, so dass
die Stengeloberfläche durch die letzteren höckerig-rauh erscheint.
Dasselbe gilt von den oft schon aus der Mitte des Stengels hervor-
breehenden 3—4 blütigen Rispenästen. Die Blüten selbst sind viel
kleiner als bei 4. iridentatum, und die Hülle zeigt schwärzliche, an
der Spitze glashelle, mit Drüsenborsten untermischte Borstenhaare.
Der obere Teil des Stengels sowohl wie die blütentragenden Aeste
und Blütenstiele erscheinen wegen der wenigen sehr kleinen Stern-
haare vollkommen grün. (ZH. laevigatum var. asperum Warnst.)
H. umbellatum L. Die Bekleidung bei dieser Art ist ebenso
veränderlich wie bei anderen Species dieses schwierigen Genus; ich
beobachtete hier in dieser Beziehung folgende Fälle:
a. Stengel im basalen Teile ebenso wie die unteren Blätter auf der
Unterseite, besonders auf den Nerven, mit längeren abstehenden,
gezähnten und kürzeren z. T. sternförmigen Haaren besetzt, daher
rauhhaarig, oberwärts flaumig; Hülle meist kahl; Blätter ge-
wöhnlich mehr oder weniger gezähnt.
b. Stengel und die unteren Blätter beiderseits kurz- und mehr
oder weniger weichhaarig.
ec. Ganze Pflanze kahl oder nur die Blätter unterseits flaumig.
d. Stengel fası kahl; Blätter unterseits von kurzen Stachel-
höckern rauh.
An den Abhängen am jenseitigen Seeufer fand sich unter zahl-
reichen normalen Pflanzen eine etwa 1,25 m hohe Form mit am
oberen Teile fasciiertem Stengel; am Grunde des Hauptsprosses ent-
springen 6 kräftig blühende Nebenstengel, welche der Pflanze ein
126 C. Warnstorf:
buschiges Aussehen verleilien. Die Fasciation ist etwa 7 mm breit
und aus dem oberen Teile des Stengels entspringen zahlreiche
1—3blütige Aestchen, während die höpfe am Stengelscheitel sehr
gehäuft und gedrängt beisammen stehen. Der Zähnung der Blätter
nach gehört diese Form zu var. /inarüfolium G.Meyer mit schmalen,
fast ganzrandigen Blättern. Var. coronopifolium (Bernh.) mit deutlich
gezähnten Blättern ist hier nicht selten.
7 Phacelia tanacetifolia Benth. Auf einem Felde zwischen Wuthenow
und Nietwerder unter Ornithopus sativus Brot.
Veronica Dillenii Crantz — V. campestris Schmalh. Ueber diese
bisher von V. verna L. nicht scharf unterschiedene Form, vgl. Schmal-
hausen Ber. D. Bot. Ges. 1892 S. 291 (mit Abbildungen) und Ascher-
son in der Oesterr. bot. Zeitschrift, Jahrg. 1893, S. 123 ff. Prof.
Ascherson bemerkt zum Schluss, dass sich nahezu mit Sicherheit die
Identität der Schmalhausen’schen V. campestris mit V. Dillenii
Crantz (Stirp. Austr. Fase. IV. p. 352, 1769) behaupten lasse. Crantz
giebt seine Pflanze bei der Burg „Dürrenstein“ an, wo, wie Ascherson
vermutet, dieselbe heute noch zu finden sein dürfte. Diese Ver-
mutung hat sich rasch bestätigt; denn in der Monatsversammlung der
k. k. zool.-bot. Ges. in Wien vom 7. Juni er. berichtet Dr. C. Fritsch
(Sitzber. S. 37, 38), dass er „auf den Abhängen jenes Berges, welcher
die Burg Dürrenstein a. d. Donau trägt“, diese Pflanze in der That
in grosser Menge wiedergefunden habe. — In der ganzen Umgegend
von Ruppin ist diese Art, welche ich bereits vor Jahrzehnten unter-
schieden, dann aber lange unbeachtet gelassen hatte, auf sterilem
Sandboden und sandigen Aeckern ebenso verbreitet wie V. verna,
mit welcher sie oft vergesellschaftet wächst. Ich stelle nachstehend
V. Dillenii und V. verna mit ihren Hauptmerkmalen neben einander,
um die Unterschiede beider möglichst scharf hervortreten zu lassen.
Veronica verna L.
Pflanze niedrig und schmächtig.
Blüten sehr kurz gestielt, sehr
klein, 2-3 mm im Durchm., blass-
blau. Staubblätter mit kurzen
Filamenten, Staubbeutel weisslich.
Griffel sehr kurz mit weisser
Narbe, die Ausrandung der Frucht
nicht oder wenig überragend.
Die Zahl der Samen
mehr diekliche,
Veronica Dilleniti. Crantz.
Pflanze höher und meist viel
kräftiger. Blüten etwas länger ge-
stielt, mindestens doppelt so gross,
etwa 5 mm im Durchm., schön
dunkelblau Staubblätter mit län-
geren Filamenten, Staubbeutel
blassblau. Griffel lang, mit violetter
Narbe, die Ausrandung der Frucht
weit überragend.
in den Fruchtfächern beider Arten habe
ich leider zu vergleichen unterlassen.
Wenn dagegen für V. Dillenü
oft unterseits rotgefärbte Blätter angegeben werden,
Beobachtungen in der Ruppiner Flora. 127
so muss ich sagen, dass diese Merkmale auch sehr oft bei V. verna
zutreften; es ist hierauf also kein Gewicht zu legen.!)
Veronica praecox All. Diese bereits von Nagel bei Ruppin an-
gegebene Pflanze scheint selten zu sein; ich sah sie d. J. zum ersten
Male in grosser Menge auf einer Brache in der Nähe der Stärkefabrik
von Reitsema und Bölke.
Orchis latifoia L. kommt mitunter auch mit derbem, nicht
hohlem Stengel vor, so an Gräben vor dem Gänsepfuhl und bei Niet-
werder; an dem einen Exemplar ist der Sporn so lang wie der
Fruchtknoten.
O. incarnata L. — Bei dieser Art ist die Unterlippe bald rhom-
bisch und am Rande crenulirt, bald deutlich 3lappig und mit kleinerem
vorgezogenen Mittellappen; auf den abstehenden Perigonblättern finden
sich kreisförmige, dunklere Zeichnungen; der Sporn ist bei uns hier
stets kürzer als der Fruchtknoten. Die Hochblätter sind bald länger
bald eben so lang oder sogar etwas kürzer als die Blüte; die Blüten-
ähren erscheinen bald viel-, bald wenigblutig, und die Blätter sind an
kräftigen Exemplaren breit-, an schwächeren Pflanzen schmal-lanzett-
lich und meist ungefleckt; bisher sah ich nur ein Exemplar auf
Sumpfwiesen beim Gänsepfuhl mit schwach gefleckten Blättern.
Convallaria majalis L. fand sieh in d. J. auf einer bewaldeten
Anhöhe bei Steinberge in grosser Zahl reich blühend.
Setaria viridis P B. Aendert mit niederliegenden, aufsteigenden
und aufrechten Stengeln, sowie in Bezug auf Länge und Färbung der
Rispenborsten sehr ab. An hohen aufrechten Exemplaren sind die
Borsten stets viel länger als die Aehrchen und überragen dieselben
weit, an niederliegenden Pflanzen, besonders auf Stoppelfeldern, finden
sich häufig Formen mit viel kürzeren Borsten, welche die Aehrchen
nur wenig überragen, ja teilweis nur die Länge derselben erreichen
oder gar kürzer sind als sie; letztere Form ist var. dbrevisetum Döll,
während die langborstige als var. longesetum Döll betrachtet werden kann.
Sehr häufig sind sowohl Aehrchen wie Borsten (letztere in der oberen
Hälfte) violett überlaufen, selten nur sind die Borsten rein grün. Die
Narben sind stets weiss und die Antheren auf grauem Grunde dunkel-
violett punktirt. Mitunter, wenn auch selten, wachsen die Aehrchen
bei dieser Art in Laubsprosse aus, welche der Rispe dann ein mon-
ströses Aussehen verleihen. Dass die Borsten, wie bereits Ascher-
son in Flora d. Prov. Brandenb. S. 809 hervorhebt, nur als sterile
Rispenäste zu betrachten sind, geht daraus hervor, dass man nicht
selten bei manchen Exemplaren bald wenige, bald mehr: ährchen-
tragende Borsten antrifft, deren Aehrchen entweder verkümmert oder
gut, ausgebildet sind. Die Rispenspindel ist bei dieser Art stets lang
abstehend behaart.
!) Vgl. die nachfolgenden „Bemerkungen“ Seite 146. Red,
128 GC. Warnstorf:
Triticum repens L. var. majus Döll. Pflanze sehr hoch, kräftig,
breitblättrig, grasgrün; Hüllblätter 7—9nervig. Lagerplatz am See
vor dem Scheunenthor.
Pinus siüvestris L. .1 Baum im Walde vor Nietwerder zeigte
rötliche g' Blüten. (Var. rubra Bechst. nee Mill., vgl.C. Koch Den-
drologie U. 2. S. 275 und C. Sanio in diesen Verhandlungen 1881,
Abh. S. 33.)
B. Pteridophyten.
Aspidium Thelypteris (L.) Sw. — Am Gänsepfuhl unter Weiden-
gebüsch kommt var. Rogaetzianum Bl. mit nicht oder z. T. schwach
umgerollten fruchtbaren Blattsegmenten ziemlich häufig vor, ebenso
var. incisum Aschs. mit teilweis gekerbten bis eingeschnitten- gekerbten
Abschnitten 2. Ordnung. Die Blätter der letzteren Form bleiben
meist steril und stehen gewöhnlich auf demselben Rhizom mit den
fertilen Blättern der var. Rogaetzianum. An demselben Standorte fand
ich auch ein fruchtbares Blatt, welches durch die Form und Stellung
seiner Secundärsegmente sehr auffällig ist; ich gebe nachstehend
eine ausführliche Beschreibung davon.
Blatt über meterhoch und sehr schlaff. Stiel gegen 42 cm,
Spreite über 60 cm lang, unterste Segmente 1. Ordnung etwa 15 cm,
die nächst oberen bis 18 em lang und die Spreite daher hier
etwa 36 cm breit, nach oben allmählich kürzer werdend und die
Spreite daher im Umriss breit-lanzettlich. Segmente 2. Ordnung
sämtlich weit von einander entfernt, aus breitem Grunde
dreieckig spitz zulaufend und häufig schwach sichelförmig
gekrümmt, an den unteren Primärsegmenten meist stark um-
gerollt, oben fast überall ganz flach, unterseits ebenso wie die In-
dusien mit zahlreichen gelben Drüsen besetzt. — Wegen der weit von
einander entfernten Secundärsegmente nenne ich diese Form: var.
distans. —
Endlich will ich noch bemerken, dass ich an demselben Stand-
orte unter Tausenden von normalen Blättern dieser Art ein Blatt fand,
welches an der Spitze sich gabelig geteilt hatte (f. monstr. drfurca).
Botrychium matricariaefolium A.Br. — Bei Steinberge vom Semi-
naristen Schlayer gefunden!
C. Bryophyten.
Barbula tortuosa (L) W.et M. — Auf Torfboden im Wustrauer
Luch steril. — Das Vorkommen dieses im Gebirge kalkliebenden
Mooses bei uns in der Ebene ist um deswillen besonders bemerkens-
wert, da es hier inbezug auf das Substrat nicht wählerisch zu sein
scheint. Bei Sommerfeld i. d. Lausitz findet es sich unter Kiefern
auf dem sterilsten Sandboden, hier mitten im Luch in alten Torf-
stichen. Bei Eberswalde wird das Moos von Reinhardt ausserdem
Beobachtungen in der Ruppiner Flora. 129
auf „Waldboden“ angegeben; ob damit humoser Laubwaldboden ge-
meint ist, konnte ich nicht feststellen. Es ist dies hier der 3. Stand-
ort in der Mark!
Rhacomitrium sudeticum (Funck) Bryol. eur. — Auf einem
grossen erratischen Blocke im Parke von Gentzrode steril. Neu für
die Mark; in Westpreussen nach v. Klinggräff Laubm. West- und
Östpr. S. 161.
Encalypta contorta (Wulf.) Lindb. — An einem Abstich am Wege
beim Teufelssee unweit von Forsthaus Tornow unter Kiefern. Steril.
In der Ebene sehr selten und stets unfruchtbar.
Oinclidium stygium Sw. c. fr. — Seit vielen Jahren vermisst habe
ich dieses schöne Moos in diesem Sommer am Gänsepfuhl endlich, wenn
auch an einem anderen Platze, wiedergefunden. Trotzdem die Um-
gebung dieses mit Stratiotes ganz und gar bewachsenen, unergründ-
lichen, moorigen Wasserbeckens seit Jahren durch Entwässerung mehr
und mehr austroeknet, so dass man gegenwärtig ohne Lebensgefahr
sich dem Rande des „Pfuhles‘“ nähern kann, so ist es doch möglich,
dass Oinclidium an dem neuen Standorte noch auf Jahre sich erhalten
kann, da derselbe unmittelbar am Wasser gelegen ist. Carex chordorrhiza
dagegen ist am Gänsepfuhl bereits fast ganz eingegangen; nur wenige
Exemplare sah ich noch in diesem Jahre.
Bryum ruppinense Warnst. n. sp.
Rasen bräunlich, niedrig, wurzelfilzig; Pflänzchen unter den
Schopfblättern meist mit 2 kurzen Sprossen. Obere Blätter lanzett-
lich, am Rande in der unteren Hälfte sehr schwach um-
gerollt, gegen die flache Spitze gezähnt; Rippe im Alter dunkel
braunrot und als ziemlich langer, gezähnter Endstachel austretend;
Zellen zu beiden Seiten der Rippe kurz rhomboidisch bis
unregelmässig-sechsseitig, nach beiden Seiten gegen die
Blattränder hin allmählich länger und enger werdend und
zuletzt einen schmalen, undeutlich abgesetzten Saum
bildend; Zellen gegen den Blattgrund unregelmässig rechteckig. —
Blüten 9; Kapsel auf glänzend braunem, nicht gedrehtem, etwa
30 mm hohem Stiele hängend, gleichförmig, verhältnismässig
lang und schmal, etwa 3 mm lang und 0,5 mm breit, mit un-
deutlich abgesetztem Halse, zur Reife braun, gegen die Mündung
sanft eingeschnürt; Deckel hoch kegelförmig, ohne besonders
abgesetzte Zitze. Peristom doppelt, die schwach-gelbliche Grundhaut
des inneren dem äusseren anhaftend, die breit klaffenden, papillösen
Fortsätze viel kürzer als die Zähne desäusseren Peristoms,
Wimpern fehlend; äussere Peristomzähne bis zur Mitte gelb, fast un-
gesäumt, nach oben hyalin und stark papillös, durchschnittlich 0,36
bis 0,40 mm lang. Sporen gelb, rund, sehr schwach papillös, 0,018
bis 0,028 mm diam. Reife im Juni.
Abhandl, des Bot. Vereins für Brandenb, XXXV. 9
130 C. Warnstorf:
In feuchten Kiesausstichen bei Altruppin und auf versandeten
Wiesen am Molchow-See seit 7 Jahren beobachtet; von Ruthe auch bei
Swinemünde gefunden.
Diese zu O/adodium gehörige Art steht dem Br. inchnatum Br.
eur. am nächsten, yon welchem sie sich aber constant durch das
Zellnetz der Schopfblätter, den nur in der basalen Hälfte schwach
umgerollten, undeutlich gesäumten Blattrand, die längere, schlankere
Büchse, den viel höheren Deckel und die kürzeren Fortsätze des
inneren Peristoms unterscheidet.
D. Thallophyten.
Fungi.
Ustilago segetum (Bull.) Wint. Sehr häufig in den Blütenteilen von
Hordeum vulgare.
U. violacea (Pers.) Wint. In den Antheren von Melandryum album.
U. Caricis (Pers.) Wint. In den Fruchtknoten von Carex arenaria.
Tilletia Sphagni Naw. In den Kapseln von Sphagnumarten bei Ruppin
nicht selten; trat in d. J. massenhaft auf Sph. cymbifolium in
Sümpfen vor Stöffin auf. — Die Sporen dieses Pilzes wurden früher
von Schimper und auch von mir') als sogenannte „Mikrosperen“
der Sphagna betrachtet, bis es in neuester Zeit Nawaschin in
Petersburg gelang, die wahre Natur derselben aufzuklären. (Vergl.
Nawaschin, Ueber die Brandkrankheit der Torfmoose in Bull. de
l’Acad. imp. des Sciences de St. Petersbourg. Tome XII. 1893.
S. 349—358. Mit 1 Tafel.)
Schroeteria Delastrina (Tul.) Wint. Scheint hier selten zu sein; bisher
nur in einer Kapsel von Veronica arvensis beobachtet.
Uromyces Genistae tinctoriae (Pers.) Wint. Teleutosporenlager auf den
Blättern von Oytisus Laburnum.
U, Orobi (Pers.) Wint. Auf den Blättern von Vieia Faba und V. sativa.
U. verruculosus Schroet. Uredolager auf Melandryum album.
U, Medicaginis falcatae (DC.) Wint. Auf Trifolium arvense.
U. Geraniüi (DC.) Wint. Teleutosporenlager auf Geranium palustre.
U. Trifolii (Alb. et Schw.) Wint. Auf Trifolium pratense und T. repens.
U. striatus Schroet. Auf Lotus corniculatus.
U. Pisi (Pers.) Wint. Teleutosporenlager auf Zathyrus pratensis.
U. Phaseoli (Pers.) Wint. Aecidien auf Phaseolus multiflorus.
U. Acetosae Schroet. Uredolager auf Rumex Acetosa.
Puccinia Asteris Duby. Auf Blättern von Centaurea Scabiosa selten.
P. Malvacearum Mont. Auf der Unterseite der Blätter von Althaea
rosea. - ;
P. Phragmitis (Schum.) Wint. Uredo- und Teleutosporenlager auf
lebenden Blättern von Phragmites communıs.
1) Vergl. Abh. Bot. Verein Brandenb. XXVII. 1885 S. 181, 182.
Beobachtungen in der Ruppiner Flora. 131
. Polygoni amphibü Pers. Auf Polygonum amphuccinia f. terrestre.
. Polygoni Alb. et Schwein. Auf Polygonum Convolvulus.
. suaveolens (Pers) Wint. Auf Cirsium arvense.
. Oreoselini (Strauss) Wint. Auf Peucedanum Oreoselinum.
Cicutae majoris (DC.) Wint. Auf Cicuta virosa am jenseitigen
Seeufer.
Porri (Sow.) Wint. Uredo- und Teleutosporenlager auf Allıum
Schoenoprasum.
. Asparagi DC. Auf Asparagus officinalhs.
. Menthae Pers. Auf Mentha aquatıca und M. arvensıis.
P. flosculosorum (Alb. et Schw.) Wint. (Syn.: P. variabilis Grev.) Auf
Blättern von Taraxacum vulgare;
forma Hieracii (Schum.) auf Hkeracium vulgatum.
lache)
P. Centaureae Mart. Auf Centaurea Scabiosa
P. Cirsi lanceolati Schroet. Auf Oirsium lanceolatum am jenseitigen
Seeufer.
P. Caricis (Schum.) Wint. Auf Carex paludosa; Aecidien auf Urtica
dioeca.
P. Tanaceti DC. Teleutosporenlager auf Artemisia Dracunculus.
P. Galii (Pers.) Wint. Auf Galium verum.
P. Pimpinellae (Strauss) Wint. Auf Anthriscus silvestris im Kreisgarten.
P. graminis Pers. Auf Triticum repens.
P. Rubigo vera (DC.) Wint. Aecidien auf Anchusa arvensis; Uredo-
lager auf jungen Pflanzen von Secale cereale.
P. Magnusiana Körnicke. Auf Phragmütes communis. Unterscheidet
sich von P. Phragmitis schon auf den ersten Blick durch viel
kleinere, schmalere, flache (nicht hochgewölbte) Sporenpolster.
P. bullata (Pers.) Wint: Auf Aethusa Cynapium.
P. Pruni spinosae Pers. Auf Prunus domestica.
P. Falcariae (Pers.) Wint. Aecidien auf Falcaria Riint.
P. coronata Corda. Teleutosporenlager auf Festuca arundinacca am
jenseitigen Seeufer und auf Holcus lanatus.
P. Poarum Niels. Aecidien auf Tusslago Farfara.
P. Digraphidis Sopp. Uredo- und Teleutosporenlager auf einer nicht
bestimmbaren Graminee.
Triphragmium Ulmariae (Schum.) Wint. Teleutosporenlager auf
Filipendula Ulmaria am Seeufer.
Phragmidium subcorticium (Schrk.) Wint. Teleutosporen auf Rosa
centifolia.
Ph. Potentillae (Pers.) Wint. Auf Potentilla argentea.
Ph. violaceum (Schultz) Wint. Teleutosporenlager auf Rubus villicaulis.
Ph. Kubi (Pers.) Wint. Uredo- und Teleutosporenlager auf ARubus
villicaulis, R. platycephalus Focke und AR. caesius.
Ph. obtusum (Strauss) Wint. Uredo auf Potentilla procumbens.
9%
132 ©. Warnstorf:
Gymnosporangium Sabinae (Dicks.) Wint. Aecidien auf Pirus com-
munis häufig.
@. juniperinum (L.) Wint. Aecidien auf Sorbus aucuparia.
Melampsora Helioscopiae (Pers.) Wint. Uredo- und Teleutosporenlageı
auf Zuphorbia helioscopia und E. Peplus.
M. salicina Tul. Auf Salz viminalis.
M. Lini (Pers) Wint. Auf Linum catharticum gemein.
M. populina (Jaeg.) Lev. Auf Populus tremula.
ÜColeosporium Euphrasiae (Schum.) Wint. Auf Zuphrasia Odontites.
©. Sonchi arvensis (Pers.) Wint. Auf Sonchus arvensis, Tussilago Far-
fara und Petasites ofieinalis.
©. Senecionis (Pers.) Wint. Auf Senecio silvatieus.
Olavaria abietina Pers. Auf Waldboden bei Forsthaus Tornow.
Ol. cristata Pers. In feuchten Laubwäldern selten.
Boletus versipellis Fr. In Kieferwäldern.
B. edulis Bull. la früheren Jahren in unseren Kieferwäldern häufig,
wird aber von Jahr zu Jahr seltener, da dieser ebenso schmack-
hafte wie _nahrhafte Pilz nicht rationell eingesammelt wird.
B. subtomentosus L. In Kieferwäldern.
B. bovinus L. Desgleichen.
Cantharellus aurantiacus Wulf. Ebendort.
©. cibarius Fr. In Nadelwäldern.
Coprinus comatus Fl. Dan. Auf Grasplätzen.
Psalliota silvatica Schaeff. In Wäldern.
Ps. campestris L. An Chausseerändern und auf Triften.
Armillaria mucida Schrad. Auf einer alten abgestorbenen Buche bei
Forsthaus Tornow
Amanita muscaria L. Gern in Birkenschonungen.
f. formosa Pers. mit gelblichem Hut seltener.
Lycoperdon Bovista L. An Abhängen am Molchow-See.
L. gemmatum Batsch. In Wäldern.
Scleroderına Povista Fr. In sandigen Nadelwäldern; wird hier häufig
als „Trüffel“ gesammelt.
Phallus impudicus L. Hier selten; erst zwei Mal angetroffen: Auf
dem alien Kirchhofe und in Laubwäldern beim Flössergrunde.
Rhytisma acerinum Fr. Auf Acer Pseudoplatanus.
Sphaerotheca Uastagnei Lev. Auf Erigeron canadensis, Taraxacum vul-
gare, Sonchus oleraceus, Cichorium Intubus und Veronica longifolia.
Phyllactinia suffulta (Rebent.) Sacc. Auf Betula alba, Corylus Avellana
und Frazxinus excelsior.
Uncinula Prunastri (DC.) Wint. Auf Prunus spinosa am jenseitigen
Seeufer. |
U. Aceris (DC.) Wint. Auf Acer Pseudoplatanus.
Calocladia Grossulariae Lev. Auf Ribes Grossularia.
CO. Berberidis Lev. Auf Berberis vulgaris.
Beobachtungen in der Ruppiner Flora. 159
Mierosphaera Alni (DC.) Wint. Auf Alnus incana.
M. Lonicerae (DC.) Wint. Auf Lonicera-Arten in Ziergärten.
Erysiphe Linkil Lev. Auf der Unterseite der Blätter von Artemisia
vulgaris.
E. lamprocarpa Lev. Auf der Oberseite der Blätter von Plantago major.
E. Marti Lev. Auf Urtica dioeca, Vieia cassubica und Lupinus luteus.
E. Oichoracearum DC. Auf Hieracium vulgatum, Cirsium oleraceum und
Oentaurea Scabiosa.
E. communis Lev. Auf Ranunculus repens, Delphinium Species, Poly-
gonum aviculare, Oonvolvulus arvensis und Ononis spinosa.
E. Umbelliferarum de Bary. Auf Anthriscus süvestris, Angelica süvestris,
Peucedanum Oreoselinum.
E. horridula Lev. Auf Symphytum oficinale.
Albago candıcans (Pers.) O.Ktze. Am häufigsten auf Capsella bursa
pastoris, selten auf Erysimum cheiranthoides.
Cercospora dubia Wint. Auf Ohenopodium album.
Septoria Oenotherae West. Auf Oenothera biennis.
S. Sit Ros. et Desm. Auf Anethum graveolens.
S. Sorbi Fuckl. Auf Blättern von Sordus aucuparia.
S. Aegopodiü (Pers.) Sace. Auf Aegopodium Podagraria.
S. Galeopsidis West. Auf Galeopsis Tetrahit.
Cladosporium herbarum Lev. Auf Früchten von Asparagus ofieinalis.
Cl. fasciculatum Corda. Auf abgestorbenen Blättern von /ris sp. in Gärten.
Helminthosporium arundinaceum Cord. Auf dürren Blättern von Phrag-
mites communis.
Pseudopeziza Medicaginis (Lib.) Sacc. Auf Medicago sativa.
Phoma Mirbelii (Fr.) Sacc. Auf trockenen Blättern von Buxus sem-
‚pervirens.
Phyllosticta vulgaris Desm. Auf Lonicera Perichymenum.
Fusicladium dendriticum (Wallr.) Fekl. Auf Blättern von Pirus Malus.
Phyllachora Angelicae (Fr.) Fekl. Auf Angelica süvestris.
Ph. Heraclei (Fr.) Fekl. Auf Heracleum Sphondylium.
Ph. Pteridis Fekl. Auf Pieridium aquilinum.
Olaviceps purpurea Kühn. Sclerotien hauptsächlich auf Secale cereale,
seltener auf anderen Gramineen, z. B. auf Lolium perenne und
Holcus lanatus.
Die meisten ‘der aufgeführten Pilze habe ich hier während der
Monate September und October gesammelt, und da Herr Professor
P. Magnus die Güte hatte, meine Bestimmungen zu revidieren resp.
eine nicht unbedeutende Anzahi Arten zu bestimmen, so dürfte die
Richtigkeit der Benennungen wohl hinlänglich gewährleistet sein.
Dem vorgenannten Herrn erlaube ich mir dafür an dieser Stelle
meinen verbindlichsten Dank auszudrücken.
Neuruppin, im November 1893.
Bemerkungen und Zusätze zu dem vorstehenden Aufsatze.
Von
P. Ascherson.
1. Die Geschlechtsverhältnisse von Silene dichotoma Ehrh.
(Sl
Die bisherigen litterarischen Erwähnungen der verschiedenen
Blütenformen von 8. dichotoma beschränken sich, so weit ich ermitteln
konnte, auf folgende drei Angaben, von denen ich die beiden letzten,
weil unseren Lesern schwerlich leicht zugänglich, vollinhaltlich mitteile.
O0. Kirchner (Flora von Stuttgart und Umgebung mit besonderer
Berücksichtigung der pflanzenbiologischen Verhältnisse 1888, ein vor-
treffliches Nachschlagewerk, von dem nur zu bedauern ist, dass es
sich auf dem engen Rahmen einer nicht eben artenreichen Localflora
beschränkt und keine Litteratur-Nachweise giebt) bezeichnet S. 249
die damals nur einmal (1883) eingeschleppt beobachtete Pflanze als
„ausgeprägt protogynisch.“
E. Warming (Om Caryophyllaceernes Blomster in Festskrift,
udgivet af den Botaniske Forening in Kjebenhavn i Anledning af
dens Halvhundredaarsfest den 12. April 1890, eine sorgfältige, an
eigenen Beobachtungen reiche Abhandlung) sagt S. 259 und 260 über
unsere Pflanze Folgendes:
„52. Sulene dichotoma Ehrh.
Dänemark. Gynodioecie. 9 ist stark proterandrisch Q / als
S, nämlich mit 15 mm langen Kronblättern gegen 18 mm
in 9; die Nägel sind gleich lang, nämlich 9 10 mm, nur
die Platten sind verschieden, nämlich 5 mm in 9, 7—8
in 9, zugleich mit grösserer Breite.
Deutschland. Proterogynie (Kirchner).“ !)
Wenige Monate später teilt OÖ. Kirchner in seinen „Beiträgen
zur Biologie der Blüten. Programm zur 72. Jahresfeier der K. Württ.
landw. Akad. Hohenheim. Stuttgart 1390“, gleichfalls einer. reich-
ı) Obwohl Dalla Torre (Just-Koehne, Bot. Jahresber. 1890 I, S. 532) mit
gewohnter Sorgfalt auch den Inhalt dieser Stelle mitgeteilt hat, fehlt der Hinweis
auf diese Erwähnung der S. dichotoma leider im Register.
Bemerkungen und Zusätze zu dem vorstehenden Aufsatze. 135
haltigen Sammlung von Originalbeobachtungen, das Ergebnis einer
wiederum notgedrungen nur auf wenige Exemplare sich beschränken-
den Untersuchung folgendermassen mit (S. 16):
„21. Silene dichotoma Ehrh. (Esslingen, eingeschleppt 17. 10. 88).
Gynodioeeisch. Weibliche Exemplare sind bisher nur in Däne-
mark von Warming constatiert worden; ich fand unter
wenigen Exemplaren ein weibliches, in dessen Blüten die
Staubblätter nur etwa 4 mm lang und gauz verkümmert
waren.“
Professor Kirchner teilte mir brieflich mit, dass die zuerst von
ihm gemachte Angabe der Proterogynie sich gleichfalls auf ein damals
allein ihm vorgelegenes weibliches Exemplar bezieht. Auch unter den
wildgewachsenen Exemplaren meines Herbars (aus Ungarn) finde ich
mehrfach weibliche.
Uebrigens beschränkt sich das Vorkommen dikliner bez. poly-
gamer Blüten in dieser Gattung nicht auf S. venosa (Gil.) Aschers.
und $. Ötites (L.) Sm., bei denen es von altersher bekannt ist; von
bei uns einheimischen Arten sind noch 8. noctiflora L. und 9. nutans
L. als gynodioeeisch oder gynomonoecisch, erstere auch als andro-
dioecisch und andromonoeeisch zu erwähnen; ferner von alpinen Arten
8. acaulis L. und $. rupestris L. Vgl. H. Müller, Alpenblumen
5. 194—198, Kirchner, Fi. v. Stuttgart S. 248, 252, Warming (a. a. 0.
5. 257—263, Aug. Schulz, Beitr. zur Kenntn. der Bestäubung und
Geschlechtsverth. der Pfl. I (Bibl. bot. No. 10 1888) S. 6, 7; II (Bibl.
bot. No. 17, 1890) S. 26-32, 181. Ueber die locale Verteilung der
- Blütenformen bei $. venosa (Gil.) Aschers. vgl. P. Magnus in den
Verhandlungen Bot. Ver. Brandenb. 1887, S. V, VI.
2. Trifolium pratense L. var. americanum Harz, var. mariti-
mum Marss. und var. parviflorum Bab. (S. 123).
Es scheint mir jetzt gerechtfertigt, mit Harz (Botan. Central-
blatt XLV (1891) S. 106) die aus importiertem amerikanischen Samen
erzogene robuste und rauhhaarige, stellenweise, wie in Dänemark,
Preussen, Niederlausitz, Schlesien, Böhmen und Bayern auch verwil-
derte Form des cultivierten Rotklees (die ältesten Exemplare dieser
Form, die ich sah, hat Freund Haussknecht 1866 bei Weimar ge-
sammelt, der den Unterschied von dem gewöhnlichen Rotklee wohl
bemerkt hat; Alefeld in seiner in demselben Jahre erschienenen
„Landwirthschaftlichen Flora“, in der doch viele sehr geringfügige Ab-
änderungen mit lateinischen Namen belegt sind, erwähnt dieselbe noch
nicht!) von den einheimischen zu unterscheiden, mit welchen sie bis-
her allgemein als var. mariimum Marss. zusammengefasst wurde.
Diese letzteren Formen, die besonders in der Nähe der Küsten in den
136 P. Ascherson:
deutschen und russischen Ostseeprovinzen, sowie auch in Schweden und
Dänemark (südwestlich auch noch bis zum Biscayischen Meerbusen bei:
„Biarritz in rupibus maritimis promontorii Gap [sic!] St. Martin Maj.
1831 Un. itin. Endress“! als T. prat. var. maritima tomentosa; neuer-
dings wieder gesammelt von Bordere!) vorkommen, sind im Gegen-
satz zu dem amerikanischen Rotklee schmächtiger und schmalblättriger
als die typische var. pratarum [sie!] Alef. a. a. O. S. 77 (bei var.
americanum sind die Blättehen allerdings auch verlängert, aber, da sie
grösser als bei unserer wildwachsenden Form sind, absolut eher
breiter als schmäler wie bei dieser) häufig niederliegend oder auf-
steigend, auch sind die meistens einzelnstehenden Köpfe häufig über
der Hülle deutlich gestielt, was indessen, wie bekannt, auch bei anderen
Formen, z. B. bei der später zu erwähnenden var. sativum Afz. vor-
kommt, die Seringe (De Candolle Prod. II. (1825) p. 193) deshalb
zu seiner var. 5 pedunculatum zieht.
Beide Formen haben eine ganze Reihe von Namen erhalten, von
denen wenigstens für die letztere der gebräuchlichste und wie zuzugeben,
bezeichnendste nicht die Priorität besitzt.
Aelter als T. pratense americanum Harz (1891) ist allerdings 7. p.
var. hirsutum Celakovsky (Sitzungsber. der K. Böhm. Ges. der
Wissensch. 1884 S. 671). Gegen diesen Namen kann nicht geltend
gemacht werden, dass derselbe schon drei Jahre früher von Gerhard
Pahnsch (Arch. Naturk. Liv-, Ehst- und Kurlands 2. Ser. IX 3.
Lief. (1881) S.257, vgl. auch Klinge, Flora von Est-, Liv- und Cur-
land 1882 S. 587) für eine in Esthland gefundene Form, die er nur
durch die abstehende Behaarung charakterisirt, verwendet wurde.
Entweder fällt 7. pratense var. hirsutum Pahnsch mit var. hirsutum
Cel. zusammen oder es gehört zu den einheimischen rauhhaarigen
Formen, welche bereits ältere Namen besitzen. Die Entscheidung
kann wohl durch Herbarexemplare der Pahnsch’schen Form gegeben
werden; das von ihm a. a. O. behandelte Local - Florengebiet steht
allerdings mit der Küste nicht in Berührung. Allein diese Nach-
forschung ist gegenstandslos, weil schon vor einem halben Jahrhun-
dert eine bisher nur aus der alpinen Region der Sierra Nevada be-
kannte Form von Boissier (Voy. bot. Espagne (1839—45) p. 170 den
Namen T. pratense var. hirsutum erhalten hat. Die von Abromeit
(Schr. Phys. Oek. Ges. Königsb. XXIX S. 62 (1889) als 7. pratense
var. Airsutum Pahnsch aufgeführte Pflanze von Luschkowko (Kr.
Schwetz) in Westpreussen (leg. Grütter) gehört nach der mir gütigst
mitgeteilten Probe zur amerikanischen Form, welche Abromeit (brief.
Mitt.) ferner noch bei Königsberg und im Kreise Ortelsburg unweit
des Gr. Schobensees, P. Graebner in Abromeits und meiner Gegen-
wart am Bahndamme bei Brödlauken, Kr. Insterburg (ganz nahe am
Fundorte des Orobus luteus L.) sammelte. Dasselbe gilt jedenfalls von
Bemerkungen und Zusätze zu dem vorstehenden Aufsatze. 157
der von unserem unvergesslichen R. v. Uechtritz in seinem leider
letzten Bericht „Resultate der Durchforschung der schlesischen Phane-
rogamenflora im Jahre 1885“ (63. Jahresbericht der Schles. Ges. für
vaterl. Cultur S. 220, vgl. auch Ber. D. Bot Ges. Il (1885) S. XCV])
und auf seine Veranlassung von Gerhardt in dessen Flora von
Liegnitz 1885 und von mir in Ber. D. Bot. Ges. 1V (1886) S. CXLIV
als 7. pratense var. maritimum Marss. aufgeführten Pflanze Nieder-
schlesiens von Liegnitz, Lüben und Glogau und der Niederlausitz, wo
sie Gerhardt bei Sorau beobachtete. Uechtritz bezweifelt allerdings
die amerikanische Herkunft dieser Pflanze, aber gewiss mit Unrecht;
die Gleichzeitigkeit des Auftretens in Schlesien mit dem, wie oben
bemerkt, von Celakovsky registrierten Vorkommen dieser Form in
Böhmen scheint mir höchst bedeutsam.!) J. Lange (Haandbog i den
2) Just, Kirchner und auch Harz (a. a. O.) bemerken, dass gerade seit
1883 die Einfuhr des amerikanischen Rotklees, trotz seiner übereinstimmend von
ihnen betonten Minderwertigkeit, einen besondern Aufschwung genommen hat.
Die beiden erstgenannten haben das Thema sowohl in ilren amtlichen Berichten
(L. Just, Erster Berieht über die grossherzogl. pfirnzenphysiologische Versuchs-
anstalt Karlsruhe 1884 (nach dem Citat in dem mir vorliegenden 2. Bericht),
O0. Kirchner und J. Michalowski, Die K. württemb. Samenprüfungsanstalt zu
Hohenheim, Jahresbericht 1883/84, Stuttgart 1884 .. 23 ff.) als auch in populären
landwirtschaftlichen Zeitschriften, eingehend besprochen. Nach der Meinung dieser
mit der landwirtschaftlichen Praxis in enger Fühlung stehenden Botaniker ist ge-
rade die starke Behaarung des amerikanischen Rotklees eine schlechte Eigenschaft
desselben, weil das Vieh ihn aus diesem Grunde weniger gern frisst, als den
deutschen.
Es möge hierbei auch an das gleichfalls ungefähr gleichzeitige Auftreten
zweier amerikanischer einjähriger HAypericum-Arten in zwei „Moorblotten“ bei
Theerkeute (Provinz Posen), die wohl mit amerikanischem Kleesamen besät
wurden, erinnert werden. Vgl. R. v. Uechtritz und P. Ascherson, Aypericum
japonicum Thunb. (4. gymnanthum Engelm. et Gray) in Deutschland gefunden, Ber.
D. Bot. Ges. III (1885) 8.63 ff. R. v. Uechtritz, AZypericum mutilum L. in Deutsch-
land gefunden. A. a.0.S. XLI ff. Ueber eine andere mit amerikanischem Kleesamen in
Europa eingeführte Unkrautpflanze, Ambrosia artemisiifolia L. (dieselbe wurde in
unserer Provinz von dem Lehrer Vogel in Pfaffeudorf im Kreise Beeskow-Storkow
zuerst 1863 beobachtet, von mir aber für A. maritima L. gehalten, vgl. C. Schultze,
Verh. Bot. Ver. Brandenb. 1865 Abh. S. 215, 216) vergleiche L. Wittmack, Ann.
der Landw. in den Kgl. Preuss. Staaten, No. 63, 23. Aug. 1873 S. 573—575 und
P. Ascherson Botan. Zeitung 1874, Sp. 769—773 und Verh. Bot. Ver. Brandenb.
1874 8. XX, XXI. Ueber eine dritte, von der allerdings meines Wissens bisher nur
die Samen im amerikanischen Rotklee nachgewiesen worden sind, Pluntago patagonica
Jacg. var. P. .ıristata Michx. s. Kirchner a.a.0.S. 25 mit Abbildung (auch der Am-
brosia!). Nobbe (Handb. der Samenkunde 1876 8. 396 mit Abbild.) und noch ent-
schiedener Kirchner betrachten die in ihrer Dreigestalt (mit dem stachligen soge-
nannten Involucrum, der glänzenden braunen Fruchtschale, und der nackte ölreiche
weiche Samen) so leicht kenntliche Ambrosiafrucht als ein charakteristisches Kenn-
zeichen amerikanischen Kleesamens, ebenso die Frucht von Panicum capillare L.
(welches schon in Koch’s Synopsis als bei Wien eingeschleppt aufgeführt wird und
auch neuerdings dort und mehrfach im Deutschen Reiche, z. B. bei Potsdam,
138 P. Ascherson:
danske Flora 4 Udg. S. 833 (1888) und schon 1872 Mortensen in
seiner im vierten Bande der „Botanisk Tidsskrift veröffentlichten
Nordostsjällands Flora S. 165 führen diesen amerikanischen Rotklee als
T. pratense var. villosum Wahlberg!) auf; indes ist dies, wie wir sehen
werden, der bisher älteste nachweisbare Namen der einheimischen rauh-
haarigen Formen. Nach Uechtritz sind übrigens diese von ihm ge-
sehenen dänischen Exemplare schwächer behaart als die schlesischen.
Es wird wohl auch in Nord-Amerika, wo der Rotklee sich in Folge
der seit Jahrhunderten stattfindenden Cultur eingebürgert hat,
nicht an Uebergangsformen fehlen. Neben den mit der in Europa
beobachteten var. americanum Harz völlig identischen Exemplaren,
wie sie Celakovsky von Chicago, Uechtritz von Rahway, New-Jersey
(leg. Heuser) sahen, erwähnt letzterer „gewöhnliches Trifolium pra-
tense“, das er von Allen aus Connecticut erhielt. Auch 7. pensyl-
vanicum Willd. (Enum. plant. hort. Berol. p. 793 (1809) ist, wie ich
mich in Gemeinschaft mit Herrn P. Taubert an dem im Herb. Willd.
No. 14198 aufbewahrten Originalexemplar überzeugt habe, von dem
gewöhnlichen Rotklee unserer Felder (7. pratense sativum Afz., Schrb
— T. sativum Crome, v. Bönn. vgl. Koch in Deutschlands Flora V.
1. (1839) S. 256) nicht verschieden.?) Es erledigen sich hierdurch die
Frankfurt, Kunersdorf (Büttner Abh. Bot. Ver. Brandenb. 1883 $. 56) Ham-
burg (Prahl Krit. Flora von Schlesw.-Holst. II 13890 S. 245) aber noch nirgends
auf Kleeäckern beobachtet worden. Nobbe erwähnt noch als unter amerikanischem
Kleesamen gefunden die Samen bez. Früchte von Coronilla scorpioides (L.) Koch und
Helminthia echioides (L.) Gaertn. Indes bemerkt Kirchner a. a. O. 27 wohl mit
Recht, dass diese vielmehr auf südeuropäische, besonders italienische Herkunft des
betr. Samens deuten. Wenn sie unter amerikanischer Waare gefunden wurden, so
rührt dies jedenfalls von der bei den Samenhändlern so beliebten Manipulation des
Mischens von Waren verschiedener Herkunft her. Kirchner (a. a. O. 25) traf noch
unter amerikanischer Kleesaat reichlich die Früchtehen von Potentilla norvegica L.
an, welche Pflanze, wie die P/antago von unserem Uechtritz genau bestimmt wurde.
Auch von der bei uns einheimischen, namentlich im Teichgebiet der Nieder-Lausitz
verbreiteten, aber zuweilen auch als Adventivpflanze beobachteten Potentilla kenne
ich bisher erst eine Angabe, die auf diesen Weg der Einschleppung zurückzuführen
sein dürfte: Kleefeld auf der Insel Amager (unweit Kopenhagen) Mortensen nach
Lange Haandbog i den danske Flora 4 Udg. S. 806.
1) Ob die von Wilms und Beckhaus Jahresb. Westf. Prov. Verein für
Wissenschaft u. Kunst pro 1878 (1879) 8. 185 als var. villosum aufgeführte Form
(welche auch in der soeben erschienenen Flora von Westfalen von K. Beekhaus
und L. A. W. Hasse S. 259 vorkommt) „Stengel oberwärts auch Unterseite der
Blätter zottig behaart Höxter (Bk.)“ zur amerikanischen Form gehört oder nicht,
ist ohne Exemplare nicht zu entscheiden. T. villosum Presl. (Del. Prag 48) 1822
ist synonym mit T. pallidum W.K.
2) V. v. Borbäs führt in seinen floristischen Arbeiten über die Umgebungen
von Budapest (Budapest &s körny6&könek növänyzete S. A. aus der der Ungar.
Naturforscher- und Aerzte-Versammlung 1879 überreichten Monographie von Buda-
pest, p. 168) und über das Beköser Comitat (Bekes värmegye floräja. Ertekezesek
a termöszettudomanyok köreböl. Kiadja a. M. T. Akad. A III osztaly rendeleteböl
[9]
Bemerkungen und Zusätze zu dem vorstehenden Aufsatze. 10
von Koch (a. a. 0. S. 257) ausgesprochenen Zweifel!) und widerlegt
sich die Vermutung von Torrey und Gray (Fl. of North America |
(1838) p. 135), welche 7! pensylvanicum Willd. allerdings mit Frage-
zeichen zu dem in Amerika einheimischen 7. reflewum L. ziehen,
welches u. a. schon durch die stark gezähnten Blättchen auf den ersten
Blick abweicht. Da mithin alle älteren dem rauhhaarigen amerikanischen
Rotklee gegebenen Namen unanwendbar sind, muss derseibe den
Namen 7. pratense americanum Harz behaiten.
Noch viel reiehhaltiger ist die Synonymie der einheimischen,
meist litoralen rauhhaarigen Formen des 7. pratense. Der nachweis-
bar älteste Namen derselben ist, wie oben bemerkt, 7. pratense var.
villosum Wahlberg Fl. Gothoburg. Il (1824) p. 73. Da dies Werk
mir ebenso unzugänglich ist, wie es für Uechtritz war, wendete ich
mich an Prof. J. Lange, der die Güte hatte, mir die folgende Dia-
snose mitzuteilen: „Trifolium pratense 3 villosum mihi in graminosis
insulae Domsö parcius. Tota herba sericeo-villosa. Foliola lan-
ceolata. Stipulae ovato-lanceolatae, aristatae.“ Die durch Sperr-
druck hervorgehobenen Angaben, der maritime Standort, das Indu-
ment, und die Schmalheit der Blättehen genügen wohl, um die Iden-
tität mit den oben bezeichneten Formen darzuthun.
Völlig unbekannt blieb bisher der nächst älteste Namen, Tri-
folium pomeranicum Dobbert in Bahrdt, Beiträge zur Kenntniss der
celimatischen und Vegetations -Verhältnisse von Colberg. Programm
der Realschule zu Colberg 1854 S. 30; der betreffende Artikel lautet
folgendermassen: Zrifolium pomeranicum (2?) Auf Rügen in der Granitz
von Dobbert gefunden. D. sieht die Speeies wohl mit Recht als eine
Mittelform zwischen 7. pratense und medium an und characterisiert.
XI kötet XVIIl szäm. 1881 p. 102) ein T. pratense var. Pensylvanicum (Willd.) auf. -
Von der Budapester Pflanze’ (von den Räkos-Wiesen) erhielt ich durch die Güte
des Prof. v. Borbäs eine Probe und sah ein vollständiges Exemplar im Herbar
meines verehrten Collegen R. Beyer. Diese, im übrigen ein typisches T. pratense
darstellende Pflanze fällt dadurch auf, dass der unter dem sog. endständigen ste-
hende deutlich seitenständige Kopf von einem langen, mitunter der Länge des
Kopfes um das 4-5fache übertreffenden Stiel getragen wird. Das Exemplar des
Beyer'schen Herbars stellt einen vielstengligen Rasen dar, an dem eine beträchtliche
Anzahl der Stengel oben abgeschnitten sind. Ob diese Verstümmlung auf der Bildung
dieser auffälligen, jedenfalls abnormen Form von Einfluss war, muss ich vorläufig
dahingestellt sein lassen. Jedenfalls sind die „endständigen“ Köpfe, wenn vorhanden,
nur ganz kurz gestielt, wie sie es auch an dem Originalexemylar der Willdenow’schen
Art sind, das keine derartig langgestielte Seitenköpfe besitzt. Ganz mit Unrecht
identificiert Borhäs aber (l. c. 168) seine Pflanze mit dem später zu besprechenden
T. p. var. pedicellatum Knaf (= T. brachystylos Knaf), obwohl er sich selbst ein-
wendet: „aber der Griffel an unseren Exemplaren nicht kürzer als die Staubblätter“,
2) Später (Synopsis Fl. Germ. et Helv. ed. I (1837) p. 168) führt Koch
übrigens T. pensylvanicum Willd. mit Recht einfach als Synonym von 7. pratense
sativum auf.
140 P. Ascherson:
sie, den vorliegenden Exemplaren entsprechend, folgendermassen:
„Stengel einfach, aufstrebend, ungleichkantig; Blättchen elliptisch, von
der Mitte an sägezähnig gewimpert, vielnervig, lederartig; Neben-
blättchen breitpfriemförmig (!); Blütenköpfe eiförmig, kurz gestielt;
Kelch 1Onervig, weisshaarig, zottig, der untere Zahn doppelt so lang
als die übrigen; Blütben weisslich rot. Die ganze Pflanze mit langen
weissen Haaren besetzt (!).“ —
Die hier abgedruckte Beschreibung stimmt vollständig mit der
vom Autor handschriftlich hinterlassenen Diagnose; !) die im Juli 1840
gesammelten Originalexemplare, welche ich mit Herrn P. Graebner
in dem jetzt im Besitz des Domgymnasiums zu Kolberg befindlichen
Dobbertschen Herbar eingesehen habe, dessen Benutzung uns von
Herrn Gymnasialdirector Dr. Beeker gütigst gestattet wurde, sind von
einem von Zabel ein Vierteljahrhundert später an demselben Fund-
orte gesammelten Exemplar der var. marztimum nicht zu unterscheiden.
Für diese var. marzstimum wird, wie am Eingang dieser Ausein-
andersetzung bemerkt, gewöhnlich Marsson als Autor eitirt, der sie
in der That in seiner Flora von Neuvorpommern und Rügen 1869 S. 114
mit der Autoritätsbezeichnung „Marss.“ beschrieben hat. Allein schon
10 Jahre früher hatte Zabel dieselbe Pflanze unter demselben Namen
im Archiv der Freunde der Naturgesch. in Mecklenb. Xlll (1859)
S. 31 veröffentlicht und wird daher auch ganz richtig von Krause
in Prahl’s Kritischer Flora von Schleswig - Holstein ete. II S. 41
(1889) als Autor genannt. Welche Gründe Marsson hatte, diese ihm
selbstverständlich wohlbekannte Veröffentlichung Zabel’s zu ignorieren,
kann und will ich hier nicht erörtern.
Wieder ein Jahrzehnt später beschrieb J. P. Jacobsen in seiner
Florula der kleinen dänischen Inseln Läsö und Anholt im Kattegatt
(Botaniske Tidsskrift XI S. 113 (1879) unsere Pflanze unter dem auch
von Lange {a. a. O.) angenommenen Namen 7. pratense var. depressum.
Als jüngster Name endlich würde sich 7. pratense var. hirsutum
Pahnsch (1881) anschliessen, wenn er sich auf diese einheimische
Form beziehen sollte. Bemerkenswert ist die Neigung dieser Varietät
villosum Wahlbg., wie wir sie nun wohl werden nennen müssen, zur
Abänderung in helleren Blütenfarben. Dobbert bezeichnet seine
Pflanze als hellrosa-blühend; die var. depressum Jacobs. wurde nach
Lange (a. a. O.) bei Hobro in Jütland von J. Mörch weissblühend
beobachtet und die var. leucochraceum Aschers. et Prahl (Ber. D. Bot.
Ges. VIII (1890) S. (103‘, die von Prah] verfasste Beschreibung ver-
öffentlicht in Koch’s Synopsis 3. Aufl. von Wohlfarth, S. 596) dürfte
als gelblichweiss blühende Unterform sich dieser Varietät anschliessen.
1) Nur vergleicht D. zwar seine Pflanze mit 7. pratense und medium, erklärt
sie aber keineswegs für eine Mittelform beider Arten.
Bemerkungen und Zusätze zu dem vorstehenden Aufsatze. 141
Für uns hat diese Form ein besonderes Interesse, weil ich ein 1854
von Ritter bei Rhinsmühlen in der Flora von Friesack gesammeltes
Exemplar derselben für 7. ochroleucum L. gehalten und in meiner
Flora d. Prov. Brandenb. I S. 144 als solches aufgeführt habe.
T. ochroleucum ist also aus der Märkischen Flora zu streichen, wie ich
dies schon 1864 in meiner Flora v. Brandenburg I. S. 934 bemerkt habe.
Ich sehe aber deshalb keinen Anlass, auch die Angabe dieser Art bei
Klausdamm unweit Bahn in Pommern, wie Wohlfarth a. a O0.
will, auf diese Form zu beziehen, welche später Warnstorf bei
Arnswalde (am Senzig-See, Juli 18651), Prahl (a. a. O.) an der
Untertrave bei Lübeck!, P. Graebner kürzlich auch bei Kolberg
(bei Zernin und Wobrow je in einem Exemplar!) gesammelt haben.
Auch in den Küstenländern des Mittelmeers werden ähnliche
Formen nicht fehlen. Wohlfarth weist a. a. O. auf T. pratense ’
australe Freyn (Abh. Zool. Bot. Ges. Wien 1877 5. 309) aus Süd-
Istrien hin, welches durch „immer einzeln stehende Köpfchen und
stärkere, oft dichte und abstehende Bekleidung mit Zottenhaaren“ vom
Typus abweicht. Ich habe diese Form in voller Ausbildung weder von
dort noch von andern Localitäten des Mittelmeergebiets gesehen,
wohl aber ziemlich stark, hier und da auch abstehend behaarte Ueber-
gangsformen von Paterno am Aetna (leg. H. Ross!). Aehnliche
Exemplare (Stengel im unteren Drittel wie die Nebenblätter kahl)
scheint R. v. Uechtritz (vgl. a. a. O. S. 222) von M. Firle aus
Olivenwäldern bei S. Remo (Riviera di Ponente) erhalten zu haben.
Gibelli und Belli führen in dem ersten Stück ihrer gross angeleg-
ten monographischen Studie über die Trifolien Italiens (Rivista eritica
e descrittiva delle specie di Trifolium italiane e affini comprese nella
sez. Lagopus Koch (Estr. delle Memorie della R. Accad. Seienze
Torino. Ser. 11 Tomo XXXIX 1889 p. 64) unter T. pratense eine Va-
rietätengruppe 3 collinum ein, die sie von der in Mitteleuropa typischen
Form, die sie als « sativum Rehb. bezeichnen und in Italien nur eulti-
viert (oder höchstens verwildert) kennen, durch niedrigeren Wuchs,
stärkere Behaarung (besonders der Nebenblätter, am Stengel soll die-
selbe aber angedrückt sein!) und lockerere Köpfe unterscheiden. Sie
rechnen dahin eine grosse Anzahl früher benannter Formen, u. a. die
oben S. 136 erwähnte var. hirsutum Boiss., die var. aethnensis Huet de
Pavillon Pl. Sic. exs. (wohin auch wohl die erwähnten Exemplare
von Ross gehören), erwähnen aber die Freynsche Pflanze nicht. Auch
bei dieser var. collinum constatieren die Verfasser, namentlich in
Mittel- und Süd-Italien, die Neigung zur gelblichweissen Blütenfär-
bung; T. pratense L. 3 flavicans Ser. in De Candolle Prodr. |. e.
(1825) wird als einfaches Synonym hier citiert. Gewöhnlich und wohl
mit Recht wird diese von Seringe an der Grimsel und in Wallis ange-
gebene Form als Synonym des bekannten T. nivale Sieb. (T'. pratense
142 P. Ascherson:
3 nivale Koch Syn.) angesehen. Indes haben Gibelli und Belli wohl
das Richtige getroffen, wenn sie annehmen, dass diese bekanntlich
hochalpine Form durch Uebergänge mit ihrem collinum verbunden
wird. Hierher mag z. B. die gelblichweiss blühende Pflanze gehören,
die ich im Kiefernwalde zwischen Premadio und Oga bei Bormio (ca.
1500 m) im August 1892 sammelte, und die habituell von dem wenige
Tage früher an der Stilfser-Joch-Strasse oberhalb Franzenshöhe von
mir beobachteten 7. niwale kaum zu unterscheiden war. Dagegen
wird T. pratense flavicans mancher mediterraner Autoren, wie z. B.
Visiani Fl. Dalm. Il p. 294, Lo Jacono sich ähnlich zu der var.
australe Freyn (collinum Gib. Belli) verhalten, wie /eueochraceum Aschers.
et Prahl zu var. villosum Wahlbg.'). T. pratense var. pilosum Heuftel
(Abh. Zool. Bot. Ges., Wien VllI (1858) S. 88 mit abstehend behaartem
Stengel und gewimperten Nebenblättern aus trocknen Eichenwäldern
des Banats schliesst sich geographisch wohl eher den süd- als den
mitteleuropäischen Formen an. Ob sich die baltischen und die medi-
terranen stark behaarten Formen des Rotklees durch morphologische
Merkmale scharftrennen lassen, muss weiterer Prüfung (bei Untersuchung
reicheren Materials, als mir jetzt zu Gebot steht) vorbehalten bleiben.
Ebenso bleibt es eine offene, wohl schwer zu entscheidende Frage, ob
T. pratense americanum Harz erst in Amerika entstanden ist, oder ob
es von einer der in Europa einheimischen rauhhaarigen Formen ab-
stammt.
Ich benutze diese Gelegenheit, um die Geschichte einer anderen,
früher in diesen Verhandlungen (Sitzungsber. 1878 S. 110—112, vgl.
auch Paasch und Magnus a. a. O. 1879 S. 78, 80 und Ascher-
son a. a. 0. 1880 S. 100) von mir besprochenen Form des Rotklees,
des T. pratense var. pedicellatum Knaf bei Celakovsky, Prodr. der
Fl. v. Böhmen S. 669 == T. brachystylos Knaf Lotos 1854 S. 237
zu vervollständigen. Die systematische Stellung dieser Form ist eine
recht eigentümliche. Schon W. Koch (vgl. Sitzungsber. 1878 S. 110)
ebenso neuerdings Nyman (Consp. Fl. Europ. p. 173 (1878) und
Penzig (Pflanzen-Teratologie 1 Genua 1890 S. 336) bezeichnen sie
als monströs und sicher mit Recht, denn wie Magnus a. a. O. an-
deutet und kürzlich gesprächsweise noch bestimmter ausführte, stellt
diese Form einen Schritt zu der Bildung vergrünter Blüten dar.
Auch das stets vereinzelte Auftreten (wenn auch öfter in vielstengligen
Stöcken) kennzeichnet sie als eine abnorme Bildung. Andrerseits bleibt
diese Form aber an so zahlreichen, weit von einander entlegenen
Stellen so constant auf derselben mässigen Stufe der Missbildung
stehen, dass es nicht zu verwundern ist, dass eine Reihe so erfahrener
ı) Nach Lo Jacono, Gibelli und Belli stellt dagegen T. pratense flavicans Guss.
— T. baeticum Boiss. eine gelblichweiss blühende Form von T. pratense sativum dar.
Bemerkungen und Zusätze zu dem vorstehenden Aufsatze. 143
Systematiker und Morphologen wie Babington, Celakovsky und
J. Lange (Letzterer wendet das bei ihm sonst für monströse Formen ge-
bräuchliche Zeichen X hier nicht an!) diese Form als eine wirkliche Varie-
tät betrachtet haben. Seltener als diese bestimmte Ausbildung ist ein
Minus der Abweichung von der Norm (wie die 1878 besprochene W ilms’sche
Pflanze und die 1880 vorgezeigte von Magnus bei Rüdersdorf gefun-
dene, sowie endlich ein Stock, den Herr G. Lehmann auf den Wil-
mersdorfer Wiesen unweit des Joachimsthal’schen Gymnasiums 1891
auffand und bis jetzt in Topfeultur erhalten hat (diese Pflanze er-
innert zwar durch die verlängerten Köpfe und die kurzen, blassen
Corollen an 7. arvense, die Köpfe sind aber nur z. T. und auch dann
kurz gestielt, die Blüten selbst aber nur ganz kurz gestielt) oder ein
Plus wie die 1879 von P. Magnus erwähnte Form von der Kurischen
Nehrung bei Memel, teilweise auch die von ihm damals besprochene
von Tetschen (M. Winkler), ebenso eine von Herrn G. Lehmann
1893 bei Liebwerda im böhmischen Isergebirge gefundene Pflanze.
Auch bei dieser sind, wie es Magnus von einem Teile seiner Inflorescenzen
berichtet, die Blüten vergrünt, und meist ist das Carpell in ein weit
aus dem Kelche hervorragendes unifoliolates Laubblatt verwandelt.
Die Magnus’sche Pflanze von Memel zeigt z. T. gleichzeitig die Er-
scheinung, die ich im Appendix ind. sem. Hort. Berol. 1872 p. 3 als
„Mikrokladie“ bezeichnet habe, nämlich zahlreiche fadendünne Seiten-
zweige, welche kleine, armblütige Köpfe tragen. Die von Seringe
(a. a. O.) aufgeführte Form Y gracilescens „glabriusculum, caulibus
filiformibus, capitulis parvis paueifloris“ dürfte dieser Form wohl nahe
kommen.
Der älteste wohl sichere!) Name der, wie oben angedeutet, auf einer
bestimmten Stufe varietätähnlich fixirten monströsen Form ist 7".
pratense $ parviflorum Babington Manual of British Botany 1343 p. 72.
(Ich verdanke dies Citat einer briefliehen Mitteilung des Mr. Arthur
Bennett). Dieser Name ist also erheblich älter als der Knaf’sche
Name 7. brachystylos von 1854. Uechtritz spricht a. a. 0. S. 246 das
Bedenken aus, dass Babington seine Form nur durch die Worte
„heads stalked, calixteeth as long as or longer than the corolla“
charakterisiert, also die allerdings minder auffälligen Merkmale des
1) Wilms und Beckhaus (a. a. O0.) sowie auch Beckhaus in seiner Flora von
Westfalen ziehen T. pratense » multifidum Ser. in De Cand. Prod. 1. c. hierher, ver-
mutlich nur deshalb, weil sie an der westfälischen Pflanze gelegentlich auch 6
Kelchzipfel fanden und Seringe seine, in Corsica von Salzmann gesammelte
Pflanze laciniis calyeinis 6—7 piloso-hispidis charakterisiert. Von allen übrigen viel
wesentlicheren und auffallenderen Merkmalen dieser Form schweigt Seringe und es
bedarf daher, ehe man diesen Namen als berechtigt ansehen kann, noch des Nach-
weises, dass diese an seinem Exemplar vorhanden sind. Uebrigens habe ich die
uns beschäftigende Form noch nicht aus dem Mittelmeergebiet gesehn. Auch Gibelli
und Belli erwähnen sie nicht.
144 P. Ascherson:
Vorhandenseins von Braeteen und Pedicellen nicht erwähnt. Bei der
erstaunlichen Solidarität, die an so zahlreichen Orten zwischen sämt-
lichen Merkmalen dieser Form beobachtet wird, zweifle ich nicht,
dass auch die britische Pflanze, von der ich mir bisher noch
kein Exemplar verschaffen konnte, die erwähnten Charaktere zeigen
werde. Jedenfalls besitzt diese Merkmale die dänische Pflanze, die
Lange schon in der 3. Udgave seines Haandbog S. 549, in der
4. S. 835 aufgeführt und auf Tafel 2782 der Flora Danica ab-
gebildet hat. Auch Ernst H. L. Krause in Prahl, Kritische Flora
der Provinz Schleswig-Holstein u. s. w. 11 S. 41 (1889) führt diesen
Namen an und eitiert die erwähnte Tafel, stellt aber den Namen
intricatum Nolte ined. voran, und zwar, wie das Citat „»arvsflorum
(Babington); F.D. (nicht Ehrhart)“ beweist, wegen der gleichnamigen
Ehrhart’schen Art. Krause hat also hier, wie G. Beck von
Mannagetta das Prineip befolgt, dass eine Art und eine Varietät
in derselben Gattung nicht denselben Namen führen dürfen. leh will
nicht wiederholen, was ich in diesen Verhandlungen 1891 S. XX
gegen diese Praxis eingewendet habe, glaube aber, dass hier, bei
dieser monströsen Form, eine Wiederbelebung der Knaf’schen Art
wohl für alle Zukunft ausgeschlossen scheint: Bemerkenswert ist es
aber, dass den obengenannten nordeuropäischen Schriftstellern der
Name T. brachystylos Knaf offenbar ebenso unbekannt geblieben ist,
als umgekehrt der Name T. pr. v. parviflorum Bab. den mittel- und
südeuropäischen Autoren mit alleiniger Ausnahme von R. v. Uechtritz.
Und doch ist der Name 7‘. brachystylos nicht nur in so verbreiteten
und mit Recht hochgeschätzten' Florenwerken wie in denen von
Celakovsky und Fiek, sondern auch, wie oben bemerkt, in dem
mit gleichem Rechte überall in Gebrauch befindlichen Sammelwerken
von Nyman über die europäische Flora zu finden!
Ich schliesse mit einer Uebersicht der mir bisher bekannt ge-
wordenen Fundstellen dieser und verwandter Formen, die allerdings
Vollständigkeit nicht beanspruchen kann, da eine systematische Aus-
beutung der Litteratur in dieser Hinsicht mir jetzt nicht möglich war.
Dagegen fand ich wertvolles z. T. auch unveröffentlichtes Material in dem
wie stets mir mit grösster Bereitwilligkeit zur Verfügung gestellten
Herbar meines verehrten Collegen P. Magnus, dem ich nicht verfehlen
will, dafür den gebührenden Dank abzustatten.
Britische Inseln.
„An trockenen Stellen“ (Babington Manual VIl. edition 1874 p. 83
z. B. Schottland: Forfar (nach A. Bennett, briefl.).
Dänemark.
Sämtliche Angaben nach J. Lange a. a. O.
Bemerkungen und Zusätze zu dem vorstehenden Aufsatze. 145
Seeland: Kopenhagen: Hellebäks Teglvärk (J. Lange); Flaske-
krön (Baagöe)'); Gröndal und Lundehuusmosen (J.Lange).
Sorö: Hjortenäs (J. Lange.).
Fühnen: Nidstrup (M. T. Lange).
Jütland: Horsens (J. Jepp).
Deutsches Reich.
Preussen: Danzig: Pelonken (Scharlok nach Paasch Sitzber.
Bot. Ver. Brandenb. 1879 S. 78). Memel: Kurische Nehrung
1872 P. Magnus (a. a. O. 80, vgl. oben S. 143).
Märkisch-Posener Gebiet: Typisch ausgebildet bisher noch nicht
gefunden; annähernd: Berlin: Wilmersdorfer Wiesen 1891
(G. Lehmann! s. oben S. 143); Rüdersdorfer Kalkberge 1880
(P. Magnus! vgl. Ascherson a. a. O. 1880 S. 100).
Schlesien: Breslau: Kleinburg; Rothkretscham |jenseit der Ohlauer
Vorstadt, gegen die Eisenbahn hin] 1880 (R. v. Uechtritz!
vgl. Fiek, Flora v. Schles. S. 100); Strasse nach Lissa (R. v.
Uechtritz 61. Ber. Schles. Ges. [1883] S. 271); Gr. Grün-
eiche (R. v. Uechtritz 63. Ber. [1885] S. 245); Grünberg:
Berliner Chaussee (Hellwig, a. a. O.); Droschkau: (Kleiber
61. Ber. a. a. O.); Trachenberg: Korsenz (Schwarz, 63. Ber.
a. a. O.); Rogosawe (Schwarz, 69. Bericht Schles. Ges.
1891 II S. 105).
Schleswig-Holstein (nach Krause in Prahl, Krit. Flora a. a. O.):
Segeberger Heide 1850 (Nolte!)?); Flensburg: Idstedter
Chaussee 1850 (Nolte).
Westfalen: Münster: Botanischer Garten im Rasen am Bassin ein-
mal; Unna am Wege bei der Saline Königsborn einmal
(Wilms, Abh. Naturh, Ver. f. Rheinland und Westfalen IX
[1852] S.. 582, Jahresb. d. Westf. Prov. Vereins pro 1878
[1879] S. 185 (stellt nur eine Annäherung zu parviflorum Bab.
dar, vgl. Ascherson, Sitzber. Bot. Ver. Brandenb. 1878 S. 112).
Niederrheinisches Gebiet: Bonn: Kessenich 1875 (P. Magnus!);
Trier, im Mai und Juni 1863 von unserem damaligen Mit-
gliede W. C. Bockholtz! in zwei, 2 Stunden von einander
1) Mortensen (a. a. O.) führt diese Baagöesche Pflanze als A phyllanthum
auf und sagt, dass der Kopf in einen Blattschopf umgewandelt sei. Es handelt
sich hier also wohl um eine stärker fortgeschrittene Vergrünung, wie in den $. 143
besprochenen Fällen.
2) Ein Exemplar dieser Pflanze verdanke ich der Güte des Herrn Prof. Reinke-
Abhandl, des Bot. Vereins für Brandenb. XXXV. 10
146 P. Ascherson:
entfernten Stöcken auf Kleeacker, auf Sand- und Kalkboden
bemerkt; der letztere lieferte 40 Stengel, B. wählte für diese
Pflanze denselben Namen wie Babington, selbstverständlich
ohne diesen Vorgänger zu kennen.
Oberrheinisches Gebiet: (vgl. P. Ascherson, Sitzber. Bot. Ver.
Brandenb. 1878 S. 110) Baden: Karlsruhe: Rand des Hardt-
waldes Juni 1839 (A. Braun!); Hochrain bei Eckenstein
Herbst 1839 (Dr. Schmidt!) an beiden Orten nur ein Stock;
Elsass: Kleefelder bei Jagolsheim und hinter Rappoltsweiler
(Mühlenbeck!).
Oesterreich-Ungarn.
Böhmen: Tetschen (M. Winkler! vgl. Magnus, Sitzber. Bot. Ver.
Brandenb. 1879 S. 80 und oben S. 143); Kommotau: Alte See
Knaf! Lotos 1854 S. 237, Celakovsky, Prodr. der Fl. v.. Böhm.
S. 670 (1875); Gabrielamühle bei Rothenhaus Knaf nach
Gelakovsky a. a. O. (Vergrünte Exemplare, welche an
diese Form sich anschliessen, sammelte G. Lehmann bei
Liebwerda 1893! s. oben S. 143).
Schweiz.
Thurgau: Kreuzlingen Oct. 1865 H. Degenkolb!
3. Die Verbreitung von Veronica Dillenii Crtz. im Vereinsgebiet
(S. 126).
Ohne einer ausgedehnteren Veröffentlichung, welche ich über
diese kritische Art beabsichtige, vorgreifen zu wollen, möchte ich hier
nur bemerken, dass während V. verna L. (Schmalh.) über das ganze
märkische Florengebiet verbreitet ist, V. Dillenii im nordwestlichsten
Teile desselben zu fehlen scheint; ich sah sie noch nicht aus dem
grössten Teile der Ukermark (wohl aber von Schwedt |[Rüdiger!]
und Stettin: Töpfer’s Baumschule [Winkelmann!]); ferner nur von
wenigen Punkten des Havelgebiets (ausser von Ruppin [Warnstorf!]
nur aus der Spandauer Gegend, dem Grunewaldgebiet, wo die Pflanze
noch bis Schlachtensee!! und Wannsee!! häufig ist; Freund Hauss-
knecht besitzt auch bei Potsdam von Vatke gesammelte Exemplare;
ferner von Trebbin (Grantzow! v. Seemen!) und Treuenbrietzen
(Pauckert!). Aus dem Elbgebiet sah ich sie von Gr. Kühnau bei
Dessau (O0. Engel!) und aus dem Bürgerholz bei Burg (Deicke!
vgl. oben S. XVIll Anm.). Aus dem übrigen Gebiete der Magdeburger
Flora, wo sie sicher nicht fehlen wird, kenne ich immer noch keinen be-
stimmten Fundort. Im Schneider’schen Herbar, aus welchem mir
Freund Ebeling die mit V. verna bezeichneten Bögen vorlegte, finden sich
Bemerkungen und Zusätze zu dem vorstehenden Aufsatze. 147
mehrere Exemplare von V. Dilfeni'; da aber unpraktischer Weise die
von den zahlreichen dort verzeichneten Fundorten (unter denen sich
auch solche von Dessau und Berlin befinden) stammenden Proben
nicht getrennt sind, bleibt ihre Herkunft ungewiss. Hiermit glaube
ich das kritische Gebiet bezeichnet zu haben, aus dem Nachforschungen
in Herbarien und im Freien besonders erwünscht wären. Oestlich von
dieser Zone ist die Pflanze an so zahlreichen Orten nachgewiesen, dass
sie als über das ganze Spree- und Odergebiet verbreitet gelten kann.
Ich sammelte sie auch unweit der Schwarzen Elster bei Liebenwerda!!
Für das märkische Warthegebiet fehlen Belege, doch wird sie dort
sicher verbreitet sein; ebenso wohl in der Provinz Posen, wo sie
Spribille (Wissensch. Beilage des Progr. Kgl. Gymn. zu Inowrazlaw
Ostern 1889 S. 18 zu No. 656 als V. verna longistyla Froel.) an
mehreren Orten um Inowrazlaw angiebt und nach gefälliger brieflicher
Mitteilung seitdem an noch zahlreicheren Stellen beobachtete ; ausserdem
sah ich sie nur von einem Punkte an der Südgrenze der Provinz (Bojanowo,
C. Scholz!) und beobachtete sie selbst an der Nordostgrenze (Gr.
Wudzin bei Klarheim Graebner!!); auch sammelte sie Dr. Prahl bei
Rinkau unweit Bromberg.
Biologische Notizen
von
P. Graebner.
1. Ueber gelegentliche Kleistogamie.
(Vorgetragen auf der Herbst-Hauptversammlung am 14. October 1893.)
Schon seit Linn«, der die Beobachtung machte, dass eine Anzahl
nach Upsala gebrachter südeuropäischer Pflanzen dort keine normalen
Blüten entwickelten, ist man bemüht, den Ursachen jener Erscheinung
nachzuspüren, die man seit Kuhn!) (wie ich wohl bemerken darf,
nach dem Vorschlage des Herrn Prof. Ascherson) so treffend mit dem
jetzt allgemein verbreiteten Namen der Kleistogamie bezeichnet. Bei den
mannigfachen Verhältnissen, unter denen Kleistogamie auftritt, ist es
ein äusserst schwieriges Unternehmen, allgemein gültige Gründe für jene
ungewöhnliche Erscheinung nachzuweisen. So teilt z. B. Ascherson
mit,?) dass Zamium amplexicaule in Aegypten ebenfalls wie bei uns vor
den chasmogamen kleistogame Blüten entwickelt, und doch liegen dort im
Süden die Temperatur- und Belichtungsverhältnisse so ganz anders wie
im nördlichen Europa; dort fällt die Zeit der kleistogamen Blüten in
den Winter, wo die Temperatur so hoch und die Belichtung so stark,
wenn nicht stärker sind, wie bei uns im Frühsommer; hier dagegen
finden wir die kleistogamen Blüten in den ersten Frühlingstagen, also
bei sehr viel kühlerer Witterung.
Da ich bei mehrjähriger Beschäftigung in Gärtnereien häufig
Gelegenheit hatte, Beobachtungen und Versuche über den Einfluss der
Wärme und Feuchtigkeit auf die Ausbildung der Blüten anzustellen
und auch später dieselben fortgesetzt habe, so sei es mir vergönnt,
die registrierten Thatsachen hier kurz wiederzugeben.
Im Herbste dieses Jahres erhielt ich durch den Stadtgärtner
Herrn Martens in Colberg aus dem dortigen Pflanzgarten eine Gen-
tiana Pneumonanthe mit der Bemerkung, dass er dieselbe noch nie
geöffnet gesehen habe; es stellte sich heraus, dass sich die Corollen
noch alle in der Knospenlage befanden; trotzdem aber hatten sich die
Früchte sämtlich in normaler Weise entwickelt, und eine derselben
!) Botanische Zeitung von v. Mohl und Schlechtendal 1867 S. 65.
2) Sitzber. Ges. Naturf. Freunde Berlin 1880 S. 102.
Biologische Notizen. 149
hatte sogar die Corolle an der Spitze durchbrochen. Bei der Unter-
suchung ergab sich denn auch, dass die Bestäubung der Narbe kleisto-
gamisch erfolgt sein musste. Hiermit in Einklang stand die Thatsache,
dass in einer noch ganz jungen Knospe, deren Corolle vielleicht erst
die halbe Grösse der ausgebildeten Blüten besass, sämtliche An-
theren aufgesprungen und das ganze Innere der Kronenröhre nebst
der völlig entwickelten Narbe mit Pollen belegt war. Später fand
ich bei einer Exeursion in die Altmark in der Umgegend von
Hämerten dieselben Verhältnisse an einigen Exemplaren jener Art
vor, und gerade dort waren diejenigen Blüten, die sich regelmässig
geöffnet hatten, von denen, welche kleistogamisch befruchtet worden
waren, deutlich zu unterscheiden.
Es ist eine bekannte Erscheinung, auf die schon Herm. Müller
(Blumen u. Insekten S. 332) hingewiesen hat, dass einige Arten der
Gattung G@entiana bei kaltem und regnerischem Wetter ihre Blüten
wieder schliessen; dieselben legen sich aber naturgemäss nicht wieder
in die Knospenlage d. h. spiralig zusammen, sondern schliessen nur
durch festes Aneinanderlegen der Corollenzipfel die Einwirkung des
Regens ab. In der Knospe aber finden wir die einzelnen Zipfel sich con-
volutiv deckend und dann spiralig eingerollt, so dass eine scharfe
Spitze dadurch zustande kommt. Hieran eben sind die chasmo- und
kleistogamen Blüten selbst im spätesten Stadium noch zu erkennen,
ganz abgesehen davon, dass die Corollen der kleistogamen Blüten
länger frisch bleiben, als die, welche eine regelmässige Entwickelung
durchgemacht haben, da deren Corollen bald nach der Befruchtung
abwelken und später lose den Fruchtknoten umgeben; die anderen
bleiben fest geschlossen, gleichsam zum Schutz für die Samen und
sind oft noch zur Zeit der Samenreife vollständig intact, nur dass
aus der lebhaft blauen Farbe zum Teil ein schmutziges Violett
geworden ist.
Eine ähnliche Erscheinung wie diese, dass nämlich Pflanzen un-
günstigen Verhältnissen (in diesem Falle einem kalten rauhen Wetter)
ausgesetzt, ihre Blüten kleistogam entwickeln, liess sich bei einer
grösseren Anzahl von anderen Pflanzen beobachten.
Eine Gesnera bulbosa Ker aus dem Gewächshause, in dem sie
zur Blüte gelangt war, in das Freie gebracht, wuchs, wenn auch etwas
sedrungener, so doch kräftig weiter, entwickelte aber von dem
Augenblicke ab keine chasmogame Blüte mehr; selbst die vorhan-
denen Knospen öffneten sich nicht. Die Fruchtknoten dagegen
schwollen an, und eine Anzahl dieser Blüten brachte vollständig aus-
gebildete Samen. Ebenso verhielt sich aus der nahe verwandten
Familie der Labiaten ein Coleus aromaticus, der in voller Blüte stehend
in sein Winterquartier gebracht wurde, nachdem er vorher in einer
8—10° höheren Temperatur (d. h. 14—15° R.) sich befunden hatte;
150 P. Graebner:
auch hier öffnete sich keine Blüte mehr, wohl aber kamen sämtliche
Früchte zur Reife. Ausserdem wäre ein gleiches Verhalten bei einer
Monatsrose, deren angelegte Knospen sich im Herbst nicht entwickelten,
wohl aber die Früchte nach späterem Eintritt wärmerer Witterung
und bei einer Orodanche minor, die ich im vorigen Winter lebend im
botanischen Verein der Prov. Brandenburg vorgelegt habe, zu constatieren.
Dieselbe hatte sich zufällig während des Winters auf einem Pelargonium
entwickelt und zeigte fast vollständig apetale Blüten, aber ganz normal
. entwickelte Narben und Fruchtknoten, aus welch letzteren sich auch
reife Samen gebildet haben. Ob und wodurch hier Befruchtung statt-
gefunden hat, liess sich nicht feststellen, da trotz eifrigen Suchens
Pollen sich in den vorhandenen Staminalrudimenten, die ganz unten
am Grunde des Fruchtknotens sich befanden, nicht nachgewiesen
werden konnte. Erst mit dem Eintritt des Frühjahrs wurden die
Corollen länger bis zu annährend normaler Grösse.
Die meisten Vrola-Aıten blühen bekanntlich nur im Frühjahr
und oft auch noch im Herbst, also zur Zeit einer kühlen Witterung
chasmogam und können den ganzen Winter über in Blüte erhalten
werden, wenn sie, vor Frost geschützt, in einem kalten Raume gehalten
werden. Sobald eine solche Pflanze an einen wärmeren Standort
kommt, sei es in ein warmes Gewächshaus oder ein geheiztes Zimmer,
hört sofort die Bildung der chasmogamen Blüten auf, und es werden
nur kleistogame Blüten entwickelt, ja ich konnte sogar die Beob-
achtung machen, dass nur die vollständig ausgebildeten Knospen
der V. odorata sich öffneten bei allen anderen aber das Wachstum
der Petala aufhörte und die Blütenstiele‘ sich zu Boden neigten. Von
da an verhielten sich alle Blüten ganz wie kleistogame. Einige andere
Pflanzen, die sofort nach Beginn der Vegetationsperiode im Frühjahr
in eine Temperatur von 12° —14° gebracht wurden, entwickelten nicht eine
einzige chasmogame, sondern nur kleistogame Blüten. Dagegen blühten
2 Topfpflanzen von Viola russica, die gegen Ende des Winters in jenes
Warmhaus gebracht wurden, nachdem sie einige kleistogame Blüten
entwickelt hatten, im März ins Freie gesetzt, wieder chasmogam,
allerdings nicht sehr reichlich. Die beiden kräftigen Pflanzen brachten
nur 7 chasmogame Blüten, im anderen Falle aber blüht die Pflanze
solange chasmogam fort, bis die wärmere, für sie ungünstigere Wit-
terung eintritt. Aenlich verhält sich Oxalis Acetosella L
Offenbar haben wir es bei der Mehrzahl der zuerst erwähnten
Erscheinungen mit einer eigenartigen Anpassung zu thun, die
darauf hinausläuft, die Geschlechtsorgane vor Beschädigung durch
Kälte, Nässe oder andere Einflüsse zu schützen. Die Blumenkronen-
blätter, die sonst ja in erster Linie die Functionen eines Schau-
apparates erfüllen, werden hiermit zum Schutz der inneren Blütenteile
verwendet und dadurch wird der Pflanze die Möglichkeit gegeben,
Biologische Notizen. 151
die sonst der Vernichtung verfallenen Samenanlagen zur Reife zu
bringen. Sie passt sich dadurch den wechselnden Witterungsverhält-
nissen der Uebergangsjahreszeiten, wie Frühling und Herbst, an, wo
ein kurzer Nachtfrost, eine kleine Periode regnerischer Witterung alle
Blüten zerstören würde, während doch die nachfolgenden Tage meist
wieder warmes helles Wetter zu bringen pflegen, welches vollständig
ausreicht, die Samenreife herbeizuführen. — Die übrigen Beispiele, bei
denen nicht die Kälte, sondern die Wärme den hindernden Einfluss
ausübt, sind herangezogen worden um zu zeigen, dass allgemein un-
günstige Temperaturen die Entwickelung chasmogamer Blüten beein-
trächtigen können, und es würden sich eine noch grössere Anzahl von
Beispielen nennen lassen, in denen ein mässiges Herabsinken der Tem-
peratur unter ein Optimum oder ein Uebersteigen desselben die regel-
mässige Ausbildung der Blüten verhindert, ohne doch die Functionen
derselben aufzuheben. Ausserdem zeigen die genannten Beispiele, dass,
wenn nicht bei allen, so doch bei einer grossen Zahl unserer Pflanzen
eine Temperatur, die noch das Wachsen der Laubtriebe ete. gestattet,
nicht mehr ausreicht oder auch zu hoch sein kann, um der Entwickelung
der Blüten günstig zu sein.
Nachdem ich die vorstehenden Beobachtungen bereits zusammen-
gestellt hatte, lernte ich die hochwichtige Arbeit Vöchtings „Ueber
den Einfluss des Lichtes auf die Gestaltung und Anlage der Blüten“!)
kennen, in der der Verfasser an mehreren Objecten durch zahlreiche
Versuche nachweist, wie bei Abnahme der Beleuchtung meist
auch die Grösse der Blüten abnimmt und allmählig deren Functionen
ganz erlöschen, die Knospen schon in jungen Stadien absterben. Zum
Sehluss fordert derselbe zu weiteren Versuchen auf, die beweisen
sollen, ob und wie weit auch andere Haupt-Factoren für das Leben
der Pflanze ein Verkümmern und Verschwinden der Blüten veranlassen
können, und da sich die vorbeschriebenen Thatsachen zum Teil mit
den allerdings weit umfassenderen Versuchen Vöchtings eng berühren,
sei es mir gestattet, noch einige Fälle aufzuzählen, in denen wohl die
verschiedenartigsten Ursachen eine echte Kleistogamie oder eine Ver-
kleinerung der Blüten resp. den vollständigen Verlust derselben her-
beigeführt haben.
Rhododendren, Azaleen, Camelien etc. werden in den Handels-
Gärtnereien während des Winters in Häusern aufbewahrt, deren
Fenster, höchstens zu !/—!/, von der Laubdecke befreit, das Licht
hindurch fallen lassen; die Beleuchtung ist dadurch naturgemäss eine
sehr mangelhafte, und doch entwickeln sich die Pflanzen bei der nie-
drigen Temperatur von 4—7° ganz normal. Dagegen können diejenigen
Exemplare, die zur Beschleunigung der Blütenentwickelung in wär-
1) Priugsheims Jahrbücher für wissenschaftliche Botanik XXV Heft II.
152 P. Graebner:
mere, vollständig helle Häuser gebracht werden, nur durch Entfernen
der sich bildenden etiolierenden Laubtriebe zur vollständigen Ent-
faltung der Blüten veranlasst werden. Es reicht also augenscheinlich
selbst die volle Belichtung bei dieser erhöhten Temperatur nicht aus,
eine regelmässige Entwickelung der Blüten herbeizuführen. Allerdings
giebt es, wie auch Vöchting (a. a. O. S. 7) erwähnt, einige Aus-
nahmen, nämlich Pflanzen, die in völliger Dunkelheit und bei hoher
Temperatur ihre Blüten normal entwickeln. Hier ist der mangelnde
Einfluss des Lichtes auf die Ausbildung der Pflanze aber auch nur
ein scheinbarer, denn durch die mehr oder weniger vollständige
Dunkelheit wird die Ausbildung des Chlorophylis und damit auch der
Laubtriebe an all diesen Pflanzen im höchsten Grade gehindert, und
die vorhandenen Reservestoffe werden lediglich zur Ausbildung der
bereits angelegten Blüten verwendet. Hierfür spricht auch folgende
Thatsache: Lässt man bei Herabminderung der Temperatur eine etwas
stärkere Beleuchtung eintreten, so verkümmern, wie man dies bei
Hyacinthus, Scilla, Tulipa, Üonvallaria majalis, Syringa vulgaris, die
alle die Fähigkeit der Blütenentwickelung in der Dunkelheit bei hoher
Temperatur (25—30° R.) besitzen, oftmals beobachten kann, die
Knospen sofort, die Blüten bleiben klein, sterben ganz ab oder die
Corolla verschwindet fast ganz (Syringa), dagegen tritt eine so
mächtige Entwickelung der vegetativen Sprosse resp. Blätter ein, wie
sie an der normal entwickelten Pflanze nie zu finden sind, so Blätter
von Ayacınthus von über 2 Fuss Länge bei normaler Breite. Die
gleiche Erscheinung, ganz ungewöhnliche Entwickelung der Blatt- und
Stengelorgane zum Nachteil der Blüten, hatte ich einmal an einigen
Pflanzen, es waren Zatsıa japonica, Vallota purpurea, Fragaria indica,
Pelargonium u. a., zu beobachten Gelegenheit und zwar in einem voll-
ständig geschlossenen nach Süden gelegenen Gewächshause, in dem
diese Pflanzen beim Ausräumen der übrigen als unschöne Exemplare
zurückgelassen waren und von mir nur täglich mit dem nötigen Wasser
versehen wurden. So standen die Pflanzen während des ganzen
Sommers 1889 der brennenden Sonne ausgesetzt in einer Temperatur,
die an den heissesten Tagen 40° R. bei weitem überstieg und die
dann auch nachts selten unter 20° sank. Hier reichte augenscheinlich
selbst die ganze Lichtmenge unserer Sommersonne nicht aus, um bei
solch abnorm gesteigerter Temperatur ein gedrungenes, natürliches
Wachstum herbeizuführen, die Triebe waren trotz ihrer lebhaft grünen
Farbe, die später zum Teil durch den Sonnenbrand wieder gelblich
wurde (Zatsia), geil, lang und peitschenartig, ebenso die Blätter der
Vallota. Die Blütenbildung wurde entweder ganz verhindert oder doch
bedeutend gehemmt. So blühte Fragaria indica, die doch sonst den
ganzen Sommer über ihre gelben Blüten und roten Früchte erzeugt,
nur sehr spärlich und ausserordentlich klein, und die Knospen der
Biologische Notizen. 153
Vallota starben, ebenso wie die der Pelargonien, bald nach dem Er-
scheinen wieder ab. Bei den tropischen Pflanzen unserer Gewächs-
häuser, die trotz der hohen Temperatur im Sommer durch künstliche
Beschattung vor dem vollen Sonnenlicht geschützt werden müssen, ist
von einer solchen Vergeilung nichts oder wenig zu bemerken. Sehr
wenige Pflanzen der gemässigten Zonen scheinen ebenfalls zu ihrer
Vegetation keines so bestimmt bemessenen Verhältnisses zwischen
Licht und Wärme zu bedürfen, so Aleineckia carnea, Galium uliginosum,
Oxalıs corniculata und wenige andere, jedoch tritt auch bei diesen bei
erhöhter Temperatur und verminderter Belichtung eine stärkere vege-
tative und schwächere geschlechtliche Vermehrung ein, bei Oxalis
allerdings nicht in so ausgeprägtem Masse wie bei den anderen.
Auch Zetunia violacea ist, wie es Vöchting für diese Pflanze auch für
die Belichtung nachweist, nicht an bestimmte Temperaturgrade ge-
bunden, sondern gedeiht selbst bei Warmhaustemperatur, entwickelt
auch noch relativ zahlreiche Blüten, die aber fast sämtlich unfruchtbar
bleiben. Dagegen zeigen unsere gemeinsten Unkräuter, die mit der
Erde in die Warmhäuser oder die Mistbeetkästen gelangen, das Ver-
halten der zuerst genannten Pflanzen, die Triebe etiolieren, und die
Blüten- und Fruchtbildung unterbleibt oder wird stark gehemmt,
während die in den Kalthäusern oder gelüfteten Mistbeetkästen
wachsenden Exemplare derselben Arten bei gleicher Belichtung eine
normale Entwickelung durchmachen.
Ein ganz eigenartiges Verhalten zeigen die beiden Impatiens-
Arten Z/. Nol tangere und 1. parviflora; bei ihnen scheint die Ent-
wickelung kleistogamer Blüten (mit Ausnahme vielleicht der bei /. Noli
tangere im Jugendstadium normal auftretenden) das Resultat irgend eines
beliebigen störenden Einflusses zu sein, denn Vöchting hat durch mangel-
hafte Belichtung kleine Blüten bei /. parvrflora erzeugen können. Ich
selbst hatte diese Art im Sommer 1892 in grösserer Menge gezogen, um
verschiedene Cuscuta-Arten darauf zu cultivieren, und fand dabei, dass
die auf einem Blumenbrett an einem südwärts gelegenen Fenster der
vollen Sonne ausgesetzten Exemplare kleiner und gedrungener blieben,
als die auf der Ostseite und auch fast keine oder z. T. gar keine
cbasmogamen Blüten entwickelten, wohl aber reichlich Früchte trugen.
Die übrigen auf der Ostseite zeigten normale chasmogame Blüten, bis
sie im August von dem tückischen Feinde fast aller Topfpflanzen,
Tetranychus telarius ].., der Spinnmilbe oder roten Spinne, befallen
wurden; von da an kränkelten dieselben, die Blüten wurden kleiner,
immer kleiner, bis schliesslich von einer Corolla wenig oder nichts
mehr vorhanden war, fuhren aber nichtsdestoweniger fort, Früchte zu
entwickeln; auch eine Pflanze, die infolge von im Blumentopf stag-
nierendem Wasser von Wurzelfäule ergriffen wurde, trug bis zur Neu-
bildung der Wurzeln kümmerliche Blüten. J/mpatiens Noli tangere
154 P. Graebner:
scheint ebenfalls an ungünstigen Localitäten nur kleistogam zu blühen.
Die Bemerkung Scharloks bei den in meinem Herbar befindlichen
Exemplaren dieser Pflanze, welche er aus dem Ellernbruche von
Mischke (Kreis Graudenz) nach seinem Garten gebracht hat: „Im
Schatten: „floribus chasmogamis“, im Sonnenstande: „floribus eleisto-
gamis“ kann ich aus eigener Anschauung bestätigen, denn an einem
Standorte bei Freienwalde a. O. blühte kein einziges Exemplar an dem
sonnigen Waldrande chasmogam, während im Innern des feuchten
Waldes die Pflanzen ganz mit den grossen gelben Blüten bedeckt
waren. Ob diese Kleistogamie der beiden /mpatiens- Arten durch zu
starke Belichtung, ob durch die gesteigerte Temperatur") in der Sonne
hervorgerufen wurde, wage ich nicht zu entscheiden; es scheint, als
ob hier beide Ursachen gemeinsam mit der geringeren Luftfeuchtigkeit
der sonnigen Lagen diese Veränderung zustande gebracht haben.
Nach den Versuchen Vöchtings und den hier beschriebenen Er-
scheinungen dürfte man wohl nicht fehlgehen, wenn man annimmt,
dass ein Mangel an irgend einer Lebensbedingung zuerst seinen
störenden Einfluss auf die Ausbildung der Reproductionsorgane geltend
macht, dass eine geringe Abweichung die Erzeugung kleistogamer
Blüten bewirkt, eine tiefer eingreifende Veränderung der Vegetations-
verhältnisse den Verlust der geschlechtlichen Functionen nach sich
zieht. Es zeigt sich ausserdem die eigentümliche Beziehung zwischen
der Wärme und Lichtmenge, die nötig ist, eine normale Entwickelung
zu gestatten. Sobald die Temperatur erhöht wird, ist selbstverständlich
auch eine intensivere Belichtung unumgänglich notwendig, wenn man
pathologische Erscheinungen verhindern will, da natürlich die schnellere
Vegetation auch eine vergrösserte Assimilationsthätigkeit erfordert.
2. Das Reifen von Samen an frühzeitig von der Mutterpflanze
getrennten Blütenständen.!)
(Vorgetragen in der Sitzung am 10. November 1893.)
Es ist eine allbekannte Erscheinung, dass nicht vollständig reife
Früchte, wenn sie von der Mutterpflanze getrennt werden, selbständig
nachreifen, ohne dadurch etwas von ihrer Keimfähigkeit einzubüssen.
Einige Pflanzen zeigen die Eigentümlichkeit, dass ihre Samen selbst
dann ihre völlige Reife erlangen, wenn ihre Blütenstände sogleich
nach dem Verwelken der Blüte, also bald nach der Befruchtung von
der Mutterpflanze getrennt werden. Besonders auffallend ist diese
!) Ich habe chasmogam blühende Exemplare nur an solchen unbeschatteten
Stellen gefunden, wo etwa durch fliessendes Wasser eine kühlere Temperatur, als
sonst in der Sonne herrscht, herbeigeführt wird, so an Bergbächen im Harz u. s. w.
1) Ausführlicheres über den Gegenstand habe ich in Naturw. Wochenschrift
1893, No. 52 Seite 581 ff. mitgeteilt.
Biologische Notizen. 155
Thatsache bei einigen Liliifloren, jedoch konnte ich sie auch bei
Pflanzen anderer Reihen constatieren. Als das eclatanteste Beispiel
in dieser Hinsicht sei Vallota purpurea erwähnt, deren Blütenstiele in
den ersten Tagen des October sofort nach dem Verwelken der Blüten
abgeschnitten wurden, als man noch kaum die Fruchtknoten, deren
Samenanlagen befruchtet waren, von ‘den nicht befruchteten zu unter-
scheiden vermochte. Die abgeschnittenen Stengel wurden alle an
einem trockenen kühlen Orte unter gleichen Bedingungen locker
zwischen Fliesspapier bei matter Beleuchtung aufbewahrt. Schon
nach einigen Tagen zeigte sich ein auffallender Unterschied zwischen
den Blütenständen, an denen sich befruchtete Blüten befanden und
denen, an welchen die Narben nicht bestäubt worden waren. Die
ersteren waren noch vollständig grün, saftstrotzend, nur die Schnitt-
fläche war fest zusammen getrocknet; die letzteren dagegen zeigten
schon eine gelbliche Farbe, waren welk und runzelig geworden und
wurden nach einigen Wochen vollständig trocken. In den folgenden
Wochen schwollen nun die Fruchtknoten mehr und mehr, der Stengel
fing an von unten nach oben zu ganz allmählig abzusterben, und
schliesslich Ende Januar, also nahezu 4 Monate nach der Trennung
von der Mutterpflanze, hatte die Frucht die normale Grösse erreicht;
am 29. Januar 1895 war der Stengel eines solchen Blütenstandes bis
auf ein ca. 2 cm langes Stück am oberen Ende vollständig abgestorben,
die Frucht fing an die saftgelbe Farbe der Reife zu bekommen,
während das Blütenstielchen noch vollständig grün und fest war.
Nach kurzer Zeit war auch die Frucht trocken und die zur Probe
ausgestreuten Samen keimten in erhöhter Temperatur nach ca. 3
Wochen vortrefflich. Ich habe denselben Versuch in diesem Jahre
wiederholt und anscheinend mit demselben Erfolg.
Wenn auch eine solche Lebenszähigkeit, wie sie die Früchte von
Vallota purpurea zeigen, nur in den seltensten Fällen in ähnlicher
Art constatirt werden konnte, so zeigte doch eine sehr grosse Anzahl
von Pflanzen die Fähigkeit, mehr oder weniger junge abgetrennte
Früchte zur Reife zu bringen und zwar konnte bei fast allen be-
obachtet werden, dass die unbefruchteten Blüten oder solche Blüten-
stände, bei denen die Früchte entfernt waren, bedeutend schneller und
in allen Teilen gleichmässig abstarben. Die Mehrzahl der Liliaceen
und Amaryllidaceen, auch eine Anzahl Compositen, besonders Senecio
vulgaris besitzen die genannte Eigenschaft in hohem Masse. Auch
Campanula pyramidalıs liess selbst die jüngsten Früchte zur Reife ge-
langen, ebenso einige Orchidaceen, vor allen Orchis laxiflorus, paluster
und O. latifolius, der Crassulaceen, die jadurch die Suceulenz ihrer Blätter
schon dazu befähigt erscheinen, gar nicht zu gedenken. Ein ab-
getrennter Zweig von Pharbitis purpurea liess auch die daran sitzenden
Jüngeren Früchte reif werden, die vollständig isoliert in nicht all zu
156 P. Graebner:
jungen Stadien auch die Fähigkeit besitzen, in feuchter Erde in einigen
Wochen zur Reife zu gelangen; junge Früchte der Ouscuta-Arten werden
ebenfalls bald reif.
3. Mikrokladie bei Lathyrus maritimus (L.) Big.
(Vorgetragen in der Herbst- Haupt-Versammlung am 14. October 1893)
Mitte August dieses Jahres fand ich in Begleitung des Herrn
Prof. Ascherson auf den Dünen an der Maikuhle bei Colberg unter
Lathyrus maritimus eigentümliche Gebilde, die auf den ersten Blick
täuschend einem kleinblättrigen F/ypericum glichen; bei näherer Be-
trachtung erkannte man eine Leguminose, und erst durch Ausgraben der
Rhizome zeigte sich der Zusammenhang mit Zathyrus maritimus. Die
Foliola dieser Sprosse sind stark reduciert, kaum !/,—!/, so lang als
die der typischen und auffallend schmal, der Blattstiel ist oft fast
ganz verschwunden, so dass häufig 2 Foliola mit den Nebenblättchen
sitzend erscheinen; auch die Stengel sind entsprechend verdünnt. Wir
hatten es augenscheinlich hier mit der merkwürdigen Umbildung
schwächlicher Sprosse zu thun, die mein verehrter Lehrer, Herr
Prof. Ascherson'), als Mikrokladie bezeichnet hat.
Diese augenfällige Bildung ist nicht, wie dies bei anderen Pflanzen
nach Mitteilung von Herrn Prof. Magnus vorkommt, durch Milben er-
zeugt, sondern jedenfalls ein Product der Witterungsverhältnisse dieses
Sommers, es sind schwache Herbsttriebe, die wie Herr Prof. Luerssen
dies aueh bei Farnen beobachtet hat, an Grösse der Blätter so be-
trächtlich hinter den normialen Formen zurückbleiben. Ich habe diese
Bildung in anderen Jahren an derselben Stelle, wo die Pflanze auch
in diesem Herbst in beträchtlicher Zahl zum zweiten Male blühte,
nicht beobachtet. Die genauen Masse dieser Form im Vergleich zur
typischen sind folgende:
Länge Breite, n7ahl der | Höhe der ee
} . tt
ange| breiie| moliala (an | Stengel a: er der
x | (excl.Ranke).) 2 Foliolis | Ranken
mm | mm [einemBlatte)) cm cm mm mm
|
|
| 30—70
|
Reducierte | 8-13) 4-5 |2(sehroft)| 7-16 0—18 | 0-5 | 2-10
Form bis 5 (MD) |
Normale Form |28-55120-235 6-8 3045| 8-12 |12-25| ea.
Zum Schlusse sei noch bemerkt, dass die mikrokladischen Sprosse
von Lathyrus maritimus nicht mit der var. acutifolia Bab.”) verwechselt
werden dürfen, denn diese letztere Form entwickelt normal Blüten
und Früchte, während die schwachen mikrokladischen Sprosse, mit
!) Vgl. oben S. 143.
) Babington, Manual of British Botany VII Ed. p. 94.
Biologische Notizen. 190
der Stammform auf einem Rhizom sitzend, niemals irgend einen
Bütenansatz zeigten, und ausserdem steht die Babingtonsche Varietät
der typischen Form kaum an Grösse nach.
Eine ähnliche Mikrokladie hat, worauf mich Herr Prof. Ascher-
son aufmerskam machte, E. Warming, dieser vorzügliche Beobachter
unserer Strandvegetation, an Honckenya peplorides beobachtet und in
seinem Aufsatze „Smaa biologiske og morfologiske bidrag“!) aus-
führlich beschrieben. Die betreffenden „Zwerg-Sprosse“ brechen aus
den unterirdischen Axen hervor und können gelegentlich wieder zu
normalen Laubstengeln auswachsen, häufiger jedoch scheinen sie zu
Grunde zu gehen. An dem während unserer diesjährigen Sommer-
reise gesammelten Material finden sie sich am zahlreichsten an den
Exemplaren von der Samländischen Küste.
In derselben Abhandlung äussert Warming sich auch (S. 129) über
die Ursachen kleistogamer Blüten, von denen er mit Recht die Ver-
mutung O. Kuntze’s?), als sei Kleistogamie nur eine Folge der Kälte
als völlig unzutreffend, zurückweist. Er weist nach, dass die Behauptung
des genannten Schriftstellers, Vxola entwickele im ersten Frühjahr ihre
kleistogamen Blüten, zum mindesten auf einem argen Irrtume beruht
und führt schliesslich noch einige Fälle an, in denen die Kleistogamie
sicherlich nicht durch absolut niedrige Temperatur hervorgerufen ist;
so hat er u. a. Zamium amplexicaule einmal im August 1877 kleistogam
blühend gefunden, und auch /mpatiens noli tangere blüht nicht zu einer
Zeit kleistogam, wo die Temperatur niedrig ist, sondern wenn der
Sommer auch noch so warm ist, fänden sich kleistogame Blüten.
ı) Bot. Tidsskr. 3. Raekke 2. Bind. 1877 S. 52—-130. (Ueber Honckenya S.
96—101.) Vgl. auch Sitzb. Bot. Ver. Brandenb. 1878 S. 45, 46.
2) Pflanzenschutzmittel, Bot. Zeitung 1877 p. 58.
Die Keimpflanze des Ranunculus parnassifolius L.
Von
A. Winkler.
Im 27. Jahrgange (1885) dieser Verhandlungen S. 116, 117 habe
ich die mir bis dahin bekannt gewordenen, in der Koch’schen Synopsis an-
gegebenen, Ranunculaceen besprochen, deren Keimblatt-Stiele ihrer
ganzen Länge nach zu einer Scheide verwachsen sind, während der
Vegetationskegel unentwickelt in der Erde zurückbleibt, oder sich
doch nur wenig über dieselbe erhebt.
Es waren dies
Anemone narcissiflora L.
Pulsatilla alpina Delarb.
Eranthis hiemalis Salisb.
Aconitum Anthora L.
Als neu kommt hinzu:
Ranunculus parnassifolius L.
Seine erste Vegetations-Periode schliesst in der Regel (wie bei
Eranthis hiemalis) mit den beiden Keimblättern ab. Zuweilen durch-
bricht aber das Laubblatt — ohne erkennbare Veranlassung — schon
im Sommer die Basis der Scheide und vegetirt mit ihr bis zum
Herbste, wo die Pflanze abstirbt, um sich im nächsten Frühjahre
weiter zu entwickeln.
Anmerkung. Hierher würde auch der im südwestlichen Europa
einheimische Adonis pyrenaicus DC. gehören, dessen Keimblatt-Scheiden
ebenfalls schon im ersten Jahre durchbrochen und bei Seite geschoben
werden. Die Pflanze bringt dann im Laufe des Sommers 3—4 ge-
spaltene Laubblätter hervor, welche vielleicht bei ihrer starren
Consistenz den Winter ausdauern, so dass nur die Keimblätter ab-
sterben; doch habe ich den Vorgang leider nicht mehr beobachten
können.
Druck von Mesch & Lichtenfeld, Berlin S.
&
7°
Mar
" rc
N
—
—
nn
——
——
——
————
m
——
u
—
——
———
—
nn
m
——
m
N
———
——
mn
———
m
———
———
nn
—
ee
——
—
—
——
nn
—,—n
———
—
m
——
——
un zum zen
———n