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Full text of "Verhandlungen des Zoologisch-Botanischen Vereins in Wien"

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LIBRARY OF MARINE BIOLOGICAL LABORATORY 


WOODS HOLE, MASS. 


LOANED BY AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY 


Verhandlungen 


des 


z00lowisch.botanischen Vereins 


in Wien. 


BandV. 


Jahr 1855. 


Mit 19 Tafeln. B 


WIEN, 1855. 


In Commission in W. Braumüller’s k. k. Hof-Buchhandlung. 


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BALL 
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Vorwort. 


Die P. T. Mitglieder erhalten hier den V. Band der 
Vereinsschriften. Er mag einerseits sowohl als Antwort auf 
manche Frage dienen, wie die Vereinsleitung bemüht ist, 
ihre Aufgabe würdig zu lösen, als auch anderseits den Be- 
weis liefern, was in Eintracht vereinte Kräfte zu leisten 
im Stande sind, so wie die namhafte Erweiterung Zeugniss 
gibt von dem ungeschmälerten Eifer für den Aufschwung 
dieses wissenschaftlichen Denkmals unsers schönen Vater- 
landes. 

Durch die freiwillige Betheiligung und Unterstützung 


des grösseren Theils der Mitglieder waren die hinreichen- 
den Mittel geboten, überdiess diesem Bande noch den Be- 


richt über die österreichische naturwissenschaftliche Lite- 
ratur aus den Jahren 1850 — 1853 den Vereinsgliedern 
unentgeltlich zu übergeben. ; 


Es liegt in allem diesen wohl die sichere Bürgschaft. 
dass der Verein unerschüttert fortschreitend, festbegründet 
der Zukunft entgegengeht. 


Die Redaction. 


Inhalt. 


Vorwort. 
Mitgliederverzeichniss. 
Schriftentauschverkehr. 


Sitzungsberichte. 


Versammlung am 3. Jänner . s ! 5 ; 
G. Frauenfeld: Ueber fossile Abdrücke 


Sandstein e h . 


Versammlung am 73. Februar 


. 


im Banızer 


Dr. G. Mayr: Ueber Gattungsmer kmale der Insecten ° 


Versammlung am %. März 


E. Suess:: Ueber Brachiopoden“ von Davidson 


, 


J. Bermann: Ueber einen Bastard von Melampyrum 


J. Hekel: Ueber verirrte wilde Schwäne 
Dr. Mayr: Das Hagenow’sche Dikadopler 


Se. Durchl. Fürst v. Khevenhüller-Metsch: Zwei ner 


würdige Fälle aus der Vogelwelt 


Versammlung am 4. April . a i A 3 
Dr. R. Schiner: Ueber A. Neilreich’s 
Wirken . . 
F. Brauer: Ueber eine Podure auf Sehnee 


Jahresversammlung am 10. April . : . i 
Dr. E. Fenzi: Eröffuungsrede . . . 


Dr. A. Kerner: Bericht . ° h 
Dr. J. Tomaschek: Bericht s 5 
J. Ortmann : Kassabericht h ° 


A. Röll: Pflanzenphotographien 


Versammlung am 2. Mai. 5 ; 
Dr. R. Schiner : Notiz über Fliegen“ R 


V. Kollar : Auszüge aus G. Frauenfeld’s 


Bey pten . < N 


botanisches 


Dr. E. Fenz!: Ueber Dasylirion ı graminifolium 


R. v. Heufler: Aus dem Leben einer Nachtigall 


Briefen von 


Dr. A. Kerner: Botanische Notizen von Hinteröker . 


Seite 


vi 


Versammlung am 6. Juni 
Erlass des Ministeriums für Kultur ana Unterricht . 


H. W. Reichardti: Das.Vereinsherbar . : ® 
Nekrolog von Chr. Neumann 6 : s 

J. Finger: Ueber Striz uralensis 

Dr. R. Kner: Ueber Muraenophis und Hippocampus 

J. Juratzka: Botanische Notiz . . © o 

V. Kollar: Wildkatze, bei Wien geschossen . 


Versammlung am 4. Juli = . : : ß 
R. v. Heufler: Neue Pilze für Wien = ° 
Dr. R. Schiner: Zur Fauna des Neusiedlersees 


Versammlung am 1. August -» B . 
Dr. J. Egger: Excursion an den Neusiedlersee . 
Eingesendet: 
E. Mahler: Fadenwürmer aus Insecten 
F. Daubrawa: Ueber Sclerotina semen 


. 


Dr. Tomaschek: Ueber Coriaceen mit Bemerkungen von 


G. Frauenfeld . . 


Versammlung am 3. October 


Dr. M. Hörnes: Fossile Mollusken von Wien ©. Heft) 


A. Neilreich: Botanische Notiz . 

J. Juratzka: Botanische Notiz . 
Eingesendet: 

A. Schwab: Ornithologische Notizen + 


G. Frauenfeld zu Mann’s Lepid.: Ueber vermeint® Filarien. 


V. Kollar: Ueber Mantis religiosu . o & 


Versammlung am 3. November . 


+ 


Aufforderung zu Insectenbeobachtungen ; 5 mitgetheilt vom 


Vereine für schlesische Insectenkunde 5 

Dr. A. Pokorny: Nekrolog des Ant. Röll o . 

H. Reichardt: Das Vereinsherbar (Orypotogamen) 

V. Kollar: Ueber Gelechia pyrophogella . : + 
Eingesendet: 


Dolleschall: Brief aus Java und über dortige Volks- 


+ 


Arzneiwissenschaft ® 

A. E. Zhishmann: Ueber Milchkrankheit in Jen Sklaven 
Staaten Amerika’s. k s R 2 

J. Finger: Ueber eine weisse Dohle » - . 


Versammlung am 5. December . 5 - e . . 
Eingesendet: 
Dr. Giraud: Hymenopterologische Notiz 
W. Tkany: Botanische Notiz 
Dr. R. Schiner: Notitz zur Flora von V. U. M. B. 


+ 


Abhandlungen 


F. Schmid: Beschreibung zweier neuer Höhlenthiere . 

J. Egger: Neue österreichische Dipteren . . - £ . 
Woandelbarkeit des Flügelgeäders . & L : % c 

G. Frauenfeld : Beitrag zur Insectengeschichte . H R 0 £ 


A. Neilreich: Geschichte der Botanik in Nieder-Oesterreich 

J. Lederer: Grapholitha Hornigiana . 

Dr. J. R. Schiner: Nemotelus siynatus v. Frid, "mit Abbild.) 

Dr. A. Kerner: Ueber den Einfluss der Quellentemperatur auf die 
allda vorkommenden Pflanzen (mit Abbild.) 2 


G. Dorfmeister : Ueber Zygaenen in Steiermark . 5 

J. Lederer: Weiterer Beitrag zur Schmetterlingsfauna des Altai- 
gebirges in Sibirien (mit Abbild.) . : ® a 5 

4A. Röll: Ueber das Vorkommen der Trüffeln s 

J. Ortmann: Ueber Heleocharis carniolica Kch. und "Carex ornitho- 
podioides Hsm. 

J. v. Hornig:: Ueber die ersten Stände einiger Lepidoptern 

H. Löw : Einige Bemerkungen über die Gattung Sargus . 

G. Frauenfeld: Beobachtungen über Insecten-Metamorphosen . 

P. v. Strobel: Beitrag zur Molluskenfauna von Tirol . ö 

J. Lederer: Beitrag zur Schmetterlingsfauna von Cypern, Beirut und 
einem Theile Kleinasiens (mit Abbild.) . C . . 

'. Hampe: Neue Käfergattung . R : . 
= A. Kerner: Niederösterreichische Pflanzennamen 5 © . . 


Dr. G. Mayr : Formicina austriaca (mit Abbild.) . | 

F, Brauer : Beitrag zur Kenntniss der Verwandlung der Neuroptern 
(mit Abhild.) . R ; . o 

H. W. Reichardt: Nachtrag zur Flora von 18 Jau E 

L. Miller: Beiträge zur Kenntniss d. Grottenfauna Krains (mit Abbild.) 

Dr. S, Reissek : Beitrag zur Flora von Wien 5 . + & 

4A. Röll: Beitrag zur Cry Dre Unter-Oesterreichs . B 

Dr. A. Kerner: Der Jauerling 

G. R. v. Haimhoffen: Wurzelauswuchs an em nenn "and dessen 


Erzeuger + & ö ° 5 
J. Mann: Die Lepidopteren, gesammelt in Korsika 1855 . . 
M. F. E, Querin-Meneville: Catalogue des Insectes Coleopteres sur 
les bords du Napo et de l’Amazone . 2 2 + . 
Dr. R. Schiner: Diytera austriaca Il, . . Ä . 3 


H. Kalbruner : Beitrag zur Flora des V.U. m. B. . b e 

H. Löw: Ueber die Gattung Eumerus . & a 5 : 5 . 

V. Kollar: Ueber Beschädigung des Roggeuns durch Apamea basi- 
tinea W.V. (mit Abbild.) . > 5 . H 

F. Brauer: Beiträge zur Kenntniss der Neuropter n (mit Abbild.) E 

J. R. v. Schrökinger : Zur Kr de an einen Österreichischen 
Naturforscher . e + 

J. Gobanz: Zur Celeopteren-Fauna der Steineralpen® + 

J. Lederer und J. Mann: Drei neue österreichische Schmetterlinge 
(mit Abbild.) . 

Dr. A. Tomaschek: Beitrag zur Phanerogamen-Klora von Cilly. 

F. Hazslinszky: Beiträge zur Kenntniss der Karpathen-Flora 

F. Brauer: Beiträge zur Kenntniss der Verwandlung der Neur optern 
(mit Abbild.) , : 3 ; 5 

Dr. A. Kerner : Flora der Bauerngärten in Deutschland + 


—  — 


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717 
7187 


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Verzeichniss der Abbildungen. 


zu Seite 
1. Graphische Darstellung der Quellentemperatur zu 


deren Pflanzen . S + A 5 . Abhandl. 83 
2—-3. Sibirische Schmetterlinge Taf.1—2 . < u 97 
4—8. Syrische Schmetterlinge Taf. 1—5 . . R —— 117 
v9. Flügelrippenvertheilung der europ. Ameisen . = 273 
„10. Zur Verwandlungsgeschichte der Neuropteren . = 479 
11. Ueber die Gattung Sargus, Fig. 1—4 . i = 131 
“ Neuer Höhlenkäfer Fig. 5-8 . . 0. 0 505 
Neues Dipteron aus Ungarn Fig. 9I—10 . B — 81 
12. Zur Naturgeschichte der Queckeneule R . —_ 697 
13-17. Zur Kenntniss der Neuropteren Taf. 1—5. ; — 701 
:18. Neue österreichische Schmetterlinge ; , 2 755 
19. Zur Kenntniss der Verwandlung der Neuropteren — 717 
eo 


Begelmässige Versammlungen. 
1856. 


2. Jänner. 2. Juli. 

6. Februar. 6. August. 

3. März. September. Ferien. 

2. April. 1. Octuber. 3 
9. April Jahresversammlung. 5. November. 

7. Mai. 3. December. 

%. Juni. 


Seite 


Seite 


Druckfehlerverzeichniss. 


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Sitzungsberichte. 


u. statt alpina 
u. „ ornithopodoides 


lies aliena 
„  ornithopodioides 


0% „ Ph ».8.V. 

u. „eine „ ein 

u „ musculi „ Mmusculus 

0. „ erescentinum „ erescentium 
u. „ Jjodrensis „ Jadrensis 

u. „ angeführte „ eingeführte 
0. „ Caryophylium „  Caryophyllus 
0. „ Villachthales „ Vellachthales 
Abhandlungen. 

u. statt Althamantae lies Athamanthae 
u. „ Tafel 2 5 Katel 1 
| Ser Kug: 4 

u „ Fig. 3 „ Eig.5 

u. „ Cuspidea „ Cuspida 


0. „ Riynata 
Taf. 6 Fig. 1 


u. „ Pilecticus 


„ RL. 
o.nach pechschwarz 
u.statt von 

W „ -ickt 


0. „ Spitzen 

0. „ Erisphorum 
0. „ arex 

u. „ aryophyllum 


u. ist: zu auszulassen 


. 0. statt reicht 


u. „  7,5,6° 


„ Riguata 
Taf. 2 Fig. 6 
» Ptecticus 


. u. streiche h vor Nymphalides. 
. o.statt Cyllus 
.% 


lies Lyllus 

DAR. 

setze das Stirnfeld und 
lies bei 


„ dickt 

„ Spitzer 

„ Eriophorum 
Carex 


„ Caryophyltum 


„ erreicht 
»  1,65° 


x 


Seite 524 


” 


” 


525 
526 
930 
531 
533 
935 
541 
542 
598 
559 


717 
722 


724 Zeile il v. 0. statt iinicformis 


731 


Zeile 18 v. o. statt Vegetationsfähigkeit lies Vegetationsthätigkeit 
» 4v.0. „ Fartesia „. Fursetia 
» 21 v. u. nach in setze ein 
e 9 v. o. statt Queue lies Quais 
„ 18v. u „ Genistae „ Genista 
„18 v.o. „ BRostonica „ Restonica 
„ 20 v.0. „ Hiylas „ Hylas 
en 2 v. u. vor Scrophularivora setze Cucullia 
“ 2 v. u. statt M lies Mi 
„ 18 v. u. vor Abrasana setze Sciaphiüa 
u 8 v. o. statt Aphoma lies Aphonia 
„ 20 v.0. „ Ancylois „ Ancylosis 
„  18v. u „ Vorderrandes, die 
Vorderflügel sind „ Vorderrandes der 
Voerderflügel, sind 
„22 v.u. „ BRadiella „  Badielia 
„ 19 v.u. ,„ Altricornella „ Atricornella 
„ 15 v. o.nach Rosensträucher setze Vesperella Koll. 
i. 1. H.S. 
5 9 v. u.statt Tischera lies Tischeria 
„ 13 v. o.u. auch später statt Leidig „ Keidy 
„. 11 v. o.nach Sialis setze Larven 
n 4 v. o.nach Abschnitt setze: und enthält im vordern kugli- 
gen Theile grosse Drüsen 
„ 20 v. u.statt drei lies vier 
9 v. u. ist die Stelle: an seiner untern u. s. f. bis zu 


” 


Zeile 4 v. u. auszulassen, dafür setze: die parige 
Samenblase ist weit und läuft nach vorne in zwei 
Zipfel aus, eine Art Gabel, deren Spitzen von 
beiden Seiten sich zu einander biegen. An den in- 
nern Zipfel mündet der Samenleiter auf jeder Seite. 
Nach hinten wird die Samenblase einfach. Siehe 
die betreffende Abbildung. 


14 v. 0. bis Zeile 16 ganz auszulassen. 
zwisch, Zeile 10 u. 11 v.o. einzusch.: 3. Serieostomoidea. 


sv 
17 vs 
2iv. 
23 v. 
6v. 
10 v. 


lies tneiformis 


uU. ,„ Schreiber's „ Schreibers 
0. „ oblignus „ obliquus 

0. „ Helephorus „ Helophorus 
0: „ Lacrobius „ Laccobius 
u. „ scrabiculus „ scabriculus 
0. „ subulosum „» sabulosum 


Sitzunssberichte 


Band V. 


Bd. V. Sitz.-Ber, A 


Versammlung am 3. Jänner. 


Versitzender: Vicepräsident Herr Dr. E. Fenzl. 


Neu eingetretene Mitglieder: 


Als Mitglied P. T. Herr bezeichnet durch P. T. Herrn 
Falb Eduard, k.k. Ministerial-Coneipist, 
Deruershechter „tun 2 un. .c K. v. Tacchettiu. G. Frauenfeld. 


Heine Gustav, Eigenthümer d. Fremdenbl. Dr. Schmidl u. G. Frauenfeld. 
Heller Dv. Johann Flor., Vorstand des 
Wiener k. k. palholog.- chemisch. 


Haboratoriumse Par... ed Dr. Schiner u. A. Rogenhofer. 
Kirchner Anton, Hörer des naturhistor. 

Neliknnsesh lite eh na: Dr. Schiner u. Dr. Arenstein. 
Löw Dr. Herman, in Meseritz bei Posen Dr. Schiner u. Dr. A. Bach. 
IIEENEDT. Kerdinand. vn.» venne-rae... Dr. A. Kerner u. Dr. Salzer. 
Preysinger Dr. Heinrich, Secundar-Arzt 

im allgemeinen Krankenhause ...... Dr. A. Kerner u. G. Frauenfeld. 
Schill Athanas. v., Hochw., Cist. Prof. 

der Naturgeschichte zu Erlau ...... M. Majer u. G. Frauenfeld. 
Schmidek Karl, Hochw., k. k. Gymnasial- 

Professon au Zn aim... deu eo erien ei V. Totter u. Dr. Raspi. 
Schuttag Franz. Prof. am bischöfl. Ober- 

symnasium in Karlsburg........... . E. A. Bielz u. @. Frauenfeld. 


Weinberger Dr. Rudolf ................ Dr. A. Kerner u. Dr. Stohl. 


Eingegangene Gegenstände: 


Lotos, Zeitschr. f. Naturwissensch. Prag 1854. Oct. Nov. 8. 
Mittheilungen üb. Gegenst. d. Landw. u. Industrie in Kärnthen 1854. Nov. 4. 
Bericht üb. die Verh. d Gesellsch. der Naturw. zu Freiburg. 1854. Nr. 5. 
Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. Wien 1854. V. 3. 4. 
Schriftentausch. 
Fritsch C. Beobacht. über period. Ersch. im Thier- und Pflanzenreich. 
Wien 1855. 4. 
Geschenk des Herrn Verfassers. 


4 


Fritsch A. Vögel Europa’s. Taf. 7. 8. Prag. Fol. 
Flora d’ Italia sett. e Tir. merid. colla fisiotipia. Trento I. 2. 8. 
Vereinsschrift für Forst-, Jagd- und Naturkunde. Prag 1854. 6. 8. 
Fortsetzung der Zeitungen. 

Geschenk der k. k. obersten Polizeibehörde. 


Da durch die mit ämtlicher Beförderung erfolgte Uebersetzung 
des Herrn von Hornig nach Prag die Nothwendigkeit eines Er- 
satzes für dieses Sekretariat eiutrat, so hat der Ausschuss in dessen 
voriger Sitzung Herrn Dr. A. Kerner eingeladen, sich dieser Mühe- 
waltung bis zur definitiven Besetzung bei der nächsten Wahlperiode 
zu unterziehen, in Folge dessen sich derselbe zu dieser Uebernahme 
freundlichst bereit erklärte. 


Herr Schaschl in Ferlach trägt den Vereinsmitgliedern einen 
Tausch in Koleopteren an, und wird sein Doublettenverzeichniss an 
den Verein einsenden. Jene Herren, welche hierauf Rücksicht neh- 
men wollen, können dieses Verzeichniss sodann daselbst einsehen, 
oder sich mit diesem Herrn unmittelbar in Verkehr setzen. 


Um bei der Fortsetzung seines Verzeichnisses der österreichi- 
schen Diptera recht vollständig sein zu können, ersucht Dr. J. R. 
Schiner seine verehrten Herren Collegen recht freundlich und 
dringend , ihm vorläufig ihre in Oesterreich gesammelten Diptera 
aus der Familie der Stratiomyden zur Einsicht gefälligst mit- 
zutheilen und verpflichtet sich gleichzeitig hierfür ihre Vorräthe aus 
den Familien der Asiliden, Stratiomyden, Syrphiden und Xylophagiden 
bereitwilligst zu determiniren. 


Herr G. Frauenfeld hält folgenden Vortrag: 


Herr Bergrath v. Hauer hat in voriger Versammlung jene bisher 
noch immer unentzifferten Gebilde aus einer verschollenen Zeit der Erde 
vorgelegt, die durch die höchst überraschende Wiederholung einer, den 
Gedanken an Zufälligkeit entschieden ausschliessenden Planmässigkeit der 
Formen den denkenden Naturforscher stets von neuem anspornen, fragend 


1) 


zu ihnen zurückzukehren, bis es ihm gelingt, ihnen eine Antwort auf seine 
Frage abzuzwingen, da sie ihm vielleicht ein neues Blatt für die Geschichte 
jener Tage versprechen, deren stumme Hierog!yphen die Natur ihm in jenen 
räthselhaften Gebilden überlieferte. 

Wenn ich es wage, hier jenen Gegenstand abermals zu berühren, so 
geschieht es keineswegs in der Hoffnung, diese Antwort geben zu können, 
sondern nur einen Gedanken auszusprechen, der schon beim ersten Anblick 
dieser Gebilde unwillkürlich in mir erwachte. Zu wenig auf dem Felde der 
Paläontologie und in dem riesenhaften Raume ihres bisher erreichten Um- 
fanges heimisch, hätte ich wohl kaum versucht, demselben Worte zu geben, 
wenn nicht der gänzliche Mangel einer Andeutung dieser Vermuthung in den 
ausgesprochenen Vergleichen mich dazu bewegte. 

Nachdem manche asterienartige Formen veranlassten, auf diese hin 
zu deuten, so lag es doch nahe, weiter zu gehen, und auch der Quallen zu 
gedenken. Sollen jene Urmeere keine gesehen haben? Ich möchte gerade 
sie für eine der zahlreichsten Abtheilungen in jenen vorweltlichen Perioden 
halten. Wo aber sind Ueberreste derselben bekannt? Wo bis jetzt irgend 
ein paläozoischer Fund, den man für analog halten, den man damit ver- 
gleichen konnte ? 

Wer sich nur immer mit diesen Thieren beschäftigte, weiss, dass sie, 
in Weingeist bewahrt, nur formlose Klumpen darstellen, die kaum eine 
Ahnung übrig lassen, welch’ wunderbare staunenswerthe Formen sie im 
Leben besitzen. Gleich wie bei Mollusken ist die leiseste Berührung, die 
mindeste Störung hinreichend, ihre Zusammenziehung zu veranlassen ,„ nur 
dass sie noch unförmlicher erscheinen, wie die derbhäutigeren Schnecken. 
Und dennoch ist es ein gewisses Wiederkehren einer besondern Zusammen- 
Schrumpfung in einem bestimmten Formenkreise, die uns Aktinien, Physalien 
oder andere Quallen zeigen, wenn sie auch ihre wahre Gestalt im Leben 
nimmer wieder erkennen lassen. 

Dass diesen Gebilden solche organische Formen zu Grunde liegen, 
dürfte seine weitere Bestätigung in den Steinkernen von Schnecken und 
Muscheln finden. Wer würde in diesen ganz homogenen, mit dem ein- 
schliessenden Gesteine oft vollkommen übereinstimmenden Massa ohne die 
mindeste Spur einer Organisation, die wohl nur nach und nach erfolgte 
Ausfüllung eines von einem organischen Wesen eingenommenen Raumes 
erklären wolle n, wenn sie nicht zugleich der Abdruck des festen umgeben- 
den Gerüstes wäre. Selbst die geringe Zahl, Zustand und Erhaltung der 
weit festen aber nicht durch Gehäuse geschützten Annulaten kann dafür 
sprechen, dass wir es hier mit durchaus weichen, zusammenschrumpfenden 
Schleimgebilden zu thun haben, die keine andere Spur ihrer Anwesenheit 
zu hinterlassen vermochten, als diese gänzlich unorganisirte Erfüllungsmasse , 
und selbst die wohl nur in sehr günstigen Fällen. 

Ob je ein glücklicher Fund diese Meinung zur fesibegründeten That- 
sache erheben wird, ist wohl nicht leicht zu hoffen, immer aber wird es 


6 

bei einem so unsichern Anhalte kaum möglich sein, eine bestimmte Zurück- 
führung ins einzelnste Detail vorzunehmen, zumal da, wo vielleicht die 
Analogien der Jetztwelt uns verlassen, und nur der vergleichende Ueber- 
blick der grösstmöglichsten Zahl dieser Gebilde wird hier und da elwas 
schärfer umgränzende Schlüsse erlauben. 


Ferner theilt Herr G. Frauenfeld mit: 


Von unserm verehrten Veteranen Herrn Ferdinand Schmidt in 
Schischka habe ich abermals wieder mehrere neue Höhlenthiere zu- 
gesandt erhalten, von denen er zwei, nemlich einen Käfer: Adelops 
Milleri und eine Schnecke: Helix Hauffeni, vollständig beschrieben 
(siehe Abhandlungen) hier mittheilt. Die übrigen, mehrere neue 
Adelops und Anderes, wurde seiner Anordnung gemäss Herrn T. 
Miller übergeben, der die Bekanntmachung derselben in unserm 
Vereine freundlichst zusagte. Ueber die Carychien und übrigen 
Schnecken behalte ich mir vor, später umständlich zu berichten, da 
ich durch die Gefälligkeit des schon mehrfach erwähnten, äusserst 
thäligen Herrn Hauffen 24 Nummern aus verschiedenen Krainer- 
Grotten erhielt, die ich dabei nebst den von ihm beigegebenen Be- 
schreibungen und Bemerkungen einzubeziehen gedenke. 

Ausser diesen sandte mir Herr Schmidt auch mehrere 
Grottenasseln und Krustenthiere, deren nähere Untersuchung ich 
erst nach Beendigung einiger begonnener Arbeiten vorzunehmen 
vermag. 


Herr A. Neilreich beginnt in einem Vortrag eine längere 
Abhandlung: Geschichte der Botanik in Niederösterreich, welche er 
in den spätern Versammlungen fortsetzen wird. (S. Abhandlungen.) 


Herr Dr. Egger gab neue Dipteren der österreichischen 
Fauna. (Siehe Abhandlungen.) 


Versammlung am 7. Februar. 
Vorsitzender: Vicepräsident Herr L. Ritt. va Heufler. 


Neu eingelretene Mitglieder: 


Als Mitglied P. T. Herr bezeichnet durch P. T. Herrn 


Dier Ludwig, Hochw., Gymnas.-Professor 
der Mathematik und Physik am k. k. 
katholischen Gymnasium zu Unghvar 


inBlünkens Naar. aaa. ne V. Totter u. Dr. A. Raspt. 
Eberstaller Josef, Kaufmann in Gresten.. W. Schleicher u Dr. Pötsch. 
Gallw Leopold, Philosofö.#...00.%...20. K. v. Tachetti u. Dr. A. Kerner. 
Holzinger Josef Bonaventura, Hörer der 

echten I. ra NR Dr. F. Pluskal u. G. Frauenfeld. 


Machatschek Adolf, k. k. Professor der 

Ober-Realschule auf der Landstrasse Dr. Arenstein u. Dr. Schiner. 
Niessner Adolf, k. k. Armee-Oberlieuten. Dr. Arenstein u. Dr. Schiner. 
Sztraka Gabriel, Hochw., Chorherr des 

Pramonstratenser-Ordens zu (sorna 

in Ungarn, Professor der Geschichte 


zu Stein am Anger ....... . V. Totter u. Dr. A. Raspt. 
Vogl August, Hörer des höhern Behr Eu ses 
der k. k. Josefsakademie ......... . Dr. F. Pluskal u. G. Frauenfeld. 


Eingegangene Gegenstände: 


Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien. 185£. 
Bd. XIV. 1. Heft, und Mitgliederverzeichniss. 

Zeitschrift der k. k. Gesellschaft der Aerzte in Wien. 12. Hft. 1854, 1. Bft. 1855- 

Lotos. Zeitschrift für Naturwissenschaflen. Prag 1854 Dezember. 1855 Jänner. 

31. Jahresbericht der schlesischen Gesellschaft für vaterländiche Kultur in 
Breslau 1853. 

* Correspondenzblalt des naturforschenden Vereines in Riga. 19853—54. 

Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Halle 1854. Il. Band. 
2. — 3. Quart. 


8 


Mittheilungen über Gegenstände der Landwirthschaft und Industrie Kärntens. 
Klagenfurt. 11. Jahrgang. 1854. Nr. 12. 
Schriftentausch. 
AblI Dr. Fr. Zur Pharmacognosie. Ueber Thier-Pflanzen und Erd-Wachs. 
Farkas-Vukotinovic L. v. Ueber die Formen der Blätter und die An- 
wendung der nalurhistorischen Methode auf die Phytographie. 
Geschenk der Herren Verfasser. 
Flora. Herausgegeben von der k. baier. botan. Gesellschaft in Regensburg. 
Jahrg. 1554. Nr. 37—48. 
Schriftentausch. 
Eine Partie Algen und Conchylien. 
Von Herrn Pius litius. 
Oesterreichische Vierteljahresschrift für Forstwesen. Wien 2. Bd. 4. Heft 
1852., 3. Bd. 2.—4. Hft. 1853., 4. Bd. 1.—3. Hft. 1854. 
Wiener Vierteljahresschrift für Wissenschaft und Kunst. Wien 1853. 1.—3. Hit. 
Kurzgefasste practische Anleitung zur Nutzenbringenden Seidenraupenzucht. 
Gera Dott. Fr. L’atrofia contagiosa malattia delle farfalle del baco da 
seta. Venezia 1854. 
Bonzanini Eman. Malattia della vite. Milano 1855. 
Grigolato G. Mllustrazione delle piante vascolari spontanee. Rovigo 1854. 
Antoine. 4 Tafeln, Nr. 2, 3, 4, 7., Abbildungen. 
Die Fortsetzung der Zeitungen. 
Geschenk der K. K. obersten Polizeibehörde. 


Herr Secretär Dr. A. Kerner theilt folgende Stelle aus einem 
Briefe des Herrn G. Frauenfeld mit: 


Meine unvorhergesehene schnelle Abreise nach dem rothen Meere, die 
mir durch die gnädige Bewilligung und Unterstützung des hohen k. k. 
Oberstkämmereramtes möglich gemacht wurde, ist Ursache, dass ich sowohl 
einige von Vereinsmitgliedern in Händen habende Arbeiten und Angelegen- 
heilen zurückzulegen genöthigt bin, als es mir unmöglich war, dieserwegen 
mündlich eine weitere Verständigung zu pflegen. Indemich um gütige Nach- 
sicht bitte, erlaube ich mir, allen verehrten Mitgliedern mit der frohen Zu- 
versicht einer glücklichen Wiederkehr ein inniges herzliches Lebewohl 
hiermit zuzurufen. 


Herr G. Mayr sprach über den Werth bestimmter Merkmale, 
welche gewöhnlich zur Characteristik der Gattungen der Insecten 
benützt werden. 


Durch den in der letzten Sitzung von unserem verehrten Mitgliede 
Herrn Dr. Egger unter dem Titel: „Beobachtungen über die Wandelbarkeit 


9 


langer als das zweite, die Borste lang, zweigliederig, am Grunde rothgelb, 
und von da bis etwas über das erste Drittel mit kurzen, gleichlangen Här- 
chen gefiedert, an der Spitze nackt. Untergesicht stark verlängert, in der 
Mitte ein wenig ausgehöhlt, rothgelb, auf jeder Wange ein dunklerer querer 
Streifen, zu beiden Seiten des obern Mundrandes einige Knebelborsten, von 
denen sich eine Einfassung mit schwarzen kurzen Borsten an die Seilen- 
ränder der Mundölfnung herabzieht. Taster gross, gerade, spatellörmig, 
gelb, mit schwarzen Härchen, Rückenschild vorne etwas weisslich schim- 
mernd und wie der Hinterleib glänzend goldgrün, mit bläulichem Schimmer, 
Schildehen rein goldengelbgrün, mit kurzen schwarzen Borsten besetzt, 
zwischen denen sich am Rückenschild, wo sie reihenweise stehen, und am 
Rand des Schildehens grössere stärkere befinden. Hüften metallisch dunkel- 
grün, die Beine übrigens ganz matt schwarz mit schwarzen Dornen „ Flügel 
graulich mit gelber Wurzel, rothbraunen Adern und einem schwachen Rand- 
dorn. Die Mittelzelle vor der Flügelspitze offen, die Spitzenquerader hinter 
dem Knie beinahe gerade, Schüppchen und Schwinger weisslich, Grösse: 
4”. Vaterland: Dalmatien. 

Ein Weibchen fand sich in der von Herrn Botteri dem Vereine 
zugemittelten Diplerensammlung. Ein Männchen fing Herr Frauenfeld auf 
seiner dalmatinischen Reise in Stagno, in der üppig bewachsenen Niederung 
der Saline auf Dolden. 

Diese Fliege sieht der Lueilia fulvifacies Mc q. Dipt. 30, 13 et Buff. 
IH. 257. 26 ziemlich ähnlich. Luc. fulvifacies hat aber eine bis zur Spitze 
langgefiederte Fühlerborste, das Untergesicht nur an den Seiten roth, und 
die Spilzenquerader nicht gerade, sondern stark geschwuugen. 

Meigen hat in seiner systematischen Beschreibung der europäischen 
Zweiflügler, 7. Band, die Gattung OnesiaMcq., ich glaube mit Unrecht, zur 
Gattung Luctilia Mg. gezogen. 


Beobachtungen über die Wandelbarkeit des Flügelgeäders einiger 
Dipteren und folgeweise Unanwendbarkeit desselben bei Bestimmung 
einiger Gattungen und Arten. 

Von Med. Dr. Johann Egger. 

Es ist bekannt, dass Meigen die Beschaffenheit der Mittelzelle, ob 
sie nämlich offen oder geschlossen ist, bei den Tachinarien als gutes 
Gattungs-, und bei den Muscinen als ein gutes Art-Merkmal nahm. Wer 
die Gattungs-Merkmale von MacquartiaM. und Punzeria MN. liest, und Thiere 
dieser Gattungen neben einander hält, wird finden, dass sie sich gegenseitig 
nicht sehr ausschliessen, bis auf die offene und geschlossene Mittelzelle. 

Panzeria unterscheidet sich von Macquartia hauptsächlich durch die 
geschlossene Mittelzelle. Ich bin in der Lage gewesen, eine grosse Anzahl 
von Panzeria lateralis Fab., die ich theils selbst in den verschiedensten 


Bd. V. Ah. 2 


10 


Orten gefangen, theils aus den entferntesten Provinzen zugesendet, und 
theils aus Raupen gezogen erhielt, zu untersuchen, und habe gefunden, dass 
die Mittelzelle bei sich sonst auf ein Haar gleichenden Thieren sich höchst 
verschieden verhält. Bei vielen Exemplaren ist die Mittelzelle bald mehr, 
bald weniger weit offen, bei anderen ist sie geschlossen, und bei wieder 
anderen ist sie mehr oder weniger gestielt. 

Wer nun streng an eine geschlossene, oder wie Meigen bei Panzeria 
sagt, an eine sehr kurzstielige Mittelzelle hält, der sieht sich genöthigt, die 
Thiere mit offener, ja oft mit weit offener Mittelzelle zur Gatlung Maequartia 
zu stellen; wo sie, so weit mein Wissen reicht, eine nene Art bilden 
würden und müssten. 

Um der Meinung zu begegnen, dass ein Leichtnehmen der andern 
Gattungsmerkmale es veranlasst haben könnte, dass die durch ihre Miltel- 
zelle abweichenden Thiere doch entschieden einer andern Galtung angehören 
könnten, muss ich erwähnen, dass die meisten dieser abweichenden Thiere 
nicht nur untereinander gefangen wurden, sonderu dass ich auch sechs Stück 
aus einer Raupe gezogen von unserm ehemaligen Vereinssekrelär Herrn 
J. v. Hornig erhielt, von denen drei eine geschlossene, zwei eine weit 
offene, und eine eine enggeschlossene Mittelzelle haben Ja ich besitze ein 
Exemplar, bei dem auf dem einen Flügel eine offene, auf dem andern eine 
geschlossene Mittelzelle sich findet. 

Um nun nicht genöthigt zu sein, gleiche Thiere wegen Unbeständigkeit 
des Flügelgeäders in andere Gattungen zu ziehen, habe ich in meiner Samm- 
lung die abweichenden Thiere mit offener Mittelzelle als Varietät der 
Panzeria lateralis Fab. und zwar als Panzeria laterialis Fab. var. aperta 
gestellt. Wer sehr engherzig zu Werke gehen, und nur die mil sehr kurz 
gestielter Mittelzelle versehenen als genuine Spezies ansehen wollte, 
könnte auch noch eine Varietät mit langgestielter Mittelzelle annehmen. 

In einer sehr zu berücksichtigenden Verbindung mit diesem abwei- 
chenden Baue der Mittelzelle von Panzeria lateralisF ab. Var. aperta scheint 
mir Tachina argyreata Meg. zu stehen 

Meigen sagt IV. Band, Seite 316, Nr. 133 vom Männchen: „Es gleicht 
der Tachina lateralis, und kann leicht damit verwechselt werden”, am 
Schlusse der Beschreibung, in der ich nichts wesentlich Verschiedenes von 
Tachina lateralis und besonders der Varietät mit offener Mittelzelle heraus- 
lese, sagter: „Ich weiss nicht bestimmt, ob die Augen nackt sind oder haarig.“ 

In seiner Anordnung der Tachinarien im 7. Bande stellt er diese argyreata 
Meg. zwar unter seine enger begränzie Gattung Tachina, er scheint sich 
also bis dorthin überzeugt zu haben, dass das Thier nackte Augen besitze. 

Wenn ich aber nun recht bedenke, wie leicht es möglich ist, dass 
bei der ohnediess sehr weitschichligen Behaarung von Panzeria lateralis 
durch Verfliegen diese verloren geht, und Jemand, der nicht viel Exemplare 
zur Beurtheilung besitzt, verleitet werden kann, sie für unbehaart zu halten, 
so scheint mir meine Vermulhung, ob dieses Thier nicht doch eins sei, mit 


11 


Panzeria lateralis Fab. Var. aperta nicht so ganz ungegründet, und jeden- 
falls berücksichligungswerth. 

Rechnet man nun noch dazu, dass diese Tachina argyreata Meg. 
durch Megerle aus der Wiener Gegend, wo meine Panzeria lateralis 
var. aperta in Menge vorkommt, stammt, so erscheint ein Anhaltspunct 
zu dieser Vermuthung mehr. 

Emsiges Forschen und die Zeit werden darüber Aufschluss geben. 

Eine ähnliche Abweichung im Baue der Mittelzelle, wie bei Panzeria 
lateralis Fab. findet sich auch bei Tachina vertiginosa Fall. Es gibt 
Exemplare mit offener, und solche mit geschlossener Mittelzelle. 

Wer seine Tachinarien nach Meigen anordnel, der wird seine 
Tachina verliginosa darnach in verschiedene Meigen’sche Gattungen ein- 
ordnen, je nachdem ihm der Zufail Exemplare mit offener oder geschlossener 
Mittelzelle in die Hand spielte. 

Diess ist auch wirklich schon geschehen. Professor Zetterstedt 
stellt in seinen Dipt. Scandinav. 3. Band, p. 1003, wo er seine beschrie- 
benen Tachinarien in die Meigen’schen Gattungen einordnet, die Tachina 
verliginosa Fall. unter die Gattung Baumhaueria M., er muss also Exem- 
plare mit geschlossener Mittelzelle gehabt haben. 

In Dr. Med. Friedrich Rossi’s systematischem Verzeichniss der zwei- 
flügeligen Insecten des Erzherzogthums Oesterreich, pag. 53, steht Tachina 
vertiginosa unter Frontina Dr. Rossi hat also nur Exemplare mit offener 
Mittelzelle besessen. 

Wer nun also beide besitzt und streng zu Werke gehen will, der wird 
die einen unter Frontina, die anderen unter Baumhaueria stecken müssen. 

Wohin sie Heigen selbst gestellt hat, ist unbekannt, indem er Tachina 
vertiginosa Fall. im 4. Bande seiner europäischen zweiflügeligen Insecten 
wohl beschreibt, sie aber im 7. Bande unter seinen enger begränzten und 
besonders auf das Flügelgeäder basirten Gattungen nicht aufführt. 

Ich habe auch hier zu den oben angegebenen Aushilfsmitteln gegriffen, 
um nicht einer Unbeständigkeit des Flügelgeäders halber ein Thier in zwei 
Gattungen zu trennen, habe ich die Tachina vertiginosa Fall., so wie 
Zetterstedt zu Baumhaueria gestellt, und die Exemplare mit offener 
Mittelzelle als Varietät behandelt, nämlich B. vertiginosa Fall. Var. aperta. 

Dass auch hier nichts als die Wandelbarkeit des Flügelgeäders zu 
Grunde liegt, scheint mir am klarsten zu beweisen, dass ich auch von 
Baumhaueria vertiginosa Fall. Exemplare besitze, deren Mittielzelle auf dem 
einen Flügel offen, auf dem andern geschlossen ist. 

Bei den Muscinen habe ich die Wandelbarkeit des Öffen- und Ge- 
schlossenseins der Mittelzelle vorzüglich bei Pollenia rudis Fabr. beobachtet. 

Wenn man im ersten Frühlinge, wo diese Fliege bei uns in Unzahl 
vorkommt, eine ziemliche Anzahl derselben an einem engbegränzten Stand- 
orte, z. B. einem Baumstrunk, einfängt, so kann man sie sehr leicht in 
Thiere von drei verschiedenen Grössen sondern. 


12 


Die grössten haben eine weit geöffnete Mittelzelle, und sind offenbar 
die nicht zu verkennende Pollenia rudis Fab. 

Die mittlern, jedoch viel kleinern haben bei sonst vollkommener Ueber- 
einstimmung eine sehr eng geöffnete Mittelzelle. 

Die kleinsten, gut um die Hälfte kleiner als die beschriebene Pollenia 
rudis Fab. haben eine vollständig geschlossene Mittelzelle. 

Bei denen von mittlerer Grösse kommen gar nicht selten Exemplare 
vor, die auf einem Flügel eine geschlossene , auf dem andern eine offene 
Mittelzelle haben. i 

Gleich hinter Pollenia rudis Fab. (Musca rudis Fah.) beschreib 
Meigen in dem 4. Bande seiner europ. zweillügeligen Insecten, eine 
Musca varia (Pollenia varia), diese Fliege um die Hälfte kleiner, als 
Pollenia rudis sieht ihr aber, wie er selbst sagt, ganz ähnlich und unter- 
scheidet sich nur durch die geschlossene Mittelzelle. 

Es ist sıch bei diesem Sachverhalt sicher nicht zu wundern. wenn ich 
auf den Gedanken kam, die Musca varia Meig. (Pollenia varia) sei am 
Ende doch nichts Anderes als eine kleine Musca rudis Fab. mit geschlos- 
sener Mittelzelle. 

Dieselbe Vermuthung hegte ich in Bezug auf die Pollenia intermedia 
Macq.; die an der Wurzel rothgelben Fühler und die kaum geschlossene 
Mittelzelle liessen mich eine Beziehung zur mittleren Grösse der Pollenia 
rudis Fab. erblicken. 

Indessen besitze ich weder von der einen, noch von der andern Art 
ein Originalexemplar, kanı daher das Zusammengehören derselben in dieser 
Art nicht nachweisen. Es handelt sich aber auch hier nicht um diesen 
Beweis, denn angenommen, sie sind einerlei, in dem Sinne der von mir 
vorausgeseizlen Determinirung, so finde ich in dem gänzlichen Mangel 
anderer Kriterien den Grund, dass die Beschaffenheit der Mittelzeile zur 
Unterscheidung der Art nicht genüge; sollte sich jedoch ergeben, dass die 
von den obigen Schriftstellern unterschiedenen Arten wirklich nicht zu- 
sammen gehören, das heisst also, deren Verschiedenheit noch auf anderen 
Gründen und Merkmalen beruht, so tritt doch für die von mir ausge- 
sprochene Ansicht keine Aenderung ein, da bei den von mir angeführten 
kleinern Exemplaren, die ich von Pollenia rudis Fab. sonst durchaus nicht 
unterscheiden kann, sowohl eine kaum geschlossene, wie eine wirklich ge- 
schlossene Mittelzelle faktisch vorkommt. 

Immer ist es vor der Hand gut, die durch ihre Grösse und Mittelzelle 
abweichenden Exemplare als Varietäten aufzuführen , und so habe ich die 
Thiere mittlerer Grösse als Pollenia rudis Var. semiaperta (deren Mittel- 
zelle nur halb so weit geöffnet ist, als bei der gemeinen Pollenia rudis 
Fab.) und die kleinsten mit vollständig geschlossener Mittelzelle Pollenia 
rudis Fab. Var. occlusa bezeichnet. 


ee —— al TC nn 


Beitrag 


zur 


Insectengeschichte., 


Von 
Georg Frauenfeld. 


(Aus der dalmatinischen Reise.) 


Da ich seit frühester Zeit meiner Beobachtungen in der Thierwelt, 
der Metamorphose, namentlich wo sie mit Missbildungen in der Pflanzenwelt 
verbunden erschien, die grösste Aufmerksamheit geschenkt hatte, so war 
es wohl natürlich, dass ich bei meinem Aufenthalte in Dalmatien mein 
Augenmerk auch besonders darauf richtete, so wenig auch auf einer unstäten 
Reise, wo den einzelnen Orten stets nur wenige Tage der Anwesenheit ge- 
widmet werden konnten, ein günstiges Resultat erwartet werden durfte. 


Wer sich mil diesem Zweig der Naturgeschichte beschäftiget hat, 
weiss, dass die Abhängigkeit der Entwicklung bis zu einem gewissen Zeit- 
puncte durchaus von der ungestörten Vegetation des Pflanzenindividuums 
bedingt ist, an welchem sich die mit der Pflanzengeschichte der betreffenden 
Insecten engverbundene Pflanzendeformilät befindet; dass es daher immer 
ein glücklicher Zufall genannt werden muss, auf einer solchen Wanderung 
mehrere Gegenstände der Art in dem Stadium anzutreffen, wo diese Ab- 
hängigkeit beendigt erscheint. Wenn wir hierbei noch beachten, dass für 
ausgebildete Pflanzenauswüchse, die mit der Wachsthumsperiode der Unter- 
lage, auf welcher sie wuchern, meist gleichen Schritt halten „ natürlich die 
frühere Jahreshälfte die weniger ergiebige ist, so darf ich es gewiss be- 
sonders günstig nennen, wenn ich bei den meisten meiner hierher gehörigen 
Entdeckungen mich eines abgeschlossenen Ergebnisses erfreute. 


Da dieselben, wie begreiflich, jedoch nur aphoristisch sein können, 
keineswegs auch so reichlich waren, dass eine schematische: Gliederung 


14 


thunlich erschien, so führe ich dieselben einfach in der Reihenfolge an, 
wie sie mir zu Gesichte kamen, wobei ich auch anderes der Lebensgeschichte 
Angehörige, von mir Beobachtete, mit einschliesse. 


Schon in Triest, wo ich unfreiwillig mehrere Tage verweilen musste, 
die ich meist am Meeresstrande zubrachte, hatte ich die sonderbare Ueber- 
raschung, beim Ablösen ganzer Gruppen unter dem Wasserspiegelan Steinen 
sitzender MHytilus minimus Poli kleine hellgelbliche Tipularien rasch enti- 
fliehen zu sehen. Es machte ziemlich vıele Mühe , dieselben zu haschen, 
und ich musste, wenn ich kleine Partien dieser Muschel mit dem Messer 
losgetrennt hatte, beim Herausheben aus dem Wasser schnell das bereit 
gehaltene Glasröhrchen über die Thierchen stülpen, dass sie nicht ent- 
wischlen. Die Grundlage der oft ziemlich ausgebreiteten Gruppen jener 
kleinen Miesmuschel bildet bis zu ein paar Linien Dicke ein filzig durch- 
zogener Schlammpolster, in dem eine reichliche Menge von Borstenwürmern 
haust. Bis zur Tiefe einer Spanne unter dem Wasser, so weit ich nämlich 
darnach suchte, findet sich mitten darinnen dieses Thierchen ganz munter 
und beweglich. Obwohl ich bemüht war, nach deren allfälligen Larven zu 
suchen. so blieb mein Forschen darnach doch fruchtlos, ob wegen Nicht- 
vorhandensein, oder zu geringer Genauigkeit für diesen minuliösen Gegen- 
stand, weiss ich nicht zu sagen. (Anmerkung 1.) 


Gleichfalls beinahe mitten in diesem fremdartigen Elemente fand ich 
eine zweite Fliege aus dieser Familie, die sich im Bereiche der hochauf- 
spritzenden Wasser der brandenden Wogen an den aus dem Meere ragenden 
Felsen in grosser Zahl fand. Es ist auffallend, dass gerade die zarten 
Tipularien in solchen Sprühwässern, wie man sie auch bei Wasserfällen 
trifft, sich gerne aufhalten, während die viel derberen kurzhörnigen, wasser- 
liebenden Fliegen die zahmen Fluten der Teiche und Flüsse aufsuchen, und 
den spritzenden Gischt vermeiden. (Anmerkung 2.) 


Nach meiner Ankunft in Zara hatte ich nichts Eiligeres zu thun, als 
mich landeinwärts gegen die Höhe von Bocagnazzo zu begeben, um mir 
die auf der ganzen Fahrt durch den Kanal vorübergezogene öde, graue 
Steinwüste in der Nähe zu betrachten. Es ist ein eigener beklemmender 
Eindruck, keine Spur von jenem weichen warmen Grün unserer Matten 
und Wälder hier zu finden. Die kümmerlichen Anfänge von Alleen, mit 
alterndem Aussehen, aus Morus, Broussonetia, Robinia standen noch un- 
belaubt, so wie der hinter hohen breiten Steinwällen am Boden hingestreckte 
Rebstock noch zu wenig entwickelt war, um den rothen Boden, oder den 
weissgrauen Fels auch nur einigermassen zu decken. 


Die meist aus Paliurus australis und Pistacia Lentiscus bestehenden 
Hecken zeigten einen düstern, bräunlicben Ton, der nur im Gegensalze zu 
dem noch traurigeren Grün des Oelbaumes sich einigermassen hob. Die 


15 


Weideplätze, weit entfernt mit zusammenhängender Pflanzendecke geschmückt 
zu sein, waren von einzelnen. niedern, armseligen Halmen sparsam beklei- 
det, unfähig diese Blösse zu decken. Selbst jenen Pflanzen, die in reich- 
licheren Polstern den Boden überziehen, fehlt das allerfrischende, belebende 
Grün. Asphodelus ramosus, obwohl eben im reichen Blüthenschnucke 
prangend, konnte diesen Mangel nicht vergessen machen, so wenig als 
ihn die kaum grün zu nennende Euphorbia spinosa, die blattlosen Stengel 
von Genista junceum, oder das weisslilzige Gnaphalium angustifolium zu 
ersetzen vermochten. 


Dass mich alle diese Pflanzen, die ich zum erstenmale wildwachsend 
fand, lebhaft interessirten, ist wohl begreiflich,. namentlich war diess bei 
der letzteren, dem schmalblätterigen Ruhrkraut der Fall, da ich bald einen 
Auswuchs, eine Zapfenrose darauf bemerkte. den ich augenblicks einem 
Insecte zuschrieb. Wie gross war meine Freude, als ich die meisten schon 
mit einem Puppentönnchen besetzt fand, das unstreitig einer Fliege ange- 
hörte, und aus dem ich, so fremdartig und unerwartet auch die Gallenform für 
Trypeta war, doch der Aehnlichkeit der Puppe sowohl, als der Bildung der 
Larve nach, eine Bohrfliege zu erhalten hoffte. 


Da ich erst am Beginne der Reise war, so sandte ich sie wohlver- 
packt nach Wien, sie der gültigen Sorge des Herrn Directors Kollar, 
dessen besonderes Streben für Erforschung der Thiergeschichte längst be- 
kannt und gewürdigt ist, anzuvertrauen, in Folge dessen ich auch wirklich 
nach meiner Rückkehr eine Trypeta in Mehrzahl entwickelt vorfand. 


Nach Lö w’s vortrefflicher Monographie war ich wohl am ersten an- 
gewiesen, die in der Nähe der Tr. stellata stehende Tr. Gnaphalis Lö w. 
vorzüglich ins Auge zu fassen, da der verwandte Wohnort dazu aufforderte. 
Allein die Abbildung zeigte sich in einigen Puncten so wesentlich ver- 
schieden, dass ich diese bis jetzt nur aus dem Norden bekannte Art, die 
auch auf einer ganz andern Art von Gnaphalium lebt, nicht mit ihr vereinen 
konnte. Uebrigens ist aus L ö w’s kurzer Angabe: „aus den Köpfen jener 
Pflanze“ nicht zu entscheiden, ob jene Art einen Auswuchs verursache, und 
ob er mit dem an Gnaph. angustifolium übereinstimme. 


Dr. Egger bezog die entwickelte Fliege auf die in Tafel 50, Figur 
10, Meigen’s systemat. Beschreibung der europ. Zweiflügler abgebildete 
Tr. terminata NM g., die Löw in Germar'’s Zeiischrift V. pag. 410 noch 
apokryph nennt. 


Obwohl ich nun allerdings gestehen muss, dass sie dieser Fliege 
jedenfalls am nächsten steht, so sind es doch einige Puncte, die mich diese 
Meinung nicht adoptiren liessen. Viel gewichtiger wird sie zwar noch 
dadurch, dass Lö w selbst nach einem ihm zur Ansicht zugesandten Exem- 
plar, das leider auf dem Transporte verunglückte, sie nach den Rudimenten 
ebenfalls für die typische Trypeta terminata Mg. erklärte. Trotz dem kann 


16 


ich von meiner gegenstehenden Ansicht nieht abgehen, wobei der Sprung, 
den diese dalmatinische Fliege aus dem Süden bis nach’ dem Norden gemacht 
haben müsste, mir gewiss nicht ungünstig zur Seite steht. Eben so muss diese 
specifische Gallbildungs- und Nahrungsweise das unumgänglich nöthige 
Belege bilden, um die Identität beider festzustellen. 


Fallen’s wie Meigen’s Beschreibung ist vollständig unbrauchbar 
zur Beweisführung sowohl dagegen wie dafür, es ist daher nur die Abbil- 
dung, die im Auge behalten werden kann. Bei der grossen Anzahl, die sich 
aus meinen Gallen entwickelten, ist auch nicht eine Fliege, welche weniger 
als zehn Strahlen von dem an der Spitzenhälfte des Flügels liegenden tief- 
schwarzen Flecke nach dem Flügelrande gehend, zeigte; d. h. der in 
Meigen’s Abbildung am Unterrande zu innerst liegende dieke Strahl ist 
stets getheilt, nie vereinigt, während die kleinern Glasfleckchen mehreren 
Veränderungen bis zum völligen Verschwinden unterworfen sind. 


Ausser diesem findet sich in der hellen Wurzelhälfte des Flügels 
ohne Ausnahme eine deutliche ziemlich dunkle Querbinde in einzelne 
Flecke aufgelöst, wovon sich in der erwähnten Abbildung keine Spur findet. 


Es wäre jedoch bemerkenswerth, dass Meigen gerade eine solche 
besondere Varietät, die sich bei mir unter einer ziemlichen Anzahl auch 
nicht annähernd zeigte, abgebildet hätte. 


So viel in Betreff der von mir vorausgesetzten Verschiedenheit. 


Angenommen aber auch, dass sich eine solche Uebereinslimmung er- 
gebe, so hat Lö w recht gut bemerkt, dass es tadelnswerth von Meigen 
war, einen irrigen synonymen Namen wieder zu verwenden, und sagt am 
angeführten Orte: „Wenn sich also die Artrechte der Meigen’schen 
Trypeta terminata bestätigen, so muss dieselbe, insofern kein älterer be- 
rechtigter Name für sie vorhanden ist, neu benannt werden.“ Ich habe sie 
daher in dankender Erinnerung der mir auf meiner Reise von dem Gouverneur 
jenes Landes so zuvorkommenden Aufnahme und Empfehlung : Trypeta 
Mamulae genannt. (Anmerkung 3.) 


In Spalato fand ich Scerophularia canina mit denselben blasig auf- 
getriebenen deformirten Blüten, wie unsere Braunwurz sie nicht selten zeigt. 


Die Untersuchung ergab, dass die Maden in denselben noch so klein 
waren, dass wohl kaum eine Hoffnung blieb, das Insect daraus zu ziehen. 
Wie sehr war ich nicht überrascht ,„ als ich kaum acht Tage später in 
Ragusa dieselbe Missbildung, jedoch meist schon verlassen von der Fliege 
fand. Nur wenige entwickelten sich noch in den Schachteln „ die ich auf 
der Reise mit mir führte, und lieferten eine Cecidomyia. Weit besonderer 
aber war es, dass ich tiefer unten sowohl südlicher als später in der Zeit 
in Castel nuovo diesen Auswuchs wieder iheils mit Puppen, theils noch 


Die 7 Tafeln zu Herrn J. Lederer’s neuesten Arbeiten 
mit 84 Abbildungen von Schmetterlingen, in diesem V. Bande 
der Verhandlungen enthalten, sind um den Betrag von 2 fl. 
40 kr. illuminirt zu beziehen. | 


Jene Herren, welche dieselben in Farben illustrirt wün- 
schen, werden ersucht, dasselbe recht bald unter Einsendung 
dieses Betrages bekannt zu geben, da nur so viele Exemplare 
angefertigt werden. als Bestellungen erfolgen. 


N HR a ä RE Is a ne Kia; 
ol N; en aba) rc! Kasah Ki: 

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SURAEEN | ala N 


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Versammlung am 4. April. 
Vorsitzender: Vicepräsident: Herr L. Ritt. v. Heufler. 


Neu eingetretene Mitglieder: 


Als Mitglied P. T. Herr bezeichnet durch P. T. Herrn 

Braun Dr. Gustav, Assistent an der K.K. 

Gebärklinik ,„ Leibarzt Sr. kön. Hoheit 

des Herzogs von Sachsen-Coburg-Gotha Dr.F, Salzer u.Dr. A. Kerner. 
Geusau Karl, Baron v., k. k. Major, Guts- 

besitzer zu Engelstein ....... J. Zelenka u. J. Ortmann. 
Kolisko Dr. Eugen, Primar-Arzt im k. k. 

allg. Krankenhause ... . 2... . Dr. J.R.Schiner u. Dr. A. Bach. 
Mahler Eduard, Hüttenamts-Verweser zu 

Aloisthal in Mähren. ........ Dr. ©. Hampe u. Dr. A. Kerner. 
Mühlig G. G., Verwalter zuFrankfurt a./M. A. Rogenhofer u. W. v. Macchio. 
Sekera W. J., Magister der Pharmacie, 

Apotheker zu Münchengrätz .. . .  J. Bayer u. J. Ortmann. 
. Strohmayer Johann, Lithograph . . . . A.Rogenhofer u. M, Schön. 


Eingegangene Gegenstände: 


Heufler Ludovicus eques de: Specimen Florae Cryptogamae vallis 
Arpasch Carpatae Transilvani. Viennae Austriae 1853. 

Garovaglio S. Delectus specierum novarum vel minus cognitarum. 
Tieino 1538. 

Fuss Mich. Bericht über den Stand der Kenntniss der Phanerogamen-Flora 
Siebenbürgens am Schlusse des Jahres 1853. 

Geschenke des Herrn L. R. v. Heufler. 
Sendtner Otto. Die Vegetations-Verhältnisse Südbaierns. München 1854. 
Geschenk Sr. Exc. des Herrn Grafen Leo Thun. 

Maly J. C. Enumeratio plantarum phanerogamicarum imperü austriaci 
universi. Vindobonae 1848. 

Eiselt Dr. J. N. Geschichte, Systematik und Literatur der Insectenkunde 
von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Leipzig 1836. 


Bd. V. Sitz.-Ber. C 


18 


Pröll Alois. Versuch einer Anleitung, die essbaren Schwämme Oesterreichs 
und die ihnen ähnlichen giftigen durch eigene Untersuchung zu 
bestimmen. Wien 1839. 
Geschenk des Herrn Dr. W. Streinz. 


Schneider Dr. G. Th. Honographia generis Rhaphidiae Linnaei. Vrati- 
slaviae 1843. 
Schur Dr. F. Sertum Florae Transilvaniae. 
Troschel Dr. F. H. Berichte über die Leistungen im Gebiete der Natur- 
geschichte, während der Jahre 1841—54. 
Geschenke der Herren Verfasser. 


Sitzungsberichle der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien. 1855. 
Bd. XV. 1. Heft. 

Mittheilungen über Gegenstände der Landwirthschaft und Industrie Kärntens. 
Klagenfurt. 12. Jahrgang. 1855. Nr. 2. 

Mittheilungen der k. k. mähr.-schles. Gesellschaft zur Beförderung des 
Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde in Brünn. Jahrg. 1854. 

Rendiconti delle adunanze della R. Accademia economico-agraria dei 
Georgofili di Firenze 1855. Febbrajo. 

Schriftentausch. 


Pecirka Dr. J. Grundlinien der Pflanzenkunde. Prag 1855. 1. Lief. 
Saggio curativo nella malattia dell’uva. Como 1855. 
Polonia A. F. Rimedio proposto per la quarigione delle viti. Padova 1855. 
Ambrosi Fr. Flora. Vol. I. Punt. III. 
CantoniPDr. G. Trattato completo d’agricoltura. Milano 1855. 
Quadri sinottici di Zoologia per uso Scolastico. Pavia, Fasc. IV. 
CornalioDott. E. L’eria o il bruco del ricino (Saturnia Cynthia) 
ne’ suoi rapporti scientifici ed industriali. Milano 1855. 
Szabö D. Weinbau auf der Hegyaljai. Pest 1855. 
Verhandlungen der Forst-Section für Mähren und Schlesien. Brünn 1855. 
12 >. Heft: 
Landwirthschaftliche Mittheilungen. Pest 1855. 1. Heft. 
Die Fortsetzungen der Zeitungen. 
Geschenke der K. K. obersten Polizeibehörde. 


Mehrere Alpenpflanzen. 
Geschenk des Herrn G. Seelos. 


Herr August Neilreich beschliesst seine Vorträge über die 
Geschichte der Botanik in Nieder-Oesterreich. (Siehe Abhandlungen.) 


19 
Herr Dr. I. R. Schiner begehrt nach Beendigung des Vor- 


irages das Wort und spricht Folgendes: 


Entschuldigen Sie mich, meine Herren, wenn ich es wage, das Wort 
zu ergreifen, um den verehrlen Herrn Vorredner, der uns mit seinen Vor- 
trägen über die Geschichte der Botanik in Nieder-Oesterreich schon durch 
mehrere Abende in eben so geistreicher als gründlicher Weise zu fesseln 
vermochte, einer kleinen Ungerechtigkeit zu beschuldigen. 


Ich habe Ihnen bereils vor mehreren Jahren durch meine Mitthei- 
lungen über Zahlbruckner gezeigt, dass mich neben der eigentlichen 
Naturwissenschaft insbesondere auch das Biographische über die Natur- 
forscher selbst im hohen Grade interessire. Seitdem habe ich mir denn auch 
manche Notiz über die perscrutatores nalurae in meinem Tagebuche ange- 
merkt und ich bin desshalb dem Vortrage des verehrten Herrn Vorredners 
mit der gespanntesten Aufmerksamkeit gefolgt. Am Schlusse desselben muss 
ich nun bekennen, dass er leider einen der hervorragendsten und verdienst- 
vollsten Botaniker Oesterreichs allzuleicht und oberflächlich abgefertiget habe. 


Ehe ich meine Behauptung näher begründe ,„ erlauben Sie mir, Ihnen 
einen kurzen Rückblick auf meine eigenen botanischen Leiden und Freuden 
vorauszuschicken. 

Ich habe sehr früh Pflanzen gesammelt und sie mit grösstentheils un- 
richtiger Bezeichnung, oder wohl auch ohne Namen in mein Herbarium ein- 
gelegt. In Krems, wo ich mich damals befand, gab es keinen Botaniker 
und von literarischen Behelfen stand mir nur Funke’s Kunst- und Natur- 
lexikon und ausnahmsweise und als besondere Begünstigung V i etz grosses 
Werk über die Arzneipflanzen zu Gebote. Das war wenig und fast ge- 
nügend um einem die scientia amabilis gänzlich zu verleiden. Nur die 
Aussicht, in Wien, wohin ich seiner Zeit übersiedeln würde, über reichlichere 
Hilfsquellen verfügen zu können, hielt meinen Muth aufrecht. Doch fand ich 
auch hier die Bahnen bei Weitem nicht geebnet. Der damalige botanische 


Garten enthielt beinahe nichts, von jenen ganz gemeinen Pilanzen, an deren 


Determinirung dem Anfänger am meisten gelegen ist, und in den ange- 
rühmten Determinationsschlüsseln vermisste ich überall die gewünschte 
Klarheit und Consequenz, während ich in Persoon’s, Gaudin’s und 
Reichenbach’s Floren nur selten Aufklärung fand und selbst Koch'’s 
Meisterwerk mich oftmals in Zweifel liess. 

Da ich keine Gelegenheit hatte mit tüchtigen Botanikern in Verbindung 
zu treten und fast daran verzweifelte, je auf eigenen Füssen meine bota- 
nischen Studien vorwärts zu bringen. so war ich nahe daran, dieselben 
gänzlich aufzugeben. 

In dieser Lage spielte mir ein glücklicher Zufall ein Buch in meine 
Hände, das mit einem Male allen meinen Wünschen und Anforderungen 
vollständig entsprach. 


C E 


‚antenne 


20 


Ich kann Ihnen den Eindruck nicht schildern, welchen der Inhalt 
dieses Buches auf mich machte. Täglich dankte ich dem verehrten Verfasser 
für die viele Beruhigung und Belehrung, welche mir sein Werk verschaffte 
im Stillen, und gestehe hier laut und offen, dass ich erst von diesem Zeit- 
puncle an eine richtigere und klarere Einsicht in die Pflanzenwelt gewann. 

Brauche ich Ihnen, meine Herren, noch zu sagen, dass dieses Buch 
kein anderes war, als Neilreich’s Flora von Wien? 

Viele von Ihnen haben gewiss dasselbe erlebt und empfunden, was 
Ihnen der Einzelne hier offenbarte und gewiss zweifelt Niemand daran, dass 
dieses Buch in einer Geschichte der Botanik Oesterreichs als epoche- 
machend anzuführen gewesen wäre. 

Zur Begründung dessen brauche ich nur anzuführen, dass sich seit 

dem die Zahl der Botaniker und die richtige Kenntniss unseres Floren- 
gebietes verhundertfachte, dass wir mit diesem Buche, das ferne von jeder 
eompilatorischen Oberflächlichkeit nur das in der eigenen Hand Gewogene 
und mit den eigenen Augen Geprüfte anführei, ein ganz zuverlässiges 
‘ Repertorium der in unserem Gebiete vorkommenden Pflanzen und zugleich 
‘das Mittel besitzen, diese leicht und sicher zu determiniren. 
Erwarten Sie nicht, dass ich hier in eine nähere Beurtheilung des 
wissensehaftlichen Werthes der „Flora Wiens” eingehe, ich fühle 
mich hierzu nicht als competent, auch hat die strengste Kritik über das- 
selbe bereits ihr ehrendes und rückhaltloses Admiltitur ausgesprochen. 
Nur über den praetischen Wertl derselben finde ich mich aufgefordert, 
hier Einiges kurz anzuführen. 

Die Einleitung bringt ein Bild des Florengebietes, in welchem alle 
Verhältnisse, welche auf das Vorkommen der Pflanzen auf die geographische 
Verbreitung derselben u.s. w. Einfluss nehmen, klar und kurz angeführet sind. 

Jeder denkende Forscher, der das Buch benützet, wird sich durch diese 
 Beigabe angeregt fühlen, seine Studien von einem höheren Standpuncle aus 
-fortzutreiben; er wird hierdurch unwillkürlich von einem trockenen 

nomenclator vivus zu einem wahren Forscher hinübergeleitet. Im Texte 
selbst ist Alles geboten, was zur leichten und sicheren Determiniruug 
der Pflanzen beitragen kann. Ganz eigenthümlich und charaeteristisch erscheint 
mir aber die Anführung der sogenannten trivialen Merkmale, die jedem 
Beobachter mit dem Habitus der Pflanze zuerst und sogleich entgegentreten 
und die nur von einem so scharfsinnigen Beobachter der Natur, wie Herr 
von Neilreich ist, so glücklich in Worte gefasst werden konnten. 

Neilreich hat den Usus gewöhnlicher Floristen nicht nachgeahmt, 
welche ihren Compilationen durch Aufnahme neuer Arten mehr Werth zu 
verleihen suchen, jm Gegentheile spricht sich bei ihm überall das Be- 
streben aus, blosse Uebergangsformen als unberechtigte Arten einzuziehen, 
die genuinen Arten aber desto richtiger und bestimmter zu begränzen. 
Was er hiermit den Anfänger — was er der wahren Wissenschaft genützt. 
wird nıcht leicht verkaunt werden können. 


21 


— Ich habe nicht das Glück gehabt, den hochverehrten Herrn Ver- 
fasser der „Flora Wiens“ in früheren Zeiten näher zu kennen und nur ein 
einziges Mal, im Sterbejahre seines Freundes EmanuelMickschick (1838) 
begegnete ich denselben zufällig bei Letzterem. 

Doch konnte ich durch die Güte des Herrn Hofrathes Enderes, der 
mir die Benützung seiner eben so vollständig als gewissenhaft geführten 
Tagebücher gestattete, jede botanische Excursion, welche Neilreich 
mit diesem hochgeachteten Botaniker ausführte, im Gedanken mitbegleiten. 
Ich habe mir denn — von jenem denkwürdigen 13. März 1831 angefangen, 
an welchem Neilreich, als Anfänger sich an dem Anblicke von Galanthus 
nivalis und Bellis perennis ergötzte — bis in die neueste Zeit herüber so 
manche Notiz gesammelt und von dem freundlichen Besilzer jener Tage- 
bücher so manche mündliche Aufklärung erhalten, aus denen ich zu der 
Ueberzeugung gelangte, dass Neilreich durch seinen Eifer und seine 
Kenntnisse die botanischen Freunde sehr bald überflügelte , und dass sein 
kritischer Scharfblick bei Unterscheidung der Arten und seine Gewissen- 
haftigkeit bei der Angabe neuer Standorte sehr bald zu jenen Hoffnungen 
berechtigten, welche sich bei dem Erscheinen der „Flora Wiens“ in so: 
glänzender Weise erfüllet haben. 

Die grossen Verdienste Neilreich’s um unseren Verein führe ich 
nicht besonders an. Sie sind ja, meine Herren, selbst Zeugen gewesen, 
wie derselbe vom Beginne bis zum heutigen Tage consequent und unver- 
drossen die Vereinszwecke erfüllen half. Auch die äusseren Lebensumrisse 
übergehe ich hier, und behaite mir vor, sie in den Vereinsschriften kurz 
anzuführen *). Doch möchte ich zum Schlusse noch den Wunsch aussprechen, 
dass uns Herr von Neilreich in seinem so erspriesslichen Wirken noch 
lange erhalten werden möge und dass er in meiner heutigen Interpellation 
eine Huldigung und Anerkennung seiner grossen Verdienste erblicken 
möchte, die ihm alle meine Herren Collegen mit mir, gewiss aus dem Grunde 


=) August Neilreich, k. K. Oberlandesgerichtsrath in Wien, ist geboren zu 
Wien am 12. December 1803, und absolvirte die juridischen Studien an der 
Wiener Hochschule , worauf er Seine practische Laufbahn bei dem Wiener 
Magistrate begann und im Jahre 1853 zu dem gegenwärtigen Range befördert 
wurde. Vor der „Flora Wiens“ erschien von ihm keine literarische natur- 
wissenschaftliche Schrift; seitdem hat er mehrere Aufsätze in den Vereins- 
schriften und kleinere Mittheilungen im botanischen Woehenblatte durch den 
Druck bekannt gegeben. Herr Dr. Eduard Fenzl verewigte das Andenken 
desselben durch die Aufstellung der Gattung /Veilreichia (S. Abhandl. der 
k. k. Akademie der Wissenschaften) und Herr J. Ortmann durch die Be- 
nennung einer österreichischen Pllanzenart: Azethemis Neilreichit. 


Ar. VW: 


2 

ihres Herzens darbringen und welche ihm um so mehr gebühret, da er in 
seiner a!ibekannten, so wohlthuenden Bescheidenheit neben den vielen 
Dis minorum gentium, welche er in seiner Geschichte anführte sich selbst 
beinahe ganz zu übergehen, sich veranlasst fand. 


Nachdem die Anwesenden ihre Zustimmung zu dem letzten 
Theile der Anrede des Sprechers gegeben hatten, ergriff Herr Aug. 
Neilreich das Wort, dankte für die ihm gewordene Huldigung 
und insbesonders dem Herrn Vorredner, und ersuchte die Herren 
Botaniker, sein in Arbeit begriffenes grösseres Werk über die Flora 
Nieder-Oesterreichs eben so günstig aufzunehmen, wie die Flora 
Wiens, an welcher er selbst schon hie und da Manches auszustellen 
und abzuändern sich veranlasst gesehen hätte. 


Herr Friedrich Brauer berichtet Folgendes: 


Durch eine Notiz veranlasst „ welche in den meisten öffentlichen 
Rlättern war, dass in der Schweiz an mehreren Orten ein schwarzer Schnee 
gefallen sei, dessen Farbe bei näherer Betrachtung als von kleinen Insecten 
herrührend sich zeigte, sendele Herr Dr. Karl Schiedemayr aus Ober- 
Oesterreich, Kerfe an unseren Verein, welche er von Holzarbeitern aus 
Steinbach am Ziehberg, zwei Stunden von Kirchdorf, erhielt, und welche 
von diesen Schneeflöhe genannt wurden, und auf- frisch gefallenem Schnee 
im heurigen Winter nicht selten gewesen sein sollen, aber in einigen Stun- 
den oft schon wieder verschwanden. — Schon die Anschauung zeigt, dass 
diese Thiere den Poduriden angehören. 

Ich habe diese Thiere einer Untersuchung unterzogen und so viel man 
aus Poduren im Weingeist erkennen kann, sie der Gattung Isotoma Bourlet. 
Desoria Nicol. Podura aut. Annales d. 1. soc. ent. de France. t. 5. 1847. 
angehörig gefunden. 

Bekanntlich ist die Erscheinung dieser Thiere auf Schnee nichts Neues 
und das älteste mit darauf hindeutenden Abbildungen versehene Werk ist 
das von Moller 1673. Meditatio de Inseclis quibusdam Hungarieis 
prodieiosis anno proxime praelerito exaere una cum nive in agros delapsis. 
Frankfurti ad Moenum apud D. Fieret. 

Die Lebensweise der Poduren ist so weit bekannt, dass es keiner 
Erklärung bedarf, woher die Poduren auf den Schnee kommen ; was jedoch 
den Grund dieser Erscheinung betrifft, so wird wohl hierüber noch viel 
beobachtet werden müssen, um ein sicheres Urtheil abgeben zu können. 

Vergleicht man die Species mit denjenigen derselben Gatlung, so 
zeigt sich grosse Aehnlichkeit mit Isotoma Gervasii Nic. Ich enthalte mich 
jeder Species-Besiimmung,,„ da zu wenig Species genau beschrieben und 


23 
bekannt und zudem die eingesendeten Exemplare in Weingeist viel Cha- 
ractere verloren haben ,„ und lasse die Beschreibung derselben hier 
folgen: 

Gattung Isotoma Bourlet Spec. dunkel grünlich grau, um die 
schwarzen Augen ein lichler Ring, zwischen denselben ein dunkler Fleck. 
Pro-, Meso- und Metathorax oben zwei schwarze Flecke, ebenso 1. u. 2. 
Hinterleibssegment, 3. am Vorderrande drei schwarze Puncte, 4. u. 5. oben 
zwei divergirende lichte Linien. 1. Glied der Springgabel am Ende braun. 
Jedes Hinterleibssegment vom folgenden durch einen lichteren Hinterrand 
abgegrenzt. Die vier letzien Segmente tragen seillich eine lange, nach rück- 
wärts gebogene Borste. Beine normal; Tarsen mit zwei ungleichen Krallen. 
Der ganze Körper mit kleineren Haaren besetzt. 

Unterseite lichter gefärbt, blass gelbgrau, wie die Gabel. 

Fühler viergliedrig normal. Länge mit Fühler und Gabel 5””, Fühler 
1””, Kopf und Brust zusammen 1Y2””, Hinterleib 1Y;””, Gabel 1". 

Vielleicht zu /sotoma glacialis Nicol. (p. 58 pl. 5, fig. 10 Des. 
saltans. Agassiz in Nicolet Bibl. univ. de Genev. XXXII., 384, av. pl. 1841) 
gehörig. 


Herr A. Röll spricht „über das Vorkommen der Trüffeln.“ 
(Siehe Abhandlungen. ) 


Herr J. Ortmann hält einen Vortrag „über Heleocharis 
carniolica Koch und Carex ornithopodoides Hausm. (S. Abhandl.) 


Hierauf ergreift Herr Dr. E. Fenzl das Wort und spricht 
über den Werth der zur Unterscheidung der Cyperaceen bisher 
angewendeten Charactere, von denen er die von der Zahl und 
Länge der sogenannten Perigonial-Borsien wie auch der Narben 
eninommenen nicht immer als ganz verlässlich bezeichnet. 


Zum Schlusse legt Herr Secretär Dr. A. Kerner eine von 
Herrn J. v. Hornig aus Prag eingesandte Abhandlung : „Ueber 
die ersten Stände einiger Lepidopteren“ vor, welche für die 
Vereinsschriften bestimmt ist. (Siehe Abhandlungen.) 


JAHRES-VERSAMMLUNG 


am 10. April 1855. 


Vorsitzender: Vicepräsident Herr Dr. E. Fenzl. 


Eröffnungsrede, 


gehalten von Herrn Director Dr. E. Fenzl. 


Meine Herren! 


Die statutenmässige Erstattung des jährlichen Ausweises über den 
Vermögensstand unseres Vereines, welchen ich Ihnen heute, am Jahrestage 
seiner Gründung, vorzulegen die Ehre haben werde, hat mich noch jedes 
Mal veranlasst, Sie mit den angenehmen Ereignissen, welche unseren Verein 
im Laufe eines Jahres zunächst berührten,. wie mit den Wünschen und 
Erwartungen, welche wir zu hegen berechtigt waren, bekannt zu machen. 
Auch diessmal will ich die passende Gelegenheit, sie übersichtlich zusam- 
mengestellt Ihnen vorzuführen, mir nicht entgehen lassen, obgleich ich dem 
Früheren des Neuen nicht viel hinzuzufügen, des Unangenehmen oder Be- 
trübenden aber noch weniger als vordem zu erwähnen haben werde. Glauben 
Sie aber darum ja nicht, dass dem Vereine aus dem Mangel besonders 
wichtiger und erfreulicher Ereignisse in dem abgelaufenen Jahre irgend 
ein Nachtheil erwachsen, das Interesse im gebildeten Publicum für ihn er- 
kaltet, oder wohl gar eine unliebsame Lauigkeit im Schosse des Vereines für 
dessen Interessen sich dadurch kund gegeben habe. Weder das Eine noch 
das Andere ist der Fall, sondern weit mehr das Gegentheil, zu dem wir 
uns nur Glück wünschen dürfen. Unbeirrt von allen äusseren Verhältnissen, 
welche die Gemüther fortwährend in ängstlicher Spannung halten und 
störend in Handel und Gewerbe eingreifen, wandelt unser Verein, sein fest 
sestecktes Ziel im Auge behaltend, geräuschlos auf geebnetem Wege fort, 
und gewinnt sich täglich mehr Theilnehmer und Gönner im In- wie in dem 
Auslande. Die Zweifler an seinem Bestehen sind bereits längst versiummt, 
die Spötter sind bekehrt, theilweise in unser eigenes friedliches Heereslager 
übergetreten, oder regen sich nicht mehr, während eine gelehrie Gesell- 


schaft um die andere Anknüpfungspunkte mit unserem Vereine sucht und 


25 
Behörden wie Private der wachsenden Thätigkeit desselben ihre Aufmerk- 
samkeit zuwenden und mit Beifall dessen Leistungen verfolgen. Selbst 
ausgezeichnete Gelehrte des Auslandes, wie Hagen aus Königsberg, 
Ohlert und Löw aus Posen, haben denselben durch Einsendung von 
Original-Abhandlungen für dessen Schriften erfreuet. Was in den ersteren 
Jahren noch als Ereigniss anzusehen war, fällt gegenwärtig schon in das 
Bereich der inneren Wirksamkeit des Vereines, und hat nur den Reiz 
der Neuheit für uns eingebüsst, ohne desshalb aufgehört zu haben, eine 
willkommene Bereicherung unserer Mittel und Kräfte zu sein. Die ausser- 
gewöhnlichen Ereignisse werden bei dem geregelten Gang der inneren 
Verwaltung und äusseren Thätigkeit des Vereines daher mit jedem Jahre 
seltener werden und mein jährlicher Bericht in dieser Hinsicht wird an 
solchen immer ärmer ausfallen. Lauter wird dagegen der Rechenschafts- 
bericht zu Gunsten der einen, sowie die veröffentlichten Schriften des 
Vereines zu Gunsten der anderen Seite seiner Wirksamkeit und Bedeutung 
sprechen. 

Unter solchen Auspieien, wie ich sie eben angedeutet, lassen Sie uns 
meine Herren voll des besten Muthes fortschreiten, stets eingedenk der 
Wahrheit des sinnigen Wahlspruches „‚numquam otiosus‘‘, unserer ältesten 
deutschen gelehrten Gesellschaft, der kaiserlichen Leopoldinisch-Carolinischen 
Akademie der Naturforscher, welche treu an ihm haltend, alle Stürme dadurch 
bestand, welche seit 200 Jahren über sie hinweggingen. Wenn man fragt, mit 
welchen Mitteln sie ihre segensreiche Mission vollführte, so muss man staunen, 
mit welchen geringen sie selbe begann und wie viel des Guten sie damit 
leistete. Unserem Verein stehen jelzt schon mehr und bessere Kräfte zu 
Gebote als dieser seiner Zeit, und welche Ausdehnung , welche Zukunft ist 
jenem schlichten Vereine durch die blosse wissenschaftliche Thätigkeit ihrer 
Mitglieder und kluge Verwendung ihrer spärlichen Geldmittel später ge- 
worden! Lassen Sie daher, meine Herren, unser Werk je nach den Mitteln 
und den Fähigkeiten, über die der Einzelne frei verfügen kann, nach Kräften 
fördern, die einen durch freiwillige grössere Jahresbeiträge, die andern 
durch wissenschaftliche Arbeiten für unsere Schriften, die dritten durch 
Mittheilung von Sammlungsgegenständen. An alle richte ich die Bitte: Lassen 
Sie nicht ab von dem Eifer, den Sie bisher bewiesen , stärken und unter- 
stützen sie ihn wechselseitig in der Nähe und in der Ferne; lassen Sie sich 
nie durch persönliche Rücksichten, Missverständnisse, ja selbst Fehlgriffe 
von Seite ihrer Geschäftsleiter abhalten, den Tribut der Wissenschaft zu 
zollen, den sie von jedem, der ihr im Herzen huldigt, mit Recht verlangen 
kann, den unser grosses reiches Vaterland von Ihnen fordert und den es 
tausendfältig wieder an die Millionen zurückgibt, ohne zu fragen um das 
Mass, mit dem der Einzelne ihm seinen geistigen Tribut einst zurücker- 
statten wird. Beherzigen Sie wohl, dass der Verein gegenwärtig schon in 
seinen Schriften den meisten seiner Mitglieder ein weit grösseres materielles 
Aequivalent im Geldeswerthe bietet, als diese seinen Zwecken in der kleinen 


Bd. V. Sitz.-Ber. D 


26 
Summe (des Jahresbeitrages spenden. Der Verein kann stolz darauf sein, 
dass er diess vermag; um diesem erfreulichen Ergebnisse seiner Thätigkeit 
ohne Erhöhung des Jahresbeitrages auch fürder entsprechen zu können, 
ist es jedoch nöthig, dass jeder, wer es nur immer vermag, freiwillig an 
Geldesmitteln, Arbeitskraft oder Sammeleifer mehr beisteuere, als bisher 
nöthig erschien: Dass diese meine, im Interesse der Wissenschaft, olfen aus- 
gesprochene Bitte nicht unbeachtet und unerwiedert bleiben werde, dafür 
bürgt mir Ihr reger Eifer, welchen Sie seither beihäliget, wie Ihr Stolz, 
einem grossen, einigen und durch seine Einigkeit mächtigeu Kaiserstaate 
als Bürger anzugehören. 

Schlüsslich noch meinen wärmsten herzlichen Dank an Sie alle, die 
Sie durch Ihr einträchtiges Zusammenwirken den Verein immer mehr festigen, 
die Leitung des Ganzen fördern, die Lust, an den Arbeiten Theil zu nehmen, 
bei Vielen wecken halfen; meinen nicht geringeren persönlichen noch 
unserem grossmüthigen Herrn Präsidenten, meinen verehrten Herren Amts- 
Collegen und Ausschussmitgliedern für Ihre Aufopferung und Nachsicht, die 
Sie mir unter allen Versälinissen angedeihen liessen. 


Rechenschaftsbericht für das abgelaufene Vereinsjahr 
1854, 


Zu den wahrhaft erfreulichen Zeichen der wissenschaftlichen Thätig- 
keit des Vereines gehört vor Allem der namhafte Zuwachs an Original- 
Abhandlungen zu dessen Schriften und ihrer Bedeutsamkeit für die Syste- 
matik, Morphologie und Biologie der beiden Naturreiche. Abgesehen von 
der grösseren Verbreitung derselben durch die wachsende Zahl der bei- 
tretenden Mitglieder und dem Verliehre mit anderen naturhistorischen In- 
stituten nimmt der Absatz derselben im Wege des Buchhandels ausser den 
Gränzen Oesterreichs entschieden zu, so dass die Auflage der beiden ersten 
Bände nahezu erschöpft erscheint, und eine erhöhte Auflage unserer Ver- 
handiungen in diesem Jahre bereits eintreten musste. Durch den mit dem 
reich dotirten Smithsonian-Institute zu Boston angeknüpften Schriftenaus- 
tausche haben sich unsere Publicationen jetzt schon einen Weg naclı Nord- 
Amerika gebahnt, und die Zeit dürfte nicht ferne liegen, in welcher unser 
Verein auch noch mit anderen aussereuropäischen gelehrten Gesellschaften 
in Verbindung treten wird. 

Als ein bedeutsames Ergebniss seiner Thätigkeit und Vorsorge für 
die Veröffentlichung lauge vorenthaltener seltener Studienfrüchte öster- 
reichischer Naturforscher habe ich Ihnen die bereits gesicherte Drucklegung 
der „Flora norica“ Wulfen’s zu bezeichnen. Durch Herrn Sectionsrath 
Ritter v. Heufler in Anregung gebracht und auf das grossmüthigste durch 
den hochwürdigsten Herrn Abt Ferd. Steinringer zu St. Paul in Kärnten 
unterstützt, gelang es mir die Buchhandlung Gerold zur Uebernahme der 


27 


Herausgabe dieses Werkes zu bewegen, nachdem sich unser verehrtes Mit- 
glied Herr Professor Rainer Graf zu Klagenfurt bereit erklärte, dessen 
Redaction zu besorgen. Das dem k. k. botanischen Hofkabinete gehörige 
Wulfen’sche Manuscript liegt bereits seit heute druckfertig in meinen 
Händen und wird in Bälde der Druckerei überantwortet werden. Unser 
Verein darf mit gerechtem Stolze auf die Veröffentlichung dieses für die 
Geschichte der Botanik in Oesterreich hochwichtigen und für das krilische 
Studium der Arten selbst noch nach mehr als 50 Jahren unentbehrlichen 
Werkes eines unserer gründlichsien Gelehrten blicken und sie als die erste 
und edelste Frucht seines zeitgemessenen Wirkens beanspruchen können. 


Die Anlage der Typen-Sammlung neu aufgestellter oder kritisch be- 
arbeiteter Arten, die Vervollständigung des Bibliotheks - Cataloges, die 
Ordnung des Herbares und der übrigen Sammlungen schreiten nach Mass- 
gabe der verfügbaren Geldmittel und der Zeit der sich hierbei betheiligenden 
Mitglieder allmälig fort. Zu ganz besonderem Danke fühlt sich der Verein 
in dieser Hinsicht dem Herrn Bibliothekar Dr. Tomaschek, den beiden 
Herren Medicinae Candidaten Reichardt und von Pelser, wie Herrn 
Secretär Dr. Kerner verpflichtet. 


An sehr ansehnlichen Mittheilungen von naturhistorischen Gegenständen 
fehlte es im Laufe dieses Jahres wahrlich nicht. Unter den freundlichen 
Gebern befinden sich die Namen Bayer, Blasius, Felder, Fritsch, 
Hölzl, Lederer, Nawratil, Reichardt, Schwab und Theodori, 
Durch die Herren Botteri und Wirtgen erhielt der Verein im Aus- 
tausche gegen seine Schriften äusserst schätzbare Mittheilungen an Pflanzen 
und zoologischen Gegenständen. Die grösste und werthvollste, 6749 Arten 
Phanerogamen und 526 Arten Cryptogamen enthaltende Pflanzen-Sammlung 
nebst mehreren grösseren und kleineren Werken spendete aber unser greiser, 
für alles Gute und Nützliche so lebhaft noch wie in jüngeren Jahren er- 
glühende Menschenfreund und Dichter Castelli. Ihm gebührt als wahren 
Mäcenaten unseres Vereines die erste Palme! 


An neu dem Vereine im Laufe des Jahres 1854 beigetretenen Mit- 
gliedern zählen wir 84; durch freiwilligen Austritt, Erlöschung der Ge- 
nossenschalt wegen Nichtleistung des Jahresbeitrages und Tod verlor der 
Verein 40 Mitglieder. Die Gesammtsumme derselben bezifferte sich zu Ende 
des abgelaufenen Sonnenjahres mit 639. 


Mit grossen Bedauern sahen wir unseren thätigen zweilen Vereins- 
Secretär Herrn J. v. Hornig in Folge seiner Versetzung nach Prag, aus 
der Zahl der Directionsmitglieder scheiden. Möge seine neue ämtliche 
Stellung ihm nur erlauben, auch von dort aus dem Vereine seine dankens- 
werthe Thätigkeit noch ferner zuzuwenden. 


Seine Stelle übernahm bis zur definitiven Wahl Hr. Med. Dr. Kerner 
und versieht während der Abwesenheit unseres ersten Herrn Secreiärs 
Frauenfield gegenwärtig auch dessen Geschäfte in bereitwilligsier Weise. 


D*F 


28 


Die Zahl der mit unserem Vereine im Verkehr stehenden gelehrten 
Gesellschaften und ähnlichen Institute belief sich bis zu jenem Zeitabschnille 
auf 68. Der neue Zuwachs in dem gedachten Jahre beträgt im Vergleich 
mit dem des vorhergehenden um 16 mehr. Den detaillirten Bericht wird 
Herr Vereins-Secretär Dr. A. Kerner Ihnen vorzutragen die Ehre hahen. 


Der Zuwachs an neuen Werken, welche die Vereinsbibliothek im Laufe 
jenes Jahres erhielt, beträgt, ungerechnet der Einzelhefte und Bände, 160 
Nummern. Die Gesammtsumme aller Werke im Besitze der Vereinsbibliolhek 
beläuft sich somit auf 633. Von der k. k. Polizeihofstelle erhielt der Verein 
allein 138 Werke und Fortsetzungen von 21 verschiedenen Zeitschriften. 
Durch unsern verehrten Herru Präsidenten, der nie mit den Mitteln kargt, 
wo.es gilt dem Vereine unter die Arme zu greifen, erhielt die Bibliothek 
durch Küster’s europäische Käfer eine werthvolle Bereicherung. 


An Sammlungsgegensländen mag der Verein gegenwärtig nahe an 
8000 Arten Phanerogamen und 1000 Cryptogamen besitzen, zu deren Ver- 
mehrung wesentlich die grossmüthige Schenkung unseres verehrten Mil- 
gliedes Castelli beitrug. 

Auch der Zuwachs an zoologischen Gegenständen ist nicht so ganz 
unbedeutend, obgleich nicht so gross als in früheren Jahren, wie sich diess 
nach dem Berichte des Herrn Vereinssecretärs herausstellen wird. 


Der Stand der Vereinskasse ist, wie Sie aus dem näheren Berichte 
des Herrn Cassiers noch besser entnehmen werden , trotz der bedeutenden 
Geldmittel, welche die umfangreicher gewordenen Verhandlungen unseres 
Vereines in Anspruch nahmen, immer noch ein sehr günstiger geblieben. 
Dank diess der verdienstlichen Fähigkeit des Ausschusses bei Bewilligung 
der Gelder, der musterhaften Rechnungsführung unseres Herrn Cassiers und 
der weit pünktlicheren Einzahlung der Jahresbeiträge gegen früher von 
Seite der Herren Mitglieder. 


Die Gesammtsumme aller Einnahmen betrug mit Ablauf des Solar- 


Jahres 1854... 2. ca else a en ee ken = I 1 NA A 

nebst einer hinterlegten Metall.-Obligation per . . . 1000, —u 
Die Gesammtsumme aller Auslagen dagegen . . 1878 „ 28 „ 
Es verbleiben somit an Kassarest im Baaren . . 606 „ 57 

nebst der hinterlegten Metall-Obligation per . . . . 1000, — 
Im Rückstande mit ihren Einzahlungen blieben aus 

den Jahren 1853 und 1854 . . . 20 Mitglieder 

und aus dem Jahre 1854 . ...46 " 
Im Ganzen daher nur . . . 66 Mitglieder mit 2651. 20 kr., 


von welchen übrigens bis zur Stunde die meisten ihrer Verpflichtung bereits 
nachgekommen sind; ein Ergebniss so erfreulicher und dabei zugleich so sel- 
tener Art bei freien Vereinen, dass man dessen Bedeutung nicht hoch genug 


29 


anschlagen kann. Vergleicht man den Restanten - Ausweis aus den früheren 
Jahren bei geringerer Anzahl von Mitgliedern mit dem diessjährigen Er- 
gebnisse, so ergibt sich, dass, während zu Ende des Vereinsjahres 1851/52 


bei einer Gesammtzahll . . von 295 Mitglied. an Restanten 69 Mitglied. 
zu Ende des Solarjahres 1852 „ 1448 n B} 107 hi 
2 ” " " 1 8 b) 3 " bi) 85 " " m sg ” 


ausgewiesen wurden, mit Ablauf des Solarjahres 1854 bei einer beinahe 
zweimal grösseren Anzahl von Mitgliedern als im ersten Jahre, dem unge- 
achtet die Zahl der Restanten die des Jahres 1851--52 nicht erreichte. 

Ein glänzenderes Zeugniss verständigen und einträchligen Zusammen- 
wirkens hätte wohl niemand dem Vereine, wie dessen Finanzverwalter aus- 
stellen können, als er sich durch dieses Zahlenergebniss selbst ertheilte. 

Wenn sich die Summe der Empfänge zu Ende des 


Jahres 1854 pr. . . Encore ie ausge er ke bare kB 
gegen die des oriaheee Di A he Se abe EV 
niedriger herausstellt um . . . 49 kr: 


so bildet diese Differenz doch nur kcheinken einen Ausfall in den Einnahmen, 
da in dem vom Jahre 1852 auf 1853 übertragenen Kassareste per 1747 . 
22 kr. zugleich der Betrag für die angekaufte Metall-Obligation miteinbe- 
griffen war, später aber aus der ganzen Einnahme ausgeschieden und für 
sich aufgeführt wurde. 

Rechnung und Kassestand wurden bei der von mir am Jahresschlusse 
vorgenommenen Prüfung und Scontrirung richtig gestellt und ordnungs- 
mässig belegt befunden. Ich werde selbe wie in früheren Jahren den zu 
bestellenden Censoren zur weiteren Berichterstattung zuweisen. 


Bericht des Herrn Vereins-Secretärs Dr. A. Kerner. 
Die Anzahl der Vereins-Mitglieder belief sich mit Ablauf des Jahres 


TSEBR EU) es near Allsws 095 
Im Jahre 1854 Sin deinselhen beirewelenn 
im Jänner Des 
Eehruarı 7, aa #7 
MArzER ea. 8 
AND ee 
Nass 
ET ee 
Nee 
October, 7 es le 
November . ....0.3 
Dezember . . . ..3 


Zusammen». Salon SBlrıE Ss4 


30 


welches eine Gesammtzahl gibt von . . . Sals7gur 
hiervon die im Laufe des Jahres Gesiörbenen ind Aukgetteiehen ab- 
gerechnet mit.) 94.029 .MURAL I DREI „U Re Ta 
verbleibt am Ende des Jahres 1854 die Anzahl von . . . . 639 


Die Zahl der gelehrten Gesellschaften und Vereine, mi welchen wir 
im wissenschaftlichen Verkehre stehen, hat sich am Jahresschlusse 1854 
auf 68 erhoben, von welchen folgende in Laufe des Jahres neu zuge- 
wachsen sind: 

1. Accademia economico-agraria dei georgofili in Firenze. 

2. Verein für schlesische Insectenkunde in Breslau. 

3. Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur in Breslau. 

4. The Smithsonian Institution at Washington. 

5. Naturhistorisches Landesmuseum von Kärnthen in Klagenfurt. 

6. Naturforschende Gesellschaft in Danzig. 

7. Accademia delle Scienze di Bologna. 

8. Societe de Sciences naturelles de Lurembourg. 

9. Reale Accademia di Scienze, lettere ed arti di Modena. 

10. Societe du Museum d’histoire naturelle de Strassbourg. 

11. Senkenberg’sche naturforschende Gesellschaft zu Frankfurt a.M. 

12. Naturforschender Verein in Bamberg. 

13. Kreiscomite des landwirthschaftlichen Vereines für Unterfranken 
und Aschaffenburg zu Würzburg. 

14. Entomological Society of London. 

15. Lyceum of natural history of New-York. 

16. Wisconsin state, Agricultural Society of Madison. 

Was den Stand der Bibliothek anbelangt, so ist derselbe aus dem 
Berichte des Herrn Vereins-Bibliothekars Dr. I. Tomaschek zu ersehen. 

Der IV. Band der Verhandlungen des zoologisch-botanischen Vereins 
enthält in seiner ersten Abtheilung, den Sitzungsberichten, 50 Vorträge, und 
in der zweiten Abtheilung 32 Abhandlungen, die der Mehrzahl nach die 
Fauna und Flora von Oesterreich beireffen und denen 11 Tafeln beigege- 
ben sind. 


Die Acquisilionen für die naturhistorischen Sammlungen des Vereines 
während dem Laufe des Jahres 1854 sind sehr beträchtlich. Namentlich hat 
der Umfang des Herbariums durch Herrn Dr. J. F. Castelli, der sein 
ganzes 7500 Arten enthaltendes Herbarium dem Vereine schenkte, so wie 
durch die Herren Mitglieder M. Hölzl|, Reichardt, Bayer, Nawratil, 
Fritsch, Wirtgen, Stur, und ganz besonders durch die grosse Sendung 
dalmatinischer Pflanzen von Botteri auf erfreuliche Weise zugenommen. 
Herr H. Reichardi unterzog sich der mühevollen Arbeit, das angesam- 
melte -Materiale zu ordnen und ihm verdanken wir ganz vorzüglich die 
gegenwärtige geordnete Aufstellung des Herbariums, welches auch, was 
die Ausstattung desselben anbelangt, nichts zu wünschen ührig lässt. Gegen- 


31 


wärtig umfasst dasselbe 3397 Species in beiläufig 18.500 Exemplaren. Die 
fast durchgehends gut erhaltenen Exemplare sind auf halben Bogen grossen 
weissen Schreibpapiers mittelst Papierstreifchen aufgeklebt und jede einzelne 
Art in einem besonderen Umschlagsbogen von braunem Naturpapier ein- 
gelegt. Das Herbarium wurde, da es fast ausschliesslich Pflanzen aus der 
österreichischen Monarchie enthält, nach Mal y’s „Flora austriaca“ geordnet, 
und kann schon jetzt als eine wichtige Fundgrube für die Flora unseres 
Vaterlandes angesehen werden. 

Die zoologischen Sammlungen befinden sich noch beiläufig im status 
quo, da es die Vereinsmittel bisher nicht gestatteten, die Gläser und son- 
stigen Utensilien zur systemmässigen Aufstellung herbeizuschaffen, und die 
bereits vorhandenen Kästen vollständig zu adapliren. Die Acquisitionen für 
dieselben sind auch in diesem Jahre nicht unbedeutend. 

Da seit dem Vereinsjahre 1853 sehr genaue Acquisitions-Verzeichnisse 
angefertigt wurden, so dürfte es genügen, hier nur im Allgemeinen die- 
selben anzuführen. Besonders erwähnenswerth sind die Beiträge Sr. Durchl. 
des Fürsten Khevenhüller für die ornithologischen und ichthyologischen 
Sammlungen, jene der Herren Schwab, Hanfund Finger für die 
ornithologischen, und der Herren Dorfmeister, Hornig, Lederer, 
Schmidt und Schuler für die entomologischen Sammlungen. 

Beiträge für fast alle Abtheilungen der zoologischen Sammluugen hat 
ferner der Verein durch eine bedeutende Sendung des Herrn Botteri aus 
Dalmatien erhalten. 

Auch die Typensammlung erhielt einen Zuwachs durch zwei Exem- 
plare Tritomurus scutellatus vom Herrn Secretär G. Frauenfeld. 


Bericht des Herrn Vereins-Bibliothekars Dr. Ignaz Tomaschek. 


Am Schlusse des Jahres 1854 erhielt die Vereinsbibliothek 633 Nummern 
oder Werke in 1117 Bänden und Heften. Hiervon betrafen die allgemeine 


Bee hichtepeetann da Dis enieo, ran, a Re Fl 
die Zoologie . x 3 iR i ı : R i ? A . 197 
die Botanik a, a ! UNE E : ; -or258 
die Oekonomie und Teehinologie 3 u, h ee : - 166 
die Mineralogie und Geognosie .ı "un. 9. rn. 37 
und verschiedenen Inhalt . . all ka \ x x : hu 20 
Werke, somit obige Summe von 2 . 633 
wodurch sich im Vergleiche mit dem Stande der Bibliothek am 

Schlusse des Jahres 1853 per . . 2 ; P E i aus IS 
Nummer ein Zuwachs von . ; 2.160 


Werken ergibt, welcher zum Theil auf Scheifleutänsch Auf Geschenke der 
k. k. obersten Polizeibehörde und der Mitglieder beruht, 


32 


Diese Bücher sind im Vereinslokale systematisch geordnet aufgestellt, 
und in einem die Nachsuchung erleichternden alphabetischen Titelcopien- 
cataloge verzeichnet und bieten besonders wegen Vorhandensein von den 
periodischen Schriften so vieler gelehrter Gesellschaften des In- und Aus- 
landes, dann bei dem Umstande, dass die Pflichtexemplare zoologisch- 
botanischen Inhalts der ganzen Monarchie, durch die Munificenz der k. k. 


obersten Polizeibehörde dem Verein zufliessen, ein besonderes Interesse. 


Bericht des Hrn. Rechnungsführers J. Ortimann: 


Kassa-Ergebniss mit Ende 1854. 
Einnahmen. 
Anfänglicher Kassarest nebst Einer 5% Metall-Obligation 


im Nominalwerthe von 100 fl. . 2. 22..2...2.8296 A. 
Jahresbeiträge . . . pro 1852 von 4 Mitgliedern . . 12 
n II a 35 in 2 Sm Die 
E- nm 1B3E 5. 512 is .... 1694 
Ir » 1855 „29 R ee a 
Vereinsschriften-Bezug ,, 1851 „, 6 a Em. 18 
f% en en e a 
” „ 1853 „ 6 „ 2 20 
Durch den Verkauf von illuminirten Schmeiterlinkataisin 21.5 
Druckkosten-Ersatz für FORABAIRROTAEIR einzelner Ab- 
handlungen . . Dur 


Interessen von der 5% Metall- Oblealien pr. 1000 N. a 
den in der Wiener Sparkasse theilweise angelegten 
Beträgen. .'.... „mh se when 62 


Summe: 1000 fl. und: 2485 fl. 


Ausgaben. 
Besoldung für den Vereinsdiener . 2 2 2.2 2.2.02....8360 
Neujahrsgelder  -.., \.\ Wiesen Deu. 2132 voba 5 
Druckkosten . . ER ) 
Lithographien und Kuptehdnache Nahen Ban eb 
Buchbinder-Arbeiten"-...- 1... ae Lose see et 
Tischler- er el on: cc 11 „ 
Glaser- 1 ss shusi. ah Kia: nalasat 17 
Mahler - a3 ae ee ET NR 11 
Zum Ankauf des Brennhaleee RN - 5 33 
Für Beistellung der Papiermassatafeln zu ein 5 14 


Fürtrag: 1699 fl. 


1 kr. 


En 
19 
36 


\ 


33 
Uebertrag: 1699 N. 12 kr. 


An Porto . . I. Hl MRS NE Org, 
Verschiedene ind zwar Ketten, Heizerlohns Schreib- 
materialien, Siegellack etc. etc. . . » 2... 39 N, 


Summe: 1878 „ 28 „ 


Schliesslicher Cassarest: Eine 5% Metall-Obligation von 
1000 fl. und 606fl. 57 kr. 
Nach Hinzurechnung der in einem eigenen Ausweise dar- 
gestellten Rückstände von 20 Mitgliedern aus den 
Jahren 1853 und 1854, dann von 46 Mitgliedern aus 
dem" Jahre 1854 voniw. 53% dasua - sure 2 2ER 


würde sich der Kassarest bezilfern mit einer Obli- 

gation von 1000 fl. und . . . . .ı 872» 17» 
Der Werth der bisher angeschafften und im en tocale 

befindlichen Utensilien stellt sich laut Requisiten- 


Inventar des Jahres 1854 auf . . i 645» 53» 
Mit Ausschluss der Cassareste betragen ir ilashmen 

destJahres,. 1853.41 nik silenee vasıan Senser etc 2203.21. 92629 

» b2) SSR erkuse DT UT NUN ABER = EA NCKIETDIER LI NEN 

die Ausgaben des Jahres 1853 . BIER NP ENE: DONE IT ROT ELEND 

” ” ” » 1854.30 +uas 2.187819 2827 
Im letzteren Jahre sind daher gesunken die en um 16 » 28 » 

die Ausgaben um . . ER 1778» 45» 


Das Sinken der Eiluolimen Berne en au dem geringeren 
Absatze der Vereinsschriften für die früheren Jahre, während das Fallen 
der Ausgaben von den ausserordentlichen Auslagen im Jahre 1853, als: 
für angeschaffte Inventarialgegenstände, Papier für das Vereins-Herbarium, 
Unterstützungs-Beiträge zu naturhistorischen Reisen, für die angekaufle 
Obligation zusammen pr. 1577 fl. 57 kr., ferner daher rührt, weil die 
definitive Verrechnung der Druckkosten für das 3. und 4. Quartal 1854, so 
wie der Bezug der Neujahrsgelder in das Jahr 1855 hinüber fällt. 

Anderseits lassen einzelne Ausgabsrubriken gegen das Vorjahr ein 
Steigen eninehmen, als : 

Die Besoldung des Vereinsdieners von 300 fl. auf 360 N., die Buch- 
binder - Arbeiten von 10 fl. auf 134 fl. 20 kr., die Porto-Auslagen von 
82 fl. 51 kr. auf 139 fl. 39 kr. 

Die Erhöhung der genannten Besoldung erfolgte im Grunde eines 
der h. Versammlung bereits bekannt gegebenen Beschlusses der Vereins- 
leitung. Das Steigen der Buchbinderarbeiten beruht auf der immer grösseren 
Ausbreitung der Vereius-Bibliothek , gleichwie die Zunahme der Portö- 
Auslagen von dem immer grösseren Aufschwunge und der Thätigkeit des 
Vereines das glänzendste Zeugniss gibt. 


Bd. V. Sitz.-Ber. E 


3 

Der Restanten-Ausweis enthält mit Ende 1853 88 Mitglieder mit einem 
Ausstande von 336 fl.; jener mit Ende 1854 nur 66 mit 165 fl. 20 kr., un- 
geachtet die Anzahl der Mitglieder sich im letzten Jahre nicht unbedeutend 
vermehrte. 

Stand der Mitglieder: 
Ender1853 =. ma 2 595 
Zuwachs ®. 2.0... 0.070,84 


Zusammen : 679 


Abfall 1854 . . . »......40 u. z. durch freiwilligen Austritt. . 19 
wegen Nichtberichtigung der drei- 

jährigen Beiträge . . . ... 14 

durch Todesfälle . . . "I WE 77 


Verbleiben mit Ende 1854: 639 Mitglieder. 

Auf diese Rückstände sind indessen bis zum heutigen Tage, den 10. 
April bereits 164 fl. eingezahlt. 

Die documentirte Cassarechnung, die der Geschäftsordnung gemäss 
im Laufe des Jahres 1854 viermal von Seite des, die Controlle ausübenden 
Präses- Stellvertreters, Herrn Directors FenzI, der Liquidirung unterzogen 
wurde, lege ich hiermit nebst einem vollständig detaillirten Ausweise über 
den finanziellen Stand der Vereinsangelegenheiten vor, damit diese Rech- 
nungs-Objecte der entsprechenden Revision unterzogen werden. 

Schliesslich kana ich nicht umhin, mich der angenehmen Pflicht zu 
entledigen, allen Gönnern, welche zur Förderung der Vereins-Interessen 
durch höhere Einzahlungen beigetragen haben, im Namen der Vereinsleitung 
den innigsten Dank auszudrücken. 

Die Namen derselben sind am Schlusse des erwähnten Ausweises mil 
den geleisteten Beträgen besonders ersichtlich gemacht und in der Jahres- 
Versammlung publieirt worden. 


Das Mitglied Herr Anton Röli zeigt Photographien nach 
lebenden Pflanzen vor, welche Herr A. Braun, Manufacturzeichner 
zu Dornach im Dep. Oberrhein, anfertigte. Diese Photographien 
haben zwar nur den Zweck den Zeichnern für gewerbliche Zwecke 
gute Modelle zur Nachbildung zu liefern, um endlich die so mani- 
rirten und von den gewiss schönen Formen der Natur weil ab- 
weichenden Gestalten zu verdrängen, nichts desto weniger zeigen 
diese Tafeln, auf welchen verschiedenartige Blumen, Gräser, zum 
Theil auch Farren in meist sehr geschmackvoll arrangirten Bouquets, 
Kränzen und Guirlanden dargestellt sind, dass von der Photographie 


35 
auch für wissenschaftliche Zwecke in gewissen Fällen eine An- 
wendung gemacht werden könne. Schon viele Photographen haben 
Aehnliches versucht, haben sich aber durch die Schwierigkeiten 
abschrecken lassen. Herrn Braun aber ist es gelungen, durch 
Ausdauer, Studium und vielfältige Versuche äusserst erfreuliche 
und oft wahrhaft überraschende Resultate zu erhalten, von welchen 
sich die Anwesenden durch die Einsicht der vorgezeigten 50 Blätter 
(die ganze Sammlung besteht aus 300 Blättern) überzeugten und 
sich darüber einstimmig äusserst lobend aussprachen, denn die 
Klarheit, Reinheit und Schärfe des Bildes, sowie der angenehme, 
die zartesten Schattirungen ausdrückende Farbenton lassen bei der 
grössern Mehrzahl der Blätter nichts zu wünschen übrig. 

Was die Preise betrifft, so sind dieselben keineswegs über- 
spannt, denn die ganze Sammlung von 300 Blättern kostet 1200 
Frank, ein Blatt somit 4 Frank, das ist ohne Berücksichtigung des 
Coursaufschlages 1 fl. 36 kr. C. M. Wenn man jedoch nicht die 
sanze Sammlung abnimmt, sind die Preise etwas erhöht, so dass 
das Minimum, welches Herr Braun ablässt, nämlich ein Band von 
50 Blättern 250 Frank, ein Blatt somit 5 Frank, gleich 2 fl. 10 kr. 
C. M. kostet. 

Herr Braun hat ausserdem es versucht, einzelne Pflanzen, 
Blüthen, Blätter u.s. w.in Naturgrösse darzustellen, damit dieselben 
als Zeichnungsvorlagen in den Schulen dienen können und ist dabei 
ebenfalls zu sehr erfreulichen Resultaten gelangt. 

Schliesslich erwähnte der Redner, dass auch für die Zoologie 
die Photographie bereits eine Anwendung gefunden habe, indem 
die Herren Rousseau und Deveria die Methode der Herren 
Niepce und Lemaitre, auf einer präparirten Stahlplatte ein 
Bild zu erzeugen, welches nach einigen Zwischenoperationen directe 
Abdrücke zu nehmen erlaubt, benützen, um die zoologischen 
Schätze des Jardin des plantes in einem Werke, welches den Titel 
„Photographie zoologique“ führt, zu veröffentlichen; und glaubte 
am Eude die Meinung aussprechen zu dürfen, dass die Photographie 
erst anfange, eine nützliche Entdeckung zu sein, und dass ihr noch 
eine grosse Zukunft bevorstehe. 


Versammlung am 2. Mai. 


Vorsitzender: Vicepräsident: 


Herr Vincenz Kollar. 


Neu eingetretene Mitglieder: 


Als Mitglied P. T. Herr 


Emminger Dr. Josef Wilhelm, k. k. Statt- 
halter von Nieder-Oesterreich, Excell. 
Haynald Ludwig, Dr. d. 'Theol., Bischof 

zu Karlsburg, Excell. 

Martius, Karl Ritter v. 

Dufour Leon, endende Mitglied 
der kais. Akademie der Wissenschaften 
in Paris, zu St. Sever . 

Fairmaire Leon, Ostasien En 
Gesellschaft in Paris 

Förster Arnold, Oberlehrer an der höheren 
Bürgerschule zu Aachen . $ 

Greissing Karl v., Dr. der Medicin . 

Müller Anton 

Signoret Dr., in Paris REF TENG TE 

Valmagini, Don Julius v., Bothschafts- 
Ceremoniär am k.k. österr. Hofe zu Wien 

Waltl Dr., Professor in Passau . 

Winnertz Johann, in Crefeld . 


bezeichnet durch P. T. Herrn 


Das Präsidium. 


Das Präsidium. 
Das Präsidium. 


Dr. J. Giraud u. Dr. J. R. Schiner. 


G.L. Mayr u. Dr. A. Kerner. 


@. L. Mayr u.Dr. A. Kerner. 

Dr. Haubner u. Dr. F. Salzer. 
Dr. R. v. Eisenstein u. Dir. Kollar. 
G. L. Mayr u. Dr. A. Kerner. 


V. Totter u. $. v.Schreyber. 
Dr. A. Kerner u. Dr. I. R. Schiner. 
Dr. J. R. Schiner u. Dr. J. Egger. 


Eingegangene Gegenstände: 


Naumania, Archiv für die Ormithologie, Stuttgart 1852 —54, 2.—4. Band. 
Geschenk Sr. Durchlaucht des Herrn Präsidenten. 
Cornalia Dott. E. L’eria o il bruco del Ricino (Salurnia Cynthia Dr.) 
ne suoi rapporti, scientifict ed, industriali. Milano. 1855. 


Monografia del Bombice del gelso. (Bombyz mori Lin.) Milano 1854. 


Geschenk des Herrn Verfassers. 
Mittheilungen über Gegenstände der Landwirthschaft und Industrie Kärntens: 


Klagenfurt. 1 
Herausgegeben von der k. baier. 
Jahrg. 1555. Nr. 1—12 


Flora. 


2. Jahrgang. 1855. Nr. 3 
botan. 


Gesellschaft in Regensburg. 


37 
Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien. 1855. 
Bd. XV. 2. Heft. 
Zeitschrift der k. k. Gesellschaft der Aerzte in Wien. 1855. 3.—4. Heft. 
Rendiconti delle adunanze della R. Accademia economico-agraria dei 
Georgofili di Firenze 1855. Marzo. 
Bulletin de la Classe physico-mathematique de lAcademie imperiale des 
sciences de Saint-Petersbourg. Tome XIII. Nr. 1—12. 
Schriftentausch. 
The Transactions of the Linnean Society of London. Volume XXI. Part. 
1—3. 1852 —54. 
Proceedings of the Linnean Society of London. Nr. 38—58. 
Address of Thomas Bell. Esq., the President, read at the anmiwversary 
Meeting of the Linnean Society. London 1354. 
List of the Linnean Society. 1853—-1854. 
Anschluss zum Schriftentausch. 
Jahrbuch des naturhistorischen Landesmuseums von Kärnten. Klagenfurt 1854. 
Verhandlungen der Forst-Section für Mähren und Schlesien. Brünn 1855. 
3.—4. Heft. 
Liebisch Christof, Boden-Statik für Forst- und Landwirthschaft. Prag 1855, 
Klos Josef. Die Riesenmöhre. Jägerndorf 1855. 
Gross Josef. Anleitung zur künstlichen Erziehung der vorzüglicheren 
Waldbaumpflanzen in Saat und Pflanzenbeeten. 
Storia naturale illustrata del regno animale. Venezia 1854— 1855. Vol. I. 
Fasc. 15—18. 
Cobelli Bortolo. Causa che produce la malattia del calcino nei bachi 
da seta. Milano 1855. 
Istruzione pratica per la coltivazione dei gelsi. Trento. 
Die Fortsetzungen der Zeitungen. 
Geschenke der k. k. obersten Polizeibehörde. 


-— 


Herr Dr. I. R. Schiner theilt mit, dass er im heurigen 
Jahre Rohrstengel mit den beiden Arten Lipara lucens und L. similis 
besetzt gefunden habe, und dass sich die letztere, von ihm neu 
aufgestellte Art auch schon durch die Art und Weise der Defor- 
mirung des Stengels von der Meigen’schen unterscheiden lasse. 
Die leeren Wohnungen der Lipara-Larven fand er in vielen Fällen 
mit den Larven eines Hymenopterons besetzt, die schichtenweise 
übereinander lagerten. 

Ferners ist er der Ansicht, dass die drei bisher als verschie- 
den bekannten Piophila-Arten: P. Casei Fall.. atrata Meg. und 


38 


petasionis L. Duf. eine und dieselbe Art sein dürfte, waser durch 
die Beobachtungen einer Menge solcher Fliegen, die er zu Tau- 
senden aus Schinkenfett gezogen hatte, nachzuweisen sucht. 

Endlich legte er eine von Herrn Dr. H. Löw, aus Preussen, 
eingesendete Monographie der Gattung Sargus vor und bespricht 
deren Inhalt. (Siehe Abhandlungen.) 


Herr Director Kollar theilt hierauf nachfolgende Skizzen 
aus Briefen, welche Herr Vereins-Secrelär G. Frauenfeld an 
seine Freunde aus Egypten und vom rothen Meere geschrieben, mit. 


Skizzen aus &. Frauenfeld’ Briefen an seine Freunde aus 
Egypten und vom rothen Meere. 


Samstag den 10. Februar um halb fünf Uhr Nachmittag verliess 
Frauenfeld mit günstiger Bora den Hafen von Triest. Obschon ausser- 
halb des Hafens mit conträren Winde ringend, ging Alles gut bis Sonntag 
den 11. vier Uhr Nachmittag. Da hob sich der Wind und wuchs zum Sturme 
der fürchterlichsten Art, welcher dreissig Stunden anhielt, so dass das 
Schiff, statt Montag um drei Uhr, erst Dinstag um diese Stunde in Corfu 
anlangte. Von Corfu bis Alexandrien war die Fahrt, was die Witterung 
betrifft, angenehm, doch entisetzlich eintönig. 

Den 16. halb zehn Uhr fand die Landung in Alexandrien stalt. Der 
Eindruck, den das Land und die Stadt, nämlich das Frankenquartier machen, 
ist ein europäischer, nur die Züge der Kamele, die gespenstischen Gestalten 
der Araber und die zierlichen Datlelpalmen tragen das fremde afrikanische 
Gepräge. Mit Mühseligkeiten und Beschwerden habe der Fremde vielfach zu 
kämpfen ; Alles koste ein wahnsinniges Geld. Im Hotel du Nord, einem der 
wohlfeilsten, mussten 30 Piaster, d. i. 3 fl. Silber pr. Tag gezahlt werden 
und in gleichem Verhältnisse stehen die Preise von allen Lebensbedürfnissen. 

Von Naturproducten neu waren für unsern Reisenden die Bananen, 
die nicht übel schmecken, frische Datteln gab es noch nicht. 

Von dem Elend und der Erbärmlichkeit der arabischen Dörfer könne 
man sich keinen Begriff machen. Ein viereckiger Raum auf der nackten 
Erde von der Grösse eines gewöhnlichen Wohnzimmers, von Wänden aus 
Koth und Steinen eingefasst, mit flachem Dach und einer 214 Fuss breiten 
und 4—5 Fuss hohen, durch eine Thür zu schliessenden Oeffnung, bildet 
ein Haus. Mehrere solche Häuser in einer Reihe neben einander liegend, 
machen ein Dorf aus. Selten hat hier und da eines einen Stock aufsitzen. 
Katzen, Schafe und Tauben wohnen traulich mit den Menschen darin ; Hunde 
haben in Egypten ohnehin Strassenrecht und liegen in zahlloser Menge 
herum. Alle Bedürfnisse werden unmittelbar vor der Thür abgemacht. 


39 


Die Hitze war schon ziemlich bedeutend, am 17. Februar 18° R. im 
Schatten, und schon den 15. stellte sich der erste Chamsin ein, wo doclhı 
sonst diese heissen Wüsten-Winde erst mit April beginnen. 

Am Safte der Dattelpalmen an der Seeküste wimmelte es bereits von 
Dipteren, leider konnte der Reisende nicht viel sammeln, da er sein Gepäck 
vom Schiff noch nicht erhalten hatte. 

In dem kleinen Netz, das er stets mitführte, barg er vorläufig eine 
Ulidia, Lispe und mehrere andere Fliegen. 

Am Meeresstrande war wegen des beständigen Wellenschlages wenig 
zu sammeln ; die ausgeworfenen Algen waren ganz gewöhnliche Arten. Am 
Mareotis-See traf er viele Möven und Strandläufer, aber keine Flamingo’s, 
obwohl, wie man ihn versicherte, sie auch zuweilen vorkommen. 

Ueber Cairo, wo Frauenfeld theilweise mit Eisenbahn und mittelst 
Dampfschiff am 24. Februar ankam, schreibt er: Cairo ist der erste Punet 
den ich von hohem Interesse finde, durch sein rein arabisches Gepräge, durch 
seine Grossartigkeit. Hier stehe ich im schwindelnden Gewühle der uralten 
Kalifenstadt auf silberglänzender Fläche des heiligen Stromes, unter dem 
Laubdach fremder Palmen, doch hat mich das Land des Lotos und der 
Gazellen noch nicht schwärmen gelehrt, hat mich bisher kalt gelassen, dass 
ich mit nüchternen Fingern den Schleier hebe, den eine übertriebene Fan- 
tasie um das wenig reizende Bild geworfen. Ihnen von dem Gewühle hier 
eine Beschreibung zu machen, übersteigt alle Möglichkeit. 

Denken Sie sich Strassen, deren grösste die Krugerstrasse an Breite: 
kaum übertrifft, krumm, winklig, finster, da sie meist alle mit Sparren und 
Lappen überdeckt sind, darinnen tausende Menschen, hunderte Esel, Kamele, 
Wagen, zwischen den Füssen Hunde ; alles rennt, trabt, stösst, drängt, lärmt, 
schreit entsetzlich bunt und verwirrt durcheinander , und Sie haben den 
Begriff einer Strasse von Cairo ! 

Wir haben heute die Citadelle besucht, von wo man Cairo tief zu 
seinen Füssen liegen sieht. In dem Palast des Vicekönigs herrscht die 
üppigste Pracht, neben schlechter Sudelei, der schönste Glanz neben der 
schmutzigsten Unreinlichkeit, der herrlichste Marmor neben zerbrochenem 
rohen Holzwerk; es ist wirklich characterislis#h nicht eine Sache zu finden, 
wo nicht das Ausgezeichnetste mit der nachlässigsten Erbärmlichkeit und 
Unreinlichkeit sich gepaart fände. 

Die Moschee, in welche uns ebenfalls der Eintritt gestattet wurde. 
ist ausserordentlich grossartig. Uebrigens sieht man, wie das Raflinement 
bei den Türken schon Fortschritte macht. Es ist verboten die Moscheen 
anders als in Socken zu betreten. Um nun den Franken das lästige Stiefel- 
ausziehen zu ersparen, da der Besuch doch ein schönes Backschisch trägt, 
packt man beim Eingang den Fremden und zieht ihm leinene Fetzen als 
Socken über die Stiefel, und siehe da, Profet und Muselmann sind zufrieden 
gestellt. 


40 


Am 25. haben wir einen Ritt nach den Pyramiden gemacht, und die 
grösste, jene des Keops, bestiegen, so wie deren Inneres besucht. 

Es ist allerdings sehr interessant, sie einmal zu besteigen, aber wirk- 
lich beinahe um sagen zu können, man habe sie bestiegen. Ich weiss nicht, 
bin ich so prosaisch, so wenig poetisch ; aber mir waren die Fledermäuse 
das Liebste in den Pyramiden, zumal ich auf einem dieser Pelzflatterer 
eine geflügelte Nycteribia, leider nur ein einziges Exemplar gefunden. 

Weit unermesslicher sind die Bauten unter der Erde rings umher, so 
tief, dass man beinahe eine Pyramide hineinstellen könnte mit Gemächern 
und Gängen. 

Es überfällt einem heiliger Schauer, welch ungeheuere Verschwen- 
dung an Kräften da nutzlos vergraben liegt! Einen tieferen Eindruck hat 
die Wüste auf mich gemacht, dieses starre, leblose Sandmeer, diese grauen- 
volle todbringende Oede! 

Eben so sehr interessirten mich die sparsam zerstreuten Pflanzen ; 
es war mir ein eigenthümliches Gefühl, jede Pflanze, die ich in die Hand 
nahm, fremd zu finden. 

Ich habe mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen, um mein Ziel zu 
erreichen. Wie sich das zieht und Tag für Tag verrinnt, ohne dass ich 
weiter komme ; jeder Tag, den ich hier zubringe, ist unersetzlicher Verlust, 
da die Zeit schon so weit vorgerückt ist, dass ich gerade die allerschlech- 
teste zu geniessen bekomme; denn der April und Mai sind die ungün- 
stigsten Monate für diese Gegenden, weil da die Chamsine herrschen, durch 
die der Mensch so ausserordentlich leidet. 

Ich bin nun rüstig daran, den Ort meiner Bestimung baldigst zu er- 
reichen, mit steter Zubereitung meiner Apparate beschäftigt. Ich nähe und 
sehneidre darauf los, allein das geht schlecht; das Reiten habe ich besser 
erlernt, das geht ganz gut, und da man jeden Weg zu Esel machen muss, 
so sitze ich sehr oft auf diesem Sinnbild der Demuth und Geduld. 

leh komme eben von der Besichtigung der Thiere zurück, welche 
Dr. Heuglin für die kaiserliche Menagerie in Schönbrunn zusammenge- 
bracht. Der Bos caffer ist ein schönes Thier, drei Gepparde, Felis serval, 
eine Angola-Katze, drei Gattungen Antilopen, ein Maki und einige andere 
Affen, mehrere Adler, Haus-Ziegen aus dem Innern Afrika’s, dann ein junger 
Löwe und zwei Strausse sind das, was wir sahen. 

Eine Verkümmerung der Blatiknospen von Mimosa nilotica entstellt 
hier die ganzen Bäume, unzweifelhaft eine Cecidomyia. Ob ich sie ziehen 
werde können, weiss ich nicht, da die Maden noch sehr klein sind. 

Wir haben heute (27. Februar) einen Ritt nach Heliopolis gemacht, 
zu dem Baume, unter dem der Sage nach die heilige Maria auf der Flucht 
nach Egypten ausgeruht haben soll. 

Bei der Rückkehr von Heliopolis war die Sonne bereits unter den 
Horizont gesunken, der Mond stand leuchtend am Himmel, der Abend war 
wundervoll lau und mild, reiche, üppig wogende Saaten ringsum, Sträucher 


4 


in Hecken und- Alleen erschienen in dem magischen Halbdunkel ganz wie 
europäisch. Ich ritt fern von der Gesellschaft ganz allein und meinte eine 
Stunde lang, ich sei in der Heimath und kehre vom nahen Ausflug zu den 
Angehörigen zurück, bis ein schmaler Streif der Sandwüste, bis Karawanen 
der Kamele mich aufschreckten aus meinem Irrthum und mich hinausstiessen 
ins ferne afrikanische Land. 

Ich verlasse jetzt den letzten Punkt, wo Land und Leben mir noch 
Bürgschaft für Sicherheit gewährt, dann steh ich allein, umringt von den 
feindlichen Elementen jener unwirthlichen Fluren und ihrer Bewohner. 

Heut um Mittag (8. März) kam ich wohlbehalten in Suez an, und 
denken Sie sich, was vielleicht Tausenden von Reisenden nicht widerfährt 
— mit Regen! Freilich war das so ein Regen, den man wie Naschwerk 
nur in winzigen Portionen vorsetzt; während Boden und Atmosphäre mit 
lechzender Zunge darnach schnappten und die Feuchtigkeit hinwegtranken, 
dass man in fünf Minuten nicht wusste, ob man denn doch nicht geträumt 
habe. oder ob etwa hier in dem Lande des Truges und der Unverlässlich- 
keit der Regen gar nicht nass sei? — Man traut seinen Sinnen nicht, die 
man voll Unwillen Lügen strafen muss, denn ich hatte, kaum 100 Schritte 
vorher, gefühlt, dass mein Tarbusch und meine Kufieh — Sie sehen ich bin 
schon ganz Araber — nass waren, wovon nun nicht eine Spur mehr. 

Eben so sprachlos vor Erstaunen sieht man die Luftspiegelungen. 
Ganze Seen mit wogender Bewegung, und kaum reitet man eine kleine 
Strecke, ist’s der dürrste trostloseste Sand; dahinter eine Hügelreihe, mitten 
durchbrochen mit weiter, weiter Fernsicht und nach Kurzem sind Berge 
und Ebene wieder anders wohin versetzt und die Fernsicht verschwunden. 

Befremdend ist’s für den Bewohner nördlicherer Gegenden, dass es 
hier keinen flammenden Morgen, keinen Sonnenaufgang gibt. Abends noch 
hoch am Himmel, verschwindet die Sonne plötzlich, und tritt erst spät 
Morgens ein bleicher, glanzloser Körper aus der dieken grauen Atmosphäre 
heraus, unheimlich durchscheinend und doch mit sengendem Brande. Man 
sagt mir, es sei diess nur in der Zeit der Chamsine so, es gäbe schon auch 
klare Morgen. 

Es ist doch etwas Eigenthümliches so eine Wüstenreise. — Schweigend 
ziehen die Kamele mit langsam gemessenem Schritte dahin, nur beim Auf- 
und Abladen oder, wenn sie sich sonst niederlegen sollen um etwas an 
dem Gepäck zu richten, geben sie mit grollendem Gekrächze ihren Unwillen 
zu erkennen, der einzige Laut, der die tiefe Stille unterbricht. 

Ich war mit meinem Esel immer weit voraus, so dass ich Zeit genug 
gewann seitwärts abzulenken, um mir das zwar sparsam zerstreute, doch 
nicht unbedeutende organische Leben zu betrachten. 

Bei jeder Pflanze, die weil sie unseren Fluren fremd, im hohen Grad 
mein Interesse spannte. schwebten mir doch immer und immer unsere 
reichen grünen Matten vor den Augen, mit Wehmuth daran denkend, ob 
und wann ich sie wieder durchstreichen würde. 


Bd. V. Sitz.-Ber. F 


42 

Den zweiten Tag unserer Wüsten-Reise mussten wir der grossen 
Hitze wegen (33° R.) von 10 bis 4 Uhr Nachmittags Halt machen, wobei 
mein Zelt aufgeschlagen wurde, da wir den Schatten des einzigen Baumes, 
den wir seit dem 30stündigem Marsche erblickten, einer Karawane über- 
liessen, die nach Mekka mit Weib und Kindern pilgerte und kein Zelt 
hatte; auch Wasser, das wir reichlich besassen und um das sie uns baten, 
liessen wir ihnen bereitwillig ab. 

Wir haben heut von Suez aus einen Ausflug nach der 3—4 Stunden 
entfernten Oase „Ain el Musa“ gemacht. Es sind diess mitten in dem san- 
digen Hügelmeere liegende Quellen eines säuerlichen Wassers, welche einen 
beiläufig 40 — 50 Joch grossen Fleck bewässern und so der Wüste ein 
Stück grünen mit Bäumen bepflanzten Landes abgezwungen haben. Es ge- 
hört 8—9 Suezanern, die das einzige frische Gemüse von dort bekommen, 
das hier verzehrt wird. Dieses Wüsten-Eiland ist sehr belebt: Spazen, 
weisse Bachstelzen und mehrere Sylvien treiben sich in den Tamarisken, 
Dattelpalmen, Granatäpfeln, Rosen und Mimosen herum. 

Es ist staunenswerth, wie sich so viel Leben auf dem kleinen frucht- 
baren Fleck, meilenweit von Wüste umgeben , zusammenfindet. Die Thiere 
hängen sich an das Leben, das der Mensch hervorruft und wandern mit ihm. 

Die Wüste zwischen Cairo und Suez hat 15 Stationen und bei meh- 
reren hörte ich Nachts Fledermäuse, die erst da Fuss fassen konnten, als 
diese Gebäude errichtet wurden. 

Da sitz’ ich nun schon den vierten Tag (11. März) in Suez und warte 
auf guten Wind um nach Tor, dem Orte meiner Bestimmung zu gehen. 

Suez ist einer der erbärmlichsten Flecken auf Gottes Erdboden; man 
ist versucht schnurstraeks umzukehren und durch die Wüste wieder zurück 
zu laufen; es ist hier noch tausendmal ärger als in der Wüste: Sand und 
nichts als Sand , selbst das Meer bietet nichts, da es meist sandiges Ufer 
hat. Ich renne den ganzen Tag Ufer auf Ufer ab und niehts ist zu finden, 
wohin ich schaue starrer Tod, leere Oede! 

In den Strassen übrigens Lärm und Geschrei in reichem Masse. Tau- 
sende von Ballen liegen auf der Erde zwischen den Häusern und harren 
der Verladung. Ganz Suez ist nur ein ungeheures Warenlager unter freiem 
Himmel. Nichts ist hier zu finden, alles muss von Cairo oder durch indische 
Schiffe gebracht werden. Selbst Fische gibt es hier nicht und werden diese 
erst 18—20 Stunden weit gefangen. Trinkwasser wird von der Sinai-Halb- 
insel in 12 Stunden Entfernung geholt, wozu eigene Kamele gehalten wer- 
den, die regelmässig die Schläuche hin und her tragen und so den Ort 
versorgen. 

Durch die Wüste reis’ten wir dritthalb Tage zu Kamel, ich ritt, wie 
bereits erwähnt, einen Esel, um nach Belieben abzusteiger und mich nach 


Pflanzen und Insecten umzusehn, die man immerhin findet, meist aber nicht 
eher sieht, als bis man schon dabei steht. 


43 

Es ist eine wirklich trostlose Sache um so eine Wüste! Wie das die 
Juden vierzig Jahre aushielten, begreife ich nicht, mir sind drei Tage schon 
verzweifelt lang geworden : und nun gar hier, wo ich nichts zu thun habe, 
nichts zu finden ist. 

Nicht einmal die Raubvögel, die Cairo in zahlloser Menge umkreisen, 
finden sich hier. Die todten Kamele, die rings um die Stadt liegen, ver- 
faulen ohne gefressen zu werden. Nicht einmal Käfer finden sich an so einem 
Aase, das ist doch zum verzweifeln! In einem andern ehrlichen Lande wäre 
das ein Gewimmel, dass man nicht wüsste, wo zuerst zugreifen. Dagegen 
in den Wohnungen Fliegen, Flöhe und Wanzen in Abundanz; das ist 
wirklich fürchterlich, ich bin stets wie gegeisselt. 

Kotschy, der mich bis hierher begleitete, ist heute nach Cairo 
zurück. Bei seinem Abschied war es mir, als risse der letzte Faden, an 
dem ich noch hoffend festgehalten. Mitten unter fremden Lauten, fremden 
Menschen , mit vollen Sinnen wie taub und stumm unter der Menge — es 
ist ein erdrückendes Gefühl !. 

Um den letzten Trost, der mich in meiner Verlassenheit erquicken 
sollte, musste ich mich selbst bringen: da die Verbindungen nach den 
Orten, wohin ich gehe zu unbestimmt und unsicher sind , zog ich es vor, 
alle Briefe, die an mich kommen dürften, bis zu meiner Rückkehr in Cairo 
liegen zu lassen. Diess ist wohl das härteste, das ich erdulde! 


Herr Director Kollar übergibt hierauf einen von Herrn G. 
Frauenfeld aus Tor auf der sinaitischen Halbinsel, welchen Ort 
derselbe für einige Zeit zum Mittelpuncte seiner Ausflüge auser- 
wählte, eingesendete Notiz: Beobachtungen über Insecienmela- 
morphosen. (Siehe Abhandlungen.) 


Herr Director Dr. E. Fenzl spricht über Dasylirion grami- 
nifolium eine auf den dürren steinigen Hügelabhängen in Mexico 
gesellschaftlich mit riesigen Liliaceen vorkommenden Pflanze , die 
heuer zum ersten Male im k. k. botanischen Garten ihre Blüthen 
entfaltete und die von demselben im Versammlungsorte nebst einigen 
andern verwandten Arten vorgezeigt wird. Er bespricht die Eigen- 
Ihümlichkeiten der Fruchtbildung, durch welche sich diese Pflanzen 
von den Liliaceen wesentlich unterscheiden und hält sie für nahe 
verwandt mit den binsenartigen Gewächsen. 


F* 


44 


Herr L. Ritter von Heufler theilt einen höchst interessanten 
Zug aus dem Leben einer Nachtigall mit: Der Portier im k. k. 
Banko-Gebäude in Wien hatte seit Jahren eine Aunachtigall, die 
sich durch ihren schönen Schlag auszeichnete, in einem Käfig bei 
seinem Fenster aufgehängt. Vor sieben Jahren wurde dieselbe am 
13. März durch vorbeigehende Menschen mittelst Stangen sammt 
ihrem Bauer von der Wand herabgeschlagen und hörte von diesem 
Augenblicke zu schlagen auf. Erst im Spätherbst fing sie wieder 
zu Schlagen an und sang bis zu dem verhängnissvollen Tage, an 
welchem ihr im verflossenen Jahre jener Unfall begegnet war. 
Schon am Morgen unruhig geworden, hörte sie um die erste Stunde 
nach Mittag, um welche Tagesstunde ihr der Unfall begegnet war, 
zu schlagen auf, und diese Erscheinung wiederholte sich jährlich 
auf gleiche Weise. Im verflossenen Jahre verkaufte der erwähnte 
Portier Johann Schöffel diesen Auvogel und weiss seitdem nicht 
mehr, was aus ihm geworden ist. 


Durch den Herrn Vereins-Secretär Dr. A. Kerner wird 
folgende von Herrn P. J. N. Hinteröcker in Linz eingesendete 
Notiz, betreffend die in letzter Zeit von ihm im Gebiete der Fauna 
und Flora von Linz gemachten Entdeckungen, vorgelesen: 


Im verflossenen Jahre war es mir gegönnt, einige für den Freund der 
vaterländischen Insectenfauna nicht uninteressante Entdeckungen zu machen, 
die ich des allgemeinen Interesses wegen zur öffentlichen Kenutniss bringe: 

Von Coleopteren fand sich im verflossenen Hochsommer an Einem 
Tage auf dem Cynanchum Vincetozicum R. Br. auf der Welser Haide in 
der Nähe von Linz der schöne Chrysochus pretiosus E. aus der Familie der 
Chrysomelen. Bisher wurde diese Species nach dem Zeugnisse des Herrn 
Entomologen Knörlein in Ober-Oesterreich gar nicht beobachtet. Die- 
selbe Species bot sich auf einem Hügel in Spitz unterhalb Melk im Donau- 
thale aber wieder nur auf dem Cynanchum Vincetozieum. Dr. Redten- 
bacher gibt in seiner Fauna von Oesterreich den Chrysochus als selten 
und den Gebirgsgegenden Oesterreichs unter der Enns angehörig an, er- 
klärte aber bei einer Unterredung, ihn nur auf der Neustädter-Haide ge- 
fangen zu haben. 

Von Lepidopteren bekam ich nun schon das zweite Exemplar von 
Bombyz dumeti L.;, beide sind Weibchen. Das erste wurde lebend von einem 
Zöglinge aus der unmittelbaren Nähe des Freienberges gebra:ht; das zweile 
erhielt ich frisch ausgekrochen auf der Welser Haide ganz nahe bei Linz. 


45 


Brittinger führt diese Species unter seinen „Schmetterlingen von Linz“ 
gar nicht auf. 

Als der unmittelbaren Linzer Fauna angehörig, können ausserdem 
folgende Species aufgeführt werden, die in Einem oder mehreren Exem- 
plaren entweder gefangen oder gezogen wurden, und von Brittinger 
unter den Schmetterlingen Ober-Oesterreich’s zwar angeführt, aber nicht 
der Linzer Gegend zugewiesen werden: 

Polyommatus Hiera F. Pfennigberg. 
Lycaena Meleager E. 
Argynnis Ino E. Pfennigberg. 
Erebia Medusa F. Wiesenabhänge zwischen Kirchschlag und 
Hellmannböd. 

Brephos Notha H. Freienberg. 
Odezia tibialaria B. Pfennigberg. 
Cilix spinula Ph. 
Spelotis pyrophila F. 
Äylina vetusta H. 
Hadena genista B. 
Orthosia pistacina F. 

— rubricosa F. 
Anarta arbuti H. 
Euclidia mi L. 

Was die Linzer Flora betrifft, war ich so glücklich die Standplätze 
von Linum fiavum L. und Stachys germanica L. auf dem Pfennigberge 
wieder aufzufinden, die von zweien der vorzüglichsten Botaniker von Linz 
zwar auf dem Pfennigberge angegeben wurden, deren bestimmte Standplätze 
aber ihnen nicht mehr bekannt waren. Beide wachsen öberhalb der Ufer- 
lände vom ersten Steinbruche rechts, wenn man von der Strasse den Hügel 
hinaufsteiget, ziemlich nahe bei einander, das Linum jedoch höher, schon 
im Gebüsche. 


Schlüsslich wird von denı Herrn Vicepräsidenten Director V. 
Kollar an die Versammlung die Mittheilung gemacht, dass bei dem 
Umstande, dass der Werthbetrag der durch den Verein veröffent- 
lichten Druckschriften ein grösserer sei, als der jährliche Beitrag 
der Mitglieder, der Ausschuss in seiner Sitzung vom 30. April 1. J. 
beschlossen habe, eine freiwillige Subscription auf Mehrbeträge bei 
den Herren Mitgliedern zu eröffnen. 


46 


Weiter wird von demselben mitgetheilt, dass der provisorische 
zweite Secretär Herr Dr. A. Kerner zu Folge der in der letzten 
Ausschusssitzung vorgenommenen Revision der eingelaufenen Wahl- 
zettel einstimmig zum wirklichen Secretär des zoologisch-botanischen 


Vereines gewählt worden sei. 


Versammlung am 6. Juni. 


Vorsitzender: Vicepräsident: 


Herr August Neilreich. 


Neu eingetretene Mitglieder: 


Als Mitglied P. T. Herr 


Betta Heinrich, Edl. v., Dr. der Med. 
u. Chir. en) 

Bilharz Dr. Theodor „ Professor an der 
medicinischen Schule in Cairo 

Businelli Franz, Dr. d. Medic. u. Chir. 

Chiari Gerardo, k. k. Vice-Consul beim 
General-Consulate in Alexandrien 

Effendi Ibrahim. Dr. d. Med., Oberst der 
kais. Armee in Syrien. 

Friedrich Adolf, Pharmazeut 


Gollmann Wilhelm, Dr. d. Med.u. Chir. \ 


Heydenreich v., 
Weissenfels 


Dr., ee in 


Huber Christian Wilhelm, k. ji Ministe- 


rialrath, General-Consul für Egypten, 
in Alexandrien 


Kusebauch Wenzl, Hochw., nsplan 


des k. k. Militär-Knaben-Erziehungs- 
hauses in Znaim 


Machdiak Gustuv, k. k. EN EN 


Official : 
Noe Heinrich , Gyınnasial-Supplent " 
Znaim . ‚192108 0% 
Pellischek ians He Be: d. Med. 
u. Chir. 


Pokorny Johann, bedmter in Blar 
Pfund Dr. Johann , practischer Arzt in 
Alexandrien 


bezeichnet durch P. T. Herrn 


Dr. A. Kerner u. H. Preyssinger. 


A. Kerner. 
Salzer. 


G. Frauenfeld u. Dr. 
Dr. A. Kerner u. Dr. 


G. Frauenfeld u. Th. Kotschy. 
G. Frauenfeld u. Dr. A. Kerner. 
W. Sedlitzky u. @G. Frauenfeld. 
Dr. R. Weinberger u. Dr. Schiner. 


J. Lederer u. A. Stentz. 


G. Frauenfeld u. Dr. A. Kerner. 


L. Micksch u. -V. Totter. 
Dr. Kopp u. Dr. Schiner. 
Dr. A. Kerner u. H. Reichardt. 


Dr. L. Fitzinger u. G. Frauenfeld. 
J. v. Hornig u. G. Frauenfeld. 


Th. Kotschy u. G. Frauenfeld. 


47 
Als Mitglied P. T. Herr bezeichnet durch P. T. Herrn 


Saga Karl, Dr. der Med. in Prag . . J.v. Hornig u. G. Frauenfeld. 
Schäffer Ignaz, Ritt. v., k. k. Kanzler 

beim General-Consulate in Alexandrien G@. Frauenfeld u. Th. Kotschy. 
Schröckinger-Neudenberg Julius, Ritt. v., 

Secretär im k. k. Finanz-Ministerium . Dr. M. Hörnes u.Dr. A. Kerner. 
Spitzer Ludwig, Dr. d. Med. u. Chir. . Dr. A. Kerner u. F. Salzer. 
Stellwag, Edl v. Carion Karl, Dr. der 

Med., k. k. Oberfeldarzt . . . . Dr. F. Salzer u. H. Preyssinger. 
Tessedik Franz v., Studierender . . . A.Neilreich u.Dr. A. Kerner. 


Eingegangene Gegenstände: 
Zuchold Ernst A. Bibliotheca historico-naturalis physico-chemica et 
malthematica. 
Betta Ed. nob de: Catalogo dei molluschi viventi sul monte baldo nella 
provincia di Verona. Pavia. 
Bizio Giovanni. Sopra il passagio del turtrato di rame dallo stato pol- 
veroso a quello di cristalli. Venezia 1855. 
— Scoperta dell’arsenico nell’acqua ferruginosa di civillina detta acqua 
catulliana. Venezia 1855. 
Strobel P. v., Giornale di Malacologia. Pavia 1854. Anno II. 
Gredler M. V. Die Käfer von Passeier. Innsbruck 1854 
Effendi Dr. Ibrahim. Leitfaden zur Kenntniss der Naturkörper nach 
neuerm Standpuncte der Wissenschaft, in arabischer Sprache. 
Geschenke der Herren Verfasser. 


Antoine F. und Th. Kotschy. Coniferen des cilicischen Taurus. Wien 
1854. Folio. 
Geschenk des Herrn F. Antoine. 


Berichte über die Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft in Basel. 
Jahrgang 2, 3, 5— 10, 1836 — 52. 

Nachrichten von der Georg-Augusis-Universität und der königl. Gesellschaft 
der Wissenschaften zu Göttungen. 1854. 

Korrespondenzblatt des zoologisch-mineralogischen Vereins in Regensburg. 
8. Jahrgang 1854. 

Neueste Schriften der naturforschenden Gesellschaft in Danzig 1855. 5. Band 
2. Heft. 

Jahrbuch des naturhistorischen Landesmuseums von Kärnten. Klagenfurt 1854. 
3. Jahrgang. 

Würtembergische naturwissenschaftliche Jahreshefte. 1855, 11. Jahrgang 
1. Heft. 

Mittheilungen über Gegenstände der Landwirthschaft und Industrie Kärntens. 
Klagenfurt. 12. Jahrgang. 1855. Nr. 4. 


48 


Bulletin de la Societe imperiale des naturalistes de Moscow. Annee 1854. 
Nr. IV. 

Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien. 1855. 
Bd. XV. 3. Heft. 

Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der preussischen Rheinlande 
und Westphalens. Bonn 1854. XI. Jahrgang N. 25—31. 

Rendiconti delle adunanze della R. Accademia economico-agraria dei 
Georgofili di Firenze 1855. Aprile. 


Schriftentausch. 
100 Arten Gräser. 


Geschenk des Herrn J. Ortmann. 
11 Nummern Bücher, und 
Die Fortsetzungen der Zeitungen. 
Geschenke der K. k. obersten Polizeibehörde. 
Erlass des k. k. Ministeriums für Cultus und Unterricht. 
An die Vorstehung des zool.-botan. Vereins in Wien. 

Ich bewillige dem zoologisch-botanischen Vereine in Wien 
über das Ansuchen vom 7. I. M. und als Anerkennung seiner er- 
freulichen Bestrebungen zunächst für die Dauer von drei von heuer 
an zu rechnenden Jahren eine Unterstützung von jährlichen zwei- 
hundert Gulden gegen dem, dass der Verein in Gemässheit der ge- 
gebenen Zusicherung bereits vorhandene und ihm noch weiters zu- 
kommende Doubletten von präparirten Thieren und Pflanzen in 
geeigneter Auswahl für die Lehrmittelsammlungen an Gymnasien 
und Realschulen abtrete und zwar an solche, deren Betheilung dem 
Verein nach unmittelbarer Kenntniss am zweckmässigsten erscheint, 
oder für welche das Ministerium die Betheilung als besonders wün- 
schenswerth bezeichnen wird. 

Ich gewärlige dagegen, dass der Verein zu diesem Behufe so 
viel als möglich wirksam sein und am Schlusse eines jeden Jahres 
mir die im Verlaufe desselben stattgefundenen Betheilungen nach- 
weisen werde. Das k. k. Universal-Kameralzahlamt als Verlagskasse 
für Cultus und Unterricht wird demnach gleichzeitig angewiesen, die 
gedachte Subvention für das heurige Jahr sogleich, für die beiden 
nächsten Jahre aber stets mit 1. Mai über Anmelden gegen die von 
der Vorstehung des Vereins ausgestellte und gehörig gestempelte 
Quittung zu erfolgen. 


Wien, am 23. Mai 1855. Thun. 


43 
Der Herr Vorsitzende knüpft hieran die Bilte, dass die P. T. 
Mitglieder sich mit Beiträgen zoologischer und botanischer Objecte 
ja recht eifrig betheiligen möchten, um dem in dem hohen Erlasse 
gestellten Ansinnen auf eine würdige und umfassende Weise zu ent- 
sprechen im Stande zu sein, so wie er bemerkt, nicht unterlassen 
zu können, nochmal der Aufforderung einer freiwilligen Zeichnung 
von Mehrbeträgen zu gedenken, um die schon den doppelten Werth 
des gewöhnlichen Jahresbeitrages überschreitenden Vereinsschriften 
dieser Repräsentanz des Vereins nach aussen, deren höchstes Lob 
in vielen Zuschriften vorliegt, auf derselben ehrenvollen Höhe 
erhalten zu können. 


Herr H. W. Reichardt hielt sodann folgenden Vortrag: 


Ich nehme mir die Freiheit, dem geehrten Vereine heute zwei Mitthei- 
lungen zu machen. 

Die erste betrifft das Phanerogamen-Herbar des. Vereines. 

Da die Ordnung desselben vollendet ist, dürfte es nicht uninteressant 
sein, etwas Näheres über seinen gegenwärtigen Stand zu erfahren. 

Den Stand des Cryptogamen-Herbars, werde ich nach vollendeter 
Ordnung desselben, in einer der nächsten Sitzungen näher auseinander zu 
setzen die Ehre haben. 

Seine Entstehung verdankt das Phanerogamen-Herbar des Vereines den 
Schenkungen folgender Herren, die sich durch Beiträge an demselben be- 
theiligten: 

Vor allen glaube ich des Herrn Sectionsrathes Ludwig Ritter von 
Heufler erwähnen zu müssen, der jedes wissenschaftliche Institut aus allen 
Kräften zu unterstützen gewohnt, schon 1852 dem Vereine sein Herbar sie- 
benbürgischer Phanerogamen zum Geschenke machte, welches beiläufig 1500 
Arten aus der so interessanten Flora dieses Landes enthält. Ausserdem ver- 
dankt der Verein der Liberalität des Hrn. Ritters von Heufler noch den 
die österreichischen Kronländer mit Ausnahme von Tirol umfassenden An- 
theil seines Phanerogamen -Herbars, welches 1762 Species in ungefähr 
3000 Nummern enthält, und endlich gegen 400 phanerogamische Pflanzen 
aus dem Küstenlande. 

Nicht minder freigebig zeigte sich Herr Dr. Castelli, welcher dem 
Vereine sein ganzes Herbarium übergab. Dasselbe enthält nach Ausschluss 
der exotischen und eultivirten Arten 2825 Species aus der österreichischen 
Flora, unter anderen auch die flora Dalmatiae essiccata von Pr. Petter. 

Hr. Hölzl lieferte eine Flora von Maria-Zell. 

Hr. Dr. Wirtgen übersendete dem Vereine sein Herbarium rheinischer 
Menthen, und mehrere andere für die Rhein-Flora charakterislische Arten. 


Bd. V, Sitz.-Ber. G 


50 


Ausserdem liefen noch von folgenden Herren Pflanzen-Sendungen aus 
den angeführten Gegenden für das Vereins-Herbarium ein: Von 
Herrn Bayer aus der Flora von Tscheitsch in Mähren; 

Freiherrn von Fürstenwärther aus Steiermark, 

Graf Rainer aus Kärnthen, 

Gottwald aus den Alpen, 

Hasslinsky aus der Flora der Karpalhen , 

„ Dr. Kerner aus Unterösterreich, 

„  Leybold Raritäten der Tiroler-Flora, 

„ Dr. Löw Scolymus hispanicus von Wien, 

Mayr Gustav aus Unterösterreich und den Alpen, 

„ Navratil aus Mähren, 

Ortmann die Gramineen und Cyperaceen aus Unterösterreich, 
Ritter von Pitto ni aus Steiermark, 

„ Pr. Alois Pokorny aus dem böhmisch-mährischen Gebirge, 
Reichardt aus der Iglauer Flora und den Rubusarten Nordböhmens, 
Dr. Schiner Raritäten aus dem Marchfelde, 

Seelos Seltene Pflanzen Tirols, 

Senoner Pflanzen aus seiner Tauschanstalt , 

„  Simoni aus den Alpen, 

Stur aus den Alpen, 

Freiherrn v. Farkas- Vukotinovic aus Kroatien, 

Wawra aus der Brünner Flora. 

Endlich kaufte der Verein von Hrn. Botteri eine so ziemlich voll- 
ständige Flora von Dalmatien in sehr schönen und instructiven Exemplaren an. 

Durch so reichliche Zuflüsse von Seite der Herren Vereins-Mitglieder 
musste der Umfang des Vereins-Herbariums ein bedeutender werden. 

Dasselbe enthält jetzt in 72 Fascikeln 3,397 Species in beiläufig 
18.500 Exemplaren, somit fehlen, wenn man Maly’s„Enumeratio“ als mass- 
gebend annimmt, nur beiläufig 500 Arten. 

Von den in Mehrzahl eingesendeten Pflanzen wurde eine nicht unbe- 
deutende Anzahl aus Doubletten ausgeschieden, um zu kleineren Herbarien 
für Gymnasien und Realschulen zusammengestellt zu werden. 

Die Ausstattung des Herbariums ist eine in jeder Beziehung eben so 
geschmackvolle als zweckmässige zu nennen. 

Die einzelnen Exemplare sind auf halbe Bogen grossen Schreibpapieres 
je nach ihrer Grösse gelegt, und wurden von einem Buchbinder mit schmalen 
Gummipapier-Streifen aufgeklebt. 

Jede einzelne Art wird von einem besonderen Bogen braunen Natur- 
papieres umfasst. Die Arten einer jeden Gattung haben wieder einen gemein- 
schaftlichen Gatlungsbogen, von demselben Papiere wie die Speciesbogen. 
Die Artbogen tragen unten links, die Gattungsbogen unten rechts ka- 
‚ Jigraphisch geschrieben auf den Vereins-Etiqueiten den Namen der einge- 
schlossenen Art oder Galtung. 


„ 


” 


51 


Dadurch erhält das Vereins-Herbarium ein sehr nettes Aussehen, und 
man kann jede betreffende Pflanze mit Leichtigkeit aufsuchen. Diess geschieht 
um so leichter, da das Herbarium nach Maly’s „Enumeratio“ geordnet 
wurde, und sowohl die Genera als auch die Species mit Malys Nummern 
versehen sind. 

Einen grossen Werth besitzt die Sammlung , weil in ihr sehr viele 
kritische Arten enthalten sind. So finden sich in derselben sehr viele H o- 
stische Species vor, die dem Herbarium des Hrn. Ritters von Heufler 
durch Dolliner, einem Begleiter Host ’s auf seinen Excursionen, einver- 
leibt wurden. 

Ferner ist das Herbar auch aus dem Grunde interessant, weil vorzüg- 
lich jene Länder reich vertreten sind, die in botanischer Beziehung nuch we- 
nig durchforscht wurden. So sind die Floren von Siebenbürgen und Dalma- 
tien vortrefflich vertreten, die erstere durch die Sendungen der Herren Fuss 
Kayser und Schur, welchen der Verein der Güte des Hrn. Ritter von 
Heufler verdankt, die letztere durch die in den Herbarien der Herren 
R: v. Heufler und Castelli enthaltenen Petter’schen Sendungen, 
und Herrn Botteri’s Lieferung. Endlich ist das Vereins-Herbarium schon 
jetzt als eine wichtige Fundgrube für eine Flora der österreichischen Monarchie 
anzusehen, und liefert wesentliche Anhaltspunete für die geographische 
Verbreitung der einzelnen Arten. Die Wichtigkeit des Herbars in dieser Be- 
ziehung muss sich mit jedem neuen Beitrage steigern. 

Jene Arten, welche in den Vereinsschriften als neu publieirt wurden, 
bilden die Typensammlung. Sie enthält, da die von Herrn R. v. Heufler 
aufgestellten Algen-Arten den Cryptogamen angehören, Salie Wimmeri von 
Herrn Dr. Kerner, Anthemis Neilreichii von Herrn Ortimann, und 
Melampyrum sylvatico-nemorosum von Herrn Bermann. 

Bei der Durchsicht des Herbariums stellte sich heraus, dass die Flora 
von Wien verhältnissmässig am schwächsten vertreten ist; ich stelle daher 
an die Herren Botaniker die dringende Bitte, sich mit Beiträgen zum Herbar 
gefälligst betheiligen zu wollen. 

Vielleicht dürfte es angezeigt sein, ein Verzeichniss der dem Vereine 
fehlenden Arten zu veröffentlichen, und diesen Desideraten-Catalog den 
Herren Mitgliedern in den betreffenden Provinzen zur gefälligen Beachtung 
zu empfehlen. 

Schliesslich erlaube ich mir die Familien der Sazifrageen und Euphor- 
biaceen‘, welche am besten geeignet sein dürften, den Reichthum des 
Vereins-Herbariums an seltenen Pflanzen zu zeigen, der geehrten Versamm- 
lung vorzulegen. 

Von den 53 Saxifragen, welche Maly aufführt, fehlen nur 9 Species. 

Wie reich jede einzelne Art vertreten ist, möge die Angabe der 
Standorte einiger beispielshalber angeführten Sarifragen zeigen. 

Sazifraga bryoides L. besitzt das Vereins-Herbar von Alpen um 
Sagritz, vom rothen Horne, von der Kraxalpe, von Lienz, vom Bösenslein. 


G* 


52 

vom Hundskogel, vom Radstädter Tauern, vom Brunnkogel im Oetzthale, 
vom Gebatschsferner, vom Eisenhut und endlich von Arpascher Alpen in 
Siebenbürgen. 

Sazifraga muscoides Wulfen findet sich vor von dem Hochschwab, 
dem Sonnleithsteine, dem steinernen Meere, dem Eisenhute, der Veitschalpe, 
dem Grossglockner, dem Tatra, und dem Kuhhorne in Siebenbürgen. 

Sazrifraga rotundifotia L. ist vertreten durch Exemplare von den 
steirischen Alpen, dem Zinken-Veitsch, dem Krainer Schneeberge, den 
Maria-Zeller Alpen und dem Szura und den Arpascher Alpen in Siebenbürgen. 

Zahlbrucknera paradorza Rcehb. endlich wurde eingesendet: vom 
Lavantthale, von der Koralpe, vom Gamsgraben. 


Meine zweite Mittheilung betrifft einen der eifrigsten Botaniker Nord- 
böhmens, der am 8. Mai d.J. zu Iglau starb, nämlich Herrn Johann Christian 
Neumann. 

Da es im Plane des Vereins liegt, Biographien vaterländischer Natur- 
forscher zu besitzen, so will ich die kurze Skizze, welche ich im vorigen 
Jahre als Einleitung in seine Beiträge zur Flora Nordböhmens veröffent- 
lichte, etwas erweitern, und das botanische Wirken des Herrn Neumann 
detaillirter auseinandersetzen. 

Herr Johann Christian Neumann wurde im Jahre 1784 zu Georgs- 
walde geboren, und beendete seine Gymnasial-Studien zu Pilsen 1801 mit 
Auszeichnung. Schon damals sammelte er, von Liebe zur Botanik getrieben, 
eifrig. 1802 bezog er die Prager Universität, um Medicin zu studieren. Doch 
bald verliess er diese Laufbahn, trat zur philosophischen Facultät über, und 


widmete sich den Naturwissenschaften. In der Botanik hörte er die Vorträge 


des Pr. Novotvorsky. Während seines Prager Aufenthaltes machte 
Herr Neumann mit den Herren Opiz und Tausch, seinen Jugend- 
freunden, viele gemeinschaftliche Excursionen in Prag’s Umgebungen, von 
welchen er manche seltene Pflanze mitbrachte. 

Nach ehrenvoll beendeten Studien erhielt er auf Dr. Pohl’s Empfeh- 
lung hin, die Stelle eines Garlens-Directors zu Hlubosch. Dass der dortige 
Garten damals sehr reich an seltenen Pflanzen war, ist dem umsichtigen 
Wirken des Herrn Neumann zuzuschreiben. 

Während seines Aufenthaltes zu Hlubosch machte Herr Neumann 
viele Excursionen, und sammelte unter anderen schon 1816 an Teichrändern 
um Wooseck im Pilsner Kreise Coleanthus subtilis Seidel. 1819 über- 
nahm Herr Neumann die Leitung des Gartens zu Friedersdorf, welcher 
damals im Besitze des Barons von Leibnitz war. Selbst Botaniker, gab 
sich derselbe alle Mühe seinen Garten zu einem der reichhaltigsten zu 
machen. Besonders wurde auf nordamericanische Sträucher sehr viel ver- 
wendet, und dieselben direct aus ihrem Vaterlande bezogen. Herr Neumann 
war auch bald in der Lage so manche neue Species an Pr. Tausch für seine 


53 
Dendrotheca exolico-bohemica exsiccata zu senden, und derselbe beschrieb 
 Betula latifolia (Flora 1838, p. 751) und carpinoides, Ceanothus Neumanni 
(Flora 1838 p. 738), Aronia Neumanniana (Flora 1838, Beilage Nr. 5, p. 76), 
Wangenheimiana (Flora 1838 p. 714) und Bartramiana (Flora 1838 p. 714) 
in der Flora als neu. 

Bald nach seiner Ankunft in Friedersdorf machte Herr Neumann 
die Bekanntschaft des damals in Nixdorf weilenden Herrn Franz Alois 
Fischer, mit dem er die umliegenden Gegenden durchforschte. Die ihnen 
zweifelhaften Pflanzen wurden Herrn Hofrath Reichenbach in Dresden 
gesendet, mit dem Herr Neumann auf einem Ausfluge nach Sachsens 
Residenz bekannt geworden war. 

Die hauptsächlichsten Ergebnisse seiner Excursionen sind: 

1819 fand Herr Neumann das damals erst vor wenigen Jahren von 
Hochstetter bei Mönitz in Mähren entdeckte Tarazacum leptocephalum 
Rehb. an Teichrändern um Sullovic. 

1826 machte Herr Neumann mit Fischer eine Excursion in dıe 
Habichtsteiner und Hirschberger Sümpfe und fand daselbst unter Sträuchern 
im Wasser zwischen Dammmühle und Habichtstein die für Deutschland neue 
Ligularia sibirica Cass., ein Fund, der damals in der botanischen Welt 
das grösste Aufsehen erregte. 

In demselben Jahre fiel ihm eine Potentilla auf, die er an sonnigen 
Orten im Lehmboden an der Strasse bei Benalek fand. Er sendete sie Herrn 
Hofrath Reichenbach; dieser beschrieb sie in seiner »Flora Germaniae 
exceursoria« (n. 3836) als Potentilla Neumanniana. 

Sie steht der Potentilla patula W.K. am nächsten, unterscheidet sich 
aber von ihr durch die anliegende Behaarung des Stengels, durch die ver- 
kehrt eiförmige Gestalt der einzelnen Blättchen, und durch die lanzettlichen 
Kelchzipfel. 

Bald darauf publicirte Herr O piz in Prag eine Potentilla Neumanni, 
die aber nach Herrn Neumann’s eigener Aussage nichts, als eine unbe- 
deutende Varietät von Potentilla verna L. ist, und desshalb wohl nicht 
als Synonym zu Potentilla Neumanniana Rehb. gezogen werden dürfte, 
wie es Dr. Maly in seiner »Enumeratio« (p. 341) thut. 

1829 fand Herr Neumann an sonnigen Abhängen um Lobosic das 
für Böhmens Flora neue Hypericum elegans Stephan. 

Im Jahre 1836 entdeckte er an quelligen Stellen in lichten Wäldern 
um Nixdorf eine interessante Form von Glechoma hederacea L., die Rei- 
chenbach als Glechoma hederacea L. ß acutilobum in seiner Flora 
Sachsens (n. 886) beschrieb. 

Während der ganzen Zeit beschäftigte sich Herr Neumann auch 
mit Cryptogamen „ und es ist gewiss eines seiner grössten Verdienste, dass 
wir durch ihn die Leber- und Laubmoose Nordböhmens so ziemlich genau 
kennen. Auch für Sachsens Flora lieferte Herr Neumann, wie aus 
Reichenbach’s »Flora saxonia« ersehen kann, viele interessaute Bei- 


54 


‚träge. Ich will hier nur erwähnen, dass er es war, der 1839 für Sachsen 
der Erste die seltene Bruchia palustris C. Müll. in Abzugsgräben der 
Friedersdorfer Torfstecherei auffand. Diese Verdienste erkannte Herr Hofratk 
Reichenbach dadurch an, dass er ein neues Genus aus der Familie der 
Oenothereen nach ihm Neumannia benannte. (R chb. Herbarienbuch n. 6562, 8). 
Da aber schon eine Neumannia Brogn. aus der Familie der Amaryllideen 
(Endlicher gen. pl. suppl. II. 1305, 1) und eine zweite von Richard 
aus der Familie der Biraceen, die gleich Aphloia Benn ist, (Endl. g@. pl. 
sppl. Il. 5072, 2) exislirt, so muss dieses Genus leider wegfallen. 

1840 übersiedelte Herr Neumann nach Kleinskal und beschäftigte 
sich von nun an sehr eifrig mit den Rubus-Arten Nord-Böhmens. Er hatte 
die Absicht eine Monographie derselben zu schreiben, und es ist sehr zu 
bedauern, dass er durch die Ungunst der Verhältnisse daran gehindert 
wurde, denn ein Mann von seinen Kenntnissen und von seiner kritischen 
Genauigkeit hätte gewiss viel Licht in. dieses, trotz so vieler Bearbeitung 
doch noch immer dunkle Genus gebracht: 

1849 übersiedelte er nach Iglau, und durchforschte die dortige Gegend 
mit demselben Eifer wie früher Nord-Böhmen. Die Früchte seines Fleisses 
findet man in Herrn Pr. Alois Pokorny’s Vegetations-Verhältnissen von 
Iglau aufgezeichnet. Leider wurde Herr Neumann schon 1851 im Herbste 
so krank, dass er von nun an zu jeder botanischen Arbeit unfähig , mir die 
Revision seines Herbars und die Zusammenstellung der Ergebnisse seiner 
Forschungen in Nord-Böhmen, übergab. Ich halte voriges Jahr die Ehre, 
dieselben in den Schriften des geehrien Vereins bekannt zu geben. 

Am 8. Mai starb der verdiente Botaniker an Altersschwäche. 

Ich schliesse die kurze Skizze seines Lebens mit dem Wunsche, dass 
sein Andenken in der botanischen Welt erhalten, und ihm so ein Plätzchen 
unter Oesterreichs Naturforschern gesichert werden möge. 


Der Vorsitzende beantragt den Dank des Vereines an Herrn 
Reichardt für dessen Bemühungen um das Vereinsherbar. 


Herr Julius Finger gibt unter Vorzeigung zweier ausge- 
stopfter Exemplare des unten besprochenen Vogels Folgendes: 


Die ehrenwerthe Versammlung erlaube mir, Ihre Aufmerksamkeit auf 
ein ornithologisches Object zu lenken, dessen Vorkommen in Oesterreich und 
Deutschland, bis jetzt immer für ein Wunder gegolten, und von dem der 
gründlichste Beobachter, der Altvater der Ornithologen, Naumann selbst 
sagt: er glaube es nur Einmal und zwar am Tage, im Verfolgen eines 
Fischreihers begriffen gesehen zu haben. 

Es ist dies Strex uralensis, die Habichiseule. 


55 


Eine inleressanle, wenig bekannte Eigenthümlichkeit dieser Eule wird 
es entschuldigen, wenn ich um einige Jahre zurückgehe und einer ornitho- 
logischen Exceursion erwähne, die ich im Jahre 1850 durch Ober-Oesterreich 
und einen Theil Baierns machte. — In Gegenden , welche mir besonders 
gefielen, und die günstige Localitäten für die Vogelwelt boten, hielt ich 
mich gewöhnlich längere Zeit auf, um sie nach allen Richtungen hin für 
meine Zwecke zu durchsuchen. Dies war auch der Fall bei der gräflich 
Arco’schen Besitzung Sanct Martin, einem Marktflecken im Innviertel, in 
dessen Nähe ausgedehnte herrliche Nadelwälder beginnen, die mir eine gute 
Ausbeute versprachen. 


Bei einem bewaffneten Spaziergange durch diese Wälder, fiel mir 
eines Tages, es war der 20. März 1850 mitten im Walde, vier Stunden vom 
Markte entfernt, das Mekern einer Ziege auf. Es konnte wohl eine ver- 
laufene Ziege sein, obwohl ich mich nicht erinnerte, derartige Thiere in den 
umgebenden Ortschaften gesehen zu haben; als ich aber nach längerem 
Herumsuchen nichts gefunden hatte, hielt ich das Gehörte für Sinnestäuschung 
und achtete nicht weiter darauf. Aber dieselben Töne wiederholten sich, ich 
war ihnen jetzt näher gekommen, und hörte sie klar und volltönend, es 
war ein deutliches anhaltendes Mekern, keine Täuschung mehr möglich, — 
doch sonderbar, das Mekern schien von der Höhe herabzukommen ; das war 
jedenfalls untersuchungswürdig. Ich ging gerade darauf zu, komme auf 
eine Waldwiese, deren Mitte eine Gruppe der schönsten riesigsten Tannen 
ziert. Im Augenblicke des Hinaustretens auf die Wiese verstummen die 
Töne ; hier musste ihre Quelle sein, so viel war gewiss. Auf dem moos- 
reichen Rasen finde ich nichts, ich beginne also die Bäume zu durchmustern, 
und sehe zu meinem Erstaunen auf einem der mittleren Seitenarme einer 
Tanne, nahe am Hauptstamme, in steifer und gerader Richtung, mit eng 
angezugenem Gefieder eine grosse graue Eule sitzen, wie ich eine ähnliche 
noch nie gesehen, und die ich auch allsogleich herabschiesse. d 


Auf den Schuss flog von demselben Baume eine zweite gleich grosse 
Eule weg, die ich aber in der Aufregung fehle. 


Mein Entzücken war masslos, als ich in der geschossenen Eule Striz 
uralensis, die grösste ornithologische Seltenheit für Deutschland, erkannte 
und ich bereute um so schmerzlicher den Fehlschuss, als mir durch ihn 
wahrscheinlich der Gefährte entkommen. 


Also diese sonderbaren Laute, dieses täuschend ähnliche Ziegen- 
gemeker soll aus der Kehle einer Eule gekommen sein ? Es war so, ohne 
Zweifel, ich hatte mich vollkommen von der Abwesenheit aller Wesen 
überzeugt, deren Stimmen nur annähernd der erwähnten glichen ; mit dem 
Tode der einen und dem Vertreiben der andern Eule hatte das Mekern auf- 
gehört, ich bekam es nicht mehr zu hören und reiste endlich nach zwei- 
lägigem fruchtlosem Suchen ah. 


56 


Die Präparation der Eulenleiche zeigte, dass sie cin Weibchen ge- 
wesen, der Eierstock war bedeutend angeschwollen „ der vollgepfropfte 
Magen enthielt Gewölle und Knochen kleinerer Säugethiere. Mäuse. 

Als ich auf meiner Rückreise durch Kremsmünster kam, und die dor- 
tige Stifts-Sammlung (zum grössten Theil Local-Sammlung) besah, fand 
ich auch diese Eule in vier Exemplaren aufgestellt; darunter eines im 
Jugendkleide. 

Auf mein Befragen, wie man zu diesen Vögeln gekommen, erhielt ich 
die Antwort, dass sie sämmtlich in der Nähe geschossen und eingeliefert 
wurden, dass sie in der ganzen Umgebung und zu allen Jahreszeiten zu 
finden seien, folglich auch hier brüten. Ueber die Lebensweise derselben 
wusste man nichts anzugeben. 

Eine Eule also, in deren Besitz bis jetzt nur die felsigsten Gegenden 
der uralischen Gebirge und das nördlichste Schweden ein Monotinon zu 
haben schienen, kommt auch in Oesterreich und gar nicht selten, in 
Ebenen vor. 

Durch fünf Jahre hörte ich nichts mehr über diese Eule, bis zur ver- 
gangenen Woche, in der ich die vorliegende merkwürdige dunkelbraune 
Varietät aus der Steiermark erhielt. Der Ueberbringer derselben war der 
Naturalist Preg1| aus Gratz, dessen Freund sie vor ungefähr sechs Wochen 
bei Friedau in einer Ebene am hellen Tage im Fluge geschossen. 

Herr Pregl, ein guter Beobachter, dem wir die Bekanntschaft einer 
neuen Sylvie zu danken haben, erzählte mir von der Uraleule, dass sie in 
Steiermark ziemlich häufig ist, wo sie am hellen Tage in den Ebenen nach 
Mäusen jagt. Wie alle Eulen, steht auch sie dort, obwohl unschuldig, in 
einem bösen Rufe, den ihr der Aberglaube angedichtet, der ein Verdienst 
daraus macht, eine gefangene oder geschossene Eule zum abschreckenden 
Beispiel an ein Scheunenthor zu nageln. Der bezeichnende Volksausdruck 
nennt sie Habergaiss wegen ihrer mekernden Stimme, die sie oft, be- 
sonders zur Paarungszeit hören lässt. r 

Mit grosser Befriedigung finde ich also meine frühere Beobachtung 
bestätigt und wage es hiermit sie zu veröffentlichen. 

„In der Lebensgeschichte dieser Tageule muss demnach ihre 

„sie characterisirende Stimme angeführt und zur Rubrik der geogra- 

„fischen Verbreitung hinzugefügt werden, dass diese Eule nicht nur 

„ın Oesterreich vorkömmt, sondern daselbst nicht einmal zu den grossen 

„Seltenheiten gehört, dass sie hier Standvogel ist und brütet.“ 

Sirix uralensis in diesem abnormen Kleide *) dürfte freilich zu den 
ausserordentlichsten Erscheinungen gehören, ich glaube damit ein Unicum 
zu besitzen, wenigstens habe ich nirgends gelesen oder gehört, dass irgend 
wo noch ein solches zweites Exemplar existire. 


*) Ganz einfärbig dunkel schwarzbraun. 


97 


Herr Prof. R. Kner zeigte zuerst einen Aal aus der Gattung 
Muraenophis als Belegstück der grossen Lebenszähigkeit vor, durch 
welche sich diese häufig auszeichnen. Derselbe hatte ein beträcht- 
lich langes Stück groben Zeuges verschluckt, von welchem ein 
kleiner Theil noch an den scharfen Zähnen der Mundhöhle hängen 
geblieben war, während die Hauptmasse des Lappens bereits den 
Weg durch den Verdanungskanal zurückgelegt und den Afterdarın 
derart ausgefüllt hatte, dass er nicht nur ihn wurstförmig ausdehnte, 
sondern auch die Analöffung in einem enormen Grade. Bei etwas 
geringerer Grösse des Lappens wäre es dem kräftigen nisus expellendi 
sicher gelungen, sich desselben völlig zu entledigen, so aber machte 
eine Darmruptur diesen vergeblichen Bemühungen und ohne Zweifel 
auch dem Leben des Thieres ein Ende. Prof. Kner fügte bei: 
„Wenn auch der hier vorgezeigte Fall einen ausländischen (brasili- 
schen) Fisch beireffe, so dürfte die Mittheilung desselben in diesem 
Vereine doch insoferne gerechtfertigt erscheinen, als auch von un- 
sern inländischen Aalen und anderen Fischen sich nicht wenige Bei- 
spiele anführen liessen, die von der grossen auch diese Thierklasse 
oft auszeichnenden Lebenszähigkeit Zeugniss geben.“ 

Hierauf bespricht Prof. Kner die eigenthümliche Beweglichkeit 
der Rückenflosse, durch welche sich die Büschelkiemer, namentlich 
die Seepferdeben (Hippocampus) auszeichnen. Durch die Einzelbe- 
weglichkeit ihrer Strahlen wird nämlich eine äusserst schnelle undu- 
latorische Bewegung der Flosse hervorgebracht, welche unwillkür- 
lich an die Räderorgane der Wimpernkrebse (Rotatorien) erinnert. 

„Dass dieser auffallenden Beweguug, fuhr Kner fort, eine von andern 
Fischen abweichende Museulatur der Dorsale zu Grunde liegen müsse, liess 
sich im Voraus vermuihen, da mir aber hierüber keine nähern Angaben be- 
kannt waren, so unternahm ich die Untersuchung derselben um so mehr, 
als mein hochverehrter Freund‘ Heckel mir zu meinem Befremden mit- 
theilte, dass er auch bei einem unserer inländischen Süsswasserfische, dem 
vielfach interessanten Hundsfische, Umbra (Cyprinodon) Krameri eine 
ähnliche Beweglichkeit der Dorsale beobachtet habe. Der Umstand, dass eine 
so eigenthümliche Anordnung bei Fischen aus zwei einander so entfernt 
stehenden Familien sich vorfindet, liess mich die Untersuchung noch desshalb 
lockender erscheinen, als dadurch für meine oft ausgesprochene prineipielle 
Ansicht: dass kein Merkmal für sich allein einen a priori bestimmten abso- 


luten Werth für die Characteristik und Systemalik besitze, eine neue Stütze 
in. Aussicht stand. Ich untersuchte daher zu diesem Behufe die drei Gattun- 


Bd. V. Sitz.-Ber. H 


58 


gen: Syngnathus, Hippocampus und Umbria „ und erlaube mir die Ergeb- 
nisse in Kürze mitzutheilen , die bei jeder der drei genannten Gattungen 
mehr oder minder abweichende waren. 

Am wenigsten auffallend ist die Anordnung der eigenen Muskeln für 
die Strahlen der Rückenflosse bei Syngnathus, deren Dorsalbewegung ich 
übrigens an lebenden Exemplaren nicht selbst beobachtete. Nach Ent- 
fernung des Hauptpanzers liegt hier zunächst eine dünne Schichte ober- 
flächlicher Längsmuskeln; unter und von ıhr durch eine schwarz pigmentirle 
seidenglänzende Scheide getrennt, bemerkt man erst nach Wegnahme der 
letztern die musculi proprii radiorum, die kaum von einander isolirt und 
fast alle parallel verlaufen. Diess fällt insoferne auf, als gerade bei dieser 
Gattung die langen Flossenträger am Skelete in fächerartig auslaufende 
Bündel gestellt sind, und zwar sitzen bei Syng. rubescens acht solcher 
Bündel, deren jedes aus 3—5 Flossenträgern besteht, auf eben so vielen 
Wirbeln aul. Die einzelnen musculi proprii bestehen zwar aus zwei meist 
deutlich zu sondernden Muskelbündeln, enden aber an der Flossenbasis nicht 
in dünne Sehnen. — Bei Hippocampus sind dagegen die langen Flossenträger 
fast parallel, nur die vordern und hintern etwas divergirend und die Flosse 
sitzt (wenigstens bei Hipp. guttulatus ) bloss auf drei Wirbeln auf, deren 
obere Schenkelbögen statt einfache Dornfortsälze zu bilden, sich sogleich in 
drei kurze strahlig auslaufende Knochenfasern zertheilen, auf welchen die 
Flossenträger sodann aufsitzen.: 

Auch hier scheinen die noch längern Bündel der musculi proprii ein- 
fach, d. h. für jeden Strahl ist jederseits nur eine Muskel vorhanden , der 
nach oben in eine ziemlich lange dünne Sehne endet. Nach abwärts gegen 
die Wirbelsäule convergiren aber diese Eigenmuskeln derart, dass sie sich 
in drei den Wirbeln entsprechende Fascikeln vereinigen; auch treten hier 
drei eigene Nervenstämme (unter welchen der mittlere der grösste ıst) in 
diese Fascikeln ein, deren Zweige die Einzelmuskeln eines jeden der drei 
Bündel versorgen. — Bei der Gattung Umbra, von der ich leider kein 
Skelet zur Hand habe, lehnt sich an die Flossenträger sämmtlicher fünfzehn 
Strahlen jederseits ein breiter kräftiger musculi proprius, der aus zwei 
Bündeln besteht, die namentlich nach oben deutlich in ein vorderes und 
hinteres (levator und depressor) gesondert sind und mit sehr kurzen Sehnen 
an die Gelenkenden der Strahlen sich befestigen * 


Diese Mittheiluing wurde durch Vorzeigung von Präparaten 
erläutert. 


Herr Dr. C. Hampe zeigt einen neuen Käfer vor, und gibt 
dessen Beschreibung (siehe Abhandlungen). 


Herr Vereins-Secretär Dr. A. Kerner spricht über Volks- 
namen der Pflanzen. (Siehe Abhandlungen.) 


Herr J. Juratzka legt Carex filiformis mit Folgendem vor: 

Ich erlaube mir, der geehrten Versammlung eine, gelegentlich eines am 
27. Maid. J. nach Moosbrun unternommenen Ausfluges aufgefundene Segge vor- 
zulegen, dieseitHost undGarovaglio(Wien.Fl. p.74) im Wiener Floren- 
gebiet nicht wieder gefunden worden zu sein scheint, und auch desshalb in 
den Nachträgen zur Flora von Wien (p. 95) von dem geehrten Herrn Ver- 
fasser gestrichen wurde. Es ist diess die Carer filiformisL. Sie findet sich, 
obwohl spärlich in einem der Wassergräben auf der östlichen Seite des 
Dorfes mit Carex panicea L. strieta Good und paludosa G 0 0d. 

Von Carex nutans Host, mit welcher sie verwechselt werden könnte, 
unterscheidet sie sich hauptsächlich durch die kurzhaarig flaumigen Früchte 
und durch die gerinneltien fadenförmigen steifaufrechten Blätter, die kaum 
breiter als der Halm sind. 

Nicht ohne Interesse ist ferner in der sumpfigen Au an der Piesting 
vor Moosbrunn, das Vorkommen der Cardamine pratensis L. mit gefüllten 
und fast durchweg weissen Blüthen, von welchen jedoch die schönsten 
Exemplare wegen der Tiefe des Wassers sehr schwer zu erreichen sind. 


Herr Director Kollar erwähnt das Erscheinen einer Wild- 
katze in der Nähe von Wien. 

In der Fauna der österreichischen Monarchie ist bekanntlich 
das Katzengeschlecht nur durch die beiden Arten Felis catus und 
F. Iynx vertreten. Beiden Arten wird, da sie keine willkommenen 
Gäste für Jagdreviere sind, auf alle mögliche Art nachgestellt, so 
zwar, dass sie in vielen Gegenden völlig ausgerottet und nur noch 
hier und da in weit ausgedehnten Waldungen einzeln angeiroflen 
werden. 

Um so überraschender muss das Auftreten einer dieser Kalzen- 
Arten in der Nähe der Residenz erscheinen. 

Im heurigen Winter, in welchem uns, wie an dieser Stelle 
seiner Zeit berichtet wurd®, seltene Gäste aus der Classe der Vögel 
heimgesucht haben, wurde auch am 5. Februar eine völlig ausge- 
wachsene Wildkatze in Plankenberg bei Neulengbach, einer Besitzung 
Sr. Durchlaucht des Fürsten Carl von Liechtenstein von dem 
Revierlörster Franz Cziska geschossen. 

15: 


60 
Seine Durchiaucht hat dieses prachtvolle Exemplar , als eine 


vaterländische Seltenheit den Sammlungen des k. k. zoologischen 
Hoi-Kabinetes verehrt. 


Herr G. Frauenfeld legt ein Molluskenverzeichniss von 
Tirol von den Gebrüdern von Strobel gesammelt, und eine Schmet- 
terlingsfauna von Cypern und Kleinasien von J. Lederer (siehe 
beide in den Abhandlungen) vor, und gibt schliesslich eine Ueber- 
sicht seiner diessjährigen Reise an das rothe Meer. 


Versammlung am 4. Juli. 


Vorsitzender: Vicepräsident: Herr Dr. E. Fenzl. 


Neu eingetretene Mitglieder: 


Als Mitglied P. T. Herr bezeichnet durch P. T. Herrn 


Drasche Dr. Anton. Secundar-Arzt im 

k. k. allgemeinen Kraukenhause . . Dr. @. Mayr u. Dr. A. Kerner. 
Ertl! Johann, Dr.d.Med.n.Chir. . . . Dr. L. Heinzel u. Dr. A Kerner. 
Herrich-Schäjfer, Dr., Proi.in Regensburg Dr.@G. Mayr u. @. Frauenfeld. 
Leinweber Konrad, k. k. Hofgärtner in 

Laxenburg . Sag dena. 
Standthartner Dr. Josef, Primar-Arzt im 

k. k. allgemeinen Krankenhause . . Dr.J. Haubner u. Dr. A. Kerner. 
Weinke Franz Carl, Dr. d. Mediein . . J. Lederer u. J. Schuler. 
Wildner Friedrich, Oekonomie-Verwal- 

ter zu Hainstetten . 2 2 20.20. . Dr. L. Forster u. Dr. Schiner. 


Dr. Schiner u. G@. Frauenfeld. 


Eingegangene Gegenstände: 
Yilla Ant. e Giov. @atalogo dei Coleotteri della Lombardia. Milano 1844. 

— Rivista delle obiezioni publicate dai Signori Don Carlo Bassi e 
Canonico Bellani su due memorie. Milano 1846. 

— Degli insetti carnivori adoperati a distruggere le specie dannose 
all’agricultura. Milano 1845. 

—  Osservazioni entomologiche durante l’eclisse del 9. Ottobre 1847. 

—  Catalogo dei molluschi della Lombardia. Milano 1844 

—  Dispositio systematica Conchyliarum terrestrium et fluviatilium quae 
adservantur in collectione. Mediolani 1841. 


61 
Villa Ant. e Giov. Notizie intorno al genere MHelania memoria malaco- 
logica. Milano 1855. 
— (Comparsa periodica delle efimere nella brianza. Milano 18:7. 
Leybold Fr Stirpium in alpibus orientali-australibus nuperrime reper- 
tarum nonnullarumque non satis adhuc expositarum Icones 
quibus brevem ex recentissimis observationibus derivatam 
adjunzit descriplionem auct. Fr. L. Monacensis, Raiisbonne 1855. 
Nylander Dr. W. Etudes sur les Lichenes de l’Algerie. Cherbourg 1854. 
Martius Dr. Carl F. Beitrag zur Natur- und Literär-Geschichle der Agaveen. 
München 1855. 
Diesing Dr. K. M. Sechzehn Gattungen von Bienenwürmern und ihre 
Arten. Wien 1855. 
FenzI| Dr. E Ein Beitrag zur näheren Kenniniss des relativen Werthes 
der Differential - Charactere der Arten der Gallung Cyperus. 
Wien 1855. 
— Bericht über die von Herrn Dr. Constant. Reitz, k. k österr. Vice- 
Consul für Inner-Afrika auf seiner Reise von Chartum nach 
Gondär in Abyssinien gesammelten geografisch - statistischen 
Notizen. Wien 1855. 
Geschenke der Herren Verfasser. 


Mittheilungen über Gegenstände der Landwirthschaft und Industrie Kärntens. 
Klagenfurt. 12. Jahrgang. 1855. Nr. 5. 

Verhandlungen und Mittheilungen des siebenbürgischen Vereines für Natur- 
wissenschaften zu Hermannstadt 1854. 5. Jahrg. 

Rendiconti delle adunanze della R. Accademia economico-agraria dei 
Georgofili di Firenze 1855. Maggio, Giugno. 

Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien. 1855. 
Bd. XVI. 1. Heft. 

Die feierliche Sitzung der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien am 
30. Mai 1855. 

Berichte über die Verhandlungen der Gesellschaft für Beförderung der 
Naturwissenschaften zu Freiburg im Breisgau. 1855, 1. Heft. 
Nr. 6 — 9. 

Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. Wien 1854. V. #4. 4. 

Bulletin de la Classe physico-mathematique de l’Academie imperiale des 
sciences de Saint-Petersbourg. Tome XIII. Nr. 13—24. 

Zeitschrift der k. k. Gesellschaft der Aerzte in Wien. 1855. 5.—6. Heft. 

Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Halle 1854. II. Band. 
2. — 3. Quart. 

Schriftentausch. 
Herbarium Ruborum rhenanorum. 1. Nr. 1—30. 


WırtgenDr. Ph. Erläuterung zu den rheinischen Menthen. 
Geschenk des Herrn Dr. Wirtgen. 


62 

Eine Partie Pflanzen von 85 Species in 586 Exemplaren aus der Flora des 
Riesengebirges. 

Geschenk der Frau Josefine Kablik. 
100 Exemplare des Pilzes: Cytispora rubescens Fr. 
Geschenk des Herrn L. R. v. Heufler. 
AmbrosiF. Flora del tirolo meridionale Vol. I. Punt. IV. 
Netoliöka Dr Eugen. Lehrbuch der Botanik. Brünn 1855. 
— Elemente der Pflanzenphysiologie. Brünn 1855. 

Fenzl Dr. Ed. Bildliche Naturgeschichte des Pflanzenreiches in Umrissen 
nach seinen wichtigsten Ordnungen. Pest 1855. 

Verhandlungen der Forst-Seetion für Mähren und Schlesien. Brünn 1855. 
3. Heft. 

Karafiat Dr. Gustav. Landwirthschaftliche Mittheilungen. Pest 1855. 

Scalini Carlo. Metodo pratico preservalivo contro i danni della Critto- 
gama. Memoria dell’ingegnere. Como 1855. 

Storia naturale illusirata del regno animale. Venezia 1855. Volume 1. 
Fasc. 19 --20. 

Die Fortsetzungen der Zeitungen. 

Geschenke der k. K. obersten Polizeibehörde. 


Herr Dr. A. Kerner hält einen Vortrag über die geografische 
Vertheilung der Weiden und die Weidenbastarde Oesterreichs, und 
verspricht den ausführlichen Aufsatz für die Abhandlungen später 
zu liefern. 


Herr von Heufler legte als Beitrag zu den Sammlungen, 
welche der Verein als Entgelt zu der vom hohen Ministerium für 
Cultus ‚und Unterricht angewiesenen Geldsumme sich vorgenommen 
hat, an Gymnasien und Realschulen zu vertheilen, 100 Exemplare 
des Kernpilzes Cytispora rubescens Fr. vor und gibt dazu folgende 
Erläuterungen: 

Herr Wirthschaftsrath Hoffmann hat im vorigen Monate aufmerk- 
sam gemacht, dass eine von den hiesigen Obstgärtnern „schwarzer 
Brand“ genannte Krankheit die Aprikosenbäumchen des Landwirthschafts- 
gartens (Landstrasse, Haltergasse) verwüste. Der Pilz, welcher, hierbei 
eine Rolle spielend, zwischen Holz und Rinde nistet, letztere bersten macht 
und zur Zeit der Sporenreife über Nacht die Sporen, in eine röthliche ran- 
kenartige Schleimmasse gebettet, herausschnellt, ist nach Fries S. M. 
11. 542 als Cytispora rubescens bestimmt worden. Der Name „schwarzer 


63 
Brand“ kömmt von der schwarzen Farbe der Perithecien des Pilzes, welche 
beim Anschneiden massenhaft sichtbar werden. 

Cytispora rubescens wird weder in Opiz „Seznam Rostlin Kveteny 
Ceske*, einem Verzeichnisse der Flora Böhmens, welches das dechische 
Museum im Jahre 1652 in Prag veröffentlicht hat, noch in Pokorny's 
„Systematischer Aufzählung der in der bisherigen Literatur angeführten 
Kryptogamen von Unter-Oesterreich“ , welche im vorigen Jahre in unseren 
Vereinsschriften (Abhandlungen 50—168) erschienen ist, erwähnt. Dieser 
Pilz ist daher als neuer Bürger der Flora von Unter-Oesterreich und wahr- 
scheinlich auch des ganzen Reiches anzusehen. 


Herr von Heufler zeigte überdiess folgende vor Kurzem in 
und um Wien gesammelte Pilze vor : 

UOylispora ecarphosperma Fr. S.M. 11. 543. 

Unter der Rinde von abgedorrten Zweigen eines Birnbaumes im land- 
wirthschaftlichen Garten zu Wien. Gleichzeitig mit Cylispora rubescens von 
Hilr. gesammelt und gleich dieser aus den angeführten Gründen für Nieder- 
Oesterreich und wahrscheinlich auch für das ganze Kaiserthum neu. 

Chrysomyza Abietis UngerB z.v.P. 24. 

Auf Fichtennadeln bei Merkenstein vom Wirthschaftsrath Hoffmann 
Anfangs Juni 1855 gesammelt. 

In Pokorny’s Verzeichnisse Nr. 325 wird ein Pilz als Aecidium 
abielinum mit einem Fragezeichen an der Stelle des Namengebers auf das 
Zeugniss des Med. Drs. und Professors der Naturgeschichte und Thierheil- 
kunde Josef Hayne angeführt, welcher hierüber in seinem Büchlein 
„Gemeinnütziger Unterricht über die schädlichen und nützlichen Schwämme. 
Wien 1830.“ S. 8 folgende Nachricht gibt: Aecidium abietinum. Kelch- 
brand der Fichte. Auf den ziegelrothen unförmlichen Flecken an den 
Nadeln der Fichten brechen mehrere Bläschen hervor, die einen gelben 
Staub ausstreuen, Die Bäume sehen von dem zerstreuten Staub gelb aus. 
In nassen Jahren ist dieser Pilz sehr gemein und verursacht vielen Schaden.” 
Da jedoch weder Hayne im Texte, noch Trattinick in der bezüglichen 
Vorrede aussagt, dass die ohne einen bestimmten österreichischen Standort 
erwähnten Pilze, welche die grosse Mehrzahl ausmachen, dennoch von ihm 
oder Anderen in Unter-Oesterreich oder überhaupt im Kaiserthume gefunden 
worden seien, so kann Hayne als sicherer Gewährsmann für die unter- 
österreichische Heimat dieses Pilzes nicht eitirt werden, eite Bemerkung, 
welche Pokorny selbst in der Vorrede zu seinem Verzeichnisse, $. 44, 
nicht verschweigt, die Aufnahme der Hayne’schen ohne Standort erwähn- 
ten Pilze in das Verzeichniss der Flora Unter-Oesterreich's hingegen dadurch 
zu begründen sucht, dass des Verfassers Aufenthalt in Wien war und auclı 
Trattinick ein empfehlendes Vorwort dazu geschrieben habe, wesswegen 
die Wahrscheinlichkeit, dass dieselben sämmtlich von Hayne in Unter- 
Oesterreich beobachlei worden seien, eine sehr grosse sei. 


64 

Aecidium abietinum A. et Schw. Ag. Nisk 129 (Caeoma Picea- 
tum Link in W. S. P. VI. II. 62.) wird weder in Wallroth’s „Flora 
eryptogamica,“ noch in Rabenhorst’s „Handbuch der Cryplogamenflora,“ 
noch in Fries’ „Summa vegetabilium Scandinaviae“ erwähnt. Auch Link 
hat es nur getrocknet gesehen (,„v. s.“ 1. c.), so dass es nach den mir vor- 
liegenden Quellen mit Sicherheit nur von Albertini undSchweinitz in der 
Oberlausitz bobachtet worden und in neuester Zeit von deu Floristen ganz 
mit Stillschweigen übergangen worden ist. Es ist jedoch kein Grund vor- 
handen, die Existenz dieser Pflanze, welche durch Beschreibung und Abbil- 
dung von zwei solchen Gewährmännern, wie die Verfasser des klassischen 
„Conspectus fungorum in Lusatine superioris agro niskiensi erescentinum“ 
sind, constatirt worden ist, in Zweifel zu ziehen, und aus dem Systeme zu 
streichen. 


Ob Chrysomyza Abielis, welche sich von Aecidium abietinum durch 
den Mangel eines Peridium’s und durch den Umstand unterscheidet ,„ dass 
keine Sporen zur Entwicklung kommen, von Hayne uuter dem Namen 
Aecidium abietinum verstanden worden sei, lässt sich mit Sicherheit nicht 
entscheiden. Wenn angenommen werden dari, dass die zitirte Stelle in 
Hayne’s Arbeit auf eigene Beobachtung sich gründete, so kann Chryso- 
myza abietis nicht gemeint gewesen sein, und es ist also auch dieser Pilz 
als eine neue Species der unter-österreichischen Flora festzustellen. Hayne 
hat entweder wirklich das Aecidium abielinum A. et Schw. beobachtet, 
dessen sichere Wiederauffindung, dem Obigen zufolge, höchst interessant 
wäre, oder, was noch merkwürdiger wäre, er hat jene sporenlose Uredinee, 
welche Unger als Chrysomyza abietis beschrieben hat, in einer höheren 
sporentragenden Entwicklung, somit als wirkliche „Uredo“ gefunden. 
Grund genug, um krauke Fichtennadeln fleissiger als es bisher geschehen 
ist, zu beobachten! 


Peridermium elatinum Kunze et Schmidt exs. N. 141. 

Auf jungen Nadeln frischer Triebe der Weisstanne im Walde hinier 
Kalksburg, gefunden Anfangs Juni von den Herrn Ministerialofficial Szlavik, 
einem neuen Jünger der österreichischen Pilzkunde. 

Auch dieser Pilz ist von Pokorny in das erwähnte Verzeichniss 
nur auf das Zeugniss Hayne’s aufgenommen worden, welcher am angeführ- 


ten Orte keinen Standort angibt. 
Aus dem Kaiserthume ist er auch aus Siebenbürgen bekannt (Hflr. 


Spee. Fl. er. v. Arpasch. 48). 


Uredo Semperwvivd Alb. et Schw. Ag. N. p. 126. 

Auf einem kleinen Sempervivum im k. k. Garten der österreichischen 
Flora zu Wien. Vom Gärtner Hillebrand im Mai d. J. beobachtet und 
gütigst mitgetheilt. 

Fehlt in Pokorny's zitirtem Verzeichnisse. 


65 


Aethalium septicum Fr. em. Wallr. Fl. er. II. 340. 

In Menge auf Gärberlohe zwischen der Belvedere- und St. Marxer- 
Linie zu Wien, Ende Juni. Im schmierigen Jugendzustande von einem eigen- 
thümlichen abscheulichen Gestank. Lässt sich auch in diesem Zustande mit 
Beibehaltung der hirnartigen Gestalt seiner Oberfläche aufbewahren, wenn 
man die Stücke unversehrt, z. B. über Nacht auf die Platte eines bei Tag 
geheizten Sparherds legı. 

Mit Beschränkung der Species Aethalium septicum auf jene, welche 
die Gärberlohe bewohnt, ist auch von dieser Species nur die Angabe von 
Hayne ohne Erwähnung eines näheren Standortes bisher für Unter-Oester- 
reich bekannt gewesen. 


Pnallus impwudieus Linn. Cod. 8487. 

Im jugendlichen Alter noch in der geschlossenen Form eines Eies 
(Teufelsei) in einem Hainbuchenwald am Fusse des Buchberges unweit Wien 
von dem bereits erwähnten Herrn Ministerialoffizial Karl Szlavik gefunden. 
Ende Juni. 


Herr Dr. Schiner gibt folgenden Beitrag zur Characteristik 


der Fauna des Neusiedlersees: 

Die Ufer des Neusiedlersees haben durch ihre eigenthümliche Flora 
und Fauna die Aufmerksamkeit der Botaniker und Coleopterologen schon längst 
auf sich gezogen. Seit wir durch die Eisenbahn mit demselben in nähere 
Verbindung gekommen sind, so dass selbst ein einziger Tag genügt, um 
einen, gar nicht sehr gehetzten Ausflug dahin machen zu können, sind viele 
und seltene Pilanzen und Käfer von dort her in unsere Sammlungen gewan- 
dert. Es gewähret auch ein eigenes Interesse, wenige Stunden von Wien 
Pllanzen zu treffen, welche sonst nur in unseren südlichen Provinzen ange- 
troffen werden und die sich bis zum Haglersberg hin verbreitet haben, wie 
z. B. die herrliche Artemisia camphorata Will. oder die zarte Molinia 
serolina Lk. Für den Coleopterologen sind die dort vorkommenden selte- 
neren Carabiciden, wie: Drypta emarginata Fabr., Odacantha mela- 
nura L., Aötophorus imperialis Meg., Stenolophus elegans Dej. u. A. 
jederzeit eine erwünschle Ausbeute, und gewiss überrascht ihn das Treiben 
der schönen Cicindela littoralis Fabr., welche an sandigen Stellen häufig 
zu treffen ist eben so sehr, wie den Botaniker die hier und da ganze Flächen 
bedeckenden Halophylen. 

Alsich mich noch mit der Botanik beschäfligte und auch fleissig Käfer 
sammelte, besuchte iclı diese Localität sehr oft. Seit ich aber ausschliessend 
den Dipteren nachgehe, bin ich durch Verhältnisse veranlasst, nicht mehr an den 
Neusiediersee gekommen, ja im leizten Jahre musste ich einen Ausflug da- 
hin, den ich schon bis Bruck an der Leitha ausgeführt halte, des ungünstigen 
Wellters wegen unterbrechen. 


Bd. V. Sitz.-Ber. I 


66 


Im heurigen Jahre endlich und zwar am Pfings!sonnlage (27. Mai) 
besuchte ich denselben und war durch den Reichthum und die Eigenthüm- 
lichkeit der dortigen Fliegenfauna so sehr überrascht, dass ich in Gesell- 
schaft meines verehrten Freundes Dr. Johann Egger, der im Laufe der 
Woche bereits allein dort gewesen war, am darauffolgenden Sonnlag 
(3. Juni) meinen Ausflug dahin wiederholte. 

Ich beabsichtige nun, Ihnen, meine verehrten Herren, über die Dipte- 
renfauna des Neusiedlersees, nach den Resultaten dieses dreimaligen Besu- 
ches einen kurzen Bericht zu geben, um zu zeigen, dass diese Localität 
auch den Dipterologen grosses Interesse gewähre und um meine Herren 
Collegen, die sich mit anderen Zweigen der Entomologie beschäftigen, auf 
dieselbe insbesondere aufmerksam zu machen. 

Bekanntlich braucht man von Bruck aus zwei kleine Wegstunden, um 
den See zu Fusse zu erreichen. Wir wählten den herrlichen Fussweg durch 
den sogenannlen „Spittelwald“ und steuerten, auf der Höhe des Bergrückens 
angelangt, dem Orte Yoyss zu, von wo aus wir dann durch die üppigen 
Seewiesen uns gegen Winden zuwendeten, wo wir jedesmal unsere Excur- 
sion beschlossen. Schon im „Spittelwalde“ gab es Ausbeute in Hülle und 
Fülle. Auf den Blättern der Gesträuche sassen seltene Tachinarien, worunter 
ich Nemoraea pellueida Meig. desshalb besonders erwähne, weil wir das 
Weibchen, welches Meigen als Tachina neglecta beschrieb, mit den 
Männchen zugleich und in Copula in grosser Menge antrafen *). 

Im Grase neben dem Waldrande trieben mehrere Asilus-Arten ihr 
räuberisches Handwerk, darunter Lophonolus praemorsus Löw., forcipula 
Zeller, bimuceronatus Lö w., spiniger Zeller, u. A., während Dasy- 
pogon teutonus L. und Dioctria oelandica L. lauernd an niederen Blättern 
hingen. Die interessanteste Ausbeute lieferte uns der in Blüthe stehende 
Crataegus Oxyacantha L. Hier begegneten wir zuerst! einzelnen Exemplaren 
der herrlichen Odontomyia ornata Meig., ferners Criorrhina asilica Fall. 

*) An dem Zusammengehören beider Arlen kann gar nicht gezweifelt 
werden. Schon Rondani hal diess beobachtet und beide Arten unter 
einen neuem Namen Nemoraea conjuncla aufgeführt. Dem stimmen 
wir nicht bei und vindiciren der Art den Namen, welchen Meigen dem 

Männchen gab: Nemoraea pellucida, wozu als Synonyme folgende 

Arlen gezogen werden müssen: 

5 Tachina pellucida Meig. 
> neglecta Meig. 


© Nemoraea bombylans Rob-Desv. 
oO „ affinis Rob-Desv. 
16) ” fulva Rob-Desv. 
[6) pellucida Meig. Macg. Zett. 
2 is neglecta Meig. Macgq. 
5 et conjunclaRond.u. Macg. 


67 
Milesia vespiformis L., bombylans Fahr. und speciosa Fabr. und dem sel- 
tenen Doros conopseus Fabr. Auf der Heide ausser dem Walde fing ich in 
einem sandigen Graben Sarcophaga mortuorum L., die ich nur desshalb 
besonders erwähne, weil fast alle eingefangenen Exemplare der viel selle- 
neren Varietät mit grünem Hinterleibe angehörten. An den Blüthen von 
Anthemis wimmelte es von Ploas virescens Fabr. und die einzelnen Stau- 
den lieferten zwei Arten von Thereva, während hier und da die Silberpuncte 
von Bombylius ater L. den allenthalben rültelnden Trauerschweber verrie- 
Ihen. Iu den Wiesen gegen Yoyss zu sammelten wir einige gewöhnliche 
Cheilosien (vorherrschend Ch. flavimana Meig.) und in Unzahl Chrysoga- 
ster metallica Fabr. 5 et @ *), während Ch. viduata L. nur selten zu 
ireffen war. An den Doldenblumen, welche den Rand der Wassergräben be- 
deckten, und an den Blüthen von Chrysanthemum Leucanthemum L. schienen 
mehrere Siratiomyden- Arten ganz und gar zu Hause zu sein. Nemolelus 
pantherinus L. und uliginosus L., Odontomyia viridula Fabr. und ornata 
Meig., Stratiomys Chamaeleon Deg., furcata Fabr. und longicornis 
Scop. waren hier in Menge zu treifen. Zwischen dem üppigen Grase Hog 
ungemein zahlreich Merodon spinipes Fabr., von dem wir eine Menge von 
Exemplaren sammelten, unter denen jedoch nicht ein einziges anzutreffen 
war, welches der als Varietäl angesprochenen Rondanischen Art Herodon 
nigritarsis entsprochen hätte. 

Der Fliegenreichthum , den wir an den Ufern des Sees selbst antrafen, 
überstieg alle unsere Erwartung. 

An den Pfützen wimmelte es von Lispe-Arlen und die Dolden und 
Blüthen strotzten im wahren Sinne des Wortes von Stratiomyden, worunter 
ausser den oben genannten auch noch Nemoletus nigrinus Fall. und globu- 
liceps Lö w., Odontomyia tigrina F ab r. und obwohl selten Siratiomys Cenista 
Meieg., vor allen aber der von J. v. Frivaldsky erst jüngst in unseren 
Schriften neu aufgestellte Nemotelus signatus besonders zu erwähnen sind. 
Dieser Letztere war gar nicht sehr selten und scheint, obwohl er in allen 
Hauptmerkmalen mit dem echten N. signatus v. Friv. übereinstimmt, als 
eine sehr distinguirte Grössenvarielät. Die Rückenflecke auf der Mitte des 
Hinterleibes sind bei dem Männchen auch nicht so deutlich wie an den 
typischen Exemplaren, welche ich hier gleichzeitig dem Vereine für die 
Sammlungen zu übergeben die Ehre habe. 

Auffallend schien uns das relativ seltenere Vorkommen von Syrphiden, 
obwohl wir auch aus dieser Familie einzelne ganz ausgezeichnete Arten 
antrafen. 

Ich nenne darunter Merodon clavipes Fabr., Helophilus peregrinus 
Lw., frutelorum Fabr. und versisolor Löw. Von H.peregrinus Lw. fan- 
den wir auch das bisher noch unbeschriebene Weibchen. Die Gaitnng Chry- 

*) Das © ist von Meigen unter dem Namen Chr. discicornis als beson- 


dere Art beschrieben. 
I * 


683 


so'orum war durch die Arten Chr. sylvarum W ied., festivum L. (= ar- 
cuatum Meig.) und vernale Löw., doch nicht sehr zahlreich vertreten. 
Dr. Egger fing ein einzelnes Exemplar von Sphegina clunipes Fall. und die 
ganz schwarze Varietät des Weibchens von Merodon clavipes. 

Ueber unsere Ausbeute aus anderen Familien habe ich nichts milzu- 
theilen, weil wir bei den wenigen dipterologischen Excursionen, die wir 
bisher an den Neusiedlersee ausgeführt haben, unmöglich Alles sammeln und 
berücksichtigen konnten und weil die ungeheure Menge von Stratiomyden 
und die genannten Syrphiden uns vollends in Auspruch genommen halten. 

Wir fingen übrigens auch aus anderen Familien Einzelnes und Aus- 
gezeichnetes und werden darüber, vielleicht im Spätherbste, wenn wir unsere 
Besuche am See öfters wiederholt haben werden, Bericht zu erstatten im 
Stande sein. 

Vorläufig über den Charakter der Dipterenfauna des Neusiedlersees 
überhaupt nur so viel, dass auch sie durch Repräsentanten südlicher Arten, 
wie des in Sicilien aufgefundenen Helophinus peregrinus und des in Ital’en 
und unserem Liltorale nicht seltenen Merodon clavipes, auffallend charakteri- 
sirt erscheint, und dass der Reichthum an Individuen Alles übersteigt, was 
uns seit unserem fünfjährigen, sehr fleissigen Durchforschen unseres Faunen- 
gebietes bisher vorgekommen ist. 

Zum Schlusse erlaube ich mir die Beschreibung des Weibchens von 
Helophilus peregrinus hier anzufügen. 

Helophius peregrinus Löw. 
(Entom. Zeitg. von Stettin. 7. Jahrg. (1846) pag. 118.) 

© Die Augen sind durch die ziemlich breite Stirne getrennt. Unter- 
gesicht und Stirne weiss behaart ; letztere mit einer glänzenden schwärzlichen 
Strieme, welche hinten den ganzen Raum zwischen den Augen einnimmt 
und vorne sich verschmälerr.d bıs zu den Fühlern reicht. Der hintere Augen- 
rand weiss. Die Thoraxstriemen mehr weisslich als bei den 5; die beiden 
mittleren vereinigen sich vor dem Schildchen zu einem breiten Bändchen, von 
dessen Mitte nach vorhin ein kurzes, spitziges Strichelchen ausgeht. Die 
Hinterleibszeichnung. wie bei den 5, doch sind die gelben Seitenflecke,viel 
dunkler, und die glänzenden Stellen an den Einschnitten breiter. Die Tarsen 
der Vorder- und Hinterbeine sind schwarz, an den Mittelbeinen ist die Wur- 
zel des ersten Gliedes gelb. Die Behaarung im Allgemeinen kürzer und 
sparsamer a!s bei den 5. Alles Uebrige wie bei den 5. 


Sodann spricht Herr Dr. Schiner noch über die Fortsetzung 
seiner „Diptera austriaca“, von denen er die Aufzählung der Stratio- 
miden und Xylophagiden für die Abhandlungen später vorzulegen 
verspricht. 


69 


Herr Director Dr. E Fenzl zeigt ein von dem k. k. Gärtner 
im Host’schen Garten, Herrn Hillebrand gezogenes Sedum, 
welches er im Tolnaer Komitat im Flugsand gefunden, blühend vor, 
und setzt dessen Unterschiede von $. acre und sexangulare ausein- 
ander, behält sich jedoch bevor, erst nach der Fruchlreife dieses 
Exemplars die Artrechte und den Namen derselben festzustellen. 


Herr Fr. Brauer gibt Beiträge zur Kenntniss der Verwand- 
lung der Neuropteren. (Siehe Abhandlungen.) 


Herr H. W. Reichardt übergibt einen Nachtrag zur Flora 
von Iglau. (Siehe Abhandlungen.) 


Herr G. Frauenfeld legt einen Aufsatz des Herrn L. 
Miller über neue Käfer aus den Grotten Krains vor. (Siehe 
Abhandlungen.) 


Versammlung am 1. August. 


Vorsitzender: Vicepräsident: Herr Zu R. v. Heufler. 


Neu eingelretene Mitglieder: 


Als Mitglied P. T. Herr bezeichnet durch P. T. Herrn 
Anker Ludwig n Ofen . » . 2 .......J. Lederer u. @. Frauenfeld. 
Feldmann Johann . . . 2. 2... Dr.L. Fitzinger u. G. Frauenfeld. 
Haller Friedrich. - . 2... ...Dr.ZL. Füzinger u. @. Frauenfeld. 
Hierschel Gioachino, Privatier in Wien . Dr. L. Stohl u. Dr. A. Kerner. 
Hierschel Oscar, Privatier in Triest . . Dr. _L. Stohl u. Dr. A. Kerner. 
Kratky Anton, Parlikulier in Budweis . Dr. F. Jechl u. @. Frauenfeld. 


Schindler Heinrich, Dr. der Mediein in 
Blosidsdatin . . . . 0. >... Dr.:Z2. StohlurDk. 4. Drasche. 


Eingegangene Gegenstände: 


Raspi Dr. Alois. Die jod- und brombhältigen Heilquellen von Castrocaro 

im Grossherzogthume Toskana. Wien 1847. 
— Mittheilungen über einige der vorzüglichsten Heilquellen des Gross- 
herzogthumes Toskana. Wien 1851. 
Geschenk des Herrn Verfassers. 

Berichte über die Verhandlungen der königl. sächsischen Gesellschaft der 
Wissenschaften zu Leipzig. 1854. I. — II. 

Bericht 15., über das Museum Francisco-Carolineum in Linz. 1855. 

Mittheilungen über Gegenstände der Landwirthschaft und Industrie Kärntens. 
Klagenfurt. 12. Jahrgang. 1855. Nr. 6 — 7. 

Entomologische Zeitung. Stettin 1854. 15. Jahrgang. 

Linnaea entomologica. Berlin 1854. IX. Band. 

Vom entomologischen Verein in Stettin. 

Flora, Zeitschrift der königl. bair. bot. Gesellschaft zu Regensburg. 1855. 
13 — 26. 

Preisfrage der kais. Leopoldinisch-Carolinischen Akademie der Naturforscher. 
Breslau 1855. 

Extrait du Programme de la Societe Hollandaise des sciences a Harlem 
pour l’annee 1855. 

Rosprawy C. K. galicyjskiego Towarzystwa Gospodarskiego. Lemberg 
1546—54. Tom. I.—XVl. 

Katechizm rolniczy. Lemberg 1847. 

Nauka pomiaru gruntow. Lemberg 1853. 

Wohlmeinung der k. k. galiz. Landwirthschafts-Gesellschaft, über die vom 
hohen Ministerium des Ackerbaues und Bergwesens projeclirte, 
und in Galizien zu errichtende Forstschule. Lemberg 1850. 
Von der k. k. galiz. Landwirthschafts-Gesellschaft in Lemberg. 
Kongl. Vetenskaps-Akademiens Handlingar, för Ar 1852—1853, 
Oefversigt af kongl. Vetenskaps-Akademiens Förhandlingar. Stockholm 
1853 —1854. 

Verslagen en Mededeelingen der koninkl. Akademie van Wetenschappen. 
Amsterdam 1854—1855. Deel II. Stuck IIL, D. III. St. L.—U. 

Catalogus der Boekerij, van de koninkl. Akademie van Weienschappen 
gevestigd te Amsterdam. 1855. 

Koninklijk Besluit tot vorming der Akademie van Weienschappen. Amster- 
dam 1853. 

Verkandelingen der koninkl. Akademie van Wetenschappen. Amsterdam 
1855. Deel Il. 

Bulletin de la Societe imperiale des naturalistes de Moscou. Annee 1855. 
NT. 

Schriftentausch. 


ri 
Mittheilungen aus dem Osterlande zu Altenburg. Band XI., XII, XI. 1. Hft. 
Anschluss zum Schriftentausch. 
Unger Dr. F. Anatomie und Physiologie der Pflanzen. Pest 1855. 
Veith J. E. Die Naturgeschichte der nutzbaren Haussäugethiere. Wien 1855. 
Mohr H. Die Singvögel der Umgebung von Brixen. 1855. 
Flora dell’italia settentrionale e del tirolo meridionale rappresentalta 
colla fisiotipia. Trento. Cent. I. Disp. 5-10. 
Vereinsschrift für Forst- Jagd- und Naturkunde. Prag 1855. 8. Heft. 
Terzo volume a compimento e seguito dei quattro regni della natura ıl 
moderno buffon storia naturale geologia. Milano. Disp. 9—10. 
Die Fortsetzungen der Zeitungen. 


Geschenke der K. k. obersten Polizeibehörde. 
11 Exemplare Mus rattus und eine Schachlel mit Insecten. 
Geschenk des Herrn A. Senoner. 


Der Ausschuss, stets bemüht, den einträchtigen Verkehr und 
Geselligkeit unter den Mitgliedern zu fördern, hat in der Sitzung 
am 30, Juli folgenden Beschluss gefasst: 

„Nachdem gesellschaftliche Excursionen anerkannt eines der 
geeignetsten Mittel sind, den Sinn und Eifer für naturwissenschaftliche 
Beobachtungen zu heben, so wie die Mitglieder einander zu nähern, 
so werden diese freundlichst aufgefordert, sich zu derlei Ausflügen 
zu vereinigen. Zur Erleichterung der Kenntnissnahme der beabsich- 
listen Excursionen für die Mitglieder wird im ständischen Gebäude, 
Stadt, Herrngasse Nr. 30, unter dem Eingange links nächst der 
Wohnung des Portiers ein Briefkasten mil einer Anschlagetafel be- 
festiget werden, worin jeder die Ankündigung hierzu unler persön- 
licher Unterschrift mit Bezeichnung des Ortes wohin, dann Ort, Tag 
und Stunde der Zusammenkunft mitiheilen wolle. 


Ferner wurde folgender Erlass beschlossen: 

Dem unterzeichneten Vereine wurde von dem hohen Ministe- 
rium für Cultus und Unterricht eine jährliche Subvention von 200 fl. 
für drei Jahre zur Förderung der Vereinszwecke gegen dem bewil- 
ligt, dass derselbe Doubletten seiner zoologischen und botanischen 


Samnilungen an die Lehranstalten der österreichischen Monarchie 
abzugeben habe. 


Um diesem hohen Auftrage nachkommen, und die Betheilung, 
der gnädigst bewilligten Subvention enstprechend veranlassen zu 
können, so werden dieP. T. Mitglieder gebeten, aus ihren Samm- 
lungen entibehrliche Doubletten geschenkweise dem Vereine gütigst 
zu überlassen, da nur durch eine solche freundliche Mitwirkung 
seiner Mitglieder demselben möglich wird, dieser Verpflichtung 
würdig nachzukommen. 

Der Herr Secretär bemerkt hierbei, dass Herr Dr. J. Egger 
in Folge dessen sein Herbar österreichischer Pflanzen von beiläufig 
10—12 Centurien dem Vereine zu diesem Zwecke überlassen habe. 


Die kaiserlich Leopoldinisch Carolinische Akademie der Natur- 
forscher hat einige Programme der von dem Fürsten Anatol von 
Demidoff für den 13. Juli 1856 ausgeselzten Preisfrage mit dem 
Ersuchen hierher eingesandt, dieselbe durch die Vereinsschriften 
bekannt zu machen. Diese betrifft 

„Eine durch eigene Untersuchungen geläuterte Schilde- 
„rung des Baues der einheimischen Lumbricinen.* — 
und fordert diese Akademie sonach 

„Eigene Untersuchungen über den äussern wie innern 
„Bau, die Fortpflanzung und Entwicklung einheimischer 
„Regenwürmer-Arten, welche sich, neben einer genü- 
„genden Erörterung ihrer Unterschiede nach Arten, Gal- 
„tungen und Familien, besonders die histologische Seite 
„ihrer innern Organisation und die Feststellung solcher 
„Organe angelegen sein lassen müssten, deren Existenz 
„oder Bedeutung bisher noch gar nicht nachgewiesen 
„oder ungenügend angenommen worden war “* 

Der Preis ist 200 Thaler, und kann Näheres oder solche Pro- 
gramme bei dem Adjuncten dieser Akademie Herrn Direclor Dr. 
E. Fenzl entgegengenommen werden. 


Die 7 Tafeln zu Herrn J. Lederer’s neuesten Arbeiten mit 
84 Abbildungen von Schmetterlingen, in diesem fünften Bande der 
Verhandlungen enthalten, sind um den Beitrag von 2 fl. 40 kr. 
illuminirt zu beziehen. Jene Herren, welche dieselben in Farben 


v3 
illustrirt wünschen, werden ersucht, sich unter Erlag dieses Be- 
trages in dem hier und später im Vereinslocale aufgelegten Sub- 
scriplionsbogen einzuzeichnen, da nur so viele Exemplare ange- 
fertigt werden, als Bestellungen erfolgen. 


Herr Baron Leithner hat Verzeichnisse einer „Flora Graec: 
exsiccata* von 350 Arten mit Folgendem zur Vertbeilung übergeben. 


Zu Folge eines mündlichen Uebereinkommens im August 1853 
hat Herr Theodor v. Heldreich, Director des botanischen Gartens 
zu Athen sich bereit erklärt, die interessanteren Pflanzen Griechen- 
lands in vollständigen Exemplaren zu sammeln, schön zu trocknen, 
gut aufzulegen und an Obigen zur Herausgabe einzusenden, und 
sind von ihm die bereits eingesendeten in dem Verzeichnisse ent- 
haltenen Pflanzen 3'% Centurie gegen Erlag von 6 Thl. = 9 fl. CM. 
in Silber für die Centurie zu beziehen. 


Sodann zeig! der Herr Secrelär an, dass von Sr. Excellenz dem 
hochwürdigsten Herrn Bischof Dr. Ludwig Haynald als Mitglied 
des Vereins zur Förderung der Vereinszwecke ein Beilrag von 
Einhunder! Gulden eingesendet wurde. 


Herr Dr. G. Mayr übergibt eine Fauna der österreichischen 
Ameisen, in welcher auch jene in Deutschland, der Schweiz und 
Italien vorkommenden Arten aufgeführt werden (siehe Abhandlungen) 
und erläutert den Inhalt derselben. 


Herr Dr. A. Brehm las aus seinem noch im Drucke befind- 
lichen Reisewerke. einige sehr interessante Stellen, die Wüsten 
Nord-Afrika’s betreffend, mit erläuternden Bemerkungen. 


Bd. V. Sitz.-Ber. K 


Herr Dr. S. Reissek gibt Beiträge zur Flora Wien’s, theils 
seltener, theils aus diesem Gebiete zeitweise verschwundener Pha- 
nerogamen, unter Vorzeigung der getrockneten Exemplare. (Siehe 
Abhandlungen.) 


Herr Director V. Kollar zeigt Wespenbaue vor, welche 
Herr J. Mann heuer aus Ajaccio mitgebracht, nebst den daraus 
gezogenen Insecten, so wie den Erdbau einer Mygale ebenfalls von 
dort. Ferner berichtet er über einen ihm mitgetheilten Fall eines 
angeblichen Erbrechens mehrerer Blaps mortisaga von einem Mäd- 
chen, der selbstverständlich nur auf Täuschung beruhen kann, und 
verspricht die Abhandlung später zu übergeben. 


Herr A. Röll übergibt Beiträge zur Kryplogamenflora Unter- 
Oesterreichs. (Siehe Abhandlungen.) 


Herr Dr. A Kerner übergibt eine pflanzengeografische Skizze 
des !auerling (siehe Abhandlungen). 


Herr Dr. Egger gibt einen Bericht über eine Ende Juli 1855 
im dipterologischen Interesse von ihm und Custos-Adjuncten Herrn 
G. Frauenfeld unternommenen Excursion an den Neusiedler-See. 


Die Gegend, die von uns besucht wurde, ist die kleine Strecke Ufer- 
landes zwischen Göys und Winden am Fusse des in botanischer Beziehung 
so viel berühmten Haglersberg, und die Uebergangsstelle von der Stadt 
Bruck nach Winden über die sogenannten Zeilerbrüche (Brüche von aus- 
gezeichnet schönem Sandstein) im Leithagebirge. 


Sie werden sich erinnern meine verehrten Herren ! dass in der letzten 
Sitzung Hr. Dr. Schiner Bericht erstattete über von uns an dieselbe Stelle, 
nur mit einem andern Uebergangspuncte gemachte Excursionen und in 
diesem Berichte nebst der Grossartigkeit der Dipteren-Fauna vorzüglich 
ihren eigenthümlichen ganz südlichen Character hervorhob. 


Es ist nun mein Zweck diesen von uns gemeinsam gemachten Aus- 
spruch mit neuen und zwar höchst interessanten Ergebnissen zu belegen. 


v5 


Das flache Terrain, auf welchen ich und Frauenfeld sammelten, 
ist stellenweise mit Pastinaca sativa L. wie übersäet. Der ganze Fuss des 
Haglersberg mit Weinbergen und gewöhnlichem Gebüsche umkränzt. 


Die Thiere, die wir sammelten und die einer südlichen Fauna ange- 
hören, sind: 


Helophilus peregrinus Löw. Löw fing den ersten Helophilus pere- 
grinus bei Syrakus; hier kömmt er häufiger als die übrigen Helophilus- 
Arten ja fast ausschliesslich, und zwar auf den Dolden von Pastinaca vor. 


Helophilus versivcolor Löw und Helophilus frutetorum Fabr. Die 
bisher in grösserer Zahl durch Herrn Frauenfeld und Mann nur aus 
dem Süden kamen. Micropalpus vulpinus Fall. und Myobia aurea Fall. 
früher ebenfalls durch Herrn Frauenfeld aus Dalmatien. 


Anthrax fimbriatus M. auf den Haglersberg selbst. 


Zu den grössten Seltenheiten gehört Zeuria cinerea Meig. Meigen 
der sie zuerst beschrieb, war das Valerland unbekannt, und Mallota vitatta 
Meg. Bisher stammte das einzige sich in Oesterreich befindliche Exem- 
plar von Herrn Custos-Adjuncten Frauenfeld, der sich nicht mehr 
erinnert, wo er es gefangen. Dieses Exemplar ging durch Herrn Schiner 
in die Hände des Professor Löw über. Das zweite Exemplar fing Dr. 
Schiner am Neusiedler See, ich in dieser Excursion das dritte Stück. 
Auch Meigen’s Exemplar, das gegenwärtig in Frankreich sich befindet, 
stammt aus Oesterreich und wurde ihm durch Herrn Custos Megerle von 
Mühlfeld übersendet. 


Weiters ein noch nicht determinirter Bombylius, der in die Nähe des 
Bomb. ambustus Wied. gehört, oder es vielleicht selbst ist. 


Ausserdem ergab die Sammlung eine grosse Anzahl seltener Stratio- 
myden, Syrphiden und Raubfliegen, die wohl anderwärts in Oesterreich auch 
vorkommen, hier aber durch ihre grosse Zahl überraschen, wie z. B. der 
sonst seltene Holopogon dimidiatus Meg. 


Auf dem Uebergangspuncte von Winden nach Bruck bei den soge- 
nannten Zeilerbrüchen „ fanden sich auf Daucus Carota L. beinahe alle 
bisher in Oesterreich aufgefundenen Arten der Gattung Phasia Meig. 


Ausserdem eine Eristalis von elwas eigentlichem Benehmen, schöner 
Farbe und starkem Glanze, sonst haargleich der frequentesten Eristalis der 
Eristalis tenaz, so zwar, dass wir sie zu unserm spätern Bedauern bald 
nicht eingesammelt hälten, denn bei genauer Untersuchung stellte es sich 
heraus, dass es eine höchst eigenthümliche Species, nämlich Eristalis pra- 
torum Meg. ist. 


Im k. k. zoologischen Museum ist der Standort des typischen Exem- 
plares nach Sitte des Herrn Custos Megerle von Mühlfeld nicht ange- 
geben, die neben dem Typen-Exemplare steckenden identischen Thiere aber 


K* 


76 


stammen alle aus sehr südlichen Gegenden Italiens und Griechenlands, und 
sind grösstentheils durch Herrn Mann dem Museum zugewachsen. 


Noch eines schönen Dipterons muss ich erwähnen, das Frauenfeld 
auf dem Uebergangswege über das Leithagebirge in einem Jungmais auf Gras- 
stengeln fing, diess ist die ebenso seltene als schöne Phtiria maculata Meg. 


Es muss Ihnen meine Verehrtesten aufgefallen sein, so oft und immer 
bei den seltensten Dipteren den Namen Megerle zu hören. Megerle 
von Mühlfeld, Custos am k. k. Hof-Naturalien-Kabinet war seinerzeit 
ein höchst tüchtiger Dipterolog. Meigen und Wiedemann erhielten 
zahlreiche und höchst interessante Mittheilungen von ihm, und die jetzt 
lebenden österreichischen Dipterologen haben grosse Ursache, in ihrem 
Gedächtnisse dem Verbliehenen eine Ehrensäule zu setzen. 


Zum Schlusse, meine Herren! dem Haglersberg und seiner Umgebung 
von den Botanikern wie auch von Dipterologen ein Hoch! 


Obwohl nicht in diesen Bericht gehörig, kann ich des grossen In- 
teresses halber nicht umhin Ihnen hier auch mitzutheilen , dass ich am 27. 
Juli d. J. so glücklich war, bei einer Exceursion auf den Schneeberg am 
Fusse des sogenannten Alpels die für Oesterreich neue äusserst schöne 
Echinomyia Marklini Zetterst. aufzufinden und einzusammeln. 


Aus eingegangenen Mittheilungen theilt der Secrelär Herr G. 
Frauenfeld über einen von Herrn R. v. Haimhoffen an 
Alyssum incanum L. aufgefundenen Wurzelauswuchs nebst dessen 
Erzeuger, dessen Beobachtungen mit (siehe Abhandlungen), so wie 
unter Vorzeigung des Objectes als Beitrag zum Vorkommen der 
Fadenwürmer in Insecten von Herrn E. Mahler aus Aloisthal in 
Mähren Folgendes: 


In der Stettiner entomologischen Zeilung, Jahrgang 1854, bringt Herr 
Professor C. Th. v. Siebold in München pag. 112—121 ein Verzeichniss 
über alle ihm zur Zeit bekannt gewordenen Insecten, in welchen Faden- 
würmer als Schmarotzer beobachtet wurden und es erscheint dort aus dem 
Bereiche der Coleopteren vorläufig nur die Familie der Carabicinen vertrelen. 


Eine erst kürzlich zurückgelegte, entomologische Excursion in die 
mährischen, nördlichen Hochgebirge verschaffte mir Gelegenheit, das Vor- 
kommen der Fadenwürmer auch in der Familie der Staphylinen zu consta- 
liren und zwar an einem 

Ocypus megacephalus Nord. 


77 


dessen Vorkommen im Bereiche des Spieglitzer Schneeberges unter Steinen 
ein ziemlich seltenes ist. 


Als ich nämlich einen dieser Käfer ins Aetherfläschchen brachte, entwand 
sich während dem Todeskampfe aus dessen Mundöffnung ein Fadenwurm, 
dessen ebenfalls schneller Tod es ihm nicht gestattete, sich seinem Wirlhe 
vollkommen zu entwinden. 


Der aus dem Käfer hervorgetretene Theil des Wurmes misst. 3” 10”. 


Ob nun dieser Fadenwurm ein Gordius und welche Species ist? diess 
zu bestimmen, finde ich mich nicht competent und indem ich das besprochene 
Exemplar als Beleg zu diesem Berichte gleichzeitig an den sehr verehrlichen 
zoologisch-botanischen Verein übergebe, möge solches ein Plätzchen in der 
dortigen Vereinssammlung finden und somit Gelegenheit’ zur genaueren Be- 
slimmung des Fadenwurmes bieten. 


Bei diesem Anlasse erlaube ich mir noch zu bemerken, dass ich das 
Schmarotzen der Fadenwürmer im Herbste 1851 auch in der Raupe von 
Amphidasis betularia, 
welche in dem Eingangs bezogenen Aufsalze des Herrn Prof. v. Siebold 
eben auch nicht aufgeführt erscheint, zu beobachten Gelegenheit hatte. 


Von eilf solchen zur Zucht bestimmten Raupen waren drei mit Faden- 
würmern behaftet. 


Eine derselben machte mich auf ihren krankhaften Zustand dadurch 
aufmerksam, dass sie durch längere Zeit unbeweglich sitzen blieb, ohne 
Fulter zu sich zu nehmen und ohne sich, wie die übrigen, in die Erde zur 
Verpuppung zu begeben. 


Eines Tages fand ich sie in heftigen Windungen, die auf grossen 
Schmerz hindeuteten, in dem mit Erde gefüllten Behältnisse herumschnellen, 
bis sie endlich ermüdet ruhig blieb und sich der Afteröffnung ein 5” 3’ 
langer Fadenwurm entwand, der sich zugleich in die Erde einzubohren ver- 
suchte und welcher, nachdem diess von mir verhindert worden war, bald 
darauf bewegungslos und todt blieb. 


Bei näherer Untersuchung fanden sich in derselben Raupe noch zwei 
kürzere Fadenwürmer. 


Eine andere dieser Raupen hatte sich zwar zur Verpuppung in die 
Erde begeben, war aber von ihrem Gaste an dieser Verwandlung verhindert 
worden, denn ich fand im nächsten Frühjahre diese Raupe im Zustande der 
Verwesung und ihr zur Seite einen todten, zu einem Knäuel gewickelten 
Fadenwurm, welchen ich in Spiritus aufbewahrt halte. 


Zum Schlusse berichtet Herr G. Frauenfeld noch: 


Herr Apotheker F. Doubrawa in Policzka hat folgende 
Notiz an den Verein eingesendet: 

„Ich erlaube mir im Interesse der Belehrung des hiesigen Volkes bei- 
folgend einige schwarze Körner einzusenden, die sich im Frühjahr „ wenn 
der Schnee thaut, an jenen Blättern des Kopfkohl vorfinden, welche in 
Fäulniss übergehen, oder in dem am Felde zurückgebliebenen Strünken, 
und vom Landvolke allgemein am Maria Verkündigungstage den 25. März 
mit grossem Fleisse gesammelt für den besten Krautsamen gehalten und 
gesäet werden. Sie scheinen, eh sie dem Zutritt von Luft und Licht ausge- 
setzt sind, weiss oder schwach gelblich zu sein, und erst unter dem Ein- 
fluss benannter Agentien die dunkle Farbe zu erlangen.“ 

Die dieser Notiz beigelegten kohlsamenähnlichen Körner waren 
der wohl allgemein bekannte Knopfpilz, der sich an Stengel und 
Blattrippen aller faulenden Brassica-Arten an dumpfen Orten und 
bei längerer nasser kalter Witterung selbst schon im Herbste im 
freien Lande bildet, und wahrscheinlich der Form und Grösse wegen 
den Namen Sclerotina Semen erhielt, obwohl ich sie auch bis zur 
Erbsengrösse beobachtet und gesammelt habe. 

Dass von einer Keimkraft und Entwicklung zu Krautpflanzen 
keine Rede sein kann, begreift sich von selbst; es wäre nur die 
vielleicht erprobte und nicht umzustossende Thatsache, wenn sie 
mit wirklichen Samen vermischt, gesäel werden, diese kräfligere 
Pflanzen liefern, zu erklären. Und diese Erklärung liegt wohl nicht 
so fern, wenn wir wissen, dass dünne Aussaat den Pflanzen mehr 
Raum und Nahrung, daher üppigeren Wuchs gewährt, was bei 
Gärtnern durch Beimischung von Sand u. dgl. vorzüglich bei feinen 
Samen längst schon in Anwendung steht. Eine andere Frage wäre 
wohl noch, ob nicht die Zersetzung des Pilzes beim Keimen erre- 
gend auf die Samen wirkt. Wir haben noch wenig Versuche in dieser 
Richtung und die unbedeutenden Anwendungen von Säuren zu 
schnellerm Keimen, von Beizen bei Kornfrüchten sind alles hier zu 
erwähnende, denn die unter verschiedenem Lichte und andern 
Agentien angestellten höchst interessanten Keimungsversuche ge- 
hören keineswegs hierher. Der Gegenstand selbst aber wäre wohl 
anziehend und wichtig genug; denn dass die erste Entwicklung den 
Grund für besseres Gedeihen in späterem Lebensalter bildet, ist 
ausser allem Zweifel, jede mögliche Steigerung dieser Entwicklungs- 


9 
fähigkeit daher reicher Gewinn. Was die Frage einer Belehrung in 
dieser Sache betrifft, die Herr Daubrawa in seinem Briefe noch 
anregt, so können nur directe Beweise solche eingewurzelte Vor- 
urtheile und irrige Begriffe bekämpfen. Diese Körner , von Sachver- 
ständigen gesammelt, dass sie bestimmt nicht mit wirklichen Samen 
vermischt werden, wiederholt, wie gewöhnlich aber allein gesäet, 
sodann zu klarer vergleichender Anschauung unbedeckt, ohne Erde, 
auf befeuchteten Wollenlappen gestreut, stets jedoch geirennt, und 
wobei die wahren Samen sicher keimen, muss wohl endlich Ueber- 
zeugung bewirken. 


Ein weiteres mir von unserm Bibliothekar Herrn Dr. Toma- 
schek übergebenes Schreiben seines Bruders enthält Folgendes : 


„Ich habe eine Schachtel mit todten Fledermäusen aus der Adelsberger 
Grotte erhalten. Dieselben fingen bereils an ın Verwesung überzugehen, 
dennoch hatle ich beim Oeffnen der Schachtel, aus der mir hefliger Ge- 
stank entgegendrang, das Vergnügen, einige dieser fabelhaften flügellosen 
Dipteren, welche die Fledermäuse bewohnen, aus deren Haaren hervor- 
tauchen, herumlaufen und wieder verschwinden zu sehen. So zähe ist daher 
das Leben dieser Parasiten, dass sie den Tod ihrer Wohnthiere so lange 
überdauern. Wunderbar ist es, wie fest sie sich an den Haaren der Fleder- 
mäuse zu halten vermögen; es gehört Mühe dazu, sie davon loszubringen. 
Da ich gerade eine lebende besass, so suchte ich sie zu übertragen. Das 
gelang jedoch nur sehr schwer, da sie auch an der Hand sich so anklam- 
merte, dass ich sie nicht abzustreifen vermochte, sie lief lebhaft darauf 
herum, und ich musste warten, bis sie auf eigenen Antrieb sich hinüber 
begab. Es war interessant zu sehen, wie sie sich daselbst so heimisch 
fühlte. Sie lief nach allen Seiten an dem Thiere herum, als wolle sie sich 
orienliren, wo sie sei, kam zuletzt an die Spitze des Flügelarmes, wo sie 
verschwand. Sie verbarg sich nämlich unter den Achseln am liebsten. Dort 
ist gleichsam ihr Zufluchtsort , ihr Wohnzimmer. An der Unterseite der 
Flatterarme, an der Flughaut scheinen sie ihre Metamorfose durchzumachen, 
da ich daselbst bei den damit behafteten Fledermäusen eine Menge Häu’e 
hängen sah, welche mir von ihnen herzurühren schienen. Schon nach einigen 
Minuten schien es mir Blut gesogen zu haben, da es viel voller aussah. Die 
Fledermaus ging leider bald zu Grunde, und mit ihr der Parasit. Sie sind 
übrigens sehr zahlreich, und ich werde wohl Gelegenheit haben, die Lebens- 
weise bald weiter zu verfolgen.“ 


Die Lebensweise der Coriaceen, vorzüglich der Nycteribien, 
ist noch in so tiefes Dunkel gehüllt, dass auch die geringsten Er- 


su 


gebnisse darüber von Werth sind. Möchte sich Herr Tomaschek, 
da er so gute Gelegenheit hat, ja recht eifrig damit beschäftigen. 
Namentlich ist es ein Punct, den ich vor allem heraushebe, nämlich 
die Bemerkung über die Häute an der Flughaut. Mir sind sie, so 
viele Fledermäuse ich untersuchte, noch nie vorgekommen, und es 
wäre sehr wünschenswerih, wenn Herr Tomaschek dieselben 
aufbewahrt hätte. Sind die Nycteribien durchaus und stets pupipar, 
so können die Häute nicht von ihnen herrühren, und es müsste ein 
Irrthum dabei unterlaufen sein. Zwar fehlt es noch an einem gänz- 
lichen Abschluss des Cyclus der Entwicklungsgeschichte dieser In- 
secten, und haben uns die niederen Thiere in neuester Zeit so 
überraschende Beweise der unerwartetsten Abweichungen von den 
bisher geltenden Normalien, vorzüglich bei den parasitisch lebenden 
gebracht, so dürften sie vielleicht bei diesen durch ihre Lebensweise 
als Schmarotzer so verwandten Thiere nicht mehr ganz unerwartet 
erscheinen. 

Auch die gleich Anfangs erwähnte Lebenszähigkeit dürfte zu 
Versuchen auffordern. Ich habe die Nycteribien höchst empfindlich 
gefunden, und gleich Braula stets nur wenige Stunden vom Wohn- 
thiere entfernt sterben sehen, Geschlecht und vollzogene Begattung 
mögen wohl auch hier, wie bei den andern Insecten den bedeu- 
tendsten Einfluss auf solchen Unterschied haben. Die andere Ab- 
theilung der Coriaceen, die Hippoboscen, ist, so weit ich sie kenne, 
viel ausdauernder, und schadet ihnen die Entfernung vom Wohn- 
thiere viel weniger. 

Eine von mir in Afrika in zwei Arten entdeckte geflügelte 
höchst interessante Fledermausfliege, welche, mitten inne zwischen 
jenen beiden einander sehr fernen Abtheilungen stehend, dieselben 
verbindet, zeigte sich eben so empfindlich, und ich konnte keinen 
dieser Parasiten von den Fledermäusen enifernt, länger, als einige 
Stunden am Leben erhalten. 


Versammlung am 3. Oetober. 


Vorsitzender: Vicepräsident: Herr V. Kollar. 


Neu eingetretene Mitglieder: 


Als Mitglied P. T. Herr bezeichnet durch P. T. Herrn 

Aschner Theodor , Hochw., Prof. der 

Naturwissenschaften am erzbischöfl. 

Gymnasium zu Tyrnau. .. 2222222202. G. Frauenfeld u. Dr. A. Kerner. 
Hinteröcker Joh. N., Hochw., Prof. der 

Naturgeschichte am Seminarium zu Linz Dr. E.Fenzl u. G. Frauenfeld. 
Hoffmann N., in Laibach.. .nencenee  F. Schmidtu. G. Frauenfeld. 
Kefersten A., Berichterathi in \ Erfurt ....  J. Lederer u.@. Frauenfeld. 
Klement Johann, Lehrer der Mathematik 


und Physik in Wien. ................ Dr. A. Raspiu. V. Totter. 
Leite Dr. Friedrich . Men .. Dr. Heinzel u.Dr. A. Kerner. 
Miskovits eds Hochw‘) Prof, dor 

Physik zu Grosswardein .............- G. Frauenfeld u. Dr. A. Kerner. 


Motschulsky Victor v., k. russ. Oberst, 
Director des Museums für angewandte 
Naturgeschichte der kais. freien ökon. 


Gesellschaft zu Petersburg ............ F.Schmidt u.G. Frauenfeld. 
Müller Karl, Apotheker in Kronstad .. Dr. E. Fenzl u. G. Frauenfeld. 
BesmnoferBDEIGUStaO ... 2... .rene- en Dr. A. Kerner u. Dr. F. Salzer. 
Pettenegg Karl, Freih. v., jub. k. k. 

Landesgerichts-Präsident in Wien...... H. Reichardt u. Dr. A. Kerner. 
Pongrätz Gerard ov., Hochw., Director 

ZU Naoy, Banyans. 22.2200 esennnnnnn. S. Horvath u. V.Totter. 

Salzer Michael, Professor am Gymnasium 

ZmMediaschh © ......2umesesennen nenn. Dr. A. Kerner u. Dr. F. Salzer. 
Schön Rudolf, Lithograf................ Dr. J. Egger u. A. Rogenhofer. 
Sehrattenbach 22 12.2.2... Jsssasene one . J. Finger u. G. Frauenfeld. 


Tempsky Friedrich, BuchhändlerinPrag.. L.R.» Heufler u. Dr. Kerner. 
Weiner Dr Anton, k.k. Professor am 

Obergymnasium zu Iglau .......- ».- H. Reichardt u. Dr. A. Kerner. 
Werdoliak Hieronymus Alois, Hochw., 

Dr. d. Theol. emer. Prof. in Almissa.. Dr. F. Lanza u. @. Frauenfeld. 


” 


Bd. V. Sitz.-Ber. L 


82 


Eingegangene Gegenstände: 


Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Wien 1955. II. Band. 

Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. Wien 1855. VI. 4. 1. 

Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Halle 1855. III. Band. 
2. Quart. 

Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Görlitz. 1855. 7. Band. 
1. Heft. ; 

Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der preussischen Rheinlande 
und Westphalens. Bonn 1855. XII. Jahrgang Nr. 1—2. 

Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien. 1855. 
Bd. XVI. 2. Heft. — Bd. XVII. 1.—2. Heft. 

Zeitschrift der k.k. Gesellschaft der Aerzte in Wien. 1855. 7.—8. Heft. 

Zeitschrift für Entomologie. Herausgegeben von dem Vereine für schlesische 
Insectenkunde in Breslau. 6. Jahrg. 1852, 8. Jahrg. 1854. 

Monatsberichte der königl. preuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. 
August 1854 — Juni 1855. 

Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft in Zürch. 1854 — 18955. 
8. — 9. Heft. 

Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft in Emden. 1855. 

Jahresbericht der naturforschenden Gesellschaft in Emden. 1854. 

Mittheilungen über Gegenstände der Landwirthschaft und Industrie Kärntens. 
Klagenfurt. 12. Jahrgang. 1855. Nr. 8 — 9. 

Bulletin de la Societe imperiale des naluralistes de Moscou. Annee. 1853. 
III. — IV., 1854. 1. 

Würtembergische naturwissenschaftliche Jahreshefte. 1855, 11. Jahrgang 
2. Heft. 

Jahresbericht, 21., des Mannheimer Vereins für Naturkunde. 1855. 

Bericht, 8.. des naturhistorischen Vereines in Augsburg. 1855. 

Berichte über die Verhandlungen der Gesellschaft für Beförderung der 
Naturwissenschaften zu Freiburg im Breisgau. 1855, 1. Heft. 
Nr. 9— 11. 

Korrespondenzblatt des zoologisch-mineralogischen Vereins in Regensburg. 
1853. 7. Jahrg. 

Neueste Schriften der naturforschenden Gesellschaft in Danzig 1855. 5. Band 
3. Heft. 

Schriftentausch. 

Fritsch C. Resultate der im Jahre 1854 in Wien und in einigen anderen 
Orten des österreichischen Kaiserstaates angestellten Vegeta- 
tionsbeobachtungen. 

— Beobachtungen über periodische Erscheinungen im Pflanzen- und Thier- 
reiche 1855. 
Schaschl J. Die Coleopteren der Umgebungen von Ferlach. 


33 


Fritsch Anton. Catalog der Säugethiere und Vögel des böhmischen 
Museums zu Prag. 1854. 

Hörnes Dr. M. Die fossilen Mollusken des Tertiär-Beckens von Wien. 

Nylander Dr. W. Essai d’une nouvelle Classification des Lichenes. 
Juin 1855. (second Memoire). 

Geschenke der Herren Verfasser. 

Fenz| Dr. Ed. Bildliche Naturgeschichte des Pflanzenreiches in Umrissen 
nach seinen wichtigsten Ordnungen. Pest 1855. 1.—2. Lief. 

Aichhorn Dr. Sigm. Das Mineralien-Kabinet am steierm. st. Joanneum 
zu Gratz mit besonderer Berücksichtigung der mineralogischen 
Schausammlung. Gratz 1855. 

Cantoni Doit. G. Trattato completo d’agricoltura. Milano 1855. 

Peluso Dott. F. Annali d’agricoltura. Milano 1855. Nr. 16—17. 

Terzo volume a compimento e seguito dei qualiro regni della natura il 
moderno buffon storia naturale geologia. Milano, Disp. 11—12. 

Cer ato-OrsiniM. Raccolta delle varie maniere di uccellagiont. 
Vicenza 1855. 

Vince M. Az dllatan Alapvonalai. Pest 1555. (Zoologie für Schulen.) 

Rozprawy C. K. galicyjskiego Towarzystwa Gospodarskiego. Lemberg 
1855. Tom. XVII. 

Rozprawy sekceyi lesnej C. K towarzystwa gospodarskiego galicyjskiego. 
Lemberg 1855. 

Vereinsschrift für Forst-, Jagd und Naturkunde. Prag 1855. N. F. 7. Heft. 

Jahresschrift des westgalizischen Forstvereines. Bielitz 1855. 

Verhandlungen der am i8. August 1855 zu Neusiedl am See abgehaltenen 
Ausschusssitzung des Obsibau-Vereines. Oedenburg 1855. 

Die Fortsetzungen der Zeitungen. 

Geschenke der k. k. obersten Polizeibehörde. 


Gecarcinus fluviatilis Lmk. 2 Stücke. 
Geschenk des Herrn C. v. Tacchetti. 


15 Cartons für die Bibliothek. 
Geschenk des Herrn Dr. J. Tomaschek. 


Zur Vertheilung an Lehranstalten. 


Vögel, ausgestopft, 52 Stücke, von Herrn A. Schwab aus Mistek. 

Fliegen, von Herrn Dr. J. Egger und Dr. I. Schiner. 

Ameisen, von Herrn Dr. G. Mayr. 

Schmetterlinge, von Herrn A. Rogenhofer. 

Verschiedene Insecten, von Herrn &. v. Tacchetti. 

Pflanzen, von den Herren Farkas-Vukotinovich, Reichardt, 
Rittmeister Schneller und J. Jurazka. 


L* 


54 


Herr Secretär G. Frauenfeld theilt nach diesen Eingängen 
Folgendes mit: 


Die kaiserlich naturforschende Gesellschaft in Moskau hat an 
mich folgendes Schreiben gerichtet: 


„Die kais. naturforsehende Gesellschaft in Moskau wirdin dem nächsten 
Monate zu dem Zeitpuncte ihres fünfzigjährigen Bestehens und wissen- 
schaftlicher Thätigkeit gelangen, und in Folge dessen diesen für sie so 
wichtigen und ehrenvollen Moment durch eine ausserordentliche öffentliche 
Sitzung am 23. December 1855 feiern.“ 

„Ich halte mich für verpflichtet, Sie hochgeehrter Herr Sekretär auf 
diesen für uns so wichtigen Zeitpunet aufmerksam zu machen, und erlaube 
mir Ihnen durch diese Zeilen anzudeuten „ wie hoch erfreut wohl unsere 
kais. naturforschende Gesellschaft sein würde, von dem zool.-bot. Vereine 
in Wien zu dieser Epoche ein Zeichen ihrer, unserer kais. Gesellschaft 
schon seit so vielen Jahren bewiesenen freundlichen und uns ehrenden Ge- 
sinnungen zu erhalten.“ 

Staatsrath Dr. Renard. 

Ich erlaube mir diess hiermit zur Kenntniss zu bringen, falls 
irgend ein Mitglied eine naturwissenschaftliche Abhandlung als Be- 
grüssung an jene geehrte Gesellschaft, wie diess bei solchen Festen _ 
üblich, zu überreichen geneigt sein sollte, die Zusendung durch den 
Verein vermittelt werden würde. 


Auf Anregung des geehrten Mitgliedes Herrn J. Bayer, 
für dessen erfolgreiche Bemükungen demselben der öffentliche Dank 
hiermit dargebracht wird, sind dem Verein in Folge des vom Vor- 
stande veranlassten Ansuchen sowohl von der k. k. priv. österr. 
Staatseisenbakn-Gesellschaft als von der priv. Kaiser-Ferdinands- 
Nordbahn einige Freikarten ertheilt worden, welche im Monat Sep- 
tember von Herrn G. Mayr zu einer Excursion nach Szegedin, von 
Herrn Zelebor zu einer Durchsuchung der Slouper Höhle benützt 
wurden. Beide sind sehr befriedigend ausgefallen ; über die wissen- 
schaftlichen Resultate und dem Vereine zugewachsenen Sammlungen 
wird ersterer selbst in einer der nächsten Sitzungen berichten. Ueber 
Herrn Zelebor’s Ausbeute will ich nur erwähnen, dass er aus 
jener Höhle sieben Arten von Fledermäusen, worunter sehr interes- 
sant Synotus barbastellus und Rhinolophus clivosus, beide für jene 
Gegend neu, sich befanden. Ueber die Mollusken an 100 Arten, 
also eine beinahe vollständige Fauna von dort, worunter Helix 


85 
faustina, bisher noch nicht so nahe bei Wien aufgefunden, wird das 
Verzeichniss später folgen. Von fossilen Knochen hat er ein riesiges 
Becken und Schenkelknochen des Höhlenbären, vielleicht die gröss- 
ten bisher gefundenen mitgebracht. 


In Folge der vom Vereine geschehenen Aufforderung um 
Einsendung von Naturalien zur Betheilung der Lehranstalten sind 
eine grosse Menge Beiträge schon eingegangen und noch angezeigt. 
Namentlich hat Herr Dr. Egger mehrere schon geordnete Samm- 
lungen von Fliegen, Herr G. Mayr ebenso Ameisen, Herr Rogen- 
hofer Schmetterlinge, Herr Tacchetti verschiedene Insecten, 
Herr G. Schwab aus Mistek prachtvoll ausgestopfte Vögel, die 
Herren Vukotinovich und Reichardt Pflanzen, so wie letz- 
terer freundlichst aus den vorhandenen Doubletten mehrere Samm- 
lungen zusammengestellt und übergeben, wofür ihnen hiermit der 
Dank erstattet wird. 

Dieselben werden in abgetheilten Partien baldigst ihrer Be- 
stimmung zugeführt, und das weitere seiner Zeit hierüber milge- 
theilt werden. 


Es wurde von dem Mitgliede Herrn Tribunalrath E. Bergner 
aus Zara hierher berichtet, dass der dortige Professor Herr 
Alschinger, Verfasser der „Flora jodrensis“ ein Exemplar eines 
Herbarium florae dalmatiae mit 1000 Pflanzen für 60 fl. abzulassen 
gedenkt, und sich darauf Reflectirende daher an ihn wenden wollen. 


Die zwei dem III. Quartale beigelegten Tafeln zu Herrn F. 
Brauer’s: Beiträge zur Verwandlungsgeschichte der Neuropteren 
und neuen Fliegen von Löw und Frivaldsky kosten illuminirt 
25 kr. Wer dieselben wünscht, wolle es gefälligst unter Einsendung 
des Betrages bekannt geben. 


Herr C. v. Tachetti übergibt zwei Exemplare von Gecar- 
cinus fluviatilisLk. mit der Bemerkung, dass derselbe zur Sommers- 
zeit in den Gräben der Niederungen von Verona lebt, und daselbst 


s6 


‘durch die Durchlöcherung der Dämme der in die bebauten Reis- 
felder geleiteten Bewässerungscanäle grossen Schaden anrichtet, 
und dadurch weit den geringen Nutzen überwiegt, dass er vom ge- 
meinen Volke manchmal als Nahrungsmittel benützt wird. 


Herr Dr. Hörnes legt das 9. Heft der „Fossilen Mollusken 
des Terliärbeckens von Wien“ vor und gibt eine Uebersicht des 
Inhaltes desselben : 


In diesem Hefte sind sechzig Arten, welche den Geschlechtern 
Cerithium, Turritella, Phasianella, Turbo, Monodonta, Adeorbis, Xeno- 
phora und Trochus angehören, beschrieben und auf fünf Tafeln abgebildet. 

Bruguiere gebührt das Verdienst das Geschlecht Cerithium in der 
jetzigen Begränzung und auf gute und feste Charactere gegründet zu haben, 
denn Adanson halle in seinem Geschlechte Cerithium noch die Turri- 
tellen stehen. Lamarck und Deshayes haben keine wesentlichen Aen- 
derungen in der Begränzung desselben vorgenommen. 

Die Cerithien spielten einstens in der Meeresbucht, die wir gegen- 
wärlig das Wiener Becken nennen, eine wichtige Rolle; da sie sich, wie 
gegenwärtig, ungemein leicht vermehrten, so findet man mächtige Schichten, 
die zum grösstentheile bloss aus Cerithien bestehen, und daher mit Recht 
Cerithien - Schichten genannt werden. Von den 26 Arten, welche 
im Wiener Becken vorkommen, sind es insbesondere drei: C. pietum Bast., 
C. rubiginosum Eichw. und C. disjunctum Sow., welche wesentlich zur 
Bildung dieser Schichten beigetragen haben, und es ist stets die erstere 
Art, die bei weitem häufigere. Mit den Cerithien kommt nur eine ganz kleine 
Anzahl von Arten anderer Geschlechter in diesen Schichten vor, und die 
Fauna bleibt sich bei einer grossen Verbreitung dieser Ablagerung stets 
gleich. Diese Schichten bilden daher einen trefflichen Horizont zur Deutung 
der darüber und darunter liegenden Vorkommnisse. Der Cerithien-Sand und 
Sandstein bezeichnet im Wiener Becken stets die obersten Glieder der 
marinen Ablagerungen ; über denselben liegt nur der obere oder Congerien- 
Tegel, welcher seine Entstehung dem Brackwasser verdankt. 


Mit dem Geschlechte Turritella beginnt die Familie der Turbinaceen, 
die sich bekanntlich. durch den Mangel jedweder Ausrandung am Grunde 
der Schale auszeichnet. Die Turritellen gehören ebenso, wie die Cerithien 
zu den häufigsten Vorkommnissen im Wiener Becken allein, wie gewisse 
Arten der Cerithien die oberen Schichten des Wiener Beckens characte- 
risiren, findet man die Turritellen nur in den tieferen. Dieses Geschlecht 
gibt sehr gute Merkmale für Unterscheidung der Arten. Nach dem einfachen 
Typus einer sich erweiternden Röhre gebaut, entwickelt sich ihre Schale 
mit geometrischer Symetrie in fünfzehn bis zwanzig Umgängen, deren Zahl 


87 


bei jeder Art sich gleich bleibt, und die eine scharf zugespitzte Schraube 
bilden. Die Umgänge sind zuweilen plattgedrückt oder concav, und da sie 
sich immer berühren, findet man keine Spur eines Nabels. Es bilden sich 
darauf keine Erhöhungen (Varices) oder Höcker wie bei Cerithium, und an 
dem Mundrande keine periodische Entwicklung einer Wulst. Die Rippen und 
Streifen der Turritellen laufen in die Quere, d. h. spiralförmig, nie nach 
der Länge und selten sind die Umgänge mit Körnern oder Knoten besetzt. 
Die besten Merkmale zur Unterscheidung der Arten liegen nach Reeve in 
den ersten acht oder zehn Umgängen von der Spitze abwärts, eine Erfahrung, 
zu der auch der Verfasser bei dem Studium der Wiener Formen gelangt ist; 
unter dieser Grenze ändert sich nämlich die Sculptur etwas, es treten häufig 
mehrere Reifen hinzu, und die Umgänge gewinnen ein von den früheren 
ganz verschiedenes Ansehen, je mehr sich die Schale der Mündung nähert. 

Im Wiener Becken kommen neue Arten vor, die fast sämmtlich zu 
den häufigsten Vorkommnissen gehören. 


Von dem Geschlechte Phasianella, das Lamarck für eiförmige. 
glatte, glänzende, lebhaft gefärbte Schalen, deren Schlusswindung viel 
grösser als die früheren und deren Mündung schief gegen die Basis der 
Spindel geneigt ist, aufgestellt hat, hat sich bis jetzt im Wiener Becken 
nur eine Art Ph. Eichwaldi Hörn. aber diese ziemlich häufig bei Steina- 
brunn gefunden. 

Das Geschlecht Turbo begriff bei Linne die heterogensten Dinge 
und es sind nach und nach Turritella, Scalaria, Pupa, Clausilia, Litorina, 
Delphinula u. s. w. davon abgetrennt worden. Bei Lamarck sind noch 
die Litorina-Arten damit vermengt, welche jedoch Deshayes in seiner 
neuen Ausgabe von Lamarck’s Werk bereits zu trennen beflissen war. 
Eine merkwürdige Erscheinung bei diesem Geschlechte ist die Verschieden- 
heit des Deckels, der bald kalkig, bald hornartıg ist. Diese Verschiedenheit 
veranlasste Gray das Geschlecht Turbo in sieben Gerera zu zerspalten, 
während Reeve im @egentheile behauptet, die Deckel gäben in der Familie 
der Turbinaceen kein Gattungsmerkmal ab, seien aber bei Unterscheidung 
der Arten sehr beachtenswerth. 

Im Wiener Becken kommen nur drei Arten vor, und zwar T. rugosus 
Linn., T. tuberculatus Serr. und T. carinatus Bors. Von denen aber 
die erste T. rugosus L. zu den gemeinsten Vorkommnissen im Wiener 
Becken gehört und die auch gegenwärtig noch im mittelländischen und 
adriatischen Meere in grosser Anzahl lebt. Bei dieser Art stellt sich die 
Thatsache abermals auf eine auffallende Weise heraus, dass die Zurückfüh- 
rung der fossilen Formen auf die lebenden Arten zu den grössten Schwierig- 
keiten im Fache der Paläontologie gehöre; daher ist es auch erklärlich, 
dass gegenwärtig noch die verschiedensten Ansichten in dieser Beziehung 
unter den Paläontologen herrschen. Während die einen, wie Agassiz und 
d’Orbigny, jede oder fast jede Identifizirung läugnen,, sind andere gleich 


88 


bereit aus ziemlich entfernten Aehnlichkeiten auf dieselbe Art zu schliessen. 
Hier nun den Mittelweg zu finden, ist die Aufgabe. Einerseits muss man 
zugeben, dass zwischen den fossilen und lebenden Formen so auffallende 
Verschiedenheiten statt finden, dass man wie Agassiz hinlänglich be- 
wiesen, auch bei fast gleichen Formen Verschiedenheiten aufzufinden ver- 
mag ; andererseits variiren jedoch auch die lebenden Formen untereinander 
so stark, dass man die fossilen ganz gut als Varietäten der lebenden gelten 
lassen kann. Im Allgemeinen zeichnen sich alle fossilen Formen „ welche 
von den ersten Autoritäten für identisch mit lebenden betrachtet werden, 
durch eine gedrungenere Gestalt, durch eine intensivere Bildung aller Er- 
habenheiten der Oberfläche und durch eine diekere Schale aus. Sirenge 
Consequenz mit genauer und sorgfältiger Beachtung sämmtlicher Verhält- 
nisse kann hier allein zum Ziele führen. 


Lamarck hat das Geschlecht Monodonta für Formen aufgestellt, 
die im Allgemeinen den Habitus von Turbo haben, sich jedoch von den- 
selben dadurch unterscheiden, dass sie mehr oder weniger genabelt sind 
und an ihrer Innenlippe eine zahnartige Verdiekung zeigen. Es ist nicht 
zu läugnen, dass die Begründung des Geschlechtes Monodonta auf einer 
sehr schwachen Grundlage beruhe, denn man bemerkt auch öfters an wirk- 
lichen Trochus-Arten eine derlei zahnartige Verdickung der Innenlippe ; 
andererseits ist wieder nicht in Abrede zu stellen, dass die typischen For- 
men von Monodonta einen so auffallenden und von Trochus ganz verschie- 
denen Bau des Spindelrandes zeigen, dass eine generische Trennung wohl 
gerechtfertigt erscheint. Der Verfasser fühlt sich nicht berufen, hier irgend 
eine Ansicht darüber auszusprechen, da die Entscheidung in dieser Ange- 
legenheit lediglich den feineren anatomischen Untersuchungen der Zoologen 
überlassen werden muss. Deshayes behauptet zwar zwischen den Thieren 
von Monodonta, Turbo, Trochus u. s. w. gar keine Verschiedenheiten auf- 
finden zu können ; allein es ist mehr als wahrscheinlich, dass die anatomi- 
sche Untersuchung der Thiere noch nicht auf jenen Punct angelangt sei, der 
zur schärferen Trennung erforderlich ist. Unstreitig muss jeder bedeutenderen 
Verschiedenheit der Schale auch eine Verschiedenheit der inneren Organi- 
sation des Thieres zu Grunde liegen. Man erinnere sich nur in Betreff der 
Mannigfaltigkeit der inneren Organe auf die Untersuchungen von Loven 
über den merkwürdigen und höchst verschiedenartigen Bau der Zungen der 
Mollusken u. s. w. 

Die Monodonten sind Meerschnecken; sie leben in grosser Anzahl an 
den Küsten des mittelländischen und adriatischen Meeres; es mögen unge- 
fähr 25 lebende und ein Dutzend fossile Arten bekannt sein. Im Wiener 
Becken kommen drei Arten vor: M. arvonis Bast., M. mamilla Andrz. 
und M. angulata Eichw., von denen die erste und letzte höchst wahr- 
scheinlich gegenwärtig noch im mittelländischen Meere leben. 


89 
Das Geschlecht Adeorbis wurde von Wood für kleine halbkugel- 
lörmige, zusammengedrückte, genabelte, mit einer erweiterten gegen die 
Axe schief stehenden Mündung versehene Schalen aufgestellt, die in Crag 
von England vorkommen und deren Einordnung in ein bekanntes Mollusken- 
geschlecht dem Begründer unmöglich war. In Wiener Becken bat sich bis 
jelzt nur eine einzige Art dieses Geschlechtes gefunden, die der Verfasser 
zu Ehren des Begründers Adeorbis Woodi benannt hat. 


Fischer von Waldheim hat zuerst das Geschlecht Xenophora 
in seiner Beschreibung des Museums Demidoff im Jahre 1807 aufgestellt. 
Da dieses Werk jedoch den wenigsten Conchyliologen zugänglich war, so 
hatte man früher für diese Formen zum Theil den im Jahre 1810 von 
Montfort vorgeschlagenen Namen Phorus gebraucht, bis Philippi 
jenen älteren Namen auffand, und in seinem Handbuche der Conchyliologie 
im Jahre 1853 den Gesetzen der Priorität zu Folge annahm. Bei den älteren 
Conchyliologen waren die hierher gehörigen Formen zu Trochus gestellt, 
wie z. B. Trochus conchyliophorus Born u. s. w.; die neueren nahmen 
zum Theil das Geschlecht Phorus an, ja Philippi benützte dasselbe wegen 
der ganz verschiedenen Beschaifenheit der Thiere und wegen der auffallen- 
den Erscheinungen, die an den Schalen beobachtet werden, zur Aufstellung 
einer neuen Familie der Xenophoreen, welche in seinem Systeme zwischen 
den Naricaceen und Calyptraceen zu stehen kommt. Man kennt gegen- 
wärlig nach Philippi eilf Arten, die nur in den heissen Meeren leben. 
Deshayes vermulhete zwar, dass die so häufig an den Küsten von 
Sieilien vorkommende Xen. crispa König im mittelländischen Meere lebe, 
allein Philippi hat in Erfahrung gebracht, dass dies ein Irrthum sei, der 
dadurch entstanden ist, dass die trefflich erhaltene Schale dieser Art von 
dem Meerwasser aus den lockeren Thonschichten an den Küsten, in denen 
sie eingeschlossen sind, ausgewaschen, dann von Seekrebsen als Wohnungen 
benützt werden, und so in die Netze der Fischer gelangen. Im Wiener 
Becken kommen drei Arten vor, nämlich A. DeshayesiMicht., X. cumulans 
Brong und A. testigera Bronn, welche alle mehr oder weniger Selten- 
heiten sind. 


Seitdem Linne das Geschlecht Trochus aufgestellt hat, besteht es 
heutigen Tages noch fast ganz in seiner ursprünglichen Begränzung. La- 
marck hat nur die Genera Solarium und Rotella ausgeschieden. Es sind 
konische Schalen mit mehr oder weniger erhabenen Gewinden mit eckigen 
oder gekieltem Rande, der oft dünn und schneidend ist. Am auffallendsten 
ist bei diesem Geschlechte der Deckel beschaffen. Deshayes fand bei 
allen Trochiden bald einen hornigen, vielwindigen, bald einen hornigen 
wenigwindigen, bald einen kalkigen Deckel. Da Deshayes dieselbe 
Beobachtung auch bei Turbo machte, so stellle er die Frage, ob es nicht 
nalürlicher wäre, die generische Unterscheidung zwischen Turbo und Trochus 


Bd. V. Sitz.-Ber. M 


90 


nicht mehr nach der äusserlichen Form, sondern nach der Natur des Deckels 
festzustellen, indem man zu Trochus alle jene Arten mit hornigem Deckel 
zählt und zu Turbo alle mit kalkigem Deckel. Allein Betrachtungen über 
die Verschiedenheit des Derkels bei dem Geschlechte Nafica veranlassten 
Deshayes von dieser Ansicht abzugehen, um so mehr, da ein genaues 
Studium der Thiere lehrte, dass sämmtliche Geschlechter Turbo, Monodonta, 
Trochus, Delphinula zusammengefasst werden müssen, und dass es in 
Zukunft gestattet werden dürfe, Gruppen in diesem grossen Geschlechte zu 
unterscheiden. Im Gegensatze zu dieser Verminderung der Zahl der Ge- 
schlechter hat Gray aus dem Geschlechte Trochus allein 22 Genera ge- 
macht. Philippi hat das Geschlecht etwas enger als Linne begränzt und 
15 Gruppen in denselben unterschieden. Im Wiener Becken kommen vierzehn 
Arten vor, von denen zum mindesten noch zwei gegenwärtig hänfig im 
miltelländischen Meere leben, nämlich 7. fanulum und T. conulus Liun. 
Von zwei anderen Arten 7. turricula und T. miliaris Brocc. ist es noch 
zweifelhaft ob sie nicht im Mittelmeere lebenden Formen als Varietäten an- 
geschlossen werden dürfen. Sechs Arten gehören den Cerithien-Scehichten 
an, nämlich: T. Podolicus, T. Poppelacki, T. Orbignyanus Hörn., T. 
pietus Eichw.. T. quadristriatus Dubois und T. papilla Eiehw., von 
denen wieder der erste am häufigsten und zugleich am bezeichnendsten für 
diese Schichten ist. Die übrigen Arten kommen am häufigsten mit Ausnahme 
des Trochus palulus in den Tegelschichten bei Steinabrunn, die dem Leytha- 
kaike angehören, vor. Dieser letztere gehört, so wie allenthalben in den 
neogenen Tertiärschichlen Europa’s zu den gemeinsten Vorkommpnissen, 
liebt aber im Wiener Becken vorzüglich die Sandschichten, denn in den 
eigentlichen Tegelschichten ist er bisher gar nicht oder nur höchst selten 
vorgekommen. 


Schliesslich gedachte der Verfasser dankbar der freundlichen 
Hilfe, die ihm auch bei diesem Hefte Herr Professor Doderlein 
in Modena durch Uebersendung seiner Originalexemplare mit An- 
gabe der wichtigsten literarischen Notizen erwies. 


Herr A. Neilreich legt einen Beitrag zur Flora des V. U. 
M. B. von H. Kalbruner in Langenlois (siehe Abhandiungen) 
vor, dessen hohes Interesse er bespricht, und Folgendes noch 
hinzufügt: 

Bei dieser Gelegenheit hin ich so frei zu bemerken, däss das Studium 
der vaterländischen Botanik in einer viel verspreehenden aber wenig be- 
kannten Gegend einen neuen Jünger gewonnen hat. Es ist dies der hoch- 
würdige Herr Franz Oberleitner, Cooperator zu Neustift, Bezirks-Amb 
Weyr in Ober-Oeslerreich , hart an der Grenze des n.-ö. Bezirks-Amles 


9 


Seitenstetten. Als Erstlinge seiner Entdeckungen übergebe ich dem Vereine 
saurch Kalbrunner’s Vermittlung Orobus luteus L. und Bupleurum longi- 
folium L., welche Arten er auf dem grossen Alpkogel (4774) südwestlich 
von Weyr gefunden hat. Es sind diess zwar keine neuen Entdeckungen, 
denn Orobus luteus wird schon in Sailer’s Flora von Ober-Oesterreich 
1. p. 106 auf den Mondseer Alpen und Bupleurum longifolium von Sauter 
in der Flora 1850 p. 595 im Traunkreise angegeben, allein die Auffindung 
dieser letzten Pllanze auf dem grossen Älpkogel hat auch für die Flora 
von Nieder-Oesterreich Bedeutung. 

Von meinem Freunde Karl Erdinger, Cooperator in Scheibbs, habe 
ich nämlich erfahren, dass im Herbarium des verstorbenen Menhart in 
Gresten ein Exemplar des Bupleurum longifolium mit dem Standorte 
Hollenstein an der Ibbs (also aus Nieder-Oeslerreich) liege, dass er aber 
über die Richtigkeit des Standortes nicht ganz im Reinen sei. Da nun der 
grosse Alpkogel von Klein-Hollenstein nur zwei Meilen entfernt ist, die- 
selbe geognostische Beschaffenheit (Kalk) und wahrscheislich auch ganz 
dieselben Vegetations-Verhältnisse, wie das Thal der Ibbs bei Hollenstein 
hat, so dürfte das Vorkommen des Bupleurum longifolium auch in Nieder- 
Oesterreich konstalirt sein und wir haben sonach durch Oberleitners 
interessanten Fund zwei neue Standorte dieser Art gewonnen. 


Herr Dr. A Kerner bespricht die seit uralten Zeiten in 
Bauerngärten gepflegten Pflanzen, die in einer Verordnung Kaiser 
Karl des Grossen schon aufgezählt erscheinen, und verspricht den 
Aufsatz für die Abhandlungen nachträglich zu geben. 


Herr J. Juratzka theilt Folgendes mit: 


Zu den bereits dem Vereine übergebenen Pflanzen erlaube ich mir 
noch einige, zum Theil als Ergebniss eines Ausfluges beizufügen, den ich 
in Begleitung unseres geehrten Vereins-Milgliedes Herrn Dr. Fr. Pokorny 
auf dessen freundiiche Einladung mitmachte. 

Das Ziel dieses, zu Ende Juli unternommenen Ausfluges war Thern- 
berg, bekannt durch das Vorkommen von Hieracium amplexicaule L. und 
Struthiopteris germanica Willd. Letztere fanden wir nur steril, ersteres 
aber in der schönsten Entwicklung, und zwar nicht allein auf den Felsen 
und alten Mauern des Schlosses, sondern auch an den höhern vordwestlich 
gelegenen Theilen des sogenannten Habachtsberges bis nahe an seinen 
Gipfel, sowohl zerstreut, als auch truppweise in abgeholzten Waldpartien. 

Eben daselbst kommt auch sehr häufig das für die Flora Wiens sel- 
tene Thesium montanum Ehrh. vor, für welches jedoch die Zeit der 
Blüthe und an eiwas sonnigen Orten, selbst der Fruchtreife schon vorüber war. 


NM * 


92 


Eine andere seltene, jedoch wie es scheiut, den Standort sehr wech- 
selnde Pflanze, sammelten wir am Wege von Thernberg zum Schlosse, an 
uukultivirten Orten, längs des in den Schlatenbach sich ergiessenden Hofau- 
baches, nemlich die Silene gallica L. u. z. jene Form, welche in der 
»Synopsis« von Koch, als Var. anglica beschrieben ist. 

Endlich fanden wir auf dem Wege von Neunkirchen nach Theruberg 
an einem nassen Strassengraben bei Gleissenfeld, ein Cirsium von fremd- 
artigem Aussehen und üppigem Wuchse. Das Vorkommen von Cirsium 
oleraceum Scop. und C. palustre Scop. in dessen Umgebung, der Um- 
stand, dass es Merkmale beider an sich trägt, so wie das seltene Vor- 
kommen — wir fanden nur Ein Exemplar — lässt keinen Zweifel übrig, 
dass dieses Cirsium ein Abkömmling der genannten Arten, nemlich ein 
C. oleraceum-palustre sei. 

Schliesslich erlaube ich mir noch eine Bemerkung bezüglich der hier 
häufg vorkommenden Linaria genistifolia Mill. zu machen. Meines 
Wissens findet sich in keinem der bekannten botanischen Werke eine ge- 
nügende oder richtige Angabe über die Beschaffenheit ihrer Wurzel, und 
wenn ich nicht irre, wird sie im allgemeinen für nicht kriechend gehalten. 
Diess ist jedoch nicht der Fall, wie die Exemplare, welche ich hier vor- 
lege, zeigen. Die Wurzel treibt wagrecht kriechende, sehr verlängerte 
wurzelartige Ausläufer von wechselnder Stärke, die nebst den Fasern in 
entfernteren Zwischenräumen (gewöhnlich an knotigen Anschwellungen) mit 
Knospen beselzt sind, aus denen sich blüthetragende Stengel entwickeln. 


Herr G. Frauenfeld liest aus einem Briefe des Herrn A. 
Schwab aus Mistek Folgendes: 


„Ich beehre mich, dem löblichen Vereine folgende Notizen als Nach- 
trag zur zweiten Abtheilung der Fauna der Vögel, die in unserer Umgegend 
in Mähren am Zuge vorkommen, mitzutheilen : 


1. Turdus roseus wurde ein altes Männchen im Dorfe Kunewald. eine halbe 
Stunde von Neutitschein entfernt, im Garlen des Gutsbesitzers 
Herrn Schindler im Juni 1854 geschossen und ausgestopft. 

2. Turdus saxatilis, einjähriges Männchen am 20. April 1855 im Schnee- 
gestöber bei Friedland in der Nähe der Eisenhämmer geschossen, 

3. Alauda alpina, schönes altes Männchen am 22. Februar 1855 in der 
Vorstadt von Neulitschein in Gesellschaft von drei Plecitrophanes 
nivalis bei einer Scheuer von meinem Bruder geschossen, be- 
findet sich in seiner Sammlung. 

4. Haematopus ostralegus, ausgefiedertes schönes junges Männchen. Dieser 
an der Osisee vorkommende Austerdieb wurde von mir am 
19. August 1854 bei unserer Schiessslätte, wo sich in Folge 
einer Ueberschwemmung weit umher Wasser befand, geschossen. 


93 


5. Ibis faleinellus. Auch von diesem seltenen Sichelvogel wurde ein altes 
Männchen an der Betschwa bei Korin am 12. October 1854 
geschossen. 

6. Mergus merganser, altes Weib am 22. Februar 1855 und 

7. Mergus serralor, junges Männchen am 24. Februar an der Ostrawitza 
geschossen. Ferner erhielt ich 

8. Falco brachydactylus, ein junges Männchen mit dunkelbraun geflecktem 
Gefieder am 26. November 1854, welches von einer Eiche am 
Bache Holeschna, eine halbe Stunde von Mistek geschossen 
wurde. Selbes hatte eine Eidechse und mehrere Heuschrecken 
verzehrt. 


„Als bemerkenswerth theile ich noch Folgendes mit: Ich erhielt An- 
fangs August 1855 einen alten Cypselus murarius lebend, und gab ihn 
zwischen ein Doppelfenster, worin sich ein schon ziemlich ausgewachsenes 
sehr zahmes Eichhörnchen befand, welches mit Obst, Brot, Nüssen etc. ge- 
füttert wurde. Beide vertrugen sich durch vier Tage ganz gut, den fünften 
Morgens hörte ich den Segler sehrzwitschern, und siehe da, das Eichhörn- 
chen war auf den ruhig Sitzenden losgesprungen, biss ihn einige Male in den 
Kopf, bis er endete, und frass das Gehirn. Nach beiläufig einer Stunde 
nahm es die Hälfte der Brust und das Bein, nachdem es früher die Federn 
zum Theil rupfte, zu sich, und erst den andern Tag machte es sich über 
das übrige Fleisch, und nagte auch das Felt am Steisse ab. Ich gab später 
noch andere Vögel hinein, denen ich die Flügel stutzte. in der Meinung, 
dass sich das Eichhörnchen darüber machen werde, sie zu verzehren, allein 
es verhielt sich ruhig.“ 

„Leider wurde es bald darauf erdrückt, und die Beobachtung halte ein 
Ende. Mir scheint, dass das Felt die Veranlassung zum Tödten und Ver- 
zehren des Seglers gewesen, sonst wüsste ich keine Ursache dieses auffal- 
leuden Ereignisses, indem das Eichhörnchen genug verschiedene Nahrung 
im Fenster liegen hatte.“ 


Ich erlaube mir in Bezug auf diese Mittheilung auf meine schon 
vor Jahren in den Freitagsversammlungen der Freunde der Natur- 
wissenschaften berichtete ähnliche Erfahrung hinzuweisen, wonach 
nicht das Felt des Vogels, sondern überhaupt Raubeelüste nach 
Fleisch, die sich in dem von mir erlebten Falle zur Virtuosität in 
der Ausführung ausbildete, Veranlassung zu diesem Vorfalle war; 
und dieses vielleicht bei den Nagern mehr sich findet, als man 
bisher voraussetzte. 


9 


Ein Aufsatz über die Gatiung Eumerus von Herrn Director 
Dr. Löw in Posen, so wie: „Catalogue des Insectes Col&opleres, 
recueillis par M. Gaetano Osculati, sur les bords du Napo et de 
l’Amazone.“ in französischer Sprache, bearbeitet von Herrn M.F.E. 
Guerin-MeEneville, findet sich in den Abhandlungen. Es war 
dieses wichtige und interessante Verzeichniss, in welchem 64 neue 
Arten beschrieben sind, für Herrn Osculati’s Reisewerk bestimmt; 
zu spät jedoch fertig geworden, konnte es alldort nicht mehr aufge- 
nommen werden, und wurde daher von Herrn Cornalia in Mai- 
land für unsere Schriften freundlichst eingesandt. | 


Ferner hat Herr J. Mann die lepidopterologische Ausbeute 
seiner heurigen Reise in Corsica verzeichnet dem Vereine über- 
geben. In derselben sind 24 neue Arten, und zwar: 3 Spanner, 
4 Zünsler, 7 Wickler, 10 Schaben und 3 Federmotten beschrie- 
ben, deren Typen er, so weit es ihm möglich war, für die Ver- 
einssammlung freundlichst übergeben hat. Ich erlaube mir aus 
derselben nur auf eine interessante Erfahrung bei P. Ichnusa auf- 
merksam zu machen. Bekanntlich sind die Suspensae unter den 
Tagfaltern im Puppenstande gestürzt an einem Gespinnste hängend 
befestigt. Nach meiner Erfahrung darf man sie nicht aus dieser 
Lage bripgen, wenn man niebt nur durchaus Schmetterlinge mit ver- 
krüppelten Flügeln bekommen will, ebenso wenig, als man Saturnia 
etc. ausihren Gespinnsten nehmen darf, die dann dieselbe Erscheinung 
zeigen. Herr J. Mann hat nun, nachdem eralle früheren Aufzuchten 
verlor, die letzte Partie während der Rückreise in Moos verpackt 
Iransportirt, und gerade von diesen liegenden Puppen die schönsten 
Schmetterlinge erhalten. Es wäre sehr wünschenswerth, wenn in 
dieser Hinsicht eigens Versuche angestellt würden, um die Ergeb- 
nisse verschiedener Verhältnisse zu erproben, oder zu ermitteln, 
bei welchen Arten Ausnahmen stallfinden. 


Dass ein Theil der Puppen durch Filarien zu Grunde gegangen, 
dürfte bestimmt unrichtig sein; es wäre diess der erste Fall, den 
ich kennen lerne, dass diese sich aus Puppen herausdrängen; 


95 
wahrscheinlich haben sieh Dipteren-Larven durchgebohrt, wornach 
ein klebriger Faden von den Puppen sich herabgesenkt, der aulge- 
trocknet, so ziemlich vertrockneten Filarien glich *). 


*) Die spätere mikroskopische Untersuchung jener Puppen und Fäden, 
die mir Herr Mann güligst mittheilte, ergab, dass meine oben aus- 
gesprochene Vermuthung richtig war. 

G. Frauenfeld. 


Zum Schlusse hielt der vorsitzende Vicepräsident Herr Direc- 
tor V. Kollar eine wichtige Mittheilung über Apamea basilinea, 
die als Getreideverwüster sehr schädlich aufzutreten und sich zu 
verbreiten beginnt. (Siehe Abhandlungen.) Er knüpft hieran eine 
Beobachtung über Mantis religiosa, deren Paarung, bisher unbe- 
kannt, er nicht dorsal, sondern lateral fand. Er hielt sie lebend, 
wo bald darauf das Weibchen dieses und noch ein zweites Männ- 
chen auffrass. Nach sechs Tagen legte es den bekannten Eicocon, 
dessen Bildung er ebenfalls beobachtete. An einem Vorhange sit- 
zend mit dem Kopfe aufwärts, sonderte es am Afterende eine milch- 
weisse Substanz ab, die es mit den Hinterfüssen abstreifte, und erst 
darin die Eier ablegte. Der Act dauerte von #11 bis 4 Uhr Nach- 
mittags. Nach dem Eierlegen war der Umfang des Hinterleibes nicht 
geringer geworden, doch lebte es noch einen halben Monat, ohne 
weiter noch einen Cocon zu bereiten, wie es Zimmermann bei 
einer amerikanischen Art beobachtet hatte 


SL 


Versammlung am 7. November, 
Vorsitzender: Vicepräsident Herr Dr. E: Fenzl. 


Neu eingetretene Mitglieder: 


Als Mitglied P. T. Herr bezeichnet durch P. T. Herrn 
Bien Paris; 2441 0% 20. Ch. Javet u. Dr. I. Schiner. 
Czerny Florian R., ee in hr 

Rrübauat: u.&n - „20 20..J. Lederer u. G. Frauenfeld. 


Demel Johann , eolginteh Zoaling des 
polytechnischen Instituts. . ....... K. Frisch u. G, Frauenfeld. 


96 


Als Mitglied P. T. Herr bezeichnet durch P, T. Herrn 
Domas Stefan, Hochw.. Professor der 
Realschule in Mähr. Trübau . . . . ,J. Lederer u. G. Frauenfeld. 


Gross Ludwig Dr. d. Med. . . . . .Dr. A. Kerner u. Dr. F. Salzer. 
Guth Franz, Hochw., Director an der 

Hauptschule im Piaristen - Collegium 

inyHorn 2 77. . « . Dr. L. Schlecht u. J. Czermak. 
Ilinterberger Dose, Kan Beamter inLinz J. Zelebor u. G. Frauenfeld. 
Peter Anton, k. k. Sections-Rath im 

Finanz-Ministerium . . . Das Präsidium. 
Petter Alexander, Magister dla En A. Rogenhofer u. G@. Frauenfeld. 
Philipp Heinrich, Küster derevang. Kirche Th. Kotschy u. Y. Totter. 
Sichel, Dr. d. Med.,. Präsident der en- 

tomol. Gesellschaft in ParistIRan: . Dr. @. Mayr u. @ Frauenfeld. 
Willy Bartholomäus, Erzieher d. Grafen 

Fünfkirchen '.. 2. lu. 22.0» DeB.Wohlmannu. G.Frauenfeld. 


@ 


Eingegangene Gegenstände: 


Menzel Gottif. Flora der Excell. gräflichen Clam-Gallas’schen Herrschaften 
Friedland, Reichenberg, Grafenstein und Lämberg. Prag 1830 — 
1833. 1. und II. Abth. 10 Helfie. 

Geschenk des Herrn Ü. Bar. v. Czörnig. 

Peters F. Karl. Schildkrölenreste aus den österreichischen Tertiär-Abla- 
gerungen. Wien 1855 

Gerstäcker Dr. Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen im Ge- 
biete der Entomologie während des Jahres 1853. Berlin 1855. 

Geschenk der Herren Verfasser. 


Preis-Courant der verfügbaren Pflanzen vom Hause Burdin sen. $ Comp. 
in Mailand. 
Geschenk des Herrn A. Senoner. 


Motschulsky Victor de. Etudes entomologiques. Helsingfors 1852. 

Flora, Zeitschrift der königl. bair. bot. Gesellschaft in Regensburg. 1855. 
25 — 36. 

Bulletin de la Societe imper. des Naturalistes de Moscou. Annee 1855. 
Nr. I. 

Zeitschrift der k. k. Gesellschaft der Aerzte zu Wien. 1855. 11. Jahrgang. 
9210 Heik, 

Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den königl. 
preuss. Staaten, Berlin 1853—54. 1. Jahrg. neue Reihe. 

Schriftentausch. 


97 
Annales de la Societe entomologique de France. Paris 1854. Tome 1855. 
1. — 2. Trim. 
Brief der Literary and Philosophical Society of Manchester. 
Anschluss zum Schriftentausch. 


Farkas-Vukotinovicl. v. Die Botanik nach dem naturwissenschafl- 
lichen System. Agram 1855. 

Glos Dr. S. Monographie der Seegewächse. Neusohl 1855. 

Oesterr. Vierteljahresschrift für Forstwesen. Wien 1855. 5. Bd. 3. Heft. 

Verhandlungen der Forstsection für Mähren und Schlesien. Brünn 1855. 
4. Heft. 


Karasiat Dr. G. Landwirtbschaftliche Mitiheilungen. Pest 1955. 5.—6. Hft. 

Pirona J. A. Florae Forojuliensis Syllabus. 

Memorie dell’ Accademia d’agricoltura commercio ed arti di Verona. 
1855. Vol. 30. 

Terzo volume a compimento e seguito dei quattro regni della natura il 
moderno buffon storia nalurale Geologia. Disp. 13—14. Milan. 

Peluso Dott. F. Annali d’agricoltura e d’orticolltura. Milano 1855 
Nr. 18 — 19, 

Fortsetzung der Zeitungen. 


Geschenk der K. k. obersten Polizeibehörde, 


51 Art. ungarischer Pflanzen. 
Geschenk des Herrn Johann Bayer. 


Zur Betheilung an Lehranstalten : 


Käfer, Schmetterlinge, Libellen, Ameisen von den Herren J. Hoffmann, 
W. v. Macchio,K&K. v. Tacchetti, G. Mayr. 
Cryptogamen von Herrn Reichardt. 


Der Verein für schlesische Insectenkunde hat das Ansuchen 
gesiellt, eine Aufforderung zu Insectenbeobachtungen behufs allge- 
meiner Theilnahme in den Vereinsschriften aufzunehmen. Obwohl 
in unsern Druckschriften in der Regel kein Wiederabdruck stattzu- 
finden hat, so wurde vom Ausschusse in Anerkennung der wün- 
schenswerthen grössten Ausdehnung solcher Beobachtungen beschlos- 
sen, diesen Aufsatz nachfolgend unverändert aufzunehmen, und 
die Entomologen aufzufordern, demselben ihre Aufmerksamkeit zu 
schenken. 


Bd. V. Sitz.-Ber. N 


93 


Aufforderung zur Anstellung von Beobachtungen über die 
periodischen Erscheinungen in der Inseetenwelt. 


Jegliche Erscheinung in der Natur steht mit einer unzähligen Reihe 
anderer Phänomene in gesetzlicher Verbindung. Indem die Erde sich ein- 
mal um ihre Achse dreht, veranlasst sie den Wechsel von Tag und Nacht 
und theilt dadurch auch das Leben der Thiere und Pflanzen in zwei, oft 
sehr wesentlich verschiedene Epochen. Indem die Erde einmal ihre Bahn 
um die Sonne zurücklegt, veranlasst sie in unseren Breiten die Reihenfolge 
der Jahreszeiten, einen gesetzlichen Wechsel gewisser klimatischer Verhält- 
nisse und führt gleichzeitig, und in Folge dessen, eine regelmässige Periode 
der Erscheinungen in der organischen Welt herbei. Die steigende Wärme 
im Frühjahr erweckt die Pflanzen aus ihrem Schlummer, in den die abnelı- 
mende Temperatur des Herbstes sie versenkt hatte; sie lockt gleichzeitig 
das Heer der Insecten aus ihrem Ei oder Puppenzustande , oder erweckt sie 
aus dem Schlafe, in welchem sie die nahrungslose Zeit des Winters zuge- 
bracht hatten ; sie bringt die Zugvögel in ihre alten Nester zurück, die 
theils aus demselben Grunde, theils um die allzustrenge Kälte zu vermeiden, 
südlichere Striche aufgesucht hatten. Den entgegengesetzten Einfluss übt 
der Herbst auf Thier- und Pflanzenwelt aus. 

Der Zusammenhang der Pflanzen mit den Bedingungen des Klima’s 
ist ein einfacher, directer, indem jede Entwicklungssiufe einer jeden Pflanze 
die unmittelbare Folge eines gewissen Masses von Wärme, Licht und Feuch- 
tigkeit ist, das ihr von aussen zukömmt. Die periodischen Erscheinungen 
in der Thierwelt sind zum Theil ebenfalls direct an diese klimatischen Be- 
dingungen geknüpft, indem z. B. zum Ausbrüten der Eier eine gewisse 
Wärmemenge eine gewisse Zeillang eingewirkt haben muss. Zum Theil 
stehen jedoch auch die Phänomene des Thierlebens, namentlich aber der 
Insectenwelt, in einem räthselhaften Zusammenhang mit der Entwickelung 
der Pflanzen, insofern nicht nur die Pflanzen von der Natur selbst in vielen 
Beziehungen, namentlich bei der Befruchtung an gewisse Insecten gewiesen 
scheinen, sondern auch umgekehrt in noch weit höherem Masse die Insecten 
zu ihrer Nahrung gewisser Pilanzen bedürfen und daher nicht eher zum 
Vorschein kommen, als bis diese ihnen hinreichende Subsistenz bieten 
können. Da aber die Entwickelung der Pflanze selbst wieder vom Klima 
abhängt, so sind im Grunde auch diejenigen Erscheinungen in der Insecten- 
welt, welche zunächst mit den Vegetationsphasen zusammenhängen, in letz- 
ter Instanz von den meteorologischen Bedingungen abzuleiten. 

Bekanntlich sind diese meteorologischen Bedingungen in den verschie- 
denen Jahren in sehr verschiedener Weise verlheilt. In einem Jahre bleibt 
der Winter fast ganz aus, und das Leben der Natur erleidet fast gar keine 
Unterbrechung; in einem andern reicht der Winterschlaf bis in die Früh- 


99 


lingsmonate hinein. Damit der Erde eine bestimmte Menge Wärme von der 
Sonne zuströme, sind in dem einen Jahre mehr, in ‚dem andern weniger 
Tage erforderlich. Ebenso verhält es sich mit der Feuchtigkeit, den Winden 
ete., die Jahr für Jahr dem unregelmässigen, scheinbar ganz willkürlichen 
Wechsel unterworfen sind. 

Da nun aber die Entwicklungsepochen der Pflanzen stets eine be- 
stimmte Menge Wärme und Feuchtigkeit bedürfen, so ist es klar, dass 
sie in dem einen Jahre früher, im andern später eintreten müssen. Es ist 
daher von Interesse den Zeitpunet aufzuzeichnen , in welchem alljährig die 
wichtigsten Entwicklungsstufen der wichtigsten Pflanzen eintreten, weil wir 
an ihnen ein Mass haben für den Character des Klimas, wie es in jedem 
Jahre sich dargestellt hat. 

Aus diesem Grunde haben mehrere gelehrte Gesellschaften, und zwar 
zuerst die Brüsseler Academie der Wissenschaften, die An- 
stellung regelmässiger Beobachtungen veranlasst, welche die periodischen 
Erscheinungen der Pflanzenwelt zum Gegenstand und zur Erzielung möglichst 
zuverlässiger und unter sich vergleichbarer Angaben zum Zweck haben. In 
neuerer Zeit und im grössten Massstabe sind solche regelmässige Vegeta- 
tionsbeobachtungen von der schlesischen Gesellschaft für vater- 
ländische Cultur in einem grossen Theile von Deutschland veranlasst 
worden; seit Kurzem hat sich das Netz der Beobachter auch über Mecklen- 
burg und ganz Oesterreich ausgedehnt. 

Der innige Zusammenhang, in welchem die periodischen Erscheinun- 
gen in der Thier- und zunächst in der Insectenwelt mit den Verhältnissen 
des Klimas im Allgemeinen und mit der Entwicklung der Pflanzen insbe- 
sondere steht, macht es in hohem Grade wünschenswerth, dass auch die 
ersteren in verschiedenen Jahren und Orten einer regelmässigen und zuver- 
lässigen Beobachtung unterworfen werden möchten. Es sind zu diesem 
Zwecke bereits vor mehreren Jahren von dem berühmten belgischen Stati- 
stiker Quetelet Instructionen zur Beobachtung der periodischen 
Erscheinungen im Thierreich entworfen worden, und es gehen 
gemäss dieser Instructiou bei der Brüsseler Academie jährlich eine Reihe 
Beobachtungen über Ankunft und Abreise gewisser Vögel, über das erste 
Erscheinen, die massenhafte Entwicklung, die Begattungszeit und das Ver- 
schwinden gewisser Insecten ein. Auch die k. k. Centralanstalt für Meteoro- 
logie und Erdmagnetismus in Wien unter der Leitung ihres tüchtigen Ad- 
juneten Carl Fritsch hat seit einigen Jahren dergleichen Beobachtungen 
zu sammeln angefangen. 

Aufgefordert durch die Secretäre der naturwissenschaftlichen Section 
der schlesischen Gesellschaft, Herrn Geheimrath Professor Göppert und 
Herrn Privatdocent Dr. Cohn, welche die Anstellung entomologischer 
Untersuchungen im Anschluss an die von ihnen geleiteten botanischen für 
wünschenswerth halten, erlaube ich mir die geehrten Mitglieder unseres 
Vereins so wie überhaupt alle für diese Sache sich interessirenden Ento- 


N*®# 


100 


mologen Deutschlands und der angränzenden Länder zur Aufzeichnung ihrer 
Beobachtungen über die periodischen Erscheinungen in der Inseetenwelt 
aufzufordern. 

Es werden vorzugsweise solche Insecten zu berücksichtigen seiu, 
deren Erscheinen sich auf einen kurzen Zeitraum beschränkt und die Ent- 
wicklung daher in inniger Beziehung mit den klimatischen Verhältnissen 
zu stehen scheint. Insecten,„ die das ganze Jahr anzutreffen sind, würden 
zwar, als für diesen Zweck nicht geeignet, auszuschliessen sein, jedoch 
wäre in anderer Beziehung ihre Beobachtung auch sehr erwünscht, um 
nemlich zu ermitteln, ob sich ihr immerwährendes Vorhandensein auf un- 
gleiche Entwicklung der früheren Stände, oder aber auf sich oft und rasch 
wiederholende Generatien gründet; solche, die bei uns in Bäumen ete. über- 
wintern und daher an den ersten warmen Tagen schon hervorkommen, 
sind zu brauchbaren Beobachtungen ebenfalls nicht geeignet. Dagegen 
werden solche Thierchen, deren Eier im Herbst gelegt, im nächsten Jahre 
erst zur vollen Entwicklung kommen, oder deren Puppen überwintern, zu 
den werthvollsten und genauesten Untersuchungen Gelegenheit geben. 

Von allen Insectenordnungen dürften sich die Lepidoptern vorzugs- 
weise zu diesen Beobachtungen eignen, und werde ich am Schlusse ein 
Verzeichniss jener Gattungen oder einzelnen Arten geben, welche einer 
besonderen Berücksichtigung werth sind. 

Nächst den Lepidoptern eignen sich die Neuroptern noch am meisten 
zu dergleichen Beobachtungen und zwar besonders jene Familien, deren 
Larven im Wasser leben, als die Sialiden,, Libelluliden, Ephemeriden und 
Phryganiden. 

Von Coleoptern dürften nur jene berücksichtigt werden, welche als 
ausgebildetes Insect oder als Larve sich von Blättern nähren und hiervon 
vorzugsweise die Melolonthiden, Chrysomelinen und ein Theil der Curcu- 
lioniden. 

Aus den übrigen Insectenordnungen verdienten zwar auch mehrere 
Familien der Berücksichtigung einer genauen Beobachtung, doch ist die 
Zahl derer, welche dieselben sammeln, leider zu gering um ein nur einiger- 
massen günstiges Resultat der Beobachtungen erwarten zu dürfen, wesshalb 
wir es auch unterlassen, die betreffenden Familien namhaft zu machen, es 
vielmehr jenen, welche über einzelne Arten aus jenen Ordnungen Beobach- 
tungen anstellen wollen, überlassen, sich die am geeignetsten erscheinenden 
Thiere hierzu selbst auszuwählen. 

Sollen diese Beobachtungen ihrem Zweck entsprechen, so wird es 
darauf ankommen, die beiden wichtigsten Epochen ihrer Eutwicklung, den 
Larvenzustand und das vollkommene Insect in ihrem ganzen Verlauf genau 
zu beobachten, besonders aber den Tag ihrer Entwicklung aus dem Ei, den 
der Verwandlung zur Puppe, aus dieser in das vollkommene Insect und das 
Verschwinden desselben genau zu verzeichnen. Eben so wird die Zeit der 
begatiung, eine kurze Characteristik des Fundortes nebst Angabe seiner 


101 


geographischen Lage und die Höhe über dem Meeresspiegel zu interessanten 
Vergleichnngen Anlass geben. 

Wenn dergleichen Beobachtungen aus verschiedenen Orten in ver- 
schiedener geographischer Lage und Höhe an uns gelangen, so wird sich 
daraus constaliren lassen, ob die Entwicklung der Insecten nach denselben 
Gesetzen in grösserer Höhe oder Breite verzögert wird, die für die Vege- 
tation schon festgestellt sind. 

Es ist eine bekannte Erfahrung, dass gewisse Insecten in gewissen 
Jahren ganz besonders häufig sich entwickeln, während sie in anderen 
seltener oder gar nicht sich ‚sehen lassen. Man hat behauptet, dass hier eine 
mehrjährige Periode vorhanden sei, doch fehlt es für die meisten Fälle an 
genügenden Nachweisen. Es wäre daher zu wünschen, wenn auch hierauf 
sich die Aufmerksamkeit der Herren Beobachter richte, und die Fälle un- 
gewöhnlich massenhafter oder spärlicher Entwicklung bei den verschiedenen 
Arten aufgezeichnet würden. Wir machen hierbei unter den Lepidoptern 
namentlich auf Papilio Cardui, Crataegi, Edusa, Sphinz Galü, Convolvuli, 
Atropos, Bombyz Prozessionea, Pinivora, Noctua Graminis, etc.; unter 
den Neuroptern auf mehrere Arten aus den Gattungen Libellula und Ephe- 
mera: unter den Coleoptern auf die Melolonthen und einige Coccinellinen 
und unter den Diptern auf mehrere Mückenarten aus den Gattungen Chiro- 
nomus und Sciara und auf Dilopsus vulgaris aufmerksam. 

Die periodischen Erscheinungen der Thier- und Pflanzenwelt sind 
zwar in verschiedenen Jahren auf sehr verschiedene Zeiten vertheilt; bei 
genauer Untersuchung stellt sich jedoch heraus, dass diese Epochen sich 
stets innerhalb gewisser Grenzen bewegen, die zwar für verschiedene Orte 
verschieden sind, für denselben Ort sich aber ziemlich genau feststellen 
lassen. Es wird sich für jede einzelne Entwicklung jedes Thieres oder 
jeder Pflanze ein Zeitpunct der grössten Verfrühung und Verspätung auf- 
stellen, es wird sich durch Vergleichung der Beobachtungen vieler Jahre 
eine mittlere Entwicklungszeit berechnen lassen. 

Solche mittlere Entwicklungszeiten für die wichtigsten Pflanzen be- 
sitzen wir bereits für mehrere Orte, sie bestimmen den Pflanzenkalender 
des Ortes und stehen in der directesten Beziehung zu den mittleren Tempe- 
ratur-Feuchtigkeits-Verhältuissen etc. 

Solche mittlere Entwicklungszeiten auch für Insecten festzustellen ist 
die Aufgabe unseres Unternehmens, und es ist darum besonders wünschens- 
werth, dass die Beobachtungen durch mehrere Jahre und immer an denselben 
Fundorten fortgesetzt werden möchten. Dass hierbei aber die in Stuben oder 
überhaupt in geschlossenen Räumen erzielte Zucht nicht massgebend sein 
kann, bedarf wohl weiter keiner Auseinandersetzung, sie kann höchstens 
nur zur Ergänzung der betreffenden Daten, falls eine Beobachtung am Fund- 
ort selbst nicht möglich war, benützt werden, ist dann aber auf dem be- 
treffenden Schema genau zu bemerken. 


102 


Es ist uns indess nicht unbekannt, dass die genaue Beobachtung 
aller Entwicklungsstufen im Freien bei den meisten Insecten schwierig, 
bei Vielen sogar ganz unmöglich ist und genügt es daher zu dem ange- 
sebenen Zweck vollkommen, wenn nur die eine der beiden Hauptepochen 
ihrer Entwicklung möglichst sorgfältig und genau beobachtet und ver- 
zeichnet wird. 

Ohne Zweifel haben viele unserer Mitglieder so wie diejenigen Ento- 
mologen, welche sich bei diesen Beobachtungen betheiligen wollen, für sich 
schon seit Jahren über das Erscheinen der Insecten Aufzeichnungen ge- 
mächt, und wäre es sehr zu wünschen, wenn dieselben uns diese Notizen 
zukommen lassen wollten, damit wir aus ihnen die mittlere Entwicklungszeit 
für die betreffenden Thierchen berechnen könnten. Es werden sich möglicher 
Weise, gestützt auf die meteorologischen Erscheinungen, bei den beobach- 
teten Insecten später auch Normen feststellen lassen, nach denen man ihr 
Erscheinen mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit schon im Voraus wird 
berechnen können. 

Die nach beigefügtlem Schema verzeichneten Beobachtungen können am 
Schlusse jeden Jahres von den am Vereinstausch sich betheiligenden Mitgliedern 
mit den Doubletten- oder Desideralen-Verzeichnissen direct an mich, von 
den übrigen Beobachtern zur selben Zeit aber auch an die oben bezeichneten 
beiden Herren Secretäre der nalurwissenschaftlichen Section, zur Weiter- 
beförderung an mich, eingesandt werden. 

Die eingehenden Beobachtungen werden dann sofort bearbeitet und 
zusammengestellt und die wissenschaftlichen Ergebnisse derselben in unserer 
Zeitschrift veröffentlicht und den Herren Beobachtern zugestellt werden. 


Breslau.im März 1855. 
A. Assmann, Lithograph. 
Z. Z. Secrelär des Vereins für schle- 
sische Insectenkunde. 


Verzeichniss 


der für die anzustellenden Beobachtungen am geeignetsten 
erscheinenden Gattungen und Arten der Lepidopteren, 
geordnet nach dem am meisten bekannten System von 
Ochsenheimer-Treitschke, 
Die bei den einzelnen Gattungen und Arten vorzugsweise zu beach- 
tende Entwicklungsepoche ist für den Larvenzustand durch ein nach- 


gesetzles L., für das vollkommene Insect durch I. bezeichnet, wo Nichts 
angegeben ist, sind beide Epochen gleich wichlig zu beobachten. 


103 


l. Papilionidae, Tagfalter. 

Gen. Melitaea I.; G. Argynnis mit Ausschluss von Selene und La- 
tonia 1.; G. Vanessa nur Prorsa in beiden Generationen; G. Limenitis und 
Apatura I.; aus dem G. Hipparchia eignen sich am besten die in der ersten 
Familie (Satyrus) befindliche Arten, Alcyone und Verwandte, dann die in 
der vierten Familie (Erebia) wie Medusa, Melampus etc. zu Beobachtungen ; 
von den Lycaenen die blauen Arten, welche auf der Unterseite kein rotlı- 
gelbes Querband am Aussenrande der Hinterflügel haben, wie Arion, Cyl- 
larus ete., ferner die kleingeschwänzten (Thecla) und von den Goldfaltern 
(Polyommatus) Circe und Helle I.; Nemeobius Lucina 1.; G, Papilie und 
Doritis; im G. Pontia die Arten Crataegi, Daplidice, Cardamines und 
Sinapis ; von Colias Edusa, Myrmidone und Palaeno I.; G. Hesperia die 
Arten Tages, Paniscus, Comma, Lineola und Verwandte I. 


I. Sphingidae, Schwärmer. 

Zygaena Meliloti, Trifolii, Onobrychis,1I.; Syntomis Phegea, 1.; 
Sesia Apiformis, 1. ; Macroglossa Stellatarum; Deilephila Elpenor „ Por- 
cellus und Galü; Sphinz Pinastri und Convolvuli, I.; Acherontia Atropos; 
G. Smerinthus. 


II. Bomdbyeidaee, Spinner. 


Von den Gen. Saturnia, Aglia, Endromis, Harpyia, Notodonta und 
Pygaera, L.; Gastropacha Prozessionea, Pinwora, Everia, Lanestris, 
Neustria und Castrensis; Liparis Dispar, Monacha und Chrysorrhoea ; 
.G, Liihosia; G. Euprepia. 


IV. Noctwidae, Eulen. 


Gen. Acronycta, L.; G. Kymatophora, I.; im G. Hadena die L., 
‚welche in den Samenkapseln oder doch von dem Samen der nelkenartigen 
Gewächse leben (Dianthoecia) z. B. Cucubali, Capsincola, Echü etc. ; 
G. Xanthia; G. Cosmia und Cucullia, L.; G. Asteroscopus, I., G. Plusia 
incl. Gamma und Chrysitis ; G. Acontia, Catocala und Brephos, 1. 


V. Geometridae, Spann er. 


Von diesen sind mehrere zu den Beobachtungen vorzüglich geeignet, 
und zwar alle jene Arten, deren Weibchen entweder gar keine oder doch 
nur verkümmerte Flügel besilzen, z. B. Amphydasis Pomonaria und Hispi- 
daria, Fidonia (Hibernia) Leucophaearia, Progemmaria Rupicapraria etc., 
Acidalia Brumata und die auf den Hinterflügeln noch mit besonderen 
Lappen versehenen (Lobophora) wie Lobulata, Hezapterata etc. 

Von den Microlepidopteren verdienen zwar auch viele genau beob- 
achtet zu werden, doch würde sich dadurch die Zahl der zu beobachtenden 
Objecte zu sehr vermehren, und dem Ganzen eher Schaden als Nutzen brin- 


104 


gen. Diejenigen, welche sich jedoch auch mit der Beobachtung dieser 
Kleinschmetterlinge befassen wollen, mögen vorzugsweise folgende Gatiungen 
berücksichtigen. 

Von Pyraliden das G. Nymphula ; von Tortriciden die G. Penthina, 
Tortriz und Teras ; von Tineiden die G. Adela und Hyponomeuta und von 
den Pterophoriden den allbekannten Pter. pentadactylus. 

Damit diese Beobachtungen aber ein ihrem Zweck entsprechendes 
Resultat ergeben, ist es erforderlich, dass an allen Orten die gleichen Spe- 
cies beobächtet werden. Diese aber schon jetzt von hier aus einzeln namhaft 
zu machen ist nicht gut möglich; es wird sich vielmehr erst nach Eingang 
der Notizen des ersten Beobachtungsjahres herausstellen, welche Arten all- 
gemein beobachtet wurden und sich daher am Besten zu dem angegebenen 
Zwecke eignen. 


Schema 
zur Eintragung der gemachten Beobachtungen. 


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105 


Da der bisherige zweite Secretär, Herr Dr. A. Kerner, 
durch die Berufung als Professor nach Ofen von Wien abgegangen, 
so wurde dessen Stelle bis zur definitiven Wahl vom Ausschuss an 
Herrn Dr. G. Mayr provisorisch übertragen. 


Herr Dr. Lindermayer, königl. Leibarzt in Athen, hat als 
Mitglied hierher angezeigt, dass er eine Partie Süsswasserfische 
aus dem Alpheus für den Verein schon vor einigen Monaten abgce- 
sendet hat. Leider sind dieselben bisher nicht eingelangt. Es warıl 
bei Besprechung dieses Gegenstandes im Ausschusse erwähnt, dass 
es höchst wünschenswerth wäre, dass alle Sachen, welche via Triest 
gelangen, durch den österreichischen Lloyd, oder die Triester Bör- 
sendeputation vermittelt würden, indem diese beiden höchst acht- 
baren Institute bei ihrer besonderen Berücksichtigung wissenschaft- 
licher Angelegenheiten die grösste Bürgschaft für sichere Besor- 
gung bieten. 


Herr Professor A. Pokorny hält folgenden Vortrag: 


Ein betrübendes Ereigniss ist die Veranlassung der gegenwärtigen 
Mittheilung. Der Verein hat eines seiner jüngsten aber thäligsten Mitglieder 
die Wissenschaft einen eifrigen vielversprechenden Anhänger verloren. Am 
25. October laufenden Jahres verschied nämlich nach einer langen schmerz- 
lichen Krankheit unser Vereinsmitglied Herr Anton Röll, absolvirter Hörer 
der philosophischen Facultätsstudien an der hiesigen Universität und appro- 
birter Lehrer der Naturwissenschaften für Ober-Realschulen im 23. Lebensjahre. 

Nur selten wird Jemand in seinem Alter so allgemein die Achtung 
und Freundschaft Aller, die ihn näher kennen lernten, durch seine vielsei- 
ligen Kenntnisse, verbunden mit der grössten Bescheidenheit sich erwerben; 
und hieraus erklärt sich auch die ungewöhnliche Theilnahme bei dem Ab- 
leben des zu den schönsten Hoffnungen berechtigenden jungen Mannes. Da 
ich durch gemeinschaftliche Arbeiten und verwandte Richtung im wissen- 
schaftlichen Streben näher mit dem Verblichenen befreundet war, halte ich 
es für meine besondere Pflicht, für seine zahlreichen Freunde und im In- 
teresse der Geschichte der Wissenschaft eine Skizze seines kurzen Lebens- 
laufes, welche ich seinem tiefbetrübten Vater, Herrn Professor Alois Röll, 
verdanke, und eine Uebersicht seiner wissenschaftlichen Thätigkeit dem 
Vereine mitzutheilen. 


Bd. V. Sitz.-Ber. 0) 


106 


„Anton Röll ward am 24. November 1832 zu Jaroslau in Galizien 
geboren, wo dessen Vater technischer Lehrer der IV. Classe an der dortigen 
Hauptschule war, und erhielt den ersten Schulunterricht in seinem Geburtsorte. 


In der frühesten Kindheit verrieth er ein, seinem Alter ganz unge- 
wöhnlich scharfes Beobachten der Dinge und den Wunsch über diese voll- 
kommene Aufklärung zu erhalten, wendete unermüdeten Fleiss auffallend 
ernsten Beschäftigungen zu, und war in seinem Glücke , wenn seine Wiss- 
begierde befriediget wurde, oder er minder wissende Kinder belehren konnte. 


Der sehnlichste Wunsch seiner Aeltern diesem hoffnungsvollen Kinde 
in der Folge auch die Gelegenheit zu höherer Ausbildung bieten zu können, 
ward schon im Jahre 1842 durch die Beförderung des Vaters nach Wien 
erreicht. An dem akademischen Gymnasium daselbst vollendete der Sohn vom 
Jahre 1843 bis zum Schlusse des Schuljahres 1848 die fünf Gymnasialklassen 
mit lobenswerihem Erfolge. Da nach diesem verhängnissvollen Jahre die 
Eröffnung des Gymnasiums nicht sogleich erfolgte, liess ihn der Vater in 
den eben erweiterten pädagogischen Lehrkurs an der Normal-Hauptschule 
zu St. Anna eintreten, wo er seine Studien trotz des in diesem Jahre über- 
standenen Typhus mit Auszeichnung zurücklegte. Nach höherer Ausbildung 
sirebend, trat er seinem Wunsche gemäss im Schuljahre 1850 neuerdings 
in das akademische Gymnasium, wo er durch die Neugestaltung dieser An- 
stalt Lebrfächer fand, die seiner Neigung ganz zusagten. Hier widmete er 
sich eifrigst den Studien, insbesondere aber den Naturwissenschaften und 
der Mathematik, und trat, nach im Jahre 1852 mit Auszeichnung zurück- 
gelegter Maturitätsprüfung, im nächsten Schuljahre an die Universität über. 


Schon während der Gymnasial-Studien benützte er jede Gelegenheit 
die ausserordentlichen Vorlesungen an verschiedenen Lehranstalten zu hören, 
erwarb sich eine tüchtige Fertigkeit in der Stenographie und im Zeichnen 
und erweiterte auch seine Sprachkenntnisse. 


Mit wahrhaft übermässigem Eifer widmete er sich bis zum Schluss 
des Schuljahres 1855 den historischen insbesondere aber den mathematischen 
physikalischen und naturwissenschaftlichen Fakultätsstudien, war auch or- 
dentlicher Eleve im pbysicalischen Institute, hörte mehrere Lelrfächer am 
polytechnischen Institute mit bestem Erfolge und gewann durch sein 


eifriges, ruhiges und bescheidenes Benehmen die Achlung und Liebe seiner ° 


hochverehrten Professoren und Gönner, deren hoher Standpunct in der 
Wissenschaft ihm als Ziel seines Strebens vorleuchtete. 


Unter der Leitung des Herrn Professors Unger und der Herren 
Directoren Fenzl| und Kollar widmete er viele Stunden seines Lebens 
den Studien am Museum des botanischen Gartens und am Naturalienkabinete. 


Im Jahre 1854 meldete er sich zu den Prüfungen für die Lehrfächer 
der Physik und Naturgeschichte an Ober-Realschulen. Unter den eifrigsten 


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107 


Arbeiten an der Lösung der erhaltenen umfangreichen Hausarbeiten über- 
raschte ihn im October die Cholera, von der er zwar genas, wahrscheinlich 
aber auch den Keim zu der späteren tödtlichen Krankheit erbte. 


Kaum zur Kraft gelangt setzte er sein Prüfungs-Elaborat fort, unter- 
zog sich bald der Klausurarbeit, der mündlichen Prüfung und der Probe- 
lection, erhielt ein chrenvolles Befähigungszeugniss für die genannlen 
Lehrfächer, und wurde zur Ablegung des Probejahres von der hohen Stalt- 
halterei an die Landstrasser Ober-Realschule gewiesen. 


Gleichzeitig mit der Ablegung dieser strengen Prüfungen meldete sich 
Röll auch zu den Rigorosen für die philosophische Doctorswürde, wurde 
aber, da er das gesetzlich vorgeschriebene Trienium an der Universilät 
noch nicht zurückgelegt hatte, unter der schmeichelhaftesten Anerkennung 
seiner ausgezeichnetsten Verwendung an der Universität auf den Ablauf 
des leizten Semesters verwiesen. 

Diesen Semester vollendete er zwar, allein das Schicksal sandte neue 
Krankheiten über ihn, so dass er seinen sehnlichsten Wunsch, diese acade- 
mische Würde zu erlangen, nicht erlebte. 

Oeffentliche Beweise der rastlosen Thätigkeit legte der Verstorbene 
durch mehrere literarische Arbeiten ab, welche in den Verhandlungen des 
zoologisch-botanischen Vereins, in den Berichten der meteorologischen Cen- 
tralanstalt, so wie im botanischen Wochenblalte von Dr. Sk ofitz nieder- 
gelegt sind. 


In dem ersteren Werke sind enthalten: 
1. Die Bearbeitung der Abtheilung der Pilze in Pokorny's 
Vorarbeiten zur Cryptogamenflora Unter-Oesterreichs. 
Jahrgang 1854. 
2. Ueber das Vorkommen der Trüffel, Jahrgang 1854. 
3. Ueber Photographie nach lebenden Pflanzen. Jahrgang 1855. 
4. Beiträge zur Cryptogamenflora Unter-Oesterreichs. Jahrg. 1855. 


In dem Jahresberichte der k. k. meteorologischen Central-Anstalt, 
ii. Jahrgang 1854, sind enthalten : 
5. Beobachtungen über die ersten Blüthen im Gebiete der 
Wiener Flora, so wie in den verschiedenen in der 
„Wiener Zeitung“ veröffentlichten Beobachtungen dieser 
Anstalt Beiträge von ihm vorkommen. 


Im botanischen Wochenblatte sind enthalten : 
6. Recension über Wagner’s Unternehmen, Jahrg. 1855, Nr. 6. 
7. Ueber die chemischen Kenntnisse von den Cryptogamen. 
Jahrg. 1855, Nr. 12. 
8. Ueber die Farbe des Meeres. Jahrg. 1855, Nr. 25. 
9. Neue Stoffe zur Papierfabrication. Jahrg. 1855. 
10. Ueber einen neuen Webstoff. Jahrg. 1855, Nr. 38. 


(9) ar 


108 


Mit besonderer Sorgfalt beschäftigte sich der Verstorbene in letzter 
Zeit mit der Bearbeitung der Flora des Marchfeldes und mit einem grös- 
seren Werke über die Pilzfiora von Nieder-Oesterreich. Für beide Ar- 
beiten hatte er viel Material vorräthig, doch bei der definitiven Zusammen- 
stellung der ersteren Bogen dieser Werke überraschte ihn ein Anfall von 
Bluthusten, welcher trotz der Anfangs noch gehegten besten Hoffnungen 
am 25. October laufenden Jahres seinem Leben und hoffnungsvollen Wirken 
ein Ende machte. 

Ein schönes Herbarium, eine zahlreiche Sammlung von Schmetterlingen, 
Käfern, Mineralien und sonstigen Naturproducten, eine ausgewählte Biblio- 
ihek wissenschaftlicher und belletristischer Werke blieb nach dem hofl- 
nungsvollen jungen Manne als Beweis seiner Thätigkeit, seines Fleisses, 
seiner Sparsamkeit zurück.“ 

Wie aus dem Mitgetheilten erhellt, hat Röll sich in verschiedenen 
Zweigen der Naturwissenschaften mil gleich grossem Eifer verwendet. 
Sein rastloser Fleiss setzte ihn nicht nur in den Stand, für seine eigene 
Bildung und für selbstständige Forschungen thätig zu sein; er förderte auch 
mit der grössten Bereitwilligkeit und Uneigennützigkeit fremde, ihm ferne 
liegende wissenschaftliche Interessen. An mehreren hiesigen Bildungsan- 
stalten hat Röll werthvolle Andenken seiner Thätigkeit hinterlassen. So 
benützte er seine ausserordentliche Fertigkeit im Zeichnen und Mahlen, um 
für das k. k. akademische Gymnasium zu Wien mehrere Abbildungen im 
grossen Massstabe anzuferligen, worunter ich nur eine grosse Wandkarte 
des österreichischen Kaiserstaates nach theilweise origineller Ausführung, 
und Abbildungen essbarer Schwämme als besonders gelungen hervorhebe. 
Unter der Anleitung des Herrn Prof. Simony versuchte er sich auch im 
Landschaftzeichnen und in Zinkradirungen. Das k. k. botanische Museum 
verdankt dem Verstorbenen die Ordnung des kais. mykologischen Herbars. 
Gewiss hinderten ihn nur seine überhäuften Berufsarbeiten, die speciellen 
Zwecke des Vereins noch mehr zu fördern, als es ohnehin schon beim 
Beginne seiner eigentlichen wissenschaftlichen Wirksamkeit geschah. 

Mit der grössten Vorliebe und dem besten Erfolge beschäftigte sich 
Röll mit einem Gebiete der Botanik, welches mehr als jedes andere eines 
selbstständigen tüchligen Forschers bedarf — mit der Mykologie; und in 
dieser Beziehung ist sein Tod ein schwerer, nicht leicht zu ersetzender 
Verlust für die einheimische Wissenschaft, da sich nicht leicht die hierzu 
erforderlichen Eigenschaften eines geschickten Zeichners, geübten Mikros- 
kopikers und gebildeten Botanikers in solchem Grade vereinigt vorfinden, 
wie es bei ihm der Fall war. Aus diesem Gebiete stammt auch die grösste 
literarische Publikation Röll’s, nämlich die Bearbeitung der Pilze in meinen 
im verflossenen Jahre in den Vereinsschriften erschienenen Vorarbeiten zur 
Cryptogamenflora von Unter-Oesterreich. Ueberdiess befinden sich in seinem 
Nachlass, wie so eben mitgetheilt wurde, umfangreiche Materialien zu einer 
Pilzilora von Unter-Oesterreich und zu einem Bericht über die Leistungen 


109 


"auf dem Gebiete der Mykologie in den Jahren 1840—1855. Auch pflanzen- 
geographische und phänologische Arbeiten nahmen ihn in letzterer Zeit in 
Anspruch. Eine erschöpfende Darstellung der Vegetationsverhältnisse des 
Marchfeldes wäre binnen Kurzem von ihm vollendet worden. 

Es wäre sehr wünschenswerth, wenn der wissenschaftliche Nachlass 
des Verstorbenen von sachverständiger Hand geprüft und hierdurch manche 
werthvolle Notiz der Wissenschaft erhalten würde. Schliesslich glaube ich 
das Andenken meines jungen Freundes, der auch im Privatleben in jeder 
Beziehung als Muster aufgestellt zu werden verdiente, nicht besser ehren 
zu können, als wenn ich auf das öffentliche Urtheil Neilreich’s aufmerk- 
sam mache, welcher in seiner Geschichte der österreichischen Botanik des 
Verblichenen auszeichnend erwähnt und ihn den ersten Mykologen Nieder- 
Oesterreichs nennt. 


Herr H. Reichardt gibt folgende Mittheilung: 


Als ich in der Juni-Sitzung mir erlaubte, der geehrten Versammlung 
den Stand des Phanerogamen-Herbars des Vereines etwas näher zu de- 
tailliren, versprach ich zugleich, in einer der nächsten Sitzungen über das 
Cryptogamen-Herbar zu berichten. 

Dasselbe ist nun vollständig geordnet, so dass ich in die angenehme 
Lage versetzt bin, den Umfang desselben genau bezeichnen zu können. 

Seine Entstehung verdankt die Cryptogamen-Sammlung des Vereins 
den Schenkungen folgender Herren: 

Wohl den grössten und reichhaltligsten Beitrag lieferte Herr Dr. 
Castelli; denn der Theil seines dem Vereine so freigebig überlassenen 
Herbars, welcher die Cryptogamen umfasst, enthält 614 Species aus der 
österreichischen Flora; darunter sehr viele Meeres-Algen aus Dalmatien. 

Ferner übersandie Herr Pius Titius eine sehr reichhaltige und 
schön conservirle Sammlung von Algen des adriatischen Meeres von unge- 
fähr 600 Arten. 

Ausser dem liefen noch Sendungen von folgenden Herren aus den 
angeführten Gegenden für das Vereins-Herbarium ein: Von 


Herrn Bamberger Moose aus Tirol. 

Bayer eine Centurie der von Dr. Pöch herausgegebenen Laub- 
moose Böhmens. 

Fritsch Algen des adrialischen Meeres. 

„ Dr. Grüner die Mnia der Iglauer Flora. 

»  Sectionsraih Ludwig Ritter von Heufler 100 Exemplare von 

Cytispora rubescens. 

„  HölzlI die Gefäss-Cryplogamen der Flora von Maria-Zell. 

Juratzka Struthiopteris germanica W ld. von Wien. 

Frau Josefine Kablik Gefäss-Cryptogame aus dem Riesengebirge. 


” 


110 


Herrn Dr. Anton Kerner Notochlaena Maranthae R. Br. und Asplenium 

Serpentini Tsch. aus Unter-Oesterreich. 

Mann Algen des adriatischen Meeres. 

Dr. Gustav Mayr Gefäss-Cryptogamen aus Krain. 

Prof. Alois Pokorny Uryptogamen aus Unter-Oesterreich und dem 
mährisch-böhmischen Gebirge. 

Reichardt Cryptogamen aus der Flora Iglau’s. 

Schneller Gefäss-Cryptogamen der Pressburger Flora. 

Prof. Simony Aegagropila Sauteri Nees aus dem Zeller See. 

Dr. Waw ra Cryptogamen aus der Brünner Flora. 

Endlich ist noch eine reichhaltige und instructive Sammlung dalma- 

tinischer Algen zu erwähnen, welche der Verein von Herrn Botitteri 

ankaufte. 

Der Freigebigkeit der obgenannten Herren ist es zu danken, dass 
das Cryptogamen-Herbar des Vereins einen relativ nicht unbedeutenden 
Umfang besitzt, denn es enthält in 16 Fascikeln 1203 Species in beiläufig 
5000 Exemplaren. 

Von den 1203 Arten Cryptogamen entfallen 624 auf die Algen, 122 
auf die Flechten, 43 auf die Pilze, 78 auf die Laubmoose und endlich 61 
auf die Gefäss-Cryptogamen. 

Da wir keine Aufzählung der Cryptogamen Oesterreichs besitzen, 
welche für dieselben, eben so wie Maly’s „Enumeratio“ für die Phanero- 
gamen massgebend sein könnte, so muss wohl eine Cryptogamen-Flora 
Dentschlands zur Richtschnur dienen. Nimmt man somit Rabenhorst’s 
Werk als massgebend an, welcher im Ganzen 6708 Cryplogamen anführt, 
(und zwar: 1435 Algen, 434 Flechten, 4055 Pilze, 176 Lebermoose, 539 
Laubmoose, und endlich 69 Gefäss-Cryptogamen), so stellt sich heraus, 
dass im Vereins-Herbarium die Gefäss-Cryptogamen beinahe vollständig 
vertreten sind, dass von den Algen, Laub- und Lebermoosen sich ungefähr 
die Hälfte, von den Flechten etwas mehr als der vierte Theil, von den, 
freilich theilweise schwer zu conservirenden Pilzen sich gar nur ein Hun- 
dertistel der deutschen Arten vorfindet. 

Diese Zahlen-Verhältnisse sind wohl schon an und für sich die drin- 
gendste Aufforderung an alle Herren Botaniker , die sich mit Cryptogamen 
beschäftigen, dem Herbarium durch reichliche Beiträge die erwünschte 
Vollständigkeit zu geben. 

Geordnet wurde die Sammlung nach Rabenhorst, {Cryptogamen- 
Flora, Leipzig 1844—1848), weil sich derselbe leichter als die betreffenden 
Monographien anschaffen lässt. Nur bei den Algen musste, da viele Dalma- 
tien eigenthümliche Arten sich vorfinden, ein anderes Werk genommen 
werden. 

Die Fucoiden und Florideen wurden nach Agardh (Species genera 
et ordines Algarum, Lundae 1848— 1852), die übrigen Algen nach 
Kützing (Species Algarum, Lipsiae 1849) geordnet. 


111 


Die Ausstattung des Cryptogamen-Herbars ist im Wesentlichen die- 
selbe, wie des Phanerogamen-Herbars ; nur wurden die einzelnen Exem- 
plare nicht auf halbe Bogen, sondern je nach ihrer Grösse auf Octav- oder 
Quartblätter geklebt, weil diese Einrichtung grössere Uebersicht und 
Raumersparniss vereint. 

Bietet die Cryptogamen-Sammlung auch nicht so viel des Interessanten 
wie die Phanerogamen-Sammlung,„ so findet sich doch in ihr viel des 
Seltenen und Beachtenswerthen. Ich will nur auf die reiche Sammlung von 
Meeres - Algen aufmerksam machen, welche im Herbarium des Herr» 
Castelli, so wie in den Sendungen der Herren Titius und Botteri 
enthalten waren. 

Die Typen-Sammlung der in den Vereinsschriften neu aufgestellten 
Arten enthält: Ulothrix latissima, Scytonema siygium, Anhaltia Flabellum, 
Leptothrix lutescens Men. ß Streinzit von Herrn Sectionsrathe Ludwig 
Ritter von Heufler, und Cladophora Heufleri von Zanardini. 

Schliesslich erlaube ich mir, der gechrtien Versammlung die Genera 
Fucus L., Rhodymenia Grev. und Mnium L. als Beispiele der Ausstattung 
und Einrichtung der Sammlung vorzulegen. 


Herr V. Kollar berichtet, dass Gelechia pyrophagella, wel- 
che in Kornmagazinen bisher als sehr schädlich bekannt war, nun 
auch in Mais lebend aufgefunden wurde. Sowohl Herr J. Lederer 
hat sie daraus erzogen, als auch Herr V. Motschulsky aus 
Ungarn mitgebracht. In Betreff des Schutzes gegen solche Ver- 
heerungen erwähnt er nach Doy&re die Erwärmung der Locali- 
täten bis auf 480 R. so wie L. Dufour’s, der sein Getreide in 
Fässer gefüllt, mit Steinen beschwert, vollkommen gesichert fand. 


Herr F. Brauer übergibt Beiträge zur Kenniniss der Ana- 
lomie und Lebensgeschichte der Neuropteren. (Siehe Abhandlungen). 


Herr Secrelär G. Frauenfeld gibt folgenden Auszug eines 
Briefes des Mitgliedes Herrn J. Dolleschal auf Java an Herrn 
Director Kollar, dem cr einen hier ebenfalls nachfolgenden Auf- 
salz über dortige Arzneiwissenschaft angeschlossen halte: 

Ihr verehrtes Schreiben vom 14. December 1854 bekam ich am 30. 


April d. J. Wie glücklich ich mich darüber fühlte, kann ich nicht genug 
mit Worten ausdrücken; es erinnerte mich an meine Heimat, aus der ich 


112 


so selten Nachricht erhalte, und weckte mich aus meinem beginnenden in- 
dischen dolce farniente. Ich fühle mich darum verpflichtet, hier einige kleine 
Notizen beizufügen. 

Man glaubt Java als ein an Naturproducten jeder Art überreiches 
Land, in dem man nur vor die Thür zu gehen brauche, um die Schätze 
gleichsam wie Heu mit dem Rechen zu häufen. Doch ist dem nicht so, in 
den so sehr cultivirten Theilen um mich her, wo man der Hilfsmittel ganz 
entbehrt, wo Raubinsecten unglaublich schnell alles vernichten, so dass ich 
mir jetzt alles in Branntwein oder Blechbüchsen zwischen Lagen von Papier 
bewahre ; wo man durch die Javaner nichts sammeln lassen kann, während 
ich mich selbst nicht so lange zu entfernen vermag, um ausserhalb der 
Reis-, Indigo- und Cocosplantagen ins Gebirge zu kommen. Ausserdem ist 
es ferner von den Hafenplätzen schwer, eine Schiffsgelegenheit zu finden. 
Wenn es möglich wäre, mit einem Handelshause in Triest ein Abkommen 
zu treffen, so würde man wohl von Zeit zu Zeit mit der Landmaille kleine 
Kistchen senden können, und so vielleicht ganz gut selbst Lebendes nach 
Wien schicken. Würden Sie diess vermitteln können , so wäre wohl sehr 
damit gedient. 

Bezüglich meiner geliebkosten Arachniden bin ich bis jetzt getäuscht 
worden, ausser einer kleinen Anzahl Saltici habe ich nichts gefunden, den 
weilverhreiteten Buthus cyaneus ausgenommen, so dass ich nun zu den 
Dipteren gegriffen habe, über die ich bis jetzt einiges in den Verhandlungen 
der Bataviasche Genoolschap voor Naturkunde mitgetheilt babe. 

Seit sieben Monaten befinde ich mich in der Residenz des noch theil- 
weise unabhängigen Königreichs Dschokdschokarta, dem Sitze des Sultans, 
dem Sitze der Ueberreste ehemaliger javanischer Pracht und Fülle, in einem 
Lande das vor fünfundzwanzig Jahren noch von Urwäldern beschattet, jetzt 
tagtäglich an Civilisation zunimmt. Fünf Meilen nördlich vom Strande, im 
Osten von einer niedern Bergkeite begränzt, bildet es mit seineu zahllosen 
Indigofeldern ein ausgebreitetes Thal, das jährlich enorme Schätze einbringt. 
Die Lage von Dschokdschokarta ist eine überaus reizende; beinahe am Fusse 
des fortwährend rauchenden Merapis, hinter dem der stumpfe Gipfel des 
G. Merbabu hoch in die Lüfte ragt, durchzogen von prächtigen Alleen rie- 
siger Banianenbäume, in deren dunklen Laube unzählbare Schwärme von 
Reisvögeln nisten, und schon vor Sonnenaufgang ein die Ohren durchdrin- 
gendes Gezwitscher erheben, lässt sich nur der Mangl grösserer Flüsse in 
der nächsten Umgebung beklagen. 

Die brennende Sonne des Ostmonsun — seit fünf Monaten fiel kein 
Tropfen Regen — hat alles versengt, die ganze Natur schmachtet, und die 
bei meiner Ankunft prächlig grünen Rasen und Büsche haben ein fahlgelbes 
Ansehen, selbst Musquitos sind verschwunden, nur einzelne Bienen sieht man 
auf den spärlichen Blümchen nach Nahrnng dürstend, herumschwärmen. Das 
schöngrüne Laub schmarotzender Farren und Asklepiadeen fällt trocken ab, 
oder hängt welk, der heseligenden Frische der Westmonsun entgegen- 


113 
schmachtend, Auf den Gebirgen sieht man abendlich ganze Streifen von 
brennenden Alang-Alang, die den Tiger aus seinen Schlupfwinkeln jagen, 
dass er seine Streifzüge bis in die Nähe der Landhäuser ausdehnt. 

Die sonst so schönen Bambusgewächse stehen entlaubt, auf den 
stachligen Stämmen der Erythrinen allein prangen ganze Büsche feuerfarbner 
Blüten, eben so wie die jetzt blatilosen Riesenstämme der Salmatia mala- 
barica von zahllosen grossen Blumen strotzen. Selbst die Vögel, deren Mau- 
serzeit jetzt gekommen ist, schweigen und kränkeln wie die ganze ausge- 
brannte Natur. Der aus vulkanischer Asche bestehende Boden der Umgebung 
glüht bei der enormen Hitze von 90—98° Fahr. Beim leisesten Winde, 
dessen wir uns wenig zu erfreuen haben, erheben sich ganze Staubwolken. 
Glücklicher Weise sind die Nacht und Morgenstunden kälter; seit sechs 
Wochen zeigt mein Thermometer Morgens 5‘ Uhr 62—64° Fahr., eine 
Temperatur, bei der sämmtliche Indier über Frost klagen, wo der Javane 
eingewickelt in seinen leichten Sarong am Boden kauernd sich unbehaglich 
fühlt; meine Hausvögel — einige kleine Turteltauben und Papageien — mit 
struppigem Gefieder die Tageswärme erwarten. Was übrigens das Klima 
betrifft, so ist es ein durchaus gesundes. 

Ich habe hier Gelegenheit, Sitten und Gebräuche der ursprünglichen 
Javaner zu studieren, und auch schon manches Sehenswerthe erlebt. Wie 
Sie schon wissen, einen Fürst begraben, und einen andern anstellen sehen, 
wobei übrigens dieselben malerischen Aufzüge, dasselbe monotone Gambe- 
langspiel, dieselben Waffentänze aufgeführt werden. Es ist diess auch die 
einzige Abwechslung, die in mein sonst einförmiges Leben gekommen. 

Binnen Kurzem hoffe ich Beförderung und auf einen reicheren Posten 
zu gelangen, wo ich wieder mehr den Naturwissenschaften zu leben vermag. 


Es ist natürlich, dass in einem Lande, woselbst die Gesundheitszu- 
stände nicht besonders günstig gestaltet sind; woselbst der Mensch in 
Folge der klimatischen Einflüsse mehreren und heftigeren Krankheiten aus- 
gesetzt ist; selbst unter dem Volke eine gewisse Arzneiwissenschaft, oder 
vielmehr eine Kunst, Krankheiten zu genesen besteht. — Darum ist es 
begreiflich, wenn selbst unter dem uncivilisirten Volke Java’s Individuen 
angetroffen werden, die sich mit dem Verabreichen von gewissen empyrisch 
bekannten Arzneien abgeben. Solcher Leute, hier „Dukons“ genannt, 
findet man in jedem Kampong (Dorf) mehrere, denen die in Krankheiten 
so kleinmüthigen Javanen ihren Leib und ihre Seele übergeben, ungeachtet 
jeder mehr oder weniger mit den Heilkräften gewisser Körper vertraut ist, 
und an sich selbst pfuscht. 

Seit einigen Jahren werden im Militär-Hospital zu Batavia jährlich 
einige javanische Jünglinge unterrichtet; es werden ihnen daselbst die 
nothwendigsten Kenntnisse aus Anatomie, Pharmacologie und der Behand- 
lungslehre gegeben, um, wenn sie nach einem zweijährigen Cursus und ab- 
gelegier Prüfung, wonach ihnen eine Art Diploma ausgefertigt wird, in ihre 


Bd. V. Sitz.-Ber. P 


114 


Heimat zurückkehren, die erste und nöthigste Pflege an Kranke geben zu 
können. In wiefern diese Leute dem Zwecke entsprechen, kann ich nicht 
angeben, da ich sie nur wenig zu sehen bekam. Die Examinations-Kom- 
mission sprach sich über ihre Leistungsfähigkeiten sehr vortheilhaft aus. 

Es ist nicht mein Bestreben die Leistungen dieser halbgebildeten 
Volksärzte zu beurtheilen, meine Aufgabe ist hier die eigentliche Volks- 
medicin, wie sie in jedem Lande des Weltbodens besteht, in ihren allge- 
meinsten Umrissen zu schildern. R 

Entsprechend den javanischen Dukons, gibt es auch Apotheken, 
d. i. in jedem Dorfe befinden sich ein oder mehrere alte Weiber, die die 
probaten Arzneien öffentlich feilbieten. In diesen sind die letzteren theils 
artikelweise sortirt, theils in Päckchen gesondert, in deren jedem sich die 
Arzeneien für gewisse Krankheiten befinden; am häufigsten ist das der 
Fall, dass die Käufer die Krankheit nennen, worauf ihnen dann von der 
Apothekerin (?) charlatanartig die nöthigen Stoffe ausgesucht werden. 

Die meisten Volksarzeneien stammen aus dem Pflanzenreiche, wobei 
die Javanen keine besondere Vorliebe für einzelne Pflanzentheile zeigen, 
sondern von verschiedenen Pflanzen verschiedene Theile gebrauchen. (Diess 
ist nicht immer bei allen Völkern der Fall; so glaube ich, dass besonders 
Alpenbewohner etc. ein besonderes Zutrauen den Pflanzenwurzeln schenken). 
Mit dem Einsammeln beschäftigen sich meistens auch alte Frauen, denen 
hier im Allgemeinen mehr Wissenschaft zugemuthet wird. 

Viele dieser Arzeneien sind als wirksam erprobt auch in unsere 
Militär- Apotheke aufgenommen, und es dürften mit der Zeit, sobald 
mehr Experimente gestattet werden, mehre derselben viele unnütz aus 
Europa angeführte Medicamente verfangen können. So z. B. ist die Wurzel 
von Moringa (Akar-keller) unser bestes rubefaciens, und wird wo schnelle 
Wirkung erforderlich ist, immer statt Sinapismen verordnet. 

Psidium pomiferum ist als Adstringens besonders nützlich, bei chro- 
nischen Diarrhöen und Dysenterien seit längerer Zeit in Anwendung. Von 
den Inländern und deren Abstämmlingen in Form von Thee getrunken, 
oder als Speise einige andere Psidium-Arten gedünstet genommen. 

Die Blätter von Hybiscus tiliaceus ersetzen vollkommen die Herba 
althaeae und H. malvae. 

Datura fastuosa und D. ferox, beide zur Bereitung von Oleum 
hyoscyami verwendet; ausserdem in Maisblätter gewickelt als Cigarren bei 
asthmatischen Zufällen benützt. 


Das Holz von Alyzia pellata (Aroi putassarie) wird gegen die 
meisten Krankheiten gebraucht, so wie die Sir: Blätter (Chavica Betle) 
auf jede Art Geschwür gelegt werden. 


Wie complieirt zuweilen die Arzeneien gebraucht werden, habe ich 
an einem gegen Dysenierie üblichen Arzneipäckchen gesehen, das ich der 
Neugierde wegen kaufte. Es bestand aus nicht weniger als 35 verschie- 
denen meist vegelabilischen Stoffen, unter denen ich mit Gewissheit nur 
folgende erkannte: das Holz von Ficus lutesceus, die Frucht von Poupartia 


115 


mangifera, das Holz von Brucea sumatro;, Caryophyllum aromaticus, 
Blüthen von Bidens, Blumenblätter von Gossypium arboreum, Früchle von 
Coryandrum, die Wurzel von Elettaria , die Rinde von Cinamomum Ceyla- 
nicum etc. nebst einer geringen Menge von Sulfas cuprü, Schwefel und 
einige Stücke einer rothen Koralle (Tubipora ?). 

Beso ders häufig werden die Blüthenkolben von Piper longum ze- 
braucht. 

Gegen Helmiuthiasis, woran hier mit wenigen Ausnahmen alle Kinder 
kränkeln, und von der mir einige eclatante Beispiele vorgekommen sınd, 
wo die. Würmer in ganzen Ballen entlastet werden; scheinen sie wenig 
probate Mittel zu haben, da sie vorzüglich bei dieser Krankheit unsere Hülfe 
anrufen; ungeachtet viele Anthelmintica dem Volke bekannt sind, worunter 
vorzüglich die Früchte von Areca Catechu, die Säfte von Convolvulus sp., 
Gnetum und Calotropis angeführt werden. Auch die Wurzelrinde von 
Punica Granatum, vorzüglich der weissblühenden Varietät, ist den Javanen 
nicht unbekannt. 

Das häufigste Hautreizmittel ist gelöschter Kalk, wie sie den beim 
Siriekauen gebrauchen; meistens schmieren sie denselben zur Grösse einer 
kleinen Münze auf die der leidenden Stelle entsprechende Hautdecke, ja 
selbst innerlich habe ich ihn nehmen gesehen mit etwas Oel angemengt. 

Zu Blutegeln haben sie sämmtlich viel Zutrauen, die sie hier in 
jedem Reisfelde in Menge aufsuchen können, wobei sie jedoch zuweilen 
übel ankommen, indem sie sie mit Pferdeblutegeln verwechseln, die sechs 
Dis sieben Stunden festgesogen bleiben, und meist eiternde Ringwunden 
zurücklassen. 

Aus eigener Erfahrung mag ich hier eines Kopfschmerz stillenden 
Mittels Erwähnung thun. Während eines im verflossenen Jahre überstandenen 
Typhus, litt ich an dem wülhendsten Kopfschmerz, gegen den ich mir 
keinen Rath wusste. Ein alter inländischer Aesculapier brachte mir einen 
braunen aus Pflanzenstoffen bereiteten Brei, der angenehm gewürzhaft roch, 
und applizirte ihn beiderseits auf meine Schläfen. Unbegreiflich, und doch 
wahr, war der Schmerz wie weggezaubert, einem angenehmen Kältegefühl 
weichend. Bald trocknete der heilsame Brei zu Crusten ein, fiel ab, und 
hinterliess einige Zeit zurückbleibende geröthete Hautstellen. Die Compo- 
sition dieses Arcanum konnte ich leider nicht erfragen, wie eifrig ich mich 
auch darnach erkundigte. 

Von Natur aus missformte Menschen scheint es wenige zu geben, die 
meisien Gebrechen sind nur Folge verkehrter Behandlung. Bei Knochen- 
brüchen legen sie ziemlich gute Verbände aus abgeschälten Pisangstücken 
an, ohne jedoch vorerst eine Einrichtung zu Stande gebracht zu haben. 
Dasselbe ist, vielleicht noch in einem höheren Grade über Augenkrankheiten 
zu sagen, und es ist nicht übertrieben, wenn ich anmerke, dass unter 
hundert Javanen einer wenigstens halbblind ist; es sind meistens staphylo- 
mateuse Entartungen und ausgebreitete Hornhauttrübungen, die Folgen ver- 


P ax 


116 


nachlässigter Ophthalma-Blenorhoeen sind. Die Quelle dieses letzteren mag 
wohl in den verschiedensten Schädlichkeiten, denen sie täglich ausgesetzt 
sind, als Rauch, Staub ete. zu suchen sein, ferner die Menge gelöschten 
Kalkes, den sie so zu sagen den gauzen Tag hindurch beim Siriekauen zwi- 
schen den Fingern haben. Ob Syphilis, die ziemlich verbreitet ist, auch 
einiges beiträgt, will ich nicht eben bezweifeln. 


Welche Mittel die Javanen gegen Syphilis anwenden, konnte ich bis 
jetzt nicht ermitteln ; jedenfalls scheinen sie solche zu besitzen, da es mir 
unbegreiflich vorkömmt, wie bei der undiätetischen Lebensweise und 
bei der Ausdehnung dieses Uebels nicht mehr secundäre Fälle vorkommen. 


Den fruchtbarsten Boden zur Verbreitung geben hier jedenfalls die 
Volkstänzerinnen (Bajaderen) ab, die ihre Reize öffentlich zur Schau tragen, 
und auf’s frivolste preisgeben. Auch die bei Chinesen herrschende Neigung 
lesbischer Liebe wird manches Opfer liefern. 


Bemerkenswerth ist es, dass alle Formen von Syphilis beim Inländer 
viel leichter unseren Mitteln weichen als bei den Europäern , ungeachtet 
von Ersteren zuweilen ganz veraltete Fälle unter Behandlung kommen; soll 
hierzu die Mässigkeit der Ersteren in Speis und Trank das Nöthige bei- 
tragen? Unter dem gemeinen Volke sind einige condylomateuse Formen 
bekamnt. 


Krätze ist eine der häufigsten Hautkrankheiten, wenn man zu letzteren 
die verschiedenen Geschwüre nicht rechnet. 


Bei den niedrigsten Ständen sieht man zahlreiche Balggeschwülste, 
zuweilen in einer ganz enormen Menge neben einander, meistens auf den 
unteren Gliedmassen angehäuft. 


Die meisten Krankheiten sind catarrhale und gastrische ; in den Regen- 
monaten intermittente Fieber, ungleich seltener Dysenterien, so dass man 
annehmen könnte, dass auf fünfzig europäische Dysenteristen kaum Ein 
Inländer kömmt. Phthisis ist nicht so selten als man in Europa hierüber zu 
denken pflegt; ebenso findet man Viele, die an organischen Herzkrankheiten 
leiden; nicht minder Asthmatiker, die diess Uebel dem Opiumrauche zu 
verdanken haben. 


Bei alle dem, dass der Javane, krank geworden äusserst gefühlig 
ist, sieht er dem Tode mit Gelassenheit entgegen, auf die Prädestination 
glaubend; er geht, verurtheilt, dem Galgen tanzend, und mit Blumen be- 
hangen entgegen, und ist daher im Kriege, von einem tüchtigen Feldherrn 
geführt, ein brauchbarer Soldat. 


117 
Dessgleichen gibt Herr G. Frauenfeld eine Mittheilung 
des Herrn A. E. Zhishmann über die Milchkrankheit in den 


Sclavenstaaten Amerika’s. 


In einigen Gegenden der östlichen Hälfte der amerikanischen Union 
herrscht ein dem Ackerbaue, der Viehzucht und nicht minder der Gesundheit 
und dem Leben des Menschen nachtheiliges Uebel, dessen Ursache und 
Heilung ungeachtet vieler Nachforschungen und bedeutender von mehreren 
Staaten ausgeschriebener Prämien bis jetzt noch immer ein Geheimniss ge- 
blieben ist. Es ist unter dem Namen der Milchkrankheit „milk sickness“ 
bekannt. Diese Krankheit beschränkt sich nur auf die gebirgigen Theile des 
Landes; die atlantische und Golf-Ebene, so wie das Mississippi-Thalgebiet 
und selbst die gebirgigen Theile der nördlichen Staaten scheinen davon 
gänzlich befreit zu sein. Vornämlich sind ihr ausgesetzt die fruchtbaren 
Thäler in den Staaten Tenessee, Nord-Carolina und Georgien. Kleine, 
muldenförmige gegen die Nordseite mehr offen gelegene, mithin feuchtere 
Vertiefungen — von den Einwohnern „coves“ genannt — sind die am meisten 
gefürchteten Stellen. Derlei Räume werden von 12— 15 Fuss hohen Ein- 
zäunungen umschlossen „ welche die Thiere vom Eindringen abhalten und 
den Reisenden von der Einkehr in die Wohnungen des Menschen warnen. 


Die von diesem Uebel heimgesuchten Gegenden bieten einen traurigen 
Anblick dar; die Thiere sehen abgemagert aus und schleichen mit ge- 
bücktem Nacken umher; der Mensch hat eine livide Farbe; allenthalben 
begegnet man verlassenen Feldern, zerfallenen Blockhütten, morschen 
Stegen und Brücken und von Winden niedergeschmetierten Einfriedungen. 


Kühe, welche von dem endemischen Uebel befallen wurden , weiden ' 
in scheinbar guter Gesundheit auf den grasreichen Plätzen der Thäler, aber . 
ihre Milch und die daraus gewonnene Butter. enthalten ein gefährliches 
Gift, welches bei den sie Geniessenden oft eine unbewältbare gastritis er- 
zeugt und eine lange Krankheit und nicht selten den Tod herbeiführt. 
Bei Kühen scheint die Milch den Giftstoff aus dem Körper zu leiten und 
das Leben weniger zu gefährden; Ochsen, Pferde und Schweine sterben 
oft in der kürzesten Zeit ab. Gefährlicher noch als der Genuss der Milch 
und der Butter ist das Fleisch eines von dem Gifte behafteten Thieres. 
Dessen Genuss tödtet nicht nur den Menschen „ selbst Hunde und Aasgeier 
(cathartes aura), welche an den Körpern vergifteter Thiere zehrten, verenden. 
Man will die Beobachtung gemacht haben, dass mit der Zunahme der Cultur 
des Bodens die Krankheit milder auftrete. Diess mag sich jedoch nur auf 
die Lichtung der Wälder und deren wohlthätigen Wirkungen nicht aber 
auf die Urbarmachung der Giftstätten selbst beziehen, denn schon bebaute 
Stellen bleiben den Thieren noch immer gefährlich, sobald sie zu einem 
längeren Aufenthalte dahin verlockt werden. 


118 


Auch erzählt man, dass Thiere während der warmen Tageszeit, das 
ist nach dem Verschwinden des Morgenthaues und vor dem ' Eintritte der 
Abendnebel innerhalb der gefährlichen Weide ohne Nachtheil gehalten 
werden Können. 


Die von dieser Plage am härtesten hetroffene Gegend ist das reizende 
Jocassathal in der Nähe der weissen Wasserfälle, „White-water Falls“, in 
dem Norden des Staates Süd-Carolina. Man hat dort Beispiele, wo Pferde 
nur wenige Stunden nach der Weide iodt hinfielen. Um die Gesundheit 
der Schlachtthiere zu erfahren, jagt man dieselben vor der Tödtung über 
Berg und Thal, bis sie vollends ermüden „ denn die heftige Bewegung der 
Thiere lässt die Symptome der Krankheit am sichersten hervortreten. 


Beklagenswerth ist es aber noch, dass, bei dem Mangel aller Sanitäts- 
Polizei, die bittrige Butter des Giftihales nicht selten auf ferne Märkte ge- 
bracht wird, und schon so manche räthselhafte Seuche hervorrief. 


Die Ursache dieser Krankheit schreiben Einige einer Art von malaria 
zu, andere einem unbekannten vegetabilischen Gifte, andere mineralischen 
Exhalationen, wie jene des Bleies, Schwefels oder Arseniks. Allein der 
enge Raum, in welchem die Krankheit zu herrschen pflegt und welcher oft 
nur ein halbes Joch Landes beträgt, wie auch die sorgfältigsten Unter- 
suchungen der darin vorkommenden Gewächse scheinen den ersten Ansichten 
nicht günstig zu sein. Am wahrscheinlichsten ist es, dass die Ursache in 
einem mineralischen Giftstoffe liege. Die Erscheinungen der Krankheit sind 
nach dem Zeugnisse der! Aerzte auffallend ähnlich den Vergifiungen durch 
Arsenik. Der Kranke fühlt erst eine ausserordentliche Mattigkeit, wonach 
Ekel und Erbrechen folgen; ferners einen grossen Druck am Epigastrium, 
einen heftigen Schmerz und starkes Brennen im Magen. Der Durst ist 
quälend, die Haut heiss und trocken, die Zunge schwarz, die Augen rollı 
und glasig, ein eigenthümlicher Geruch strömt von der ganzen Oberfläche 
des Körpers. Der gemeine Mann hat den Glauben, dass das Bärenfeit dem 
Kranken helfe; die Arzneikunde hat bis jetzt noch kein sicheres Mittel 
entdeckt. 


Ferner liest Herr G. Frauenfeld eine briefliche Notiz des 
Herrn J Kineer: 

Eine recht seltene Erscheinung habe ich diese Tage in einer blendend 
weissen Dohle gesehen, die einer meiner Bekannten von seiner Reise ins 
Erzgebirge mitgebracht. 

Als lebhaftes, geschwätziges, und sehr kluges Wesen, wusste sie sich 


bei der Familie ihres Besitzers bald einzuschmeicheln. und man hat sie 
nun so lieb gewonnen, dass man sich um keinen Preis von ihr trennen 


119 


würde, und sie daselbst gleichsam als Familienglied betrachtet. Ihr Käfig 
steht immer geöffnet, und erlaubt ihr freie Bewegung, was sie auch in aus- 
gedehnter Weise benützt. Bei Tische fehlt sie nie, und würde es böse auf- 
nehmen, wenn sie nicht von allem, was aufgelragen wird, bekäme. Je 
pikanter die Speise, desto erwünschter ist sie ihr, und Essigkren, Senf 
und Caviar liebt sie leidenschaftlich, desshalb schliesst sie aber süsse Lecker- 
bissen nicht von ihren gastrischen Genüssen aus, und verschmäht z. B. ein- 
gesottene Früchte, Biscuit und anderes Zuckerwerk durchaus nicht. Die 
characterisirende Untugend ihrer Gattungsverwandten hängt ihr im hohen 
Grade an: sie stiehlt, verschleppt und versteckt alles, was sie nur immer 
findet, besonders glänzende Sachen. 


Launenhaft, gleich einem denkenden Wesen, hat sie auch ihre bösen 
Stunden, und dann ist eben nicht mit ihr zu spassen. Mit weit ausgespreizten 
Beinen, gebogenem Rücken, hängenden Flügeln und Kopfe steht sie in 
solchen Momenten des Missmuths, und beisst empfindlich nach Jedem, der 
sich ihr nähert, ihre Günstlinge nicht ausgenommen. Doch lässt sie sieh 
bald wieder beruhigen. Die Allmacht einer vorgehaltenen Lieblingsnahrung 
versetzt sie augenblicklich in rosige Laune, und sie wird dann sehr pos- 
sirlich durch ihr Redetalent, das gewiss nicht unausgebildet geblieben. Kurze 
Wörter, wie: „Frau,“ „Jak,“ „Kren“ etc. spricht sie ganz vernehmlich aus, 
das „wart wart“, welches man ihr bei ihren häufigen Diebereien, freilich 
oft genug drohend zugerufen, weiss sie in den verschiedensten Modulationen 
zu geben, nur ist sie in der Anwendung dieser Worte eben nicht sehr 
wählerisch, und ruft oft ihrer Gebieterin statt mit „Frau“ mit „Dieb,“ 
„Kren“, „Jak“, „Hans!“ ete. zu, und das „wart wart“ schreit sie ungeschickt 
genug, gewiss immer dann heraus, wenn sie etwas gestohlen hat, wodurch 
sie sich immer als Dieb verräth. 


Ihr Gefieder ist, wie schon oben gesagt, blendend weiss, und seiden- 
arlig weich, Schnabel und Füsse licht rosa, die Pupille schwarz. Das ganze 
Thier ist wunderlieb, und seine Manieren so artig, so neit, dass Jedermann 
entzückt werden muss. 


Versammlung am 5. Dezember. 


Vorsitzender : Secretär: Herr Georg Frauenfeld. 


Neu eingetretene Mitglieder: 


Als Mitglied P. T. Herr bezeichnet durch P. T. Herrn 


Casali Dr. Pasquale, Hochw., Welt- 

priester und Redacteur der dalmatini- 

schen Landeszeitungen in Zara . . . G@. Pullich u. E. Bergner. 
Cusmic Johann E., Magister der Phar- 

macologie, Lector der Theologie und 

Ordenspriester des Franziskaner-Klo- 


sters in Ragusa . . b detto 
Fischer Karl, k. k. Bern kenmie Aka 

von: Hernals......-...:4,. 2.0.02... 0. Ja. Kerner, u, Dr. Gear 
Gobanz, Josef... =... 00 «1.102. 2000... ,.@. Frauenfeld u. Dr2G. Hass 
Grailich Dr. Josef . . sn ah ral Sie deito 
Hochstetter Dr. Ferdinand. LER detto 
Jermy Gustav, Professor der Naturwis- 

senschaften zu Kis-sy-Szälläss . . . F.Hazslinszky u. A. Senoner. 
Kelch, Oberlehrer am Gymnasium zu 

Ratıhoriss - Dr. @. Mayr u. G. Frauenfeld. 
Krist Josef, Erbfeser) der k. k. Ober 

Realschule in Ofen . . . . 2.2... Dr. A. Kerner u. G. Frauenfeld. 
Wastler Josef detto detto 


Eingegangene Gegenstände: 


Motschulsky Victor v., Seidene Selbstgewebe. 1354. 
— Ueber Theekultur und Theegebrauch. 1855. 
= Ueber die Krankheit der Birken. 1855. 
= Ueber den amerikanischen Zuckerahorn. 1855. 
Hauer Fr. Ritt. v. Beiträge zur Kenntniss der Cephalopoden-Fauna der 
Hallstätter Schichten. Wien 1855. 
= Ueber die Cephalopoden aus dem Lias der nördlichen Alpen. 1855. 


121 


Villa A. Intorno alla malattia delle viti. Milano 1855. 
Heller Karl B. Das dioptrische Mikroskop, dessen Einrichtung und Be- 
handlung. Wien 1856. 
Geschenke der Herren Verfasser. 


Pullich Dott. G. Propedeutica filosofica ad uso dei Ginnasi compilata 
secondo lo spirata del piano d’organizzazione. Milano et 
Trieste 1855. 
— Per l’occasione in cui compiendo il quarto anno di sua direzione 
ginnasiale. Zara 1855. 
Programma del’ I. R. Ginnasio completo di prima classe in Zara. 1855. 
Geschenk des Herrn Dr. Pullich. 


Müller. Ueber den Bau des Pentacrinus Caput Medusae. Berlin. April 1840. 
Baer Dr. K. E. Untersuchungen über die Seekuh (Rytina Tll.). 
— Berichte über die Zoographia Rosso Asiatica von Pallas. 
Königsberg 1831. 
— Anatomische und zoologische Untersuchungen über das Wallross 
(Trichechus Rosmarus). 
— Das Gefäss-System des Braunfisches 1834. 
— Ueber das Scelett der Nawaga. 
— Das Klima der Kirgisensteppe 1840. 
_ Nochmalige Untersuchung der Frage über zwei Arten von wilden 
Stieren. Petersburg 1838. 
— Ueber die Geflechte einiger grösserer Schlagadern der Säuge- 
thiere. 1853. 
BaldamusE. Naumannia. Archiv für die Ornithologie. Köthen 1849—1850. 
1. — 2. Helft. 
Bechstein J. M. Ornithologisches Taschenbuch von und für Deutschland. 
Leipzig 1803. 
BenedenP. J. van. Exercices Zootomiques. Bruxelles 1839. 
Systemalisches Verzeichniss der schweizerischen Vögel im Berner Museum. 
Bern 1824. 
De Blainville. Rapp. sur les Coll. Zool. rec. par M. A. Delessert dans 
les Indes-Orientales 1840. 
BlochiiM.E. Systema Ichthyologiae edidit J. G. Schneider. Berolini 1801. 
Bonaparte C. L. Synopsis Vertebratorum Systematis. 
— Un nuovo uccello messicano. 
— Catalogo Metodico degli uccelli Europei. Bologna 1842. 
= Systema Ornithologiae. 
_ Prodromus Systematis Herpetologiae. 
= Osservazioni sulla stato della Zoologia in Europa. Firenze 1842. 


Bd. V. Sitz.-Ber. V 


122 


Brandt J. F. Note sur un ordre nouveau des Myriapodes. 

— Beschreibung der von Mertens entdeckten Schirmguallen. 

— Ueber die von Mertens beobachteten Leuchtquallen. 

— Medusinarum Discophorarum Enumeratio. 

— Sur quatre nouvelles especes de serpents. 

_ Sur les acquisitions des Musees Zoologique. 

= Zur Kenntniss des Baues der inneren Weichtheile des Lama. 

= Spicilegia ornithologica ezotica. Petropoli 1839. Fase. 1. 
Bremser Dr. Ueber lebende Würmer im lebenden Menschen. Wien 1819. 
Synopsis of the Contents of the British Museum. London 1835. 
Brunnichii M. Th. Ornithologiae borealis. Hafniae 1764. 

Bullock William. A. Companion to the London Museum and Pantherion. 
London 1814. 16. Edit. 

List of Quadrupeds brought by Mr. Bürchell from southern Africa. 
London 1817. 

Colonisation of New Zealand. London 1839. 

Contarini N. Cataloghi degli uccelli e degli Insetti delle provincie di 
Padova e Venezia. Bassano 1843. 

Diesing C. M. Dr. Monographie der Gattungen Amphistoma u. Diplodiscus. 

—  Aspidogaster limacoides, eine neue Art Binnenwurm. 

_ Tropisurus und Thysanosoma. 

= Versuch einer Monographie der Gattung Pentastoma. 

== Monographie der Gattung Tristoma. 1835. 

— Helminthologische Beiträge 1836. 

Dunn R. The ornithologist’s Guide to the Islands of Orkney $ Shetland. 
London 1738. 

Eimbeck. Beschreibung eines bisher nicht bekannten deutschen Wasser- 
vogels. Braunschweig 1829. 

Eschricht Dr. D. F. Anatomische Untersuchungen über die Clione 
borealis. Kopenhagen 1838. 

Fitzinger L. Systema Reptilium. I. Vindobonae 1843. 

— Ueber Palaeosaurus Sternbergü. 

= Neue Classification der Reptilien. Wien 1826. 

Dela FresnayeE. Essai de l’ordre des Passereaur. Falaise 1838. 
Gerenday Jos. Dr. Magyar'’s Dalmdt Orszägi Kigyök. Pest 1839. 
Gray G.R. A List of the Genera of Birds. London 1841. 

Z— The Entomology of Australia. London 1833. Part. I. Gen. Phasma. 
GrohmannF. X. Nuova descrizione del Camaeleonte Siculo. Palermo 1832. 
Harrison Curtis J. The present state of aural Surgery. London 1840. 
Hodgkin Dr. The history of imperfect Foetus. London. 

= On the importance of the studying the languages by uncivilized 

nations. London 1835. 
Hofmann C. E. Anleitung, Insecten zu sammeln und aufzubewahren. 
München 1834. 


en  E 


123 


Hofmann C.E. Verzeichniss aller Geschlechter der europäischen Insecten. 
München 1834. 
= Darstellung des Nutzens und Schadens aller europäischen In- 
secten. München 1834. 
Jäger H. F. Anatomische Untersuchung des Orycteropus capensis. 
Stuttgart 1837. 
Kaluza A. Ornithologia Silesiaca. Breslau. 

> Kurze Beschreibung der schlesischen Säugethiere. Breslau. 
Lamarre Piquot M. Sur les collections zoologiques e d’antiquites indiennes. 

—  Reponse au rapport de Mr. C. Dumeril sur mon memoire con- 

cernant les Ophidiens. Paris 1835. 
L’Herminier. Recherches sur l’appareil sternal des Oiseauz. Paris 1828. 
II. Edit. 

_ Memoire sur le Guachaco (Steatornis caripensis Humb). 
Lesson Rene Primeverre. Manuel de Mammalogie. Paris 1827, 
Leuckart F. S. Dr. Versuch einer naturgemässen Eintheilung der Hel- 

| minthen. Heidelberg und Leipzig 1827. 
Linne Car. Systema naturae per regna tria naturae. Lugduni 1789. 
Pars 1. — III. Ed. 13. 
Liechtenstein. Die Werke von Marcgrave und Piso über die 
Naturgeschichte Brasiliens. 1817. II. Abth.: Vögel. 

= Dr. H. Ueber die Gattung Mephitis. Berlin 1838. 

Loven & Munk of Rozenschoeld. Om fäglarnes geographiska utbredning. 
Sund 1830. 

Lund P. W. De Genere Euphones. Havniae 1829. 

M’Clelland. Catalogue of the Mammalia and Birds collected in Assam. 
London 1840. 

Malherbe Alf. Faune ornithologique de la Sicilie. Metz 1843. 

Mehlis Ed. Dr. Observationes anatomicas de Distomate hepatico et lan- 
ceolato. Gottingae 1825. 

Menetries E. Catal. des objects de Zoologie rec. au Caucase. St. Pe- 
tersbourg 1832. 

_ Monographie de la famille des Myiotherinae. 

Meyer B. Dr. Zusätze zum Taschenbuch der deutschen Vogelkunde. Frank- 
furt a./M. 1822. 

— Die Vögel Lief- und Esthlands. Nürnberg 1815. 

Mitterbauer Ant. De Lichene dissertatio inauguralis. Vindob. 1836. 
Müller Dr. Sal. Over de Zoogdieren van den indischen Archipel. 
Nachrichten von den kais. österr. Naturforschern in Brasilien. Brünn 

1820 und 1822, 
Neesvan Esenbeck. Uebersicht der vom Missouri gebrachten Pflanzen. 
Neu Wied Max Prinz zu. Ueber einige Nager. 1859. 
NicekerlF. Böhmens Tagfalter. Prag 1837. 


124 


Nilsson S. Skandinaviska Fauna. Foglarna 1. 2. Bd. Lund 1335. 
— Skandinaviska Nordens Urinvanare. Christianstad 1838. 1.—2.H. 
Ogilby W. M. Memoir on ihe Mammalogy of the Himalayas. 
Pentland und Woodbine Parish. Notices on the Bolivian Andes. 
London 1835. 

O wenR. Description of the Lepidosiren annectens. London 1839. 

De Perron Charles Comte. Systeme completement neuf de Classification 
du Regne Animal. Paris 1840. 

Pictet F. J. Notices sur les animaux nouveauz du Musee de Geneve. 
Geneve 1841. 

Prunner Leonardus de. Lepidoptera Pedemontana. Augusta Taurinorum 
1798. 

Queries respecting the Human Race. London 1839. 

Reinhardt J. Prof. Vaagmären. (Trachypterus Vogmarus). 

Risso A. Ichthyologie de Nice. Paris 1810. 

Riess Dr. Felix. Beiträge zur Fauna der Infusorien. Wien 1840. 

Rossi Dr. Friedr. Systematisches Verzeichniss der Tagfalter, Schwärmer 
und Spinner des Erzherzogthums Oesterreich. Wien 1842. 

Rüppell Dr. Ed. Ornithologische Miscellen. 

— Beschreibung abyssinischer Vögel. 1842. 

— Monographie der Gattung Otis. 1837. 

—_ Beschreibung mehrerer neuer Säugethiere der Senkenbengisehen 

Sammlung. 

Description du Saurothera californiana. 

Schüch. Memoria sobre algumas experiencias e empenhos mineralogieos 
e metallurgicos. Rio de Janeiro 1840. 

Verzeichniss der im Senkenberg’schen Museum aufgestellten Sammlungen. 
I. Säugethiere und deren Scelette. Frankfurt a./M. 1842. 

Sıebold Ph. Fr. de. Apergu historique et physique sur les Reptiles du 
Japon. Leide 1838. 

The South African Quarterly Journal. Cape Town 1830—33 

Storch Fr. Conspectus avium Salisburgensium. Patavii 1839. 

‚Sturm Jac. Catalog seiner Käfer-Sammlung. Nürnberg 1843. 

Swainson W. Esq. A Synopsis of the Birds discovered in Mexico by 
W. Bullock. London. 

= The ornithological Drawings. Part. II. The Birds of Brazil. 

London. 

Syme P. Werner's Nomenclature of Colours. Edinburgh 1821. 2. Edit. 

Temminck C. J. Manuel d’Ornithologie. Paris 1820—1835. 1.—3. Parlie. 

ValenciennesM. A. Description d’une grande espece de Squale. 

== Description de plusieurs especes Apogon. 

VogtDr. Carl. Zur Anatomie der Amphibien. Bern 1839. 

Wagner Dr. And. Fossile Ueberreste einiger Säugelhiere aus Griechenland. 

— Beschreibung einiger neuer Nager. München. 


125 


Wagner Dr. And. Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte 
der Säugethiere während der Jahre 1839—40. München. 
Waterhouse G. R. Esq. On the Genus Galeopithecus. 1838. 
— Description of a new Genus of Marsupialia. London 1836. 
Westrumb A. H. L. De Helminthibus acanthocephalis. Hanov. 1821. 
White A. Esq. Description of some Hemipterous Insects. London. 
a Descriptions of new or little Known Arachnida. 
= Description of a South American Wasp which collects Honey. 
Zetterstedt J. W. Resa genom Ume a Lappmarker i Vesterbottens Län. 
Oerebro 1833. 

Zoological Miscellany. 

Description of some new or little Known Mamdlia, principally in the 
British Museum Collection. 

Catalogue of the Animals preserved in the Museum of the Zoological 
Sociely. London 1829. 

ul of the Animals in the Gardens of the Zoological Society. London 
1835 — 1837. 

A Companion to the Royal Surey Zoological Gardens. 1835. 

WaterhouseG.R. Catalogue of the Mammalia preserved in the Museum 
of the Zoological Society of London. 1838. 

BonaparteC.L. Prodromus systematis Ornithologiae. 

Maximilian Prinz zu Nied-Neuwied. Beitrag z. Naturgeschichte d. Sariama. 

Wagner Dr. A. Bemerkungen über einen Pongo-Schädel. 

Natterer Johann. Beitrag zur näheren Kenntniss der südamerikanischen 
Alligatoren. 

— Lepidosiren Paradoza. 

Pallas P. S. Icones ad Zoographiam Rosso- Asiaticam. Fasc. 1.— 11. 

Nebst Handzeichnungen und anderen Abbildungen und einer Anzahl Porträte 
des verstorbenen Johann Natterer. 

Sämmtlich aus dem Nachlasse des Herrn Johann Natterer geschenkt von 
Herrn Julius Ritter von Schrökinger. 

Mittheilungen über Gegenstände der Landwirthschaft und Industrie Kärntens. 
Klagenfurt. 12. Jahrgang. 1855. Nr. 10. 

Jahresbericht der Wetterauer Gesellschaft für die gesammten Naturwissen- 
schaften in Hanau. Vom August 1853 — 1855. 

Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. Wien 1855. VI. 4. 2. 

Archiv des Vereines der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. Neu- 
brandenburg 1855. 9. Heft. 

Rendiconti delle adunanze della 2 Accademia economico-agraria dei 

x Georgofili di Firenze 1855. Setiembre. 

Nuovi annali delle science naturali. BEIGE 1854. Tomo IX. Fasc. 3— 19. 

Sociele des sciences naturelles du grand-duche de Luxembourg. 1855. 
Tome troisieme. 

Schriftentausch. 


126 


Veith J. E. Die Naturgeschichte der nutzbaren Haussäugelhiere. Wien 1856. 
Oesterreichische Vierteljahresschrift für Forstwesen. Wien 1855. 
Mittheilungen des ungarischen Forstvereins. Pressburg 1855. 2. Reihe. 1. Hft. 
Landwirthschaftliche Mittheilungen. Pest 1855. 
Peluso Doti. F. Annali d’agricoltura e d’orticoltura. Milano 1855. 

Nr. 20 — 21. 
Apendice al catalogo degli ogetti esposti alla pubblica mostra agricola ad 

industriale. 
Die Fortsetzungen der Zeitungen. 

Geschenke der k. Kk. obersten Polizeibehörde. 


Zur Vertheilung an Lehranstalten. 


Mehrere Partien Coleopteren durch die Herren J. Erber, Dr. J. Giraud, 
J. Hofmann und J. Schaschl. 

Vier Partien Phanerogamen durch die Herren J. Andorfer, H. Kal- 
brunner, R. Rauscher und Tkany, 

Eine Partie Cryptogamen durch Herrn F. Haszlinszky. 


Da der Verein keine Portofreiheit geniesst, so wird dringend 
ersucht, Druckschriften und Schriftpackete nicht mit der Briefpost, 
sondern mit der Frachtpost oder Buchhändlergelegenheit an den 
Verein (Herrngasse Nr. 30) gelangen zu lassen 

Eben so ist der Verein genöthigt, alle überflüssigen Rückant- 
worten zu vermeiden; die P.T. Mitglieder ersehen aus den Druck- 
schriften den Empfang ihrer gefälligen Sendungen, so wie die Zu- 
stellung der Vereinsschriften als Bestätigung des erlegten Jahres- 
beitrages erscheint, da dieselben nur nach erfolgter Bezahlung des- 
selben hinausgegeben werden. 

Es werden hiermit zugleich sämmtliche P. T. Mitglieder drin- 
gend gebeten, den Jahresbeitrag im ersten Quartal des laufenden 
Jahres, wie statutenmässig bestimmt ist, einzusenden. Der Druck 
der Vereinsschriften, die jedes Mitglied nach erlegtem Beitrag un- 
entgeltlich erhält, ist so hoch angewachsen, dass die grösste Spar- 
samkeit nöthig ist, daher nur so viele Exemplare aufgelegt werden, 
als den Einzahlungen entsprechend thunlich ist, wonach sich jedes 
Mitglied, welches zu spät einzahlt, selbst zuschreiben müsste, wenn 
der laufende Jahrgang nur unvollständig mehr abgegeben werden 
könnte. 


127 

Obwohl der Jahresband der Vereinsschriften ohnediess schon 

den doppelten Werth des Jahresbeilrages der Mitglieder erreicht, 

so wird ausser diesem noch heuer der Literaturbericht über die 

Oesterreich betreffenden naturhistorischen Schriften aus den Jahren 

1850—1853 allen P. T. Mitgliedern als unentgeltliche Beilage er- 
folgt, ohne den statutenmässigen Jahresbeitrag zu erhöhen. 


Da jedoch die Druckkosten dadurch bedeutend vermehrt wer- 
den, die Zusammenstellung derselben auch andere weitere Auslagen 
erfordert, so hat der Vereinsausschuss beschlossen, um diese wich- 
tigen Berichte für die Zukunft fortzusetzen, und ihr regelmässiges 
Erscheinen als unentgeltliche Beilage zu sichern, die verehrten 
P. T. Mitglieder zur Subscription eines jährlichen freiwilligen Mehr- 
beirages einzuladen. 


Man beehrt sich, diesen Beschluss zur gefälligen Rückäusserung 
mit geneigter Theilnahme hier mitzutheilen. 


Die Tafel zu dem Aufsatze: „Neue Schmetterlinge des österr. 
Kaiserstaates“ kostet illuminirt 10 kr., um welchen Beitrag sie vom 
Vereine bezogen werden kann. 


Zu verkaufen: 


Eine Sammlung von meistens österreichischen Schmetterlingen, 
enthaltend bei 800 Arten in mehr als 2000 Exemplaren, welche nach 
Ochsenheimer und Treitschke geordnet und im besten Zu- 


stande erhalten sind. (Nähere Auskunft ertheiit der Portier im 
Hause Nr. 1156 am Josefsplatze.) 


Ein Herbar, enthaltend bei 2400 Arten, wovon das Verzeich- 
niss zur Einsicht im Vereinslokale aufliegt. (Nähere Auskunft er- 
theilt Director Krüger, Rossau, Servitengasse Nr. 86.) 


Herr J. R.v. Schrökinger übergibt dem Vereine aus dem 
Nachlasse des brasilianischen Reisenden Johann Natterer eine 


128 
grosse Anzahl Bücher und Abbildungen und fügt Nachrichten über 


dessen Wirken als Reisender und Naturforscher bei. (Siehe Ab- 
handlungen.) 


Herr J. Gobanz gibt Beiträge zur Coleopterenfauna der 
Steiner Alpen und des Villachthales. (Siehe Abhandlungen.) 


Herr J. G. Beer liest aus seinem im Drucke befindlichen 
Werke über die Bromeliaceen. 


Herr Friedrich Brauer trägt über die Acanthaclisis occi- 
fanica vor. (Siehe Abhandlungen.) 


Von eingegangenen Notizen und Manuscripten trägt Herr G. 
Frauenfeld Folgendes vor: 
Herr Gustav R. v. Haimhoffen hat eine sehr genaue vollständige 


Beobachtung eines von ihm aufgefundenen Auswuchses an Alyssum incanum 
L., dessen Erzeuger er gezogen, dem Vereine übergeben , welche ich die 


Ehre hatte, in seinem Namen in der Monatsversammlung des August d. J.| 


vorzulegen. 
Den Erzeuger, so wie einen daraus entwickelten Parasiten war er 
so freundlich, später für die Typensammlung des Vereins zu übergeben. 
Der gründliche Hymenopterolog Herr Dr. Giraud war so eülig, 
deren Bestimmung zu übernehmen und hat dieselben, und zwar den Käfer 
als Ceutorhynchus suleicolis Gyll. und den Braconiden als Taphaeus 
conformis W sm. bezeichnet mir mit folgender Notiz zurückgestellt: 


La decouverte des moeurs des Taphoeus est un fait nouveau pour 


la science Entomologique ; jusqu’a present on ne savait rien, & ma con- 


naissance, sur ce petit genre du groupe des Braconides polymorphes. 
Wesmael, ä qui nous devons la creation du Genre, decrit eing 
especes nouvelles. 
Ratzebourg fait mention d’une de ces especes, mais sans pouvoir 
rien dire de positif sur sa maniere de vivre. 


| 129 

Auszug aus einem Briefe des jubilirten Statthalterei-Rathes 

Herrn W. Tkany an Herrn J. Ortmann mit Notizen aus der 
Flora des Brünner Bezirkes: 


Ich nenne Ihnen nachstehend einige hier neu aufgefundene Pflanzen 
und neue Standorte. 


Gagea bohemica Zausch nahe bei Brünn auf den Pulverthürmen. 

Ceratocephalus orthoceras DC. heuer sehr häufig am Spielberg. 

Atropa (Nicandra) physaloides Jacgq. an einem Damme beim Rossizer 
Bahnhofe, wahrscheinlich nur verwildert. 

Leersia oryzoides Sw. am Karthäuser Teich, ohne Zweifel bisher übersehen. 

Nymphaea semiaperta Klgsgr. In einem kleinen Teich beim Struzer 
Strassenwirthshause, zwei Stunden von Brünn. 

Cirsium hybridum Kch. und C. tataricum All. hinter Karthaus auf feuchten 
Wiesen in Gesellschaft von C. palusire Scp., C. oleraceum 
All. und ©. canum M. B. 

Lactuca saligna L. vor Julienfeld an einem Wegrain häufig. 

Polycnemum verrucosum Lng. ober Karthaus häufig auf einem sterilen 
sandigen Acker. 

Amaranthus sylvestris Duf. am Franzensberge. 

Trigonella foenum graecum L. Ein Exemplar in den schwarzen Feldern. 

Sisymbrium austriacum Jcq. in den Glaciswiesen. 


Eine besondere interessante Ausbeute gewährte eine Excursion in die 
Gegend von Chirlitz, Othmarau, Mönitz und Mauchnitz; denn es fand sich: 
Büpleurum tenuissimum L. in Menge, Melilotus dentata W. K., Crypsis 
aculeata Ait., Cr. alopecuroides Schrd., Tararacum palustre DC., 
Senebiera coronopus Poir., Althaea officinalis L ,„ Plantago maritima L. 
alles vermischt auf einer Hutweide, ferner Aster pannonicus J ce q., Kochia 
prostrata Schrd.. Chaiturus marrubiastrum Ehrh., Chrysocoma Lyno- 
syris L. und Artemisia pontica L. auf einer überschwemmt gewesenen 
Stelle in Unzahl. 

Planiago carinata Schr.? wurde auf dem Pulverthurme gefunden, 
es sind daselbst drei Exemplare, die ich, da die Pflanze perennirend ist, 
sorgfältig bewache. 

Xanthium spinosum L. ist nun bei uns in Brünn auf allen Vorstädten 
an Misö- und Kehrichthaufen verbreitet. 


Ferner folgende drei Aufsätze: „Drei neue Schmetterlinge aus 

der Fauna des österreichischen Kaiserstaates* beschrieben von J. 

Lederer und J. Mann; „Beitrag zur Phanerogamenflora der 
Bd. V. Sitz.-Ber. R 


130 | 
nächsten Umgebung Cilli’se von A. Tomaschek; und »Bei- 
träge zur Kenntniss der Karpäthenflora« von Fr.Hazslinszky. 
(Siehe alle drei in den Abhandlungen). 


Herr Dr. I. Schiner gibt in Bezug auf die Beiträge zur 
Flora des V. U. M. B. von Herrn Kalbrunner nachträglich fol- 
gende Bemerkungen: 


Angeregt durch die interessanten Mittheilungen unseres geehrten 
Collegen Herrn Kalbrunner über die Flora eines Theiles des V. U.M.B., 
der meines Wissens vor ihm noch von keinem Botaniker nach Gebühr ge- 
würdiget worden ist, erlaube ich mir einige, den östlichen Abhang des 
Manhartsberges betreffende Daten, die ich in früheren Jahren gesammelt 
habe, in so weit sie sich auf dessen Flora beziehen, hier mitzutheilen. Wo 
noch beinahe gar Nichts geschehen ist, mögen auch die dürftigsten Frag- 
mente einiges Interesse bieten. 

Der Manhartsberg, den ich von Maissau bis zur Thaya hin ge- 
nauer kenne, bildet eine natürliche „Vegetationsgränze“ des Weinstockes, 
die so scharf gezogen ist, dass unmittelbar über dem Berge, nicht eine 
Spur von Weincultur mehr zu treffen ist, während an seiner östlichen Ab- 
dachung allenthalben Weinbau getrieben wird. Der Versuch, welcher in 
meinem Geburtsorte Fronsburg gemacht wurde, um reife Trauben zu er- 
halten, ist nur in seltenen Jahren, wie z. B. im Jahre 1834 gelungen, und 
doch liegt dieser Ort kaum eine Wegstunde von den Retzer Weinpflanzungen 
entfernt, die wie bekannt vortreffliche Landweine geben. 

Die „Hinterwäldler“ über dem Berge nennen das reizende Weinland 
drüben nur ganz einfach das „Land“. Von der Schneide des Manharts- 
berges aus übersieht man beide in ihren landschaftlichen Character so ver- 
schiedenartige Gebiete. Gegen Osten hin ein mit reichen Dörfern und 
Märkten besetztes üppiges Weinland, gegen Westen zu hügeliges, monotones 
Kornland, von finsteren Kiefernbeständen begränzt oder unterbrochen, nur 
hier und da einen prunklosen Kirchthurm oder wenige bescheidene Stroh- 
dächer den Blicken darbietend. 

Der Manhartsberg erhebt sich nirgends zu bedeutender Höhe und 
ist hier und da durch enge tiefe 'Thäler derart durchbrochen, dass mehrere 
ober denselben entspringende Bäche den Hauptstock desselben durchschneiden 
und ihm auf diese Art den Character einer gleichzeitigen „Wassergränze“ 
ganz und gar benehmen. So entspringt der von Herrn Kalbrunuer eı- 
wähnte Pulkaubach drei Stunden über dem Manbartsberge in der Nähe 
Pernegg’s und ganz nahe bei den Quellen des Mödringhaches, der zum 
Flussgebiete des Kamps gehöret, 


131 


Der Maigenbach und der nach seiner Vereinigung mit diesem nicht 
unbedeutende Schmiedabach durchschneiden gleichfalls den Hauptstock des 
Manhartsberges ; ersterer zwischen dem Feldberg und Königsberg in der 
Nähe Roggendorfs ; letzterer zwischen dem Stoizen- und Kugelberg in der 
Nähe der alten Stadt Eggenburg. 

Der oberste meistens ziemlich breite Kamm des Berges, längs wel- 
chem sich die Gränze der beiden Kreise Ob er- und Unter- dem Manharts- 
berge fortziehet, ist in dem bezeichneten Gebiete grösstentheils kahles 
Haideland, aus welchen hier und da lose Felsenklötze hervorragen. Zu- 
weilen reichen die den Westabhang bedeckenden Kiefernwälder auch bis 
zu demselben hinauf und stellenweise in unregelmässigen Aussprüngen noch 
am Ostabhange desselben hinab. Calluna vulgaris unterbricht hier das 
magere Grasland, bis zu welchen, aus den letzten westlichen Aeckern, 
hier und da Spergula arvensis und vorzüglich Filago arvensis vordringen, 
welches Leiztere den Sandboden oft ganz und gar bedeckt und ihm von 
Ferne gesehen einen graubläulichen eigenthümlichen Anstrich verleihet. 
Rapistrum perenne leuchtet hier und da aus den Kornsaaten hervor, welche 
am Kamme des Berges so schütter gedeihen, dass man die einzelnen Halme 
leicht zählen könnte. 

Jasione montana und Armeria vulgaris treten hier gleichfalls auf. . 
Letztere beobachtete ich übrigens nur in dem nördlich vom Pulkaubache und 
bis zur Thaya hin gelegenen Gebiete. In den am Ostabhange gelegenen 
Aeckern ist mir Asperula arvensis und Bupleurum rotundifolium , und auf 
den sandigen Wegen Lepigonum rubrum aufgefallen. Die ersten Wein- 
pflanzungen oberhalb Retz sind allenthalben mit Hecken von Cydonia vul- 
garis begränzt. Die landesübliche ausnehmend sorgfältige Pilege der Wein- 
gärten vereitelt fast jede Flora spontanea derselben. Characteristische Pflan- 
zen sind daher nur an den steilen Terassen, die in das Flachland hinab- 
steigen oder an den breiten Schutzrainen, wohin auch das mit jedem Regen- 
gusse sich erneuernde Gerölle geschafft wird, anzutreffen. Ich bezeichne als 
solche Aristolochia Clem atitis, Dietam usalbus , Bryonia alba, und stellen- 
weise, wie z. B. bei Lendagger Rosa gallica und Vicia Sepium. Erwäh- 
nenswerth scheint es mir, dass Ervum monanthos L. und Lathyrus sativus L. 
in der Nälıe Pulkaus und Eggenburgs auf hochgelegenen Sandfeldern kul- 
tivirt werden und dass ich im Jahre 1851 in der Nähe Zogelsdorfs ein wohl- 
bestelltes Feld mit Krapp (Rubia tinctorum L.) antraf, der in früheren 
Zeiten in der Ebene um Schrattenthal und Retz nicht selten gebaut wurde. 
Die reichste Vegetalion ist in den oben erwähnten Thälern anzutreffen. An 
den steilen Abhängen des vom Pulkaubach durchzogenen Thales fand ich 
Genista pilosa, Astragalus austriacus, Dianthus prolifer, Euphrasia lutea, 
Sedum rejlerum „ Hieracium praealtum mit den Formen flagellare und 
congesium, Hypocharis radicata, Allium sphaerocephalum , Gnaphalium 
dioicum und Ribes grossularia. Letzlere Pflanze schwerlich verwildert, da 
sie in der Nähe nirgends in grösserer Menge cultivirt wird. Für den Thal- 


R 2% 


132 


boden bezeichne ich Vinca minor, das in schattigen Haselgebüscben sehr 
gemein ist und Asplenium septentrionale in den Felsenritzen als dort gar 
nicht selten vorkommende Pflanzen. 

An einem Bächlein fast am Kamme des Berges in der Nähe Eggen- 
burgs fand ich Stellaria uliginosa. Von Orchideen kann ich das Vorkommen 
von Cypripedium Calceolus, das in den westlichen und östlichen Schichten 
des Berges stellenweise getroffen wird und Orchis latifolia, die ich bei 
Leodsgger auf einer feuchten Wiese fand, bestätigen. In der Nähe von 
Retz traf ich (im Jahre 1851) ein weites Feld mit Sinapis alba bepflanzt. 
An den Weingarträndern wächst allenthalben Diplotazis muraria und an 
Schutistellen Sysimbrium Loeselii. Zwischen Reiz und Znaim fiel mir ins- 
besondere Dianthus deltoides auf, der in dichten Rasen ganze Flächen jun- 


ger steilgelegener Waldbestände bedeckt. Diotis ceratoides W. die inieres- . 


santeste Pflanze des Gebietes, welche nach Host’s Zeugnisse bei Reiz vor- 
kommen soll, suchte ich vergebens. 

Wem das Fragmentarische meines Fragmentes noch insbesondere auf- 
fällt, dem erlaube ich mir beizufügen, dass ich nur jene Pflanzen anführen 


wollte, die ich gegenwärtig noch in meinem Herbarium aufbewahre, und 


dass ich aus Besorgniss Unrichtiges zu bringen, es strenge vermied, auch 
die vielen andern zu nennen, die ich nur erinnerungsweise als hierher ge- 
hörig kenne. 


Abhandlungen. 


Bd. V. Abh. 


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Beschreibung zweier neuer Höhlenthiere, 


eines Käfers und einer Schnecke, 


von 


HKerdinand Schmidt. 


Adelops Milleri. 

A. elongatus, angustatus, fusco-ferrugineus, pilis luteolis obtectus, 
pedibus antennisque elongatis, his fere longitudine corporis, 
elytris transversim rugosis, punclatisque. Long. 1’ ln. 

Diese Art ist in mehrfacher Beziehung ausgezeichnet, sie weicht in 
ihrer länglichen, schmälern, an gewisse Catops-Arten (angustatus, agilis) 
erinnernden Form, und in der Länge der Fühler und hintern Füsse von den 
übrigen Adelops ab. Der ganze Körper ist mit gelben abstehenden Härchen 
bekleidet. Die Fühler sind sehr lang, fast von der Länge des Körpers. Das 
Halsschild ist etwas breiter als lang, hinten in weitem Bogen ausgerandet, 
an den Seiten bis zur Mitte gleichbreit, dann gegen die Spitze gerundet- 
verschmälert, die Vorderwinkel herabgebogen, vorspringend, die Hinter- 
winkel spitz. Die Flügeldecken sind sanft gewölbt, bis zur Mitte sehr schwach 
serundet-erweitert, die Spitzen einzeln abgerundet, grob querrunzlich und 
ziemlich dicht punctirt. Die Füsse, besonders die hinteren, sind bedeutend 
verlängert. 

Ich habe diese neue Art in der Pasiza-Grotte und in jener im Mokriz- 
berge in Krain aufgefunden. 


Heliz Hauffeni. 
H. Testa perspective umbilicata, depressa, lutescente-alba, eleganter 
costulata, aperlura sinuosula perobliqua, peristomate acute 
subreflexo albo sublabiato. R. a’/”’, L. 12 —1°/ı”, anfractibus 5. 
Gehäuse perspectiv genabelt, gedrückt, von Farbe gelblich weiss, 
niedlich gerippt. Die Mündung eiwas gebuchtet schief, der Rand scharf, 
kaum zurück gebogen, nur sehr schwach weiss gelippt. 


Das Thier ist weiss, beinahe durchsichtig, und hat gleich den übrigen 
Landschnecken vier Fühler, nur konnte ich auf den langen Fühlern trotz 
aller Mühe, die ich mir bei der Beobachtung dieses höchst interessanten 
Thierchens an Ort und Stelle in den Grotten selbst, und auch zu Hause ge- 
geben habe, keine Augenpunkte entdecken. Ich muss daher annehmen, dass 
es, sammt allen Höhlen-Carychien, gleich den Insecten , die sich als echte‘ 
Höhlenbewohner erweisen, augenlos sei. 


Das erste einzelne Exemplar wurde von dem Herrn Skubic, Gym- 
nasialschüler, schon vor zwei Jahren in der Grotte von Duplice in Unter- 
krain gefunden ; verflossenes Jahr fand der unermüdliche Herr Hauffen 
mehrere, leider leblose Exemplare in meiner Gegenwart bei dem Besuche 
der Grotte Jelince, unweit St. Katharina, zwei Stunden von Laibach entfernt, 
und suchte von diesem Augenblick an rastlos alle Grotten durch, bis es ihm 
und Herrn Math. Erjavetz endlich gelang, in der Grotte Mal bukuje un- 
weit Dobrova lebende Exemplare dieser Schnecke zu finden, die den Namen 
des eifrigen Entdeckers tragen mag. 


Inzwischen, wurde diese Schnecke von Letzterem und dessen Bruder 
Franz Erjavetz auch noch in der Grotte von Obergurk, Podpac, so wie 
von mir in der Grotte am Krimberg gefunden. 


———— 


Neue Dipteren 


der 


österreichischen Fauna: 


Vom 
Med. Dr. Johann Egger. 


Stichopogon Frauenfeldi n. sp.*). 


Untergesicht weiss, Knebelbart glänzend schneeweiss, Fühler schwarz, 
weisslich bestäubt, die zwei ersten Glieder spärlich mit weisslichen Här- 
chen besetzt, Stirne graulich, mit zarter weisslicher Behaarung ; die Haare 
des Kinns weiss, Hinterkopf weisslich bestäubt. 

Die Oberseite des Thorax graulich bestäubt, mit Ausnahme zweier 
Flecken vor und ober der Flügelwurzel, welche viel lichter weiss sind. In 
der Mitte desselben zwei dunkler graue, nebeneinander liegende deutliche 
Striemen. An der Innenseite der Schulterecken etwas nach rück- und abwärts 
gerichtet liegt ein schön hellbrauner unregelmässiger Flecken, der Schulter- 
strieme der Gattung Asilus entsprechend; Brustseiten weissgrau bestäubt; 
Schildehen weiss bereift. 

Die Grundfarbe des Hinterleibes ist sammitschwarz. Jeder Ring hat 
einen schmalen weisslichen, häutigen Hinterrands-Saum und ist silberweiss 
bestäubt;, diese Bestäubung nimmt den ersten Ring bis auf einen länglichen 
Mittelfleck ganz ein; vom zweiten bis einschliessig sechsten Ring bildet sie 
am Hinterrande eine schmale ununterbrochene Binde, füllt die Hinterecken 
aus, zieht sich von da an den Seitenrand in die Vorderecken und bildet 
am Vorderrande ebenfalls eine schmale, aber durch die Grundfarbe in der 
Mitte unterbrochene Querbinde. Am siebenten Ringe lässt die Bestäubung 
nur in der Mitte ein keilförmiges schwarzes Fleckchen frei. Der achte 
Ring ganz weiss bestäubt. Die Genitalien ziemlich gross, abwärts ge- 
bogen, rostroth. 

Beim Weibchen nimmt die weisse Bestäubung vom zweiten bis sie- 
benten Ringe einen viel grösseren Raum ein, so dass von der schwarzen 
Grundfarbe weit weniger übrig bleibt, wodurch dasselbe vorherrschend weiss 
erscheint und scheinbar ein vom Männchen abweichendes Aussehen erhält. 


”) Die hier folgenden drei Raubfliegen sind in Dr. Schiner’s Aufzählung der 
Asiliden im IV. Bande dieser Verhandlungen anmerkungsweise schon angeführt. 


Die Füsse sind schwärzlich. Das erste Hüftglied grauweiss, das zweite 
rothbraun ohne Bereifung. Schenkel schwärzlich, dicht weisslich bereift, die 
hintern an der Wurzel gelblich; Schienen gleichfalls gelblich an ihrer Spitze 
geschwärzt, was an den hinteren etwas höher hinaufreicht, schwach bereift, 
so dass die Grundfarbe sehr durchscheint. Erstes Tarsenglied gelb, die 
übrigen ebenso, doch an ihrer Basis geschwärzt. 

Bauch grauweiss, nur bei abgeriebenen Exemplaren schwarz. Die Flügel 
sind wasserklar, an ihrer Spitze etwas getrübt. Grösse 5 11%”, @ 2—2!.””. 

Er sieht dem Stichop. scaliger Zell. und tener Löw. ziemlich ähn- 
lich. Von ersterem unterscheidet er sich durch seine mindere Grösse und 
durch die schwarzen Fühler. Von Stichop. tener, dessen zweites Fühler- 
glied an der Basis gelb ist, ebenfalls durch die ganz schwarzen Fühler. 
Von beiden hauptsächlich durch die ganz verschiedene Zeichnung .des 
Hinterleibes. Ausser diesen Abweichungen bieten noch die Beine des 
Siichop. tener mehrere Unterschiede, da dessen beide Hüftglieder und die 
Schenkel ganz schwarz sind. 

Herr Georg Frauenfeld, Custos-Adjunet am zoologischen Museum, 
den ich mit Stolz zu meinen Freunden zähle, fing die ersten Exemplare den 
15. August 1854 auf dem Pflaster des Versicheruugs-Dammes des Donau- 
Kanales im Prater. Ich glaubte seinen nie erlöschenden Eifer für die dip- 
terologische Wissenschaft keinen schönern Dank und seinen ausgezeichneten 
Kenntnissen darin keine bessere Anerkennung von meiner Seite geben zu 
können, als dass ich die von ihm so glücklich aufgefundene schöne Raub- 
fliege mit seinem Namen beehrte. 


Mochtherus Schineri n. sp. 


Untergesicht schmal, weiss, Untergesichtshöcker verschwindend klein ; 
der sehr sparsame Knebelbart ist weiss, sehr selten oben ein, zwei schwarze 
Haare, Kinn und Backenbart weiss, Stirne weiss behaart. Borstenkranz im 
Nacken schwarz, Fühler dessgleichen, das zweite Glied rostgelb, das 
erste grauweiss bestäubt mit weisslichen Haaren besetzt. Das dritte sammt 
der Geisel tiefschwarz. Die dunkle Mittelstrieme des Thorax deutlich, vorne 
etwas breiter. Seitenstriemen vollkommen ; Schulterstriemen weniger deut- 
lich; Behaarung des Thorax kurz, sparsam, schwärzlich; die wenigen Borsten 
auf dessen Hinterhälfte schwarz ; das Schildehen grau bereift, kurz weiss- 
haarig mit vier schwarzen Borsten. Hinterleib schwarz mit weissen Hin- 
terrandssäumen der Ringe, die auch auf die glänzendschwarze graulich 
behaarte Bauchseite übergehen. 

Die männlichen Genitalien gross, glänzend schwarz. Hinter der zahn- 
artigen Oberecke jedes Haltzangen-Armes befindet sich ein kleiner Aus- 
schnitt, darauf folgt ein lamellenartiges breites, dünnes Zähnchen,, das in 
der Regel braunroth ist. Hinter diesem ein grösserer Ausschnitt, so dass 
die Unterecke etwas vorgezogen erscheint. An der Aussenseite jedes Armes 
ist ein grubenförmiger Eindruck. 


v 


Die unleren Lamellen aufwärts gekrümmt, etwas zugespitzt, mil 
rostgelber Spitze. Die Behaarung ziemlich lang und fahlgelb. Die Beine 
rothgelb. Das erste: Hüftglied grau bereift, das zweite glänzend schwarz 
ohne Bestäubung ; Schenkel und Schienen ohne aller Spur einer dunklern 
Färbung hellrothgelb. Das erste Tarsenglied an der Wurzel, die übrigen 
ganz schwarz. Die gewöhnlichen Stachelborsten sind sparsam und schwarz, 
nur an der Hinter- und Aussenseite der Schienen beider ersten Fusspaare 
einzelne ausnehmend lange fahlgelbe Borstenhaare. Grösse 5—6’”. 

Er sieht unläugbar dem Asilus pallipes (Mochtherus pallipes M.) Mg. 
gleich, mit dem er zuversichtlich bisher zusammengeworfen wurde, unter- 
scheidet sich jedoch durch das zweite gelbe Fühlerglied mit gleichzeitig 
ganz rein rothgelben Beinen ohne Spur einer dunklern Zeichnung au 
Schenkel und Schienen und durch die vier Borsten am Hinterrand des 
Schildchens, im Ganzen durch die hellgraue Bestäubung und etwas schlan- 
kere Form wesentlich. 

Herr Frauenfeld fing ihn auf den Kalkbergen bei Mödling, und 
brachte ihn aus Dalmatien. Herr Mann ebenfalls von da, so wie aus Krain 
und Kärnthen. Alle diese Exemplare stimmen vollkommen überein, und 
bleiben sich in allen angegebenen Unterschieden gleich. Als Zeichen meiner 
Achtung dem Herrn Dr. Schiner gewidmet. 


Lophonotus Tridens n. sp. 


Eine in jedem Geschlechle leicht kennbare Art. Untergesicht grau mit 
grossem weit hinaufreichendem Untergesichtshöcker. Der Knebelbart ist 
schwarz, unten am Mundrande weiss, und lässt kaum den fünften Theil des 
Untergesichtes frei Die Fühler sind schwarz, das erste Glied unterseits mit 
ausgezeichnet langen, schwarzen Borsten. Stirnve schwarzhaarig, Scheitel 
schwarzborstig. Hinterkopf schmutzig fahlgelb behaart. Borstenkranz von 
derselben Farbe mit einzelnen schwarzen Borsten untermengt. Thorax sehr 
stark gewölbt, kapuzenartig gegen den Kopf vorgezogen. Mittelstrieme des 
Thorax schwarz, durch eine graue Linie deutlich getrennt, die Seitenstriemen 
vollständig und kaum minder dunkel. Die Behaaruug des Thorax ist lang, 
Schwarz, nur hinten weisslich, die langen schwarzen Borsten reichen bis 
„ganz vorne hin, und sind hier fast am längsten. Schildchen dunkelgrau, 
mit langen fahlgelben Borstenhaaren. Hinterleib grau, bei veränderter Be- 
leuchtung mit schwärzlichen Flecken. Die dünne Behaarung des Hinterleibes 
ist oben und unten zottig lang. Genitalien des Männchens, sind schwarz. 
Haltzange beinahe gerade, Oberecke in einen Zahn vorgezogen, darauf 
folgt ein kleiner Ausschnitt und hinter diesem ein zweiter Zahn; darnach 
ein weiterer tieferer Ausschnitt, und die Unterecke ist ebenfalls in einen 
langen Zahn vorgezogen. Diese drei Zähne greifen bei geschlossener Zange 
wie gekreuzte Finger in einander. Die untern Lamellen sind schwarz, am 
Hinterrande schief abgeschnitten, und an der Unterecke mit einem feinen 
Dörnchen versehen, welches in der Regel braunroth ist. 


Legeröhre des Weibchens ist gross, breit, glänzend schwarz, das 
zweite Oberstück um Ein Drittel länger als das erste, 
was bis jetzt bei keiner beschriebenen Lophonotus-Art der Fall ist. Der 
untere Theil der Legeröhre an der Basis aufgeblasen , glänzend schwarz, 
vorne zusammengedrückt und abgerundet, beiderseits punctirt. 

Die Behaarung der Genitalien ist bei beiden Geschlechtern fahlgelb, 
ziemlich lang; nur beim Weibchen stehen obenauf, einige kurze schwarze 
Härchen. 

Beine durchgehends schwarz mit fahlgelber Behaarung, mit ausge- 
zeichnet vielen fahlgelben Borsten, nur an der Vorderseite der ersten 
Schienenpaare steht eine Reihe kurzer schwarzer Borsten. Flügel an der 
Spitze und längs den Adern grau getrübt. Grösse 7—8’”. 

Er wurde von mir im verllossenen Sommer häufig in der Brigittenau 
bei Wien in Gesellschaft des Lophonotus spiniger und Machimus rusticus 
gelangen. Er steht dem Lophonotus praemorsus Lw. am nächsten, unter- 
scheidet sich aber nach dessen Beschreibung durch die drei Zähne am Hin- 
terrande der Haltzange, so wie das Weibchen durch das um Ein Drittel 
längere zweite Oberstück der Legeröhre gegen das erste, wodurch die 
beiden Geschlechter dieser Art allsogleich erkannt werden können. 

Onesia fulviceps n. sp. *). 

Glänzend goldgrün, Stirnstrieme, Fühler, Untergesicht und Taster 
rothgelb, Beine schwarz, Flügel graulich mit gelber Wurzel. 

Viridi-aurea, nitens; vitta frontalis, antennae, epistoma et palpi 
rufi; pedes nigri, alae cinereo-hyalinae, basi flavescentes. 

Kopf niedergedrückt, Stirne sehr geneigt, lang, nicht hervortretend, 
beim Weibchen sehr breit, beim Männchen die Augen zusammenstossend. 
Die rolhgelbe Stirnstrieme wird bei dem Weibchen gegen den Scheitel hin 
dunkler und liegen zu beiden Seiten derselben vom Stirnrande bis zum 
Scheitel zwei breite matt silberweisse Gürtel, die mit grössern und kleinern 
erhöhten schwarzgrün glänzenden Puncten besetzt sind, von denen jede 
eine mässig lange schwarze Borste trägt. Beim Männchen ist dieser schmale 
Raum etwas glänzender weiss, die Puncte kleiner und geringer. Am Hinter- 
rande des Kopfes stehen bei dem Weibchen jederseits zwei längere dicke 
Borsten, welche bei dem Männchen nicht so ausgezeichnet sind. Die Fühler 
etwas kürzer als das Untergesicht, ganz rothgelb ; drittes Glied dreimal 


*) Die bei dem Vortrage im Original vorgezeigte Fliege ward nach Besichtigung 
von dem anwesenden Herrn Dr. Schiner sowohl für eine andere Gattung, 
nämlich Idia, als wahrscheinlich identisch mit Idia cyanescens Löw. (Entom. 
Ztg. 1544.) angesprochen. Der Autor bemerkt nach fernerer Prüfung jener 
Berufung Dr. Schiner’s, dass die obige Fliege wohl in diese im Sinne 
Löw's umgränzte Gattung, und zwar Sect. II. C. zu stellen sei, was er nach- 
träglich hier anzufügen ersucht. Ob dieselbe mit cyanescens zusammenfalle, 
mag der weitere Vergleich entscheiden. 

Anmerkung der Redaction. 


9 


des Flügelgeäders einiger Dipteren und folgeweise Unanwendbarkeit desselben 
bei Bestimmung einiger Gatlungen und Arten“ gehaltenen Vorlrage angeregt, 
erlaube ich mir, meine Beobachtungen, die ich in dieser Beziehung bei 
Ameisen gemacht habe, anzuführen. 


Bei den meisten Ordnungen der Insecten spielt das Flügelgeäder bei 
Feststellung der Gattungen mit Recht eine sehr wichtige Rolle, und es ist 
um so wichtiger, als sich oft ohne Zerlegung keine anderen sicheren gene- 
rischen Charactere auffinden lassen und man nicht immer in der Lage ist, 
mikroskopische Untersuchungen der Mundtheile vorzunehmen, ohne aber 
behaupten zu wollen, dass die Mundtheile ausser Acht zu lassen sind und 
nicht untersucht werden sollen , sondern sie stehen mit dem Flügelgeäder 
zum Behufe der Characteristik in gleichem Range, und sind insbesondere 
in denjenigen Fällen von Bedeutung, wo die Unterscheidungsmerkmahle an 
anderen Organen zwei Gatlungen nicht hinreichend scharf trennen. 


Es kommmt aber nicht so selten vor, dass einzelne Individuen einer 
gewissen Species öfters Abnormiltäten zeigen, wodurch dieses Exemplar 
nach unserer Characteristik bei Betrachtung des abnormen Organes in eine 
andere Galtung gestellt werden sollte, doch zeigen die andern Unterschei- 
dungsmerkmahle, zu welcher Gattung das Exemplar gestellt werden muss. 


Nach meinen bisherigen Beobachtungen fand ich an Anomalien des 
Flügelgeäders bei Ameisen bloss ein theilweises oder gänzliches Ausbleiben 
der Vena recurrens, jenes Aederchens, welches die Vena cubitalis mit dem 
inneren Aste der Vena erterno-media verbindet, wodurch die sonst ge- 
schlossene Discoidalzelle offen ist. Diese Anomalie kommt nicht bei allen 
Ameisenarten vor, sondern bleibt auf gewisse Arten beschränkt, so dass 
man bei der einen Species diese Anomalie oft findet, bei einer andern 
kommt sie selten, bei einer dritten kommt sie gar nicht vor. Man findet sie 
insbesondere bei Männchen, und zwar besonders häufig bei Formica flava F. 
weniger häufig bei Formica nigra Ltr., F. alpina Först. und F. umbrata 
Nyl.; bei Weibchen fand ich sie erst einmal an einem Exemplare der 
Formica flava F., welches ich durch Herrn Ferdinand Schmidt aus Krain 
erhielt, und an einem Exemplare der Acrocoelia Rediana L. Duf. Unser 
geschätztes Mitglied Herr Miklitz in Grosslobming in Steiermark sandte 
mir eine Anzahl Männchen der Formica flava F. alle, aus einer Colonie 
stammend, die er auf einer Wiese bei Grosslobming auffand, bei welchen 
insgesammt durch Fehlen der Vena recurrens die Discoidalzelle offen war. 
Manchmal findet man diese Anomalie nur auf einem Flügel, manchmal auf 
beiden Flügeln, in sehr seltenen Fällen ist die Vena recurrens nur zur 
Hälfte vorhanden. Obwohl die grosse Anzahl von Arten der Gattung Formica 
sehr leicht, besonders durch die offene oder geschlossene Discoidalzelle in 
zwei Gruppen geschieden wird, so wird man doch nie versucht werden, ein 
Männchen der Formica flava F. mit offener Discoidalzelle in die erste 
Gruppe zu stellen, weil die andern Charactere dagegen sprechen, und es 


V. Sitz,-Ber. B 


10 


bleibt die Scheidung der Arten der Gattung Formica in die zwei Gruppen 
doch eine sehr natürliche. 

Man begegnet aber auch nicht selten Anomalien an anderen Organen. 
So fand ich z. B. bei einem Weibchen der Acrocoelia Rediana L. Duf. 
einen eilfgliedrigen Fühler, während diese Art in der Regel zwölfglie- 
derige Antennen hat. Die Puppen der Formicariae und Hyrmicariae unter- 
scheiden sich dadurch, dass die Puppen der ersteren in ein aus verzweigten 
dicht verflochtenen Fäden gebildetes länglich-ovales Gespinnst eingehüllt sind, 
während die der letzteren eines solchen entbehren. Doch wurden von Pro- 
fessor Schenck in Weilburg, Meyer in Hamburg und von mir ausnahms- 
weise Puppen gefunden, weiche verschiedenen Arten der Gatlung Formica 
angehören, und dennoch in keine Cocons eingehüllt waren. 

Leider habe ich unter meinen mikroskopischen Präparaten die mir schon 
öfters vorgekommenen abuormen Mundtheile nicht aufbewahrt , erinnere 
mich aber genau an Anomalien in der Anzahl der Glieder der Maxillartaster. 
Ich besitze zwei Arbeiter der Formica canicularia Ltr., deren Thorax 
abnormerweise demjenigen der Weibchen ziemlich ähnlich sieht. 

Dergleichen Beobachtungen machte ich früher häufig bei verschiedenen 
Insecten, hatte aber damals dergleichen nicht notirt, und so konnte ich 
specielle Fälle bloss von der Insectenfamilie anführen, mit der ich mich 
seit einiger Zeit insbesondere beschäftige. 

Ich wollte hiermit nur so viel sagen, dass, wenn auch manchmal 
Anomalien an Organen, die allgemein zur Characteristik verwendet werden, 
vorkommen, man doch nicht umhin kann, diese Organe weiterhin als Un- 
terscheidungsmerkmahle zu benützen, weil Anomalien wohl an allen Organen 
vorkommen; doch sind hier Ausnahmen nicht so selten, indem bei einer 
Insectenfamilie diess Organ, bei einer andern ein anderes Organ häufigeren 
Anomalien unterworfen ist, und der Entomolog den Werth eines Organes als 
Unterscheidungsmerkmal bei den verschiedenen Insectenfamilien kennen muss. 


Herr A. v. Neilreich gibt die Fortsetzung seines Vortrages 
über Geschichte der Botanik in Niederösterreich. ($S. Abhandlungen). 


An eingegangenen Manuscripten wird von dem Herrn Secretär 
Dr. A. Kerner vorgelegt: 
a) Beitrag zur Insectengeschichte von G. Frauenfeld. 
b) Beschreibung eines neuen Schmetterlings: Grapholitha 
Hornigiana von Julius Lederer. (Siehe beide in den 
Abhandlungen.) 


l 


Versammlung am 7. März. 


Vorsitzende: Präsident: Se. Durchlaucht Herr Richard 
Fürst zu Khevenhüller-Metsch. 


Vicepräsident: Herr Z. Ritt. v. Heufler. 


Neu eingetretene Mitglieder: 


Als Mitglied P. T. Herr bezeichnet durch P. T. Herrn 
Hauer Karl Ritter ‚von. .„..=..s-woas-..n: Fr. R.v. Hauer u.L.R.v. Heufler. 
Haunold Franz, k.k. Förster am Anninger K. Kurz u. @. Frauenfeld. 
Hoffer Johann, Candidat der Medicin .. A. u. F. Semeleder. 

Ujhely Emerich v., Hochw., k. k. Marine- 


Pfarrer, Domherr in Venedig ...... L. Miller u. G. Mayr. 
BeEsERrmanuel 2... 2140. 2040 en a, @. Mayr u. Dr. A. Kerner. 
Zepharovich Victor Ritter v. .......... Fr.R.v. Hauer u.L.R. v.Heufler. 


Eingegangene Gegenstände: 


- Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien. 1854. 
Bd. XIV. 2.—3. Heft. 
Mittheilungen über Gegenstände der Landwirthschaft und Industrie Kärntens. 
Klagenfurt. 12. Jahrgang. 1855. Nr. 1. 
Rendiconti delle adunanze della R. Accademia economico-agraria dei 
Georgofili di Firenze 1855. Gennajo. 
Bulletin de la Societe imperiale des naturalistes de Moscou. Annee 1854. 
Nr. LI. 
Zeitschrift der k. k. Gesellschaft der Aerzte in Wien. 1855. 2. Heft. 
Schriftentausch. 
Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den königl. 
preuss. Staaten. Berlin 1854. 2. Jahrg. Jänner bis Juni. 
Anschluss zum Schriftentausch. 
Garovaglio S. Enumeratio muscorum omnium in Austria inferiore. 
Viennae 1840. 
— Catalogo di alcune Crittogame raccolte nella provincia di Como e 
nella Valtellina. Parte I.—III. 1837—42. 
Geschenke des Herrn L. R. v. Heufler. 


12 
Massalongo Prof. A. Frammenti Lichenografici Verona 1855. 
—  Geneacaena Lichenum. Veronae 1855. 
Geschenk des Herrn Verfassers. 


Sur les fasciculus de Lichens d’Europe, publies par M. le Dr. Hepp. 
Observalions critiques par M. le Dr. W. Nylander. 1854. 
Sandberger Dr. Gudo. Zwei naturwissenschaftliche Mittheilungen. 


Wiesbaden 1855. 
Geschenke der Herren Verfasser. 


Kner Dr. Rudolf. Leitfaden zum Studium der Geologie mit Inbegriff der 
Paläontologie. Wien 1855. 


Ambrosi Franz. Flora. Vol. 1. P. II. 
Verhandlungen der k. k. galiz. agronom. Gesellschaft Lemberg 1855. Bd. 17. 


Trummer Frz. Nachtrag zur systematischen Classification und Beschrei- 
bung der im Herzogihume Steiermark vorkommenden Reben- 


sorten. Gralz 1854. 
Massalongo A. Frammenti Lichenografici. Verona 1855. 


Die Fortsetzungen der Zeitungen. 
Geschenke der Kk. K. obersten Polizeibehörde. 


Herr August Neilreich gibt die Fortselzung seines Vor- 
trages: Geschichte der Botanik in Niederösterreich. ($. Abhandl.) 


Herr Eduard Suess theilt mit, dass er eine umfangreiche 
Abhandlung: „Entwurf einer Classification der Bra- 
chyopoden, von Th. Davidson, aus dem Englischen übersetzt 
von F. A. Grafen Marschall, theilweise umgearbeitet und mit 
vielen neuen Zusätzen versehen durch Th. Davidson und Eduard 
Suess“ zur Veröffenllichung vorbereitet habe und fügt Folgendes 
bei: Der Zweck dieser Umarbeitung ist, dem deutschen Publicum 
eine für den Zoologen, wie für den Paläontologen, gleich wichtige 
Arbeit zugänglich zu machen. — Die Brachyopoden bilden eine 
überaus zahlreiche Thierklasse, deren Arten jedoch fast durchaus 
der erloschenen Thierwelt angehören, und welche in unserer jetzigen 
Schöpfung nur durch einige wenige, gleichsam überlebende Formen 
vertreten sind, die eben hinreichen um die weit zahlreicheren 
fossilen Reste zu deuten, Im Inneren des zweiklappigen Gehäuses 
dieser Thiere findet man ein oft schr complicirtes Gerippe, bestimmt 
entweder die einzelnen Organe des Thieres zu tragen und zu schülzen, 


13 


oder den kräftigen Muskeln Stützpuncte zu bieten. Die Anordnung 
der einzelnen Theile dieses Gerippes ist in verschiedenen Formen 
sehr verschieden, und bietet daher ein vortreffliches Mittel, um die 
Tausende von Arten zu classifieiren. Das einzige Hinderniss, das 
einer solchen Classification bisher im Wege stand, war nur die 
ausserordentliche Schwierigkeit, alle einzelnen Theile dieses Gerippes 
in dem harten, die Klappen der fossilen Muscheln erfüllenden Ge- 
steine wiederzuerkennen. Das hohe Verdienst Davidson’s besteht 
darin, mit unermüdlichem Fleisse eine grosse Menge glücklicher 
Präparate dargestellt zu haben. Vieles ist dann auch von nacheifernden 
Freunden mitgelheilt worden, weil die grosse Masse des Materiales 
von einem einzelnen Forscher kaum hätte bewältigt werden können. 
Vor zwei Jahren erschien nun diese merkwürdige Arbeit, und 
der Verfasser sah seine grosse Mühe durch einen ungetheilten Bei- 
fall belohnt. Vielfach wurde seither zu einer deutschen Bearbeitung 
aufgefordert, und da namentlich an Hrn. Suess von mehreren Seiten 
Aufforderungen ergangen waren, und er selbst seither manche neue 
Beobachtung gemacht hatte, wandte sich derselbe an Herrn Grafen 
Marschall, welcher sich der grossen Mühe unlerzog, das ganze 
Davidson’'sche Buch zu übersetzen. Der Verfasser selbst nun und 
Herr Suess haben alle seitherigen Beobachtungen beigefügt und 
einen nicht unbedeutenden Theil vollkommen umgearbeitet. 


Herr Dr. J. R. Schiner legt im Namen des Herrn J. von 
Friwaldsky die Beschreibung eines neuen Stratiomyden : 
Nemotelus signatus Friv. vor. (Siehe Abhandlungen.) 


Herr Josef Berman spricht über ein von ihm aufgefundenes 
Melampyrum : 


Ich gebe mir die Ehre Ihnen meine Herren hier ein Melampyrum 
vorzulegen, welches ich im verflossenen Jahre in den Voralpenwäldern 
nächst Guttenstein auffand. Dasselbe hält die Mitte zwischen Melampyrum 
sylvalicum und M. nemorosum, hat mit jenem die Form der Blätter und des 
Kelches, mit diesem die Form und Farbe der Deckblätter gemein. Der 
Stengel ist aufrecht, einfach oder wenig äslig, die Blätter kurzgestielt, 
lineallanzettlich, ganzrandig in Deckblätter übergehend. Diese sind blau 
gefärbt, eilanzettförmig, lang zugespilzt, an der Basis abgerundet, am 


14 


Rande fiederspaltie gezähnt. Blüthenstand eine lockere einerseitswendige 
Aehrc. Kelch längs den Nerven mit sparsamen weisslichen Haaren versehen. 

Blumenkronröhre so lang oder nur weniges länger als der Kelch. 

Da diese Pflanze theils Merkmahle des Melampyrum nemorosum, theils 
solche von M. sylvaticum an sich trägt, da sie ferner ein nur so beschränktes 
Vorkommen zeigt und an ihrem Standorte sich die beiden verwandten Arten 
gleich häufig vorfanden, drängt sich wohl die Vermuthung auf, dass vor- 
liegende Exemplare Bastardformen von M. sylvaticum und M. nemorosum 
sein dürften, doch muss wohl eine Bestätigung dieser Vermuthung ebenso 
wie der Ansicht, dass dieselben vielleicht Uebergangsformen zwischen den 
beiden obengenannten verwandlen Arten seien, weiteren Forschungen vor- 
behalten bleiben ; namentlich werden Versuche über die Keimfähigkeit der 
Samen der Pflanze hierüber Aufschluss zu geben im Stande sein, und ich 
erlaube mir daher dieses Pflänzchen der ganz besonderen Aufmerksamkeit 
der Herren Botaniker anzuempfehlen. 


Herr Secrelär Dr. A. Kerner spricht über den Einfluss der 
Temperatur des Quellenwassers auf die im Rinnsale der Quellen 
wachsenden Pflanzen. (Siehe Abhandlungen.) 


Von Herrn Jacob Heckel ist folgende Mittheilung: „Ueber 
verirrte wilde Schwäne* eingelangt und vom Herrn Secrelär vor- 
gelesen worden: 


In einem Schreiben vom 23. Februar 1855 berichtet Herr Pater 
Berthold Dangl, Schaffner des Stifftes Göttweig, an das k.k. zoologische 
Kabinet, dass am 20. d. M. in dem Stift-Göttweiger Forstreviere Brunn- 
kirchen ein wilder Schwan erlegt wurde, und trägt im Namen des Stilles 
diesen seltenen Vogel als Geschenk für die kaiserlichen Sammlungen an, 
welches mit vielem Dank angenommen wurde. 


Wir elaubten diesen Fall nicht mit Stillschweigen übergehen zu 
sollen, da er immerhin einen schätzbaren Beitrag zu den Wanderungen 
nordischer Vögel liefert. Es gehört überhaupt zu den seltenen Erscheinungen, 
dass wilde Schwäne in besonders kalten Wintern sich zu uns verirren. 
Diese Verirrten sind dann gewöhnlich junge Thiere , die gleichsam noch 
unerfahren von den regelmässig in südwestlicher Richtung gehenden Zügen 
sich absondern. 

Noch viel seltener und auffallender ist aber die Ankunft eines alten 
wilden Schwanes für unsere Gegenden, und wir wüssten uns keines einzigen 
Falles zu erinnern. 


15 


Das eingeschickte Exemplar ist ein. völlig ausgewachsenes, rein 
weisses Männchen des Singschwanes (Cygnus musicus) und wurde mit 
Hasenschrott erlegt, wovon ein Korn, wie die Obduction zeigle, bis in 
die Nähe des Herzens drang. 

Wir haben in den öffentlichen Blättern vor einigen Wochen gelesen, 
dass beim Eintrilte der grossen Kälte bei Korneuburg auf der Donau ein 
Schwan gesehen wurde, vielleicht derselbe, welcher sich nun in dem k. k. 
Kabinete befindet. 

Der Singschwan wohnt und brütet, wie bekannt, mit den Slamm- 
ältern des unsere Gartenteiche zierenden stummen Schwanes (Oygnus Olor) 
in den gemässigten Norden von Europa, Asien und Amerika. Weniger 
bekannt dürfte es sein, dass der Singschwan auch in den untern Donau- 
sesenden seinen bleibenden Wohnsitz habe und namentlich in den unzu- 
gänglichen Sümpfen bei Pantschowa nebst dem Pelikan (Pelicanus onocro- 
talus) und anderen seltenen Sumpf- und Wassergeflügel brüte. 

: Das in der k. k. Menagerie zu Schönbrunn lebende Exemplar des 
Singschwanes stammt aus der letztgenannten Gegend. 


Herr G. L. Mayr zeigt eine für jeden Naturforscher , der 
sich mit Mikroskopie beschäftigt, höchst wichtige Zusammenstellung, 
nämlich die Combination des Hagen o w’schen Dikatopters mit dem 
Mikroskope vor, bei deren Benützung der Beobachter gleichzeitig 
das Bild des untersuchten Objectes und des vor dem Mikroskope 
liegenden Papieres sieht. llierdurch glaubt derselbe, das Object auf 
das Papier gezeichnet und auf demselben den Bleistift liegen zu sehen, 
wodurch es ihm leicht möglich ist, den Conturen des Objectes nach- 
zufahren. Nachdem Herr G. Mayr noch die Vortheile, die dieser 
Apparat vor ähnlichen, wie z.B. dem Söm ering'schen Spiegel oder 
dem durchbohrten Spiegelchen hat, hervorgehoben hatte, lud er die 
Mitglieder der Versammlung ein, diese Zusammenstellung näher zu 
besichtigen. 


An eingegangenen Manuscripten wird von dem Herrn Secretär 
Dr. A. Kerner vorgelegt: 
a) Fortsetzung der sibirischen Schmetterlinge von J. Lederer. 
b) Fortsetzung zur Abhandlung über einige Zygaenen Steier- 
marks von G. Dorfmeister. (Siehe beide in den 
Abhandlungen). 


16 

Zum Schlusse theilt Se. Durchlaucht Fürst zu Khevenhüller 
zwei merkwürdige Fälle aus der Vögelwelt mit. In dem einen Falle 
hatte sich eine Schwalbe bei ihrer Jagd nach Insecten auf einem 
Blitzableiter dergestalt selbst angespiesst, dass sie sich nicht mehr 
losmachen konnte und trotz der möglichsten Hülfeleistung ihrer 
Schwestern daselbst zu Grunde gehen musste. In dem anderen Falle 
flüchtete sich eine durch den Lärm der Treiber erschreckte Wald- 
schnepfe in den vom Walde eine nicht unbedeutende Strecke ent- 
fernten Pfarrhof, wo sie sich unter einem Bürtelhaufen versteckte. 
Als sie auch hier von den Hausleuten beunruhigt worden war, 
flog sie nicht in das Weite, sondern suchte in der Hausflur und 
weiters im offenen Zimmer des Caplans eine Zuflucht, wo sie dann 
unter dem Bette des Caplans erhascht und erschlagen wurde. Wenn 
der erste Fall einen Beweis liefert, wie unter besonderen Verhält- 
nissen auch den geschicktesten Seglern ein Unfall begegnen kann, 
so ist der zweite ganz geeignet, einen Blick in die Psyche des 
Vogellebens zu werfen und den Beweis herzustellen, dass auch der 
Schreck dort heimisch ist, und dass von diesem befallen, die na- 
türlichen Triebe und instinetmässigen Anlagen des Vogels ausnahms- 


weise andere Richtungen und Wege einzuschlagen gestalten. 


17 


mit Maden wiederfand. Auch auf dem ganzen Rückwege in Macarsca, 
Sebenico, so wie in Zara begleitete er mich, und wie schon in meinem 
Reiseberichte bemerkt, immer nur auf dieser, und keiner andern Art der 
' Gattung Scrophularia. (Anmerkung 4.) 


Beim Herumklettern in Ragusa auf den rechts vom Castell hoch und 
steil in die See abstürzenden Felsenklippen, deren bewachsene Stellen von 
der prachtvollen Phlomis fruticosa L. reich überdeckt waren, fing ich an 
dieser Pflanze die Trypeta femoralis R. D. unstreitig eine der schönsten 
Bohrfliegen Europas, so dass ich diesen weissfilzigen Strauch mit seinen 
grossen hochgelben gequirlten Rachenblüthen sicher für die Nährpilanze 
desselben hielt. Ich untersuchte sie, ob ich denn nirgends eine Deformität 
erblicken könne, aber keine Spur. Ich fing sonach an, mit dem Messer 
meine Untersuchung fortzusetzen, und bald war ich am Ziele. Ich fand 
nämlich am Grunde der nicht im mindesten in der Form veränderten oder 
angegriffenen Blüthen theils leere Puppenhülsen, theils noch unentwickelte 
Tönnchen und auch Maden von beingelber Farbe und der übereinstimmenden 
Trypetenform und zwar nur Eine in jeder Einzelblume. 


_ Das Einzige, was noch auf ihre Anwesenheit allda aufmerksam machen 
- konnte, war, dass die, solche Larven bergenden Corollen meist noch vor 
ihrer vollen Erschliessung zur Rachenblüthe braun und dürr wurden; allein 
keineswegs war ein sicherer Schluss daraus zu ziehen, denn ich fand voll- 
kommen entwickelte Blumen von Larven bewohnt, so wie ungeöffnet abge- 
storbene, welche nichts enthielten. Nur wenn ein solcher Blüthenkopf fünf 
bis sechs derlei vertrocknete Blumen trug, waren zwei bis drei darunter, 
welche die Fliege beherbergten. 


Die Zerstörung, die sie anrichtet, beschränkt sich blos auf die ae 
die ganz verzehrt, verschwunden sind. 


Die Art und Weise, wie sich die samenfressenden Trypeten verhalten, 
ist noch nicht in ihrem vollen Umfange ermittelt. Ich kenne unsere Samen- 
fresser nur aus Compositen, wo die in Pieris, Sonchus ,„ Crepis,, Aster 
Lebenden meist sämmtliche Samen des Köpfchens zerstören, wobei die 
Larven frei in der, durch die zusammengeneigt bleibenden Schuppen 
des Aussenkelches gebildeten, durch schwarzen Mulm verunreinigten Höhle 
hegen; die in Centaurea, Lappa, Tagetes, meist kleinere Arten, nur einzelne 
Achenen bewohnen, deren mehr oder minder entartete Hülle sie schützend 
umgibt. Keine dieser vorstehenden bildet jedoch eine solche, den Fruchtboden 
ergreifende Delormität, wie sie. wieder eine andere Abtheilung dieser Bohr- 
fliegen an Inula, Scorzonera und all’ den Distelarten erzeugt, bei denen 
die Samen selbst nur miltelbar und mehr oder weniger theilweise mit er- 
griffen werden. 


Bd. V. Abh. 3 


18 


Es ist daher, so viel ich weiss, diess die erste Rachenblume, die eine 
Bohrfliege bewohnt, und auch diess in einer von den andern abweichenden 
Weise. Wie nun diese so sehr verschiedenen Nahrungsverhältnisse im Zu- 
sammenhange mit den betreffenden Wohnthieren stehen, diess zu ermitteln 
wäre eine höchst lohnende Aufgabe, und für eine naturgemässe Gruppirung 
dieser allerdings noch aus heterogenen Elementen bestehenden Gattung von 
grosser Wichtigkeit. 


Wie der Angriff auf die Samen hier geschieht, konnte ich nicht mehr 
ersehen, da sämmtliche Larven, die ich noch auffand, schon vollkommen 
erwachsen „ und die vier Nüsschen überall ganz aufgezehrt waren. Die 
wässrig weissen Larven halten ganz die Walzenform wie jene der Tryp. 
cardui, siylata ete., und standen aufrecht in der engen Blumenröhre; die 
Puppentönuchen waren schwarz und glänzend, bis 1'% Linien gross. Ich 
sandte eine Partie nach Wien, wo sie während mehrerer Wochen sich 
täglich enlwickelten. (Anmerkung 5.) 


Ein weiterer Auswuchs, den mir Ragusa lieferte, fand sich auf dem, 
die Berglehne gegen das Fort Imperialis zahlreich bekleidenden Cylisus 
spinescens, dessen Samenhülse in halber Entwicklung blasig aufgetrieben, 
gleich denen unserer Hauhechel, eine Cecidomyia enthielt. Diese fleischigen 
Anschwellungen kommen ausser an Cytisus noch an den Hülsen mehrerer 
Papilionaceen, wie Doryenium, Ononis, Spartium, Genista, sämmtlich ziem- 
lich nahe stehender Gattungen vor. Die merkwürdige Eigenthümlichkeit, wie 
man sie bei Doryenium und Ononis ziemlich häufig findet, dass nämlich 
anstatt der Hülse die Zweigknospe selbst sich zu einem aufgedunsenen 
festschliessenden Schlauche umgestaltet, konnte ich hier nicht bemerken. 
Der grösste Theil, der nicht seltenen Missbildung war von seinem Erzeuger 
so wie dessen Schmarozern schon verlassen, und ich vermochte mit vielem 
Fleisse nur wenige aufzufinden, die mir die Fliege noch in Ragusa lieferten. 


(Anmerkung 6.) 


Auf meiner Wanderung in der reizenden Bocche di Cattaro über 
Perzagno ,„ Lastua , Cartolle nach Ponte rosa waren es abermal mehrere 
hierher gehörige Entdeckungen, wovon einige mich mit günstigen Resultaten 
erfreuten. Gleich auf der Höhe des ersten Bergrückens, den ich in der mit 
jenem wohlverwahrten Felsenthore schliessenden innersien Meeresbucht 
überschritt, fand ich die Reste abgestorbener vorjähriger Siengel von 
Salvia officinalis, welche noch die zu Auswüchsen entarteten festsitzenden 
Nüsschen, umgeben von wenigen Ueberbleibseln des zerlaserten Kelches 
trugen. Zu gleicher Zeit waren an den diessjährigen Trieben mit den theil- 
weise schon weit aufgeblühten Aehren, der in dem Kelche eingeschlossene 
untere Theil der Blüthen nebst diesem sehr stark und fleischig aufgetrieben. 
Obwohl ich sie sämmtlich noch in so jungem Zustande fand, dass ich offenbar 


19 


nicht erwarten konnte, sie zur Entwicklung zu bringen „ so war ich doch 
einmal darauf aufmerksam, später bemüht, an dieser Pflanze auf meiner 
fernern Reise weiter besonders zu forschen, und fand auch wirklich in 
Sebenico denselben Auswuchs ganz ausgebildet, und sind gegenwärtig 
ausser einigen schon ausgeflogenen Schmarotzern, deren Erzeuger noch in 
vollkommen gutem Stande unverwandelt in ihren Kammern, so dass ich ihre 
Entwicklung noch erwarten darf. 


Ich hatte Anfangs durch einige sehr interessante Uebergänge zwischen 
diesen beiden Missbildungen mich zu der Ansicht geneigt, dass sie beide 
denselben Erzeuger bergen, allein die spätere Untersuchung liess mich immer 
mehr diese Annahme bezweifeln. 


Leider gaben mir die wenigen ersten bei Lastua gefundenen alten 
Gallen des vorhergegangenen Jahres keinen Erzeuger mehr, so dass, wenn 
sich auch die noch vorhandenen der später gefundenen Form nunmehr ent- 
wickeln, ich kein factisches Belege für ein oder die andere Vermuthung 
besitze, daher nur diese Bemerkung für eine spätere Nachforschung zur 
Bedachtnahme empfehlen kann. 


Dass die Möglichkeit einer solchen Verschiedenheit der Gebilde von 
gleichen Mutterthieren vorhanden, kann ich gestützt auf mehrere Erfah- 
rungen bestimmt aussprechen, so wie es leicht erklärlich ist, dass der erst 
nach weiter vorgeschrittener Entwicklung der Blüthe erfolgte Anstich, 
diese nicht mehr so allgemein zu ergreifen und zu deformiren vermag, und 
eben dadurch veränderle Erscheinungen bedingt. (Anmerkung 7.) 


Die dichten Büsche der Erica mediterranea L. trugen, wie vielleicht 
alle unsere feinnadeligen Haidekräuter eine Zapfenrose, in grosser Anzahl, 
deren Entwicklung wohl nicht besonders vorgeschritten war, so dass ich 
erst nach meiner Rückkunft in einer ziemlichen Menge eingepackter und 
mitgenommener Zweige die wenigen Ueberreste einer Cecidomyia fand. 
Wie überhaupt die von Fliegen bewohnten Gallen weit schwieriger zu 
ziehen sind, als jene von Hymenoptern, so sind unter diesen wieder die, 
die Zapfenrosen bewohnenden Tipularien die empfindlichsten, und ist die 
Larve nicht vollständig ausgewachsen „ so zieht das Vertrocknen dieser 
blätterigen Gebilde unausbleiblich deren Verderben nach sich. (Anm. 8.) 


Das höchste Interesse gewährte mir jedoch ein Auswuchs, den ich 
äusserst häufig an den abgestorbenen Blüthenrispen eines Compositen fand, 
an dem die Fruchtböden bis zu Erbsengrösse angeschwollen mit Trypeten- 
Larven reichlich besetzt sich zeigten. Es war Inula viscosa L., das mir 
die Bewohner daselbst Buscina nannten, und miltheilten, dass das Kraut 
dieser Pflanze bei Verwundungen gebraucht werde. 


5 5 


20 


Die Fliege, der, von mir seit einer langen Reihe von Jahren aus 
Inula hybrida und ensifolia gezogenen Tr. Inulae v. R. sehr nahe stehend, 
stimmte nach Abbildung und Beschreibung mit Trypeta longirostris Lö w 
überein. Dennoch hegte ich noch gerechten Zweifel, da ein auffallendes ihr 
eigenthümliches Merkmal unter den wenigen, sonst schwerer zu unterschei- 
denden verwandten Arten, nämlich die mehr oder weniger ausgedehnte, 
aber stets bestimmt vorhandene rothe Färbung der Legeröhre von Lö w 
gänzlich mit Stillschweigen übergangen war, allein sie waren dadurch auf- 
gehoben, dass er sie selbst für identisch erklärte. 


Die Form des Auswuchses weicht insofern von jenem unserer Inula- 
Arten ab, dass an diesem die bis ®« Zoll im Durchmesser haltende Basis des 
Fruchtbodens, blos eine niedere kegelförmige Erhöhung bildet, während 
diese Anschwellung an der dalmatinischen Pflanze kuglich erscheint, und 
oben mit einigen oder einem ganzen Kranze von Hörnchen besetzt ist. 
(Anmerkung 9.) 


In dem Paradiese der Bocche, dem üppigen, malerischen Berggelände 
zwischen und hinter Castel nuovo und Megline fesselte Cisius monspeliensis 
meine Aufmerksamkeit, an dessen längs der Zweigachse rythmisch entwickel- 
ten Blüthen eine ziemliche Anzahl zurückverblieb, die sich nicht geöffnet 
hatten, und an denen die grosslappigen Deckblätter wie an abgeblühten zu- 
sammengeklappt blieben, obwohl die Blumenblätter entweder gar nicht, 
oder in ihrer gewöhnlich eingerollten Knospenlage nur wenig vorgedrungen 
waren und missfärbig aussahen. Dabei erschienen sie etwas bauchig, so dass 
sie jenen abgeblühten täuschend glichen, in welchen die Fruchtbeere anzn- 
schwellen begann, und nur der sehr geübte Blick vermochte sie als gar 
nicht aufgeblühte zu unterscheiden. Das leichteste Mittel sie aufzufinden 
war, den Strauch zu schütteln, da sie, als erkraukte Blüthen, nur lose fest- 
sassen, während die gesunden erst mit Gewalt weggebrochen werden mussten. 


In der von den geschlossenen Blumenblättern gebildeten Höhle, ganz 
analog der bei unsern Apfelblüthen vorkommenden, lag eine kaum %’” 
lange Larve von weisslicher Farbe, jenen in Vieia, Trifolium-Blüthen, in 
Malva, Rumez-Stengeln lebenden Apionen ähnlich. Die in Wien erfolgte 
Entwicklung lieferte den Apion tubiferum Dej., ein meines Wissens neuer 
Zuwachs für die Österreichische Fauna, für mich um so erfreulicher, als 
diese Vermehrung nicht im blinden Herumtappen mit dem Hamen zulällig, 
sondern mit voller Ermittlung der Lebensgeschichte erfolgte. (Anmerk, 10.) 


Dass der wohl nirgends noch sehr bepflügte Boden dieser Abiheilung 
der Naturgeschichte mir in so kurzer Zeit ein reiches Feld der Beobachtung 
darbot, geht aus Obigen genügend hervor. Noch ist es bei den vorhandenen 


21 


armseligen Daten für keine einzige Art jener Pflanzengebilde möglich, auch 
nur annähernd etwas über deren Verbreitung oder andere vergleichende 
Schlüsse zu äussern, und auch ich konnte wohl, auf einer flüchtigen Reise 
von wenig Wochen, einen Gegenstand, der jahrelanges emsiges Forschen an 
Ort und: Stelle bedingt, nur wenig fördern, dennoch will ich das Wenige 
mittheilen, was ich hierüber noch anzuführen vermag. 


Die Bedeguare unserer Rose sowohl, wie deren an Blättern befind- 
liche weiche fleischige Kugelgalle von tiefer Carminfarbe, oft mit Stachel- 
spitzen verziert, fand ich in Dalmatien nicht selten. 


Die schwammigen, vielkammerigen, ebenfalls oft röthlich bemalten 
Schlafäpfel der Eichen sammelte ich neben der gewöhnlichen von Cyn. 
folii L., der gemeinen, zur Dinte verwendeten, und der schönen Galle von 
C. longiventris H. in Val Breno bei Ragusa, erstere auch bei Zara. Auf 
Hyssopus Blatttaschen, wie sie Stachys recta bei uns zeigt, ober dem Fort 
Castel nuovo. Einen Wirrzopf von 4 bis 8 Zoll Länge, gleich denen an der 
babylonischen und mehreren andern unserer Weiden an Laurus nobilis bei 
Chotilje im Canal Stagno piccolo. Die von Cecidomyien-Larven besetzte 
Deformität der angeschwollen verdickten, kuglich geschlossenen Blüthen 
gleich unserer Clematisarten, an Clematis viticella L. bei Macarsca. Die 
kleinen knolligen Anschwellungen der Stengel und Triebspitzen aus der 
gleichen Abtheilung der Zweiflügler an Cerastium ,„ Galium,, Asparagus 
officinalis. Die von Cecidomyien verursachte Missbildung der Blüthen ver- 
schiedener Wollkräuter, vorzüglich an Verbascum sinuatum bei Zara. Ob 
diese mit dem Mutterthiere unserer Himmelbrandarten zusammenfällt, muss 
spälern Ermittlungen vorbehalten bleiben, da ich keinen Erzeuger erhielt. 
Den von mir in unsern Verhandlungen für Laccometopus clavicornis L. er- 
mittelten Auswuchs auf Teucrium chamaedrys L. ganz mit demselben Gallen- 
bildner bei Sebenico. Die von mir im Host’schen Garten im oberen Bel- 
vedere an Pistacia aufgefundene taschenartige Anschwellung der Blatt- 
ränder, von Aphiden gesellig bewohnt, an der gleichen Pflanze bei den 
Castelli nächst Trau. Blatteinsackungeu, wohl ebenfalls von Milben, hier 
an Prunus etc. so wie an einigen unserer Labiaten vorkommend, an Salvia 
Sclarea L. bei Spalato. Eine fleischige Auftreibung mitten im Blatte, wie 
sie von Blattwespen an unsern Weiden erzeugt wird, auf Lycium bei Ma- 
carsca. Eine kleine Zapfenrose, analog der unsers Wachholders, an Juni- 
perus phoenicea in Val Breno, so wie am Primorie bei Macarsca. 


Somit wären denn die wenigen Gallen, denen ıch auf meiner Reise 
als Nebensache keine so ungetheilte Aufmerksamkeit zuwenden konnte, da 
ich vorzüglich die von mir am kais. Museum vertretene Abtheilung der 
Weichthiere zu berücksichtigen hatte, erschöpft. Ich will hier nur noch 
einer Minirfliege gedenken, deren Larven die grossen tiefgeschlitzten Blät- 


22 


ter von Delphinium Staphysagria L. in vielfach verschlungenen Gängen 
durchzogen, und von denen 50 bis 60 in einem Blaite wohnten. Einige 
mitgenommene Blätter gaben mir während der Reise noch eine schwarze 
glänzende Agromyza. (Anmerkung 11.) 


NB. Die für die Anmerkungen gesparten Beschreibungen, Benennun- 
gen und weiteren Details der betreffenden Insecten, die ich 
wegen meiner schnellen Abreise nicht mehr unter einem anzu- 
fügen vermag, behalte ich mir vor, nach meiner Rückkehr 
zu liefern. 


Geschichte der Botanik 


in 


Nieder-Oesterreich. 


Von 
August Neilreich. 


Die Autoren, welche eine allgemeine Geschichte der Botanik schreiben, 
beginnen mit dem Peripateliker Theophrastos Eresios aus Lesbos 
(371— 286 v. Chr.) und dem römischen Feldarzte Pedakios (Pedanios) 
Dioskorides aus Anazarbe in Cilicien (ungefähr 60 Jahre n. Chr.) oder 
auch noch früher. Sie schildern die so zu sagen despotische Herrschaft, 
welche das Werk des Letztern über die Arzneimittellehre_(zegl vAng largınns) 
durch melır als 1500 Jahre auf das Studium der Botanik ausgeübt hat, so 
dass sich diese nie zur Höhe der Wissenschaft erheben konnte, sondern 
immer nur ein Nebenzweig der Arzneikunde blieb, bis es endlich den beiden 
Brüdern Johann und Kaspar Bauhin aus Basel zu Anfang des XV. 
Jahrhunderts gelang, die mehr oder minder guten Leistungen ihrer Vor- 
fahren zu sammeln und in ein geordnetes Ganzes zu vereinigen. Sie kom- 
men endlich auf das classische Zeitalter von Linne und ‚Jussien, den 
Gründern des künstlichen und natürlichen Pflanzensystemes und die da- 
durch herbeigeführte völlige Umwälzung in allen Zweigen der Botanik. 
Aber alle diese Phasen früherer Zeiten berühren die Geschichte der Pflan- 
zenkunde in Nieder - Oesterreich wenig oder gar nicht. Hier lassen sich 
nur drei Perioden unterscheiden, eine lange dunkle Vorzeit, dann die beiden 
Zeitalter, in welchen zuerst das künstliche, dann das natürliche System zur 
Herrschaft gelangten. 

Drei Männer von hervorragendem Geiste durch ihr Wirken, durch 
ihre Werke unsterblich glänzen an der Spitze einer jeden dieser drei 
Perioden, gleichsam als belebendes Element. aus welchem die weiter wir- 
kenden Krälte hervorgingen: Clusius, Jaequin, Endlicher. 


24 


l. Die Vorzeit. 


Diese Periode umfasst den eben so langen, als an botanischen Lei- 
stungen armen Zeitraum von dem Aufblühen der Wissenschaften in Nieder- 
Oesterreich überhaupt (im Jahre 1365, eigentlich 1384 wurde die Universität 
in Wien gestiftet) bis zu dem Zeitpuncte, wo das Linne&’sche System in 
Nieder-Oesterreich Eingang fand. Wahrscheinlich waren auch hier Dios- 
korides Doctrinen massgebend, aber es fehlen hierüber nähere Berichte, 
und einheimische botanische Schriftsteller gab es damals nicht. 

Der älteste bekannte Pflanzensammler in Nieder-Oesterreich war 
Dr. Michael Schrick, auch Puff genannt, von welchem man nichts weiter 
weiss, als dass er 1473, also unter der Regierung Kaiser Friedrieh’s Ill. 
starb (Denis Buchdruck.-Gesch. p. 547). Zwei der grössten Botaniker ihrer 
Zeit befanden sich ferner im XVI. Jahrhunderte als kaiserliche Leibärzte am 
Hofe der Beherrscher Oesterreichs zu Prag und Wien, Pet. Andreas Mattioli 
(geb. zu Siena 1500, gest. zu Trient 1577) unter Kaiser Ferdinand I. 
und Maximilian Il. von 1555 bis 1565, dann Rembert Dodoens, ge- 
wöhnlich Dodonäus genannt (geboren zu Mecheln 1517, gestorben zu 
Leiden 1585) unter Maximilian Il. und Rudolf II. von 1574 bis 1582, 
aber ihre Werke handeln nicht: von den Vegetations-Verhältnissen Nieder- 
Oesterreichs. Gleichzeitig mit ihnen lebte zu Wien Paul Fabricius, 
Doctor der Mediein und Philosophie, k. Hofmathematicus und Professor, 
zugleich Dichter und Botaniker, der schon zwanzig Jahre vor Clusius in 
den Umgebungen Wiens Pflanzen sammelte und mit dem Senator Sebastian 
Maenus in Nürnberg in wissenschaftlichem Verkehre und Samenaustausche 
stand. Er schrieb Catalogus stirpium circa Viennam crescentium „ Viennae 
1557 in 4. nicht nur das älteste vaterländische Werk botanischen Inhalts, 
sondern auch eine der ältesten Localfloren überhaupt. Leider ist dieses 
Buch hier noch gar nicht aufgefunden worden, sondern nur aus dem Bücher- 
verzeichnisse des k. k. Hofbibliotheks-Custos von Schwandner bekannt, 
so dass sich über dessen Wertli gar nichts sagen lässt. (Denis Buchdruck.- 
Geschichte, p. 544, 547. 580.) 

Unter diesen Umständen muss Clusius, unstreitig der grösste Natur- 
forscher seiner Zeit und vielleicht aller Zeiten vor ihm, als der erste be- 
trachtet werden, welcher Nieder-Oesterreich botanisch durchforscht und die 
Erfolge dieser Forschungen in seinen zwei berühmten Werken Rariorum 
stirpium per Pannoniam et Austriam observatarum historia und Ra- 
riorum plantarum historia, Antwerpiae 1583 und 1607 der Nachwelt 
hinterlassen hat. 

Charles de ’Ecluse, geboren den 19. Februar 1526 zu Arras, 
in der damals zu Spanien gehörigen Grafschaft Artois in Belgien, erhielt 
eine sehr sorgfältige Erziehung und studierte Anfangs Philosophie und die \ 


25 


Rechte in Löwen, Marburg und Wiltenberg, in welcher letzteren Stadt er 
Melanchton kennen lernte und sich mit ihm innig befreundete. In einem 
Alter von vierundzwanzig Jahren kam er 1550 nach Montpellier, wo er im‘ 
Hause des berühmten Arztes Wilhelm Rondelet von Liebe zur Naturkunde 
ergriffen, seine’frühere Laufbahn verliess und sich mit einer seltenen Hin- 
sebung und Beharrlichkeit der Botanik widmete. Als Erstgebornen hätte 
ihm der Titel und der Besitz der väterlichen Seigneurie Wate&nes gebührt, 
er verzichtete aber auf beide und überliess die Herrschaft seinem Bruder. 
Die Umgebungen von Montpellier und Narbonne waren demnach der erste 
Schauplatz seiner botanischen Thätigkeit. Nachdem er an der Universilät 
zu Montpellier das Licentiat (nicht Doctorat) der Mediein erlangt halte, 
begab er sich 1555 durch die Schweiz und über Strassburg und Köln nach 
Antwerpen, und später 1560 nach Paris und 1563 nach Augsburg. Hier 
lernte er die beiden Brüder Fug ger kennen und begleitete sie 1564—65 
auf einer Reise durch Deutschland , Holland, Belgien , Frankreich , Spanien 
und Portugall, hatte aber das Unglück bei Gibraltar sich durch einen Sturz. 
den rechten Arm und das Jahr darauf den rechten Fuss zu brechen. Von 
Spanien zurückgekehrt, verlebte er sieben Jahre abwechselnd in Brüssel, 
Löwen, Antwerpen und Mecheln, bis er 1571 nach England ging. Hier war 
es, wo ihn Kaiser Maximilian Il. 1573 unter vortheilhaften Bedingungen 
nach Wıen an seinen Hof berief, ihn zum k. Truchsesse *#) ernannte und 
später in den Adelstaud erhob. Clusius blieb auch unter Maximilian's 
Nachfolger Kaiser Rudolf IlI., im Ganzen vierzehn Jahre, in Wien (1573 — 
1558). Während dieser Zeit mit den beiden Wiener Aerzten Dr. Paul 
Fabricius und Dr. Johann Aichholz innigst befreundet, mit den be- 
rühmtesten Naturforschern seiner Zeit, als: Rembert Dodoens k. Leib- 
arzte, Joachim Camerarius erstem Stadiarzie in Nürnberg und seinem 
Schwestersohne Joachim Jungermann in Leipzig, Benediet Arelius 
Professor in Bern, Thomas Pennäus Arzte in London, Jakob Dalechamp 
Arzte in Leiden, Johann von Hooghelande in Leiden, Johann von 
Brancion und Johann Boisot in Brüssel, Mathias de L’Obel damals 
Arzte in Antwerpen, Jakob Plateau in Tournay, Johann Plaga Professor 
in Valencia, Johann Anton Cortusus Vorsteher des botanischen Gartens 
in Padua, Johann Pona Apotheker in Verona, Ulysses Aldrovandi 
Professor in Bologna, Alfons Pancius Hofarzie des Herzogs von Ferrara, 
Ferdinand Imperato Apotheker in Neapel, Honorius Bellus Arzte 
in Cydonia (Canea) auf Creta und Anderen in wissenschaftlichem Verkehre, 
von mehreren österreichischen Grossen und einflussreichen Männern, als 
den drei k. Botschaftern in Constantinopel Auger Ghislin de Bousbecg, 


=) Clusius nennt sich selbst Aulae familiaris. Ungeachtet nun Truchsess auf 
lateinisch Dapifer heisst, so bedeutete Aulae familiaris wenigstens im öster- 
reichischen Curialstyle doch auch Truchsess, wie diess aus jedem Hof- 
Schemalismus zu ersehen ist. 


Bd. V. Abh. 4 


26 


Karl Rym von Eckbeceke, David Urgnad Freiherrn von Sonnegg 
und seiner Gemahlin, Paul Grafen von Trautsohn k. Hofmarschalle, 
Christian Karl Grafen von Heissenstein zu Starhemberg und 
Fischan und dessen Gemahlin, Balthasar Freiherrn von Batthyany 
Obertruchsesse von Ungarn, Ulrich Freikerrn von Königsberg. Hiero- 
nymus Beck Freiherrn von Leopoldsdorf, Damian Ritter von Goes, 
Wolfgang Christof v. Enzersdorf, Johann v. Vulcop französischem 
Gesandten in Wien, dem Geschichtschreiber Johann Sambucus freundlich 
unterstülzt. durchwanderte er Nieder-Öesterreich, die norischen Alpen und 
Ungarn, so weit es nicht türkisch war, nach allen Richtungen, brach sich 
aber auf einem dieser Ausflüge in seinem fünfaundfünfzigsten Jahre den 
linken Untersehenkel. Der Wechsel, Gans, Schneeberg , die Preiner Alpe, 
Schneealpe, Veitschalpe, der Oetscher und Dürrenstein, dann die Umgebungen 
von Wien, Hainburg, Pressburg, Stampfen, Enzersdorf im Thale, Himberg, 
Neustadt, Reichenau , Neuberg. Gaming, Lunz, Oedenburg und Güssing 
(Nemet-Ujvar) im Eisenburger Comilate werden in seinem Werke als vor- 
zügliche Puncte seiner botanischen Forschungen bezeichnet. Nachdem er 
Geschäfte halber noch zweimal 1579 und 1581 in England war, und da ihm 
der Hof Kaiser Rudolf’s II. nicht länger mehr behagie, verliess er 1588 
Wien für immer und begab sich nach Frankfurt am Main, wo er von einem 
Jahrgehalte des Landgrafen Wilhelm von Hessen lebte, jedoch zum 
viertenmal so unglücklich war, sich die rechte Hüfte zu verrenken, so dass 
er von dieser Zeit an mit Krüken gehen musste. Noch in seinem 67. Jahre 
nahm er 1593 den Ruf als Professor nach Leiden an, wo er am 4. April 1609 
sein für die Wissenschaft so erfolgreiches Leben in einem Alter von drei- 
undachtzig Jahren endete. Clusius war einer der gelehrtesten Männer 
seines Jahrhunderts, Naturforscher, Philolog (er sprach sieben Sprachen), 
Historiker und Geograph, sein Character eben so rein als edel. Vir, sagt 
Börhave. quo candidiorem vix ipsa queat formare virtus. (Index altera 
horti lugdun. pag. 25.) Ausser den vorerwähnten zwei Werken schrieb er 
Rariorum stirpium per Hispaniam observatarum historia, Exoticorum 
hbri X und Curae posteriores, Antwerpiae 1576, 1605, 1611, dann einige 
Uebersetzungen verschiedenen Inhalts (@. J. Boissardus Jcones virorum 
illustrium, Francof. 1597 II. pag. 21, und E. Vorstii Oratio funebris in 
obitum Clusii habita 7. Aprili 1609 ,„ beide Abhandlungen in Clusii 
Curae posteriores Append. p. 1—22, dann C. Morren in der Belgique 
Horticole III. 1353 p. V.—-AIA.) 

Nach Vorstii Oratio funebris p. 12 wäre Clusius mit der Lei- 
tung der kaiserlichen Gärten in Wien betraut gewesen, eine Angabe, die 
sich in allen späteren Lebensbeschreibungen desselben wieder findet, welche 
aber ganz sicher unrichtig ist, da Clusius in seiner Historia plantarum 
wohl sehr oft seines eigenen Gärichens und des Gartens seines Freundes 
Dr. Aichholz und-der in diesen Gärten angestellten Culturversuche er- 
wähnt, niemals aber irgend eiwas anführt, woraus sich schliessen liesse, 


27 


dass ihm die kaiserlichen Gärten auch nur zur Verfügung gestanden wären. 
Ebenso unrichtig ist die Angabe Morren’s, dass Clusius kaiserlicher 
Leibarzt gewesen sei, da er doch nie die Doctorswürde erlangt hatte. 

Clusius hat eine grosse Menge neuer Arten entdeckt und beschrie- 
ben, deren Verzeichniss man in Sprengel’s Geschichte der Botanik, 
I. p. 319—331 findet. Obschon er über Gattung und Art keinen streng ge- 
schiedenen Begriff hatte und obschon die Terminologie zu seiner Zeit 
noch höchst unvollkommen war, so sind die Beschreibungen der von ihm 
angeführten Arten doch so vortrefflich und die Angaben der Standorte so 
richtig, dass sich mit Hilfe der beigedruckten Abbildungen fast alle von 
ihm beschriebenen Pflanzen mit grosser Sicherheit erkennen lassen und 
dass man die meisten derselben noch jetzt an denselben Stellen findet, wo 
sie Clusius vor beinahe 300 Jahren zuerst entdeckte. 

Clusius war für Oesterreich ein Phänomen im wahren Sinne des 
Wortes, das gleich einem Meteore nach seinem Schwinden die Finsterniss 
zurücklässt, welche es früher fand. Die traurigen Wirren und die beständigen 
Kriege, die mit Kaiser Rudolf Il. begannen und erst unter Karl VI. 
endeten, waren nicht geeignet, eine erst aufkeimende Wissenschaft zu 
pflegen und so ist wohl erklärlich, dass von Clusius bis auf Van 
Swieten dem Restaurator der Naturwissenschaften in Oesterreich, durch 
einen Zeitraum von ungefähr 150 Jahren kein Werk mehr erschien, welches 
die Flora von Nieder-Oesterreich zum Gegenstand gehabt hälte, ja nicht 
einmal der Name eines einheimischen Pllanzensammlers bekannt geworden 
ist. Nur Dr. Joachim Burser, geboren zu Camenz in der sächsischen 
Lausitz, ein Schüler Kaspar Bauhin’s, durchwanderte auf seinen vielen 
Reisen durch beinahe ganz Europa auch Nieder-Oesterreich, und zwar nicht 
lange nach Clusius, da seine gemachten botanischen Entdeckungen schon 
in C. Bauhin’s Prodromus vom Jahre 1620 enthalten sind. Burser war 
in Wien, St. Pölten und Krems, er bestieg die Alpen Nieder-Oesterreichs 
und den Schneeberg, betrat auch der erste Botaniker das Waldviertel, 
wie dies aus obigem Werke Bauhin’s p. 46 n. VII. zu entnehmen ist, 
denn er selbst schrieb hierüber nichts. Die Zahl der von ihm in Nieder- 
Oesterreich entdeckten Pflanzen ist indessen nur gering. (C. Bauhini 
Prodr. p. 49, 64, 83, 85, 93, 104, 119, 124, 127, 135—36, 146.) 

Bei diesem Stande der Botanik konnten nur wenige wissenschaftliche 
Institute in Oesterreich tagen. Botanische Gärten, wie deren in Italien, 
Deutschland, Frankreich, Holland, England, Schweden und selbst zu Press- 
burg (seit 1664) bestanden, gab es hier nicht. Die zwei kaiserlichen Gärten 
in Wien (der eine in der Gegend von der Stallburg und dem Josefsplatze 
bis zur Schauflergasse , der andere auf der ehemaligen Burgbastei), das 
Lustschloss des Kaisers Maximilian Il. bei Ebersdorf, das Neugebäude 
bei Simmering und selbst die Favorita Karl’s VI. auf der Wieden (jetzt 
Theresianum) waren nur Lust- und Ziergärten, in denen mitunter auch aus- 
ländische, meistens von den österreichischen Gesandten in Constantinopel 


4 a 


28 


eingeschickte Bäume und Sträuche eultivirt wurden, in welchen man aber 
keine botanische Zwecke verfolgte. Dasselbe gilt von dem schon 1705 an- 
gelegten Garten des Fürsten Mannsfeld-Fondi (jetzt Schwarzen- 
berg'schen Garten auf dem Rennwege) und von jenem des Prinzen Eugen 
von Savoyen (Belvedere). Der von Clusius stets mit vielem Lobe er- 
wähnte Garten des Dr. Aichholz, in welchem er seine in ıden Umge- 
bungen Wiens und auf den Alpen Nieder-Oesterreichs gefundenen Pflanzen 
eultivirte, so wie sein eigenes Gärtehen waren Privatanstalten, welche mit 
ihren Besitzern wieder verschwanden und von denen man nicht einmal 
weiss, wo sie standen. Nach einer Vermuthung J. Jacquin’s dürfte der 
Aichholz’sche Garten auf dem terrassenförmigen Abhange des Schotten- 
berges von der jetzigen Währingergasse gegen die Dreimohrengasse sich 
befunden haben (Univ. Gart. p. 10—11.) 

Im Jahre 1665 gründeten die nied.-österr. Stände auf einem in der 
Rossau angekauften Grunde (jetzt Nr. 125—27 Lange Gasse) nicht nur 
einen Garten für Medicinalpflanzen, sondern auch eine Unterrichtsanstalt 
über die Kenntniss und die Cultur dieser Gewächse. Die Leitung der ganzen 
Anstalt wurde dem französischen Arzte Dr. Franz Billot aus Rheims, seit 
1662 nied.-österr. Landschafts-Physicus, übergeben. Dr. Billot, welcher 
eigentlich gar kein Botaniker war, machte sehr pomphafte Versprechungen, 
scheint aber wenig gehalten zu haben und als er 1677 starb, ging das 
kaum begonnene Unternehmen, ohnehin nur ein Versuch zur Anlegung 
eines botanischen Gartens, wieder ein. Die Frage über die Errichtung eines 
botanischen Gartens in Wien wurde im Verlaufe dieser Periode nicht 
weiter mehr aufgenommen. (J. Jacquin der Univ. Garten 1825 p. 11—15.) 

Das Alter der Wiener-Universitäts-Bibliothek reicht zwar bis in 
die ältesten Zeiten zurück und jedenfalls bestand sie schon im Jahre 1423, 
allein als Hilfsmittel zur Förderung der Botanik war sie erst in der fol- 
genden Periode von ausgiebiger Wirkung. Gegenwärtig besitzt sie über 
100.000 Bände. (Oesterr. Encycl. VI. p. 143.) 

Auch die k. k. Hofbibliothek leitet ihren Ursprung schon aus den 
Zeiten Kaiser Maximilian’s I. her und hatte die bekannten Schrift- 
steller Konrad Celtis und Johann Cuspinianus als erste Präfekten. 
Ihre jetzige Einrichtung erhielt sie jedoch erst 1726 unter Karl VI., zu 
welcher Zeit sie bereits über 100.000 (jetzt über 300.000) Bände besass. 
Ihre vorzüglichste botanische Merkwürdigkeit besteht in zwei handschrift- 
lichen Exemplaren von Dioskorides Arzneimittel-Lehre in griechischer 
Sprache, die ältesten, welche es gibt. Das eine in Quarto aus dem fünften 
Jahrhunderte wurde von dem Augustiner Convente della Carbonaria in 
Neapel 1717 dem Kaiser Karl VI. zum Geschenke gemacht, das andere 
schönere in Folio aus dem VI. Jahrhunderte kam schon 1562 aus Constau- 
tinopel nach Wien, wo es Ghislain von Bousbecgq aufgefunden und 
auf Rechnung des Kaisers Maximilian II. angekaufi hatte (Mosel 
Gesch. d. Hofbibl. Wien 1835 p. 321—22.) 


29 


Das Licht der Wissenschaft, das Oesterreich unter Karl VI. zu er- 
leuchten begann, warf auf die Botanık einen nur sehr matten Schein, aber 
die Zeit war nicht mehr ferne, wo Oesterreich plötzlich Naturforscher von 
enropäischem Rufe aufzuweisen vermochte und mit den berühmtesten 
botanischen Anstalten des Auslandes ruhmvoll in die Schranken trat. Kaiser 
Karl’s VI. grosse Tochter war es, welche diesen unerwarteten Aufschwung 
herbeiführte. 


II. Zeitalter des Linne’schen Sexualsystems. 


Unter der rehmvollen Regierung der Kaiserin Maria Theresia, 
deren erhabene Regententugenden alle Zweige der Staatsverwaltung mit 
gleicher Sorgfalt umfassten, beginnt mit Van Swieten eine neue Aera 
für die Naturwissenschaften in Oesterreich. Gerhard Freiherr Van Swieten, 
geboren zu Leiden den 7. Mai 1700, Börhave's berühmtester Schüler, 
wurde 1745 von Maria Theresia als Professor der Medicin an die 
Wiener Universität berufen und bald darauf zum ersten Leibarzte, Director 
des gesammten Medicinalwesens in Oesterreich und Präfecten der k. Hot- 
Bibliothek ernannt. Seine hohe Stellung und den mächtigen Einfluss, den er 
bei der Kaiserin genoss, benützte er zur Hebung der Wissenschaften, be- 
sonders der Arznei- und Naturkunde und zur Verbreitung geistiger 
Aufklärung. Bestehende Gebrechen deckte er schonungslos auf, talentvolle 
Männer fanden bei ihm Unterstützung und Beförderung und viele wissen- 
schaftliche Institute wurden von ihm neu ins Leben gerufen oder die bereits 
bestandenen zeitgemäss verbessert. Der Verlauf dieser Geschichte wird sein 
thätiges und erfolgreiches Wirken näher beleuchten. Er starb den 18. Juni 
1772 zu Schönbrunn als geheimer Rath und Komthur des Stefansordens. 
(Kink Gesch. d. Univ. Wien. Wien 1854 I. p. 442—57, 501.) 

Gleichzeitig mit ihm begann der grosse Schwede Karl von Linne 
ein neues auf das Geschlecht der Pflanzen gegründetes System (künst- 
liches oder Sexualsystem) zu schaffen, die botanische Terminologie 
auf feste Grenzen zurückzuführen, den Begriff von Gattung und Art scharf 
zu sondern, die Arten durch Einführung von Trivialnamen, ein ebenso 
einfaches als naheliegendes und vor ihm doch von Niemanden geahntes Aus- 
kunftsmittel, auf eine sehr leichte und fassliche Weise zu bezeichnen, kurz 
eine vollständige Reformation des wissenschaftlichen Studiums der Botanik 
herbeizuführen. Seine Lehre fand in Nieder-Oesterreich eine unbegreiflich 
schnelle Aufnahme. Im Jahre 1753 erschien die erste Ausgabe von Linne's 
Species plantarum und schon drei Jahre darauf gab Wilhelm Heinrich 
Kramer aus Dresden *), Arzt zu Bruck an der Leitha, seinen Elenchus 


*%) Ich bedauere, dass es aller Nachforschungen ungeachtet nicht gelang, mir nähere 
biographische Notizen dieses für die Flora Nieder-Oesterreichs so verdienst- 
vollen Mannes Zu verschaffen. 


= 


30 

vegetabilium, eine nach dem Linne&'schen Systeme bearbeitete und in der 
Behandlung des Stoffes den Species plantarum wachgebildete Flora von 
Nieder-Oesterreich heraus, nicht nur das erste vaterländische Werk, wel- 
ches den Grundsätzen Lin ne's in Nieder-Oesterreich Eingang und Geltung 
verschaffte, sondern auch die älteste noch immer werthvolle Specialflora 
dieses Landes. Als ein merkwürdiger Beweis, wie wenig Linne's geniale 
Erfindung der Trivialnamen damals noch Anklang fand, muss der Umstand 
hervorgehoben werden, dass Kramer, welcher doch ganz die Linne@’sche 
Methode befolgle und die Diagnosen wörtlich aus den Species plantarum 
entnahm, die Trivialnamen als eine nach seiner Ansicht wahrscheinlich 
überflüssige Beigabe überall wegliess. Wenn man den damaligen Stand der 
Botanik in Nieder-Oesterreich und die ärınlichen Hilfsmittel erwägt, welche 
Kramer zu Gebote standen (S. Elench. p. 399), so muss man staunen, 
wie es ihm möglich war, in so kurzer Zeit eine Flora von Nieder-Oester- 
reich zu liefern, welche ungefähr zwei Drittel der jetzt bekannten Phane- 
rogamen enthält, in der Bestimmung der Pflanzen mit höchst wenigen Aus- 
nahmen richtig und in der Angabe der Fundorte sehr verlässlich ist. „Est 
certo vir nalus ad historiam naturalem“ Linne Epist. ad Jacq.p. 21. 

So verdienstvoll aber auch Kramer's Wirken war, so wurde es 
gleichwohl von jenem seines grössern Nachfolgers frühzeitig in den Hinter- 
grund gestellt und bald völlig verschlungen. Nikolaus Josef Freiherr von 
Jaegquin, geboren zu Leiden den 16. Februar 1727, stammte ursprünglich 
aus einer französischen Familie. Er besu hte in seiner Jugend das Gym- 
nasium zu Antwerpen und die hohen Schulen zu Löwen, Leiden und Paris, 
um sich den Studien der alten Klassiker und der Mediein zu widmen. In 
Leiden hörte er die Vorlesungen Van Royen’s und des berühmten 
Muschenbroek’s, in Paris jene von Anton Jussieu. Ein Zufall, nämlich 
der Anblick eines in voller Blüthe prangenden Cactus speciosus in Leiden, 
führte ihn endlich der Wissenschaft zu, welcher er die Kräfte seines Lebens 
zu weihen bestimmt war. Auf Van Swieten’s Einladung kam er 1752 
nach Wien und vollendete an der dortigen Universität seine medieinischen 
Studien, während er gleichzeitig in den Gewächshäusern des eben neu 
angelegten holländischen Gartens zu Schönbrunn Pflanzen untersuchte und 
sie nach Linne's System bestimmte. Hier ın der Mitte seiner Schöpfungen 
lernte ihn Kaiser Franz I. kennen und übertrug ihm 1754 die Leitung 
einer wissenschaftlichen Reise nach Amerika zur Bereicherung des bota- 
nischen Gartens und der Menagerie in Schönbrunn. Am 1. Jänner 1755 
schiffte sich Jacequin in Gesellschaft des Hofgärtners Richard van der 


Schot in Livorno ein, besuchte den Archipel von Westindien und die 
Terra firma von Carthagena (für die damalige Zeit ein grosses Unternehmen), 


und kehrte im Juli 1759 mit einer reichen Ausbeute Naturseltenheiten aller 
Art nach Wien zurück. Hier schrieb er 1760 die Enumeratio plantarum in 
insulis Caribaeis, sein erstes Werk, 1762 die Enumeratio slirpium agri 
vindobonensis und 1763 die berühmte Selectarum stirpium americanarum 


31 


historia. Im Jahre 1763 als Bergrath und Professor der Chemie nach 
Schemnitz berufen, kehrte er schon 1768 nach Wien zurück und übernahm 
dort die Lehrkanzel der Botanik und Chemie, so wie die Leitung des kurz 
vorher angelegten Universitäts-Gartens. Von diesem Zeitpunete an begann 
Jaequin’s literarische Thätigkeit auf eine glänzende Weise sich zu ent- 
falten und seinen Ruf durch ganz Europa zu verbreiten. Zwischen den 
Jahren 1764 bis 1811 erschienen von ıhm die Observationes botanicae 1764 
— 71, der Hortus botanicus vindobonensis 1770 — 76, die Flora austriaca 
1773—78, ein Meisterwerk dem innern Gehalte und der äussern Ausstat- 
tung nach, die Miscellanea et Collectanea 1778—96, die Icones plantarum 
rariorum 1781— 96, die Monographie Oxalis 1794, der Hortus Schoenbrun- 
nensis 1797—1804, die Stapelien 1806, die Fragmenta botanica 1800— 1809, 
die Genitalia Asclepiadearum 111, sein letztes Werk, fast durchgehends 
Prachtwerke mit Tausenden von Abbildungen, zusammen 22 Bände in Folio 
und 8 Bände in Quarto, Leistungen, wie sie die neue Zeit in Oesterreich 
nicht mehr aufzuweisen vermag. Es war dies das goldene Zeitalter der 
Botanik im Geiste Linne&'s, durch Jacquin, Scopoli, Crantz, Wulfen, 
Mygind, Hänke, Hacquet und Andere verherrlicht. Leider besitzt 
Wien Jaequin’s Herbarium nicht, da er es noch bei seinem Lebzeiten 
nach England verkauft hatte. Im Jahre 1796 überliess er die Lehrkanzel 
seinem Sehne und trat in den Ruhestand. In wissenschaftlichem Verkehre 
mit allen grossen Naturforschern seiner Zeit, Mitglied der meisten gelehrten 
Gesellschaften, in der glücklichen Lage die schöpferischen Produkte seines 
Geistes in herrlich ausgestatteten Werken der Nachwelt zu überlielern, von 
Maria Theresia 1774 geadelt, von Kaiser Franz 180€ mit dem Stefans- 
orden geschmückt und in den Freiherrnstand erhoben ,„ wohlhabend, be- 
wandert von seinen Zeitgenossen, erlangte Jacquin alles, was nur immer 
den Ehrgeiz eines Gelehrten schmeicheln kann und starb nach einem glück- 
lichen Leben zu Wien den 26. October 1817 in dem hohen Alter von 
neunzig Jahren. Er war Oesterreichs Linne. (Raimann Gedächtnissrede 
am 9. Juni 1818 und Fitzinger in der Oestr. Eneycel. Ill. p. 5.) 

Grosse Männer wirken nicht nur durch die eigene Thatkraft, sondern 
sie bilden auch stets einen Kreis tüchliger Schüler um sich, die das Werk 
des Meisters auf das kommende Geschlecht vererben. So war es auch bei 
Jaegquin. Seine von Linne überkommene Schule lebte, obschon von 
dem vorgeschrittenen Geiste der Zeit längst überflügelt, noch ein ganzes 
Menschenalter fort und es bedurfte eines Endlicher, um der neuen 
Ansieht der Dinge Eingang zu verschaffen. 

Josef Franz Freiherr von Jacquin, k. k. Regierungsrath, Professor 
der Botanik und Chemie in Wien, Ritter des Stefansordens, Sohn des vorigen, 
geboren zu Schemnitz den 7. Februar 1766 , schrieb zwar nichts über die 
Vegetations-Verhältnisse von Nieder-Oesterreich, allein sein Haus war durch 
dreissig Jahre der Sammelplatz aller in- und ausländischer Gelehrten und 
Naturfreunde, so dass er als der Repräsentant aller Naturforseher Oesterreichs- 


32 


betrachtet wurde und fast alle Botaniker Wiens durch lange Zeit seine 
Schüler waren. Er starb zu Wien den 9. Dezember 1839. Seine zwei vor- 
züglichsten erst nach seinem Tode vollendeten Werke Helogae plantarum 
rariorum, Vindobonae 1811—44 und Eclogae graminum rariorum, Vindo- 
bonae 1813—1844 handeln von ausländischen Gewächsen. (Fitzinger 
Necrolog in der Wien. Zeit. vom 23. Jänner 1840.) 

Unter den Zeitgenossen und Mitarbeitern Jacquin’s war Franz Xav. 
Freiherr von Wulfen,. ein Mann von eben so tiefem Wissen als edlem 
Character, unstreitig der ausgezeichnetste. Geboren den 5. November 1723 
in der damals österreichischen Stadt Belgrad in Serbien, wo sich sein 
Vater, der nachherige k. k. Feldmarschall-Lieutenant, Christian Friedrich 
Freiherr von Wulfen, als Adjutaut des Generals Marulli eben aufhielt, 
widmete er sich schon in seiner Jugend dem geistlichen Stande und stu- 
dirte zu Kaschau, Raab, Wien und Gratz. Im Jahre 1745 trat er als Noviz 
in das Jesuilen-Collegium zu Wien und legte 1763 die Gelübde ab. Nach- 
dem er während dieser Zeit in Görz, am Theresianum in Wien und zu 
Laibach Grammatik, Philosophie und Physik gelehrt hatte, kam er 1764 
nach Klagenfurt als Professor der Physik und Mathematik am dortigen 
Lyceum, wo er auch nach der 1773 erfolgten Aufhebung des Jesuitenordens 
als Weltpriester und Seelsorger bis an das Ende seines Lebens blieb, und 
als Gelehrter, Priester und Menschenfreund ein gleich rühmliches Andenken 
hinterliess. Sein gluhender Wunsch, als Missionär nach einen fremden Erd- 
theil geschickt zu werden, wurde durch die Aufhebung des Jesuitenordens 
vereitelt. An Scharfsinn und Gelehrsamkeit gab er Jacquin nichts nach, 
(Frölich in Erlangen nannte ihn den Haller Kärntens) und wenn er 
weniger produktiv war als jener, so lag die Ursache darin, dass ihm in 
Klagenfurt nur sehr geringe Hilfsquellen zu Gebote standen und dass er 
sich nicht jener kräftigen Unterstützung der Staatsverwaltung zu erfreuen 
hatte, welche Jauquin in so hohem Grade zu Theil war. Wulfen’s 
Wirken galt zwar vorzugsweise Kärnten, allein seine meisterhaften über 
die Flora dieses Landes ın die Miscellanea und Collectanesa Jacquin's 
(Misc. I. p. 147, Il. p. 25, Collect. I. p.186,1l. p. 112, III. p. 3, IV. p. 227) 
unter der Aufschrift Plantae rariores carinthiacae eingerückten Abhand- 
lungen betreffen grösstentheils Pflanzen, welche auf den Alpen Nieder- 
Oesterreichs ebenfalls vorkommen. Auch zu Jacquin’s Flora austriaca 
lieferte Wulfen Beiträge, namentlich zu dem dem V. Bande beigegebenen 
Anhange über die in den angrenzenden Provinzen wachsenden Pflanzen. 
Später scheint er sich mit Jacquin enizweit zu haben; die Collectanea 
hörten auf und er trat mit J. J. Römer in Zürch in Verbindung, in dessen 
Archiv für Botanik auch seine letzien Abhandlungen Cryptogamia aqua- 
tica und Plantae rariores (Ill. 1803—5, p. 1—64, 311—426) abgedruckt sind. 
Sein Hauptwerk aber, dem er die Kräfte seines ganzen Lebens widmete, 
die Flora norica, hinterliess er nur im Manuskripte. Dieses, so wie sein 
Original-Herbarium befinden sich im Besitze des k. k. botanischen Hof- 


33 


Kabinets und die vom zoologisch-botanischen Vereine in Wien veranlasste 
Herausgabe der Flora norica ist eben im Zuge. Wulfen starb den 
16. März 1805 in Klagenfurt, 77 Jahre alt. Er war auch Zoolog und Mine- 
ralog (Kunitsch Biographie des Franz Xaver Freiherrn von Wulfen. 
Wien 1810.) 

Thaddäus Hänk e, geboren zu Kreibitz in Böhmen den 5. Oktober 
1761, studirte die Mediein in Prag und bereiste 1786—88 die Sudeten, 
Nieder- und Ober-Oesterreich, Steiermark, Kärnten, Tirol und einen Theil 
von Ungarn. Die sehr ergiebigen Resultate dieser botanischen Ausflüge be- 
schrieb er in zwei gehaltvollen Aufsätzen in Jacg. Collect. II. p. 3—96 
und in dem Werke Beobachtungen auf einer -Reise nach dem Riesen- 
gebirge Dresden 1791 p. 31—159. Vom Könige von Spanien auf Jaequin’s 
Empfehlung als Naturforscher zu einer wissenschaftlichen Reise um die 
Erde angestellt, verliess er erst 28 Jahre alt, 1789 Wien, um nie mehr 
wiederzukehren. Schon an der Küste Amerika’s litt er Schiffbruch, durchzog 
den Süden dieses Erdtheiles von Buenos Ayres bis Valparaiso in Chili, 
schiffte sich dort wieder ein, drang längs den westlichen Gestaden Amerika’s 
bis an das Eismeer vor, besuchte Mexico und Quito, bestieg den Chimbo- 
rasso und schlug endlich 1795 in Cochabamba (damals in Peru) seinen 
Wohnsitz auf. In der Nähe dieser Stadt in Buxacaxey soll er 1817 ge- 
storben sein. (Oest. Encycl. II. pag. 470, Presl Reliquiae Hänkeanae 
Praefat. p. 6—14.) 

Von Jaequwin hoch in Ehren gehalten waren der k. k. Commercien- 
Hofraih Franz von Mygind (S. Fl. austr. I. Praefat. p. 4), dessen An- 
denken er die Gattung Myginda weihte (Stirp. americ. hist. p. 24), dann 
Graf Sigmund von Hohen warth, damals Präfect am Theresianum, 
später Fürst-Erzbischof von Wien. Ebenso werden die Professoren Johann 
Jakob von Well und Siegbert Schiverek, die Doctoren der Mediein 
Valentin Brusati und Josef Lipp, der Piarist Boujard, Präfect und 
Professor am Theresianum, Andreas Zanutik und Andere als bolanische 
Freunde in Jac quin’s Werken öfter erwähnt. 

Ebenfalls ein Zeitgenosse aber ein Gegner Jacquin’s war Heinrich 
Johann Crantz, geboren 1722 zu Luxemburg, Doctor der Medicin, k. k. 
Regierungsrath und Professor der Physiologie und Materia medica an der 
Universität zu Wien, als Botaniker und Balneolog rühmlich bekannt. Nach- 
dem er durch viele Jahre als Professor gewirkt und einen grossen Theil 
seines Vermögens für das Studium der Naturkunde verwendet halte, wurde 
er 1778 pensionirt und 1781 in den Freiherrnstand erhoben. Er zog sich 
hierauf nach Steiermark zurück und brachte die letztere Zeit seines Lebens 
theils in Judenburg, theils auf seinem Eisenbergwerke bei Zeiring am Fuss 
der Rottenmaner Tauern zu, wo er auch 1799starb. Seine Stirpes austriacae 
(Editio I. 1762-67, ed II. 1769) sind ein durch kritischen Geist, vortreff- 
liche Beschreibungen, Aufstellung einiger neuer Arten und Angabe mehrerer 
Fundorte ausgezeichnetes Werk und seine Abhandlungen über die Umbelli- 


Bd. V. Abh. 3 


31 

feren und Cruciformen (1767 und 1769) enthalten viele scharfsinnige und rich- 
tige Verbesserungen: nur schade, dass die beständigen Ausfälle auf Linne 
und Jacquin (den er gewöhnlich nur den Enumerator nennt) verbunden 
mit einer gewissen aufgelragenen Bewunderung Haller’'s und die schon 
damals dämmernde Sucht, alten Arten neue Namen zu geben, seine Schrif- 
ten verunzieren. Ausser den /Institutiones rei herbariae, deren weiter unten 
erwähnt wird, schrieb er noch 1762 eine Materia medica und 1777 Gesund- 
brunnen der österreichischen Monarchie, das erste vaterländische Werk 
dieser Art. 

Die gelehrten in verschiedenen Sprachen übersetzten Dissertationen 
des k. k. Hofrathes und Leibarztes Anton Freiherrn von Störk, (geboren 
1731 zu Sulgau in Württemberg, gestorben 1803 zu Wien) über die An- 
wendung mehrerer inländischer Giftpflanzen (Cicuta, Colchicum, Datura, 
Hyoscyamus, Aconitum, Pulsatilla 1760—61) als Heilmittel sind mehr medi- 
cinischen als botanischen Inhaltes. 

Franz Josef Märter, Professor der Naturgeschichte an der There- 
sianischen Akademie und Leiter der naturgeschichllichen Expedition, welche 
Kaiser Josef II. im Jahre 1783 nach Amerika schickte, wo er bis 1787 
verweilte, lieferte 2 Abhandlungen über die österreichischen Bäume und 
Sträuche (1780—81) von jedoch nur untergeordneter Bedeutung. 

Josef Jakob von Plenk, geboren zu Wien den 28. November 1738, 
Professor der Botanik an der medieinisch-chirurgischen Josefs-Akademie 
und Gründer des dortigen botanischen Gartens, gab in den Jahren 1788— 1803 
Icones plantarum medicinalium ın 7 grossen kostspielig aufgelegten Folio- 
bänden heraus, allein der Text ist ohne Werth und die Abbildungen sind 
meist Copien aus anderen Werken. Nach dem im Jahre 1807 erfolgten Tode 
des Verfassers erschien 1812 noch ein Supplementband von J. L. Kerndl. 

Weit gehaltvoller, aber wenig benützt und selten vollständig zu 
finden, ist das Werk Oesterreichs allgemeine Baumzucht von Franz Schmidt 
(geboren zu Austerlitz 1751) früher Fürst Kaunitz’schen Gärtner in 
Mariahilf, später Professor der Nalurgeschichte, Landwirthschaft und prac- 
tischen Gartenkunde an der Theresianischen Akademie in Wien, mit schön 
ausgeführten naturgetreuen Abbildungen sowohl der in Oesterreich wild 
wachsenden als auch jener ausländischen Bäume und Sträuche, deren An- 
pflanzung empfehlenswerth ist. Die 3 ersten Bände kamen 1792—1800 heraus, 
worauf eine lange Stockung eintrat, denn die erste Hälfte des letzten und 
vierten Bandes erschien erst 1822, die zweite Hälfte im Jahre 1839 nach 
dem im Jahre 1834 erfolgten Tode des Verfassersund wurde von Trattinick 
besorgt, der auch den Text dazu verfasste. 

Dem vorstehenden Werke im Plan der Anlage und in der äussern 
Ausstattung höchst ähnlich, sind die von einer Gesellschaft von Garten- 
freunden 1792—1804 in 3 Bänden herausgegebenen und von F. J. Schultz 
gezeichneten Abbildungen in- und ausländischer Bäume und Sträuche, 
welche in Oesterreich fortkommen; ein seltenes niemals citirtes Werk, ob- 


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35 


schon die Abbildungen jenen Schmidt’s wenig nachstehen und keine 
Copien sind. 

Unter den Botanikern aus der Schule oder doch aus dem Zeitalter 
Jacquin’s, welche aber erst nach dessen Culminationspuncte selbstständig 
auftraten, waren Host, Schultes und Trattinick bei weitem die 
vorzüglichsten. Ihre Geschichte ist die der Botanik in Nieder-Oesterreich 
durch 30 Jahre; ein Zeitraum, den die Ausarlung des Linne&’schen Systems 
bezeichnet und in welchem die Wissenschaft eher rückwärts schritt, bis 
sie durch Endlicher mit neuer Kraft sich emporhob. 

Nikolaus Thomas Host, geboren zu Fiume den 6. Dezember 1761, 
k. k. Rath und Leibarzt des Kaisers Franz ]., vollendete seine Studien an 
der Universität in Wien, wo er auch die Doctors-Würde erhielt. In seiner 
Jugend botanisirte er in Gesellschaft seines Freundes Josef von Jacquin 
fleissig in den Umgebungen Wiens, später bereiste er aber Oesterreich, 
Steiermark, Tirol, Illirien, das Littorale, Kroatien und Ungarn, und pflanzte 
die zahlreich mitgebrachten Vegetabilien in den Garten , den Kaiser Franz 
auf seinen Vorschlag im Jahre 1793 zur Gründung einer Flora austriaca 
viva nächst dem Belvedere hatte anlegen lassen. Vier Jahre darauf 1797 gab 
Host, gleichsam als Commentar zu diesem Garten, seine Synopsis plantarum 
in Austria provincüsque adjacentibus sponte crescenlium heraus, ein mit 
grosser Genauigkeit und kritischem Geiste geschriebenes Handbuch, worin 
auch mehrere gute neue Arten aufgestellt sind. Bald darauf 1801—1809 
folgte das Prachtwerk Icones et descriptiones graminum austriacorum, 
welches den Ruhm seines Verfassers für immerwährende Zeiten gesichert 
hat. Sind in diesem Werke auch mehrere neue Arten enthalten, welche sich 
als solche nicht bewährt haben, und entsprechen die Analysen auck nicht 
sanz den Anforderungen der jetzigen Zeit, so übertreffen doch die Abbil- 
dungen in der naturgelreuen Darstellung des Gesammteindruckes der 
Gräser alles, was in dieser Beziehung bisher geleistel wurde. „Diese vor- 
trefflichen Abbildungen, bemerkt G. F. W. Meyer in der Flora von Han- 
nover 1249 p. 665, nicht wieder erreicht und in Wahrheit unübertrefflich, 
sind der Art, dass sie keine Zweideutigkeit zulassen.“ Weit weniger ent- 
sprach dagegen die 1827—1831 erschienene Flora austriaca den lange 
gehegten Erwartungen. Mit Recht warf man derselben nicht so sehr Mangel 
an Vollständigkeit vor (die damals noch gar nicht zu erreichen war), als 
vielmehr ein zu starres Festhalten an die veralteten Principien einer bereits 
abgestorbenen Schule und das nur in gewissen Gattungen oft massenhafte 
Aufstellen neuer ganz unhaltbarer Arten. Den werthvollsten Theil dieses 
Buches bilden daher die darin aufgeführten Pflanzen aus Istrien und Dal- 
matien, welche damals noch wenig oder gar nicht bekannt waren. Noch 
bevor die Flora austriaca vollendet war, erschien 1828 Host’s letztes 
Werk Salix, Abbildungen und Beschreibungen der österreichischen Weiden. 
Wenn auch diesem einerseits auszustellen ist, dass alte längst bekannte 
Arten und bekannte Formen dieser Arten ohne allen Grund und nicht ein- 


3” 


36 

mal unter Anführung der Synonyme anderer Autoren mit neuen Namen 
belegt werden, so muss doch wieder zugegeben werden, dass diese Abbil- 
dungen wie jene der Gräser in der Schönheit der Ausführung alle ähnliche 
Arbeiten weit hinter sich lassen. 

Host, welcher in der letztern Zeit seines Lebens Kaiser Franz 
gewöhnlich während seines Sommeraufenthaltes auf den Donau-Herrschaften 
begleitete, starb den 13. Jänner 1834 zu Wien. Sein Herbarium, welches 
weder schön noch reichhaltig ist, befindet sich in dem vorerwähnten k. k. 
botan. Garten nächst dem Belvedere, von welchem später die Rede sein 
wird. Nur in wenig Fällen gibt es über die von ihm in der Flora austriaca 
neu aufgestellten Arten einen Aufschluss. 

Josef August Schultes, geboren den 15. April 1773 zu Wien, 
wurde in seiner Erziehung sehr vernachlässigt und erwarb sich daher 
seine vielseitigen Kenntnisse durch eigenen Fleiss und angebornes Talent. 
Vom Baron Van Swıeten (dem Sohne) unterstützt, studirte er unter 
Peter Frank die Mediein an der Wiener Universität und erhielt 1796 die 
Doctorswürde. In einem Alter von 24 Jahren wurde er 1797 zum Professor 
der Naturgeschichte am Theresianum und 1806 zum Professor der Botanik 
und Chemie an der Universität zu Krakau ernannt. Allein unzufrieden mit 
der österreichischen Regierung gab er diese Anstellung schon nach zwei 
Jahren auf und trat als Professor der Naturgesehichte zu Innsbruck 1808 
in baierische Dienste. Seit dieser Zeit nahm er eine selır gereizte feind- 
selige Stimmung gegen sein Vaterland an, welehe noch vermehrt wurde, 
als er als ein warmer Anhänger Napoleon’s bei dem Aufstande in Tirol 
im Jahre 1809 in österreichische Gefangenschaft gerieth. Noch in demselben 
Jahre freigegeben, verlieh ihm der König von Baiern die Lehrkanzel der 
Botanik an der Universität in Landshut, wo er auch den 21. April 1831 als 
Hofralh und Director der dertigen chirurgischen Schule starb. Schultes 
hatte nicht nur einen grossen Theil der österreiehischen Monarchie und 
Deutschlands, sondern auch Frankreich, Holland und England wissenschaft- 
lich bereist. Erst 21 Jahre alt gaber noch vor Host’s Synopsis 1794 anonym 
eine Flora von Oesterreich heraus, freilich ein höchst unreifes Werk voll 
irriger Angaben. Ebenso entbehrt das der Beschreibung des Schneeberges 
beigegebene Verzeichniss der in der südwestlichen, Umgebung Wiens vor- 
kommenden Pflanzen-Arten in beiden Ausgaben 1802 und 1807 aller kriti- 
schen Sichtung und kann daher nur mit grosser Vorsicht benützt werden. 
Die Observationes botanicae 1809 sind von geringer Bedeutung. Im Jahre 
1814 erschien die Il. Auflage der Flora Oesterreichs, welche Host's Synopsis 
wohl an Reichthum in der Aufzählung der Arten aber nicht an Gediegenheit 
der Arbeit übertraf, da darin eine grosse Menge in Böhmen, Ungarn und 
Galizien neu aufgefundener aber schwer zu enträthselnder Pflanzen aufge- 
nommen wurde. Doch gebührt anderseits diesem Werke das Verdienst, dass 
Schultes darin der Erste die Botaniker Oesterreichs auf die neuesten 
ausgezeichneien Arbeiten der Engländer und Franzosen aufmerksam machte, 


37 


und so der Bekanntschaft mit der französischen Schule die erste Bahn brach. 
Diese II. Ausgabe der Flora Oesterreichs ist übrigens nach dem Linne&- 
Thunberg’schen System geschrieben, was eben keine Zierde derselben 
ist. Seine übrigen grösseren Werke, welche eigentlich seinen Ruf begründet 
haben, als das theilweise mit J. J. Römer und seinem Sohne Julius 
Schultes herausgegebene Systema vegetabilium ,„ Stuttgardae 1817—27, 
dann die Geschichte der Botanik, Wien 1817, wurden in Baiern geschrieben 
und gehören daher der österreichischen Literatur nicht mehr an. Viel ge- 
lesen und beliebt waren auch in früherer Zeit seine im launig-satyrischen 
Style geschriebenen Reisebeschreibungen. Ueberhaupt fand sich Schultes 
berufen, Alles zu tadeln, daher er sich auch überall verfeindete in Oester- 
reich wie in Baiern (Leipzig. Convers. Lex. 1836 IX. p. 888, österr. En- 
cyklop. IV. p. 605.) 

Leopold Trattinick, geboren zu Klosterneuburg den 26 Mai 1764, 
widmete sich anfangs den Rechtsstudien „ folgte aber bald einem unwider- 
steblichen Drange zur Naturkunde und wurde Entomolog, Mineralog und 
zuletzt durch das Beispiel seiner beiden Freunde Host und Schmidt an- 
geeifert, Botaniker, in welcher Wissenschaft er sich bald einen solchen 
Ruf erwarb, dass er 1808 zum Custos am k. k. Hof-Naturalienkabinete er- 
nannt wurde. Nicht bald hat ein Botaniker mit redlichem Eifer so viel 
unternommen und dabei so wenig Erfolg gehabt als Trattinick. Schon 
1792 versuchte er der Erste in Oesterreich eine Flora austriaca ezsiccata 
herauszugeben, allein es erschienen nur 5 Centurien. Hierauf veranstaltete 
er 1804—6 eine Ausgabe österreichischer in Wachs gearbeiteter Pilze sammt 
beschreibendem Texte. Diesem folgte 1809 ein Werk über Oesterreichs 
essbare Schwämme, das 1830 eine ll. Auflage erlebte. Im Jahre 1805 be- 
gannen der Thesaurus botanicus und im Jahre 1811 sein Hauptwerk Archiv 
der Gewächskunde zu erscheinen, 2 Kupferwerke, welche in- und auslän- 
dische Pflanzen in beliebiger Reihenfolge darstellten, welche aber, da die 
meisten der darin aufgestellten neuen Arten von den spätern Autoren nicht 
anerkannt werden wollten, und da nur wenige Abbildungen Originale waren, 
keinen bleibenden Werth sich zu verschaffen wussten und schon nach einigen 
Jahren ins Stocken geriethen. Gleiches Schicksal hatten die zum Archiv ge- 
hörigen Observationes und die Monographie über die Rosaceen 1823—24. 
Die in den Jahren 1816—-22 erschienene Flora austriaca blieb unvollendet, 
die Abbildungen sind dem Archive entnommen und der Text enthält nicht 
so sehr botanische als poetische Betrachtungen, die man nun freilich nieht 
in einer Fiora austriaca suchen würde. Auch die 1821 durch Herausgabe 
eines botanischen Taschenbuches beabsichtigte Gründung einer botanischen 
Zeitschrift hatte keinen FErfolg und der erste Jahrgang war auch der letzte. 
Trattinick schrieb bis in sein Greisenalter und gab noch viele Werke 
heraus, als Auswahl vorzüglicher Gartenpflanzen 1821, Genera nova 1825, 
Neue Arten von Pelargonien 1825—43, Gedichte, Blumenkränze, poetisch- 
botanische Aufsätze u. dgl., allein sie betreffen die Flora Nieder-Oesterreichs 


38 

nicht. Er hatle, wie gesagt, in den meisten seiner Unternehmungen kein 
Glück und vollendete die wenigsten seiner Werke, ungeachtet er dem Stu- 
dium der Botanik die Kräfte seines Lebens und ein nicht unbedeutendes 
Vermögen zum Opfer brachte. Sein brauchbarstes Werk, das Archiv, findet 
sich meistens, jamerkwürdiger Weise selbst in allen öffentlichen Bibliotheken 
Wiens, unvollständig vor. Es bestehen davon 2 Ausgaben, eine uncolorirte 
181t — 16 mit 800 Tafeln und eine colorirte 1812 —14 mit 449 Tafeln. 
Trattinick wurde 1836 pensionirt und starb den 24. Jänner 1849 zu 
Wien in hohem Alter. (Oestr. Encyel. V. p. 391.) 

Ferdinand Bernhard Vietz, geboren zu Wien den 20. August 1772, 
Professor und Director am k. k. Thierarznei-Institute in Wien, gab 1800— 
1506 Abbildungen aller medizinischen und ökonomischen Gewächse heraus, 
allein bevor noch der IV. Band erschienen war, starb er den 25. Juli 1815 
auf der Ueberfahrt von Triest nach Zara. J. L. Kerndl setzte 1817 das 
Werk fort und beendete es 1822 mit dem XI. Bande, da es aber keine 
Original-Abbildungen enthält, so erfreute es sich nur geringen Beifalls. 

Anton Rollet, Wundarzt zu Baden, geboren daselbst den 2. August 
1778, gestorben am 19. März 1842, Zoolog, Botaniker; und Mineralog, so wie 
durch seine naturgeschichtlichen und technischen Sammlungen bekannt, 
schrieb Kleine Flora und Fauna von Baden, Wien und Baden 1805 (anonym), 
dann Hygieia für Badens Kuryäsie, Baden 1816 und Baden, seine Quellen 
und Umgebungen, Wien 1838, doch ist das diesen 3 Werken beigegebene 
Pilanzenverzeichniss weder vollständig noch kritisch. 

Johann Emanuel Veith, geboren zu Kuttenplan in Böhmen den 10. 
Juli 1788, Doctor der Medicin, ehemals Director des k. k. Thierarznei-In- 
stitutes in Wien, später Weltpriester und Domprediger, ein als Arzt, 
Theolog, Dichter und Botaniker ausgezeichneter Mann und Schriftsteller in 
allen diesen Fächern, schrieb 1813 über die Arzneigewächse der öster- 
reichischen Pharmakopöe und einen Abriss der Kräuterkunde für Thier- 
ärzte, beide Werke jedoch von minderer Bedeutung. 

Franz Strohmeier, Kreisarztes in SI. Pölten, Versuch einer physisch- 
medicinischen Topographie von St. Pölten, Wien und St. Pölten 1813, ist 
sammt dem Verzeichnisse der um St. Pölten wachsenden Pflanzen ohne Werth. 

Anton Sauter, Doctor der Medicin und k. k. Bezirksarzt in Salz- 
burg, geboren den 18. April 1800 zu Grossarl in Salzburg, kam 1820 nach 
Wien, um an der Universität die Mediein zu studieren. Ein sechsjähriger 
Aufenthalt daselbst setzte ihn in den Stand als Inaugural-Dissertation 1826 
eine geographisch-botanische Schilderuny der Umgebungen Wiens und 
eine Aufzählung der daselbst wachsenden Pflanzen in einer bis dahin noch 
nicht erlangten Vollständigkeit zu schreiben. Noch in demselben Jahre 
(1826) verliess er jedoch Wien und kam als Landgerichts-Bezirks- und 
Kreisarzt 1828 nach Kitzbühel, 1830- nach Bregenz, 1831 nach Zell am See, 
1836: nach Mittersill, 1839 nach Ried, 1840 nach Steyr und 1849 nach Salz- 
burg. Er schrieb seit 1826 besonders in der Regensburger botanischen 


39 


Zeitschrift viele Abhandlungen über einzelne Pllanzenarten, Reiseberichte, 
Correspondenz-Nachrichten , Recensionen „ vorzüglich aber pllanzengeogra- 
phische Schilderungen seiner mannigfaltigen Aufenthaltsorte. Sauter ist als 
gründlicher Kenner der Alpentlora und der Kryptogamen rühmlich bekannt, 
und hat auch mehrere neue Alpenarten entdeckt, allein sein Wirken betrifft 
vorzugsweise Salzburg und Tirol. 

Franz Höss, k. k. Professor der Forstnaturkunde an der Forst-Lehr- 
anstalt zu Maria-Brunn, schrieb 1830 eine Anleitung die Bäume und Sträuche 
Oesterreichs aus den Blättern zu erkennen, 1831 eine vortreffliche Mono- 
graphie über die Schwarzföhre (von ihm Pinus austriaca genannt) und 
1833 eine Abhandlung über den inneren Bau der IHolzgewächse. 

Franz Lorenz, Doctor der Mediein und practischer Arzt zu Wiener- 
Neustadt, gab 1831 als Inaugural-Dissertation eine geognostische Darstellung 
der Umgebungen von Krems heraus, welche auch die Vegetations-Verhält- 
nisse des Kreises ©. M. B. berücksichtigt und als die erste botanische Schil- 
derung dieses eigenthümlichen aber wenig bekannten Landstriches betrachtet 
werden muss. 

Karl Mayrhofer, Stiftsarzt in Kremsmünster, geboren zu Eggendorf 
in Ober-Oesterreich, gestorben durch einen Sturz aus dem Wagen den 
4. November 1833, schrieb 1832 als Inaugural-Dissertation De Orchideis in 
territorio vindobonensi crescentibus, eine sehr werthvolle Abhandlung, 
welche selbst Lindley in seinem berühmten Werke über die Orchidaceen 
benützt hat. 

Josef Redtenbacher, Doctor der Medicin und Professor der Chemie 
an der Universität zu Wien, geboren zu Kirchdorf in Ober-Oesterreich den 
12. März 1810, widmete sich während seiner Studienjahre in Wien der 
Bolanik und schrieb 1834 als Inaugural-Dissertation eine Abhandlung über 
die Gattung Carer und die in den Umgebungen Wiens vorkommenden: 
Arten derselben, in welcher er die von Professor Mohs in der Mineralogie 
über den Begriff der naturhistorischen Species aufgestellten Grundsätze auf 
das Pilanzenreich in Anwendung brachte. Leider verfolgte er das Feld der 
Botanik nicht weiter, sondern trat zur Chemie über, hörte 1839—1841 die 
Vorlesungen von Rose und Mitscherlich in Berlin, von Liebig im 
Giessen, bis er im Herbsie 1841 als Professor dieser Wissenschaft nach 
Prag und 1849 nach Wien berufen wurde. 

Franz Leydolt, Doctor der Mediein und Professor der Naturge- 
' schiehte am polytechnischen Institute in Wien, schrieb 1836 in gleicher- 
_ Richtung wie Redtenbacher über die Plantagineen, doch hat er sich 
in späterer Zeit vorzugsweise dem Studium der Mineralogie gewidmet.. 
(Leydolt und Machatschek, Anfangsgründe der Mineralogie 
Wien 1853.) 

Während auf diese Art unter den Nachfolgern Jacquin’s vorgenannle- 
Schriftsteller durch ihre Werke das Studium der Botanik förderten, waren: 
Andere nicht minder bedacht, Nieder-Oesterreich und die angrenzenden: 


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$ 


40 


Länder botanisch zu durchforschen und ihre gemachten Entdeckungen und 
Erfahrungen den Autoren des In- und Auslandes mitzutheilen. Auch sie 
haben sich um den Fortschritt der Botanik in Oesterreich wesentliche Ver- 
dienste erworben und zu mauchem Werke das wichtigste Material geliefert, 
wenn ihre Leistungen auch oft übersehen oder verschwiegen wurden. Unter 
diese Männer sind vorzüglich folgende zu rechnen: 

Franz Edler von Portenschlag-Ledermayer, Doctor der 
Rechte, geboren zu Wien 1772, widmete sich von seiner Jugend an bis zu 
seinem Tode der Botanik mit leidenschaftlichem Eifer und legte sogar, um 
derselben ungestört leben zu können, seine Advokatenstelle in Wien nieder. 
Er durchforschte die Umgebungen Wiens, die Marchkarpathen und die Alpen 
Nieder-Oesterreichs und der angrenzenden Steiermark genauer als irgend 
Jemand vor ihm und entdeckte viele für Nieder-Oesterreich neue Arten oder 
neue Standorte seltener Pflanzen. In den Jahren 1811 und 1814 begleitete er 
den Erzherzog Johann auf die Alpen von Steiermark „ Ober-Oesterreich 
und Salzburg und im Jahre 1818 Kaiser Franz auf seiner Reise nach 
Dalmatien, ein damals ziemlich unbekanntes Land, auf dessen botanischen 
Reichthum er der Erste aufmerksam machte. Obschon er selbst nichts schrieb, 
so lieferte er doch zu Host’s Flora austriaca und zu Trattinick's 
Archiv und dessen Rosaceen reichhaltige Beiträge. Er starb zu Wien den 
7. November 1822. Sein werthvolles Herbarium wurde zwischen dem k. k. 
Hof-Naturalien-Kabinete und dem Joannäum in Gratz getheilt. Die Broschüre 
Enumeratio plantarum in Dalmatia lectarum a Fr. de Portenschlag 
Viennae 1824 rührt nicht von ihm her, sondern ist ein von seinen Freunden 
herausgegebenes biographisches Denkmal. 

Johann Zahlbruckner, geboren zu Wien den 15. Februar 1782, 
widmete sich schon von Jugend an der Oekonomie und Naturkunde. Auf 
dem Schneeberg bei Gelegenheit einer botanischen Excursion lernte ihn 1805 
Erzherzog Johann kennen, der ihn liebgewann und 1808 in seine Dienste 
nahm. Anfangs bei den nalurgeschichtlichen Sammlungen des Erzherzogs in 
Gratz, dem nachherigen Joannäum angestellt, wurde ihm in den Jahren 
1810—18 die ökonomische Leitung der erzherzoglichen Herrschaft Thernberg 
anvertraut und 1818 die Stelle eines Privatsecretärs vom Erzherzoge ver- 
liehen. In dieser Eigenschaft begleitete er den erlauchten Fürsten auf seinen | 
häufigen Reisen durch Steiermark, Salzburg, Kärnten und Tirol und bestieg ' 
mit ihm die höchsten Alpengipfel. Im Jahre 1828 nach Wien zurückgekehrt, 
betheiligte er sich vorzüglich bei der Landwirthschafts-Gesellschaft und 
übernahm deren ökonomische Leitung. Er starb zu Gratz den 2. April 1851. 
Ausser einem Aufsatz über den von ihm wieder aufgefundenen Ranuneulus 
anemonoides in der Regensburger botanischen Zeitschrift (1823 I. p. 220 und 
1828 I. p. 270) und einem Verzeichnisse der auf dem Schneeberge wach- 
senden Pflanzen (in Schmidl’s Schneeberg, Wien 1831 p. 42—47) schrieb 
Zahlbruckner noch 1832 eine sehr gelungene Pflanzengeographie von 
Nieder-Oesterreich, deren später ausführlicher erwähnt werden wird. Auch 


41 


setzten ihn seine vielen Erfahrungen und Kenntnisse in der Alpenilora 
Oesterreichs in die Lage, zuH ost’s Flora austriaca, Maly's Flora siyriaca 
und selbst zu Reichenbach’s Flora germanica wichlige Beiträge zu 
liefern, so wie er denn als einer der ersten Alpenbolaniker seiner Zeit an- 
gesehen wurde. (Oestr. Encyel. VI. p. 214, Schiner in den Verhandl. 
des zool.-botan. Ver. 1851 p. 152.) 

Franz Wilhelm Sieber, geboren zu Prag den 30. März 1785, widmete 
sich ursprünglich der Baukunde, aber von einer unwiderstehlichen Reiselust 
und Liebe zur Natur fortgetrieben, gab er diese Beschäftigung bald auf 
und unternahm 1811—12 seine erste Reise durch die österreichischen Alpen- 
länder nach Italien. In den Jahren 1814—16 studierte er zu Prag Chirurgie 
und Medicin nach eigenem Plan, vollendete aber seine Studien nicht und 
erlangte auch nie einen akademischen Grad. In Gesellschaft des Gärtners 
F. Kohaut unternahm er hierauf 1817--18 seine zweite Reise nach Creta, 
Egypten und Palästina und stellie die gesammelten Alterlhümer, Naltur- und 
Kunstproducte 1819 in Wien Öffentlich aus, verkaufte aber den werthvollern 
Theil derselben an die Akademie der Wissenschaften in München. Im Jahre 
1822 ging er, aber schon mit Spuren von Irısinn, nach Paris und Iral von 
Marseille aus seine dritte Reise um die Erdkugel an, auf welcher vorzüglich 
Ile de France und Neuholland das Feld seiner Forschungen waren. Halb 
wahnsinnig kam er 1824 nach Europa zurück und lebte abwechselnd. in 
Dresden, Prag, Wien, Zürch und Paris. Von Missmuth verzehrt, von Gläu- 
bisern verfolgt, mit der ganzen Welt verfeindet und stets mit wissenschaft- 
lichen und Reise-Utopien und seinem Arcanum wider die Wasserscheu be- 
schäftigt, wurde er 1830 in das Irrenhaus zu Prag gebracht, wo er den 
17. December 1844 starb. Sieber war der erste österreichische Naturfor- 
scher, welcher Reisen in so ausgedehntem Umfange unternahm und Nalur- 
producte aller Art besonders aber Pflanzen in so ungeheurer Menge sam- 
melte. Ungeachtet so Vieles zu Grunde ging, so versah er doch das ganze 
wissenschaftliche Europa mit Sämereien und gut getrockneten Pllanzen und 
trug zur Kenntniss der österreichischen Alpenflora im Auslande wesentlich 
bei. Leider wurden seine in Wien befindlichen werthvollen naturhistorischen 
Sammlungen, darunter sein bei 200.000 Exemplare zählendes Herbarium, in 
Folge der über ihn verhängten Curatel versteigert und so grösstentheils zer- 
splittert. Sieber schrieb sehr viel und vielerlei, als Pflanzenaufzählungen, 
Reisebeschreibungen und Reisepläne, über die egyptischen Mumien, Ausfälle 
wider Oesterreich u. dgl., doch hat nur seine Reise nach Creta, Leipzig 
1823, einen wissenschaftlichen Werth. Obschon Sieber eigentlich Böhmen 
angehört, so konnte er doch seiner Verdienste wegen um die Alpenflora 
Oesterreichs überhaupt hier füglich nicht übergangen werden. (F. W. 
Sieber, ein biograph. Denkstein von Glückselig, Wien 1847.) 

Ludwig Freiherr von Welden, k. k. Feldzeugmeister, nicht so sehr 
als botanischer Schriftsteller sondern vielmehr als Reisender und Gönner 
der Botanik ausgezeichnet. Geboren zu Laupheim in Würtemberg den 10. 


Bd. V. Abh. 6 


42 

Juni 1752, studierte er anfangs die Rechte zu Würzburg, trat aber schon 
1799 in österreichische Militärdienste, in denen er von Stufe zu Stufe bis 
zu dem hohen Posten stieg, welchen er zuletzt bekleidete. Was er als Militär 
und Feldherr geleistet, gehört der Geschichte an, hier nur von seinem Wir- 
ken im Gebiete der Naturkunde. Schon 1808 als Hauptmann erwachte in 
ihm in Braune’s Umgange zu Salzburg die Liebe zur Botanik „ welche 
sich nachher in Wien in Gesellschaft von J. Jacquin, Portenschlag, 
Sieber und Schott (Vater) vollends ausbildete. Seine militärische 
Stellung setzte ihn in die Lage, durch wissenschaftliche Reisen seine Kennt- 
nisse ungemein zu erweitern und die berühmtesten Naturforscher Europa’s 
persönlich kennen zu lernen. So durchforschte er 1821—24 als Oberst und 
Chef des österreichischen Generalstabes in Italien den höchsten Alpenzug 
Europa’s vom Montblanc über den Monte Rosa bis zum Orteles, dann Neapel 
und Sicilien, im Jahre 1825 unternahm er eine botanische Alpenreise durch 
Steiermark , Salzburg. Tirol und die Schweiz, im Jahre 1838 war er in 
Frankreich und England, ım Jahre 1843 das zweitemal in Tirol und in der 
Schweiz. Als er 1828 als General und Militär-Commandaut nach Dalmatien 
kam, durchwanderte er nicht nur selbst dieses noch wenig bekannte Land, 
sondern war auch während seines dortigen dreijährigen Aufenthaltes allen 
Botanikern, welche Dalmatien besuchten, mit Rath und That behilflich. Im 
Jahre 1831 wurde er Militär-Commandant von Mainz, 1838 von Steiermark, 
1843 von Tirol. In den Jahren 1848&—49 nahmen ihn die blutigen Felder 
von Italien und Ungarn und das Militär-Gouvernement von Wien zu sehr 
in Anspruch, um für die Botanik mehr wirken zu können. Von Anstren- 
gurgen erschöpft, trat er 1851 in den Ruhestand „ starb aber schon den 7. 
August 1853 in Gratz. Ausser seinem bekannten Werke über den Monte 
Rosa, Wien 1824, schrieb er in den Jahren 1820-41 mehrere zerstreute 
Aufsätze, meist botanische Reiseberichte , Correspondenz-Nachrichten und 
Notizen in der Regensburger botan. Zeitschrift und lieferte insbesondere 
Reichenbach viele Beiträge zur Flora germanica. Sein Herbarium hatte 
er schon bei Lebzeiten der botanischen Gesellschaft in Regensburg geschenkt. 
(Fürnrohr in der Regensb. botan. Zeitschr. 1853 p. 505 und ösir. botan. 
Wochenbl. 1853 p. 321.) 

Josef Hayne, Doctor der Medicin, früher Assistent der Botanik an 
der Wiener Universität, seit 1832 Professor der Botanik am Joannäum in 
Gratz, wo er schon 1835 starb, durchforschte vorzüglich die Umgebungen 
Wiens und die benachbarten Alpen. welche er nebst Portenschlag 
damals unter allen Botanikern am besten kannte, begleitete auch 1831 den 
Erzherzog Johann auf einer Alpenreise durch Salzburg und Kärnten. Im 
Jahre 1830 gab er einen Unterricht über die nützlichen und schädlichen 
Schwämme heraus. 

Friedrich Welwitsch, Doctor der Medicin, geboren 1806 zu Maria- 
Saal bei Klagenfurt in Kärnten, kam der medieinischen Studien wegen nach 
Wien und betrieb während dieser Zeit die Botanik mit rastlosem Eifer und 


43 
ungeachtet sehr geringer Mittel mit höchst erspriesslichem Erfolge. Er 
durchforschte nicht nur die Umgebungen Wiens und die Alpen Nieder- 
Oesterreichs, sondern 1832 auch den Kreis O0. M. B. und machte der Erste 
auf die eigenthümliche bisher aber ganz vernachlässigte Flora des Wald- 
viertels aufmerksam. Im Jahre 1836 erlangte er die Doctorswürde, aber vom 
würtembergischen Reisevereine zu einer naturgeschichtlichen Reise nach 
den canarischen Inseln berufen, verliess er 1839 Wien und ging nach 
Lissabon. Statt die Reise anzutreten, blieb er dort und wurde später Garten- 
Director des Herzogs von Palmella. Seit 1353 befindet er sich auf einer 
wissenschaftlichen Reise in Guinea. Welwitsch trug nicht nur durch die 
vielen von ihm selbst gemachten Entdeckungen zur Bereicherung der Flora 
Nieder-Oesterreichs vieles bei, sondern er brachte auch durch seine zahl- 
reichen Verbindungen mit den berühmtesten Botanikern aller Länder die 
herrliche Flora unsers Vaterlandes zur Kenntniss des Auslandes, welches 
die botanischen Schätze Oesterreichs ehmals so wenig beachtete, dass 
Hoffmann in seinem Taschenbuche 1804 II. p. 307 es sehr natürlich und 
zweckmässig fand, dass er in seiner Flora Deutschlands die in Oesterreich 
eigenthümlichen Arten gar nicht aufgenommen habe. Die grossen Verdienste, 
die sich Welwitsch um die Kryptogamen-Flora erwarb, werden später 
berücksichtiget werden. 

Obschon streng genommen nicht hierher gehörig, so muss doch des 
Oesterreichers Ferdinand Lucas Bauer als Reisenden, Botanikers und be- 
rühmtesten Pflanzenzeichners seiner Zeit erwähnt werden. Geboren zu Felds- 
berg den 20. Jänner 1760 und früh verwaist, bildete er sich ohne Anleitung 
durch Genie und Fleiss zum Künstler aus. Im Hause Nikolaus Jaequin’s 
gastfreundlich aufgenommen, lernte er 1794 den Engländer Sibthorp 
kennen und begleitete ihn nach Griechenland, so wie in den Jahren 1801 
— 1806 den Capitän Flinders und Robert Brown nach Brasilien, dem 
Cap und Neuholland. Im Jahre 1812 verliess er London und kehrte in sein 
Vaterland zurück, wo er den 17. März 1836 in Hitzing starb. Seine Lei- 
stungen im Zeichnen gehen bis an das Unbegreifliche, denn er lieferte nicht 
nur zu mehreren Werken Jacquin’s, zur Flora graeca, Lambert Pinus, 
Flinders Voyage, Lindley Digitalis und Mikan Delectus florae bra- 
siliensis alle oder doch die meisten Abbildungen, sondern er hinterliess 
noch eine Sammlung von 2000 Handzeichnungen, Illustrationes plantarum 
florae Novae Hollandiae, in 3 Foliobänden, welche sich nebst seinem Her- 
barium im Besitze des k. k. Museums befindet. (Fitzinger in der Oestr. 
Encyel. VI. p. 357.) 

Während im Verlaufe dieser Periode die phanerogame Flora in 
Nieder-Oesterreich mit Ausnahme jener des Marchgebietes und des Wald- 
viertels beinahe schon vollständig bekannt war und während die öster- 
reichischen Autoren besonders aber Jacquin, Crantz, Wulfen und 
Hostin der phanerogamen Phytographie bereits einen hohen Grad 
der Vollkommenheit erreicht und zahlreiche Prachtwerke mit den herrlich- 


6* 


44 


sten Abbildungen geliefert hatten, wurde in der Kryptogamie und in allen 
Zweigen der allgemeinen Botanik (Systematik, Morphologie, Physiologie und 
Anatomie der Pflanzen) weder Vieles noch Vorzügliches geleistet, 

Das Studium der Kryptogamie befand sich noch im Zustande der 
Kindheit, denn ausser den fragmentarischen Aufzählungen in Kramer’s 
Elenchus, Jacquin’s Enumeratio und Flora austriaca, Schultes ösir. 
Flora I. Ausgabe und Host’s Synopsis und Flora austriaca beschäftigten 
sich die meisten österreichischen Kryptogamisten nur mit essbaren und 
giftigen Pilzen; so des k. k. Hofrathes und Leibarztes Karl von Krapf 
nach einem weitläufigen Plane angelegte aber unvollendete Beschreibung der 
in Nieder-Oesterreich wachsenden Schwämme, Wien 1782, so M. J. N. 
Fellner’s ebenfalls unvollendeter Prodromus ad historiam Fungorum agri 
vindobonensis, Vindobonae 1775 und J. M. Finger Dissertatio de Fungis, 
Vindobonae 1831, so Trattinick und Hayne in ihren Seite 37 und 42 
bereits angeführten Werken. In den Moosen,, Flechten und Algen geschah 
eigenllich gar nichts. 

Nicht viel besser sah esin der Systematik aus, obschon es in diesem 
Zweige der Pilanzenkunde wenigstens nicht an Versuchen fehlte, anstatt des 
Linne&ischen neue natürliche Systeme zu schaffen. J. G. H, Kramer, 
österreichischer Militärarzt und Vater des Verfassers des Elenchus, schrieb 
schon zu Linne's Zeiten eine Methodus Rivino-Tournefortiana (Edit. 1. 
Dresdae 1728. edit. II. Viennae 1744), ein wenig bekanntes völlig miss- 
lungenes Werk. Ebenso schrieben Crantz (Seite 33) Institutiones rei 
herbariae juzia nulum naturae digestae ex habilu, Viennae 1766, 2 Bände 
und Trattinick (Seite 37) Genera plantarum methodo naturali disposita, 
Vindobonae 1802, allein diese Versuche halten wenig Glück und beide 
Systeme kamen schnell in Vergessenheit. Unter den morphologischen 
Werken gelangte nur Nikolaus Jacquin’s Anleitung zur Pflanzenkennt- 
niss, Wien 1785 zu einem höhern Rufe und erlebte 3 Auflagen (1800 und 
1840), diente auch lange Zeit als Leitfaden zu den Vorlesungen auf der 
Wiener Universität. Auch Plenk’s (Seite 34) Physiologia et Pathologia 
botanica, Viennae 1794, dann Elementa terminologiae botanicae, Viennae 
1796 wurden in mehrere Sprachen übersetzt, mussten also wenigstens damals 
Anerkennung gefunden und sich als brauchbar erwiesen haben. Von höherer 
Wichtigkeit sind zwar die Schriften des Niederländers Johann Ingenhouss, 
welcher durch einige Zeit Leibarzt der Kaiserin Maria Theresia war, 
über das Ein- und Ausathmen und die Ernährung der Pilanzen (London 1779), 
allein er kann den öslerreichischen Botanikern nicht beigezählt werden. 
Dagegen erlangten nachstehende Werke, welche ebenfalls den allgemeinen 
Theil der Botanik behandelten, als: F. X. Hartmann Primae lineae in- 
stilutionum Crantzü, Vindobonae 1766; F. J. Lipp Enchiridion botanicum, 
Vindobonae 1765; Samuel Augustin Prolegomena in systema sezuale, 
Viennae 1777 Calle 3 Inaugural-Dissertationen zur Erlangung der Doctors- 
würde); Johann Jakob von Well, Doctors der Arzneikunde und Professors 


45 


der Naturgeschichte an der Wiener Universität, Gründe zur Pflanzenlehre, 
Wien 1785; Ernst Witmann, Professors der ökonomischen Botanik an 
der Wiener Universität, Tabellarische Darstellung der Terminologie der 
Phanerogamisten, Wien 1812; Emanuel Veith (Seite 38) Abriss der 
Kräuterkunde, Wien 1813; J. von K. (Kwiakowska) Anfangsgründe 
der Botanik in Briefen, Wien 1823; Johann Kachler, Samenhändlers in 
Wien, Grundriss der Pflanzenkunde, Wien 1830; F. J. v. Zimmermann 
k. k. Stabfeldarztes und Professors der Botanik am Josefinum, Grundzüge 
der Phytologie, Wien 1831; Michael von Erdelyi Doctors der Medizin 
und Professors am Thierarzneı-Institute in Wien, Anleitung zur Pflanzen- 
kenniniss, Wien 1835, nur geringe Verbreitung und wurden bald von ähn- 
lichen Werken des Auslandes übertlügelt. In der Anatomie der Pflanzen 
wurde gar nichts geleistet. Nur die Pflanzengeographie, obschon eine der 
neueren Disciplinen, fand eine entsprechende Bearbeitung. Nachdem Sauter 
in seiner Flora von Wien (Seite 38) und Lorenz in seiner geognostlischen 
Schilderung von Krems (Seite 39) die ersten pflanzengeographischen An- 
deutungen über die Umgebungen dieser 2 Städte entworfen hatten, schrieb. 
Zahlbruckner (Seite 40) in den Beiträgen zur Landeskunde Nieder- 
Oesterreichs 1832 I. Seite 205—268 eine Darstellung der pflanzengeogra-- 
phischen Verhältnisse von Oesterreich unter der Enns ganz: schon im Geiste 
der neuern Schule, welche sich allgemeinen Beifalls erfreute und stets die 
Grundlage ähnlicher Arbeiten bilden wird. Das natürliche System, das: 
in Frankreich bereits in voller Blüthe stand und in Deutschland immer mehr- 
in Uebung kam, fand in Oesterreich noch immer keinen Anklang. Alle 
Werke dieses Zeitraumes waren in der Anschauungsweise Linne’s ge- 
schrieben und überall das Sexualsystem zu Grunde gelegt. Nur Sauter 
und Zahlbruckner sind bei der Aufzählung der um Wien und in Nieder- 
Oesterreich wachsenden Pflanzen dem natürlichen Systeme gefolgt. 

Die Fioren der Nachbarländer, so wichlig zur Erklärung der Ve- 
getationsverhältnisse des eigenen Landes, gelangten besonders gegen Ende 
dieser Periode zu einer höhern Entwicklung. Lumnitzer (1791) und 
Endlicher (1830) schrieben über die Flora von Pressburg, Graf W ald- 
stein und Kitaibel in einem klassischen Prachtwerke (1802—12) über 
die Flora von Ungarn, Gebhart (1821) und Maly (1838) über jene von 
Steiermark, Sailer (1841) über Ober-Oesterreich, Schmidt (1793—94), 
Pohl (1810—15) und Pres] (1819) über Böhmen, Rohrer und Mayer 
(1835), dann Schlosser (1843) über Mähren. 

Den ungeheuren Aufschwung, welchen die Botanik gegen Ende des 
vorigen Jahrhunderts in Oesterreich genommen hatte, verdankte sie grossen- 
theils der mächtigen Unterstützung, welcher sie sich von Seite der Herrscher 
Oesterreichs zu erfreuen hatte. Wenn man erwägt, wie Vieles Maria 
Theresia in ihren weiten Staaten zu verbessern und umzugestalten fand, 
so begreift man gar nicht, wie der grossen Kaiserin noch so viel Zeit er- 
übrigte, ihre Sorgfalt der Botanik , einer damals in Oesterreich erst däm- 


46 


mernden Wissenschaft zuzuwenden , deren Nutzen überdiess so Wenige be- 
griffen. Maria Theresia rief nicht nur jene grossartigen Institute ins 
Leben, von welchen weiter unten die Rede sein wird, und deren Ruf sich 
bald über ganz Europa verbreitete, sondern sie ging auch überall in das 
Einzelne ein und begünstigte jede Unternehmung zur Förderung der Wissen- 
schaft. Jacquin hätte ohne diese kräftige Unterstützung niemals das zu 
leisten vermocht, was er geleistet. Kaiser Josef wirkte in dieser Richtung 
fort und suchte vorzüglich durch Veranstaltung botanischer Reisen die 
Kenntniss ausländischer Pflanzen zu erweitern. Ebenso war Kaiser Franz 
ein warmer Freund und Gönner der Scientia amabilis und die Schöpfungen 
seiner Vorfahren gelangten unter seiner Regierung zu voller Blüthe. 
Jacquin so wie Host erfreuten sich seiner besondern Gunst. Auch die 
Prinzen des kaiserlichen Hauses, namentlich die Erzherzoge Johann, 
Ludwig und Rainer liessen der Botanik bei jeder Gelegenheit ihren 
hohen Schutz angedeihen und betrieben persönlich das Studium derselben 
mit unausgesetzter Liebe. Erzherzog Johann insbesondere war Botaniker in 
vollem Sinn des Wortes, denn er erforschte die Natur in der Natur selbst 
und bestieg zu diesem Zwecke die höchsten Alpengipfel, die noch Keiner 
seines erlauchten Hauses vor ihm betreten. Das Joannäum in Gratz ist sein 
Werk, so wie überhaupt sein Wirken vorzugsweise Steiermark galt. 

Unter den botanischen Instituten, deren Gründung in diese Periode 
fällt, nehmen der botanische Garten zu Schönbrunn und jener der Universität 
in Wien den ersten Platz ein. 

Der k. k. botanische Garten in Schönbrunn, früher holländischer 
Garten genannt, wurde auf Van Swieten’s Vorschlag vom Kaiser 
Franz I., dem Gemahle Maria Theresia’s, im Jahre 1753 gegründet 
und der Holländer Adrian Steckhoven aus Leiden als erster Gärtner 
bestellt *). Um diesen Garten seinem Zwecke entsprechend auszustatten, 
wurden zu verschiedenen Zeiten 6 wissenschaftliche Reisen auf kaiserliche 
Kosten unternommen, die erste von Nikolaus Jacquin und Richard van 
der Schot nach Westindien 1755—59 auf Befehl der Kaiserin Maria | 
Theresia (Seite 30); die zweite vom Professor Märter, dem Mediciner 
Mathias Stupicz und den beiden k. k. Gärtnern Franz Boos und Franz 
Bredemayer nach den vereinigten Staaten, Florida und Westindien 
1783—85 ; die dritte von Franz Boos und dem Gärtner Georg Scholl 
nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung und den beiden Inseln Bourbon | 
und Ile de France 1785— 588, die vierte von Franz Bredemayer und dem 
Gärtner Josef Schücht nach Westindien und Venezuela 1785—88, alle 3 auf " 
Befehl Kaiser Jose f’s1l.; die fünfte von dem k. k. Hofgärtner Philipp Welle 


| 

sat 9 R 
*) Die Reihenfolge sämmtlicher Gartendireetoren von Schönbrunn ist folgende: M 
Adrian Steckhoven 1753-1762, Richard van der Schot 1762—1790, I 
Franz Boos 1790—1827 , Franz Bredemayer 1827—1839, Philipp R 


Welle 1839—1845, gegenwärtig Heinrich Schott. \ 


47 
1815—17 nach St. Helena bei Gelegenheit als sich der k. k. Commissär Baron 
Stürmer auf diese Insel zur Beaufsichtigung Napoleon’s begab; die sechste 
vom Professor Johann Mikan, Dr. Johann Pohl, Assistenten Johann Natterer 
und k. k. Gärtner Heinrich Schott (Sohne) nach Brasilien 1817—21, beide 
auf Befehl des Kaisers Franz. Die von diesen Reisen mitgebrachten über- 
aus reichhaltigen und für die damalige Zeit seltenen Pflanzensammlungen 
und die grosse Sorgfalt, die auf die Erhaltung des Gartens verwendet 
wurde, waren Ursache, dass derselbe in so kurzer Zeit die meisten andern, 
obschon ältern Anstalten dieser Art übertraf und den ersten Rang auf dem 
Continente einnahm. „Hortus Schoenbrunnensis hac aetate (1807) omnibus 
alüs palmam praeripuit, quum munificentia imperatoris Francisci et studio 
laboribusque et itineribus longinquis summi Jacquini divitis Americae et 
Africae prope immensis ornarelur. Dictu haud facile est, quot quantaque 
augmenta huic insigni instituto scientia nostra debeat.“ So Sprengel 
in der Historia rei herbariae ll. p. 495. Im Jahre 1802 wurde auf Veran- 
lassung des Erzherzogs Johann eine Alpenflora im sogenannten Tiroler 
Garten in Schönbrunn unter Bredemayer’s Anleitung gegründet, welche 
aber später, als der Erzherzog 1810 die Herrschaft Thernberg kaufte, dorthin 
übertragen wurde, nun aber auch dort längst schon wieder eingegangen ist. 
(Jacquin Hort. Schoenbrunnensis Viennae 1797 und Josef Boos Schön- 
brunns Flora Wien 1816.) 

Fast gleichzeilig mit dem holländischen Garten in Schönbrunn wurde 
zur Vervollständigung der von Van Swieten neu eingerichteten medi- 
zinischen Lehranstalt eine Lehrkanzel der Botanik an der Universität errichtet 
und der akademische botanische Garten am Rennweg 1754 gegründet. 
Der erste Professor der Botanik war der aus Nancy berufene Dr. Robert 
Laugier, der erste Gärtner Johann Rameth*). Im Jahre 1768 legte 
Laugier seine Professur nieder und begab sich nach Modena, die Lehr- 
kanzel sowohl als die Leitung des Gartens ging hierauf an Nikolaus Jacquin 
und nach dessen 1796 erfolgten Pensionirung an seinen Sohn über, welcher 
sie bis zu seinem Tode bekleidete. Der rastlosen Thätigkeit der beiden 
Jacquin, die sich die inländischen Pflanzen aus den Umgebungen Wiens 
und von den Alpen selbst holten, die ausländischen aber theils aus Schön- 
brunn theils durch ihre zahlreichen Verbindungen mit den berühmtesten 
Botanikern ihrer Zeit verschafften, dann der Geschicklichkeit der beiden 

' Obergärtner Josef van der Schot und Heinrich Schott gelang es, den 
Wiener Garten in kurzer Zeit auf eine mit den botanischen Gärten anderer 
Universitäten gleich ehrenvolle Stufe zu heben (Nie. Jacquin Hort. bot. 


”*) Die Reihenfolge sämmtlicher Obergärtner im botanischen Universitäts-Garten 
ist folgende: Johann Rametlh 1754—1767,hierauf ein Franzose unbekannten 
Namens, der kaum ein Jahr blieb, Lorenz Koller 1769—1794, Josef van 
| der Schot 1793—1802, Heinrich Schott (Vater) 1502—1819, seit 1820 
Josef Dieffenbach. 


48 


windob. Vindobonae 1770--76; Jos. Jacg. der Univ. Garten, Wien 1825; 


Endl. Catal. hort. vindob. Vindob. 1842—3.) 


Der botanische Garten der k. k. medizinisch - chirurgischen _ 


Josefs-Academie in Wien besteht seit der Errichtung dieser letztern im 
Jahre 1785 und wurde ursprünglich vom Professor Plenk angelegt. Seine 
jetzige Gestalt erhielt er aber bei Gelegenheit der Restauration der Academie 
in den Jahren 1822—24 unter Professors Zimmermann Leitung, wo er 
über die Fuhrmanusgasse hinaus erweitert wurde. Er enthält vorzugsweise 
officinelle Gewächse. Eee” 

Der k. k. botanische Garten im Belvedere wurde vom Kaiser 
Franz im Jahre !793 auf Veranlassung und unter der Leitung Hosts mit 
der ausdrücklichen Bestimmung gegründet, darin nur solche Pflanzen zu 
eultiviren, welche in der österreichischen Monarchie „wild wachsen; eine 
eigenthümliche nachahmungswürdige Anstalt. „Der Garten ist gewiss einer 
der interessantesten, welchen ein deutscher Botaniker sehen kann. Was ihn 
aber vorzüglich einen Werth gibt, er ist auch den Botanikern nutzbar.“ 
So schrieb 1806 Professor Bernhardi in Erfurt (Scehrad. Neues Journ. 
I. 2. p. 148). Die ersten Anpflanzungen rührten grösstentheils von Host 
selbst her, der zu diesem Ende mehre Provinzen Oesterreichs durchreist 
hatte *#). (Usteri Annal. VIII. 1794 p, 133—35.) 

In der Theresianischen Academie (ehemals Favorita Kaiser Karl's 
VI.) bestand zwar ein bolanischer Garten seit der Gründung dieser Anstalt 
im Jahre 1746, derselbe ging aber wieder ein, als Kaiser Josef Il. das 
Theresianum 1782 aufhob. Erst als Kaiser Franz 1797 die Wiederler- 
stellung dieser Anstalt anordnete, wurde der gegenwärtig bestehende hota- 
nische Garten unter der Leitung Franz Schmidt'’s (Seite 34) angelegt. 
Dort befand sich auch das damals berühmte Arboretum, in welchem Schmidt 
verschiedene Culturversuche unternahm und die Originale zu seinem dendro- 
logischen Werke entnahm. Jetzt ist von dieser Anpflanzung nichts mehr 
zu sehen. 

Der botanische Garten der k. k. Forst-Lehranstalt zu Maria- 


Brunn wurde 1813 unter Professor Höss angelegt und enthält vorzugs- 


weise Forsigewächse. Der von dem Professor Veith gegründete Garten 
des schon seit 1778 bestehenden und 1823 ganz neu erbauten Thierarznei- 
Anstitutes auf der Landstrasse ist klein und minder bedeutend. 

Der Garten der 1812 unter dem Protectorate des Erzherzogs Johann 
‚gestifteten k. k. Landwirthschafts - Gesellschaft in Wien, anfangs zu 


‘Vösendorf, dann zu Breitensee, seit 1937 in der Haltergasse auf der Land- 


strasse an der Stelle, wo sich ehemals der Privatgarten des Kaisers Franz 


®*) Directoren dieses Gartens waren: Host 1793—1834, J. Jacquin 183439, 
Heinrich Schott seit 1840; Gärtner: Wowzizka 1793—1815, Heinrich 


Schott 1815—17, Johann Mayer 1817—34, Franz Hillebrandt 
seit 1834. 


49 


befand, stand zurZeitals Zahlbruckner die Leitung desselben besorgte, 
in hoher Blüte, da darin alle Cerealien-Arten, Futter- und Handelspllanzen 
und überhaupt alle Nutzgewächse, dann die edelsten Obst- und Rebensorten 
eultivirt wurden. Gegenwärtig werden aber nur pomologische Zwecke verfolgt. 
Die Gesellschaft besitzt ferner ein Herbarium agronomischer, ökonomischer 
und forstlicher Pflanzen, dann eine Sammlung der einschlägigen Früchte, 
Samen, Holzarten und Obstsorlen, letztere in Wachs gearbeitet. In unmit- 
telbarer Verbindung mit dem Garten der Landwirthschafts-Gesellschaft steht 
jener der 1837 gegründeten Gartenbau-Gesellschafit (ebenfalls ein Theil 
des ehmaligen Kaisergartens), welcher von dem Gärtner Johann Heller, 
Valer des Reisenden nach Mexico, im Jahre 1839 nach englischem Geschuracke 
neu angelegt wurde und in welchem vorzüglich Ziergewächse und Gemüse- 
Arten, in den grossen noch vom Kaiser Franz erbauten Treibhäusern auch 
ausländische Pflanzen eultivirt werden. Hier muss auch der von den beiden 
Freiherren Karl von Hügel und Sigmund von Pronay 1826 ins Leben 
serufenen Blumen- und Pflanzenausstellungen erwähnt werden, welche 
im Mai eines jeden Jahres zur Förderung der Horlicultur in den eben er- 
wähnten Gewächshäusern der Gartenbau - Gesellschaft statifinden und zur 
Hebung dieses früher ziemlich vernachlässiglen Theils der Pilanzenkunde 
wesentlich beigetragen haben. ; 

Unter den Privatgärten,,„ welche im Verlaufe dieser Periode ent- 
standen und obschon vorzugsweise nur Lust- und Ziergärten, doch auch 
ein wissenschaftliches Interesse darboten, müssen besonders folgende hervor- 
gehoben werden: Der Garten des Hofapothekers Günther von Sternegg 
in der Rabengasse auf der Landstrasse, später dem Baron Harruker, 
jeizt dem Erzherzoge Maximilian von Oesterreich-Este gehörig; 
der von Kramer gefeierte Garten des Grafen Ernst von Harrach in 
Bruck an der Leytha, welcher besonders unter dem in Host’s Synopsis 
öfter erwähnten Gärtner Lübek zu hohem Ansehen gelangte; der Garten 
des k. k. Regierungsrathes Karl Emil Freiherrn von der Lühe, des be- 
kannten Dichters der Hymne an Flora und Ceres (Wien 1803) in der 
Alservorstadt zwischen der jelzigen Fuhrmannsgasse und dem Alserbache 
ungefähr an der Stelle, wo sich jetzt der neue botanische Garten des 
Joselinums befindet und der für die damalige Zeit besonders reich an Alpen- 
pllauzen war (Usteri Annal. VII. 1794 p. 105, 132); der Garten des 
Fürsten Kaunitz-Ritiberg in Mariahilf (jeizt Esterhazy) unter dem 
nachherigen Professor am Theresianum Franz Schmidt; des Freiherrn 
von Görög in Grinzing mit seiner damals so berühmten Rebenschule, des 
Barons Pronay in Hetzendorf, des Freiherrn Karl von Hügel in Hietzing 
u. a., doch hatten alle diese Gärten nicht die Flora Nieder-Oesterreichs 
zum Gegenstande. 

Das k. k. Hof-Naturalienkabinet wurde vom Kaiser Franz 1796 
gestiftet, enthielt aber in seiner ersten Einrichtung nur zoologische , mine- 
ralogische und physikalische Sammlungeu. Der Abbe Andreas Stütz war 


Bd. V. Abh. 7 


30 

der erste Director desselben. Nach dessen 1805 erfolgtem Tode wurde sein 
Nachfolger Dr. Karl Ritter von Schreibers (geb. zu Pressburg den 15. 
August 1775, gest. zu Wien den 21. Mai 1852) mit der Reorganisalion dieser 
Anstalt beauftragt, welchem Auftrage er auf das glänzendste entsprach, 
indem er das Naturalien-Kabinet nach dem Muster des Pariser Museums auf 
eine den Anforderungen der Wissenschaft angemessene Weise einrichtete, 
die naturgeschichtlichen Sammlungen beträchtlich vermehrte, eine botanische 
Abtheilung durch Anlegung eines Herbariums ins Leben rief und eine eigene 
Kabinets-Bibliothek gründete. Im Jahre 1803 wurde Trattinick zum 
Custos der botanischen Ahtheilung ernannt. 

Die von Kaiser Franz I]. schon in seiner Jugend als Kronprinz von 
Toscana angelegte und bis zu seinem Tode mit grossem Kostenaufwande 
fortgesetzte k. k. Familien-Bibliothek zählt gegenwärtig 54.000 Bände 
und 70.000 Bildnisse berühmter Männer aller Zeiten. Sie ist besonders reich 
an seltenen und kostspieligen Werken botanischen Inhalts und Handzeich- 
nungen von Pflanzen der kaiserlichen Gärten. Unter die erstern gehören 
vorzüglich Chaumeton Flore medicale peinte par Madame Panekoucke 
et par P. J. T. Turpin, Paris 1814--20, ein auf Pergament gemahltes 
Prachtexemplar, von welchem nur 3 existiren, ferner Kerner Hortus sem- 
pervirens, Stuttgardiae 1795— 1826 mit 756 Tafeln, Sibthorp Flora graeca, 
Londini 806 —40 vollständig in 10 Foliobänden ein ebenso seltenes als 
kostbares Werk, von welchem nur 3 complete Exemplare auf dem Continente 
Europa’s vorhanden sein sollen, Tussac Flora Antillarum, Parisiis 1808 
— 27, ein nur in 150 Exemplaren aufgelegtes Werk, Descourtilz Flore 
medicale des Antilles, Paris 18321:—29 und andere hier nicht näher zu er- 
wähnende Prachtwerke. (Vergl. auch Pritzel Thesaurus p. 47, 66, 138, 
276 et 303.) 

Am Schluss dieser Periode muss noch der zehnten Versammlung 
deutscher Naturforscher erwähnt werden, welche im September 1832 in 
Wien staltfand (die erste war 1822 in Leipzig) und von 514 Gelehrten 
und Theilnehmern, darunter 52 Botanikern, besucht wurde. Präsident war 
Baron Josef Jacquin. Bekanntlich steht Wien eine abermalige solche 
Versammlang noch in diesem Jahre bevor. 


Il, Zeitalter des natürlichen Systems. 


Der Ursprung des natürlicheu Systems reicht weit über Linne's 
Zeiten hinaus. Schon Andreas Cesalpini aus Arezzo schrieb 1583 eine 
von physiologischen Grundsätzen ausgehende Eintheilung des Pflanzenreiches 
und sehr viele solche Systeme von höherem oder geringerem Werthe tauch- 
ten nach ihm auf, bevor noch Bernhard Jussieu den Garten zu Trianon 
1774 nach der von ihm gefassten Idee eines natürlichen Systems anzulegen 
begann und sein Neffe Lorenz Anton Jussieu durch das von ihm 1789 zu 


51 


Paris veröffentlichte Werk Genera plantarum die Grundlage zu allen ähn- 
lichen natürlichen Systemen der neuern Zeit aufgestellt hatte. Während 
De Candolle, Robert Brown und Lindley dies System vervollkomm- 
neten, brachtenesBartling,Reichenbach,Kunth und Andere auch in 
Deutschland zur Geltung. Nur in Oesterreich wollte dasselbe noch immer 
keinen Eingang finden, weil die Leiter der wichtigsten botanischen Institute 
und die Primaten der Botanik, wie J. Jacquin, Host, Trattinick, 
Bredemayer u. a. in der Schule Linne’s aufgewachsen waren und mit 
Liebe und Ausdauer ein System festhielten, mit dem sie Ehre und Auszeich- 
nung geerntet hatten. Ein Zufall wollte es, dass sie alle ungefähr gleich- 
zeitig von dem Schauplatze ihres Wirkens abberufen wurden, um einer 
neuen Generation Platz zu machen. Im Jahre 1834 starb Host. Zwei Jahre 
darauf wurde der Custos der botanischen Abtheilung des Hof-Naturalien- 
kabinets Leopold Trattinick pensionirt, seine Stelle erhielt Endlicher, 
der wissenschaftlichen Welt damals mehr als Philolog, denn als Botaniker 
bekannt. Im Jahre 1839 stieg auch Josef Freiherr von Jacquin, der letzte 
Träger eines abgelaufenen, aber klassischen Zeitalters ins Grab und schloss 
eine Periode, die in der Geschichte der Botanik Oesterreichs unvergesslich 
bleiben wird. Endlicher folgte ihm in der Lehrkanzel nach, die Custos- 
stelle wurde dem Custos-Adjuncten Dr. Eduard Fenzl verliehen. Auch 
Bredemayer ging 1839 mit dem Tode ab und obschon sein Nachfolger 
Welle erst 1845 pensionirt wurde, so war die Leitung des k. k. bota- 
nischen Gartens in Schönbrunn doch factisch dem Hofgärtner Heinrich 
Schott anvertraut; durchaus Männer des wissenschaftlichen Fortschrittes 
und der aus dem natürlichen Systeme hervorgegangenen neuen Schule. 
Stephan Ladislaus Endlicher, k. k. Regierungsrath, Professor der 
Botanik an der Universität zu Wien und Inhaber des preussischen Ordens 
Pour le merite, wurde den 24. Juni 1805 in Pressburg , wo sein Vater als 
praktischer Arzt lebte, geboren. Ursprünglich widmete er sich dem geist- 
lichen Stande und vollendete 1826 im erzbischöflichen Seminarium in Wien 
seine theologischen Studien. Obschon er diese Laufbahn wieder verliess, so 
war dadurch doch sein natürliches Sprachtalent und besonders Liebe zur 
orientalischen Linguistik geweckt. Nach Pressburg zurückgekehrt, verlegte 
er sich vorzugsweise auf die Kenntniss der griechischen und römischen 
Klassiker, dann auf das Studium der chinesischen Sprache. Tacitus war 
sein Lieblingsautor, er wusste ihn fast auswendig und ahmte seinen Styl, 
wenn er lateinisch schrieb, unverkennbar nach. Nebstdem betrieb er aber 
auch Grammatik, Geschichte, Numismatik und Botanik. Im Jahre 1828 trat 
er als Beamter der Hofbibliothek in kaiserliche Dienste, erhielt aber 1836, 
wie bereits erwähnt, die Custosstelle der botanischen Abtheilung am k. k. 
Naturalien- Kabinete und nach Jacquin’s Tode 1840 die Professorsstelle 
an der Universität und die damit verbundene Leitung des botanischen Gar- 
tens. Seit seiner Anstellung im Naturalien-Kabinete nahm sein Geist auch 
eine entschieden botanische Richtung und er betrat von nun an eine Bahn, 


7*F 


52 


die seinen Namen der Unsterblichkeit geweiht. Es würde zu weit führen, 
alle seine Schriften, die er jährlich in die Welt sandte, hier anzuführen, 
daher es genügen mag, nur seiner grössern botanischen Werke zu erwähnen. 
Nachdem er 1830 eine Flora posoniensis, 1333 einen Prodromus florae in- 
sulae Norfolk und die Atacta botanica, dann 1835—38 gemeinschaftlich 
mit E. Pöppig 2 Bände des Prachtwerkes Nova genera ac species plan- 
farum quas in regno Chilensi Peruviano et in terra Amazonica legit 
Poeppig herausgegeben halle, erschienen 1836—40 seine berühmlen den 
Manen Jussieu's geweihten Genera plantarum, in welchem er zugleich ein 
neues früher mit F. Unger entworfenes, auf den Entwicklungsgang der Pflan- 
zen gegründetes natürliches System aufstellte. Diesen folgten 1837—40 I/cono- 
graphia generum plantarum, 1841 Enchiridium botanicum, 1842 die ösier- 
reichischen Medicinalpflanzen und Catalogus horti vindobonensis, 1842—43 
Mantissa generum planfarum I. et II. (Suppl. U. et IIl.), 1843 gemein- 
schaftlich mit F. Unger Grundzüge der Botanik, 18243—45 gemeinschaftlich 
mit Alois Putterlick die Fortsetzung der Genera plantarum florae ger- 
manicae, über die er wie seine zwei Vorfahren Nees von Esenbeck 
und Spenner, sein Mitarbeiter Putterlick und sein Nachfolger 
Bischoff starb, 1847 Synopsis Coniferarum und Generum plantarum 
supplementum IV., endlich sein leiztes Werk Supplementum V., welches 
erst nach seinem Tode herauskam. Aber nicht blos als Schriftsteller son- 
dern auch als Vorsteher der Institute, welche seiner Leitung anvertraut 
wurden, zeigle sich sein schöpferischer ordnender Geist. Die bolanische 
Abtheilung des k. k. Naturalien-Kabinets, die unter Trattinick’s alternden 
Händen immer mehr ihrem Verfalle enigegenging, wurde von ihm neu be- 
lebt, fast neu geschaffen, und als sie 1845 in den akademischen botanischen 
‚ Garten übertragen wurde, gründete er jenes herrliche Museum, welches eine 
der schönsten wissenschaftlichen Zierden Wiens geworden ist und von wel- 
chem später ausführlicher gesprochen werden wird. Auch der botanische 
Garten wurde von ihm umgestaltet und im neuern Geschmacke angelegt. 
Ebenso erfolgreich war sein Wirken als Professor. Indem er seinen Vor- 
lesungen das natürliche System zu Grunde legte, lehrte er seinen Schülern 
zugleich Liebe zur Pflianzen-Physiologie und Anatomie und brach so einem 
Studium die Bahn, welches bisher in Oesterreich völlig brachgelegen war. 
Wie Jacquin vor 66 Jahren die Lehren Linne&’s nach Oesterreich verpflanzt 
und eingebürgert halte, so war er Oesterreichs Jussieu, der Gründer des 
natürlichen Systems, und wie Jaequin sich der Gunst dreier Kaiser zu 
erfreuen hatte, so war auch er der Liebling Kaiser Ferdinandsl. 
Endlicher stand noch nicht auf der Mittagshöhe seines Wirkens, als ihn 
plötzlich ein schneller Tod im besten Mannesalter am 28. März 1849 viel 
zu früh der Wissenschaft entriss, „für die er, wie Schlejden sagt, mif 
stupender Gelehrsamkeit grossartig gewirkt.“ (Grundz. d. Bot. 1842 p. XV.) 
Endlieher war wie bereits erwähnt, nicht blos Botaniker, sein gewalliger 
Geist drang fast in jede Wissenschaft und wenn es bei dem ‚jetzigen 


53 

Umfange unserer Kenntnisse überhaupt angemessen wäre, Jemanden einen 
Polyhistor zu nennen, so könnte man dies von Endlicher sagen, 
wie es denn überhaupt schwer zu entscheiden ist, ob er als Naturforscher 
oder als Philolog grösser gewesen. Im Wissen war er stark. Von ihm gilt 
Aristoteles berühmter Ausspruch: Exiorrjun 7 Öbvanıs A &vkoysia Lorıv. 
Ein Glück für die Förderung der Pflanzenkunde in Oesterreich war es, 

dass seine Schöpfungen mit seinem Tode nicht nur nicht stille stehen 
blieben, sondern von seinen beiden Nachfolgern Fenz! und Unger in 
allen Richtungen auf das glänzendste [ortgeselzt und vervollkommnet wurden. 
Eduard Fenzl, Doctor der Mediein, Professor der Botaxik an der 
Wiener Universität, Custos des k. k. botanischen Hofkabinets und Mitglied 
der k. Akademie der Wissenschaften, wurde zu Krummnussbaum bei Gross- 
Pöchlarn V. ©. W. W., wo sein Vater herrschaftlicher Verwalter war, den 
15. Februar 1508 geboren. Von frühester Kindheit an zum Reich der Pflanzen 
mächtig hingezogen, botanisirte er schon während seiner ersten Studien- 
jahre in Krems (1820—25) mit günstigem Erfolge, obschon ihm Anfangs 
nur Bouch&’s Zimmergarten, Camerarius Epitome Matthioli und die 
erste Ausgabe von Schultes Oesterreichs Flora zu Gebote standen. Im 
Jahre 1825 kam Fenzl der medicinischen Studien wegen nach Wıen. Hier 
lernte er Welwitsch, Dolliner, Zahlbruckner, Agardh, Host, 
Welden, Trattinick, Pohl und später durch Diesing auch End- 
licher und Unger kennen. Im Umgange mit diesen Männern und durch 
eigenen Fleiss und natürlichen Scharfsinn wusste er sich bald einen solchen 
Ruf zu verschaffen. dass seiner bereits Host in der Flora austriaca 
rühmlich erwähnt und J. Jacquın ihn 1833 nach erlangtem Doetorate 
zum Assistenten an der Lehrkanzel der Botanik ernannte. Von Endlicher 
und Unger in das tiefere Studinm der Pflanzenwelt eingeführt, wurde 
er 1836 zum Custos-Adjunceten und als Endlicher 1849 die Professur 
erhielt, zum Custos an der botanischen Abtheilung des k. k. Hof-Naturalien- 
Kabinets ernannt. Endlicher’s Tod 1849 legte auch die Professur und die 
Leitung des botanischen Gartens in seine Hände. Mit dem Jahre 1840 begann: 
seine glänzende in die Geschichte der Botanik Nieder-Oesterreichs tief ein- 
sreifende Laufbahn. Seine Werke haben zwar die Flora dieses Landes nicht 
zum unmittelbaren Gegenstande, aber mehrere derselben, als seine Inaugural-— 
Dissertatiou Ueber die geographische Verbreitung der Alsineen 1833, dann 
die Cyperaceen, Chenopodieen , Amarantaceen, Polygoneen, Portulaceen, 
Caryophylleen und Phytolacaceen, welche er in Endlicher's Genera, 
dann die Portulaceen, Gypsophila, die Alsineen und Salsolaceen, die er in 
Ledebour’s Flora rossica bearbeitete, ferner die Abhandlung über die 
Gatiung Tanacetum in den Verhandlungen des zool.-botan. Vereines 1853, 
II. p. 32] haben Galtungen und Arten zum Gegenstande, welche in Nieder- 
Oesterreich auch vorkommen, und zudem hat der Verfasser seine auf öster- 
reichischem Boden gemachten Beobachlungen in diese Abhandlungen stets 
eingellochten. Seine übrigen Werke (sie sind im Almanach der kaiserl. 


54 

Akademie der Wissenschaften 1851 p. 175 sämmtllich verzeichnet) betrelfen 
theils Pflanzen, welche Kotschy in Syrien und am Taurus, dann Hügel 
in Neuholland entdeckten, theils amerikanische und afrikanische Gewächse, 
theils einzelne Familien (Bignoniaceen, Gnaphalieen, Cyperaceen) und sind 
theils in eigenen Werken, theils in botan. Zeitschriften, theils in den Ver- 
handlungen der k. Akademie der Wissenschaften enthalten. Als Professor 
begnügt sich D. Fenzl nicht, die Botanik nur zu medicinischen Zwecken 
zu tradiren, sondern er verbindet damit auch das Studium der Morphologie, 
Physiologie und der natürlichen Systemkunde. Als Vorsteher des k. Museums 
strebt er vorzugsweise dahin, die Bibliothek zu vervollständigen, was ihm 
wie später gezeigt werden wird, in hohem Grade gelang. Wie Endlicher 
so hat auch Fenzl in seiner dreifachen Eigenschaft als Schriftsteller, Pro- 
fessor und Custos um das Emporblühen der rationellen Botanik in Nieder- 
Oesterreich sich wesentliche Verdienste erworben und indem er seinen Vor- 
gänger an Zugänglie'keit und Liebenswürdigkeit des Umganges weit über- 
trifft, hat er die wissenschaftlichen Institute, denen er vorsteht,, gemein- 
nütziger gemacht, als sie es jemals vor ihm waren, und hierdurch allein 
schon Liebe und Aufmunterung zur Botanik im Inlande geweckt und dem 
k. Museum die ihm gebührende Anerkennung des Auslandes verschafft. Nicht 
mit Unrecht hiess es eher in Deutschland „Wiens Museen sind reichlich aus- 
gestaltet, aber unzugänglich.“ Dass jetzt Niemand mehr diesen Vorwurf 
erheben kann, ist vorzugsweise Fenzl’s Werk. 

Franz Xaver Unger, Doctor der Mediein und der Philosophie, Pro- 
fessor der Botanik an der Wiener Universität und Mitglied der k. Academie 
der Wissenschaften, geboren in Amthof zu Leitschach in Steiermark den 
30. November 1800, siudirte Anfangs die Rechte in Gratz, aber eine früh 
erwachte Neigung für die Naturwissenschaften bestimmte ihn im Jahre 1821 
seinen frühern Plan aufzugeben und sich der Arzneikunde zu widmen. Nach- 
dem er an den Universitäten in Wien und Prag die medicinischeu Studien 
vollendet und 1827 in Wien die Doctorswürde erlangt hatte, liess er sich 
1828 als practischer Arzt in Stockerau nieder. Allein in Sauter's Umgange 
halte er bereits die Botanik liebgewonnen und die physiologische Seite der- 
selben lebhaft aufgegriffen, wie dies schon seine ersten botanischen Abhand- 
lungen zeigen. Im Jahre (830 wurde er Landgerichts-Physieus in Kitzbühel 
in Tirol, 1835 Professor der Botanik und Zoologie am Joannäum in Gratz 
und 1850 Professor der Botanik an der Wiener Universität. Unger hat die 
Geheimnisse der Natur mit einer eigenthümlichen Genialität aufgefasst und 
ist unstreitig der erste Pflanzen-Physiolog und Anatom Oesterreichs. Seine 
Werke Exantheme der Pflanzen 1833, über den Einfluss des Bodens auf 
die Vertheilung der Gewächse 1336 über den Wachsthum des Dicotyledonen- 
stammes 1840, die Pflanze im Momente der Thierwerdung 1843, Merime- 
tische Zellbildung 1844, Grundzüge der Anatomie und Physiologie der 
Pflanzen 1846, Botanische Briefe 1852, die Pflanze und die Luft 1853 be- 
weisen, welche schwierige Materien er zum Gegenslande seiner Forschungen 


4) 


genommen und wie er külhn und glücklich ein Feld betreten habe, auf das 
man sich in Oesterreich vor ihm gar nicht oder nur mit grosser Schüchlern- 
heil gewagt hatte. (Ein vollständiges Verzeichniss seiner bis 1851 erschie- 
nenen Schriften ist im Almanache der kais. Academie der Wissenschaften 
1851 p. 265 enthalten). Unger ist aber auch Geolog und Gründer der 
fossilen Flora in Nieder-Oesterreich, wovon weiter unten gehandelt 
werden wird. 

Siegfried Reissek, Custos-Adjunet des k. k. botanischen Kabinels, 
geboren zu Teschen den 11. April 1819, fand sich seit seiner Kindheit 
zur Pflanzenwelt hingezogen und bildete sich schon während der philoso- 
phischen Studien in Brünn in Gesellschaft des Professors Di eb I, des jetzigen 
Stalthaltereirathes Tkany und des verstorbenen Rohrer zum Botaniker 
aus. Im Jahre 1838 kam er nach Wien und absolvirte daselbst die mediei- 
nischen Collegien. Hier lernte er durch Putterlick die Custoden des 
Naturalien-Kabinets Endlicher und Fenz| kennen und erhielt 1845 die 
dureh Putterlick’s Tod erledigte Custos-Adjuncten-Stelle. Nachdem er 
Anfangs verschiedene phytographische Arbeiten als Beiträge zu Endlicher’s 
Nov. stirp. Decades 1839, die Rhamneen in dessen Genera plantarum, eine 
Monographie der Gattung Pennantia in der Linnaea 1842, Beiträge zur 
Flora von Mähren und Wien (in der Regensburger botan. Zeitschrift 1841 
und 1842) ein Supplement zu Rohrer und Meyer’s Flora von Mähren in 
den Mittheilungen der mähr.-schles. Gesellschaft 1842, dann mehrere Lite- 
ratur-Berichte und Recensionen geliefert hatte, widmete er sich vorzugs- 
weise dem Studium der Physiologie, Anatomie, Morphologie und Geographie 
der Pflanzen und den Untersuchungen der untersten bereits an das vegetabile 
Reich streifenden Thierbildungen. Mit natürlichem Scharfsinn und einer glück- 
lichen Hand im Zeichnen begabt, gelang es ihm bald in microscopischen 
Untersuchungen höhere Erfolge als irgend einer seiner Vorgänger in Oester- 
reich zu erlangen und diesen bisher hier gar nicht beachteten Zweig volle 
Geltung zu verschaffen. In dieser Richtung schrieb er über die Teratagnosie 
der Thesiumblüthe und das Wesen der Keimknospe (in der Linnaea 1843), 
über die Entwicklung der Pollenzelle (in den Verhandlungen der Leop. 
Carol. Akad. 1845), über Entophyten der Pflanzenzelle (in Haid. Abhandl. 
1847), Entwicklungsgeschichte des Thieres und der Pflanze, über die Zellen- 
bildung in gekochten Kartoffeln und über die Fäule der Mohrrübe (in den 


Sitz. Ber. der k. Akad. d. Wissensch. 1851—52), endlich als Hauptwerk 


Fasergewebe des Leins, des Hanfes und der Baumwolle mit 14 Tafeln in 
Folio (Denkschriften der k. Akad. d. Wissensch. IV. 1852). Eine Pflanzen- 
geschichte der Donau-Inseln und eine Physiognomik des Gewächsreiches 
haben wir noch von ihm zu erwarten. 

Johann Georg Bill, Doctor der Medicin, geboren den 25. April 1813 
zu Wien, trat 1840 in die Dienste des k. k. Naturalien-Kabinets, wurde 1843 
Assistent der Lehrkanzel der Botanik au der Wiener Universität, 1847 Pro- 
fessor der Naturgeschichte am Theresianum und 1850 Professor der Botanik 


36 


und Zoologie am Joannäum in Gratz. Als geschickter Zeichner lieferte er 
mehrere naturgeschichlliche Abbildungen zu Endlicher und Martius 
Flora brasiliensis und Russegger’s Reisebeschreibung und schrieb Grund- 
riss der Botanik für Schulen, Wien 1854, ein vortreflliches Lehrbuch mit 
sehr schön ausgeführten Holzschnilten. 

Heinrich Wilhelm Schott, Director der k. k. Gärten und der Me- 
nagerie zu Schönbrunn, geboren zu Brünn den 7. Jänner 1794 und Sohn 
des verdienstvollen Universitäts-Gärtners in Wien Heinrich Scho tt, widmete 
sich schon von Jugend an der Naturkunde und vollendete seine Studien in 
Wien. Im Jahre 1813 Assistent seines Vaters und 1815 Gärtner im k. k. 
Garten der Flora austriaca nächst dem Belvedere, trat er 1817 in Gesellschaft 
der vom Kaiser Franz hierzu bestimmten Naturforscher seine wissenschaft- 
liche Reise nach Brasilien an, von der er erst 1821 über Portugall, England 
und Frankreich nach Wien zurückkehrte. An den Hofgarten nach Schönbrunn 
berufen und 1828 zum k. k. Hofgärtner ernannt, wurde ihm die völlige 
Umstaltung des botanischen Gartens in Schönbrunn übertragen, welcher 
Aufgabe er sich auf das glänzendsle entledigte. Nach dem Tode Jacquin’s 
erhielt er 1840 auch die Leitung des vorerwähnten Gartens nächst dem 
Belvedere, welchen er ebenfalls zeilgemäss umänderte. Zur Belohnung seiner 
Verdienste wurde ihm 1845 seine gegenwärtige Stelle verliehen. Schott 
hat die Horticultur in einem höhern Sinne als bisher in Oesterreich aufgefasst 
und mit der Botanik in eine wissenschaftliche Verbindung gebracht. Wie 
Endlicher, Fenzl und Unger die grosse Reformation der Pflanzen- 
kunde im Geiste des natürlichen Systems in Oesterreich auf der Lehrkanzel 
zur Ausführung brachten, so hat Schott den Lehren der neuen Schule 
in den kaiserlichen Gärten praclische Gellung verschafft, dabei aber auch 
stets den Anforderungen des Geschmackes und der Zierlichkeit volle Rech- 
nung getragen. Hier, wo es sich nur um Nieder-Oesterreich handelt, kann 
in den botanischen Reichtium, den die Gewächshäuser in Schönbrunn 
bergen, nicht weiter eingegangen werden, es genüge daher nur der Alpen- 
flora zu erwähnen, die Schott in einem grossarligen Massstabe in Schön- 
brunn angelegt hat. Aber auch in der Phytographie wirkt Schott als 
kritischer Schriftsteller, wie dies seine Meleiemata botanica 1832, Rutaceae 
1834, Genera Filicum 1834, Sippen der österr. Primeln 1851, Wilde Blend- 
linge österr. Primeln ı852, Skizzen österr. Ranunkel 1852, Aroideae 1853. 
Analectu botanica 1854 und viele andere in verschiedenen botanischen 
Zeitschrifien zerstreute Aufsätze beweisen, doch behandeln letztere nicht 
die Flora Nieder-Oesterreichhs. 

Man sieht hieraus, dass unser Vaterland in allen jenen Zweigen der 
allgemeinen Botanik, in welchen es im Verlaufe der vorigen Periode 
zurückgeblieben war, namentlich in der Organographie, Anatomie, Physiologie 
und Pathologie, dann in der Systemalik der Pflanzen binnen der letzten 
20 Jahren, wenn auch nicht quantitativ doch qualitativ rühmliche Fortschritte 
gemacht, ja in einigen dieser Materien Glänzendes geleistet und somit zu 


57 


der reichen und gehaltvollen Literatur des Auslandes auch seinen Beitrag 
geliefert habe. 

Unter den phanerogamen Phytographen dieser Periode muss 
vorzüglich Georg Dolliner, Doctor der Mediein, derzeit in Idria, ge- 
nannt werden. Geboren den 11. April 1794 zu Ratschach in Krain,, kam er 
der Studien wegen 1818 nach Wien, wo er als praclischer Wundarzt durch 
20 Jahre wirkte, bis er 1842 zum Kreiswundarzte in Adelsberg und 1846 
zum Gewerks-Wundargte in Idria ernannt wurde. Das Doctorat erlangte er 
erst 1851 in Wien. Durch die während seines langjährigen Aufenthaltes in 
dieser Stadt in Gesellschaft von Dr. Precht, Pach, F. Winkler, 
Welwitsch, Lipp, Koväts und Anderen unternommenen zahlreichen 
botanischen Ausflüge in die Umgebungen Wiens und auf die benachbarten 
Alpen trug er zur Kenntniss der Vegelalionsverhältnisse Nieder-Oesterreichs 
wesentlich bei und lieferte über dieses Land nicht unwichlige Beiträge zu 
Reichenbach’s und Koch’s Floren von Deutschland. Die von ihm ge- 
machten botanischen Erfahrungen legte er in seinem Werke Enumeratio 
plantarum in Austria inferiore crescentium., Vindobonae 1842 nieder, das 
erste möglich vollständige Verzeichniss der hier vorkommenden Phanero- 
samen, das er gleichsam als Abschiedsgruss bei seinem Scheiden von 
Wien hinterliess. 

Karl Josef Kreutzer, geboren zu Wien den 8. März 1809, Biblio- 
thekar des polytechnischen Institutes in Wien, gab 1838 Oesterreichs Gift- 
gewächse, 1839 die essbaren Schwämme Oesterreichs, 1840 Prodromus florae 
vindobonensis und Blüthenkalender der Wiener Flora und 1852 ein in 
analytischer Methode bearbeitetes Tuschenbuch der Wiener Flora heraus. 

Josef Eduard Patzelt, Doctor der Medicin, eher practischer Arzt 
in Wien, derzeit dem Vernehmen nach in Bukarest, schrieb 1842 eine Auf- 
zählung der Thalamifloren der Umgebungen Wiens. 

Der Verfasser dieses Aufsatzes gab 1846 eine Flora Wiens 
und 1850 Nachträge zu derselben heraus und lieferte in den Verhandlungen 
des zoologisch-botanischen Vereins verschiedene Abhandlungen in gleicher 
Richtung (1851 p. 25, 37, 68, 114, 187. — 1852 p. 51 und 106. — 1853 
p- 14, 123, Il. 395. — 1854 Il. p. 535.) 

Josef Aichinger von Aichenhain, pensionirter k. k. Major 
und ehemals Professor in der Neustädter Militär-Akademie, später privati- 
sirend in Wien, Stein und Gratz, schrieb 1847 unter dem Namen Botanischer 
Führer um Wien einen pflanzentopographischen Kalender. 

In den Verhandlungen des zoologisch-botanischen Vereins in Wien 
hielten Vorträge: 

Johann Ortmann, k. k. Buchhaltungs-Official, geboren zu Plan in 
Böhmen, den 28. März 1814, ein kritischer um die Flora Wiens und des 
Kreises 0. M. B. sehr verdienter Botaniker, über verschiedene von ihm neu 
aufgefundene Arten oder neu entdeckte Standorte hier seltner Pflanzen 
(1851 p. 22, 80; 1852 p. 119, II. p. 60; 1853 II. p. 10) dann über einen 


Bd. V. Abh. 8 


58 


botanischen Ausflug in das Waldviertel (1851 p. 78), über Orobus albus 
und lacteus (1852 11. p. 9.) und über Anthemis ruthenica und A. Neilreichü 
(1852 H. p. 55 und 138). 

Anton Kerner, Doctor der Medicin , derzeit in Wien, geboren zu 
Mautern den 13. November 1831, einer der hoffnungsvollsten Botaniker 
Nieder-Oesterreichs, von regem Eifer und wissenschaftlicher Bildung, be- 
sonders mit den Vegetations-Verhältnissen und der Pflanzengeographie der 
2 oberen Kreise sehr vertraut, über die Flora des Donauthales von Melk 
bis Hollenburg (1851 p. 27), des Erlafthales (1853 p. 27) und des Mühl- 
kreises (1854 II. p. 213), dann über Salöe Wimmeri (1852 1. p. 61) und 
über die Weinlese in Mautern nach hundertjährigem Durchschnitte (1854 
II. p. 85). 

Ignaz Rudolf Schiner, Doctor der Rechte und k. k. Finanz-Mıni- 
sterial-Concipist, geboren zu Fronsburg im V. O. M. B. den 17. April 1813, 
vorzüglich Dipterolog, über die Flora des Marchthales (1851 p. 57). 


Friedrich Salzer, Doctor der Mediein in Wien, über eine hybride 
Primel am Schneeberg (1851 p. 105). 

Johann Bayer, k. k. Secretär bei der Staats-Eisenbahn in Pest, 
geboren zu Gross-Krosse in östr. Schlesien den 20. März 1802, früher in 
Wien angestellt und in der Flora von Nieder-Oesterreich, Böhmen, Mähren 
und Schlesien wohl bewandert, über die Prosodie der Pflanzennamen (1851 
p- 225), über die Flora von Tscheilsch (1852 p. 20), über Tilia cucullata 
(1852 p. 81) und über die Flora von Oderberg (1854 p. 118). 

Julius Zelenka, Capitular des Stiftes Zwetil und Pfarrer zu 
Salingstadt bei Zwettl, über die Flora des Waldviertels (1852 p. 101). 

Anton Czagel, k. k. Buchhaltungs-Ingrossist, über das von ihm 
im Marchthale entdeckte Cnidium venosum (185: p. 104). 

Franz Hillebrandt, Obergärtner im k. k. Garten der Flora 
austriaca nächst dem Belvedere, geboren zu Eisgrub den 7. November 1805, 
bekannt durch seine in Gesellschaft des Grafen Johann Zichy unternom- 
menen zahlreichen Alpenwanderungen in Oesterreich, Steiermark, Salzburg 
und Kärnten, über die auf den ebengenannten Alpen vorkommenden Pflanzen 
(1853 U. p. 77.) 

Dionys Stur, k. k. Geolog, ausgezeichnet durch seine geognostischen 
Forschungen im Hochgebirge der Alpen und die zweimalige Besteigung des 
Grossglockners (1853 und 1854), über Androsace Hausmanni (1853 p. 67) 
und über den Einfluss der geognostischen Unterlage auf die Vertheilung 
der Gewächse (1853 II. p. 43), dann (im östr. botan. Wochenblatte 1855 
p- 73) über die Flora des Lungau. 

Friedrich Simony, k. k. Professor der physikalischen Geographie 
an der Universität zu Wien. ebenfalls einer der kühnsten Alpenbesteiger, 
über die Pllanzengeographie des östr. Alpenlandes (1853 Il. .p. 303.) 


nn u ec 


59 


Im östr. botanischen Wochenblatte schrieben : 

Johann Seywald, Gärtner in St. Egid, über die Flora von St. Egid 
und Hohenberg im V. O0. W. W. (1851 p. 227 und 1854 p. 195) dann 
Maximilian Freiherr von Widerspach, k. k. Hauptmann in der Armee, 
über die Flora des Göller (1852 p. 340). 

Autoren, welche mittelbar die Flora Nieder-Oesterreichs berühren, sind : 

Franz Antoine, k. k. Hofgärtner im Hofburggarten , geboren zu 
Wien den 23. Februar 1815, gab Beschreibung und Abbildung in- und 
ausländischer Coniferen, Wien 1840—41, heraus. 

Josef Karl Maly, Doctor der Mediein, geboren zu Prag den 3. März 
1797, seit 1823 in Gratz, schrieb nebst einer Flora von Steiermark 1838 und 
einer analytischen Anleitung zur Bestimmung der Pflanzengattungen. 1846, 
eine Enumeratio _plantarum phanerogamicarum imperü austriaci, Vindobonae 
1848, bisher das Vollständigste, was hierüber besteht. Eine ausführliche 
Schilderung des Wirkens dieses verdienstvollen Naturforschers bleibt der 
Geschichte der Botanik von Steiermark vorbehalten, da er diesem Lande 
vorzugsweise angehört. 

Gustav Lorinser, Doctor der Medicin und Professor der Natur- 
wissenschaften in Pressburg, und Friedrich Lorinser, Primar-Wundarzt 
im allg. Krankenhause in Wien, verfassten eine nach der analytischen Me- 
thode bearbeitete Flora von Deutschland, Wien 1847, welche Gustav 
Lorinser in einer zweiten Ausgabe 854 auf die deutschen Kronländer 
des Kaiserthums Oesterreich reducirte. 

Auch Reichenbach in der Flora germanica excursoria und Koch 
in der Synopsis florae germanicae haben, da sie mit mehren hiesigen 
Botanikern in Verbindung standen, nicht nur äusserst schätzbare Beiträge 
zur Flora Nieder-Oesterreichs geliefert, sondern durch ihre gemeinnützigen 
classischen Werke die richtige Erkennung und Bestimmung der Gewächse 
und somit auch das Studium der Botanik in diesem Lande wesentlich 
gefördert. 

Allein trotz aller dieser eben erwähnten Leistungen, die sich zuletzt 
grossentheils nur auf Pflanzen-Aufzählungen, Angaben neu entdeckter 
Pflanzen oder neuer Standorte und kritische Abhandlungen über einzelne 
Arten beschränken, fehlt es noch immer an einer dem jetzigen Stande der 
Wisseuschaft angemessenen Flora von Nieder-Oesterreich, so wie sie 
Schlesien. Baden, Hannover , Tirol und andere Länder besitzen, so dass 
man sich es nicht verhehlen kann, dass unser Zeitalter in der beschreibenden 
Botanik bei weitem weniger geleistet habe, als jenes, das ihm vorausgegangen. 

Ein erfreulicherer Fortschritt geschah zwar, der vorigen Periode 
gegenüber, in der Kryptogamie, allein da die neuere Zeit hierin so un- 
bedeutende Vorarbeiten fand, so kaun dieser Fortschritt nur ein relativ 
günstiger genannt werden und es ist wohl kein Wunder, wenn trotz der 
Leistungen eins Welwitsch, Garovaglio, Putterlik und 
Pokorny die Zahl der in Nieder-Oesterreich vorkommenden Kryptogamen 


S* 


60 
bisher mit Verlässlichkeit noch gar nicht bekannt ist und eine vollsländige 
Aufzählung der Kryptogamen-Arten nicht gegeben werden kann. 


Friedrich Welwitsch (s. Seite 42) war der Erste, der 1834 im 
IV. Bande der Beiträge zur Landeskunde Nieder-Oesterreichs eine syste- 
matische möglich vollständige Aufzählung der in Nieder-Oesterreich vor- 
kommenden kryptogamischen Gefässpflanzen, der Characeen und Moose, 
dann 1836 als Inaugural-Disserlation eine Synopsis der Gallert-Tange schrieb. 
Er muss daher als der eigentliche Gründer der Kryptogamen-Flora Nieder- 
Oesterreichs betrachtet werden. 


Ihm stand würdig zur Seite Santo Garovaglio, Doctor der Mediein 
und Professor der Botanik zu Pavia. Geboren zu Como den 28. Juni 1805 
kam Garovaglio der medicinischen Studien wegen nach Wien, wo er 
sich vorzugsweise auf das Studium der Laubmoose verlegte. Die Resullate 
seiner mit grosser Genauigkeit gemachten Beobachtungen und seiner zahl- 
reichen Entdeckungen schrieb er in den beiden Werken Enumeratio Mus- 
corum in Austria inferiore lectorum und Bryologia ausfriaca, Viennae 
1840 nieder; auch gab er 1836—43 eine Sammlung getrockneter Moose 
(Bryotheca austriaca) in 30 Decaden heraus. Im Jahre 1833 verliess er 
Wien und wurde Assistent der botanischen Lehrkanzel an der Universität 
zu Pavia, 1839 Professor der nalurhistorischen Hilfswissenschaften daselbst 
und 1852 an Moretti’s Stelle supplirender Professor der Botanik. Mehrere 
andere von ihm geschriebene Abhandlungen betreffen die Kryptogamen- 
Flora Italiens. 


Alois Putterlick, Doctor der Medicin und Custos-Adjunet am 
k. k. Naturalienkabinete, geboren zu Iglau den 3. Mai 1810, gestorben in 
Wien den 29. Juli 1845, betrieb die Botanik erst 1832, als er zufällig 
Garovaglio kennen lernte. Gleich diesem verlegte er sich vorzugsweise 
auf die Kryptogamen und obschon er in diesem Fache nichts schrieb, so 
bereicherte er doch hierin die Flora Nieder-Oesterreichs mit vielen und 
wichtigen Entdeckungen. Er gab 1839 als Inaugural-Dissertation Synopsis 
Pittosporearum und gemeinschaftlich mit Endlicher die Fortsetzung der 
Genera florae germanicae von Nees und Spenner heraus, zu welchen 
er die Abbildungen des XXII—IV. Heftes lieferte (1843—45). Sein reiches 
und werthvolles Herbarium befindet sieh im Besitze des k. k. botanischen 
Kabinets. 


Franz Edler von Hildenbrand, Doctor der Medicin und Professor 
der Klinik in Wien, geboren den 7. September 1789 zu Wierzbowie in 
Volhynien, als Arzt, Professor und Schriftsteller gleich berühmt, widmete 
die wenigen Stunden seiner Musse der Botanik, insbesondere aber dem 
Studium der Flechten. Sein Plan, eine Lichenographia austriaca herauszu- 
geben, wurde durch lange körperliche Leiden und seinen am 6. April 1849 
zu Ofen erfolgten Tod vereitelt. Er hinterliess als erste Anfänge dieses 
Werkes 2 Hefte von Josef Zehner gezeichneter Flechten und eine reiche 


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| Sammlung derselben ,„ beides im Besitze des k. k. botanischen Kabinels, 
(Oestr. Encyel. Il. p. 582.) 

Die grössten Verdienste um die Kryptogamen-Flora erwarb sich 
aber Alois Pokorny, Professor der Naturgeschichte am akademischen 
Gymnasium zu Wien. Geboren zu Iglau den 22. Mai 1326, widmete er sich 
früher dem Studium der Rechte und absolvirte auch den juridischen Lehr- 
kurs an der Wiener Universität. Allein schon während dieser Zeit von 
Liebe zur Botanik und vorzüglich zur Kryptogamie erfüllt, verliess er diese 
Laufbahn und trat 1848 in die Dienste des k. k. Naturalien-Kabinets. Hier 
blieb er jedoch nur ein Jahr, da er schon 1849 zum supplirenden und 1852 
zum wirklichen Professor der Naturgeschichte ernannt wurde. Während 
seine Vorgänger nur einzelne Familien der Kryptogamen zum Gegenstande 
ihrer Studien machten ,„ dehnte er seine Forschungen auf das gesammte 
Gebiet dieser Gewächse in Nieder-Oesterreich aus und unterzog sich der 
mühevollen Arbeit, alles bisher über diesen Gegenstand in Büchern Vor- 
' handene zu sammeln und mit Hülfe seiner eigenen vielfältigen Beobachtungen 
_ und Erfahrungen in ein systematisches Ganzes zu bringen. Auf diese Art 

wurde er in den Stand gesetzt, in den Verhandlungen des zoolog.-botan. 
Vereins 1851 p. 18—22, 55, 59-65; 1852 p. 35—39, vorzüglich aber 1854 
II. p. 35—168, dann in den Sitzungsberichten der k. Akademie der Wissen- 
schaften 1852 IX. p. 186 und 1854 XII. p. 124 eine kritische Aufzählung 
der in Nieder-Oesterreich bisher gefundenen Algen, Flechten, Pilze, Leber- 
und Laubmoose zu veröffentlichen , so vollständig als es der Stand der 
Vorarbeiten erlaubte. Nebstdem befasst sich aber Pokorny auch mit der 
Phanerogamenflora und Pflanzengeographie, durchforschte die Torfmoore 
des Kreises O. M. B. und schrieb hierüber einen Aufsatz in den Verhand- 
lungen des zool.-botan. Vereins 1852 p. 59—68 und 99—105, so wie eine 
vortreffliche Flora und Pflanzengeographie von Iglau (Wien 1852), ferner 
eine pflanzengeographische Skizze des österreichischen Kaiserstaates in 
Schmid!’ östr. Vaterlandskunde 1352, eine Naturgeschichte des Pflanzen- 
und Thierreiches für Gymnasien (Wien 1953) und eine Flora subterranea 
der Karsthöhlen in Schmidl’s Werke über die Grotten in Krain (Wien 
1854). Indem er schliesslich seine Schüler mit Liebe zur Botanik zu er- 
füllen weiss, führt er derselben stets neue Jünger aus den Hörsälen der 
Gymnasien zu. 

Ludwig Ritter von Heufler, k. k. Sectionsrath im Ministerium des 
Unterrichtes, geboren zu Innsbruck den 26. August 1817, botanisirte 1833— 
49 auf den Alpen von Kärnten, Steiermark und Tirol, im Litorale und in 
Istrien, 1850 auf den siebenbürgischen Karpathen , 1851 in Grossbritannien 
und Irland, 1252 in Italien bis nach Sicilien. Im Jahre 1849 in das Unter- 
richtsministerium berufen, nahm er seinen Aufenthalt in Wien. Heufler 
hat sich um das Studium der Botanik in Tirol grosse Verdienste erworben 
(Hausm. Fl. v. Tirol Ill. p. 1163) ; er ist vorzugsweise Kryptogamist und 
insbesondeis in der Kenntniss der Flechten und Pilze ausgezeichnet, in 


62 

dieser Richtung lieferte er auch in den Verhandlungen des zoolog.-botan. 
Vereins 1851 p. 142 ein Verzeichniss mehrer in Nieder-Oesterreich vor- 
kommenden Flechten, schrieb ferner pflanzengeographische Abhandlungen 
über Tirol, Istrien und Siebenbürgen, dann Botanische Beiträge zum deut- 
schen Sprachschatze (Wien 1852) und Briefe aus Italien und Erinnerungen 
aus dem Küstenlande (Wien 1852). Ueber sein reiches eben so zweckmässig 
als geschmackvoll geordnetes Kryptogamen - Herbarium (9500 Nummern) 
gab A. Pokorny in den Verhandlungen des zool.-bot. Vereins 1853 1. 
p. 167 eine nähere Beschreibung. Sein Phanerogamen-Herbarium schenkte 
er aber wissenschaftlichen Instituten als dem Ferdinandäum in Innsbruck, 
dem Gymnasium in Botzen und dem zool.-bot. Vereine in Wien. 

Felix Riess, Doctor der Mediein, schrieb 1840 eine Inaugural- 
Dissertation über die Ehrenberg’schen Infusorien und deren theilweise 
Pflanzennalur. 

Dr. Ubald Ganterer, k. k. Oberfeldarzt, schrieb 1847 eine Auf- 
»ählung und Beschreibung der Characeen des östr. Kaiserstaates. 

Mangel lauglicher Bücher, welche die Bestimmung der Pflanzen durch 
eigenen Fleiss möglich machten, und Mangel billiger und schneller Beför- 
derungsmittel waren die Ursache, dass in der vorigen Periode nur Wenige 
in der Lage waren, sich dem kostspieligen oder mühseligen Geschäfte zu 
unterziehen, Pflanzen in der freien Natur zu sammeln und zu studiren, die- 
selben in Herbarien zu ordnen oder zum Tausche auszubieten. Die Botaniker 
der jetzigen Zeit kennen daher gar nicht die zahllosen Schwierigkeiten, 
mit welchen ihre Vorgänger zu kämpfen hatten. Vortreffliche Handbücher, 
wenig kostspielige Abbildungen, ein lebhafter Verkehr mit getrockneten 
Pflanzen, leicht zugängliche öffentliche Institute, Eisenbahnen, Dampfschiffe, 
Gesellschaftswagen und dadurch auch geförderter Austausch wechselseitiger 
Ansichten spielen so zu sagen die Pflanzen dem Botaniker in die Hände und 
oft hat er keine andere Mühe als das, was er wünscht, sich einfach zu 
holen. Dies macht es erklärlich, dass die Zahl der in Nieder-Oesterreich 
lebenden Botaniker jetzt grösser als jemals ist. Folgende haben sich ausser 
den Seite 57 bereits erwähnten auch als Schriftsteller thätigen Pflanzen- 
forschern um die Flora von Nieder-Oesterreich vorzugsweise verdient ge- 
macht und zwar: 

Rainer Ferdinand, Erzherzog von Oesterreich, Sohn des Seite 
46 erwähnten und am 14. Jänner 1853 verstorbenen Erzherzogs Rainer 
Josef, dann dessen Gemahlin Maria Karolina, Tochter des Erz- 
herzogs Karl. 


I. Um die Flora von Wien und des Kreises U. W. W. 


Dominik Bilimek, Capitular des Cistercienser-Stiftes Neukloster 
in Wr. Neustadt, früher Pfarrer in Würflach in der Neuen Welt, dann 
Professor der Naturgeschichte am Gymnasium in Wr. Neustadt, späler an 


63 
der Militär-Akademie in Hainburg, jetzt Professor der Naturgeschichte am 
Kadelen-Institute zu Krakau, besonders um die Flora des Schneeberges und 
der Raxalpe, die er öfter als irgend ein Botaniker beslieg, verdient. 

Josef Bo os, geboren zu Schönbrunn den 13. September 1794, pens. 
k. k. Hofgärtner und Sohn des Seite 46 erwähnten Gartendirectors in 
Schönbrunn, schrieb Schönbrunns Flora, Wien 1816. 

Moritz Daffinger, geboren zu Wien den 25. Jänner 1790, ge- 
storben daselbst den 22. August 1849, einer der genialsten Porträt- und 
Pflanzenmaler Oesterreichs. Seine Sammlung wildwachsender von ihm selbst 
gefundener und gemalter Pflanzen der Umgebungen Wiens, ein unüber- 
iroffenes Meisterwerk, wurde vom Unterrichts-Ministerium für die Akademie 
der bildenden Künste angekauft. 


Johann Egger, Doctor der Medicin und k. k. Hofwundarzt, besonders 
in den Orchideen bewandert, ıst auch Dipterolog. 


Karl Enderes,. geboren zu Teschen den 6. Jänner 1788, k. k. 
Finanz-Ministerialrath, botanisirt schon seit dem Jahre 1826 in den Um- 
gebungen Wiens und besitzt auch ein sehr schönes und vollständiges 
Herharium der Flora des österreichischen Kaiserstaates. 


Franz von Ferstl, Doctor der Medicin in Wien, ist auch Geognost. 


Georg Frauenfeld, geboren zu Wien den 2. Juni 1807, k. k. 
Custos-Adjunet im zoologischen Hofkabinete und Sekretär des zoologisch- 
botanischen Vereines, gegenwärlig auf einer wissenschaftlichen Reise in 
Egypten, ist vorzugsweise Zoolog und zwar in allen Klassen dieses Reiches, 
insbesonders aber in der Metamorphose der niedern Thiere, schrieb auch 
in den Verhandlungen des zool.- bot. Vereins 1854 p. 318 Ergebnisse einer 
Reise an den Küsten Dalmatiens und eine Aufzählung der daselbst vor- 
kommenden Algen. 

Julius Helm, Doctor der Mediein und in den Jahren 1842—44 Pro- 
‚ fessor der Naturgeschichte am Theresianum in Wien, vorzugsweise Orcheolog, 
‚ starb den 23. December 1844. 

Corbinian Hirner, Buchhalter der Kosmanos’schen Fahrık in Wien. 

Jakob Jäggy, aus Aarburg in der Schweiz, seit 1851 in Wien. 

Jacob Juratzka, k. k. Rechnungs-Revident im Handelsministerium, 
gegenwärtig einer der thätigsten Botaniker Wiens. 

Johann Kachler, Samenhändler in Wien, schrieb 1829 ein encyclo- 
pädisches Pflanzen-Wörterbuch, 1830 Grundriss der Pflanzenkunde , 1839 
Scientifisches Samenverzeichniss. 

Adolf Kintzl, k. k. Hauptmann in Wr.-Neustadt. 

Jakob Kloiber, seit 1835 Gärtner im Theresianum. 

Ludwig Ritter von Köchel, geboren zu Stein bei Krems, den 14. 
Jänner 1800, Doctor der Rechte, k. k. Rath, Ritter des Leopoldsordens 
und gewesener Erzieher der Söhne des Erzherzogs Karl, seit 1850 priva- 

tisirend in Salzburg, durch seine vielseitigen Kenntnisse in der Botanik, 


63 


Mineralogie und Philologie, seine Reisen durch die österreichische Monarchie, 
Italien, Schweiz, Frankreich, Portugall, England, Norwegen und Algerien, 
seine Wanderungen auf den Alpen, Pyrenäen, Karpathen, Sudeten und am 
Nordkap ausgezeichnet, um die Flora von Baden höchst verdient, besitzt 
eine gleich werthvolle Pflanzen- als Mineralien-Sammlung. 

Julius von Koväts, jetzt Custos des Museums zu Pest, früher in 
Wien und Herausgeber der Flora ezsiccata vindobonensis, besitzt ein sehr 
reiches Herbarium. 

Josef Freiherr von Leithner, k. k. Secretär bei der Tabak- 
Fabriken-Direction, geboren zu Wien den 26. April 1809, ist der Gründer 
des Wiener Tauschherbariums, von welchem später die Rede sein wird. 

Franz Lö w, Arzt zu Heiligenstadt, um die Flora des Kahlengebirges 
verdient. 

Franz Maly, k. k. Gärtners-Gehilfe in Schönbrunn, bereiste die 
Alpen von Nieder-Oesterreich, Steiermark, Salzburg und Tirol . Dalmatien 
und Kroatien und ist ebenso sehr in der Botanik als in der praktischen 
Gartenkunde bewandert. 

Maximilian Matz, Capitular des Stiftes Schotten, früher Pfarr- 
cooperator in Gumpendorf, nun Pfarrer in Hebertsbrunn U. M. B. 

Emanuel Mickschick, Criminalgerichts-Actuar in Wien, gestorben 
den 3. October 1838. 

Alexander von Pawlowsky, ehemals Zögling der Theresianischen 
Akademie, jetzt Professor an der Rechtsakademie in Kaschau. 

Ignaz Pach, gewesener Apotheker und Vorsteher des Apotheker- 
Gremiums in Wien. 

Franz Pianta, privalisirend in Wien. 

Dr. Franz Pokorny, Hof- und Gerichts-Advokat in Wien, Bruder 
des Professors Alois Pokorny, besitzt ein ausgezeichnetes Herbarium. 

Dr. Robert Rauscher, Finanzprocuraturs-Adjunet in Wien, auch 
um die Flora Ober-Oesterreichs verdient, schrieb Beiträge zur Flora dieses 
Landes im östr. bot. Wochenblatie 1853 p. 185. 

Anton Röll, Lehramts-Candidat in Wien, vorzugsweise im Reiche 
der Pilzebewandert und wohl der erste Mykolog Nieder-Oesterreichs, schrieb 
über die Chemie der Kryptogamen im östr. bot. Wochenblalte 1855 p. 89. 

Josef Scheffer, Bürgermeister von Mödling, auch als Entomolog 
ausgezeichnet. 

Salesius von Schreiber, Capitular des Stiftes Klosterneuburg und 
Professor der orientalischen Sprachen daselbst. 

Dr. Alexander Sko fitz, Redacteur des östr. bot. Wochenblattes und 
Gründer des Pflanzentauschvereines in Wien. 

Vincenz Totter, Capitular des Predigerordens in Wien. 

Karl Tschek, Doctorand der Philosophie in Wien. 

Josef Wallner, Beamter der östr. Nationalbank. 


65 


Franz Winkler, Magister der Pharmacie, der Veteran der Wiener 
Botaniker, geboren zu Tarnow den 26. August 1730, kam schon in früher 
Kindheit nach Wien und war durch 42 Jahre in der Apotheke zum Tiger 
in der Alservorstadt bedienstet. Anfangs nur auf sich selbst gewiesen, 
botanisirte er seit 1797 in den Umgebungen Wiens früher allein „ späler in 
Gesellschaft von Kerndl, Herbich, Witmann und Dolliner, in 
neuester Zeit mit Pach und Hirner, die drei untrennbaren Genossen. Ein 
reiches instructives Herbarium lohnte seine seltene Beharrlichkeit. 

Dr. Bruno Wohlmann, herrschaftlicher Erzieher, besonders in der 
Flora von Gutenstein und Stixenstein bewandert. 

Johann Graf von Zichy-Väsonkö, k. k. Kämmerer, vorzüglich 
um die Flora der Alpen verdient. 


II. Im Kreise O0. W. W. 


Karl Erdinger, Cooperator in Scheibbs, der thätigste Botaniker 
des ganzen Kreises in neuester Zeit und vorzüglich um die Flora der dor- 
tigen Alpen höchst verdient, dann 

Anton Erdinger, dessen Bruder, Alumnus in St. Pölten. 

Franz Grimmus von Grünburg, Apotheker in St. Pölten, vorzüg- 
lich Kryptogamist. 

Michael Hölzl, Apotheker in Maria-Zell, seit langer Zeil her der 
Führer und Rathgeber aller Botaniker in den Umgebungen von Marıa-Zell 
und des Oetschers. 

Josef Kerner, k. k. Bezirksactuar in Herzogenburg, Bruder des 
Seite 58 erwähnten Dr. Anton Kerner. 

Vincenz Stauffer, Capitular des Stifies Melk und Professor der 
Naturgeschichte daselbst. 


III. Im Kreise O. M. B. 


Hermann Kalbrunner, Magister der Pharmacie und Apotheker zu 
Langenlois, geboren daselbst den 7. April 1803, ist als der Repräsentant 
der Flora dieses Kreises zu betrachten, in welchem vor ihm nur Burserus 
(Seite 27) und der in Host’s Synopsis öfter erwähnte Piarist Liborius 
Miller in Weitra botanisirt zu haben scheinen und der ungeachlet seiner 
eigenthümlichen, von den 3 andern Kreisen sehr abweichenden Vegetations- 
Verhältnisse und der von Lorenz, Fenzl, Welwitsch, A. Pokorny, 
Ortmann, Zelenka und A. Kerner in den Jahren 1830—52 unter- 
nommenen botanischen Ausflüge noch immer der unbekannteste Theil 
Nieder-Oesterreichs ist. Von Kalbrunner haben wir eine Fiora der 
ehmaligen Bezirkshaupimannschaft Krems zu erwarten. 

Josef Andorfer, Apotheker-Gehilfe bei dem vorigen in Langenlois, 
und ebenfalls um die dorlige Flora verdient. 


Bd. V. Abh. 9 


IV. Im Kreise U. M. B. 


Moriz Winkler aus Bresslau, in den Jahren 1845—47 in Rutzen- 
dorf im Marchfelde, dann (1847—53) in Bodenbach und Klostergrab in 
Böhmen, 1854 in Triest, gegenwärlig in Neisse, schloss der Erste die reiche 
Flora des südöstlichen Marchfeldes den Wiener Botanikern auf, schrieb 
auch über die Vegetations-Verhältnisse des nördlichen Böhmens (Oestr. 
bot. Wochenblatt 1853 p. 235). 

Emanuel Kundt, Doctor der Mediein, früher in Wolkersdorf, jetzt 
in Oedenburg. 

Gabriel Reinegger, Capitular des Stiftes Melk und durch lange 
Zeit Pfarrer in Oberweiden im Marchfeld, jetzt Dechant zu Traiskirchen, 
schon in Host’s Flora austriaca rühmlich erwähnt. 

Alexander Matz, Pfarrer zu Angern, um die Flora des Marchthales 
höchst verdient und der vorzüglichste Botaniker dieser Gegend. 

Pius Preineder, Capitular des Stiftes Melk und Pfarr-Cooperator 
zu Weikendorf. 

Eine in der frühern Periode völlig unbekannte Wissenschaft, die 
Paläontologie des Pilanzenreiches fand in unsern Tagen nicht nur 
ihren ersten Ursprung, sondern gelangte unter einem auch zu einer auf- 
fallend raschen Entwicklung. Kaspar Grafvon Sternberg, k.k. geheimer 
Rath, geboren zu Prag den 6. Jänner 1761, gestorben auf seinem Gute 
Brzezina den 20. December 1338, war nicht nur der Gründer des paläon- 
tologischen Pflanzenstudiums im Kaiserthume Oesterreich, sondern überhaupt 
einer der Ersten, der die eben neu entstandene Wissenschaft zum Gegen- 
stande seiner Forschungen wählte. Obschon er in seiner Darstellung der 
Flora der Vorwelt, Leipzig 1820—33 bereits der Fucoiden-Abdrücke im 
Wiener Sandsteine erwähnt und obschon Endlicher in seinem Werke 
Genera plantarum, besonders in den 2 leizten Nachträgen auf die fossile 
Flora Bedacht genommen und in der Synopsis Coniferarum dieselbe sogar 
ausführlich behandelt hat, so muss doch Unger (S. Seite 54) als der 
eigentliche Schöpfer der Paläophytologie in Nieder-Oesterreich betrachtet 
werden, nicht nur weil er diein Endlicher's Genera enthaltenen fos- 
silen Gattungen zum Theil bearbeitet und diese Wissenschaft in viel aus- 
sedehnlterem Umfange als irgend einer seiner Vorgänger betrieben und 
ausgebildet hat, sondern weil er auch durch selbst gemachte Entdeckungen 
der Erste in die Lage kam, in seinen Werken die fossile Flora Nieder- 
Oesterreichs speciell berücksichtigen zu können. Seine Hauptwerke Chloris 
protogaea, Lipsiae 1841—47, Synopsis plantarum fossilium, Lipsiae 1845, 
Genera et species plantarum fossilium, Vindobonae 1850, die Urwelt in 
ihren verschiedenen Bildungsperioden, Wien 1850, Geschichte der Pflanzen- 
welt, Wien 1852, die fossile Flora von Parschlug (1847) und Gleichenberg 
(1854) stehen den unsterblichen Leistungen Brongniart’s und Göppert's 
würdig zur Seite. 


67 


Constantin von Ettingshausen, Doctor der Medicin , seit 1854 
Professor der Botanik und Mineralogie am Josefinum in Wien, geboren 
zu Wien den 16. Juni 1826, betrieb schon während seiner Studien an der 
Wiener Universität die Botanik mit grossem Eifer und machte sich vor- 
züglich um die Flora der n. ö. Alpen verdient. Seine im Jahre 1849 er- 
folgte Anstellung bei der geologischen Reichsanstalt führte ihn aber zur 
Flora der Vorwelt, die er, obschon erst 23 Jahre alt, mit reissender Schnel- 
ligkeit sich aneignete, so dass er in dem kurzen Zeitraume von 3 Jahren 
die Literatur der Paläophytologie mit nicht weniger als 60 grössern oder 
kleinern Abhandlungen bereicherte. Wir erwähnen hier nur als zunächst 
Nieder-Oesterreich betreffend: Pflanzenreste in den Braunkohlenwerken bei 
Pitten und im Wiener Tegel, Tertiärflora des Wiener Beckens, Pandanus- 
Reste in den Gosauschichten der Wand, Notiz über die fossile Flora von 
Wien (Jahrbücher der geolog. Reichsanstalt I. 1850 p. 163, 361, 744, 1. 
1851 1. Abth. p. 157), Beiträge zur Flora der Vorwelt (Haidinger's 
naturwiss. Abhandl. IV. 1851 p. 65), Tertiäre Flora der östr. Monarchie, 
Wien 1851 (enthält die fossile Flora Wiens), Pflanzenreste im Wiener 
Sandsteine (Haidinger's Berichte VI. p. 42), ferner Beiträge über die 
fossilen Floren von Tirol, Steiermark, Ungarn, Croatien und Böhmen, endlich 
über die Proteaceen. Pundaneen, Calamiten und andere Familien der Vor- 
welt in den Sitzungsberichten der k. Akademie der Wissenschaften und in 
den Jahrbüchern der geologischen Reichsanstalt. (Ein Verzeichniss seiner 
sämmtlichen Werkeim Almanach der k. Akademie der Wissenschaften 1855.) 

Die durch Oesterreichs Lage bedinglen maritimen Verhältnisse sind 
nicht von der Art, dass sie wissenschaftliche Reisen in fremde Erd- 
theile begünstigen würden. Gleichwohl hat auch hierin Nieder-Oesterreich 
nach Kräften beigetragen. 

Theodor Kotschy, Custos-Adjunct am k. k. bot. Hofkabinete, ge- 
boren zu Ustron in östr. Schlesien den 15. April 1813, nimmt in botanischer 
Beziehung den ersten Platz ein. Es ist hier nicht der Ort, das Leben und 
die Verdienste dieses kühnen Reisenden ausführlich zu schildern, der mit 
geringen Hilfsmitteln und zuletzt auf sich allein beschränkt, tiel in die 
Wüsteneien von Afrika und Asien drang und nebst einer Masse von Thieren 
und Naturalien aller Art eine ungeheuere Menge getrockneter Pflanzen 
(über 300.000 Exemplare) zurückbrachte, Pflanzen, die bald die Runde durch 
ganz Europa machten und seinen Namen in zahlreichen nach ihm benannten 
Arten der Nachwelt überliefert haben. Hier möge es daher genügen, eine 
kurze Skizze seines Lebens, seiner Reisen und seines wissenschaftlichen 
Wirkens zu geben. Ursprünglich für den geistlichen Stand bestimmt, wid- 
mete sich Kotschy seit seiner frühesten Jugend auch dem Studium der 
Naturgeschichte, botanisirte schon 1822—32 auf dem Riesengebirge, an den 
Quellen der Weichsel und auf den Zipser Karpaihen. Im Jahre 1833 kam er 
nach Wien, um sich an der protestantisch-theologischen Lehranstalt für 
seinen künftigen Beruf auszubilden, doch benülzte er auch hier die Ferien 


9 ax 


68 


zu botanischen Ausflügen und zwar 1834 in das Temeser Banat, 1835 nach 
Slavonien, Croatien und dem Litorale. Von dieser Reise eben zurück gekehrt, 
entschloss er sich, obschon erst 22 Jahre alt, die montanistische Ex»edition, 
welche auf Ersuchen des Vicekönigs von Egypten unter der Leitung des 
damaligen Bergrathes Russeg ger nach dem Orient ging, als Botaniker 
und Zoolog zu begleiten. Noch im December 1835 verliess er Wien und 
gelangte über Griechenland nach Egypten. Im Jahre 18936 durchforschte er 
Unter-Egypten, Syrien und den eilicischen Taurus (Bulgardagh) , 1937 ging 
er mit der Expedition und später mit Russegger allein den Nil aufwärts 
durch Ober-Egypten und Nubien nach Kordofan, dem Freistaat der Nubaneger 
Sennaar und Fasokel bis gegen den 10° nördlicher Breite und von da über 
Chartum wieder nach Alexandria zurück, wo sich die Gesellschaft, da der 
Zweck ihrer Reise beendigt war, wieder auflöste. Kotschy blieb jedoch 
in Alexandria, denn schon war in ihm der Entschluss gereift, eine zweite 
Reise auf eigene Kosten in die Negerberge am Weissen Nil zu unternehmen. 
Im Jänner 1839 brach er von Cairo auf, drang aber nur bis in das südliche 
Kordofan vor, da ihn Missgunst der Umstände im Frühjahre 1840 zwang, 
seine Reise plötzlich abzubrechen und nach Alexandria zurückzukehren. 
Allein auch dies beugte seinen Muth nicht. Nachdem er noch im Herbste 
1840 Cypern besucht hatte, durchwanderte er, fast beständig von räuberischen 
Beduinen und Kurden umschwärmt, im Jahre 1841 Syrien, Mesopotamien, 
Kurdistan und Irak-Arabi und ging 1842 nach Südpersien, wo er besonders 
auf der Hochebene von Schiras und Persepolis reiche Ausbeute machte. 
Auch hier nöthigten ihn missliche Verhältnisse, sein Unternehmen aufzu- 
geben und sich über Ispahan nach Teheran zu begeben, wo er gegen Ende 
des Jahres 15842 ankam. So ungünstig auch seine Lage war, so untersuchte 
er dennoch im Frühlinge und Sommer des Jahres 1843 die hohe Gebirgs- 
keite des Elbrus und bestieg den 14.000 Fuss hohen Vulkan Damavend. Im 
October verliess er endlich Persien und kam über Erzerum, Trapezuni und 
Konstantinopel nach achtjähriger Abwesenheit am 16. December 1843 wieder 
in Wien an (Dr. v. Köchel in der allg. Zeitung von Augsburg 1844, 
Nr. 40 Beilage). In Wien nahm Kotschy seine frühern Alpenausflüge 
wieder auf. So besuchte er 1845 das Salzkammergut und Tirol, 1846 die 
Alpen von Kärnten, Krain und Siebenbürgen, 1848 Ober-Steiermark „ 1849 
den Grossglockner und Venediger, 1850 die siebenbürgischen Alpen zum 
zweiten Male und 1852 das Pinzgau; kleinere Excursionen auf die Alpen 
Nieder-Oesterreichs gar nicht zu erwähnen. Inzwischen wurde er 1347 zum 
Assistenten und 1852 zum Custos-Adjuncten des k. k. botan. Hofkabinets 
ernannt. Auch schrieb er während dieser Zeit eine Flora mezricana, welche 
er der k. Akademie der Wissenschaften überreichte und in den Verhand- 
lungen des zool.-bot. Ver. 1853 U. p. 56 Beiträge zur Kenntniss des 
Alpenlandes in Siebenbürgen. Im Sommer und Herbste 1853 unternahm er 
eine zweite Reise nach dem cilicischen Taurus (Bulgardagh), deren aus- 


69 
führliche Beschreibung wir von ihm selbst zu erwarten haben. Derzeit be- 
findet er sich mit Frauenfeld in Egypten (S. Seite 63). 

Karl Freiherr von Hügel, geboren den 25. April 1796 in Regens- 
burg, wo sich sein Vater als kaiserlicher Commissär bei dem deutschen 
Reichstage .aufhielt, studirte Anfangs zu Heidelberg, trat aber dann in 
österreichische Kriegsdienste und machte 1813—15 die Feldzüge gegen 
Frankreich und 1821 gegen Neapel mit, wo er bis 1824 in diplomatischer 
Verwendung blieb. Die nächsten 6 Jahre brachte er in Wien zu und wid- 
mete sich auf seinem Landsitze in Hietzing vorzugsweise dem Studium der 
Horticultur, zu deren Vervollkommnung in Oesterreich er wesentlich beitrug. 
Nachdem er bereits früher Italien, Dänemark „ Schweden, Norwegen, die 
Schweiz, Frankreich und England bereist hatle, fasste er plötzlich den 
Entschluss, eine grosse naturgeschichtliche und eihnographische Reise nach 
Ostindien zu unternehmen. Im Mai 1831 schiffte er sich in Toulon ein, 
besuchte Griechenland, Creta, Syrien, wo er bald einem Cholera-Anfalle 
erlegen wäre, Palästina und Egypten. Im Jahre 1832 traf er in Bombay, 
dem eigentlichen Anfangspuncte seines Reiseunternehmens ein. Von hieraus 
begann er seine Forschungen im ehemaligen Maratten-Reiche von Puna und 
gedachte durch Dekan nach Bengalen zu gelangen. Allein die Regenzeit 
und das den Europäern so verderbliche Klima zwangen ihn, eine südliche 
Richtung einzuschlagen und durch das Reich Mysore die Küste Malabar 
zu gewinnen. Vom Cap Comorin schiffte er sich nach Ceylon ein, wo er 
über 5 Monate blieb und diese an Naturschönheiten überaus reiche Insel 
nach allen Seiten durchwanderte. An die Küste Koromandel zurückgekehrt, 
trat er im October 1833 von Madras aus die Reise in den Sunda-Archipel 
und die Südsee an, besuchte Sinkapor, Sumatra, Borneo, Java, Neu-Holland, 
Van Diemens Land und Neu-Seeland, drang aber gegen seinen ursprüng- 
lichen Plan nicht weiter mehr nach Osten vor, sondern kehrte wieder um 
und segelte über Manilla nach Macao und Cauton und von hier nach Cal- 
eutta, um den dritten Theil seiner Reise-Aufgabe, die Untersuchung des 
nördlichen Indiens, auszuführen. Durch Bengalen stieg er das Alpenland der 
Himalaya hinan, zog längs der Grenze Tibeis durch Kaschmir (1835) bis 
Atok am Indus und kehrte dann durch das Reich der Siek nach Dehli und 
von hier durch unwegsame Länder nach Bombay zurück. Die Rückreise 
geschah 1836 über das Vorgebirge der guten Hoffnung und St. Helena nach 
England. Nach 6jähriger Abwesenheit langte Hü gel zu Anfang des Jahres 
1837 wieder in Wien an. Seine Reise war.in naturgeschichtlicher und ethno- 
graphischer Beziehung sehr erfolgreich, wie dies seine zahlreichen, meist 
dem k. k. Naturalien-Kabinele einverleibten botanischen und zoologischen 
Sammlungen, dann die von ihm mitgebrachten Münzen, Handschriften, 
Druckwerke, Webereien, Waffen, Tempelgeräthe, Schmucksachen u. dgl. 
aus Ostindien, Australien, China und Egypten beweisen. Eine ausführliche, 
die Ergebnisse der ganzen Reise umfassende Geschichte und Beschreibung 
der gesammelten Producte fehlt noch, denn Hügel’s Werk Kaschmir und 


ddl) 


das Reich der Siek, Stultgart 1840 handelt nur von seinem Aufenthalte in 
diesem Lande im October bis December 1835. Einen Theil der naturge- 
schichtlichen Entdeckungen haben Endlicher, Fenzl, Schott und 
Heckel beschrieben. Hügel betrieb seit seiner Rückkehr aus Ostindien 
die Gärtnerei mıt gesteigerter Liebe, so dass sein Garten und seine Glas- 
häuser in Hietzing in dem Zeitraume von 1838 bis 1848 alle ähnlichen An- 
stalten Wiens überflügellen und die Horticultur in Oesterreich durch seine 
Bemühungen zur höchsten Blüte gelangte. Im Jahre 1849 kam er jedoch 
als österreichischer Gesandter nach Florenz und sein Garten ging in das 
Eigenthum seines bisherigen Gärtners des Holländers Daniel Hooibrenk 
über. (Convers.-Lexicon der Gegenwart. Leipzig 1839 II. p. 990—94.) 

Emanuel Ritter von Friedrichsthal, Gutsbesitzer zu Urschitz in 
Mähren, geboren 1809 in Brünn, erhielt seine wissenschaftliche Bildung 
im Theresianum in Wien und widmete sich Anfangs dem Staatsdienste, den 
er jedoch bald wieder verliess, um sich ganz dem Studium der Natur 
widmen zu können. In den Jahren 1834— 35 unternahm er seine erste Reise 
nach Griechenland, botanisirte auf Corfu, in Aetolien, Attica und vorzüg- 
lich auf dem Pelopones, dann auf den Inseln Aegina und Spezzia (Friedrichs- 
thal Reise nach Neugriechenland, Leipzig 183°); auf einer zweiten Reise 
1836 durchzog er in Gesellschaft des berühmten Geologen Ami Bou& 
Serbien und Macedonien, bestieg den Athos und begab sich sodann über 
Lemnos nach Constantinopel, wo er jedoch schwer erkrankte und 1837 
nach Wien zurückkehrte (Serbiens Neuzeit Leipzig 1840.) Noch in dem- 
selben Jahre trat er seine dritte und leizte Reise nach Amerika an, be- 
suchte die Antillen, Nicaragua, Costarica und nach einem längern Aufent- 
halte in New-York 1840 die Halbinsel Yucatan mit ihren colossalen Ruinen 
einer unbekannten grossen Vorzeit. Aber vom tropischen Fieber ergriffen, 
mussle er nach einem mehrmonatlichen Aufenthalte Yucatan verlassen 
und nach Europa zurückkehren. Im October 1841 langte er, den Tod schon 
in sich tragend, wieder in Wien an, siechte noch einige Zeit fort, und 
starb daselbst den 3. März 1842. Friedrichsthal war nicht blos 
Botaniker, sondern er dehnte seine Forschungen auch auf geographische, 
eihnographische und architectonische Studien, vorzüglich aber auf die Un- 
tersuchung der grossarligen Tempel- und Städteruinen Central-Amerika’s 
aus. Leider sind seine in dieser Beziehung gemachten zahlreichen Ent- 
deckungen und Aufnahmen für die Wissenschaft wieder verloren gegangen, 
da ihn sein früher Tod hinderte, das reiche Material zu verarbeiten. Seine 
botanischen Sammlungen befinden sich grösstentheils im Besitze des k.k. 
botanischen Kabinets (Vergl. dessen Necrolog in der Wiener Zeitung vom | 
14. April 1842.) 

Karl Heller, Professor der Naturgeschichte am Gymnasium zu 
Gratz, geboren zu Misliborschitz in Mähren den 20. November 1824, unter- 
nahm auf Kosten einer Gesellschaft von Gartenfreunden in Wien, in einem 
Alter von 21 Jahren, eine Reise nach Amerika zu naturgeschichtlichen 


r 


Zwecken. Er verliess Wien den 9. August 1845 und ging über London und 
Westindien nach Mexiko, wo er über 2 Jahre blieb und im Jahre 1848 
durch die vereinigten Staaten und über Paris nach Wien zurückkehrte. Die 
von ihm mitgebrachten Naturalien befinden sich in Händen der Gesellschaft, 
welche ihn auf seiner Reise unterstützt hatte, die getrockneten Pflanzen im 
Besitze des k. hotanischen Kabinets. (Heller Reisen in Mexico Leipz. 1853). 

Die wissenschaftlichen Institute, deren Gründung in die vorige Periode 
fällt, schritten inzwischen nicht nur zeilgemäss vorwärts, sondern wurden 
auch durch neue vermehrt, von welchen einige auf das Gedeihen der 
Botanik eine entschieden günstige Wirkung ausübten. Hierunter muss vor 
allem das k. k. Museum im akademisch-botanischen Garten in Wien ge- 
zählt werden. Auf den Vorschlag Endlicher’'s bewilligte Kaiser Fer- 
dinand, welcher überhaupt der Naturgeschichte in allen ihren Zweigen 
mit besonderer Vorliebe zugethan war und derselben bei jeder Gelegenheit 
seinen hohen Schutz angedeihen liess, im Jahre 1842 nicht nur die Ver- 
grösserung und völlige Umwandlung des Universitäts-Gartens nach den 
Grundsätzen der neuen Horticultur, sondern er liess auch inmitten dieses 
Gartens in den Jahreu 1842—45 ein zu einem Museum vollständig eingerich- 
teles Gebäude aufführen, in welches die getrockneten Pflanzensammlungen, 
dann der botanische Theil der Bibliothek des k. k. Hof-Naturalienkabinets 
aus dem frühern beengten Raume am Josefsplatze übertragen und mit den 
vorhandenen Büchern und Naturalien des Universitäts - Gartens zu einem 
gemeinschaftlichen Ganzen vereinigt wurden. In diesem Gebäude befindet 
sich zugleich der mit Johann Knap p’s grossem, dem Andenken Jacequin’s 
geweihten Blumengemälde (einem Geschenke Kaisers Ferdinand) ge- 
schmückte Hörsaal für die botanischen Vorlesungen. Auf solche Art wurden 
die todten und lebenden Producte der Natur mit den geistigen Erzeug- 
nissen der ältesten und neuesten Zeit in eine glückliche Verbindung ge- 
bracht. Die nach Endlicher’s System geordneten und in 2373 Fascikeln 
aufgestellten Pflanzensammlungen, besonders reich an aussereuropäischen 
Arten, umfassen bei 60,000 Species in ungelähr 300.000 Exemplaren. Das 
Museum besitzt die Original-Herbarien von Wulfen, Jacquin (dem 
Sohne), Portenschlag, Trattinick, Endlicher, Fenzl, Put- 
terlick und Pöppig, die Centurien von Ehrhart, Sieber, Rei- 
chenbach und Koväts, das Herbarium normale von Fries, die 
Weiden von Wimmer, die ausgesuchtesten Exemplare und die Unica von 
Kotschy’s Sendungen, die Pflanzensammlungen des würtembergischen 
Reisevereins, der österreichischen Expedition nach Brasilien , des Freiherrn 
vonHügel aus Ostindien, von Friedrichsthal aus Griechenland, der 
Türkei und Central-Amerika, von Karl Heller aus Mexico, die Krypto- 
gamen- und Flechtensammlung von A. Pokorny und Hildenbrand. 
Mehre Familien des Herbariums sind von den berühmtesten Monographen 
Europa’s kritisch durchgegangen und die Arten bestimmt, so die Polypo- 
diuceen von Presl, die Juncaceen von E. Meyer, die Orchideen von 


2 
G. Reichenbach, die Coniferen von Endlicher, die Salsolaceen 
von Moquin-Tandon, die Labiaten von Benutham, die Alsineen 
von Fenazl. 

Noch vorzüglicher ist die Bibliothek, bestehend aus 5693 Werken in 
8000 Bänden, durchaus botanischen Inhaltes. Von Endlicher aus den 
Büchersammlungen des k. k. Hof-Naturalienkabinels und des Universitäts- 
Gartens, dann der eigenen Bibliothek und jener des verstorbenen Barons 
Jacquin (beide ein Geschenk Endlicher’s) gegründet und von Prof. 
Fenzl durch Schenkungen und Ankäufe auf das sorgfältigste vervollstän- 
digt und im Laufenden erhalten, auch allen Freunden der Wissenschaft zu- 
gänglich, hat sie vielleicht ihres Gleichen in Europa nicht und ist ein 
wahrer Tempel des Studiums der Botanik geworden. „Perlustravi insignem 
illam bibliothecam, quae in horto Endlicheri et Fenzelü auspicüs orta, nunc 
fere omnium ditissima facta est.“ Pritzel Thesaur. p. \. 

Die Schilderung der grossen Veränderungen, ja der beinahe völligen 
Umstaltung, welche im k. k. botanischen Garten zu Schönbrunn unter 
Schott’s energischer Leitung vorgenommen wurden, gehört nicht hierher, 
da dieser Garten vorzugsweise für die Flora fremder Zonen bestimmt ist. 
Doch muss bemerkt werden, dass Schott in Schönbrunn eine Alpenflora ge- 
gründet, welche an Reichthum und Seltenheit der Arten, so wie in der 
Umsicht der Pflege derselben wohl alle ähnliche Anlagen dieser Art weit 
hinter sich lässt. 

Auch der k. k. Garten für die Flora Oesterreichs im Belvedere 
erlitt nach Host’s und des Gärtners Mayer Tode im Jahre 1834 eine 
völlige Umänderung. Die Gärtners-Stelle erhielt 1834 Hillebrandt 
(Seite 58) und die Oberleitung nach Jacquin’s Tode im Jahre 1839 Hein- 
rich Sehott. Wie der botanische Garten in Schönbrunn und der Univer- 
sität, so wurde auch jener der östr. Flora im englischen Style angelegt 
und die den Pflanzen entsprechenden Standorte (Haine, Felsenpartien, Moor- 
sumpf, Ackerland) geschaffen. Eine vorzügliche Bereicherung wurde aber 
dem Garten an Alpenpflanzen zu Theil, die Hillebranıdt auf seinen zahl- 
reichen meistens in Gesellschaft des Grafen Ziechy unternommenen Alpen- 
wanderungen gesammelt und in den Garten verpflanzt hatte, so dass sich 
dieser zu einem ebenso eigenthümlichen als belehrenden Institute der Botanik 
ausgebildet. (Verhandl. des zool.-bot. Vereins 1843 p. 61.) 

Auch der botanische Garten des Theresianums wurde in den 
Jahren 1842—44 unter der Leitung des Prof. Helm und des Gärtners Jacob 
Kloiber zeitgemäss umgestaltet und besonders durch die Cultur der in 
Oesterreich wild wachsenden Orchideen zu einer höheren Bedeutung ge- 
bracht. Obschon Helm nur kurze Zeit wirkte (Seite 63), so erhielt doch 
Kloiber den Garten im besten Stande und liess sich vorzüglich die Pflege 
der Alpenpflanzen angelegen sein. 

Der von dem Abte zu Lilienfeld Ambros Becziezka angelegie 
Zier- und botanische Garten zu Lilienfeld ist besonders reich an 


v3 


Bäumen, Sträuchen und Alpenpflanzen aus allen Theilen der österreichischen 
Monarchie (Castelli in der Wiener Zeitung vom 25. Juni 1843 und im 
östr. bot. Wochenblatte 1851 p. 60.) 

Auch in Privatgärten nahm die Horticultur insofern einen erfreu- 
lichen Aufschwung, als die Handelsgärtner, Pflauzenzüchter und Blumen- 
freunde sich nicht darauf beschränkten, seltene Ziergewächse bloss zu 
zieben und zur Blüte und Frucht zu bringen, sondern sich auch bemühten, 
die Nalur und Lebensweise der von ihnen cultivirten Pflanzen zu studiren 
und auf diese Art in die Gärtnerei wissenschaftlichen Sinn und Bedeutung 
zu legen. Die jährlichen Blumenausstellungen (Seite 49) trugen zu diesen 
Bestrebungen nicht wenig bei. Es liegt nicht in der Aufgabe einer Geschichte 
der Botanik in Nieder-Oesterreich die durch die Bemühungen des Freiherrn 
Carl von Hügel bis auf unsere Tage erzielten Fortschritte in der höhern 
Gartenkunst weiter zu verfolgen und ausführlich zu schildern, doch können 
die Leistungen des Orcheologen Johann Beer und dessen wissenschaftliches 
Wirken als Schriftsteller, die Gärten des Fürsten Metternich (Gärtner 
Riegler), des Fürsten Schwarzenberg (Gärtner Imelin) und des 
Herrn von Arthaber in Döbling (Gärtner Vetter), das ausgedehnte 
Pflanzen - Etablissement des Handelsgärtners Daniel Hooibrenk in 
Hietzing (ehmals Baron Hü gel’scher Garten), die Handelsgärten von Held, 
Rosenthal, Abel und Adami, des k. k. Directions-Adjuncten Jacob 
Klier Culturversuche mit Pelargonien und Paeonien, so wie jene des 
verstorbenen k. k. Büchercensors Johann Rupprecht mit Chrysanthemum 
indicum, Kartoffeln und Weinreben nicht mit Stillschweigen übergangen 
werden. 

Ungeachtet Nieder-Oesterreich durch beinahe 100 Jahre eine fort- 
laufende Reihe berühmter Botaniker aufzuweisen vermag und ungeachtet 
viele und glänzend ausgestattete Institute Stoff und Gelegenheit zur wissen- 
schaftlichen Ausbildung in Fülle darboten, so bestand doch keine natur- 
wissenschaftliche Gesellschaft, ja nicht einmal ein botanischer Ver- 
einigungspunct, um die zerstreuten Kräfte zu sammeln und einem gemein- 
samen Ziele zuzuführen. Die seit dem Jahre 1812 bestehende Landwirth- 
schafts-Gesellschaft kann natürlich hierzu nicht gerechnet werden , da sie 
ganz audere Zwecke zu verfolgen hat. Den ersten Grund zu einer gesell- 
schaftlichen Vereinigung legten mehrere Freunde der Naturwissenschaft, 
meist Mineralogen, als Bill, Ferstl, Hauer, Hörnes, Reissek u.A,, 
welche im November 1845 zur wechselseitigen Mittheilung ihrer wissen- 
schaftlichen Beobachtungen zusammentraten, sich aber schon in kurzer Zeit 
durch zahlreiche Theilnehmer verstärkt unter dem Vorsitze des damaligen 
k. k. Bergrathes Wilhelm Haidinger zu einem freundschaftlichen Privat- 
vereine verbanden, um das Studium der Naturgeschichte, Geologie, Chemie 
und Physik zu fördern. Die Berichte über die wochentlich gehaltenen Vor- 
träge erschienen seit der Versammlung vom 27. April 1846 regelmässig in 
der Wiener Zeitung und in den östr. Literatur-Blättern, seit dem Jahre 1847 


Bd. V. Abh. 10 


74 

aber nebstbei in abgesonderten von Haidinger redigirten Heften. War 
in diesem Vereine die Botanik auch nur von wenigen Theilnehmern (Bill, 
Etiingshausen, Koväts und Reissek) vertreten und überhaupt 
in demselben das mineralogisch-geognostische Element vorherrschend,, so 
war doch damit zu ähnlichen grössern Unternehmungen die Bahn gebrochen: 
Als später die geologische Reichsanstalt errichtet wurde, löste sich der 
Verein allmälig auf, da die hervorragendsten Mitglieder desselben sich nun 
bei den Verhandlungen dieses einen viel ausgedehnteren Spielraum bie- 
tenden Instituts betheiligten. Am 23. November 1850 war die letzte Sitzung. 
(Haidinger Berichte.über die Mitiheilungen von Freunden der Natur- 
wissenschaften in Wien, Wien 1847 -51, 7 Bände, dann Naturwissenschaft- 
liche Abhandlungen, Wien 1847—51, 4 Bände.) 

Die von Kaiser Ferdinand I. am 14. Mai 1847 gegründete kais, 
Akademie der Wissenschaften war demnach die erste öffentliche ge- 
lehrte Gesellschaft, welche in Nieder-Oesterreich entstand, so wie sie auch 
die vorzüglichste ist, da sie dem von ihrem hohen Stifter vorgestecktem 
Ziele, die Pilege der philosophischen, historischen und naturgeschichtlichen 
Wissenschaften im Inlande zu fördern und mit den Fortschritten des Aus- 
landes zu vermitteln, auf eine grossarlige Weise enigegengeht. Die Idee 
zur Errichtung einer Akademie der Wissenschaften in Wien hatte bekannt- 
lich schon Kaiser Karl! VI. auf Anratken des berühmten Leibnitz ge- 
fasst, allein der Krieg und Leibnitz’s Tod (1716) verhinderten die Ver- 
wirklichung des Planes. Gegenwärtig sind von den Botanikern Nieder- 
Oesterreichs die Professoren Unger und Fenzl wirkliche, H. Schott, 
S. Reissek und Dr. v. Ettingshausen correspondirende Mitglieder. 

Auch der vom Kaiser Franz Josef I. über Vortrag des Ministers 
für Landescultur Ferdinand von Thinfeld am 15. November 1849 ge- 
stifteten k. k. geologischen Reichsanstalt, eines der grossartigsten 
Institute Oesterreichs, muss hier wenigstens insofern erwähnt werden, als 
die Geognosie in eine immer nähere Verbindung mit der Botanik tritt 
und keine dieser Wissenschaften sich wechselseitig entbehren kann. In 
dieser Richtung muss vorzüglich die von Constantin von Ettingshausen 
zusammengestlellte reichhaltige Sammlung fossiler Pflanzen hervorgehoben 
werden. Die glänzenden und erfolgreichen Leistungen dieser Anstalt unter 
ihrem Director k. k. Sectionsrath W. Haidinger, den beiden Bergräthen 
Franz Ritter von Hauer und Johann Czjäek, den Geologen Lipold, 
Dr. Peters, Stur und Fötterle, dem Chemiker Ragsky, haben nicht 
nur einen europäischen Ruf erlangt, sondern sind schon über den Ocean 
nach Amerika gedrungen. 

Aus dem gleichen Grunde der innigen Wechselwirkung muss auch der 
über Einschreiten der k. Akademie der Wissenschaften von Kaiser Franz 
Josef. am 23. Juli 1851 ins Leben gerufenen Central-Anstalt für 
Meteorologie und Erdmagnetismus auf der Wieden Nr. 303 unter ihrem 
Director Professor Dr. Carl Kreil wenigstens in Kürze erwähnt werden. 


v5 


Erscheint der am 9. April 1851 gegründele zo»logisch-botanische 
Verein gegenüber den mit kaiserlicher Munificenz ausgestatteten 2 vorigen 
Anstalten auch nur klein und bescheiden, so hat er doch die zerstreuten 
Kräfte vereinigt, wichtige, aber sonst wohl unbekannt gebliebene Ent- 
deckungen zu Tage gefördert, wissenschaftliche Verbindungen nach allen 
Richtungen, selbst nach Nordamerika angeknüpft und so auf die Ausbildung 
der Specialflora von Nieder-Oesterreich ungeachtet der kurzen Zeit seines 
Bestehens einen entschieden günstigen und ergiebigen Einfluss geübt. Der 
Gedanke hierzu so wie das Zustandekommen dieses Vereines verdanken wir 
vorzugsweise den rastlosen Bemühungen des k. k. Custos-Adjuncten Georg 
Frauenfeld und des k. k. Ministerial-Coneipisten Dr. Schiner 
(Seite 63 und 58). Von 105 Freunden der Naturwissenschaft ursprünglich 
gebildet, hat sich die Zahl seiner Mitglieder bereits auf mehr als 650 ge- 
hoben und dem Vereine aus allen Ständen und Ländern des Reiches solche 
Kräfte zugeführt, dass er schon eine besonders an Zeitschriften, dann 
italienischen und nordamerikanischen Werken reiche Bibliothek von 580 
Nummern in mehr als 1000 Bänden und Heften, ein schönes fast die ganze 
Monarchie umfassendes Herbarium und eine Sammlung von Insecten und 
Vögeln besitzt und mit 68 gelehrten Gesellschaften und Vereinen in lite- 
rarischem Austausche und Verkehre steht. 

Ein vorzügliches Beförderungsmittel des Studiums der Botanik wurden die 
in neuerer Zeit in grossartigem Massstabe betriebenen Ausgaben getrockneter 
Pflanzen und die damit verbundenen Tauschanstalten. Während früher Trat- 
tinick in dieser Richtung erfolglose Versuche machte und Sieber’s Pflan- 
zensammlungen Nieder-Oesterreich nur wenig berührten, gründeten Alex. 
Skofitz im Jahre 1845 den über 200 Theilnehmer zählenden botanischen 
Tauschverein in Wien, Freiherr von Leithner im Jahre 1852 das Wiener 
Tauschherbarium und Julius von Koväts gab 12 Centurien der Flora 
von Wien heraus (1844--49), welche Sammlung jedoch nicht vollendet 
wurde. Wie sehr hierdurch die richtige Kenntniss der Arten erleichtert, 
Irrthümer und Verwechslungen aufgeklärt und das freundschaftliche Band 
des wissenschaftlichen Verkehres enger und fester geschlungen wurde, bedarf 
keiner weitern Auseinandersetzung. 

Seit dem Jahre 1851 besteht auch ein von A. Skofitz redigirtes 
botanisches Wochenblatt, so dass Wien nebst den Verhandlungen der 
k. Akademie der Wissenschaften und des zool.-bot. Vereines 3 Organe zur 
Verbreitung botanischer Kenntnisse und Entdeckungen besitzt. 

Welche grosse Rolle das Mikroskop in der neuern Geschichte der 
Botanik spielt, ist bekannt. In der Vervollkommnung dieses wichtigen In- 
strumentes blieb Nieder-Oesterreich nicht nur nicht zurück , sondern die 
Mikroskope des Opticus G. S. Plöss|l in Wien nehmen unter den Leistun- 
sen dieser Art wo nicht den ersten, doch mindestens eine ebenso ehrenvolle 
Stelle ein, als die irgend eines Optikers in Europa. Auch die Lupen und 


10 * 


76 
Mikroskope von W. Prokesch in Wien müssen ausgezeichnet genannt 
werden und empfehlen sich überdies durch grosse Billigkeit. 

Vergleicht man die Erfolge des Studiums der Botanik in dieser Periode 
mit jenen der vorausgegangenen, so ergibt sich, dass die Systematik , 
Morphologie, Physiologie und Anatomie der Pflanzen durch Endlicher, 
Unger und Fenzl, die Äryptogamie durch Welwitsch, Garovaglio 
und Alois Pokorny, die fossile Flora durch Unger und Ettings- 
hausen, die wissenschaftliche Horticultur durch Hügel und Schott, 
und selbst das Gebiet botanischer Reisen durch Kotschy und Hügel 
einen raschen Aufschwung genommen, ja dass mehrere dieser Fächer in 
gegenwärtiger Periode erst entstanden, so zu sagen im Momente ihrer Ent- 
stehung unter einem die hohe Stufe hinanstiegen , auf der wir sie jetzt 
sehen; dass dagegen die Leistungen der phanerogumen Phytographie hinter 
jenen der vorigen Periode weit zurückgeblieben ; dass das Gebiet der Flora 
von Nieder-Oesterreich mit verstärkten Kräften botanisch durchforscht und 
die phanerogame Flora beinahe vollständig bekannt geworden; dass die 
aus früherer Zeit herüber gekommenen botanischen Institute nicht nur in 
stetem Fortschreiten begriffen und an Gemeinnützigkeit zugenommen, sondern 
auch durch neue vermehrt worden, dass insbesonders die Gründung des 
k. k. Museums und des zoologisch-botanischen Vereins zur Hebung und 
wissenschaftlichen Ausbildung aller Zweige der Botanik wesentlich beige- 
tragen ; dass endlich das Studium der Botanik, früher nur von Wenigen 
gepflogen, ım Allgemeinen an Verbreitung zugenommen und in alle Klassen 
der Gesellschaft gedrungen, so dass dadurch allenthalben Liebe zur lieblich- 
sten der Wissenschaften geweckt und fortwährend erhalten werde. 


Grapholilha Hornigiana n. Sp. 


Beschrieben 
von 


Julius Lederer. 


Der Schmetterling — auf der zweiten Tafel sibirischer Schmetterlinge, 
Figur 8 abgebildet — hat die nächste Verwandischaft mit albidulana 
Herrich-Schäffer. 


Er stimmt in Grösse und Flügelschnitt, so wie darin, dass das Männ- 
chen am Vorderrande der Vorderflügel nahe an der Basis einen schuppigen 
Umschlag hat, vollkommen mit dieser Art überein. (Dieser Umschlag findet 
sich noch bei mehreren Verwandten, als cinerosana, coecimaculana, Hohen- 
wartiana, infidana, modicana, plumbatana, wahrscheinlich auch bei der mir 
unbekannten /acieana, ist aber wohl nur als specielle Auszeichnung zu be- 
trachten, da er bei andern ganz nahe stehenden Arten, als cifrana, aspi- 
discana, incana, Metzneriana, Wimmeriana, Messingana und absynthiana 
fehlt. Er ist schwer zu bemerken, da er fest anf die Flügelfläche aufliegt 
und gut anschliesst, lässt sich aber mit einer Nadel, wenn man mit ihrer 
Spitze sanft gegen den Vorderrand fährt, leicht aufheben.) 


Habitus und Grösse der allbekannten hypericana. 


Vorderflügel etwas schmäler und gestreckter „ ihre Spitze mehr vor- 
retexd, ihr Saum in der Mitte busig eingebogen, beim Weibchen schwächer 


78 


als beim Männchen. Körper und Beine wie bei allen verwandten Arten an- 
liegend beschuppt; Hinterschienen stark „ aussen schwach behaart, mit den 
gewöhnlichen zwei Paar Sporen. Stirz mit borstigem horizontal vorste- 
henden Schopf. Palpen etwas aufsteigend, den Stirnschopf in Kopfeslänge 
überragend, mit sehr dichten, pinselartig auseinander stehenden „ borstigen 
Haaren ; Endglied geneigt, spitz, fast ganz in den borstigen Haaren ver- 
steckt. Zunge sehr schwach, Fühler in beiden Geschlechtern mit kurzen 
gleichmässigen Wimpern. 


Die Färbung des Körpers, der Palpen und Vorderflügel ist ein mattes 
Aschgrau, nur die Oberseite der Fühler und Hinterränder der Segmente 
sind etwas heller. Die Vorderflügel haben am Vorderrande — der mit der 
übrigen Grundfarbe vollkommen gleich, bei albidulana nebst dem Thorax 
weissgrau ist — mehrere bleifarbe, schräg nach aussen gerichtete Häkchen, 
die am Vorderrande getheilt, nach innen paarweise zusammenstossen und 
an ihrem Ursprunge mehr oder weniger mit schwärzlichen Atomen besetzt 
sind. Diese Häkchen beginnen vor der Mitte des Vorderrandes, sind aber 
daselbst sehr undeutlich. Am deutlichsten sind die äussersten sechs Paare. 
Von diesen setzen sich die ersten zwei Paare mehr oder weniger deutlich 
bis zum sogenannten Spiegel (einer bei den meisten Grapholithen nahe gegen 
den Saum zu stehenden, hellen, oft metallfarbigen mit schwarzen Schuppen 
gezierten Stelle) fort. Das dritte zieht bis nahe zum Saume, das sechste 
läuft parallel mit demselben; beide stossen beim oberen Drittel des Saumes 
in gerundeter Linie zusammen und schliessen so sechs Häkchen , nämlich 
das innere und äussere vom dritten und sechsten Paare und das vierte und 
fünfte Paar ein. Die Häkchen sind nicht immer alle scharf ausgedrückt. 
Der Spiegelfleck ist bleiglänzend, mitten aschgrau; in ihm stehen grobe 
schwarze Schuppen, die mehr oder weniger reichlich vorhanden sind, bald 
vier ins Quadrat gestellte Puncte, bald zwei Längsstrichelchen bilden, aber 
auch oft bis auf wenig Spuren verschwunden sind. Die Fransen sind glanz- 
los, heller grau, als die Grundfarbe der Flügel, besonders gegen den Innen- 
winkel zu. An der Flügelspitze finden sich gewöhnlich schwärzliche Atome, 


die sich mitunter auch längs des ganzen Saumes hinziehen. 


Die Hinterflügel sind aschgrau, an der Basis etwas heller, mit weiss- 
grauen Fransen. 


«9 


Die Unterseite ist grau. Die Vorderflügel sind dunkler, als die hinteren, 
mit hellerem Vorderrande und einigen undeutlichen Häkchen gegen die 
Flügelspitze zu. Die hinteren sind nebst den Fransen aller Flügel weissgrau, 
nur gegen den Vorderrand zu etwas dunkler. 


Das Weibchen ist vom Männchen nur durch etwas plumperen Bau, 
kürzere Flügel und weniger eingezogenen Saum der vorderen verschieden. 
Sein Hinterleib ist zugespitzt, mit kurzem, zuweilen etwas vorstehenden 
Legestachel. 


Den Schmetterling fanden ich und Freund Hornig von Ende April 
bis gegen Mitte Mai an einer trockenen, vom Wind geschützten Berglehne 
bei Mödling, wo er bei Tage nicht selten im Grase flog. 


Grapholithen mit grauer Grundfarbe sind noch: Incana, Wimmeriana, 
Meizneriana, absynthiana, decolorana, coecana. Diese haben aber im männ- 
lichen Geschlechte keinen schuppigen Umschlag der Vorderflügel und auch 
sonst keine sonderliche Aehnlichkeit mit Hornigiana; überdiess fehlt bei 
Wimmeriana und absynthiana auf den Hinterflügeln Rippe 4 ganz, während 
sie bei Hornigiana vorhanden ist. Weiters: Albidulana, cinerosana, plum- 
bagana, modicana, Hohenwartiana und coecimaculana Hübner (Kol- 
lariana Mann in lit.), welche zwar diesen Umschlag besitzen, aber 
alle von Hornigiana verschieden sind. Albidulana hat Thorax und den 
grössten Theil der Vorderfllügel kreidig weiss, cinerosana und plum- 
bagana haben metallglänzende Fransen, Hohenwartiana, coecimaculana 
und modicana gelbgraue, bräunlich gemischte Vorderflügel und verschie- 
dene Zeichnung; überhaupt steht von allen genannten Arten nur albi- 
dulana unserer neuen Art nahe. 


Lacteana Treitschke kenne ich nicht; nach Herrich-Schäffer’s 
Abbildung ist sie aber noch heller, als albidulana und hat bei der Vorder- 
flügelmitte, vor dem Spiegel eine senkrechte dunkle, nach innen verwaschene, 
uach aussen scharf begrenzte Linie. 


Guenee beschreibt im Microlepidoptern-Katalog 1845 fünf neue, 
mir unbekannte graue Grapholithen. Pag. 48 eine pisana und viciana, die 
aber der nebritana zunächst stehen sollen; pag. 53 eine senectana, mit 
Zachana Treitschke verwandt und mit bleifarben Fransen ; pag. 54 eine 


sv 

carduana, der Hohenwartiana sehr nahe, deren Raupe auf Disteln ; pag. 55 
eine cumulana, der coecimaculana verwandt, die aber den atomis fuscis, 
costa albido-strigata, speculo vix distincto absque metallo etc. ebenfalls 


nicht meine neue Art sein kann. 


Hübner bildet Figur 200 eine lutosana ab ; sie hat weissgraue Grund- 
farbe und grellere bräunliche Zeichnung, kann also eben so wenig hierher 


gehören. 


Heydenreich führt in seinem Cataloge eine jaceana Zeller und 
secretana Schlaegerauf, über die mir nichts Näheres bekannt ist; da 
er beide zwischen Hohenwartiana und conterminana stellt, so haben sie 
wohl auch schwerlich Aehnlichkeit mit Hornigiana. 


Nemotelus signatus, ». v. Yrivalasky. 


Ein neues Dipteron aus Ungarn. 


Von 
Dr. J. R. Schiner. 


Herr v. Frivaldsky hat mich ersucht, Ihnen in seinem Namen die 
Beschreibung eines neuen Stratiomyden hier vorzulegen, der in Ungarn von 
ihm entdeckt worden ist und zu keiner der bereits bekannten Arten gereilht 
werden kann. 

Der Herr Entdecker war so freundlich, mich um mein Urtheil über 
diese Art zu fragen und ich muss desshalb beifügen, dass auch ich dieselbe 
für neu halte. 

Sie gleicht dem Nemotelus proboscideus Löw., und ist fast eben 
so gross wie dieser; allein die kurze Schnauze unterscheidet sie sogleich 
von demselben. 

Identisch dürfte sie mit einer Nemotelus-Art sein, welche ich durch Hrn. 
Wlastirios aus Griechenland erhielt, für welche ich aber bisher keinen 
Namen auffinden konnte und die ich auch nicht als neu anzuführen in der 
Lage war, weil mein einziges Exemplar im Weingeist aufbewahret war 
und daher zu einer guten Characterisirung mit Sicherheit nicht verwendet 
werden konnte. 

Herr Johann von Frivaldsky nennt die neue Art, deren Beschrei- 
bung ich aus dem Briefe des Herrn Autors, ddo. Pest am 12. Februar 1855 
hier wörtlich anführe : 


Nemotelus signatus. 

»& Q@ Rostro brevi albomaculato, abdomine nigro albonotato, maris 
„segmento 4 et 5'° marima parte dense albosericeo-piloso. Long. 3 Lin. 
„Vaterland: Ungarn.“ 

„Diese Art unterscheidet sich von allen in der Linnaea entomologica 
„angeführten Arten, durch die Zeichnung, bei dem & insbesondere noch 
„durch die weissliche, seidenglänzende Behaarung am 4. und 5. Ringe des 
„Hinterleibes.“ 

„5 Der Kopf schwarz, lichtgraulich behaart, die Schnauze kurz und 
„stumpf, über den Fühlern, wie bei N. argentifer ein herzförmiges, weisses 
„Fleckchen ; Augen auf dem Obertheile mit kurzen graulichen Härchen 
„besäet. Halsschild und Schildcehen schwarz mit abstehender grau- 
„licher Behaarung ; von dem sehr kleinen weissen Schulterfleck läuft gegen 
„die Flügelwurzeln zu eine weisse Linie, die sich dort stark erweitert. 


Bd. V. Abh. 11 


82 


„Hinterleib schwarz, weissgelblich gerandet; am Hiuterrande des 2., 
„3. und 5. Ringes beiderseits eine weissgelbliche kurze Strieme, auf der 
„Mitte des 3. Ringes ein dreieckiges Fleckchen von derselben Farbe, und 
„ein eben solches, doch etwas grösseres am 4. Ringe; am 5. Ringe bildet 
„dasselbe eine kurze breite Strieme. Der 4. und 5, Ring sind ausserdem mit 
„einer sehr dichten weissglänzenden seidenartigen Behaarung bekleidet, 
„welche am Vorderrande eine schmale Linie, an den Seiten die Vorderecken 
„frei lässt. Auch am 6. Ringe ist eine solche Behaarung sichtbar.“ 

„@ Kopf, Halsschild und Schidchen mit glänzenden, an- 
„legenden Härchen sparsam bekleidet; über den Fühlern eine weisse breite 
„Querlinie, welche in der Mitte durch eine etwas erhabene schwarze Sielle 
„gelrennt ist und sich an beiden Seiten gegen den Augenrand zu erweitert; 
„Hinterleib sparsam behaart, weissgelblich gerandet; Hinterrand des 
„2. und 3. Ringes mit einer weisslichen unterbrochenen,. in der Mitte zu 
„einem dreieckigen Fleckchen erweiterten Strieme; auf dem 4. und 5. Ringe 
„gehet die ebenso gefärbte Strieme durch, jedoch ist sie auf den 4. in der 
„Mitle ein wenig erweitert.“ 

»5 & Der Bauch schwarzglänzend, mit anliegenden zarten Härchen 
„besäet und weissgelblichen Hinterrandssäumen. Die Schenkel schwarz 
„mit weissgelblicher Spitze, die Schienen weissgelblich, braun angelaufen, 
„die Hinterschienen in der Mitte schwarz, die Tarsen weissgelblich; die 
„Schwinger weiss mit an der Wurzel etwas gebräuntem Stiele; die 
„Flügel glasartig mit dunkelgelben Adern.“ 


Ich kann es nicht unterlassen hier anzuführen, dass die beiden Herren 
von Frivaldsky mit ihrer gewobnten Liberalität und Freundlichkeit die 
ersten waren, welche mir auf meine in den Vereinsschriften ausgesprochene 
Bilte, um Mittheilung von Noiizen über das Vorkommen der Stratiomyden 
und Syrphiden in Oesterreich, behu’s der vollständigeren Redaction meines 
Verzeichnisses der österreichischen Diptera, sehr ausführliche und schätzens- 
werthe Daten zusendeten. Ausser ihnen erhielt ich bisher nur noch von einer 
Seite her die erbetenen Auskünfte. Herr Vincenz Gredler aus Botzen 
schickte mir sein ganzes Materiale zur Benützung, ohne durch persönliche 
Bekanntschaft hierzu besonders aufgefordert zu sein. Es galt ihm als einen 
echten Förderer der Naturwissenschaft die Sache als wichtig genug, und 
ich darf es kaum erst aussprechen, dass er mir hierdurch eine recht innige 
Freude bereitete, die um so grösser ist, weil ich denn doch hoffen darf, 
dass sein lobenswerthes Beispiel auch anderwärts Nachahmung finden dürfte. 


Ueber den Einfluss der Temperatur des 
Quellen-Woassers auf die im Rinnsale der 
Quellen vorkommenden Pflanzen, 


von 


Dr. Anton Kerner. 


Seit einer Reihe von Jahren mit Studien über die pflanzengeografischen 
Verhältnisse Nieder-Oesterreichs beschäftigt, suchte ich die Bodentemperatur 
verschiedener Regionen durch die Erforschung der Quellentemperatur zu er- 
mitteln, ein Weg, der mit gehöriger Vorsicht und Berücksichtigung aller 
Umstände, die auf die Temperatur einer Quelle Eintluss nehmen , betreten, 
zu einem sicheren Ziele führt. 

Bald wurde ich darauf aufmerksai, dass die das Rinnsal der Quellen 
umgebenden Pflanzen sich zu bestimmten Gruppen verbanden, die, wenn die 
mittlere Temperatur mehrerer Quellen nahezu dieselbe war, sich immer 
wiederholten , so dass ich bald im Stande war, namentlich in den Kalk- 
alpen, deren Quellen eine in den verschiedenen Jahreszeiten nur geringen 
Schwankungen unterliegende Temperatur zeigen, schon im Vorhinein aus 
der das Rinnsal der Quelle einsäumenden Vegeiation die Temperatur der 
Quelle beiläufig anzugeben, bei welchen Angaben ich mich nur selten 
täuschte. 

Bei der Zusammenstellung der Mitteltemperaturen von nahe an 200 
Quellen aus den verschiedenen Theilen Nieder-Oesterreichs berücksichtigte 
ich nun auch die in obiger Beziehung gesammelten Notizen, und schrieb zu. 
jeder der einzelnen in dem Rinnsale von Quellen gefundenen Pflanzen alle 
die Quellen-Mitteltemperaturen , hei welchen ich sie beobachtet hatte. 

Ich erhielt dadurch gewöhnlich eine ganze Reihe von Temperaturen 
mit einem Maximum und Minimum für jede einzelne Pflanze und versuchte 
es nun, die einzelnen Pflanzen nach diesen Verhältnissen zu gruppiren, indem 
ich sie, je nachdem sie über eine bestimmt warme oder kalte Quellen- 
Temperatur von mir nicht mehr beobachtet worden waren, zusammenstellte. 
Der leichteren Uebersicht suchte ich dieses Verhältniss auf einer Tafel 
grafisch darzustellen, welche ich hiermit vorzulegen die Ehre habe. 


11* 


s4 


Dass die Temperatur der Quellen auf die von denselben bespül- 
ten Pflanzen Einfluss übe, ist wohl eine Thatsache, die nicht erst eines 
Beweises bedarf, und ich führe hier nur einige Erscheinungen an, die als 
weitere Belege für dieselbe dienen können. Gewiss fällt es Jedem auf, wenn 
er in Thälern unserer Alpen von nur geringer Elevation plötzlich unter den 
Pflanzen, welche den Ursprung einer Quelle umsäumen, Formen findet, welche 
man sonst erst in höhern Regionen antrifft, wofür ich unter Anderm als 
Beispiele das Vorkommen von Arabis bellidifolia und Epilobium origani- 
folium in Quellen am Lunzer-See oder am Fusse des Annaberges, ferner das 
Vorkommen von Sazrifraga rotundifolia au den Quellen auf der Stadel- 
mühlwıese bei Gaming anführe. Von desto grösserem Interesse wird uns 
aber dieses Vorkommen, wenn uns die Thermomeltermessung nachweist, 
dass die mittlere Temperatur dieser Quellen unter derjenigen liegt, 
welche nach anderen Beobachtungen dieser Höhenzone zukömmt und dass 
solche am Fusse steiler Gehänge in den Kalkalpen zu Tage tretende Quellen 
eigentlich eine verhältnissmässig zu kalte Temperatur haben. 

Analog verhält es sich mit dem Vorkommen des südlichen Cyperus 
longus an dem Ausflusse der Badener Thermen und an dem gleichfalls durch 
warme Quellen gespeisten Heideteiche bei Vöslau. 

Im Allgemeinen sehen wir das Verhältniss zwischen der Vegetation 
eines Ortes und dessen Temperatursverhältnissen, wie wir es je nach 
höheren oder niederen Breiten oder je nach der Continental- oder Küsten- 
lage eines Ortes wechseln sehen, auch an der die Quellen umbuschender 
Vegetation abgespiegelt. 

So wie sich ein der Meeresküste nahegelegener Ort durch geringe 
Temperaturschwankungen auszeichnet, so zeigen auch die Quellen während 
dem Verlaufe eines Jahres in der Mehrzahl nur geringe Aenderungen ihrer 
Temperatur, die im Vergleiche mit jenen der Lufttemperatur des gleichen 
Ortes als verschwindend angesehen werden müssen, und es lassen sich 
daher die Temperalursverhältnisse einer Quelle mit jenen eines Continental- 
Klimas ganz gut in eine Parallele stellen. 

Eine Erscheinung , die ich häufig beobachtete, dürfte hieraus ihre 
Erklärung finden. An jener Stelle, wo die Quelle unmittelbar aus dem 
Boden hervorsprudelt, und ich führe beispielsweise hier eine Quelle nächst 
‚Wagram im Traisenthale an, fand ich in den Wintermonaten die Blätter 
des daselbst häufig vorkommenden Sium angustifolium vollständig ent- 
wickelt und von normaler Grösse. Je weiter ich mich jedoch von dem 
Ursprunge der Quelle entfernte und je mehr sich durch den Einfluss der 
Lufttemperatur das Wasser abgekühlt hatte, desto kleiner und unentwickelter 
wurden dieselben, während sich im Hochsommer das umgekehrte Verhält- 
niss wahrnehmen liess. Zu dieser Zeit nämlich zeigten sich die Blüthen jener 
Exemplare, die nahe dem Ursprunge standen noch unentwickelt, während 
sich mir in weiterer Entfernung von demselben, in dem Masse als sich das 
Quellwasser durch Einfluss der Lufttemperatur erwärmt hatte ,„ bereits blü- 


85 
hende Sium-Pllanzen „ ja sogar schon abgeblühte Dolden zeigten. Wem 
erinnert dieses Verhältniss der Entwicklung nicht an die Thatsache, dass 
Orte, die nahe der Küste liegen, im ersten Frühjahre einen Vorsprung in 
der Entwicklung der Vegetation zeigen, während dieser Vorsprung gegen 
Orte von gleicher Breite mit Continentallage später verloren geht und sich 
zur Zeit der Blüthe und Fruchtreife in ein entschiedenes Zurückbleiben der 
Vegetations-Entwicklung umwandelt. 

Was den Wechsel der Vegetation je nach höheren oder niederen 
Breiten anbelangt ,„ von dem ich gleichfalls sagte, dass sich derselbe im 
Kleinen in der Quellenflora abgespiegelt finde, so muss derselbe in einer 
zweifachen Richtung in Betrachtung kommen, denn einerseits finden wir 
Pflanzen, die eine Gränze dem Norden zu finden, anderseits solche, die über 
eine bestimmte Vegetationslinie nicht weiter nach Süden vordringen. 

Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass die Verminderung der 
solaren Wärme es sei, welche dem Fortkommen der südlichen Pflanzen- 
formen in den kälteren Gegenden eine Gränze zieht, indem es nach- 
gewiesen ist, dass jede Pflanze einer bestimmten Wärmesumme während 
ibrer jährlichen Lebensäusserungen bedarf, um den Cyclus derselben voll- 
ständig abzuschliessen, das heisst reife Früchte zu erzeugen, und dass ihr 
dort wo ihr diese Wärmesumme nicht zugeführt werden kann, auch die 
Möglichkeit sich durch Samen fortzupflanzen, benommen ist. 

Was nun die Anwendung dieses Satzes auf die Quellenflora anbe- 
langt, so brauche ich hier nur auf die in den Thermen vorkommenden 
Pflanzen zu erinnern. Aber auch bei Quellen, die keine Thermen sind, lässt 
sich die Erfahrung machen, dass bei Minderung ihrer Mitteltemperatur bald 
diese bald jene Pflanze verschwindet, sobald ihr nicht mehr die für dieselbe 
nöthige Wärmesumme durch das umspühlende Wasser zugeführt wird. — 
Diess gilt z. B. von mehreren Potamogeton-Arten, von Callitriche, Lemna 
und vielen Anderen, welche schon unter einer Quellen-Temperatur von 
10,5° C. nicht mehr fortkommen. Einige jedoch scheinen durch diese Tem- 
peratursverhältnisse nur wenig afficirt zu werden und unter diesen ist ganz 
vorzüglich Caltha palustris, die ich eben so gut au den wärmsten wie an 
den kältesten Quellen auffand, erwähnenswerth. 

Viel schwieriger ist es die Ursache anzugeben, warum Pflanzen, die 
nur einer sehr geringen Wärmesumme bedürfen, in wärmeren Gegenden, 
wo ihnen doch diese Wärmemenge zukommen würde, nicht gedeihen, dass 
also nordische Pflanzen gegen den Süden zu eine Grenze finden und sehr 
richtig bemerkt Grisebach in seinen Vegetationslinien: „Südliche Pflanzen 
werden wohl eine Gränze finden an der sie erfrieren, nördliche aber nicht 
so leicht eine Gränze, wo sie versengt würden.“ 

Nach eben diesen Gelehrten nun soll für die nördlichen Pflanzen die 
Verlängerung der Tage dasjenige Moment sein, wovon ihre Beschränkung 
gegen den Süden abhängt. — Wenn nun Grisebach’s Ansicht auch für 
höhere und niedere Breiten Geltung finden mag, so kann dieselbe aber 


36 


durchaus nicht auf die Alpen, die uns doch das getreue Spiegelbild der 
niederen und höheren Breiten an ihren Abhängen erkennen lassen, ange- 
wendet werden, und ich muss offen gestehen, dass ich mir nicht vorstellen 
kann, wie die kurze Frist, um welche die Gipfel unserer Berge länger Tag 
haben als die Thäler und Ebenen, von wesentlichem Einflusse auf unsere 
Alpenpflänzchen sein, oder gar denselben eine Gränze gegen das Thal zu 
setzen sollte. 

Olıne mich noch in eine Erörterung oder Wiederlegung anderer An- 
sichten einzulassen, indem es viel leichter ist, eine Ansicht zu widerlegen, 
als eine neue stichhältige aufzustellen, sei nur so viel gesagt, dass sie 
sämmtlich für das Verschwinden bestimmter Pflanzen, wie sie in den kalten 
Quellen sich vorfinden, bei Erhöhung der Temperatur des Quellwassers, 
keinen Erklärungsgrund abgeben, und ich erlaube mir nur noch die Vermuthung 
auszusprechen, dass vielleicht der grössere Gehalt an Kohlensäure, wie er 
allen kälteren Quellen zukommt, nicht ohne Einfluss in dieser Beziehung 
sein dürfte. 

Schlüsslich will ich noch ganz kurz von den einzelnen Pflanzen- 
gruppen diejenigen Formen, die gleichsam den Typus der Gruppe bilden, 
anführen und bei denselben die Temperatur der wärmsten Quelle, in 
welcher ich dieselben noch auffand, die ich der Kürze wegen Wärme- 
gränze nenne, bemerken. 

In den kältesten Quellen fanden sich Epilobium origanifolium, Arabis 
bellidifolia, Ranunculus aconitifolius, Viola biflora. Wärme-Gränze derselben 
6,6° C. 

Die 2. Gruppe bestand aus Sazifraga rotundifolia, Geum rivale, 
Anthriscus alpestris, Montia fontana , Stellaria uliginosa. Wärme-Gränze 
derselben 8,2° C. 

3. Gruppe: bestehend aus Cineraria rivularis, Crepis palludosa. 
Wärme-Gränze derselben 9,5° C. 

4. Gruppe: aus Mentha sylvesiris, Scrofularia aquatica, Epilobium 
hirsutum, Veronica Beccaburga. Wärme-Gränze derselben 9,8° C. 

5. Gruppe: Sium angustifolium, Glyceria aquatica, Cardamine amara. 
Wärme-Gränze 10,5° C. 

6. Gruppe: Potamogeton densus „ Collitriche verna „ Lemna trisulca. 
\Värme-Gränze 11.09 C. 


Ueber einige in Steiermark vorkommende 


Zyyuenem 


Fortsetzung zur Abhandlung im IV. Bande der Verhandlungen des 
zoologisch-botanischen Vereines. (Abhandlungen Seite 473.) 


Von 
Georg Dorfimneister. 


Mit Bezug auf meinen Bericht vom 2. Mai v. J. beehre ich" mich nun, 
den weiteren Verlauf über die an einigen Zygaenen Steiermarks angestellten 
Beobachtungen und Versuche, nebst den versprochenen Raupenbeschreibungen 
mitzutheilen, und behalte zur leichtern Uebersicht die dort für die einzelnen 
Spezies gewählte Ordnung und Numerirung bei. Von den Raupenbeschrei- 
bungen sind zwar einige nur zu meinem Gebrauche verfasst gewesen ; ich 
will sie aber demungeachtet hier beifügen, weil mir weder gute Abbildungen 
noch bessere Beschreibungen bekannt sind, und bei der allgemeinen Aehn- 
lichkeit dieser Raupen noch einige Verwirrung herrschet. 


1. Minos S. V. von Eiern des Jahres 1853. Einjährige*) Raupen. 
Sie starben nach und nach. Bei weitem die Mehrzahl der fast durchgängig 
noch sehr kleinen Raupen würde wahrscheinlich neuerdings überwintert 
haben. Das Misslingen dieser Zucht mochte wohl hauptsächlich daher rühren, 
dass ich sie überhaupt weniger beachtete; ausserdem aber war ich, in Folge 
der Uebersiedlung Ende November 1853, hier im ersten Frühjahre mit den 
Standorten kräftiger Pflanzen nicht bekannt, und die gesetzten Topfpflanzen 
lieferten ebenfalls nicht hinreichende Aushilfe, als dass ich den Raupen oft 
genug frisches und taugliches Futter "hätte geben können, 


=) D. i. einmal überwinterte. 


88 


Beschreibung der erwachsen gefundenen Raupen. Grundfarbe schmutzig- 
gelbgrün, Kopf schwarz, ober dem Maule ein graues Querstreifchen. Zu 
beiden Seiten des Rückens, über dessen Mitte eine schwache dunkle Ader 
bemerkt wird, steht auf jedem Gelenke ein rundes schwarzes Fleckchen ; 
unter diesem, — jedoch nach vorn und nach abwärts — etwas entfernt, ein 
kleineres gelbes. Lüfter schwarz. Sollnach Ochsenheimer, Schm. 
von Europa, 2. Bd. S. 25, der Raupe der Scabiosae gleichen. 
Entwicklung 4 Wochen nach dem Einspinnen; zu Bruck a. M. Mitte Juli. 


2. Achilleae Esp. aus Eiern von 1852. Von den fünf erübrigten 
zweijährigen Raupen bereitete die erste ihr Gespinnst am 30. Mai, und ent- 
wickelte sich am 33. Juni; zwei lieferten den Schmetterling am 25., eine 
am 26. Juni, während sich eine Raupe schon zu Anfang Mai zur abermaligen 
Ueberwinterung anschickte. Die Schmetterlinge, zwei 5, zwei © , hatten 
weissliche Halskragen, während die von den einjährigen keine solchen 
besassen. 


Beschreibung der erwachsen gefundenen Raupe. Grundfarbe auf dem 
Rücken dunkelgrün, in den Seiten heller, unten bleich. Kopf schwarz, ober 
dem Maule grau. Haare fein, weisslich, stehen in Büscheln. Auf jedem Ge- 
lenke befinden sich zu beiden Seiten des Rückens zwei kleine runde schwarze 
Flecken (Puncte),. wovon sich der hintere beim Kriechen mit dem vorderen 
des nächsten Gelenkes vereinigt, und hart unter dem hinteren jeden Gelenkes 
ein eben solches gelbes Fleckchen, so, dass an den Seiten nach oben eine 
gelbe Fleckenreihe entsteht. Die Lüfter sind schwarz. Mitten über den 
Rücken läuft die dunkle Ader. Oft sind die Raupen schmutzig hellgelb, 
und haben dieselben Zeichnungen. — Entwicklung in 3 Wochen, zu Bruck 
a. M. Mitte bis Ende Juni. 


Von den zweijährigen Raupen glich eine ziemlich der obigen Be- 
schreibung ; eine war an den Seiten bleicher, zwei waren daselbst noch 
bleicher, und die gelben Fleckchen bei der einen fast gar nicht, bei der 
andern nur auf den vordern Gelenken sichtbar. 


3. Meliloti Esp. Die einzig übrig gebliebene zweijährige Raupe 
von den Eiern des Jahres 1852 häutete zum letzten Male am 30. April und 
verferligte sich am 17. Mai ein Gespinnst, in welchem aber die Puppe ver- 
trocknete®). An der Ochsenheimer’schen Beschreibung der Raupe 
wüsste ich nichts auszusetzen. — Die Puppenruhe dauerte 3 Wochen; die 
Entwicklung erfolgt in Bruck a. M. von Mitte bis Ende Juni. 


*) Hier bemerke ich, dass zur sichern Entwicklung der Puppen die Gespinnste 
sämmtlicher Zygaenen öfters befeuchtet werden sollen; besonders gilt diess 


von Achilleae und Onobrychis, die sich auch öfters an der Erde verspinnen. 


39 


4. Lonicerae Esp. Beschreibung der erwachsen gefundenen 
Raupe. Grundfarbe ein grünliches Graugelb. Kopf gross, glänzend schwarz, 
ober dem Maule weiss, Behaarung weisslich, büschelartig. Die Grundfarbe 
bildet mitten über den Rücken einen Streifen von ziemlicher Breite, in dem 
die Einschnitte etwas heller gelb sichtbar sind. Zu beiden Seiten desselben 
steht eine Reihe dicker schwarzer Flecken, -— auf jedem Gelenke zwei, nur 
durch den Haarbüschel der Quere nach getrennt, — in den Gelenken stossen 
sie beim Kriechen an einander. Ausserhalb dieser (oben an den Seiten), ist 
auf jedem Gelenke ein längliches hellgelbes Fleckchen, nach der Quere 
der Raupe; darunter zwei schwarze, durch den Haarbüschel und die hier 
breiteren Gelenkseinschnitte geschieden; noch mehr abwärts, ober den 
Füssen ein schwarzes Streifchen, nach der Länge der Raupe gestellt. 


Im Ochsenheimer’schen Werke werden die Raupen beider Ge- 
- schlechter verschieden beschrieben , was ich bis jetzt nicht beachtet habe. 
Vielleicht geben mir die Raupen hierüber Aufschluss, die ich eben über- 
wintere. In der Jugend schon waren wenigstens die einen mehr grünlich 
gelb, die andern bräunlich. — Diese Zygaene entwickelte sich in Bruck 
a. M. Anfangs bis Mitte Juli. 


5. Filipendulae L. Beschreibung der noch nicht erwachsenen 
Raupe in der letzten Häutung. Grundfarbe erbsengrün, in den Einschnitten 
gelblich. Kopf schwarz, ober dem Maule ein gelbes Streifchen; Behaarung 
kurz, bleichgelb, hie und da schwarz gemischt. Eilf schwarze, rautenför- 
mige, aussen nach rückwärts geneigte Flecken bilden zu beiden Seiten des 
Rückens einen Streifen, und es zeigt sich beim Kriechen , dass jeder dieser 
Flecken aus zweien besteht, wovon der vordere (vor dem Gelenkseinschnitt) 
linienförmig, der hintere dick, und fast dreieckig ist. Unter dem linienför- 
migen ist an den Seiten ein ovales gelbes Fleckchen, welches in einem 
bleichgelben Längsstreifen steht. Hierauf folgen an den Seiten schwarze 
Kreise, deren mehrere oben offen sind. Lüfter schwarz. 


Diese Raupe variirt bedeutend. Während bei den dunkeln Varietäten 
ausser den beschriebenen Zeichnungen, sich noch ober den Füssen schwarze 
Streifchen zeigen, sind die Seiten oft nur an den vordern Gelenken gefleckt, 
oder dort nur die Anfänge zu den schwarzen Kreisen, zwei oder drei 
schwarze Fleckchen zu sehen; oder es sind die Seiten ganz ungefleckt, die 
Rückenflecken klein, fast dreieckig (lichteste Varietät*), manchmal nach 


*) Diese Varietät nähert sich einigermassen der Raupe von Orobrychis, wird aber 
von ihr doch leicht durch die schwarzen Rückenhaare, Se wie durch die 


Form und Lage der Rückenflecke unterschieden. 


Bd. V. Abh. 12 


90 


hinten abgerundet. Der unter letztern befindliche helle Streifen ist auch 
bisweilen greller, als sonst. 


Bei ganz erwachsenen Raupen ist die Grundfarbe schmutzig goldgelb, 
wo dann nur mehr die schwarzen Zeichnungen deutlich sind. 


6. Gnobryehis S. V. Erwachsene Raupe. Grundfarbe erbsengrün, 
vorne mehr grünlich, hinten gelblich. Kopf schwarz, ober dem Maule weiss- 
lich, die Borsten fein, und bleichgelb. Der Rücken zeigt mitlen einen ver- 
loschenen gelben Längsstreifen, und daselbst gelbe Einschnitte ; seilwärts 
ist er durch schwarze Fleckenreihen begränzt. Auf jedem Gelenke steht 
nämlich ein dreieckiger derlei Flecken, welcher nach vorne gerade ab- 
geschnitten, die Spitze so nach rückwärts kehrt, dass die äussern Seiten 
der Dreiecke in einer geraden Linie liegen. In einem verloschenen 
gelben Seitenstreifen, der die Rückendreiecke begränzt, befindet sich 
hinter der Spitze des Dreieckes überall ein längliches gelbes Fleckchen. 
Sonst sind die Seiten ungefleckt. Die Lüfter sind zuerst weiss, dann 
schwarz umzogen. 


Auch diese Raupe variirt ziemlich. — Häufig zeigt sich vor den 
Rückendreiecken ein schwarzes Streifehen, besonders auf den ersten Ge- 
lenken ; seltener finden sich in den Seiten Spuren von schwarzen oder grauen 
Kreisen. — Oefters zerfallen die Rückendreiecke auf den hintern Gelenken 
in zwei Fleckchen, seltner auf allen “). 


37. Angelicae 0. aus Eiern vom Jahre 1853. Von den einjährigen 
Raupen entwickelten sich nur 3 Stück, und zwar Anfang Juli, nachdem 
selbe am 7. und 9. Juni zum letzlen Male gehäulet hatten. Sie lieferten 
ganz gewöhnliche Schmetterlinge von Angelicae. Die übrigen Raupen nahmen 
nur bis Mitte Mai Nalırung zu sich. 


*”) Im letzteren Falle bekömmt die Raupe dann einige Aehnlichkeit mit der von 
Achilleae, unterscheidet sich aber doch leicht durch folgende Merkmale: 


1. Führt Onobrychis einen hellen Streifen über die Mitte des Rückens, 


und einen solchen oben an den Seiten (worin die gelben Fleckchen stehen), 


Achilleae nicht. 


2. Steht bei Onobrychis der hintere (zweite) Punet auf jedem Gelenke 


gleich hinter dem vorderen, — hei Achilleae viel weiter zurück, erst ober 
dem gelben Fleckchen. 
3. Mangeln der Raupe von Achilleae am ersten Gelenke die schwarzen 


Puncte, die sich bei Onobrychis dort finden. 


91 


Beschreibung der erwächsenen Raupe. Kurz gelblich behaart, am 
Rücken und auf den vorderen Gelenken sind schwarze Haare eingemischt. 
Kopf schwarz, über dem Maule und den Fressspitzen grau, über dem 
Rücken ist die Grundfarbe schmutzig gelbgrün, in den Einschnitten 
heller, mitten eine schwarze Längslinie und zu beiden Seiten eine Reihe 
dicker, viereckiger schwarzer Flecken, die aussen nach rückwärts ge- 
richtet sind, 9 bis 10 an der Zahl. Ist die Raupe in Bewegung , so bemerkt 
man, dass jeder solche Flecken aus zwei Streifen zusammengeselzt ist, 
die durch den Gelenkseinschnitt getrennt sind. An den Seiten ist der 
Grund oben hellgelb, nach Art eines breiten Längsstreifens, unten 
wieder mit dem Rücken gleich; Bauch ebenso, zwischen den Bauchfüssen 
so wie diese selbst, mehr gelb. Noch wird ein deutlicher schwarzer Seiten- 
streifen bemerkt, der aus Bogen besteht, und nur in den Einschnitten un- 
terbrochen ist, dann, wie wohl nicht immer, nach abwärts, ober den Füssen, 
gegen diese, concave, schwärzliche Bogen. 


Ende Juni und Anfangs Juli erschienen mir in Bruck die Schmetter- 
linge nach einer Puppenruhe von 22 bis 24 Tagen. 


8. Peucedani Esp. und Ephialtes L. Beschreibung der er- 
wachsenen Raupe ”). Grundfarbe des ganzen Körpers ein schmutziges Grün- 
lichgelb, am Bauche zwischen den Brustfüssen mehr ins Grünliche, eben so 
an den Seiten über den Füssen, in Form eines verloschenen Streifens. Kopf 
schwarz, ober dem Maule grau. Die Borsten weich, ziemlich dick, (viel 
dicker, als bei Achilleae) stehen in Büscheln auf Wärzchen von der Grund- 
farbe, sind bleichgelb, auf den ersten Gelenken mit schwarzen gemischt. 
Mitten über den Rücken zieht eine schwarze Längslinie, und zu beiden 
Seiten des Rückens eine solche Fleckeureihe, die auf jedem Gelenke aus 
zwei ungleich grossen rundlichen Flecken besteht. Ist die Raupe in der 
Ruhe, so bilden sie 10 bis 11 Flecken. Eine schwarze, in den Gelenken ab- 
gesetzte Seitenlinie,. oder ein solcher Streifen wird aus geraden Strichen 
gebildet. Ober den Füssen stehen noch schwarze Bogen oder Striche. Die 
mir vorgekommenen Raupen-Varietäten sind unerheblich, und beziehen sich 
nur auf die stärkere oder schwächere Anlage der schwarzen Zeichnungen. 


Beiläufig drei Wochen nach dem Einspinnen erschienen die Schmet- 
terlinge, in Bruck zu Anfang Juli. 


8. a) Nachkömmlinge des Peucedani-Paares von 1852. Sämmtliche 
zwölf zweijährige Raupen lieferten vom 14. bis 26. Juni vollkommen aus- 


*) Die ein- und zweijährigen Raupen aus Eiern, so wie die Bastardraupen, boten 
mir Keinen Unterschied von den im Freien gefundenen. 


12% 


92 


gebildete Peucedani Schmelterlinge, so, wie dieaus den einjährigen gefärbt, 
und zwar 65.69, die © alle mit mehr weniger deutlichem sechsten 
Flecken der Vorderflügel, während von den Männern nur einer den sechsten 
Flecken führt. Die Flecken selbst ziehen mehrentheils ins Weissliehe, sind 
aber auch bisweilen roth. 


Vorigen Jahres verspann sich die erste am 5. Juni, heuer am 19. Mai, 
die Eine verspätete am 10. Jani, nachdem sie am 23. Mai die letzte Häutung 
gemacht. Eine davon, die wahrscheinlich beim Spinnen gestört wurde, ver- 
puppte sich frei auf der trockenen Erde. Ich gab sie in ein vorjähriges aus- 
geschlüpftes Gespinnst, und sie entwickelte sich ebenfalls zum vollkommenen 
Schmetterling. 


8. 5) Nachkömmlinge von Ephialtes © 1852. Drei Stück zweijährige 
Raupen entwickelten sich vom 16. bis 20. Juni; die erste war am 24. Mai 
versponnen. Eine krüppelhafte Raupe lieferte einen eben solchen Schmet- 
terling; alle drei aber Peucedani, welche sich auch nicht mehr, als die 
von 1853 zu Ephialtes hinneigen. 


8. c) Bastarde von Filipendulae 5 und Trigonellae © 1853. Zwei 
Stüek einjährige Raupen in die letzte Häutung am 2. Mar, am 19. ver- 


x 


sponnen, gaben Trigonellae 53 am 13. und 14. Juni. 


9. Secabiosae Hb.? Pluto0.? Vonden ausEiern 1853 überwin- 
terten Raupen verspann sich die erste am 19. Mai und schlüpfte der Schmelter- 
ling den 6. Juni aus. Nur einige erwuchsen heuer, und gaben kleine Schmelter- 
linge. leh nährte die Raupen derselben mit vieia cracca, auf welcher Pflauze 
ich nämlieh die Raupe zu Bruck fressend gefunden. — Hier fand ich sie 
ausser auf dieser, auch auf rvicia sepium, orobus vernus und rieia oroboides ; 
letztere Pflanze scheint sie besonders zu lieben. Die erste von den Grätzern 
enipuppte sich am 26. Mai, die andern Ende Mai und Anfangs Juni. Die 
Grätzer Schmeiterlinge dieser Art sind im Durchschnitt grösser als die 
Brucker. ; 


Beschreibung der in Grätz gefundenen Raupe. Die Grundfarbe, von 
welcher jedoch nur zwei Streifen oben an den Seiten rein übrig bleiben, 
ist eitrongelb. Kopf schwarz, ober dem Maule grau. Die Raupe ist mit 
weissen und schwarzen Borsten (Haaren) besetzt. Das erste Gelenk, ia 
welches der Kopf zurückgezogen ist, ist zuerst ober dem Kopfe ringsum 
gelb, dann verloschen grau, dann wieder gelblich. Mitten über den Rücken 
zieht eine, in den Einschnitten abgebrochene, schwarze Linie. Zu beiden 
Seiten des Rückens stehen zu Anfang eines jeden Gelenkes vom 2. bis 
letzten, inner dem oberen Seitenstreifen schwarze viereckige Flecken, die 
naeh aussen gerade, nach hinten schief abgeschnitten sind ; vor ihnen, etwas 
nach einwärls gerichtet, ein schwärzlieher rundlieher, hinter ihnen „ jedoch 


93 


im obern Seitenstreifen, ein länglicher hochgestellter hellgelber Flecken. 
Zwischen den Rückenflecken ist der Gruud schwärzlich punctirt, oder grau. 
Der schwarzgraue Seitenstreif ober den Füssen ist gerade, mehr weniger 
dick, verloschen, in den Gelenken mit schwarzen Flecken, und ober den 
Füssen mit gelbgrauen Warzen besetzt, nach abwärts heller. Die weiss- 
behaarten Knöpfchen sind gelblich. Bauch grau, Brustfüsse aussen schwarz 
mit weisslichen Flecken, Bauchfüsse gelblich. 


Die aus den Eiern gezogenen Raupen waren durchaus dunkler; zwi- 
schen den Rückenflecken die Grundfarbe meistens schwarzgrau gewässerf, 
und schwarz punctirt, die Mittellinie daselbst schwärzlich, verloschen; 
Seiten grau, Lüfter schwarz. Im Uebrigen stimmten sie mit obiger Beschreibung. 


Wie aber aus jener ersichtlich ist, hat eben diese Raupe die wenigste 
Aehnlichkeit mit der von Minos. 


Somit habe ich meine Beobachtungen mit mehr Weilschweifigkeit. als 
ich es sonst geihan haben würde, angegeben, um zugleich zu weiteren Un- 
tersuchungen, bei denen oft die unscheinbarsten Umstände Wichtigkeit er- 
langen, eine möglichst brauchbare Grundlage zu liefern. Obwohl aber der 
Erfolg sogar unter meiner geringen Erwartung geblieben ist, lassen sich 
doch hieraus schon einige Folgerungen ziehen, die die Zeit entweder recht- 
fertigen, oder theilweise widerlegen wird, und ich halte es nicht für über- 
flüssig, die wichtigeren hiervon kurz anzudeuten. 


1. Dass Peucedani, Althamanthae. Ephialtes,. Falcatae, Trigo- 
nellae. (wohl auch die von mir noch nicht erzielten Aeacus mac. 
quinque et ser, und Coronillue) als Varietäten einer Species zu- 
sammengehören, da die erst genannten bei mir aus Raupen ent- 
standen sind, die ich nicht zu unterscheiden vermochte, ferner die 
Eier der — zwar nicht in der Paarung gefangenen — Ephialtes © 
eben so gut, als die des Peucedani-Paares Peucedani und Atha- 
manthae lieferten. 


II. Dass diese Varietäten nicht dem Einflusse der Nahrung zu- 
geschrieben werden können. da ich selbe sämmtlich mit coronilla 
varia erzog. Den Bastardraupen legte ich Anfangs. jedoch nur im 
Herbste, also in ihrer frühesten Jugend. nebst dieser Pflanze auch 
lotus eorniculatus vor, und sie frassen von beiden. Nach der Ueber- 
winterung erhielten sie aber nur coronilla varia. 


94 


*ı) T 


III. Dass Ephialtes und Falcatae nicht, wie Treitschke 
meint *), und Beisduval ohne weiters als ausgemacht annimmt **), 
aus der Vermischung von Trigonellae oder Coronillae mit Filipen- 
dulae entstehen, indem sich bei mir vorläufig zwei gewöhnliche Tri- 
gonellae aus den Bastardraupen entwickelten, — und selbst, wenn 
sich unter der ganzen Brut Mittelarten vorfinden sollten, — nicht 
abzusehen wäre, warum sich eben nur die gelben Wurzelflecken der 
Vorderflügel und die Gürtel der Coronillae und Trigonellae roth 
färben sollten, und nicht auch — der Filipendulae näher 
stehende Varietäten vorkommen, (z. B. Filipendulae mit 
schwarzen oder gelben Hinterflügeln, ohne oder mit undeutlichem 
Gürtel und mit Weiss auf den Vorderflügeln etc.) — ferner endlich, 
sich aufdiese Artdas Auftreten der Ephialtes \Va- 
rietäten mitrothen Gürteln und Wurzelflecken an 
Orten kaum erklären liesse, wo zwar auch Filipen- 
dulae, keineswegs aber die Coronillae oder Trigo- 
nellae zu findenist. Ich möchte also die gelbe oder rothe 
Färbung bei den verschiedenen Varietäten weit eher klimatischen, 
örtlichen oder Witterungs-Einflüssen zuschreiben, und vorläufig meine 
Vermuthung dahin aussprechen, dass vielleicht der Mann bei der 
Paarung nur den Einfluss der Befruchtung der Eier ausübe, während 
etwa die Brut die der Mutter gleiche Species liefern würde. 


IV. Dass die weit verbreitete, und in mehreren Gegenden 
häufige Peucedani als Stammart, und Ephialtes als eine seltnere Ab- 
art anzunehmen wäre. Der Annahme, dass Peucedani vielleicht u r- 
reitschke X. Bd., Suppl. 1. Abth. Seite 108: „Da die Raupen beider sich 
„so sehr gleichen (2), dürfte man auf die nähere Verwandtschaft der Schmet- 
„terlinge, und wohl selbst aus den rothen Flecken der Filipendulae auf eine 
„dadurch hervorgebrachte andere Färbung der ursprünglich gelben Coronillae 


„schliessen.* etc. 


**) Boisduval: Index methodicus etc. 1840 sub numero 


EPHIALTES auctorum 
429. Hybr. Falcatae H. (mac. baseos, annuloque rubri.) 
Ephialtes L. 

und unten daselbst in der Nota (1): 

„Celeb. Dom. Treitschke, lepidopterologus eximius, in hanc speciem cum Z. 
„Filipendulae copulantum identidem incidit; isto congressu adulterino oriuntur 
„varietates notae, Falcatae H. Ephialtes L. Quae cingulo et basilaribus rubris 
„gaudent.* 


95 
sprünglich aus der Vermischung der Ephialtes mit Filipendulae 
entstanden sei, wo dann Ephialtes als Stammart angenommen werden 
müsste, kann ich nicht geradezu widersprechen „ weil die von mir 
gelangenen Ephialtes © „ deren Nachkommen in zwei Jahren n ur 
Peucedani waren, allerdings mit Filipendulae (oder auch mit Peuce- 
dani) gepaart gewesen sein konnten; allein hier scheint der Umstand 
entgegen zu stehen, dass aus den Eiern des Trigonellae ©, welches 
sicher mit Filipendulae gepaart war, doch schon Trigonellae her- 
vorgingen, wesshalb ich auf die sub Il ausgesprochene Vermuthung 
hinweise. | 


V. Nach mehreren beobachteten Entwicklungen, und, weil die 
zweijährigen Raupen von Achilleae durchschnittlich blässer geworden 
sind, scheint es, dass die hellen Varietäten der Raupen bei dieser 
Species vom Alter herrühren, und zu den dunkelgrünen Raupen die 
Schmetterlinge mit schwärzlichen oder schwärzlich grünen, zu den 
helleren Raupen die mit helleren, bis gelbgrünen Vorderflügeln, und 
mit weiss oder gelblich gemischten Schulterdecken gehören. — Da 
in der Wienergegend (z. B. bei Mödling) diese oft mit stark gelb- 
bestäubten Vorderflügeln und Rücken vorkommen, würde sich dort 
diese Beobachtung am besten constaliren lassen. 


VI. Dass die Artrechte von Erythrus Hb. O0. in Zweifel 
gezogen werden müssen. 


Der vom Grafen Saporta angegebene Unterschied der Raupen 
zwischen Minos und Erythrus besteht nicht; der mennigrothe Anflug 
des Innenrandes der Vorderflügel von der Wurzel aus, so wie die 
vorzügliche Grösse des Erythrus O. kann dem Klima und günstigen 
Orisverhältnissen zuzuschreiben sein; — zudem scheint das erstere 
Merkmal entweder bei Erythrus nicht constant, oder etwa auch 
manchen Exemplaren des Minos zuzukommen, da Treitschke 
nichts davon erwähnt *); weissliche oder gelbliche Halskragen und 
Schulterdecken findet man auch bei Minos, wıe diess einige von mir 
gefangene © zeigen, und es hat hiermit bei dieser Species vielleicht 
ein ähnliches Bewandtniss, wie bei Achilleae; Minos © mit gelb- 
grünen Vorderflügeln endlich besitzen eben so gelbbraune Fransen, 
wie die @ von Erythrus. 


*) Treitschke X. Bd., Suppl. 1. Abth. Seite 103, bei Erythrus: „die doppelte 
„Grösse beider Geschlechter, so wie der weisse Halskragen, die eben so ge- 
„fäarbten Schulterdecken, und die gelbbraunen Fransen des Weihes geben 


„allein bei frischen Stücken Unterscheidungszeichen.“ 


I6 


Vorerst wäre daher eine genauere Beobachtung beider Species 
zu empfehlen. Ich würde nicht anstehen, sogleich auf die Einziehung 
von Erythrus O. anzulragen, wenn ich nicht der Ansicht wäre, dass 
dadurch, wenn man ohne weitere Untersuchung eine fragliche Species 
für eine Varietät einer andern Species erklärt, der Wissenschaft eben 
so wenig, oder vielleicht noch weniger gedient sein kann, als wenn 
man ohne hinreichenden Grund eine Varietät als eigene, sichere 
Species aufstellt. 


Ich beabsichtige nun, um meine Aufmerksamkeit nicht zu sehr zu 
zersplittern, und meine verwendete Mühe möglichst fruchtbringend zu machen, 
mich künftig vor der Hand vorzüglich mit Peucedani-Varietäten , Bastarden 
hiervon und den dahin einschlägigen Versuchen zu befassen, bis ich, so 
weit als möglich, über die Ursachen ihrer verschiedenen Erscheinungen in’s 
Reine gekommen sein werde. 


Schliesslich aber erlaube ich mir noch anzuführen, dass mir unter 
den, heuer mit Zygaenen angestellten Paarungsversuchen folgende gelangen: 

1. am 30. Mai zwischen an Pluto ? 

2. am 17.-Juni zwischen Trigonellae 5 und Peucedani 9, 

3. am 22. Juni zwischen Peucedani mit weisslichen Flecken, und 

4. zwischen Peucedani mit rothen Flecken, 

5. endlich, am 11. Juli zwischen Angelicae. 

Missglückt ist unter andern ein Versuch mit an Pluto? @ und Peu- 
cedani 5. 


Weiterer Beitrag 


zur 


Schmetterlings - Fauna 


des 


Altaigebirges in Sibirien. 


Von 
Julius Lederer. 


Im vorletzten Jahrgange dieser Schriften habe ich die von Herrn 
Albert Kindermann in den Vorbergen des Altai gesammelten Schmet- 
terlinge bekannt gemacht. 


Herr Kindermann — durch Passformalitäten zu Ust-Buchtarminsk 
in seiner Weiterreise aufgehalten und daher genöthigt, wieder in der Um- 
gebung dieses Ortes zu sammeln — besuchte nun 1853 auch die Alpen des 
Altai und fand da manches Schöne ; auch in der Nähe von Ust-Buchtarminsk 
traf er noch einige Arten, die ihm das Jahr vorher entgangen waren. 


Ich zähle nun nachstehend die 1853 weiters gesammelten Arten auf, 
und bezeichne diejenigen, welche mir nicht in natura mitgelheilt wurden, 
mit *. Für die geographische Verbreitung der Schmetterlinge von hohem 
Interesse ist die grosse Uebereinstimmung, welche die altai’schen Alpen 
mit unsern Österreichischen und dem schweizer Gebirgslande zeigen; einem 
grossen Theile der daselbst gewöhnlichen Arten begegnen wir in jener 
weiten Ferne wieder. 


Die von ihm ausgebeuteten Gegenden schildert mir Herr Kinder- 
mann folgendermassen : 
Die Ulbinskischen Alpen im Altai. 


„Ungefähr 35 Werste nördlich von dem am Einflusse der Buchtarmina 
in den Irtisch gelegenen Orte Ust-Buchtarminsk gelangt man über kahle 
steinige Berge zu dem russischen Dorfe Mikotina. Dieses ist ziemlich hoch 


Bd. V. Abh. 13 


98 


gelegen, die benachbarten Berge sind, obschon sie nicht beträchtlich hoch 
scheinen, an der Nordseite im August stellenweise noch mit Schnee bedeckt 
und besitzen schon Alpenflora. 


Bei Mikolina beginnen die Berge bewaldet zu werden, ihre Spitzen 
sind aber meist kahl oder mit einer Art niedern Wachholdergesträuch be- 
wachsen. Die Baumarten sind Birke, Espe und Fichte. 


Der Pflanzenwuchs ist an den niedriger gelegenen Stellen ungemein 
üppig und mannigfallig, aber trotzdem ist die Gegend — besonders an der 
Nordseite — an Insecten sehr arm. 


An einem reissenden Gebirgsbache, den man wohl zwanzigmal zu 
passiren hat, führen schwache Spuren eines Weges in dieser wenig be- 
suchten Gegend abwärts und man gelangt ungefähr 25 Werste hinter 
Mikotina zur Ulba, einem reissenden Gebirgsstrome, der nur bei niederm 
Wasserstande mit Pferden zu passiren ist; an ihren Ufern finden sich Weiden 
und eine Art Pappeln mit langen weidenartigen Blättern. 


Nachdem ich diesen Strom durchritten, ging ich an seinem Ufer auf- 
wärts bis ich den ersten jener grössern Bäche erreichte, von denen mehrere 
aus den Alpen kommen und ihren Lauf in die Ulba nehmen. Am ersten 
Bache aufwärts meine Wanderung fortseizend, fand ich keine Spur eines 
Weges mehr, denn diese Gegend wird nur im Spätherbst von Jägern, 
welche Zobel, oder Landleuten, welche Zirbelnüsse suchen, besucht. Nieder- 
getretenes Gras liess mich wohl manchmahl vermutihen, dass erst kürzlich 
Jemand hier gegangen, verfolgte ich aber die Spuren bis zu nassen, sandigen 
Stellen, so hatte ich bald die Ueberzeugung, dass meine Vorgänger Bären 
waren. Der Weg in die Alpen beginnt nun beschwerlich zu werden. Nur 
mit Mühe und Gefahr sind die Bäche noch zu durchreiten, im hohen Grase 
gerätlh man unversehens in Moräste oder an sumpfige Stellen, in denen das 
Pferd ganz versinkt; die Berge fallen grösstentheils in senkrechten Fels- 
wänden ab; man muss daher zwischen diesen die steilsten Stellen hinan 
und hat mit Beschwerlichkeiten aller Art zu kämpfen. Einen vollen Tag 
brauchte ich von der Ulba bis an den Fuss der ulbinskischen Alpen und 
doch mochte die zurückgelegte Strecke kaum 25 Wersie betragen; es 
führt wohl ein Reitsteig von Mikolina zu dem an der Westseite gelegenen 
Litterskischen Silberbergwerke (die Alpen werden nach diesem auch die 
Litierskischen genannt), diesen wollte ich aber nicht passiren, da es mir 
darum zu Ihun war, die Südseite einiger östlich gelegenen Schneeberge 
zu erreichen, und dahin führten keine Wege. 


In dieser Alpengegend beginnt nun die Fauna an Lepidopteren reich- 
haltiger zu werden, als an der Nordseite der Vorberge, und unter einer 
Menge gemeiner europäischer Arten findet man manche eigenthümliche. An 
offenen felsigen Stellen zeigt sich Doritis clarius, an grasigen Orten in 
Wäldern Doritis Stubendorffi und Erebia theano ,„ an der Waldgrenze 


99 


Doritis smintheus, Argynnis thore, pales var. isis und mehrere andere 
Schweizer Arten. Hochnordische Arten konnte ich aber ausser einigen Exem- 
plaren von Melitaea iduna keine finden, obschon mehrere im Altai vor- 
kommen sollen ; diese dürften also wohl in einem noch nördlicheren Ge- 
birgszuge zu suchen sein. 


Hat man die höchste Spitze der ersten Alpenkette erstiegen, so ge- 
niesst man nach allen Seiten die herrlichste Aussicht. Gegen Norden erheben 
sich Berge über Berge und begrenzen den Horizont ; in den Thälern befinden 
sich Seen und Sümpfe. Die Wälder bestehen in dieser Höhe meist aus Lär- 
chen und sibirischen Cedern, welche letztere mit ihren dichten. schön dun- 
kelgrünen Nadeln und den blauen Früchten die Gegend besonders schmücken. 
Insecten sind hier wenig zahlreich, denn ich traf ausser Erebia manto, 
einigen wenigen Erebia Kefersteini, Argynnis pales var. isis, einigen 
Geometren und Pyraliden nichts, und auch von Käfern war ausser Nebria 
aenea und altaica nichts Gutes vorlianden. 


Noch ärmer an Insecten sind die höchsten Alpen und diese waren, 
obschon der Graswuchs auch da noch üppig, doch wie ausgestorben. Das 
Clima ist hier allerdings weit rauher, und starker Hagel bedeckt häufig den 
Boden, wenn es unten regnet, was wohl viele Insecten vernichten mag. 


So hoch hinauf, als man Schmetterlinge findet, trifft man auch eine 
Unzahl Mücken, die noch viel grösser, als jene in den Niederungen sind, 
und vor deren Zudringlichkeit man sich kaum zu schützen im Siande ist; 
diese mögen wohl Ursache sein, dass diese Alpen, obwohl sie die herr- 
lichsten Weideplätze bieten, von Menschen ganz unbewohnt sind. 


Oestlich reihen sich an die ulbinskischen Alpen jene der Katunja (nach 
den gleichnamigen Flusse so benannt). Sie setzen sich nach Süd-Osten fort, 
scheinen noch bedeutend- höher, als die ulbinskischen, sollen der lästigen 
Mücken entbehren und von Bergkalmücken bewohnt sein. Gegen Süden zu 
läuft die ganze Gebirgskette aus: dieser Theil bildet die chinesische Grenze, 
ist im Sommer von Kirgisen bewohnt, die an China tributpflichtig sind und 
(nach den Kurtschukflusse) unter dem Namen der Kurfischukalpen bekannt. 


An sehr hellen Tagen bemerkt man noch weit hinter den Bergen 
des Irtisch eine Alpenketie, die sich von Ost nach West zu ziehen scheint: 
wahrscheinlich ist diess das tarbagataische Schneegebirge, an dessen süd- 
östlichster Seite die chinesische Stadt und Grenzfestung Tschugulschack liegt.“ 


13° 


106 


Rhopalocera 


Equites H.-Sch. 


Papilio |. 

* Podalırius L. 

Doritis Fab. 

Delius Esper. Var. Smintheus Doubleday. An der Waldgrenze 
ım Hochsommer auf freien grasigen Stellen viele Männchen, aber äusserst 
wenige und meist verflogene Weibchen gesammelt. 

Der Unterschied von Delius beschränkt sichnach Doubleday’s Ab- 
bildung (er liefert nur die Oberseite des Männchens) auf reineres Weiss, 
kleinere schwarze Flecken und zwei rothe Flecken der Vorderflügel , da 
nämlich auch der unter dem rothen Vorderrandsfleck befindliche Fleck, 
welcher bei Delius ganz schwarz ist, eine rothe Ausfüllung hat. Alles diess 
ist aber nicht constant, ich erhielt sogar Exemplare, welche ausser im 
oberen Augenspiegel der Hinterflügel oben gar kein Roth hatten und waren 
überhaupt die Exemplare mit viel Roth die seltensten. Am Weibchen finde 
ich noch weniger Unterschied ; gewöhnlich hat es deutlich schwarz ge- 
scheckte Fransen, was sich aber zuweilen auch bei Delius findet. 


Pierides B. 


Pieris Schrk. 


Ausonia Var. simplonia B. Ein Männchen auf den höchsten Alpen in 
Gesellschaft von Erebia manto am 16. Juli gesammelt; es stimmt mit den 
schweizern aufs genaueste überein. 


Lycaenoidae B. 


Thecla Fab. 


Frivaldsskyi Kindermann Tafel 1, Figur 1, Männchen. Etwas 
kleiner als Thecla rubi, ungefähr derselbe Habitus und Flügelschnitt. Vor- 
derflügel ohne dem beim Männchen von rubi vorhandenen knopfigem hellen 
Vorderrandsfleck, Hinterflügel am Innenrande etwas ausgeschnitten, am 
Innenwinkel mit stark vorgezogenem abwärts stehenden Lappen. Kopf und 
Palpen borstig behaart, letztere spitz in Kopfeslänge vorstehend. Augen 
behaart, Beine des Weibchens (meinem Männchen fehlen sie) schwarz, weiss 
geringelt mıt abstehender Behaarung; Fühler schwarz und weiss geringelt, 


101 


ihre Kolbe oval, schwarz. an der Spitze rostgelb. Die Flügel haben eın 
schönes Stahlblau, das auf den vorderen gegen den Vorderrand und Saum 
zu in Schwarz übergeht; beim Mann ist das Schwarz reichlicher als beim 
Weibe, bei diesem weniger ins Blau vertrieben, mehr bindenartig abge- 
grenzt. Die Hinterflügel eind blau, am Vorderrande schwarz, und haben 
in jeder Zelle einen schwarzen, fast keilförmigen Randflecken. Diese Flecken 
sind nahe vor dem Saume abgesetzt, der Saum selbst ist schwarz, im Zwi- 
schenraume bleibt daher eine schmale Linie von der Grundfarbe. Die Rippen 
aller Flügel sind schwarz bestäubt. Die Fransen treten auf den Vorderflügel 
sehr wenig, auf den Hinterflügeln stark lappenförmig vor, und sind breit 
schwarz und weiss gescheckt. Unterseite chocoladebraun. Vorderflügel hinter 
der Mitte mit hellgrauer, innen dunkelbraun begrenzter Linie, deren mitt- 
leres Drittel abgesetzt und mehr nach aussen gerückt ist, und angehäuften 
blaugrauen Schuppen am Saume. Hinterflügel mit dunkelbrauner Mittelbinde, 
welche nach aussen unregelmässige Zacken bildet, in der Mitte am stärk- 
sten vorspringt und gegen den Innenrand zu am schärfsten begrenzt ist; 
der Raum vor dem Saume grob blaugrau beschuppt, das Grau nach innen 
undeutliche„ dunkelbraun begrenzte Keilflecke bildend. Saumlinie aller 
Flügel schwarz; Fransen matter gescheckt, als auf der Oberseite. Den 
Schmetterling fand Herr Kindermann auf Bergen in der Nähe von Ust- 
Buchtarminsk am 2. Juni kurz nach dem Schmelzen des Schnees; er er- 
beutete 15, meist. geflogene Stücke und lheilte mir ein schönes Pärchen mit. 


Polyommmatus Lat. 


Helle S. V. Vom Fusse der Berge bis zur Schneeregion äusserst gemein. 

Virgaureae L. Sehr lebhafte Exemplare. 

Eurydice Hufnagel (chryseis S. V.) Beide Geschlechter kleiner als 
bei uns, unten mit unserm chryseis übereinstimmend, Männchen oben wie 
Var. eurybia gefärbt. 


Lyeuene Fab. 
Tiresias Hufnagel (Amyntas S. V.) 


Subsolanus Eversm. Bull. de Mose. 1851. Ich erhielt nur ein Männchen. 
= Damon S.\. 
* Donzeli B. 


Nymphalidae B. 


Melitaee Fab. 
Iduna Dalmann. Grösser als die Lappländer. 


Argysaeis Fab. 


Selenis Ev. Oben bedeutend dunkler, unten weit lebhafter, als ge- 
wöhnlich. Ich erhielt nur ein Männchen. 


102 


Selene S. \V. 

Euphrosine L. 

Amathusia Fab. 

Thore Hb. Oberseite hellgelb; die schwarze Zeichnung feiner und 
schärfer abgegrenzt. Der Schmetterling erhält dadurch ein von den schweizer 
Exemplaren, welche reichlicheres Schwarz und eine von schwärzlichen 
Atomen oft ganz verdeckte Grundfarbe haben, weit verschiedenes Ansehen. 

Pales S. V. Die Var. isis und napaea Hübner. Das mir früher mit- 
getheilte bei Ustkamenogorsk gefundene Exemplar stimmte mit unserer 
schneeberger Pales aufs genaueste überein. Eine grosse Anzahl pales und 
arsilache, die ich seither aus verschiedenen Gegenden erhielt, haben mir 
nun die Artrechte sehr verdächtig gemacht. 

* Aglaja L. 

* Niobe L. 


Wermesser Fab. 
* Polychloros L. 


Satyroidae B. 


Erebia DB. 

Kefersteini F. Bulletin de Moscou 1851. Nur wenige Exemplare: deren 
Fundort bereits in der Einleitung erwähnt. 

Manto S. V. Viele Exemplare, aber meist Männchen; von der gewöhn- 
lichen Manto gar nicht differirend. Eversmann’s Ocnus (Buli. de Moscou 
1843) vom Saisansee scheint mir der Abbildung nach nur ein lebhaftes 
Exemplar von manto. 


Satyrus Lat. 


Heydenreichi Led. Nun auch mehrere Weibchen gesammelt. Satyrus 
Prieuri Pierret (Annales de la Societe entom. de France 1831, tab. 12) 
scheint mir fast diese Art darzustellen. Der verschiedene Fundort (Algier) 
dürfte wenig Bedenken erregen, da manche andere Satyride ähnliche Ver- 
breitung zeigt, z. B. hyppolite, die in der Sierra nevada und im Altai 
vorkommt. 


Peararga H.-Sch. 
* Maera L. 
Eiesperioidae. 


KHlesperia Lat. 
”" Comma L. 


103 


Heteroceria. 


Sesioidae B. 


Sesia Fab. 

Astatiformis H.-Sch. 

Ichneumoniformis S. V. Var.? Tafel 1. Figur 2; ein Weib. Von 
ichneumoniformis durch nur drei gelbe Ringe des Hinterleibes, am 2., 4. 
und 6. Segmente (ausserdem ist noch der Hinterrücken wie bei öchneumo- 
niformis gelb gerandet) wovon nur der mittlere unten ganz zusammen- 
schliesst, ganz schwarzen Afterbüschel, breiten schwarzen, nach aussen 
spärlich orange beschuppten Mittellleck der Vorderflügel, dunkel orange 
Grundfarbe der Beine verschieden. Die Fühler sind stahlblau, oben mitten 
dunkel bronzebraun beschuppt; der Innenrand der Vorderflügel ist an der 
Basis orangefarb. Da Sesia ichneumoniformis vielfach ändert und mein 
Exemplar etwas geflogen (am Afterbüschel übrigens ganz wohl erhalten 
ist), so wage ich nicht, eine neue Art aufzustellen; doch haben alle Exem- 
plare meiner Sammlung (5 Paare) jedes Hinterleibsegment gleichmässig 
gelb gerandet, die Ringe schliessen unten alle zusammen und der After- 
büschel ist bei allen gelb und schwarz getheilt. 


Sphingoidae B. 


Macroglossa 0. 
Stellatarum L. 


Deilenphila O. 
Porcellus L. 

Samnerinthus 0. 
Ocellata L. 


Epialoidae:» 


Epialus Fab. 


Nubifer Led. Var.? Zwei geflogene Männchen, von Kindermann 
als alpinus n.sp. gesandt. Sie zeichnen sich von nubifer durch eigenthüm- 
lichen Goldschimmer der Grundfarbe der Vorderflügel aus, stimmen aber 
in Zeichnung mit dieser Art überein. 


104 


Cossina H-Sch. 


Endag»ie B. 
Pantherina Hh. 


Zyporte NH). 
Thrips Hb. 


Bombycides B. 


Gastivropeacha Curtis. 
* Pini L. 
* Neustria L. 


Lasiocampa H.-Sch. 
* Rubi L. 


Liparides H.-Sch 


Dasyehira Steph. 
* Fascelina L. 


Lithosioidae B. 


Nezekeaardee Steph. 


Altaica m. Tafel 2, Figur 3. Männchen. Grösse etwas unter murina, 
Körper plumper, beim Weibe am After stumpf und wollig. Palpen schwach, 
spitz, wenig über die Stirne vorstehend, nebst den Beinen anliegend be- 
schuppt ; Hinterschienen mit zwei paar Spornen ; Zunge spiral. Fühler beim 
Manne mit viereckig abgesetzten Gliedern und langen Wimpern, beim Weibe 
borstenförmig, sehr kurz bewimpert. Thorax und Vorderflügel licht silber- 
grau, ersterer mit zwei schwarzen Strichen hinter dem Halskragen. Dicht 
an der Basis der Vorderflügel steht ein schwarzer Punct, nahe an ihm einer 
gerade daneben, einer schräge darüber, am Vorderrande, Im Mittelraume 
des Flügels, und zwar an derselben Stelle, wie bei murina stehen zwei 
ttefschwarze Puncle, unler dem inneren derselben schräge nach innen unter 
einander gestellt, weitere zwei; hinter dem äussern Puncte zieht eine fast 
zusammenhängende Puncireihe, welche um den Punct herum in zwei stum- 
pfen Winkeln vorspringt und sich sodann schräg einwärts wendet; ober 
den ‚zwei Mittelpuncten stehen am Vorderrande etwas saumwärts zwei matt- 
schwarze Flecken, welche sich nach innen verwaschen bindenartig fort- 
setzen. Hinter der äussersten Punctreihe steht nahe vor der Flügelspilze am 


105 


Vorderrande ein mattschwarzer Fleck, unter diesem noch einer, nahe am 
Innenrande über einander zwei; alle vier bilden eine abgerissene, parallel 
mit dem Saume ziehende Binde; an der Flügelspilze, so wie ungefähr bei 
der Mitte des Saumes steht ebenfalls ein Flecken, schwache Spuren von 
schwarz zwischen beiden. Die Hinterflügel sind aschgrau; die Fransen 
ganzrandig, auf den Vorderflügeln mit der Grundfarbe gleich, auf den 
Hinterflügeln heller, auf allen aber hinter der Mitte durch einen schmutzig- 
grauen Wisch unterbrochen; an der Spitze der Vorderflügeln sind die 
Fransen ebenfalls schmutziggrau. Auf der Unterseite sind alle Flügel trüb 
aschgrau, Vorderrand und Fransen etwas heller, die hinteren haben schwarze 
Mittelpuncte. Kindermann fand nur wenige Exemplare und ich erhielt 
nur ein Pärchen. ; 


Setössa Schk. 


Ochraces Kindermann. Taf. 1, Fig. 1. Männchen. In der Zeichnung 
hat der Schmetterling Aehnlichkeit mit flavicans, die Flügel sind aber noch 
kürzer und runder , als bei eborina, die Beschuppung so dicht, wie bei 
dieser Art. Alle Körpertheile sınd wie bei flavicans geformt, nur die Palpen 
mehr ausgebildet und die Färbung derselben, so wie der Flügel ist ein 
fahles Ockergelb (flavicans hat schwarze, oben gelb angeflogene Fühler), 
das nur am Vorderrande der Vorderflügel etwas lebhafter ist. Nahe an der 
Basis der Vorderflügel steht ein schwarzer Punkt, sodann folgen zwei 
Punctreihen über die Flügelmittie; die innere besteht aus drei Puncten, 
welche an derselben Stelle, wie bei flavicans stehen, die äussere aus sechs 
Puncten, nämlich je einem auf Rippe 1—6; die mittleren zwei sind mehr 
nach aussen gerückt. Zwischen (nicht auf) der dritten und vierten, sechsten 
und siebenten Rippe steht noch ein Punct nahe vor dem Saume, ein undeut- 
licher, mehr einwärts gerückter, zwischen Rippe 4 und 5. Die Hinterflügel 
sind ganz zeichnungslos. Unten sind die Vordertlügel im Discus schwärzlich 
und führen ausser den zwei Puncten vor dem Saume keine Zeichnung; die 
hinteren sind einfärbig gelb. 


Lithostia Fab. 
Lutarella L. (luteola S. V.) Ein Männchen , ganz wie die hiesigen. 


Euprepioidae. 


Euchelia B. 
= Jacobaeae L. 


Arctia Steph. 


Flavia Fuessly. Raupe gegen Ende April auf den Abhängen trockener 
Berge bei Ustkamenogorsk unter Steinen, als noch Schnee lag. Kinder- 
mann erzog nur drei Stücke ; zwei gute und ein verkrüppeltes Weibchen. 


Bd. V. Abh. 14 


106 


Notodontides BR. 


Harpyia d. 
* Bifida Hb. 


Cymatophoridae H.-Sch. 


Cymatophora Fı. 


Duplaris L. C(bipuncta Bkh.) 


Noctuina. 


Acronyeta 0. 


Leporina L. 

Psi L. Färbung sehr hell und rein. 
* Quspis Hb. 

Euphorbiae 8. \. 


Spintheroms B. 


Cataphanes Hb. Flügel gestreckter, Färbung mehr grünlichgrau als 
die französischen ; sonst nicht verschieden. Kindermann hielt sie für 
neu und versandte sie unter dem Namen Gerhardi. 


Ampkipyra Tr. 


* Livida S. V. 
* Tetra S. \V. 


Graphophora 0. 

Sigma 8. \V. 

Baja S. NV. 

Brunnea 8. \V. 

Festiva S. V. 

©. nigrum \. 

Eminens m. Tafel 1 Figur 3. Weib. Ich erhielt nur ein Pärchen. Grösse 
und Flügelschnitt von chaldaica. Körper licht aschgrau. Palpen die Stirn 
überragend, die ersten zwei Glieder dicht behaart, die Behaarung horizontal 
abstehend am Ende des zweiten Gliedes eine Stufe bildend, aus welcher 
das kurze stumpfe Endglied hervorsteht Zunge spiral, Vorderschienen wie 
bei allen verwandten Arten bedornt, Fühler borstenförmig, beim Manne mit 
mässig langen, büschelweise gestellten Wimpern. Halskragen höher als der 
Thorax, mitten scharf zusammenstossend; Thorax vorne und hinten mit 


107 


erhabenem getheilten Schöpfchen. Vordertlügel licht schiefergrau, glanzlos. 
Zeichnung sehr auffallend, von allen verwandten Arten verschieden, in 
beiden Geschlechtern gleich. Nahe an der Basis steht eine schwarze Quer- 
linie, sodann folgen die beiden Mittellinien. Diese sind schwarz, doppelt 
angelegt und ungemein weit von einander entfernt, das Mittelfeld daher 
ungewöhnlich breit. Die innere beginnt vor *%4 des Vorderrandes und ist 
elwas auswärts gerichtet, die äussere entspringt bei ®%%, zieht schräge nach 
aussen, bildet ungefähr im obern Viertel der Flügellänge einen stumpfen 
Winkel, zieht dann parallel mit dem Saume, läuft aber nicht in den Innen- 
rand aus, sondern zieht längs ihm zur Mittellinie. Die Makeln sind nicht 
sehr genähert, schiefergrau,„ weissgrau umzogen. Die runde ist schräge 
nach aussen gestellt, etwas in die Länge gezogen, die Nierenmakel steht 
fast senkrecht und ist aussen eingeschnitten ; die Zapfenmakel ist breit und 
stumpf. Der Grund um die Makeln und zwischen denselben ist ein nach 
aussen in die Flügelfarbe vertriebenes, von den Rippen hellgrau durch- 
schnittenes Schwarz. Die äussere Wellenlinie ist hellgrau, innen dunkler 
begrenzt als aussen, und bildet vor der Flügelspitze einen Zahn. Der Raum 
zwischen ihr und der äussern Mittellinie ist sehr schmal, etwas dunkler als 
die Grundfarbe, und hal daher ein bindenartiges Aussehen. Die Saumlinie 
ist schwarz, die Fransen sind grau, durch eine feine Längslinie gelheilt. 
Die Hinterflügel sind nebst den Fransen glänzend weiss, ohne Zeichnung. 
Unten sind alle Flügel weiss, gegen den Vorderrand zu grau angeflogen. 
Die vorderen haben nur die Spur der Nierenmakel und der dahinter sie- 
henden Querlinie, die hinteren den schwachen Anfang einer Bogenlinie, 
sonst aber keine Zeichnung. 


Agrotis ir. 
Rectangula S. V. 


Foeda m. Tafel 1, Figur 6. Weib. Ich erhielt nur zwei Weibchen. 
Grösse, Habitus und Flügelschnitt von Agr. forcipula oder signifera. Die 
Färbung des Körpers und der Vorderflügel ist ein trübes, bräunliches Erd- 
grau, am besten mit dem von Agr. cos zu vergleichen, eher noch mehr ins 
Braune ziehend. Die Zeichnung ist sehr einfach. Die Vorderflügel haben drei 
schwärzliche Querlinien, nämlich die halbe an der Wurzel und die beiden 
Mittellinien. Die erste dieser beiden zieht von 4 des Vorder- zu !z des 
Innenrandes und an ihrer Mitte steht die hohle, schwarz umzogene, elwa 
bis zur Mitte des Feldes reichende Zapfenmakel; die äussere beginnt bei 
°% des Vorderrandes, macht ober der Nierenmakel einen starken Bug nach 
aussen und läuft dann parallel mit dem Saume; beide Mittellinien bestehen 
aus zusammenhängenden groben Stirichen und sind nach innen etwas ge- 
nähert. Die runde Makel ist etwas länglich, die Nierenmakel etwas auswärts 
gestellt, wie bei signifera geformt. Die lichte Wellenlinie ist nur schwach 
und undeullich vorhanden, die Saumlinie schwärzlich, der Vorderrand hell 


1 / ‚1 a 


108 


und dunkelbraun gestrichelt, der Mittelschalten nur zwischen den Makeln 
angedeutet. Die Fransen sind einfärbig erdbraun, die Hinterflügel aschgrau, 
Basis und Fransen weisslichgrau. Unten sind die Vorderflügel erdgrau mit 
Andeutung der Nierenmakel und des äusseren Bogenstreils, die hinteren 
weiss, an Vorderrand und Saum grob grau beschuppt, mit sehr schwachen 
Mittelpunct und undeutlicher Bogenlinie. 

Aquilina S. V. Var. vitta Hb. 

Obelisca S. V. In vielen Varietäten, darunter welche mit zusammen- 
geflossenen Makeln. 

Signifera Hb. 

Fatidica Hb. - 

Trifurca Ev. In den unteren Gegenden genau wie die uralenser; im 
Gebirge die Grundfarbe sehr dunkelgrau, die Zeichnung daher weniger ab- 
stechend, sonst aber nicht verschieden. Kindermann theilte mir diese 
Varietät als robusta n. sp. mit. 


Hadena Tr. 


Leucophaea S. V. Ein Weibchen ; stimmt ziemlich mit bombycina Ev. 
Bulletin de Moscou 1847, planche 6, ist aber sicher von leucophaea nicht 
verschieden. Die bläulichgraue Färbung und hellere frischere Zeichnung 
findet sich auch bei den in unsern Gebirgsgegenden vorkommenden Exem- 
plaren. 

Amica 'Tr. Selten. 

* Sotura S. V. 

Lateritia Hufn. 

Scolopacina Esp. 

Hepatica S. \. 

Rurea S. V. und Var. combusta Hb. 

Basilinea S. V. 

Arida m. Tafel 1, Figur 7. Ich erhielt nur ein Männchen. Dieses ist 
ın Grösse und Habitus der gemina, in Färbung mehr der basilinea ähnlich, 
von basilinea aber leicht durch den Mangel des schwarzen ästigen Längs- 
striches an der Basis der Vorderllügel, von gewissen hellen gemina Varie- 
täten durch den Mangel des W zeichens in der lichten Wellenlinie, von beiden 
überdiess durch den Mangel der Schöpfe des Hinterleibes verschieden und 
darin mehr mit testacea und rubella verwandt. Palpen aufsteigend, das 
Endglied eylindrisch, etwas vorwärts geneigt, Zunge spiral, Augen nackt. 
Fühler borstenförmig mit büschelweise gestellten Wimpern (wie bei basilinea 
und infesta ; bei gemina haben sie kurze, pinselartig bewimperte Pyramidal- 
zähne). Vorderflügel trüb lehmgelb, Zeichnungsanlage ungefähr wie bei 
basilinea, der ästige Querstrich an der Basis jedoch wie gesagt fehlend, 
statt ihm sehr verloschen, die halbe Querlinie. Die beiden Mittellinien ent- 
springen wie bei basilinea aus dunkleren Vorderrandsflecken , sind aber 


109 


gegen innen zu genähert, das Mittelfeld ist daher unten mehr verschmälert, 
als bei basilinea. Dieses ist nicht dunkler, als die übrige Grundfläche, der 
Mittelschatten ist deutlich, düster graubraun, die Makeln sind wie bei 
basilinea geformt und gestellt (die runde is! bei meiner Abbildung zu sehr in 
die Länge gezogen), beide dunkler graubraun ausgefüllt, die Zapfenmakel 
kaum angedeutet. Die lichte Wellenlinie ist wenig heller , als der Grund, 
verloschen und ohne W zeichen; zwischen ihr und der äusseren Mittellinie 
stehen am Vorderrande zwei helle lehmgelbe Puncte. Fransen lehmgrau, 
auf den Rippen etwas heller. Hinterilügel licht gelbgrau mit helleren 
Fransen ,„ schwarzer, abgesetzter Saumlinie, Spuren einer hellen ver- 
waschenen Binde vor dem Saume und von unten durchscheinendem Mittel- 
flecke. Unterseite licht gelbgrau, alle Flügel mit Mittelfleck und schwacher 
dunklerer Bogenlinie dahinter; die vorderen noch mit Andeutung der 
lichten Wellenlinie. Der Hinterleib hat bei meinem Exemplare keine Spur 
von Schöpfen; darin, so wie im Baue der männlichen Genitalien stimmt 
arida mit testacea, Dumerili, texta etc., entfernt sich aber von den in 
Zeichnung ähnlichen basilinea, infesta, gemina und andern. 

* Gemina Hb. 

Contigua S. V. 

Genistae Bkh. 

Thalassina Bkh. 

Aliena Hb. 

Suasa S. V. 

Rectilinea Esp. 

Abjecta Hb. 

Albieolon Hh. 

Saponariae Bkh. 

Chenopodiü S. V. 

Dentina S. \. 


PRlogophor«a |r. 
* Lucipara L. 


Diunthoececia B. 
Capsincola S. \. 
Cuccubali S. V. 
* Carpophaga Bkh. (perplera Hb.) 


Polia Tr. 
Cappa Hb. 
Expressa m. Tafel 1, Figur 8. Männchen. Eine ausgezeichnete neue 
Art, mit keiner bekannten gut zu vergleichen. Ich erhielt nur zwei Männ- 
chen; das Weibchen kenne ich nicht. In den gekämmten Fühlern und der 
flechtenarligen Zeichnung hat sie Aehnlichkeit mit lichenea, die starken 


110 

Schöpfe des Hinterleibes, welche bei lichenea ganz fehlen, entfernen sie 
aber wieder davon. Thorax durch die lange Behaarung sehr erhaben, hinten 
mit getheiltem Schöpfchen, Hinterleib schlank, etwas den Afterwinkel über- 
ragend, hellgrau mit stark erhabenen, weiss und schwarzgrau gemischten 
Haarkämmen bis hinter die Mitte; Stirne nicht erhaben, abstehend dünn 
behaart, Zunge spiral; Palpen aufsteigend, erstes und zweites Glied mit 
abstehenden dünnen Haaren, das dritte vorwärts geneigt, lang und dünn, 
eylindrisch. Augen nackt, Körper und Beine äusserst schwach behaart. 
Fühler bräunlichgrau mit dünnen, elwas gewimperten mässig langen Kamm- 
zähnen, die bis zur äussersten Spitze reichen (bei lichenea hören sie vor 
derselben auf, haben aber dieselbe Form und Länge). Die Farbe des 
Rückens und der Vorderflügel ist ein abgestorbenes ins Bräunlichgelbe oder 
Grauliche ziehendes Oliv, etwa wie bei ganz verflogenen oder durch Nässe 
zerstörten Exemplaren von aprilina oder glandifera. Der Thorax hat un- 
regelmässig eingemischte schwarze Haare und auch auf der Flügelfläche 
finden sich zerstreute schwärzliche Atome. Die Querlinien sind schwarz. 
Die halbe an der Basis bildet drei kleine zusammenhängende, nach innen 
gekehrte Bögen. Die beiden Mittellinien beginnen im mittleren Drittel des 
Vorderrandes. Die innere besteht aus vier aneinander hängenden Halb- 
monden, von welchen der dritte grösser ist, als die übrigen und einen 
starken Einbug in das Miltelfeld macht, die äussere besteht aus aneinander 
hängenden auswärts gekehrten Halbmonden, bildet um die Nierenmakel 
nach aussen einen Bogen, wendet sich unter dieser etwas mehr nach innen, 
am Innenrande aber wieder ein wenig saumwärls. Die beiden Makeln sind 
hohl, fein schwärzlich umzogen,, die Nierenmakel auf beiden Seiten ver- 
schmälert. Die Zapfenmakel ist gross, aber undeutlich, an der unteren Seite 
durch einen schwärzlichen Querstrich hervorgehoben, der Mittelschatten ist 
deutlich, aber schmal, schwarzgrau. Die lichte Wellenlinie ist weisslichgrau, 
ohne Wzeichen, nach innen durch schwache schwärzliche Kappenzüge her- 
vorgehoben, nach aussen in die Grundfarbe verwaschen. Saumlinie schwärz- 
lich, abgesetzt, Fransen breit, weiss und grau gescheckt. Hinterflügel (mit 
ganz schwacher Rippe 5) aschgrau mit von unten durchscheinenden Mittel- 
punct, einem verwaschenen gegen den Innenrand zu auswärls geschwungenen 
weissgrauen, einwärls dunkler begrenzten Bogenstreifen bei 2% der Flügel- 
breite und der Spur eines parallel mit ihm ziehenden nahe vor dem Saume. 
Die Fransen sind weissgrau. Unterseite lichtgrau mil schwachen undeut- 
lichen Makeln und Querlinien, letztere hier dunkler als der Grund, Hinter- 
flügel mit schwachem Mittellleck. : 


Aplecta B. 
Advena 8. V. 
Tincta Brahm. 
Serratilinea S. V. 


111 


Leueunie Tr. 
Albipuncta S. V. 


Orthosiea Tr. 


Circumducta m. Tafel 1, Figur 9. Mann. Selten und mir nur in einer 
Pärchen mitgetheilt. Der Schmetterling hat viel Aehnliches mit J. cinctum, 
stimmt in Bildung der Körpertheile, Flügelform und Zeichnung sehr damit 
überein, unterscheidet sich aber leicht durch die ganz verschieden geformten 
Makeln, das Männchen überdiess durch stärker gekämmte Fühler. Thorax 
und Halskragen nelkenbraun, letzterer und der dahinter stehende erhabene 
Längskamm hell gerandet (bei J. cinetum alles einfärbig erdgrau). Zeich- 
nungsanlage wie bei J. cinctum, die beiden Makeln aber weit von einander 
getrennt, die innern anders geformt und anders gestellt, als die äussere, 
während bei J. cinctum beide gleiche Form haben, parallel neben und 
dicht an einander stehen, daher sogar zuweilen zusammenfliessen. Die innere 
beginnt am Vorderrande in schräger Richtung nach aussen, ist an der Stelle 
der untern Rippe der Mittelzelle durch einen geraden scharfen Strich nach 
beiden Seiten hin je um %s erweitert, bildet an der inneren Seite dieser 
Erweiterung, wo die Entfernung von der davor stehenden ersten Mittellinie 
auch weit grösser ist, als bei J. einctum „ einen scharfen Winkel und be- 
schreibt von da an einen viel flacher als bei J. cinctum angelegten bogen 
zur äusseren Makel. Die Makeln selbst sind auffallend hell, hellgelblich ge- 
randet und stehen auf nelkenbraunen, um die Makeln tiefschwarzem Grunde. 
Die übrigen Differenzen sind unerheblich; die Augen sind ebenfalls lang 
behaart, die Zunge ist spiral. 

Gothica L. 

Lota L. 

Caecimacula S. V. Sehr bleich gefärbt. 

Congener Hh. 


Mesoyona DB. 


Acetosellae S. V. In weit abstehenden Varietäten. Färbung vom Leder- 
gelben bis ins Schwarzgraue wechselnd „ die beiden Mittellinien zuweilen 
als dicke, schwarzgraue Streifen vorhanden „ alle Varietäten aber durch 
allmählige Uebergänge zur Stammart verbunden. 


Kantheae Tr. 
Rufina S. V. 


Cerastis Tr. 


Vaccinü L. mit den gewöhnlichen Varietäten. 
Satellitia L. 


112 


Kylına Tr. 
Socta Hufn. (petrificata S. V.) 


Colocamıpa Siepl. 
Vetusta Hb. 
Eroleta L. 
Solidaginis Hb. 


KXylomyges Guen. 
Conspicillaris L. 


Cueullia |. 
Asteris S. V. 
Absynthiüi L. 
Artemisiae Hufn. (abrotani S. V.) 
Xeranthemi Rb. 
Gnaphalü Hb. 
Argentina Fab. 

Placodes B. 
Virgo Tr. 

Plusia |\r. 

= Concha Fab. 
Renardi Ev. Sehr selten. 
Jota L. 
* N: Hb. 
Celsia L. 

Euelidia Tv. 
Cuspidea Hb. Im Juni sehr häufig auf Wiesen im Gebirge. 


Acontia Tr. 

* Titania Esp. 
ToXxzocampa Guen. 

Ludicera Hb. 
Lusoria L. 
Vieiae Hb. 

Erastria Tr. 
Candidula S. V. 


Agyriphila B. 
Sulphuralis L. (sulphurea S. V.\ 


113 


Leptosia Hb. 
Aenea S. \. 


‚Geometroidae. 


Geomelra B. 
Papilionaria L. Sehr grosse Exemplare. 


Acidalia Tr. 


Emarginata L 
Punctata Tr. 
Imitaria Hb. 


Pericallia Steph. 
Syringaria L. 


Crocallis Tr. 
Elinguaria L. Mittelbinde sehr dunkel rothbraun 


Odontopera Steph. 
Bidentata L. (dentaria Esp.) 


Angerona Dup. 
Prunaria L und Var. sordiata Goetze. 


Urapterys Leach. 
Sambucaria \L. 


Epione Dup. 
Parallelaria S. NV. 


Maecas»ica Curtis. 
Signaria Hb. 


Synopsia Hh. 

Sociaria Hb. und Var. luridaria Freyer. 

Strictaria m. Ich erhielt nun auch zwei Männchen; sie stimmen in den 
Gattungsmerkmahlen ganz mit Synopsia. 

Serrularia Ev. (Bulletin de Moscou 1847.) Tafel 2, Figur 1, Mann, 
Figur 2, Weib. Im Juni an den Vorbergen des Altai; viele Männchen, nur 
zwei Weibchen gesammelt. Eversmann kannte nur das Männchen und 
stellte es zu Fidonia; gemäss der ganz kurzen weichen Zunge und des 
Mangels einer kahlen Grube an der Vorderflügelbasis gehört es jedoch zu 
Synopsia. Das Weib hat wohl eine von dieser Gattung und von allen be- 


Bd. V. Abh. 13 


#14 


kannten Spannern weit verschiedene merkwürdige Form, da aber das 
Männchen ganz mit Synopsia stimmt, so ist eine generische Trennung un- 
nöthig. Der Körper des Weibchens hat dieselbe hell und dunkelgraue 
Zeichnung, wie beim Mänuchen ; er läuft spitz zu und hat einen weit vor- 
stehenden Legestachel von fast halber Körperlänge. Die Fühler sind schwach 
sägezähnig, die Palpen kurz, die Stirn kaum überragend ,„ die Beine anlie- 
gend beschuppt, die hinteren mit 2 Paar Sporen. Statt der Flügel hat das 
Thier nur schmale, dicht hell und dunkelgrau beschuppte, steife Lappen; 
die vorderen sind so lang als der Körper, S-förmig gekrümmt, die hinteren 
kaum °’/ so lang, gerade; am Innenrande und gegen die Spitze dieser 
Lappen tritt die Beschuppung fransenarlig vor. 

Phaeoleucaria m. Tafel 2, Figur 3, Mann. Ich erhielt nur diess eine 
Männchen. Es ıst mil Sociaria am besten zu vergleichen, stimmt auch in 
den Gattungsmerkmahlen damit überein, die Hinterschienen haben jedoch 
nur Endspornen,, daher phaeoleucaria eine eigene Unterabtheilung bildet. 
Grösse Yı unter sociaria. Thorax eben so breit und dicht wollig, weiss 
und schwarzgrau gemischt, vorne und hinten mit erhabenem Schöpfchen; 
Hinterleib schlank. weissgrau; Stirne anliegend beschuppt, Palpen kurz, 
nicht darüber vorstehend, Zunge kurz und weich; Beine anliegend beschuppt, 
nur die Schenkel schwach längshaarig; Hinterschienen dünn, bloss mit End- 
spornen. Vorderflügel ohne kahlen Fleck an der Basis. Wurzelfeld schmutzig 
braun, mitten weissgrau ausgefüllt. Die innere Mittellinie beginnt bei '% 
des Vorderrandes; sie ist W förmig und macht einen scharfen Zahn in das 
Mittelfeld, zwei stumpfere in das Wurzelfeld. Die äussere enispringt bei 
3; des Vorderrandes, besteht aus zusammenhängenden bogenarligen groben 
Strichen und macht bei der Flügelmitte einen starken Einbug; das Mittel- 
feld ist verhältnissmässig schmal, besonders die untere Hälfte, welche kaum 
halb so breit als die obere ist, weiss mit schmutzig lichtbraunen Atomen 
bestreut, die in der Mitte mehr angehäuft sind und so eine Andeutung des 
Mittelschattens bilden. Das Saumfeld ist gleich dem Wurzelfelde schmutzig 
braun; in seiner Mitte stehen eine Reihe auswärts gekehrter zusammen- 
häugender Halbmonde, welche innen scharf dunkel, aussen weiss begrenzt 
sind und daselbst mehr in die Grundfarbe verfliessen. Die Fransen sind 
weiss, auf den Rippen braun gescheckt. Hinterfügel weiss mit bräunlichem 
Mittelfleck, einem schwachen, unzusammenhängenden, geschwungenen, nahe 
ober dem Innenwinkel in den Saum auslaufenden Querstreifen dahinter, 
bräunlichen Atomen zwischen ihm und dem Saume, weisse mattbraun ge- 
scheckte Fransen. Die Unterseite führt dieselbe Zeichnung wie oben, nur 
ist sie matter, der Mittelschatten aber deutlicher, besonders am Vorderrande. 


Boaurmse Tr. 


Cinctaria S. V. In weit abstehenden Varietäten. 
Bituminaria m. Ich bekam nun auch zwei Männchen; sie besitzen die 
Grube an den Vorderflügeln wie die übrigen Boarmien. 


115 


Enophos Tr. 
Mendicaria N.-Sch. 
Glaucinata S. V. in sehr grossen, düster gefärbten Exemplaren. Beide 
Arten im Gebirge in der Waldgrenze. 


Fidonia \r. 
Fasciolaria Hufn. (cebraria Hb.) An Vorbergen des Altai; genau 
wie die deutschen Exeniplare gefärbt. 


Eneelorges m. 
Atomaria L. 


Bupalws Leach. 
Piniarius 1. 
Thamımorosanncıe m. 
Brunnearia Thbg. (pinetaria Hb. 


Eudbodlia B. 
Murinaria S. N. 


Lodbo»Rhorre Curtis. 
Polycommata 8. \. 


Didaria Tr. 


Ocellata L. 

Variata S. \. 

Serpentinata m. Nun auch ein Männchen ; die Fühler sind wie bei 
oliv eria. 

Turbaria Hb. 

Cambrica Curtis (erutaria B.) 

Suffumata S. \. 

Quadrifasciaria Hb. 

Propugnata S. \. 

Procellata S. \V. 

Melanicterata m. Tafel 2, Figur 4. Nur wenige Exemplare auf Alpen 
bei Tage fliegend gefunden. Körper schlank, schwarz, Stirne, Schulterdecken, 
Hinterränder der Segmente und die Beine goldgelb, letztere anliegend be- 
schuppt, die hinteren mit 2 Paar Spornen; Zunge spiral; Stirne anliegend 
beschuppt, Palpen darüber vorstehend, etwas aufwärts gekrümmt, Fühler 
gelb und schwarz geringelt, beim Manne mit ungemein kurzen, kaum mit 
der Loupe sichtbaren Wimpern. Flügel auf Ober- und Unterseite gleich 
bezeichnet, goldgelb mit unregelmässig schwarzen Bändern; das erste an 


15% 


116 


der Wurzel sehr klein, das zweite nahe an ihm, in der Mitte V-artig nach 
aussen vorspringend, auf der Vorderrandsrippe gelb durchschnitten , das 
dritte am breitesten, in der Flügelmitte. Dieses zieht vom Vorderrande 
schräg nach aussen, hat gewöhnlich — doch nicht immer — eine gelbe 
Makel in der Gegend der Querrippe, bildet unter dieser Makel ein Knie und 
läuft dann parallel mit der zweiten Binde in den Innenrand aus. Die vierte 
schwarze Binde stösst an den Saum an; in der Nähe der Flügelspitze 
macht die Grundfarbe einen tiefen busigen Einbug in das Schwarz, bei ?% 
des Saumes wird es von derselben ganz unterbrochen, daher am Innenwinkel 
ein fast runder schwarzer Fleck abgeschlossen. Die Hinterflügel sind gold- 
gelb mit schwarzem Mittelpunet und Fortsetzung der Vorderflügelzeichnung 
dahinter. Die Fransen sind sehr schmal, ganzrandig, an der Flügelspitze und 
da, wo das Gelb in den Saum austritt, gelb, an den übrigen Stellen schwarz. 

Tristata S. V. Var. funerata Hb. Ich erhielt nur zwei Stücke, welche 
ich fast für eine eigene Art halten möchte. Alle Zeichnung ist nicht schwarz, 
sondern grau und weniger scharf abgesetzt, als bei tristata. 

Pauperaria Ev. Bulletin de Moscou 1848. Ziemlich selten. Herr 
Professor Eversmann kannte nur das Weibchen und setzte es zu Fidonia, 
die Rippen sind jedoch wie bei Cidaria. Das Männchen hat auch keine ge- 
kämmten, sondern nur sehr kurz gewimperte Fühler. 

Rignata Hb. 

Silaceata Hb. 

Chenopodiata 8. \V. 


Eupithecia Curtis. 
Prolongaria 2. (Extensaria Ev.) 


Pyralidoidae. 


Boiys Tr. 
Cingulata L. (—alıs S.\V.) 
Atralis Hb. 
Nycetemeralis Hb. 
Peltalis Ev. 
Alpinalis S. \. 
Fuscalis S. V. 
Fulvalis Hb. 


Crambites. 


Crambus Fab. 
Mytilellus Hb. 
Tristellus S. V. 
Fascelinellus Hb. 
Chrysonnuchellus Scop- 


Talis Guen. 
Quercella S. V. 


Eucarphia 1. 
Vinetella Hb. 


Myelois 7. 
Cribrum S. V. 


Nephopteryx 1. 
Argyrella S. \V. 


Tortricina. 


Teras \r. 
Scabrana Hb. 


Tortrisx Tr. 

Palleana Tr. 

Gouana L. 

Ezxsulana m. Tafel 2, Figur 5. Männchen. Ich erhielt nur drei Männ- 
chen; sıe haben die nächste Verwandtschaft mit Baumanniana, sind aber 
ein gutes Drittel grösser. Ich gebe Beschreibung nach dem am schärfsten 
gezeichneten Stücke; die beiden anderen sind etwas malter. Körper und 
Beine grau, Hinterschienen abstehend behaart mit zwei Paar Spornen, Zunge 
schwach, Fühler grau mit ziemlich langen, dünn gestellten Wimpern, Stirne 
rostgelb, dicht beschuppt, Palpen in mehr als Kopfeslänge darüber vor- 
stehend, dicht gelblichgrau beschuppt, das erste Glied horizontal, das zweite 
hängend, das dritte ganz in der Beschuppung versteckt. Vorderflügel wie 
bei Baumanniana auf der Querrippe abwärts geknickt. Grundfarbe ungefähr 
wie bei dieser Art, nämlich grünlichgelbgrau mit eingemischten bleifarben 
Querlinien. Die Querbinden sind rostroth, stellenweise ins Graue ziehend. 
Das Wurzelfeld erscheint als ein kleiner, nicht sehr scharf begrenzter 
Flecken von dieser Farbe ; hinter ihm stehen am Vorderrande vier undeut- 
liche kleine Strichelchen (einem Exemplare fehlen sie ganz), sodann beginnt 
in der Mitte des Vorderrandes die Mittelbinde. Diese ist daselbst sehr schmal, 
etwa von Kopfesbreite, am Innenrande reicht sie aber vom inneren Drittel 
desselben bis fast zum Innenwinkel. An ihrer Innenseite hat sie auf der 
inneren Mittelrippe einen tiefen Zahn nach innen, an der äusseren macht 
sie vom Vorderrande zur Querrippe ein Knie einwärts, sodann zieht sie 
wenig deutlich begrenzt schräge zum Innenwinkel. Das Saumfeld ist am 
Vorderrande rostroth gestrichelt; in seiner Mitte entspringt ein schmales 
rostrothes, unregelmässiges, nach aussen verwaschenes Band, das in den 


118 


Innenwinkel ausläuft. Das Rostroth der Binden ist allenthalben durch matie 
Bleilinien begrenzt, die innere Mittelrippe in der Mittelbinde ebenfalls blei- 
farben beschuppt, die Binde dadurch unterbrochen. Die Fransen sind gelblich, 
schwarz oder schwarzgrau gescheckt, die Hinterflügel grau, Vorderrand, 
Basis und Fransen heller, Saum gegen den Vorderrand zu eingezogen, wie 
bei Baumanniana. Unten sind die Flügel grau, die vorderen viel dunkler, 
als die hinteren, mit unregelmässigen schmulziggelben Fleckchen am Vor- 
derrande und Saum und schmutzig hellgelb und grau gesche ckten Fransen, 
die hinteren mit feinen dunkleren Querstrichelchen, sonst zeichnungslos ; 
Rippe 6 und 7 stehen auf einem Stiele. 


Cocehylis Tr. 


Cultana m. Tafel 6, Figur 1. Männchen. Nur diess eine Stück erhalten. 
Thorax verhältnissmässig breit und plump, breiter als gewöhnlich; Hinter- 
leib schlank. Stirne breit, mit anliegender Beschuppung, die nur an der 
Fühlerbasis pinselartig absteht. Fühler mit ziemlich feinen Wimpern , Palpen 
hangend, gut in Kopfeslänge vorstehend, dicht beschuppt, Endglied in den 
Schuppen versteckt, Zunge kurz, gerollt; Beine ohne Auszeichnung , die 
Hinterschienen wie gewöhnlich stark mit zwei Paar Spornen. Die Grund- 
farbe des Rückens und der Vorderflügel ist ein sehr lichtes Rostbraun, 
Stirne, Hinterleib und Beine sind mehr weisslich. Die Zeichnung der Vorder- 
flügel differirt von allen verwandten Arten. Sie ist sehr einfach und besteht 
aus zwei gleichbreiten,, ziemlich geraden glänzend weissen Querbinden, 
zwischen welchen die Grundfarbe eine Binde von gleicher Breite und Form 
bildet und einer abgerissenen schmäleren und weniger deutlichen weissen 
Binde, die in der Mitte des Saumfeldes am Vorderrande beginnt, nach innen 
und aussen unregelmässig zerfasert ist und gegen den Innenrand zu ver- 
lischt. In den weissen Binden finden sich bräunlichgelbe Schuppen, besonders 
am Vorder- und Innenrande, in der zweiten Binde an der Stelle der Quer- 
rippe ein schwarzer Punct. Die Saumlinie ist weisslich, die Fransen weiss 
und rosibraun gescheckt. Die Hinterflügel sind sammt den Fransen weiss, 
gegen Vorderrand und Saum zu lichtgrau. Unten sind die Vorderflügel 
bräunlichgrau mit hellerer, sehr undeutlicher Andeutuag der Zeichnung der 
Oberseite und gescheckten Fransen, die hinleren weiss mit gelblichem Vor- 
derrand, gegen die Spitze zu aschgrau. 

Jucundana Tr. 


Treiedrngsiamdea Gucn. 
Rigana Sodoffsky. 


Penthina |r. 
Salicella L. (— ana S. V.) 


Paedisea \r. 
Ophthalmicana Hb. 


119 


Sericoris |r. 
Irriguana Z. Sehr gross. 
Umbrosana 2. 


Grapholitha Tr. 
Metzneriana Freyer. 
Aspidiscana Hb. 


Setaphila Tr. 
Virgaureana Tr. 
Punctulana S. \V. 


TPineina- 


E'umees Steph. 


Pectinella S. V. Fast doppelt so gross, als gewöhnlich. 


Nemeteis 2. 
Schiffermüllerellus S. V. 


Fratellde Schk. 


Ezxcisella m. Tafel 2, Figur 7. Männchen. Ich erhielt nur diess eine 
Stück. Es hat die Flügelform von cultrella, ist aber '% kleiner. Der Rippen- 
verlauf, so weit er sich ohne Abschuppung ausnehmen lässt, stimmt eben- 
falls mit dieser Art, eben so der Bau der Körpertheile ; den Palpen fehlt jedoch 
das bei cultrella aufwärts gerichtete spitze, anliegend beschuppte Endglied 
und ich kann auch mit der Loupe keine Stelle einer Einfügung entdecken. 
Die Vorderflügel sind wie bei culirella geformt, haben denselben Ausschnitt 
unter der Flügelspitze, diese ist aber nicht gar so slark vorgezogen. Die 
Farbe ist ein bläuliches gewässertes Schiefergrau. Das Wurzelfeld reicht bis 
zum Drittel der Flügellänge „ ist aus groben schwarzen Schuppen gebildet, 
zwischen welchen hin und wieder die Grundfarbe hervortriit, hat gegen 
sein Ende zu einen licht holzbraunen Wisch und macht an diesem einen 
Vorsprung nach aussen. Die übrige Flügelfläche hat wenig Zeichnung mehr. 
Der Vorderrand ist etwas dunkler grau, vor der Flügelspitze mit 4 schwarzen 
sroben Strichelchen bezeichnet ; die beiden mittleren stehen nahe beisammen, 
das erste und vierte sind weiter davon entfernt , letzteres dicht vor der 
Flügelspitze; am Saume, besonders gegen den Innenwinkel zu stehen eben- 
falls schwarze Strichelchen, vermischte Spuren von Schwarz noch unter dem 
ersten der vier Vorderrandsflecke bei der Mitte der Flügelbreite. Die Fransen 
sind grau, vor der Flügelspitze heller, als gegen den Innenwinkel zu, mit 
eingemischten schwarzen Schuppen. Die Hinterflügel sind sammt den Fransen 


128 
aschgrau. Unten sind alle Flügel grau, die vorderen mit helleren Stri- 


chelchen am Vorderrande gegen die Spitze zu, die hinten gegen die Basis 
elwas heller. 


Ä Psecadia 2. 
Flavianella Tr. 


Hypsolophus Fab. 
Marginellus F ab. 


Depressaria Haw. 


Altaica Z. Linnaea 1854. 
Laterella S. V. 


Pterophoridae. 


Ptlerophorus Geolfroy. 
Gonodactylus S. V. 


—— —Z———— 


D’" Werner Vber den Bin, 


Verhandl.d. zool. bot. Ver. 


/lufs der Vemgi des QAucl, 


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Ueber das Vorkommen der Trüffeln. 


Von 
Anton RoUu. 


Die Trüffel, Tuber cibarium Bull., einer unserer interessantesten 
Pilze, dessen Vorkommen in Oesterreich zwar schon bekannt ist, von dem 
sich aber doch nur sehr wenige sichere Standorte angegeben finden, kommt 
in Nieder-Oesterreich im Marchfelde, in der Gegend von Gross-Schweinbarth 
und Raggendorf vor. Dieses Vorkommen mag zugleich als ein Beweis 
gelten, dass das Marchfeld, welches bei den Botanikern bisher so in Miss- 
credit war und erst durch die geschätzten Mittheilungen unseres verehrten 
‘ Herrn Vicepräsidenten, Oberlandesgerichtsrath Neilreich in bessern Ruf 
kam, auch in Bezug auf die kryptogamische Flora nicht so übel bestellt sei, 
wie ich in einer spätern Versammlung weitläufiger auseinander zu setzen 
die Ehre haben werde. 

Das Vorkommen der Trüffeln in der angegebenen Localität war mir 
zwar schon längere Zeit bekannt, allein erst durch die kürzlich erhaltenen 
gütigen Mittheilungen des gräflich Tra un’schen Försters, Herrn Plankl 
in Gross-Schweinbarth, wurde ich in die angenehme Lage versetzt, der 
geehrten Versammlung die nähern Umstände ihres Vorkommens angeben 
zu können. 

Die Trüffeln finden sich nämlich nach der Angabe des Herrn Plankl 
in seinem Reviere, welches an 2200 Joch Flächeninhalt zählt, bloss in 
einem kleinen nordöstlich gelegenen Theile, und zwar besonders in ge- 
mischten Laubhölzern. 

Sie sind daselbst / — 5” tief unter der Erde, ja oft bloss ein wenig 
mit Humus bedeckt. Die Grösse derselben wechselt von Erbsengrösse bis 
zu der eines Hühnereies, wobei Herr Plankl bemerkt, dass er oft im 
September ganz kleine Trüffel fand, die er wieder in die Erde gab, zu- 
deckte und nach 2—3 Wochen schon bedeutend grösser gewachsen, wieder 
herausnahm. Auf dem angegebenen Standorte finden sich zweierlei Trüffeln, 
nämlich die echte Trüffel Tuber cibarium Bull., von welcher ein Paar 
Exemplare vorliegen, und eine zweite Art, die ich nie zu sehen Gelegenheit 
hatte und sie daher auch nicht näher zu bezeichnen im Stande bin. Nach 
dem Berichte des Herrn Plankl ist sie jedoch gelb, wird nie grösser als 
eine wälsche Haselnuss, hat ein ganz anderes Aroma, ist abgeschmackt 
und wird daselbst geibe Trüffel oder Sautrüffel genannt. Die Trüffeln werden 
dort mit Hunden gesucht, indem man sie auf die bekannten Trüffelplätze 
führt und sie durch Lob, Ermunterung und Belohnung zum Ausgraben ver- 
anlasst. Dabei machte Herr Plankl bei mehr als 10 Hunden, die er im Be- 
sitze hatte, die Beobachtung, dass dieselben die echten Trüffeln nie ohne 
specielle Erlaubniss fressen, während sie bei der gelben diese Erlaubniss 
gar nicht abwarten. 


Bd. V. Abh. 16 


122 

Auch nach den Erfahrungen des Herru Plankl ist zum Gedeihes 
der Trüffeln nöthig, dass es im Monat Juli und August regne; so dass, 
falls diese Monate schönes und trockenes Welter ist, ein sehr schlechtes 
Resultat zu erwarten ist. 

Was die Quantität der Trüffeln betrifft, die in dieser Gegend gefunden 
wird, so theilt mir der Herr Förster mit, dass dieselbe sich von Jahr zu Jahr 
vermindere, so dass, während er vor ungefähr 12 Jahren jährlich 60—80 Pfund 
sammelte, er die letzien drei Jahre kaum 10—12 Pfund jährlich ausbeutete. 
Er meint, dass die Veränderung der Holzschläge daran Ursache sei. 

Soweit geht nun der Bericht des Herrn Plankl. 

Ausser an diesem Standorte im Marchfelde finden sich die Trüffeln 
im. österreichischen Kaiserstaate noch an mehreren Orten, so in Ungarn, in 
den Wäldern der Insel Schütt und Csattoköz, in Mähren bei Gross-Berenau, 
in Böhmen bei Weltruss, Brandeis, Ellbogen, Karlsbad, Eisenberg, in 
Oesterreich nach Hayne und Kreutzer dann und wann im Schönbrunner 
Garten, nach Trattinick auch auf der Batthyany’schen Herrschaft 
Enzersdorf an der Fischa”),. dann ın Steiermark. Ferner soll nach einer münd- 
lichen Angabe des Herrn Verwalterss Ueberacker bei Gerasdorf in der 
Nähe von Wiener-Neustadt eine röthliche Trüffel vorkommen. Auch in der 
Lombardie findet sich die essbare Trüffel. 

Ueberhaupt ist dieselbe im südliehen und mittleren Europa, besonders 
in Frankreich und Piemont ziemlich allgemein verbreitet. Im höheren 
Norden ist sie zwar seltener, allein Linne fand sie doch selbst in Lappland. 
Auch in Nord-Amerika und dem nördlichen Asien soll sie vorkommen, 
doch ist die Identität dieser, sowie der japanischen Trüffel nicht sicher 
erwiesen. Im nördlichen Afrika scheint wohl nur eine essbare Art vor- 
zukommen, die jedoch einem andern Genus angehört, es ist nämlich der 
Terfex, (Terfezia Leonis). 

Uebrigens mag hier noch bemerkt werden, dass die Bulliard'sche 
Species beiden neuern Schriftstellern, als Vittadini, Corda, Tulasne 
etc. in mehrere zerfällt wurde. 

Wenn man nun beobachtet, wie wenige sichere und bestimmte Stand- 
orte in unserem Vaterlande angegeben sind, so kann man mit voller Ge- 
wissheit behaupten, dass bei genauerer Nachforschung diese Standorte 
noch bedeutend vermehrt werden könnten, denn schattige, dabei aber doch 
luftige hochstämmige Laubholzwaldungen in Kalk- oder Mergelboden, auf 
Abhängen oder auch in der Ebene, die überdiess einen guten Humusboden 
haben, auf den die Sonne und der Regen einwirken kann, finden sich wohl 
noch an vielen Orten und diess eben sind die Lieblingsorte der Trüffel, 
und an solchen kann man sie, wenn keine äusseren Veränderungen der 
Localität vor sich gehen, alljährlich finden. 


#) Prof. Pokorny theilt mir nachträglich mit, er habe erfahren, dass auf der 
gräfl. Schönborn’schen Herrschaft Mallebern im V. U. M. B. in den Park- 
anlagen die Trüffeln in grösserer Menge gesammelt werden, sowie dass sie in 
Schönbrunn häufiger vorkommen. 


123 


In Betreff der Bäume, unter welchen die Trüffeln gedeihen ,„ sind sie 
nicht besonders wählerisch, sie kommen vorzüglich unter Eichen und 
Weissbuchen , dann aber auch unter Nussbäumen, Birken , Kaslanien, Ross- 
kastanien und Buchsbaum vor. Ein Vorkommen von Trüffeln unter ungemischtem 
Nadelholze ist noch nicht sicher nachgewiesen. Obwohl die Trüffeln in der 
Regel nur in unmittelbarer Nähe der Bäume (doch finden sich auch hier 
öfters Ausnahmen, indem sie auch in Feldern, die ziemlich weit von Baum- 
anpflanzungen entfernt sind, gefunden werden) vorkommen, so kann man 
sie doch nicht etwa als Parasiten ansehen, denn man kann nie einen Zu- 
sammenhang der Trüffeln mit den Wurzeln der Bäume nachweisen, im 
Gegentheil haben die Untersuchungen der Gebrüder Tulasne gezeigt, 
dass die Trüffeln auch ein Mycelium besitzen, und die Spore sıch also nicht 
direct in die neue Trüffel umbilde. Doch hat merkwürdiger Weise im Jahre 
1847 in der Pariser Akademie ein Herr B. Robert über die Entstehung 
der Trüffeln gesprochen und seine Ansicht dahin ausgesprochen „ dass 
dieselbe im Zusammenhang mit der Entwicklung der Bäume stehe, indem 
durch die Feuchtigkeit, die auch er zum Gedeihen der Trüffel für nöthig 
hält, die Wurzeln und Wurzelfasern sich vermehren, und an den letzteren 
nach seiner Behauptung eben die Trüffeln gefunden werden, doch gibt Herr 
B. Robert doch auch zu, dass wahrscheinlicher Weise noch andere ihm 
unbekannte Ursachen mitwirkend seien. 

Schliesslich spricht Herr B. Robert gar seine Meinung dahin aus, 
ob es nicht gestattet sei, die Trüffeln nach der Analogie mit den Galläpfeln, 
als durch Insectenstiche erzeugt, anzunehmen. 

Zum Aufsuchen der Trüffeln sind nicht gerade immer abgerichtete 
Hunde oder Schweine nöthig, denn es suchen sie mitunter auch die Bauern 
ohne diesen; Nees v. Esenbeck erwähnt in seinem System der Pilze eines 
armen eebrechlichen Knaben, der die Trüffeln unter der Erde trotz eines 
Trüffelhundes witterte, und die alten Griechen und Römer kannten zwar schon 
die Trüffeln, aber der Gebrauch dieser Thiere war ihnen noch unbekannt. 

Plinius erwähnt die Trüffeln unter dem Namen tubera terrae, 
unter welcher Benennung übrigens an einer andern Stelle auch unser 
Cyclamen verstanden wird, er zählt sie zu den miracula rerum, da sie ganz 
ohne alle Wurzel entstehen und leben, er unterscheidet zweierlei Arten, 
eine röthliche und eine schwarze, auch er weiss bereits, dass Herbstregen 
und Gewitter zum Entstehen nöthig seien, er führt an, dass die geschätz- 
testen aus der numidischen Wüste in Afrika kommen, ausserdem finden sie 
sich in Griechenland bei Elis und mehreren Orten in Asien. 

Apicius Coelius hat uns in seinem Werke: De arte coquinaria 
seu de opsonüs et condimentis, mehrere Vorschriften der Zubereitung der 
Trüffel hinterlassen, so dass unsere Gourmands sehr leicht die Trüffel nach 
altrömischer Weise zubereitet, verspeisen können. 

Die Mittel, deren sich die Alten zum Aufsuchen dieses unterirdischen 
Pilzes bedienten, scheinen bloss in der besondern Beschaffenheit der Loca- 


16* 


124 


lität bestanden zu haben. Die Trüffelreviere sollen sich nämlich durch ge- 
wisse kleine aufgeworlene Hügelchen, die von allen audern besonders 
den durch die Maulwürfe aufgescharrlen sich unterscheiden, und kleine 
durch die Vegetation erzeugte Risse auszeichnen. Ausserdem scheinen 
gewisse Pflanzen, wie Cistus tuberaria u. a. als Zeichen gedient zu 
haben, so gibt auch Trattinick einige Pllanzen an, die er stels 
in der Nähe der Trüffeln gefunden haben will. Allein ob daran viel 
sei, möge dahingestellt bleiben, da sich Pflanzen, wie Bellis perennis, 
Myosotis sylvestris, Viola arvensis, Polygala vulgaris, Asclepias Vince- 
tozicum u. Ss. w. darunter finden. 

Auch kann vielleicht das Vorkommen gewisser Insecten das Aufsuchen 
erleichtert haben, wenigstens gibt Graf Borch zwei Fliegen an, eine blaue 
und eine schwarze, deren Larven sich von Trüffeln nähren und die daher 
meist in der Nähe schwärmen ; obwohl Tulasne und Vittadini ver- 
sichern, dass weder die französischen noch die italienischen Trüffelsucher 
etwas davon wissen und der erstere bemerkt, dass die Trüffeln keinen 
eigenthümlichen Larven zur Nahrung dienen. 

Die gegenwärtig gebräuchliche Methode des Suehens mittelst der 
Hunde und Schweine ist allem Anscheine nach eine ıtalienische Erfindung und 
scheint um die Mitte des XV. Jahrhunderts gemacht worden zu sein. In 
Deutschland, Piemont und Burgund bedient man sich der Hunde, in Poitou 
und der Provence der Schweine, welche letztere den Vortheil haben, dass 
sie die Trüffeln gleich selbst aufgraben, sie aber auch desto eher fressen. 

Nach Deutschland sollen die ersten Trüffelhunde, wie Trattinick 
nach Beckmann’ „Warenkunde“ anführt, im ersten Viertel des vorigen 
Jahrhunderts gebracht worden sein. Im Jahre 1720 soll König August ll. 
von Polen zehn Trüffelhunde um den Preis von 1000 Thalern aus Italien sich 
haben kommen lassen und im Jahre 1724 brachte Graf Wakkerbart 
die ersten nach Sachsen. 

Da die Trüffel, welche Trattinick als ein ziemlich heftiges 
Aphrodisiacum darstellt, vor deren all zu häufigem Genuss er sogar warnt, 
ein sehr gesuchter Artikel sind, und oft aus Frankreich, besonders den 
Gegenden von Aix, Avignon, Lyon, Marseille, Bordeaux, Celle, Perigord, 
oder aus Italien, besonders Piemont, um lheures Geld bezogen werden, so 
hat man schon mehrmals Versuche zur künstlichen Zucht, wie bei den 
Champignous, gemacht, allein diese scheinen enlweder zu keinem genügenden 
Resultate geführt zu haben oder von den Forstleuten nicht gehörig beachtet 
und ausgebeutet worden zu sein. Jedoch ist in Tulasne’s Werken als 
ganz sicher hingesteilt, dass man in manchem kalkhalligen Boden Trüffeln 
erzeugen könne, indem man zuerst Eicheln säet, nachdem die Eichen zwölf 
Jahre alt geworden sind, könne man bereits Trüffeln ernten, und diese 
Cultursart soll auch in der Umgebung von Loudons in grösserem Massstabe 
betrieben werden. 


BD u 2 


Ueber 


Heleocharis carniolkca Koch 


und 


Carex ornithopodioides Hausm. 


Von 
Johann Ortmann, 


Heleocharis carniolica Koch. 

Im Tauschwege erhielt ich im vorigen Jahre eine Pflanze aus der 
Familie der Cyperaceen, welche für mich ein besonderes Interesse erregte 
unter dem Namen Heleocharis palustris R. Brown. var. multicaulis aus 
der Gegend von Eperies in Ungarn. Ich erkannte darın sogleich die wahre 
H. carniolica Koch., gleichwohl fand ich es angezeigt, dieser Angelegen- 
heit näher auf den Grund zu sehen. Dolliner war es, der zuerst auf 
diese Pflanze aufmerksam machte. Er fand sie in Krain auf nassen Wiesen 
in der Gegend von Adelsberg und sendete Exemplare hiervon an Koch, 
der sie sofort unter obigem Namen beschrieb und in seine Flora Deutsch- 
lands aufnahm. 


Die ungarische Pflanze ist wirklich die wahre H. carniolica Koch; 
sie stimmt nicht nur mit der Beschreibung dieses Autors auf das genaueste 
übereiu, sondern auch die im Herbarium meines Freundes Franz Winkler 
befindlichen Original-Exemplare aus der Hand Dolliner’s, sind hiervon 
nicht im mindesteu verschieden. 


Reichenbach versteht dagegen unter H. carniolica Koch eine 
ganz andere Pflanze. Er bezeichnet sie im achten Bande der IJcones Florae 
Germaniae et Helvetiae p- 37 synonym mit Scirpus gracilis Salzmann 
und gibt in der Tafel 294 die Abbildung dazu. Seine Beschreibung lautet: 


126 

.„S. gracilis Salzm. repens, calamo striato, spica ovala, squamıs 
„‚ovatis oblusis subaequalibus, nuce obovato-oblonga, triquetra laevi. 
„Heleocharis carniolica Koch. Um Adelsberg in Krain. Dolliner.“ 

Nach der Reichenbach’schen Abbildung hat diese Pflanze drei 
Narben und 4 Borsten, welche kürzer sind, als die länglich ovale und drei- 


seitige Nuss. Die Griffelbasis ist rund, abgeschnitten. 


Die echte H. carniolica hat dagegen zwei Narben und sechs Borsten, 
länger als die verkehrt eiförmige zusammengedrückte, scharf berandete 
Nuss. Die zurückbleibende Basis des Griffels ist lanzettlich, zusammen- 
gedrückt, dreimal so lang als breit. Die Bälge sind länglich eiförmig, der 


unterste die Basis des Aehrchens ganz umfassend. 


Diese beiderseitigen wesentlichen Unterschiede veranlassten mich zu 
dem Entschlusse, nach Möglichkeit alle bisher erschienenen Beschreibungen 
von Heleocharis, Scirpus und Isolepis durchzugehen. Ich gelangte hierdurch 
zu überraschenden Resultaten und fand, «dass die von der Form der Frucht 
entnommenen Merkmale stels die verlässlichsten sind. Hieran reiht sich die 
Anzahl der Narben, der Borsten und die Farbe der Nüsse. Vom mindern 
Belang erscheint die Gestalt der Aehren und der Schuppen. 


N 


Im Verlaufe meiner Untersuchungen gelangte ich zu den Annales 
botanices systematicae von Walpers. Darin kommt unter dem Namen 
H. Bartolina Notaris eine Species vor, welche der Beschreibung nach 
fast ganz mit H. carniolica Koch übereinstimmt ; nur die unterste Schuppe 
der Aehre ist um dıe Hälfte schmäler angegeben. (Squama spicae ipsius 
basin semiamplectens.) 

Ungeachtet die Breite der Aehren-Schuppen kein absolut verlässliches 
Merkmal zu sein scheint, so begründet dasselbe doch bei H. uniglumis das 
Artenrecht. Es erübrigte mir nur noch der Wunsch, O riginal-Exemplare von 
Notaris aus Mailand zu erlangen. Diesem entsprach Herr Director Fenzl 
auf die zuvorkommenste Weise, denn schon bald darauf langte in Folge 
seiner Vermittlung die gewünschte Pflanze an, welche von H. carniolica 
Koch jedoch nicht verschieden ist. — Hieraus folgt, dass 

1. die Reichenbach’sche Pflanze die H. carniolica Koch nicht ist, 

2. dass H. Bartolina Notaris ein Synonym zu H. carn. bildet, 

3. dass die Flora Ungarns hierdurch einen neuen Bürger gewonnen, und 

4. der Verbreitungsbezirk dieser Pflanze sich über die Provinzen 


Mailand, Krain, Siebenbürgen und Ungarn erstreckt. 


127 
Heleocharis carniolica Ko ch. 
(Nach Original-Exemplaren.) 


6 


n 


Denn” 


Querdurchschnitt 
der Nuss. 


Seirpus gracilis Salzm. 


(Nach der Abbildung Reichenbach's.) 


Blüthe. Nuss. Querdurchschnitt 
der Nuss. 


Carex ornithopodioides Hausmann. 

Unter diesem Namen beschrieb der um die Flora Tirols sehr ver- 
diente Freiherr von Hausmann in der Flora v. J. 1853, Nr. 15, dann 
in seinem Werke p. 1501 eine neue Carex-Art, welche, wie es der Name 
andeutet, der C. ornithopoda im Habitus gleicht, von dieser aber sich durch 
die sSlänzend kahlen Früchte unterscheidet, und im Sommer 1852 
vom Theologen J. Viehweider auf trockenen Alpentriften am Dolomit- 
Stocke des Schlern entdeckt wurde. 

Der Beschreibung nach verhalten sich C. ornithopoda und ornithopo- 
dioides fast gerade so zu einander, wie die bereits längst erprobten Arten 
von Carez praecoz Jacg. und C. nitida Host. Auch bei ihnen beruht 
das specifische Merkmal auf den Früchten, welche bei praecox behaart, 
bei nitida kahl sind. 


128 

Im verflossenen Herbste gelangte an das Wiener Tausch-Herbarium 
eine Sendung mit einer bedeutenden Anzahl von Exemplaren dieser neuen 
Species, gesammelt von Baron Grabmayr in Tirol auf den Rosengarten 
in einer Höhe von 6000 Fuss. Ein reichhaltiges Material stand mir sonach 
zu Gebote. Beim ersten Anblicke dieser Pflanze erinnerten ihre hin und her 
gebogenen Stengel unwillkürlich an C. ornithopoda, nur schienen mir die 
Blätter etwas dunkler gefärbt und die Aehren eine mehr gedrängtere Stel- 
lung zu besitzen, als bei der im Wiener - Florengebiete vorkommenden 
C. ornithopoda. 


Auch fand ich wirklich an allen Exemplaren die glänzend kahlen 
Früchte, welche meistens eine schwarzbraune Färbung besitzen, vorhanden. 


Gleichwohl kann ich nicht umhin, bei dieser Pflanze das Artenrecht 
in Frage zu stellen, und sie nur für eine Alpenform der C. ornithopoda 
anzuerkennen. Meine Ansicht vermag ich durch die Thatsache zu recht- 
fertigen, dass ich schon vor drei Jahren auf dem sogenannten Preiner- 
Gschaids an der Gränze zwischen Oesterreich und Steiermark in einer Höhe 
von 3000 Fuss Exemplare von ornithopoda und sogar Uebergangsformen zur 
C. digitata ebenfalls mit glänzend kahlen und schwarzbraunen Früch- 
ten an demselben Standorte sammelte, wo die behaarte C. ornithopoda 
stand, und die in der Form der Früchte der Tiroler Pflanze auf das voll- 
kommenste gleichen. 

Diese Exemplare erlaube ich mir der hohen Versammlung mit dem 
Bemerken zur Ansicht vorzulegen, dass sich hierunter Ein Stück mit 
Früchten befindet, die zur einen Hälfte kahl, zur andern behaart sind. Diese 
Erscheinung liefert den Beweis, dass, obwohl bei einigen Carez-Arten die 
Behaarung der Früchte ein sehr konstantes Merkmal abgibt und sogar den 
Eintheilungsgrund für die verschiedenen Gruppen darbietet, dasselbe bei 
andern Arten, wie z. B. auch bei C. alpestris sich sehr veränderlich 


erweiset. 


Ueber die ersten Stände 


einiger 


Lepidopterm. 


Von 
J. v. Hornig in Prag. 


Cochylis Posterana Hoffmnnsgg. (Ambiguana Tr.) — 
Die Raupe ist beiläufig einen halben Zoll lang, mehr als entsprechend dick. 

Der runde und ziemlich Nache Kopf ist schwarzbraun , das Nacken- 
schild hell braungrau, rückwärts mit einer verfliessenden schwarzbraunen 
Einfassung. 

Der Leib einfarbig, schmutzig hellgelb. Am zweiten und drilten Leib- 
ringe liegt auf der Oberseite zu beiden Seiten der Rückenmitte eine Quer- 
reihe von vier kleinen, hellgrauen, paarweise gestelllen Pünctchen. Vom 
vierten Gelenke an ziehen zwischen der Rückenmitte und den Luftlöchern 
derart zwei Längsreihen grauer Pünctchen, dass sich auf jedem Leibringe 
zwei derselben befinden , und das vordere , zugleich kleinere, etwas nach 
innen gerückt ist. Die Luftlöcher sind braun. Ober jedem derselben steht 
ein grauer Punet. Eine Längsreihe kleinerer solcher Puncte ist ober den 
Füssen, und eine Querreihe von vier derselben endlich auf der Unterseite 
der fusslosen Ringe. Jedes Pünctchen ist mit einem feinen hellen Haare besetzt. 

Die Afterklappe ist wie das Nackenschild, die Krallen gleich dem 
Kopfe, die acht Bauchfüsse und die Nachschieber wie der Leib gefärbt. 

Die Raupe fand ich Ende Vclober auf den Bergen um Wien häufig 
in den Blüthenköpfen von Carduus acanthoides. Nach Zeller (Isis, 1847, 
Seite 743.) lebt dieselbe auch an Carduus nutans,. Arctium bardana und 
Centaurea jacea. 

Die Verpuppung erfolgt in oder an der Erde in einem dichten, durchaus 
mit Erdkörnern besetzten Cocon. Die Puppe ist hellbraun, ‘von gewöhn- 
licher Form. Jeder Hinterleibsring führt auf der Rückenseite einen stärkern 
und weiter rückwärts noch einen schwächern Gürtel von kurzen Stacheln, 
welche Gürtel sich gegen die Unterseite zu allmälig verlieren. Das Alterstück 
ist stumpf abgerundet, ohne Schwanzspitze, und mil mehreren (beiläufig 
za bis sechzehn) kurzen, am Ende hakenförmig umgebogenen Borsten 

esetzt. 

Die Schmetterlinge erschienen Ende Mai und Anfangs Juni. 

Cochylis Rubellana Hb. — Die Raupe ist ganz wie jene 
von Posterana gebaut, ein wenig kleiner, beiläufig vier Linien lang. 


Bd. V. Abh. 13 


130 


Der Kopf ist hellbraun; oben an dem rückwärtigen Theile der Halb- 
kugeln von einer kastanienbraunen Farbe, das Nackenschild schmutziggelb, 
wenig dunkler als der Leib, rückwärts mit einer verfliessenden gelbbraunen 
Einfassung. 

Der Körper einfärbig, schmutzig hellgelb. Die Anzahl und Stellung 
der Puncle dürfte dieselbe sein, wie beı Posierana, obschon ich (selbst 
mit Hilfe des Glases) nur die innern Puncte der vordern Querreihen, die 
äussere Längsreihe, jene ober den Lüftern und einige von jeder der untern 
Querreihen wahrzunehmen vermag. Da aber sowohl die Raupen als die 
Schmetterlinge von Rubellana und Posterana gleichen Habitus zeigen „ so 
zweifle ich nicht, dass auch die übrigen der bei Posterana angeführten 
Puncte bei der jetzigen Art ebenfalls vorhanden sind. 

Auch bei Rubellana ist die Afterklappe von der Farbe des Nacken- 
schildes , die Krallen von jener des Kopfes, und die Bauchfüsse und Nach- 
schieber von der Farbe des Leibes. 

Die Raupen fand ich zu wiederholten Malen erwachsen gegen Ende 
August in fast subalpiner Region bei Gutenstein (an der Gränze von Nieder- 
Oesterreich und Steiermark) in den Blütlhen von Antirrhinum linaria, und 
zwar an einer Stelle, wo diese Pllanze üpp!g wuchs, und wo ich zu gleicher 
Zeit die Raupen von Eupithecia Linariata antraf. Die letziern bewohnten 
aber die noch grünen Samenhülsen. 

Die Verwandlung der Rubellana-Raupe geschieht in der Erde oder 
an deren Oberfläche in einem längrichrunden, dichten, mit Erdkörnern be- 
selzten Gewebe, und erfolgt nicht vor dem nächsten Frühjahre. Im Jänner 
öffnete ich einige Cocons, und fand darin die Raupe noch ganz unverändert. 

Die Puppe ist elwas kleiner als jene von Posterana, im Uebrigen aber 
wie letztere gebaut. 

Die Schmetterlinge entwickelten sich bei mir in unpleichen Zeit- 
räumen, von Ende Mai bis in den Juli. 

Cochylis Dubötsaee Hb. — Die Raupe ist von gluicher Grösse 
und Gestalt, wie jene von Posterana. 

Der Kopf ist hellbraun, das Nackenschild vorn hellbraun, rückwärts 
schwarzbraun. 

Die Grundfarbe des Leibes ist ein helles Schmutziggelb, auf der 
Oberseite mehr oder weniger rothbraun angeflogen. Die Zahl und Stellung 
der grünen Püncichen genau wie bei der Raupe von Posterana. 

Auch bei Dubitana zeigt sich in der Farbe der Afterklappe und der 
Füsse die bei Posterana und Rubellana erwähnte Uebereinstimmung mit 
der Färbung des Kopfes und rücksichtlich mit jener des Nackenschilds und 
des Körpers. 

Die Raupen von Dubitana bekam ich ın Mehrzahl in den Blüthen- 
köpfen von Picris hieracioides , als ich diese Pflanze zum Fulter der Raupen 
von Anthoeeia Cardui Anfangs August 1354 von verschiedenen gebirgigen 
Orten um Wien nach Hause Irug. Boie in Kiel erzog übrigens Dubitana 
Hb. aus Raupen, die in den Blülhen von Senecio jacobaea lebten. (Steil. 
ent. Zeilung, 1852, S. 386.) 

Die Verwandlung und Puppe von Dubitana gleichen jener von Posterana. 

Die Entwicklung erfolgt ungleich. Während nömlich einige Wickler 
bei mir schon Ende August und Anfangs September 1854 erschienen, über- 
wintern so eben (Februar 1855) noch mehrere von den gleichzeilig ge- 
fundenen Ranpen in an der Erde oder an den Seitenwänden des Behält- 
nisses angelegten Cocons im Larvenzustande. 


Einige Bemerkungen über die Gattung 


Saurgyus. 


Vom 
Director Dr. 3. Löw in Meserilz. 


Durch die nachfolgenden Mittheilungen, welche ich dem geehrten 
Vereine vorzulegen mir erlaube, wünsche ich die Aufmerksamkeit derjenigen 
Herren Vereinsmitglieder, welche sich mit der Erforschung der österrei- 
chischen Diptern-Fauna beschäfligen, auf einige derselben angehörige, aber 
noch nicht genügend bekannt gewordene Arten der Gattung Sargus hin- 
zulenken, welche sich dem scharfsichtigen Auge derselben gewiss nicht 
lange entziehen werden ; ich hoffe, dass meine Bemerkungen vielleicht die 
nächste Veranlassung zur Aufklärung der über sie noch herrschenden Zweifel 
werden können. ? 

Die gemeinste und weit verbreiletste Artist Sargus cuprariusLinn. 
— Andiese allgemein bekannte Art schliesst sich 8. nubeculosusZett. sehr 
nahe an, so nahe, dass es mir bis jetzt völlig unmöglich gewesen ist, eine 
ganz scharfe Grenze zwischen beiden aufzufinden. Unterschiede in den 
Körperformen vermag ich nicht zu entdecken; ausser der geringern Körper- 
grösse des S. nubeculosus unterscheidet sich dieser in der Färbung durch 
grössere Klarheit der Flügellläche, auf welcher die Wolke unter dem Rand- 
male sich mehr abhebt, als dies bei S. cuprarius der Fall ist, und durch 
das bis zur Wurzel schwarz gelärble 1. Glied der Hinterfüsse, welches bei 
S. cuprarius an der Wurzel in grösserer oder geringerer Ausdehnung hell 
gefärbt zu sein pflegt. Beide Unterschiede sind indessen, wie es scheint, 
nicht stichhältig ; wenigstens finden sich Exemplare von S. cuprarius, bei 
welchen das 1..Glied der Hinterfüsse ganz und gar schwarz gefärbt ist und 
andere Exemplare, bei welchen die Flügelläche nicht dunkler als bei 
S. nubeculosus ist. Ebenso ist bei S. nubeculosus das 1. Glied der Hinter- 
füsse an seiner Basis nicht selten gelblich gefärbt. Entscheidendes über den 
Unterschied oder die Identität beider Arten ist also noch zu ermitteln. 


17: 


132 

Eine andere dem S. cuprarıus offenbar sehr nahe stehende Art ist 
dervon Meigen beschriebene Sargus coeruleicollis. —Meigen’s An- 
gaben wecken die Vermuthung, dass er unter diesem Namen ein kurz nach 
dem Ausschlüpfen gefangenes Exemplar von S. cuprarius beschrieben haben 
möge, da bei solchen Stücken die Farbe des Thorax stets mehr in das 
Blaue und die des Hinterleibs stets mehr in das Goldgrüne übergeht. Alles, 
was ich je in andern Sammlungen als S. coeruleicollis bestimmt sah, und 
was ich von andern Sammlern unter diesem Namen erhielt, waren nur 
solche Exemplare des $. cuprarius. — Es hat sich dadurch bei mir die 
Ueberzeugung festgestellt, dass S. coeruleicollis keine haltbare Art sei. — 
Da Meigen das von ihm beschriebene Exemplar von Herrn Megerle 
von Mühlfeld erhielt, so lässt sich aus dem k. k. Museum vielleicht 
positive Gewissheit über die Richtigkeit oder Unrichligkeit meiner Ansicht 
erlangen. 

Auch S. nitidus Meig. gehört noch zur Verwandtschaft des 
S. cuprarius. — Ich besitze ein Sargus-Weibchen , auf welches Meigen’s 
Beschreibung vollkommen passt. Leider weiss ich nicht, ob die Augen des- 
selben im Leben den Purpurbogen gezeigt haben oder nicht, es gleicht 
übrigens in allen wesentlichen Merkmalen der von Meigen als S. enfuscatus 
beschriebenen Art so ausserordentlich, dass ich sehr geneigt bin, es für 
eine kleinere Varietät desselben zu halten. Ich muss demnach leider be- 
kennen, dass mir $. nitidus Meig. auch noch eine ziemlich räthselhafte 
Art ist; das Fehlen des Purpurbogens würde allerdings ein ziemlich ent- 
scheidendes Merkmahl sein, wenn auch bei manchen Gattungen die Färbung 
der Augen etwas veränderlich ist. — Dasjenige, was Herr Zetterstedt 
über S. nitidus beibringt, ist nicht wohl geeignet, die bestehenden Zweifel 
völlig zu lösen. Im zweiten Theile der „Diptera Scandinaviae“ beschrieb er 
als nitidus einen Sargus, welchen er im 8. Theile wieder davon unter- 
scheidet und S. minimus nennt. Dagegen beschreibt er im 8. Theile $. 
nitidus nach drei Exemplaren, deren zwei er von Herrn Staegerals $. 
infuscalus var. minor erhielt, und welcher allem Anschein nach mit dem 
obenerwähnten Weibchen meiner Sammlung einerlei ist. Er nennt die Augen 
unbandirt ; ob blos nach Meigen’s Angabe oder nach eigenen Beobach- 
tungen gibt er leider nicht an. 

Auch die Angaben über seinen S. minimus sind zu vag, um über 
die Berechtigung dieser Art ein sicheres Urtheil fällen zu kö:nen; die ge- 
ringere Grösse allein kaun gerade in dieser Gattung nichts entscheiden, 
und die hellere Färbung der Beine kann leicht nur ein Kennzeichen unreifer 
Stücke sein. 

Sehr kenntlich und weitverbreitet ist die dem S. cuprarius ähnliche 
Art, welche Meigen als S. infuscatus beschrieben hat. Sie findet 
sich in der Linn&€’schen Sammlung als Musca cupraria bezettell; da die 
Angaben, welcheLinne über M. cupraria macht, sich ohne Zwang durchaus 
nur auf S. cuprarius deuten lassen, so liegt in jenem Umstande wohl der 


133 
Beweis, dass Linne& beide Arten nicht unterschieden hat, aber durchaus 
kein Grund den Namen cuprarius auf gegenwärtige Art zu übertragen. — 
S. cuprarius und infuscatus sind zuerst von Scopoli richtig unterschieden 
worden; ersterer ist als M. violacea. Ent. carn. 340 no. 915, letzterer als 
M. iridata. Ibid. 340 no. 914 beschrieben, während seine M. cupraria das 
Männchen und seine M. formosa das Weibchen der als Chrysomyia formosa 
bekannten Art ist. Der von ihm ertheilte Name ist derjenige, welcher der 
Art allein mit Recht zukömmt, wie diess schon Walker erkannt hat; 
ich werde sie im Folgenden demgemäss $S. iridatus nennen. 

In wie naher oder ferner Beziehung Zetterstedi’s S. nigripes 
zu den bisher besprochenen Arten steht, vermag ich aus der höchst flüch- 
tigen und ungenügenden Beschreibung desselben nicht zu beurtheilen. 
Erichson hat die Vermuthung ausgesprochen, dass er mit S. nitidus 
einerlei sein könne. 

Ich kenne nur noch einen europäischen Sargus mit ganz dunkeln 
Beinen, welcher sich aber durch die metallisch grüne Färbung der Schenkel 
von -S. nigripes auf das bestimmteste unterscheidet und überhaupt so auf- 
fallende Merkmale zeigt, dass sie von Herrn Zetterstedt unmöglich mit 
Stillschweigen würden übergangen worden sein, wenn er dieselbe Art bei der 
Abfassung seiner Beschreibung des S. nigripes vor sich gehabt hätte. Sollte 
dies wieder Erwarten doch der Fall sein, so würde ich freilich bedauern 
müssen, die Synonymie mit einem unnöthigen Namen vermehrt zu haben, 
während die Schuld lediglich in der ungenügenden Weise, in welcher Herr 
Zetterstedt seine Art beschrieben hat, liegen würde. Ich nenne diese 
überaus ausgezeichnete Art, welche ich nur in einem einzigen männlichem 
Exemplare besitze, welches der Herr Pastor Hoffmeister bei Cassel 
fing, S. frontalis und lasse die Beschreibung hier folgen: 

Die Stirn von $. frontalis ist metallisch grün , etwa von der Breite 
wie bei $. cuprarius, doch stehen die Punetaugen dem Scheitel etwas 
näher ; vorn über den Fühlern erhebt sie sich zu einem sehr auffallenden 
spitzen Höcker; die Behaarung derselben ist vorn schwarz, nach dem 
Scheitel hin gelblich ; wo bei audern Arten vorn auf ihr die beiden weiss- 
lichen Flecke stehen, finden sich nur zwei ganz kleine und ziemlich undeut- 
liche weisslich bestäubte Puncte, höher oben am Augenrande noch die Spur 
von zwei anderen. Das schwarzhaarige Untergesicht ist von lebhaft metal- 

lischgrüner Farbe und hat unterhalb der schwarzen Fühler ein sehr deut- 
liches Grübehen. Der Rüssel hat an den Seiten grosse blauschwarze Flecke. 
Thorax oben und an den Seiten lebhaft metallisch grün, am vorderen Theile 
der letztern mehr goldgrün; die Behaarung des Thorax ist gelblich und 
eiwas gröber als bei $S. cuprarius. Schildcheu wie die Oberseite des Thorax 
gefärbt und behaart. Hinterleib ebenfalls lebhaft melallischgrün,, was nach 
hinten hin mehr in ‘das Goldgrüne übergeht; die Behaarung desselben ist 
überall, auch am hintersten Ende, gelblich gefärbt und etwas rauher als 
bei S. cuprarius. Schenkel metallischgrün, Schienen und Vorderfüsse schwarz. 


134 

(Mittel- und Hinterfüsse fehlen meinem Exemplare). Schwinger gelb mit 
braunem Stiele. Flügel mit überall gleichstarker bräunlichrauchgrauer Trü- 
bung und mit gelbbräunlichem Randmale. Grösse wie mittlere Exemplare 
von S. cuprarius. 

Mit der Kenntniss der Arten aus der nächsten Verwandtschaft des 
S. flavipes steht es in der That nicht viel besser, als mit der aus der Ver- 
wandtschaft des S. cuprarius, nur will es mir scheinen, als ob man in 
ersterer zu sehr geneigt gewesen wäre Verschiedenes zusammenzuwerfen, 
während man in letztgenannter ohne hinreichenden Grund getrennt hat. 

Um den Namen S. flawipes streiten sich zwei einander sehr ähn- 
liche Arten, deren eine ich in beiden Geschlechtern besitze, während ich 
von der andern nur das von Herrn Mann in der nächsten Umgebung von 
Wien gefangene, durch meinen Freund Zeller erhaltene Weibchen kenne, 
welches bei grösster Aehnlichkeit in allem Uebrigen sich durch erheblich 
schmälere Stirn sicher von dem der ersten Art unterscheidet. Da aus 
Meieen's Schriften sich nicht ermitteln lässt, welche beider Arten er bei 
seiner Beschreibung des $. flavipes vor sich gehabt habe, und da für die 
erste der beiden obigen Arten vonHerrn Zetterstedt der Meigen’sche 
Name verwendet worden ist, so bleibt mir nichts übrig, als ihm darin zu 
folgen und die zweite Art mit schmälerer Stirn als neu anzusehen. Ich nenne 
sie S. angustifrons, und glaube keine Beschreibung derselben nöthig 
zu haben, da sie mit alleiniger Ausnahme der viel schmälern Stirn ganz und 
gar dem S. flavipes gleicht, welcher von Herrn Zetterstedt genügend 
beschrieben worden ist. 

Hiermit ist aber die Zahl der hellbeinigen europäischen Arten noch 
nicht erschöpft, sondern es findet sich noch eine dritte, welche so viel 
eigenthümliche Merkmale an sich trägt, dass an ihren Artrechten gar nicht 
zu zweifeln ist. Ich besitze nur ein Exemplar derselben, welches ich trotz 
der Schmalheit der Stirn wegen der gleichmässigen Breite derselben für 
ein Weibchen halten muss; die Genitalien sind nicht sichtbar. Mit Ausnahme 
der ganz und gar hellgefärbten Beine gleicht es in der Färbung des Kör- 
pers und der Flügel am meisten dem $. iridatus, besonders solchen Weib- 
chen desselben, bei welchen die Flügelfärbung schwächer ist, welche sich 
jedoch unter dem Randmale, auf der Discoidalzelle und um dieselbe mehr 
als bei jener Art verdichtet. Der Kopf gegenwärtiger Art, die ich $. albi- 
barbus nenne, ist erheblich grösser als bei dem Weibchen von S. ?ridatus, 
die Stirn ein wenig schmäler, vorn mit der Spur einer schwachen Mittel- 
leiste ; die Punctaugen stehen vom Scheitel ein kleines wenig entfernter, 
die weissen Flecke auf dem Vorderrande derselben bilden eine ansehnliche 
in der Mitte sehr fein durchschnittene Querbinde ; zwischen dieser und den 
Fühlern ist die Färbung bräunlich. Fühler dunkelbraun , die beiden ersten 
Glieder derselben gelbbraun. Behaarung der Stirn und des Untergesichts 
weisslich. Thorax und Hinterleib ganz wie bei dem Weibchen von $. eridatus 
gefärbt und behaart, nur ist an ersierem die Seitenlinie heller und an 


135 


letzterem die weissliche Behaarung etwas dichter. Beine gelb; das 1. Hült- 
glied zum grössten Theile schwarz. Die Vorderschenkel haben auf der Ober- 
seite, die Hinterscheukel auf der Mitte der Unterseite einen kleinen braunen 
Wisch; eben so zeigen die Mittel- und Hinterschienen in der Nähe ihrer 
Wurzel ein braunes Wischchen. Vorder- und Hinterfüsse sind gegen das 
Ende hin gebräunt. Die letzte Vorderrandszelle der Flügel ist im Verhält- 
niss zur vorletzten länger als bei S. iridatus. Grösse wie die grösseren 
Exemplare von S. eridalus. Vaterland : Dalmatien. 


Mit dieser und der nachfolgenden Art sehr nahe verwandt, ja vielleicht 
mit einer derselben identisch dürfte ein in Genua gefangenes Sargus-Weih- 
chen sein, welches ich vor Jahren aus der von Heyden'schen Sammlung 
zur Ansicht hatte; ich wage ohne nochmaligen Vergleich des Originals 
darüber nicht abzusprechen, will aber die Nolizen, welche ich mir damals 
über dasselbe gemacht habe mittheilen, da auch sie vielleicht zur Entwirrung 
der hier coneurrirenden Arten beitragen können. Sie lauten: Stirn von der 
Breite, wie bei $. cuprarius und fast von demselben Baue, glatt, sanft ge- 
wölbt, an jedem Augenrande mit einer sehr zarten linienförmigen Längs- 
leiste, neben derselben nur sehr schwach punctirt; die hintern Punctaugen 
stehen gerade in der Mitte zwischen dem vordern Punctauge und dem 
Hinterrande des Scheitels. Die Färbung der Stirn ist oben bis gegen das 
1. Punctauge hin stahlblau, dann grün; das vorderste Fünftheil derselben 
ist weiss. Behaarung der Stirn überall kurz, noch kürzer als bei S. cupra- 
rius, vom Scheite! bis zum vordersten Punctauge etwaslänger und weisslich, 
weiter vorn kürzer und grau. Fühler von der Gestalt und Grösse wie bei 
S. cuprarius, braun. Untergesicht schwärzlich mit wenig Metallglanz ; Be- 
haarung desselben kurz, unten weisslich, nach oben hin fast schwärzlich; 
das Grübchen unmittelbar unter den Fühlern deutlicher als bei S. cuprarius. 
Thorax beiderseits lebhaft metallischgrün, eiwas in das Blaue spielend, an 
den Seiten mit feiner schmutzigweisslicher Längslinie und ganz kurzer 
weisslicher Behaarung. Der Hinterleib beiderseits lebhaft violett, nur der 
1. Ring grösstentheils erzgrün; die Behaarung desselben äusserst kurz, 
ziemlich licht, nur gegen das Ende hiu etwas dunkler. Die Beine blassgelb, 
die Wurzel der vordersten Hüften und die vier letzten Glieder derhiutersten 
Füsse gebräunt, auch findet sich auf der Oberseite der Hintierschenkel eine 
ansehnliche braune Strieme. Flügel durchsichtig, die beiden letzten Drittheile 
nur sehr wenig getrübt, Randmal braun. Grösse wie grosse Exemplare von 
Ss. cuprarius. 


Eine dem S$. albibarbus recht ähnliche Art gehört dem nördlichen 
Afrika an und wird sich bei den überaus grossen Verbreitungsbezirken der 
Arten dieser Gatiung sicherlich auch in den südlichsten Theilen Europas 
finden. Da sie noch unpublieirt ist, so möge ihre Beschreibung als $. 
tuberculatus nach einem von Rüppell in Nubien gefangenem 
Weibchen folgen. 


136 


Mit Ausnahme der ganz hellgefärbten Beine ist es dem Weibchen 
des S. iridatus am ähnlichsien, doch die Flügel nur mit der Spur bräun- 
licher Trübung. Stirn breiter als bei S. iridatus, oben metallischgrün, unten 
stahlblau mit schwärzlicher, nach oben hin mit weisslicher Behaarung ; ganz 
vorn mit einem ansehnlichen ganzen Querbändchen von weisser Farbe, un- 
mittelbar über demselben sich zu einem spitzen Höcker erhebend. Die Punet- 
augen stehen etwas weiter vom Scheitel ab, als bei S. iridatus. Fühler 
schwarzbraun; der letzte Abschnitt des dritten Gliedes klein und hervor- 
tretend ; die Borste länger als bei S. iridatus. Untergesicht mit weisslicher 
3ehaarung. Thorax oben und an den Seiten lebhaft metallgrün mit schönen 
blauen und violetten Rellexen ; die zarte Seitenlinie braungelb. Schildchen 
von der Färbung des Thorax. Der erste Hinterleibsring verhältnissmässig 
kürzer als bei S. iridatus, metallischgrün; die ziemlich dichte weissliche 
Behaarung bildet durch stärkeres Anliegen auf dem zweiten und vierten 
Einschnitte ansehnliche weissliche Seitenflecke, welche deutlich wahrnehmbar 
sind. wenn man den schwach beleuchtelen Hinterleib von hinten her be- 
trachtet. Bauch kupferig ; Beine ganz gelb ; das erste Hüftglied zum grössten 
Theile braun; die ganzeu Füsse braun. — Flügel gross, mit braunem Rand- 
male; die Spur schwacher brauner Trübung macht sie kaum etwas unklar 
und von einer dunklern Wolke unter dem Randmale zeigt sich nicht die 
geringste Spur. Grösse 54”. 

Ausser der eben beschriebenen Art wurde von Rüppell in Nubien 
noch eine zweite blassbeinige Art von ausserordentlicher Schönheit ent- 
deckt, welche ich $S. Chrysis nenne. Ich besitze zwei Weibchen der- 
selben und glaube als Männchen ein drilles Exemplar dazuziehen zu müssen, 
welches freilich einige Abweichungen zeigt, die indess doch wohl nur als 
sexuelle Differenzen anzusehen sind. 

5. Chrysis ist etwa von der Grösse und Gestalt des S. pallipes; 
der Hinterleib, namentlich bei dem Männchen, etwas schmäler. Die überall 
metallischgrüne Stirn des Männchens so breit wie bei S. pallipes, vorn aber 
viel weniger erweitert, mit einem wenig ansehnlichen, ganzen, weissen Bänd- 
chen, über welchem sie sich in einen sehr spitzen Höcker erhebt. Ihre Be- 
haarung ist schwärzlich, nur auf dem Scheitel gelblich, kürzer als bei 
S. pallipes. Die metallischgrüne Stirn des Weibchens noch ein kleines wenig 
schmäler als bei S. angustifrons; über dem weissen Bändchen zwar mehr 
hervoriretend als bei S. pallipes, aber ohne Höcker. Die beiden ersten 
Fühlerglieder braun ,„ das dritte schwarz, der letzte Abschnitt desselben 
klein, aber hervortretend wie bei der vorigen Art. Untergesicht bei beiden 
Geschlechtern mit weisslicher Behaarung. — Thorax lebhaft metallischgrün. 
auch an den Seiten, mit mehr oder weniger deutlichen blauen Reflexen; am 
Vorderrande desselben ist die zarte gelbliche Behaarung länger, wie dies 
bei der vorigen und vielen andern Arten, nicht aber bei S. pallipes der 
Fall ist; die Seitenlinie des Thorax ist braungelb. Das Schildehen ist wie 
der Thorax gefärbt und behaart. Der Hinterleib des Männchens ist sehr 


137 


schmal und von lebhafter grüngoldener Färbung, etwa wie bei S. Reaumurü 5 
nur goldener und lebhafter glänzend; der erste Abschnitt ist grüner, der 
sechste carminviolett, der Bauch schwarzgrün ; die Behaarung des Hinter- 
leibs überall gelblich. Der Hinterleib des Weibchens ist metallischgrün, auf 
dem dritten bis fünften Ringe carminrotli, was nach den Rändern hin durch 
das Kupferne und Goldene in das Grüne übergeht. Auch auf dem zweiten 
Ringe zeigt sich eine bis in das Kupferige übergehende Vergoldung; der 
kleine siebente Abschnitt ist violett. Bauch wie bei dem Männchen. Beine 
bei beiden Geschlechtern ganz gelb, das erste Hüftglied zum grossen Theile 
geschwärzt; die Füsse gegen das Ende hin gebräunt. Flügel glasartig, bei 
dem Männchen mit der deutlichen Spur einer über die ganze Fläche der- 
selben gleichmässig verbreiteten bräunlichen Trübung, von welcher bei 
dem Weibchen fast gar nichts wahrzunehmen ist; bei beiden Geschlechtern 
mit helibraunem Randmale und ohne Spur einer dunkeln Wolke unter dem- 
selben. Grösse etwas geringer als die des $. flavipes. 

Sollte sich künftig gegen alles Erwarten etwa erweisen, dass ich das 
besehriebene Männchen mit Unrecht mit dem beschriebenen Weibchen ver- 
einigt habe, so muss der ertheilte Name den leiztern, welche ich als typisch 
ansehe, verbleiben. 

Den Meigen’schen S. sulphuwreus getraue ich mich unter den 
Europäern kaum aufzuführen. Es hat ihn seit Meigen kein Dipterolog 
wiedergesehen, und die Vermuthung, dass er exolisch sein möge, gewinnt 
immer mehr Wahrscheinlichkeit. 

Die Art, welche Meigen S. Reaumurii genannt hal, ist bereits 
von Scopoli Ent. carn. 341 no. 316 als Musca bipunctata beschrieben 
worden und muss desshalb S. bipunctatus heissen. Sie unterscheidet 
sieh durch die Stellung der Punctaugen von allen andern Arten so wesent- 
lich, dass man sie mit Recht in eine eigene Abtheilung verwiesen hat. Auch 
sie bietet eine noch nicht vollkommen gelöste Frage. Es finden sich näm- 
lich Weibchen, bei welchen der Hinterleib ganz und gar gelbroth gefärbt 
ist und nur eine Reihe auf der Mitte jedes Ringes liegender Längsflecke 
von violetter Farbe zeigt, während sonst gewöhnlich der rothe erste Ring 
grösstentheils von einem violetten Fleck eingenommen, der zweite Ring 
mit einem violetten Längsfleck gezeichnet, alle folgenden Ringe aber beider- 
seits blauviolett gefärbt sind. Es fragt sich, ob diese Exemplare wirklich 
nur eine Varieläti von S. bipunctatus sind „ oder ob sie einer eigenen Art 
angehören. Für ersteres spricht: 1. dass ausser dem Unterschiede der Hin- 
terleibsfärbung kein anderer Unterschied aufzufinden ist; 2. dass auch bei 
den gewöhnlichen Stücken von S. bipunctatus © die blauviolette Hinter- 
leibszeichnung nicht steis von derselben Ausdehnung ist, sondern der dritte 
Ring häufig, zuweilen auch der vierte ringsum roth gesäumt ist; 3. dass 
bei vielen der Weibchen mit nur geflecktem Hinterleibe die hintersten Ringe 
trotz der rothen Farbe einen lebhaften röthlichviolelten Schimmer zeigen. 
Dies sind, wenigstens für mich, so entscheidende Gründe, dass ich fest 


Bd. V. Abh. 15 


138 

überzeugt bin, dass von einer eigenen Arl keine Rede sein darf. Entgegen- 
gesetzter Ansicht ist Herr Costa, welcher in einer in den Abhandlungen 
der königl. Academie der Wissenschaften in Neapel enthaltenen Abhandlung 
diese Varietät als eigene Art unter dem Namen S. bipunctatus abbildet und 
beschreibt, welcher nur zufällig mit dem alten Scopoli’schen Namen der 
Art übereinstimmt. Der Schluss seiner Beschreibung könnte leicht zu neuen 
Zweifeln Veranlassung geben; er erwähnt dort nämlich der auch mir oft 
vorgekommenen Varietät, welcher der dunkle Längslleck auf den vordern 
Ringen fehlt, und sagt, dass dieselbe häufiger bei dem Weibchen vorkomme. 
Es könnte demnach scheinen, als ob er eine Art vor sich gehabt hätte, 
deren Männchen in der Färbung mit dem Weibchen übereinstimmt, während 
sich bekanntlich das Männchen von S. bipunctatus von seinem Weibehen 
in der Färbung des Hinterleibes ganz ausserordentlich unterscheidet. Offen- 
bar hat er das Männchen gar nicht gekannt. 

Wegen der Nomenelatur und Synonymie der Sargus-Arten kann nicht 
unerwähnt bleiben, dass man in der Beschreibung „ welche Linne in der 
Faun. suec. ed. II. nr. 1803 von Husca devia gibt, einen Sargus finden zu 
müssen geglaubt hat. Die Angabe verlängerler Fühler und dichter Behaarung 
scheinen mir sehr dagegen zu sprechen, und lassen sich meiner Meinung 
nach viel besser auf einen Microdon, als auf irgend eine andere mir be- 
kannte nordeuropäische Fliege deuten. Nun gibt es aber, trotz der grossen 
Anzahl bereits publieirter europäischer Microdon-Arten , so viel ich weiss, 
nor zwei wirklich von einander verschiedene, die sich leicht, aber nicht 
immer ganz zuverlässig an der rostbraunen Färbung des Schildchens der 
ersten, ganz sicher an den viel weiter von einander liegenden Ocellen der- 
selben unterscheiden lassen. Linne hat diese erstere Art als Musca muta- 
bilis beschrieben. Die Stellung, welche er der Musca devia unmittelbar 
hinter M. mutabilis anweist und der Nachdruck, welchen er hei der Be- 
schreibung von mutabilis gerade auf diejenigen Merkmale legt, welche 
beide Hicrodon-Arten unterscheiden, spricht sehr dafür, dass er als M. devia 
eben die zweile Mierodon-Art (piger Schrk.= anthinus Meig.) vor sich 
gehabt habe. — Der Syrph. devius bei Fabr. Syst. ent. ist freilich schon 
ein ganz anderes Thier. Zur Diagnose Linnes in der Faun. suec. fügt er 
folgende Beschreibung hinzu: alae immaculatae ; pedes nigri, femoribus 
posticis basi digitisgue omnibus flavis. Ich weiss nicht zu enträthseln, welche 
Fliege er damit gemeint hat. 

Von den Sargus-Arten, welche Macquart als Gattung Chrysomyia 
abgesondert hal, ist Chrysomyia formosa weit verbreitet und allgemein 
bekannt. Als Autor des Namens ist nicht Schrauk, sondern wie schon 
oben erwähnt, Scopoli anzuführen. Die von mir selbst in der Isis von 
19840 als S. asureus beschriebene Fliege ist als eine höchst merkwürdige 
Varietät zu Chr. formosa zu ziehen. 

Die der vorigen am nächsten verwandte Art ist die von Zeller in 
der Isis von 1842 als S. melampogon beschriebene. Die Beschreibung 


139 


welche Herr Macquart schon früher in den Suites ä Bullon von Ohr. 
speciosa gegeben hat, lässt das Weibchen derselben Art nicht ver- 
kennen, wenn man nur auf seine Angabe über die Färbung des Hinter- 
leibes das nöthige Gewicht legt. Die auch von mir früher getheilte Ver- 
muthung, dass Chr. speciosa nur eine Varietät des Weibchens von Chr. 
formosa sein könne, ist unhaltbar und der Zeller’sche Name muss dess- 
halb dem ältern Macquart'schen weichen. Die Art scheint sehr veränder- 
lich zu sein, und hal in mir oft die Vermulhung, dass sie ein Gemisch von 
zwei nahe verwandten Arten sein möge, geweckt; es finden sich, besonders 
in Ungarn, Exemplare, welche sich durch viel erheblichere Körpergrösse, 
rothbraune Farbe der Fühler und viel grössere Ausbreilung der hellgefärb- 
ten Stellen an den Beinen sehr auszeichnen ; eine scharfe Grenze zwischen 
ihnen und den kleinern dunkelgefärbten Exemplaren lässt sich nicht auf- 
finden ,„ ist vielmehr durch alle möglichen Uebergänge vermittelt und 
verwischt. 

Eine in ihren mannigfaltigen Varietäten sehr bekannte Art ist Chr. 
politaL. — Ausser ihr ist in Deutschland nur noch eine ähnliche kleine 
Art häufig, auf welche diejenige Beschreibuug am besten passt, welche 
Meigen im 6. Theile seines Werkes von $. pallipes gibt. Dass der 
im 3. Theile von ihm beschriebene $. flavicornis mehr als eine Va- 
rietät des $. pallipes mit heller gefärbten Fühlern sein sollte, ist nicht 
wahrscheinlich; erweisen sich beide als idenlisch, so wird der ältere Name 
(flavicornis) in sein Recht einzusetzen sein. Herr Zetterstedt theilt 
meine Ansicht über diese beiden Arten, behält aber für die vereinigten mit 
Unrecht den Namen Chr. pallipes bei. Herr Walker lässt sie in den Ins. 
brit. getrennt, ohne elwaszur Rechifertigung dieser Trennung beizubringen, 
was doch so nöthig gewesen wäre. Auch wenn sich diese erweisen lässt, 
muss der Name pallipes eingehen, da er viel früher an eine nordamerika- 
nische Art von Say vergeben worden ist. 

Eine 3. kleine Art hat Herr Zetterstedt als Chr. cyaneiven- 
tris in den Dipt. Scand. Theil 1 publieirt. Seine Beschreibung ist durchaus 
nicht geeignet Vertrauen zur Selbstständigkeit dieser Art zu erwecken. Die 
von ihm angegebene geringere Grösse reicht durchaus nicht aus, um sie 
von Chr. pallipes zu trennen, welche in dieser Beziehung eben so verän- 
derlich, wie Chr. polita ist; sonst findet sich aber in seiner Beschreibung 
durchaus nichts, was nicht vollständig auf solche Exemplare der vorigen 
Art passte, wie sie Meigen als $. flavicornis beschrieben hat. — Herr 
Walker führt auch Chr. cyaneiventris als besondere Art auf, ohne zur 
Unterscheidung derselben das Geringste beizutragen ; er schreibt ihr über- 
diess dieselbe Grösse wie Chr. flavicornis zu, so dass jeder Unterschied 
vollends verschwindet. — Alle drei können nicht eher für verschiedene 
Arten angesehen werden , als bis viel bessere Gründe für ihre Trennung 
beigebracht worden sind, was, wie ich glaube, sehr schwer halten wird 


15% 


140 


Nach der von Herrn Macquart vorgenommenen und von allen 
älteren Schriftstellern adoptirten Vertheilung der europäischen Sargus- 
Arten in die Gattungen Sargus und Chrysomyia könnle eine weitergehende 
systematische Gliederung der Sargiden vielleicht nicht nothwendig erscliei- 
nen; bei gleichzeitiger Berücksichtigung der exotischen Arten wird man 
sich derselben nicht enischlagen können, da sich sehr wesentliche Organi- 
sationsunterschiede finden. Herr Macquart hat diese Nothwendigkeit 
ganz recht erkannt. In der Art und Weise aber, wie er einzelne auf be- 
sonders auffallende Arten begründete Gatlungen von Sargus abzweigt, 
liegt etwas sehr Unsicheres und Fragmentarisches. Es bedarf hier einer 
ziemlich radicalen Reform. Um zu derselben zu gelangen, ist es notlwendig 
diejenigen Sargus-Arten, welche wegen ihrer abweichenden Fühlerbildung 
bereits Wiedemannals Eudmeta und Acrochaeta abgesondert 
hat, mit in den Kreis der Betrachtung zu ziehen. 

Sie unterscheiden sich durch die linienförmige Gestalt ihrer Fühler, 
durch die Auflösung des dritten Fühlergliedes in mehrere einzelne Glieder, 
von welchen das letzte das längste ist und das Ansehen einer breiten be- 
haarten Borsie hat, und durch ein ganz kurzes Endborsichen an der Spitze 
desselben von allen übrigen Sargiden so sehr, dass sie mit vollem Rechte 
als eine eigene erste Hauptabtheilung angesehen werden müssen. Sie lassen 
sich in zwei Gruppen zerlällen, je nachdem das Schildehen unbewehrt oder 
bewehrt ist; Acrochaeta und Eudmeta gehören beide in die Gruppe mit 
unbewehrtem Schildehen und unterscheiden sich dadurch voneinander, dass 
bei Acrochaeta die Fühler nur viergliedrig, bei Eudmeta aber fünfgliedrig 
sind ; in die zweite Gruppe gehören brasilianische Arten, deren Fühler von 
derselben linienförmigen Gestalt, wie bei Eudmeta sind, aber aus acht 
Gliedern bestehen ; das 1. Glied ist verlängert, das 2. etwas kürzer; dann 
folgen 3 ganz kurze, fast völlig miteinander verschmolzene ringlörmige 
Glieder; das sechste Glied ist nicht viel kürzer, als das 2., das 7. nur halb 
so lang als das 2.; das lange 8. Glied ist behaart und trägt an der Spilze 
ein ganz kleines Endborstchen. Das 2. bis 5. dieser Glieder entsprechen 
dem 3. Fühlergliede der Eudmeta-Arten. Ich fasse die Arten dieser zweiten 
Gruppe unter dem Galiungsnamen Analceocerus zusammen ; als typisch 
kann die nachfolgende angesehen werden: 

Analcocerus atriceps ®. Kopf überall glänzend tiefschwarz, auf 
der Stirn vorn am Augenrande jederseits ein undeutliches weissbestäubtes 
Pünetchen. Mundöffnung lang, vorn enger, ringsum mit scharfem Rande. 
Fühler dünn, so lang wie der Thorax von der Flügelwurzel bis zum Vorder- 
ende; die zwei ersten Glieder dunkelbraun, die folgenden schwarz. (Fig. 2.)-— 
Thorax von ähnlicher Gestalt wie bei S. armatus, beiderseits tiefschwarz ; ein 
Punct auf der Schulterecke, eine von da nach der Flügelwurzel laufende 
Längslinie und ein vor der Flügelwurzel herabsteigender Fleck von lebhaft 
blaulichgrüner Farbe; die Oberseite des Thorax hat zwei vorn und hinten 
abgekürzte Längsstriemen und in jeder Hinterecke noch einen grossen Fleck 


141 
von derselben Farbe; unmittelbar vor den grünen Schwingern findet sich 
jederseits noch ein Fleck von derselben Farbe. Schildchen blaulichspangrün 
mit zwei ansehnlichen braungelben, an der Spitze geschwärzten Dornen. — 
Hinterleib beiderseits glänzend schwarz ; die Oberseite des 1. Ringes zeigt 
ein beiderseits abgekürztes, etwas gebogenes Querbändchen von blaugrüner 
Farbe; vom 2. Ringe an hat der Hinterleib einen blaugrünen,, etwas un- 
regelmässigen Saum, welcher nach hinten hin schmäler wird und das Hin- 
terleibsende nicht ganz erreicht. — Vorderhüften grösstentheils schwarz, 
die andern braun; die Schenkel sind bräunlichgelb, die Schienen gebräunt, 
besonders die hintersten ; Füsse gelblichweiss, die beiden letzten Glieder 
braun. Flügel ziemlich glasarlig, nach der stumpfen Spitze hin etwas er- 
weitert; Randmal gelblichbraun ; die beiden letzten Vorderrandszellen ziem- 
lich gleich lang, die sie trennende Ader fast senkrecht: ein sehr weit ver- 
waschener graubräunlicher Wisch findet sich in der ersten Unterrandszelle, 
ein dunklerer an der vordern Grenze der geschlossenen Hinterrandszelle. 
(Fig. 1.) — Grösse: 4'4”’. — Vaterland: Brasilien. 

_ Die zweite Hauptabtheilung aller Sargus-Arten wird durch diejenigen 
gebildet, bei welchen das 3. Fühlerglied nicht in mehrere Glieder aufgelöst, 
sondern nur, und zwar oft recht undeutlich geringelt ist. Die erste Unter- 
abtheilung bilden in ihr Arten mit bewehrtem Schildchen ; sie zerfallen 
wieder in solche mit endständiger Fühlerborste und solche, bei denen die- 
selbe seitenständig ist. Endständige Fühlerborste haben die Gattungen 
Hoplistes Macq. und Raphiocera Macg. — Die erstere der- 
selben unterscheidet sich von der letztern ihr sehr nahe stehenden nur 
durch schlankern Körperbau und viel grössere Länge der vorletzten Vor- 
derrandszelle. Die Gattung Raphiocera hat einen deutlich zweigliedrigen 
Fühlergriffel und in ihrem ganzen Habitus, namentlich auch in der Bildung 
der nach der Spitze hin stets mehr oder weniger erweiterten Flügel grosse 
Aehnlichkeit mit Analcocerus. 

Seitenständige Fühlerborste haben die Gattungen Basentidema 
Meg. und DicranophoraMacg., wenn in Beziehung auf letztere 
Herrn Macquart’s Angaben mehr zu trauen ist, als der Wiedemann- 
schen Abbildung des Fühlers von Dicranophora, welcher eine endständige 
Fühlerborste zeigt. Der Unterschied beider Gattungen liegt hauptsächlich 
darin, dass bei Basentidema das Schildchen kaum bewehrt, bei Dicrano- 
phora aber verlängert und an der Spitze gegabelt ıst. Basentidema muss, 
wenn man eine leidlich natürliche Anordnung erhalten will, der Abtheilung 
mit bewehrtem Schildchen beigezählt werden ; eben so müssen Arten, wie 
S. imermis, bei welchem die Bewehrung des Schildchens ebenfalls nur an- 
gedeutet ist, überall den entsprechenden Gattungen mit bewehrten Schild- 
chen eingeordnet werden, S. inermis, z. B. der Gattung Raphiocera. 

Die zweite Unterabtheilung der zweiten Hauptabtheilung bilden die- 
jenigen Galtungen, bei denen das Schildchen keine Spur von Bewehrung 
zeigt. Sie lassen sich in zwei Gruppen spalten, in deren erster die Augen 


142 


des Männchens nicht zusammenstossen, während dies bei den Galtungen der 
zweiten Gruppe in grosser Ausdehnung der Fall ist. Von den übrigen Gat- 
tungen dieser Gruppe sondert sich Chrysochlora Latr. durch die 
endständige Stellung der Fühlerborste ab; das zugespitzte, mehr oder 
weniger spindelförmige dritte Fühlerglied ist bei allen mir bekannten Arten 
undeutlich sechsringlig, doch scheinen in dieser Beziehung Verschieden- 
heiten vorzukommen, wie überhaupt die Gatiung Chrysochlora noch 
zu Heterogenes in sich zu fassen scheint, worauf schon der Umstand hin- 
deutet, dass sie unmetallisch gefärbte Arten mit Arten von lebhaftester 
melallischer Färbung vereinigt. Herr Walker hat in den Ins. Saund. 
von ihr die auf Sargus niger W. gegründete Galtung Cacosis abge- 
zweigt; da ich die Art nicht vergleichen kann, so weis ich nicht zu beur- 
theilen, ob die von ihm bemerkte Behaarung an der Basis der Fühlerborste 
zur generischen Sonderung ausreicht. 


Bei den übrigen Gattungen derselben Gruppe mit nicht zusammen- 
stossenden Augen des Männchens ist die Fühlerborste ohne Ausnahme seiten- 
ständig; ein sehr auffallender Unterschied zeigt sich in der Bildung des 
zweiten Fühlergliedes ; bei einer grossen Reihe ziemlich schlanker exotischer 
Arten, welche sämmtlich ohne metallische Färbung sind, greift es auf der 
Innenseite finger- oder zapfenförmig weit über das dritte Glied hin. Ich 
vereinige diese Arten in die Gattung Ptecticus m.; ausser durch die 
angeführlen Merkmale zeichnen sich die zu dieser Gattung gehörigen Arlen 
durch das kurze und breite dritle Fühlerglied, dessen Ringe fast vollständig 
verschmolzen sind, durch die dünne Fühlerborste, durch den gerundeten 
Kopf und die sehr genäherten Augen des Männchens, durch die blasenartig 
aufgetriebene Vorderstirn, durch die Schlankheit und Länge der Beine, 
besonders aber der Füsse aus; die Flügel sind lang, an der Spitze nie er- 
weitert; die männlichen Genitalien sind ziemlich gross und haben eine 
genz freie Lage. Als typisch kann S. testaceus Fbr. angesehen werden, 
mit dem Herr Wiedemann S$. elongatus Fbr. ırrthümlicher Weise ver- 
einigt bat, worin ıhm ganz unbegreiflicher Weise Fabricius selbst voran 
gegangen ist, während doch der afrikanische $. elongatus von dem amerika- 
nischen S. testaceus sehr wohl verschieden ist. Die Arten gegenwärliger 
Gattung gehören vorzugsweise der heissen Zone an. Ich lasse die Beschrei- 
bung noch einiger recht ausgezeichneter Arten derselben folgen: 


Ptecticus apicalis 5. — Bräunlich rostgelb, glanzlos; der vierte 
Hinterleibsring mit einem sehr grossen schwarzen Flecke, der folgende 
gauz und gar mattschwarz, die folgenden tiefschwarz und ziemlich glänzend. 
Der Bauch fast ganz so wie die Oberseite des Hinterleibes gezeichnet. 
Stirn sehr schmal, rostgelblich, nach vorn hin weissgelblich; die Ocellen 
stehen auf einem schwarzen Querbändchen; Vorderstirn weissgelblich, blasen- 
arlig aufgetrieben. Fühler lebhaft rostgelb, das dritie Glied kaum deutlich 
geringelt, am Ende abgestutzt. (Fig. 4.) — Beine von der Farbe des übrigen 


143 


Körpers ; die Hinlerschienen von der Basis aus nach dem Ende hin immer 
dunkler braun ; eben so sind die drei ersten Glieder der hintersten und die 
beiden lelzten Glieder der Vorder- und Mittelfüsse dunkelbraun. — Flügel 
gross, von der Wurzel bis eiwas über das Ende der Discoidalzelle hinaus 
mit rostgelber fast gutligelber Färbung, welche nach dem Hinterrande hin 
in das Graulichglasarlige übergeht ; unmittelbar an die gelbe Färbung schliesst 
sich ein grosser schwärzlichrauchbrauner Fleck an, welcher mehr als das 
Spitzendriltheil der Flügel ganz bedeckt. Grösse 7Y%”’. — Vaterland: 
Pulo-Penang. Durch Herrn Westermann erhalten. (Fig. 3.) 


Ptecticus cingulatus 5. Von gelblich lederbrauner Farbe, an den 
Brustseiten mehr braungelb, nur etwas gleissend, an den Brustseiten glänzend. 
Der Hinterleib hat auf dem zweiten bis sechsten Ringe je eine breite, bis zum 
Seitenrande reichende schwarze Querbinde, welche auf dem zweiten Ringe 
die halbe Länge, auf jedem folgenden aber mehr einnimmt und dem Vor- 
derrande äusserst nahe liegt. Auf dem Bauche sind die vordern Ringe ohne 
Zeichnung, die drei letzten aber ganz schwarz. Die männlichen Genitalien 
sind ebenfalls schwarz. Die Stirn ist schmal und glänzend schwarz; die 
Vorderstirne rostgelblich blasenartig aufgetrieben; Fühler rostgelb ; das 
dritte Glied derselben nicht sehr gross, ziemlich -undeutlich geringelt, am 
Ende elwas abgestutzt ; die Fühlerborste an der Basis mit der Spur von 
einigen kurzen Härchen. — Beine von der Farbe der Brusitseiten ; die Hinter- 
schenkel haben auf ihrer Aussenseite eine von der Wurzel bis über das 
zweite Dritiheil ihrer Länge hinausreichende und sich da auf die Oberseite 
ziehende schwarzbraune Strieme ; Hinterschienen und erstes Glied der Hin- 
terfüsse schwarzbraun, das zweile und drilte Glied derselben weiss, die 
Spitze des letztern und die beiden folgenden Glieder dunkelbraun; an den 
Vorderfüssen sind die drei leizien Glieder braun, an den mittelsten nur die 
Spitze des vorletzten, (zuweilen auch des drittletzten‘ und das letzte Glied. 
— Flügel sehr lang, mit gelbbraunem Randmale in der Nähe der Wurzel 
und am Vorderrande hin mit mehr braungelblicher, sonst mit wässerig braun- 
grauer Trübung, die ihnen ein elwas schmulziges Ansehen gibt. Grösse 8”. 
Vaterland : Pulo-Penang. Von Herrn Westermann. 


Pteeticus nitidipennis ©. — Von mehr rosiröthlicher als rost- 
gelber Färbung, auf Thorax und: Hinterleibe mit sehr mässigem, an den 
Brustseiten mit lebhafterem Glanze. Stirn schmal , unmittelbar über den 
Fühlern aufgetrieben und gelblichweiss, weiter hinauf schmutzig rostgelb- 
lich, aber schlackenschwärzlich angelaufen, so dass sie von der Seite ge- 
sehen fast schwarz erscheint. Fühler rostgelb, das dritte Glied linsenförmig, 
nicht sehr gross, am Ende nicht abgestutzt. Beine von der Farbe der Brust- 
seiten, Hinterschenkel eiwas dunkler; Hinterschieuen braun, was mehr nach 
der Spitze hin allmälig in das Braunschwarze übergeht ; die Füsse schwarz, 
doch an den mittelsten die \Vurzelhälfte des ersten Gliedes und an den 
besonders schlanken vordersten wenigsiens die äusserste Basis desselben 


144 


heller. Flügel gross, rein glasartig, sehr glänzend ,„ bis zu den allerersten 
Queradern etwas gelblich ; das schmale Randmal braunschwarz, das Spitzen- 
viertheil rauchschwarz; die Grenze dieser schwarzen Färbung ist nur wenig 
verwaschen und läuft ziemlich senkrecht von vorn nach hinten. Grösse 5’’. 
Vaterland: Venezuela. 


Ptecticus pomaceus @. — Von unmetallischer apfelgrüner Farbe, 
welche auf dem Rücken des Thorax etwas in das Bräunliche, sonst hin und 
wieder in das Gelbliche übergeht. Thorax ziemlich glänzend; Hinterleib 
malt, auf dem zweiten bis fünften Ringe je mil einem sehr grossen schmu- 
tzig-schwärzlichen Fleck. Bauch einfärbig apfelgrün. Stirn sehr schmal, gelb- 
lieh; die Ocellen stehen auf einem schwarzen Puncte. Fühler blassgelb, 
ziemlich klein, das dritte Glied am Ende stark abgestutzt. Beine gelblich, 
die Hüften mehr gelbgrün; die Hinterschienen und Hinterfüsse gebräunt; 
die nicht sehr verlängerten Vorder- und Mittelfüsse von der Spitze des 
dritten Gliedes an schwarzbraun. — Flügel nicht besonders gross , mit 
schwacher wässeriggrauer Trübung, welche in der Nähe von Wurzel und 
Vorderrand mehr in das Gelbliche übergeht; Flügeladern gelhbraun ; Rand- 
mal sehr schmal, gelbbraun; die letzte Vorderrandszelle viel kürzer als die 
vorletzte. — Grösse: 51 2-Linie. Vaterland: Chile. — Durch meinen geehr- 
ten Freund Herrn Dr. J. Schiner erhalten. 


Die ausgezeichnete Bildung des zweiten Fühlergliedes der Ptecticus- 
Arten findet sich bei keiner der nachfolgenden Gattungen wieder, welche 
in solche zerfallen, bei denen die Punctaugen in gleicher Entfernung von 
einander stehen, und in solche, bei denen das vorderste Punktauge von den 
andern weiter fortgerückt ist. Die Arten mit in gleicher Entfernung stehen- 
den Punctaugen vertheile ich in die Gattungen Merosargus und Chry- 
sonotus. — Zur Gattung Merosargus gehören eine Anzahl exotischer (so 
viel ich weiss, durchgängig südamerikanischer) Arten von sehr schmutziger, 
düsterer, nur bei einigen auf Thorax und Hinterleibsende in das Metallische 
übergehender Färbung, mit breitem, sehr niedrigem Kopfe und mit kurzen, 
ziemlich dickschenkeligen Beinen. Das erste Fühlerglied ist nicht so kurz, 
wie bei der folgenden Gattung; die Fühlerborste an der Basis mehr ver- 
dickt-und stärker behaart; auch hat die vorletzte Vorderrandszelle eine viel 
grössere Länge, als bei Chrysonotus und bei den eigentlichen Sargus-Arten, 
wodurch sie sich den vorhergehenden Gattungen mehr nähern. Alle bekann- 
ten Merosargus - Arten zeigen an den Hinterleibseinschnitten eine hellere 
Färbung und haben über den Fühlern ein ziemlich unansehnliches, perlweis- 
ses Querbändchen; im Baue des dritten Fühlergliedes stimmen sie mit Chry- 
sonotus und Sargus überein; die männlichen Genitalien sind nicht gross und 
haben eine fast ebenso zurückgezogene Lage, wie bei diesen. Als typisch 
können S. obscurus W. und S. fasciatus Fbr., oder auch eine der zwei 
nachfolgenden neuen Arten gelten. 


145 


Merosargus tristis ©. Ganz von der Gestalt des $. fusciatus Fbr., 
dem er auch im Colorit sehr ähnelt, nur dass die Oberseite des Thorax keine 
metallische Färbung ,„ sondern eine gleissende pechschwarze Färbung hat. 
Stirn schwarz, punclirt; von den Ocellen läuft ein spitziges, glänzendes 
Dreieck nach vorn; das Vorderende derselben ist etwas gewölbt, und zeigt 
ein schmutzigperlweisses Querbändchen, welches sich bei allen mir bekann- 
ten Arten dieser Galtung findet. Die beiden ersten Fühlerglieder sind schwarz, 
das dritte nebst einem Theile des zweiten braun. Brustseiten pechschwarz, 
oben mit heller Längsleiste. Schildehen braun. — Die Hinterleibszeichnung 
tritt am deutlichsten hervor, wenn män den Hinterleib von hinten beleuch- 
tet und von oben betrachtet; der erste Ring erscheint dann mit Ausnahme 
des wachsfarbenen Vorder- und Hinterrandes schwärzlich; die zwei folgen- 
den Ringe haben eine schmutzig-wachsgelbliche Färbung und jederseits einen 
grossen, am Seitenrande fast die ganze Ringslänge einnehmenden schwärzli- 
chen Fleck, welcher sich nach der Mitte hin sehr zuspitzt und so den der 
gegenüberliegenden Seite erreicht; bei anderer Betrachtungsweise vereini- 
gen sich diese Flecke zu einer vollständigen schwärzlichen Binde; der vierte 
Ring ist schwarz mit an den Seiten wachsgelb gesäumtem Hinterrande; der 
fünfte Ring ist ganz schwarz. Dieselbe Zeichnung wiederholt sich auf der 
Unterseite des Hinterleibes, nur ist das Schwarze ausgebreiteter. Beine pech- 
schwarz, die Vorderhüften und Vorderschenkel bräunlich; auch die Spitze 
der Mittel- und Hinterschenkel, so wie die Wurzel der Vorder- und Mittel- 
schienen mehr oder weniger braun. Das erste Glied der Mittel- und Hinter- 
füsse in grösserer oder geringerer Ausdehnung schmutzigweiss. Schwinger 
schmutzig gelblich. Flügel mit rauchgrauer, in der Nahe der Flügelspitze 
sich eiwas mehr condensirender Trübung. Randmal äusserst schmal, bräun- 
lieh. — Grösse: 4" Linie. — Vaterland: Venezuela. 


Merosargus luridus ©. — Der vorigen Art äusserst ähnlich und nur 
durch Folgendes unterschieden: Das erste Fühlerglied braun, das zweite und 
dritte schwarz. Oberseite des Thorax schmutzigbraun; Brustseiten etwas hel- 
er, unter der hellen Längsleiste mii pechschwaärzer Längsstrieme,, weiter 
unten noch mit einem pechschwarzen Puncte. Vorderbeine braungelblich ; 
die Basis der Schenkel, ein Bändchen um die Schienen und die Spitzenhälfte 
der Füsse gebräunt. Mittelschenkel pechschwarz; dieselbe Farbe haben die 
Mittelschienen mit Ausnahme der Spitze, welche bräunlich ist. Mittelfüsse 
bräunlich, die-letzten Glieder dunkler; Hinterbeine pechschwarz, die Basis 
des ersten Fussgliedes kaum heller. Schwinger mit hellem Stiele und 
schwärzlichem Knopfe- — Flügel wie bei der vorigen Art, aber die Con- 
eentrirung der braungrauen Trübung an der Flügelspitze viel weniger be- 
merklich; das Randmal viel dunkler und die vorletzte Vorderrandszelle län- 
ger. Der Hinterleib ist an der Basis verengter, und die schwarzen Binden 
der vier ersten Ringe lassen am Hinterrande nur einen gelblichen Saum 
übrig. — Grösse: 4% Linie. Vaterland: Venezuela. — Ich habe diese Art 


Bd. V. Abh. 19 


146 


anfänglich als eine blosse Farbenvarietät der vorigen betrachtet, was sie 
indess doch wohl nicht ist, da sich auch recht bemerkbare Formunter- 
schiede finden. 


Zur Gattung Chrysonotus gehört S. bipunctatus Scop., und mit 
ihm wahrscheinlich einige amerikanische Arten. Er nähert sich durch die 
lebhafte Metallfarbe des Thorax, die metallische Färbung des männlichen 
Hinterleibes und die grössere Ausbreitung der Metallfarbe auf dem Hinter- 
leibe des Weibchens schon sehr den eigentlichen Sargus- Arten „ während 
er durch dje gleiche Entfernung der Punctaugen und das Auftreten unmetal- 
lischer Färbung auf dem Hinterleibe des Weibchens an Merosargus erinnert. 


Alle Arten mit fortgerücktem vordern Punctauge bilden die Gattung 
Sargus, welche meines Wissens nur auf Europa und die benachbarten 
Regionen Asiens und Afrikas beschränkt ist, und sich durch ihr brillantes 
metallisches Colorit sehr auszeichnet. Die Arten dieser Gattung stimmen im 
ganzen Körperbaue unter einander sehr überein; das erste Fühlerglied ist 
sehr kurz ,„ das dritte rundlich, aus vier Abschnitten gebildet; die an der 
Wurzel wenig verdickte und mit einigen Härchen besetzte Borste hat eine 
seitliche Stellung auf dem Oberende des Einschnittes zwischen dem vorletz- 
ten und letzten Ringe dieses Gliedes. 


Von allen Sargus- Arten in weiterem Sinne bleiben so nur die durch 
zusammenstossende Augen des Männchens ausgezeichneten Arten übrig, wel- 
che von Herrn Macquart in die Gattung Chrysomyia vereinigt worden 
sind. Bei einem Theile der Arten sind die Augen sehr stark behaart, bei 
dem andern Theile derselbeu aber fast nackt, so dass sie von manchen 
Schriftstellarn, wie z. B. von Herrn Zetterstedt für nackt gehalten wor- 
den sind; für erstere behalte ich den Namen Chrysomyia bei, letztere 
vereinige ich in die Gattung Microchrysa. 


Die Arten der Gattung Chrysomyia, zu welcher von den Europäern 
Chr. formosa und speciosa gehören, sind grösser und überall behaarter ; 
das dritte Fühlerglied ist verhältnissmässig kleiner und länglicher. Die Stel- 
lung der Fühlerborste ist mehr lateral als apical, am Grunde ist sie stark 
verdickt und behaart. 


Die Arten der Gattung Microchrysa, welche sich um M polita grup- 
piren ,„ sind stets viel kleiner, am ganzen Körper viel nackter; das dritte 
Fühlerglied ist verhältnissmässig grösser und breiter, die Fühlerborste fei- 
ner und ihre Stellung entschiedener apical. 


Es stellt sich demnach folgende Uebersicht der einzelnen Gattungen 
heraus, welche bei genauerer Erforschung der exotischen Arten wahrschein- 
lich nicht ohne Berichtigung, ganz gewiss aber nicht ohne Ergänzungen 
bleiben wird: 


147 


A. Fühler linienförmig, das dritte Glied in mehrere auf- 


gelöst, das Endborstchen ganz kurz. 


a) Schildehen unbewehrt. 
&) Fühler viergliederig 


$) Fühler fünfgliederig . 


b) Schildchen bewehtt . 


Gen.1. Acrochaeta W. 
(typ. A. fasciata W.) 

Gen. 2. EudmetaW. 
(typ. Eu. marginata W.) 


Gen.3. Analcocerus Lw. 
(typ. A. nigriceps Lw.) 


B. Drittes Fühlerglied ganz, geringelt, Fühlerborste lang. 


a) Schildchen bewehrt. 
«@) Fühlerborste endständig, 


*) vorletzte Vorderrandszelle lang, 
die Beine sehr schlank 


**) vorletzte Vorderrandszelle ziem- 
lıch kurz, Beine nicht sehr 
schlank 


ß) Fühlerborste seitenständig *). 


*) Schildchen durch zwei Dörn- 
chen bewehrt 


**) Schildchen verlängert, gegabelt 


b) Schildchen unbewehrt. 


1. Augen des Männchens getrennt. 
&) Fühlerborste endständig . 


ß) Fühlerborste seitenständig, 
*) das zweite Fühlerglied auf 
der Innenseite daumenför- 
mig verlängert 


**) das zweite Fühlerglied von 
gewöhnlicher Form. 
7) Punctaugen in gleicher Ent- 
fernung. 


Gen. 4. Hoplistes Macg. 
(typ. S. bispinosus W.) 


Gen.5. Raphiocera Macgq. 
(typ. S. armatus W.) 


Gen.6. Basentidema Macaq. 
(typ. B. syrphoides Macq.) 
Gen.?. Dieranophora Macq. 

Ciyp- S. furcifer W.) 


Gen. 6. Chrysochlora Lair. 
(typ. S. amethystinus Fhr.) 


Gen.9. Plecticus Lw. 
(typ: S. testaceus Fhr.) 


=) Nach Wiedemann’s Abbildung bei Dieranophora endständig, nach Macquart 


seitenständig, mir unbekannt. 


19 ® 


148 


$. Hinterschenkel und Basis der 
Fühlerborste verdickt . . Gen. 10. Merosargus Lw. 
(typ. S. obscurus W.) 
$$. Schenkel schlank, Basis der 
Fühlerborste kaum etwas 
verdickt ‘ı. -» . 2... . Gen.11. Chrysonotus Lw. 


(typ. S. bipunctatus Scop.) 


ir) Punctaugen in ungleicher 
Entfernung - . . . . Gen.12. Sargus Fabr. 
(typ. S. cuprarius L.) 


2. Augen des Männchens zusammen- 


stossend. 
&) Augen stark behaart . . . . Gen. 13. Chrysomyia Macq. 
(typ. S. formosus Scop.) 
ß) Augen fast nackt . » : » . Gen. 11. Microchrysa Lw. 


(typ. 8. politus Lin.) 


di — 


Beobachtungen 


über 


Insectenmetamorphosen 


von 


G. Frauenfeld. - 


Tor, den 19. März 1855. 


Ich wähle den Ort, den ich für einige Zeit zum Mittelpuncte meiner 
Ausflüge bestimmt habe, um dem löblichen Vereine Nachricht von mir zu 
geben. Sechs Wochen brauchte ich, um hierher zu kommen, eine Zeit, in 
der man eben sowohl nach Nordamerika reisen, sich dort vierzehn Tage 
herumtreiben und ganz bequem wieder zurück sein kann. Soll ich von all 
den Unannehmlichkeiten, den kleinlichen Widerwärtigkeiten erzählen, die 
meine Reise begleiteten, den Eindruck schildern, den die Kalifenstadt 
macht, von den Pyramiden, dem versteinerten Wald, von der Wüstenreise, 
von dem trostlosen Aufenthalte in Suez, von dem qualvollen Liegen in der 
‚Windstille mitten im Meere unter sengender Sonne. Oder soll ich den Ver- 
gleich anstellen, wie leicht es der Botaniker hat auf seiner Sammelreise, 
wenn er gemächlich dahin reitet, und dem Führer gebietet, er solle ihm 
diese oder jene Pflanze herbringen, die er ihm andeutet, und, behagt sie ihm, 
so kann ihm dieser einen Arm voll einsammeln. Der arme Zoologe aber 
dagegen, der mit seinem hundertfachen Apparate bepackt in der Sonnen- 
hitze flüchtigen Fusses dahinjagen und zwanzig Mal auf denselben Fleck 
zurückkehren muss, der keinen noch so schlechten Gegenstand — die 
Koleopterologen verstehen mich wohl — aus den Augen lassen darf, der 
muss selbst untersuchen, selbst darnach fassen ,„ da für ihn Niemand sehen, 
Niemand beobachten kann. 


Wer sich mit dem Leben, mit der Entwicklung der Thierwelt be- 
schäftigt, der findet kaum einen Helfer, und den nur nach langer , langer 
Uebung. Wie oft zerquelscht der Botaniker in seinem Syngenesisten die 


150 


schönsten Metamorphosen. Wie ärgerlich wirft er eine Missbildung hin, da 
sie ihm ein schönes Herbarexemplar verdorben, während ich es mit Jubel 
begrüsse. Da bin ich denn auf meinem Felde, und davon will ich mittheilen, 
was mir bisher zu Gesichte kam. So sehr die überraschende Eile meiner 
unvorhergesehenen Reise mich den Mangel zweckmässiger Vorrichtungen 
bedauern lässt, so ist es doch einiges, was ich in dieser Beziehung aufzu- 
zählen vermag. 


Gleich in Alexandrien traf ich Tamariz africana reich besetzt mit 
einem von erbsengross bis zu einem Zoll im Durchmesser unregelmässig 
knollig gebildeten Auswuchs meist gipfelständig, doch auch seitlich, wo er 
jedoch wohl immer ein Knospenauge zum Grunde haben mag. Braun und 
runzlig von aussen ist er leicht zerbrechlich, und in seinem Innern meist 
mit Mulm erfüllt; nur ganz junge sind aus dickerem Zellgewebe mit unregel- 
mässiger nicht verdichteten Höhlung im Innern gebildete einfache Fleisch- 
gewächse. In allen untersuchten fanden sich nur Schmetterlingsräupchen, 
die wenn die Galle vorsichtig angeschnitten war, alsogleich sich bemühten, 
die Oeffnung zu verspinnen. 3 -4”’ lang, sind sie blass bräunlich „ durch- 
scheinend, mit glänzendem braunen Kopf und Nackenschild und dunkel- 
brauner Afterdecke. Am 2.—10. Ringe auf dem Rücken vier dunkle Wärz- 
chen im Viereck so, dass die beiden vorderen etwas näher stehen „ ebenso 
erscheinen die Lüfter als dunkle Pünctchen. Am letzten Ringe stehen diese 
vier Wärzchen in einer Querreihe. Farbe sämmtlicher Füsse wie der Körper, 
der sparsam mit Härchen besetzt ist. Der prachtvolle Wickler, den ich 
daraus zog, ist wohl um so interessanter, als er meines Wissens der erste 
Schmetterling ist, der bestimmt eine wahre geschlossene Pflanzengalle bildet. 


Die, unsere Akazie in den Gärten von Kairo veriretende Mimosa 
nilotica fand ich von vorjährigen Resten einer Missbildung wie besäet; sie 
sahen aus, wie wenn der Frost die jungen Triebe verbrannt hätte. Da der 
Baum bei meiner Ankunft eben junge Blätter trieb, so konnte ich die Miss- 
bildung wohl ermitteln, die ganz der an einigen unserer Leguminosen vor- 
kommenden fleischigen Anschwellung und Verkrümmung des Fiederblattes 
ähnelt, so wie nach den darin vorgefundenen rothen Lärvchen schliessen 
lassen, dass sie unzweifelhaft ebenfalls einer Cecidomyia angehöre, allein 
sie zu ziehen, waren sie noch zu jung. 


Glücklicher war ich mit einem sehr interessanten Auswuchs auf 
Bubon, einer Umbellifere, die ich zuerst auf Ain el Musa am Mokaltam beı 
Cairo, dann später auf dem Wege zu der gleichnamigen Oase, vier Stunden 
weit von Suez fand. Es ist das eine dichttraubig aus hanfgrossen grünen 
Hautblasen zusammengesetzte bis nussgrosse Beere in den Achseln der 
Zweige, die mir eine Cecydomyia lieferte. Sie ist 1'4’”” gross, grau mit 
weisslich seidenglänzenden Haaren, Hinterleib röthlich grau, namentlich 


151 


der Bauch, wo nur die etwas wulstigen Hinterränder der Ringe dunkelgrau 
sind. Rücken mit kaum sichtbaren Längsstreifen. Schwinger dunkel mit 
röthlichem Stiel. Zugleich entwickelten sich eine grosse Zahl von Parasiten, 
deren Ermittlung bei mehrerer Musse erfolgen mag *). 


Einer Besonderheit, die mir in obiger Oase in dem Garten des k. k. 
österr. Consularagenten Costa vorkam, will ich hier nicht unerwähnt 
lassen. Eine Mimose (M. gumifera?) war zahlreich mit reifen Schoten be- 
setzt. An einigen derselben fand ich ein rundes wickengrosses Loch. Bei 
näherer Untersuchung fand ich, meist schon ausgeflogen eine Tagfalter- 
Puppe, am ähnlichsten Lycaena. Ich fand nur noch fünf Stück scheinbar 
in gutem Stande, die ich wohlbehalten mitführe, vielleicht dass sich der 
Schmetterling noch entwickelt. Fliegend traf ich dort keinen. Die Anwe- 
senheit der Larve hat keinen Einfluss auf die Samenschale; sie waren 
sämmtlich gut entwickelt, zwei bis drei Körner verzehrt, und der gleich 
daran stossende Same vollkommen gut und reif. Die Puppe liegt stets mit 
dem Kopfe nahe dem ausgefressenen Loche. 


Auf Senebiera nilotica nächst den Pyramiden fand ich theils am 
Stengel, theils am Grunde der Rosettenblätter längliche oder runde erbsen- 
grosse dickfleischige Anschwellungen mit 1—2 Kammern, deren lebhafte 
beinweisse Käfermaden von 2Yr”’ Länge leider den Auswuchs verliessen, 
und zur Verwandlung in die Erde sich begaben. Sind solche Larven bei 
der aufmerksamsten Zucht schon schwer zur Entwicklung zu bringen, so 
ist diess auf einer Reise wohl kaum möglich. Dennoch habe ich versucht, 
sie in Glascilinder mit Erde zu geben, obwohl ich keinen Erfolg erwarte. 

Den grössten Theil der Syngenesisten in der Wüste fand ich mit 
Fliegen-(Trypeta-)Larven besetzt, auffallend jedoch, keine einzige, die gleich 
unsern Bohrfliegen in Inula- und Distelarten Anschwellungen im Anthodium 
verursachlen, sondern alle nur zwischen den Samen lebend. Eine Conyza, 
die schöne Amberboa Lippii, Anthemis cinerea und andere haben mir zum 
Theil schon Trypeten geliefert, zum Theil hoffe ich noch welche zu erhalten. 
Wie sehr manche Thiere an eine bestimmte Pflanze gebunden sind, ist hier 
ersichtlich. Eine zweite, der obigen Anthemis sehr ähnliche Art zeigte 
durchaus keine Spur einer Fliegenlarve. Aus einer Pflanze, die noch nicht 
blühte, dem Anscheine nach wahrscheinlich eine Artemisia fand ich, jedoch 
nur an einem einzigen Exemplar, obwohl sie nicht selten war und ich 
fleissig darnach suchte, den Stengel dicht besetzt mit beinahe erbsengrossen 


*) So eben finde ich unter diesen Parasiten eine /nostemma. Ich freue 
mich darüber um so mehr, als ich damit die schon vor Jahren 
(Berichte der Freunde der Naturwissenschaften) behauptete parasitische 
Natur dieses Insecetes hiermit beweisen kann. Ob sie übrigens mit 
Inostema Boscii Wstw. zusammenfällt, kann ich ohne Vergleich 
nicht bestimmen. 


152 


Fleischgallen, deren eine ich öffnete, die eine Cecydomyia-Puppe enthielt. 
Zu meinem Bedauern glaube ich dieselben nicht zur Entwicklung zu bringen, 
da sie gegenwärtig sehr stark eingeschrumpft sind, was sonst bei so weit 
vorgeschriltener Entwicklung nicht leicht geschieht. 


Hier in Tor ist ausser einigen Palmengruppen, ein Paar Salzkräutern 
und Tamarıskensträuchern leider nichts von Pflanzen zu finden, dennoch 
sah ich auch hier, dass dieser Theil der Naturgeschichte nicht ganz leer 
ausgeht, da ich an allen Tamariskenzweigen zolllange ovale harte, holzige 
Anschwellungen fand, die eine dieser Form entsprechende Höhle zeigen. 
Ob ein weit kleinerer schwächerer, jedoch sonst ganz ähnlicher Auswuchs 
ein und demselben Thiere angehört, muss ich dahin gestellt sein lassen. Die 
bisher gefundenen waren alle alt und leer. Die darin gefundenen Kothreste 
schienen mir verschieden. Der grössere gehört vielleicht einem Käfer an, 
ein Analogon der Stammauswüchse unserer Zitterpappel. Der kleinere mög- 
licherweise einem Schmetterlinge. Vielleicht finde ich später noch Aufklärung. 


Diess sind die wenigen Ergebnisse, für die ich leider in dieser pflan- 
zenarmen Gegend keinen weitern Zuwachs zu hoffen habe. 


Beitrag 


zur 


Mollusken-Fauna von Tirol. 


Uebersicht 
der 
von den Gebrüdern Josef und Peregrin von Strobel 
in Tirol gesammelten Land - Schnecken, 


nebst Angabe ihrer Fundorte und ihrer Nord- und Süd-Grenze gegen das 
Donau- und das Po-Thal. 


Bd. V., Abh. 20 


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Erläuterung 
der 
Tabelle und Folgerungen. 


Unter dem Namen „Tirol“, im engern Sinne, begreife man hier das 
Innthal von Nauders bis Erl und das Etsch- und Eisakthal vom 
Ursprunge der Flüsse bis Salurn; oder politisch gesprochen: die Kreise 
von Innsbruck und Brixen mit Ausnahme des Lech- und Isarthales und des 
Drau- oder obern Pusterthales. Die Mollusken-Fauna des Kreises Trient 
wurde schon in einer besondern Broschüre *) behandelt. Von den drei 
genannten Thälern der Etsch, des Eisaks und des Inns ist das erstere, und 
in ihm vorzüglich die Meraner Gegend am fleissigsten durchforscht wor- 
den. Die Untersuchung des obern Eisak- und des Innthales, die Inns- 
brucker Umgebung ausgenommen **), konnte nur oberflächlich und 
unvollständig vorgenommen werden. Und desshalb zog ich auch die weni- 
gen, von meinem Bruder im Aachenthale gesammelten Weichthiere mit 
in Betracht. 

Die geographischen Verhältnisse Tirols sind zu sehr bekannt, 
als dass eine Auseinandersetzung derselben hier nothwendig wäre. Insbe- 
sondere ist die geologische Beschaffenheit dieses Landes durch die 
betreffende Karte des geognostisch-montanistischen Vereins von Tirol und 
Vorarlberg (1849) befriedigend anschaulich gemacht, und ist für dessen 
Hypsometrie durch Senoner’s Zusammenstellungen der bisher 
gemachten Höhenmessungen im Kronlande Tirol, in den Jahrbüchern (1851) 
der geologischen Reichsanstalt enthalten, ein fester Grund gelegt worden. 
Auch wurde mit L. von Heufler’s Denkschrift: Die Laubmoose von 
Tirol, in die Sitzungsberichte (1851) der kaiserlichen Akademie der Wissen- 
schaften in Wien eingerückt, der Anfang zu einer Geographie der auf das 
Vorkommen mancher Landschnecke Einfluss habenden KÄryptogamen 
gemacht. 

Der Hauptstock der Alpen vom Ortler bis zum Grossglockner mit 
seinen südlichen und nördlichen Ausläufern bildet den Landsirich, den man 
hier in geographisch - malakologischer Hinsicht zu erläutern den ersten 
Versuch macht, und wie schon von Andern bemerkt ward, ist er unter 


*) Mualacologia trentina. Parte T. Pavia, 1351. 
*") Delle conchiglie terrestri dei dintorni d’ Innsbruck. Milano, 1844, 


168 


allen Alpenländern der geeignelste, den Unterschied in der organischen 
Welt zwischen den hier scharf abgegrenzten südlichen und nördlichen Ab- 
fällen dieser Bergkeite herauszustellen. 


Die nach der vorausgeschickten Tabelle in Tirol gesammelten Arten 
Landschnecken belaufen sich auf 895 davon scheinen 17 dem Nord- 
abfalle, und nur 5 dem Südabfalle zu fehlen; 67 sind beiden gemein. 
Nord-Tirol beherbergt 72, Süd-Tirol 84 Arten; also 12 Arten mehr als 
jenes, wie nach den bekanuten Gesetzen der geographischen Verbreitung 
der Organismen von ihm als südlicher gerücktem Lande zu erwarten war. 
Von der Pupa frumentum ist dıe Var. triticum nur dem Süden, und die 
typische (?) Form, callosa Z., nur dem Norden eigen. 

Folgende Arten und Unterarten bewohnen wahrscheinlich nur den 
Süden Tirols: Helix angigyra, ciliata, carthusiana, arbustorum Var. rudis, 
cingulata, nemoralis; Bulimus quadridens; Pupa umbilicata, Sempromit, 
pagodula, frumentum Var. triticum (illyrica Rm.); Clausilia dyodon 
Var. comensis, alboguttulata ; Cyclostoma elegans. Unter diesen wurden 
H. angigyra und Cl. comensis *) bisher nur im Pothale, H. rudis nur im 
Süd-Osten Mittel-Europas, H. ciliata **) und cingulata, Bul. quadridens 
und P. triticum nur gegen den Süden Europas (H. ciliata wohl auch im 
Westen) aufgefunden. H. carthusiana und Cyel. elegans lieben den Süden 
und erscheinen jenseits der Alpen, ebenso wie die fast durch ganz Europa 
verbreitete H. nemoralis, nur in der Ebene und auf den Hügeln; diese 
drei Arten können demnach ins Nord-Tirol nicht hinaufsteigen. Die auch 
ausserhalb des europäischen Gebietes vorkommende P. umbilicata fehlt 
sonderbarer Weise dem Zentral - Europa , welchem Nord - Tirol angehört. 
Die P. Sempronü wird zwar von Rossmaessler als in England, 
und von Stentz als in Nord-Ungarn einheimisch angegeben, findet 
sich aber in den Ländern, gegen welche Nord-Tirol abfällt, nicht vor. 
Die mittel - europäische P. pagodula bewohnt zwar die österreichischen 
Berge, konnte aber bisher weder in Savoien, noch in der mit Nord-Tirol 
unter gleichen Verhältnissen gestellten, nördlichen Schweiz entdeckt wer- 
den (Mousson in lit.). Kein Wunder also, wenn die so eben genannten 
drei Pupa in Nord-Tirol fehlen. Die Cl. alboguttulata mit ihren Unterarten 
taucht hier und dort im Central-Europa auf, und ward mir von Senoner 
als in Baiern gesammelt angezeigt, allein bis jetzt konnte sie weder in der 
nördlichen Schweiz, noch in Oesterreich. ausfindig gemacht werden; man 
muss daher vor der Hand annehmen, dass sie weder ım alpinischen Süd- 
Baiern, noch in Nord-Tirol einheimisch sei. 

Limaz laevis; Vitrina elongata Var. pyrenaica und diaphana \Var. 
glacialis; Succinea putris Var. Pfeifferi;H. pygmaea, obvoluta, hyalina 


*) Die Cl. dyodon gehört dem centralen und südlichen Mittel-Europa an. 
“*) Die H. biformis Z. ist die kleinere, die Tiroler Unterart der H. ciliata (Pot. 
et Mich.) 


ne a an 


169 


und glacialis; P. angustior, antivertigo, inornata und edentula ; Cl. lineo- 
lata Var. cruda und varians wurden mit Sicherheit nur im Süden Tirols 
gesammelt. Allein was den bisher nur in Norwegen und Dänemark er- 
forschten Limax betrifft, so ist zu bemerken, dass die Nacktschnecken zu 
wenig untersucht und studirt worden sind ; wesshalb ihre Arten noch viel- 
fältig mit einander verwechselt werden, und eine gegründete Meinung über 
ihre Verbreitungsbezirke nicht ausgesprochen werden kann. Die den Süden 
liebenden V. elongata *), P. edentula und Cl. lineolata, und die übrigens 
durch ganz Europa zerstreuten H. hyalina und P. antivertigo ersteigen 
meines Wissens am Nordabhange der Alpen nur die Hügel ; sie werden dess- 
halb schwerlich ins Nord-Tirol gedrungen sein. Hingegen finden sich auf den 
Bergen anderer nord-alpinischer Länder die alleuropäische H. pygmaea und 
die miltel- und süd-europäischen S$. Pfeifferi uud H. obvoluta, sowie die 
mittel-europäischen P. angustior und Cl. varians ; diese müssen demnach auch 
das Nord-Tirol bewohnen. Erstere und die Pupa werden wohl ihrer Winzigkeit 
halber den Forschungen in dieser Provinz entschlüpft sein. Die V. glacialis und 
die H. glacialis wurden bis jetzt nur in der Nähe der Schneeregion der wesi- 
lichen Alpen erspäht; allein vom Ortler aus können diese Thiere aller 
Wahrscheinlichkeit nach längs den Gleischern durchs Nord-Tirol sich zer- 
streut haben. Das Verbreitungsgebiet der noch ziemlich enigmatischen 
P. inornata im Central-Europa ist noch zu wenig gekannt, um mit einigem 
Grunde ihr Vorkommen im nördlichen Tirol annehmen, oder in Abrede 
stellen zu dürfen. 

In Tirol beherbergt, wie es scheint, nur der nördliche Theil dessel- 
ben folgende Erdschnecken: H. Cobresiana *”), umbrosa, lapicida und 
'hortensis; P. frumentum (P. curtaP ot. et Mich. — Pfr. L.) und secale. 
Davon bewohnt die H. hortensis besonders den Norden Europas; die H. 
Cobresiana und umbrosa, und die Pupa frumentum sind zwar durch ganz 
Mittel-Europa verbreitet, alle vier fehlen aber im Po-Thale, welchem Süd- 
Tirol angehört. Die H. lapicida erstreckt sich von Mittel-Europa aus nach 
Scandinavien, England und Portugal, und die P. secale von Sizilien nach 
England, von Portugal nach Russland; allein ihr Vorkommen im Po-Thale 
konnte ebenfalls noch nicht mit voller Sicherheit nachgewiesen werden ***). 


*) Die Var. Pyrenaica ward meines Wissens bis jetzt nur in den Pyrenäen und 
in den westlichen Alpen gesammelt; allein hier und da mag sie wohl von der 
V. elongata nicht unterschieden worden sein. 


) Die von Jan als inder Provinz Bergamo angeführte H.edentula Drap.ist wohl 
nur eine Abänderung der H. leucozona Ziegler. 


*##) Vermuthlich beruht es auf einem Irrthume, wenn Jan die H. lapicida 
$ als in der Provinz Vicenza vorkommend angibt. — Vom Brenner könnte 
die P. secale vielleicht auch längs seines südlichen Abhanges herunter- 
gestiegen sein; aber irrig scheint die in einer handschriftlichen Note ent- 
haltene Angabe Menegazzis, selbe in der Provinz Verona gesammelt 

zu haben. 


Bd. V. Abh. 22 


170 

H. cerystallina und Preslü, P. pusilla und dolium, Cl. parvula und 
stmilis wurden bisher nur im nördlichen Tirol eingesammelt. Allein die 
H. erystallina und die P. pusilla sind fast durch ganz Europa, die Cl. 
similis sowokl durch’s nördliche, als durch’s mittlere Europa, die P. dolium 
und die Cl. parvula durch ganz Mittel-Europa verbreitet; die H. Preslü 
lebt auch im Süd-Osten dieses Welttheiles (in der Lombardie die Var. 
nisoria Rm.). Ueberdiess wurden sie alle theils in den lombardischen, theils 
in den tridentinischen und venezianischen Alpen, Bergen oder Thälern 
gefunden ; folglich können selbe dem südlichen Tirol nicht abgehen. 

Der genaue Fundort der P. gularis Var. spoliata in Tirol ist mir 
unbekannt. Die Art erstreckt sich aber im östlichen Mittel-Europa sowohl 
diesseits als jenseits des Alpenkammes. Nach der Analogie zu urtheilen, 
sollte dasselbe auch in Tirol mit seiner genannten Unterart statlfinden. 

Von den übrigen (52), sowohl im nördlichen als südlichen Tirol vor- 
kommenden Arten ist die Hälfte (26) in allen oder fast allen Zonen 
Europas einheimisch, nämlich: Arion hortensis; L. agrestis, mazimus und 
marginatus; V.pellucida; S. putris; H. cellaria, nitida, fulva, rotundata, 
hispida, incarnata, sericea, strigella, pulchella, fruticum, arbustorum und 
pomatia ; B. subceylindricus, obscurus ; P. pygmaea, marginata, minutis- 
sima; Balea fragilis; Cl. laminata; Carychium minimum. Auch die Cl. 
nigricans erstreckt sich fast durch ganz Europa; allein in der hesperischen 
Halbinsel und im Süd-Westen Frankreichs tritt an ihre Stelle die Cl. rugosa 
Draparnanud. 

Sowohl die südlichen als die mittleren Länder Europas bewohnen: 
V. diaphana; S. oblonya; H. nitens, rupestris, personata und candidula ; 
B. sepium, tridens und montanus; P. doliolum und avenacea; Cl. plicata 
— 12 Arten. 

L. cinetus? (sylvaticus Drap.?) scheint sowohl im süd-westlichen 
als im mittleren und nördlichen Europa vorzukommen. Die H. zonata und 
P. triplicata zerstreuen sich vom Süd-Westen nach dem westlichen und 
südlichen Mittel-Europa. 

Ar. subfuscus; H. glabra, pura und holoserica; Cl. ventricosa hal- 
ten sich nur in Mittel-Europa auf; die H. ichthyoma (foetens auct. nee 
Stud., monente Mousson) mit seiner Unterart H. achates und candida*) 
mit obvia sind auf seine centralen und südlichen Theile, Ci. Stentzü ”") 
auf den süd-östlichen beschränkt. 

Vom Norden verbreiten sich A. ruderata und Cl. plicatula bis in die 


südlichsten Gegenden Mittel-Europas; erstere mangelt aber im Westen. _ 


”) H. candidaPorro, Zieglerinlitera: 22. Junü1838, ad dominum Porro. 
— H.candicans Z. pars de Betta \ 

**") Die Cl. vitrea Stentz wäre nach Pfr. L. eine abgeriebene Cl. bidens L. nee 
Draparnaud. leh bin noch nicht vollkommen überzeugt, dass Cl, Stentzü 
in Nord-Tirol vorkomme, trotz der Angabe Stentz’s. 


BI: 


171 

Die Unterart nitidula der H.nitens und die Spielarten L. cinereoniger, 
P. bigranata und unidentata zeigen sich auch jenseits der Alpen, sie wer- 
den sich also auch im nördlichen Tirol auffinden lassen. Dasselbe wird 
vielleicht mit den ‚Spielarten P. Strobeli, Cl. superflua und Villae, und 
Car. elongatum nicht stattfinden. Die H. viridula ist ein Blendling, sie 
kann daher überall auftreten, wo die Art sich zeigt. 

Als ausschliessliche Alpenbewohner stellen sich heraus: A. alpicola ; 
V. glacialis; H. angigyra, alpestris, rudis und glacialis; Cl. comensis, 
Stentzü, asphaltina und iumida. Der Arion, die H. alpestris und die Cl. 
asphaltina bewohnen beide Abfälle des Alpenrückens; die Vitrina und 
die H. glacialis werden ebenfalls auf beiden Abhängen jener Wasserscheide 
vorkommen; die andern fünf aber vermuthlich nur an ihrem südlichen 
Abfalle, und zwar: H. angigyra und Cl. comensis in den centralen, und H. 
rudis und Cl. Stentzii in den östlichen Alpen. 

H. Preslii, cingulata, ichthyoma, hispanaL. (fide Pfr. L.) und zonata; 
P. Sempronii und gularisscheinen von den Alpen aus theils in ungeänderter 
Form, theils in derselben abweichend, nach den Karpathen (H. cingulella Z., 
achates, P. dilucida und gularıs ?), dem Balkan (A. nisoria) und den Apen- 
ninen (H. Preslü Var. nicatis Costa, cingulata Var. bizona und carrarensis 
Porro, zonata, hispana mit macrostoma R m.) sich ausgebreitet zu haben. 

Aus obiger Auseinandersetzung der geographischen Verbreitung der 
Landschnecken Tirols ergibt sich, dass diese Provinz in Betreff der Mollus- 
kenproduction, theils dem centralen, theils dem südlichen Mittel- Europa 
angehört. Denn, wenn man von seinen erwähnten 89 Arten die 40, in ganz 
oder fast ganz Europa zerstreuten abrechnet, so erübrigen 49 im Mittel- 
Europa lebende Arten, deren mehrere vom Süden aus in das gedachte Land 
sich erstreckt haben. Etliche von diesen konnten nur die süd-alpinischen 
Thäler hinansteigen; während nur äusserst wenige vom Central-Europa aus 
sich verbreilende am Alpenkamme sich aufhalten liessen. 

Ausser den augeführten 89 Arten müssen sich in Tirol noch einige 
andere vorfinden, die bisher den Untersuchungen entgangen sind. Und zwar 
sowohl in den nördlichen als südlichen Gegenden des Landes: H. aculeata 
Müll. und hispana (planospira Rm. nec Mich.) ; Glandina acicula Br ug. 
und Pupula lineata Drap., Arten, die in allen oder fast allen um- 
grenzenden Gebieten erscheinen. Sonderbar ist es, dass Gallenstein 
die Glandina in Kärnthen nicht gesammelt hat. Die H. hispana muss von 
den östlichen tridentinischen Bergen und von Kärnthen aus in’s östliche 
Süd-Tirol, und vom baierischen Isarkreise und von Oesterreich aus in das 
Unter-Inntbal gedrungen sein. Im obern Thale des Inn und in jenen der 
Ortlerkette wird sie von einer Unterart der H.zonata vertreten; und diese 
kann in den westlichen Bezirken der Provinz Tirol, obwohl sie meines 
Wissens dort noch nicht gesammelt ward, nicht abgehen; weil sie in den 
benachbarten lombardischen Bergen sich findet. H. hispana geräth, wie wir 
sehen, im Osten, und H. zonata unter gleichen Umständen im Westen des 


DD = 


172 

südlichen und centralen Mittel-Europas. H. lurida Ziegl. Var. (Malac. trent.) 
und leucozona Z.; Cl. Bergeri Mayer, gracilis Rossm. nec Pfr. C. und 
pumila Z. können ebenfalls in Tirol nicht fehlen, weil sie in den meisten 
Nachbarstaaten sich aufhalten; die Helices werden aber vermuthlich 
nur im Süden, und Cl. Bergeri und pumila nur im Norden wohnhaft sein. 
Aus demselben Grunde wird man auch dıe Vit. annularis Stud.; H. arbu- 
storum Var. picea Z., bidentata Gmel., solaria Menke; P. biplicata 
Mich. und Ferrari Porro; Cl. filograna Z. wahrscheinlich in 
Tirol ausfindig machen können; die H. bidentata aber allenfalls nur im 
nördlichen, und die Pupae nur im südlichen Abhange (sie wohnen im 
Trientner Kreise). Ar. empiricorum Fe@r. wohnt dessgleichen in den das 
Land Tirol umzingelnden Staaten (nach de Betta auch im Thale des Noce, 
Nonsberg), schwerlich geht er also in jenem Lande ab; vermuthlich wird 
manihn aber nur in den südlichen Thaltiefen finden; denn selbst in den noch 
südlicherern Po-Thälern zieht er die warmen Hügel den Bergen vor. H.costu-., 
lata Z. (striata Müll. nec Drap.) erscheint sowohl in Baiern und Oester- 
reich, als in der Lombardie (Rm.); sie wird vielleicht auch in Tirol 
vorkommen. Pomatias maculatus Drap. und auch patulus Drap. (Var. 
Henricae Str.) steigen längs den südlichen Ausläufern der Alpen zwar 
höher hinauf als Cyel. elegans, allein sie halten sich mehr gegen Süden 
als dieses, mangeln desshalb in den südlichen Thälern Tirols; ob P. macu- 
latus von Baiern und Salzburg aus in’s Innthal hinaufgerückt sei oder nicht, 
mag vor der Hand dahin gestellt sein. 

Die in der Provinz Trient einheimischen H. Ambrosi Strob. (Mal. 
trent. fasc. Ill. , giugno 1852 — H. auemulakm., Küster, Konch. Kab. 
1. Lief. 1853). grisea L. (fide Pfr. L.), cinctella Drap. und isodoma Jan., 
und die Gl. aciculoides Jan, auct.; (Achatina Janii de Betta nunec) 
sind südliche oder süd-östliche Konchilien, können daher schwerlich in 
Tirol aufkommen. Ob die H. verticillus Fer., welche in Ober-Oesterreich 
und Kärnthen die H. isodoma vertrilt, sich in die nördlichen Theile Tirols 
wird geschlichen haben, ist sehr zu bezweifeln. 

Die Daudebardia rufa und brevipes Drap. wurden in den bairischen 
und schweizerischen Umgebungen des Bodensees entdeckt, Vorarlberg muss 
sie desshalb gleichfalls beherbergen ; es ist aber sehr zweifelhaft, ob selbe 
von Oesterreich aus, wo sie auch erscheinen, in das Unter-Innthal gelangt 
sein werden. Sonderbar war es mir, dass die in Oesterreich und Baiern 
gemeine H. rufescens Penn. (H. circinata Stud.) mit ihren verwandten 
in Nord-Tirol weder meinem Bruder noch mir begegnete, während sie in 
der nord-alpinischen Schweiz vom Jura bis in seine östlichen Kantone 
reicht (Mousson), und von Parreyss als in Tirol gefunden angezeigt 
wird. Vielleicht hat sie ein gleiches Verbreitungsgebiet mit H. villosa 
Draparnaud. Diese findet man auch in Baiern und in der Schweiz, 
Gredler schickte sie mir wohl auch von Reute im tiroler Lechthale ; 
allein im Innthale und in Süd-Tirol konnte sie meines Wissens noch nicht 


173 


ertappt werden. Rossmaessler gibt selbe als um Trient gesammelt an; 
aber auch hier konnte sie Lrotz alles fleissigen Nachsuchens dennoch nicht 
erforscht werden; diese Angabe ist demnach wohl irrig, allem Anscheine 
nach hat man eine junge H. lurida für eine junge H. villosa angesehen — 
oder der Aufenthaltsort dieser ward vom Sammler aus Versehen verwech- 
selt. Die Cl. Moussoni Charp. erstreckt sich von der Albiskelte in der 
Schweiz durch St. Gallen nach Vorarlberg (Mousson); wird sie den 
Arlberg überstiiegen und in das Oberinnthal sich hinuntergelassen haben ? 
H. austriaca Meg. verbreitet sich im Westen nur bis in das Ober-Oester- 
reich, wo ich selbst sie bei Linz einsammelte; H. sylvatica Drap. hingegen 
scheint in der nördlichen Schweiz seine östliche Grenze zu finden, und in 
Vorarlberg schon zu fehlen (Mousson). Im Norden Tirols stelit sich 
keine Form heraus, die einen Uebergang von der einen in die andere 
dieser Arten andeutete; die verwandte H. nemoralis selbst mangelt dort, 
wie bereits bemerkt wurde; aber die dem Pfeile nach ihnen nähere H. 
hortensis findet sich allerdings vor. H. ericeforum Drap. sliess mir weder 
in Tirol noch in Oesterreich, noch in dem ganzen Po-Thale auf; nach A. 
Schmidt soll sie in der ganzen österreichischen Monarchie (Salzburg 
ausgenommen) mangeln, wo gewöhnlich (Parreyss, Zelebor, Gallen- 
stein u. s. w.) die H. obvia mit ihr verwechselt wird. Die H. Küsteri 
Held ist die echte H. ericetorum. Diese zerstreut sich von Frankreich 
aus durch die Schweiz und Baiern bisnach Salzburg. Im Engadin (M ouss.), 
d. h. im obersten Inn:hale, und in ganz Tirol tritt an ihre Stelle die H. 
obvia. Den Trientner-Kreis bevölkert sie in Gemeinschaft mit einer andern 
Form: H.candidula Z. nec Stud. {fide Villa); im lombardisch-vene- 
tianischen Königreiche lebt mit H.candida eine Abänderung der H. neglecta 
Drap. (H. ericetorum Drap..„. Porro, Villa, Spinelli, u. s. w.), 
welche von Istrien nach Turin sich ausdehnt*). Der L. variegatus Drap. 
zeigl sich zwar sowohl in der Schweiz als in der Lombardie, und wurde 
sogar von de Betta als in Nonsberg (Trientner-Kreis) vorkommend an- 
gegeben; allein er gehört zu den, dem Süden holden Weichthieren. Ich 
zweille demnach sehr, de Betta habe einen L. reticulatus für einen 
variegatus angesehen, und hege für jetzt noch die Meinung, dass diese 
Schnecke in Tirol nicht auftreten könne. Auch H. aspersa Müll. und 
siriata Drap. nec. Müll., sowie P. granum Drap finden sich in der 
Schweiz und in der Lombardie: aber H. aspersa nur in den südlichsten 
Gegenden dieser Länder (Genfersee — in Bern angesiedelt — Provinz 
Mantua), H. striata, in der Schweiz nur von Nizza aus übersiedelt, und in 
der Lombardie nicht über den Fuss der letzten Ausläufer der Gebirge, und 
die südfrauzösische Pupa, in der Schweiz auf seinen heissesten Punet 
(Sitten in Wallis — Mousson) beschränkt — sicherlich wird man selbe 
daher in Tirol nicht entdecken. Die H. edentula Drap. wird von 


=) I. candicans Z. pars alters de Betta. 


174 


Potiez und Michaud als in Oesterreich, und von Senoneralsin 
Baiern einheimisch angezeigt; allein nach Mousson soll die echle H. 
edentula, die mit der zahnlosen, häufig für jene französische Konchilie an- 
gesehenen, Abänderung der H. Cobresiana nicht zu verwechseln ist, ihre 
Ostgrenze in der Schweiz finden; folglich könnte sie in Tirol nicht an- 
sässig sein. A. cantiauna Mont. lebt zwar im mittlern Deutschland, in 
Kärnten und im Lombardisch-Venetianischen „ aber an ihre wärmeren Zonen 
allein angewiesen ; im Trientnuer Gebiete fehlt sie, folglich muss sie auch 
in Tirol fehlen. 

Von andern, in dem einen oder dem andern Nachbarstaate wohnhaften 
Mollusken, als da wären: L. yagates Drap.; H. phalerata 2., frigida 
Jan, Schmidtü Z., tigrina Jan; Bul. obtusus Drap.: Cl. fimbriata Meg.., 
vetusta Z., plicatula var. mucida Z. lineolata var. densestriata Rm., und 
Schmidti Pfr. L. wird man wohl etwelche auch in Tirol auffinden. 

Demnach wird die Totalsumme der Arten Landmollusken , welche 
allem Anscheine nach das Land Tirol, im engern hier angenommenen 
Sinne, bewohnen mögen, beiläufig auf 110 anzunehmen, und auf 13 Gallungen 
(+ Glandina und Pupula) zu vertheilen sein. Die in Südlirol einheimischen 
(100) Arten betragen ungefähr zwei Drittel aller jener, welehe im Ganzen, 
auch das Süd-Tirol mit einschliessenden Thale des Po (und der Eisch) 
wohnen; dieses Thal, welches fast ganz Ober-Italien begreift, erstreckt 
sich vom Monviso bis Fiume, von Cattolica im Kirchenstaate bis zum 
Brenner. — Die Nord-Tiroler-Arten mögen beiläufig auf 85 anzusetzen sein. 


Pavia im Mai 1855. P. v. St roBre 


Nachschrift. 


Während diese Zeilen im Satze begriffen waren, erhielt ich den: 
»Catalogo dei molluschi terrestri e fluviatili delle provincie venete« der 
Herren de Betta und Martinati. Darin erscheint die Pupa secale als 
Bewohnerin der Karner Alpen auch längs ihres südwestlichen Abfalls, 
bei Gemona in Friaul. Dies wäre mit meiner in diesem Aulsatze ausgespro- 
chenen Meinung im Einklange; allein ich kann dennoch nicht umhin, hier 
zu erwähnen, dass, was ich unter dem Namen P. secale als im Po-Thale 
gesammelt bisher sah, weiter nichts als Formen der P. avenacea sind. — 
Die Heliz lapieida wäre nach der Angabe Rezia’s im Piemonleser Thale 
von Aosta am St. Bernhard gesammelt worden. Will man das annehmen, 
so kann man dennoch in den dort lebenden Individuen der Art wohl nichts 
anderes, als eine ausserordentliche,. wenn nicht gar zufällige Ansiedlung, 
oder höchstens einen südöstlichen Vorposten ansehen. 


Anhang. 


Aufzählung anderer Land - Schnecken, die von verschiedenen 
Autoren als in Tirol gesammelt angegeben wurden. 


Anmerkung. Tirol ist hier im weitesten, politischen Sinne des 
Wortes verstanden; es begreift also auch den Trientner Kreis und das 
obere Pusterthal, so wie Vorarlberg und die Thäler desLechs und der Isar. 

Die mit + bezeichneten Arten oder Abänderungen scheinen mir nirgends 
noch beschrieben oder unterschieden worden zu sein; vielleicht sind sie 
nur Synonyme anderer in diesem Aufsatze schon erwähnten Formen. Von 
den mit * bezeichneten habe ich authentische Stücke untersucht. 


Vitrina 
+ alpina Stentz. — Tirol (Stentz cat. msc.) 
+ cristallina Stentz. — Ebendaselbst (Stentz]. c.) 


Helix 
rufescens Penn. — Ebendaselbst (Parr. cat. msc.) — 
Vorarlberg, Lechthal ? 
lactea au ct.? — Tirol (Gredler) *). — Erratum! 
Bulimus 
+ alpinus Z. — Alpen. (Stentz. |]. c.) 
Pupa 
+ striata Gredl. ined.? — Tirol (Senoner in lit.) 
Clausilia 


latilabris Wagn. var. — Ebendaselbst (Parr. Verz. 
der Gatt. Claus.) 
albogutiulata Wagn. var. Braunii Charp. — Eben- 
daselbst (Gredl.l.c.) An Cl.itala Martens? 
mut. diluta Z. — Ebendaselbst (Parr. |. c.) 

leucostigma Rm. var. opalina Z.— Ebendaselbst (Strob. 
Con. d’Innsb.) — Erratum! 

lineolata Held var. dedecora Z. — Alpen (Rm. Icon.) 

* pagodula Stentz**) — Tirol (Villa disp.) 

+ plicatula Drap. var. gilvescens Z. et plicosula Z. — 
Ebendaselbst (Parr. |. c.) 


*) Erstes Programm des k. k. Ober-Gymnasiuns in Bozen, 1851. 
**) .Minima, ventricosa. 


y vurians Z. var. fulva Z. — Ebenfalls. 
" albina ; diaphana Z.— Tirol (Porro incol.a Stentz). 
r nigricans Pult. var. compar Z. — Ebendaselbst (Parr.l.c.) 
didyma Parr. — Ebenfalls. 
rugulosa Z. — Tirol (Pfr. L. Symb.) 
pumila Z. var. pusilla Z. — Ebendaseibst (Charp. Journal 


de Conch.) 
similis Charp. mut. elongata Parr. — Ebendaselbst (Parr. 
l- €.) 
* plicata Drap. mut. crassula Stentz*). — Ebendaselbst 


(ValTa 1.) 


*) Vielleicht synonym mit Cl. odontosa Z. — Die Cl. crassula Z. ist nach Pfeif- 
fer L. eine Abänderung der Cl. plicatula; — die von Potiez und Michaud 
als Cl. crassula Z. abgebildete aber gehört Zur Cl. nigricans. 


Beitrag 


Schmetterlings-Fauna 


von 


Cypern, Beirut und einem Theile Klein-Asiens. 


Von 
Julius Lederer. 


Im Jahre 1853 sandte ich einen Inseetensammler, Namens Franz Zach, 
welcher früher in Herrn Doctor Frivaldzky’s Auftrage Candia und 
Smyrna bereist hatte, nach Cypern, daselbst Insecten, besonders Schmeltt r- 
linge und Käfer zu sammeln. 

Die Localität hätte jedoch nicht ungünstiger gewählt werden können, 
denn die Gegend von Larnaca, wo Zach nach einer vierwochentlichen 
Reise am 7. Mai anlangte, ist kahl, wasserarm und der Boden kreidig, fast 
ohne Vegetation; es ist daher nicht zu wundern, dass sich daselbst ausser 
einigen in ganz Europa gemeinen Schmeiterlingen und den gewöhnlichen 
Mittelmeer-Käfern fast gar nichts findet. 

Eine Excursion nach dem Innern der Insel lieferte ebenfalls ein un- 
genügendes Resultat, denn ausser einigen Käfern, worunter Morio colchicus, 
Buprestis detrita und der auf dem Stavro vuno (Kreuzberg) gesammelte 
Calais Parreyssi das Beste, war auch hier nichts zu finden ; ein eben so 
klägliches Ergebniss hatte die Bereisung des Nordrandes der Insel zu Folge 
und so hat denn die Aufzählung der auf Cypern gesammelten Schmetterlinge 
kaum anderes Interesse, als das, zur geographischen Verbreitung dieser 
Thiere einen kleinen Beitrag zu liefern. 

Da mir auch Herr Professor Eugen Truqui, damals sardinischer 
Vice-Consul auf Cypern, nun in Smyrna , der diese Insel durch drei Jahre 
bewohnte und auch eine Käferfauna derselben herauszugeben beabsichtigt, 
die Armuth an Inseeten bestätigte, so liess ich meinen Sammler nach Beirut 
gehen, wo er am 22. Juli 1853 ankam und bis Anfangs August 1854 verblieb. 


Bd. V. Abh. 23 


(; 


Ä 


Beirut liegt in Mitte schöner Gärten an grünen Hügeln, welche vom 
Hochrücken des Libanon — dessen höchste Puncte wohl 10000 Fuss hoch 
und mit ewigem Schnee bedeckt sind — hernieder steigen und in halber 
Höhe des Gebirges in zerklüftetes Felsenterrain übergehen. Die Berge sind 
mit Pinien und Fichtenwäldern meilenweit bedeckt, die Thäler und Schluchten 
reich bewässert, mit Maulbeer-, Oliven-, Citronen- und Johannisbrotbäumen 
bewachsen und voll üppig grüner blumenreicher Weideplätze. 

In der Nähe der Stadt münden zwei Flüsse in das Meer, nämlich eine 
Stunde ober Beirut der gleichnamige Fluss (Fluss von Beirut) und noch 
zwei Stunden nördlicher der Hundsfluss (Nahr el Kelb), der Lycus der 
Alten. Die Uier sind häufig mit Oleanderbüschen, schönen Sträuchern und 
Blumen bewachsen; weiter nach dem Gebirge zu werden sie felsig. die 
Felsen sind voll Schluchten, Tunnels und Kiüften, zwischen welchen allent- 
halben Quellen herabrieseln; auch sind hier drei Höhlen, in welchen sich 
Wasser befindet und eine derselben ist von einem reissenden Flusse durch- 
strömt. 

In dieser Gegend war nun allerdivgs besser zu sammeln, als auf dem 
dürren Cypern und es waren besonders die Ufer des Hundstlusses, welche 
sich am ergiebigsten zeigten. Schmetterlinge waren, wie sich aus nach- 
stehender Aufzählung ergibt, verhältnissmässig wenig, dagegen wurden 
viele seltene Käfer gefunden, unter denen ich nur Siagona Oberleithneri 
und Jenissoni (im Frühjahr unter Steinen), Nebria Kratteri Can den Ufern 
des Hundsflusses), Procrustes impressus, Carabus Hemprichi und Ehren- 
bergi, Temnorhynchus retusus, Amphicoma purpurea Redtenbacher und 
eine ihr ähnliche kleinere Art, die auch in Anatolien vorkommt (purpurea 
K.dm. in lit.) Calcophora stigmatica (in ungeheueren, schön grünglänzenden 
Exemplaren im Frühjahre gemein auf Schlehensträuchern), Perotis chlorana 
und eine neue Art (beide in Gesellschaft der vorigen, doch selten), Acmaeo- 
dera ottomana, hyacinthina, villosula, bivittis und discoidea (alle im Früh- 
jahre auf blühenden Hieracien), Melyris bicolor , eine neue Adesmia, einen 
schönen Lizus bei angustatus, doch doppelt so gross (Gödeli Kollar in 
lit., auf wildem Safran) ,„ Prinobius Germari (in Gesellschaft von Hama- 
tocerus velutinus,. miles und eines mir fremden Prionus in Mandel- und 
Richstämmen) Phytoecia egregia und humeralis (an schatligen Stellen auf 
Mentha), Purpuricenus dalmatinus (über 180 Stücke auf Mandelblüthen), 
eine kleine Adimonia mit verkürzten Flügeldecken (im Frühjahre im Grase 
geschöpft), Rhaphidopalpa foveicollis und Chrysomela Sahlbergi nenne, 
aber noch manche andere seltene oder neue Art anführen könnte. 

Nachdem ich in nachstehender Aufzählung den Freunden der Lepi- 
dopterolegie ein Bild der Schmetterlingsfauna von Cypern und Beirut gebe, 
scheint es mir nicht ohne Interesse auch das von Herrn Kindermann 
in Klein-Asien von 1848 bis 1850 Gesammelte aufzuführen, um so mehr, 
als sich in den Producten des Libanon gegen die der kleinasialischen Ge- 


179 
birge eine bedeutende Verschiedenheit ergibt”). Manche der kleinasiatischen 
Arten mag wohl noch auf dem Libanon zu finden sein; auch darf es bei 
Kindermann’s unermüdlicher Thätigkeit und bekannten Routine nicht 
wundern, dass dessen Einsammlung reicher ausfiel, als die des minder 
bewanderten Zach. 

Ueber die von Kindermann explorirten Gegenden kann ich fol- 
gende Notizen nach seinen Briefen geben: 

Er langte am 3. Mai 1848 ın Samsun an, dessen Umgebung überaus 
romantisch ist, schöne Berge, bewaldete Ebenen, Sändflächen ete. enthält, 
kurz zum Einsammeln sehr günstig gelegen scheint, aber dennoch an In- 
seeten sehr arm ist. Bei Kindermann’s Ankunft war die Vegetation 
noch weit zurück, Eichen und Platanen waren noch nicht vollkommeu grün 
und von Insecten ausser Lycaena anteros, Euplocamus Fuesslinellus (die 
von Herrich-Schäffer Fig. 241—243 abgebildete Varietät) und dem 
schönen Geotrupes fulgens nichts zu finden; in der Hoffnung später eine 
reichere Ausbeute zu machen, verweilte er noch drei Wochen, da aber auch 
dann ausser Pieris damone und Zethes insularis nichts flog, verliess er 
diese Gegend und zog nach dem wärmer gelegenen Amasia. 

Anfangs Juli traf er daselbst ein. Die Stadt schildert er als in einem 
engen Thale an einem Flusse zwischen hohen, steilen, felsigen Bergen ge- 
legen. Von diesem Thale laufen hunderte von grösseren und kleineren in 
das Gebirge aus, so dass man ın vielen Jahren kaum die Hälfte derselben 
durchforschen könnte und ungefähr sechs Stunden nördlich liegt Schnee- 
gebirge, dessen Höhe Kindermann auf 6000 Fuss schätzt. Hier wurde 
eine reiche Ausbeute gemacht. Als Kindermann ankam, flog Pieris 
ausonia, chloridice und eupheme (alle schon defect), Lycaena boetica, 
telicanus „ trochilus „ balcanica , Polyommatus hipponoe, Thecla Nogelli, 
Satyrus anthelea, Mniszechi, Hesperia Marloyi, tessellum, lavaterae, 
Zygaena ganymedes, Liparis terebynthi, Orgyia dubia, Heliothis Frı- 
valdszkyi und dos, Heliodes rupicola, Acontia urania, Plusia graphica, 
Ophiusa algira und stolida, Thalpochares pannonica und Wagneri, Lep- 
tosia leda, Pyralis consecratalis etc. Im Laufe des Juli erschienen Polyom- 
matus ochimus und ignitus, Vanessa jonia, Satyrus mamurra ,„ Bischoff 
statilinus var. fatua, Hesperia alcides, Heliothis rhodites und vieles Andere; 
im August lieferten wieder die Hochgebirge und Alpen viel Gutes. 

Im Jahre 1849 wurde bei Tokat gesammelt, das eben so günstig ge- 
legen und von noch höheren Bergen umgeben ist, wie Amasia, aber wenig 
andere Arten lieferte, was bei der geringen Entfernung beider Städte wohl 
auch nicht zu wundern ist. 

1850 reiste Kindermann mit einer Karawane nach Diarbekir. Auf 
der Reise berührte er Charput, fand aber die Gegend wenig zum Einsammeln 


*) Letztere zeigen mehr Uebereinstimmung mit dem von Professor Docter Löw 
auf Rhodus und an der Südküste von Kleinasien Gesammelten,, worüber 
Näheres in Herrn Professor Zeller’s Aufsalze in der „Isis“ 1847. 


23 * 


180 


geeignet, da die Stadt nur von ein paar trockenen Hügelketten und Feldern 
umgeben, das Gebirge aber zu weit entfernt und von räuberischen Kurden 
bewohnt ist. In Diarbekir langte Kindermann am 15. Mai an, war aber 
von der Lage dieser Stadt wenig erbaut. Die ganze Gegend enthält nichts, 
als Getreidefelder; nur am Tigris abwärts sind die Ufer ein wenig erhöht 
und befinden sich schöne Gärten, die aber trotz der üppigsten Vegetation 
nur gemeine europäische Arten enthalten. 

Kindermann beschloss also wieder zurück nach dem kleinen 
Orte Bakir Maden zu gehen, den er auf der Hinreise passirt hatte und dessen 
Lage ihm gefiel; aber auch hier war ausser den allenthalben gemeinen 
Thais Cerysiü, Doritis apollinus, Thecla Nogelli, Zygaena ganymedes und 
einigen Spannern nichts zu finden und die Einsammlung beschränkte sich 
meist auf Käfer, von denen aber auf der ganzen Reise herrliche, darunter 
viele ausgezeichnete neue Arten gefunden wurden. 

Von Argana Maden kehrte Kindermann nach Tokat zurück. Un- 
terwegs sammelte er einige Tage und zwar um Ende Juni bei Siwas, dessen 
Hochebenen mit den russischen Steppen viel Aehnlichkeit haben und auch 
manche russische Art, als Erebia afra, Pterogon gorgoniades, Cucullia 
argentina und Aspilates mundataria lieferten. 


Verzeichniss 
der von Franz Zach auf Gypern gesammelten Schmetterlinge. 


Rhopalocera 


Equites H.-Sch. 
Paptlio |. 
Machaon L. 
Thais Fab. 
Cerysü God. 
Pierides B. 


Pieris Schk. 


Brassicae L. 
Rapae L. 
Daplidice L. 
Anthocharis B. 


Ausonia E sp. 


151 


Rhodocera B. 
Cleopatra L. 


Lycaenoidae B. 
Polyommatus Lat. 
Phlaeas L. 
Lycaena Foab. 


Boetica L. 

Telicanus Herbst. 
Balcanica Freyer. 

Trochilus Freyer. 

Lysimon Hb. 

Cyllarus Fab. 

Alezis Hufn. (agestis S. V.) 
Icarus Hufn. (alexis S. V.) 


Libytheoidae B. 


Lidbythea Fab. 
Celtis Fab. 


ANmphalides B. 
Limenitis Fab. 
Camilla S. \V. 
- Melitaea Fab. 
Phoebe S. \V. 


Vanessa Fab. 


Cardui L. 
Atalanta L. 
Polychloros L. 
Triangulum Fab. 


Danaides B. 
Danais Lat. 
Chrysippus L. Von Mitte Mai an durch den ganzen Sommer. 


Satyroidae B. 
Satyrus Lat. 


Hermione L. Die Binden kaum halb so breit, als bei unsern Exem- 
 plaren, auch beim Weibe fast so verloschen, wie beim Manne; die Hinter- 
flügel unten heller weissgrau. 


182 


Briseis L. und Var. pirata Hübner. Binde sehr gross mit lebhafter 
Unterseite; Var. pirata oben sehr lebhaft ockergelb. 
Anthelea Hb. 


Pararga N1.-Sch. 
Rorellana Fab. 
Maera L. Var. adrasta Esp. 
Megaera L. 


Coenonympha H.-Sch. 
Pamphilus L. und Var. Cyllus Esp. 


Hesperioidae. 


Mesperia Lat. 
Mulvarum O. 
Marrubü Rb. 
Alveus Hb. 
Alveolus Hb. 
Eucrate Esp. und Var. orbifer Hb. 
Actaeon Esp. 
Nostradamus Fab. 


Heteroceri 


Sesioidae B. 


Sesia Fab. 


Rhingiaeformis H b. Nur ein Weib. 

Luctuosa m. (Vereinsschriften 1852.) Ein Männchen. 

Fervida m. Tafel 5, Figur 10; Weibchen. Fast doppelt so »ross, 
als chrysidiformis ; derselbe Habitus. Körper schwarz, Palpen mehr auf- 
wärts gekrümmt, als bei chrysidiformis , sonst eben so gebildet, nebst 
Stirn und Hüften orangegelb. Beine ebenfalls orange, nur die untere Hälite 
der Schienen schwarz. Fühler orange, fein stahlblau beschuppt, Thorax 
mennigroth, eben so das erste Segment des Hinterleibes und die Vorder- 
flügel ; Vorderrand und Saum der letzteren schwarz, auch die Rippen saum- 
wärts schwärzlich angeflogen. Hinterflügel mit dickem mennigrothen Mit- 
telfleck und roth bestäubten Rippen, Vorderwinkel und Basis; alle Flügel 
mit schwarzgrauen Fransen. Unterseite mit derselben Zeichnung, der Vor- 
derrand der Vorderflügel jedoch nur gegen die Spitze zu schwarz. Hinter- 
leib oben zweites und drittes Segment schwarz, 4., 5. und 6. einfärbig gold- 
gelb, unten jedes Segment zur oberen Hälfte gelb, zur untern schwarz. 


183 


Afterbüschel oben mitten gelb, seitwärts schwarz, unten schwarz mit gelben 
Seitentheilen. Das einzelne Stück wurde am 24. Mai auf dem Stavro vuno 
gefangen. 

Miniacea m. (minianiformis Freyer.) 


Syntomides H.-Sch. 
Naclia B. 
Hyalina Freyer. 


Psychoidae H.-Sch. 


Psyeße Schk. 
Villosella O. 


Saturniina H.-Sch. 


Suaturnca Schk. 
Caecigena Cupido. Die Raupen im Mai auf dem Stavro vuno auf 
Pappelsträuchern. 


Liparides RB 


Unetocampa Steph. 
Solitaris Freyer. Auf Cypressen. 


Lithosioidae B. 


Nola Leach. 


Ezasperata m. Tafel 5. Figur 11. Nur diess eine Weibchen. Nahe an 
chlamydulalis, ‘/s kleiner. Palpen aufwärts gebogen, bräunlich, anliegend 
beschuppt; Endglied cylindrisch. Halskragen und ein breiter Streif über den 
Thorax schwarz ,„ alle übrigen Körpertheile weiss; Beine kurz und dick; 
Hinterschienen mit 2 Paar Spornen. Vorderflügel weiss. Angehäufte schwarze 
Atome bilden ein wenig scharf begrenztes Mitielfeld, in dem nahe an seiner 
Aussenseite (auf der Querrippe) ein grober schwarzer Strich steht; unter 
ihm, parallel mit der äusseren Grenze der Mittelbinde, stehen noch einige 
grobe schwarze Schuppen. Dem Mittelfelde folgt ein schmales Band von 
der Grundfarbe, sodann hat der Raum bis zum Saume durch gehäufte 
schwärzliche Atome wieder ein graues Ansehen. Am dichtesten stehen diese 
Atome längs des Saumes;, vor diesem findet sich die Spur einer verwa- 
schenen hellen Wellenlinie, welche von der Spitze bis gegen die Mitte zu 
in abgeseizten Strichen innen rostroth begrenzt ist; an der Innenseite dieser 
rothen Begrenzung stehen noch grobe schwarze Schuppen, die am Vorder- 
rande am meisten gehäuft, daselbst eine Art abgerissener Zacken bilden, 
nach innen zu aber nur spärlich vorhanden sind. Die Hinterflügel sind asch- 


184 


grau, mitten von einem verwaschenen helleren Bande durchzogen ; die 
Fransen breit, auf den Vorderflügeln bräunlichgrau, auf den hinteren weiss- 
grau. Unten sind die Vorderflügel bräunlichgrau, die hinteren weissgrau, 
nach aussen etwas dunkler, zeichuungslos. 


Euprepioidae. 
EmydiaB. 
Chrysocephala Hb. (coscinia 0.) Nur ein Stück. 
Grammica L. 
Deiopeia Curtis. 
Pulchella L. 


Ocnogyna m. 


Löwi Z. Ein Weibchen; wurde zufällig unter Wanzen eingesammelt 
und stimmt genau mit Herrn Professor Zeller’s Beschreibung {Stettiner 
Zeitung 1846, p. 8.) 


Noctuina. 
Dianthoecia DB. 
Comta S. V. Das Schwarz sehr malt, das Weiss lehmgelb überflogen. 
Synia Guen. 
Musculosa Hb. Drei Stücke an dürren Stellen bei Tage auf Disteln. 
Charadrina Tr. 
Anceps H.-Sch. Nur ein Stück. 
Ezxigua Hb. In Menge. 
Plusia Tv. 
Gamma L. 
Graphica H.-Sch. Nach Herrn Guenee ist diese Art die wahre 
circumflexra Linne&; circumflera S. V. nennt er daher guita. 
Ni Hb. 
Hoeliothis Tr. 
Peltigera S. V. 


Ophiusa Tr. 
Tirrhaea Fab. 
Illunaris Hb. 
Algira L. 
Pericyıma H.-Sch. 
Squalens m. Tafel 5, Figur 12, Weib. Aehnlich der albidentaria 
Freyer, Flügel aber kürzer und breiter, der Saum auf den hinteren 


185 


zwischen Rippe 3 und 5 nicht eingezogen, die Färbung lehmgelb, die 
Wellenlinien nicht so gleichmässig über die ganze Flügelfläche und nicht 
so hell. Körper lehmgelb, Palpen aufwärts gebogen, Endglied fast so lang, 
a’s das zweite, cylindrisch, anliegend beschuppt, Zunge spiral, Beine schwach 
läı. »haarig, Fühler beim Manne mit ziemlich langen dünnen Wimpern, 
Hint!!Jeib mit schwachen erhabenen Schöpfchen auf dem 2., 3. und 4. 
Segmente. Flügel lehmgelb, nicht so bläulichgrau, wie bei albidentaria, 
Zeichnungsanlage ungelähr dieselbe, nur treten hier die beiden Mittellinien 
auffallend hervor und sind die übrigen Wellenlinien mehr verloschen, 
während bei albidentaria alle gleichmässig sind. Auf den Vorderflügeln sind 
die beiden Mittellinien scharf, schwärzlich; die innere macht einen schwachen 
Bogen nac!“ aussen, die äussere springt aufRippe 3 und 4 mehr oder weniger 
deutlich vor wendet sich dann mehr einwärts (wodurch das Mittelfeld ver- 
schmälert w 1) und läuft dann in groben Strichen dem Innenrande zu. 
Parallel mit jhr zieht an ihrer Aussenseite ein bläulichgrauer, von einer 
verwaschenen weisslichen Linie durchzogener Streif; dahinter werden die 
Flügel bis zum Saume erdgrau und vor diesem, auf der Flügelfläche selbst 
zieht eine abgeselzte schwarze Linie. Von Makeln ist nur die Nierenmakel 
durch einen bleichen Fleck angedeutet. Die Hinterflügel haben wie bei 
albidentaria mehrere parallele Linien, welche am Innenrande deutlich, 
nach vorne verloschen sind und von welchen die die Fortsetzung der 
äusseren Mittellinie der Vorderflügel bildende am schärfsten ist. Die Fransen 
aller Flügel sind erdgrau, breit, schwach wellenrandig. Die Unterseite ist 
bleicher, als die obere, hat eine schwache Andeutung der lichten Wellen- 
linie und schwarz punctirte Linie vor dem Saume, sonst aber keine Zeich- 
nung. Manche Exemplare waren bedeutend matter gezeichnet, als das abge- 
bildete. Der Schmetterling wurde an Pflanzen. gefangen , welche an vom 
Wasser durchrieselten Felsspalten wuchsen. 


Thalpochares m. 


Marginula H.-Sch. Nur ein Stück. 

Ostrina Hb. In allen Varietäten. 

Parva Hb. 

Velox Hb. Fast doppelt so gross, als gewöhnlich, aber alte defect. 


Huypena Tr. 


Obsitalis Hb. 
Lividalis Hb. 


Geometroidae. 


Euerostis Hb. 
Herbaria Hh. 


Bd. V. Abh, 24 


186 


Acidalia ir. 
Rufaria Hb. 
Degeneraria Hb. 
Imitaria Hb. 
Turbidaria Hb. 
Meacaria Curtis. 

Aestimaria Hb. 

Boarımia Tr. 
Perversaria B. 

ApTasta H.-Sch. 
Ononaria Fuessly. Sehr kleine Exemplare. 


Sterrha 1.-Sch. 


RE 


Saeraria L. 


Crambites H.-Sch. 


Merceyna Tr. 
Floralis Hb. 
Botys Tı. 
Cespitalis S. V. 
Sanguinalis L. 
Stenopteryz Guen. 
Noctuella S. V. (hybridalis Hb.) 


Stenia Guen. 
Suppandalis Hb. 
Carnealis Tr. 
Duponchelia 2. 
Fovealis 2. 
Eudorea Curtis. 
Incertalis Dup. 
Semnia H.-Sch. 
Punctella Tr. 
Nephopteryx 1. 
Dahliella Tr. 
Pempelia 1. 
Carnella L. 


137 


Tortricina. 


Retlinia Guen. 
Thurificana m. Die Beschreibung und Abbildung sehe man bei den 


Beiruter Arten. 
Tineina. 


Depressaria 2. 
Ledereri Z. Linnaea 1854. Tafel 5, Figur 13. Es wurde nur diess 
eine Stück erbeutet. 


Verzeichniss 
der von Franz Zach bei Beirut gesammelten Schmetterlinge. 


Rhopalocerı 


Eiquites H.-Sch. 


Paptilio L. 
Machaon L. 


Thais Fab. 


Ceryssi God. Im März und April häufig an Wegen, Feldrainen etc. ; 
das Weibchen weit seltener, als das Männchen. 


Doritis Fab. 
Apollinus Herbst Im Februar und März an denselben Stellen, wie 
der vorige. 


Pierides B. 


Pieris Schk. 
Rapae L. 
Mesentina Godart. Im September an Ricinus fliegend. 
Daplidice L. Das Grün der Unterseite mehr gelblich und viel spär- 
licher, als bei unsern Exemplaren ; bei manchen Stücken vom Weiss fast 
ganz verdrängt. 


24% 


188 


AnthocharisB. 
Glauce Hb. 
Ausonia Esp. 
Belia Fab. 


Leucophasia Steph. 
Sinapis L. Grosse Exemplare; Hinterflügel unten sehr bleich gezeich- 
net; bei einigen Stücken ganz zeichnungslos (Var. diniensis B.) 


Jimeais B. 

Fausta Olivier. Tafel 1, Figur 1. Männchen. Das Characteristische 
dieser Gattung ist beim Männchen ein an Rippe 1 der Vorder flügel nicht weit 
von der Basis stehenden blasigen Knopf, ungefähr wie ihn das Männchen 
von Chrysippus auf den Hinterflügeln hat; ich finde dieses Merkmahl bei 
Boisduval nicht angegeben. Der Schmetterling fliegt in Gärten häufig 
vom Juli bis in den September. 


Colias Fah. 
Edusa Fab. und Var. helice Hb. 


Rhodocera B. 
Cleopatra L. Im Frühjahre nicht selten. 


Lycaenoidae B. 


Cigeariies Lucas. 

Acamas Klug. (Symbolae physicae ; decas IV, tab. XL, Fig. 7 -9). 
Tafel 1, Figur 2, Weibchen. Den ganzen Sommer hindurch in ganz dürren 
Gegenden auf Disteln etc. Nach M&netries (Description des insectes 
recueillis par feu Mr. Lehmann), auch bei Lenkoran, auf den Steppen 
von Kisil Koum. Der Schmetterling hält das Mittel von Thecla und Polyom- 
malus. Von beiden Gattungen unterscheidet er sich durch die wie bei 
khodocera allmählig von der Basis zur Spitze verdickten Fühler und die 
zweischwänzigen Hinterflügel (der längste Schwanz steht auf Rippe 1. wo 
die beiden genannten Galtungen ungeschwänzt sind) von Thecla noch durch 
die nackten Augen aus. Ob bei den Exoten Uebergänge zu den übrigen 
Lycaenen-Gattungen vorkommen, ist mir unbekannt, doch wahrscheinlich, 
da die bisherige Eintheilung in Thecla,. Polyommatus und Lycaenu selbst 
bei den Europäern nicht stichhältig und wohl richtiger nur zwei Gattungen, 
die eine mil haarigen, die andere mit nackten Augen anzunehmen wären. 


Trheela Fab. 
Ilieis Esp. in allen Uebergängen zur Var. caudatula Z. 
Spini S. V. Beide Geschlechter mit viel länger geschwänzten Hinter- 
tlügeln, als die hiesigen. (Melantho Klug Symbolae physicaetab. XL. fig. 10, 11.) 


189 


Poluvommatus Lat. 
Thersamon Esp. Erscheint in zwei Generationen im April und Juli. 
Die im Sommer fliegenden Falter haben in beiden Geschlechtern lang ge- 
schwänzte Hinterflügel, die der Frühlingsgeneration sınd gewöhnlich unge- 
schwänzt, es kommen aber auch Uebergänge vor ; die geschwänzte Varielät 
ist Omphale Klug (Symbolae physicae tab. XL, fig. 12—14.) 
Phlaeas L. 


Lycaenra Fab. 


Boetica 1. 

Telivanus Herbst. 

Balcanica Freyer. Im Mai und Juni auf Sträuchern fliegend. Herr 
Mann fand diese Art auch bei Spalalo. 

Gamra K ollar in lit. Tafel 1, Figur 3. Männchen. Grösse und Flü- 
gelschnitt von hylas. Palpen wie bei dieser Art gebildet, oben schwarz, 
unten weiss. Beine weiss, Tarsen und Fühler schwarz geringelt, Kolbe der 
letzteren comprimirt, lang oval, schwarz, an der Spitze und ganzen Unter- 
seite lebhaft rostgelb ; Hinterleib oben schwarz mit weissen Hinterräudern 
der Segmente, unten weiss; Augen nackt. Oberseite der Flügel beim Manne 
zart röthlichblau, ungefähr wie bei argiolus, aber noch mehr röthlich, mit 
schmalem schwarzen, nach innen nicht sehr scharf begreuzten Saume, an 
welchen auf den Hinterflügeln am Innenwinkel zwei verloschene schwarze 
Flecken (Andeutung der Zeichnung der Unterseite) stehen ; beim Weibe im 
Discus schmutzig lichthbraun, gegen Vorderrand und Saum zu allmälig 
dunkler, auf den Vorderflügeln daselbst fast schwarzbraun und mit einem 
an der Stelle der Querrippe befindlichen dunkelbraunen , wie bei balcanica 
geformten Flecken, um welchen der Grund beiderseits heller, fast weisslich 
wird; auf den Hinterflügeln mit schmutzig braunen nach innen heller be- 
grenzten Rand!lecken, von denen die zwei am Innenwinkel stehenden am 
deutlichsten und dunkelsten, die übrigen aber verloschen sind. Fransen bei 
beiden Geschlechtern weiss, auf Rippe 1 stets beim Manne schwarz, beim 
Weibe braun bezeichnet, auf den übrigen Rippen nur selten schmal dunkler 
durchschnitten. Die Unterseite ist beim Manne weissgrau, beim Weibe etwas 
mehr bräunlich mit schwarzer Saumlinie. Die Zeichnung erinnert an Telicanus 
und balcanica. Mit ersterer Art hat gamra die matte bänderartige Zeich- 
nung gegen die Spitze der Vorderflügel und auf den Hinterflügeln, mit 
letzterer den dunklen Längsstriemen unter der Vorderrandsrippe der Vor- 
derflügel gemein; dieser ist aber hier nur dicht an der Basis schwarz, 
sonst rostfarben. Die Vorderflügel haben hinter der Mitte der Mittelzelle 
einen auf den Innenrand derselben aufliegenden grossen schwarzbraunen 
Punet, einen von gleicher Grösse am Saume in Zelle 2, vier etwas kleinere 
ebenfalls dicht am Saume befindliche in Zelle 3—6, einen oder zwei sehr 
undeutliche unter dem in Zelle 3 befindlichen. Auf der Querrippe steht ein 
schräger, licht kaffeh- oder graubrauner Fleck, mitten zwischen diesem und 


Im Juni auf blühendem Spartium etc. 


190 


der Flügelspitze eine gerade, vom Vorderrande saumwärts ziehende Binde 
von derselben Farbe, hinter ihr ein paralleler schmälerer und undeutlicherer 
Striemen, unter ihr, mehr nach innen gerückt ein oder zwei undeutliche 
Flecken, vor den Randpuncten eine ebenfalls weniger scharfe bräunliche 
Linie; diese ganze Zeichnung ist heller umzogen und auch die Grundfarbe 
wird gegen den Innenrand zu heller. Die Hinterflügel — beim Manne an der 
Basis schwach grünspanfärbig — haben ungefähr dieselbe lichikaffehbraune 
Zeichnung, wie die vordern, nämlich einen Querfleck auf der Mittelrippe, 
eine gerade Binde dahinter, hinter ihr ein Striemen, sodann die Linie vor 
den Randflecken. Ausserdem haben sie noch mehrere tief schwarze Flecken ; 
nämlich einen von der Basis zur Mitte der Vorderrandsrippe ziebenden bis 
an diese reichenden geraden strichförmigen (wie bei balcanica), hinter ihm 
nahe am Vorderrande (in Zelle 7) zwei runde, der äussere weiter vom 
inneren, als dieser von dem Wurzelfleck entfernt; unter dem inneren auf 
die Mitte des Innenrandes der Mittelzelle aufsitzend, einen von gleicher 
Grösse, dicht unter ihm (in Zelle 1b) einen kleineren, zwei mit den übrigen 
gleich grosse oder doch nur wenig kleinere am Innenrande,, beide den in 
Zelle 7 befindlichen zwei Flecken in gerader Linie gegenüber stehend. 
Randflecken sind 5 bis 6 vorhanden; sie sind ebenfalls tief schwarz, die 
beiden am Innenwinkel stehenden am grössten, saumwärts erzglänzend be- 
schuppt, der in Zelle 2 stehende noch an seiner Innenseite mehr oder weniger 
deutlich rostgelb umzogen; der in Zelle 3 ist am verloschensten , die in 
Zelle 4, 5 und 6 befindlichen sind zwar kleiner als die am Innenwinkel, 
aber scharf ausgedrückt. Der Schmetterling fliegt im Juni und Juli auf 
Brombeerblüthen ; Herr Kotschy brachte ihn auch aus Sennaar. 

Lysimon Hb. Im Juli auf Kleefeldern. 

Galba Kollar in lit. Tafel 2, Figur 4, Männchen. Von oben kaum 
von /ysimon zu unterscheiden. Der Mann hat dasselbe Blau und denselben 
breiten schwarzen Saum, die Hinterflügel haben aber in Zelle 2 einen 
schwärzlichen, durch eine helle Linie vom Saume getrennten Randfleck; 
das Weib ist oben einfärbig braun, der schwarze Fleck in Zelle 2 der Hin- 
terflügel ist noch deutlicher und bläulich umzogen, die übrigen Zellen haben 
ebenfalls Spuren von Randflecken, besonders gegen den Innenwinkel zu 
und dıe lichte Randlinie ist etwas schärfer. Die Unterseite ist licht bräun- 
lichgrau, wie bei Iysimon oder trochilus, beim Weibe nur wenig dunkler, 
als beim Manne. Die Zeichnung nähert sich hier mehr dem trockilus. Auf 
den Vorderflügeln stimmt sie ganz mit dieser Art, nur sind die Kerne der 
Flecken nicht so schwarz, sondern mattbraun, daher nicht so scharf vor- 
tretend. Die Hinterflügel haben ebenfalls viel Aehnliches mit trochilus, be- 
sitzen aber keine orangegelbe Randbinde. Die Form und Lage der matl- 
braunen augenartigen Flecke ist dieselbe, wie bei trochilus ; in Zelle 7 
stehen zwei schwarze, hell umzogene Flecke, unter dem inneren, mehr 
wurzelwärts noch einer, alle an gleicher Stelle wie bei genannter Artz der 
bei frochilus darunter befindliche vierte fehlt jedoch bei galba, der am 


191 


Innenrande selbst stehende — bei trochtlus scharfe — ist hier nur matt 
vorhanden und von den Randflecken sind nur die in Zelle 2 befindlichen 
grossen liefschwarz und mit Erzschuppen belegt, die übrigen aber klein 
und mattbraun. Ich erhielt nur 8 Stücke, welche in Gesellschaft von Iysimon 
auf Kleefeldern erbeutet wurden. Herr Kotschy fand diese Art ebenfalls 
in Sennaar. 

Hylas S. \V. 

Icarus Hufnagel (alexis S. V.) und Var. thersites B. 


Nymphalides B. 


Limenitis Fab. 
Camilla S. V. Die weissen Flecke grösser, der Wurzelfleck der 
Vorderflügel hellblau. 


Melitaea Fab. 
 Phoebe S. V. Kleine hellgefärbte Exemplare. 

Trivia S. V. Var. persea Kollar \Fauna von Südpersien in den 
Annalen der kais. Akad. d. Wissenschaften 1849). Im April in Mehrzahl 
gefangen und auch die Raupe später auf Verbasceen gefunden. Der Schmet- 
terling ist oben ungemein hell gefärbt, (fast wie gewöhnliche didyma- 
Männchen) und die schwarze Zeichnung sehr fein, es finden sich jedoch 
Uebergänge zu trivia. Von Herrn Kotschy auch in Südpersien gefunden. 


Vamessa Fab. 


Polychloros L. 
Triangulum Fab. 


Danaides B. 


Danais Lat. 
Chrysippus L. Im ganzen Sommer nicht selten; die Var. alcippus 
wurde nicht gefunden. 


Satyroidae B. 


Hipparchia Fab. 


Titea Klug (Symbolae physicae tab. XXIX. fig. 15—18.) Tafel 1, 
Figur 5, Männchen. Nahe an Zachesis und verhält sich dazu — oberflächlich 
betrachtet — ungefähr wie Var. procida zu galathea. Von französischen 
Entomologen wurde mir fitea für lachesis Var. erklärt, doch mit Unrecht, 
denn characteristisch ist auf den Vorderflügeln der schwarze Mittelfleck, 
der bei titea am Vorderrande selbst beginnt, daselbst am breitesten ist und 
nach innen schmal zuläuft, bei Zachesis aber erst unter dem Vorderrande, 


192 


auf der Vorderrandsrippe anfängt und da ein schmaler viereckiger Fleck 
ist, an welchem ein mehr als doppelt so breiter hängt. Ferner steht auf 
der Unterseite in der Mittelzelle vor dem Flecken am Zellenschlusse con- 
stant noch ein. scharfer schwarzer Fleck; die Kappenzüge aller Flügel sind 
oben ganz verloschen oder bis auf wenige weisse Fleckchen verdrängt, 
da das Schwarz bis an den Saum reicht, unten aber fein und bogenförmig 
(bei lachesis fast so scharf und spitz, wie bei clotho); die Mittelzelle der 
Hinterflügel ist oben fast bis ans Ende schwarz, überhaupt das Schwarz 
von der ganzen Basis an viel reichlicher ; die Mittelbinde auf der Unter- 
seite der Hinterflügel ist aus viel zarteren, feineren und anders geformten 
schwarzen Strichen gebildet und ihre Ausfüllusg nicht dunkler als der _ 
übrige Flügelgrund, während sie bei lachesis aus groben schwarzen Stri- 
chen besteht und steingrün ausgefüllt ist. Der Schmetterling. fliegt im Mai 
häufig am Hundsflusse in felsigen Gegenden. 


Satyrus Lat. 


Asterope Klug. (Symbolae physicae tab. XXIX, fig. 11—13.) Tafel 1, 
Figur 6, Weibchen. Den ganzen Sommer hindurch allenthalben häufig. 

Psisidice Klug. (Tafel XXIX. fig. 9, 10.) Diese nach Herrn Professor 
Dr. Klug am Berge Sinai fliegende Art fand Zach auch in den Gebirgen 
des Libanon im Juli, brachte aber nur 6 Stücke mit, da er zur Flugzeit des 
Schmetterlings am Fieber erkrankte und keine Excursionen machen konnte. 
Der Schmetterling hat einige Aehnlichkeit mit statilinus Var. fatua Freyer, 
die Färbung der Oberseite zieht aber mehr ins Graue und die Mittelbinde 
der Unterseite der Hinterflügel ist anders geformt. Diese besteht aus zwei 
dicken sammtschwarzen Linien, von denen die innere gerade und fasi senk- 
recht vom Vorderrande bis zur inneren Mittelrippe zieht, auf diese aul- 
stösst und da plötzlich verlischt, die äussere aber in Zelle 3 sich sehr dem 
Saume nähert, daselbst einen scharfen Winkel macht, dann aber fast gar 
keine Vorsprünge mehr bildet. 


Pararga H.-S:h. 


Maera L. Var. adrasta Hb. 
Mecaera L. Genau wie die hiesigen. 
Egeria L. Var. meone Hb. 


Epinepkele H.-Sch. 
Janira L. Var. telmessia Z. In allen Uebergängen zur Var. hispulla Hb. | 
Coenonympha H-Sch. 

Pamphilus L. und Var. /yllus Esp. 


193 
Ilesperioidae. 


Hesperia Lat. 


Malvarum O. Die Falter der Sommergeneration oben sehr hell ge- 
färbt, fast wie lovaterae. 

Marrubii Rb. und Var. gemina Led. Die Exemplare der Sommer- 
generation ebenfalls mit sehr heller Oberseite. Dass gemina doch nur Var. 
marrubii, davon habe ich mich seither durch Uebergänge überzeugt. 

Proto Esp. 

Nomas m. Tafel 1, Figur 7, Mann. Ich erhielt nur ein Pärchen, das 
im Mai am Hundsflusse gefangen wurde. Der Schmetterling ist oben nicht 
von fessellum zu unterscheiden, unten sind aber die Hinterflügel sammt den 
Fransen einfärbig gelblichweiss (wie bei /avaterae) mit von oben schwach 
durchscheinender Zeichnung. Körper, Beine, Palpen und Unterseite der Fühler 
sind wie die Unterseite der Hinterflügel gefärbt, auch die Vorderflügel haben 
unten beinahe dieselbe Farbe, um die Mittelfllecke herum und gegen die 
untere Hälfte des Saumes zu ziehen sie aber mehr ins Bleichgraue. Der 
Vorderrand der Vorderflügel des Männchens hat denselben häutigen Um- 
schlag, wie tessellum. 

Hypoleucos m. Tafel 1, Figur 8, Mann. Der Schmetterling ist mit 
alveus Hb. verwandt, eben so gross, hat aber viel kürzere, breitere und 
rundere Flügel, als diese und andere verwandte Arten und ganz verschie- 
dene Unterseite. Die Oberseite ist grünlichgrau, beim Weibe mehr olivbraun, 
wie bei carthami.. Die Fransenbezeichnung und die Flecken sind wie bei 
dieser Art, letztere nur reiner weiss, elwas grösser und auf den Vorder- 
flügeln nicht so scharf eckig. Die Flecken der inneren Binde der Hinter- 
flügel sind ebenfalls rein weiss; ein Fleck in der Mitte dieser Binde trıtt 
selbst bei matt gezeichneten Exemplaren besonders vor (ungefähr wie bei 
alveolus) während bei carthami die ganze Binde aus gleichmässigen, mit 
dunklen Atomen überzogenen schmalen. Längsflecken besteht, bei alveus 
und Var. fritillum ebenfalls nicht so deullich hervortritt. Auf der Unter- 
seite sind die Vorderflügel dunkelgrau, gegen den Vorderrand zu mehr 
srünlich ; die Flecken sind hier ebenfalls runder, weniger vom Grunde ab- 
stehend und mehr gelblich als bei den verwandten Arten. Die Hinterflügel 
sind bleich grünlichgelb, gegen den Saum zu dunkler, mehr ins Olivbraune 
ziehend ; durch die Mitte des Flügels zieht von der Basis bis zum Saume 
ein heller Längsstrahl und die Zeichnung der Oberseite ist ebenfalls durch 
lichtere, aber ganz unbestimmte, verloschene Flecke angedeutet; sonst 
findet sich keine Zeichnung. Die Fransen sind weiss, auf allen Rippen mit 
Ausnahme von 1 und 5 schwarzgrau gescheckt. Das Männchen hat ebenfalls 
am Vorderrande der Vorderflügel einen Umschlag. Die Fühlerkolbe ist unten 
lebhaft rostgelb. Der Schmetterling fliegt vom Mai bis in den Juli au 
feuchten Stellen und ist ziemlich selten. 


Bd. V. Abh. 25 


194 


Euerate Esp. und Var. orbifer Hb. 

Actaeon Esp. Beide häufig. 

Thraxz Fab. Tafel 1, Figur 9 Mann, 10 Weib. Im Sommer an feuchten 
Stellen. Durch ein Versehen des Stechers wurde diese Art statt der nach- 
folgenden neuen abgebildet; ich beschränke mich daher darauf, bei letzterer 
blos die Unterschiede von ihrax anzugeben. Der Schmetterling kommt 
schon bei Tarsus (in Karamanien) vor und ist bis Ostindien verbreitet, 

Zelleri m. Grösse, Bildung der Körpertheile und Flügelschnilt genau 
wie bei nostradamus, der Schmetterling also viel kleiner und schlanker als 
thraz. Zeichnung dem Weibe von ihraz sehr ähnlich, in beiden Geschlech- 
tern gleich. Vorderflügel spärlicher behaart als bei /hrar,„ mit denselben 
durchsichtigen weissen Flecken ,„ Mittelzelle aber nur mit einem, und zwar 
dem an der Innenseite des Vorderrandes der Mittelzelle befindlichen; Quer- 
binde aus 7 eben so geformten und gestellten Flecken bestehend , die 
drei dem Vorderrande zunächst stehenden aber in gerader Schräglinie 
‚nach aussen gestellt. Hinterflügel und Fransen wie bei thrax. Die Unter- 
seite ist lebhaft grünlich oder gelblich oliv. auf den Vorderflügeln 
vom Discus bis zum Innenrande, auf den hinteren am Innenwinkel graubraun. 
Die Vordertilügel haben die Flecke der Oberseite, die hinteren in der Mit- 
telzelle keinen Punct, hinter ihr aber drei kleine helle, dunkler umzogene 
Flecken, als Fortsetzung der Vorderflügelzeichnung. Die schlankere Gestalt, 
geringere Grösse und gleiche Zeichnung beider Geschlechter unterscheiden 
Zelleri leicht von thrax die durchsichtigen Glasfllecken vom Weibe von 
nostradamus. Der Schmetterling wurde in wenig Exemplaren im Juni auf 
Brombeersträuchen gefangen. 

Nostradamus Fab. Im Sommer an trockenen Orten nicht selten. 


Heteroceri 


Sesioidae B 


Sesia Fab. 

Azonos m. Tafel 2, Figur 1. Mann. Grösse von tenthrediniformis ; 
etwas plumper, Flügel ein klein wenig breiter und runder. Die Färbung 
des ganzen Geschöpfes ist ein stellenweise stahlblau oder grünlich glänzen- 
des Schwarz, nur die Ränder der Augen, der Halskragen, das mittlere 
Drittel der Schenkel und die Mitte der Unterseite des Afterbüschels sind 
bleichgelb. Palpen und Fühler sind wie bei tenthrediniformis gbildet, 
schwarz. Die Vorderflügel haben Innen- und Vorderrand , Saum und Mittel- 
fleck breit schwarz, so dass von Glasstellen das Wurzelfeld nur als ein sehr 
schmaler, von einer dicken schwarzen Ader durchschnitienen Siriemen und 
die äussere Makel als ein kaum so breiter als langer, runder, von drei 
schwarzen Adern durchschnitlener Fleck. überbleiben. Die Hinterflügel haben 


195 


einen ziemlich dicken schwarzen Mittelfleck, der aber nicht über den ganzen 
Zellenschluss reicht, sondern gegen Rippe 4 zu erlischt. Die Fransen aller 
Flügel sind schwarzgrau, die Unterseite ist so gezeichnet, wie die obere, 
Das einzige Stück wurde im Mai am Hundsflusse auf einer Pflanze sitzend 
getroffen. 

Pipiziformis m. Tafel 2, Figur 2. Männchen. Mit culiciformis ver- 
wandt; nur halb so gross. Körper grünlich stahlblau ; Brust, Augenränder, 
Oberseite des vierten Hinterleibsegmentes, Seitenränder des Hinterleibes, 
ein schmaler Saum des Afterbüschels auf der Oberseite und einzelne Haare 
in der Mitte desselben auf der Unterseite blass goldgelb. Palpen aufwärts 
gekrümmt, sehr spitz zulaufend, oben schwarz, unten weiss. Fühler stahl- 
blau mit einigen weisslichen Schuppen vor der Spitze und langen Wimpern; 
Beine stahlblau, Schenkel am Anfang und Ende der Innenseite und längs der 
ganzen Aussenseite gelblichweiss; Tarsen nur am Anfange schwach stahlblau 
angeflogen, sonst ebenfalls gelblichweiss. Die Zeichnung der Vorderflügel ist 
ungefähr dieselbe, wie bei culiciformis. Vorder- und Innenrand sind schmal 
schwarz, die Mittelbinde ist verhältnissmässig schmal und stösst auf den 
Innenrand ganz auf; der Saum ist wenig breiter als die Mittelbinde; das 
Wurzelfeld ist von einer dicken schwarzen Ader durchzogen, der äussere 
Glasfleck ziemlich eben so breit als hoch und von vier schwarzen Adern 
(auf der Tafel sind nur drei angegeben) durchschnitten. Die Hinterflügel 
führen einen dicken schwarzen Mittelpunct, der von Rippe 5 zu 4 sehr fein 
zuläuft. Alle Fransen sind schwarzgrau. Unten ist die Zeichnung wie oben, 
nur finden sich längs des Vorderraudes, um den Mittelfleck und auf den 
Rippen blass goldfarbe Schuppen. Der Schmetterling wurde nur in zwei gut 
erhaltenen männlichen Exemplaren im Frühling an Weizenähren am Hunds- 
flusse gefangen. 

Ichneumoniformis S. V. Wenige Stücke im Sommer auf dürren Ber- 
gen erbeutet. 


Sphingoidae B. 
Deilephila d. 


Syriaca m. Auf der zweiten Tafel sibirischer Schmetterlinge : Figur 9 der 
Schmelterling (Weib), 12 der vergrösserle Kopf des Manxes, 10 die Raupe, 
11 die Puppe abgebildet. Herr Pogge bestimmte mir diese Art als den 
in Nord-Amerika vorkommenden Sphinz myron Cramer oder pampinatriz 
Abbot, wovon sie aber sicher verschieden ist, und sich schon durch den 
gezackten Flügelsaum unterscheidet; ich liess daher die Abbildung erst 
nachträglich anferligen. Grösse von elpenor, Flügelschnitt von porcellus, 
der Saum tritt jedoch auf den Rippen zackig vor, besonders auf den Vorder- 
flügeln (in meiner Abbildung ist diess viel zu schwach ausgedrückt). In 
Bildung der Körpertheile stimmt der Schmetterling mit porcellus, nur sind 
die Fühler am Ende nicht hakenförmig umgebogen, soudern laufen da- 
selbst in eine schlanke, wenig gekrümmte Spitze aus; unten sind sie wie 


25 * 


196 


bei allen verwandten Arten mit zwei Reihen steifer Borsten besetzt; ebenso 
haben die Hinterschienen zwei Paar starke Spornen. Färbung und Zeichnung 
ähnelt den Smerintken, doch uur scheinbar, denn der Verlauf der Binden 
zeigte mehr Uebereinsiimmung mit porcellus, zudem verweist die lange 
starke Spiralzunge, der Flügelschnitt und die Raupe den Schmelterling zu 
Deilephila. Die Farbe der Vorderflügel ist beim Mann ein mattes, blass 
rosenroth bedufteles Grau, beim Weibe mehr braun, in’s Weinrothe ziehend. 
Dieselbe Farbe haben alle Körpertheile bis auf die Schulterdecken, welche 
an der Basis, und die Segmente, welche an den Hinterrändern hell gerandet 
sind; ferner die Fühler, deren Oberseite fast weiss ist. Die Zeichnung der 
Vorderflügel besteht aus trübwolkigen Flecken und Querbändern von der 
Farbe dürren Laubes. Nahe an der Basis zieht sehr verloschen vom Vorder- 
rande bis zur Mitte der Flügelbreite ein dünner Querstreif, hinter ihm ein 
breiterer, einwärts gebogener, nach beiden Seiten in die Grundfarbe ver- 
waschener Wisch, sodann folgt ein dunklerer Querstrich am Ende der Mit- 
telzelle, auf der Querrippe. Nahe hinter diesem beginnt der Mittelschatten. 
Dieser ist an seiner Innenseite am schärfsten von der Grundfarbe abge- 
grenzt, nach aussen aber in dieselbe verwaschen, und in der Gegend der 
Querrippe etwas auswärls geschwungen, sonst fast gerade. Parallel mit ihm 
läuft im Saumfelde, und zwar bei der Mitte desselben, eine dicke, grob- 
strichige dunkle, beiderseits heller begrenzte Linie, welche auf den Rippen 
schwache Vorsprünge nach aussen macht. Die Fiügelspitze ist durch einen 
lichten Wisch getheilt ; dieser Wisch setzt sich geschwungen und undeutlich 
begrenzt bis zum Innenwinkel fort, und ist an seiner Innenseite am Vorder- 
und Innenrande des Flügels dunkler gewölkt. Die Fransen sind etwas 
dunkler als der Flügelgrund und treten auf allen Rippen zackig vor; die 
Zacken sind ungefähr wie bei Smer. populi, doch weniger tief einge- 
schnitten, und an ihren Spilzen weniger slark abgerundet. Die Hinterflügel 
sind beim Mann bleichbraun, beim Weibe rothbraun, am Vorderrande 
heller. Am Saume zieht ein dunkles, einwärts verwaschenes Band, das 
vom Vorderrande gegen den Innenwinkel spitz zuläuft, nahe vor 
und parallel mit ihm ein verwischler dunkler Streif. Die Zacken sind 
schwächer als auf den Vorderflügeln, die Fransen bleicher, am Innenwinkel 
fast weiss. Unten sind alle Flügel beim Manne gelblichgrau, beim Weibe 
rothbraun mit dunklerem Mittelschatten, einem Bogenstreif dahinter und 
einem wolkigen Saumbande. Die Raupe ist chagrinartig raub, grün mit 
einem langen röthlichen Horne,, zwei weisslichgelben Querstreifen, welche 
hinter dem Kopfe beginnen, über die Mitte des Rückens ziehen und sich 
beim Horne vereinigen, und rothen Luftlöchern, deren jedes in einem un- 
deutlichen lichten Schrägstriche steht; gleich der von porcellus und elpenor 
ist sie auf dem dritten und vierten Gelenke sehr dick und nach vorne rüssel- 
förmig verschmälert (meine Abbildung ist in der Form nicht gelungen). Die 
Puppe ist licht graubraun, auf den Flügelscheiden dunkler gesprenkelt, in 
den Leibeinschnitten und auf den Luftlöchern dunkelbraun. Die Raupe fand 


197 


Zech im Mai und Anfangs Juni am Hundsflusse in feuchten, schalligen 
Gegenden auf wildem Wein, der sich um Baumstämme schlingt; die Ent- 
wicklung erfolgte schon 5—6 Wochen nach der Verpuppung. 

Alecto L. Die Raupe (ihre Beschreibung wurde mir nicht milgetheilt) 
Ende Mai und im Juni, dann wieder im Herbste an Weinstöcken, doch 
nur an solchen, welche als Spaliere an den Häusern gezogen werden. Von 
der ersten Generation erscheinen die Schmetterlinge schon 14 Tage nach 
der Verpuppung; von der zweiten überwintert die Puppe und liefert den 
Schmetterling im Frühjahre. 

Celerio L. Die Raupe im Mai und August an denselben Stellen, wie 
alecto, doch weit seltener. Der Schmetterling schon 14 Tage nach der 
Verpuppung. - 

Livornica Esp. (lineata Fab.) Die Raupe im Mai selten auf Wein- 
slöcken ; der Schmetterling nach 5—6 Wochen. 

z  Nerii L. Ebenfalls in 2 Generationen. Die Raupe im Frühling und 
Herbste, ziemlich häufig; die Schmetterlinge kleiner und matter gefärbt, 
als die hiesigen und Dalmatiner. 


Zygaenoidae B. 


Zygaena Fab. 

Graslini m. Tafel 2, Figur 3 Mann, 4 die Raupe; Grösse etwas unter 
achilleae ; Flügel kürzer und runder, wie bei ozytropis oder rhadamanthus. 
Die Behaarung des Körpers ist dicht und etwas filzig abstehend, schwarz. 
Dieselbe Farbe haben Beine und Fühler. Letztere sind sehr dick und plump 
und endigen wie bei rhadamanthus in eine dicke, oben stark abgestumpfte 
Kolbe. Die Vorderflügel sind matt stahlblau oder grünlichschwarz. Ihre 
gewöhnliche Zeichnung besteht in drei Paar untereinander stehenden scharf 
begrenzten , lebhaft zinnoberrothen Flecken, von denen die inneren zwei 
Paare durch die Innenrandsrippe der Mittelzelle schmal getheilt sind, das 
äussere Paar aber stets zusammenhängt. Die zwei Flecken an der Basis 
sind am längsten, beide gleich lang und jeder fast doppelt so lang, als 
- breit; der obere stösst fast ganz an den Vorderrand an. Von dem Mittel- 
paare ist der untere Fleck grösser, als der obere, unregelmässig geformt 
und schräg nach aussen gestellt. Von dem äusseren Paare hat der obere 
Fleck ziemlich die Form des dritten und vierten, in der Grösse hält er aber 
das Mittel zwischen beiden; er steht ungefähr so, dass die Querrippe gerade 
durch seine Mitte zieht und an ihm hängt saumwärts zwischen Rippe 3 
und 5 der sechste Fleck, der gewöhnlich längs der Rippe 3 sehr scharf 
abgegrenzt ist und ziemlich nahe vor dem Saume endet. Die Hinterflügel 
sind zinnoberroth mit schmalem schwarzen Saume. Unten sind die Vorder- 
. Nügel dünn beschuppt und die rothe Zeichnung ist nebelarlig in einander 
verflossen; die Hinterflügel sind wie oben. Varietäten sind nicht selten; 
es hängen oft der erste und dritte Fleck oder beide Mittelpaare, am selten- 
sten alle Flecke zusammen. Die Raupe ist sammtschwarz mit glänzend 


193 

schwarzem Kopf, gelben Beinen und gleichfärbigen Nacken und zwei Reihen 
blass rosenrothen Wärzchen — je zwei nebeneinander auf jedem Gelenke 
— über den Rücken. Sie wurde im Februar und März auf verschiedenen 
niederen Pflanzen gefunden und lieferte im April den: Schmetterling, welcher 
zu derselben Zeit auch im Freien zahlreich erbeutet wurde. Das Gespinnst 
wurde mir nicht mitgetheilt. 


Ino Leach. 
Geryon Var. obscura 2. 
Heydenreichi H.-Sch. 
Ampelophaga Baile-Barelli. 


Psychoidae H.-Sch. 


Psyche Schk. 

Villosella ©. Nicht selten. 

Bruandi m. Tafel 2, Figur 5, Männchen, 6 Sack der Raupe. Nahe an 
apiformis. Etwas schlanker, die Flügel nach aussen sehr erweitert und 
gerundet, die vordern am Innen- und Vorderrand fast gleich lang, die hin- 
teren kaum länger als breit, kürzer als bei allen verwandten Arten. Körper 
etwas schlanker, als bei apiformis, dicht wollig, aber weniger zotlig ; 
die Wolle schwarzbraun, auf Rücken und Oberseite des Hinterleibes mehr 
gelbgrau. Fühler von "/% Vorderrardslänge mit langen, dünnen, ziemlich 
regelmässig gestellten, filzig behaarten Kammzähnen, welche gegen die 
Spitze zu allmälich kürzer werden. Vorderflügel an der Basis vom Vorder- 
rande bis zur inneren Mittelrippe gelblichgrau, in der Mittelzelle fast ohne 
Beschuppung, die aus ihr entspringenden Rippen, der Raum von ihr bis 
zum Vorderrand und Saume und von Rippe 1 zum Innenrand schwarzgrau 
beschuppt. Hinterflügel ziemlich gleichmässig grau, nur am Innen- und 
Vorderrande und Saum etwas dunkler; die Rippen schwärzlich. Fransen 
schmal, schwarz. Die Vorderflügel haben 12 Rippen, 2 und 3, 6 und 7 ge- 
sondert, 4 und 5 aus einem Punct (bei einem Exemplare sind sie gesondert, 
doch sehr nahe an einander) 8 und 9 auf einem Stiele, 10 und 11 aus dem 
Vorderrande der Mittelzelle, 12 frei. Hinterflügel mit zweitheiliger Mittel- 
zelle und 8 Rippen; 2 und 3, 6 und 7 gesondert, 4 und 5 gestielt (statt 
beiden zuweilen nur eine vorhanden), 8 frei aus der Wurzel. Das Weib 
verlässt die Puppenhülse nicht. Diese ist schwarz, vorn und hinten licht- 
braun, von den verwandten Arten nicht zu unterscheiden. Die Raupe lebt 
aul dürren Gräsern. Die Säcke wurden schon Anfangs Jänner eingetragen; 
sie sind aus quer und dicht an einander liegende Stengeln verfertigt und mit 
grauer Seide umsponnen. Die Raupen lebten in der Gefangenschaft 2—3 
Monate ohne Nahrung zu sich zu nehmen und lieferten Ende April und 
Anfangs Mai den Schmetterling. Die meisten Raupen starben und aus einer 
ziemlichen Menge Säcke erhielt ich nur 7 männliche und einige weibliche 
Schmetierlinge. 


199 


Bombycides B. 


Bombdbya DB. 

Cocles Hb. Der Schmetterling differirt, die Färbung abgerechnet, 
nicht erheblich von trifoliüi; die Raupe jedoch (von der ich ein halbwüch- 
siges und zwei erwachsene Exemplare ausgeblasen vor mir habe) ist dunkler 
behaart, als die von frifolii, mehr der von quwercus ähnlich und hat ein- 
färbig braune Nackenflecke ohne Orange, was für die Artrechte spricht. 
Sie wurde zahlreich im Frühlinge auf verschiedenen Pflanzen gefunden, 
doch starben fast alle oder vertrockneten als Puppen ; ihr Cocon ist wie 
das von trifolüi und quercus; aus einer mitgebrachten Puppe erhieit ich 
ein schönes Männchen am 2. October. 


Liparides B. 


Cnetocampa Steph. 
Solitaris Freyer. Raupe im Frühjahre auf Cypressen, Schmetterling 
im Sommer. 


Ocneria 1.-Sch. 


Atlantica H.-Sch. Drei defecte Männchen im Hochsommer Nachmit- 
tags in den Strassen der Stadt fliegend gefunden. Herrich-Schäffer's 
Abbildung gleicht gar nicht der Ram bur’schen in der Faune d’Andalousie ; 
es dürften hier wohl zwei verschiedene Arten anzunehmen sein und zu 
ersterer wahrscheinlich /apidicola H.-Sch. als kleinere Varietät gehören. 


Orgyyia DO. 
Trigotephras B. Nur zwei Männchen erhalten. In Andalusien fand 
ich die Raupe nicht selten im Mai an Eichbüschen ; sie gleicht der von 
antiqua, hat aber mehr Blau. 


Euprepioidae. 


Hypeuthina m. 


Fulgurita m. Tafel 4, Figur 1, Weib. Ich erhielt nur 3 Männchen und 
2 Weibchen, über deren Vorkommen mir nichts Näheres mitgetheilt wurde. 
Die Aehnlichkeit in Zeichnung und zum Theil auch im Habitus mit Cynaeda 
dentalis veranlassten mich, dieses Thier bei den Pyraliden abbilden zu 
lassen, nun ich aber zum Untersuchen komme, finde ich, dass der Schmetter- 
ling dem Geäder und den vorhandenen Ocellen nach nur bei den Eupre- 
pioiden untergebracht werden kann. Zu den Pyraliden kann er nicht ge- 
hören, denn er hat nur zwei freie Innenrandsrippen der Hinterllügel und 
diese haben drei; von den Noctuen entfernen ihn die aus dem Vorderrande 


200 


der Mittelzelle, bei den Nociuen frei aus der Wurzel entspringende Rippe 8 
der Hinterflügel; von den Lithosiden und Geometriden die Ocellen, von den 
Drepanuliden ebenfalls die Ocellen und das Geäder; an die übrigen Zünfte 
(Herrich-Schäffer’s Nycteoliden, über welche weiter unten ,) aus- 
genommen, ist ohnehin nicht zu denken. Zufolge der Flügelform, die mehr 
von den Lithosiden (z. B. Setina) als von den Euprepiden hat, betrachte 
ich den Schmetterling als Bindeglied beider (übrigens nur durch die bei 
ersteren fehlenden, bei letzteren vorhandenen Ocellen getrennten, also auch 
ein sehr ungenügendes Merkmahl basirten und wohl richtiger sammt 
Herrich-Schäffer's Nycteoliden in eine Zunft zu vereinigenden) 
Familien und stelle ihn der vorhandenen Ocellen wegen zu letzterer „ wo 
er der platten Stirne, schwachen Zunge und des Geäders wegen eine eigene 
Gattung bildet. Von sämmtlichen Euprepüden hat nur Emydia keine Rippe 5 
der Hinterflügel (bei allen übrigen Gatlungen ist sie so stark wie die andern 
Rippen), diese Galtung hat aber keine Anhangzelle, eine verticale Stirn, 
Spiralzunge und anders geformte Fühler. Ich gebe vorerst die Beschreibung 
der Körpertheile: Körper schlank , anliegend beschuppt, Hinterleib ohne 
Schöpfe, beim Weibe wenig dicker als beim Manne und ziemlich spitz zu- 
laufend ; die Afterklappen des Mannes länglich halbkugellörmig, gut zusam- 
menschliessend. Beine anliegend beschuppt, nur die Schienen aussen mit 
kurzen spärlichen Haaren; von den Schienen die vordern 's kürzer, 
die mittleren eben so lang, die hinteren ’/% länger als ihre Schenkel; die 
hinteren mit langen Mittel- und Endspornen. Augen nackt, ziemlich gross, 
Stirne platt, in Form einer länglichen Blase vorspringend, Palpen schwach 
und hängend, mit sehr kurzem, stumpfen Endgliede, kurz beschuppt, gut 
bis zum Stirnvorsprung reichend. Zunge nur aus zwei ganz kurzen, weichen 
Fäden bestehend. Ocellen seitlich der Fühlerbasis, dicht ober dem Augen- 
rande. Fühler nicht ganz halb so lang, als der Vorderrand der Vorder- 
flügel, beim Manne dick, mit sehr kurzen Kammzähnen; die Zähne nicht 
länger als der Durchmesser des Fühlerschaftes, jeder Zahn mit einem ihn an 
Länge übertreffenden Pinsel steifer Haare beselzt; beim Weibe borsten- 
förmig. Halskragen und Schulterdecken wie bei Emydia geformt. Rippen- 
bildung: Vorderflügel mit 12 Rippen und einer auf die Mittelzelle aufsitzen- 
den Anhangzelle. Rippe 1 läuft nahe ober dem Innenrande des Flügels, 2 ent- 
springt aus dem Innenrande der Miltelzelle, 3 vor, 4 aus der unteren Ecke 
derselben, 6 aus der oberen, 5 sehr nahe an 4, 7 und 8 aus der Spitze der 
Anhangzelle, 9 aus 8, 10 aus dem Vorderrande der Miltelzelle, 12 zieht 
frei, als Vorderrandsrippe. Die Hinterflügel haben eine Hafiborste und acht 
Rippen; Rippe 3 und 4, 6 und 7 entspringen aus einem Puncle, ersteres 
Paar aus der unteren, letzteres aus der oberen Ecke der Mittelzelle, 2 aus 
ihrem Ionen-, 8 aus ihrem Vorderrande, 5 fehlt. Beschreibung der Flügel- 
form und Zeichnung: Vorderflügel gestreckt, (beim Manne kürzer als beim 
Weibe) an der Basis schmal, nach aussen erweitert, mit bauchigem Saune, 
geradem Vorder- und Innenrande, etwas vortretender stumpfer Spilze, 


201 


kürzerem, stark gerundeten Innenwinkel. Hinterflügel am Innen- und Vor- 
derwinkel gerundet, ihr Saum zwischen Rippe 4 und 6 ein klein wenig ein- 
gezogen. Die Vorderllügel sind hellgrau; sie erscheinen hier und da durch 
lichtere Stellen etwas längsstreifig und haben am Vorderrande gegen die 
Spitze zu einige dunklere Strichelchen. Zwei bleich strohgelbe, tief schwarz 
unterstrichene Längsstriemen ziehen von der Basis nach aussen; der eine 
stösst mit seiner oberen Seite an den Innenrand der Mittelzelle und reicht 
bis zur Flügelmitte ; der andere steht in der Mittelzelle selbst und zwar so, 
dass er dieselbe theilt, nämlich seine obere Seite an den Vorderrand der 
Zelle stösst und der schwarze "Streif unter ihm durch die Mitte der Zelle 
zieht; auf dem Zellenschlusse steht ein auswärts gekehrter halbmond- 
förmiger lichter Fleck, hinter welchem der Längsstrahl sich in die 
Grundfarbe verliert. Von der Flügelspitze zum unteren Längsstriemen läuft 
eine Reihe geschwungener unregelmässiger lichter Splitterflecke, welche 
aussen schwärzlich aufgeblinkt sind und zwischen beiden Striemen ist 
die Grundfarbe etwas dunkler grau, als auf der übrigen Fläche. Die Saum- 
linie ist schwarz punctirt. Die Fransen sind breit, grau, auf den Rippen 
schmal hellgelb durchschnitten. Die Hinterflügel sind bleich grau, an 
Basis und Fransen etwas heller. Unten ist ausser dem hellen Mondfleck 
der Vorderflügel keine Zeichnung vorhanden ; die Fransen der Vorderflügel 
sind hier bleicher gescheckt, als oben. Meine drei Männchen sind etwas 
dunkler gefärbt, als die zwei Weibchen, aber nicht ganz rein, daher ick 
lieber das Weibchen abbildete. 


Callimorplha Lat. 


Hera L. Sehr grosss. 


Arctia Steph. 


Oertzeni m. Tafel 2, Figur 9, Weibchen, 8 Raupe. Auf den ersten 
Anblick der pudica ähnlich, Thorax und Halskragen sind aber einfarbig 
schwarz (bei pudica ersterer gelb gestreift, leizierer ganz gelb), die Fühler 
lichtgelb, an der Spitze bräunlich (bei pudica schwarz) , der Längsstriemen 
der Vorderflügel verbindet stets nur die beiden mittleren Querbänder, wäh- 
rend er bei pudica bis zum Saume zieht, alle Striemen sind viel höher 
fleischfarb angeflogen, die Hinterflügel lebhafter roth ete. Fühler und Beine 
sind wie bei pudica gebildet und der Schmetterling variirt auf gleiche 
Weise. Er wurde Mitte October in 8 Exemplaren an Steinen sitzend gefun- 
den. Die Raupe war im Jänner und Februar unter Steinen häufig, doch 
entwickelte sich auch nicht Ein gutes Exemplar. Sie ist schmutzig gran 
mit steifen borsligen gelbbraunen Haaren, lichtem Seitenstreife ,„ einer 
schmäleren Linie über demselben, lichtbraunem Kopf und röthlichen Füssen. 

Den Schmetterling benannte ich zu Ehren des Herrn August von 
Oertzen in Friedland in Mecklenkurg und es gereicht mir um so mehr 


Bd. V. Abh. 26 


202 


zum Vergnügen, diesem liebenswürdigen Ehrenmanne und eifrigen Ento- 
mologen diesen Beweis meiner Hochachlung geben zu können, als Eudo- 
rea Oertzeniella Herrich-Schäffer mit pallida Stepkens zusam- 
menfällt. 


Orrogyyna m. 


Clathrata m. Tafel 2, Figur 7, Männchen. Nur diess eine Stück er- 
halten. Der Schmetterling ist etwas grösser als maculosa oder parasita und 
hat dieselbe Flügelform. Kopf, Brust und Thorax sind dicht wollig behaart, 
die Behaarung bildet zwischen den Fühlern einen Schopf; dieser ist mitten 
schwarz, an den Seiten schmutzig weiss. Der Halskragen ist schmutzig 
weiss, schwarz gerandet, der Thorax blass fleischfarb, die Mitte desselben 
und die jeder Schulterdecke schwarz; die Brust schwarz, vorn gelblich- 
weiss, der Hinterleib weisslich fleischfarb mit einem schwarzen Streifen, 
der auf dem ersten Segmente die ganze Breite desselben einnimmt, gegen 
das Ende zu sich aber allmälig verschmälert; die Behaarung ist auf den 
ersten Segmenten zottie, gegen das Ende des Leibes geht sie allmälig in 
anliegende Beschuppung über. Die Beine sind kurz, ganz in den dichten 
Zotten der Brust versteckt. Ohne sie loszubrechen, kann ich nur die vor- 
deren genau besehen, deren Schenkel hochcarmoisinroth und deren Schienen 
schwarz, sehr kurz mit einer starken Kralle am Ende sind, dann die 
hinteren, deren Schienen bloss Endspornen haben. Die Fühler haben wie 
bei maculosa lange dünne Kammzähne bis zur Spitze; der Schaft ist 
schmutzig weiss, die Kammzähne sind schwarz. Die Vorderflügel sind schwarz- 
braun mit schmutzig weissen gitterartigen Striemen. Einer derselben zieht 
von der Mitte der Basis, wo er blass fleischfarb angeflogen ist, gerade zum 
Saume und läuft da dicht ober dem Innenwinkel aus, ein anderer hinter 
2% der Flügellänge vom Vorderrande zur Mitte des Innenrandes ziehender 
durchkreuzt ihn; in dem dadurch abgeschlossenen Mittelfelde steht am Vor- 
derrande ein schmaler, länglicher, etwas einwärts gebogener Striemen, im 
Saumfelde ein Zackenstreif, von welchem der erste Zacken am Vorderrande 
nahe vor der Flügelspitze beginnt und in das obere Drittel des Saumes 
zieht, der zweite in das obere Drittel des Querstriemens, der dritte in das 
Ende des Längsstriemens ausläuft. Die Hinterflügel sind schmutzig weiss 
mit einem unregelmässigen schwarzen Querbande vom Vorderrande über 
den Zellenschluss bis zu Rippe 2, einem grösseren gleichfärbigen Fleck 
vor der Flügelspitze, der nicht ganz an den Saum anstosst und zwei klei- 
neren an den Saum anstossenden gegen den Innenrand zu. Alie Fransen 
und der Innenrand der Vorderflügel sind schmutzig weiss. Unten haben 
alle Flügel dieselbe Zeichnung wie oben, nur ist das Schwarzbraun: matter 
und der Längsstriemen der Vorderflügel lebhafter fleischfarb, als oben. Die 
gleich gebildeten und gefärbten Vorderbeine könnten in meinen clathrata 


203 


den Mann zu Löw: vermuthen lassen. Dem widersprechen aber die hier 
hellen, dort schwarzen Fühler *). 


*) Die Gattungsmerkmale von Ocnogyna (Trichosoma B.) sind nicht stichhaltig. 
Die Kralle der Vorderschienen fehlt bei zoraida Rh. (hemigena Graslin) 
und das Weib ist nicht immer verkümmert, wovon mich eine bei Tarsus in 
Karamanien vorkommende Art, welche mir Herr E. Bellier de la Cha- 
vignerie in Paris kürzlich in drei Exemplaren mittheilte und ich nach ihm 
benenne, überzeugt. Diese hat ein vollkommen geflügeltes Weib, aber auch 
die Kralle der Vorder- und bloss Endspornen der Hinterschienen. 


Arctia Bellieri m. Etwas kleiner als maculosa, Vorderflügel mehr ge- 
rundet, wie bei Zuciuosa. Der Schmetterling scheint sehr zu variiren, Kopf, 
Brust, Thorax und Beine sind bei meinem Männchen einfärbig gelbgrau, bei 
den zwei Weibchen dunkler, braungrau. Der Hinterleib ist anliegend he- 
schuppt, oben beim Manne fleischfarb, beim Weibe schön roth mit einer Reihe 
schwarzer Flecken über den Rücken und groben schwarzen Puncten in den 
Seiten, unten schwarz. Die Vorderschenkel sind lebhaft carmeisin mit einer 
langen starken Kralle am Ende, die Mittel- und Hinterschenkel bleichroth, 
die Schienen und Füsse mit der Brust gleichgefärhbt; die Hinterschienen haben 
nur Endspornen. Die Fühler haben bei meinem (im Ganzen weit heller ge- 
färbten) Männchen einen hellgelblichen Schaft und zwei Reihen’gleich langer 
regelmässiger Kammzähne bis zur Spitze, beim Weibe sind sie dunkler und 
haben kurze scharfe Sägezähne. Die Vorderflügel des Männchens sind schmutzig 
graubraun mit trüb lehmfarbigen Querbändern, welche die Grundfarbe fast 
ganz verdrängen, An der Basis ist diese Querzeichnung ganz verworren und 
undeutlich; es lässt sich nur ein Vartiger mit seiner Spitze auswärts ge- 
richteter Zacken von der Farbe des Flügelgrundes, welcher auf den Rippen 
hell durchschnitten ist und einen dunklen Punct an Jder Flügelbasis einschliesst, 
erkennen. Deutlich sind die folgenden zwei Querbänder, von denen das eine 
mit seiner Innenseite an die Querrippe der Mittelzelle anstösst (in dieser 
selbst steht nahe vor der Binde ein kleiner lehmgelber Fleck) das andere 
durch die Mitte des äusseren Flügelraumes zieht. Der Saum und die Fransen 
sind ebenfalls lehmgeln und diese Farbe macht auf den Rippen splitterartige 
Flecke nach innen; die hraune Grundfarbe der Flügel zwischen beiden Binden 
erscheint daher als eine Reihe abgesetzter Flecke. Die Hinterflügel sind bleich- 
roth, längs des Innenrandes etwas dunkler, mit einem schwarzgrauen Fleck 
auf der Querrippe, einem gleichfarbigen Bande dahinter, das am Vorderwinkel 
beginnt, ununterbrochen bis zu Rippe 2 zieht und nicht mit seiner ganzen 
Länge an den Saum anstösst, und einem gleichfarbigen Fleck am Innenwinkel. 
Unten ist dieselbe Zeichnung, wie ohen, nur bleicher vorhanden. 


Von meinen zwei Weibchen hat das eine Kaffehbraune Vorder- und 
mennigrothe Hinterflügel, das andere graubraune Vorder- und carmoisinrothe 
Hinterflügel. Von der lichten Zeichnung der Vorderflügel finden sich bei er- 
sterem nur 3 abgerissene Flecke der ersten Querbinde und die zweite Binde, 
welche ebenfalls viel schmäler und auf den Rippen unterbrochen ist; ferner 
einige ganz kleine gelbliche Flecken am Saume auf den Rippen. Das zweite 
Exemplär hat von der äussern Querbinde nur wenige Spuren, dagegen als 
Ueberreste der Basaltzeichnung einen hellen kleinen Fleck ziemlich nahe an 


26% 


204 


Noctuina. 


Siamyra Tr. 
Dentinosa Freyer. Raupe häufig in grossen Nestern an Euphorbien. 


Aeronyeta Tr. 
Rumicis L. 


Bryophida Tr. 

Labecula m. Tafel 2, Figur 10. Männchen. Ich erhielt nur diess eine 
Stück ; es wurde im Sommer, schon eiwas geflogen, an einem Felsen ge-- 
funden. Grösse, Flügelschnitt und Beschuppung wie bei lupula, Fühler mit 
eben so langen Wimpern. Körper grau, Hinterleib auf dem ersten und 
zweiten Segmente nur mit schwachen Spuren von Rückenschöpfen, (doch 
mögen diese abgerieben sein), Palpen aufwärts gekrümmt, etwas vorsie- 
hend ; Beine kräftig, Schenkel und Schienen längshaarig. Vorderflügel matt 
graubraun. Zeichnungsanlagen wie bei lupula, die beiden Makeln aber fein 
lichtgrau umzogen, das Mittelfeld mit einem grossen bleichgelben Fleck unter 
den Makeln, die äussere Wellenlinie heller. Hinterflügel aschgrau, saum- 
wärts dunkler, mit dunklem Mittelpunet und helleren Fransen. Unterseite 
grau ; Vorderflügel mit Andeutung der Makeln, Hinterflügel mit Mittelpunct. 


Spintherops B. 


Ersiccata m. Tafel 2, Figur 12, Mann. Ich erhielt nur das abgebil- 
dete Männchen. Dieses ist '% kleiner als dilucida und noch schlanker; die 
Vorderflügel sind beträchtlich schmäler, als bei dieser Art, sonst aber nebst 
den Hinterflügeln eben so geformt. Die Zeichnung ist gegen die verwand- 
ten Arten etwas fremdartig und erinnert einigermassen an Charadrina, 
wovon aber schon die gleichstarke Rippe 5 der Hinterflügel den Schmetter- 
ling entfernt. Körper und Beine grau, sehr lang und schlank, ersterer den 
Innenwinkel der Hinterflügel überragend und etwas flach gedrückt, letztere 
sehr spärlich behaart, die Hinterschienen fast doppelt so lang, als die 
Schenkel mit zwei Paar langen Spornen, der Hinterfuss kaum halb so lang, 
als die Schiene. Zunge spiral, Palpen aufwärts gekrümmt, das erste und 
zweite Glied dicht, lang und schneidig beschuppt, das dritte am Scheitel 
empor ragend, schneidig, die Beschuppung kurz und anliegend. Halskragen 
und Rücken glatt gestrichen, Hinterleib ohne Schöpfe. Fühler fein, mit 


der Wurzel und einen grösseren neben ihm, gegen die erste Mittelbinde zu; 
alle helle Zeichnung ist bei diesem Exemplare schwärzlich umzogen. Die Zeich- 
nung der Hinterflügel stimmt bei beiden Exemplaren mit der des Mannes, 
doch ist sie hier dunkler. Unten führen alle Flügel dieselbe Zeiehnung wie 
oben, nur sind die Binden der Vorderflügel so lebhaft roth, wie die Hinter- 
Nügel und der Flügelgrund ist fast schwarz. 


205 


langen, dünnen, weit von einander stehenden Wimpern. Vorderflügel hell- 
grau mit etwas gelblichem Stich, am Aussenrand dunkler, fast schwarz- 
grau, die in diesem dunklen Grunde stehende lichte Wellenlinte undeutlich, 
verwaschen, in ihrer Mitte etwas nach aussen vorspringend. Basal- und 
Mittellinien, so wie der Mittelschatten fehlen gänzlich und es findet sich an 
Zeichnung nur die sehr kleine, licht holzgelbe „ dunkler gekernte runde 
Makel und die weit von ihr entfernte ebenfalls sehr kleine Nierenmakel, 
welche weiss ist und innen an Ober- und Unterseite einen schwarzen Punct 
trägt; ferner ein feiner ästiger schwarzer Längsstrich unter den Makeln, 
welcher von der Basis bis zur Gegend der runden Makel reicht und schwarze 
Ausfüllung zwischen beiden Makeln. Die Hinterflügel sind weissgrau mit 
einem breiten schwarzgrauen, nach innen verwaschenen und vor dem Innen- 
rande verlöschenden Randbande, dunkler bezeichneten Rippen und Zellen- 
schlusse. Unten sind alle Flügel weiss mit breitem schwarzen, nicht ganz 
zum Innenrande reichenden Randbande und hellgrauen Fransen; die vor- 
deren noch mit zwei schwarzen Puncten auf den Enden der Querrippe, die 
hinteren nur mit einem, auf dem oberen Ende derselben. 


Triphaenea Tr. 
Pronuba L. und Var. innuba Hb. 
Agrotis Tr. 
Puta Hb. 


Trux Hb. 
Suffusa S. V. 


Hudena Tr. 


Chenopodü S. V. 

Scriptura Freyer. Ein verkrüppeltes Stück entwickelte sich bei 
mir aus einer mitgebrachten Puppe im Jänner. 

Retina Freyer. Die Raupe vom November bis zum Februar unter 
Steinen. Sie ist röthlichbraun mit einem schwachen Absatz auf dem letzten 
Gelenke. Das Rückenschiff ist breit aschgrau, beiderseits schwarz eingefasst. 
Auf dem ersten Gelenke stehen zwei grosse schwarze Puncte neben ein- 
ander, auf dem zweiten zwei kleinere; von ihnen laufen die beiden Rücken- 
linien aus; und auf dem vorletzten und letzten Segmente sind diese eben- 
falls punctartig verdickt. Die Raupe nährt sich von’ verschiedenen niederen 
Pflanzen und liefert den Schmetterling 4 Wochen nach der Verpuppung. 


Phlogophora Tr. 
Meticulosa L. { 


Charadrina Tr. 
Ezigua Hb. Ziemlich viele Exemplare erhalten. 
Latebrosa m. Tafel 2, Figur 11, Weibchen. Mıt erıqua verwandt, 
Vorderflügel aber kürzer und breiter, ungefähr wie bei morpheus „ Hinter- 


206 


leib ebenfalls mit einem horizontalen Schuppenkamm auf dem ersten Seg- 
mente. Stirne glatt beschuppt, Thorax glatt gestrichen, Palpen aufwärts und 
etwas vorstehend, mit kurzem stumpfen Endgliede. Zunge spiral, Fühler 
beim Manne mit schwach vortretenden Ecken und langen dünnen Wimpern, 
beim Weibe kurz bewimpert. Zeichnung in beiden Geschlechtern gleich. 
Thorax und Vorderflügel erdbraun, mehr oder weniger ins Graue ziehend, 
glanzlos ; die halbe Querlinie an der Wurzel kaum angedeutet, die beiden 
Mittellinien deutlich und doppelt, innen dunkler als aussen, wie bei erigua 
angelegt. Beide Makeln heller als der Grund, fein schwärzlich umzogen, 
wie bei erigua geformt ; die Nierenmakel ist dunkler gekernt, die Zapfen- 
makel fehlt. Der Mittelschatten ist kaum angedeutet. Die lichte Wellenlinie 
ist weit verloschener, als bei erigua und hat an ihrer Innenseite zuweilen 
einige dunkle Pfeilstriche. Alle Linien und der Mittelschalten enispringen 
aus dunklen Vorderrandflecken und zwei lichte Puncte stehen noch am Vor- 
derrande zwischen der äusseren Mittel- und lichten Wellenlinie. Die Hinter- 
flügel sind nebst den Fransen schneeweiss mit feiner dunkler Saumlinie. 
Unten sind die Vorderflügel aschgrau, die hintern weiss, am Vorderrande 
grau bestäubt, zeichnungslos. Die Raupen wurden zugleich mit denen von 
retina gefunden, aber nicht näher beachtet. Ich erhielt nur 8 Schmeiter- 
linge. Die Flügelform unterscheidet latebrosa leicht von erigua, die langen 
Wimpern der männlichen Fühler und der Schuppenkamm des Hinterleibes 
von den übrigen Charadrinen. 


Cerastis Tr. 
Mansueta H.-Sch. Nur zwei Stücke. 


Tleophana B. 
Antirrhini Hb. So licht blaugrau gefärbt, wie linariae, alle Zeich- 
nung viel schärfer als gewöhnlich. 
Cucullia Tr. 
Chamomillae S. V. nebst Var. calendulae Tr, und chrysanthemi Hb. 


Zlausia Tr. 
Chalsytis Hb. Raupe im Herbst auf Salbey, Schmetterling schon 
im Februar. 

Gamma L. 
Circumfleza L. (graphica H.-Sch.) 
Ne Hb. 

Heliethis Tv. 
Peltigera S. V. Darunter auch zwei Stücke der Var. nubigera H.-Sch. 
Armigera Hb. 

Acontia Tr. 
Urania Freyer. Nur ein schlechtes Stück. 


207 


Catoecala 5chk. 


Hymenaea S. \. 

Separata Freyer. Circa 20 Stücke im Juli in gelegten dürren Eich- 
büschen gefangen. Der Schmetterling ist vielleicht doch nur eine düster ge- 
färbte Varietät von disjuncta. 

Eutychea Tr. Ein Pärchen an Eichstämmen. 

Nymphagoga Hb. Mehrere sehr grosse Exemplare zugleich mit separata 
gefangen. 


Ophiusea Tr. 


TirrhaeaF ab. Ein Stück an einem Johannisbrotbaum sitzend gefunden. 
Illunaris Hb. 

Algira L. 

Geometrica Fab. 

Stolida Fab. 


Zeines Rb. 


Insularis Rb. (Natlyi Freyer.) In Mehrzahl im Mai und Juni au 
trockenen Berglehnen;; kleiner, viel dunkler und schärfer gezeichnet, als 
gewöhnlich. 


Thalpochares m. 


Ostrina Hb. mit ihren Varietäten. 

Parva Hb. 

Phoenissa m. Tafel 2, Figur 13, Männchen. Grösse und Flügelschnitt 
von parva. Kopf, Thorax und Hinterleib gelblichweiss. Vorderflügel in 
zwei Querfelder getheilt. Das innere ist etwas kleiner, als das äussere, 
bleich strohgelb, am Ende in schräger Richtung nach innen gerade abge- 
schnitten und daselbst olivgrün begrenzt, welche Farbe in das Gelb sanft 
vertrieben ist. Das äussere ist violett-rosa; die Flügelspitze ist durch einen 
bräunlichen, innen verloschenen Schrägwisch getheilt; ober dem Innen- 
winkel und zwar nahe vor dem Saume steht noch ein mehr oder weniger 
deutlicher, gelblicher, aussen braun beschatteter länglicher Fleck. Die Fransen 
sind gelb. Die Hinterflügel sind lichtgrau, nach aussen etwas dunkler, mit 
helleren Fransen. Die Unterseite ist einfärbig grau, ohne Zeichnung ; die 
Vorderflügel sind nach aussen etwas dunkler, als die hinteren. Es wurden 
nur wenige Stücke im Sommer an trockenen Berglehnen gefangen. 

Psilogramma m. Tafel 2, Figur 14, Weibchen. Mit polygramma ver- 
wandt, aber elwas grösser, fast wie glarea. Körpertheile wie bei allen ver- 
wandten Arten geformt, Kopf, Rücken, Hinterleib und Vorderflügel kreidig- 
weiss, glanzlos. Die Zeichnung der letzteren besteht in zwei verloschenen 
schwarzen Puncten, welche die Makeln vertreten und wie bei polygramma 
gestellt sind und drei zarten olivbraunen, beiderseits heller begrenzten 
vom Vorderrande schräg nach aussen gewendeten, sodann winklich gebro- 


208 


chenen schräg einwärts ziehenden Linien. Die innere derselben zieht über 
den ersten schwarzen Punct und ist sehr verloschen ; die äusseren zwei 
sind am schärfsten, ziehen ziemlich weit hinter dem ersten Punct, parallel 
und sehr nahe an einander; hinter ihnen wird der Raum bis zum Saume 
dunkler, mehr bläulichgrau ; von der Flügelspitze zieht ein heller Wisch in 
den Winkel der äussern Querlinien, vor ihm steht ein schwärzlicher, punct- 
artiger Fleck, am Vorderrande drei licht olivbraune Strichelchen und parallel 
mit dem Saume, gegen den Innenwinkel zu noch eine weissgraue verlo- 
schene Linie. Die Saumlinie ist matt olivbraun. Die Fransen sind breit, der 
Länge nach getheilt, zur inneren Hälfte olivfarb, einwärts heller verwa- 
schen, zur äussern lichtgrau, von einer hellen Längslinie durchschnitten. Die 
Hinterflügel sind sammt den Fransen hellgrau und haben gegen den Innen- 
winkel zu Spuren der Fortsetzung der Linien der Vorderflügel. Unten sind 
alle Flügel bräunlichgrau ,„ zeichnungslos. Ich erhielt nur diess eine Stück. 


HypenaT:r. 
Revolutalis Zeller. (Lepidoptera microptera, quae J. A. Wahlberg 
in Caffrorum terra collegit, Stockholm 1852, pag. 10.) Tafel 3, Figur 1, 
Männchen. Nur wenige Stücke ; meist verflogen. Herr Professor Zeller 
erhielt nur das Männchen vom Cap; das Weibchen ist wie das von anti- 
qualis gebildet. 
Obsitalis Hb. 
Lividalis Hb. 
Herminia Tr. 
Crinalis Tr. 


Rivuala Guen. 
Sericealis S. V. 


Geometroidae. 


Phorodesma B. 
Neriaria H.-Sch. Nur ein Männchen. 


Euer ostis Hb. 
Indigenata de Villers. 
Beryllaria Mann. 
Nemoria Hb. 
Cloraria Mb. 
Acidalia Tr. 


Scutulata S. V. 
Camparia H.-Sch. 


i 209 


Reversata Tr. 

Politata Hb. 

Filicata Hb. 

Aridata 2. 

Rufillaria H.-Sch. 

Inclinata m. Tafel 3, Figur 2, Männchen. Der Schmetterling gehört 
in meine Unterabtheilung A 5 2 ®, deren Arten Rippe 6 und 7 der Hinter- 
flügel gestielt, im männlichen Geschlechte ungespornte verkümmerte Hinter- 
beine und lang und dünn gewimperte Fühler haben. Etwas kleiner, als 
muricata Hufnagel (auroraria S. V.), Flügelschnitt wie bei dieser Art. 
Körper schmutzig braungelb, Palpen ungemein kurz und schwach , nur bis 
zur Stirn reichend, Zunge spiral. Beine anliegend beschuppt, die hinteren 
beim Manne sehr kurz, ihr Fuss etwa halb so lang als die Schiene, beim 
Weibe wenig kürzer, als die mittleren, mit Endspornen und vollkommenem 
Fusse. Fühler beim Manne mit abgesetzten Gliedern und langen, dünn ge- 
stellten Wimpern. Vorderflügel schmutzig braungelb. Die Zeichnung besteht 
in etwas dunkleren Querlinien und hat in ihrer Anlage (den rothen Vorderrand 
abgerechnet) einige Aehnlichkeit mit osseafa, nur ist sie viel unbestimmter 
und verflossener. Die am schärlsten gezeichneten Stücke haben die beiden 
Mittellinien deutlich, doch nicht scharf, ein kleines Feld an der Wurzel (sehr 
verloschen) und das von der lichten Wellenlinie durchzogene Saumfeld 
dunkler braungelb ; dieses ist deutlicher als bei osseata, schmäler und innen 
schärfer begrenzt, als aussen. Das Mittelfeld hat meist, doch nicht immer 
einen schwärzlichen Mittelpuncet auf der Querrippe, worüber ein breiter, 
bräunlicher Mittelschatten läuft ; hinter diesem ist der Raum bis zur äussern 
Mittellinie stets viel heller, als die übrige Flügelfläche. Die Hinterflügel 
haben vom Mittelschatten bis zum Saume die Fortsetzung her Vorderflügel- 
zeichnung, sie ist aber nur am Innenrande deutlich, nach vorne verloschen. 
Die Fransen sind breit, ganzrandig, mit der Flügelfarbe gleich ; die Saum- 
linie ist nur wenig dunkler. Unten sind die Flügel gelbbraun; saumwärts 
haben sie die Zeichnung der Oberseite angedeutet. Das Weib ist gewöhnlich 
etwas schärfer gezeichnet, als der Mann. Es wurden circa 20 Stücke 
gesammelt. 

Turbidaria Hb. 

Immutata L. 

Coenosaria m. Tafel 3, Figur 3, Männchen. Hat nach Herrich- 
Schäffer’s Abbildung einige Aehnlichkeit mit der mir unbekannlen luri- 
data Zeller (aus Rhodus),. Herr Professor Zeller bestätigte mir aber 
die Verschiedenheit meiner Art. Noch näher steht ihr in Zeichnung und 
zum Theil auch Färbung falsaria H.-Sch. Figur 464”) (463 dürfte eine 


*) In meiner Spanner-Classification ist falsaria durch einen Druckfehler mit luri- 
data Zeller zusammengeklammert, während sie als eigene Art aufgeführt 
sein soll. 


Bd. V. Abh. 27 


210 


dunkle Varietät von confinaria sein, wie ich sie seither auch aus Tirol er- 
hielt, wenn nicht etwa die Bildung der Hinterbeine differirt), die ich aus 
Andalusien brachte. Von diesen hat aber das Weibchen — das Männchen 
kenne ich nicht — bloss Endspornen der Hinterbeine, coenosaria aber im 
weiblichen Geschlechte Mittel- und Endspornen „ im männlichen „ kurze un- 
gespornte Hinterbeine. Grösse '% unter immutata ; von den fünf Exemplaren 
die ich besitze, sind zwei etwas ansehnlicher, als das abgebildete. Körper, 
Beine und Fühler schmutziggelb, Zunge spiral, Palpen aufwärts gebogen, 
anliegend beschuppt, etwas über die Stirne vorstehend, Stirne schwarzbraun ; 
Hinterbeine beim Manne kurz, Schienen ungespornt, mit einem weisslichen 
bis zur Mitte des ersten Tarsengliedes reichenden’ Haarpinsel an der Innen- 
seite, Fuss fast so lang, als die Schiene ; beim Weibe mit Mittel- und End- 
spornen. Fühler beim Manne mit sehr schwach vortretenden Ecken und 
langen, dünn gestellten Wimpern, beim Weibe nackt. Die Grundfarbe der 
Flügel ist ein mattes, staubiges, mit feinen schwärzlichen Atomen bestreutes 
Ockergelb. Die Vorderflügel haben die beiden Mittellinien und den Mitiel- 
schatten deutlich, bei sehr reinen und lebhaft gezeichneten Exemplaren 
zimmtroth gefärbt; bei matt gezeichneten oder geflogenen Stücken fehlt 
dieser zimmtrothe Anflug und die Zeichnung erscheint dadurch mehr grau- 
braun. Alle Zeichnung entspringt aus dickeren, etwas schärfer marquirten Vor- 
derrandsflecken und besteht nicht aus scharfen Linien, sondern ist nur aus 
angehäuften Atomen gebildet. Beide Mittellinien sind am Vorderrande nach 
aussen gewendet, ziehen aber dann parallel mit dem Saume; die äussere 
besteht zum grössten Theil aus schwachen, auswärts gekehrten und auf den 
Rippen etwas dunkler marquirten Halbmonden. Der Mittelpunet ist ein wenig 
dunkler, als die Querlinien, matt und unbestimmt (nur bei einem Exemplare 
Ich nehme hier noch Veranlassung zu berichten, dass hinter lotaria: 
o Tempestaria H.-Sch. 
Ablutaria B. H.-Sch. 382 —83. 
o (Ruficinctaria Guenee in lit. 
Muscosaria Led. in lit. 
6 In probaria Mann in lit. 
Salicaria H.-Sch. 529. 
hinter tristaria: 
Brulleata D up. 
Decrepitata Behemann. 


hinter consignata: 
Irriguaia Hk. 


einzuschalten, bei ambustata, gesticularia und cognata die o zu Streichen ist, 
serotinaria und tibialata dagegen als Österreichisch ein o zu erhalten haben, 
zu punctata als Synonym: Nemoraria Freyer 605, zu sparsata: melano- 
paria Graslin (Annalen 1848) gehört, statt holosericata : holosericearia, 
statt fulginaria: fuliginaria, statt effractiaria: effractaria, statt tritinearia: 
trilinearia zu lesen ist und das Geäder meiner Figur 22 aus Versehen pag. 69 
hei Phasiane Statt pag. 70 bei Eubolia citirt wurde. 


211 


etwas deutlicher). Der Mittelschatten steht bei allen meinen Stücken der 
inneren Mittellinie viel näher, als der äusseren, während er bei den ver- 
wandten Arten mitten zwischen beiden zieht; er entspringt gerade ober 
dem Punet, zieht um denselben aussen herum und setzt sich unter ihm zum 
Innenrande fort ; zuweilen fehlen die wenigen dunklen Atome, welche diesen 
Bug bilden und dann scheint der Schatten (wie bei dem abgebildeten Exem- 
plare) gerade über den Punct zu laufen. Die lichte Wellenlinie ist ganz un- 
bestimmt, nur an ihrer Innenseite durch einige dunklere Wolkenflecke (wie 
bei emmutata) begrenzt, nach aussen aber ganz verwaschen. Die Hinter- 
flügel (auf welchen Rippe 6 und 7 aus einem Punct entspringt) haben deut- 
lichen schwärzlichen Mittelpunct, vor ihm ziehenden starken Mittelschatten, 
Fortsetzung der äusseren Mittellinie, die hier ebenfalls auf den Rippen 
schärfer marquirt ist und die lichte, an ihrer Innenseite dunkler gewölkte 
Wellenlinie-. Die Saumlinie besteht auf allen Flügeln aus abgesetzten groben 
schwärzlichen Strichen; die Fransen sind mit der Flügelfläche gleichfarbig. 
Die Unterseite ist gelblichgrau, zeichnungslos. 

Flaccidaria 2. 

Imitaria Hb. 


Zonosoma wm. 
Pupillaria Hb. 


Pellonia Dnp. 
Calabra Petagna. Var. tabidaria Zeller. 


Maeca»ia Curtis. 
Aestimaria Hb. 


Nyehiodes m. 
Lividaria Hb. Glanzloser und % kleiner, als die französischen. 


Symopsia Hb. 
Deliciosaria m. Tafel 2, Figur 4, Männchen. Diese Art bildet mit 
- der in diesen Schriften beschriebenen sibirischen phaeoleucaria eine eigene 
Unterabtheilung , deren Arten nur Endspornen der Hinterbeine haben ; die 
Zeichnung ist etwas fremdarlig, doch weisen das Geäder, die fast fehlende 
Zunge und der Mangel eines kahlen Fleckens an der Basis der männlichen 
Vorderflügel dem Schmetterlinge hier seinen Platz an. Ich erhielt nur ein 
Pärchen. Das Männchen ist um '%, das Weibchen '% kleiner, als gewöhn- 
liche männliche Exemplare von sociaria; die Flügelform ist dieselbe bis 
auf die Spitze der Vorderflügel, welche hier scharf, dort etwas gerundet ist. 
Das Weibchen ist durch den Mangel der Haftborste ausgezeichnet, das 
Männchen besitzt sie. Körper weiss, Thorax stark behaart, hinten mit ge- 
theiltem Schöpfchen, weiss und braun gemischt. Stirne anliegend beschuppt, 
Palpen sehr schwach und kurz, kaum bis zur Sirn reichend, Zunge ganz 


27 * 


212 


verkümmert; Beine anliegend beschuppt, Hinterschienen dünn und schwach, 
in beiden Geschlechtern bloss mit Endspornen. Fühler weisslich bestäubt, 
beim Manne mit langen regelmässig gestellten und abwärts stehenden Kamm- 
zähnen, bis zur Spitze, beim Weibe ebenfalls gekämmt, die Kämme nur 
wenig kürzer. Flügel schneeweiss. Vorderflügel mit kaffehbraunem schmalen, 
durch eine grobe schwarzbraune Linie eingesäumten Wurzelfelde, das vom 
Vorderrande schräg nach aussen zieht und zwischen Rippe 2und 1 und auf1 
selbst scharfe Zacken nach aussen macht. Die äussere Mittellinie ist ungemein 
weit saumwärls gestellt, doppelt angelegt und sehr scharf. Sie zieht zur 
oberen Hälfte parallel mit dem Saume, krümmt sich dann einwärts und 
biegt sich vor ihrem Ende wieder nach aussen , dem Innenwinkel zu. Nahe 
an ihr, am Vorder- und Innenrande an sie anstossend, zieht der Mittel- 
schatten; er ist mattbraun verwaschen, nur in der Gegend des Zellen- 
schlusses schärfer marquirt; sonst hat das Mittelfeld keine Zeichnung. Das 
Saumfeld ist schmal, weiss; die äussere Mittellinie ist hier am Vorderrande 
durch einen bräunlichen Wisch, am Innenwinkel durch einen tiefbraunen, 
auf den Rippen nach aussen vortretendem Schatten begrenzt; ein verlosche- 
ner schmutzigbrauner Streif zieht noch vor dem Saume. Die Innenrandsrippe 
und die aus der Mittelzelle entspringenden Rippen sind weiss, von feinen 
bräunlichen Schuppen umgeben, besonders beim Weibe, wodurch sie ver- 
dickt und erhaben erscheinen. Die Hinterflügel sind schneeweiss mit schwa- 
chem Mittelpunet und einer feinen dunkelbraunen Linie mitten zwischen ihm 
und dem Saume, welche sich innen mehr dem Jnnenwinkel zuwendet und 
daselbst schärfer marquirt ist. Die Saumlinie aller Flügel ist schwarzbraun, 
zusammenhängend ; die Fransen sind auf den Vorderflügeln hell und dunkel- 
braun, auf den hinteren weiss und schmutzigbraun gescheckt. Unten sind 
die Flügel weiss; die vorderen längs des Vorderrandes grau, mit matter 
Andeutung der äussern Mittellinie und der dahinter stehenden Zeichnung, 
die hintern wie oben gezeichnet, nur matter. 


G@nophos Tr. 


Stevenaria B. 

Sartata Tr. 

Poggearia m. Tafel 3, Figur 5, Männchen. Grösse und Flügelform 
von obscurata, Fransen der Vorderflügel aber vollkommen ganzrandig, die 
der Hinterflügel äusserst seicht wellenrandig. Körper und Beine anliegend 
beschuppt, Stirne vertical, Palpen nur wenig darüber vorstehend, (wie bei 
obscurata). Zunge spiral, Fühler borstenförmig, beim Manne dick mit un- 
gemein kurzen dichten Wımpern, Hinterschienen %s länger als ihre Schen- 
kel, hinter der Mitte am dicksten, mit Mittel- und Endspornen; Fuss kürzer 
als die Schiene. Flügel sammt den Fransen glanzlos staubgrau, am Aussen- 
rande elwas dunkler, die ganze Fläche mit feinen schwärzlichen Atomen 
bestreut. Alle Flügel mit schwachem Mittelpunet, dahinter ziehendem schwa- 


chem, am Vorderrande etwas schärfer marquirtem Mittelschatten und den 


213 


beiden Mittellinien. Diese sind weit von einander entfernt; die innere ist 
bogenförmig, nahe an der Basis und wenig deutlich ; die äussere zieht un- 
gefähr in der Mitte zwischen Mittelpunct und -Saum, besteht aus abgesetzten 
groben bräunlichschwarzen Strichen, macht auf den Vorderflügeln am An- 
fange einen schwachen Vorsprung nach aussen, und zieht dann parallel mit 
dem Saume; auf den hinteren ist in der Mitte ihre Entfernung vom Saume 
‚etwas grösser, als am Vorder- und Innenrande; sonst findet sich keine 
Zeichnung. Die Unterseite ist dunkler, die schwarzen Atome sind gröber und 
mehr gehäuft, die äussere Mittellinie ist bloss auf den Rippen angedeutet, 
die Mittelpuncte sind schwach. Das Weibchen hat dieselbe Grösse und Flügel- 
form, Mittelpunct und Querlinien sind aber ganz matt und verloschen. Auch 
beim Männchen ist die Zeichnung nicht immer so scharf, wie bei dem abge- 
bildeten Exemplare und verschwinden die Querlinien auf Ober- und Unter- 
seite zuweilen gänzlich. Zwölf Männchen, ein Weibchen gesammelt. 


Selidosema Hb. 


Plumaria S. V. Grundfarbe viel bleicher,, als bei den hiesigen; alle 
Randzeichnung nach innen scharf abgegrenzt und daselbst dunkler beschaltet. 


Eubolia B. 


Pumicaria m. Tafel 3, Figur 6, Mann. Ich erhielt nur 3 Männchen, 
das Weibchen kenne ich nicht. Etwas kleiner als murinaria, derselbe Flü- 
gelschnitti und dieselbe Rippenbildung, das Männchen ebenfalls mit einem 
kahlen Grübchen unten an der Vorderflügelbasis. Körper grau, Palpen in 
Kopfeslänge vorstehend, hängend, Zunge spiral, Stirne anliegend beschuppt, 
Fühler etwas lichter grau, als der Körper, länger als bei murinaria , mit 
langen , dünnen, vorwärts gestellten Kammzähnen, bis zu % ihrer Länge 
und nackter Spitze; Beine dünn, anliegend beschuppt, die Hinterschienen 
mit 2 Paar Spornen, das Mittelpaar hinter ?; der Schienenlänge; der Hin- 
terfuss halb so lang, als die Schiene. Die Flügel sind staubig grau mit 
feinen, schmutzigbraunen Atomen bestreut. Die vorderen haben schwachen 
Mittelpunct, gerade darüber ziehenden schwachen, aus gehäuften bräunlichen 
Atomen bestehenden Mittelschatten, die beiden Mittellinien, jede gleichweit 
vom Mittelschatten entfernt und ungefähr wie bei murinaria angelegt, 
die äussere aber nicht so gerade, sondern mehr aus abgeselzten groben 
Strichen bestehend. Die hinteren haben schwache Mittelpuncie und Fort- 
setzung der äusseren Mittellinie. Die Saumlinie aller Flügel besteht 
aus groben punctartigen Strichen; die Fransen sind ganzrandig, mit dem 
Flügelgrunde gleichfärbig. Die Unterseite zieht mehr ins Lehmgelbe, ist mit 
schmutzigbraunen Atomen bedeckt, hat schwachen Mittelpunct und dunklere 
Saumstriche. 

Perviaria m. Tafel 3, Figur 7, Männchen. Nur das eine Stück er- 
halten. Im Bau der Körpertheile und Flügelform ganz mit voriger Art über- 
einstimmend, die Fühler eben so lang, mit eben so geformten Kammzähnen 
und nackter Spitze, die Hinterbeine nur mit dickeren Schienen und kürzerem 


214 


Fusse. Thorax grau, Stirn, Palpen und Hinterleib lehmgelb, Fühler weiss 
und schwarzgrau beschuppt. Flügel aschgrau. Von den beiden Mittellinien 
der Vorderflügel ist die innere ganz verloschen, die äussere gerade, bräun- 
lich, innen scharf durch ein. schmutzigweisses bis zum Mittelschaiten rei- 
chendes Band begrenzt. Mittelschatten breit, braungrau, an seiner Innenseite 
in die Grundfarbe verwaschen, an der äusseren mit einigen dunkleren 
Schuppen in dem weissen Bande. Mitielfleck nur schwach angedeutet. 
Saumfeld wie bei murinaria, mit verwaschenen dunkler wolkigen Stellen 
an der Aussenseite der Mittellinie und ganz undeutlichen Spuren einer 
lichten Wellenlinie. Saumlinie schwarz ,„ punctirt; Vorderrand hell und 
dunkel gesprenkelt ; Fransen grau, ganzrandig. Die Hinterflügel haben — 
die erste Querlinie ausgenommen — dieselbe Zeichnung wie die vorderen, 
im Saumfelde „ ungefähr bei der Mitte des Aussenrandes und gleichweit von 
ihm und der äusseren Mittellinie enlfernt, einen schmutzig weissen ver- 
loschenen runden Wisch, zusammenhängende Saumlinie und gelblichweisse 
ganzrandige Fransen. Die Unterseite führt dieselbe Zeichnung, wie oben, nur 
matter und auf mehr bräunlichem Grunde und es haben hier auch die 
Vorderflügel einen lichten Wisch an derselben Stelle, wie die hinteren. 


Aplasta H.-Sch. 
Ononaria Fuessly. Sehr kleine Exemplare. 


Sterrha H.-Sch. 
Sacraria L. 
Ortnolitha Hb. 
Cervinata S. V. 
CidarsaTr. 


Ablutaria B. 

Schneideraria m. Tafel 3, Figur 8, Männchen. Ueber 30 Stücke in 
Gesellschaft von ablutaria im April und Mai an schattigen Felsen am Hunds- 
flusse gefangen. Etwas kleiner als tophaceata, dieselbe Flügelform ; in 
Zeichnung dieser Art — die verschiedene Färbung abgerechnet — sehr 
ähnlich, den gekämmten Fühlern zufolge aber mehr mit ablutaria und 
Podevinaria verwandt. Palpen schwach, wenig über die Stirn vorstehend, 
hangend. Fühler beim Manne mit ziemlich langen, etwas vorwärts gestellten 
Kammzähnen , an der Spitze bloss sägezähnig, beim Weibe mit kurzen 
Sägezähnen; Beine dünn, anliegend beschuppt, die hinteren mit 2 Paar 
Spornen. Zeichnung der Vorderflügel genau wie bei tophaceata, der Flügel- 
grund aber bräunlich ockergelb, die Mittelbinde und sonstigen dunklen 
Stellen staubig kohlengrau, die Fransen schmutzig weiss und grau gescheckt. 
Hinterflügel ebenfalls wie bei tophaceata, das lichte Querband aber auf 
dunklerem Grunde und dadurch mehr hervorgehoben, mehr oder weniger 
deutlich ockergelb angeflogen, die Fransen sehr undeutllich gescheckt. 
Unterseite mil schwachem Mittelpuncte, bis zur äusseren Mittellinie aschgrau, 
dahinter dieselbe Zeichnung, wie oben, aber lichter und matier. 


215 

Fluviata Hb. 

Cerussaria m. Tafel 3, Figur 9, Weibchen. Es wurde nur ein Paar 
gefunden. Grösse und Flügelschnitt von albulata. Palpen hängend, fast 
nicht über die Stirne vorstehend, Zunge spiral, Beine glatt beschuppt, die 
hintern mit 2 Paar Spornen, Fühler beim Manne sehr dicht und kurz be- 
wimpert; Hinterleib weiss mit feinen schwarzen Puncten auf der Mitte der 
Oberseite. Flügel zart seidenartig beschuppt, gelblichweiss, die vorderen 
am Vorderrande bräunlichgelb (dieselbe Farbe zieht sich auch über den 
Rücken fort) mit mehreren olivbraunen Strichelchen, aus welchen vier 
Querlinien entspringen und sehr kleinem olivbraunen Wurzelfelde. Die 
Querlinien sind paarweise genähert und so gestellt, dass im Mittelraume der 
Flügel ein etwas breiteres weisses Feld bleibt, als vor und hinter ihnen. 
Sie bestehen aus schwachen undeutlichen Bogen, die auf den Rippen durch 
schwärzliche Puncte aufgeblinkt sind und die äussere Linie des zweiten 
Paares ist schwächer als die innere (beim Männchen ist sie sehr matt und 
auch die zweite Linie des inneren Paares nicht so scharf, wie bei dem ab- 
gebildeten Weibchen). Auf den Hinterflügeln setzen sich beide Paare fort, 
aber viel schwächer und sind da nur am Innenrande deutlich, nach vorne 
verloschen. Mittelpuncte und Saumlinie fehlen; die Fransen sind breit, ganz- 
randig, mit dem Flügelgrunde gleich gefärbt. Unten haben alle Flügel 
schwache Mittelpunete, die vorderen hinter demselben bis zum Saume die 
Zeichnung der Oberseite, aber matter und auf aschgrauem Grunde, 

Permiztaria H.-Sch. Grosse Exemplare. 


Eupitheeia Curtis. 


Pumilata Hb. 
Ceniaureata S. V. 


Pyralidoidae. 
Aglossa Lat. 


Pinguinalis L. Zwei Exemplare, durch licht lehmgelbe Grundfarbe 
ausgezeichnet. 


Asopia Tr. 

Farinalis L. 

Subustalis m. Tafel 3, Figur 10. Nur ein Männchen. Um dem einzelnen 
Stücke kein eigenes Genus bilden zu müssen, führe ich es bei Asopia auf, 
es unterscheidet sich aber davon durch die deutlichen Ocellen ; von der 
Gattung Pyralis (im Herrich-Schäffer’schen Sinne) entfernen es die 
verschiedenen Palpen und die Flügelform, von Botys die Rippenbildung der 
_ Hinterflügel; (es bildet nemlich wie bei Asopia Rippe 7 den Vorderrand 
der Mittelzelle und 8 zieht ober ihr, fast auf ihr aufliegend , frei aus der 


216 

Wurzel, während bei Botys 8 aus 7 entspringt *). Grösse von raubidalis, 
Flügel ein klein wenig schmäler, die Spitze der vorderen etwas mehr vor- 
gezogen. Körper thongelb, Stirne anliegend beschuppt, Palpen horizontal, 
eylindrisch mit wenig abstehender Beschuppung und kurzem „ stumpfen 
Endgliede kaum in Kopfeslänge vorstehend ; Nebenpalpen etwa bis zu ihrer 
halben Länge reichend, ebenfalls horizontal, sehr dünn und schwach, Zunge 
spiral, Beine anliegend beschuppt, von gewöhnlichen Dimensionen (nämlich 
nicht auffallend verlängert oder verdünnt), Fühler borstenförmig mit sehr 
feinen und nicht gar dicht gestellten Wimpern, die etwas länger, als der 
Durchmesser des Schafts. Ocellen in einiger Entfernung hinter der Fühler- 
basis, gerade ober dem senkrechten Durchmesser des Auges. Die Flügel 
sind glanzlos und haben die Farbe gebrannten Thones; sie sind mit feinen 
rolhbraunen Atomen bestreut, besonders an den Aussenrändern, und erhalten 
dadurch eine zimmtartige Färbung ; alle Fransen sind ganzrandig, brandbraun, 
mit einzeln eingemengten grauen Schuppen. Die Vorderflügel haben zwei 
bleiche, an ihrer Innenseite schmal und schwach bräunlich beschattete Quer- 
linien, die innere im ersten Drittel der Flügellänge sehr schwach auswärts 
gebogen, die äussere hinter dem zweiten Drittel, fast parallel mit dem Saume, 
nur- am Vorderrande etwas weiter davon entfernt. Das Mittelfeld ist nicht 
dunkler, als die Grundfarbe, mit einem bräunlichen Punct auf der Quer- 
rippe und tief chocoladebraun gestricheltem Vorderrande. Die Hinterflügel 
sind zeichnungslos, nur — wie schon erwähnt — gegen den Rand zu dunk- 
ler. Die Unterseite ist eiwas lebhafter gefärbt, als die obere und mit groben 
röthlichen Atomen bestreut, die gegen den Innenrand zu spärlicher werden. 
Die Vorderflügel haben einen undeutlichen Mittelfleck und die äussere Quer- 
linie, die sich auch über die Hinterflügel bleich fortsetzt, dunkler gestri- 
ehelten Vorderrand von der Basis bis zur genannten Querlinie (oben blos 
zwischen beiden Mittellinien) und dunkelbraune Fransen. 


“) Herrich-Schäffer theilt die nach Lostrennung von Herminia, Hypena, 
Hercyna Abtheilung A (Nola Leach — Roeselia H.-Sch.) Helia calva- 
rialis und Rivula sericealis verbleibenden Treitschke’schen Pyraliden in 
zwei Zünfte: Pyraliden (Genus Aglossa, Hypsopygia, Hypotia, Asopia und 
Pyralis) mit frei aus der Wurzel entspringende Rippe 8 der Hinterflügel und 
Crambiden alle übrigen Pyratiden-Gattungen, ferner alle Phycideen, die Arten 
des Genus Chilo, Scirpophaga, Crambus, Eudorea und die Gailerien, bei wel- 
chen Rippe 7 den Vorderrand der Mittelzelle bildet, sich his zum Saume fort- 
setzt und Rippe 8 erst vor diesem aus 7 entspringt (mit 8 auf einem Stiele 
steht). Dieser Character scheint constant zu bleiben (zur Errichtung einer 
eigenen Zunft scheint er mir aber nicht genügend); Herrich-Schäffer 
gibt aber hei Scirpophaga — die er doch zu seinen Crambiden zählt, auf pag. 6 
und 52 „frei aus der Wurzel entspringende Rippe 8 der Hinterflügel* au, was 
seiner angeführten Eintheilung eben so gerade widerspricht, wie der Wirk- 
lichkeit, denn 7 und 8 sind verbunden, und 8 entspringt erst nahe vor dem 
Saume aus 7. 


217 


Pyralis L. 
Netricalis Hb. 


Crambites H.-Sch. 


Hoereyna Tr. 
Floralis Hb. 
Botys Tr. 


Punicealis S. NV. 

Purpuralis L. Das Gelb reichlicher, das Roth blässer , als bei den 
hiesigen Exemplaren. 

Cruentalis H b. Zuträge (Bourjotalis Dup.) Sehr häufig. 

Unionalis Hb. 

Rufccostalis m. Tafel 3, Figur 4, Mann. Etwas kleiner als hyalinalis, 
derselbe Habitus und Flügelschnitt, dieselbe Bildung der Körpertheile. Bleich 
beingelb. Vorderflügel mit biass ziegelrothem Streif am Vorderrande, der 
sich auch über den Halskragen und einen Theil des Rückens fortsetzt und 
hinter der Mitte der Flügellänge verlischt. Zeichnungsanlage wie bei hyali- 
nalis, aber viel bleicher. Vorderflügel mit einem kleinen makelartigen Fleck 
auf der Querrippe und einen punctartigen vor ihm in der Mittelzelle ; beide 
kleiner, bleicher und näher au einander stehend, als bei hyalinalis, von 
zwei bleichgrauen Querlinien eingefasst, von denen die innere wie bei 
hyalinalis zieht, die äussere aber am Vorder- und Innenrande gleich weit 
vom Saume entfernt ist und in der Mitte einen starken Bogen nach aussen 
macht (bei hyalinalis beginnt sie am Vorderrande bei ”,s der Flügellänge, 
ist im obern Drittel ihrer Länge auswärts gebogen, und zieht dann zur 
Mitte des Innenrandes). Hinterflügel mit einem bleichgrauen Fleck auf der 
Querrippe und einer gleichfärbigen geschwungenen, wie bei hyalinalıs an- 
gelegten Querlinie dahinter. Saum aller Flügel bleichgrau, nach innen ver- 
waschen, Fransen ganzrandig, mit der Grundfarbe gleich. Die Unterseite 
ist beingelb, zeichnungslos; nur die Zeichnung der Oberseite schimmert 
matt durch. Ich erhielt nur wenige Stücke. 

Aurantiacalis F. R. 

Polygonalis Hb. In Menge gefangen und gezogen. Raupe auf Spartium. 

Sanguinalis L. 

Ferrugalis Hb. 

Pentadalis m. Tafel 3, Figur 13, Weib. Der Argillacealis Zeller 
am nächsten, die Vorderflügel aber länger und schmäler und ohne Quer- 
linien. Grösse von Argillacealis. Körper schlank, anliegend beschuppt; 
Beine von den gewöhnlichen Dimensionen. Ocellen vorhanden. Zunge spiral, 
Kopf flach, Palpen fast in doppelter Länge darüber vorstehend, horizontal, 
unten. abstehend beschuppt ; Nebenpalpen bis zuihrer halben Läuge reichend 
und auf sie aufliegend. Fühler von halber Vorderrandslänge, borstenförmig, 


Bd. V. Abh. 28 


218 


ziemlich dick, beim Manne mit sekr kurzen dichten Wimpern. Thorax nach 
vorne verlängert, sehr flach, so dass der Halskragen fast horizontal darauf 
aufliegt; seine Beschuppung glatt gestrichen. Hinterleib etwas flach ge- 
drückt, in beiden Geschlechtern spitz zulaufend, den Innenwinkel der Hin- 
terflügel wenig überragend. Vorderflügel mehr als zweimal so lang, als 
breit mit fast rechtwinkeliger Spitze und gegen den Innenwinkel zu bau- 
chig ausgeschwungenem Saume; Hinterflügel am Vorderrande “ länger als 
am Innenrande, mit stumpfeckigem Vorder- und stark gerundetem Innen- 
winkel und von der Spitze bis zur Mitte des Flügels eingezogenem Saume. 
Die Vorderflügel sind glanzlos aschgrau. Zwei dunkle Stellen in der Mit- 
telzelle, die eine hinter der Mitte derselben, die andere auf dem Zellen- 
schlusse, deuten die beiden Makeln an; sie sind ohne alle deutliche Be- 
grenzung und von der äusseren zieht ein verloschener dunkler grauer 
Schaltenstreif zum Innenrande. Die aus der Mittelzelle entspringenden Rippen 
sind schwarz beschuppt und der Grund um sie ist etwas heller grau, als 
die Flügelfläche ; die Zeichnung erscheint daher strahlenartig hervorgehoben, 
was um so mehr vortritt, als auch die Rippen ungewöhnlich stark in die 
Flügelfläche einschneiden und diese daher saumwärts faltig wird. Der Flügel- 
grund ist nahe vor dem Aussenraude dunkler grau; diese dunkle Farbe ist 
einwärts verwaschen, und reicht aussen nicht ganz bis an den Saum, sondern 
es bleibt zwischen diesem und der Saumlinie ein schmaler etwas hellerer 
Rand. Der Vorderrand hat eine schmale weissgraue Kante; zwischen der 
Mitte und der Spilze des Flügels stehen auf ihm in gleicher Entfernung 
fünf sammtschwarze Fleckchen, von denen das innerste nicht immer deutlich 
vorhanden. Die Saumlinie ist schwärzlich. Die Fransen sind breit, ganz- 
randig, zur inneren Hälfte aschgrau, zur äusseren bräunlich, von den Rippen 
heller durchschnitten. Die Hinterflügel sind lichtgrau, am Rande etwas 
dunkler, mit helleren, weissgrauen breiten Fransen. Unten sind alle Flügel 
weissgrau ; die vorderen mit den fünf schwarzen Vorderrandstrichelchen, 
Spur der äusseren Makel, des Querstreifs und der Randzeichnung; die 
hinteren mit dunklerer Saumlinie und einem aus gehäuften groben Atomen 
gebildeten verwischten schwärzlichen Fleck am Vorderrande; er steht an 
der Stelle, wo Rippe 8 aus 7 entspringt. Der Bauch ist weissgrau mit zwei 
einen schwärzlichen Längslinien über die Mitte. Es wurden über 20 Stücke 
gesammelt. 

Interpunctalis Hb. 

Pustulalis Hb. 

Rupicapralis m. Tafel 3, Figur 12, Weib. Ein Männchen und zwei 
Weibchen gesammelt. Grösse und Flügelschnitt von praeteztalis. Palpen 
anliegend beschuppt, horizontal in Kopfeslänge vorstehend, Nebenpalpen 
darauf aufliegend,, bis zur halben Palpenlänge reichend. Beine anliegend 
beschuppt ; Fühler borstenförmig, beim Manne mit sehr kurzen dichten 
Wimpern. Die Vorderflügel sind sehr dicht beschuppt, wenig glänzend, 
taubig ockergelb, gegen den Saum zu allmälig zu einem matlen Graubraun 


219 


verdunkelt, von welchem die schmutzigweissen Fransen eigenthümlich ab- 
stechen. Zwei bleichgraue matte Querlinien ziehen über das mittlere Flügel- 
drittel ; beide sind bald nach ihrem Ursprunge ein klein wenig saumwärts 
geschwungen, sonst gerade; auf der Querrippe steht ein verloschener grauer 
Strich. Die Hinterflügel sind etwas bleicher als die vorderen, am Saume 
mehr aschgrau, haben ganz matte verloschene Fortsetzung der äusseren 
Querlinie der Vorderflügel und weissgraue Fransen. Unten sind die Vorder- 
flügel bleich ockergelb, die hinteren weiss, am Saume grau, alle mit Mittel- 
puncten und der äusseren Bogenlinie. Die Zeichnung ist hier schärfer, als 
oben ; die Fransen sind trüb weiss. 


Edulea Guen. 


Catalaunalis Dup. Ziemlich viele Exemplare. Assez courtes, wie 
Herr Guenee (Suites & buffon tom. 8, pag. 352) sagt, kann ich die 
Fühler nicht finden, denn sie reichen fast bis zur Flügelspilze. Die übrigen 
in seiner Gattung Ebulea vereinigten Arten als crocealis, fimbrialalis , 
rubricalis, rubiginalis, verbascalis und stachydalis haben wohl sehr wenig 
Verwandtschaft mit catalaunalıs. 


IOynaeda Hb. 
Dentalis S. V. 


Stenopteryx Guen. 
Hybridalis Hb. 


Stenia Guen. 


Suppandalıs Hb. 
Carnealis Tr. 
Punctalis S. V. 
Brugieralis Dup. 


Duponchelia 2. 
Fovealıis 2. 


Nymppedla Hb. 


Undalis Goetze. 

Potamogalıis Tr. 

Thyridialis m. Tafel 4, Figur 2, Weib. Nur in dem einzelnen Exem- 
plare erbeutet. Ein Drittel kleiner als nivealis; Körper und Beine nicht 
so lang, wie bei den übrigen Nymphulen, mehr wie bei Botiys, den 
aufgebogenen Palpen nach aber hierher gehörig, Körper graubraun; Hin- 
terleib den Afterwinkel nur wenig überragend, mit helleren Hinter- 
‚rändern der Segmente. Palpen sichelförmig aufsteigend. Endglied anlie- 
‚gend beschuppt und spitz, Zunge spiral, Beine gelblich, anliegend be- 
schuppt, nicht unverhältnissmässig lang, die hinteren mit 2 Paar Spornen, 


28 * 


220 


ihr Fuss nicht ganz so lang, als die Schiene. Fühler von gewöhnlicher 
Länge, borstenförmig. Die Flügel sind goldbraun, diese Farbe ist aber durch 
dunkler braune Atome stellenweise ganz verdeckt. Zwei weisse Querlinien 
ziehen über das mittlere Drittel der Vorderflügel, eine weniger deutliche 
nahe an der Basis. Die beiden Mittellinien sind am Vorder- und Innenrand 
fleckenartig erweitert. Die innere ist schwach auswärts gebogen : die äussere 
macht wie bei nivealis einen fast halbkreisförmigen Bogen vom Vorderrande 
zur Flügelmitte, einen minder starken von da zur Mitte des Innenrandes; 
jeder Bogen schliesst eine runde weisse Makel ein und zwei kleine weisse 
Fleckchen stehen noch parallel neben der oberen Makel in der Mittelzelle. 
Am Saume läuft ein lichtgoldbraunes gleichbreites schmales Band; das- 
selbe ist an seiner Innenseite durch eine dunkelbraune Linie begrenzt, diese 
einwärts wieder durch weisse, nicht ganz zusammenhängende Striche auf- 
geblinkt. Auf den Hinterflügeln setzen sich alle drei Querlinien und das 
Saumband fort; von den zwei grossen weissen Makeln ist aber nur die 
obere deutlich, die untere bis auf wenige Spuren verschwunden. Die Fran- 
sen sind breit, ganzrandig und eigenthümlich bezeichnet; sie sind durch eine 
Längslinie getheilt ; ihre innere Seite ist schwarzbraun „ ihre äussere hell- 
grau mit weissen Schuppen gemengt; das Spitzchen der Vorderflügel und 
ein mit der oberen runden Makel parallel gestellter Wisch der Vorder- 
und Hinterflügel sind rein weiss. Die Unterseite ist eben so bezeichnet, wie 
die obere, nur ist hier Alles matter gefärbt. 


Zimekenia 2. 
Recurvalis Fab. 


Ancylomia H.-Sch. 
Pectinatella Z. 
Tentaculella Hb. 


Crambus Fab. 


Tersellus m. Tafel 4, Figur 6, Mann. Nur diess Eine Exemplar er- 
halten. Grösse und Habitus von inquinatellus. Palpen und Nebenpalpen wie 
bei dieser Art, die Fühlerglieder aber unten in scharfen Vierecken vor- 
tretend, jedes Viereck mit feinen ziemlich langen Wimpern. Vorderflügel 
lichtaschgrau „ Vorderrand und Rippen mehr gelblich, ausser schwarzen 
Puncten auf dem Saume und Spuren einer durch schwärzliche Atome gebil- 
deten Querlinie, welche den Raum zwischen der Querrippe und dem Saume 
durchziehen und parallel mit letzterem stehen, ohne Zeichnung. Fransen 
ebenfalls grau, glanzlos. Hinterflügel sammt den Fransen weissgrau, nur am 
Vorderwinkel und Aussenrande dunkler angeflogen. Die Unterseite ist asch- 
grau; die Hinterflügel sind zur inneren Hälfte und auf den Fransen weissgrau. 

Desertellus m. Tafel 4, Figur 7, Mann. Grösse und Flügelschnitt des 
Mannes von festivellus Herrich-Schäffer, die Spitze der Vorderflügel 
aber mehr vortrelend, das Weib noch mehr gespitzt und so schmalflüglich, 


221 


wie der Mann von poliellus. Die Palpen und Fühler sind wie bei allen ver- 
wandten Arten gebildet. Die Vorderflügel sind gewöhnlich schmutzig asch- 
grau mit sehr feinen dunkleren Atomen bestreut, doch variiren sie auch in 
gelblichgrau (besonders beim Weibe) oder weissgrau und sind die dunkleren 
Atome zuweilen sehr spärlich vorhanden. Die Zeichnung besteht aus einer 
aus zwei grobstrichigen bräunlichschwarzen Querlinien gebildeten Mittel- 
binde, welche am Vorderrande sehr verloschen ist und im ersten Drittel 
der Flügellänge einen spitzen Winkel nach aussen macht; beide Linien sind 
weiter von einander entfernt, als bei fascelinellus und an ihrer Innenseite 
durch gehäufte dunklere Atome verdickt. Die Saumlinie ist schwarz punc- 
tirt. Die Fransen sind einfärbig grau glanzlos. Die äussere Linie verlischt 
oft bis auf wenige Spuren. Die Hinterflügel sind aschgrau, haben einen ver- 
loschenen dunkleren Bogenstreif vor dem Aussenrande, helleren Discus und 
hellere Fransen. Die Unterseite ist einfärbig aschgrau mit feiner dunklerer 
Saumlinie; die Vorderflügel sind an der Spitze und längs des Saumes, die 
hinteren an der Innenseite etwas heller. Das Weib hat viel schmälere Vor- 
derflügel mit längerer und schärferer Spitze und ist blässer und matter ge- 
zeichnet. Es wurde diese Art in Mehrzahl, aber meist in verflogenen Exem- 
plaren gefangen. 

Inquinatellus S. V. Bleicher als die hiesigen; die Vorderflügel viel 
reiner strohgelb, die dunklen Atome und die Querlinien des Männchens 
sehr spärlich oder ganz fehlend. 

Cassentiniellus 2. 


Eromene Hl. 
Cyrilli Costa. | 
Vinculella Z. 
Anapiella 2. 


Eudorea Curtis. 
Ingratella Z. 


Amnerastia 2. 

Venosa Z. Nur wenige Stücke. 

Ichorella m. Tafel 3. Figur 8, Männchen. Halb so gross, als punc- 
tella, derselbe Flügelschnitt. Trüb strohgelb. Stirn einen stumpfen Kegel 
bildend, Zunge schwach, Beine anliegend beschuppt, die Hinterschienen 
ziemlich stark mit zwei Paar Spornen. Palpen dicht beschuppt, in mehr 
als doppelter Kopfeslänge vorstehend, mit zugespitztem Endgliede; Neben- 
palpen kaum bis zum Slirnkegel reichend, schwach, fadenförmig. Fühler 
zurück gebogen mit sehr kurzen dichten Wimpern. Ocellen scheinen zu 
fehlen, doch kann ich die betreffende Stelle nicht genau untersuchen, da die 
Fühler darauf aufliegen. Vorderflügel glanzlos, zur oberen Hälfte matt 
strohgelb, zur unteren (vom Innenrande der Mittelzelle an, bis zum Innen- 


222 

rande des Flügels) blass fleischfarb, die Fransen durchaus strohgelb. Hin- 
terflügel (ohne Rıppe 5) sammt den Fransen einfärbig gelblichgrau. Unter- 
seite gelblichgrau, die Vorderflügel mit schmaler lichterer Kante. Ich erhielt 
nur diess Eine Stück. 


Semnia H.-Sch. 
Punctella Tr. 


Ephestia Guenee. 
Oblitella 2. 


Homoeosoma Curtis. 
Binaevella Hb. 


Myeloeis 2. 

Cirrigerella Zk. 

Biflezella m. Tafel 4, Figur 10, Weibchen. Ich erhielt nur diess eine 
Exemplar; ob die Art bei Myelois richtig steht, muss erst die Entdeckung 
des Männchens zeigen. Grösse und Flügelschniti von Pempelia subornatella. 
Körper und Beine anliegend beschuppt, Hinterschienen mit zwei Paar an- 
liegenden Spornen, Stirne nur sehr wenig blasig erhaben, Palpen weit 
darüber hinauf stehend, sichelförmig, das erste und zweite Glied dicht, das 
dritte fein und anliegend beschuppt, dieses kurz und stumpf zugespitzt. 
Nebenpalpen kann ich keine auffinden. Ocellen klein, Zunge stark, Fühler 
borstenförmig; Hinterleib mit kurzem, etwas vorstehenden Legestachel. 
Vorderflügel sammt den Fransen licht graubraun , Vorderrand und zwei 
dicke Querlinien weisslichgelb. Von letzteren zieht die erste im inneren 
Drittel des Flügels, ist schräge nach aussen gerichtet und beiderseits ganz 
malt begrenzt ; die äussere steht verhältnissmässig nahe am Saume (etwa im 
äusseren Fünftel des Flügels) macht vom Vorderrande zur Mitte der Flügel- 
breite einen spitzen Zahn, von da einen schwachen Bogen zum Innenrande 
und ist an ihrer Innenseite etwas dunkler beschattet. Mittelzeichen sind keine 
vorhanden. Die Hinterflügel (ohne Rıppe 5) sind licht aschgrau, die Fransen 
ebenfalls,.leiztere haben aber an ihrer Innenseite eine schmale dunkel blei- 
farbe Theilungslinie, welche wie eine dieke Saumlinie aussieht. Die Unter- 
seite ist einfärbig weissgrau. 

Convezella m. Tafel 4, Figur 9. Ebenfalls nur ein Weibchen. Grösse 
und Flügelschnitt der vorigen Art. Zunge spiral, Palpen sichelförmig. Neben- 
palpen sehr kurz, fadenförmig, Stirne nicht kegelartig vorspringend, Fühler 
borstenförmig. Vorderflügel semmelfarb, am Vorderrande heller, mehr 
weisslichgelb. Eine auswärts gebogene Linie läuft schräg von 's des Vorder- 
zur Mitte des Innenrandes; sie ist an ihrer Innenseite scharf dunkelbraun 
begrenzt und das Braun ist wurzelwärts in die Grundfarbe vertrieben, an 
ihrer Aussenseite verwaschen hellgelb. Auf der Querrippe steht eine hell- 
gelbe, unten schwarz gekernte Makel und nahe vor dem Saume zieht eine 


223 


hellgelbe beiderseits undeutlich begrenzte Querlinie; an der Flügelspitze 
und längs des Saumes stehen schwärzlichgraue Schuppen, im Wurzelfelde 
befindet sich eine hellere gelbe Stelle. Die Querlinien und sonstigen heller 
gelben Stellen sind matt glänzend, die übrige Fläche aber ist glanzlos, die 
Zeichnung sieht daher wie erhaben aus. Die Hinterflügel sind hell gelbgrau, 
ihre Fransen gleichfärbig, die der Vorderflügel lichtgrau. Die Unterseite 
ist einfärbig gelblich weiss. 


Ancylosis 2. 
Rhodochrella H.-Sch. 


Nephopterys 1. 
Poteriellau 2. 


Pempelia 2. 
Carnella L. 


Tortricina. 


Earias H.-Sch. *). 


Siliquana H.-Sch. Nur wenige Stücke auf dem Libanon gefangen. 


Coeeyx Tr. 


Scabidulana wm. Tafel 4, Figur 3. Ein Weibchen. Doppelt so gross, 
als zephyrana, wie ein mittleres Buoliana Weib, auch derselbe Flügel- 
schnitt, die Rippen der Hinterflügel aber wie bei zephyrana, eben so die 
Bildung der Körpertheile. Kopf und Rücken sind licht rostbraun, der Hinter- 
leib ist grau. Die Vorderflügel sind glanzlos strohgelb mit licht rostbraunen 
Atomen bestreut, welche zu zwei zerfaserten Querbinden derart zusammen- 
fliessen, dass der Flügel in fünf ziemlich gleiche Felder gelheilt wird; über 
das zweite und vierte Feld ziehen die rostbraunen Bänder und ihre Fasern 
laufen in die gelben Felder aus. Die ganze Flügelfläche ist mit metallglän- 
zenden Schüppchen und Querstrichelchen bestreut ; in den rostbraunen Feldern 
ist diese Metailfarbe auffallend dick aufgetragen und dunkel bleigrau, in 
den übrigen Feldern schwächer und licht silberfarb. Auf den Fransen und 
längs des Aussenrandes sind die Flügel einfärbig strohgelb. Die Hinterflügel 
sind dunkelgrau ; ihre Fransen lichter, durch eine schmale helle Längslinie 
getheilt. Die Unterseite ist dunkelgrau mit helleren Fransen und lichter 


*) Ich zähle diese Gattung bei den Tortriciden auf, da man sie gewöhnlich bei 
diesen aufführt; sie ist aber wohl richtiger mit den Lithosiden und Cheloniden 
in eine Zunft zu vereinigen. 


221 

gestricheltem Vorderrande der Vorderflügel. Guenee führt in seinem 
Microlepidopteren-Cataloge (Paris 1845) pag.63 zwei mir unbekannte neue 
mit zephyrana verwandte Arten auf: Maritimana aus der Gegend von 
Vannes im westlichen Frankreich und virginiana aus Chateäudun. Die er- 
stere soll spitzere Vorderflügel mit gescheckten Fransen und weissgefranste 
Hinterflügel haben, die zweite soll noch kleiner als zephyrana sein und 
ganz weisse Hinterflügel besitzen ; beide sollen überdiess noch bleicher als 
zephyrana sein, meine scabidulana kann also nicht zu ihnen gehören. 
Margarotana Dup. kenne ich nur nachHerrich-Schäffer's Abbildung 
und Beschreibung, soll aber ebenfalls gescheckte Fransen haben. Zephyrana 
ist viel kleiner, licht schwefelgelb mit grünlichgrauer Zeichnung und die 
Metallfarbe ist durchaus gleichfärbig, matt und gleich dick aufgetragen. 


Cochylis Tr. 


Tischerana Tr. 
Smeathmanniana F ab. 


Pnhtheochroa Steph. 


Gloriosana H.-Sch. Das Weiss reichlicher als bei den ungarischen 
Exemplaren ; die Hinterflügel lichter grau, 


Belinia Guence. 


Thurificana m. Tafel 2, Figur 4, Weib. Auf Cypern und bei Beirut 
in ziemlicher Menge erbeutet. Der Buoliana sehr nahe; Rippen, Fühler, 
Palpen und Beine wie bei dieser Art. Die auf Cypern gesammelten Exem- 
plare kaum so gross als resinana, die Beiruter grösser, besonders die 
Weibchen, aber alle kleiner, als Buoliana. Die Zeichnung der Vorderflügel 
ist der von Buoliana sehr ähnlich, nur finde ich das Gelb und Rothbraun 
hier schärfer geschieden (bei Buoliana in einander verwaschen) ersteres 
viel heller, beingelb, letzteres dunkler, besonders am Vorderrande, der 
daher schärfer gestrichelt erscheint, und im Mittelraume, wo es schärfer 
abstehende wolkige Flecke bildet. Die metallglänzenden Querbänder sind 
breiter, nicht so bleifarb, sondern weisslichgelb, nur im Mittelraume des 
Flügels mit wenigem matt bleifarben Schimmer. Längs des Aussenrandes 
sind die Flügel heller als im Mittelraume (bei meinen Exemplaren von 
Buoliana reicht die rothbraune Farbe bis zur Saumlinie, was aber vielleicht 
variiren kann), die Fransen sind mit der Saumlinie gleichfarbig, beingelb. 
Die Hinterflügel sind beim Manne gelblichweiss oder nur wenig ins Graue 
ziehend, beim Weibe lichtgrau, ihre Fransen viel heller, denen der Vorder- 
flügel gleichfarbig ; die bei Buoliana vorhandene dunkelgraue Theilungslinie 
fehlt hier und auch der Saum ist meist etwas heller gerandet, wodurch die 
Flügel ein viel breitfransigeres Aussehen erhalten, als bei Buoliana. Unten 


225 
sind die Flügel gelblichgrau mit helleren Fransen und roth angellogenen 
Vorderrändern ; die vorderen haben einige hellere Strichelchen gegen die 
Spitze zu. Der Schmetterling unterscheidet sich in der Natur leichter von 
Buoliana, als diess mit Worten zu geben ist, ich halte es aber doch 
nicht für ganz unmöglich, dass er nur eine südliche Abänderung von 
Buoliana sein könne, da ich auch hier schon hellere (in Grösse aber nicht 
verschiedene) Varietäten dieser Art bei Mödling fand. Der englischen pinico- 
lana Doubleday(nonHerrich-Schäffer)steht thurificana ebenfalls 
nahe; pinicolana hat aber spitzere Vorderflügel, das Rothbraun ist so 
dunkel, wie die dunkelsten Stellen bei thurificana, auf der ganzen Flügel- 
fläche bis zum Saume gleichmässig vertheilt, nur am Innenrande etwas 
heller, die Hinterlügel haben eine graue Theilungslinie und der Thorax ist 
bei dieser Art rolhbraun, bei thurificana nebst dem Kopfe bleichgelb. 


Grapholitin« Tv. 


Effusana m. Tafel 4, Figur 5, Männchen. Ich erhielt nur 5 Stücke. 
Nahe an gallicolana, dieselbe Grösse und gleicher Flügelschnitt, nur ist der 
Saum auf Vorder- und Hinterflügeln unter der Spitze etwas stärker ein- 
gebogen. Die Grundfarbe der Vorderflügel ist ein sammtarliges Schwarz- 
braun. Auf der Mitte des Innenrandes sitzt wie bei gallicolana ein grosser 
unregelmässiger weisser Fleck auf; er ist eben so breit, aber höher „ als 
bei dieser Art (höher als breit) und von einer oder zwei schwärzlichen 
Queradern durchzogen, welehe am Innenrande deutlich sind und nach oben 
verlöschen. Am Vorderrande stehen gewöhnlich 5 Paar weisse Häkchen. 
Das erste Paar ist aber zuweilen sehr verloschen, die übrigen manchmal 
nur einfach (nämlich statt je einem Paare nur ein einzelnes Häkchen) vor- 
handen. Alle setzen sich in violeit-bleifarben strichartigen Linien fort. Die 
erste stösst auf den weissen Fleck auf; die zweite beschreibt hinter dem- 
selben einen Bogen und läuft nahe vor dem Innenwinkel aus, die ‚dritte 
bildet nur ein kurzes Strichelchen, die vierte und fünfte stossen in eine 
Linie zusammen und setzen sich längs des Saumes bis zum Innenwinkel fort; 
an ihrer Aussenseite befindet sich an der Sielle, wo der Saum einen Einbug 
macht, ein aus lichteren Schüppchen gebildeter Wisch. Die hinter dem 
weissen Flecke und die am Saume ziehende Bleilinie schliessen drei unge- 
fähr im mittleren Drittel der Flügelbreite über einander stehende sammt- 
schwarze längliche Puncte ein und ober diesen ziehen sich manchmal noch 
spärlicehe schwarze Schüppchen bis zum dritten Häkchenpaare fort. Die 
Fransen sind braungrau. Die Hinterflügel sind schwärzlichbraungrau, an der 
Basıs zuweilen etwas heller und haben lichtere von einer dunklen Theilungs- 
linie durchzogene Fransen. Die Unterseite ist schwarzgrau; die Vorderrand- 
strichelchen der Vorderflügel sind hier matt und gelblich, die Hinterllügel 


zuweilen gegen die Spitze zu auch etwas heller gestrichelt; sonst findet 
sich keine Zeichnung. 


Bd. V. Abh. 29 


226 


TPineina. 


Alycehia Lat.”). 
Nana Tr. Tafel 4, Figur 11, Weibchen. Im Juni an dürren Stellen 


im Grase fliegend gefunden. Unter ungefähr 30 Männchen erhielt ich auch 
zwei Weibchen. Diese haben borstenförmige Fühler, zugespitzten Hinterleib 


»*) Fortgesetzte Untersuchungen haben mich überzeugt, dass Herr Herrich- 


Schäffer Recht hat, die Gattungen Afychia und Typhonia zu den Tineen zu 
ziehen, denn so viel Eigenthümliches jede dieser Gattungen auch hat, so bleibt 
doch nicht ein einziges Merkmal, das sich nicht auch beii den Tineen fände. 
Herrn IHerrich-Schäffer möchte ich übrigens in Antwort auf Seine 
nebenbei gesagt in einem solchen Tone abgefasste Anmerkung (bei Atychia- 
dass ich mich gerne bescheiden will, einen „verschiedenen Standpunct“ ein 
zunehmen, Harauf aufmerksam machen, dass er selbst die Typhonien zu den 
Bombyeiden zählte, denn er hat sie auf Tafel 15 und 20 mitten unter Eupre- 
pien und Psychen abgebildet und die Tafeln tragen die Ueberschrift: Bomby- 
cides; auch ihn haben also erst spätere Un ersuchungen der Tineen zum Auf- 
finden der richtigen Stelle geleitet. 


Es ist mir nie eingefallen, eine schnurgerade Reihenfolge der! Arten 
herstellen zu wollen, oder eine solche überhaupt für möglich zu halten; ich 
bitte Herrn Herrich-Schäffer die Worte möglichst natürliche 
Reihenfolge in meinem Aufsatze zu beachten und dann weniger schnell 
abzusprechen,. Legt übrigens Herr Herrich-Schäffer wirklich so ganz 
wenig Gewicht auf die Reihenfolge, dass er sogar (Nycteolides pag. 443) so 
weit geht zu sagen: „da ich mich hier, wie schon oft geschehen, gegen die 
Unmöglichkeit einer Reihenfolge der Familien in gerader :Linie aussprechen 
muss, so (also darum?) ist es auch einerlei (2), wo ich diese Familie ein- 
schalte“ (er hätte sie also eben so gut unter die Tagfalter setzen können, con- 
Sequenter wäre es aber gewesen, sie — da sie kein positives Merkmal bieten 
— mit seinen Lilhosiden und Cheloniden in einer Zunft zu vereinigen), 50 
muss ihm doch jede andere Reihenfolge eben so gleichgiltig sein, wie Seine 
eigene und ihm nicht ausser dieser Alles für „Unsinn“ gelten. 


Herrn Herrich-Schäffer beliebt es, mich inconsequent zu nennen, 
Er sagt: „Wie inconsequent übrigens hier verfahren ist, beweisen Herrn 
Lederer’s eigene Worte: Den gemeinhin unter dem Namen Sphingiden be- 
griffenen Arten kommen in der Mehrzahl keulen- oder spindelförmige Fühler 
zu; diese müssen also beisammen bleiben. — Eine Ausnahme in der Fühler- 
form machen die Syntomiden, Heterogyniden, einige Sesien und Procriden ; 
diese bieten aber im Uebrigen Merkmale genug, die über ihre Stellung bei den 
Sphingiden keinen Zweifel lassen. — Hätte es Herr Lederer doch der Mühe 
werth gefunden, diese Merkmale anzugeben, ich würde der erste sein, der ihm 
dafür Dank sagt. So lange er diess nicht gethan hat, kann ich nur glauben, 
dass die von seinen ersten Sammlerjahren her ihm beigebrachte Ansicht von 
dem Wesen der sogenannten Sphingiden ihm zur fixen Idee geworden ist und 
wie schwer solche Ideen zu widerlegen sind, weiss ich als Arzt nur zu gut.“ 


227 
und schwärzlichgraue Flügel ; auf der vorderen stehen sich auf der Ober- 


seite bei %% der Flügellänge zwei weisse Tropfen gegenüber, der eine am 
Vorder-, der andere am Innenrande. 


Die „fixe Idee* muss ich Herrn Herrich-Schäffer anheim geben, 
denn ich kann in meinen Worten keine Inconsequenz finden; wenn z. B. 
Paranthrena andere Fühler hat, als die übrigen Sesien, und einige Procriden 
in der Fühlerform ebenfalls von den übrigen Zygaeniden abweichen, so wird 
doch Herr Herrich-Schäffer nicht in Abrede stellen wollen, dass die 
betreffenden Thiere noch Merkmale genug haben, die über ihre Stellung keinen 
Zweifel lassen. 


Freilich finden sich bei Herrn Herrich-Schäffer andere Conse- 
quenzen. Nicht aus Gehässigkeit, sondern nur damit Herr Herrich-Schäf- 
fex nicht ferner von „nicht bewiesenen Vorwürfen“ spreche, erlaube ich mir 
einige — denn zu allen haben diese Schriften keinen Raum — aus dem zweiten 
und dritten Bande anzuführen. Vorerst über die Classification: 


Das Fehlen der Anhangzelle der Vorderflügel wird pag. 425 zur Grün- 
dung der Unterzunft der Agleniden benutzt, bei den Leptosiden. die nebenbei 
gesagt, so definirt werden „Mittelkleine bis kleine Eulen, von ziemlich schlan- 
kem Körperbau, mit gleich gezeichneten Vorder- und Hinterflügeln, erstere ge- 
wöhnlich ohne die Eulenmakel* hat es nicht einmal generische Bedeutung, 
denn es werden da in der Gattung Helia (pag. 430) calvarialis (mit Anhang- 
zelle und Ocellen) proboscidata (ohne Anhangzelle und ohne Ocellen) velor, 
Dardouini, glarea und phlomidis — letztere ist nur Synonym von glarea und 
nicht eigene Art — (obne Anhangzelle und mit Ocellen) Zusammengestellt. 


Bei den Metoponiden, nach pag. 386 „durch den ganz eigenthümlichen 
horizontal vorstehenden Stirnfortsatz ausgezeichnet“ lesen wir bei der Gattung 
Segelia „Stirn gerundet“. Das ist sie auch in der That, wie stimmt aber diess 
mit dem Merkmahle der Zunft zusammen ? 


Bei den Hadeniden „deren Thorax und Hinterleib durch Haarschöpfe 
ausgezeichnet“, begegnen wir nicht nur mehreren Arten, deren Hinterleib keine 
Schöpfe hat, zZ. B. scriptura (ihre Nächstverwandte: australis steht bei den 
Xyliniden, Luneburgensis, eine Varietät von lutulenta bei den Orthosiden, 
während die Stammart bei den Hadeniden aufgeführt wird) sondern sogar die 
auf Thorax und Hinterleib ganz glattschuppige (nicht behaarte) Noctua signalis. 


Wie genau die Beschreibungen und Citate behandelt sind, davon fol- 
gende Beispiele: 


Noct. nervosa hat nach pag. £79 „fadenförmige“ Kammzähne der 
Fühler, ein Paar Zeilen darunter „gekeulte“. 


Bei Leuc. hesperica (pag. 237) finden wir zwei Beschreibungen nach 
einander ; jede gehört zu einer andern schon an den Fühlern verschiedener Art. 

Bei Triph. Chardinyi finden wir auf pag. 327 die Fühler beschrieben, 
auf pag. 328 lesen wir „Chardinyi habe ich hinsichtlich der Gattungsmerkmale 
nicht vergleichen können“, ein Paar Zeilen darunter wird diese Art aber doch 
beschrieben. (Sie ist übrigens verschieden von der Boisduval’schen Species 
und von Guenee luperinoides genannt). 


29° 


228 


Nemotois !. 


Istrianellus H.-Sch. Anfangs Mai in Weizenfeldern auf Scabiosen- 
Blülhen zahlreich gefangen. 


Hapsifera i.? 


Parcella m. Tafel 4, Figur 12, Männchen. Ich erhielt nur Ein Männ- 
chen und zwei Weibchen ; von denen ich eines abschuppte. Ich führe diese 
Art einstweilen bei Hapsifera auf, womit sie mir die meiste Uebereinstim- 
mung zu haben scheint und beschränke mich darauf, die Körpertheile und 
Rippenbildung genau zu beschreiben; jedenfalls gehört sie dem buschig 
behaarten Kopfe, der fehlenden Zunge und den getheilten Zellen nach eher 
in die Nähe von Euplocamus und bildet da wahrscheinlich eine eigene 
Gattung, als zu Hypsolophus, mit welcher Gattung der Schmetterling einige 
oberflächliche Aehnlichkeit zeigt. Mein Männchen ist etwas kleiner, als 
Hypsol. marginellus, mein Weibchen etwas grösser ; im Habitus und Flügel- 
schnitt ähnelt parcella dieser Art, die dichte mehlige Beschuppung, die 
länglich eiförmigen Hinterflügel und ihre Fransen etc. stimmen aber besser 


Auf pag. 344 wird florigera Ev. ganz’richtig zu recussa Hb. gezogen, 
auf pag. 346 steht sie als eigene Art aufgeführt. 

Auf pag. 436 kennt Herr Herrich-Schäffer pusüla Ev. nicht, 
einige Zeilen darunter beschreibt er sie, zieht dazu ganz richtig als Synonym 
concinnula B., führt aber auf pag. 437 concinnula B. als eigene Art auf und 
eitirt dazu seine Figur 256, die eine parallela darstellt. 


Auf pag. 440 begegnen wir einer dalmatina Lederer (ich benannte 
einst minuta Treitschke so, da sie nicht die Hübner'sche Art ist, 
Guene&e hat aber die Verschiedenheit schon früher bemerkt und den Namen 
viridula vorgeschlagen) zu welcher ganz irrig und ohne Angabe eines Grundes 
elychrisi Ramhur als Synonym gezogen wird; gleich darunter finden wir 
elychrisi Rb. als eigene Art aufgeführt. 


Wie gewissenhaft über das Vaterland berichtet wird, davon überzeugen 
wir uns bei Cossus paradoxa, die in der ersten Zeile „aus Smyrna“, in der 
letzten „wahrscheinlich aus Kleinasien“ ist, oder bei Acidalia inustaria, 
wornach „das einzige Exemplar aus Italien“, in den nächsten Zeilen aber 
„von Mann bei Baden nächst Wien“ gefangen ist. 


Wahrlich Herr Herrich-Schäffer bleibt sich consequent und solche 
Consequenzen mögen sogar ihren Nutzen haben, da sie den blinden Glauben 
an Autorengewissenhaftigkeit benehmen und zu eigener Prüfung antreiben; 
sehr verwahren aber muss ich mich, darin „gleichen Weg“ mit Herrn Her- 
rich-Schäffer zu gehen. 


Zum Schlusse erlaube ich mir nur noch die Frage, ob diess eine Arbeit 
„nach welcher jede Art erkannt und in die ihr gebührende Gattung, (wie es 
mit der Begründung der Gattungen aussieht, davon geben die Noctuen auf 
jeder Seite Zeugniss) und Familie verwiesen werden Kann?“ 


229 


mit Euplocamus überein. Die Färbung ist ein lichtes Lehmgelb (ungefähr 
wie bei Hypsol. binotatellus. Die Vorderflügel haben als Zeichnung nur 
grobe schwarze Atome längs den Rippen und am Saume; im ersten und 
zweiten Drittel der Flügellänge stehen sie eiwas mehr gehäuft und er- 
scheinen daher an diesen Stellen als grobmehlige Puncte. Aufgeworfene 
Schuppen (wie bei luridella) sind nicht vorhanden. Die Hinterflügel und 
die Unterseite ziehen mehr ins Graue und sind zeichnungslos. Der Kopf ist 
etwas buschig behaart. Die Palpen stehen weit vor; das erste und zweite 
Glied sind dicht behaart und die Behaarung bildet nach vorne einen langen, 
spitzen und hangenden Bart, das dritte ist anliegend beschuppt und steigt 
als langer dünner Stachel gerade auf. Zunge und Öcellen fehlen. Die 
Fühler sind gut von halber Vorderrandslänge „ borstenförmig, beim Manne 
mit sehr kurzen dichten Wimpern ; die Beine anliegend beschuppt, nur die 
Hinterschienen schwach längshaarig ; ihre Spornen sind lang. Der Hinterleib 
ist beim Weibe zugespitzt und hat einen kurzen, etwas vorstehenden Lege- 
stachel. Die Mittelzelle der Vorderflügel ist durch Rippe 3 derart getheilt, 
dass der untere Theil um '/ schmäler, als der obere ist. Die Theilungsrippe 
ist so stark, als die übrigen Rippen, die Innenrandsrippe der Mittelzelle 
aber schwächer und nach innen zu unbestimmt ; die Querrippe macht einen 
Bogen nach aussen und aus ihr ziehen in gleicher Entfernung von einander 
Rippe 3— 7; Rippe 2 ist Fortsetzung des Innenrandes der Mittelzelle, 
8 entspringt aus derem Vorderrande, beide in derselben Distanz wie 3 und 7, 
9 und 10 ebenfalls aus dem Vorderrande, erstere im zweiten, letztere im 
ersten Drittel desselben, 11 ist die Vorderrandsrippe. Die Hinterflügel haben 
eine durch Rippe 5 in zwei ziemlich gleiche Hälften getheilte Mittelzelle. 
Rippe 2 entspringt aus °% ihres Innenrandes, 6 ist die Fortsetzung ihres 
Vorderrandes, 7 ist ein ganz kurzer, erst dicht vor der Flügelspitze aus 6 
entspringender Ast, 2, 3 und 4 entspringen gesondert in gleicher Ent- 
fernung, 5 ist elwas näher an 4, als an 6, 8 frei. Die Querrippe macht 
von 6 zu 5 einen eiuwärts gekehrten Bogen, dessen unteres Ende doppelt 
mehr saumwärts reicht, als das obere, zwischen 5 und 3 ist sie derart nach 
aussen winklich gebrochen, dass der Winkel auf Rippe 4 zu stehen kommt. 


Hypsolophus Fab. 

Striatellus S. \V. 

Anchinia 1. 

Sparella m. Tafel 5, Figur 1, Männchen. Ich erhielt nur 6 männliche 
Exemplare, das Weibchen kenne ich nicht. Grösse von aristella, Spitze 
der Vorderflügel aber mehr lanzettförmig vorgezogen, die übrige Flügelform 
wie bei dieser Art; in Zeichnung mehr mit pyropella verwandt, in Bildung 
der Palpen aber von allen gelbflügeliigen Anchinien verschieden und darin 
mehr mit criella und labiosella übereinstimmend. Kopf und Palpen sind 
kanariengelb, längs des Vorderrandes etwas dunkler schattirt, auf den 
Rippen etwas lichter ,„ die Hinterflügel dunkelaschgrau mit lichteren, bräun- 


230 


lichgrauen Fransen. Unten sind die Flügel aschgrau, ihre Ränder und Franusen 
gelblichgrau. Die Zunge ist spiral, die Fühler sind borstenförmig , fein be- 
wimpert, die Palpen % so lang als der Hinterleib, etwas divergirend und 
horizontal vorstehend, die ersten zwei Glieder dicht bartig, beschuppt, die 
Beschuppung bildet oben und unten eine Schneide ; das Endglied ist dünn 
und spitz, anliegend beschuppt, horizontal und ganz in der Behaarung des 
zweiten Gliedes versteckt; die Beine sind wie bei den übrigen verwandten 
Arten gebildet. 

Largella m. Tafel 5, Figur 2. Nur zwei Männchen. Flügelschnitt von 
monostictella, Grösse von pyropella. Fühler mit etwas vortretenden Enden 
der Glieder und langen dünnen Wimpern, Zunge spiral, Palpen horizontal, 
dreimal so laug als der Kopf, die ersten zwei Glieder bartig beschuppt, oben 
und unten schneidig,, das dritte dünn und anliegend beschuppt, horizontal; 
die Beschuppung des zweiten Gliedes reicht bis an sein Ende. Kopf, Rücken 
und Palpen sind licht semmelgelb, letztere an der Aussenseite bräunlich. 
Die Vorderflügel sind sammt den Fransen licht semmelbraun mit dunkler 
schattiriem Vorderrande und haben zwei feine schwarze Puncte, den einen 
in der Mitte des Flügels, den andern mitten zwischen diesem und der Flü- 
gelbasis, aber etwas tiefer gestellt. Die Hinterflügel sind hellgrau, ihre Fran- 
sen gelblicher ; eben so die Unterseite, wo aber auch die Ränder und Spitzen 
der Flügel gelblich sind. 


VOecophora Lat. 


Temperatella m. Tafel 5, Figur 8, Männchen. Nur zwei (männliche) 
Exemplare erhalten. Grösse von tinctella. Vorderflügel spitzer, Hinterflügel 
»; schmäler. Kopf und Rücken bräunlichgelb. Vorderflügel glänzend grün- 
lichgelb, auf der Querrippe abwärts geknickt, Fransen gleichfarbig. Hinter- 
flügel aschgrau mit sehr langen etwas helleren Fransen. Unterseite aschgrau, 
die Spitzen und Aussenränder der Flügel etwas heller. Fühler mit am Ende 
etwas vortretenden Gliedern, die gegen die Spitze zu kaum dünner werden 
und fein bewimpert sind. Kopfhaare glatt anliegend, Zunge spiral, Palpen 
bräunlichgelb, dünn und lang, anliegend beschuppt und sichelförmig aufwärts 
gekrümmt, wie bei finctella , Beine ebenfalls wie bei dieser Art. Die Vor- 
derflügel haben eine einfache Mittelzelle und 12 Rippen, 2, 3, 4, 5. 6, 7, 
9 und 10 gesondert und in ziemlich gleicher Entfernung, 8 aus 7, 11 aus 
der Mitte des Vorderrandes der Mittelzelle 12 frei. Auf den Hinterflügeln ist 
die Mittelzelle zwischen Rippe 4 und 6 offen, 2, 3 und 4 ziehen gesondert 
in gleicher Entfernung, 5 und 6 entspringen aus einem Punct, 7 ist die Fort- 
setzung des Vorderrandes der Mittelzelle und 8 läuft ganz dicht am Vorder- 
rande. Der Rippenbildung der Hinterflügel nach, die aber je nach der Flü- 
gelform bei den Tineen oft bei den nächstverwandten Arten bedeutenden 
Modificationen unterworfen scheint — dürfte sich für temperatella noch eine 
passendere Stelle als bei Oecophora und zwar eher unter den letzteren 
Tineeen-Galtungen in der Nähe von Elachista finden. 


231 


Butalis |r. 


Inelusella m. Tafel 5, Figur 3. Mann. Vier Exemplare ; zwei Männchen, 
zwei Weibchen. Etwas grösser, als Knochella, derselbe Habitus und Flügel- 
schnitt, nur die Spitze der Vorderflügel etwas runder. Kopf. Thorax und 
Palpen anliegend und glänzend beschuppt, letztere dünn, sichelförmig aufge- 
bogen (wie bei Änochella), Zunge spiral, Fühler borstenförmig, Hinterleib 
und Beine violett bronzefarben, die Hinterschienen dick, längshaarig und mit 
zwei Paar Spornen. After beim Weibe unten vor der Spitze weisslichgelb 
gerandet. Die Vorderflügel sind nebst den Fransen violett, hronzefarb glän- 
zend und haben im äusseren Drittel des Flügels eine mehr dem Innen- als 
Vorderrande genäherte (an derselben Stelle wie bei Knochella befindliche und 
auch eben so geformte) weisslichgelbe Makel. Die Hinterflügel sind dunkler 
und weniger glänzend als die vorderen, zeichnungslos. Die Unterseite ist 
einfärbig bronzebraun. 

Desidella m. Tafel 5, Figur 4. Mann, Ein Männchen, zwei Weibchen. 
Mit acanthella Godart. (gallicinella Zeller) verwandt, derselbe Habitus 
und Flügelschnitt, dieselbe Bildung der Körpertheile. Der Rücken und die 
Vorderflügel sind kreidig weiss, glanzlos; der Hinterleib ist aschgrau, die 
Afterspitze zieht mehr in’s Gelbliche und ist (wie bei acanthella) beim Männ- 
chen mit einem langen Haarbüschel beselzt, beim Weibchen kurz behaart. 
Die Zeichnung ist sehr einfach. Sie besteht bei meinen zwei Weibchen nur 
aus einem gegen die Flügelspitze zu (an derselben Stelle wie bei acan- 
thella) befindlichen schwarzen Punct und einigen bräunlichen Schuppen an 
der Flügelspitze. Das Männchen hat vor diesem Fleck im zweiten Drittel des 
Flügels zwei schmutzig lichtbraune Gegenflecke, eine ähnliche aber ganz ver- 
loschene Zeichnung im ersten Flügeldrittel und schmutzig braune Schuppen 
an der Spitze und einem Theile des Saumes. Die Hinterflügel und Unterseite 
sind einfärbig aschgrau. Das Geäder, — so weit es sich ohne Abschuppung 
ausnehmen lässt — scheint mit dem von acanthella zu stimmen. 


Apiletria m. 


Luella m. Tafel 4, Figur 13, Männchen. Der Schmetterling hat in der 
Flügelform einige oberflächliche Aelinlichkeit mit Hapsifera und den klei- 
neren Euplocamus-Arten, die einfachen Mittelzellen und die Bildung der Pal- 
pen verweisen ihn aber in die Nähe von Carcina und Gelechia. Von ersterer 
Gattung differirt er durch die fehlende Zunge, von letzterer durch die lan- 
gen dicken Fühler, von beiden überdiess durch verschiedene Flügelform ; in 
beiden Gattungen ist allerdings noch viel Fremdarliges vereinigt, meine Gat- 
tung Apiletria wird aber auch nach dessen Sonderung fortbestehen können. 
Kopf mit etwas wolligen zusammengestrichenen Haaren besetzt, Palpen sichel- 
förmig aufgebogen, weit empor ragend, so lange, als der halbe Hinterleib ; 
die ersten zwei Glieder sind dicht beschuppt und die Beschuppung steht auf 
der Oberseite etwas ab. Das dritte ist 23 so lang als die beiden ersten zu- 


232 


sammen, anliegend beschuppt, sehr dünn und spitz. Nebenpalpen, Zunge und 
Ocellen fehlen. Fühler lang, bis zu % des Vorderrandes des Vorderflügels 
reichend, dick, fast fadenförmig, beim Manne mit abgeschnürten Gliedern, 
die Glieder unten in kurzen Sägezähnen vortretend ; Beine anliegend beschuppt, 
aur die Hinterschienen dicht längshaarig, mit 2 paar Spornen. Die Mittelzel- 
len sind auf allen Flügeln einfach. Auf den vorderen sind sie oben und un- 
ten gleich lang, durch eine bogenförmige Querrippe geschlossen; auf den 
hinteren zieht die Querrippe in schrägem Bogen von der Mitte der Flügel- 
länge saumwärts, die obere Ecke der Mittelzelle ist daher kürzer, die un- 
tere viel länger, erstere stumpf-, letztere spitzwinkelig. Die Vorderflügel 
haben 12 Rippen, 2 und 3 aus einem Punct, 4 und 5 gesondert, letztere näher 
an 4, als an 6; 6, 7, 9 und 10 gesondert in gleicher Entfernung von einan- 
der, 8 aus 7, 11 aus der Mitte des Vorderrandes der Mittelzelle, 12 frei. Auf 
den Hinterflügeln entspringen 3 und 4 aus einem Punct, 6 und 7 sind ge- 
stielt, 5 zieht näher an 4, als an 6, 8 frei. Die Färbung des Körpers und der 
Vorderflügel ist glanzlos, ockergelb, beim Weibe viel lichter als beim Manne, 
semmelgelb. Gegen die Ränder zu, auf den Rippen und den breiten ganz- 
randigen Fransen ist die Farbe dunkler, mehr umbrabraun ; ein bräunlicher 
matter Fleck steht auf der Querrippe, ein undeutlicher gleichförmiger Wisch 
zuweilen , doch nicht immer, in der Mitte der Mittelzelle, sonst findet sich 
keine Zeichnung. Die Hinterflügel sind schwarzgrau mit breiten bräunlich- 
grauen Fransen. Die Unterseite ist schwärzlich oder bräunlichgrau ; die Spitzen 
und Ränder der Flügel sind heller, mehr gelblich. Ich erhielt mehrere Exem- 
plare, die meisten aber ohne Palpen, da diese sehr leicht abbrechen. 


Depressaria Haw. 


Comitella m. Tafel 5, Figur 5. Nur ein Weibchen. Grösse von alomella, 
Flügelform von depunctella, die Vorderflügel nämlich mit stumpfwinkeliger 
Spitze (bei atomella daselbst gerundet). Körper und Beine sind fahlgelb, nur 
die Schienen aussen schwarzbraun, die Füh'er sind schwarzbraun, der Hin- 
terleib hat auf der Unterseite 4 Reihen schwarzer Puncte. Der Thorax und 
die Vorderflügel sind gleichmässig licht ziegelroth, ihre Fransen dunkler, be- 
sonders an der Spitze, was aber bei weitem nicht so scharf absticht, wie bei 
depunctella. Auf den Rippen stehen — besonders gegen den Saum zu — 
feine schwärzliche Schuppen, und in der Mittelzelle 3 erhabene schuppige 
Puncte; der erste ist schwarz, weiss umzogen und steht in der Mitte der 
Zelle, die andern beiden sind weiss, und es steht der eine von ihnen nahe 
vor, der andere auf der Querrippe. Die Hinterflügel sind hellgrau mit lich- 
teren gelblichgrauen Fransen und etwas dunkleren Rippen. Auf der Unter- 
seite sind die Vorderflügel röthlichgrau mit rothbraunen Fransen und sch wärz- 
lichen Schüppchen am Vorderrande; die hinteren gelbgrau, am Vorderrande 
und von der Spitze bis zur Mitte des Saumes ebenfalls mit schwärzlichen 
Atomen. Atomella hat einige entfernte Aehnlichkeit mit comitella, ihre Vor- 
derllügel sind aber gerundet, am Vorderrande viel heller, mehr grün und 


S 


233 


dunkler gestreichelt, wärend comitella hier dieselbe Farbe wie auf dem 
übrigen Flügelraume und keine Spur von dunklen Strichelchen hat; die Saum- 


linie besteht aus schwarzen Puncten, das Roth spielt mehr in’s Carmoisin und 
die Fransen sind nicht dunkler. 


Thoracica m. Tafel 5, Figur 6, Männchen. Ebenfalls nur in einem Exem- 
lare erbeutet. Sehr nahe an rhodochrella H.-Schr., die Vorderflügel aber 
bleicher, mehr ledergelb, der Grund gleichmässig ohne dunklere Atome und 
der ganze Thorax schwarz. Meine zwei Exemplare von rhodochrella (wovon 
eines das Original zuHerrich-Schäfer’s guter Abbildung) haben röth- 
lichgelbe Vorderflügel mit dunkleren Atomen und der Rücken ist über die 
Mitte gelb, nur mit einzelnen schwarzen Härchen gemischt. Bei der grossen 
Aehnlichkeit der Depressarien - Arten und dem Umstande, dass Herr Mann 
meine Art auch bei Brussa in genauer Uebereinstimmung fand, möchte ich 
die Artrechte nicht bezweifeln. 


Gelechia 2. 


Flavella Dup. (segetella Z. „Isis“ 1847). Einige Exemplare. 


Cchorewuteis Tr. 


Lascivalis m. Tafel 5, Figur 7, Männchen. Nur diess eine Exemplar. 
Grösse von alternalis ; Flügel kürzer, breiter und runder, besonders die hin- 
teren, deren Vorderwinkel ganz abgerundet ist. Körper und Fühler schwarz, 
letztere an der Aussenseite bräunlichgelb, borstenförmig mit sehr kurzen dich- 
ten Wimpern. Zunge spiral, Palpen aufwärts gekrümmt, etwas grobschuppig, 
oben schwarz, unien schwarz und geib gemischt, ihr Endglied mit stumpfer 
Spitze. Nebenpalpen und Ocellen fehlen. Beine schwarz, Schienen und Füsse 
gelb geringelt, die Hinterschienen kräftig mit 2 Paar Spornen. Vorderflügel 
slanzlos, bläulichschwarz mit 3 aus groben nicht sehr gehäuften russschwar- 
zen Schuppen bestehenden Querbinden, welche von der Grundfarbe wenig 
abstechen, überhaupt nicht sehr deutlich sind, und in ziemlich gleicher Ent- 
fernung von einander ziehen, so dass sie die Grundfarbe in 4 ziemlich gleiche 
Felder theilen, einer sehr verloschenen, ebenfalls russschwarzen Querlinie in 
dem leizten Felde nahe vor dem Saume und 3 bräunlichgelben Vorderrand- 
flecken, von denen der erste an der Aussenseite des ersten Querbandes steht 
und sehr verloschen ist, der zweite an die Innenseite des dritten Querbandes 
stosst und keilförmig zuläuft, der dritte punctförmig ist, und sich nahe vor 
der Flügelspitze, da, wo die verloschene Querlinie vor dem Saume beginnt, 
befindet. Die Fransen sind ebenfalls russschwarz, an der Spitze und bei der 
Mitte schmal weiss gerandet. Die Hinterflügel sind rauchbraun , gegen den 
Vorderrand zu und auf den Fransen grau; sie haben 2 matte bleichgelbe 
Querbänder, das innere bei 2 der Flügelbreite, das äussere dicht vor dem 
Saume, beide nur am Innenwinkel deutlich, schon vor der Flügelmitte ver- 


Bd. V. Abh. 30 


234 


löschend. Die Unterseite ist russbraun ; alle gelbliche Zeichnung ist hier schär - 
fer, als oben, der vorletzte und letzte Vorderrandsfleck der Vorderilügel setzen 
sich in abgerissener Binde fort und die innere Binde der Hinterflügel zieht 
über den ganzen Flügel. Die Fransen aller Flügel sind schwärzlichgrau, an 
der Innenseite heller, als an der äusseren. Vom Geäder lässt sich wegen 
der dichten Beschuppung nichts ausnehmen. 


Elachista Tr. 


Sumptuosella m. Tafel 5. Figur 9. Nur vier Männchen. Der pomposella 
am Nächsten, ein Drittel grösser, derselbe Flügelschnitt, dieselbe Bildung 
der Körpertheile. Kopf und Palpen weiss, das Endglied der leizteren vor 
dem Ende schwarz, Fühler schwarz , Beine weiss und schwarz geringelt. 
Vorderflügel matt goldbraun mit drei gelblichweissen gleich weit von ein- 
ander entfernten Querzeichnungen, von denen die ersteren beiden als 
schmale, schräg nach aussen gestellte Bänder erscheinen, das innere fast 
bis zum Innenrande, das äussere nur bis zur Mitte der Flügelbreite reicht, 
die dritte aber einen breiteren, am Vorderrande hängenden und nach innen 
keilförmig zulaufenden Flecken bildet. Die beiden inneren Flecken haben an 
ihrem Ende blass goldfarbe Schuppen und auf dem Innenrande steht vor 
der ersten Querbinde ein gelblichweisser, von der zweiten, so wie vor dem 
Vorderrandsflecke und in der Flügelspitze ein matt goldschimmender kleiner 
Fleck. Die Hinterflügel, die Fransen aller Flügel und die Unterseite sind 
bräunlichgrau, nur am Vorderrande der Vorderflügel findet sich der zweite 
und dritte Querfleck bleichgelb angedeutet. 


Pterophoridae. 
Pierophorus Geoffroy. 


Aridus 2. 
Laetus 2. 


Verzeichniss 


der von Herrn Albert Kindermann 1848-1850 um 
Samsun, Amasia, Tokat, Siwas und Diarbekir gesam- 
melten Schmetterlinge *). 


Rhopalocera 


Equites H.-Seh. 
Paptilio |. 
* Podalirius L. Bei Amasia und Tokat. 
* Alezanor Esper. Bei Amasia; sehr selten. 
* Machaon L. Ueberall bis an den Euphrat, in nicht zu hoch gele- 
genen Gegenden. 
Thnais Fab. 
Cerysü God. Zwischen Amasia und Diarbekir allenthalben häufig. 
Doritis Fab. 
Apollinus Herbst. In Gesellschaft der vorigen Art. 


Apollo L. Auf den Tokateralpen in sehr grossen Exemplaren, 
Mnemosyne L. Bei Amasia ; selten auf hochgelegenen Bergwiesen. 


Pierides B. 

Pieris Schk. 
* Crataegi L. 
* Brassicae L. 
* Napi L. 
Chloridice Hb. 
Daplidice L. Allenthalben bis Diarbekir. 
Callidice Esp. Var. chrysidice H.-Sch. Einzeln auf den Tokateralpen. 


Anthocharis B. 


Eupheme Esp. Nicht selten in sehr grossen, unten lebhaft gelb ge- 
färbten Exemplaren zwischen Amasia und Diarbekir. 

Ausonia Esp. Fast überall; unten sehr lebhaft gelb und grün gezeichnet. 

Penia Freyer. Wenige verflogene Exemplare bei Malatia. Charlonia 
Donzel, Annales de la societe entom. de France 1854 planche 8 aus der 
Berberei, steht sehr nahe oder ist vielleicht dieselbe Art. 

Gruneri H.-Sch. Zwischen Amasia und Diarbekir. 

Damone B. Im Gebirge bei Argana Maden sehr selten. 


»*) Die Arten, welche mir Herr Kindermann nicht in natura mittheilte und bei 
welchen ich mich also nur auf seine Angabe beschränken muss, sind mit 
” bezeichnet. 


Alle bei Amasia und Tokat. 


30 * 


236 


Colias Fah. 
Edusa L. und Var. helice Hb. Ueberali. 
* Chrysotheme Esp. Nur bei Samsun. 
* Hyale L. Allenthalben bis Diarbekir. 


Rheodocera B. 
* Rhammi Ueberall. 
Lycaenoidae B. 


Thecla Fab. 
Acaciae Fab. 


Ilicis Esp. ; N 
Spin SV. Bei Amasıa und Tokat. 
Rubi L. 


Ledereri H.-Sch. Einzeln bei Amasia auf hohen Bergen in felsigen 


Gegenden. 


Nogelli H.-Sch. Bei Amasia und Tokat mit einfärbig schwarzbrauner 


Oberseite; von Siwas östlich die Varietät mit orangegelbem Mittelraume. 


Polyommaeatus Lat. 


Virgaureae L. Bei Tokat im Gebirge an Bächen. 

Ignitus H.-Sch. Zugleich mit dem vorigen ; das Weibchen sehr selten. 
Ochimus H.-Sch. 

Asabinus H.-Sch. Bei Amasia. 

Thersamon E sp. 

Eurydice Hufn. Var. candens H.-Sch. Auf den Tokateralpen. 
Aleiphron Rottemb. (hipponoe Esp.) Einzeln bei Amasia. 
Dorilis Hufn. (circe S. V.) Selten bei Amasia. 

Phlaeas L. Ueberall. 


Zycaena Fab. 
Boetica L. 
Telicanus Herbst. 
Balcanica Freyer. Von Amasia bis Diarbekir in hoch gelegenen 


Bei Amasia. 


Gegenden an Sträuchern fliegend. 


Tiresias Hufn. (amyntas S. V.) auch die Var. coretas O. und poly- 


sperchon Bergstr. bei Amasia. 


Trochilus Freyer. Amasia. 

Dardanus Freyer auf den Tokateralpen. 

Hylas S. V. Ueberall. 

Bavius Ev. Bei Tokat auf tief und heiss gelegenen Wiesen. 
Zephyrus H.-Sch. In Gesellschaft von bavius. 

Euripylus Freyer tab. 573. Bei Tokat. Die Unterseite und das 


Weibchen ist genau, wie bei Zephyrus, das Männchen aber oben braun; 
vielleicht nur Var, von zephyrus. 


237 

Löwi Z. Bei Amasia. 

Alezis Hufn. (agestis S. V.) Bei Tokat und Amasia. 

Chiron Hufn. (eumedon Esp.) Auf den Tokateralpen. 

Anteros Freyer. An kräuterreichen Hügeln und Bergen von’Samsun 
bis Tokat. 

na Auf den Tokateralpen. 

Amandus Hb. (icarius Esp.) Bei Tokat auf hochgelegenen Wiesen. 

Candalus H.-Sch. Amasia ; selten. 

Icarus Hufn. (alexis S. V.) Ueberall und sehr variirend. Männchen 
oft kaum von halber Grösse ; Weibchen oben ganz hellblau mit rothen 
Randflecken; auch die Varietät thersites B. nicht selten. 

Adonis S. V. und Var. ceronus Hb. Auf hohen Bergen bei Tokat. 

Argestes Bergstr. (dorylas S. V.) Bei Amasia einzeln. 

Corydon Scop. Auf den Tokater Alpen. Das Männchen oben milch- 
blau (Var. corydonius Keferstein); auchein oben milchblaues Weibchen 
(Var. © maris colore) unter gewöhnlichen braunen gesammelt. 

* Admetus Esp. $ 5 

* Ripperti B. Bei Amasia und Tokat. 

Daphnis S. V. Var. Steveni H.-Sch. Bei Tokat. Auch ein vollkom- 
mener Hermaphrodit, links männlich, rechts weiblich, wurde gefunden. 

Hopfferi H.-Sch. 


a dm: Alle bei Tokat; letztere auch bei 


Dolus B. Var. epidolus B. auein 
Actis H.-Sch. 

Iphigenia H.-Sch. | Auf den Tokateralpen. 

Damocles H.-Sch. 

Damon S.\. 

Panagaea H.-Sch. Bei Amasia und Tokat. 
Argiolus L. 


* Jolas O. Bei Amasia ; selten. 
Hyacinthus H.-Sch. 
* Diomedes Hufn. (alcon S.V.) 


Astraea Freyer. & ve 
Cyllarus Fab. Auf höheren Bergen bei Tokat. 


Acis S.V. Var. bellis Freyer. 
Alsus S. V. Ueberall. 


Libytheoidae B. 


Lidythea Fan. 
Celtıs Fah. Bei Amasia und Tokat. 


238 


Nymphalides B. 
Limenitis Fab. 
Camilla S. V. Bei Amasia. 


Melitaea Fab. 


Athalia Esp. Auf hohen Bergen bei Amasia und Tokat. 

Artemis S. V. Var. orientalis H.-Sch. Nur wenige Exemplare bei 
Argana Maden. 

Arduinna Esp. Var. rhodopensis Freyer. Nur in der nächsten Um- 
gegend von Diarbekir. 

Phoebe S. NV. 

* Didyma Fab. 

* Trivia S. V. 


Bei Amasia und Tokat. 


Argynnis Fab. 

Hecate S. \. 

* Ino Esp. 

* Daphne S.\. 

Latonia L. Ueberall. 

® Niobe L. 

* Aglaja L. 

* Adippe S. V. und Varietät 
cleodoza O. 

Paphia L. 

Pandora S. V. Von Samsun bis Tokat; scheint nicht südlicher zu 
gehen. 


In hoch gelegenen Gegenden bei Tokat. 


Alle in gebirgigen Gegenden um 
Amasia; paphia sehr selten. 


Vanessa Fab. 


Jonia Fisch. von Waldh. Bei Amasia; selten. 

* Cardui L. Ueberall; von den Ebenen bis zu den Alpen. 
* Atalanta L. 

Io L. 

Antiopa \. Bei Amasia ; afalanta selten. 
Polychloros L. 
Urticae L. 
Triangulum Fab. 
. album L. 


Eko 8 


Er 
= 


sp) 


| Bei Amasia und Tokat. 


Satyroidae B. 


Hipparchia Fal. 
GalatheaL. Var.procidaHerbst.) Beide im höheren Gebirge bei 
Hertha Ib. Var. larissa Hb. | Amasia und Tokat. 


239 


Erebia B. 


* Medusa S. V. Im höheren Gebirge und auf den Alpen bei Tokat. 
Afra Fab. Auf den Hochebenen von Siwas östlich bis an den Euphrät. 


Satyrus Lat. 


* Proserpina S. V. In heissen Thälern bei Amasia. 


* Hermione 1. 
Bryce 5 Im höheren Gebirge 


Phaedra L. von Tokatbis an die 


Statilinus Hufn. Var. fatua Freyer. ) Alpen. 


Briseis L. und Var. pirata Hübner. Bei Amasia und Tokat in sehr 
grossen Exemplaren mit lebhafter Unterseite; die Var. pirata oben lebhaft 
ockergelb ; selten. 

Bischoffi H.-Sch. In den Niederungen bei Amasia. 

Anthe Boeber und Var. hanifa H.-Sch. (ich sah seither Ueber- 
gänge) bei Amasia und Tokat. 

 * Semele L. In Gesellschaft der vorigen. 

* Arethusa S. \V. h s i 

Geyeri H.-Sch. | Auf höheren Bergen bei Amasia. 

Beroe Freyer. Auf den Tokateralpen. Hinterflügel unten röthlich 
braungrau. 

Pelopea Klug. Auf den höchsten Alpen bei Tokat. 

Mniszechi H.-Sch. In heissen Thälern von Amasia bis an den Euphrat. 

Anthelea Hb. Amasia, Tokat bis an den Euphrat ; am häufigsten bei 
Tschesme Maden. 


Parasrga H.-Sch. 
Clymene L. 
” Rozellana Fab. 
\ = ke Amasia, Tokat. 
* Megaera L. 
* Egeria L. 


Epinephele H.-Sch. 
= N Hufn. (eudora S. V.) Diarbekir. 


Janira L. Var. telmessia Z. Allenthalben gemein. 


Tithonus L 
Ida Esp. Bei Amasia. 


Coenonympha NH.-Sch. 
* Arcania L. Bei Amasia und Tokat. 
Leander Fab. Einzeln bei Tokat. 
Pamphilus L. und Var. ZLyllus Es p. Ueberall. 


240 


Hesperioidae. 


Hoesperia Lat. 
* Malvarum O0. 
Marrubü Rb. Var. gemina Led. 
Lavaterae Fab. 
Proto Esp. 
Cynarae B. 
Sidae F ab. 
Carthami Hb. 
Alveus Hb. und Var. fritillum O. 
Alveolus Hb. 
Eucrate Esp. 
Phlomidis H.-Sch. 
Marloyi B. 
Tesellum Hb. Auf den Tokateralpen. 
* Thaumas Hufn. (linea S. \V.) 


Bei Amasıa. 


Bei Amasia und Tokat. 


* Lineola 0. Veberall. 
Actaeon Esp. 
* Comma L. Bei Amasia; alcides selten. 


Alcides H.-Sch. 


Hie tie P'ore er 


Thyridides H.-Sch. 


Thyris Ill. 
Fenestrina S. V. Bei Tokat. 


Sesioidae B. 


ParanthrvrenaSchk. 


Myrmosaeformis H.-Sch. Bei Amasia; von Herrn Mann auch bei 
Brussa gesammelt. 


Sesia Fab. 
Sanguinolenta m. (tengyraeformis H.-Sch.) 
Stiziformis H.-Sch. 
Ortalidiformis m. 
Philanthiformis Lasp (braconif. H.-Sch ) 
Prosopiformis O. 
Elampiformis H.-Sch. 


Bei Amasia. 


241 
Doleriformis H.-Sch. 49. 
Doryceraeformis m. Bei Diarbekir. 
Lomatiaeformis m. 
Miniacea m. (minianiformis Freyer.) bei Tokat. 


Sphingoidae B. 
Maecroglossa 0. 


* Fuciformis L. Ochsh. Auf hochgelegenen Bergwiesen bei Tokat. 
Croatica Esp. Bei Amasia ; selten. 
Stellatarum L. Ueberall. 


Pierogon B. 
Gorgoniades Hb. Im Hochgebirge von Siwas östlich. 


Deilephila 0. 
Porcellus L: In Gesellschaft des vorigen. 
"= Euphorbiae L. Amasia, Tokat. 


” Galü S. V. Mit der vorigen zugleich ; 
Livornica Esp (lineata Fab.) doch selten. 


Sımerinthas 0. 


Kindermanni m. Zwei Paare bei Argana Maden in Begattung im Grase 
in der Nähe von Weiden gefangen. 


Syntomides H,-Sch. 


Synatomis llliger. 
Phegea L. In hochgelegenen Gegenden bei Amasia. 


Naeclia B. 


* Punctata Fab. Bei Samsun. Ich sah sie nicht in Natur und möchte 
sie eher für hyalina Freyer halten. 


Zygaenoidae B. 


Zyguena YFab. 
Rubicundus Hb. Amasia. 
= Minos S. \V. 
* Brizae Esp. Bei Tokat auf hochgelegenen Waldwiesen. 
Scabiosae Hb. 
Punctum O. 
Achilleae Esp. 3 ; 
Trifolü Es p. Bei Amasia und Tokat. 
*® Lonicerae Esp. 


Bd. V. Abh. 31 


24% 


Meliloti Esp. Mit der Var. Stenizw Freyer untermischt auf hoch- 
gelegenen Waldwiesen bei Tokat. 

Graslini m. Ein defectes Stück bei Diarbekir. 

* Filipendulae L. 

* Transalpina Hb. 

Medicaginis Hb. 

Laphria Freyer. 

Doryenü 0. 

Sedi Fab. 

Laeta Esp. 

Ganymedes H.-Sch. 

Formosa H.-Sch. Nur bei Amasia; selten. 

Carniolica Scop. (onobrychis S. V.) Ueberall in sehr grossen leb- 
haften Exemplaren. 


Bei Tokat. 


Bei Amasia und Tokat. 


Ineo Leach. 
Tenuicornis 2. 


. ia. 
Amasina H.-Sch. | sen 


Epialoidae H.-Sch. 


Epialus Fab. 


* Sylvoinus L. Im Hochgebirge von Amasia. 
Amasinus H.-Sch. Ein Männchen von Amasia. 


Cossina H.-Sch. 
Endagria DB. 
Pantherina Hb. Amasia. 


Stygia Lat. 
Amasina H.-Sch. Amasia. 


Saturniina H.-Sch. 


Saturnia Schk. 


* Pyri S. V. Bei Tokat sehr häufig. 
* Spini S. V. Bei Amasia und Tokat, doch selten. 


Bombyeides B. 


Bomdbyz DB. 


* Otus Drury. Selten bei Amasia auf Cypressen. 
* Neustria L. Bei Amasia und Tokat. 


243 
"Oastrensis L. 
* Franconica F ah. 
Trifoli S. V. und Var. medicaginis Bkh. 


Bei Amasia und 
Tokat. 


Liparides B. 
Unelocampa Steph. 
* Pityocampa Fab. Zwischen Samsun und Amasia viele Nester an 
Pinien. 
Porthesia Steph. 


* Chr sorrhoea L. 3 & 
* ra Ss.v Bei Amasia und Tokat. 


Oenerda U.-Sch. 


Terebynthi Freyer. Zwischen Samsun und Tokat allenthalben häufig. 

Lapidicola H.-Sch. Wohl nur kleine Var. von atlantica.H.-Sch. Die 
Raupe im Juli bei Amasia und Tokat häufig unter Steinen ; sie lebt gesell- 
schaftlich, nährt sich von dürren Gräsern und liefert den Schmetterling 
Anfangs September. 

* Dispar L. Bei Amasia und Tokat. 


Oryyia 0. 


Dubia Tauscher. Viel lebhafter und mit mehr Gelb, als die rus- 
sischen Exemplare; wie Herrich-Schäffer’s Figur 163. Bei Amasia 
Tokat und über den ganzen Gebirgszug von Siwas östlich bis an den 
Euphrat verbreitet. 


Zithosioidae B. 


Selina Schk. 
IrrorellaL. Im Hochgebirge und auf den Alpen von Tokat und Amasia. 


Lithesia Fab. 
Caniola Hb. Wie die vorige. 


Euprepioidae. 


Emydia B. 
Grammica L. und Var. striata Bkh. Im Hochgebirge und auf Alpen 
bei Tokat und Amasia. 


Deiopeia Curtis. 
Pulchella L. Bei Amasia und Tokat. 
3, - 


244 


Nemeophila Sieph. 
* Russula L. Auf den Tokateralpen. 


Callimorpha Lat. 


Dominula L. Die gelbe Varietät (rossica Kolenati) im Hochgebirge 
von Tokat. 
* Hera L. Bei Amasia. 


Arctia Steph. 


* Villica L. 
* Purpurea L. 
* Aulica L. Bei Tokat im höheren Gebirge. 


Bei Amasia und Tokat. 


Noctuina. 


Symira Tr. 
Dentinosa Freyer. Von Amasia bis Diarbekir in den Ebenen ; Raupe 


gesellschaftlich auf Euphorbien. 
* Nervosa S. V. Bei Amasia und Tokat. 


Diloba B. 
* Coeruleocephala L. Bei Amasia. 


Bryophila Tr. 
Glandifera S. V. 
Algae Fab. Bei Amasia und Tokat. 
Receptricula Hb. 


Acronyeta ). 
* Rumicis L. Amasia 
Euphrasiae Hb. H.-Sch. (Die helle, bei Paris gemeine Art) bei 
Amasia. 


 Spintherops B. 


* Spectrum S. V. Bei Tokat. 
Dilucida Hb. In sehr dunklen Exemplaren bei Amasia. 


Triphaenea Tr. 
Fimbria L. 
Subsegua S.V. und Var. consequa Hb. 
Pronuba L. und Var. innuba Hb. 


Im höhern Gebirge 
von Amasia. 


Opigena B. 
Polygona S. V. Auf den Tokateralpen. 


245 


Chersotis B. 
Multangula Hb. 
Grammiptera Rb. 
Musiva Hb. 
Flammatra S. V. Aeusserst gemein bei Diarbekir ; unter jedem Steine, 
den man umwendet, trifft man einige Schmetterlinge. 


Zugleich mit polygona. 


Agrotis Tr. 
* Fimbriola Hb. Im Gebirge von Tokat. 
Tritici L. Var. hilaris Freyer. Ein Stück, wahrscheinlich von Amasia. 
* Signiferu S.V. 
* Forcipula S.\V. 
Flavina H.-Sch. 
* Saucia Hb und Var. aequa Hb. 


Von Amasia. 


Agricola B. In Gebirgsgegenden 
Clavis Hufn. (segetum 8. \V. bei Tokat; suffusa 
Ezclamationis L. auch auf den Alpen. 
Suffusa S. V. 


Luperina B. 
Dumerili Dup. Ein blasses Exemplar bei Amasia. 


Hadena Tr. 
Abjecta Hb. Auf den Tokater Alpen. 
Peregrina Tr. Bei Amasia. 
Dianthoeceia B. 


Filigramma Esp. 
Carpophaga Borkh. 
Irregularis Hufn. (echü Bkh.) Bei Amasia. 


Im Tokater Gebirge. 


Hilarus Guenee. 
Ochroleuca S. V. Bei Amasia. 


Polia Tr. 


Cappa Hb. 
Ruficincta B. - 
Montana H.-Sch. Im Gebirge bei Tokat. 


Amasia. 


Aplecta B. 
Serratilinea Tr. Gebirgsgegend bei Tokat. 
Eurhipia B. 


Adulatrie Hb. Gemein von Samsun bis Amasia. Die Puppe am Fusse 
von Rhus codinus zu finden. 


246 


Zewueamöec Vr. 


Comma L. 


L. album 1. Hohe Bergwiesen bei Tokat. 


Oder eueireaec Tr. 


Cubicularis S. V. Im Hochgebirge von Tokat; auch auf den Alpen. 
Erigua Hb. Bei Tokat in Niederungen. 


®rtihosie Tr. 


Lota L. Auf hohen Bergen bei Tokat. 
Pistacina S.\. 


Ypsilon S. V. Bei Tokat. 


Kesetdida Tr. 
Ferrago Ev. Auf hochgelegenen Gebirgswiesen. Die Schmetterlinge 


im Sommer Abends vom Grase geschöpft; wohl kaum eine Xanthia und 
weit eher zu Luperina gehörig. 


Ohloreratdree B. 
Hyperici S.V. 
IE | Bei Amasia. 


Radiosa Esp. 


UTeophamna DB. 


Opalina Hb. Bei Amasia und Tokat, 


Antirrhini Hb. | 
Olivina H.-Sch. 


Tueuldlia Tr. 
Verbasci L. Bei Amasia und Tokat. 
Santonict Hb. 


Argentina Fab. | Von Siwas östlich auf hohen Bergen. 


BPleassöc Tr. 


Graphica H.-Sch. Häufig bei Amasia und Tokat. 
Ni Hb. Bei Amasia. 


HMeliothis Tr. 
DosFreyer. Ein Paar defecte Stücke auf feuchten Wiesen bei Amasıa. 
Cognata Hb. Selten bei Amasia. 
Frialdszkyi Tr. Alle bei Amasia und Tokat. Fri- 
Dipsacen B. valdskyi bei Tage an Echium- 
Peltigera S.\. 5 
Blüthen , Laudeti als Raupe zu- 


Armigera Hb. 
Boisduvali Rh. gleich mit der von Boisdwali an 


2417 
Laudeti B. 
Delphinit L. 
Victorina Sodoffsky. 
Rhodites Ev. (aurorina H.-Sch.) Im Tokater Gebirge; selten. 


den Blüthen und Samen einer mir 


nicht näher bezeichneten Stlene. 


HHeliodes Guence. 
Rupicola S. V. Im Hochgebirge von Amasia und Tokat selten. 


Acontia Tr. 
Urania Freyer. 
Titania Esp. 
Lucida Hufn (solaris S.V.) 
* Luctuosa $. \V. 


Alle bei Amasia und Tokat. 


Uatocadce Schk. 


= Elocata Esp. Bei Tokat. 
Neonympha Hb. Bei Amasia; Raupe auf Süssholz. 
Disjuncta Hb. 


Eutychea Tr. Bei Amasia an Eichen; selten. 


Opfdiusa Tr. 
Algira L. 
Stolida Fab. 
Caylıno Hb. 
Singularis Kollar Fauna von Südpersien. 
* Ludicra Hb. 
Lusoria L. 


Alle bei Amasia. 


ZethesRb. 
Insularis Rb. Bei Samsun und Amasia. 


Mixocharis m. 
Inamoena Hb. Var. ingrata H.-Sch. Amasia. 
Suava Hb. Amasia. 


Euelidia Tr. 


Giyphica L. Bei Amasıa und Tokat. 


Mil. 
Thalpochares m. 


Wagneri H.-Sch. Auf den Tokater Alpen. 

Purpurina S.\. , 

Amoena Hh. 
Parallela Freyer. Alle bei Amasia; osirina und 
Pannonica Freyer. purpurina auch bei Tokat. 
Östrina H b. in Varietäten. 

Glarea Hb. 


243 


Metoponia Dup. 


Ezimia Freyer. In Gärten bei Amasia an Malven. Die Raupe soll 
wie die von Plusia geformt sein. 


Vespertalis Hb. (vespertina Tr.) 


Flava Hb. (flavida 0.) Bei Amasia. 
Leptosia HD). 

Aenea S.\N. 

se Bei Amasia und Tokat. 


Hoerminia Tr.*). 
Deriwalis Hb. 


Hypena Tr. 
Antiqualis H!b. 
Ravalis H.-Sch. 
Lividalis Hb. 


Melia Guenee. 
Calvaria S. V. 


Geometroidae. 


Remoria Hb. 
Cloraria Hb. 


Aecidelea Tr. 


Flaveolaria Hb. 
Circuitaria Hb. 
Mutata Tr. 


Pellonia Dup. 
Calabra Var. tabidaria 2. 


Orthostisis H.-Sch. 
Cribrata S. NV. 
Calcularia m. 
Biston L each. 
Pomonarius Hb. 


*) Von hier an muss ich mich auf blosse Aufzählung des Gesammelten beschrän- 
ken, da nähere Notizen mir nieht mitgetheilt wurden. 


249 


Nychiodes m. 


Lividaria Hb. Kleiner und rauher beschuppt, als die französischen. 
Amygdalaria H.-Sch. 


Bourmia Tv. 


Perversaria B. 
Rhomboidaria S. V. 


@nophos Tr. 


Stevenaria B. 
Onustaria H.-Sch. 


Fidonia Tr. 


Fasciolaria Hufn. (cebraria Hb.) Nicht die Var, baltearia. 


Phasiane Dup. 


Legataria H.-Sch. Amasia ; auch im Taurus. 


Scodiona B. 
Conspersaria S. V. 


Eusarea H.-Sch. 


Telaria H.-Sch. 
Jacularia Hb. 


Aspilates Tv. 
Strigillaria Hb. 


Aplasta H.-Sch. 
Ononaria Fuessly. 


Ortholitha Hb. 
Plumbaria Fab. 
Cervinata S.\. 
Zonata Hufn. (mensuraria S. V.) 


Anaitis B. 
Lithoxylata Hb. 
Columbata Metzner. 
Boisduvaliata D up. 
Obsitaria m. 
Numidaria H.-Sch. 


Bd. V. Abh. 32 


250 


Voerde Tr, 
Putridaria H.-Sch. 
Frustata Tr. 
Permiztaria H.-Sch. 


Eupilheeia Curtis. 


Pumilaria Hb. 


Pyralidoidae. 


Agtossee Lat. 


Cuprealis Hb. 
Pinguinalis L. 


Pyralis |. 

Pertusalis Hb. 

Consecratalis m. (eruentalis Kollar in lit., non Duponchei). 
Zwei Männchen. Herr Kotschy fand diese Art auch in Südpersien. Grösse 
einer mittleren neiricalis ; Fühler, Palpen und Beine wie bei dieser Art ge- 
bildet. Die Vorderflügel sind kürzer, breiter und stumpfer als bei nefricalis, 
licht olivbraun mit breiten gleichfarbigen Fransen und haben ein wie bei 
netricalis angelegtes gleichfarbiges, beiderseits licht braungelb beschattetes 
Mittelfeld, dessen Vorderrand heller gestrichelt ist. Die Hinterflügel sind 
blutroth, etwas ins Ziegelrothe ziehend ; ihre Basis und ein wie bei netricalis 
geformtes Querband sind goldgelb ; an der Innenseite des letzteren bildet 
die Grundfarbe nur ein schmales, einwärts etwas verwaschenes Band. Die 
Unterseite ist blutroth. an der Basis goldgelb. Die äussere Mittellinie gränzt 
auf-.allen Flügeln die Farbe nach aussen sehr scharf ab ; diese ist einwärts 
in die goldgelbe Basis verwaschen, aussen von einem goldgelben Querbande 
begrenzt ; alle Flügel haben feine blutrothe Mittelpuncte. 

Honestalis Tr. 

Colchicalis H.- Sch. Ein Männchen; vielleicht nur Var. von massi- 
halis Dup. 


Crambites H.-Sch. 


Tegyostoma 2. 


Venustalis m. Ich erhielt nur Ein Weibchen. Es stimmt in Grösse, 
Habitus und Flügelschnilt genau mit siculalis Dup. (stygialis Tr.) überein 
und hat auch in Zeichnung der Oberseite einige Aehnlichkeit mit dieser 
Art, der Stirnbildung nach gehört es aber zu Tegostoma. Der Körper ist 
schwarzbraun, spitz zulaufend, mit kurzem Legestachel, die Behaarung der 
Brust und Beine ist bräunlichgelb. Kopf und Rücken etwas dunkler gefärbt. 


251 


Die Stirne hat eine spatenförmige hornige Verlängerung, über welche die 
mit langen, borstig abstehenden, schwarz und gelb gemischten Haaren be- 
setzten Palpen horizontal in Kopfeslänge vorstehen; Nebenpalpen fehlen. 
Die Zunge ist spiral. Die Grundfarbe der Vorderflügel ist gelblichgrau, durch 
feine schwarze Atome derart verdunkelt, dass nur das mittlere Drittel des 
Flügels wie bei siculalis heller gewölkt erscheint. Dieses ist von zwei 
schwarzen, grobstrichigen unregelmässigen, wie bei siculalis angelegten 
Querlinien eingefasst, von denen die innere ganz verloschen ist, die äussere 
aber aus einem etwas schärferen Vorderrandsfleck entspringt; zu beiden 
Seiten dieses Fleckens ist der Grund am lichtesten gelbbraun; auch längs 
der ganzen aus diesem Flecken entspringenden Querlinie ist das Gelbbraune 
des Mittelfeldes am deutlichsten und auf der Querrippe steht eine undeut- 
liche schwärzliche Makel. Das Saumfeld hat die gelbe Farbe durch schwarze 
Atome fast ganz verdeckt und durch seine Mitte läuft eine verloschene 
schwarze Querlinie; am Saume stehen die schwarzen Atome ganz dicht ge- 
häuft, nach innen zu werden sie aber spärlicher, daher hier das Schwarz 
in die Grundfarbe übergeht. Die Fransen sind von der Flügelspitze bis zur 
Mitte schmutzigweiss, von da bis zum Innenrande schwarzgrau. Die Hinter- 
Nügel sind schwarz und haben (ungefähr wie atralis) eine schmale schmutzig- 
gelbe Querbinde, welche vom Vorderrande bis zur Mitte des Flügels reicht 
und da plötzlich aufhört; ihre Fransen sind zur inneren Hälfte schwarz, 
zur äusseren schmutzig weiss. Unten sind die Vorderflügel von der Basis 
bis zur äusseren Mittellinie strohgelb mit zwei grossen runden grell schwarzen 
Makeln, unter welchen der Discus matt schwärzlich ist; das Saumfeld ist 
schwarz, wurzelwärts zackig und daselbst sehr scharf vom Gelb abge- 
grenzt, von einer strohgelben unterbrochenen Querbinde durchzogen. Die 
Hinterflügel sind schwarz, die Mittelbinde ist strohgelb,, viel reiner und 
schärfer als oben, der Vorderrand und eine verloschene Binde vor dem 
Saume sind bräunlichgelb. Die Fransen aller Flügel sind zur inneren Hälfte 
schwarz, zur äusseren weisslichgelb, an der Vorderflügelspitze hier eben- 
falls heller, als an den übrigen Stellen. 


Hereyna Tr. 


Cacuminalis E v. 
Atralis Hb. 


Zolys Tr. 
Cingulata L. (— alis S. V.) 
Pygmaealis Dup. 
Purpuralis L. 
Vespertalis H.-Sch. 
Superba Freyer. 
Mueosalis H.-Sch. 
Limbopunctalis H.- Sch. 


252 


Aenealis S. \. 
Aerealis Hb. 
Opacalis Hb. 
Cruentalis Hb. (Bourjotalis Du p.) 
Comptalis Ev. 
Flavalis S. V. 
Virginalis Dup. 
Fimbriatalis H.-Sch. 
Pustulalis Hb. 
Politalis S. V. 
Umbrosalis F. R. 


Uynaeda Hb. 
Dentalis S. V. Sehr gross und hell gefärbt. 


Stenia Guencde. 


Suppandalıs Hb. 
Carnealis Tr. 
Ophialis Tr. 


N Euclaste. 
Splendidalis H.-Sch. Herr Herrich-Schäffer zieht diese Art 


zu Botys, wovon sie aber ihre langen, bis über die Flügelspitze hinaus- 
reichenden Fühler entfernen. Herrich-Schäffer’s Figur zeigt diese 
Länge nicht richtig und ist wohl nach einem Exemplare mit abgebrochenen 
Fühlern verfertigt. 


Crambus Fab. 


Malacellus Dup. 
Incertellus H.-Sch. 
Aridellus Thbg. 
Perlellus Scop.oli. 
Bellus Hb. 


Anerastia 2. 
Punctella Tv. 


Myelois 1. 
Rufella Dup. und Var. erudella 2. 
Gilveolella Tr. 
Antiquella H.-Sch. 
Pumicosa m. Zwei Männchen von Diarbekir. So gross wie Rippertelia, 


derselbe Flügelschnitt, aber fast noch robuster gebaut. Der Hinterleib und 
alle übrigen Körpertheile sind weiss, die Palpen anliegend beschuppt, in 
Kopfeslänge gerade vor- und etwas aufwärts stehend, das Endglied sehr 


293 
kurz und stumpf; die Nebenpalpen sind ganz kurz und fadenförmig, die 
Zunge ist spiral. Die Fühler sind diek, borstenförmig, ohne Krümmung oder 
Schuppenwulst, mit unten abgesetzten, kurz und dicht bewimperten Gliedern. 
Die Beine sind kräftig, anliegend beschuppt, ohne Auszeichnung, die Hinter- 
schienen mit den gewöhnlichen 2 Paar Spornen. Rücken und Vorderflügel 
sind weiss mit feinen grauen Atomen bedeckt, wodurch sie ein bimsstein- 
farbiges Ansehen erhalten. Alle Rippen der Vorderflügel bleiben rein weiss, 
am Anfang und Ende der Querrippe steht ein feiner schwarzer Punct, gröbere 
schwarze Puncte noch am Saume zwischen den Rippen; die Fransen sind 
breit, weiss, mitten von einer grauen Längslinie durchzogen. Die Hinterflügel 
sind weiss mit schwachen schwarzen Mittelpuncten, braungrau angeflogenen 
Rippen und zerstreuten schmutziggrauen Schuppen um dieselben. Unten sind 
die Vorderflügel aschgrau, am Saume weiss gerandet, die Hinierflügel 
sammit den Fransen weiss ; der Mittelpunct ist hier stärker, als auf der Ober- 
seite und graue Atome sind nur wenige vorhanden. 


Beetasa H.-Sch. 
Allotriella H.--Sch. 


Epischnia 2. 
Prodromella Hb. 


Aneylosis 2. 
Cinnamomella Dup. 
Rhodochrella H.-Sch. 


Nepkhopterys 2. 
Alpigenella Dup. (Wagnerella Freyer.) 
Subochrella H.-Sch. 


Pempelia 7. 
Carnella L. 
Leucochrella H.-Sch. 


Tortricina 


Sarrothripe Curtis*). 
Revagana 8. \V. 


Mercs Tr. 
Cristana S. V. 


Zortrix Tr. 
 Lathoniana Hb. 


»*) Ich führe diese Gattung bei den Zoririciden auf, da man sie gewöhnlich ai 
dieser Stelle sucht; es gilt aber von ihr ehenfalls das in der Anmerkung zu 
Eurias siliquana Gesagte. 


254 


Tineina. 
Alyehia Lat. 
Appendiculata Esp. Bei Tokat. 


Euplecameaus Lat. 
Fuesslinellus Sulzer. Die von Herrich-Schäffer Figur 241 - 
243 abgebildete Varietät. 
Ophisa Cramer. 
Laevigatellus H.-Sch. 
Hoapsifera 2. 
Luridella 2. 


Huypsolophus Fab. 
Verbascellus S. NV. 


Gelechia 2. 
Egenella H.-Sch. 


Harpella Schk. 
Kindermanni H.-Sch. 


VOecophora Lat. 
Amasiella H.-Sch. 


Pterophoridae L. 


Plerophorus Geoffroy. 
Pentadactylus L. 


——— 


Neue Käfergattiung 


von 


Dr. Hampe. 


Obwohl ich der Ansicht des Herrn Dr. Schaum vollkommen bei- 
pflichte, dass die Veröffentlichung bloss einzelner Arten eine der vorzüg- 
lichsten Ursache der vielen Verwirrungen in unserer Wissenschaft sei; so 
kann doch von dieser Regel eine Ausnahme gemacht werden, nämlich dann, 
wenn es sich darum handelt, entweder ein besonders ausgezeichnetes Thier, 
oder eine ganz neue Gattung bekannt zu machen, vor Allem aber dann, 
wenn eine solche Entdeckung der vaterländischen Fauna, deren Bereicherung 
doch gewiss einem Jeden zunächst am Herzen liegen muss, zu Gute kommt. 
Diese Entschuldigung dürfte nun auch bei meinem Thiere Anwendung finden. 

Ich war vor zwei Jahren so glücklich, zu Sebenstein ein Thier zu 
finden, welches in die Familie der Eucnemiden gehört. Trotz der sorgfältig- 
sten Untersuchung ist es nicht gelungen, dasselbe einer der schon bekann- 
ten Gattungen einzuverleiben, da namentlich die Fussbildung , welche bei 
der Zertheilung dieser Familie in die einzelnen Genera eine sehr wichtige 
Rolle spielt, von allen bekannten ganz abweicht. Ich war daher gezwungen, 
ein eigenes Genus daraus zu bilden, und gab ihm den Namen nach dem, in 
zwei Lappen gelheilten 4. Fussgliede: Rhacopus, von rhacos, der Lappen, 
da der passendere Name Dichopus, zweilappig, schon vergeben ist. Seiner 
Gestalt nach reiht es sich zunächst an Tharops an. 


Rhacopus m. 

Fühler 11gliedrig: das erste Glied lang, das zweite kurz, das dritte 
etwas kürzer als das erste, die folgenden ziemlich von gleicher Länge, 
nach innen schwach gesägt, das letzte so lang als das zweite. Der Kopf 
fast vertical, die Mundöffnung unten. Das Halsschiid am Grund breiter als 
lang, nach vorne allmälig verengt, seine Scheibe kissenartig gewölbt, nach 
rückwärts abgedacht, die Hinterecken sehr lang, derartig vorspringend, die 
Schultern umfassend. Flügeldecken so breit als das Halsschild, nach rück- 
wärts allmälig verschmälert. Halsschild auf dem umgeschlagenen Rande mit 
einer seichten Fühlerrinne. Vorderbrust nach vorne abgeslutzt, der Fortsatz 
nach rückwärts sehr kurz und stumpf. Hüften der Hinterbeine nach innen 
jäh erweitert. Fussglieder ohne Anhängsel; das erste Glied lang, das zweite 
und dritte kurz, das vierte in zwei Lappen gespalten ; Klauen einfach. 


256 


Der Gattung Tharops in der Gestalt zunächst verwandt ; jedoch durch 
die längern Fühler, durch das in Lappen gespaltene vierte Glied der Füsse 
und mehr derlei von ihr unterschieden. 

R. cinnamomeus: elongatus, sub-cylindricus, ferrugineus, sub- 
nitidus , punctatissimus ; antenmis longis, filiformibus; thorace anterius 
valde elevato ; elytris substriatis. Long. 41.4” ; lat. 1'4”. 

Der Kopf braun, gelblich behaart, dicht punctirt, fast senkrecht, 
zwischen den Fühlern eingeschnürt, die Stirne am Vorderrand zugerundet; 
die Mandibeln stark, ihre Spitzen schwärzlich, die Augen rund, schwarzbraun; 
die Fühler gut von der halben Körperlänge, braun, schwach gesägt (@ ?); 
das Halsschild am Grunde breiter als lang, nach vorne allmälig verengt, an 
der Spitze gerade abgeschnitten, fein erhaben gerandet, mit einem kurzen 
Leistchen, welches am Vorderrande in der Nähe des oberen Augenrandes 
entsprirgend, sich nach rück- und auswärts zieht; die Seiten stark hinab 
gebogen, und ihre Ränder gehen bogenförmig in die langen, dornarlig 
vorspringenden, die Schultern eng umfassenden Hinterecken über; die Basis 
zweimal gebuchtet, der Mittellappen ausgerandet; die Scheibe nach vorne 
kissenartig gewölbt, nach rückwärts abgeflacht, mit einer schwachen, nach 
rückwärts glatten Mittellinie und in der Mitte mit zwei schiefeu Eindrücken; 
sonst nach vorne sehr dicht körnig, nach rückwärts weniger dicht 
punctirt, zart behaart, braun; das Schildchen länglich, an der Spitze abge- 
rundet, fein behaart, punctirt, braun; die Flügeldecken mehr als doppelt 
so lang als zusammen breit, fast linear, an der Spitze zusammen abgerundet, 
nach vorne etwas flach, nach rückwärts sehr convex, die Oberfläche dicht 
gelblich behaart, etwas glänzend, fein, dicht und tief punctirt, die Puncte 
bei schiefer Ansicht Querrunzeln bildend, mit schwach angedeuteten Längs- 
streifen, die Farbe braun; Brust und Hinterleib ebenso punelirt und behaart 
wie die Flügeldecken, etwas glänzend ; die Füsse nicht sehr kräftig. 

Wurde von mir zu Sebenstein gefangen. 


Niederösterreichische Pflanzennamen 


von 
Dr. Anton Herner. 


Nachstehende Aufzählung niederösterreichischer Pflanzennamen ver- 
dankt ihre Entstehung einer von Herrn R. L. v. Heufler im Jahre 1852 
veröffentlichten Schrift: „Ein botanischer Beitrag zum deutschen Sprachschatz“, 
bei deren Durchlesung in mir der Wunsch sich aufdrängte, eine deutsche 
botanische Nomenklatur möglichst frei von fremden Ausdrücken und be- 
gründet auf ursprüngliche deutsche Benennungen, in der Wissenschaft einge- 
führt zu sehen. Vergleicht man die deutschen Namen, welche den Arten, 
Geschlechtern und Ordnungen der Pflanzen in den verschiedenen Werken 
beigegeben werden, so wird man eine nicht geringe Verwirrung wahr- 
nehmen. Abgesehen davon, dass die Namen häufig gar nicht übereinstimmen 
und von einer Anführung der Synonyma gar keine Rede ist, so finden 
sich in dem einen Werke bei den Arten, in dem andern bei den Ordnun- 
gen die deutschen Namen ganz weggelassen. Eine über alle Arten, Gat- 
tungen, Ordnungen u. dgl. ausgedehnte deutsche Nomenklatur findet sich 
nur äusserst selten und dort, wo sie vorhanden, ist sie kaum mit dem 
Namen deutsch zu belegen. 

Da die alte deutsche Volks-Nomenklatur in der Mehrzahl der Fälle 
nur auf die Arten und nur in seltenen Fällen auf ganze Gruppen derselben, 
deren natürliche Verwandtschaft auch dem nur oberflächlicher beobachtendem 
Auge nicht entgehen konnte, sich ausdehnie, so nahm man bei der Bildung 
deutscher Gattungs- und Ordnungsnamen gewöhnlich zur Uebersetzung seine 
Zuflucht und nicht selten liest man den lateinischen Familiennamen: Nym- 
phaeaceae, Berberideae, Polygaleae, als deutsche Benennungen: Familie der 
Nymphaeaceen, Berberideen, Polygaleen nachgesetzt. Dass es aber bei einem 
solchen Mangel an einer alten deutschen Benennung erlaubt und vorzuziehen 
sei, neue deutsche Namen nach den Gesetzen der Wortbildung für solche 
Gruppen verwandter Pflanzen zu schaffen, unterliegt wohl keinem Zweifel, 
und Oken war der ersie, der als Schöpfer solcher deutscher Gattungsnamen 
auftrat „ die leider wenig Anklang gefunden zu haben scheinen. Um nun 
einerseits schon vorhandene deutsche Namen nicht unnöthig durch neue zu 


Bd. V. Abh. 33 


258 


verdrängen, andererseits die Willkür, die bei Neubildung deutscher Namen 
in’s Spiel tritt, zu beschränken und dem Schöpfer neuer Namen Anhaltspunete 
zur Bildung derselben in die Hand zu geben, ist es nothwendig. alle noch 
jetzt im Munde des Volkes lebenden Namen sorgfältig zu sammeln und zu- 
sammenzustellen. Diess ist der Grund, der mich bestimmte, nachfolgendes 
Verzeichniss der Oeffentlichkeit zu übergeben, welches alle von mir gesam- 
melten niederösterreichischen Pflanzennamen enthält und neben der grossen 
Anzahl solcher Namen, die schon längst in botanischen Werken angeführt 
sind, vielleicht doch einzelne Bezeichnungen aufzählt, die in dem oben an- 
gedeuteten Sinne einigen Werth besitzen. Dass ich auch erstere, nämlich die 
schon allgemein bekannten und gebrauchten Namen gleichfalls anführte, 
geschah, um auch die Verbreitung bestimmter Namen ersichtlich zu machen, 
denn während für bestimmte Gewächse der Name ein allgemein verbreileter 
ist, bleibt er bei andern nur örtlich und gerade die Angabe dieses Ver- 
hältnisses schien mir nicht ohne Werth zu sein. Es muss auffallen , dass 
Namen die anderwärts so verbreitet sind, wie Wachholder Weide u. d. gl. 
dem Oesterreicher wenigstens jetzt unbekannt sind. Ich will damit nicht be- 
haupten„ dass sie ihm seit jeher fremd geblieben, ja bei einigen lässt sich 
sogar mit Wahrscheinlichkeit annehmen „ dass sie früher in Oesterreich mit 
einem jetzt verschollenen Namen belegt waren. Im Mai, zur Zeit wo Aepfel, 
Birnen, Prunus Padus, Viburnum Lantana und viele andere Gesträuche in 
voller Blüthe stehen, und die Wiesen mit blühenden Tararacum officinale 
bedeckt sind , pflegen spielende Kinder die hohlen Schäfte letztgenannter 
Pflanze sn der Spitze einzukerben, und dann in den Mund zu nehmen, wobei 


sie die Worte „Apfibam, Melbam ,„ Birbam“ oft wiederhohlend aussprechen. 
Durch die Erwärmung uud dureh das Herumwerfen des Schaftes in der 
Mundhöhle erzielen sie, dass sich die eingekerbten Abschnitte wie Spiralen 
nach auswärts zusammenrollen, und der Schaft dann ein ganz eigenthüm- 
liches Ansehen erhält. Ich erwähne dieses Umslandes darum, weil im ange- 
führten Spruche der Kinder das Wort Melbam enthalten ist, welche Benen- 
nung (Maelbaum) von Trag u sin seinem Kräuterbuch von 1630 dem Viburmum 
lantana und Sorbus aucupuria beigelegt wird, während dieser Name gegen- 
wärlig weder auf eine dieser beiden noch anf eine andere Pflanze in Oester- 
reich Anwendung findet ,„ so dass es daher sehr wahrscheinlich ist, dass er 
in früherer Zeit auch in Oesterreich einem dieser beiden Sträuchen beigelegt 
wurde, jetzt aber verschollen ist, und sich nur mehr im obigem Spruche er- 
halten hat. 


Vergleicht man die Namen bezüglich ihrer Verbreitung, so ergibt sich 
das Resultat, dass einige derselben nur auf einen sehr beschränkten Bezirk 
sich ım Munde des Volkes finden, während andere mit geringen durch die 
Mundart bedingten Abänderungen eine weite Verbreitung zeigen. 


Während diese letzteren sich meistens auf Bäume und Sträucher, auf 
Culturpilanzen und solche, die wegen ihrer heilsamen Wirkungen in grossem 


259 


Rufe gestanden, sich beziehen, so sind diejenigen Namen, die sich nur sehr 
örtlich zeigen, meistens nach der Aehnlichkeit der Blüthen oder Blätter, 
oder auch nach der Zeit, zu welcher die Pflanze zur Blüthe kommt, gebildet, 
und namentlich die auf letztere Weise entstandenen sind oft nur auf ein 
einzelnes Dorf oder eine einzelne Alpe beschränkt. So z. B. heisst Nigri- 
tella anguslifolia wegen der Farbe ihrer Blüthen auf den meisten Öster- 
reichischen Alpen Kohlröserl am Klauswald im Erlafthale, jedoch wo diese 
Pllanze weit gegen das Thal herabgeht und schon im Juni zur Zeit der 
Sonnenwende blüht, nennt man sie „Sunawentschöberl“. Solche Namen 
nach der Blüthezeit gebildet, sind überhaupt ungemein häufig und beispiels- 
weise führe ich hier an: Anemone Pulsatilla bei Krems Arstguckn genannt, 
wahrscheinlich, weil ihre Blüthen fast die ersien sind, die aus dem Boden 
hervorgucken; Helleborus niger wird wegen seiner Blühezeit im allerersten 
Frühjahre Schneekaderl genannt. Orchis Morio und militaris die zur Zeit, 
wenn der Kukuck zum ersten Mal seinen Ruf, ertönen lässt. blühen, nennt 
der Oesterreicher Gugableameln. 


Vorzugsweise findet man diese Namen bei den cultivirten Obstsorten 
z. B. Magdalenabirn,, Bartlmaipferscha von denen erstere um den Magda- 
lenen-, letztere um den Bartholomäus-Tag reifen, Haberbirn die gewöhnlich 
zur Zeit des Haferschnittes gepflückt werden, u. v. a. 


Viele Volksnamen wurden nach dem Standorte der Pflanzen gebildet 
und unter diesen sind z. B. Wegrat für Plantago-Arten, Hanserl am Weg 
für Chenopodium bon. Henricus und Polygonum aviculare, Brunnkress für 
Nasturtium zu rechnen. Dass die Alten bei Bildung solcher Namen nach 
dem Standorte nicht sehr engherzig gewesen seien, geht aus einigen Stellen 
von Matthioli und Tragus Kräuterbüchern hervor, welche die Cheno- 
podium, Amaranthus-Arten und mehrere andere Pllanzen, weil sie sich auf 
Schutt und an altem Gemäuer finden, schlechtiweg Meier nennen, welchen 
Namen manauch in Oesterreich dem Lepidium Draba, also einer an ähnlichen 
Stellen wachsenden Pflanze beilegte. — Auch nach dem Lande, aus dem die 
eine oder andere Pflanze zu uns gebracht wurde, finden wir Namen gebildet. 
In früherer Zeit wurden die meisten fremden eingeführten Gewächse mit 
den Namen „Wälsch“ oder „Heidnisch“ bezeichnet, und so ist z. B. der 
Name Hoan des Polygonum fagopyrum der in den alten Werken als Heidnisch 
Korn aufgeführt wird, entstanden. Andere hierher gehörige Namen sind: 
Luzerner Klee, Teutscher, Türkischer, Steirer Klee u. del. 


Eine grosse Anzahl von Pflanzen verdanken ihren Namen der tech- 
nischen Anwendung, wie Zinnkraud für Equisetum-Arten, die zum Reinigen 
von Metall benützt werden, ferner Bindarohr,, Stokadurrohr u. dgl., noch 
mehrere aber verdanken ihren Namen der Heilkraft, die man ihnen gegen 
bestimmte Krankheiten zuschrieb und bei diesen ist es in der That oft 
schwierig, die wahre Quelle des Namens zu finden, wenn die Krankheit 
selbst einen wenig bekannten Trivialnamen hat. So heisst: z. B. Stachys 


33 * 


260 


recta, welche gegen die in Folge von Periostitis einer Zahnwurzel aulge- 
tretene Geschwulst, Vorspa genannt, angewendet wird, das Vorspakraut. 
— Bryoniu alba, welche gegen eine Hautkrankheit der Schweine , die man 
den Schelm nennt, Heilkräfte haben soll, heisst Schelmswurz. — Rhododen- 
dron hirsutum, von dem eine Abkochung eine Krankheit des Rindviehes, 
Rausch genannt, vertreiben soll, wird das Rauschkraut genannt. Veratrum 
album wird in den österreichischen Alpen zur Vertreibung des Ungeziefers in 
den Kleidern angewendet und hat den Namen Hematwurzen erhalten, ein Name, 
der dieser Pflanze nach Sendtner auchin den baierischen Alpen zukommt. 


Auch der Aberglaube spielt eine grosse Rolle bei der Entstehung der 
Trivialnamen. So z. B. nennt man Nephrodium filie mas. an manchen Orten 
Greingraud, weil, wenn es inein Haus gebracht wird, ein Verdruss entstehen, 
und von irgend einem Mitgliede des Hauses gezankt, oder wie der Oester- 
reicher sagt, gegreint werden soll. Aconitum Napellus heisst Wolfswurtz 
in einigen Gegenden auch Fuchsbliah, und soll die Eigenschaft haben, 
Wölfe und Füchse zu vertreiben. Vielleicht liesse sich hieraus das gewöhn- 
liche Vorkommen dieser Pflanze bei den Sennhütten erklären, so dass man 
sie ursprünglich zum Schutze der Heerden dahin gepflanzt. 

Auch der deutsche Name von Sempervivum oder Jovisbarba der Alten 
verdankt einem Aberglauben seinen Ursprung, indem man nämlich behaup- 
tet, dass dort, wo diese Pflanze wächst kein Blitz einschlage , demzufolge 
es in einer Verordnung Carl des Grossen *) heisst: „Et ile hortulanus 
habeat sub domum suam Jovisbarbam.“ — In Oesterreich nennt man dasselbe 
gewöhnlich Hauswurtz seltener Donerknöpf, welcher letztere Name auch in 
Kärnthen **) und bei den Siebenbürger Sachsen (Donerkrokt) sich wiederholt. 


Eine Unzahl von niederösterreichischen Pflanzennamen ist nach 
der Aehnlichkeit der Blüthen, Blätter oder Früchte mit irgend einem 
Gegenstande oder nach sonst einer Eigenthümlichkeit der Pflanze gebil- 
det. Hierher gehören z. B. die Namen Bärnbratzerl oder Kätzenbrankerl 
für Gnaphal. dioicum Lebngescherl für Linaria und Antirkinum-Arten, 
Täuberl im Nest für Aconitum ,„ Klebern oder Kletten für Lappa-Arten, 
Klescherl für Silene inflata. Manchmal ist man über diese Namen wirklich 
überrascht, da sie eine sorgfältige Beobachtung der Pflanzen voraus- 
setzten, wie z. B. die Namen Neunibleamerl für Anagallis arvensis, die um 
9 Uhr Vormittags ihre Blüthen öffnet, oder Thaubecherl für Alchemilla vul- 
garis, in deren zusammengefalteten Blättern sich Morgens Thautropfen finden, 
und viele andere beweisen. 

Bei einer grossen Anzahl von Pflanzennamen war ich nicht im Stande 
ihre Bedeutung zu ermitteln. So z. B. bei den Namen Senerer für Erica 
Carnea, Biberhendel für Orobus vernus, Teufelspeitschen für Silene 
acaulis, und vorzüglich finden sich viele solche Namen, in denen sich 


*) Capitulare Caroli M. de Villis suis Cap. LXX. 
»X) Jahrbuch des naturhist. Landesmuseums von Kärnten, II. Jahrg. 1853, p. 94 . 


261 


eine Beziehung auf irgend ein Thier findet, die wir nicht mehr kennen , wie 
z. B. bei Hundsbeer, Adlersbeer und vielen anderen — namentlich spielt der 
Kukuck früher Gukgauch oder bloss Gauch genannt, in der Zusammensetzung 
solcher Namen eine grosse Rolle. 


Pflanzennamen die fremden Sprachen entsprungen sind, finden sich 
gleichfalls oft mannigfach verdreht im Munde des Volkes, doch sind diess 
meist solche, die wegen ihrer medizinischen Wirkung oder zum Küchenge- 
brauche u. dgl. eingeführt wurden. So z. B. die Namen Häbern von Avena , 
Eibisch von Hibiscus oderEbiscus, Sälfa von Salvia, Entzian von Gentiana, 
Jasmin aus dem arabischen Jasimin, Saffran aus dem arabischen Sahafaran, 
Mais, welches nach Matthioli von den Indianern Mahis genannt wurde. 


Ich komme endlich zu jenen Namen, die nicht bloss für den Botaniker, 
sondern auch für den Sprachforscher den grössten Werth haben, und die 
im Gegensatze zu den bisher besprochenen, von denen viele gewiss erst in 
der jüngsten Periode ihre Entstehung gefunden, aus der Wiege unserer 
deutschen Sprache herstammen. Meist sind es Namen von Bäumen und 
Sträuchern die allgemeiner verbreitel sind, und deren Benennung bei uns 
nur durch die Mundart sich modifieirt zeigt. Die Namen: Rusten für Ulmus, 


Aspen für Popul. tremula, Sälcher für Salöix Capr. Felber für Salix-Arten, 
Alexen oder Elexen für Prunus Padus. Lülgn für Clematis Vitalba mögen 
als Beispiele dienen. 


Die niederösterreichischen Pflanzennamen finden sich in nachstehendem 
Verzeichnisse in der Mundart des Niederösterreichers geschrieben, bei den 
meisten derselben ist auch der hochdeutsche Name eingeklammert, beigefügt. 
Es wurde hierbei die gewöhnlich übliche Art der Bezeichnung einzelner 
Laute gewählt, und wir verweisen in dieser Beziehung auf einen Aufsatz 
über die niederösterreichische Mundart von Franz Tschischka in den 
Beiträgen zur Landeskunde Oesterreichs unter der Enns.“ Wien 1832, Erster 
Band, pag. 74. 


Clematis Vitalba L. Lülgn bei Krems, Lirschn und Lurschn um Wien, Nirschn 
und Nurschn im Kampthale (Laele im siebenbürgisch-sächsischen 
Dialekt, Niele in der nördlichen Schweiz). In einer Abhandlung 
von J. Grimm betitelt „Ueber Frauennamen aus Blumen“ findet 
sich unter Anderen auch der Name Liula, welcher von der altdeut- 
schen Bezeichnung der Clemalis Vitalba „Liula“ hergenommen 
ist, angeführt und erwähnt, dass sich diese Benennung bis auf 
die gegenwärtige Zeit in manchen Gegenden Deutschlands er- 
halten habe. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass auch die 
angeführten niederösterreichischen Namen Lülgn u. s. f. vou 
Liula herstammen. 

Anemone Hepatica L. Lebakraud (Leberkraut). 

— Pulsatilla L. Arstguk’n, Oarguka (Erstgucken) im V. 0. M. B. 

Merznbecherl (Märzbecherl) um Wien- 


262 


Ranunculus. Die gelbblühenden Arten Schmälzbleamin (Schmalzblumen) mit 
welchem Namen man auch Caltha palustris bezeichnet. Ranune. 
hybridus in den Alpen Hänakemp (Hahnenkam) nach der Form 
der Blätter genannt. 


Trollius europaeus L. Budareserln (Butterröschen) die var. humilior Koch. 


am Hochschwab in Obersteiermark Almkaibafl 
Helleborus niger L. Schneekaderl im Erlafthale. 
— viridis L. Gilbwurzel. Die Wurzel dieser Pflanze dient als Volks- 
mittel zum sogenannten Gilben (Setzen eines Haarseils.) 
Nigella arvensis und damascena L. Gredl in da Stau’n (Gretchen in der 
Staude). 
Delphinium Consolida L. Rittasporn (Rittersporn). 


Aconitum Napellus L. Wolfswurz, Fuchsblüah, um Wien auch Taeuberl im 
Nest nach der Aehnlichkeit der Nectarien mit zwei Vögeln, die 
in dem helmförmigen Kelchblatte wie in einem Neste sitzen. 
Seltener ist der Name Eisnhuad (Eisenhut). 

Paeonia officinalis L. Pfingstrosn, Buttoniros’n. 


Berberis vulgaris L. Weinscharl um Wien und Krems, Zizerl im Erlafthale. 
Ersidl in der Umgebung des Schneeberges. 


Papaver somniferum L. Mägn, soll von dem türkischen Magon abstammen. 
— Rhoeas L. Wülda Mägn, Feldmägn, Klätschros’n, leizterer Name 
rührt wahrscheinlich davon her, dass man die sehr zarten Blu- 
menblätter benützt, um durch eine eigene Fertigkeit einen Schall, 

ein Klatschen hervorzubringen. 


Chelidonium majus L. Schölkraud „ Bluadkraud (Blutkraut), Alflerand : 
das Erysipel nennt der Öesterreicher den AL, und da das 
Chelidonium gegen obige Krankheit als Volksmittel Anwendung 
findet, ist wohl hiervon der Name Afllkraut abzuleiten. 


Corydalis cava Schweigg. u. Koert, Holwurz. 
Cheiranthus Cheiri L. Lämberta, gälba Veigl. 
Nasturtium offieinale R. Pr. Brunkress, mit welchem Namen häufig auch 
Cardamine amara belegt wird. 
Brassica Rapa Koch. Hälmruabn , Weingärtruabn „ Weisse Ruabn (Halm- 
rübe, Weingartrübe). 
— Napus L. Kraudruabn, Stekruabn. 
— oleracea L. Cultivirte Formen sind: Caulocarpa Kolrabi, Kolarabi, 
viridis: Krauskohl, blauer Kohl, sabauda: Kälch, capitata 
Kraut, sau’s Kraut (saures Kraut), boirytis: Kauli „ Kalfiol, 
asparagoides: Brokal, Brokerl. 
Sinapis nigra Koch. Senef. 
Cochlearia officinalis L. Lungnkress. Löflkraud. 
— armoracia L. Kren. 


263 


[0] 
Lepidinm Draba L. Meier, Alte Mona (Alte Männer). 
— salivum L. Gärtnkress. 


Capsella Bursa pastoris L. Taschlkraud. 


Raphanus sativus L. var. niger: Schwärza Radi, var. radicula: Radi. 

—  Raphanistrum L. Dilln im Waldvieriel. 

Viola odorata L. Veigerl (Veilchen), V. hirta, canina „ sylvestris „ über- 
haupt diejenigen blauen Veilchen, denen der Geruch fehlt: 
Hundsveigerl. 

— tricolor L. Dreifältikeitskraud (Dreifaltigkeitskraut), Tag und Nächt- 
veigerl, Sliafmirtal (Stiefmütterchen). Man erklärt letzteren Namen 
auf folgende Weise: das unterste grösste gespornte Blatt der 
Blüthe ist die Stiefmutter, und trägt die schönsten und buntesten 
Farben , die zwei ihr zunächst stehenden Blätter sind ihre echten 
Kinder, die gleichfalls noch mit bunten Farben bezeichnet sind, 
die zwei obersten Blätter sind ihre Stiefkinder, und sind meist 
einfärbig. 

Parnassia palustris L. Student’nröserl, wahrscheinlich weil sie zur Zeit der 

Herbstferien zu blühen beginnt. 


Polygala vulgaris und amara L. KreuzbleamIn (Kreuzblumen). Hir. Tragus 
sagt pag. 210 „sie heissen Creutzblümen darumb, dass man sie 
in der üreutzwochen am vollkommlichsten findet „ darauss machen 

P die Creutz-Jungfrawen ihre Krentzlein.“ 

Dianthus Arten: Nagl, D. Carthusianorum Stoanagl (Steinnelke), D. pluma- 
rius fl. plen. Pfingstnagl. 


Silene acaulis L. Deuflspeitschn am Dürrenstein genannt (C. Erdinger). 
— inflata Sm. Kleschn, Klescherl. Die aufgeblasenen Kelche an der 
Spitze zusammengehalten und rasch gesprengt, erzeugen einen 

Schall, den der Oesterreicher Kleschen nennt. 


Lychnis Viscaria L. Biknagl, Bechnagl (Picknelke, Pechnelke). 


Agrostemma Githago L. Rädn, mit welchem Namen auch der Same dieser 
Pflanze, der sich häufig dem Roggen beigemengt findet, belegt 
wird. 

Spergula arvensis L. Leining im Mühlviertel, wo es ein häufiges Unkraut 
in den Leinfeldern ist. 

Linum usitatissimum L. Här, Flächs, Lein; L. austriacum, Wülda Flächs. 

Stellaria media, Heanadarm (Hühnerdarm). 

Malva sylvesiris L. und vulgaris Fries, Kaspäp!, Kasbäabl (Käspap!). 

Althaea rosea Cav. culta. Bäblrosn (Pappelrose). 

— officinalis L. Eibisch, Eiwisch. 

Tilia grandifolia, Suma-Lindn, T. parvifolia Winta-Lindn. 

Iypericum perforalum L. Johänskraud. 

cer Pseudoplatanus L. Ahorn, Fläder. 


264 


Acer campestre L. Fläder. 

Aesculus Hippocastanum L. Wülda Kestnbam (Wilder Kastanienbaum), Ross- 
kastanie der Wiener. Mathioli pag. 67 sagt: die Türken nen- 
nens Rosskastanien darumb,, dass sie den keichenden Rossen 
sehr behülflich sindt.” 

Vitis vinifera L. Weinstock, Weinrebn. Die häufigeren in Oesterreich ge- 
bauten Traubensorten sind: Atimenesia Cynobotris , weisse Zir- 
fanl oder Zirifaner , welcher Name von der Bezeichnung Tran- 
sylvaner abstammen soll, Ximenesia nigra, schwärze Zirfanl, 
Muscatella alba, nigra und rubra, weiss, schwärz und räd 
Schmekade, oder auch Muskadella. Plinia austriaca, Weisse. 
Plinia rhenana, Risling. Johannia albifrons, Seetraubn, Johannia 
princeps, Pickera von dem Pickerergebirge in Steiermark , 
wo dieselbe häufig cultivirt wird so genannt, die Mosler 
der Rheinländer. /sidora nobilis Grobe. Heerera veltlina Räde 
(Rothe) die Veltliner der Rheinländer. Heerera austriaca, gleich- 
falls Rade genannt. Chaptalia albifrons, Pedersüllweinba (Peter- 
sillweinbeere). Columelia parietalis, Scheib’nkern. Clementea 
alba, Mehlweisse. Clementea laciniata, Reifla, Grealing ı Grün- 
ling). Catonia praecox, Burgundal. Catonia burgundica, Schwärz- 
grobe oder Limberga u. v. a. 

Geranium roberlianum L. Schnäblkraud, Storch’nschnäbl. 

Ozalis Acetosella L. Häsenklee im Erlafthale, (ugabrod im Waldviertl, 
Sauaklee bei Krems. 

Ruta graveolens L. Weinrantn (Weinraute). 

Evonynus europaeus L. und verrucosus Scop. Pfälf’nkapl (Pfalfenkäppchen). 

Rhamnus cathartica L. Hundsber, Pulvaber. 

Ononis spinosa L. Hauhechl. 

Melilotus-Arten. Stoanklee (Steinklee). 

Trifolium pratense L. um Krems deutscha Klee, im Erlafthale Steiraklee 
(Steierischer Klee). 

Lotus corniculatus L. und Anthyllis Vulneraria L. Fraunschuacherl, 

Medicago satıa L. Schnek’nklee, Luzernaklee. 

Hedysarum Onobrychis L. Türkischa Klee, Espase. 

Vieia- und Lathyrus-Arten und Coronilla varia L. Wik’n. 

Vicia Faba L. Saubonl (Saubohne). 

Pisum sativum L. Erwass’n, Erbs’n (Erbse). 

Orobus vernus L. Bibahendl bei Krems, Liabfraunschuachal im Waldviertel. 

Phaseolus vulgaris L. Bonl.tPhas. multiflorus Lam. Rossbonl (Rossbohne). 

Ervum Lens L. Lins, Lins’n. Erv. monanthos cult. im V. U. M. B. Kicherln. 

Amygdalus comunis L. Mändl. 

Persica vulgaris Mill. Pfearscha (Pfirsich). 

Prunus Armeniaca L. Marüln, Pr. spinosa L. Schlechn, Schlecha (Schlehen). 

—  insititia L. Kricherl. Pr. domestica L. Zweschp’n (Zweischke). 


265 


Prunus avium L. Kersch’n, Wäldkersch’n, Wäldkerschal. Pr. avium duracina 
Koch. Kramlkersch’n. 

—  Cerasus L. Weigsl (Weichsel). Pr. Chamaecerasus Jacq. Wülde 
Weigsl. 
— PadusL. Alegs’n, Oelegs’n, Aelegs’n, selten auch Aublüah. 

Rubus Idaeus L. Himber, bei Zwetiel im Waldviertel Molinaber. 

— caesius L. und fruticosus L. Bromber, auch Braunber und Kronber 

Fragaria vesca L. Erdber, im Erlafıhale Rädber, Rädi Ber (Rothe Beere). 

— collina Ehrh. Pröpstling, Pröstling. 

Rosa canina L. Hetschapetschstaudn. Die Früchte werden Hetschapetsch 
genannt, welcher Name so viel als Heckenknospe zu bedeuten 
scheint, indem einerseits die hochdeutsche Bezeichnung Hage- 
butte, anderseits die englischen Worte Hedge (die Hecke) und 
bud (die Knospe) hieranf hindeuten. 

Alchemilla vulgaris L. Thaubecherl. In den jüngeren fächerförmig zusam- 
mengefalteten Blättern sind in der Regel Thautropfen angesam- 
melt, was zur Bildung dieses Namens Veranlassung gegeben hat. 

Crataegus OxzyacanthaL. Melber. In der Umgebung von Steinegg im Kamp- 
thale, wo Cornus mas L. nicht vorkommt „ wird Crataegus 
Ozyac. Dirndl genannt. 

Mespilus germanica L. Asperl oder Esperl (Mispel). 

Cydonia vulgaris Pers. Kid’n (Quitte). 

Pyrus comunis L. Holzbirn. Einzelne cultivirte Sorten, deren Namen mei- 
stens nach der Zeit, in der sie reifen, oder nach dem Ge- 
schmacke, der Form u. dgl. gebildet wurden, sind: Häberbirn, 
Magdalenabirn, Frau’nbirn, Schneebirn, Muskatela oder Naga- 
witzbirn , Süassbirn , Pluzabirn, Herrnbirn,, Isnbärt, Kaisabirn, 
Augsburgabirn, Sälzburgabirn, Zwiboz’nbirn (Zweiknospenbirne) 
DEISIT. 

Pyrus Malus L. Holzäpfel. Einige häufiger cultivirte Sorten, deren Namen 
grösstentheils fremden Sprachen entlehnt wurden, sind: Ma- 
schanska, Ranet, Grisofska, Täfatäpfl, Güldaling , Himberäpfl, 
Jakobiäpfl u. dgl. 

Sorbus domestica L. Aschiz’n, Eschiz’n (Eberesche). 

—  Aucuparia L. Voglber. 

— Aria Crantz. Edi Ber, auch Melber (öde Beere, Mehlbeere). 

— torminalis L. Adlasber, im Waldviertl auch Melbirndl (Adlersbeere, 
Mehlbirnchen). 

Oenothera biennis L. Näachtkörz’n (Nachtkerze). 

Bryonia alba L. Schelmswurz, Hundsber (siehe oben). 

Cucumis sativus L. Umurk’n (Gurke). 

 Cucurbita Pepo L. Pluza (Pluzer). 

Philadelphus coronarius L. Becherlholla. 


Bd. V. Abh. 34 


266 


Sedum mazımum Suter. Fette Hen (Fettes Huhn). 
— acre, sezangulare und album L. Warz’nkraut, ein Name, der ur- 

sprünglich wohl nur dem $. acre, welches wegen der scharfen 
Stoffe, die es in den Blättern enthält, gegen Warzen Anwen- 
dung fand, beigelegt wurde. 

Sempervivum tectorum L. und S. hirtum L. Hauswurz, Dunerknöpf (Donner- 
knöpfe). 

Ribes Grossularia L. Agräsl. 

— rubrum L. Ribisl. 

Sazifraga mutata L. Fälsche Hauswurz am Lassingfall. 

Chrysosplenium alternifolium L. Krod’nkraud (Krötenkraut). 

Eryngium campestre L. Doandistl, Donadistl (Donnerdistel). 

Petroselinum sativum Hoffm. Pedersül (Petersilie). 

Apium graveolens L. Zälla (Sellerie). 

Carum carvi L. Kim’l (Kümme!). 

Pimpinella Anisum L. Anais (Anis). 

Aethusa Cynapium L. Hundspedersül. 

Foeniculum officinale All. Fenigl (Fenchl). 

Meum athamanticum Jac q. Baernbudl, Bergkim!l. 

Levisticum officinale Koch. Liabstöckl (Liebstöckl). 

Imperatoria Ostrutium L. Mastawurzl (Meisterwurzl). 

Aneihum graveolens L. Düll (Dill). 


Daucus Carota L. Gaelbe Ruabn (gelbe Rübe). 

Coriandrum sativum L. Koriänder. 

Hedera Helix L. Wintagrean (Wintergrün). 

Cornus. sanquinea L. Entweder Härtrigl schlechtweg, oder dort, wo auch 
Cornus mas Härtrigl genannt wird, Räder Härtrigl. 


Cornus mas L. Dearndl, Dirndl, Härtrigl. 

Viscum album L. Mistl. 

Sambucus EbulusL- Adi (Attich). 

Sambucus nigra L. Schwärza Holla (schwarzer Holler). 

— racemosa L. Hirschholla bei Krems, Räda Holla am Oetscher, Berg- 

holla um Wien. 

Viburnum LantanaL. Edi Ber (öde Beere) mit welchem Namen hier und da 
auch Sorbus Aria gemeint ist. 

Viburnum Opulus L. Schneebäll’n. 

Lonicera Caprifolium L. Gasbläd (Geissblatt), um Wien auch Jasmin und 
auch Je länger je lieber genannt, 

Lonicera Xylosteum L.. Hundsber. 

Asperula odorata L. Wäldmasta (Waldmeister). 

Galium verum L. „Unser liaben Frau Bettstroh“ in der Prein. 

Valeriana officinalis L. Bäldrion. 

Valerianella olitoria Poll. Vögerlsaläd (Vogelsalat). 


267 


Succeissa pratensis Mönch. Deuf’Is Äbiss. 

Tussilago Farfara L. Huafladi (Huflattich), im Waldviertl Heilbleda (Heil- 
blätter). 

Bellis perennis L. RukerIn, GensbleamIn (Gänseblümchen). 


Inula Helenium L. Alänt. 
Gnaphalium Leontopodium Scop. Edlweis. 

— dioicum L. Kätznbraukerl, Bernbrazer!. 

Helichrysum arenarium DC. Imorteln. 
Artemisia Absynthium L. Wermath (Wermuth). 

— austriaca Jacgq. Hiatawermath (Hütherwermuth). Sträusschen dieser 
Pflanze werden in der Umgebung von Krems auf Stangen „ die 
man an jenen Wegen, welche zur Zeit der Traubenreife nicht 
betreten werden dürfen, hinpflanzt, aufgesteckt und auch jeder 
Weingarthüther trägt ein solches Sträusschen auf seinem Hute, 
welche Sitte dieser Pflanze wohl ihren Namen gegeben hat. 

Tanacetum Balsamita L. Fraunbladl (Frauenblatt). 
Achillea Clavenae L. Weissa Speik. 

— Millefolium L. Schäfgarm, Schofgarm, Mausehrl (Schafgarbe, Maus- 

öhrchen). 

Matricaria Chamomilla L. Kamüln, Hirmandln. 

Aronicum Clusit und scorpioides Koch. Gamswurzl. 

Arnica montana L. Wolvalei (Wohlverleih). 

Calendula officinalis L. Ringlbleaml, Todenbleama (Ringelblume, Todten- 
blume). 

Cirsium und Carduus-Arten. Distln. 

Lappa major Gärtn. Klebern. 

Carlina acaulis L. Wedadistl (Wetterdistel). Sie wird in einigen Gegenden 
von dem Bauer als Wetteranzeiger beobachtet. 

Cirsium spinosissimum Scop. Oanhäk’n (Einhaken), am Hochschwab in 
Ober-Steiermark nach Professor E. Fenzl. 

Centaurea Cyanus L. Kärnbleamln. 

Cichorium Intybus L. Zigori (Cichorie). 

— Endivia L. Andivi, Endivi. 

Tarazacum officinale Wigg. MaibleamIn, Maischopn, Maschopen, 
Matäschn. 

Tragopogon pratensis L. Boksbärt. 

Campanula-Arten. Glökerl, Glok’nbleaml. 

 Campanula persicifolia L. Wäldglokn. 

Vaccinium Myrtillus L. Schwärzber, bei Krems Hoanberl (Hainbeer , 
Schwarzbeere). 

— Vitis idaea L. Preislber, sowohl im Waldviertl wie in den Alpen. 
Erica carnea L. Senara im Erlafthale. 


0 
Rhododendron hirsutum L. Rauschkraut (siehe oben) Almreserl. 
34 * 


268 


Tlez aquifolium L. Schradibam. 
Ligustrum vulgare L. Gimplber, Dintnber, Härtrigl. 
Syringa vulgaris L. Türkischa Holla. 


Frazinus ezcelsior L. Eschn, Asch im Erlafthale (Esche). 

Vinca minor L. Wintagrean (Wintergrün). 

Nerium Oleander L. Leander. 

Gentiana panonnica Sc op. Enziän. 

Erythraea Centaurium Pers. Dausndguld’nkraud. 

Convolvolus-Arten. Windling. 

Cuscuta-Arten. Deuflszwirn (Teufelszwirn), Härnkraud, wird als Diurheticum 
vom Volke benützt. 

Pulmonaria officinalis L. Rädi Himlschlissl. 

Myosotis-Arten. Vergismainid (Vergissmeinnicht). 

Solanum nigrum L. Nächtschädn (Nachtschatten). 

— Dulcamara L. Bitasüass (Bittersüss), Bächglida (Bachglieder). 

— tuberosum L. Erdepfl. Einzelne Sorten werden entweder nach. der 
Farbe oder nach andern Eigenthümlichkeiten der Knollen be- 
nannt. So nennt man eine Sorte mit sehr grossen Knollen Bräla 
(Prahler),,eine andere wo die einzelnen Knollen durch die Wur- 
zeln vereinigt bleiben, und gleichsam durch Schnüre mit einan- 
der verbunden sind, Schnira (Schnürer), wieder andere nach. der 
Form der Knollen, Kipfl u. dgl. 

Physalis Alkekengi L. Judnkersch’n (Judenkirschen). 

Atropa Belladonna L. Deuflsber (Teufelsbeere), Wolfsber (Wolfsbeere), 
Schwärzber. 

Hyoscyamus niger L. Bülsnkraud. 

Verbascum-Arten. Himlbränd, Kinigskerzn (Königskerze). 

Digitalis-Arten. Fingahuat (Fingerhut). 

Antirrhinum- und Linaria-Arten. Lebngescherl, Lebnmäul (Löwenmaul) in 
den Alpen vorzüglich auf Linaria alpina angewendet. 

Veronica officinalis L. Ehrnbreis (Ehrenpreis). Die meisten andern Veronica- 
Arten werden mit dem Namen Vagismainid benannt. 

Euphrasia officinalis L. Augndrost. 

“ Rhinanthus-Arten. Kläft im Erlafthale, Kläpertopf im Waldviertl. 

Lavandula vera DC. Lafendl. 

Mentha- Arten. Minz’n, Bächminz’n (Bachmünze), crispa : Grauste Minz’n 
(gekrauste Münze), piperita: Bräminz’n. 5 

Rosmarinus officinalis L. Rosmarein, Rosmarin. 

Salvia officinalis L. Sälfa (Salbei), S. pratensis, sylvestris, verticillata L. 
Wülda Sälfa. 

Thymus Serpyllum L. Kudlkraud: 

Satureja hortensisl.. Sädarei, Bon!kreudl (Bohnenkraut). 

Hyssopus officinalis L. Isop. 


269 
Glechoma hederacea L. Gundlrebn (Gundelrebe). 
Lamium maculatum L. Daubnessl (Taube Nessel). 
Stachys alpina K. Flähkraud, recta Vorspakraud (siehe oben), 
Betonica Alopecurus L. Krod’nwämpn (Krötenbauch) am steinernen Meere 
nach Professor Fenzl. 
Verbena officinalis L. Eisnkraud. 


Anagallis arvensis L. Nainibleamal (Neunuhrblümchen) im Waldviertl, Hea- 
nadarm um Wien. 
Primula acaulis Jacgq., elatior Jacgq. und officinalis Jacgq. Himlschlissl. 
— Auricula L. Gälba Zälidsch auf der Raxalpe und Schneeberg, Gams- 
bleaml in der Umgebung des Oetschers. 
—  spectabilis Trat. Räda Zälidsch auf der Raxalpe und am Schneeberg. 
Cyclamen europaeum L. Schweinsbrod, Saubrod, Wälderdepfl. 
Statice alpina Hoppe. Schwundkraut, wird von den Aelplern als Hausmitt} 
gegen die Lungensucht hoch in Ehren gehalten. 
Statice elongata Hoffm. Mergräs (Meergras). 
Plantago media L. Brada Wegrad (breiter Wegetritt), lZanceolata : gspizta 
Wesrad (spitzer Wegettitt). 
Phytolaca decandra L. Alkermas (Alkermes). 
Amaranthus caudatus, sanguineus L. Kätznschwaf. 
Chenopodium Bonus-Henericus L. Hans! am Weg um Scheibbs. 


Beta vulgaris var. italica. Rädi Ruabn, var. burgundica und silesiaca, 
Roners’n im V. U. M. B. (Tragus nennt sie Rungelsen) Bur- 


gunda, Burgundaruabn um Wien und Krems, selten Runklruabn. 
Spinacia oleracea L. Spenäd (Spinat). 
Atriplex hortensis L. wird in Oesterreieh Mangold genannt, welcher Name 
an andern Orten der Beta vulgaris beigelegt wird. 
Rumez-Arten. Saurämpfa (Sauer Ampfer). 
Polygonum aviculare L. Hanserl am Weg. Nach Herrn R. v. Heufler, 
ebenso zu Eppan_in Südtirol (Hoazl ban Weg) genannt. 


Polygonum fagopyrum L. Hoarn, Had’n (Heidenkorn Tragus pg. 240). 

Daphne Mezereum L. Seidlbäst. 

Aristolochia ClematitisL. Wolfswurz, stehtin grossen Ansehen als Volks- 
mittel. 

Asarum europaeum L. Häslwurz. 

Buzus sempervirens L. Buxbam, 

Euphorbia-Arten. Krodnbleaml, Wolfsmülch, Warznkraud (Kröttenblume, 
Wolfsmilch, Warzenkraut). 

Urtica urens und dioica L. Brenessl. 

Cannabis sativa L. Hänef (Hanf). Die Stäubblüthen tragenden Pllanzen 
nennt der Oesterreicher Feminel, und die Fruchtblüthen tragen- 
den Maskl, eine Verwechslung der zu Grunde liegenden lateini- 
schen Namen mas, et femina, die sich auch in den Kräuterbü- 


270 


chern der Alten findet die gleichfalls die Staubblüthen ag: 
Pflanze als die männliche bezeichneten. 

Humulus Lupulus L. Hopf’n. 

Morus nigra und alba L. Schwärze und weisse Mäulber. 

Ulmus-Arten. Rustn (Rüster). 

Juglans regia L. Nussbam. Stoannuss (Steinnuss), Bäbirnuss (Papiernuss), 
Batlmainuss (Bartholomäusnüsse) sind einzelne Sorten derselben. 

Fagus sylvatica L. Rädbuchn, oder auch nur Buch’n, Buachn. Im Kampthale 
Wäldbuach’n. 

Carpinus Betulus L. Weisbuachn, Hoanbuach’n. 

Quercus-Arten. Oach’n, Ach’n. Q. pedunculata Ehrh. Wis’nach’n (Wiesen- 
eiche), Feldachn (Feldeiche), Stülachn (Stieleiche). ©. Robur 
Roth. Stoanachn (Steineiche), Wintarachn (Wintereiche). 

Saliz-Arten mit Ausnahme der Gruppe Capreae und Frigidae. Fälba. Die 
mit Blüthenkätzchen bedeckten blattlosen Zweige einiger Arten, 
vorzüglich der S. daphnoides und viminalis werden Pälmkatzl 
genannt, und mit Zweigen von Buzrus sempervirens, Juniperus 
Sabina und den Blättern von Epheu zu Sträusschen gebunden, 
die man an Stäbe bindet und am Palmsonntage mit- Weihwasser 
besprengen lässt. 

Salız Caprea L. Sälva, Sälcha (Salcher, Salweide) ; die Kätzchen tragenden 
Zweige gleichfalls Pälmkatzl genannt. 

Populus alba L. Wässerälm (Wasseralber), Weisspäpl. 


—  nigral. Alm (Alber), Schwärzpäpl- 

— pyramidalis Roj. Paplbam, italienische Päpl. 

— tremula L. Aspn (Aspe). 

Betula alba L. Bira (Birke). 

Alnus glutinosa Gärtn. Schwärz-Erl, Irl, El (Schwarz Erle). 

Alnus viridis DC. wird bei Prein, wo Aln. glutinosa fehlt, Schwärz Erl genannt. 

Alnus incana DC. Weiss-Erl, Irl, El (Weiss-Erle). 

Tazus baccata L. Rädeib’n (Rotheibe, Eibenbaum). 

Juniperus communis L. Kronawetstaud’n, Kronawet’n, ein Sträusschen dieser 
Pflanze wird von den Jägern als Präservativ gegen Ermüdung 
und Sichwundgehen auf den Hut gesteckt, Den Namen Wach- 
holder kennt der Oesterreicher nicht. 

Juniperus Sabina L. Segnbam, Seglbam, Seb’nbam. 

Pinus sylvestris L. Fehra, Fern, Fehrn, Weissfehrn (Föhre). 

— austriaca Höss. Schwärzfehrn, Schwärzfehra (Schwarzföhre). 

— Pumilio Haenke. Klepp’'n am Schneeberg und auf der Raxalpe, 
Lek’hn, Lek’hern in den westlicher gelegenen nieder-österrei- 
chischen Alpen. Letztere Bezeichnung auch im Salzkammergute. 
An einigen Orten auch Zerm, Zerb’n, Zermstaudn. 


— Lariz L. Lehrbam, Lerchn, Learchn (Lärche). 


Pinus Picea L. Tennabam, Tänabam (Tannenbaum). 

— Abies L. Ficht’n, Feicht’n, im Waldviertl Fiacht’n (Fichte). 

Lemna-Arten. Wässerlins’n. 

Typha lalifolia L. Bindarähr, im Waldviertl Hergotiskolb’n. 

Acorus Calamus L. Kälmus, Kälmas. 

Orchis-Arten. Besonders die häufiger vorkommenden O0. militarıs , Morio, 
ustulata: Gugableamin (Guguckblumen). 

Nigritella angustifolia Rich. Kolröserl (Kohlrösschen wahrscheinlich wegen 
der Farbe der Blüthen, die man einer glühenden Kohle ver- 
gleicht), am Klauswald im Erlafthale nach C. Erdinger Suna- 
wendschöber]. 

Cypripedium Catceolus L. Frauüschuach (Frauenschuh). 

Iris Pseudacorus L. Wässerjüling, Wässerüling. 

— germanica L. Jüling, Juling, Juln, Jüln. Um Wien Schwertlilien. 

Gladiolus comunis L. Schwertl. 

Crocus sativus L. Säfrän. 

—  vernus All. Wülda Säfrän im kleinen Erlafthale nach C. Erdinger. 

Colchicum auctmnale L. Wis’nsäfrän, Lauskraud im Waldviertl. Seltener 
wülda Säfrän und Zeitlos’n. 

Veratrum album L. Hemadwurzn oder bloss Hemad (siehe oben). In Ober- 
Steiermark wird diese Pflanze auch Enziän genannt, und von 
den Wurzelgräbern als Entzianwurzel statt der Wurzel von 
Gentiana pannonica gegraben. 

Galanthus nivalis L. Schneeglökerl. 

Paris quadrifolia L. Oanber (Einbeer) auf der Raxalpe. 

Convallaria majalis L. Fältriän, um Wien Maiglökerl. 

Tulipa-Arten. Tulipana. 

Asparagus officinalis L. Spargl. 

Lilium Martagor L. Türk’nbund. 

— candidum L. Weise Lilien. 

Ornithogalum umbellatum L. Mülchstern. 

— pyrenaicum L. Hundsknofl im Erlafthal (Hundsknoblauch). 

Allium ursinum L. Wülda Knoil (wilder Knoblauch). 

— Cepa und fistulosum L. Zwif’l (Zwiebel). 
—  sativum L. Knofl (Knoblauch). 

— Porrum L. Pori (Porre). 

— sSchönoprasum L. Schnidling (Schnittlauch). 

Muscari racemosum Mill. Gugableaml (Gugukblume). 

Juncus-Arten. Bins’n, Bims’n, unter welchem Namen auch einige Seirpus- 
Arten, z. B. Scirpus lacustris verstanden werden. 

Gramineen werden nur wenige mit besonderen Namen belegt, und es gilt 
für die meisten der Ausdruck Gräs, die grösseren an den Bach- 
und Flussufern stehenden Gräser, Calamagrostis, Phalaris u. dgl. 
werden Rähr genannt. Besondere Namen erhalten nur: 


272 

Andropogon Ischaemum L. Schmelcha, Schmiln. 

Setaria verticillata wird in der Umgebung von Krems, wo sich diese 
Pflanze häufig als Unkraut in den Weingärten vorfindet, und an 
die Kleider der Arbeiter in den Weingärten (Hauer) mittelst den 
nach rückwärts gerichteten Zäckchen der Hüllborsten anhängt, 
Hauerlais (Hauerläuse) genannt. 

Phragmites communis Trin. Stokadurrähr, Rähr, selten Schülfrähr. 

Phalaris arundinacea L. Die Spielart mit weissgebänderten Blättern 
Bandlgräs. 

Avena sativa L. Häfern, Häbern (Hafer). 

— fatuaL. Graning im Mühlviertl, wo diese Haferart immer mit begranten 
Spelzen vorkommt und wenn sie unter Avena sativa wächst, 
deren Spelzen dort meist granenlos sind, durch dieses Vorhan- 
densein der Grane schon von ferne erkannt wird. 

Hordeum-Arten. Gerst’n (Gerste). 

Secale cereale L. Korn, Kon, Kendl, Troad (Getreide)im Waldviertl. Der Name 
Roggen findet sich nur auf das Mehl angewendet, indem man 
das aus Roggen gewonnene, rogas Mehl nennt. 

Triticum vulgare L. Waz, Warz, Woarz (Weizen.) 

Lolium temulentum L. Unsinni (Unsinnig), Durst im Waldviertl. 

Briza media L. Fraunhär (Frauenhaar). 

Equisetum-Arten. Zinkraud, Schächtlhälm, Kätznschwaf. 

Lycopodium clavatum L. Grämkraud (wird als Hausmittel gegen Krampf an- 
gewendet, daher wahrscheinlich Krampfkraut). 

Polypodium vulgare L. Englsüass, in Waldviertl Stanwürzl, Süasswürz]. 

Asplenium filix femina und Polystichum Filic mas Roth. Greinkraud 
(siehe oben). 

Asplenium Ruta muraria L. Maurraut’n. 

Scolopendrium officinarum S w. Hirschzunga (Hirschzunge). 


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Moose und viele Flechten werden mit Mias bezeichnet. 
Cetraria islandica Kramperlde (Kramperlihee). 


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2. Cigarikis acamas I ig. 6. Salyruo aslerope Kig. 

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Formicina austriaca. 
Beschreibung 
der bisher im österreichischen Kaiserstaate aufgefundenen Ameisen 


nebst 


Hinzufügung jener in Deutschland, in der Schweiz und in Italien 
vorkommenden Arten, 


Von 
Med. Dr. Gustav L. Mayr. 


Von jeher waren es die Coleopteren und Lepidopteren „ welche die 
rege Aufmerksamkeit der Entomologen auf sich zogen, während die anderen 
Insectenordnungen nur von sehr vereinzelten Forschern studiert wurden, wess- 
halb auch die Literatur derselben folgeweise eine spärliche und theilweise 
sehr ungenügende ist. Erst in neuester Zeitbemerkt man eine grössere Theil- 
nahme, sich mit Hymenopteren, Neuropteren etc. zu beschäftigen, und selbst 
die seit Latreille in einem fast ungestörten Puppenzustande befindlich ge- 
wesene Myrmecologie wurde in neuerer Zeit durch Dr. Nylander erweckt, 


der wieder den ersten Strahl des Lichies in die dunkle und längst vergessene, 


aber dennoch höchst interessante Ameisenwelt sandte. Auf seinem nun an- 
gebahnten Wege arbeiteten Dr. Förster, Schenck und Smith Local- 
faunen aus, und selbst im Österreichischen Staate, in welchem vor mehreren 
Jahren fast Niemand an Ameisen dachte, interessiren sich seit der Zeit, als 
ich mich mit dieser Familie beschäftige, viele Entomologen für die Ameisen. 

Ueber dieselben schrieben im österreichischen Staate im vorigen Jahr- 
hundert Scopoli und Schrank. Scopoli's Entomologia carniolica er- 


- schien im Jahre 1763 in Druck, in welcher sechs Ameisenarten angeführt 


sind. Auf dieses Werk folgte im Jahre 1781 Schrank’s Enumeratio in- 
sectorum Austriae indigenorum, in welcher Schrank acht Arten beschreibt, 
doch konnte ich mehrere dieser Arten wegen zu unvollständiger Beschrei- 
bung im speciellen Theile nicht aufnehmen. Ebenso konnte ich auch Schef- 
fer’s: Verzeichniss der grösstentheils in der Wiener Gegend vorkommen- 
den Aderflügler in den Sitzungsberichten der math. - naturwissensch. Classe 
der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, 1851, nicht benützen, indem 
sich der Autor bloss der Linne&’schen und Fabricius’schen Werke zur 
Determination bediente, welche grösstentheils Arten enthalten, welche nach 
dem neueren Stande der Wissenschaft als Collectiv-Arten gelten und daher 
nicht zu entziffern sind. In Kirchner’s Verzeichniss der in der Gegend von 
Kaplitz, Budweiser Kreises in Böhmen, vorkommenden Aderflügler in den 
Verhandlungen des zoologisch - botanischen Vereines, Band IV, Abhandlun- 
gen pag. 314 sind ebenfalls Ameisen angeführt, doch da Herr Kirchner 
mir freundschaftlichst alle seine um Kaplitz gesammelten Ameisen sandle, so 


Bd. V. Abh. 33 


274 


war ich in der Lage, dieselben genau zu determiniren und werde daher die 
Citirung des Aufsatzes selbst später übergehen. 

Obwobl ich schon vor längerer Zeit in einem Aufsatze die Herausgabe 
dieses Werkchens versprach, und etwa schon für wortbrüchig gehalten wurde, 
so glaube ich mich dadurch entschuldigen zu können, dass durch diese Ver- 
zögerung, welche durch anderweitige Beanspruchung meiner Zeit herbeige- 
führt wurde, vorliegende Arbeit nur gewonnen hatte, indem das seither die- 
ser zu Grunde liegende Materiale bedeutend vermehrl wurde. Indem dieses 
Werkchen ziemlich bogenarm ist, so mag es sonderbar klingen, wenn ich 
anführe, dass dasselbe eine nicht geringe Mühe beansprucht hat, indem ich 
es mir zum Grundsatze machte, so viel Materiale als möglich zu untersuchen 
und es gelang mir bis jetzt wirklich, 25- bis 30,000 Ameisen untersucht zu 
haben. Aus dieser Summe ist es aber auch einleuchtend, dass ich dieses 
Ameisenheer grösstentheils den überaus freundschaftlichen Mittheilungen vie- 
ler verehrter Entomologen verdanke, deren Namen ich des beschränkten Rau- 
mes wegen bloss im speciellen Theile anführen kann, und welchen ich für 
die mir und der Wissenschaft geopferte Mühe, so wie für ihre mir gegebe- 
nen Aufklärungen meinen innigsten und aufrichtigsten Dank ausspreche; insbe- 
sondere erwähne ich aber meines verehrten Freundes Herrn Adolf Senoner, 
dem ich für seine viele verwendete Mühe zu grossem Danke verpflichtet bin. 
Ohne der namhaften Hilfeleistung dieser meiner verehrten Correspondenten 
wäre ich nicht im Stande gewesen, die reiche Ameisenfauna des österreichi- 
schen Staates, welche viele Arten sowohl Süd- als Nord-Europa’s vereinigt, in 
diesem Masse kennen zu lernen. 

Es sind in diesem Werkchen vorzüglich die Ameisen des österreichi- 
schen Staates bearbeitet, ich hielt es aber auch für zweckmässig, jene Arten 
anzuführen, welche wohl in den Nachbarländern vorkommen, im österreichi- 
schen Staate aber noch nicht gefunden wurden, denn es ist sehr wahrschein- 
lich, dass in kurzer Zeit die meisten dieser Arten auch in Oesterreich auf- 
gefunden werden, und dadurch ist sodann die Determination derselben sehr 
erleichtert, indem nicht allen Entomologen die bezügliche Literatur zu Gebote 
steht und überhaupt das Zusammentragen aus den verschiedenen Werken oft 
eine qualvolle Arbeit ist. Ueberdiess habe ich dadurch eine Vorarbeitung der 
Ameisenfauna dieser nachbarlichen Länder gegeben, wodurch einem künfti- 
gen Bearbeiter wenigstens ein Verschub geleistet wird. 

Es gibt wohl wenig Insekten, welche so schwierig zu bearbeiten siud, 
als die Ameisen, nicht bloss dadurch, dass die drei (und bei den europäischen 
Ameisen bei einer Species sogar vier) verschiedenen Geschlechter *) die 
Sache sehr erschweren, sondern es tritt noch. das ungeheure Variiren der 
Arbeiter in Farbe und Grösse in vielen Fällen hinzu, so dass der gewissen- 
hafteste Entomolog von einigen Species, die am meisten von einander ver- 
schiedenen, aber doch zu einer Art gehörigen Arbeiter unbedingt für zwei 


*) Es wäre sehr wünschenswerth, dass statt dieses fehlerhaften obwohl gebräuch- 
lichen Ausdruckes ein anderes zweckmässigeres Wort vorgeschlagen würde. 


275 


sehr distinguirte Arten halten wird, und führe hinzu als ein Beispiel die 
Formica lateralis Ol. an, wovon das Nähere bei der speciellen Anführung 
auseinandergesetzt ist. 

Ein wesentlicher Vorschub wurde mir durch die gefällige Zusendung 
von Original -Exemplaren aus den Händen der Herren Autoren Dr. För- 
ster, Dr.Nylander, Prof. Schenck und Smith geleistet, und ich werde 
auch bei etwas zweifelhaften oder schwierigen Arten anführen, ob ich die 
Original-Exemplare des betreffenden Autors zur Beschreibung benützen konnte. 

Ich glaube , mit diesem Werkchen den Grund zu weiteren Arbeiten, 
welche ich auszuführen hoffe, gelegt zu haben, und ich wünsche, dass ich 
recht bald durch Zusendung von Materiale aus allen Ländern Europa’s und 
der anderen Welttheile in der Lage sein werde, zur Kenntniss der Ameisen 
wieder ein kleines Schärflein beitragen zu können Ich ersuche daher die 
Herren Entomologen, mich auch fernerhin mit sowohl europäischen als exo- 
tischen Ameisen , sowie auch mit ihrem Rathe zu unterstützen, und erkläre 
mich gerne bereit, vor der Hand europäische Ameisen bei Angabe des 
Vaterlandes wenigstens zu determiniren, so wieich mir auch ein Vergnügen 
daraus mache, jenen Entomologen, die sich gerne mit Ameisen beschäftigen 
möchten, Ameisensammlungen zusammenzustellen. 


A) Allgemeiner Theil. 


Unterscheidung von anderen Hymenopteren. Die zahl- 
reichen Arten der Familie Formicina unterscheiden sich von jenen anderer 
Hymenopteren-Familien vorzüglich durch die charakteristich gebildeten Füh- 
ler, Flügel, Beine und das Stielchen. Die Fühler sind gebrochen, d.i. mit 
einem Schafte, der bei manchen Männchen wohl sehr kurz ist, versehen. Das 
Stielchen trägt, wenn es eingliedrig Ist, eine eniweder aufrechte 
oder nach vorwärts gerichtete Schuppe, oder das Stielchen selbst hat die 
Knotenform und entbehrt der Schuppe. Ist das Stielchen zweigliedrig, 
so stellt jedes Glied einen Knoten dar. Die Flügel zeichnen sich bei den 
Ameisen *) ebenfalls besonders aus, deren Rippenvertheilung in den Abbildungen 
nachzusehen ist. Durch die Beine, welche zwischen der Hüfte und dem 
Schenkel bloss ein Glied eingeschaltet haben, unterscheiden sie sich von den 
Blatt-, Holz-, Schlupf- und Gallwespen. Endlich uuterscheiden sie sich von 
den anderen Hymenopteren dadurch, dass ihre vollständigen Colonien ans 
geflügelten Männchen und Weibchen und aus ungeflügelten Arbeitern (und bei 
einer europäischen Gattung noch aus sogenannten Soldaten) bestehen. Am 
häufigsten werden Mutillen-Weibchen und Pezomachi für Ameisen gehalten, 
weil denselben die Flügel, so wie den Ameisenarbeitern fehlen, sie werden 
aber leicht durch die mangeluden oben angegebenen Charaktere als andere 
Hymenopteren erkannt. 

Der Aufenthalt der Ameisen ist ein sehr mannigfacher. Sie leben 
theils in der Erde, in welcher sie aus dem verschiedensten Materiale zu- 


”) Es sind in diesem Werke stets die europäischen Ameisen gemeint. 


35 * 


276 


sammengesetzte Bauten aufführen, theils unter Steinen, theils in alten be- 
sonders hohlen Baumstämmen, theils in Fels- und Mauerspalten, theils unter 
dem Moose, an Felsen u. s. w. Ihre Colonien legen sie an den verschieden- 
sten Orten an, wie an Wegen, auf Wiesen besonders an warmen trockenen, 
mit Steinen belegten Bergwiesen, in Wäldern und Auen, auf und in Mauern, 
z.B. in Häusern, in Thälern und auf Bergen u, s. w. Selbst in Grotten wurden 
schon Ameisen gefunden, doch waren diess leider keine augenlosen eigen- 
thümlich geformten Arten, sondern auch anderswo sich vorfindende sogar 
gemeine Species, wie Formica ligniperda Nyl., Form. brunnea Ltr. und 
Diplorhoptrum fugaz Ltr. 

Nahrung. Die Ameisen nähren sich so wie auch ihre Larven und 
Weibchen mit den verschiedensten flüssigen Stoffen. 

Eine besondere Vorliebe haben sie zu den zuckerhaltigen Säf- 
ten, die sie aus Blüthen hohlen, oder, aus Bäumen ausfliessend, lecken, oder 
von den Blattläusen bereitet und durch eigene Röhren ausgeschieden, saugen. 
Fast auf jedem Zweige, auf welchem sich Blattläuse befinden, sieht man 
auch Ameisen, welche, auf ersteren herumtrippelnd, sich den von den Blatt- 
läusen abgesonderten Saft holen nnd sehr häufig damit noch nicht zufrieden, 
sogar Blattläuse mit den Oberkiefern fassend in ihre Colonien tragen, um 
sie daselbst gleichsam wie Kühe zu melken; es scheinen auch die Blattläuse 
tiber diesas sonderbare Benehmen der Ameisen nicht ungehalten zu sein, in- 
dem sie diesen gewöhnlich nicht zu entfliehen suchen, sondern unbeweglich 
an ihrem eingenommenen Platze sich verhalten. 

Eine weitere Nahrung sind alle Früchte, welche an einer Stelle 
ihrer Oberhaut beraubt sind, also z. B. dırch Regen aufgesprungenes oder 
durch Vögel aufgehacktes Obst. 

Ferner nähren sich die Ameisen von getödteten Thieren und Thier- 
stoffen überhaupt, welche sie aussaugen, und oft bloss verwundete kleine 


Thiere, welchen die nöthige Kraft zur Vertheidigung oder zum Entfliehen 


fehlt, werden noch lebend schon zur Nahrung benützt, man sieht es z. B. 
nicht selten, dass zehn bis zwanzig Ameisen an einem halbzusammengetre- 
nen aber noch lebenden Carabus ziehen, um ihn in ihr Nest zu bringen, da- 
mit dortihre Genossen daran Theil uehmen können, und nicht, wie man früher 
wähnte, ihre Beute in ihren Magazinen für den Winter aufzuspeichern ,„ zu 
welcher Jahreszeit sie keiner Nahrung bedürfen, indem sie sich im Winter- 
schlafe befinden, und wohl zu unterscheiden sind die hier gemeinten euro- 
päischen Ameisen von mehreren exotischen, welche letztere wirklich Vor- 
räthe aufhäufen, deren sie sich zu der Zeit, wo sie sich in ihren Bauten ganz 
zurückziehen, aber nicht erstarren, derselben bedienen. 

Die Larven und die eierlegenden Weibchen können sich ihre Nahrung 
nicht selbst suchen, und werden daher wie die jungen Vögel von den Ael- 
tern, von den Arbeitern mit den obenerwähnten Säften gefüttert. 

Lebensweise. Wie bekannt, leben die Ameisen gesellschaftlich, 
manche Arten zu vielen Tausenden in einer Colonie beisammen, und ich er- 


277 


innere nur an die häufigen ofi über % Klafter im senkrechten und horizon- 
talen Durchmesser habenden Ameisenbauten, welche in der Erde gewöhnlich 
tiefer gehen, als der Hügel ober der Erde erhoben ist, und bei deren Auf- 
deckung die Oberfläche mit Tausenden von Ameisen in einem Momente ganz 
überdeckt ist; im Gegentheile leben aber manche Ameisenarten in sehr ge- 
ringer Individuenzahl in den Colonien beisammen, wie diess z.B. bei Ponera 
contracta Ltr. der Fall ist. 

Die Bauten, welche von den Ameisen in der Erde aufgeführt wer- 
den, kommen dadurch zu Stande, dass die Arbeiter in die Tiefe dringend 
Gänge und Höhlungen ausgraben, und die dadurch gewonnene in kleinen 
Klümpchen aus den Gängen hervorgebrachte Erde entweder zu ihrem wei- 
teren Baue nicht benützen und bloss in der Nähe der Mündung ihrer Mini- 
rungen an die Oberfläche in Form eines Vulkans ablegen, wo die Mündung 
des unterirdischen Baues dem Krater entspricht, doch wenn sie unter einem 
Steine bauen, die Erde etwas weiter entfernt in kleinen Häufchen zertheileu, 
oder sie verwenden die ausgegrabene Erde zu ihren Bauten auf die Weise, 
dass sie dieselbe über ihren unterirdischen Bau tragen, welcher sie die Ge- 
stalt eines grösseren und kleineren Hügels geben, und in dieser Erde eben- 
falls Gänge und Kammern bauen. Zu diesen Hügeln wird entweder bloss Erde 
verwendet, oder sie zerbeissen Grashalme, Zweigchen, Stengel in kleine Stück- 
chen, und tragen diese, so wie auch Coniferen-Nadeln, Blätter etc. zusam- 
men, um mit Erde in Verbindung aus diesem Materiale ihre Bauten aufzu- 
führen. Weiters legen die Ameisen auch Colonien inBäumen an, und graben 
sich im morschen Holze Gänge aus, in denen sie leben. Häufig sind auch 
Colonien in Häusern von gewissen Arten zu finden, welche im südlicheren 
Gegenden eine wahre Plage werden, indem Nichts vor ihren räuberischen 
Anfällen wegen ihrer Kleinheit, wesshalb sie durch die feinsten Ritzen drin- 
gen können, geschützt werden kann, wohin von österreichischen Arten die 
Oecophthora pallidula Nyl. gehört. Manche Arten führen keine Bauten 
auf, und bewahren ihre Brut, in kleinen theils von ihnen selbst ausgearbei- 
teten theils von ihnen schon gefundenen Höhlungen in der Rinde der Bäume, 
in welche der Eingang als kleine Ritze durch die Borke geschützt wird, oder 
es wird von manchen Arten auch auf Felsen, welche mit Moos bewachsen 
sind, unter letzterem die Colonie angelegt. Es würde zu weit führen , alle 
bei Ameisen vorkommenden Bauten anzuführen, und ich erwähne nur noch, 
dass mehr weniger gewisse Formen von Bauten, und insbesondere gewisses 
zu denselben verwendetes Materiale bestimmten Arten oder Gruppen von nahe- 
verwandten Arten meist charakteristisch sind, obwohl man im Gegentheile 
auch Arten findet. welche unter den verschiedensten Verhältnissen diese ent- 
sprechenden mannigfaltigen Bauten ausführen, wohin z. B. Tetramorium cae- 
spitum L. gehört, welche Ameisenart man in Erdhaufen an Wegen, auf Wie- 
sen, in Gärten, in Wäldern, auf Aeckern, dann unter Steinen, in alten Bäumen, 
sodann auch in Mauerspalten, in Häusern u. s. w. häufig findet. Zerstört man 
den Ameisen die Bauten, so führen sie wieder neue auf, doch geschieht diess 


278 


Zerstören zu wiederholten Malen, so suchen sich die Ameisen oft eine neue 
Wohnstätte auf und ziehen mit der ganzen Brut, welche sie mit ihren Ober- 
kiefern haltend forttragen, aus, indem sie vorher an dem neu erwählten Wohn- 
platze ihre Bauten ausgeführt hatten. Stiller (die Ameisen hinsichtlich der 
Liebe zu ihren Jungen, in den Abhandlungen der naturforsch. Gesellschaft 
zu Görlitz, 1. Band, 2. Heft, 1827, pag. 21) erzählt, dass eine solche von 
ihm beobachtete Auswanderung gegen acht Tage gedauert habe, welche An- 
gabe ich nicht bestätigen kann, indem ich über die Dauer solcher Auswan- 
derungen bei sehr individuenreichen Colonien keine Beobachtuugen ange- 
stellt habe. 

Nebst der Aufführung der Bauten , welche viele Ameisenarten wegen 
Elementarereignissen ohnediess sehr oft wiederhohlen müssen, indem sie nicht 
hinlänglich vor diesen geschützt sind, werden die Ameisenarbeiter noch be- 
deutend durch die Sorge für die Brut in Anspruch genommen, und es 
sind nicht gewisse Arbeiter, welche bloss die Brut, und andere, welche bloss 
die Bauten zu besorgen haben, sondern sie verrichten ihre Arbeiten gemein- 
schaftlich, und es wird jene Arbeit von allen in Angriff genommen, welche 
eben die dringendste ist. Die Sorge der Arbeiter für die Brut besteht im Nähren 
der eierlegenden Weibchen, so wie der aus den Eier geschlüpften Larven, 
welche selbst ganz unthätig sich von den ungeflügelten Ameisen ernähren 
lassen. Ausserdem sorgen die Arbeiter für eine zu dem Gedeihen der Larven 
und Puppen zweckmässige Wärme, indem sie an mässig warmen Tagen 
dieselben nahe unter die Oberfläche ihrer Bauten, so wie auch bei lange 
dauernden Regen, um der Ersäufung in der Tiefe des Nestes zu entgehen, 
tragen, dann an kühlen Tagen, bei Nacht uud bei nicht zu lange dauernden 
Regen oder bei zu starker Sonnenhitze in die tieferen Gänge und Höhlungen 
ihrer Bauten schleppen. Manche Arten wie z. B. Formica rufa Ny]. schlie- 
ssen bei Regen, zur Nachtszeit die Oeffnungen ihres Baues, ohne Zweifel um 
einerseits die Wärme ihres Nestes concentrirt zu erhalten *), anderseits von 


”) Sehr interessant wären durch längere Zeit fortgesetzte Messungen der Tempe- 
ratur von Ameisenbauten, und vielleicht bin ich später in der Lage, darüber 
ausführliche Beobachtungen und Messungsresultate veröffentlichen zu Können. 
Bis jetzt habe ich erst zwei Messungen gemacht, und zwar eine derselhen am 
17. Mai 1853 in einem aus Föhrennadeln, Zweigstückchen „ andern Baumabh- 
fällen und Erde zusammengesetzten 1 4 Fuss über der Erde erhabenen, 3 Fuss 
im horizontalen Durchmesser einnehmenden am Rande eines Waldes mit süd- 
licher Abdachung, beiläufig 1500 Fuss über dem Meere hinter Ober-Bergern bei 
Mautern in Unter-Oesterreich gelegenenen Baue, bei einer Lufttemperatur vun 
12 C. an einem regnerischen Tage, wo der Bau bei ein Fuss tiefer Einsenkung 
des Thermometers eine Temperatur von 24, 5 C. zeigte. Hingegen Zeigte eine 
zweite am Schneeberge in Unter-Oesterreich in einem aus Coniferen-Nadeln, 
Holzstückchen und Erde construirten 1%, Fuss über der Erde erhabenen, 
4 Fuss im horizontalen Durchmesser habenden Baue, bei ein Fuss tiefer Ein- 
senkung des Thermometers und bei einer Lufttemperatur von 14, 6 C. gemachte 
Messung bloss eine Temperatu: von 15, 2 C. 


279 


unliebsamen Gästen nicht überrascht zu werden. Ueberhaupt ist ihre Haupt- 
sorge der Brut zugewendet, und Jedermann wird schon beachtet haben, dass 
sich, wenn man ein eine Brut enthaltendes Ameisennest zerstört, die Arbei- 
ter nicht abhalten lassen, die Puppen und Larven zu erfassen, und sie in irgend 
ein Asyl z.B. ein naheliegendes Loch zu schleppen, welches Verfahren die so- 
genannten Ameiseneisammler sehr gut zu ihrem Vortheile auszubeuten wis- 
sen, um die Puppen (sogenannten Ameiseneier) auf leichte Weise zu erhalten, 

Wie schon früher erwähnt, verfallen die Ameisen bei Eintritt des Fro- 
stes in einen Winterschlaf, nachdem sie sich vorher so tief auf den Grund 
ihrer Bauten zurückgezogen haben, dass der Frost in der Erde keine Ernie- 
drigung der Temperatur unter 0° mehr erzielen kann, in welchem Zustande 
sie so lange verweilen, bis im Frühjahr dieselben nach dem Verschwinden 
des Schnees durch die wärmende Märzsonne aus ihrem zeitlichen Grabe wie- 
der hervorgelockt werden. Es geschieht aber auch nicht so selten, dass man 
Ameisen auf dem Schnee herumkriechend findet, in welchem Falle aber die- 
selben nicht die den meisten eigenthümliche Lebhaftigkeit zeigen, sondern 
matt und träge herumirren. Was diese Thiere veranlassen mag, hervorzukom- 
men, weiss ich nicht, ich vermuthe aber, dass sie irgendwie aus ihrer Ruhe- 
stätte vertrieben wurden und nicht freiwillig herumirren ; man fand am Schnee 
herumkriechend: Formica cunicularia und Hypoclinea quadripunctuta L. 

Was die Frage anbelangt, ob die Ameisen auch zur Nachtszeit 
arbeiten, so kann ich sagen „ dass Ameisen, welche ich in künstlichen 
Behältern hielt und denen ich des Abends ihre Bauten zerstörte, des Nachts 
arbeiteten; liess ich aber ihre Bauten unberührt, so bemerkte ich nur bei 
wenigen ein geringes Hin- und Herbewegen der Fühler, die meisten verhiel- 
ten sich vollkommen ruhig. Ausserdem kann man sich leicht überzeugen, 
wenn man die an Wegen von Teframorium caespilum L. aufgeworfenen 
kleinen Erdhügel nach einem abendlichen Regen oder starken Thau, wodurch 
diese kleinen Hügel zerstört werden, am nächsten Morgen vor Sonnenaufgang 
besichtiget, dass die Ameisen oft schon einen beträchtlichen Theil der zerstör- 
ten Hügel wieder hergestellt haben. 

Gäste und Sclaven. Man findet in einer Colonie selten bloss Amei- 
sen und von diesen auch nur eine Species, sondern man findet oft andere 
Ameisenarten in denselben, oder andere Gliederthiere, oder beide zugleich. 
Die fremden Ameisenarten kommen etwa nicht zufällig in den Colo- 
nien vor, es wird sogar so wie bei den Bienen häufig die in das Nest ein- 
dringende fremde Ameise mit dem Tode für ihre Frechheit bestraft, indem 
diese durch von allen Seiten hereilende Ameisen mit den Oberkiefern zer- 
bissen wird, obwohl auch oft Colonien von verschiedenen Arten unter einem 
Steine in nachbarlicher Freundschaft lebend gefunden werden. Doch kommen 
bei bestimmten Ameisenarlen bestimmte andere Arten vor, und zwar bei For- 
mica rufa Nyl. der Formicoxenus nitidulus Nyl., bei Formica sanguinea 
Ltr. Abeiter und auch Puppen der Formica cunicularia Lir. und Form. 
fusca L., welche beide von der Formica sanguinea Ltr. geraubt werden. 


2s0 


Professor Schenck fand mehrmal den Arbeiter der Ponera contracta Ltr. 
bei Formica cunicularia Lir. Dr. Nylander gibt (in Addit. alt. Adnot. 
in mon. form. bor.) die Myrmica sublaevis Nyl. bei Leptothoraz acervo- 
rum Nyl. an. 

Indem die Arbeiter des Polyergus rufescens Ltr. wegen ihren eigen- 
thümfich gebauten Oberkiefern nicht bauen können, so rauben sie, so wie 
die Formica sanguinea Ltr. die Arbeiter und die Brut der Formica cuni- 
cularia Ltr. und Form. fusca L., ziehen die Brut auf, und zwingen sie so- 
dann zum Frohndienste. Von Strongylognatus testaceus Schk. glaubt Pro- 
fessor Schenck, dass diese ebenfalls eine Raubameise sei, welche die Brut 
des Tetramorium caespitum L. raubt, was jedenfalls wegen den dem Poly- 
ergus rufescens Ltr. gleichenden Oberkiefern sehr wahrscheinlich ist. 


Von anderen Thieren finden sich in den Colonien vorzüglich Coleopteren 
Orthopteren, Hemipteren, Hymenopteren und viele andere. Jeder Coleopte- 
rolog weiss, dass er gewisse Käfer nur in Ameisennestern finden kann (ins- 
besondere Staphylinen und Pselaphiden) , und in neuerer Zeit sind mehrere 
Schriften über Myrmecophilen erschienen, doch bedaure ich sehr, dass sich 
die betreffenden Herren Autoren dieser Schriften nichtan Myrmicologen zur ge- 
nauen Determination der Ameisen gewendet haben, denn es wurden meist 
nur die Collectivnamen Formica rufa, nigra, flava in dem Sinne der alten 
Autoren angeführt, und so sind alle diese Angaben nutzlos gewesen. 


Von Käfern findet man beispielsweise bei Formica rufa: Lomechusa 
emarginata, die Larven von Cetonia auralta, die sich in den Nestern der 
Ameisen verpuppen ; bei der Form. fusca nebst Lomechusa emarginata auch 
Haeterius quadratus und andere, bei der Form. fuliginosa die meisten Hyr- 
medonien , den Claviger foveolatus bei Form. flava und aliena etc. Von den 
fremden Insekten, die man in Ameisennestern findet, sind wohl die Blati- 
läuse am interessantesten, welche man am häufigsten in den Colonien der 
Form. nigra, flava und des Tetramorium caespilum findet, welche aber nicht 
freiwillig in die unterirdischen Gänge der Ameisenbauten gelangten, sondern 
von den Ameisen in dieselben gebracht wurden, um sich ihres Zuckersaftes 
zu bedienen. Sie werden so wie die anderen eigentlichen Ameisenkäfer wie 
z. B. Batrisus formicarius, Claviger foveolalus, Lomechusa emarginata, von 
den Ameisen genährt und gepflegt, bei Gefahr von letzteren, so wie die eigene 
Brut fortgetragen und an einem sichern Orte niedergelassen. 


Die Ameisen lieben durchschnittlich Wärme und Trockenheit, 
doch bei starker Hitze werden sie träge und finden sich auch selten unter 
von der Sonnenhilze stark erwärmten Steinen. Am fleissigsten arbeiten die 
Ameisen sogleich nach einem Regen, der ihren Bauten wohl auch Schaden 
zugefügt hat, aber wenn auch dieser Schaden schon verbessert wurde , so 
bauen sie doch noch fort, und es ist wahrscheinlich, dass das Wasser, wel- 
ches von dem Regen die Erde erhielt, der Grund sei, welcher sie zum Bauen 
aufmuntert, indem die Erdtheilchen besser aneinander haften bleiben. 


281 


Die hervorstechenden Eigenschaften der Ameisen sind bei der Mehr- 
zahl der Arten, und zwar besonders bei Arbeitern Emsigkeit, Hartnäckigkeit 
und Tapferkeit, doch gibt es auch einige Arten, welche sehr furchtisam sind, 
wie Formica marginata und Form. timida, und welche eilig der Gefahr zu 
entfliehen suchen. Merkwürdig ist es auch, dass die ungleich stärkeren, gross- 
. köpfigen und mit sehr starken schneidenden Oberkiefern versehenen soge- 
nannten Soldaten der Oecophthora pallidula ziemlich furchtsam sind, und 
bei der Gefahr rasch entfliehen, während die kleinen, verhältnissmässig sehr 
zart gebauten Arbeiter derselben Art bei eintretender Gefahr Stand halten, 
und eine grosse Tapferkeit und Hartnäckigkeit durch foriwährendes Beissen 
und Stechen an den Tag legen. Eine der gemeinsten Ameisen, Tetramorium 
caespilum, zeichnet sich durch überaus grosse Hartnäckigkeit und insbeson- 
dere durch das nicht unbedeutende Stechen aus, und es dürften wohl wenig 
Menschen in Europa bei öfterem Liegen im Grase, in der Nähe einer solchen 
Colonie, deren Stich nicht empfunden haben. 

Wie schon gesagt, bestehen die Waffen der Ameisen einerseits in 
den Oberkiefern, mit welchen sie beissen, andererseits bei einigen in einem 
eigenthümlichen von eigenen Drüsen im Hinterleibe bereiteten sehr sauren 
Safte, derz.B. bei Form. rufa, Form. congerens hauptsächlich aus Ameisen- 
säure besteht, und überhaupt bei den verschiedenen Ameisenarten ein sehr 
verschiedener ist. Der Geruch und Geschmack des Saftes ist bei den vielen 
Arten nicht gleich, sondern ist bei einigen Arten sogar charakteristisch, vor- 
züglich bei Form. austriaca und Form. fuliginosa, die Form. rufa mit ihren 
verwandten Arten hat ebenfalls einen eigenthümlichen Geruch und Geschmack, 
so dass ich schon oft bei Excursionen nicht allein ein in der Nähe befind- 
liches Ameisennest durch den Geruch diagnosticirte, bevor ich dasselbe sehen 
konnte, sondern sogar die Ameisenspecies richtig determinirte. Der insbe- 
sondere Ameisensäure enthaltende Saft der Form. rufa und deren verwandte 
Arten, wird seiner kühlenden Eigenschaft wegen nicht selten im Gebirge, 
besonders bei Wassermangel in der Weise benützt, dass man die Ameisen 
auf Brot sireicht, und die ausgedrückten Ameisen, welche ihre Säure an das 
Brot abgaben, sodann weggeworfen werden. Rengger berichtet z.B. dass 
die Hinterleiber der Weibchen von Oecodoma cephalotes Ltr. {einer in 
Amerika lebenden Ameise) in Butter gebacken für einen Leckerbissen ge- 
halten werden, geröstet und mit Syrup übergossen, wie geröstete und über- 
zuckerte Mandeln, und selbst roh ähnlich wie Haselnüsse schmecken. Der 
von den Ameisen bereitete Saft kann oft weit gespritzt werden, und so ge- 
schah es mir einmal, dass ein Arbeiter der Formica congerens mir in ein 
Auge spritzte, in Folge dessen ich einen sehr heftigen Schmerz empfand, und 
davon eine Augenbindehaut-Entzündung davontrug. Andere Ameisenarlen be- 
sitzen nebst den Oberkiefern und den Drüsen, welche den Saft bereiten, noch 
einen Stachel, womit sie in die Haut stechen, nnd das Product der Drüsen 
in die Wunde einspritzen, welche durch den Stich mancher Arten ziemlich 
empfindlich schmerzt. 


Bd. V. Abh. 36 


282 


Die Fortpflanzung geschieht durch die gellügelten Ameisen, welche 
zwischen den Monaten April und September, nachdem sie aus ihren Puppen- 
hüllen als Imago ausgeschlüpft sind, nur kurze Zeit bei den Colonien ver- 
weilen, bis ihre Flügel die nöthige Ausbildung erlangt haben, und ein wind- 
stiller, warmer und heiterer Abend eintritt, an welchem alle Geflügelten einer 
Colonie, wie auf ein gegebenes Zeichen, rasch den Bau verlassen, Grassten- 
gel oder andere Dinge ersteigen, kürzere oder längere Zeit schwärmen, bis 
sie sich endlich nach der Begattung nach allen Richtungen zerstreuen. An 
solchen Abenden, vorzüglich aber nach mehreren vorausgegangenen regne- 
rischen Tagen geschieht es nicht selten, dass man grosse Massen solcher Amei- 
sen in den Lüften sieht, und es werden Fälle erzählt, von denen ich einige 
des allgemeinen Interesses wegen anführe. In der Wiener Zeitung vom 
22. Juli 1854, pag. 1966, wird folgender Fall angegeben : „Am 10. Juli Abends 
gegen 5 Uhr zog über Bordeaux eine dichte weisse Wolke, als wenn ein 
Schneewetier im Anzuge wäre. Plötzlich entlud sich die Wolke in der Um- 
gegend des Hafens, und siehe! Alles war viele Zoll hoch mit weissen gellü- 
gelten Ameisen bedeckt.“ Professor Heer erwähnt in seiner Abhandlung: 
Ueber die Hausameise Madeira’s, mehrerer merkwürdiger Schwärme in der 
Schweiz, er sagt: „Am 7. August 1847 zeigten sich ungeheure Schwärme in 
Winterthur,“ und gibt an, dass sie als kleine Wolken in der Sonne flimmer- 
ten, und der Boden in der Stadt und Umgebung mit diesen Thierchen ganz 
übersäet war. Einen Tag darauf war eine Strecke weit der Vierwaldstätter- 
See mit Ameisen fast bedeckt, ebenso auch fand man auf dem Zürcher-See 
grosse Massen, und ebenfalls an demselben Tage wurden bei Schondorf in 
Würtemberg, dann in Solothurn, Freiburg, Bubendorf und Gelterkinden im 
Baselland solche grosse Schwärme beobachtet, welche sich in südlicher Rich- 
tung fortbeweglen. 

Die geflügelten Ameisen wurden von der Natur in Betreff eines zweck- 
mässigen Gebrauches ihrer Flügel stiefmütterlich behandelt, wesshalb sie auch 
theils schon während des Schwärmens, theils nachdem sie sich auf den Bo- 
den niedergelassen haben, grösstentheils eine Beute der Vögel und anderer 
Thiere werden, und nur jene Weibchen , welche diesen entgingen, kommen 
entweder in ihre bisherige Wohnstätte zurück , oder siedeln sich anderswo 
an, und werden die Mütter der künftigen Brut. Nicht stets kehren aber die 
Weibchen freiwillig in den Bau zurück, sondern werden von den Arbeitern 
hineingetragen. Zu erwähnen ist noch, dass man nicht sellen in einem Baue 
bloss Männchen, in einem anderen, obwohl seltener, bloss Weibchen findet, 
und es wäre interessant, über die Ursache dieser Erscheinung Aufschlüsse 
zu erhalten. 

Die Eier sind verhältnissmässig zur Grösse der Ameisenweibchen ziem- 
lich gross (ein Ei der Formica ligniperda misst beiläufig 1% ”” in der Länge 
und ’A”” in der Breite, welches wohl als das grösste auzunehmen ist), sie 
sind länglich, fast cylinderisch, vorne und hinten abgerundet, selten an beiden 
Enden etwas zugespitzt, ihre Farbe ist weiss, gelblich, bräunlich oder auch 


283 


schwarz (wie bei Formica flava). Man findet sie entweder in den Colonien, 
wo eine grössere Anzahl Eier in einer Kammer oder in einem Gange bei- 
sammen liegen, oder man findet unter einem Steine oder anderswo eine kleine 
Höhlung in der Erde, in der ein Weibchen sich befindet, welches eben mit 
dem Eierlegen beschäftigt ist, und etwa schon mehrere gelegt hat. Unwill- 
kürlich erinnert man sich bei dem Anblicke eines solchen einsiedlerischen 
Weibchens an die brütenden Vögel, indem es sich über den Eiern ruhig ver- 
hält, und diese auszubrüten scheint. Die Eier, welche von den Weibchen in 
einer Colonie gelegt wurden, werden von den Arbeitern mit grosser Sorge 
stets jener Temperatur ausgesetzt, welche ihnen am zweckmässigsten ist, 
wesshalb sie auch von diesen nach Umständen unter die Oberfläche oder auf 
den Grund des Baues getragen werden. 

Larven. Die nach ein Paar Wochen aus den Eiern geschlüpften Lar- 
ven werden von den Arbeitern gepflegt und ernährt, wie schon vorher er- 
wähnt wurde, verhalten sich in diesem Zustande ganz ruhig, lassen sich ge- 
duldig (so wie die früher erwähnten Aphiden) von den nicht zarten Ober- 
kiefern der Arbeiter fassen, und an eine passende Stelle entweder wegen 
drohender Gefahr oder auf Veranlassung einer veränderten Temperatur tra- 
gen. Sie sind im Frühjahre oder im Beginne des Sommers in den Colonien 
anzutreffen, doch erzählt Gould, dass er auch Larven der Formica nigra 
und Form. flava im Winter am Grunde des Baues fand, und fügt noch die 
interessante Notiz hinzu, dass diese Larven viel dichter behaart waren, als 
jene, welche im Sommer gefunden werden. Die Larven sind mehr weniger 
eylinderisch, hinten etwas dicker und abgerundet, vorne verschmälert , nach 
abwärts gebogen und zugespitzt. Ihre Grösse ist eine sehr verschiedene; im 
Allgemeinen lässt sich sagen, dass die Larven der Arbeiter die kleinsten, 
die der Männchen etwas grösser und die der Weibchen gewöhnlich am grössten 
sind, und die Abweichung in der Grösse ist bei manchen Arten, wie z. B. 
bei Teiramorium caespitum eine sehr beträchtliche. Sie sind fussloss, weiss, 
oft eiwas durchscheinend, und mit abstehenden Haaren bekleidet, welche 
bei den Larven der Formica ligniperda baumförmig verzweigt sind, indem 
sie entweder schon am Grunde oder von diesem etwas weiter entfernt, lange 
Aeste austreiben. Der Körper der Larven besteht aus dem kleinen Kopftheile 
und aus 12 Ringen. Der Kopftheil ist etwas härter als die Ringe, kugelig, 
trägt 2 meist gezähnte Mandibeln, zwischen beiden oben eine so wie bei dem 
Imago gebildete Oberlippe und unten die innern weichen Mundtheile; die Ringe 
sind weich und jeder derselben besteht aus einem oberen etwas grösseren, 
mehr convexen und einem unteren kleineren, mehr planen Halbringe; der 
erste Ring ist klein, ebenso das Englied , welches letztere kegelförmig ist, 
und hinten eine Spalte zwischen sich fasst, welche den After bildet. 

Puppen. Sobald die Larven als solche ihr Wachsthum vollendet haben, 
verpuppen sie sich, welcher Vorgang bei den verschiedenen Ameisen ein 
zweifacher ist; entweder hüllen sich die Larven in einen Cocon ein, oder sie 
entbehren eines solchen. In seltenen Fällen geschieht es auch ausnahmsweise, 


36 * 


251 

dass man Puppen solcher Arten, welche in der Regel einen Cocon haben, 
ohne solchen gefunden werden, wie diess bis jetzt von Schenk, Meyer, 
Smith und mir bei Formica sanguinea. Form. cunicularia, Form. fusca, 
Form. fuliginosa und Form. nigra beobachtet wurde; doch war niemals eine 
Ursache dieses eigenthümlichen Vorkommens aufzufinden. 

Der Cocon hat eine weisse oder gelbe, oder gelbbraune Farbe, ist 
länglich eiförmig, an einem Ende mit einem schwarzen Puncte, der aus den 
noch vor dem völligen Uebergange der Larve in den Puppenzustand aus- 
geschiedenen Excremevten besteht, versehen, und ist eine pergamentar- 
tige, aus feinen, dichtverfilzten „ Seitenäste treibenden Fäden zusammenge- 
setzte Haut, welche die Puppe. über deren Vertiefungen hinübergespannt, 
lose umschliesst. Die im Wachsthume schon vorgeschrittene Puppe ist schon 
dem Imago sehr ähnlich gebildet, und es lässt sich sodann an dem Vorhan- 
densein oder Fehlen der Flügelscheiden entscheiden, ob die Puppe als Imago 
ein Arbeiter oder eine geflügelte Ameise sein wird. Sobald die Puppe aus- 
gebildet ist, so streift sie, wenn sie coconlos ist, die Haut ab, und kriecht 
als noch schwachgefärbtes Imago heraus, welches bald in der Luft die blei- 
bende Färbung erhält*). War aber die Puppe in einen Cocon eingeschlossen, 
so wird meist der Cocon zur Zeit der Reife von den Arbeitern geöffnet, 
worauf die junge Ameise herausschlüpft. 

Die Beschreibung des Imago folgt im speciellen Theile. 

Nutzen und Schaden. Der Nutzen, welchen die Ameisen bringen, 
ist, wenn gleich er nicht bedeutend ist, wenigstens in Europa jedenfalls ein 
grösserer als der Schaden, welchen sie verursachen. Wie bekannt, werden 
die Puppen mancher Arten als sogenannte Ameiseneier zum Füttern vieler 
Singvögel verwendet, überdiess wurden besonders früher die Arbeiter, vor- 
züglich derjenigen Arten, welche zur Gruppe Rufa der Gattung Formica ge- 
hören, zum Spiritus formicarum verwendet. Der Schaden, welchen sie er- 


*) Man muss sich sehr in Acht nehmen, diese noch nicht ausgefärbten Ameisen, 
für andere oder neue Arten zu halten, und es ist einem Anfänger überhaupt 
anzurathen, solche Ameisen, wenn ihm keine andern Exemplare zu Gebote 
stehen, gar nicht zu determiniren. Ebenso kann es aber auch erfahrenen Myr- 
mecologen ergehen, solche Exemplare für neue Arten zu halten, wenn man sie 
im getrockneten Zustande erhält, und jene Art, zu welcher sie gehörer, noch 
nicht lebend gesehen hat; so geschah diess zZ. B. mit der Formica aethiops, 
von welcher Dr. Nylander durch Professor Zeller unausgebildete Exem- 
plare aus Sieilien erhielt, und als Formica pallens Nyl. in seinen Add. alt. 
Adnot. mon. form. bor. beschrieb, welches sich dadurch aufklärte, dass ich 
diese letztgenaunte Art von Professor Zeller erhielt, und sie sogleieh als 
unausgehbildeten Arbeiter der Formica aethiops erkannte. Ueberhaupt muss man 
in der Myrmecologie wegen der Angabe der Farben nicht zu kritisch sein, sondern 
diesen sogar einen geringen Werth beimessen, indem in dieser Beziehung, so 
wie in der relativen Grösse des Kopfes gegen den übrigen Körper die ausser- 
ordentlichsten Abweichungen stattfinden, wesshalb es nicht räthlich ist, wegen 
verschiedener Farbe neue Arten aufzustellen. 


285 


zeugen, wird besonders nur in manchen Glashäusern fühlbar. So minirt das 
Tetramorium Kollari in dem Warmhause des k. k. botanischen Garlens zu 
Wien, so wie in den Glashäusern des kaiserlichen Gartens zu Schönbrunn 
nächst Wien, die Erde in den Töpfen und in den Lohbeeten. Im südlichen 
Europa richtet wohl die Oecophthora pallidula, wie schon erwähnt, sehr 
unangenehme Verheerungen in den Insectenladen des Entomologen an, (siehe 
Frauenfeld’s Reisen an den Küsten Dalmatien’s in den Verhandlungen 
des zoologisch - botanischen Vereines, Band IV., Abhandlungen pag. 460). 

Sehr häufig werden die Ameisen angeschuldet, die Obstbäume krank 
zu machen, welche Beobachtung eine sehr oberflächliche ist, denn stets wird 
man auf einem Obsibaume, auf welchen sich Ameisen einfinden, auch Blatt- 
läuse finden, und eben diese können es sein, welche dem Baume Schaden brin- 
gen. In Betreff des Obstes glaube ich behaupten zu können, dass eine Ameise 
nie eine unversehrte Frucht anbeisst, sondern erst dann, wenn durch Regen 
die Frucht aufspringt, oder durch Vögel oder auf andere Weise dieselbe ver- 
wundet wird, kann sie zum Leckerbissen von Ameisen werden. 

Verticale und horizontale Verbreitung. Die verticale Ver- 
breitung der Ameisenarten ist eine solche, dass die Menge der Arten, so 
wie auch der Colonien mit der Höhe im umgekehrten Verhältnisse steht, in- 
dem die Ameisen lieber in warmen Thälern oder auf sonnigen Bergwiesen 
als wie auf blumigen aber kalten Alpenwiesen leben, und jeder Myrmicolog, 
der Gelegenheit hatte, Alpen zu besuchen, wird beim ersten Besteigen der- 
selben an eine eigerthümliche Ameisenfauna der Alpen denken, während er 
bald eines besseren belehrt wird, denn in einer Höhe von 5000 Fuss in der 
Knieholzregion werden die Ameisencolonien so wie auch die verschiedenen 
Arten sehr spärlich, bis endlich keine Colonien mehr zu finden sind, und 
bloss selten unter einem Steine sitzend oder auf den Wiesen herumirrend ein 
einzelner Arbeiter gefunden wird, welcher gewöhnlich zu irgend einer der 
Arten gehört, welche in der darunter liegenden Waldregion häufig vorkom- 
men. Ich kenne bloss eine einzige Ameisenart,. deren Vorkommen sich in 
Oesterreich bloss auf subalpine Gegenden beschränkt, während sie in Finn- 
land von Dr. Nylander bei Helsingfors gefunden wurde, es ist diess die 
Myrmica suleinodis Nyl. 

Die horizontale Verbreitung der Ameisenarten ist eine ähnliche, wie 
die verticale. Das Verhältniss der Artenanzahl ist nach dem Breitengrade 
wie auf der Erde überhaupt auch in Europa ein solches, dass die Arten- 
menge eine desto geringere wird, je mehr man sich dem Pole nähert. In den 
Tropenländern kommen in dem kleinsten Bezirke Hunderte von Ameisen- 
arten im bunten Wirrwarr vor, während dieselben gegen die Pole sehr spär- 
lich werden. Manche Arten kommen in ganz Europa, manche nur an sehr 
beschränkten Localitäten, andere nur in Süd- und noch andere nur in Nord- 
Europa vor, doch ist kein Zweifel, dass jene Arten, welche nur an irgend 
einer beschränkten Localität bisher gefunden wurden. jedenfalls einen 
grösseren Verbreitungsbezirk haben. 


236 


Indem seit der Herausgabe der hymenopterologischen Studien von 
Dr. Förster keine Uebersicht über die Verbreitung der Ameisenarten in 
Europa veröffentlicht wurde ,„ seit dieser Zeit aber dieselben namhaft ver- 
mehrt wurden, so füge ich nachfolgend eine solche Uebersicht bei. Da im 
speciellen Theile die Standorte der Ameisenarten des österreichischen Staa- 
tes, Deutschlands, der Schweiz und Italiens ohnediess genau angeführt wer- 
den, so werde ich in der Uebersicht der Kürze wegen bloss die Namen die- 
ser genannten Länder bei den betreffenden Arten anführen. Es ist kein Zwei- 
fel, dass noch viele dieser nachfolgend genannten Arten sich als Synonyme 
oder Varietäten erweisen werden, was wohl bei den oft sehr ungenügenden 
Beschreibungen Latreille’s und Losana’s nicht zu wundern ist; obwohl 
es mir theils durch genaue Untersuchung, theils durch Correspondenz doch 
gelungen sein dürfte, zur Lösung dieses gordischen Knotens, wenigstens ein 
kleines Schärflein beigetragen zu haben. 


I. Formicidae. 


Formica |. 


1. F. ligniperda N yl. Skandinavien (N yl.), Provinz Preussen, Pom- 
mern, Rheinpreussen, Preussisch - Schlesien, Nassau, Baiern, Böhmen, Oester- 
reich, Salzburg, Tirol, Kärnthen, Steiermark, Ungarn, Siebenbürgen, Krain, 
Küstenland, Lombardie, Schweiz, Kirchenstaat,, Piemont, Sicilien, Frank- 
reich (Colombe))). 

2. F. herculeana Ny]1. Schweden (Nylander), Finnland (N yl., Milde), 
Dänemark (Drewsen), Provinz Preussen, Rheinpreussen, Preussich - Schle- 
sien, Baiern, Böhmen, Mähren, Galizien, Oesterreich ,„ Salzburg, Steiermark 
Kärnthen, Siebenbürgen, Schweiz. 

3. F. Herrichi Mayr. Türkei (nach Angabe des Herrn Prof. Her- 
rich-Schäffer, doch zweifelhaft; ich besitze sie aus Südbrasilien von 
Herrn Tischbein). 

4. F. pubescens F. Schweden (Nyl.), Baiern, Oesterreich, Tirol, Steier- 
mark, Ungarn, Siebenbürgen, Krain, Küstenland, Dalmatien, Lombardie, Kir- 
chenstaat, Piemont, Corsica, Insel Sardinien, Frankreich (Ltr., Lepeletier). 

3. F. aethiops Ltr. Süd-Russland (Nyl.), Provinz Preussen, Bayern, 
Oesterreich, Tirol, Ungarn, Küstenland. Lombardie, Kirchenstaat, Piemont, Cor- 
sica, Insel Sardinien, Sicilien, Frankreich (Ltr.,Lepel.), Spanien (Förster). 

6. F. marginata Ltr. Provinz Preussen, Bayern, Oesterreich, Krair, Dal- 
matien, Kirchenstaat, Toskana, Piemont, Frankreich (Ltr.), Spanien (Först.). 

3. F. fuscipes Mayr. Oesterreich, Toskana, Kirchenstaat. 

8. F. austriaca Mayr. Oesterreich, Ungarn, Dalmatien, Toskana, Kir- 
chenstaat. 

9. F. truncata Spin. Kirchenstaat, Piemont (Spin. Ins. Lig.), Frank- 
reich (Leon Dufour und Perris Mem. sur les Ins. Hym. ete.). 


287 


10. F. sylvatica Ol. Preussisch -Schlesien (Schilling), Frankreich 
(Olivier). 

11. F. lateralis Ol. Süd-Russland (N yl.), Bayern, Böhmen , (Groh- 
mann?), Oesterreich, Tirol, Ungarn, Küstenland, Dalmatien, Venetien, Lom- 
bardie, Kirchenstaat, Insel Sardinien , Sicilien , Frankreich (Ltir., Lepel., 
Mayr), Spanien (Förster). 

12. F. rufa Nyl. Grossbritannien, (Curtis, Smith), Schweden 
(Nyl.), Lappland (N yl.), Finnland (Nyl.), Dänemark (Drewsen), Provinz, 
Preussen, Preussisch-Schlesien, Rheinpreussen, Lübek, Nassau, Bayern, Böh- 
men, Mähren, Galizien, Oesterreich, Salzburg, Tirol, Kärnthen, Steiermark, 
Ungarn, Lombardie, Schweiz, Frankreich (Colombel). 

F. rufa Nyl. var. major Nyl. Finnland (Nyl.), Dänemark (Drew- 
sen), Provinz Preussen , Pommern , Preussisch-Schlesien, Rheinpreussen, 
Lübek, Nassau, Bayern, Böhmen, Mähren, Oesterreich, Tirol, Steiermark, Krain, 
Lombardie, Schweiz, Frankreich (Colombeel). 

13. F. congerens Nyl. Insel Mjölön (N yl.), Provinz Preussen, Rhein- 
preussen, Nassau, Bayern, Böhmen, Galizien, Oesterreich, Tirol, Steiermark, 
Ungarn, Krain, Schweiz, Neapel. 

14. F. truncicola Nyl.Lappland (N y1.), Finnland (N yl.), Dänemark, 
(Drewsen), Lübek, Nassau, Baiern, Böhmen, Oesterreich, Salzburg, Tirol, 
Steiermark, Krain, Lombardie, Schweiz, Piemont. 

15. F. sanguinea Ltr. Grossbritannien (Smith), Finnland (Nyl.), 
Provinz Preussen, Rheinpreussen, Nassau, Bayern, Böhmen, Oesterreich, Salz- 
burg, Tirol, Steiermark, Krain, Lombardie, Schweiz, Piemont, Sicilien, Frank- 
reich (Colombel, Ltr., Lepel, Vallot*). 

16. F. pressilabris N y 1. Finnland (Nyl.), Südrussland (N y1.), Däne- 
mark (Drewsen), Oesterreich, Ungarn. 

17. F. exsecta Nyl. Lappland (N y1.), Finnland (Nyl.), Provinz Preus- 
sen, Rheinpreussen, Nassau, Oesterreich, Steiermark, Lombardie. 

18. F. cunicularia Ltr. Grossbritannien (Smith), Schweden (N yl.), 
Finnland (Nyl., Milde), Südrussland (N y1.), Hamburg „ Provinz Preussen, 
Pommern, Rheinpreussen, Nassau, Bayern, Böhmen, Mähren, Galizien, 
Oesterreich , Salzburg, Tirol, Steiermark, Krain, Küstenland , Venetien, 
Lombardie, Schweiz. Kirchenstaat, Piemont, Neapel, Sicilien, Frankreich 
(Ltr., Lepel., Colombel). 

19. F. cinerea Mayr. Provinz Preussen, Mähren, Oesterreich, Tirol, 
Ungarn, Krain, Venetien, Lombardie, Toskana, Kirchenstaat, Frankreich 
(Dohrn). 

20. F. fusca L. Grossbritannien (Smith), Schweden (Nyl.), Lapp- 
land (N y1.)J, Finnland (Nyl.), Dänemark (Drewsen), Hamburg, Provinz 
Preussen, Pommern, Provinz Schlesien, Rheinpreussen, Lübek, Nassau, Bayern, 


*) Vallot „Observations entomologiques* in den „Memoires de lAcademie des 
Sciences. arts et belles lettres de Dijon, 12. Serie Tom. I. 1852.“ 


233 


Böhmen, Mähren, Galizien, Oesterreich, Salzburg, Tirol, Kärnthen, Steiermark, 
Siebenbürgen, Krain, Lombardie, Schweiz, Kirchenstaat,, Piemont, Neapel, 
Frankreich (Ltr., Colombe)|). 

21. F. cursor Boyer de Fonse. Süd-Frankreich (Boyer). 

22. F. aenescens Nyl. Süd-Russland (N y].). 

23. F. gagates Ltr. Finnland (Nyl.), Dänemark (Drewsen), Pro- 
vinz Preussen, Preussisch - Schlesien, Rheinpreussen , Bayern, Oesterreich, 
Tirol, Ungarn, Krain, Lombardie, Piemont, Frankreich (Ltr., Lepel.). 

24. F. fuliginosa Ltr. Grossbritannien (Lepel.,, Smith), Schweden 
(Nyl.), Finnland (N yl1.), Dänemark (Drewsen), Provinz Preussen, Preus- 
sich - Schlesien ,„ Rheinpreussen, Lübek, Nassau, Bayern, Böhmen, Galizien, 
Oesterreich, Salzburg, Tirol, Steiermark, Ungarn, Siebenbürgen, Krain, Kü- 
stenland, Lombardie, Schweiz, Kirchensiaat „ Piemont, Frankreich (Ltr., 
Lepel., Colombel). 

25. F. emarginata Ltr. England (Ltr.), Schweden (Nyl.), Baiern 
(?llerrich-Schäffer), Piemont, Frankreich (Ltr., Lepel.). 

26. F. nigra Ltr. Grossbritannien (Smith), Schweden (N y|].), Lapp- 
lund (N y1l.), Finnland (Nyl.),. Dänemark (Drewsen), Südrussland (N yl.), 
Provinz Preussen, Pommern, Rheinpreussen, Lübek, Nassau, Bayern, Böhmen, 
Mähren, Galizien, Oesterreich, Salzburg, Tirol, Kärnthen, Steiermark, Ungarn, 
Siebenbürgen, Krain, Dalmatien, Venetien, Lombardie, Schweiz, Kirchen- 
staat, Toskana, Piemont, Frankreich (Ltr. Lepel.). 

27. F. brunnea Ltr. Preussisch - Schlesien, Bayern, Böhmen, Oester- 
reich, Tirol, Krain, Küstenland, Dalmatien, Venetien, Lombardie, Schweiz, 
Kirchenstaat, Toskana, Piemont, Frankreich (Ltr.). 

28. F. aliena Först. Provinz Preussen, Rheinpreussen, Nassau, Bayern, 
Böhmen, Oesterreich, Tirol, Steiermark, Ungarn, Krain, Dalmatien, Venetien, 
Lombardie, Schweiz, Kirchenstaat. 

29. F. timida Först. Rheinpreussen, Lübek, Nassau, Böhmen, Oester- 
reich, Krain, Siebenbürgen, Schweiz, Kirchenstaat. 

30. F. pallescens Schenk. Nassau, Sardinien. 

31. F. flava L. Grossbritannien (Ltr., Smith), Schweden (Nyl.i, 
Lappland (N y1.), Finnland (N yl.), Dänemark (Drewsen), Provinz Preus- 
sen, Pommern, Preussich-Schlesien, Rheinpreussen , Lübek, Nassau, Bayern, 
Böhmen, Mähren, Galizien, Oesterreich, Salzburg, Tirol, Kärnihen, Steiermark, 
Siebenbürgen, Krain, Dalmatien, Schweiz, Kirchenstaat, Piemont, Frankreich, 
(Ltr., Lepel.). 

32 F. umbrata Nyl. Schweden {N yl.}, Finnland (N yl.), Dänemark 
(Drewsen), Provinz Preussen, Rheinpreussen , Lübek, Nassau, Bayern, 
Oesterreich, Tirol, Kärnthen, Steiermark, Krain, Lombardie, Piemont, Insel 
Sardinien. 

33. F. mizta Nyl. Schweden (N y1.), Provinz Preussen, Nassau, Oester- 
reich, Tirol, Siebenbürgen. 


289 


34. F affinis Schenck. Nassau. Böhmen, Oesterreich, Krain. Küsten-- 
land, Kirchensiaat. 


353. F. incisa Schenck. Nassau. 

36. F. bicornis Först. Rheinpreussen. 

37. F. rubiginosa Ltr. Frankreich (Ltr.), Baiern (Herr.-Schffr.). 
38. F. didyma F. Italien. 

39. F. truncorum F. Mähren, Baiern (? Herrich-Schäffer). 

40. F. merula Losana. Piemont. 

41. F. coerulescens Losana. Piemont. 


Tapienoma Först. 

42. T. erraticum Ltr. Grossbritannien (Smith), Süd-Russland (N yl.), 
Provinz Preussen, Rheinpreussen, Nassau, Bayern, Oesterreich, Tirol, Ungarn. 
Krain, Küstenland,. Dalmatien, Venetien, Lombardie, Schweiz, Kirchenstaat, 
Insel Sardinien, Frankreich (Ltr.). 

43. T. pygmaeum Ltr. Nassau, Bayern, Oesterreich , Tirol, Ungarn, . 
Krain, Küstenland, Dalmatien, Venetien, Lombardie, Schweiz, Kirchenstaat, 
Frankreich (Ltr Lepel.). 

44. T. vividulum Nyl. Finnland (Nyl. eigentlich nicht europäisch, 
sondern eingeschleppt). 

45. T. nitens Mayr. Siebenbürgen, Krain, Dalmatien. 

46. T. politum Smith. Grossbritannien (Smith). 

Hupoeclinea Först. 

4%. H. Frauenfeldi Mayr. Dalmatien. 

48. H. quadripunctata L. Preussen, Bayern, Oesterreich, Tirol, Sie- 
benbürgen, Lombardie, Schweiz, Kirchenstaat, Piemont, Frankreich (Lt r.). 

Monrocomdus Nayr. 

49. M. viaticus F. Ungarn, Dalmatien, Griechenland (Bremj, WlIa- 

-#811ri0s), Sparien (Ltr., Fabr). 
Calagylyphis Försit. 

50. C. Fairmairei Först Spanien (Förster, zuerst in Algier ent- 
deckt, siehe Verhandlungen des naturhist. Vereins der Rheinl. VII. pag. 485). 
Polyergus Ltr. 

51. P. rufescens L tr. Provinz Preussen, Rheinhessen, Oesterreich, Tirol, 
Krain, Lombardie, Schweiz, Kirchenstaat, Piemont, Frankreich (Ltr., Lepel). 

? 52. P. testaceus F. Mähren (??). ; 


EI. Poneridae. 
PoneraLr.i 

33. P. ochracea Mayr. Kirchenstaat. 

54. P. contracia Ltr. Grosbritannien (Smith), Rheinpreussen, Nassau, 
Bayern, Oesterreich, Tirol, Krain, Lombardie, Kirchensiaat, Schweiz, Piemont, 
Frankreich (Lir., Lepel). 

35. P. quadrinotata Los. Piemont. 


Bd. V. Abh 37 


230 


Odontomachus Lir. 
56. O0. Ghilianii Spin, Spanien (Spinola). 


III. Myrmicidae. 


Myrmica Ltr. Mayr. 

57. M. rubida Ltr. Provinz Preussen, Preussich - Schlesien, a, 
Böhmen, Mähren, Oesterreich, Salzburg, Tirol, Kärnthen, Steiermark, Ungarn, 
Siebenbürgen, Krain, Lombardie, Schweiz, Piemont, Frankreich (Ltr.). 

58. M. longiscapa Curt. Grosbritannien (Curtis, Smith). 

59. M. laevinodis Nyl. Grossbritannien (Curtis, Smith), Schweden 
(Nyl.), Finnland (Nyl. Milde), Südrussland (Nyl.),. Provinz Preussen, 
Rheinpreussen, Lübek, Nassau, Bayern, Böhmen, Mähren, Galizien, Oester- 
reich, Salzburg, Tirol, Kärnthen, Steiermark, Siebenbürgen, Krain, Lom- 
bardie, Schweiz, Kirchenstaat, Piemont, Frankreich (Colombel). 

60. M. rugulosa N y1. Schweden (Nyl.), Finnland (N yl.), Rheinpreus- 
sen, Nassau. Mähren, Galizien, Oesterreich, Tirol, Frankreich (N ylander). 

61. M. ruginodis Nyl. Grossbritannien (Curtis, Smith), Schweden 
(Ny1.) Finnland (Nyl., Milde), Provinz Preussen, Pommern ,„ Rheinpreus- 
sen, Lübek,, Nassau, Bayern, Böhmen, Mähren, Galizien, Oesterreich, Salz- 
burg, Steiermark „ Ungarn, Krain, Schweiz, 

62. M. suleinodis Nyl. Grosbritannien (Curtis, Smith), Finnland 
(N y1.). Oesterreich, Salzburg, Tirol, Steiermark, Krain. 

63. M. scabrinodis Nyl. Grossbritannien (Curtis, Smith), Schwe- 
den (N yl.), Finnland (Nyl.), Südrussland {N y1.), Dänemark (Drewsen), 
Provinz Preussen. Preussisch -Schlesien, Rheinpreussen, Lübek, Nassau, 
Bayern, Böhmen, Mähren, Oesterreich, Salzburg, Tirol, Kärnthen, Steiermark, 
Siebenbürgen, Krain, Küstenland, Lombardie, Schweiz, Kirchenstaat, Piemont, 
Frankreich (Milde, Colombel). 

64. M. lobicornis Nyl. Schweden (Nyl), Finnland (Nyl), Dänemark 
(Drewsen), Provinz Preussen, Rheinpreussen, Nassau, Bayern, Böhmen, 
Oesterreich, Krain, Lombardie. 

65. M. denticornis Curtis. Schottland (Curtis, Smith). 


Formicoxzenus Mayr. 
66. F. nitidulus Nyl. Finnland (N yl), Däuemark (Drewsen), Süd- 
russland (N yl.), Provinz Preussen, Rheinpreussen, Oesterreich. 


Myrmeeina Curt. 
63. M. Latreillei Curt. Grossbritannien (Curt., Smith), Südruss- 
land (N yl.) Rheinpreussen, Nassau, Oesterreich, Krain, Kirchenstaat. 
Telvameordium Mayr. 
68. T. atratuium Schenck. Nassau. 


69. T. Kollari Mayr. Oesterreich (eigentlich kein Europäer, sondern 
eingeschleppt). 


291 


30. T. caespitum L. Grossbritaunien (Curtis, Smith), Schweden 
(Nyl.), Finnland (Nyl.), Dänemark (Drewsen), Südrussland (N y1.), 
Provinz Preussen, Preussisch -Schlesien, Rheinpreussen, Lübek,, Nassau, 
Bayern, Böhmen, Mähren, Galizien, Oesterreich, Tirol, Steiermark, Ungarn, 
Siebenbürgen, Krain, Küstenland, Dalmatien, Venetien, Lombardie, Schweiz, 
Kirchenstaat, Piemont, Insel Sardinien, Sicilien, Frankreich (Ltr.), Spanien 
(Heer, Förster). 


Strongylognathus Mayr. 
71. St. testaceus Schenck. Nassau. 


Stenamma \W estiw. 


22. St. Westwoodi W estw. Grossbritannien (W estwood, Cur- 
tis, Smith). 
73. St. albipennis Curt. Grossbritannien (Curtis). 


Leptotkorax Mayr. 


34. L. clypealus Mayr. Oesterreich. 

75. L. acervorum Ny1l. Grossbritannien (Curtis, Smith), Schwe- 
den (Nyl.), Lappland (N yl.), Finnland (Nyl1.), Provinz Preussen „ Rliein- 
preussen, Lübek „ Nassau, Oesterreich , Tirol, Steiermark , Krain , Lombar- 
die, Schweiz. 

%6. L. Gredleri Mayr. Tirol. 

73. L. muscorum Nyl. Finnland (Nyl,, Milde), Rheinpreussen, Nas- 
sau. Oesterreich, Salzburg. 

78 L. corticalis Schenck. Nassau, Oesterreich, Tirol. 

39. L. nigriceps Mayr. Oesterreich. 

80. L. tuberum Nyl. Schweden (Nyl.), Finnland (Nyl.), Nassau, 
Oesterreich, Tirol, Krain, Schweiz. 

81. L. unifasciatus Ltr. Grossbritannien (Curtis, Smith), Süd- 
Russland (Nyl1.), Rheinpreussen, Nassau, Oesterreich, Tirol, Krain, Schweiz, 
Kirchenstaat, Piemont, Frankreich (Ltr.) 

82. L. affinis Mayr. Oesterreich. 

83. L. Nylanderi Först. Rheinpreussen, Nassau, Oesterreich, Krain, 
Dalmatien, Lombardie, Kirchenstaat. 

84. L. paroulus Scheuck. Provinz Preussen , Nassau , Oesterreich, 
Lombardie. 

85. L. interruptus Schenck. Nassau, Oesterreich, Tirol. 

86. L. simillimus Curt. Grossbritannien (Curtis, Smıbh). 


Diplorhoptsum Mayr 
83. D. fugar Ltr. Grossbritannien (S mith), Süd- Russland {N y1.), 
Podolien (Belke), Preussisch-Schlesien, Nassau, Bayern, Oesterreich, Tirol, 
Kraın, Küstenland, Lombardie, Schweiz, Kirchenstaat, Frankreich iLtr.Lepel). 


37 * 


292 


Monomeorium Mayr. 
88. M. minutum Mayr. Venetien, Lombardie, Kirchenstaat. 


Oecophthora Heer. 


89. Oec. pallidula Nyl. Tirol, Siebenbürgen, Krain, Küstenland, Dal- 
matien, Lombardie, Sardinien, Insel Sieilien, Frankreich (Förster), Spanien 
(Förster). 


Alta EF. 


90. A. subterranea Lir. Provinz Preussen, Preussisch-Schlesien, Nas- 
sau, Oesterreich, Tirol, Krain, Frankreich (Ltr., Lepel.). 

91. A. capitata Ltr. Podolien (Belke), Bayern, Ungarn, Küstenland, 
Dalmatien, Lombardie, Kirchenstaat, Piemont, Corsica, Insel Sardinien, Sicilien, 
Griechenland (Wlastirios), Frankreich (Ltr., Lepel.), Spanien (Heer, 
Rossmässler, Lederer, Förster) 

92. A. structor Ltr. Süd-Russland (Nyl.), Preussisch-Schlesien, Nas- 
sau, Böhmen, Oesterreich, Tirol, Ungarn, Croatien, Küstenland , Dalmatien, 
Venetien, Lombardie, Kirchenstaat, Insel Sardinien , Piemont, Toscana, Si- 
ceilien, Frankreich (Ltr., Lepel.). 


Aphaenogaster Mayr. 
93. A. sardous Mayr. Insel Sardinien. 
94. A. senilis Mayr. Dalmatien, Sicilien, Insel Sardinien, Spanien, 
(Förster, Schiefferdecker und Elditt). 


Crematogaster Lund. 


95. C. scutellaris Ol. Bayern (?Herrich-Schäffer), Tirol, Krain, 
Küstenland , Dalmatien, Venetien, Lombardie , Schweiz, Kirchenstaat , Tos- 
cana, Insel Sardinien, Piemont, Sicilien, Frankreich (Ltr.). 

96. C. sordidulus Nyl. Dalmatien, Sicilien, Frankreich, (Förster, 
Spanien (Förster). 


Myrmieidae incertli yeneris. 
93. Myrmica diluta Nyl. Süd-Russland (Nyl.). 
98. M. domestica Shuck. England (Shuck., Smith elc.). 
99. M. graminicola Ltr. Grossbritannien (Curtis, Smith), Frank- 
reich (Ltr.). 
100. M. hirtula Nyl. Finnland (Nyl.). 
191. M. laevigata Smith. Grossbritannien (Smith). 
102. M. leonina Losana. Piemont. 
193. M. lippula Nyl. Süd-Russland (N yl.) 5 
104. M. megacephala Los. Piemont. 
105. M. Minki Först. Rheinpreussen. Nassau. 
106. M. pallida Nyl. Sieilien. 


293 


107. M. sublaevis Nyl. Finnland (Nyl.). 

108. M. trinodis Los. Piemont. 

109. M. tuberosa Ltr. Bayern (? Herrich-Schäffer), Frank- 
reich (Ltr.). 


B) Speecieller Theil. 


Der Körper der Ameisen ist aus dem Kopfe, dem Thorax, dem 
Stielchen, dem Hinterleib, den sechs Beinen, und bei Weibchen 
und Männchen noch aus vier Flügeln zusammengesetzt. 


Der Kopf ist an der Oberseite mehr weniger gewölbt, an der Unter- 
seite besonders bei Arbeitern und Weibchen flach, er ist rundlich, oval, 
drei- oder fünfeckig, hinten entweder abgerundet oder bogenförmig ausge- 
schnitten. An dessen Oberseite liegt vorne, den Mund begränzend und vom 
übrigen Kopfe durch Furchen mehr weniger deutlich abgetrennt, der Kopf- 
schild (Clypeus), hinter diesem das meist deutlich begränzte und ver- 
tiefte dreieckige Stirnfeld (Area frontalis), seitlich von diesem be- 
finden sich die mehr weniger breiten und aufgebogenen, von vorne nach hin- 
ten sich ziehenden Stirnlappen (Laminae frontales), von welchen 
jeder mit dem Kopfe selbst eine längliche Spalte bildet, die an ihrem vor- 
deren Ende grubenartig ausgehöhlt ist und Fühlergrube heisst, in wel- 
chem die Fühler (Antennae) eingelenkt sind. Diese bestehen aus dem 
Schafte (Scapus) und der Geissel (Funiculus). Der Schaft trägt au 
einem Ende einen kugeligen Gelenkskopf, der in die halbkugelig ausgehöhlte 
Gelenkspfanne in der Fühlergrube eingelenkt ist, an seinem anderen Ende 
steht er mit der Geissel in Verbindung. Diese ist stets länger als der Schaft, 
fadenförmig oder am Ende mehr weniger keulenförmig verdickt, und be- 
steht hei Arbeitern und Weibchen aus zehn bis eill Gliedern, bei Männchen ge- 
wöhnlich aus einem Gliede mehr (bei einer Gattung nur aus neun Gliedern). 
Hinter dem Stirnfelde und zum Theile auch zwischen diesem und den Stirn- 
lappen liegt die Stirn (Frons), welcheohne sichtbare Gränzen in den 
Scheitel (Vertex) übergeht, der sich als sogenannter Hinterkopf bis 
zum Hinterhauptloche erstreckt. 


Der Scheitel trägt bei Weibchen und Männchen stets, bei Arbeitern 
häufig drei rundliche in ein Dreieck gestellte Punctaugen (Ocelli) welche 
bei den Männchen am grössten und kugelig sind. Von dem Stirnfelde bis 
zu oder vor dem mittleren Punctauge zieht sich die oft undeutliche Stirn- 
rinne. An beiden Seiten des Kopfes liegen die Netzaugen (Ocul;), 
welche aus Facetten zusammengesetzt, bei Weibchen und Arbeitern meist 
mässig gross und wenig gewölbt, bei Männchen aber gross, stark gewölbt 
und hervorstehend sind; ihre Farbe ist schwarz (und es wird daher in der 
Beschreibung der Arten die Farbe der Augen nicht mehr angeführt), Zwi- 
schen den Mundwinkeln und den Netzaugen liegen die Wangen. An der Un- 


294 


terseite des Kopfes bemerkt man an der vorderen Hälfte einen fast halbkreis- 
förmigen Ausschnitt, in welchem die Mundtheile liegen. Von der Mitte die- 
ses Ausschnittes bis zum Hinterhauptloche zieht sich stets eine Linie mitten 
durch den hinteren Theil der Unterseite des Kopfes, nämlich durch die 
Kehle (Gula). 

Die Mundtheile bestehen aus den zwei Oberkiefern, den zwei Unterkie- 
fern sammt deren Tastern, der Ober- und der Unterlippe mit ihren zwei Tastern. 

Die Oberkiefer (Mandibulae) sind in den Mundwinkeln einge- 
lenkt, zeichnen sich vor allen anderen Fresswerkzeugen durch ihre Grösse 
und Stärke aus, bedecken den Mund von vorne und oben, sind am Grunde 
meist etwas schmäler (selten aber am breitesten) , öfters so breit, dass ihre 
vordere Fläche ein Dreieck bildet; sie haben einen abgerundeten convexen, 
einen hinteren, etwas kürzeren concaven und meist einen inneren gezähn- 
ten Rand (selten fehlt der innere Rand, indem die Oberkiefer schmal „ ge- 
bogen und zugespitzt sind); überdiess haben sie eine obere vordere, be- 
haarte und meist verschieden gerunzelte Fläche. 

Der Unterkiefer (Mazilla) besteht aus vier Theilen: 1. aus der 
Angel, d. i. jenem Theile des Unterkiefers, der mit dem Kopfe, nämlich mit 
dem Mundrande in nächster Verbindung steht, und bei den verschiedenen Amei- 
sengattungen keine wesentliche Verschiedenheiten zeigt; 2. aus dem Stiele, 
dem stärksten und grössten hornigen Theile des Unterkiefers; 3. aus dem Lap- 
p en, welcher häutig, dreieckıg und am Innenrande gewimpert ist; 4. aus dem 
Kiefertaster (Palpus mazillaris), welcher am Ende des Stieles zwi- 
schen diesem und dem Lappen in eine Aushöhlung des ersteren eingelenkt 
ist, und ausein bis sechs Gliedern besteht. Die Oberlippe (Labrum) ist an 
der Unterseite des Clypeus etwas hinter dessen Vorderrande befestigt, ist fast 
doppelt so breit als lang und in der Mitte des unteren Randes meist ausge- 
schnitten, wodurch zwei mehr weniger deutliche Lappen gebildet werden. Die 
Unterlippe (Labium) besteht 1. aus dem halbmondförmigen Kinne 
(mentum); 2. ausder eigentlichen Unterlippe, welche flach, sehr gross, 
hornig und meist keilig ist; 3. aus den Lippentastern (Palpi labia- 
les), die am Vorderrande der eigentlichen Unterlippe stehen, und zwei bis 
viergliederig sind ; und 4. aus der sehr kleinen , oft kaum deutlich sichtba- 
ren häutigen Zunge {Ligula), welche zwischen den Lippentastern am Ende 
der Unterlippe liegt. Im Zustande der Ruhe passen die Unterlippe und die 
Stiele der Unterkiefer genau aneinander, die Aussenränder der letzteren 
legen sich aber an den seitlichen Mundrand,. und dadurch wird der Mund 
von unten verschlossen ; vorne wird der Verschluss dadurch bewerkstelligt, 
dass sich die Lappen des Unterkiefers etwas nach aufwärts biegen und von 
der nach abwärts gerichteten Oberlippe zum Theile bedeckt werden. Die 
Kiefer- und Lippentaster hängen gewöhnlich heraus, und sind meist nach 
hinten gerichtet. 

Der Thorax besteht aus sechs Halbringen, wovon die oberen drei den 
Rücken, die drei unteren Halbringe die Brust bilden. Der erste vordere Rücken- 


295 


halbring ist das Pronotum, welches vorne halsförmig verlängert ist, in 
welche Verlängerung der Kopf eingelenkt ist; das Pronotum der Arbeiter 
weicht von jenem der Weibchen und Männchen in der Weise ab, dass das- 
jenige der Arbeiter schräge gestellt ist, so dass der vordere Rand etwas tie- 
fer steht, als der hintere, hingegen bei Weibchen und Männchen dasselbe 
mehr weniger senkrecht gestellt ist, wodurch der vordere Rand zum unteren 
und der hintere Rand zum oberen wird. Der zweite obere Halbring ist das Me- 
sonotum, welches aus dem eigentlichen Mesonotum ,„ dem Schildehen und 
dem oft queren streifenförmigen Hinterschildchen besteht, welche beide letz- 
tere aber nur bei den Weibehen und Männchen deutlich sind. Der dritte obere 
Halbring heisst Metanotum, welches meist vier, aber oft undeutlich von 
einander getrennte Flächen besitzt: 1. eine Basalfläche, welche oben und 
zunächst dem Schildchen liegend, die Fortsetzung des Rückens bildet; 2. eine 
abschüssige Fläche (der sogenannte abschüssige Theil), welche mit der er- 
steren, einen mehr weniger rechten Winkel bildet (manchmal aber verschmel- 
zen beide Flächen in eine einzige, nach hinten und oben sehende, schiefe 
Fläche); dann 3. und 4. die beiden Seitenflächen. Häufig ragt zwischen der 
abschüssigen und Seitenfläche ein Zahn oder Dorn (bei den meisten Myrmi- 
ciden) vor. Die drei unteren Halbringe heissen Prosternum, Mesoster- 
num und Metasternum, haben aber keinen diagnostischen Werth; jeder 
dieser Halbringe trägt ein Paar Beine. 

Die Flügel, welche bei den Weibchen und Männchen vorkommen, 
sind in den Thorax, und zwar die Vorderflügel an die Seite des Mesonotum, 
die Hinterflügel zwischen diesem und dem Metanotum eingelenkt;; sie bre- 
chen bei den Weibchen sehr leicht bei der Berührung am Grunde, wo der 
Flügel am schmälsten ist, ab, oder werden auch von den Ameisenarbeitern 
den Weibchen, nachdem sie wieder nach der Befruchtung in die Colonie zu- 
rückgekehrt sind, abgekneipt. Die Vorderflügel zeichnen sich vor den 
Hinterflügeln durch ihre Grösse, Form und Rippenvertheilung aus. Am Grunde 
des Vorderflügels, d. i. an jenem Gelenke, durch welches er mit dem Thorax 
in Verbindung ist, entspringen die vier Rippen, wovon die drei äusseren die 
stärksten sind. Die erste Rippe ist die Costa marginalis, welche am 
Aussenrande des Flügels verläuft, und bis zur Flügelspitze reicht. Die nächste 
Rippe, welche vom Grunde des Vorderflügels entspringt, ist die Costa 
scapularis, welche sehr nahe und parallel mit der Costa marginalis 
- verläuft, und sich beiläufig vor dem Ende des zweiten Drittheils des Flügels die- 
ser nähert, meisst eine hornene Brücke zu ihr sendet, sich sodann wenig von 
ihr entfernt, und endlich ganz mit ihr verschmilzt. Durch diese zwei Rippen 
werden zwei Zellen gebildet, wovon die erste, dem Grunde des Flügels nähere, 
Schulterzelle (Cellula scapularis) heisst, welche schmal, und 
langgestreckt ist; die zweite, von der ersten nur durch die obgenannte Brücke 
_ getrennte, in dem zweiten Drittheil des Flügels gelegene, hornig verdickte 
und viel dunkler gefärbte Zelle heisst das Rand mal (Stigma). Die dritte 
Rippe ist die Costa ezxterno-media, welche so ziemlich durch die 


296 

Mittellinie des Flügels zieht, und sich beiläufie vor oder in der Flügelmitte 
in zwei divergirende Aeste theilt. Der äussere Ast, die Costa basalis, 
läuft gegen die Costa scapularis und verbindet sich mit ihr vor dem Stigma. 
Die Costa scapularis, externo-media und basalis schliessen die äussere 
mittlere Zelle (Cellula ezterno-media) ein, welche drei, oder 
wenn die Costa basalis winkelig gebrochen ist, vier Ecken hat. Von der 
Mitte der Costa basalis. entspringt die gegen die Flügelspitze laufende C o- 
sta cubitalis, welche für den Myrmicologen den meisten Werth hat, 
und sich verschiedentlich verhalten kann. Vorher muss ich noch erwähnen, 
dass vom Stigma quer die Länge des Flügels kreuzend eine kurze Rippe 
entspringt, welche ich Costa transversa nenne, die sich mit der Costa 
cubitalis selbst oder mit einem ihrer Aeste, oder mit ihren beiden Aesien ver- 
bindet. Die Costa cubitalis theilt sich nämlich auf vier verschiedene Weisen 
in zwei Aeste, und zwar läuft sie 1. bis zur Verbindungsstelle mit der Costa 
transversa ungetheilt, sodann trennt sie sich sogleich in zwei Aeste, welche 
gegen die Flügelspitze laufend, den Rand des Flügels gewöhnlich nicht 
(oder bloss der vordere Ast) erreichen, und zwischen sich die offene Cu- 
bitalzelle (Cellula cubitalis aperta) fassen; 2. theilt sich die 
Costa cubitalis schon vor der Costa transversa in ihre zwei Aeste, und es 
verbindet sich nur der äussere Ast mit der Costa transversa; 3. es theilt 
sich die Cubitalrippe so wie im zweiten Falle, aber die Costa transversa ver- 
bindet sich nicht bloss mit dem änsseren Cubitalaste, sondern läuft in der- 
selben Richtung fort, um sich auch mit dem inneren Aste zu verbinden ; 
4. man denke sich die Costa cubitalis gleich vom Ursprunge an der Costa 
basalis in zwei divergirende Aeste getheilt, es ist aber die vordere Hälfte 
jenes Stückes des äusseren Cubitalastes, welches zwischen der Costa basa- 
lis und der Costa transversa liegt, nicht ausgeprägt, während sich die Costa 
transversa So wie im dritten Falle mit beiden Cubitalästen verbindet. Im 
ersten Falle wird durch den Hauptstamm der Cubitalrippe , durch die Costa 
transversa, durch die Costa scapularis und die Costa basalis eine Zelle ab- 
gegränzt, welche geschlossene Cubitalzelle (Cellula cubitalis 
clausa) heisst. Diese Art der Rippenvertheilung kommt bei den Gattungen 
Formica, Tapinoma, Polyeryus, Tetramorium, Strongylognathus und Lepto- 
thoraz vor. Im zweiten Falle tritt nur der Unterschied ein, dass die Cubi- 
talzelle von dem ganzen aber kürzeren Stamme der Cubitalrippe und noch 
von einem Theile des äusseren Astes der Cubitalrippe begränzt wird. Hier- 
ber die Gattungen: Hyrmecina, Diplorhoptrum und Crematogaster. Im drit- 
ten Falle wird aber nebst der sub 2 abgehandelten Cubitalzelle noch eine 
zweite geschlossene Cubitalzelle durch die Cubitaläste und die 
Costa transversa gebildet. In diese Abtheilung gehören die Gattungen: Hy- 
poclinea, Ponera, Oecophthora und Atta. Im vierten Falle wird eine Cubi- 
talzelle gebildet, welche statt, wie im ersten Falle, auf einer Seite von dem 
Stamme der Cubitalrippe begränzt zu sein, von dem inneren Cubitalaste be- 
gränzt ist, überdiess wird sie aber durch den in die Mitte der Zelle von 


297 
hinten nach vorne ragenden äusseren Cubitalast in zwei unvollkommen ge- 
trennte Zellen getheilt. Hierher gehört bloss die Gatlung Myrmica. Durch 
den äusseren Ast der Costa cubitalis, durch die Costa transversa und CO. mar- 
yinalis wird eine meist nicht geschlossene Zelle gebildet, welche Radial- 
zelle (Cellula radialis) heisst. Der zweite Theilungsast der Costa er- 
terno-media, Costa transverso-media genannt, läuft nach innen und 
hinten. Durch diese Rippe, sowie durch die Costa cubitalis, durch deren 
inneren Ast und durch die Costa basalis wird eine grosse Zelle unvollkom- 
men abgegränzt, welche gegen das Ende des Flügels offen ist, und offene 
Discoidalzelle (Cellula discoidalis aperta) heisst. Ist aber ein 
Verbindungsast, die Costa recurrens, zwischen Cubitalrippe (bei Myr- 
mica aber deren hinterer Ast) und Cosia transverso - media vorhanden, so 
wird von der offenen Discoidalzelle die geschlossene Discoidalzelle 
(Cellula discoidalis clausa) oder die eigentliche Discoidalzelle ge- 
nannt, durch die Costa recurrens abgetrennt, und sie hat die Costa basalis, 
iransverso - media, recurrens und cubitalis (bei Myrmica aber den inneren 
Ast derselben) zu ihren Gränzen. Gewöhnlich ist die Cubitalrippe an der 
Stelle, von welcher die Costa recurrens entspringt, mehr weniger winkelig 
gebogen. Häufig entspringt von oder vor dem Ende der Costa transverso- 
media ein Aestichen,„ welches gegen die Flügelspitze zieht, und die offene 
Discoidalzelle theilweise nach innen begränzt. Die vierte Hauptrippe, die 
Costa interno-media, liegt nahe und ziemlich parallel dem Innenrande 
des Vorderflügels, wodurch eine offene Zelle, die Cellula interno- 
media, entsteht, welche von der Costa externo - media, transverso - media 
und interno - media gebildet wird, nach hinten aber offen ist. Diese Zelle 
wird durch eine kleine Querrippe,, die sich von der Costa ezterno - media 
zur Costa interno - media zieht, in zwei Zellen getheilt„ und zwar in eine 
geschlossene vordere Cellula interno- media basalis und in eine 
hintere offene Cellula interno - media apicalis., Unrichtigerweise 
nennt man noch jenen Theil des Vorderllügels, welcher zwischen der Costa 
interno - media und dem Innenrande des Flügels liegt: Analzelle. 

Der Hinterflügel, dessen äusserer Rand mit Häkchen zum An- 
klammern an den inneren Rand des Vorderflügels versehen ist, um mit die- 
sem der Luft beim Fliegen nur eine einzige Fläche darzubieten ,„ ist mit we- 
niger Rippen als der Vorderflügel versehen, und überdiess sind diese bei den 
verschiedenen Gattungen gleichartig verzweigt. Es sind bloss drei Hauptrip- 
pen vorhanden, indem die Costa marginalis fehli; dafüristdie Costa sca- 
pularis dicker, läuft nahe und parallel dem Aussenrande bis zur Mitte 
desselben, wo sie sodann an diesem bis zur Spitze des Flügels läuft. Die 
Cosia exzierno-media liegt in der Mittellinie des Flügels , theilt sich 
noch vor der Mitte des Flügels in zwei divergirende Aeste, wovon der 
äussere Ast sich gegen die Costa scapularis biegt, ein Querästehen zu die- 
ser sendet, und ziemlich nahe mit derselben parallel zur Flügelspitze läuft; 
der innere Ast der Costa externo -media zieht nach innen und hinten. Die 


Bd. V. Abh. 38 


2983 


Costainterno-media läuft nach innen und hinten und verbindet sich 
mit der Costa externo-media durch einen Querast. 

Die Beine bestehen aus der Hüfte, dem Schenkelringe, dem Schen- 
kel, der Schiene und dem fünfgliederigen Fusse, wovon das erste Glied län- 
ger ist, als die anderen mitsammen. Es haben die Beine bei den Ameisen gar 
keinen diagnostischen Werth, wesshalb ich sie nicht näher erläutere. 

Das Stielchen (Petioluws), welches eigentlich aus dem ersten oder 
aus dem ersten und zweiten Segmente des Hinterleibes besteht, ist daher ent- 
weder ein- oder zweigliederig. Das eingliederige Stielchen hat entweder die 
Form eines Knotens, oder es trägt eine entweder aufrechtstehende oder 
stark nach vorne geneigte Schuppe, in welch’ letzterem Falle das Stielchen 
vorne breiter als hinten ist. Ist das Stielchen zweigliederig, so bestehen die 
zwei Segmente desselben aus Knoten, und der vordere Theil des ersten Seg- 
ments ist mehr weniger stielförmig verlängert, welcher Stiel sich durch ein 
Gelenk mit dem Thorax verbindet. 

Der Hinterleib ist rundlich, oval oder länglich, öfters hinten zuge- 
spitzt, ohne Einschnürung zwischen den Segmenten bei den Formiciden und 
Myrmiciden, während bei den Poneriden zwischen dem ersten und zweiten 
Segmente eine Einschnürung constant vorkommt. Die ersten Segmente des 
Hinterleibs sind gross, die letzten sind kleiner und das letzte ist sehr klein. 
Die Zahl der Segmente ist bei Weibchen und Arbeiter, je nachdem sie ein 
oder zwei Segmente an das Stielchen abgegeben haben, fünf oder vier; bei 
Männchen hingegen findet man um ein Segment mehr, 

Im Hinterleibe kommen bei den Weibchen und Arbeitern entweder 
Drüsen ohne Stachel vor, welche die eigenthümliche Ameisensäure und 
andere noch chemisch unbekannte Sioffe absondern, oder Drüsen mit einem 
Stachel vor, wie schon früher auseinandergesetzt wurde. 

Aeussere Genitalien finden sich bei den Männchen der Formi- 
ciden besonders deutlich sichtbar ,„ und bestehen aus den halbkreisför- 
migen Platten, welche beiderseits liegen; am oberen Ende dieser ragen 
die behaarten tasterförmigen Penicilli vor; unter diesen und zwischen den 
halbkreisförmigen Platten befindet sich ein äusseres, ein mittleres und 
ein inneres Paar länglicher Klappen (Vaginae ezternae „ intermediae 
und internae). 

Wie schon erwähnt, besteht eine vollständige Colonie aus Arbeitern, 
Weibchen und Männchen, und bei einer Gattung noch aus sogenannten Sol- 
daten, welche letziere bei der betreffenden Gattung ausführlich beschrieben 
werden. 

Die Arbeiter sind stets ungeflügelt, und unterscheiden sich von den 
Weibchen, welche ihre Flügel verloren haben, besonders durch den Thorax, 
welcher bei den Weibchen compress und depress ist, und dessen Mesono- 
tum mit dem Schildchen sehr entwickelt ist. 

Die Weibchen, wenn sie noch geflügelt sind, unterscheiden sich 
von den Männchen durch die Zahl der Fühlerglieder und Hinterleibssegmente. 


299 


Haben sie ihre Flügel verloren, so können sie mit den Arbeitern wegen 
ihres Thorax, wie oben erwähnt, nicht verwechselt werden, überdiess sieht 
man noch Spuren der Flügel und die Gelenke derselben. 

Die Männchen sind geflügelt, haben um ein Hinterleibssegment mehr 
als die Weibchen und Arbeiter, haben dünnere und längere Beine, meist auch um 
ein Fühlerglied mehr als die Weibchen und Arbeiter, so wie auch schmälere 
Oberkiefer, einen kleineren Kopf, einen kürzeren Fühlerschaft, sie sind 
schmächtiger gebaut, und haben bei den Formiciden deutlich äussere Genitalien. 

Die Ameisen werden in drei Unterfamilien abgetheilt, welche 
sich auf folgende Weise von einander unterscheiden : 


1. Das Stielchen ist eingliederig. 
a) Der Hinterleib ist zwischen dem ersten und 
zweiten Segmente nicht eingeschnürt . Formieidae. 
b) Der Hinterleib ist zwischen dem ersten und 
zweiten Segmente eingeschnürt . . . Poneridae. 


2. Das Stielchen ist zweigliederig. die Glieder 
desselben bestehen aus Knoten . . . Myrmiecidae. 


I. Formicidae. 


Die Männchen und Weibchen haben stets, die Arbeiter meist Punct- 
augen. Das Stielchen ist eingliederig, der Hinterleib nicht eingeschnürt, 
bei den Arbeitern und Weibchen fünf, bei den Männchen sechsgliederig. Die 
äussern Genitalien deutlich bei den Männchen sichtbar. Die Gattungen dieser 
Unterfamilie unterscheiden sich auf folgende Weise: 

1. Das Stielchen trägt eine vollkommen aufrechte 
Schuppe. 
a) Die Oberkiefer sind breit, gezähnt, oder we- 
nigstens mit,einem flachen Zahne, Maxil- 
lartaster sechsgliederig, Lippentaster 
viergliederig. Flügel mit oder ohne ge- 
schlossener Discoidalzelle. Arbeiter und 
Weibchen mit Giftdrüsen . . . . . Formica. 
b) Die Oberkiefer sehr schmal, bogenlörmig 
gekrümmt, zugespitzt, ohne Zähne. Ma- 
xillartaster viergliederig, Lippentaster 
zweigliederig. Die Flügel stets mit einer 
geschlossenen Cubitalzelle. Arbeiter und 
Weibchen mit einem Stachel . . . . Polyerygus. 
2. Das Stielchen mit einer nach vorne gerichte- 
ten Schuppe. 
a) Das Metanotum nicht merklich erhöht, olıne 
Zäme 2 2 2 2 2 222020. Tapinoma. 


38 * 


300 


b) Das Metanotum bedeutend erhöht, hinten 
ausgehöhlt, mit zwei Zähnen . . . . Hypoclinea 93. 
3. Das Stielchen ist knotenförmig. 
a) Körperlänge gering (4'/2””), Flügel mit zwei 
geschlossenen Cubitalzelen . . .„ . Hypoclinea g. 
b) Körperlänge bedeutend (10—12””) . . Monocombus. 


1. Formica L. 
Linne Systema naturae. 


Arbeiter. Die Oberkiefer sind breit, stark am Innenrande gezähnt. 
Die Unterkiefer tragen sechsgliederige Taster, deren erstes Glied kurz, meist 
nur etwas länger als breit ist, deren übrigen Glieder sind lang und cylinde- 
risch. Die Unterlippe ist oval, deren viergliederige Taster ähnlich jenen des 
Unterkiefers geformt. Die Oberlippe ist am unteren freien Rande in der Mitte 
ausgeschnitten. Die Fühler sind zwölfgliederig. Die Punctaugen sind oft nicht 
sichtbar. Die Netzaugen sind stets deutlich und schwarz. Der Thorax ist stels 
schmäler als der Kopf, vorne abgerundet, seitlich zusammengedrückt, dessen 
Rücken entweder bogenförmig gekrümmt ohne Einschnitte, oder in der 
Mitte eingeschnürt;; der Basaltheil des Metanotums liegt entweder in einer 
Ebene mit dem Mesonotum , ist davon nur schwach durch eine Furche ge- 
trennt, und bildet mit dem abschüssigen Theile des Metanotums einen sehr 
stumpfen Winkel, oder er ist von dem Mesonotum stark abgeschnürt , und 
bildet entweder ebenfalls mit dem abschüssigen Theile einen  stumpfen 
Winkel, welcher stark abgerundet ist, oder er bildet mit dem abschüssigen 
Theile einen scharfen rechten Winkel. Die Schuppe des Stielchens ist stets aul- 
recht, von vorne nach hinten zusammengedrückt mit einem scharfen oder 
mehr weniger abgerundeten Rande. Der fünfgliederige Hiuterleib hat zwischen 
dem ersten und zweiten Segmente keine Einschnürung, das erste, zweiteund 
dritte Segment ist ziemlich gleichgross, das vierte ist kleiner, das fünfte sehr 
klein; der Hinterleib enthält keinen Stachel, sondern bloss Giftdrüsen. Die 
Puppen sind in einen Cocon eingesponnen (einige Anomalien abgerechnet, 
welche manchmal vorkommen, wie früher schon erwähnt wurde). 

Weibchen. Diese sind fast stets grösser als die Arbeiter und Männ- 
chen. Der Kopf mit Mundtheilen und Fühlern ist fast so wie beim Arbeiter 
gebildet, nur mit dem Unterschiede, däss alle Weibchen drei Punctaugen 
haben. Der Thorax ist unvollkommen cylinderisch, oben so wie auch seitlich 
mehr weniger abgeflacht, vorne abgerundet. Die Schuppe ist so wie die des 
Arbeiters. Der Hinterleib ist so wie beim Arbeiter, nur grösser und meist 
mehr länglich. Die Flügel baben eine geschlossene Cubitalzelle*) , und eine 
oder keine geschlossene Discoidalzelle, die Costa transversa verbindet sich 
mit dem Stamme der Costa cubitalis an der Theilungsstelle in ihre zwei 
Aeste. Die Puppen wie beim Arbeiter. 


*) Unter dem Worte : Flügel, verstehe ich stets der Kürze wegen den Vorderflügel. 


301 


Männchen. Diese sind meist viel kleiner als die Weibchen ,„ oder 
ebenso gross, viel schlanker gebaut. Die Mundtheile im Wesentlichen sowie 
beim Arbeiter. Der Kopf ist viel kleiner als beim Arbeiter, rundlich oder un- 
vollkommen fünfeckig mit abgerundeten Ecken. Die Oberkiefer sind schmä 
ler als bei 8 und ©, und öfters nur mit einem einzigen, aber deutlichen, 
breiten Zahne. Die Fühler sind dreizehngliederig, die Punct- und Nelzaugen 
sind gross, hervorstehend. Der Thorax ist ähnlich jenem des Weibchens ge- 
bildet, und hat am Mesonotum drei glänzende Längslinien. Die Schuppe ist 
meist dicker als beim Arbeiter, niedriger und überhaupt meist kleiner. Der 
Hinterleib ist sechsgliedrig ,„ länglich „ vorne so breit als der Thorax, fast 
konisch, oben abgeflacht, nach hinten verschmälert. Die äussern Genitalien 
deutlich sichtbar. Die Flügel so wie beim Weibchen. 

Die grosse Anzahl der Arten lässt sich in fünf Rotten abtheilen, welche 
ich mit dem Namen jener Arten belege,, die am verbreitetsten und bekann- 
testen sind. 


Analytische Tabelle der Roiten: 


Arbeiter. 


A. Der Rücken des Thorax bildet eine sanft gewölbte Fläche ohne Ein- 
schnürung, und hat bloss eine Furche zwischen dem Meso- 


und Metanotum. 
I. Rotte: Ligniperda. 


B. Der Rücken des Thorax ist zwischen Meso- und Metanotum stark einge- 
schnürt. 

1. Das Metanotum ist gross, erhoben, der Basaltheil ist scharf vier- 

eckig und bildet mit dem abschüssigen Theile einen rechten 


Winkel. 
IH. Rotte: Zateradös. 


2. Der Basaltheil des Metanotums ist entweder sehr klein, und geht 
unmerklich in den abschüssigen Theil über, oder er ist 
grösser und bildet mit dem abschüssigen Theile einen 
stumpfen Winkel, geht aber ohne scharfe Gränzen in letz- 
teren über. 

a) Der Thorax ist roth, schwarzbraun oder schwarz, der Kopf 
aber bei den schwarzen Arten nicht oder sehr wenig 
ausgerandet. Punctaugen sehr deutlich. Stirnfeld scharf 
abgegränzt. Länge 5 — Ir. 

III. Rotte: Zufe. 

b) Thorax schwarz, sehr glänzend. Hinterkopf stark halbmond- 
förmig ausgebuchtet. Stirnfeld nicht scharf ausgeprägt. 
Punctaugen klein aber deutlich. Länge 4 — 5, 

IV. Rotte: Fuliginosa. 

c) Thorax braun, roth oder gelb. Hinterkopf fast nicht ausge- 
randet. Stirnfeld nicht scharf ausgeprägt. Punctaugen 
sehr undeutlich. Länge: 2 — 4\Yırm. 

V. Rotte: Neigra. 


302 


Weibchen. 


A. Flügel ohne geschlossener Discoidalzelle. Stirnfeld nicht scharf abge- 
gränzt, Mesonotum meist schwarz (bei einer Art manchmal roth). 


1. Die Länge: 12 — 18”= oder, wenn nur 9—10”=, so sind die 
Wangen und der Clypeus. ziemlich glänzend, seicht und 
fein gerunzelt, reichlich punctirt, die Wangen ohne Bor- 
stenhaare, und die Schenkel gelb oder rothbraun. 

I. Rotte: Ligniper da. 


2. Die Länge: 9— 10””. Die Wangen und der Clypeus matt, sehr 
dicht und scharf punctirt, mit sehr zerstreuten Grübchen; 
die Wangen mit Borstenhaaren; die Schenkel dunkelroth 
braun oder schwarz. 

1. Rotte: Lateralis. 
B. Flügel mit geschlossener Discoidalzelle. 


1. Stirnfeld scharf dreieckig. 
II. Rotte: Rufe. 


2. Stirnfeld nicht scharf dreieckig. 
a) Körper pechschwarz, sehr glänzend. Hinterkopf stark halb- 
mondförmig ausgebuchtet. 
IV. Rotte: Fuliginosa. 


b) Körper nicht pechschwarz, nicht stark glänzend. 
V. Rotte: Nigra. 


Männchen. 
A. Flügel ohne geschlossener Discoidalzelle. Kleine braune Genitalien. 
1. Die Länge: 9 — 11””, oder 7 — 8”= , dann aber Fühlerschaft und 
Schienen fast unbehaart. 
I. Rotte: Leigniper da. 
2. Die Länge 6 — 7” m , Fühlerschaft und Schienen reichlich mit abstehenden 
Haaren besetzt. 
M. Rotte: Zateralis. 
B. Flügel mit einer geschlossenen Discoidalzelle (nur ausnahmsweise bei 
3 — 5mm Jangen g ohne geschlossener Discoidalzelle). 
1. Die Länge wenigstens 7”” „ oder kleiner, dann aber ist der Hinterkopf 
stark halbmondförmig ausgeschnitten, die Genitalien gross. 
IH. Rotte: Zeufe. 
2. Die Länge höchstens 5”= „ die Genitalien ziemlich klein. 
a) Körper schwarz, Hiuterkopf stark halbmondförmig ausgebuchtet. 
Hinterleib grob und weitläufig punclirt. 
IV. Rotte: FZulöginosa. 
b) Körper schwarzbraun oder heller. Hinterkopf nicht halbmond- 
förmig ausgebuchtet. Hinterleib nicht grob punctirt. 
V. Rotte: Nigra. 


303 


I. Rotte: Ligniperda. 


Die Arbeiter haben einen oben bogenförmig gekrümmten Thorax ohne 
Einschnürung, und es findet sich bloss zwischen je zwei oberen Thoraxhalb- 
ringen eine schmale Furche. Die Stirnlappen sind bei den Arbeitern und 
Weibchen schwach S-förmig gekrümmt. Die Punctaugen kommen bei Weib- 
chen und Männchen stets vor, bei den Arbeitern sind sie bei den meisten 
Arlen höchst undeutlich, oder überhaupt alle 3 Punctaugen nicht zu sehen, 
sondern es ist dann meist nur das vordere Punctauge sichtbar. Die Genitalien 
sind bei den Männchen ziemlich klein. Die Flügel entbehren der geschlossenen 


Discoidalzelle. 
Arbeiter: 
A. Thorax gelbbraun oder roihbrann. 
1. Der Körper wenigstens 7” lang. 
a) Hinterleib etwas glänzend, reichlich behaart, aber die Grundfarbe 
bleibt trotz’ der Behaarung schwarz und fällt nicht ins 
Graue; die vordere Hälfte des ersten Hinterleibssegmentes 
meist rotihbraun. 
F. ligniperda. 
b) Hinterleib glanzlos, sehr reichlich behaart, grauschwarz ; erstes 
Hinterleibssegment schwarz. 
F. hereuleana. 


2. Der Körper höchstens 6m” lang. 
a) Hinterleib schwarz, glänzend, sehr sparsam behaart; Stirn und 
Scheitel schwarz. 
F. fuseipes. 
b) Hinterleib äusserst dicht behaart, grau , seidenglänzend ; Stirn und 
Scheitel bräunlich. 
F. austriaca. 


B. Kopf, Thorax und Hinterleib schwarz. 
1. Hinterleib glanzlos, reichlich behaart. 
F. pubescens. 
2. Hinterleib glänzend, mässig behaart. 
a) Beine schwarzbraun oder schwarz. 
F. aethiops. 
b) Beine rothbraun. 
F. marginata. 


Weibehen: 


A. Länge des Körpers 12 — 18”, 
1. Ganz schwarz. 
F. pubescens. 


304 


2. Wenigstens Metanotum, Brust und Beine rolhbraun. 
a) Hinterleib ohne anliegenden, kurzen Härchen, stark glänzend; erstes 
Hinterleibssegment vorne roihbraun. 
F. ligniper da, 
b) Hinterleib mit anliegenden kurzen Härchen mässig versehen, glanzlos ; 
erstes Hinterleibsseg ment schwarz. 
F. herceuleana. 
B. Länge des Körpers 9 — 10”. 
FF. meaerginalta. 


Männchen. 
A. Länge des Körpers 9 — 11mm. 
1. Schuppe mässig oder seicht ausgerandet. 
a) Schuppe mässig und weit ausgerandet; Hinterleib wenig glänzend. 
F. herculeana. 
b) Schuppe seicht ausgerandet; Hinterleib glänzend. 
EFF. lgyniperda. 
2. Schuppe scharf halbmondförmig ausgerandet. 
E. pudescens. 
B. Länge des Körpers 7 — 8”; Fühlerschaft und Schienen fast unbehaart. 
FF. marginata. 


1. Formica ligniperda. Ny]|. 


Operaria:s Nigra; thoraz, petiolus, basis abdominis femoraque 
rufo - rubida, tibiae ac tarsi obscuriores;, abdomen subnilidum, pilis lon- 
gioribus et brevissimis sparsis. Long. : 7 — 14m. 

Femina:s Nigra, nitida; thoraz absque mesonoto et scutello, 
petiolus, basis abdominis ac femora rufo-rubidi , tibiae tarsique obscuriores ; 
abdomen nitidum absque pilis brevissimis. Long. : 16 — 18 "m. 

Mas: Alter, sparse pilosus; apices mandibularum ,„ articulationes 


antennarum et pedum, tarsique castanei; squama obluse emarginata ; 
abdomen nitidum. Long.: 10 — 12mm, 


Form. ligniperda Nyl. Adn. Mon. Form. bor. Eur. p. 398, et Add. 
Adn. pag. 1045; Först. Hymenopt. Stud. I. Heft pag. 11.; 
Schenck Beschreib. nass. Am. pag. 20. 


Arbeiter: Der Kopf und der Hinterleib ist schwarz, der Grund des 
Fühlerschaftes, der Thorax, das Stielcehen mit der Schuppe, die Beine und 
meist auch dıe vordere Hälfte des ersten Hinterleibssegmentes braunroth; 
die Fühlergeissel, die Schienen und die Tarsen und oft auch die Oberkiefer 
braun oder rothbraun. Der Kopf und der Thorax ist nur mit wenigen, der 
Hinterleib aber reichlicher mit langen abstehenden gelben Borsten besetzt, 


305 


ausserdem ist der ganze Körper mit weissen, anliegenden kurzen Haaren 
sparsam, der Hinterleib etwas reichlicher bekleidet, doch nicht so stark, 
dass (wie bei Form. herculeana) die Grundfarbe des Hinterleibs grau wird, 
sondern sie bleibt schwarz. 


Der Kopf ist in Betreff der Form und Grösse sehr bedeutenden Va- 
riationen unterworfen; die grösseren Individuen haben einen dreieckigen 
hinten ausgerandeten Kopf, der viel breiter ist als der Thorax, die kleineren 
Individuen haben einen ovalen (fast viereckigen), hinten schwach ausge- 
randeten Kopf, der länger als breit, aber doch noch breiter als der Thorax 
ist. Die Oberkiefer sind 5zähnig, grob längsgerunzelt und punctirt. Der 
fein lederartig gerunzelte und sparsam punctirte Clypeus hat keinen Mittel- 
kiel, ist viereckig mit abgerundeten Winkeln, dessen Vorderrand mit einer 
Reihe nach vorwärts gerichteten Borsten, dessen Hinterrand in der Mitte 
schwach eingebogen. Die schwach Sförmigen Stirnlamellen sind schmal und 
aufgebogen. Der Schaft der 12gliederigen Fühler ist an dem Geisselende 
‚schwach verdickt, an der Basalhälfte leicht gekrümmt, und überragt zurück- 
gelegt bei den grösseren Individuen nur elwas den Hinterrand des Kopfes, 
bei den kleineren aber reicht er fast bis zum Vorderrande des Mesonotums; 
die Geissel ist fadenförmig, um ihre drei letzten Glieder länger als der 
Schaft, die einzelnen Glieder sind ziemlich gleichlang. Das Stirnfeld ist 
entweder gar nicht oder nur schwach angedeutet. Die Stirn und der Scheitel 
sind sehr fein lederartig gerunzelt, mit zerstreuten Puncten. Die Stirnrinne 
ist sehr fein. Die Punctaugen fehlen. Die Netzaugen sind ziemlich klein, 
tlach und oval. Die Unterseite des Kopfes ist stark glänzend, sehr fein leder- 
artig gerunzelt mit weitläufigen Puncten. 

Der sehr fein lederarlig gerunzelte Thorax ist hinten stark seitlich 
zusammengedrückt, das Metanotum hat einen etwas längeren Basal- als ab- 
schüssigen Theil. 


Die Schuppe des Stielchens ist oval und ziemlich schmal, der Rand 
mit Borsten beseizt. 


Der Hinterrand eines jeden Segmentes an der Oberseite des Hinter- 
leibes ist häutig, durchscheinend,, vor jedem häutigen Rande befindet sich 
. eine nach hinten gerichtete Borstenreihe;; ausserdem ist in der Mittellinie 
eines jeden Segmentes eine Borstenreihe. 


Die Beine sind mittelmässig gross. 


Der Arbeiter unterscheidet sich von den verwandten Arten durch die 
Grösse, durch den braunrothen Thorax und nur von dem 8 der F. herculeana 
ist er, wenn man beide nicht durch Autopsie kennt, nicht so leicht zu 
unterscheiden, von welchem er besonders durch den viel sparsamer be- 
haarten Hinterleib, bei dem die Grundfarbe durch die weniger reichlich 
anliegenden kurzen Härchen nicht ins Grauliche umgeändert wird , während 
. er bei F. herculeana ein graues Ansehen erhält, unterschieden ist. 


Bd. V. Abh. 3Y 


306 


Weibehen. Der ganze Körper ist glänzend, der Kopf, das Mesonotum 
mit dem Schildehen und Hinterschildchen, .so wie der Hinterleib sind 
schwarz, das Metanotum, die ganze Brust, das Stielchen mit der Schuppe, 
die vordere Hälfte des ersten, öfters auch des zweiten Hinterleibssegmentes, 
die Hüften und die Schenkel sind braunroth, die Oberkiefer, die Fühler- 
geissel, die Seitenfllächen des Prosternum, so wie die Schienen und Tarsen 
sind mehr weniger schwarzbraun. Der ganze Körper ist sparsam aber ziem- 
lich gleichmässig mit weissgelblichen, sehr kurzen, feinen, anliegenden 
Härchen besetzt, die aber häufig abgerieben sind, der Hinterleib hat fast 
keine solche Härchen ; ausserdem ist der Kopf, der Thorax und der Hinter- 
leib sehr sparsam mit langen, abstehenden, gelben Borsten versehen. 


Der Kopf ist etwas breiter als der Thorax, fast fünfeckig, hinten 
breiter als vorne, dessen Hinterrand ausgerandet. Die Mandibeln, der 
Ciypeus, die Stirnlameilen und die Fühler so wie beim Arbeiter. Die Stirn- 
rinne reicht nicht als solche bis zum vorderen Punctauge, sondern verflacht 
sich in eine seichte Grube vor dem letzteren. Die Punctaugen sind klein. 
Die übrigen Kopftheile sind so wie beim Arbeiter. 


Das Pronotum ist höchst fein gerunzelt und sparsam punctirt; das 
Mesonotum ist gewölbt mit ziemlich flacher Scheibe, sehr fein gerunzelt 
und sehr sparsam mit Puncten versehen, aus welchen die Borsten entsprin- 
gen, ebenso das Schildehen; das Metanotum ist mehr weniger fein quer- 
gerunzelt mil kurzen etwas abschüssigen Basal- und fast lothrecht stehen- 
dem abschüssigen Thei:e. 


Die Schuppe ist am Rande mit Borsten bewimpert, rundlich oval, 
oben etwas ausgerandet. 


Der Hinterleib ist gross, länglich eiförmig, breiter und länger als 
der Thorax, höchst fein quergerunzelt, glänzend, dessen erstes Segment 
nimmt beiläufig den vierten Theil des Hinterleibs ein; der Hinterrand eines 
jeden Segmentes ist durchscheinend, häutig und gelblich , von diesem zieht 
sich eine Reihe nach rückwärts gerichteler Borsten, in den Mittellinien eines 
jeden Segmentes stehen auch einzelne Borsten. 


Die Beine sind ziemlich kurz, mit kurzen anliegenden gelben Härchen 
besetzt. 


Die Flügel sind braun getrübt, die Rippen braun, die Vorderflügel 
haben eine Länge von 17 — 18mm, 


Das Weibchen unterscheidet sich von den verwandten Arten durch 
die Grösse und durch die Farbe des ganzen Körpers, und besonders von 
der nächstverwandten Form. herculeana vorzüglich durch den glänzenden 
Hinterleib. 


Männchen. Schwarz, die Schenkel und Schienen braunschwarz, die 
Spitze der Oberkiefer, die Gelenke der Fühler und der Beine, so wie die 
Tarsen und hier und da die Nähte des Thorax braun. Der Kopf und Thorax 


307 


sehr sparsam, der Hinterleib reichlicher mit langen Haaren besetzt; die 
Beine fast kahl. 

Der Kopf ist schmäler als der Thorax, hinten abgerundet, an der 
Oberseite glanzlos, an der Unterseite glänzend. Die Mandibeln sind ziem- 
lich schmal, fein und dicht gerunzelt, grob, weitläulig und seicht punelirt, 
aus welchen Puncten die Borsteuhaare entspringen. Der Clypeus ist fein 
gerunzelt, mit einzelnen Grübchen versehen, vorne schwach, hinten schärfer 
gekielt, der Hinterrand ist etwas ausgerandet. Die Stirnlamellen sind schmal 
und wenig aufgebogen. Die !3gliedrigen Fühler sind mit sehr feinen, kurzen, 
anliegenden Härchen und zwar der Schaft spärlich, die Geissel reichlich 
bekleidet; der Schaft ist sehr lang, am Grunde etwas dünner; die Geissel 
ist fadenförmig, um ihre drei letzien Glieder länger als der Schaft, deren 
Glieder sind eylindrisch, die ersteren Glieder wenig verlängert, die letzteren 
kürzer. Das Stirnfeld ist dreieckig, fein gerunzeli, von seiner Hinterecke 
zieht sich die tiefe Stirnrinne bis vor das mittlere Puuctauge. Die Stirn, der 
Scheitel und die Wangen sind fein gerunzelt und sparsam punclirt mit 
höchst feinen und höchst kurzen weissen Härchen. Die Neizaugen sind 
gross, oval, hervorragend. Die gelblichen Punctaugen sind verhältnissmässig 
gross und kugelig. Die Unterseite des Kopfes ist fein und seicht gerunzelt. 

Der Thorax ist gerunzelt, das Pro- und Mesonotum ist glanzlos, nur 
die Längslinien des letzteren und die abhängigen Seiten des Schildchens 
sind glatt und glänzend; das Metanotum ‘ist glänzend, die Basal- und die 
abschüssige Fläche gehen ohne Grenze in einander über. 

Die kleine Schuppe ist sehr fein und seicht gerunzelt, glänzend, oben 
seicht ausgerandet, die Seitenränder mit langen Borsten. 

Der Hinterleib ist etwas breiter als der Thorax, hinten zugespitzi, 
fein quer gerunzelt, glänzend, der sehr glänzende Hinterrand eines jeden 
Segmentes ist häulig. 

Die äusseren Klappen der kleinen Genitalien sind schwärzlich, die 
inneren gelb. 

Die Beine sind lang, fehr fein und seicht gerunzelt; die Schenkel 
sind kahl, die Schienen mit wenigen anliegenden Börstchen versehen. 

Die Flügel sind bräunlichgelb getrübt, doch lichter als beim Weibchen; 
die Vorderilügel sind fast so laug als der ganze Körper (9 — 11.) 

Die AngabeNylander's, dass die Flügel bei dem g' dieser Art etwas 
länger seien als bei der F. herculeana, kann ich nicht bestätigen, nur bei 
einem g', welches ich von Professor Schenck erhielt, fand ich Vorder- 
flügel von 11”®” Länge. 

Das g' unterscheidet sich von den verwandten Arten durch die Grösse 
und die seicht ausgerandete Schuppe; schwierig aber zu unterscheiden ist 
es von der F. herculeana durch die noch seichter ausgerandete Schuppe und 
den glänzenden Hinterleib. 


39° 


308 


Diese Art findet sich im ganzen Gebiete (wie aus der obenangeführten 
Uebersicht der europäischen Ameisen zu ersehen ist) häufig, insbesondere 
aber in gebirgigen Gegenden, wo sie bis in die höchsten Alpen hinauf vor- 
kommt; sie legt ihre Colonien vorzüglich in alten, hohlen Bäumen, aber auch 
in der Erde unter Steinen und anderswo an, doch baut sie keine erhabenen 
Hügel. Sie schwärmt schon im April, oft aber auch bis in den Hochsommer. 


2. Formica hereuleana Ny|. 


O»erarias Nigra, thoraz, petiolus, parva macula basis abdo- 
minis pedesque obscure rufo-rubidi; abdomen opacum pilis sparsis longis 
ac copiosis brevissimis. Long.: 7 — 13” m. 


Feminas Nigra; thorar absque mesonoto ac scutello, petiolus, 
macula parva basis abdominis pedesque obscure rufo-rubidi, tibiae tarsique 
obscuriores; abdomen fere opacum pilis brevissimis. Long. : 15 — 1rmm, 


Mes: Ater, sparse pilosus; apices mandibularum ,„ articulationes 
antennarum alque pedum tarsique castanei; squama per totam latitu- 
dinem obtuse emarginata ; abdomen subopacum. Long. : 9 — 11mm, 


Form. herculeana Nyl. Adn. Mon. Form. bor. Eur. pag. 894, et Add. 
adn. pag. 1044; Först. Hymenopt. Stud. 1. Heft pag. 9. 


Arbeiter: Schwarz, die Wurzel des Fühlerschaftes, das Ende eines 
jeden Geisselgliedes, der Thorax, das Stielchen mit der Schuppe, ein Fleck 
des ersten Abdominal-Segmentes, welcher der Schuppe gegenüber liegt, so 
wie die Beine dunkel braunroth, der häutige Rand der Abdominal-Segmente 
ist gelblich metallschimmernd. Der Kopf, der Thorax und die Beine sind 
sparsam, die Fühlergeissel und de Hinterleib reichlich mit kurzen ,„ anlie- 
genden, gelblichen Härchen versehen, ausserdem sind der Kopf, der Thorax 
und die Hüften sehr sparsam, der Hinterleib reichlicher mit langen abste- 
henden Borsten besetzt. 


Der Kopf ist von dem der vorigen Art nıcht verschieden, ebenso der 
Thorax und die Schuppe, wesshalb ich die Beschreibung übergehe. 


Der Hinterleib ist eiförmig, fein quergerunzelt, glanzlos,, graulich 
schimmernd mit gelben, anliegenden, kurzen Härchen reichlich , und mit 
einer Reihe langer Borsten vor dem häutigen Rande eines jeden Segmentes 
und an der ganzen Fläche der Segmente mit zerstreut eingepflanzten 
Borsten versehen. Ist der Hinterleib stark ausgedehnt, so zeigt sich am 
Grunde der Segmente eine glänzende, sehr seicht und fein quergerunzeite 
und kahle Fläche, welche gewöhnlich von dem vorhergehenden Segmente 
bedeckt wird. 


Die Beine sind höchst fein und seicht gerunzelt, weitläufig punelirt, 
sparsam mit kurzen Härchen versehen. 


309 


Weibchen: Schwarz, das Metanotum, die Brust, das Stielehen mit 
der Schuppe, ein kleiner Basallleck des Hinterleibs, welcher der Schuppe 
gegenüber liegt und die Beine sind dunkel braunrolh. Der ganze Körper 
ist sparsam mit zerstreuten Borsten beselzt; überdiess der Kopf, der Thorax 
und die Schenkel spärlich, der Hinterleib aber so wie die Schienen und 
Tarsen reichlich mit sehr kurzen, gelben, anliegenden Härchen bedeckt. 

Der Kopf und der Thorax ist wie bei der vorigen Art. 

Die Schuppe ist oben nicht ausgerandet, fast stumpf zugespilzt. 

Der Hinterleib ist meist etwas kleiner als wie bei der vorigen Art, er 
ist vorne nicht breiter als in der Mitte, ist sehr fein quergestreift, glanzlos, 
mit Puncten versehen, aus denen die anliegenden Härchen entspringen. Das 
vordere Drittheil des zweiten, dritten und vierten Segmentes ist noch feiner 
und oberflächlicher quergestreift, sehr glänzend, unbehaart und nicht punctirt. 

Die Flügel sind weniger bräunlich getrübt als bei der vorigen Art. 

Männchen : Schwarz oder braunschwarz, die Wurzel der Fühler, 
die Gelenke der Beine ziemlich scharf umschrieben und schmal, so wie die 
Tarsen bräunlichgelb oder rothbraun ; die Fühlergeissel ist braun, an der 
Spitze gelblichbraun. Der ganze Körper ist glanzlos, die Seiten des Schild- 
chens, das Metanotum, der hintere häutige Rand der Hinterleibssegmente 
glänzend. 

Der Kopf und der Thorax sind wie bei der vorigen Art. 

Die Schuppe des Stlielchens ist oben breiter ausgerandet , der Hinter- 
leib weniger glänzend und die Flügel oft kleiner (aber nicht constant, um 
es als Merkmal benützen zu können) und meist blässer. 

Sie kommt in gebirgigen Gegenden, aber selten vor, (ich fand sie bis 
zur Höhe von 4000 Fuss ü. d.M.) sie schwärmt vom Beginne des Sommers 
bis in den Hochsommer und legt ihre Colonien vorzüglich, so wie die 
vorige Art, in alten hohlen Bäumen an. 

In Böhmen (Grohmann); in Mähren bei Mistek (Schwab); in 
Galizien bei Lemberg (Wlastirios); in Oesterreich am Schneeberge an 
mehreren Stellen (Mayr), im Höllenthale (Mayr), am Semmering (Mayr), 
bei Hohenberg (Kerner), beim Hübner’schen Durchschlage (Mayr), 
am Gaisssleine in der Nähe des Untersberges (Mayr), bei Scheibbs 
(Erdinger), auf der Grestner Hochalpe (Schleicher); in Salzburg 
bei Gastein (Pröll); in Steiermark auf der Raxalpe (Mayr), bei Gross- 
lobming (Miklitz:; in Kärnthen (D ohrn); in Siebenbürgen bei Kerzeschora 
(Fuss), bei Tihutza (Fuss, auch in Notiz. und Beitr. z. Insectenf. Sieb.). 
In den Nachbarländern in der Provinz Preussen (Siebold Beitr. z. Fauna 
d. wirbell. Thiere d. Pr. Preuss.), bei Königsberg (Sauter, Zaddach); 
in Rheinpreussen (Förster Hymenopt. Stud.); in Preussisch - Schlesien 
(Schilling, Bemerk. über die in Schles. etc.); in Baiern bei Schwab- 
hausen (Walser); in der Schweiz (Milde) bei Meyringen (Dohrn) 
und Interlacken im Canton Bern (Schielferdecker und Elditt). 


310 


2. Fosvmica pubescens. Fabı. 


O»erarias Nigra, fere opaca; mandibulae tarsique obscure 
brunnei ; abdomen opacum valde pubescens. Long.: 8 — 13m. 


Feminc« : Nigra, vir nitida, articulationes pedum ac tarsi brun- 
nei, abdomen opacum, Long.: 13 — 15m. 


Mas.: Niger, nitidus ; tarsi picei; squama late emarginata. Long. : 
9 — 10mm, 


Formica pubescens Fabr. Ent. Syst. 2 pag. 352; Oliv. Eneyel. me- 
thod. Hist. nat., tom 6., pag. 492; Ltr, Hist. nat. d. Fourm. 
pag. 96; Losana Form. Piem. pag. 312; Lepel. St. Farg. 
Hist. nat. d. Ins., Hym., tome I. pag. 211.; Nyl. Adn. Mon. 
Form. bor. Eur. pag. 899. 


Formica fuscoptera. Oli v. Encycl. meth. Hist. nat tom. 6. pag. 491. 


Formica vaga. Scopoli Entom. Carn. pag. 313. Schrank Enum. 
Ins. Austr, pag. 414. 


Arbeiter: Schwarz, fast glanzlos mit Ausnahme des Kopfes; die 
Oberkiefer, und theilweise die Tarsen dunkelbraun, der Grund des Fühler- 
schaftes röthlichgelb. Der Kopf, der Thorax und die Schenkel sind sparsam, 
der Hinterleib aber dicht mit langen, abstehenden, weissen Borsten besetzt; 
ausserdem ist der ganze Körper mit feinen, kurzen, anliegenden, weisslichen 
Märchen ziemlich gleichmässig und nicht sparsam bekleidet. 


Der Kopf variirt an Grösse so wie bei der F. ligniperda, und es fin- 
den sich die unmerklichsten Abstufungen vom grössten zum kleinsten Kopfe, 
die grösseren Individuen haben auch einen im Verhältnisse viel grösseren 
Kopf als die kleineren ; er ist bei ersteren bedeutend breiter als der Thorax, 
dreieckig mit sehr stark abgerundeten Ecken, der Hinterrand des Kopfes ist 
ausgebuchtet; bei den kleineren Individuen ist der Kopf wenig breiter als 
der Thorax, mehr weniger oval, und ist hinten nicht ausgebuchtet. Die 
Öberkiefer sind mit 4 — 5 starken Zähnen bewaffnet, welche vorne am slärk- 
sten und spitzigsten sind, und nach hinten an Stärke und Schärfe abnehmen ; 
die Aussenseite der Mandibeln ist sehr fein und dicht längs gerunzelt, und 
mit grossen Puncten wie eingestochen, aus denen die Borsten entspringen. 
Der Clypeus ist mehr weniger viereckig mit abgerundeten Winkeln, ist vorne 
etwas breiter als hinten, mit hinterem in der Milte etwas eingebogenem 
Rande, schwach gekielt, fein lederartig gerunzelt und mit zerstreulen Punc- 
ten, nahe dem Vorderrande mit einer Reihe kleiner Grübchen„ aus welchen 
nach vorwärts gerichtete gelbe Borsten enispringen. Das Stirnfeld ist ofi 
sehr undeutlich ausgeprägt ,„ klein, dreieckig ; der Vorderrand desselben ist 
etwas nach vorne ausgebuchtet, dem Hinterrande des Clypeus entsprechend. 


sit 


Die Stirnlappen sind schmal, aulgebogen. und convergiren nach vorne. Der 
lange, vorne schwach verdickte Schaft der zwölfgliedrigen Fühler überragt 
den Hinterrand des Kopfes; die Geissel ist um ihre 3-— 4 letzten Glieder 
länger als der Schaft, fadenförmig, die einzelnen Glieder sind cylinderisch, 
ziemlich gleichlang, und sehr fein und dicht behaart. Die Stirn, der Scheitel 
sowie die Unterseite des Kopfes sind feinlederarlig gerunzelt, weitläufig und 
grob punctirt, letztere ist stark glänzend. Die Stirnrinne entspringt, wie 
stets, vom Hinterwinkel des Stirnfeldes und durchzieht die Stirne. Die Netz- 
augen sind klein und fach. Die Punctaugen fehlen. 

Der Thorax ist feinlederig gerunzelt und weitläufig grob punctirt. 

Die Schuppe ist oval, oben mit stumpfer Spitze, manchmal mit einer 
sehr schwachen und kleinen Ausrandung, der Rand der Schuppe ist ringsum 
mit einer Reihe langer Borsten besetzt. 

Der Hinterleib ist an seiner Oberseite ganz malt, sehr dicht und scharf 
quergestreift und dicht bahaart, die Unterseite ist seichter quergestreift und 
glänzend. 

Die mässig langen Beine haben eine feine anliegende Behaarung,, die 
Schenkel sind sparsam mit langen Borstenhaaren, die Beugeseite der Schie- 
nen und Tarsen mit fast dornartigen Borsten versehen. 

Weibehen. Schwachglänzend, schwarz, die Wurzel des Fühlerschaf- 
tes, die Gelenke der Beine und die Tarsen rothbraun. Der ganze Körper ist 
mit kurzen, anliegenden, silberweissen Haaren, so wie auch der Kopf, der 
Thorax, die Schuppe und der Hinterleib mit aufstehenden, bei letzterem in 
einer Reihe vor dem Hinterrande der Segmente eingepflanzten, gelben Bor- 
stenhaaren sparsam versehen 

Der Kopf ist dreieckig mit abgerundeten Ecken, etwas breiter als der 
Mittelleib , hinten ziemlich ausgeschnitten; die Form und Sculptur der ein- 
zelnen Theile ist wie bei grossen Arbeitera mit dem Unterschiede, dass 
letzieren die kleinen Punctaugen fehlen. 

Der Thorax ist fein gerunzelt, ziemlich gross und weitläufig punctirt, 
seine Form ist wie beim © der Form. ligniperda. 

Die Schuppe des Stielchens ist linsenförmig. oben schwach ausge- 
randet, fein quergerunzelt, der Rand mit langen abstehenden Borsien. 

Der Hinterleib ist länglich oval, grösser als der Thorax, sehr fein 
und dicht quergerunzeli, und weitiläufg punctirt; das 1. Segment nimmt 
kaum den 4. Theil des Hinterleibes ein; der Hinterrand eines jeden Seg- 
mentes ist bäutig, vor diesem Hautrande ist eine Reihe Borsten eingepflanrt. 

Die Beine sind ziemlich kurz, fein gerunzelt, mit feinen, anliegenden, 
weissen Härchen weitläufig bekleidet. 

Die Flügel sind bräunlich getrübt, aber viel lichter als bei Form. lig- 
niperda und F. herculeana, die Länge der Vorderflügel ist 14 -- 15mm. 

Männchen. Glänzend, schwarz, die Fühlergeissel und die Tarsen pech- 
braun ; der Gelenkskopf des Fühlerschaftes gelblichroth. Der ganze Körper 
ist mit weisslichen abstehenden Haaren mässig, der Fühlerschaft und die 


312 


Beine sparsam, und die Fühlergeissel mit kurzen, anliegenden Härchen dicht 
besetzt. 

Der Kopf ist rundlich , klein, schmäler als der Thorax , etwas länger 
als breit. Die Mandibeln sind gerunzelt, schmal, nach einwärts gebogen, am 
Grunde fast so dick als breit, gegen das Ende zu wenig breiler und dünn, 
und läuft endlich in eine sehr stumpfe Spitze aus. Der Clypeus ist ohne Mit- 
telkiel, fein gerunzelt und schwach gewölbt, Die Stirnlappen sind schmal, 
wenig aufgebogen, nach vorne convergirend. Der sehr lange Schaft der 
dreizehngliedrigen Fühler überragt weit den Hinterrand des Kopfes; die fa- 
denförmige Geissel ist um ihre zwei letzten Glieder länger als der Schaft, 
ihre Glieder sind ziemlich gleichlang, die ersteren etwas länger, die letzteren 
etwas kürzer, das Stirnfeld ist undeutlich ausgeprägt, viel breiter als lang, 
fein gerunzelt, stark glänzend. Die Stirn und der Scheitel sind fein leder- 
artig gerunzelt; die Unterseite des Kopfes ist ebenfalls, aber oberflächlicher 
gerunzelt und glänzend. Die deulliche Stirnrinne endet vor dem mittleren 
Punctauge. Die Netz- und Punctaugen sind gross und stark gewölbt. 

Das Pro- und Mesonotum sind fein gerunzelt und nicht glänzend, bloss 
die Längsfurchen des Mesonotums sind glatt und glänzend. Das Schildchen 
ist fein gerunzelt und matt, die stark abhängigen Seiten aber sind fast glatt 
und stark glänzend. Das Metanotum ist fast glatt und starkglänzend,, der 
Basaltheil ist sehr kurz. 

Die Schuppe ist niedrig, mässig dick , fein gerunzelt, oben breit 
halbmondförmig ausgerandet, die Ränder sind mit langen, abstehenden Bor- 
sten besetzt, die Ausrandung ist aber kahl. 

Der Hinterleib ist sehr fein lederartig gerunzelt und glänzend. 

Die Flügel sind gelblichweiss mit bräunlichgelben Rippen; die Vor- 
derflügel sind so lang wie der ganze Körper. 

Die Schenkel sind mit wenigen, langen, abstehenden Haaren „ die 
Schienen etwas zahlreicher mit kurzen, anliegenden, steifen Haren versehen. 

Diese Art legt ihre Colonien so wie die vorigen Arten in alten, hohlen 
Bäumen an, schwärmt im Hochsommer, uud wurde bisher besonders in der 
südlichen Hälfte Europa’s gefunden; eine merkwürdige Ausnahme macht 
Nylander's Angabe, nach welcher sie in Schweden vorkömmt. 

In Oesterreich bei Wien (Mayr), hei Purkersdorf (Frauenfeld), 
bei Scheibs (Erdinger); in Tirol bei Bozen (Gredler), bei Meran 
(Mayr), im Val Cembra (Strobel), bei Lavis (Strobel), bei Roveredo 
(Zeni); in Steiermark bei Leoben (Mus. Vienn. Caes.), bei Gross- 
lobming (Miklitz); in Ungarn (Fabricius System. Piezatorum) bei Pesth 
(Ko vats); in Siebenbürgen (Mayr Beitr. z. Ins. Fauna Sieb. und Fuss 
Beitr. z. Ins. Faun. Sieb. *); in Krain bei Laibach (Hauffen, Schmidt, 
Mayr), am Grosskahlenberge (Hauffen), bei Wipbach (Schmidt); im 


*) Herr Prof. Fuss spricht im eitirten Aufsatze pag. 24 über das Verhalten dieser 
Ameisenart zu den Blattläusen. 


313 
Küstenlande bei Triest am Monte boschelo (Mayr), bei Görz (Pazzani); 
in Dalmatien bei Spalato (Lanza); in der Lombardie (Villa) bei Mailand 
(Strobel), bei Pavia(Strobel). In den Nachbarländern in Baiern (Herr.- 
Schäffer, Topogr. v. Regensb.), bei Schwabhausen (Walser); im Kir- 
chenstaate bei Imola (Pirazzoli), bei Bologna (Bianconi), bei Ravenna 
(Pirazzoli); in Piemont (Losana Form. Piem.; Mayr Beiträge zur 
Kenntn. d. Ameis.); auf der Insel Sardinien (Mayr Beitr. z. Kenntniss der 
Ameis.), auf der Insel Corsica (Mann. 


4. Formica aethiops Lir. 

Operaria : Nigra, sparse pilosa ; mandibulae, funiculi antennarum, 
articulationes pedum ac tarsi brunnei ; abdomen nitidum. Long. : 6 — 11mm. 

Formica aethiops Ltr. Ess. l’hist. fourm. de France, pag. 36, Hist. 

nat. fourm pag. 101; Losana Form. Piem. pag. 312; Lepel, 
Hist. nat. d. Ins. Hym. Tome I. pag. 212. 

Formica nigrata. Nyl. Add. alt. pag. 35. 

Formica pallens. Nyl. Add. alt. pag. 36. 

Arbeiter. Schwarz, wenig glänzend mit Ausnahme des stark glän- 
zenden Hinterleibes, die Oberkiefer, die Fühlerwurzel, die Fühlergeissel, die 
Gelenke der Beine und die Tarsen röthlichbraun. Der ganze Körper ist mit 
langen, weisslichen, abstehenden Borstenhaaren und mit kurzen, anliegenden 
Härchen sparsam bekleidet. 

Der Kopf ist so wie bei den vorigen Arten von verschiedener Grösse 
urd von derselben Form, die grösseren Individuen mit grossem dreieckigen 
hinten ausgebuchteten ,„ die kleineren mit mehr oder weniger ovalen kleinen, 
hinten nicht ausgebuchteten Kopfe. Die Mandibeln sind fein längs gerunzelt und 
weitläufig grob punctirt, sechszähnig, die vorderen Zähne gross und spitz. 
Der Clypeus ist lederig gerunzelt, sparsam grob punclirt, gekielt, viereckig 
mit abgerundeten Winkeln , breiterem Vorder- und schmäleren und einge- 
buchteten Hinterrande. Das dreieckige Stirnfeld ist klein, schwach ausge- 
prägt. Die Stirnlappen sind schmal aufgebogen, und nach vorne convergirend. 
Der Schaft der zwölfgliedrigen Fühler überragt den Hinterrand des Kopfes; 
die Geissel ist um ihre drei letzten Glieder länger als der Schaft, fadenför- 
mig, die einzelnen Glieder sind sehr fein und dicht behaart, ziemlich gleich- 
lang und cylinderisch mit Ausnahme des conischen Endgliedes. Die Stirn ist 
sehr fein gerunzelt und weitläufig punctirt, ebenso der Scheitel, die Wangen 
und die Unterseite des Kopfes, doch ist letztere mehr verwaschen gerunzelt 
und glänzend. Die Stirnrinne ist deutlich ; die Netzaugen sind rundlich, klein 
und flach ; die Punctaugen fehlen. 

Der Thorax ist fein lederartig gerunzelt und zerstreut punctirt. 

Der Hinterleib ist klein, höchst fein dicht und seicht quergestreift, 
stark glänzend. 

Die Beine sind mässig lang, sehr fein und seicht lederartig gerunzelt, 
glänzend mit kurzer, anliegender und sparsamer Behaarung. 


Bay. Abh: 40 


314 

Weibehen (nach Latreille und Nylander). Schwarz, glänzend; 
die Oberkiefer, die Fühlergeissel, die Gelenke der Beine und die Tarsen sind 
braun. Die Oberfläche des Körpers ist fein lederig gerunzelt und punctirt. 
Die Schuppe ist fast viereckig, weniger dick aber breiter als beim Arbeiter, 
oben nicht ausgerandet. Die Flügel sind weisslich mit bräunlichem Stigma 
und Rippen. Die Vorderflügel sind 9”” lang bei den $ von 3””= Körper- 
länge. Länge des Körpers; 8 — 11”. 

Männchen (nach Latreille und Nylander). Schwarz, glänzend, schr 
fein lederig gerunzelt und punctirt; die Fühlergeissel und die Gelenke der 
Tarsen sind schwarzbraun. Die Augen sind kalıl; die Beine behaart. Die 
Schuppe ist klein, oben etwas ausgerandet. Die Flügel sind weiss mit brau- 
nen Rippen und Stigma, die Länge der Vorderflügel beträgt ebenso viel 
als die Körperlänge. Länge des Körpers: 5 — 6". 

Diese Art findet sich besonders an warmen, trockenen, sonnigen Hü- 
geln und Bergen, in alten hohlen Bäumen oder unter Steinen in der Erde. 
In Oesterreich bei Wien (Mayr) und zwar am Leopoldsberge, bei Sievering 
und bei Mödling; in Tirol bei Bozen (Gredler), bei Trient (Mayr), bei 
Lavis (Strobel), bei Roveredo (Zeni), bei Riva (Mayr); in Ungarn 
(Frivaldsky); im Küstenlande bei Triest am Monte boscheto (Mayr); 
in der Lombardie (Villa). In den Nachbarländern in der Provinz Preussen 
(Siebold Beitr. z. Faun. d. wirbell. Thiere d. Prov. Preuss.); in Baiern 
(Herrich-Schäffer), bei Schwabhausen (Walser); im Kirchenstaate 
bei Ravenna und Imola (Pirazzoli); in Piemont (Los. Form. Piem. und 
Mayr Beitr. z. Kenntn. d. Ameis.); auf der Insel Corsica (Mann); auf der 
Insel Sardinien (Mayr Beitr. z. Kenntn. d. Ameis.); in Sicilien iGroh- 
mann) bei Messina (Zeller u. Nyl. Add. alt). 


5 Formica marginalta Lir. 


Operarias Nigra, sparse pilosu; mandibulae, antennae ac peaes 
brunnei ; abdomen nitidum. Long.: 6 — 9mm, 

Femina. Nigra, sparse pilosa; mandibulae, antennae pedesque 
brunnei; abdomen nitidissimum. Long. : 9 — vr, 

Mes. Niger, sparse pilosus, nitidus ; funiculus antennarum, arlicu- 
lationes pedum et tarsi brunneo-testacei ; scapus anlennarum ac tibiae fere 
glabri. Long.: 7 — 8m. 

Formica marginata Ltr. Ess. l’ hist. fourm. France pag.35., Hist. 

nat. fourm. pag. 103; Los. Form. Piem. pag. 313. 

Arbeiter. Schwarz, glänzend, die Oberkiefer, die Fühler und die 
Beine rothbraun oder gelbbraun. Der ganze Körper ist sparsam mit langen 
abstehenden Borstenhaaren und sehr kurzen anliegenden Härchen besetzt, 

Der Kopf ist an Grösse und Form so verschieden wie bei den vorigen 
Arten. Die Oberkiefer sind vierzähnig, fein gerunzelt mit sehr groben 
Puncten. Der Clypeus ist gekielt, viereckig, mit stark abgerundeten Ecken, 


315 


fein ledrig gerunzelt mit sparsamen Grübchen, der Vorderrand desselben ist 
mit einer Reihe nach abwärts stehender Borsten versehen. Das Stirnfeld ist 
dreieckig, deutlich abgegränzt, sehr seicht gerunzelt und ziemlich glänzend. 
Der Schaft der zwölfgliedrigen Fühler ist schwach gebogen, und überragt den 
Hinterrand des Kopfes; die Geissel ist um ihre drei letzten Glieder länger 
als der Schaft, fadenförmig, deren Glieder sind ziemlich gleichlang, die 
ersteren sind die längsten, die letzten die kürzesten mit Ausnahme des län- 
geren Endgliedes. Die Stirn, der Scheitel, die Wangen und die Unterseite des 
Kopfes sind feinledrig gerunzelt mit einzelnen Grübchen. Die Stirnrinne ist 
schwach ausgeprägt. Die Punctaugen fehlen. 

Der Thorax ist feinledrig gerunzelt. Die Schuppe ist dick, ziemlich 
schmal, länglich-eiförmig, an der Spitze manchmal eingedrückt, der ganze 
Rand ist mit Borstenhaaren besetzt. 

Der Hinterleib ist höchst fein runzlig quergestreift mit sparsamen 
Borstenhaaren versehen, die in Grübchen eingepflanzt sind; der Hinterrand 
der Segmente ıst häutig. 

Die Schenkel sind sparsam, die Schienen reichlicher mit kurzen, fast 
anliegenden, gelblichen Börstchen besetzt. 

Weibehen. Glänzend, schwarz, die Fühler und die Beine roth- oder 
gelbbraun, die Oberkiefer und manchmal auch der Clypeus, die Wangen 
und der Vorder- und Hinterrand des Pronotums sind röthlichbraun. Der 
gauze Körper ist mit äusserst zarten, kurzen, anliegenden, silberweissen 
Härchen, die sich sehr leicht abwischen lassen, sparsam, ausserdem aber mit 
weniger langen, abstehenden Borstenhaaren an Kopf, Thorax und Hinterleib 
versehen. 

Der Kopf ist elwas breiter als der Thorax, hinten etwas ausgerandet. 
Die Mandibeln haben fünf starke Zähne und sind grob punctirt. Der Clypeus 
ist sehr fein gerunzelt und grob punciirt, viereckig mit abgerundeien Hin- 
terecken, ohne Mittelkiel, der Vorderrand ist in der Mitte etwas ausgerandet. 
Der Schaft der zwölfgliedrigen Fühler überragt etwas den Hinterrand des 
Kopfes, ist am Ende etwas dicker als an der Wurzel; die Geissel ist etwas 
langer als der Schaft, deren Glieder sind ziemlich gleichlang und cylindrisch. 
Das Stirnfeld ist undeutlich ausgeprägt, dreieckig, so wie die Stirn, der Scheitel 
und die Wangen sehr fein lederartig gerunzelt und grob punctirt. Die Stirn- 
rinne reicht bis an das mittlere Punctauge. Die Unierseite des Kopfes ist 
sehr fein quer gestreift und weitläufig punctirt. Die Netzaugen sind oval, 
flach; die Punctaugen klein. 

Der Thorax ist fein ledrig gerunzelt und weitläufig punctirt; die 
Basalläche des Metanotums ist sehr kurz, und bildet mit der abschüssigen 
Fläche fast einen rechten Winkel, welcher aber nicht scharf, sondern abge- 
rundet ist. 

Die Schuppe ist fein quergerunzelt, viereckig mit abgerundeten oberen 
Ecken, der obere Rand ist ausgerandet. 


40 * 


316 

Der Hinterleib ist länglich-oval, fein quergerunzelt und weitläufig 
punctirt mit sehr kurzen Härchen sparsam und gleichmässig mit langen 
Borsten reihenweise besetzt, so dass auf jedem Segmente eine Borstenreihe 
nahe dem Hinterrande und eine nahe in der Milte steht. 

Die Beine sind lederartig gerunzelt, sparsam mit Härchen versehen. 

Die Vorderflügel sind bis zum Stigma gelblich, der Endtheil wasser- 
hell, die Länge des Vorderflügels ist 9””=. Der Hinterflügel ist wasserhell. 

Männchen. Schwarz, die Wurzel des Fühlerschaftes, die Geissel, die 
Gelenke der Beine, die Tarsen und die Genitalien sind bräunlichgelb. Der 
Kopf und der Thorax sind sehr sparsam, der Hinterleib aber reichlicher mit 
langen Borstenhaaren versehen. 

Der Kopf ist wenig schmäler als der Thorax, hinten abgerundet. Die 
Mandibeln sind fein gerunzelt mit einzelnen, groben Puncten, matt, und lau- 
fen in eine stumpfe Spitze aus. Der Clypeus ist fein gerunzelt, mit einigen 
unregelmässig vertheilten Grübchen, ohne Mittelkiel. Die Stirnlamellen sind 
schmal, wenig aufgebogen. Die dreizehngliedrigen Fühler sind mit feinen, 
anliegenden, kurzen, weissen Härchen und zwar der Schaft sparsam, die 
Geissel reichlich versehen ; der Schaft ist sehr lang, am Ende etwas verdickt, 
die Geissel ist beiläufig um den dritten Theil länger als der Schaft, faden- 
förmig, ihre Glieder sind cylindrisch und ziemlich gleich lang. Das Stirn- 
feld ist gerunzelt, nicht scharf abgegränzt;, die seichle Stirnrinne reicht bis 
zum mittleren Punctauge. Die Stirn und der Scheitel sind fein gerunzelt, 
und weitläufig punctirt, matt. Die Unterseite des Kopfes ist sehr seicht ge- 
runzelt und stark glänzend. 

Der Thorax ist fein gerunzelt, das Pro- und Mesonotum mit Aus- 
nahme der glatten Linien des letzteren glanzlos, die Scheibe des Schildchens 
wenig, aber dessen abschüssige Seiten stark glänzend, das Metanotum ist 
ebenfalls glänzend. 

Die Schuppe ist glänzend, niedrig, viereckig, breiter als hoch, oben 
ausgerandel. 

Der Hinterleib ist sehr fein und seicht quergerunzelt, glänzend, breiter 
als der Thorax, hinten zugespitzt. 

Die Beine sind fein gerunzelt, lang und dünn, mit sehr kurzen, feinen, 
weisslichen Härchen sparsam bekleidet. 

Die Flügel sind irisirend, besonders die Hinterflügel und gelblich, die 
Vorderflügel sind 6! 2”” lang. 

Sie lebt in den von ihr selbst minirten Bauten theils unter Steinen, 
theils unbedeckt, aber ohne aufgeführten Hügel, sie wird auch in Mauer- 
spalten, z.B. in Gärten, nistend gefunden, wo man sie häufig auf den au der 
Mauer gepflanzten Obst-, besonders aber Apricosenbäumen findet. Mein 
Freund, Dr. Kerner, beobachtete sie auch in Bienenstöcken, in welche 
sie ohne Zweifel des Honigs wegen eingedrungen ist. Sie zeichnet sich 
besonders durch ihre Furchtsamkeit und Flüchtigkeit aus, über die 
Schwärmzeit konnte ich keine Beobachlungen anstellen, so wie über- 


317 


haupt © und gJ' dieser Art selten zu finden sind. In Oesterreich in und bei 
Wien (Mayr), bei Mannersdorf (Mayr), bei Fahrafeld und Schwarzensee 
(in der Nähe von Pottenstein Mayr), bei St. Pölten (Schleicher), bei 
Mautern (Kerner, Mayr), bei Dürrenstein (Mayr); in Krain am Gross- 
kahlenberge (Hauffen, Schmidt), am Eingange in die Höhle Mal bukuje 
(Schmidt); in Dalmatien auf der Insel Lagosta (Zeller). In den Nach- 
barländern in der Provinz Preussen bei Königsberg (Zaddach); in Baiern 
(Herrich-Schäffer); im Kirchenstaate bei Imola und bei Ravenna 
(Pirazzoli); in Toskana (Pirazzoli); in Piemont (Losana Form. 
Piem. Mayr. Beitr. z. Kenntn. d. Ameis.); auf der Insel Sardinien (Mayr 
Beitr. etc.) 


6 Formica fuscipes Mayr. 


Operarias Fusca, sparse pilosula; pars terminalis funiculi 
antennarum,, frons, verter, petiolus et abdomen nitidum picea; squama 
late emarginata. Long.: 3’% — gm, 

Formica fuscipes Mayr. Beschr. einig. neuer Anmeis. 

Arbeiter. Braun, die zweite Hälfte der Fühlergeissel, die Stirn, der 
Scheitel, die Schuppe und der Hinterleib braunschwarz. Der Körper ist 
wenig elänzend mit Ausnahme des stark glänzenden Hinterleibes. Die vor- 
dere Hälfte des Kopfes und insbesondere der Hinterranı eines jeden Hin- 
terleibssegmentes mit langen gelben Börstehen sparsam, und überdiess der 
Kopf sehr sparsam, die Fühler und die Beine aber reichlich mit äusserst 
kurzen, anliegenden, gelblichen Härchen versehen. 

Der Kopf hält die Mitte zwischen dem Ovalen und Länglichviereckigen 
und ist etwas breiter als der Thorax. Die Mandibeln sind kurz, fein gerun- 
zelt, stark eingezogen, das Ende und der Grund ziemlich gleichbreit, fünf- 
zähnig, der vordere Zahn ist gross, die anderen nehmen nach hinten zu an 
Grösse ab. Der Clypeus ist gross, fein verworren gerunzelt, ohne Mittelkiel, 
ziemlich gleichmässig, aber nicht stark gewölbt. Die Stirnlamellen sind 
schmal und kaum aufgebogen. Der Schaft der zwölfgliedrigen Fühler überragt 
den Hinterrand des Kopfes, ist etwas gebogen und an der Geisselhälfte 
wenig verdickt; die Geissel ist um ihre drei letzten Glieder länger als der 
Schaft, fadenförmig, die Endhälfte um Weniges dicker, die einzelnen Glieder 
sind eylindrisch, ziemlich gleichlang, das Endglied etwas länger conisch. 
Das Stirnfeld ist nicht abgegränzt und bloss von dem Clypeus durch eine 
glatte Querfurche getrennt. Die Stirnrinne ist scharf ausgeprägt. Stirnfeld 
und die Stirn sind dicht und fein lederarlig gerunzelt und sehr weitläufig 
grob und seicht punctirt. Der Scheitel ist fein quergerunzelt. Die Wangen, 
so wie die Unterseite des Kopfes sind fein lederartig gerunzelt und weil- 
läufig punctirt. 

Der Thorax ist vorne an den Seiten etwas rundlich erweitert, hinten 
seitlich zusammengedrückt. Das Pro-, Meso- und Metanotum sind fein ledrig 
quergerunzelt; die Seiten des Thorax fein längesgerunzelt ; die Basalfläche 


318 


des Metanotum ist etwas länger als die abschüssige Fläche, beide zusammen 
bilden einen stumpfen Winkel. 

Die Schuppe ist dick, feinledrig gerunzelt, die vordere Fläche convex, 
die hintere plan, der obere Rand ist breit bo genförmig ausgeschnitten. 

Der Hinterleib ist breiter als der Thorax, sehr fein quergerunzelt, der 
Hinterrand eines jeden Segmentes häulig. 

Die Beine sind ziemlich kurz und fein gerunzelt. 

Diese seltene Art lebt unter der Rinde alter Bäume, auf welchen ich 
sie in Gesellschaft der Hypoclinea quadripunctata, des Lepioihoraz musco- 
rum und cingulatus herumlaufend fand. In Oesterreich bisher bloss in Wien 
im Prater (Mayr), in den Nachbarländern im Kirchenstaat bei Imola (P i- 
razzoli) und in Toskana (Pirazzoli) gefunden. 


, Formica austriaca Nayr. 


Operarias Pallido-rufa, capitis pars superior, femora, tibiae 
ac pars superior squamae rubro-brunnea, abdomen nigrum ; clypeus anfice 
dilatatus, squama ovata apice subacuminata ; abdomen sericeum. Long.: 
3 — zum, 

Formica austriaca Mayr Einige neue Ameisen. 


Arbeiter. Der Kopf ist gelblich, braunrotih, die Oberseite des Kopfes 
rothbraun ; der Thorax ist licht gelbbraunrolh, ebenso meist das Stielchen 
und der untere Theil der Schuppe, während der obere Theil braun ist; der 
Hinterleib ist schwarz mit röthlichem Hinterrande der Segmente; die Beine 
sind röthlichbraun, die Gelenke derselben und die Tarsen heller (do:h sind 
diese angegebenen Farben nicht so constant, und sind oft lichter oder dunk- 
ler). Die Oberseite des Kopfes, das Pro- und Mesonotum, der Hinterleih 
und die Hüften sind mit langen abstehenden Borsten mässig und überdiess 
der ganze Körper mit höchst feinen und sehr kurzen. anliegenden, weiss- 
grauen Härchen, insbesondere aber der Hinterleib, reichlich mit Ausnahme 
der Mandibeln und der Hinterfläche der Schuppe bekleidet. 

Der schimmernde Kopf ist breiter als der Thorax, dreieckig mit stark 
abgerundeten Ecken, dessen Hinlerrand ist stark ausgebuchtet selbst bei den 
kleinsten Individuen. Die Oberkieler sind am Grunde dicht und fein runzlig 
punclirt, vorne aber weıtläufig und grob punctirt, sie haben 8 — 10 Zähne, 
wovon der vorderste stark, die hinteren aber schwach und oft undeutlich 
sind. Der Clypeus ist sehr gross, dreieckig, dessen hinlerer Winkel ist stark 
abgerundet, dıe seitlichen sind ziemlich spitz, der Vorderrand erstreckt sich 
von einem Mundwinkel bis zum anderen, ist nicht ausgerandet, an den Mund- 
winkeln schwach aufgebogen; der Clypeus ist ziemlich flach, ungekielt, 
fein und ziemlich dicht punclirt. Die Stirnlamellen sehr kurz, sehr schmal 
und aufgebogen. Der Schaft der fein und dicht behaarten zwölfgliedrigen 
Fühler ist an seinem ersten Drittheile bogenförmig gekrümmt; die faden- 
förmige Geissel ist fast um ihre drei letzten Glieder länger als der Schaft, 


319 


die einzelnen Glieder derselben sind kurz, eylindrisch, gleichlang, nur das 
erste Geisselglied ist doppelt, das zweite und das letzte sind ein einhalbmal 
so lang als die anderen. Das Stirnfeld ist nur sehr schwach angedeutet, es 
ist breiter als lang, und so wie die Stirn und der Scheitel fein und dicht 
punctirt. Eine seichte Stirnrinne zieht sich bis zum vorderen Punctauge. Die 
Netzaugen sınd ziemlich flach. Die Punctaugen sind klein aber deutlich. Die 
Unterseite des Kopfes ist fein punetirt und glänzend. 

Der etwas glänzende Thorax isi fein runzlig punclirt. Das Metanotum 
ist ziemlich gleichmässig bogenförmig gekrümmt, wodurch die Basal- und 
abschüssige Fläche ohne sichtbare Gränze in einander übergehen. 

Die Schuppe ist oval, oben schwach zugespitzt. 

Der Hinterleib ist kaglig-eiförmig, dicht mit anliegenden graulichen 
Härchen beseizt, wodurch er sein ausgezeichnet schönes seidenglänzendes 
Ansehen erhält (doch darf das Thier nicht in Alkohol gelegen sein, wodurch 
sich der Seidenschimmer verliert); das erste Hinterleibssegment nimmt den 
dritten Theil des Hinterleibes ein. 

Die Beine sind mit kurzen, anliegenden, die Schenkel ausserdem mit 
einigen langen abstehenden Haaren besetzt. 

Diese schöne Art legt ihre Colonien wahrscheinlich in hohlen Bäumen 
an, denn es ist mir bisher trotz vielfacher Bemühung noch nicht gelungen, 
ihre Bauten aufzufinden ; sie zieht processionsweise auf Bäumen herum, wohin 
sie aber auch bloss der Blattläuse wegen gehen könnte. So besuche ich z.B. 
schon im dritten Jahre oftmals zwei einander nahe stehende alte Silber- 
pappeln, wo man diese Ameisen stels processionsweise von einem Baume 
zum anderen wandernd findet, doch noch nie war ich im Stande, ihre Bauten 
oder die geflügellen Geschlechter zu finden. Diese Processionen sind manch- 
mal sehr lang und für den ganzen Sommer permanent, indem die 8 hin- 
und zurückgehen; eine solche Procession findet sich z. B. im P:ater in Wien, 
welche 30 Klafter lang ist und vier Bäume verbindet, überdiess schickt 
diese noch eine 12 Kfafter lange Seitenprocession aus, welche zu zwei an- 
deren Bäumen führt. In Oesterreich inWien im Prater (Mayr), beim Krum- 
bach (Walter); in Ungarn am Neusiedlersee bei Winden an einer Eiche 
(Mayr); in Dalmatien am Kreuzwege bei Skandona (Frauenfeld), bei 
Spalato (Lanza). In den Nachbarländern im Kirchenstaate bei Imola auf 
Eichen Pirazzoli), beiBologna (Bianconi); in Toskana (Pirazzoli)*). 


=) In diese Gruppe gehören noch von nicht österreichischen Arten, 
welche in den Nachbarländern vorkommen oder vorkommen sollen, folgende: 


Formica truncata Spinola. 


Operaria: Obscure ferruginea, ubdomen nigrum; caput antice abrupte 
trunctatum , Punctalo -rugosum; squama subquadrala, emaiginala. Long. : 
I DE mm, 


320 


1. Rotte Lateralis. 


Die Arbeiter dieser Rotte haben einen eigentkümlichen Thorax. Das 
Metanotum ist vom Mesonotum durch einen tiefen Einschnitt getrennt. Das 
Charakteristische ist aber die Form des Metanotums selhst. Die Basalfläche 
ist horizontal, elwas höher als der übrige Thorax, scharf viereckig, von 


Zemina: Obscure ferruginea, abdomen nigrum ; caput antice abrupte 
truncatum, punctato-rugosum, postice laevigatum ; squama subquadrata, emar- 
ginata. Long.: 7 — 8mm., 

Formica truncata Spinola. Insectorum Liguriae Species novae aut 

rariores Genua 1>08 tom. f, pag. 244; Leon Dufour et Edouard 
Perris Memoire sur les insectes Hym. qui nichent dans linterieur 
des tiges seches de la ronce in den Annales de la Societe entum. 
de France tom. IX. 1830, pag. 49. 

Arbeiter: Dunkel bräunlich rostroth, grösstentheils glänzend, der 
Scheitel ist dunkler, die Erdhälfte der Fühlergeissel und der Hinterleib sind 
pechschwarz. Der Kopf und der Hinterleib sind sparsam mit ziemlich kurzen, 
gelblichen Borstenhaaren versehen. 

Der Kopf ist gross, viereckig mit abgerundeten Ecken, länger als breit, 
dick, vorne stark abgestutzt und zwar so, dass die scharfen Ränder der Ab- 
stutzung mit den Oberkiefern einen Kreis bilden. 

Die Mandiheln sind dreieckig, keilförmig, sehr breit, kurz, fünf- bis 
sechszähnig, längsgerunzelt und grob punctirt. Der Clypeus ist fast in einem 
rechten Wiıkel an seinem hinten Drittheil gebogen, schmal, mit vier Rändern 
wovon der Vorderrand der kürzeste, die nach hinten etwas divergirenden und 
zuletzt wieder convergirenden Seitenränder die längsten sind; die Hinterecken 
des Clypeus sind sehr stark abgerundet, so dass der Hinterrand bogenförmig 
erscheint. 

Der ganze Clypeus, das gar nicht abgegränzte Stirnfeld, die vordere 
Hälfte der Stirn und die Wangen sind sehr grobpunctirt gerunzelt und glanz- 
los. Die Wangen sind so wie der Clypeus durch die Abstutzung in eine vor- 
dere etwas concave und in eine in einem rechten und scharfen Winkel ste- 
hende, seitliche, von oben nach unten convexe Gegend abgelheilt. Die sehr weit 
von einander enifernten Stirnlamellen sind kurz, schmal, wenig aufgehogen, 
convergiren nach vorne, liegen viel weiter nach rückwärts wie gewöhnlich, 
nämlich in der Mitte des Kopfes. Die zwölfgliedrigen Fühler, welche, wie bei 
allen Ameisen, unter den Stirnlamellen eingelenkt sind, liegen ebenfalls in de: 
Mitte des Kopfes, der Schaft ist gegen das Ende verdickt seiner ganzen Länge 
entsprechend gehogen und mässig lang; die Geissel ist am Grunde dünn und 
nimmt gegen das Ende an Dicke zu, deren Glieder sind kurz, dick, ziemlich 
gleichlang, das erste Glied ist dünner und länger. Die sehr feine Stirnrinne 
zieht sich vom Clypeus bis zum Scheitel, wo sie mit einer Grube endigt, 
welche man leicht für ein Punctauge halten kann. Die hintere Hälfte der 
Stirn, der Scheitel, so wie die Unterseite des Kopfes sind sehr fein gerunzelt 
und glänzend. Die Netzaugen sind flach, oval und liegen fast an den Hinter- 
eeken des Koptes. Die Punetaugen sind nicht sichtbar. 


321 


vorne nach hinten etwas convex, von einer Seile zur anderen plan; die ab- 
‚schüssige Fläche steht im rechten Winkel mit der Basalfläche, ist von oben 
nach unten concav, von einer Seite zur anderen plan. Die Punctaugen bloss 
bei den © und Jg sichtbar. Die Flügel der J und © haben keine Costa 
recurrens, daher bloss eine offene Discoidalzelle wie bei der ersten Rotte, 
Die gellügelten Geschlechter unterscheiden sich von jenen der ersten Rolte 
durch keine bestimmten Merkmale. 


Der Thorax ist sehr fein und sehr seicht lederartig runzelig-gestreift 
und glänzend. 

Die Schuppe ist ziemlich dick, viereckig, etwas breiter als hoch, oben 
oft sehr schwach, oft aber ziemlich stark ausgerandet. 

Der Hinterleib ist glänzend, sehr fein quergestreift. 

Die Beine sind mit gelben, kurzen Härchen ziemlich sparsam besetzt. 

Weibchen. (Nach Spinola, Leon Dufour und Perris.) Der 
Kopf ist, wie ich aus den Beschreibungen der Autoren ersehe, so wie beim 
Arbeiter. 

Der 'horax ist sehr glatt, unbewehrt, oben schwarz, in der Mitte 
rötblichhraun. Das Stielchen ist dick, fast viereckig. Der Hiuterleib ist oval, 
schwarz, glänzend, am Grunde des zweiten Segmentes weisslich. Die Beine 
sind gelbroth, kahl. Merkwürdig ist, dass die Autoren angeben, dass dem 
Weibchen die Punctaugen fehlen, was mir sehr unwahrscheinlich vorkommt. 

Diese so höchst sonderbar geformte Art, welche sich aber doch nicht 
generisch von Forrmica unterscheidet, erhieltich von Herrn Pirazzoli, welcher 
sie bei Imola im Kirchenstaate (also ziemlich nahe dem österreichischen 
Italien, wesshalb zu hoffen ist, dass sie etwa auch bald zu unserer Fauna 
gehören wird) entdeckte. Sie wurde zuerst von Spinola in Ligurien (Pie- 
mont), später von Leon Dufour und Perris in den Aesten des Brombeer- 
strauches und in einer mispelförmigen Eichengalle in Frankreich beobachtet. 


Formica sylvaltica O1. 


Ich bin genöthigt, diese sehr zweifelhafte Olivier’sche Art wegen der 
Angabe Schilling’s, dass sie in Preussisch-Schlesien vorkommt, zu eitiren. 

Olivier beschreibt das Weibchen in der Encycel. meth. Hist. nat. 
tom. 6, pag. 491 auf folgende Weise: Schwarz, der Kopf bloss ist rostbraun, 
die Fühler sind aber auch schwarz ; die Schuppe ist eingliedrig; die Flügel 
sind durchsichtig, die Rippen schwarz; die Form und Grösse des ganzen 
Korpers ist der Formica ligniperda ähnlich. 

Schilling sagt über diese Ameise in seiner Abhandlung: Bemerk. 
üb. die in Schles. etc. Folgendes: „Schwarz, Bruststück, Beine und Basis des 
Hinterleibes rothbraun, die Ränder der Hinterleibsringe stark gewimpert. 8 |,, 
lang. Hat grosse Aehnlichkeit mit Formica rufa, hat aher bedeutendere Grösse 
und der Rücken des Thorax ist auch bei den Arbeitern ohne Quereindruck 
hogenförmig. Bildet wie jene in Kieferwaldungen kegelförmige Haufen; die 
Puppen sind bedeutend grösser, werden als Rossameiseneier als Vogelfutter 
feilgeboten, da hingegen die Puppen der Formica rufa schlechthin unter dem 
Namen: Ameiseneier auf den Markt kommen.“ 


Bd. V. Abh. 41 


322 


Ss. Formica laterales Ol. 


Opesrarda: Nilida, caput, thorar, squama et pedes rubra aut 
piceo-nigra, abdomen piceo-nigrum. Long. : 3 — arm, 

Femina. Nilida; caput rubrum aut piceo-nigrum, thoraz piceus, 
rare macula laterali rubra, abdomen piceo-nigrum; clypeus ac genae pi- 
losae opaci, dense punclati, foveolis sparsis. Long.: 9 — 10mm, 

Mas. Niger, pilosus; mandibulae, funiculi antennarum ac tarsi 
brunnei; scapi antennarum alque tibiae pilosi. Long.: 6 — 7mm, 

Formica lateralis Ol. Eucyel. meth. Hist. nat. tom 6, pag. 497; Ltr. 

His!. nat. Fourm. pag. 172; Lep. St. Farg. Hist. nat. Ins. 
Hym. tom 1. pag. 217; Mayr Beilr. z. Kenntn. d. Ameis. 

Formica bicolor Ltr. Ess. l’hist. Fourm. France pag. 43. 

Formica melanogasler Ltr. Hist. nat. Fourm. pag. 171. 

Formica azillaris Spinola. Insect. Lig. Spec. novae aut rar. tom 1, 

pag. 243. 

Formica atricolor Nyl. Add. alt. pag. 36. 

Formica dalmatica Nyl. Add. alt. pag. 37. 

Formica foveolata Mayr. Beschr. einig. neuer Ameis. 

Arbeiter. Diese Art variirt in Bezug der Farbe des Kopfes und des 
Thorax, so wie auch in Bezug der Grösse ungemein, woraus sich auch die 
vielen Synonyme erklären. 

Der Kopf ıst roth in allen Nuancen bis zum Pechschwarzen, die Fühler 
sind roth oder bräunlich, die Endhälfte der Fühlergeissel ist stets schwärz- 
lich; der Thorax ist roth, rotlhbraun oder pechschwarz, die hintere Hälfte 
ist stets dunkler; die Schuppe ist braun oder pechschwarz; der Hinterleib 
ist stets pechschwarz; die Beine sind roihbraun. Der glänzende Körper ist 
mit sehr feinen, kurzen, anliegenden, weissen Härchen, so wie auch mit ab- 
stehenden, langen, gelben Borstenhaaren sparsam, die Wangen mit kürzeren 
etwas reichlicher beselzt. 

Der Kopf ist bei den grösseren Individuen dreieckig mit abgerundeten 
Winkeln, viel breiter als der Thorax mit wenig ausgerandetem Hinterkopfe ; 
bei den kleineren Individuen ist der Kopf nur etwas breiter als der Thorax, 
länger als breit, und der Hinterkopf schwach ausgerandet. Die Mandibeln 
sind kurz, breit, mit fünf starken Zähnen, grob, längsgerunzelt und mit läng- 
lichen, kleinen Grübchen versehen. Der schwach gekielte Clypeus ist vier- 
eckig, fein lederartig gerunzelt, mit kleinen, länglichen, unregelmässig ver- 
theilten Grübchen. Die Stirnlamellen sind schmal, aufgebogen, vorne elwas 
convergirend. Der Schaft der zwölfgliedrigen Fühler überragt bei den grös- 
seren Individuen nur wenig, bei den kleineren bedeutend den Hinterkopf, 
er ist am Grunde verschmälert, und nimmt gegen das Geisselende an Dicke 
zu, er ist dicht und fein gerunzelt und weitläufig punclirt; die Geissel ist um 
ihre drei letzten Glieder länger als der Schaft „ fadenförmig, nur am Grunde 


323 


etwas dünner, ihre Glieder sind ziemlich gleichgross, cylindrisch, das Eud- 
glied ist conisch. Das häufig undeullich abgegrenzte Stirnfeld ist klein, drei- 
eckig, fein lederarlig gerunzelt und glänzend. Die Stirnrinne ist ziemlich 
kurz. Die Stirn und der Scheitel sind schwach glänzend, fein lederarlig ge- 
runzelt mit wenigen groben Puncten. Die Wangen sind fein gerunzelt und 
mit länglichen Grübchen (so wie der Clypeus) versehen, aus denen nicht 
lange, gelbe, abstehende Borstenhaare entspringen. Die Unterseite des Kopfes 
ist fein lederarlig gerunzelt und stark glänzend. 

Der Thorax ist fein lederig gerunzelt und weitläufig grob punclirt ; 
die Seiten desselben sind längsgerunzelt. 

Die Schuppe ist fein lederig gerunzelt, ziemlich dick , fast viereckig 
mit stark abgerundeten Ecken, oben eiwas breiter als unten, nicht oder 
nur schwach ausgerandet. 

Der Hinterleib ist höchst fein und dicht quergerunzelt, slark glänzend ; 
der Hinterrand eines jeden Segmentes häulig, vor diesem häutigen Rande 
mit einer Reihe nach rückwärts gerichteter Borstenhaare. 

Die Beine sind ziemlich kurz, fein lederartig gerunzelt, sparsam mit 
feinen, anliegenden, weisslichen Härchen besetzt. 


Weibehen. Pechbraun oder pechschwarz, glänzend, die Mandibeln, 
die Fühler und die Beine mit häufiger Ausnahme der dunkleren Schenkel 
rolhbraun ; der Kopf ist oft rolh, die schwärzliche Stirn und die Kehle aus- 
genommen, der Thorax hat vorne oft beiderseits eine rothe Makel. Der 
ganze Körper ist mit abstehenden, gelben Borstenhaaren und ausserdem mil 
feinen, kurzen, anliegenden Härchen sparsam bekleidet. 


Der Kopf ist dreieckig mit stark abgerundeten Hinterecken, etwas 
breiter als der Thorax, mit schwach ausgerandetem Hinterkopfe. Die Mandibeln, 
der Clypeus, die Stirnlappen, die Fühler, das Stirnfeld und die Wangen 
wie beim 8. Die Stirnrinne ist fein aber scharf und reicht nicht bis zum 
vorderen Punclauge. Die Stirn, der Scheitel und die Unterseite des Kopfes 
sind so wie beim Arbeiter fein lederig gerunzelt und grob punclirt. Die 
Nelzaugen sind wenig gewölbt ; die Punctaugen klein. 


Der Thorax ist fein lederig gerunzelt, dessen Seiten sehr fein runzlig 
gestreift; die Basalfläche des Metanotums ist nur halb so lang als die senk- 
rechte abschüssige Fläche und geht ohne deutliche Grenze in lelztere über. 


Die Schuppe ist höchst fein quergerunzelt, ziemlich dick, viereckig 
mit abgerundeten Ecken, etwas breiter als hoch, die vordere Fläche sehr 
schwach convex, die hintere plan, der obere Rand ist manchmal schwach 
ausgerandet. 

Der Hinterleib ist gross, breiter als der Thorax, oval, sehr stark 
glänzend und höchst fein quergerunzell; der Hinterrand eines jeden Seg- 
mentes häutig und vor diesem mit einer nach hinten gerichteten Borstenreibe. 

Die Beine sind ziemlich kurz, sehr fein gerunzelt und weitläufig 
punetirt mit feinen, anliegenden, sparsamen Härchen. 


41* 


324 


Die Flügel sind weissgelb, die Rippen und das Stigma bräunlichgelb ; 
die Vorderflügel so lang als der ganze Körper. 


Männchen. Schwarz, glänzend, die Oberkiefer, die Fühlergeissel und 
die Tarsen braun, selten sind die Oberkiefer und die Tarsen schwarz. Der 
ganze Körper ist mit langen abstehenden Haaren reichlich, die Schenkel 
sparsam besetzi. 

Der Kopf ist schmäler als der Thorax. hinten abgerundet ohne Aus- 
buchtung. Die Oberkiefer sind sehr dicht und tief gerunzelt, schmal, 
vorne in einen breiten, grossen Zahn endigend. Der gewölbte Clypeus hat 
keinen Mittelkiel, ist fein lederartig gerunzelt mit sparsamen kleinen Grüb- 
chen. Die Stirnlamellen sind sehr schmal, aulgebogen, nach vorne conver- 
girend. Der Schaft der dreizehngliedrigen Fühler. ist sehr lang, an der 
Spitze etwas verdickt und überragt, zurückgelegt, weit den Hinterrand des 
Kopfes; die Geissel ist fast um ihre drei letzten Glieder länger als der 
Schaft, sehr fein und dicht behaart, fadenförmig, die einzelnen Glieder sind 
ziemlich gleichlang. 

Das Stirnfeld ist deutlich abgegränzt, dreieckig mit scharfen Ecken, 
fein quergerunzelt. Die Slirnrinne zieht sich bis vor das mittlere Punctauge. 
Die Stirn, der Scheitel, die Wangen und die Unterseite des Kopfes sind 
fein lederig gerunzelt, besonders die Wangen mit einzelnen kleinen Grübchen. 


Der Thorax ist sehr fein lederartig gerunzelt; die Basalfläche des 
Metanotums ist sehr kurz und geht ohne deutliche Grenze in die abschüs- 
sige Fläche über. 

Die Schuppe ist niedrig, doppelt so breit als hoch, sehr fein quer- 
gerunzelt, dick, der obere Rand abgerundet und wenig oder nicht ausgerandet. 


Der Hinterleib ist ziemlich klein, stark glänzend, höchst fein quer- 
gerunzelt. 

Die Beine sind lang und dünn, sehr fein lederartig gerunzelt ; die 
Schenkel sparsam, die Schienen reichlicher mit langen Borstenhaaren 
versehen. 


Die Flügel sind weisslich durchscheinend, die Rippen und das Rand- 
mal bräunlichgelb. 

Was die Synonyme anbelangt, so wurde als Form. lateralis von 
Olivier ein schwarzes © mit rothem Kopfe und eben solchem Flecke an 
beiden Seiten des Thorax als Form. bicolor, als melanogaster von Latreille 
ein 8 mit rothem Kopfe und Thorax und schwarzem Hinterleibe, als Form. 
dalmatica von Nylander ein schwarzer 8 mit rothem Thorax, als 
Form. atricolor von Nylander ein 8 und als Form. foveolata von mir 
alle drei Geschlechter mit schwarzer Farbe beschrieben. 


Diese schöne Art findet sich unter Steinen, auf Oehl-,„ Wallnuss-, 
Eichen- und anderen Bäumen, den Blaltlläusen nachgehend, und legt ihre 


325 


Colonien besonders gerne in Mauerspalten an. Man trifft sie häufig in Ge- 
sellschaft des Crematogaster scutellaris O1.*). 

In Böhmen ? (Grohmann)“*); in Oesterreich bei Mödling nächst 
Wien (Mayr), bei Mautern (Kerner), im Alaunthale bei Krems (Kerner); 
in Tirol bei Naturns im Vintschgau (Gredler), bei Bozen (Gredler), 
bei Meran (Förster, Mayr), bei Lavis (Strobel), bei Arco (Stro- 
bel); bei Roveredo (Zeni); in Ungarn am Blocksberge bei Ofen 
(Kovats), bei Whisegrad nächst Gran (Kerner); im Küstenlande bei 
Tersato (Mann), bei Triest (Förster); in Dalmatien bei Zara (Frauen- 
feld), auf der Insel Lagosta (Zeller, Nyl. Add. alt), bei Ragusa 
(Frauenfeld), in Venetien auf der Insel Lido bei Venedig (Strobel); 
in der Lombardie bei Gargnano am Gardasee (Strobel. In den Nach- 
barländern in Baiern (Herrich-Schäffer); im Kirchenstaate bei Imola 
(Pirazzoli); in Sardinien (Mayr Beitr. z. Kenntin. d. Ameis.); in Sicilien 
(Zeller, Grohmann). 


3. Rotte: Rufa. 


Alle drei Geschlechter haben deutliche Punctaugen und ein scharf 
ausgeprägtes Stirnfeld. Der Thorax ist bei den Arbeitern in der Milte ein- 
geschnürt„ dessen Farbe ist rolh schwarzbraun oder schwarz; bei den 
schwarzen Arten ist bei den 8 der Hinterkopf nicht oder nur sehr wenig 
ausgerandet. Die Flügel haben eine Costa recurrens, daher nebst der 
offenen noch eine geschlossene Discoidalzelle. Die Genitalien der Männchen 
sind gross. Die Länge der 8 ist 5—9””, die J' sind wenigstens 7m” lang, 
nur bei jenen Arten, wo der Hinterkopf stark bogenförmig ausgeschnitten 
ist, sind die ZJ 5—7”” lang und nicht oder sehr wenig glänzend. 


Arbeiter. 


A. Hinterkopf stark bogenförmig ausgeschnitien ;Schuppe stark ausgerandet. 
1. Vorderrand des Clypeus etwas aufgebogen, hinter dessen Rande zieht 
sich eine flache Rinne ; die kurzen Maxillarlaster reichen nur 
wenig über den Mundrand nach hinten. 
F. pressidlatris. 

2. Vorderrand des Clypeus nicht aufgebogen, ohne Eindruck hinter 
demselben ; die langen Maxillar-Taster reichen fast bis zum 
Hinterhauptloche. 

F. exsecta. 


”*) Bei dieser Gelegenheit berichtige ich die in meinem Aufsatze (Verhandlungen 
des Zzool.-botan. Verein, 4. Band, Berichte pag. 31) angeführte Angabe des 
Herrn Professor Zeller, dass er eine dornenlose Myrmica mit Crematogaster 
scutelaris gefangen habe, welche Myrmica sich durch die Determination von 
Zeller’schen Originalexemplaren als Formica lateralis Ol. erwies. 


”=*) Ich erhielt von Herrn Grohmann Ameisen aus Böhmen und Sicilien, und 
glaube, dass er die Etiquetten verfehlte, und Sicilien schreiben wollte, 


326 | 
B. Hinterkopf nicht oder wenig ausgerandet. | 
1. Clypeus in der Mitte des Vorderrandes ausgerandet ; Stirnfeld glanzlos. 
F. sanyuinea. 
2. Clypeus nicht ausgerandet. 
a) Thorax roth, mit oder ohne schwarzbraunen Flecken. 
&@. Stirnfeld glänzend. = 

&&) Augen unbehaart; Stirn, Scheitel, oft ein kleiner Fleck am 
Pronotum, welcher den Hinterrand desselben nicht er- 
reicht, so wie der Hinterleib schwarzbraun. 

F. rufa. 

ßP) Augen behaart; Stirn, Scheitel, ein grosser Fleck am Pro- 
und Mesonotum, auch der Hinterrand des Pronolums 
und der Hinterleib dunkel schwarzbraun. 

FF. congerens. 

77) Der ganze Körper reic!.lich behaart, die Augen behaart; Kopf 
und Thorax roth; selten ist der Kopf an der Oberseite 
bräunlich und noch seltner am Pronolum ein sehr ver- 
waschener dunkler Fleck ; die Hinlerleibsbasis ist fast 
stets roth. 


F. truneicola. 
ß. Stirnfeld gerunzelt, glanzlos. 
F, ceunicularia. 
b) Thorax braun oder schwarz. 
a) Pechschwarz, glänzend, mit glänzendem Stirnfelde. 
F. yagyaites. 
Pf. Braun oder braunschwarz, nicht glänzend, höchstens schimmernd, 
mit matiem Stirnfelde. 
&c) Reichlich beborstet, Hinterleib seidenglänzend. 
F. einerea. 
££) Kopf und Thorax bloss an der Oberseite sparsam beborstet. 
aaa. Wangen und Ränder des Pro- und Mesonotums rolh. 
F. eunicuwlanroea. 
ßßß. Wangen und Ränder des Pro- und Mesonotums braunschwarz. 
FF. fusea. 


Weibchen. 
A. Hinterkopf stark bogenförmig ausgeschnitten, Schuppe stark ausgerandet. 

1. Vorderrand des Clypeus etwas aufgebogen, hinter demselben verlieft; 

die kurzen Maxillartaster überragen nur wenig den Mundrand 
nach hinten. F. pressilaüßris. 

2. Vorderrand des Clypeus nicht aufgebogen, hinter dem Vorderrande 
nicht eingedrückt; die langen Maxillartaster reichen fast bis 
zum Hinterhauptloche. 

FE. exsectla. 


327 


B. Hinterkopf nicht oder wenig ausgerandel. 
1. Clypeus in der Mitte des Vorderrandes ausgerandet, Stirnfeld glanzlos. 


F. sangywinea. 
2. Clypeus nicht ausgerandet. 


a) Thorax rolh, Pro-, Mesonotum und Schildchen schwarzbraun oder 
bloss schwarz gefleckt. 
aa. Stirnfeld glänzend. 
a. Hinterleib stark glänzend, unbehanrt. 
F. rufe. 
ß. Hinterleib glanzlos wegen der feinen anliegenden reichlichen 
Behaarung. 
a&«) Thorax und Oberseite des Hinterleibes ohne Borstenhaare. 
FE. congerens. 
gg) Kopf. Thorax und Hinterleib reichlich beborstet. 


FF. irunececola. 
bb. Stirnfeld glanzlos. 
FF. eunicularia. 


b) Der ganze Körper braunschwarz. 
aa. Pechschwarz, besonders der Hinterleib sehr stark glänzend. 


F. gagaies. 
bb. Stirnfeld glanzlos. 


a. Hinterleib stark grau schimmernd, nicht glänzend; Ränder des 
Pronotums, mehr oder weniger auch die Wangen röthlich. 
&«) Der ganze Körper sparsam beborstet ; Unterseite des Kopfes 
fast kahl. Länge des Körpers: 8— 9m”, 
FF. cumwicularia. 
ßß) Der ganze Körper reichlich beborstet; Unterseite des Kopfes 
sparsam beborstet. Länge des Körpers: 10 — 11”. 
FE. einerea. 

ß. Hinterleib glänzend, nicht oder wenig schimmernd, oft braun- 
farbig; Wangen und Ränder des Pronolums schwarz- 
braun ; der ganze Körper sparsam beborstet; Unter- 
seite des Kopfes fast kahl. Länge des Körpers: 9— 10”, 

F. fusca. 
Männchen. 
A. Hinterkopf stark bogenförmig ausgeschnitten, Körperlänge 5— 7m, 
1. Augen unbehaart; die Maxillartaster reichen nur etwas über den Hin- 


terrand des Mundes. 
F. pressilaßris. 


2. Augen behaart; die Maxillartaster reichen fast bis zum Hinterhauptloche. 
F. exsecta. 
B. Hinterkopf wenig oder gar nicht ausgebuchtet; Körperlänge 9—11 mr. 
1. Augen behaart, Oberkiefer 1—2zähnig. 
a) Augen und Hinterleib sparsam behaart; Oberkiefer ganz schwarzbraun. 
F. rufe. 


328 
b) Augen und Hinterleib, überhaupt der ganze Körper, besonders aber 
der Kopf und Thorax reichlich behaart. 

a. Oberkiefer schwarz; Schuppe oben breit ausgerandet, beiderseits 
mit scharfem Rande und stumpfen Winkel; Flügel etwas 
schwärzlich getrübt. 

F. congerens. 

g. Oberkiefer an der Spitze röthlich; Schuppe oben schwach ausge- 
randet, der Rand und der Winkel beiderseits stark ab- 
gerundet; Flügel braun getrübt. 


FF. iruneieola. 
2. Augen kahl. 


a) Flügel bis zur Mitte braun getrübt. 
a. Oberkiefer 4—5zähnig, Flügel breit. 
FF. sangeinee. 
ß- Oberkiefer 1- 2zähnig; Flügel schmal. 
FF. yagaltes. 
b) Flügel wasserhell, oder nur wenig grau gelrübt. 
aa. Fühlerschaft gelb. 
&) Oberseite des Thorax dicht beborstet; Hinterleib mässig breit, 
seidenartig schimmernd., nicht glänzend. 
F. einerea. 
g. Oberseite des Thorax bloss mit einzelnen Borsten, Hinterleib 
schmal, ziemlich glänzend. 


F. fusca. 
bb. Fühlerschaft schwarz. 


F. eunicularia. 


9. Forniica rufa Ny|. 
Oper«arsas Ferruginea; frons, occiput et abdomen (saepe eliam 
macula parva pro- et mesonoli) nigro-fusca; oculi nudi; elypeus, occiput 
alque squama non emarginata ; area frontalis nitida. Long. 6—Irm, 
Femina: Ferruginea, nuda; pars superior Capilis et thoracıs 
erceplto meltanoto et abdomen nitidissimum nigro-fusca; area frontalis 
nitida ; clypeus, occiput ac squuma non ezsecta. Long.: 9—1I1rm, 
Mas: Fusco-niger, sparse pilosulus, genitalia et saepe pedes 
rufescentes ; occiput non emarginalum ; oculi sparse pilosi ; mandibulae 
1—2 dentatae, nigro-fuscae. Lony.: 9—11””., 
Formica rufa Nyl. Adn. Mon. form. bor. Eur. pag. 90%; Först. 
Hym. Stud. 1, H. pag. 13; Schenck Beschr. nass. Ameis. 
pag. 23; Smith Ess. Gen. and. Spec. Brit. Form. pag. 100. 

Formica polyctena Först. Hym. Stud. 1. H. pag. 15; Schenck 
Beschr. nass. Ameis. pag. 25. 

Formica truneicola Först. 8 Hym. Stud. 1. H. p. 21. 

Formica piniphila Schenck Beschr. nass. Ameis. pag. 28. 


329 


Arbeiter. Braunroth, glanzlos, der Kiel des Clypeus, die Fühler, das 
Stirnfeld, die Stirn, der Scheitel, das Hinterhaupt, der Hinterleib mit Aus- 
nahme eines kleinen Fleckes am Grunde und des Anus, und die Beine 
schwarzbraun, oft auch die Scheibe des Pronotum mit einer nicht an den 
Hinterrand stossenden dunklen Makel, ebenso oft an der vorderen Hälfte des 
Mesonotum ein kleiner dunkler Fleck. Der ganze Körper ist mit änsserst 
feinen, sehr kurzen, anliegenden Härchen sparsam, an der Oberseite des 
Hinterleibes aber reichlich bekleidet; überdiess ist entweder hauptsächlich 
der Hinterleib mit abstehenden Borstenhaaren versehen (Form. rufaSchenck 
und F. polyctena Schenck) oder es ist der ganze Körper mehr weniger 
beborstet (Form. piniphila Schenck), doch finden sich auch solche Ar- 
beiter, welche die Mitte zwischen den zwei angeführten Arten der Be- 
haarung halten. 


Der Kopf ist dreieckig mit stark abgerundeten Ecken, breiter als der 
Thorax, hinten schwach ausgerandet. Die Oberkiefer sind breit, längsge- 
streifi, 5— 6zähnig. Der Vorderrand des fein gerunzelten und scharf gekiel- 
ten Clypeus ist in der Mitte nicht ausgerandet. Die Stirnlamellen sind kurz 
und schmal. Der am Grunde gebogene Schaft der zwölfgliedrigen Fühler 
reicht bis zum Hinterrande des Kopfes und ist am Geisselende dicker als 
am Grunde ; die Geissel ist fadenförmig, ihre einander gleichen Glieder 
sind ceylindrisch, das Endglied ist conisch. Das Stirnfeld ist dreieckig, platt 
und stark glänzend. Die Stirn, der Scheitel, die Wangen und die Unterseite 
des Kopfes sind fein gerunzelt. Die glatte, stark ausgeprägte Slirnrinne 
erstreckt sich vom Stirnfelde bis zum vorderen Punctauge. Die eiförmigen 
Netzaugen sind ganz kahl oder haben nur einige weisse Härchen. Die drei 
Punctaugen sind klein. In seltenen Fällen zieht sich eine seichte Rinne vom 
vorderen Punctauge über das Hinterhaupt nach rückwärts zum Hinterhaupt- 
loche. 


Der Thorax ist fein gerunzelt; der Basaltheil des Metanotum ist ent- 
weder kürzer als der abschüssige Theil (F. rufa Först. u. Sehenck), 
oder er ist eben so lang (F. polyctena Först. u. Schenck), oder es 
hält die Mitte zwischen beiden Fällen. (Oft findet man in einer Colonie 
verschiedene Varietäten beisammen). 


Die Schuppe ist gross, die obere Hälfte breit, der obere Rand in der 
Mitte oft etwas eingebogen. 


Der Hinterleib ist kurz, eiförmig, fein gerunzelt, bloss der Hinterrand 
eines jeden Segmentes glatt und glänzend. 


Die Beine sind mässig lang und sparsam beborstet. 


Weibchen. Rostroth, die Mitte des Clypeus, die Fühlergeissel, die 
Stirn, der Scheitel, der Hinterrand des Pronotums „ das Mesonotum, das 
Schildchen und der Hinterleib, ein Fleck seines Grundes ausgenommen, 
sind schwarzbraun. Der ganze Körper ist mit höchst feinen, anliegenden 


Bd. V. Abh. 42 


330 


nur durch eine stärkere Loupe deutlich sichtbaren Härchen. bekleidet, und 
nicht beborstet mit Ausnahme des Vorderrandes des Clypeus, der Mandibeln, 
der Unterseite des Hinterleibes und des Afters. 

Der Kopf ist dreieckig, hinten nicht ausgebuchtet, kaum breiter als 
der Thorax. Die Oberkiefer sind längsgerunzelt, grob punetirt. Der Clypeus 
ist gekielt, runzelig längsgestreift, glanzlos. Das Stirnfeld ist stark glänzend 
und glatt. Die Stirnlamellen sind kurz. Der Schaft der zwölfgliedrigen 
Fühler ist lang, die Geissel fadenförmig. Die Stirn,’ der Scheitel und die 
Wangen sind längsgerunzelt. Die Stirnrinne ist deutlich vom Stirnfelde bis 
zum mittleren Punctauge. Die Netzaugen sind Nach, oval, entweder kahl, 
oder mit wenigen Borstenhaaren, oder ganz kahl. Die Punctaugen sind 
mässig gross. 

Der Thorax ist fein gerunzelt, glanzlos, bloss das Schildchen wenig 
oder stark glänzend (im letzteren Falle Form. piniphila Schenck). 

Die Schuppe ist gross, oben etwas ausgerandet. 

Der. Hinterleib ist kugelig, ziemlich klein, stark und etwas metallisch 
glänzend, mit feinen Puncien zerstreut beselzt. 

Die Beine sind mit feinen, anliegenden Härchen, insbesondere aber 
die Tibien und Tarsen dicht bekleidet. 

Die Vorderflügel sind bis über die Mitte bräunlich getrübt. 

Männchen. Braunschwarz, etwas graulich schimmernd, die Genitalien 
und oft auch die Beine röthlichbraun. Der ganze Körper ist reichlich mit 
fest anliegenden, sehr feinen, kurzen, gelblichen Härchen und überdiess 
besonders am Kopfe und Thorax meist dicht mit aufrecht stehenden, langen, 
bräunlichen Borstenhaaren bekleidet, mit Ausnahme der sparsamer bebor- 
stelen Beine. 

Der Kopf ist dreieckig mit stark abgerundeten Ecken. Die Oberkiefer 
sind ziemlich schmal, gerunzelt mit einem vorderen grossen, spitzen aber 
flachen Zahne, überdiess mit einem hinteren, kleinen sehr stumpfen und oft 
undeutlichen Zahne. Der gewölbte, ungekielte Clypeus, das scharf abge- 
gränzte, dreieckige Stirnfeld, die Stirn und der Scheitel sınd ziemlich fein 
gerunzelt und grösstentheils glanzlos oder wenig glänzend. Die Stlirnrinne 
ist fein; die länglich-eiförmigen, grossen Netzaugen sind sparsam behaart. 

Der Thorax ist fein gerunzelt; das Mesonotum ist glanzlos, der übrige 
Thorax schimmernd, der abschüssige Theil des Metanotums glänzend, das 
Schildchen ist wenig glänzend (Form. polyctena und rufa Först.) ‘oder 
nicht glänzend (Form. piniphita Schenck.) 

Die Schuppe ist fast viereckig, niedrig, dick, oben breiter und in der 
Mitte ausgerandet, fein gerunzelt und glänzend. 

Der Hlinterleib ist an der Oberseite fein verworren gerunzelt, schım- 
mernd, der Grund eines jeden Segmentes sehr fein quergerunzelt, glänzend, 
ohne anliegende Härchen und nur mit sehr sparsamen Puucten, aus denen 
Borstenhaare entspringen; die Unterseite des Hinterleibes ist stark glänzend. 

Die Vorderflügel sind bis über das Randmahl braun gelrübt. 


331 


Obwohl man vor Nylander’s Arbeit unter Formica rufa mehrere 
weit verschiedene Arten verstand, so war es aber doch auch fehlerhaft, 
die Nylander’sche F. rufa noch zu. zersplittern, obwohl Nylander 
selbst nicht ganz sicher war, ob er seine F. major als eigene Art oder als 
Varietät soll gelten lassen *). Ich muss es aufrichtig gestehen, dass ich Hun- 
derte von Exemplaren dieser Art aus den verschiedensten Ländern unter- 
sucht habe und doch lange in Zweifel blieb, ob die F. major N y1., welche 
sich durch Vergleichung mit Originalexemplaren der Autoren mit der 
F. piniphila Schenck synonym erwiesen hat, eine eigene Art sei oder 
nicht, obwohl mir öfters Mittelformen in die Hand kamen, welche ich keiner 
Art zurechnen konnte. Nun habe ich mich theils durch Untersuchung eines 
reichen Materiales, theils durch Beobachtung in der Natur, theils durch mir 
güligst von den Autoren zugesandte Originalexemplare hınlänglich darüber 
belehrt und erfahren, dass die F. rufa Nyl. F. polyctena Först. und 
F. piniphila Sehenck Synonyme sind. n 


Diese so weit verbreitete und häufige Art findet sich am häufigsten 
in Gebirgsgegenden in Nadelholz-, nicht so häufig in Laubholz-Waldungen, 
wo sie die für so kleine Thiere oft wirklich riesigen Hügel aufbaut, welche 
häufig 3—4 Fuss über der Oberfläche des Bodens emporragen, unter welchen 
Hügeln sich noch ein 3— 4 Fuss liefer Bau in der Erde befindet. In selte- 
neren Fällen legt sie in hohlen, alten Bäumen oder unter Steinen in der 
Erde ihre Colonien an. Die Hügel bestehen hauptsächlich aus Erdklümpchen, 
Steinchen, Couiferen-Nadeln, Knospenschuppen, Holzstückchen, abgebissenen 
Grashalmstücken und Blättern. 


Sie schwärmen vom April bis in den Herbst. Sehr eigenthümlich ist 
die so häufig zu beobachtende Stellung der Arbeiter, wo sie den Körper 
durch die Beine hochgestelit haben, den Hinterleib, nach abwärts gerichtet, 
an den Boden stemmen und den Kopf hoch nach aufwärts strecken ; diese 
Stellung kommt aber auch bei den verwandten Arten vor. Die Puppen 
werden besonders häufig zum Vogelfulter, und die Arbeiter besonders früher 
zur Bereitung des Spiritus formicarum verwendet. 

Es würde zu viel Raum beanspruchen, wenn ich alle mir bekannten 
Standorle dieser Art anführen würde, sondern verweise bloss auf die schon 
vorher im allgemeinen Theile angeführten Länder, in welchen sie bisher ge- 
funden wurde, und mache bloss darauf aufmerksam , dass sie in feuchten, 
schatligen Wäldern am liebsten vorkommt und mir daher aus Italien bloss 
aus Clusone in der Lombardie von Herrn P. v. Strobel gesandt wurde. 

Als interessanten Gast dieser Art erwähne ich den Formicorenus niti- 
dulus N y1., welcher bisher bloss in den Colonien der F. rufa, obwohl sehr 
selten, gefunden wurde. 


=) In neuerer Zeit ist er ebenfalls der Ansicht, dass die F. major bloss eine 
Varietät der F. rufa ist. 


42 * 


332 


10. Formica conyerensNy|. 


Operarias Ferruginea, pilosa; frons, occiput, thoracis dorsum 
antice ac abdomen nigro-fusca; oculi pilosi; area frontalis nitida; clypeus, 
occiput ac squama non emarginala (squama saepe leviter emarginala). 
Long.: 4— Imm, 

Feminas Ferruginea, nuda, pars superior capilis et thoracis 
ezcepto metanoto et abdomen opacum nigro-fusca ; area frontalis nitida ; 
clypeus, occiput ac squama non exsecta. Long. : 10-11”, 

Mas: Niger, caput, oculi atque thorar crebre pilosa; geni- 
talia ac pedes rufescentia ; occiput non emarginatum ; squama subqua- 
drata, margine supra late emarginato utrinque angulo obtuso ; alae albes- 
centi-hyalinae, infuscatae. Long. : 9— 11m. 

Formica congerens Nyl. Adn. Mon. Form. bor. Eur. pag. 906, Add. 

alt. pag. 30; Först. Hym. Stud. 1. H. pag. 17; Schenck 
Beschr. nass. Ameis. pag. 30, 


Arbeiter. Rostroth, glanzlos, Kiel des Clypeus, Fühler, Stirn, Scheitel, 
Pronotum bis an den Hinterrand, die Scheibe des Mesonotum und dessen 
Vorderrand, der obere Rand der Schuppe und der Hinterleib schwarzbraun, 
die Beine braun mit Ausnahme der braunrothen Knie. In seltenen Fällen ist 
der Kiel des Clypeus und der obere Rand der Schuppe rostroth, die schwar- 
zen Flecke auf dem Thorax sind blässer und es sind solche Exemplare oft 
schwer von der vorigen Art zu unterscheiden. Der ganze Körper ist reich- 
lich mit Borstenhaaren versehen. 

Der Kopf unterscheidet sich von jenem der vorigen Art bloss dadurch, 
dass die Augen reichlicher behaart sind. 

Der Thorax, die Schuppe, der Hinterleib und die Beine verhalten sich 
ebenso wie bei der vorigen Art, mit Ausnahme der schon erörterten Farbe 
und Behaarung derselben. 

Von dem 8 der vorigen Art unterscheidet er sich durch die behaar- 
ten Augen und durch die schwarzen Flecken am Thorax, welche grösser 
und dunkler sind und vom Pronotum bis an dessen Hinterrand reichen. 


Weibchen. Rostroth, die Mitte des Clypeus, das Stirnfeld, die Fühler, 
die Stirn, der Scheitel, die hintere Hälfte des Pronotums, das Mesonotum 
sammt Schildchen und den Hinterleib mit Ausnahme eines kleinen Fleckes 
au der Basis und des Afters schwarzbraun ; das Mesonotum, die Schienen 
und die Füsse gewöhnlich braun. Der ganze Körper ist reichlich mit höchst 
feinen, anliegenden Härchen versehen, entbehrt aber fast ganz der Borsten- 
haare, es finden sich nämlich solche bloss an der Unterseite des Hinterleibes 
constant; selten finden sich einige Borstenhaare am übrigen Körper zerstreut. 


Der Kopf ist so wie beim © der F. rufa, die Augen sind spar- 
sam behaart. 


333 


Der Thorax und die Schuppe sind ebenso wie bei F. rufa. Der Hin- 
terleib ist glanzlos, ohne Borstenhaare. 

Die Flügel sind wasserhell, bis zur Mitte bräunlich getrübt, die Rip- 
pen sind braun, 

Das © dieser Art unterscheidet sich von jenem der F. rufa leicht 
durch den glanzlosen Hinterleib, von F. truncicola durch den borstenlosen 
Körper. 

Männchen. Schwarz, glanzlos, bloss der Hinterleib schimmernd, die 
Genitalien und die Beine sind gelbbraun, die Hüften und die Basis der 
Schenkel ist braun. Die Behaarung ist so wie bei F.rufa, doch viel reich- 
licher, besonders ist der Kopf und Thorax dicht behaart; ebenso sind auch 
die Augen dichter behaart. 

Der Kopf, der Thorax und der Hinterleib verhalten sich wie bei der 
vorigen Art. 

Die Schuppe ist oben breit ausgerandet, wodurch beiderseits stumpfe 
Winkel gebildet werden, die Ränder sind ziemlich scharf. 

Die Flügel sind fast wasserhell, bis zum Stigma nur etwas schwärzlich 
gelrübt. 

Das g' unterscheidet sich von jenem der vorigen Art durch die 
reichlichere Behaarung und die helleren Flügel, von der F. truncicola durch 
die schwarzen Oberkiefer, durch die Schuppe und durch die hellen Flügel. 

Durch Zusendung von Nylander'schen und Schenck’schen 
Originalexemplaren wurde der Zweifel des Herrn Prof. Schenck, ob er 
die Nylander’sche F. congerens vor sich habe, behoben. 

Diese Art findet sich häufig unter ähnlichen Verhältnissen, wie die 
F. rufa in Wäldern und auf Wiesen, auf Bergen und in Thälern, wo sie 
entweder Bauten aufführt, welche grössere oder kleinere Hügel über die 
Oberfläche des Bodens aus demselben Materiale, welches auch die vorige 
Art benützt, bilden, oder der Bau ist bloss unterirdisch und oben gar nicht 
erhoben, sondern man findet z. B. auf Wiesen eine graslose Stelle, welche 
mit Erde, Halmstücken u. dgl. bedeckt ist. Sie schwärmt gewöhnlich bei 
Beginn des Sommers. Sie wurde in Oesterreich von mir und von Andern 
sehr häufig gefunden (es sind mir bis jelzt etliche dreissig Standorte be- 
kannt), wesshalb ich die Angabe der Orte übergehe;; in Böhmen bei Kaplitz 
(Kirchner); in Galizien bei Lemberg (Wlastirios); in Tirol (Gredl.); 
in Steiermark bei Grosslobming und am Grössenberge (Miklitz); in Ungarn 
bei Pesih (Friwaldsky, Kovats); in den Nachbarländern in der Provinz 
Preussen (Hagen); in Rheinpreussen bei Aachen (Förster); in Nassau 
(Schenck); in Bayern bei Schwabhausen (Walser); in der Schweiz 
bei Zürich (Bremj), bei Schaffhausen (Stierlin); in Neapel in den 
Abruzzen (Pirazzoli). 


334 


11. Formica truneicola Nyl. 


Operanie Rufo ferruginea, pilosa; abdomen castaneo-fuscum 
ercepto abdominis basi, oculi pilosi; area frontalis nitida; clypeus non 
emarginalus ; squama vel integra vel leviter emarginata. Long.: 4 — mm, 

Femmörnee. Rufo-ferruginea, pilosa; frons, occiput, thoraz supra et 
abdomen opacum ezcepto basi fusco-nigra ; antennae, tibiae tarsique fus- 
cescentes; area frontalis nitida; clypeus non emarginatus ; squama wel 
integra vel leviter emarginata. Long. : 9 — 10". 

Mas. Niger, crebre pilosus, genitalia ac pedes rufescentia ; occiput 
non emarginalum ; oculi crebre pilosuli; sguama subquadrata supra parum 
concaviuscula, margine et angulis lateralibus rolundalis; alae albescenti- 
hyalinae infuscatae. Long. : 9 — 10” m. 

Formica truneicola Nyl. Adnot. Mon. form. bor. Eur. pag. 907; 
Schenck Beschr. nass. Ameis. pag. 33. 

Arbeiter: Hellrostroth, die Fühlergeissel schwärzlich, der Hinterleib, 
mit Ansnahme der vorderen Hälfte des ersten Segments braun; der Kopf 
manchmal, selten aber das Pronotum mit schwärzlichen Flecken. Der ganze 
Körper ist dicht mit abstehenden gelben Borsten besetzt. 

Der Kopf ist dreieckig mit abgerundeten Ecken; die Oberkiefer sind 
sieben- bis achtzähnig, längsgerunzelt, matt, am Grunde glalt und stark 
glänzend. Der Clypeus ist ungekielt, selten mit einem schwachen Kiele, 
längsgestreift, am Vorderrande nicht ausgerandet. Das sehr stark glänzende 
Stirnfeld ist glatt und unbehaart, der am Grunde schwach gebogene Schalt 
der zwölfgliedrigen Fühler erreicht den Hinterrand des Kopfes; die Geissel 
ist fadenförmig. Die Stirnlappen sind sehr schmal und wenig aufgebogen. 
Die Stirn, der Scheitel, die Wangen und die Kehle sind sehr fein lederartig 
gerunzelt, matt, bloss die Kehle glänzt sehr stark. Die Stirnrinne und Punet- 
augen sind sehr deutlich. Die Netzaugen sind behaart. Der Hinterrand des 
Kopfes ist nicht ausgebuchtet. 

Der Thorax ist fein und dicht gerunzelt, glanzlos. 

Die Schuppe ist gross, oben wenig ausgerandet. 

Der Hinterleib ist kurz, eiförmig, feingerunzelt und glanzlos. 

Die Beine sind gerunzelt, mit kurzen Borstenhaaren reichlich versehen. 

Der Arbeiter unterscheidet sich leicht von F. sanguinea durch den 
nicht ausgerandeten Clypeus, durch die behaarten Augen, so wie überhaupt 
durch die Behaarung des ganzen Körpers; von F. rufa durch die Behaarung 
und die Farbe; von F. congerens ebenfalls durch die Behaarung und 
die Farbe. 

Weibchen. Hellrostroth, Stirn und Scheitel oder bloss eine Makel der- 
selben (selten der Hinterkopf), die Fühler, drei Längsstreifen am Mesonotum, 
oder der hintere Rand des Pronotum, das ganze Mesonotum und das Schild- 
chen, so wie der Hinterleib mit Ausnahme der vorderen Hälfte des ersten 


335 


Segmentes braunschwarz. Der ganze Körper ist reichlich mit weisslich-gelben, 
langen, aufrechtstehenden Borstenhaaren bekleidet. Die Oberkiefer des drei- 
eckigen abgerundeten Kopfes sind längsgerunzelt, mit sechs bis sieben Zäh- 
nen, wovon besonders der vorderste gross und spitz ist. Der Clypeus ist 
ungekielt oder schwach gekielt, gross, fein gerunzelt und grob punclirt, dessen 
Vorderrand in der Mitte nicht ausgerandet; der hintere an das Stirnfeld 
sränzende Rand ist glatt und stark glänzend. Der Schaft der zwölfgliedrigen 
Fühler ist etwas kürzer als die acht ersten Geisselglieder; die Geissel ist am 
Grunde dünner als in der Milte und am Ende. Das Stirnfeld ist glatt, sehr 
glänzend und unbehaart. Die sehr feine Stirnrinne reicht bis zum mittleren 
Punctauge. Der übrige Kopf ist fein gerunzelt, weitläufig punctirt und nicht 
glänzend. Die Netzaugen sind reichlich behaart. 

Der Thorax ist fein gerunzelt, nicht glänzend, mit Ausnahme der ab- 
schüssigen Fläche des Metanotums. 

Die Schuppe ist gross, oben gerundet und in der Mitte öfters leicht 
ausgerandet. 

Der Hinterleib ist fein gerunzelt und punctirt, an der Oberseite glanz- 
los, an der Unterseite glänzend. 

Die Flügel sind braun getrübt, an der Spitze etwas heller. 

Das Weibchen unterscheidet sich von F. rufa besonders durch den 
glanzlosen Hinterleib, von F. congerens durch die reichliche Behaarung, 
von F. eunicularia durch das glänzende Stirnfeld, von F. sanguinea durch 
den nicht ausgerandeten Clypeus und die Behaarung. 

Männchen. Schwarz, die Endhälfte der Oberkiefer, die Genitalien 
und die Beine, oft auch der obere Rand der Schuppe gelb- oder rothbraun. 
Der ganze Körper ist reichlich mit abstehenden Borstenhaaren besetzt, die 
Fühler und Beine sind aber sparsamer behaart; überdiess ist die Oberseite 
des Hinterleibes mit auliegenden gelben Haaren dicht besetzt. 

Die längsgerunzelten, grob punctirten Oberkiefer haben vorne einen 
grossen, flachen, spitzen Zahn, nach rückwärts meist einen, selten zwei un- 
deutliche Zähne. Der grobgerunzelte Clypeus ist glanzloss und bloss an sei- 
nem hinteren Rande seichter gerunzelt und glänzend. Der Schaft der dreizehn- 
gliedrigen feingerunzelten und glanzlosen Fühler ist kaum halb so lang als 
die Fühlergeissel, welche fadenförmig ist, und deren Glieder eylindrisch und 
ziemlich gleichlang sind. Die Stirnrinne ist breit. Die Stirn und der Scheitel 
gerunzelt. Die Punctaugen sind gross und gelb. Die Netzaugen sind reichlich 
behaart. Der Hinterkopf ist nicht ausgerandet. 

Der Thorax ist gerunzelt, matt, die abschüssige Fläche des Metano- 
tums glänzend. 

Die Schuppe ist oben schwach ausgerandet, der Rand und die Winkel 
sind stark abgerundet. 

Der Hinterleib ist feingerunzelt und punctirt, die Oberseite glanzlos, 
der hintere Rand aller Segmente, so wie die Unterseite des Hinterleibes 
glänzend. 


336 


Die Beine sind mehr weniger glänzend, ziemlich dicht mit anliegenden 
feinen Härchen besetzt und weitläufiger mit langen Borstenhaaren versehen. 

Die braungetrübten Flügel werden gegen das Ende lichter. 

Das Männchen ist von dem der F. rufa durch die röthlichen Oberkiefer, 
durch die reichlich behaarten Augen und den Hinterleib, von F. congerens 
durch die röthlichen Oberkiefer und den abgerundeten Rand der Schuppe, 
von F. sanguinea durch die behaarten Augen und die ein- bis zweizähnigen 
Oberkiefer unterschieden. 

Diese Art führt keine über die Oberfläche hoch erhobenen Bauten 
auf, sondern legt ihre Colonie am liebsten in alten, hohlen Bäumen oder in 
Stöcken abgehauener Bäume an oder auch in der Erde, wo sie ihre über 
den Boden wenig erhobenen Bauten mit kleinen Grasstückchen, Coniferen- 
nadeln u. dgl. bedeckt, selten findet man sie unter Steinen. Sie schwärmt 
im Hochsommer, ist sehr bissig und liebt gerne mehr warme Orte, besonders 
abgeholzte von Wind geschützte Waldbestände. 

In Böhmen bei Kaplitz(Kirchner); in Oesterreich am Leopoldsberge 
bei Wien (Mayr), bei Purkersdorf (Frauenfeld), am Jauerling (Ker- 
ner), im Wolfsteingraben bei Aggsbach (Mayr), bei Gresten (Schlei- 
cher), bei Scheibs und St. Anton (Erdinger), bei Hartenstein (Mayr), 
bei Pottenstein (Mayr), im Preiner Thale bei Schwarzau (Mayr), beim 
Hübner’schen Durchschlage (Mayr); in Salzburg am Schafberge (Mayr); 
in Tirol bei Bozen (Gredler); in Steiermark bei Grosslobming Miklitz); 
in Krain (Schmidt); in der Lombardie bei Clusone (Strobel). In den 
Nachbarländern bei Lübeck (Milde); in Nassau (Schenk); in Bayern bei 
Schwabhausen (Walser); in der Schweiz am Fusse des Wiggis im Klon- 
ihale im Kanton Glarus (Bremj); in Piemont (Mayr, Beitr. z. Kenntn. 
d. Ameisen). 


12. Formica sanyuwinea Ltr. 


Operasias Rufo-ferruginea, sparse pilosa, abdomen saepissime 
frons ac verler castaneo-nigra; clypeus in medio marginis anterioris 
emarginatus ; area frontalis opaca. Long.: 6 — mm. 

F'eminca. Rufo-ferruginea, vix pilosa; frons, occiput atque abdomen 
nigra; antennae, tibiae ac Larsi fusci; clypeus margine anteriore medio 
emarginalus; squama parum emarginala; alae a basi ad medium fusces- 
cenles.. Long. : 9 — 11”, 

Mas. Fusco-niger, caput et thoraz vix pilosa; genitalia ac pedes 
rufescentia; mandibulae 3 — 5 dentatae; clypeus antice emarginalus ; 
oculi nudi; alae fuscescentes. Long.: 8 — 10””., 

Formica sanguinea Ltr. Ess. l’hist. Fourm. France pag. 37, Hist. nat. 

Fourm. pag. 150; Lepel. St. Farg, Hist. nat. Ins., Hym., 
Tome 1. pag. 203; Först. Hym. Stad. 1. Heft, pag. 20; 


337 
Schenck Nass. Ameis. pag. 36; Smith Ess. Gen. and Speec. 
Brit. Form. pag. 101. 

Formica dominula Ny|. Adn. Mon. Form. bor. Eur. pag. 905. 

Arbeiter: Hellrostroth, der Hinterleib braunschwarz, die Stirn und 
der Scheitel haben meist, das Pronotum hat selten grössere oder kleinere 
braune Flecken ; die Fhigelgeissel, selten auch der Schaft, und die Schienen 
und Tarsen mehr weniger bräunlich. Die kleinsten Individuen sind meist die 
dunkelsten. Der ganze Körper ist fast ohne Borstenhaare mit Ausnahme des 
Hinterleibes. 

Die Oberkiefer sind sieben- bis achtzähnig, längsgerunzelt, weilläufig 
gsrobpunetirt. Der Clypeus ist schwach gekielt und fein längsgerunzelt, der 
Vorderrand in der Mitte ausgerandet. Das Stirufeld ist sehr fein querge- 
runzelt, glanzlos. Der Schaft der zwölfgliedrigen Fühler erreicht den Hınter- 
rand des Kopfes ; die Geissel ist fadenförmig. Die Stirn ist fein lederarlig 
gerunzelt. Die Stirnrinne ist deutlich und erreicht meist das vordere Punct- 
auge nicht. Die Netzaugen sind kahl, klein und flach. Der Hinterrand des 
Kopfes ist nicht ausgebuchtet. 

‘ Der Thorax ist fein lederarlig gerunzelt, die abschüssige Fläche des 
Metanotum ist fast doppelt so lang als die Basalfläche. 

Die grosse Schuppe ist in der Mitte schwach ausgerandet. 

Der Hinterleib ist fein gerunzelt, mit feiner anliegender Behaarung und 
abstehenden, ziemlich kurzen, gelblichen Borstenhaaren am Hinterrande der 
Segmente und vereinzelt an den Segmenten, die Unterseite trägt längere 
Borstenhaare. 

Die Beine sind gerunzelt und sparsam beborstet, bloss die Tarsen 
sind, wie überhaupt bei den Ameisen, reichlich mit Borstenhaaren versehen. 

Weibchen. Hellrostroth, der Hinterleib schwarz, das Stirnfeld, die 
Stirn, der Scheitel, drei längliche Flecken am Mesonotum, der Hinterrand 
des Schildehens und das Hinterschildchen mehr weniger schwarzbraun, 
‚manchmal bleiben aber Mesonotum und Schildchen roth; die Fühler, die 
Schienen und die Tarsen gewöhnlich rothbraun. Der ganze Körper ist spar- 
sam, der Hinterleib aber dicht mit anliegenden, kurzen, weisslichen Härchen 
versehen ; der Thorax hat fast gar keine Borstenhaare, der Kopf nur we- 
‚nige, bloss der Hinterleib ist mässig, besonders an der Unterseite und am 
After beborstet. 

Der Kopf ist etwas breiter als der Thorax, hinten schwach ausge- 
buchtet. Die Oberkiefer sind längsgerunzelt, grob punclirt. Der Clypeus ist 
fein längsgerunzelt, weitläufig punctirt, schwach gekielt, glanzlos und bloss an 
den Seitenrändern glänzend, dessen Vorderrand ist in der Mitte ausgerandet. 
Das Stirnfeld ist gross, fein gerunzelt, glanzlos, bloss an den Rändern glän- 
zend. Die Stirnlappen und die Fühler sind wie bei F. rufa. Die Stirn, der 
Scheitel und der übrige Kopf sind sehr fein gerunzelt und weitläufig punc- 
tırt. Die Stirnrinne ist glänzend und deutlich. Die Netzaugen sind oval. | 


V. Bd. Abh. 43 


338 


Der Thorax ist dicht, fein gerunzelt und punclirt. 

Die Schuppe ist gross, oben am breitesten, sehr wenig ausgerandet. 

Der Hinterleib ist sehr dieht punelirt. 

Männchen. Braunschwarz, die Endhälfte der Fühlergeissel, die Geni- 
talien und meist auch die Endhälfte der Oberkiefer röthlich, die Beine sind 
röthlichgelb. Der Kopf und der Thorax ist mit feinen, anliegenden Härchen 
mässig, der Hinterleib aber dicht bekleidet. Die aufrechistehenden, feinen 
Borstenhaare sind nur einzeln und zerstreut stehend. 

Die Oberkiefer sind drei- bis fünfzähnig. Der Clypeus ist gerunzelt, 
glanzlos und in der Mitte des vorderen Randes mehr oder weniger ausge- 
randet, der hintere Rand ist glalt und glänzend. Das Stirnfeld ist gerunzelt, 
glanzlos. Die Fühler und der übrige Kopf sind;so wie bei der Form. trun- 
cicola. Die Netzaugen sind unbehaart. 

Der Thorax ist ebenso wie bei F. truncicola, doch ist er nur mit ein- 
zeln stehenden Borstenhaaren besetzt. 

Der Hinterleib ist ebenso wie bei der vorigen Art, doch fast ohne 
Borstenhaare. 

Die Schienen sind ziemlich dicht mit auliegenden Härchen bekleidet. 

Die Flügel sind bis zum Randmahl braun getrübt. 

Diese Art legt ihre Colonien an verschiedenen Orten an, in den Strün- 
cken abgehauener Bäume, besonders aber in der Erde, wo ihre unterirdi- 
schen Bauten entweder unter einem Steine sich befinden, oder sie sind frei 
und oben mit verschiedenen Pflanzentheilen belegt; sie schwärmt im Hoch- 
sommer. Wie ich schon im allgemeinen Theile erwähnt habe, findet man in 
ihren Colonien meist die 3 der Form. cunicularia und F. fusca, und Pro- 
fessor Schenck führt in seiner Abhandlung auch an, dass er in einem 
Neste dieser Art dreierlei fremde Ameisen, nämlich die zwei obbenannten 
und noch 8 nebst Puppen der F. aliena fand. 

In Böhmen (Grohmann); in Oesterreich in der Umgebung von 
Wien ziemlich häufig (Frauenfeld, Kerner, Mayr, Zwanziger), 
bei Unter-Olberndorf (Nöstelberger), bei Gresten (Schleicher), bei 
Mautern (Kerner), bei Aggsbach, Gansbach, Gurhof, Altenmarkt und im 
Preiner-Thale bei Schwarzau (Mayr); in Salzburg bei Gastein (Pröll); 
in Tirol bei Lavis (Strobel); in Steiermark bei Grosslobming (Miklitz); 
in Krain bei Laibach (Schmidt, Mayr); in der Lombardie (Villa). In 
den Nachbarländern in der Provinz Preussen (Siebold Beitr. z. Faun, d. 
wirbell. Th.); in Rheinpreussen bei Aachen (Förster); in Nassau 
(Schenck); in Bayern (Herrich-Schäffer) bei Schwabhausen 
Walser); in der Schweiz (Bremj, Lepeletier) am Genfer See 
(Elditt und Schieferdecker); in Piemont (Mayr); in Sicilien 
(Mayv). 


339 


13. Formica pressilabris Nyl. 


Operarias Ferruginea, frons, occiput ac abdomen nigro-fusca: 
palpi breves; clypeus post marginem anlteriorem Iransversim depressus ; 
occiput late, squama leviter emarginata. Long. : 42 — 6Yamm 

Feminc«: Nigra, nitidissima; os, apex metanoli. petiolus trochan- 
ieres ei anus pallescentia; palpi breves ; clypeus post marginem anteriorem 
iransversim depressus; occipul emarginatum; squama cordala, emarginala; 
alae hyalinae, coslis et sligmate fuscescenlibus Long. : 6m, 

Mas: Nigro-fuscus, metatarsi poslici ac genitalia pallescentia; palpi 
muzillares breves ; occiput et squama emarginata. Long.: 5 — 6mm, 

Formica pressilabris Ny1. Adn. non. Form. bor. Eur. pag 911. 

Arbeiter: Dunkel rostroth, der Hinterleib ist braunschwarz, die Fühler, 
die Stirn, der Scheitel, die hintere Hälfte des Pronotums in den vorderen 
Hälfte des Mesonotums und die Beine, öfters auch ein Fleck auf dem Meta- 
nolum und der obere Rand der Schuppe braun. Der Körper ist bloss mit 
kurzen, anliegenden Härchen besetzt, fast ohue Borstenhaare. 

Der Kopf ist länger als breit, in der Mitte am breitesten, hinten sehr 
stark ausgebuchtet. Die kurzen Maxillartaster überragen nur wenig den 
Hinterrand des Mundes, während sie bei der folgenden Art fast bis zum 
Hinterhauptloche reichen. Die Oberkiefer sind breit, vielzähnig, längsgerun- 
zelt und grob purctirt. Der Clypeus ist fein gerunzelt, glanzlos, kaum ge- 
kielt, der Vorderrand ist aufgebogen und hinter diesem ist der Clypeus 
quer eingedrückt. Das Stirnfeld sehr seicht quer gestreift, wenig oder gar 
nicht glänzend. Die Stirnlamellen sind schmal. Der Schaft der zwölfgliedrigen 
Fühler überragt den Hinterrand des Kopfes. Die Stirn, der Scheitel und die 
übrigen Kopftheile sind fein gerunzelt. Die Netzaugen sind oval mit einzelnen 
sehr feinen Härchen versehen. Die Punclaugen sind klein. Die Stirnrinne ist 
deutlich. 

Der Thorax ist fein gerunzelt, glanzlos. 

Die Schuppe ist hoch, schmal, oben ausgerandet, doch meist weniger 
wie bei der folgenden Art. 

Der Hinterleib ist kurz eiförmig und fein gerunzelt. 

Weibehen (nach Nylander). Sehr glänzend schwarz, der Kopf 
und der Thorax kastanienbraun, die Oberkiefer, die vorderen Winkel des 
Ulypeus und der After gelbroth, das Prosternum, das Stielchen ohne Schuppe 
und die Hüften heller oder dunkler gelblich; die Beine bräunlich, die Tarsen 
heller. Der ganze Körper ist mit sehr feinen, anliegenden Härchen sparsam 
besetzt. 

Der Kopf ist so geformt, wie bei der folgenden Art, hinten stark 
ausgebuchtet. Die Maxillartaster sind kurz, der Clypeus ist hinter dem Vor- 
derrande quer eingedrückt. 

Die Schuppe ist herzförmig, oben breit ausgerandet. 


a3 * 


340 

Die Flügel sind wasserheil, die Rippen und das Randmahl bräunlich. 

Männchen. Schwarzbraun, die Beine etwas lichter, die Genitalien 
und die Tarsen besonders aber das erste Tarsenglied der hinteren Beine 
gelblich. Der ganze Körper ist, so wie der Arbeiter mit gelblich anliegen- 
den, kurzen Härchen bekleidet, hat aber bloss an der Unterseite des 
Hinterleibes mit Ausnahme der stels beborsteten Tarsen wenige Bor- 
stenhaare. 

Die feingerunzelten und grobpunstirten Oberkiefer haben vorne einen 
starken, flachen, spitzen Zahn, der hintere Zahn ist sehr undeutlich. Die 
Maxillartaster sind sehr kurz, sie reichen an die Unterseite des Kopfes nach 
hinten gelegt, wenig über den Hinterrand des Mundes. Der Clypeus ist fein 
gerunzelt, glanzlos und gekielt. Das Stirnfeld ist fast glatt und glänzend. 
Die Fühler sind dreizehngliedrig Die Stirnrinne ist deutlich. Die Stirn und 
der Scheitel sind feingerunzelt. Die Nelzaugen sind kahl. Der Hinterkopf ıst 
ausgerandet. 

Der Thorax ist feingerunzelt und so wie der Kopf glanzlos, bloss das 
Metanotum ist glänzend. 

Die Schuppe ist dick, ziemlich klein, etwas breiter als hoch, oben 
ausgerandet und glänzend. 

Der Hinterleib schimmert stark und ist sehr feingerunzelt. 

Die Beine sind ziemlich dicht mit festanliegenden, kurzen, gelben 
Härchen bekleidet. 

Die Flügel sind wasserkell, nur unbedeutend bräunlich getrübt „ die 
Rippen sind braun. 

Diese seltene Art findet sich unter Steinen und in Erdbauten mit Hü- 
geln, welche ziemlich klein (im Vergleiche zu den vorigen Arten) sind und 
aus Erde, Coniferennadeln, zerbissenen Grasstengeln u. dgl. bestehen ; sie 
schwärmt im Hochsommer. 

In Oesterreich bisher bloss im Aignerthale bei Mautern (Mayr), in 
Ungarn (Friwaldsky). 


14. Formica exsecta Ny|. 


Oper«rias Ferruginea, frons, occiput ac abdomen nigro-fusca ; 
palpilongi; clypeus non depressus; occiput atque squama profunde ezcecta. 
Long..u0 ar. 

Femina:Testaceo-rufa, vix pilosula; clypeus. frons, occiput, thoraz 
supra, mesosternum et abdomen castaneo-atra; palpi longi; clypeus non 
depressus; occiput ei squama profunde emarginata. Long.: 7 — 8mm, 

Mas: Fusco-niger,, genilalia ac pedes testaceo-pallescentia; oculi 
pilosi; palpi longi; occiput et squama emarginata. Long.: 6 — zmm. 

Formica exsecta Ny|1. Adn. Mon. Form. bor. Eur. pag. 909; Först. 

Hym. Stud. 1. Heft, pag. 23, Schenck Beschr. nass. Ameis. 
pag. 38. 


34 

Arbeiter: Rostroth, die vordere Hälfte der Fühlergeissel und der 

Hinterleib mit Ausnahme des Grundes schwarz; die Stirn und das Hinter- 

haupt braun, manchmal schwärzlichbraun, das Pronotum hat meist einen 

dunklen Fleck, die Beine sind braun. Der ganze Körper nicht reichlich mit 

kurzen anliegenden, und nur der Hinterleib und der vordere Theil der Ober- 
seite des Kopfes mil wenigen langen Borstenhaaren versehen. 


Der Kopf hat dieselbe Form wie hei F.pressilabris, ebenso die Ober- 
kiefer. Die Unterkiefertaster reichen fast bis zum Hinterhauptloche, sind 
also so lang wie bei den meisten Formica-Arten, während sie bei der vori- 
gen Art sehr kurz sind. Der Clypeus ist fein gerunzelt, schwach gekielt, 
der Vorderrand ist nicht aufgebogen und nicht ausgerandet, und hinter 
demselben ist der Clypeus nicht quer eingedrückt. Das Stirnfeld ist glalt 
und glänzend. Die Fühler, so wie die übrigen Kopftheile, verhalten sich so 
wie bei der vorigen Art. 


Der Thorax, der Hinterleib und die Beine sind wie bei der vori- 
gen Art. 


Die Schuppe ist hoch, schmal, die obere Hälfte etwas breiter, der 
obere Rand stark halbmondförmig ausgerandet. 

Weibchen. Gelbroth,. der Hinlerleib schwarzbraun mit Ausnahme des 
gelbrothen Basallleckes, der Clypeus, die Fühlergeissel, die Stirn, der 
Scheitel, der hintere Rand des Pronotums, das Mesonotum, der hintere Rand 
des Schildchens, das Hinterschildchen und das Mesosternum rolhbraun oder 
schwarzbraun. Der ganze Körper ist reichlich mit feinen, gelben, anlie- 
genden Härchen und nur sehr sparsam mit Ausnahme der reichlich behaarten 
Unterseite des Hinterleibes mit langen abstehenden Borstenhaaren besetzt. 


Der Kopf ist in der Mitte am breitesten, etwas breiter als der Thorax, 
der Hinterkopf ist sehr stark bogenförmig ausgerandel. Die Oberkiefer sind 
sehr breit, längsgerunzelt, grobpunctirt. Der Clypeus ist ungekielt, runzlig 
punctirt, dessen Vorderrand nicht aufgebogen und ohne Quereindruck. 
Das Stirnfeld ist glatt und stark glänzend. Der Schaft der zwölfgliedrigen 
Fühler überragt den Hinterrand des Kopfes, die Geissel ist fadenförmig. Die 
Stirn, der Scheitel, das Hinterhaupt, die Wangen und die Unterseite des 
Kopfes sind fein runzlig punctirt. Die Stirnrinne ist deutlich. 


Der Thorax ist fein runzlig punctirt. 


Die Schuppe ist dünn, oben breit, in der Mitte des oberen Randes 
sehr stark ausgebuchtet. 

Der Hinterleib ist runzlig punclirt. 

Die Flügel sind schwach bräunlich getrübt, die Rippen und das Rand- 
mahl sind braun. 

Männchen. Braunschwarz, wenig glänzend, die Beine und die Geni- 
talien bräunlichgelb oder gelblichvraun „ besonders sind die Gelenke der 
Beine und die Tarsen lichter. Der ganze Körper ist mässig, die Oberseite 


342 


des Hinterleibes aber dicht mit feinen, anliegenden Härchen bekleidet und 
nur mit zersireulen, absiehenden Borstenhaaren besetzt. 

Die feingerunzelten und grobpunctirten Oberkiefertaster haben vorne 
einen starken spilzen Zahn, der hintere Zahn ist sehr undeutlich. Die Unter- 
kiefertaster sind lang und reichen, an die Unterseite des Kopfes zurückge- 
legt, fast bis zum Hinterhauptloche. Der Clypeus ist gerunzelt und gekielt. 
Das Stirnfeld ist fast glatt und glänzend. Der Schaft der dreizehngliedrigen 
Fühler ist etwas weniger als halb so lang wie die Fühlergeissel. Die Stirn- 
rinne ist deutlich. Die Stirn und der Scheitel sind feingerunzelt. Die Netz- 
augen sind weitläufig behaart. Der Hinterkopf ist ausgerandet. 

Der Thorax, die Schuppe und der Hinterleib verhalten sich so wie 
bei der vorigen Art. 

Die Beine sind mit wenig abstehenden feinen Haaren ziemlich dicht 
bekleidet. 

Die Flügel sind schwach bräunlich getrübt; die Rippen sind braun. 

Diese und die vorige Art unterscheiden sich von allen andern Arten 
dieser Gruppe leicht durch die starke Ausrandung des Hinterkopfes. 

Sie schwärmt im Hochsommer und findet sich nicht häufig auf Wiesen, 
in lichten Wäldern u. s. w. in beiläufig einen Fuss oder weniger im Durch- 
messer habenden Hügelbauten, welche aus Erde, Coniferennadeln, Holzstücken 
etc. bestehen. In Oesterreich am Gaisstein in der Nähe des Unterberges 
(Mayr), bei Bergern nächst Mautern (Kerner), im Klauswald bei Scheibbs 
(Erdinger), bei Gaming (Kerner), beim Hübner’schen Durchschlage 
an der steirischen Gränze (Mayr); in Steiermark bei Rachau und Grosslob- 
ming (Miklitz); in der Lombardie bei Clusone (Strobel). In den Nach- 
barländern in der Provinz Preussen bei Königsberg (Zad dach); in Rhein- 
preussen (Förster); in Nassau (Schenck). 


15. Formieca cunicularia Ltr. 


Operazsria:s Sparse pilosula, aut ferruginea, frons, occiput ac 
abdomen fusco nigra, aut fusca, genae ac margines pronotli semper rufes- 
centes; area fronlalis opaca; squama haud vel leviter emarginata. Long.: 
5 — 7lamm, 

Femina: Cinereo-micans, sparse pilosula; aut ferrugineo-rufa, 
[rons, oceiput, maculae thoracis ac abdomen fusco-nigra, aut fusco-nigra, 
mandibulae, scapi antennarum, genae, margines pronoti, peliolus ac pedes 
rufo-brunnei; area frontalis opaca; clypeus non emarginatus; squama 
lata non emarginata; alae hyalinae. Long. 8 — 9m". 

Mas: Niger, sparse pilosulus; genitalia ac pedes rufo-testacea; 
mandibulae 1 — 2dentatae; oculi nudi; occiput non emarginatum ; sguama 
supra late emarginata; alae fere kyalinae aut parum fuscescenies. Long.: 
UN IR 


3413 


Formica cunicularia Ltr. Hist. nat. Fourm pag. 151. Los. Form. 
Piem. pag. 316; Lepel. St.Farg. Hist. nat. Ins., Hym. tome 
1. pag. 203; Nyl. Adn. Mon. Form. bor. Eur. pag. 913; 
Först. Hym. Stud. 1. Heft pag. 25; Schenck Nass. Ameis. 
pag 40; Smith Ess. Gen. and Speec. Brit. Form. pag. 103. 

Formica stenoptera Först. Hym. Stud. 1. Heft pag. 26, 

Arbeiter: Die Färbung ist bei dieser Art sehr verschieden. Die lich- 
testen Exemplare sind in Bezug der Farbe der Formica rufa ähnlich, es ist 
nämlich der Kopf roth, die Stirn und das Hinterhaupt ist braunschwarz; der 
Thorax und die Schuppe sind roth, der Hinterleib ist braunschwarz, und die 
Beine sind mehr weniger rothbraun. Die dunkelsten Individuen gleichen 
sehr der Formica fusca, doch sind sie durch die röthlichen Wangen und 
Ränder des Pronotums leicht zu unterscheiden. Der ganze Körper ist mit 
höchst feinen, anliegenden, weissen, kurzen Härchen reichlich, doch nicht 
so dicht und zugleich seidenglänzend, wie bei der folgenden Art bekleidet; 
bei den lichteren Individuen ist der Thorax sparsamer, bei den dunkleren 
aber reichlicher behaart ; ausserdem ist der Kopf und der Thorax mit ein- 
zelnen, der Hinterleib aber mit etwas zahlreicheren Börstchen besetzt. 

Der Kopf ist mehr weniger dreieckig mit stark abgerundeten Ecken, 
hinten kaum oder gar nicht ausgerandet. Die Oberkiefer sind längsgerun- 
zelt, grobpunctirt und gezähnt. Der Clypeus ist feingerunzelt, scharf gekielt 
und vorne nicht ausgerandet. Das Stirnfeld ist gerunzelt, glanzlos. Der 
Schaft der zwölfgliedrigen Fühler überragt den Hinterrand des Kopfes ; die 
Geissel ist fadenförmig und nur am Grunde etwas verschmälert. Die Slirn, 
der Scheitel, die Wangen und die Unterseite des Kopfes sind feingerunzelt. 
Die Stirnrinne ist deutlich. Die Netzaugen sind fast unbehaart. 

Der Thorax ist feingerunzelt. 

Die Schuppe ist gross, oben breit, nicht ausgerandet. 

Der Hinterleib ist kurz eiförmig, gerunzelt. 

Weibchen. Diese sind in der Färbung ebenso verschieden, wie die 
Arbeiter. Die lichtesten @ sind gelbroth, die Fühlergeissel, die Stirn, der 
Scheitel, eine mittlere Makel und zwei seitliche Längsstreifen am Mesonotum, 
der hintere Rand des Schildchens und die Oberseite des Hinterleibes sind 
braunschwarz. Die dunkelsten @ sind braunschwarz, die Oberkiefer, der 
Fühlerschaft, die Wangen, die Ränder des Pronotums, die untere Hälfte der 
abschüssigen Fläche des Metanotums, das Stielchen mit dem unteren Theile 
der Schuppe und die Beine sind rothbraun. Der ganze Körper ist reichlich 
mit schr feinen, anliegenden, kurzen Härchen und sehr zerstreut mit abste- 
henden, feinen Borstenhaaren besetzt. 

Die Oberkiefer sind längsgerwizelt, grobpunelirt, sechs- bis sieben- 
zähnig. Der gekielte Clypeus ist feingerunzelt und glanzlos, ebenso das 
Stirnfeld. Die Stirn und der Scheitel sind feingerunzelt und in Folge der 
Behaarung schimmernd. Die Netzaugen sind kahl. 

Der Thorax ist feingerunzeit. 


344 


Die Schuppe ist oben wenig oder gar nicht ausgerandet. 

Der Hinterleib ist feingerunzelt und stark schimmernd. 

Die Flügel sind fast wasserhell oder sehr schwach bräunlich getrübt, 
deren Rippen sind gelbbräunlich. 

Männchen. Schwarz, die Gelenke des Fühlerschaftes, die Beine und 
die Genitalien sind röthlichgelb, die Hüften und oft auch die Schenkel sind 
braun. Der ganze Körper ist mit anliegenden, feinen Härchen dicht, mit Bor- 
stenhaaren aber sehr zerstreut bekleidet; der Hinterleib entbehrt fast ganz 
die Borstenhaare. Der Kopf und der Thorax sind glanzlos, die abschüssige 
Fläche des Metanotums und die Schuppe sind glänzend; der Hinterleib glänzt 
und schimmer!. 

Die Oberkiefer haben ein bis zwei Zähne, wovon der vordere sehr 
gross und spitzig, der hintere aber stumpf und oft sehr undeutlich ist. Der 
Clypeus ist so wie die übrigen Kopftheile gerunzelt und glanzlos, bloss der 
hintere Rand des Clypeus ist meist glatt und glänzend, ebenso die Slirn- 
rinne. Die Augen sind unbehaart. Im Uebrigen ist der Kopf wie bei den ver- 
wandten Arten. 

Der Thorax und die Schuppe sind feingerunzelt, letztere ist oben breit 
ausgerandet. 

Der Hinterleib und die Beine sind so wie bei den verwandten Arten. 

Die Flügel sind wasserhell oder sehr schwach bräunlich gelrübt, die 
Rippen sind braun. 

Diese überall vorkommende Art legt ihre Colonien in der Erde unter 
Steinen, unter dem Grase u. s. w. an, führt auch Hügel auf, welche aber 
bloss aus Erde bestehen; sie ist nicht wie die Formica rufa und F. con- 
gerens bissig, sondern sucht sich bei Gefahr schnell einen Zufluchtsort auf. 
Wie schon erwähnt, werden die Arbeiter dieser Art, besonders aber die 
Puppen, von der Formica sanguinea und dem Polyergus rufescens geraubt, ein 
solcher Raub ist aber meist mit blutigen Kämpfen in Verbindung, bei wel- 
chen oft eine grosse Anzahl todt am Platze bleibt. In den Colonien dieser 
Art finden sich nicht selten Käfer, wie z.B. der Haeterius quadratus ; auch 
Ameisen, und zwar die Ponera contracta, wurden in deren Colonien von 
Professor Schenck gefunden. Sie schwärmt im Hochsommer. Ich übergehe 
wegen des häufigen Vorkommens die Aufzählung der Standorte, und ver- 
weise in Bezug der Länder auf den allgemeinen Theil. 


16. Formica cinerea Nayr. 


Operarias Fusco-nigra, dense pilosa ac sericea ; mandibulae, 
antennae ac pedes rufescentes, area fronlalis opaca. Long.: 5 — 6", 

Fe mina: Fusca-nigra, dense pilosa ac cinereo-micans; mandi- 
bulae, antennae, anus atque pedes rufo-brunnei; area frontalis opaca. 
Long. : 10 — item, 


345 

Mas. Nigro-fuscus, dense pilosus ae cinereo-micans ; mandibulae, 

scapus antennarum, genitalia ac pedes flava aut ochracea; area frontalis 
opaca. Long. : 10. 


Formica cinerea Mayr Beschr. ein. neuer Ameisen. 


Arbeiter: Braunschwarz, die Oberkiefer, die Fühler und die Beine 
röthlich, die Schenkel sind meist dunkler, manchmal auch die Wangen und 
die Ränder des Pronolums rothbraun; in seltenen Fällen ist der Thorax so 
wie bei den lichteren Varielälen der Formica cunicularia gefärbt. Der 
ganze Körper ist mit feinen, kurzen, anliegenden, seidenglänzenden Här- 
chen sehr dicht bekleidet und dadurch seidenglänzend; überdiess ist der 
Kopf, der Thorax und die Schuppe mit aufrechtstehenden, der Hinterleib mit 
nach rückwärts gerichteten kurzen Börstchen reichlich besetzt. 


Der Kopf ist dreieckig mit abgerundeten Ecken, breiter als der Thorax. 
Die Mandibeln sind längsgerunzelt und punctirt, vorne breit, am Innenrande 
mit sieben bis acht kleinen Zähnen. Der Clypeus ist gekielt und feingerun- 
zelt. Das Stirnfeld ist feingerunzelt, glanzlos, bloss die Ränder insbesondere 
der Vorderrand sind glänzend. Die Stirn, der Scheitel und die Unterseite 
des Kopfes sind feingerunzelt. Die Stirnrinne ist schwach ausgeprägt. Die 
Netzaugen sind kahl, die Punctaugen klein. 


Der Thorax und die Schuppe sind feingerunzelt, letztere ist oben 
breit, abgerundet und in der Mitte selten ausgerandet. 
Der Hinterleib ist feingerunzelt, welche Runzelung wegen der dichten 
Behaarung nicht leicht zu sehen ist. 


Weibchen. Braunschwarz, die Oberkiefer, die Fühler, der After und 
die Beine rothbraun ; öfters sind auch die Wangen und die Ränder des Pro- 
notums rothbraun. Der ganze Körper ist reichlich mit anliegenden, kurzen, 
weissen Härchen, doch nicht so dicht wie der Arbeiter bekleidet, in Folge 
dieser Behaarung grauschimmernd ; überdiess sind Kopf und Thorax reich- 
lich, die Oberseite des Hinterleibes aber weniger reichlich beborstet. 


Der Kopf ist dreieckig mit abgerundeten Ecken, etwas breiter als der 
Thorax. Die Oberkiefer sind feingerunzelt und weitläufig punclirt, sieben- 
bis achtzähnig ; die übrigen Kopftheile verhalten sich so wie beim Arbeiter, 


Der Thorax ist feingerunzelt. 

Die Schuppe ist oben breiter mit einer kleinen Ausrandung. 

Der Hinterleib ist gross, sehr fein gerunzelt. 

Die Flügel sind schwach schwärzlich getrübt. 

Männchen. Unterscheidet sich von den zunächst verwandten Arten 
Form. cunicularia und F. fusca bloss durch die Farbe und durch die Be- 
haarung. Schwarzbraun, die zweizähnigen Oberkiefer besonders an der Spitze, 


der Fühlerschaft, die Genitalien und die Beine mit Ausnahme der braunen 
Hüften gelb oder bräunlichgelb. Der Kopf, das Mesonotum und die Unter- 


Bd. V. Abh. 44 


346 


seite des Hinterleibes sind reichlich mit abstehenden, feinen Borstenhaaren 
und überdiess der ganze Körper, vorzüglich aber der Hinterleib, dieht mit 
sehr feinen, anliegenden, gelblichen Härchen bekleidet. Die Vorderflügel 
sind so schmal wie bei F. fusca. 

Diese Art findet sich in Erdbauten unter Steinen. In Mähren bei 
Mistek (Schwab); in Oesterreich im Preiner Thale bei Reichenau (Mayr); 
in Tirol bei Botzen (Gredler), bei Lavis (Strobel), bei Roveredo 
(Zeni); in Ober-Ungarn bei dem Dorfe Scroka in Saros (Hasslinszky); 
in Krain bei Laibach (Hauffen, Schmidt), in Venetien auf der Insel 
Lido (Strobel); in der Lombardie am Stilfserjoch (Villa). In den Nach- 
barländern in der Provinz Preussen bei Königsberg (Zaddach); in Tos- 
cana (Pirazzoli); im Kirchenstaate bei Bologna (Bianconi), bei 
Imola (Pirazzoli). 


17. Forsmica fusea L. 


Oz»erzearözee Fusco-nigra, sparse pilosula ac cinereo - micans ; 
mandibulae, antennae, tibiae tarsique rufescenles, area frontalis opaca. 
Long: 9 o.32m. 

HF esmmöisese. Fusco-niyra, sparse pilosula ac cinereo-micans , scapi 
antennarum, tibiae ac tarsi rufescentes, abdomen nitidum, subaenescens , 
area frontalis opaca. Long.: 9 — 10mm, 


MPEeas. Fusco-niger, sparse pilosus „ scapi antennarum, genitalia ac 
pedes rufo-testacea ; mandibulae 1 — 2 dentatae; oculi nudi; occiput non 
emarginalum ; squama non vel parum emarginata; alae angustae fere 
hyalinae. Long.: S — 10mm, 

Formica fusca Linne Faun. Suec. pag. 226, Syst. Nat. tom 1. pag. 

963; Schrank. Enum. Ins. Austr. indig. pag. 4135 Ltr. 
Hist. nat. Fourm. pag. 159; Losana Form. Piem. pag. 317; 
Lepel. St. Farg. Hist. nat. Ins., Hym. tom. 1. pag. 205; 
Nyl. Adn. Mon. Form. bor. Eur. pag. 919, Add. alt. pag. 30; 
Schenck Beschr. nass. Ameis. pag. 43. 


Formica glebaria Nyl Adn. Mon. Form. bor. Eur. pag. 917; Först. 
Hym. Stud. pag. 31. 


Arbeiter: Braunschwarz, die Oberkiefer, der Fühlerschaft, das Schaft- 
ende der Fühlergeissel, die Hüften, die Schienen und die Tarsen braun oder 
röthlichbraun. Der ganze Körper ist mit äusserst feinen, anliegenden Härchen 
dicht bekleidet, wodurch er ein schimmerndes Aussehen erhält, überdiess 
sınd der Kopf und die Beine sehr sparsam, der Hinterleib weniger sparsam, 
der Thorax aber gar nicht beborstet. 

Im Uebrigen gleicht der 8 der F. cunicularia und wird von den 
dunkelsten Varietäten dieser Art durch die braunschwarzen Wangen und 


347 


Ränder des Thorax, von der F. cinerea leicht durch die Behaarung unter- 
schieden. 


Weibchen. Braunschwarz, der Fühlerschaft, die Schienen, die Tarsen 
und der After rothbraun oder lichter, die Oberkiefer und die Schenkel meist 
dunkelbraun, letztere oft so licht gefärbt wie die Schienen. Die Behaarung ist 
so wie bei dem ® der F. cunicularia; das Schildchen, die abschüssige Fläche 
des Metanotums und meist auch der Hinterleib, welcher stets broncearlig 
schimmert, glänzend. 


Im Uebrigen verhält sich der ganze Körper wie bei F. cunicularia. 


Männchen. Diess gleicht dem J' der F. cunicularia in allen Theilen, 
und ist von diesem bloss durch den röthlichgelben Fühlerschaft, durch die 
schmäleren Vorderflügel, so wie durch einen zarten Bau des Körpers, hin- 
gegen von F.cinerea durch sparsamere Behaarung und durch einen glänzen- 
den, schmäleren Hinterleib unterschieden. 


Herr Miklitz sandte mir eine Anzahl Männchen, welche er in einem 
Neste der Form. fusca bei Grossiobming fand, die in Allem den Jg der 
F. fusca glichen, deren Fühlerschaft aber schwarz und deren Flügel gleich- 
mässig schwärzlich getrübt waren, überdiess war der ganze Körper lief- 
schwarz und bloss die Gelenke der Beine, die Schienen, die Tarsen und die 
Genitalien waren röthlichgelb. Auch von Dr. Nylander erhielt ich ein Jg 
dieser Art, dessen Fühlerschaft dunkelbraun war, und es dürfte, da ich über- 
diess bei Gastein in einer Colonie dieser Art ein solches Männchen fand, der 
gelbe Fühlerschaft kein sicheres Merkmal sein, so wie es überhaupt bei vie- 
len Arten schwierig ist, die Q zu unterscheiden. 

Die Form. glebaria Nyl. ist nur eine Varielät der F. fusca; selbst Dr. 
Nylander, der mir Exemplare von beiden Arten sandte, sch’ieb mir, dass 
er geneigt wäre, die F. glebaria bloss für eive Varietät zu halten. 


Diese Art findel sich sehr häufig in Thälern und auf Bergen, unter 
Steinen und in Erdhügeln, in alten Bäumen u.s. w., und schwärmt im Hoch- 
sommer. Sie gleicht der Form. cunicularia in dem, dass sie ebenfalls von 
der F. sanguinea und von Polyergus rufescens geraubt wird, und dass in 
ihren Colonien ebenfalls der Haeterius quadratus vorkommt. 


18. Formica gawmales Ltr. 
Gperascas Piceo-nigra, mandibulae, antennae ac pedes picei; 
area frontalis mitida; abdomen pilosulum, nitidissimum. Long.: 4 — zmım, 


Fesmernc. Piceo-nigra, mandibulae, anlennae ac pedes picei; area 
frontalis nitida; abdomen pilosum, nitidissimum ; alae parum fuscescentes. 
ELong.: 9 — 10mm, 

Mes. Fusco-niger, sparsissime pilosulus ac cinereo-micans , apices 
mandibularum, genilalia ac pedes, saepe etiam scapus antennarum rufo- 


44* 


348 


testacea; mandibulae 1 — 2 dentatae; oculi nudi; alae angustae, fusces- 
centes. Long. : 10”, 


Formica gagates Ltr. Ess. I’'hist. Fourm. France pag. 36, Hist. nat. 
Fourm. pag. 138; Losana Form. Piem. pag. 315; Lepel. St. 
Farg. Hist. nat. Ins., Hym. , tom. 1. pag. 200. 

Formica capsincola Schilling Bemerk. über die in Schlesien elc. 
rag. 54. ; 

Formica picea N y1. Adn. mon. Form. bor. Eur. pag. 917, Add. adn. 


mon. Form. bor. Eur. pag. 1059; Först. Hym. Stud. 1. Heft. 
pag. 30. 


Arbeiter: Pechschwarz, die Oberkiefer, die Fühler mit Ausnahme der 
schwärzlichen Endhälfte der Geissel, die Gelenke der Beine, die Schienen 
und die Tarsen licht pechbraun. Der ganze glänzende Körper ist mit sehr 
feinen, gelben, anliegenden, kurzen Härchen so bekleidet, dass er nicht 
schimmert, sondern stark glänzt, was besonders am Hinterleibe beim Ver - 
gleiche mit der F. fusca auffällt, indem letztere viel dichter behaart ist; 
überdiess ist die Oberseite des Kopfes, das Pro- und Mesonotum mit ein- 
zelnen Borstenhaaren versehen, der Hinterleib aber ist reichlicher beborstet. 


Der Kopf ist dreieckig mit stark abgerundeten Ecken, breiter als der 
Thorax, der Hinterrand ist nicht ausgerandet. Die Oberkiefer sind sechs- bis 
siebenzähnig, fein und dicht längsgestreift und weitläufig grobpunctirt. Der 
Elypeus ist feingerunzelt und scharfgekielt. Das Stirnfeld ist ebenfalls fein- 
gerunzelt und glänzend. Die Stirnrinne ist meist schwach ausgeprägt. Der 
Schaft der zwölfgliedrigen Fühler überragt bedeutend den Hinterrand des 
Kopfes, die Geissel ist fadenförmig. Die übrigen Kopftheile sind sehr fein- 
gerunzelt. Die Netzaugen sind unbehaart, die Punctaugen sehr klein. 

Der Thorax ist sehr fein gerunzelt. 


Die Schuppe ist gross, am Grunde schmal, oben breit und abgerundet, 
die Mitte des oberen Randes entweder gar nicht oder schwach ausgerandet. 


Der IHinterleib ist rundlich, höchst fein quergestreift und stark 
glänzend. 


Weibchen. Pechschwarz, die Oberkiefer, die Fühler, der After 
und die Beine pechbraun. Der Kopf, der Thorax und die Beine sind 
reichlich, der Hinterleib aber ist sparsam mit kurzen, anliegenden Härchen 
bekleidet; überdiess ist der ganze Körper sparsam, das Mesonotum etwas 
reichlicher beborstet. Der Kopf und Thorax sind etwas glänzend, aber mehr 
schimmernd, der Hinterleib ist stark glänzend. 

Der Kopf ist dreieckig mit abgerundeten Ecken, nur etwas breiter als 
der Thorax, hinten nicht ausgerandet. Die Oberkiefer sind grob längsge- 
runzelt, sechs- bis siebenzähnig. Der Clypeus ist gekielt, feingerunzelt mit 
wenigen groben Puncten. Das Stirnfeld ist sehr fein und sehr leicht gerun- 
zelt und glänzend. Die übrigen Kopftheile sind sehr fein gerunzelt. 


349 
Der Thorax ist sehr fein gerunzelt, das Mesonolum überdiess grob 
punctirt. 


Die Schuppe ist gross, oben am breitesten, die Mitte des oberen 
Randes entweder gar nicht oder mässig ausgerandet. Bei zwei Weibchen 
fand ich an der linken Seite der winkligen Ausrandung einen sehr spitzen, 
nach aufwärts gerichteten Zahn als Fortsetzung der Schuppe, an der rechten 
Seite zeigte sich bloss ein sehr stumpfer Zahn. Die übrigen @ aus demsel- 
ben Neste hatten entweder eine gar nicht oder schwach ausgerandete 
Schuppe. 


Der sehr stark glänzende Hinterleib ist höchst fein quergestreift. 
Die Flügel sind schwach bräunlich getrübt, deren Rippen sind braun. 


Männchen. Braunschwarz, die Endhälfte der Oberkiefer, die Genila- 
lien und die Beine, oft aber auch der Fühlerschaft röthlichgelb. Der ganze 
Körper ist reichlich mit höchst feinen, kurzen, anliegenden Härchen beklei- 
det, und durch diese schimmernd; überdiess ist er nur mit einzelnen Bor- 
stenhaaren versehen und bloss die Oberkiefer und die hintere Hälfte der 
Unterseite des Hinterleibes sind reichlich behaart. 


Die Oberkiefer sind runzligpunetirt und zweizähnig. Der Clypeus ist 
gekielt, und so wie das glanzlose Stirnfeld feingerunzelt. Der Schaft der 
dreizehngliedrigen Fühler überragt, zurückgelegt, bedeutend den Hinterrand 
des Kopfes; die Geissel ist fadenförmig. Die Stirnrinne ist deutlich. Die 
übrigen Kopftheile sind sehr feingerunzelt. Die Netzungen sind unbehaart, 
die Punctaugen gross. 


Der Thorax ist sehr fein gerunzelt, glanzlos, aber schimmernd in Folge 
der feinen Behaarung, bloss die abschüssige Fläche des Metanotums ist 
glänzend. 


Die Schuppe ist dick, oben wenig oder breit ausgerandel. 


Der Hinterleib ist schmal, stark schimmernd; nach Entfernung der 
Härchen sieht man die stark glänzenden, sehr fein quergerunzelten Hinter- 
leibssegmente. 


Die Flügel sind braun getrübt und schmal, und dereu Rippen sind dun- 
kelbraun. 


Es dürfte mancher Entomolog ein Bedenken haben, dass ich die Form. 
gagates Ltr. mil der Form. picea Nyl. vereinigte, zweifelsohne sind aber 
diese zwei Arten synonym, denn der bisherige Anstoss war, dass Latreille 
von einer zweizähnigen Schuppe bei der F. gagates spricht; er sagt näm- 
lich in der Hist. nat. Fourm. pag. 139 beim Arbeiter: „L’€caille est grande, 
ovee, le bord superieur est tronque au milieu, cette partie parait plus 
elevee, et un peu bidentde.“ BeimWeibchen sagt er: „L’&caille est grande, ove&e ; 
le bord superieur semble offrir trois cöles, dont celui du milieu un peu 
Echancre, et comme bidente.“ Latreille hatte jedenfalls solche Arbeiter 
zur Untersuchung, deren Schuppe stark ausgeschnitten war, ebenso war es 


350 


beim Weibchen der Fall, bei dem es noch wahrscheinlicher ist, indem ich 
sogar oben Weibchen mit einem grossen spitzen Zahne beschrieb. 


Ueber die Bauten dieser Art wurde weder von Dr. Nylander, der 
die Arbeiter auf Torfmooren fand, noch von Dr. Förster, der sie mit dem 
Schöpfer fing, noch von Latreille, der sie am Fusse der Bäume wohnen 
lässt, etwas beobachtet, und ich selbst, obschon ich so -oft die Gelegenheit 
halte, diese Art zu beobachten, fand niemals eine Colonie, sondern sah die 
Arbeiter auf Eichen, seltener auf anderen Pilauzen hin- und herlaufen, sich 
den Zuckersaft der Blattläuse zu holen, ohne dass es mir je trotz der ange- 
strengtesten Nachforschung gelang, in Bezug der Bauten dieser Art elwas 
beobachten zu können. Es ist die grösste Wahrscheinlichkeit, dass die 
Schilling’sche F. capsincola mit dieser Art synonym sei, er sagt in seinen 
Bemerk. üb. d. in Schles. u. d. Gr. Glatz vorgef. Art. d. Ameis. pag. 54 
über die von ihm aufgestellte Kapselameise F. capsincola: „Von der Grösse 
und Gestalt der vorigen, aber ihre Farbe geht mehr in’s Pechbraune ; wo- 
durch sie sich aber nicht allein von den vorhergehenden, sondern von allen 
übrigen bisher bekannten Ameisen unterscheidet, ist ihre Lebensweise. Das 
Weibchen legt ihre Eier zerstreut an Baumstämme und befestigt sie mit 
einer klebrigen Feuchtigkeit an die Rande. Die herauskommenden Larven, 
welche ohne Schulzdach dem Winde und Wetter blossgestellt sein würden, 
werden von den Arbeitern mit einem zarten, wolligen Neste umgeben, 
welches in dem Masse, als die Larve wächst, von den Pilegemüttern immer 
grösser gemacht und weiter angebaut wird. Wenn endlich die Larve ihr 
vollendetes Wachsthum erreicht hat und zur Verpuppung reif ist, so ver- 
schliessen die Arbeiter das Nest einer jeden Larve, welches dann einer 
runden Hülse oder Kapsel gleicht, mit einer schleimigen Substanz, welche 
sie von sich geben, und die an der Luft zu einem pergamentähnlichen Häul- 
chen verhärtet. Wenn die Zeit des Ausschlüpfens für die Puppe herannahl, 
so öffnen die Arbeiter mit ihrem Gebisse die Kapsel und ziehen die sich en!- 
wickelte Ameise heraus.“ Ich werde mich bemühen, diese Sache in’s Klare 
zu bringen, und fordre auch die geehrten Myrmecologen auf, darüber Nach- 
forschungen anzustellen. 


In Oesterreich bei Wien am Kahlen- und Leopoldsberge (Zwan- 
ziger, Mayr); am Laaerberge, bei Schönbrunn und in der Brühl (Mayr), 
bei Unter-Olberndorf (Nöstelberger), bei Fahrafeld und bei Manners- 
dorf (Mayr); in Tirol in Botzen im Franziscanerkloster-Garten (Gredler), 
bei Trient (Mayr); in Ungarn am Wissegrad nächst Gran (Kerner); in 
Krain (Schmidt); in der Lombardie bei Gargnano am Gardasee (Strobel). 
In den Nachbarländern in der Provinz Preussen (Siebold), in Preussisch- 
Schlesien bei Bresslau (Schilling), in Rheinpreussen bei Aachen (Frsir.), 
in Baiern bei Regensburg (Herrich-Schäffer); in Piemont (Losana). 


351 


VE. Rotte: Fuliginosa. 


Diese Rotte ist charakterisirt durch die pechschwarze Farbe, durch 
das verwaschen ausgeprägte Stirnfeld und durch den stark bogenförmig 
ausgebuchten Hinterkopf der drei Geschlechter. Die Punclaugen sind bei 8 
und ® sehr klein aber deutlich, beim g' sind sie ziemlich gross. Der 
Thorax des 8 ist wie bei der vorigen Rotle in der Mitte eingeschnürt. 
Die g' haben kleine Genitalien. Die Vorderflügel haben eine geschlossene 
Discoidalzelle. 


19. For mica fuligineosa Lir. 


Opereanröc: Piceo-nigra, nitidissima;, mandibulae, flagellum an- 
tennarum ac tarsi rufescentia, scapus antennarum, femora tibiaeque picea ; 
occiput late emarginatum , squama parva subovata. Long.: 4 — 5mm, 


Feminc. Piceo-nigra, nilidissima, mandibulae, antennae ac pedes 
rufescentes, tarsi dilutiores ,; ocelli minuti; occiput late emarginatum ; 
squama parva subovata; alae a basi ad medium fuscescentes. Long.: 6". 


Mess. Piceo-niger, arliculationes scapi antennarum ac pedum, fla- 
gella antennarum atque tarsi pallescentia, occiput late emarginatum , 
squama subquadrata parum rotundata ; alae fuscescentes. Long.: 4 — 5m. 


Formica fuliginosa Ltr. Ess. l’hist. Fourm. France pag. 36, Hist. 
nat. Fourm. pag. 140; LosanaForm. Piem. pag. 315; Lepel. 
St. Farg. Hist. nat. Ins., Hym ‚tome 1. pag.200; Schilling 
Bemerk. üb. die in Schles. ete. pag. 55; Nyl. Adn. mon Form. 
bor. Eur. pag. 915; Förster Hym. Stud. 1. Heft pag. 28; 
Schenck Beschr. nass. Ameis. pag. 45; Smith Ess. Gen. 
and Spec. Brit. Form. pa$. 105. 


Arbeiter: Sehr stark glänzend, pechschwarz ; die Oberkiefer, die 
Taster, die Fühlergeissel und die Tarsen röthlich, die Schenkel und Schienen 
so wie der Fühlerschaft pechbraun. Der ganze Körper ist sparsam und kurz 
beborstet. 

Der Kopf ist gross, herzförmig, viel breiter als der Thorax, am Hin- 
terrande tief bogenförmig ausgeschnilten. Die Oberkiefer sind meist acht- 
zähnig, fein runzlig längsgestreift mit sparsamen Puncten, von dem Grunde 
lauft eine glatte Furche gegen die Spitze, ohne jedoch diese zu erreichen. 
Der Clypeus ist sehr feingerunzelt, mehr weniger deutlich gekielt. Das Stirn- 
feld ist wie der Clypeus gerunzelt und undeutlich abgegränzt. Die beson- 
ders hinteu schwach ausgeprägte Stirnrinue reicht bis zum vorderen Punct- 
auge. Die Stirnlappen sind kaum aufgebogen und schmal. Der schwachgebo- 
gene Schaft der fein- und dichtbehaarten zwölfgliedrigen Fühler reicht bis 


352 
zum Hinterrande des Kopfes ; die Geissel ist gegen die Spilze sehr wenig 
verdickt. Die Punctaugen sind sehr klein; die Nelzaugen rundlich, klein. 
Die übrigen Kopftheile sind höchst fein gerunzelt, punctirt und mit äusserst 
feinen, anliegenden Härchen mässig beselzt. 

Der Thorax ist sehr fein lederartig gerunzelt. 

Die Schuppe ist klein, sehr fein gerunzelt, mit fast parallelen Seiten- 
rändern, oben abgerundet. 

Der Hinterleib ist eiförmig, sehr fein lederartig gerunzelt. 


Die Beine sind mit sehr kurzen, feinen gelblichweissen Härchen dicht 
bekleidet. 


Weibchen. Sehr glänzend, pechschwarz, die Oberkiefer, die Taster, 
die Fühler und die Beine rothbraun, die Tarsen sind mehr gelbbräunlich. 
Der ganze Körper ist mit kurzen, anliegenden Härchen, so wie mit langen, 
abstehenden Borstenhaaren nicht sparsam besetzt. 

Der Kopf ist so wie beim 8, aber der Clypeus ist kaum gekielt, 
die Punctaugen sind grösser und die Neizaugen sind deutlich behaart. 

Der Thorax ist so wie der Kopf höchst fein gerunzelt und scheint 
bei Anwendung gewöhnlicher Loupen glatt zu sein. 

Die Schuppe ist so wie beim Arbeiter klein, ziemlich schmal mit 
parallelen Seitenrändern, oben abgerundet. 

Der Hinterleib ist klein, sehr fein runzlig punctirt. 

Die Vorderflügel sind vom Grunde bis zur Mitte bräunlich getrübt. 


Männchen. Pechschwarz, die Gelenke des Fühlerschaftes und der 
Beine, so wie die Fühlergeissel, die Genitalien und die Tarsen gelbbräun- 
lich. Die Behaarung ist eine sehr spärliche, bloss die Unterseite des Hinter- 
leibes ist reichlich und lang behaart. Der Kopf, das Pro- und Mesonotum 
sind glanzlos oder wenig glänzend, das Schildchen, das Metanotum und 
der Hinterleib sind glänzend. 

Der Kopf ist etwas breiter als der Thorax. Die Oberkiefer sind dicht 
längsgerunzelt, breit, aber doch nur einzähnig. Der Clypeus ist gerunzelt, 
mit einem schwachen, oft undeutlichen Kiele. Das Stirnfeld ist nicht scharf 
abgegränzt, gerunzelt und glanzlos. Die deutliche Stirnrinne reicht bis zum 
vorderen Punctauge, ist vorne seicht und nach hinten tief. Die Stirnlappen 
sind sehr schmal, kaum aufgebogen. Der Schaft der 13gliedrigen Fühler 
erreicht den Hinterrand des Kopfes, die fadenförmige Geissel ist fast dop- 
pelt so lang als der Schaft. Die übrigen Kopftheile sind fein gerunzelt. Die 
Punctaugen sind gross, die Netzaugen fast kahl. 

Der Thorax ist sehr fein gerunzelt mit sehr zerstreuten Puncten. 

Die Schuppe ist niedrig, ziemlich dick, oben abgerundet. 

Der Hinterleib ist fein gerunzelt und sehr grob punclirt, wodurch sich 
das Q dieser Art leicht von den g' jener Arten, welche in der nächsten 
Rotte beschrieben sind, unterscheidet. 

Die Flügel sind bis zur Mitte bräunlich gelrübt. 


353 


Diese häufige Art legt ihre Colonien am liebsten in alten hohlen 
Bäumen an, in welchen sie sich im morschen Holze Gänge und Kammern 
mit ihren Oberkieferu aushöhlt. Einmal halte ich Gelegenheit, einen von den 
gewöhnlichen Minirungen abweichenden Bau zu beobachten. Ich fand näm- 
lich bei Förthof nächst der Stadt Stein in Unter-Oesterreich unter Corylus 
avellana auf Gneussunterlage einen höchst interessanten Bau, welcher aus 
einer Masse von Kammern und Gängen bestand, dessen Materiale, welches 
die dünnen aber sehr festen Wände bildete, aus zusammengekilteter Erde 
und sehr kleinen Steinchen bestand. Im Frankfurter Conversationsblatte 
(Beilage zur Oberpostamtszeitung) 1851, Nr. 184 wurden von A. Henninger 
ebenfalls solche Bauten beschrieben, welche Beschreibungauch in Schenck’s 
Beschreibung nassau’scher Ameisen, pag. 47 abgedruckt ist. Ein sehr gut 
conservirter Bau befindet sich als Schaustück im k. k. zoologischen Kabinete 
in Wien. Diese so characterislisch geformte Ameise hat auch einen ganz 
eigenthümlichen Geruch, und schwärmt im Hochsommer. In ihren Bauten 
finden sich die meisten Myrmedonien-Arten. 


V. Rotte: Wigra. 


Die kleinen 2 — 4"; mm langen Arbeiter haben ein undeutliches oder 
wenigstens nicht scharfabgegränztes Stirnfeld, sehr kleine undeutliche Punct- 
augen, einen in der Milte zusammengeschnürten, braunen, rothgelben 
oder gelben Thorax. Die Weibchen sind braun , nicht glänzend, im Ver- 
gleiche zu den @ und g' sehr gross, deren Stirnfeld ist undeutlich abge- 
gränzt und die Vorderflügel haben eine geschlossene Discoidalzelle. Die 
höchstens 5== langen Männchen sind schwarzbraun oder heller, der Hinter- 
kopf ist nicht ausgebuchtet, der Hinterleib ist nicht grob punelirt, die Ge- 
nitalien sind ziemlich klein und die Flügel haben eine geschlossene Discoidal- 
zelle; nur ausnahmsweise fehlt bei mehreren Arten, besonders bei Form. 
nigra, aliena, flava und umbrata, manchmal die Costa recurrens auf einem 
oder auf beiden Vorderflügeln, was bei © sehr selten vorkommt (siehe 
meinen Aufsatz: Ueber den Werth bestimm!er Merkmahle, welche gewöhn- 
lich zur Characteristik der Galiungen der Insecien verwendet werden, in den 
Verhandlungen des zool.-botan. Vereins in Wien, Band V. Berichte pag. 8). 


Arbeiter. 
A. Kopf, Thorax und Hinterleib braun. 


1. Fühlerschaft und Schienen mit abstehenden Borstenhaaren. 
EF. nigra. 


2. Fühlersvhaft und Schienen ohne abstehenden Borstenhaaren. 
E. eldenee. 


B. Kopf und Hinterleib braun, Thorax gelbroth. 
1. Fühlerschaft und Schienen mit abstehenden Borstenhaaren. 
F. Urunnea. 


Bd. V. Abh. 45 


354 
2. Fühlerschaft und Schienen ohne abstehenden Borstenhaaren. 
a) Die Stirnrinne reicht bis zum vorderen Punctauge. 
F. timida. 
Db) ie Stirnrinne ist nur unmittelbar hinter dem Stirnfeld ausgeprägt. 
F. aliena. 
C. Kopf, Thorax und Hinterleib gelb (selten Kopf und Hinterleib bräunlichgelb). 
1. Oberseite des Thorax und des Hinterleibes sparsam mit kurzen, aufrecht 
stehenden Borstenhaaren bekleidet. 
F. mixta. 
2. Oberseite des Thorax und des Hinterleibes reichlich mit langen auf- 
rechtstehenden Borstenhaaren bekleidet. 
a) Schienen mit feinen abstehenden Borstenhaaren. 
F. umbrate. 
b) Schienen ohne abstehenden Borstenhaaren. 
&) Schuppe ziemlich niedrig, oben etwas breiter als unten, wenig 
oder gar nicht eingeschnitten. 
FE. flave. 
£) Schuppe hoch, oben schmäler als unten, mehr weniger winklig 
eingeschnitten. 
F. affinis. 


Weibchen. 


A. Kopf höchstens so breit als der Thorax. 
1. Fühlerschaft und Schienen mit abstehenden Borstenhaaren; Flügel 
wasserhell. 
a) Thorax röthlichbraun. ’ 
F. Drunneea. 
b) Thorax dunkelbraun. 
FF. nigra. 
2. Fühlerschaft und Schienen fast ohne abstehenden Borstenhaaren. 
a) Kopf schmäler als der Thorax. 
a. Unterseite des Hinterleibes wenig oder gar nicht heller als die 
Oberseite; Flügel wasserhell. 
F. aliena. 
g. Unterseite des Hinterleibes bräunlichgelb ; Flügel bis zur Mitte 
bräunlich getrübt. 
F. flava. 
b) Kopf so breit als der Thorax; Flügel bis zur Mitte bräunlich getrübt. 
F. limida. 
B. Kopf breiter als der Thorax ; Flügel bis zur Mitte bräunlich getrübt ; 
1. Oberseite des Hinterleibes sehr sparsam kurz beborstet; Thorax und 
Schienen fast ohne Borstenhaare (Schuppe gar nicht oder 
wenig eingeschnitten). 
F. mixta. 


355 
2. Oberseite des Hinterleibes, Thorax und Schienen reichlich kurz be- 
borstet (Schuppe nicht oder wenig eingeschnitten). 
F. umbrata. 
3. Oberseite des Hinterleibes und Thorax reichlich lang beborstet; Schie- 
nen ohne Borstenhaaren (Schuppe stark winkelig einge- 


schnitten). Fam 
. aflinis. 


Männchen. 
A. Flügel wasserhell. 
1. Stirnrinne scharf ausgeprägt, Flügel ganz wasserhell. 
a) Fühlerschaft und Schienen mit abstehenden Borstenhaaren. 
a. Stirn glänzend, sehr seicht gerunzelt. 
F. nigra. 
ß- Stirn glanzlos, nicht seicht gerunzelt. 
F. bDrunnena. 
b) Fühlerschaft und Schienen ohne abstelıenden Borstenhaaren. 
F. aliena. . 

2. Stirnrinne schwach oder ganz undeutlich ausgeprägt; Stirn oft mit 
einem Quereindrucke ; Flügel an der Basis schwach bräun- 
lich getrübt, oder ganz wasserhell. 

F. flava. 
B. Flügel bis zur Mitte bräunlich getrübt. 
1. Oberkiefer einzähnig; Augen kahl. 


F. tiomide. 
2. Oberkiefer fünfzähnig. 


a) Augen fast kahl, Oberkiefer am Ende braungelb. 


F. mixla. 
b) Augen deutlich behaart. 


a. Oberkiefer am Ende braungelb. 
F. umdrata. 


F. affinis. 


ß- Oberkiefer ganz schwarz. 


28. Formica nigra Ltr. 


Operasda: Obscure fusca; mandibulae rufescentes, antennarum 
scapi, articulationes pedum alque tarsi leslacei; antennarum scapi ac 
tibiae pilosuli. Long. : 3 — 4m, 

Femina : Obscure fusca, mandibulae, antennae tibiae tarsique 
rufescentes ; caput thorace angustius ,;, antennarum scapi ac tibiae pilis 
abstantibus. Long.: 7 — 1umm, 

Mes: Fusco-niger, antennarum flagella. articulationes pedum ac 
tarsi testacea;, sulcus frontalis distinclus , frons nitida, tenuiter rugulosa ; 


antennarum scapi tibiaeque pilis abstantibus; alae hyalinae. Long.: 
Bu amn, 


45° 


Formica nigra Ltr. Hisi. nat. Fourm. pag. 156; Losana Form. 
Piem. pag. 317; Lepel. $t. Farg. Hist. nat. Ins., Hym., tom. 
I. pag. 206; Nyl. Adn. Mon. Form. bor. Eur. pag. 920; 
Schenck Beschr. nass. Ameiss. pag. 49; Smith Ess. Gen. 
and Spec. Brit. Form. pag. 109. 

Formica fusca Först. Hym. Stud. 1. Heft pag. 33. 


Lasius niger Fabr. Syst. Piezat. pag. 415. 


Arbeiter. Dunkelbraun, die Oberkiefer rothbraun, der Fühlerschaft, 
die Gelenke der Beine und die Tarsen braungelb, der Thorax öfters heller 
als der Kopf und Hinterleib. Der ganze Körper ist mit anliegenden, höchst 
feinen Härchen und mit abstehenden, langen Borstenhaaren reichlich 
bekleidet. 

Der Kopf ist dreieckig mit abgerundeten Hinterecken, etwas breiter 
als der Thorax, hinten wenig ausgerandet. Die Oberkiefer sind fein längs- 
gestreift und sparsam grob punctirt, mit 7—8 Zähnen versehen. Der Clypeus 
ist sehr fein gerunzelt, glänzend und gekielt. Die übrigen Kopftheile sind 
sehr ‘fein gerunzelt. Die sehr flachen Netzaugen sind fast kahl. Die Stirn- 
rinne ist schwach ausgeprägt. 

Der Thorax ist wenig glänzend, die Basalfläche des Metanotums be- 
deutend kürzer als die abschüssige Fläche. 

Die Schuppe ist schmal, mit fast parallelen Seitenrändern ,„ der obere 
Rand ist öfters etwas ausgerandet. 

Der Hinterleib ist eiförmig, fein gerunzelt. 

Die Schienen sind mit abstehenden Borstenhaaren versehen. 


Der Arbeiter dieser Art unterscheidet sich von der Formica alien« 
durch die Behaarung des Fühlerschafts und der Schienen, auch elwas durch 
die Grösse, von dem der F. brunnea durch die Farbe des Thorax, von dem 
der F. timida durch die Farbe des Thorax und des Kopfes, so wie durch 
die Behaarung des Fühlerschafts und der Schienen. 


Weibchen. Dunkelbraun, die Oberkiefer, Fühler, Schienen und 
Tarsen röthlichbraun ; die Oberseite des Kopfes ist gewöhnlich etwas dunkler 
als der Thorax und der Hinterleib, manchmal auch die Oberseite des Thorax. 
Der ganze Körper, besonders aber der Hinterleib, ist mit anliegenden, kurzen, 
gelben Härchen dicht, überdiess auch mit abstehenden, langen Borstenhaaren 
sparsam bekleidet. 

Der dreieckige Kopf ist schmälerals der Thorax. Die Oberkiefer sind 
breit, fein längsgestreift punclirt und vielzähnig. Der Clypeus ist ungekielt, 
fein runzlig punctirt, ebenso das Stirnfeld, die Stirn und der Scheitel. Der 
Fühlerschaft der zwölfgliedrigen Fühler ist mit abstehenden Borstenhaaren 
und die Netzaugen sind mit mehreren kurzen Börsichen versehen. 

Der Thorax ist ziemlich glänzend. 

Die Schuppe ist viereckig, oben winklig eingeschnilten. 


357 

Der Hinterleib ist verhältnissmässig gross, breit, oben elwas abge- 
flacht, und in Folge der kurzen, dichten Behaarung schimmernd. 

Die Flügel sind lang und wasserhell. Die Schienen sind mit abste- 
henden Haaren versehen. 

Das © steht dem der F. brunnea am nächsten, ist aber durch die 
dunkelbraune Farbe von ihm verschieden ; von F. aliena unterscheidet es 
sich durch die mit abstehenden Borstenhaaren versehenen Schienen und den 
Fühlerschaft, von flava und timida unterscheidet es sich durch dasselbe 
Merkmal, überdiess ist das @ von flava noch durch die braungelbe Unter- 
seite des Hinterleibs und durch die bräunlich getrübten Flügel von dem © 
der F, nigra verschieden. Von den übrigen © dieser Rotte unterscheidet 
es sich leicht durch den kleinen Kopf, welcher schmäler als der Thorax ist. 

Männchen. Braunschwarz, Fühlerschaft und Beine braun, Fühlergeissel, 
Gelenke der Beine, Tarsen und Genitalien, manchmal auch die Ränder des 
Schildchens bräunlichgelb. Der ganze Körper ist wegen reichlicher , höchst 
feiner, anliegender Behaarung schimmernd ; überdiess ist er sparsam, der 
Hinterleib aber reichlicher mit abstehenden, langen Borstenhaaren bekleidet. 

Der mehr weniger dreieckige Kopf ist etwas schmäler als der Thorax, 
dessen Theile sind fein gerunzelt, bloss die mit einem breiten, flachen Zahne 
versehenen Oberkiefer sind gröber gerunzelt. Der Clypeus ist ungekielt. 
Das Stirnfeld ist wie bei allen g' dieser Rotte nicht scharf abgegränzt. Die 
tiefe Stirnrinne reicht bis zum vorderen Punctauge. Der mit abstehenden 
Borstenhaaren versehene Fühlerschaft überragt elwas den Hinterrand des 
Kopfes; die Geissel ist fast doppelt so lang als der Schaft, fadenförmig, 
bloss das erste Glied ist dicker als die übrigen. Die Stirne ist sehr seicht 
geruuzelt und glänzend. Auf den Netzaugen sitzen öfters einzelne Borsten- 
haare. Die Punctaugen sind gross. Der Hinterkopf ist nicht ausgerandet. 

Der fein gerunzelte Thorax ist glanzlos, und nur etwas schimmernd, 
die Basal- und abschüssige Fläche des glänzenden Metanotums sind von 
einander nicht abgegränzt, sondern bilden mitsammen eine sanft gewölbte, 
schiefe Fläche. 

Der Hinterleib ist breiter als der Thorax, vorne am breitesten, hinten 
etwas zugespitzt. Die Schienen sind mit abstehenden Börstchen versehen. 

Das Männchen dieser Art unterscheidet sich von dem der F. brunnea 
durch die sehr seicht gerunzelte , glänzende Stirn, von den g der übrigen 
Arten dieser Rotte durch die tiefe Stirnrinne, durch die Behaarung des 
Fühlerschaftes und der Schienen, so wie durch die ganz wasserhellen Flügel *). 

Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Art die häufigste Europas ist ; 
sie findet sich fast überall, wo überhaupt Ameisen vorkommen. Am häufig- 
sten findet man sie unter Steinen und in Hügelbauten aus Erde bestehend. 


*) In manchen Fällen ist es nicht mögl:ch, die g' dieser Rotte genau zu deter- 
miniren, besonders wenn man nicht zugleich die 8 und ® desselben Nestes 
untersuchen kann. 


358 


Sie schwärmt im Hochsommer, und ihre Männchen sind es besonders, welche 
die schon im allgemeinen Theile besprochenen schön schimmernden Wolken 
an einem schwülen Sommerabende, vorzüglich nach mehreren vorhergegan- 
genen regnerischen Tagen bilden. Ihre Colonien sind nicht selten, auch der 
Aufenthaltsort anderer Insecten,, z. B. des Claviger foveolatus: Professor 
Schenck fand auch in dem Neste dieser Art den Claviger longicornis und 
die Puppe des Microdon mutabilis, aus welch lelzierer er öfters die Fliege 
erzog. Ich übergehe die Anführung der Standorte wegen der überaus 
grossen Verbreitung und verweise auf den allgemeinen Theil. 


21. Formica brunnea Ltr. 

Operanria: Rufa, capitis pars superior, abdomen ac pedes, ex- 
ceptis articulationibus pedum ac tarsis, obscure fusca;, antennarum scapi 
tibiaeque pilosi. Long.: 3 — 4m, 

Femina : Obscure rufo-fusca, pars inferior capitis atque thoracis, 
mandibulae , genae , antennarum scapi ac pedes, saepe eliam basis abdo- 
minis testaceo-rufescentes; antennarum scapi ac tibiae pilis abstantibus ; 
caput Ihorace anguslius; alae hyalinae. Long. 8 — 9mm, 


Mas: Fusco-niger , antennarum flagella, margines segmentorum 
thoracis „ articulationes pedum ac tarsi testacea: sulcus frontalis distinctus ; 
frons opaca, fere profunde rugulosa; antennarum scapi tibiaeque pilis 
abstantibus ; alae hyalinae. Long.: 3°/ı — 4mm, 

Formica brunnea Ltr. Ess. l’'hist. nat. Fourm. France pag. 41, Hist. 

nat. Fourm. pag. 168; Losana Form. Piem. pag. 319; 
Schilling Bemerk. über die in Schles. etc. pag. 55. 


Arbeiter. Gelbroth, die obere Seite des Kopfes mit Ausnahme des 
Fühlerschaftes und der Geisselspitze und oft auch des Clypeus, der Hinterleib 
und die Beine mit Ausnahme der Gelenke und Tarsen dunkelbraun. Der 
ganze Körper ist so wie bei der vorigen Art behaart, eben so unterscheidet 
er sich auch in seinen Theilen nicht von derselben. 


Weibehen. Dunkelrothbraun „ die Unterseite des Kopfes und des 
Thorax, die Oberkiefer, die Wangen, der Fühlerschaft, das Metanotum und 
die Beine, oft auch die Fühlergeissel, die Rauder des Schildchens und die 
Basis des Hinterleibes röthlichgelb. Im Uebrigen ist es durch keine ziemlich 
sicheren Characlere von dem © der vorigen Art verschieden und es ist nicht 
selten schwer, ein einzelnes @ dieser Art genau zu determiniren. 


Männchen. Diess unterscheidet sich von dem g der vorigen Art 
bloss durch die schärfer gerunzelte und glanzlose Stirn; überdiess ist es 
auch etwas kleiner und die Ränder der Theile des Thorax sind stets bräun- 
lichgelb. 

Ich glaube, :nicht zu fehlen, wenn ich diese hier beschriebene Art fü 
die Latreille’sche Form. brunnea halte, indem die Beschreibung so 


359 


ziemlich, vorzüglich aber die Lebensweise übereinstimmt; ich beziehe aber 
die in Latreille’s „Ess. l’hist. Fourm. France“ beschriebene . pallida, 
weiche er in der „Hist. nat. Fourm.“ zu. dieser Art als Varietät stellte, nicht 
hierher, sondern belasse sie unterdessen als eine fragliche Art, indem aus 
dieser Beschreibung keine sichere Diagnose gestellt werden kann. 

Sie findet sich insbesondere in Gärten, theils in Mauerspalten, theils 
in der Erde, obwohl sie auch anderswo ihre Colonien legt; sie ist nicht 
bissig und ist eine besondere Freundin der Blatlläause und des süsseren 
Obstes, obwohl sie auch todte Insecten und Anderes nicht verschmäht. Sie 
schwärmt im Hochsommer, 

In Böhmen bei Teplitz (Walter); in Oesterreich in und bei Wien 
häufe (Mayr, Frauenfeld), in und bei Mautern (Kerner), bei Dürren- 
stein (Mayr), bei Gföhl (Erdinger), am Leithagebirge (Mayr); in 
Tyrol bei Hall und in Botzen (Gredler), bei Lavis (Strobel), bei Ro- 
veredo (Zeni); in Krain am Eingange in die Grotte Ledenizha bei Gross- 
Lieplein (Hauffen), bei Watsch und bei Laibach (Schmidt); im Küsten- 
lande bei Fiume (Mann); in Dalmatien bei Spalato (Lanza); in Venetien 
auf der Insel Lido bei Venedig (Strobel); in der Lombardie (Villa) 
bei Gargnano, Gandino, Bergamo und Pavia (Strobel). In den Nachbar- 
ländern in Preussisch-Schlesien (Schilling); in Bayern bei Regensburg 
(Herrich-Schäffer); in der Schweiz (Stierlin); im Kirchenstaate 
bei Bologna (Bianconi), bei Imola (Pirazzoli); in Toskana (Piraz- 
zoli); in Piemont (Losana)*). 


*) Sehr verwandt scheint die F. emarginata Ltr. zu sein: 
Formica emarginata Ltr. Ess. l’hist. Fourm. France pag. 43, 
Hist. nat. Fourm. pag. 163; Losana Form. Piem. pag. 319; 
Lepel. St. Farg. Hist. nat. Ins., Hym., tom 1, pag. 207. 


Arbeiter (nach Ltr.und Lepel.): Leicht behaart, die Fühler kasta- 
nienbraun, der Schaft mehr röthlich; der Kopf gross, dreieckig, hinten etwas 
ausgerandet, glalt, kastanienbraun, um den Mund herum heller ; Oberkiefer 
dreieckig gestreift und gezähnt. Der Thorax ziegelroth. Schuppe eirund, röth- 
lich, aber in der Mitte etwas ausgerandet. Hinterleib kugelig, dunkel kastanien- 
braun. Beine röthlichbraun, Gelenke und Tarsen heller. Länge: 2 /,”. 


Weibchen. Farbe des Körpers und Form des Kopfes beiläuflg wie beim 
8.Der Thorax glänzend, am Rücken kastanienbraun, an den Seiten und unten 
mehr hellröthlich. Schuppe gross, fast viereckig, röthlich, oben in der Mitte 
ausgerandet. Hinterleib breit, gross, Kastanienbraun. Beine hellröthlich, Flügel 
weiss. Länge: 3 /,”. 

Männchen. Röthlichbraun, der Kopf dunkler, die Oberkiefer mehr 
röthlich, Fühler und Beine hellbraun. Schuppe klein, viereckig, ausgerandet. 
After röthlich, Flügel weiss. Länge: 2/7. 

JLatreille und Lepeletier führen an, dass diese Art in Mauer- 
spalten und alten Bäumen wohnt, sich gerne bei den Wohnungen der Menschen 
aufhält, wo sie in die Schränke dringt, Früchte, Zuckerwerk und anderes 


360 


22. Formica eliena Först. 


Operaria: Obscure fusca, mandibulae rufescentes, antennae ac 
pedes pallescentes, thoraz saepe testaceo-fuscus; sulcus frontalis brevis, 
antennarum scapi tibiaeque absque pilis abstantibus. Long.: 2 — 3"/amm. 

Femina: Obscure fusca, mandibulae, antennae ac pedes pallide 
rufescentes;; caput thorace angustius ; antennarum scapi ac tibiae absque 
pilis abstantibus ; alae hyalinae. Long. : 7 — 9m. 

Mas : Fusco-niger, antennarum flagella , articulationes pedum ac 
farsi, saepe eliam margines segmentorum thoracis testacea;, sulcus fron- 
talis distinctus, frons nitida,; antennarum scapi tibiaeque absque pilis 
abstantibus ; alae hyalinae. Long : 3% — 4””, 

Formica aliena Först. Hym. Stud. 1. Heft pag. 36; Schenck 

Beschr. nass. Ameis. pag. 51. 


Arbeiter. Dunkelbraun, die Oberkiefer röthlich, die Fühler und die 
Beine röthlichgelb, die Geisselglieder mehr weniger braun geringelt, der 
Thorax oft hellbraun. Der ganze Körper ist so wie bei den zwei vorigen 
Arten behaart, doch mit dem Unterschiede, dass bei dem Fühlerschafte und 
den Schienen die abstehenden Borstenhaare fehlen. Die Grösse ist durch- 
schnitllich eine geringere als bei Form. nigra. Die Stirnrinne ist nur 
unmittelbar hinter dem Stirnfelde deutlich, gegen das vordere Punctauge 
zu wird sie undeutlich. 


Weibchen, Dieses unterscheidet sich von dem ® der F. nigra bloss 
durch die Schienen und den Fühlerschaft, welche wie beim 8 keine ab- 
stehenden Borstenhaare haben; nur selten findet man einzelne Borstenhaare, 
wodurch man leicht in Zweifel geräth, welche Art man vor sich habe. 
Professor Schenck gibt den Hinterleib heller als bei F. nigra an, was 
wohl in vielen Fällen sich als richtig erweist, aber nicht durchgängig der 
Fall ist ; weiters sagt er, dass die Discoidalzelle grösser sei, gegen welche 
Angabe ich nach Untersuchung einer grossen Anzahl erwähnen muss, dass 
ich sehr häufig eine kleinere geschlossene Discoidalzelle als bei der Form. 
nigra fand. 


anfällt, ohne Fleisch oder andere nicht gezuckerte Vorräthe zu berühren; 
dass sie moschusartig riecht und zu Ende August schwärmt. 

Nach Losana lebt diese Art in Piemont, doch ist es sehr wahrschein- 
lich, dass er irgend eine der in dieser Abhandlung beschriebenen Arten als 
F. emarginata beschrieb. 

Dr. Nylander spricht in seinen Adn. Mon. Form. bor. Eur. pag. 911 
die Meinung aus, dass diese Art seiner F. essecta ähnlich sei, sich aber we- 
sentlich von ihr unterscheide. Ich habe unterdessen diese Art in die Rotte 
nigra gestellt, weil ich glaube, dass sie mit F. brunnea die meiste Aehnlich- 
keit habe, und werde mich bemühen, seiner Zeit darüber eine Aufklärung 
geben zu können. 


361 


Diese Art legt so wie F. nigra ihre Colonien in der Erde, unter 
Steinen und anderswo an, liebt vorzüglich sonnige Hügel, und führt öfters 
fusshohe Hügel, aus Erde bestehend, auf; sie schwärmt so wie die Ge- 
nannte im Hochsommer und das g bildet nicht selten grosse wolkenartige 
Schwärme in den Lüften. In ihren Nestern findet sich ebenfalls, wie bei 
F. nigra, der Claviger foveolatus öfters vor. Professor Schenck fand 
auch 8 und Puppen dieser Art in den Nestern der F. sanguinea. 

In Böhmen bei Karlsbad (Milde); in Oesterreich sehr verbreitet ; 
in Tırol bei Olang (Mayr), bei Bozen (Gredler), bei Meran (Mayr), 
bei Roveredo (Mayr, Zeni); in Steiermark bei Grosslobming (Miklitz); 
in Ungarn bei Pest (Kovats); in Krain bei Laibach und am Grosskahlen- 
berge (Schmidt); in Dalmatien bei Zara (Frauenfeld); in Venetien 
auf der Insel Lido bei Venedig (Strobel); in der Lombardie bei Clusone 
(Strobelj. In den Nachbarländern in der Provinz Preussen bei Königs- 
berg (Sauter, Zaddach); in Rheinpreussen bei Aachen (Förster); 
in Nassau (Schenck); in Bayern bei Regensburg (Herrich-Schäffer); 
in der Schweiz bei Schaffhausen (Stierlin); im Kirchenstaate bei Bologna 
(Bianconi), bei Imola (Pirazzoli). 


23. Formica timida Först.*). 

Operaria: Testaceo-rufa, capitis pars superior brunnea, abdo- 
men obscure fuscum ; sulcus frontalis longus ; antennarum scapi tibiaeque 
absque pilis abstantibus. Long.: 21%; — 4mm, 

Femina: Obscure fusca, mandibulae, antennae ac pedes pallide 
rufescenles; caput latiludine thoracis; antennarum scapi ac tibiae 
absque pilis abstantibus ; alae a basi ad medium infuscatae. Long. : 7—gmm- 

Mes: Fusco-niger, antennarum scapi ac pedes brunnei , antenna- 
rum flagella, articulationes pedum ac tarsi testacea ; sulcus frontalis valde 
distinctus ; oculi nudi , squama exsecta, antennarum scapi ac tibiae abs- 
que pilis abstantibus ; alae a basi ad medium infuscatae : Long.: 4— 5m. 


Formica timida Först. Hym. Stud. 1. Heft pag. 35; Schenck 
Beschr. nass. Ameis. pag. 53. 


Arbeiter. Röthlich braungelb, die Oberseite des Kopfes, mit Aus- 
nahme der Fühler, gewöhnlich bräunlich oder röthlichbraun, der Hinterleib 
dunkelbraun. Der ganze Körper ist so wie bei F. aliena behaart. 

Der Kopf ist so wie bei den vorigen Arten gebildet, zeichnet sich 
aber durch die wohl feine, aber deutlich ausgeprägte, vom Stlirnfeld bis 
zum vorderen Punctauge reichende Stirnrinne aus. 

*) Herr Jerdon hat in seiner Abhandlung „A. Catalogue of the Species of 

Ants in Southern India,“ welche in den Ann. and Magaz. of Nat. Hist. 

Nro. LXXIII. Jan. and Febr. 1854 enthalten ist ebenfalls eine Form. timida 

aufgestellt; da aber Herr Dr. Förster seine Art schen im Jahre 1850 

beschrieb, so behält seine Art ihren Namen. 


Bd. V. Abh. 46 


362 

Der Thorax, die Schuppe und der Hinterleib sind so wie bei den 
vorigen Arten. 

Weibchen. Dunkelbraun, die Oberkiefer gelbroth, die Fühler und 
Beine rothgelb. Der ganze Körper, besonders aber die Oberseite des Hin- 
terleibes ist dicht mit gelblichen, anliegenden, kurzen Härchen bekleidet 
und dadurch stark schimmernd; überdiess ist er sehr sparsam mit abste- 
henden Borstenhaaren versehen; der Hinterrand aller Hinterleibssegmente 
trägt eine Borstenreihe ; der Fühlerschaft und die Schienen haben keine ab- 
stehenden Borstenhaare. 

Der Kopf ist so breit als der Thorax; im Uebrigen verhält er sich 
so wie bei den vorigen Arten. Die Augen sind kahl. 

Der Thorax und der Hinterleib wie bei den vorigen Arten. 

Die Schuppe ist viereckig, oben kaum ausgerandet. 

Die Flügel sind von der Basıs bis zum Randmal bräunlich getrübt. 

Männchen. Braunschwarz, der Fühlerschafi und die Beine braun, 
der Zahn der Oberkiefer, die Fühlergeissel, der After, die Gelenke der 
Beine und die Tarsen bräunlichgelb. Der ganze Körper ist reichlich mit 
höchst feinen, anliegenden, kurzen Härchen, und sparsam mit abstehenden, 


langen Borstenhaaren bekleidet; der Fühlerschaft und die Schienen sind . 


aber ohne abstehende Borstenhaare. 

Die Oberkiefer sind fein längsgerunzelt, ziemlich breit, aber nur ein- 
zähnig. Die scharf ausgeprägte Stirnrinne erstreckt sich vom Stirnfeld bis 
zum vorderen Punctauge. Die Netzaugen sind kahl. Die übrigen Theile des 
Kopfes verhalten sich wie bei den vorigen Arten, ebenso der Thorax. 

Die Schuppe ist viereckig, in der Mitte des oberen Randes winkelig 
eingeschnillen, an den Seiten mit aufwärts stehenden Borstenhaaren. 

Der Hinterleib ist wie bei den vorigen Arten. 

Das Männchen unterscheidet sich von dem der F. nigra, brunnea, 
aliena und flava leicht durch die bräunlichen Flügel, von F. flava überdiess 
durch die scharfe Stirnrinne; von den nachfolgenden Arten dieser Rotte 
durch die einzähnigen Oberkiefer. 

Man findet diese nicht häufige Art vorzüglich unter der Rinde alter 
Bäume, und von Prof. Schenck wurde sie einmal in einem Hause nistend 
gefunden ; sie schwärmt im Juni und Juli. Ihr Betragen ist ein sehr auf- 
fallendes, indem sie, wenn ihr Gefahr droht, rasch einen Schlupfwinke] 
aufsucht, wie man es nicht so bald bei einer andern Art findet. Professor 
Schenck fand bei dieser Art den Batrisus formicarius. 

In Böhmen bei Teplitz (Walter); in Oesterreich in Wien einmal in 
meinem Garten und im Prater an Populus alba, im Höllenthale und bei 
Dürrenstein (Mayr), bei Gresten (Schleicher); in Krain bei Laibach 
{ıHauffen, Schmidt); in Siebenbürgen (Fuss). In den Nachbarländern 
in Rheinpreussen bei Aachen (Förster); in Lübeck (Milde); in Nassau 


363 


(Schenk); in der Schweiz (Stierlin); im Kirchenstaate bei Imola 
(irazzoli) *). 


241. Formica flavra Fabr. 


Operaria: Flava, rare caput altque abdomen brunneo-flava ; 
thoracis pars superior pilis longis copiosis ; squama parva, supra paululum 
latior , parum aut non ezsecta; libiae absque pilis abstantibus. Long.: 
2 — 4mm, 

Femina.Fusca, pars superior capitis et thoracis obscurior, mandi- 
bulae, antennae, genae, pars inferior abdominis ac pedes rufo-testacei; caput 
thorace angustius; anlennarum scapi tibiaeque absque pilis abstantibus ; 
alae basin versus parum infuscatae. Long. : 7 — Ywm, 

Mas. Fusco-niger, antennarum flagella, genitalia, articulationes 
pedum atque tarsi testacea; mandibulae 1 — 2 dentatae ; sulcus frontalis 
fere indistinctus ; oculi pilosi;, alae hyalinae, saepe basin versus parum 
infuscatae. Long.: 3 — 4". 

_ Formica flava Fabr. Ent. Syst. tom. 2. pag. 357; Ltr. Ess. I’ hist. 
nat. Fourm. pag. 41, Hist nat. Fourm. pag. 166; Losana Form. 
Piem. pag. 321; Lepel. St. Farg. Hist. nat. Ins.,. Hym.,tom.1. 
pag. 208; Nyl. Adn. Mon. Form. bor. Eur. pag. 922; Först. 
Hym. Stud. 1. Heft pag. 38; Schenck Beschr. nass. Ameis. 
pag. 56; Smith Ess. Gen. and Spec. Brit. Form. pag. 108. 

Arbeiter. Gelb, die Oberkiefer rothgelb, öfters das Ende der Fühler- 
geissel und manchmal auch der Kopf und der Hinterleib bräunlichgelb. Der 
ganze Körper, besonders aber der Hinterleib, ist dicht mit anliegenden, 
feinen Härchen und überdiess mit langen, abstehenden Borstenhaaren mässig 
besetzt. 

Die Oberkiefer ‘sind längsgerunzelt und vielzähnig. Der Clypeus und 
das Stirnfeld sind eiwas glänzend und sehr fein gerunzelt, ebenso die übrigen 


*) Hierher gehört auch: 
Formica paflescens Schenck Beschr. nass. Ameis. pag. 55. 

Weibchen (nach Schenck). 8m, Kopf, Thorax, Stielchen, Schuppe 
Fühler, Oberkiefer und Beine blassgelb, Zähne der Oberkiefer braun, Hinter- 
leib braun. Die Netzaugen ohne Borstenhaare. Flügel wasserlell, mit blass= 
gelblichen Rippen und farblosem Randmahle. Fühlerschaft und Schienen dicht 
mit abstehenden Borsten besetzt; Brust und Hinterleib sparsam mit feinen, 
langen Borstenhaaren. 

Männchen (nach Schenck). 4/nm. Kopf braun, Kiefer bräunlich; 
Thorax gelblich, schmutziger als beim ©, Mesonotum mit drei braunen Längs- 
streifen, Schildchen und Hinterleib des Mesonotums bräunlich. Flügel ganz 
wasserhell, mit kaum merklichen Rippen. Netzaugen wie beim ©. 

Professor Schenck fand diese Art an einem Baume bei Dillenburg in 
Nassau ; ich erhielt sie einmal vom königl. Museum zu Turin zur Determina- 
tion mit der Vaterlandsangabe : Sardinien. 


46 * 


364 
Kopftheile. Der Fühlerschaft ist wohl dicht mit sehr wenig abstehenden 
Härchen besetzt, entbehrt aber der Borstenhaare. ) 

Der Thorax glänzt wenig, bloss die abschüssige Fläche des Metanotums 
ist glänzend, an dem Seitenrande desselben sind keine Borstenhaare einge- 
pflanzi. 

Die Schuppe ist klein, oben etwas breiter als unten, abgerundet. oder 
nur selten etwas ausgerandet. 

Der schimmerude Hinterleib ist gleichmässig mit Borstenhaaren besetzt. 

Die Schienen haben keine abstehenden, langen Borsienhaare, 

Der Arbeiter dieser Art unterscheidet sich von F. mirta und F. um- 
brata leicht durch die Behaarung, von F. affinis durch die Schuppe. 

Weibchen. Braun, die Oberseite des Kopfes und des Thorax dunkler, 
die Oberkiefer, die Fühler, die Wängen, die Unterseite des Hinterleibes und 
die Beine röthlichgelb. Der ganze Körper ist reichlich mit höchst feinen, 
kurzen Härchen und mässig mit langen, abstehenden Borstenhaaren besetzt. 

Der sehr fein runzlig punctirte, stark schimmernde Kopf ist schmäler 
als der Thorax. Die Oberkiefer sind fein längsgerunzelt, grob punctirt, 
sieben- bis neunzähnig. Die Netzaugen sind behaart. Der Fühlerschaft hat 
keine abstehenden Borstenhaare. Im Uebrigen wie bei den vorigen Arten. 

Der fein runzlig punclirte und so wie der Kopf schimmernde Thorax ist 
ebenso wie bei den vorigen Arten gebildet. 

Die Schuppe ist oben breiter als unten und in der Mitte des oberen 
Randes stark stumpfwiuklig ausgeschnitten. 

Der Hinterleib ist so wie bei den vorigen Arten lang und breit, viel 
grösser als der Thorax. 

Die Beine haben keine abstehenden Borstenhaare. 

Die Flügel sind von der Basis bis zur Mitte bräunlich getrübt. 

Das © unterscheidet sich von den vorerwähnten Arten durch die Be- 
haarung des Fühlerschaftes und der Schienen, durch die röthlichgelbe Unter- 
seite des Hinterleibes und durch die getrübten Flügel; von F. timida insbe- 
sondere und von den folgenden Arten leicht durch den kleinen Kopf. 

Männchen. Braunschwarz, die Fühlergeissel, die Genitalien, die Ge- 
Ienke der Beine und die Tarsen bräunlichgelb. Die Behaarung ist wie bei den 
vorigen Arten, nur der Fühlerschaft und die Schienen haben keine abste- 
henden Borstenhaare. 

Die Oberkiefer sind ein-, selten undeutlich zweizähnig. Die Stirnrinne 
ist fast gar nicht ausgeprägt. Die Stirn hat oft einen Quereindruck. Die Netz- 
augen sind mit kurzen Börstchen versehen. Die übrigen Kopftheile der 
Thorax, die Schuppe, der Hinterleib und die Beine wie bei den vorigen 
Arten. 

Die Flügel sind bloss an der Basis schwach bräunlich getrübt, oder 
ganz wasserhell. 

Das g dieser Art unterscheidet sich von allen g dieser Rotte leicht 
durch die sehr undeutliche Stirnrinne und durch die fast wasserhellen Flügel. 


365 

Diese sehr häufige Art findet sich weniger gemein in hohen Gebirgen 

als hauptsächlich in Ebenen und Thälern auf sonnigen Wiesen, am Fusse 

alter Bäume u. s. w. entweder unter Steinen oder in unbedeckten Bauten, 

welche bloss aus Erde bestehen und oft eine nicht geringe Grösse haben. 

In ihren Nestern findet man häufig den Claviger foveolatus und andere Iu- 

secten. Sie schwärmt im Hochsommer und im Herbste. Es würde zu weit 

führen, die bisher bekannten Standorte anzuführen, da es ja auch wegen der 

allgemeinen Verbeitung in Europa kein Interesse hätte, sondern ich verweise 
bloss auf den allgemeinen Theil. 


25. Formica wmbretea Nyl. 


Operaria:s Flava, thoracis atque abdominis pars superior pilis 
longis copiosis; tibiae pilis abstantibus. Long.: 4 — 4'amm, 

Femasına. Luteo-fusca, parles oris, antennae afque pedes testacei; 
caput thorace latius . pars superior thoracis,;, abdomen ac tibiae pilis 
copiosis, squama saepe paululum erecta; alae a basi ad medium infuscatae. 
Bong. 7, omm. 

Mess. Fusco-niger, mandibulae margine interno, anlennarum fla- 
gel!a, genitalia, urticulationes pedum, tibiae ac tarsi festacea; mandibulae 
5 dentatae; sulcus frontalis distinctus ;, oculi pilosi;, alae abasi ad medium 
infuscatae. Long. : 3'a — 41mm, 

Formica umbvata Nyl. Add. Adn. Form. bor. Eur. pag. 1048; Schenck 

Beschr. nass. Ameis. pag.59; Smith Ess. Gen. and Spec. Brit. 
Form. pag. 106. 

Formica mizta Först. Hym. Stud. 1. Heft pag 41 und 72 *). 

Arbeiter: Die Färbung und bei anliegende Behaarung ist wie bei 
F. flava; der ganze Korper ist überdiess reichlich mit abstehenden 
Borstenhaaren besetzt ; auch der Fühlerschaft, die Augen, die Seiten der 
abschüssigen Flächen des Mesonotums und die Schienen sind fein beborstet. 

Der ganze Körper ist so wie bei F. flava gebildet, mit Ausnahme der 
Schuppe, welche höher, oben schmäler als unten, und entweder abgerundet 
oder schwach ausgerandet ist. 

Der 8 dieser Art unterscheidet sich von den verwandten Arten leicht 
durch die Behaarung insbesondere der Schienen. 

Weibchen. Gelblich-rolhbraun, selten röthlich dunkelbraun, die Wan- 
gen, die Fühler, das Stielchen mit der unteren Hälfte der Schuppe, oft auch 
der Clypeus und die Basis des Hinterleibes mehr weniger bräunlichgelb ; 


=) Sowohl durch die Beschreibung als auch durch mir gesandte Original-Exem- 
plare hat es sich gezeigt, dass Dr. Förster unter F. mixta die Nylander'- 
sche F. umbrata versteht; doch zu welcher Art ich seine F. umbrata rechnen 
soll, kann ich weder aus der Beschreibung, noch aus dem mir gesandten, leider 
nicht im besten Zustande sich befindenden g' dieser Art ermitteln. 


366 

sehr selten sind bei den dunkelsten Individuen die Fühler und Beine braun. 
Der ganze Körper ist dicht mit anliegenden, feinen Härchen und mit abste- 
henden, langen Borstenhaaren (welche letztere kürzer als bei F. flava sind) 
bekleidet *) 

Der Kopf ist breiter als der Thorax, hinten halbmondförmig ausge- 
randet, sehr fein punctirt-gerunzelt. Die Oberkiefer sind grobgerunzelt, 
längsgelreifi und sieben- bis achtzähnig. Der Clypeus ist ungekielt. Die 
Stirnrinne ist deutlich. Der Schaft der zwölfgliedrigen Fühler ist mit abste- 
henden Borstenhaaren dicht bekleidet und überragt etwas den Hinterrand des 
Kopfes. Die Netzaugen sind behaart. Im Uebrigen wie bei den vorigen 
Arten, ebenso der Thorax. 

Die Schuppe ist viereckig mit parallelen Seitenrändern, oben gar nicht 
oder schwach bogenförmig, oder seicht winkelig ausgerandet. 

Der Hinterleib unterscheidet sich in der Form von dem der vorigen 
Arten. Er ist kleiner, schmäler, mehr cylindrisch, etwa so lang oder wenig 
länger als der Thorax. 

Die Beine sind mit feinen, abstehenden langen Börstchen versehen. 

Die Flügel sind von der Basis bis zur Mitte bräunlich gelrübt, kleiner 
und schmäler als bei den vorigen Arten. 

Das © dieser Art so wie der folgenden Arten unterscheidet sich von 
den vorher beschriebenen durch den breiten Kopf und den anders geformten 
Hinterleib, von den folgenden durch die Behaarung und durch die Schuppe. 

Männchen. Braunschwarz, der Innenrand der Oberkiefer (selten die 
ganzen Oberkiefer), die Fühlergeissel (oft auch der Schaft), der After, die 
Gelenke der Beine und die Tarsen gelb oder bräunlichgelb ; die Schenkel 
dunkel- oder gelbbraun. Die Behaarung ist wie bei den vorigen Arten. 

Die Oberkiefer haben vorne einen grossen, nach rückwäts vier undeut- 
liche, kleine Zähne. Der Clypeus hat meist einen Quereindruck. Die Stirn- 
rinne ist scharf ausgeprägt. Die Netzaugen sind behaart. 

Die Flügel sind bis zur Mitte bräunlich getrübt. 

Im Uebrigen wie bei den vorigen Arlen. 

Das g' dieser Art ist am schwierigsten von dem der F. affinis und 
zwar durch die Farbe der Oberkiefer, welche wohl ein nicht sehr verlässli- 
ches Merkmal ist, unterschieden. 

Diese Art findet sich ziemlich selten in der Erde unter Steinen oder 
auch ohne Bedeckung auf Wiesen, am Fusse alter Bäume, auf mit Gras 
bewachsenen Mauern, an sonnigen, trockenen Bergwiesen u.s. w. Von Herrn 
Miklitz wurde sie in dessen Wohnung unter Brettern gefunden. Sie 
schwärmt im Hochsommer. 


”) Professor Schenck gibt den Kopf und den Thorax fast kahl an, bei welcher 
Angabe wohl eine Irrung vorgekommen ist, indem die 5 Jieser Art, welche 
er mir sandte, so wie auch alle jene, welche ich untersuchte, einen reichlich 
beborsteten Kopf und Thorax hatten. 


367 


In Oesterreich in Wien im Prater und bei Wien in der Nähe von 
Hütteldorf (Mayr), am Sandl bei Dürrenstein (Kerner); in Tirol am 
Berge Tschatfon bei Tiers zwischen 3 — 4000 Fuss über dem Meere 
(Gredler), bei Lavis (Strobel); in Kärnthen bei Döllach (Mayr); in 
Steiermark bei Grosslobming (Miklitz); in Krain (Schmidt); in der 
Lombardie bei Pavia (Strobel). In den Nachbarländern in der Provinz 
Preussen bei Königsberg (Sauter, Zaddach), in Rheinpreussen (Förster), 
in Lübeck (Milde), in Nassau (Schenck), in Bayern bei Schwabhausen 
(Walser), in Piemont (Mayr), auf der Insel Sardinien (Mayr). 


26. Formica mixta Ny|. 


Operaröica: Flava, pars superior thoracis atque abdominis pilis 
brevibus, sparsis; squama parva, saepe emarginata. Long. : 3% — 4"", 

Femiina. Luleo-fusca, parles oris, anlennae, pars inferior capitis 
alque thoracis et pedes rufo-testacei; caput thorace paululum latius , pars 
superior abdominis pilis brevibus, sparsis; thoraz tibiaeque fere nudae; 
squama non vel paululum exsecta; alae a basi ad medium infuscatae. Long.: 
a San 

Mas. Nigro-fuscus, mandibulae margine in‘erno, aniennarum fla- 
gella apice, genitalia, articulationes pedum ac tarsi testacea; mandibulae 
5 dentatae, oculi fere nudi, alae a basi ad medium infuscalae. 
Long.: 4'yımm, 

Formica mizta Nyl. Add. adn. mon. Form. bor. Eur. pag. 1050, 

Schenck Beschr. nass. Ameis. pag. 64. 

Arbeiter: Die Farbe und anliegende Behaarung ist wie bei der vorigen 
Art. Kopf, Thorax und Hinterleib, auch die Seiten des Metanotum und die 
Netzaugen sind sparsam mit kurzen, aufrechtstehenden Börsichen besetzt, 
die Schienen haben keine abstehenden Borstenhaare. 

Kopf, Thorax und Hinterleib verhalten sich im Uebrigen wie bei der 
vorigen Art. 

Die Schuppe ist etwas niedriger und unbedeutend breiter als bei Form. 
umbrata und oben meist etwas bogenförmig ausgerandet. 

Weibchen. Gelblichrothbraun, die Theile um den Mund, die Unter- 
seite des Kopfes und des Thorax, die abschüssige Fläche des Metanolum, 
der grösste Theil der Schuppe und die Beine röthlichgelb. Der ganze Körper 
ist wohl dicht mit anliegenden, kurzen Härchen besetzt, aber der Kopf und 
der Thorax ist nur mit wenigen, die Oberseite des Hinterleibes sparsam mit 
kurzen Börstchen besetzt. Der Fühlerschaft und die Schienen haben fast gar 
keine abstehenden Borstenhaare. In allen übrigen Charakteren stimmt es mit 
dem © der Form. umbrata überein. 

Männchen. Schwarzbraun, der innere Rand der Oberkiefer, die Spilze 
der Fühlergeissel, die Genitalien, die Gelenke der Beine und die Tarsen 
bräunlichgelb. Die Behaarung ist wie bei den vorigen Arten. 


368 


Die Oberkiefer haben vorne einen grossen und nach hinten vier kleine, 
undeutliche Zähne. Die Netzaugen sind fast kahl. Im Uebrigen wie bei der 
vorigen Art. 

Diese seltene Art lebt in der Erde, wo sie ihre unterirdischen Mini- 
rungen sehr oft unter Steinen anlegt, oder auch findet man sie anderswo, 
z. B. hat Professor Fuss sie unter Moos, welches einen Moor bedeckte, 
nistend gefunden ; sie schwärmt im Hochsommer. | 

In Oesterreich nächst Wien bei Atzgersdorf, bei Mödling (Mayr) und 
bei Purkersdorf (Frauenfeld), dann bei St. Anton (Erdinger), bei 
Gresten (Schleicher); in Tirol (Gredler); in Siebenbürgen bei 
Borszek (Fuss Beitr. z. Ins. F. Sieb. in den Verh. u. Mitth. d. sieb. V. 
für Naturw. Jahrg. 6. pag. 24). In den Nachbarländern in der Provinz 
Preussen bei Königsberg (Sauter, Zaddach); in Nassau bei Weilburg 
(Schenck). 


27. Formica afinis Schenck. 


Operarias Flava, pars superior Ihoracis atque abdominis pilis 
longis copiosis ; squama sublimis, supra anguslior et exsecla; tibiae abs- 
que pilis abstantibus. Long.: 3!4 — 4Yımm, 

Femina. Obscure luteo-fusca, partes oris, antennae ac pedes 
testacei; caput thorace latius; pars superior thoracis et abdominis atque 
tibiae pilis copiosis longis; squama ersecta; alae a basi ad medium. infus- 
calae. Long.: 7 — 8”. 

Mas. Fusco-niger, anlennnae ac pedes brunnei, mandibulue 5 den- 
talae, sulcus frontalis distinclus, oculi pilosi, alae a basi ad medium in- 
fuscatae. Long.: 4 — Av. 

Formica affinis Schenck. Beschreib. nass. Am. pag. 62. 

Arbeiter: Die Farbe und die anliegende Behaarung ist so wie bei F. 
umbrata, doch weicht die borstige Behaarung wesentlich von dieser 
ab. Der Kopf und der Thorax (auch die Seiten der abschüssigen Fläche des 
Metanotums) sind ziemlich reichlich, der Hinterleib aber ist noch dichter und 
gleichmässig mit langen Borstenhaaren bekleidet; die Schienen haben keine 
abstehenden Borstenhaare. 

Der stark glänzende Clypeus hat einen feinen Kiel. Die Netzaugen 
sind behaart. 

Die Schuppe ist hoch, schmal, unten breiter als oben, der obere Rand 
ist wenig winkelig eingeschnilten, die Seitenränder dicht beborstet. Im 
Uebrigen wie bei F. umbrata. 

Weibehen. Dunkel gelblichbraun, die Umgebung des Mundes, die 
Fühler und die Beine bräunlichgelb. Die Behaarung wie bei F. umbrata, die 
Oberseite des Thorax reichlich, die des Hinterleibes etwas sparsamer mit 
langen, abstehenden Borstenhaaren besetzt: die Schienen entbehren der ab- 
stehenden Borstenhaare. 


369 

Der Kopf, Thorax und Hinterleib im Uebrigen wie bei F. umbrata. 

Die Schuppe ist viereckig, tiefwinkelig ausgeschnilten. 

Männchen. Dieses unterscheidet sich durch gar keine sicheren Cha- 
raktere von dem g' der F. umbrata ,„ in den meisten Fällen sind die Kiefer 
ganz schwarzbraun, während sie bei F. umbrata entweder ganz bräunlich- 
gelb sind, oder wenigstens deren innerer Rand so gefärbt ist; manchmal ist 
aber auch bei F. affinis der innere Rand der Öberkiefer gelblich. Im All- 
gemeinen ist wohl die F. affinis dunkler gefärbt, und dann sind die Fühler meist 
ganz braun und nur selten ist die Spitze der Fühlergeissel bräunlichgelb, 
ebenso sind auch die Beine braun und gewöhnlich nur die Tarsen heller. 
Professor Schenck gibt den Hinterleib borstiger an, was ich nicht be- 
stätigt fand. 

Diese seltene Art findet sich in der Erde unter Steinen, an Mauern u. 
s. w.; ich sah sie noch nie einen Hügel aufbauen. Professor Schenck 
fand ein Nest im September schwärmend, während ich ein solches im 
Juni fand. 

In Böhmen bei Carlsbad (Milde); in Oesterreich in Wien in einem 
Glashause desk.k. botanischen Gartens (Mayr), bei Purkersdorf (Frauen- 
feld), bei Mautern (Mayr), bei Gresten (Schleicher); in Krain am 
Grosskahlenberge (Schmidt); im Küstenlande bei Martinischka und bei 
Fiume (Mann). In den Nachbarländern in Nassau bei Wiesbaden und bei 
Weilburg (Schenck); im Kirchenstaate bei Imola (Pirazzoli) *). 


”) Dieser Art zunächst steht eine bisher nur in Nassau aufgefundene Art: 


Formicainecisa Schenck. 


Operaria: Flava, thoraz copiose, abdomen sparse pilosa; squama sub- 
limis, supra angustior et fortiter exsecta; tibiae absque pilis abstantibus. 
Long.: 4 /,mm. 

Formica incisa Sehenck Beschr. nass. Ameis. pag. 63. 

Diese Art unterscheidet sich von der F. affinis durch die tiefwinkelig 
eingeschnittene, an den Seitenrändern sehr zerstreut beborstete Schuppe und 
durch den Hinterleib, welcher am Hinterrande aller Segmente wohl eine 
Borstenreihe trägt, sonst aber nur mit zerstreuten Borstenhaaren besetzt ist. 

Diese Art wurde bisher bloss einmal von Professor Schenck bei 
Weilhurg in Nassau unter dem Moose an einer Buche gefunden, und er meint, 
dass sie zu der nachfolgend beschriebenen F. bicornis Först. etwa gehöre. 


Forsınica bicornis Först. 


Femina. Fusca, pilosula, cinereo-micans ; mandibulae, antennae, anus 
ac pedes rufo-testacei, caput thorace latius, postice late emarginatum ; palpi 
brevissimi; mandibulae nilidae, sparse punctatae; clypeus nitidissimus, non cari- 
natus;, squama valde sublimis, supra circulatim exsecta; antennarum scapi, 
femora atque tibiae absque pilis abstantibus ; alae fuscescentes. Long.: 5mm. 

Formica bicornis Först. Hym. Stud. 1. Tleft pag. 41. 


Bd. V. Abh. 43 


370 


Fabricius beschreibt in dem „Systema Piezatorum“ eine Formica 
truncorum F., von welcher ich nicht anzugeben im Stande bin, welche Art 
Fabricius darunter gemeint habe, so wie es mir überhaupt zweifelhaft 


. Weibehen. Braun (Kopf und Oberseite des Thorax dunkler, Hinterleib 
heller), die Oberkiefer, mit Ausnahme der schwärzlichen Zähne, der vordere 
Rand des Clypeus, die Fühler, der After und die Beine röthlichgelb. Der ganze 
Körper ist sehr dicht mit höchst feinen, weisslichen,, anliegenden Härchen 
bekleidet und dadurch stark graulich schimmernd, überdiess ist der Kopf, 
Thorax und Hinterleib reichlich mit sehr langen, aufrechtstehenden Borsten- 
haaren besetzt. 

Der Kopf ist ohne Oberkiefer, viereckig, breiter als der Thorax, hinten 
ziemlich stark ausgebuchtet. Die Unterkiefertaster sind sehr kurz. Die Ober- 
kiefer sind glatt, sparsam grobpunctirt, der Clypeus ist wenig gewölbt, unge- 
kielt, und so wie der ganze Kopf sehr fein punectirt. Das Stirnfeld ist nicht 
scharf akgegränzt; von diesem bis zum vorderen Punctauge zieht sich die feine 
Stirnrinne, Der Schaft der zwölfgliedrigen Fühler hat keine abstehenden 
Borstenhaare und reicht bis zum Hinterrande des Kopfes ; das erste Glied der 
Geissel ist ein einhalbmal, das letzte Glied doppelt so lang als die übrigen 
Glieder. Die Netzaugen sind behaart. 

Der Thorax ist sehr fein punctirt und ausserdem mit eben so vielen 
groben Puncten versehen, als er Borstenhaare trägt. Die Scheibe des Mesono- 
tums ist sehr flach. 

Die Schuppe ist fast so hoch als das Metanotum, schmal, am Grunde 
mässig diek, nach oben zugeschärft, oben tief Kreisförmig-ausgeschnitten (wie 
bei Keiner mir bekannten Ameise), wodurch zwei seitliche nach innen gehbo- 
gene Hörner entstehen. 

Der Hinterleib ist rundlich-eiförmig , so lang als der Thorax. 

Die Beine haben keine abstehenden Borstenhaare 

Die Vorderflügel sind bräunlich getrübt und werden gegen das Ende 
heller, ihre Länge ist 7mm, 

Es wurde bisher bloss ein © dieser Art von Dr. Förster bei Aachen 
in Rheinpreussen gefangen, welches mir vom Autor nebst anderen Arten 
freundschaftlichst zur Ansicht gesandt wurde. 

Die drei nachfolgend beschriebenen Arten sind den jetzigen Myrmeco- 
logen noch nicht durch Autopsie bekannt geworden, ich führe sie hier aber an, 
weil sie in den Nachbarländern vorkommend von den betreffenden Autoren 
angeführt wurden. 


Formica didyma Fabr. 

Fabricius beschreibt diese Art indem Systema Piezatorum pag. 398 
auf folgende Weise: „Nigra, abdomine cinerescente; squama petiolari late 
emarginata.“ Er gibt an, dass sie in Italien vorkomme. Welche Art Fabri- 
eius darunter verstanden hat, weiss ich nicht. Latreille beschreibt sie in 
der Hist. nat. Fourm, pag. 278 auf folgende Art: „Elle a le facies de la fourmi 
fauve. La tete est noire, avec les antennes d’un brun fonce. Le corcelet est 
venfle, noir, sans taches. L’ahdomen est ovale, avec un duvet cendre, luisanf. 
L’ €Ecaille est ovale, didyme, ou plutöt largement echancree. Les pieds sont 
noirs, avec les jambes d’ un brun fonce.* Es wäre noch am ehesten möglich, 
dass Fabricius die Formica gagates darunter verstanden hat. 


BrZ| 


ist, zu welcher Gattung sie zu stellen si Fabricius sagt Folgendes von 
dieser Art: 


„Formica truncorum, ferruginea, abdomine ovato nigro, 
segmento primo ferrugineo. Habitat in truncis emortuis Moraviae. Omnino 
distineta a F. viatica (sieh Monocombus vialicus), magis affinis F. testaceae 
(sieh Polyergus). Antennae ferrugineae, arliculo primo nigro. Mandibulae 
hujus generis fornicalae, ertrorsum crassiores. Caput et Ihoraz ferruginea, 
immaculata. Squama peliolaris elevata, rolundata, inlegra. Abdomen ova- 
tum, nigrum, segmenio primo ferrugineo. Pedes rufi. Alae obscurae.“ 


Formica cverulescens Losana. 


Losana sagt in den Form. Piem. pag. #14 von dieser Art, von welcher 
er bloss den Arbeiter beschreibt, Folgendes: „Nigricante-hrunneo-coerulescens, 
mandibulis antennarumque primo articulo dilutioribus: squama subquadrata, 
emarginatz=; femoribus tibiisque brunneis, geniculis dilutioribus, tarsis pallide- 
rubescentibus. Long.: Um, 003.“ 

„Sembra questa una varieta della nigra, con cui in gran parte con- 
viene; ma ne differisce pel capo cordiforme, pel torace piü nerastro, per la 
squama subquadrata, Superiormente incavata, per I abdome ovato, non che per 
il suo colore nerastro cerulescente incinerato, e per la sua brevita.“ 

„Essa abita ne’campi di preferenza, mentre la nigra preferisce gli orti, essa 
processionaria, si scava de’ cunicoli superficiali nella terra per communicare 
colle varie sue caverne per mezzo di moltiplici buchi concentrici, e formati 
lunghesso i suoi cunicoli.“ 


Formiica merula Losana. 


Losana sagt von dem fe) in den Form. Piem. pag. 513 Folgendes: 
„Castaneo-nigricans, oblonga, nitida, mandibulis flavo-fulvescentibus, squama 
hrevissima, quadrilonga. Long.: 0m, 006.“ 

„Avendo questa formieca il torace piuttoste ristretto, e lungo quanto il 
capo e l’abdome insieme, appare allungata; € di colore castagno intenso, lucen- 
tissima, glahra; il capo € quadrilungo, cenvesso, posteriormente attenuato, le 
sue mandibole trigone, striate, internamente rette essendo d’un color giallo, un 
po’ rosseggiante nel capo nerastro-lucido rendonsi tosto sensibili; le antenne 
presso al labbro brevissimo, longitudinalmente solcato ; escono di color ca- 
stagno piü chiaro per finir suheclavate Navido-pallido-fulvescenti cogli articoli 
brunastri; tra le antenne la fronte forma una cavitäa orbieulare ; gli occhi sono 
piecoli, laterali e nerastri; il torace, piü restretto del capo, € lungo, bilobo, 
col lobo anteriore piu grande, subrotondo; la squama € piccolissima, quadri- 
lunga; l’abdome suborbieulato € glabro concolorato; i piedi sono W’un color 
caslagno un po’ piüu chiaro, cogli articoli ed i tarsi flavido-pallidi-fulvescenti.“ 

„Essa abita nelle rive arboreggiate, d’ onde percorre specialmente i 


pioppi dagli afidi travagliati.“ 2 


47 * 


372 


2. Tapinoma Först. 


Först. Hym. Stud. 1. Heft pag. 43. 


Arbeiter. Die Oberkiefer sind breit, am Iunenrande mit scharfen 
Zähnen bewaffnet. Die sechsgliedrigen Maxillartaster und die viergliedrigen 
Lippentaster sind lang. Die Oberlippe ist in der Mitte des unteren (eigent- 
lich vorderen) freien Randes entweder tief ausgeschnilten (wie bei Tap. 
nitens) oder ausgebuchtet (wie bei Tap. erraticum). Die Fühler sind 11 — 
12gliedrig. Die Stirnrinne und die Punctaugen fehlen. Das Stirnfeld ist nicht 
ausgepragt oder (bei Tap. nitens) undeutlich abgegränzt. Die Netzaugen 
sind mässig gross und schwarz. Der unbewehrte Thorax ist schmäler als der 
Kopf, vorne mehr oder weniger halbkugelig, etwas hinter der Mitte zu- 
sammengeschnürt; die Basalfläche des Metanotums bildet mit der abschüs- 
sigen Fläche einen stumpfen Winkel. Die Schuppe des Stielchens ist stark 
nach vorne geneigt und bildet mit dem Stielchen einen Keil, dessen Basis 
an das Metanotum gränzt. Der fünfgliedrige Hinterleib bedeckt theilweise 
die Schuppe, hat zwischen seinem ersten und zweiten Segmente keine Ein- 
schnürung und enthält Giftdrüsen, aber keinen Stachel. Die Puppen sind 
meist in einen Cocon eingeschlossen. 


Die Weibchen sind grösser als die $. Der Kopf mit den Mundtheilen 
und Fühlern ist wesentlich so wie beim 8, doch hat er drei Punctaugen, 
welche beim 8 fehlen. Der unbewehrte Thorax ist oben stark abgeflacht. 
Die Schuppe ist so wie beim 8. Der Hinterleib ist ziemlich gross, flach, 
sonst so wie beim 8. Die Flügel haben entweder eine oder keine geschlossene 
Discoidalzelle; die Costa transversa verbindet sich mit dem Stamme der 
C. cubitalis an der Theilungsstelle , so wie bei der vorigen Gattung. 


Die Männchen sind schmächtiger gebaut als die @. Die Mundtheile 
verhalten sich im Wesentlichen so wie beim $8 und ®. Die Stirnrinne ist 
vorhanden; die Punct- und Netzaugen sind gross. Die Schuppe ist dick, 
stark nach vorne geneigt, und verschmilzt theilweise mit dem Stielchen. 
Der sechsgliedrige Hinterleib ist wenig länger als der Thorax. Die äusseren 
Genitalien sind stark vorragend. Die Rippenverlheilung der Flügel verhält 
sich so wie beim ©. 


Arbeiter. 


A. Länge des Körpers: 2% — 3,” m. Wenig glänzend ; Hauptfarbe schwarz, 
Oberseite des Körpers ohne Borstenhaare, doch mit feiner, 
anliegender Behaarung; Fühler zwölfgliedrig. 

BT. erraticum. 

B. Länge des Körpers: 1'/% — 2'/, m”, Glänzend ; Hauptifarbe braun, Ober- 

seite des Hinterleibes sparsam beborstet; Fühler eilfgliedrig. 
T. Byymaeum. 


373 


©. Länge des Körpers: 3 — 3! mm, Sehr stark glänzend ; Hauptfarbe braun ; 
Oberseite des Körpers sehr lang und reichlich behaart ; ohne 
. anliegende kurze Behaarung; Fühler zwölfgliedrig. 
T. nitens. 


Weibchen. 


A. Länge des Körpers: 4% — 5””, Wenig glänzend, Hauptfarbe braun- 
schwarz ; die schwarzbraunen Fühler zwölfgliedrig;; Hinterleib 
nur wenig länger als der Thorax. 

T. erraticum. 

B. Länge des Körpers: 3— 4””. Ziemlich stark glänzend; Hauptfarke 
braun ; die grösstentheils bräunlichgelben Fühler siud eilfgliedrig ; 
Hinterleib bedeutend länger als der Thorax. 

T. Pyygmaeum. 


Männchen. 
A. Länge des Körpers: 4 — 5mm, 
| T. erraticum. 
B. Länge des Körpers: 12 — 2mm, 
T. BPyymaeum. 


1. Tapinoma erraticum Ltr. 


Operaria: Nigra, purum cinereo-micans;, mandibulae, antennae 
ac pedes nigro-fusei, articulationes pedum tarsique pallescentes; antennae 
12 articulatae; corporis pars superior absque pilis abstantibus. .Long.: 
Ya — 31 zmm, 

Femina: Fusco-nigra, cinereo-micans, arliculationes pedum 
atque tarsi rufotestacei; antennae 12 articulatae; dorsum abdominis, 
thorace paululum longioris, fere absque pilis abstantibus. Long. : 4a — 5m, 


Mas: Fusco-niger, cinereo-micans, fere absque pilis abstantibus ; 
articulationes pedum ac tarsi, saepe eliam tibiae testacei; antennae 13 
articulatae. Long.: 4— 5m, 


Tapinoma erratica Smith Ess. Gen. and Spec. Brit. Form. pag. 111. 

Tapinoma collina Först. Hym. Stud. 1. Heft pag. 43; Schenck 
Beschr. nass. Ameis. pag. 67. 

Formica erratica Ltr. Ess. l’hist. Fourm. France pag. 24, Hist. nat. 
Fourm. pag. 182. 

Formica glabrellu Nyl. Add. alt. pag. 38. 


Arbeiter. Schwarz, die Oberkiefer, Fühler und Beine dunkelbraun, 
die Hüften, Knie und Tarsen gelblich. Der ganze Körper ist fast nur mit 
sehr feinen, kurzen, anliegenden Härchen mässig besetzt und trägt fast 
keine Borstenhaare. 


374 

Der Kopf ist dreieckig, mit zwei hinteren stumpfen und einem vor- 
deren spitzen Winkel, breiter als der Thorax, hinten etwas ausgebuchtet. 
Die feinpunclirten Oberkiefer haben vorne 6—7 grössere, hinten noch 
einige kleinere Zähne. Der Clypeus ist sehr fein punctirtgerunzelt, ungekielt, 
in der Mitte des Vorderrandes halbkreisförmig ausgeschnitien, der Hinter- 
rand ist nur durch eine sehr seichte bogenförmige Linie angedeutet. Der 
Schaft der zwöllgliedrigen Fühler überragt den Hinterrand des Kopfes; 
die Geissel wird gegen das Ende dicker. Die übrigen Kopftheile sind sehr 
fein punclirt gerunzelt. 

Der Thorax, die Schuppe und der ovale Hinterleib sind sehr fein 
punelirt gerunzelt. 

Weibchen. Braunschwarz , die Gelenke der Beine und die Tarsen, 
manchmal auch die Schienen und die Fühlergeissel rothgelb. Der ganze 
Körper ist so wie beim 8 mit höchst feinen, anliegenden, kurzen Härchen 
reichlich besetzt, und fast nur die Unterseite des Hinterleibes ist mit abste- 
henden, langen Borstenhaaren versehen. 

Der Kopf ist so breit als der Thorax und verhält sich in seinen Theilen 
so wie beim Arbeiter. 

Der Thorax ist so wie der Hinterleib lederig fein gerunzelt, der 
letztere wohl breiter als der Thorax aber wenig länger. 

Die Flügel sind nur sehr schwach bräunlich getrübt und haben meist 
eine geschlossene Discoidalzelle. 

Männchen. Braunschwarz, die Gelenke der Beine und die Tarsen, oft auch 
die Schienen bräunlichgelb. Der ganze Körper ist reichlich mit sehr feinen, 
kurzen, anliegenden Härchen beselzt; überdiess sind bloss die Oberkiefer, 
das letzte Hinterleibssegment und theilweise die Unterseite des Hinterleibes 
ziemlich reichlich beborstet, die übrigen Theile tragen fast gar keine Bor- 
stenhaare. 

Der Kopf ist dreieckig mit stark abgerundeten Hinterecken. Die 
Oberkiefer sind fein runzlig-punctirt, mit vielen kleinen Zähnchen am Innen- 
rande versehen. Der Clypeus ist sehr stark gewölbi, ohne Mittelkiel, fein 
gerunzelt, in der Mille des Vorderrandes halbkreisförmig ausgeschnitten, 
hinten scharf abgegränzt. Der Schaft der dreizehngliedrigen Fühler ist sehr 
lang und überragt bedeutend den Hinterrand des Kopfes; die Geissel ist 
ebenfalls sehr lang und fadenförmig. 

Der Thorax, die Schuppe und der Hinterleib sind fein gerunzelt. 

Die Flügel sind bräunlich getrübt und man findet öfter g’ ohne ge- 
schlossener als mit geschlossener Discoidalzelle. 

Diese Art, deren 8 eine entfernte Aehnlichkeit mit dem der Formica 
nigra hat, findet sich nicht häufig in Erdbauten unter Steinen oder unbe- 
deckt in Wiesen und anderswo. 

In Oesterreich bei Wien am Laaerberg (Mayr), bei Purkersdorf 
(Frauenfeld), hei Dürrenstein, bei Mautern (Mayr), bei Gresten 
(Schleicher), bei Fahrafeld nächst Poltenstein und am Leilhagebirge 


375 


(Mayr); in Tirol im Thale von Tiers (einem Seitenthale des Eisakthales, 
Gredler); bei Botzen (Gredler), bei Trieut (Mayr), bei Roveredo 
(Zeni); in Ungarn am Blocksberge bei Ofen (Kovats); in Krain am 
Grosskahlenberge (Hauffen, Schmidt); im Küstenlande bei Triest 
(Frauenfeld), bei Draga und bei Fiume (Mann); in Dalmatien bei Zara 
(Frauenfeld); in Venetien auf der Insel Lido bei Venedig (Strobel); 
in der Lombardie bei Pavia (Strobel). In den Nachbarländern in der 
Provinz Preussen bei Königsberg (Zaddach); in Rheinpreussen (För- 
ster); in Nassau (Schenck); in Baiern bei Regensburg (Herrich- 
Schäffer); im Kirchenstaate bei Imola (Pırazzoli); in Sardinien (Mayr). 


\ 
2. Tapynoma PBYyymaeum Ltr. 


Operandas Brunnea, nilida, mandibulae, antennarum scapus ac 
articulus primus funiculi, articulationes pedum, tibiae tarsique flavi; an- 
tennae 11 articulatae ; abdominis dorsum sparse pilosum. Long.: 1% —2Ys”m, 

Feminas Brunnea, nilida, mandibulae, antennarum scapus ac 
funiculi articulus primus, articulationes pedum ,tibiae alque tarsı flava ; 
anltennae 11 articulafae; abdomen thorace longius. Long. : 34m. 

Mess: Brunneus, antennarum scapus, funiculus, articulus primus 
ac pedes testacei; antennae 12 articulatae. Long. : 1A — 2". 

Tapinoma pygmaea Schenck Beschr. nass. Ameis. pag. 68. 

Formica pygmaea Ltr. Ess. l’hist. Fourm. France pag. 45, Hist. nat. 

Fourm. pag. 183. 

Arbeiter: Braun, glänzend, die Oberkiefer , der Fühlerschaft, das 
erste Glied der Fühlergeissel, die Gelenke der Beine, die Schienen und 
die Tarsen, manchmal auch die Schenkel gelb oder röthlichgelb. Der ganze 
Körper ist sparsam mit an'iegenden feinen Härchen und der Hinterleib 
überdiess mit abstehenden langen Borstenhaaren versehen. 

Der Kopf ist gross, viel breiter als der Thorax, dreieckig mit stark 
abgerundeten Hinterecken. Die Oberkiefer sind fast glatt mit wenigen Punc- 
ten, aus denen die Borstenhaare entspringen, am Innenrande mit einigen 
grossen Zähnen. Der Clypeus ist am Vorderrande nicht eingeschnitten und 
so wie die übrigen Kopftheile glatt mit zerstreuten Puncten, hinten bogen- 
förmig abgegränzt. Der Schaft der eilfgliedrigen Fühler reicht bis zum Hin- 
terrande des Kopfes und ist am Geisselende verdickt ; die Geissel ist etwas 
länger als der Schaft, gegen die Spitze allmählig verdickt. 

Der Thorax ist so wie der Hinterleib glatt mit zerstreuten Puncten. 

Weibchen. Braun, glänzend, die Oberkiefer, der Fühlerschaft , das 
erste Glied der Fühlergeissel, die Gelenke der Beine, die Schienen und 
die Tarsen gelb. Der ganze Körper, besonders aber der Hinterleib reich- 
lich mit gelblichen, anliegenden Härchen und nur sehr zerstreut mit langen, 
‚abstehenden Borstenhaaren versehen. 


376 

Der Kopf ist so breit als der Thorax. oder nur etwas breiter, rundlich, 
hinten gerade abgestutzt und etwas ausgebuchtet ; dessen Theile verhalten 
sich so wie beim Arbeiter. 

Der Thorax ist oben stark abgeflacht. Der Hinterleib ist bedeutend 
grösser als der Thorax, oben ziemlich flach. 

Die Flügel sind schwach bräunlich getrübt und haben bloss eine 
offene Discoidalzelle. 

Männchen. Braun, mehr schimmernd als glänzend, der Fühlerschaft, 
das erste Glied der Fühlergeissel und die Beine, öfters aber auch die ganze 
Fühlergeissel (mit Ausnahme eines braunen Ringes an allen Segmenten) und 
mehr oder weniger der Thorax bräunlichgelb. Der ganze Körper mässig mit 
kurzen, anliegenden Härchen und nur sehr zerstreut mit abstehenden langen 
Borstenhaaren versehen. 

Der Kopf ist so breit als der Thorax, glatt und nur sparsam punctirt. 
Die Oberkiefer sind mit einigen Zähnen versehen. Der Schaft der zwölf- 
gliedrigen Fühler überragt den Hinterrand des Kopfes; die Geissel ist 
länger als der Schaft, deren Endglied ist grösser als die übrigen Glieder. 

Das Mesonotum ist oben stark abgeflacht, vorne im Vergleiche mit 
dem Pronotum stark gewölbt. Der ganze Thorax ist puneclirt. 

Der Hinterleib ist wenig breiter als der Thorax, hinten zugespitzt. 

Die Flügel sind wasserhell und haben so wie beim © keine geschlos- 
sene Discoidalzelle. 

Diese niedliche Art findet sich auf sonnigen Wiesen, wo man sie 
nicht selten in den Blüthen, besonders der Compositen beobachten kann, an 
Mauern, am häufigsten aber unter Steinen, an sonnigen, dürren Berg- 
abhängen. Sie schwärmt ım Hochsommer. 

In Oesterreich bei Wien am Leopoldsberge, auf der Türkenschanze, 
bei St. Marx, auf den Bergen um Mödling (Mayr), am Gaissberge (Rogen- 
hofer), dann bei Dürrenstein (Mayr), im Alaunthale bei Krems (Ker- 
ner); in Tirol bei Castell bell im Vintschgau und bei Botzen (Gredler); 
bei Roveredo (Zeni), bei Riva am Gardasee (Mayr); in Ungarn bei 
Goyss am Neusiedlersee (Mayr), am Blocksberge bei Ofen (Kovats); 
in Krain bei Laibach und bei Seraunik unweit Dobrova (Schmidt); im 
Küstenlande bei Fiume und bei Martinischka (Mann); in Dalmatien bei 
Zara und Ragusa (Frauenfeld); in Venetien auf der Insel Lido 
(Mayr); in der Lombardie bei Pavia (Strobel). In den Nachbarländern 
in Nassau bei Weilburg (Schenck); in Bayern bei Regensburg (Her- 
rich-Schäffer); im Kirchenstaate bei Bologna (Bianconi), bei Imola 
(Pirazzoli). 


377 


2. Tapinoma nitens Nayr. 

Operarias Rufo-fusca, nitidissima, pilosa, mandibulae , capitis 
pars inferior alque thoraz rufescentes, antennae pedesque flavae; anten- 
nae 12 arliculatae. Long.: 3—3Yamm, 

Tapinoma nitens Mayr. Einige neue Ameisen. 


Arbeiter. Röthlichbraun, die Oberkiefer, die Unterseite des Kopfes 
und mehr oder weniger der Thorax braunroth (der Thorax meist mehr 
eelblichrothbraun) ; die Fühler und die Beine gelb, bloss das vordere Ende 
der Fühlergeisselglieder ist dunkelbraun. Der ganze Körper ist sehr stark 
glänzend, hat fast keine anliegende Behaarung und ist ziemlich reichlich 
mit sehr langen, abstehenden ,„ gelben Borstenhaaren versehen, welche an 
den Fühlern und Beinen kürzer sind. 

Der Kopf ist dreieckig, mit sehr stark abgerundeten Hinterecken (ohne 
Oberkiefer rundlich), hinten schwach ausgebuchtet, breiter als der Thorax. 
Die Oberkiefer sind fein längsgestreift und grob punctirt, mit fünf bis 
sechs Zähnen versehen, wovon der vorderste Zahn gross und spitzig ist. 
Der Clypeus ist glatt, gewölbt und gekielt. Das Stirnfeld ist undeutlich aus- 
geprägt und so wie die Stirn und der Scheitel glatt. Die Stirnlamellen sind 
sehr schmal. Der Schaft der zwölfgliedrigen Fühler überragt bedeutend den 
Hinterrand des Kopfes; die Geissel nimmt gegen das Ende an Dicke zu, 
deren Endglied ist so lang als die zwei vorletzten zusammen. 

Der Thorax ist glatt. 

Die Schuppe ist nicht so bedeutend von dem Hinterleibe bedeckt, 
wie bei den zwei vorigen Arten. 

Der Hinterleib ist mehr oder weniger kugelig und hinten zugespitzt. 

Diese schöne Art wurde bisher bloss in Siebenbürgen in Weingärten 
bei Grossscheuern nächst Hermannstadt, den Traubensaft leckend, (Fuss 
Beitr. z. Ins. F. Sieb.), dann im Schischkaer Walde bei Laibach in Krain 
(Hauffen, Schmidt) und in Dalmatien (Mus. Caes. Vienn.) gefunden. 


3. Hypoclinea Fürst. 


Förster in litt. 

Arbeiter. Die Oberkiefer sind breit, am Innenrande gezähnt. Die 
sechsgliederigen Kiefer- und viergliederigen Lippentaster sind lang. Die 
Oberlippe ist in der Mitte des freien Unterrandes tief eingeschnitten. Die 
Fühler sind eilf- bis zwölfgliedrig. Es ist bloss ein Punctauge, oder es sind 
drei sehr kleine Punctaugen sichtbar. Das Stirnfeld und die Stirnrinne sind 
entweder gar nicht oder sehr undeutlich ausgeprägt. Die Netzaugen sind 
gross und schwarz. Das Pronotum ist, von oben gesehen, halbmondförmig 
mit ausgezogenen Spitzen. — Das Mesonotum ist schmäler und bei einer Art 
seitlich zusammengedrückt. Zwischen dem Meso- und Melanotum findet sich 


Bd. V. Abhı. 48 


378 

eine stärkere oder geringere Einschnürung. Der horizontale Basaltheil des 
Metanotums ist fast ebenso hoch oder höher als das MHesonotum, hinten bei- 
derseits gezähut ; der abschüssige Theil steht senkrecht und ist ausgehöhlt. 
Die Schuppe des Stielchens ist stark nach vorne geneigt und bildet mit dem 
Stielchen einen Keil, dessen Basis an das Metanotum gränzt (ebenso wie 
bei Tapinoma). Der fünfgliedrige Hinterleib bedeckt die Schuppe nicht, hat 
zwichen dem ersten und zweiten Segment keine Rinschnürung und enthält 
Giftdrüsen. 

Die Weibchen dieser Gattung sind mir unbekannt. 

Männchen (muthmasslich). Die Oberkiefer sind breit, am Innenrande 
mit sehr feinen Zähnchen besetzt. Die inneren Mundtheile sind im Wesent- 
lichen wie beim $. Der Schaft der dreizehngliedrigen Fühler ist sehr kurz 
und reicht nicht bis zum Hinterrande des Kopfes; die Geissel ist dagegen 
lang. Das Stirnfeld und die Stirnrinne sind undeutlich. Die Punct- und 
Nelzaugen sind gross. Der Thorax ist wohl schmal, aber vorne ziemlich 
hoch und nimmt nach hinten an Höhe ab. Der Basal- und der abschüssige 
Theil bilden zusammen eine einzige gewölbte Fläche ohne Zähne. Das Stiel- 
chen ist knotenförmig verdickt und trägt keine Schuppe. Der Hinterleib ist 
sechsgliedrig, länglich-oval, zwischen dem ersten und zweiten Segmente 
nicht eingeschnürt. Die äusseren Genitalien sind ziemlich klein. An den Vor- 
derflügeln verbindet sich die Costa transversa mit den zwei Aesten der 
Cubitalrippe, wodurch zwei geschlossene Cubitalzellen gebildet werden; 
überdiess findet sich auch eine geschlossene Discoidalzelle. 


1. Hypoelinea Frauenfeldi Mayr (n. sp.). 


Operceröca:s Fusco-nigra, nitida, capitis pars inferior, antennae 
ezcepto apice scapi, ihoraz, pedum articulationes tarsigue obscure testa- 
ceo-rufi; antennae 11 articulatae ; caput laeve ; sguama bidentata. Long. : 
NET EL 

Arbeiter: Braun- oder pechschwarz, die Unterseite des Kopfes, die 
Fühler mit Ausnahme des Geisselendes des Schaftes, der Thorax, die Ge- 
lenke der Beine und die Tarsen bräunlich gelbroth, manchmal hat der Thorax 
am Pronotum und einem Theil des Mesonotums, so wie auch öfters am Me- 
tanotum dunkle Flecken. Der glänzende Körper ist fast unbehaart, bloss die 
Oberkiefer, die Fühler und die Beine sind reichlicher behaart. 

Der Kopf ist breiter als der Thorax und fast eiförmig. Die Oberkiefer 
sind sehr seicht und weitläufig gerunzelt, und am Innenrande gezähnt. Der 
Ulypeus ist gekielt, scheinbar glatt (bei stärkerer Vergrösserung seicht und 
weitläufig gerunzelt), hinter dem Vorderrande diesem entlang mit einer 
seichten Rinne. Die Stirnlamellen sind sehr schmal. Der Schaft der eilfgliede- 
rigen Fühler ist sehr lang, reicht, zurückgelegt, bis zum Vorderrande des 
Mesonotums und ist am Geisselende verdickt; die Geissel ist länger als der 
Schaft, fadenförmig, am Ende etwas dicker als am Grunde. Das Stirnfeld, 


379 


die Stirn und der Scheitel sind scheinbar glatt, bei starker Vergrösserung 
aber erscheinen sie seicht und weilläufig gerunzelt. Die Stirnrinne ist sehr 
undeutlich ausgeprägt. Der Hinterkopf ist nicht ausgebuchtet. 

Der Thorax ist fein gerunzelt, das Mesonotum ist seitlich zusammen- 
gedrückt, der Basaltheil des Metanolums ist höher als das Mesonotum und 
so gestellt, dass die zwei Zähne die Spitze des Metanolunms bilden. Das Me- 
tanotum ist zwischen den Zähnen ausgehöhlt. 

Die Schuppe ist hoch und dick, oben stark halbkreisförmig ausge- 
schnitten, wodurch beiderseits zwei sehr spitze, lange Zähne gebildet 
werden. 

Der eiförmige Hinterleib ist sehr fein gerunzelt, breiter und fast so 
lang als der Thorax. 

Die Beine sind lang. 

Diese so zierliche und schlauke Art wurde bisher bloss bei Sign in 
Dalmatien von Herrn Frauenfeld gefunden. 


2. Hypoclinea quadripunclata |. 


Operzrias Nigra, thorar et petiolus cum squama rufi, mandi- 
bulae, antennae, articulationes pedum, tibiae tarsique rufo-testacei; abdomen 
maculis qualuor lividis ; antennae 12 articulatae ; caput rugulosum et for- 
titer punctalum ; sqguama crassa, non dentata. Long.: 3 — 4m, 

Mas. Niger, nitidus, mandibulae, antennarum scapus ac artliculus 
primus funiculi, articulationes pedum, tibiae, tarsi atque genilalia rufo- 
tesiacea; anlennae 13 arliculatae, scapus brevissimus. Long : A'Yyımım. 

Hypoclinea quadripunctata Först. in litteris. 

Formica quadripunctata Linne Mant. 1. 541; Fabr. Syst. ent. 

pag. 392; Ol. Enc. meth. Hist. nat. tom. 6. pag. 494; Ltr. 
Ess. I’ hist. Fourm. France pag. 45, Hist. nat. Fourm. pag. 179; 
Losana Form. Piem. pag. 322. 

Tapinoma quadripunctata Schenck. Beschr. nass. Ameis. pag. 129. 

Arbeiter: Der Kopf ist schwarz, die Oberkiefer, die inneren Mund- 
theile und die Fühler mit Ausnahme des etwas dunkleren Geisselendes röth- 
lich-braungelb; der Thorax und das Stielchen mit der Schuppe roth, sehr 
selten schwärzlichrolh; der Hinterleib schwarz, an der vorderen Hälfie des- 
selben mit vier schmutzig lichtgelben Makeln, welche nur selten undeutlich 
werden, oder gar nicht vorhanden sind. Der ganze Körper ist, mit Ausnahme 
der Oderkiefer, Fühlergeissel und Tarsen nur äusserst sparsam mit anliegen- 
deu, höchst feinen Härchen bekleidet. 

Der Kopf ist breiter als der Thorax und eiförmig. Die Oberkiefer sind 
fein längsgerunzelt und am Innenrande mit kleinen Zähnchen besetzt. Der 
Clypeus ist gross, drreieckig, mit abgerundeter Hinterecke, ungekielt, ziem- 
lich flach, fein gerunzelt und weitläufig grob punctirt, vorne in der Mitte 
eingedrückt. Die Stirnlamellen sind sehr schmal. Der Schaft der zwölfgliede- 


48% 


350 


rigen Fühler reicht bis zum Hinterrande des Kopfes; die Geissel ist am Ende 
etwas dicker als am Grunde. Das Stirnfeld ist entweder gar nicht, oder 
bloss durch eine kleine quere Grube hinter dem Clypeus und vor der höch- 
stens undeutlichen (oft aber gar nicht ausgeprägten) Stirnrinne angedeutet. 
Die Stirn, der Scheitel, die Wangen und die Unterseite des Kopfes sind fein 
gerunzelt und weilläufig grob punctirt. Es ist nur das mittlere Punctauge 
vorhanden. 

Der Thorax ist so wie der Kopf gerunzelt und punctirt. Der Basal- 
theil des Metanolums ist so hoch als die vordere Hälfte des Mesonotums, 
eiwas gewölbt und an den Seiten abgerundet, dessen Hinterrand ist zwi- 
schen den Zähnen kaum ausgebuchtet, hingegen ist der abschüssige Theil 
sehr stark ausgebuchtet. 


Die Schuppe ist ebenso punctirt und gerunzelt wie der Kopf und der 
Thorax, sie ist oben etwas breiter als unten, fast viereckig, dick, oben in 
der Mitte etwas eingedrückt. 

Der Hinterleib ist eiförmig, stark glänzend und höchst fein gerunzelt. 

Die Beine sind nur mässig lang. 


Weibchen (nach Latreille). Es ist dem $8 sehr ähnlich. Der Kopf 
hat die Breite des Thorax, welch’ letzterer eiförmig, hinten verlängert, 
abgestutzt und schwach zweizähnig ist; die vordere Hälfte (wahrscheinlich) 
des Mesonotums (la partie du dos venant apres le premier segment) ist 
schwarz, weniger punctirt, die Mitte ist roth, so wie der übrige Theil des 
Thorax; das Schildchen ist theilweise schwarz. Der obere Rand der Schuppe 


ist schwärzlich. Die Flügel sind durchsichtig mit braungelblichem Randmahl. 
Länge des Körpers: Baum) 


Männchen (muthmasslich). Schwarz, die Oberkiefer, der Fühlerschaft, 
das erste Geisselglied, die Gelenke der Beine, die Schienen, die Tarsen und 
die äusseren Genitalien röthlich-braungelb. Der ganze Körper ist sparsam 
mit anliegenden, kurzen Härchen besetzt und fast nur die Oberkiefer und 
die Unterseite des Hinterleibes mit abstehenden langen Borstenhaaren 
versehen. 

Der Kopf ist etwas breiter als der Thorax, die vordere Hälfte von 
der Spitze der Oberkiefer bis zu den Augen dreieckig, die hintere Hälfte 
ist abgerundet. Die Oberkiefer sind sehr breit, fein längsgerunzelt und grob 
punctirt, am Innenrande fein und gleichmässig gezähnt. Der Clypeus ist 
dicht längsgerunzelt, grob punclirt, ungekielt und hat vorne einen starken 
Quereindruck. Das Stirnfeld, die Stirn, der Scheitel, die Wangen und die 
Unterseite des Kopfes sind fein gerunzelt und weitläufig mit Puncten ver- 
sehen, aus welchen wie beim 8 die feinen, anliegenden Härchen entspringen. 
Der Schaft der dreizehngliedrigen Fühler ist sehr kurz, so lang als die zwei 
ersten Geisselglieder zusammen; die Geisselglieder sind ziemlich gleichlang, 
bloss das erste ist viel kürzer, das zweite und das letzte sind länger als die 
übrigen. Die grossen Punctaugen sind bei dem Exemplare, welches ich zur 


381 


Untersuchung vor mir habe, kirschroth. Die Netzaugen sind gross und stark 
vorragend. 

Der Thorax ist seicht gerunzelt und weitläufig grob punctirt, bloss 
das Pronotum ist in der Mitte quer-, an den Seiten längsgerunzelt und das 
Metanotum ist nicht seicht-, sondern tief gerunzelt. 

Das knotenförmige Stielchen ist fein gerunzelt. 

Der glänzende Hinterleib ist sehr fein gerunzelt. 

Die Flügel sind wasserhell, die Rippen und das Randmahl lichtbraun. 

Ich glaube mich wohl nicht zu irren, wenn ich dieses g', welches ich 
am 25. Juli 1853 spät Abends, während es um eine Lampe herumflog, fing, 
zu dieser Gattung und Art gehörig rechne, indem einerseits Professor 
Herrich-Schäffer in seinem „Nomenclator entomologicus,“ 2. Heft, 
pag. 46 die Anzahl der Cubitalzellen bei Form. quadripunctata gleich jener 
bei Ponera angibt, und die eigenthümliche Punctirung sich bei diesem J 
wie beim 8 verhält. 

Diese ziemlich seltene Art konnte ich noch niemals in einer Colonie 
beisammen finden, sondern beobachtete die 8 bisher bloss an Bäumen mit 
verschiedenen Leptothorax-Arten in Gemeinschaft herumlaufend unter Baum- 
rinden, auf Gesträuchen oder auf Planken. Nach Latreille lebt sie in sehr 
geringen Gesellschaften. 

In Oesterreich in Wien im Prater (Mayr, Zwanziger), in meinem 
Garten (Mayr, etwa vom Prater herübergellogen), bei Purkersdorf 
(Frauenfeld), bei Fahrafeld nächst Pottenstein (Mayr), bei Gresten 
(Schleicher), bei Unter-Olberndorf (Nöstelberger); in Tirol bei 
Glaning nächst Botzen 2600 F.ü.d.M. (Gredler), bei Lavis (Strob el); 
in Siebenbürgen bei Neudorf nächst Hermannstadt (Fuss); in der Lom- 
bardie am Stiifser Joch (Villa). ‘In den Nachbarländern in Preussen (Ltr. 
Hist. nat. Fourm.); in Bayern bei Regensburg (Herrich-Schäffer), 
bei Schwabhausen (Walser); in der Schweiz bei Schaffhausen 
(Stierlin); im Kirchenstaate bei Imola (Pirazzoli); in Piemont 
(Losana). 


4. Monocombus Mayr. n. g@. 
uovog eines, zoußos Knoten. 


Arbeiter: Die Oberkiefer sind ziemlich breit, am Innenrande gezähnt. 
Die Maxillartaster sind sehr lang, die drei ersten Glieder sind unverhältniss- 
mässig dick (im Vergleiche zu dem kleinen Unterkiefer), die drei letzten 
sind dünn; die vier ersten Glieder nehmen mehr und mehr an Länge zu, 
das vorletzte ist aber nur so lang als das erste, und das letzte ist noch 
kürzer. Die Lippentaster sind viergliedrig, und deren Glieder sind ziemlich 
kurz und gleichlang. Die Oberlippe ist in der Mitte des vorderen, freien 
Randes stark rechtwinkelig eingesebnitten, wodurch zwei Lappen entstehen : 


38% 

die zwei Ränder eines jeden Lappens stehen im rechten Winkel zu einander. 
Die Fühler sind zwölfgliedrig, deren Schaft ist lang und die Geissel faden- 
förmig. Das dreieckige Stirnfeld ist deutlich ausgeprägt. Die Stirnrinne ist 
fein und meist undeutlick. Die Punctaugen sind ziemlich klein; ‘ebenso die 
Netzaugen. Der Thorax ist in der Mitte zusammengeschnürt, seine vordere 
Hälfte ist halbkugelig ; das Metanotum ist convex, die Basal- und abschüssige 
Fläche gehen unmerklich in einander über. Das Stielchen trägt oben einen 
Knoten. Der Hinterleib ist länglich-eiförmig, hinten elwas zugespitzt, zwi- 
schen dem ersten und zweiten Segmente nicht eingeschnürt. 


1. Monocombus viatieus Fabr. 


Operaria: Sanguinea, opaca, antennae, pedes ac saepe petiolus 
rufo-brunnei, abdomen fusco-nigrum. Long. : 10 — 13mm, 
Formica viatica Fabr. Mant. Ins. tom. 1. pag. 308; Oliv. Ene. 
meth. Hist. nat. tom. 6. pag. 495; Ltr. Hist. nat. Fourm. 
pag. 173. 

Formica megalocola Först. Verh. d. naturh. Vereins d. Rheinl. 
B. VII. pag. 485. 

Arbeiter: Der Kopf, der Thorax und meist das Stielchen blutroth, 
die Fühler, die Beine, oft auch die Oberkiefer und das Stielchen dunkel 
rothbraun, der Hinterleib (und manchmal auch der Innenrand der Oberkiefer) 
braunschwarz, öfters mit einem Stiche in’s Broncefarbige, der Hinterrand der 
Hinterleibssegmente röthlich. Der Thorax, das Stielchen und die Hüften sind 
reichlieh, der übrige Körper aber ist sparsam mit höchst feinen, weissen, 
anliegenden Härchen versehen; lange, abstehende Borstenhaare finden sich 
zerstreut, nur die Oberkiefer, die Taster und die Tarsen sind reichlich be- 
borstet. 

Der Kopf ist breiter als der Thorax, hinten nicht ausgebuchtet und 
länger als breit, Die Oberkiefer sind glänzend, am Grunde glatt, gegen die 
Spitze tief und grob längsgestreift, am Innenrande mit gewöhnlich fünf 
Zähnen bewaffnet, von denen der vorderste am grössten ist. Der gekielte 
Clypeus ist so wie die übrigen Kopftheile glanzlos und fein granulirt gerun- 
zelt. Der Fühlerschaft ist dünn und überragt bedeutend den Hinterrand des 
Kopfes; die Glieder der fadenförmigen Geissel sind ziemlich gleichlang, 
bloss das erste Glied ist etwas länger. 

Der Thorax und das Stielchen sind so wie der Kopf fein granulirt 
gerunzelt und glanzlos. 

Der Hinterleib ist sehr fein quergerunzelt und etwas schimmernd. 

Ueber die Lebensweise dieser eigenthümlichen Art ist mir nichts 
bekannt. 

In Ungarn am Blocksberge bei Ofen (Kovats) und am Rakos bei 
Pesth (Frivalsky); in Dalmatien (Botter ı, Frauenfeld). Es dürfte 
auch von.einigem Interesse sein, wenn ich die übrigen mir bekannten Fund- 


383 


orte dieser Ameise anführe: In Europa in Griechenland (Bremj, Wla- 
stirios), in Spanien, (Fabr., Ltr.); in Asien bei Tiflis (Museum zu 
Turin); in Syrien (Milde); in Africa in Nubien (Kotschy), in Algier 
(Förster Verhand. der naturhist. Ver, d. Rheinl. B. VII.). 


d. Polyergus Ltr. 
Latreille Hist. nat. Crust. et Ins. tome 13, pag. 256. 


Arbeiter: Die Oberkiefer sind sehr schmal, schwach bogenförmig 
nach einwärts gekrümmt, am Grunde am stärksten, gegen das Ende mehr und 
mehr verschmälert und zugespitzt ; ihre obere Seile ist convex, so dass die 
Oberkiefer von oben gesehen fast stielrund zu sein scheinen, ihre untere 
Seite ist concav, wodurch eine seichte Rinne gebildet wird, die sich vom 
Grunde des Oberkiefers bis zu dessen Spitze zieht. Die Maxillartaster sind kurz, 
viergliedrig, die zwei ersten Glieder sind kurz und dick, die zwei letzten 
dünn und etwas länger als die ersteren. Die Lippentaster sind ebenfalls kurz, 
zweigliedrig, deren Glieder sind ziemlich gleichlang, aber das erste Glied 
ist am Ende verdickt. Die Oberlippe ist in der Mitte ihres freien Randes 
ausgebuchtet und die Seitenränder gehen ohne sichtbare Gränze in den 
Vorderrand über. Die zwölfgliedrigen Fühler sind etwas mehr als bei den 
übrigen Gattungen dieser Unterfamilie dem Mundrande ge ähert, deren 
Schaft ist mässig lang, am Geisselende verdickt; die Geissel ist länger als 
der Schaft, in der Mitte etwas verdickt, am Ende zugespilzt. Das dreieckige 
Stirnfeld und die Stirnrinne sind scharf ausgeprägt. Die Punct- und die 
Netzaugen sind mässig gross. Der Thorax ist hinter der Mitte und zwar zwi- 
schen Meso- und Metanotum eingeschnürt, vorne am breitesten, in der Mitte 
am schmälsten; das Metanotum hat die Gestalt eines abgerundeten, stumpfen 
Kegels, welcher das Pro- und Mesoenotum an Höhe übertrifft. Das Stielchen 
trägt so wie bei der Gattung Formica eine aufrechistehende Schuppe, welche 
sehr dick, etwas höher als das Metanotum und ebenso hoch als der Hinter- 
leib ist. Der Hinterleib ist kugelig-kegelförmig, dessen erstes Segment ist 
sehr gross und bedeckt etwas mehr als die Hälfte des Hinterleibes. Die fol- 
genden Segmente nehmen rasch an Grösse ab; der Hinterleib ist zwischen 
dem ersien und zweiten Segmente nicht eingeschnürt und enthält einen Stachel. 

Weibchen. Die einzelnen Kopftheile verhalten sich ähnlich wie beim 
Arbeiter. Der Thorax ist unvollkommen walzenförmig, seitlich stark und 
oben wenig zusammengedrückt; das Pro- und Metanotum ist grösser, das 
Mesonotum kleiner und weniger Nach als bei den Gattungen Formica und 
Tapinoma. Die Schuppe ist so wie beim 8. Der Hinterleib ist jenem des 
3 in der Form und Grösse des ersten Segmentes ähnlich und enthält eben- 
falls einen Stachel. Die Vorderflügel haben eine geschlossene Discoidalzelle, 
und die Costa tranversa verbindet sich, so wie bei den Galtungen Formica 
und Tapinoma, mit der Costa cubitalis an der Theilungsstelle, wodurch 
bloss eine geschlossene Cubitalzelle entsteht. 


334 


Männchen. Die Oberkiefer sind so wie beim 8 und © schmal und 
zugespitzt, doch sind sie weniger gebogen, kürzer und spitziger. Die inneren 
Mundtheile verhalten sich so wie beim 8 und ©. Der Schaft der dreizehn- 
gliedrigen Fühler ist sehr kurz und die lange Geissel ist fadenförmig und am 
Ende zugespitzt. Das dreieckige Stirnfeld und die Stirnrinne sind scharf 
ausgeprägt. Die Punct- und Netzaugen sind gross und stark hervorragend. 
Der Thorax ist so wie bei der Gatlung Formica. Das Stielchen trägt eine 
dicke, breiter als hohe, aufrechte Schuppe. Der Hinterleib ist etwa so breit 
als der Thorax und hinten zugespitzt. Die äusseren Genitalien ragen stark 
hervor. Die Rippenvertheilung der Flügel ist so wie beim 8. 


1. Polyergus rufescens Ltr. 


Operaria: Rufa, mandibulae ac area frontalis nitidissimae et fere 
laeves ; abdomen flavido-micans setis copiosis flavescentibus. Long. : 6.2 — mm, 
Femina. Rufa, post scutellum ac saepe margines segmentorum 
thoracis nigra; mandibulae ac area frontalis nitidissimae et fere laeves; 
abdomen flavido-micans; alae infuscatae. Long.: 91% — 10mm. 
Mas. Nigro-fuscus, antennae fuscae, mandibularum apez, articu- 
lationes scapi antennarum, genitalia ac pedes testacea; alae fere hyalınae. 
Long.: qm, 
Polyergus rufescens Ltr. Hist. nat. Ins. et Crust. tom. 13. pag. 256; 
Lepel. St. Farg. Hist. nat. Ins. Hym. tom. 1. pag. 198; 
Labram et Imhoff Ins. d. Schweiz 2.B.; Schenck Beschr. 
nass. Ameis. pag. 70 u. 137. 

Formica rufescens Ess. l’hist. Fourm. France. pag. 44, Hist. nat. 
Fourm. pag. 186; Losana Form. Piem. pag. 324. 

Arbeiter: Der ganze rothe Körper ist reichlich, der Kopf aber ohne 
Fühler sparsam mit sehr feinen, anliegenden, gelblichen Härchen bekleidet; 
überdiess ist der Hinterleib reichlich, der übrige Körper aber sparsam mit 
langen, gelben Borsten besetzi. 

Der Kopf ist gross, länger als breit, breiter als der Thorax, vorne 
und hinten ziemlich gleichbreit. Die Oberkieler sind sehr glänzend, glatt 
und nur zerstreut mit Puncten versehen, aus denen ziemlich kurze Borsten- 
haare entspringen. Der Clypeus ist sehr fein gerunzelt, ungekielt, gewölbt 
und hat hinter dem Vorderrande eine quere glatte Furche. Das Stirnfeld ist 
glänzend, glatt oder theilweise sehr fein und sehr seicht gerunzelt. Die 
Stirnlamellen sind schmal. Der Schaft der zwölfgliedrigen Fühler ist in eine 
an der Innenseite mit einem breiten Rande versehene Pfanne eingelenkt, er 
reicht nicht bis zum Hinterrande des Kopfes und ist am Geisselende verdickt; 
die Geissel ist um ihre fünf letzten Glieder länger als der Schaft, deren 
erstes, zweites und letztes Glied ist länger als die übrigen. Die Stirn, der 
Scheitel und die Wangen sind sehr fein aber scharf gerunzelt. 

Der Thorax und die Schuppe sind so wie der Kopf schr fein und 
scharf gerunzelt. | 


383 

Der Hinterleib ist an den vorderen zwei Drittheilen dicht punctirt, an 
dem hinteren Drittheile sehr fein quergestreift. 

Weibchen. Roth, das Hinterschildchen und oft auch die Ränder der 
einzelnen Thoraxsegmente schwarz. Der ganze Körper ist reichlich „ der 
Kopf, das Mesonolum und das Schildchen sparsam, der Hinterleib aber 
dicht mit anliegenden, sehr feinen, kurzen und gelben Härchen bekleidet; 
überdiess ist die Unterseite des Hinterleibes reichlich, der übrige Körper 
aber sparsam mit langen, abstehenden, gelben Borstenhaaren versehen. 

Der Kopf unterscheidet sich von jenem des 8 bloss dadurch, dass er 
ihn etwas an Grösse übertrifft, und weniger scharf gerunzelt ist, wodurch 
er etwas glänzend erscheint. 

Der Thorax und die Schuppe sind fein punclirt und dicht gerunzell; 
das Mesonotum und das Schildchen sind glänzend. 

Der Hinterleib ist dicht punclirt. 

Die Flügel sind bräunlich getrübt und werden gegen das Ende fast 
wasserhell. 

Männchen. Schwarzbraun, die Fühler braun, die Gelenke des Fühler- 
schaftes, die Spitze der Oberkiefer, der Hinterrand der Hinterleibssegmente, 
die Genitalien und die Beine bräunlichgelb, ein Fleck vorne in der Mitte 
und weiter hinten beiderseits in der Nähe der Flügelgelenke ebenfalls ein 
solcher röthlich. Der ganze Körper ist sparsam, die Fühler, das Metanotum 
und der Hinterleib aber reichlich mit sehr anliegenden, kurzen Härchen und 
nur mit einzelnen, am Hinterrande der Abdominalsegmenrte reichlicher ein- 
gepflanzten Borstenhaaren versehen. 

Der Kopf ist so breit als der Thorax, breiter als lang. Die Oberkiefer 
sind fein gerunzelt und weitläufig grobpunclirt. Der ungekielte, gewölbte 
Clypeus, das Stirnfeld, die Stirn und der Scheitel sind fein gerunzelt und 
glanzlos. Der Schaft ist nur elwas länger als die drei ersten Geisselglieder; 
das erste Geisselglied ist sehr kurz, die folgenden nehmen gegen das Geissel- 
ende nach und nach an Länge ab, das Endglied ist wieder länger und zuge- 
spitzt. Der Hinterkopf ist nicht ausgerandet. 

Der Thorax ist fein gerunzelt und glanzlos, das Melanotum aber ist 


glänzend. 
Die Schuppe ist ziemlich niedrig, breit, dick und in der Mitte des 


oberen Randes ausgerandet. 

Der Hinterleib ist etwas glänzend, sehr fein und seicht quergestreift 
und weitläufig punctirt. 

Die Flügel sind fast wasserhell. 

Diese interessante Ameise lebt in der Erde in einem minirten Baue, 
welcher an die Oberfläche mit einem Loche mündet. Wie schon im allgemeinen 
Theile erwähnt, raubt sie Larven, Puppen und vollkommene Arbeiter der 
Form. fusca und Form. cunicularia, welche zum Bauen und wahrscheinlich 
auch zu den übrigen Arbeiten verwendet werden. Ob die Imagines der ge- 
nannten Arten, wenn sie von den 8 des Polyergus rufescens nach Hause 


Bd: V. Abh. 49 


386 

getragen werden, in den Colonien derselben bleiben, möchte ich sehr be- 
zweifeln (welche Ansicht ich von allen Raubameisen hege), sondern ich 
glaube, dass bloss die von den 8 des Polyergus aufgezogenen fremden 
Ameisen in den Colonien bleiben und daselbst Frohndienste verrichten. Ueber 
die Schwärmzeit konnte ich noch keine Beobachtungen anstellen. Unter den 
europäischen Ameisen findet sich ausser Polyergus nur noch eine Gattung 
(Strongylognathus), welche solche eigenthümlich gebildete Oberkiefer hat, 
aber zu den Myrmiciden gehört. 

In Oesterreich bei Wien und zwar auf Wiesen (Mus. Caes. Vienn.) 
bei Alzgersdorf auf einem Wege an der südlichen Staatsbahn, am Leopolds- 
berge (Mayr), bei Hadersdorf (Frauenfeld); in Tirol (Gredler);in 
Krain (Schmidt); in der Lombardie bei Leffe (Strobel). In den Nachbar- 
ländern in der Provinz Preussen bei Königsberg (Zaddach); in Rhein- 
hessen bei Mombach (Schenck); in der Schweiz bei Basel Imhof); 
im Kirchenstaate bei Imola (Pirazzoli); in Piemont (Losana). 

Fabricius beschreibt eine Formica testacea, welche Dr. Herrich- 
Schäffer in seinem „Nomenclator entomologicus“ 2. Heft pag. 197 zur 
Gattung Polyergus zieht, in seinem „Systema Piezatorum“ pag. 400 auf fol- 
gende Weise: „Testacea, mandibulis arcuatis, pedibusque fuscis. Habitat 
in Moraviae Iruncis emortuis. Magnitudo Formicae fuscae. Caput testa- 
ceum, mandibulis magnis, ezsertis, arcuatis, fuscis. Antennae testaceae, 
articulo primo nigro. Thorax testaceus, postice lilura parva, obsoleta, 
nigra; sub scutello prominens, bilobus. Squama petiolaris rolundata, in- 
tegra. Abdomen ovatum, testaceum, immaculatum. Pedes fusci.“ 

Welche Ameise Fabricius darunter verstanden haben mag, dürfte 
wohl nicht mehr zu eruiren sein. 


II. Poneridae. 


Das eingliedrige Stielchen trägt bei 8. © und J' eine aufrechte, dicke 
Schuppe und der bei den 8 und @ fünf- und bei den J' sechsgliedrige 
Hinterleib ist zwischen dem ersten und zweiten Segmente eingeschnürt. In 
diese Unterfamilie gehören bloss zwei europäische Gattungen, von denen die 


eine bloss durch eine Art in Spanien repräsentirt ist; die andere Galtung 
ist die folgende. 


1. Ponera Ltr. 


Latreille Hist. nat. d. Crust. et Ins. 


Arbeiter: Der Kopf ist viel länger als breit und breiter als der 
Thorax. Die Oberkiefer sind sehr breit und deren Innenrand ist fein gezähnt. 
Die Unterkiefer haben zweigliedrige Taster, von denen das erste Glied sehr 
kurz, das zweite hingegen mehr als doppelt so lang und am Ende etwas 


387 
keulenförmig verdickt ist. Die Lippentaster sind ebenfalls zweigliedrig und 
deren Glieder sind so wie jene der Kiefertaster geformt. Die Oberlippe ist 
in der Mitte des vorderen freien Randes scharf eingeschnilten. Der Schaft 
der zwölfgliedrigen Fühler, welche einander ziemlich nahe stehen, ist lang, 
die Geissel ist am Ende etwas keulenförmig verdickt. Die Nelzaugen sind 
sehr klein und sehr undentlich, und Punctaugen sind gar nicht sichtbar. 
Der Thorax hat keine beträchtliche Einschnürung „ ist vorne am breitesten 
und die Basallläche des Metanotums, welche mit dem Mesonoltum in der- 
selben Ebene liegt, bildet mit der abschüssigen Fläche fast einen rechten 
Winkel. Das eingliedrige Stielchen trägt eine sehr dicke Schuppe, welche 
eben so hoch als der Hinterleib ist. Der fünfgliedrige Hinterleib, welcher 
zwischen dem ersten und zweiten Segmente eine Einschnürung hat, ist 
walzenförmig und hinten zugespilzt; seine zwei ersten Segmente sind 
gross und nehmen dreiviertel Theile des Hinterleibes ein, während die 
übrigen Segmente sehr klein sind. Der Hinterleib enthält einen Stachel. 

Weibehen. Der Kopf mit den Mundtheilen und Fühlern ist so wie 
beim 8 gebildet, hat aber ziemlich grosse, flache Netz- und mässig grosse 
Punetaugen. Der Thorax ist mehr weniger walzenförmig, oben und seitlich 
etwas abgellacht und hinten verschmälert. Das Stielchen mit der Schuppe 
und der Hinterleib, welcher mit einem Stachel versehen ist, sind so wie 
beim Arbeiter. Die Vorderflügel zeichnen sich dadurch aus, dass die Cubital- 
rippe schon bald nach ihrem Beginne sich in ihre zwei Aesle auflöst und 
dass sich die Costa transversa mit ihren beiden Aesien verbindet, wodurch 
zwei geschlossene Cubitalzellen gebildet werden; überdiess wird durch das 
Vorhandensein der Costa recurrens auch eine geschlossene Discoidalzelle 
abgegränzt. 

Männchen. Der Kopf ist sehr kurz, scheinbar breiter als lang; das 
Hinterhauptloch, dessen Ränder sich mit dem 1horax durch ein Gelenk ver- 
binden, ist an der Unterseite des Kopfes ziemlich stark nach vorne gerückt, 
wodurch der Hinterkopf hoch erscheint. Die Oberkiefer sind sehr schmal 
und ungezähnt. Die Unlerkiefertaster sind undeutlich viergliedrig *); die 
Lippentaster dreigliedrig. Der Schaft der dreizehngliedrigen Fühler ist 
äusserst kurz und die Geissel ist fadenförmig. Die Netzaugen sind gross, 
seitlich vorragend und stark nach vorne gerückt. Die Punctaugen sind gross. 
Der Thorax ist jenem des © ähnlich. Die Schuppe des Stielchens ist so wie 
beim 8 und ©, nur ist sie etwas schmäler und niedriger. Der sechsgliede- 
rige Hinterleib ist jenem des 8 und © ähnlich, er trägt aber hinten einen 
nach abwärts gekrümmten dornförmigen Fortsatz. Die Rippenvertheilung der 
Flügel ist so wie beim ®. 


» 
*) Bei dem Exemplare, welches ich untersuchte, Zeigte sich an dem letzten Gliede 
des Unterkiefertasters, welches länger war als die drei ersten Zusammen, in 


dessen Mitte eine leichte Einschnürung. ohne dass ich bei der stärksten Ver- 
grösserung eine Gliederung sehen konnte. 


49 * 


388 


1. Ponera contracte Lir. 


Opescandcas Fusco-brunnea, pube cinerascenti subdepressa, man- 
dibulae, clypei pars anterior, antennae pedesque rufotestacei. Long. : 
2%, — 33mm, 
Z’emina. Fusca, pube cinerascenti subdepressa; mandibulae, 
elypei pars inferior, antennae pedesque rufo-testacei; alae hyalinae. 
Long. : 3°/a — 4mm, 
Mas. Niger, nitidus, mandibulae testaceae, pedes fusei tibüs tarsıs- 
que dilutioribus ; alae hyalinae. Long.: 24 — 3m. 
Ponera contracta Ltr. Hist. nat. Crust. et Ins. tom. 13. pag. 257; 
Lepel. St. Farg. Hist. nat. Ins., Hym., tom. 1. pag. 195; 
Först. Hym. Stud. 1. Heft pag. 45; Schenck Beschr. nass. 
Ameis. pag. 72; Smith Ess. Gen. and Spec. Brit. Form. 
pag. 113. 

Formica contracta Ltr. Hist. nat. Fourm. pag. 195; Fabr. Syst. 
Piez. pag. 410. 

Arbeiter. Röthlichbraun, der Kopf dunkler, die Oberkiefer, die vor- 
dere Hälfte des Clypeus (öfters der ganze Clypeus), die Stirnlappen „ die 
Fühler, der Hinterrand der Hinterleibssegmente, der After und die Beine 
röthlichgelb. Der ganze, schmale langgestreckte Körper ist reichlich mit 
fast anliegenden, gelben, ziemlich kurzen Haaren und fast nur der Hinterleib 
sparsam mit abstehenden langen, feinen Borstenhaaren bekleidet. 

Der Kopf iss viel länger als breit, hinten halbmondförmig ausge- 
buchtet, breiter als der Thorax und fast eben so lang wie dieser. Die stark 
glänzenden , grossen Oberkiefer sind zerstreut punetirt und fein gezähnt. 
Der punctirte Clypeus ist kurz und hat längs der Mitte einen starken dicken 
Kiel. Der Schaft der mehr aneinander eingelenkten Fühler reicht fast bis zum 
Hinterrande des Kopfes; die Geissel ist am Ende keulenförmig verdickt. 
Ein Stirnfeld ist nicht ausgeprägt; die Stirnrinne ist wohl lief, aber nur 
kurz. Die Stirn und der Scheitel sind dicht punctirt. Die Netzaugen sind sehr 
undeutlich und sind stark nach vorne gerückt. Die Punctaugen fehlen. 

Der Thorax ist weniger dicht punclirt als der Kopf und etwas 
elänzend. 

Die Schuppe und der Hinterleib sind glänzend, sehr fein und seicht 
gerunzelt und punctirt. 

Weibchen. Braun, der Kopf dunkler, die Oberkiefer, die vordere 
Hälfte desClypeus (öfters der ganze Clypeus), die Stirnlamellen, die Fühler, 
der Hinterrand der Hinterleibssegmente, die Spitze des Hinterleibes und die 
Beine röthlichgelb. Die Behaarung ist so wie beim 8. 

Der Kopf gleicht in seinen Theilen ebenfalls jenem des 8, doch siud 
hier grosse Punet- und eben solche, aber flache Netzaugen. Die Stirnrinne 
zieht sich bis zum vorderen Punctauge. 


389 


Der Thorax ist fein runzlig punclirt und etwas glänzend. 

Die Schuppe und der Hinterleib sind seichter und feiner runzlig punc- 
lirt und daher mehr glänzend. 

Die Flügel sind wasserhell, und ihre Länge gleicht beiläufig der des 
ganzen Körpers mit Ausnahme des Kopfes. 

Männchen. Glänzend, schwarz, die Oberkiefer bräunlichgelb, die 
Beine braun, die Schienen und Tarsen meist gelbbraun. Der ganze Körper 
ist reichlich behaart. 

Die Oberkiefer sind schmal, wenig gebogen, ziemlich kurz, an der Spitze 
abgerundet und ohne Zähne. Der Clypeus ist in der Mitte stark höckerarlig 
gewölbt. Der Schaft der an der Einlenkungsstelle einander sehr genäherten 
Fühler ist etwas kürzer als das zweite Geisselglied; das erste Glied der 
fadenförmigen Geissel ist kugelig, die übrigen Glieder sind so ziemlich 
gleichlang und cylindrisch, das Endglied ist das längste und conisch zuge- 
spitzt. Der ganze Kopf ist fein gerunzelt. Die Netz- und Punctaugen 
sind gross. 

Der Thorax ist fein gerunzelt. 

Die Schuppe und der Hinterleib sind noch seichter gerunzelt und 
stark glänzend. 

Die Flügel sind wasserhell. 

Diese Art findet sich, obwohl selten, an den verschiedensten Orten, 
doch vorzüglich in der Erde unier Steinen oder unter Moos; sie schwärmt 
im Hochsommer, und eine Eigenthümlichkeit derselben ist, dass sie nie in 
zahlreichen Gesellschaften vorkommt. Die Puppen sind mir unbekannt. 

In Oesterreich bei Wien (Giraud), bei Purkersdorf{Frauenfeld), 
bei Gresten (Schleicher); in Tirol bei Botzen (Gredler); in der Lom- 
bardie (Villa). In den Nachbarländern in Rheinpreussen bei Aachen 
(Förster); in Nassau bei Weilburg und bei Dillenburg (Schenck); in 
Bayern (Herrich-Schäffer); im Kirchenstaate bei Imola (Pirazzoli); 
in der Schweiz bei Zürich (Gräffe); in Piemont (Mayr) *). 


*”) Losana beschreibt unter dem Namen Formica quadrinotata in den „Form. 
Piem.“ pag. 320 eine Ponera, welche allen jetzt lebenden Myrmecologen durch 
Autopsie nicht bekannt ist: 


Ponera guadırinolata Los. 


Operaria: Elongata, subcylindrica, albido-flavescens, oculis nullis; 
squama subtrianguli, crassa, superius conveza, basi antice utrinque spinosa ; 
abdomine hinc inde inferius nigro quadripunctata. Long.: 4/ mm. 

Questa formica di poco differisce dalla contracta di Latreille; ü 
colore pero della contracta e nerastro, nella nostra gialliacio pallido ; essa € 
lunga, sublineare, la lunghezza delle mandibole e lu meta di quella del capo; il 
capo ha '/, della lunghezza del torace ed il torace e lungo quanto Ü' abdome ; le 
mandibole un po’ fulvescenti stendonsi fuor del capo , subtriangolale, arcate, 
al di sotto fornicate, nel luto loro interno ret!e, quasi 5 dendiculate ; al di sotlo 


390 


III. Myrmicidae. 


Das Stielchen besteht aus zwei knotenförmigen Gliedern, von denen 


das erste vorne mehr oder weniger stielförmig verlängert ist. Der Hinter- 
leib, welcher beim 8 und ® aus vier, beim g' aus fünf Segmenten besteht 
und bei ersteren einen Stachel trägt, ist zwischen dem ersten und zweiten 


d’ essi si allungano rette due lamelle in lunghezza pressoche eguali alle mandi- 
bole, membranacee, subtriangolari, d’un color piü sbiadato; il capo fulvo-oscuro 
e quadrilungo , cioe un terzo pii longo della sua larghezza, al di sotto piano, 
sopra convesso, e retito sul davanti, come posteriormente ; dalla fronte presso 
il labbro brevissimo si solleva una lineare protuberanza nasale, ristretta, dai di 
cui lati presso il labbro sorgono le antenne subfiliformi approsimati, fulvescenti, 
della lunghezza solamente doppia del capo, cogli articoli superiori pressoche 
uguali. Essa non ha occhi, ne cavitä oculari. Tl torace un po’ piu angusto del 
capo e composto, come per lo piü, di due coni, colle loro sommitd Ü' una all’ altra 
sovrapposte e schiacciate, con la base del primo presso il capo suborbiculato, e 
di esso ristretta: quella del secondo € verso labdome rivolta. Esso nella sua 
meta di profonda per elevarsi posteriormente subpiramidato. La squama conco- 
lorata e alta quanto l’abdome, subtriangulare, crassa, piüu convessa anteriormente 
che posteriormente ; al di sopra € convessa con qualche pelo; nei lati anteriori 
della sua base ha una spina per ogni lato, brunastra, lunga assai. L’abdome un 
po’ piü largo pel capo, lievemente pubescente, anteriormente truncato, un po’ püt 
largo della squama, forma un cono retto, col pı'imo anello, che si allunga quasi 
sino alla meta della totale di lui lunghezza, e coi lembi suoi come negli anelli 
seguenti, rientrando addentro, forma tra ogni due anelli una strangolamento. Ma 
dopo il primo, gli altri tre anelli seguenti subequali, formano un mezz' ovale. 
Volgendo poi Ü’ insetto intieramente supino, veggonsi ne’ fianchi tra le commessure 
del secondo e terzo anello due mocchie nere per ogni lato. I piedi brevi, crassi, 
sono piü bıancchicci del torace; la loro lunghezza e minore della metd dell’insetto 
anche ne’ posteriori: essi hanno due speroni, cioe due setole finali tortuose, 
non molto lunghe, ed i tarsi sono piü eguali tra loro che nelle altre formiche. 

Abita ne’ giardini solitaria, non molti agile, e rarissima. 

Ferner wurde von meinem Freunde, Herrn Pirazzoli, bei Imola im 
Kirchenstaate, also ziemlich nahe den Gränzen des österreichisch:n Staates, 
eine Ponera gefunden, welche ich hier beschreibe: 


Ponera ochraceau Mayr.n. Sp. 


Femina. Ochracea, dense adpresse pilosa, mesohoti margines laterales 
posteriores et medium marginis posterioris segmenti primi abdominis nigra. 
Long.: 4mm, 

Bräunlichgelb, die hintere Hälfte der Seitenränder des Mesonotums, die 
Mitte des Hinterrandes des ersten oberen Hinterleibssegmentes schwarz , die 
stelle des Scheitels, welche zwischen den drei Punetaugen liegt, so wie diese 
selbst, schwärzlich. Der ganze Körper ist dicht mit anliegenden, kurzen, 
gelblichen Härchen bekleidet. 


391 


Segmente nicht eingeschnürt. Die Puppen sind in keinen Cocon eingehüllt. 
Die Gattungen dieser Unterfamilie lassen sich auf analytischem Wege folgen- 
dermassen bestimmen: 


Arbeiter. 


A. Hinterleib hinten zugespitzt, an der Oberseite 
weniger gewölbt als an der Unterseite : 
Stielchen höher als gewöhnlich in den 
Hinterleib eingelenkt. Kiefertaster fünf-, 
Lippentaster dreigliedrig; Metanolum 
mit zwei Domen . . 2 2.2.2... Cremalogaster. 
B. Hinterleib hinten nicht zugespitzt, dessen Ober- 
seite mehr gewölbt als die Unterseile ; 
Stielchen in der Mitte des vorderen 
Endes des Hinterleibes eingelenkt. 
1. Oberseite des Thorax zwischen dem Meso- 
und Metanotum eingeschnürt; Länge 
des Körpers: 2%. — 12m, 
a) Pro- und Mesonotum bilden einen über das 
Metanotum bedeutend erhabenen 
Buckel; Länge des Körpers: 4— 
12mm, Kiefertaster vier-, Lippenta- 
ster dreigliedig . . . »...... Alta. 


Der Kopf ist länger als breit, und etwas breiter als der Thorax. Die 
Oberkiefer sind sehr hreit, fein gezähnt, weitläufig punctirt und glänzend. Der 
Clypeus ist fein gerunzelt, glanzlos und besonders hinten mit einem dicken 
hohen MittelKiele versehen. Der Schaft der zwölfgliedrigen Fühler reicht fast 
bis zum Hinterrande des Kopfes, die Geissel ist am Schaftende dünn und 
nimmt gegen die Spitze bedeutend an Dicke zu, deren erstes Glied ist länger 
als breit, das Zweite Glied ist klein, etwas breiter als lang, die folgenden 
haben die Form des zweiten, doch nehmen sie gegen die Spitze mehr und mehr 
an Grösse zu, das Endglied ist das grösste, es ist länger als die zwei vor- 
leizten zusammen. Ein Stirnfeld ist nicht ausgeprägt. Die Stirnrinne ist tief 
und reicht bis zum mittleren Punctauge. Die Stirn, der Scheitel, die Wangen 
und die Seitengegend des Kopfes sind fein dicht gerunzelt und glanzlos. 
Die Netzaugen sind flach, die Punctaugen sind ziemlich gross. 

Der Thorax ist fein, aber nicht so dicht gerunzelt als der Kopf, daher 
in sehr geringem Maasse glänzend. 

Die dicke, fein gerunzelte Schuppe ist so hoch als der Hinterleib und 
Thorax. 

Der Hinterleib ist walzenförmig, nur etwas breiter und eben so lang 
als der Thorax, fein runzlig punctirt und wenig glänzend. 

Die Flügel sind mir unbekannt. 

Die Beine sind kurz wie bei allen Ponera-Arten. 


392 


b) Pro- und Mesonolum bilden einen über 
das Metanotum mässig erhabenen 
Buckel; Länge des Körpers 4 — 
4'/,mm: Kopf sehr gross; Metano- 
tum mit zwei Zähnchen; Kiefer- 
und Lippentaster zweigliediig ®ecopkthora (miles). 
c) Pro- und Mesonotum, über das Metanotum 
nicht oder wenig erhaben, bilden 
eine wenig gewölbte Scheibe. 
a. Länge des Körpers: 2'r””; Kiefer- und 
Lippentaster zweigliedrig Becophthora (operaria). 
ß. Länge des Körpers: 3'% — 8”; Kiefer- 
taster sechs-, Lippentaster vier- 
gliedig . » » 22.222. Myrmica. 
2. Oberseite des Thorax zwischen dem Meso- und 
Metanotum nicht eingeschnürt, höch- 
stens mit einer Furche. Länge des 
Körpers: 1% — 3a "m, 
a) Metanotum unbewehrt ; Länge des Körpers: 
11% = glımm, 
«: Kiefer- und Lippentaster zweigliedrig ; 
Farbe des Körpers gelb . . . Diplorhhoptr um. 
ß- Kiefertaster ein-, Lippentaster zweigliedrig; 
Farbe des Körpers schwarzbraun Monomorium. 
5b) Metanotum mit zwei Zähnen; Länge des 
Körpers wenigstens 2Ys"”. 
a. Kopf und Thorax glatt und glänzend; Kie- 
fertaster vier-, Lippentaster drei- 
gliedrig; das zweite Glied des 
Stielchens unten mit einem Dorne FZormicoxenus. 
ß- Kopf- und Thorax gerunzelt; Kiefertaster 
vier - bis fünfgliedrig, Lippen- 
tasler dreigliedrig; das zweite 
Glied des Stielchens ohne Dorn. 
&«) Kopf, Thorax und Hinterleib grössten- 
theils schwarz; Clypeus zwei- 
zähnig ; Zähne des Metanotum 
horizontal nach hinten gerich- 
tet; Kiefertaster vier-, Lippen- 
taster dreigliedrig. . » . » Myrmeecina. 
£ß) Thorax gelb, braun oder schwärzlich ; 
Clypeus ungezähnt,, Zähne des 
Metanotum nach hinten u. oben 
gerichtet; Kiefertaster vier-, 


393 


Lippentaster dreigliedrig ; das 
zweite Glied des Stielchens 
breiter als lang; Kopf und 
Thorax ziemlich grob längsge- 
streift oder der letztere grob 
netzaderie Tijanissyu>teil Mi 
yy) Thorax gelb oder bräunlichroth; Clypeus 
ungezähnt (nur bei einer Art 
undeutlich gezähnt) ; Zähne des 
Metanotum horizontal nach hin- 
ten oder nach hinten und oben 
gerichtet; Kiefertaster fünf-, 
Lippentaster dreigliedrig ; das 
zweite Glied des Stielchens so 
lang als breit; Kopf u. Thorax 
ziemlich fein gerunzelt . . . Zeptotlhorux: 


Tetramorium. 


Weibchen. 


A. Hinterleib hinten zugespitzt, an der Oberseite 
weniger gewölbt als an der Unterseite ; 
Stielchen höher als gewöhnlich in den 
Hinterleib eingelenkt; Kiefertaster fünf-, 
Lippentaster dreigliedrig; an den Flü- 
seln verbindet sich die Costa transversa 
bloss mit der äusseren Cubilalaste, wo- 
durch nur eine geschlossene Cubitalzelle 
- gebildet wird . 2 2.2222... Cremalogaster. 
B. Hinterleib hinten nicht zugespitzt, dessen Ober- 
seite mehr gewölbt als die Unterseite; 
Stielchen in der Mitte des vorderen 
Endes des Hinterleibes eingeleukt. 
1. An den Flügeln verbindet sich die Costa trans- 
versa an der Theilungsstelle mit der 
Costa cubitalis, wodurch nur eine ge- 
schlossene Cubitalzelle entsteht. 
a) Stirn und Scheitel glatt und glänzend ; Kie- 
fertaster vier-, Lippentaster drei- 
gliedrig; Länge des Körpers: 3”; 
Kopf gelb; das zweite Glied des 
Stielehens unten mit einem Dorne Formicoxeneus. 
b) Stirn und Scheitel längsgestreift oder fein 
verworren gerunzelt; Kiefertaster 
vier-, Lippentaster dreigliederig ; 


Bd. V. Abh. 30 


394 


Länge des Körpers: 3 — 8” (wenn 
nur 3” „ so ist die Farbe desKopfes, 
des Stielchens und des Hinterleibes 
braunschwarz) ; das zweite Glied 
des Stielchens ohne Dorn 


c) Stirn und Scheitel fein längsgestreift; Kie- 


fertaster fünf-, Lippentaster drei- 
gliederig ; Länge des Körpers: 3— 
4'ymm : Stielchen wenigstens an der 
Unterseite stets gelb (nur bei einer 
Art ganz schwarzbraun, wo aber 
die Ränder der Hinterleibssegmente 
gelb sind); das zweite Glied des 


Stielchens ohne Dorn . . . .. 


2. An den Flügeln verbindet sich die Costa trans- 


versa bloss mit dem äusseren Cubi- 
talaste, wodurch nur eine geschlos- 
sene Cubitalzelle gebildet wird. 


a) Metanotum bedornt; Kiefertaster vier-, Lip- 


pentaster dreigliedrig; Länge des 
Körpers 4””; Hinterleib klein 


b) Metanotum unbewehrt; Kiefertaster zwei-, 


3. An den 


Lippentaster zweigliedrig ; Länge 
des Körpers: 6% -- 6%” m ; Hin- 
terleib verhältnissmässig sehr gross 


Flügeln verbindet sich die Costa 
Iransversa mit beiden Cubitalästen , 
welche vollkommen ausgeprägt sind, 
wodurch zwei geschlossene Cubital- 
zellen gebildet werden. 


a) Der breite Innenrand der Oberkiefer ist zu- 


geschärft und bloss vorne mit zwei 
starken Zähnen bewehrt ; Kiefer- 
taster zwei-, Lippentaster zwei- 
gliedrig; das zweite Glied des 
Stielchens doppelt so lang ; Länge 
des Körpers: 7 — Smm , : 
gezähnt; Kiefertaster vier-, Lip- 
pentaster dreigliedrig; das zweite 
Glied des Stielchens so breit 
oder nur wenig breiter als lang; 


. Tetramoriums:. 


Leptotlhorax. 


. Myrmeecina. 


Diplor hoptrum. 


. . VBecophthora. 
b) Der breite Innenrand der Öberkiefer ist 


Länge des Körpers: 7— 14” . Alta. 


395 


4. An den Flügeln verbindet sich die Costa trans- 
versa mit beiden Cubitalästen, es ist 
aber ein Stück des äusseren Cubital- 
astes nicht ausgeprägt, wodurch eine 
halbgetheilte,„ geschlossene Cubital- 
zelle gebildet wird; Kiefertaster 
sechs-, Lippentaster viergliedrig . . Myrmica. 


Männchen. 


A. Mesonolum mit zwei vertieften nach hinten con- 
vergirenden Linien. 


1. An den Flügeln verbindet sich die Costa trans- 
versa mit beiden Cubitalästen, doch 
wird wegen Ausbleiben eines Stückes 
des äusseren Cubiltalastes bloss eine 
aber halbgetheilte Cubitalzelle gebil- 
det; Länge des Körpers: 41% — 10mm Myrmica. 


2. An denFlügeln verbindet sich die Costa trans- 
versa bloss mit dem äusseren Cubi- 
talaste; Oberkiefer sehr kurz, schein- 
bar fehlend, Flügel schwärzlich . Myrmecina. 


3. An den Flügeln verbindet sich die Costa trans- 
versa mit der Costa cubitalis an der 
Theilungsstelle. 


a) Fühler zehngliedrig ,„ zweites Geisselglied 
sehr lang . . . 2.2.2.2... Tetramorium. 


b) Fühler zwölf- bis dreizehngliedrig, Meta- 
notum unbewehrt, erstes Glied des 
Stielchens höchstens ein einhalbmal 
so lang als das zweite Glied, Fühler 
meist milchweiss, selbst die Rippen, 
innerer Cubitalast meist sehr un- 
deutlich oder öfters gar nicht aus- 
geprägt. »- » 2 2.22.22. Zeptothoraxs. 


c) Fühler dreizehngliedrig, Metanotum mit 
zwei kurzen Zähnchen, erstes Glied 
des Stielchens doppelt so lang als 
das zweite Glied, die Flügel bräun- 
lich getrübt , innerer Cubitalast 
deutlich ausgeprägt, die Rippen 


bräunlichgelb . For micoxenus. 


50% 


396 


B. Mesonotum ohne vertiefte convergirende Linien. 
1. An den Flügeln verbindet sich die Costa trans- 
versa bloss mit dem äusseren Cubital- 
aste, wodurch bloss eine geschlossene 
Cubitalzelle gebildet wird; Fühler 
zwölfgliedrig. . . . 2.2.0.2. Diplorhoptrum. 
2. An den Fühlern verbindet sich die Costa trans- 
versa mit beiden Cubitalästen, wo- 
durch zwei geschlossene Cubitalzellen 
entstehen; Fühler dreizehngliedrig. 
a) Das Mesonotum überragt das Pronotum und 
einen Theil des Kopfes; der Kopf 
ist länger als breit; erstes Geissel- 
glied cylindrisch ; Schildchen stark 
gewölbt; Metanotum bloss bei der 
kleinsten Art (4””= lang) mit zwei 
Dornen bewehrt . . . 2... Alta. 
5) Das Mesonotum überragt nur das Pronotum ; 
Kopf so lang als breit, erstes Füh- 
lerglied kugelig, Schildchen wenig 
gewölbt, Metanotum unbewehrt,, 
Länge des Körpers: 41% — 53mm, . Decophthora. 


1. Myrmieca Ltr. Mayr *) 
Latreille Hist. nat. d. Crust. et Ins. pag. 258. 


Arbeiter: Der Kopf ist mehr oder weniger oval, länger als breit und 
dessen Hinterkopf ist nicht ausgebuchtet. Die Oberkiefer sind breit und am 
Innenrande gezähnt. Die Unterkiefertaster sind sechs- und die Lippentaster 
viergliedrig. Die Oberlippe ist in der Mitte des vorderen, freien Randes aus- 
geschnitten und die dadurch gebildeten Lappen sind beiderseits abgerundet. 
Die Fühler sind zwölfgliedrig und mehr weniger keulenförmig. Das Stirn- 
feld ist dreieckig. Die Punctaugen fehlen. Die schwarzen Netzaugen sind 
flach. Der Thorax ist stets schmäler als der Kopf, aber hinter dem Mesono- 
tum stark eingeschnürt, das Pro- und Mesonotum sind oben ziemlich flach 


*) Man hatte bisher die Arten der von mir nachfolgend aufgestellten Gattungen : 
Formicoxenus, Tetramorium, Leptothorax und Diplorhoptrum in der Gattung 
Myrmica untergebracht, welche das Asyl für die grösste Anzahl der Myrmi- 
ciden wurde, obwohl man sechsgliedrige Kiefer und viergliedrige Lippentaster 
als Gattungscharakter derselben aufstellte, ohne sich zu kümmern, ob denn 
die zu Myrmica gestellten Arten dem Gattungscharacter derselben entsprechen 
oder nicht. Ich habe zur Gattung Myı'mica nur solche Arten gezogen, welche 
wirklich sechsgliedrige Kiefer-, und viergliedrige Lippentaster haben, und habe 
die Gattung überdiess noch genauer abgegränzt. 


397 


und so hoch als das Metanolum, das letztere ist mit zwei Dornen bewaffnet, 
welche bloss bei einer Art durch Beulen ersetzt sind. Das erste Glied des 
Stielchens ist vorne stiel-, hinten knotenförmig, an der Unterseite vorne 
trägt es ein kleines Zähnchen, das zweite Glied! ist etwas kürzer als das 
erste, knotenförmig und etwa so lang als breit. Der Hinterleib ist verhält- 
nissmässig klein, oval, unten fast so wie oben gewölbt, dessen erstes 
Segment nimmt zwei Drittheile des Hinterleibes ein. 

Weibchen. Die Form des Kojfes, so wie die Mundtheile und die 
Fühler sind ähnlich wie beim 8, überdiess finden sich aber noch drei deut- 
liche Punctaugen. Der Thorax ist oben und seitlich ziemlich flach, das Me- 
tanotum ist mit zwei Dornen bewaffnet, und bloss bei einer Art sind diese 
durch zwei Höcker ersetzt. Das Stielchen und der Hinterleib sind so wie 
beim 8. Die Flügel zeichnen diese Gattung vor allen Ameisen durch die 
halbgetheilte, geschlossene Cubitalzelle aus, welche dadurch entsteht, dass 
von der Costa basalis sogleich zwei Cubitaläste entspringen, von denen 
aber ein Stück des äusseren Astes nicht ausgeprägt ist, und dass sich die 
Costa transversa mit beiden Cubitalästen verbindet; die Costa recurrens 
schliesst eine Discoidalzelle ab. 

Männchen. Der Kopf ist länger als breit und eben so breit als der 
Thorax. Die Oberkiefer und inneren Mundtheile sind so wie bei den $ und 
©, Die Fühler sind dreizehngliedrig. Das Stirnfeld ist dreieckig, nach hinten 
aber meist nicht scharf abgegränzt. Die Netzaugen sind gross und hervor- 
stehend , die Punctaugen sind ebenfalls gross. Das Pronotum wird vom Me- 
sonotum überragt, ohne dass das letztere auch einen Theil des Kopfes über- 
ragen würde. Das Mesonotum ist ziemlich flach und hat zwei vom vorderen 
Ende der Seitenränder entspringende, vertiefte, meist gekerbte, nach hinten 
convergirende und eiwa in der Mitte des Mesonotums zusammentreffende 
Linien, welche als eine einzige verschmolzen in der Mittellinie des Mesono- 
tum zum Hinterrande des letzteren ziehen. Das Schildchen ist wenig gewölbt. 
Das Metanotum, welches tiefer als das Mesonotum und das Schildchen liegt, 
hat zwei Zähne und nur bei einer Art fehlen dieselben. Das erste Glied des 
Stielchens ist nicht so deutlich gestielt wie bei den beiden vorigen Ge- 
schlechtern, es ist aber dennoch länger als das zweite Glied. Der Hinterleib 
ist ähnlich wie beim $ und ©. Ebenso sind die Flügel wie beim ®. 


x 


Analytische Tabelle. 


Arbeiter. 


A. Metanotum ohne Dornen, bloss mit zwei Höckern. 
M. rubida. 
B. Metanotum mit zwei Dornen. 
1. Fühlerschaft nahe am Grunde bogenförmig gekrümmt. 


398 


a) Fühlerschaft stark bogenförmig, fast winkelig gekrümmt; Stirnfeld 
oft gestreift. ’ 
&) Die Gegend um die Augen netzmaschig, in den Maschen gekörnt; 
hinter den Stirnfeld die Streifen fein und zusammenge- 
drängt; Grundfarbe des Thorax gelb; Länge des Körpers: 
31a — Alyımm, 
M. rugulosa. 
£ß) Die Gegend um die Augen netzmaschig, in den Maschen glatt; 
hinter dem Stirnfeld die Streifen grob und nicht dicht 
zusammengedrängt; Grundfarbe des Thorax roth; Länge 
des Körpers: 5% — 6". 
M. suleinodis. 

b) Fühlerschaft nicht stark gekrümmt ; die Augengegend wohl netz- 
maschig, aber die Maschen fast glatt; hinter dem Stirnfelde 
sind die Streifen grob und nicht dicht zusammengedrängt; 
Stirnfeld glatt und glänzend. 

&. Die Knoten des Stielchens fast glatt und nur mit schwachen Sei- 
tenfurchen ; Zwischenraum zwischen den Dornen des 


Metanotums glatt. 
M. laezvinodis. 


ß- Die Knoten stark gerunzelt und mit starken Seitenfurchen ; Zwischen- 
raum zwischen den Dornen des Metanotums quergerunzelt. 

M. ruginodis. 

2. Fühlerschaft nahe am Grunde knieförmig gekrümmt. 

a) Auf dem Knie des Fühlerschaftes sitzt ein quer gestellter halbkreis- 
förmiger Lappen; der Zwischenraum zwischen den Dornen - 
des Metanotums glatt. 

M. Tlobicornis. 

b) Auf dem Knie des Fühlerschaftes steht entweder kein oder ein nach 
aufwärts und innen gerichteter kleinen Lappen oder ein 
stumpfer Zahn; Zwischenraum zwischen den Dornen des 
Metanotums fein quergerunzelt. 

M. scabrinodis. 


Weibehen. 3 
A. Metanotum ohne Dornen. 
M. rubida. 
B. Metanolum mit zwei Dornen. 
1. Fühlerschaft nahe am Grunde bogenförmig gekrümmt. 
a) Fühlerschaft stark bogenförmig, fast winkelig gekrümmt; Stirnfeld 
oft gestreift. 
«&) Die Gegend um die Augen netzmaschig, in den Maschen gekörut; 
hinter den Stirnfeld die Streifen fein und zusammengedrängt; 
Grundfarbe des Thorax gelb ; Länge des Körpers 5% —6'Ys mr, 
M. rugulosa. 


399 


6) Die Gegend um die Augen netzmaschig, in den Maschen glatt; 
hinter dem Stirnfeld die Streifen grob und nicht dicht zu- 
Sammengedrängt; Grundfarbe des Thorax roth; Länge des 
Körpers: 61% — 7m, 

M. suleinodis. 

b) Fühlerschaft wenig gekrümmt; hinter dem Stirnfelde ist die Stirn 

nicht dicht längsgestreift; Stirnfeld glatt und glänzend. 

«&. Die Knoten fast glatt und mit schwachen Seitenfurchen versehen ; 
Dornen des Metanotums kurz und breit, Zwischenraum 
zwischen denselben fast glatt. 

M. laevinodis. 

ß. Die Knoten grob gerunzelt mit groben tiefen Seitenfurchen; Dornen 
des Metanotums lang und schmal ; Zwischenraum zwischen 
denselben quergerunzelt. 

IM. ruginodis. 
2. Fühlerschaft knieförmig gekrümmt. 

a) Auf dem Knie des Fühlerschaftes sitzt ein quergestellter Lappen ; 

der Zwischenraum zwischen den Dornen glatt. 
M. lobicornis. 

5) Auf dem Knie des Fühlerschaftes sitzt kein oder ein nach oben und 
innen gerichteter kleiner stumpfer Zahn oder Lappen; der 
Zwischenraum zwischen den Dornen fein quergerunzelt. 

M. scabrinodis. 


Männchen. 


4A. Metanotum ohne Dornen und ohne Höcker; Länge des Körpers 8Y— 10m. 
M. rubida. 
B. Metanotum mit zwei Dornen oder mit sehr kurzen, breiten oft sehr 
stumpfen Zähnchen ; Länge des Körpers: 442—6'/. mm. 
1. Fühlerschaft halb so lang als die Geissel. 
a) Stirnfeld glatt, glänzend, oder sehr fein verworren gerunzelt. 
a. Schienen reichlich mit langen, abstehenden Borstenhaaren besetzt. 
DE. laevinodis. 

ß- Schienen sparsam mit kurzen last anliegenden Haaren besetzt; Dornen 
des Metanotums lang und schmal, Zwischenraum zwischen 
denselben quergerunzelt. 

M. ruginodis. 
b) Stirnfeld längsgerunzelt. 
M. suleinodis. 


2. Fühlerschaft viel kürzer als die halbe Geissel. 
a) Zweites Geisselglied doppelt so lang als das erste Glied. 
M. Tobicornis. 
b) Zweites Geisselglied so lang oder nur elwas länger als das erste Glied. 
a. Kopf hinter den Augen mit feinen Längsstreifen ; Beine mit langen 
meist fast wagrechl abstehenden Borstenhaaren reichlich 


400 


besetzt; Schenkel in der Mitte elwas verdickt; Länge 
des Körpers: 5%. —6Yımm, 
M. seabrinodis. 

ß- Kopf hinter den Augen fast ohne Längsstreifen ; Beine mit mässig 
langen, nach hinten gerichteten Borstenhaaren sparsam 
besetzt; Schenkel in der Mitte kaum verdickt; Länge 
des Körpers: 4; —5mm, 

PM. rugulosa, 


1. Myrmica rubida Ltr. 


Operaria: Rubro-brunnea, flaviae pilosula; antennarum scapus 
basin versus arcuatim flezus,; metanotum inerme. Long.: 7—8mm, 

Femina : Rubro-brunnea, flavide pilosula, capitis pars anterior 
mesonoti ac scutelli margo posterior alque segmentorum abdominis pars 
posterior nigricantes , antennarum scapus basin versus arcuatim flezus ; 
metanotum inerme; alae flavide infuscatae. Long.: 10%— 12mm, 

Mas: Niger, pilosus, antennarum funiculi pars terminalis et ar- 
ticulationes pedum brunneae, basis antennarum, anus et tarsi, testacei, 
antennarum Scapus brevissimus ; melanolum inerme; alae infuscatae. 
Long. : 8a — 10mm, 

Formica rubida Ltr. Hist. nat. Fourm. pag. 267; Schilling 

Bemerk. über die in Schles. etc. pag. 56. 
Myrmica montana Labram u. Imhoff Ins. d. Schweiz 2. Band; 
Mayr Beitr. z. Kennt. d. Ameis. 

Arbeiter. Röthlichbraun, zuweilen röthlichgelb, der Innenrand der 
Oberkiefer schwarz, der Hinterleib, mit Ausnahme des Grundes und der 
Aftergegend und manchmal auch die vordere Hälfte der Oberseite des 
Kopfes mehr oder weniger braun oder schwärzlich. Der ganze Körper ist 
reichlich mit langen, abstehenden, gelblichen Borstenhaaren bekleidet. 

Die Oberkiefer sind breit, grob längsgestreift, nahe dem Innenrande 
glatt und glänzend, der letztere ist mit vielen kleinen und undeutlichen und 
nur vorne mit zwei mässig grossen Zähnen bewaffnet. Der Clypeus ist 
gewölbt, ungekielt, grob längsgestreift und sehr scharf abgegränzt. Die 
Stirnlamellen sind schmal. Der Fühlerschaft ist nahe am Grunde bogenförmig 
gekrümmt und reicht bis zum Hinterrande des Kopfes; die Geissel ist mehr 
als um ihre zwei letzten Glieder länger als der Schaft. Das Stirnfeld ist 
mit groben Längsstreifen durchzogen, zwischen diesen und besonders am 
Vorderrande glänzend. Die Stirnrinne ist ziemlich undeullich. Die Stirn und 
der Scheitel sind ziemlich grob längsgestreift. 

Das Pronotum ist ziemlich fein längsgestreift, seine Scheibe aber ist 
glänzend und glatt; das Mesonotum ist gerunzelt , das grob gestreifte und 
gerunzelte Metanotum hat stati der Dornen zwei kleine stumpfe Höcker. 


401 


Die beiden Glieder des Stielchens sind fein gerunzelt, deren Scheibe 
ist glänzend und am hinteren Gliede glatt, an beiden Seiten zieht sich eine 
tiefe Längsfurche. 

Der Hinterleib ist glänzend und glatt, bloss mit weitläufigen Puncten, 
aus welchen die Borstenhaare entspringen. 


Weibchen. Röthlichbraun, bisweilen röthlichgelb, der Innenrand der 
Oberkiefer, der Hinterrand des Mesonotums und des Schildehens, und mehr 
oder weniger die Oberseite des Kopfes und die obere hintere Hälfte der 
Hinterleibssegmente, mit Ausnahme des Hinterrandes derselben, schwärzlich. 
Der ganze Körper ist reichlich mit feinen, gelblichen, abstehenden, langen 
Haaren bekleidet. 

Der Kopf und dessen Theile verhalten sich so wie beim 8. Die 
Stirnrinne, welche bis zu den ziemlich kleinen Punctaugen zieht, ist stärker 
ausgeprägt als beim 8. 

Das Pronotum ist längsgestreift, dessen Mitte glatt und glänzend. Das 
Mesonotum ist in der Mitte längsgestreift und an beiden Seiten glatt; das 
Schildchen ist glatt und beiderseits der Länge nach gerunzelt. Das Meta- 
notum ist fein quergestreift und hat zwei höckerarlige, stumpfe Leisten. 

Das Stielehen und der Hinterleib sind so wie beim 8. 

Die Flügel sind gelblichbraun getrübt und 9%,2—1vr” lang. 


Männchen. Schwarz, der Innenrand der Oberkiefer, die Endhälfte 
der Fühlergeissel und die Gelenke der Beine rothbraun, die Wurzel der 
Fühler, die Spitze des Hinterleibes und die Tarsen bräunlichgelb, der Hin- 
terrand der Abdominalsegmentie meist röthlich durchscheinend. Der ganze 
Körper ist reichlich mit langen gelblichen Borstenhaaren bekleidet. 


Der Kopf ist wenig breiter als der Thorax, aber länger als breit. Die 
breiten Oberkiefer sind längsgestreift, nahe dem Innenrande mit einer 
Punctreihe versehen und schwach glänzend, der Innenrand ist vorne mit 
grösseren, hinten mit kleinen, undeutlichen Zähnen bewaffnet. Der Clypeus 
ist grob längsgestreift, ungekielt und stark gewölbt. Der Fühlerschaft ist 
kaum so lang als die zwei ersten Geisselglieder zusammen ; die Geissel 
ist fadenförmig, deren erstes Glied ist sehr kurz, das zweite Glied ist fast 
so lang als der Schaft und eylindrisch, alle übrigen Glieder sind von der 
Form und Länge des zweiten Gliedes. Das Stirnfeld ist längs- öfters auch 
quergerunzelt. Die Stirnrinne zieht sich vom Stirnfelde bis zum miltleren 
Punctauge. Die Stirn ist längsgestreift und der Scheitel ist grob längsge- 
runzelt. Die Unterseite des Kopfes ist runzlig gestreift. 

Das Pronotum ist runzlig gestreift. Das Mesonolum gerunzelt und 
vorne quergerunzelt; das Schildchen ist fein gerunzelt. Das Metanotum ist . 
unbewehrt; dessen abschüssige Fläche ist quergestreift. 

Das Stielchen ist gerunzelt, die Scheibe der Knoten sehr fein ge- 
runzelt und glänzend. 

Der Hinterleib ist stark glänzend und glatt. 


Bd. V. Abh. 1 


402 


Die Flügel sind bräunlich getrübt und etwas kürzer als der ganze 
Körper. 

Diese Art liebt vorzugsweise gebirgige Gegenden, wo sie über 5000 
Fuss üb. d. M. noch vorkommt, obwohl sie auch nicht selten an sandigen 
Flussufern in Thälern gefunden wird, sie lebt unter Steinen und gräbt sich 
in der Erde einige Gänge aus; sie liebt den Saft der Blattläuse und schwärmt 
im Hochsommer. Häufig findet man ein einzelnes eierlegendes Weibchen 
unter einem Steine in einer kleinen Grube. 

In Böhmen bei Kaplitz (Kirchner); in Mähren bei Mistek (Schwab); 
in Oesterreich im Höllenthale und am Schneeberge (Mayr), bei Reichenau 
(Kollar), beim Hübner’schen Durchschlage an der steierischen Gränze 
(Mayr), am Öetscher. (Mus. Caes. Vienn.), an der Traisen. und an der 
Donau bei Melk (Schleicher), am Jauerling (Kerner); in Salzburg 
bei der Stadt Salzburg (Zwanziger), am Schafberge (Mus. Caes. Vienn.), 
bei Gastein (Mayr); in Tirol beim Bade Bergfall nächst Olang (Mayr), 
im Tiersthale (Gredler)}, bei Botzen und zwar auf der Gänsalpe, Seiser- 
alpe, im Talferbeet und in der Kaiserau (Gredler); in Kärnthen am Isels- 
berge bei Winklern und im Möllthale (Mayr); in Steiermark auf den 
Alpen (Mus. Caes. Vienn.), bei Grosslobming (Miklitz); in Ungarn am 
Plattensee (Mus. Caes. Vienn.); in Siebenbürgen (Fuss Beitr. z. Ins. F. 
Sieb. u. Bielz) bei Freck und bei Kerzeschora (Fuss); in Krain an der 
Save bei Laibach und bei Wipbach (Schmidt); in der Lombardie auf dem 
Stilfserjoch (Villa). In den Nachbarländern in der Provinz Preussen bei 
Königsberg (Zaddach); in Preussisch-Schlesien in der Nähe des Glazer 
Schneeberges (Schilling Bemerk. über die in Schles. etc.) ; in Baiern 
(Herrich-Schäffer); in der Schweiz (Bremj, Milde, Imhoff), 
bei Zürich (G räffe), am Mont blane (Dohrn), am MonteRosa (Stierlin); 
in Piemont (Mayr Beitr. z. Kenutn. d. Ameis.) 


2. Myrmeica laevinaeis Nyl. 


®pereamics Testaceo-feruginea, flavide pilosula, caput supra 
abdominisque dorsum medium fuscescentia; antennarum scapus paululum 
arcuatim flexus; caput longitudinaliter siriatim rugulosum ; meltanotum 
spinis duabus ; petioli nodi sublaeves. Long. : 4' 2—5mm, 

Femsine. Testaceo-ferruginea, fluvide pilosula, caput supra, pro- 
notum. scutellum abdominisque medium fuscescentia, antennarum scapus 
paululum arcuatim flezus; melanotum dentibus duobus latis. Long.: 
bya mm 

DE as. Nigro-fuscus, nitidus, flavido-pilosulus, mandibulae, anten- 
narum funiculi, abdominis apex, articulationes pedum tarsique palles- 
cenles; area frontalis subtilissime rugulosa ; antennarum scapus dimidio 
funiculi; metanolum dentibus duobus, valde oblusis ,„ minulissimis; tibiae 
pilis longis abstantibus- Long.: 5Ymm, 


403 


Myrmica laevinodis Nyl. Adn. Mon. Form. bor. Eur. pag. 927; 
Först. Hym. Stud. 1. Heft pag. 64; Schenck Beschr. 
nass. Ameis. pag. 75; Smith Ess. Gen. and Spec. Brit. Form. 
pag. 118. 


Arbeiter. Rothgelb oder selten bräunlich rothgelb, die Oberseite des 
Kopfes und die Mitte des ersten oberen Hinterleibssegmentes braun. Der 
ganze Körper ist mässig mit langen, abstehenden Borstenhaaren besetzt. 

Die Oberkiefer sind längsgerunzelt, sparsam tief punclirt, 7— 8zähnig, 
die drei vordersten Zähne sind gross und spitz, die hinteren klein. Der glän- 
zende Clypeus ist mit starken Längsstreifen durchzogen, er ist ungekielt 
und gleichmässig gewölbt. Das Stirnfeld ist stark glänzend und glatt. Die 
Stirnlappen sind seitlich sehr wenig erweitert und aufgebogen. Der Fühler- 
schaft ist nahe am Grunde mässig bogenförmig gekrümmt, doch nicht win- 
kelig gebogen, ohne Fortsätze an der Beugungsstelle. Der übrige ganze 
Kopf ist mit starken, erhabenen Längsstreifen durchzogen ; die hintere 
Augengegend ist mehr oder weniger netzmaschig, indem die Streifen von 
der Ober- und Unterseite des Kopfes zusammentreffen und sich verworren 
kreuzen ; die Maschen selbst sind meist glatt und glänzend. 


Das Pro- und Mesonotum unregelmässig grob gerunzelt, doch glän- 
zend, an den Seiten längsgerunzelt. Das mit zwei langen spitzen Dornen 
bewaffnete Metanotum ist an der Basallläche unregelmässig oder quer ge- 
runzelt und an der abschüssigen Fläche zwischen den Dornen glatt und stark 
glänzend. 

Die Knoten des Stielchens sind sehr fein gerunzelt (dadurch fast 
glatt erscheinend) und glänzend. 

Der Hinterleib ist kurz eiförmig, glatt und stark glänzend. 

Der 8 dieser Art ist jenem der zwei nächstfolgenden Arten sehr 
ähnlich, doch durch sichere Charactere hinlänglich unterschieden. 


Weibchen. Rothgelb oder bräunlichroth ,„ der Innenrand der Ober- 
kiefer, die Oberseite des Kopfes, der Hinterrand des Pronotums, eine Makel 
an der Flügelwurzel, der grösste Theil des Schildchens und die Scheibe des 
ersten Hinterieibssegmentes braun, öfters schwarzbraun. Der ganze Körper 
ist mässig mit langen abstehenden Borstenhaaren bekleidet. 

Die einzelnen Theile des Kopfes sind so wie beim 8, zu welchen 
noch die Punctaugen kommen. 

Das Pronotum ist in der Mitte fein quer-, an den Seiten ziemlich 
grob längsgerunzelt. Das Mesonotum ist auf seiner breiten, flachen Scheibe 
mit starken, parallelen Längsstreifen und vorne in der Mittellinie oft mit 
einer glatten, glänzenden Stelle versehen; das Schildchen ist längsgestreift. 
Das Metanotum ist mit zwei im Vergleiche mit den anderen Arten kurzen 
und breiten Dornen, welche am Grunde beiläufiig so breit als dieselben 
lang sind, bewailnet; die Basalläche des Metanoiums ist längs- oder quer- 
gerunzelt, die abschüssige Fläche zwischen den Dornen glatt und glänzend, 


51° 


404 


nur bei starker Vergrösserung sieht man nahe der Basalfläche sehr feine 
Querstreifen. 

Die Knoten des Stielchens sind ziemlich fein gerunzelt und glänzend, 
an den Seiten öfters mit schwachen Längsfurchen versehen. 

Die Flügel sind sehr schwach bräunlich getrübt. 

Das © unterscheidet sich von den nächstverwandten Arten am besten 
durch die breiten kurzen Dornen. 


Männchen. Glänzend, schwarzbraun, die Oberkiefer, die Taster , die 
Fühlergeissel, die Basis des Schaftes, die Hinterleibsspitze, die Gelenke der 
Beine und die Tarsen gelbbraun. Der ganze Körper ist mit langen Borsten- 
haaren ziemlich sparsam, die Beine aber mit langen, abstehenden Borsten- 
haaren reichlich bekleidet. 


Der Kopf ist etwa so breit als der Thorax oder wenig breiter. Die 
Oberkiefer sind fein längsgerunzelt, und siebenzähnig. Der Clypeus ist ge- 
wölbt, ungekielt, ziemlich fein gerunzelt. Das Stirnfeld ist entweder glatt 
und glänzend oder sehr fein und seicht gerunzelt. Der Fühlerschaft, welcher 
den Hinterrand des Kopfes überragt, ist ungefähr halb so lang als die 
Geissel ; das erste Geisselglied ist kurz und am Ende etwas verdickt, das 
zweite bis siebente Glied ist länger als das erste und cylindrisch, das achte 
bis eilfte ist noch etwas grösser, das Endglied ist etwas kürzer als die 
zwei vorletzten Glieder zusammen. Die Stirn ist fein und undeutlich runzlig 
längsgestreift, der Scheitel ist gröber längsgestreift. Die Augengegend, die 
Wangen und die Kehle verworren gerunzelt. 

Das sehr kurze Pronotum ist sehr fein lederartig gerunzelt , scheinbar 
glatt. Das Mesonotum ist glatt und nur seitlich fein gerunzelt ; das Schild- 
chen ist vorne glatt, hinten schwach gerunzelt. Das Metanotum ist mit zwei 
sehr stumpfen und sehr kurzen Zähnen bewaffnet , dessen Basalfläche und 
die Seitenflächen gestreift, die abschüssige Fläche zwischen den Zähnen 
glatt und stark glänzend. 

Die Knoten des Stielchens sind ziemlich glatt, ebenso ist auch der 
Hinterleib glatt und stark glänzend. 

Die Flügel sind sehr schwach bräunlich getrübt. 


Das Q ist sehr schwierig von jenem der Myrm. ruginodis zu unter- 
scheiden, indem die Behaarung der Beine allein die g' dieser beiden Arten 
unterscheidet, obwohl die 8 und © hinreichend characterisirt sind. 


Die Latreille’sche Formica rubra ist zweifelsohne ein Colleectiv- 
name für alle jene Myrmica-Arten, welche Dr. Nylander beschrieben 
hat und welche wirklich zu dieser Gatlung gehören, undich finde es höchst 
sonderbar, dass Herr Curtis in seiner Abhandlung: »On ihe Genus Myr- 
mica and other indigenous Arts« in der Transact. of Ihe Linn. Soc. of 
London Vol. XXI. die Myrmica scabrinodis Ny1. für die La treille’sche 
Myrmica rubra hält, indem es durchaus nicht zu entziffern ist, welche Art 
Latreille zur Beschreibung vor sich halte. 


405 


Diese Art findet sich fast überall, wo überhaupt Ameisen vorkommen, 
sie baut keine Hügel, sondern minirt Gänge und Höhlungen in der Erde 
unter Steinen oder Moos oder unbedeckt, obwohl sie auch in allen Bäumen 
und in Mauern öfters gefunden wird; sie schwärmt im Hochsommer. Nach 
Professor Schenck lebt bei ihr und den verwandten Arten Lomechusa. 


3 Myrmica rugulosa Ny|. 


Operansia: Testaceo-ferruginea , flavide pilosula , caput supra 
abdominisque dorsum in medio fuscescentia ; antennarum scapus subgeni- 
culatim flexus ; caput post aream frontalem subtiliter et dense longitudi- 
naliter, ad oculos fortius reliculatim rugulosum; metanolum Spinis 
duabus ; petioli nodi subtiliter rugulosi. Long. : 3" —4', 2m. 


Femina: Testaceo-ferruginea, flavide pilosula, capul supra, pro- 
noti et scutelli margo posterior, mesonoti latera atque abdomen fusces- 
centia ; an'ennarum scapus subgeniculatim flexus; caput post aream fron- 
talem subtiliter ei dense longitudinaliter. ad oculos fortius reticulatim 
rugulosum ; metanolum spinis duabus ; petioli nodi rugulosi ; alae a basi ad 
medium fuscescentes Long.: 5% —6\;""*. 


Mas: Nigro-fuscus, nitidus, flavide pilosulus, mandibulae ,„ anten- 
narum funiculi ac abdominis apex, articulationes pedum tarsique palles- 
centes; anlennarum scapus longiludine quadrantis funiculi; articulus 
primus funiculi secundo paulo longior ; pedes pilis paululum abstantibus, 
femora in medio viz incrassata; alae a basi ad medium infuscalae. 
Long. : 4ya—4’/ımm, 

Myrmica rugulosa Nyl. Add. alt. adn. mon. Form. bor. Eur. pag. 32. 

Myrmica clandestina Först. Hym. Stud. 1. H. p. 63; Schenck 

Beschr. nass, Ameis. pag. 84. 

Arbeiter. Rothgelb, selten bräunlich rothgelb, die Mitte der Ober- 
seite des Hinterleibes, öfters der ganze Hinterleib mit Ausnahme der vor- 
deren Hälfte des ersten Segmentes und die Oberseite des Kopfes mehr 
oder weniger braun. Der ganze Körper ist sparsam mit langen abstehenden 
Borstenhaaren besetzt. 

Die Oberkiefer und der Clypeus sind so wie bei der vorigen Art. 
Das Stirnfeld ist entweder glatt und bloss am hinteren Rande ragen die 
Längsstreifen der Stirn in dasselbe hinein, oder es ist das ganze Stirnfeld 
längsgestreift. Die Stirnlappen sind seitlich wenig erweitert und aufgebogen. 
Der Fühlerschaft, welcher fast bis zum Hinterrande des Kopfes reicht, ist 
nahe am Grunde stark bogenförmig, fast winkelig gekrümmt. Die Stirn ist 
dichter und feiner als bei der vorigen Art längsgestreift. Die Augengegend 
des Kopfes grob netzaderig, die Maschen aber nicht wie bei M. laevinodis 
glatt, sondern fein granulirt-gerunzelt. 

Das Pro- und Mesonotum ist grob unregelmässig gerunzelt; das Me- 
anotum mit zwei langen, spitzen Dornen bewehrt, die Basalfläche grob 


406 
längsrunzlig, die abschüssige Fläche zwischen den Dornen glatt und glän- 
zend. Die Seiten des Thorax sind längsgerunzelt. 


Die Knoten des Stielchens sind fein gerunzelt und mit einigen 
Längsfurchen versehen. 
Der Hinterleib ist glatt, glänzend und nur sehr zerstreut punctirt. 


Weibchen. Rothgelb oder braunroth, der Innenrand der Oberkiefer, 
die Oberseite des Kopfes, der Hinterrand des Pronolums und des Schildchens, 
die Seiten des Mesonolums (manchmal aber auch das ganze Pro- und Meso- 
notum und Schildchen.) und der Hinterleib braun oder schwärzlich. Der ganze 
Körper ist ziemlich reichlich mit langen abstehenden Borstenhaaren besetzt. 


Der Kopf gleicht jenem des 8, die drei Punctaugen des @ abgerechnet, 

Das Pronotum ist grob gerunzelt; das Mesonotum und das Schildehen 
grob längsgestreift. Das Metanotum ist mit zwei langen, spitzen Dornen 
versehen und zwischen denselben ist die abschüssige Fläche glalt und glän- 
zend. Die Seiten des Thorax sind grob längsgestreilt. 

Die Knoten des Stielchens sind gerunzelt. 

Der Hinterleib ist glatt und glänzend. 

Die Flügel sind vom Grunde bis zur Mitte bräunlich getrübt. 


Männchen. Schwarzbraun,, glänzend, die Oberkiefer, die beiden 
Enden des Fühlerschaftes, das erste Geisselglied, die Endhälfte der Geissel 
(oft auch die ganze Geissel), die Spitze des Hinterleibes, die Gelenke der 
Beine und die Tarsen bräunlichgelb. Der ganze Körper ist ziemlich sparsam 
mit langen, feinen Borstenhaaren bekleidet. 


Die Oberkiefer sind sehr fein gerunzeli und vier- bis fünfzähnig. Der 
Ulypeus ist fein und unregelmässig gerunzelt. Die Stirnlappen sind sehr 
schmal und mässig aufgebogen. Der Fühlerschaft ist nur so lang als die 
drei ersten Geisselglieder zusammen; das erste Geisselglied ist sehr kurz, 
das zweite fast um die Hälfte länger als das erste und dünner, das dritte 
bis achte um Weniges kürzer als das zweite, das neunte bis eilfte dicker 
und unbedeutend länger als die vorigen, das Endglied fast so lang als die, 
zwei vorletzten Glieder zusammen. Das Stirnfeld, die Stirne und der 
Scheitel sind fein gerunzelt. Die Stirnrinne reicht bis zum mittleren 
Punctauge. 

Der Thorax ist gerunzelt, bloss der vordere Theil des Mesonolums 
und die abschüssige Fläche des Metanotums sind glalt und stark glänzend. 
Das Metanotum ist mit zweı siumpfen, breiten Zähnchen bewehrt. 

Die Knoten des Stielchens sind fein gerunzelt, bloss die Scheibe des 
zweiten Knotens ist so wie der Hinterleib glait und stark glänzend. 

Die Beine sind mit feinen, im Vergleiche zu jenen des Jg’ der M. 
scabrinodis, mit welchen das g' dieser Art die meisie Aehnlichkeit hat, 
ziemlich kurzen, nach hinten gerichteten Borstenhaaren besetzt. 

Die Flügel sind vom Grunde bis zur Mitte bräunlich getrübt. 


407 


Durch die Zusendung eines Originalexemplars von Herrn Dr. Ny- 
lander erlangte ich die Gewissheit, dass die Myrmica rugulosa Nyl. mit 
der Myrmica clandestina Först. synonym sei. 

Diese seltene Art findet sich unter Steinen in der Erde, in welcher 
sie in nicht zahlreicher Gesellschaft Gänge ausgräbt; sie schwärmt im 
Hochsommer. s 

In Mähren bei Mistek (Schwab); in Galizien bei Lemberg (W la- 
stirios); in Oesterreich in Wien in meinem Garten, in Auen bei Mautern, 
bei Hohenstein, beim Hübner’schen Durchschlage und im Preinthale bei 
Reichenau (Mayr); in Tirol bei Botzen (Gredler). In den Nachbar- 
ländern bisher bloss in Rheinpreussen bei Crefeld (Förster) und in 
Nassau bei Weilburg (Schenck). 


4. Myrmica ruginodis Nyl. 


Operanda: Testaceo-ferruginea, flavide pilosula, caput supra 
abdominisque dorsum in medio fuscescentia ; anlennarum scapus paululum 
arcuatim flerus ; area frontalis laevis, nilida;, caput longitudinaliter 
striatim rugulosum; melanotum spinis duabus longis ; petioli nodi rugosi. 
Long.: 5 5"ymm, 


Fermszeae: Testaceo-ferruginea, flavide pilosula, caput supra, 
scutelli margo posterior atque abdominis dorsum in medio fuscescentia ; 
antennarum scapus paululum arcuatim flexus, area frontalis laevis, 
nitida ; capul longitudinaliter striatim rugulosum ; metanolum spinis duabus 
longis. Long.: 6Y2— Trm. 


PResss Nigro-fuseus, nitidus, flavide pilosulus, mandibulae, anten- 
narum funiculus, abdominis apex, articulationes pedum ac tarsi palles- 
centes ; antennarum scapus dimidio funiculi ; area frontalis subtilissime 
rugulosa ; metanotum dentibus duobus valde obtusis; tibiae pilis brevibus 
fere adpressis. Long. : 5%. —6"m., 

Myrmica ruginodis Ny!. Adn. mon. Form. bor. Eur. pag. 929; 

Först. Hiym. Stud. t. H. pag. 66; Schenck Beschr. nass. 
Ameis. pag. 77; Smith Ess. Gen. and Spec. Brit. Form. 
pag- 116. 

Myrmica vagans Curtis Gen. Myrm. pag. 213. 

Arbeiter. Dieser ist jenem der Myrmica laevinodis sehr ähnlich und 
unterscheidet sich bloss durch folgende Merkmale von letzterer Art: Die 
Länge des Körpers ist etwas bedeutender, der Thorax ist etwas gröber ge- 
runzelt, die Dornen des Metanotums sind etwas länger, die abschüssige 
Fläche des Metanolums zwischen den Dornen ist besonders an der vorderen 
Hälfte quergerunzelt. Von der Myrm. suleinodis unterscheidet er sich leicht 
durch das glatte Stirnfeld, von der Myrm. scabrinodis und lobicornis durch 
den Fühlerschaft, andere Charactere nicht gerechnet. 


> 


408 


Weibchen. Dieses unterscheidet sich von dem @ der Myrm. laevi- 
nodıs bloss durch den etwas gröber gerunzelten Thorax, durch die langen 
schmalen Dornen des Metanotums, die zwischen den Dornen quergerunzelie 
abschüssige Fläche und durch die gerunzelten Knoten des Stielchens. Von 
den übrigen Arten unterscheidet es sich so wie der 8. 


Männchen. Dieses ist von dem g' der M. laevinodis sehr schwierig 
zu unterscheiden, indem sich bloss ein einziges Merkmal auffinden lässt, ob- 
wohl sich die beiden anderen Geschlechter hinlänglich unterscheiden. Es 
sind nämlich die Schienen dieser Art mit etwas kürzeren und fast an- 
!iegenden Borstenhaaren sparsamer besetzt als es bei M. laevinodis der Fall 
ıst. Von den übrigen ähnlichen Arten unterscheidet es sich leicht durch den 
langen Fühlerschaft und von M. sulcinodis durch das sehr fein verworren 
gerunzelte, nicht längsgestreifte Stirnfeld. 

Diese Art findet sich so wie M. laevinodis überall häufig, insbesondere 
unter Steinen, wie überhaupt die Arten der Gattung Myrmica gerne unter 
Steinen leben ; sie schwärmt im Hochsommer. 


3. Myrmica suleinodis Ny|. 


Operania: Sordide rubida, caput supra, mandibulis antennisque 
erceptis, atque abdomen fusco-nigra; capul, thorax et petiolus longitudi- 
naliter strialim profunde exarata; area frontalis siriata; amtennarum 
scapus ad basin subgeniculatim flerus; metanotum spinis duabus longis. 
Long. : 5Ya — 6m, 


Femina. Sordide rubida, mandibulae, antennae atque pedes 
ochracei, caput, pronelum, pars posterior mesonoti, scutellum, latera the- 
racıs parlim ac abdomen fusco-nigra; caput, thoraz et petiolus longitudi- 
naliter strialim profunde erarata; area frontalis striata; antennarum 
scapus ad basin. subgeniculatim flezus; metanolum spinis duabus longis. 
Long. : 6a — gmm, 


Mes. Nigro- fuscus, mandibulae, antennae , abdominis apez ac 
pedes pallescentes; antennarum scapus dimido funiculi; area f[rontalis 
longiludinaliter siriata; metanotum dentibus duobus obtusissimis. Long. : 
3a — 6mm, 

Myrmica suleinodis Nyl. Adn. Mon. Form. bor. Eur. pag. 934; 

Smith Ess. Gen. and Spec. Brit. Form. pag. 119. 

Myrmica perelegans Curtis. Gen. Myrm. pag. 214. 


Arbeiter: Schmutzig roth oder bräunlichroth, die Oberseite des 
Kopfes mit Ausnalıme der Oberkiefer und Fühler, und der Hinterleib braun- 
schwarz. Der ganze Körper ist mit abstehenden, langen Borstenhaaren mässig 
bekleidet. 

Die Oberkiefer sind dicht und grob längsgestreift, sieben- bis acht- 
rähnig, die vordersten Zähne gross und spitz. Der Clypeus, die Stirn und 


409 


der Scheitel mit groben Längsslreifen durchzogen. Das Stirnfeld ist etwas 
weniger grob längsgestreift. Der Fühlerschaft ist nahe am Grunde stark 
bogenförmig, fast winkelig gekrümmt. Die Seitengegend des Kopfes ist 
netzmaschig, die Maschen selbst aber sind glatt und stark glänzend. 

Der Thorax ist sehr grob runzlig längsgefurcht, das Metanotum ist mit 
zwei langen, spitzen Dornen bewallnet, zwischen diesen ist die abschüssige 
Fläche glatt und glänzend. 

Die Kuoten des Stielchens sind sehr grob runzlig längsgefurcht. 

Der Hinterleib ist glatt und stark glänzend. 

Weibchen. Schmutzig roth oder bräunlichroth, die Oberkiefer, Füh- 
ler und Beine bräunlichgelb, der Kopf, mehr oder weniger das Pronotum, 
die hintere Hälfte des Mesonotums, das Schildchen, theilweise die Seiten 
des Thorax und der Hinterleib braunschwarz. Der ganze Körper ist mässig 
mit langen, ziemlich feinen, abstehenden Borstenharen besetzt. 

Der Kopf verhält sich so wie beim 8. 

Der Thorax ist sehr grob runzlig längsgefurcht. Das Melanotum: ist mit 
zwei langen, spitzen Dornen bewaffnet, zwischen diesen ist die abschüssige 
Fläche glatt und stark glänzend. 

Die Knoten des Stielchens sind sehr grob runzlig längsgefurcht. 

Der Hinterleib ist glatt und glänzend. 

Die Flügel sind fast wasserhell. 

Männchen. Schwarzbraun, die Oberkiefer, die Fühler, die Hinter- 
leibsspilze, die Gelenke der Beine, die Schienen und Tarsen bräunlichgelb, 
die Schenkel braun. Der ganze Körper ist mit langen, abstehenden Borsten- 
haaren mässig besetzt. 

Die Oberkiefer sind ziemlich fein längsgerunzelt, sparsam grob punc- 
tirt.- und mit fünf: stumpfen Zähnen versehen. Der Clypeus, das Stirnfeld, die 
Stirn und der Scheitel sind mit mässig feinen Längsstreifen durchzogen. Die 
Fühlerschaft, welcher zurückgelegt bis zum Hinterrande des Kopfes reicht, 
ist etwa halb so lang als die Geissel, das erste Glied ist ziemlich kurz, das 
zweite länger als das erste, aber nicht doppelt so lang, das dritte bis sie- 
bente ist etwa so lang als das erste, das achte und eilfte etwas länger und 
dicker als die vorigen, das Endglied um die Hälfte länger als das vor- 
letzte Glied. 

Der Thorax ist ziemlich fein längsgerunzelt, nur die abschüssige Fläche 
des Metanolums und theilweise das Mesonotum sind glalt und stark glänzend. 
Das Metanotum hat zwei höckerartige, sehr stumpfe, kleine Zähne. 

Die Knoten des Stielchens sind fein längsgerunzelt, die Scheibe des 
zweiten Knotens ist glatt. 

Der Hinterleib ist glatt und glänzend. 

Die Flügel sind schwach bräunlich getrübt. 

Diese seltene Art findet sich in den österreichischen Staaten unter 
Steinen in subalpinen oder wenigstens gebirgigen Gegenden, wo sie im 
Monate August schwärmt. 


Bd. V. Abh. 32 


410 


In Oesterreich bei Fahrafeld nächst Pottenstein, im Höllenthale, am 
Hengstberge beim Schneeberge, am Schneeberge und am Semmering (Mayr); 
in Salzburg bei Gastein (Mayr); in Tirol in Vintschgau (Förster); in 
Steiermark auf der Raxalpe (Mayr); in Krain auf der Alpe Velki planina 
bei Stein (Schmidt). In den Nachbarländern in der Schweiz am Monte 
Rosa (Stierlin). 


6 Myrmica scabrinodis Ny|. 


Ope»raria : Testaceo-ferruginea, caput supra abdominisque dor- 
sum in medio fuscescentia; lamina frontalis aurito-dilatata; antennarum 
scapus geniculatim flezus, genu saepissime lobo aut dente obtuso erecto ; 
caput longitudinaliter striatim rugulosum; metanotum spinis duabus et 
parte declivi subtiliter rugulosa;, petioli nodi rugosi. Long. : 37% — 5mm, 


Femsina. Testaceo-ferruginea, caput supra, mesonoti maculae tres 
et abdominis dorsum in medio, saepe mesonotum, scutellum et mesosternum 
fuscescentia; lamina frontalis aurito-dilatata; antennarum scapus geni- 
culatim flerus, genu saepissime lobo aut dente obtuso, erecto; caput lon- 
giludinaliter striatum rugulosum ; melano!um spinis duabus et parte declivi 
sutiliter rugulosa ; petioli nodi rugosi. Long.: 5'/ — 6Y mm, 


Mas. Nigro -fuscus, mandibulae, scapi, funiculi atque abdominis 
apices, articulationes pedum atque tarsi pallescentes; antennarum scapus 
longitudine quadrantis funiculi, hujus articulus 2 primo paulo longior ; 
pedes pilis abstantibus, femora in medio incrassata. Long.: 5"; — 6m, 

Myrmica scabrinodis Nyl. Adn. Mon. Form. bor. Eur. pag. 930; 

Först. Hym. Stud. 1. H. pag. 67; Schenck Beschr. nass. 
Ameis. pag 78; Smith Ess. Gen. and Spec. Brit. Form. 
pag. 115. Ä 

Myrmica rubra Curt. Gen. Myrm. pag. 213. 

Arbeiter: Röthlichgelb, selten bräunlich rothgelb, die Oberseite des 
Kopfes und die Mitte der Oberseite des Hinterleibes braun, öfters ist die 
Oberseite des Kopfes so wie der Thorax röthlichgelb. Der ganze Körper ist 
mässig mit langen, abstehenden Borstenhaaren bekleidet. 

Die Oberkiefer sind längsgerunzelt, weitläufig grob punclirt, meist 
achtzähnig. Der Clypeus, die Stirn und der Scheitel sind mit Längsstreifen 
nicht dicht durchzogen. Das Stirnfeld ist meist glatt und glänzend, öfters 
findet man aber Streifen von der Stirn in dasselbe ragen, selten ist es seiner 
ganzen Länge nach mit Längsstreifen durchzogen. Die Stirnlappen sind fast 
ohrförmig erweitert und aufgebogen. Der Fühlerschaft ist nahe am Grunde 
fast rechtwinklig gekrümmt, an der knieförmigen Biegung sitzt meist ein 
sehr stumpfer, nach aufwärts gerichteler Zahn oder ein nach innen und auf- 
wärts gerichleter, kleiner Lappen. Die Seilen des Kopfes sind netzaderig 
und die Maschen sind glatt und glänzend. 


411 


Der Thorax ist sehr grob längsgerunzelt; das Metanotum ist zwischen 
den langen Dornen mit mehreren queren Runzeln versehen. 

Die Knoten des Stielchens sind grob gerunzelt, meist mit einigen 
starken Längsfurchen an den Seiten. 

Der Hinterleib ist glatt und glänzend. 


Weibchen. Röthlichgelb, selten bräunlich rothgelb, der Innenrand 
der Oberkiefer, der grösste Theil der Oberseite des Kopfes, drei Flecken 
am Mesonolum, der Hinterrand des Schildehens (öfters das ganze Mesonotum 
und Schildchen), das Mesosternun: und die Mitte der Oberseite des Hinter- 
leibes (manchmal der ganze Hinterleib) braun. Der ganze Körper ist mit 
langen, gelblichen Borstenhaaren mässig besetzt. 

Der Kopf verhält sich so wie beim 8. 

Das Pronotum ist grob gerunzelt; das Mesonotum ist grob längsge- 
streift, ebenso die Seiten des Thorax. Das Metanotum ist mit zwei langen, 
spitzen Dornen bewehrt und zwischen deuselben schwach quergerunzell. 

Die Knoten des Stielchens sind grob gerunzelt. 

Der Hinterleib ist glatt und glänzend. 

Die Flügel sind bis zur Mitte bräunlich getrübt. 


Männchen. Glänzend, schwarzbraun, die Oberkiefer (manchmal nur 
der Innenrand derselben), das Geisselende des Fühlerschaftes, die Spitze der 
Geissel und des Hinterleibes, die Gelenke der Beine und die Tarsen bräun- 
lichgelb. Der ganze Körper ist mit langen, abstehenden Borstenhaaren versehen. 

Der Kopf ist so wie bei Myrm. rugulosa, es ist aber die Seilengegerd 
des Kopfes hinter den Augen mit feinen Längsstreifen durchzogen, während 
diese bei M. rugulosa fast fehlen. 

Der Thorax, das Stielchen und der Hinlerleib sind so wie bei M. ru- 
gulosa, aber die Beine sind mit langen, meist fast wagrecht abstehenden 
Borstenhaaren reichlich besetzt, und die Schenkel sind in der Mitte, obwohl 
wenig, verdickt. Ebenso ist auch ein Unterschied in der Länge des Körpers. 

Diese Art findet sich häufig unter denselben Verhältnissen wie die 
Myrm. laevinodis und ruginodis; ebenso ist auch ihre Schwärmzeit die- 
selbe *). 


“*) In Siebold’s „Beitr. zur Faun. d. wirbell. Th. d. Pr. Preuss.‘‘ ist eine 
Myrmica rugosa Koch und M. melanocephala Koch angeführt. Indem ich 
wegen Nachlässigkeit beschuldigt werden könnte, diese beiden Arten nicht 
eitirt zu haben, so erwähne ich, dass Herr Professor Siebold nicht bloss 
die Gefälligkeit hatte, mir zu berichten, dass diese zwei Arten nur in litteris 
bekannt sind, sondern er sandte mir auch die Koch’schen Originalexemplare, 
woraus ich ersah, dass Herr Koch die Myrmica laevinodis und scabrinodis 
als M. rugosa Koch und die M. acervorum Nyl. als M.melanocephala Koch 
determinirte. 


52% 


412 


”. Myrmica TobicornisNyl 


Operaria: Sordide rubida, caput supra et abdomen fusco-nigra ; 
antennarum scapus geniculatim flezus, genu lobo transverso ;: caput longi- 
tudinaliter striatim rugulosum ; metanotum spinis duabus et parte declivi 
laevi; petioli nodi rugosi. Long. : 5 — 6mm, 


Femina. Sordide rubida, caput supra, mesonotum partim, scutelli 
margo posterior, mesosternum et abdominis dorsum nigro-fusca; anten- 
narum scapus geniculatim flerus, genu lobo transverso; caput longitudi- 
naliter striatim rugulosum ; metanotum spinis duabus et parte declivi laevi; 
petioli nodi rugosi. Long.: 5 — 6m”. 


Mas. Nigro-fuscus, mandibulae, apices scapi, funiculi atque abdo- 
minis, arliculationes pedum ac tarsi pallescentes ; antennarum scapus lon- 
gitudine quadrantis funiculi, hujus articulus 2. primo paulo longior ; pedes 
pilis paululum abstanlibus, femora in medio viz incrassata. Long.: 
6— 6Yyamm, 


Myrmica lobicornis Nyl. Adn. mon. Form. bor. Eur. pag. 932 und 


Add. alt. pag.31; Först. Hym. Stud. 1.H. pag. 69; Schenck 
Beschr. nass. Ameis. pag. 82. 


Arbeiter: Schmutzig braunroth, die Beine lichter, die Oberseite des 
Kopfes und der Hinterleib braunschwarz oder röthlich schwarzbraun. Der 
ganze Körper ist mässig mit langen, abstehenden Borstenhaaren besetzt. 

Der Kopf ist so wie bei M. scabrinodis, doch sind die Stirnlappen 
viel weniger erweitert, auf dem Knie des Fühlerschaftes (indem dieser so 
wie bei der vorigen Art winkelig gebogen ist) sitzt ein quer stehender fast 
halbkreisförmiger Lappen, und das Stirnfeld ist stets scharf längsgestreift. 

Der Thorax ist ebenfalls so wie bei der vorigen Art, aber die abschüs- 
sige Fläche zwischen den langen Dornen ist ganz glatt und stark glänzend. 

Die Knoten sind grob gerunzelt und längsgefurcht. 

Der Hinterleib ist glatt und glänzend. 


Weibchen. Schmutzig braunroth, der Innenrand der Oberkiefer, die 
Oberseite des Kopfes, der Hinterrand des Pronotums, zwei längliche Flecke 
an den Seiten des Mesonotums, (oft auch ein Fleck vorne in der Mitte des- 
selben oder das ganze Mesonotum), die hintere Hälfte des Schildehens, das 
Mesosternum und die Oberseite des Hinterleibes mit Ausnahme des Grundes 
und der Spitze schwarzbraun. Der ganze Körper ist mässig mit langen ab- 
stehenden Borstenhaaren besetzt. 

Der Kopf ist so wie beim 8. 

Der Thorax so wie beim © der vorigen Art, nur mit dem Unter- 
schiede, dass die Dornen etwas kürzer aber nicht breiter sind, und dass 


413 


die abschüssige Fläche zwischen den Dornen so wie beim 8 vollkommen 
glatt und stark glänzend ist. 

Die Knoten des Stielchens, der Hinterleib und die Flügel sind wie 
bei der vorigen Art. 


Männchen. Dieses unterscheidet sich von dem der vorigen Art bloss 
durch wenige Merkmale. Das zweite Geisselglied ist doppelt so lang als 
das erste Glied, die Schenkel sind in der Mitte kaum verdickt und die Beine 
sind sparsamer mit nach hinten gerichteten und kürzeren Borstenhaaren 
bekleidet. 

Diese seltene Art lebt so wie die vorgenannten Arten dieser Gattung 
unter Steinen in der Erde, und schwärmt im Hochsommer. 

„In Böhmen bei Kaplitz (Kirchner); in Oesterreich bei Wien am 
Laaerberge und am Leopoldsberge, bei 'Fahrafeld ‚nächst Pottenstein , bei 
Ober-Bergern nächst Mautern (Mayr); am Jauerling bei Melk (Kerner); 
in Krain (Schmidt); in der Lombardie bei Leffe (Strobel). In den 
Nachbarländern in der Provinz Preussen bei Königsberg (Elditt und 
Schiefferdecker); in Rheinpreussen bei Aachen (Förster); in 
Nassau (Schenck); in Baiern bei Regensburg(Herrich-Schäffer) *). 


2. Formicoxenus Mayrn.g. 
Formica und &&vos Gast. 


Arbeiter. Der glatte, glänzende Kopf ist länglich viereckig mit stark 
abgerundeten Ecken, länger als breit und breiter als der Thorax. Die Ober- 
kiefer sind am Eude nicht viel breiter als am Grunde , ‚deren Iunenrand ist 


*) In .den Nachbarstaaten kommen noch folgende Myrmiciden vor,. w.lche unter 
dem Collectivgattungsnamen Myrmica beschrieben wurden: 


Myrmica leonina Los. Form. Piem. pag. 332. 

Losana beschreibt den Arbeiter dieser Art folgendermassen: 

„Rufa, rugosa ; thorace continuo, urcuato;  spinis duwobus brevissimis 
posticis; abdomine ovato depresso, postice nigrofasciato Long.: Almm,“ 

„Al primo.aspetto questa formica rassomiglia allu rubra, 0 all’ unifu- 
sciata, come alla tuberosa di Latreille; ma ben considerata essa differisce da 
quelle in ogni:sua parte, come nella su@ lunghezza. Questa, ha il capo Sub- 
quadrato, depresso, posteriormente quasi relto. Le sue mandibole irigone, piul- 
losto esili, bianco-giallognole, col margine interno retto , leggermente denticu- 
lato; il labbro superiore & ovalo, un po’ saliente; dai due lati superiori escono 
le antenne, inferiormente di color lionato, un po’ piü chiaro che quella del 
capo, e supe“iormente piü sbiadato ancora; la fronte e depressa, zigrinata, con 
una lieve cavita centrale: gli occhi rosso-nerastri sono laterali, di mazzana 
grandezza, a mezzo Ü capo collocati. Il torace eguaglia in larghezza di capo 


414 


mit Zähnen besetzt. Die Unterkiefertaster sind viergliedrig. Die Lippentaster 
sind dreigliederig (scheinbar zweigliedrig), deren erstes Glied ist lang und 
dünn, das zweite und dritte sind nicht lang aber breit und können bei 


esso € arcato, continuo del dorso, direi, cucullato ; lo scudello obliquamente 
troncato € la metäa de’ suoi lati di una brevissima spina armato. I piedi, piut- 
tosto brevi e meno lionati, hanno i tarsi biancastro-lionati. Il picciuolo ven- 
trale ha due nodi pressoche uguali, torulosi, di cui il primo piü piccolo, e al 
picciuolo sovrapposto, il secondo piü grande con circonda. L’abdome e ovato 
depresso, come il capo colorato e zigrinato, un po’ piüu largo del torace; € 
piüu grande di quella della rubra e dell’ unifasciata, e Posteriormente da una 
fascia trasversale nera macchiato, e di corti peli guarnito.* 

„Essa ubita sulle alpi, e la trovai in agosto su quelle di Valdieri, er- 
rante fra le Form. ligniperda attorno a faggi soleggiati; la sua lunghezza solo, 
molto piü grande delle altre formiche binodi, batterebbe per doverla separare 
da ogni altra sua congenere, tanto piü perche ossanon ha pungiglione offensivo.* 


Myrmica trinodis Los. Form. Piem. pag. 327. 


Losana sagt von dieser merkwürdigen Ameise: 

Operaria: „Castaneo brunnea, nitida; nodis Pedicellaribus tribus ; 
scutello quadrispinoso. J.ong.: I3mm,“ 

„Essa € pubescente, col capo ovato acuminato, liscio, di color castagno- 
nerastro, lucente, della grandezza dell’ abdome. Le mandibole trigone, dilatate, 
internamente falcate, flavo-fulvescenti, lievemente punteggiate, striate, pube- 
scenti. Le antenne, inserite Presso al labbro che € breve, bruno sotto al cu- 
bito, fulvescenti al di sopra, hanno il Primo nodo assai grande e lungo, quindi 
quelle di mezzo Piccoli, eguali, con i tre ultimi sempre piu crescenti, onde 
esse riescono subclavate. Gli occhi, laterali, sono rufi, piuttosto Ppiccoli. Tl 
torace Ppiü stretto del capo, ovbovato, bruno, lucido, va Posteriormente decre- 
scendo in un lobo, minore giallastro, in fine obliquamente troncato; nel di lui 
scudello vi sono quattro spine piüu 0 meno apparenti, ma le posteriori sono piu 
tenui. Il Ppicciuolo ventrale e lungo, con tre nodi, di cui il Primo, minore, € 
formato da due tubercoli sublaterali, il secondo, medio, e suhbsquamiforme, ed 
il terzo, piü grande, toruloso. I piedi hanno i femori e le tibie brunastre nel 
mezzo dilatate ; le articolazioni ed i tarsi Ppallido-fulvescenti; Tabdome ovato 
un po’ depresso, della larghezza del capo E castagno-bruno, lucido ; esso varia 
talvolta di colore, come il rimanente del corpo.* 

„Abita ne’ giardini, ove fa monticelli di terra: essa, come dissi, varia 
fucilmente di colore, onde ve ne ha di quelle che sono Ppallido-fulvescenli, con 
Vabdome posteriormente nero-lucido, ed ora biancastro-livido , vario; altre 
hanno il torace, ed i piedi solamente, pallido-fulvescente, con l’abdome tutto 
nerastro, lucido, mentre il torace ed i Ppiedi sono sempre meno lucidi.* 


Myrmica pallida Nyl. Add. alt. pag. 42, 


Dr. Nylander beschreibt den Arbeiter dieser Art folgendermassen: 
„Tota pallide testacea, laevis, nitida, sparse pilosa, metathorace mutico, 
pedibus decumbenti-piosulis, longiludine corporis 4mm. E Messina a Cel. 


415 


flüchliger Untersuchung für ein einziges Glied gehalten werden. Die Ober- 
lippe ist vorne abgerundet und in der Mitte des Vorderrandes schwach 
ausgebuchtet. 


Zeller. Satis similis M. laevinodi, sed pallidior, paulo minor , glahra, margini- 
bus laminae frontalis supra radices antennarum minus explicatis, oculis mi- 
noribus atris, metathorace mutico. Area frontalis indistincta. Antennarum arti- 
culi 4 ullimi majores. Nodus petiolaris anterior declivitate antica nuda duplo 
longiore quam postica, infra antice dentis vel protuberantiae nullum vestigium.* 


Myrmica Minki Först. 


Operaria:s Ferruginea, abdominis dorsum in medio fusco-nigrum ; ca- 
put subtiliter reliculatim et thorax fortius rugosa; area frontalis angusta, 
luevis ; oculi minutissimi; metanotum dentibus duobus aculis , minutis; petioli 
segmentum primum elongatum , rugosum, et secundum globiforme, sublaeve. 
Long. : 3 /,mm. 


Femina : Ferruginea, caput supra, mesonotum atque abdominis dorsum 
fuscescentia ,„ abdominis pars inferior ferrugineo-testacea; caput subtiliter re- 
ticulatim et thorax fortius longitudinaliter rugosa;- area frontalis angusta, 
laevis; oculi mediocri; metanolum spinis duabus brevibus aculis; pelioli seg- 
mentum primum elongatum, rugosum et secundum globiforme, longitudinaliter 
rugosum ; alae infuscatae. Long. : 5mm. 


Myrmica Minkü Först. Hym. Stud. 1.H. pag. 63; Schenck Beschr. 
nass. Ameis. pag. 142. 

Arbeiter. Rostrotli, die Oberseite des Hinterleibes mit Ausnahme des 
Grundes und der Spitze braunschwarz, die Oberseite des Kopfes und des 
Thorax mehr oder weniger bräunlich angeraucht. Der ganze Körper ist mit 
abstehenden Borstenhaaren sparsam bekleidet. 


Der Kopf ist ziemlich gross, breiter als der Thorax und etwa so lang 
als der letztere. Die Oberkiefer sind breit längsgestreift und mit kleinen aber 
spitzen Zähnen bewaffnet. Die Unterkiefertaster sind vier-, die Lippentaster 
dreigliederig. Der Clypeus ist besonders hinten schmal, glatt, stark glänzend 
und beiderseits durch zwei von den Stirnlappen kommende scharfe Kiele be- 
gränzt. Das Stirnfeld ist schmal, glatt, glänzend, tief eingeprägt und vom 
Clypeus nicht getrennt. Der Schaft der zwölfgliedrigen Fühler reicht fast 
bis zum Hinterrande des Kopfes und ist nahe am Grunde wenig bogenförmig 
gekrümmt; das erste Geisselglied ist ziemlich lang, das zweite ist das kürzeste, 
die folgenden nehmen nach und nach an Grösse und Dicke zu, das Endglied 
ist fast so lang als die drei vorhergehenden zusammen. Die Stirn ist längs- 
gerunzelt, der Scheitel und die Seitengegend des Kopfes ist schön netzaderig. 
Die äusserst kleinen Netzaugen sind mehr nach vorne gerückt gegen die 
Mundwinkel (als diess gewöhnlich der Fall ist). Die Punctaugen fehlen. 


Der Thorax ist vorne am breitesten und zwischen dem Meso- und 
Metanotum ist er mässig eingeschnürt; er ist grob längsgerunzelt und auch 
etwas netzaderig. Das Metauotum ist mit zwei kurzen, spitzen, aufgerichteten 
Zähnen hewafluet, zwischen denselben ist die ahschüssige Fläche fast glatt 
und stark glänzend. 


416 


Der Clypeus ist gross, ungekielt, von einer Seile zur anderen ziem- 
lich flach, von vorne nach hinten schwach convex. Das Stirnfeld ist kaum 
angedeutet. Die Geissel der eilfgliedrigen Fühler ist keulenförmig*). Die 
Punctaugen sind bei den meisten Individuen vorhanden; merkwürdiger 
Weise gibt es aber auch manche Exemplare, bei welchen man selbst. bei der 
stärksten mikroscopischen Vergrösserung keine Andeulung von Punctaugen 


Das stark verlängerte erste Glied des Stielchens ist an der vorderen 
Hälfte siiel- an der hinteren Knotenförmig, das zweite Segment ist Knoten- 
förmig und kaum länger als breit; der erste Knoten ist mässig fein gerunzelt, 
der zweite ist sehr seicht gerunzelt und fast glatt. 

Der Hinterleib is kurz oval, etwa so lang als der Thorax, glatt und 
glänzend, das erste Segment nimmt fast dreiviertel Theile des Hinterleibes ein. 

Weibchen. Rostroth, die Oberseite des Kopfes mit Ausnahme der 
Oberkiefer, des Clypeus und der Fühler, das Mesonotum, das Schildehen und 
die Oberseite des Hinterleibes mit Ausnahme des Grundes und der Spitze 
bräunlich, die Unterseite des Hinterleibes röthlichgelh. Der ganze Korper ist 
reichlich mit langen, feinen, weisslichen Borstenhaaren bekleidet. 

Der Kopf verhält sich so wie beim Arbeiter, doch finden sich beim 
Weibchen drei grosse Punct- und zwei mässig grosse aber flache Netzaugen. 

Der Thorax Zeichnet sich dadurch aus, dass er sogleich hinter dem 
Schildchen schief abgestutzt ist, so dass das Metanotum. zur Länge des 
Thorax oben nichts mehr beiträgt. Der Thorax ist grob längsgerunzelt, das 
Metanotum ist mit zwei kurzen, spitzen, am Grunde ziemlich breiten Dornen 
bewehrt, die abschüssige Fläche zwischen denselben ist oben etwas quer- 
gerunzelt, aber vollkommen glatt und stark glänzend. 

Das Stielchen verhält sich so wie beim Arbeiter, doch ist der zweite 
Knoten Jängsgerunzelt. 

Der Hinterleib ist eiförmig, glatt und glänzend, dessen erstes Segment 
nimmt fast mehr als dreiviertel Theile des ganzen Hinterleibes ein. 

Die Flügel sind vom Grunde bis zur Spitze bräunlich getrübt, die Rip- 
penvertheilung ist so wie bei Tretramorium , Leptothorax etc., es verbindet 
sich die Costa transversa nahe an der Theilungsstelle mit der Costa cubitalis, 
wodurch hloss eine geschlossene Cubitalzelle gebildet wird. 

Diese merkwürdige Art wurde bisher bei Crefeld in Rheinpreussen 
Förster) und bei Weilburg in Nassau (Schenck) nur in einzelnen 
Exemplaren gefunden. 

Obwohl ich den Arbeiter und das Weibchen in natura vor mir habe, 
so wage ich es doch noch nicht, über das generische Verhalten meine Mei- 
hung auszusprechen und würde gerne vorher ein Männchen dieser so höchst 
interessanten Ameise untersuchen. 


=) Durch die Ansicht von Originalexemplaren aus den Händen der Her.en Dr. 
Förster und Dr. Nylander überzeugte ich mich, dass die Myrmica laevi- 
uscula Först. (vide Forst. Hym. Stud. 1. H. pag. 73) und die Myrmica 
nitidula N y1l., welche nur wegen der Anzahl der Fühlerglieder als verschie- j 
dene Arten galten, eine und dieselbe Art sind, und dass auch die Nylander- | 
Sche Art eilfgliedrige Fühler hat. Die Angabe Nylander's, dass sie zwölf- | 
gliedrige Fühler habe, mag entweder von einem Schreibfehler oder einem | 


417 
aufzufinden im Stande ist. Die mässig grossen, Nachen Neizaugen stehen 
etwas hinter der Mitte des Kopfes. Der glatte und glänzende Thorax ist 
hinter dem Mesonotum nicht eingeschnürt, es ist bloss eine feine Furche, 
welche die Gränze zwischen dem Meso- und Metanotum bildet, vorhanden. 
Das Metanotum ist mit zwei horizontal stehenden, nach hinten gerichteten, 
dicken Zähnen bewallnet. Das erste Glied des Stielchens ist vorne nicht 
stielförmig verlängert, es ist knotenförmig und verlängert sich nach 
oben in einen stumpfen Kegel, nach unten in einen dicken, starken und 
stumpfen Zahn; das zweite Glied ist knotenförmig, etwas breiter als lang 
und an der Unterseite mit einem nach abwärts und vorne gerichteten Dorne 
versehen. Der Hinterleib ist mässig gross, oval; das erste Segment bedeckt 
fast den ganzen Hinterleib. 

Weibchen. Der Kopf mit seinen Theilen verhält sich ebenso wie 
beim 8, doch sind die drei Punctaugen sieis vorhanden. Das Mesonotum 
ist abgeflacht ; das Metanolum ist wie beim 8 mit zwei Zähnen bewehrt, 
die Basal- und abschüssige Fläche desselben sind nicht deutlich von einan- 
der abgegränzt. Das Stielchen ist so wie beim 8, ebenso der Hinterleib. 
Die Costa transversa der Flügel verbindetsich mit der Costa cubitalis nahe 
an der Theilungsstelle der letzteren, wodurch nur eine geschlossene Cubi- 
talzelle gebildet wird ; die Costa recurrens schliesst eine Discoidalzelle ab. 

Männchen. Der Kopf ist länger als breit, breiter als der Thorax, 
etwa fünfeckig, wovon die vereinigten Spitzen der Oberkiefer die vordere 
Ecke, die Augen die mittleren, und die Vereinigungsstellen der Seitenränder 
mit dem Hinterrande des Kopfes die stark abgerundeten hinteren Ecken bil- 
den. Die Oberkiefer sind breit und gezähnt. Der Clypeus ist gekielt, von 
einer Seite zur andern convex, von vorne nach hinten fast plan. Das Stirn- 
feld ist sehr schmal und tief. Die dreizehngliedrigen Fühler sind nahe an 
einander gerückt; deren Schaft ist kürzer als die drei ersten Geisselglieder 
zusammen; die Geissel ist last fadenförmig, gegen die Spilze elwas verdickt. 
Die Punct- und Netzaugen sind gross, leiztere sind stark nach vorne ge- 
rückt und hervorstehend. Der Pro- und Mesothorax ist {worunter ich das 
Notum und Sternum verstehe) hoch, davon nimmt das Scutellum den höch- 
sten Punct ein; der Metathorax ist sehr verlängert, das Mesonotum ist mit 
zwei nach hinten convergirenden vertieften Linien versehen ; das Metanotum 
ist mit zwei nach aufwärls gerichteten Zähnchen bewaffnet. Das erste Glied 
des Stielchens ist slielförmig, bloss hinten etwas knotenförmig verdickt, 
doppelt so lang als das zweite Glied, welches knotenfömig und eben so lang als 
breit ist Der Hinterleib ist länglich-eiförmig. Die Flügel sind wie beim ©. 

anderen Irrthume herrühren, oder aber es wäre möglich, dass er zufälliger 

Weise ein solches Exemplar untersuchte, welches ahnormerweise Zzwölfgliede- 

rig- Fühler hatte, was wohl auch möglich ist, wie ich es in meinem Aufsatze: 

„Ueber den Werth bestimmter Merkmale, welche gewöhnlich zur Characte- 


ristik der Gattungen der Inseeten henützt werden,“ in den Verhandlungen des 
z001.-bot. Vereins, Bd. V., Berichte, pag. 10, gezeigt habe. 


Bd. V. Abh. 35 


418 


1. Formicozenus nitidulus Nyl. 


Operuria: Rufa, laevis, nitidissima ,„ subnuda . abdomen basi et 
apice ezceptis fusco -nigrum ; metanotum dentibus duobus horizontalibus, 
validiusculis. Long. : 2% — 3 /ımm. 


Femina. Rufa, laevis, nitidissima, subnuda, caput supra partim et 
thoracis dorsum fuscescenlia, abdomen fusco-nigrum ; metanotum dentibus 
duobus, validiusculis; alae hyalinae. Long.: 3% — 4mm, 


Mas. Nigro-fuscus, sparse pilosus, mandibulae, antennae pedesque 
pallescentes; metanotum dentibus duobus validiusculis, erectis, brevibus; 
alae parum infuscvatae. Long.: 32mm, 


Myrmica nitidula Nyl. Add. adn. Mon. Form. bor. Eur. pag. 1058, 

Add. alt. pag. 34; Först. Hym. Stud. 1. H. pag. 55. 
Myrmica laeviuscula Först. Hym. Stud. 1. Heft pag. 54 und 73. 
Myrmica debilis Först. Hym. Stud. 1. H. pag. 52. 


Arbeiter: Gelbroth, an manchen Stellen bräunlich gelbroth, der Hin- 
terleib mit Ausnahme des Grundes, der Spitze und einigen, bei verschiedenen 
Individuen wechselnden Stellen an der Unterseite desselben braunschwarz. 
Der ganze Körper ist nur mit wenigen, zerstreuten, kurzen und sehr feinen 
Haaren besetzt. 

Die Oberkiefer sind vier- bis sechszähnig, glatt, nur mit wen'gen 
Längsrunzeln und einigen groben Puncten versehen. Der Clypeusist, wenn man 
den Kopf von der Seite ansieht, vorstehend, glatt, sehr stark glänzend, mit 
einzelnen feinen Puncten, nahe am Hinterrande mit einem kurzen Quereindrucke. 
Das Stirnfeld ist kaum angedeutet, dreieckig, mit in die Länge gezogener, 
spitzwinkliger Hinterecke, sehr fein längsgestreift. Die Stirnlappen sind kurz, 
und nur wenig erweitert. Der Fühlerschaft ist elwas bogenförmig gekrümmt, 
am Geisselende dicker als am Kopfende und reicht nicht bis zum Hinterrande 
des Kopfes; die Geissel ist keulenförmig, ihre ersten sieben Glieder sind 
sehr kurz, das achte und neunte ist stark verdickt und grösser als die vori- 
gen, das Endglied ist etwas länger als die zwei vorletzten zusammen und 
stumpf zugespitzt. Die Stirnrinne ist deutlich ausgeprägt. Die Stirn, der 
Scheitel und die Seitengegend des Kopfes sind glatt, sehr stark glänzend 
und sehr zerstreut punclirt; nur bei guter Beleuchtung sieht man äusserst 
feine und seichte Längsrunzeln durch die Stirne und -den Scheitel ziehen. 


Der Thorax ist glatt und sehr stark glänzend. Das Metanotum ist mit 
zwei horizontal nach hinten gerichteten starken Zähnen bewaffnet ; die 
abschüssige Fläche zwischen den Zähnen ist sehr glatt und sehr stark 
glänzend. 

Das Stielchen ist nur theilweise sehr fein gerunzelt, meist glatt. 

Der Hinterleib ist glatt und stark glänzend. 


419 

Weibchen. Gelbroth, die Mitte der Oberseite des Kopfes, der Rücken 

und einzelne Flecken an den Seiten des Thorax bräunlich, der Hinterleib 

mit Ausnahme des Grundes, der Spitze und dem grössten Theile der Unter- 
seite braunschwarz. Die Behaarung wie beim 8. 


Der Kopf verhält sich so wie beim $, nur mit dem Unterschiede, 
dass beim ® stets drei Punctaugen vorhanden sind, und dass die sehr feinen 
Längsrunzeln der Stirn und des Scheitels meist deutlicher zu sehen sind. 


Der Thorax ist glatt und stark glänzend, das Metanolum ist so wie 
beim 8 gezähnt. 


Das Stielchen und der Hinterleib sind so wie beim 8. 


Die Flügel sind wasserhell, die Rippen gelbbraun, das Randmahl 
braun. 


Männchen. Schwarzbraun, die Oberkiefer, die Fühler, die Ränder des 
Pronotums und die Beine bräunlichgelb. Der ganze Körper ist sparsam mit 
sehr feinen, ziemlich kurzen, weisslichen Haaren bekleidet. 


Die Oberkiefer sind glänzend, deren Innenrand ist mit einem grossen 
vorderen und zwei hinteren kleinen Zähnen bewaffnet. Der Clypeus ist ge- 
kielt und fein gerunzelt. Das Stirnfeld ist äusserst schmal und tief. Der 
Schaft der dreizehngliedrigen Fühler ist sehr kurz, kürzer als die drei ersten 
Geisselglieder; das erste Glied der am Grunde dünnen, au der Spitze etwas 
dickeren Geissel ist etwas dicker als das zweite, dieses etwas länger als 
das erste, das dritte ist so dünn als das zweite und so lang als das erste, 
die folgenden werden noch etwas dieker und länger, das Endglied ist 
etwas länger als die zwei vorletzten zusammen. Die Stirnrinne ist vorne 
iheilweise undeutlich, nach hinten wird sie immer breiter, bis sie am mittleren 
Punclauge anlangt. Die Stirn, der Scheitel und die Seitengegend des Kopfes 
sind fein aber dicht gerunzelt. 


Das Pro- und Mesonolum ist fein gerunzelt, fast glanzlos, bloss die 
vordere Hälfte des Mesonotums ist weniger dicht gerunzelt und etwas glän- 
zend. Das Metanotum ist mit zwei sehr kurzen, nach aufwärls gerichteten, 
starken Zähnchen *) bewaffnet, die Basal- und abschüssige Fläche sind glatt 
und glänzend, hingegen die Seiten des Metanotums fein gerunzelt. 


Das Stielchen ist fast glatt und glänzend. 
Der Hinterleib ist glatt und stark glänzend. 


Die Flügel sind schwach bräunlichgelb getrübt, die Rippen sind 
bräunlichgelb. 


**) Herr Dr. Förster heschreibt das Mesonotum unbewehrt; es scheint diese An- 
gabe auf einem Irrthume zu beruhen, indem ich dasselbe Exemplar, nach wel- 
chem er diese Art beschrieb, durch seine Güte zur Ansicht erhielt und ge- 
zähnt finde. 


53 * 


420 


Diese merkwürdige und sehr seltene Ameise lebt in den Colonien der 
Formica rufa Nyl. und es ist nur zu bedauern, dass über ihre Lebensweise 
noch nichts bekannt ist. 

In Oesterreich bisher bloss einmal von mir bei Pottenstein gefangen. 
In den Nachbarländern in der Provinz Preussen bei Königsberg (Sauter, 
Schiefferdeeker und Elditt); in Rheinpreussen bei Aachen und bei 
Crefeld (Förster). 


3. Myrmecina Curt. 
Curtis Brit. Ent. p. 265. 


Arbeiter: Der Kopf ist breiter als der Thorax, ohne Oberkiefer vier- 
eckig mit abgerundeten Hlinterecken. Die Oberkiefer sind ziemlich breit und 
gezähnt. Die Unterkiefertaster sind viergliedrig, das erste, zweite und vierte 
Glied sind lang und das drilte ist sehr kurz. Die Lippentaster sind drei- 
gliedrig. Die Oberlippe ist vorne an den Seiten abgerundet und in der Mitte 
etwas ausgebuchtet. Der Clypeus ist mit zwei nach vorne gerichteten, 
stumpfen Zähnen versehen. Das Stirnfeld ist undeutlich begränzt. Die Stirn- 
lappen convergiren nach vorne und sind etwas aufgebogen. Der Schaft der 
zwölfgliedrigen Fühler ist nahe am Grunde wenig winkelig gebogen; die 
Geissel ist keulenförmig. Die Punctaugen fehlen. Die Netzaugen sind klein, 
rundlich und flach. Der Thorax ist vorne am breitesten und verschmälert sich 
allmählig nach hinten, er ist zwischen dem Meso- und Metanotum an seiner 
Oberseite nicht eingeschnürt. Das Metanotum ist mit zwei horizontal nach 
hinten geriehtelen Dornen bewaffnet. Das erste Glied des Stielchens ist un- 
gestielt, knotenförmig, unbedeutend länger als breit, an der Oberseite vorne 
beiderseits mit einem zalınartigen, stumpfen Höcker versehen und von der 
Seite gesehen ist es oben dachförmig mit einer vorderen und einer hinteren 
abhängigen Fläche; das zweite Glied ist knotenförmig und etwas breiter 
als lang; beide Glieder sind an der Unterseite unbewehrt. Der Hinterleib ist 
eiförmig und wird fast ganz von seinem ersten Segmente bedeckt Die 
Beine sind dick und kräftig gebaut, so wie überhaupt der ganze Körper 
gedrungen und kräftig ist. 


Weibchen. Der Kopf ist so wie beim 8, mit Ausnahme der hier 
vorhandenen Punct- und der grösseren aber doch flachen Netzaugen. Der 
Thorax ist vorne am breitesten (aber doch nicht so breit als der Kopf), nach 
rückwärts schmäler, hinter dem Schildehen schief nach abwärts und elwas 
nach hinten abgestulzt, so dass das Metanotum fast nichts mehr zur Länge 
des Thorax beiträgt. Das Pronotum ist vorne beiderseits mit einem sehr 
kleinen, oft mehr oft aber weniger deutlichen Zähnchen versehen. Das Me- 
sonotum ist flach. Das Metanotum ist mit zwei horizontal nach hinten gerich- 
teten Dornen bewaffnet. Das Stielchen, der kleine Hinterleib und die Beine 
sind ähnlich wie beim 8. Die Costa transversa der Flügel verbindet sıch 


421 


bloss mit dem äusseren Asle der Costa cubitalis, wodurch bloss eine ein- 
zige geschlossene Cubitalzelle gebildet wird; der äussere Ast der Costa cu- 
bitalis verbindet sich stets mit der Costa marginalis, wodurch eine geschlos- 
sene Radialzelle entsteht; die Cosla recurrens ist nicht vorhanden, wesshalb 
keine geschlossene Discoidalzelle vorhanden ist. 


Männchen. Der Kopf ist breit, kurz, etwas breiter als der Thorax, 
und hinter den Augen verschmälert. Die Oberkiefer sind schmal, an dem 
Innenrande so breit als am Grunde, gezähnt und verbogen. Die Kiefertasler 
sind viergliedrig wie beim 8, doch ist das dritte Glied nicht auffallend 
verkürzt. Die Lippentaster und die Oberlippe sind wie beim 8. Der Clypeus ist 
breit aber kurz, ungekielt und nicht gezähnt. Das Stirnfeld ist nicht deutlich 
ausgeprägt. Der Schaft der dreizehngliedrigen Fühler ist sehr kurz; die Geissel 
ist fadenförmig. Die Punctaugen, besonders aber die Netzaugen, sind gross 
und letztere stark hervorstehend. Das Mesonotum hat die zwei nach hinten 
convergirenden Linien eingedrückt und überragt vorne bloss das Pronotum. 
Der Metathorax ist nicht verlängert, und das Metanotum ist mit zwei Zähn- 
chen bewehrt, Das erste Glied des Stielchens ist ähnlich jenem der vorigen 
Geschlechter, das zweite Glied ist knotenförmig und etwas länger als breit; 
beide Glieder haben hinten an ihrer Oberseite einen Quereindruck. Der 
Hinterleib ist länglich, hinten zugespilzt; das erste Segment bedeckt zwei 
Drittheile des Hinterleibes. Die Flügel sind wie beim 2. Die Beine sind 
verhältnissmässig ziemlich dick. 


1. Myrmeecina Latreillei Curt. 


Operarias Nigra, pilosula, caput antice, antennae ac pedes 
rufa;, elypeus bidentatus; caput atque thoraz longitudinaliter siriatim rugu- 
losa; melanotum spinis duabus horizontalibus. Long. : 3 — 3'/ımm, 


Femina. Nigra, pilosula, caput antice, antennae ac pedes, saepe 
eliam pronolum, thoracis latera petiolusque rufa; clypeus bidentatus ; 
caput atque mesonotum longitudinaliter striatim rugulosa; metanotum spinis 
duabus horizontalibus ; alae fusco-umbratae. Long. : 3' 2 — 4mm, 


Mas. Fusco-niger, nitidissimus pilosus, parles oris testaceae, an- 
tennae pedesque brunnei; mandibulae partim occultae; metanotum dentibus 
duobus brevibus; alae fusco-umbratae. Long.: 3 — 3\.mm, 


Myrmecina Latreillee Curt. Brit. Ent. VI. pag. 265, Gen. Myrm. 
pag. 218; Smith Ess. Gen. and Spec. Brit. Form. pag. 132. 


Hyrmica striatula Nyl.*) Add. alt. Adn. Mon. Form. bor. Eur. 
pag. 40. 


”“) Nach einer brieflichen Mittheilung des Herin Dr. Nylander. 


422 


Myrmica bidens Först. Hym. Stud. 1. H. pag. 50; Schenck Beschr. 
nass. Ameis. pag. 94. 


Myrmica graminicola Först. Hym. Stud. 1. H. pag. 58. 


Arbeiter: Schwarz, die Oberkiefer, der Clypeus, die Wangen, die 
Fühler, die abschüssige Fläche des Metanotums, die Unterseite des Stiel- 
chens, der After und die Beine gelbroth oder bräunlichroth. Der gauze 
Körper ist reichlich mit ziemlich langen, weisslichen, abstehenden Borsten- 
haaren bekleidet. 


Die am Innenrande gezähnten Oberkiefer sind besonders am Grunde 
fein längsgerunzelt. Der Clypeus ist zwischen den Zähnen entweder ausge- 
höhlt und glatt oder mit einem Längskiele versehen. Das sehr undeutlich 
oder öfters gar nicht abgegränzte Stirnfeld mit groben Längsrunzeln durch- 
zogen. Der nahe am Grunde winkelig gebogene Fühlerschaft reicht fast bis 
zum Hinterrande des Kopfes; das erste Geisselglied ist am Ende verdickt, 
das zweite ist sehr kurz, breiter als lang, die nächst folgenden sechs Glieder 
sind so wie das zweite geformt, nehmen aber an Grösse nach und nach zu, 
das neunte und zehnte sind bedeutend grösser, das Endglied ist in der Mitte 
stark verdickt, am Ende zugespitzt und es ist etwas länger als die zwei 
vorletzten zusammen. Die Stirn und der Scheitel sind ziemlich grob und 
tief längsgerunzelt. | 


Der Thorax ist längsgerunzelt, das Metanotum mit zwei horizontal 


nach hinten gerichteten Dornen bewehrt und zwischen diesen ist die abschüs- 
sige Fläche so ziemlich glatt und glänzend. 


Das Stielchen ist grob gerunzelt. 

Der Hinterleib ist glatt und glänzend. 

Weibchen. Schwarz, die Oberkiefer, der Clypeus, die Fühler, die 
Wangen, die abschüssige Fläche des Metanotums, meist auch das Pronotum , 
die Seiten des Thorax und des Stielchens gelb- oder braunroth. Der ganze 
Körper ist dicht mit abstehenden, ziemlich langen, weisslichen Borsterhaaren 
bekleidet. 

Der Kopf ist mit Ausnahme der hier vorhandenen Punctaugen und der 
grösseren Netzaugen so wie beim 8. 

Der ganze Thorax ist gerunzelt, das Mesonotum runzlig längsgestreift 
und das wie beim 8 bedornte Metanotum ist zwischen den Dornen glatt 
und glänzend. 

Die Knoten des Stielchens und der Hinterleib sind so wie beim 8. 

Die Flügel sind schwärzlich-braun getrübt. 

Männchen. Braunschwarz oder schwarz, stark glänzend , die Ober- 
und Unterkiefer, die Ober- und Unterlippe gelb oder bräunlichgelb, die 
Fühler und Beine braun oder gelblichbraun. Der ganze Korper ist mässig mit 
langen, abstehenden , weisslichen Haaren bekleidet. 


> 


423 


Die hinter der Oberlippe grösstentheils versteckten Oberkiefer sind mit 
einzelnen Puncten besetzt, aus denen Borstenhaare entspringen, der Innen- 
rand ist mit drei starken Zähnen bewaffnet, von denen der vordere der 
grösste ist. Der Clypeus ist so wie die Stirn und der Scheitel ziemlich glatt 
und stark glänzend, bloss die Gegend zwischen dem Clypeus und den Augen 
ist quergerunzelt. Der Schaft der dreizehngliedrigen Fühler ist beiläufig so 
lang als das zweite Geisselglied ; die Geissel ist fadenförmig, deren erstes 
Glied ist kurz, das zweite ist länger als das erste, die folgenden sind so 
wie das zweite, doch nehmen sie gegen das Geisselende nach und nach et- 
was an Dicke zu und um weniges an Länge ab, das Endglied ist etwa so 
lang als die zwei vorletzten zusammen. Die sehr feine Stirnrinne vertieft 
sich unmittelbar vor dem mittleren Punctauge zu einer Grube. 


Der Thorax ist scheinbar glatt, bei starker Vergrösserung sieht man 
ihn sehr fein und seicht gerunzelt. Das Metanotum ist mit zwei starken, ob- 
wohl ziemlich kurzen Zähnen versehen. Die Basalfläche ist stark längsge- 
streift, die abschüssige Fläche ist oben etwas gerunzelt, unten aber glatt. 


Das Stielchen ist längsgerunzelt. 
Der Hinterleib ist glatt und glänzend. 
Die Flügel sind so wie beim @ schwärzlich-braun getrübt. 


Diese seltene Art lebt unter Steinen in der Erde, in welcher sie sich 
Gänge und Zellen ausgräbt, und schwärmt im Hochsommer, Ihrem gedrun- 
genen Körperbau ist auch entsprechend ihre Bewegung eine träge, So wie 
sie auch bei Gefahr nicht entllieht, sondern nicht selten hat man Gelegen- 
heit, diese Thierchen auf der Hand mit an den Leib gedrückten Beinen einige 
Zeit unbeweglich liegen zu sehen. 


In Oesterreich in Wien und zwar in meinem Garten und im Prater 
(Mayr); in Tyrol in Botzen im Franziskanerklostergarten (Gredler); in 
Krain(Schmidt). Inden Nachbarländern in Rheinpreussen bei Bonn, Aachen 
und im Siebengebirge (Förster); in Nassau bei Wiesbaden und Weilburg 
(Schenck); im Kirchenstaate bei Imola (Pirazzoli). 


4. Tetramorium Mayr.n. g. 
tero@ vier, udgıov Glied *). 


Arbeiter: Der Kopf ist ohne Oberkiefer viereckig mit abgerundeten Hin- 
terecken, breiter als der Thorax. Die Oberkiefer sind breit und am Innen- 
rande gezähnt. Die Unterkiefertaster sind vier-, die Lippentaster dreigliedrig. 
Die Oberlippe ist in der Mitte des vorderen Randes schwach stumpfwinklig 
ausgebuchtet. Der Clypeus ist mässig lang und breit, von vorne nach rück- 
wärts convex, von einer Seite zur anderen fast plan. Die Stirnlappen sind 


*) In Beziehung auf die Unterkiefertaster. 


424 


ziemlich schmal. Der Schaft der zwölfgliedrigen Fühler ist nahe am Grunde 
etwas bogenförmig gekrümmt; die Geissel ist keulenförmig. Das Stirnfeld 
ist kaum angedeutet. Die Punetaugen fehlen; die Netzaugen sind ziemlich 
klein, oval und in der Mitte des Seitenrandes des Kopfes gelegen. Der Tho- 
rax ist vorne am breitesten und hinten am schmälsten. Zwischen dem Meso- 
und Metanotum ıst oben keine Einschnürung, sondern bloss eine feine Furche. 
Das Metanolum ist mit zwei nach aufwärts und hinten gerichleten Dornen 
bewehrt. Das erste Glied des Stielchens ist vorne kurz gestielt, oben hinten 
knotenförmig, welcher Knoten ebenso lang als breit und etwas höher ist 
als der Knoten des zweiten Gliedes; das zweite Glied ist knotenförmig, brei- 
ter als lang und breiter als der Knoten des ersten Gliedes; die Unterseite 
des Stielchens ist unbedornt , höchstens findel man auf dem zweiten Glied 
einen sehr kurzen, stumpfen, zahnarligen Höcker. Das erste Segment des Hin- 
terleibes bedeckt mehr als dreiviertel Theile des letzteren. Die Beine sind 
ziemlich dick, 


Weibchen. Der Kopfist so wie beim 8 mit Ausnahme der hier vor- 
handenen Punctaugen und der grösseren Nelzaugen. Bloss eine Art dieser 
Gattung (Tetramerium atratulum) weicht in Bezug der einzelnen Kopftheile 
ab , indem es einen seiner ganzen Länge nach in der Mitte hasenscharten- 
ähnlich gespaltenen Clypeus, eine ungewöhnlich tiefe Stirnrinne,, eilfglie- 
drige Fühler und einen stark bogenförmig ausgebuchleten Hinterkopf hat. 
Der Thorax ist elwas vor den Flügelgelenken am breitesten; das Mesono- 
tum und Schildehen liegen in derselben Ebene und sind flach ; das Metano- 
tum ist mit zwei nach hinten und aufwärts gerichteten Dornen oder zahnar- 
tigen Höckern versehen. Das Stielchen ist so wie beim 8. Der Hinterleib 
ist länglich-eiförmig, dessen erstes Segment bedeckt ein halb bis zwei Drittel 
desselben. Die Costa transversa verbindet sich mit der Costa cubitalis an 
deren Theilungsstelle, wodurch nun eine einzige geschlossene Cubitalzelle 
gebildet wird; die Costa recurrens ist vorhanden, daher sich auch eine ge- 
schlossene Discoidalzelle vorfindet; bloss bei einer Art (Tetr. atratulum) 
fehlt die Costa recurrens, oder ist bloss rudimenlär vorhanden, daher auch 
die geschlossene Discoidalzelle fehlt. 


Männchen. Der Kopf ist klein, schmäler als der Thorax. Die Oberkiefer 
sind schmal und gezähnt. Die Kiefertaster und Lippentaster sind so wie bei 
den vorigen Geschlechtern. Der Clypeus ist mässig gewölbt,, ungekielt und 
reicht bis zwischen die Fühler. Das Stirnfeld ist undeutlich ausgeprägt. Der 
Schaft der zehngliedrigen Fühler ist so lang als das lange zweite Geissel- 
glied. Die Netzaugen sind gross und hervorstehend. Das Mesonotum, wel- 
ches zwei nach hinten convergirende Linien eingedrückt hat, überragt bloss 
das Pronotum,, der Metathorax ist nicht verlängert; das Metanotam ist mit 
zwei äusserst kurzen oft undeutlichen Zähnchen versehen. Das Stielchen ist 
ähnlich jenem des 8 und des ©. 


425 


Der Hinterleib ist eiförmig, hinten zugespitzt und dessen erstes Glied 
bedecki die Hälfte desselben. Die Flügel sind so wie beim ©. Die Beine 
sind dünn und lang. 


1. Tetramorium Hollari Mayr. 


Operaria: Flava aut ochracea, abdomen absque basi nigro-fus- 
cum; clypeus alque frons costis longitudinalibus ; vertex, capitis latera, 
thorax petiolusque reliculata. Long.: 3% — 4mm, 


Femina. Flava, abdomen absque basi niyro-fuscum; clypeus et 
frons costis longitudinalibus ; vertex „ capitis latera, pronotum petiolusque 
reticulala; melanoium spinis duabus ; alae hyalinae. Long. : 5% —5t mm, 


Mas. Testaceus aut testaceo-brunneus,„ anlennae pedesque lividi, 
verlez, thoraz partim alque abdomen nigro-fusca. Long. 4% — 5mm, 


Myrmica Kollari Mayr Beschr. ein. neuer Ameisen. 


Arbeiter. Gelb oder bräunlichgelb, der Innenrand der Oberkiefer und 
der Hinterleib mit Ausnahme des Grundes schwarzbraun. Der ganze Körper 
ist mässig mit langen, abstehenden Borstenhaaren bekleidet. 


Die Oberkiefer sind breit, glänzend, punctirt, seicht und sparsam 
längsgerunzelt, und am Innenrande vorne mil zwei grösseren und nach 
hinten mit mehreren kleineren Zähnen bewaffnet. Den Clypeus durchziehen 
meist drei Längsrippen, die sich durch die Stirn und den Scheitel bis zum 
Hinterhauptloche fortsetzen; zwischen diesen Rippen verlaufen erhabene 
Längsrunzeln. Der Fühlerschaft reicht nicht bis zum Hinterrande des Kopfes, 
das erste Geisselglied ist etwa doppelt so lang als breit, das zweite ist sehr 
kurz und klein, die nächsifolgenden nehmen bis zum achten allmählig an 
Grösse zu, das neunte und zehnte sind bedeutend grösser und das Endglied 
ist beiläufig so lang als die zwei vorletzten zusammen. Die Stirn ist mit 
Längsrippen durchzogen und zwischen denselben noch mit einzelnen Längs- 
runzeln versehen. Der Scheitel, die Wangen, die Seilengegend und die 
Unterseite des Kopfes sind grob netzaderig. 

Der Thorax ist grob netzaderig, aber die abschüssige Fläche zwischen 
den Dornen des Metanotums ist nur mit einzelnen Querrunzeln versehen 
und glänzend. 


Die Knoten des Stielchens sind ebenfalls grob netzaderig. 
Der Hinterleib ist glatt und glänzend. 
Weibchen. Gelb, der Innenrand der Oberkiefer und der Hinterleib 


mit Ausnahme des Grundes schwarzbraun. Der ganze Körper ist mit Bor- 
stenhaaren sparsam, der Hinterleib aber reichlicher besetzt. 

Der Kopf ist so wie beim 8 mit Ausnahme der Punctaugen und der 
grösseren Nelzaugen. 


Bd. V. Abh. 34 


426 


Das Pronotum ist grob netzaderig, das Mesonotum und Schildchen 
längsgestreift. Das Metanotum hat zwei nach aufwärts und hinten gerich- 
tete Dornen; dessen Basalfläche ist grob netzaderig, ebenso die Seiten- 
flächen und die abschüssige Fläche zwischen den Dornen ist quergerunzelt. 


Die Knoten und der Hinterleib sind wie beim 8. 


Die Flügel sind wasserhell, die Rippen gelblichweiss. 


Männchen. Gelbbraun, glänzend, die Fühler und Beine blassgelb, 
der Scheitel, einzelne variable Flecke am Thorax, besonders aber der 
Hinterleib schwarzbraun. Der ganze Körper ist mit langen Haaren mässig 
bekleidet. 

Die- Oberkiefer sind sehr seicht gerunzelt, glänzend, mit einzelnen 
Puncten und meist vierzähnig. Der Clypeus ist fast glatt und mit zwei bis 
vier Längsrippen durchzogen. Der Fühlerschaft ist kurz, so lang als das 
zweite Geisselglied; das erste Geisselglied ist sehr kurz, das zweite ist so 
lang als der Schaft, das dritte bis achte ist mehr als doppelt so lang als 
dick und das Endelied ist etwas kürzer als die zwei vorletzten zusammen. 
Die Stirn ist ziemlich fein längsgerunzelt. Die Seitengegend des Kopfes ist 
netzaderig; die Unterseite gerunzelt. Die Punctaugen sind gross; die Netz- 
augen sind sehr gross; stark gewölbt und hervorragend. 


Das Pronotum ist sehr fein granulirt gerunzelt; mit einigen runzligen 
Streifen. Das Mesonolum ist oben flach, glänzend, fast glati mit einigen 
Puncten. Das Schildchen ist längsgestreift. Das gerunzelte Metanotum ist mit 
zwei leistenarligen, sehr kurzen, stumpfen Zähnchen versehen. 


Der erste Knoten des Stielchens ist fein gerunzelt, der zweite ist 
fast glatt. 


Der Hinterleib ist glatt und glänzend. 
Die Flügel sind wasserhell. 


Diese wahrscheinlich durch exotische Pflanzen eingeschleppte Ameise 
lebt in den Warmhäusern des hiesigen k. k. botanischen Gartens und des 
kaiserlichen Gartens zu Schönbrunn (bei Wien) in den Lohbeeten, in denen 
sie Gänge ausgräbt 5 sie nährt sich theils vom abgesonderten Zuckersaft der 
Blattläuse, theils von anderen Substanzen, und die Geflügelten zeigen sich 
gewöhnlich im Monate April. 


Tetramorium eaespitum Ltr. 


Operaria: Fusco-nigra, mandibulae, antennae, articulationes 
pedum tarsique brunnei:; aut testacea, caput supra brunneum , abdomen 
basi exzcepta fuscum ; caput atque thoraz subtiliter longitudinaliter rugu- 


losa;; metanotum spinis brevibus ; petioli nodi subtiliter rugulosi. Long.: 
9 3 Yamm, 


427 


Femina. Fusco-niyra, nitida, mandibulae, antennarum funiculi, 
arliculationes pedum tarsique rufo-brunnei ,„ abdominis segmentorum mar- 
gines posleriores rufi; anlennae 12 articulatae ; caput, pronolum meta- 
nolumque striala; mesonotum laeve; metanolum spinis brevibus. Long.: 
6 -- 8m. 


Mas. Fusco-niger, nitidus, abdomen nigro- fuscum, mandibulae, 
antennae pedesque aut fusci aut testacei. Long.: 6—7rm 


Formica caespitum Ltr. Hist. nat. Fourm. pag. 231. 


Myrmica caespitum Ltr. Hist. nat. Crust. et Ins. pag. 259; Losana 
Form. Piem. pag. 327; Curtis Gen. Myrm. pag. 215; Smith 
Ess. Gen. and Spec. Brit. Form. pag. 122. 

Myrmica fuscula Nyl. Adn. Mon. Form. bor. Eur. pag. 935, Add. 
Adn. Mon. Form. bor. Eur. pag. 1053; Först. Hym. Stud. 
1. H. pag. 56; Schenck Beschr. nass. Ameis. pag. 86. 


Myrmica impura Först. Hym. Stud. 1. Heft pag. 48. 
Myrmica modesta Först. Hym. Stud. 1. Heft pag. 49. 


Arbeiter. Die lichtesten Individuen sind gelbbraun, die Oberseite 
des Kopfes röthlichbraun und der Hinterleib mit Ausnahme des Grundes 
braun. Die dunkelsten Individuen sind braunschwarz , die Oberkiefer, die 
Fühler, die Wangen, die Gelenke der Beine und die Tarsen röthlichbraun. 
Zwischen diesen beiden Extremen gibt es die mannigfaltigsten Uebergänge 
und Mittelformen und häufig hat man Gelegenheit in einem und demselben 
Neste alle Uebergänge von der lichtesien bis zur dunkelsten Farbe zu finden. 
Der ganze Körper ist ziemlich reichlich mit langen , abstehenden Borsten- 
haaren bekleidet. 


Die Oberkiefer sind grob längsgerunzelt, nahe dem Innenrande punc- 
tirt, fünf- bis siebenzähnig. Der Clypeus ist längsgestreift, ebenso das un- 
deutliche Stirnfeld. Der Schalt der zwölfgliederigen Fühler erreicht nicht 
den Hinterrand des Kopfes; das erste Geisselglied ist doppelt so lang als 
dick, die sieben folgenden sind sehr kurz und nehmen gegen die Geissel- 
spitze an Grösse nach und nach zu, das neunte und zehnte Glied sind viel 
grösser und das Endglied ist beiläufig so lang als die zwei vorletzten zu- 
sammen. Die Stirn und der Scheitel sind mit scharfen parallelen, dichten 
Längstreifen versehen, ebenso ist die Augengegend und die Unterseite des 
Kopfes gestreift 

Der Thorax ist längsgestreift; das Metanotum ist mit zwei kurzen, 
spitzen, nach hinten und aufwärts gerichteten Dornen bewaffnet. 


Die Knoten des Stielchens sind fein gerunzelt 

Der Hinterleib ist glatt und glänzend. 

Weibchen. Braunschwarz, glänzend, die Oberkiefer, die Fühlergeissel 
(oft auch der Fühlerschaft), die Gelenke der Beine, die Tarsen und oft auch 


34” 


425 


die Schienen rothbraun, der Hinterrand der Hinterleibssegmente röthlich 


durchscheinend. Der ganze Körper ist mit langen, abstehenden Borsten- 
haaren reichlich besetzt. 


Die Oberkiefer sind grob längsgerunzelt und punctirt. meist sieben- 
zähnig, der Clypeus, das Stirufeld, die Stirn ,„ der Scheitel und die Seiten- 
gegend des Kopfes sind dicht längsgestreift. Der Schaft der zwölfgliedrigen 
Fühler reicht fast bis zum Hinterrande des Kopfes; die Geissel ist fast um 
ihre zwei letzten Glieder länger als der Schaft, deren erstes Glied ist dop- 
pelt so lang als breit, die sieben folgenden sind stark verkürzt und nehmen 
gegen die Geisselspitze nach und nach an Dicke zu, die zwei vorletzten 
Glieder sind grösser als die vorigen und das Endglied ist fast so lang als 
die zwei vorletzten zusammen. Die Stirnrinne zieht sich vom Stirnfelde bis 
zum mittleren Punctauge. 


Das Pronotum ist vorne sehr fein quer-, an den Seiten gröber längs- 
gestreift. Das Mesonotum ist glatt, glänzend, mit groben Puncten, aus wel- 
chen die Borstenhaare entspringen, in der Nähe des Hinterrandes, oft aber 
auch an den Seiten und an der ganzen hinteren Hälfte des Mesonotums, fein 
längsgerunzelt; öfters zieht sich von der Mitte des Hinterrandes eine ver- 
tieftle Linie nach vorwärts gegen die Mitte des Mesonotums. Das Schildchen 
ist glatt, mit einzelnen Puncten, öfters theilweise fein längsgestreift. Das 
Metanoium ist mit zwei kurzen, nach hinten und aufwärts gerichteten, spitzen 
Dornen bewaffnet, dessen Basalfläche ist längs- oder quergestreift, und die 
abschüssige Fläche zwischen den Dornen ist stets quergestreift, die Seiten 
des Thorax sind scharf längsgestreift. 


Die Knoten des Stielchens sind ziemlich grob gerunzelt. 
Der länglich-eiförmige Hinterleib ist glatt und glänzend. 


Die Flügel sind wasserhell, dieRippen und das Randmahl gelbbräunlich. 


Männchen. Braunschwarz, glänzend, die Oberkiefer, die Fühlergeis- 
sel (oft auch der Fühlerschaft) und die Beine braun, gelbbraun oder braun- 
gelb, der Hinterleib stets braun, mit röthlich durchscheinenden Hinterrändern 
der einzelnen Segmente. Der ganze Körper ist mässig mit langen, abstehen- 
den, feinen Borstenhaaren besetzt. 


Die Oberkiefer sind meist 6zähnig, schwach längsgerunzelt und grob 
punclirt. Der Clypeus, das Stirnfeld und die Stirn sind längsgerunzelt. Der 
Schaft der zehngliedrigen Fühler ist nur so lang als das zweite Geisselglied, 
die Geissel ist fadenförmig, deren erstes Glied ist am Ende etwas dicker und 
doppelt so lang als dick, das zweite Glied ist dünn, lang, länger als ein Drittheil 
der Geissel, das dritte Glied ist so lang als das erste, die folgenden sind elwas 
länger als das dritte Glied. Die Stirnrinne ist oft undeutlich, meistaber deutlich, 
breit, aber seicht und platt. Oefters zieht sichein feiner Quereindruck durch 
die Stirn, wodurch die Stirnrinne gekreuzt wird. Der Scheitel ist quergerun- 
zeli, die Augengegend verworren gerunzelt. 


429 


Das Pronotum ist vorne mässig fein quer-, an den Seiten längsgerun- 
zelt Das Mesonotum ist ausser den zwei convergirenden Linien und zwei 
feinen von der Mitte des Vorderrandes durch die Mitte des Mesonotums 
ziehenden Linien fast glatt und nur zerstreut punctirt oder schwach längs- 
gestreift, selten quergestreift. Das Schildchen ist entweder glatt oder ge- 
streift. Das Metanotum hat beiderseits einen sehr kurzen, stumpfen Zahn, 
der öfters höckerartig ist, die Basalfläche des Metanolums ist längsgeslreift, 
die abschüssige Fläche zwischen den Zähnchen längs- oder quergestreift. 

Die Knoten des Stielchens sind fein längsgerunzelt. 

Der Hinterleib ist glatt und stark glänzend. 

Die Flügel sind wie beim $&. 

Diese Art ist eine der häufigsten und findet sich fast überall, selbst in 
den Häusern wird sie nicht selten nistend beobachtet. Sie baut am liebsten 
auf Wiesen in der Erde, wo sie ihre sehr tiefen unterirdischen Bauten un- 
ter einem Steine anlegt, oder über dieselben einen bloss aus Erde bestehen- 
den Hügel aufbaut. Sie schwärmt im Hochsommer. In ihren Colonien fand 
Prof. Schenck Strongylognathus testaceus und einen Batrisus. 


2 Tetramoriaem atratuluwma Schenck. 


Operanse: Nigra, mandibulae, genae, antennarum funiculi tar- 
sique brunnei; caput atque thorax fortiter longitudinaliter rugulosa ; 
melanolum apinis brevibus ; petioli nodi subtiliter rugulosi. Long.: 3—3 Ya". 


Femina. Fusco-nigra, opaca, nuda, mandibulae, antennae pe- 
desque testacei; clypeus profunde exsectus; antennae 11 articulalae, mela- 
notum tuberculis duobus; alae subhyulinae. Long.: 2/4, —3"", 

Myrmica atratula Schenck. Beschr. nass. Ameis. pag. 91. 


Arbeiter: Dieser ist von dem 8 der vorigen Art höchst schwierig zu 
unterscheiden, er gleicht nämlich den dunkelsten Varietäten der vorigen Art, 
unterscheidet sich aber, obwohl sehr schwierig, durch die etwas gröberen, 
schärferen und nicht so gedrängt stehenden Streifen des Kopfes und des 
Thorax. 


Weibchen. Schwarz oder braunschwarz, fast glanzlos, die Oberkie- 
fer, die Fühler und die Beine röthlichbraun. Der ganze Den ist mit Aus- 
nahme der Fühler und Beine fast unbehaart. 

Die Oberkiefer sind sehr fein gerunzelt, deren Innenrand ist unge- 
zähnt, bloss vorne zugespitzt. Der Clypeus ist fast bis zu seinem Hinterrande 
hasenschartenartig ausgeschnitten , und binter diesem schon beginnt die 
ungewöhnlich tiefe und breite Stirnrinne, welche bis zum vorderen Punel- 
auge reicht. Der Schaft der eilfgliedrigen Fühler überragt elwas den Hin- 
terrand des Kopfes; das erste Geisselglied ist etwas verlängert und am Ende 
verdickt, die folgenden sind kurz und werden nach und nach gegen die Geis- 
selspitze grösser, das Endglied ist so lang als die zwei vorlelzten zusam- 


430 


men. Die Stirn und der Scheitel sind fein gerunzelt. Der Hinterkopf ist bo- 
genförmig ausgebuchtet. 


Der Thorax ist fein gerunzelt, das Metanotum hat zwei nach oben ge- 
richtete Höcker. 


Die ziemlich breiten Knoten des Stielchens sind sehr fein gerunzelt. 
Der Hinterleib ist ebenfalls sehr fein gerunzelt. 
Die Flügel sind nur sehr schwach bräunlich getrübt, die Costa recur- 


rens derselben fehlt oder ist nur rudimentär vorhanden, daher auch die ge- 
schlossene Discoidalzelle fehlt. 


Diese sehr seltene und, wenn man bloss 8 vor sich hat, sehr schwie- 
rig zu unterscheidende Art findet sich in Erdbauten unter Steinen. Prof. 
Schenck fand die geflügelten Weibchen im Juni und Juli. 

In Oesterreich im Aignerthale bei Mautern (Mayr) und in Ungarn auf 


dem Berge Wissegrad bei Gran (Mayr). In den Nachbarländern bisher bloss 
in Nassau bei Weilburg (Schenck)*). 


”*) An diese Gattung reiht sich Zunächst die Gattung: 


Strongylognathus Mayr. 
Mayr Ueber die Abtheilung d. Myrm. u. eine neue Gatt. derselb. 


Arbeiter: Der Kopf ist ohne Oberkiefer viereckig mit vorderen recht- 
winkligen und hinteren spitzwinkligen Ecken, hinten tief halbmondförmig aus- 
gebuchtet. Die Oberkiefer sind (so wie bei Polyergus) fast stielrund, sehr 
schmal, bogenförmig gekrümmt mit der Concavität nach innen und vorne zu- 
gespitzt; bei geschlossenen Oberkiefern bleibt zwischen diesen und dem Vor- 
derrande des Clypeus, da die Oberlippe hinter diesem versteckt ist, ein drei- 
eckiger Raum frei. Die Unterkiefertaster sind vier-, die Lippentaster drei- 
gliedrig. Die Oberlippe ist vorne in der Mitte schwach stumpfwinklig ausge- 
schnitten, wodurch zwei abgerundete Lappen gebildet werden. Der Clypeus 
ist von vorne nach hinten convex, von einer Seite zur anderen flach. Das 
Stirnfeld ist scharf abgegränzt, mit hinterer in die Länge gezogener Ecke. Die 
zwölfgliedrigen Fühler sind ziemlich nahe dem Mundrarde eingefügt, deren 
Schaft ist mässig lang, die Geissel Keulenförmig. Die Punctaugen fehlen, die 
Netzaugen sind klein. Der Thorax ist vorne am breitesten und wird nach rück- 
wärts allmählig schmäler. Das Mesonotum ist vom Metanotum durch eine 
Furche getrennt, das letztere ist mit zwei ziemlich stumpfen Zähnchen bewafl- 
net. Das Stielchen ist so geformt wie bei der Gattung Tetramorium; das erste 
Glied ist vorne stiel-, hinten und oben knotenförmig, der Knoten höher als der 
des zweiten Gliedes ; dieses ist bloss knotenförmig, breiter als Jaug und zugleich 
breiter als der Knoten des ersten Gliedes, Der Hinterleib ist Klein, Kugelig , 
drei Viertheile desselben werden vom ersten Segmente bedeckt. Die Beine sind 
mässig lang und ziemlich dick. 

Weibehen. Der Kopf ist mit Ausnahme der hier vorhandenen Punct- 
und der grösseren Netzaugen, so wie beim 8. Der Thorax ist vorne am 
breitesten, oben stark abgeflacht und dessen Metanotum mit zwei Zähnen be- 
wehrt. Das Stielchen ist ähnlich jenem des 8. Der ovale Hinterleib ist über 
die Hälfte vom ersten Segmente bedeckt. Die Flügel haben eine geschlossene 


431 


ö. Leptothorax Mayr n. g. 


Asntos schlank, Foo«& Brust 


Arbeiter. Der feingerunzelte Kopf ist länger als breit und breiter als 
der Thorax. Die Oberkiefer sind breit und gezälnt. Die Unterkiefertaster 
sind fünfgliedrig, deren letztes Glied ist das längste von allen. Die Lippen- 


Discoidalzelle und die Costa transversa verbindet sich mit der Costa ceubitalis 
an deren Theilungsstelle, wodurch bloss eine einzige geschlossene Cubitalzelle 
entsteht. 

Männchen. Der Kopf ist schmäler als der Thorax, länger als breit, 
fast fünfeckig, und hinten bogenförmig ausgerandet. Die Oberkiefer sind sehr 
schmal, Kurz und in einen Zahn endigend. Die Taster sind wie bei den vori- 
gen Geschlechtern. Die Oberlippe ragt zwischen dem Clypeus und den Ober- 
Kiefern hervor. Der Clypeus ist kurz aber breit und hinter dem Vorderende 
quer eingedrückt. Die Fühler sind zehngliedrig und deren Schaft ist kurz. Die 
Netz- und Punctaugen sind gross. Das Mesonotum, welches die zwei nach hin- 
ten convergirenden Linien eingedrückt hat, überragt das Pronotum. Das Meta- 
notum trägt beiderseits ein sehr kurzes, oft undeutliches Zähnchen. Das 
Stielchen ist ähnlich wie beim 8 „ aber der Knoten des ersten Gliedes und we- 
niger deutlich auch der des zweiten Gliedes sind beiderseits etwas höckerartig 
verlängert. Der Hinterleib ist eiförmig, hinten etwas zugespitzt ; dessen erstes 
Segment bedeckt fast drei Viertheile desselben. Die Flügel sind so wie heim Q. 
Die Beine sind dünn. 


Strongyloynathus testaceus Schenck. 


Operaria: Testacea, abdomen fascia obscura deleta; caput striatum ; 
elypeus ac area frontalis laeves; thoraz substiliter rugulosus. Long.: 2/,—Imm, 

Femina. Rubro-brunnea, corporis pars inferior, mandibulae, anten- 
nae, pronotum pedesque testacea; caput striatum, clypeus ac area frontalis 
laeves ; thorazx longitudinaliter striatus. Long. : 3',— Jmm. 

Mas. Piceus, nitidus, os, antennae, fascia deleta ante marginem poste- 
riorem segmentorum abdominis testacea; caput striatum, postice dentibus duo- 
bus. Long.: 4mm. 

Sirongylognathus testaceus Mayr Ueber die Abth. d. Myrm. u. eine 

neue Gatt. ders. 

Eeiton? testaceum Sehenck. Beschr,. nass. Ameis. pag. 11%. 

Myrmus emarginatusScehenck. Entomologische Zeitung 1853 pag. 299. 

Arbeiter : Stark glänzend, hräunlichgelb, der Hinterleih mit einer quer 
über die Mitte ziehenden verwaschenen dunklen Binde. Der ganze Körper ist 
mit Ausnahme der Beine mit langen, abstehenden Borstenhaaren sparsam 
besetzt. 

Die Oberkiefer haben an der innern Seite eine schwärzliche Längsleiste, 
die äussere vordere Seite derselben ist glänzend, glatt und nur weitläufig pune- 
tirt. Der Clypeus ist glatt und stark glänzend. Das kleine Stirnfeld ist scharf 
dreieckig, glatt und sehr stark glänzend. Der Fühlerschaft istnahe am Grunde 
bogenförmig gekrümmt, überragt, zurückgelegt, wohl die Augen, reicht aber 
nicht bis zum Hinterrande des Kopfes ; das erste Geisseiglied ist doppelt so 


432 
taster sind dreigliedrig. Die Oberlippe ıst in der Milte des Vorderrandes 


schwach stumpfwinklig ausgerandet. Der Clypeus ist sehr wenig gewölbt 
oder vorne concav, bei einer Art undeutlich gezähnt. Die Fühler sind eilf- 


lang als dick, das zweite bis achte Glied ist kurz, die zwei vorletzten Glie- 
der sind viel grösser als die vorigen und das Endglied ist etwas länger als 
die zwei vorletzten Glieder zusammen. Die Stirn, der Scheitel, die Wangen 
und die Augengegend sind grob längsgestreift. 

Der Thorax ist grösstentheils längsgerunzelt, das Metanotum trägt bei- 
derseits eine Längsleiste, welche in der Mitte zahnartig erweitert ist, die 
abschüssige Fläche ist quergestreift. 

Das Stielchen ist grösstentheils gerunzelt und der zweite Knoten ist 
von einigen Längsstreifen durchzogen. 

Der Hinterleib ist glatt und glänzend. 

Weibchen: Rothhrauu, die Fühler, die Oberkiefer, die Unterseite des 
ganzen Körpers, das Pronotum und die Beine bräunlichgelb, die obere Seite 
des Kopfes ist gewöhnlich dunkler als die des Thorax. Der ganze Körper ist 
ziemlich reichlich mit abstehenden, langen Borstenhaaren bekleidet. 

Der Kopf ist so wie beim 8 mit Ausnahme der Punet- und Netzaugen. 

Das Pro- und Mesonotum sind lJäugs- das mit zwei kleinen Zähnchen 
bewehrte Metanotum ist quergestreift. 

Das Stielcheu ist gerunzelt. 

Der Hinterleib ist glatt und glänzend. 

Die Flügel sind milchweiss, etwas irisirend. 

Männchen. Braunschwarz, die Mundtheile, der Vorderrand des Cly- 
peus, die Fühler, eine verwaschene Binde von dem Hinterrande der Abdomi- 
nalsegmente mehr oder weniger röthlichgelb oder bräunlichgelb. Der ganze 
Körper ist mit langen, abstehenden Haaren besetzt. 

Die Oberkiefer sind weitläufig längsgerunzelt. Der Clypeus, die Stirn 
und die vordere Hälfte des Scheitels sind längs-, die hintere Scheitelhälfte aber 
ist quergestreift. Der Fühlerschaft erreicht nicht den Hinterrand des Netzauges; 
die Geissel ist an der Spitze wenig verdickt, deren erstes Glied ist kurz, das 
zweite fast So lang als der Schaft, das dritte etwas kürzer als das erste, das 
vierte bis achte ist etwas länger als das dritte, und das Endglied ist etwas län- 
ger als die zwei vorletzten zusammen. Das Stirnfeid ist gross, längsgestreift 
und sehr undeutlich abgegränzit. 

Das Pronotum ist runzlig gestreift; das Mesonotum istscharfkantig längs- 
gestreift mit drei glatten, glänzenden Flecken; das Metanotum trägt beiderseits 
ein sehr kurzes Zähnchen, dessen Basalfläche ist längsgestreift, ebenso das 
obere Drittheil der abschüssigen Fläche, die zwei unteren Drittheile sind quer- 
gestreift. 

Das Stielchen ist fein gerunzelt. 

Der Hinterleib ist glatt und glänzend. 

Die Flügel sind so wie beim Q. 

Diese interessante Ameise, welche bisher nur von Prof. Schenck in 
Nassau gefunden wurde, lebt in Gesellschaft mit dem Teeiramorium caespitum, 
und Prof. Schenckist der richtigen Meinung, dass sie eine Raubameise sei, 
welche die Larven und Puppen des Tetramorium caespitum raubt, indem einer- 
seits der Bau ihrer Oberkiefer (wie bei der Raubameise Polyergus), anderer- 
seits das Betragen der beiden Arten beim Aufdecken einer Colonie dafür spricht. 


433 


bis zwölfgliedrig. Die Punctaugen sind wohl meist vorhanden, aber oft 
sehr undeutlich, ebenso das Stirnfeld. Die Netzaugen sind nicht klein. 
Der fein gerunzelte und schlanke Thorax ist vorne am breitesten und ver- 
schmälert sich allmählig nach hinten, er ist oben zwischen dem Meso- und 
Metanotum nicht eingeschnürt, sondern bloss mit einer Furche versehen. 
Das Metanotum trägt zwei horizontal nach hinten oder schief nach hinten 
und aufwärts gerichtete Dornen. Das erste Glied des Stielchens ist vorne 
kurz stielförmig, hinten knotenförmig ; das zweite Glied ist knotenförmig 
unten nicht bedornt, der Knoten ist so lang als breit und etwas niedriger als 
der erste Knoten. Der Hinterleib ist rundlich oder oval und über drei Vier- 
theile desselben werden von seinem ersten Segmente bedeckt. 

Weibehen. Der Kopf ist mit Ausnahme der Punct- und Netzaugen 
so wie beim 8. Der Thorax ist von vorne bis zur Mitte ziemlich gleichbreit 
oder nur unbedeutend in der Mitte breiter. Das Mesonotum ist stark abge- 
flacht. Das mit zwei horizontal nach hinten oder nach hinten und aufwärts 
gerichteten Zähnen oder Dornen versehene Metanotum vermehrt die Länge 
des Thorax um seine eigene Länge und hat eine nur wenig nach abwärts 
geneigte Basalfläche. Das Stielchen ist so wie beim 8, nur ist der zweile 
Knoten meist unbedeutend breiter als lang. Der Hinterleib ist ei- oder läng- 
licheiförmig, und wenigstens zwei Drittel desselben werden von seinem er- 
sten Segmente bedeckt. Die Flügel sind milchweiss oder sehr schwach gelb- 
lich, ebenso deren Rippen. Die Costa transversa verbindet sich mit der 
Costa eubitalis an deren Theilungsstelle, wodurch bloss eine einzige geschlos- 
sene Cubitalzelle entsteht; der innere Cubitalast ist oft nicht deutlich ausge- 
bildet; die geschlossene Discoidalzelle ist vorhanden. 

Männchen. Der Kopf ist kurz und breiter als der Thorax. Die Ober- 
kiefer sind nicht breit, gezähnt oder ungezähnt. Der Clypeus ist schwach ge- 
wölbt. Der Schaft der zwölf- bis dreizehngliedrigeu Fühler ist kurz, die 
Geissel ist fadenförmig. Die Punctaugen sind gross, die Netzaugen stehen 
stark hervor. Das Mesonotum ist mit zwei nach hinten convergirenden Li- 
nien versehen. Der Metathorax ist nicht verlängert und das Metanotum ist 
mit zwei Beulen, selten mit zweisehr kurzen Zähnchen versehen. Das erste 
Glied des Stielchens ist hinten knotenförmig verdickt und nach vorne conisch 
zulaufend; das zweite Glied ist knotenförmig. Das erste Segment des Hinter- 
leibes bedeckt eiwa zwei Drittel des letzteren. Die Flügel sind so wie beim 
Q gebildet. 


Arbeiter: 
A. Fühler eilfgliedrig. 


1. Beine mit abstehenden Borstenhaaren. 
BR. ucervoran. 
2, Beine ohne abstehenden Borstenhaaren. 
a) Länge des Körpers: 3—3Y/.mm,; Oberseite des Kopfes und des Hin- 
terleibes bräunlich ; Clypeus von der Mitte des Vorderrandes 


Ba. V. Abh. 33 


434 


nach hinten mit einem breiten, glatten, glänzenden und con- 


caven Eindrucke. 
L. @redleri. 


b) Länge des Körpers: 2?«” "m. Oberseite des Kopfes und des Hinterlei- 
bes dunkelbraun ; Clypeus von der Mitte des Vorderrandes 
nach hinten wohl ziemlich glatt und glänzend aber flach. 


L. muscorum. 
B. Fühler zwölfgliedrig. 


1. Clypeus in der Mitte stark eingedrückt, beiderseits mit einem stumpfen 
Zähnchen. > 
L. elypeatus. 
2. Clypeus in der Mitte nicht eingedrückt und ungezähnt. 
a) Keule der Fühlergeissel gelb oder roth. 

&- Thorax bräunlichroth, Oberseite des Kopfes und des Hinterleibes 
mit Ausnahme des Grundes braunschwarz ; Dornen des 
Metanotums fast horizontal und kurz. 

EL. corticalis. 

ß. Thorax gelb oder röthlichgelb, Oberseite des Kopfes und eine Binde 
an jedem Hinterleibssegmente braun ; Dornen des Metano- 
tums nach hinten und aufwärts gerichtet und ziemlich lang. 

&o. Thorax röthlichgelb ; Mesonotum und Basalfläche des Metano- 
tums im Vergleiche zu den anderen Leptothorax-Arten 
grob längsgerunzelt; Knoten des Stielchens etwas fei- 
ner gerunzelt, 

L. affinis. 

ßP. Thorax gelb; Mesonotum und Basalflläche des Metanotum fein 
Sekörnt gerunzelt; Knoten sehr fein gerunzelt, fast glatt 
erscheinend. 

ao. Oberseite des Kopfes bräunlich. 
L. Nylanderi. 
PRP. Oberseite des Kopfes gelb. 
L. parvulus. 
b) Keule der Fühlergeissel schwärzlich oder braun. 

a. Die ganze Oberseite des Kopfes schwarzbraun oder braunschwarz. 

cc. Thorax bräunlich rothgelb, im Vergleiche zu den andern Lepto- 
thorax-Arten ziemlich grob längsgerunzelt ; Oberseite 
des Kopfes braunschwarz, Unterseite braun. 

L. nigricep»s. 

ff. Thorax gelb, oder blass röthlichgelb, sehr fein und undeutlich 
längsgerunzelt; Oberseite des Kopfes schwärzlich- 
braun, Unterseite gelb. 

L. tuberum. 

ß. Oberseite des Kopfes gelb oder nur die vordere Hälfte braun oder 

schwärzlich. 


435 

&«. Vordere Hälfte der Oberseite des Kopfes schwärzlich oder braun ; 
Oberseite des ersten Hinterleibssegmentes mit einer in 
der Mitte unterbrochenen Binde oder ohne Binde. 

L. interruptus. 

Pf. Vordere Hälfte der Oberseite des Kopfes gelb oder schwach 
angeraucht ; Oberseite des ersten Hinterleibssegmentes 
mit einer breiten nicht unterbrochenen Binde. 

L. unifasciatus. 


Weibchen: 
A. Fühler eilfgliedrig. 
1. Beine mit abstehenden Borstenhaaren. 
L. acervorum. 
2. Beine ohne abstehenden Borstenhaaren. 
a); Mesonotum braun ; Länge des Körpers 2°/,—3mm, 
IL. muscorum. 
.b) Mesonotum gelb, bloss an den Flügelgelenken schwärzlich; Länge 
des Körpers: 3%—3°%/ı mm, 
IL. Greele»i. 
B. Fühler zwölfgliedrig. 
1. Oberfläche des Hinterleibes braun, ohne Binden. 
a) Keule der Fühlergeissel braun ; Unterseite des Hinterleibes schmutzig 
gelb. 
Z. tuberum. 
5) Keule der Fühlergeissel gelb; Unterseite des Hinterleibes braun. 
Z. corticalis. 
2. Hinterleib gelb, wenigstens dessen Oberseite mit braunen Binden. 
a) Keule der Fühlergeissel braun oder schwärzlich. 
a. Metanotum mit zwei kurzen Zähnen; Thorax grösstentheils gelb. 
L. unifasceiatus. 
ß. Metanotum mit zwei ziemlich langen Dornen ; Thorax grössten- 
theils braun. 


L. interruptus. 
b) Keule der Fühlergeissel gelb. 


a. Erstes Hinterleibssegment an der Ober- und Unterseite mit einer 


bis an den Hinterrand des Segmentes reichenden braunen 
Binde. 


2. Nylanderi. 
ß. Erstes Hinterleibssegment bloss auf der Oberseite mit einer braunen 
nicht bis zum Hinterrande reichenden Binde. 
E. parvulus *). 


*) Indem bis jetzt nur wenige g' dieser Gattung bekannt sind, so lässt sich 
keine analytische Tabelle für dieselben anfertigen. 


33” 


436 


1. Leptothorax elypeatus Mayr. 

Operaria:s Luteo-rufa, abdomen absque basi et ano piceum; 
clypeus in medio impressus laminis duabus dentiformibus; antennae 12 ar- 
ticulatae ; pedes absque pilis abstantibus. Long. : 3./ mm, 

MHyrmica elypeata Mayr Beschr. ein. neuer Ameis. 

Arbeiter: Schmutzig gelbroth, der Hinterleib mit Ausnahme des 
Grundes und des Afters pechschwarz. Der ganze Körper ist mit Ausnahme 
der Beine sehr sparsam mit ziemlich kurzen, abstehenden Borstenhaaren 
besetzt. 

Die Oberkiefer sind längsgerunzelt, mit Puncten versehen, aus denen 
die Borstenhaare entspringen, und deren Innenrand ist vorne mil zwei 
ziemlich grossen Zähnen bewaffnet, hinten aber bloss schneidend ohne deut- 
lichen Zähnen. Der Clypeus ist gross, längsgerunzelt, in der Mitte stark der 
Länge nach eingedrückt und glatt, beiderseils hat er eine nahe am Mund- 
rande zahnartig endende Leiste. Der Schaft der zwölfgliedrigen Fühler ist 
mit feinen, kurzen Härchen reichlich besetzt, nahe am Grunde schwach bo- 
genförmig gekrümmt und reicht nicht bis zum Hinterrande des Kopfes; die 
Geissel ist am Ende etwas verdickt, ihr erstes Glied ist doppelt so lang 
als dick, das zweite bis achte Glied ist kurz, das neunte und zehnte gros- 
ser, das Endglied spindelförmig dick, fast so lang als die beiden vorletzien 
Glieder zusammen. Das Stirnfeld und die Stirnrinne sind undeutlich aus- 
geprägt. Die Stirn, der Scheitel und die Unterseite des Kopfes sind mittel- 
fein, aber dicht und scharf, der Länge nach gerunzelt und glanzlos. 

Das Pronotum ist mittelfein gerunzelt und glanzlos, der Hals aber 
quergerunzelt. Das Mesonotum ist granulirt gerunzelt und glanzlos.. Das 
Metanotum ist mit zwei ziemlich langen nach hinten und etwas aufwärts 
gerichteten, wenig divergirenden Dornen bewaffnet, die Basalfläche ist fein 
granulirt-, die abschüssige dieht quergerunzelt. Die Seiten des Thorax sind 
theils längs-, Lheils granulirt-gerunzelt. 

Das Stielchen ist fein gerunzelt. 

Der Hinterleib ist glänzend und glatt. 

Ich fand diese schöne Art einzeln im Prater ın Wienan einem Baume. 


2. Leptothoraz acervorum Ny|. 


Bperanrdas Rufa aut brunneo-rubra, anlennarum 11 articula- 
tarum clava, capitis abdominisque pars superior nigro-fuscae ; clypeus im- 
pressione longitudinali laevi: pedes pilis abstantibus. Long.: 3. 3—3%/ımım. 

Femince. Rufa, antennarum it articulatarum clava, capitis, 
thoracis abdominisque pars superior et parlim thoracis latera nigro-fusca; 
pedes pilis abstantibus. Long.: 3'/. — 4”. 

Mas. Nigra, articulationes pedum tarsique pallescentes; antennae 


12 articulatae; metanotum utrinque angulatim tuberculatum; alae lacteo- 
hyalinae. Lony.: 4—4!/ımm, 


437 

Myrmica acervorum Nyl. Adn. Mon. Form. bor. Eur. pag. 936 ; 

Först. Hym. Stud. 1 H. pag. 61; Schenck Beschr. nass. 
Ameis. pag. 97; Smith Ess. Gen. and Spee. Brit. Form. pag. 124. 

Arbeiter: Ge!broth oder braunroth, die Oberseite des Kopfes und des 
Hinterleibes mit Ausnahme der Basis des letzteren und die Keule der Fühler- 
geissel schwarzbraun, die Oberkiefer, der Fühlerschaft und die Grundhälfte 
der Geissel gelbroth oder braunroth. Der ganze Körper ist mit abstehenden 
Borsten mässig besetzt. 

Die Oberkiefer sind fein längsgerunzelt, grob punctirt und am Innen- 
rande gezähnt. Der Clypeus ist längsgestreift, längs der Mitte mit einem fast 
glatten Eindrucke. Der Schaft der eilfgliedrigen Fühler reicht nicht bis zum 
Hinterrande des Kopfes, die sieben ersten Glieder der Geissel sind klein und 
kurz, die zwei vorletzten gross und dick und das Endglied ist etwas langer 
als die zwei vorletzten zusammen; die drei letzten Glieder bilden die Keule. 
Das meist undeutlich abgegränzte Stirnfeld, die Stirn und der Scheitel sind 
fein längsgestreift. Die Punctaugen fehlen oder sind manchmal undeutlich zu 
sehen. 

Der Thorax ist mittelfein gerunzelt, oft längsgeruuzelt. Das Metanotum 
ist mit zwei fast horizontal nach hinten gerichteten langen Dornen bewaffnet. 

Das Stielchen ist fein gerunzelt. 

Der Hinterleib ist glatt und glänzend. 

Die Beine sind mit abstehenden Borstenhaaren besetzt, wodurch sich 
diese Art von den nächstverwandten Arten leicht unterscheidet. 

Weibchen. Gelbroth oder schmutzigroth, die Oberseite des Kopfes, 
des Thorax, des Hinterleibes und oft auch des Stielchens, die Keule der 
Fühlergeissel, Flecken an den Seiten des Thorax und oft auch die Unterseite 
des Kopfes und des Hinterleibes mehr oder weniger schwarzbraun, manchmal 
ist das Mesonotum gelbroth und hat nur drei schwärzliche Makeln. Die Be- 
haarung ist so wie beim 8. 

Der Kopf ist so wie beim 8, die Punctaugen sind aber stets deutlich. 

Das Pronotum ist gerunzelt und an den Seiten längsgestreift, das Me- 
sonotum und die Seiten des Thorax sind längsgestreift, das Metanotum ist 
mit zwei horizontalen langen Dornen bewaffnet. 

Das Stielchen, der Hinterleib und die Beine sind so wie beim 8. 

Die Flügel sind nebst den Rippen milchweiss. 

Männchen. Tiefschwarz, die Oberkiefer und die Beine dunkelbraun, 
die Gelenke der Beine und die Tarsen gelblich. Der ganze Körper, beson- 
ders aber der Kopf, ist reichlich, mit sehr langen, weisslichen, abstehen- 
den Haaren bekleidet. 

Die Oberkiefer sind scharf längsgestreift, kurz, vorne abgestutzt und 
ungezähnt. Der Clypeus ist so wie der übrige Theil des Kopfes grob und 
verworren gerunzelt. Der Schaft der zwölfgliedrigen Fühler ist sehr kurz 
und dick, nicht so lang als das zweite Geisselglied; das erste Geisselglied 
ist sehr kurz und kugelig, das zweite ist sehr lang. die folgenden kürzer 


438 


als das zweite und ziemlich gleichlang, das letzte Glied ist etwas länger als 
das vorletzte. Die Stirnrinne ist tief eingedrückt und reicht bis zum mitile- 
ren Punctauge. 

Das Pronotum und die vordere Hälfte des Mesonotum sind verworren-, 
die hintere Hälfte des Mesonotums, das Schildchen und das Metanotum sind 
längsgerunzelt; das letztere hat beiderseits eine fast winklig ausgezogene 
Beule. 

Das Stielchen ist fein gerunzelt. 

Der Hinterleib ist glatt und stark glänzend. 

Die Flügel sind so wie beim © milchweiss. 

Diese Art findet sich auf Bäumen unter der Rinde oder unter Moos auf 
Felsen, oder auf einer anderen Unterlage, selten unter Steinen in kleinen 
Colonien; sie schwärmt in der Mitte des Sommers, und in ihren Colonien 
fand Dr. Nylander die von ihm beschriebene, dem Soldaten der Gattung 
Oecophthora ähnliche, 4'/”” lange, gelbe Myrmica sublaevis. 

In Oesterreich in Wien im Prater, bei Schwarzensee nächst Pottenstein 
(Mayr); bei Gresten (Schleicher); in Tirol am Araba in Enneberg 
6000‘ ü. d. M. (Gredler); in Steiermark bei Grosslobming (Miklitz); 
in Krain (Schmidt); in der Lombardie auf den Alpen (Villa). In den 
Nachbarländern in der Provinz Preussen (Siebold) bei Königsberg (S au- 
ter); in Rheinpreussen bei Aachen (Förster); bei Lübek (Milde); in 
Nassau (Schenck); in der Schweiz am Klönthalsee im Haag ıBremj). 


3. Leptotlhorax Gredleri Mayr. n. sp. 


Operarias Ferrugineo-testacea, antennarum 11 articulatarum 
clava, capitis abdominisque pars superior fuscescentes ; clypeus impressio- 
ne longitudinali laevi; metanotum spinis horizontatibus fortibus; pedes abs- 
que pilis abstantibus. Long. : 3—3"/mm, 

Femina. Ferrugineo-testacea, antennarum 11 articulatarum ela- 
va, capitis abdominisque pars superior et macula lateralis mesonoti utrin- 
que fuscescentes ; clypeus impressione longitudinali laevi;, pedes ubsque pi- 
lis abstantibus. Long.: 312 —3%ımm, 

Myrmica muscorum Schenck Beschr. nass. Ameis. pag. 99. 

Arbeiter: Röthlich braungelb, die Keule der Fühlergeissel, so wie 
die Oberseite des Kopfes und des Hinterleibes bräunlich. Der ganze Körper 
ist mit Ausnahme der Beine mit abstehenden Borstenhaaren mässig besetzt. 

Im Uebrigen verhält sich der 8 ebenso wie der der vorigen Art, und 
unterscheidet sich von diesem durch die Farbe des Körpers und die Beine, 
welche nicht, wie bei L. acervorum, mit abstehenden Borstenhaaren beklei- 
det sind. 

Weibchen. Röthlichbraungelb, die Keule der Fühlergeissel, die Ober- 
seite des Kopfes und des Hinterleibes, so wie an den Flügelgelenken des 
Mesonotums bräunlich oder schwärzlich. Die Beine haben keine abstehenden 
Borstenhaare, wodurch sich das @ leicht von der vorigen Art unterscheidet. 


439 


Im Uebrigen so wie bei der vorigen Art, mit Ausnahme der Flügel, 
welche irisirend und glashell sind und gelbbraune Rippen haben. 

Diese Art wurde von Prof. Schenck, von dem ich 8 dieser Art er- 
hielt, und sehr wahrscheinlich auch von Dr. Förster für die Nylander'- 
sche Myrmica muscorum gehalten. Durch den Besitz Nylander’scher Ori- 
ginalexemplare bin ich in der Lage, berichten zu können, dass Nylander 
eine andere Art, welche nachfolgend beschrieben ist, darunter verstand, 
welche bisher nur von meinem verehrten Freunde Professor Gredler bis- 
her aufgefunden wurde. 

Oben beschriebene Art findet sich so wie der L. acervorum unter 
Moos und unter Baumrinden ; sie schwärmt im Hochsommer. 

Bisher bloss in Oesterreich in Wien im Prater (Mayr), bei Schön- 
brunn (Mus. Caes. Vienn.); in Salzburg im Fuscher-Thal (Mayr). In den 
Nachbarländern bisher mit Gewissheit bloss in Nassau (Schenck). 


4. Leptolhoraz muscorum. Ny|l. 

Operaria: Rufa, capitis abdonimisque pars superior obscure 
fusca, antennarum tt articulatarum clava fuscescens; elypeus absque im- 
pressione ; pedes absque pilis abstantibus. Long: 2° mm, 

Femina. Rufa, capilis, thoracis abdominisque pars superior ob- 
secure fuscescentes, antennae il articulatae clava fuscescenti; elypeus abs- 
que impressione; alae hyalinae coslis testaceis ; pedes absque pilis abstan- 
tibus. Long. : 2°/,— 3mm, 

Mas. Niger, mandibulae pedesque testacei,; antennarum 12 ar- 
ticulatarum scapus brevissimus ; metanotum utrinque angulatim tubercula- 
tum; petiolus nitidus ; alae hyalinae costis testaceis. Long : 3Yımm, 

Myrmica muscorum N yl. Add. Adn. Mon. Form. bor. Eur. pag. 1054. 

Arbeiter: Gelbrotli, die Oberseite des Kopfes und des Hinterleibes 
dunkelbraun, die Keule der eilfgliedrigen Fühler bräunlich. Der Clypeus hat 
keinen Eindruck , aber eine glänzende, glatte, flache Stelle. Der Thorax ist 
schmächtiger als bei der vorigen Art. Im Uebrigen stimmt der 8 mit Aus- 
nahme der noch feineren Sculptur des Kopfes und Thorax und der geringe- 
ren Grösse mit L. Gredleri überein. 

Weibchen. Gelbroth, die Oberseite des Kopfes und des Hinterleibes, 
so wie das Mesonotum und Schildchen dunkelbraun, die Keule der eilfgliede- 
rigen Fühler bräunlich. Der Kopf ist so wie beim 8. Im Uebrigen wie beim 
© der vorigen Art mit Ausnahme der geringeren Grösse. 

Männchen. Tiefschwarz, die Oberkiefer und Beine mehr oder weni- 
ger gelbbräunlich, die Fühler und die Seiten des Thorax schwarzbraun. 
Der Kopf ist reichlich, der übrige Körper aber ziemlich sparsam mit langen, 
weisslichen Haaren bekleidet. 

Die Oberkiefer sind kurz, längsgerunzelt, am Ende abgestutzt und 
ohne Zähne. Der Clypeus ist gewölbt, ungekielt und grob längsgestreift. 
Das Stirnfeld ist scharf ausgeprägt und grob gerunzelt. Der Schaft der zwölf- 


440 


gliedrigen Fühler ist sehr kurz, so lang als das zweite Geisselglied ; die Geis- 
sel ist fadenförmig, an der Grundhälfte elwas verschmälert, deren erstes 
Glied ist sehr kurz und kugelig, das zweite ist lang und dünn, die folgenden 
sind etwas kürzer aber untereinander gleichlang, das Endglied ist so lang als 
das zweite Geisselglied, aber dicker und spindelförmig. Die Stirnrinne ist 
tief. Die übrigen Kopftheile sind dicht granulirt gerunzelt und glanzlos. 

Der Thorax ist seicht gerunzelt, theilweise glänzend ; das Metanotum 
hat beiderseits einen etwas winkelig vorgezogenen Höcker, die Basalfläche 
ist gekörnt-längsgerunzelt, die abschüssige Fläche fast glatt, bloss mit eini- 
gen feinen Längslinien, und glänzend. 

Das Stielchen ist fast glatt und glänzend. 

Der Hinterleib ist glatt und stark glänzend. 

In den österreichischen Staaten bisher bloss in Tirol von Prof. Gred- 
ler am Ritten bei Botzen gefunden *). 


3. Leptothorazxz corticalis Schenck. 


Operaröic : Brunneo-rubra, capitis abdominisque pars superior 
fus co-nigra, pedes fusci, articulationes pedum tarsique dilutiores; anten- 
nae 12 articulatae clava brunneo-rubra: metanotum dentibus duobus 
horizontalibus. Long. : 2% — 3'/ımm. 

Feminea. Brunneo-rubra, capitis, thoracis petiolique pars supe- 
rior et abdomen nigro-fusca, mandibulae, antennae 12 articulatae pe- 
desque testacei; metanolum dentibus duobus horizontalibus. Long. : 3" s”m. 

Myrmica corticalisSchenck Beschr. nass. Ameis. pag. 100. 

Arbeiter: Braunroth, die Oberseite des Kopfes, mit Ausnahme der 
braunrothen oder gelblichen Oberkiefer und Fühler, und des Hinterleibes 
mit Ausnahme des Grundes braunschwarz, die Beine braun, die Gelenke der 
Beine und die Tarsen lichter. Die Oberseite des Kopfes, des Thorax. des 
Stielchens und des Hinterleibes mit abstehenden, ziemlich kurzen, gelben 
Borstenhaaren bekleidet, die Beine aber mit anliegenden Härchen versehen. 

Die Oberkiefer sind längsgerunzelt und gezähnt. Der Clypeus so wie 
die übriren Kopftheile fein längsgerunzelt, Die Fühler sind zwölfgliedrig. 
die einzelnen Glieder sind so wie bei den vorigen Arten geformt. Das Stirn- 
feld ist deutlich abgegränzt, sehr fein gerunzelt und meist glänzend. Die 
Punctaugen sind meist vorhanden aber ziemlich undeutlich. 

Der Thorax ist mässig fein längsgerunzelt, zwischen den Runzeln, be- 
sonders aber am Mesonotum, fein gekörnt. Das Metanotum mit zwei kurzen, 
ziemlich starken, nach hinten gerichteten Zähnen, zwischen denselben ge- 
runzelt. 


”) Auf der pag. 291 hat sich bei den Arten Leptothorax Gredleri und L. muscorum 
ein Fehler eingeschlichen; es soll nämlich heissen: 
76. L. Gredleri Mayr. Nassau, Oesterreich, Salzburg. 
77. L. muscorum Nyl. Finnland (Nyl1.) Tirol. 


441 


Die Knoten des Stielchens sind ebenfalls gerunzelt. 
Der Hinterleib ist glatt und glänzend. 


Weibchen. Braunroth, die Oberseite des Kopfes, des Thorax und 
des Stielchens, so wie der Hinterleib schwarzbraun, der letztere oft braun, 
die Oberkiefer, die zwölfgliederigen Fühler und die Beine gelbbraun. Die 
Behaarung und die Theile des Kopfes sind so wie beim 8. 

Das Pronotum ist scharf, das Mesonotum aber seicht längsgerunzelt. 
Das Metanotum ist so wie der 8, mit zwei nach hinten gerichteten, ziemlich 
starken und kurzen Zähnen bewaffnet. 

Die Knoten des Stielchens sind längsgerunzelt. 

Der Hinterleib ist glatt. 

Die Flügel sind noch nicht bekannt. 


Diese niedliche Art findet sich, obwohl selten, an Bäumen „ auf wel- 
chen sie theils unter der Rinde, theils aber in der Rinde, in welcher sie 
sich Gänge und Kammern ausnagt, ihre Colonien anlegt. 


In Oesterreich in Wien im Prater (Mayr), bei Lainz nächst Wien 
(Schmidt und Motschulski); in Tyrol am Ritten bei Botzen (Gred- 
ler). Inden Nachbarländern bisher bloss in Nassau bei Weilburg (Schenck). 


6. Leptolhorazx nigriceps Mayr.n. sp. 


Operaria: Rubro-testacea, antennarum 12 articulatarum cluva 
et caput supra fusco-nigra, abdomen basi ezcepta atque capıt infra 
fusca ; thoraz distincte longitudinaliter rugulosus ; metanotum spinis duabus 
mediocribus. Long.: 2Yysmm. 


Arbeiter: Bräunlich rothgelb, die Keule der zwölfgliederigen Fühler 
insbesondere aber die ganze Oberseite des Kopfes vom Clypeus bis zum 
Hinterhauplloche braunschwarz, bloss die Oberkiefer und die Fühler mit 
Ausnahme der Keule sind rothgelb, die Unterseite des Kopfes, der Hinter- 
leib, mit Ausnahme des gelben Grundes, und die Schenkel braun. Die Be- 
haarung so wie überhaupt die Form des ganzen Körpers, insbesondere aber 
die Runzelung des Thorax, ist so wie bei L. corticalis, und uuterscheidet 
sich von dieser Art, Subtilitäten in der Farbe, welche ich schon angegeben 
habe, abgerechnet, durch die schwarze Fühlerkeule, die mässig langen, 
nach hinten und etwas nach aufwärts gerichteten Dornen und durch die 
eiwas geringere Grösse des Körpers. Von dem nachfolgend beschriebenen 
Leptoth. tuberum unterscheidet sich der 8 durch die Farbe des ganzen 
Körpers und den deutlich, ziemlich grob längsgerunzelten Thorax, während 
er bei L. tuberum sehr fein und undeutlich längsgerunzelt ist. 

Ich fand bloss einen 8 dieser characteristischen Art an einem Baume 
bei Fahrafeld nächst Pottenstein in Oesterreich. 


Bd. V. Abh. 36 


44% 


7. Leptothorax affinis Mayrn. sp 


Operanicas Ferrugineo-testacea, capitis abdominisque pars supe- 
rior fuscescens; antennae 12 articulatae; clypeus longitudinaliter rugu- 
losus absque impressione longitudinali laevi; thoraz distincte longitudi- 
naliter rugulosus ; metanotum spinis retro et sursum directis, longis ; 
pedes absque pilis abstantibus. Long.: 2°, 3 —2",."m. 


Arbeiter: In der Farbe gieich dem 8 des L. Gredleri, höchstens ist 
der Thorax etwas mehr röthlich, ebenso gleicht er ihm auch in vielen Cha- 
racteren, unterscheidet sich aber nebst der etwas geringeren Grösse durch 
folgende Merkmale: der Clypeus ist ziemlich grob längsgerunzelt, und hat 
keinen breiten, glatten, glänzenden Längseindruck ; die Fühler sind zwölf- 
gliederig, und die Keule der Geissel ist rothgelb, nur die zwei vorleizien 
Glieder sind an jenem Rande, welcher der Spitze der Geissel näher ist, 
bräunlich geringelt, wie diess überhaupt bei jenen Leptothoraz-Arten, 
welche eine gelbe Fühlerkeule haben, fast stets der Fall ist; der Thorax 
ist eiwas gröber längsgerunzelt und das Metanotum trägt zwei nach hinten 
und aufwärts gerichtete ziemlich lange und dünne Dornen, während diese 
bei L. Gredleri horizontal nach hinten gerichtet, kürzer und dicker sind. 
Von jenen Leptothorax-Arten, welche auch zwölfgliedrige Fühler und eine 
gelbe Fühlerkeule haben, unterscheidet sich diese Art durch die Farbe und 
den im Vergleiche grob gerunzelten Thorax und die wohl etwas feiner als 
der Thorax aber doch ziemlich grob gerunzelten Knoten des Stielchens. 

Ich fing diese seltene Art im Prater in Wien an Bäumen herumlaufend. 


8. Leptothorazx Tudberum Ny|. 


Operssröc es Pallide ferrugineo-flava, caput supra ac antennarum 
12 articulatarum clava nigro-fuscescentia, abdomen supra basi ezcepta 
subfasciatim fuscescens ; thoraz subtiliter longitudinaliter rugulosus ; me- 
tanolum spinis acutis,. mediocribus. Long.: 2°/, —3mm. 

Femi»za. (Nach Nylander.) Brunneo - fusca, sparse pilosula, 
mandibulae, antennarum scapus basisque flagelli et pedes dilute pallidi, 
venter sordide pallescens; alae totae lacteo-hyalinae ; spinae metanoti 
parvae denliformes. Long.: 3°/ı"”, 


Myrmica tuberum Nyl. Adn. Mon. form. bor. Eur. pag. 939; 
Schenck Beschr. nass. Ameis. pag. 141. 


Arbeiter: Gelb oder blass röthlichgelb, die ganze Oberseite des 
Kopfes mit Ausnahme der Oberkiefer, des Fühlerschaftes und der Basal- 
hälfte der Fühlergeissel schwärzliehbraun, die Oberseite des Hinterleibes mit 
Ausnahme des vorderen Drittheils des ersten Segmentes braun, selten ist 


443 


der Hinterrand der Abdominalsegmente gelb. Die Oberseite des Kopfes, des 
Thorax, des Stielchens und des Hinterleibes ist mit ziemlich kurzen Börst- 
chen sparsam besetzt. 

Die Oberkiefer sind längsgerunzelt und gezähnt. Der Clypeus, das 
Stirnfeld, die Stirn und der Scheitel sind dicht längsgerunzelt. Die zwölf- 
gliederigen Fühler sind so wie bei den vorigen Arten. 

Der Thorax ist sehr fein und besonders an der Oberseite des Meso- 
und Metanotums undeutlich längsgerunzelt. Das Metanolum ist mit zwei 
mässig langen, spitzen, nach hinten und aufwärts gerichteten Dornen be- 
waffnet. 

Die Knoten des Stielchens sind ziemlich fein verworren-, fast gekörnt- 
gerunzelt. 

Der Hinterleib ist glatt. 

Der & dieser Art unterscheidet sich von den Arten, welche ebenfalls 
zwölfgliederige Fühler und eine schwärzliche Fühlerkeule haben, durch 
seinen Kopf, welcher auf der ganzen Oberseite schwärzlichbraun, auf der 
Unterseite aber gelb oder schwach bräunlichgelb ist, und durch die Farbe 
des Hinterleibes. Zur Beschreibung des 8 halte ich ein Nylander’sches 
und ein Schenck’sches Exemplar vorliegen, wodurch ich ersah, dass die 
Schenck’sche M. tuberum mit der Nylander’schen Art identisch ist. 


Weibehen. Da ich dieses durch Autopsie nicht kenne, so citire ich 
die Nylander'scbe Beschreibung: Long.: 1%”. Capite minori supra 
conveziori et colore sculpluraque thoracis alia a praecedentis © (L. acer- 
vorum) mox distincta. Caput parvum fereut in 3, sed plaga nitidiuscula 
frontali obsoletiori, ocellis distinetis et antennis pau!o validioribus. Thorax 
lumidus longiludine abdominis brunneo-fuscus tolus (rubedine picea quasi 
interlucente), longiludinaliter subtiliter striatulus ; metanotum supra sub- 
tliter granulatum, spinis parvis dentiformibus, spatio concaviusculo infra 
eusdem subtiliter transversim rugoso. Alae totae albissime hyalinae, anlicae 
long. 2’, absque vestigio areae secundae cubitalis h. e. nervulo a stigmate 
in nervum radialem ducto, ubi coincidunt, desinenie nec decussalionem 
ullam formante; area radiali clausa. Nodi petioli inaequaliter rugulosi. 
Abdomen ovale depressiusculum pallide castaneum „ basi ventreque palli- 
dioribus. 


Vom Mänuchen. welches Dr. Ny!ander muthmasslich dafür hält, 
sagt dieser folgendes: Quem hujus speciei esse credo, simillimus est mari 
praecedentis (Lept. acervorum) nec adhuc dijferentias alias invenire polui, 
quam magniludinem paulo minorem, oculos magis forte prominulos, pilosi- 
talem paulo magis cinerascentem ei nervum decussantem alarum paulo 
breviorem (h. e. nervus, qui a basi areae radialis in discum ezienditur 
nervumque latus discoidali-longitudinale arearum cubitalis primae ei ra- 
dialis formantem decussat). At forte huec forma mera varietas est prae- 
cedentis. 3 


36 * 


444 


Diese seltene Art findet sich unter Steinen und Baumrinden. 

In Oesterreich bei Gresten (Schleicher); in Tirol bei Tiers und 
bei Botzen (Gredler); in Krain (Schmidt). In den Nachbarländern 
in Nassau bei Dillenburg (Schen ck) und in der Schweiz bei Schaffhausen 
(Stierlin)- 


9. Leptothorazx unifaseiatus Lir. 


Operanrias Pallide ferrugineo-flava , antennarum 12 articula- 
tarum clava ac fascia lata abdominis supra fuscae, rare caput supra 
antice paululum fuscescens. Long.: 2\/,—3 mm, 
Femöi:«a. Pallide ferrugineo-flava, antennarum 12 articulatarum 
clava, fascia lata segmenti primi abdominis supra et fasciae angustae 
segmentorum posleriorum nigro-fuscae, caput supra et scutellum fusces- 
centia; meltanotum dentibus duobus brevibus. Long.: 4 — 4! mm, 
Mas. Fusco-niger, mandibulae, antennarum 13 articulatarum scapus 
pedesque fusci , antennarum funiculus, articulationes pedum tarsique lividi; 
mesonotum antice dense rugulosum. Long.: 3—3'/amm, 
Formica unifasciata Ltr. Ess. I’hist. Fourm. France. pag. 47, Hist. 
nat. Fourm. pag. 257. 

Myrmica unifasciata Losana Form. Piem. pag. 332; Nyl. Add. alt. 
pag. 44; Schenck Beschr. nass. Ameis. pag. 101; Smith 
Ess. Gen. and Spec. Brit. Form. pag. 128. 


Arbeiter. Gelb oder blass röthlichgelb, die Fühlerkeule, eine breite 
Binde an der Oberseite der hinteren Hälfte des ersten Abdominalsegmentes 
und meist auch eine schmale Binde auf der Oberseite eines jeden Hinter- 
leibssegmentes braun, öfters ist die vordere Hälfte der Oberseite des Kopfes 
schwach bräunlich. Der ganze Körper ist mit abstehenden Borstenhaaren spar- 
sam besetzt, die Beine aber sind fast kahl. - 

Die Oberkiefer sind längsgerunzelt, grob punctirt, und vier- bis fünf- 
zähnig. Der Clypeus ist längsgerunzelt, wenig gewölbt und ungekielt. Das 
Stirnfeld ist schwach, nur manchmal scharf ausgeprägt und längsgerunzelt. 
Die Fühler sind zwölfgliedrig. Die Stirn und der Scheitel sind fein netz- 
aderig längsgerunzelt. 

Der Thorax ist fein netzaderig längsgerunzelt. Das Metanotum ist mit 
zwei mässig langen nach hinten und aufwärts gerichteten Dornen bewaffnet. 

Die Knoten des Stielchens sind fein netzaderig gerunzelt. 

Der Hinterleib ist glatt und glänzend. 

Der & ist von der vorigen Art durch die Farbe des Kopfes und des 
Hinterleibes, von dem L. interruptus durch die ununterbrochenen Binden 
des Hinterleibes so wie durch den gelben oder nur elwas vorne an der 
Oberseite angerauchten Kopf unterschieden. 


Weibehen. Gelb oder blass röthlichgelb, die Keule der Fühlergeissel, 
eine breite Binde an der Oberseite des ersten Hinterleib5segmentes und eine 


445 


schmale Binde an dem Hinterrande der folgenden Segmente schwarzbraun, 
die Oberseite des Kopfes und lheilweise oft auch die Seiten des Thorax und 
des Schildchens bräunlich, die Flügelgelenke am Mesonotum schwarz. Die 
Behaarung und der Kopf sind so wie beim 8 mit Ausnahme der beim ® 
vorhandenen ziemlich grossen Punclaugen. 

Der Thorax ist scharf längsgestreift; das Metanotum ist mit zwei kur- 
zen Zähnen bewehrt, zwischen denselben quergerunzelt. 

Die Knoten des Stielchens sind gerunzelt. 

Der Hinterleib ist glatt und glänzend. 

Die Flügel sind wasserhell. 


Männchen. Braunschwarz, die Oberkiefer, der Fühlerschaft mit Aus- 
nahme des Geisselendes und die Beine braun, die Fühlergeissel, die Gelenke 
der Beine und die Tarsen blassgelb. Der ganze Körper ist mit abstehenden 
Borstenhaaren sparsam versehen, die Beine aber sind fast nackt. 

Die Oberkiefer sind längsgerunzelt und vier- bis fünfzähnig. Der mäs- 
sig gewölbte Clypeus, das sehr undeutlich abgegränzte Stirnfeld, die Stirne 
und der Scheitel sind längsgeruuzelt, die Seiten des Kopfes aber sind netz- 
maschig. Der Schaft der dreizehngliederigen Fühler ist so lang als die zwei 
ersten Geisselglieder zusammen; das erste Geisselglied ist verdickt, das 
zweite ist dünn und beiläufig von derselben Länge wie das erste Glied, die 
folgenden Glieder sind so geformt wie das zweite, nehmen aber gegen das 
Geisselende mehr und mehr an Länge und Dicke zu, das Endglied ist spin - 
delförmig und fast so lang als die zwei vorletzten zusammen. 

"Das Pronolum ist seicht gerunzelt. Das Mesonolum ist vorne verwor- 
ren-, hinten aber längsgerunzelt. Das Metanotum ist sehr fein gerunzelt und 
hat beiderseits einen zahnartigen Höcker. 

Die Knoten des Stielchens sind seicht gerunzelt. 

Der Hinterleib ist glatt. 

Die Flügel sind wasserhell. 


Diese niedliche aber nicht seltene Art findet sich am häufigsten an 
warmen sonnigen Hügeln unter Steinen in Erdbauten, obwohl sie auch 
unter Moos, an Bäumen und anderswo vorkömmt; sie schwärmt im 
Hochsommer. Herr Director Kollar fand 8 und © mit der Brut in einer 
alten Bedeguare. 


In Oesterreich bei Wien in der Briel (M ay r), auf der Mauer 
(Kollar), bei Fahrafeld nächst Pottenstein„ bei Mannersdorf, im Prein- 
ihal bei Reichenau (Mayr), bei Mautern (Kerner), auf den Jochwänden 
bei Goisern nächst Ischl (Mayr); in Tirol bei Botzen (Gredler, Mayr); 
in Krain (Schmidt). In den Nachbarländern in Nassau (Schenck); in 
der Schweiz{Bremj); im Kirchenstaate bei Bologna (Bianconi), bei 
Imola (Pirazzoli); in Piemont (Losana, Mayr). 


446 


10. Leptothorax interruptus Schenck. 


Operaria: Pallide ferrugineo-flava, caput supra antice, anten- 
narum 12 articulatarum clava et fascia interrupta abdominis supra nigro- 
fusca. Long.: 2'/, "m. 

Femina. Fusca, mandibulae, antennae 12 articulatae, ercepta 
clava fusco-nigra, pedesque flavi, abdomen flavum supra fascüs latis 
nigro-fuscis, metanotum spinis mediocribus. Long.: 3°, —4mm, 

Mas. Fusco-niger, antennae 13 articulatae pedesque fusci, man- 
dibulae articulationes pedum tarsique pallescentes. Long. : 2"/smm. 


Myrmica interrupta Schenck Beschr. nass, Ameis. pag. 106 u. 140. 


Arbeiter. Dieser unterscheidet sich von dem der vorigen Art bloss 
durch die meist schwärzliche vordere Hälfte der Oberseite des Kopfes und 
durch die entweder in der Mitte unterbrochene oder ganz fehlende braune 
Binde an der Oberseite des ersten Hinterleibssegmentes. 


Weibehen. Braun, die Oberkiefer, die Fühler, mit Ausnahme der 
schwärzlichen Keule, und die Beine gelb; der Hinterleib an der Unterseite 
gelb, an der Oberseite ist die gelbe Farbe durch die breiten nicht unter- 
brochenen Binden bloss auf den WVorder- und Hinterrand der einzelnen 
Segmente beschränkt. Das Metanotum ist mit zwei mässig langen Dornen 
versehen. Im Uebrigen gleicht das © jenem des L. unifasciatus. 


Männchen. Braunschwarz , die Fühler und die Beine braun, die 
Oberkiefer, die Gelenke der Beine und die Tarsen gelblich. Der ganze 
Körper ist sehr spärlich behaart. 

Die Oberkiefer sind glänzend, sehr seicht längsgerunzelt und vier- 
bis fünfzähnig. Der Clypeus, das kaum abgegränzte Stirnfeld, die Stirn und 
der Scheitel sind längsgerunzelt. Der Schaft der dreizehngliedrigen Fühler 
ist beiläufig so lang als das Drittheil der Geissel; das erste Geisselglied ist 
ziemlich kurz, am Ende verdickt, das zweite bis achte Glied ist kurz, 
eylindrisch, das neunte Glied etwas länger, das zehnte und eilfte sind noch 
länger und zugleich dicker, das Endglied ist doppelt so lang als das vor- 
letzte und dicker. 

Der Thorax ist fein gerunzelt; das Metanotum hat beiderseils einen 
kleinen zahnartigen Höcker. 

Die Knoten des Stielchens sind sehr fein gerunzelt. 

Der Hinterleib ist glatt und stark glänzend. 

Die Flügel siud wasserhell. 

Diese seltene Art findet sich unter Moos oder einzeln auf der Erde 
herumirrend. 


In Oesterreich in Wien in meinem Garten (Mayr); in Tirol bei 


Glaning nächst Botzen (Gredler). In den Nachbarländern bisher bloss 
in Nassau von Professor Schenck aufgefunden. 


447 


411. Leptothorax Nylanderi Först. 


Operarias Pallide ferrugineo-flava, caput supra fuscescens, ab- 
domen fascüs fuscis; antennae flavae 12 articulatae ; mesonolum meta- 
notique pars basalis subtiliter granulata; petioli nodi subtilissime rugulost. 
Long. : 2% - 3mm, 

Femince. Pallide ferrugineo-flava, abdomen supra ac infra fusce 
fasciatum, caput supra, maculae laterales mesonoti, scutellum petiolusque 
supra saepe fuscescentia. Long. : 44 —4! zmm, 

Mas. Fusco-niger, thoraz obscure fuscus, mandibulae, antennae 
13 articulatae pedesque lividi aut rufescentes ; thoraz petiolusque sublaeves, 
nitidi. Long. : 3mm, 

Myrmica Nylanderi Först. Hym. Stud. 1. H. p. 53. 

Myrmica cingulata Schenck Beschr. nass. Ameis. pag. 104. 


Arbeiter. Gelb oder blass röthlichgelb , die Oberseite des Kopfes 
bräunlich, die Fühler ganz gelb, der Hinterleib auf dem ersten Segmente 
oben und unten mit einer breiten an den Hiuterrand stossenden , auf den 
andern nur oben mit einer schmalen braunen Binde. Im Uebrigen wie bei 
L. unifasciatus. 

Weibchen Gelb oder blass rothgelb, die Oberseite des Kopfes und 
des Stielehens. so wie zwei Flecken an den Seiten des Mesonotums oft 
anch vorne in der Mitte desselben bräunlich ; der Hinterleib oben und unten 
am ersten Segmente mit einer breiten, an den anderen Segmenten mit schmä- 
leren Binden. Die Dornen des Metanotums sind ziemlich kurz. Die Flügel 
sind etwas milchweiss, ebenso deren Rippen. Im Uebrigen wie bei Lept. 
unifasciatus. 

Männchen. Braunschwarz, der Thorax dunkelbraun, die Oberkiefer, 
Fühler und Beine blassgelb oder röthlichgelb, der Clypeus rothbraun. 

Die Oberkiefer sind vier- bis fünfzähnig, sehr seicht längsgerunzelt. 
Der Clypeus ist weitläufig längsgerunzelt; das Stirnfeld undeutlich abge- 
sränzt. Der Schaft der dreizehngliedrigen Fühler etwa so lang als die drei 
bis vier ersten Geisselglieder ; die sieben ersten Geisselglieder sind unter- 
einander ziemlich gleichlang, die folgenden vier Glieder sind dicker und 
länger und das Endglied ist fast länger als die zwei vorletzten zusammen. 
Die Stirn und der Scheitel sind fein längs-, die Seiten des Kopfes aber 
fein verworren gerunzelt. 

Die vordere Hälfte des Mesonotums ist stark glänzend und fast glatt, 
die hintere Hälfte aber ist feinrunzlig-längsgestreift. Das Melanotum ist fein 
gerunzelt und trägt zwei kleine zahnartige Höcker, nur bei einem Exemplare 
fand Professor Schenck zwei feine, spitze Zähnchen. 

Die Knoten des Stielchens sind in der Mitte glatt und glänzend, an 
den Seiten und hinten fein gerunzelt. 

Der Hinterleib ist glatt und glänzend. 

Die Flügel sind wasserhell, fast milchweiss, ebenso die Rippen. 


448 


Durch die Vergleichung Förster’scher und Schenck’scher Exem- 
plare der Arten Myrmica Nylanderi Först. und M. cingulata Schenck, 
welche ich durch die Herren Autoren erhielt, ergab sich die Identität der 
beiden Arten. 

Diese nicht seltene Art findet sich an Bäumen, unter deren und in 
deren Rinde sie ihre Colonien anlegt, dann unter dem Moose ; sie schwärmt 
im Hochsommer. 

In Oesterreich in Wien im Prater, bei Wien am Kahlenberge, am 
Laaerberge und bei Dornbach (Mayr), bei Purkersdorf (Frauenfeld), 
bei Gresten (Schleicher), bei Fahrafeld nächst Pottenstein (Mayr); 
in Krain bei Laibach im Schischkaer Wald (Schmidt) und bei Rosenbach 
(Hauffen); in Dalmatien bei Ragusa (Frauenfeld) ; in der Lombardie 
(Villa). In den Nachbarländern in Rheinpreussen bei Aachen (Förster); 
in Nassau bei Weilburg und Wiesbaden (Schenck); im Kirchenstaate bei 
Imola (Pirazzoli). 


12. Leptothorax parvulus Schenck. 

Operaria :Pallide ferruginea-flava, abdominis segmentum primum 
supra fascia lata nigro-fusca; antennae flavae 12 articulatae ;, mesonotum 
ac metanoti pars basalis subtiliter granulata; petioli nodi subtilissime 
rugulosi Long : 21. — 2Yımm, 

Femina. (Nach Schenck.) Testacea, antennae 12 articulatae 
ac abdomen flava, fascia lata segmenti primi abdominis supra et fasciae 
angustae segmentorum posteriorum fuscae. Long. : 4a —5mm, 

Myrmica parvula Schenck Beschr. nass. Ameis. pag. 103 u. 140. 

Arbeiter. Dieser unterscheidet sich von dem 8 der vorigen Art 
bloss durch die gelbe Oberseite des Kopfes und die etwas geringere Grösse 
des ganzen Körpers. 

Weibchen. Professor Schenck beschreibt dieses folgendermassen: 
„Es ist von doppelter Grösse der Arbeiter, ohngefähr von derselben Farbe, 
Kopf und Thorax braungelb, Fühler gelb, ebenso die verdickten Endglieder; 
Hinterleib gelb, auf der Oberseite des ersten Segmentes eine breite braun - 
schwarze Binde, breiter, als bei unifasciata, den Hinterrand nicht erreichend; 
die übrigen haben eine schmale Binde an der Basis. Die Beine gelb. Sowohl 
von unifasciata, als cingulata (L. Nylanderi) durch die Lage der Binde, von 
ersterer auch durch die Farbe der Fühlerkeule, von letzterer durch die gelbe 
Bauchseite verschieden : auch ähnlich dem © von interrupta, aber schlanker 
und ausser der Lage der Binde durch die gelbe Fühlerkeule abweichend.“ 

Diese Art möchte ich fast für eine Varietät des L. Nylanderi ansehen; 
sie findet sich selten unter Moos oder auf Bäumen. 

In Oesterreich bei Wien in Schönbrunn und bei Aggsbach im Gurhof- 
graben (Mayr); in der Lombardie in den Alpen (Villa). Inden Nachbar- 
ländern in der Provinz Preussen bei Königsberg (Zaddach); in Nassau 
bei Weilburg (Schenck) 


449 


6. Diplorhoptrum Mayrn. g. 
dımAdos doppelt, 6ozreov Keule *). 


Arbeiter: Der Kopf ist länger als breit und breiter als der Thorax. 
Die Oberkiefer sind mässig breit und mit grossen spitzen Zähnen bewaffnet. 
Die Kiefertaster sind zweigliedrig, jedes Glied ist eylindrisch, etwa doppelt 
so lang als breit, und das zweite Glied trägt an der Spilze eine starke Borsle. 
Die Lippentaster sind ebenfalls zweigliedrig, aber keulenförmig, deren er- 
stes Glied ist lang und am Grunde etwas dicker als am Ende, das zweite 
Glied ist diek, spindelförmig und etwas kürzer als das erste Glied. Die Ober- 
lippe ist vorne tief zweilappig, die Lappen sind vollkommen halbkreisför- 
mig. Der Clypeus ist durch zwei Leisten, welche zwischen den Fühlern ganz 
nahe aneinanderliegend nach vorne divergiren und am Vorderrande des 
Clypeus in zwei spitze Dornen endigen, in drei Felder getheilt, von denen 
das mittlere zwischen den Leisten liegende von einer Seite zur anderen 
concav ist. Die Fühler sind zehngliedrig ; die zwei letzten Glieder der Geis- 
sel sind stark keulenförmig verdickt **). Das Stirnfeld ist schmal und beson- 
ders hinten sehr undeutlich abgegränzt. Die Stirnrinne ist kurz aber ziem- 
lich tief und breit. Die Punctaugen fehlen. Die Netzaugen sind sehr klein 
und mehr dem Mundrande als dem Hinterrande des Kopfes genähert. Der 
Thorax ist zwischen dem Meso- und Metanotum nicht eingeschnürt, sondern 
bloss mit einer Furche versehen. Das Metanotum hat keine Zähne oder Beu- 
len. Das erste Glied des Stielchens ist vorne stielförmig, hinten mit einem 
hohen, ziemlich breiten Knoten versehen, welcher den Knoten des zweiten 
Gliedes überragt, unten ist das erste Glied mit einem spitzen Zahne bewaff- 
net; das zweite Glied ist knotenförmig, etwas breiter als lang und auch um 
weniges breiter als der Knoten des ersten Gliedes, unten nicht gezähnt. Der 
Hinterleib ist rundlich, ziemlich klein. 

Weibchen. Diesesist im Verhältnisse zum 8 sehr gross. Der Kopf 
ist rundlich, breiter als der Thorax. Die Oberkiefer sind mässig breit, mit 
starken, spitzen Zähnen am Innenrande bewaffnet. Die Taster sind so wie 
beim 8. Der Clypeus, bis hinter die Fühler reichend, hat zwei Leisten, welche 
eine tiefe Furche zwischen sich fassen und am Vorderrande des Clypeus als 
spitze Zähne endigen. Die Fühler sind eilfgliedrig und die zwei letzten 
Geisselglieder bilden eine Keule. Das Stirnfeld ist tief, fast halbmondförmig 
und klein. Die Stirnrinne ist breit und in der Mitte grubenartig vertieft. 
Die Punctaugen sind gross; die Netzaugen verhältnissmässig mittelgross. 


*) In Beziehung auf die Fühler und die Lippentaster. 

==) Prof. Schenck gibt die Fühler eilfgliedrig an, indem er am Ende der Keule 
noch ein sehr kurzes, schmales, zugespitztes Wlied zu sehen glaubte; doch 
überzeugte ich mich durch meine Präparate im Canadabalsam , wodurch der- 
artige Zweifel leicht behoben werden, vom Gegentheile. 


V. Bd. Abh. 57 


450 
Das Metanotum trägt bloss zwei kleine Beulen. Das Stielchen ist ähnlich 
wie das des 8, das erste Glied ist aber unten nicht gezähnt. Der Hinterleib 
ist sehr gross, viel breiter als der Thorax und doppelt so lang als breit; 
die drei ersten Segmente sind ziemlich gleichlang, bloss das erste ist etwas 
länger. Die Costa transversa der Fügel verbindet sich bloss mit dem äus- 
seren Cubitalaste, wodurch nur eine geschlossene Cubitalzelle entsteht; die 
Costa recurrens gränzt auch eine geschlossene Discoidalzelle ab. 
Männchen. Dieses hält in Bezug der Grösse die Mitte zwischen dem 
3 und dem ©. Der Kopf ohne Oberkiefer ist fast breiter als lang, etwas 
schmäler als der Thorax und hinten abgerundet. Die Oberkiefer sind schmal, 
am Innenrande mit grossen, spitzen Zähnen versehen. Die Taster sindso wie 
beim 8, nur das zweite Glied der Lippentaster ist kürzer. Der Clypeus ist 
in der Mitte stark gewölbt aber ohne Mittelkiel. Die Fühler sind zwölfgliedrig, 
deren Schaft ist äusserst kurz, die Geissel ist fadenförmig. Das Stirnfeld ist 
eingedrückt, aber doch undeutlich abgegränzt. Die Netz- und Punetaugen 
sind gross. Das Mesonotum hat keine nach hinten convergirenden Linien, 
es ist vorne stark gewölbt und überragt nicht bloss das Pronotum, sondern 
auch, obwohl unbedeutend, einen kleinen Theil des Kopfes. Das Metanotum 
hat keine Dornen. Das erste Glied des Stielchens ist vorne stiel- hinten 
knotenförmig, beiderseits auf dem Knoten mit einer kleinen Beule, zwischen 
den Beulen ausgeraudel; das zweite Glied ist ‚knotenförmig, breiter und 
grösser als das erste Glied. Das erste Segment des Hinterleibes bedeckt et- 
wa die Hälfte des letzteren, dieser ist breiter als der Thorax und beiläufig 
so lang als der letztere. Die Flügel sind so wie beim 2. Die Beine sind 
dünn. 


1. Diplor hoptrum fugazx. Lir. 


Opereamda: Flava autiestacea, nitida, pilosa, abdomen saepissime 
fascia fuscescente indistincta ; caput punctatum. Long.: 1° —2'/mm. 
Femina. Nigro-fusca, N pilosa, mandibulae, antennae pe- 
desque ferrugineo-testacei. Long. : 6W—6\Y. mm, 
Plus. Niger, nitidus, le mandibulae, ezcepto margine interno 
testaceo, antennae pedesque fusci; articulationes pedum tarsique testacei. 
Long.: 4—4Yırı, 
Formica fugax Ltr. Ess. l’'hist: Fourm. France pag. 46; Hist. nat. 
Fourm. pag. 265; Schilling Bemerk. üb. die in Schles. ete. 
pag. 56. 

Myrmica fugax Lepel. St. Farg. Hist. nat. Ins., Hym., Tom. 1, 
pag. 184; Schenck Beschr. nass. Ameis. pag. 107; Smith 
Ess. Gen. and Spec. Brit. Form. pag. 127. 

Myrmica flavidula Nyl. Add. alt. pag. 43 *). 


=) Naeh einer brieflichen Mittheilung des Herrn Dr. Nylander sind M. fugax 
und M. flavidula Nyl. synonym. 


451 


Arbeiter: Gelb oder gelbbräunlich, das erste Hinterleibssegment meist 
mit einer bräunlichen undeutlich abgegränzten Binde. Der glänzende Körper 
ist mit langen, gelblichen, abstehenden Haaren reichlich besetzt. 

Die Oberkiefer sind glatt, sparsam grob punctirt, am Innenrande mit 
vier grossen, spitzen Zähnen bewehrt. Der Clypeus, so wie die übrigen Kopl- 
theile sind glatt und nur zerstreut punctirt. Der Schaft der zehngliedrigen 
Fühler, am Grunde schwach gebogen, reicht nicht bis zum Hinterrande des 
Kopfes. überragt aber die Augen ; das erste Geisselglied ist am Grunde dünn 
und wird gegen das Ende dicker, das zweite bis siebente Glied ist sehr kurz 
und klein, das achte ist gross und dick, so lang als die drei vorhergehen- 
den zusammen, das Endglied ist sehr gross und sehr dick, fast so lang als 
die übrige Geissel ; die zwei letztgenannten Glieder bilden die Keule. 

Der Thorax ist glatt und zerstreut punctirt; ebenso das Slielchen und 
der Hinterleib. 

Weibchen. Schwarzbraun, die Oberkiefer, die Fühler und die Beine, 
so wie, obwohl oft ziemlich undeutlich, die Ränder der Hinterleibssegmente 
und öfters auch die Unterseite des Hinterleibes braungelb. Der ganze Körper 
ist reichlich behaart. 

Die Oberkiefer sind vierzähnig, schwach längsgerunzelt und grob 
puncetirt. Das Stirnfeld ist glänzend und glatt. Der Schaft der eilfgliedrigen 
Fühler überragt etwas die Augen; das erste Geisselglied ist doppelt so lang 
als dick, die sieben folgenden sind kürzer als dick und nehmen nach und 
nach gegen die Spitze der Geissel etwas an Grösse zu, das neunte und zehnte 
Geisselglied bilden zusammen die Keule, das erstere ist eiwa so lang als 
die zwei vorhergehenden zusammen, das Endglied ist doppelt so lang als 
das vorletzte Glied. Die Stirn ist fein längsgestreift und grob punctirt. Das 
breite Stirnfeld ist glatt und glänzend. Der Scheitel, die Augengegend und 
die Wangen sind stark grobpunctirt. 

Das Pronotum ist vorne fein gerunzelt, an den Seiten glatt mit ein- 
zelnen Puncten. Das Mesonotum ist punctirt. Das Metanotum ist an der Ba- 
salfläche glatt, an der abschüssigen Fläche zwischen den kleinen Beulen fein 
und dicht quergerunzelt. Die Seiten des Thorax sind mehr oder weniger längs- 
gestreift. — Die Knoten des Stielchens sind wenig gerunzelt. 

Der Hinterleib ist glänzend und punclirt. 

Die Flügel sind fast wasserhell, die Rippen und das Randmahl gelblich. 

Männchen. Schwarz, glänzend, die Oberkiefer, mit Ausnahme des 
braungelben Innenrardes derselben, die Fühler und die Beine braun, die 
Geissel aber und die Tarsen bräunlichgelb. Der ganze Körper ist reichlich 
mit langen Haaren versehen. 

Die Oberkiefer sind längsgerunzelt und am Innenrande mit drei gros- 
sen Zähnen bewaffnet. Der Clypeus ist ziemlich glatt und glänzend. Der 
Schaft der zwölfgliedrigen Fühler ist sehr kurz, nur so lang als das zweite 
Geisselglied, aber dicker ; die Geissel nimmt gegen das Ende an Dicke ab. 
Das erste Glied ist kugelig, elwas kürzer als der Schaft, die folgenden Glie- 


57 * 


452 

der sind dünn und jedes so lang als der Schaft, die drei letzten Glieder 
sind länger und dünner als die vorigen. Die $tirn ist fein runzlig längsge- 
streift. Die Stirnrinne zieht sich bis zum vorderen Punctauge. Der Scheitel 
ist fein gerunzelt, ebenso die Seitengegend des Kopfes. — Das Pronotum ist 
fein gerunzelt, das Mesonotum ist oben flach, von der Mitte des vorderen 
Randes desselben zieht sich eine flache nadelrissige Längsfurche zur Mitte 
des Mesonotums, wo sie verschwindet, die nadelrissige Sculptur verbreitet 
sich aber von da gegen die Flügelgelenke und gegen den Hinterrand des 
Mesonotums ; das Mesonotum ist vorne glatt und grob punctirt. Das Meta- 
notum ist fein gerunzelt, ebenso die Knoten des Stielchens. 

Der Hinterleib ist glatt und stark glänzend. 

Die Flügel sind so wie beim ©. 

Diese Art legt ihre zahlreich bevölkerten Colonien am häufigsten in 
der Erde unter Steinen, seliner unter Moos oder anderswo an; sie ist sehr 
bissig und wehrt sich auf’s tapferste, wenn sie angegriffen wird, und nicht 
selten hat man Gelegenheit, eine Anzahl dieser kleinen Thierchen im Kampfe 
mit einer grösseren Ameise zu sehen, so wie es auch sehr amüsant zu sehen 
ist, wie die 8 die grossen Puppen der @ wegschleppen. Sie schwärmt im 
Spätsommer und nach mehreren regnerischen Tagen sieht man nicht selten 
um diese Jahreszeit an einem warmen, windstillen Abende grosse Schwärme 
der ZJ und ® dieser Art in den Lüften. 

In Oesterreich in Wien im Stadtgraben und im Prater, bei Mödling, 
bei Groissbach (Mayr); in Tirol bei Campil nächst Botzen am Eisakufer 
(Gredler), bei Botzen und am Lago di Loppio (Mayr); in Krain bei 
Laibach (Hauffen, Schmidt), am Grosskahlenberge und im tiefsten 
Raume der Grotte Potiskauz beim Dorfe Kumpale (Hauffen); im Küsten- 
lande bei Triest am Monte boscheto (Mayr); in der Lombardie bei Pavia 
(Strobel). In den Nachbarländern in Preussisch-Schlesien (Schilling); 
inNassau(Schenck); in Baiern(Herrich-Schäffer); in der Schweiz 
bei Zürich und bei Basel (Heer); im Kirchenstaate bei Imola (Piraz- 
zoli). 


’ Monomorium Mayr n.g. 
uövog eines, uögıov Glied *). 


Arbeiter: Der Kopf ist länger als breit, und breiter als der Thorax. 
Die Oberkiefer sind mässig breit, am Innenrande mit grossen , spitzen Zäh- 
nen bewaffnet. Die Unterkieferlaster sind eingliedrig, an der Spitze mit 
einer Borste. Die Lippentaster sind zweigliedrig, das erste Glied ist sehr 
dünn, das zweite sehr dick, beide ziemlich gleichlang. Die Oberlippe ist 
vorne zweilappig. Der Clypeus reicht zwischen den Fühlern bis hinter die- 
selben, ist in der Mitte stark gewölbt und von dem höchsten Puncte de! 


=) In Beziehung auf die Kiefertaster. 


453 


Wölbung, welche zwischen den Fühlern liegt, zieht sich eine breite Rinne 
in der Mittellinie zum Vorderrande des Clypeus, welcher an dieser Stelle 
schwach ausgerandet ist. Die Fühler sind zwölfgliedrig, die Geissel ist am 
Ende stark keulenförmig verdickt. die Keule ist aus den drei letzten Glie- 
dern gebildet. Die Punctaugen fehlen. Die Netzaugen sind klein, etwas nä- 
her dem Mundrande als dem Hinterrande des Kopfes. Der Thorax hat zwi- 
schen dem Meso- und Metanotum eine breite Furche und ist kaum einge- 
schnürt. Das Metanotum hat keine Dornen und keine Höcker. Das erste 
Glied des Stielchens ist vorne kurz stiel-, hinten knotenförmig; das zweite 
Glied ist knotenförmig, etwa so breit als der Knoten des ersten Gliedes, 
aber nicht so hoch; beide Glieder sind unten ungezähnt. Das erste Hinter- 
leibssegment bedeckt mehr als zwei Drittheile des kleinen, rundlichen Hin- 
terleibes. 


1. Monomorium minutum. Mayr n. sp. 


Operarsa : Picea, nilidissima, laevis, sparse pilosula, mandibu- 
tae, antennarum funiculus, clava ezcepta, articulationes pedum tarsique 
pallescentes. Long.: 1, — 1 mm. 

Arbeiter: Pechschwarz, sehr stark glänzend, die Oberkiefer „ der 
Fühlerschaft mit Ausnahme der Keule, die Gelenke der Beine und die Tarsen 
gelblich. Der ganze Körper ist mit abstehenden Borstenhaaren sparsam 
besetzt. 

Die Oberkiefer sind glatt, glänzend und am Innenrande mit vier star- 
ken Zähnen bewaffnet. Der Clypeus ist so wie die übrigen Kopftheile glatt 
und sehr stark glänzend. Der Schaft der zwölfgliedrigen Fühler reicht nicht 
bis zum Hinterrande des Kopfes; das erste Geisselglied ist ziemlich lang, 
nicht bedeutend verdickt, die folgenden Glieder sind sehr kurz und klein, 
die drei letzten Glieder bilden die Keule und zwar ist das neunte Glied viel 
grösser als das achte, das zehnte Glied grösser als das neunte, und das 
Endglied noch bedeutend länger als die zwei letzten Glieder zusammen. 

Der Thorax ist glatt und stark glänzend, bloss die Furche zwischen 
dem Meso- und Metanotum ist ziemlich grob längsgestreift. 

Die Knoten des Stielchens und der Hinterleib sind glatt und stark 
glänzend. 

Ueber die Lebensweise dieser Ameise kann ich nichts angeben, ich 
weiss nur, dass sieHerrv.Strobelauf dem Grase mit dem Schöpfer fing. 

In der Lombardie (Villa); in Venetien auf der Insel Lido bei Vene- 
dig (Strobel). In den Nachbarländern bisher bloss im Kirchenstaate bei 
Imola (Pirazzoli). 


8. DOecophthora Heer. 
Heer: Ueber die Hausameise Madeira's. 
Arbeiter: Der Kopf ist ohne Oberkiefer fast viereckig mit stark ab- 
gerundeten Hinterecken und breiter als der Thorax. Die Oberkiefer sind sehr 


454 


breit, am Innenrande gezähnt. Die Unterkiefertaster, so wie auch die Lippen- 
taster sind zweigliedrig. Die Oberlippe ist in der Mitte des vorderen Randes 
wenig eingeschnitten, an den Seiten abgerundet. Der Clypeus ist mässig 
gewölbt und ungekielt. Das Stirnfeld ist gross und dreieckig. Die Fühler 
sind zwölfgliedrig, der Schaft ist sehr lang, die Geissel ist an ihrer End- 
hälfte verdickt. Die Punctaugen fehlen; die Netzaugen sind ziemlich klein. 
Der Thorax ist zwischen dem Meso- und Metanotum stark eingeschnürt, das 
Pro- und Mesonotum sind wenig höher als das Metanotum und bilden eine 
wenig gewölbte Scheibe. Das Metanotum trägt zwei nach aufwärts und hinten 
gerichtete Zähne. Das erste Glied des Stielchens ist vorne lang stielförmig, 
hinten knotenförmig ; das zweite Glied hat die Form eines Knotens, welcher 
grösser und besonders breiter als der Knoten des ersten Gliedes ist; an der 
_ Unterseite beider Glieder findet sich weder ein Zahn noch ein Höcker. Der 
Hinterleib ist klein und rundlich. 

Soldat: Der Kopf ist im Vergleiche mit dem übrigen Körper enorm 
gross, er ist, die Oberkiefer abgerechnet, viereckig, hinten aber stark aus- 
gebuchtet, so dass die Hinterecken des Kopfes als abgerundete, nach hinten 
gerichtete Höcker erscheinen. Die Oberkiefer sind am Innenrande wie beim 
8 sehr breit, zugleich aber auch sehr stark, der Innenrand ist schneidend 
und bloss vorne mit zwei Zähnen versehen. Die Taster sind so wie beim $. 
Der Clypeus ist kurz, in der Mittellinie mit einem Kiele oder statt dessen 
öfters mit einer Rinne; hinter dem Clypeus liegt das stark vertiefte, kleine 
Stirnfeld. Die Stirnlamellen sind erweitert und aufgebogen. Die zwölfgliede- 
rigen Fühler sind sehr nahe dem Mundrande eingelenkt, der Schaft ist ver- 
hältnissmässig zum Kopfe ziemlich kurz, erreicht nicht den Hinterrand des 
Kopfes und er ist an der Basalhälfte bogenförmig gekrümmt; die Geissel ist 
an ihrer Endhälfte etwas verdickt. Eine sehr tiefe, breite Stirnrinne zieht 
sich vom Stirnfelde bis zum Hinterhauptloche. Die Punetaugen fehlen und 
die Netzaugen sind sehr klein und etwas näher dem Mundwinkel als der 
Hinterecke des Kopfes. Der Thorax ist zwischen dem Meso- und Metanotum 
stark eingeschnürt, das Pro- und Mesonotum sind viel höher als das Meta- 
notum und das Pronotum bildet beiderseits einen Höcker. 

Das Metanotum trägt beiderseits einen nach aufwärts und etwas nach 
hinten gerichteten Zahn oder Dorn. Das Stielchen und der Hinterleib sind so 
wie beim 8 gebildet. 

Weibchen. Der Kopf ist elwa so breit als der Thorax, ziemlich 
kurz, dreieckig mit abgerundeten Ecken. Die Oberkiefer, die Taster, der 
Clypeus, das Stirnfeld und die Fühler sind so wie beim Soldaten. Die breite 
Stirnrinne zieht sich vom Stirnfelde bis zum miltleren Punctauge, und ver- 
längert sich von da bis zum Hinterhauptloche. Die Netzaugen sind mässig 
gross, rundlich und nahe dem Mundwinkel. Die Punctaugen sind mässig 
gross. Der Thorax ist ziemlich niedrig, oben sehr stark abgeflacht. Das 
Metanotum hat keine Basalfläche, sondern die abschüssige Fläche zieht sich 
vom Schildchen schief nach abwärts und hinten ; beiderseits stehen zwei 


ws 


455 


zahnartige Höcker oder zwei Dornen.Das ersteGlied des Stielchens ist keilförmig 
oder hinten am dicksten, zugleich mit einem breiten, nach oben gerichteten, ab- 
gestutzten Fortsatze, nach vorne nach und nach schmäler werdend; das 
zweite Glied ist knotenförmig, doppelt so breit als lang, und mehr als dop- 
pelt so breit als das erste Glied. Der Hinterleib ist gross, hinten abgerundet, 
seine Gelenksverbindung mit dem Stielchen erinnert sehr an jene der Gat- 
tung Crematogaster, indem das Stielchen schon etwas höher als es gewöhn- 
lich der Fall ist, in den Hinterleib eingelenkt, und der letztere (besonders 
bei der Oecophthora pusilla) oben ziemlich flach und unten gewölbt ist, 
doch ist bei Orematogaster der Hinterleib hinten zugespitzt, was bei Oecoph- 
thora nicht der Fall. Die Flügel haben eine geschlossene Discoidalzelle ; die 
Costa transversa verbindet sich mit beiden Cubitalästen, wodurch zwei 
geschlossene Cubitalzellen gebildet werden. 

Männchen. Der Kopf ist so lang als breit, etwas schmäler als der 
Thorax. Die Oberkiefer sind am Grunde sehr schmal, erweitern sich etwas 
gesen den Innenrand und sind an diesem scharf gezähnt. Die Unterkiefer- 
taster sind dreigliedrig, und zwar ist das erste und zweite Glied kurz, das 
dritte lang. Die Lippentaster sind zweigliedrig, das erste Glied ist lang und 
dünn, das zweite noch etwas länger, dicker und sehr schwach gekrümmt. 
Der Clypeus ist ziemlich stark gewölbt. Das Stirnfeld ist undeutlich ausge- 
prägt. Die Fühler sind bei einer Art dreizehn- (Oec. pallidula), bei einer 
anderen aussereuropäischen Art siebzehngliedrig, deren Schaft ist kurz, die 
Geissel fadenförmig. Die Stirnrinne ist undeutlich, die Stirn hat in der Mitte 
einen queren Eindruck. Die Punctaugen sind sehr gross und sehr stark vor- 
ragend;; die Netzaugen sind ebenfalls gross und stark vorragend. Der Thorax 
ist nicht hoch; das Mesonotum, welchem die nach hinten convergirenden 
Linien fehlen, überragt bloss das Pronotum, und zwar so, dass das Pronotum 
und der vordere Rand des Mesonotums fast senkrecht übereinander stehen ; 
das Schildchen ist wenig gewölbt. Das Metanotum hat bloss zwei kleine 
Höcker, in der Mitte zieht sich die ganze Länge hindurch eine eingedrückte 
Linie. Das Stielchen ist ähnlich jenem des ©. Der Hinterleib ist breiter als 
der Thorax und hinten zugespitzt; das erste Segment bedeckt beiläufig die 
Hälfte des Hinterleibes. Die Flügel sind so wie beim ©. 


1. BOecophthora pallidula Nyl. 


Operanrias Ferrugineo-testacea aut fusca, laevis, nitidissima, 
caput supra alque abdomen fusca aut nigro-fusca, mesonotum metanotum- 
que subbidentatum rugulosa. Long. : 2 — 2°Yımm, 

Miles: Rufus, nitidissimus , mandibularum margo interior atque 
abdomen basi excepta nigricantia ; metanotum dentibus duobus brevibus. 
Long. : 4 — 4'/ımm. 

Femina. Nigro-fusca, mandibulae, genae, anitennae, caput infra, 
margines segmentorum abdominis, pedes et partim metanotum petiolusque 


456 
testaceo-rufescentia;, metanolum tuberculis dentiformibus duobus. Long.: 
Chur ei 

Mas. Fusco-niger, nitidus, mandibulae, antennae 13 arli- 
culae, margines segmentorum thoracis, genitalia pedesque testacea. Long. : 
AYa — 5mm, 

Myrmica pallidula Nyl. Add. alt. pag. 42. 

Oecophthora subdentata Mayr. Einige neue Ameisen. 

Arbeiter: Röthlich braungelb, die Oberseite des Kopfes bräunlich, 
der Hinterleib meist mit Ausnahme des Grundes dunkelbraun, oder die Grund- 
farbe des Körpers ist braun, der Kopf aber und der Hinterleib sind schwarz- 
braun. Der ganze Körper ist mit sehr langen gelbweissen Haaren sparsam 
versehen. 

Die Oberkiefer sind seicht längsgerunzelt und grob punctirt, deren 
Innenrand ist vorne mit zwei grösseren nach hinten mit acht bis zehn 
kleinen aber scharfen Zähnen bewaffnet. Der Clypeus so wie der übrige 
Kopf ist glatt und stark glänzend und nur die Wangen sind längsgerunzelt. 
Das Stirnfeld ist deutlich abgegränzt und dessen Hinterecke ist entweder 
abgerundet oder spitz. Die Fühler sind zwölfgliedrig, deren Schaft ist sehr 
lang und überragt bedeutend den Hinterrand des Kopfes; die Geissel bildet 
an ihrer Endhälfte eine nicht stark verdickte Keule, welche aus drei Gliedern 
besteht, die übrigen Geisselglieder sind sehr kurz und klein, bloss das erste 
Geisselglied ist länger. Die Stirnrinne ist nicht ausgeprägt. 

Das Pronotum ist glatt und glänzend, nur vorne an der halsförmigen 
Verengerung fein gekörnt. Das Mesonotum ist fein gerunzelt und nur vorne 
glatt und glänzend. Das fein gerunzelte Metanotum hat beiderseits einen 
kurzen, oft stumpfen, höckerartigen, nach aufwärts gerichteten Zahn. 

Die Knoten des Stielchens und der Hinterleib sind glatt und stark 
glänzend. 

Soldat: Gelbroth oder röthlichgelb, die Oberkiefer dunkler, der In- 
nenrad der Oberkiefer und der Hinterleib mit Ausnahme des Grundes dunkel- 
braun oder schwärzlich. Der ganze Körper ist mit ziemlich langen Haaren 
reichlicher als der & bekleidet, insbesondere ist der Kopf stark behaart. 

Die Oberkiefer sind längsgerunzelt und grob punctirt, deren Innenrand 
ist schneidend zugeschärft und bloss vorne mit zwei grossen Zähnen be- 
waffnet. Der Clypeus ist längsgestreift mit einem scharfen Kiele in der Mit- 
tellinie oder, obwohl selten, statt diesem mit einer Rinne. Die Stirn, die innere 
Augengegend und die Wangen sind längsgestreift. Die Fühler sind so wie 
beim 8, doch mit dem Unterschiede, dass deren Schaft im Verhältnisse zum 
grossen Kopfe kurz ist und, zurückgelegt, den Hinterrand des Kopfes nicht 
erreicht. Die hintere Kopfhälfte ist glatt und stark glänzend. 

Der Thorax ist glatt und glänzend, nur das Meso - Metasternum 
und die Seiten des Metanotums sind stark gerunzelt, die abschüssige Fläche 
des Metanotums ist fein quergerunzelt. Das letztere ist mit zwei spitzen, nach 
aufwärts gerichteten Zähnen bewaffnet. 


457 
Die Knoten des Stielchens sind fein gerunzelt. 
Der Hinterleib ist glatt und stark glänzend. 


Weibchen. Schwärzlich braun, die Oberkiefer, Wangen, Fühler, die 
Unterseite des Kopfes, die Ränder des Kopfes, und der Hinterleibs- 
segmente, die Beine und meist auch die abschüssige Fläche und die Seiten 
des Metanotums, so wie die Unterseite des Stielchens gelbroth oder röthlich 
braungelb. Der ganze Körper ist mit gelblichen, abstehenden Borstenhaaren 
mässig versehen. 


Die Oberkiefer, der Clypeus, die Stirn und die Wangen sind so wie 
beim Soldaten, nur mit dem Unterschiede, dass sie gröber gerunzelt sind. 
Ebenso sind auch die Fühler wie beim Soldaten. Die breite flache Stirnrinne 
ist glatt und glänzend. Der Scheitel und die hintere Augengegend ist seicht 
gerunzelt. Die Unterseite des Kopfes ist nabe dem Mundrande längsgerunzelt, 
hinten aber glatt und glänzend. 


Das Pronotum ist längsgerunzelt ; das Mesonolum glatt und glänzend, 
ebenso das Schildehen. Das Metanotum hat beiderseits einen kurzen, zahn- 
arligen Höcker und ist zwischen denselben sehr fein und sehr seicht gerun- 
zelt und glatt; die Seiten des Metanotums sind grob gerunzelt. 


Das erste Glied des Stielchens ist gerunzelt, das zweite aber glatt 
und glänzend. 


Der Hinterleib ist ebenfalls glatt und glänzend. 
Die Flügel sind bräunlich geirübt, die Rippen sind gelbbraun. 


Männchen. Brauuschwarz, die Oberkiefer, die Fühler, die Ränder der 
Segmente des Thorax, die Genitalien und die Beine, oft auch der Clypeus 
braungelb. Der ganze Körper ist reichlich behaart. 


Die Oberkiefer sind vierzähnig und fein gerunzelt. Der Clypeus so wie 
die übrigen Kopfiheile sind so ziemlich glatt und glänzend, nur die Gegend 
zwischen dem Clypeus und den Netzaugen ist ziemlich grob längsgerunzelt. 
Der Schaft der dreizehngliedrigen Fühler ist kaum so lang als die zwei ersten 
Geisselglieder zusammen ; das erste Geisselglied ist kurz und kugelig, die 
folgenden Glieder sind länger und cylindrisch, untereinander ziemlich gleich- 
lang, das Endglied ist etwas länger und spindelförmig. 


Der Thorax ist glatt und glänzend, nur das Metanotum ist fein und 
dicht gerunzelt; das letztere hat zwei kleine Höcker. 

Das erste Glied des Stielchens ist fein gerunzelt, das zweite aber glatt 
und glänzend ; ebenso auch der Hinterleib. 


Die Flügel sind wie beim © bräunlich getrübt. 

DieseArt hat grosse Aehnlichkeit mit der Oecopthora pusilla Heer, welche 
in Madeira grosse Verwüstungen in den Häusern anrichtet, unterscheidet sich 
aber von letzterer wesentlich durch die kurzen Zähne des Metanotums beim 
Arbeiter und Soldaten, durch die zahnarligen Höcker des Mesonotums beim 


Bd. V. Abh. 58 


458 


O und durch die dreizehngliedrigen Fühler beim g *). Sie ist die einzige 
europäische Art, welche viererlei Geschlechter hat. Man findet sie in den 
südlicheren Theilen des Österreichischen Staates unter Steinen in der Erde, 


x) Die Frage, ob die Myrmica megacephala l,osana mit dieser Art synonym sei, 
lasse ich noch unbeantwortet, und gebe hier die Uebersetzung der Losana'- 
schen Beschreibung, indem ich die Originalabhandlung eben nicht zur 
Hand habe; 


Myrmica megacephala Los. 
Form. Piem. pag. 328. 


Operaria: Fulva, capite mazimo, subquadrato; scutello bispinosa. 
Long. : mm, 

Obwohl die M. megacephala des Latreille ein wenig von der unsrigen 
verschieden zu Sein scheint und von Te de France kam, so können wir mit 
Inbegriff der Abbildung und Beschreibung doch nur die Megacephala erkennen, 
welche in unseren Gärten lebt; denn die unsere ist auch löwenfarbig, behaart, 
hell etc. Der Kopf ist fast viereckig, sehr gross, hinten eingezogen, oben tief 
gefurcht, von intensiverer Farbe, an seiner vorderen Hälfte mit Längsstreifen, 
an der hinteren Hälfte glatt und noch glänzender. Die Mandibeln dreieckig, 
gross, auf der inneren Seite schwach sichelförmig, oben gestreift, gelblich- 
braun, über die Lippe sich hinaus verlängernd. Bei der sehr kurzen Lippe 
gehen die sehr kurzen Fühler aus, sie sind schwach keilig, oben löwengelb ; 
die Augen schwärzlıch, klein. Bei durchfallendem Lichte sind die Fühler und 
Mundtheile durchschimmernd röthlich. Der Thorax schwach zweilappig, von hel- 
lerer Farbe und viel schmäler als der Kopf, deutlich gezähnelt am ersten halb- 
rundlichen Lappen; das Schildchen trägt zwei mehr weniger lange Dornen, die 
Füsse ziemlich kurz, gelblich, etwas fulvescirend, an den vorderen ist statt 
des borstigen Sporns häufig eine blattartige, lineare Membran. Vor dem kleinen 
Hinterleib zwei Knoten, von denen der erste der Kleinere und fast schuppig 
ist, der zweite grösser, rund, mit vier Knötchen an seinem Umfange. Der Hin- 
terleib ist viel kürzer als der Kopf, behaart, gedrückt eiförmig, durchsichtig 
schwarz, glänzend und im Lichte betrachtet zeigt er unter der Epidermis ein 
längliches Grübchen, welches am Stielehen aufläuft auf die Oberseite des 
Hinterleibes. 

Sie wohnt in unseren Gärten (in Turin nämlich), wo sie sich zahl- 
reiche Höhlen macht, die von Erdhäufchen umgeben sind, aus welchen sie 
herausgeht, bald in Procession, bald allein, um kleine Inseeten und Larven 
zu fangen. Aber in der gleichen Familie gibt es von so verschiedener Gestalt, 
Grösse und Farbe, dass sie, isolirt betrachtet, von verschiedenen Arten zu 
Sein scheinen; es gibt solche von 2 — 2/,mm Länge. Diejenigen, welche wir 
so weitläufig beschrieben haben, sind die grössten, die andern, weniger langen 
haben einen herzförmigen Kopf, der viel grösser ist, als der Hinterleib, und die 
Fühler viel länger als die oben beschriebenen Grossköpfe (capitate). Die Farbe 
variirt von mehr bis minder löwenfarbig, und es gibt solche von gelblich röth- 
licher Färbung, bei denen der Hinterleib entweder bloss schwarz getupft ist, 
oder mit einem Puncte ausserhalb und oberhalb und einem schwarzen unregel- 
mässigen Flecken, und hinten bald mehr bald weniger schwarz, auch weisslich 
graulich aber immer von derselben Form mit denselben Dornen am Schildchen. 


459 


obwohl sie in Dalmatien auch in Häusern von Herrn Frauenfeld gefun- 
den wurde, wo sie in den Insectenschachteln grosse Verwüstungen anrich- 
tete (siehe: Frauenfeld’s Reise an den Küsten Dalmatiens in den Ver- 
handl. d. zool. bot. Vereins, Band 4. Abhandl. pag. 460). Die Arbeiter sind 
sehr bissig, die Soldaten aber suchen bei Gefahr rasch einen Zufluchtsort auf. 

In Tirol bei Meran (Mayr), bei Lavis und Arco (Strobel), bei 
Roveredo (Zeni); in Siebenbürgen (Dohrn); in Krain bei Wipbach 
(Schmidt); im Küstenlande bei Görz (Pazzani); in Dalmatien bei Zara 
und Ragusa (Frauenfeld); in der Lombardie bei Gargnano am Garda- 
see und bei Pavia (Strobel). In den Nachbarländern auf der Insel Sar- 
dinien und in Piemont (Mayr Beitr. z. Kenntn. d. Ameis.); auf der Insel 
Sieilien bei Messina (Zeller und Nyl. Add. alt.); im Kirchenstaate bei 
Imola (Pirazzoli); in Toskana (Pirazzoli). 


9. Atta Fabr. 


Fabricius: Systema Piezatorum pag. 421. 


Arbeiter: Der Kopf ist in Bezug auf die Grösse sehr verschieden, 
er kann nur wenig breiter als der Thorax sein, er kann aber auch im Ver- 
hältnisse zum übrigen Körper so gross sein wie der Soldat der Gattung 
Oecophthora, obwohl diese Individuen mit grossem Kopfe nur 8 sind, in- 
dem sich von dem kleinsten Kopfe bis zum. grössten die vollständigsten 
Uebergänge vorfinden, was bei Oecophthora nicht der Fali ist. Die Ober- 
kiefer sind breit, oft scharf, oft aber sehr undeutlich gezähnt. Die Kieferta- 
ster sind vier-, die Lippentaster dreigliedrig. Die Oberlippe ist in der Mitte 
des Vorderrandes stumpfwinklig ausgeschnitten. Der Clypeus ist ungekielt 
und ziemlich flach. Das Stirnfeld ist tief abgesetzt, mit abgerundeter Hinter- 
ecke. Die Fühler sind zwölfgliedrig; die Geissel ist an der Endhälfte mäs- 
sig verdickt. Die Punctaugen fehlen. Die Netzaugen sind mässig gross. Der 
Hinterkopf ist besonders bei den grossen Individuen stark ausgebuchtet. 
Der Thorax ist in der Mitte stark zusammengeschnürt; das Pro- und Meso- 
notum bilden einen über das Melanotum stark erhobenen Buckel; das letz- 
tere ist gezähnt oder ungezähnt. Das erste Glied des Stielchens ist vorne 
ziemlich lang stielförmig, hinten mit einem hohen vorne und hinten zusam- 
mengedrückten Knoten ; das zweite Glied ist knotenförmig und ungefähr so 
lang als breit. Der Hinterleib ist rundlich, ziemlich klein und zwei Drittheile 
bis drei Vierlheile desselben werden vom ersten Segmente bedecki. 

Weibchen. Die Kopftheile sind mit Ausnahme der hier vorhandenen 
Punctaugen und der stets deutlich gezähnten Oberkiefer fast so wie beim 8. 
Der Thorax ist hoch; das Schildehen nimmt den höchsten Punct ein. Das 
Metanotum {trägt zur Länge des Thorax oben nichts mehr bei, es ist abschüs- 
sig und mit oder ohne Dornen versehen. Das Stielchen ist so wie beim 8. 
Der Hinterleib ist mässig gross und oval. Die Costa transversa der Flügel 
verbindet sich mit den beiden Cubitalästen, wodurch zwei geschlossene 


38 * 


460 


Eubitalzellen gebildet werden; die Costa recurrens gränzt eine geschlossene 
Discoidalzelle ab. 

Männchen. Der Kopf ist länger als breit und schmäler als der Tho- 
rax. Die Oberkiefer sind breit und mit scharfen Zähnen besetzt. Die Taster 
sind so wie beim $ und ®, ebenso die Oberlippe. Der Clypeus ist ungekielt 
und wenig gewölbt. Das Stirnfeld ist deutlich abgegränzt. Die Fühler sind 
dreizehngliedrig, deren Schaft ist kurz und die lange Geissel fadenförmig. 
Die Punct- und Netzaugen sind ziemlich gross. Der Thorax ist hoch und das 
stark gewölbte Schildchen nimmt den höchsten Punct ein. Das Mesonotum 
hat keine nach hinten convergirenden Linien und überragt nicht nur das 
Pronotum , sondern auch einen kleinen Theil des Hinterkopfes. Der Metathorax 
ist entweder kurz und unbedornt, oder lang und mit zwei starken Zähnen 
versehen. Das Stielchen ist ähnlich wie beim 8. Der Hinterleib ist eirund, 
hinten zugespitzt. Die Flügel sind so wie beim ©. 


1. Alta sublterranea Lir. 


Operaniea: Brunnea aut ferrugineo-testacea, nitidissima, caput 
supra obscurius, abdomen absque basi nigrum , metanotum spinis duabus. 
Long. : 4 — Ayımm, 

Femina. Ferrugineo-testacea, nitidissima, capilis thoracisque 
partes superiores fuscescentes, abd” men nigro-fuscum, margines segmento- 
rum abdominis ferugineo-testacei;, metanotum spinis duabus. Long.: 
UHR; 

Mas. Testaceus, nitidissimus, caput supra et abdomen nigro-fusca, 
thoraz supra fuscescens;, metanotum elongatum dentibus duobus. Long. : 
4 — Aramu, 

Formica subterranea Ltr. Ess. l’hist. Fourm. France pag. 45, Hist. 

nat. Fourm. pag. 219; Schilling Bemerk. üb. die in Schles. 
etc. pag. 55. 

Myrmica subterranea Schenck Beschr. nass. Ameis. pag. 118. 

Arbeiter: Röthlichbraun oder röthlich braungelb, sehr stark glänzend, 
die Oberseite des Kopfes dunkler, der Hinterleib mit Ausnahme des Grun- 
des schwarz oder schwarzbraun, die Oberkiefer, der Fühler und die Beine 
bräunlichgelb. Der ganze Körper ist mit langen, abstehenden Borstenhaaren 
ziemlich sparsam besetzt. 

Der Kopf ist breiter als der Thorax, etwa um die Hälfte länger als 
breit, etwas grösser als der Hinterleib,. besonders aber länger als dieser. 
Die Oberkiefer sind längsgerunzelt, grob punclirt und am Innenrande vorne 
mit grossen, hinten mit kleineren und oft undeutlichen Zähnen bewaffnet. 
Der Clypeus ist längsgestreift und vorne in der Mitte ausgerandet. Die Stirn- 
lamellen sind schmal und aufgebogen. Der Schaft der zwölfgliedrigen Fühler 
ist am Grunde dünn und bogenförmig gekrümmt, am Geisselende etwas ver- 
dickt, reicht, zurückgelegt, bis zum Hinterrande des Kopfes ; das erste 
Geisselglied ist dünn und doppelt so lang als breit, das zweite ist sehr kurz 


461 


die folgenden nehmen immer mehr an Grösse zu und das Endglied ist fast 
so lang als die zwei vorletzten zusammen. Das Stirnfeld ist längsgestreift. 
Die Stirnrinne ist nicht ausgeprägt. Die Stirn, der Scheitel und die Wangen 
sind ziemlich fein längsgerunzelt. Das Pronotum ist an der Scheibe glatt, 
an den Seiten aber sehr seicht längsgerunzelt. Das Meso- und Metanotum 
sind stark gerunzelt, das letztere ist mit zwei nach hinten gerichteten spi- 
tzen Dornen versehen und zwischen diesen fein gerunzelt. 

Das Stielchen ist fast glatt mit einzelnen Runzeln. 

Der Hinterleib ist glatt und glänzend. 

Weibchen. Röthlich braungelb, die Oberseite des Kopfes und des 
Thorax bräunlich, der Hinterleib mit Ausnahme der Ränder der Segmente 
und des grössten Theiles der Unterseite des Hinterleibes schwarzbraun oder 
dunkelbraun. Der ganze Körper ist sparsam mit gelblichen abstehenden Haa- 
ren versehen. 

Der Kopf ist so wie beim 8 und unterscheidet sich nur durch eine 
stärkere Sculptur des Kopfes, durch eine obwohl oft sehr undeutliche Stirn- 
rinne und durch ziemlich grosse Punctaugen. 

Das Pronotum ist längsgerunzelt, das Mesonotum glatt und stark glän- 
zend mit sparsamen Puncten, aus welchen die Borstenhaare entspringen; das 
Schildchen ist an den Rändern gerunzelt, dessen Scheibe aber ist glatt und 
glänzend. Das Metanotum trägt zwei lange, spitze Dornen , die quergerun- 
zelte Basal- und abschüssige Fläche ist schief nach abwärts und hinlen 
gerichtet, und beide Flächen sind von einander nicht deutlich abgegränzt. 

Das Stielchen ist fein gerunzelt, und bloss die Scheiben der Knoten 
sind oft glatt und glänzend. 

Der Hinterleib ist glatt und stark glänzend. 

Die Flügel sind wasserhell mit bräunlichgelben Rippen und Randmahl. 

Männchen. Braungelb, stark glänzend, die Oberseite des Kopfes mit 
Ausnahme der Oberkiefer, des Clypeus und der Fühler schwärzlich, die Un- 
terseite des Kopfes und die Oberseite des Thorax braun; der Hinterleib meist 
schwarzbraun. Der ganze Körper ist sparsam behaart. 

Der Kopf ist lang und auffallend dünn. Die Oberkiefer sind fast glatt 
nur mit wenigen Puncten , am Innenrande gezähnt. Der Clypeus ist glänzend, 
sehr weitläufig und seicht gerunzelt. Der Schaft der dreizehngliedrigen Füh- 
ler ist nur so lang als die drei ersten Geisselglieder zusammen ; die Geissel 
ist an der Endhälfte unbedeutend dicker als an der Basalhälfte, die einzel- 
nen Glieder sind ziemlich gleichlang, bloss die letzten Glieder sind etwas 
grösser. Das Stirnfeld ist längsgerunzelt. Die glatte, glänzende Stirnrinne 
zieht sich vom Stirnfelde bis zum vorderen Punctauge. Die Stirn und der 
Scheitel sind sehr fein und dicht gerunzelt und weitläufig grob punctirt. 

Das Pro-, Mesonotum und Schildchen sind glänzend, glatt und nur mit 
Puncten sparsam besetzt. Der Metathorax ist stark verlängert. Das glatte 
Metanotum Lrägt zwei grosse, dicke, kegelförmige, nach aufwärts gerichtete 
Zähne. 


462 

Das Stielchen und der Hinterleib sind glatt und glänzend. 

Die Flügel sind so wie beim ©. 

Diese seltene Art, welche sich von den beiden folgenden am auffal- 
lendsten durch das bedornte Metanotum unterscheidet, lebt unter Steinen in 
der Erde oder auf alten Mauern, welche mit Erde bedeckt sind und schwärmt 
im Hochsommer. 

In Oesterreich am Leopoldsberge bei Wien und bei Mannersdorf 
(Mayr); in Tirol bei Botzen an der Talfer (Gredler); bei Roveredo 
(Mayr); in Krain (Schmidt). In den Nachbarländern in der Provinz 
Preussen (Siebold Beitr. z. F. d. wirbell. Th. d. Pr. Preuss.); in Preus- 


sisch-Schlesien (Schilling Bemerk. üb. die in Schles. etec.); in Nassau 
(Schenck). 


2. Alta capitata \Lir. 

O»eraria . Piceo-nigra, nilida, untennarum funiculi, articula- 
tiones pedum tarsique rufo-testacei, mandibulae, saepe caput aut thoraz 
brunneo-rubra; caput ac pronotum nitida, subtilissime striato-rugulosa ; 
metanolum inerme. Long.: 4— 12mm, 

Fem£ina. Piceo-nigra, nilida, sparse pilosula, antennarum funi- 
culus. articulationes pedum tarsique rufo-testacei, mandibulae, saepe eti- 
am caput brunneo-rubra; pronotum sublaeve ; metanolum inerme. Long.: 
van 

Mes. Niger, nitidus, mandibularum apices, articulationes pedum, 
tarsi, saepe eliam antennarum funiculus testaceo-rufescentes ; metanolum 
sublaeve, nitidum, inerme. Long. : 9—11"m, 

Atta capitata Lep. St. Farg. Hist. nat. Ins., Hym. tom. 1. pag: 173. 

Formica capitata Ltr. Ess. l’hist. Fourm France 46, Hist. nat. Fourm. 

pag. 234. 

Formica juvenilis Fabr. Syst. Piez. pag. 465. 

Myrmica capitata Los. Form. Piem. pag. 325. 

Arbeiter: Die Farbe des Körpers und die Grösse des Kopfes sind 
sehr verschieden. Der Kopf ist pechschwarz oder braunroth, die Oberkiefer 
stets braunroth, die Fühlergeissel röthlichbraungelb; der Thorax und das 
Stielehen pechschwarz oder braunroth; der Hinterleib pechschwarz ; die 
Beine dunkelbraun oder lichter, die Gelenke der Beine und die Tarsen röth- 
lichbraungelb oder bräunlichgelb. Der ganze Körper ist mässig behaart. 

Der Kopf ist bei den kleinen Individuen nicht bedeutend breiter als 
der Thorax, ohne Oberkiefer viereckig aber länger als breit, hinten wenig 
oder gar nicht ausgebuchtet (die Ausbuchtung am Hinterhauptloche abgerech- 
nel), und die Stirnrinne ist gar nicht vorhanden oder sehr kurz; bei den 
grössten Individuen ist der Kopf bedeutend breiter als der Thorax, sehr 
gross, ohne Oberkiefer viereckig und so lang als breit, hinten stark ausge- 
buchtet, und die deutliche Stirnrinne verlängert sich bis zum Hinterhaupt- 
loche; zwischen diesen beiden Formen gibt es die unmerklichsten Ueber- 


463 


gänge. Die Oberkiefer sind grob längsgerunzelt (höchstens nahe dem Ge- 
lenke glatt und stark glänzend), sechs- bis siebenzähnig, die Zähne sind aber 
bei manchen Individuen kaum angedeutet. Der Clypeus hat in der Mitte oft 
einen Quereindruck und er ist grob längsgerunzelt. Die Stirnlamellen sind 
kurz und stark aufgebogen. Die Fühler sind so wie bei der vorigen Art. 
Das Stirnfeld ist glatt, oder fein verworren gerunzelt, oder grob längsge- 
runzelt. Die Stirn, der Scheitel und die Seitengegend des Kopfes sind sehr 
fein und sehr seicht gestreift, oder streifig-gerunzelt, zerstreat punctirt und 
stark glänzend. Die Wangen sind viel gröber längsgerunzelt. Die Unterseite 
des Kopfes ist sehr stark glänzend, sehr fein gestreift und zerstreut punclirt. 

* Das Pronotum ist so wie der Kopf sehr fein und seicht gestreift und 
glänzend, manchmal etwas gröber gestreift oder runzelig. Das Meso- und 
Metanolum sind mässig lein quergerunzelt, das letztere trägt beiderseits 
einen stumpfen, kleinen Höcker. 

Das Stielchen ist fein gerunzelt, nur die Scheibe des zweiten Knotens 
ist gewöhnlich glatt und stark glänzend. 

Der Hinterleib ist glatt und stark glänzend. 

Weibchen. Pechschwarz, glänzend „ die Oberkiefer, oft auch der 
ganze Kopf braunroth, die Fühlergeissel, die Gelenke der Beine und die Tar- 
sen röthlichbraungelb. Der ganze Körper ist ziemlich sparsam behaart. 

Der Kopf ist etwas breiter als der Thorax, ohne Oberkiefer viereckig, 
hinten abgestutzt und nur am Hinterhauptloche ausgebuchtet. Die Oberkiefer 
sind grob längsgestreift und sieben- bis achtzähnig. Der Clypeus ist grob 
längsgerunzelt, in der Mitte oft mit einem flachen Quereindrucke. Die Fühler 
sind so wie beim 8. Das Stirnfela ist fein gerunzelt oder längsgestreift. Die 
Stirn und der Scheitel sind ziemlich fein längsgerunzelt und zerstreut punc- 
tirt. Die Unterseite des Kopfes ist fein gerunzelt und punctirt. 

Das Pronotum ist fast glatt oder sehr seicht, besonders in der Nähe 
des Vorderrandes streifig-gerunzelt. Das Mesonotum ist glatt, stark glänzend 
und nur sehr zerstreut punetirt, ebenso auch das Schildehen. Das meist quer- 
gestreifte Metanotum trägt beiderseits einen kleinen, zahnartigen Höcker. 

Das Stielchen ist geruuzelt. 

Der Hinterleib ist glatt und glänzend. 

Die Flügel sind sehr schwach gelbbräunlich getrübt, die Rippen und 
das Randmahl sind gelbbraun. 

Männchen. Schwarz, glänzend, der Innenrand der Oberkiefer, die 
Gelenke der Beine, die Tarsen, die Genitalien und oft auch die Fühlergeissel 
gelbröthlich. Der ganze Körper, besonders aber der Kopf und der Thorax - 
ist reichlich mit langen, abstehenden Borstenhaaren bekleidet. 

Die Oberkiefer sind grob längsgerunzelt und gezähnt. Der Clypeus, 
das Stirnfeld, die Stirn und der Scheitel sind oft äusserst fein oft aber nur 
mässig fein gerunzelt. Der Schaft der dreizehngliedrigen Fühler ist etwas 
kürzer als die drei ersten Geisselglieder zusammen; die Geisselglieder sind 
eylindrisch und ziemlich gleichlang, das Endglied ist etwas länger und am 


464 


Ende zugespitzt. Die breite, flache, glänzende Stirnrinne reicht bis zum mitl- 
leren Punctauge. ’ 

Das Pronotum ist seicht und weitläufig längsgerunzelt. Das Mesonotu 
ist zerstreut punctirt und glänzend. Das Metanotum hat beiderseits einen un- 
merklichen Höcker oder derselbe fehlt ganz, es ist glatt oder fast glatt und 
hat seiner ganzen Länge nach in der Mittellinie meist eine Rinne. 

Das Stielchen ist gerunzelt. 

Der Hinterleib ist glatt und stark glänzend. 

Die Flügel sind so wie beim ©. 

Diese Art lebt in den südlicheren Ländern Europas unter Steinen in 
der Erde und anderswo. R 

In Ungarn bei Pesth (Ko vats); im Küstenlande bei Fiume und bei 
Tersato (Mann); in Dalmatien bei Makarska und Ragusa (Frauenfeld), 
bei Spalato (Lanza), bei Zara (Manderstjerna); in der Lombardie 
bei Pavia (Strobel). In den Nachbarstaaten in Piemont (Losana Form. 
Piem. u. Mayr Beitr. z. Kenntn. d. Ameis.); im Kirchenstaate bei Imola 
(Pirazzoli); in Korsica (Mann); in Sardinien (Mayr Beitr. z. Kenntn. 
d. Ameis.); in Sieilien (Grohmann, Mus. Caes. Vienn., Zeller), bei Pa- 
lermo (Förster). 


3. Alta sirueter. Lir. 

Operarias Brunnea aut nigro-fusca, mandibulae, clypeus, ge- 
nae, antennarum funiculi, articulationes pedum tarsique testaceo-rufescen- 
tes; caput pronotumque fere opaca dense striata, melanotum inerme. Long.: 
an 9m 

. Femina. Fusco-nigra, dense pilose, pedes fusci, mandibulae, ge- 
nae, antennae in medio, articulationes pedum tarsique rufescentes ; prono- 
tum dense siriatum ; metanotum inerme. Long. : 9—10mm, 
Mas. Niger, mandibularum antennarumque apices „ articulationes 
pedum tarsique testacei ; metanotum dense siriatum „ inerme. Long.: 
ya — mm, 
Atta structor Lep. St. Farg. Hist. nat. Ins. Hym., tom. 1. pag. 174; 
Schenck Beschr. nass. Ameis. pag. 113. 

Formica structor Ltr. Ess. l’hist. Fourm. France pag. 46, Hist. nat. 
Fourm. pag. 236; Schilling Bemerk. üb. d. in Schles. etc. 
pag. 5%. 

Formica aedificans Schilling Bemerk. üb. d. in Schles. etc. 
pag. 56- 

Myrmica mutica Nyl. Add. alt. pag. 39. 

Arbeiter: Roihbraun oder schwarzbraun die Oberkiefer, der Clypeus, 
die Wangen, die Fühlergeissel , die Unterseite des Kopfes, die Gelenke der 
Beine und die Tarsen gelbröthlich. Der ganze Körper ist mit langen abste- 
henden Borstenhaaren reichlich bekleidet, 

Der fast glanzlose Kopf variirt in Bezug der Grösse so wie bei der 


465 


vorigen Art und ist ebenso geformt. Die Oberkiefer sind grob längsgerun- 
zelt und deren Innenrand ist meist sehr undentlich gezähnt. Der Clypeus ist 
grob längsgerunzelt, in der Mitte oft mit einem Quereindrucke; in der 
Mitte des Vorderrandes meist etwas ausgebuchtet. Die Fühler sind so wie 
bei der vorigen Art. Das Stirnfeld ist grob längsgestreift. Die Stirn, der 
Scheitel und die Wangen sind mässig grob und dicht, die Gegend um das 
Hinterhauptloch und die Unterseite des Kopfes aber weitläufig längs- 
gerunzelt. 

Der Thorax ist grob und dicht runzlig gestreift und so wie der Kopf 
fast glanzlos. Das Metanotum hat statt der Zähne zwei kleine Höcker. 

Das Stielchen ist grob gerunzelt. 

Der Hinterleib ist glatt und glänzend. 

Weibchen. Braunschwarz oder schwarzbraun, die Beine braur oder 
röthlichbraun, die Oberkiefer, die Wangen, die zweite Hälfte des Fühler- 
schaftes, die erste Hälfte der Fühlergeissel, die Gelenke der Beine und die 
Tarsen röthlich. Der ganze Körper ist mit langen, abstehenden Borstenhaa- 
ren dicht bekleidet. 

Die Oberkiefer sind längsgerunzelt, und mit sechs bis acht vorne deut- 
lichen, hinten undeutlichen Zähnen bewaffnet. Der Clypeus ist grob runzlig 
längsgestreift. Die Fühler sind so wie beim 8. Das Stirnfeld ist meist grob 
längsgerunzelt, manchmal aber fast glatt. Die Stirn, der Scheitel und die 
Wangen sind ziemlich grob und dicht runzlig längsgestreift. 

Das Pronotum ist scharf und dicht längsgestreift. Das Mesonotum ist 
mit Ausnahme der gerunzelten Ränder grob punctirt Das Metanotum ist 
scharf und dicht quergestreift und mit zwei Höckern versehen. 

Das Stielchen ist grob gerunzelt. 

Der Hinterleib ist glatt und glänzend, 

Die Flügel sind sehr schwach bräunlich getrübt, die Rippen und das 
Randmahl gelbbraun. 

Männchen. Schwarz, der Innenrand der Oberkiefer, die Spitze des 
letzten Geisselgliedes, die Gelenke der Beine und die Tarsen braungelb. Der 
ganze Körper ist reichlich behaart. 

Das g dieser Art unterscheidet sich von dem der Alta capitata durch 
das ziemlich grob und dicht längsgestreifte Pronotum, das ebeuso oder quer- 
gestreifte Metanotum und die geringere Grösse des ganzen Körpers. 

Diese nicht seltene Art findet sich in der Erde in unterirdischen Bau- 
ten, welche meist mit einem Loche an die Oberfläche münden, welches 
Loch rings mit einem Erdwalle umgeben ist, wodurch es das Ansehen eines 
Kraters erhält; weiters lebt diese Art unter Steinen, in Felsenspalten und 
sogar in Häusern in Mauerspallen. Sie schwärmt im Spätfrühjahr. 

In Böhmen (Grohmann); in Oesterreich bei Wien nicht selten 
(Brauer, Mayr, Mus. Caes. Vienn.), bei Fahrafeld nächst Pottenstein 
(Mayr), bei Mautern (Kerner), bei Dürrenstein, bei Mannersdorf und am 
Leithagebirge (Mayr); in Tirol bei Trient und bei Riva (Mayr); in Ungarn 


V. Bd. Abh. 39 


466 

am Blocksberge bei Ofen (Frivaldsky, Kerner, Kovats, Mayr); 
in Croatien bei Martinischka (Mann); im Küstenlande bei Görz am Monte 
santo(Pazzani); in Dalmatien bei Ragusa, und bei Zara (Frauenfeld), bei 
Spalato (Lanza); in Venetien bei Padua (Strobel); in der Lombardie bei 
Gargnano am Gardasee, bei Fiorano in der Provinz Bergamo (Strobel); 
am Stilfser Joch (Villa). In den Nachbarstaaten in Preussisch-Schlesien 
(Schilling); in Nassau bei Wiesbaden (Schenck); im Kirchenstaate 
bei Bologna (Bianconi, Pirazzoli), bei Imola (Pirazzoli);, in 
Sardinien und in Piemont (Mayr); in Toskana (Pirazzoli); in Sieilien 
bei Circenti (Nocito). 


10. Aphaenogastee Mayr. 
Mayr Beitr. z. Kenntn.d. Ameis. 


Arbeiter: Der Kopf ist länglich-eiförmig, fast doppelt so lang als 
breit, etwas breiter als der Thorax und in der Mitte am breitesten. Die 
Oberkiefer sind sehr breit und am Innenrande vorne deutlich, hinten un- 
deutlich gezähnt. Die Kiefertaster sind fünf-, die Lippentaster dreigliedrig. 
Die Oberlippe bildet vorne zwei fast halbkreisförmige Lappen. Der Clypeus 
ist wenig gewölbt und hinter der Mitte meist quer eingedrückt. Der Schaft 
der zwölfgliedrigen Fühler ist sehr lang, die Geissel fast fadenförmig, am 
Ende wenig verdickt. Das Stirnfeld ist seitlich und hinten scharf abgegränzi 
und tief, vom Clypeus aber meist undeutlich abgesetzt. Die Punctaugen fehlen; 
die Netzaugen sind mässig gross, flach, und li gen ziemlich in der Miite des 
Seitenrandes des Kopfes. Der Thorax ist seitlich stark zusammengedrückt. 
und daher schmal, in der Mitte breit zusammengeschnürt. Das Metanotum 
trägt zwei nach hinten und aufwärts gerichtele Dornen. Das erste Glied des 
ungezähnten Stielchens ist vorne ziemlich lang gestielt und trägt hinten an 
der Oberseite einen Knoten; das zweite Glied ist knotenförmig und etwas 
länger als breit. Der Hinterleib ist ziemlich klein, länglich eiförmig, scharf, 
äusserst fein und sehr dicht gestreift, nicht glänzend (die einzige Myrmieiden- 
Gattung, wo der Hinterleib nicht glatt und glänzend ist); das erste Abdo- 
minalsegment nimmt drei Viertheile des Hinterleibes ein. Die Beine sind lang *). 


41. Aphaenogaster senilis Mayr. 


Operaria: Atra, opaca, albide setulosa, mandibulae, anlennarum 
funieulus pedesque fusei; clypeus granulatus strüs longitudinalibus, margine 
anteriore subemarginatus. Long.: 6—- 7m, 

Femine. Fusco-rubra, albide pilosula, opaca, mesonotum scutel- 
lumque obscuriora, tarsi dilutiores ; ciypeus yranulatus ac longitudinaliter 


=) Aus Versehen wurde diese Gaitung in der analytischon Tabelle nicht ange- 
führt. Sie unterscheidet sich leicht von allen Myrmiciden-Gattungen ,„ dass 
heim 8 und © die Oberseite des Hinterleihes glanzlos ist. 


467 
strialus; metanolum granulalum, transverse strialum, spinis dwabus acu- 
tis. Long. circiter 8mm. 


Aphaenogaster senilis Mayr Beitr. z. Kenntn. d. Ameis. 


Arbeiter: Schwarz, die Oberkiefer, der Grund und die Spitze des 
Fühlerschaftes, die Fühlergeissel und die Beine braun. Der ganze Körper ist 
mit abstehenden, ziemlich langen, silberweissen, glänzenden Borsten besetzt. 

Der Kopf ist glanzlos mit Ausnahme der Fühlergeissel und Unterseite 
des Kopfes. Die Oberkiefer sind längsgestreift, am Innenrande mit einer 
Punctreihe, sechszähnig, die vorderen Zähne stark, die hinteren undentlich 
ausgeprägt. Der Clypeus ist in der Mitte des Vorderrandes schwach ausge- 
randet, und seine Oberfläche ist stark längsgestreift, zwischen den Streifen 
gekörnt. Die Stirnlappen sind erweitert, aufgebogen und längsgestreift. 
Der Fühlerschaft ist an seiner vorderen Seite längsgestreift, er überragt, 
zurückgelegt, den Hinterrond des Kopfes ; die Geisselglieder sind ziemlich 
gleichlang. Das Stirnfeld ist längsgestreift, zwischen den Streifen gekörnt, 
ebenso auch die Stirn. Der Scheitel ist gekörnt mit einzelnen Längsrunzeln, 
die Wangen sind gekörnt und längsgerunzelt. 

Der Thorax ist gekörnt und glanzlos, das Metanotum ist zwischen 
den spitzen, mässig langen Dornen quergestreift und unter den Dornen bis 
zur Einlenkung des Stielchens glänzend und glatt. 

Die Knoten des Stielchens sind gekörnt-gerunzelt, der zweite Knoten 
ist auch mit einzelnen Längsrunzeln versehen. 

Das erste Hinterleibssegment ist glanzlos, bloss seidenschimmernd, 
mit scharfen, sehr feinen und sehr dichten Streifen , die anderen Segmenle 
sind weniger scharf gestreift, ebenso ist die Unterseite des Hinterleibes 
seicht gestreift und glänzend, oft fast glatt. 


Weibchen. Braunroth, das Mesonotum und Schildehen dunkler und 
die Tarsen lichter. Die Behaarung ist wie beim 8. 

Der Kopf unterscheidet sich von jenem des 8 bloss durch die hier 
vorhandenen drei gelblichen Punctaugen. 

-Das Pronotum ist glanzlos, runzlig-gekörnt, und dessen Hinterrand 
glänzend. Das Mesonotum ist glanzlos, stark gekörnt-gerunzelt und von der 
Mitte des Vorderrandes zieht sich eine seichte, mit feinen Längsstreifen 
versehene Furche gegen die Mitte der Scheibe des Mesonotums. Das Schild- 
chen ist glanzlos und stark gekörnt-gerunzelt. Das Metanotum ist glanzlos, 
gekörnt und quergestreift, an den Seiten längsgestreift, mit zwei spitzen 
Dornen ; unter den Dornen ist das Metanolum bis zur Einlenkung des Stiel- 
chens glatt und glänzend. 

Der Knoten des ersten Gliedes des Stielchens ist gekörnt gerunzelt. 


(Da das einzige flügellose ©, welches ich zur Untersuchung halte, 
kein zweites Stielchenglied und keinen Hinterleib mehr besass, so konnte 
ich auch die Gattungscharactere der @ dieser Gattung nicht anführen.) 


39 * 


468 

Ueber die Lebensweise dieser schönen, schlanken Ameise ist mir noch 
gar nichts bekannt geworden. 

Im österreichischen Staate bisher bloss in Dalmatien bei Sign und 


bei Zara (Frauenfeld) gefunden. In den Nachbarländern in Sicilien 
(Zeller) und in Sardinien (Mayr)”). 


11. Crematogaster Lund 
Ann. Sciences natur. Tome XXII, pag. 132 


Arbeiter Der Kopf ist ruudlich, hinten abgestutzt, nur am Hinter- 
hauptloche ausgebuchtet, breiter als der Thorax. Die Oberkiefer sind mässig 
breit und gezähnt. Die Kiefertaster sind fünf-, die Lippentaster dreigliederig. 
Die Oberlippe ist am vorderen Rande nicht ausgerandet. Der Clypeus ist 
ziemlich gross. wenig gewölbt und ungekielt. Das Stirnfeld ist dreieckig 
mit spitzwinkliger Hinterecke und nicht scharf abgesetzt. Die Fühler stehen 
weit auseinander und sind eilfgliedrig **) ; der Schaft ist ziemlich lang, die 
Geissel etwas am Ende verdickt. Die Stirnrinne ist oft sehr undeutlich oder 
fehlt ganz. Die Punctaugen sind nicht wahrnehmbar. Die Netzaugen sind 
oval, ziemlich klein und liegen etwas hinter der Mitte des Seitenrandes des 


”*) Eine zweite Art dieser Gattung, welche bisher nur in Sardinien gefunden wurde, 
habe ich in meinem Aufsatze : „Beitr. z. Kenntn. d. Ameis.“ beschrieben: 


Aphaenoguster sardous Mayr. 

Operaria: Rubido-flava, pilosula, opaca; «lypeus longitudinaliter vu- 
gosus. Long. : 6—imm. 

Arbeiter. Röthlichgelb, der Innenrand der Oberkiefer schwarz, der 
Hinterleib auf seiner Oberseite in der Mitte öfters schwärzlich. Der ganze 
Körper ist glanzlos, mit Ausnahme der Unterseite des Kopfes und des Hinter- 
leihes, so wie der Beine glänzend ; die glanzlosen Körpertheile sind mit lan- 
gen, weisslichen Haaren sparsam, der Hinterleib aber reichlicher besetzt. 

Die Oberkiefer sind längsgerunzelt,, fünfzähnig und zwar sind die vor- 
deren Zähne stark, die hinteren sehr undeutlich ausgeprägt. Der Clypeus ist 
stark längsgerunzelt. Die Stirulappen sind dick, längsgestreift und etwas auf- 
gebogen. Die Fühler sind so wie bei Aphaen. senilis. Das Stirnfeld ist längs- 
gestreift. Die Stirn ist gekörnt mit erhabenen Längsstreifen. Die Stirnrinne 
fehlt. Der Scheitel ist gekörnt, mit erhabenen runzligen Längsstreifen. Die 
Unterseite des Kopfes ist seicht gerunzelt und glänzend. 

Das Pro- und Mesonotum ist gekörnt, das letztere hat hinten Längs- 
runzeln. Das Metanotum trägt zwei am Grunde dicke, sehr spitzige Dornen; 
die Basalfläche und abschüssige Fläche zwischen den Dornen sind quer- und 
die Seiten des Metanotums längsgestreift. 

Das Stielchen ist fein gerunzelt. 

Der Hinterleib ist auf der Oberseite sehr fein quergestreift und auf der 
Unterseite glatt. 


»=*) In einem Falle fand ich sie abnormerweise Zwölfgliedrig. 


469 


Kopfes. Der Thorax ist vorne am breitesten, in der Mitte am schmälsten, 
hinter dem Mesonotum bei einer Art mit einer tiefen, schmalen Einschnürung. 
Das Metanotum ist mit zwei nach hinten und etwas nach aufwärts gerich- 
teten, nach hinten divergirenden Dornen versehen. Das erste Glied des 
Stielchens ist ziemlich flach, fast viereckig, vorne mit einem sehr kurzen 
Stiele; das zweite Glied ist knotenförmig und halb so lang als das erste 
Glied. Das Stielchen ist höher als bei allen andern europäischen Ameisen 
und zwar nicht an der Gränze zwischen Ober- und Unterseite des Hinter- 
leibes, sondern an der Oberseite des letzteren eingelenkt. Der Hinter- 
leib ist oben fast flach, unten gewölbt, etwa so breit als der Kopf oder 
etwas breiter, viel breiter als hoch, vorne am breitesten und hinten zuge- 
spitzt ; das erste Abdominalsegment bedeckt ungefähr die Hälfte des Hin- 
terleibes. Die Beine sind kräftig. 


Weibchen. Der Kopf unterscheidet sich von jenem des $ bloss durch 
die Punctaugen und die stets scharf ausgeprägte Stirnrinne. Der Thorax ist 
seitlich zusammengedrückt, auch oben ziemlich flach, er ist hoch und hinter 
dem Schildchen schief abgestutzt. Das Metanotum trägi zwei Dornen, welche 
weit auseinander stehen, wodurch die abschüssige Fläche breit wird. Das 
Stielehen ist ähnlich wie beim 8. Die Gelenksverbindung des Stielchens 
mit dem Hinterleib und die Form des letzteren verhalten sich so wie beim 
8. Die Costa transversa der Flügel verbindet sich bloss mit dem äusseren 
Cubitalaste, daher nur eine geschlossene Cubitalzelle vorhanden ist; die 
Costa recurrens schliesst eineDiscoidalzelle ab; nur in einem Falle fehlte sie. 


1. Cremaltogaster seutellaris OD). 


Operaria: Tota nigra, mandibulae rufescentes, aut nigra, 
caput, excepla antennarum clava, rufum, pedes picei; aut rufa, abdomen 
fusco-nigrum ; thoraz post metanotum supra sulco transverso „ profundo. 
Long.: 3% — 5./.mm, 


Femina. Rufa, mandibulae et thoraz supra obscuriores, abdomen 
et parlim peliolus fusco-nigra. Long. : 9 — 10mm. 


Formica scutellaris Ol. Enc. meth. Hist. nat. tom. 6 pag. 497; Ltr. 
Ess. I’ hist. Fourm. France pag. 48, Hist. nat. Fourm. pag. 261. 
Myrmica Rediana Gene Memoria per servire alla Storia naturale di 
alcuni Imenotteri in Memoria della Societä Italiana delle Scienze, 
Parte fisica del Tomo XXI. 
Myrmica rubriceps Nyl. Add. alt. pag. 44. 
Acrocoelia ruficeps Mayr Einige neue Ameisen. 
Acrocoelia Schmidti Mayr Einige neue Ameisen. 
Arbeiter: Ganz schwarz, bloss mit röthlichen Oberkiefern ; oder 
schwarz, der Kopf mit Ausnahme der Keule der Fühlergeissel gelbroth, 
die Beine pechbraun ; oder gelbroth und der Hinterleib allein braunschwarz 


470 
mit Ausnahme des röthlichbraunen Grundes ; zwischen diesen Modificationen 
finden sich alle Uebergänge. Der ganze Körper ist mit anliegenden, kurzen 


gelblichen Härchen mässig, aber nur mit einzelnen abstehenden Borsten- 
haaren bekleidet. 


Die Oberkiefer sind grob längsgetreift, sparsam punctirt und vier- 
bis fünfzähnig. Der Clypeus ist mit Längsrunzeln durchzogen und ziemlich 


glänzend. Das Stirnfeld ist sehr fein und runzlig gestreift. Die Stirnlappen 


sind schmal, parallel und weit von einander entfernt. Der an der Grund- 
hälfte bogenförmig gekrümmte Fühlerschaft reicht bis zum Hinterrande des 
Kopfes; das erste Geisselglied ist doppelt so lang als dick, am Ende etwas 
dicker als am Grunde, das zweite Glied ist kürzer, die folgenden sind so 
wie das zweite, nehmen aber gegen die Geisselspitze nach und nach etwas 
an Grösse zu, die zwei vorletzten Glieder sind viel grösser, als die vorigen 
und das Endglied ist spindelförmig und fast so lang als die zwei vorletzten 
zusammen. Die Stirn, der Scheitel und die Seitengegend des Kopfes sind 
glänzend und sehr fein längsgestreilt, manchmal aber erscheinen sie glatt 
und nur bei starker Vergrösserung sieht man die seichten Längsstreifen ; die 
hintere Hälfte des Scheitels ist meist quergerunzelt. Die Slirnrinne ist oft 
deutlich, oft aber kaum wahrnehmbar oder gar nicht vorhanden. Die Wangen 
sind mässig fein längsgestreift. Die Unterseite des Kopfes ist fast glalt und 
stark glänzend. 


Der Thorax ist wenig oder ziemlich stark glänzend, miltelmässig fein 
oft aber ziemlich grob längs- oder verworren gerunzelt, die abschüssige 
Fläche des Metanotums ist sehr fein verworren gerunzelt oder glatt 
und glänzend. Das Mesonotum ist oben vom Metanolum. durch eine tiefe 
ziemlich schmale Querfurche getrennt. 


Das erste Glied des Stielchens ist Nach, vorne breiter als hinten mit 
geraden nach hinten convergirenden Seitenrändern, vorne in der Mitte etwas 
ausgehöhlt und nur mit einem äusserst kurzen kleinen Stiele versehen, so 
dass der Vorderrand des ersten Gliedes (der kleine Stiel abgerechnet) an den 
Thorax ansteht; das zweite Glied ist knotenförmig, etwas breiter als lang, 
oben in der Mitte mit einer Längsrinne und beiderseits miteiner kleinen fast 
halbkugeligen Erhöhung ; beide Glieder des Stielchens sind sehr fein gerunzelt. 

Der Hinterleib ist glänzend, sehr fein und seicht gerunzelt und weil- 
läufig punctirt. 


Weibchen. Gelbroth. die Oberkiefer und die Oberseite des Kopfes 
rothbraun, der Hinterleib und grösstentheils die Oberseite des Stielchens, 
meist auch die Unterseite des zweiten Stielchengliedes braunschwarz. Der 
ganze Körper ist mit langen, abstehenden, feinen Borstenhaaren und mit 
kurzen anliegenden Härchen mässig bekleidet. 

Die Kopftheile sind so wie beim $, nur mit dem Unterschiede, dass 
beim © Punctaugen vorhanden sind, dass die Stirnrinne stets tief einge- 
drückt ist und dass der Kopf stärker längsgestreift ist. 


471 


Das Pronotum ist fein und seicht längsgerunzelt. Das Mesonotum ist 
fast glatt und glänzend, bloss mit wenigen sehr seichten Runzeln und mit 
zerstreuten Puncten besetzt. Das Schildchen ist glatt und glänzend. Das 
Metanotum ist fein gestreift, die abschüssige Fläche aber ist oben sehr fein 
gerunzelt und unten glatt und stark glänzend. 

Das Stielchen ist so wie beim 8. 

Der Hinterleib ist sehr fein und sehr seicht gerunzelt, stark glänzend 
und weitläufig punctirt. | 

Die Flügel sind fast wasserhell, die Rippen und das Randmahl gelbbraun. 


Männchen. Dieses ist mir durch Autopsie nicht bekannt, Professor 
Gene beschreibt es aber in der oben eitirten Abhandlung auf folgende 
Weise: »Nero, lucente:; bocca, antenne e gambe giallognole : nervi e zunto 
marginale delle ali leggiermente fuliginosi. Lungh.: 5"”=. Color generale 
del corpo nero, poco lucente. Testa piccola, piü angusta del torace, con 
ire ochietti lisci proportialmente grossissimi, di un nero lucidissimo, antenne 
filiformi col primo articolo corto, cilindrico, gli altri granosi, di color 
pagliarino o giallognolo: mandibole strette, dello stesso colore. Torace 
convesso all’ innanzi, continuo, liscio, senza spina posteriormente. Primo 
e secondo nodo dell’abdomine quasi uguali, globosi. quello sparso di al- 
quante rugosila ed attaccato al torace per un peduncolo triangolare, questo 
leggermente solcato nel mezzo della sua faccia superiore. Abdomine pun- 
teggiato, villoso. T piedi sono del colore delle antenne con una forte spina 
alle tibie anteriori. Le ali incolore, hanno i nervi e il punto marginale 
leggierissimamente ombreggiati.« 

Diese dem südlichen Europa eigenthümliche Art legt ihre zahlreichen 
Colonien insbesondere in Mauerspalten, seltner unter Steinen an, und bildet 
auf der Wanderung zu Oel-, Feigenbäumen, zu Pistacien, zu Ribes rubrum 
u. s. w., auf welchen sie die Blatt- und Schildläuse besucht, um sich ihres 
Zuckersaftes zu bedienen, oder auch zu Weinstöcken oder Pflaumenbäumen, 
um den Saft der irgendwie von ihrer Hülle theilweise beraubten Früchte zu 
geniessen, grosse Processionen, ähnlich jeneu der Formica austriaca, unter 
welchen sich nicht selten auch einzelne 8 der Formica lateralis vorfinden. 
Nach der Angabe des Professor Gene, welcher in der oben eitirten Ab- 
handlung eine weitläufige Beschreibung der Lebensweise dieser Art gab, 
von welcher ich aber der mir gestellten Gränzen wegen nur das Wichtigste 
und grösstentheils selbst Beobachtete anführte, schwärmt sie in den letzten 
Tagen des Monats September, doch hat Herr Zeni schon im Juli Q und Q 
(welche letztere er aber nicht erhaschen konnte) gefunden. 


In Tirol in und bei Botzen (Gredler, Mayr), bei Meran an der 
Zenoburg (M a y r), bei Lavis (Strobel), bei Roveredo (Ze ni); in 
Krain bei Wipbach (Schmidt); im Küstenlande bei Fiume (Mann), 
bei Görz (Pazzani); in Dalmatien bei Makarska, Zara (Frauenfeld), 
bei Spalato (Lanza, Schmidt); in Venetien auf der Insel Lido 


472 

bei Venedig (Strobel, Mayr); in der Lombardie (Villa), bei Gargnano 
am Gardasee, bei Urgnano in der Bergamasker Ebene (Strobel) und bei 
Chiavenna (Heer). In den Nachbarländern in der Schweiz im Canton Tessin 
(Heer); im Kirchenstaate bei Imola (Pirazzoli); in Toskana (Piraz- 
zoli); in Sardinien (Mayr Beitr. z. Kennt. der Ameis.) ; in Piemont (Gene, 
Mayr) bei Nizza (Förster); in Siecillien (Grohmann) bei Messina 
(Nyl. Add. alt. u. Zeller). 


2. Cremaltogaster sordidula Ny|]. 


Operaria: Piceo-nigra, mandibulae, antennae tarsique fuseci; 
aut sordide brunnea vel testacea, abdominis pars posterior fusco-nigra; 
thoraz post mesonotum absque sulco profundo, transverso. Long. : 21/a— 3”. 

Femina. Nigra, mandibulae, antennae, basis abdominis pedesque 
fusei. Long. : 6—6!/; mm, 

Myrmica sordidula Nyl. Add. alt. pag. 44. 

Acrocoelia MayriSchmidt inMayr’s Beitr. z. Kenntn. d. Ameis. 


Arbeiter: Pechschwarz, dıe Oberkiefer, die Fühlergeissel (oft auch 
der Fühlerschaft) , die Tarsen und mehr oder weniger auch die Gelenke der 
Beine braun; oder der ganze Körper ist schmutzig rothbraun oder braungelb 
und nur die hintere Hälfte des Hinterleibes ist braunschwarz ; zwischen 
diesen beiden Modificationen gibt es die unmerklichsten Uebergänge. Der 
ganze stark glänzende Körper ist mässig mit langen, abstehenden Borsten- 
haaren besetzt. 

Die Oberkiefer sind grob längsgerunzelt und vierzahnig. Der Clypeus 
ist glatt oder nur vorne mit einzelnen seichten Längsrunzeln. Die Fühler 
sind so wie bei der vorigen Art. Das undeutlich ausgeprägte Stirnfeld, die 
Stirn und der Scheitel sind glatt, ebenso auch die Wangen und die Unter- 
seite des Kopfes. 

Der Thorax ist glatt oder nur an einzelnen Stellen sehr seicht längs- 
gestreift und hat zwischen dem Meso- und Metanotum keine schmale 
Querfurche. 

Das Stielchen unterscheidet sich von jenem der vorigen Art dadurch, 
dass das erste Glied hinten breiter als vorne oder wenigstens ebenso breit 
ist und dass das zweite Glied oben keine Längsrinne und keine halbkugeligen 
Erhöhungen hat, sondern mässig gewölbt ist; beide Glieder sind fein ge- 
runzelt, nur die Scheibe des zweiten Gliedes ist glatt. 

Der Hinterleib ist glalt. 


Weibchen. Schwarz, stark glänzend, die Oberkiefer, die Fühler, die 
Beine und mehr oder weniger auch die Basis des Hinterleibes braun. Der 
ganze Körper ist mit langen, abstehenden, feinen Borstenhaaren mässig besetzt. 

Die Oberkiefer sind grob längsgerunzelt, punctirt und fünf bis sechs- 
zähnig. Der Clypeus, das Stirnfeld, die Stirn und der Scheitel sind glatt 


473 
und stark glänzend, bloss in der Nähe der Fühler finden sich einige Längs- 
streifen. Die Fühler sind so wie beim 8. Die Stirnrinne ist tief eingedrückt. 
Die Punctaugen sind gross. 

Der ganze Thorax ist glatt und glänzend. 

Das Stielchen ist so wie beim 8, nur mit dem Unterschiede, dass es 
deutlicher gestielt ist. 

Der Hinterleib ist glatt. 

Ueber die Farbe der Flügel kann ich nur erwähnen, dass ich ein ® 
besitze, welches noch ein Rudiment eines Flügels hat, welches braun ge- 
trübt ist. 

Ueber die Lebensweise dieser südlichen Art ist mir gar nichts bekannt. 

In Dalmatien (Schmidt) bei Zara(Manderstjerna), bei Spalalo 
(Frauenfeld), auf der Insel Lagosta (Zeller). In den Nachbarländern 
bisher blass in Sicilien bei Messina (Nyl. Add. alt., Zeller). 


Abkürzungen. 


Curt. Gen. Myrm.: Curtis: On the Genus Myrmica, and other indige- 
nous Ants in den Transactions of the Linnean Society of London. Vol: 
XXlI., 3. Theil 1854. 

Fabr. Ent. Syst.: Fabricius: Entomologia systematica emendata. 
1792 — 96 Hafniae. 

Fabr. Syst. Piez.: Fabricius: Systema Piezatorum. 1804. 

Först. Hym. Stud. 1. H.: Förster: Hymenopterologische Studien, 

4. Heft, Aachen 1850. 

Fuss Notiz. u. Beitr. z. Ins. F. Sieb.: Fuss: Notizen und Beiträge 
zur Insectenfauna Siebenbürgens in den Verhandlungen und Mitthei- 
lungen des siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften zu Her- 
mannstadt. Jahrg. IV. Nro. 12. 1853. 

Fuss Beitr. z. Ins. Faun. Sieb.: Fuss: Beitrag zur Insectenfauna Sie- 
benbürgens in den Verhandlungen und Mittheilungen des siebenbürgi- 
schen Vereins für Naturwissenschaften zu Hermannstadt. Jahrg. VI. 
Nro. 2, 1855. 

Heer Ueber die Hausameise Madeira’s. An die Zürcher’'sche Jugend 
auf das Jahr 1852, von der naturforschenden Gesellschaft LIV. Stück. 

Lepel. St. Farg. Hist. nat. Ins., Hym. tom.1.: Lepeletier St. Far- 
geau: Histoire naturelle des Insectes, Hymenopleres. Tome I. 1836. 

Linne Faun. Suee.: Linne&: Fauna Suecica. Ed. I. Holm. 1746. 

Linne Syst. nat.: Linne&: Systema naturae. 

Ltr. Ess. IP’ hist. Fourm. France.: Latreille: Essai sur I’ histoire des 
fourmis de la France. 


Bd. V. Abh. 60 


474 


Ltr. Hist. nat. Form.: Latreille: Histoire naturelle des Fourm is. 
Paris 1802. 

Los. Form. Piem.: Losana Saggio sopra le Formiche indigene del 
Piemonte in den Memorie della Reale Accademia delle Scienze di 
Torino. Tomo XXXVIl. 1834. 

Mayr Beitr. z. Ins. Faun. Sieb.: Mayr: Beiträge zur Insecten-Fauna 
von Siebenbürgen in den Verhandlungen und Mittheilungen des sie- 
benbürgischen Vereins für Naturwissenschaften zu Hermannstadt. 
Jahrg. IV. Nro. 8 1853. 

Mayr Beitr. z. Kenntn. d. Ameis.: Mayr: Beiträge zur Kenntniss der 
Ameisen in den Verhandlungen des zoologisch-botanischen Vereines 
in Wien. Band III. 1853, Abhandlungen pag. 101. 

Mayr Beschr. ein. neuer Ameis.: Mayr: Beschreibungen einiger neuer 
Ameisen in den Verhandlungen des zoologisch-botanischen Vereines 
in Wien. Band III. 1853, Abhandlungen pag. 277. 

Mayr Einige neue Ameisen in den Verhandlungen des zoologisch-bota- 
nischen Vereines in Wien. Band II. 1852, Abhandlungen pag. 143. 

Mayr Ueber d. Abtheil. d. Myrm. u. eine neue Gatt. ders.: Mayr: 
Ueber die Abtheilung der Myrmiciden und eine neue Gattung der- 
selben in den Verhandlungen des zoologisch-botanischen Vereins in 
Wien. Band III. 1853, Abhandlungen pag. 387. 

Nyl. Adn. Mon. Form. bor. Eur.: Nylander: Adnotationes in Mono- 
graphiam formicarum borealium Europae in den Actis societatis scien- 
tiarum Fennicae. Tome II. Fasc. III. pag. 875. 

Nyl. Add. Adn. Mon. form. bor. Eur.: Nylander: Additamentum 
Adnotationum in Monographiam formicarum borealium Europae in den 
Actis societatis scienliarum Fennicae. Tome Hl. Fasc. III. pag- 1041. 

Nyl. Add. alt.: Nylander: Additamentum alteram Adnotationum in Mo- 
nographiam formicarum borealium in den Actis Societatis scientiarnm 
Fennicae 1848 pag. 26. 

Oliv. Enc. meth. Hist. nat.: Olivier: Encyclopedie methodique, Hi- 
storie naturelle. . 

Schenck Beschr. nass. Ameis.: Schenck: Beschreibung nassauischer 
Ameisen-Arten in den Jahrbüchern des Vereines für Naturkunde im 
Herzogihum Nassau. Herausgegeben von Sandberger, 8. Helft. 
Wieshaden 1852. 

Schilling Bemerk. üb. d. in Schles. ete.: Schilling: Bemerkungen 
über die in Schlesien und der Grafschaft Glatz vorgefundenen Arten 
der Ameisen in der Uebersicht der Arbeiten und Veränderungen der 
schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur im Jahre 1838. Breslau. 

Schrank Enum. Ins. Austr.: Schrank: Enumeratio Inseetorum Austriae 
indigenorum 1781. 

Scopoli Entom. Carn : Scopoli: Entomologia carniolica 1763 Vindo- 
bonae. 


475 


Siebold Beitr. z. Faun. d. wirbell. Th. d. Pr. Preuss.: Siebold: 
Beiträge der wirbellosen Thiere der Provinz Preussen. 11. Beitrag. Die 
preussischen Hymenopteren in Richter’s preussischen Provinzial- 


Blättern. 


Smith Ess. Gen. and Speec. Brit. Form.: Smith: Essay on Ihe Genera 
and Species of British Formicidae in den Transactions of the Ento- 
mological Society. Vol. Ill. N. S. Part. II. pag. 95. 


Spinola Insect. Lig. Spec. novae aut rar.: Spinola: Insectorum Li- 
guriae Species novae aut rarıores. Tom. 1. Fasciculus 4. Genua 1808. 


Erklärung der Tafel. 


Fig. I. Vorderflügel von Formica nigra als Schema der Gattungen Formica, 
Tapinoma, Polyergus, Tetramorium, Strongylognathus und 


Fig. 
Fig. 


Fig. 


ei 
ag 


a ee RT 


Leptothoraz. 


I. Vorderflügel von Diplorhoptrum fugaz als Schema der Gattungen 
Myrmecina, Diplorhoptrum und Crematogaster. 

III. Vorderflügel von Aita sublerranea als Schema der Gattungen Hy- 
poclinea, Ponera, Oecophthora und Atta. 

IV: Vorderflügel von Myrmica ruginodis als Schema der Gattung 


Myrmica. 


Costa marginalis. 

—  scapularis. 

— erterno: media. 

—  basalıs. 

—  cubitalis. 

—  transversa. 
Aeusserer Cubitalast. 
Innerer Cubitalast. 


Costa transverso-media. 


—  recurrens. 
—  interno-media. 


. V. Hinterflügel von Formica ligniperda. 


a) Cellula 
b) Stigma. 
c) Cellula 


scapularis. 


ertierno-media. 
cubitalis clausa. 
cubitalis aperta. 
radialis. 

discoidalis aperta. 
discoidalis clausa. 
interno-media basalis. 
interno-media apicalis. 


60% 


476 


Acrocoelia 

— Mayri 

—  ruficeps 

—  Schmidti 
Aphaenrogaster 

— sardoeus 

— senilis . 
Alta 

— eapilalta . . 

— slructor . 


— sublerranea 


Cremaltogaster 
— sceulellaris 
— sordidula 

Diplor hoptrum 
— S[ugax 

Eciton? 

— . testaceum «se... 

Formica 
—  aedificans 
— aelhiop8S . 
— afinis . 

— aliena . 

— alricolor 

— austriaca 
—  azillaris 

— bicolor. . . . 
— bBicornis. . 
— Drvrunnea . 
—  caespitum . 

—  capitata 

—  capsincola 

— ecömerea 


— eoeruleseens 


— Ccongerens . 
—  TCORITaCcLam Re 


— eunicularia . 


—  dalmatica . 
— ddyma 
—  domimula 


472 
469 
469 


468 
466 


462 
464 
460 


469 
412 


450 


Register. 


Formica 


emargyinata 
erralica, vo 
exsecla . .. + 
Flava. .. . 
foveolata . . . 
fugaz 5 
Suliginosa . 
fusca . .... 
fusca © ee 
fuscipes . . . 
fuscoptera . » 
gayates 

glabrella . . » 
glebaria .». ... 
herculeana 
incisa 

juvenilis 
Tateralis . 
Lyniperda 
marginala. .. 
megalocola ...... . 
melanogastr » . » 
merula .... 
mixcla 

mizta : 
nigra . .... 
nigrola .'. ° 
pallens 
pallescens . 
picea' nn 
piniphila » . » 
polyctena . ! 
pressülabris . 
pubescens .. . . 
pygmaea . . . = 
quadrinotata . 
quadripunctata . 
rubida 

rufa . 


359 
373 
340 
363 
322 
450 
351 
346 
356 
317 
310 
347 
373 
346 
308 
369 
462 
322 
304 
314 
382 
322 
371 
367 
365 
359 
313 
313 
363 
348 
328 
328 
339 
310 
375 
389 
379 
400 
328 


Enten 


rufescens . 
sunyuwinea . 
scutellaris . + 
stenoptera 
syructor . . »s 
sublerraneda 
sylvaltica 
testiacea un.» 
tmida . 
truneala . 
Ttruncicola 
truncicotla + 
umbralta 
unifasciala . 
vdaga . =» 
DIAUCH: se 


Formicozxzenus 


anötealuelass 


Hy»zoclinea 


Frauenfeldi . 
quadripunctlata . 


Lasius 


iger. 0% 


Leptothorax 


— 


ucervorum 
affenis . 
corticalis 
elypeatus 
Gredileri. 
interruptus 
a1nuscorum 
nigriceps 
Nylanderi . 
parvulus . 
tuberewm . 


unefaseiatus . 


Monocombus 


vialieus 


Monomorium 


aminuteam 


Myrmeeina 


Latreillei 


384 
336 
469 
343 
464 
460 
321 
386 
361 
319 
334 
328 
365 
444 
310 
382 


413 


378 
379 


356 


436 
442 
440 
436 
438 
446 
439 
441 
447 
448 
442 
444 


382 


453 


421 


Myrmica 


— 


acervorum 
bidens 
caespitum . . 
cingulata . 
clandestina 
corticalis 
debilis 
flavidula 

fugax 

fuscula 
graminicola . 
impura . 
interrupta 
Taevinodis . 
laeviuscula . 
TZeonin«a 
Tobiecornis . 
Minki 
modesta =» 
monlana . «+ 
MUSCOrUM . 
mulica . 
mitidula . » 
Nylanderi . 
Dallida 
pallidula 
parvula . . 
perelegans 
Rediana . » - 
rubida 

Tubra 2.0 > 
rubriceps . . 
an de 
rugulosa 
scabrinodis 
sordidula . 
striatula 
suleinodis . 
trinodis 
tuberum . » 
unifasciata . « 
vagans . 


477 


437 
421 
427 
447 
405 
440 
413 
450 
450 
427 
421 
427 
446 
402 
413 
413 
412 
415 
427 
400 
439 
464 
413 
447 
414 
456 
448 
408 
469 
400 
410 
469 
407 
405 
410 
472 
421 
408 
414 
442 
444 
407 


478 


Myrmus Strongylognathus 
— emarginatus . « ö 4331 — Ttestaceus .. . . 43 
Oecopkthora Tepe amıe ‚ 
N = ‚collina».. WDR 73 
— Pallidula 455 2 2 
N i en Eu nalkeee HE „73 
—  nitens . . . x». . 377 
Polyergyus — Pyymaecum . . . 375 
— rufescens k 384 — quadripunctata x» . » » 379 
Ponera Tetramorium 
— eontracla . 388 — altratulum. .. . 429 
— ochracea : 390° — eaespitum . . . . 4% 
— quadrinotata : 389 — KHollari . . ... 425 
Verbesserungen. 
Seite 288 Zeile 15 u.16 v. o. auszulassen: Bayern (?Herrich-Schäffer). 
„288°... 12 v.u. statt L. lies: Fabr. 
280. „ 5 v.o. auszulassen: Bayern (Herrich-Schäffer). 
n 289 -„ 7 v.o. auszulassen: Bayern (?Herrich-Schäffer). 
„ 290 -„. 21 v.o. dazuzusetzen: Schweiz. 
» 290 - „ 5 v.u. dazuzusetzen: Tirol. 
53290 . „ 3 v.u. dazuzusetzen : Oesterreich, Ungarn. 
n.294 :.. 20 v.o. statt: Tirol lies: Nassau, Oesterreich, Salzburg. 
» 291  „ 21u.22v.o. statt: Rheinpreussen, Nassau, Oesterreich, Salz- 
burg lies bloss: Tirol. 
2:24 -„ +13 v.u. auszulassen: Rheinpreussen 
1.298 .n 5 v. o. dazuzusetzen: Piemont, Kirchenstaat. 
, 292 -„- 10 v. o. auszulassen : Bayern. 
= A Pe | v. u. auszulassen: Bayern (Herrich-Schäffer). 
n. 298... v.u. statt: sordidulus lies : sordidula. 
n„ 283. „ 3 v.o. auszulassen : Bayern (?Herrich-Schäffer). 
317 . „esöl6 v.o. statt: Anmeis. lies: Ameise. 
375... 1 v.o. statt: Tapynoma lies: Tapinoma. 
m ROBR NS v.u. statt: Frivalsky lies: Friwaldsky. 
n 384 . „ W110 v.o. statt: 8 lies: ©. 
„ 426 6 vu 


. setze vor Tetramorıum: 2. dazu. 


— 


Beiträge 
zur 
Kenntniss der Verwandlung 


der 


Neuropterem 


Von 


Friedrich Brauer. 


Ascalaphus Macaronius ”) Scop. 


Ich habe der geehrten Versammlung im verflossenen Jahre Alles, was 
ich, theils aus den Werken früherer Beobachter, theils durch gütige Mitthei- 
lung meiner Freunde, theils durch eigene Erfahrung über dieses interessante 
Thier wusste, mitgetheilt. 

Ich vermochte damals nur über die Lebensweise der Larve bis zur 
dritten Häutung Aufschluss ertheilen zu können. Die fortgesetzten Beobach- 
tungen an einem über. Winter lebend erhaltenen Exemplare scheiterten „ da 
die Larve im April ohne sichtliche Ursache abstarb. Ich hatte dieselbe im 
Winter der Kälte ausgesetzt und die Erde des Zwingers mit Schnee belegt. 
Ohne sich einzugraben überdauerte sie den Winter zwischen Moos und 
Erde. Im Frühjahre schon, anfangs März, begann sie zu erwachen und 
herumzustreifen. Ein Versuch sie mit gequelischten Larven von Tenebrio 
molilor, welche ihr auf die Saugzangen gelegt wurden, zu ernähren, glückte 
und die Larve bekam einen von Nahrung stroizenden Hinterleib. Sehr er- 
staunt war ich, die Larve schon bis Mitte April am Leben erhalten, plötzlich 
eines Tages abgestorben zu sehen. Wahrscheinlich wurde dieselbe durch das 
Auflegen des Futters auf die Zangen zu sehr gestört und vielleicht an einer 
zeitigen Häutung gehindert. 


*”) Hungaricus Ramh. 


480 


Alles Nachsuchen, am Kalenderberg bei Mödling, um neue Larven zu 
zu finden, war vergeblich, und wäre es vielleicht noch für lange Zeit geblieben, 
hätte nicht die Imago selbst den Wegweiser abgegeben. Ein am 2. Juni morgens 
& Uhr gefundener, frischausgeschlüpfter Ascalaphus liess bald zwischen, durch 
Cuscuta verstrickten Zweigen von Anthillis vulneraria und Teucrium mon- 
tanum den, nahe der Erde, an diesen Pflanzen festgesponnenen Cocon auffin- 
den. Die Nymphenhaut war halb aus demselben herausragend, wie diess bei 
Myrmecoleon der Fall ist. Der Cocon selbst ist kugelförmig, schön blau- 
weiss, dabei sehr dünn gesponnen und leicht zusammendrückbar. Sein Durch- 
messer beläuft sich auf fünf Linien. In demselben liegt der Larvenbalg zu- 
sammengedrückt wie bei Myrmecoleon, so dass der Kopf auf die Bauchseite 
angedrückt ist, während das letzte Hinterleibsegment nach rückwärts auf- 
gebogen ist. Die Saugzangen sind nicht abgebrochen wie bei der Larvenhaut 
von Osmylus. Weiteres Nachsuchen setzte mich in den Besitz von zwei 
leeren und einem vollen Cocon nebst einer grossen erwachsenen Larve. 
Sämmtliche später gefundenen Cocons so wie die Larve waren zwischen den 
Zweigen von Genista pilosa. Die in dem vollen Cocon vorgefundene Nymphe 
ist im Verhältniss zur Imago klein. Der Kopf trägt die grossen, getheillen 
Netzaugen und ist im Ganzen dem der Imago ähnlich, sowohl in Form als 
Farbe, letzteres natürlich nur kurz vor dem Ausschlüpfen der Imago. Die 
Mundtheile sind von der Imago verschieden. Die Oberkiefer sind kurz und 
dick mit starker Endspilze und fünf sägeartigen Zähnen am Innenrande. Bei 
der Imago sind die Oberkiefer dreiseitig und haben am vorderen Innenrande 
einen, am hinteren zwei ungleiche Zähne und starke gebogene Endspitzen. 
Die Unterkiefer haben bei der Nymphe einen flachen, länglichen, abgerun- 
deten Lappen als Helm und ein ebenso gebildetes Kaustück. Das erste 
Tasterglied ist klein cylindrisch, das zweite dick, keulenförmig, das dritte 
ebenso aber kleiner und das vierte kurz spindelförmig. Bei der Imago sind 
der längere Helm und das kürzere Kaustück hornig, nach einwärts gebogen 
und am Innenrande dicht braun behaart. Die drei ersten Tasterglieder dünn, 
cylindrisch, das zweite am längsten, das letzte lang schwach spindelförmig, 
alle behaart. Der Endiappen der Unterlippe ist bei der Nymphe ausge- 
schnitten, bei der Imago abgestutzt, die Taster sind hier dünn mit zwei 
cylindrischen und einem spindelförmigen Gliede, dort dick und kurz bei 
sonst gleicher Bildung. Die Fühler sind nur zwei Linien lang und wie ein 
Halsband hinter den grossen Augen um den Hals und Thorax geschlungen. 
Ihr Endknopf ist zwischen Kopf und Thorax unten verborgen. Die dem Kopfe 
zugewendete Seite ist lichter, die abgewendete dunkel schwarzbraun, indem 
nur die abgewendete Seite feste Hornplatien zu besitzen scheint *), die 
getrennt von den mehr durchsichtigeren röhrenförmigen Plättchen der anderen 


*) Eine ähnliche Bildung zeigen auch die Fühler der Osmylus-Larve. 
E. Heeger durch gütige Mittheilung. 
H. Hagen Linnaea Ent. Tom. 8. 1853, S. 380. 


481 


Seite, nur mit ihnen durch eine Membran in Verbindung, bis zum Endknopf 
hinreichen; von da an erscheinen die einzelnen Glieder einfach, auch sieht 
man deutlich, dass der Endknopf aus der dem Kopfe zugewendeten Seite 
hervorgeht. Er ist rostfarben, zum Erstaunen klein, sogar schmäler als der 
übrige Fühler und endigt mit einer weissen Spitze. Der Thorax ist von dem 
der Imago nur durch seinen gedrungeneren Bau unterschieden. Die Schienen 
der Beine sind nach vor- und auswärts gebogen, sonst gleichen sie jenen 
des vollendeten Kerf. Die Flügelscheiden sind kurz, reichen bis zum dritten 
Adominalsegment (inclusive), sind an der Basis und vorderen Theile schön 
gummiguttigelb, an der Spitze und Hinterrand röthlichgrau. Man sieht den 
Verlauf der Adern als wellenförmige dunkle Linie nebst einem deutlichen 
braunen Pterorstigma. Der Hinterleib zeigt zehn Segmente, ist ungefähr 
halb’ so lang als bei der Imago und zeigt acht lichtere deutliche Stig- 
men. Von der Seite gesehen, stehen die Rückenplatten am Ende sägearlig 
ab. Das zweite bis achte Segment zeigt auf der Rückenseite in der Mitte 
des Hinterrandes zwei kleine konische durchsichtige Wärzchen. — Die 
Bauchseite ist dunkelroth mit schwarzen unregelmäsigen Längslinien , die 
Rückenseite ist schwarz. Die Haare sind an der Nymphe spärlich und 
nur am Kopfe an der Stirn und Mundtheilen etwas länger und dichter, aber 
mit dem Pelz der Imago nicht einmal annäherungsweise zu vergleichen. 
Durch diese Verschiedenheit erhält die Nymphe auf den ersten Blick ein 
etwas entfremdendes Ansehen. Länge der Nymphe sechs Linien, im Cocon 
bei starker Krümmung vom Thorax bis After 5“. 


Die gleichzeitig mit den Cocons gefundene grosse Larve deutet darauf 
hin, dass das Nymphenstadium nur kurze Dauer haben kann und wie ich 
glaube, sich auf höchstens drei Wochen beläuft, da die Thiere bis Ende Juli 
ihre Eier absetzen und bis Mitte August, oft schon früher, verschwinden. 
Merkwürdig ist, dass die Larve die ihr zum Frasse dargereichte Fliege ohne 
Scheu durch geschickte schnelle Kopfbewegung erhaschte und aussog, wäh- 
rend bekanntlich die jüngeren Larven schwer in der Gefangenschaft Nah- 
rung zu sich nehmen. 


Die neuerdings gemachten Beobachtungen bestätigen abermals die 
Stellung der Gattung Ascalaphus im Systeme, zeigen die grosse Verwandt- 
schaft von ihr mit Myrmecoleon und Annäherung an Chrysopa. Als Unter- 
schied aber von allen Hemerobinen dürfte bei allen Myrmecoleontinen (inelu- 
sive Ascalaphus) die Nymphenhaut im Cocon stecken bleiben, während bei 
ersteren die Nymphe.oft stundenlang umherkriecht und erst weit von ihrer 
Ruhestätte sich zur Imago entwickelt (Chrysopa Hemerobius, Drepanop- 
ieryz., Osmylus). 


Bd. V. Abh. 61 


482 


Erklärung der Abbildung. 


Fig. 1. Nymphe vergr. von der Seite gesehen. 
» 2. Kopi derselben von vorne gesehen mit vorgezogenem Fühler 
vergrössert. 
a) Die vom Kopf abgewendete Seite vergrössert. 
b) Die dem Kopf zugewendete „, 
c) Endknopf des Fühlers vergrössert. 
Fig. 3. Mundtheile der Nymphe vergrössert. 
a) Oberkiefer a 
b) Unterlippe sammt Taster vergrössert. 
e) Unterkiefer „, ” h 
» 4. Mundtheile der Imago mit gleicher Bezeichnung. 
. Cocon mit herausragender Nymphenhaut, natürliche Grösse. 
„ 6. Larvenbalg aus dem Cocon genommen. 


”» 


Ss 
a 


Mantispa paganaFabr. 


Ich habe bereits im Jahre 1852 *) meine Beobachtungen über das Eier- 
legen und eine Abbildung der jungen Larve veröffentlicht, bin jedoch seit 
jener Zeit nicht mehr in die glückliche Lage gekommen, Larven zu erhalten. 
Durch einen glücklichen Zufall fand ich am 23. Juni dieses Jahres am Ka- 
lenderberg bei Mödling mitten auf einer grossen Wiese den Cocon dieses 
merkwürdigen Thieres. Derselbe war in einer kleinen, einen Zoll tiefen, 
cylindrischen Grube in der Erde versteckt und zwar zwischen Gras und an- 
dern Pilanzen. Derselbe ist oval, ziemlich fest und aus grünlichweissen Fäden 
gesponnen. Sein Längsdurchmesser beträgt fünf, der Quere drei Linien. 
Aussen umgibt ihn ein mehr loses Gespinnst, ähnlich wie bei Osmylus und 
Drepanopteryr. Die Nymphe ist gross, fünf Linien lang. Der Kopf gleicht 
dem der Imago, nur sind die Mundtheile etwas verschieden. Die Oberkiefer 
sind stärker und werden von der Oberlippe nicht bedeckt, sonst tragen sie 
am Innenrande wie bei der Imago einen Zahn. Die Tasterglieder der Unter- 
kiefer und Lippe sind kürzer und dicker als beim vollendeten Thier. Die 
Fühler sind etwas kürzer als nach dem Ausschlüpfen und laufen im Bogen 
nach oben und seitswärts nach aussen von den grossen Netzaugen. Der Pro- 
thorax ist kurz, nur halb so laırg als bei der Imago. Der vordere trompeten- 
arlige Theil scheint unverändert zu bleiben und nur der hintere, schmälere 
mit zahlreichen Querfalten versehene Theil zur späteren beträchtlichen Ver- 
längerung beizutragen. Die Raubfüsse sind völlig entwickelt und zusammen- 


*”) Wiegmann's Archiv p. 1. 


483 


gelegt wie beim Ruhezustand des vollendeten Thieres, Meso- und Meta- 
thorax sind gedrungen; sonst haben sie nichts Auffallendes, ihre Beine sind 
dicker als bei der Imago. besonders das letzte Tarsenglied. Die Flügel- 
scheiden reichen, in starkgekrümmter Lage der Nymphe im Cocon, bis zum 
fünften Hinterleibsegment, sind schmal, licht grauvioleit und zeigen eine 
lichtere Costa und dunkle Längs- und Queradern mit dem Verlauf jener der 
Imago. Der Hinterleib ist wie beim vollendeten Thier, nur kürzer und dicker. 
Bauch und Rückenplatten sind schön gelb mit rothbraunen Mittel- und Seiten- 
linien, die Zwischenhaut aber mehr ocherfarbig. Die beiden letzten Seg- 
mente sind äusserst klein und zeigen kleine Grübchen als spätere Ge- 
schlechts- und Afteröffnung. Die acht Stigmen des Abdomen sind dunkel 
und leicht zu sehen. 


Zu bemerken ist noch, dass in der Nähe der Stelle, wo der Cocon 
gefunden worden, ein Ameisenhaufen war. 


Besonderes Interesse gewährte mir der Umstand, dass die Larve einen 
Cocon nach Art der Hemerobiner spinnt, indem gerade hierdurch ein deut- 
licher Beweis geliefert wird, dass die Gattung Mantispa zur Familie der 
Megalopteren, und nicht zu den Raphidiiden gehört, deren Larven nie einen 
Cocon spinnen und deren langer Prothorax schon bei der Nymphe fast 
ausgebildet ist. Leider war der im Cocon vorgefundene Larvenbalg so 
schlecht erhalten, dass er zur Untersuchung über den Saugapparat der Larve 
untauglich war. Uebrigens bestäligen die oben angeführten Puncte hinrei- 
chend, glaube ich die Richtigkeit der von Dr. Hagen in der Entomolog. 
Zeitung (1852, pag. 36: und von mir ebendaselbst (pag. 73) ausgesprochenen 
Meinung, dass Mantispa zu den Megalopteren zu stellen sei. Auch West- 
wood (Modern classif. of Insect pag. 59, V. II.) macht auf die Verwandt- 
schaft mit Hemerobius aufmerksam. 


Einen gerechten Zweifel hege ich jedoch, aus den bisher gemachten 
Beobachtungen, dass die von M. Bourgeois und Latreille bei Lyon 
gefundene Larve die einer Mantispa sei. Wenn auch der gefundene Cocon 
nicht die Lebensweise und den Aufenthalt der Larve anzeig!, o muss man 
doch zugeben, dass die Art der Verpuppung so wenig mit Raphidia iden- 
tisch ist, dass auch die Lebensweise der Larve eine andere sein muss, zudem 
ist die von mir aus Eiern erhaltene junge Larve schon so auffallend von 
Raphidia verschieden, dass Latreille gewiss mehr von ihr gesagt hätte, 
als: „gebildet wie die von Raphidia, nur beträchtlich grösser.“ (Considera- 
tions General. pag. 69.) 


JE 


494 


Erklärnng der Abbildung. 


. Nymphe von der Seite gesehen in natürlicher Lage im Cocon 


vergrössert. 


. Nymphe von unten gesehen, etwas gestreckt. 

. Prothorax der Nymphe von oben. 

. Letztes Tarsenglied von vorne gesehen. 

. Cocon in der Erde. Verticaler Durchschnitt des Erdloches. 


Nachtrag 


Flora von Iglau. 


Von 
H. W. Reichardt. 


Binleitung. 


Seit Herr Professor Pokorny in den Vereinsschriften die ihm von 
inir eingeschickten Verzeichnisse der um Iglau neu aufgefundenen Pflanzen 
publieirte, (Sitzungsberichte d. zool.-bot. Vereins Il.p. 105 und Ill. p. 187) 
hatte ich Gelegenheit eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Arten besonders 
aus der grossen noch weniger bekannten Abtheilung der Pilze zu beob- 
achten, und glaube desshalb, dass es angezeigt sein dürfte, Alles was nach 
dem Erscheinen von Herrn Prof. Pokorny’s Vegetations-Verhältnissen 
von Iglau für dieses Gebiet neu aufgefunden wurde, zusammen zu stellen, 
und als einen kleinen Nachtrag zur Flora von Iglau dem geehrten Vereine 
zur Veröffentlichung zu übergeben. 


Iglau’s Flora enthält bis jetzt 1411 Arten, von denen auf die Phane- 
rogamen 750, und auf die Cryptogamen 661 Species entfallen. 


Dr. Schlosser führt in seiner Flora Mährens bei 47 Species, wel- 
che bis jetzt noch nicht beobachtet wurden, Iglau, oder im Bereiche der 
Iglauer Flora liegende Orte als Fundorte an; ich erlaube mir ein Ver- 
zeichniss derselben am Schlusse beizufügen. 


Von den um Iglau bis jetzt beobachteten 661 Arten Cryptogamen 
entfallen auf die Pilze 333 Species. Iglau’s Pilzflora ist somit noch sehr 
weit davon entfernt, auch nur so ziemlich gründlich durchforscht zu sein, 


und ich würde es nie wagen, etwas so Unvollständiges zu veröffentlichen, 


486 


wenn ich nicht der Meinung wäre, dass jeder, wenn auch noch so geringe 
Beitrag zur Pilzflora Mährens, welches in dieser Beziehung noch beinahe 
ganz unbekannt ist, von Interesse sein dürfte. 


So viel sich aus dem bis jetzt vorhandenen Materiale schliessen lässt, 
ist Iglau’s Pilzflora eine reiche zu nennen, denn alle jene Umstände, welche 
wie Herr Prof. Pokorny in seinen Vegetations-Verhältnissen auseinander 
setzte einerseits dazu beitragen, der Phanerogamen-Flora Iglau’s jenen eigen- 


thümlichen, beinahe nordischen Character zu verleihen, begünstigen anderer- 
seits die Pilz-Vegetation. 


Die ziemlich bedeutende Erhebung über die Meeresfläche bedingt 
nämlich eine verhältnissmässig niedere Jahrestemperatur, diese wieder eine 
bedeutende Menge wässeriger Niederschläge, ferner eine schärfere Abgrän- 
zung der einzelnen Jahreszeiten, und endlich eine längere Dauer des meist 
sehr feuchten Frühlings und Herbstes. Diese Umstände, obwohl der Ent- 
wicklung der Phanerogamen-Flora ungünstig, bieten gerade den Pilzen alle 
Bedingungen zur üppigen Entfaltung in reichlichem Masse. 


Zieht man ferner noch in Betracht, dass Iglau’s Wälder meist aus 
Nadelholz bestehen, und beinahe ein Viertel des Gesammt-Areales in An- 
spruch nehmen, ferner dass dieselben bei dem Mangel von grösseren Flüssen 
von zahlreichen kleinen Waldbächen durchrieselt werden, so lässt sich 
die grosse Ueppigkeit erklären, mit welcher sich Pilze im Iglauer Floren- 
gebiete vorfinden. So überziehen z. B. die zierlichen Trichien und Arcyrien 
modernde Baumstrünke oft ganz, und färben sie roth, gelb oder braun. 
Interessant ist die Iglauer Flora desswegen, weil sich in ihr für Deutsch- 
lands Flora sehr seltene Pilze wie Geaster fornicatus Fries vorfinden, 
vorzüglich aber aus dem Grunde, weil von mir Krombhol z’sche 
Species, die bis jetzt nur in Böhmen sich vorfanden, beobachtet wurden. 
Von diesen will ich nur die Morchella bohemica Krombh. erwähnen. 


Dieser Umstand berechtigt zu dem Schlusse, dass sich im Floren-Ge- 
biete Iglau’s ganz gewiss viele der bis jetzt bloss aus Bohmen bekannten 
Krombholz’schen Arten vorfinden, und es wäre ohne Zweifel eine loh- 
nende Arbeit, die dortige Gegend in dieser Beziehung genau zu durchforschen. 


Pilze. 


1. Protomyces endogenus Ung. Auf Galium Mollugo im Iglavathale, Karls- 


walde und am Hohenstein. 


2. Uredo sitophila Ditm. Auf Gerste nicht selten. 


22. 
23. 


apiculata Strauss. Auf Blättern von Ervum hirsutum L. um 
die Schwane. 

Ficariae Alb. u. Schw. Auf Blättern von Ranunculus Ficaria 
am Heulos. 

muricella Wallr. Auf der Unterseite von Falcaria-Blättern um 
Breitenhof. 

suaveolens Pers. Ueberzieht oft die ganze Unterseite der Biätter 
yon Cirsium arvense Scop.; so schon am Exercierplatze. 

Violarum DC. Auf Blältern von Viola hirta L. im Iglavathale, 
besonders um die Gaskomühle. 

Vincetozici DC. Auf Blättern von Vincetozicum officinale Mnch. 
um Petrowitz. 

Leguminosarum Rbh. Auf vielen Leguminosen ; besonders auf 
Vieia Faba L., Lathyrus pratensis L. und Orobus vernus L. 
LiniDC. Auf den Blättern von Linum catharticum L. am Hohenstein. 

filicum Rbh. Auf Cystopteris fragilis Bernh. 

Euphorbiae Pers. Auf Euphorbia dulcis L. am Hohenstein. 

Capraearum DC. Auf Salix Capraea L. um das Poppitzer 
Jägerhaus. 

populina Jacgq. Auf Populus tremula L. an der Prager Strasse. 

potentillarum. Auf Blättern von Potentilla opaca L. um Breitenhof. 

Pyrolae Mart. Auf Pyrola uniflora L. und secunda L. in den 
Poppitzer Wäldarn 

Labiatarum DC. in den Formen a Menthae auf Mentha aquatica um 
die Steinmühle, und b Leonuri, auf Leonurus Cardiaca um Pistau. 

Alchemillae Pers. Häufig auf der Unterseite von Alchemilla- 
Blättern an trockenen Raınen. 

Campanularum P ers. Auf Blättern von Campanula Trachelium 
L. und C. rapunculoides L. um Ranzern und Popypitz. 

Rhinanthacearum DC. als b Melampyri auf Melampyrum arvense 
L. um Trebitsch ; als e Rhinanthorum auf Rhinanthus major 
Ehrh. um den Silberhof. 

miniata Pers. Auf Rosaceen besonders auf Rosa alpina L. und 
Spiraea Ulmaria L. häufig. 

Ruborum DC. Auf Rubus-Blättern am Hohenstein. 

fulva Schum. a Sonchorum. Auf Sonchus arvensis L., b Sene- 
cionum auf Senecio nemorensis L. in den Holzschlägen des 
Hohensteins. 


488 


24. Uredo Senecionum Schum. Auf Senecio viscosus L. am Hohenstein. 
25. —  Orchidis Mart. Auf Orchis sambucina L. am Hobenstein. 

26. — linearis Pers. Bedeckt die Blätter von Secale cereale oft ganz. 
27. — Rubigo vera DC. Auf den Blättera von Triticum repens L. um 


die Holzmühle. 

28. Physoderma maculare Wallr. Auf Blättern von Alisma Plantago nicht 
selten; so um Sandhöfel. 

29. Aecidium Convallariae Schum. Auf Blättern von Convallaria majalis 
L. um den Silberhof. 

30. — Compositarum Mart. in den Formen: a Prenanthis auf Lactuca 
muralis Fres. am Hohenstein, b Tussilaginis auf Tussilago 
Farfara L. in den Poppitzer Holzschlägen, und c Hieracü auf 
Crepis paludosa M ch. um die Gaskomühle. 

31. — rubellatum Rbh. a Rumicis. Häufig auf Rumez Acetosa L. 
b Polyyoni auf jungen Blättern von Polygonum Persicaria L. 
beim Eisenhammer. 

32. . — (Cichoriacearum DC. Auf Blättern von Scorzonera humilis L. 
um Pfauendorf; auf Tragopogon pratensis L. auf der Spital- 
wiese häufig. 


33. —  Nymphoides DC. Auf Nymphaeen - Blättern in den Poppitzer Teichen. 
34. — Asperifoliüi Pers. Bis jetzt nur auf Blättern von Pulmonaria 
officinalis L. am Spitzberge. 

35. — DÜUrticae Schum. Auf Blättern von Urtica urens L. um die 
Tabak-Fabrik. 

36. — Lychnidis Rabh. Auf S$tellaria nemorum L. am Heulos. 

37. — Cruciferarum Link. Auf Barbarea-Blättern am Heulos. 

38. — Parnassiae Rbh. Auf Blättern von Parnassia palustris L. um 
Pfauendorf. 

39. — KRanunculacearum DC. b Ficariae auf Ran, FicariaL. im Iglava- 


thale, ce Aquilegiae auf Aquilegia vulgaris L. am Hohenstein. 
e Clematidis auf Blättern der hin und wieder in Gärten gezo- 
genen Clematis recta L. 


40. — Falcariae DC. Auf Falcaria Rivini Host und Bupleurum fal- 
catum L. um Breitenhof. 
41. — . Euphorbiae Pers. Bedeckt oft die ganze Unterseite der Blätter 


von Euphorbia Esula L. und bewirkt ein krankhaftes Aussehen 
der Pflanze. 


42. — Leguminosarum Rabh. b Orobi verni auf Orobus vernus L. im 
Iglavathale. 

43. — elongatum Link. a Rhamni auf den Blättern von Rhamnus 
Frangula häufig, b Berberidis auf Berberis vulgaris L. im 
Karlswalde. 

44. — cornutum Pers. Auf Blättern von Sorbus Aucuparia L. am 


Hohenstein. 


\ 


489 


45. Roestelia cancellata Rebent. Gemein auf Birnbaumblättern. 

46. Peridermium pini Wallr. a corticola auf abgefallenen Zweigen von 
Pinus sylvestris um die Hammermühle. 

47. Puccinia graminis Pers. Auf Gräsern häufig; am schönsten auf Dromus 
asper Murr. am Spitzberge. 


48. — . arundinacea Hedw. fil. Auf Blättern von Phragmites communis 
Trin. im Karlswalde. 

49. — Caricis DC. Auf Carer panicea L. am Segelberge. 

50. _ — Polygonorum Schlecht. Auf Polygonum amphibium L. in den 
Poppitzer Teichen. 

51. — Sagittariae Rabh. Auf Blättern von Sagittaria sagittaefolia L. 
an Teichrändern um Kathrein. 

5%. — discoidarum Link. Auf Tanacetum vulgare L.um das Berghäusel. 

53. — Bardanae Corda. Auf Lappa minor Gärtn. um Poppitz. 

54. — Anemones Pers. Häufig auf den Blättern von Anemone nemorosaL. 

55. — Adozae DC. Auf Blättern von Adoxa moschatellina am Heulos. 


56. Dicoccum ebtusum C orda. Auffaulenden Kieferholze im Ranzerwäldchen. 

57. Sporidesmium paradozum Cord. Auf der Rinde eines abgestorbenen 
Birkenstammes am Heulos. 

58. — catrum Link. Auf der Rinde von Cornus sanguinea am Heulos. 

59. — cellulosum Klotsch. Auf abgestorbenen Zweigen von Tilia 
parvifolia Ehrh. um die Hauptwache. 

60. Phragmidium incrassatum Link. Auf Blättern von Rosa centifolia in 
Gärten. 

61. — obtusum Schm. eK. Auf Ulmus-Blättern um den Hasensprung. 

62. Erosporium Rubi Nees. Auf Rubus-Blältern am Hohenstein. 

63. Torula herbarum Link. Auf verirockneten Stengeln von Cirsium pa- 
lustre Scop. auf der Spitalwiese. 

64. — ezxpansa Pers. Auf trockenen Stengeln von Umbelliferen am 
Herrenmühlberge. 

65. Melancomium bicolor Nees. Auf abgestorbenen Zweigen von Quercus 
pedunculata Ehrh. am Schatzberge. 

66. Tubercularia vulgaris To de. Aufabgestorbenen Zweigen verschiedener 
Bäume und Sträucher gemein. Die Form b purpurata auf der 
hier bloss in Gärten gezogenen Vitis vinifera L. 


67. — confluens Pers Auf der im Mai 1853 gefällten Pfarrlinde. 

68. — granulata DC. Auf abgefallenen Aesien von Corylus Avellana L. 
am Heulos. 

69. — nigricans Bull. Auf Aesten von Aesculus Hippocastanım L. um 


den Kirchhof. 

70. Ozonium stuposum Pers, Auf faulen Breltern in dem 1852 wieder er- 
öffneten Schachte am Schatzberge. 

71. Rhizomorpha subterranea Pers. mit Ozonium, 


Bd. V. Abh. 62 


490 
72. 


73. 


Erineum belulinum Schum. Häufig auf Blältern von Betula alba L. 

am Heulos. 

— populinum Pers. Auf abgefallenen Blättern von Populus tremula 
um Altenberg. 

— alneum Pers. Auf Bläliern von Alnus glutinosa Gärtn. um die 
Jesuitenmühle. 

— Padi Dur. Auf Prunus Padus am Heulos. 

— purpurascens Gärtn. Auf Blättern von Acer campestrel. um 
die Goskomühle. 


. Phyllerium tiliaceum Pers. Auf Tilia-Blättern nicht selten. 


—  Juglandis Schl. Auf Blättern der sehr selten in Gärten gezogenen 
Juglans regia L. 
— Vitis Tr. Auf Vetis-Blättern. 


. Trichothecium roseum Lk. Auf abgefallenen Zweigen am Heulos., 
. Cladosporium epiphyllum Nees. Auf Blättern von Populus tremula L. 


am Heulos. 

— gracile Corda. Auf Blältern von Quercus pedunculata Ehrh. 
am Schatzberge. 

— bruneum Corda. Auf Blättern von Populus pyramidalıs Ro2. 
um die Schiessstälte. 


. Polythrincium Trifolit Kunze. Auf Blättern von Trifolium medium L. 


um Hohenstein. 


5. Mucor Mucedo L. Auf allen faulenden organischen Substanzen. 


—  caninus Pers. Auf Hundekoth gemein. 

— fusiger Link. Auf faulenden Pilzen, besonders Clavarien- und 
Boletus-Arten in den Poppitzer Wäldern. 

—  stercorarius L. Auf faulenden Thierleichen im Ziegelteiche. 

— flavidus Pers. Aufl Clavaria botrytis Pers auf dem Schatzberge. 


. Depacea fagicola Tr. Auf Fagus-Blättern am Hohenstein. 


— Dianthi Alb. et Schw. Auf Blättern von Saponaria officinalis 
L. um Kathrein. 


. Eciostroma Hyperici Tr. Auf Hypericum perforatum L. um die Gosko- 


mühle. 


. Leptostroma vulgare Lk. Auf vertrockneten Grashalmen um die 


Holzmühle. 
—  Liriodendri Link. Auf abgelfallenen Blättern des im Wieser 
Parke cultivirten Liriodendron Tulipifera L. 


. Excipula sphaerioides Tr. Auf Blättern von Salz Caprea L. am 


Exercierplatze. 
— Heraclei Rabh. Auf der unteren Blattfläche von Heracleum 
Sphondylium L. auf der Spitalweise. 


. Hysterium Pinastri Schrd. Auf abgefallenen Tannennadeln häufig. 


— arundinaceum Schrd. Auf vertrockneten Halmen von Phragmites 
communis Trin. am Iglavaufer um die böhmische Mühle. 


491 


99. Hysterium culmigenum Tr.e. Wallr. Auf Grashalmen um die Schwimm- 


schule. 


100. Rhylisma urticae Fr. Auf Urtica dioicaL. um die lange Wand. 


101. 
102. 


103. 
104. 


105. 
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107. 


108. 


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111. 
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116. 
117. 
118. 
119. 
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121. 


122. 
123. 


124. 


125. 


126. 


127. 


punctalum Fr. Gemein mit dem folgenden. 

acerinum Fr. Auf Blältern von Aer Pseudoplatanus L. und A. 
platanoides gemein. 

salicinum Fr. Auf Salix Caprea am Hohenstein. 

umbonatum Wahlbg. Auf Blättern von Salix Caprea um 
Poppitz. 


Polystigma fulvum DC. Auf Blättern von Prunus Padus L. am Heulos. 


rubrum DC. Auf Prunus spinosa L. im Karlswalde. 

betulinum Link. Auf abgestorbenen Blättern von Betula alba 
L. um Gossau. 

Ulmi Lk. Auf Blättern von Ulmus campestris L. um deu Hasen- 
sprung. 

Pteridis Lk. Auf Pteris agquilina L. hinter der Goskomühle. 


Sphaeria Gnomon Tode. Auf feuchtliegenden Blättern von Carpinus 


Betulus L. um Trebitsch. 

eircinans Rabh. Auf Blättern von Phragmites communis Trin. 
in den Pfauendorfer Teichen. 

acuta Hoffm. Auf abgestorbenen Stengeln von Urtica dioica 
L. um die Tabak-Fabrik. 

Armeriae Cord. Auf abgestorbenen Stielen der Statice elon- 
gata H offm. in Gärten. 

Lonicerae Sow. Auf Lonicera XÄylosteum L. in Gärlen. 
myriadea DC. Auf abgefallenen Eichenblättern im Karlswalde. 
fimbriata Pers. Auf Blättern von Carpinus Betulus L. um 
Trebitsch. 

Berberidis Pers. Auf abgesiorbenen Stämmen von Berberis 
vulgaris L. im Karlswalde. 

populina Pers. Auf Blättern von Populus pyramidalis Roz. am 
Heulos. 

cinnabarina Tode. Auf Buchenrinde am Spitzberge. 
corniculata Ehrh, Auf der Rinde von Acer am Spitzberge. 
disciformis Ho ffm. Auf abgestorbenen Aesten am Hohenstein. 
lenta Tode. Auf Pappelrinde am Heulos. 

fusca Pers. Auf Buchenrinde am Hohenstein. 


Hypozylon vulgare Lk. Gemein auf alten, faulenden Baumstämmen. 


carpophilum Lk. Auf den Früchten und Pericarpien von Fagus 
silvatica am Spitzberge. 


Perisporium vulgare Corda. Auf Blättern von Phragmites communis 


Trin. meist mit Sphaeria circinans Rabh. in den Pfauen- 
dorfer Teichen. 
exuberans Fr. Auf Stengeln von Allüum Cepa L. in Gärten. 


62% 


492 


128. Erysibe fuliginea Lk. Auf Blättern von Sanguisorba offieinalis L. auf 
der Spitalwiese. 


129. — macularis Schlecht. Auf Humuluz LupulusL. im Iglavathale. 

130. — depressa Lk. a Bardanea. Auf Lappa major Gärtn. um die 
Goskomühle. 

131. — commwnis Lk. Auf Blättern und Sensch vieler Pflanzen. Ich 


beobachtete sie auf Gramineen, Compositen. Rubiaceen , Um- 
belliferen und Ranunculaceen. 


132. — gutlata Link a Coryli. Auf Corylus-Blättern am Heulos. 

133. — bicornis Link. Auf Blättern von Acer campestre L. im Iglava- 
thale. 

134. — adunca Link, b Salicum. Auf Blättern von Saliz niygen ia 


und von S. fragilis L. um die Schwimmschule und den Eisen- 
hammer. ce Rosacearum auf Blättern von Rosa-Arten. 

135. Sclerotium inclusum Sch w. e. K. Auf Blättern von Populus pyramidata 
Roz am Heulos. 


136. — complanatum Tode. Auf Blättern von Beiula alba L. am Heulos, 
137. Tuber albidum Caesalpir. mit > 
138. — pallidum Rabh. in den Wäldern um Polna und Deutschbrod, 


von wo sie auch, obwohl seltener als T. cibarium Sibth. zu 
Markte gebracht werden. 

139. Spumaria alba DC. Erschien im Jahre 1852 nicht selten auf Wald- 
wiesen um Kathrein, wurde sonst nicht beobachtet. 

149. Arcyria fusca Fr. Auf faulen Baumstrünken in den Hohensteiner 


Wäldern. 
141. Trichia varia Pers. Auf alten Weidenstämmen um die Heulosmühle. 
142. — fallax Pers. Auf faulen Baumstrünken am Hohenstein. 
143. — rubiformis Pers. Auf alten Buchenstämmen um Poppitz. 


144. Stemonitis fusca Roth. Auf vertrockneten Stengeln von Fragaria 
vesca L. am Hohenstein. 

145. Tulostoma mammosum Fr. An Sandwegen um den neuen Waldhof selten. 

146. Lycoperdon Bovista L. Gemein auf Triften, grasigen Rainen und trockenen 
Wiesen, wo er oft die Grösse eines Kindskopfes erreicht. 

147. — caelatum Bull. An Rainen häufig. 

148. — pusillum Batsch. Auf Brachen um Poppitz. 

149. Bovista plumbea Pers. Gemein an Rainen und auf trockenen Wiesen. 

150. Geaster fornicatus Fr. Diesen seltewen und schönen Pilz fand ich in 
einem Exemplare am Hohenstein gegen Rothen-Kreuz zu. 

151; Cyathus Olla Pers. Wälder am Spitzberge. 

152. Tremella albida Huds. mit 


153. — fimbriata Pers. Auf abgefallenen Aesten am Hohenstein. 
154. Exidia glandulosa Fr. Auf der Rinde abgestorbener Zweige am Heulos. 
155. — Auricula Judae Fr. Auf modernden Sambucus-Slämmen in den 


Poppitzer Wäldern. 


493 


156. Clavaria uncialis Grev. Auf abgefallenen Zweigen in der Wald- 


157. 
158. 


159. 
160. 
161. 
162. 
163. 
164. 
165. 
166. 
167. 
168. 
169. 


170. 


schlucht der Iglava gegen Oberdorf. 

Ardenia Saw. In Wäldern am Schatzberge. 

rosesa Dalm. Zwischen Gebüschen an dem Waldbache hinter 
dem Hohenstein. 

crocea P ers. Auf faulen Baumstrünken in den Poppitzer Wäldern. 
amethystina Bull. Auf mageren Waldwiesen hinter dem Hohenstein. 


Spathulea flavida Rabh. In grossen Gruppen , besonders in feuchten 


Moospolstern im Herbste. In den Poppitzer Wäldern. 


Sparassis crispa Fr. An sandigen Waldhohlwegen in den Hohensteiner 


Wäldern. 


Peziza Jungermanniae Fr. Auf Jungermannia trichophilla L. um 


Kathrein. 

rubella Pers. Auf der Rinde abgestorbener Stämme in den 
Poppitzer Wäldern. 

carnea. Auf entrindeten Buchenstämmen am Hohenstein. 

citrina Batsch. Auf faulenden Stämmen am Spitzberge. 

fusca Pers. Auf abgefallenen Weidenzweigen am Heulos. 
coccinea Jacgq. In allen grösseren Waldungen im Frühjahre häufig. 
faseieularis Alb. Auf trockener Rinde von Populus iremula 
am Heulos. 

brunnea Alb. e Schw. Auf alten Brandstellen in den Hohen- 
steiner Wäldern. 

aurantiaOeder. In feuchten Wäldern am Grunde alter Buchen 
am Spitzberge. 


172. Helvella pezizoides Afzel. Sehr selten in den Wäldern des Spitzberges. 


177. 


178. 


179 


180. 
181. 
182. 
183. 


Monachella Fr. In Bergwäldern am Hohenstein, und am Segelberge. 
Infula Fr. Auf den Sumpfwiesen um die Poppitzer Teiche. 
esculenta Pers. In Nadelwäldern hinter dem Pradlefer Jäger- 
hause links von der Strasse. 


. Morchella conica Pers. a genuina. Auf alten Garten- und Hofmauern. 


b ceracea kommt auf trockenen Hutweiden unter Wachholder, 
Erlen und Haselnusssträuchern vor. 

esculenta Pers. Kommt auf sandigem Boden in Nadel- und 
Laubwäldern häufig vor. Sie ist einer der beliebtesten Schwämme, 
und wird sehr häufig auf den Markt gebracht. 

bohemica Krombh. Diesen seltenen, bisher nur in Böhmen 
gefundenen Pilz traf ich am Spitzberge unter Gebüschen von 
Corylus Avellana L. im Jahre 1853 nicht selten an. 


. Thelephora calcea Pers. Auf alten Weiden um die lange Wand. 


_— 


rugosa mib 

nigrescens Schrad. Auf Buchenästen am Hohenstein. 
frustulata Pers. Auf faulen Buchenstämmen mit den vorigen. 
terrestris Ehrh. Auf sandigen Wegen in Kieferwaldungen häufig. 


494 


184. 
185. 
186. 
187. 


188. 
189. 


190. 


191. 


192. 
193. 
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195. 
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197. 


198. 
199. 


200. 
201. 


202. 
203. 


204. 
203. 


206. 
207. 
208. 
209. 
210. 
211. 
212. 


213. 


Craterellus cornucopioides Pers. mit 
— lutescens Fr. In Wäldern auf feuchten Moosplätzen häufig. 
Hydnum niceum Pers. mit 
—  diaphanum Schr. Auf faulenden Baumstrünken in den Wäldern 
längs der Waldschlucht der Iglava bei Oberdorf. 
— ochraceum Pers. Auf alten Nadelholzstämmen um Weissenstein. 
— gelatinosum Scop. Auf faulen Baumstämmen in den Puklitzer 
Wäldern. 
-— coralloides Scop. Am Grunde alter Buchenstämme in den Pop- 
pitzer Wäldern. 
—  Auriscalpium L. Unter Moos auf alten Tannenzapfen häufig. Um 
die Steinmühle am Schatzberge. 
— melaleucum Tr. selten in den Weissensteiner Nadelwäldern. 
— zonatum. In den Buchenwäldern des Hohensteins. 
— auranliacum Alb. eSchw. In Nadelwäldern nicht selten. Am 
Schatzberge. 
— rufescens Pers. In den Nadelhölzern des Karlswaldes. 
— foetidum Secr. Selten unter dem sehr häufigen H. imbri- 
catum L. 

Merulius lacrymans Schum. Än abgestorbenen Bäumen, faulenden 
Brettern u. s. w. gemein ; nicht minder häufig in feuchten 
Wohnungen, wo er oft die Unterseite der Dielen ganz überzieht, 
und dadurch der Gesundheit sehr schädlich wird. 

—  serpens Tode. Auf faulendem Nadelholze im Karlswalde. 

Polyporus vulgaris Fr. Auf gefällien Nadelholzstämmen in den Pop- 
pitzer Wäldern. 

— salicinus Fr. Auf alten Weidenstämmen gemein. 

—  versicolor Fr. Auf faulenden Buchenstämmen in den Poppitzer 
Wäldern. 

— applanatus W allr. An Obstbäumen in Gärten nicht selten. 

— betulinus Fr. Auf abgestorbenen Birkenstämmen im Birken- 
wäldchen bei Gossau. 

— adustus Fr. Auf alten Baunistämmen im Karlswalde. 

—  destructor Fr. In feuchten Wohnungen häufig, aber nicht so 
zerstörend, wie Merulius lacrymans Schum. 

— Jueidus Fr. An alten Buchenstämmen um Kumarovic. 

— elegans Fr. Selten an alten Baumslämmen um den Silberhof. 

—  perennis Fr. Häufig in trockenen Nadelwäldern um Weissenstein. 

Boletus rufus Pers. In den Poppitzer Wäldern. 

— aeneus Bull. Selten unter B. edulis. 

— lupinus Fr. Auf Waldwiesen am Hohenstein. 

— Satanas Lenz. In grossen Laubwäldern selten. So am Hohen- 
stein um Poppitz. 

— pachypus Fr. In den Kathreiner Nadelwäldern. 


214. Boletus badius Fr. In den Wäldern des Spitzberges. 

215 — granulatus L. Unter B. luteus L. besonders in feuchlen Jahren. 

216. — elegans Schum. In Nadelwäldern um Pfauendorf. 

217. Lenzites sepiaria Fr. An alten Geländern häufig; schon am Heulos. 

218.: — betulina Fr. An alten Baumstämmen gemein. 

219. Cantharellus muscorum Fr. Am Grunde alter Bäume zwischen Moos 
am Spilzberge. 

220. — lutescens Rabenh. An sumpfigen Waldrändern bei Weissenstein. 

221. — aurantiacus Fr. Häufig auf feuchten Waldwiesen. 

222. Nyclalis asterophora Fr. Auf verflaulter Russula in den Poppitzer 
Wäldern. 

223. Russula lutea Huds. Einzeln in den schattigen Wäldern um Pfauendorf. 

224. — integra L. Nicht häufig in den Laub- und Nadelwäldern des 
Hohensteins und Schatzberges. 

225. — fragilis Pers. In den Weissensteiner Wäldern vereinzelt. 

226. — zerampelina Schaeff. Nicht häufig in den Poppitzer Wäldern. 

227. — rubra DC. In Laub- und Nadelwäldern allgemein verbreitet. 

228. Russula vesca Fr. Mit der vorigen. 

229. Gomphidius glutinosus Fr. In trockenen Nadelwäldern um Weissenstein. 
230. Rhimovis pannoidesRabenh. Auf faulenden Nadelholzstämmen gemein. 
Agaricus L. 

231. a Coprinus Lk. ephemerus Bull. Häufig auf Mistbeeten. 

232. — congregatu Saw. Am Grunde alter Stämme in kleinen Rasen. 

233. — fimetarius L. Gemein auf alten modernden Baumstrünken. 

234. —- ajtramentarius Bull. Häufig an Zäunen, besonders um Dörfer. 

235. b PratellaP ers. disseminatus. Analten, hohlen Stämmen am Hohenstein. 

236. — gracilis Pers. Unter Gebüschen auf den Poppitzer Waldwiesen. 

237. — tiubans Bull. Auf Kuhmist in Wäldern gemein. 

238. — fagicola Lasch. In kleinen Rasen am Grunde alter Buchstämme 
am Spitzberge. 

239. — obtusatus Pers. Am Grunde alter Eichenstämme um Pfauendorf. 

240. — callosus Fr. Gemein auf Hutweiden. 

241. — spadiceus Schäff. Nicht selten an lichten Waldstellen am 
Schatzberge, um Weissenstein. 

242. — semiglobatus Batsch. Häufig an grasigen Abhängen. 

243. — aeruginosus Curt. Selten in den Wäldern des Hohensteins. 

244. -—- echinatus Roth. Auf Lohbeeten in Gärten. 

245. — silvaticus Schäff. In Nadelwäldern häufig. 

246. — campestris L. Im Frühjahre an Rainen, auf Brachen und Wiesen 

fi gemein. Wird als Champignon genossen. 

247. c Derminus Fr. paludosus Fr. Zwischen Sphagnen im Kalischier 
Torfmoore. 

248. — Bryorum Lasch. Selten auf moosigen Waldwiesen um Poppilz. 

249. — Hypnorum Lasch. Häufig zwischen Hypnen in Nadelwäldern, 


495 


496 


. ce Derminus carpophilus Fr. Sehr selten auf abgefallenen Pericarpien 


Fagus am Spitzberge. 
— rimosus Bull. In den Hohensteiner Wäldern. 
— lacerus Fr. Häufig in trockenen Nadelwäldern. 
d Cortinarius Fr. umbrinus Pers. Häufig in trockenen Nadelwäldern. 
— purpureus Bull. In den Laubwäldern des Hohensteins. 
— sanguineus Wulf. In Laubwäldern am Spitzberge. 
— eumorphus Pers. mit dem vorigen. 


. e Hyporhodius Fr. salicinus Pers. Um die Heulosmühle auf alten 


Weidenstämmen. 


. f Leucosporus Fr. Campanella Batsch. Am Grunde alter Kiefern um 


die Hammermühle. 

— muscorum Hoffm. Zwischen Moosen in den Wäldern des 
Spitzberges. 

— vulgaris Pers. Gemein in Wäldern. 

— epiphyllus Pers. Häufig auf modernden Blättern. 

— BRotula Scop. mit 

— Vaillantii Fr. In den Wäldern des Spitzberges auf kleinen, ab- 
gestorbenen Zweigen. 

— foetidus Fr. Häufig auf abgefallenen Aesten. 

— ramealis Bull. Mit dem vorigen am Schatzberge. 

— murinus Batsch. Auf schattigen Stellen der Waldwiesen häufig. 

— oreades Bolt. Truppweise in den Poppitzer Wäldern. 

— urens Bull. In den Pfauendorfer Wäldern. 

— confluens Pers. Gemein in Wäldern. 

— longipes Bull. An lichten Stellen der Hohensteiner Wälder. 

—  metachrous Fr. Allgemein in den Nadelwäldern des Iglavathales 
verbreitet. 

— phyllophilus Pers. Zwischen modernden Blättern am Spitzberge. 

— fumosus Pers. Häufig auf feuchten Waldwiesen. 

— subduleis Bull. In Nadelwäldern häufig.” 

— quietus Fr. In Laubwäldern häufig. 

— deliciosus L. Auftrockenen Hutweiden besonders unter Juniperus- 
Gesträuchen gemein. 

— umbrinus Pers. In den Weissensteiner Nadelwäldern. 

— wvidus Fr. In feuchten Laubwäldern des Spitzberges. 

— torminosus Schäff. Auf Grasplätzen, an Rainen gemein, wird 
als Gift-Reizker vom Volke gekannt. 

— brevipes Bull. Gemein in Holzschlägen. 

— graveolens Pers. Auf Wiesen im ersten Frühlinge gemein. 

— galbanus Lasch. Selten in den Weissensteiner Wäldern. 

— saponaceus Fr. Nach starkem Regen in Wäldern gemein. 

— Jluridus Schäff. Mit dem Vorigen, doch seltener. 


286. 
287. 
288. 
289. 
290. 
291. 
292. 
293. 


294. 


295. 
296. 


297. 
298. 
299. 
300. 
391. 
302. 
303. 


304. 


305. 
306. 


307. 
308. 


4973 


f Leucosporus Fr. leucozanthus Pers. Anlichten Stellen der Poppitzer 

und Hohensteiner Wälder. 

— prasinus Schäff. In den Wäldern des Hohensteins häufig. 

— puniceus Fr. mit 

— miniatus Fr. Auf Waldwiesen häufig. Beide werden kleiner 
Fliegenschwamm genannt. 

— ovinws Bull. Auf Hutweiden gemein. 

— pratensis Pers. Auf Wiesen allgemein verbreitet. 

— colubrinus Krombh. Unter denihm sehr ähnlichen Ag. procerus 
Scop. auf sonnigen Waldwiesen um Weissenstein. 

— vaginatus Bull. Auf wüsten Plätzen, Schutt, gemein; nie in 
Wäldern. 

— pantherinus DC. In den Laubwäldern des Spitzberges nicht selten. 


Flechten. 


Isidium corallinum Ach. Häufig auf den Felsen des Iglavathales. 
Pulveraria chlorina Ach. Auf den Gneissfelsen des Iglavathales häufig 
und aus dem Thallus der Biatora lucida entstehend. 
Verrucaria nitida Schrd. Auf Buchenstämmen in den Poppitzer 
Wäldern. 
Collema rupestre Rabh. Auf bemoosten Felsen am Spitzberge. 
Peltigera polydactyla Flik. In Wäldern zwischen Moosen nicht selten. 
— aphthosa W illd. In Waldhohlwegen der Weissensteiner Wälder. 
— malacea Ach. Selten an schattigen Stellen der Goskomühler 
Felsen. 
Cladonia digitata Hoffm. An lichten Stellen der Hohensteiuer und 
Schaizberger Wälder. 
— deformis Hoffm. In den Formen: a pulvinata und e probosci- 
dea in den Wäldern am Hohenstein. 
— bellidiflora Fr. Auf den Felsen des Iglavathales mit Cl. cocei- 
fera L. doch viel seltener. 
Stereocaulon condensatum Hoffm. Selten auf den Herrenmühlfelsen. 
Ceiraria glauca Ach. Au alten Buchenstämmen in den Wäldern des 
Spitzberges. 
Evernia prunastriFr. und furfuracea Ach. die so selten fructificiren, 
fand ich im Jahre 1852 in den Poppitzer Wäldern mit Apothecien. 


Algen. 


Nostoce commune Vauch. Auf Lehmboden gemein. 
Anabaina flos agquae Ktzg. Ueberzieht als ein zartes Häutchen ste- 
hende Gewässer. Schön in den Pfauendorfer Tümpeln. 


Bd. V, Abh. 63 


wo 
05] 
[0.0] 


329. 


330. 


. Leptothrix muralis Kizg. Gemein auf feuchten Mauern. 
. Limnochlide flos aquae Kizg. In Teichen hinter Giesshübel an Con- 


ferven. 


. Chaetophora tuberculosa Hook. In Teichen um Giesshübel. 


— endiviaefolia Ag. In den Pfauendorfer Tümpeln. 


. Draparnaldia glomerata Ag. Selten in dem Waldbache hinter dem 


Hohenstein. 


. Oedogonium fugacissimum Rabenh. Im April in den Poppitzer Röh- 


renteichen häufig. 
— tumidulum Lk. Im Frühjahre in den Lachen des Sandhöfler 
Steinbruches. 


. Conferva rivularis L. Im Bache vor dem Eisenhammer nicht selten. 


— bombyeina Ag. In den Lachen des Sandhöfler Steinbruches. 
— fontinalis L. Im Bassin am Ursprunge der Iglava. 

— fracta Diliw., In stehenden Gewässern gemein. 

— crispata Roth. Im Ziegelteiche. 


. Spirogyra nitida Link. In Pfützen gemein 


DLaubmoose. 


. Physcomitrium pyriforme Brid. An Grabenrändern auf aufgeworfener 


Erde um die Röhrenteiche. 


3. Orthothrichum leiocarpum Br. e. Sch. Auf Buchenstämmen in allen 


Wäldern gemein. 


. Bryum turbinatum Schwägr. Auf Sumpfwiesen um Ebersdorf. 
5. Polytrichum gracile Menz. In dem Kalischter Torfmoore. 
;. Hypnum ruscifolium Neck mit b prolizum am Solovitzer Waldbache. 


—  cordifolium Hedw. Auf Sumpfwiesen beim Pfalfenwäldchen. 


Equisetaceen. 


. Equisetum pratense Meyer. An Feldrainen und trockenen grasigen 


Abhängen um Hossau. (Zool.-bot. Verein Il. Sitzungsb. p. 165.) 


Phanerogamen. 


Holeus mollis L. In Holzschlägen am Hohenstein und beim Hasen- 
sprung. (Zool.-bot. Verein 1. Sitzungsb. p. 105.) 

Poa bulbosa L. P vivipara. Nicht selten an trockenen Abhängen; am 
grossen Heulos, am Windmühlberge bei der Schwimmschule. 
(Z.-b. V. II. Sitzb. p. 105.) 


338. 


339. 


351. 
352. 


499 


. Elymus europaeus L. Holzschläge am Hohenstein. (Z.-b. V. III. Sitzb. 


pag: 187.) 


. Brachypodium sylvaticum B. Holzschläge am Schatzberge und Hohenstein. 
. Carex paniculata L. Auf Sumpfwiesen um Pfauendorf. 


— teretiuscula @o0d. Auf Sumpfwiesen hinter Hossau. (Z.-b. V, 
II. Sitzb. p- 105.) 

— sylvatica Huds. An Waldbächen hinter dem Hohenstein, in dem 
Poppitzer Wäldern. (Z.-b. V. II. Sitzb. p. 105.) 


. Sparganium natans L. Am Mühlteiche bei Oberdubenky. (Z.-b. V. II. 


Sitzb. p. 105.) 


. Colchicum autumnale L. In wenigen Exemplaren auf der Spitalwiese; 


bloss in den Jahren 1842, 1852 und 1854. (Z.-b. V. II. Sitzb. 
pag. 105.) 

Allium vineale L. Mit der Varietät 8 descendens in Feldern um Poppitz. 
(Z.-b. V. IN. Sitzb. p. 187.) 

Corallorrhiza innata R. Br. In dunklen, schattigen Wäldern selten; 
am Hohenstein, in den Poppitzer Wäldern. (Z.-b. V. Il. Sitzb. 
pag. 105.) 


. Peristylus viridis Lindl. Sehr selten; auf den Abhängen um die 


Herrenmühle und um Hossau (Z.-b. V. III. Sitzb. p. 187.) 


. Cephalanthera ensifolia Rich. Selten in den Hohensteiner Wäldern. 


(Z.-b. V. II. Sitzb. p. 105.) 


. Potamogeton rufescens Schr. Selten in stehenden und fliessenden 


Wässern, hinter Giesshübel, bei Ihlavka. (Z.-b. V. II. Sitzb. 


pag. 106.) 
— obtusifolius M. e K. In den Lachen des Sandhöfler Steinbruches. 


. Carpinus Betulus L. Bildet zwischen Pirnitz und Telisch einen kleinen 


Hain. 


. Chenopodium rubrum L. An Gräben, wüsten Plätzen, Schutthaufen, 


nicht selten; beim Johanneshügel. (Z.-b. V. U. Sitzb. p. 106.) 


. Polyenemum arvense 1. An Wegrändern um die Holymühle. 
. Amaranthus retroflexus L. In den Beeten der Pflanzsteige. (Z.-b. V. 


I. Sitzb. p. 106.) 


. Knautia silvatica Coult. Unter Gebüschen an der Iglava im Ober- 


dorfer Waldthale. 


. Eupatorium cannabinum L. Selten im Iglavathale um die Steinmühle. 
. Inula Conyza DC. An den felsigen Abhängen des Iglavathales von der 


Gaskomühle bis nach Wiese. 

Anithemis Cotula L. Auf Brachen um die Herrenmühle. 

Artemisia Absynthium L. Auf steinigen Bergabhängen um Altenberg 
und bei der Brünner Brücke. (Z.-b. V. IM. Sitzb. p. 187.) 


63% 


374. 


3. Gnaphalium luteo-album L. In zwei Exemplaren am Iglavaufer bei der 


Goskomühle. Kommt sehr häufig ausserhalb des Floren-Gebietes 
im Sande der Neuhauser und Budweiser Teiche vor. 


. Filago minima L. Sandige Wege um Holzmühl und Weissenstein. (Z.-b. 


V. IM. Sitzb. p. 197.) 
— gallica L. Sandwege um die Schwimmschule. 
Xeranthemum annuum L. In Flachsbeeten auf der Pflanzsteige. 


. Crepis foetida L. Auf sandigen Abhängen um die Schwimmschule. Sie 


wurde schon früher von Dr.Schlosser um Iglau beobachtet 
(Flora Mährens p. 224), von mir aber trotz alles Nachsuchens 
erst heuer wieder gefunden. 


. Hieracium pratense Tsch. Auf Wiesen um Holzmühl. 


— valgatum Kch. In Holzschlägen am Hohenstein. 


. Sambucus Ebulus L. An einem Feldraine bei Wolframs. (Z.-hb. V. Il. 


Sitzb. p. 106.) 


. Syringa vulgaris L. Erhält sich in Hecken um den Bechinischen Hof 


und die lange Wand schon über zwanzig Jahre verwildert, und 
ist somit als eingebürgert zu betrachten. 


‚ Vinca minor L. Sehr selten. Am Grunde eines alten Buchenstammes am 


Schatzberge. 


. Nepeta Cataria L. Wirklich wild auf dem Schutte der wüsten Plätze 


vor dem Pirnitzer Thore. 


. Leonurus Cardiaca L. Auf wüsten Plätzen um Pistau und Poppilz. 


(Z.-b. V. IM. Sitzb. p. 187.) 


. Galeopsis bifida Böningh. Auf Brachen um Sandhöfel. 
;. Anchusa officinalis L. Als Unkraut in Kartoffelfeldern um den Silberhof. 
. Symphytum tuberosum L. An den bewaldeten Abhängen des Iglava- 


thales hinter der Goskomühle, und in Holzschlägen hinter dem 
Hohenstein. (Z -b. V. Ill. Sitzb. p. 187.) 


. Asperugo procumbens L. Auf Schutt bei der Heulosmühle. (Z.-b. V. 


II. Sitzb. p. 187. 


. Verbascum collinum Schr. In einem Exemplare an einer Stelle um die 


Militär-Schwimmschule, wo Verbascum Thapsus L. und nigrum 
L. gesellschaftlich vorkommen , somit die Möglichkeit einer 
Bastardbildung geboten wird. 

—  orientale M. B. An sonnigen Abhängen um die lange Wand, 
unter Gebüschen am kleinen Heulos. 


1. Linaria minor Desf. Auf Brachen um den neuen Waldhof. 
3, Antirrhinum Orontium L. Auf Brachen um Fussdorf. 
73. Melampyrum arvense L. Unter der Saal um Trebitsch und Frauenthal. 


Ist hier selten. (Z.-b. V. II. Sitzb. p. 187.) 
Primuta elatior Jacgq. Unter Gebüschen um Hungerleithen. (Z.-b. V 
III. Sitzb. p. 187. 


395. 
396. 


501 


5. Lysimachia nemorum L. In den Wäldern des Hohensteins. (Z.-b. V. 


II. Sitzb. p. 106.) 


. Anagallis coerulea L. Auf Brachen um Handlhof. (Z.-b. V. IH. Sitzb. 


pag. 187.) 


. Vaceinium uliginosum L. In Torfmooren um Ober-Dubenky. (Z.-b. V. 


II. Sitzb. p. 106. 


. Pimpinella magna L. An Rainen um Wetterhof. 
. Bupleurum falcatum L. Im Iglavathale hinter dem Breitenhöfer Jäger- 


hause. (Z.-b. V. II. Sitzb. p. 106.) 


. Imperatoria Ostrutium L. Mehrere Exemplare mit Wurzelblätter, aber 


nur ein einziges in Blütlhe am Spitzberge. (Z.-b. V. Ill. Sitzb. 
pag. 188.) 


. Orlaya grandiflora Ho ffm. In Wäldern hinter dem Hohenstein. 


(Z.-b. V. II. Sitzb. p. 106.) 


. Caucalis daucoides L. Selten auf wüsten Plätzen um die lange Wand. 


(Z.-b. V. II. Sitzb. p. 188.) 


. Cornus mas L. Um Wolframs in Hecken. 
. Sedum Fabaria Koch. Sehr selten an Rainen um Peterkau. (Z.-b. V. 


111. Sitzb. p. 188.) 
— hezxangulare L. Mit S. acre doch seltener. (Z.-b. V. II. Sitzb. 
pag. 106.) 


. Sempervivum tectorum L. Auf alten Mauern, wie am Heulos, am Jo- 


hanneshügel ; massenhaft jedoch auf den mit Torfziegeln ge- 
deckten Firsten der Bauernhäuser in Ihlavka und Oberdubenky. 
(Z.-b. V. II. Sitzb. p. 106.) 


. Nasturtium anceps Rehb. Mit N. sölvestre R. Br. am Iglavaufer vor 


der Herrenmühle. 


. Sisymbrium Columnae L. In Leinäckern um die Holzmühle. 


— Alliaria Scop. Unter Gebüschen bei der Goskomühle. (Z.-b. V. 
Il. Sitzb. p. 188.) 


. Camelina dentata Pers. In Leinäckern. (Z.-b. V. Il. Sitzb. p. 106.) 
. Lepidium campestre R. Br. Auf Brachen um die Goskomühle (Z.-b. V- 


II. Sitzb. p. 188.) 


. Nymphaeae semiaperta Klingsgr. (N. neglecta Hsl.) In einem 


Teiche zwischen Pfauendorf und dem Schatzberge (Z.-b. V. 
III. Sitzb. p. 188.) 


. Montia mınor Gmel. An Pfützenrändern am Segelberge. 
. Spergula pentandra L. Sehr selten in Feldern am Fusssteige nach 


Poppitz. 

Malvu silvestris L. In Gemüsegärten um Hokmühl. 

Rhamnus cathartica L. An den buschigen Abhängen des Iglavathales 
vor der Goskomühle. 


397. Euphorbia platyphyllos L. Selten in Gemüsegärten um Stecken (Z.-h. 
V. IM. Sitzb. p. 188.) 

398. Geranium palustre L. Auf Sumpfwiesen bei der Jesuitenmühle. (Z.-b. 
V. U. Sitzb. p. 106.) 

399. Circaea intermedia Ehr. Im Waldthale der Iglava vor Oberdorf. 

400. Peplis Portula L. An Gräben zwischen Wald und Wetterhof. (Z.-b. V. 
II. Sitzb. p. 106.) 

401. Crataegus monogyna Jacg. Selten in den Hecken des Iglavathales. 

402. Fragaria collina Ehrh. An Rainen um Ranzern gegen das Pfaffen- 
wäldchen hin selten. (Z.-b. V. III. Sitzb. p. 188.) 

403. Prunus insititia L. An Rainen um Gossau. 

404. Genista pilosa L. In den Wäldern des Hohensteins. (Z.-b. V. Il. 
Sitzb. p. 106.) 

405. — germanica L. In den Wäldern des Spitzberges. 

405. Medicago minima L. In den Beeten auf der Pflanzsteige. 

407. Trifolium alpestre L. An grasigen Abhängen im Iglavathale um die 
Herren- und Goskomühle. (Z.-b. V. IH. Sitzb. p. 188.) 

408. Vicia villosa Roth. Auf Aeckern um den Silberhof. 


Schliesslich füge ich noch ein Verzeichniss von Pflanzen bei, welche 
Herr Dr. Schlosser in seiner Flora Mährens als im Bezirke des Iglauer 
Floren-Gebietes vorkommend anführt, die aber trotz sorgfältiger Nachfor- 
schungen bisher noch von Niemanden beobachtet wurden. 

Jene Arten, welche die Herren Pohl, Presl und Duschek in den 
ebenfalls theilweise zur Flora Iglau’s gehörigen Taborer-, Czaslauer- und 
Budweiser Kreisen als daselbst vorkommend angeben, die aber bis jetzt 
noch nicht aufgefunden wurden, sind in Herrn Pr. A. Pokorny’s Vege- 
tations-Verhältnissen von Iglau, p. 151, aufgeführt. 


Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf Dr. Schlosser’s 
„Flora von Mähren“ 


1. Thalictrum galioides Nestl. In Bergrissen um Saar p. 48. 

2. Ceratocephalus falcatus Pers. Auf Felsen jenseits der Iglava bei Tre- 
bitsch p. 54. 

3. Conringia orientatis Pers. Auf Aeckern um Schölletau und Stannern. 


pag. 67. 

4. Arabis Gerardi Bess. Auf einer felsigen Anhöhe um Bochdalov 
pag: 73. 

5. — auriculata L. Auf trockenen und steinigen Hügeln um Saar 


pag. 74. 


22, 


27. 


503 


, Alyssum alpestre. Auf Felsen bei Trebitsch und Schölletau p. 76. 
. Drosera intermedia Hayne mit 


— longifolia L. Auf Moorbrüchen bei Teltsch p. 82. 


. Polygala uliginosa Rehb. Um Teltsch p. 86. 
. Alsine tenuifolia W ahlbg. mit 


— viscosa Schr. Auf unfruchtbaren Aeckern bei Trebitsch p: 97. 


. Rosa austriaca Jacg. mit 


— gallica L. Auf trockenen Bergtriften um Bochdalov und Saar. an 
der böhmischen Grenze p. 141 


. Potentilla Neumanniana Rchb. Auf sonnigen Hügeln bei Trebitsch 


pag- 149. 


. Seleranthus collinus H o rn. Auf Felsen bei Trebitsch und Saar 


pag. 162. 


. Sedum albellum Bess. Auf einem schroffen Felsen in den Waldungen 


bei Saar schon auf böhmischer Seite p. 163. 


. Astrantia pallida Presl mit 
...— major M. An feuchten Stellen in den Bergwäldern um Heraletz 


pag. 174. 


. Asperula montana Kit. Auf den Felsen der Igla bei Trebitsch p. 189. 
. Achillea lanata Spr. Auf trockenen Hügeln, Felsen um Trebitsch 


pag. 218. 


. Veronica praecox All. Auf den Felsen bei Trebitsch nicht selten, aber 


leicht zu übersehen p. 259. 
Pedicularis Sceptrum carolinum L. (p. 263) mit 


. Pinguicula flavescens Fl. Auf Moorboden um Telisch p. 267. 
. Salvia glutinosa L. In waldigen Gebirgsgegenden an Hecken im Iglauer 


Kreise pag. 273. 
— auslriaca L. Auf grasigen Hügeln und Feldrainen um Trebitsch 
pag. 273. 


. Teucrium Botrys. Auf Sandhügeln bei Trebitsch p. 281. 


Naumburgia thyrsiflora Rchb. p. 287 mit 


. Primula farinosa L. p. 288 und 
. Empetrum nigrum L. Auf Torfwiesen um Teltsch. 


Ulmus glabra Mill. mit 
-— montana Sm. In Gebirgswäldern des Iglauer Kreises p. 313. 


. Saliz mollissima Ehrh. An den Iglavaufern oberhalb Trebitsch ziem- 


lich häufig p. 318. 


. Scheuchzeria palustris L. um Teltsch p. 326. 
. Satyrium hircinum L. Auf Waldhöhen um Saar p. 337. 
. Ophrys aranifera L. Auf einer feuchten Bergwiese am Wege von Tre- 


bitsch nach Budwitz p. 338. 


. Cypripedium Calceolus L. In schattigen Waldungen um Trebitsch, Saar 


pag. 338, 


504 


37. 


38. 
39. 
40, 
41. 
42. 
43. 


Epipactis palustris Sw. p. 339 mit 
Tofieldia palustris Whlbg. Auf Torfwiesen um Teltsch p. 354. 
Schoenus nigricans L. mit 
— ferrugineus L., ferner 
Rhynchospora alba Whlbg, und 
— fusca R. e Sch. Auf Sümpfen um Teltsch p. 363. 
Carex clandestina Good. Auf den Felsen an der Igla bei Trebitsch 
pag. 365. 
— distans L. Auf feuchten Wiesen um Teltsch p. 369. 
— diovulsa Go od. Um Trebitsch p. 372. 


. Hierochloa australis Ro m. In Wäldern um Saar p. 383. 
. Avena praecoz P. B. Auf den Felsen jenseits der Igla bei Trebitsch im 


Steingerölle p. 389. 


Beiträge 


zur 


Grotten-Fauna Krains. 


Von 


Ludwig Miller. 


Herr F. Schmidt in Laibach, der der entomologischen Welt durch 
seine Entdeckungen rühmlichst bekannte Forscher, hat mir einige Thiere 
aus den Krainer Grotten mitgetheilt, welche Gegenstand der nachstehenden 
Erläuterung bilden. Zur nähern Beleuchtung der Adelops-Arten erscheint 
es mir nicht unwichtig, die Diagnosen der schon bekannten Arten zu 
wiederholen. 


Wie bereits erwähnt (Verhandl. des zool.-botan. Vereins in Wien, 
Band I., Seite 131.), ist der Name Adelops Tellkampf dem Schiödte’- 
schen Bathyscia vorzuziehen, 


Ueber die Gattung Adelops Tellk. 


* Antennarum clavae articuli elongati: 

Ad. Milleri: elongatus, ferrugineus, pilis luteolis obtectus , antennis 
longissimis, fere longitudine corporis, elytris fortiter trans- 
versim rugosis. 

Long.: 1\%4’”. 
F. Schmidt, Verhandlungen des zool.-botan. Vereins in Wien. 
Diese Art ist durch ihre längliche, fast gleichbreite Gestalt, die Länge 
der Fühler und die grob runzeligen Flügeldecken sehr verschieden. 
Aus der Passica-Grotte und aus jener im Mokritz-Berge. 


Bd. V. Abh. 64 


506 


Ad. Hhevenhülleri: breviter ovatus, convezus, ferrugineus, fulvo 
pubescens, elytris subtilissime transversim strigosis. 
Long, 1 Ya, 
Miller, Verhandl des zool.-botan. Vereins in Wien, Bd. I., S. 131. 


Rostroth, gelb behaart. Die Fühler länger als Kopf und Halsschild, 
die Keule deutlich abgesetzt, das achte Glied. wie bei allen Arten dieser 
Gattung, kleiner als die übrigen der Keule. Kopf und Halsschild undeutlich 
weitläufig punctirt ; letzteres um die Hälfte kürzer als an der Basis breit, 
gegen die Spitze verschmälert, die Seiten schwach gerundet, der Hinter- 
rand in weitem Bogen ausgerandet, die Hinterwinkel recht oder etwas spitz. 
Die Flügeldecken gewölbt, sehr fein und dicht quer nadelrissig und 
punctirt, gerundet, die Spitzen stumpf zugerundet. 


Von Seiner Durchlaucht dem Herrn Fürsten von Khevenhüller in 
in der Adelsberger Grotte entdeckt. Von Herrn F. Schmidt und Freyer 
wurde diese Art in grösserer Anzahl aufgefunden, und zwar in der Grolte 
bei Gabrovica in Innerkrain und in der Grotte bei Fernede unweit Sesana. 


Als ich die Beschreibung dieser Art entwarf, hatte ich nur ein ein- 
zelnes Stück vor mir ; eine Anzahl von Exemplaren „ welche mir Herr F. 
Schmidt mittheilte, haben mich belehrt, dass dieselbe mannigfachen Ab- 
änderungen unterliege ; besonders ist die Form des Halsschildes veränder- 
lich, die Hinterwinkel sind manchmal weiter ausgezogen, spitz, und der 
Seitenrand erscheint gegen dieselben geschwungen, auch ist die Behaarung 
bei manchen Exemplaren stärker. 


Ad. Freyeri: breviter ovatus, convezus, fusco-ferrugineus , pube de- 
pressa fulva dense vestitus, supra longius seriatim pilosus. 
Longs: 1. 
Adelops Freyeri F. Schmidt in litt. 


Von der Grösse des vorhergehenden ; kurz-eiförmig, flacher gewölbt. 
Die Fühler länger als Kopf und Halsschild, fein behaart, gegen die Spitze 
mit einigen längeren Haaren besetzt. Das Halsschild gegen die Spitze stark 
verschmälert, an der Basis in weitem Bogen ausgerandet, die Seilen von 
der Mitte etwas ausgebuchtet, die Hinterwinkel spitz, nach hinten ausge- 
zogen. Die Behaarung auf dem Halsschilde und den Flügeldecken ist in 
Reihen geordnet. Die Flügeldecken gewölbt, an den Seiten gerundet , die 
Spitzen schwach abgerundet. 


Diese Art ist dem Ad. Khevenhülleri ähnlich, aber an der geringen 
Wölbung und der reihenweise stehenden gröbern Behaarung_ der Oberseite 
leicht zu erkennen. 


507 


Von Herrn F. Schmidt in der Grotte Dolga jama im Sumberg, 
zwei eine halbe Stunden von Laibach entfernt, entdeckt, ferner in der 
Grotte Ihausca , dann in der Grotte Postovka in Unterkrain aufgefunden. 


Ad. globosus Mill.: breviter ovutus, converus , rufo-ferrugineus, 
tenuissime pubescens, thorace lateribus rotundato. 
Long. : a”. 


Den beiden vorhergehenden in der Gestalt ähnlich, aber viel kleiner. 
Rothbraun, sehr dicht behaart. Das Halsschild an der Basis weit ausgerandel, 
hier elwas schmäler als in der Mitte, an den Seiten schwach gerundet-er- 
weitert, gegen die Spitze verschmälert, vorn ausgerandet, die Vorderwinkel 
vorstehend, die Hinterwinkel nach hinten ausgezogen. Die Flügeldecken mit 
dem Halsschild gemeinschaftlich gewölbt, gegen die Spitze schwach ge- 
rundet-verschmälert. 


In der Grotte Ledenica bei Gr. Liplein im Juni 1854 von Heinrich 
Hauffen entdeckt. 


Ad. bDyssinus: breviter-ovatus, valde convezus, fusco-ferrugineus, 
fulvo-pubescens, articulis palporum labialium longitudine sub- 
aequalibus. 
Long. vie: Ya 


[22G 


Bathyscia byssina Schiödte, Specimen faunae subterr. pag. 10. 


Hoch gewölbt, mit der höchsten Wölbung vor der Mitte der Flügel- 
decken; sehr fein punctirt und behaart. Fühler dünn, von mehr als halber 
Körperlänge, die Keulenglieder länger als breit, das letzte länglich eiförmig. 
Das Halsschild doppelt so breit als lang, nach vorn verschmälert,, die 
Seiten stark gerundet, die Hinterecken spitz, vortretend. Die Flügeldecken 
doppelt so lang als das Halsschild, gegen die Spitze allmälig verschmälert, 
an den Seiten schwach gerundet. 


Aus der Adelsberger Grotte. 


Ad. acuminatus Mill.: habitu cuneiformi: elylra apicem versus 
valde angustata ; convezus, ferrugineus, tenuissime pubescens. 
Long.: 4”. 


Rostgelb, sehr fein behaart. Die Fühler fast von der Länge des Kopfes 
und Halsschildes, das erste Glied der Keule länger, die drei folgenden, etwas 
kürzer als breit, das letzte kurz-eiförmig. Kopf und Halsschild sehr fein 
undeutlich punctirt ; letzteres hinten weit ausgerandet, die Seiten gerundet, 
die Hinterecken spitz, vorstehend. Halsschild und Flügeldecken zusammen- 
gewölbt, mit der höchsten Wölbung an der Wurzel. Die Flügeldecken nach 
hinten stark verengt, wodurch das Thier ein keulförmiges Ansehen erhält. 


64° 


508 


Diese durch ihren Habitus ausgezeichnete Art wurde in der Grotte bei 
Treffen entdeckt. 


** Antennarum clavae articuli breves (art. 8&—-10 transversi). 


Ad. Schiödtei: ovatus, elytris apicem versus attenuatis, parum con- 
verus, ferrugineus ,„ griseo-pubescens. 
Bathyscia Schiödtei v. Kies w., Stett. Entom. Zeitung 1850. p. 223. 
— Annales de la soc. entom. de France 1851 p. 394. 


Länglich eiförmig, rostroth, gelb behaart. Die Fühler kürzer als Kopf 
und Halsschild, die Keule deutlich abgesetzt, ihre Glieder sehr kurz. Hals- 
schild doppelt so breit als lang, die Seiten gerundet, die Hinterwinkel spitz, 
weit ausgezogen. Die Flügeldecken schwach gewölbt, vorn fast von der 
Breite des Halsschildes, gegen die Spitze bedeutend verschmälert. 


In den Pyrenäen von Herrn von Kiesenwetter entdeckt. 


Ad. ovatlus: ovatus convexus, apicem versus altenuatus, ferrugineus 
thoracis lateribus rotundati angulis posticis valde productis. 
Long.: "Aa". 
Bathyscia ovata v. Kiesw. Stett. Ent. Zeitung 1850 p. 223. — An- 
nales de soc. entom. de France 1851 p. 395. 


Viel kleiner als der vorhergehende, hoch gewölbt, die Flügeldecken 
gegen die Spitze verschmälert. 


In den Pyrenäen von Herrn von Kiesenwetter entdeckt. 


Ad. montanus: ovatus, convezus, ferrugineus, articulo secundo pal- 
porum labialium brevissimo. 


Bathyscia montana Schiödte, Specimen faunae subterr. p. 11. 


Etwas kleiner als Ad. ovatus, schwächer gewölbt, die Flügeldecken 
gegen die Spitze kaum verschmälert. 


Aus der untern Grotte von Luegg. In grosser Menge wurde dieses 
Inseet auch am Schlossberg in Laibach und von Veldes in Krain unter Laub 
gefunden. 


Ad. Aubei: elongato-ovatus, lateribus subparallelis, parum convezus, 
ferrugineus, pubescens, elytris stria suturali impressis. 
Long.: 3 — A". 


509 


Bathyscia Aubei v. Kiesw. Stett. Entom. Zeitung 1850 p. 223. — 
Annales de la soc. entom. de France 1851 p. 394. 


Von länglicher , gleichbreiter, wenig gewölbter Form, und ausge- 
zeichnet durch die deutliche Sutural-Linie. 


Aus der Gegend von Toulon. 


Machaerites m. 


Ein neues Pselaphiden- Genus. 


Antennae tenues, 11-arliculatae, articulo primo longissimo, tuber- 
culo frontali insertae. 


Palpı mazillares longissimi, articulo tertio cultriformi. 


Oculi nulli. 


Tarsi unguiculo singulo. 


Im Habitus ist diese Gattung einem Bythinus nicht unähnlich, und 
Amaurops Aubei Fairm. sehr verwandt, aber durch die Bildung der 
Fühler und Maxillar-Palpen und den Mangel der Augen unter den Pse- 
laphiden ausgezeichnet. Der Kopf ist fast doppelt so lang als breit, der 
Mund vorstehend. Die Fühler sind auf einer durch eine seichte weite 
Furche durchzogenen Beule der Stirn eingefügt, dünn; das erste Glied 
sehr lang, von der Länge der fünf folgenden zusammen. Die Maxillar- 
Palpen sehr lang, das erste nnd zweite Glied grob sägeförmig gezähnt, 
das dritte messerförmig, leicht gekrümmt. Die Schenkel in der Mitte ver- 
ickt, die Füsse nur mit einer Klaue. 


M. spelaeus n.: rufo-castaneus, subtiliter fulvo-pubescens , thorace 
lateribus rotundato, transverso, palporum maszillarium arti- 
culo tertio longissimo, cultriformi, subcurvato. 

Long.: 1”. 


Glänzend-braunroth, fein und sparsam gelbbraun behaart. Der Kopf 
fast doppelt so lang als breit, ober der Einlenkung der Fühler beiderseits 
mit einem rundlichen Eindruck. Die Stelle der Augen vertreten eckig vor- 
stehende Wülste. Die Maxillar-Palpen stark, das erste und zweite Glied mit 
groben Sägezähnen besetzt, das dritte sehr lang, etwas auswärts gekrümmt, 
messerförmig, sehr dicht mit grauen abstehenden Härchen bedeckt. Die 
Fühler dünn, sämmtliche Glieder länger als breit; das erste Glied von der 
Länge der fünf folgenden zusammen, gegen die Spitze verdickt, das zweite 
etwas dünner als das erste, merklich länger als breit, die folgenden sieben 
sehr fein, von abnehmender Länge, die letztern nur wenig länger als breit, 


510 


das zehnte und eilfte verdickt, das zehnte rundlich, das letzte eiförmig, an 
der Spitze mit einem Haarbüschel. Das Halsschild eiwas kürzer als breit, 
an den Seiten stark gerundet, an der Basis und an der Spitze gerade ab- 
gestutzt, vor den Hinterecken beiderseits mit einer Grube. Flügeldecken an 
der Basis mit zwei länglıchen Eindrücken, etwas schmäler als das Hals- 
schild, wie dasselbe unpunctirt. spärlich behaart. Die Schenkel in der Mitte 
verdickt. Schienen lang, die vordern gerade, die hiniern gegen die Spitze 
schwach gekrümmt. 


Dieses Thier wurde am 10. October 1854 von Herın F. Schmidt 
in der Grolte von Struge entdeckt. 


Beitrag 


zur 


Flora von Wien. 


Von 
Siegfried Reissek. 


1. Linum perenne |]. 


Auf Wiesen im unteren Theile der Stockerauer Au, insbesondere an 
der Ueberfuhr nach Greifenstein häufig. 

Wurde bis jetzt im engeren Gebiete der Wiener Flora nicht beob- 
achtet. Im oberen Donauthale kommt es an vielen Orten vor; bei Regens- 
burg (Fürnrohr), Deggendorf, Passau (Sendtner), Linz (Duftschmid), 
im westlichen Theile der oberen Bucht des Wiener Beckens (Kerner). Im 
unteren Donauthale ist es bei Pest häufig (Sadler). Bei uns wächst es in 
Gemeinschaft mit Bromus erectus, Brizu media, Brachypodium pinnatum, 
Festuca ovina, Orchis militaris, Tragopogon orientalis, Hieracium Pilosella, 
Polygala vulgaris, Anthyllis Vulneraria, Astragalus Cicer u. a. Nach der 
Schur blüht es reichlich wieder, von Mitte Juli an. Zur Diagnose von dem 
verwandten L. austriacum gehört auch, dass es den ganzen Tag über in 
Blüthe steht, während letzteres nur Vormittags, oder höchstens in den ersten 
Nachmittagsstunden mit geöffneten Blüthen anzutreffen ist. 


2. Carduus cerispo-nulans Koch. 


(C. polyanthemos Schleich.) 


Am Ueberschwemmungsdamme der oberen Brigittenau mit seinen 
Stammältern, welche dort häufig wachsen, 1855 zu Anfang des Juli in zwei 
Exemplaren gefunden. 

Sehr üppig, nahezu mannshoch. In der Tracht mehr zu C. crispus sich 
neigend. Die ersten Köpfchen einzeln, langgestielt „ die übrigen zu zweien 
oder dreien gehäuft. 


3 Verbasceum Lychnitisphlomoides. 


Im westlichen Theile der Lobau an steinigen Ufern mit den Stamm- 
ältern. 

Entschiedene Mittelform beider. Die drei kürzeren Staubfäden durch- 
aus, die zwei längeren am Grunde weissbehaart. 


4. Achillea Plarmica |. 


Im niederen Buschwerke junger Inselböden und an den Ufern älterer 
Inseln. In der Brigittenau oberhalb der Kapelle und gegenüber der Nord- 
westspitze der Zwischenbrückenau; auf den kleinen Inseln am Freibade im 
Prater; zwischen Schönau und Fischament. 

Diese Art, deren Spontaneität im Gebiete in neuerer Zeit bezweifelt 
und deren Vorkommen Gartenflüchtlingen zugeschrieben wurde, ist zuver- 
lässig wild und ursprünglich. Im oberen Donauthale und an den Neben- 
flüssen des Stromes kommt sie vielfach vor, dieselben mitunter begleitend 
und von ihnen in die Ebenen hinabgeführt, wie diess Schnizlein und 
Frickhinger (Vegetationsverh. p. 146) an der Wörnitz beobachtet haben. 
In unseren Gegenden wandert sie ebenfalls mit den Fluten. Man findet sie 
desshalb meist in der Nähe des Flusses, wo die Rhizome vom Hochwasser 
abgesetzt wurden. Da an solchen Orten immer auch bald Weidengebüsch 
sich ansiedelt, wenn es nicht schon ursprünglich vorhanden ist, so wird 
sie von demselben bald überhöht und zuletzt erstickt. Man wird sie desshalb 
an den meisten Orten wo sie einmal gefunden wurde, nach 10-—15 Jahren 
vergeblich suchen, oder dann nur kümmerlich und steril antreffen. Ich habe 
sie vor dreizehn Jahren am Kaiserwasser in der unteren Brigittenau auf 
jungem Uferlande in der Nähe eines Waldes gesammelt, wo sie mit Angelica 
sylvestris und Senecio saracenicus gemeinschaftlich vorkam, und wo unweit 
davon Myricaria germanica den Strand bedeckte. Jetzt ist sie dort ver- 
schwunden, den Platz hat dichter Wald eingenommen, in dessen Schatten 
auch die Myricaria gezogen wurde und ausstarb. 

So wird es unzweifelhaft auch mit den übrigen bekannten Standorten 
nach einer Reihe von Jahren geschehen. Indessen wird sie sich wieder 
anderwärts ansiedeln. 

Wahrscheinlich kommt sie noch in verschiedenen anderen Localitäten 
vor, die aber, weil die Inseln so selten von Botanikern besucht werden, 
unbekannt sind. 


5. Aster salignus Willa. 


Dieser Aster ist seit lange aus der Wiener Gegend bekannt, aber 
meistentheils unter Verhältnissen gefunden worden, welche bei dem bekann- 
ten Hinausgehen seiner Gatlungsverwandten aus Gärten und Anlagen, Zweifel 
in seine Spontaneität erzeugen mussten. Nun dürfte er wohl als eine legitime 
Ari unserer Flora zu vindieiren sein. In den Auen der Donauinseln und 


513 


Hauptufer kommt er mehrfach unter einer völlig abgeschlossenen wilden 
Vegetation vor: im Prater am Heustadelwasser; bei Kaiser-Ebersdorf und 
in der Lobau. In der grössten Menge, felderweise im geschlossenen Bestande, 
hier und da von Röhricht und grauen Brombeeren durchsetzt, füllt er das 
Weidengehölz unterhalb der Ueberfuhr in der Lobau, vom Uferhause aus. 
Ebenfalls hart am Rohrsumpfe und mit Rohr gemischt, wächst er im Walde 
zwischen Ebersdorf und der Donau. Im Prater zeigt er sich in der Mischflur 
von Senecio saracenicus mit allerhand Hochstauden, auch hier fehlt das 
Rohr nicht völlig. Im Ganzen entsprechen seine hiesigen Vorkommnisse jenen 
an der oberen Donau, wo er sporadisch vorkommt, und von wo aus er 
wahrscheinlich auch zu uns herabgelangt ist, so wie jenen am Bodensee, 
wo erim Röhrichte der Sumpfwiesen von Sendtner angetroffen worden ist. 


6 Typha minima Hoppe. 


Eine seit Jahren in unserer Flora vermisste, nichts desto weniger 
ziemlich verbreitete Pflanze der Donauinseln bei Wien. Nur der Umstand, 
dass sie häufig an schwer zugänglichen und vegetalionsarmen Orten wächst, 
mag die Schuld tragen, dass sie nicht öfter gefunden wurde. Ich habe sie 
im Verlaufe des verflossenen und im heurigen Sommer an folgenden Orten 
gefunden: aufeiner kleinen, niedrig bebuschten Insel zunächst des Biber- 
haufens bei Greifenstein, in der Klosterneuburger Au, am Tamariskenhaufen, 
unteren Neuboden, Mühl- und Schierlingshaufen. Sie steht nie anders als 
am Ufer, oder in der Nähe desselben, so weit die Hochwasser reichen, im 
Buschwerke oder am Saume desselben, gewöhnlich im reinen Sande tief 
mit ihren Rhizomen sich verbreitend und wenn sie vom Buschwerke nicht 
eingeengt ist, truppweise den Platz bedeckend. Zieht sich das Wasser von 
ihrem Standorte zurück, werden Sand- und Kiesbänke vorgelagert und der 
Platz trockener, so schwindet sie, steril werdend und sich schnell ver- 
schmächtigend, sehr bald. In der Regel aber wird sie nach kürzerer oder 
längerer Zeit vom Gebüsche überwachsen, zuerst von Purpurweiden, hierauf 
von baumartigen Salicinen und Grauerlen, und schwindet dann schnell. 
Man wird sie daher nur ausnahmsweise für längere Dauer auf einem Stand- 
orte finden. In sämmtlichen Oertlichkeiten, welche ich oben angegeben habe, 
wird sie sich meines Erachtens nach nicht länger als zehn Jahre halten, in 
der Klosterneuburger Au wahrscheinlich nicht einmal so lange, indem sie 
schon jetzt Anstrengungen machen muss, ihre Kolben aus dem Weidenge- 
büsche an das Licht zu heben. Da sie an den Ufern und auf ungefestigten 
Böden wächst, so geschieht es auch häufig, dass ihr Standort vom Wasser 


zerstört wird. 


7. Hemerocallis fulva L. 


Im Auwalde zwischen Kaiser-Ebersdorf und der Donau. 
Ich habe diese Art vor etwa zehn Jahren am gedachten Orte nester- 
weise mitten im Walde zwischen wildem Augebüsche und Gestäude ange- 


Bd. V. Abh. 65 


514 


troffen. Sie hat sich seit dieser Zeit funverändert erhalten. Da die Localität 
im Ueberschwemmungsgebiete liegt, so könnte sie immerhin aus dem oberen 
Donaulaufe, wo sie im Bereiche der Nebenflüsse, so an der Isar stellen- 
weise vorkommt, herabgelangt sein, wie denn z. B. die Rhizome von Iris 
Pseudacorus so häufig angeflösst werden. Wahrscheinlich indess stammt sie 
aus einer Anlage an der Schwechat, von deren Fluten sie herabgeschwemmt 
wurde. Im Gebiete derselben, an der Tristing bei Dornau, fand sie auch 
Host verwildert. Bemerkenswerth bleibt bei Allem ihr gutes Gedeihen, 
welches ihre einstige Einbürgerung zur Folge haben könnte. 


8. Echium altissimum Jacı. 


Ein zweiter Fundort dieser seltenen, bisher nur zwischen der Schwe- 
chat und dem Mitterbache bei Rannersdorf gefundenen Art, liegt an den 
letzten Häusern von Schwechat rechts von der Strasse, welche nach 
Fischament und Bruck führt. Sie kommt hier auf Weideplätzen. unter dem 
massenhaft auftretenden Cylisus austriacus vor. Ehemals, als die umliegende 
Gegend noch unbehaut war, muss sie einer grösseren Verbreitung genossen 
und sich einerseits bis auf den Laaerberg, andererseits bis Rauhenwart und 
weiterhin ausgedehnt haben. Gegenwärtig schützt sie nur das Vorhandensein 
der Weide in ihrer Existenz, indem sıe vom Viehe unberührt bleibt und 
ihre Früchte zeitigen kann, was im Wiesenlande unter dem Einflusse der 
Schur nicht möglich wäre. An eine dauernde Ansiedlung im Ackerlande ist 
aber natürlich ebenso wenig zu denken. 


zur 


Kryptogamenilora Unter-Oesterreichs. 


Von 
Anton Roll. 


In der letzten Junisitzung unseres Vereines hat der Herr Vice-Prä- 
sident, Sectionsrath Ritter von Heufler einige Pilze, von deren Vorkom- 
men in Unter-Oesterreich er Kenntniss erhielt, und die in dem von Pro- 
fessor Pokorny und mir bearbeitetem Verzeichnisse entweder ganz feh- 
len, oder bei denen kein bestimmter Standort angegeben ist, vorgeführt. 
Diesem Beispiele folgend und von der Ueberzeugung geleitet, dass die 
Schriften unseres Vereines gewissermassen ein Repertorium bilden sollen, 
aus dem der jeweilige Stand unserer nalurhistorischen Kenntnisse über unser 
Vaterland leicht zu erkennen ist, nehme ich mir die Freiheit, Ihnen, verehrte 
Herren, heute ebenfalls ein ähnliches Verzeichniss zu übergeben, und zwar 
enthält dasselbe 84 Pilze, die ich in Unter-Oesterreich an den angegebenen 
Orten gesammelt habe, und von denen 36 in dem erwähnten Verzeichnisse 
fehlen, die übrigen 43 aber ohne Standort angegeben sind. 


Durch des Herrn Sectionsrathes von Heufler und diesen meinen 
Beitrag wurde somit die Kenntniss der kryptogamischen Flora unseres 
engeren Vaterlandes um 39 Species vermehrt und von 51 Species wurden 
sichere Standorte angegeben, so dass diese Flora nun 1257 Species, und 
darunter 580 Pilze zählt. 


65° 


516 


Schliesslich bemerke ich um allenfalsigen Reklamationen zu begegnen, 
dass ich durch die Veröffentlichung dieses Verzeichnisses keineswegs be- 
haupten will, als hätte ich diese Species wirklich zuerst und allein in 
Oesterreich gesammelt, sondern ich trage nur mein Schärflein zur Kenntniss 
dieser schönen Flora bei. Wenn daher schon früher einer meiner Vorgänger 
auf diesem Gebiete einzelne dieser Arten gesammelt, möge er sich nur selbst 
die Schuld zuschreiben, da er so lange mit der Bekanntmachung seiner 
Funde gezaudert, dass ihm ein Anderer zuvorgekommen. 


In dem Verzeichnisse sind die eingeklammerten Zahlen die auf Ra- 
benhorst’s Handbuch bezüglichen. Die mit einem Sternchen bezeichneten 
sind in meinem in Pokorny’s Vorarbeiten enthaltenen Verzeichnisse 
nicht aufgezählt. 


Verzeichniss 


einer Anzahl für die Flora Unter - Oesterreichs neuer Pilze, 


* 1. (10) Uredo Caricis Pers. In den Früchten von Carez, am 
Kahlenberge. 
2. (26) U. apiculata Strauss. An den Blättern von Oytisus Laburnum 
in der Brühl. 
3. (42) U. muricella Wallr. Auf Umbelliferen-Blättern in der Brühl. 
4. (43) U. suaveolens Pers. Häufig auf der Ober- und Unterseite der 
Blätter von Cirsium arvense um Brunn a. G. und im Marchfelde. 
5. (44) U. flosculosorum Alb. et Schw. Häufig, und zwar meist auf der 
unteren Blatifläche von Leontodon Tararacum und anderer Syn- 
genisten um Brunn a. G., in der Brühl, im Marchfelde. 
* 6. (47) U. Polygonorum DC. Auf den Blättern und Siengeln von Poly- 
gonum aviculare an Wegen um Brunn a. G. und Perchtoldsdorf. 
*= 7. (67) U. Poterii Schlecht. Auf der Unterseite der Blätter und den 
Blattstielen von Poterium Sanguisorba im Marchfelde und auf 
den Bergen in der Brühl. 
8. (70) U. EuphorbiaeP ers. Auf den Blättern und den Stengeln mehrerer 
Euphorbia-Arten im Marchlelde und in der Brühl. 
* 9. (74) U. Vitellinae DC. Auf der Unterseite von Weidenblättern im 
Marchfelde. 
10. (84) U. Potentillarum DC. Auf den Blättern von Potentilla und Agri- 
monia im Marchfelde und um Brunn a. G. 


11 


12 


13 


14 


15 
“16 


17 


20. 


517 


. (102) U. miniata Pers. Sehr häufig auf den Blättern, Kelchen und 
Stengeln mehrerer wilder Rosenarten um Brunn a. G., am 
Laaerberge. 

. (103) U. Ruborum DC. Meist mit Phragmidium inerassatum auf der 
Unterseite der Blälter von Rubus caesius im Marchlelde. 

. (104) U. Rosae DC. Ebenfalls mit Phragmidium inerassatum auf den 
Blättern von Rosen, sowohl eultivirter als wilder, im March- 
felde, um Brunn, sehr häufig und fast ailjanrlich auf der Rosen- 
rabalte im offizinellen Theil des botanischen Gartens am Renn- 
weg: ferner um Reichenau. 

(105) U. SymphytiDC. Auf den Blättern von Symphytum tuberosum im 
Marchfelde. 

. (109) U. fulva Sehum. Im Marchfelde. 

. (110) U. Senecionis Schum. Auf der Unterseite der Blätter von 
Senecio alpinus am Grünschacher. 

. (181) Aecidium Ranunculacearum DC., e) Clematidis. An den Blättern 

. und Blattstielen von Clematis Vitalba und recta am Gisshübl 
im Marchfelde, am Laaerberge. 


* 18. (199) Puccinia arundinacea Hedw. An den Blättern von Phragmites 
communis im Marchfelde, im Prater. 
“ 19. (201) P. Caricis DC. Auf Carex-Blättern im Marchfelde. 


(217) P. Betonicae DC. Auf den Blättern von Salvia verticillata sehr 
häufig um Perchtoldsdorf und Brunn a. G. 


21. (221) P. Compositarum Schlecht. Auf den Blättern von Centaurea, 


” 23, 


23. 


Cirsium und anderer Compositen-Arten im Marchfelde, um Brunn 
a.G., auf Chrysanthemum , Leucanihemum am Abhange des 
Sattels. 

(222) P. Discoidearum Link. Auf Blättern von Artemisia im 
Marchfelde. 

(230) P. Centaureae DC. An den Blättern und Stengeln von Centaurea 
Cyanus im Marchfelde. 


24. (244) P. Epilobii DC. Auf Blättern von Epilobium hirsutum um Brunn 


25. 


a. G. ziemlich häufig. 
(355) Torula fructigena Pers. Auf herabgefallenen Aepfeln in 
Reichenau. 


26. (527) Tubercularia vulgaris Tode. An abgestorbenen Baumzweigen 


im botanischen Garten zu Wien, dann in Parkanlagen im 
Marchfelde. 


27. (611) Rhizomorpha subcorticalis Pers. Unter der Rinde von Weiden, 


28 


Ulmen u. dgl. in Gloggnitz, im Marchfelde, im Prater. 


. (622) Erineum beiulinum Schum. Auf der Unterseite der Blälter von 
Betula alba im Marchfelde. 


>18 


“36, 


E37. 


. (628) E. alneum Pers. Auf der Unterseite der Blätter von Alnus 


incana und glutinosa im Marchfelde und um Reichenau. 


. (635) Phyllerium Juglandis Schleich. Auf der Unterseite der Wall- 


nuss-Blätter um Brunn a. G. und ım Marchfelde. 


. (637) Ph. quercinum Pers. Auf Eichenblättern im Marchfelde. 
. (642) Ph. Vitis Fries. Auf Weinblättern um Brunn a. G. 1355 sehr 


häufig. 
— Ph. Lauri an Species nova? Auf den Blättern von Laurus 
nobilis im Schwarzenbergischen Garten zu Wien. 


. (668) Sepedonium caseorum Link. Auf der Rinde von altem, in Wien 


käuflichem Käse. 


. (959) Rhacodium cellare Pers. Auf Weinfässern in Kellern sowohl in 


Wien als im Marchfelde. 


(1033) Cladosporium epiphyllum Nees. Auf trockenen Eichenblättern 
im botanischen Garten, am Laaerberg und im Marchfelde. 


(1247) Depazea eruenta Kunze. Auf den Blättern von Convallaria 
Polygonatum und latifolia am Laaerberge, im Marchfelde und in 
der Brühl. 


. (1411) Hysterium quercinum Pers. An abgestorbenen Eichenästen am 


Gallitzinberge. 


. (1464) Rhytisma Onobrychis DC. Auf den Blättern von Onobrychis | 


und Lathyrus im Marchfelde und bei Brunn a. 6. 


. (1502) Polystigma fulvoum DC. An den Blättern von Prunus-Arten im 


Marchfelde. 


. (1528) Sphaeria recutita Fries. Auf abgestorbenen Blättern von 


Carez im Marchfelde. 


. (1593) Sph. Bombarda Batsch. Auf den Baumstrünken im March- 


felde, in der Hütteldorfer Au, am Kahlenberge. 


3. (1675) Sph. conigena Duby. Auf Zapfenschuppen im Marchfelde. 
. (1927) Sph. deusta Hoffrı. An alten Baumstämmen um Reichenau, im 


Marchfelde, im Halterthale. 


. (1954) Hypozylon vulgare Link. An Baumstrünken im Halterthale, 


im Marchfelde. 


3. (2011) Erysibe macularis Schlecht., d) Alchemillae. Auf Alche- 


milla vulgaris im Marchfelde. 


. (2019) E. communis Link., f) Cucurbitacearum. Auf Blättern von 


Cucurbita Pepo im Marchfelde. 
m) Leguminosarum. Auf den Blättern von Trifolium und Ono- 
brychis um Brunn a. 6. 


Er 


Du 


319 


48, (2021) E. guttata Link. a? Coryli. Auf den Blättern von Corylus 
Avellana im Marchfelde. 


* 49. (2024) E. bicornis Lnk. Auf Ahornblättern an Spalieren im March- 


felde und um Brunn a. G. 

50. (2025) E. horridula W allr. a) Asperifoliarum. Auf Symphyltum-Blättern 
im Marchlelde. 

51. (2927) E. penicillata Link. a) Alni. Auf den Blättern von Alnus 
incana im Marchfelde. 


52. (2037) Sclerotium Clavus DC. a) Secalis um Brunn a.G., c) Lolii im 
Marchfelde. 

53 (2077) Scl. Semen Tode. Auf faulenden Blättern und Stengeln ver- 
schiedener Pflanzen im Marchfelde und im botanischen Garten. 


4. (2165) Trichia turbinata With. Auf faulendem Holze im Marchfelde. 

5. (2173) T. rubiformis Pers. Auf faulendem Holze im Marchfelde. 

6. (2217) Stemonitis obtusata Fries. Auf Moos und moderndem Holze 
im Marchfelde. 


6) 
5 
5 
57. (2382) Lycoperdon gemmatum Batsch. Auftrockenem sandigen Bo- 


den um Reichenau, in Schönbrunn. im Marchfelde. 
58. (2386) L. caelatum Bull. Aufl Grasplätzen am Schneeberg. 


* 39. (2367) Polysaccum Pisocarpium Fries. Auf einem sandigen Wegah- 


hang bei Warthölzel um Reichenau. 


60. (2413) Cyathus siriatus Willd. An alten Baumstrünken im March- 
felde und in der Hütteldorfer Au. 


61. (2449) Exidia ylandulosa Fr. An Baumstrünken in der Hülteldorfer 
Au und am Knappenberg bei Reichenau. 


62. (2534) Clavaria corallioides Lin. In den Wäldern am Haberberg beı 
Reichenau. 
63. (2535) Cl. palmata Pers. In Laubwäldern ım Marchfelde. 


64. (3879) Peziza aurantia Ded. An faulenden Baumstämmen im Schön- 
bruner Park. 


* 65. (2934) Thelephora calcea Pers. a) acerina auf Ahornrinde im 


Marchfelde, 
c) @llinita auf Tannenbreiern im Marchfe Ide. 

66. (2938) Th. comedens Nees. Auf Zweigästen im Halierthale. 

67. (2989) Th. hirsutaWilld. Auf verschiedenen Bäumen am Haberberg 
und Knappenberg bei Reichenau „ im Marchifelde. 

68. (3011) Th. terrestris Ehrh. Auf der Erde am Haberberge bei Rei- 
chenau. 

69. (3070). Hydnum Auriscalpium Linn. Auf unter der Erde liegenden 
Zapfen im Marchfelde. 


70. (3110) Trametes gibbosa Fr. Im Marchfelde. 


. 8113) T. suaveolens Fr. Im Marchfelde. 
- (3140) Polyporus versicolor Fr. Im Marchfelde, am Knappenberge bei 
Reichenau. 


. (8141) P. zonatus Fr. Im Marchfelde. 
. (3143) P. hirsutus Fr. In den Gahnswäldern. 


. (3271) Lenzites trabea Fries. An der Thalhofriese bei Reichenau. 


. (3274) Schizophyllum commune Fr. An alten Baumstämmen um Rei- 
chenau. 


. (8291) Cantharellus cibarius Fr. Im Marchfelde, am Haberberg bei 


Reichenau. 

(3314) Russula heterophylla Fr. Am Haberberge bei Reichenau. 

. (3335). Agaricus deliquescens Bull. Am Fusse von Bäumen an der 
Böschung des Wienufers bei der Tandelmarkt-Brücke. 

. (3338) A. congregatusSow. In Schönbrunn. 

. (3451) A. badipus Pers. Im Marchfelde. 

. (3673) A. stypticus Bull. Am Zimmerholz im Bergwerke im Knap- 
penberg bei Reichenau. 

(3765) A. Rotula Sc op. Im botanischen Garten. 

(3766) A. androsaceus L. Im Marchfelde. 


Der Jauerling. 


Eine pflanzengeografische Skizze 


von 


Dr. Anton Herner. 


Der Jauerling, der höchste (3030 W.-Fuss) über dem Meere erho- 
bene Berg der südlichen Ausläufer des böhmisch-mährischen Gebirges, bietet 
durch diese seine günstige Lage eine der grossartigsten Fernsichten über 
ganz Nieder-Oesterreich, indem man von seinem Gipfel einerseits gegen 
Süden den ganzen Zug der norischen Alpen vom oberösterreichischen Traun- 
stein bis an den Wienerwald, so wie die zwischen diesen Alpen und dem 
böhmisch-mährischen Gebirge liegende Ebene und das Donauthal, anderseits 
gegen Osten die Hainburger Berge und gegen Norden einen grossen Theil 
des Waldviertels bis gegen die böhmische Gränze überblickt. Von dem 
Hauplistocke des böhmisch-mährischen Gebirgplateaus wird er ringsum durch 
Thäler abgeschnitten, und zwar gegen Süden durch das Donauthal und gegen 
Nord-Ost und Nord-West durch die Thäler des Spitzen- und Weitenbaches, 
die nur durch eine wenig gehobene Wasserscheide, die Zaucha genannt, 
von einander getrennt werden und beide in die Donau münden. Der Jauer- 
ling besteht aus Gneiss, dem sich an einigen Stellen Hornblendeschiefer und 
kristallinischer Kalk unterordnen, nur an den Abfällen des Berges gegen die 
Thäler finden sich Felsmassen entblösst, während seine stundenweit ausge- 
dehnte Hochebene grösstentheils mit Wiesen bedeckt ist, auf denen nur am 
Gipfel, dem sogenannten Burgstocke, einige zerstreut liegende Quarzblöcke 
sich vorfinden. 

Die Abfälle gegen die Thäler sind fast durchgehends mit dichten Wäl- 
dern bedeckt, die aus Buchen, Föhren, Tannen und Fichten zusammengesetzt 
werden, an den höheren Puncten wird die Fichte vorherrschend und ebenda 
finden sıch, namentlich an der östlichen Abdachung, auch Gruppen uralter 
Ahornbäume (Äcer Pseudoplatanus), deren Vorkommen dem Berge den 
Namen gegeben zu haben scheint, indem „Jauerling“* oder „Javornık“ aus 
dem slavischen Worte „Javor—=Ahorn« herstammend so viel als Ahornberg 
bedeutet. In dem Schatten dieser Wälder finden Pyrola uniflora, secunda 
cklorantha, Cardamine trifolia und Soldanella montana , ferner Dentaria 
enneaphyllos und bulbifera ein üppiges Gedeihen, so wie sich Sarothamnus 
vulgaris, Vicia cassubica, Dianthus deltoides, Gentiana ciliata und Rubus 
sazalilis an den Waldrändern vorfinden. 

Auf dem Plateau des Berges, auf dem sich ziemlich viele Dörfer finden, 
werden selbst an den höchstgelegenen Puncten einzelne Strecken Landes 
zum Feldbaue benützt, aber der grösste Theil der Hochlläche wird von 
stundenweit sich ausdehnenden Wiesen eingenommen und diese bieten für 
den Botaniker die wichtigste Fundgrube seltener Pflanzen. Unzählige Gebü- 
sche sind über diese Wiesenllächen wie ausgesäet und werden aus Corylus 


Bd. V. Abh. j 66 


522 


Avellana, Saliz aurita, Rosa alpina und canina, Alnus viridis und Sorbus 
Aria zusammengesetzt; nur hier und da steht ein einzelner alter Fichten- 
stamm, Zeugniss gebend, dass diese Wiesen einst von ausgedehnten Wäldern 
bedeckt waren. 

Vaccinium vitis idaea, Rubus saratilis „ Pyrola rolundifolia „ Solda- 
nella montana, Corydalis cava und fabacea, Laserpitium latifolium und 
Archangelica officinalis sind die Pflanzen, welche im Schatten dieser Ge- 
büsche ihren Unterstand finden und an den Ufern der Bäche, die von den- 
selben Sträuchern umbuscht werden, mischen sich den angeführten 
Pilanzen noch Geum rivale, Lysimachia nemorum, Chaerophyllum hirsutum, 
Crepis paludosa, Cineraria rivularis und Polypodium Phegopteris bei. 

Obwohl sich eine grosse Anzahl sumpfiger Stellen vorlindet und hier 
und da sogar Sphagnumpolster sich ausbreiten. so kann man diese doch 
nirgends mit dem Namen Torf belegen und es fehlen auch hier die den Torf 
fast überall begleitenden Vaccinium uliginosum und Oxycocos, Andromeda 
polifolia u. dgl., desto mehr muss es auffallen an diesen Sumpfflächen. Eris- 
phorum alpinum uud vaginatum, arer dioica, limosa und pulicaris, Dro- 
sera rotundifolia, Viola palustris, Sedum villosum und andere Torfpllauzen 
aufzufinden. An den nich! sumpfigen Stellen hal die Wiesenflora grosse Aehn- 
lichkeit mit jener der Wiesen des Wiener-Sandsteingebirges, doch fehlen 
viele der auf letzterem so häufigen Sarifraga bulbifera, Primula acaulis, 
Gentiana verna und Orobus albus. Von den Wiesen der Ebenen sind diese 
Bergwiesen auffallend durch das Fehlen der auf ersteren so gemeinen Wie- 
senpflanzen Salvia pratensis, Dianthus Carthusianorum,. Hedysarum Ono- 
brychis, Anthyllis vulneraria, Coronilla varia und Pastinaca saliva ver- 
schieden, so wie sich auch bezüglich der einzelnen Entwickelungsstadien 
der Flora und der in diesen vorherrschenden Farben wesentliche Unter- 
schiede ergeben. Die Flora der Wiesen der Ebene zeigt drei scharf abge- 
gränzte Perioden, von denen die erste auf das Ende des Monats April und 
Anfang des Mai fallend durch Taraxacum ojficinale und vorherrschend 
gelbe Farbe charaklerisirt wird. Auf sie folgt die zweite Periode in der 
ersten Hälfte des Juni. Gräser, Leguminosen, aryophylleen und Labiaten 
sind die’zu dieser Zeit vorzüglich vertretenen Familien, Salvia pratensis 
und Trifolkum pratense die charakterisirenden Pflanzen, Blau und Roth die 
hervorstechenden Farben; in die drilte Periode endlich die auf den Juli 
fällt, werden blühende Umbellisten vorherrschend, Pastinaca sativa und 
Pimpinella Sazxifraga sind die Pflanzen, Gelb und Weiss die Farben, welche 
die Wiesentlora zu dieser Zeit bezeichnen. 

Auf den Höhen des Jauerlings ist eine solche Scheidung in Perioden 
nicht mehr so scharf ausgeprägt, es lassen sich hier nur mehr zwei Perioden 
und selbst diese ohne scharfe Gränze in einander übergehend, und weder 
die eine noch die andere durch eine hervorstechende Farbe charakterisirt, 
wahrnehmen. Die erste derselben beginnt im halben Mai mit den Blütlıen 
von Primula elatior, Anemone nemorosa, Scorzonera humilis, Soldanella 
montana und Cineraria sudetica ; etwas später entfaltet eine Fülle von Or- 
chideen und Carices ihre Blüthen. Orch's mascula und globosa, vorzüglich 
aber Orchis sambucina und deren rothblühende Varietät incarnata schmü- 
cken zu dieser Zeit die Wiesen mit ihren Blütlhen. Durchgängig sind aber 
die zu dieser Zeit in Blüthe kommenden Pflanzen ausdauernde, und immer 
zeigen sich die Individuen zu einer Art auf Gruppen zusammengedrängt, 
während die Pflanzenarten, welche in der nun folgenden Periode ihre Blü- 
then entfalten, meist ein- und zweijährige Gewächse sind, und über die 
ganze Wiesenfläche ausgestreut erscheinen. Diese zweite Periode beginnt Ende 
Juni; Pedicularis palustris, Rhinanthus major, Arnica montana, Sedum 
villosum stehen in voller Blüthe; Anfangs August schliesst auch diese Pe- 


523 


riode ab, die Wiesen bekommen ein fahles, überständiges Aussehen, und 
= phrygea, Thesium pratense und Erica vulgaris sind ihre letzten 
Wlerden. 

Die Erhebung des Berges ist noch keine so bedeutende, dass man 
erwarten könnte, an seinen Abhängen mehrere durch ihre Vegetation ver- 
schiedene Zonen zu finden, und es finden sich auch in der That nur wenige 
Pflanzen, die an demselben die obere Gränze ihres Vorkommens finden. So 
verschwinden Cornus sanguinea und Ligustrum vulgare bei einer Höhe von 
2200’. Die Kultur des Weinstockes und Pfirsichbaumes, der sich an den süd- 
lichen Abfällen gewen die Donau gepflanzt findet, reicht ihre obere Gränze 
bei 1600’. Fagus sylvatica und Quercus Robur gedeihen noch auf den höch- 
sten Puncten bei 3000’ in rüstigen Bäumen, und es ist diess um so interes- 
santer, als ich erstere in den Alpen, die doch um ein bedeutendes südlicher 
liegen, oft schon bei 3800’ verschwinden sah, und Quercus pedunculata in 
den Alpen nirgends über 2000’ aufsteigt, und auch in den benachbarten 
bayrischen Alpen (Sendtner) bei 2900’ ihre obere Gränze findet. 

Wie schon früher erwähnt, wird noch auf dem Plateau ‘des Berges 
Feldbau betrieben. Selbst nahe beim Burgstocke bei 3000’ finden sich noch 
Hafer- und Roggenfelder, bei südlicher Neigung der Bodenfläche auch 
Weizen, Gerste, Mohn, Lein, Erdäpfel werden noch nächst dem Dorfe 
Oberndorf auf einer Höhe von 2500’ eultivirt, ebenso finden sich daselbst 
um die Bauernhäuser Obstgärten mit Birnen, Aepfel und Zwetschken, obwohl 
die Früchte der ersteren wohl nur als Mostobst benützt werden. 

Die Ackerunkräuter bilden hier wie im ganzen Waldviertel eine sehr 
constante Gruppe, bestehend aus Alchemilla arvensis, Filago minima, Hyperi- 
cum humifusum, Holcus mollis, Lolium arvense, Camelina dentata etc. und 
ich hatte schon im verflossenen Jahre *) Gelegenheit, auf dieses höchst 
interessante Verhältniss aufmerksam zu machen. 

Was die klimatischen Verhältnisse dieses Berges anbelangt, so isi sehr 
zu bedauern, dass wir weder von diesem durch seine Lage gewiss höchst 
wichtigen Puncte, noch überhaupt aus irgend einem Orte des ganzen durch 
seine naturhistorischen Verhältnisse so eigenthümlichen Waldviertels Beob- 
achtungen in dieser Beziehung besitzen. Annäherungsweise lassen sich die- 
selben, wenigstens was die Temperatursverhältnisse anbelangt, aus der Tem- 
peratur der Quellen (respective Bodentemperatur) bestimmen. Der Jauerling 
beherbergt eine grosse Fülle von Quellen, selbst auf seinen höchsten Erhe- 
bungen. Da jedoch die Humusschichte, welche das impermeable Gestein be- 
deckt, nirgends eine bedeutende ist, so fliessen alle Quellen sehr oberfläch- 
lich und zeigen darum grosse Schwankungen in ihrer Temperatur während 
dem Verlaufe des Jahres so, dass sich dieselben bei einigen auf 5 ja 6° Cels. 
ausdehnen. Im Mittel stellt sich die aus den Quellen für die Höhenzone von 
2500 bis 3000 Fuss berechnete Bodentemperatur auf 7, 6, 5° Cels. eine Zahl, 
die die mittlere Lufttemparatur wohl um ein Bedeutendes übersteigt. Erstens 
ist es eine längst bewiesene Sache, dass in unseren Breiten die Bodentem- 
peratur über die Lufttemperatur erhöht sei, welche Erhöhung sich auf 
0,8° Cels. feststellen lässt und davon abhängt, dass im Winter die Schnee- 
decke jeden Einfluss einer sehr erniedrigten Lufttemperatur abwehrt. ander- 
seits lehrt die Erfahrung, dass sich die mittlere Temperatur einer Quelle 
desto höher herausstellt, je grösseren Schwankungen sie unterliegt, was 
nach dem oben Gesagten bei unseren Quelien sehr in Betracht zu kommen 
hat, endlich hat die Vergleichung vieler derartigen Beobachtungen das Re- 


*) Beitrag zur Kenntniss der Flora des Mühlviertels. Verhandl. d. Zool.-bot. Ver. 
Jahrg. 1854 pag. 213. 


66 * 


524 


sultat geliefert, dass Quellen an freien Gehängen oder auf Hochebenen ent- 
sprungen , im Durchschnitt um 0, 1° Cels. sich über das allgemeine Mittel 
erheben. 

Bringt man nun alle diese Momente in Anschlag, und sucht man dem- 
nach die wahrscheinliche Mitteltemperatur der Luft des gleichen Ortes zu 
bestimmen, so stellt sich diese mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit für die 
Höhenzone ‘von 2500 bis zum Gipfel am Jauerling auf 6, 75° Cels. heraus. 

Hiermit stimmen auch die Beobachtungen über den Eintritt bestimmter 
Entwickelungsstadien der Vegetation überein. 

Die schneefreie Zeit auf dieser Höhe beträgt im Durchschnitt sechs Mo- 
nate,. und es ist daher die Zeit, welche den Pflanzen zu ihrer Entwicklung 
gegönnt ist, im Vergleiche mit der Ebene um zwei Monate verkürzt, ein 
Umstand, der namentlich für die Feld-Cultur von grosser Wichtigkeit ist, 
indem sechs Monate gerade noch ausreichen, damit der kurz nach Weg- 
schmelzen des Schnees gebaute Hafer und Gerste noch reifen könne, und 
anderseits die‘ Nothwendigkeit erwächst, Winterroggen schon weit früher 
als in der Ebene zu bauen. 

Die ersten Spuren der Vegetationsfähigkeit lassen sich Ende April 
wahrnehmen. Zu selber Zeit werden Hafer und Gerste gebaut. Im Allge- 
meinen fällt die Entknospung der Bäume und Sträucher auf den Anfang Mai, 
die volle Blüthe der Obstbäume, Birnen, Aepfel und Zwetschken auf den 
halben Mai, die Blüthe des Roggens auf das Ende des Monats Juni, die volle 
Rosenblüthe auf Anfang Juli, der Roggenschnitt und die Heuernte auf den 
halben August und endlich der Haferschnitt auf die erste Hälfte des Monats 
Oktober. Aus sorgfältigen, in dieser Beziehung angestellten Beobachtungen 
ergibt sich für obige Höhenzone eine mittlere Vegeltationsverspätung im 
Vergleiche mit der Ebene von 30 Tagen und zwar: 


April 20, 
Mai 22, 
Juni 24, 
Juli 30, 


August 39, 
September 43. 

Vergleicht man die hier angegebenen Zahlen, so fällt uns ferner noch 
auf, dass die Verspätung im Frühjahre am geringsten, im Herbste am 
grössten sei, eine Thatsache, die sich mir auch aus vielen andern in dieser 
Beziehung angestellten Beobachtungen ergab, und die der Gegenstand einer 
besonderen Bespreehung werden soll. 


Beobachtungen 


über den 


Wurzel-Auswuchs an Alyssum incanum |. 
Trlehin 


i 
f 


(Berteroa incana DC. und Fartösia incana R. Br.) 


und dessen Erzeuger. 


Von 
Gustav R. v. Haimhoffen. 


Dieser Auswuchs erscheint an den Wurzeln obiger Pflanze, mehr oder 
weniger tief unter der Erde auch an den Faserwurzeln, als runde fleischige, 
einzeln sitzende oder gehäufte einkammerige Gallen, von der Grösse einer 
Erbse und kleiner, anfangs grünlich und fester, bei weiterer Ausbildung 
weicher und von gleicher Farbe mit der Wurzel. 

Nach den verschiedenen Wachsthums-Perioden des Auswuchses finden 
sich auch die Larven in verschiedener Grösse darin vor, von denen die 
vollkommen ausgewachsenen sich eine geräumige, bräunlich ausgefärbie, 
ziemlich dichtwandige Kammer aushöhlen, die sie jedoch sogleich verlassen, 
wenn man die Galle öffnet, oder später selbst durchstechen, um in die 
Erde zur Verwandlung zu gehen. 

In jeder Galle wohnt nur eine Larve. 

Ausgewachsen ist diese Y”’ lang, anfangs beinweiss, später mehr 
gelblich, runzlig, glänzend, im Liegen etwas gekrümmt, walzig, zwölfringlig, 
der hornige Kopf vom geringern Durchmesser, als die übrigen Leibesab- 
schnitte, honiggelb mit zwei lichteren über den Scheitel gegen die Mund- 
theile hinabziehenden Binden gezeichnet. Die Kieferhäkchen braun spitzig, 
einwärts gekrümmt, an der Spitze schwärzlich. Ober diesen an jeder Seite 
zwei schwarze Stigmen. Leibesringe so wie die sechs Fusswarzen mit feinen 
Börstehen besetzt. Bei manchen der Larven der Darmkanal rücklings als 
dunklere Linie mehr oder weniger durchscheinend. Der Leib gegen den 


526 

Alter spitzer zulaufend. Die Larven, wenn gestört, lebhaft. Besonders schnell 
suchen sie wieder in die Erde, wenn sie aus ihrer Ruhe daselbst gescheucht 
werden, einzudringen. 

Mehrfache Versuche von mir angestellt, den Erzeuger des Auswuchses 
zu erhalten, blieben Anfangs fruchtlos. Ich steckte Auswüchse, die am 
2. Februar 1854 gesammelt und noch nicht sehr ausgebildet waren, in ein 
Fläschchen mit feuchtgehaltener Erde. Als ich einen der Auswüchse am 
27. Februar 1854 untersuchte, war er leer und hatte ein Loch. In der Erde 
fand sich auch die Larve wieder vor. Ihre Farbe war etwas dunkler ge- 
worden. Sie schlüpfte, als ich die Erde um sie herum wegzunehmen ver- 
suchte, schnell wieder unter dieselbe. 

Am 28. März 1854 untersuchte ich eine zweite Galle. Die Wurzel 
hatte bereits junge Trieb-Blättchen angesetzt. Die Galle war aber verschrumpft 
und faulig geworden, zerfiel bei Berührung und es blieb an dem Theile der 
Wurzel, woran die Galle sass, nur eine schwärzliche Höhlung nach Innen 
übrig. Ich entdeckte auch die Larve unter der Erde, die ich wieder vor- 
sichtig bedeckte. 

Nach abermaliger Untersuchung am 23. April 1854 fand sich die Larve 
in der Erde noch vor, war noch weiss, hatte sich aber in ein durchsichliges 
weisses glänzendes Gewebe gehüllt. Sei es nun, dass ich durch dieses vor- 
zeitige Nachforschen dieselbe in ihrer Verwandlung gestört hatte, oder 
vielleicht die Erde zu trocken hielt, ich erlangte kein Resultat. 

Ich sammelte nun viele Auswüchse von jeglicher Ausbildung und zu 
verschiedenen Zeiten und gab sie allein grosses Glas mit fortwährend feucht 
erhaltener Erde, so dass sie nur oberflächlich davon bedeckt waren und 
hatte vorderhand wenigstens als Ersatz meines bisherigen erfolglosen 
Forschens die Lust, nach fünf bis sechs Wochen seit Einzwingerung der 
Auswüchse zwei Linien lange, hübsche, schwarze Schlupfwespen, aus der 
Ordnung der Braconiden, Männchen und Weibchen, im Glase zu entdecken. 
Bald darauf führten auch weitere Versuche zum gewünschten Resultate. 

Denn bei Untersuchung von Auswüchsen, welche ich Mitte Octobers 
1854 gesammelt hatfe, fand ich beim vorsichtigen Wühlen in der Erde 
schwarzbräunliche von Erdklümpchen umhüllte längliche walzige Töunchen, 
welche wegen der der Erde ganz gleichenden Farbe kaum als solche zu 
erkennen waren; nach Entfernung der Erdtheile zeigte sich die schmutzig 
gelb gewordene mit Börstehen besetzte Larvenhaut, durch welche die weiss- 
liche Körpersubstanz der Larve in weiterer Verwandlung begriffen durch- 
schien. Mehrere Gallen hatten ein Loch und waren leer, faulig oder zu- 
sammengeschrumpft, und bald hatte ich die Freude, mehrere Rüsselkäfer, 
die lang ersehnten Erzeuger des Auswuchses im Glase zu erblicken. 

Es geht nun hervor, dass die Larven dieser Käfer in die Erde gehen, 
sich daselbst verwandeln und überwintern. Die Verpuppung hatte ıch nicht 
Gelegenheit näher beobachten zu können, obwohl mir Puppen ziemlich aus- 
gebildet, von weisslicher Farbe vorkamen. 


527 


Zur gewissern Ueberzeugung über die Zeit der Verwandlung steckte 
ich einen ziemlich ausgebildeten Auswuchs, welcher Mitte Novembers 1854 
gesammelt wurde, separat am 6. December 1854 in ein (läschen mit reiner 
Erde. Des andern Tages war die Larve in die Erde gekrochen , der Aus- 
wuchs leer. Ein Monat darauf, am 6. Jänner 1855 erschien der Rüsselkäfer, 
Die Verwandlung in der Erde halte also vier Wochen gedauert, was sich 
auch bei späteren Versuchen bestätigte, wobei jedoch die Zucht im Zimmer 
berücksichtiget werden mag. 

Ueber das Vorkommen dieses Auswuchses, den ich noch nirgends 
näher beschrieben fand, muss noch bemerkt werden, dass er sowohl an den 
Wurzeln blühender und verblühter, einjähriger und vorjähriger, jedoch nicht 
abgestorbener Pflanzen , welche zweijährig sind, sich vorfindet. Ich fand 
Wurzelgallen die ganze Zeit hindurch vom August 1854 bis zum März des 
nächsten Jahres in allen Stadien mit Larven besetzt. Von da an bis zur 
Blüthezeit finden sich deren nicht mehr vor, oder später erst im Entstehen. 
nach kürzlich vollbrachter Infection durch die neu ausgeschlüpfte und über- 
winterte erste Generation. 

_ Die Gallen erhalten bis zur vollen Ausbildung ihre runde natürliche 
Form und Gestalt, gehen aber dann durch Faulung zu Grunde und sind 
daher in diesem Zustande zur naturgetreuen Präparirung für Sammlungen 
wohl nicht geeignet. 

In Anbetracht der Einverleibung dieses Auswuchsesin eine Abtheilung 
der bisher bekannten Systeme, dürfte er hinsichtlich seiner fleischigen, dich- 
teren und der ihn umgebenden Masse homogenen Zellenbildung, nach 
Hammerschmidt’s »Entwicklung der Pflanzenauswüchse durch Insecten“ 
in die Ordnung Sarcomata subrotunda gestellt werden. Hammerschmidt 
selbst führt jedoch diesen Auswuchs noch nicht auf. 

Seit dem nun bereits vor Kurzem von dem hochschätzbaren Vereins- 
Secretäre, Herrn Kustos-Adjuncten am k. k. Naturalien-Kabinete Frauen- 
feld, ein neuer das bisherige Chaos der Auswüchse entwirrender und neues 
Licht über die Natur und Gruppirung derselben verbreilender höchst geist- 
reicher Versuch, betitelt »die Galleu« „ welcher über alle früheren Verir- 
rungen und Halbarbeiten weit erhaben aus dessen geübter Feder floss, dürfte 
(diesem, so wie allen andern bisher bekannten Auswüchsen ihre systemati- 
sche Stellung wohl gesichert sein, wonach ich mir erlaube, den Fleischaus- 
wuchs an Alyssum, wenn ich nicht,irre, nach Herrn Frauenfeld’ Ein- 
theilung unter die Abtheilung Il., A, einschliessende Gallen mit nicht be- 
grenzter Kammer reihen zu dürfen. 

Die Lebensweise des Käfers im Freien konnte ich nicht beobachten. 
Im Zwinger geht derselbe nach mehreren Tagen zu Grunde. 

Den Artnamen dieses den Herren Coleopterologen ohne Zweifel und 
vielleicht als gemein bekannten Rüsselkäfers habe ich bisher nicht zu er- 
mittela Gelegenheit gehabt. 


528 

Der Käfer ist 1”’ lang, schwarz, dem ersten Anscheine nach sehr 
ähnlich jenem in den Druckschriften des zool.-botan. Vereines, Jahr 1853, 
von Herrn Frauenfeld beschriebenen Gymnetron campanulae, jedoch 
kleiner und bei genauerer Untersuchung von demselben besonders durch den 
Rückenschild unterschieden. 

Der Rückenschild ist an beiden Seiten rund gewölbt, gegen oben 
schmäler, aber nicht spitz zulaufend, sondern nur wenig zusammengezogen, 
mit einem gerade stehenden, deutlichen, wenig ausgebogenen, gleich abge- 
stutzten Rande. Schildchen keines. An dessen Stelle eine herzförmige Ver- 
tiefung, von welchen über den Rückenschild eine Längsrinne bis gegen den 
Rand hinläuft und sich dort verliert. Die obern Flügelränder bilden nicht 
eine gerade Linie, sondern einen spitzen in die Vertiefung abwärts gezo- 
genen herzförmigen Winkel. Die gefurchten Flügeldecken haben am äussern 
obern Eck einen Höcker und sind viel breiter als der Rückenschild. 

Insbesondere hatten die Käferlarven von Feinden zu leiden, die, wie 
erwähnt, zur Abtheilung der Braconiden gehörig, sich unter der Erde in 
den Käferlarven verwandelten und als nette 1'%”’ lange, sehr lebhafte 
Thierchen, Männchen und Weibchen in Menge im Glase erschienen, selbst 
dann, als die Gallen schon lange aus demselben entfernt waren, in welchen 
bloss Larven und Tönnchen zurückblieben. Diese Parasiten hatten also die 
Käferlarven selbst tief unter der Erde aufgesucht, was auch die an den 
meisten Wurzelgallen bemerkbaren feinen Löcher wie Nadelstiche bewiesen. 

Ich fand alle diese Auswüchse an bewachsenen lehmigen sandigen 
Abhängen auf der Türkenschanze in mehr lockerer Erde, aus welchen sich 
die Wurzeln mit Auswüchsen leicht ziehen liessen, während jene ohne diese 
nur mit Gewalt derselben entrissen werden konnten. 


Ferhandl, des zool bot, DE 6, Hayr Formieina 


Ver. 4855. Band 5, austriaca 


an ur a 


> 


Fiugetrippenverfheihmg 
der europäischen Ameisen . 


EERTRERTEONDETLN 


ICH DU RER BETAR RENT 


Verhandl. des zool. bot. H Low :über die 
Ver. U A835. 


Geltung Saraus pa, 


L.Miller . neuer J.vFrivaldsky: neues 
Holenkäfer. Dipteron aus Ungarn p.81. 


j-?% Analcocerus africeps Löw 9-8 Machaerifes spelaeus Min. 


3- % Plecfiscus apicalis Liw. 9- iO Nemotelus signafus Be 


a ir an 


- 


Verhandl.d.zool. bot. 
Vereins 1898 . 


Ir_brauer beirage 
z.Verwandl.Gesch. d.Neuroptern 


Fig. 1-6 Ascalaphus macarontus Scp. 
Biel - Manfispa pagana Fr. 


Die 
Lepidopteren, 
gesammelt auf einer entomologischen Reise 


dorsika 


im Jahre 1855. 


Beschrieben von 
Josef Mann. 


Ich hatte mir vorgenommen, dieses Jahr eine entomologische Reise nach 
der Iusel Corsica zu unternehmen, und da mir dazu vom k. k. Oberstkäm- 
merer-Amte ein mehrmonatlicher Urlaub bewilliget wurde, so trat ich meine 
Reise am 7. April an, traf am 19. auf Corsica ein, und verweilte auf dieser 
Insel bis zur zweiten Hälfte des Monats Juli. 

Bevor ich zur Aufzählung der von mir erbeuteten Falter schreite, will 
ich versuchen „ die schönen Gegenden, welche mir als Jagdrevier dienten, so 
gut ich es vermag , zu schildern. 

Vorerst wählte ich die Hauptstadt der Insel, Ajaccio zu meinen Standort. 

Diese Stadt liegt an der Westseite der Insel am nördlichen Ende eines 
Golfes auf einer Landzunge, an deren Ende sich ein Kastell befindet. — Die 
beiden Ränder des Golfes sind von ungleicher Länge, der nördliche ist der 
kürzere und läuft in westlicher Richtung bis zur Punta della Carata, wo sich 
die sogenannten Blutinseln (Isole Sanguinarie), welche einige Thürme und 
Fanale enthalten „ befinden ; der südliche zieht sich in mehreren Einbuchtun- 
gen von Norden nach Süden bis zum Capo Muro, um dessen Spitze man in 
den Golf von Valinca gelangt. 

Das ganze Terrain von Ajaccio besteht aus Granitboden. Am Nordrande 
des Golfes sieht man keine Ortschaften, auf dem südlichen nur wenige, und 
ausser diesen nur einige einsam und meist auf einer Landzunge stehende Thürme 
und einzeln in den Weingebirgen stehende Häuschen. Letztere haben oft das 
Ansehen einer Villa, sind meist ein Stockwerk hoch, und nehmen sich im 
Grün sehr lieblich aus, sie werden grösstentheils als Sommeraufenthalt be- 
nützt. Einen weiteren Schmuck verleihen der Gegend die vielen um Ajaccio 
meist auf der Nordseite befindlichen Kapellen. — Diese stehen in Weingärten, 
Olivenhainen, und selbst in Gärten; sind sehr verschiedenartig geformt, rund 
oder viereckig, gekuppelt in Sarkophag- oder Tempelform, von Blumen, Cy- 


Bd. V. Abh. 63 


330 


pressen und Trauerweiden umgeben ,„ und mit Mauern oder Geländern einge- 
fasst. In diesen Kapellen ruhen die Todten, und jede nur einigermassen be- . 
mittelte corsische Familie hat ihre eigene Familiengruft. 

Ajaccio selbst zieht sich zu beiden Seiten des Golfes entlang. Die Häu- 
ser sind meist hoch, besonders am Cours Napoleon und in der Rue Fesch, und 
haben an der Vorderseite 5, an der hinteren 6 bis 8 Stockwerke. — Beide 
Strassen haben eine ansehnliche Länge und laufen mit einander parallel; die 
übrigen Gässen sind kürzer , jedoch ziemlich regelmässig. 

Am Marktplatze „ der mit einem Brunnen, und weiter gegen die Queue 
zu mit einer Statue Napoleons geziert ist, stehen zwei Reihen grosser Ul- 
menbäume. Von diesem Platz gelangt man auf den Diamant-Platz „ welcher 
sehr gross, und an seinen Seiten mit jungen Bäumen bepflanzt ist. — Von 
hier hat man eine prachtvolle Aussicht auf das Meer, der Platz wird daher 
besonders als Promenade benützt, dient aber auch als Exerzierplatz für das 
Militär. 

Vom Diamantplatze gelangt man in den breiten Cours Napoleon, von 
welchem sich eine Allee bis zum botanischen Garten (giardini Pipinini) hin- 
zieht, ihr Anfang besteht aus Pomeranzen- und Citronenbäumen, weiters ist 
sie dann aus Platanen „ Ulmen- „ Maulbeer- und Celtisbäumen gemischt. 

Links am Eingange von Ajaccio befindet sich eine herrliche metallene 
Statue des Generals Grafen Abbatucci, welche Louis Napoleon 1854 
setzen liess. 

Zu beiden Seiten des schönen Golfes steigen die Berge auf, von ihnen 
ist der Pozzo di Borgo bei Ajaccio der höchste „ er bildet mit den nördlichen 
Bergen ein tiefes Thal, in welches von Ajaccio aus eine Strasse durch schöne 
Weingärten führt, und das von einem Bächlein durchschlängelt ist, an sei- 
nem nördlichen Ende ist der Ort San Antonio. 

An den Pozzo di Borgo reiht sich nördlich der Berg Lizza und südlich 
der Rosso an, von welchem sich die Gebirgskette bis zum Berg Doro wei- 
terzieht ; der Doro ist wieder durch ein Bergjoch mit dem Monte Renoso ver- 
bunden, über welches die beinahe 4000 Fuss über den Meeresspiegel gelegene 
Poststrasse nach Corte führt. Die Gebirgskette des Renoso senkt sich dann ge- 
gen das Meer herab, und scheidet südlich das Thal Campo di Loro (in neue- 
rer Zeit Gravonelhal genannt), nördlich das Thal Prunelli. Ersteres Thal durch- 
fliesst der Campo di loro oder die Gravone, ein aus den Schneefeldern des Mont 
Doro und Renoso entspringender Fluss , welcher nach zwölfstündigem Laufe 
in den Golf von Ajaccio ausmündet. 

Zu beiden Seiten des Thales erheben sich Ortschaften auf den Bergen, 
als Cutoli , Peri, Veciani, Tavera und Bogognano, letzterer ist der Cantons- 
ort und der grösste von allen und liegt an dem wilden Schlunde von Vizza- 
vona, welcher von alten Kastanienbäumen begränzt wird, die sich noch hoch 
gegen den steilen Monte Renoso hinziehen, und die Ueberreste des einst 
ungemein grossen Waldes von Bogognano sind. Der Renoso setzt seinen Ge- 
bırgszug südlich in einer Kette von Bergen bis zum Capo noro fort, und schei- 


531 
det das Thal Prunelli ab, er verbindet sich mit dem Berge Braga , welcher 
wieder östlich durch ein Bergjoch mit dem Berge Forca verbunden ist. 

Das Thal Prunelli ist von dem gleichnamigen Flusse durchschnitten, wel- 
cher seinen Ursprung am Berge Braga hat, und beim Thurme Capitello in den 
Golf mündet. — Dieses Thal hat wenige, durchaus hoch gelegene Ortschaf- 
ten, als auf der Nordseite: Occana und Tolla „ auf der südlichen Cieia und 
Cavro, und ganz hoch oben auf dem Ausläufer des Berges Braga den Cantons- 
ort Bastelica. — Durch Cavro führt die von Ajaccio kommende Strasse nach 
Bonofaccio. 

Um Ajaceio ist fast Alles cultivirt, die Berge, Hügel und Thäler praugen 
von Oehl-, Feigen-, Mandel-, Aprikosen- und anderen Obstpflanzungen, Wein- 
gärten „ Weizen- und Gerstenfeldern ,„ welche mit üppigen Wiesen wechseln 
und von kleinen Flüssen durchschlängelt sind. An der gegen die Blutinsel hin- 
ziehenden Berglehne,, welche viele Thäler enthält, werden Citronen und Po- 
meranzen gebaut, und es findet sich hier nıcht selten die Fächerpalme und 
der Feigencactus „ dessen Blätter eine enorme Grösse erreichen, und die ge- 
wöhnlich zum Einfrieden der Weingärten dienen; hie und da sieht man auch 
die Agave americana. 

Die noch uncultivirten Berge und Lehnen sind mit sehr üppigem Pflan- 
zenwuchse versehen. Die Pflanzen sind nicht reich an Artenzahl, (überhaupt 
scheinen sich die gleichen Arten über die ganze Insel zu verbreiten) „ aber 
von einer Ueppigkeit, wie ich sie noch nirgends gesehen. «Gleich am Golfe 
sind nächst der Strasse eine Menge Distelarten, Wolfsmilch, Binsen und Salz- 
pflanzen. — An den Hügeln beginnen Elychrysium angustifolium, Lavandula 
staechas, Scrophularia ramosissima, Cistus salviaefolius „ villosus , creti- 
cus etc. Asphodelus mierocarpus, dessen Blüthenstengel nicht selten eine Höhe 
von 7— 8 Fuss erreichen, Genistae juncea, Cytisus triflorus und lanigerus, 
Phyllirea zu erscheinen. Sie ziehen sich ziemlich hoch auf die Berge hinauf, 
wo sich dann Erica scoparia und arborea, die Mirthe, dann Lorbeer, Ar- 
butus, Terebynthen, wilde Oliven und immergrünes Eichengesträuch befindet, 
überall scheinen jedoch in diesen Höhen Granitsteine durch, und ragen in gros- 
sen Blöcken hervor. Alle Pflanzen strömen Wohlgerüche aus, und haben da, 
wo ein Flüsschen rinnt ,„ eine noch weit mehr erhöhte Ueppigkeit. Die noch 
höher gelegenen Stellen der Berge sind grösstentheils Hutweiden, und haben 
ein um so kahleres Ansehen, als sie von Schafen und Ziegen emsig abgewei- 
det werden. 

Hohe Bäume sieht man wenig bei Ajaccio. Ausser einigen Eichen und 
Kastanienbäumen ragt nur hie und da ein Quercus Ilex oder suber zwischen 
Weingärten hervor. Besonders schmücken die Gegend die um die Grabkapellen 
befindlichen schlanken immergrünen Cypressen. Nur ein kleines Wäldchen von 
Quercus Ilex, das mir ziemlich alt schien „ befindet sich im Thale nach San 
Antonio. 

Von Ajaceio aus zieht die Posistrasse stetsnahe am Golfe bis zum bo- 
tanischen Garten, hinter welchen sie links nach dem Gravonethal einbiegt, und 


637 * 


532 


über eine kleine Höhe zwischen Weingärten, dann ziemlich eben zwischen 
Feldern bis zur Poststatiou Taraco führt. Von da an windet sie sich spiral- 
förmig immer höher bis zum Bergjoch des Mont Doro und zieht bei dem Fort 
Vizzavona abwärts, durch einen schönen Buchen-, sodann durch einen zum 
Canton Bogognano gehörigen Nadelwald, zieht sich spiralförmig durch einen 
Kastanienhain nach Vivario, Murcacciole, Serraglio, San Pietro, steigt dann 
sehr steil nach Cassanova hinan, von wo sie abwärts nach Corte, und von da 
bald auf- bald abwärts nach Bastia führt. Der Fluss Campo di loro oder Gra- 
vone ist zu beiden Seiten mit wenig Unterbrechungen von verschiedenen Laub- 
holzarten eingefasst. An seiner Mündung ist die Gegend sehr sumpfig, unge- 
sund, und von den Einwohnern sehr gefürchtet, daher sich auch alle Ortschal- 
ten höher auf den Bergen befinden. 

Zwei Stunden von Ajaccio im Gravonethal führt nördlich die Posistrasse 
ebenfalls über hohe Berge nach der Stadt Vico, die wegen ihrer heissen Quel- 
len in den Sommermonaten viel von Badegästen besucht ist, südlich führt die 
Strasse nach dem Badhause Campo di loro ; dieses besitzt eine mässig warme 
Quelle, und hat ebenfalls zahlreichen Zuspruch. 

Die von Ajaccio nach Taraco führende Poststrasse theilt sich beim bota- 
nischen Garten, und führt rechts südlich am Golf über die Lazarethspitze, den 
Gravonefluss und durch das Thal Prunelli, wo sie sich spiralförmig empor 
nach Cavro, Sartene und Bonofaccio windet. Meine Ausflüge führten mich bloss 
auf die Berghöhe hinter Cavro. Von hier aus übersieht man das Thal Prunelli 
und das Thal Tarovo, und hat eine prachtvolle Ansicht des grossen Golfes mit 
dem freundlichen sich im Wasser spiegelnden Ajaccio ; zu den Füssen liegt 
das von Weingärten ganz umgrenzte Dorf Cavro und in der Ferne der Pozzo 
di Borgo. f 

In den hohen Gebirgsorten führen überall schöne Strassen ,„ als nach 
Alata und Appieto etc. Selbst auf den Pozzo di Borgo führt über eine Wasser- 
leitung ein guter Reit- und Fussweg. Je höher man hinaufgeht, desto herr- 
licher werden die Ansichten der Gebirge, der Thäler und des Meeres, und 
man sieht selbst einen Theil der Küste von Sardinien. Am überraschendsten 
und von unvergleichlicher Schönheit ist die Aussicht vom Gipfel des Berges, 
denn die ganze Gegend liegt gleichsam wie eine ausgebreitete Karte vor 
dem Auge. 

Am Rande des Meeres liegt Ajaccio mit seinem herrlichen Golfe, ober- 
halb der Stadt Napoleons Villa Milelli; nördlich der Hügel San Giovanni 
mit seiner Ruine, neben ihm eine schöne Villa mit vier gothischen Eckthür- 
men (dem Prinzen Bacciochi gehörend), der botanische Garten und die frucht- 
bare Ebene; nach Nord, Ost und Süden endlich laufen viele Thäler in die 
Gebirge aus. 

Gegen Osten ragen die 10.000 Fuss hohen schneebedeckten Berge Mont 
Rotondo ,„ Doro und Renoso hervor, südlich sieht man die vielen Gebirge ge- 
gen Sartene über den Cap Muro hinaus; in weiter Ferne die Berge der Insel 
Sardinien, im Westen das unübersehbare Meer , im Norden den weiten Golf 


533 


von Sagone , die Gebirge von Vico, die vielen Ortschaften von Cinarca, die 
Städte Sagone, Marbeuf, den Thurm Carghese, und als westliche Spitze des 
Golfes Porto das Cap Sapo bosso. 

Als ich im April in Ajaccio anlangte, durchstreifte ich sogleich die 
Gegend nach allen Rıchtungen , bemerkte aber auf der Menge von Pflanzen 
und Sträuchern weder Raupenfrass noch Puppengespinnste ; ein böses Vorzei- 
chen, das mir nur eine schwache Ausbeute verhiess, welches ich später auch 
leider bestätiget fand. 

Meine Jagdplätze waren hauptsächlich der Pozzo di Borgo mit seinen 
Thälern und Schluchten „ der Monte Rosso, das Thal von Campo di loro und 
Prunelli ; auf diesen Plätzen, so wie auf den Hügeln der Lazarethspitze fand 
ich noch das Meiste, an der Nordseite gegen die Blutinsel zu, aber sehr we- 
nig , da hier stets ein heftiger Wind wehte. 

Mitte Juli nahm ich meinen Aufenthalt in Corte, dem Mittelpunete der 
Insel. Die Stadt liegt hoch auf einem Felsen, und ist von zwei Seiten von ho- 
hen schroffen Granitwänden der Berge Rotondo und Bajalorba umschlossen, 
durch deren Schluchten sich zwei Flüsse den Weg bahnen , der eine ist der 
Tavignano , und kommt aus dem gleichnamigen Thale ; der andere, die Ro- 
stonica kommt aus dem Hinterthale Niolo, beide Flüsse entspringen auf den 
Schneefeldern des Rotondo und vereinigen sich bei Corte. 

Um Corte selbst ist wenig zu machen, da Alles bis hoch in den Ber- 
gen hinauf so weit eultivirt ist, bis nackte Granitfelsen ein Bebauen unmög- 
lich machen. Ich machte daher einen Ausflug durch das Hirtenthal zu den Ur- 
waldungen, welche hier in einer Entfernung von drei Stunden von Corte be- 
Sinnen. Das Thal ist ein grossartiger, von gigantischen Felsen, deren Häupter 
zum Theil mit Kiefern, Tannen und Lärchen geziert sind, umgebener Schlund. 
Der Fussweg führt an den Lehnen dieser Felsen aufwärts. Im Thale schäumt 
brausend die Restonica. 

Die Flora ist dieselbe wie bei Ajaccio, hat aber auch einige andere bei 
dieser Stadt nicht vorkommenden Pflanzen, als: Santolina incana , Teucrium 
Marum , die dickstämmige Ferula, einige Thymus und Sazifragen. 

Meine Ausbeute in dieser Gegend war nicht lohnend. Um Corte und 
selbst im Hirtenthale waren ausser Elychrysium und Santolina incana alle 
Pflanzen verdorrt und daher fast gar kein Insect zu sehen, da ich auch auf 
den Alpen nichts finden konnte ,„ so verliess ich Corte und begab mich nach 
Bastia. 

Dieses hat eine noch reichere Vegetation als Ajaccio. — In besonders 
vielen Exemplaren blüht hier zwischen Oliven und Weingärten die Agave 
americana ; die Blüthenarme eines einzelnen Stengels beliefen sich auf 33 bis 
55, ein Stamm trägt mithin Tausende von weisslichgelben Blüthen. 

Ich stieg einige Tage in den Bergen von Bastia herum, von welchen 
man ebenfalls prachtvolle Aussichten auf Meer und Land, ja selbst bis Elba, 
den Inseln Capraja Pianosa, Gorgana und der Küste von Toskana hat, fand 
aber nur unbedeutend mehr Insecten „ als bei Corte. 


534 


Die Corsen sind gefällig und gastfreundlich gegen Fremde. Ohne Anlass 
werden sie gewiss Niemanden beleidigen, und das Barbarische was sie haben 
sollen, habe ich nirgends finden können. Banditen,„ von denen mancher frü- 
here Reisende so viel zu erzählen wusste, existiren, Dank den klugen Mass- 
regeln der französischen Regierung „ die auch zum übrigen Wohl der Insel 
ihr möglichstes thut „ schon lange nicht mehr. 

Die gesammelten Schmetterlinge zähle ich in derselben Reihenfolge, wie 
in meinem vorjährigen in diesen Schriften enthaltenen Aufsatze auf; leider ist 
die Artenzahl nicht sehr reichhaltig. 

Andere Insectenordnungen berücksichtigte ich möglichst. Von Käfern 
und Ileuschreck 'n fand ich wenig, von Diptern, Hymenoptern und Neurop- 
tern mehr „ und darunter manche interessante oder neue Art. 

Auch die giftige Spinne Latrodectus malmignatus W alk: brachte ich 
in mehreren Exemplaren. Ich fand sie am häufigsten an den südlichen Lehnen 
des Pozzo dı Borgo, auf den Bergen der Lazarethspitze und auf Hügeln im 
Campo di loro-Thal, ihre Nester sind oft drei bis vier Zoll hoch an Stängeln 
ober der Erde angesponnen ; ihr Biss ist sehr gefährlich und führt oft den 
Tod herbei; die Corsen hüten sich daher „ ihr zu nahe zu kommen, und schnei- 
den daher selbst Gerste und Korn nicht nahe über dem Boden, sondern schon 
.6 Zoll unter den Aehren ab. 


Papilio Podalirius L. Im Mai auf den Abhängen des Pozzo di Borgo und 
auf den Rosso in ganz schlechten Exemplaren fliegen gesehen. 

Machaon L. Ende April und Mitte Juli am Pozzo di Borgo im Gravo- 
nethal und bei Cavro geflogen. 

Pieris Brassicae L. Ende Juni und Juli nicht selten bei Ajaccio, auch bei 
Corte und Bastia angetroffen, die Exemplare waren alle sehr gross. 

Rapae L. Ende Juni und Juli in Thälern und auf Bergen nicht selten 
gewesen, 

Napi L. Ende April und Anfang Juni auf Berglehnen, Wiesen und Hut- 
weiden geflogen, im Juli traf ich sie noch auf dem Bergjoch 
des Mont Doro. 

Daplidice. L. April und Anfang Juli auf dem Pozzo di Borgo, den Hü- 
geln der Lazarethspitze, bei Corte und Bastia vorkommend. 

Antocharis Tagis Esp. Die Varietät Belemida Hübner 929 (bellezina 
Boisd.) Im April bis Mitte Mai auf den Pozzo di Borgo selten 
und ziemlich hoch oben ; sie hat einen sehr schnellen Flug. 

Cardamines L. Im April und Mai in den Thälern des Pozzo di Borgo 
nicht selten. 

Eupheno L. In den 'Thälern der Lazarethspitze die Raupen gefunden, 
welche derzeit bei mir als Puppen liegen. 

Leucophasia Sinapis L. Im April am Pozzo di Borgo einzeln, im Juli 
in der ganzen Gegend um Ajaccio sehr häufig gefangen, auch bei 
Corte und Bastia nicht selten angetroffen. 

Colias Edusa. F. Mitte Juli auf’den Abhängen des Pozzo di Borgo und 


535 


Rosso, bei den Blutinseln, und in Bastia nicht gar selten gefun- 
den. Alle Exemplare sind gross, und feurig gefärbt. 
"Rhodocera Rhamni L. Im April in der Gegend von Ajaceio nicht sel- 

ten. Im Juli auf dem Berge Lizza häufig. 
Cleopatra L. Mitte Juli einige auf den Bergen bei Bastia angetroffen. 
Thecla Rubi L. Im April und Mai überall um Sträucher, besonders um den 
Erdbeerstrauch häufig geflogen. 
Polyommatus Dorilis Hufgl. (Circe S. V.) Mitte Juni bei San An- 
tonio und Alata auf Berglehnen,, und Hutweiden angetroffen. 
Phlaeas L. Im April auf dem Pozzo di Borgo , die hellgefärbten „ im 
Juli in der ganzen Gegend ; um Ajaccio und auch bei Bastia die 
dunklen , fast schwarzgefärbten gefunden, die dunklen Exem- 
plare sind grösser als die hellen. 
Lycaena Telicanus Hb st. Ende Juni auf den Abhängen des Pozzo di 
Borgo, einige auf den blühenden Myrthen gefangen. 
Tiresias (Amyntas S. V.) Im Mai einzeln bei Cavro angetroffen. 
Acis S. V. Mai auf den Lehnen des Pozzo di Borgo und bei den 
Blutinseln. 
Cyllarus F. Mai und Juli bei Ajaccio und im Campo di loro nicht selten. 
Htylas S. V. Mitte Juli auf den Höhen des Pozzo di Borgo und Rosso. 
Battus. S. V. Anfang Mai in den Thälern Campo di loro und Prunelli, 
im Juli auf den Pozzo di Borgo und auf den Bergen bei Bastia 
angetroffen. 
Aegon $. V. Im Juni und Juli nicht selten gewesen, am häufigsten flog 
er auf der sonnigen Lehne des Pozzo di Borgo. 
Argiolus. Im April und Mitte Mai um Ajaccio in Thälern und Schluchten 
häufig. 
Icarus Hufgl. (Alezis S. V.) Im Mai überall häufig, auch im Juli, 
dann aber in sehr kleinen Exemplaren, auch bei Corte und Bastia. 
Alexis Hufgl. (Agestis S. V.) Im Mai und Juli überall häufig, die 
Weiber stets mit sehr breiter rother Randbinde. 
Alcon S. V. Im Juni bei Cavro, und auf der Lazarethspitze einige ge- 
. fangen „ scheint selten zu sein. 
Arion L. Im Juli oben auf den Pozzo di Borgo geflogen. 
Lybithea Celtis L. Im Juni bei Ajaccio um hohe Celtisbäume fliegen 
gesehen ,„ auch in dem Thale bei San Antonio geflogen. 
Limenitis Camilla S. V. Im Juni in Thälern des Pozzo di Borgo geflo- 
gen, auch im Juli bei Bogognano und Bastia angetroffen. 
Argynnis Latonia L. Im Juni auf Berglehnen und in Thälern auf den 
Wegen an nassen Stellen geflogen. 
Cyrene Bon. Im Juli auf den hohen Bergen ober Bastia vorkommend. 
Paphia L. Im Juli auf den Lehnen des Pozzo di Borgo und im Thale 
Prunelli angetroffen. 


Pandora S. V. Im Juli auf dem Pozzo di Borgo, und bei Corte im Hir- 
tenthale Niolo einige fliegen gesehen, sie flogen an steilen Ab- 
hängen, wo ich sie nicht verfolgen konnte. 


Vanessa Cardui L. Im Juni allenthalben sehr häufig. 


Atalanta L. Im Juni nicht selten, in Thälern um Hecken geflogen „ die 
Raupe fand ich auf Parietaria officinalis. 


Io L. Im Juli an der Strasse nach Corte hinter dem botanischen Garien 
nicht selten. Die Raupen waren im Juni massenweis auf Nesseln. 


Antiopa. Im April um Ajaceio einzeln um Hecken geflogen ; im Juli auch 
bei Bastia um Olivenbäume fliegen gesehen. 


Ichnusa Bon. Im April eine erwachsene Brut Raupen in einer Schlucht 
des Pozzo di Borgo gelunden, im Mai bei dem Berg Lizza, und 
eine Brut am Gravonefluss gefunden, die ersten brachten 23 Tage 
in der Puppe zu, ehe sie auskrochen. Von einer Brut hatten die 
Puppen Fadenwürmer, und entwickelten sich nur wenige; die 
Brut aus dem Gravonethal gelangte nicht zur Verpuppung, sondern 
ging als Raupen zu Grunde. Im Juli fand ich auf einer Alpe ober 
Corte eine erwachsene Brut von 23 Raupen, welche sich in Ba- 
stia verpuppten und in Wien auskrochen „ doch erhielt ich nur 
18 Stück reine Falter. Da sich die Puppen oben an der Schachtei- 
deckel frei hängend angesponnen hatten, so hielt ich die Schach- 
tel auf der Eisenbahn von Livorno bis Florenz sorgfältig auf den 
Knieen, dass sie nicht so stark geschüttelt werden sollten. In 
Florenz nahm ich die Puppen von dem Deckel weg, legte sie in 
eingefeuchtetes Moos, und überliess sie nun ihrem Schicksale. 

In Wien in meiner Wohnung angelangt, sah ich gleich 
nach meinen Puppen „ und hatte das Vergnügen, sechs vollkom- 
men ausgewachsene Falter zu erblicken, in einigen Tagen krochen 
dann noch zwölf aus, zwei Puppen waren unterwegs aus dem 
Moos gerollt, und verkrüppelten beim Auskriechen, zwei waren 
gequetscht ,„ und eine angestochen. Hätte ich in Ajaccio die Pup- 
pen abgenommen und auf Moos gelegt, so wäre die Zucht besser 
gerathen „ denn eine Brut konnte der Trockenheit wegen nicht 
die Puppenhülsen sprengen, und musste vertrocknen. — Die Raupe 
ist sehr verschieden von der von Urticae. — Um Ajaceio sah ich 
keinen Falter fliegen, wohl aber fing ich einen im Hirtenthale 
ziemlich hoch in der Waldregion, und einen bei Bastia. 

Polychloros 1. Im Juni nicht selten um Bäume und Hecken bei Ajaceio 
und Cavro gewesen. 

Triangulum F. Im Juli einzeln in den Thälern des Pozzo di Borgo ge- 


flogen. 
C. album L. Im April und Juli in Thälern um Hecken bei Ajaccio und 


auch bei Bastia nicht selten gewesen. 


537 


Hipparchia Procida Hbst. Im Juli einzeln auf den Berglehnen des Pozzo 
di Borgo und auf den Bergen ober der Lazarethspitze geflogen. 

Satyrass Hermione.L. Mitte Juli aufdem Berge Pozzo di Borgo angetroffen. 

Jolaus Bon. Im Juli bei Corte im Hirtenthal , und bei Bastia auf Ber- 
gen gefangen. 

Semele v. Aristaeus Bon. Im Juli auf den Bergen der Lazarethspitze 
und im Gravonethal auf den Berglehnen bei Cutoli gefangen. Die 
Begattung geschieht in den Morgen- und Abendstunden, bei Tage 
sitzt er unter Pflanzen versteckt, um der Hitze auszuweichen. 

Pararga Tigelius Bon. Anfang Mai und Aufang Juli bei Ajaccio in Oli- 
vengärten, dann auf den Lehnen der Berge an den sonnigen Sei- 
ten der Hohlwege ,„ und an Felsenwänden. 

Meone Hb. Im Mai und Juli in dem Thale nach San Antonio um Hecken 
fliegend anzutreffen, auch fand ich ihn bei Bastia um Hecken 
fliegend „ stets den Schatten suchend. 

Epinephele Janira V. Hispulla Esp. Anfang Juni bis Mitte Juli auf 
den Lehnen des Pozzo di Borgo, Lizza ,„ Rosso , bei Bogognano, 
Cayro etc. angetroffen, auch sah ich noch verflogene Exemplare 
gegen Ende Juli bei Bastia. 

Tithonus L. Ende Juni und Anfang Juli in dem Thale San Antonio um 
Hecken und Sträucher geflogen , auch bei den Blutinseln und im 
Prunellithal gefunden, und zwar Männer, die Weiber waren selten. 

Ida Esp. Im Juli auf dem Pozzo di Borgo und den Bergen der Laza- 
rethspitze bloss Männer gefangen , die Weiber , welche viel spä- 
ter erscheinen, fing ich erst in den Bergen von Bastia. 

Coenonymphea Arcania L. Im Juni bei Ajaccio und Cavro einzeln auf 
Berglehnen vorkommend. 

Corinna Hbst. Im April, Mai und im Juli Hoch oben auf den Lehnen 
des Pozzo di Borgo in den Morgenstunden fliegend ; in den un- 
tern Theilen ist selten ein Stück zu sehen, auch bei Bastia traf 
ich ihn. Auf dem Pozzo di Borgo fand ich auch die Puppen un- 
ter Steinen angeheftet, welche erst grün, später braun wurden, 
und nach 10—12 Tagen den Falter lieferten. 

Pamphilus L. Im April und Mai, dann wieder im Juli überall häufig. 
Lyllus sah ich keinen. 

MHoesperia Malvarım O. War Anfangs Mai und im Juli auf den Lehnen 
der Berge und in Thälern auf der Strasse nicht gar selten „ auch 
um Bastia flog er häufig. 

Alveus v. Fritillum Hb. 464. Im Mai und Juni auf den Bergen der 
Lazarethspitze und bei Cavro. 

Alveolus Hb. Im April am nördlichen Ufer bei der griechischen Kapel le 
einige gefangen. 

Therapne Rb. Im Mai auf der Lazarethspitze einige gefangen, später 
sah ich keine mehr „ scheint sehr selten zu sein. 


Abh. V. Bd. 68 


538 


Tages L. Im Mai und Juli nicht selten auf Strassen an feuchten Stellen 
angetroffen „ auch bei Bastia gesehen. 

Comma L. Im Gravonethal an sandigen Stellen auf Blumen im Juni 
nicht selten. 

Sylvanus Fab. Im Juni auf den Abhängen des Pozzo di Borgo und bei 
San Antonio. 

Spec.? Noch eine mir unbekannte grosse Hesperia sah ich auf der La- 
zarelhspitze im Juni, konnte sie aber trotz aller angewandten 
Mühe nicht erwischen, die Oberseite sah der Pumilio ähnlich, 
die Unterseite war roth und weiss gefleckt. 

Elrywis Fenesitrina S. V. Im Juni einige bei Ajaccio um Clematishecken 
gefangen. 

Sesia (Meriaeformis B. Index pag. 42. ”) Im Juni hoch oben auf den Lehnen 
des Pozzo di Borgo in der Mittagshitze um blühenden Rumer 
geflogen, die Männer flogen sehr schnell und suchten die Weiber, 
welche nach langsamen Fluge sich an die Stengel der Ampfers 
setzten. und so den Mann erwarteten. 

Chrysidiformis Esp. Ende Juni bloss ein Stück auf den Lehnen des 
Pozzo di Borgo um blühende Myrthen schwärmend „ gefangen. 

Maecroglessa Fuciformis L. Im Juli bei Bastia ein Stück auf einer 
Blume schwärmend gesehen. 

Stellatarum L. Im April, Mai, Juni und Juli in der Gegend von Ajac- 
cio häufig, so auch bei Corte und Bastia. 

Beilephila Dahlii Tr. Den Schmetterling im Juli bei Bastia getroffen. 

Livornica Esp. Im Mai einige ganz verflogene Stücke bei der Laza- 
rethspitze gefunden. 

SphinaNConvolvuli L. Im Juli die erwachsene Raupe auf Stoppelfeldern 
gefunden. 

Ligustri L. Im Juli ebenfalls um Ajaccio auf Zaunhecken die Raupen gesehen. 

Acherontöc« Atropos L. Im Julium Ajaccio die Raupe nicht selten in Kar- 
toffelgärten. 

Zygaena Corsica Rb. Im Juli bei Bastia auf Berglehnen, doch selten. 
Die Raupe lebt auf Thymus. Es ist diess die einzige Zygaenen- 
Art, welche auf Corsica vorkommt. 


=) Herr Staudinger in Berlin, dem ich diese Art bei seinem Hiersein mit- 
theilte, erklärte sie ganz bestimmt für die ihm von Herrn Boisduval selbst 
gegebene meriaeformis Boisd.; ich nahm daher keinen Anstand, sie als 
solche zu versenden und Zwar um So weniger, als Herr Boisduval bei seiner 
maeriaeformis Laspeyres philanthiformis Fig. 28 (mon Fig. 23 — 27). ceitirt, 
mit welcher meine corsische Art übereinstimmt. 

Eben als dieser Aufsatz unter der Presse war, meldet Herr Stau- 
dinger Herrn Lederer, dass meine Art von maerieformis weit verschieden 
sei, und er darüber nächstens in der Stettiner Zeitung berichten werde. Da 
ich meriaeformis nicht besitze, und sie vom Herrn Boisduval zu kurz be- 
schrieben ist, so kann ich darüber kein Urtheil abgeben, und muss auf Herrn 
Staudinger's zu erwartenden Aufsatz verweisen. 


339 


Phrragmathaeeia Arundinis Hb. Anfang Mai an der Strasse beim botan. 
Garten, ein abgeflogenes Weib an einem Maulbeerbaum gefunden. 
Cossus Ligniperda F. Die Spuren der Raupe an Ulmen, Ahorn und Maul- 
beerstämmen bemerkt. 
Psyche Unicolor Hufgl. (Graminella S. V.) Im Junium Ajaccio die Säcke 
mit den Raupen gefunden, im Juli erhielt ich die Falter daraus. 
Villosella O. Die Säcke einzeln an Mauern bei der griechischen Kapelle 
gefunden. 
Apiformis Rossi. Im Mai die angesponnenen Säcke an Steinen und 
Felsenwänden des Pozzo di Borgo und bei Cavro gefunden. Ende 
Mai erschienen einige Falter, die männlichen Puppen wanden sich 
ganz aus den Säcken heraus, ich legte sie auf feuchtes Moos, doch 
vertrockneten sie entweder ganz, oder lieferten nur krüppelhafte 
Falter. Die Weiber drängen sich nicht aus dem Sack heraus. 
CiTeisxc Spinula S. V. Im Mai bei Ajaccio um Schlehenhecken gefunden. 
Satursaia Pyri S. V. Im Mai bei Ajaccio einige an Baumstämmen und 
Mauern angetroffen. 
Gastropachca Quercifolia L. Bei Cavro im Juni auf Obstbäumen die 
Raupe gesehen. 
Bomdbyx Castrensis L. Die Raupen auf sonnigen Berglehnen des Pozzo di 
Borgo und auf der Lazarethspitze nicht selten gewesen. 
Trifolü S. V. Im Juni die Raupe nicht selten um Ajaceio. 
Quercus L. Ebenfalls um Ajaccio, die Raupe auf Laubhölzer gesehen. 
Rubi L. Im April sah ich viele Männer auf den Lehnen des Pozzo di 
Borgo, des Rosso und auf den Bergen der Lazarethspitze in den 
Abendstunden schwärmen. 
Porihesia Chrysorrhoea L. Im Mai und Juni die Raupen in ziemlicher An- 
zahl auf Gesträuch auch in den Weingärten auf Aprikosenbäumen. 
Auriflua S. V.Im Juni am Gravone oder Campo di loro-Fluss die Raupe 
anf Weissdornsträuchern angetroffen. 
®Ocneria Dispar L. Die Raupen überall um Ajaccio bis hinauf nach Bo- 
sognano, Corte und Bastia angetroffen; manche einzeln stehende 
Korkeichen waren ganz kahl abgefressen. 
Orgszia GonostigmaF. Die Raupe im Juli nicht selten auf Brombeersträuchen. 
Leueoma Salicis L. Im Juni die Raupen auf italienischen Pappeln ange- 
troffen. 
Lithosia Pallifrons Zell. In den Thälern der Lazarethspitze die Raupen im 
Mai an Steinen und Felsenwänden auf Flechten gefunden. Die 
Falter erschienen von Anfang bis Ende Juni, und flogen nach 
Sonnenuntergang. Es ist diess dieselbe Art, welche Boisduval 
in den /cones, planche 57, F. 9 als Vittelina abbildete. 
Caniola Hb. Im Juni in der Allee von Ajaccio einige an Baumstäm- 
men gefunden. 
Complana L. Im Juli auf dem Pozzo di Borgo ein Stück aus einem Te- 
rebynthenstrauch gescheucht. 68* 


540 


Emydia Grammica L. Im Juli auf einer Anhöhe des Pozzo di Borgo und 
im Campo di loro auf Hutweiden einzeln angetroffen. 
Deiopeia Pulchella L. Anfang Mai einzeln auf den Lehnen des Pozzo 

di Borgo, Anfang Juni auf der Lazarethspitze ziemlich viele ge- 
funden. Sie flogen in den Morgenstunden, Nachmittags scheuchte 
ich sie aus Echium. Auch die Raupe fand ich auf dieser Pflanze, 
wo sie gern die Blüthen zur Nahrung wählte, der Falter erschien 

nach der Verpuppung 10 — 14 Tage. 

Nemeophila Russula L. Im Anfang Juni am Pozzo di Borgo, ein verflo- 
genes Männchen gefangen. 

Arctia Caja L. Bloss die Raupen im Juni auf grasreichen Stellen ange- 
troffen. 

VillicaL. Die Raupen Anfangs Mai erwachsen. Die entwickelten Falter 
zeigen keine Abweichung von den hiesigen. 

Lubricipeda S. V. Im Mai bei Ajaccio an Baumstämmen gefunden. 

Menthastri S.V. Im Mai in dem Thale nach San Antonio an Mauern und 
an Steinen angetroffen. 

Phragmatobia Fuliginosa L. Ende April und Mai nicht selten um Ajac- 
cio; auch bei Cavro gefunden. 

Euprepia Pudica Esp. Im April und Mai einzeln die Raupen an Mauern 
gefünden. 

Ocnogyna Corsica Rb. Im April auf der Nordseite bei Ajaccio in Po- 
deren auf pflanzenreichen Anhöhen mehrere Männer gefangen. 
Sie fliegen bei Tage im Sonnenschein, und sind sehr schnell. 
Ende Juni sammelte ich eine Menge Raupen an Mauern, wo sie 
des Abends auf die Futterpflanzen aus ihrem Versteck kamen ; sie 
fressen sehr viele Arten von Pflanzen, als Echium, Camillen, Klee, 
Schafgarbe, Wegerich etc. Viele Raupen waren (besonders die 
weiblichen) von einer noch näher zu bestiimmenden Tachinarien- 
art angestochen. Die Falter werden sich wohl erst im Frühjahre 
entwickeln. 

Harpyia Vinula L. Im Juni im Campo di loro, an alten Weidenstämmen 
am Flusse angetroffen. 

Pygaera Bucephala L. Im Juni im Prunellithal ein Paar in Copula ge- 
fangen. 

Clostera Curtula L. Im Mai bei Ajaccio in der Allee einige an Ulmen- 
stämmen angetroffen. 

Acroniecta RumicisL. Im Mai bei Ajaccio in der Allee an Ulmenstämmen 
gefunden , sie waren grösser und blässer in der Färbung als die 
hiesigen. 

Bryophila Glandifera S.V. Im Juli bei Corte an einem Olivenbaume ein 
Weib gefunden. 

Episema Caeruleocephala L. Im Mai die Raupen auf Mandelbäumen ge- 
sehen. 


541 


Agrotis Segetum S.V. Im Mai einige an Mauern bei Ajaccio angetroffen. 

Exclamationis L. Im Mai auf den Lehnen des Pozzo di Borgo an Steinen 

sitzend gefunden. 

Triphaenea Interjecta Hb. Im Juli in dem Thale nach San Antonio 
aus Hecken gescheucht. Ist stets selten. 

Comes H. Im Juli an den Lehnen des Berges Pozzo di Borgo aus 

Hecken gescheucht. 

Subsequa S. V. Im Juli bei Cavro ebenfalls aus Hecken gescheucht. 

Pronuba S. V. Im Juli in Erdäpfelfeldern bei Ajaccio angetroffen. 

Janthina S. V. Juli auch aus Hecken am Fusse des Pozzo di Borgo 

gescheucht. 

Dianthoeeia Capsophila Boisd. Im April und Mai bei dem botani- 
schen Garten einige Exemplare in den Morgenstunden an Maul- 
beerstämmen gefunden. 

Capsincola Esp. Im Mai bei Ajaccio ein verflogenes Exemplar an 

einem Baumstamme angetroffen. 

Dentina Esp. Im Mai an Felsenstücken auf dem Pozzo di Borgo 

gefunden. 

Conspersa S. V. Im Mai an der Strasse nach Cavro an den Wänden 

der Hohlwege gefunden. 

Comta F. Im Mai in dem Thale nach San Antonio einige an Mauern 

gefunden. 

Corsica Rb. Im April bei Ajaccio an Mauern und Bergrändern an- 

getroffen. 

Atriplicis S. V. Im Mai bei Alata einige aus Hecken gescheucht. 
Phlogopkor«a Meticulosa L. Im April und Mai auf der Nordseite 

von Ajaccio bei den Todtenkapellen nicht selten. 

Eurhipia Adulatriz H. Im Juni bei San Antonio an Mauern gefunden. 

Miselia Oxyacantihae. Im April ein abgeflogenes Weib an einer Mauer 
bei Alata angetroffen. 

Mamestra Oleracea L. Im Mai bei Ajaccio an Weingärten - Mauern 
gefunden. 

Brassicae S. V. Im Juni nicht selten aus Hecken gescheucht, und an 

alten Mauern gesehen. 

Charadrina Cubicularis S. V. Im Juni nicht selten an Mauern um 
Ajaccio zu sehen gewesen. 

Selini Boisd. Im Mai auf dem Pozzo di Borgo Ein Stück gefangen. 
Mylina PutaHb. Im Mai bei Ajaccio einige an Baumstämmen gefangen. 
Cleophana Hyperici F. Im Juni auf dem Pozzo di Borgo einige an 

Erdlehnen gefunden. 

Platyptera Esp. Im Juni einige um blühendes Echium geflogen. 

Scrophularivora? Rb. Die Raupen im Juni eingetragen, sie liegen 

noch im Puppenzustande. 


5412 

Abrostola Triplasia S. V. Im Juni im Campo di loro auf einer Hutweide 
Ein Stück gefangen. 

Plusia Chrysitis S. V. Flog im Juni in dem Thale nach San Antonio 
Abends um Mentha. 

Gamma L. Im Mai, Juni und Juli, überall in Thälern und auf Bergen 
häufig. 

Circumfleza S. V. Im Juni auf der Lazarethspitze ein abgeflogenes 
Stück in der Abendstunde gefangen. 

Meliothis Dipsacea S. V. Im Mai auf den Berglehnen des Pozzo di 
Borgo um Echium nicht selten. 

Peltigera S. V. Im Juni um Ajaccio und Cayro um Echium ge- 
schwärmt, aber alle Exemplare, welche ich fing, waren abgeflogen. 

Acontia Solaris S. V. Im Juni und Juli um Ajaccio in Thälern und auf 
Bergen nicht selten gewesen. Auch um Bastia flogen sie häufig. 

Luctuosa S. V. Im April bis Juli um Ajaccio, Cavro, Corte, Bastia 
nicht selten gewesen, auf der Strasse nach Cavro an einer nassen 
Stelle eine ganze Partie angetroffen, 

Erastria Sulphurea S. V. Im Mai und Juli auf Berglehnen und Stoppel- 
feldern häufig um Ajaccio und Bastia angetroffen. 

Fuscula S. V. Im Juni auf der Lazarethspitze an einer Quelle um Mentha 
des Abends häufig geflogen. 

Anthophila Ostrina Tr. Im Juni und Juli, auf dem Pozzo di Borgo, 
Lazarethspitze und im Campo di loro auf Distelhaiden einzela 
gefunden. 

Parva Tr. Im Juli am Meeresrande bei der Lazarethspitze Abends um 
eine gelb blühende Distel geflogen. 

Flichrysi Rb, Im Juni auf den Lehnen des Pozzo di Borgo, den 
Bergen der Lazarethspitze und Cavro um Elichrysum angusti- 
folium geflogen. Im Mai fand ich in den zusammengesponnenen 
Blüthenknospen Raupen, welche mir die Schmetterlinge lieferten. 

Amoena Hb. Im Juni bei der Lazarethspitze um Disteln"gefangen. 

Zethes Insularis Rb. (Natlyi Freyer) Im Juni am Pozzo di Borgo, 
der Lazarethspitze und bei den Blutinseln aus Hecken gescheucht. 

Gphiusa Algira L. Im Juni bei Ajaccio in den Thälern aus Hecken 
gescheucht. 

Geometrica F. Im Juli bei Bastia auf Berglehnen, doch selten. 

Suava H. Im Juni und Juli auf den Bergen der Lazarethspitze einige 
gefangen. 

Tirrhaea Fb. Anfangs Mai an der Strasse nach Cavro Ein Stück an einer 
Erdwand angetroffen. 

Catephia Ramburü Bd. Im Mai beim botanischen Garten an einer Ulme 
Ein Stück gefunden. 

Euctidia M.S.\V. Im Mai am Bozzo di Borgo auf den Lehnen einige 
fliegen gesehen. 


543 


Glyphica S. V. Im Mai, Juni auf Berglehnen um Ajaccio auch im 
Juli bei Bastia angetroffen. 

Euerostis Herbaria H. Im Juni auf der Südseite des Pozzo di Borgv, 
auf Blichrysum gelangen, sie ist, wenn sie aufgescheucht wird, 
sehr schnell im Fluge. 

Nemoria Cloraria H. Im Juni einige aus Brombeerhecken bei Ajaccio 
gescheucht. 

Acödalia Perochrearia F. R. Im Juni einige auf den Lehnen des Monte 
Rosso gefangen. 

Ochreata Scop. War im Juni und Juli auf den Berglehnen des 
Pozzo di Borgo, Lizza, Cavro, Corte und Bastia nicht gar 
selten. Alle Exemplare sind ungewöhnlich gross. 

Sericeata H. Im Juni bei Alata auf einer Berglehne einige gelangen. 

Scutulata S. V. Juni in dem Thale bei San Antonio, einzeln aus 
Hecken gescheucht. 

Asbestaria Zell. Im Mai und Juni in den Thälern um den Pozzo di 
Borgo aus Hecken gescheucht. 

 Camparia H. S. Im April um Ajaccio aus Hecken gescheucht. 

Sodaliaria H.Sch. Im Juni bei San Antonio und Cavro aus Hecken 
gescheucht. 

Reversata Tr. Juni auf dem Pozzo di Borgo ebenfalls aus Hecken 
gescheucht. 

Politaria H. Im Juli auf der Lazarethspitze, auch bei Bastelicia 
und Bastia einzeln aus Sträuchern gescheuchl. 

Filicata Hb. Im Mai und Juni um Ajaccio, Cavro und bei Corte 
nicht selten. 

Holosericata Dp. Im Juli auf den Lehnen des Pozzo di Borgo und 
auf Hutweiden im Campo di loro, auch bei Bastia angetroffen. 

Dilutaria Hb. Im Juli im Thale nach San Antonio gegen Abend um 
Mentha Niegend. 

Pusillaria Hb. Im Juni an Gebäuden und im Zimmer in Ajaccio 
gefunden. 

Circuitaria Hb. Juni und Juli bloss auf Berglehnen des Pozzo di 
Borgo auf Globularia gefangen ; sie hat die Eigenheit sich 
slets derart an die Stengel und Blätter zu setzen, dass die Füsse 
nach oben, und die obere Seite der Flügel nach unten gekehrt 
ist, sie stimmt darin und in ihrem eigenthümlichen Fluge mit 
Pygmaearia und Vittaria überein, welche auch diese Eigen- 
schaft haben. 

Ruficostata Z. Im Mai und Juni um Ajaccio einzeln um immergrüne 
Hecken gefangen, auch im Juli noch bei Bastia gefunden. 

Degeneraria H. Im Juni um Ajaccio aus Hecken gescheucht. 

Deversaria H. S. Im Juli auf den Berglehnen bei Bastia gefangen. 


544 


Rubricata S. V. Im Mai und Juni um Ajaccio auf Berglehnen und auf 
Hutweiden nicht selten. 

Immutata L. Im Mai an den Rändern von Hohlwegen an der Strasse 
nach Cavro gefunden, sie sind viel greller gezeichnet, als ich 
sie in der Türkei, in Dalmatien, Croatien und bei uns antraf, 
bloss bei Wippach fand ich 1854 ein ganz gleich gezeichnetes 
Exemplar. 

Infirmaria Rb. Im Juli in dem Thale nach San Antonio aus immer- 
grünen Hecken gescheucht, in Form der Flügel und Zeichnung 
steht sie der Zfflorata Z. nahe, welche ich 1847 aus Toskana 
brachte. 

Carnearia n. sp. Sie hat die Grösse und Form von Infirmaria Rb. 
und hat auch bei ihr die richtige Stelle, sie ist gleich durch 
die fleischröthliche Färbung und violettgrauen Fransen von 
Infirmaria zu unterscheiden. Alle Flügel so wie der Rücken und 
Hinterkörper sind fleischröthlich, der Kopf zwischen den Fühlern 
weisslich, das Untergesicht schwarzbraun. Halskragen bräun- 
lichgelb. 

Die Flügel sind durch zwei geschwungene Binden, welche 
nur aus Puncten formirt werden, in drei, fast gleichbreite Felder 
getheilt, und jedes Mittelfeld hat einen schwarzen Punct. Alle 
Flügel haben dicke, schwarze Saumpuncte und violetigraue 
Fransen, was diese Art sogleich von Infirmaria unterscheidet. 

Der Vorderrand der Vorderflügel ist von der Wurzel 
aus bis zur ersten Binde eisengrau angeflogen, ähnliche sehr 
feine Atome sind auch auf der übrigen Fläche der Vorder- und 
Hinterflügel zerstreut. 

Auf der Unterseite sind diese Atome sehr gehäuft, die 
Flügel daher düster gefärbt, die hintern aber weniger, als die 
vordern. Alle Flügel haben die äussere Mittellinie sehr deutlich, 
die Mittelpuncte weniger scharf. Die Fühler haben nur ganz 
kurze feine Wimpern. Die Hinterbeine sind ungesporut und un- 
gemein kurz. 

Ich fing nur zwei, in Färbung ganz übereinstimmende 
Exemplare, beide Männchen, im Juli, das eine bei Ajaccio, das 
andere bei Corte. 

Efflorata Z. Im Juli bei Bastia Ein Weibchen gefangen, um Ajaccio 
fand ich sie nicht. 

Imitaria H. Im Juni in der Umgebung von Ajaccio aus Hecken 
gescheucht. 

Paludata L. Im Mai und Juni auf Wiesen und auf Berglehnen bei 
Ajaccio im Campo di loro und Prunellithale. 

Decorata S. V. Im Juli auf den sonnigen Lehnen des Pozzo di Borgo 
einige gefangen. 


345 


Zonosomee Ocellaria U. Im Juli bei Cavro Ein Weibchen von einem 
Weissdornstrauch geklopft. 

Pupillaria H. Im April und im Juli um Ajaccio aus Hecken ge- 
scheucht, auch bei Baslia im Juli angetroffen. 

Porata F. Im Mai am Pozzo di Borgo aus Sträuchern gescheucht. 
Timandrec Amataria L. Flog im Juni auf den Lehnen des Pozzo di 
Borgo und der Lazarethspitze an grasreichen Stellen. 

Ziereme Adustata S. V. Im Juni in den Thälern um den Pozzo di Borgo 
um Hecken nıcht selten. 

Caberce Pusaria L. Im Juni im Campo di loro am Flusse um Erlen 
nicht selten. 

Ezanthemata Scop. Im Juni im Prunellithal einzeln aus Hecken 
gescheucht. 

Urapterys Sambucaria L. Im Juni bei Alata ein Stück gefangen. 

Rusmia Crataegata L. Im Juni um Ajaccio aus Dornhecken gescheucht. 

Venelia Macularia L. Im Mai und Juni allenthalben um Ajaceio in 
Thälern und auf Bergen. 

Memerophil«a Abruptaria Thbg. Im April einen verflogenen Mann 
an der nördlichen Seite von Ajaccio bei der griechischen Ka- 
pelle gefangen. 

Boarmia Rhomboidaria S. V. Im Mai an der Strasse nach Cavro ın 
Hohlwegen und Erdlehnen die Männer nicht selten gewesen, 
sie sind alle sehr dunkel gefärbt, und weichen von den hie- 
sigen bedeutend ab. Die Weiber waren sehr selten. 

Consortaria F. Im Mai am Flusse Campo di loro Ein Stück an einer 
Erle gefangen. 

Crepuscularia S. V. Im Mai bei Ajaccio einige an Mauern sitzen 
gesehen. 

Gnophos Asperaria H. 484. Im Mai auf den Abhängen des Gebirgs- 
zuges nach der Punta della Carata einige gefangen, sie sind 
sehr scheu und fliegen ausserordentlich schnell. 

Sartata Tr. Bei Cavro im Juni ein Weib an einem Steine sitzend 
angetroffen. 

Emalurger Atomaria L. Im Juni auf den Lehnen des Pozzo di Borgo 
geflogen. Die Exemplare sehr klein. 

Phasianme Glarearia S. V. Flog im Juli bei Bastia auf Berglehnen, um 
Ajaccio sah ich keine. 

Aspilates Citraria H. Im April fand ich nur abgeflogene Männer, im 
Mai erschienen frische Männer und Weiber, sie flogen auf dem 
südlichen Abhange des Pozzo di Borgo bis Mitte Juni, wo ich 
sie noch auf dem Gipfel dieses Berges antraf. 

Seoscea Dealbata L. Im Juli auf einer trockenen Lehne des Berges Rosso 
bei dem Orte Valle angetroffen. 


Bd. V. Abh. r 69 


346 


Aplaste Ononaria Fuessi. Im Juli auf dem Abhange des Pozzo di 
Borgo einen Mann gefangen. 


Sterrhc Sacraria L. Mitte Juli auf der Lazarethspitze auf einem Stop- 
pelfelde einige gefangen, auch bei Baslia angetroffen. 


Ortholitiha Plumbaria F. Im Mai auf den Lehnen des Pozzo di Borgo 
auf grasreichen Stellen geflogen. 
Bipunctaria S. V. Im Juli auf dem Gipfel des Pozzo di Borgo ange- 
troffen. 


Minoa Fuscata Hufgl. Im Mai bei Ajaccio auf Berglehnen einzeln an- 
getroffen. 


Anaötes Plagiata L. Im Juni auf den Abhängen des Pozzo di Borgo und 
bei Bogognano geflogen. 

Chesias Obliquata S. V. Ende April bei der griechischen Kapelle ein 
Weib gefangen, welchem das Röthliche der Vorderflügel gänz- 
lich mangelte. 


Cidaswria OcellataL. Im Mai und Juni nicht selten aus Hecken gescheucht, 
in der Umgebung von Ajaccio. 

Ablutaria H. S. Ende April an den Lehnen des Pozzo di Borgo an 
Steinen sitzend getroffen. 

Fluctuata L. Im Mai bis Juli überall um Ajaccio nicht selten aus 
Hecken gescheucht, und an Mauern und Baumstämmen ange- 
troffen, auch bei Bastia nicht selten. 

Montanata S.\V. Im Juni bei Bogognano auf Berglehnen geflogen. 

Ferrugata L. In den Thälern im Mai und Juli um Ajaccio augeltroffen, 
auch bei Corte aus Hecken gescheucht. 

Galiata S. V. Im Mai und Juni an der Strasse nach Cavro an den 
Wänden der Hohlwege gefunden. 

Tristata L. Im Juni auf dem Pozzo di Borgo um Gesträuch geflogen, 
auch im Juli noch bei Bastia geflogen. 

Rivata Hb. Im Juni in dem "Thale nach San Antonio aus Hecken 
gescheucht. Am Abende flogen sie um Hecken. 

Rivulata S. V. Im Juni in Thälern des Pozzo di Borgo,. Abends um 
Mentha geflogen, auch bei der Lazarethspitze, und im Campo di 
loro fand ich welche um Nesseln. 

Albulata S.V. Im Juni auf einer Wiese an der Ausmündung des Campo 
di loro. 

DecolorataH. Im Juni ein Weib bei Cavro an einer Hecke gefangen. 

Candidata S. V. Im Juni bei Alata einige aus Sträuchern gescheucht. 

BilineataL. Vom April bis Juli in der ganzen Umgebung von Ajaceio 
in Hecken, auch bei Corte und Bastia in Thälern und auf Bergen 
nicht selten. 

RiguataH. Im Juni auf den Lehnen des Pozzo di Borgo einzeln ange- 
troffen. 


547 


Derivata S.V. Im April bei Ajaccio aus Dornhecken gescheucht, doch 
waren alle schon abgeflogen. 

Conjunctaria Led. Im Mai ein Weib an einer Mauer bei Ajaccio 
gelangen. 

Tersata S.V. Im Juni bei Ajaccio und Cavro aus Hecken gescheucht. 

Vitalbata S. V. In dem Thale nach San Antonio einzeln aus Dorn- 
hecken gescheucht. 

Eupithecia Pumilata H. Paroularia H. S. 187. Herrn Herrich- 
Schäffer’s Figur passt ganz auf die von mir aus Corsica 
gebrachten Exemplare, welche einen röthlichen Farbenton haben. 
Im Juni bei Ajaccio aus Hecken gescheucht. 

Perfidatan.sp. Diese Art reiht sich zwischen Pumilata und Laquearia 
H.S. 181. Die Grundfarbe ist aschgrau, durch die feinen weiss- 
lichen Querbinden wird das Grau mehr hervorgehoben. 

Sie gleicht an Gestalt der Laquearia, so auch die Binden 
der Vorderflügel, jedoch fehlt die rostgelbe Binde vor dem 
Aussenrande; die nächst dem Wurzelfelde ist etwas beim Manne 
bräunlich angeflogen. Der Mittelfleck ist sehr dick, und schliesst 
die Mittelzelle. Auf den Hinterflügeln erscheinen die Binden 
sanft und mehr verloschen. Die schwarze Einfassung der Flügel 
ist durch feine graue Puncte, welches die Adern sind, getrennt, 
und die Fransen gescheckt. An dem Hinterkörper sind zu beiden 
Seiten an jedem Ringe ein schwarzer Punet vorhanden. 

Die Unterseite der Flügel ist seidenarlig grau, die Binden 
scheinen nur schwach durch, jedoch sind die Mittelpuncte und 
die Randpuncte der Flügel stark ausgedrückt. Beim Manne sind 
die Beine grau. Schienen und Füsse gelblich, beim Weibe durch- 
gehends dunkel und die Fussglieder weisslich geringelt. 

Ich fand diese seltene Art Anfangs Mai auf der Lazareth- 
spitze um einen Terebinthus-Strauch in den Morgenstunden. 

Glaucomictata n. sp. Der Schmetterling hat die Grösse und den Flü- 
gelschnitt von Hospitata, und steht in Farbe und Zeichnung, 
welche diese Art überhaupt sehr kenntlich machen, der wenig 
bekannten Extremata Hüb. ziemlich nahe. 

Der Kopf, Rücken und die Fühler sind gelblichweiss. Der 
Hinterleib ist oben blaugrau mit bräunlichen Hinterrändern 
der Segmente, und eine Reihe schwärzlicher Puncte über die 
Mitte und an den Seiten; seine Unlerseile und die Afterspitze 
des Männchens sind gelblichweiss. 

Die Grundfarbe der Vorderflügel ist weiss, mit bleichgelbem 
Anfluge, welcher im Leben rosenfarb schillert. Die Zeichnung 
ist sehr scharf und auflallend. An der Basis bleibt ein sehr 
kleines Feld der Grundfarbe, das am Vorderrande einen schma- 
len, bläulichschwarzen Striemen führt; dann folgt eine dunkle; 


6y* 


nicht ganz bis zur Flügelmitte reichende Binde, diese ist bläu- 
lichgrau, an ihrer Innenseite undeutlich, an der äusseren aber 
sehr scharf begränzt, beginnt am Vorderrande breit und ver- 
schmälert sich gegen die Mitte zu. Zwei undenutliche gelblich- 
weisse Doppellinien durchziehen sie, die innere ist sehr unbe- 
stimmt, und hinter der äussern ist die Binde am dunkelsten und 
schärfsten, sie erscheint hier am Vorderrande als ein bläulich- 
schwarzer, dreieckiger Fleck, dessen Spitze abwärts gekehrt 
und durch einen licht holzbraunen, einwärts bis zur Innenrand- 
Rippe der Mittelzelle ziehenden Strich verbunden ist; von da an 
ist die Binde bläulichschwarz und braun gemischt, oben gleich- 
breit und etwas nach aussen gebogen, wodurch auf die ge- 
nannle Rippe ein einwärts gerichteter spitzer Winkel gebildet 
wird. Hinter dieser Binde erscheint die Grundfarbe als ein 
breites Feld, indem auf der Querrippe ein tiefschwarzer Strich 
steht und welche von einer undeutlichen schmutzig lichtbraunen 
Doppellinie begränzt ist; an der Innenseite dieser Linie sind 
die Rippen schwarz beschuppt, wodurch sich eine pfeilstrich- 
artige Zeichnung bildet. Das Saumfeld ist längs des Aussen- 
randes holzbraun. In diesem Grund zieht nahe vor dem Saume 
eine weissliche Zackenlinie, die am Vorderrande von der oben 
erwähnten lichtbraunen Doppellinie weit entfernt ist (da diese 
schon hinter dreiviertel Theil des Vorderrandes entspringt) aber 
bei der Mitte der Flügelbreite an sie anslösst und parallel mit 
ihr in den Innenwinkel ausläuft; sie ist daselbst mitten von 
einer bläulichschwarzen, nach oben aber verlöschenden, dicken 
Linie durchzogen, ein gleichförmiger Fleck hängt am Vorder- 
rande im Mittelraume zwischen den beiden hellen Linien, und 
die Flügelspitze ist durch einen gelblichweissen Wisch getheilt. 
Die Saumlinie ist schwarz, abgesetzt, die Fransen sind weisslich 
und grau gescheckt. Auf den Hinterflügeln setzen sich die Bin- 
den der vorderen fort. Sie sind aber nur am Innenrande scharf 
und werden von da an allmälig schwächer ; auf der Querrippe 
steht ebenfalls ein schwarzer Strich; Saumlinie und Fransen 
sind wie auf den Vorderflügeln. Die Unterseite ist glänzend 
weiss, die Zeichnung der Oberseite erscheint hier grau und matt, 
nur die Mittelzeichen aller Flügel sind tiefschwarz. 


Ende April und Anfangs Mai fand ich diesen schönen 
Spanner an der Strasse nach Cavro an Erdabhängen. 


Hypena Proboscidalis L. Mitte Juli bei San Antonio Abends um Nesseln 


geflogen. 


Rostralis L. Im April bei Ajaccio überwinterte,, aus Hecken ge- 


scheucht. 


519 


Obsitalis H. Im Juli in dem Thale San Antonio Abends um Parietarta 
gellogen. 
Palpalis F. Juli in demselben Thale aus Hecken gescheucht. 
Hersminica Tentacularis L. Im Juli einige bei Corte gelangen, waren 
jedoch schon verllogen. 
Crinalis Tr. Im Mai und Juni um Ajaccio aus Brombeerhecken ge- 
scheucht. 
Nola Centonalis H. Im Juli hinter der Lazarethspitze Abends einige um 
Mentha gefangen. 
Chlamydulalis Hb. Juli bei Ajaccio aus einer Hecke bei der alten 
Ruine am Hügel Giavani gescheucht. Ist stets selten. 
Agtlossa Pinguinalis L. Im Juli an Mauern um Ajaccio gesehen. 
Cuprealis H. Im Juni einen Mann in Ajaceio im Zimmer gefangen. 
Hypotia Corticalis S. V. Im Juli auf der Lazaretbspitze und am Pozzo 
di Borgo sehr selten. 
Asopia Farinalis L. Im Juni in Ajaccio im Zimmer nicht selten 
gewesen. 
Pyratis Combustalis F. R. Im Juli drei Stück bei Corte auf einer Berg- 
hutweide auf Elichrysum gefangen. 
Botys Cingulalis L. Im Mai auf Hutweiden um Ajaccio. 
Punicealis S.V. Im Mai und Juni auf der Lazarethspitze und im Campo 
di loro um Mentha geflogen. 
PurpuralisL. Im Mai und Juli auf den Berglehnen des Pozzo di Borgo 
nicht selten gewesen; auch bei Bastia vorkommend. 
Cespitalis S.V. Vom April bis Juli allenthalben um Ajaccio auf Hut- 
weiden und Berglehnen, auch bei Corte und Bastia nicht selten. 
Palealis S.V. Im Juni auf den Lehnen des Pozzo di Borgo einzelu 
erhalten, im Juli fsnd ich auch die Var. Selenalis Hb. bei 
Bastia in einigen Exemplaren. 
Forficalis L. Im Mai ein Stück im Campo di loro gefangen. 
Cinctalis Tr. Im Juli bei Bastia ein Weib gefangen. 
Pandalis H. Im Mai im Campo di loro am Flussrande einige be- 
kommen. 
Verticalis L. Juli im Thale nach San Antonio und bei der Lazarethspitze 
nicht selten um Parietaria. 
Urticalis L. Im Juli bei Ajaccio an einem Bächlein auf Nesseln 
gefunden. 
Polygonalis S. V. Im Juni einen Mann bei der Villa Milelli gefangen. 
Silacealis H. Flog im Mai beim Badehause in Campo di loro auf 
einem Brachfelde. 
Virginalis D. Im Juli einzeln auf den Lehnen des Pozzo di Borgo 
vorkommend. 
Numeralis H. Im Mai und Juni auf den sonnigen Lehnen der Berge 
Lizza, Pozzo di Borgo und Rosso, auch auf den Bergen ober- 


halb der Lazarethspitze angetroffen, mehrere waren sehr gross 
und röthlich gefärbt. 

Fulvalis Hb. im Juli bei Ajaccio aus Brombeerhecken gescheucht, 
auch bei Bastia angetroffen. 

Ferrugalis H. Im April und dann im Juni auf Berglehnen und um 
Hecken in der ganzen Gegend um Ajaccio einzeln vorkommend. 

Sericealis S. V. Im Juni in den Thälern der Lazarethspitze Abends 
um Mentha geflogen. 

Ochrealis H. Im Juli ein Stück bei Bastia gefangen. 

Testacealis Z. Im Juni bei San Antonio einige gefangen, die meisten 
verilogen. 

Verbascalis S. V. Im Juni bei Ajaccio um die Grabkapellen und auf 
der Südseite des Pozzo di Borgo auf grasreichen Stellen an- 
getroffen. 

Rubiginalis H. Im Juni in den Thälern der Lazarethspitze und im 
Campo di loro auf grasreichen Stellen angetroffen. 

Politalis S.V. Im Mai auf den Lehuen des Pozzo di Borgo einige gefangen. 

Frumentalis L. Im Juni bei Cavro ein Weib gefangen. 

Cynaeda DentalisH. Im Juli einzeln auf der Lazarethspitze angetroffen. 

Stenopterys Hybridalis H. Im April und Juni überall um Ajaccio 
vorkommend. 

Stenia Suppandalis H. Am Meeresufer bei der Lazareihspitze um die 
gelbblühenden Disteln zwei Männer in Juli gefangen. 

Infidalis mihi. Dieser hat die grösste Aehnlichkeit mit Carnealis, so 
dass man ihn für eine Varietät dieser Art halten könute; wenn 
ihn nicht mehrere Merkmale von demselben spezifisch trennten. 

Die Färbung des ganzen Thieres ist schmutziggrau. Die 
Beschuppung staubig und glanzlos. Der Hinterkörper hat helle 
Leibringe und an den Seiten des Körpers befinden sich schwarze 
Längsstriche, welche Carnealis nicht hat. Die Beine sind grau, 
Schienen und Füsse weisslichgrau, die Fühler graubraun, sehr 
zart schwarz geringelt. Die Vorderflügel führen zwei, die Hin- 
terflügel eine sehr dunkle Binde, auch die Makel auf dem Vor- 
derflügel ist dunkel mit einem weissgrauen Punet versehen. Die 
Binden theilen die Vorderflügel in drei Felder, da die äussere 
Linie des Mittelfeldes mehr gegen den Saum hinausgerückt ist, 
so erscheint das Mittelfeld noch einmal so breit als bei Car- 
nealis, bei welcher die Flügel gleich breite Felder haben. Vor 
den Fransen aller Flügel ist der Saum heller, auf den Flügel- 
adern etwas dunkler unterbrochen, die Fransen selbst ein- 
fach grau. 

Die Unterseite ist dunkelgrau, die Vorderflügel sind bis 
zur Aussenrandbinde einfach dunkelgrau „ hinter dieser etwas 
heller gefärbt, ihr Mittelpunct ist nur schwach zu sehen. 


>51 


Die Hinterflügel sind unten eben so gefärbt und gezeich- 
net wie oben, mit deutlicherem dunklen Mittelpunct. Bei 
Carnealis ist die Unterseite wie oben gefärbt und gezeichnet, 
was bei Infidalis nicht der Fall ist. 

Auffallend ist der Unterschied beim Weib. Diese hat viel 
schmälere und gestrecktere Flügel, als das Weib von Carnealıs. 

Von dieser Art fing ich einige Exemplare im Juli auf 
den Berglehnen der Lazarethspitze, einige Mitte Juli bei Corte 
gefangen, sie flogen sehr schnell in den Morgenstunden um 
Cistus und Elichrysum angustifolium. 

Bruguieralis Dup. Ende Juni um Hecken des Pozzo di Borgo gefangen. 
Mitopoda Punctalis F. Im Juli bei Ajaccio aus Brombeerhecken gescheucht. 
Diasemia (Steph.) Literalis L. Im Mai einzeln auf den Lehnen des 

Pozzo di Borgo geflogen , in Färbung von unseren Exemplaren 
nicht abweichend. 

Nympheudla Rivulalis Dup. Mitte Mai im Campo di loro beim Badhause 
Ein Paar in den Morgenstunden gefangen. Im Juni fand ich 
mehrere ober der Lazarethspitze bei einer Quelle, wo sie nach 
Sonnenuntergang flogen. Die Weiber waren sehr selten. 


Agrotera Nemoralis S. V. Im Juni um Ajaccio aus Hecken gescheucht. 
Endotricha Flammealis S. V. Im Juni in dem Thale nach San Antonio 
mehrere aus Dornhecken gescheucht; sie waren in der Färbung 
sehr dunkel, ein Exemplar fast schwarz. 
Choreutes Incisalis Tr. im Mai und Juli bei Ajaccio, Corte und Bastia 
auf Brombeersträuchern geschwärmt,„ die im Mai fliegenden 
Exemplare sind grösser als ich sie je sah. 
Alternalis Tr. Im Juni in dem Thale nach San Antonio, Campo di 
loro und bei den Blutinseln um Parietaria geflogen. 
Praetiosana (Praetiosalis Dup.) Im Juli auf der Lazarethspitze um 
Disteln und Elichrysum Abends geschwärmt, war selten und 
sieht der Vibralis sehr ähnlich. 
Meterogenrea Testudinana H. Im Juni auf den Pozzo di Borgo von 
jungen Eichengebüsch abgeklopft. 


Teras Logiana H. 64. Im Juli bei Cavro aus einer Hecke Ein Stück 

gescheucht. 

Abildgaardana F. Im Juni auf der Lazarethspitzee um Weissdorn- 
sträuchern geflogen. auch in dem Thale nach San Antonio und 
Campo di loro. 

Nyctemerana H. Im Juni oberhalb Alata ein Stück aus einer Dorn- 
hecke gescheucht. 

Boscana F. (Cerussana H.) Im Juli bei Corte und Bastia um Ulmen- 
gesträuch geflogen. 


532 
Asperana S. V. Im April in dem immergrünen Eichenwald hinter 
Ajaccio an Baumstämmen sitzend gefunden, die meisten waren 
verflogen. 
Quercinana Z. Im Juni einige aus jungen Korkeichen-Hecken ge- 
scheucht. 
Oenectrea Pilleriana S. V. Im Juli einzeln auf den Lehnen des Pozzo 
di Borgo und dann bei Bastia auf den Berglehnen angetroffen. 
B'ortrisce Laevigana S. VW. Im Juni in dem Thale nach San Antonio auf 
Mentha an den Flüsschen, und auf der Lazareihspitze Abends 
geflogen. 
Dumicolana Z. Im Juni einige an Mauern bei Ajaccio auf Epheu 
angetroffen. 
Dumeriliana D. Im Juni im Thale von San Antonio aus Eichen- 
gebüsch gescheucht. 
Viridana L. Im Juni bei Ajaccio einzeln um Eichen angetroffen. 
Loefflingiana L. (Plumbana H.) Im Mai und Juni auf dem Pozzo di 
Borgo um Eichengebüsch gelangen. 
Conwayana F. (Hoffmannseggana MH.) Im Juli bei Ajaccio in der 
Allee an einem Ulmenbaume Ein Stück gefangen. 
Obliterana Heyd. Im Juni bei Ajaccio, Cavro und Bastelica aus 
Hecken gescheucht. 
Strigana H. Im Mai und Juni auf den Lehnen des Pozzo di Borgo 
und Rosso nicht selten. 
Ochreana S. V. Im Juni auf den Lehnen des Pozzo di Borgo und 
auf der Lazarethspitze angetroffen. 
Rusticana Tr. Im Mai am Ausflusse des Campo di loro auf einer 
Wiese in der Morgenstunde geflogen. 
Sylvana F. R. Im Juni auf Berglehnen bei Ajaccio angetroffen. 
Tesserana S. V. Im Mai auf den Lehnen des Pozzo di Borgo und 
im Campo di loro Thal auf Hutweiden gefunden. 
Argyrolepia baumanniana S. V. Im Mai und Juni nicht selten um 
Ajaccio. 
Coceyx Zephyrana T. Im Maı auf Berglehnen und Hutweiden um Ajac- 
cio nicht gar selten. 
Flagellana D. Im Juli Ein Stück auf dem Pozzo di Borgo und eines 
bei Bastia gefangen. 
Cochylis Callosana (Mann i. I. H. S.) Im Juni einige in den Thälern 
bei der Lazarethspitze Abends gefangen. 
Languidana mihi. Der Wickler hat viele Aehnlichkeit mit Kinder- 
manniana; Kopf, Rücken und Hinterleib sind weisslich, die 
Beine gelblich, die Fühler oben weissgelb, unten bräunlich. 
Die Vorderflügel sind licht bräunlich olivengelb, von drei 
glanzlos weissen, malten Querbändern durchzogen. Das erste 
derselben läuft über das Dritllel der Flügellänge, das zweite 


553 
steht etwas vor zwei Drittheile derselben, das dritte in der 
Flügelspitze selbst: Die ersten zwei laufen parallel neben ein- 
ander, haben jedes ungefähr die Breite des Rückens und schlies- 
sen mitten ein gleich breites Band der Grundfarbe ein; sie 
sind in der Mitte etwas auswärts gebogen, und an der Aussen- 
seite des äusseren entspringt ein schmaler weisslicher Streif am 
Vorderrande des Flügels, welcher bis zum Innenrande zieht 
und daselbst nahe vor dem Innenwinkel ausläuft. Das äussere 
Band ist an der Flügelspilze so breit wie die beiden andern, 
läuft aber nach unten spilz in den Saum aus, dessen Ende es 
nicht ganz erreicht. 

In alle weisslichen Zeichnungen sind olivengelbe Schup- 
pen derart eingemengt, dass sie zerfaserte Querlinien bilden, 
im Wurzelfelde stehen einige weissliche Schuppen. Die Fran- 
sen sind weisslichgelb, die Hinterflügel weissgrau mit helleren 
Fransen. 

Unten sind die Vorderflügel dunkler, die hinteren heller 
grau, alle mit weisslichgrauen Fransen; auf der vorderen 
schimmern die Querbänder der Oberseite matt durch. 

Ich fand diesen hübschen Wickler im Mai und Anfangs 
Juni auf den Berglehnen der Lazarethspitze, wo er in den 
Morgen- und Abendstunden um Cisius salviaefolius flog. 


Tischerana F. R. Im Juni einige auf den Berglehnen des Pozzo di 
Borgo gefangen. 


Impurana mihi. Steht der Elongana zunächst, ist aber nur halb so 
gross, ungefähr wie Dispaceana. 

Die Vorderflügel haben die Form und Zeichnungsanlage 
von Elongana, die Grundfarbe aber ist ein durchgehends 
gleichmässiges Aschgrau. Die Zeichnung ist nur wenig dunkler, 
bräunlichgrau und nicht scharf vom Flügelgrunde geschieden, 
während bei Zlongana die untere Längshälfte des Flügels 
durch ihre helle Färbung vom dunklen Vorderrande grell ab- 
sticht und die Mittelbinde scharf und schwarzbraun ist; auch 
hat Elongana zersireute grobe, schwarzbraune Puncte auf dem 
grössten Theile der Flügelfläche, /mpurana aber nur sehr feine 
braungraue Schüppchen, welche kaum mit der Loupe bemerk- 
bar sind. 

Die Fransenbezeichnung der Vorder- und die Hinterflügel 
sind wie bei Elongana, aber ebenfalls viel matter gefärbt; die 
Hinterflügel sind an der Spitze viel mehr gerundet. 

Unten sind die Vorderflügel dunkel, die hintern heller 
grau, erstere haben aschgraue, von einer dunkleren Längslinie 
durchzogene, letztere weissgraue Fransen. 


Bd. V. Abh. 0 


554 

Ich fing diesen Wickler nur in zwei Exemplaren. Anfangs 
Mai am Fusse des Pozzo di Borgo. 

Im Jahre 1853 fand ich ilın bei Fiume in der Nähe des 
Pulverthurmes, ebenfalls Anfangs Mai, und auch nur in wenigen 
Stücken ; er scheint stets selten zu sein. 

Pentactinana mihi. Dieser Wickler unterscheidet sich durch seine 
eigenthümliche an Nephopteryx Janthinella erinnernde Farben- 
mischung von allen mir bekannten Cochylis-Arten. 

Er hat die Flügelform von Elongana, ist aber ein Vierlel 
grösser, wie Tischerana. Der Körper ist grau, der Rücken und 
die Vorderflügel sind holzbraun. Der WVorderrand ist in 
ansehnlicher Breite bläulichgrau, diese Farbe ist nach 
innen in die Grundfarbe verwaschen, und geht auch gegen 
die Flügelspitze zu in dieselbe über. Ein blaugrauer schräger 
Wisch zieht vom Innenrande des Flügels gegen die Querrippe 
zu und deutet die Mittelbinde an; ein gleichfärbiger ähnlich 
geformier Fleck steht in einiger Entfernung vor dem Innen- 
winkel. Auf der Querrippe steht ein schwarzer Punet und die 
von hier auslaufenden Rippen sind etwas heller gefärbt als der 
Flügelgrund, wodurch sich eine matte strahlenarlige Zeichnung 
bildet. Auf der ganzen Flügellläche sind spärliche schwarze 
Schuppen zerstreut. Die Fransen sind dunkelgrau und gelblich 
gescheckt von einer schwärzlichen Längslinie durchzogen. 

Die Hinterflügel sind aschgrau mit lichteren Fransen. 

Die Unterseite ist grau, die Vorderflügel sind sehr dunkel, 
die hinteren weit heller gefärbt. 

Ich fing nur Ein einziges Männchen Ende April Abends 
in einem Podere bei Ajaccio an einer sumpfigen Stelle unter 
Oelbäumen ; trotz dem mehrere Abende fortgesetzten Suchen 
konnte ich keines mehr erbeuten. 

Rubellana H. Im Mai auf den Berglehnen des Pozzo die Borgo und 
der Lazarelhspitze gefunden. 

Heydeniana (Manni. 1.) Z. H. S. 369. Im Mai bei Ajaccio einzeln 
um wildes Oelbaumgestrüpp geflogen. 

Roseofasciana mihi. Dieser Wickler hat die Grösse und Form ganz 
wie die von mir bei Rodaun entdeckte und von Herrich- 
Schäffer Fig. 81 abgebildete Purpuratana. 

Kopf, Fühler, Beine und Rücken sind gelblich, der Hin- 
terleib zieht mehr ins Graue. Die Vorderfllügel sind nebst den 
Fransen blassgelb. Eine rosenfarbe Binde zieht schräg über die 
Mitte des ganzen Flügels, ist aber wie bei Dipsaceana geformt, 
während sie bei Purpuratana unten fast doppelt so breit ist, 
als oben ; eine weit undeutlichere bleichere rosenfarbe Binde 
zieht nahe vor dem Saume, stösst aber nicht ganz an denselben 
an und ist genau wie bei Purpuratana geformt. 


555 


Die Hinterflügel sind licht aschgrau mit helleren Fransen. 
Unten sind die Vorderflügel dunkelgrau, an der Spitze und auf 
den Fransen gelblich, die hinteren sammt den Fransen gelblich 
lichtgrau. Ich fing nur ein Männchen in dem Thale nach San 
Antonio im Mai an einem Bache; bei Brussa fand ich mehrere 
Exemplare ebenfalls im Mai an einem Flüsschen. 

Manniana Tr. F. R. Taf. 51. Im Mai im Thale nach San Antonio 
Abends um Mentha einzeln geschwärmt, 

Postremana Z. (Ambiguana Tr.) Im Mai auf der Lazarethspitze 
einige um Disteln gefangen. 

Schreibersiana Fröl. Im Mai bei Ajaccio in der Allee an Ulmen- 
stämmen angetroffen. 

Penthina Pruneticolana Z. Bei Ajaccio im Mai aus Brombeerhecken 
gescheucht. 

Variegana S. V. Im Juli bei Corte aus Hecken gescheucht. 

Sellana H. Im April und Juni auf den Lehnen des Pozzo di Borgo 
und auf den Berglehnen der Lazarethspitze Abends geflogen. 

Botrana S. V. (Vitiosana Jacgq. Reliquana Tr.) Im Mai bei Ajaccio 
um Weingärten geflogen. 

Cynosbana Tr. Im Mai und Juni nicht selten um Dornbecken. 

Thapsiana Z. Im Juni einzeln auf den Lehnen des Pozzo di Borgo 
gefunden. 

Altheana mihi. Dieser Wickler steht der Triquetrana 8, V. in Form 
und Zeichnung ganz nahe, nur ist er ein wenig grösser. Der 
Kopf, Rücken und die Grundfarbe der Vorderflügel sind bräun- 
lich gelb, letztere (beim Manne ohne Umschlag an der Basis) 
mit vielen mehr oder weniger deutlichen feinen schwärzlichen 
Querstrichelchen und Pünctchen. 

Die Vorderrandshäckchen sind weisslich und stehen paar- 
weise. Das äusserste Paar ist am schärfsten und schliesst in der 
Flügelspitze den schwärzlichen Augenfleck ein, der der Gal- 
tung Penthina eigenthümlich ist; die übrigen Paare sind viel 
matter. Auf dem Innenrande sitzt ein nicht weit von der Wur- 
zel beginnender, fast bis zur Mitte des. Flügels reichender 
schwärzlich-brauner Fleck auf; er reicht nur bis zur Mitte der 
Flügelhöhe, hat ungefähr dieselbe Form wie bei Triquelrana, 
und ist nur nach aussen scharf abgegränzt, nach innen aber 
verwaschen. 

Der vor dem Saume stehende Spiegelfleck hat die Grösse 
und Form wie bei Triquetrana , ist bläulichweiss mit ganz 
wenigem Metallglanze, und hat zwei bis drei sehr kleine 
schwarze Schuppeuflecke in der oberen Hälfte seines Aussen- 
randes. An die Innenseite des Spiegelfleckes stösst noch ein 
auf dem Innenrande des Flügels breit beginnender „ nach oben 


20% 


356 


keilförmig zulaufender schwärzlichbrauner Fleck und ein gleich- 
färbiger längsstrichartiger Wisch befindet sich noch im Raume 
zwischen dem Vorderrandshäckchen und dem Spiegelflecke. 
Zwischen den beiden zuerst genannten braunen Flecken ist der 
Flügelgrund viel reiner und heller, fast weisslich. Die Saum- 
linie ist bläulichgrau ; die Fransen sind gelbgrau, an der Flü- 
gelspitze schwärzlich. 

Die Hinterflügel sind wie bei Triquetrana aschgrau, an 
der Wurzel etwas heller mit breiten weisslichgrauen Fransen. 
Unten sind die Vorderflügel dunkelgrau mit helleren Vorder- 
randshäekchen, die hintern etwas lichter, am Vorderrande mit 
schmutzigbraunen Querstrichelchen. Den Wickler fing ich schon 
1850 in Dalmatien, hielt ihn aber irrigerweise für Hüäbneriana 
Z11. 1854 zog ihn Herr von Hornig aus Raupen, die er mit 
der von Gelechia malvella bei Wien auf Althea rosea gefunden 
und nicht näher beobachtet hatte. Herrn von Hornig’s Exem- 
plare entwickelten sich im September und sind viel dunkler, 
als meine, die ich im Juni bei Ajaccio auf Malven fing. 

Porrectana Z. Steht der Botrana ganz nahe. Im Mai hinter der La- 

zarethspitze in Thälern Abends um Disteln geflogen. 

Ocellana S. V. Im Juni einige an Baumstämmen um Ajaccio gefangen. 
Paediscea Mancipiana mihi. Steht der Brunnichiana zunächst, ist aber 
etwas kleiner, der Schmetterling ist leicht kenntlich an der 
trüb lehmig braungelben , staubig grau überflogenen Färbung 
der Vorderflügel. 

Kopf, Fühler und Palpen haben die Farbe der Vorder- 
flügel. Letztere sind etwas gestreckter als bei Brunnichiana 
und sehr matt gezeichnet. Vorderrandshäckchen sind nur drei 
Paar vorhanden. Sie sind weisslichgelb , sehr undeutlich und 
das äusserste Paar selzt sich als matte Doppellinie längs des 
Saumes, nicht ganz an ihn anstossend fort. Auf den Innenrand 
sitzt noch etwas hinter der Mitte der Flügellänge eine weisslich 
gelbe Mackel auf, welche schräg nach Innen gestellt, etwas 
sichelförmig gekrümmt, zweimal so hoch als breit ist, und bis 
an den Innenrand der Mittelzellereicht. Die übrige Flügelfläche ist 
nebst den Fransen staubig braungrau. Die Hinterflügel sind 
dunkelaschgrau, im Discus und auf den Fransen etwas heller. 

Unten sind die Vorderflügel dunkelgrau mit drei deut- 
lichen graugelben Vorderrandsflecken und Andeutung eines vor 
ihnen stehenden vierten. Die hintern lichtgrau, alle mit hellen 
grauen Fransen. Ich fand diesen Wickler im Mai und Juni in 
den Thälern der Lazarethspitze Abends um Disteln fliegend. Die 
Weibchen durch plumperen Bau und walzenförmigen Körper 


557 


von den Männchen verschieden, waren im Verhältniss zu den 
Männchen höchst selten. 

Quaggana Kollar in lit. Der Cuphana in Grösse und Flügelform 
zunächst, aber von viel lieblicherer Zeichnung. Die Vorder- 
flügel sind licht olivenbraun, weissgrau gebändert. Ein wenig 
deutlich begränztes Band steht nahe an der Basis, ein deutliches 
zieht über das erste Drittel des Flügels; beide laufen schräg 
nach Aussen vom Vorder- zum Innenrande und jedes ist von 
einer undeutlichen feinen Linie durchzogen. Nahe hinter der 
zweiten Binde stehen am Vorderrande vier weissgraue Fleck- 
chen in gleicher Entfernung von einander. Das erste derselben 
ist getheilt, und zieht zum dritten Häckchen ein über die Mitte 
der Flügelbreite reichender weissgrauer Bogen, an welchen 
sich ein gleichgeformter in verkehrter Richtung derart anhängt, 
dass seine breite Seite auf den Innenrand aufsitzt und einerseits 
nahe vor der zweiten Binde, andererseits in den Innenwinkel 
endet. Diese beiden Bogen haben im Mittelraume olivenbraune 
Ausfüllung und sind da, wo sie zusammenhängen J-artig ver- 
bunden. Das vorletzte und letzte Häckchen setzen sich schräg 
bis in den Raum fort, welcher dicht unter der Flügelspitze eben- 
falls weissgrau ist. 

Die Saumlinie ist schwarz punclirt und die weissgrauen 
Bänder sind ebenfalls hier und da durch schwärzliche Schuppen 
begränzt. Die Fransen sind fast mit dem Flügelgrunde gleich 
gefärbt, ziehen aber etwas mehr ins Graue. 

Die Hinterflügel sind aschgrau mit helleren Fransen. 

Unten sind die Vorderflügel dunkel, die hinteren hellgrau, 
erstere mit bleichgelben Vorderrandsflecken , alle mit lichten 
grauen Fransen. 

Ich fand diesen Wickler einzeln im Juni auf der Lazareth- 
spitze auf Elichrysum angustifolium,,„ im Jahre 1846 entdeckte 
ich ihn im Arno oder Cassentino-Thale bei Pratovecchio im 
Toskanischen. 

Ich fing ihn auch 1849 bei Fiume und 1851 bei Brussa 
ebenfalls im Juni. Er scheint überall selten zu sein. 

Cuphana Ti. Im Mai um Ajaccio auf Hutweiden und Berglehnen. Die 
Männer nicht selten gewesen. 

Phoxzopterys& Lanceolana H. Im Mai im Thale Campo di loro und 
auf der Lazarethspitze auf feuchten Stellen nicht selten. 
Comptana Fr öl. Im Mai auf den Lehnen des Pozzo di Borgo einzeln 

angetroffen. 

Badiana S.V. Im Juni auf der Lazarethspitze und bei Cavro einige 
gefunden. 


558 
Siculana H. Im Mai um Ajaceıo aus Dornhecken gescheucht, im Juli 

auch bei Corte angetroffen. 

As»pis Udmanniana L. In dem Thal nach San Antonio und im Campo di 

loro als Raupen auf Brombeeren angelroffen. 
Sericortis Lacunana S. V. Im Juni im Thal Campo di loro gefunden. 
Urticana H. Im Mai bei Ajaccio an Bächen um Nesseln geflogen, 
Conchana H. im Juni auf den Pozzo di Borgo einige gesehen, waren 
verflogen. 

Striana S.V. Im Mai auf der Lazarethspitze am Fusse des Mont Rosso 
auf grasreichen Stellen gefunden. 

Cespitana H. Vom Mai bis Juli um Ajaccio nicht selten gewesen. 

Carpocapsa Pomonana L. In Ajaccio an Häusern und im Zimmer 

gefunden. 
Woeberiana S.V. Im Juni ein Stück an einem Mandelbaum gefangen. 

Grapholitha Hypericana H. Im Juni einige aul dem Pozzo di Borgo 

gefangen. 

Zachana Tr. Im Mai auf den Berglehnen der Lazarethspitze und den 
grasreichen Thälern getroffen. j 

Germana Fr öl. Im Mai auf der Lazarethspitze und im Thal Campo 
di loro Abends geflogen. 

Jungiana Fr öl. Im Mai bei Ajaccio ober den Grabkapellen um Cistus 
salviaefolius geiangen. 

Orobana Tr. Im Mai auf der Lazarethspitze, dem Pozzo di Borgo 
und Mont Lizza auf Disteln gefangen. 

Juliana Curtis. Im Juni auf den Lehnen des Pozzo di Borgo 
gefangen. 

Abrasana F.R. H.S. Im Juni bei Ajaccio in der Allee auf Ulmen 
gellogen. 

Pasivana H. Im Juli einzeln bei Ajaccio aus Dornhecken gescheucht. 

Luridalbana H. S. (Mann in lit.) Auf der Lazarethspitze im Juni 
auf Lavandula staechas gefaugen. 

Musculana H. Im Mai, im Thale nach San Antonio einzeln aus 
Hecken gescheucht. 

Chilo Forficellus Thbg. Im Juli an der Ausmündung des Campo di loro 

einen verflogenen Mann gefangen. 
Cramıbus Culmellus L. Im Juli auf der Alpe bei Corte einige gelangen. 
Saronellus Zk. Im Juli bei Bastia Ein Stück gefangen. 
Cassentiniellus Z. Isis. Im Juni in dem Thale nach San Antonio und 
in den Thälern der Lazarelhspitze einige erhalten. 

Contaminellus H. Im Juni und Juli in den Thälern der Lazarelhspitze 
des Abends nach Sonnenuntergang geflogen, war nicht gar 
selten. 

Eromene Superbellu Mann Z. Im Juni am Fusse des Pozzo di Borgo 

einige gefangen, waren aber ziemlich abgellogen. 


559 

Cyrilli Costa (Funiculellus Tr.) Im Juni in den Thälern der Laza- 
reihspitze einen Mann gefangen ; diese Art scheint überall selten 
zu sein. 

Eudorea Crataegaella H. Bei Ajaccio ein Stück an der Mauer einer 
Grabkapelle gefangen. 

Coarctata Z. (Hesperiella KllIr. i. 1.) Im Mai und im Juli bei Ajaccio 
aus Hecken gescheucht. 

Aphoma Colonella L. Im Juni einen Mann an einem Baumstamme ge- 
fangen. 

Semnia Punctella Tr. Im Juli am Fusse des Pozzo di Borgo angetroffen, 
die Exemplare sind grösser als ich sie sonst im Süden antral, 
und viele bräunlich gefärbt. 

Ephestia Interpunctella H. In Ajaccio im Zimmer gefangen. 

Homoeosoma Nimbella Z. Im April bei Ajaccio Abends auf den Berg- 
lehnen geflogen. 

Binaevella H. Im Juli einige auf den Lehnen des Pozzo di Borgo 
gefangen. 

Sinuella F. Im Mai bis Juli überall in der Umgebung von Ajaccio, 
Corte und Bastia auf Berglehnen und Hutweiden. 

Aecrobasis Obligqua Z. Im April und Mai auf den Berglehnen des Pozzo 
di Borgo, Rosso und der Lazarethspitze, wie an den Berglehnen 
nach den Blutinseln Abends um Cistus salviaefolius geflogen. 

Myelois Cribrum S. V. Im Mai auf einer ziemlich hohen Berglehne in 
einem Podere ober den Grabkapellen Abends in sehr grossen 
Exemplaren um Disteln gefangen. 

Legatella H. Im Juli bei Cavro ein Stück aus einer Dornhecke 
gescheuchl. 

Afflatella mihi. In Form und Zeichnung der Ceratoniella ähnlich, zu- 
folge der nur dreiästigen Median-Ader der Hinterflügel und der 
aufwärts gekrümmten Palpen aber in Zeller’s Abiheilung 
A. b. gehörig. 

Der Körper ist aschgrau, nebst den Beinen anliegend be- 
schuppt. Die Palpen sind sichelförmig aufwärts gekrümmt, die 
Nebenpalpen ganz kurz und fadenförmig, die Zunge spiral, die 
Fühler in beiden Geschlechtern ohne Krümmung, beim Mann mit 
sehr kurzen dichten Wimpern und einen schwarzen Schuppen- 
strich auf der Oberseite dicht an der Basis. 

Die Vorderflügel sind glanzlos hellgrau, mit feineren, 
dunkleren Atomen besäet. Ihre Zeichnung ist sehr undentlich, 
und besteht uur aus einem dunklen, grauen, matten Bogenstreif, 
über das erste Dritiel des Flügels einen dunkelgrauen, an seinen 
beiden Enden undeutlich punclarlig verdickten Strich auf der 
Querrippe und einen gleichfarbigen Schrägwisch vor der Flügel- 
spitze. Vor dem Saume zieht noch eine ganz verloschene graue 


560 


Querlinie, und die Saumlinie ist gleichfalls etwas dunkler grau; 
die Fransen sind ein wenig heller als der Flügelgrund. 
Die Hinterflügel sind gelblich aschgrau mit dunkelgrauer 
Saumlinie und helleren Fransen. Unten sind alle Flügel grau, 
am Vorderrande dunkler, als gegen den Innenrand zu. Die vor- 
deren haben beim Manne die eigenthümliche Auszeichnung, dass 
sie nahe an der Basis im Raume zwischen der Vorderrandsrippe 
und dem Vorderrande des Flügels selbst eine graue Schuppen- 
wulst besitzen. 
Ich fand diese Art an den Lehnen des Pozzo di Borgo 
und der Lazarethspitze im Juni auf Elichrysum angustifolium. 
Ihr Flug ist scheu und schiessend, und der Schmetterling selten. 
Tetricella S.V. Im Mai auf der Lazarethspitze um Dornhecken einige 
gefangen. 
Transversella Dup. Im Juni auf den Berglehnen ober den Grab- 
kapellen auf Lavandula staechas gefangen. 
Cantenerella Dup. Im Juli auf der Lazarethspitze und deren Berg- 
lehnen aus Cistus salviaefolius - Sträuchern gescheucht. War 
sehr selten. 


Ancylois Cinnamomella Dup. (Dilutella Tr.) Im Mai auf den Lehnen 


des Mont Lizza gefangen. Ich sah nur wenige fliegen. 


Nephopteryzs Dahliella Tr. Im Juli zwei Stück bei Cavro gefangen. 
Pempelia Zinckenella Tr. Im Juni auf den Berglehnen des Pozzo 


di Borgo. 

Carnella L. Im Juni und Juli. Ueberall in der Umgebung von Ajaccio, 
Corte und Bastia häufig. 

Obductella F. R. Im Juli bei Baslia zwei Stück gefangen. 

Adornatella Tr. im Juni auf den Berglehnen des Pozzo di Borgo 
geflogen. 

Palumbella S. V. Im Mai an den Lehnen des Mont Rosso einzeln 
angetroffen. 


Tinea Imella H. Im Mai bei Ajaccio einzeln Abends um alte Mauern 


geflogen. 

Rusticella H. Im Thale nach San Antonio im Juni einzeln aus Hecken 
gescheucht. 

Tapetiella L. Ein Stück in Ajaccio im Zimmer gefangen. 

Granella L.. Im Juni im Thale nach San Antonio Abends um 
Hecken geschwärmt. 

Spretella S. V. (Fuscipunctella Haw.) In Ajaccio und Corte im Zimmer 
geflogen. 

Pellionella L. Ebeufalls in Ajaccio im Zimmer gefangen. 


Lampronia Variella F.R. Im Juni auf dem Pozzo di Borgo einige um 


Brombeerhecken gefangen, sie waren aber schon verflogen. 


Incurvaria Nasculella H. Im Mai bei Ajaccio und im Thal Campo di 


561 


loro bei Sonnenschein in den Morgenstunden um Schlehen- 
gesträuch geflogen. 

Micropteryx Calthella L. Im Mai im Thale Prunelli einige auf 
Tameriz-Blüthen gefangen. 

Facetella Z. Im Mai auf den Lehnen des Pozzo di Borgo auf Tere- 

bynthen-Blüthen gefangen. Die Art fand ich zuerst 1850 im 
April auf der Insel Lissa in Dalmatien, und im Mai bei Spalato 
auf dem Mont Mariano ebenfalls auf blühenden Terebynthen. 


Nemotois Chalcochrysellus mihi. Reiht sich an Minimellus, Barbatellus und 
Prodiquellus, denen siein Formund Zeichnung ungemein nahe steht. 
Der Körper und die Palpen des Männchens sind schwarz, 
letztere mit sehr langen, borstigen Haaren besetzt; die Fühler 
haben dieselbe Länge, wie bei den verwandten Arten und sind 
silberweiss, nur an der Oberseite der Basis schwarz beschuppt. 
Die Vorderflügel sind an der Spitze ein klein wenig mehr 
gerundet, alsbei den obengenannten Arten, haben aber fast ganz 
dieselbe Färbung und Zeichnung, nur sind bei Minimellus die_ 
Flügel von der Basis bis zur Mittelbinde grünlich messinggelb, 
hinter derselben röthlich golden, bei Barbatellus und Prodi- 
quellus wohl vor und hinter der Binde röthlich goldgelb, wis 
bei meinem Chalcochrysellus, die Binde selbst ist aber bei dieser 
Art doppelt so breit, als bei den zwei oben genannten; eben- 
falls bei den genannten Arten mangelt auf dem Vorderflügel unweit 
dem Aussenrande der eingedrückte schwarze Schuppenfleck. 

Weiters sind die Hinterflügel des Männchens dunkelgrau, 
gegen die Basis zu ungemein bleich mit weisslichgelben Fransen, 
also von allen verwandten Arten verschieden. Das Weib ist 
elwas kleiner mit kürzeren runden, fast wie beim Manne ge- 
zeichneten Vorderflügeln ; dunkelgrauen , violett schillernden 
Hinterllügeln , broncefarbener Saumlinie und gelblichgrauen 
Fransen„ rostgelber Stirn und schwarzen, violett glänzenden 
Fühlern, welche nur wenig länger als der Vorderrand des Vor- 
derflügels sind, rostgelbe Basis und weisse Spitzer haben. 

Unten sind die Flügel beim Manne grau, an Vorderraud 
und Spitze violett glänzend ; der Mittelraum und die Fransen 
der hinteren sind hier ebenfalls sehr bleich. Beim Weibe ist der 
Violeitglanz über den grössten Theil der Flügel verbreitet und 
die Fransen sind broncefarb. 

Ich fand diese schöne Art im Mai in dem Thale der La- 
zarethspitze sitels nach Regen aus dem hohen Grase an den Stengeln 
hinauflaufend. Ich bekam nur wenige Männchen und zwei 
Weibchen. 

Platella Xylostella L. Im April, Mai und Juli überall um Ajaccio auf 
Bergen und Thälern nicht selten. 


Bd. V. Abh. 1 


362 


Ypsolophus Asinellus H. Im Juni auf den Lehnen des Pozzo di Borgo 
einen Mann gefangen. 

Verbascellus S. V. Im Mai und Juni einzeln auf der Lazarethspitze 
auf Scrophularia gefunden. 

Lineatellus in lit.H.S.560. Im Mai auf den Lehnen des Pozzo di Borgo 
und an den Berglehnen nach den Blutinseln Abends geflogen. 

Striatellus S. V. Im Juni auf der Lazarethspitze, im Thale Campo di 
loro auf Berglehnen und Hutweiden nicht selten gewesen. 

Lanceolellus (Kllr. in lit.) H. S. 402. Im Mai einen Mann bei Cavro 
gefangen. 

Anchenda Cyrniella mihi. Aus der Verwandischaft von Aristella, Schlae- 
gerella und der von mir in diesen Schriften bekannt gemachten 
Argentistrigella. Der Schlaegerella steht sie am nächsten , ist 
aber kleiner und etwas kurzflüglicher, die Farbe der Vorder- 
flügel ist noch dunkler als bei Aristella, der Vorderrand und 
die Querstrime sind wohl wie bei Schlaegerella, aber viel reiner 
weiss und schärfer abstehend, als bei dieser Art und Aristella. 

Die Hinterflügel, Unterseite, Palpen, Fühler und Beine sind 
wie bei Schlaegerella. | 

Das Weib ist kleiner, schmalflüglicher und bleicher ge- 
färbt als das Männchen. 

Im Juni und Juli an den Lehnen des Pozzo di Borgo und 
auf den Hügeln der Lazarethspitze einige Männchen und ein 
Weibchen erbeutet. 

Oecophora Kollarella Costa (Flavedinella F. R.). Im Juni auf den 
Lehnen des Mont Rosso auf Lavendula Staechas geflogen. 

Leuwenhoeckella. ImMai bei Alata auf einer Hutweide gefangen. 

Metznerella Tr. Im Mai bei San Antonio ein Stück aus einem Lorbeer- 
strauch gescheucht. 

Lacteella $.V. Im Mai in Ajaccio ein Stück im Zimmer gefangen. 

Chenopodiella Hb. Im Juni bei Ajaccio an einer Weingartenmauer 
einige gefangen. 

Dissimilella H. S. F.989. Mitte Juli auf den Lehnen des Pozzo diBorgo 
einige gefangen. 

Phycidella Z. Im Juni bei Ajaccio im Thal nach San Antonio einige 
aus Dornhecken gescheucht. 

Lavandulae mihi. Diese Schabe steht der Mouffetella L. sehr nahe, hat 
aber breitere und kürzere Flügel, sie ist in der Färbung durch- 
aus braungrau, nur die Fühler sind weiss geringelt. Die braun- 
grauen Vorderflügel sind mit feinen, dunklen, grauen Atomen 
belegt, wodurch sie ein rauhes Ansehen erhalten. In der Mitte 
des Flügels stehen zwei schwarze, kurze Längsstriche unterein- 
ander, so zwar, dass sie den Flügel in drei gleiche Theile theilen, 
zwischen ihnen und dem Aussenrande steht in der Mitte noch 


363 


ein grosser schwarzer Punct. Die Hinterflügel sind einfach braun- 
grau, die Fransen am Hinterwinkel etwas heller. Die Unterseite 
aller Fügel ist dunkelgrau mit Seidenglanz. 

Ich fand gegen Ende Mai auf der Lazarethspitze die schon 
eingesponnenen Raupen auf Lavandula Staechas in den obern 
Blättern der Zweige. Den 10. Juni entwickelte sich eine Schabe, 
den 12. folgte noch eine, die andern Puppen vertrockneten. 

Oleella Boyer de Fonsc. Im Juni fing ich einige bei Ajaccio 
um Olivenbäume. 

Quadrifariella mihi. Hat in Grösse und Zeichnungsanlage einige Aehn- 
lichkeit mit Angustella, die Flügel sind aber viel kürzer, breiter 
und runder, die hinteren auch viel kürzer gefranst. Ueberhaupt 
stimmt der Schmetterling in Flügelform und Fransen mehr mit 
Psecadia Signella und Signatella überein, und hat bei Oeco- 
phora kaum seine richtige Stellung, da es aber sowohl in dieser 
Gattung, als bei Psecadia ohnehin noch Mehreres zu sichten 
gibt, so führe ich ihn einstweilen hier auf, bis sich eine pas- 
sendere Stelle findet. 

Der Körper ist oben schwarzgrau und weiss. Der Hinter- 
leib ist etwas flach gedrückt und die Hinterränder der Segmente 
sind auf der Oberseite weiss gerandet, die Beine sind weiss und 
schwarz geringelt, die Hinterschienen aussen etwas längshaarig 
mit zwei Paar Spornen. Der Kopf ist mit etwas borstigen 
weisslichen Schuppen besetzt, die Palpen sind weiss und schwarz 
gefleckt, anliegend beschuppt, aufwärts gekrümmt mit langem 
spitzen Erdgliede. 

Die Fühler reichen bis zu zwei Drittel des Vorderrandes, 
die Vorderflügel sind weiss und schwarz geringelt, an der 
Spitze nicht verdünnt, sondern daselbst fast so dick, wie an der 
Basis, beim Manne dicker als beim Weibe, in beiden Geschlechtern 
unbewimpert. 

Die Vorderflügel sind grobschuppig, glanzlos und haben 
als Grundfarbe ein mit weisslichen Schuppen belegtes Schwarz. 
Sie sind von drei weissen, fast geraden und schräg nach aussen 
gerichteten Querbändern durchzogen. Die beiden ersten sind 
ziemlich breit, jedes etwa halb so breit als lang, das innere 
steht dicht an der Basis, das äussere endet bei der Flügelmitte, 
zwischen beiden bleibt nur ein schmaler Streif von der Grund- 
farbe, der mitten weiss unterbrochen ist, da hier beide Binden 
durch einen kleinen Querast verbunden sind; beim Manne sind 
diese beiden Binden gelblich überflogen, beim Weibe aber nicht. 
Das dritte Band beginnt bei drei Viertel des Vorderrandes und 
zieht schräg gegen den Innenwinkel zu; es ist nur halb so breit 
als die übrigen, beim Weibe läuftes vor dem Innenwinkel aus, beim 


31* 


564 


Manne reicht es aber nur bis zur Mitte des Flügels. Längs des 
Saumes stehen weissliche, in der weissen Binde schwärzliche 
grobe Schuppen. Die Fransen sind breit, weissgrau, beim 
Manne gegen den Innenwinkel zu dunkler. 
Die Hinterflügel sind eisengrau mit helleren Fransen, 
beim Weibe etwas lichter gefärbt als beim Manne. 
Unten sind alle Flügel grau mit gleichfarbigen Fransen, 
die vorderen mit schmaler, weisslicher Kante. 
Ich fing diese seltene Art auf der Lazarethspitze an einer 
kleinen Felsenparthie in drei Exemplaren. 
Seythropia Craiaegella L. Im Juli auf der Lazarethspitze auf Weiss- 
dornhecken. Die Exemplare sind etwas dunkler als die hiesigen. 
Cerasiella H.F.R. Im Juni um Weissdorn bei Ajaccio geflogen. 
Yponomenuta Variabilis Z. Im Juli auf Schlehenhecken angetroffen. 
Evonymellus S. V. Im Thale nach San Antonia die Raupe häufig 
angetroffen. 
Irrorellus H. Im Juni bei Cavro einige an einer Hecke gefangen. 
Psecadia Serpunctella H. Im Mai bei Ajaccio an Zaunhecken, und auf 
den Lehnen des Pozzo di Borgo auf Echium gefunden. 
Echiella S. V. Im Mai und Juni bei Ajaccio in der Allee an Baum- 
stämmen nicht selten gewesen. 
Depresscröe Depressella H. Im Juni bei Ajaccio einige um Hecken 
gelangen. 
Radiella H. Im Juli bei Bastia einige aus Hecken gescheucht. 
Cortieinella Z. (Cuprinella Z. il.) Im Juni im Thale nach San Antonio 
einige gefangen. 
Altricornella mihi. Sehr nahe an Ocellana Fab. (Characterella) die- 
selbe Grösse, Flügelschnitt, Farbe und Zeichnungsanlage ; die 
Fühler sind aber bei meinen sehr reinen Exemplar entschieden 
schwarz (bei Ocellana bräunlichgelb), die Mittelpuncte sind 
weiter von einander getrennt, beide gleich gross und tief- 
schwarz, der unter ihnen stehende Wisch und der unter ihm 
saumwärts befindliche, licht gekernte Punct sind ebenfalls, doch 
matter schwarz, während Characterella diese Zeichnung stets 
mit Roth gemischt hat, alles Uebrige ist wie bei OcelJlana. 
Ich fand dieses Männchen in meinem Raupenkasten frisch 
ausgekrochen,„ wo ich die Raupe wahrscheinlich mit Futter- 
pflanzen für die Ocnogyna Corsica eingetragen hatte. 


Carcina Fagana S. V. Im Juli im Thale nach San Antonio aus Eichen- 
hecken gescheucht, sie weichen von unseren in der Färbung 
sehr ab, welche dunkel karmoisinroth ist. 

Gelechia Gallinella Ti. Im Juni auf dem Pozzo di Borgo um Erica 
geflogen. 

Siriatopunctella Kllr. Im Mai auf den Lehnen des Pozzo di Borgo 
einige gefangen. 


565 


Vilella Z. Im April im Thale nach San Antonio Abends um Nesseln 
geflogen. 

Scabidella Z. Im April und Mai auf den Lehnen des Pozzo di Borgo 
und der Lazarethspitze in den Abendstunden geflogen. 

PlebejellaZ. Im Juni in den Thälern der Lazarethspitze Abends einzeln 
um Brombeergesträuch geflogen, 

Scriptella H. Im Mai einige im Thale Campo di loro um Gebüsch 
gefangen. 

Cythisella Ti. Im Mai bei Ajaccio einige aus Hecken gescheucht. 

Ligulella S. V. Im Juni einige um Hecken gefangen. 

Coronillella Tr. Im Mai auf den Lehnen des Pozzo diBorgo geflogen. 

Flamella Tr. Im Mai und Juni auf den Lehnen des Pozzo di Borgo 
und der Lazarethspitze geflogen. 

Cerealella Oliv. Im Mai bei Ajaccio einige an Mauern geflogen. 

Paupella Z. (Melanolepidella Koll. in lit.) Im Mai auf den Berglehnen 
ober den Grabkapellen nach Sonnenuntergang geflogen. 1846 
fand ich sie auf der Haide von Ardenza bei Livorno in Toscana. 

Campicolella Z. Im April bei Ajaccio ober den Grabkapellen Abends 
auf den Bergen um Erica geflogen. 

Inopella Z1l. Im April auf den Berglehnen bei der griechischen Ka- 
pelle einige gefangen. 

Quinquepunctella Kllr. in lit. H. S. 573. Im Anfang Mai auf Berg- 
lehnen des Pozzo di Borgo, Rosso und Lazarethspitze Abends 
geflogen. 

Stipella H. Im Mai einzeln auf Chenopodium geflogen. 

Herrmannella F. Im Mai in Poderen bei Ajaccio an Mauern gefangen. 

Torridella 7. Im Juni zwei Stück an den Lehnen des Pozzo di Borgo 
gefunden, ist bis jetzt noch eine grosse Seltenheit. 

Subericinella Mann. H. S. 541. Im Mai einige auf den Lehnen des 
Mont Rosso gefangen. 

Pictella Z. Im Juni auf der Lazarethspitze auf Lavandula staechas 
einige gefangen. 

Selaginella mihi. Sie hält das Mittel zwischen Aestivella Mtz. und 
Aprilella Mann. in lit. H. S. 963. Der Vorderflügel sammt den 
Fransen und Rücken sind ockergelb, der Kopf blassgelb, ebenso 
die Palpen und Beine. Am Aussenrande ist die gewöhnliche 
Binde etwas verloschen, die Mittel- wie die Vorderrandader und 
der Vorderrand sind weisslich, auch vom Aussenrande ziehen 
sich weissliche Striche bis in die Franseu ; die ganze Zeichnung 
ähnelt der von Paupella 2. 

Die Fühler sind dunkelbraun, meist geringelt. Das zweite 
Palpenglied ist kürzer, das dritte länger als bei Aprilella. Hinter- 
flügel und Körper sind aschgrau, am Vorderrand des Flügels sind 
die Fransen blass ockergelb, dann werden sie gelblichgrau. Die 


566 


Unterseite der Vorderflügel ist dunkel graubraun , die Fransen 
ockergelb. Die Hinterflügel sind sammt den Fransen unten so 
gefärbt wie oben. 

Ich fing diese Schabe Ende Juni auf Myrthen-Blüthen in 
den Abendstunden auf dem Pozzo di Borgo. 


Roeslerstammia Fumociliella mihi. Sie hat die Grösse und Gestalt 


von Vesperella (Kll. in. lit.) H.S. 348, ist aber etwas grösser. 


Der Körper ist sammt den Beinen schmulziggelb, der 
Kopf mit gleichfarbigen, wolligen, zusammengestrichenen Haaren 
besetzt; die Palpen sind dünn, lang und sichelförmig, ebenfalls 
gelblich, die Fühler hell und dunkel geringelt. 


Die Vorderflügel sind blass holzgelb mit dunkelbraunen 
Fransen (sie ähnelt hierin etwas der Plutella Porrectella), letz- 
tere sind an der Flügelspitze und am Innenrande etwas heller 
gefärbt, und auch im obern Drittel des Saumes durch einen 
hellen Wisch unterbrochen. 


Die Zeichnung ist sehr verworren und undeutlich. Die 
Grundfarbe ist mit vielen mehr oder weniger gehäuften schwärz- 
lichen und einigen blassgelben mehligen Atomen bestreut; 
erstere stehen am Vorderrande von der Basis bis zur Mitte des- 
selben am dichtesten. Bei der Mitte des Flügels entspringt am 
Vorderrande ein gegen den Innenwinkel zulaufender, schwärz- 
licher Schrägwisch ; er ist am Vorderrande am deutlichsten und 
erlischt bei der Mitte der Flügelbreite, hinter ihm bilden die 
helleren und dunkleren Atome eine querstrichelartige Zeich- 
nung, besonders am Vorderrande. Auf dem Innenrand sitzt 
etwas vor der Mitte desselben, eine weissliche, wenig deutliche 
Makel auf, welche auswärts gebogen am Innenrande von 
wenigen schwärzlichen Schüppchen begränzt ist, und sich 
nach oben in den Flügelgrund verliert. Die Hinterflügel sind 
aschgrau mit blässeren Fransen. 

Unten sind alle Flügel aschgrau, die vorderen mit drei 
gelblichen Fleckchen am Vordergrunde gegen die Spitze zu, 
und schwärzlichen Fransen, die hinteren sammt den Fransen 
einfärbig grau. 

Ich entdeckte diese Schabe 1846 im Mai bei Livorno, bei 
Ajaccio scheuchte ich sie am Hügel San Giovani aus Hecken, 
und bekam gerade ein Pärchen. 


Eglanteriella mihi. Hat der Habitus und die Flügelform von Grani- 


tella, ist aber nur halb so gross. Der Körper und die Palpen 
sind grau, letztere sehr schwach, anliegend beschuppi und 
sichelförmig gekrümmt, dabei aber etwas abwärts hängend, die 
Fühler hell und dunkel geringelt, der Kopf grau, etwas wollig. 


467 

Die Vorderflügel sind verworren, etwas schiefergrau 
gemischt und mit feinen, schwärzlichen und bräunlichen Atomen 
übersät. 

Die Zeichnungsanlage hat, die verschiedene Färbung ab- 
gerechnet, Aehnlichkeit mit der von Granitella. Erkennen lässt 
sich ein bräunlicher auf den Innenrand aufsitzender, dreieckiger 
Fleck, eine querbindenartige, trübbraune breite Stelle dahinter 
und bräunliche Stellen am Aussenrande, in welchem vor der 
Flügelspitze zwei hellgraue,„ häkchenarlige Vorderrandsflecke 
stehen. Die Saumlinie ist schwärzlich, die Fransen sind grau. 

Die Hinterflügel sind aschgrau mit etwas lichteren Fransen. 
Die Unterseite aller Flügel ist einfärbig grau, die Fransen sind 
hier ebenfalls etwas heller. 

Ich fand diese Art bei Ajaccio im Mai nur in zwei Exem- 
plaren um wilde weisse Rosensträucher. 


Aechmia Oculatella (Mann i. 1.) Zell. Entom. Ztg. Im Mai bei Ajaccio 
auf einer Wiese nahe an einem Bächlein einige Stücke 
gefangen. 

Equitella Var. Scop. Im Juni auf der Lazarethspitze zwei Stücke 
gefangen, alle weisse Zeichnung ist viel reiner und schärfer. 
Der Sichelfleck breiter und der Metallglanz röthlich lilla. 


Tinagma Lithargyrella (Kllr.i. 1.) Zeller, Im Mai einige auf den 
Lehnen des Pozzo di Borgo auf Erica gefangen. 


Coleophora Trochilipennellu Costa. (Semibarbella Kllr. i. 1.) Im Mai 
auf den Lehnen des Pozzo di Borgo geflogen, auch auf der 
Lazarethspitze und dem Mont Rosso angetroffen. 

Coelebipennella Ti. Im Juni auf den Lehnen des Pozzo di Borgo und 
auf der Lazarelhspitze gefangen, und auch die Säcke auf Eli- 
chrysum angustifolium gefunden. 

Vulnerariae Z. Im Juni auf den Lehnen des Pozzo di Borgo gefangen. 

Marginatella (H. S. 683.) Im Juni zwei Stück bei Cavro auf einer 
Berglehne gefangen. 

Albifuscella F. R. Z. Im Mai einzeln auf der Lazarethspitze und im 

' Thale Campo di loro beim Badehause gefunden. 

Leucapenella H. Im Juni auf den Lehnen des Pozzo di Borgo und 
Mont Lizza einige gefangen. 

Succursella H. S. 887. Im Juli an den sonnigen Lehnen des Pozzo di 
Borgo in wenigen Exemplaren gefangen. Ist nahe mit Ciconiella 
F. R. i. 1. verwandt. Herr Zeller zieht in seiner Aumerkung 
Nr.1. Linnea 4. Band, Seite 365: CiconiellaF.R. als Var. zu 
Millefolii. Die Säcke beiderArten sind aber verschieden. Ciconiella 
erzog ich 1852 und die Säcke stimmten genau mit H.-Schäf- 
fer's Figur 895. 


568 


Badiipenella F. R. i. 1. Zell. Linnea. Im Mai einige um Ulmen 
gelangen. 

Zelleria Hepariella (Mann i. I.) H. S. 819. Somnulentella, schlecht 
geraihen. Ich entdeckte die Art beiLivorno, und fand sie wie- 
der in einigen Exemplaren bei Ajaccio um wildes Oliven- 
gesträuch fliegend. 

Gracilaria Tringipennella (F.R. i. 1.) Zell. Isis 1839. Im Mai auf 2 
Lehnen des Pozzo di Borgo einige gefangen. 

Aurogutella Steph. (Lacertella F. R. i. 1.) Im Mai auf der Lazareth- 
spitze in den grasreichen Thälern angetroffen. 

Corisceium (Quercetellum Z. Im April bei Ajaccio einige aus Eichenge- 
büsch gescheucht. 

Orradsce Ampliatella Zeller. Im Mai bei Cavro aus Dornhecken ge- 
scheucht. 

Cosmopteryx Argyrogrammos Z. (Goldeggiella F. R. i. 1.) Im Mai 
und Juni auf den Lehnen und Hutweiden des Pozzo di Borgo, 
Mont Lizza, Rosso etc. Abends nach Sonnenuntergang geflogen. 

Elachista Testacella H. Im April zwei Stücke bei Ajacceio gefangen. 

Miscella H. Im Juni einige auf der Lazareihspitze angelroffen. 

Ictella H. Im Mai auf den Lehnen des Pozzo di Borgo gefangen. 

Isabellella Costa. Im Juni ebenfalls auf den Lehnen des Pozzo di 
Borgo einzeln angetroffen. Ich fand diese schöne Schabe 1846 
bei Livorno, dann 1849 bei Fiume, 1850 bei Spalato daselbst 
am zahlreichsten auf einer Ilutweide, 1851 auch bei Brussa, 
ebenfalls auf Berghutweiden. H.- Schäffer’ Fig. 818 (Opu- 
lentella) ist sehr schlecht ausgefallen. 

Serratella Tr. Im Juni auf Globularia-Blüthen einige gefangen. 

Pomposella F. R. Z. Isis. Im Juni zwei Stück auf Grasspitzen ge- 
fangen. 

Albiapicella F. R. i. I. H. S. 979. Im Mai einzeln auf der Lazareth- 
spitze angetroffen. 

Dohrnii Z. Diese prachtvolle und seltene Schabe fand ich im Juli auf 
der Lazarethspilze, nach Sonnenuntergang um Cistus salviaefo- 
us und Elichrysum angustifolium. 

Cingilella F. R. H. S. 940. Im Juni einige auf den Berglehnen des 
Pozzo di Borgo gefangen. 

Rudectella F. R. H. S. 1020. Im Mai auf der Lazarethspitze in den 
Thälern einzeln angelroflen. 

Festaliella H. Im Mai zwei Stüek auf Brombeerhecken gefunden. 

®postega Salaciella Ti. Im Mai auf der Lazarethspilze in dem Thale, 
wo sich die Quelle befindet, gefangen. 

Menthinella mihi. Hat die Grösse, Form und Färbung von Salaciella, 
dieselbe Bildusg der Körpertheile ; die Vorderflügel haben aber 
in den Fransen unweit der Flügelspitze einen tief schwarzen 


569 


Punct, längs des Saumes spärlich goldbraune Schuppen und 
einen gleichfärbig verloschenen Schrägwisch von der Mitte des 
Vorderrandes nach aussen zu. Fühler, Palpen und Beine sind 
wie bei Saliciella. 

Ich fand diese Schabe in zwanzig Exemplaren im Thale 
nach San Antonio im Juli spät Abends langsam um Mentha 
fliegend. 

Neptiecula Huebnerella H. H. S. 829—830. (Gratiosella F. R. in lit.) 
Im Mai bei Ajaccio einige auf Pflanzenblältern gefangen. 

Lithocolletis Endryella mihi. Sie gehört zu den Arten, welche ein 
Schwänzchen an der Flügelspitze haben und steht der Disten- 
tella (F. R. in lit.) Zell. zunächst, ist aber etwas grösser. 

Der Körper ist grau, der Rücken und die Vorderflügel 
sind bräunlichgelb, goldfarb glänzend. Die Behaarung des 
Kopfes goldbraun und weiss gemischt. (Die Distentella rein 
weiss.) Die Fühler sind weiss, fein dunkler geringelt. 

Die Zeichnung ist wie bei Distentella, nämlich ein 
weisser ästiger Längsstrich durch die Mitte des Flügels, der von 
der Basis bis fast zu dem ersten Paar Gegenflecken reicht, aber 
viel schmäler, als bei Distentella und beiderseits fein schwärz- 
lich gesäumt ist, vier wie bei Distentella gestellten weissen 
Flecken am Vorder- zwei am Innenrande, alle an der Innen- 
seite schwärzlich gesäumt, und feiner schwärzlichen Saumlinie, 
an der Flügelspitze steht aber bei Endryella dicht vor dem 
Schwänzchen ein tief schwarzer Punct, der bei Distentella nicht 
vorhanden ist. 

Die Hinterflügel sind ein klein wenig dunkler als bei 
Distentella. Unten sind die Vorderflügel braungrau, die hinteren 
gelblichgrau, alle lichte Zeichnung schimmert matt von oben 
durch, der schwarze Punct ist aber so scharf wie oben. 

Im April bei Ajaccio von Quercus iler gescheucht, und 
nur in drei Stücken gefunden. 

Messaniella Z. Linnaea. Im April zwei Stück um Hecken gefangen. 
Elatella Z. Linnaea H. S. Fig. 757 (Confertella F. R. in lit.) Ich 
fing ein einzelnes Exemplar im Mai an einer Hecke bei Cavro. 
Tischera Complanella H. Im Juni auf dem Pozzo di Borgo um Eichen 
einige gefangen. 
Emyella Dup. Im Mai bei Ajaccio auf Brombeergesträuch. 
Adactyla 2. (Agdistis H.) Heydenü Z. H. S. Fig. 45. Im Juli auf der 
Lazarethspitze Abends um Mentha gefangen. 
Plerophorus Rhododactylus S. V. Im Juli bei Ajaccio und Bogognano 
um wilde Rosen geflogen. 
Zettersiedtii Z. Im Mai in dem Thale Campo di loro bei dem Bad- 
hause einige gefangen. 


Bd. V. Abh. 32 


570 


Cosmodactylus H. Im Juni auf der Lazarethspitze in den Thälern um 
Pflanzen einige gefangen, auch erhielt ich ein ganz frisch aus- 
gekrochenes Exemplar aus einer Raupe, welche ich mit Futter- 
pflanzen unbemerkt nach Hause getragen halte. 

Distans Z. Im Mai und Juni, auf den Berglehnen des Pozzo di Borgo 
gefangen. 

Laetus Z. Im Juni einige am Mont Lizza gefangen. 

Aridus Z. Im Juli auf den Lehnen des Pozzo di Borgo, und auf den 
Berglehnen bei Bastia geflogen. 

Plagiodactylus Z. Im Juli auf einer Alpe bei Corte zwei Stück 
gelangen. 

Fuscus Retz. Im Juli auf den Pozzo di Borgo einige gefangen. 

Pterodactylus L. Im April und Juli nicht selten um Ajaccio. 

Gigunteus mihi. Eine der grössten Arten, so gross wie Nemoralis, in 
Flügelform der Lithodactylus am nächsten, in Färbung und 
Zeichnung aber mehr dem Fuscus ähnlich. 

Körper, Fühler, Palpen und Beine sind leicht braungelb 
(von diesen die Mittelschienen am Ende knolig verdickt), eben 
so die Vorderflügel. Diese haben die Spitzen der Federn sichel- 
förmig gebogen. Die obere Feder ist stärker gekrümmt als die 
untere, und steht über diese weit vor; bei ihr sind die Fransen 
durchaus dunkelgrau, bei der untern Feder haben sie aber nur 
an der äussern Hälfte diese Farbe, an der innern und längs des 
Innenrandes sind sie mit der Flügellläche gleichfärbig. 

An der Stelle, wo sich der Flügel spaltet, steht ein un- 
deutlicher grauer punctartiger Fleck, von welchem ein matt 
blaugrauer Längswisch nach Innen zieht; auf den Flügeln sind 
schwarze Atome derart zerstreut, dass sie am Innenrande vom 
Anfang bis zur Mitte derselben, am reichlichsten, im blaugrauen 
Wische und gegen den Vorderrand zu spärlicher stehen, und 
sich gegen die Spitzen der Feder zu, welche oben bräunlich 
gerandet sind, ganz verlieren. 

Die Hinterflügel haben röthlich bleigraue. fein gelblich 
gesäumte Rippen und etwas matter grau gefärbte Fransen. 

Unten sind alle Flügel sammt den Fransen so gefärbt wie 
die Oberseite der Hinterflügel und alle Rippen gelblich gesäumt. 

Ich fing von dieser Art nur drei Männchen im Juli, eines 
bei Bastia hoch oben auf einem Berge und zwei im Hirtenthale 
bei Corte. 

Tephradactylus H. Im Juli bei Bastia Ein Exemplar gefangen. 

Semiodactylus mihi. Diese hat die Grösse und Flügelform von Teira- 
dactylus und ist wegen ihrer grünlichgelben Färbung, dem 
schwärzlichen mit drei gelben Flecken versehenen Vorderrand 


571 


der ersten, und den gescheckten Fransen am Innenrand der 
zweiten Feder. mit keiner bekannten Art zu verwechseln. 

Kopf, Rücken und Hinterleib sind schön schwefelgelb, 
letzterer unten grau, Schenkel und Schienen sind der Länge 
nach fein blassgelb und schwarzbraun gestreift, Tarsen und 
Fühler fein gelblich und schwarzbraun geringelt. 

Die Vorderflügel sind grünlich schwefelgelb. Die obere 
Feder ist durch einen breiten schwärzlich graubraunen Vorder- 
randstreif in zwei gleiche Hälften getheilt, die Flügelspitze 
und zwei Flecke davor, diese im ersten und zweiten Drittel der 
Federlänge (von dem Puncte an, wo sich die beiden Federn 
iheilen, gerechnet) sind schwefelgelb. Die Fransen sind schwe- 
felgelb, dicht hinter dem zweiten Vorderrandsflecke bis an die 
Spitze aber grauschwarz. Die untere Feder ist schwefelgelb 
mit einem schwärzlich graubraunen Wisch, von dem Theilungs- 
puncte einwärts; ihre Fransen haben einen dem ersten Vorder- 
randsflecke schräg gegenüberstehenden gelben Flecken, vor ihm 
sind sie matt, hinter ihm bis zur Spitze grauschwarz. 

Die Hinterflügel sind bräunlichgrau mit etwas matler ge- 
färbten Fransen. 

Unten sind alle Flügel braungrau, nur die innerste Feder 
der Hinterflügel ist blass schwefelgelb, die gelben Flecken 
sind wie auf der Oberseite. 

Ich fand diese Art im Juni auf der Lazarethspitze an 
einer feuchten Stelle Abends um Mentha fliegend, und fand sie 
auch im Thale nach San Antonio an einem Bache, ebenfalls um 
Mentha. 

Teterodactylus mihi. Steht der Tetradactylus und Meristodactylus 
sehr nahe; ist aber leicht kenntlich an ihrer rein schwefelgelben 
Färbung, die besonders auf Kopf, Rücken und Hinterleib 
voririit. 

Die Grösse und Flügelform ist wie bei Tetradactylus. Die 
Vorderflügel haben einen verhältnissmässig breiten schwärzlich 
braunen Vorderrand. welcher die obere Feder fast in zwei 
gleichen Hälften theilt, sonst aber keine Zeichnung. Die Fransen 
sind wie bei Tetradactylus. 

Auf den Hinterflügeln stechen die licht graugelben Rippen 
von den dunklergrauen Fransen eigenthümlich ab, was bei 
Tetradactylus nicht der Fall ist. 

Auf der Unterseite sind alle Flügel von der Basıs an 
grau, nach aussen zu blass schwefelgelb, und ihfe Fransen 
sind grau. 

Ich fing diese seltene Art auf der Lazarethspitze bei der 
Quelle um Cistus salviaefolius. 


72 * 


572 


Malactadactylus L. Linnaea. Im Juni auf den Lehnen des Pozzo di 
Borgo und der Lazarethspitze geflogen. 

Pentadactylus L. Im Juni überall um Ajaceio angetroffen, auch im 
Juli bei Corte und Bastia. 

Siceliota Z. Linnaea. H. S. Fig. 40. Im Juni bis Juli auf den Berg- 
lehnen des Pozzo di Borgo und der Lazarethspitze geflogen. 
Die Raupe fand ich im Mai auf Elichrysum angustifolium. 

Baptodactylus (Kilr. in lit.) Zell. Linnaea. Ende April und dann 
wieder im Juli auf den Berglehnen ober den Grabkapellen des 
Pozzo di Borgo und der Lazarethspitze, sie flogen um Eli- 
chrysum; wurden sie aufgescheucht, so suchten sie stets ihre 
Zullucht an dieser Pflanze. 

Adtweöta Polydactyla H. Im April in dem Thale nach San Antonio aus 

Geissblatthecken gescheucht, die Exemplare sind alle blass. 

Poladactyla Zell. Linnaea. 6. Band. Seite 407. Mitte Juni und Juli 
auf der Lazarethspitze und in dem Thale nach San Antonio aus 
Hecken gescheucht, auch bei Bastia einige gefangen. 


Catalogue 


des 
Insecetes Coleopteres, 
recueillis par M. Gaetano Oseulati, 


pendant son exploration de la region equatoriale, sur les bords 
du Napo et de I’Amazone. 


Bar 


M. FF. E. Eucerin - Meneville, 


Chevalier de la Legion d’honneur. 


Membre correspondant des academies royales des Sciences de Turin, 
Madrid etc. ete.; Membre titulaire de la societe imperiale et centrale 
d’Agriculture et de la societe entomologique de France, et d’un grand 
nombre d’autres academies et societes savantes, nalionales et Eirangeres. 


Au Lecteur!| 


Si I’humanite doit sa reconnaissance aux grands voyageurs qui, soute- 
nus par leurs Gouvernements, qui leur en donnaient les moyens, ont porte 
leurs pas intr&pides dans les coins les plus recul&s du monde avec tant d’ayan- 
tage pour les sciences positives et morales, combien n’en d&vrait-on pas aA ceux 
qui supporterent les m&mes fatigues, affronterent les mömes dangers', sans le 
secours de personne, & leurs frais, et soutenus seulement par l’amour de la 
science et des grandes &motions que la nature seule peut donner? Combien 
ne doit-on pas honorer le nom de ces heros qui laissant dans leur patrie les 
douces joies et les tendresses de la famille, ont brav& toutes les difficultes 
dont la nature sauvage aime ä& chaque pas a barrer lechemin aux courageux 
qui fouillent dans ses endroits les plus inaccessibles et les plus difficiles® 
Ni les froids de la mer glaciale au flottent des montagnes transparentes 
comme le verre et azurdes comme le ciel, ni les chaleurs du desert n’ont pu 
dompter leur courage et abattre Ja vigueur de leurs ämes. Malheureusement 
quelquefois ce sont les forces physiques qui leur ont fait defaut! 

L’Italie, la patrie de Colomb ei de Marco Polo, n’a pas manque A 
plusieurs reprises d’avoir parmi ses fils , des hommes qui sans richesse pro- 


574 

pre, sans l’argent de l’Etat ont su graver leurs noms sur les rochers les plus 
inabordables au pöle et & l’Equateur et montrer au monde que lorsqu’on veut 
on peut et on reussit toujours. 

Parmi ces esprits eleves, courageux, devoues nous devons mettre 
M. Osculati, nom dejä assez connu dans le monde seientifique et parlicu- 
lierement cher aux voyageurs et aux naturalistes. L’amour des) voyages se 
declara bientöt dans le jeune Osculati, et le porta plusieurs fois loin de ses 
foyers, ou errant parmi les for&ts vierges de l’Amerique, ou nomade parmi 
les deserts de la Perse. — Apres avoir, tout jeune, visite l’Egypte et l’Arabie, 
en 1834, 1835, 1836, il parcourut le Perou, le Chili, la Terre de feu, le Paraguay, 
dans un voyage dont il donna une excellente description. — En 1843 M. 
Osculati alla visiter la Perse, l’Arm£nie et les Indes, recueillant une foule 
d’objets rares et pr&ecieux. De retour de celong voyage il concut l’iidee de par- 
courir I’Indostan et les iles de la Polynesie. — Mais, eomme dit l’illusire 
voyageur: „l’uomo propone e Dio dispone.“ Apres avoir abandonne l’Europe, 
un incendie Eclata sur le vaisseau oü il se trouvait et l’obligea ä descendre & 
New-York. — Dans cette occasion il visita les Etas-Unis et particulierement 
le Canada. Apres, il chercha de nouveau & recommencer le premier voyage 
projete, mais de nouveau & la hauteur des Bermudes un orage abima tout 
son Equipage et l’obligea A renoncer ä son projet. Pas decourage M. Oscu- 
lati, toutpres de l’Amerique zomme il &lait, congut le projet hardi de parcourir 
et de traverser l’Amerique meridionale dans sa plus grande largeur ; savoir, 
de prendre terre au Guayaquil, d’aller a Quito pour descendre apres, le long 
des affluents des Amazones et toucher au Para sur l’Atlantique. 

Toutes les objections faites par ses amis a Quito A propos des dangers de 
cette immense traversee, ex&cutee toutseul et livre imprudemment aux Indiens des 
Tivages du Napo barbares et anthropophäges, ne r&ussirent pas & changer son 
idee. Le voyage dura depuisavril 1847 jusqu’a juin 1848 et il fut vraiment horri- 
blement dangeureux. Mais le courage et l’amour de la science soutinrent 
toujours notre voyageur, qui apres une annde de souffrances a pu revoir 
sa patrie. 

De retour ä Milan, M. Osculati redigea la description de son voyage 
sous le titre: „Esplorazione delle Regioni equatoriali lungo il Napo 
ed il fiume delle Amazzoni ecc. Milano 1854“ qui forme un gros volume 
in 8. avec une carte geographique du Bassin du Droys et 13 planches. Cette 
narration est tr&s interessante et on la lit avec un plaisir qui croit toujours, 
ei qu’on &prouve sans pouvoir le deecrire. 

J’ai redige le catalogue des Animaux vertebres que M. Oseulatia 
recueilli et qu’en partie le Musee de Milan a acheie. A la fin du volume 
on voit ce catalogue qui a pour titre: „Vertebratorum synopsis 
in Museo Mediolanensi extantium, quae pernovam orbem 
Cajetanus Oseulati collegit. Annis 1846—48. Speciebus 
novis vel minus cognilis adjectis. , 

Mais ce fürent les insectes dont M. Osculati a fait de preference une col- 


375 


lection tres-riche. M. Guerin Meneville par deference pour l'illustre voyageur se 
chargea de leur classification, laquelle devait &tre mise dans le volume m&me de 
la description historique. Malheureusement ce beau travail du c&lebre Ento- 
mologiste de Paris ne fut pas pret lors de la publication du Voyage de M. 
Oseulatietnous avons dü maintenant avoir recours au Recueil de la Societe 
Zoologico-Botanique de Vienne, pour Jui donner la publieit@ qu’il merite; 
sürcomme nous sonımes de faire une chose agr&able ä touts les Entomologistes. 
Meme au nom de M. Osculati je dois rendre mes r&emerciments au savant 
Naturaliste de Paris qui a bien voulu faire un travail si long et si impor- 
tant en concourant puissamment a la gloire du voyageur italien. 


Doct. Emile Cornalia, 
Adj. Direct. au Musde de Milan.- 
Milan, 15. Aoüt 1855. 


Les regions de l’Amerique Meridionale explordes par M. Gaetano Os cu- 
lati sont encore peu connues des naturalistes, aussi avons-nous accueilli 
avec plaisir et reconnaissance l’'honorable proposition que ce 'savant et in- 
trepide voyageur nous a faite de donner,, dans son bel ouvrage, un Cata- 
logue, avec la description sommaire des esp£ces nouvelles des Col&opteres 
qu’il a rapportds de ses penibles voyages dans ces contrees. 

Au premier coup d’oeil, l’ensemble de cette faune de Coleopteres a 
la plus grande ressemblance avec celles de la Colombie, de la Bolivie, de 
la Mence, de la Guyane et du Bresil. — Beaucoup de ces Insectes appartien- 
nent aux m&mes especes; mais il y en a un certain nombre, surtout dans les 
regions Elevees des bords du Napo et de l’Amazone, qui forment des esp£ces 
distinetes et dont quelques unes n’avaient pas encore &t& publices. 

Deja nous connaissons plusieurs des especes propres ä la region du 
Napo, gräce aux explorations de Mr. Bourcier qui, pendant un court sejour 
dans ces pays comme Consul de France, y avait recueilli des oiseaux nou- 
veaux et beaucoup d’insectes d’un haut interet. Nous avons aussi reconnu 
un certain nombre des especes rapportees par M.Osculati, dans les voyages 
de Humboldt et de D’Orbigny, et surtout dans un travail plus recent, le 
„Conspectusinsectorum Coleopterorum quaein Republica 
Peruana observata sunt,“ que l’on doit A F. Erichson. *) C'est la 
methode pr&sentee dans ce travail que nous avons suivie dans l’arrangement 
des groupes naturels dont ce catalogue offre des representants. 

Nous n’avons pas eu sous les yeux la totalitE des Col&opteres rappor- 
tesparM. Osculati, mais une liste dressee par Mr. Ghiliani nous a donne 


*) Archiv für Naturgeschichte ete. Von W. F. Erichson. 1847. p. 67 a 185. 


876 


les noms des espöces que ce savant Entomologiste a determindes a Turin en 
les comparant aux riches Collections du Musde de l’Universit€ Royale de 


cette Ville. 


Fam. Cicindeletae. 


Gen. Tetracha, Hope, The coleopt. mant. 2, p. 7. 
1. T. Spizü, Brull&, voyage de D’Orbigny, Ins. p. 3 pl. 1 f. 3. 
2. T. fulgida, Klug, Jahrb. der Insekt. p. 6. 


' Megacephala Hilarü? Laporte, Etudes Entom. p. 34. 


Gen. Pseudoxzycheila. Guer.-Men. Dict. Pitor. d’hist. nat. 6, p. 573. 
3. P. bipustulata, Latr. Voy. de Humboldt, Ins. p. 228 pl. 16 f. 1,2. 


Gen. Ozxycheila. D ej. Species des Coleop. 1, p. 19. 
4. 0. bisignata, Guer. Dic. Pitor. d’hist, nat. 16, p. 572. (Var.) 


NOTA. 


Les sujets rapportes du haut Perou, par M. Osculati different un peu 
de ceux de Demerari par leurs elytres qui ont une petite epine & la 
suture et par la tache rouge du milieu de ces organes qui n’est pas le- 
gerement obligque. Comme nous possedons un individu provenant de 1a 
Colombie et semblable A ceux de Demerari, nous ne pensons pas que 
cette petite pointe des elytres puisse motiver la formation d’une espece 
nouvelle. 

Cette espece se distingue des Oxycheila tristis et aquatica , les 
seules que j’ai actuellement sous les yeux, par un caractere qui Mmo- 
tivera probablement , dans l’avenir la formation d’un genre. En eflet, 
dans les deux especes que je cite, le dessous des tarses anterieurs des 
femelles est garni seulement de poils fins, et le dernier article est 
glabre et plus mince que les precenents, surtout a sa base. Dans Il’0. 
bisignatu le dessous des memes tarses est garni d’un double rang d’epi- 
nes a tous les articles, et ledernier est notahlement plus epais et non 
aminci & sa base. 

Si d’autres especes venaient se ranger dans ce groupe, que nous 
ne proposons aujourd'hui que comme une simple section dans le genre, 
etsion les en separait pour etablir un genre particulier, nous donnerions 
a ce genre le nom de Cheiloxya auquel nous n’attachons aucune Si- 
gnification et qui sera range dans les noms propres. 


Fam. Carabici. 


sen Apiodera, De Chaudoir. Bulletin de Moscou, 1848, p. 35. 


5. A. elegans. Gu&r. Noire, luisante; tete lisse avec le devant un peu bos- 


sele. 
les, 
avec 
tant 


Corselet plisse en dessus, a cotes lisses, Elytres allongees, inega- 
striees et ponctudes ä la base et a l’extremite, lisses au milieu, 
une petite tache jaune ä la base, quaire autres anterieures remon- 
obliquement vers l’angle humeral, quaire auires au liers posie- 


6. 


377 


rieur et une petite pr s de l’angle posterieur et sutural. Antennes et 
pattes jaunes; extr&nite des cuisses, des jambes et des articles des 
tarses noirs. — L. 9; Il. 2%: millim. 


Gen. Agra, Fabr. Syst. Eleuth. 1, 224. 


. Osculatii. Gu&r. Noire; tete lisse. Corselet allonge, avec de gros 


points enfonces ou fossettes, ranges en lignes longitudinales, Elytres 
tridentdes & l’extremite, avec des fossettes et de gros points enfonces 
plus petits vers la base, ä fond veri. Antennes noires avec la base 
des articles, ä l’exception des trois premiers, d’un brun un peu fauve. 
Pattes noires avec le milieu des cuisses jaune — L. 16%, 1. 4 mill. 


Ceite Agra est trös-voisine de celles qui ont et€ decrites par Klug 


sous le nom de geniculata et par Brulle& sous celui d’erythrocera (voy. de 
D’Orbigeny, Ins. p 10 ‚pl. 1, f. 9). Mais elle s’en distingue par ses pattes 
dont les jambes sont entierement noires, et par ses antennes anneldes de noir 
et de brun roussätre. Mr. De Chaudoir, dans son excellente revision de 
ce genre, a omis l’Agra erythrocera de Brulle, quoiqu'il cite les autres 
especes decrites et figurdes dans le m&me ouvrage. 


Gen. Trichognathus, Latr. Regne Anim. Ins. 4 — 374. 


7. T. marginipennis, Latr. Regne anim. 2. fid. T. 4, p. 375. — Gu6r. 


Men. Icon. du Regne Animal. Ins. pl. 4. f. 5. 


Gen. Pheropsophus, Solier. Ann. Soc. Ent. 2 — 466. 


8. P. distinctus. Dej. Spec. Col. T. 5 p. 415. 
9. P. aequinozialis, Lin. — Complanatus, Fabr. Syst. Eleuth. 1, 217. 


Gen. Calleida, Dej. Spec. Coleop. 1, 220. 


10. C. Alcyonea, Erichs. Consp. Col. Peruana. p. 69. 


Gen. Plochionus, Dej. Spec. Col. 1, 250. 


11. P. Bonfilsü, Dej. Spec. Coleopt. 1, 251. 


Gen. Tetragonoderus, Dej. Spec. 4, 484. 


12. T. figuraius, Spec. 5, 855. 


Gen. Anisodactylus, De. Spec. Col. 4 — 132. 


13. A. peruvianus, Dej. Spec. Col. 4, 289. 


14. A. elatus, Erichs. Consp. Col&opt. Peruana. p. 70. 


Gen. Anchomenus, Bonelli, Obs. ent. Part. 1. Tableau. 


15. A. elegans, Dej. Spec. Col. 5, 725. 
16. A. brasiliensis, Dej. Spec. Col. 3, 110. 


Bd. V. Abh. 33 


578 


Gen. Feronia, Latr. Regne Anim. 3, p. 191. 


17. F. (Argutor) confusa, Dej. Spec. Col. 5, 573. 
18. F. (Platysma) chalcea, Dej. Spec. 3, 300. — Cette espece a &ie rencon- 


tree sur beaucoup de points de l’Amerique Meridionale. 


Fam. Dytiscidae, 


Gen. Acilius, Leach. Zool. Miscel. 3, 69. 


19. A. incisus, Aube. Spec. des hydr. p. 147. 


Fam. Gyrinites. 


Gen. Gyrinus, Lin. S.n. 


20. G@. Buqueti, Aube. Spee. hydr. p. 658. 


21. 


Fam. Lissomites. 


Gen. Lissomus, Dalm. Eph. Entom. 1, 14. 
ebeninus, Blanch. Voy. de D’Orbigny, Ins. p. 145. 


Fam. Blaterites, 


Gen. Semiotus, Esch. Thon. arch. 2. 


. ligneus, Lin. S. n. 2. 652. 

. seladonius, Guer.-Me&n. Revue Zool. 1844. p. 16. (Variet.) 

. mtermedius, Herbst. Col. 10, 8 pl. 159 f. 4. S 
. affinis, Guer. — D’un jaune fauve, luisant; tete fauve avec deux 


cornes aigues et deux taches noires, l’une en avant, l’autre en arriere. 
Corselet allonge et assez etroit, d’un jaune vif presque rouge, avec 
deux larges bandes longitudinales noires atteignant les deux extr&emites 
et une petite tache noire de chaque cöte vers le milieu. Elytres avec 
la suture, l’ecusson et une large bande sur le cöte, atteignant l’angle 
humeral, d’un noir vif. Dessous jaune avec une bande noire interrompue 
de chaque cöte du corselet, de la poitrine et de l’abdomen. Paites et 
base des antennes d’un jaune fauve, les autres articles des antennes 
noirs. — L. 30; I. 8. mill. (femelle). 
Il ressemble beaucoup au S$. Cornutus deKirby, mais il s’en 
distingue par son corselet plus etroit ei par consequent parais- 
sant un peu plus allonge, par les deux bandes noires qui sont 
droites, larges et continues, atteignant les extremites, tandis quc 
chez trois femelles du S. cornutus, que nous avons Sous les yeux, 
les bandes sont un peu sinueuses, plus etroites, interrompues pres 
de la base, et quelles n’atteignent pas les bords, surtout 


579 


en avant. D’autres caracteres dans la forme des eElytres et dans 
l’ensemble de l’aspect, distinguent encore cette espece, qui est 
cependant la plus voisine que nous connaissions de ce Semiotus 
cornulus si commun au Bresil. 


26. S. striatus, Guer. — Jaune päle, peu luisant, garni d’un fin duvet 


x 


jaune, ä l’exception des &lytres qui sont glabres. T&te arrondie en 
avant, excavde au milieu, fauve, avec le bord anlerieur jaune. Corselet 
fauve au milieu, jaune sur les bords, avec deux larges bandes noires, 
longitudinales et n’atteignant pas le bord anterieur. Elytres jaunes, 
brusquement retrecies en arriere, fortement strides et presyue sillon- 
nees, avec de gros points enfonces dans chaque strie. Dessous d’un 
jaune fauve avec une large bande noire de chaque cöte et les bords des 
segments de l’abdomen jaunes. Antennes noires avec les deux premiers 
articles fauves. Pattes d’un jaune fauve. — L 21.1. 5% mill. (Femelle.) 


Gen. Eucamptus, Chevr. Col. du Mex. Fasc. 1, Nr. 9. 


27. E. imperialis, Gu&r. Revue Zool. 1844, p. 15. 


28 


29. 


30. 


31 


32. 
33. 


34. 
. P. pellucens, Esch. Thor. arch. 2. p. 33. — Germ. Zeitsch. Ent. 3—17. 


36. 


37. 


-E. cuspidatus, Chevr. Col. du Mex. 1. Nr. 9. 


Gen. Chalcolepidius, Esch. Thon arch. 2. 


C. porcatus, Lin. s. n. — 2. 652 — et Var. Virens Fabr. S.E.2. 226. 
— et Var. striatus, Lin. Oliv. Ent. 2. Nr. 31, pl. 1 f. 2. 

C. aequinozialis, Laporte. Rev. Ent. de Silberm. T. 4. p. 13. 

C. Fabriei, Erichs. Zeitsch. Entom. 1. 3, p. 83. 

C. Bonplandü, Gu&r. Revue Zool. 1844, p. 17. 

C. gossipiatus, Gu Er. Rev. Zool. 1844. p. 18. 


Gen. Pyrophorus, Esch. Thon. arch. 2. 32. 
P. noctilucus, Lin. S. n. 1. Part. 2, p. 657. — Germ. Zeitsch. Ent. 3. 13. 


Fam, Lampyrides. 
Gen. Megalophthalmus, Gray. An. Kingd. Ins. 1. 371. 


M. marginatus, Guer. — Tete noirätre avec les antennes d’un brun 
enfume. Corselet de forme transversale, deux fois plus large que long, 
a peine arrondi au milieu en avant, d’un jaune päle avec une tache 
brune au milieu et en arriere sur laquelle il y a deux tubercules. 
Ecusson jaune. Elytres d’un brun jaunätre avec la suture et une assez 
large bordure laterale jaune. Dessous et pattes bruns avec l’avant 
dernier segment abdominal jaune. — L. 7; 1. 3 mill. 

M. costatus, Laporte. Ann. Soc. Ent. 2. 132. — Syn. Meg. obsoletus, 
Blanch. Voy. de D’Orb. Ins. p. 122, pl. 7 f. 7. 


rt 


580 


Gen. Photinus, Laporte. An. Soc. Ent. 2. 140. 


38. P. albomarginafus, L ap. Hist. nat. Ins. T. 1, p. 268. 
39. P. subcostatus, Gu&r. — Jaune obscur. Corselet jaune päle, avec deux 


40. 
41. 
42. 


43. 


44. 


45. 
46. 
47. 


48. 
49. 
50. 


> DD 


taches diaphanes en avant et le milieu d’un brun enfum& en arriere. 
Elytres brunätres avec le cöt& externe largement bord& de jaune qui se 
confond avec le brun du disque qui porte deux ou trois faibles cötes 
longitudinales effacdes en arriere. Dessous et pattes d’un brun jaunätre 
avec les trois derniers segments de I’ abdomen jaunes. — L. 21. 1. 10 mill. 
Cette esp&ce est tres-voisine de la precedente, mais elle s’en 
distingue par une taille moins grande, par le commencement des cötes 
elevees de ses &lytres et parla couleur jaune des trois derniers segments 
de son abdomen. 
viduus, Erichs. Consp. Coleopt. Peruan p. 80. 


. versicolor, Fabr. Ent. Syst. Suppl. p. 125. 
. scintillans . Latr. Voy. de Humb. Ins. p. 14, pl. Lf. 4. 
. Iinearis, Latr. n p. 348. pl. 22 f. 3. 


Gen. Aspisoma, Laporte. An. Soc, Ent. 2, p. 145. 


. maculatum, Fabr. Syst. Eleuth. 2. 106. 

. ignitum, Fabr. id — 2— 107. 

. hesperum, Lin. S. n. 1. 2 p. 6t4. 

. fenestratum, Blauch. Voy. de D’Orb. Ins. p. 111. 


Gen. Lucidota, Laporte. Ann. Soc. Ent. 2. 136. 


. limbata, Lap. id. 2. 137. 
..thoracica, Oliv. Ent. T. 2. Nr. 28 pl. 3 f. 29. 


Osculatü, Gu&r. Tete noire avec les antennes grandes, noirätres A 
articles larges et aplatis. Corselet aussi long que large , arrondi en 
avant avec le bord anterieur un peu avance, d’un jaune d’ocre avec 
le milieu du disque orne d’une grande tache .noirätre carree „ situde 
en arriöre. — Ecusson jaune. Elytres allongees, d’un brun noirätre 
avec la suture et les bords lateraux jaunes. Dessous et pattes d’un brun 
noirätre avec les hanches, la base des cuisses, et le dernier segment 
abdominal jaunes. — L. 14. 1. 4'% mill. 

Cette espece est tres-voisine de la Lucidota modesta, Lap. An. 
Soc. Ent. T. 2 p. 138, mais elle est beaucoup plus grande et se di- 
stingue en outre par la bordure jaune des elytres qui s’etend jusqu’A 
l’extremite et vient rejoindre la suture en arriere. 

Nous avons suivi pour ce travail, la classification publiee par 
Mr. Delaporte dans les Annales de la Societ€ entomologique de 
France, mais nous avons &t& bien contrarie par cette foule de noms de 
catalogues repandus Si fächeusement dans toutes les colleetions. En 
elfet, les esp&ces qui ne nous ont pas &t& envoyees avaient Eeie com- 


581 


pardes a des individus nommds d’ apIe > ces catalogues „ mais publies 
sous d’autres noms depuis. 

Nous n’avons pas cherche a rapporter ces Insectes aux genres 
nouvellement &tablis par M. de Motschoulsky, — dans ses Eiudes 
Entomologiques , Helsingfors 1852. p. 26 ä 58, car pour y arriver il 
faudrail entreprendre une vraie monographie du groupe. 


Fam. Eycides. 


Gen. Calopteron, Lap Rev. Ent. Silberm. T. 4. p. 25. 


51. C. cyaneum, Erichs. Consp. Col. Peruan. p. 81. 

52. C. terminatum,, Latr. Voy. de Humb. Ins. p. 32, pl. 32 f. 5. 

53. C. nigricorne, Latr. id. p. 102. pl. 39 f. 1. 

54. C. gracile, @u Er. Noir, etroit et allonge. Corselet aussi long que large, 
un peu Elargi ei termine par deux Epines en arriere, avec une carene 
longitudinale au milieu. Elytres A peine un peu elargies en arriere, 
avec deux fortes carönes, une plus petile entre elles, et desreticulations 
transversales assez distanfes. Elles sont noires comme tout l’Insecte 
avec l’extr&mite posierieure fauve remontant un peu A la suture et au 
born. t:ne. Les palies el le dessous du corps sont Eegalement noirs. — 
L. 9; 1. 2 mill. 

55. 0. speciosum, Guer. Corps, antennes et patles noirs. Corselet triangu- 
laire, noir, largement borde de jaune de chaque cöte. Elyires elargies 
en arriere, A cötes elevdes et reticuldes, noires jusqu’au milieu et 
ensuite d’un beau jaune orange separ& du noir par une ligne droite 
transverse; une petite tache noire & l’extremite posterieure. —L. 15; 
l. 4. (aux Epaules) et 9 (en arriere) mill. 

56. C. binotatum, Gue&r. — Corps, antennes et pattes noirs. Corselet de 
forme carree, un peu plus large que long, termine en arriere par deux 
petites pointes, ä bords peu releves et ayant au milieu une faible carene 
ä peine visible. Elytres fortement elargies en arriere chez les mäles, 
plus etroites chez les femelles, d’un brun noirätre avec les nervures 
d’un noir vif et une tache jaune arrondie sur chacune vers le tiers 
posterieur. Chaque Elytre n’a que trois nervures longitudinales et la 
tache jaune est place entre la seconde et la troisieme, a partir de la 
suture. — L. 8& 12; 1.326 mill. 


Gen. Chanliognathus, Hentz. Trans. Amer. philos. Soc. I. 
57. C. seriptus, Germ. Spec. Ins. nov. T. 1. p. 68. 
58. C. tenuis, Erichs. Consp. Col. Peruan. p. 83. 


Fam. Melyrides. 


Gen. Astylus, Lap. Rev. Ent T. 4. p. 32. 
59. A. rubripennis, Latr. Voy. de Humb. Ins. p. 258. pl. 17 f. 3. 
60. A. Bonplandi, EKrichs. Consp. Coleopt. Peruan. p. 84. 


382 


ö 
Fam. Silphales. 


Gen. Necrophorus, Fabr. Syst. Entom. p. 71. 


61. N. didymus, Brulle. Voy. de D’Orbigny. Ins. p. 73. pl.5 f. 3, 


Gen. Silpha, Lin. Syst. nat. 10€ Edit. 


62. S. erythrura, Blanch. Voy. de D’Orb. Ins. p. 75. pl. 5 f. 4. 


C’est par erreur que M. Brulle, en decrivant l’esp&ce suivante, 
a cite la figure 4, de la pl. 5, de l’Atlas de D’Orbigny. Cette figure re- 
presente bien evidemment une espece ä elytres arrondies en arriere et 
non le S. discicollis qui a les Elytres termindes en pointe. M. Erich- 
son a copie ceite erreur dans son Conspectus des col&opteres du 
Perou. p. 88. 


63. S. discicollis, Brulle. Voy. de D’Orb. Ins. p. 75. (non la figure citee.) 
64. S. anticola, Gue&r. — Noir. Tete finement ponctude „ avec une carene 


transversale en arriere et une fossette de chaque cöte entre les yeux. 
Antennes entierement noires ayant les trois derniers articles tomenteux. 
Corselet un peu plus large que long, finement ponctue, arrondi sur 
les cöles, avec quatre cötes longitudinales peu elevees, dont deux au 
milieu partant du bord anterieur, se rapprochant et se terminant assez 
pres du bord posterieur, et deux autres partant du bord poslerieur et 
formant un arc pour rejoindre chacune des deux carenes medianes 
vers le milieu du corselet. Ecusson et elytres couverts de points en- 
fonces assez forts et serrds: les elytres ayant chacune trois cötes lisses 
dont l’externe se termine en arriere, un peu au dela du milieu, ä un 
tubercule ou nodosite de l’elytre qui s’observe chez toutes les especes 
du m&me groupe Americain. Segments de l’abdomen offrant une carene 
transversale au milieu, le dernier fauve obscur, surtout dans les fe- 
melles, quelquefois tout-A-fait noir chez quelques mäles.— L. 17; 1. 7 mill. 

Cette espece est tres-voisine des S. lineatocollis Delaporie, 
et apicalis Brulle& (Voy. de D’Orb. Ins. p. 74 pl. 5 f. 5.); mais elle 
s’en distingue par les antennes qui n’ont pas les derniers articles d’un 
jaune orange et par d’autres caracteres. Dans le mäle les elytres sont 
arrondies en arriere; dans la femelle elles sont un peu acumindes. 
Nous avons vu un assez grand nombre d’individus de ceite espece 
partieuliere aux sommets des Andes, parce que M. Bourcier en a 
rapporte aussi plusieurs qu’ il a bien voulu nous remetire. Parmi ces 
individus il s’en trouve un qui offre une petite anomalie. Son elytre 
droite presente sous l’angle humeral le commencement d’une quatrieme 
carene, et en arriere, la troisieme, interrompue au tubercule, se con- 
tinue ensuite et va s’anastomoser avec la seconde. 


Gen. 
65. S. 


66. B. 


67. P. 
68. P. 


69. L. 


70. €. 


al... 


72. S. 


73. 8. 


Gen. 
74. T. 


75. T. 


Gen. 
26. C. 


583 
Fam. Staphylinii. 
Staphylinus, Lin. — Erich. Gen. et Spec Staph. p. 345. 


Osculatü, Gu&r. — D’un noir verdätre, Tete et corselet fortement 
ponciuds. Ecusson noir, lisse. Elytres d'un noir bronze, borddes de 
fauve, tres-finement chagrindes. Abdomen d’un noir un peu verdätre, 
avec le bord posterieur des segments d’un fauve obscur et l’anus d’un 
fauve plus vif. Pattes noires avec des cils et un duvet brun jaunätre. — 
L. 18; 1. 4 mill. 

Il est assez voisin du St. caliginosus, pour la forme et la taille, 
et il a aussi des affinites avec le St. Antiopus d’ Erichson, mais 
ıl differe des deux et de tous les aulres de la m&me division par la 
couleur et par les segments abdominaux bordes de fauve. 


Gen. Belonuchus, Nordm. Er. id. p. 419. 
mordens, Er. Gen. et Sp. Staph. p. 422. 


Gen. Philonthus, Leach. Er. id. p. 426. 
candens, Erich. Gen. et Sp. Staph. p. 460. 
feralis, Erich. id. p. 469. 


Gen. Latona, Gu&r. Revue Zool, 1844, p. 13. 
Spinolae, Guer. id. p. 13. 


Gen. Cryptobium, Mann. Er. id. p. 561, 
prolizum, Erichs. id. p. 564. 


Gen. Leptochirus, Germ. Er. id. p. 824. 
scoriaceus, Germ. — Erichs. id. p. 825. 


Fam. Histerini. 


Gen. Saprinus, Erichs,, Klug. Jahrb. 1. 176. 


impressifrons, Blanch. Voy. de D’Orb. Ins. p. 72. 
decoratus, Erichs., Klug Jahrb. 1. 176. 


Fam. Hydrophilii. 


Tropisternus, Solier. Ann. Soc. Ent. de France. T. 3. p. 308. 


lepidus, Brulle. Voy. de d’Orb. Ins. p. 57 pl. 4 f. 4. 
dorsalis, Brulle. id. p. 57. pl. 4 f. 6. 


Cyclonotum, Erichs. Käf. der M. Brandenb. T. 1. p. 212. 
striatopunctatum, Muls. An. Sc, phys. ei nat. de Lyon. T. 7. p. 179. 


584 


Fam. Nitidulariae. 


Gen. Camptodes, Erichs. Germ. Zeitsch. t. 4, p. 321. 


77. C. obscurus, Erichs. id. p. 338. 


Fam, Dermestini, 


Gen. Dermestes, Latr. Gen. Crust. et Ins. T. 2. p. 30. 


78. D. carnivorus, Fabr. Syst. El. T. 1. p. 312. 
79. D. peruanus, Lap. hist. nat. des Ins. T. 2. p. 33. 


Fam. Scarabaeides.. 


Gen. Enema, Hope. — Burm. Handb. der Entom. T. 5. p 233. 


80. E. infundibulum, Burm. id. p. 234. 
81. E. Pan, Fabr., Burm. id. p. 235. 

Gen. Podischnus, Burm. Handb. der Ent. 5. 237. 
82. P. Agenor, Oliv., Burm. id. 238. 


Gen. Sirategus, Hope. — Burm. id. p. 128. 
83. S. Antaeus, Oliv., Fab., Burm. id. p. 129. 


Gen. Heterogomphus, Burm. id. p. 224. 


. Bourcieri, Guer. Revue Zool. 1851. p. 160. 
. dilaticollis, Burm. Handb. der Ent. T. 5. p. 229. 


84. 
5. 


Sun 


Gen. Democrates, Burm Handb. T. 5. p. 28. 
86. D. Burmeisteri, Reiche. Revue Zool. 1852. p. 21. pl. 1 f. 1. 


Gen. Cyclocephala, Latr. R a. T. 4. p. 552. 


87. C. Scarabaeoides, Burm. Handb. T. 4. p. 39. 
88. C. pubescens, Burm. id. p. 68. 

89. C. Castanea, Oliv., Burm. id. p. 49. 

90. C. frontalis, Burm. id. p. 50. 


Gen. Chalepus, Mac-Leay, Horae Ent. T. 1. p. 149. 
91. C. geminatus, Fabr., Burm. Handb. T. 5. p. 78. 


Gen Chasmodia, Mac-Leay. Horae. Ent, 155. 
92. C. trigona, Fabr., Burm. Handb. Ent. T. 4. p 339. 


Gen. Macraspis, Mac-Leay. id. p. 156. 


93. M. hemichlora, Laporte. hist. nat. des Ins. T. 2. p. 118. 


94 


. M. anticola, Burm. Hand. Ent. T. 4. p. 252. 


95. M. fucata, Fab. Burm. id. p. 353. 


96 


9% 
98 


Gen. Chrysophora, Latr. fam. nat. p. 370. 


. C. chrysochlora, Latr. Voy. de Humb. Ins. p. 106, pl. 15 f. 1.2. — 


Gu&r. Icon. du Regne animal, Ins. pl. 24 f. 1. 


Gen. Rutela, Latr. Gener. Cr. et Ins. T. 2. p. 106. 


. R. lineola, Latr. — Burm. Handb. der Ent. T. 4. p. 284. 
. R. laeta, Weber. — Burm. id. p. 385. 


Gen. Pelidnota, Mac-Leay. Horae. Ent. T. 1. p. 157. 


99. P. Osculatü, Gu&r. — Entierement d’ur bronze verten dessus et couleur 


de cuivre rouge en dessous. Tete triangulaire avec le chaperon retreei 
et tronque en avant, criblee de gros points enfonces en partie con- 
fluents. Corselet transversal, assez anguleux sur les cöles, cribl€E de 
gros points enfonces qui deviennent de grosses rugosites sur les cötes, 
avec une ligne longitudinale enfoncde au milieu, terminde en arriere par 
une espöce de fossette. Ecusson trois fois plus large que long avec une 
petite dchancrure au milieu en arriere, lisse, avec quelques points en- 
fonces vers sa base. Elytres allongees, avec quelques traces de stries, 
lisses, assez marquees, ä la base, quelques plis transversaux, qui de- 
viennent tres-profonds sur les cötds et au dessous des angles humeraux. 
Elles sont couvertes d’un grand nombre de petits points enfonees don- 
nant chacun attache ä& une pelite Ecaille grise et couchee. Le dessous 
est d’un cuivreux rouge, avec les pattes fortement ponctudes el le resie 
du corps garni de petils points et de poils d’un jaune roussätre, cou- 
ches et assez longs. — L. 26; 1. 13 mill. 

Ceite magnifique espece se distingue de toutes celles connues 
jusqu’ici par les petites &cailles grises inserees dans les points enfonces 
des elytres. Nous en avons vu un second individu dans la collection 
de M. Deyrolle, provenant des rives de l’Amazone. 


Gen. Cnemida, Kirby. Zool, Journ. T. 3. p. 146. 


100. ©. retusa, Fabr. — Burm, Handb. Ent. 4—379. 


Gen. Platycoelia, Burm. landb. Ent. T. 4. p. 452. 


101. P. valida, Burm. Handb. id. p. 453. 
102. P. lutescens, Cat. des Coll. Ent. du Mus. de Paris. Col&opt. p. 227. 
102. P. scutellataGu&r. — Ovalaire d’un beau vert avec l’ecusson jaune et le 


milieu du ventre noir. T&te finement chagrinee, avec la partie anterieure 


Bd. V. Abh. 4 


386 


un peu plus fortement rugueuse, plus avanc&e que dans les autres es- 
peces (Boliviensis et flavostriata) moins arrondie en avant. Anten- 
nes et palpes fauves. Corselet transversal, lisse, borde d’un fort 
sillon en avant et sur les cötes, entoure d’un fin liser& jaune fortement 
echancr& de chaque cöt£ vers les angles posterieurs, ce qui le distin- 
gue nettement de toutes les esp&ces connues, qui ont les cöles du cor- 
selet regulierement arrondis et elargis vers l’angle posterieur. Ecusson 
triangulaire, d’un beau jaune et lisse. Elytres lisses, finement bordees 
de jaune, avec quelques faibles cötes larges et peu Elevees dont les 
sillons n’offrent aucune trace de points enfonces. Dessous et pattes 
verts, garnis de poils jaunes assez Epais. Abdomen tres-lisse et sans 
poils, avec le milieu des segments d’un noir vif qui se prolonge au 
milieu de la poitrine jusqu’a la pointe sternale. Tarses fauves. — 
L. 28; l. 16 mill. 


Gen. Bolaxz, Fisch. — Bull. Mosc. 1829. 


104. B. Anticola, Burm. Handb. Ent. T. 4. p. 490. 


Gen. Philochlaenia, Erichs. Consp. Col. Peruan. p. 103. 


105. P. compacta, Erichs. Consp. id. p. 103. 


Gen. Gymnetis, Mac-Leay, Horae. Ent. T. 1. p. 152. 


106. G. meleagris, Burm. Handb. Ent. T. 3. p. 294. 


Gen. Cycelidius, Mac-Leay. Ill. of the Zool. of South. Afr. III. 17. 
107. €. elongatus, Oliv. Ent. t. 1. Nr. 6. p. 24. pl. 6 f. 51. 


Gen. Hyboma, Serv. et St. Farg. Encyecl. meth. Ins. T. 10. p. 352. 


108. H. Icarus, Oliv. Ent. T. 1. Nr. 3. p. 155. Nr. 189. pl. 15 f. 151. a. 
109. H. dentipes, Esch. Entomogr. (Edit. franc) p. 37. pl. 1. 4. 

110. H. Chalcea, Bug. Revue Zool. 1844. p. 19. 

111. H. hyppona, id. p. 19. 


Gen. Canthon, Hoffm. —.Wiedm. Zool. Mag. T. 1. p. 161. 


112. E. rugosum, Blanch. Voy. de D’Orb. Ins. p- 159. 
113. C©. histrio, Lepell. et Serv. Encyel. T. X. p. 352. 
114. ©. Sanguinicollis, Guer. — Tete et corselet d’un rouge de sang, lui- 


sants, Chaperon quadriepineux: Massue des antennes fauve. Corselet 
lisse, anguleux de chaque cöte, avec le bord posterieur d’un noir vio- 
let fondu avec le rouge et n’occupant que Ja partie qui touche aux 
elytres. II offre sur le milieu du disque trois gros points noirs disposes 
transversalement, et l’on voit de chaque cöle& les vestiges d’ une autre 
tache, cequi doiten porter le nombre Acing et peut-&ire m&me former 
une bande transverse chez cerlaines varietes. Elytres d’un beau bleu 


5387 


violet ä reflets verdätres, avec de fines stries peu marquees surtout en 
arriere. Dessous noir A reflets bleuätres, avec lepygidium rouge. Paites 
d’un noir verdätre ä reflets metalliques avec toules les cuisses rouges 
au milieu. Jambes anterieures termindes par lrois grosses dents denti- 


culeces ä leur bäse et qui sont prec&dees de denticulations. — L. 11; 
l. 7'% mill. 
115. C. sezspilotum Gue&r. — Corps jaune avec les elytres d’un brun 


violetterne. Tete jaune, lisse, bidentde avec les bords leintes de ver- 
dätre. Corselet jaune, lisse, un peu anguleux de chaque cöte, orne de 
six gros points noirs ainsi disposes: un au milieu du bord anterieur ; 
quatre places transversalement sur le disque, du cöte anlerieur; et un 
plus gros et carr& pläce au bord posterieur devant la suture. Elytres 
d’un brun terne A reflet violet, montrant des traces & peine visibles 
de stries longitudinales, avec le bord reflechi sous la cöte laterale 
d’un jaune d’ocre. Dessous et jambes jaunes avec les trochanters, la 
base et l’extremite des cuisses et des jambes interme&diaires et posterieures 
noirs. Jambes anterieures noires termindes par trois fortes dents den- 
ticuldes & leur base et qui sont prec&dees de denticulations tres-fines 
sur la tranche. — L. 8; 1. 5 mill. 

Cette jolie espece a des aflinites avec le C. serpunetatum de 
Fabricius; mais elle est beaucoup plus petite et les iaches de son 
corselet sont autrement disposees. 

116. C. quadripustulatum Gu&r. — Noir avec de faibles reflets bleuätres. 
Tete tres faiblement ponctude, avec le chaperon termine par deux 
pointes tres-rapprochees et arrondies, prec&dedes chacune d’un petit 
angle indiquant la place de deux auires pointes ; antennes jaunes. Cor- 
selet bomb&, finement ponctu&, arrondi sur les cötes. Elytres d’un noir 
terne avec de faibles traces de lignes enfoncdes et ayant chacune deux 
taches fauves peu visibles placdes-sous l’angle humeral et ä l’extr&mite 
externe. Pattes noires ä reflets verdätres. Les anterieures semblables 
a celles des deux especes precedentes. — L. 6; I. 3% mill. 

Cette petite esp&ce ressemble assez ä celleque M. Blanchard 
a decrite dans le voyage de D’Orbigny sons le nom de Tetraaechma 
sanguineo-maculata , mais chez celle-ci le chaperon a quatre Epines 
en avant, ce qui a molive ce genre, que, du reste M. Blanchard 
n’a pas caraclerise et qui ne pourra elre conserv&. Le Canthon sanguini- 
collis ci-dessus apparliendrait a ce genre. 


Gen. Chaeridium. 
117. €. cupreum, Blanch. Voy. de D’Orb. Ins. p. 169. 
118. C. prasinum, Blanch. „ „ h „72:0269: 
Gen. Copris, Geoff. 
119. C. assifera, Esch. Entomogr. (Edit. frang.) p. 27. 
34* 


588 


120. 
121. 
122. 
123. 
124. 


125. 
126. 
127. 
128. 
129. 
130. 
131. 
132. 
133. 
134. 
135. 
136. 


137. 


€. triangulariceps, Blanch. Voy. de D’Orb. Ins. p. 177. 

C. conicollis, Blanch. 5 AN „un at 

©. alezis, Blanch. ” " lei: 

C. nisus, Fabr. Syst. El. T. 1, p. 44. 

C. cotopazi, Gu&r. Noir. T&te un peu avancee au milieu, de forme un 
peu triangulaire, avec une petite dent obtuse de chaque cöl&E en avant 
des yeux, fortement chagrinde, portant chez le mäle une corne assez, 
eourte, un peu Elargie et tronquee au bout, placde pres du bord ante- 
rieur, dirigde en avant et dont la base se prolonge un peu en arriere 
en forme de caröne. Palpes et antennes fauves, celles-ei ayant la massue 
grise. Corselet plus large que long, arrondi sur les cötes , fortement 
chagrine, ironqu& anterieurement, avec la tranche superieure de cetie 
troncature &levee, un peu sinude, lisse, et aboutissant de chaque cöte 
ä une grande fosseite laterale A fond et bord anterieur tres-lisse. 
Elytres faıblement chagrindes, ä rugosites comme effacees, avec sepi 
lignes longitudinales enfoncees et ä fond garni de petits points assez 
distanis; dessous ponctue, avec quelques cils fauves sous la t&te et 
sur les cötes du thorax. Jambes anterieures ä bord externe faiblement 
sinue, sans dents, avec le dessus orne d’une sculpture formant un 
fort sillon composd d’une serie de fossettes en gros points enfonces. 

La femelle ressemble entierement au mäle; seulement sa tete 
porte en arriere une &l&vation en car&ne transversale, et la carene 
superieure du corselet ne se prolonge pas tout-a-fait jusqu’aux fos- 
settes laterales. — L. 24; |. 15 mill. 


Gen. Phanaeus, Mac-Leay. Hor. Entom. 
P. lancifer, Fabr. Syst. El. T. 1. p. 43. 
P. Jasius, Oliv. Ent. T, 1. Nr. 3. p. 109. pl. 7 £. 50. e. £. 
P. mimas, Fabr. Syst. El. T. I. p. 4. 
P. imperator, Gu&r. Icon. Regn. Anim. Ins. pl. 21 f. 8. 
P. splendidulus, Fabr. Syst. El. T. 1. p. 32. 
P. floriger, Kirby. Centurie d’Ins. (Edit. franc.) p. 21. Nr. 29. 
P. planicollis, Perty. Voy. de Spix et Martius, Ins. p. 40, pl. 8, f. 13. 
P. Meliboeus, Blanch. Voy. de D’Orb. Ins. p. 176. pl. 10 f. 7. 
P. Meleagris, 2. » » p. 176. 
P. conspicillatus, Fabr. Syst. El. T. 1. p. 32. 
P. Silenus, La p. hist. nat. des Ins. T. 2. p. 82. Nr. 3. 


P. palens, Lap. = p- 82. Nr. 4. 
Gen. Ontophagus 
O0. compressus, Gu&r. — Noir, luisant; tete triangulaire, presque 


aigue en avant, aplatie avec des rides transverses ei deux tubercules 
aigus en arritre , reunis par une faible elevation transverse. Antennes 
fauves. Corselet de forme carree, presque aussi long que large, tres- 
lisse, Elargi en avant, avee une large et profonde &chancrure pour 


589 


l’insertion de la tete. Il offre de chaque cötE une forte depression 
oblique et dirigee en avant, comme dans l’Ont. obliquus de Fabricius, 
terminde en arriere, pres des angles posterieurs externes, par une 
crete transversale tres-saillante formant une esp£ce de pointe de cha- 
que cöte. Les elytres sont arrondies, tres-lisses, avec sept stries bien 
marquees et fortement ponctudes. Le dessous est lisse et luisant avec 
les cöt&es du thorax et de l’abdomen ponctues. Les pattes anterieures 
sont terminedes pas trois forles dents externes. — L. 14. 1. 8 mill. 


138. O clypeatus, Blanch. Voy. de D’Orb. Ins. p. 182. pl. 10 f. 8. 


139. O. nasutus, Gu&r. — Noir, luisant ; tele arrondie et large sans cor- 
nes ni saillies, tres-finement ponctude en avant, avec le bord anterieur 
du chaperon prolonge en une corne plate recourbec et relevee avec 
Vextremite tronquee et arrondie. Le corselet est epais, tronque droit 
en avant, avec le milieu tr&es-eleve formant une forte Eminence qua- 
drilobee dont les lobes du milieu sont plus avances et cachent l’inser- 
tion de la tete lorsqu’on regarde l’insecte en dessus. Les cöles ante- 
rieurs sont fortement excav&s et ponctues, il y a une petite fossette 
en arriere de ces excavalions, pr&s des bords lateraux qui sont ar- 
rondis et assez saillants, et le dessus est tres-lisse et tres-luisant. 
Les elytres sont tres-lisses et luisantes, avec des stries ponctudes. Le 
dessous est fortement ponctue avec les antennes et les tarses fauves. 
— L. 7.5; ]. 4% mill. 

Cette espece est tr&s-voisine de la pr&cedente; mais elle s’ en 
distingue facilement par l’ absence de cornes, par la couleur et par 
le luisant de tout le corps. Notre individu est evidemment un mäle. 


140. O. Osculatiü Guer. — D’un vert fonce& et terne tirant sur le bleu, 
surtout aux &lytres et en dessous; tete finement ponctude, arrondie, 
ä bord anterieur un peu releve, avec deux cornes assez longues, droites, 
inserees en arriöre, au dessus des yeux et dirigdes en arriere. Ces 
cornes ne sont pas r&unies par une petite carene &levde, et on ne 
voit aucune trace d’une autre caröne en avant, comme cela a lieu 
chez une autre espece voisine, connue dans lescollections sous le nom 
d’Ont. hirculus. Corselet ponctue, excav& en avant de chaque cöte 
pour recevoir les cornes, avec le milieu avance, arrondi et peu 
elev& et un sillon median assez marque en arriere. Elytres ä stries 
ponctudes. Dessous et pattes luisants, ponetues, antennes et tarses 
fauves. — L. 7. 1. 4. mill. 


141. O. rubescens Blanch. Voy. de d’Orbigny,, Ins. p. 183. 


Gen. Vrozys Westw. Trans. Ent. Soc. Lond. Vol. 4 p. 229. 


142. V. cuprascens W estw. Trans. Ent. Soc. Lond. Vol. 5. p. 229. pl. 
16. f. 5. 


590 


Gen. Eurysternus Dalm. Ephem. Entom. fasc. 1. 


143. E. marmoreus Laporte, hist. nat. des Ins. T. 2. p. 93. 
144. E. pectoralis Gu&r. — D’un noir verdätre terne avec les Elytres d’un 


145. 


146. 


147 
148 


149 


150 


151 


152 


brun rougeätre obscur et une forte protuberance au milieu de la poi- 
trine. Latete est lisse, avec le bord anterieur un peu Echancre et les 
cöles un peu avances. Le Corselet est ponctue avec quelques faibles 
fossettes vaguement marquedes en avant et un sillon median en arriere. 
Les &lytres d’un brun roussätre terne ont de fines stries sans points, 
avec leurs intervalles plans et garnis d’une rangee de petits points. 
La suture,, le cinqui&me intervalle et la carene humerale sont un peu 
eleves et d’un brun noir. Le dessous et les cuisses sont ponciues el 
l’on remarque au milieu du Mesothorax,, entre l’insertion des pattes 
intermediaires, un tubercule eleve„ comprim& lateralement et formant 
une carene courte terminde en points. Les jambes anterieures sont 
courtes et Epaisses, armees de trois fortes dents au bord externe, 
creusees en dessous et garnies aulour de cette excavalion de quatre 
forts tubercules dentiformes diriges en bas. Les jambes posierieures 
sont fortement arqudes des leur base et ciliees en dedans. — L. 17. 
l. 8. mill. 

Cette curieuse espece est ires-voisine de l’ Eurysternus magnus 
de Laporte, mais elle est un peu plus grande et se distingue de toutes 
celles connues par le tubercule pectoral qui doit Eire un atiribut des 
mäles. 


Gen. Passalus Fabr. Syst. Ent. T. 1. p. 240. 


P. crassus Smith. Nomencl. des col. du British Mus. Passaledae 


p- 14. n. 61. 
P. Compar Erichs. Comp. Ins. col, Peruan. p. 112. 


. P. aduncus Erichs. id. p. 112. 
. P. iransversus Dalm. Percher,. Monogr. des Passalides p. 37. pl. 7. f. 3. 


Fam. Tenebrionites, 


Gen. Nyetelia Latr. Fam, nat. du Regne animal. p. 373. 


: N. laerigata Erichs. Meyen Reis. Zool. 369. pl. 48 f. 3. 


Gen, Scotobius Germ. Spec. Ins. nov. spec. p. 135. 


. S. punctatellus Blanch. Voy. de d’Orb. Ins. p. 195. pl. 13. f. 5. 


Gen. Nyctobates Gu&r. Mag. Zool. 1834. p. 34, 


. N. gigas Linne. Fabr. syst. El. T. 1. p. 144. 


Gen. Stenochia Kirby. Trans. Lin. Soc. Vol. XI. 


. S. haemorrhoidalis Fabr. Syst. El. T. 1. p. 159. 


591 


Fam. Curculionites. 


Gen. Arrhenodes Schoen. Gen. et Spec. Curcul, T. 1. p. 313. 
153. A. dispar Lin. Sch. id. p. 315. 
Gen. Belorhynchus Latr. R, A. T. 3. p. 390. Sch. id. p. 340. 
154. B. curvidens Fab. Sch. id. p. 341. 
Gen. Brenthus Illig. Mag. 3. 101. Schoen. ibid. p. 342. 
155. B. Anchorago Lin. Sch. id. T. 1. p. 343, 
156. B. oulneratus Sch. id. T. 1. p. 345. 
Gen. Cephalobarus Sch. Gen. et spec. Curc. T. 5. p. 517. 
157. C. macrocephalus Sch. id. p. 519. 


Gen. Claeoderes Sch. gen., T. 1. p. 362. 
158. C. radulirostris Sch. id. p. 363. 


Gen. Vlocerus Dalm. Eph. Ent. T. 1. p. 25. 
159. V. laceratus Dalm. Sch. 1. 374. 


Gen. Entimus Germ. Sch. T. 1. p. 454. 


160. E. imperialis Fabr. Sch. id. p. 455. 
161+ E. nobilis Oliv. Sch. id. 455. 


Gen. Polyteles Sch. T. 1. p. 452. 
162. P. Guerini Sch. id. T. 5. p. 743. 


Gen. Naupactus Sch. T. 1. p. 567. 
163. N. decorus Fab. Sch. id. T. 1. p. 571. 


Gen. Cyphus Schoen. Cure. disp. Meth. p. 107. 
164. C. gibber Lin. Sch. Sch. Gen. et Spec. Cure. T. 1. p. 621. 


Gen. Platyomus Sch. Cure. disp. p. 109. 


165. P. piscatorius Germ. Sch. id, T. 6. p. 161. 

166. P, Bourcieri Gu&r. — Oblong, noir, entierement couveri de pelites 
ecailles d’un beau vert. Front plan ä& peine un peu excav& en avant 
du rostre , avec le chaperon faiblement &chancre. Antennes grandes, 
noires avec la massue blanche. Corselet oblong, tres inegal avec le 
dessus un peu aplati et les elevations des cöt&s en forme de gros plis 
obliques et transversaux. Elytres aplaties sur le dos, avec des siries 
de grosses fossettes produisant des especes de plis transversaux 

- sur chaque intervalle, et trois faibles cötes dont la seconde, la plus 
courte, se termine assez loin de l’extremite en un petit tubercule gris. 
L’ extremite des elytres est terminde par deux fortes pointes mousses 


592 


et grises, garnies de poils roux, divergeant un peu entre elles et dont 
le gris remonte sur la suture jusqu’ au milieu de la longueur ä peu 
pres. Les pattes et le dessous ont des &cailles vertes, plus brillantes 
que celles du dessus. — L. 25; 1. 8 mıll. 


Ayır 


Cette belle esp&ce se placera ä cöte et avant le Pl. viridipes 
de Schoenherr. 


167. P. furcatus Gu&r. — Oblong, noir, couvert en dessus de petites 


ecailles vertes, tete noire, avec quelques Ecailles vertes autour des 
yeux. Une petite impression ä la naissance du rostre, entre les yeux, 
suivie d’un fort canal median, Elargi en avant au milieu du rostre, 
et donnant lieu ä deux fortes carenes laterales qui divergent brusque- 
ment en avant et depassent un peu l’insertion des antennes. Corselet 
oblong„ avec des fossettes irregulieres et peu profondes, ayant le 
dessus deprime et excav& longitudinalement au milieu, ce qui donne 
lieu & deux fortes cötes ä sommet lisse et depourvu d’Ecailles par 
le frottement. Elytres allongees, fortement acumindes & |’ extremite, 
avec des fossettes assez fortes, rangees longitudinalement, sans cötes 
elevees ni tubercules posierieurs, et ayant les pointes posterieures 
tres-fortes ,„ divergeantes et assez aigues. Dessous, pattes et antennes 
d’un noir luisant sans &cailles. Massue des Antennes d’un gris cendre, 
— L. 13. 1. 4. mill. 


168. P. canescens Schoen. Gen et Spec. Curecul. T. 6. p. 181. 


169. P. viridivitiatus Gu&r.— Ovale, allonge, noir, couvert d’ Ecailles d’un 


blanc argente et d’un vert luisant. Frontargente avec le vertex vert et le 
chaperon noir, profond&ment €chancre. Corselet garni de gros points, 
argente avec les cötes et trois lignes longitudinales verts. Elytres 
ä series de gros points enfonces, avec les intervalles un peu eleves 
en faibles cötes d’un beau blanc argente, ornees chacune de deux larges 
lignes longitudinales vertes, l'une en dessus, I’ autre sur la cöte. Extre- 
mıt& des Elytres peu avancee. Dessous et pattes argentes, cuisses tach&es 
de vert. — L. 14. 1. 5 mill. 


Cette delicieuse espece a &etE trouvee aussi en Colombie et nous 
lui avons conservE le nom que nous lui avions impose dans notre 
collection et qu’a’adopte M. Jeckel dans la sienne. ') 


!) Parmi les especes qui nous ont ete envoyees par M. Osculati, se trouvait 


un individu du Lachnopus splendidus de Schoen. T. 6. p. 382, Jusqu’& 
present cetie espece, ainsi que toutes celles du m&me genre qui sont exelu- 
sivement des Antilles, n’avait ete trouvee que dans l’ile de Cuba. Il est dif- 
ficile d’ admettre que cet insecte ait ete pris dans le haut Perou; il doit avoir 
ete ajoute par erreur aux Insectes de M. Osculati, et plus probablement 
comme M.Osculati alü visiter aussi, avant cette exploration, les Antilles, il 
l’aura confondu avee les autres du haut Perou. 


593 


Gen. Hypsonotus Germ. Sch. T. 2. p- 253. 


170. H. umbrosus Germ. Sch. T. 2. p. 258. et T. 6. p. 152. 
171. H. clericus Sch. id. T. 2. p. 268 et T. 6. p. 169. 


Gen. Lordops Sch. T. 2. p. 268 et T. 6. p. 173. 


172. L. Gyllenhali Sch. ibid. T. 6. p. 177. 
173. L. navicularis Germ. Sch. 6 — 178. 
174. L. variabilis Jeckel, Fabricia Entomol. tere Partie, I. V. 15. 


Gen. Lixzus Fabr. Sch. T. 3, p. 1. 


175. L. impressus Sahlb. Sch T. 3. p. 37. 
176. L. pulvinalus Sch. id. T. 3 p. 38. 


Gen. Heilipus Germ. Sch. T. 3. pag. 154 et T. 7. p. 27. 


177. H. Osculatü Guer. — Entierement d’un brun noir, allonge, rostre 
peu arque, cylindrique et lisse. Corselet allonge, reireci en avant, 
avec quelques gros points, peu profonds en dessus et une fossette 
assez large en arriere, Il est orne de quatre lignes longitudinales 
blanches et minces, deux de chaque cöte, et ses bords inferieurs sont 
garnis de poils blancs. Elytres offrant quelques lignes longitudinales 
de gros points peu marques, et orndes chacune de quatre minces lignes 
blanches ainsi disposees: la premiere pres de la suture et aboutissant 
a l’extremite ; la seconde au milieu de la partie superieure, arquees, 
venant se confondre en arriere avec la premiere; la troisitme pres du 
bord superieur, partant du dessus de I’ angle humeral , d’ abord pa- 
rallelle ä la seconde, puis en divergeant pour se diriger en arriere 
vers le bord externe et se confondre avec la quatrieme qui longe ce 
bord externe. En arriere, les seconde et troisieme lignes laissent un 
espace qui est occupe par deux courtes lignes blanches tres-minces 
qui se r&unissent en avant et en arriere et entourent ainsi la callosite 
posterieure. Le dessous de l’abdomen a quelques bandes transversales 
de poils blancs. Les pattes sont noires. — L. 13. ]l. 4. mill. 

Cette espece a beaucoup d’affinites avec celles que neus avons 
publiees sous le nom d’Heilipus norresü et elegans, dans le texte 
de notre Iconograpbie du Regne animal (Ins. p- 148.); mais elle en 
differe par les lignes blanches et minces, formees de fines Ecailles, 
qui ornent son corselet et ses Elytres. 

178. H loqueatus Erichs. Comp. Ins. col. Peruan. p. 130. 

179. H. difficilis Sch. T. 7. p. 106. 


Gen. Ambates Sch. T. 3. p. 278 ei T. 7. p. 150. 


180. A. griseolus Erich. Comp. «. p+ 131. 
181. A. chtellatus Seh. id. T. 7. p. 152. 


Bd. V. Sitz.-Ber. 33 


594 


Gen. Sternechus Schoen. T. 3. p. 472 et T. 7. p. 353. 


182. S. Guerini Schoen. id. T. 7. p. 353. 


Gen. Leprosomus Guer. Icon. Regne anim. Texte Ins. p. 168. 


183. L. lancifer Guer. ibid. p. 169. 
184. L. aries Guer. ibid. p. 168. 
185. L. deptanatus Gu&r. — Noir terne, completement plat et horizontal 


en-dessus , avec les cöt&s parall&les et tranchants, surtout aux Elytres. 
Tete lisse, noire, avec le rostre brusquement inser€ en avant, presque 
aussi long que le corselet, un peu arqu& au bout, couvert de fortes 
rugosiles formant au milieu, ou avant, une espece de pelite carene 
elevee et en arriere laissant un enfoncement peu marque comme un 
sillon posterieur. Corselet plus long que large, un peu plus large au 
milieu qu’& la base, brusquement retreci ensuile, couvert en dessus 
et sur les cötds d’assez fories granulations, avec une espece de ligne 
longitudinale & peu pres lisse au milieu, un peu enfoneee. Elytres 
un peu plus larges que le corselet, s’ elargissant un peu A parlir des 
epaules qui sont assez anguleuses, ä cötes paralleles et droits, jusqu’au 
tubereule posterieur ou elles s’abaissent brusquement en arriere. 
Leur dessus,, tres-plat, offre quelques plis obliques et vagues, quel- 
ques points enfonces „ le plus souvent caches par une matiere grise, 
melde ä quelques courts poils fauves, et de petits tubercules lisses 
vaguement disperses Leur extremite posterieure, ä l’endroit ou la 
declivit€ commence, offre une sorte de carene transversale formee par 
les tubercules lateraux et par six faibles bosses velues, et l’on ob- 
serve de chaque cöte, au dessous de cette espece de carene, un tu- 
bercule assez fort. Les cötes des elytres , embrassant I’ abdomen, sont 
ornes de gros points enfonees presque ranges en series longitudinales 
et de pelits tubercules luisants places sans ordre. Les dessous est 
garni de petits tubercules avec le dernier segment abdominal forte- 
ment chagrine. Les pattes sont couvertes de matiere grise et de petits 
tubercules luisants et noirs. Les tarses et les antennes sont bruns. — 
L. 15.:1. 5 mill. 


186. L. complanatus G ue&r. — Semblable au prec&dent pour la taille, la 


forme generale et la couleur; mais ayant le dessus un peu moins 
aplati. Le rostre est fortement tuberculeux et n’offre ni trace de car&ne 
ni sillon. Le corselet est un peu noir, &largi au milieu, couvert de 
rugosites beaucoup plus fortes et confluentes formant de gros plis 
obliques. Les Elytres ont en dessus des bosses peu saillantes, elles ont le 
dessus un peu convexe vers l’arriere et la carene posterieure et trans- 
versale qui marque la deelivite posterieure, est formee, outre le tu- 
bercule externe, d’un seul gros tubercule. Leurs cötes ont de grosses 
fosselies laissant des intervalles eleves qui forment des esp£ces deplis 
en zigzag , et toute leur surface , dessus et cöles, est couverte de tu- 


595 


bereules tr&s-lisses, A sommet d’un rouge fauve luisant et portant de 
l’ enduit et des poils gris. Cette esp&ce,, qui est de la m&me taille que 
la precedente, ne serail-elle que l’autre sexe? Je ne le pense pas; 
car ces deux individus ont l’abdomen tout ä fait semblable. 


187. L. margaritalus Gu&r. — Tres-allonge, aplati en dessus, acumine en 


arriere, d’un noir lerne. T£te lisse, avec le rostre tr&s-arqud en avant, lisse 
A l’extremite et granul& ensuite jusqu’ä son inserlion avec la tete 
qui en est dislinguee par un pelit sillon transversal. Corselet beaucoup 
plus long que large, un peu arrondi sur les cÖötes, reirdci en avant, 
fortement chagrine et plisse et offrant deux larges carenes de chaque 
cöl& qui laissent un large espace excav& au milieu el une lossetle 
longitudinale assez marqude de chaque cöle. Les &lytres sont forte- 
ment poncluees, ä peine plus larges que le corselet, ä leur base, elles 
s’elargissent un peu sur les cöles; mais vont en se retrecissant bien- 
töt et avant m&me le milieu de leur longueur et se terminent par 
deux pointes mousses formant fourche. Elles ont comme le corselet, 
deux grosses carenes eleves: l’une partant de l’angle humeral et se 
terminant & l’extr&mite de la pointe posterieure, I’ autre au milieu du 
cöle et arrivant aussi en ligue droite ä cette m&me pointe. Ces deux 
carenes sont ornees sur leur sommet d’une serie de gros tubercules 
lisses, ronds, un peu inegaux et ä milieu fauve, et l’on voit sur le 
disque aplati en dessus, et sur l’intervalle superieur des bords late- 
raux une serie de ces memes tubercules, mais beaucoup moins forts. Le 
dessous est lisse, terne el un peu ride. Les pattes sont granuleuses, avec 
les tarses noirs, Juisants; les antennes sont brunes. L. 16. 1. 4% mill. 

Cette curieuse espece se distingue de toutes celles connues 
jusqu’ iei par sa forme tr&s-allongee et par les tubercules en forme de 
perles qui se voient alignds sur les cötes de ses Elytres. 


Gen. Solenopus Schoen. Cure _T. 3. p. 597 et T. 8. p. 24. 


188. S. Cacicus Sahlb. Schoen. id. T. 8, p. 24. 
189. S. seemaculatus Oliv. Schoen. T. 8. p. 25. 


Gen. Dionychus Germ. Schoen. T. 3, p. 580 el T. 8. p. 18. 


190. D. squamulosus S ch. T. 8. p. 19, 


191 
192 


193 


194 


Gen. Amerhinus Sch. T. 3. p. 599. et T. 8. p. 26. 


. A. Dufresnü Kirby. Sch. id. T. 8. p. 26. 
. A. Ynca Sch. id. T. 8. p. 26. 


Gen. Baridius Sch. T. 3. p. 643 ei T. 8, p. 114. 


. B. Mutilus Sch. id T. 8. p 149 


Gen. Cylindrocerus Sch. T. 3. p. 789 et T. 8. p. 260. 


. C. Comma Sch. id. T. 8. p. 261. 


596 


195. 


196. 


Gen. Dactylocrepis Sch. T. 8, p. 269. 
D. flabellitarsis Sch. id. T. 8. p. 266. 


Gen. Diorymerus Sch. T. 3. p. 799 et T. 8. p. 275. 


D. armatus GuE&r. Presque aussi large que long, avec les angles humeraux 
tres-saillants. T&te et rostre noirs, finement rugueux. Corselet d’ un 
rouge fauve avec les cötes inferieurs , le bord anterieur et le dessous 
noirs, et une corne noire comprimde en lame, dirigde en haut et en 
avant, dentee en arriere ä sa base et inserde au bord posterieur qui 
s’ avance fortement sur l’&cusson en un lobe arrondi. Elytres forte- 
ment striees, noires, avec la moitie anterieure jaune et la protuberance 
humerale noire. Dessous et pattes noirs, avec les cuisses d’un fauve 
obseur. — L. 6.:1, 4 mill. 

Cette curieuse espece est tres-voisine du Diorymerus monoce- 
ros deSchoenherr (T. 3, p. 800), a cause de la corne aplalie en 
lame qu’ elle porte en arriere du corselet; mais elle s’en distingue 
facilement par sa coloration. Elle devra &tre plac&e aussi dans le voi- 
sinage dedeux autres especes tres-remarquables que nous avons publiees 
dans le magazin de Zoologie, 1839, pl. 13, sous les noms de D, Pra- 
dieri et lancifer. 


Gen. Cratosomus Sch. T. 4. p. 1 et T, 8. p. 293. 


C. stellio Oliv. Sch. T. 8. p. 299. 

©. lucifugus Sch. T. 8. p. 300. 

C. Lafontiü Guer. Icon. Regne anim. Texte, Insect. p. 163. 
C. fasciatopunctatus Guer. id. p. 164, 


Gen. Catapyenus Sch. T. 4. p. 39. 
C. granulosus Sch. id. T. 4. p. 40. 


Gen. Cryptorhynchus Illig. Sch. T. 4. p. 47 et T. 8. p. 303. 


207. 
208. 
209. 


210. 
211. 


. lirinus Sch. T. 8. p. 305. 
. lemniseatus Sch. T. 4. p. 51. 


. circulus Sch. T. 4. p. 64. 
. leucophaeus E richs. Consp. Col. Peruan. p. 133. 


Gen. Macromerus Sch. T. 4. p. 183 et T. 8. p. 356. 


C 
C 
. €. stigma Lin. Sch. T. 4. p. 63. 
C 
C 


M. grallipes Schoen. T. 4. p. 187. 


M. innozius Herbst. Sch. T. 4. p. 189. 
M. numenius Erichs. Consp, Col. Peruan. p. 133. 
Gen. Coelosternus Sch. T, 4. p. 198 et T. 8. p. 359. 


©. Occatus Germ. Sch. T. 4. p. 205. 
C. rugicollis Schoen. T. 4. p. 210. 


597 


Gen. Conotrachelus Sch. T. 4, p. 392 et T. 8, p. 15. (Pars. 2). 


212. C. tricostatus Sch., T. 8, p- 19. 
213. ©. corallifer Sch., T. 8, p. 34. - 
214. C. pilosellus, Sch., T. 8, p. 50. 


Gen Peridinetus Schoen. T. 4, p. 467 et T. 8 (2), p. 56. 
215. P. irroratus Fabr. Sch. T. 4, p. 468. 


Gen. Zygops Sch. T. 4, p. 601 et T. 8 (2), p- 38. 


216. Z. Strie Fabr. Sch. T. 4, p. 606. 
217. Z. albicollis Erichs. Consp. Col. Peruan. p. 134. 


Gen. Piazurus Sch. T. 4, p. 651. et T. 8. (2), p. 110. 


218. P. defector Schoen. T. 4, p. 667. 
219. P. varipes Erichs. Consp. Col. Peruan, p. 135. 


Gen. Rhina Olivier, Sch. T. 4, p. 790 et T. 8 (2) p. 209. 


220. R. barbirostris Fabr. Sch. T. 4, p. 792. 
221. R. costalis Sch., T. 4,, p. 793. 


Gen. Sipalus Sch. T. 4, p. 800 et T. 8. (2) p. 209. 


222. S. striatus Schoen.s T. 4. p. 805. 
223. S. immundus Erichs. Consp. Col. Peruan. p. 135. 


Gen Rhynchophorusllerbst. Sch. T. 4, p. 816 ei T. 8 (2) p. 216. 
224. R. Borassi Fab. Sch. T. 4, p. 818. 

225. R. politus Sch. T. 4, p. 819. 

226. R. palmarum Lin. Sch. T. 4, p. 820. 

227. R. nitidulus Gue&r. Icon. du re$&ne anim. Texte Insectes p. 175. 


Gen. Sphenophorus Sch. T. 4, p. 874 et T. 8 (2) p. 234. 


228. S. perforatus Sch., T. 8 (2) p. 236. 

229. S. hemipterus Lin. Fab. Sch. T. 8, p. 237. 
230. S. dispar. Sch. T. 4, p. 892. 

231. S. loetus Erichs. Consp. Col. Peruan. p. 137. 
232. S. variabilis Sch. T. 4. p. 898. 


Fam. Cerambycini Latr. 


Gen. Mallodon Serv. Ann. Soc. Ent. de France, T. 1, p. 176. 


233. M. spinibarbe Lin. Fabr. Syst. Eleuth. T. 2, p. 263. 
234. M. bajulum Erichs. Consp. Col. Peruan. p. 138. 


598 


Gen. Psalidognathus Griff. An. Kingd. Ins T.2,p. 115. 
235. P. limenius Erichs. id. p. 139. 


Gen. Pyrodes Serv. Ann. Soc. Ent. T. 1, p. 186, 


236. P. fastuosus Erichs. Consp. etc. p. 139. 

237. P. nigricornis Gu&r. — Raccourei, fauve, ä rellets verts metalliques 
surtout en dessous. Antennes noires avec le premier, le second eb 
plus de la moitie du troisieme article fauves. Tete plus large que 
longue, ä gros points enfonces , avec une forte excavation longitudi- 
nale au milieu et retrecie en arriere. Corselet transversal, retreei en 
avant, denticul& sur les cölds anterieurs, avec deux €pines de chaque 
cöte, separdes par une profonde excavation, l’une en arriere, au delä 
du milieu,, l’autre a l’angle posterieur. Dessus du corselet fortement 
rugueux et ponctue avec une large fosselte transversale au milieu. Ecus- 
son grand „ ponctue. Elytres courtes, larges, presque paralleles sur 
les cötes, rugueuses, presque aussi larges en arriere qu’ä leur base, 
comme tronquees et ayant l’angle sutural manifestement Epineux. Des- 
sous lisse et luisant avec les pattes assez fortement ponctudes. — 
L. 19:1. 92 mill. 

Ceite petite espece, qu’au premier aspect l’on prendrait pour 
un individu piqu& avant d’avoir pris ses couleurs metalliques, me semble 
cependant arrivee ä son &lat normal, car les teguments ont la fermete 
de ceux des Insectes &clos dans de bonnes”"conditions. Elle se distingue 
par la double &epine des cötes de son corselet et quoique voisine du 
P. bifasciatus par ve caraciere et par la brievete de son corps, elle 
differe de ce dernier parce que celui-ci a la seconde Epine des cöles 
du corselet bifide et que I’ angle sutural de ses elytres ne monire aucune 
trace de saillie Epineuse. 

238. P. heterocerus Erichs. Consp. Ins. col. Peruan. p. 139. 

Syn. P. antennatus While, Cat. col. Ins. Coll. Brit. mus. part. 
VII. Longicornia, p. 51. pl. 2 f. 6. 

L’ examen de plusieurs individus de cette espece nous a demontre 
qu’elle varie assez et que celle que notreami M. White a decrite comme nou- 
velle ne differe pas essentiellement de l’esp&ce publiee primitivement par 
Erichson. 


Gen. Mallaspis Serv. An. Soc. Ent. de France T. 1, p. 188, 
239. T. zanthaspis Guer..Icon R. An. Insectes, Texte p. 214. 


Gen. Trachyderes Dalm. in Sch. Syn. Ins. T. 1. pars 3, p. 364. 


240. T. succinctus Lin. Syst. nat. T. 2, p. 627. — Mag. Zool. 1838. 
pl. 191. f. 2. 
241. T. Reichei Du p. Mag. de Zool. 1836. pl. 155. 


| 


599 
242. T. rufipes Fabr. Syst. Eleut. T. 2. p. 275. 
243. T. Juvencus Dup. Mag. de Zool. 1340. pl. 34. 
Gen.*Ancylosternus Serv. Ann. Soc. Ent. de Fr. T. 3. p. 49. 
244. A. albicornis Erichs. Consp. col. Peruan. p. 139. 


Gen. . Chlorida Serv. Ann. Soc. Ent. de Fr. T. 3. p. 31. 
245. ©. festiva Lin. Syst. nat. Ins. T. 2. p. 623. — Serv. ibid p. 32. 


Gen. Eburia Serv. Ann Soc. Ent. de Fr. T. 3. p. 8. 
246. E. sulphureo-signata Erichs. Consp. Ins. col. Peruan. p. 140. 
247. E. quadrinotata Latr.Humb. obs. T. t. p. 165. pl. 16. f. 9, 
Gen. Chrysoprasis Serv. Ann. Soc. Ent. de Fr. T. 3. p. 5. 


248. C. rufiventris Germ. Ins. sp. nov. T. p. 495. n. 660. 
249. C. hypocrita Erichs. Consp. Ins. col. Peruan. p. 142. 


Gen. Achryson Ann. Soc. Ent. de Fr. T. 2. p 572. 
250. A. ceircumflezum Serv. id. — Oliv. Ent. T. 4. g. 67, p. 127, pl. 23 
f. 182. 
Gen. Macropus Thunb. Serv. id. T. 4. p. 18. 
251. M. trochlearis Oliv. Serv. id. T. 4. p. 19. 


Gen. Steirastoma Serv. id. T. 4. p. 24. 
252. S. depressa Oliv. Fabr. Syst. El. T. 2. p. 276. 


Gen. Polyrhaphis Serv. id. T. 2. p. 26. 
253. P. papulosa Schön. Spn. Ins. T. 3. p- 395. 


Gen. Anisocerus Serv. id. T. 4. p. 79. 


254. A. scopifer Germ. Ins. sp. nov. p. 476. 

255. A. stellatus Guer. — D’un brun noirätre, avec de nombreuses taches 
rondes, jaunes, formees par un duvet court, sur la tete, le corselet 
les elytres et le dessous du corps. Antennes fauves avec les deux 
premiers articles et l’extr&mite des suivants, noirs. Un pinceau de poils 
noirs a l’extremite du troisieme article. Jambes fauves avec la base et 
l’extremile noires, tarses jaunes, fortement cilies. — L. 17; 1. 8 mill, 


Gen. Acanthoderes Serv. id. T. 4. p. 29. 


256. A. antennatus Guer. — Corps allonge, subdeprime, noir. Tete carree, 
avec les antennes a peu-pres de la longueur du corps, noires, avec 
le troisieme article et les suivanis fauves ä la bäse. Ce troisieme 


600 


article est garni, dans presque toute sa longueur, de longs poils noirs 
et serres qui forment un long pinceau cylindrique. Corselet trans- 
versal, Epineux sur les c@ies, avec un fort tubercule aigu de chaque 
cöte, au dessus de l’Epine laterale. Elytres couvertes d’un fin duvet 
couleur marron, avec une forte carene mediane qui s’eleve en crete, 
denticulees ä leur base, et orndes d’une grande tache grise commune 
derriere l’&cusson et d’une large bande oblique de la m&me couleur 
au milieu. Dessous noir avec les cötes du thorax et de l’abdomen 
taches de gris. Pattes noires ä cuisses fortement renflees, avec les 
jambes et les tarses d’un jaune orange. — L. 17; 1. 6'% mill. 

257. A. Daviesü Oliv. Ent. T. 4. capr. p. 104 pl. 6 f. 42. 

258. A. leucogaeus Erich. Consp. Ins. col. Peruan. p. 143. 


Gen. Taenüotes Serv-. id. T. 4 p. 90. 
259. T. scalaris Fabr. Syst. El. T. 2. p. 273. 


Gen. Oncideres Serv. id. T. 4. p. 67. 
260. O. amputator. Fab. Syst. El. T. 2. p. 293. 


Gen. Colobothaea Serv. id. T. 4. p. 69. 


261. C. Osculatü Guer. — Noire, entierement couverte d’un duvet gris 
cendr& assez fonce avec des lignes sur la tete et le corselet et des 
points sur les elytres d’un blanc jaunätre. T&te de forme carrde en 
avant, avec deux fines lignes blanches et deux autres lignes sem- 
blables sur le sommet, reunies en avant entre l’insertion des antennes. 
Corselet plus long que large, un peu relreci en avant, avec quatre 
fines lignes longitudinales blanches. Elytres retrecies en arriere, ca- 
rendes sur les cötes, Echancrdes A l’extremite, avec un forte Epine & 
l’angle exterieur, et couvertes d’un grand nombre de pelites taches 
blanches, rondes, inegales et jeitees sans ordre. Dessous noir, tachete 
de blanc. Antennes deux fois plus longues que le corps, noires, avec 
la moitie anterieure du sixieme segment blanc. Pattes noires, avec un 
fin duvet grisätre. — L. 20; 1. 5% mill. 

262. C. femorosa Erichs. Consp. Ins. col. Peruan. p. 149. 


Gen. Hemilophus Serv. id. T. 4, p. 49. 


263. H. brachialis Gu&r. — Noire terne. T&te et corselet d’un jaune 
orange soyeux. Elytires fortement ponctudes, avec une cöte laterale 
lisse n’atteignant pas l’extr&emil&E qui est Echancree et armde d’une 
epine A l’angle externe. Pattes anierieures A cuisses fauves et base des 
articles des antennes päle, avec leur dessous faiblement eili€ dans 


toute la longueur des antennes. — L. 14; |. 4 mill, 


264. 


265. 


266. 
267. 
268. 


269. 
. M. trifasciatus G uer. Ic. R. A. Texte Ins. p. 256. 


601 


H. tuberculicollis Guer. — Noir, avec la tete et les cöl&s du corselet 
d’un fauve obscur, ainsi que la base des articles des antennes, qui 
sont faiblement ciliees en dessous dans toute leur longueur. Le corselet 
est plus large que long, et il offre en dessus et au milieu de la longueur, 
trois lubercules arrondis et lisses, dont le median est le plus gros, et 
un peu, en arriere, et sur les cötes un autre tubercule plac& plus bas. 
Les Elytres sont poncludes, avec une cölte laterale et l’extremite 
echancree avec l’angle sutural aigu et une epine ä Il’angle externe. 
Dessous et pattes noirs, luisants, avec les trochanters et les hanches 
d’un brun roussätre. — L. 10; 1. 3 mill. 

H. frontalis Guer. — D’un jaune fauve, avec le milieu du corselet 
en arriere et une large bande longitudinale, au milieu de chaque 
elytre, noirs. Front tres-ponctue, bombe au milieu, avec la parlie 
avancee &echancree au milieu et comme bidentde. Yeux et cötes de la 
tete, derriere Jes antennes, noirs. Äntennes noires A la base, jaunes 
a parlir du quatrieme article, avec l’extremit&E de chaque arliculation 
noire; des cils peu nombreux dans toute leur longueur. Corselet 
fauve, avec une tache noire de chaque cöt& et au milieu, en arriere. 
Les bords lateraux offrent, dans la partie fauve, une bande d’un 
jaune soyeux qui ne s’appercoit bien que lorsqu’on fait jouer la 
lumiere. Elytres jaunes, assez finement ponctudes, arrondies A l’ex- 
tremite, sans carene sur les cötes, avec une large bande longitudinale 
d’un noir de velours, partant de la base et arrivant A l’extremite oü 
elle se courbe pour venir toucher a la suture. Dessous jaune avec 
les cötes de la poitrine et deux longues bandes confondues en arriere 
sur l’abdomen, noirs. Pattes jaunes avec les jambes et lestarses noirs. 
— L. 11; 1. 3 mill. 


Fam. Chrysomeiinae Latr. 


Gen. Lema Fabr. Lacord. Phytoph. T. 1. p. 308. 


L. saphirea L ac. Monogr. des Phytoph. T. 1. p. 504. 
L. tricolor Oliv. Lacord. id. p. 514. 
L. ioptera Erichs. Consp. Ins. col. Peruan. p. 150. 


Gen. Mastostethus Lacord. Mon. Phyt. T. 1. p. 614. 
M. atrofasciatus Blanch. Voy. ded’Orb. Lac. Mon. Phyt.T. 1.p. 623. 


Gen. Cephaloleia Chevr. Dict. univ. d’hist. T.3. p. 272. 


©. Pertyi Guer. Icon. R. A. Texte Ins. p. 282. 
C. corallina Erichs. Cons. Ins. col. Peruan. p. 151. 
Nous avons un individu de cetie espece qui nous viert de Cayenne. 


Bd. V. Abh. 36 


602 


Gen. Alurnus Fabr. Syst. El. T. 2. p. 25. 


273. A. D’Orbignyi Gue&r. Revue Zool. 1840. p. 231. 
274. A. nigripes Guer. id. p. 231. 


Gen. Imatidium Fabr. Syst. El. T. 1. p. 245. 


275. I. fasciatum Fabr. S.E. T. 1, p. 246. 
Nous avons des individus de ceite ancienne espece provenant des 
bords de ’Amazone et de Cayenne. 
276. I. rubricatum Gu&r. — lc. Regne aniın. Ins. Texte p. 285. 


Gen. Desmonota Bohem. Mon. Cass. T. 1. p. 137. 


277. D. multicava Latr. Humb. Obs. zool. T. 2, p. 352. pl. 22. f. 8. 9. 
278. D. salebrosa Bohem. Mon. Cass. T. 1, p. 142. 


Gen. Canistra Erichs. Boh. Mon. Cass. T. 1. p. 166. 


279. C. Osculatüi Gu&r. — Arrondie, Elytres peu bossues; noire, a elytres 
couvertes de fosseites ; une bande de chaque cöte du corselet, et des 
taches reticulees et transversales pres des bords lateraux des Elytres; 
dessus et dessous d’un rouge vif. — L. 19:1. 16. mill. 

Cette belle esp&ce appartient ä la seconde division dn genre, 
etablie par M-Boheman. 


Gen. Dolichotoma 1lope. Bohem. Mon. Cass. T. 1. p. 176. 


280. D. Bohemanü Gu er. — Arrondie, avec les Epaules un peu saillantes 
comme dans la D. variegata (Boh. p. 185); d’un noir metallique A 
reflets violets. Corselet presque lisse,, avec une fossette transversale 
de chaque cöte et un pli en arriere, devant l’Ecusson. Elytres &levees 
au milieu, reticulees, avec les cöt&s presquelisses, et le dessous d’un bleu 
fonce. Antennes, paties et dessous du corps, noirs, äreflets bleuätres. 
L. 17..1:.12 mill. 

281. D. Peruviana Bohem. Mon’ Cass. T. 1, p- 196. 

282. D. strigata Bohem. id, p. 203. 


Gen. Mesomphalia Hope. Bohem. Mon. Cass. T. 1, p. 218. 
283. M. quadraticollis Bohem. Mon. Cass. T. 1, p. 219. 


284. M. gibbosa Fabr. Boh. id. p. 223. 
285. M. plagiata Boh. id. p. 312. 

286 M. elocata Boh. id. p. 315. 

287. M. reticularis Fabr. Boh. p. 317. 
288, M. bipustulata Fab. Boh. id. p. 303. 
289. M. lateralis F ab. Boh. p. 301. 

290. M. quatuordecimsignata. Boh,» p. 338. 


291. M. fastuosa Bohem. T. 1, p. 383. — Illustris Erichs. Consp. Ins. 
Col. Peruan, p. 153. 


603 


M. Boheman aete oblige de changer le nom donne par Erichson 
ä cette espece,„ parce que ce nom: Illustris a ete employe& et publie par M. 
Chevrolat en 1835 dans le troisieme fascicule de ses Coleopteres du 
Mezique. 


Gen. Chelymorpha Bohem. Mon. Cass. T. 2, p, 1. 


292. C. brunnea Fabr. Boh. mon. Cass. T. 2, p. 6. 
293. C. gibba Fab. Boh. p. 9. 

294. C©. cribraria Fab. Boh. p. 35. 

295. C. Klugüi Boh. p. 75. 

296. C. areata Erichs. Boh. p. 94. 


Gen. Selenis Hope Boh. id. T. 2, p. 94. 
297. S. venosus Erichs. Boh. id. T. 2, p. 98. 


Gen. Omoplata Hope. Boh. id. T. 2, p. 101. 


298. O. flava Lin. Boh. id. T. 2, p. 110. 
299. O. trichroa Boh. id. p. 117. 


Gen. Batonota Hope. Boh. id. T. 2, p. 153. 
300, B. truncata Fab. Boh. id. T. 2, p. 173. 


Gen. Aspidomorpha Hope. Boh, id. T. 2, p, 242. 
301. A. limbipennis B oh. id. T. 2, p. 285. 


Gen. Cassida Lin. Boh. id. T. 2, p. 329. 


302. C. heteropunctata B oh. id. T. 2, p. 459. 

303. C. glaucovittata Erichs. Consp. Ins. Col. Peruan. p. 154. 
394. C. judaica Fabr. Syst. El. T. 1, p. 392. Erichs. id. p. 155. 
305. C. aurofasciata Erichs. id. p. 155. 


Gen. Doryphora Illig. Mag. des Ent. T. 3, p. 124 (1802). 


306. D. reticulata Fabr. Syst. El T. 2, p. 3 (Erotylus). 

307. D. histrio Oliv. (albicineta Germ.) Ins nov. p. 581. 

308. D. Fabricii GueEr. Icon. R. A. Ins. Texte p. 228. 

369. D.testudoDemay. Rev. Zool. i838, p. 23.Syn margaritae Blanch 
Voy. de d’Orbigny, Ins. p. 213, pl. 25. f. 2. 

310 D. subdepressa Gu&r. Icon. R. A, Ins. Texte p. 299. 

511. D. catenulata Oliv. Entom. 

312. D. Osculatii Gu&r. — Noire. Corselet couvert de gros points enfonces 
groupes et laissant des espaces lisses. Elytres fortement ponctuees, A 
points presque ranges en lignes longitudinales, avec trois larges ban- 
des Iransversales et fortement dentelees, jaunes, —L. 15.: 1, 11% mill. 


6 * 


604 


Cette belle espece est tres-voisine de ma D. Olivierü (Icon. R. 

A. p.298) et un examen superficiel la ferait confondre avec elle. Cepen- 
dant dans ma D. Olivieris la l&le et le corselet sont d’un noir verdätre 
le labre et le bord anterieur du chaperon sont jaunes, avec une grande 
tache noire transversale sur le labre, et la tete et le corselet sont 
presque lisses, n’offrant que de tres-petits points enfonces et Egale- 
ment disperses 

313. D. fulvicornis Gu&r. — Ovalaire, d’un noir verdätre, avec le labre et 
les palpes jaunes, les antennes fauves, jaunes ä l’extremite. Tete et 
corselet finement ponctues. Elytres ayant de forts points enfonces, assez 
bien ranges en lignes. Elles ont chacune une large bande jaune ä la 
base, une autre oblique, au milieu, et I’ extr&mite jaunes et dentelees 
ainsi que le bord externe. La bande anterieure offre trois petiles taches 
brunes dans sa partie la plus large; celle du milieu, retrecie en pointe 
vers la suture, presente quatres taches rondes au milieu, ei la grande 
tache de l’extremite est ornee de quatre lignes de la m&me couleur dont 
deux sont paralleles au bord externe, une äA la suture et la quatri&me 
plus courte dans l’espace laisse en haut par les autres. Le dessous et 
les pattes sont d’ un noir verdätre luisant, avec l’extremite des jambes 
et le dessous de tarses garnis de duvet fauve, — L. 11. 1. 8. mıll. 

314. D flavocincta Guer. -- Arrondie, d’un bronze obscur peu luisant, avec 
une large ligne jaune, lisse, pres du bord externe de chaque elytre. Le 
labre est jaune tache de noir au milieu. La tete ei le corselet sont 
finement et vaguement ponctues. Les elytres offrent de grosses fosseltes 
distantes et rangees en lignes, entre lesquelles il y a plusieurs petits 
points qui semblent destines A completer des siries ponctudes. La bor- 
dure jaune forme une espece de bourrelet, qui part de l’angle humeral, 
marche parallelemeut au bord externe et va se terminer tres pres dela 
suture. — L. 17. 1. 13. mill. 


315. D. Bourcierü Guer. — Arrondie, d’un bronze verdätre obscur et peu 
luisant en dessus,avec la bouche,les bords du corselet et deselytres,les an- 
tennes, les pattes et le dessous d’un cuivre rouge tres-brillant. T&te et cor- 
selet couverts de petits points enfonces. Ecusson lisse, bord& derouge eui- 
vreux. Elyires ayant de gros points en pelites fossettes, tres-rapproches, 
places sans ordre. Dessous et pattes finement ponetues.—L. 17. 1. 12%mill. 


316. D. bivittata Guer. — Ovalaire, d’un noir de poix peu luisant. Labre 
Jaune tach& de noir au milieu. T&te et corselet finement ponctues, celui-ci 
reborde sur les cötes, avec une serie de gros points ou fossettes pres 
de ce rebord. Ecusson lisse. Elytres ayant chacune neuf sillons a fond 
ponetue et un commencement de strie pres de la suture et de l’ecus- 
son; les troisieme et neuvicme intervalles lisses etjaunes, formant deux 
bandes partant du bord anterieur, oü elles ne se touchent pas et 
allant aboutir pres del’ extremite oü elles sont r&eunies. Dessous et pat- 
tes finement ponctues, d’un bronze plus luisant et plus metallique. Au- 
tennes de la couleur du dessus. — L. 14. 1. 9% mill. 


605 


317. D. Humboldtü Gu &r. Arrondie, noire, peu luisante. Labre finement borde 
de jaune. Tete et corselet assez fortement ponclues. Ecusson lisse, 
brun. Elytres couvertes de points enfonc6s assez bien ranges en stries 
gemindes, avec une tache carree jaune au milieu de la base, r&unie 
exlerieurement avec une large bande de la m&me couleur qui longe le 
bord externe sans le toucher et va se terminer pres de l’angle sulural 
posterieur. Antennes, pattes et dessous du corps d’un noir bronze assez 
luisant. — L. 11, 1. 8. mill. 

Celte espece se rapproche assez de ma Dor. limbata (Icon. R. 
A, Ins. Texte p. 299), mais elle en differe par la couleur du fond et 
surlout par les stries ponctudes qui sont simples et plus distantes. 

318. D. glaucina Guer. Icon R. A. Ins. Texte p. 300 (1843—44) ibid. 
Erichs. Consp. ins Col. Peruan. p. 155 (1847). 

319. D. Dejeaniü Germ. Col. Spec. nov. p. 580. 

320. D. olivacea Gu&r. Icon. R. A. id. p. 300. 

321. D. azillaris Germ. Col. Spec. nov. «& p. 579. 

322. D. congregala Guer. — Ovalaire, noire, une petite tache jaune sur 
le verlex, avec le bord du labre de lam&me couleur. Corselet tres-fiae- 
ment ponctue, avec deux taches en arriere tr&s-grandes et deux gros 
points en avant, un de chaque cöte, noirs. Quelquefois ces ‚points et 
taches se r&unissent et ne laissent que les bords anterieur et lateraux 
et une petite tache au milieu et en arriere jaunes Ecusson noir, Elytres 
jaunes avec quatre bandes maculaires noires, quelquefois ä taches 
reunies, avec le bord externe toujours jaune et la suture noire. Elles 
offrent des stries gemindes de points enfonces assez distinets. Les an- 
tennes, les pattes el le dessous sont noirs avec l’extr&mite de la pointe 
sternale jaune. — L. 10; 1. 7 mill. 

Nous possedons aussi quelques individus de cette espece pris 
dans les environs de la Plata. 

323. D. suturella Guer. — Arrondie, d’un noir tirant au bleu avec le des- 
sous a reflets verdätres, fortement ponctude, avec les Elytres jaunes, 
äsuture et bords d’un noir bleu. Palpes jaunes a extr&emite noire. An- 
tennes noires avec les cing premiers articles jaunes. —L. 12.1. 8. mill, 


Gen. Dorysterna Guer.-Men. 


Ce nouveau genre est tr&s facile a distinguer des Doryphores par 
un caractere apparent. Ses Antennes, au lıeu d’etre presque de la m&me 
Epaisseur dans toute leur longueur „ s’elargissent brusquement & partir 
du septieme article et forment une large massue aplatie comme celles 
du genre d’Eumolpides nomme& parM.Chevrolat Platycerynus et ca- 
racterise par Hope (Coleopt. manual. 3 partie p. 162) sous le nom 
de Corynodes. 

324. D. Bourcieröi Gu&r. — Ovalaire, d’un vert fonce avec les elytres vio- 
leites, orndes chacune de trois grandes laches jaunes. T&te assez fine- 


606 


ment ponctude,, avec une faible et large impression au milieu du front. 
Corselet presque deux fois plus large que long, avec de gros points 
enfonces assez. distants et formant des groupes irreguliers. Ecusson 
lisse et vert. Elytres d’un brun violet fonce, avec neuf fortes stries 
a fond garni de gros points et quelques points snr les intervalles. Elles 
offrent chacune trois taches jaunes: l’une ä la base, sur l’epaule et 
transversale oblique; la seconde un peu au delä du milieu, formant 
une bande oblique commencant pres du bord externe et se terminant, 
en descendant, assez pres de la suture, et la troisieme, oblongue, pres 
de l’angle inferieur. Les antennes sont un peu plus longues que la 
tete et le corselet reunis, d’un beau vert fonce et luisant jusqu’au sep- 
tieme article, qui commence la massue, et d’un beau bleu ensuite. Les 
pattes sont finemeut ponctudes, vertes, avec les tarses d’un noir bleu- 
ätre. — L. 12.:1. 8. mill 

Ce magnifique insecte a Et& decouvert sur les bords du Napo. 
M. Bourcier en a aussi rapporte un individu. 


Gen. Polyspila Hope. Coleopt. Man. Part. 3, p. 165. 


325. P. vulgaris Gu&r. — Syn. Chrysomela polyspila Germ. Mag. des Ent. 
Tip 176! 

Il est fächeux que M. Hope ait assigne A ce genre, caracte- 
rise pour la premiere fois par luien #840, lenom d’une de ses especes, 
mais ce n’est pas une raison pour le rejetter. Nous avons cependant 
ete oblige de changer le nom de l’espece et comme elle est commune 
dans toute !’Ame&rique meridionale ; que nous en possedons des individus 
du Bresil, de la Plata, de la Colombie,, de la Bolivie, des Bords de 
l" Amazone etc. nous avons pens&e que le nom de vulgaire lui convenait. 

326. P. flavitarsis Gu&r. — D’un beau vert luisant avec les elytres jaunes 
bordees de noir sur les cötes et ä la sutnre, avec trois raies longitu- 
dinales d’un noir bleu, les deux premieres, commencant pres de le 
base et se r&unissant avant l’extremite, la troisitme partant du milieu 
oü elle touche & la seconde par un &paississement et se terminant 
aussi avant l’extremite. La premiere offre en outre, vers le milieu, 
un Epaississement qui touche presque la suture. Antennes noires, avec 
les cing premiers articles jaunes, taches de noir. Extremite des jam- 
bes et tarses d’un beau jaune orange. —L. 10. 1. 6% mill. 

327. P. scalaris Gu&r. — D’un vert bronze obscur. Elytres jaunes, avec 
une large ligne suturale Emettant de chaque cöle quatre dents et bordee 
d’un fin lisere jaune plus päle, une grosse tache äl’&paule, une autre 
moins forte sur le bord externe, au milien de sa longueur, et douze 
pelits points ronds, egalement d’un vert bronze et entoures aussi d’un 
petit liser jaune plus päle. Antennes noires avec les quatres premiers 
arlicles fauves taches de noir. Pattes de la couleur du corps.— L. 10%: 
l. 6'% mill. 


607 


328. P. matronalis — Calligrapha matronalis Erichs. Consp. Ins. Col, 


Peruan. p. 158. 


Gen. Plagiodera Erichs. Consp Ins. Col. Peruan. p. 158. 


329. P. proecincta Erichs. id. p. 158. 


330. 


P. encausta Guer. — Ovalaire‘, assez aplatie, rouge. T&te ayant une 
tache noire en arriere. Corselet transversal, avec deux grosses taches 
arqudes au milieu et un point pres des bords, noirs. Elytres vertes, 
tres-brillantes, ponctudes, avec le bord externe et une large bande 
pres de la suture et reunie A l’extr&mite avec la bordure, rouges. An- 
tennes noires avec lescing premiers articles rouges. Tarses noirätres. 
L. 9. 1. 5% mill. 


331. P. Germarü Guer. — Arrondie, moins aplatie que la prec&dente, rouge. 


Une petite tache derriere la tele et sept points sur le corselet, noirs. 
Elytres d’un bleu peu luisant, ä ponctuation ä peine visible ä une 
forte loupe, avec le bord externe et une large bande rouges, reunis 
en arriere. Antennes, dessous et pattes comme dans l’espece prece- 
dente. — L. 6. |]. 4% mill. 


x 


332. P. toeniata Guer. — Semblable a la prec&dente pour la forme et la 


couleur, mais plus luisante. Elytres assez fortement poncluees, d’un 
bleu vert tres-brillant, avec le bord externe, la sulure et une large 
bande longitudinale au milieu, n’atteignant pas l’extr&emite, d’un beau 
rouge. — L. 6%. 1. 5 mill. 


Gen. Phaedon Latr. Regne Anim. 2. Ed. T. 5, p. 151. 


333. P. semimarginatum Latr. Voy. de Humb. Ins. p. 376. pl. 23. f. 11. 


334. 
335. 
336. 
357. 
338. 
339. 


340. 


341. 


342. 


343. 


Gen. Colaspis Fabr. Syst. El. T. 1, p. 411. 
C. crenata Fabr. id. p. 411. 
C. flavicornis Fab. id. p. 412. 
C. bicolor. Oliv. Ins. Fol. 6. p. 879. genre 96, pl. 1, f. 2, 


C. coelestina Erichs. Consp. Ins. Col. Peruan. p 160. 


C. gemmula Erichs. id. p. 161. 


C. albiceineta Erichs. id. p- 161. 


Gen. Chalcophana Chevr. Diet. de d’Orb. T. 3, p. 372. 


©. illustris Erichs. Consp. T. p. 161. 
C. atricornis Erichs. id. p. 162. 
C. fulva Fabr. Syst. El. T. 1, p. 414. 


Gen. Typophorus Erichs. id. p. 163. 


T. nigritus Fabr. Syst. El. T. 1, p. 421. — Oliv. Ins. T. 6, p. 912. 
genre 96. pl. 2. fı 24. 


608 


344. T. 5-maculatus Erichs. id. p. 163. 
345. T. spinipes Latr. Voy. deHumb. Ins. p. 71. pl. 4. f. ı2. 


Gen. Eumolpus Fabr. Syst. EI. T. 1, p. 418. 
346. E. fulgidus Oliv. Ent. T. 6. p. 898, pl (Eumclpus) 1. f. 3. 
347. E. cupreus Oliv. id. pl. 1. f. 2. 
348. E. prasinus Erichs. Consp. Ins. col. Peruan. p. 164. 


Gen. Eudocephalus Chevr. Dict. d’hist. d’Orb. T. 5. p. 210. 


349. E. geniculatus Gu&r. — Entierement d’un jaune päle avec les yeux, 
l’extr&emite des antennes, les genoux, les jambes et lestarses, noirs. — 
L. 17.1. 9 mill. 

350. E. flavipennis Guer. — Totalement noir, avec les Elytres d’un jaune 
uniforme. Tete et corselet finement ponctues, avec un fort sillon 
longitudinal au milieu du front; deux impressions transversales de cha- 
que cöte du corselet, Une pelite tache jaune ä& l’extr&mite du dernier 
segment abdominal. — L. 12. 1. 8 mill. 


Gen. Coelomera Erichs. Consp. Ins. col. Peruan. p. 165, 


351. C. Cayennensis Fabr. Syst. El. T. 1. p. 480. 
352. ©. Peruana Erichs. id p. 165. 


Gen. @aleruca Geoff. hisi. des Ins. de Paris, T. 1, p. 251. 


353. @. hebes Erichs. id. p. 165. 
354. G@. ülligata Erichs. id. p. 165. 


Gen. Diabrotica Chevr. Dict. d’hist. d’Orb. T. 4. p. 717. 


355. D. lucifera Erichs. Consp. &, p. 166. 
356. D. 7-liturata Erichs. id. p. 167. 
357. D. tumidicornis Erichs id. p. 167. 
358. D. rubripennis Erichs. id. p. 168. 
359. D. flavolimbata Erichs. id. p. 169. 


Gen. Cerotoma Chevr. Dict. d’Orb. T. 3. p. 342. 


360. C. facialis Erichs. id. p. 170. 
361. C. nodicornis Erichs. id. p. 170. 


Gen. Oedionychis Latr. Regne Anim, T. 5. p. 


362. Oe. opulenta Erichs. id. p. 171. 
363. Oe. opima Germ. Col. spec. nov. p. 608. 


Gen. Homophoita Erichs. id. pag. 172. 


364. H. albicollis Fabr. Oliv. Ent. T. 6. p. 682. pl. 2. f. 22. 
365. H. quadrinotata Fabr. Oliv. Ent. T. 6. p. 682, pl. 2. f. 23. 


609 
Gen. Aspicela Chevr. Dict. d’hist. nat. de d’Orb. T. 2. p. 233. 


366. A. cretacea Latr. voy. deHumb. Ins. 2. Part. p. 51. pl. 3. f. 6 

367. A. Osculatii Gu&@r. Ovalaire, noire, avec le dessus du corselet, ä l’ex- 
ception d’une bande longitudinale au milieu, et les elytres, d’un 
jaune obscur. L. 12% 1. 7 mill. 

Cette espece a beaucoup de rapports avec la pr&cedente, et l’on 
pourrait la considerer comme n’en e&tant qu’une variete ayant une 
ligne noire au milieu du corselet, si celui ci n’offrait pas une forme 
un peu differente, plus large, plus arrondie sur les cötes, et si l’ensemble 
de son corps n’ etait pas plus elargi. 

368. A. unipunctata Latr. Voy. de Humb. Ins. 2. Part. p. 63. pl. 4. f. 4. 

369. A. rugosa Gu&r. — Ovalaire, d’ un noir vif, avec les cötes du cor- 
selet et le bord externe des &lytres ornes d’ une bordure jaune qui 
descend jusqu’ä l’extremite pour remonter & la suture jusqu’au milieu 
de leur longueur. T&te petite, avec une forte impression au milieu du 
front. Corselet tres-finement ponctue, ä angles anterieurs aigus, noir, 
avec les cöt&es largement bordes de jaune. Elytres couvertes de 
grosses fossettes separdes par des el&vations formant un reseau reti- 
eule. — L. 10. 1. 6 mill. 

370. A. scutata Latr. Voy. deHumb. Ins. 2 Part. p. 52. pl. 3. f. 7. 

371. A. albo-marginata Latr. id p. 53. pl. 3. f. & 

372. A Bourcierü Gu&r. — Ovalaire, noire, corselet aplati, lisse et luisant, 
d’un blanc jaunätre, avec une grande tache transversale noire au 
milieu, pointue aux deux cötes. Elytres finement rugueuses ou cha- 
grinees, d’un jaune päle, avec la base et une large bande pres des 
bords, n’atteignant pas l’extremite, d’un noir vif; on voit une teinte 
verdätre pres de la suture. Le dessous et les pattes sont d’un noir lui- 


sant avec les deux derniers segments de l’abdomen jaunes. — L. 10 1. 
7% mill. 
373. A. nigroviridis Gu&r. — Ovalaire, noire. Corselet vert, tres lisse. 


Elytres assez fortement ponctudes, noires, avec les bords el l’extremite 
verts. Dessous noir luisant avec le dernier segment abdominal jaune. 
—L. sa 10.1.5 ä emill. E 
Nous avons sous les yeux une variete chez laquelle les elytres 
sont entierement vertes. Elle a ei trouvee dans les Andes, sur les 
hautes montagnes du Quindiu, dans la nouvelle Grenade. 
Gen. Graptodera Chevr. Dict. d’hist de d’Orb. T. 6. p. 307. 


374. G. plicata Erichs. Consp. Ins. col. Peruan. p. 173, 


Gen. Ocnoscelis Erichs. id p 174. 


375. O. purpurata Erichs. id. p. 174. 


Bd. V. Abh. 77 


610 


376 
377 


378. 


379. 
380. 
381. 


382, 


383. 
384. 


ww 
un © 
a a 


337 


Fam. Erotylenae Latr. 


Gen. Pselophacus Perch. Gener. des Ins. fasc. 4. N, 6. 
. P. transversalis Lacord. Monogr. des Erotyl. p. 77. 
. P. puncticollis Gu&r. Revue zool. 1841. p. 158. Lacord. id. p. 87. 
Gen. Ischyrus Lacord. Monogr. &. p. 89. 
I. venustus Lacord. id. p. 109. 


Gen. Mycotretus Lacord. Mon, p. 132. 
M. tigrinus Oliv. Lac. Mon. p. 145. 
M. marginicollis Lac. Mon. p. 159. 
M. melanophthalmus Dupouch. Lac. Mon. p. 179. 
Gen. Thonius Lacord. Mon. p. 252. 
T. unicolor Gue&r. Icon Regn. Anim. Texte. Ins. p. 309. 


Gen. Coccimorphus Hope, Rev. Zool. 1841, p. 114. 


C. coccinelloides Dupouch. Monogr. — Lacord. Mon. p. 272. 
C. unicolor Oliv. — Lacord. Mon. p. 272. 


Gen. Oegythus Fabr. Syst. El. T. 2. p. 9. 


5. Oe. cyanipennis Gu&r. Rev. Zool. 1841. p. 120. — Lac. Mon. p. 279. 
;. Oe, consularis Gu&r. — Tres-large, arrondi, noir; &lyires d’un bleu 


d’acier violet, avec une grande tache rouge de chaque cöte, commen- 
gant derriere l’angle humeral, n’atteignant pas l’extr&emite, occupanl 
la moitie dela longueur de l’elytre, ä partir de son bord externe, dilatee 
en arriere et formant un grand crochet qui se rapproche de la sulure, 
et garnie de gros points noirs. Tete lisse, terne, avec le chaperon 
ponctue, separe du front par un petit sillon iransverse. Labre jaunätre. 
Corselet lisse, terne, avec les bords un peuplisses et deux gros 
points enfonces au milieu. Ecusson noir, triangulaire, arrondi, lisse, 
sans enfoncement en arriere, ce qui le distingue de l’Oeg. cyanipennis. 
Elytres lisses, avec quelques taches luisantes comme celles de l’autre - 
esp&ce, mais moins nombreuses et moins visibles. Antennes, pattes 
ei dessous noirs, avec le bord posterieur et les cötes des segments de 
l’abdomen roussätres. — L. 16. ]. 14. 

. Ve. Bourcierü Gue&r. — Tres-large, arrondi, noir, corselet inegal en 
dessus. Elytres lisses, couvertes de gros points enfonces ou fossettes 
irregulierement dispersdes et laissant par place des intervalles plus 
grands. — L. 17. 1. 14 mill. 

Ceite belle espece, d&ecouverte sur les bords du Napo par M. 
Bourcier, ä qui l’histoire naturelle et la sericiculiure doivent tant, 
differe de toutes celles du genre par les fossettes de ses &lytres et les 


611 


impressions de son corselet. En effet, on ne connaissait jusqu’ici que 
!’Oeg. eribrosus, dont les Elytres soient couvertes de points enfonces. 


338. Oe. Surinamensis Lin. Fabr. Lacord. Mon. p. 285. 


Gen. Brachysphaenus Lacord. Monogr. p. 296. 


389. B. (Megaprotus) duplicatus Lacord. Mon. p. 299. 
390. B. (id) moniliferus Guer. Rev. Zool. 1841. p. 155. Lac. Mon. p. 302. 
391. B. (Acronotus) annularis Gu&r. Rev. Zool. 1841. p. 119. Lac. Mon. 


pag. 333. 


392. B. (Morphoides) ruficeps Guer. Rev. Zool. 1841. p. 118. — Lac. 


Mon. p. 359. 


393. B. (Barytopus) alternans Oliv. Fab. Lac Mon. p. 379. 
394. B. (id.) nigropictus Lac. Mon. p. 387. 


Gen. Erotylus Fabr. Genera Ins. p. 36. 


395. E. vinculatus Lacord. Mon. p. 427. 


396 


. E. taeniatus Latr. Voy. de Humb. Ins. 2. Part. p. 9. pl. 31. f. 1. — 


Lac. Mon. p. 428. 


397. E. Lacordairei Lacord. Monogr. p. 446. 
398. E. maculiventris Lac ord. Monogr. p. 444. 
399. E. Cornaliae Gu&r. — Oblong, noir, assez luisant. Te&te lisse, forte- 


ment excavee en avant, entre l’insertion des antennes, ce qui produit, 
quand on l’observe en dessus, deux pelites saillies en avant des yeux. 
Corselet presque deux fois plus large que long, fortement retreci en 
avant, A cöles peu arrondis,-lisse, avec un faible sillon longitudinal 
au milieu, sur lequel il y a une fossette mediane, et des fossettes et 
plis lateraux peu marques. Elytres jaunes, lisses, avec quelques faibles 
traces de gros points enfonces, sur le milieu et vers la base. Elles 
ont chacune une bande noire et fortement dentelde ä la base; deux 
autres larges bandes &galement dentel&des, l’une au liers anterieur, 
l’autre au delä du milieu, entre lesquelles on remarque deux petites 
taches vers le cöte; quatre taches carr&es en arriere et l’extremite noires. 
Les antennes, les pattes et le dessous sont noirs et luisants. — L. 21. 
l. 12 mill. 

Ceite belle espece, dont nous n’avons vu qu’un seul individu 
mutil&E ira se placer pres de l’Erotylus Lacordairei deM. Lacordaire. 
Nous l’avons dediee ä notre savant ami M. E.Cornalia, professeur 
de Zoologie et Directeur-Adjoint du musee Civique d’histoire naturelle 


de Milan. 


400. E. Ghilianii Guer. — Presque arrondi. d’un noir luisant. Elytres tres 


convexes, portant de gros points enfonces disposes sans ordre sur les 
cötes, mais assez bien ranges en lignes longitudinales an milieu et vers 
la base et orndes d’un grand nombre de grosses taches d’un rouge de 
brique, dontla plupart sont confluentes et forment m&me, dans certains 


37% 


612 
endroits, des especes de cercles, et qui sont presque rangees en des 
especes de bandes transversales tres-irregulieres. Bord des elytres et 
leur repli lateral en dessous, d’un rouge vif sans taches. — L. 19. 1. 
11 mill. 

Cette belle espece a beaucoup de rapports avec les Erotylus 
giganteus, incertus ei papulosus, mais elle s’en distingue facilement 
par la bordure rouge de ses Elytres et surtout de leur repli lateral. 
Nous l’avons dediee & M. Victor Ghiliani, aide naturaliste au mu- 
seum royal d’histoire naturelle de Turin, qui a rendu tant de services 
a l’Entomologie par ses voyages et qui vient de publier il y a peu de 
temps , un excellent ouvrage ayant pour titre: „Materiali per servire 
alla compilazione della fauna entomologica Italiana, ossia elenco delle 
specie di Lepidotteri riconosciute esistenti negli Stati Sardi. 


Gen. OmoiotelusH ope, Rev. Zool. 1341. p. 112.— Lac. Mon. p. 506. 


401. O. testaceus Fabr. Syst. Ent. app. p. 822. — GuE£r. Icon.R. A. Texte 
Ins. p. 312. Dans sa Monographie des Erotyliens, p. 508, M. Lacor- 
daire a confondu avec cette ancienne espece mon 0. d’Orbignyi 
publie dans la Revue zoologique 1841. p. 119. J’ai demontre dans mon 
texte del’Iconographie du Regne animal qu’il l’avait fait Aa tort. 


Fam. Endomychides Leach. 


Gen. Amphyx Casteln. hist. nat. des Ins. T. 2. p. 
402. A. tarsatus Erichs. Consp. Ins. col. Peruan. p. 181. 


Fam, Coccinellidae Latr. 


Gen. Eriopis Muls. spec. des securip. p. 3. 
403. E. connexra Germ. Muls. id. p. 7. 


Gen. Daulis Muls. id. p. 296. 
404. D. sanguinea Lin. Muls. id. p. 328. 
Gen. Epilachna Chevr.Dict. de Orb. T.5. pag. 358. — Muls. spec. 
pag. 700. 


405 E. Bomplandi Muls. Spec. des secur. p. 721. 
406 E. proteus Guer. Icon. R. A. Texte Ins. p. 319. — Muls. spec. p. 713. 
407. E. cacica Guer. Icon. R. A.id. p. 319. — Muls. spec. p. 842. 


DIPTERA AUSTRIACA. 


Aufzählung 


aller im Kaiserthume Oesterreich bisher aufgefundenen 


Zweiflügler. 


Von 
Dr. J. RR. Schiner. 


EI. 
Die österreichischen Stratiomyden und Xylophagiden. 


VORWORT. 


In diesem Theile meines Verzeichnisses werden die Stratiomyden und 
Xylophagiden abgehandelt und zwar aus keinem anderen Grunde, als, weil 
ich diese beiden Familien vorläufig am besten kenne und über dieselben 
auch das reichhaltigste Materiale benützen konnte. Für den nächsten Theil 
werden hoffentlich die Syrphiden vorbereitet sein und ich würde meinen 
Herren Collegen recht dankbar sein, wenn sie mich bis dahin durch Zu- 
sendung ihres Materiales in die Lage versetzen möchten, die österreichischen 
Fundorte recht reichlich anführen zu können. Für dieses Mal waren folgende 
Herren so freundlich, mich bei meinem Verzeichnisse durch Mittheilung 
ihrer Erfahrungen und ihrer Vorräthe zu unterstützen: Die Herren Dr. 
Emerich und Johann v. Frivaldsky aus Ungarn, Vinzenz Gredler 
aus Tirol, Franz Micklitz und Carl Mürle aus Steiermark, Dr. Tomek 
aus Böhmen und Wilhelm Schleicher, Dominik Bilimek, Dr. Johann 
Egger und Dr. Giraud aus Oesterreich. Allen diesen Herren sage ich 
hiermit meinen verbindlichsten Dank und ebenso Herrn Dr. G. W. Schneider 
aus Breslau, der so gülig war, mir die schlesischen Standorte der hier ver- 
zeichneten Arten brieflich mitzutheilen. 

Dass ich von Seite des Herrn Directors V. Kollar, und meines 
geehrten Herrn Collegen G. Frauenfeld, alle mögliche Unterstützung 
auf die bereitwilligste Weise erhielt, versteht sich bei der bekannten 
Liberalität dieser Herren wohl von selbst. Am meisten bleibe ich jedoch 


614 


meincm lieben Freunde Löw verpflichtet, auf dessen Antheil wohl das 
Meiste entfallen wird, wenn meine Verzeichnisse irgendwo Beifall finden 
sollten. Seinem Rathe folgend, führe ich von nun an, auch die wichligsten 
Citate der nicht österreichischen, europäischen Arten an, und setze zu 
allen Arten dıe Jahreszahl der ersten Beschreibung. 


Auch die Revision meines sämmtlichen Materiales verdanke ich diesen 
ausgezeichneten Kenner, wesshalb über die Richtigkeit der Determinationen 
wenige Zweifel entstehen dürften; eben so glaube ich die systematische 
Anordnung des Materiales, durch seine gewichtigen Rathschläge in natur- 
gemässer und richtiger Weise getroffen zu haben. 


Und somit wünsche ich, dass meine Arbeit recht viel nützen, und 
dem Studium der Dipteren recht warme Freunde gewinnen möge. i 


EINLEITUNG. 


Bei der Wahl des Systemes, nach welchem ich die hier aufgezählten 
Arten anordnen sollte, hatte ich diessmal nicht die leichte Mühe, wie bei 
den Asilicis, wo ich nur Dr. Lö w’s Monographie zum Vorbilde zu nehmen 
brauchte. Die verschiedenarligsten Ansichten der Systematiker boten sich 
mir dar. 


Latreille vereinigte die hier aufgezählten Gattungen, mit Ausnahme 
von Coenomyia und Pachystomus in seine Familie der Notacanthen, die er 
in zwei Zünfte: Xylophagei und Stratiomydes zerlegte; Coenomyia und 
Pachystomus aber führte er als besondere Zunft (Sicarü) in seiner Fa- 
milie der Tanystomen auf. 


Macquart nahm die Familie der Nofacanthen an, doch brachte 
er zu derselben auch die Sicarier.—Haliday (bei Westwood) bildete 
„gine Abtheilung Notacantha mit den Familien der Stratiomydae, 
Beridae und Coenomydae. Bei Fallen sind alle hier aufgezählten Arten 
in den Familien der Aylophagei und Stratiomydae untergebracht , was 
auch bei Meigen, Zetterstedt und Walker (in seiner »List of 
dipterous insects etc«) der Fall ist. 


Rondani errichtete die Gruppe der Coenomydae, in welche er 
die Notacanthen im Sinne Haliday’s mit den Familien der Sceno- 
pinen und Tabaniden vereinigt. Bigot stellte eineGruppe der Tabanidii 
auf und theilte sie in die untergeordneten Gruppen (Sous tribus) der 
Tabanidae , Acanthomeridae „ Sicaridae, Aylophagidae und Stratiomydae. 


615 


Zur Uebersicht dieser verschiedenarligen Ansichten lasse ich hier. eine 
synoptische Tabelte folgen : 


Fallen, 
Mac Meigen , Im , 
Latreille. 4 |Maliday. | Zetter- [Rondani. | Bigot. |Verzeich- 
Genus. auatl; stedt, ü nisse, 
Walker, 
Alliocera Familie: | Familie: [Abtheilung:| Familie: | Gruppe: | Tribus: | Familie: 
Nota- | Nota- | Nota- |Stratio-| Coeno-| Taba- |Stratio- 
Stratiomys cantha „\cantha, | cantha.\mydae. |mydae.| nidii. |mydae. 
Zunft: | Zunft: | Familie: Familie: | Cune:: 
Odontomyia Stratio-|Stratio-\Stratio- »  |Stratio.|Stratio- 
mydes. |mydae. \mydae. mydae. jmydae. 
Ozycera 5) 
Ephippium ” 
Clitellaria 
Lasiopa 
Cyclogaster 
Nemotelus 
Sargus 
Chrysomyia 
Ezochostoma 
Pachygaster 
Beris Zunft: | Zunft: | Familie: | Familie: » Curie : » 
Xylo- | Xylo- | Beri- | Xylo- Xylo- 
Subula phagei.| phagi- | dae. |phagü. » phagi- » 
dae. dae. 
\ylophagus » » Familie: | » » » Familie: 
Coeno- Äylo- 
Pachystomus Familie: | Zunft: | mydae.| » » Curie: |phagi- 
Tany- |Sticarüt. Sicari- | dae. 
Coenomyia stoma, » 2) 2) » dae. » 
Zunft: 
Sicarü. 


Es muss noch erwähnt werden, dass Fallen, -Meigen und Wal- 
ker die Familien der Xylophagiden und Stratiomyden in ihren Systemen 
weit von einander und durch eine Menge von Zwischenfamilıen getrennt 
aufführten, während- sie die Uebrigen als nahe Gruppen nebeneinander 


616 

stellten; Latreille aber nur die Sicarii ausschied und sie, wie bereits 
erwähnt, mit den Tabaniern, Asiliern, Bombyliern u. A. zu den Tanystomen 
brachte. 

Obwohl ich mich mit keinem der obigen Systematiker ganz einver- 
standen erklären konnte, so neigte ich mich anfänglich doch noch am 
meisten zu den im Anhange zuWestw 00d’s »Introduction« niedergelegten 
Ansichten Haliday's, wozu ich hauptsächlich durch sein Ausscheiden der 
Beriden von den Äylophagiden mich angeregt fand. Die Fühlerbildung und 
die Anzahl der sichtbaren Hinterleibssegmente hatte die Veranlassung ge- 
boten, die Beriden mit den Aylophagiden zu vereinigen. Eine genauere 
Untersuchung der Flügelbildung, die Lebensart und die Berücksichtigung 
der Metamorphose stellte sie, abgesehen von den meist metallisch-grünen 
Farben. wodurch sie an die Sargiden erinnern, naturgemässer zu den 
Stratiomyden selbst, von denen sie sich am allerwenigsten durch die Anzahl 
der Hinterleibsabschnitte trennen, da auch die echten Stratiomyden mehr 
als fünf Hinterleibsabschnilte haben, wenn auch gewöhnlich nur fünf sichtbar 
sind. Ich vereine die Beriden desshalb mit den Stratiomyden und nehme 
für alle Notacanthen im Sinne Haliday’s die zwei Familien der Stra- 
tiomydae und Äylophagidae an. 


Beide gehören zu der zweiten Hauptgruppe des Dipteren-Systemes: 
zu den Brachyceris. 


Die »Stratiomydae« unterscheiden sich von allen verwandten 
Familien durch folgende Merkmale: 


Sie haben die Schwinger unverdeckt, die dritte Flügel- 
längsaderist vorne miteinem Aste versehen (gegabelt) *), 
die Randader läuftnur biszur Flügelspitze und das dritte 
Fühlerglied ist geringelt oder wenn es einfach ist (was nur bei 
wenigen exotischen Arten vorkömmt), so ist es mit einem Griffel oder einer 
Borste versehen. 


z 


Die »Xylophagidae« haben das Unverdecktsein der 
Schwinger, die gegabelte dritte Längsader und das ge- 
ringelte dritte Fühlerglied mit den Stratiomyden gemein; sie 
unterscheiden sich aber von diesen dadurch, dass die Randader bei 
ihnen um den ganzen Flügelrand herumläuft; auch haben 
sie verkümmerte Deckschüppchen. 


Die angegebenen Familien-Diagnosen gelten auch für die exotischen 
Arten. Um mein Verzeichniss der österreichischen Dipteren recht brauchbar 
zu machen, will ich die Merkmale anführen, durch welche die einhei- 


’*) Dieses Merkmal fehlt zuweilen, wie überhaupt die Natur, dem schematisirenden 
Forscher zum Trotze, überall neben der Regel auch die unvermeidlichen 
Ausnahmen hinpflauzt. 


617 
mischen Arten leicht und sicher in einer der beiden genannten Familien 
untergebracht und gleichzeitig von allen verwandten Familien geschieden 
. werden können. 

Es gehören zu den Stratiomyden alle Arten mit nur drei Füh- 
lergliedern (alle Diptera brachycera), deren drittes Fühler- 
glied geringelt und deren dritte Längsader gegabelt ist, 
vorausgesetzt, dass die Flügel-Randader nur bis an die Flügel- 
spitze reicht und nicht um den ganzen Flügelrand herumläuft. 

Läuft die Flügelrandader um den ganzen Flügelrand 
herum und sind die übrigen, den Stratiomyden eigenthümlichen Merkmale 
vorhanden, so gehört die Art sicher zu den Xylophagiden , vorausgesetzt, 
dass dieDeckschüppchen verkümmertsind (was sie von den 
Tabaniden unterscheidet). 

Ein geringeltes drittes Fühlerglied haben von den einheimischen 
Arten nur die Tabaniden, Stratiomyden und Xylophagiden. Die Tabaniden 
zeigen die Hauptmerkmale der Xylophagiden, unterscheiden sich aber von 
diesen durch die ausgebildeten Deckschüppchen. 


Te 


Die Familie der Stratiomyden (Stratiomydae), 


$.1. Anordnung des Materiales *), 


A. Der Hinterleib zeigt fünf sichtbare Abschnitte. 
I. Die Discoidalzelle sendet vier Adern 
segenden Flügelrandhin. 
1. Mit metallischer Färbung: 

a) Schildchen gedornt . - . » » 2.2... Ailiocera Saund. 
Stratiomys Geoffr. 
OdontomyiaMeig. 
Oxycera Meise. 
Ephippium Latr. 
Clitellaria Meig. 

b) Schildchen ungedornt. . -» » » . ... . . Lasiopa Brulle. 
Cyclogaster Macq. 
Nemotelus Geoffr. 


”*) Die einzelnen Gattungen lassen sich auf folgende Weise analytisch unterscheiden: 


Der Hinterleib mit fünf oder höchstens mit 
se chs (Ezxochostoma) sichtbaren Ab- 


1, Schnitten . A 2 e ö . & Se 
Der Hinterleib mit sieben sichtbaren Ab- 
schnitten . R r z 0 e 2 . Beris. 
Das Schildehen mit Dornen bewafinet . E Su. 
Das Schildehen unbewehrt . 5 n x ..9. 


Bd. V. Abh. 38 


618 


. Mit metallischer Färbung: 

a) Schildehen gedornt . . 2 2.2 2.2... . ExochostomalNacg. 

b) Schildchen ungedornt . . . . 2... .... Sargus Fabr. 
Chrysomyia Macq. 


Die Fühler mit nur rudimentären oder ohne 
3. Endgrifel . . ae! 
Die Fühler mit ausgebildeten Endgriffel ö 7 
Das dritte Fühlerglied am Ende breit gedrückt, 
4 fast zweilappig . 0 n P 2 e . Alliocera. 
Das dritte Fühlerglied am Ende nicht breit 
gedrückt A q 6 5 6 e . 3 
Das erste Fühlerglied mehr als doppelt so lang 
5 als das zweite . 2 z . 6. 
“ ]Das erste Fühlerglied so lang Oder ROchetene 
nur doppelt so lang als das zweite 5 . Odontomyia. 
5 Dr Mundrand vorstehend R R : ; . Exochostoma. 
“ (Der Mundrand nicht vorstehend . R & . Stratiomys. 
Der Rückenschild über der Flügelwurzel mit 
7 je einem Dorne . Wh: IR i . Ephippium. 
Der Rückenschild ohne Seitendornen . & 8% 
Der Hinterleib flach . © Ä i % : . Clitellaria. 
Der Hinterleib stark gewölbt . 5 e . Oxycera. 
(Das Untergesicht kegelförmig zugespitzt . . Nemotelus. 


9. | Das Untergesicht nicht Kegelförmig zugespitzt . 10. 


Der Fühlergriffel borstenförmig . © c 42. 
10. Der Fühlergriffel nicht borstenförmig . 5 ..1E 


Das dritte Fühlerglied fast so lang als das 
erste und zweite zusammengenommen; das 
dritte Tasterglied nicht kugelförmig N . Lasiopa. 
Das dritte Fühlerglied länger als das erste und 
zweite zusammengenommen; das dritte 
Tasterglied kugelförmig . 5 R . . Cyclogaster. 


11. | 
Der Hinterleib kurz, fast kugelig, aus der klei- 
nen Discoidalzelle laufen drei Adern gegen 
den Flügelrand hin . 2 ° 2 3 ,„ Pachygaster. 
Der Hinterleib meist mehr oder weniger ver- 
längert; aus der kleinen Discoidalzelle 
laufen stets vier Adern gegen den Flügel- 


rand hin A e e 2 & s 3 . 13. N 


12. 


Die Augen des Männchens getrennt, die 
Fühlerborste etwas vor der Spitze des drit- 
ten Fühlergliedes eingefügt . - . Sargus. 
Die Augen des Männchens aneininaersteshen 
die Fühlerborste endständig . - i . Chrysomyia, 


13. / 


619 


I. Die Discoidalzelle sendet drei 
Adern gegen den Flügelrand hin. Pachygaster Meig. 


B. Der Hinterleib zeigt sieben sichtbare Abschnitte 
Beris Latr. 


$. 2. Die Gattungen mit fünf sichtbaren Hinter- 
leibsabschnitten *). 


I. Mit vier aus der Discoidalzelle gegen den Flügelrand hingehen- 
den Adern. 


1. Gattungen mit unmetallischen Arten. 


a) mit gedornten Schildchen. 


A. GattungAllioceräa Saunders Transact. Entom. Soc. Lond. 
IV. 62. (1845). 


(Europa 1 Art. — Oesterreich 1 Art.) 


1. graeca Saunders. |. c. p. 62. pl. 4. Fg. 1. (1845). 
Stratiomys clavicornis Egger. Verh. d. zool-botan. Ver. p. 3. 
Til. 2, Fig. 3 u. 4. 

Von Herrn Mann aus der Gegend von Fiume mir mit- 
getheilt. — In den Sümpfen der Salona in Dalmatien sehr ge- 
mein an Dolden ; auch bei Stagno piccolo (Frauenfeld). — 
Albanien (Saunders). — Im k. k. Museum aus Fiume durch 


Herrn Mann. 


B. Gattung Stratiomys Geoffr. H. d. Ins. II. (1764), Fabr. 


— Panz. — Latr. — Fallen. — 
Meig. — Macgq. — Zetterst. — 
Löw. 

Musca Linne — Gmel. — Schrnk. 


Hirtea Scop. 
Stratiomyia Macgq. Dipt. exot. 
Hoplomyia Zeller, Löw. 


(Europa 13 Arten. — Oesterreich 8 Arten.) 


*) Exochostoma hat einen kleinen sechsten Abschnitt. 


78 * 


620 
1. Chamaeleon *) D eg. Ins. VI. 64. 1. (1752). 


Musca Chamaeleon Deg. |]. c. 
Stratiomys Chamaeleon Fabr. Spec. Ins. Il. 416.,. Ent. System. 
IV. 263. 3. und Antl. 77. 1. 
— — Fall. Strat. 7.1. 528. 
— — Latr. Gen. crust. IV. 274. et Cons. gen. 442. 
_ — Panz. Fauna VII. 24. 
— — Schrnk. Faun. boic. III. 2376 und Ins. Austr. 886. 
—_ — Meisg. Classif. I. 126. 4. Tb. VII. Fg. 19 © und 
System. Beschr. III. 134. 1. 
— — Maicg.!S!aBuff-T.:243. 11. 
—_ — Zetterst. Dipt. Scand. I. 134. u. VII. 2951. 1. 
— — Löw. Isis. 1840. 556. 
= — Walk. Ins. brit. I. 15. pl. I. Eg, 3. 


Ich fing diese allenthalben verbreitete Art im Frühjahre 
auf Carum carvi, im Sommer auf Daucus Carota bei Wien 
und im heurigen Jahre am Neusiedlersee ziemlich häufig. Sie 
setzt sich im hellen Sonnenscheine an Dolden und erscheint 
von Blumenstaub oft wie eingepudert. In ihrem Benehmen ist 
sie ziemlich träge und fliegt, aufgescheucht, sogleich wieder an 
die nächste Dolde. 


Oesterreich (Rossi,BilimeckundSchleicher). — 
Böhmen (Tomek). — Ungarn, überall gemein (J. v. Fri- 
valdsky). — Steiermark, Schlesien (Mieklitz). -- Von 
Schweden (Zetterstedt) bis nach Sicilien (Zeller in 
coll. Löw). — Württemberg (v. Roser). — Schlesien; in 
den Vorbergen und im Gebirge häufiger (Schneider). — 
Preussen, (Hagen). — Um Posen gemein (Löw). — Lief- 
und Kurland (Gimmerthal). — Dänemark (Stäger). — 
England und Frankreich (Walker, Macquarit). 


2. ecenisia Meig. System. Beschr. III. 136. 2. (1822). 
Stratiomys cenisia Lö w. Linnaea I. 465. ff. 
_ — Luc. Expl. d’Alg. Zool. III. 427. pl. 2. Fg. 11. 
Ich fing die Art mit der Vorigen, doch viel seltener im 
heurigen Jahre am Neusiedlersee zur Blüthezeit von Carum carvi. 


*) Die Larven leben im fliessenden Wasser und gehen zur Verpuppung in den 
feuchten Uferschlamm. Die Metamorphose wurde beobachtet von Swamer- 
dam (Bibel d. Natur t. 39, 40, 41), Sparman (Act. Holm. 1804), 
Schrank (Naturf, Stück 27), Geoffr. (H.d.Ins. II. 17), Frisch (Beschr. 
1. 5. 10), Westwood (Introd. II, 532) und v. Roser(Meigen, S. Be- 
schr. VI. 346). — Ich selbst habe die Fliege mehrmals aus Puppen gezogen, 
die ich in feuchtem Ufersande bei Nussdorf gesammelt hatte. 


621 
Dalmatien (Frauenfeld). — Bei Ofen und im Banate 


(J. v. Frivaldsky). — Vom Berge Cenis (Meigen). — 
Algier (Lucas). 


3. flaviventris Löw. Linnaea I. 464. 2. (1846). 
Sicilien (Zeller coll. Löw). 


4. ventralis Löw. Ent. Ztg, 8. Jg. 369. (1847). 
Odontomyia ventralis Lö w. Neue Beitr. 2. 17. 
Sibirien, (Sedakoff Mus. Löw. — Kindermann 
Mus. Frivaldsky). 


5. Polamida Meig. System. Beschr. II. 136. 3. (1822). 
Stratiomys Chamueleon Meig. Classif. I. 126. 4. Tb. VII. Fg. 13 5. 
— Potamida Zetterst. Dipt. Scand. VIII. 2952. 1—2. 
== — Macg. S. a Buff. I. 243. 3. 


Ich entdeckte unter meinen Vorräthen ein einzelnes Exem- 
plar, das ich, ohne es zu beachten, mit Str. Chamaeleon gesam- 
melt hatte, und von dem ich auch den sicheren Standort nicht 
anzugeben vermag, doch stammt es zuverlässig aus Oesterreich. 

Kärnthen (Micklitz\ — Im k. k. Museum aus Oester- 
reich (Ullrich). — Deutschland (Löw). — Schlesien ; auf 
dem Zopten (Schneider). — Herr Baumhauer fing die 
Art nach Meigen’s Zeugnisse am Mont Cenis. — Frankreich 
(Macquart). — Im südlichen, Schweden im Juli; aus Däne- 
mark durch Stäger (Zetterstedit). 


6. furcata”) Fabr. Entom. System. IV. 264. 5. (1794). 
Stratiomys furcata Fabr. Antl. 78. 3. 

— — Meig. System. Beschr. II. 138. 5. 
= — Macg. S.a Buff. I. 242. 5. 
—  — Zetterst. Dipt. Scand. I. 135 u. VIII. 2952. 2. 
= — Walk. Ins. brit. I. 16. 
— panthaleon Fall. Strat. 7. 2. 

? Musca Chamaeleon L. Faun. -Suec. 1780. 


In der Nähe Wiens habe ich diese Art noch niemals 
beobachtet; am Neusiedlersee fand ich sie im heurigen Jahre 
auf Carum carvi und Heracleum Sphondyliıum in zahlloser 
Menge; sie ist viel träger als Sir. Chamaeleon und kann leicht 
mit den Fingern angefasst werden, ohne wegzufliegen. 

Oesterreich (Rossi). -— Dalmatien (Frauenfeld). — 
Pesih und Ofen, im Mai und Juni (J v. Frivaldsky). — 


*) Nach Zetterstedt’s Zeugnisse (Dipt. Scand. I. 135) lebt die Larve in 
stehenden Wässern. 


622 


Preussen (Hagen); namentlich um Posen, wo sie häufig 


ist (Löw), um Bresslau gemein (Schneider). — In Würt- 
temberg (v. Roser). — In Frankreich ziemlich selten (Mac- 
quart). — In England (Walker). — In Schweden gemein ; 


Juni bis August (Zetterstedit). 


7. riparia Meig. System. Beschr. III. 138. 6. (1822). 


Stratiomys strigata Meig. Classif. I. 124. 2. 
— riparia Walk. Ins. brit. I. 16. 


Meigen erhielt die Art aus Oesterreich durch Herrn 
Megerle v. Mühlfeld. — Schlesien (Schneider). — 
Württemberg (v Roser). — England (Walker). — Frank- 
reich (Mac quart). — Algier (Lucas). 


8. Zonyicornis*) Scop. Ent. carn. 999 (1763). 


190% 


Hirtea longicornis Scop.|. c. 
Musca strigata Gmel. Syst. nat. V. 2834. 153. 
Stratiomys strigata Fabr. Spec. Insect. I. 417. 4., Entom. Syst. 


IV. 265. 10 und Antl. 80. 9. $- 


_ — Latr. Gen. crust. IV. 274. 

— — Panz. Fauna XII. 20. 

= — Schrk. Faun. boic. Ill. 2377. 

_ — Meig. System. Beschr. II. 139. 7. 
— — Macg.S.a Buff. I. 244. 7. 

— — Löw. Isis. 1840. 556. 

== — var. pallida Löw. |. c. 

_ — Zetterst. Dipt. Scand. I. 135 und VIII. 2953. 
— thoracica Fabr. Antl. 79. 7. 

— villosa Meig. Classif. I. 125. 1. 

— nubeculosa Meig. Classif. I. 125. 3. 

— longicornis Walk. Ins. brit. I. 15. 


Um Wien hier und da auf Blättern, zur Zeit der Weiss- 
dornblüthe bis zur Rosenzeit. Am Neusiedlersee war sie im 
heurigen Jahre auf den Blüthen von Crataegus und auf Carum 
carvi und Chaerophyllum ziemlich gemein. Die Farbe der Be- 
haarung ist sehr veränderlich. 

Nieder-Oesterreich (Rossi). — Pesth im April und Mai 
(J. v. Frivaldsky). — Dalmatien, doch nicht so häufig wie 
bei Wien (Frauenfeld). — Von Schweden bis zur Süd- 
spitze Italiens; Zeller fing sie vom Mai an wiederholt in 


*) Scholz fand die Larve, welche der von Str. Chamueleon ganz ähnlich sieht, 
Anfangs Juni in einem Haufen ausgeworfener Lemna am Rande einer durch 
Mistjauche sehr verunreinigten Pfütze und erhielt am 12. Juni die ersten 
Fliegen (Bresslauer Entom. Zeitung 4 — 34.) 


623 


Sieilien; Rhodus im März (Löw). — Baumhauer fing sie 
in Süd-Frankreich (Meigen). — Um Posen (Lö w). — Preussen 
(Hagen). — Württemberg (v. Roser). — Schweden (Zet- 
terstedt). — Dänemark (Stäger). — England (Walker). 
-- Frankreich (L. Dufour und Macquart). —Malta (Schem- 
bri). — Albanien (Walker). — Im k.k. Museum aus Taurien 
(Parreyss). 
9. eoneinna Neig. System. Beschr. III. 137. 4. Tf. 26. F. 14. (1822). 
Ich erhielt durch die Güte des Herrn V. Gredler ein 
einzelnes Stück, welches bei Botzen gefangen wurde. — Bei 
Mehadia im Juni (J. v. Frivaldsky). Sicilien (Saunders 
auct. W1k.) — Von Baumhauer aus Piemont (Meigen). — 
Lief- und Kurland (Gimmerthal). 
10. equestneis Meig. System. Beschr. VII. 106. 29. (1838). Lö w. 
Linnaea. ]. 462. 1. 
Ich fing diese schöne Art im vorigen Jahre auf dem 
Bisamberge auf Anthemis - Blüthen, wo sie gar nicht selten zu 
sein schien ; leider erkannte ich sie nicht sogleich, und sam- 
melte daher nur wenige Exemplare; am folgenden Tage war 
sie ganz verschwunden. Im heurigen Jahre traf ich sie in beiden 
Geschlechtern im Leithagebirge,, wo sie sich auf Dolden her- 
umtrieb. 
Deutschland (Löw). — Preussen (Hagen). — Bayern 
(Meigen). 
11. iaevifrons Löw. Neue Beitr. II. 17. (1854). 
Hoplomyia laevifrons Löw. l.c. Sibirien (Sedakoff coll. Löw). 
12. validieornis Löw. Neue Beitr. II. 17. (1854). 
Hoplomyia validicornis Lö w. ]. c. Sibirien (Sedakoff coll. Löw.). 
13. hirtuosa Meig. System. Beschr. VI. 347. 26. (1830.) 


©. Gattung  Qdontomyia Meig. Classificat. I. 128. (1804). 
— Latr. — Macq. — Löw. 
Musca L. 
Stratiomys Geoffr. — Fabr. — Meig. — Zett. — 
Walker. 
(Europa 21 Arten. — Oesterreich 15 Arten.) 
1. tigrina Fabr. Spec. insect. Il. 417. 6. (1781). 
Musca tigrina G mel. Syst. nat. V. 2835. 157. 
Stratiomys tigrina Fabr. 1. c. Antl. 82. 18. und Entom. system. 
IV. 267. 16. 
— — Panz. Fauna LVI. 20. 
— — Schrk. Faun. boic. IIl, 2381. 
— — Meig. System. Beschr. III. 152. 22. 
— — Walk. Ins. brit. I. 18. 


6234 


Odontomyia tigrina Latr. Gen. Crust. IV. 275. 
— — Meig. Classif. I. 130. 3. 
— — Macg. 8. ä& Buff. I. 246. 
_ — Löw. Linnaea. I. 468. 1. 
Stratiomys nigrita Fall. Strat. 9. 4. 
= — .Zett. Dipt. I. 138. u. VIll. 2953. 7. 

In der nächsten Umgebung Wiens scheint die Art sehr selten 
zu sein, wenigstens fing ich sie hier nur ein einziges Mal, und 
zwar im vorjährigen Sommer auf einer feuchten Waldwiese. 
Heuer traf ich sie in beiden Geschlechtern am Neusiedlersee auf 
Carum carvi, Daucus Carota, Pastinaca sativa und andern 
Dolden nicht selten. 

Nieder - Oesterreich und Dalmatien (Frauenfeld). — 
Ober-Oesterreich im Traunthale Juni und Juli (Rossi). — Un- 
garn bei Pesth im Mai (J. v. Frivaldsky). — Zetter- 
stedt erhielt sie aus Mecklenburg und Berlin. — Um Posen 
sehr häufig (Löw); bei Bresslau gemein (Schneider). — 
Preussen (Hagen); Württemberg (v. Roser). — Lief- und 
Kurland (Gimmerthal). -— England (Walker). — Frank- 
reich (Meigen), (Paris und Marseille coll. Löw.) — Schweden 
(Zettersted!). 

2. splendens Fabr. Ent. System. IV. 264. 4. (1794). 

Spanien. 

3. ornata*) Meig. System. Beschr. Ill. 144. 13 (1822). 
Stratiomys ornata Meig.]. ec. 
— — Zetterst. Dipi. Scand. I. 136. u. VIII. 2. 953. 4. 
— — Löw. Isis. 1840. 557. 
— — Walk. Ins. brit. I. 17. u. 18. 
Odontomyia ornala Macg. Dipt. 125. 3. 
— — Löw. Liunaea ll. 476. 6. 
Stratiomys furcata Latr. Gen. Crust. IV. 275. 
Odontomyia — Meig. Classif. I, 129. 1. 
_ —. Maeg. S. a Buff. I. 245. 1. 

Ich fand die Art im heurigen Jahre im Leithagebirge auf 
Weissdornblüthe ziemlich häufig und ebenso häufig an den 
Ufern des Neusiedlersees auf Dolden gleichzeitig mit Stratio- 
mys furcata, die sie an Scheuheit übertrifft, obwohl auch sie 
ein ziemlich träges Benehmen hat, und aufgejagt nicht sehr weit 
abtliegt. 

Nieder-Oesterreich bei Wien auf den Donauinseln stellen- 
weise (Rossi). — Ungarn, bei Pesth im Mai (J. v. Fri- 


*) Die Larve abgebildet von Reaumur (Mem. IV. pl. 25.); das vollständige 
Insect ist von Roser aus ihr gezogen worden, 


625 
valdsky). — Dalmatien in den Sümpfen der Narenta einzeln 
(Frauenfeld). 

Ganz Europa mit Ausnahme der allernördlichsten Theile, 
aueh nicht in Spanien und Griechenland gefunden, wohl aber 
in Italien und Sicilien (Löw). — Preussen (Hagen). — Bei 


Breslau zuweilen sehr häufig (Schneider). — Um Posen 
(Lö w). — Württemberg (v. Roser). — England (Walker). 


— Dänemark (Stäger). — Schweden (Zettersted!). 


4. signaticornis Löw. Linnaea. I. 477. 7. (1846). 


Klein-Asien (Löw). 


5. flavissima Fabr. Entom. System. IV. 265. 8. (1794). 


? 


Stratiomys flavissima Fabr. |]. c. u. Antl. 79. 6. 
= — Meig. System. Beschr. III. 153. 25. 
— — Panz. Fauna. XXXV. 24. 
Odontomyia flavissima Meig. Classif. I. 131. 
— — Löw. Linnaea. I. 469. 2. 
— decora Macg. S. a Buff. I. 245. 2. 
Stratiomys decora Meig. System. Beschr. III. 144. 12. 
— infuscata Meig. System. Beschr. VI. 347. 27. 
Odontomyia semiviolacea Bruli. Exped. en Moree. pl. 47. 5. 


Ich besitze zwei Exemplare dieser schönen Art aus Syrien, 
welche ich der Güte des Herrn General-Consuls Gödl ver- 
danke. 

Nieder-Oesterreich, auf den Donauinseln bei Wien (Rossi). 
— Macquart gibt für seine O. decora Oesterreich an; Mei- 
sen bezeichnet Italien als Vaterland dieser Art; nach Löw 
kommt sie in Oesterreich, Ungarn, Italien, Griechenland, Klein- 
Asien und auf Rhodus vor. — Frauenfeld brachte sie aus 
Dalmatien mit; Mann’s Exemplare des k. k. Museums stammen 
aus Toskana, Krain und Brussa; J. v. Frivaldsky fing sie 
bei Ofen. — Montferrat (v. Kiesewetter; coll. Löw). 


6. infuscata Meig.“) System. Beschr. VI. 347. 27. (1830). 


Meigen erhielt die Art durch Herrn Demel aus Prag. 


®*) Ich halte diese Art für eine südliche, welche den ganzen Norden zu fehlen 
scheint, und bezweifle desshalb auch vorläufig Rossi’s Angabe, dass sie auf 
den Donauinseln bei Wien gefunden worden sei. Ich bin eher geneigt, diese 
Angabe auf Meigen’s O. infuscata zu beziehen, die auf ein aus Böhmen 
stammendes Exemplar begründet wurde, und sich doch wohl als selbstständige 
Art bewähren mag. Dafür sprechen zwar nur kleine Differenzen der Beschrei- 
bung, doch nicht unwesentlich fällt zu Gunsten des Artrechles, das Vorkommen 
von O. infuscata um Prag in die Wagschale. Ich habe nach Löw’s Vorgang 
0. infuscata zwar einstweilen als fragliches Synonym zu O. flavissima gestellt, 
führe sie aber dennoch auch als Art hier besonders auf. 5 


Bd. V. Abh. 29 


626 
3. annwulata Meig. System. Beschr. Ill. 143. 11. (1822). 
Stratiomys annulata Meig. |]. c. 
Odontomyia annulata Macgq. S. ä Buff. I. 246. 3. 
EEE — Löw. Linnaea.]. 471. 3. 
Stratiomys septemguttata Meig. System. Beschr. III. 150. 20. 
Ich erhielt ein Männchen”) durch Herrn Frauenfeid, 
das sicher aus Oesterreich stammt, ein ungarisches Exemplar (5) 
(aus dem Banate) wurde mir durch Herrn J. v. Frivaldsky 
zur Bestimmung eingesendet, das @ befand sich in einer Sendung 
tyrolischer Dipteren, die mir Herr V. Gredler zur Benützung 
einzusenden so gütig war. — Im k. k. Museum J’ et © aus 
Oesterreich (Ullrich, Megerle). — Nieder - Oesterreich 
(Goldegg). — Herr Baumhauer fing die Art bei Frejus 
in der Provence, auch erhielt sie Meigen durch Herrn 
Megerle v. Mühlfeld aus Oesterreich. Ein © der Hoff- 
mannsegg'schen Sammlung stammt nach Wiedemann’s 
Zeugnisse aus Istrien. Bordeaux (coll. Löw). 
8. discolor Löw. Linnaea. I. 473. 4. (1846). 
r Patara in Klein-Asien (L öw), und wenn, wie es un- 
zweifelhaft scheint, die Odont. limbata Macg. der Expl. d’Ale. 
das © dieser Art ist auch Algier. 
9. Microleon Linn. Faun. Suec. 1781. (1746). 
Musca Microleon. L. |]. c. 
_ — Diego. NT. 7152.52. 518.29. Ro 
— — Gmel. Syst. nat. V. 2834. 4. 
= — Schrank. Ins. Austr. 887. 
Stratiomys Microleon Fabr. Spec. Ins. II. 417. 3., Ent. Syst. IV. 
265. 9. u. Antl. 80. 8. 
_ — Fall. Strat. 8. 3. 
— — Meig. Syst. Beschr. III. 149. u. VI. 446. 


”*) Da das Männchen meines Wissens bisher noch nirgends beschrieben wurde, 
so lasse ich hier eine kurze Beschreibung desselben folgen: 

Der Kopf ist verhältnissmässig sehr gross, die Augen stossen vorne in 
eine Linie zusammen. Die Fühler sind braun, das Untergesicht schwarz mit 
weisser, ziemlich dichter Behaarung. Der Thorax ist schwarz, dicht messing- 
gelb behaart, vorne mit einer Spur zweier genäherter Striemen, das Schildchen 
ist schwarz mit gelben, an der Spitze schwarzen Dornen. Der Hinterleib wie 
beim Q, doch sind die zwei ersten Fleckenpaare gleichgross und etwas grösser 
als beim O, das dritte aber sehr klein. Der Bauch ist gelb, die Füsse wie 
beim ©, nur sind die schwarzen Schienenringe nur an den Hinterfüssen 
vorhanden. 

Dass Macquart Stratiomys splendens Meig. als Synonym zu 0. an- 
nulata stellt, beruht, wie die heigesetzte Nummer heweiset, wohl auf einem 
Irrtihume. 


627 


Stratiomys Microleon Germ. et Ahr. Faun, fasc. 8. Tb. 23. 
_ — Zetterst. Dipt. Scand. I. 137. u. VIll. 2953. 
— — Walk. Ins. brit. I. 17. 

Odontomyia Microleon Latr. Gen. Crust. IV. 274. 

— — Macg. S. a Buff.I. 246. 5. 

Im k. k. Museum aus Oesterreich (Megerle). Von 
Schranck gleichfalls in Oesterreich aufgefunden. 

In Schlesien sehr selten (Schneider). Meseritz (Lö w.). 
— Lief- und Kurland (Gimmerthal); Schweden (Zetter- 
stedt); England (Walker). 

10. limbata Meig. System. Beschr. Ill. 151. 21. (1322). 

Portugal. 

11. argentata*®) Fabr. Entom. System. IV. 266. 15. (1794). 

Stratiomys argentata Fabr. I. c. u. Antl. 82. 17. 
= —ı Fall. Strat. 9.3. 

— — Panz. Faun. LXXI. 20. 5 CVII. 10. ©. 
= — Meig. System. Beschr. ill. 141. 9. 

2 — Zeller. Isis. 1842. 287. 

— — Walker. Ins. brit..1. 12. 

Odontomyia argentata Me ig. Classif. I. 131. 

= — Maceg. 8. a Buff. I. 246. 4. 
— — Latr. Gen. Crust. IV. 275. 
— — Löw. Isis. 476. 5. 
== — Gimmerthal. Bull. Soc. Imp. Nat. Mosc. 1847. 
169. 2. 
Stratiomys paludosa Schumm. Schles. Gesellsch. 1836. 85. und 
1840. 15 *”). 

Nach Rossi in den Donauauen nächst Wien auf Blüthen 
von Berberis und Crataegus; — bei Pesth im April (J. v. Fri- 
valdsky). — Im k.k. Museum aus Oesterreich. — Diese 
schöne Art fliegt nach Zeller’s Angabe bei Glogau auf allen 


*) Zeller (Isis 1842) fand die Larve mit jener von Penthetria holosericea in 
feuchten Erlengehölzen im Spätherbste, Winter und Frühjahre bis April unter 
faulen Laub, Taubnesseln und anderen, die Erde deckenden Vegetabilien; sie 
zeichnet sich durch eine sehr helle, über den ganzen Körper laufende, dunkel 
eingefasste Mittellinie aus. 

”) Schummel errichtete die Art auf ein © , später entdeckte er das J und 
sagt, dass es sich von 0. argentata durch den rothgelben Bauch mit zwei 
braunen Querflecken, gelbe Schenkelspitze und das Fehlen des braunen Flügel- 
punctes unterscheide (Arb. d. schles. Gesellsch. 1840. Ent. 15.). Erichson 
(Jahresber. 1841) hält nichts auf diese Unterschiede. Auch Zeller (Isis 
1842..287. 10.) und Löw, der die Schummel’schen Exemplare untersucht 
hat (Linnaea. I. 476.), sind derselben Ansicht, wesshalb ich sie auch hier 
nur als Synonym anführe. 


29 * 


628 


Sümpfen zwischen Erlengehölzen mehr oder weniger zahlreich 
zu Ende April und Mai; sie ist sehr träge und ruht an sonnigen, 
grasreichen Orten auf dürrem Grase am liebsten, weniger gern 
auf grünen Blättern und nicht auf Blumen; ihr Flug ist lang- 
sam und geht nicht weit. — Nach Meigen auf den Blüthen des 
Weissdorns; Schummel fing die @ an Weidenblüthen; Stä- 
ger beobachtete, dass die 5 auf Weidenblüthen, die © auf 
verwelkten Grashalmen vorkommen. 

Nord- und Mittel-Europa (Löw). — Schlesien (Schnei- 
der). — Kur- und Liefland (Gim merth.)— Dänemark (Stäger 
und Jacobsen). — Schweden (Zetterstedt). — Frank- 
reich (Macqguart). — Süd-Englaud (Walker). 


12. pictifrons Löw. Neue Beitr. II. 16. (1854). 


Sibirien (Sedakoff coll. Löw.). 


13. Hydroleon*) Linne. Faun. Suec. 1782. (1746). 


Musca Hydroleon L. 1. c. 
Z— — Gmel. Syst. nat. V. 28. 2835. 35. 5. 
— — :Deg. VI. 154.3. Taf. 19.0Fg.4. 
— — Schrk. Ins. Aust. 437. 888. 
Siratiomys Hydroleon Fabr. Spec. Ins. 417. 7., Ent. Syst. IV. 


267. 17. u. Antl. 82. 19. 


= — Kal sSiratr 18:04 
— — Panz. Faun. VI. 21. 
— — Meisg. System. Beschr. III. 148. 17. 
— — Zetterst. Dipt. scand. I. 140. und VIII. 2954. 10. 
Een — Walker: Ins. !brivs 1.19% 
Odontomyia Hydroleon Latr. Gen. Grust. IV. 275. 


— — Meig. Classif. I. 131. 

= — Macg. Dipt. 127. 6. u. S. a Buff. 1.247. 9. 
— Löw. Linnaea. I. 481. 8. 

— angulata Meig. Classif. I. 133, 


? Stratiomys vutpina Panz. Faun. LVII. 24. 


Ich besitze von dieser Art mehrere von mir im heurigen 
Jahre am Schneeberge gesammelte Exemplare, drei @, welche 
Herr Dr. Giraud aus Gastein brachte und ein krainerisches 
Stück von Herrn Mann. 

Herr Frauenfeld brachte die Art aus Dalmatien mit. — 
In Ober-Oesterreich um Linz (Schrank). — Im Banat und im 
Trentschiner Comitate (J. v. Frivaldsky). — Im k. k. Mu- 
seum durch Herrn Ulrich aus Oesterreich. 

Das nördliche und mittlere Europa (L ö w). — Würltem- 
berg (v. Roser). — Schlesien in Vorbergen und im Gebirge 


*) Die Metamorphose von Degeer (Mem. Tom. VI. pl. 9. Fg.4.) beobachtet. 


629 


nicht selten (Schneider). — Im mittäglichen Schweden vom 
Juni bis September gemein (Zetterstedt). — Dänemark 
(Stäger). — England sehr selten (Walker). — In Lief- und 
Kurland (Gimmerthal). — Sibirien (Sedakoff coll. Löw). 
14. Hydrodromia Meig. System. Beschr. II, 146. 15. (1822). 
England (Walker). 
15. angeulata Panz. Fauna LVII. 19. (1798). 
Stratiomys angulata Panz.|]. c. 
Odontomyia angulata Löw. Linnaea. I. 483. 9. 
_ — Meig. Class. I. 133. 
? Stratiomys Hydropota Meig. System. Beschr. III. 147. 16. 


? . —- — Zetterst. Dipt. Scand. I. 138. 8. et VII. 295. 4. 
Odontomyia Hydropota Macgq. Dipt. Strat. 126. 5. u. S. ä Buff. 
l. 247. 8. 


Stratiomys ruficornis Z ett. Dipt. Scand. I. 139. u. VII. 2954. 9. 
—  brevicornis Lö w. Isis. 1840. 557. 8. 

Ich fing die Art im heurigen Jahre im Leithagebirge auf 
Dolden (insbesonders Daucus Carota), wo sie gar nicht selten 
und niemals mit O. Hydroteon vermischt vorkam; am Neusied- 
lersee war sie einzeln zu treffen ; einige vorjährige Exemplare 
meiner Sammlung stammen vom Bisamberge, wo ich auch heuer 
ein Stück auf einer feuchten Wiese sammelte. Durch die Güte 
des Herrn Billimek erhielt ich mehrere Stück aus Ungarn. 
Mehrere krainerische Stücke, welche ich Herrn Mann verdanke, 
zeichnen sich durch auffallende Grösse von dem hiesigen aus. 

Im k. k. Museum durch die Herren Scheffer, Mann 
und Ullrich aus Oesterreich. — Mit Rücksicht auf obiges Sy- 
nonym Stratiomys Hydropota Meig. und bei dem Umstande, 
dass O. felina Pz., wozu Meigen’s Str. Hydropota ebenfalls 
als fragliches Synonym gestellt werden kann, in der Wiener 
Gegend sehr selten zu sein scheint, dürften Rossi’s Standorte: 
„Auf Moorwiesen zwischen Wien und Wiener-Neustadt stellen- 
weise; bei Urschendorf (Goldegg), Himberg, Ebreichsdorf 
u. Ss. w., Juli“ hierher zu beziehen sein. — Bei Ofen im Juni 
und Juli (J. v. Frivaldsky). 

Das nördliche und mittlere Europa (Löw). — Preussen 
(Hagen). — Um Posen (Löw). — Schlesien selten (Schnei- 
der). — Bei Aachen (Meissen). — In Lief- und Kurland 
(Gimmerthal). — Schweden (Zetiterstedi). — England 
(Walker). 

16. latifasciata Macg. S. a Buff. I. 248. 11. (1834). 

Frankreich. 

13. hydrophila Löw. Linnaea. I. 486. 10. (1846). 

Süd-Europa, Syrakus, Klein-Asien (L ö w). 


630 
18. 
19 


20. 


21. 


22. 


23. 


— 


marginata Fabr. Antl. 84. 27. (1805). 
lunata Eneycl. meth. Ins. Tom. VIII. 436. (1811). 
Normandie. 
halterata Schrk*). Fauna boica. III. 2380. (1801). 
Ingolstadt in Baiern. 
personata Löw. Linnaea. I. 490. 12. (1846). 
Aus Dalmatien (Löw). 
felina Panz. Fauna. LVII. 22. (1798). 
Stratiomys felina Panz.|. c. 
? — hydropota Meig. System. Beschr. III. 147. 16. 
?.— — Zett. Dipt. Scand. I. 139. var. f. ©. 
? — felina Meig. System. Beschr. Ill. 145. 14. 
? —  vulpina Panz. LVIII. 24. 
Odontomyia felina Löw. Linnaea. I. 487. 11. 

Von dieser Art, bei deren Auffassung ich ganz den An- 
sichten meines lieben Freundes Löw folge, erhielt ich ein ein- 
zelnes Stück durch Herrn Dr. Giraud aus Gastein. 

Deutschland (Löw). — Württemberg (v. Roser). 


viridula”*") Fabr. Spec. Insect. II. 418. 8. (1781). 
Stratiomys viridula Fabr. I. c., Entom. System. IV. 267. 18. und 
Antl. 84. 25. 

— — Schrk. Faun. boic. III. 2383. 
— — Fall. Strat. 10. 6. 
—_ — Meig. System. Beschr. III. 149. 18. 
— — Zetterst. Dipt. Scand. I. 140. u. VIII. 2954. 11. 
—' 7 — ToWw. Isis. 1840. 537. 
— — " Walk. Ins. brit. I. 19. 

Odontomyia viridula Latr. Cons. Gen. 442. u. Gen. Crust. IV. 275. 
—*. "*— Macg. Dipt. 128 7% u°$. Buff) 217210: 
— — Meig. Classif. I. 133. 
— — Löw. Linnaea. |. 491. 
— canina Meig. Classif. I. 132. 
— dentata Meig. Classif. I. 130. 

Stratiomys canina Panz. Faun. LVIM. 18. 


*) Dr. Löw spricht die Vermuthung aus, dass die drei Arten (O. lunata, hal- 


terata und personata) sich vielleicht seiner Zeit als Varietäten von O. margi- 
nata Fabr. erweisen dürften und zu letzterer Art als Synonyme gebracht 
werden möchten. Da ich keine dieser Arten besitze, bin ich nicht im Stande über 
dieselben hier eine Ansicht auszusprechen und fordere daher jene Dipterologen, 
welche Gelegenheit haben, die typischen Exemplare zu untersuchen, zu ent- 
scheidenderen Mittheilungen und Aufschlüssen über dieselben auf, 


==) Scholz fand die Larve unter gleichen Verhältnissen mit jener von Stratio- 


mys longicornis (Breslauer Ent. Zeitg. 4. 34.). 


61 


Diese Art traf ich bei Wien vereinzelt in jedem Jahre 
zur Zeit der Kornreife; im heurigen Jahre aber in grosser 
Anzahl an den Ufern des Neusiedlersees, wo sie einige Dolden 
ganz und gar bedeckte. Unter allen Exemplaren, welche ich 
sammelte und die ich an Ort und Stelle untersuchte, war auch 
nicht ein einziges Stück, welches als O. jejuna Schrank hälte 
betrachtet, und nur einige, die auf O. subviltata Meig. hälten 
gedeutet werden können, wesshalb ich diese nicht ganz sicheren 
Arten bis auf weitere Aufklärungen besonders aufzuführen mich 
veranlasst sehe. O. viridula ist ein wenig scheues Insect, und 
kann leicht mit den Fingern ergriffen werden, ohne wegzu- 
fliegen. Acht Tage nach meinem ersten Besuche des Neusiedler- 
sees war sie bereits selten geworden und an ihre Stelle, wenn 
auch nicht sehr häufig, war O. angulata P z. getreten. Bei verdeck- 
tem Himmel ruhet sie an der Unterseite der Dolden aus. 

In ganz Oesterreich auf Schirmblumen in der Nähe von 
Bächen und Teichen stellenweise in Mehrzahl, Sommer (Rossi). 
— Bei Pesth, Ofen und im Trentschiner Komitate (J. v. Fri- 
valdsky). — In Dalmatien (Frauenfeld). — Im k. k. 
Museum vom Schneeberge. 

Mittel- und Nord- Europa mit Ausnahme des höchsten 
Nordens (Löw). — Um Posen gemein (derselbe). — Um Breslau 
gemein (Schneider). — Preussen (Hagen). — Württem- 
berg (v. Roser). — Lief- und Kurland (Gimmerthal). — 
Schweden (Zetterstedt). — England (Walker). — 
Frankreich und die Ukraine (Meigen). — Algier (Lucas). — 
Bordeaux (coll. Löw). Sibirien (Sedak. coll. Löw). 

24. subvilttata Meig. System. Beschr. Ill. 150. (1822). 
Stratiomys subvittata Meig. |. c. 

Ich besitze einige problematische Exemplare dieser unsi- 
cheren Art, die vom Neusiedlersee stammen, und ebenso zwei 
Q, die ich im heurigen Jahre auf der Saualpe in Kärnthen 
sammelte. Es ist sehr wahrscheinlich, dass, wie schon Meigen 
vermuthete, und auch Löw bestätiget, hier nur eine Va- 
rielät von O. viridula als eigene Art beschrieben wurde. — 
Bei Aachen (Meigen). — Württemberg (v. Roser). — Eng- 
land (Walker). 

25. Jjejuna Schrank. Fauna boica Ill. 2384. (1801). 
Stratiomys jejuna Schrk. |. c. 
—_ — Meig. System. Beschr. II. 153. 24. 

Ich fing ein Stück dieser durch ungefleckten Hinterleib 
von 0. viridula unterschiedenen Art auf einer feuchten Wiese 
oberhalb Klosterneuburg im August 1853. @. Schlesien 
(Löw). 


632 
Im k. k. Museum befinden sich drei Stücke aus Oester- 


reich (von Ullrich und Mann). 
Baiern (Meigen!). 


26. interrupta”) Löw. Linnaea. I. 493. 14. (1846). 
Diese der OÖ, viridula zwar sehr nahe stehende aber, wie 
die Beobachtung im Freien beweist, sicher von ihr verschiedene 
Art brachte Herr Mann in grösserer Anzahl aus Istrien mit, 
von wo auch die Exemplare des k. k. Museums stammen. 
Klein-Asien (Löw). 
27. bimaculata Meig. System. Beschr. VII. 106. 30. (1838). 
Baiern nach Meigen’s Angabe, wahrscheinlicher aus 
Andalusien, wie mehrere von Meigen im VII. Theile beschrie- 
bene Diptern (z. B. Chrysops ringularis) die er von Waltl 
erhielt, wodurch er zu der irrthümlichen Vaterlandsangabe ver- 
leitet wurde. 
28. connexa Walker. Ins. brit. I. 17. (1851). 
Stratiomys connexza Walk. |. c. 
England. 
29. russica Gimmerth. Bull. Soc. Imp. Nat. Mosc. 1847. 169. 4. 
(1847). 
Russlaad, Charkow (Gimmerth.). 


D. Gattung OxyeceraMeig. Classifie. 136. (1804). — Zetter- 
stedt. — Stäger. — Löw. — Walker. 


Musca Linne — Scop. 
Hypoleon Dumeril. 
Stratiomys Fabr. — Gmelin. — Panzer — 
Fallen. 
(Europa 19 Arten. — Oesterreich 11 Arten.) 


1. Meigenii’“) Stäger. Ent. Ztg. V. 410. 2. (1844). 
Stratiomys Hypoleon Fabr. Spec. Ins. II. 418. 20. Ent. System. 
IV. 267. 20. und Antl. 85. 29. 
_ — Preyssler. Verz. I. 81. Nro. 75. 
— — Panz. Faun. ]. 14. 5. 
Ozycera Hypoleon Meig. System. Beschr. III. 124. 1. 
== — Macg. Dipt. 117. 1. and S.ä Buff: 1. 250. 1. 


”*) Der Name ist an eine exotische Art vergeben, die M. Bosc aus Carolina 
brachte (v. Encyel. meth. Ins. VII. 433.). 


:*) Nach Scheffer's Beobachtungen (v. Rossi’s Verzeichniss) lebt die Larve 
in feuchtem Schlamme, auf dem man auch zuweilen eierlegende Weibchen in 
Mehrzahl autrefien Kann. 


Ozycera Meigenii Lö w. Dipt. Beitr. I. 11. 1. Fe. 
7. 


6435 
Yu 
_ — Zetterst. VIII. Dipt. Scand. 2957. 1—2. 
— — Walker. Dipt. Br. Mus. V. 70. 
_ — Gimmerth. Bull. Soc. Imp. Nat. Mose. 1847. 168.1. 
Diese ausgezeichnete Art traf ich in [rüheren Jahren immer 
nur sehr vereinzelt an den Blättern von Gesträuchen, namentlich 
bei Mödling ; im J. 1853, im vorigen Jahre und heuer fing ich sie 
an einem Bergabhange nächst Nussdorf in der Nähe eines klaren 
Wässerchens ziemlich häufig. Sie setzte sich im hellen Sonnen- 
scheine auf die Oberseite der Blätter niederer Gebüsche und 
schien hier insbesonders die Blätter der Hundsrosen auszuwäh- 
len. Ihr Benehmen ist ziemlich träge, doch konnte ich keine 
einzige wieder auffinden, sobald sie vom Blaite abgeflogen war. 
Die Zeit ihres Vorkommens kann ich nach meinen drei- 
jährigen Beobachtungen bestimmt mit der Blüthezeit der Rosa 
canina in Verbindung bringen ; an der Saualpe in Kärnthen. 
Nach Rossi in Auen und Waldthälern an sumpfigen 
Stellen durch das ganze Gebiet, aber nirgends gemein ; Mai 
und Juni. — Dalmatien (Frauenfeld). — Trenischiner Ko- 
mitat (3. v. Frivaldsky). — Imk. k. Museum aus Oester- 
reich (Dorfmeister, Gürtler, Megerle). — Württem- 
berg (v. Roser). — Preussen (Hagen). — Frankreich, 
Deutschland ; in der Posener Gegend häufig (Lö w). — Schle- 
sien (Schneider). — Dänemark (Stäger). — Kur- und 
Liefland (Gimmerth.). 


2. Falleni Stäg. Ent. Zeit. V. 416. 3. (1844). 


Stratiomys Hypoleon F all. Strat. 10. 7. I. 142. 1. 
Ozycera Hypoleon Zetterst. Dipt. Scand. I. 142. t. 


— Falleni Löw. Dipt. Beitr. I. 13. 2. f. 3. 4. 
_ — Walk. Ins. Brit. I. 20. 2. 

Meines Wissens in Oesterreich noch nicht aufgefunden, 
doch sicher daselbst vorhanden. Deutschland, Posener Gegend 
{Löw). — Schweden (Zetterstedt). — Dänemark (Stäger). 
— England (Walker). 


. pulchella Meig. Sysiem. Beschr. IH. 125. 2. (1822). 
? Musca rara Scop. Ent. carn. 339. 912. 
Ozycera Hypoleon Meig. Classif. 137. 1. Tf. 8. 3. 


— — Stäg. Ent. Zeit. V. 409. 1. 

— pulchellaMacg. Dipt. Strat. 118.2.und S.a Buff. 1.249. 2. 
— — Löw. Dipt. Beitr. I. 14. Fg. 3. 6. 

— — Gimmerth. Bull ete. 1847. 168. 2. 

— rara Walk. Ins. Brit. I. 20. pl. 1. Fg. 4. 

— — Walk. Dipt. Br. Mus.-V. 71. 


Bd. V. Abh. s0 


634 


Im Jahre 1854 fing ich drei Exemplare dieser Art bei 
Nussdorf an einem Bache,.wo sie auf der Unterseite der Blätter 
von Mentha sylvestris sassen; seither ist sie mir nicht wieder 
vorgekommen. Ein einzelnes Stück sammelte Dr. Löw in 
meiner Gegenwart bei Obdach in Steiermark im Juli des heu- 
rigen Jahres. 

Nach Rossi auf Gebüsch in der Nähe von Morästen von 
der Ebene bis in’s höhere Gebirge durch ganz Oesterreich, aber 
stets etwas selten; um Wien bei Mödling (Scheffer), im 


Prater, bei Weidling im Juni. — Im k. k. Museum aus der Bu- 
kowina (Parreyss). 

Frankfurt a. M. (v. Heyden, coll. Löw). — Aachen 
(Förster coll. Löw). — Deutschland (Löw). — Dänemark 


(Stäger). — Lief- und Kurland (Gimmerthal). — Frauk- 
reich (Macquart). — England (Walker). 


4. dives Löw. Dipter. Beitr. I. 15. 4. Fe. 7. 8. (1845). 


? Stratiomys Hypoleon Schrk. Faun. boie. III. 96. 2385. 
Ozxycera dives W alk. Ins. Brit. I. 21. 


= — Walk. Dipi. Br. Mus. V. 21. 

Diese schöne Art fand ich im Juli des heurigen Jahres auf der 
Saualpe in Kärnthen, ziemlich hoch oben auf den Blättern eines 
niederen Erlengebüsches. Sie unterscheidet sich in ihrem Be- 
nehmen von O. Meigeni, durch mehr Lebhaftigkeit, geht ziem- 
lich schnell, mit aufgerichtetem Oberleibe vorwärts und fliegt 
mit ruhigem Fluge sehr leicht vom Blatte ab ; von etwa sieben 
bis acht Stücken konute ich ihrer Scheuheit wegen nur drei 
erhaschen. 

Dr. Egger fing ein Stück bei Wien. — Im k. k. Museum 
ein Stück aus Oesterreich. 

Schlesien : bei Reinerz von Zeller aufgefunden (Lö w). 
— England (Walker). 


5. Zeomina Panz. Fauna. LVIN. 21. (1798). 


Stratiomys leonina Panz.|]. c. 
Odontomyia — Latr. Gen. Crust. IV. 275. 
Ozxycera leonina Meig. Syst. Beschr. Ill. 130. 8. u. VII. 105. 


== — Maecg.S.a Buff. I. 251 
— — Löw. Isis. 1840. 556. 2. 

Ich fing im Sommer 1854 drei Stücke bei Nussdorf an den 
Blättern des Hufelattichs ganz nahe an einem Bache; ein Stück 
durch Herrn Kempelen aus Oesterreich. — Steiermark 
(Mürle). — Grätz in Steiermark, Juli 1842 (Löw). 

Nach Rossi in Ober-Oesterreich im Traun- und Enns- 
ihale stellenweise ; Hochsommer. 


635 


Deutschland, Posen (Lö w). — Württemberg (v. Roser). 
— Schlesien (Schneider). -- Dänemark (Stäger) — 
Frankreich (Macquart). 

6. pardaelind Meig. System. III. 128. 6. Tf. 25. F. 30. 31. (1822). 
Ozycera pardalina Zetterst. Dipt. Scand.I. 143. u. VII. 2959. 3. 
— -— Walker. Ins. Brit. I. 21. 5. 

Ich sammelte sie im heurigen Jahre auf der Saualpe in 
Kärnthen auf Erlengebüsche mit O. dives. in mehreren Exem- 
plaren ; Juli. 

Nach Rossi an sumpfigen Ufern von Bächen und Flüssen 
in der Wienergegend ; ziemlich selten; Sommer. — Württem- 
berg (v. Roser). — In Schweden sehr selten (Zetterst.); 
— in England nicht selten (Walker). 


7. maculata *®) Zetterstedt. Ins. Lapp. 576. (1838). Lappland. 
Schweden. 
s. formosa NMeig. (Wied.) System. Beschr. III. 127. 5. (1822). 
Ozycera formosa Macg. S. a Buff.l. 250. 4. 
— — Zetterst. Dipt. Scand. I. 145. 5. 
—_ — Walk. Ins. Brit. I. 22. 6. 
— muscaria Meig. Syslem. Beschr. Ill. 126. 4. 
= — Macg. S.a Buff. 1. 251. 6. 
Im k. k. Museum aus Oesterreich. 
Glogau, Juli (Löw). — Deutschland (Wiedemann). 
— Württemberg (v. Roser). — Schweden (Zeiterstedl). 
— England (Walker). — Das südliche Europa (Macquar!t). 


9. muscaria Kabr. Entom. System. IV. 268. 21. (1794). 
Stratiomys muscaria Fabr. l. ec. u. Antl. 86. 31. 

Ich besitze diese Art aus dem Küstenlande, woher sie 
von Herrn Mann mitgebracht wurde. im k. k. Museum aus 
derselben Quelle. Herr Frauenfeld fand sie in Dalmatien 
bei Macarsca an den Hecken von Punica granatum **). 

10. Morvisii. Curtis. Brit. Ent. X. (1833). 
England. 
11. termönate Neig. Syst. Beschr. Mil. 130, 9. (1822). 
Ozxycera terminata W alk. Ins. Brit. 1. 23. 9. 

Die Art ist in der Wienergegend nicht selten; ich fing 

sie alljährlich und namentlich bei Nussdorf an den die Bäche 


#*) Der Name ist viel früher an eine von M. Bose aus Carolina mitgebrachte Art 
vergeben. (Vide Enc. meth. VII. 600.) 

=*) Rossi’s Angabe des Standortes; „Wienergegend an sumpfigen Ufern von Bä- 
chen und Flüssen‘ bezieht sich gewiss nicht auf diese Art, sondern wahr- 
scheinlich auf O. pygmaea Fall. 


so * 


636 


begränzenden Gebüschen, wo sie auf der Unterseite der Blätter 
gemischt mit der nächsten Art sich aufhält und nur zuweilen 
auf der Oberseite sich blicken lässt; so oft ich die Blätter mit 
dem Streifsacke von unten abstreifte, fand sich ein oder mehrere 
Exemplare in demselben; die Zeit ihres Vorkommens trifft mit 
der Kornreife zusammen. 

Im k. k. Museum aus Oesterreich. Auch Meigen erhielt 
die Art durch Herrn Megerle von Mühlfeld aus Oester- 
reich. — England (Walker). 

12. analös Meig. System. Beschr. II. 130. 10. (1822). 
Ozycera analis Walker. Ins. Brit. I. 23. 10. 

Mit der Vorigen unter ganz gleichen Verhältnissen. 

Nach Rossi an sumpfigen Ufern von Bächen und Flüssen, 
in der Wienergegend ziemlich selten ; Sommer. — Im k. k. Museum 
aus Üesierreich (Scheffer). 

Frankfurt a.M. (v. Heyden. collLöw). 

13. pygmaea”) Fall. Strat. 11. 9. (1817). 
Stratiomys pygmaea Fall.]. c. 
Ozycera pygmaea Meig. System. Beschr. III. 129. 7. 
— — Zetterst. I. 145. und VII. 2959. 6. 
— muscaria Walk. Ins. Brit. I. 22. 7. 
— affinis Dale bei Curtis Brit. Ent. 

Ich fing die Art um Wien, alljährlich, auf nassen Wiesen 
mit dem Mähesacke,„ weiss daher über das Benehmen der- 
selben keine Auskunft zu geben; im ersten Frühlinge. 

Im k. k. Museum aus Brussa (Mann). 

Württemberg (v. Roser). — Schweden (Zetterst.) — 
England (Walker). 

14. trilinneate Fabr. Spec. Insect. Il. 418. 9. (1781). 
Stratiomys trilineata Fabr. l. c., Ent. System. IV. 267. 19. und 
Antl. 85. 28. 
— — Fall. Strat. 11. 8. 
= — Panz. Fauna I]. 13. 
= — Schrk. Faun. boic. Ill. 2. 386. 
Ozycera trilineata Meig. System. Beschr. Il. 126. 3. 
—— — Macg. S. äBuff. I. 250. 3. 
— — Latr. Gen. Crust. IV. 278. 
== — Löw. Isis. 1840. 556. 
— — Walk. Ins. Brit. I. 21. 4. 
Musca trilineata Gmel. Syst. nat. V. 2835. 6. 
— pantherina L. Faun. suec. 1783. 


=) Meigen (System. Beschr. VI. 346.) hielt -die Art nur irrthümlich für iden- 
tisch mit O0. musearia Fabr., die von O. pygmaea Fall. ganz verschie- 
den ist. 


697 


Es glückte mir nie diese schöne Fliege selbst zu fangen ; 
Heger zog sie im heurigen Jahre aus Larven, die er in Möd- 
ling gesammelt halte. 

Nach Rossi findet sie sich auf sumpfigen Ufern von 
Bächen und Flüssen stellenweise in ganz Oesterreich, doch ist 
sie nicht häufig. — Bei Ofen und im Banate (J. v. Frivalds- 
ky). — Im k. k. Museum aus Brussa und Fiume (durchMann). 
— Dr. Löw hat sie bei Neusiedl einmal gefangen und öfters 


gesehen. 
Preussen (Hagen). — Württemberg (v. Roser). — 
Schlesien (Schneider). — Um Posen sehr häufig (Löw). 


—- BeiBerlinvon Dahlbom gesammelt (aut.Zetterstedi). 
— Dänemark: auf Blättern, im Juni und Juli stellenweise häufig 
(Stäger). — In Lief- und Kurland (Gimmerthal). -— In 
England allgemein verbreitet (Walker). 

15. Hypoleon Linn *) Syst. nat. XU. T. I. p. 2. 980. 7. (1766). 

Musca Hypoleon L. |]. c. 
? Ozycera trilineata Zetterst. 1. 143. var. 6. 
— — Meig. System. Beschr. III. 126. 3. var. 
Deutschland, Schweden. 
16. longicornis Dale. Ann. Nat. hist. VIII. 431. (1841). 


England. 

17. tenuicornis Macgq. S. ä Buff. I. 251. 5. (1834). 
Frankreich. 

18. nigra Macg. S. A Buff. I. 251. 8. (1834). 
Frankreich. 


19. nigricornis Enc. meth. Ins. VIII. 601. (1811). 
Nordfrankreich. 


*) Rücksichtlich dieser Art, die mit Oxycera Meigenü Stäg., für welche sie die 
früheren Autoren gehalten haben, nicht zu verwechseln ist, schliesse ich mich 
ganz den Ansichten meines lieben Freundes Löw an, der sie für nahe ver- 
wandt mit O. trilineata hält, oder falls sich die gelbe Varietät von ©. tri- 
lineata nur als solche bewähren sollte für identisch mit dieser hält. Linne 
nennt bei seiner Musca hypoleon die „Antennae pallidae“* und den „Abdomen 
flavum“, was doch keineswegs bei O. Meigenü der Fall ist. Zetterstedt’s 
Interpretation, wonach „Abdomen flavum“ eigentlich „Abdomen nigrum“ heissen 
sollte, scheint mir doch zu gewagt. — Die Feststellung der nahe verwandten 
Arten ist ein dankenswerthes Verdienst Lö w’s. Sollte Linne's Musca Hypo- 
leon auch nie aufgefunden werden, So kennen wir doch die bisher aufgefun- 
denen Arten durch Lö w’s scharfsinnige Kritik mit voller Sicherheit. Linne's 
Unsterblichkeit bedarf aber wahrlich richt der gezwungenen Rettung einer 
Artdiagnose, die nun einmal auf keine der bekannten Arten passt. —- Nach 
einer brieflichen Mittheilung Haliday’s an Dr. Löw bestätiget das in der 
Linne’schen Sammlung aufgefundene Exemplar von Musca Hypoleon ganz 
und gar die Ansicht des Letzteren. 


638 


E. Gattung Ephippium Latr. Gen. erust. IV. 276. (1809). 
Musca Linne — Schrk. 
Stratiomys Fabr. — Panz. — Geoffr. 
Clitellaria Meig. — Wiedem. 


(Europa 1 Art. — Oesterreich 1 Art.) 


1. thoracicum Latr.”) Gen. crust. IV. 276. (1809). 
Ephippium thoracicum Ltr. ]. c. 
— — Macig. S: & Buff. TI. 252. pl.6 8.9: 
Stratiomys ephippium Fabr. Spec. Ins. Il. 417. 2., Ent. System. 
IV. 264. 6. und Antl. 79. 4. 
—_ — Panz. Fauna. VII. 23. 
_ — Schrank. Faun. boic. III. 2379. 
Clitellaria Ephippium Meig. System. Beschr. III. 122. 4. 
— -- Zeller. Isis. 1842. 826. 
== — Zeitterst. Dipt. scand. IX. 1310. 
— Walker. Ins. brit. I. 24. pl. I. F. 5. 
Musca Inda Schrnk. Ins. Austr. 891. 
— Ephippium G mel. Syst. nat. V. 2834. 151. 


Diese prachtvolle Art fand ich im heurigen Frühjahre zum 
ersten Male in der nächsten Umgebung Wiens, und zwar im 
Augarten und in der Brigittenau, wo sie auf den Blättern nie- 
derer Gesträuche ganz ruhig sass und leicht gefangen werden 
konnte. 

Herr Sartorius fing sie bei Nussdorf. — Frauenfeld 
traf sie bei Lilienfeld nicht selten; Rossi sagt, dass sie in 
Laubwäldern auf blumigen Wiesenplätzen und in Holzschlägen 
stellenweise im ganzen Gebiete aber nirgends gemein sei und 
um Wien von Herrn Schäffer bei Weissenbach u. s. w. ge- 
sammelt worden sei. — Aus Böhmen durch Se. Durchlaucht 
Herrn Fürsten von Khevenhüller. — Herr Micklitz 
fing sie bei Purkersdorf und nach seiner Angabe jedesmal in 
der Nähe von Ameisencolonien. — Banat (J. v.Frivaldsky). 
— Imk. k. Museum aus Oesterreich (Fiume und Krain durch 
Dorfmeister und Mann; Toskana durch Letzteren. — 
Deutschland (Meigen). — Württemberg (v. Roser). — Bei 
Frankfurt an der Oder in Gärten und Wäldern, wo sie auf 


*”) v. Roser fand die Larve in einem anbrüchigen Nussbaume, und nährte sie 
zwei Jahre, obwohl sie schon halbgewachsen war, als er sie fand (Württemb. 
Corr. Bl. 1834. I. 267). — Zeller fand sie in Pfilanzenerde und bildete sie 
in der „Isis“ ab. (Scholz. Bresl. Ent. Ztg. 1—3. 20). — Märkel fand 
sie in den Nestern von Formica fuliginosa, nahm sie Ende März aus dem 
Neste und erhielt die Fliege gegen Ende April (Germar Zt. V. 266). 


639 


glatten Blättern sass (Zeller). — Um Breslau und im Vor- 
gebirge sehr vereinzelt (Schneider). — Berlin (Stein 
collect. Löw). — In England (Walker). — Frankreich (Ma c- 
quart). — Schweden (Zetterstedt). 


F. Gattung Ciitellaria Meigen Syst. Beschr. III. 119. (1822). 
Ephippium Latr. — Macg. 
(Europa 2 Arten. — Oesterreich 1 Art.) 
1. paeifica Meigen System. Beschr. IM. 121. 3. (1822). 
Cyclogaster pacifica W alk. Catal. Mus. brit. V. 64. 
Portugal (v. Hoffmannsegg). — Sicilien (Zeller 
coll. Lö w.) 


2. Dahtöi Meig. System. Beschr. VI. 346. 5. (1830). 
Ephippium Dahlii Macg. S. a Buff. I. 252. 3. 
Odontomyia Balius Walk. List of dipt. 533. 
Aus Ragusa (Dahl. Mus. Berol.) — Albanien, Frank- 
reich (Walker). 


b) Mit ungedornten Schildchen. 


G. Gattung Lasiop& Brulle Exp. de Moree. (1932). 
(Europa 1 Art. — Oesterreich keine Art.) 


1. Peleteria Brullel. c. (1832). 
Morea. 


H. Gattung Cyelogaster Macg. S. a Buff. I. 256. (1834). 
Clitellaria M eig. 
Ephippium Latr. 
Musca Schrnk. — Gmel. 
Stratiomys Fabr. — Panz. 
Nemotelus F abr. 
(Europa 3 Arten. — Oesterreich 3 Arten.) 
1. veTlosıus Fabr. Entom. System. IV. 270. 2. (1794). 
Nemotelus villosus Fabr. 1. c. und Antl. 88. 2. 
— — Panz. Fauna LVÜl. 16. 
Clitellaria villosa Meig. S. Beschr. III. 120. 1. 
Cyclogaster villosus Ma cgq. S. ä Buff. I. 257. 1. 
Odontomyia villosa Enc. meth. VII. 434. 


- 


Die Art ist bei Wien sehr gemein; ich fand sie alljährlich 
und fast überall in grosser Anzahl an Dolden, am Kahlenberge 
auf Orlaya grandiflora, bei Mödling, Nussdorf, am Bisamberge 
und im Leithagebirge auf Daucus Carota und Chaerophyllum 
sylvaticum; sie ist ziemlich träge und wenig schen. 


640 


2 


ie 


Nach Rossi an Waldrändern und Weinbergrainen zumal 
auf Schirmblüthen stellenweise durch ganz Oesterreich. um 
Wien und im Mittelgebirge hier und da gemein; im Frühling 
und Hochsommer. 

Bei Ofen und im Banate; Juni Juli (J.v.Frivaldsky). 
— Im k. k. Museum durch Gürtler und Ullrich aus Oester- 
reich. — Aus Dalmatien (Frauenfeld). — Die Art ver- 
schwindet mehr nach Norden hin fast plötzlich; sie kommt 
von Deutschland, wo sie ausser in Oesterreich nur einmal in 
Schlesien (Schummel) gefunden wurde bis Nizza (Bau m- 
hauer) und Sicilien (Meigen, Zeller mus. Löw), Morea 
(Brulle) vor und wurde auch in Algier (Lucas) beobachtet. 


ealvus Meig. System. Beschr. HI. 121. 2. (1822). 


Seltener als die vorhergehende Art, ich fand sie im Jahre 
1853 auf den Blüthen von Bryonia dioica bei Mödling und im 
heurigen Jahre am Neusiedlersee und im Leithagebirge auf 
Anthemis-Arten und auf Achillea millefolium ; man trifft sie 
meistens von Blüthenstaub wie eingepudert; an Stellen wo sie 
vorkömnmt, ist sie auch immer sehr zahlreich vorhanden; ver- 
schwindet aber, wie die vorige Art, weiter nach Norden hin 
plötzlich. 

Nach Rossi an gleichen Plätzen mit Cl. villosus im 
Kahlen- und Leithagebirge,, mitunter nicht selten; Mai, Juni 
August. — Bei Ofen; Mai bis Juli £J. v. Frivaldsky). — 
Dalmatien (Frauenfeld). — Meigen erhielt die Art aus 
Oesterreich durch Herrn Megerle v. Mühlfeld. — Im k.k. 
Museum aus Oesterreich. 


3. tenuwirostris Löw. Dipter. Beitr. II. 16. (1854). 


Ich besitze die Art durch die Güte des Herrn Mann, 
der sie aus Fiume mitbrachte, und von dem auch die Exem- 
plare des k. k. Museums stammen. 

Löw erhielt sie durch Sturm aus Dalmatien. Ander- 
wärts bisher nirgends gefunden. 


I. Gattung Nemotelus Geoffr. Insect. I. (1764). 


Musca Linne. 

Stratiomys Fabr. — Schrank. 

Nemotelus Fabr. — Meigen. — Panzer. — Latr. 
— Macg. — Zetterst. — Walker. — Löw. 


(Europa 26 Arten. — Oesterreich 8 Arten.) 


1. söignatus )J.v. Frivaldsky. Verhandl. d. zool.-bot. Vereins. 


Bd. V. Abh. p. 1. (1855). 


[0 


[I 


641 


Diese ausgezeichnete Art wurde von Herrn J. v. Fri- 
valdsky in Ungarn entdeckt und ist seither auch von mir 
und Dr. Egger am Neusiedlersee in nicht geringer Zahl auf- 
gefunden worden ; sie ist die grösste der mir bekannten Arten, 
sieht einem kleineren Exemplare von Cyclogaster calvus nicht 
unähnlich und scheint wie dieser den Blüthenstaub zu lieben und 
aufzusuchen ; wir sammelten sie auf Chrysanthemum Leucan- 
themum und Carum carvi. R 

Pesth, Ofen und im Banate; Juni, Juli (J.v. Frivaldsky). 


. proboseideus Lö w. Linnaea. I. 423. 1. (1846). 


Sicilien. 


. lasiops Löw. Linnaea I. 426. 2. (1846). 


Sicilien. 


. anchora L öw. Linnaea I. 429. 3. (1846). 


Sicilien. 


uliginosus Linne. System. nat. Il. 982. 22. (1767). 


Musca uliginosa Linn. |]. c. 
— — Gmel. System. nat. V. 2836. 22. 
5 Nemotelus uliyinosus Fa’br. Ent. System, IV. 269. 1. u. Antl. 87.1. 
— — „Fall. Strat. 5.1. 
— — Meig. System. Beschr. III. 114. 1. (Die Beschreibung, 


die Abbild. zu N. notatus). 


= — Curt. Br. Ent. 729. 1. 

= —,Macg. S.A Buff, 1. 265. 1. u. Dipt. 114. 1. 

— — Zetterst. Dipt. Scand. I. 146. und VIII. 2959. 1. 

= — Walk. Ins. brit. I. 25. pl. 1. Fe. 6. 

= — Löw. Linnaea I. 432. 4. 

— bifasciatus Meig. Syst. Beschr. VII. 104. 9. 

a — Zetterst. Dipt. Scand. I. 146. und VIII. 2960. 2. 
Stratiomys mutica Fabr. Spec. Ins. il. 419. 14. 


Unter sehr vielen Nemotelus pantherinus und N. globu- 
liceps, die ich im heurigen Jahre am Nensiedlersee sammelte, 
befand sich ein einzelnes © dieser Art; sie scheint somit hier 
ziemlich selten zu sein oder eine verschiedene Flugzeit zu haben. 

Rossi berichtet, dass sie auf sumpfigen Wiesen der 
Ebene und des Mittelgebirges stellenweise in ganz Oesterreich 
und in manchen Jahren auch in Mehrzahl vorhanden sei; Juli. 
— Im k. k. Museum aus Oesterreich (Ullrich und Megerle). 
— Scheinet mehr den nördlichen Gegenden Europa’s anzuge- 
hören ; in Preussen (Hagen), bei Breslau (Schneider) und 
Posen (Löw) selten; in Württemberg (v. Roser), in Lief- 
und Kurland (Gim merthal). — In England, insbesondere 


Abh. V. Bd. s1 


642 
am Seeufer allgemein verbreitet (Walker) und ebenso in 
Schweden an gleichen Stellen (Zetterstedit). 

Herr Lucas fand N. bifasciatus Meig. in Algier, was 
wohl dafür sprechen dürfte, dass dieses Synonym nicht ganz 
sicher bei obiger Art angeführt ist. 

6. Pica Löw. Isis. 1840. 554. (1840). 

Aus der Posener Gegend. 


7. notatus Zetterst. Dipt. Scand. I. 148. 3. (1843). 
Löw fing das ®@ bei Neusiedl. — . Im Nassauischen 
(Heyden). — Nordeuropa; Schweden (Zettersedt). 


je») 


. globuliceps Löw. Linnaea 1. 441. 7. (1846). 
? Nemotelus brevirostris Meig. System. Beschr. II. 117. 6. 
? .— -— Macg. S.a Buff. I. 266. 6. 
— uliginosus Lö w. Isis 1849. 554. 

Diese dem N. brevirostris sehr nahe stehende Art fand 
ich in beiden Geschlechtern (es war bisher nur das ®& allein 
bekannt) im Mai dieses Jahres zu Hunderten am Neusiedlersee, 
wo sie sich an den Blütheköpfen von Chrysanthemum Leucan- 
themum aufhielt und mit den Händen abgestreift werden konnte. 
Lö w entdeckte die Art bei Posen. 


9. Drevirostris Meig. System. Beschr. II. 117. 6. 2. (1822). 
Nemotelus brevirostris Macgq. S. a Buff. I. 266. 6. 
= — Löw. Linnaea I. 457. 19. 
= — Walker Ins. brit. I. 26. 
Mein verehrter Freund Löw fing im heurigen Juli ein 
einzelnes 5 am Neusiedlersee in meiner Gegenwart. 
Rossi gibt als Standort die Donauauen nächst Wien 
an, wo sie im Juni an seichten Lachen ziemlich selten sein 
soll; Meigen erhielt sie aus Oesterreich. In England selten 


(Walker). 
10. drachystommus Löw Linnaea 1. 443. 8. (1846). 
Dr. Löw fingein 5 am Neusiedlersee. — Dalmatien, 


Griechenland, Kleinasien (Lö w). 


11. pantherinus Linne Fauna suec. ad Il. 1783. (1761). 
Musca pantherina Linn. |. c. 
== — . Gmel. Syst. nat. V. 2830. 8. 
— marginella Gmel. Ibid. 2836. 163. 
Stratiomys marginata Fabr. Spec. Ins. II. 419. 13. 
— mutica Schrk. Fauna boic. Ill. 2389. 
Nemotelus marginatus Fabr. Ent. System. IV. 270.3. u. Antl. 88. 3. 
Q —  — Latr. Gen. crust. IV. 279., Cons. gen. 442. und Hist. 
nat. XIV. 344. Tb. CXI. &. 


643 
© Nemotelus marginatus Panz. Fauna. XLVI. 22. 
— uliginosus Meig. Classif. I. 139. Tb. VII. F. 7. 8. 
6) — — Latr. Gen. Crust. I. c 
Een -— Panz. Fauna |. c. 21. 
— maryinellus Fallen. Strat. 5. 2. 
—  pantherinus Meig. System. Beschr. II. 115. 2. Tb. 25. Fg. 20. 
— — Curtis Br. Ent. 729. 2. z 
-- 0— Macg. $S. A Buff. 1. 265. 1. 
—_ — Zetterst. Dipt. Scand. I. 150. et VIII. 2960. 4. 
— — Löw Linnaea I. 445. 9. 
— — Walker. Ins. brit. I. 25. 
Die gemeinste der hiesigen Arten; den ganzen Sommer 
hindurch an Dolden und auch an Rohrstengeln, besonders 
häufig traf ich sie im heurigen Jahre am Neusiedlersee in beiden 


Geschlechtern. 
Rossi gibt denselben Standort, wie bei N. uliginosus 
an; — Frauenfeld fand sie an den Ufern der Narenta in 


Dalmatien häufig. — Bei Pesth und Ofen (J. v. Frivaldsky). 

Im nördlichen und mittieren Europa überall häufig (Lö w). 
— Württemberg (v. Roser). — Um Breslau nicht allzu häufig 
(Schneider), bei Posen sehr gemein (Löw). — Lief- und 
Kurland (Gimmerthal). — England (Walker). — Schwe- 
den (Zetterstedt). — Algier (Lucas). 


12. fraternus Löw Linnaea I. 448. 10. (1846). 
Deutschland. 

13. gracilis Lö w. Linnaea I. 449. 11. (1846). 
Kleinasien. 

14. bipunctatus Löw Linnaea I. 451. 12. (1846). 
Kleinasien. 

15. nigrifrons Lö w Linnaea I. 452. 13. (1846). 
Sicilien. 

16. argentifer Löw Linnaea I. 453. 14. (1846). 
Griechenland ; Kleinasien. 


13. nögrinws Fallen Strat. 6. 3. (1814). 
Nemotelus nigrinus Meig. System. Beschr. Il. 117. 5. 

—_ — Curtis Br. Ent. 729. 

_ — Macg. Dipt. 116. 3. und S. ä Buff. I. 266. 5. 

— — Zetterst. Dipt. suec. I. 151. 5. 

= — Löw Isis 1840. 554. u. Linnaea I. 455. 15. 

— — Walk. Ins. brit. I. 26. 

- - nigritus Panz. CVI. 17. 

Am Neusiedlersee mit N. pantherinus und unter ganz 

gleichen Verhältnissen, doch etwas seltener. 


s1* 


644 
Rossi gibt ähnliche Orte mit N. wliginosus an und 
sagt, dass die Art mitunter nicht selten sei. — Im k. k. Museum 
aus Oesterreich durch Ullrich und Gürtler. Auch Meigen 
erhielt die Art aus Oesterreich durch Herrn Megerle von 
Mühlfeld. — Ofen; Mai bis Juli (J. v. Frivaldsky). — 
Nord- und Mitteleuropa (Löw). — Württemberg (v. Roser). 


— Preussen (Hagen). — In Schlesien nicht selten (Schnei- 
der). — In England allgemein verbreitet, doch nicht gemein 
(Walker). -— Nordfrankreich (Macquart). — Schweden 


und Dänemark (Zetterstedi). 
18. longirostris Wiedem. Annal. entomol. 30. 38. (1824). 
Tanger, Algier. 
19. punctatus Fabr. Entom. System. IV. 271. 4. (1794). 
Südfrankreich ; Berberei. 


20. nigritus Meig. System. Beschr. III. 116. 3. (1822). 
Frankreich. 


21. aerosus Gimmerth. Bull. 1847. 167. 2. (1847). 
Russland. 


22. ventralis Meig. System. Beschr. VI. 345. 7. (1830). 
Mogador. 


23. paludosus Meig. System. Beschr. VI. 345. 8. (1830). 
? 


24. frontalis Encyel. method. Ins. VII. 184. (1811). 
Pariser Gegend. 


25. lateralis L. Duff. Ann. Entom. Il. 10. 6. pl.1I. Tb. 1. Fg. 6. (1852). 
Madrid. 


%6. eingulatus L. Duf. Ann. Ent. II. 10. 5. pl.I. Tb. 1. Fg. 1—5. (1852). 
Madrid. 


2. Metallische Arten. 


a) Mit gedornten Schildchen. 
K. Gattung Exochostoma Macg. Annal. Entom. I. 11. 41 
pl. 4. Tb. 1. Fg. 1—6. (1842). 
(Europa 1 Art. — Oesterreich keine Art.) 


1. nitida Macg.|. c 
Frankreich in der Provence. 


645 
b) Mit ungedornten Schildchen. 


L. Gattung Sargus*) Fabr. Entom. System. Suppl. 566. 1. (1798). 
Musca Linne. — Scopoli. — Fabr.p. — Schrk. 
p- — Geoffr. — Gmel. 
Nemotelus Degeer. 
Rhagio Schrnk. p. 
Sargus Fabr. — Latr. — Fallen. — Meigen. — 
Macquart. —Zetterst. — Walker. —Löw. 


(Europa 16 Arten. — Oesterreich 8 Arten.) 


1. Gruppe: Chrysonotus Löw. Verh. d. zool.-bot. Ver. 
Band V, p. 121. u. ff. 


1. Bipunetatus*”) Scop. Entom. carn. 341. Nr. 316. (1763). 

Musca bipunctata Scop.|. ce. 

Sargus Reaumuri Meig. Classif. I. 142. 
au — Fabr. Antl. 256. 2. 
= — Meig. System. Beschr. III. 109. 6. 
= — Macg. S. &. Buff. 1. 262. 6. 
>> — Guer. Ic. Regn anim. Ins. pl. 98 Fig. 9. pag. 545. 
— bipunctatus Walker Ins. brit. I. 32. 
— — Löw Verh. d. zool.-bot. Ver. V. p. 131. u. ff. 

yarı m — Costa“**) Mem. d. acad. di Napoli. 


Ich traf die Art in der Umgebung Wiens dem Sommer 
über sehr vereinzelt und nur ein einziges Mal ein 5; die 
wenigen ©, welche ich sammelte, sassen auf den Blältern von 
Gesiräuchen, welche Waldwiesen begränzen. 

Bei Purkersdorf (Frauenfeld). — Im k. k. Museum 
aus Oesterreich. — Nach Rossi im Kahlengebirge stellen- 
weise an Waldrändern; von Scheffer bei Giesshübel ge- 
fangen; hinter Sievering u. s. w. selten; Herbst. 

Elberfeld (Cornelius). — Frankfurt am Main (v. 
Heyden). — Sicilien (Costa). — Württemberg (v.Roser). 
— Frankreich (Macquart). — England (Walker). 

2. sulphureus M eig. System. Beschr. Ill. 109. 7. (1822). 

? Frankreich. 


*) Ueber viele der hier aufgeführten problematischen Arten, verweise ich auf die 
vortreffliche Kritische Abhandlung meines Freundes Lö w in diesen Verhand- 
lungen. Bd. V. p. 131. u. f. 

**) Die Metamorphose von Reaumur (Memoir. tom. IV. Tb. 13. Fg. 19. Tb. 14. Fg.4. 
6.) beobachtet. 

***) Costa, welcher die Art für verschieden von S. Reaumuri hielt, wählte für sie 
ganz zufällig den Scop oli’schen Artnamen. 


646 


2. Gruppe: Sargus Löw Verh. d. zool-bot. Ver. Band V. 
p- 131. u. ff. 


3. cuprarius”) Linne Faun. suec. 1853. (1746). 


Musca cupraria Linn. ]. c. 
= — Gmel. System. nat. V. 2849. 92. 
m — Schrnk. Ins. Aust. 944. 
—_ — Fabr. Spec. Insect. II. 446. 52. u. Ent. System. IV. 
333. 96. 
Nemotelus cuprarius Deg. Ins. VI. 81. Tb. 12. Fg. 4. 
Sargus cuprarius Fabr. Entom. Syst. suppl. 566. 1. und Antl. 
256. 3. 
—  — Latr. Gen. crust. IV. 278. u. Cons. gen. 442. 
= —'' Fatl.'Strat:"15. 2. 
ng — Meig. System. Beschr. II. 106. 
— . —ı Macges.-a Butt 132601. 
= — Zetterst. Dipt. Scand. I. u. 157. und VIII. 2963. 
— — Löw Isis 1840. 553. 
or — var. robustus Löw und gracilis Löw Ibid. 
— — Löw Verh. d. zool.-bot. Vereins. V. p. 131. 
— — Walker Ins. brit. I. 30. pl. I. Fg. 9. 
Musca violacea Sc op. Entom. carn. 340. Nr. 915. 
? Rhagio politus Schrk. Faun. boic. III. 2394. 


Die gemeinste der hiesigen Arten; sie findet sich den 
Sommer hindurch an Blättern von Gesträuchen allenthalben und 
oft in grosser Menge; im hellen Sonnenscheine ist sie sehr 
lebhaft und scheu, bei verdeckten Himmel aber leicht zu fangen; 
ich sammelte sie heuer auch in den Kärntner Alpen und bei 
Reichenau ; doch nur in den Thälern. 

- Nieder- Oesterreich (Frauenfeld und Schleicher). 
— Steiermark (Micklitz und Mürle). — Tirol (V. Gred- 
ler). — Böhmen (Tomek). — Ungarn (J.v.Frivaldsky). 
— In Bauerngärten auf Hecken in der Nähe von Viehställen und 
Hutweiden fast überall gemein ; Sommer (Rossi). — Im k.k. 
Museum aus Oesterreich. 

In Deutschland: bei Berlin und Greifswalde (Dahlbom); 
bei Posen (Löw); in Schlesien (Schneider); um Königs- 

*) Die Metamorphose beobachtet von Lyonnet (Mem. posth. Th. 17. Fg. 21). von 
Bouche (Naturgesch, Th. 4. Fig, 31—36. pag. 48). Bremi, der die Fliege 
aus Kuhmist zog, Westwood (Inir. II. 533) der die Larve in Gartenerde 
fand und v. Roser (Württemb. €. Bl. 1834. I. 267). Die Larven sehen 
denen von Xylophageus ähnlich. 


647 
berg (Hagen); Württemberg (v.Roser). — Lief- und Kur- 


land (Gimmerthal). — Schweden (Zetterstedt). — 
England ; Frankreich (Walker). 
4. nubeculosus Zetterst. Dipt. Scand. I. 157. (1842). 
Sargus nubeculosus Zetterst. 1. c. und VII. 2963. 
_ — Walker Ins. brit. I. p. 31. 

Ich besitze mehrere mit der früheren Art eingesammelte 
Exemplare, welche mit Zetterstedt’s Beschreibung gut 
übereinstimmen ; doch halte ich sie nicht für verschieden von 
S. cuprarius, von welcher $S. nubeculosus wohl nur als Varietät 
betrachtet werden darf. 

England (Walker). 


5. eoeruleicollis Meig. System. Beschr. III. 107. 2. (1822). 
Meigen erhielt ein © dieser Art durch Herrn Megerle 
v. Mühlfeld aus Oesterreich. — Württemberg (v. Roser). 


6. nitidus*) Meig. Syst. Beschr. III. 108. 4. (1822). 
Preussen (Hagen). — Schweden (Zetterstedit). 
3. minimus Zetterst. Dipt. Scand. VIII. 2965. (1848). 
Schweden (Zeitersted!t). 


8. eridatus Scop. Entom. carn. 340. 915. 

Musca iridata Scop. |]. c. 

Sargus infuscatus Meig. S. Beschr. Tl. 107. 3. 
— — Macgq. S. aBuff. I. 261. 2. 
— — Zetterst. Dipt. I. 157. VIII. 2963. 
— auratus Meig. Classif. I. 143. 2. 

Q — cuprarius Fall. Strat. 15. 2. 

Sargus iridatus Walker Ins. brit. I. 31. 

— — Löw. Verh. d. zool.-bot. Ver. V. p. 131. u. ff. 


Ich fing einige Weibchen im heurigen Jahre (Juli) auf dem 
Schneeberge in der Region des Knieholzes, an frischem Kuh- 
dünger, wo sie wahrscheinlich die Eier abzulegen beabsich- 
tigten ; es ist mir aufgefallen, dass an dieser Stelle, welche in 
der unmittelbaren Nähe der sogenannten „Baumgartner Hütte“ 
sich befand und wohin die aus dem Sommerstalle abfliessende 
Jauche gelangte, ausschliessend die Weibchen dieser Art 
schwärmten, während in einiger Entfernung von etwa 3—400 
Schritten, gegen den „Saugraben“ zu, auf dem frischen Kuh- 
dünger ausschliessend nur die Weibchen von S. flavipes 
zu treffen waren. 


*) Erichson (Jahresber. v. 1842) glaubt, dass Zettersedt’s S. nigripes als 
Synonym zu dieser Art gehöre. — In der Winthem’schen Sammlung stecken 
drei Stücke, die ich für S. flavipes Meig. halte, unter obigem Namen. 


648 


In Dornbach selten (Frauen feld). — Bei Grosslobming 
in Steiermark in Gärten (Mieklitz). — Im Thurotzer-Comitat 
(J. v. Frivaldsky). — Nach Rossi im Kahlengebirge auf 
Gebüschen stellenweise ; Mai, Juni. — Deutschland : in Preussen 
(Hagen), Schlesien (Schneider). — Württemberg (von 
Roser). — In Lief- und Kurland (Gimmerthal). — Frank- 
reich, Eugland (Walker). — Schweden (Zettersted!). 


9. nigripes*) Zetterst. Dipt. Scand. 1. 159. (1842). 


Schweden. 


10. frontalis Lö w. Verh. d. zool.-bot. Ver. V. p. 133. (1855). 


Aus der Gegend von Cassel. 


11. lavipes Mei g. System. Beschr. III. 103. 5. pl. 25. f. 14. (1822). 


12. 


Sargus flavipes Macgq. S. a Buff. I. 261. 4. 
— — Zetierst. Dipt. Scand. I. 158; VIII. 2963. 
= — Walker Ins. brit. I. 31. 


Die ‚meisten meiner Exemplare stammen vom Schneeberge, 
wo ich sie im heurigen Jahre im Monate Juli an frischem Kuh- 
dünger schwärmend traf; sie waren namentlich im heurigen 
Jahre so häufig, dass ich sie zu Hunderten hätte einsammeln 
können ; ihre Beharrlichkeit an einer gewissen Stelle, die sie 
wahrscheinlich für ihre Brut als passend erachten, ist so gross, 
dass man sie ohne Mühe mit den Fingern fassen und erhaschen 
könnte, obwohl sie im Allgemeinen sehr scheu sind und sogleich 
das Weite suchen ; auf der Saualpe und auf dem Zürbitzkogel 
in Kärnthen fing ich im Juli dieses Jahres drei Männchen von 
der verschiedensten Grösse (von 2—5’’); von denen ich na- 
mentlich das von der Saualpe stammende für $. nitidus gehal- 
ten hätte, wenn die Augen nicht eine deutliche Purpurbinde 
gezeigt hätten. Bei den vielen Zweifeln, welche über diese und 
die verwandten Arten bestehen, kann ich meinen Herren Col- 
legen das Einsammeln derselben in jeder möglichen Anzahl, 
nicht genug empfehlen. 

Nach Rossi ist die Art von der Ebene bis in die Thäler 
des Hochgebirges verbreitet, aber immer etwas selten ; um Wien 
von Herrn Scheffer bei Giesshübel und Pernitz gesammelt; 
im Prater; Juni bis September. 

Württemberg (v. Roser. — Preussen (Hagen). — 
Frankreich, England (Walker). — Schweden, Dänemark, 
Lappland (Zettersted!t). 


rufpes Wahlberg. Oefvers. afk. Vetensk. Akad. Förhandl. 1854. 


213. 5. (1855). 
Lappland. 


*) Siehe die Note bei S. nitidus. 


649 


13. angustifrons Löw. Verhandl. d. zool.-bot. Vereins. V. Bd. 
p- 134. (1855). 

Löw erhielt durch Zeller ein © dieser Art, welches 
von Herrn Mann in der nächsten Umgebung von Wien gefan- 
Sen worden war. 

14. albibarbus Löw. Verhandl. des zoolog.-botan. Vereins. V. Bd. 
p- 134. (1855 

Dalmatien. 

M. Gattung Chrysompyia Macgq. S. ä Buffon. I. 262. (1834). 

Musca Fabr. p. — Gmel. — Schrk. — Scop. 

Nemotelus Dee. 

Rhagio Schrnk. 

Sargus Fabr. p. — Meig. — Fall. — Curtis. 

Chloromyia Duncan. 

Chrysomyia Zett. — Löw. — Walken 
(Europa 3 Arten. — Oesterreich 3 Arien.) 

1. Gruppe: Chrysomyia Löw. Verh. d. zool.-bot. Ver. 
V. Bd. pag. 135. 
1. formosa”*) Scop. Entom. carn. 339. 910. (1763). 
© Musca formosa Scop.|.c. 
g_ -— wpraria Scop.|. ce. 911. 
— formosa Schrk. Ins. Aust. 899. 
Rhagio formosus Schrk. Faun. boic. III. 2395. 
Sargus formosus Meig. System. Beschr. III. 110. 
Chrysomyia formosa Macg. S. a Buff. I. 263. 1. 
— — Zetterst. Dipt. Scand. I. 151. u.’ VIII. :2962. 
— — _Walker. Ins. Brit. 128. 
Musca aurata Fabr. Ent. System. IV. 335. 96. 
— — Gmel., System. nat. V. 2850. 218. 
g Sargus auratus Fabr. Entom. System. suppl. 566. 2. u. Antl. 
257. 4. 
© _— zanthopterus Fabr. Antl. 255. 1. 
— — Fall. Strat.‘14. 3. 
— — Latr. Gen. Crust. IV. 278. 
_ — Meig. Classif. I. 144. Tb. 8. F. 16 — 18. 
— azureus Löw. Isis. 1840. 554. 
Nemotelus flavogeniculatus D eg. Ins. VI. 81. 17. 

Ich fand diese Art in der Umgebung Wiens allenthalben 
vom Juni bis August auf Blättern von Gesträuchen und auch 
auf Dolden, doch immer seltener als Chr. speciosa, mit der sie 
vielfältig verwechselt worden zu sein scheint; um Triest (Juni 


*) V. Roser (Württemb. L. Bl. 1834. 267) fand die Larven mit der von 
Chr. polita. 


Bd. V. Abh. s2 


650 


2» 


md» 


1853), am Neusiedlersee (Juli 1855) und in Kärnthen (1855 
Juli) war ausschliessend nur diese Art vorhanden. 

Oesterreich und Dalmatien (Frauenfeld) —bei Gresten 
(Schleicher). — Tyrol (V. Gredler). — Steiermark 
Micklitz und Mürle). — Böhmen (Tomeck). — Pesth 
und Ofen; Mai bis Juli (J. v. Frivaldsky). 

Nach Rossi auf Hecken in der Nähe von Viehställen und 
Hutweiden fast überall gemein. — Im k. k. Museum aus Oester- 
reich, durch Mann (aus Fiume), Gürtler und Ullrich. 

Württemberg (v. Roser). — Preussen (Hagen). — Um 
Posen (Lö w). — In Schlesien gemein (Schneider). -- Lief- 
und Kurland (Gimmerthal). — Zetterstedt erhielt 
Exemplare aus dem südlichen Frankreich (L. Dufour) 
Greifswalde und Berlin (Dahlbom) und aus Sieilien (Zel- 
ler. Löw.), auch kommt die Art in Schweden vor. — In Eng- 
land allgemein verbreitet (Walker). — In Algier (Lucas). 


speciosa Macg. S. A Buff. I. 263. 2. 2 (1834). 
Sargus speciosus Meig. System. Beschr. VII. 104. 12. 
= — Löw. Isis. 1840. 553. var. 
-— melampogon Zeller. Isis. 1842. 825. gJ. 
— — Germ. Fauna XXI. 


Vom ersten Frühjahre bis Juli in der Umgebung Wiens 
nicht selten und unter denselben Verhältnissen wie die vorige 
Art; ich erhielt dieArt durch Herrn Mann auch aus Corsika. 

In Wien gemein; Dalmatien (Frauenfeld). — Bei 
Pesth und Ofen im Juni; auch im Banate (J. v. Frivaldsky). 
— Im k.k. Museum aus Oesterreich (Gürtler, Ullrich), aus 
Fiume (Mann). — Deutschland, um Posen (Low). — Zeller 
erhielt die Art durch Herrn Kindermann aus Ungarn. 


2. Gruppe: Microchrysa Löw. Verhandl. d. zool.-bot. 
Vereins. V. Band. 135. 


3. polita *) Linne. Faun. suec. 1854. (1746). 


Musca polita Linn. |. c. 


—_ — Gmel. Syst. nat. V. 2850. 93. 
— — Fabr. Spec. Ins. II. 446. 53. und san system. IV. 
335. 99. 


Sargus politus Fabr. Entom. System. Suppl. 556. 4. und Anil. 


257.7. d. 


*) Bouche& (Naturgeschichte I. 49.) beschrieb Larve und Puppe, die denen von 


Sargus cuprarius ähnlich sehen; von Roser (\Württemb. C. Bl. 1834. 267.) 
fand die Larven unter Steinen und sagt, dass sie denen von Xylophagus (Subula) 
varius sehr ähnlich. sehen; Sch olz zog die Fliege in Menge aus Kuhmist. 


651 


Sargus politus Fall. Strat. 14. 4. 
2 — Meig. System. Besehr. IH. 111. 9. u. Classif. 145. a. 


—  — Zetterst. Ins. Lapp. 577. 4. 
© — cyaneus Fabr. Antl. 258. 10. 
— splendens Meig. Classif. 144. 4. 


Chrysomyia polita Macgq. S. a Buff. I. 263. 3. 
or — Zetterst. Dipt. Scand. I. 155. u. VIII. 2962. 
= — Walker. Ins. Brit. I. 28. pl. I. Fg. 8. 
Nemotelus auratus Deg. Ins. VI. 81. 18. 

Diese Art fand ich bei Wien hier und da auf feuchten 
Wiesen, wo ich sie mit dem Mähsacke fing; ich kann daher 
über deren Benehmen keine Auskunft geben; mein geehrter 
Freund Braunhofer sammelte sie an einem Wässerchen im 
Garten des k. k. 'Theresianums in ziemlicher Anzahl. 

Bei Gresten (Schleicher). — Nach Frauenfeld’'s 
Zeugnisse in den Sümpfen der Narenta in Dalmatien höchst 
semein. — Bei Pesth im Mai (J. v- Frivaldsky). — Im k.k. 
Museum aus Oesterreich durch Gürtler und Ullrich. — Nach 
Rossi auf Hecken und Gebüschen im ganzen Gebiete; hier 
und da fast gemein; Sommer. 

Deutschland: Württemberg (v. Roser). — Preussen 

® (Hagen); um Posen äusserst gemein (Lö w). — In Schlesien 
häufig (Schneider). — Greifswalde (Dahlbom). — In Lief- 
und Kurland (Gimmerthal). — Dänemark und Schweden 
(Zetterstedt). — England allgemein verbreitei (Walker). 
— Frankreich (L. Dufour). 


4. flavicornis Meig. System. Beschr. Ill. 112. 10. (1822). 
Sargus pallipes Meig. System. Beschr. VI. 344. 11. 
Deutschland. — England. — Schweden. — Sibirien 


(Sedakoff). 


eyaneiventris Zetterst. Dipt. Scand. I. 156. (1842). 
England. — Schweden. 


gi 


II. Mitdreiausder Discoidalzelle zum Flügelrande 
gehenden Adern. 


N. Gattung PachygasterMeigen. Classif. I. 146. (1804). 
Vappo Latr. — Fabr. 
Nemotelus Panz. p. 
Sargus Fall. p. 
Pachygaster Meig. — Macgqg. — ZLeiterst.„- 
Walker. 
(Europa 6 Arten, — Oesterreich 2 Arten.) 


652 


1. ater *) Fabr. Antliat. 254. 1. (1805). 


Vappo atter Fabr. |. c. 

— — Latr. Gen. Crust. IV. 278. u. Cons. gen. 442. 
Nemotelus ater Panz. Fauna LIV. 5. 
Pachygaster ater Syst. Beschr. III. 102. T. 24. F. 16 — 23., VI. 


344. u. VII. 103. 


— — Macg. S. a Buff. I. 264. 1. 
— — Zetterst. Dipt. Scand. I. 152. und VIII. 2961. 1. 
_ — Walker, Ins. Brit. I. 27. pl. I. F. 7. 


Diese niedliche Art konnte ich in ihrem munteren Treiben 
einmal recht sattsam beobachten ; sie schwärmte Anfangs Juli 
1854 in grosser Anzahl über einer niedern Hecke auf dem Nuss- 
berge bei Wien; die einzelnen hoben und senkten sich ganz ruhig, 
verwirrten sich dann in einen Knäuel alle durcheinander, worauf 
sie wieder ruhig auf- und abwärts schwenkten ; einzelne, zu 
zwei bis drei verliessen aber den Knäuel, um sich auf ein oder 
das andere Blatt niederzulassen, und dort auf der Ober- und 
Unterseite geschäftig hin- und herzurennen, ich traf daselbst 
auch mehrere copulirte Pärchen, wesshalb ich nicht zweille, 
dass die kleinen Wesen ihre Luftspiele zur Ehre der Liebes- 
göttin feierten; in ähnlicher Lage, wenn auch nicht mehr so 
häufig, traf ich sie auch anderwärts ; sie scheint überhaupt bei 
uns weit verbreitet zu sein, da ich sie auch in Kärnthen, 
Frauenfeld in Dalmatien, ober den blühenden Paliurus 
aculeatus zu Hunderten in der Luft schwebend fand, J.v. Fri- 
valdsky als Standorte Ofen, Mehadia und Orsowa angibt, 
und Mann dieselbe in Fiume sammelte. Nach Rossi im gan- 
zen Gebiet und meist gesellig; Juni. Im k. k. Museum aus 
Oesterreich. 

In Deutschland, an mit Honigthau bedeckten Birnbäumen 
oft in Menge schwärmend (Löw); in Schlesien (Schneider); 
Württemberg (v. Roser). — Frankreich, England (Walker). 


2. meromelas **) L. Duf. Ann. des scienc. natur. XV]. 264. Tb. 14. 


Fg. 17 — 19. (1840). 
Frankreich. 


=“) Carcel (Encycl. meth. Ins. X. 779.) beschrieb die Larve und Puppe; er 


fand erstere im faulen Ulmenholze. Maequart (Dipt. du Nord.) und Meigen 
(6. 344. u. 7. 104.) wiederholen die Beschreibung; bei Westwood (Inir. 
II. 532. 127. 9.) die Larve abgebildet. Auch Schilling hat sie in den 
Eintomologischen Beiträgen vol. I. pag. 94. Tab. VIII. Fg. 8. abgebildet; er 
fand sie unter der Rinde von Pinus sylvestris. Heeger (Sitzungsber. d. k. k. 
Akad. d. Wiss.) gab die ganze Metamorphose. 


==) Erichson (Jahrb. 1841) vermuthet, dass die Art mit P. ater identisch 


. L. Dufour gibt die vollständige Metamorphose in den „Ann. d. scienc. 
nat.“ XV1. 264. Til. 6. Fg. 17 — 19. 
® 


653 


3. Leachii Curtis. Brit. Ent. 42. (1824). 
Pachygaster pallipennis Macg. S. a Buff. I. 265. 2. pl.6. Fg. 14. 
— — Zetterst. Dipt. Scand. I. 153. u. VIII. 2961. 
— pallidipennis Meig. System, Beschr. VII. 104. 2. 
— Leachi Curtis.|]. c. 
_ — Walk. |. 27. 
Nach Frauenfeld’ und Dr. Egger’s Mittheilungen 
fliegt diese Art mit P. ater; ich verdanke die Exemplare mei- 
ner Sammlung der Güte des Herrn Dr. Egger, der sie im 
hiesigen Prater gefangen hatte. 
Im k. k. Museum durch Herrn Mann aus Fiume. 
In England selten (Walker). — Süd-Frankreich (M ac- 
quart). — Schweden (Zetterstedt undBoheman). 
4. tarsalis Zetterst. Dipt. Scand. I. 152. 2. (1802). 
Schweden; Frankfurt a.M. (Heyden. Mus. Löw). 
5. minutissimus *) Zetterst. Dipt. Scand. I. 153. 4. (1842). 
Schweden. 
6. orbitalis Wahlberg. Oefvers. af k. Vetensk. Akad. Förhan dl. 
1854. pag. 212. 4. (1855). 
Ost-Gothland. 


$. 3. Die Gattungen mit sieben sichtbaren 
Hinterleibsabschnitten. 


O0. Galtung BerisSLatr. Hist. nat. tom. XIV. Ins. pag. 340. 497. 

(1802). 

Musca Linn&p. — Först. - Fabr. — Schrnk. 

Stratiomys Fabr. p. — Förster. —Gmel.— Geoffr. 
Panz. — Fallen. 

Actina Meig. Classif. 

Beris Lir. — Meig. — Macg. — Wied. — Zei- 
terst. — Löw. — Walk. 

Äylophagus Latr. p. 

(Europa 9 Arten. — Oesterreich 6 Arten.) 


1. Gruppe BerisLatr. 


1. elavipes Linne. System. nat. Il. 981. 12. (1767). 
Musca clavipes Linn. |]. c. 
u — Fabr. Mant. Insect. II. 332. 17. System. Entom. 
761. 9. 
_ — Schrnk. Ins. Austr. 894. 


*) Die Larven finden sich nach Boheman unter der Rinde von alten Tannen- 
stöcken, Zetterstedt (Dipt. Scand. VIII. 2961.) beschreibt die Puppe. 


654 


Stratiomys clavipes Fabr. Spec. Insect. Il. 418. 11. und Entom. 
System. IV. 268. 24. 
—_ — Gmel. System. nat. V. 268. 24. 
= — Panz. Faun. IX. 19. 
= — Fall. Dipt. Strat. 12. 10. 
— nigra Geof[fr. Ins. II. 403. 8. 
Beris clavipes Ltr. Cons. gen. 442. 
—_ — Meig. System. Beschr. II. 5. 5. 
> = UMcqgIS.Ha Bin fill. 2333. 6° 
= — Zetterst. Dipt. Scand. I. 132. u. VII. 2950. 3. 
3 — Löw. Entom. Zeit. 1846. 259. 2. 
FE Mralkerrs TnsHBrie Mer! 

Ich fand die Art immer einzeln auf Blättern von Gesträu- 
chen, im Prater, bei St. Veit und in Nussdorf zur Zeit der 
Blüthe von Crataegus Oxyacantha. 

Im k. k. Museum aus Oesterreich. 

Nach Rossi im Kahlengebirge auf Gebüschen von Laub- 
holz, Sommer; nicht gemein. 

Nord- und Mittel-Europa; Mai (Löw); in Württemberg 
(v. Roser); in Schlesien wenig verbreitet (Schneider); 


Lief- und Kurland (Gimmerthal). — Schweden, Däne- 
mark (Zetterstedt). — In England allgemein verbreitet 
(Walker). s 


2. vallata Förster. Nova spec. Insect. cent. I. 96. (1771). 


Musca vallata Först.. c. 
Stratiomys vallata G mel. System. nat. V. &837. 166. 
Actina vallata Meig. Classif. I. 119. 2. 
Beris vallata Meig. System. Beschr. II. 5. 6. 
— Rare. q: 28. auBurtk I: D3g07. 
= — Zetterst. Dipt. Scand. I. 133. u. VIII. 2950. 4. 
— — Löw. Ent. Ztg. 1846. 222. 1. 
— — Walker. Ins. Brit. I. 11. 
Actina clavipes Meig. Ulassif. I. 119. 2. 
Beris nigritarsis Latr. Gen. Crust. IV. 273. 
Mit der früheren, doch seltener. — Bei Gresten; Mai 
(Schleicher). 
Im k. k. Museum aus Oesterreich. 
Nach Rossi in Birken- und Espenwäldchen stellen- 
weise durch ganz Oesterreich; Mai, Juni. 
Nord- und Mittel-Europa (Löw); Württemberg (v. 
Roser). — Preussen (Hagen). — Schlesien (Schneider); 
bei Posen etwas später als B. clavipes (Löw). — Lief- und 
Kurland (Gimmerthal). — In Schweden stellenweise häufig 
(Zetterstedt). — England (Walker). 


655 


3. chalybeata”) Förster. Novae spec. Insect. cent. I. 95. (1771). 
Stratiomys chalybeata Först. |. c. 
u: —  Gmel. System. nat. V. 2837. 165. 
Beris chalybeata Meig. System. Beschr. Il. 4. 4. 
— — Macg. S.a Buff. I. 232. 5. 
— — Walker. Ins. Brit. I. 11. pl. 1. Fg. 2. 
Stratiomys 6-dentata Fabr. Spec. Insect. Il. 418. 12. Ent. Syst. 
IV. 269. 25. u. Antl. 37. 36. 
_ — Gmel. System. nat. V. 2536. 162. 
Actina 6-dentata Meig. Classif. I. 118. 
Beris 6-dentata Zetterst. Dipt. Scand. I. 132. 2. 
— — Latr. Dici. d’hist. nat. XXIV. 192. 552. 
_ — Meig. System. Beschr. VI. 315. 2. 
— — Löw. Ent. Zeit. 1846. 261. 3. 
— flavipes Macg. S. a Buff. I. 233. 9. 
— — Meig. System. Beschr. VII. 56. 14. 
Sg — obscura Zetterst. Dipt. Scand. I. 133. 5. 
Q — — Meig. System. Beschr. Il. 4. 3. 
ar — Macg. S. a Buff. I. 232. 4. 
Actina atra Meig. Llassif. I. 118. 2. 

Ich fand im vorigen Jahre zwei Exemplare dieser Art 
an derselben Stelle und zwar nahe bei Nussdorf in einem mit 
Gestrippe reich begränzten und ein klares Wässerchen vom 
Nussberge abführenden Graben ; Blüthezeit von Rosa canına. — 
Bei Gresteu Mai (Schleicher). — Im k. k Museum aus 
Oesterreich (Ullrich. Scheffer).— Nach Rossi in Berg- 
wäldern, zumal auf jungen Eschen und Rothbuchen stellenweise 
durch das ganze Gebiet, aber seltener als B. nitens. 

Nord- und Mittel-Europa (L ö w). — Schlesien (Sch nei- 
der). — Schweden (Zetterstedt). — England (Walker). 
— Nord-Frankreich (Macquari). 


4. fuseipes Meig. System. Beschr. II. 8. 11. (1820). 
g Beris fuscipes Macg. S. a Buff. 1. 137. 7. 
gQ — — Lö w. Ent. Zeit. 19346. 282. 4. 
— — Walker. Ins. Brit. I. 12. 
= — Zetterst. Dipt. Scand. VII. 2949. 2 —3. 
Q@ — nigra Meig. System. Beschr. I. 7. 8. 
— — Mac.g. Dipt. 138. 6. 
Ein einzelnes © aus der Gegend von Wien, das ich ohne 
den genaueren Standort zu kennen, wahrscheinlich mit B. Mor- 
risit eingesammelt hatte. 


*) Die Puppe wurde im Moose gefunden (Walker. Ins. Brit, 1. 12.). 


656 


Nach Rossi im Mittel- und Hochgebirge (bis ungefähr 
4000’) durch das ganze Gebiet verbreitet, aber nirgends häufig ; 
von Herrn Scheffer auf den Gahns; auf den Grünschachen 
bei Reichenau ; Kapuzinerberge bei Salzburg, in der Gegend von 
Kremsmünster. - 

Nord- und Mittel-Europa (Lö w). — Nord-Frankreich 
(Macquart). — Süd-England selten (Walker). — In Schwe- 
den sehr selten (Zettersted!). 


5. Morrisii Dale. Entom. 175. 75. (1842). 


Beris Morrisöi Walker. Ins. Brit. I. 12, 
— 'pallipes Löw. Ent. Zeit. 1846. 284. 5. 


Diese Art ist bei Wien nicht selten; ich fing sie alljähr- 
lich bei Nussdorf im Sommer (Blüthezeit von Sambucus Ebulus) 
in wasserreichen Bergschluchten, wo sie an den Blättern der 
Gesträuche auf- und ablief in grosser Menge und zahlreicher 
am Nachmittage, als in früheren Stunden ; auch am Bisamberge, 
im Leithagebirge, am Schneeberge ziemlich hoch oben, auf dem 
sogenannten „Alpel,“ auf der Saualpe in Kärnthen und bei 
Märzzuschlag. Lö w gibt das nördliche Deutschland als Stand- 
ort an, nach Walker ist sie in Süd-England selten. — Im k.k. 
Museum mit der Angabe Germania. — Schweden (Wahlberg). 


6. geniculata Haliday bei Curtis Brit. Ent. 337. (1830). 


Beris geniculata W alk. Ins. Brit. I. 12. 


Ich kann diese Art nur mit einigem Zweifel als österrei- 
chische anführen, da mein einzelnes in der Umgebung von Wien 
gefangenes Exemplar mit Haliday’s Diagnose nicht genau 
stimmt, obwohl ich auch keinen anderen Namen auf mein Stück 
anwenden könnte. Mit einem von Haliday selbst erhaltenem 
Exemplare in Dr. Lö w’s Sammlung stimmt es völlig überein. 

Die Art ist bisher in England (Walker) und Lappland 
(Wahlberg) aufgefunden worden. 


7. dubia Zetterst. Insecta Lapp. 512. 1. (1838) *). 


Beris dubia Zetterst.].c. u. Dipt. Scand. I. 131., VIII. 2948. 1. 


Ich verdanke mein Exemplar der Güte des Herrn Dr. 
Giraud, der es in Gastein sammelte. -- Im k. k. Museum ein 
Stück aus Oesterreich (v. Megerle). 

In Schlesien im Gebirge (Scholz). — Norwegen, Lapp- 
land (Zetterstedit). 


*) Diese Art steckt in Wiedemann’s Museum als Coenomyia coerulans. 


657 
2. Gruppe: Actina Meig. 


8. adtens Latr.”*) Gen. Crust. IV. 273. (1809). 


? 


54 


AÄylophagus nitens Latr.]. ce. 
Beris nitens Meig. System. Beschr. II. 2. 1. 
— —' Macogq. S.a Buff. I. 231. 1. 


—  — Löw. Ent. Ztg. 1846. 187. 7. 

— dhirsuta Macg. S. a Buff. I. 232. 3. 

— nigripes Meig. System. Beschr. II. 7. 9. 
— femoralis Meig.]. ce. 4. 7. 

— flavofemorata Meise. |]. c. 8. 10. 


Actina chalybea ”*) Meig. Classif. 1. 117. 1. 


—  scutellata Meig. Classif. I. 119. 


Straliomys similis Först. Nov. Ins. Spec. I. 97. 


Diese Art fing ich im Jahre 1853 zwischen Hütteldorf und 
St. Veit auf den Blättern eines niedrigen Gebüsches in beträcht- 
licher Anzahl ; im Jahre 1854 war sie ebenso häufig an den 
Gesträuchen, welche zwischen der Militär-Schwimmschule und 
dem Freibade die Ufer der Donau begränzen; sonst traf ich sie 
nur hier und da ganz vereinzelt; sie ist nicht sehr scheu und 
sitzt gewöhnlich an der Unterseite der Blätter, von wo sie‘ 
plötzlich auf der Oberseite erscheint, um suchend oder sich son- 
nend dort munter auf- und abzurennen. Blüthenzeit von Crataegus 
Ozyacantha. - 

Im k. k. Museum aus Oesterreich. — Rossi bezeichnet 
als Standort dieser Art Bergwälder, zumal jurge Eschen und 
Rothbuchen stellenweise durch das ganze Gebiet; nach Schef- 
fer’s Zeugnisse soll diese Fliege an Pachymeria femorata, die 
sich im Fluge auf sie stürzet und tödtet, einen furchtbaren 
Feind haben, was ich bei der Raubsucht des genannten Empiden 
gerue zugebe, ohne hieraus zu folgern, dass es gerade auf B. nitens 
abgesehen sei; wenigstens beobachtete ich Pachymeria femo- 
rata auf ihrer Jagd nach den verschiedensten Insecten. —Meigen 
erhielt die Art aus Oesterreich. 

Ganz Europa mit Ausnahme der nördlichsien Theile 
ıLöw). — Schlesien im Gebirge (Schneider). — Frankreich 
(Macquarit). 


*) Aus den von Dr. Löw in der entomologischen Zeitung 1846 pag. 203 ange- 
gebenen Gründen, worunter ich den voranstelle, dass Stratiomys similis För- 
ster nicht ganz mit Evidenz als die gegenwärtige Art betrachtet werden 
kann, lasse ich der Art den obigen Namen und führe diess ausdrücklich an, 
um bei den von mir beachteten Prioritätsrechten Förster’s bei B. chalybeata 
und vallata nicht.der Unconsequenz beschuldiget zu werden. " 

**) Der Name B. chalybea, der sich auch wegen B. chalybeata als unpassend 
erweiset, wurde von Meigen selbst aufgegeben. 


Bd. V. Abh. s3 


658 
9. Libialis Meig. System. Beschr. 11.3. 2. (1820). - 
Beris tibialis Macg. S. ä Buff. I. 232. 2. 
— _— Löw. Ent. Zig. 1846.:304. F. 8. 
Actina tibialis W alk. Ins. Brit. I. 12. pl. 1. Fg. 2. 


Ich fing diese schöne Art im heurigen Juli im Leitha- 
gebirge, wo sie auf Blättern hier und da zu treffen war; sie ist 


die scheueste ihrer Stammgenossen. — Im k. k. Museum 
durch Ullrich und Scheffer aus Oesterreich. — Fast ganz 
Europa (Löw). — Schlesien (Schneider). — England 


(Walker). — Frankreich (Macquari). 


Die Familie der Xylophagiden (Aylophagidae). } 


$. 4. Anordnung des Materiales. 


A. Der Hinterleib schmal, das Schildchen 
ungedornt. 
I. Daserste Fühlerglied viellänger 
alsdas zweite. 
1. Das dritte Fühlerglied achtringlig . . Xylophagus Meig. 
2. Das dritte Fühlerglied dreiringlig . . Pachystomus Latr. 


1. Das erste Fühlerglied so lange 
oder kaum länger als das 
zweite -. © 2 2.2.2200. .Subula Megerle. 


B. Der Hinterleib breit, das Schildchen 
gedornt. . . 2.2.2.2...» Coenomyia Latr. 


$. 5. Die Gattungen mit ungedornten Schildchen. 


P. Gattung Xylophagus Meise. 
Nemotelus Deg. 
(Europa 2 Arten. — Oesterreich 2 Arten.) 


659 


1. ater *) Fabr. Antl. 64. 1. (1805). 

Xylophagus ater Meig. System. Beschr. II. 11. 1. 
— — Latr. Gen. Crust. IV. 272. 16. Tb. 12. F. 14., Vl. 318. 
—  — Maceg. S.ä Buff. I. 229. 1. Tb. 5. F. 13. 
— — Zetterst. Dipt. Scand. I. 128. u. VIII. 2947. 1. 
—  — Löw. Ent. Ztg. 1847. 70. 9. 
= — Walk. Ins. Brit. I. 33. pl. 1. Fg. 10. 
— compeditus Wiedem. Meig. System. Beschr. I. 13. 3. 

Ich besitze zwei Exemplare, welche Herr Frauenfeld 
in Oesterreich und wahrscheinlich bei Purkersdorf gesammelt 
hatte; ein drittes Stück fand ich im Mai des heurigen Jahres in 
der Brigittenau; es lief an den Baumstämmen hurlig auf und ab 
und richtete hierbei den Hinterleib aufwärts; andere Stücke, 
die ich daselbst sah und beobachtete, konnte ich ihrer Scheuheit 
wegen nicht erhaschen. 

Im k. k. Museum aus Oesterreich. 

Nach Rossi in Holzschlägen von Buchen- und Föhren- 
wäldern stellenweise durch ganz Oesterreich und mitunter in 
Mehrzahl ; Frühling. 

In Deutschland (Löw). — Württemberg (v. Roser). — 
Schlesien am Zobten (Schneider). — Crefeld (Winnertz). 
— Lief- und Kurland (Gimmerthal). — In Schweden vom 
Mai bis Juli nicht häufig; an Baumstämmen von Birken und 
Pappeln (Zetterstedt). — Dänemark (Stäger). — Eng- 
land sehr selten (Walker). — Frankreich (Macquart). 


2. einctus””) Degeer. Ins. VI. 75. 6. Tf. 9. Fe. 19-21. (1752). 


Nemotelus cinctus Deg. |. c. 
Aylophagus cinctus Latr. Gen. Crust. IV. 272. 
= — Fabr. Antl. 65. 2. 
— — Meig. System. Beschr. II. 12. 2. u. VI. 317. 
? — — Zetterst. Dipt. Scand. I. 128. 2. 
— .ater Fall. Xyloph. 13. 1. 


*) Die von Reaumur (Mem. IV. pl. 13. Fg. 12 — 16) gegebene Metamorphose 
gehört nach Westwood (Introd. II. 536.) sicher zu dieser Art. Reaumur 
zog die Artaus Larven, die er in faulen Baumstämmen fand (Meigen Syst. 
Beschr. I. 11.). V. Roser (Württemb. €. Bl. 1834. 264.) sagt, dass die 
Larve von der von X, varius und maculatus verschieden sei, und unter der 
Rinde abgestorbener Birkenstämme lebe. Drewsen (Kröjers Tidskr. IV. 
103.) glaubt, dass die Larven vom Raube leben, namentlich von Pyrochroa 
coccinea und Tipularien). Schilling fand die Larve unter Fichtenrinde 
(Bresl. Ent. Zeit: 1L—3. 8. 19.). 

==) Die Larven sollen nach Meigen (System. Beschr. II. 12.) unter Fichten- 
rinden leben. ? 


83 * 


660 


Ein einzelnes Exemplar durch Herrn Bilimeck, der es 
in Oesterreich sammelte. — Im k. k. Museum durch Gürtler 
und Ullrich aus Oesterreich. — Frankfurt a.M. (v.Heyden, 
Mus. Löw). — Schlesien im Gebirge (Schneider). — 
Lief- und Kurland (Gimmerthal). — Frankreich (Ma c- 
quart)*). 


Ö, Gattung Pachystomus Lair. Gen. Crust. IV. 287. (1809). 
Rhagio Panz. 
Empis Panz. 
Aylophagus Zetterst. 
(Europa 1 Art. — Oesterreich 1 Art.) 


1. syrphoides“”) Panz. Fauna LIV. 23. ©. 
Q Rhagio syrphoides Panz. |. c. 
Sg Empis subulata Panz. |. c. LXXVI. 19. 
Pachystomus syrphoides Meig. System. Beschr. VII. 57. 1. 
or — Macg.S. a Buff. I. 226. 1: 
? Xylophagus cinctus Zetterst. Dipt. Scand. I. 128. 2. 
Nach Rossi’s Angabe auf den Voralpen Ober-Oester- 
reichs stellenweise in Nadelwäldern, selten; Hochsommer. 
Pommern (Triepke, Mus. Berol... — Nach Mac- 


qyuartin Deutschland. — In der Winther’schen Sammlung 
aus Breslau. 


P. Galtung Subulä Megerle bei Meigen. System. Beschr. I. 
15. (1820). 
Äylophagus Fabr. — Meig. — Zetterst. 
SubulaMacq. — Walker. 
(Europa 4 Arten. — Oesterreich 3 Arten.) 


1. varia***) Meig. System. Beschr. II. 14. 5. (1820). 
Äylophagus varius Meig.|. c. 
Subula varia Macgq. S. a Buff. I. 230. 2. 
_ — Walk, Ins. Brit. I. 34. 2. 


“*) Ich wage es nicht, die Zetterstedt’schen Angaben hier anzuführen, da 


ich nicht weiss, ob er mit seinem X. cinctus I. 128. 2. nicht etwa Pachystomus 
syrphoides Panz. gemeint habe. 


=) Latreille (Gen. Crust. IV.286.) beschrieb die Puppe, welche unter Fichten- 


rinde leht; Zetterstedt (Ins. Lapp. 513.) dessgleichen; siehe auch West- 
wo0od's Intr. II. 535. 


(Naturw. Abh. der Tübinger Ges. vol. II. 1828). Meigen reproduzirt die 
Beschreibung (VI. 319.) und Westwood (Intr. II. 534. Fig. 127. 14.) 
bildet die Exuvien ab. Vergl. Ferussac Bullet 1829. 


661 


Ich fing ein einzelnes Stück im Prater an einem Baum- 
stamme; Dr. Egger sammelte die Art ziemlich häufig an dem 
ausfliessenden Salte von Aesculus Hypocastanum im hiesigen 
Augarten im Monate Mai. 

Mach Rossi um Wien in Eichenwäldern, selten ; April, 
Mai; auch Meigen erhielt die Art aus Oesterreich durch Hrn. 
Megerle von Mühlfeld. — Württemberg (v. Roser). — 
Frankreich (Macquart). — England sehr selten (Walker). 


2. maculata”) Fabr. Antl. 65. 3. (1505). 

Äylophagus maculatus Fabr. |. c. 
— — Latr. Gen. Crust. IV. 272. 
— — Meig. System. Beschr. Il. 13. 4. Tab. 1%. Fg. 15. 
— Fall. Xyloph. 14. 1. 
— — Stephens Ill. Brit. Ent. Haustell. pl. 46. Fg. 3. 
—  — Zetterst. Dipt. Scand. I. 129. 3. 

Subula maculata Macgq. S. a Buff. I. 230. 1. 
_ — Walk. Ins. Brit. I. 34. pl. I. Fe. 11. 

Durch die Güte Friedr. Brauer’s, der die Art im hiesigen 
Prater in dem Mulme eines Ross-Kastanienbaumes sammelte, 
besitze ich zweı Stücke derselben in meiner Sammlung. 

Frankfurt a. M. (v. Heyden, Mus. Löw). — Im k.k. 
Museum mit dem Staudorte Wien. 

Meigen erhielt die Art durch Herrn Megerle von 
Mühlfeld aus Oesterreich; Württemberg (v. Roser). — 
Frankreich (Macquart). — England (Walker). — Schweden 
(Zetterstedt). 


3. marginata””) Meig. System. Beschr. II. 15. 6. (1820). 
AÄylophagus marginatus Meig. |. c. 
Subula marginata Macgq. S. a Buff. 1. 231. 3. 
Einige Exemplare dieser Art fanden sich unter den weni- 
gen Fliegen, die ich aus dem Nachlasse Dr. Rossi’s acquirirte. 
Rossi gibt als Standort an: „In Auen an Weidenstämmen 
stellenweise im ganzen Gebiete, aber nicht gemein; um Wien 
im Prater, bei Klosterneuburg ; Hochsommer.“ Auch Meigen 
erhielt die Art aus Oesterreieh durch Herrn Megerle von 


#) Nach Sahlberg lebt die Larve in faulem Pappelholze (Zetterst. Dipt. 
Scand. 1. 1$0.). 

**) Wesmaäl fand die Larven im Frühjahre 1897 zwischen den Bastblättern 
eines gefälllen Pappelbaumes und beschreibt die Exuvien (Bull. de l’Ac. d. 
Sc. de Bruxelles #. Vol. 1837). — L. Dufour (Ann. d. sc. nat. ILI. Ser. 
7. tom. pag. 12.) beschreibt die Puppe, welche er 1840 unter Pappelmulme 
fand. — Scholz fand die Larve unter der Rinde von Carpinus betulus und 
erzog ZJ und © (Bresl. En‘. Zeit. 1 —3. 8. u. 19.). 


662 


Mühlfeld. — Im k. k. Museum aus Oesterreich (Megerle) 
und aus Corsika (Mann). — Um Bresslau (Schneider). — 
Posen (Lö w). — Frankreich: bei Avignon, Paris (Macquari). 


4. eitripes *) L. Duf. Ann. d, Scienc. nat. II. Ser. 7. vol. 12. (1847). 
Süd-Frankreich. 


$. 6. Die Gattung mit gedornten Schildchen. 


Q. Gattung Coenomyia Latreille Precis de caract. gener. 
d. Ins. (1797). 
Musca Scop. 
Tabanus Fabr. p. — Gmel. 
Stratiomys Panz. — Schrk. 
Sicus Fabr. — Fall. — Meig.p. -—- Zett. 
Coenomyia Latr. — Meig. — Macq. 


(Europa 1 Art. — Oesterreich 1 Art.) 


1. ferruginea*“) Scop. Entom. carn. 913. (1763). 
Musca ferruginea Scop.|. c. 
Tabanus bidentatus Fabr. Spec. Insect. I. 459. 25. und Entom. 
system. IV. 372. 40. 
—_ — Gmel. System. nat. V. 2885. 33. 
— bispinosus Fabr. Spec. Insect. II. 459. 26. und Entom. 
system. IV. 372. 41. 
; — — Gmel. System. nat. V. 2885. 34. 
var. 5 Stratiomys errans Fabr. Entom., system. IV. 263. 2. 
Sicus ferrugineus Fabr. Entom. system, suppl. 555. 2. und Anll. 
75. 2. 
— — Dum. Cons. Gen. pl. 47. Fig. 3. 
— + — Fall’Xyloph. 12. 1. 
— — Meig. Classif. I. 121. 1. 
—  — Zetterst. Dipt. Scand. I. 130. 1. 


var. 5 — bicolor Fabr. Ent. system. suppl. 555. 3. u. Antl. 76. 3. 
Q Stratiomys Macroleon Panz. Fauna IX. 20. 

var. 5 — unguiculata Panz. Fauna Xll. 22. 

var.5 -— errans Panz. Fauna LVII!. 17. 


*) Die vollständige Metamorphose von L. Dufour in den Ann. d. sc. nat. II. 
Ser. 7. tom. (pl. tom. 6.17.) gegeben. Er fand die Larven im Mulme der Ulmen, 
sie haben grosse Aehnlichkeit mit Sargus-Larven. 

“*) Nach Zetterstedt (Dipt. Scand. I. 130.) leben die Larven in faulem 
Pappelholze. { 


663 


Stratiomys grandis Schrnk. Fauna boica. II. 2373. 


— major Schrnk. Ibid. III. 2374. 
—  palatina Schrnk. Ibid. II. 2375. 


Sicus unicolor Meig. Classif. I. 122. 2. 


— bicolor. Meig. Classif. I. 122. a. 
— aureus Meig. Ibid. I. 122. b. 


Coenomyia ferruginea Latr. Gen. erust. IV. 281. 


SB. 


In S 


— — Meig. System. Beschr. 1. 19. 
= — Macg.S$S. a Buff. I. 228. 1. 

Ich fing die Art im Jahre 1853 (Juni) bei Laibach am Rande 
einer Wiese auf dem Gebüsche, das ein klares Wässerchen be- 
gränzte, ziemlich häufig ; ein einzelnes Stück erhielt ich heuer 
auf dem Schneeberge in der Nähe der sogenannten Baum- 
gartner Hütte; in der nächsten Umgebung Wiens ist sie mir 


nirgends vorgekommen. ä 
Bei Gresten (Schleicher). — Im k. k. Museum aus 
Oesterreich. — Auf Waldwiesen im Mittelgebirge und in den 


Voralpen hier und da eben nicht selten; Juni, Juli; sitzt ge- 
wöhnlich träge auf niedrigen Pflanzen (Rossi). 

Deutschland: bei Dresden (Meig en). — Preussen 
(Hagen). — Württemberg (v. Roser). — Der norddeutschen 
Ebene scheint sie ganz zu fehlen, findet sich aber im Harz und 
ist im schlesischen Gebirge häufig (Lö w). — Frankreich (M ac- 
quart). — Schweden (Zetterstedi). 


Frühere Arbeiten über Stratiomyden 
und Xylophagiden Oesterreichs. 


copoli’s „Entomologia carniolica“ werden folgende Arten auf- 


geführt, die ich zu den hier abgehandelten Familien rechnen zu sollen glaube. 
Musca formosa (= Chrysomyia formosa ®). 

cupraria (= formosa 5). In pralis. 

rara (= Ozycera pulchella). In arboribus Carnioliae mediae ra- 


rissime reperitur. 


ferrugineas (= Coenomyia ferruginea). Labaco accepi. 

irridata (= Sargus irridatus). In pratis non rara mellisuga. 
violacea (— Sargus cuprarius). Cum priore. 

bipunctata (Sargus bipunctatus). Cum prioribus. 

spatula. Inveni circa Idriam 23. Junii, in herbido colle. 

Hirtea longicornis (= Siratiomys longicornis). In horto collegii Labacensis 


caplam communicavit R. P, Wulfen. 


Im Ganzen also neun Arten. 


664 


Schrank zählt in seiner „Enumeratio inseciorum Auslriae indige- 

norum“ folgende Arten auf: 
Musca Chamaeleon (= Stratiomys ead), Habitat larva in aquis stagnan- 

tibus pigris, plerumque conspurcatis. Musca vicinos flores adit. 

-— Microleon (= Odontomyia ead). Habitat in Austria. 

—  Hydroleon (Odontomyia ....). Habitat Lincü. 

— nova ? Habitat Lincü. 

— Inda (= Ephippium thoracicum). Habitat Viennae, Lincü. 

— clavipes (= Beris ead). Habitat Linciü, Viennae. 

— formosa (= Chrysomyia formosa). Viennae in ponte supra torrentem 
cognominem. 

—  cupraria (= Sargus idem). Habitat in hortis, flores foliaque Bus 
tarum insitans volalus Sphyngis. 

Im Ganzen also acht Arten. 

Aus Schultes „Ausflüge nach dem Schneeberge mit beigefügter 
Fauna und Flora der südwestlichen Gegend um Wien bis auf den Gipfel des 
Schneeberges“ kommen folgende Arten hier anzuführen: 

Musca cupraria (—Sargus cuprarius). SIratiomys hydroleon (Odontomyia). 


— formosa (= Chrysomyia for- — hypoleon (Ozycera Meigeni). 
mosa). — microleon (Odontomyia micro- 
— politu (= Chrysomyia polita). leon). 
Nemotelus auratus. —  splendens? *). 
— .uliginosus. —  strigata (= Str. longicornis). 
—  villosus(—Cyclogaster villosus) — trilineata (= Ozycera trili- 
Stratiomys Chamaeleon neata). 
-— clavipes (=Beris clavipes). Tabanus bidenlatus (= Coenomyia 
— . Ephippium (= Ephippium tho- ferruginea). 
racicum). 


Im Ganzen also sechzehn Arten. 
In Rossi’s „Verzeichnisse der zweillügeligen Insecten des Erzherzog- 
thums Oesterreich“ sind aufgeführt: 


Beris nitens. Sargus cuprarius. 

—  chalybeata. — formosus (= Chrysomyia for- 

—  vallata. mosa). 

—  clavipes. — flavipes. 

—  fuscipes. — Reaumuri (= S$. bipunctatus). 
Pachystomus syrphoides. -- politus (Chrysomyia polita). 
Xylophagus ater. Nemotelus uliginosus. 

—  varius (Subula varia). — pantherinus. 

—- maryinatus (Subula margi- —  nigrinus. 

nata), —  brevirostris. 
Coenomyia ferruginea. Clitellaria villosa(Cyclogaster idem.). 
Pachygaster ater. — calva (Cyclogaster idem.) 


©) an euy erlässig nicht Sir. splendens Fabhr., die in Oesterreich kaum vorkommen 
ürfte 


665 


Ephippium thoracicum. Stratiomys furcata. 

Özycera Hypoleon (0. Meigenü;). — strigata (= Str. longicornis). 
—  pulchella. —  riparia. 
—  trilineata. —  argentata. 
— muscaria (wahrscheinlich O. —  annulala. 

Pygmaea). — onnata. (Odonto- 

— pardalina. —  hydropota. myiae 
— analıs. —  tigrina. species). 
—  leonina. —  hypoleon. 

Stratiomys Chamaeleon. —  viridula. 


Es sind also von öslerreichischen Stratiomyden und Xylophagiden 
bisher aufgeführt: 


YO «5 6:0 Poli... .....: EN u ange ..... 9 Arten, 
SEES hiramık. 1.0 RM SI. 
ex Schultes ee ae RR 167, 
ERENLONS SUN. na nel nleiefere . 42, 

im vorliegenden Verzeichnisse ...... ı, 


$. 7. Anhang. 


Tabelle zur leichteren Determinirung der österreichischen 
Arten aus den Familien der Stratiomyden und Xylophagiden. 


Es wird vor allem Anderen, nach den oben gegebenen Tabellen, die 
Gattung zu suchen sein, in welche die zu deierminirende Art gehört. 
Bei den Siraliomyden wird der Anfänger leicht das Merkmal der gega- 
belten dritten Längsader übersehen, wenn er sich nicht gegen- 
wärtig hält, dass die ersten Flügel-Längsadern bei diesen am Aussen- 
rande des Flügels sehr zusammengedrängt sind und die dritte daher nahe am 
Aussenrande liegt. Die obere Zinke der Gabel erscheint aus diesem Grunde 
oft nur wie ein kleines Queräderchen an der Flügelspiize,, ja sie fehlt bei 
einigen Arten aus den Gatiungen Odontomyia, Nemotelus und Beris oft 
constant oder doch grösstentheils. Zur Vermeidung jedes Irrthums führe 
ich daher hier noch weiter an, dass bei den genannten Familien die meist 
sehr kurze und kleine Discoidalzelle, aus welcher drei oder vier Adern 
zum Flügelrande hingehen, sehr characteristisch ist*) und dass über der- 


*) In der diesem Bande unserer Vereinsschrifien beigegebenen Abbildung des 
Nemotelus signatus Friv. wird man übrigens die Discoidalzelle schwer auf- 
finden, da das Flügelgeäder daselbst sehr schlecht gerathen ist. 

Anm, d. Autors. 


Bd. V. Abh. : 54 


666 


selben, und mit ihr durch eine Querader verbunden, die dritte Längsader 
zu suchen ist, an welcher die Gabeltheilung vorne vorhanden sein soll. 
Was die Artbestimmung anbetriflt, so wird diese bei Stratiomys keine 
Schwierigkeiten bieten. Man möge sich nur hüten Odontomyia microleor 
und argentata nicht für Arten der Gattung Stratiomys zu nelimen. Zur Ver- 
meidung einer solchen Verwechslung ist sich gegenwärtig zu halten „ dass 
das erste Füblerglied dieser beiden Arten zwar fast doppelt so lange als 
das zweite, aber nie mehr als doppelt so lange als das zweite ist, was 
den Arten der Gattung Stratiomys zukömmt. Die grüngefärbten Odontomyia- 
Arten verlieren beim Eintrocknen sehr leicht ihre Farbe und es erscheint 
oft der ganze Hinterleib, besonders beim Weibehen einfärbig dunkel. Auch 
variirt die grüne Farbe öfters in ein nur sehr wenig grün tingirtes Gelb. 
Bei Orycera formosa und muscaria ist es nöthig sich gegenwärlig zu 
halten, dass mit unserer O. muscaria die echte Fabricius’sche Art ge- 
meint ist, welche weder mit Orycera muscaria Meig., noch mit O. pygmaea 
Fallen verwechselt werder darf. Dasselbe gilt von Oxycera Hypoleon 
Meigen, die mit unserer Oxycera Meigenii Stäger identisch ist, wäh- 
rend die echte O. Hypoleon Linne, welche Meigen und die meisten 
älteren Autoren verkannt haben, eine ganz andere Art zu sein scheint. Es 
ist überhaupt jedesmal darauf Acht zu nehmen, welcher Autorname einer 
Art beigesetzt ist, da Meigen’sche Arten, mit Beachtung der fleissig 
eruirten Prioritäls-Rechte in meinem Verzeichnisse vielfältig unter anderen 
Namen aufgeführet sind, und durch eine Verwechslung leicht die Richtigkeit 
und Brauchbarkeit dieser Bestimmungstabellen bezweifelt werden könnte. 
Bei Nemotelus und Beris habe ich durchaus die beiden Geschlechter ge- 
sondert angeführt, wodurch die Bestimmung der oft ganz verschieden aus- 
sehenden Geschlechter erleichtert werden sollte. Bei Nemotelus fehlt in der 
Tabelle N. brachystomus, eine dem N. brevirostris und globuliceps sehr 
nahestehende Art, die ich nicht kenne und über deren Characleristik ich 
nichts weiter sagen konnte, da Dr. Löw zwei Varietäten dieser dalmalini- 
schen Art und nur das & beschrieben hat. Bei Coenomyia darf man sich 
durch die oft sehr abweichenden Varietäten nicht beirren lassen, da keine 
derselben sich bisher als selbstständige Art bewährt hat. 

Es gilt übrigens auch hier alles dasjenige, was ich bereits im ersten 
Theile dieses Verzeichnisses, rücksichllich der Benützung analylischer Ta- 
bellen überhaupt gesagt habe und insbesondere, dass die beste nur noth- 
dürftig zur sicheren Erkenntniss der Arten beitragen kann, und dass es 
überall nöthig sein wird, zu irgend einem grösseren Werke Zuflucht zu 
nehmen. 

Ich möchte meinen geehrten Herren Collegen hier gelegentlich noch 
den auf Erfahrung gestützten Rath ertbeilen, sich mit der Bestimmung 
einzelner Individuen anfänglich gar nicht zu befassen. Es geht hiermit 
viel Zeit nutzlos verloren, während in der Folge die Determinirung ganzer 
Reihen ganz leicht von Statten geht. 


Alliocera 
graeca. 
Stratiomys. 


Das erste Fühlerglied kürzer als das dritte . Str. 


1. (Das erste Fühlerglied so lange oder länger 
als das dritte E a & . ; Bi 


Der Hinterleib auf der Oberseite mit gelben oder 
weisslichen Flecken oder Binden .3. 

er Hinterleib auf der Oberseite einfärbig 

oder höchstens mit fleckenartiger Behaarung 


an den Einschnitten ; k z h . Str. 


gelber Seitenflecken ! o  M. 
Die Oberseite des Hinterleibes mit zwei Paaren 

gelber Seitenflecken und am drit- 

ten Abschnitte mit einer durchge- 


henden gelben Binde ! A . Str. 


Der Bauch schwarz mit lichten Hinterrands- 
säumen £ Ä ep: 
Der Bauch gelb mit schWärzen Flecken e 7 


Der Rückenschild rothgelb- oder grau 
behaart, die Fühler immer schwarz ©. 


[ Oberseite des Hinterleibes mit drei Paaren 
I Rückenschild schwarz behaart, 


die Fühler meistens braun oder auch gelbroth Str. 


/Die Oberseite des Hinterleibes an den Einschnitten 
mit sehr schmalen, weisslichen 


Seitenflecken e R . Str. 


6. Die Oberseite des Hinterleibes an den Eincehnitien 
mit ziemlich breiten, gelben Sei- 


tenflecken . A L , x . Str. 


Das Schildchen mit einem halbkreisrunden 
schwarzen Wurzelflecken; der hintere 
weisse Augenrand des Männchens bis oben 
hinauf deutlich sichtbar; der gelbe 

. Das Schildchen mit einem kleinen dreieckigen 
schwarzen W urzelflecken; derhintere 
weisse Augenrand des Männchens nach 
oben zu verschwindend; der gelbe 


Augenrand des Weibchens schmal . . Str. 


567 


equestris. 


longicornis, 


Potamida. 


coucinna. 


riparia. 


furcata. 


cenisia. 


 Augenrand des Weibchens sehr breit Sir. Chamaeleon. 


84% 


668 


Odontomyia. 
Das erste Fühlerglied so lange oder kaum 
längerals das zweite : i .B. 
Das erste Fühlerglied beinahe doppelt so 
lange alsdas zweite . ; ; . 14. 


Die Oberseite des Hinterleibes einfärbig 


schwarz . Ä ; 5 . ©. tigrina. 


Die Oberseite des ee he einfä Bu 
schwarz . e E : : ; 3. 


3 ohne schwarze Zeichnung . de 
“ Der Hinterleib schwarz mit gelben Seiten- 
flecekenoderBinden 2 . 4. 
Die Flügel an der Wurzelund am Vorder- 
4. rande schwarzbraun } s ..8 


Im Hinterleib grün oder grüngelb mit oder 


Die Flügel von gleichmässiger Färbung 6. 


Die Oberseite des Hinterleibes mit einem scehm a- 


len rothgelben Seitenrande 5 - . ©. infuscata. 


Die Oberseite des Hinterleibes mit einem breiten 
rothgelben Seitenrande, so dass die schwarze 
Zeichnung wie eine winkelige Rückenstrieme 


erscheint : r : N . : . ®. flavissima. 


gelber Seitenflecken von fast gleicher 


Grösse . R . . ©. ornata. 


Die Oberseite des Hinterleibes mit drei Pharen 
gelber Seitenflecken, wovon das dritte 
Paar auffallend kleiner ist als die 


übrigen. : : . i : 3 . ®. annulata. 


Der Hinterleib einfärbig grün oder grün- 


gelb : ; 3 i Ä f . ©. jejuna. 


Der Hinterleib oben auf mit schwarzen 
Zeichnungen . : ! 2 F .8. 


Die schwarzen Zeichnungen auf der Oberseite des 
Hinterleibes bestehen aus getrennten 
Flecken oderBinden : a: 

Die schwarzen Zeichnungen auf der Dpersene des 
Hinterleibes bilden eine zusammen- 
hängende mehr oder weniger breite 
Rückenstrieme . : Ä e . 10. 


1 
Die Oberseite des Hinterleibes mit drei Paaren 
6. 


/Auf der Mitte des Hinterleibes stehen obenauf 
eniwedee drei ganz getrennte 
schwarze Flecken, oder der zweite 
und dritte sind mit einander ver- 
bunden 4 | ' Ä h 

Auf der Mitte des Hinterleibes steht obenauf ent- 
weder ein einzigerschwarzer 
Flecken oder eine fleckenartig 
erweiterte Querbinde 


Hinterleibes erweitert sich fast bis 
zum Seitenrande hin und lässt dort 
nur einen schmalen Saum übrig 
Die schwarze Rückenstrieme auf der Oberseite des 
Hinterleibes ist nur mässig breit, so 
dass die Seiten breit grün oder grüngelb 
erscheinen . E 


Die Beine ganz gelb; das Schildchen am 
Hinterrande gelb gesäumt; die erste 
aus der Discoidalzelle zum Flügelrande 
gehende Ader vollständig vor- 
handen . . o > 2 

Die Beine gelb mit schwarzen nur an der 

° Spitze gelben Schenkeln; dasSchild- 
chen einfärbig schwarz; die er- 
ste aus der Discoidalzelle zum Flügelrande 
gehende Ader nur rudimentär vor- 
handen 


9. 

Die schwarze Rückenstrieme auf der Oberseite des 
10. 
11. 


Die erste aus der Discoidalzelle zum Flügel- 
rande gehende Ader ist nur rudimen- 
tär vorhanden, die dritte fehlt 
gänzlich. : : . 

‚Die erste aus der Discoidalzelle zum Flügel- 
rande gehende Ader ist vollständig 
vorhanden, die driite verkürzt 
oder rudimeniär 


12. 


. 11. 


. 12. 


.d©. 


. ©. 


. 33. 


felina. 


viridula. 


669 


. ®. subvitata. 


- ©. interrupta. 


. ©. personata. 


670 
Die Rückenstrieme ist an den Einschnitten b ın- 
denartig erweitert, die Fühler 
13. schwarz . : : { . ©. Hydroleon. 
Die Rückenstrieme ist an den Einschnitten niche 
bindenartig erweitert; die Fühler 
meistenslicht gefärbt . £ . ©. angulata *). 
Die Oberseite des Hinterleibes mit einem kur- 
14. zen dichten Haarfilze bedeckt .®. argentata. 
Die Oberseite des Hinterleibes ohne Haarfilz ®. microleon. 


DBryecera. 
Der Hinterleib schwarz mitgelben Zeichnungen 2. 
Der Hinterleib grün mit schwarzen Zeichnungen ®. trilineata. 


Die Flügel mit einem deutlichen schwarz- 
braunen Mittelflecken . . . ©. analis. 
Die Flügel ohne solchen Flecken 3 


w 


Die gelben Zeichnungen auf der Oberseite des 
Hinterleibes bestehen aus zwei oder drei 
Flecken-Paaren. ; R ee: } 

3 Die gelben Zeichnungen auf der Oberseite des 
; Hinterleibes bestehen aus einem gelben 
Flecken am After oderaus einem sol- 
chen und einem Flecken an der 

Wurzel des Hinterleibes . : A 


4 
Ein gelber Flecken nur am After . ; . ©. terminata. 
Ein gelber Flecken am After und an der 
Wurzel des Hinterleibes . & - . ©. leonina. 


Das Schildchen schwarz, entweder gelb geran- 


3. det oder wenigstens mit gelben Dornen ®. pygmaea. 
Das Schildchen einfärbig gelb . - . . 6 
6 Die Beine vorherrschend gelb. - be 
“ IDie Beine vorherrschendschwarz . ®. dives. 
Die Schenkel durchaus gelb. . - 8 


3. !Die Schenkel an der Wurzel und öiters bis 
vornehin schwarz . A 2 ; ag, 


=) Wer Exemplare von beiden dieser schwer zu unterscheidenden Arten besitzt, 
kann sich zur sicheren Determinirung noch folgende Unterschiede gegenwärtig 
halten: Die Fühler von O0. Hydroleon sind immer und deutlich länger als die 
von O0. angulata; auf dem Untergesichte des 5 von O0. Hydroleon findet sich 
nie der lichte Schimmer am Mundrande wie bei O. angulata und das © hat ge- 
wöhnlich schwarze Flecken am Untergesichte, die bei O. angulata @ höchstens 
schwach angedeutet sind oder auch gänzlich fehlen. 


Die gelben Seitenflecke auf der Oberseite des 


Hinterleibes hängen am Rande unter 
8. sich und mit dem Afterflecke zusammen ®. formosa. 
Die gelben Seitenflecke auf der Oberseite des 
Hinterleibes hängen unter sich nicht 
zusammen : s : : 5 . ®. muscaria. 
Auf der Oberseite des Hinterleibes jederseits 
zwei gelbe Seitenflecken und ein 
PN gelber Flecken am Aller » - 10: 
“ \Auf der Oberseite des Hinterleibes jederseits En 
gelbe Seitenflecken und ein gelber 
Flecken am After . 2 5 - „ıl. 
Die strohgelben Seitenflecken des Hinterleibes 
sind am Rande unter sich und mit den 
10 Afterflecken durch eine feine strohgelbe 
f Lime verbunden . ‚,.  .--.,.,*..©. pardalına, 
Die hochgelben Seitenflecken des Hinterleibes 
stehen getrennt - i . . ©. pulchella. 
Die gelben Zeichnungen am Thorax bilden vorne 
jederseits einen kleinen Halbmond- 
11. Hecken ®@\ ; R 5 - . ©. Meigenii. 
Die gelben Zeichnungen am Thorax bilden Be 
nen Halbmondflecken . 2 . ©. Falleni. 
Ephippium 
thoraeieum. 
Clitellaria 
Dahlii. 
Lasiope«. 
Cyeloygaster. 
Der Rüssel am Ende knopfförmig ver- 
diekt , - i : : 2 an 
1. Der Rüssel bis zu seinem Ende dünn 
stielförmig . ! & ; ; . €. tenuirestris, 
Die weissen, mässig breiten Seitenflecken 
auf der Oberseite des Hinlerleibes an den 
inneren Enden abgestutzt, 5” .C. villosus. 
2. /Die weissen sehr schmalen Seitenflecken 


auf der Oberseite des Hinterleibes an den 
inneren Enden spitzig auslau- 
fend, 32” : & : 3 : + C. ealvus. 


672 


Nemelelus. 


‚Die Oberseite des Hinterleibes vor- 
| herrschend gelblichweiss mit 
) schwarzen Flecken oder Striemen . 8. 
‚Die Oberseite des Hinterleibes ent- 
f weder ganz Schwarz oder schwarz 


mit gelben Flecken . . i ee: 
Die Oberseite des Hinterleibes einfärbig 

schwarz . £ . B . N. nigrinus Zzu® 
Die Oberseite des ige schwarz mit 

sterben Flecken“. o - : 8. 


Die Schnauze weit vorgezogen, rüsselartig 4. 
3. (Die Schnauze kurz und nicht rüsselartig 
verlängert . 3 . \ i ß . 9. 


Ueber den Fühlern zwei weisse schieilie- 
4. gende Linien . : : 5 . N. uliginosus ©. 
Ueber den Fühlern keine Sion en Linien . N.pantherinus®Q 


'Die leizien Hinterleibsabschnitte obenauf mit 
silberglänzender Behaarung . N. signatus 5. 
\Die letzten Hinterleibsabschnitte ohne solcher 
Behaarung \ . K . 16. 


e gelben Mittelflecken auf der Oberseite 
des Hinterleibes sindauf dem zweiten, 
dritten und vierten Abschnitte 


6. vorhanden . : .d. 
e gelben Mittelflecken anf den Oberseite 
des Hinterleibes fehlen auf dem drii- 
ten Abschnitte . ! . h .N. brevirostris® 
. {Die Schulterschwielen sind weiss : ; . N. globuliceps® 
“ )Die Schulterschwielen sind schwärzlich . N. signatus 9. 
Die Unterseite des Hinterleibes ist gelblich- 
weiss i o } h B : 9 
. Die Unterseite des Hinterleibes ist schwarz 
mil gelbweissen Hinterrandssäumen . . 10. 


Die schwarzen Flecken auf der Oberseite des 
Hinlerleibes sind nur an der Wurzel 
und den beiden letzten Abschnil- 

9. ten vorhanden . - . 5 N. pantherinus 5. 
Die schwarzen Flecken auf er Oberseite des 
tiinterleibes sind aufallen Abschnit- 

ten vorhanden . : : E 8 N. brevirostris 5: 


673 
Die schwarzen Striemen auf der Oberseite 
der letzten Hinterleibsabschnitlte errei- 
chen den Seitenrandnicht . . N. uliginosus 5. 
10. Die schwarzen Striemen auf der Oberschkt 
der letzten Hinterleibsabschnitte errei- 
chen denSeitenrand vollstandig N. globuliceps 5 


Exzochostioma. 
Sargus. 
Die Punctaugen stehen in gleicher Ent- 
i fernung von einander . ; 5 : . S. bipunetatus. 
Die Punctaugen stehenin ungleicherEnt- 
fernung von einander . { i L .'2. 
„ [Pie Beine dunkel . . Se 
” |Die Beine gelb . 6. 
„ |Die Beine ganz schwarz i i : . S. iridatus. 
end dunkel mit lichteren Stellen A 
Der Rückenschild blau; der Hinterleib 
goldgrün 5 : i S. coeruleicolli=. 
4. Der Rückenschild on. der Hin- 
terleib kupferfarbig . ; : - Bu: } 
Die Knie und die Tarsen der Hinterbeine an der 
Basis gelb. 4” i 1 . S. euprarius. 
9. |Die Knie gelb, die Tarsen der Hinterbeiße Sallır. 
schwarz. 2—3” . ö ; t . S. nubeeulosus. 
Die Stirne verhältnissmässig schmal . . S. angusiifrons. 
6. Die Stirne ziemlich breit ; 2 = rj 
Die Fühler einfärbig schwarzbraun . . S. flavipes. 
3. !Die Fühler schwarzbraun, die beiden ersten 
Glieder gelbbraun . i = . S. albibarbus. 
Chrysomyia. 
Die Augen stark behaart . - { we 
1 Die Augen fasi nackt : ; s . . €. polita. 


‘Die Hintertarsen gelblich, die Flügel 
a | schwärzlich, Behaarung des Kopfes schwarz C. speciosa, 
= I Hintertarsen dunkel, dieFlügel gelb- 


lich; Behaarung des Kopfes gelbbraun . ©. formeosa. 
Pachygaster. 
Die Flügel mit einem braunen Wisch auf 
der Mitte . : ; : { 4 . P. ater. 
Die Flügel glashelle „, s R . P. Leachii. 


Bd. V. Abh. s5 


674 


Beris. 
Die Taster unscheinbar . i 5 2 
|Die Taster lange, else . . 13. 
Der Hinterleib gelbroth . g . 3 
z |Der Hinterleib metallisch oder Jalbrarz 6 
Die Flügel ziemlich ae rauch- 
ß braun getrübi . q . 4. 
= Die Flügelfast glashelle niit Munkein Kanal 
mahle . 3 5 - e E : . B. vallata ©. 
Die Einschnitte auf der Oberseite des Hinter- 
4. leibes schwarzgesäumt s : . B. elavipes 5- 
Der Hinterleib obenauf einfärbig gelbroth 3. 
Die Augen durch die breite sehwarze Stirne 
3. getrennt. e , 3 . B. elavipes ©. 
Die Augen ame nee } h . B.vallata 5- 
Der Hinterleib sehr breit und dick A . B. dubia. 
6. (Der Hinterleib ziemlich schmal und flach- 
gedrückt h 5 & P i ; Br 
Die Flügel ziemlich gleichmässig rauch- 
7 braun getrübi . : 8. 
“ \Die Flügel fast glashelle m dizikein ae 
mahble . - : 3 : A ß . 18. 
Die Beine fast durchgehends braungelb. . B.chalybeata 5. 
8. !Die Beine fast durchgehends dunkel mit gelben 
Knien . 4 : 2 ! 5 ’ Ag 
oa (Die Strahlen des Schildchens schwarz . . B. fuseipes 5: 
9 Die Strahlen des Schildchens erzgrün . . B. geniculata 5: 


gefärbt . 4 : : Ä . B.geniculata 9. 


Die Beine vorherrschend schwarzbraun 
10 
Die Beine orWehk s chend greifib n 3 .11. 


Die Augen durch die sehr breite ungefähr den 
dritten Theil der ganzen Kopfbreite einneh- 
mende Stirne getrennt . : . 22. 


11. (Die Augen entweder zusammenstossend 
(5) oder durch eine schmale, höchstens 
den fünften Theil der ganzen Kopfbreite 
einnehmende Stirne getrennt (©) .B. Morvisii. 


675 


[Der Metatarsus der Hinterbeine merklich 
länger als die übrigen vier Tarsenglieder 
zusammen; die Hinterschenkel vor der 
Spitze mit einem braunen Bändchen . » B. fuseipes 8. 


zZ Der Metatarsus der Hinterbeine so lang 
oder kaum länger, als die übrigen vier 
Tarsenglieder zusammen ; die Ilinterschenkel 
einfärbig gelbbraun . s { ß . B. chalybeata®. 
Das Schildchen mit schwarzen Strahlen; 
Hinterleibobenaufdunkel, metallisch 
= glänzend ; 3 : i I 2 . B.nitens 5 ®. 
“ Das Schildchen mit gelben Strahlen; Hin- 
terleib obenaufmit rothgelben Bin- 
den . ! , ! k J ß . B. tibialis 59. 
Kylophagtnıs. 
Hinterleib einfärbig schwarz . ; . X. ater. 
Hinterleib auf der Mitte mit einem rothen 
Gürtel s : y h 5 : . X. einctus. 
Pachystomus 
syrphoides *). 
Subasdkıs. 
Die Schulterscehwielen und einige Flecken 
auf der Mitte des Rückenschildesh ellgelb S. maculata. 
z Die Schulterschwielen und der Rücken- 
schild auf der Mitte schwarz . © *2: 
Beine gelb mitgelben Hüften . ; . S. varia. 
“ (Beine gelb mit schwarzen Hüften . . S. marginata, 
Toenomyia 
ferruginea. 


*) Pachystomus syrphoides unterscheidet sich von X. cinctus, dem er im Habitus und 
Färbung ganz ähnlich sieht, wesentlich durch die Bildung der Fühler, was aber 
leicht Zu übersehen ist, wesshalb er mit X. cinctus verwechselt werden kann. 


Alphabetisches Begisier. 


(Die Buchstaben bezeichnen die Gattung, die arabische Ziffer die Art. A. ist 
Alliocera; Str. ist Stratiomys ; Od. ist Odontomyia; Ozxyc. ist Oxycera; E. ist Ephip- 
pium; Cl. ist Clitellaria; N. ist Nemotelus; Ex. ist Exrochostoma; Sarg. ist Sargus; 
Chr. ist Chrysomyia; P. ist Pachygaster; B. ist Beris; X. ist Xylophagus; Pst. ist 


Pachystomus; Sub. ist Subula; Coen. ist Coenomyia; L. ist Lisopa.) 


Actina atra Meig. Classif. V. Beris chalybeata Först. 
chalybea Meig. V. Beris nitens Ltr. 
scutellata Meig. Class. V. Beris nitens Ltr. 
sexdentalta Meig. Class. V. Beris chalybeala För st. 
tibiolis Walk. V. Beris tibialis Meig. 
vallata Meig. V. Beris vallata Meig. 


AllioceragraeecaSaund. . k 2 5 2 £ R R a: 1. 
Beris chalybeata Förster . o E : . 2 £ . Ber. 3. 
ciavipes |. A e ; © : 2 © . & 5 . Ber. 1. 
dubia Zett.. 5 & : o > 5 h 2 B 2 . Ber. 7- 
femoralis Meig. V. B. nitens Latr. 
flavipes Macg. V. B. chalybeata Fürst. 
flavofemorata Meig. V. B.nitens Latr. 
fuseipes Meig.. 8 5 R - £ . ® e 5 . Ber. 4 
yeniculataHalid. < 5 5 & o & E E . Ber. 6 
hirsuta Macg. V. B. nitens Latr. 
MorrisiiDale . % P 5 E € e . 2 ® . Ber. 3. 


nigra Meig. V. B. fuscipes Meig. 

nigripes Meig. V. B nitens Latr. 

nigritarsis Latr. V. B. vallata Först. 

nitens Latr. A 5 5 & > > ° e . Ber. 8. 
obscura Zetterst. V. B. chalybeata Först. 

pallipes Löw. V. B. Morrisü Dale. 

sexzdentata Fahr. V. B. chalybeata Först. 


Beris tibialis Meig. h H e £ i > c h 2 . Ber. 9. 
vallata Först. : £ 2 : 2 & c 5 . Ber. 2 
Chrysomyia neioentris Zetterät. ; o & > £ . Chr. 3. 
flavicornis Meig. - . . B 5 > 5 > 2 . . Chr. 4 
formosaScop.. s e > 6 : 2 a 2 & - Chr. 1. 
pallipes Meig. V. Chr. flavicornis Meig. 
polital. ° & 5 2 £ : s A & e 4 . Chr. 3. 
speciosa Macq. & R A & ö 8 . : 5 . Chr. 2. 
Clitellaria calva Meig. V. Cyclogaster catvus Meig. 
Dahlii Meig. = : c x 201. % 
Ephippium Meig. \. Eplkiphiin erohaeier atk. 
pacifica Meig. . . . . . & 4 o . c. 2. 
villosa F.\V. elogaster uillosıle F. . 
CoenomyiaferrugineasScop. o R . H 6 h . Coen. 1. 
Cyclogaster calvus Meig. ö 5 2 0 o 0 & er. 2. 
tenuirostris Löw. 2 > 2 ö . C 6 © . €. 3. 
viillosus Macda.. k - 2 . 2 . ° 20. 1. 
Ephippium Dahlii Meike: V. Clitellaria Dahlü 
thoracicum Latr.. a e 5 ® : . & < . E. 1. 
Exrochostoma nitida Mae.«. : c o N x : H r R . Exoch. 1. 


Hirtealongicornis Scop. V. Siratiomys longicornis. 
Hoplomyia Zeller. Löw. V. Stratiomys 


Lasiopa Peleteria Br ulle. . & 2 b R 5 ; i : PILN.21. 
Nemotelus aerosus Gimmerth.. 0 & \ $ g 2 & “N 27. 
anchora Löw. . ° e . . . £ 0 . 3 s . N. 4. 
argentifer Löw. © © 2 . 5 N 16. 


ater Panz. V. Dachjgaster ater F. 
auratus Deg. V. Chrysomyia polita L. 
bifasciatus Meig. V.N. uliginosus L. 


bipunctatus Löw. . e . : = S : A : EIN. 14. 
dBrachystomus Löw... £ ° 2 5 N R } SEN: 19. 
drevirostris Meig. . £ . . e 2 2 3 N 9. 


einctus Deg. V. Aylophagus cinctus. 

eingulatus L. Duf. . - x 3 s B e - 0 - BEN, 26. 
cuprarius Deg. V. Sargus cuprarius L. 

flavogeniculatus Deg. V. Chrysomyia formosa Scop. 


fraternus Löw. & 6 e . 5 x 2 : 8 . NEN. 12. 
frontalis Enc. meth. 5 2 R r R 2 A ! & SUN. 24. 
globuliceps Löw.. 5 ® . & ° 5 2 h WEIN. 8. 
gracilis Löw. . & ° ° ä 2 . h 2 ö ° SEN. 13. 
lasiops Löw. . . ö £ 3 ö & 5 5 R E IPN. 3. 
lateralis L. Duf. 6 & ® 2 Q 0 ; ! q EN. 23. 
longirostris Wied. . > . ö £ 2 . ® A . N. 18. 


marginaius F. V. N. pantherinus L. 

marginellus Fall. V. N. pantherinus L. 

nigrifrons Löw. 2 © 2 a 5 - 2 3 . i IN. 13. 
nigrinus Fall. 5 S 2 . 2 5 . 5 h STN. 17. 
nigritus Meig. . / : 5 ? ö . c ; 5 ; IN. 2L. 


673 


Nemotelus nigritus Panz. V. N. nigrinus Fall. 


Odontomyiaangulata Meig. Class. V. O. Hydroleon L. 


notatus Staeg. 
paludosus Meig. . 


. . . . . . 


pantherinus |L. . & z 5 . 2 
pica Löw. . - = 3 s 5 5 
proboscideus L6w.. > . 5 . 2 - 
punctatus FE. 2 . - b A a 
signatus Frivaldsky. 3 > 5 5 2 
uliginosus Latr. Panz. Meig: V. N. pantherinus 
uliginosusL.. : > > 3 > A 
uliginosus Löw. Isis. V. N. inhlipens Löw. 
ventralis Meig. = > - . Q > . 


villosus F. V. Cyclogaster villosus. 


angulata Panz. - 5 = ® x 2 2 
annulata Meig. R & . > > 2 
argentata Fahr. . 5 . 

Balius Walk. V. Clitellaria Dahl Meieg. 
bimaculata Meig. . 2 j ® > 

eanina M«ig. Class. V. O0, riridula FE. 

conneza Walk. . - . 


decora Meig. V. 0. flavissima FE. 
dentata Meig. Class. V. O. viridula FE. 
discolor Löw. . . . E - 
felina Panz. 

flarissimaF. : 

furcata Macg. V. ©. Er. were 


halterata Schrnk. . . . . . b 2 5 
Hydrodromia Meig. R 2 R - = ä R 
HydroleonL.. . ® . 2 A . a 
Hydrophila Löw. . e . > > L 
Hgdropota Maca. V. 0. angulata Panz. 
infuscata Meig. . . . . E 2 2 
interrupta Löw. . z e n 5 5 
jejunaSchrnk. z . e s - - . 
latifasciata Macg. - 3 x 5 s . 
leonina Latr. V. Ozxycera leonina. 

limbata Meig. - . . . . . 2 . 2 
lunata Encycel. meth, . > 2 2 > 2 
marginata Fabr. - - . 2 
MicroleonL. . 2 > . > 5 5 e 


ornataMeige. . 2 = R - 5 
paludosaSchummel. V. O. argentata F. 
personata Löw. . s < . = 


pictifrons Löw. E 2 

rossica Gimmerth. 5 5 r . - 
septemguttata Meig. V. O0 annulata Meieg. 
signaticornis Löw.. B 2 5 > 


Od. 


Od. 
Od. 
Od. 


Od. 
Od. 
Od. 
Od. 


O4. 
Od. 
04. 
04. 


Od. 
Od. 
Od. 
Od. 
04. 


Od. 
Od. 
04. 


Od. 


Odontomyia splendens Fahr. 


Ozyceraanalis Meige. . . . 


Pachygaster aterE. 


subvitata Meig. 
tigrinaFabr . ° 5 5 
ventralis Löw. V. Stratiomys ER, 


villosa Encycl. meth. V. Oydogaster villosus. 
viridula!E. n 5 . 


vulpina Germ. V. O. felina Pau 


- . . 


dives Löw. . ö . - 
Falleni Stäg. - . 3 o 
formosa Wiedem.. 2 . ° > 
Hypoleon L. > £ c s R 


+ . . 


Hypoleon Meig. Class. V. O. pulchella Meig. 
Hypoleon. Meig. Syst. Beschr. V. 0. Meigenü Stäg. 


Hypoleon Stäg. V. O. pulchella Meig. 
Hypoleon Zetterst. V. O. Falleni Stäger. 


teoninaPanz.. ; : x : z 
longicornis Halid.. . 2 z . . n 
maculata Zetterst. c s 5 s & 


Meigenii Stäg. 
Morrisii Curtis . 
muscaria Fabr. £ 2 2 . . . 
muscaria Meig. V. O0. formosa Wied. 
nigra Macq. 
nigricornis Enc. meth. . 


. . . 


. . . 


pardalinaMeige. . , A . 3 
pulchella Meige. 2 5 ® 
pygmaearFall e o . . 


pygmaea Meig. V. 0. muscaria F. 
rara Walker. V. 0. pulchella Meig. 
tenuicornis Macgq. - 
terminata Meige. . s R 
trilineata Fabr. . 


Leachii Curtis. ° c 
meromelas L. Duf.. 0 
minutissimus Zetterst. R 
orbitais Wahlh. . 6 e 
pallidipennis Meig. V. P. Leachi Orts: 
pallipennis Macg. V.P. Leachü Curtis. 
tarsalis Zettersit. h 


. 


. . . 


Paehystomussyrphoides Panz. 
Rhagio formosus Schrnk. V. 


politus Schrank. V. Sargus cuprarius L. 


syrphoides Panz. V. Pachystomus syrphoides. 
Sargus albibarbus Löw. 


. . 


angustifrons Löw. . 2 - . 
auratus Fabr. V. Chrysomyia forniose Scop. 


Chrysomyia formosa Scop. 


od. ° 
Od. 24. 
Od. 1% 
Od. 23. 
Oxyc. 12. 
Oxyc. 4. 
Oxyc. 2. 
Oxyc. 8. 
Oxyc. 15. 
Oxye 5 
Oxyc. 16 
OxyeH 
Oxye. 1 
Oxye. 10 
Oxyc. 9 
Oxyc. 18 
Oxye. 19 
Oxye. 
Oxye. 3 
Oxye. 13 
Oxyec. 17 
Oxye. 11 
Oxyc. 14. 
Hr 1 
1% 3. 
P. 2. 
P. 67 
1 6 
P. 

Pst, 1 
Sarg. 14 
Sarg. 13 


680 


Sargus auratus Me ig. Classif. V. Sargus iridatus Scop. 


azureus Löw. V. Chrysomyia formosa Scop. 


bipunctatus Scop. . . . . - & . 
caeruleicollis Meig. . 2 E 5 2 
euprarius!F. . 3 o S 6 n . N 


cuprarius Fall. V.S. iridatus Scop. © 
cyaneus F. V. Chrysomyia polita L 
flavicornis Meig. V. Chrysomyia flavicornis. 


flavipes Meig. 2 5 5 e & . . . 
formosus Meig. V. Chrysomyia formosa Scop. 
frontalis Löw. © . > . e 5 R ä : 


X 


infuscatus Meig. V. S. iridatus Scop. 
iridatus Scop.. . P & . . : . & 
meiampogon Aeller. V. Chrysomyia speciosa Macd. 


minimus Zetterst. . £ x 2 x 5 5 2 
nigripes Zetterst. E 5 N £ e x 
nitidus Meig. 5 s e R R E 


rnitidus a Dipt. S.LV.S. minimus Zehlien st. 


nubeculosus Zetterst. . e R . . . 
pachygaster Fall. V. Pachygaster ater F. 

pallipes Meig. V. Chrysomyia flavicornis Mg. 
politus L. V. Chrysomyia polita. 

Reaumuri Autorum V. S. bipunctalus Scop. 
rufipes Wahlberg. 3 . > . 5 . 
speciosus Meig. V. Chrysomyia speciosa Macd. 
splendens Meig. V. Chrysomyia polita L. 

sulphureus Meig. . o E . 5 5 . 5 
zanthopterus F. V. Chrysomyia Forlasen Scop. 


Sieus aureus Meig. Class. V. Coenomyia ferruginea Scop. 


bicolor Fabr. V. Coenomyia ferruginea Scop. 
ferrugineus Meig. V. Coenomyia ferruginea Scop. 


unicolor Meig. Class. V. Coenomyia ferruginea Scop. 


Stratiomys angulata Panz. V. Odontomyia angulata. 


annulata Meig. V. Odoniomyia annulata. 
argentata F. V. Odoniomyia argentata. 
brevicornis Löw. V. Odontomyia angulata Panz. 
canina Panz. V. Odontomyia viridula F. 


eenisia Meig. . > > 2 . . . : 2 
chalybeata Forst. V. Beris chalybeata. 
ChamaeleonDeg. £ F . . < . 


Chamaeleon Meig. Class. V. Str. Potamida Meig. 
clavicornis Egger. V. Alliocera graeca S.Saund. 
concinnaMeig . a 2 x S 2 2 . 
conneza Walk. V. Odontomyia connexa. . 
decora Meig. Class. V. Odontomyia flavissima F. 
Ephippium F. V. Ephippium thoracicum Latr. 
equestris Meig. . . er . . . B 
errans F. Panz. V. Coenomyia as Scop. 


Sarg. 


Sarg. 


Str. 


Str. 


Str. 


Sir. 


12. 


10. 


681 


Stratiomys felina Panz. V. Odontomyia felina. 

flavissima F. V. Odontomyia flavissina, 

flaviventris Löw. . . Ö © 6 c 3 f . » . Str 3. 
furcataFabr.. ö s A . R R 2 ; . . Str. 6. 
furcate Latr. V. Odontomyia ornata Meig. 

grandis Schrnk. V. Coenomyie ferruginea Scop. 

hirtuosa Meig. ® . e . © s 5 > E - . Str. 13. 
Hydroleon F.V. Odonfomyia Hydroleon L. 

Hydropeta Meig, V. Odentomyia angulata Panz. 

Hydropota ZAetterst. V. Odontomyia felina Panz. 

HypoleonF. V. Oxycera Meigenü Stäg. 

Hypoleon Fall. V. Ozxycera Fallen Stäg. 

Hypoleon Schrk. V. Oxycera dives Löw? 
Jejuna Schrk. V. Qdontemyia jejuna, 


laevifrons Lö w. 5 a 5 s : ® > ö s 3 . Str. 11. 
leonina Panz. V. Ozxycera leonina. 
TongicornisScop. c ° ® ö = % { + . Str. 8. 


Macroleon Panz. V. Coenomyia ferruginea Scop. 
major Schrnk. YV. Coenomyia ferruginea Scop- 
marginata Fahr. V. Nemotelus paxiherinus 1. 
Microleon Fabr. V. Odentomyie Microleon. 
muscaria Fahr. V. Oxycera muscaria, 

mutice Fahr. V. Nemotelus uliginosus L. 

mutica Schrnk. Nemotelus pantherinus L. 

nigra Geoff. V. Beris clavipes L. 

nigrita Fall. V. Odontomyia tigrina Fahr. 
nigrodentata Meig. Class. V. Str. chamaeleon Dee. 
nubeculosa Meig. V. Sir. longicornis ScoP. 
ornata Meig. V. Odontomyia ornata. 

palatina Schrnk. V. Coenomyia ferruginea ScoPp-. 
paludosa Sehummel. V. Odontomyia argentala E. 
panthaleen Fall. V. Str. furcata F ahr. 


PotamidaMeig. . ® e & . . - S ö . Str. 3. 
pygmaeaFall. V. Oxycera pygmaea. 
ripariaMeige. - £ 9 ° & & 5 s s ° « Str. 7. 


ruficornis Zetterst.V. Odontomia angulata Panz. 
septemguttata Meig. V. Odoniomyia annulata Meig. 
sexzdentata F. V. B. chalybeata Först. 

similis Först. V. Beris nitens Latr. 

strigata Fabr. V. Str. longicornis Scop- 

strigata Meig. Class. V. Str. riparia Meis. 
subvittata Meig. V. Odontomyia subvittate. 
thoracicaF. Antl. V, Str. longicornis Scop- 

tigrina Fabr. V. Oduntomyia tigrina. 

trilineata F. V. Oxycera trilineata. 

unguiculata Panz. V. Coenomyia ferruginea Sc op. 
validicornis Löw. . 3 2 < 5 . . . . R . Str. 12, 
vallata Gmel. V. Beris vallata Först. 


V. Bd. Abh. 86 


687 

Stratiomys veniralis Löw. . B G : £ 
villosa Meig. V. Str. tongieornis Scop. 
viridula Fabr. V. Odontomyia viridula. 
vulpina Panz. V. Odontomyia Hydroleon L. 

Subula ciripes L. Duf. 5 & c a : 
macuwlata Fahr . . ° & & 
marginataMeig . . . ö 
varia Meig. C . & 

Vappo ater Fak. V. Pachygaster ater. 

Xylophagus ater Fabr. 2 2 
ater Fall. V, X. einctus. 
cinetusDeg. . & . £ c 
compeditus Wied. V. X. ater. 
maculatus Fahr. Y.Subula maculata. 
marginatus Meig. V. Subula muryinata. 
nitens Latr. V, Beris nitens. 
varius Meig. V. Subula varia. 


Str. 


Beitrag 


zur 


Flora des V. U. M. B. 


Von 


Hermann Kalbrunner, 


in Langenlois. 


Der durchforschte Bezirk liegt im nördlichen Theile des Viertels unter 
dem Manhartsberge, wird im Süden vom Ernstbrunnerwalde, im Norden vom 
Pulkaubache umschlossen, und hat den Ort Hadres zum westlichen, die Stadt 
Laa aber zum östlichen Gränzpuncte. 

Der nördliche Theil des Bezirkes bildet eine ausgedehnte Ebene von 
sehr niederer Lage, indem die längs des Pulkaubaches gelegenen Ortschaften 
Seefeld 600,90 W.-Fuss und Zwingendorf 581,46 W.-F. über Meereshöhe 
haben. In südlicher Richtung erhebt sich der Boden zum Hügelland „ wo 
Grossharras mit 661,14 W.-F. und Stronsdorf mit 662,70 W.-F. Meereshöhe 
liegen. 

Die höchste Lage hat die südliche Begränzung, welche aus der Berg- 
reihe des Ernstbrunnerwaldes besteht, wo sich die Hochstrasse bei Enzers- 
dorf im Thale zu 1172,76 W,-F. über dem Meere erhebt. 

Die geognostischen Verhältnisse sind ziemlich einfach, indem theils 
Diluviallehm, grösstentheils aber tertiäre Schichten, als Lehm, Sand und 
Schotter den Boden bedecken; am Puchberge bei Mailberg und an den 
Bergen bei Eggendorf, Pazmannsdorf und Stroneck tritt Gestein von tertiärem 
Conglomerate zu Tage. 

Der Bezirk ist im Allgemeinen wenig bewässert, und die meiste Be- 
deutung hat in dieser Beziehung der Pulkaubach, der bei Pernegg im V. 0. 
M. B. entspringt, über Pulkau und Haugsdorf durch einen Thalweg fliesst, 
bei Hadres dieses Gebiet erreicht, die Sümpfe und Teiche von Seefeld, 
Zwingendorf und Wulzershofen durchfliesst, und zwischen letzierem Orte 
und Laa sich in der Thaya verliert. Der Pulkaubach und die Thaya wurden 
im Jahre 1832 einer grossarligen Regulirung unterzogen, wodurch eine be- 
deutende Anzahl von Gründen theils gegen Beschädigung geschützt, theils 
beurbaret, oder zu besserer Cultur verwendet wurden. 


6° 


684 


Die eben geschilderten Verhältnisse der Lage ergeben in botanischer 
Beziehung eine ziemlich natürliche Eintheilung in drei Sectionen, nämlich in 
das Suwpf-, Hügel- und Berggebiet. 


I. Das Sumpfgebiet umfasst jene Niederung, welche sich längs 
des Pulkaubaches und zum Theile der Thaya erstreckt, und Teiche, Sümpfe 
und überschwemmte Plätze nebst einigen Wiesen und Ackerland enthält. Der 
Boden ist schwerer schwarzer Thonboden, den man nach der darauf vor- 
kommenden Vegetation füglich als Salzboden bezeichnen kann. Hierher sind 
vorzüglich jene Stellen zu rechnen, welche ganz mit Glaur maritima L. 
überzogen sind, wie die Ränder des Schlossteiches bei Mailberg, und die 
ausgedehnte Ebene von Seefeld über Zwingendorf bis Wulzershofen. Zwin- 
gendorf ist eine botanisch interessante Localität; ich fand dort nebst dem 
für die Flora Nieder-Oesterreichs neuen Lepidium latifolium Linn., welches 
häufig an Zäunen und wüsten Plätzen vorkommt, auch an nassen Stellen 
Apium graveolens L. wirklich wild, und den echten Sonchus palustrisL. an 


Wassergräben. 


Im nachstehenden Verzeichnisse habe ich die bemerkenswerthen Pflanzen 
nebst den Fundorten, wo sie am häufigsten vorkommen, aufgeführt. 


Phragmites communis Trin. Sehr 
gemein. 
Carezx disticha Hu ds. Gemein. 
acuta Linn. a) major Neilr. 
Ebenso. 
b) minor Neilr. 
Ebenso. 
distans L. Gemein. 
Scirpus uniglumis Link. Stellenweise 
häufig. 
maritimus Linn. In massen- 
hafter Menge. 
Eriophorum latifolium Hoppe. 
Gemein. 
angustifolium Rth. Ebenso. 
Allium acutangulum Schrad. 
a) pratense Neilr. 
um Seefeld. 
Typha angustifolia L. Gemein. 
Plantago maritima L. Um Zwingen- 
dorf. 
Dipsacus sylvestris Mill. Um Laa. 
— laciniatus L. Um Zwingendorf. 


— 


Schoberia maritima Mayer. Um 
Hadres. 

Scorzonera parviflora Jacg. Bei 
Mailberg. 


Inula Britanica L. Um Zwingendorf. 
Sonchus palustris L. Eben dort. 
Galium palustre L. Ehen dort. 
Mentha Pulegium L. Bei Laa. 
Teucrium Scordium L. Um Kadolz. 
Gratiola officinalis L. Bei Laa. 
Glauxz maritima L. Von Seefeld bis . 
Wulzershofen sehr häufig. 
Apium graveolens L. Bei Zwingendorf. 
Lepidium latifolium L. Eben dort. 
Spergularia marina Bess. Um Mail- 
berg. 
Althaea officinalis L. Um Wulzers- 
hofen. 
Tetragonolobus siliquosus Rth. 
Gemein. 
Galega officinalis L. Um Laa und 
Kadolz. 


683 


I. Das Hügelgebiet, welches den mittleren Theil des Bezirkes 
umfasst, besteht grösstentheils aus Ackerland, wo bei der vorzüglichen Be- 
schaffenheit des Bodens der Weizen als die meist verbreitete Culturpflanze 
auftritt; und da mit wenigen Ausnahmen die Dreifelder-Wirthschaft allge- 
mein betrieben wird, so ist die Flur in Weizen-, Hafer- und Brachfeld 
getheilt. Nebst dem Vorkommen der gewöhnlichen landwirthschaftlichen 
Pflanzen verdient der Knoblauch als Handelsgewächs besondere Erwähnung, 
welcher im Orte Hanfthal bei Laa auf Aeckern in grosser Ausdehnung ge- 
baut wird. Die sonnigen Anhöhen sind mit Reben bepflanzt, wobei der weisse 
Muskateller (Plinia austriaca Burger) der prädominirende Rebsatz ist, 
welcher an mehreren Orten, wie in Mailberg ein vorzügliches Gewächs lie- 
fert. Da der Boden grösstentheils der Cultur zugewiesen ist, so kann die 
botanische Ausbeute auch nur eine geringe sein, und wird zur näheren Be- 
zeichnung der Vegetationsverhältnisse nachstehende Eintheilung genügen. 


a) Unkräuter des bebauten Bodens. 


Cirsium arvense Scop. Gemein. Sinapis arvensis L. Höchst gemein. 
Asperula arvensis L. Um Kammers- Rapistrum perenne All. Sehr gemein. 
dorf. Melilotus officinalis Desr. Gemein. 
Bupleurum perfoliatum L. Um Mail- Vicia villosa Roth. Ebenfalls häufig. 
berg. Lathyrus tuberosus L. Gemein. 
b) Schutt- und Wegpflanzen. 
Atriplez latifolia Wahlh. Chrysanthemum Chamomilla Griess. 
b) inappendiculata Gemein. 
Neilreich.Bei Marrubium vulgare L. Ebenso. 
Hadres. —  peregrinum L. Um Laa. 
— angustifolia Linn. Conium maculatum L. Um Pazmanns- 
c) tatarica Neilr. dorf. 
Bei Pazmannsdorf. Diplotuzis tenuifolia Dec. Um Mail- 
Amarantus sylvestris Desf. Gemein. berg. 


Anthemis Cotula Linn. Massenhaft. 
e) Pflanzen dertrockenen Hügel. 


Allium oleraceum L. Mailberg. Althaea pallida W. et K. Um Hadres. 
Cynoglossum officinale L. Um Laa. Dictamnus albus L. Um Stronek. 
Verbascum Lychnitis L. Eben dort. Linum hirsutum L Um Mailberg und 


Caucalis daucoides L. Um Pazmanns- Schotterleh. 
dorf. — flavum L. Um Pazmannsdorf. 
Reseda luteola L. Eben daselbst. 2 tenuifolium L. Um Stronek. 
Bryonia alba L. Gemein. Rosa rubiginosa L. | 
Lavatera thuringiaca L. Um Pazmanns- a) minor N eilr. 
dorf. Gemein. 


II. Das Berggebiet, welches den südlichen Theil ausmacht, ist 
ganz bewaldet und gehört zum grossen Ernstbrunnerwalde. Obschon hier die 
schaltigen Felsparthien, so wie die rieselnden Quellen und Bächlein fehlen, 


686 


die den Wäldern des V. O0. M. B. einen eigenthümlichen Reiz verleihen, so 
ist doch der Pflanzenwuchs im Allgemeinen üppig, obschon in botanischer 
Hinsicht die Flora sich einförmig darstellt. 

Von Waldbäumen ist die Eiche vorherrschend, wovon sich noch ein- 
zelne riesige Exemplare vorfinden ; es kommt sowohl Q. pedunculata als 
Robur vor, erstere jedoch vie! häufiger. Die Föhre behauptet den zweiten 
Rang, während Fichte und Tanne in erwachsenen Stämmen selten sind; 
Birken und Atlasbeerbäume sind häufig eingesprengt, und der rothe Hart- 
riegel ist das gemeinste Unterholz. 

Ich fand durchaus keine seltene Pflanze, und bezeichnend scheint nur 
das häufige Vorkommen von Cypripedium Calceolus L. und Vicia pisiformis 
Linn., Aconitum variegatum L., welches in hochstämmigen Exemplaren 
ziemlich häufig wächst, konnte ich nicht in Blüthe finden, eine Beobachtung, 
die auch von Herrn Josef Kerner im Göllersdorfer Walde gemacht wurde. 

Indem ich die in Holzschlägen, an Waldrändern und in Wäldern 
wachsenden Pflanzen aufzähle, bemerke ich in Betreff der besonderen Fund- 
orte, dass sie sämmtlich im Pfarrwalde zu Pazmannsdorf und in den übrigen 
in der Nähe dieses Ortes liegenden Wäldern vorkommen. 

Milium effusum L. Chaerophyllum aromaticum L. 

Calamagrostis sylvatica Dec. — bulbosum L. 

Festuca heterophylla Lam. Thalictrum vulgare Kitt. 
(“Iris variegala L. ß- viride Neilr. 


Lilium Martagon L. 
Orchis militaris L. 
Platanthera bifolia Rich. 
Cephalanthera ensifolia Rich. 
Listera ovata R. Br. 
Cypripedium Calceolus L. 
Valeriana officinalis L. 
"Carez monlana L. 
—  pallescens L. 
— MHichelü Host. 
(€ — sylvatica Huds. 
Senecio Jacobaea L. 


y. erralicus Neilr. 


— nemorensis L. 

— 0. latifolius Neilr. 
Pulmonaria azurea Bess. 
Digitalis ambigua Murr. 
Lysimachia punctata L. 
Astrantia major L. 

Laserpitium latifolium L. 
P. asperum Koch. 


Trollius europaeus L. 
Aquilegia vulgaris L. 
Aconitum variegatum L. 
Viola mirabilis L. 

—  sylvestris Lam. 

P. nemorosa Neilr. 

Dianthus Armeria L. 
Hypericum hirsutum L. 
Evonymus verrucosus Scop. 
Euphorbia angulata Jacg. 
Rubus sazatilis L. 


— fruticosus L. 
y. velutinus Neilr. 


Cytisus nigricans L. 
—  capitatus L. 
Trifolium rubens L. 
Astragalus glycyphyllos L. 
Vicia pisiformis L. 
Lathyrus sylvestris L. 
ß. latifolius Neilr. 


——aäa 


Veber die Gattung 


E um er u 


Vom 


Director Dr. MH. Löw in Meseritz. 


Die Bereicherung, welche die Gattung Eumerus und zunächst die 
Fauna Oesterreichs durch den höchst interessanten, von den Herren Egger 
und Schiner-in den Berichten des Vereines für 1853 beschriebenen Eum. 
elegans erhalten hatte, veranlasst mich auch nochmals auf diese von mir be- 
reits in der Stettiner entomologischen Zeitung von 1848 monographisch be- 
handelte Gattung zurück zu kommen und zu den bisher bekannten Arten der- 
selben zwei neue, ebenfalls in den österreichischen Staaten einheimische 
hinzuzufügen, 


Das Dankenswertheste, was über dieselbe publicirt werden könnte, 
würde eine tüchtige kritische Berichtigung der Synonymie sein. Leider ist 
dafür bisher von keiner Seite das Geringste geschehen, ja die Schwierig- 
keiten derselben haben sich sogar noch vermehrt; es ist diess namentlich 
durch die übrigens höchst verdienstliche Monographie dieser Gattung ge- 
schehen, welche Herr Rondani im achten Theile der „Ann. d. 1. Soc. ent- 
de Fr.“ bekannt gemacht hat, ohne meine bereits früher publieirte Arbeit 
über denselben Gegenstand zu kennen. Er zählt in derselben als bereits vor 
ihm beschriebene Arten Zum. sabulonum Fall., tricolor Fbr., ornatus 


688 


Meig., funeralis Meig. und barbarus Wied. aul, und beschreibt als 
neue Arten Eum. ezilipes, uncipes, barbiventris, cavitibius, Delicatae und 
angusticornis. Meine Ansicht über diese Arten, soweit ich sie mir lediglich 
aus Herrn Rondani's Ärbeit selbst bilden konnte, ist im Jahresberichte des 
Dr. Schaum über die Leistungen der Entomologie im Jahre 1850 pag. 110 
mitgetheilt. Der Wunsch, ein gründlicheres Urtheil zu gewinnen, liess mich 
an Herrn Rondani die Bitte um Mittheilung typischer Exemplare richten, 
welche derselbe mit nicht genug zu rühmender Gefälligkeit erfüllt hat. Ich 
erhielt von demselben ein Männchen von Eum. Delicatae, welches voll- 
ständig mit dem Männchen meines Eum. pulchellus übereinstimmt; ferner 
ein’ Männchen von Eum. uncipes, welches mein Urtheil zu Gunsten der 
Selbstständigkeit dieser ausgezeichneten Art, auf welche sich keine früher 
bekannt gemachte Beschreibung deuten lässt, bestätigt; ein von Eum. angu- 
sticornis empfangenes Männchen ist mit meinem Eum. basalis vollkommen 
idenlisch, nicht mit Eum. amoenus, wolür ich diese Art nach Herrn Ron- 
dani’s Beschreibung gehalten hatte. Endlich erhielt ich mit der Bezeichnung 
Eum. nivipes ein Männchen meines Eum. agyropus”); ich weiss nicht, 
ob Herr Rondani vielleicht später eine Art dieses Namens bekannt ge- 
macht hat; die Beschreibung, welche er in den Annales von seinem Eum. 
ezilipes gibt, passt so vollständig auf meine Männchen des Eum. argyropus 
und auf das von ihm erhaltene Exemplar seines Eum. nivipes, dass ich an 
eine Verschiedenheit durchaus nicht glauben kann. Eben so bin ich noch 
jetzt vollständig überzeugt, dass sein Eum. cavitibius mit meinem Eum. 
emarginatus und sein Eum. barbiventris mit Eum. ruficornis Meig. iden- 
tisch ist. 


Herr Zetterstedt kommt im achten Theile seiner Diptera Scan- 
dinaviae auf die Gattung Eumerus zurück, und erwähnt meiner Arbeit in 
der entomologischen Zeitung mit folgenden Worten: „Professor Löw Mo- 
nographiam hujus generis dedit, 18 species europaeas recensentem, quarum 
iamen quaedam dubiae videntur, nec synonymia semper fidelis videtur.“ 
Ich würde Herrn Zeiterstedt zu recht aufrichtigem Danke mich ver- 
pflichtet fühlen, wenn er mir auch nur einen Fehler in der Synonymie nach- 
gewiesen hätte, da Niemand mehr, als ich selbst, überzeugt sein kann, dass in 
Beziehung auf dieselbe noch gar Manches zu berichtigen ist; die Ertheilung 
einiger aufklärenden Auskünfte hätte ihm wohl nahe genug gelegen, nament- 
lich: 1. über die Identität oder Verschiedenheit des Eum.lateralis mit Eum. 
annulalus Panz., da ich in meiner Arbeit (pag. 113) ausdrücklich darauf 


*) In der Beschreibung dieser Art (Entomol. Zeitung 1848, pag. 136., Zeile 6) 
steht Stirndreieck statt Scheiteldreieck, ein Versehen, welches der aufmerk- 
same Leser wohl aus dem Zusammenhange der Stelle berichtigt haben wird. 


689 


aufmerksam gemacht hatte, dass seine Beschreibung des Eum. lateralis einige 
Angaben enthält, welche diesen Punct zweifelhaft machen ; 2. über die von 
mir bezweifelte Verschiedenheit der von mir als Eum. strigatus, grandi- 
cornis und funeralis beschriebenen Arten. Er schweigt über beide Puncte 
vollständig. Es lässt sich diess Stillschweigen nicht anders deuten, als dass 
die von mir am angeführten Orte erwähnten Merkmale des Eum, lateralis 
in der That ungenaue Angaben sind und dass Herr Zetterstedt zu einer 
haltbaren Unterscheidung der drei letzten Arten in der That nichts beizu- 
bringen weiss. Wenn er meine Arten für zum Theil zweifelhafte erklärt, 
so lasse ich seiner Eitelkeit, welche sich getroffen gefühlt hat, die Satis- 
faction, welche für sie darin liegen mag, ganz gern; wer die Arbeit genauer 
durchsieht, wird doch nicht verkennen, dass sämmtliche Arten sehr wohl 
begründet sind; ob sich nicht noch eine oder die andere derselben auf eine 
bereits früher beschriebene Art wird zurückführen lassen, wage ich nicht 
bestimmt zu verneinen; doch war es mir auch bis jetzt nicht möglich eine 
derselben in einer ältern Beschreibung zu erkennen. 


Obgleich sich meine Kenntniss der europäischen Eumerus-Arten seit 
Abfassung der in der entomologischen Zeitung enthaltenen Arbeit nicht 
unwesentlich erweitert hat, so vermag ich doch zur grössern Aufklärung 
der Synonymie nur sehr wenig beizutragen. 


Ich wende mich zunächst zu den Arten mit an den Seiten rothgefärbten 
Hinterleibe. Als ich in der entomologischen Zeitung über Eumerus handelte, 
kannte ich 1. ovatus m. J et 9, 2. annulatus Panz. g, 3. tarsalis m. Q 
4. sabulonum Fall. g et @. — Ich habe seitdem kennen gelernt: 1. annu- 
latus Pnz. ©, 2. tarsalis m. ©, 3. beide Geschlechter einer Art, welche 
unzweifelhaft Eum. tricolor Meig. ist, 4. das Weibchen einer Art, die ich 
mit Sicherheit auf eine früher beschriebene zurückzuführen nicht vermag 
und Zum. sinwatus nenne. Ich danke diese Vermehrung meines Materiales 
freundlichen Mittheilungen von verschiedenen Seiten, ganz vorzugsweise 
aber der Liberalität meines geehrten Freundes, des Herrn Dr. Schiner, 
welcher mir seine in der Wiener Gegend an Arten dieser Gruppe gemachte 
reiche Ausbeute zur freien Benützung überliess; er ist auch der glückliche 
Entdecker des Eum. sinuatus. 


Das Weibchen von Eum. tarsalis hat dieselbe charakteristische Fär- 
bung der Tarsen wie das Männchen, auch die diese Art auszeichnenden 
Borstchen am Ende der einzelnen Tarsenglieder, woran es sehr leicht zu 
erkennen ist. Die rothe Färbung des Hinterleibes ist ausgebreiteter, als bei 
dem Männchen und die Fühler sind für ein Weibchen nicht sehr gross. 


Bd. V. Abh. 87 


690 


Auch das Weibchen des Eum. annulatus gleicht seinem Männchen 
sehr ; die Behaarung auf der Oberseite des Thorax zeichnet sich durch ihre 
Kürze aus, und ist auf der Mitte desselben in grösserer oder geringerer 
Ausdehnung schwarz gefärbt, während sie bei dem Männchen ebenda aller- 
dings dunkler, aber nur zuweilen und stets in viel geringerer Ausdehnung 
schwärzlich gefärbt ist. Die rothe Farbe an den Hinterleibsseiten ist auch 
bei den Weibchen dieser Art ausgebreiteter als bei dem Männchen. Fühler 
wie gewöhnlich etwas grösser als bei dem Männchen. Die Punctaugen stehen, 
wie bei dem Weibchen gewöhnlich, in einem ziemlich gleichseitigen Dreieck, 
doch die hinteren etwas näher bei einander; die Entfernung von einer der 
hintern Ocellen bis zur Oberecke des Auges ist so gross wie diejenige von 
ihr bis zur vordersten Ocelle. 


Die Beschreibung, welche Meigen von Eum. tricolor gibt, ist ziem- 
lich genau und charakterisirt die Art gut. Sie steht durch die Kleinheit der 
Fühler und die sich nur mit einer Ecke nähernden Augen des Mänuchen dem 
Eum. sabulonum am nächsten, unterscheidet sich aber von ihm leicht durch 
erheblichere Grösse, starkbehaarte Augen, welche bei dem Männchen nicht 
so nahe aneinander treten wie bei jenem; ferner durch die schwarze Be- 
haarung des Scheiteldreiecks bei dem Männchen, die schwärzere Farbe des 
Thorax und Schildchen, die völlige Undeutlichkeit der hellen Thoraxstriemen, 
die dunklere Färbung der Flügel und durch die ganz schwarze Färbung der 
Beine, an denen nur die Kniee in sehr geringer Ausdehnung braun gefärbt 
sind. Von allen andern Arten der ersten Abtheilung unterscheidet er sich 
ausser durch die abweichende Stellung der Augen des Männchens auf den 
ersten Blick durch die völlige Undeutlichkeit der Thoraxstriemen und die 
viel kleinern Fühler. 


Das Untergesicht ist glänzend schwarz mit weissen, bei dem Männchen 
dichtern Haaren besetzt. Fühler klein, schwarz mit weissem Schimmer, das 
dritte Glied zuweilen schwarzbraun, am Ende etwas abgestutzt ; die Fühler- 
borste an ihrer Basis dick. Das Stirndreieck des Männchens mit dichter 
weisser Behaarung. Das Scheiteldreieck desselben tiefschwarz, gleissend, 
schwarzhaarig, nur auf der Vorderecke desselben einige mehr anliegende 
weisse Härchen; das vorderste Punctauge von den hintern nur wenig weiter 
entfernt, als diese von einander ; hinter den obersten Punctaugen geht die 
Farbe der Behaarung allmälig in das Weissliche über. Die Stirn des Weib- 
chens ist liefschwarz und ziemlich glänzend, die Behaarung derselben kurz, 
in der Gegend der in einem gleichseitigen Dreieck stehenden Ocellen schwarz, 
sonst weisslich. Die Farbe von Thorax und Schildchen ist tiefschwarz, mehr 


691 


gleissend als glänzend, durchaus nicht in das Metallische übergehend. Die 
Behaarung derselben ist bei beiden Geschlechtern hell, aber ganz ausser- 
ordentlich kurz; von den gewöhnlichen weisslichen Striemen ist kaum eine 
Spur zu bemerken. Bei den Männchen ist die Oberseite des ersten Hinter- 
leibsringes schwarz; der zweite und dritte Ring sind gewöhnlich ganz rotlı, 
doch zeigt sich auf ihnen zuweilen eine schwärzliche Mittelstrieme. Der vierte 
und fünfte Ring ist in der Regel ganz schwarz, etwas glänzend, doch durch- 
aus nicht metallisch. Bei dem Weibchen pflegt der ganze Hinterleib mit 
alleiniger Ausnahme der Oberseite des ersten Ringes beiderseits roth gefärbt 
zu sein, doch finden sich auch Exemplare, bei denen der fünfte, zuweilen 
auch der hintere Theil des vierten Ringes schwärzlich ist, wie sich zuweilen 
auch die Spur einer schwärzlichen Rückenlinie zeigt. Die gewöhnlichen drei 
Paar weissliche Mondchen sind deutlich, doch nicht so in die Augen fallend 
und nicht so scharf gezeichnet, wie bei Eum. annulatus Pnz. Die Behaa- 
rung des Hinterleibes ist bei beiden Geschlechtern, ganz besonders aber bei 
dem Weibchen, überaus kurz; bei dem Männchen ist sie auf dem vierten 
Abschnitte schwarz, nur auf der Hinterecke weisslich ; auf dem fünften Ab- 
schnitle aber überall schwarz ; bei dem Weibchen hat sie daselbst dieselbe 
Färbung, welche aber wegen der ausserordentlichen Kürze derselben 
schwerer wahrnehmbar ist. Die Beine sind ganz schwarz, nur die Kniee in 
geringer Ausdehnung braun. Hinterschenkel mässig verdickt; die Doppel- 
reihe der scharfen Dörnchen reicht nicht bis zur Mitte. Die Aussenseite der 
Schienen und die Oberseite der Füsse mit kurzen weisslichen Härchen, 
deren Farbe aber, besonders auf der Oberseite der Füsse, nur im reflectirten 
Lichte deutlich wahrnehmbar ist, und sich auf den Hinterfüssen nur gegen 
das Ende der Glieder hin deutlicher zeigt. Die Schwinger und Schüppchen 
weiss. Flügel ziemlich stark rauchgrau getrübt; dritte Längsader wenig ge- 
schwungen. Grösse: 3% — 4) Linien. 


So unzweifelhaft die eben beschriebene Art mit der von Meigen als 
Eum. tricolor beschriebenen identisch ist, so wenig klar ist es, ob sie auch 
der wahre Eum. tricolor des Fabricius ist. Um keinen neuen Namen 
einzuführen, will ich sie als Eum. tricolor Meig. bezeichnen und erwarten, 
ob spätere Aufklärungen ihre Identität mit Eum, tricolor Fbr. nachweisen, 
oder die Wahl eines neuen Namens für sie nöthig machen werden. 


Meigen hat im dritten Theile seines Werkes Eum. miztus Pnz. als 
Synonym zu Eum. tricolor gezogen, im siebenten Theile beschreibt er da- 
gegen Eum. ovatus als Eum. miztus Pnz. Dass die letztere Deutung der 
Panzer’schen Art sicher unrichtig ist, habe ich bereits in der entomologi- 
schen Zeitung nachgewiesen; viel wahrscheinlicher ist die Identität des Zum. 
miztus Pnz. mit Eum. tricolor Meig. 


37 * 


692 


Die vom Herrn Dr. Schiner bei Wien entdeckte, mir bis jetzt nur 
im weiblichen Geschlecht bekannte neue Art, welche ich Eum. sinuatus nenne, 
unterscheidet sich von Eum. annulatus, tarsalis, tricolor Meig. und sabu- 
lonum, von allem andern abgesehen, schon durch die viel längere Behaarung 
und durch die viel stärkere Bucht, welche die dritte Längsader bildet, leicht 
und sicher ; bei weitem am nächsten steht sie dem Eum. ovatus, doch reicht 
schon die Stellung der Ocellen zur sichern Unterscheidung der Weibchen 
beider aus; bei beiden stehen die Punctaugen in einem gleichseitigen 
Dreieck ; bei Zum. ovatus ist die Entfernung von der obern Augenecke bis 
zu einem der hintern Punctaugen halb so gross, als die von einem der hin- 
teren bis zu dem vordersten, während bei Eum. sinuatus diese Entfernungen 
gleich sind. Ich lasse die ausführlichere Beschreibung folgen. 


Eum. sinuatus @. — Untergesicht metallisch schwarz, weiss behaart. 
Fühler schwarz, gross, das dritte Glied am Ende nur wenig abgestutzt. 
Stirn metallisch schwarz, auf der vordern Hälfte fast etwas in das Grüne 
ziehend, über den Fühlern mit einem ansehnlichen Grübchen. Die Behaarung 
derselben ist verhältnissmässig lang, vorne schmutzig weisslich, von der 
Ocellengegend an schwarz, doch gegen den Scheitel hin mit gelblichen Här- 
chen untermengt. Thorax glänzend metallisch schwarz, etwas in das Grüne 
ziehend ; die beiden weissen Striemen deutlich und bis zum dritten Viertheile 
seiner Länge reichend. Die Behaarung desselben im Verhältnisse zur Gattung 
und zum Geschlecht lang, licht fahlgelblich. Farbe und Behaarung des 
Schildehens wie die des Thorax. Hinterleib an den Seiten roth; eine breite 
Mittelstrieme und der kleine letzte Abschnitt glänzend schwarz; die gewöhn- 
lichen drei Paare weisse Mondchen sehr deutlich. Die Behaarung des Hinter- 
leibes ist, ausser auf den weissen Mondchen, schwarz, und auf dem Hinter- 
ende des vorletzten, so wie auf dem letzten Abschnitte nach Verhältniss 
lang. Beine schwarz, Hinterschenkel mehr grünschwarz ; die Schienen an der 
Wurzel braun, was an den vordern bis über das erste Drittheil, an den hin- 
tersten nur bis gegen das Ende des ersten Viertheils reicht. Vorderfüsse 
schwarzbraun, die Spitze der einzelnen Glieder braunroth ; Mittelfüsse roth- 
braun, die letzten Glieder von der Wurzel aus schwarzbraun; jedes 
Glied derselben hat am Ende an der Vorderecke ein Paar kleine, schwer 
wahrnehmbare, schwarze Borstchen ; Hinterfüsse schwarz. An der Hinterseite 
der Vorder- und Mittelschenkel findet sich ziemlich lange, grösstentheils 
schwarze Behaarung. Hinterschenkel wenig verdickt. Die Doppelreihe der 
spitzen Dornen reicht nur bis zum dritten Theile derselben. Hinterschienen 
wenig gebogen, auf der Aussenseite mit weissen Härchen. Die Be- 
haarung der Oberseite der Hinterfüsse ist auf den vier ersten Gliedern 
schwarz, auf dem letzten Gliede weisslich. An den Vorder- und Mittel- 
beinen haben die Schienen und die Oberseite der Füsse überall weissliche 


693 


Behaarung. Schüppchen weisslich, Schwinger schmutzigweiss , der untere 
Theil des Kopfes schwärzlich. Flügel graulich glasartig ; die dritte Längs- 
ader noch elwas stärker geschwungen als bei Eum. ovalus ; Randmal braun, 


Grösse: 4'% Linien. 


Die sechs mir bekannten Arten der ersten Gruppe lassen sich über- 
sichtlich in folgender Weise anordnen: 


Hinterleibanden Seitenroth. 


A. Fühler gross, Augen des g in einer 
Linie zusammenstossend. 


a) Behaarung auf Thorax und 
Schildchen verhältnissmässig 
lang, die dritte Längsader 
stark geschwungen. 
1. Thorax ohne deutliche 
weisse Längsliniien . . Eum. ovatus. 
2. Thorax mit sehr deutli- 
chen weissen Längs- 
hinten!” 2 a EN me sanualls. 


b) Behaarung auf Thorax und 
Schildchen verhältnissmässig 
kurz, die dritte Längsader 
wenig geschwungen. 


1. Füsse ganz schwarz . . Eum. annulatus. 


2. Füsse hell geringelt . . Eum. tarsalis. 


B. Fühler klein, die Augen des Männ- 


chens nur mit einer Ecke genähert. 
1. Augen stark behaart . . Eum. tricolor. 


2. Augen fast nackt. . . . Eum. sabulonum. 


694 

Die genannten sechs Arten sind sämmtlich in den österreichischen 
Staaten einheimisch ; siönuatus, annulatus und tricolor wurde vom Herrn 
Dr. Schiner bei Wien entdeckt; ovaltus und sabulonum habe ich selbst 
in Böhmen gefangen, und von farsalis besitze ich ein von Herrn Megerle 
von Mühlfeld an J. Sturm milgetheiltes, bei Wien gefangenes 
Exemplar. 


In der an Arten reichern zweiten Abtheilung hat sich meine Kenntniss 
um Folgendes erweitert: 1. Eum. ornatus Meig. g, den ich in Thüringen 
fing; 2. Eum. uncipes Rond. gJ aus der Gegend von Parma, den mir mil- 
zutheilen Herr Rondani die Güte hatte; 3. Eum ruficornis @, den ich in 
Böhmen fing; 4. Eum. elegans Egg. et Schin. J' aus der Wiener Gegend, 
den ich der Mittheilung meines geehrten Freundes, des Hrn. Dr. Schiner 
verdanke; 5. Eum. longicornis nov. sp- @ aus Ungarn, eine interessante 
Entdeckung des Herrn Dr. E. v. Frivaldsky und mir von ihm unter der 
Bedingung der wissenschaftlichen Publication mitgetheilt, welcher ich hier- 


durch mit Vergnügen nachkomme. 


Ueber Eum. ornatus und uncipes habe ich weiter nichts hinzuzufügen, 
daersterer durch Meigen’s, letzterer durch Herrn Rondani’s Beschrei- 
bung zur Genüge kenntlich gemacht ist. Eum. ruficornis © ist ebenfalls 
nicht wohl zu verkennen, wenn man sich nicht durch die viel erheblichere 
Grösse und viel dunklere Färbung des dritten Fühlergliedes, wodurch es 
vom Männchen abweicht, irre machen lässt. Der vierte Hinterleibsabschnitt 
ist ausser an den Seiten schwarzhaarig, der fünfte ganz schwarzhaarig. 


Hinsichtlich des schönen Eum. elegans möchte, wie es mich bedünken 
will, nur das Verhältniss zu Eum. flavitarsis Zetterst. einer Erörterung 
bedürfen, welche allerdings einige Schwierigkeit hat, da von Eum. elegans 
nur das Männchen, von Eum. flavitarsis nur das Weibchen bekannt ist. 
Was Herr Zetterstedt über Eum. flavitarsis sagt, passt zum Theil 
recht gut auf Eum. elegans, soweit nämlich überhaupt die Beschreibung 
eines Weibchens auf ein Männchen passen kann; es gilt diess namentlich 
von der Beschreibung der Antennen, der gesammten Körperfärbung, der 
allgemeinen Färbung der Beine und der Zeichnung des Hinterleibes ; auch die 
Angabe, dass sich bei Eum. flavitarsis kaum eine Spur der gewöhnlichen 
weisslichen Thoraxstriemen findet, passt recht gut. Die eigenthümliche Bil- 
dung und Behaarung der Hinterfüsse des Eum. elegans g' darf man in der 
Beschreibung des Weibchens zu finden nicht erwarten. Während die ange- 
führten Merkmale gar sehr für die Identität beider Arten zu sprechen schei- 
nen, erheben sich gegen dieselbe folgende Bedenken. Erstens sollen bei 


695 


Eum. flavitarsis die Augen nackt sein, während sie bei Zum. elegans zwar 
nicht stark, aber doch deutlich behaart sind ; ich halte diess Bedenken für 
nicht sehr erheblich, da einmal bei dem Weibchen die Augen stets minder 
behaart sind als bei dem Männchen, und da Herr Zetterstedt auch in 
andern Gattungen gar häufig kurz und sparsam behaarte Augen als nackt 
bezeichnet. Einen ernstlichern Zweifel an der Identität beider Arten kann 
meines Ermessens der Umstand erregen, dass bei Eum. fluvitarsis der obere 
Theil der Stirn schwarz behaart sein soll, während bei Eum. elegans die 
Behaarung derselben auch oben hell ist, so dass sich wohl vermuthen lässt, 
dass diess bei dem Weibchen desselben gleichfalls der Fall sein werde. Da 
sich aber bei Eum. elegans g' auf dem Vorderrande des Scheiteldreieckes 
zuweilen einige schwarze Härchen finden, so lässt sich nach der Analogie 
anderer Arten vermuthen,. dass die Behaarung der weiblichen Stirn in der 
Ocellengegend schwärzlich oder schwarz sein werde. Sollte Herr Zetter- 
stedt diess gemeint haben, wenn er den obern Theil der Stirn seines Eum. 
flavitarsis schwarz behaart nennt, so würde in der That jedes erhebliche 
Bedenken gegen die Einerleiheit beider Arten wegfallen. Nach alledem lässt 
sich die Identität beider mit grosser Wahrscheinlichkeit vermuthen, aber 
noch nicht mit voller Gewissheit nachweisen. 


Eum. longicornis ist eine so ausgezeichnete Art und schon ganz allein 
durch den Bau der Fühler von allen andern Arten so wesentlich verschieden, 
dass ein näherer Vergleich mit denselben nicht nöthig ist, und eine kürzere 
Beschreibung zur sichern Kenntlichmachung desselben ausreichen wird. 


Eum. longicornis @ nov. sp. — Von plumpem und breitem Körperbau, 
Kopf schwärzlich erzfarben; das Untergesicht mit kurzen weissen Härchen 
besetzt. Fühler schwarz, ganz ungewöhnlich lang und schmal; das erste 
Glied sehr kurz; das zweite Glied (von der Aussenseite gesehen) 
fastsolangals das dritte; das dritte Glied länglich-eiförmig mit 
fast geradem Unterrande. Behaarung der Stirn leicht fahlgelblich, in der 
Ocellengegend zum Theil schwärzlich. Die Ocellen bilden ein kleines gleich- 
seitiges Dreieck und sind der obern Augenecke ziemlich genähert. Thorax 
schwärzlich erzfarben, hinten und an den Brustseiten fast etwas kupfrig; die 
licht fahlgelbliche Behaarung seiner Oberseite überaus kurz; die bei den 
gewöhnlichen weisslichen Striemen ziemlich deutlich, schmal, bis über das 
zweite Drittheil desselben reichend. Schildchen wie der hintere Theil des Thorax 
gefärbt und behaart. Hinterleib breit, schwarz, an den Seiten gläuzender und 
von düsterer kupfriger Erzfarbe ; der vierte Abschnitt hinter den weissen 
Mondchen glänzender erzfarben und daselbst wie an den Seiten mit heller, 
ganz kurzer Behaarung. Die gewöhnlichen drei Paar weisse Mondchen deut- 
lich; die vordersten an den Seiten sehr abgekürzt; auch das zweite und 
dritte Paar erreicht den Seitenrand nicht. Beine schwarz; die Wurzel der 


696 


Schienen rothbraun, doch die der hintersten nur in geringer Ausdehnung: 
Hinterschenkel nur mässig verdickt, an der Spitze von zwei Reihen scharfer 
Dornchen gesägt, welche bei weitem nicht bis zur Mitte derselben reichen. 
Schüppchen und Schwinger schmutzigweisslich. Flügel graubräunlich glas- 
ortig mit dunkelbraunem Randmale ; die dritte Längsader äusserst wenig ge- 
schwungen ; der Vereinigungspunct der beiden letzten Längsadern elwas 
verdickt. Grösse: 3 Linien. Vaterland : Ungarn. 


Ueber 
Beschädigung des Roggens in den Scheuern 


dureh 


die Raupen eines Nachtfalters, 


Woclua (Apamea) Basilinea\N.N. 


(Quecken-Eule.) 


Von 


Vincenz Kollar. 


Im heurigen Sommer ist auf den Gütern des Grafen Wilczek in 
Oesterreichisch-Schlesien zwischen Troppau und Teschen ein ungewöhnli- 
cher Feind des Roggens aufgetreten. Als unmittelbar nach der Ernte der 
gräfliche Güter-Inspector, Herr Hirnczirs, das eben eingebrachte Korn 
untersuchte, fand er, dass einzelne Körner angefressen waren. Er liess in 
Folge dieser Wahrnehmung mehrere Garben in der Scheuer durchschülteln, 
und überzeugte sich von der Gegenwart brauner Würmer, welche von den 
Aehren zur Erde fielen, 


Aehnliche Würmer wurden auch an den Wänden herumkriechend in 
der Scheuer entdeckt. 


Der Herr Inspector unterliess nicht, auf den verschiedenen gräflichen 
Meierhöfen ähnliche Untersuchungen anzustellen und traf überall den unge- 
betenen Gast bald in grösserer oder geringerer Menge. Um sich zu über- 


Bd. V. Abh. 88 


698 

zeugen, ob das Thier vielleicht schon auf dem Felde das Korn anfalle, unter- 
suchte er die hier und da noch in Schwaden auf den Aeckern liegende 
Frucht, und fand eine gleiche Beschädigung durch dieselben Würmer, welche 
in den Aehren steckten. 


Da ihm ein solcher Feind des Roggens noch nicht vorgekommen, 
und auch keiner der herrschaftlichen Verwalter sich einer ähnlichen Beschä- 
digung zu erinnern wusste, so überschickte mir Herr Hirnczirs ein 
Bund Roggen-Aehren mit noeh daran befindlichen Würmern, und liess mich 
um Auskunft und nähere Belehrung über diese verderblichen Würmer 


ersuchen. 


Ein Nüchtiger Blick auf die Würmer belehrte mich, dass ich es mit 
der Raupe oder Larve eines Nachtfalters (Noctua) zu thun habe, und bei 
genauer Untersuchung fand ich, dass es die Larve der Noctua (Apamea) 
basilinea sei. Es war mir erinnerlich, dass ich vor mehreren Jahren von 
einem Güterbesitzer aus Böhmen eine Partie Roggen erhielt, der auf dieselbe 
Weise in der Scheuer beschädigt worden war, ohne dass man dem Thäter 
auf die Spur gekommen, und dass mir in demselben Jahre einige Wochen 
später durch Vermittlung des verstorbenen erzherzoglichen Hofrathes, Herrn 
v. Kleyle,. mehrere Cerealien von den Gütern Sr. kaiserl. Hoheit des 
Herrn Erzherzogs Albrecht aus Teschen eingeschickt worden, die gleich- 
falls in der Scheuer von einem Wurm angegriffen worden sind. Unter den 
Ietztgenannten Zusendungen befanden sich einige Stücke von dem Verwüster, 
aber leider schon todt und in eingeschrumpftem Zustande. Indess schon da- 
mals glaubte ich in den verstümmelten Thieren die Larve der obengenannten 
Noctua mit ziemlicher Sicherheit zu erkennen, obschon weder in den ökono- 
mischen, noch in naturwissenschaftlichen Werken ihr Vorkommen auf Cerea- 
lien angegeben war. 


Herr Freyer in Augsburg, welcher die Raupe gezogen, sagt: „Ihre 
Nahrung ist nur gemeines Gras, das sie bis auf die Wurzel abnagen.“ 


Der französische Naturforscher, Herr Guenee, ist der erste, welcher 
ihrer Beschädigung an den Cerealien erwähnt. In seinem vortrefflichen 
Werke: „Species general des Lepidopteres (Noctuelites)“ T.1. p. 205 be- 


699 
schreibt er den Haushalt dieses in Frankreich wahrscheinlich schon öfter als 
Getreideschädling beobachteten Thieres, er sagt an erwähnter Stelle: 


„Jetzt habe ich vorzugsweise von der Basilinea zu reden, deren Larve 
insbesondere unsere Cerealien angreift, und sich bisweilen so ausserordent- 
lich vermehrt, dass sie wirkliche Verwüstungen anrichtet. Diese Larve ent- 
wickelt sich in den Aehren des Weizens selbst, und bringt daselbst ihre erste 
Jugend wie auch einen Theil ihres weiter fortgeschrittenen Alters zu. Sie 
entwickelt sich auf den einzelnen Aehren in kleinen Familien und die jungen 
Räupchen durchbohren die Weizenkörner, um sich von ihrer Mehlsubstanz 
zu nähren, welche um diese Zeit fester zu werden anfängt. Ich habe mehrere 
auf diese Art angegriffene Aehren vor mir, deren Körner ganz ausgenagt, 
obschon die Hülle und der Balg des Samens unversehrt geblieben, bis auf 
eine kleine Oeffnung, durch welche das Ausnagen stattgefunden.“ 


Wenn die Raupe eine solche Grösse erreicht hat, dass sie in dem 
Körnchen nicht mehr Platz hat, versteckt sie sich zwischen den Hüllen und 
Granen der Aehren und es ist schwer, sie daselbst zu entdecken, da sie 
fast eben so gefärbt ist, wie die sie umgebenden Theile. Um diese Zeit 
beginnt nun die Ernte: Die Raupe lässt sich auf den Aehren sitzend, mit 
diesen in Garben binden, und in die Scheuer bringen. Wenn man um diese 
Zeit die Tennen oder den Boden der Scheuer untersucht, so sieht man die 
Raupen, welche bereits die Dicke eines Halmes erreicht haben, zu Dutzenden 
darauf herumkriechen, da sie durch das Abladen der Garben aus ihrem Ver- 


steck geschleudert worden sind. 


Mittlerweile ist die Zeit gekommen, wo ihrer Verheerung Einhalt 
gethan wird. Das Getreidekorn ist bedeutend härter geworden, und die 
Winterkälte macht die Raupen erstarren, die sich nur ein leichtes Gespinnst 
anfertigen, in welchem sie die strenge Jahreszeit zubringen. Beim Eintritt 
des Frühjahres verändern sie ihre Lebensweise, sie verlassen ihren gegen- 
wärtigen Aufenthalt, und begeben sich an die Wurzeln oder die untersten 
Blätter der Gräser. Im März graben sie sich in dieErde, um sich daselbst zu 


verpuppen. 


Der Schmetterling erscheint nach Guen&e’s Angabe Ende Mai und 
ist allenthalben in cultivirten Gegenden häufig anzutreffen. Um Wien scheint 


88% 


700 

er jedoch weniger häufig aufzutreten, als z. B. in Böhmen, wo ihn Herr 
Mann in der Gegend von Reichstadt alljährig im sogenannten Thiergarten 
in der Nachbarschaft von Getreidefeldern häufig von den Bäumen klopfte. 


Wenn diese Raupe zufällig in grosser Menge auf dem Getreide sich 
zeigt, so gibt es nur ein, und zwar das sicherste Mittel, ihrer Verheerung 
Einhalt zu thun, nämlich den schnellen Ausdrusch der eingeerntelen Feld- 
früchte, da sie bis zum Eintritt der kalten Jahreszeit, wo sie erstarrt, im- 
merhin einen bedeutenden Schaden zu verursachen im Stande ist. 


Dieses Mittel hat auch der Herr Güter-Inspector Hirnczirs, dem 
wir diese Mittheilung zu danken haben, sogleich nach Wahrnehmung des 
Feindes in Anwendung gebracht. 


a s 


Beiträge 
zur 
Kenntniss des inneren Baues und der Verwandlung 


der 


Neuropterenmn. 


Von 
Friedrich Brauer. 


Die freundliche Aufnahme, welche meine früheren Arbeiten gefunden 
haben, ermuthigt mich der geehrten Versammlung die Resultate neuer Unter- 
suchungen mitzutheilen, deren Mangelhaftigkeit ich nur selbst sehr fühle. 

Vorerst sei es mir jedoch erlaubt, einen Blick auf die Anatomie der 
Neuropteren zu werfen, in wie weit sie uns nämlich aus den Werken von 
Ramdohr, Pictet, Burmeister, Löw, Leidig, Leon Dufour, 
Hagen u. a. bekannt ist, und die natürlichen Gruppen derselben verglei- 
chend durchzugehen. 


Einige Worte über vergleichend-anatomische Untersu- 
chungen der Neuropteren-Genera. 


Verdauungsorgane. 


Imagines. Der Darmkanal hat nur bei den Trichopteren eine viel 
grössere Länge als der Körper und diese ist bedingt durch den entwickelten 
Dünndarm, welcher bei den übrigen sich meist nach rechts neigt, bei Chry- 
sopa und Ascalaphus *) aber ganz gerade ist. 

Der Schlund ist 1. allmälig weiter, und geht in einen kleinen Vor- 
magen über, bei den Trichopteren, 2. schliesst er in seiner Mitte, gerade 
jm Prothorax einen dunklen cylindrischen Körper ein, der im Innern aus 
feinen Borsten besteht, deren Spitzen gegen die Achse des Körpers sehen, 
und die auf rhombischen Feldern aufsitzen „ bei den Panorpiden ; 3. trägt 
er an der eben erwähnten Stelle im Prothorax eine muskulöse kugelige 
Anschwellung,, und hinter derselben einen grossen Saugmagen, bei den 
Raphididen; 4. ist der Saugmagen nicht vorhanden (Sialis Löw), oder 
nur rudimentär (Corydalis) und keine Anschwellung oder Haare am 
Schlunde, bei den Sialiden; 5. der Schlund, wie bei den Trichopteren, 


“) Die Spiritus-Exemplare zeigen falsche Windungen, die ich beschrieb. 


02 


mit folgendem Vormagen, aber vor diesem ein, stets nach links geneigter, 
auf der Rückenseite des Magens liegender Saugmagen, bei allen untersuchten 
Megalopteren. Der Saugmagen ist leer, sehr klein und stark faltig, gefüllt 
erreicht er oft die halbe Länge des Magens, und seine Gestalt ist dann birn- 
förmig oder die einer Retorte. Der Vormagen, wenn er vorhanden, ist 
kugelig, und zeigt im Innern muskulöse Leisten (Mantispa) oder nach 
hinten convergirende Hornplatten, die zusammen kelchförmig sind und eine 
Art Klappe zu bilden scheinen. (Phryganea, Limnophilus, Myrmeleon, As- 
calaphus, Drepanopteryz.) Der eigentliche Magen ist gross, wurstförmig 
und, wenn er nicht gerade verläuft, mit der convexen Seite nach rechts 
gewendet. (Phryganea, Limnophilus, Raphidia, Mantispa, Drepanopteryz.) 
Er zeigt, gefüllt, deutliche Drüsenpunete und muskulöse Einschnürungen. 
Sein Ende ist meist schmäler. Der Dünndarm ist nur bei den Trichopteren 
länger und bei diesen, den Raphidiiden und Sialis in zwei Theile getrennt. 
Er zeigt deutliche Längsfaserung. Der Dickdarm ist bei den Trichopteren 
und Glaphyropteren rübenförmig, und trägt im weiten Theile grosse Drüsen. 
bei den Panorpiden besteht er aus zwei dieken cylindrischen, und bei den 
Raphidiiden und Sialis aus zwei kugeligen Abschnitten, deren Ende cylin- 
drisch ist. Ein Blinddarm findet sich nur bei Corydalis. Mit dem Saug- 
und Vormagen tritt der Darmkanal in das Abdomen. 

Larvae. Mundöffnung bei den Glaphyropteren vollständig geschlossen. 
Der Schlund communicirt durch zwei seitliche Röhren mit den Saugzangen. 
Der Schlund ist bei den Panorpiden und Trichopteren enge und erweitert sich 
ohne vorausgegangenen Saug- und Vormagen zu einem weiten Magen. Bei 
den Sialiden (Corydalis) ist ein Kau- oder Vormagen vorhanden. Von den 
Glaphyropteren fehlt Myrmeleon der Saugmagen, und es ist nur ein weiter 
Schlund vorhanden, die übrigen Galtungen sind, ausser Osmylus, nicht be- 
kannt. Bei letzterem ist der Saugmagen dem Schlunde angekapselt. Wichtig 
erscheint die Verschliessung des Magens an seinem hinteren Ende, vor der 
Einmündung der Harngefässe, wodurch die folgenden Darmstücke abge- 
schlossen werden. Sie sind feiner, klar und der Dünndarm zeigt drüsige 
Beschaffenheit. Bei Corydalis bleibt der Magen zum Durchgang des Kothes 
offen. Bei Raphidia. Panorpa und Sialis ist diess Verhalten noch nicht genau 
erwiesen. 

Nymphae. Bei den @laphyropteren der Mund geschlossen, ebenso 
der Magen hinten. Bei Corydatis tritt der Saugmagen mächlig auf, an die 
Stelle des Kaumagens, die Blindsäcke am Magen schwinden allmälig und 
fehlen der Imago. 


Speichelgefässe. 


Imagines. Die Speichelgefässe sind, soweit sie bekannt sind, sack- 
förmig (Sialis, Panorpa, Ascalaphus), oder verästelt (Chrysopa, Phryganeu) 
und gehen in einen gemeinschaftlichen Ausführungsgang über. Sie liegen 
zu beiden Seiten des Thorax (Panorpa'o u.d.a.) oder im Kopfe (PanorpaQ). 


70 
Athmungsorgane. 


Imagines. Es finden sich bei der Imago immer zehn Stigmen, drei an 
den Brustringen und sieben am Abdomen; kurze Tracheenäste führen von 
diesen zu zwei stärkeren Seiten-Längs-Tracheen (eine auf jeder Seite). Beson- 
ders reich an Tracheen sind der Darmkanal, die Genitalien und der Kopf. 

Larvae et Nymphae. Die erwachsenen Larven und die Nymphen 
der Trichopteren athmen durch Kiemenfäden, bei jungen aber und gewissen 
Galtungen (Hydropsyche und Rhyacophila ist die Athmung gänzlich dunkel, 
da ihnen nebst den Kiemenfäden die Stigmen auch fehlen. Die übrigen be- 
kannten Panorpen und Glaphyropteren*) besitzen neun Stigmen, indem das 
zweite Thorax-Stigma fehlt. Bei Sialis sind Kiemenfäden. Die fragliche 
Sisyra-Larve besitzt Kiemen. 


Nervensystem. 


Imagines. Alle Neuropteren zeigen ein grosses gewölbtes Kopf- 
Ganglion, von dem die N. optici zu beiden Seiten ausgehen. Nach vorne laufen 
seitlich ein Paar Nerven zu den Fühlern und, wenn Ocelli vorhanden, geht ein 
dickerer Ast von der Mitte des Ganglions vorne, und zwei von der Wurzel 
der Sehnerven nach oben zu denselben. Das Schlundganglıon ist immer vor- 
handen und sendet seine Zweige zu den Mundtheilen. Hierauf folgen drei 
Brustknoten, die meist gross sind, mit drei Nervenpaaren und sieben Bauch- 
knoten**), ausser den Trichopteren. Die sechs ersten derselben sind klein, 
das siebente gross und versorgt die Genitalien mit zahlreichen verzweigten 
Aesten. Ihre Abstände wachsen gewöhnlich bis zum dritten Ganglion des 
Abdomen und nehmen von diesen an langsam ab. Die zwei leizten Ganglien 
stehen immer nahe hintereinander. 

Larvae et Nymphae. Die Larven und Nymphen zeigen dieselbe 
Ganglienzahl, aber dabei gewisse, durch die Gestalt des Körpers und gerin- 
gere Ausbildung einzelner Organe bedingte Differenzen (z.B. Länge des Ab- 
domen, Ausbildung der Augen). Bei der Larve von Osmylus fand Hagen 
einen Eingeweidenery längs des ganzen Kropfes bis zum Magen verlaufen. 


Harngefässe. 


Imagines***). Die Harngefässe sind stets fein und lang, haben einen 
wellenförmigen Verlauf, zuerst nach vorne über den Magen hin, dann zum 
Dünndarmende, welches sie umschlingen oder sich daran anlegen. Ihre Enden 
fand ich nur bei Limnophilus und Mantispa fester haftend. Bei den Trichopteren 
finden sich sechs, bei Sialis sechs, bei Corydalis acht, bei Panorpiden und 


”) Auch bei Ascalaphus und Mantispa sind nur neun Stigmen, wovon sieben dem 
Abdomen angehören. In meiner Beschreibung derselben heisst es fälschlich 
„acht Abdominal-Stigmen.*“ 

==“) Meine Angabe von acht Bauchknoten bei Ascalaphus ist unrichtig und beruht 
auf einen aus vielen Seetionen Zusammengetragenen Resultat. Es ist das dritte 
Ganglion wegzulassen und die Stränge zwischen dem zweiten und nun erhal- 
tenen dritten länger zu denken. Die Trrichopteren besitzen nach Picetet acht 
„.. Bauchknoten, die drei letzten liegen alle im sechsten Ringe. 
===) Die so verschiedenen Angaben der Zahl derselben haben wohl ihren guten 
Grund in der schwierigen Präparation und anschaulichen Blosslegung. 
Anmerkung. Vom Rückengefäss lässt sich in Bezug der verschiedenen Genera 
nichts sagen, und ist überhaupt zu wenig sfudirt. 


04 


Raphidiiden sechs, bei Gl«aphyropteren acht, mit Ausnahme von Sisyra 
(sechs? Hagen). Leydig deutet ein blasiges Organ in der Nähe des 
Rectums als Harnblase bei Corydalıs. 

Larvaeet Nymphae. Auffallend ist die geringere Zahl derselben 
bei Osmylus (Hagen), indem die Imago acht, die Nymphe sechs, die Larve 
nur sieben Harngefässe besitzt. 


Männliche Genitalien. 


Imagines. Die Hoden liegen etwas hinter der Mitte des Abdomen, sind 
oval, oder nierenförmig und bestehen aus mehreren Säckchen, die von einer ge- 
meinsamen Membran umschlossen sind. Bei Osmylus sind beide Hoden in einem 
gemeinschaftlichen Scrotum. Ihre Farbe ist citronengelb (Myrmeleon, Os- 
mylus), orange- (Mantispa), oder grauroth (Panorpa Bittacus). Die Samen- 
leiter sind sehr lang und bei den Panorpiden in der Umhüllungshaut der 
Säckehen des Hodens zu einer Schleife verschlungen, nach ihrem Austritte 
aber im Bogen zur Samenblase laufend. Bei den Glaphyropteren verlaufen 
sie fast gerade, ebenso mit leichter Biegung bei Sialis und Raphidia. Die 
Samenblase hat Hagen bei Osmylus genau beschrieben. Eine ähnliche Bil- 
dung zeigen alle Glaphyropteren und Mantispa. Es müssen zuerst zwei 
Theile unterschieden werden: i. die eigentlichen Samenblasen und 2. der 
Ausführungstheil. Die eigentliche Blase (eine auf jeder Seite) besteht aus 
drei hintereinander liegenden, durch Querfurchen getrennten Theilen. Der 
mittlere Theil verwächst mit dem der andern Seite, und nur eine Längs- 
furche zeigt dessen paarige Natur. In ihm münden die Samenleiter und von 
seiner Unterseite geht der unpaare Ausführungstheil ab. Der vordere Theil 
(einer auf jeder Seite) verwächst nie mit dem der andern Seite und ist kegel- 
förmig mit auswärts gebogener Spitze (Mantispa) ,„ hufeisenförmig (Os- 
mylus), oder in zwei Lappen getheilt (Ascalaphus). Der hintere Theil ist 
ebenfalls von dem der andern Seite getrennt, und stellt ein gekrümmtes 
Säckchen dar. Der Ausführungstheil ist kurz und seht meist in einen von 
Hornplatten geschützten Penis über. Bei den Trichopteren ist der vordere 
Theil der Samenblase zu einem langen, weiten, vielgewundenen Geläss ge- 
worden. Der mittlere Theil der Glaphyropteren bleibt hier getrennt, nimmt 
die Samenleiter auf, und geht dann dicht neben dem der andern Seite in 
den birnförmig erweiterten Ausführungstheil über. Bei den Panorpiden 
ist der vordere freie Theil sehr klein und bildet nur ein kleines ovales 
Säckchen, der mittlere Theil ist anfangs sehr weit und mündet als feineres 
Gefäss wieder in einen blasigen Ausführungstheil. Das hintere Paar der Sa- 
menblasen fehlt den Trichopteren und Panorpen. — Die Höklen der drei- 
theiligen Blase communiciren im Innern 


Weibliche Genitalien. 


Die Ovarien sind büschel- oder kammförmig, ersteres bei den Tri- 
chopteren, Sialiden, Raphidiiden, Mantispiden, Drepanoptery.z, letzteres bei 
den Panorpiden und übrigen Glaphyroptieren. Die Eierröhren gehen nach | 


05 


vorne jede in einen Faden aus. Die Fäden sämmtlicher legen sich aneinan- 
der, und laufen mit einer Trachee (einer auf jeder Seite), die aus feineren, 
die einzelnen Eierröhren versehenden Aesten zusammengesetzt wird, nach 
vorne, wo ich sie bis zum Schlunde verfolgen konnte. Die Eileiter vereinen 
sich bald zu einem dicken Eiergang, der bei Raphidia am Ende schr fein 
wird (Löw). Das Receptaculum seminis ist eine niern- (Trichoptera), oder 
birnförmige (Panorpa), oder flache, mit Zipfel versehene Blase (Mantispa), 
mit einem langen geschlungenen Ausführungsgang der dem vas deferens in 
seiner Bildung ähnlich sieht.— Anhangsdrüsen finden sich bei den Trichopteren 
und Panorpen mächtig entwickelt und scheinen wohl immer vorhanden zu sein. 

Larvae et Nymphae. Die Genitalien entwickeln sich bei der Larve 
schon und sind deutlich zu sehen; die Hoden enthalten nach Leydig schon 
Samenfäden.— Sie erscheinen als spindelförmige Körper, die nach vorne und 
hinten in einen Faden ausgehen und zwar sowohl Hoden als Eierstöcke bei 
erwachsenen Trichopteren-Larven. Bei Panorpa-Larven und Osmylus liegen 
sie am hinteren Magenende und sind mit Tracheen hier befestiget. Hoden 
und Eierstöcke sind schon bei der Larve zu kennen, doch bei Osmylus nur 
ein Samenleiter vorhanden (Hagen). Bei der Nymphe sind dieselben schon 
der Imago sehr ähnlich. Nach Hagen bildet sich in der Zeit der Penis und 
seine Hilfsapparate aus. 


Merkwürdige Drüsen der männlichen Imago von Osmylus. 


Die von Dufour und Hagen bei Osmylus 5 beschriebene, in der 
Hinterleibspitze liegende paarige Drüse, welche aus einem weissen , losen 
Beutel besteht, der eine sammetschwarze Platte enthält, die Dufour mit 
einer Schuhsohle vergleicht, ist noch beikeinem anderen Neuropteron gelun- 
den, und ihre Function gänzlich dunkel. Mit den Genitalien und Darmkanal 
steht sie nach Hagen nicht in Verbindung. 


Spinnorgane der Larven. 


Bei den Trichopteren liegen die zwei Spinngefässe zu beiden Seilen 
des Nahrungskanals, sind weiss, vielfach geschlängelt, stärker als die Harn- 
gefässe und münden im Kopfe in der Spindel an der Unterlippe. Bei den 
Glaphyropteren triti die Spindel aus dem After hervor, und das innere 
Gefäss ist noch zweifelhaft. Hagen hält den Dünndarnı, Andere nehmen den 
Dickdarm für das Spinngefäss, Zaddach jedoch erscheinen die bei Osmylus- 
Larven so entwickelten, dem Spinnorgan der Trichopteren ähnlichen Harn- 
gefässe für die absondernden Drüsen. Den vollendeten Thieren fehlen die 
Spinngefässe. 


Limnophilus fuscus L. 

Die Speiseröhre ist fein und erweitert sich in ihrem Verlauf durch die 
Brustringe zum kugeligen, mässig weitem Schlunde, der im leeren Zustande 
stark gefaltet ist. Deutlich von diesem abgeschnürt ist ein kleiner kugeliger 
Vormagen, der im Innern drei festere hornartige, nach hinten convergirende 


Bd. V. Abh. sy 


706 


dreieckige Theile enthält, deren hinterer Rand haarig erscheint. Sie bilden 
eine Art Klappe am Eingang des eigentlichen Magens. Dieser ist dick, wurst- 
förmig und sein hinteres schmäleres Ende nach links gedreht. Hinter einer 
kleinen Einschnürung desselben sitzen die Harugefässe. Der Dünndarm ist 
durch eine starke Einschnürung abgetrennt, läuft zuerst quer nach links und 
neigt sich dann mit einem kleinen abgeschnürten Darmstück nach hinten. 
Der Dickdarm ist rübenförmig und enthält im weiteren Theile bei 20 Drüsen, 
die gepresst oval sind, mit dunkler sternförmiger Zeichnung. 

Harngefässe fand ich deutlich sechs, die an den angegebenen Platze ent- 
springen. Sie sind lang und derb, und verlaufen wellenartig nach vorne über 
den Magen und dann nach hinten zwischen den Genitalien und Darmkanal bis 
an das hintere Dünndarmende, wo sie sich anlegen. Ihre Farbe ist gelb- 
braun. ImInnern zeigen sie einen wellenlinienförmig laufenden Kanal, der ab- 
wechselnd von Drüsen begleitet wird. Diese sind in kreisförmiges faseriges 
Stratum eingebettet. 

Männliche Genitalien. Die Hoden liegen etwas hinter der Mitte 
des Abdomen, sind nicht sehr gross und bestehen aus vier Säckchen, die 
von einer Membran lose umgeben sind, sie bildet die äussere Haut des 
Samenleiters, die die Säckchen umgebende aber die innere desselben. Die 
Samenleiter sind fein und sehr lang. Sie münden in das Ende des ersten 
Zehntels einer höchst merkwürdigen Samenblase. Der länglich birnförmige 
Ausführungstheil der Blase (Duct. ejaculator.) läuft nämlich in ein paariges 
Organ (Samenblase) nach vorne aus, welches im ersten Zehntel feiner und weiss 
ist, nach der Einmündung der Samenleiter aber nach vorne in einen doppelt 
so dicken, 1 Zoll langen, viel verschlungenen, mit dem der andern Seite sich 
deckenden Theil übergeht, welcher fast die ganze Rückenseite des Abdomen 
ausfüllt, und von violeiter Farbe ist. Ich glaube ihn mit den paarigen, kürzeren, 
nach vorne laufenden Theilen der Megalopteren und Panorpen gleichstellen 
zu dürfen. An einer Seite zeigt sich ein weisser Kanal, die Umhüllungshaut ist 
schön netzartig. Der Penis ist am Ende hakenförmig und wird zwischen zwei 
hornartigen, spatelförmigen, innen zweizähnigen Theilen eingeschlossen. 

Weibliche Genitalien. Die Ovarien sind gross, und zählen 
viele Eierröhren, die auf den Eileitern in mehreren kammförmigen Reihen 
aufsilzen, und deren jede drei grössere und ebenso viele kleinere Eikeime 
enthält, am vordern Ende aber in den bekannten Faden auslauft. Die Eileiter 
sind kurz und vereinen sich zu einem dicken Eiergang, der mit einem 
grossen drüsenartigen Gebilde verbunden ist. Dieses ist sehr breit, zu beiden 
Seiten kugelig gewulstet, und läuft nach vorne in zwei dicke spindelförmige, 
und nach hinten in zwei feinere hufeisenförmig, nach innen gekrümmte, am 
Ende spindelförmig erweiterte Zipfel aus. Verletzt man dieses Organ, so 
fliesst eine klare, eiweissartige, dickflüssige Masse heraus, die im Wasser 
gallertartig wird und ganz dem Schleime gleicht, mit dem die gelegten Eier 
umgeben sind, daher wohl damit identisch ist. Das Receptaculum Seminis ist 
bedeutend gross und stellt eine nierenförmige Blase dar. Das vordere 


707 


Ende ist lichter gefärbt, das hintere breitere Ende ist von einer violelten 
Masse erfüllt. Es zeigt eine lose, grobnetzarlige Umhüllungshaut und eine 
straflfe innere Membran, auf der borstenarlige Körper in kleinen Bögen 
gestellt reihenweise aufsitzen. Der Ausführungsgang hat am Anfang eine 
kleine Anschwellung, die muskulös erscheint und verlauft dann als langes 
feines, vielgeschlängeltes Gefäss hinter der grossen Schleimdrüse in den 
Eiergang. Vor dem Ursprung desselben geht vom Receptaculum ein feineres 
Gefäss aus, dessen Verlauf ich nicht verfolgen konnte. 


Taf.I. Fig. 1 Q a) Speiseröhre. 5) Schlund. c) Vormagen. d) Magen. 
e) Dünndarm. f) Diekdarm. g) Harngefässe. 

1’g Mit derselben Bezeichnung. 

2 Vormagen. a) Die drei Klappen. 

%  Einmündungsstelle der sechs Harngefässe. 

» 2° Ein Harngefäss stärker vergrössert. a) Drüsen. 5) Aus- 

führungsgang. 

„ 2” Drüsen des Dickdarms. 

3 Männliche Genitalien. a) Hoden, a’) Samenleiter, 5) Paa- 
rige Endzipfel der Samenblase. c) Einmündungsstelle 
der vasa deferentia. d) Paariger zweiter Blasentheil. 
e) Blasig angeschwollener ductus ejaculat. f) Penis. 
g) Die ihn schützenden Hornplatten. 

3 Aeussere Genitalien S. a) Penis. 5).Horrplatten. 

3’ Spitze des Endzipfels der Samenblase. 

» 3” a) Hoden und Samenleiter stark vergrössert. 

3” Männliche Genilalien in natürlicher Lage im Körper von 
oben, gleiche Bezeichnung wie Fig. 3. 

4 Weibliche Genitalien. a) Ovarium. 5) Eileiter. c) Grosse 
Anhangsdrüse. d) Receptaculum sem., e) dessen Aus- 
führungsgang. 

4  Receplaculum seminis. 

4° Dessen Häute. a) Aeussere, 5) innere. 


Bittacus Tipularcus Latr. 


Der Darmkanal ist fast gerade, nur der Dünndarm macht eine kleine 
Wendung nach rechts. Die Speiseröhre ist kurz und enge. Sie läuft bis in 
die Mitte des Prothorax, wo sie sich plötzlich kugelig erweitert, im Innern 
einen dunklen Körper einschliessi, und so zum haarigen Schlundcylinder 
wird (Siehe die allgemeine Schilderung). Hinter diesem verlauft der Darm- 
kanal als feines, meist leeres, cylindrisches Rohr durch Meso- und Metha- 
ihorax und bildet vom Hinterleib an, ohne merkliche Abschnürung, den 
langen, weiten, mit bräunlicher Masse gefüllten Magen. Der Dünndarm ist 
anfangs kugelig erweitert, dann aber cylindrisch und nach rechts gezogen. 
Sein Endstück ist durch mehrere Einschnürungen scheinbar in verschiedene 
Darmstücke getheilt und es scheint diess von der Füllung des Kanals ab- 


s9* 


08 


hängig, da diese Einschnürungen nicht immer gleichmässig vorhanden waren. 
Aus demselben Grunde findet sich auch öfter bei Panorpa der Dünndarm 
abgetheilt. Der Dickdarm ist weit und besteht aus einem kürzeren vorderen 
und längeren hinteren Abschnitt. 

Harngefässe sah ich sechs. Sie entspringen am schmäleren Ma- 
genende, sind fein, gelbbraun und verlaufen in Wellenlinien nach vorne über 
den Magen hin, und dann rückwärts um das Dünndarmende zu umschlingen. 

Das Nervensystem zeigt zwei Kopf-, drei Brust- und sieben Bauch- 
knoten. Das Schlundganglion ist vom ersten Brusiknoten durch seinen drei- 
fachen Durchmesser entfernt, die drei Brustknoten sind einander sehr genä- 
hert. Die Verbindungs-Stränge erreichen nicht den Durchmesser der Knoten. 
Das erste Adominal-Ganglion ist vom Metathoraxknoten durch dessen drei- 
fachen Durchmesser entfernt, gleichweit von diesen ist der zweite Bauch- 
knoten, am weitesten von diesen der dritte. Dann nähern sich die Kuoten 
allmälig wieder. Die beiden letzten liegen einander sehr nahe, der letzte ist 
gross und länglichrund. Von den Brustringen sah ich drei Nervenpaare, von den 
Bauchknoten zwei vordere feinere Paareund ein hinteres bald gabeliges Paar 
entspringen. Der letzte Knoten sendet vorne ein gabeliges Paar, hinten zwei 
dickere gabelige und zwei inzwischen liegende feinere, lange einfach blei- 
bende Paare aus. 

Männliche Genitalien. Die männlichen Zeugungstheile sind 
sehr gross zu nennen, und denen von Panorpa (Löw) ähnlich. Die Hoden 
liegen im siebenten Hinterleibsringe und reichen bis über die Mitte des Ab - 
domen nach vorne zu. Sie sind von eiförmiger Gestalt mit dem breiteren 
Theile nach hinten gerichtet. Im Inneren bestehen sie aus drei Zipfel, die 
sich beim Oeffnen der Umhüllungshaut fingerförmig auseinander legen. Die 
Farbe der sie umhüllenden Haut ist rothgrau. Beide Hoden liegen dicht 
nebeneinander und schienen mir einmal in eine gemeinschaftliche Membran 
eingeschlossen. Auf dem breiteren Theile zeigt sich ein gelbliehgrüner Fleck, 
der beim Oeffnen der die Säckchen einschliessenden Haut, sich als eine Schlinge 
des Samenleiters herausstellt. Dieser nämlich entsteht an der Vereinigung 
von den drei Säckchen mit einer kleinen Anschwellung und verschlingt 
sich nach kurzem Lauf zu einer aus vielen Windungen bestehenden Schlinge, 
verlässt dann die Membran, um als kurzer, fast gerade nach vorne und innen 
laufender Theil in einen paarigen blasenartigen Theil (Samenblase) zu mün- 
den. Dieser ist weit, eylindrisch und trägt vorne zwei kurze abgerundete 
Zipfel. An seiner inneren Vorderecke mündet der Samenleiter. Nach hinten 
ist ein feinerer Theil durch eine Einschnürung abgetrennt, der anfangs eine 
kurze Schlinge nach aussen macht, dann aber fast gerade nach hinten und 
innen läuft, um mit demselben Theile der andern Seite zusammen in eine 
kurze einfache Blase zu münden. 

Weibliche Genitalien. Die Ovarien sind kammförmig. Jedes 
Ovarium zählt zehn Eierröhren, die jede drei grössere und vier kleinere 
fassförmige Eikeime enthalten und nach vorne in einen feinen Faden aus- 


09 


laufen. Die Eileiter sind kurz und münden in einen etwas weiteren Eiergang. 

An der Stelle der Eierröhren bleiben nach dem Legen der Eier kurze herz- 

förmige Lappen. Das Receptaculum seminis besteht aus einer zweimal flaschen - 

artig erweiterten, zusammengebogenen Kapsel, die einen langen geschlän- 
gelten Ausführungsgang trägt. Die erweiterten Theile sind mit rothbrauner 

Masse gefüllt. 

Ueber die Lebensweise der Imago habe ich meine Beobachtungen be- 
reits früher mitgetheilt. Das Wesentliche besteht in Folgendem : Dieselbe 
erscheint bei uns Mitte Juli, und fliegt bis September. Sie sitzt am Tage 
meist ruhig in schattigen Auen an den Zweigen von Parietaria erecta. 
Gegen Abend im Dämmerungslichte flattert sie in ausdauernden, aber zit- 
ternden, am meisten den Agrioniden ähnlichen Fluge knapp über den Gras- 
wipfeln auf die angränzenden Wiesen umher. Um Nahrung zu erhalten, 
hängen sich diese Thiere mit den Vorderbeinen an Pflanzenstengel auf und 
haschen mit den spinnenartig ausgebreiteten hinteren Fusspaar nach vorüber- 
fliegenden Insecten. Der Tarsus umschlingt die Beute fest, und die einzelnen 
Glieder rollen sich so zusammen, dass die an der Unterseite der Glieder vor- 
handenen Sporen in dieselbe dringen, und ein Entrinnen unmöglich machen. 
Grössere Thiere werden so lange zwischen den Tarsen hin- und hergerissen, 
bis sie wehrloss gemacht sind, und dann erst die Beine gekrümmt, und die 
Beute so zum Maule geführt. Während des Fressens findet auch die Begat- 
tung statt. Wenn das Weibchen an seiner Beute zehrt, nähert sich das 
Männchen, um auch davon zu fressen, dabei krümmt es die Hinlerleibsspitze 
gegen die des Weibchens, erfasst sie mit den Zangen seines äusseren 
Copulations-Apparats und die Begattung erfolgt. Diese dauert oft mehrere 
Stunden. Das Männchen stirbt in wenigen Tagen. Das Weibchen streut die 
Eier durch vierzehn Tage auf die Erdoberfläche, sie gelangten aber nicht 
zur Entwicklung. Merkwürdig ist noch, dass während des Fressens zwischen 
den letzten Hinterleibssegmenten die Verbindungshaut blasig herausgetrieben 
wird; die Ursache hiervon vermag ich nicht anzugeben, der Hinterleib ist 
hierbei bogenartig nach unten gekrümmt, und bald darauf erfolgt die Ent- 
leerung der Excremente. 

Taf.I. Fig. 1 Nervensystem. 

2 Darmkanal. a) Speiseröhre. 5) Schlund mit dem haarigen 
Cylinder. c) Magen. d) Dünndarm. e) Dickdarm. f) Harn- 
gefässe. 

2‘ Haarcylinder vergrössert. a) Verticaler Durchschnitt. 

2° Ursprungsstelle der Harngefässe. f) Die am Darm anliegen- 
den Harngefässe. 

2‘ Ein Stück der Magenwand mit Drüsen. 

3 Männliche Genitalien. a) Hoden. a‘) Einer derselben mit 
auseinandergelegten Säckchen. 5) Samenleiter und ihre 
Schlinge. c) Samenblase. d) Vorderer Zipfel derselben. 
e) Hinterer dünnerer Theil. f) Einfache Samenblase. 


” 


Fig. 3° Aeussere g' Genitalien von der Seite. 

3‘ Aeussere d' Genitalien von oben. 

„ 4 Weibliche Genitalien. a) Eierröhrer. 5) Eileiter. c) Eieusane: 

„ #° Receptaculum seminis. 

„ 5 Die Imago fressend. a) Die blasenarlig vorgetriebene se 
schenhaut der letzten Segmente. 


» 6 Begattung. a) d, b) 8. 


Boreus Nhiemalis \Latr. 


Ich zergliederte nur ein Weibchen, die Resultate sind folgende: Der 
Darmkanal ist dem von Panorpa und Bittacus im Wesentlichen ähnlich ge- 
bildet. Er ist gerade, nur der Dünndarm ist nach rechts hin gekrümmt. Die 
Speiseröhre ist fein und kurz, sie erweitert sich im Proihorax zu den kugel- 
förmigen Theil, der im Innern den haarigen Cylinder einschliesst. Hinter 
diesen ist ein kurzes dickes Darmstück, das durch Meso- und Metathorax 
läuft, und sich im Abdomen zum langen weiten Magen erweitert, der vom 
vorigen durch seinen dunklen Inhalt geschieden erscheint. Sein hinteres 
Ende ist kegelförmig zulaufend, und trägt an einer kugeligen Erweiterung 
die Harngefässe. Der Dünndarm ist sehr fein, etwa dreimal so dick als ein 
Harngefäss und von gelblicher Farbe. An ihm reiht sich ein weiter eylindri- 
scher Dickdarm, dessen Ende mir nicht gut darzustellen gelang. Harnge- 
fässe sah ich sechs. Sie sind gelb und verlaufen wellenförmig über den 
Magen und dann hinten zum Dünndarmende, welches sie umschlingen. 

Weibliche Genitalien. Die Ovarien sind kammförmig und be- 
stehen aus zehn Eierröhren, die jede vier grössere fassförmige, und zwei 
kleinere Eikeime einschliessen. In Verbältniss zum Thiere sind erstere gross 
zu nennen. Die Eileiter sind kurz und vereinigen sich zu einem etwas 
dickeren Eiergang. Das Receptaculum seminis ist von aussen niernförmig, 
zeigt aber durch Pressen seine Bildung aus zwei flaschenfürmigen zusammen- 
gebogenen Theilen. Der Ausführungsgang ist stark entwickelt und sehr lang, 
vor seiner Mündung in das Ende des Eierganges zu einer grossen Schlinge 
zusammengewunden. Der Feltkörper bildet mehrere grössere zusammenhän- 
sende Lappen. Vom Nervensystem konnte ich sieben Bauchknoten deutlich . 
sehen, sechs senden drei Nervenpaare aus, vom leizten sah ich am hinteren 
Ende ein dickes, sich vielfach gabelndes, und zwischen diesen ein lang ein- 
fach bleibendes feines Paar entspringen. Die Knoten stehen um ihren dop- 
pelten Durchmesser von einander und den Brustknoien ab, nur die zwei 
letzten liegen einander näher. 

Lebensweise. Die Imago erscheint schon im October und bleibt 
den ganzen Winter hindurch bis zum Monat April. Herr Fr. Lö w fand dieses 
interessante Thier in Schönbrunn in einem Eichenwalde am 6. Jänner bei einer 
Temperatur von +4°R. auf einem abgefallenen moosigen Rindenstück herum- 
kriechen. Bei einem Ausfluge in dieselbe Gegend am 16. März bei einer 
Temperatur von +5°R. konnte ich auf den gerade im Schmelzen begriffenen 


1 


einzelnen Schneeflecken die Imago in mehreren munter springenden Exem- 
plaren beobachten. Es gewährt einen höchst merkwürdigen Eindruck, diese 
kleinen zierlichen Thierchen bei einer spärlichen Sonne, vollkommen zu- 
frieden, auf dem weissen Bahrtuche der Natur ironisch Hochzeit halten 
zu sehen. 

Ich hielt dielmago in einem Glase, in welches feuchte Erde mit Rinden, 
Steinen und Moos überdeckt gelegt wurde. Noch am Abend des 16. März 
begaltete sich ein Pärchen. Die Stellung ist merkwürdig. Das Weibchen wird 
vom Männchen am Rücken getragen. Wie diess zu Stande kommt, konnte 
ich einmal genau beobachten. Das Männchen läuft dem Weibchen entgegen, 
und bleibt in einer Entfernung von mehreren Linien mit dem Kopfe gegen 
die Mitte des Ilinterleibes des Weihes gerichtet stehen. Durch einen ge- 
schieklen Sprung wendet sich das Männchen nun so um eine verticale Achse, 
dass die Hinterleibsspitze unter die Bauchschilde des Weibchens gelangt. Mit 
den zangenförmigen äusseren Copulations-Apparat wird dieses festgefasst 
und aufgehoben. Zuerst liegt das Weibchen mehr seitlich quer am Rücken 
des Männchens, bis durch Hin- und Herzerren die Zangen des letzteren an 
den Bauchschildern allmälig nach hinten den weiblichen Genitalien zugleiten, 
die ganz von denselben, welche nach vorne und aufwärts gestreckt sind, 
umfasst werden. Mit dem Eintritte der Begattung nun zieht das Weibchen 
die Schenkel gegen die Seiten des Thorax an und streckt die Schienen und 
Tarsen gerade nach unten und hinten aus. Kopf und Fühler werden zwischen 
die Schenkel eingezogen. Die Begattung dauert viele Stunden, oft Tage 
lang, und das Männchen läuft nicht selten mit seiner Last nach Futter um- 
her. Die Nahrung schien Moos zu sein, denn sie frassen zwischen den jungen 
Trieben desselben, vielleicht aber auch die zahlreich vorhandenen Poduren. 
Bis 20. März wechselten Begattungen und Eierlegen ab. Die Eier werden 
bald nach der Begaltung gelegt. Das Weibchen setzt sich ordentlich wie 
die Locustinen auf die Legeröhre auf, und hält den Leib mit den übrigen 
Beineu im Gleichgewichte. Durch langsames Drehen des ganzen Leibes um 
seine nun vertical stehende Längsachse wird die Legeröhre ganz in die 
weiche Erde eingesenkt. Es war mir hierdurch unmöglich, die Eier selbst 
heraustreten zu sehen. Vom 21. bis 30. März starben die Männchen, und 
vom 31. März bis 3. April die Weibchen ab. Schon im April zeigten sich 
raupenähnliche Larven im Glase. Am 11. Mai fand ich im Glase unter Moos 
eine elwas grössere, 2‘ lange Larve, die ich, ohne mit Gewissheit bestim- 
men zu wollen, ob sie Boreus wirklich angehört, hier beschreibe. 

Der Kopf ist kugelig, hornig und vertical gestellt. Nach vorne ist er 
verdickt. Die nach unten gerichteten Mundtheile bestehen aus einer wulstigen 
gerundeten, am Vorderrande in der Mitte eingebogenen Oberlippe, kräftigen 
dreiseitigen, mit zwei Zähnen versehenen, hornigen Oberkiefern, lappen- 
förmigen, häutigen Unterkiefern mit dreigliedrigen, geraden, dicken, mit 
kegelförmigem Endgliede versehenen Tastern und kurzer Unterlippe, auf 
welcher dicke, zweigliedrige kurze Tasier dicht nebeneiuder aufsitzen. Die 


12 


Fühler sind dreigliedrig, mit zwei cylindrischen, dickeren, kurzen Grund- 

gliedern und fadenförmigen, doppelt so langem Endgliede. Noch auf der 

unteren Kopfhälfte liegen zwei grosse ovale Augen (eins auf jeder Seite), 
die wahrscheinlich aus vielen kleinen zusammengesetzt sind, wie bei Panorpa- 

Larven (zwanzig und mehr) und von einem lichteren Kreis umschlossen wer- 

den. Eine ähnliche Bildung haben die Augen der Strepsipteren-Männchen 

(Siebold). Die Brustringe sind dick und cyliudrisch, am Rücken wulstig; 

der Prothorax trägt selbst noch eine kleine Hornplatte. Die Beine sind kegel- 

förmig und undeutlich, dreigliedrig. Der Tarsus ist sehr kurz und bildet die 

Spitze des Kegels. Die Hüften scheinen in den Leib einziehbar. Der Hinter- 

leib ist cylindrisch und besteht aus zehn nach hinten länger und dicker wer- 

denden Segmenten. Die vier ersten haben an der Rückenseite am Ende jedes 

Segmenis zwei kurze, fleischige Spitzen, auf welchen Borsten stehen. An der 

Bauchseite ragen an diesen Segmenten Bauchfüsse ähnliche Gebilde vor. Aus 

den letzten Segment ist eine Gabel hervorstreckbar, die zum Festhalten dient. 

Der Thorax und die vier ersten Hinterleibssegmente tragen an der Rücken- 

seile einige längere, nach vorne gebogene Borsten. Die Farbe der Larve ist 

am Kopfe gelbbraun, am Leibe weissgrau und durchschimmernd. Aus der 

Aehnlichkeit mit der Larve von Panorpa schloss ich bei dieser auf Boreus, 

obwohl ich ein Auskriechen aus den Eiern, die in der Erde versteckt waren, 

nicht nachweisen und beobachten konnte, und dieselben auch mit Moos oder 

Erde in das Glas verschleppt worden sein konnten. 

Taf. III. Fig.1 Nervenstrang des Abdomen. 

„ 1‘ Letztes Abdominalganglion. 

„ 2 Nahrungskanal der Imago ©. a) Schlund. 5) Haariger Cylinder. 
c) Magen. d) Dünndarm. e) Dickdarm. f) Harngefässe. 

„ 3 Weibliche Genitalien. a) Eierröhren. 5) Eierleiter. c) Eier- 
zang mit der Legeröhre. 

» 3° Receptaculum seminis mil dem vielgewundenen Ausfül- 
rungsgang. 

„ 3” Ausführungsgang stärker vergrössert. 

4 Oberkiefer der Imago. 

» 5 Imago in Begaltung. 

„ 6 Imago Eierlegend. 

u 72. Lärge. 

» ” Kopf derselben von oben. 

„..2< Fühler. 

„. 7” Bein derselben. 

„ 9 Darmkanal der Panorpa-Larve. a) Schlund. 5) Magen. 
c) Dünndarm. d) Dickdarm. e) Harngefässe. f) Geni- 
talien. 

8 Nervensystem derselben. 


713 


Mantispa pyagana Fabr. 


Der Nahrungskanal ist fast gerade. Die Speiseröhre ist enge und lang 
wie es die Körperform des Thieres bedingt, da sie ihren Verlauf durch den 
langen Prothorax nimmt. Sie erweitert sich dann allmälig zum Schlunde, 
der ziemlich weit ist, und einen sehr weiten grossen, den Magen an Länge 
fast gleichen, birnförmigen Schlundanhang trägt, welcher durch einen deut- 
lichen engeren Grundtheil vom Schlunde abgeschnürt ist. Die Farbe des Oeso- 
phagus ist röthlich, die des Schlundes und Anhanges schwärzlichgrau 
(beides vom Inhalte herrührend). Der Vormagen (Kaumagen) gleicht dem 
Kaumagen mancher Orthopteren, hat innen mehrere (acht?) deutliche 
erhabene, derbe Leisten, die der Länge nach verlaufen, und ist vom Magen 
durch einen deutlichen Ringmuskel abgeschnürt. Von aussen ist er länglich 
spindelförmig und zeigt Furchen, die den Verlauf der Leisten andeuten. 
Der $chlundanhang liegt bereits im Abdomen, und zwar an dessen linker 
Seite. Der eigentliche Magen ist cylindrisch und nach links convex. Starke 
ringförmige Einschnürungen zeigen seine muskulöse Beschaffenheit. Er nimmt 
den vierten Theil der Länge des ganzen Tracius intestinalis ein und ist 
von gelbbrauner Farbe. Sein Ende lauft spitzer zu und trägt acht Harngefässe. 
Der Dünndarm ist vorne schmal und erweitert sich nach hinten flaschen- 
förmig im gefüllten Zustande, Sein Inhalt ist schwärzlich. Der Diekdarm 
besteht aus einem ersten kugelförmigen und zweiten kurzen, cylindrischen 
Theile. Beide zusammen geben ihm ein rübenförmiges Aussehen, wie bei 
Myrmecoleon etc. Der kugelförmige Theil zeigt an der inneren Seite bei 
zwanzig Drüsen, deren Umhüllungs-Membran ein facettirtes Aussehen hat. 
Die Drüsen selbst sind gelbbraun, und von ovaler Form. Um sie herum laufen 
in Kreisform zahlreiche Faserbündel.— Sein Inhalt besteht aus schwärzlichen 
festen Klumpen, die leicht in kleine Stücke zerfallen, und zum grossen Theil 
wahrscheinlich aus der Chitinhülle der verzehrten Insecten bestehen. 

Die Harngefässe entspringen acht in der Zahl vom hinteren 
schmäleren Magenende, sind fein und gelblich. Sie verlaufen zuerst nach 
vorne auf dem Magen und dann längs dessen Seiten herab nach hinten zum 
Dünndarmende, an welches sie sich fest anlegen, so dass sie öfter und 
leichter in ihrer Substanz zerreissen, als sie vom Dünndarm zu trennen sind. 

Das Nervensystem zeigt durch die Körperform bedingte Ver- 
schiedenheiten. Das Kopf-, Schlund- und Prothoraxganglion liegen dicht 
hintereinander, letzteres über den Fangfüssen, zu welchen kräftigen Zweige 
(ein Ast auf jeder Seite) abgehen im vorderen Ende des Prothorax, das des 
Mesothorax ist daher mit vorigem durch sehr lange mit dem Metathorax- 
ganglion aber durch sehr kurze Stränge verbunden. Das erste Abdominal- 
ganglion ist um den doppelten Durchmesser des Metathoraxganglion von die- 
sem entfernt, Die grösste Entfernung ist wie bei Myrmeleon zwischen dem 
zweiten und dritten Ganglion, und nimmt von da bis zum letzten, siebenten 
Ganglion ab. Dieses letztere ist bedeutend grösser als die sechs ersten Hin- 


Bd. V. Abh. 90 


v14 


terleibsganglien und sendet vom vorderen drei, vom hinteren Ende sechs, 
sich zahlreich auf den Genitalien, verzweigende Nervenpaare aus. Von Ra- 
phidia unterscheidet sich das Nervensystem durch die Lage des Prothorax- 
Ganglion, welches dort dem Mesothorax-Ganglion näher liegt, und somit 
die längeren Prothorax-Stränge das Schlundganglion 
mitdem Prothorax-Ganglion verbinden, und nicht, wie hier bei 
Mantispa letzteres mit dem Ganglion des Mesothorax. Im 
Uebrigen findet sich nichts auffallend Abweichendes. 

Männliche Genitalien. Die Hoden liegen im vierten Hinterleibs- 
ringe und sind von ovaler Form, nicht gross und orangegelb. Sie bestehen 
im Inneren aus mehreren Säckchen, die beim Zerdrücken des Hodens sich 
fächerförmig entfalten. Die Samenleiter sind sehr fein und lang, laufen aber 
fast gerade bis zur Samenblase. Diese lauft nach vorne in zwei längliche 
Zipfel aus, die am Ende je ein kleineres Bläschen abschnüren, das nach 
aussen gebogen ist. In der Ebene, in der die Samenleiter einmünden, wird 
die Samenblase einfach, und zeigt nur eine mittlere Furche zwischen zwei 
kugeligen Erhöhungen. Nach hinten lauft sie wieder in zwei eingebogene 
Zipfel aus, zwischen welchen wie bei Myrmeleon der Duct. ejaculatorius 
lauft. Im Ganzen zeigt sich in der Samenblase eine Aehnlichkeit mit Raphidia. 
Ihre Farbe ist weissgelb. 

Weibliche Genitalien. Die Ovarien bestehen aus einer unge- 
heueren Menge Eierröhren. Die Eileiter spalten sich in mehrere Aeste (drei?), 
die sich wieder in die Zweige theilen (neun oder zehn?), auf welchen die 
Eierröhren kammförmig aneinander gereiht sind. Im Vergleich mit Myrmeleon 
sind also hier eigentlich mehrere kammförmigeOvarien zusammengetreten, und 
bilden so ein büschelförmiges Ovarium, das an der Oberfläche Furchen zeigt, 
die die Zahl der Kämme von Eierröhren andeuten. Die Eikeime sind läng- 
lich, fast cylindrisch und am vorderen Ende mit einem kleinen Knöpfehen 
von runder Gestalt versehen. Sie sind sehr klein, ungefähr }s== lang. Das 
Ovarium ist von röthlichgelber Farbe. — Dieses Resultat ist jedoch nur aus 
einer Section gezogen. Die Eileiter sind übrigens kurz und vereinen sich 
zu einen nicht viel breiteren Eiergang „ der jedoch länger ist als die 
Eileiter. Das Receptaculum seminis ist gross halbkreisförmig mit zwei 
ceylindrischen Zipfeln endigend. Der Ausführungsgang läuft anfangs fast gerade, 
dann aber im Zikzak um den Dickdarm, und hat vor seinem Ende, welches 
sehr fein ist, eine grosse bläschenförmige Anschwellung, die jener bei 
Chrysopa nach Löw am Duct. ejaculatorius vorkommenden sehr ähnlich 
geformt ist. Vielleicht ist nur letztere das Receptaculum und die vordere 
Blase ein Schleimgefäss für die Stiele der Eier, daich kein anderes accessori- 
sches Organ fand. Der Inhalt ist orangefarben. Der Ausführungsgang mündet 
am Ende des Eierganges in denselben. 

Vom Interesse war mir, die Art des Eierlegens genau beobachten zu 
können. Ein am 25. Juli gefangenes Weibchen legie die ersten Eier am 
1. August Mittags. Die Function besteht in folgenden Puncten : 


715 


1. Die Seiten des siebenten Abdomival-Segments werden stark ein- 
gezogen. 

2. Die beiden letzten Segmente werden stark ausgestreckt und der 
Fläche genähert, auf die das Ei gelegt werden soll. 

3. Ein glasiges zähes Schleimtröpfchen tritt aus der Genitalien-Oeff- 
nung hervor, und wird auf die Fläche gesetzt, so dass die Spitze des Hinter- 
leibes in dasselbe getaucht ist. 

4. Das achte und neunte Segment wird in die übrigen Segmente stark 
eingeschoben und zugleich das ganze Abdomen gehoben, wodurch der an 
dem Schleim klebende Hinterleib diesen zu einen Ym” langen Faden 
auszieht. 

5. Die Genitalien-Oeffnung wird weit und es tritt das Ei hervor, bereits 
an den Faden angeklebt. . 

6. Die Genitalien-Oeffnung verengt sich und der Hinterleib wird seit- 
wäris geschnellt, wodurch das Ei vom Thiere frei wird. 

Die Zeit, in der ein Ei gelegt wird, ist sehr kurz; ein bis zwei 
Sekunden. 

Von %22 Uhr Mittags bis 4 Uhr Nachmittags wurden in der Weise mit 
kleinen Intervallen an fünfhundert Eier gelegt. In den zwei folgenden Tagen 
wurden ebenfalls je fünfhundert Eier abgesetzt, und die in wenigen Tagen 
darauf vorgenommene Section wies im Ovarium weit über tausend Eikeime 
nach. Obwohl die Hälfte der gelegten Eier einfielen, und somit mit dem 
Samen in keine Berührung gekommen sein mussten, so ist doch die Zahl 
der Eikeime mit dem Vorkommen der Imago in keinem Verhältniss. Die an 
jedem dieser Tage zuerst gelegte Partie enthielt die meisten unbefruch- 
teten Eier. 

Die Farbe der frischgelegten Eier ist weiss, im durchfallenden Licht 
jedoch röthlichgelb. In der zweiten und dritten Entwickelungsperiode ist 
die Farbe rosenroth. 


Entwickelungsgeschichte. 


Die erste Entwickelung der Eier wurde nicht beobachtet. Die Umrol- 
lung des Embryo beginnt am achten Tage und ist am neunten Tage voll- 
endet. Die Eihäute sind deutlich zu sehen und bestehen aus einem fast glatten 
Chorion und einer den Embyro eng umschliessenden, vom Chorion aber nur 
lose umgebenen Dotterhaut. Am sechsten Tage liegt der Embryo, der mit der 
Bauchseite dicht am Chorion anliegt, in einer länglichen Spirale. Die Hinter- 
leibssegmenie, so wie die des Thorax sind durch bräunliche Flecke, 
wahrscheinlich Bildung von Fetikügelehen deutlich sichtbar. Das fünfte 
Segment liegt in der Umbiegung des Hinterleibes gegen die Rückenseile 
des Embryos und das letzte mit dem zweiten in gleicher Durchschnittsebene. 
Der Kopf zeigt deutliche Punctaugen (sechs?) auf einem dreieckigen 
schwarzen Fleck. Die Scheitelplatten erscheinen vollkommen geschlossen. 
Auf diesen erhebt sich nach vorne eine wulstige Hornplatte, die wahr- 


90* 


716 


scheinlich zur späteren Sägeplatte wird. Neben und hinter den Augen, gegen 
die Bauchseite des Embryo zu liegen Fühler, Ober- und Unterkiefer und Lip- 
pentaster hintereinander. Die Unterlippe ist versteckt. Die Beine zeigen sich 
als kegelförmige, hintereinander liegende Zipfel. In der Nacht vom achten 
am neunten Tage musste die Umrollung .erfolgt sein, da sie sich der Beob- 
achtung entzog. Der Embryo zeigt, von der Rückenseite gesehen, die jetzt 
dem Chorion anliegt, die verwachsenen Scheitelplatten (ihr hinteres Ende 
nämlich), dann die drei grösseren Brustringe und sechs Hinterleibssegmente 
hintereinander liegend, das sechste lag zum Theil in der Biegung, die 
übrigen waren an die Bauchseite in Spiralform geschlagen. Der dritte Brust-- 
ring und die sechs Hinterleibsringe waren in der Mitte dunkel und zeigten 
einen spindelförmigen Fleck, der am dritten Segment am breitesten war. 
Es war nämlich das Hautblatt hier an der Rückseite noch nicht geschlossen 
und somit der Dotter in der Spalte zu sehen. Bis zum zwölften Tage sind 
die Segmente auf der Rückseite vom Hautblatt geschlossen. Bei der allmäli- 
gen Ausbildung der Brustringe und Wachsen derselben und der Hinterleibs- 
segmente verlängert sich der ganze Körper und -das zweite Segment rückt 
in die Biegung gegen die Bauchseite vor. In dieser Lage bleibt der Embryo bis 
zu seiner völligen Ausbildung am einundzwanzigsten Tage. Der Kopf ist nach 
der Seite des Leibes gewendet, an die Bauchseite geschlagen, und zeigt deut- 
lich dreigliedrige Fühler, die nach innen zwischen die Kiefer laufen. Ober- und 
Unterkiefer liegen nebeneinander, so dass die Spitzen sich nicht decken, sonst 
gleichen sie der Larve. Unter denselben sind die Lippentaster gerade ausge- 
streckt. Die Sägeplatte ist, von oben gesehen, spindelförmig, am Hinterhaupt 
in der Mitte eine Reihe Zähne führend, zwischen den Augen theilt sich diese 
in zwei Reihen Zähne, die auf den umgeschlagenen Rändern der nun paarigen 
Platte stehen, die nach unten, oder besser zwischen den Kiefern mit zwei Spitzen 
endiget. Die Beine liegen der Bauchseite an, die Hüften, Schienen und 
Tarsen der Länge, die Schenkel der Quere nach. Im Baue sind sie denen der 
Larve ähnlich. Der Tarsus des ersten Fusspaares stösst mit dem letzten Hin- 
terleibssegment zusammen. Am einundzwanzigsten Tage durchbricht der 
Embryo die Eihäute in Form eines Längsrisses neben dem Knöpfchen. Das 
Hinterhaupt tritt zuerst aus dem Ei hervor. Durch eine starke Saftbewegung 
von hinten nach vorne schieben sich die übrigen Segmente nach und nach 
heraus, Kopf und Beine werden von der Bauchseite abgehoben, bis endlich 
das letzte Segment frei geworden. Die jungen Larven verweilen mehrere 
Stunden zwischen den verlassenen Eiern, wahrscheinlich bis ihre Oberhaut 
eine festere Consistenz erhält. 

Weit entfernt davon, mit den gegebenen Daten einen Beitrag zur 
Entwickelung der Insecten-Eier zu geben, wollte ich nur die an den Eiern 
dieses Thieres gemachten Beobachtungen hier anführen. Eine genauere Unter- 
suchung konnte ich nicht anstellen, da ich diess während meines Landaufent- 
haltes beobachtete, und mir daselbst die Mittel hierzu fehlten. — Zur Beschrei- 
bung der Larve, die ich in Wiegmann’s Archiv 1852, 1. gegeben, füge ich 


17 


noch hinzu, dass die geraden Kiefer derselben wahre Saugzangen sind, nach 
dem Typus von Osmylus u. v. a. gebildet. Der Oberkiefer ist breiter und deckt 
den zarteren Unterkiefer. Aus dem letzten Segment ist eine Haltgabel hervor- 
streckbar wie bei Osmylus. Von der Seite gesehen, erscheint der Prothorax 
aufrecht in einer schiefen Ebene gerichtet und erinnert an seine Stellung 
bei der Imago. Die vorderen Beine sind nur Schreitfüsse und nicht merklich 
dicker an den Schenkeln als die übrigen. — Aphiden, Coceus, Larven 
von Borkenkäfern, Dorthesia, Ameisen-Larven, Puppen und kleine Imago, 
so wie andere zum Futter versuchte Insecten wurden gänzlich verschmäht. 
Nach Westwood zeigen auch die jungen Raphidia-Larven eine eben- 
solche Hartnäckigkeit im Fressen. 


Taf.IV.Fig.1 Nervensystem der Imago. 

„ 1‘ Letztes Ganglion. 

„ 2 Nahrungskanal ©. a) Schlund. 5) Schlundanhang. c) Vor- 
magen. d) Magen. e) Dünndarm. f) Dickdarm. g) Harn- 
gefässe. 

„ 2‘ Darmkanal g' mit gleicher Bezeichnung. 

» 3 Genitalien des Jg. a) Hoden. 5) Samenleiter. c) Samen- 
blase. d) Vorderer paariger Theil. e) Hintere Zipfel. 

» 3° Vorderer paariger Theil mehr vergrössert mit seinem 
Endzipfel. 

„» 4 Genitalien @. a) Eierröhren. 5) Eileiter. c) Eiergang. 

„ 4% Eierröhren. 

4" Receptaculum seminis. @) Receptaculum. 5) Ausführungsgang 
mit blasiger Anschwellung. 
5 Hinterleibsspitze des @ beim Eierlegen, von der Seite. 
6 Dieselbe von unten gesehen. 
»„ 7 Ei am 6. August. 
8 nn % $2) 
I 2» N. ” 
„10 n „» 18 » 
„11 Larve aus dem Ei fallend. 
11° Kopf derselben. a) Sägeplatte. 
14 Darve. 
11a und 115 Vorder- und Mittelbein des Embryo. 
11c Kopf der Larve, von unten. a) Unterkiefer. 5) Oberkiefer. 
c) Lippentaster. d) Fühler. e) Durchscheinende Augen- 
flecke. 
„ 11d Kiefer der Larve, getrennt. 
„ l1e Larve in natürlicher Stellung von der Seite gesehen. 


” 


” 


718 
Drepanopteryx phalaenoides L. 


Der Nahrungskanal ist fast gerade. Die Speiseröhre ist enge und 
erweitert sich langsam zum weiten Schlunde, der einen grossen, den Magen 
in seiner Weite fast gleichen Schlundanhang trägt. Eine mässige Einschnü- 
rung gränzt diesen vom Schlunde ab. Der Vormagen ist von aussen kugelig 
und enthält im Innern sechs hornige Plättchen, die sich nach vorne kelch- 
förmig auseinander biegen und denen der übrigen Megalopteren ähnlich 
sind. Eine Einschnürung schliesst den Vormagen vom eigentlichen Magen ab. 
Letzterer ist gross, mehrere ringförmige Einschnürungen zeigen seine 

„muskulöse Beschaffenheit. In seinem netzförmigem Gewebe finden sich zahl- 

reiche kleine Drüsen von ovaler Form und gelbbrauner Farbe. Er verlauft 
in einem Bogen nach rechts. Der Dünndarm verlauft anfangs gerade nach 
hinten, neigt sich aber dann nach links und unten. Er ist röthlich von seinem 
Inhalt. Auf ihm folgt, wie bei den übrigen Megalopteren, ein rüben- 
förmiger Diekdarm, der sechs deutliche Drüsen enthält und zwar in seinem 
dickern kugeligen Theile. Harngefässe finden sich acht, sie sind lang und 
fein, gelb und entspringen vom dünneren Magenende, von wo sie nach 
vorne, und dann nach hinten zum Dünndarmende verlaufen. 

Weibliche Genitalien. Diese erinnern an den Bau derselben 
bei Mantispa. Die kurzen Eileiter theilen sich je in mehrere (drei ?) aus 
kammförmig gestellten Eierröhren bestehende Büschel. Die Eierröhren ent- 
halten drei grössere und mehrere kleinere Keime von ovaler länglicher 
Form, am oberen Ende mit einem Knöpfchen versehen. Die Büschel werden 
von zahlreichen Tracheen durchsetzt und umzogen, und sind nebst diesen 
von den Endfäden der Eierröhren je zu einem spindelförmigen Ovarium ver- 
einigt. Mit den Fäden der Eierröhren vereinen sich auch die zum Eierstock 
gehenden Tracheen-Zweige, bis zuleizt der Tracheen-Hauptistamm (einer auf 
jeder Seite) mit dem Endfaden sämmtlicher Eierröhren zum Schlundende 
gelangt, von wo aus ich den Faden nicht weiter verfolgen konnte. Die Ei- 
leiter vereinen sich zu einem kurzen breiten Eiergang. Das Receptaculum 
seminis ist meiner Untersuchung an einem Weibchen entgangen. 

Wahırscheinlich sind die in Allem so verwandten Hemerobius-Arten 
nach ähnlichem Typus gebildet. 

Das Nervensystem zeigt zwei Kopf-, drei Brust- und sieben Abdo- 
minal-Knoten und ist im Ganzen nicht abweichend. Meso- und Metathorax- 
Ganglion stehen sehr nahe. Von ersterem etwas weiter ist das Proihorax- 
Ganglion entfernt, sonst ist die Vertheilung der Ganglien ebenfalls, wie bei 
allen Megalopteren. 

Taf. V. Fig. 1 Nervensystem. 

„ 2 Nahrungskanal, von der Seite gesehen. a) Schlund. 5) Dessen 
weiterer Theil. c) Schlundanhang. d) Vormagen. e) Magen. 
> Dünndarm. g) Diekdarm. h) Harngefässe. 

3 Genitalien @. a) Eierröhren. 5) Eileiter. c) Eiergang. 


19 
Formicaleo nm.) 


Tetragrammicus Pllas. 


Larve. Der Nahrungskanal ist fast gerade, nur der Magen liegt 
mehr rechts geneigt. Der Oesophagus ist schmal und zart, er geht in den 
sich ziemlich stark erweiternden Schlund über, der jedoch keinen Schlund- 
anhang trägt. Am Mageneingang ist dieser stark zusammengezogen, und die 
Cardia sehr enge. Der Magen ist sehr lang und dick, cylindrisch und mit 
dunkelbrauner Flüssigkeit gefüllt. Sein Ende ist schmäler, durchsichtiger 
und vor der Einmündung der Harngefässe vom vorderen Darmtheil abge- 
schlossen. Der Dünndarm ist nur wenig dicker als ein Harngefäss, gelb 
durchsichtig und von drüsiger Structur. Der Dickdarm ist kugelförmig und 
geht in einen schmalen cylindrischen Theil aus. Um den dicken Theile 
schlingt sich ein drüsiges Organ in einer Zikzaklinie herum, dessen Darstel- 
lung mir jedoch nicht weiter gelang. 

Harngefässe fand ich acht vor. Sie entspringen vom dünnen Magen- 
ende und verlaufen zuerst vorwärts zum Magen und dann längs des Dünn- 
darms, um dessen hinteres Ende sie sick schlingen. Sie sind dünn faden- 
förmig und von orangegelber Farbe. 

Nervensystem. Das Kopf-Ganglion ist breit und auf beiden Seiten 
spitz zulaufend, von wo die Sehnerven nach vorn ausgehen. An der 
vordern Seite sind je zwei kugelige Erhabenheiten, von welchen mehrere 
Nerven entspringen. Einen kräftigeren konnte ich von den äusseren Erhö- 
hungen zu den Fühlern gehend verfolgen. Das Schlund-Ganglion ist klein, 
kreisrund und mit ersterem durch sehr kurze Stränge verbunden. Die drei 
Brust-Ganglien sind mit dem Schlund-Ganglion und untereinander durch 
lange Stränge verbunden, jedoch nehmen diese von vorne nach hinten an 
Länge etwas ab, so dass zwischen Meso- und Metathorax-Ganglion die kür- 
zesten Stränge sind. Ihre Gestalt ist sternförmig mit acht Spitzen, von wel- 
chen theils Nerven entspringen, theils aber die Verbindungen der vor- und 
rückwärts gelegenen Ganglien durch die Stränge vermittelt werden. 

Am schmälsten ist das Prothorax-Ganglion, am breitesten das des 
Metathorax. An ersteren entspringen zwei, von letzterem und dem Meso- 
thorax-Ganglion vier Nervenpaare. Das zweite Paar liess sich gut verfolgen, 
es theilt sich zuerst dichotomisch, von welcher Theilung sich der vordere 
Ast, nachdem er einen Nerven abgegeben, aus einer Art kleinen Ganglion 
in fünf, der hintere in drei Aeste spaltet. 

Die Hinterleibs-Ganglien sind untereinander und mit dem Metathorax- 
Ganglion durch sehr kurze Stränge, die ihren Längsdurchmesser nicht über- 
treffen, verbunden, so dass der ganze Strang eine perlschnurartige Gestalt 
erhält. Ich fand sieben Ganglien. Sechs derselben senden zwei Nervenpaare 
aus, das siebente ist etwas grösser und sendet vom vorderen Ende zwei, 
vom hinteren sechs Paar Nerven aus. 


*) Myrmeleon aut. 


720 


Imago. Der Nahrungskanal ist fast gerade. Die Speiseröhre ist enge 
und erweitert sich Jangsam zum sackförmigen Schlunde, der, ohne deutliche 
Abschnürung, einen kurzen aber weiten Anhang trägt. Der Vormagen ist 
enge und muskulös. Er enthält hornige Leisten (sechs?), die bogenförmig 
sind und mit der zwischen ihnen befindlichen gespannten Haut die Form 
eines Kelches repräsentiren. Der eigentliche Magen nimmt ein Drittel der 
Länge des Nahrungskanals ein, ist cylindrisch, von sehr zartem Baue und 
meistens leer. An seinem Ende trägt er acht Harngefässe, die bräunlich und 
sehr dünn sind. Der Dünndarm ist etwas kürzer als der Magen, dünn und 
mit schwärzlicher Flüssigkeit gefüllt. Um das hintere Ende schlingen sich 
die Harngefässe. Der Dickdarm ist rübenförmig und enthält im vorderen 
weiten Theile mehrere (acht) regelmässig, in kugeligen Erweiterungen des 
Darmes gelagerte grosse Drüsen von gelber Farbe. 

Das Nervensystem weicht durch die gestreckte Form, die abgerundeten 
Thorax-Ganglien und grossen kugeligen Augentheile des Kopf-Ganglions, von 
dem der Larve beträchtlich ab. Zwischen Schlund-Ganglion und Prothorax- 
Ganglion sind die Stränge viermal so lang als der Durchmesser dieser 
Ganglien. Sehr kurze Stränge verbinden die drei Thorax-Ganglien. Das erste 
Abdominal-Ganglion ist vom Metathorax-Ganglion um drei Durchmesser des 
letzteren entfernt. Die grösste Länge der verbindenden Stränge ist zwischen 
dem zweiten und dritten Ganglion und nimmt von da bis zum siebenten 
allmälig ab. Die Nervenpaare gleichen der Larve, nur sind die des Thorax 
kräftiger und die Theilung der Wurzel näher. Im Verhältniss zur Grösse 
des Thieres sind die Ganglien sehr klein. 

Genitalien g. Die Hoden liegen am Anfang des vierten Hinterleibs- 
segments, sind oval und von citronengelber Farbe. Sie enthalten mehrere 
(sechs) Säckchen, die von oben nach aussen und uuten in Spiralform an- 
einander gereiht sind. Die Samenleiter haben an ihrem Austritt am oberen 
Ende eine kleine bläschenartige Erweiterung, sind dann fein und lang und 
laufen bis zum siebenten Segment. Die Samenblase ist gross und läuft nach 
vorne in zwei dicke abgerundete, am Innenrande eingekerbte Theile aus. 
Die Vereinigung derselben liegt in der Ebene, in der die Samenleiter seit- 
wärts einmünden. Vor dem Eintritt erweitern sich die Samenleiter. Hinter 
ihrer Einmündungsstelle biegt sich ein zipfelförmiger Theil der Samenblase 
in Hufeisenform (einer auf jeder Seite), nach aussen und dann neben dem 
Ductus ejaculatorius nach rückwärts und innen. Der Ductus ejaculatorius ist 
ziemlich weit aber kurz. Der Penis besteht aus einen dickeren weichen Grund- 
theile und zwei gegeneinander gebogenen langen Hornkräten, die am In- 
nenrande mit einem Zahn bewaffnet sind. 

Weibliche Genitalien. Die Ovarien sind kammförmig und 
zeigen je zehn Eierröhren mit drei grösseren und zwei kleineren Eikeimen 
von anscheinend gleicher Entwickelung in jeder Eierröhre. Die Eileiter sind 
kurz aber weit. Der Eiergang ist eiwas länger und wenig weiler als ein 
Eileiter. Das ganze Ovarium ist von weisser Farbe. 


721 
Taf. V. Fig. 4 Nervensystem der Larve. 


„ 5 Nahrungskanal derselben. «) Schlund. 5) Schlunderweiterung. 
c) Magen. d) Dünndarm. e) Dickdarm. f) Harngefässe. 
f') Deren Einmündungsstelle. 


„ 5’ Drüsiges Organ am Dickdarm. 

„ 6 Mundtheile der Imago. 

„» 7 Nervensystem. 

„ 8 Nahrungskanal. a) Schlund. 5) Schlundanhang. c) Vormagen. 
d) Magen. e) Dünndarm. f) Dickdarm. g) Harngefässe. 


„ 9 Genitalia J. a) Hoden. 5) Samenleiter. c) Blase von der 
Rückseite gesehen. d) Ductus ejaculator und Penis mit 
seinen Muskeln hervorgezogen. 


„ 10 Genitalia Q. a) Eierröhren. 5) Eileiter. c) Eiergang. 


Ramdohr Abhandlung 153. Taf. 17. Fig. 1—5. 
Burmeister Tom. Il. p. 991. 
Leon Dufour Recherches anatom. sur les Neuropt. p. 591. 


Verzeichniss der um Wien aufgefundenen Neuropteren. 


Zunft. Trichoptera. 


Heteropalpoidea. 
1. Limnophiloide.a. 
Grammotaulius atomarius F br. Prater gemein. 
— lineola Schrank. Prater. October selten. 


Chaetotaulius flavicornis Fabr. Juni überall gemein. 
_ rhombicus L. Mödling, Juni selten. 
_ vitraltus Degeer. Juni und October. Prater, Mödling. 
— striola K. September selten. 
= nobilis K. Seplember und October gemein. 


Goniotaulius vittatus Fbr. Im ganzen Sommer und Herbst gemein. 
_ griseus L. August und September gemein, mehr im Gebirg. 


Limnophilus fuscus L. September und October gemein. 


Stenophylaz pilosus K. Juli sehr selten. 
— pantherinus Pict. Baden und Mödling September. 


Hallesus flavipennis K. Prater September und October. 
— digitatus P. Brühl August October. 
= nigricornis Pict. (Kollar). 
Chaetopteryz villosa Fabr. Brühl October. 
Bd, V. Abh. yi 


722 
2. Phryganeoidea. 


Agrypnia pagetana Curtis Roesel. Prater Juni. 
Oligostomis analis Fabr. September. Mödling. 


Phryganea grandis L. Juni selten. 
—_ striata L. Mai sehr gemein. Die Larven kriechen Mitte April an 
seichtere Stellen dem Ufer zu, um sich zu verpuppen. 
Die Imago erscheint schon Anfangs Mai. Die Eier werden 
Ende Mai gelegt. und bis Mitte Juni sterben die 


Imago ab. 
Phryganea varia Fabr. Mitte Juni. Prater. 
Notidobia ciliaris K. Juni selten, Mödling. 
Hydronautia maculata Oliv. (Kollar). 


Goera vulgata Steph. September. 
— hirta Fabr. September seiten. 


Hydroptila tineoides Dalm. (Kollar). 


(Ein Verzeichniss der /sopalpoidea kann vorläufig nicht gegeben werden.) 


Zunft. Planipennia. 


I. Fam. Leptophya. 


Larven mit beissenden Mundtheilen. 


Panorpidae. Die Imagınes haben einen festen, aus steifen Hauren bestehenden 
Cylinder ım Schlunde und keinen Schlundanhang. 


Boreus hiemalis L. Im Monat März auf schmelzenden Schneeflecken in Laub- 
wäldern, Schönbrunn, Barkersdorf, October (Frauenfeld), 
Türkenschanze (Kollar, Heeger). 


Panorpa communis L. Haltzange des Männchens mit sanft nach einwärts 

gebogenen Endspitzen, die sich im Spitzbogen treffen. Letztes 
Abdominal- Segment oval, sanft erweitert, ohne Haltzangen 
länger als breit. An der Flügelspitze ein schwarzer Fleck. Flü- 
gelweite gespannt 44‘. Länge des Körpers 5° Q, 6‘g. Im 
Prater vom Mai bis October gemein auf Urticeen. Nährt sich in 
Gefangenschaft von Aepfeln und besonders rohem Fleische. In 
das Glas, in welchem ste beobachtet werden soll, muss feuchte 
aber lockere Erde gegeben werden. Die Larve wurde von mir 


stels nur aus Eiern gezocen. 


723 


f Var. germanica. Flügelzeichnung blässer, Kopf röthlich. 


monltana m. Haltzange des Männchens dick an der Basis, die End- 
spitzen treffen sich im Kreisbogen. Letztes Abdominal-Segment 
wie bei communis, nur plötzlicher verdickt. An der Flügelspilze 
ein schwarzer Fleck. Stets kleiner als die vorige Art. Flügel- 
haut blass grünlichbraun mit kleinen braunen Fleckchen. Möd- 
ling Juni bis September. Flügelweite gespannt höchstens 12°. 
Länge des Körpers 4°°—5‘'. 


vartabilis Bremi. Haltzangen an der Basis sehr breit, mit mässig 
gebogener Endspitze, letztes Abdominal-Segment ebenso lang 
als breit, sehr aufgetrieben, Flügelhaut bräunlichgelb, Ptero- 
stigma milchweiss, vor und hinter demselben ein brauner Fleck. 
Flügelspitzen ohne braunen Fleck. Flügelweite 10°. Länge des 
Körpers 5”. Um Wien bei Weidlingau, Schneeberg bis zu einer 
Höhe von 4000 Fuss. 


Bittacus tipularius Latr. Am Bindlwasser im Prater auf Parietaria erecta 
unter Erlen. Mitte Juli. Schwarze Lacken und Hinterbrühl 
(Frauenfeld). Grinzing (Kollar). Nährt sich von kleinen 
Fliegen, die er mit dem leizten Fusspaar geschickt erhascht. 


Sialidae. Die Imago haben keinen haarigen Schlundcylinder und auch keinen 
Schlundanhang- > 


Sialis lutaria L. Leib schwarz, Kopf mit gelben runden und länglichen 
Flecken. Flügelhauf schmutzig bräunlich. Im Prater am Bindlwasser. 
Mitte April auf Bäumen am Wasser. Die Larven kriechen schon 
Anfangs März zur Verpuppung ans Land. 


fuliginosa Pict. Tiefschwarz. Flügelhaut grau, an der Wurzel braun , 
dunkel; die Haare auf derselben sind zahlreicher und dichter. Im 
Ganzen dunkler als lutaria. An Bächen bei Mödling im Mai selten. 


Raphidiidae. Die Imago haben einen im Prothorax verdickten Schlund 
und einen ziemlich grossen Schlundanhang. 


Raphidia ophiopsis Fabr. Bei Grinzing und am Kahlenberg nicht häufig. 


zanthostigma Schrnk. Im Prater am Feuerwerksplatz und den an- 
stossenden Auen auf Parietaria erecta und andern Pflanzen. 


affinis Schneid. Am Kalenderberg und im Kienthal bei Mödling auf 
Pinus laricio. 


notata Fabr. Im Prater mit zanihostigma an einem Platz, 
major Schum. Mödling Juni bis September auf Pinus laricio. 


Inocellia cerassicornis Schum. Anfangs Juni auf Eichen, selten. Vöslau, 


91° 


724 


II. Megaropiera. 


Imago mit einem Saugmagen und kugeligen Vormagen hinter demselben. 


Larven mit saugenden Mundtheilen. 


1. Mantispidae. Beine des Prothorax zu Raubfüssen umgestaltet. 


Mantispa payana Fabr. Im Juli und August in Mödling auf Pinus 


laricio und andern Pflanzen, fliegt geschickt. Baden (Kollar). 
Gersthof (Schiner). Scheint alienthalben im Gebirge verbreitet 
aber sehr local. 


2. Coniopterigidae. Saugzangen der Larve bis zur Spitze von einer 


mächtigen Oberlippe bedeckt. 


Coniopteryz tinieformis Curt. Auf Pinus laricio in Mödling gemein. 


August. 


3. Glaphyropteridae. Beine der Imago an allen Brustringen gleich- 


gebildet. 


a) Hemerobini. Lippentaster der Larven frei, nach vorne zwischen 


die Kiefer laufend. 


Osmylus maculatus Fabr. An schattigen Gebirgsbächen. Mödling, 


Grinzing, Dornbach. Von Mitte Mai bis Anfangs August gemein. 


Sisyra fuscata Fabr. Im Prater selten. 


Drepanopteryx phalaenoides L. In Wien, Bastei auf Ulmen, Franzens- 


thor. Brunn am Gebirg und Mödling auf Pfirsichbäumen. Mitte Juni 
und Juli. Die Imago nährt sich von Lepidopteren, deren Flü- 
gelschuppen man im Magen noch gut erkennen kann. 


Hemerobius hirtus L. Mödling auf Liguster und Pinus laricio. Juni 


bis September. 


cylindripes Wesm. Mödling Kienthal, Juli, auf Acer 
platanoid. — 


nervosus Wesm. Prater auf Acer platanoid., Schneeberg auf 
Krummholz 5000’. 


humuli L. Ueberall gemein. Mai bis October. 

affinis Wesm. Kahlenberg selten. 

micans W esm. Kahlenberg gemein. 

limbatus Wesm. Mödling auf Pinus laricio. Mai bis October: 


Vielleicht zwei verschiedene Arten ; eine kleinere ohne Flecken 
und eine grössere mit deutlichen Makeln. 


725 


Hemerobius pygmaeus Fabr., coccophagus G özsy. Aul Acer platanoi- 
des. Mai bis August. 


— variegatus Burm. Auf Liguster, Mödling selten. 
— intricatus W esm. Kahlenberg und Mödling selten. 


— paganus\Villers. AufZwetschkenbäumen im September. Baden 
Krainerhütte. Schneeberg auf Krummholz, 5000’ Juli, Sau- 
graben. 


Chrysopa nobilis Heyden. Baden Hauswiese. (In Herrn Scheffer’s 
Sammlung.) 


— pini m. Mödling auf Pinus laricio. 


— perla L. Prater, Laaerberg, Mödling und andern Orten. Mai bis 
October. 


— abbreviata Curtis. Reichenau bei Gloggnitz. August. 
— phyllochroma W es m. Prater, Laaerberg, Mödling. Juni. 


—. formosam. AufDisteln und andern Pflanzen. Fluss Wien selten. 
Juni und Juli. 


— seplempunctata W esm. Wien Paradiesgarten, Prater, Mödling 
auf Acer pseudoplat., Pinus laricio. Juli bis September. 


— aspersa Wesm. Mödling auf Aesculus hyppocast. und andern 
Pflanzen gemein. Juli bis September. 


— prasina Burm. Prater auf Alnus am Bindlwasser. Mödling auf 
Eichen. Von allen Chrysopen überwintert nur ihre Larve und 
trägt die Bälge der Blattläuse auf den Rücken. Mai bis Sep- 
tember. 5 


— tenella Schneid. Schönbrunn, Gloriette auf Eichen, selten. 
März. 


— alba. Prater selten Juli. 
— flavifrons m. Mödling auf Pinus laricio. Julifbis September. 


— nigricostata m. Auf Populus pyramidalis. Im Stadtgraben um 
Wien gemein. Mai bis September. 


— pallidaSchneid. Wildeck bei Sparbach auf Pinus abies Sep- 
tember, höchst selten. 


— vittata W esm. Im Prater auf Acer pseudoplat., Juni, Juli. 


— vulgaris Schneid. Das ganze Jahr, in den bekannten Varie- 
täten auch im Winter gemein. 


— capitata Fabr. Schneeberg auf Krummholz. 5000° (Mann). 


726 


b) Hyrmecoleontini. Lippentaster der Larven an der Unterseite des Kopfes 
anliegend , seitwärts laufend und neben den Augen vorragend. 


Ascalaphus macaronius Scop. Mödling „ Breiteföhre , Kalenderberg, 
Kaltenleutgeben am Wege zum Gisshübel, Baden, auf moosigen 
Waldwiesen. Juni bis Anfangs August gemein. 


Formicaleo m. tetragrammicus Pallas. Mödling. Kalenderberg, 
auf Pinus laricio gemein, sitzt auch gern an Aronia rotundifolia. 
Ausser den Charakleren von Myrmeleon hat diese Gattung, für 
dieich den von Reaumur auch für die Larve angewendeten Na- 
men gebrauche, verschiedene Beine und Hinterleib und schliesst 
sich durch die Larve an Acanthaclisis und Palpares an. Auch 
finden sich exotische Repräsentanten. Eine weitere Begründung 
behalte ich mir vor. 


Myrmeleon formicarius L. Mödling in Föhrenwälder gemein. Die Imago 
auf Aronia rotundifolia. 


-— formicalyne Fabr. Mödling an denselben Plätzen aber selten. 
Imago auf Pinus laricio. 


m 


Zur Erinnerung 


an 


einen österreichischen Naturforscher. 


Von 


Julius Schröckinger Ritter von Neudenberg. 


Der geehrien Versammlung wurde soeben mitgetheilt, dass ich unserem 
Vereine eine Anzahl naturhistorischer Werke zur Verfügung gestellt habe. 
Diese Bücher stammen aus dem Nachlasse des einstigen Custos-Adjuncten 
am k. Naturalienkabinete, Johann Natterer, und indem ich denselben 
keine würdigere Bestimmung geben zu können glaube, benütze ich diese 
Gelegenheit, das Andenken eines österreichischen Naturforschers durch 
einen kurzen Abriss seiner persönlichen Verhältnisse und seiner Leistungen 
aufzufrischen. 

Johann Natterer wurde am 9. November 1787 zu Laxenburg bei 
Wien geboren. Sein Vater war dort kaiserlicher Falkenier, und selbst ein 
eifriger Sammler von Vögeln und Insecten. Wenigen, welche die Säle des 
kaiserl. zoologischen Kabinets durchwandeln, dürfte bekannt sein, dass die 
Privatsammlung des einfachen Laxenburger Hof-Falkeniers den Krystalli- 
sationskern dieser jetzt so überaus reichen Schätze bildete. 

Kaiser Franz kaufte nämlich im Jahre 1793 Natterer’s, des 
Vaters, Vogel- und Insecten-Sammlung, liess sie in Wien aufstellen, und 
stellte den frühern Besitzer als Aufseher derselben an. 

Die Liebe des Vaters ging auch auf seinen Sohn Johann über, welcher 
am Piaristen-Gymnasium studirte, und dann an verschiedenen Lehranstalten 
der Residenz Collegien über Chemie, Anatomie und beschreibende Naturge- 
schichte als Hospitant besuchte. Zugleich warf ersich auf mehrere Sprachen 
und Handzeichnen, worin er es zur grossen Vollkommenheit brachte, Von 
seinem Vater zugleich zum tüchtigen Jäger und Ausbälger ausgebildet, hatte 
Natterer, obwohl grösstentheils Autodidact, sich Alles eigen gemacht, 
was ihm seine spätere Laufbahn so wesentlich erleichterte. 

Bereits 1806 und 1808 bereisete Natterer die ungarischen Kron- 
länder, dann Steiermark und das Österreichische und ungarische Littorale, 
wurde 1809 unbesoldeter Aspirant bei dem k. zoologischen Museum und be- 
gleitete als solcher die vor der gallischen Invasion nach Ungarn geflüchteten 
Natur- und Kunstschätze der Residenz. Diese Gelegenheit benützte Nat- 
terer zu Excursionen im Banate und in Slavonien, worauf er 1810 nach 


723 


Wien zurückkehrte. Er betrieb nun sehr eifrig Helminthologie, bereisete in 
den Jahren 1812 bis 1814 auf eigene Kosten Italien bis nach Calabrien, und 
untersuchte wiederholt unsere Küsten am adriatischen Meere. 

1815 wurde Natterer nach Paris gesendet, um bei der Zurücksen- 
dung der reaquirirten Natur- und Kunstgegenstände mitzuwirken und er 
benützte den Aufenthalt in dieser Weltstadt zur Erweiterung und Vermeh- 
rung seiner naturhistorischen Kenntnisse. 1816 ward er Assistent am kaiserl. 
Naturalienkabinete, und 1817 zum Mitgliede der Expedition bestimmt, welche 
aus Anlass der Vermählung der kaiserl. Prinzessin Erzherzogin Leopoldine 
mit dem Kronprinzen Don Pedro von Brasilien zur naturwissenschaftlichen 
Durchforschung dieses Landes ausgesendet wurde. 

Diese Expedition bestand ausser Natterer noch aus dem Professor 
Mikan und Dr. Pohl aus Prag, dem botanischen Hofgäriner Schott, 
dem Hof-Leibjäger Sochor und den Malern Ender und Buchberger 
Die k. baierische Regierung benützte diese Gelegenheit um die DDr. Spix 
und Martius, jene von Toskana um den Naturforscher Ra di mitzusenden. 
Die Einschiffung der einzelnen Glieder dieser Expedition fand folgendermas- 
sen Statt: Dr. Pohl und der Maler Buchberger, dann Radi im Ge- 
folge Ihrer k. k. Hoheit der Erzherzogin Braut zu Livorno, auf dem portu- 
giesischen Linienschiffe Dom Joao; Professor Mikan, Maler Ender und 
die Baiern Dr. Spix und Martius in Triest auf der österreichischen Fre- 
gatte „Austria,“ Natterer mitGärtner Schott undJäger Sochor eben- 
falls zu Triest auf der kaiserlichen Fregatte »Augusta.« 

Diese beiden Fregatten verliessen den Hafen von Triest im März 1817, 
wurden jedoch schon nach wenigen Tagen durch einen schweren Sturm ge- 
trennt, welcher die „Augusta“ so übel zurichtete, dass sie, ein mastenloses 
Wrak, nur mühsam den Hafen von Chioggia erreichte und dort durch sieben 
Wochen Havarie bessern musste. Natterer benülzte diese unfreiwillige 
Muse zu Excursionen, während die durch den Sturm weniger beschädigte 
und in Pola eingelaufene Fregatte „Austria“ ihre Fahrt nach Brasilien fort- 
setzte, und dort schon im Juli 1817 anlangte. 

Von Chioggia segelte die ‚Augusta‘ am 31. Mai nach Gibraltar und 
erwartete dort bis 1. September die Ankunft der kaiserlichen Erzherzogin 
Braut auf dem portugiesischen Linienschiffe „Dom Joao“ bis 1. September, 
wodurch Natterer Gelegenheit zur Durchforschung der südlichen Spitze 
Spaniens erhielt. Auf der Weiterreise nach Brasilien wurde noch Fun- 
chal, die Hauptstadt der Insel Madeira angelaufen, wo jedoch nur anderthalb 
Tage zu einem Ausfluge erübrigten, und am 5. November 1317 liess endlich 
die Fregatte „„Augusta‘‘ an der Ilha das Cobras in der herrlichen Bai von 
Rio de Janeiro die Anker fallen. 

So war nun die ganze Expedition an dem Ausgangspuncte ihrer Be- 
stimmung vereinigt, jedoch nur um bald wieder in einzelne Caravanen 
sich aufzulösen. Denn als es zur Entwerfung des Hauptplanes kam, zeigte 
sich bei der ungeheuren Ausdehnung des zwischen dem 37. und 75.° west- 


729 


licher Länge und 4° nördlicher, dann 33° südlicher Breite gelegenen Kaiser- 
thums Brasilien, die Aufgabe der Expedition von solchem Umfange „ dass 
nur durch Theilung der vorhandenen Kräfte eine wenigstens theilweise Be- 
wältigung zu hoffen stand. Der unsern Naturforschern für ihr Verweilen in 
Brasilien ursprünglich festgesetze Zeilraum betrug nur zwei Jahre, allein 
Professor Mikan kehrte schon am 1. Juni 1818 mit dem ersten Haupt- 
transporte der bis dahin zusammengebrachten Sammlungen nach Europa zu- 
rück und mit ihm die beiden Maler Ender und Buchberger, ersterer, 
weil er das Clima durchaus nicht vertrug, der zweite wegen den Folgen 
eines unglücklichen Sturses, die auch bald nach seiner Rückkunft nach 
Europa tödtlichen Ausgang nahmen. Dr. Pohl verweilte zwar länger und 
bereiste die Provinzen Goyaz, Mattogrosso, Minas Geraes und einen Theil 
Parä, kehrte jedoch schon im April 1821 nach Europa zurück. Ihm folgte 
in wenigen Wochen Hofgärtner Schott, so dass jetzt nur noch Natterer 
mit dem Jäger Sochor zurück blieb. Die Reisen nun, welche dieser uner- 
müdliche Naturforscher in Brasilien während eines fast achtzehnjährigen 
Aufenthaltes bewerkstelligte, zerfallen in zehn Zeitabschnitte, und zwar: 

I. Reise vom November 1817 bis November 1818 beschränkte sich nur 
auf die Umgebungen von Rio de Janeiro. 

I. Reise vom October 1818 bis März 1820 in dem District von Ilha 
grande an der Ostküste und in einem Theil der Provinz $. Paulo. 

III. Reise vom Juli 1820 bis Februar 1821 nach dem östlichen Theile 
von $S. Paulo bis nach Curitiba, von wo jedoch Natterer über Auftrag 
des Österreichischen Gesandten über Paranagua nach Rio zurückkehrte. Er 
sollte nun zuerst nach Mattogrosso gehen, da sich jedoch hierbei Schwie- 
rigkeiten zeigten, beauftragte ihn der Gesandte von Ypanema, wo Nat- 
terer seine Effecten und den Jäger Sochor zurückgelassen, diese zu 
holen und nach Europa zurückzukehren, Hiergegen machte jedoch Nat- 
terer Vorstellungen mit der Erklärung, schlimmstenfalls auf eigene Gefahr 
und Kosten bleiben zu wollen, um die bereits entworfenen Pläne grösserer 
Reisen auszuführeu. 

IV. Reise vom Februar i821 bis September 1822 von Ypanema aus, 
wohin Natterer in Erwartung der Entscheidung von Wien zurückkehrte, 
und die noch nicht besuchten Theile der Provinzen S. Paulo und Rio de 
Janeiro bereiste. 

V. Reise, begonnen im October 1822, nachdem Natterer dieBewil- 
ligung zum fernern Verbieiben, und die erforderlichen Fonds erhalten, und 
durch die Provinz bis nach Cuyaba in der Provinz Malttogrosso fortgesetzt, 
wo im December 1824 kurzer Halt gemacht wurde. 

VI. Reise vom Jänner 1825 über Caissara nach Villa bella Citade de 
Matiogrosso ,„ der hart an der Gränze von Bolivia gelegenen Provinzial- 
Hauptstadt, wo mehrere unangenehme Verhältnisse längern Aufenthalt be- 
dingten. Auf einer Excursion nach S. Vicente erkrankte der Jäger Sochor 
an einem bösartigen Fieber, welches auch seinen Tod veranlasste, ungeachlet 


Bd. V. Abh. 92 


730, 

Natterer ihn mit Aufopferung pflegte. Hierauf wurde dieser selbst vom 
Fieber ergriffen und bedurfte, da eine gefährliche Recidive eintrat, so lange 
zur vollständigen Herstellung, dass, da auch die Vorbereitungen zur Lösung 
der jetzt bevorstehenden schwierigsten Aufgabe sich verzögerten, die 

VI. Reise erst im Juli 1829 begonnen werden konnte. Diese ging mit 
den unsäglichsten Schwierigkeiten auf und längs der Flüsse Guapore und 
Madeira bis nach Villa Borba. 

VII. Reise. Im Juni 1830 wurde auf dem Amazonenstrom und Rio 
negro die Reise bis nach S. Jose de Marabitana an der Gränze von Guyana 
unter dem Aequator und bis an den Fluss Cassiquiari fortgesetzt, welcher die 
Verbindungsstrasse mit dem Orinoko bildet, und die Gränzen von Venezuela 
berührt. Hierauf beschiffte Natterer die Flüsse Xie, Icanna und Vaupe 
bis zu ihren Fällen, und kehrte dann wieder in die Provinz und an den Fluss 
Rio negro zurück, wo er Anfangs 1831 in Barcellos anlangte. 

IX. Reise vom August 1831 bis 1834 in der brasilianischen Provinz 
Guyana auf dem Rio Branco bis zu dem Fort S. Joaquim an der Gränze von 
Englisch-Guyana. 

X. Reise. Im Jahre 1835 sollte noch die so ausgedehnte Provinz Parä 
an dieReihe kommen, um sodann durch die Provinzen Maranhan, Rio grande, 
Parahiba und Pernambuco an der Osiküste nach Bahia und von da nach 
Rio de Janeiro zurück zu kehren. Allein der in Parä ausgebrochene Bürger- 
krieg unterbrach das Unternehmen und Natterer verlor bei der Besetzung 
und Plünderung der Stadt Parä durch die eingebornen Insurgenten fast seine 
ganze Habe und insbesondere auch die bedeutende Sammlung der für den 
kaiserlichen Hof bestimmten lebenden Thiere, welche von den Aufständischen 
getödtet und zum Theil, wie z. B. der darunter befindliche schöne Tapir 
sogleich verzehrt wurden. Natterer schiffte sich am 15. September 1835 
auf einem brittischen Regierungsschiffe nach Europa ein, und kehrte 1836 
über London nach achtzehnjähriger Abwesenheit nach Wien zurück. 

Die in theilweisen Transporten nach Wien gelangten Sammlungen 
Natterer’s auf seinen sämmtlichen Reisen in Brasilien bestanden in 

430 Stück Mineralien, 
1729 Gläsern mit Helminthen, 
1024 Exemplaren Mollusken, 


409 Crustaceen, 
32825 — Insecten, 
1671 —_ Fischen, 
1678 — Amphibien, 
12293 —_ Vögel, 
1146 — Mammalien, 
125 — Eier, 
192 Stücken Schädel, 
42 —  zootomische Präparate, 


242 Samenproben, 


731 
147 Holzproben, 
216 Stück Münzen, 

1492 ethnographischen Gegenständen, als Kleidungen, Geräthe, Waf- 
fen u. s. w. süd-amerikanischer Ureinwohner, ebenso einigen 
sechzig Sprachproben der letztern. 

Nach seiner Rückkehr trat Natterer bei dem kaiserlichen Natura- 
lienkabinete als Custos-Adjunct ein, und erhielt eine Gehaltszulage. Er begann 
sofort die Vorarbeiten zu einem kritischen Werke über die gesammte Or- 
nithologie, und bereiste zu diesem Zwecke in den Jahren 1838 und 1840 
zuerst Nord-Deutschland, Dänemark, Schweden und Russland, sodann Süd- 
Deutschland, Frankreich, England und Holland. Leider setzte ein wiederholter 
Lungenblutsturz am 17. Juni 1843 Natterer’s vielbewegtem Leben ein 
plötzliches Ziel, und es blieb somit nicht nur sein grosses ornithologisches 
Werk im Manuscripte unvollendet, sondern letzteres ging noch überdiess bei 
dem Brande im kaiserlichen Naturalienkabinete am Schlusse des Jahres 1848 
mit dem grössern Theile der dort aufbewahrten Privat-Sammlungen, Biblio- 
thek und Tagebücher Natterer’s zu Grunde. Durch den plötzlichen Tod 
Natterer’s unterblieb auch die im Vereine mit Professor Andreas 
Wagner in München beabsichtigte Bearbeitung der brasilianischen Säuge- 
thiere; und so haben wir von Natterer’s Hand nur zwei, in den leider 
eingegangenen Annalen des Wiener Museums veröffentliche Monographien über 
die mit Fitzinger bewerkstelligte Untersuchung des von Natterer in 
Brasilien entdeckten Ichthyodeen Lepidosiren paradoxa Fitz., und über 
die süd-amerikanischen Krokodile. 

Der Gedanke, dass die durch die österreichischen Naturforscher in 
Brasilien gesammelten, so überreichen Materialien bis jetzt durch wissen- 
schaftliche Bearbeitung noch so wenig allgemein zugänglich gemacht wur- 
den, muss mit um so grösserem Bedauern erfüllen, wenn man auf die Veröf- 
fentlichungen des Prinzen Max zu Neuwied, und der bairischen Naturfor- 
scher Spix und Martius über ihre brasilianischen Entdeckungen blickt, 
welche dafür gesorgt haben, dass ihnen Engländer und Franzosen die 
Früchte ihrer Sammlungen nicht vorwegnahmen. Wir aber halten unser Pfund 
vergraben, ‚denn was bis jetzt über die Entdeckungen unserer brasilianischen 
Expedition veröffentlicht wurde, ist nur wenig und meist unvollständig. So 
erschienen von Mikan’s „Delectus florae et faunae Brasiliensis‘“ nur vier 
Hefte, von Schreiber’s ‚‚Fauna Brasiliensis‘‘ gar nur Ein Heft. Dr. Pohl 
gab wohl eine vollständig erschienene Beschreibung seiner Reise heraus, 
doch ist der wissenschaftliche Werth dieser Veröffentlichung ein sehr pro- 
blematischer. Heck el schrieb eine Abhandlung über die von Natterer 
entdeckten neuen brasilianischen Fische *), in einer der letzten Sitzungen 
unserer Akademie der Wissenschaften hörten wir einen Vortrag über einige 
von Nattierer entdeckte brasilianische Vögel — et voila tout! 


#*) Annalen des Wiener Museums. 
923 


732 


Bedauernswernswerth bleibt es auch, dass die von Natterer ge- 
sammelten ethnographischen Gegenstände gegenwärtig nicht aufgestellt sind, 
sondern in Kisten verpackt bei der heicklen Beschaffenheit der fast darch- 
gängig aus Vogelfedern verfertigten Kleidungs- und Schmuckstücke der 
Wilden Gefahr laufen zu verderben. Diess wäre ein unersetzbarer Verlust, 
weil die amerikanischen Aborigines im Contacte mit der Civilisation stets 
mehr zusammenschmelzen, und endlich vom Boden ihrer Väter verschwindend 
nur ihre in wenigen Sammlungen befindliehen Geräthe als Zeugen ihres 
Seins, ihrer Sitten und ihrer Gebräuche zurücklassen werden. 

Aus der vorhergehenden Darstellung dürfie erhellen, dass Natterer’s 
Verdienste gerade in seinem Vaterlande nur nach den alten Sprichwörtern 
vom Pfennig uud vom Profeten gewürdigt wurden. Welcher Autorität der- 
selbe hingegen in den naturforschenden Kreisen des Auslandes, besonders 
in der Ornithologie, zu deren Coryphäen er unbedingt gehörte, sich erfreute, 
geht aus dem Reste seiner in meinen Händen befindlichen Correspondenz 
hervor. Lucian Bonaparte, Liechtenstein, Menetrier, Baer, 
Prinz Neuwied, Lamarrepiquot, Brandt, Querin-Mene- 
ville und viele andere sprechen in ihren Briefen ihre hohe Achtung vor 
Natterer’s Wissen aus, appelliren in zweifelhaften Fällen an seine Auto- 
rität und bezeugen überdiess die Achtung und Zuneigung, welche ihnen seine 
Humanität und Anspruchslosigkeit einflöste. Von der Universität Heidelberg 
erhielt Natterer noch während seines Aufenthaltes in Brasilien ohne allem 
eigenen Zuthun das Diplom des Doctors der Philosopkie „‚honoris causa,‘‘ 
und viele ausländische naturwissenschaftliche Gesellschaften erwählten ihn 
zu ihrem Mitgliede, wie die Senkenbergische in Frankfurt a. M., jene in 
Berlin u. a. m. Der Societe Cuvierienne in Paris gehörte er als membre 
fondateur an. 5 

Natterer vermählte sich in Brasilien zu Barcellos am Rio negro 
mit Maria do Rego, welche jedoch sammt zwei Kindern bald nach der An- 
kunft in Europa dem ungewohnten Clima erlag, und es überlebte ihn nur 
seine älteste in den Wildnissen bei Barra do Rio negro geborne Tochter 
Gertrude, welche meine Frau zu nennen ich so glücklich bin. UVebrigens 
ist der Name Natterer auf dem Felde der Naturwissenschaften auch jetzt 
noch von gutem Klang, denn sein auch unserem Vereine angehöriger Neffe, 
Med. Dr. Johann Natterer, hat sich im Gebiete der Chemie, besonders 
durch seine Versuche über die Compression der Gasarten, rühmlichst bekannt 
gemacht. 


Zur 


Coleopiererfauna 


der 


Steiner-Alpen und des Vellach-Thales. 


Von 
Josef Gobanz. 


Im zweiten Jahrbuche des nalurhistorischen Landesmuseums vou 
Kärnten hat Pf. David Pacher eine systematische Uebersicht der Käfer 
von Sagriz und Heiligenblut veröffentlicht, eines Terrains, dessen tiefster 
Punct bereits 3000 Fuss über dem Meere liegt und das in geologischer Be- 
ziehung ganz dem Urgebirge angehört. Bei Erwägung dieser Umstände 
hielt ich es für wünschenswerth, eine ähnliche Zusammenstellung in Bezug 
auf eine Localität zu machen, die zwar minder günstige Erhebungsverhält- 
uisse aufzuweisen hat, doch zum grössten Theile Kalk- und Dolomitboden 
besitzt. Es war mir nämlich daran gelegen, zu erfahren, ob sich irgend ein 
Einfluss der Formation auf die Coleopterenfauna nachweisen lasse, oder 
nicht; beim theoretischen Eingehen auf diese Frage kann man diess sogar 
in Vorhinein vermuthen. Jedem Laien in der Pflanzenkunde ist es bekannt, 
dass sich besonders Urgebirge und Kalk durch eine specifische Flora aus- 
zeichnen ; da nun die Coleopteren in ihrer Hauptmasse auf vegetabilische 
Nahrung angewiesen sind, so scheint der Hauptgrund zur Erklärung bereits 
gegeben zu sein, wenn es auch andererseits ebenso erwiesen ist, dass so 
manche Arten und Familien niemals auf Pfianzen beobachtet worden sind. 
Zur nähern Kenntniss des Beobachtungsterrains wird eine kurze topisch- 
geognoslische Skizze desselben nicht überflüssig sein. 


731 


Am Scheitel des südöstlichen Winkels von Kärnten liegt der mächtige 
Gebirgsstock der Steineralpen mit Erhebungen von mehr als 8000 Fuss, 
den höchsten in Unterkärnten. Sie bilden ein merkwürdiges geographisches 
Analogon zur Hochgebirgsgruppe des Triglav, indem beide Massen von den 
Endpuncten der von Westen nach Osten gehenden Streichungslinie der 
Karavankenkette eiwas nach Süden abspringen, und ihre Culminationspuncte 
weit übertreffen. Nur ist die Triglavgruppe durch ein Längenthal von ihr 
getrennt, während diese mit derselben in unmittelbarer Verbindung stehen. 
Von ihrem Mittelpuncte na krizi, diesem triplex confinium zwischen Kärnten, 
Krain und Steiermark, laufen zwei niedrigere Züge nach Norden, die das 
Vellachthal einschliessen. In diesem reichen die Beobachtungen bis zur 
engen Klause unterhalb Kappel, das noch eine Erhebung von 1680 Fuss 
ü. d. M. hat. Das ganze Thal erreicht bei einer Längenausdehnung von vier 
Stunden nur in seiner obersten und untersten Partie die Breite einer Viertel- 
stunde, während in seinem grössern Theile die Commercialstrasse nur in 
Windungen an den beiden Gehängen geführt werden konnte, da die Thal- 
sohle vom Gewässer des Vellachbaches eingenommen ist. 


Ein geologisches Profil des westlichen Zuges zeigt in klarer Weise 
die Aufeinanderfolge der Formationen vom Granit und den krystallinischen 
Schiefern,, die ganz untergeordnet in räumlicher Beziehung im untern 
Vellachthale auftreten, bis zum Dolomit des untern Lias. Die erwähnte 
Klause bilden senkrechte Wände des Triasdolomits; sie trägt noch jetzt 
Spuren alter Befestigungen, die zum Schutze gegen die durchs Jaunthal 
einbrechenden Türkenhorden erbaut wurden. Unmittelbar von derselben 
mündet in die Vellach der ebenbürtige Ebriachbach, der seine Quellen am 
südlichen Gehänge des bleierzreichen Obir hat. Ausschliesslich in dieser 
Partie wurden gefunden: Nebria pieicornis Fabr., Carabus intricatus L., 
Brachynus crepitans L., Bembidium minimum Sturm., B. fasciolatum 
Dftsch., Lathrobium fulvipenne Gyll. Darauf erscheinen , wie oben be- 
merkt wurde, Diorit und Syenitschiefer, Granit, Gneiss und Urthonschiefer, 
deren Terrain durch keine besonders characteristischen Arten markirt wer- 
den kann. Oberhalb des Schlosses Hagenegg beginnen -die Schiefer, Kalke 
und Dolomite der Steinkohlenformation in ausgedehnter und mächtiger 
Wechsellagerung und reichen bis ins oberste Vellachthal, wo innerhalb 
ihres Terrains viele eisenhältige Sauerquellen zu Tage treten, von denen 
die reichsten und günstig gelegenen die Gründung des Badeortes Vellach 


35 
veranlassten. Vorzüglich diesem Gebiete eigenthümlich sind: Clivina fossor 
L., Leistus rufibarbis Hoffm., Cychrus rostratusFabr., Carubus altenu- 
atus Fabr., C. hortensis L.,. C. convezus Fabr., Procrustes coriaceus 
L., Feronia Illigeri Dft., Dyschirius gibbus Fabr. die meisten Bostrichi 
und Staphylini und andere. Das oberste Vellachthal bietet mit seinen üppi- 
gen Matten und seinem hochstämmigen Buchenwalde, aus dessen Physiognomie 
man lesen kann, dass die Bergregion seine eigentliche Mutter ist, ferner 
mit den gewaltigen Dolomitwänden der Steineralpen im Hintergrunde ein 
hohes landschaftliches Interesse. Auf den Kohlenkalk des Golen Vrh folgt 
abermals der Dolomit der Trias an der bei 6000 Fuss hohen Baba, dem 
ersten Ausläufer der Steineralpen. Am Fusse dieser dehnt sich halbkreis- 
förmig eine Schuilhalde aus, die mit kriechenden Föhren und Buchen be- 
wachsen ist, da die alljährlich niederbrausenden Lawinen ein senkrechtes 
Wachsthum derselben verhindern. Unter Steinen finden sich hier: Carabus 
Creuzeri Fabr., Pterostychus varielatus Dej. und Cychrus attenuatus Fbr. 
Die Vorkommnisse an den Steineralpen selbst, deren Dolomit dem untern 
Lias zuzurechnen ist, werden bei der systematischen Uebersicht ohnehin 
näher bezeichnet. 


Viele Belehrung und Unterstützung in der Bestimmung schwieriger 
Familien, besonders der Staphylinen, fand ich in dem reichen Schatze en- 
tomologischer Kenntnisse des Herrn Kokeil in Klagenfurt, dem ich für 
diese freundliche Theilnahme den wärmsten Dank ausspreche. In der sy- 
stematischen Anordnung folgte ich!der keinem österreichischen Coleopiero- 
logen enibehrlichen „Fauna austriaca* Redtenbacher's. 


Systematische Uebersicht. 


1. Familie: Odeözedelae. 


Cicindela germanica L. Bei Kappel (Bauer Repnik) nicht selten. 
—  campestris L. Auf sonnigen Feldwegen durch das ganze Thal, häufig. 
— hybrida L. Auf sonnigen Waldwegen, überall häufig. 
— riparia Meg. Am Vellachufer, häufig. 


2. Fam. Curade. 


Elaphrus riparius Fabr. Am Vellachufer, selten. 
—. uliginosus Fabr. Ebenda, sehr selten. 


736 


Notiophilus aquaticus L. Au feuchten Orten unter Brettern, Laub und Stei- 
nen, nicht selten. 
— semipunctatus L. Ebendort, häufig. 


Nebria picicornis Fabr. Im untersten Vellachthale, besonders im Sommer, 
gemein. 

— brunnea Duftsch. Auf den Steineralpen über der Holzgränze an den 
Rändern von Schneefeldern, mit derem Abschmelzen sie zurück- 
weicht, häufig. 

— Jokischü Sturm. An den Ufern der Vellach, selten. 

—  Gyllenhallü Schönherr. Ebenda, häufig. 

— Dahlii Duftsch. In den Wäldern am Obir unter Steinen ,„ ziemlich 
selten. 

— angustata Dej. Eine erst vor Kurzem auf den Steineralpen entdeckte 
Species, kommt mit N. brunnea, jedoch seltener vor. Ihre Ver- 
wandte N. Hellwigü Pz. scheint bloss dem Urgebirge anzu- 
gehören. 


Leistus nitidus Duftsch. Auf den Steineralpen unter Steinen , sehr selten. 
— rufibarbis Hoffmsgg. An feuchten Orten und unter Steinen im 
oberen Vellachthale, selten. 


Cychrus rostratus Fabr. Unter Steinen und Brettern im oberen Vellach- 
thale, sehr selten. 
— — var. elongatus Dej. Daselbst, sehr selten. 
— attenuatus Fabr. Unter Steinen am Fuss der Steineralpen, nicht 
selten. 
— Schmidtii Chaud. Auf der Höhe des Obir, schr selten. 
Procrustes coriaceus L. An dunklen feuchten Orten, häufig. 
Procerus gigas Creuzer. Nach Regen, sehr selten. 
Carabus emarginatus Duftsch. Auf Wegen, im Frühling und Sommer, 
häufig. 
— intricatus L. An felsigen Orten unter Steinen im untersten Vellach- 
thale, nicht häulig. 
— violaceus L. Unter alten Baumstöcken, sehr selten. 
—_ — var. Germarit Sturm. Ebenda, selten. 
— convexzus Fabr. Unter Steinen und altem Holze, selten. 
—  arvensis Fabr. An sandigen Stellen im untern Vellachthale „ häufig. 
— — var. pomeranus Oliv. Unter Baumrinden, äusserst selten. 
— hortensis L. Unter Steinen und altem Holze (oberes Vellachthal) selt. 
— alpestris Sturm. Auf den Steineralpen über der Holzgränze, sehr 
selten. 
— Creuzeri Fabr. Am Fuss der Steineralpen, nicht häufig. 


Cymindis humeralis Fabr. Am Golen Vrh unter Steinen, selten. 
— punctata Bonelli. Am Obir, äusserst selten. 


137 
Dromius 4maculatus L. Unter Baumrinden und Steinen, schr häufig. 
— truncatellus Fabr. Ebenda, selten. 
— linearis Oliv. Unter Baumrinden, sehr selten. 


Lionychus quadrillum Duftsch. Am Vellachufer unter Steinen, selten. 
Lebia chlorocephala Ent. H. Unter Steinen bei Kappel, selten. 

— cerur minor L. Ebenda, sehr selten. 

— cyanocephala L. Ebeunda, selten. 


Brachynus crepitans L. Unter Steinen im untern Vellachthale, sehr selten. 
Aptinus mutilatus Fabr. Unter Steinen bei Kappel, sehr selten. 
Clivina fossor L. Unter Steinen, sehr selten. 
Dyschirius gibbus Fabr. An feuchten Orten im oberen Vellachthale, häufig. 
— rolundipennis Chaudoir. Auf den Steineralpen, selten. 
Panagaeus cruz major L. Unter Steinen bei Kappel. sehr selten. 
Licinus Hoffmanseggi Panz. Am Obir unter Steinen, nicht häufig. 
Callistus lunatus Fabr. Unter altem Holze, nicht häufig. 
Chlaenius Schrankiit Duftsch. Unter Steinen, häufig. 
— nigricornis Fabr. Ebenda, seltner. 
— vestitus Fabr. Ebenda, selten. 
Calathus melanocephalus L. Unter Steinen, überall häufig. 
—  cisteloides Illg. Ebenda, nicht häufig. 
Sinuchus vivalis Panz. Unter Moos und Steinen, ziemlich selten. 


Anchomenus scrobiculatus Fabr. Unter Steinen und Breitern im obern 
Vellachthale selten. 
-- angusticollis Fabr. Ebenda, selten. 
— 6punctatus L. Auf Wegen, sehr häufig. 
— prasinus Fabr. Unter Steinen und faulem Holze, ziemlich selten. 
— parumpunctatus Fabr. Unter Steinen, nicht selten. 


Poecilus cupreus L. Auf Wegen, sehr gemein. 
— lepidus Fabr. Ebenda, nicht selten. 


Feronia (Steropus) aethiops Illg. In den Wäldern am Obir, zieml. selt. 

— ((Steropus) Illigeri Duftsch. Unter Steinen und Brettern im obern 
Vellachthale, sehr selten. 

— (Argutor) vernalis Fabr. Unter Steinen, nicht selten. 

— (Arguior) unciulata Duftsch. Unter Moos, Steinen und Brettern, 
ziemlich selten. 

— (Abax) ovalis Duftsch. Im obern Vellachthale, nicht selten. 

— (Abaz) striola Fabr. Ebenda, nicht sellen. 

— (Abax) Beckenhauptii Duftsch. Auf den Steineralpen, häufig. 

— (Abaz) parallela Duftsch. Ebenda, häufig. 

— (Abax) transversalis Duftsch. Unter Steinen und Brettern, ziem- 
lich häufig. 

— (Pterosiychus) fasciato-punclata Fabr. Im oberen Vellachthale, häufig. 

— (Pterosiychus) Ziegleri Duftsch. Auf den Steineralpen, nicht selten. 


Bd. V. Abh. 93 


738 


Feronia (Pterostychus) varielatusDej. Am Fuss der Steineralpen im Früh- 


jahre ,„ nicht selten. 

(Pterostychus) Jurinei Pnz. Auf den Steineralpen und am Obir unter 
Steinen, nicht selten. 

(Pterosiychus) Mühlfeldtii Duftsch. Auf den Steineralpen, nicht 
häufig. 

(Pterostychus) nigra Fabr. Im obern Vellachthale, selten. 

(Platysma) oblongo-punctata Fabr. Am Fuss der Steineralpen, häufig. 

(Molops) metallica Fabr. Unter Steinen in Wäldern, sehr häufig. 

(Molops) elata Fabr. In Wäldern im oberen Vellachthale, ziemlich 
häufig. 

(Molops) terricola Fabr. Ebenda, nicht häufig. 

(Omasius) melanaria I11\g. Ebenda, selten. 


Zabrus gibbus F abr. In Getreidefeldern, selten. 
Amara (Lejocnemis) nobilis Du ftsch. Am Hochobir unter Steinen, sehr 


häufig. 
vulgaris Fabr. Auf Wegen, gemein. 


Anisodactylus binotatus Dej. Unter Steinen, gemein. 
Diachromus germanus L. Unter Steinen, sehr selten. 
Harpalus azureus Fabr. Unter Steinen an Wegen, selten. 


ruficornis Fabr. Unter Steinen und faulem Holze, nicht selten. 
griseus Pnz. Ebenda, seltner. 

distinguendus Du ftsch. Ebendort, nicht häufig. 

impiger Duftsch. Unter faulendem Holze, häufig. 

tardus Panz. Ebenda, häufig. 

aeneus Fabr. Häufig. 


Stenolophus vaporariorum Fabr. Unter Steinen, sehr selten. 
Trechus rotundatus Dej. Auf den Steineralpen, selten. 


rofundipennis Du ftsch. Ebendort, selten. 
longicornis Sturm. -Am Vellachufer unter Steinen, sehr selten. 
discus Fabr. Am Vellachufer unter Steinen, selten. 


Bembidium (Tachypus) pieipes Duftsch. Am Ebriachufer unter Steinen, 


nicht häufig. 
(Leja) celere Fabr. Am Vellachufer unter Steinen, nicht selten. 
(Lopha) 4maculatumL. Ebendaselbst, sehr selten. 
(Peryphus) scapulare D e j. Ebendaselbst, nicht selten. 
(Peryphus) femoratum Sturm. Nicht häufig. 
(Peryphus) Andreae (rupestris) Fabr. Ebenda, sehr häufig. 
(Peryphus) virens Gy11. Am Vellachufer, selten. 
(Peryphus) eques Sturm. Ebendort, nicht häufig. 
(Peryphus) tricolor Fabr. Ebendort, selten. 
(Peryphus) fasciolatum Duftsch. Am Ebriachufer, nicht selten. 
(Peryphus) tibiale Du fisch. Ebenda, nicht häufig. 


739 


Bembidium (Tachys) 4signatum Duftsch. Am Ebriachufer unter Steinen, 
sehr häufig. 
— (Tachys) minimum Sturm. Ebenda, nicht selten. 


3. Fam. Dytisci. 


Dytiscus marginalis. L. In grössern Wassertümpeln bei Kappel, selten. 
Acilius sulcatus Fabr. Wie voriger, nicht selten. 
Ilybius ater Degeer. In Lachen bei Kappel, ziemlich häufig. 
— fuliginosus Fabr. Ebenda, nicht selten. 
Agabus guttatus Payk. In Lachen, nicht selten. 
— Sturmü Schönh. Ziemlich selten. 
—- congener Payk. Sehr selten. 
— paludosus Fabr. Wie vorige, häufig. 
Hydroporus picipes Fabr. In stehendem Wasser bei Kappel, zieml. selten. 
— geminus Fabr. Ebendort, häufig. 
—  halensis Fabr. Ist seltener. 
-— palustris L. Häufig. 
Haliplus oblignus Fabr. In Lachen, häufig. 


4. Fam. &yrine. 


Gyrinus natator Payk. In Wassertümpeln, selten. 


5. Fam. HZydropnhiti. 


Helephorus grandis 111. In Schneelachen auf den Steineralpen, 
— griseus Herbst. | nicht selten. 

Lacrobius mirutus L. In Lachen bei Kappel, häufig. 

Hydrobius fuscipes L. Ebenda, nicht häufig. 

Phylhidrus griseus Fabr. Wie vorige, ziemlich häufig. 

Cyclonotum orbiculare Fabr. N 

Cylidium seminulum Payk. In Lachen häufig. 

Sphaeridium scarabaeoides Fabr. Im Kuhmist, sehr häufig. 

Cercyon haemorrhoidale Fabr. 
— melanocephalum L. | Im Kuhmist, nicht häufig. 
—  unipunctatum L. 

Cryptopleurum atomarium Fabr. Im Pferde- und Kuhmist, nicht selten. 


6. Fam. Par ni. 


Parnus prolifericornis Fabr. 


Er ulatus Pu. | An Bächen, ziemlich selten. 


93* 


740 


7. Fam. Sifphae. 


Necrophorus mortuorum Fabr. 
— vespillo Fabr. 
— fossor Erichs. Bei Aas, sehr selten. 
— humaior Fabr. ER: 5 

Necrodes litoralis Fabr. | Beineono Seren me 

Silpha thoracica Fabr. An Aas und faulenden Pilanzenstoffen, nicht selten. 
— rugosa Fabr. Ebenda, häufig. 
— sinuata Fabr. 
— reticulata Fabr. 
— .atrata Fabr. 
— obscura Fabr. 
— carinata ll. 
— opacaFabr. 
— laevigata Fabr. Auf Wegen, selten. 

Necrophilus subterraneus Ill. An feuchten Stellen der Steineralpen, sehr 

selten. 
Catops morio Fabr. In faulen Schwämmen, selten. 


Bei Aas, häufig. 


| Wie vorige, selten. 
| An Wegen und Feldern, häufig. 


Wie vorige, jedoch sehr selten. 


8. Fam. Seaphidii. 


Scaphidium 4maculatum Fabr. In Buchenschwämmen und faulen Strünken, 
sehr selten. 


9. Fam. Plelei. 


Trichopteriz fascieularis Herbst. Einige Mahle fiegend gefangen. 


10. Fam. Assdsoltomae. 


Anisotoma ferruginea Schmidt. In faulem Holze, sehr selten. 


11. Fam. Nedeelrsdae. 


Epuraea aestiva L. In faulenden Pflanzenstolfen, nicht selten. 

Nitidula bipustulata Fabr. Im Speck und faulenden Thierstoffen, häufig. 

Omosita colon L. In faulem Holze, nicht häufig. 

Meligethes rufipes Gyll. 
— pedicularius Gyll. 

Cychramus luteus Fabr. In Blüthen, häufig. 

Ips 4pustulata Fabr. 
— ferruginea Fabr. 

ERhyzophagus politus Fabr. Unter Baumrinden, selten. 


Auf Blumen und Gesträuchen, selten. 


| An Brettern, selten. 


1 


Peltis dentata Fabr. In Baumschwämmen, sehr selten. 
— ferruginea L. Unter Rinden abgestorbener Bäume, nicht selten. 
— oblonga L. An Mauern, sehr selten. 

Thymalus limbatus Fabr. In Baumschwämmen, sehr selten. 


12. Fam. Colydiö. 


Ditoma erenata Fahr. 
Cerylon histeroides Fabr. 
— deplanatum Gyll. Wie vorige, selten. 


Unter Baumrinden, häufig, 


13. Fam. Cuweu$i. 
Brontes planatus. Unter Rinden abgehauener Bäume, häufig. 


14. Fam. Oryptophaugt. 


Sylvanus unidentatus Fabr. Unter Baumrinden, sehr selten. 

Cryptophagus collaris Scop. In Schwämmen, nicht selten. 

Atomaria fuscata Schönh. In faulen Pilzen, nicht häufig. 
— atra Herbst. Ebenda, selten. 

Engys humeralis Fabr. In Baumschwämmen, nicht häufig. 

Tritoma bipustulata Fabr. Ebendort, häufig, 


15. Fam. Lathryadis. 


Lathrydius minutus L. Auf Holz und in Häusern, nicht selten. 
Corticaria gibbosa Herbst. An Häusern und Mauern, häufig. 


16. Fam. Myeetophage. 
Mycetophagus Apustulatus L. In Schwämmen, sehr selten. 


13. Fam. Dermestae. 


Dermestes lardarius L. In Felzen und an Mauern, häufig. 
— murinus L. Bei Aas, nicht selten. 
Attagenus pellio L. Auf Blüthen und Häusern, nicht selten. 
Trinodes hirtus Fabr. Unter Holz, ziemlich selten. 
Anthraenus scrophulariae L. An Doldenblüthen, häufig. 
— pimpinellae Fabr. Ebenso, selten. 
— museorum L. In Naturalien, nicht selten. 


13. Fam. ZyrrPei. 


Lymnichius versicolor W altl. Unter angeschwemwlen Reisig am Vellach- 
uler, selten. 


742 


Byrrhus gigas Fabr. Am Fuss der Steineralpen, ziemlich selten. 
— fasciatus Fabr. Auf Moos im obern Vellachthale, selten. 
—  scrabipennis (alpinus) Steph. Auf den Steineralpen , zieml. selten. 
—  pillula L. Auf Moos, häufig. 
— varius Fabr. Selten. 
— nitens Pnz. Nicht häufig. 
— aeneus Fabr. Nicht häufig. 
— picipes Meg. Wie vorige auf Moos, sehr selten. 
— inaequalis L. Auf den Steineralpen, nicht selten. 
e— Dianae Fabr. Auf Moos, selten. 


19. Fam. ZZistri. 


Platysoma depressum Fabr. Unter Baumrinden, nicht selten. 
Hister unicolor Fabr. Im Dünger und bei Aas, nicht selten. 
—  bisserstriatus Payk. 
— merdarius Ent. Hefte. 
— stercorarius E. H. 
— carbonarius E. H. 
— bimaculatus L. 
— purpurascens Herbst. Wie vorige, sehr selten. 


In Mist und auf Wegen, 
nicht häufig. 


20. Fam. Searabaei. 


Platycerus caraboides L. In alten Buchenstöcken, ziemlich selten. 
Lucanus cervus L. Auf Eichen und in hohlen Bäumen, selten. 

— capreolus Fabr. Ebendort, häufiger. 
Dorcus parallelepipedus L. In faulenden Strünken, nicht selten. 
Geotrupes vernalis L. Im Dünger, häufig. 

— alpinus Hoppe. Im obern Vellachthale, nicht selten. 

—  stercorarius L. Ueberall sehr gemein. 

— sylvaticu Fabr. Im Mist, ziemlich selten. 
Copris lunaris L. Im untern Vellachthale, nicht selten. 
Önthophagus Schreberi L. Nicht selten. 

— taurus L. Selten. 

—  coenobita Fabr. Nicht selten. Im Dünger. 

-— fracticornis P nz. Nicht selten. 

— vacca L. Häufig. 
Oniticellus flavipes Fabr. Im untern Vellachthale, ziemlich selten. 
Aphodius fossor L. Im Mist, nicht selten. 

— fimetarius L. Im Kuh- und Pferdemist, sehr häufig. 

— inquinatus Fabr. Im Pferdemist, sehr häufig. 

— erraticus L. Im Dünger, häufig. 
Troz sabulosus L. Im vertrockneten Kuhmist, ziemlich selten. 


743 


Melolontha vulgaris Fahr. Sehr zahlreich. 
— hippocastani Fabr. Seltner. 
Amphimallus solstitialis Fabr. Auf Getreideähren, sehr zahlreich. 
Anomala Juli Fabr. 
— Frische Fabr. 
— aurala Fabr. Auf Föhren, sehr zahlreich. 
Phyllopertha horticola L. Auf Gesträuchen und Grashalmen, sehr gemein. 
Homaloplia holosericea Scop. Auf trockenen Grasplätzen unter Steinen, 
sehr selten. 
Hoplia squammosa Fabr. Auf Weiden, sehr häufig. 
Cetonia aurata L. Gemein. 
— marmorata Fabr. Sehr selten. 
— metallica Fabr. Nicht selten. 
—  (Epicometis) hirtella L. Auf Löwenzahn, häufig. 
Valgus haemipterus L. Auf Mauern, nicht häufig. 
Osmoderma eremita Scop. In faulen Weidenstöcken, selten. 
Trichius fasciatus L. Auf Doldenblüthen; sehr häufig. 
Gnorimus nobilis L. Auf blühendem Liguster, nicht selten. 


| Auf Gesträuchen, nicht häufig. 


Auf Blüthen. 


21. Fam. BZupreste. 


Dicerca berolinensis Fabr. Auf gefälltem Holze, selten. 

— acuminata Fabr. Auf Erlenstöcken, sehr selten. 
Calcophora Mariana L. Auf Föhrenstrünken, nicht selten. 
Ancylocheira sguttata L. Sehr selten. 

— rustica L. Nicht selten. Auf gefälltem Holze. 

— punctata Fabr. Selten. 
Eurythyrea austriaca L. An Brettern, sehr selten. 
Melanophila tarda Fabr. Auf gefällten Föhren und Fichten, zieml. selten. 
Chrysobothris affinis Fabr. Auf gefällten Erlen, nicht häufig. 
Anthazia Apunctata L. Auf Blüthen und gefälltem Holze, gemein. 
Agrilus cyanescens Ratzeburg. Auf gefällten Erlen, nicht selten. 
Trachys minuta Fabr. Auf Gesträuchen, selten. 


22, Fam. Zlateres. 


Melanotus niger Fabr. Nicht selten. 
—  castanipes Pay k. Zieml. selten. 

Adelocera fasciata L. In Kieferstrünken, sehr selten. 

Lacon murinus L. Auf Sträuchern und Getreideähren, häufig. 

Athous haemorrhoidalis Fabr. Auf Gesträuchen, schr häufig. 
— dhirtus Herbst. Nicht selten. 
— longieollis Fabr. Selten. 

Campylus denticollis Fabr. Im obern Vellachthale nur einmal fliegend 

gefangen. 


Auf Gesträuchen. 


| Auf Blumen und Gesträuchen. 


744 

Limonius cilindricus Pay k. Häufig. 
—_ nigripes Gyl1. Selten. Auf Gras und Blumen. 

Cardiophorus thoracicus Fa br. Auf Grashalmen, sehr selten. 
— rufipes Fabr. Auf Blumen und Gesträuchen, sehr selten. 

Elater sanguineus L. Auf Gesträuchen und unter Baumrinden , nicht häuig. 
— ephippium F abr. Auf Gesträuchen, sehr selten. 

Cryptohypnus pulchellus L. Auf sonnigen Grasplätzen im Frühjahre, häufig. 
— riparius Fabr. 
— minultissimus Germ. 

Corymbites haematodes Fabr. Auf Gesträuchen, ziemlich selten. 
-— aulicus (signatus) P nz. Sehr häufig. 


Am Vellachufer, häufig. 


— pectinicornis L. Häufig. Auf Alpen im Frühjahre. 
—  tessellalus L. Seltner. 

— aeruginosus Fabr. Gemein. Auf Alpen und Voralpen, 

— cupreus Fabr. Nicht häufig. | im Frühjahre. 


— haemopterus Ill. Nur Ein Exemplar fliegend gefangen. 
Diacanthus holosericeus Fabr. Auf Gesträuchen, nicht selten. 
— aeneus L. Unter Steinen im Frühjahre, nicht selten. 

— metallicus Pa yk. Unter Steinen, ziemlich selten. 
Agriotes segetis Bierk. Häufig. 
— sputator L. Sehr häufig. 
Dolopius marginatus L. Auf Gesträuchen häufig. 


| Auf Blumen und Geslräuchen. 


23. Fam. Telephori. 


Lygisiopterus sanguineus Fabr. Auf Blumen im Frühjahr, nicht selten. 
Dictiopterus aurora Fabr. Auf Blumen, nicht selten. 
Lampyris splendidula L. Um das Sommersolstitium, sehr häufig. 
Telephorus fuscus L. Sehr häufig. 

— dispar Fabr. Sehr häufig. 


— rufus L. Ziemlich selten. Auf Gesträuchen im 
-— obscurus L. Nicht selten. Frühjahre. 
— abdominalis Fabr. Selten. 


—  assimilis Pay k. (nigricornis Meg.) S.selt.; 
Regonycha melanura Fabr. Auf Blumen und Getreide, sehr gemein. 
Malthinus biguttatus L. Auf Pflanzen, sehr selten. 


24. Fam. Malachii. 


Malachius aeneus Fabr. Nicht selten. 

—  bipustulatus Erich. Ziemlich selten. 
Anthocomus equesiris Fabr. Auf Gesträuchen, sehr selten. 
Dasytes coeruleus Fabr. Sehr selten. 

— miger Fahr. Ziemlich selten. 


| Auf Gesträuchen im Frühjahre. 


| Auf Blumen. 


25. Fam. O@Tero. 


Opilus mollis Fabr. Auf Blumen, selten. 
Trichodes apiarius L. Auf blühenden Gesträuchen, nicht selten. 
Clerus formicarius L. Auf gefällten Föhren und Fichten, gemein. 


26. Fam. Pine. 


Ptinus fur L. In Häusern, nicht selten. 
— Jatro Fabr. In Naturaliensammlungen, selten. 


23. Fam. Anoböeo. 


Anobium striatum Il1. Auf Holz und Mauern, nicht häufig. 
— pertinaz L. Ebendort, häufig. 
Cis boleti Fabr. 
— micans Fabr. 
Ptilinus pectinicornis L. In Baumschwämmen, häufig. 
Apale capucina L. In altem Holze, sehr selten. 


In Baumschwämmen gemein. 


28. Fam. Lymezylones. 
Hylecoetus dermestoides Fabr. In Baumstrünken im Frühjahr, häufig. 


29. Fam. Bostrychi. 


Bostrychus typographus L. 
—  stenographus Du ftsch. Im Nadelholz, sehr zahlreich. 
—- larieis Fabr 

Crypturgus pusillus Gyll. Unter Fichtenrinde, ziemlich häufig. 

Äyloteres lineatus Gyll. 
— domesticus L. 


| Auf Nadelholz, selten. 
30. Fam. Hylesine. 

Hylesinus fraxini Fabr. In Eschen, nicht selten. 

Hylurgus piniperda L. Auf gefällten Föhren und Fichten, häufig. 


31. Fam. Cureuliones. 
Dryophthorus Iymexylon Fabr. Unter Baumrinden , sehr selten. 
Sitophilus granarius L. Bei altem Getreide, selten. 
Gymnetron campanulae L. Auf Pflanzen und Gesträuchen, nicht selten. 


Cionus scrophulariae L. Im obern Vellachthale auf Scroph. canina, gemein. 


— thapsus Fabr. Nicht selten 
— verbascö Fabr. Häufig. 
Ceutorrhynchus echü Pnz. Auf Echium vulgare, selten. 


Bd. V. Abh. 94 


Auf Verbascum-Arten. 


746 
Ceutorrhynchus erysimi Fabr. Auf Pflanzen, ziemlich selten. 

—  asperifoliarum Kirby. Selten. n 

— troglodytes Fabr. Nicht selten. AufsGesinne 
Coeliodes lamiü Herbst. Auf Zäunen und Gesträuchen, ziemlich selten. 
Cryptorrhynchus lapathi L. Auf Erlen, selten. 

Baridius chlorizans Germ. Auf Pflanzen und Gesträuchen, nicht selten. 

Orchestes populi Fabr. Nicht selten. 
— fagi L. Seltner. 

Tachyerges salicis L. Auf Weiden, schr selten. 

Tychius tomentosus Herbst. Auf Pflanzen, ziemlich selten. 

Anthonomus pomorum L. In Blüten der Aepfel- und Birnbäume, nicht selten. 

— druparum L. Auf gefällten Bäumen, nicht häufig. 

Magdalinus violaceus L. Auf Nadelholz, selten. 
Pisodes pini L. Auf Fichten, nicht häufig. 

— notatus Fabr. Auf Föhren, häufig. 

Larinus sturnus Schaller. Auf gefällten Bäumen, sehr selten. 

— cinerascens Sturm. Hänfig. / 

— oblongus Payk. Nicht häufig, | Au 
Lizus angustatus Fabr. Auf Gesträuchen, sehr selten. 
Tyloderes chrysops Herbst. Unter Steinen, sehr selten. 
Otiorrhynchus carinthiacus Germ. 

— multipunctalus Fabr. 

— gemmatus L. Ebendort, sehr häufig. 

— morio Fabr. Auf den Steineralpen, sehr selten. 

— austriacus Fabr. Auf Wegen und unter Steinen, häufig. 

— planatus Fabr. Auf Bäumen, häufig. 

— niger Fabr. Am Fuss der Steineralpen unter Steinen, selten. 

— pinastri Herbst. Unter Steinen, selten. 

— bisulcatus Zgl. Auf den Steineralpen und am Obir unter Steinen, 

hanfig. 

— ligustiei L. Auf Wegen, nicht selten. 

— cupreomaculatus Kok. Am Obir unter Steinen, nicht selten. 

— pupillatus Schönh. Selten. 

— perdiz Oliv. Ziemlich selten. 

— rhaeticus Heer. Am Christoffelsen bei Vellach unter Steinen, sehr 

selten. 

— mastiz Oliv. Nicht häufig. 

—  genmiculatus Meg. Sehr häufig. 
Trachiphloeus scrabiculus L. Unter Steinen, nicht häufig. 
Phyllobius argentatus L. 

— oblongus L. 

— calcaratus Fabr. 
Phytonomus polygoni Fäbr. | Auf Gesträuchen und Pflanzen, 

— punctatus Fahr. selten. 


Auf Gesträuchen. 


Auf Gesträuchen, nicht selten. 


Auf Gesträuchen. 


Auf Gesträuchen- 


Auf Gesträuchen, nicht selten. 


747 


Molytes germanus L. Unter Steinen, auf Wegen und auf Petasites alba, 
sehr häufig. 
Hylobius abietis Fabr. Unter liegenden Föhren, häufig. 
— pinetiFabr. Unter liegenden Lärchen, selten. 
Lepyrus colon L. 
—  binotatus Fabr. 
Lyophloeus nubilus Fabr. Auf Wegen, nicht selten. 
Alophus triguttatus Fabr. Unter Steinen, selten. 
Cleonus albidus Fabr. In Blüthen der Rosskastanie, sehr selten. 
— marmoralus Fa br. Unter Steinen, sehr selten. 
— suleirostris L. Auf niedern Gesträuchen, ziemlich selten. 
Polydrusus micans Fabr. Auf Buchen, häufig. 
— sericeus Schaller. Häufig. 
— undatus Fabr. Selten. 
Chlorophanus graminicola Schönh. Auf Gesträuchen, selten. 
Sitones hispidulus Fabr. An Mauern, ziemlich selten. 
—  lineatus L. Auf Mauern und Pflanzen, nicht selten. 
Strophosomus coryli Fabr. An Mauern, selten. 
Apion frumentarium L. Bei aufgehäuftem Getreide, auch unter Steinen, 


Auf Weiden, nicht selten. 


Auf Gesträuchen. 


selten. 
— flavipes Fahr. Im Frühjahre unter Moos und auf Gesträuchen, 
— morio Germ. selten. 


— apricans Herbst. Auf Pflanzen und Gras, nicht selten. 
Rhynchites betulae L. 

—  populi L. 

—  betuleti Fabr. 

— cupreus L. 

— Bachus L. 
Attelabrus curculionoides L. 
Apoderus coryli L. Auf Haselnuss, nicht häufig. 

Anthribus albinus Fabr. Unter Rinden morscher Bäume, sehr selten. 
Platyrhinus latirostris Fabr. Auf gelälltem Holz und Strünken, selten. 
Tropideres albirostris Fabr. Auf Erlenstöcken, sehr selten. 
Brachytarsus varius Fabr. Auf alten gefällten Bäumen, selten. 


Auf jungen Birken und Pappeln, nicht selten. 


| Auf Gesträuchen, selten. 


32. Fam. Cerambycees. 

Spondylis buprestoides Fabr. Auf geklaftertem Holze und Kieferstrünken, 
häufig. 

Ergates faber Fabr. Unter liegenden Bäumen, selten. 

Tragosoma depsarium Fabr. Unter der Rinde alter liegender Bäume, 
sehr selten. 

Prionus coriarius Fabr. Unter gefälltem Holze, selten. 

Hammaticherus cerdo Fabr. Auf gefällten Buchen und Blüthen der Ge- 
sträuche, selten. 


h 94% 


748 


Rosalia alpina L. Auf gefälltem ilölze bis ins unterste Vellachthal, sehr 
selten. 
Aromia moschata L. Auf Weiden und Doldenblüthen, nicht selten. 
Saphanus spinosus Fabr. Auf gefällten Bäumen, sehr selten. 
Phymatodes variabilis L. Auf frisch gefälltem Holze, sehr selten. 
Callidium violaceum L. Zwischen Brettern, ziemlich selten. 
Semanotus undalus L. Auf gefällten Bäumen und an Mauern, sehr selten. 
Criocephalus rusticus L. Zwischen Brettern, nicht selten. 
Asemum striatum L. Häufig. 
Isartron luridum Fabr. Nicht selten. 
Hylotrupes bajulus L. Bei Holzlagern, häufig. 
Clitus arcuatus L. Auf gefällten Eichen, selten. 
— mysticus L. Auf blühenden Sträuchern, selten. 
— arietis L. Auf Mauern und gefälltem Holze, ziemlich selten. 
— ornatus Fabr. Auf Wiesenblumen, sehr selten. 
— plebejus Oliv. Auf blühender Rosa canina, selten. 
— gazellaFabr. An Mauern, selten. 
Necydalis (Molorchus) dimidiatus L. 
— Pygmaeus Fahr. 
Leiopus nebulosus L. Auf geklaftertem Holze, nicht selten. 
Astynomus aedilis L. Auf gefällten Kiefern und an Mauern, häufig. 
— atomariusFabr. Auf gefällten Erlen, häulig. 

Pogonocherus fascicularis Pnz. Auf Mauern und gefälltem Holze, sehr 
selten. 
Menochamus sutor L. Gemein. 
— sartor Fahr. Selten. 

Lamia textor L. In Strünken und auf Weiden, selten. 
Mesosa curculionoides L. An Zäunen und gefälltem Holze, selten. 
Saperda populnea L. Auf jungen Birken, ziemlich selten. 
— carcharias L. Auf Pappeln, sehr selten. 
— scalaris L. Auf gefällten Birken und Erlen, nicht häufig. 
— tremulae Fabr. Auf Birken, sehr selten. 
Oberea oculata L. Auf Weiden, sehr selten. 
— linearis L. Auf Haselnuss , sehr selten. 
Rhagium bifasciatum Fabr. Nicht häufig- 
— indagator Fabr. Häufig. Auf gefällten Fichten 
— mordaz Fabr. Selten. und Tannen. 
— inquisitor L. Häufig. 
Toxotus cursor L. Auf Blumen, selten. 
— 4punctatus L. Auf blühendem Gesträuch und Doldenblüthen „ sehr 
häufig. 
Pachyta Smaculata Fabr. 
—  virginea L. Auf Blüten, häulig. 
— collaris L. 


Auf gefällten Föhren. 


Auf gefällten Bäumen, selten. 


Auf gefällten Fichten. 


49 


Strangalia 7punctata Fabr. 
— nigra Fabr. 
—  pubescens Fabr. Häufig. 
— 4fasciata L. Nicht häufig. 
— armala Herbst. Häufig. 
— melanura L. Nicht selten. 
Lepiura virens L. Auf Heracleum spondylium, selten. 
— rubrotestacea L. Gemein. 
— scutellata Fabr. Sehr selten. 
Grammoptera lurida Fabr. Auf Blumen, sehr häufig. 


Auf blühenden Gesträuchen, nicht selten. 


Auf Doldenblüthen. 


Auf Blumen und gefällten Bäumen. 


33. Fam. Ohr ysomelae. 


Lema merdigera L. Auf Lilium Marthagon, selten. 

— 12punctata L. Auf Spargel, sehr häufig. 

— melanopa L. An Mauern, sehr selten. 

— asparagi L. Auf Spargel, nicht selten. 

Cassida equesiris Fabr. Nicht häufig. 
— viber L. Seltner. Auf Pflanzen, 
— nobilis L. Selten. 

Adimonia rustica Fabr. Auf Gras, selten. 

— tanaceti L. Auf Wiesen und Wegen, sehr gemein. 
Galeruca lineola Fabr. Auf Gesträuchen, nicht selten. 
Agelastica alni L. Auf Erlen, sehr zahlreich. 

Luperus rufipes Fabr. 

— flavipes L. 
Haltica oleracea Fabr, Auf Gemüse, häufig. 

— flexuosa Ill. Auf Gräsern, nicht selten. 

— euphorbiae Fabr. 

-—  nemorum L. 

— helzines L. Auf Weiden und Gras, nicht häufig. 

Timarcha metallica Fabr. Unter Steinen, selten. 
Chrysomela sanguinolenta L. Auf Wegen, selten. 

— fustuosa L. Auf Mentha-Arten, häufig. 

— coerulea Duftsch. Auf Salvia-glulinosa, sehr selten. 

— goettingensis L. Auf Blumen und unter Steinen, selten. 

— marginata L. Unter Steinen, sehr selten. 

—- phalerata Dej. Auf den Steineralpen, sehr selten. 

— gloriosa Fahr. Auf Cacalia alpina, nicht selten. 

— staphyleae L. Unter Steinen und Brettern, nicht häufig. 

— Schach Fabr. An Wegen, sehr seiten. 

> crassimargo Germ. Wie vorige, selten. 

— geminata Payk. Unter Steinen und auf Gesträuchen. sehr selten. 

— haemoptera \. 

— varians Fabr. 


| Auf Gesträuchen, nicht selten. 


Auf Pflanzen, häufig. 


Auf Gesträuchen, selten. 


750 
Chrysomela graminis L. Am Vellachufer auf Mentha aquatica, nicht selten. 
— violacea Fabr. Auf Gesträuchen, sehr selten. 
Lina populi L. 
— tremulae Fabr. 
— aenea L. Auf Geslräuchen, ziemlich selten. 
Phratora vitellinae L. Auf Weiden, mit der blauen Varietät (Phr. vulga- 
tissima L.), sehr häufig. 
Phaedon carniolicus Duftsch. Unter Moos und nassen Brettern, 
— cochleariae Fabr. selten. 
Gonioctena viminalis G yll. Auf Weiden am Vellachufer nebst einer schwar- 
zen und rothen unpunctirten Varietät, häufig. 
Chrysuchus pretiosus Fabr. In Wäldern auf Blumen, selten. 
Clytra 4punctata L. 
Lachnaia longipes Fabr. 
Labidostomis longimana L. Auf Trifolium-Arten, nicht selten. 
Cyaniris cyanea Fabr. Auf Gras, ziemlich selten. 
— aurita L. Auf Gesträuchen, sehr selten. 
— affinis Ill. Auf Blüthen, nicht selten. 
Pachybrachys hieroglyphicus Fabr. Auf Weiden, häufig. 
—  histrio Fabr. Auf Sträuchern, selten. 
Cryptocephalus variegatus Fabr. Auf Gesträuchen, selten. 
— violaceus Fabr. Auf Blumen, nicht häufig. 
—  sericeus L. Sehr häufig. . 
— frenatus Fabr. Selten, 
— flavilabris Payk. Selten. 
— geminus G yl|. 
— s6punctatus L. Auf Weiden, nicht selten. 
— flavipes Fabr. Ziemlich selten. 
—  bipunctatus L. Nicht häufig. 
—- Moraei L. Nicht selten. 
— nitens L. Schr selten. 
—  bipustulatus Fa br. Auf Trifolium-Arten, häufig, 


Auf jungen Pappeln, häufig. 


| Auf Gesträuchen, nicht häufig. 


Auf Blumen und Gesträuchen. 


Auf Sträuchern. 


34. Fam. Coceinellae. 

Coceinella zpunctata L. Auf Getreidehalmen und Sträuchern „ sehr gemein. 
— oblongo-punctata L. Selten. 
— ocellata L. Sehr selten. 

— bipunctata Il]. 
— conglobata L. 


| Auf Kiefern. 


| Auf Gesträuchen häufig. 


35. Fam. Lycoperdinae. 
Endomichus coccineus L. Auf Blüthen, ziemlich selten. 


5,1 


36. Fam. Diaperides. 
Diaperis boleti L. In Kieferstöcken und Schwämmen, nicht selten. 
Scaphidema bicolor Fabr. Unter Steinen, sehr selten, 


33. Fam. Tenebriones. 


Uloma culinaris L. Im Mulm alter Bäume, ziemlich selten. 
Tenebrio molitor L. In Häusern und im Mehl, nicht häufig. 
— curvipes Fabr. Mit dem Vorigen, doch viel seltner. 


38. Fam. Opatri. 


Boletophagus reticulatus L. In Schwämmen und zwischen Brettern, selten. 
Opatrum subulosum L. Im ersten Frühjahr auf Wegen, häufig, 


39. Fam. BTapes. 


Blaps mortisaga L. An dunklen Orten in Häusern, nicht selten. 
Laena Pimelia Fabr. Unter Moos, sehr selten. 


40. Fam. Zelopes. 
Helops lanipes Fabr. Auf Föhren, nicht selten. 


41. Fam. Cistelae. 
Cteniopus sulfureus L. Auf blühenden Linden und Blumen, häufig. 


42. Fam. Serropalsi. 


Pytho depressus L. Nur Ein Exemplar auf geklaftertem Holze. 
Serropalpus striatus Hellen. Auf alten Brettern, sehr selten. 
Dircaea laevigata Hellen. Auf alten Kieferstöcken, sehr selten. 


43. Fam. Mordellae. 


Mordella fasciata Fabr. Auf Doldenblüthen, sehr häufig. 
— aculeata L. Auf gefälltem Holze, nicht selten. 


44. Fam. Cantharides. 
Melo&e proscarabaeus L. Im Frühjahre auf Wegen und Wiesen, nicht selten. 


43. Fam. Bedesnereae. 


Anoncodes collaris Pz. Am Fuss der Steineralpen auf Blumen, ziemlich 
selten. 
— melanura L. Auf Doldenblüthen, nicht selten. 
— austulata Fabr. Auf Blumen, nicht häufig. 
Chrysanthia viridissima L. Auf Blüthen, häufig. 


752 
Oedemera flavipes Fabr. Auf Blumen, selten. 
— podagrariae L. Nicht selten. 


— flavipes Fabr. Häufig. Auf Sträuchern und Doldenblüthen. 
—  virescens L. Selten. 


46. Fam, Zagriae. 
Lagria hirta L. Auf Gesträuchen, nicht häufig. 


43. Fam. Pyrochroae. 
Pyrochroa coccinea L. Auf Gesträuchen, sehr selten. 


48. Fam. Hhinosimi. 
Rhinosimus ruficollis Pnz. Auf gefällten Birken, sehr selten. 


49. Fam. Anthicie. 
Anthicus pedestris Rossi. In faulen Bäumen, sehr selten. 


50. Staphylini. 


Hyrmedonia canaliculata Pay k. Unter Steinen, nicht selten. 
Boletochara lunulata Payk. In Schwämmen, selten. 
Tachyusa coarctata Erichs. Am Vellachufer, sehr selten. 
Homalota elongatula Grav. In faulenden Pflanzenstoffen, ziemlich selten 
Aleochara rufipennis Erichs. Am Vellachufer, sehr selten. 
—  bipunctata Fabr. In faulenden Pilanzenstoffen und im Dünger, ziem- 
lich selten. 
Tachyporus hypnorum Fabr. In faulen Schwämmen, nicht selten. 
— chrysomelinus L. Ebendort, häufig. 
Tachinus ruficollis Grav. 
— pullus Erichs. 
— rufipes De Geer. 
— collaris Grav. 
Boletobius atricapillus Fabr. 
— lunulatus L. 
Auantholinus punctulatus Payk. Selten. 
— tricolor Fabr. Selten. 
— glaber Grav. Nicht häufig. 
—  fulgidus Fabr. Sehr selten. 
-— lentus Grav. Sehr selten. 
Staphylinus mazillosus L. Im Dünger und bei Aas, nicht selten. 
—  hirtus L. Im Kuhmist im obern Vellachthale, selten. 
— pubescens De Geer. Im Dünger, häulig. 
— murinus L. Bei Aas und im Dünger, ziemlich seiten. 
—  erythropterus L. Auf Wegen, ziemlich häufig. 
— caesareus Cederh. Wie voriger, häuäg. 
— fulvipes Scop. An Mauern und Wegen, selten. 


In faulen Schwämmen, nicht selten. 


In Schwämmen, selten. 


Am Vellachufer 
unter Steinen. 


753 

— latebricola Grav. In faulenden Pflanzenstolfen, sehr selten. 

—  nebulosus Fabr. Im Dünger, nicht selten. 

Ocypus olens Müll. 

— alpestris Er. 

— megacephalus Nordm. 
Philonthus laminatus Fabr. Unter Steinen und Moos, häufig. 

-- milidus Fahr. Unter Steinen, ziemlich selten. 

— cyanipennis Fabr. In faulen Schwämmen, sehr selten. 

— aeneus Rossi. Ebenso, nicht selten. 

— varians Payk. 

— vernalis Grav. 

— fulvipes Fabr. Am Vellachufer unter Steinen, ziemlich selten. 

— politus Fabr. In faulen Schwämmen, nicht häufig. 

— varius Gy1l. Ebendort, selten. 

—  splendens Fabr. 

— alratus Grav. 

— marginatus Fabr. Sehr selten. 

—  procerulus Grav. Selten. 

— fimetarius Grav. 

— zantholoma Grav. 

— (Quedius) impressus Gr. 
Ozyporus rufus L. In Schwämmen, sehr selten. 
Lathrobium fulvipenne Gyll. Am Ebriachufer, sehr selten, 

— rufipenne Gyl|. Selten. 

— elongatum L. Sehr selten. 
Stilicus rufipes Germ. Ebendort, sehr selten. 

Sunius angustatus Fabr. Ebendort, sehr selten. 
Paederus ruficollis Fabr. Am Vellachufer bei Kappel, sehr häufig. 

— riparius L. An feuchten Orten, häufig. 

Stenus biguttatus L. Am Vellachufer unter Steinen, nicht häufig. 

— buphthalmus Grav. An feuchten Orten, nicht selten. 

— humilis Er. 

— tarsalis Ljungh. 
— bipunctatus Er. 
Platysithethus morsitans Pa yk. 

— cornutus Grav. 
Ozytelus depressus Grav. 

— mitidulus Grav. 
Anthophagus tesiaceus Grav. Auf Blüthen, nicht häufig. 
Anthobium ophthalmicum Oliv. Auf Blumen, nicht selten. 

— minutum Fabr. Auf den Steineralpen, ziemlich häufig. 
Omalium rivulare Payk. Nicht selten. 
Deleaster dichrous Grav. Nicht häufig. 
Lesteva bicolor Fabr. Sehr selten. 


Bd. V. Abh. 95 


Unter Steinen, ziemlich selten. 


Unier Moos, selten. 


| Im Dünger, häufig. 


In faulen Schwämmen. 


Im Dünger und in faulen Schwämmen, 
selten. 


| Am Vellachufer unter Steinen. 


Am Vellachulfer, selten. 


Im Dünger, häufig. 


Am Vellachufer 
unter Steinen. 


54 


Da ich die Arbeit des Herrn Pacher zum Ausgangspunct genommen, 
so möge es mir erlaubt sein, dieselbe auch zur Basis der Schlussfolgerungen 
zu benützen. Aus der Vergleichung beider Specialfaunen ergeben sich un- 
mittelbar folgende Resultate: 


1. Die Coleopterenfauna des Kalks und Dolomites ist im Allgemeinen 
reicher als die des Urgebirges. 


2. Ungeachtet der geringen geographischen Entfernung (der directe 
Abstand beträgt kaum fünfzehn Meilen) haben beide Beobachtungsterrains 
nur zum dritten Theile gemeinsame Formen. 


3. Die auffallendsten Differenzen in den Formverschiedenheiten zeigen 
folgende Genera: Carabus, Nebria, Amara, Trechus , Byrrhus, Aphodius, 
Anomala, Telephorus, Apion, Otiorhynchus, Leptura, Chrysomela, Homa- 
lota, Anthophagus und die Familie der Buprest:. 

Dasselbe bis zu den einzelnen Species zu verfolgen, ist wegen dem 
Mangel hinreichender Beobachiungen derzeit noch unmöglich, oder doch 
mindestens sehr gewagt; daher kann ich es nicht unterlassen, besonders 
jene Coleopterologen, die in Alpengegenden Beobachtungen anstellen, zu 
ersuchen, auch auf die geologische Beschaffenheit des Bodens Rücksicht zu 
nehmen. 


Brei ncue Schmetterlinge 


ausder 


Fauna des österreichischen Kaiserstaates. 


Psyche Ecksteini n. sp. 


Beschrieben von 


Julius Lederer. 


(Hierzu die Abbildung.) 


Diese interessante Art ist eine Entdeckung des Herrn Johann E ck- 
stein inPesth, und ich erlaube mir siezu Ehren dieses biedern Entomologen, 
dessen seltene Gefälliskeit und Uneigennützigkeit alle Anerkennung verdient, 
zu benennen. 

Der Schmetterling (Figur 1 Mann, 5 Weib) steht der »illosella zu- 
nächst und auch das Geäder des Männchens (Figur 6) ist wie bei dieser Art, 
denn darin, dass Rippe 4 und 5 der Vorderflügel bald (wie bei dem 
Figur 7 abgebildeten Exemplare von villosella) gestielt sind, bald gesondert, 
bald aus einem Punci entspringen, variiren die einzelnen Exemplare bei- 
der Arten. 

Die Grösse ist ein klein wenig unter villosella, der Flügelschnitt ist 
derselbe, der Schmetterling ist aber etwas schlanker, Kopf, Rücken und 
Hinterleib sind minder dicht behaart, und die Färbung ist weisslich gelbgrau, 
während sie bei vellosella entschieden in’s Braune fällt. 

Die Flügel haben denselben Farbenton und zeichnen sich überdiess 
durch zartere Beschuppung, mehr Glanz und dunkelgraue Fransen aus. 

Kopf und Fühler (Figur 2), so wie die Beine sind wie bei villosella 
gebildet, nur stehen bei Ecksteini die Kammzähne der Fühler etwas mehr 
ab und sind auch etwas regelmässiger gestellt, als bei villosella. 

Die Unterseite ist wie die obere, Brust und Vorderrand der Vorderflügel 
haben aber eine mehr schwärzliche Färbung. 

Das Weibchen (Figur 5) habe ich nur getrocknet vor mir, und ich 
kann an ihm ausser etwas hellerer Färbung und lichter braunem Kopfe 
keinen Unterschied von dem von villosella entdecken. 

Von den Säcken waren mir zur Zeit, als die Platte gestochen wurde, nur 
die weiblichen bekannt, Herr Eckstein theilte mir aber seitdem auch die 
männlichen mit. 


95% 


756 


Der männliche Sack hat die Form von dem von unicolor Hufnagel 
(graminella S. V.); er ist nämlich wie bei dieser Art nur bis etwa zur 
Hälfte bekleidet, und endet dann in einen langen dünnen Schlauch, aus 
welchem sich die Puppe beim Auskriechen zur Hälfte herausschiebt. Zur Be- 
kleidung wählt die Raupe kurze, abgestorbene Grasstengel, welche sie der 
Länge nach parallel nebeneinander, aber in so geringer Menge anspinnt, 
dass sie den Sack höchstens an der Basıs ganz bedecken. 

Der weibliche Sack (Figur 3 und 4) endet in einen weit kürzeren 
Schlauch und ist mit denselben Material bekleidet; während jedoch beim 
männlichen Sacke die obere Hälfte ganz unbedeckt ist, ist beim weiblichen 
gerade dieser Theil mit so langen dünnen Grasstengeln besponnen, dass sie 
weit uber das Ende des Sackes hinausreichen. 

Die Raupen fand Herr Eckstein in Pesth im Spätherbst und erstem 
Frühjahre. Sie überwintern erwachsen und halten sich in hohen dichten 
Grasbüschen stets nahe am Boden auf. Die Verpuppung erfolgt im März 
und die Raupe befestigt dann ihren Sack am Boden an Sträuchern, Wurzeln 
oder Grashalmen derart, dass der Sack senkrecht aufwärts oder doch nur 
wenig seitlich steht, eine Eigenthümlichkeit, die ich auch beim Männchen 
von Psyche atra (nicht beim Weibchen, welches sich seitwärts an Sträucher elc. 
anspinnt) bemerkte, und die sich nach Herrn Bruand auch bei Psyche 
angustella Herr. -Schäffer (Stomozella Bruand) findet. 

Der Schmetterling entwickelt sich im April. Das Weibchen windet 
sich nach Herrn Eckstein stets ganz aus dem Sacke heraus, was auch 
hei villosella und opacella der Fall ist. 

Von Psychen in der Nähe von villosella kenne ich nur febretta nicht. 
Hach Herrn Herrich-Schäffer ist sie aber braun mit weisslichen 
Fransen und hat auf den Hinterllügeln eine Rippe (dıe sechste) mehr; nach 
Herrn Bruand (Essai monographique du Tribu des Psychides) ist über- 
diess der Sack ganz verschieden, nämlich mit Strohhalmen bekleidet und 
dem von villosella sehr ähnlich. 


Psyche Zelleri n. sp. 


Beschrieben von 


Josef Mann. 


(Hierzu die Abbildung.) _ 


Diese Psyche steht der opacella Herr.-Schäffer ungemein nahe, 
unterscheidet sich aber im männlichen ‘'Geschlechte durch viel kürzere 
Fühler und verschiedene Flügelform, im weiblichen durch die röthlichgelbe 
Färbung. 

Das Männchen (Figur 1 und 2) hat die Grösse und Färbung von opa- 
cella; sein Kopf, Rücken und Hinterleib sind eben so weisslichgrau behaart 
und die Fühler haben ebenso geformte Kammzähne, reichen. aber kaum bis 


757 


zum halben Vorderrand der Vorderflügel, während sie bei opacella weit 
darüber hinaus, fast bis zu zwei Drittel des Vorderrandes reichen. 

Die Flügel sind viel kürzer und runder als bei opacella, besonders 
die vorderen, deren Vorderrand kaum länger als ihr Innenrand, deren Spitze 
stärker gerundet und deren Saum viel mehr bauchig, als bei opacella ist. 
Die Schuppen stehen dichter als bei dieser Art, und sind besonders an den 
Rippen und am Zellenschlusse der Vorderflügel sehr gehäuft, daher die Rippen 
wie verdickt aussehen. 

Die Unterseite ist wie die obere; Palpen, Beine und das Geäder 
(Figur 3) sind wie bei opacella (Figur 9). 

Das Weib (Figur 4) ist madenförmig, röthlichgelb mit glänzend brau- 
nem Kopf und Nacken. 

Der männliche Sack (Figur 5) sieht dem von opacella sehr ähnlich. 
Er ist ganz mit feinen bräunlichen Sandkörnchen belegt und überdiess mit 
abgebissenen Stücken lanzellförmiger Pflanzenspitzchen besponnen, welche 
aber so locker befestigt sind, dass sie sich bei Berührung leicht schütteln 
lassen. Dem weiblichen Sack (Figur 6) fehlt diese Bekleidung fast ganz, 
dafür stehen beı ihm aber die Sandkörnchen viel dichter und sind auch 
gröbere weisse Kiesstückchen mit eingesponnen, 

Die Säcke fand ich Mitte April bei Draga in Kroatien an der Strasse 
zwischen Weingärten, wo sie an Mauern angesponnen waren. Die Schmet- 
terlinge entwickelten sich vom Anfang bis Ende Mai, meistens in den Vormit- 
tagsstunden von 10 bis 12 Uhr. 

Mein Freund, Herr Lederer, erhielt diese Art auch aus Pesth von 
Herrn Eckstein, Die Schmetterlinge stimmen in beiden Geschlechtern ganz 
mit meiner kroatischen überein, die Säcke (Figur 7 der männliche, 8 der 
weibliche) differiren aber in der Bekleidung, welche hier in beiden 
Geschlechtern aus kleinen Blättchen von Rinden und nur sehr wenig Pflan- 
zenspitzchen besteht und fest angesponnen ist. 


Toririx aurofasciana n. sp. 


Beschrieben von 


Josef Mann. 


(Hierzu die Abbildung.) 

Dieser Wickler hat den Habitus von rufilana,, und ist nur wenig 
grösser ; seine Zeichnung hält ungefähr das Mittel zwischen dieser Art und 
tesserana. 

Die Farbe des Körpers ist grau, die der Beine zieht etwas mehr in’s 
Gelbliche. Die Fühler sind rostbraun, borstenförmig, beim Manne mit feinen 
kurzen , dicht gestellten grauen Wimpern besetzt. Der Kopf hat ziemlich 
dichte, zusammengestrichene Haare und ist nebst dem Rücken rostbraun; 
die Palpen stehen in Kopfeslänge vor, sind hängend, dicht beschuppt, am 
Ende abgestulzt, rost- oder schwärzlichbraun ; die Zunge ist schwach. 


738 


Die Vorderflügel sind licht goldgelb (wie bei tesserana), seidenglän- 
zend. Die Zeichnungsanlage hat Aehnlichkeit mit der von rutilana, die 
Querbänder stehen aber auswärts, während sie bei rutilana einwärls ziehen 
und haben auch eine andere Form und erzglänzende Einfassung. 

Die Mitte des Flügels ist von zwei dunkel ziegelrothen Querbändern 
derart durchzogen, dass durch sie der Flügel in fünf ziemlich gleiche Felder 
getheilt wird. Das erste, dritte und fünfte Feld sind goldgelb, ersteres 
an der Basis, Vorder- und Innenrand, letzteres längs des Saumes und am 
Innenwinkel ziegelroth beschuppt. Die beiden Mittelbinden, von denen die 
äussere nahe vor dem Innenwinkel ausläuft, ziehen schräg nach aussen, sind 
an ihren äussern Seiten fast gerade abgeschnitten oder doch nur sehr wenig 
geschwungen, an den innern aber etwas unregelmässiger, besonders die 
äussere Binde, welche daselbst einen mehr oder weniger deutlichen Zahn in 
die gelbe Farbe macht. Diese zwei Binden sind jederseits von einer dicken 
stahlblauen, erzglänzenden Linie eingefasst und gleichfarbige, aber spärli- 
chere Begränzung findet sich noch hinter dem Ziegelroth des Wurzel- und 
vor dem Ziegelroth des Saumfeldes. Die Fransen sind schmuiziger gelb als 
der Flügelgrund, gegen den Innenwinkel zu bräunlichgrau. Die Hinterflügel 
sind dunkel aschgrau mit etwas lichteren, gegen den Vorderrand zu gelbli- 
chen, von einer dunkleren Theilungslinie durchzogenen Fransen. 

Unten sind alle Flügel dunkelgrau mit gelblichen Fransen, die vordern 
mit zwei bleichgelben Flecken am Vorderrande an der Stelle der zweiten 
und dritten gelben Binde der Oberseite. 

Das Weib unterscheidet sich vom Manne nur durch plumperen Körper, 
mindere Grösse und etwas rundere Flügel. 

Den Schmetterling fand ich einzeln im Anfang Juni 1844 auf dem 
Schneeberge beim sogenannten Königssteige, und traf ihn auch im Juli 1848 
und 1852 in einigen Exemplaren auf dem Grossglockner unweit den Pasterze. 
Häufiger fand ihn Freund Lederer am 28. Mai dieses Jahres im Lavantthale 
in Kärnthen, wo er in der sogenannten Stelzing (zwei Stunden von Lölling) 
an derselben Berglehne, wo sich das Gasthaus befindet, in den Morgen- und 
Abendstunden im Grase flog. 


Beitrag 


zur 


Phaneroguaumen-Flora 


der nächsten Umgebuug Cilly’s. 


Von 


Dr. A Tomascher, 
k. k. Gymnasial- Lehrer in Cilly. 


Bei Gelegenheit der Revision des für das Museum unserer Lehranstalt 
angelegten Herbars begann ich zugleich nach der von Herrn A. Fleisch- 
mann in den Verhandlungen des zoologisch - botanischeu Vereins 1853 
pag. 286 gegebenen Flora an der südlichen k. k. Staats-Eisenbahn von 
Laibach bis Cilly, die Phanerogamen- Flora unserer nächsten Umgebung 
besonders aufzustellen. Ich erlaube mir das Ergebniss mitzutheilen, da ich 
eine grosse Zahl hier vorkommender Pflanzen als Ergänzung jenes Ver- 
zeichnisses aufzuzählen vermag. 


Ich habe bei den meisten Arten die Angabe des Standortes und Daten 
über den Eintritt einiger Entwickelungsphasen derselben, wie sie im laufenden 
Jahre beobachtet wurden, in der Weise beigefügt, dass zuerst Tag und Monai 
des Einiriites angegeben ist. Die Zeichen bedeuten: > Anfang des Blü- 
hens, Y Blütenfülle, < entschiedenes Abnehmen der Anzahl blü- 
hender Individuen, F. R. > Beginn der Fruchtreife. Z. B. bei Vaccinius 
Myrtillus, L. 9— 5> F. R. 12 —6 > am 9. Mai zum erstenmal blühend, 
12. Juni die ersten reifen Früchte beobachtet. 


760 


I. Verzeichniss derjenigen Species aus der Umgebung 
Cilly’s, die in dem genannten Aufsatze des Herrn Andreas 
Fleischmann an entfernteren Fundorten notirt sind. 


Tofieldia calyculata Wahl. Guttenegg 24.— 7. V Colchicum autum- 
nale 15.— 10. V Erythronium Dens canis L. Am Slovnik 8.— 3. V Lilium 
bulbiferum L. Am Süd-Abhang des Pecovnik. L. carniolicum Bernh. S.-A. 
des Pecovnik 2. —6.> Muscari comosum Mill. Am Fusse des Schloss- 
berges 12.— 6.< Ornithogalum pyrenaicum L. An allen Bergwiesen und 
in der Ebene sehr häufig 6. — 6.> Paris quadrifolia L. 26.— 4. V Aspa- 
ragus tenuifolius Lam. Unweit des Felsens Jungfernsprung 9. — 5. V. Con- 
vallaria majalis L. In Wäldern um Bischofsdorf u.a. O0. Crocus vernus Al. 
11.—3.\V Orchis militaris L. S.-W. Seite des Schlossberges 17. —5. V 
O. globosa L. 30.— 5. Bergwiesen O. latifolia L. 15.— 5. Ophrys arachnites 
Reich. Ebene an der Sann u. a. 0. 23.—5.\V Alnus glutinosa Gaert., 
A. viridis D. C. Schlossberg. Salir capraea L., Salix incana Schr. 
Schlucht unter dem Pecovnik. Quercus pedunculata Ehrh. In der Ebene 
und auf den Bergen. 20.— 5. V Parietaria officinalis W illd. Nikolaiberg 
u.a.v.O. Daphne Mezereum 13.—3.\V F.R.1.—7.> Aristolochia Clematitis L. 
29.—5.> Petasites officinalis Mönch. Bergschluchten und an steinigen 
Plätzen der Sann. 19. — 3.\V Tussilago Farfara L. An v. O. Erigeron acris. 
1—10.V Anv. 0. Doronicum austriacum L. Bergschluchten. 30.—5.V (4.—7. 
F.1.>) Arnica montana L. Bei Salloch u.a. ©. 4. — 6. V; 27.—5:.> Hypo- 
choeris maculataL. Bei Swetina 24.— 6.\ Prenanthes purpurea L. Schloss- 
berg u.a. 0.3.—7.\ Hieracium Pilosella L. 15.—10.V Sambucus Ebulus L. 
Fuss des Pecovnik. 24.—6.V Marrubium vulgare L. Cynoglossum officinale. 
An der Sann. 17.—5.> Verbascum Blattaria L. An v. 0.4.—6. >; 15.—10.V 
das zweitemal, Scrophularia canina L. An der Sann. 6.—5.>F.R.8 —7.> 
Digitalis grandiflora Lam. Schlucht beim Schlossberg. 30. — 5.> Rhinanthus 
major Ehrh. Ebene. 18. — 5.> Lathraea squamaria L. A. v.0. 10.— 4.V 
Vaccinum Myrtillus L. A. v. 0. 9.—5.> F.R. 12. — 6.> Pyrola secunda. 
24. — 6. V Nadelwald Swelina. Haquetia Epipactis 15. — 3. Schlossberg. 
Sedum maximum Suter. Bergfelder. 1. — 10. V Sedum album L. Kosjek. 
24. — 7. V Thalictrum angustifolium Jacq. An der Sann sehr häufig. 19. 


v6 
—5.> Anemone ranunculoides. Teufelsgraben. 5. — 5. V Helleborus niger. 
Am Vipata. 4. —3.\ Aquilegia vulgaris L. Neuhaus. 22. — 5. V Berberis 
vulgaris L. Ueberall in der Ebene und an den Bergen. 9. — 5. > Arabis 
hirsuta Scop. Schlossberg. A. turrita L. Am Wege nach Tüfler. 8.— 3.> 
Dentaria enneaphyllaL. Pecovnik. 31.—3.Y D. trifolia W. Kit. Teufels- 
graben. 1.—5. Y Sisymbrium Alliaria Scop. 30.--4. V. 0. Sisymbrium 
Thalianum Gaud. Schlossberg. 10. — 4. Y Reseda lutea L. An der San». 
23.—5.V; 28. —10.< Viola sylvestris Lam. 25.—4. V Tilia parvifolia 
Ehrh. 27. — 6.> T.grandifolia Ehrh. 14.— 6.> Acer pseudoplatanus L. 
Nikolaiberg Evonymus verucosusL. 19. — 5. Auf den Bergen. Euphorbia 
carniolicaJacgq. Schlucht beim Schlossberg. 50.—4.>; 12.—-5.V E. amyg- 
daloides L. Hinter dem Ringschen Bierkeller. Geranium pheum. Zäune. 
6.— 5. >F.R. 30. — 6.>, sanquineum L. Nikolaiberg. 28. — 5. > Linum 
flavum L. Koszek. 24. — 7. < L. tenuifolium L. Am Wege nach Tülfer 
(Jungfernsprung). Ozalis Acetosella L. V. O. Epilobium montanum L. 
Schlossberg. 28. — 6. > Sanquisorba officinalis L.. Potentilla argentea. 
16. — 5.> Hügel. Cytisus hirsutus L. Schlossberg. 16.— 5. V F.R.3.— 7.> 
Centaurea nigresceens Wild. Am Fusse des Schlossberges. 29. — 6. > 
Doryenium pentaphyllum Scop. Rückseite des Schlossberges. 8. — 6. >: 
10.— 1%. <F. R 1. — 10.V 


I. Verzeichniss derjenigen Species aus der Umgebung 
Cilly’s, die in dem genannten Aufsatze nicht vorkommen. 


Ornithogalum umbellatum L..An der Saun. 9. —5.> Lilium Marta- 
gon L. Schlucht hintern Pecovuik. 6. — 6.> Convallaria multiflora L. 20. 
—5.Y C. verticillata L. 24. — 7. A (Verblüht) Majanthemum_ bifoliumD.C. 
Abhang des Pecovnik. 5.— 5.>; 27.—5.\ Ruscus Hypoglossum L. Am 
Berge Vipota und am entgegengeseizten Berg. 21.—3.V Tamus communisL. 
Schlucht beim Bierkeller 16. —6. Y Iris sibirica L. Ebene bei Sachsenfeld. 
19.—5.> Leucojum aestivum L. Mit der vorigen. 29. — 5. V Orchis fusca 
Jacg. Weinbüchel bei Neuhaus. 28. — 5. Y 0. pallens L. Schlossberg. 
10.—4.V O0. Simia Lam. Wiesen an der Sann. 10.—5.V 0, ustulata L. 
Wiesen, Ebene. 9. — 5. Anacamptis pyramidalis Richard. 30. —5.>; 
24. — 6.< Platanthera bifolia Richard. 25. — 5. > P. chlorantha 
Custor. Beim Teufelsgraben. 16. — 6.> Cephalanthera ensifoliaRıichard. 


96 


762 

Am Podgora und am Srabolnik. 28. — 5.< C. rubra Richard. Am Lais- 
berg. 24. — 6. Listera ovata Brocon. 21. — 5. Neottia nidus avis 
Richard. Schlossberg und Schönbründel. 23. --- 5. V Epipactis rubigi- 
nosa Gaudin. 24.—7. V Im nördlichen Gebirgszug. E. palustris Crantz. 
Ebenso. 24. — 7. V Coeloglossum viride. 17.— 5. V; 24. — 6. Acorus Ca- 
lamus L. In einer Quelle am Nikolaiberg. Tarus baccata als Strauch am 
Pecovnik. Potamogeton fluitans Roth. P. crispus. Im stehenden Wasser an 
der Lahn. Ilez Aquifolium L. Strauchartig vereinzelt. Zwischen Cassessa und 
dem Laisberg. Urtica urens L. 1. — 6. >; das zweite Mal 25. — 10. > Populus 
pyramidalis Borier. Morus alba L. angepfl. Ulmus campestris L. et sube- 
rosa Ehrh. Juglans regia L. Verwildert. Castanea vesca L. Pecovnik. Ver- 
wildert. 17. — 6.>; 4. —7.\V (1.— 10.T.R. <). Chenopodium hybridumL. 
Kult. ©. 5.— 6.> Rumer sanquineus L. 53. —5.> R. crispus L. 24.—5.> 
Auf der Anhöhe des Pulverthurms. Polygonum amphibium Var. natans B. 
Im stehenden Wasser an der Lahn. 20. — 6. V P. Fagopyrum L. Kult. ©. 
1.—6. > Daphne Laureola L. Srabotnik. 5. — 5. < Aristolochia. pallida 
Willd. Teufelsgraben nachKoch’s Syn. Bellidiastrum Michelii Cass. Am 
Berge Podgora. 28.— 5. V Gallium luteo-album L. Josephsberg. 16. — 7.< 
Achillea Ptarmica 26. — 6. > Im Sannthale an trockenen Wegen. 16. — 8. 
An feuchten Orten Senecio erraticus Bertolon. Ebene und an den 
Bergen bis im November. Cirsium carneolicum Scop. Schlucht hinterm 
Pecovnik. 20. — 6. V C. lanceolatum Sc op. 15. — 10. < C. panonicum 
Gaud. mit CO. carneo. 20.—6.\ Carduus acanthoides L. 17.— 6.> C. col- 
linus W. K. 16. — 6.>; 15. —10 > zum zweiten Mal. V. O0. ©. crispus L. 
12. —6.>; 8.— 11. < C. crispo-nutans. 19. — 6.> Strasse nach Tüffer. 
Onopordum Acanthium L. 11.— 7. > Unterm Josephsberg. Chrysanthemum 
corymbosum L. Schlossberg. 6.—6.> Ch. Parthenium Perr. 19. — 6. An 
Wegrändern. Centaurea montana. 6.—6.\ Berg Srabotnik. Lactuca muralis 
Fresenius. 24.—6.\ Beim Bierkeller. Sonchus asper Vill. 1.— 11. 
Crepis virens. Unterm Schlossberg. Oct. C. succisaefolia. 15.— 5. Hieracıium 
Auricula L. H. praealtum Koch. Weg nach Tüffer. Oct. H. pellucidum. 
30.—5. V H. villosum L. 30.—5. V H. boreale Fries. Oct. Unterm 
Schlossberg u. a. O0. H. vulgatum K. Oct., decipiens Froel. Orobanche 
eruenta Bertoloni. Reifenstein u. a. O., caerulea Vill. Am Weg nach 
Sachsenfeld. 20.— 6 \V O. ramosa L. Unter der Schiessstätte. O. Rapum 
Tuill. Ueberall auf Wiesen. 19.-- 5. V Campanula patula. 20.— 6. > 
F. R. 18.—6; 8. — er zum zweiten Mal, Lonicera alpigena L. Am Malie. 


763 
16.—5.> L. caerulea L. Bei Neuhaus. 18. — 5.> L. nigra L. Neuhaus u. 
a. 0. 17. — 5.> Sambucus racemosa 16.—5.V F. R. 1. — 7. > Malic und 
oberhalb Schönbründel. Galium Bauhini R. Nikolaiberg. @. sylvaticum L. 
Auf allen Bergen. 6 — 6. >. Gentiana Pneumonanthe L. Schlossberg. 9. — 
7.> G@. ezcisa Presl. Bachergebirge. @. ciliata L. Oct. Pecovnik. Chai- 
turus Marubiastrum Rehb. 20.— 7.> M. O0. Origanum thymiflorum Rehb. 
Pecovnik. October. Teucrium montanum. Guttenegg (Bierkeller). Lamium 
album L. Oct. Friedhof Cilly. L. amplezicaule L. Weg nach Sachsenfeld. 
Galeopsis pubescens Bes. Felder. Stachys alpina L. 24. — 6. > Schlucht 
beim Pecovnik. St. germanica L. 1. — 7. > St. arvensis L. Felder. 27. — 6.> 
Prunella grandiflora Jacgq-. 10.— 6.> Rückseite des Nikolaiberges. Ajuga 
genevensis L. Nikolaiberg. 17. — 6. > Scutellaria galericulata L. Erste 
Eisenbahnbrücke am Damm Pulmonaria azurea Besser. Abhang des 
Nikolaiberges. Lithospermum purpureo-caeruleum L. Am Fusse des Slovnik. 
16. — 5.> Physalis Alkekengi L. 24. — 6. > F.R. 1. — 10. V Pecovnik. 
Scopolina atropoides S chult. Sc. viridifloraFreyer. In den meisten Berg- 
schluchten. > 29. — 3. bis 6.—5.< Datura Stramonium L. In der Stadt- 
Kaserne. Verbascum Lychnitis L. Josephsberg. Scrophularia Hoppü Ko ch. 
Unter Sc. can., Sc. vernalis L. Weg nach Tüffer. Chaerophyllum aromati- 
cum L. Stadtweg nach Tüffer. Oct. Scandir Pecten veneris. 30. — 5. < Auf 
Aecker in Vire bei Neuhaus. Sedum dasyphyllum L. 24. — 7. < Cardamine 
impatiens 20 V— 5. F. R. 20.— 6. Pecovnik. C. trifolia. 15.—4.V Schlucht 
bei der Nagelschmiede. Erucastrum Pollichü Schimp. u. Spenn. Häufig 
Viola odorata L. 10. — 12. VY zum zweiten Mal. Genista diffusa Willd. 
30. — 4. Schlossberg. G. procumbens W. K. 20. — 6. V. Cytisus capitatus 
J acg. Nikolaiberg Rückseite. C. nigricans L. 6.— 6. > Schlossberg. C. sa- 
gittalis Koch. 16. — 5. > Josephsberg u. a. O. Ononis hircina Jacq. 
12. — 6.> Storie. Trifolium alpestre. Rückseite des Schlossberges. Epime- 
dium alpinum L. Rechts von der Strasse nach Tülfer beim Felsen (Jungfern- 
sprung). 30.— 4. \V Arabis alpina L. Gipfel des Schlossberges. Atragene 
alpina L. Podgora beim Schloss Einöd. 28.— 5. V Atropa Belladonna L. 
Am Folst, Schönbründel. Lycium barbarum L. Zaun beim Kirchhof. Bryonia 
alba L 24.—6.\V Pecovnik. Chrysosplenium alternifolium L. 21. —- 3. V 
Schlossberg. Evonymus latifolius Scop. 19. — 5. F.R. 1. — 10.< Diplotazis 
tenuifoliaD. C. Am Bahnhof. Euphorbia angulata Jacgq. 5. — 5. > E. fra- 
gifera Jan. Storie. 5.— 3. E. lathyris L. Nikolaiberg. Verwildert. 20.—6.< 
E. micranlha 5. — 6.> E. platyphyllos L 5.—6.> E. stricta. 5.—6.> 

96 a 


764 

Die drei letzteru meist in den Eichenhainen der Ebene. E. verrucosa Lam. 
8.—5.> E. virgata W.K. 8. — 5. An der Sann. Galeopsis bifida. 18.—6.> 
Felder. Homogyne sylvestris Cassin. 28. —5.> Podgora. /mpatiens noli- 
tangere L. Schlucht beim Bierkeller. Isopyrum thalictroides L. Uebern Gre- 
nadierwirth. 15. — 3. > Lepidium Draba L. In Lehndorf. Myriophyllum 
spicatum L. 4. — 7. V Im Sumpf beim Grabner’schen Obstgarten. Rubus 
Idaeus L. F. R. 30. — 6. Obern Schönbründel auf allen Bergen. R saza- 
tilis L. 24. — 7 <F.R. 24. — 7. Kosizek. Sarifraga crustata Vest. 
28. —5.> Am Fusse des Kosjek bei Einöd. $. cuneifolia L. 24. —4.\V- An 
den Ruinen des Schlossberges. S. muscoides Wulfer. 28. — 5. > Kosjek ? 
Veronica urticifoliaL. Schlucht beim Schlossberg. V. scutellata. 29. — 5.> 
Bächlein. Vicia oroboides Wulf. 5. — 5. > Im Walde ober dem Teufels- 
graben. Glechoma hirsuta W. K. Sazrifraga rotundifolia L. Pyrola 
rotundifolia L. 


Beiträge 


zur 


Kenniniss der Karpathen - Flora. 


Von 


Friedrich Hazslinszky- 


VII Haubmoose. 


Der vorliegenden Uebersicht habe ich folgende Bemerkungen voran- 
zuschicken. 

Das Gebiet über dessen Moosflora ich hier meine bisherigen Erfah- 
rungen mittheile, begreift in sich ausser dem in der Wahlenberg’schen 
„Flora carpathorum principalium“ begränzten Terrain, auch das Branisko- 
Gebirge mit den anliegenden Gespannschaften Zips und Saros (Scharosch). 

Bei Untersuchung des Blattnetzes des Peristoms und der Antheridien 
nahm ich stets eine Vergrösserung von 140. 

Zum Vergleiche meiner Erfahrungen mit denen Anderer, führe ich 
nur die Nummer, unter welcher die Pflanze in der Wahlenberg’schen 
Flora vorkommt, an, indem mir ausser Wahlenberg keine andere Quelle 
über die Moose dieses Gebietes, ja auch kein anderer Botaniker, der hier 
Moose gesammelt hat, bekannt ist. Nur des fleissigen Forschers C. Kalch- 
brenner’s muss ich rühmlichst erwähnen, der mir seine in der südlichen 
Zips gesammelten Cryptogamen zur Bestimmung und Benützung überliess. 


Il. Andraeaceae. 


Andraea alpina Hedw. wächst nur auf Felsen des Centralgebirges, 
in einer Höhe über 5000’. Die Blätter unserer Pflanze sind lanzeti-geigen- 
förmig, mit seichter über der Blattmitte befindlichen Einbuchtung und abge- 
rundeter Spitze. Sie sind ganzrandig, und nur wenige zeigen der eintreten- 
den Zellenwände wegen, einen fein gekerbten Rand. Die äusseren Hüll- 
blätter sind länglich, wenig zugespitzt, die innern lanzettlich, alle von der 


766 


Mitte an gezähnt, und mit chlorophyl-leerer abgerundeter Spitze. Die Stengel 
sind kätzchenförmig, und nur die Spitze der Blätter abstehend. Auch beob- 
achtete ich nie sichelförmig-einseitige Blätter. Diesen Merkmalen nach steht 
unsere Pflanze der A. alpina näher als der A. rupestris und ist, wie 
Wahleuberg n. 1080 geihan, zu ersterer zu zählen. 


Il. Sphagneae. 


Von der Armuth dieses Gebietes an Torfmooren zeugen die sparsam 
vertretenen Sphagneen, von denen ich drei Arten beobachtete: Sphagnum 
cymbifolium Dill. b pycnocladum wächst stellenweise in der südwestlichen 
Zips. S. squarrosum P. Wahl. n. 1073 ist in der Wald- und subalpinen 
Region gemein. Es hat gerandete, eiförmige, kurz zugespitzte Blätter, mit 
gestutzter, dreizähniger Spitze, übrigens den Zellenbau des cymbifolium. 
S. acutifolium Ehr. Wahl. n. 1074 ist sehr verbreitet, steigt höher als 
die vorhergehende Art, aber auch nicht bis in die alpine Region. 


III. Bryaceae. 


1. Phasceae. 

Pleuridium subulatum R bh. wächst am nächsten zur Tatra bei Eperjes 
an lehmigen Ackerrainen, ist lebhaft glänzend grün, mit, aus eiförmiger 
Basis, in eine lange gezähnelte Spitze, verlaufenden Blättern, Nerv breit in 
der Spitze verschwindend. 


Phascum cuspidatum Schreb. Wahl. n. 1071 auf Garten- und 
Ackerland gemein bis an den Fuss des Gebirges bei Kesmark. Die Var. o 
piliferum fand ich auf einem faulen Baumstock bei Eperjes. 


Physcomitrium pyriforme Brid. nur an den Gränzen des Gebietes 
an Quellen, nassen Wald- und Wiesenlande, wie bei Nagyfalu (Velkaves) 
in Arva, bei Wallendorf, bei Eperjes. 


Enthosthodon fascicularis C. Müll. habe ich bis jetzt nur auf Garten - 
land bei Eperjes gesammelt. 
2. Funariaceae. 
Funaria hygrometrica L. Wahl. n.1142 ist auf Mauern, Schutt- und 
Brandplätzen gemein, fehlt aber im Central-Gebirge. 
3. Splachnaceen. 


Aus dieser Gruppe fand ich im ganzen Gebiete nicht eine einzige 
Art, nur Wahl. hat n. 1081 am Kriwan Splachnum urceolatum Hedw. 
bemerkt. 


4. Pottiaceae 


Pottia cavifolia Ehr. Wahl. n. 1076 wächst stellenweise auf tro- 
ckenen lehmigen Boden, fern vom Gebirge. Auch Pottia truncata Br. et Sch. 
Wahl. n. 1075. Sie wächst meist auf Brachäckern, oft in Gesellschaft von 
Riccia glauca, und reift ihre Früchte entweder im Spätherbst, oder am An- 
fange des Frühjahres. Das Peristom ist gewimpert, die Wimpern aber sind 
hinfällig. Wenig unterschieden von dieser ist P. intermedia Rbh. Wahl. 
n. 1075 in Hohlwegen überhaupt an schattigen Orten. Sie ist kräftiger, hat 
schmälere Blätter und längere Kapseln. P. Heimi Fürnrohr wächst in 
der südlichen Zips auf Lehmboden. Die Zellen des Blattparenchyms sind 
stark warzig, mit Ausnahme der randenden. Der Blattrand ist schwach aus- 
geschweift gezähnt. 


Anacalypta lanceolata Rochl. Wahl. n. 1101 stellenweise auf leh- 
migen sonnigen Abhängen im März. Die trockene Pflanze hat bald anlie- 
gende, bald gedrehte abstehende Blätter, mit quadratischen Randzellen. Die 
Zähne des Peristoms sind warzig und unter den Spalt durchbrochen. 


5. Trichostomeae. 


Desmatodon latifolius Brid. Wahl. n. 1131 auf Schutt und in Fel- 
senspalten ober und in der Krumholzregion, z. B. ober den langen und unter 
dem rothen See. Unsere Pflanze steht der Form b muticus nahe, indem sie 
granenlose, zugespitzte, verschieden gekrümmte, aber nicht spiralig einge- 
rollte Blätter, und bald aufrechte, bald wenig geneigte Büchsen hat. Eine 
zweite Desmatodon-Art mit dem dichten Blattnetze des D. Laureri Brid. 
fand ich unter Bryum-Arten im Trachytgebirge. 


Barbula rigida Schultz wächst nur bei Eperjes. B. aloides Br. et 
Sch. nur auf dem Drevenyik bei Kirchdrauf, B. unquiculata Hedw. Wahl. 
n. 1091 u. 1092 ist gemein und steigt bis in die subalpine Region. B. fallaz 
Hedw. Wahl. n. 1093 nur so weit das Culturland reicht. Sie hat oft, wie 
B. rigida zelligfädige Auswüchse auf der Blattrippe. B. tortuosa ist in der 
Wald und subalpinen Region verbreitet, und variirt mit gerader cylindri- 
scher, lanzeitlicher, eilänglicher und gekrümmter cylindrischer Büchse. B. 
muralis Tim m. Wahl. n. 1095 ist stark verbreitet, erreicht aber nicht 
die subalpine Region, b incana auf sonnigen Felsen, c aestiva auf schat- 
tigen Mauern. Letztere sammelte ich bisher nur in Säros in Kükemezö. B. 
subulata Brid. Wahl. n. 1090 kommt zerstreut in der Waldregion des 
ganzen Gebietes vor, gewöhnlich zwischen andern Moosen, selten rein 
rasenbildend in Felsenritzen. B. ruralis Hedw. Wahl. n. 1096, gemein 
auf Dächern, lehmigen Abhängen, auf Trachytschutt, die b rupestris in der 
subalpinen Region der Tatra, und auf den höhern Bergen des Branisko- 
Gebirges. 


768 


Trichostomum rigidulum Sm. hat Wahl. n. 1088 bei Kesmark, ich 
bei Göllnitz gesammelt. T. rubellum Rbh. wächst stellenweise in Felsen- 
spalten der Wald und subalpinen Region. Wahl. n. 1102. T. tortileSchr. 
an feuchten Abhängen im Singlener Thale des Branisko, die Form b pusillum 
hat Wahl. n. 1089 bei Kesmark beobachtet. T. flexicaule Br. et Sch. 
Wahl. n. 1087 fand ich bis jetzt nicht. T. glaucescens Hedw. bis jetzt 
nur in Felsenspalten des Trachytgebirges bei Eperjes. Die Blätter sind von 
der Mitte an gesägt, und haben auch hier den lepraartigen Ueberzug. 


Distichium capillaceum Br. et Sch. überzieht am Grunde sieiler 
Felsen ausgedehnte Flächen, so wie bei Nemet Jakabvägas und Lipocz in 
Säros und steigt bis in die alpine Region, z. B. am Choes. An höheren 
Standorten entwickelt sie kürzere Kapseln. D. inclinatum Br. et Sch. fand 
ich am nördlichen Abhange des Stirnberges. Die Frucht der hiesigen Pflanze 
ist etwas kürzer, als an meinen Schweizer Exemplaren von Splügen. 


6. Leuneodryaceen. 


Leucobryum vulgare Hampe hat Kalchbrenner unweit Wallen- 
dorf in der Zips gesammelt. 


3. Dieranoideae. 


Gymnostomum curvirostrum Hedw. c microcarpum bildet dichte 
i—1%2” hohe Rasen am nordöstlichen Abhange des Stirnberges. 


Weissia viridula Brid. Wahl. n. 1104 ist sehr verbreitet und zieht 
sich bis in die subalpine Region, die Formen c stenocarpa und d densifolia 
habe ich nur bei Eperjes gesammelt. W. cirrhata Hedw. fand ich auf 
einem Schindeldache in Kesmark. W. crispula Hedw. ist als cafrata über 
der Krummholzregion allgemein verbreitet. Die grössere grüne Form wächst 
sparsam in der subalpinen Region. Wahl. hat unter n. 1193 wahrscheinlich 
diese Pflanze verstanden. 

Rhabdoweisia fugaz Hedw. Wahl n. 1105 stellenweise in der Wald- 
und subalpinen Region. 

Seligeria pusilla Br. et Sch. nur fern vom Gebirge und zwar auf 
Kalktuf bei Lipöcz, auf Alpenkalk bei P. Peklen, auf Sandstein bei Nemet 
Jakabvagäs u. a. 0. 

Ceratodon purpureus Brid. Wahl. n. 1127 ist von der Ebene bis 
in die alpine Region allgemein verbreitet. C. cylindricus Hab. fand ich 
nur im Walde bei P. Peklin in Saros. 


Dierana zählt unsere Flora 18, von denen nur D. falcatum und D. 
heteromallum mit den straffen Blättern die alpine Region erreicht. In der 
Krummholzregion findet man neben D. falcatum und heieromallum D. squar- 
rosum Schwgr. im Felkaer Thale am Wasserfalle. D. Schreberi Hedw. 
beim eisernen Thor und D. longifolium mit der Form orthophyllum „ aber 


769 


auch dieses wächst weit üppiger in der Waldregion, wo es ausschliesslich 
grosse Felsblöcke überzieht. Die Waldungen am Fusse Tatra beherbergen 
neben einigen früher benannten noch D. polycarpum E hr. mit h strumiferum 
D. subulatum Hedw., D. montanum Hedw., D. scoparium L. oft mit 
keulenförmigen Kapseln. D. Schraderi W.etM. und D. majus Schwgr. 
Auf dem Branisko und den anliegenden Hügeln findet man noch D. varium 
Hedw., D. rufescens Turn., D. cerviculatum Hedw. und D. Starkii 
W. etM. D. scotianum endlich D. pellucidum mit der kleinen Form fagi- 
montanum, D. gracilescens W. et M. und D. crispum fand ich nur in der 
Umgegend von Eperjes. 


8. Eräömmieae. 


Hedwigia ciliata Hedw. Wahl. n. 1077, durch das ganze Gebiet 
bis in die subalpine Region mit den Formen b leucophaea und d viridis 
besonders auf Trachyt und Granitblöcken, seltener auf dem Lias-Sandstein. 


Schistidium apocarpum Br. et Sch. Wahl. n. 1098, 1099 ist, auch 
mit den Formen gracile und robustum eines der gemeinsten Moose und 
steigt als alpicolum,, und rivulare bis in die alpine Region. 


An Racomitrien zählt die Tatra 6 Arten, von denen drei an specielle 
Standorte gebunden sind, R. aciculare Hedw. fand Wahl. n. 1128 im 
Minksdorfer Thale, R. sudeticum W ahl. n. 1100, wächst im Felkaer Thale 
stellenweise in ausgedehnten Rasen, und R. canescens fand ich im schlech- 
len Grunde, Letzteres ist desto gemeiner auf einigen Faroser Bergen , wo 
es als ce ericoides weite Strecken ausschliesslich bedeckt, z. B. auf den 
Gergelylakaer Strasch. Die andern drei findet man in ihren Zonen in dem 
ganzen Central-Gebirge und zwar R. heterostichum Brid. Wahl. n. 1108 
in ausgedehnten Rasen am Fusse des Gebirges. R. microcarpum Brid. 
Wahl. n. 1109 in der subalpinen und alpinen Region, R. lanuginosum 
Brid. Wahl. n. 1107 in der alpinen und stets unfruchtbar. 


Die Grimmien sind sparsam vertreten, nur Grimmia ovata W. et M. 
Wahl. n. 1129 ist im ganzen Gebiete verbreitet, @. obtusa Schwgr. ist 
seltener, ich sammelte sie im Felkaer Thale, @. pulvinata H oo k, habe ich 
nur an den Grenzen des Gebietes am Choes, auf dem Branisko und bei 
Eperjes beobachtet. @. patens Br. et Sch. gehört der alpinen Region an. — 
Hierher ist ohne Zweifel auch Dieranum cortortum W ahl. n. 1130 u. Tab. 
IV. zu stellen, wenn man sich an die vergrösserte Abbildung hält, mit wel- 
cher die Wahlenberg’sche Diagnose nicht ganz übereinstimmt. Mir ge- 
lang es bis jetzt nicht, ihren Standort ausfindig zu machen. 


Gümbelia elliptica Hampe bildet grosse dunkelgrüne Rasen auf dem 
Trachyte bei Eperjes und begleitet die Bergreihe bis Tokay. 


Bd. V. Abh. 97 


a) 
>] 
>) 


9. Enecalyplteae. 

Unsere 4 Encalypta-Arten vulgaris, ciliata, streptocarpa und com- 
mutata zeigen nichts eigenthümliches. Alle sind bei Eperjes, auf dem Bra- 
nisko, in der Tatra zu finden, aber nur die letzte steigt bis in die alpine 
Region, Wahl. n. 1082— 1085. 


10. Orihotricheae. 


Neben den von Wahlenberg n. 1160—1164 beobachteten Ortho- 
trichum-Arten: anomalium Hedw., affine Schrad ,obtusifolium Schrad., 
crispum Hedw. und leiocarpum Br. etSch. habe ich hier folgende gesam- 
melt: O. cupulatum Ho ffm. auf Kalk im Hernader Thale, auf Trachyt bei 
Eperjes. O. nigritum Br. etSch. im Felkaer Thale. O0. pumilum Schwgr. 
im ganzen Gebiete bis zur alpinen Region, O. patens Brid. bei Eperjes, 
O. speciosum N e es auf der Westseite des Branisko und auf dem (serh6 in 
Säros. O. curvifolium W ahl. an einem Tannenstamme im Drechselhäuschen. 
O. Hutchinsiae Pal d’Beau. auf rothen Sandstein bei P, Peklin und auf 
dem Cserho. O. crispulum Hornsch. auf Tannen auf der Nesselblösse, und 
O. diaphanum fand Kalehbrenner bei Wallendorf. 


11. Bart amioideae. 


Catascopium nigritum sammelte ich einst mit der Alpen-Form der 
Moesia uliginosa im Herabsteigen vom Stirnberge gegen das Hegwasser, 
mein Exemplar giug mir verloren und ich fand die Pilanze nicht wieder. 

An Bartramien sammelte ich nur die von Wahlenbergn. 1156— 
1159, 1106 u. 1144 angeführten Arten: Oederi, pomiformis, erispa, Hulleri, 
conostoma und fontana, nebst der auffallenden Varietät der letzten g fal- 
cata. Diese hat einseitig gekrümmle, breitere und gröber gezähnte Blätter 
als die Normalform, ihre Büchse ist kugeliger und auch im trockenen Zu- 
stande nicht gekrümmt, stimmt aber in Form und Grösse der Sporen mit der 
Normalform überein, was nach der C. Müller’schen Diagnose entscheidend 
ist, Sie wächst sparsam auf feuchten Wiesen am Fusse des Säroser Trachyt- 
Gebirges, B. conostoma fand ich beim Steinbachsee und in der kleinen Kohl- 
bach, aber stets unfruchtbar. 


12. Meesiaceen. 
Wir haben nur zwei Arten aus dieser Gruppe, nämlich M. longisita 
Hedw. Wahl. n. 1149 im Kesmarker grossen Walde und M. uliginosa 
Wahl. n. 1150 b alpina beim eisernen Thore und in den Leiten. 


13. Bryoideae. 
In der alpinen Region sah ich nur B. capillareHedw. Wahl. n. 
1155 und B. argenteumL., letzteres in bedeutender Höhe über dem langen 
See. In der subalpinen sammelte ich B. longicollum Brid. Wahl. n. 1152 


1 


und B. elongatum Dieks Wahl, n. 1148. In der Waldregion am Fusse 
der Tatra beobachtete ich neben den obgenannten nur die allgemein ver- 
breiteten B. caespititum L. und B. nutans Schreb. Wahl. n. 1151, 1154. 
Reicher hingegen ist das Branisko-Gebirge und die Umgegend von Eperjes, 
woher ich folgende Arten besitze : B. uliginosum Br. et Sch, aus der Klause 
ober Sävar, B. carneum L. Das kleinste unserer Bryen vom Eperjeser Cal- 
varienberge und von Wallendorf, B. roseum L. vom Calvarienberg bei 
Eperjes. B. pallens aus dem Walde bei Lipocz. Es hat schmal gerandete, 
ganz randige sehr locker gewebte Blätter, und einen stark gekrümmten 
Büchsenhals. B. obeonicum Hornsch. von Eperjes und Wallendorf. B. 
pseudotriquetrum Schwgr. mit gelben glänzenden concentrisch gefurchtem 
Deckel von Wallendorf. B. bimum von Lublan, B. acuminatum Br. et H. 
aus dem Singlerer Thale in Säros und vom Berge Werpusch in der Zips, 
ausgezeichnet durch den langen Hals der Kapsel, und die zweigestaltigen 
Blätter. B. pyriforme vom Branisko und B. cerudum Schreb. aus dem 
Singlerer und Sebeser Thale in Säros. 


14. Mnioideae. 

Mnium punctatum H ed w. ist eines der gemeinsten Moose an den 
Bächen des Trachyigebirges, selten am Branisko, fehlt in der Tatra. M. un- 
dulatum Hedw. Wahl. n. 1146 wächst im ganzen Gebiete bis nahe zur 
subalpinen Region. M. hornum L. meist mit vielen Früchten aus einer Hülle, 
bedeckt grosse Strecken unter den Tannen im Drechselhäuschen. M. rostra- 
tum Schwgr. habe ich bisher nur bei Eperjes beobachtet. M. spinosum 
Schwgr. fand ich im Felkaer Thale. M. cuspidatum L. Wahl. n. 1145 
ist im ganzen Gebiete bis zur subalpinen Region verbreitet. M.affine Blan.d. 
in den Thälern auf der östlichen und westlichen Seite des Branisko-Gebirges 
z. B. im Singlerer Thale, bei Wallendorf und andern Orten. Der Blatinerv 
löst sich gegen die Spitze in eine Gruppe rundlicher Zellen auf. M. turgidum 
hat W ahl. n. 1143 im Minksdorfer Thale gesammelt, ich fand diese Pflanze 
noch nicht. 

Aulacomnion palustre Schwer. ist gemein in den sumpfigen Wiesen 
am Fusse des Trachytgebirges bei Eperjes, und in der Zips bei Baldöcz. 

Georgia pellucidaRbh. Wahl. n. 1079 nur stellenweise an faulen 
Baumstämmen in der Waldregion. 

Timmia megapolitana Hed w. wächst auf nassen steilen Felsen im 
Thale Wapenetz ohnweit Wallendorf in der Zips. 


15. Polytrichaceae. 

Catharinea undulata W. et M. Wahl. n. 1141 gehört zu den ge- 
meinsten Pflanzen unserer Wälder, ihre Form a abbreviata, welche bei 
Eperjes in Gesellschaft des Boeomyces roseus wächst, variirt sehr in der 
Länge des Schnabels, welcher bald kürzer als die Hälfte der Büchse, bald 


97 * 


772 


mehr als doppelt so lang als diese ist. C hercynica Ehr. beobachtete 
Wahlenberg auf lehmigen Boden bei Kesmark n. 1140 C.tenella Köbl. 
sammelte Kalchbrenner auf den Bergen bei Szalok. 

An Polytrichum-Arten hat die Flora neben denvon Wahl. n. 1132— 
1139 angeführten Formen noch P. strietum Menzies, welches in der Tatra 
an mehreren Orten in Gesellschaft von Sphagnum, und in Saros auf dem 
Gipfel des Berges Userhö gesammelt wurde. In der subalpinen Region ist 
P. alpinum sehr verbreitet, höher und beschränkt sind die Standorte des 
P. formosum zwischen dem grünen und rothen See, und auf den Thörichter- 
gern, am höchsten steigt P. septentrionale von mir ober dem Steinbachsee, 
von G. Jermy beim gefrornen See, von Kalchbrenner auf dem Krivan, 
von Wahlenberg beim grünen See gesammelt. 


16. Buxbaumniaceue. 


Buzbaumia aphylla Hall. sammelte ich nur in Säros bei P. Peklin, 
B. indusiata fand Kalchbrenner in einigen Exemplaren an faulen Lär- 
chenstämmen auf dem Galmus-Berge bei Wallendorf. 

Diphyscium foliosum W. et M. Wahl. n. 1201 wächst sparsam am 
Fusse der Tatra, und in den Eperjeser Waldungen, häufiger auf dem Trachyt- 
felsen Sölyomkö. 


13. Ripariaceue. 


Cinclidotus aquaticus Br. et Sch. Wahl. n. 1078 wächst nur in der 
alpinen Region der Tatra, hier stets unfruchtbar. 


18. Fontinaliae: 


Fontinalis antipyretica L. W ahl. n. 1200 stellenweise gemein, er- 
hebt sich aber nicht über die Region des Laubwaldes. 


19. Fabroniaceae. 


Anacamptodon splachnoides Brid. wächst in dichten Rasen auf Kalk 
in Saros bei Radäcs. 

20. Leskeaceuae. 

Leptohymnium gracile Hub. Wahl. n. 1097 wächst meist auf Felsen 
in der Waldregion fruelifieirt aber selten. Die Stelle des Blatinervs bezeich- 
net ein dunklerer Strich. L. repens Rbh. stellenweise an alten Stämmen 
vom Branisko bis Eperjes. L. filiforme Hüb. wächst sowohl auf Felsen, 
wie auch an Baumstämmen, vom Branisko angefangen südöstlich. Es hat 
stark warzige zwei, seltener einrippige kurz zugespitzte Blätter mit schar- 
fen Sägezähnen. L. striatum Rbh. fand ich auf einer Baumwurzel unweit 
Schmeks. Characteristisch für diese Form sind neben den durchlaufenden 
Nerv die zwei dunkeln, dem Blattrande parallel laufenden Streifen. 

Anomodon viticulosus Ho op. Wahl.n. 1165 gehört zu den ver- 
breitetsten Moosen der Wälderim ganzen Gebiete, A. curtipendulus wächst 
in den Thälern zu beiden Seiten des Branisko ,„ gemein im Singlerer Thale, 
aber stets unfruchtbar. 


Leskea complanata Hedw. auf dem Berge Sip in Arva, und besonders 
üppig auf den zum Branisko gehörenden Kalkfelsen. Ich fand sie stets un- 
fruchtbar. L. frichomanioides Hedw. Wahl. n. i167, so weit der Laub- 
wald reicht, überall gemein, L. sericea Hedw. Wahl. n. 1172 überzieht 
als dichter Rasen im Trachytgebirge und auf den Drevenyik ganze Felspartien, 
wird gegen die Tatra seltener, zieht sich jedoch bis in die subalpine Re- 
gion herauf. L. polyantha Hedw. Wahl. n. 1171 bis zur Grenze des Laub- 
waldes auf Bäumen und alten Holzwerk überall gemein, selten auf Steinen. 
L. paludosa Hedw. und L. polycarpa Ehr. Beide von Süden her nur bis 
Eperjes. Bei Untersuchung vieler Exemplare verliert man alle Unterschei- 
dungs- Merkmale. Bei beiden besteht das Blaltnetz aus gedrängten länglich 
runden, nur an der Blattbasis gedehnten lockern Zellen. Die meist weniger 
zugespitzten Blätter der L. polycarpa können die Speeies nicht begründen. 
An Peristomien von L. paludosa beobachtete ich auch zweispaltige unter der 
Bucht durchbrochene Zähne. L. erilis fand ich auf einem Baumstock im 
Lipoezer Thale. L. subtilis Hedw. Wahl. 1170 ist im ganzen Gebiete bis 
zur Grenze des Laubwaldes an alten Baumstämmen gemein. L. altenuata 
Hedw. bildet besonders am Grunde alter Stämme ausgebreitete gelblich 
grüne Rasen, bleibt aber auch im Laubwalde zurück und fruclificirt selten. 
L. nervosa Rbh. und L./ongifolia Rbh. habe ich bis jetzt nur bei Eperjes 
beobachtet. 

Climacium dendroides W. et M. Wahl. n. 1173, an sumpfigen 
Stellen gemein, sein höchster Standort ist der Kesmarker grosse Wald am 
Fusse des Störzchens. 

Die reiche Gattung Hypnum ist auch hier durch viele Arten vertreten, 
von denen aber die wenigsten die alpine und subalpine Region erreichen, 
auch sind wenige an specielle Standorte gebunden. 

Ich will, wie ich bisher gethan, in der Aufzählung Rabenhorst 
„Deutschlands Cryptogamen-Flora, Leipzig 1848“ folgen: 

a catenulata: H. pulaceum V ill. kommt sparsam im Drechselhäuschen 
vor. Die Blätter des Stengels haben einen deutlichen, bis über die Mitte 
verlaufenden Nerv, die der Aeste sind nervenlos. H. dimorphum Brid. 
fand ich auf den Bergen Cserhöo und Simonkö in Säros. An mehreren Blät- 
tern bemerkt man eine schwache, gegen die Mitte verschwindende Rippe, 
Zellnetz iimeal. H. atrovirens S. auf feuchten und schattigen Felsen der 
Berge Tlusta und Cserho im Säros. Die Blätter aus kleinen rundlichen 
Zellen. Die Form b dbrachyclados sammelte ich beim langen See. Diese hat 
ganz randige Blätter, deren Randzellen beim durchfallenden Lichte auffallend 
lichter gefärbt erscheinen. 


b abietina. Aus dieser Gruppe haben wir nur H. abietinumL. Wahl. 
n. 1180 auch dieses unfruchtbar, d. h. ohne Kapseln. Die grosse üppige 
gelbgrüne Form, auf sumpligen Boden hat eiförmige zugespitzte fast ganz- 
randige Stengel- und eiförmige spitze ganzrandige Asthlätter. 


c tamariscina H. recognitum Hedw. Wahl. n. 1179 trifft man im 
ganzen Gebiete bis zur subalpinen Region häufig, meist mit Früchten. 


7,4 


d neckeroideae: H. alopecurumL. hat bisher nur Wahlenberg im 
Kesmarker grossen Walde beobachtet. n. 1198. H splendens Hedw. Wahl. 
n. 1178 auf sumpfigen Wiesen und Waldboden gemein. 

e adunca: H. aduncum L. W ahl. n. 1193, besitze ich aus dem 
Drechselhäuschen und vom Berge Csorgo. H. fluitans L. nahm ich aus einem 
quelligen Sumpfe des Sebeser Thales im Trachytgebirge. Die Form ce diffu- 
sum von ähnlichen Stellen des Felkaer Thales, hat lange einfache oder wie- 
derholt gefiederte, gelbbraune, gerade oder an der Spitze hackig einge- 
krümmte Aeste, mit ganzrandigen oder an der Spitze schwach gesägten 
Blättern. Früchte sah ich nicht. H. Iycopodioides Schwgr. erhielt ich aus 
der Gegend von Wallendorf, ebenfalls ohne Früchte. H. rugosum Ehr. 
Wahl. n. 1190 hat von allen Hypnum-Arten die grösste Verbreitung, indem 
es von den Thalsohlen bis in die alpine Region steigt. Auf Trachyt bei 
Eperjes, auf Klippenkalk beı Lipöcz, auf Kalktuf bei Kirchdrauf, auf Quarz- 
gesteinen in der Tatra, Unfruchtbar. H. scorpioides Dill. auf langsam aus- 
trocknenden Sumpfboden am Fusse des Trachytgebirges bei Eperjes. 

f palustria: H. palustre L. habe ich im Bache unter dem Chots, und 
im Trachytgebirge bei Eperjes gesammelt. Es hat zweigestaliige Aesle, mit 
aufrechten und mit zurückgekrümmten Spitzen, mit allseitig abstehenden 
und einseitig gekrümmten Blättern. H. molle Dicks. brachte Kalch- 
brenner vom Krivän. Es hat Aehnlichkeit mit H. fluitans diffusum, unter- 
scheidet sich aber durch breit eiförmige Spitze, zweinervige Blätter. 

g cupressiformia: H. cupressiforme L. Wahl. n. 1189 ist durch das 
ganze Waldgebiet in mehreren Formen verbreitet. I]. callichroum Brid. 
wächst bei Eperjes. H. fastigiatum Brid. bei Eperjes und in der südlichen 
Zips. H. silesiacum W.et M. Wahl. n. 1186 stellenweise bei Kesmark. H. 
pallescens Pal de Beauv. Wahl. n. 1169, ist in der Wald-, Krummholz 
und alpinen Region verbreitet. Characteristisch für diese Art ist, neben den 
an der Spitze gesägten, in eine Haarspitze auslaufenden Blättern, der gelbe 
kurz geschnäbelte Deckel. H. incurvatum Schrad. Wahl. 1168 in den 
Leiten; die Blätter sind eiförmig zugespitzt, ganzrandig, zweinervig, der 
grössere Nerv reicht nur bis zur Mitte des Blattes. 

h uncinata : H. uncinatum Hedw. stellenweise bei Eperjes und im 
Drechselhäuschen. H. crista castrensis Hedw. Wahl. n. 1191 durch das 
ganze höhere Waldgebiet. H. molluscum Hedw. Wahl. n. 1192 häufiger 
als das vorhergehende, selbst in den tiefer liegenden Waldungen. An irok- 
kenen Orten wird es sehr kraus. Stengelblätter noch einmal so gross als 
die Astblätter. 

filicina : H. filicinum L. an quellreichen Abhängen des Branisko und 
im Trachytgebirge. H. commutatum Hedw. Wahl. n. 1194 in grosser 
Menge fast in allen subalpinen und alpinen Bächen und Quellen der Tatra, 
aber selten fructificirend. 

k squarrosa: H. squarrosum L. Wahl. n. 1182 nur sparsam in den 
Wäldern der Tatra und des Branisko. H. triquetrum L. Wahl. n. 1181, 


7:5 


ist schr verbreitet, fructifieirt aber nur an feuchten und schattigen Stellen. 
Bei Göllnitz wächst auf den dortigen Grauwackefelsen eine braungrüne 
Form, deren Blätter und Stengel die doppelten Dimensionen der gewöhn- 
lichen bleichgrünen Form zeigen. H. brevirostre Ehr. auf dem Berge 
Simonkö bei Eperjes, auffallend durch den dieken Stamm mit den ver- 
dünnten Aesten, und durch die kurz eiförmige Büchse. H.striatum Schreb. 
stellenweise im ganzen Waldgebiete Eperjes, Rehberg, Branisko, Kesmark. 
Auch von H. loreum besitze ich ein Bruchstück, welches Kalchbrenner 
bei Wallendorf gesammelt hat. 

l polymorpha : H. stellatum b minus Wahl. n. 1183 im Kreutzer 
Wald unweit Kesmark von Wahlenberg entdeckt, blieb mir bis jetzt 
unbekannt. H. Halleri L. Wahl. n. 1184 ist das höchste Hypnum der sub- 
alpinen Region, wo es z. B. am nordöstlichen Abhange des Stirnberges, in 
lebhaft grünen Rasen feuchte Felsen überzieht. 

m. praelonga: H. strigosum Hoff. Die einzige Art aus dieser Gruppe 
sammelte Kalchbrenner in den Wäldern bei Wallendorf. 

n sylvatica: H. denticulatum L. Wahl. n. 1174 durch das ganze 
Gebiet, oft in ausgedehnten Rasen, besouders an lehmigen Ufern der Bäche, 
bis in die subalpine Region. H. sylvaticum L. stellenweise an Waldgräben. 
Es ist schwer von H. denticulatum Exemplare für H. syloaticum auszusuchen. 

o muralia: H. ruscifolium Heck. gemein in allen Bächen des Bra- 
niskogebirges. Die Blätter sind breit, eiförmig, mit abgerundeter Spitze, 
die Kapsel derbhäutig. mit fein stachelig-warzigen, an der Spitze farblosen 
Zähnen. Die Formen b prolizum und e inundatum „ mit schwärzlichgrünen 
ei-lanzettlichen Blättern, sammelte ich in den Bächen des Trachytgebirges 
bei Eperjes. H. murale Neck. wächst am Ufer des Hernads in der Zips, 
und im Singlerer Thale in Säros. Die Zähne des äusseren Peristoms sind 
meist durchbrochen. H. depressum Bruch. auf den Bergen Cserhö und 
Simonkö, ist abgesehen von einigen kriechenden Aesten, dem H. denticu- 
latum ähnlich, von dem es sich durch ovale Frucht mit kurz schiefre- 
schnäbeltem Deckel und den doppelten oder vielmehr gabeligen Nerv der 
Blätter unterscheidet. Diese sind entweder spitz dreizähnig oder kurz zuge- 
spitzt, olt nervenlos. 

p üllecebra: H. purum L. Wahl. n. 1176 und H. Schreberi Willd. 
Wahl. n. 1177 mit der Var. b neglectum fehlen beinahe in keinem Walde. 

q cuspidata: H. cordifolium Hedw. Wahl. 1188 an sumpfigen 
Stellen am Fusse der Tatra und des Saroser Trachytgebirges. H. cuspidatum 
L. Wahl. nn. 1187 an sumpfigen Wiesen und Waldboden durch das ganze 
Gebiet. H. sarmentosum Wahl. fand ich unter den von Kalchbrenner 
gesammelten Moosen, doch ohne Früchte. 

r myosuroidea: H. curvatum Sw. ın ausgedehnten Rasen auf den 
Branisko, und von hier gen Süden und Osten gemein. H. myosuroides L. 
sammelte ich auf Kalk im Drechselhäuschen und auf Lias- Sandstein im 
Singlerer Thale, Wahl. n. 1197. 


776 

s serpenlia: H. serpens L. Wahl. ü. 1185 im Laubwalde in vielen 
Formen gemein, mit nervigen und nervenlosen Blättern. H. fluviatile L. 
wächst auf Steinen im Bache bei Lipöcz, H. riparium L. Wahl. n. 1175 
auf quelligen Wiesen und au Bachufern von Kesmark bis Eperjes an vielen 
Orten. Die Perichaetialblälter sind länglich kurz zugespitzi, die Stengelblätter 
lang zugespitzt, die Blatillügelzellen nur breiter und kürzer als die übrigen 
und nicht abgesetzt 

t plumosa: H. populeum Hedw. auf Trachytblöcken bei Kapi in‘ 
Säros. H. gloreosum Brid et Sch. und H. salebrosum Hoff. stellenweise 
in den Waldungen bei Eperjes. H. lutesceens Hedw. bildet ausgedehnte 
Rasen in den Fichtenwaldungen des Thales Szulova und bei Wallendorf. 
Es hat viel Aehnlichkeit mit Leskea sericea. Characteristisch für diese Art 
ist die stark warzige Borste. H. nitens L. Wahl. n. 1195, meist in Gesell- 
schaft des Climacium dendroides in Eperjes, Wallendorf und Kesmark, 
Früchte fand ich bis jetzt nicht. H. rufescens Dicks. wurde an nassen 
Felsen des Ray bei Wallendorf durch Kalehbrenner gesammelt. 

u rutabula: H. piliferum Schreb, Wahl. n. 1196 zerstreut meist 
zwischen G. purum und Schreberi. H. Laureri Flk. auf nassen Felsen bei 
Göllnitz. H. velutinum L. Wahl. n. 1199 gehört mit den Formen entricatum 
und interteztum zu den verbreitetsten Moosen, erreicht aber nicht die sub- 
alpine Region, ebenso auch H. rutabulum L. mit der Form b flavescens. 


21. Leuecodonteae. 


Leucodon sciuroides Schwgr. fand ich stets unfruchtbar. Zur Zeit 
Wahlenberg’s fructificirten alle, denn er schreibt n. 1113 von Fissidens 
sciuroides : „hie ubique capsulifer oceurit.“ Ausgezeichnet ist die üppigere 
Form mit 4—5” langen Aesten, und nach einer Seite gekrümmten, an der 
Spitze gezähnelten Blättern. 


22, Neekeraceae. 


Neckera pennata Hedw. wächst an Buchenstämmen der höchsten 
Waldungen im Säroser Trachytgebirge. N. erispa Hedw. Wahl. n. 1166 
auf Kalkfelsen der Tatra im Drechselhäuschen, auf dem Berge Sturetz, auf 
dem Branisko, bei Eperjes. 


23. Fissidenteae. 


Fissidens bryoides Hedw. Wahl. n. 1112 und F. tazifolius Hedw. 
Wahl. n. 1111 sind durch das ganze Gebiet bis zum Fusse der Tatra ver- 
breitet. F. adianthoides hat Kalchbrenner auf feuchten Felsen des 
Zeleni bei Wallendorf gesammelt, ich auf einer quellreichen Wiese bei 
Bisztra. Die Pflanze von letzterm Standorte hat bei bedeutenderer Grösse um 
!/;s kürzere Kapseln, und längere Fruchtstiele als die von Wallendorf. 


—Za——— 


Beiträge 
zur 


Kenntniss der Verwandlung 


der 


Neuropteren. 


Von 
Friedrich Brauer. 


Einleitung. 


Dr. Hagen übersendete mir im September dieses Jahres sämmtliche 
ersten Stände der Acanthachsis occitanica *) ausser dem Eie, mit dem 
Wunsche, dieselben für unsere Vereinsschriften zu bearbeiten. Herr Ober- 
lehrer Bachmann, der Entdecker dieser Verwandlungsgeschichte, war 
so freundlich mir eine ausführliche Beschreibung der Lebensweise des 
Thieres in den drei Ständen zukommen zu lassen, so dass bis auf das Ei 
Alles von demselben erforscht ist. — Ich spreche daher beiden Herren für 
das in mich gesetzte Vertrauen und die mir erwiesene Ehre meinen wärm- 
sten Dank aus. 


Ueber das Vorkommen und die Lebensweise 
der 
Acanthaclisis oceitanica Nillers.**) 
auf der frischen Nehrung. 


Von 


Oberlehrer Bachmann in Insterburg. 


Die Sommer-Ferien des Jahres 1854 brachle ich in dem Fischerdörfchen 
Liep auf der frischen Nehrung zu. Ich traf hier mit einem andern Insecten- 
Freunde, dem Seminar-Lehrer Sadrinna, aus der benachbarten Stadt 


*) Ueber das Vorkommen und der geogr. Verhreitung. Siehe Entomol. Zeitung, 
1854, October. 
=") Pisanus Burm. 


Bd. V. Abh. 98 


778 

Braunsberg zusammen, welcher mir mittheilte, dass er bereits zwei Species 
von Myrmeleontiden, eine grössere und eine kleinere gefangen habe. Da ich 
hierin nun gerade nichts Auffallendes finden konnte, indem ich zwar wusste, 
dass es bei uns zwei Arten gebe, selbst aber dieselben nicht kannte, so 
begnügte ich mich damit, mir ein paar Stücke von jeder Art zu besorgen. 


Die Larven der kleinen Art (Myrmeleon formicarius) waren überall 
in grosser Menge vorhanden und ich habe mich stundenlang an ihren Trichtern 
verweilt; die der grösseren konnte ich aber lange nicht finden. Kurz vor 
meiner Rückkehr in die Heimath jedoch hob ich mir etwa dreissig Stück 
der kleinen Ameisenlöwen aus dem Sande, um sie mitzunehmen und zu Hause 
zu erziehen, theils wm ihre vollständige Entwicklung kennen zu lernen, beson- 
ders aber um möglicher Weise aus denselben schmarotzende Hymenopteren 
und Dipteren zu erhalten. 


Während ich nun bei den Einsammeln mit dem Spaten im Sande 
herumstöberte, warf ich zufällig an einer Stelle, wo keine Spur von 
einem Trichter vorhanden war, einen grossen Ameisenlöwen heraus. 
Ich sperrte ihn zu den andern, traf zugleich allerlei Vorkehrungen um 
den Transport gehörig zu sichern, namentlich füllte ich die Schachtel, 
in der derselbe ausgeführt werden sollte, fast bis zum äussersten Rande mit 
Sand, damit dieser bei der Bewegung des Fahrens fest läge, und liess Nacht 
über den Deckel offen, damit den Thieren nicht unnöthig die Luft entzogen 
würde, da ich bei der scheinbaren Unbehilflichkeit derselben an eine Flucht 
nicht dachte. Als ich am andern Morgen, dem meiner Abreise, meine Ge- 
fangenen nochmals zum Appell rief, zeigte es sich leider, dass gerade die 
Hauptiperson sich aus dem Staube gemacht hatte. Zeit, ihn oder einen Stell- 
vertreter für ihn zu erhalten, war nicht mehr. Wehmüthig musste ich ab- 
ziehen. Diese Wehmuth verwandelte sich in bitteren Aerger, als ich erst 
durch Herrn Dr. Hagen in Königsberg den ganzen Werth des Verlorenen 
schätzen lernte. Die grosse Species erwies sich eben als Acanthaclisis occita- 
nica, deren Vorkommen bei uns zwar vermuthet, aber bis dahin nicht be- 
stätigt war. Ausserdem aber war ihre Larve bis auf die Bemerkung Ra m- 
bur’s, dass dieselbe keinen Trichter bilde, überhaupt unbekannt. 


Auch in diesem Sommer besuchte ich das mir auf diese Weise wirklich 
lieb gewordene Liep. Natürlich sah ich mich ganz besonders nach diesen 
interessanten Bewohnern um und zu meiner grossen Befriedigung zeigten 
Erwachsene sowohl wie Unerwächsene hinreichende Lust, die vorjährige Be- 
kanntschaft während meines ganzen Aufenthaltes daselbst, also während der 
letzten Hälfte des Juli und der ersten des August fortzusetzen. Die Imagines 
sassen am Tage ruhig in fest angedrückter Stellung auf geschälten, verwit- 
terten Pfählen und Brettern oder an glatten Weidenstämmen, so dass sie 
sich ihrer grauen Farbe, ihrer Stellung und Unbeweglichkeit wegen trotz 
ihrer Grösse nur wenig von dem Grunde, auf dem sie ruhlen, unterschieden, 
und für Denjenigen wenigstens, der sich nicht absichtlich nach ihnen umsah, 


079 


schwer zu bemerken waren. Sie liessen sich ruhig mit der Hand abnehmen, 
und machten auch nicht den geringsten Fluchtversuch. Von allen Seiten 
konnte man sie anstossen, sie rührte sich nicht von der Stelle. Warf man 
sie gewaltsam in die Höhe, so flogen sie nicht, sondern flatterten nur 
fort und klammerten sich an den ersten Gegenstand, den sie berührten. Sie 
wurden also ganz und gar durch das Tageslicht geblendet. Doch scheinen 
es überhaupt träge Thiere zu sein, oder man muss behaupten, dass Wärme 
zu ihrer Munterkeit nothwendiger ist als Dunkelheit. Ich bin selbst spät des 
Abends, wo gerade nicht besondere Kälte herrschte, in solcher Dunkelheit, 
dass ich das Thier kaum noch erkennen konnte, dicht neben denselben 
gestanden, habe es berührt und geschoben, und es doch nicht zum Auffliegen 
gebracht. Vielleichl war es, also wenigstens ihm, doch zu kühl, vielleicht 
auch wartete es auf eine noch grössere Dunkelheit, oder es erhob sich erst 
in den frühen Morgenstunden. In der Nacht mussten sie geflogen sein, denn 
hatteich an dem einen Tage bestimmte Zäune abgesucht, und die zwischenlie- 
gende Nacht war nicht zu kalt oder regnerisch gewesen, so fand ich auf 
denselben Zäunen am folgenden Morgen wieder andere sitzen. 


Um die Larven zu finden, ging ich an dieselbe Stelle, die mir im 
vorigen Jahre ein Exemplar geliefert hatte, und ich durfte auch nicht lange 
suchen, so förderte ein Aufwurf mit meinem Excursions-Spaten wieder eine 
zu Tage. An demselben Orte fand ich dann bei weiterem Suchen noch meh- 
rere. Es war aber dieser Ort die höchste Stelle eines nach Süden gerich- 
teten Sandbergabhanges, über welcher sich durch die verschlungenen Wurzeln 
und Würzelchen der auf den Berggipfel stehenden Kiefern und durch die 
zwischen denselben hängen gebliebenen Erdiheilchen ein Vordach gebildet 
hatte das Schutz gegen den Regen gewährte. Ein genaueres Nachsuchen 
verschaffte mir die Fähigkeit sicher den Ort bezeichnen zu können, wo die 
Larven zu vermuthen wären. Während nämlich ringsum Kieferabfälle und 
schwarze Erdstückchen den Boden dunkel machten, zeigte die Oberfläche 
des besonderen Aufenthaltes der Larven reinen hellen Sand, in dem kein 
Trichter sich befand, und nur zuweilen der Weg, den die kriechende Larve 
im Innern genommen halte, äusserlich durch eine Furche sich bemerkbar 
machte, denn sie scheinen nicht still auf einer Stelle zu lauern, sondern viel, 
wenn auch in beschränkten Gränzen, hin- und herzukriechen. Oft leiteten 
mich auch die Reste ihrer Mahlzeiten zu ihnen. Bestanden diese auch meisten- 
theils in Formiciden, so fanden sich zuweilen doch auch andere, einmal 


sogar eine Chrysis. 


Ich fing mir nun‘ vier Larven, die ich beobachten und erziehen 
wollte. Da ich kein passenderes Gefäss hatte, so nahm ich den Deckel 
der Pappenveloppe, in welche ich meine Insecten-Gläschen für Excursionen 
einzuschliessen pflege. Dieser bildet ein vierseitiges Behältniss von 9 [J’ 
Grundfläche und 2°” Höhe. Ich füllte ihn zur Hälfte mit Sand, so dass 
noch ein Rand von mehr als 1'%” Höhe übrig blieb, der ganz senkrecht 


98 * 


780 


und dabei so glatt war, dass er für die schwarzen Ämeisen, wenn auch 
nicht für Formica rufa und herculeana, ein unübersteigliches Hinderniss 
bildete. Jeden Morgen fing ich eine Anzahl Ameisen und setzte sie auf 
den Sand. Sie wurden dann entweder sogleich vor meinen Augen ergriffen 
oder es geschah diess später und ich fand ihre ausgesogenen Häute auf dem 
Sande. Kurz vor der Abreise untersuchte ich die Zahl der Larven und fand 
stalt vier nur zwei. Zwei waren wieder spurlos fort und hatten bei dieser 
Flucht also eine glatte Mauer überstiegen, mit welcher die beweglichen For- 
mieiden nicht fertig werden konnten. Die Verschwundener konnte ich aber 
durch drei neue Gefangene ersetzen und hatte so wieder fünf. Als ich am 
letzten Morgen nachsah, steckte einer von diesen in den mörderischen Zangen 
eines Gefährten, der ihn so weit gebracht hatte, dass er in seinem Hinter- 
leibe nicht mehr die Kraft besass, sieh in den Sand zu verkriechen. Eine 
Fliege, die ieb ihm zwischen die Kiefer steekte, sog er noch aus, dann aber 
starb er. 


Nach vollständiger Trennung in besondere Räame brachte ich vier 
Exemplare wohlbehalten naelı Königsberg und nahm zwei von ihnen mit 
nach Insterburg. Auf dem Postwagen hatte sieh die trennende Wand zwi- 
schen diesen beiden verschoben und der Schwächere war wieder dem Stär- 
keren unterlegen .So besilze ich nun noch eine lebendige Larve. Diese habe 
ich bis in die Mitte des September regelmässig mit Musca domestiea oder 
Stomozys caleitrans gefüttert. Sie zeigte auch stets vielen Appetit zu den- 
selben, so dass sie allmälig gegen achtzig Stück verspeisete. Nur einmal, 
als sie eine grosse Musca vomitoria ausgesogen hatte, musste sie so gesäl- 
tiget sein, dass sie den folgenden Tag au den neuen Frass nicht gehen 
wollte. Seit der Mitte des September hat sie alle Fresslust verloren, selbst 
Ameisen greift sie nieht an, sondern hat sieh auf den Boden zurückgezogen 
und liegt dort ruhig, aber obne Anstalten zum Einspinnen zu machen, also 
vielleicht nur um ihre Winterruhe zu halten. Ihr Betragen bei der Fütterung 
hat mich stets sehr interessirt. Gewöhnlich lauerte sie unter der Oberfläche 
des Sandes versteckt und verrieth sich nur durch den kleinen Sandhügel, 
den ihr dicker Hinterleib bewirkte, nur zuweilen streckte sie die Spitzen der 
Kiefer aus dem Sande hervor. Kam die Fliege, der ich vorher die Flügel 
beschnitten hatte, ihr an die passende Stelle, nämlich auf jenen Hügel, so 
warf sie blitzschnell den Kopf in die Höhe, erfasste ihr Opfer mit den Zangen, 
und zog es unter den Sand. Dabei musste sie aber doch wohl hauptsächlich 
ihrem Gefühle *) folgen, denn stand die Fliege seibst über ihrem Kopfe 
ganz still, so schien sie ihre Anwesenheit gar nicht zu bemerken. 


*) Es scheint mir wahrscheinlich, dass die vier tiefen, grubigen Falten an der 
Rückenseite des zweiten und dritten Brustringes die empfindlichen Stellen 
sind, da eine Berührung derselben ein Schnappen der Larve sogleich zur 
Folge hatte. F. Brauer. 


vs 


An demselben Platze in Liep, wo die Larven nicht selten waren, 
fanden sich auch eine nicht unbedeutende Zahl Sandkugeln von 8” Durch- 
messer. Sie lagen oben auf dem Sande und schienen mit demselben herab- 
geglitten, und so von ihrem ursprünglichen Platze entfernt zu sein. Bei 
ihrer Oelfnung zeigten sie sich als Nymphengehäuse der Acanthaclisis. Ihre 
innere Seite war dicht mit weisser Seide ausgesponnen, so dass sie dadurch 
eine viel grössere Festigkeit als die gleichen Bildungen von Myrmeleon 
formicarius erhielten. Bei einigen fanden sich im Innern die vertrockneten 
Nymphen, bei den meisten aber bloss die zurückgelassenen Häute der Larve 
und Nymphe. Besonders merkwürdig waren mir diejenigen, in welchen 
ausser einigen Bruchstücken der Nymphe, insbesondere deren Kopftheil, 
noch ein paar andere, walzenförmige, etwas gebogene, an beiden Enden ab- 
gerundete, glatte Körper von rother Farbe und etwa 2” Länge und 1” 
Breite lagen, die auf der einen Seite eine Oeffnung und inwendig einen 
hohlen Raum zeigten. So erinnerten sie unwillkürlich an Parasiten-Cocons, 
namentlich an solche von Ichneumonen. Sehr freuen würde es mich, wenn 
ich anderweitig Belehrung über dieselben erhalten könnte. Später glaubte 
ich diese mir selbst zu verschaffen, ich fand nämlich in den Sandkugeln des 
Myrmeleon formicarius auch ein Paar ähnliche und dabei noch geschlossene 
Körperchen, erwarte aber auch jetzt noch vergeblich ihre Entwickelung. 
An einen zurückgelassenen Ausscheidungsstoff der Larven oder Nymphen 
lässt sich aus verschiedenen Gründen nicht denken. Erstlich haben die Kör- 
perchen dafür eine zu regelmässige Form und sind inwendig hohl; dann 
aber finden sie sich nicht in solchen Sandkugeln, deren recehtmässige Be- 
wohner dieselben in Folge ihrer Entwickelung verlassen haben, sondern, wo 
sie sich finden, sieht man auch immer den Kopf der Nymphe, die also um- 
gekommen sein muss. Sehr viele habe ich zwar nicht untersuchen können, 
aber die wenigen, die ich untersucht habe, haben immer das Angegebene 
gezeigt. 


Beschreibung der Larve und Nymphe 
der 
Acanthaclisis occitanica \illers. Ramb. 


Von 
Friedrich Brauer. 


Ich kann nach den, an der lebend eingetroffenen Larve gemachten 
Beobachtungen die Angaben Bachmann’s nur bestätigen, füge aber hinzu, 
dass dieselbe auf ganz glatten Gegenständen, wie z. B. Glas, nicht empor- 
kriechen kann. Was die am Schlusse erwähnten Körperchen im Cocon 


732 


hetrifft, die Bachmann für Parasiten-Cocons zu halten glaubt, so habe ich 
Folgendes beobachtet. 


Bei Myrmeleon formicarius sah ich, dass die Imago, sobald sie den 
Cocon verlassen *) und auf einen Zweig zur weiteren Entwickelung empor- 
gekrochen ist, in dem Moment, wo die Flügel fast schon die normale Aus- 
dehnung erreicht haben und der Hinterleib, der ebenfalls kurz aus der 
Nymphenhaut heraustritt, bedeutend gestreckt wurde, mit gut sichtbarer 
mächtiger peristaltischer Bewegung desselben, einen der Beschreibung 
nach ähnlichen, von Rösel schon erwähnten Körper durch den After 
ausscheidet. Er ist walzenförmig, hart, glatt und röthlichgrau; im Innern 
aber enthält er im frischen Zustande eine lockere, faserige, scharfrie- 
chende schwarze Masse. 


Vergleicht man diese Beobachtung mit der Angabe des Vorkommens 
dieser Körper, nach Bachmann, zufolge welcher in den normal. verlas- 
senen Cocons sich keine derselben befanden, so erklärt sich diess daraus, 
weil das Thier diesen Körper erst ausserhalb des Cocons ausschied, während 
da, wo die Nymphe sich vertrocknet, im Cocon vorfand, dieselbe vielleicht 
während des Durchbrechens verletzt oder im GCocon durch andere schäd- 
liche Einflüsse, vielleicht Kälte, zu lange zurückgehalten wurde und den 
Ausscheidungsstoff noch im Cocon von sich geben musste. 


Larve. Kopf quadratisch, an den Seitenrändern nach hinten zu 
mässig gewölbt; Oberlippe zwischen den Kiefern vorragend, rund, ın der 
Mitte ausgeschnitten und mit Borsten am Rande besetzt. Die Kiefer (Ober- 
und Unterkiefer in ihrer Verbindung) erweitern sich vom Grunde aus bis 
zum ersten Drittel oder bis zum mittleren Zahn, nehmen dann bis zum 
letzten {dritten) Zahn an Breite ab und verlaufen in eine starke, lange 
(Hälfte der ganzen Kieferlänge), im Bogen nach einwärts gekrümmte Spitze, 
die mit der der andern Seite im Kreisbogen zusammentrifft. Die drei Zähne 
sitzen in der ersten Hälfte des Oberkiefers. Der erste steht nahe dem Grunde 
und ist etwas vorwärts gebogen, der zweite befindet sich am Ende des 
ersten Drittels und der dritte am Ende der ersten Hälfte der Kieferlänge. 


*) Ich erlaube mir hier die Bemerkung, dass ich nie die langsame Ausbildung 
der Flügel bei M. formicarius und formicalynxz beobachtete, wie diess (Ent. 
Zeit. 1847. S. 224) Nolken (Schaum Ent. Jahresbericht 1848) angibt. 
In einer Stunde haben alle Theile des Thieres die normale Länge. Die Farbe 
der Flügeladern ist roth und die Bildung der Flecken, sowie die Umfärbung 
ersterer dauert dann noch mehrere Stunden, nie aber mehrere Tage. Werden 
die Flügel in der Zeit nicht völlig ausgebildet, so bleiben sie auch verkrüp- 
pelt. Einige solche Exemplare lebten noch mehrere Tage ohne weitere Ausbil- 
dung. Die von N. gegebenc, allerdings sehr geistreiche Erklärung wird jedoch 
dadureb genügend widerlegt, dass Thiere, welche nicht gleich Gegenstände 
zum Emporkriechen fanden, wohl nicht ganz verkümmerte Flügel bekamen, 
aber dieselben durch Falten und Weichheit unbrauchbar waren. 


783 


Der mittlere ist mit der Convexität nach vorne gerichtet und länger als die 
beiden andern. Von den Kiefern nach aussen stehen die Fühler. Ihr Grund - 
glied ist grösser, eylindrisch mit dickerer Basis, die übrigen sind klein, 
ceylindrisch. Das Ende des Fühlers ist fein, aber von den vorhergehenden 
Gliedern etwas abgeschnürt. 


Die sechs Augen (auf jeder Seite) sind auf einen kleinen Hügel, 
der nach vorne und aussen gerichtet ist, so angebracht, dass eines nach 
oben, zwei nach innen, eines nach vorne, eines nach aussen und eines nach 
rückwärts sieht. Die Lippentaster ragen zwischen Kiefer und Fühler mit 
ihrem Endgliede an der Seite vor. Ihr Grundglied ist gross, eliplisch, das 
zweite und dritte klein, successiv länger, keulenförmig, das vierle etwas 
länger spindelförmig mit gebogener Spitze, die drei letzten Glieder zusam- 
men so lang wie das erste und dieses am Vorderrande mit langen Borsteu 
besetzt. Die Form des übrigen Körpers stimmt mit den bekannten Larven 
der Gattung Myrmeleon überein. 


Die Beine zeigen ebenfalls diese Uebereinstimmung, nur sind die 
zwei vorderen Paare kräftiger im Verhältniss. Die Krallen sind wenig 
gebogen, an der Basis verdickt und an der Spitze abgestumpft. Das letzte 
Hinterleibssegment ist kugelig, in der Mitte des Hinterrandes ein- 
gebogen und mit zahlreichen hornigen, runden und konischen Warzen 
unten besetzt. Am Seitenrande steht ein starker Borstenkranz, dessen 
Borsten in der Mitte kürzer werden. 


Die Farbe ist am Kopfe oben schwarz. Am Scheitel eine rothgelbe T- 
förmige Zeichuung. Augen und Oberlippe röthlichgelb. Die Seiten des Kopfes 
sind bräunlich, nach unten zu aber schwarz. Unterseite des Kopfes ocher- 
gelb, Unterlippe und Taster schwarzbraun. Fühler lichter braun, Beine gelb mit 
braunen Krallen. Die Saugzangen sind dunkel schwarzbraun. Die Brustringe und 
der Hinterleib ist schmutzig rosenfarben mit den reihenweise gestellten schwar- 
zen Flecken und seitlichen Haarbüscheln der bekannten Myrmeleon - Larven. 
Stigmen fand ich neun. Das zweite Thoraxstigma fehlt, Das erste liegt in 
der Verbindungshaut von Pro- und Mesothorax seitwärts. Die hornigen 
Ränder desselben sind nicht spitz ausgezogen, wie bei Palpares libelluloides 
und M. tetragrammicus. Das zweite liegt in der Verbindungshaut von Meta- 
{horax und ersten Hinterleibssegment, an der Rückenseite des Thieres. Die 
sieben übrigen liegen an der Seite der folgenden Segmente unter den 
schwarzen Haarbüscheln und in eine Furche eingezogen. Länge der Larve 
von der Spitze der Zangen bis zum After 25””. 


Die Larve spinnt einen Cocon von Kugelform, der aussen mit Sand 
übersponnen ist, nach Art der bekannten Myrmeleonen. Sein Durchmesser 
beträgt 8”. Die Spindel ist am After des Thieres und besteht aus zwei fern- 
rohrartig einschiebbaren cylindrischen Theilen wie bei Palpares und Hyr- 
meleon. Der Larvenbalg ist im Cocon so gelegt, dass der Kopf der Bauch- 


vs4 


seite anliegt und das letzte Segment mit der Spindel gegen die Rückenseile 
gekehrt nach oben sieht Die Beine sind in normaler Stellung der sitzenden 
Larve. Die Tracheen häuten mit. 


Nymphe. Die Nymphe ist im Cocon stark gekrümmt. Das letzte 
Hinterleibssegment ist vom Kopfe fast nur eine Linie entfernt. Kopf breit mit 
den grossen sehr fein facettirten Augen, auf welchen zwei sich recht- 
winklig treffende Furchen verlaufen, die wahrscheinlich die Trennungsstelle 
beim Ausschlüpfen andeuten. Die Fühler sind dicker und kürzer als bei 
der Imago, sie verlaufen im Bogen nach hinten bis zur Vorderflügelwurzel. 
Endknopf entwickelt. Das grössere Grundglied, Clypeus und Oberlippe sind 
röthlichochergelb, die Augen stahlgrau. Zwischen dem Fühlergrunde ragen 
zwei divergirende kleine Haarbüschel vor. Oberlippe am Vorderrande aus- 
‚geschnitten wie bei der Imago. Oberkiefer stark vorragend, rothbraun mit 
kräftiger Endspitze und am Innenrande mit zehn gegen den Grund zu kleiner 
werdenden, sägeartig gestellten Zähnen besetzt. Die kleineren Kiefer der 
Imago bereits durchscheinend. Kiefer- und Lippentaster massiv, sonst wie 
bei der Imago, ebenfalls aber durchsichtig, die zarteren Glieder der Imago 
durchscheinend. Scheitel schwarz, mässig behaart. 


Prothorax nur halb so lang als beim vollendeten Thier, Meso- und 
Metathorax etwas kürzer aber durch die Flügelscheiden breiter erscheinend. 
Alle Brustringe sind röthlichgelb mit zwei dunklen Längsstriemen und seil- 
jichen Flecken. Die Flügelscheiden laufen längs den Leibesseiten bis zum 
fünften Abdominalsegment, über welches die Spitzen hinausragen. Die einer 
Seite convergiren, d. h. die Flügelscheide des Mesothorax bedeckt die 
des Metathorax von ihrem vorderen Rande schräg bis zum letzten Drittel 
des hinteren Randes, während die Spitze frei bleibt und vor die der 
Vorderflügelscheiden zu liegen kommt. Ihre Breite beträgt 3”=. Die Länge 
11mm, Die Farbe ist grau und zeigt durch schwarze, wellenförmige Linien 
den Adernverlauf. 


Die Beine des Pro- und Mesothorax sind so eingezogen, dass sie nur 
wenig nach aussen divergiren und mehr längs dem Leibe anliegen. Die Schenkel 
laufen nach vorne , die des ersten Fusspaares bis in die Mitie des äusseren 
Augenrandes, die Schienen und Tarsen nach rückwärts bis zum siebenten 
(erstes Fusspaar), und sechsten (zweites Fusspaar) Hinterleibssegment. Das 
dritte Fusspaar liegt unter den Flügelscheiden und verlauft quer nach oben 
und aussen, so dass das Schenkelende und ein Theil der wieder zurücklaufen- 
den Schiene hinter dem Grunde des zweiten Flügelscheidenpaares am zweiten 
Hinterleibssegment vorragen. Sie gleichen jenen der Imago, sind aber weniger 
behaart. 


Jedes einzelne Segment, und daher der ganze Hinterleib, ist doppelt 
so breit aber nur halb so lang als bei der Imago. Er ist, wie erwähnt, stark 
gekrümmt. Die Farbe der einzelnen Segmente ist dunkelbraun, an der 


785 
Rückenseite sind seitlich röthlichbraune Flecke und der Hinterrand in der 
Mitte lichtgelb, wie beim vollendeten Thier. Am ganzen Körper stehen 
längere, zerstreulte, wollige Haare, dichter jedoch um die Mundtheile. Sonst 
ist das Haarkleid im Vergleich zur Imago schwach. Die Nymphe unter- 
scheidet sich nebst dem von jenen der bekannten Myrmeleontiden noch 
durch die dem vollendeten Thier zukommenden Merkmale und wie natürlich 
durch die bedeutende Grösse. Länge der Nymphe im gekrümmten Zustande 
im Cocon vom Scheitel bis zum fünften Hinterleibssegment 14”. Grösste 
Breite an der Wurzel der Flügelscheiden 9mm, 


Betrachtet man die vier Galtungen: Palpares, Acanthaclisis, Formi- 
caleo*) und Myrmeleon in Betreff ihrer bis jetzt beobachteten Larven , so 
lassen sich diese folgendermassen gruppiren: 


1. Larven mit Appendices anales, 2. ohne Append. anal. — Zu der 
ersten Grüppe gehört Palpares Ramb. und Formicalee Reaumur. m., 
beide Gattungen haben gleich gut vor- und rückwärtsgehende Larven, die 
keinen Trichter bilden. Zu der zweiten Gruppe kommt Acanthaclisis Ramb. 
und Myrmeleon. Erstere Gattung mit gleich gut vor- und rückwärtsgehenden 
Larven. Letztere mit nur rückwärtsgehenden Larven, die aber einen Trichter 
graben. 


Es fragt sich aber noch, ob es den Larven der Galtung Myrmeleon 
wirklich unmöglich ist, vorwärts zu gehen, oder ob sie nur selten diese 
Bewegung vollführen. Die Beine sind genau analog den vorwärts gehenden 
Larven gebaut, es müsste demnach im Muskel- oder Nervensystem der Grund 
zu suchen sein. Ich kam auf diesen Gedanken besonders dadurch, weil auch 
die Larven von Formicaleo sehr eigensinnig sind, und oft geradezu nur rück- 
wärts gehen. Auch sah ich, dass ein Myrmeleon, der sich aus seinem Trichter 
zurückgezogen hatle, beim Hineinstürzen eines Insecies in denselben plötz- 
lich durch einen im Sande deutlich sichtbaren Vorwärtsruck den Trichter 
erreichte. Durch einen Ruek konnte er sich unmöglich zugleich um seine 
Achse gedreht haben, nachdem er vorher sich zuerst mit dem Hinter- 
theil nähern hätte müssen. Die ungemeine Scheu der Thiere erschwert die 
Beobachtung sehr. Das mindeste Geräusch macht sie auf lange Zeit bewe- 
gungslos. 


Erklärung der Abbildungen. 


Fig. 1 Die Larve etwas vergrössert 
„ ta Dieselbe von der Seite. 
„ 15 Saugzangen vergrössert. 
„ 1c Augenhügel. 


”) Siehe meine Abhandlung im Monat October. 


Bd. V. Abh. 99 


786 


. 1d Lippentaster. 


1e Klauen. 

1f Letztes Hinterleibssegment, von unten gesehen, vergrössert. 
19 Dasselbe am Larvenbalg mit herausgetretener Spindel. 
2 Larvenbalg im Cocon. Natürliche Grösse. 

3 Cocon. Natürliche Grösse. 

4 Nymphe, etwas vergrössert. 

4a Nymphe von der Seite. 

4b Nymphe von hinten. 

4c Kopf derselben, vergrössert. 

4d Mundtheile. 

4e Fuss derselben, vergrössert. 


Die Flora der Bauerngärten 


in Deutschland. 


Ein Beitrag zur Geschichte des Gartenbaues 
von 


Dr. A. Herner. 


Das gesteigerte Interesse des Publikums an der Blumenzucht, die 
Versuche, Nutzpflanzen fremder Länder einzuführen , welche die einhei- 
mischen ersetzen sollen, bringen eine Unzahl von Gewächsen in unsere 
Gartenbeete. Von Jahr zu Jahr vergrössert sich ihre Zahl und unter unseren 
Augen wechselt mit der Mode der Character der Gartenflora. Nur in den 
von grösseren Städten und Verkehrsstrassen entfernten Orten, ganz vor- 
züglich in den abgeschlossenen Gebirgstlälern ist der Character der Garten- 
flora unangelastet von dem Einflusse der Mode durch Jahrhunderte hindurch 
bis in die Gegenwart derselbe geblieben. 

Fast bei jedem Bauernhause finden wir dort einen kleinen mit Obst- 
bäumen und Gemüsen bepflanzten Garten, Salat und Kohlarten, Selleri, 
Zwiebeln und Gurken breiten sich über die Beete aus, Bohnen ranken sich 
an Stangen empor, Petersilie, Kerbelkraut, Dill und Saturey, die als Zu- 
gabe zu den Speisen täglich Verwendung finden, haben hier ein bestimmtes 
Plätzchen, so wie auch einer anderen Gruppe von Gewächsen, die von 
Altersher als Hausmittel gegen Krankheiten der Menschen und Thiere in 
grossem Rufe gestanden, hier ein Fleckchen Erde gewahrt ist. Neben Lieb- 
stöckl, Meisterwurz, Eibisch, Raute und Salbei wuchert die Krausemünze, 
die übrigen-schier verdrängend. Ein Busch von Yssop und Kudelkraut wim- 
melt zur Blüthezeit von Bienen des nahen Bienenstockes und an der Mauer 
steht ein Strauch des Sadebaums und Buchsbaumes, deren immergrüne Zweige 
mit Epheublättern und kätzchentragenden Weidenreisern zusammengebunden 
am Palmsonntage zur Weihe getragen werden. In einem Topfe prangt an 
der sonnigsten Stelle des Gartens ein Nelkenstock, und mit Sehnsucht 
erwartei das Mädchen- die erste erblübte Nelke, um sie ihrem Liekhaber auf 
den Hut zu stecken. Ein alter ästiger Quittenstrauch, dessen Früchte in den 


99 * 


788 


Schrank zu den Sonntagskleidern gelegt werden, steht am Zaune, der dem 
Garten umschliesst oder er bildet selbst, mit Haselnuss und Cornelskirsche 
dicht verwachsen, die Einfriedung. Endlich fehlt es wohl in keinem Bauern- 
garten an einem Rosensloeke, an weissen Lilien und Päonien, an Iris, Akley 
und Bandgras, die zu Sträussen und Kränzen gewunden das Fenster zieren, 
oder zum Schmucke einer Mariensäule oder des Altars am Frohnleiehnams- 
lage benülzt werden. Ebensowenig vermissen wir einen Frauenmünzenstock, 
von dem sich die Bäuerin ein Blatt in ihr Gebelbuch legt, und einen Ros- 
marinstock, mit dessen Zweigen Braut, Bräutigam und Kranzeljungfrau und 
die andern Gäste der Hochzeit ebenso geschmückt werden, wie die der 
Todtenbahre folgenden Verwandten und Freunde eines Verstorbenen. 


Dieses Bild der Bauerngärten bleibt mit geringen Abänderunger 
durch ganz Deutschland dasselbe und wenn es auch ganz natürlich erscheint, 
dass wir hier die täglich gebrauchten Gemüse und Küchenkräuter vorfinden, 
so erregt doch die Allgemeinheit und grosse Gleichmässigkeit der Verbrei- 
tung der übrigen medieinischen und Zierpflanzen unsere Aufmerksamkeit 
in hohem Grade. 


Der Umstand, dass die Mehrzahl dieser Gewächse Volksnamen trägt, 
welche die griechische oder lateinische Abstammung nicht verkennen lassen, 
weist darauf hin, dass sie als Fremdlinge in die Gärten des deutschen Land- 
mannes aus dem Bereiche lateinischer und griechischer Sprache gebraeht 
wurden und in der That finden wir in der erwähnten Gartenflora nur das 
getreue Spiegelbild der Gärten griechischer und römischer Landbauer; fast 
alle Pflanzen unserer Bauerngärten finden wir schon von Theophrast 
als cultivirt angeführt und aus den Schriften von Virgilius, Colu- 
mella, Dioscorides, Galenus und Plinzrus sind wir im Stande, uns 
eine deutliche Vorstellung der Gärten ihrer Zeit zu verschaffen und ersehen, 
dass die Römer die meisten Obstbäume, Gemüse und heilkräfligen Ge- 
wächse in ihren Gärten gepflanzt, die noch heutzutage in unseren Bauern- 
gärten gezogen werden. 


Dankhbar nennt die Geschichte Carl den Grossen, weleher nach lan- 
ser Barbarei den Anbau des Landes nach römischem Muster in seinem 
Reiche anbefahl und im Jahre 812 eigene Capitularia erliess, in deren einem 
alle die Pflanzen angeführt werden, die man in den Gärten erziehen sollte. 
Unzweifelhaft waren es die dazumal an Carl’s Hof sich anfhaltenden Be- 
nedictiner-Mönche, welche das Verzeichniss dieser Pilanzen verfassien ; sie 
allein waren es ja, bei denen man in jenen finsteren Zeiten noch Spuren der 
Wissenschaft finden konnte und denen die Urbarmachung des Landes, der 
Gartenbau zur Pflicht gemacht war. In Italien mochte sich wohl der Garten- 
bau bis auf die Zeit Carl des Grossen in demselben Zustande erhalten 
haben, wie wir ihn aus den Schriften der Römer kennen lernen und die 
Benedietiner kannten denselben zum Theile aus eigener Anschauung aus 


rs 


jenem Lande, zum Theile aus den erwähnten Schriften und es lässt sich un- 
schwer erkennen, dass ganz vorzüglich L. J. M. Columella de re rustica 
zur Abfassung des Verzeichnisses von ihnen benützt wurde. 

Aus den Berichten, welche die Missi dominieci über einige im Auf- 
trage des grossen Kaisers bereiste kaiserliche Güter abgaben, ist auch schon 
der Erfolg jener Anordnung zu ersehen, wir vermögen uns ein deutliches 
Bild der Gärten jener Zeit aus ihnen zu entwerfen, und werden nicht wenig 
überrascht, dasselbe genau mit jenem von unseren Bauerngärten eninommenen 
übereinstimmend zu finden, und wenn diese Thatsache, dass die Flora der 
Gärten in jenen Gegenden, wo die Cultur der Neuzeit noch nicht modelnd 
und umändernd eingewirkt hat, durch ein Jahrtausend sich gleichgeblieben, 
einerseils von dem gewaltigen Einflusse eines grossen Mannes Zeugniss 
gibt, so dient sie ebenso als kräftiger Beweisder Beharrlichkeit des Bauers, 
der bei vielen der Pflanzen den Zweck der Cultur gewiss längst nicht mehr 
kennend, dieselben dennoch heute in seinem Garten zieht. 

Die auf den Gartenbau sich beziehende Stelle des „Capitulare de villis 
vel eurlis Imperatoris“ heisst wörtlich: 

LXX. Volumus quod in horto omnes herbas habeant ,„ id est lilium, 
rosas, fenigraecum , costum, salviam , rutam, abrotanum „ cucumeres, 
pepones, cucurbitas, fasiolum, ciminum ,„ rosmarinum, careium, cicerune 
ttalicum, squillam, gladiolum, dragantea, anesum, coloquentidas, solse- 
quiam, ameum, silum, lactucas, git, eruca alba, nasturtium, parduna, 
puledium. olisalum „ petresilinum „ apium , levisticum , savinam, anelum, 
fenicolum , intubas, diptamnum, sinape, satureiam, sisimbrium, mentam, 
mentastrum, tanaritam, neptam, febrefugiam, papaver „ betas, vulgigina, 
ibischa, mismalvas id est alteas, malvas „ carnitas, pastenacas, adripias, 
blidas, ravacaulos. caulos, umiones, britlas, porros, radices ,„ ascalonicas, 
cepas, alia, warenliam, cardones, fabas majores, pisos mauriscos, corian- 
drum, cerfolium „ lacteridas, sclareiam „ et ille hortulanus habeat super 
domum suam Jovisbarbam. De arboribus volumus quod habeant pomarios 
diversi generis. pirarios diversi generis, prunarios diversi generis, sorba- 
rios, mespilarios, cas/aneanos, persicarios diversi generis, coloniarios, avel- 
lanarios, amandalurios, morarios. lauros, pinos, ficus, nucarios, ceresarios 
diversi generis. Malorum nomina Gormaringa, Geroldinga, Crevedella, spi- 
rauca, dulcia, acriores,. omnia servaloria et subito comessura, Primitiva, 
Per aricis servatoria trium, et quarlum Genus, dulciores, et coceiores, el 
serolina. 

Es hat dieses Capitulare bereits eine vielfache Besprechung ge- 
funden und wurde schon mehrfach ins Deutsche übersetzt und commentirt. 
Die erste gedruckte Ausgabe desselben von Hermanus Conringius 
schreibt sich vom Jahre 1647, der dann in späterer Zeit jene von Eckhart, 
Bruns, Heuman, Tresenreuter, Ress, Anton, Sprengel, 
Pertz und mehreren anderen folgten. Am Besten und Ausführlichsten er- 
läutert ist die auf den Gartenbau sich beziehende Stelle durch Kinder- 


90 


ling in den „Beiträgen zu den deutschen Rechten des Mittelalters“ von 
P.J. Bruns. Helmst. 1799; doch finden sich hier ebenso, wie in den übrigen 
angeführten Schriften viele auffallende Irrthümer, die nur zu deutlich bewei- 
sen, dass die Autoren in der Botanik nicht sehr bewandert waren, und selbst 
Sprengel in seiner Geschichte der Botanik und Anton in seiner Geschichte 
der deutschen Landwirthschaft liefern fehlerhafte Uebersetzungen. 

Freilich ist es bei einigen der oben aufgeführten Pflanzennamen 
schwierig zu ermitteln, welche Pflanze eben gemeint sei, und bei mehreren 
muss diess auch für immer zweifelhaft bleiben, aber die Mehrzahl lässt sich 
mit grosser Bestimmtheit determiniren. Wie schon oben erwähnt, wurde 
wahrscheinlich von den Benedictiner-Mönchen, welche das Verzeichniss 
verfassten, Columella und Dioscorides benützt und wir finden auch 
die von diesen gegebenen Namen grösstentheils im „Capitulare“ wieder, 
wenn auch oft im barbarisch verstümmelten Zustande. 

Die Verstümmlung und Verdrehung der Namen durch die Abschreiber, 
zum Theile aus Nachlässigkeit, zum Theile aus Unkenntniss der alten Spra- 
chen geht im Mittelalter bis ins Fabelhafte. Der deutsche Landbauer hatte 
nun die Pflanzen, die er in seinem Garten zog, mit diesen verstümmelten 
lateinischen Namen überkommen, modelte und änderte so lange an ihnen, bis 
sie seiner Zunge bequem und geläufig waren, und so sind die noch heute 
bei dem Volke üblichen und als deutsche Namen auch in die botanischen 
Werke aufgenommenen Benennungen der erwähnten Gartenpflanzen ent- 
standen. Auf diese Weise ist Zactuca in Ladduch, Lactick und Lattich, 
mouınonne IN Apricosen und Libysticum in Liebstöckl umgewandelt worden. 


Sehr beschränkt sind die Anhaltspuncte, die uns über den Zustand 
des Gartenbaues der Jahrhunderte, welche auf Carl des Grossen Zeitalter 
folgten, Aufschluss zu geben im Stande sind. Die aus jener Zeitstammenden 
Glossarien *), einige alte Recepte u. dgl., sind fast die einzigen Quellen. 
Auch finden wir in den Initialien alter Handschriften häufig Blumen abge- 
bildet, die noch heute als Zierpflanzen in den Gärten prangen und wahr- 
scheinlich auch schon damals gezogen wurden, wie die Nelke, die Narcisse, 
das Sinngrün, obschon diese nicht im Capitulare aufgezählt werden. Auch 
von den im Helmstädtischen Glossarium **) aufgeführten Gartenpflanzen sind 

=) Glossarium ex manuseripto Lindenbrogii aus dem X. Jahrhundert, das Glossarium 

San-Blasianum aus dem XTl. Jahrhundert, das Glossarium Helmstadtiense, 

welches wohl gleichfalls diesem Zeitalter angehört, u. m. a. 

-#<) In diesem von Bruns in seinen Beiträgen zu den deutschen Rechten des 
Mittelalters veröffentlichten lateinisch-plattdeutschen Glossarium finden sich 
unler anderen Pflanzennamen auch: Wilde neghelken, Wild rode, Wild ryng- 
holde, Wild safferan, Wild scarleye, Wild schynword, Wilt everitte, Wilt 
karte, Wild knovelock, Wilt kol, Wilt lilie, Wilt merk, Wilt rose, Wilt rude, 
Wild salveye u.dgl., und als Gegensatz zu diesen, dieselben Namen ohne dem 
Zusatze „wild“ aufgeführt, ein Beweis, dass alle diese Pflanzen zu jener Zeit 
sich Zahm in Gärten fanden. 


9 


mehrere, wie 2. B. Aquwilegia vulgaris (Ackeleye), Viola tricolor (Tag 
und Nacht), Cheiranthus Cheiri (Fiole) nicht im „Capitulare“ angeführt, 
Merkwürdiger Weise sind diess gerade lauter Pflanzen , die weder als Ge- 
müse, noch als Heilmittel Anwendung fanden, sondern nur aus Schönheits- 
sinn in den Gärten gezogen wurden und diese ästhetische Seite des Garten- 
baues scheint Car] bei seinem Gesetze durchaus nicht berücksichtigt zu 
haben. 

Gerne möchte man dem Gesetzgeber, der uns zur Bewunderung in so 
hohem Grade hinreisst, diese Absicht unterschieben, dass er mit seinen Ver- 
ordnungen auch den ästhetischen Sınn des Volkes heben wollte, und man 
wird versucht, die an der Spitze des Verzeichnisses stehende Lilie, die Rose 
und noch einige andere Pflanzen des Capitulars als Beweise hierfür auf- 
zubringen, wenn nicht anderseits gerade von diesen Pflanzen bekannt wäre, 
dass sie wegen ihrer Heilkräfte in grossem Ansehen gestanden und dass 
z. B. noch heutzutage die Blumenblätter der weissen Lilie als Hauptbestand- 
theil zu einem Oele gebraucht werden, das als Volksmittel im grössten 
Rufe steht. 


Ausser den oben angeführtrn sparsamen Quellen haben wir auch keine 
weiteren Anhaltspuncte, die dazu dienen könnten, uns ein Bild des Garten- 
baues zu verschaffen, wie er sich in der auf Carl des Grossen Zeitalter 
folgenden und bis zum Ende des Mittelalters währenden Periode gestaltete 
und vergebens würden wir in den von den Mönchen jener Periode ver- 
fassten Schriften Aufklärung in dieser Richtung suchen. Erst die Väter der 
deutschen Pflanzenkunde im XV. und XVI. Jahrhunderte Otto Brunfels, 
Hieronimus Bock, Fuchs, Matthioli und ihre Zeitgenossen ent- 
werfen uns wieder ein deutliches Bild der Gärten ihrer Zeit. Sie erwähnen 
vieler Pflanzen, die erst kürzlich in die Gärten des deutschen Reiches ge- 
bracht wurden, anderer, die schon seit langer Zeit in diesen sich eingebür- 
gert hatten und unter den letzteren begegnen wir wieder allen Pflanzen, 
die im Capitulare de villis genannt -werden. 


Nachstehend folgt nun ein Versuch, die auf den Gartenbau bezügliche 
Stelle des „Capitulare“ zu erläutern und namentlich zu ermitteln, welche 
Pflanzen mit den im Verzeichnisse enthaltenen Namen gemeint seien: 


Tiliuma ist Lilium candidum L.,. die weisse Lilie. Schon Theophrast 
führt sie unter den Kranzgewächsen auf”), Virgil verherr- 
licht sie in seinen Gesängen, Columella erwähnt sie als 
Gartenpflanze, welche auch von den Bienen gerne besucht wird: 
„At in hortensi lira consita nitent candida lilia nec his sordi- 
diora leucoia.“ lib. 9. cap. 4., auch führt er dieselbe als Heil- 
mittel gegen eine Krankheit des Rindes auf (lib. 6. cap. 12). 


”=) Fraas (Flor. class.) gibt an, dass er sie in Griechenland nur in jenen Gärten 
gefunden habe, welche erst kürzlich von Fremden angelegt wurden. 


Althochd. lilio, lölia. Mittelhd. lxlge. Die deutschen Väter der Bo- 
tanik führen sie als weiss Gilgen oder Lilgen auf, und erwäh- 
nen das Gilgenöly oder Lilgenöl als ein kostbares Heilmittel. 


rosas. Die Rose, die Königin der Blumen, wurde von den Dichtern aller 
Zeiten verherrlicht und spielt eine wichtige Rolle in der Pflan- 
zensymbolik. Bei Theophrast steht sie gleichfalls in der 
Reihe der Kranzgewächse. Die römischen Schriftsteller unter- 
schieden schon mehrere Arten (punica, milesia, campana etc.) 
Auch die botanischen Schriftsteller Deutschlands im XVI. Jahr- 
hundert zählen viele Spielarten der Rosen auf und da im Texte 
des Capitulare der Plural steht, so sind wohl auch mehrere 
Arten gemeint. Die häufigste in den Bauerngärten ist gegen- 
wärtig die Rosa centifolia, seltener sind Rosa alba und cina- 
mommea. Eine Menge von Arzneimitteln wurden von der Rose 
genommen und Tragus sagt: „niemandts vermag alle tugendt 
der edlen Rosen beschreiben“ 3. Theil cap. 20. 


fenigraecum ist Trigonella foenum graecumL. Bockshorn. (Anton 
übersetzt fehlerhaft mit Steinklee und Tresenreuter ebenso 
unrichtig mit Siebengezeit). Eine seit den ältesten Zeiten be- 
kannte Pflanze. Aus Galenus, der schon sagt, dass man sie 
auch Bockshorn nenne, ist zu ersehen, dass sie als Nahrungs- 
mittel benützt wurde. Columella führt sie als gutes Vieh- 
futter unter dem Cap.: de genere pabulorum auf und sagt: 
„foenum graecum, quod siliguam vocant rustici“. Derzeit findet 
sich diese Pflanze an mehreren Orten Deutschlands in Grossem 
gebaut, und werden ihre im Handel vorkommenden Samen dem 
sogenannten Kehlenpulver zugesetzt. In Gärten sah ich sie 
selten, doch wird sie von den Schriftstellern des XVI. Jahr- 
hunderts als eine Pflanze der Gärten aufgeführt und erzählt, 
dass ihre Cultur bei Strassburg und im Westerich unlängst 
aufgekommen. 


<ostumns ist wahrscheinlich Tanacetum Balsamita Linn., die Frauenmünze. 
Der Name x00z0v, xoorog, Costum, costus wurde von den grie- 
chischen und römischen Schriftstellern sehr verschiedenen Pflan- 
zen beigelegt. Die neueren Schriftsteller glauben, dass Costus 
speciosus W. darunter zu verstehen sei. Von den Botanikern 
des XVI. Jahrhunderts wird Tanacetum Balsamita L. Costus 
hortorum genannt, und es erscheint dieselbe als eine schon zu 
jener Zeit auf Kirchhöfen und in Gärten sehr häufige Pflanze. 
Ihr deutscher Name war dazumal Unser Frawen Müntz, der sich 
auch schon im Mittelalter: unser vrowen mynte (Helmst. Lex.) 
marienmynte, veltminte in den Glossarien als gleichbedeutend 
mit cosius, costo, cost findet. Man scheint also zu Carl des 


793 


Grossen Zeit mit Costus unsere Frauenmünze gemeint zu haben, 
die auch ganz allgemein in den Bauerngärten verbreitet ist und 
vom Oesterreicher Liabfraunbladl oder Fraunbladl genannt wird. 


salviamm ist Salvia officinalis L. paxög des Theophrast? Der Garten- 
salbei war zu Golumellas und Galenus Zeiten noch 
nicht in den Gärten cultivirt, Plinius beschreibt zuerst Salvia. 
Im Helmstaedt. Wörterbuch steht salveye, bei den Schriftstellern 
des XVI. Jahrhunderts Salbey, von dem man die Gartenvarietäten 
breit und spitz unterschied. Die Benützung als Küchengewürz 
musste in früherer Zeit sehr bedeutend ‚gewesen sein. „Under 
allen Teutschen kreutern ist nichts breuchlicheres dann Edel 
Salbey, würt nicht unbillich als eyn köstliche wurtz inn die 
Kuchen und Keller geordnet“ (Tragus). Der Salbei ist sehr 
verbreitet in den Bauerngärten und dient auch gegenwärtig 
noch als Zusatz zu manchen Speisen, so wie als Arzneimittel. 
Balt. Ehrhart nennt ihn Muskatellerkraut, der Oesterreicher 
sagt Salfa. 


suetaam ist Ruta gruveolens L. Die Raute wurde schon von den Griechen 
und Römern als Heilmittel verwendet und in den Gärten ge- 
pflanzt. Sie findet sich auch in einem aus dem Mittelalter her- 
stammenden Recepte (Anton Geschichte der Landwirthschaft) 
aufgeführt. Im Helmst. Lexie.: rude. Die deutschen Väter der 
Botanik nennen sie Rauten und hielten sie hoch in Ehren. Sie 
wurde als Mittel gegen alle Gifte angesehen, auch glaubte man, 
dass das Kraut Schlangen und Kröten vertreibe und pflanzte es 
darum gewöhnlich neben Salbei, unter dessen Büschen sich 
dieses Ungeziefer gerne aufhalten soll. Auch gegenwärtig meist 
neben Salbei in den Bauerngärten und Weingärten. Im öster- 
reichischen Dialecte Raudn, Weinraudn. 


abrotanum ist Artemisia Abrotanum L.” &ße6rovov Diosc. abrotanum 
bei Columella, Plin. als Arzenei den Alten bekannt und 
auch noch gegenwärlig als solche nicht selten in Gärten ge- 
pflanzt. Im Mittelalter hiess sie evericke (Helmst. Gl.) everwort 
(Gloss. ms.), stabwurz (Gl. St. Blas.), kertiwurz (Gl. Mons.). 
Bei den Schriftstellern des XVI. Jahrhunderts führt die Pflanze 
die Namen Stabwurtz, Garthaber, Schosswurtz. Fast alle diese 
Namen sind nach der ruthen- oder gertenförmigen Form der 
Zweige gebildet. Die Namen Eberraute, Aeberute, Abraute und 
Everitte sind durch Umwandlung des lateinischen abrotanum 
hervorgegangen. 


eucumeres: Cucumis sativus L. si#vos Theoph. Galen. Cucumis 
bei Virg. Colum. Plin. Cucumer und Gurken der deutschen 


Bd. V. Abh. 100 


79: 


Väter der Botanik. Derzeit Gurken, in Oesterreich auch Umarken*) 
genannt und häufig der Früchte wegen gebaut. Ital.: cocomero, 
franz. : cocombre. 


pepones: Cucumis Melo L. Die Melone. =Erov Diosc. usloninwv 


des Galenus, wird noch heute in Griechenland nach Fraas 
nenwvıe genannt. Die Botaniker des XVI. Jahrhunderts nennen 
sie Melaunen, Melonen, Pfeden, Pfeben, Peponen, Ihre Cultur 
scheint in Deutschland nicht zu allen Zeiten gleich ausgebreitet 
gewesen zu sein. In Bauerngärten sah ich sie nie. 


cucunbiteas: Cucurbita Pepo L. xoAorxövd#e Theoph. Gal. Dios. 


noch heute in Griechenland #0Aoxvvzı genannt. Althochdeutsch 
euribiz, churpiz, curbez, churpitza. Bei den deutschen Vätern 
der Botanik: Kürbs, heutzutage Kürbis. In Oesterreich , wo 
diese Pflanze wohl nicht in Gärten, desto häufiger aber an den 
Rändern der Weingärten und Aecker gezogen und die Frucht 
als Viehfutter benutzt wird, kennt man den Namen Kürbis 
nicht und ist derselbe hier durch Pluzer vertreten. Sprengl 
übersetzt Pepones mit Kürbisse und Cucurbitas mit Melonen, 
aber offenbar unrichtig, da Galenus ausdrücklich bei den 
letzteren (xoAoxvvdng) sagt, dass sie ungekocht unangenehm 
seien. Die deutschen Väter der Botanik haben die griechischen 
Bezeichnungen ganz richtig angewendet. 


fascolssme ist Phaseolus vulgaris L. Die Bohne , welche wahrscheinlich 


durch Alexander’s Begleiter aus Indien gebracht wurde, 
wird von Theoph. ooA:yos genannt. Zu den Zeiten des 
Galenus, der zuerst den Namen gdgeoAog hat, ebenso wie zu 
Columella’s Zeit, wurde sie schon häufig gebaut. Letzterer 
führt sie in fib. II. cap. VII. De generibus leguminum gleich- 
zeitig mit faba, lenticula, und pisum als phasellus auf und 
beschreibt ihre Culiur im cap. X. desselben Buches. Der grie- 
chische und lateinische Name hat sich bis auf den heutigen Tag in 
9acovlıa bei den Neugriechen (Fraas) und in Fisolen bei den 
Oesterreichern erhalten. Die Schriftsteller des XV]. Jahrhunderts 
nennen sie Faseln und Faeselen. Ausserdem wurde sie auch 
Schminkbohne genannt und Matthioli sagt, dass sie zu einer 
Weiberschmink diene. 

Ob die Namen Vietzbohne, Vitsbone, Fisebohne, welche 
von den meisten Commentatoren des Capitulars angeführt 
werden, hierher gehören, ist sehr zweifelhaft. In alien Glossarien 
finden wir die Namen vichbona , viekbone, doch wird aus 


”Y% Schwenk leitet den deutschen Namen Gurken von dem griechischen Eyyovgıov, 


daher niedsächs. Angurke, dän. agurke, baier. nnd österr. Umurke. 


795 


einer Stelle in einem alten Wörterbuche, wo steht Lupini = 
ficbane, wahrscheinlich, dass sich alle diese Namen auf Lupinus 
beziehen, welche Ansicht auch der noch heute übliche deutsche 
Name des Lupinus, nämlich Feigbohne zu bestältigen scheint. 

cimöinum ist Cuminum Cyminum L. Wird nach Sprengl schon von 
Jesaias angeführt. Von den alten Griechen wurde der rö- 
mische Kümmel («öwwov) ebenso, wie von den Römern (Cu- 
minum) in den Gärten häufig angebaut. Gegenwärlig ist seine 
Cultar nur auf den Süden Europa’s beschränkt und er scheint 
auch früher niemals in Deutschland gebaut worden zu sein. 
Die Schriftsteller des XVI. Jahrhunderts führen ihn wohl auf, 
doch wird er als ein „frembder Gast“ behandelt und römischer 
Kümmel auch Kramkümmel, Kram genannt. Letzteres Wort ist 
offenbar aus dem gleichfalls für Kümmel gebrauchten Worte 
Carmenum herstammend. Althochdeutsch chumi. Das }aleinische 
ciminum hat sich im Munde des Oesterreichers in dem Worte 
Kim am reinsten erhalten, 


vosmrarisaeeme ist Rosmarinus officinalis L. Der Rosmarin, gleichfalls 
von den Griechen und Römern schon in Gärten gepflanzt, wurde 
früher in Deutschland als Gewürz und Zusatz der Speisen häufig 
benützt: „gehört in unserm Land auch inn die Kuchen und 
Keller, darumb das alle Kost Speiss und Trank mit Rossmarein 
bereit, lieblich wol schmecken“ Tragus. In alten Kochbüchern, 
die aus den ersten Decennien unseres Jahrhundertes stammen, 
findet sich der Rosmarin ebenfalls noch als Zusatz zu den 
Speisen, gleichwie Raute, Salbey u. dgl., die jetzt fast alle aus 
den Küchen verbannt werden. Uebrigens ist der Rosmarin eine 
der verbreitetsten Pflanzen in den Bauerngärten und wird von 
dem österreichischen Landvolke bei jeder Feierlichkeit, bei 
Kindstaufen, Hochzeiten, Leichenbegängnissen an die Gäste 
vertheilt. 

careium ist Carum Carvi L. »doog Diose. Careum Plin. Colum. 
Karwei, Korvei, Karwe, Carvi, Caron, Carum, Kymmich, 
Kymmel, Wisskymmel, Mattkymmel, Kümmel, gemeiner Kümmel, 
Feldkümmel sind die Namen, die ihm von den Schriftstellern 
verschiedener Zeiten in Deutschland gegeben wurden. Der 
Kümmel wird nur selten in Oesterreich in Gärten gesehen, scheint 
aber in früherer Zeit häufiger gebaut worden zu sein, als jetzt. 


eicerum italicwır ist Cicer arietinum L. Die deutschen Väter der 
Botanik nennen die Pflauze Ziser, Zyser, Zysererbeissen, Ziser- 
erbsen ; erst später findet sich der Name Kichern, der wohl eben- 
so, wie die früheren Namen seine Abstammung nicht verkennen 
lässt. Die Pflanze ist in Bauerngärten selten und wird überhaupt 


100 * 


796 


in Deutschland nur wenig gebaut und als Gemüse benützt, 
während sie doch in früheren Zeiten, namentlich bei den Griechen 
und Römern, aber auch noeh im XVlI. Jahrhunderte bei den 
Deutschen eine ausgebreitete Anwendung als Gemüse gefunden 
zu haben scheint. Galenus sagt nämlich in seinem Capitel 
neoı &o&ßıvdov *), dass aus dem Mehle derselben mit Milch ein 
Muss bereitet werde, dass man aber auch die Blätter mit Salz 
oder mit zerriebenen trockenen Käse bestreut, geniesse. Colu- 
mella führt sie als gutes Viehfutter auf, sagt aber auch: 
„hominibus non inntilis neque injucunda est, sapore certe nihilo 
differt a eicereula.* Matthioli sagt: Die Zisererbsen sindt 
ein gemein zugemüss. Plinius unterschied drei Arten: arie- 
tinum, columbinum und duleissimum. Columella unterscheidet 
arietinum und punicum ; auch von den Schriftstellern des XV. 
Jahrhunderts werden mehrere Arten unterschieden und durch 
das Beiwort „italicum“ im „Capitulare“ dürfte das arietinum 
des Columella im Gegensatze zu punicum gemeint sein. 


squillam. Der Meerzwiebel, oxiAA« des Theoph. und Diosc. wurde 


seit den ältesten Zeiten als Arzneimittel angewendet und wegen 
seiner ausgezeichneten heilkräftigen Wirkungen in Egypten 
göttlich verehrt. Columella lehrt uns im lib. XII. cap. 33 
und 34, vinum scylliten und acetum scylliticum bereiten, Me- 
dicamente, die noch gegenwärtig in unseren Pharmakopöen 
stehen. Doch scheint der Meerzwiebel niemals in Deutschland 
in Gärten gezogen worden zu sein. Im Helmst. Gloss. steht 
Squille. Die deutschen Väter der Botanik nennen ihn Meer- 
zwybel (auch Meusszwibel, Cepam muris, weil er den Mäusen 
ein tödtliches Gift abgibt) und sie rühmen hoch die Wirkung 
des Meerzwiebel-Weines und Essigs. 


yladiolum. Die meisten Commentatoren des Capitulars sind der Ansicht, 


dass hier Gladiolus communis L. gemeint sei, eine Pflanze, die 
sich auch wirklich nicht selten in Bauerngärten gezogen findet. 

Von den älteren wie von den neueren Schriftstellern 
wurde unser Gladiolus commun. auf das &upiov, welches Theo- 
phrast unter den Kranzgewächsen aufführt und auf die Pflanze, 
welche Dioscorides unter eben diesen Namen beschreibt, 
bezogen. Auch glaubt man den Gladiolus com. L. und den 
Gladiolus segetum G. auf den hyacınthus ferrugineus des C o- 
lumella und auf den o«&#ıw®og der Dichter beziehen zu 
müssen. Die verschiedensten Pflanzen , wie Delphinium Ajacıs, 


”) Nach Fraas werden die Zisererbsen von den Neugriechen gEßıvdıa genannt, 


und gedörrt und geröstet genossen. 


ame 


*) 


= 


97 


Muscari comosum, Seilla bifolia, Lilium Martagon , ja selbst 
Corydalis cava wurden, übrigens zu verschiedenen Zeiten, für 
den Hyacinthus der Dichter gehalten und gegenwärtig wird 
der Hyacinthus orientalis L. mit diesem Namen belegt, eine 
Pillanze, die erst im XVI. Jahrhunderte durch D. Rauwolf 
aus dem Oriente nach Deutschland gebracht wurde. Mat- 
thioli beschreibt sie als Frembd Hyaeinth und erkennt in ihr 
den vaxıv$og des Dioscorides, der wohl zu unterscheiden 
ist von dem früher erwähnten ö&xıw#og der Dichter. Es sagt 
auch schon Matthioli, sie sei nicht der Hyacinthus, „von 
welchem die Poeten fabuliren, er habe zween Buchstaben von 
dem Blut Ajacis.“ *) 


Weder der Name Hyacinthus, noch £upıov hat sich für 
unseren Gladiolus communis L. erhalten, sondern Seigwurz, 
Siegwurtz, wohl auch braun Schwertel sind die Namen, die 
ihm von den deutschen Schriftstellern ertheilt wurden. Der 
Name Gladiolus findet sich bei keinem der römischen Schrift- 
steller, mit Ausnahme des Columella, bei dem an einer 
Stelle Gladiolus narcissi steht, doch ist schwerlich zu ermitteln, 
welche Pflanze er hierunter verstanden habe. Häufig hingegen 
finden wir das deutsche Wort Schwertl, womit man der schwerl- 
förmigen Blätter wegen die Arten unserer Gattung Iris bezeich- 
nete. Althochdeutsch suertula, suertella, mittelhochdeutsch 
swert; die Schriftsteller des XVI. Jahrhunderts nennen die 
Iris-Arten Schwertel, Schwertlein,, Schwertkreuter, Schwert- 
blümen, Himmelschwertel und noch gegenwärtig werden 
dieselben von dem deutschen Volke Schwerdtlilien **) genannt, 
und es ist wohl nicht zu zweifeln, dass mit dem Gladiolus im 
Capitulare diese Schwertel gemeint seien. Fuchs nennt auch 
die /ris Pseudacorus L. geradezu Gladiolus luteus und Tragus 
sagt, die Schwertel seien unter das Capitel &ioıg des Diosco- 
rides zu setzen und heissen „zu latein auch Gladiolus.‘“ 


Unsere Garten-Hyacinthe scheint den Römern schon bekannt gewesen Zu 
sein. Unter den Pflanzen der Gärten, welche den Bienen angenehm sind, 
führt Columella auf: „Violae nec minus caelestis numinis hyacinthus ;* 
weiters heisst es in einem Gedichte : De eultu hortorum desselben Schriftstel- 
lers: „nec non vel niveos vel coeruleos hyaecinthos.“ 


Neben dem Namen Schwerdtlilien finden sich in Oesterreich im Munde des 
Volkes auch die Namen Jüling, Ueling, Juln, Jüln für die Iris-Arten, die mit 
dem Worte Lilie (mittelhd. lilge, schweizerisch lilge, albanisch ijulle) zu 
vereinigen sind. 


798 


Iris germanica und sambucina waren schon im XVI. 
Jahrhunderte auf alten Mauern in Deutschland verwildert und 
deren Wurzel fand als deutsche Veilchenwurzel in der Medizin 
Anwendung, ähnlich der echten Veilchenwurz oder Violwurz, 
die von Italien her bezogen wurde, und deren Anwendung als 
Heilmittel uns schon Columella, lib. XII, cap. 28. lehrt. 

Es wäre also nach alledem: gladiolus im Capitulare = 


einer Art der Gattung IrisL. = äueıs, iris der griechischen 
und römischen Schriftsteller ; hingegen Linn&'s Gladiolus com- 
munis = $ipiov des Theoph., Diosce. und Plinius = 
Öanıwdog der Dichter ; endlich Hyacinthus orientalis = daxıv$os 
des Diosc. und Columella. 

Sowohl Iris germanica, wie sambucine findet sich heutzu- 
tage häufig in Bauerngärten cultivirt und nicht selten auf alten 
Mauern, Dächern und Felsen neben den Weingärten verwildert. 


dragantea: Das Sowrövrıov des Diosc. Dragontea, der römische 


Schriftsteller, bezieht sich ohne Zweifel auf Dracunculus poly- 
phyllos Tournef, eine Pflanze, die, wie uns Galenus in 
seinem Capitel weg: Öo«@xovrıov berichtet, ähnlich so wie noch 
heutzutage andere Arum- Arten *) als Nahrungsmittel benützt 
wurde. Doch scheint diese Anwendung nur eine sehr be- 
schränkte gewesen zu sein, und das Capitulare meint auch nicht 
diese Pflanze, sondern unsere Artemisia Dracunculus im Mittel- 
alter dragant (Helmst. Wörterb.) von Mattioli Dragoncell, 
Dragoncellus, Dracuncellus und Dracunculus ; von Balt. Ehr- 
hart Dragun; von den Franzosen Estragon ; von den Englän- 
dern Dragoon genannt. Der Dragun, der sich nicht selten in 
Bauerngärten findet, scheint den Griechen und Römern unbe- 
kannt gewesen, und erst durch den Verkehr mit den Saracenen 
bekannt geworden zu sein, die ihn wahrscheinlich aus seinem 
natürlichen Vorkommensorte im mittleren Asien in die Gärten 
verpflanzten. 


amesum ist Anisum vulgare Gaertn. eine seit den ältesten Zeiten 


“*) Die 


bekannte, von den Griechen (&v:60v) u. Römern gebaute Pfianze, 
deren Name sich durch das Mittelalter (anis, enis, aenis) bis 
auf die Gegenwart ziemlich unverändert erhalten hat. Sie findet 
sich nur selten in Bauerngärten der deutschen Länder, hin- 
gegen häufiger in Böhmen und Mähren gebaut. 


Colvcasia esculenta,, macrorhiza etc. sind wichtige Nahrungspflanzen, 
übrigens werden auch die Knollen von Arun maculalum von dem Volke in 
England gekocht gegessen. 


99 


eolequentidas ist Cucumis Colocynthis L. #oAondvdn Dio sc. 


Die Coloquwinten scheinen in früherer Zeit ihrer heilkräfti- 
gen Wirkungen wegen in Gärlen gebaut worden zu sein. Althoch- 
deutsch wildeurbez, wilda churpitza, in welehen Namen das wild 
so viel als herbe bedeuten soll. Die Schriftsteller des XVI. Jahr- 
hunderts liefern Beschreibungen und Abbildungen der Pflanze, 
die sie Coloquinth, Coloquinten nennen, beklagen sich aber 
darüber, dass sie in Deutschland nicht gerne wachsen wolle 
und nur selten Früchte bringe. Gegenwärtig ist diese Pflanze 
sanz und gar aus den Bauerngärten verschwunden. 


solsequwianı. Kinderling, Sprengel und Pertz glauben, dass 


[4 


hiermit Heliotropium europaeum L. gemeint sei. Anton, Ress 
übersetzten mit Sonnenblume Helianthus annuus *). Die ver- 
schiedensten Pflanzen wurden von den Alten unter Heliotropium 
Solsequium verstanden; zur richtigen Erklärung des Wortes im 
Capitulare dienen uns ganz vorzüglich die Glossarien aus dem 
Mittelalter. So steht im Gloss. S.Blas. Elotropium Ringila vel sol- 
sequia und es geht daraus hervor, dass mit solsequia die Ringel- 
blume Calendula officinalis gemeint sei, die auch wirklich noch 
heutzutage eine der verbreitetsten Gartenpflanzen ist. Ihr zukom- 
mende althochdeutsche Namen sind: sunnenvirpila, sunnen- 
wervel, sonnenwirbila, ringila, in der neueren Zeit Ringelblume 
(auch Todtenblume, weil sie häufig an die Gräber der Ver- 
storbenen auf Friedhöfen gepflanzt wird). 

Die Ringelblume ist gleichbedeutend mit Caltha der römi- 
schen Schriftsteller, und wird schon von Columella als 
Gartenpflanze aufgeführt: 

Candida leucoia et flaventia lumina calthae, 

Nareissique comas et hinatis saeva leonis. 

Oranıı v3 Jenbibi 

Nach Matthioli wurden die Blätter dieser Pflanze 
zu seiner Zeit als Salat gegessen. 


asmeasm. Ob unter diesen Namen, der sich bei allen griechischen und 


lateinischen Schriftstellern findet, unser Ammi majus L. zu ver- 
stehen sei, ist wohl schwer zu entscheiden. Von den Vätern 


“) Helianthus annuus wurde erst im XVI. Jahrhundert aus America nach Europa 
gebracht und kann daher mit solsequium im Capitulare nicht gemeint sein. 


Matt. IH. Buch, Cap. 49 bildet diese Pflanze unter den Namen Gross- 


Indianisch Sonnenblum ab, und sagt: „Vor etlichen Jaren hat man dieses ge- 


wechs auss Amerika und Peru, da es von ihm selber wechset, zu uns ge- 
bracht.* Zuerst beschrieben wurde Helianthus annuusvon Monardes 1550 
(siehe Sprengel 353.) 


800 


der Botanik im XVI. Jahrhunderte wird mit dem Namen Ammium 
Ammeas, deutsch Ammey, Ammeypeterlein, Ammi jedenfalls 
das Linne’sche Ammi majus gemeint, und es dürfte somit 
auch das Ameum im Capitulare sich auf diese Pflanze beziehen, 
obschon ich sıe niemals in Gärten Deutschlands gebaut sah und 
schon Tragus sich beklagt, dass sie ihm erst nach sechs- 
unddreissig Jahren im Garten reife Früchte gebracht habe, in den 
übrigen Jahren aber nie zeitig geworden. Bunium copticum, 
welches Sprengel auf das &uuı aidrLozıxov des Diosc. be- 
zieht, und welches möglicherweise gemeint sein könnte, 
findet sich ebensowenig in Deutschland gebaut, und wurde 
wohl auch niemals gebaut. 


sölum. Die Namen Sion, Sium, Silum, Sıl, Sili, Sie, Seli, Seseli, Silion, 


Sinon, Senon, Sison, Sisarum wurden von den Alten so viel- 
fach verwechselt, dass es mir unmöglich dünkt, eine klare Einsicht 
erhalten und bestimmen zu können, welche Pflanzen mit diesen 
Namen gemeint wurden, um so mehr unmöglich, als die oft sehr 
oberflächlichen Beschreibungen fast auf alle Umbelliferen passen, 
so dass schon Matthioli, der sonst in der Erklärung alter 
Namen der gewandteste und glücklichste ist (lebte 1500—1577), 
sagt: „Es sindt mancherley meinung von dem Seseli und seinen 
geschlechtern, wie auch von allen andern Ferulaceis oder Um- 
belliferis, dass man sich schwerlich daraus wirren und etwas 
gewisses statuiren kann.“ 

Sprengel glaubt in dem silum des Capit. Sium angu- 
stifolium zu finden. Die Schriftsteller des XVI. Jahrhunderts 
erwähnen zwar, dass man sich die Blätter dieser Pflanze im 
Winter zu Salat aus den Quellen und Bächen geholt habe, und 
es ist sehr wahrscheinlich, dass sich das oiov des Theoph. 
und das sion des Plinius auf die erwähnte Pflanze beziehe, 
doch ist nicht anzunehmen, es sei dem Verfasser des im Capi- 
tulare enthaltenen Pflanzenverzeichnisses unbekannt gewesen, 
dass das nur in Wassergräben und Quellen vorkommend& Sium 
angustifolium in der Gartenerde nicht gedeihen werde; übrigens 
findet sich dasselbe auch gegenwärtig nirgends cultivirt und 
niemals wird erwähnt, dass Stium angustifolium Gegenstand 
der Cultur gewesen. 

Von den übrigen Commentatoren erklärt die Mehrzahl das 
Silum des Capit. als Seseli massiliense, ein Pilanzenname, der 
die Werke aller älteren botanischen Schriftsteller durchwan- 
dert, aber in jedem auf eine andere Doldenpflanze bezogen wird. 
Dass mit Silum ein Umbellist gemeint sei, der als Küchen- 
oder Medizinal-Pfilanze in Gärten gezogen wurde, ist wohl zu 


801 


vermuthen und zunächst könnte man auf Sium Sisarum ralhen, 
welches von den meisten Botanikern für das Siser des Colu- 
mella gehalten wird. Nach Endlicher soll jedoch Sium 
Sisarum erst im Mittelalter von der chinesischen Gränze gebracht 
worden sein *), und es müsste dann das Sisarum und Siser des 
Galenus und Columella auf die Möhre Daucus Carrota 
bezogen werden, die jedoch im Capitulare mit dem Worte 
»charvitas« (siehe dieses) gemeint ist. 

Auch auf Sison Amomum könnte man rathen, eine Pflanze, 
die von den alten deutschen Schriftstellern auch Silion, Sinon 
genannt wird, und deren Samen auch fälschlich von den Apo- 
thekern als Amomum verkauft wurde. Uebrigens findet sich 
diese Pflanze gar nicht, das früher erwähnte Sium Sisarum nur 
äusserst selten in Bauerngärten gebaut, und es bleibt daher die 
Erklärung des Wortes Silum weiteren Forschungen überlassen. 


Tactucas. Lactuca sativa L. Ogıda& der Griechen , lactuca der Römer, 


war schon in frühester Zeit ein hochgeschätzter Salat, und man 
unterschied schon zu Columella’s Zeilen mehrere Spiel- 
arten **). Im Mittelalter: lactick, ladduch , lattoch; im XV. 
Jahrhunderte Lattich. Das Wort „Salat,“ welches eigentlich alle 
mit Essig, Oel und Salz abbereiteten Blätter, Sprossen und an- 
dere Pflanzentheile begreift, bezeichnet, wenn es allein gebraucht 
wird, oder wenn von der Salatpflanze die Rede ist, gleichfalls 
Lactuca sativa, und der Name Salat scheint mit Lattich nahe 
verwandt. Doch liegen beiden Namen ganz verschiedene Wur- 
zeln zum Grunde. Während Lattich von lac (Milch) abstammt, 
liegt dem Worte Salat sal (Salz) zum Grunde, worauf das ital. 
„insalata“ hinweist. Da im Capitulare der Plural lactucas steht, 
so sind hier schon mehrere Spielarten des Lattichs gemeint. 


get ist Nigella sativa das weAavLov der Griechen, eine seit der ältesten 


Zeit als Küchengewürz und Arzneimittel benützte Pflanze, die 
früher häufiger als jetzt, in den Gärten Deutschlands gebaut 
worden zu sein scheint und deren Samen, namentlich als Zusatz 


*) Der deutsche Name dieser Pflanze Gerla (später Gerlein, Gierlein; in der Neu- 


ER 


zeit Zuckerrüblein, Zuckerwurzel) findet sich schon in Pflanzenverzeichnissen 
des XII. Jahrhunderts. 


Sunt autem complura lactucae genera, quae Suo quoque tempore seri oportet, 
eorum quae fusci et veluti purpurei, aut etiam viridis coloris et crispi folii 
uti Caeciliana mense Januario recte disseritur. At Cappadociae quae pallido 
et pexo densoqyne folis viret mense Februario, quae deinde candida est et 
erispissimi folii ut in provincia Boetica est finibus Gaditani munieipii mense 
Mart. recte pangitur. Est et Cyprii generis ex alho rubicunda levi et tenerrimo 
.. 0... Colum. Lib. XI. cap. II. 


Bd. V. Abh. 101 


502 

zum Brod, Verwendung fanden. Im Mittelalter nannte man sie 

Githwurz, brodwurz. Im XVI. Jahrhundert Schwartz Coriander, 

in der Neuzeit Schwartzkümmel ; der Name „git‘“ hat sich in 

dem ital. „gittone“ erhalten. 

eruca alba ıst das ev&ouov der alten Griechen, Eruca der Römer, Eruca 
sativaLam., eine heutzutage nur in südlichen Gegenden gebaute 
und dort als Salat benützte Pflanze, die, wie aus den Schriftstellern 
des XVI. Jahrhunderts hervorgeht, dazumal häufiger auch im nörd- 
lichen Deutschland in Gärten zum Küchengebrauche gepflanzt, na- 
mentlich mit Lattich genossen und Raucke, Rukula genannt wurde. 
Das Gloss. S. Blas. hat Wiz Senaph und dieser Name verleitete 
mehrere Commenlatoren, Erucam albam mil Sinapis alba zu über- 
setzen, was jedoch offenbar unrichtig ist. 

nasturtiusm ist Lepidium sativum. Diese Pflanze wurde schon bei den 
alten Griechen (z&göauov Theoph. Diosc.) und Römern 
(nasturtium) in Küchengärten gebaut und stand im Rufe, dass 
der Genuss derselben gegen giftige Schlangen sichere. 

Quare age quod sequitur parvo discrimine sulci. 

Spargantur caecis nastureia dira colubris. 

Indomito male sana cibo, quas educat alvas. Colum. 
Lib. X. de cult. hort. 

Althochd. chresso, kresso, kressa; im XVI. Jahrhunderte 
Cress, Kress. Der Name Kress wurde übrigens mehreren Cruci- 
feren, die sich durch den scharfen Geschmack ihres Krautes 
auszeichnen, gegeben, und man unterschied Salateress=Na- 
sturtium hortense Fuchs. Gartenkress Matthioli. = Lepidium 
sativum L.; zweitens Brunn Cress, im Mittelalter Brune- 
crassum = Nasturtium officinale, und endlich Wiesenkress 
= Cardamine pratensis L. 

Auffallend ist, dass in dem Geseize Cochlearia Armoracia 
nicht erwähnt wird, eine Pflanze, die schon den Römern (amo- 
raciaColum.) und Griechen («umge ?) bekannt war und auch 
in den Schriften des Mittelalters als merrattich aufgeführt findet. 
Die deutschen Väter der Botanik nannten diese Pflanze Ra- 
phanus rusticanus, marinus, major, Merrhetich, Gren. Letzterer 
Name, slavischen Ursprungs, ıst in allen deutschen Ländern, die 
mit Slaven in Berührung gekommen, üblich geworden. Die 
neuere Schreibart Meerretlig ist unrichtig, da die erste Sylbe 
hier nicht Meer (mare), sondern mar, Mähre, Pferd bedeutet 
und der Name so viel, als Pferdereltig (englisch horse raddish) 
bezeichnet. 


parduma scheint durch Verdrehung aus dem Worte zag#&vıov, parthe- 
nium hervorgegangen zu sein, ein Pflanzenname, den man zu 


803 


verschiedenen Zeiten auf sehr verschiedene Pflanzen übertrug. 
Das zoo#&vıov der alten Griechen scheint sich auf unser Pyre- 


ihrum Parthenium D. C. zu beziehen, und der Umstand, dass 
diese schon im XVI. Jahrhunderte in den Gärten allgemein ver- 
breitete, als Hausmittel hochgeschätzte Pflanze sich fast in jedem 
Bauerngarten findet, spricht sehr dafür, dass sie im Capitulare 
hier gemeint sei. Sie wurde im Mittelalter meterne, später 
Metter, Metterkraut, Mutterkraut genannt. 


ir Von den meisten Commentatoren wird parduna auf Bar- 
dana der Alten, unsere Lappa major bezogen, eine Pflanze, die 
wohl niemals Gegenstand der Cultur war. Sprengel ver- 
muthet, dass mit parduna, Rumez acutus gemeint sei, ohne 
jedoch anzugeben, welchen Anhaltspunet er zu dieser Ver- 
muthung habe. 


puledium der Poley, Hentha PulegiumL. (yAnyıov,, moAvavdns, puleium 
pulegium) eine seit der ältesten Zeit als Hausmittel hochge- 
schätzte Pflanze ist hier ohne Zweifel gemeint, obschon ich sie 
niemals in Gärten gezogen sah, Der Name Poley hat sich seit 
alter Zeit unverändert bis auf den heutigen Tag erhalten. 


olisatum. Die römischen Schriftsteller führen unter anderen Küchenge- 
wächsen auch das olusatrum auf und Colum. beschreibt lib. XI., 
cap. 3 die Cultur desselben, er sagi daselbst: „Atrum olus, quod 
Graecorum quidam vocant imzosäiıwvov, nonulli ouvgevıov.“ Auch 
aus Galenus ist zu ersehen, dass Smyrnium und Olusatrum 
Synonima sind, und die Pflanze, auf welche sich diese Namen 
beziehen, ist Smyrnium Olusatrum L., eine Doldenpflanze, die 
wohl niemals in Gärten Deutschlands gebaut wurde. Desto häu- 
figer finden wir in den Bauerngärlen ein anderes Doldengewächs, 
welches seit ältester Zeit eine grosse Rolle als Volksmittel 
spielte, nämlich die Meisterwurz, die auch schon in alten Glossarien 
als Mesterword angeführt wird, und es ist sehr wahrscheinlich, 
dass mit dem olisatum des Capit- diese Pflanze gemeint sei. 
Diese Ansicht wird um so mehr bekräftigt, wenn wir finden, 
dass auch Tragus die Meisterwurz für das Smyrnium und 
Hipposelinum der Alten hält, und es ist sogar nicht sehr 
unwahrscheinlich, dass die im XVI. Jahrhundert der Meister- 
wurz beigelegten lateinischen Namen Ostrutium , Osteritium 
durch Verdrehung aus olisatum hervorgegangen. 


»elresilinum ist Petroselinum sativum Hoffm. Die Petersilie (Peter- 
lein, Peterling, Peiersilg, Petersilgen), eine seit den ältesten 
Zeiten gebaute Doldenpflanze fehlt in keinem Küchengarten und 
dient ganz vorzüglich als Suppenwürze. 


101 * 


804 


eapivm ist Apium graveolens L. Der Eppich gehört gleichfalls in die Reihe 


der seit frühester Zeit in Gärten gezogenen Küchengewächse. 
&Asıoc&Aıwov des Diosc. oälıwop Meiov Theoph. Apium der 
Römer. Althochd. epphi, epfi, ephli; bei den Schriftstellern des 
XVI. Jahrhunderts Eppich, Epfi; in der Neuzeit auch Selleri, 
im österreichischen Dialekt Zeller (böhm. celler, ital. sceleri, 
celeri). So wie die Worte apphi, epf, Eppich ihre Abstammung 
aus apium nicht verkennen lassen, ebenso ist es unzweifelhaft, 
dass der Name Selleri aus o&4wvov hervorgegangen. Der deutsche 
Name für Apium graveolens ist Merk (in einem alten Recepte 
„Appio sem. merk.“). 


tevisticwsm ist Levisticum officinale Koch, der Liebstöckel ist eines 


der verbreitetsten Gartengewächse ; sein Name ist ein merkwür- 
diges Beispiel der Namenverstümmlung, und zeigt am Besten, 
wie der Deutsche an einem ihm überkommenen fremden Worte 
so lange modelt, bis dasselbe seiner Zunge endlich geläufig und 
seinem Ohre; deutschklingend wird. Diosc. beschreibt die 
Pllanze als Auyvorınov, lat. libysticum, ligusticum, lupisticum ; 
althochd. lubistechal, lubistekil, laubstukel (in Helmst. Glossar. 
Leverstock) ; im XVI. Jahrhunderte Liebstöckel, welcher Name 
sich bis in die Gegenwart erhalten hat. 


savinam. Juniperus Sabina L. Der Sadebaum (ßoa@®vg Diosce.) scheint 


anelum 


ganz vorzüglich der Verordnung Carl des Grossen seine so 
allgemeine Verbreitung in den Gärten zu verdanken, denn die 
römischen Schriftsteller kennen noch nicht die Cultur desselben. 
Interessant ist, dass dieselbe Pflanze, welche damals zu erziehen 
anbefohlen wurde, durch in der neueren Zeit ergangene Ver- 
ordnungen aus den Gärten verbannt wurde. Dass diese späteren 
Gesetze aber nicht von demselben Erfolge gekrönt waren, wie 
Carls Anordnung, beweist der Umstand, dass noch heutzutage 
fast in keinem Bauerngarten der Sadebaum fehlt. Eine Unzahl 
von deutschen Namen, die alle durch Verdrehung des lateini- 
schen hervorgegangen sind, finden wir in den botanischen 
Werken. 

Althochd. Seuinbom, seuina, seuin, stuina, savenbom. Im 
XVI. Jahrhundert gebrauchte und spätere Namen des Strauches 
sind: Sevenbaum, Sebenbaum, Segenbaum, Sefelbaum, Segel- 
baum, Sefler, Sadel, Sadelbaum, Sabenbaum, Siebenbaum u. s. f. 


ist Anethum graveolensL. eine der wenigen Pflanzen, wo der 
lateinische Name in den Mund des Volkes nicht übergegangen, 
sondern der alte deutsche Name tilli, dil, till unverändert 
erhalten wurde. Die Schreibart im XVI. Jahrhunderte war Dyll 
und Dill. Der Dill, von den Römern schon in Gärten gezogen, 


805 
findet sich nicht selten in den Bauerngärten und wird auch noch 
häufig in der Küche benützt. 


fenicoluwm. Foeniculum vulgare Gärtn. Der Fenchel, gleichfalls schon 


intubas. 


von den Römern als Gewürz gebaut, lässt den Ursprung seines 
deutschen Namens aus foeniculum nicht verkennen. Im öster- 
reichischen Dialekte hat sich der lateinische Name in Fenikl, 
Fenigl, am reinsten erhalten. Er findet sich häufig gebaut in 
Gärten und Weingärten. 

Cichorium Endivia L. Eine seit ältester Zeit (xıyoeıov Theop. 
intubus Virg. intyba Colum.) gebaute Salatpllanze. Im Gloss. 
Helmst. steht schon Endivie. Die Schriftsteller des XVI. Jahr- 
hunderts führen die Pflanze gleichfalls unter dem bis heute 
gebliebenen Namen Endivie auf. Andere ihr zukommende deut- 
sche Benennungen sind: Zam Wegwart, Gartenwegwart. In 
Wien wird gewöhnlich eine Spielart der Lactuca sativa L. mit 


dem Namen Endivie (mundartlich Andivi) belegt, obschon auch 
Cichorium Endivia daselbst gebaut wird; eine solche Verwechs- 
lung lässt sich auch schon Tragus zu Schulden kommen, aus 
dessen Schriften, ebenso wie aus jenen seiner Zeitgenossen 
hervorgeht, dass die Endivie im XVI. Jahrhunderte nur sehr 
selten in deutschen Gärten gepflanzt wurde. 


ediptammeımm. Der ölzrauvog des Theop. und Diosc. scheint sich 


auf Origanum Dictamnus zu beziehen und auch Virgilius 
meint mit dictamnus unzweifelhaft diese Pflanze *) und nicht 
Linne’s Dietamnus albus. Schon in sehr früher Zeit hatte man 
auf diese letztere Pflanze den Namen Dictumnus übertragen und 
die Commentatoren sind einstimmig der Ansicht, dass Dietamnus 
albus L. im Capitulare gemeint sei. Aber weder zur Zeit des 
Virgilius, Columella, noch später wird diese Pflanze als 
Gartengewächs erwähnt und findet sich auch gegenwärtig nir- 
gends in den Bauerngärten, ebensowenig, wie das früher 
erwähnte Origanum Dietamnus. Die althechd. Namen des Dic- 
tamnus albus sind: vuizwurz, weiswurz, wizwurz. Von einigen 
Schriftstellern des XV. und XVI. Jahrhunderts (die schon ganz 
richtig erkannten, dass diese Pflanze nicht der Dictamnus der 
Alten sei) wird diese Pflanze auch Paeonia mascula genannt und 
diese Beziehung zwischen den beiden Pflanzennamen Paeonia und 
Dictamnus lässt die Vermuthung aufkommen, dass unter dem 


”*) Dietamnum genetrix Cretaea carpit ab Ida. 
Puberibus caulem foliis, et fore comantem. 
Purpureo, non illa feris incognita capris 
Gramina, quum terge volucres haesere sagittae. Virg. Aen. lib. 12. 


806 


Diptamnus des Capit. die in allen Bauerngärten Deutschlands 
verbreitete, in früherer Zeit wegen ihrer Heilkraft so hochge- 
schätzte Paeonia officinalis gemeint sein könnte, doch spricht 
der Umstand dagegen, dass der Name dieser von den Griechen 
aaıwvıa, von den Römern peonia genannten Pilanze, sich schon 
in den ältesten Recepten (Plionia, Pyonia, Pionia) findet, und 
zwar gleichzeitig mit dem Namen Dictamnus;, aber sonderbar 
bleibt es immerhin, dass diese in alter Zeit so sehr geschätzte 
Pflanze, deren Name (von z«ı&v, heilen) sogar nach ihrer ausge- 
zeichneten Wirkungskraft gebildet wurde und die eben darum auch 
in spälerer Zeit Benedicta, Benedicke, Benignenrose genannt 
wurde, im Capitulare ausgelassen sein sollte. 


sinape ist Brassica Melanosinapis Koch. Die Senfpflanze wird seit den 


ältesten Zeiten ihrer Samen wegen gezogen, welche zur Berei- 
tung jener Speisenwürze, welche bei den Deutschen den Namen 
Senf führt, dienen. Die Griechen und Römer gebrauchten den 
Senf ganz in derselben Form wie wir noch heutzutage und 
Columella liefert uns lib. XH., cap. 55. überschrieben : „Si- 
napim quemadmodum facias“ ein ausgezeichnetes Seuf-Rezept, 
welches einen Senf liefern würde, der unserem sogenannten 
französischen Senf (Essigsenf) entspricht. Matthioli erwähnt 
der Bereitung eines Senfes, wobei Most in Anwendung kommt 
und der dem Kremser Senf entsprechen würde: „Bey den Deul- 
schen wirdt auss dem Most und Senfl dergleichen zugericht, 
welches man zum essen braucht und Senff genannt wird.“ Im 
Althochd. senepf, senapf, senaf; bei den Schriftstellern des 
XVI. Jahrhunderts Senff; im österreichischen Dialekte Senef. 

In Bauerngärten findet sich der Senf nirgends gebaut und 
auch auf freien Felde sah ich denselben in Oesterreich nirgends 
eultivirt, dass derselbe aber in früherer Zeit in Deutschland 
auch in Gärten gezogen wurde, geht aus den Schriften der 
deutschen Väter der Botanik hervor. 


saltureiam ist Satureia hortensis L. $öußen Theoph. Diosc. tym- 


bra, satureia, cunila der Römer. Columella führt sie als 
Küchengewürz auf und sagt, als er die Bienenzucht bespricht 
(lib. IX. cap. 3 ): „tum etiam tymbrae, vel nostratis cunilae, 
quam satureiam rustici vocant.“ In früherer Zeit wurde die 
Saturey auch in Deutschland cuenela genannt *) und die althoch- 
deutschen Namen sind: quenula, quenila, cuenela, die auf diese 
Pflanze und nicht auf Thymus vulgaris L. zu beziehen sind, 


*) In den alten Elossarien wird saturei mit eurnela, quenula ühersetzt. 


807 


welch letztere erst viel später *) nach Deutschland gebracht 
und mit den Namen wälscher Quendel, römischer Quendel be- 
legt wurde. Von dem lateinischen cunila stammt ein ganzes 
Heer von deutschen Namen ab, als da sind: quenila, quenula, 
Quendel, Quindel, Gundl, Gundling, Kundling, Künel,,„ Kienlin, 
Künlein, Könl, Kunl, Künl, Kundl, Kudelkraut. Letzterer Name 
ist in Oesterreich für Thymus vulgaris, mit dem Zusatze wild 
für Thymus Serpyllum gebräuchlich. Auch Satureia hortensisL. 
trägt sehr mannigfaltige deutsche Namen, wie Pfefferkraut, Boh- 
nenkraut, Wurstkraut, Zwiebel-Hysop, Garten-Hysop, Josephle, 
Sedeney, Zatrey, Sergenkraut. 

sisiembrium. Mentha crispa L., das oıcvußerov des Theoph. Nach 
der Ansicht der neueren Botaniker nur eine durch Zucht ent- 
standene Abart der Mentha aquatica. Im Glos. Helmst. Crusi- 
minte. In den botanischen Werken des XVI. Jahrhunderts Krauss 
Minz oder Müntz, krauss Balsam, Balsamita, Sisymber. 

Die Krausemünze findet sich mit den folgenden ganz all- 

gemein in den Bauerngärten verbreitet. 

amentlamm ist Mentha piperata Huds. uiv®n der Griechen „ menta der 
Römer. Columella schreibt von ihr: si forte semina defe- 
cerunt, licet de novalibus sylvestre mentastrum colligere, atque 
ita inversis cacuminibus disponere, quae res feritatem detrahit, 
atque edomitam reddit. Im Mittelalter minza, gartminza; bei 
den deutschen Vätern der Botanik Deyment, rote Münz, Garten- 
münz (römische Mentha ?) In der Neuzeit Pfeffermünze, Garten- 
münze ; im österreichischen Dialecte Braminzen, Priminzen. 


mentlastrum ist Mentha sylvestris L., sylvestre mentastrum Colum. 
Althochdeutsch roseminte , rosmynte, perdemynie, bachminza ; 
bei den Schriftstellern des XVI. Jahrhunderts Bachmünz, Ros- 
münz, Katzenbalsam, spitz Münz. Die Bachmünze findet sich, 
wenn auch nicht so häufig wie die beiden früheren Münzen- 
arten, doch eben nicht selten in Bauerngärten in mannigfaltigen 
Spielarten gezogen. 


tanaritam ist Tanacetum vulyare L. der Reinfarren, scheint den Grie- 
chen und Römern unbekannt gewesen, oder wenigstens nicht in 
Gärten von ihnen gezogen worden zu sein. Althochdeutsche 
Namen sind : reinefano, reinevano, reynevane. Im XVI. Jahr- 
hundert: Reinfar, Reinfarn. Die Schreibweise späterer Schrift- 


*) „ist nicht vor längst ins Deutschland als ein frembder Gast gekommen.“ Matth. 
„ist nit lang in Germania gewesen, sondern wie andere frembde gewächss 
von fleissigen Gärtnern und Küchenmeistern erstmals auffkommen und ge- 
pflanzt werden.“ Tragus. 


808 


steller: Rheinfahrn (bei Balt. Ehrhart und nach ihm bei 
vielen anderen), die an den Rheinfluss denken lässt, ist offenbar 
unriehtig, da die erste Silbe des Namens nach dem Standorte 
der Pflanze, dem Rein (althochd. rinan) gebildet ist. „Wechst 
gern auff alten Rechen, hohen gräben und anff den reinen der 
Wysen, darumb nennets man Reinfarn“ .. „hat Bletter fast wie 
ein Farnkraut“ Matth. 

Das gewöhnliche Tanacetum vulgare L. sah ich niemals 
in Gärten gebaut, wohl aber die Spielart mit gekrausten Blät- 
tern, namentlich in Bauerngärten von Ober-Oesterreich. Auch 
die deutschen Väter der Pflanzenkunde gedenken dieser Abart, 
die sie crispum und anglicum nennen und erwähnen ihrer als 
einer in den Gärten auferzogenen Pflanze. 

nneptam ist Nepeta Cataria L. Columella erwähnt zuerst Nepeta als 
Zusatz zu Speisen und als Heilmittel gegen eine Krankheit der 
Schafe. Der althochdeutsche Name ist wizminza (Weissmünze) 
(im Gloss. S. Blas. simitza ?) Auch der Name Katzenmünze ist 
sehr alt und findet sich schon im Gloss. Helmst.: Kackeminte. 
Im XVI. Jahrbundert Nept, Zam Katzenkraut, Katzennept. — 
Die Katzenmünze ist eine der verbreitetsten Gartenpflanzen und 
fand sich schon im XVI. Jahrhunderte an Zäunen und alten 
Mauern verwildert, so wie sie auch gegenwärtig oft auf Schult- 
stellen in den Dörfern sich vorfindet. 

Sebrefugians. Mit dem Namen Febrifugia und fel terrae wurden sehr 
verschiedene Pflanzen, die wegen der in ihnen enthaltenen 
bitteren Stoffe gegen das Fieber Anwendung fanden, belegt, 
namentlich Erythraea Centaurium Pers., Pyrethrum Parthe- 
nium Willd. und Helleborus viridis L. Alle Commentatoren 
sprechen sich dahin aus, dass hier im Capitulare Erythraea 
Centaurium gemeint sei, eine Pflanze, die zu den gemeinsten 
und verbreitetsten in Deutschland gehört. Das häufige wilde 
Vorkommen dieser Pflanze konnte dem Verfasser des Pflanzen- 
verzeichnisses, das wir im Capitulare de villis finden, nicht 
fremd gewesen sein und es ist daher sehr unwahrscheinlich, 
dass eine solche Pflanze in der Reihe jener Gewächse aufgeführt 
wurde, welche von dem Landbauer in seinen Garten gezogen 
werden sollten, um so unwahrscheinlicher als die Thatsache, 
dass sich Erythraea Centaurium Pers. mit der grössten Sorg- 
falt kaum im Garten aufziehen lässt, gewiss auch damals schon 
bekannt war. Mit viel mehr Wahrscheinlichkeit lässt sich 'an- 
nehmen, dass mit dem febrefugiam im Capitulare entweder 
Pyrethrum Parthenium Willd. oder Helleborus viridis L. ge- 
meint sei, da beide Pflanzen zu den in Bauerngärten verbrei- 
teisten gehören. In dem Gloss. S. Blas. steht als gleichbedeutend 


809 


mit febrifugia: Centauria minor, Matrana ibisca vel multi- 
radixz vell helleborites. Im Gloss. Helmst. sind als Synonyma 
Centerion, Centaurea, Eleborica, febrifuga , fel terre, Aurine 
etc. aufgeführt und es passt der angeführte Name Multiradiz 
sehr gut auf Helleborus vöridis und Pyretihrum Parthenium *), 
am allerwenigsten aber liesse sich das Tausendguldenkraut damit 
in Einklang bringen. Die Namen helleborites und Eleborica 
geben uns aber den besten Fingerzeig, dass mit all’ diesen 
Namen Helleborus viridis L. verstanden sei, eine Pflanze, die 
noch heutzutage als Arzneimittel zum sogenannten Gilben von 
dem Volke angewendet wird. Höchst interessant ist zu finden, 
dass diese Operation schon von den Römern und zwar ganz in 
derselben Weise, wie sie noch heutzutage von unseren Bauern 
ausgeführt wird, geübt wurde. Columella, der die Pflanze 
Consiligo nennt, sagt lib. 6. cap. 5.: „Praesens etiam remedium 
cognovimus radiculae, quam pastores consiliginem vocant. Ea 
in Marsis montibus plurima nascitur , omnique pecori maxime 
est salutaris. Laeva manu eifoditur ante solis ortum, sic enim 
lecta majorem vim creditur habere. Usus ejus traditur talis, 
aenea subula pars auriculae latissima ceircumseribitur , ita ut 
manante sanquine tanquam O literae ductus appareat orbiculus. 
Hoc et intrinsecus, et ex superiore parte auriculae cum factum 
est, media pars descripti orbiculi eadem subula transuitur, et 
facto foramini praedicta radicula inseritur, quam cum recens 
plaga comprehendit, ita continet ut elabi non possit: in eam 
deinde auriculam omnis vis morbi pestilensque elieitus ....“ 

papaver ist Papaver somniferum L. uwiaov, papaver , wird von den 
griechischen und römischen Dichtern häufig genannt (findet 
sich schon in Homer’s Gesängen), und spielt überhaupt eine 
grosse Rolle in der Pflanzensymbolik. Das altihochdeutsche mago 
und maga stammt unstreitig von dem griechischen urjxov her; 
mittelhochdeutsch : mage; bei den Schriftstellern des XV. Jahr- 
hunderts: Maegle, Magn, Magsamen „ Mahen, Mohe, Mon. Im 
niederösterreichischen Dialecte Magn. Wird häufig in Bauern - 
gärten gezogen. 


Detas. Beta vulgaris L. zeurAıov Theoph.? beta Colum. Plin., der 
Mangold, die Runkelrübe der Deutschen. Schwenk**) ver- 
muthet, dass das Wort Mangold, manegolt so viel als Gold- 
halsband bedeutet und von dem althochdeutschen manikold = 


*) matrana liesse auf Pyrethrum Parthenium, Mutterkraut, Meter schliessen, siehe 
parduna, Seite 802. 
**) Konrad Schwenk Wörterbuch der deutschen Sprache. 


Bd. V. Abh. 102 


810 


goldenes Halsband abzuleiten sei, welcher Name sich auf die 
oft goldgelb gebänderte Durchschnittsfläche der rübenförmigen 
Wurzel beziehen würde. 

Der Name Runkelrübe findet sich schon im XVI. Jahr- 
hunderte: Rungelsen, und der Oesterreicher nennt die Pflanze 
heutzutage Ronersen, Roners, (anderwärts finden sich auch die 
Namen Ronne, Rangers, Raunsche.) Da im Capitul. der Plural 
steht, so sind schon mehrere Spielarten der Beta vulgaris L. 
gemeint. Von diesen finden sich heutzutage Beta burgundica und 
silesiaca zum Viehfutter und zur Zuckergewinnung auf freiem 
Felde, Beta italica, die rothe Rübe auch in Gärten gebaut. Ge- 
genwärtig hat, mit Ausnahme der letzteren, der Mangold seine 
früher wichtige Rolle als Küchenpflanze ausgespielt. Tragus 
sagt noch von ihm er sei „under allen Kochkreutern ungefährlich 
das aller gebreuchlichst in unsern Landen, Armen und Reichen 
angenem,“ an einer andern Stelle „Nichts gemeineres in unsern 
Kuchen ist, als dieser Garten Mangolt.“ 


vulgigina. Aemilius Macer (X. Jahrhundert) sagt: Haselwurz 


ibisecha. 


heisse zu Latein Vulgago; in dem, aus dem X. Jahrhunderte 
stammenden Glossarium S. Blasianum steht: Haselwurz vel 
Asaro, und es wäre demzufolge im Capitulare hier Asarum 
europaeum L. (&o&g0ov Diosc.) gemeint, welche Ansicht auch 
von allen Commentatoren ausgesprochen wird. Doch dünkt es 
mir sehr unwahrscheinlich. dass man eine Pflanze zu bauen 
anbefohlen, die in allen Wäldern gemein ist und ich finde auch 
nirgends erwähnt, dass die Haselwurz jemals in Gärten gezo- 
gen worden wäre, ebenso wenig als siesich gegenwärtig irgend 
wo angebaut vorfindet. Viel wahrscheinlicher ist, dass irgend 
eine andere Pflanze wie Inula Helenium, und andere die fast 
in keinem Bauerngarten fehlen, gemeint sei; bei dem Mangel 
jedes Anhaltspunctes muss jedoch die Erklärung weiteren For- 
schungen überlassen bleiben. 


Nach Bruns heisst es hier im Texte des Codex „ibischa, 
mismalvas id est alteas“, und es wären demnach zwei Pflanzen 
hier zu verstehen, im Breviarium rerum fiscal. Caroli M. steht 
jedoch über mismalvas „id est alteas quod dieitur ibischa“, 
woraus hervorgeht, dass ibischa, mismalva und altea eine und 
dieselbe Pflanze bezeichnen *), die keine andere als Linn &s 
Althaea officinalis ist, welche fast inkeinem Bauerngarten fehlt. 
(ißionos aAdeaie Diosc. hibiscus V ir g.) Althochdeutsch ibisca ; 


*) Auch im Glossar. Helmst. werden Altea, Bismalva und Ibiscus, Yuesche als 
Synonyma aufgeführt. 


811 


bei den Schriftstellern des XVI. Jahrhunderts Ibisch , Ibisch- 
wurtz, Eibisch, auch wurde sie damals noch von den Aerzten 
Bismalva genannt, welchen Ausdruck man mit Doppelpappel 
übersetzte, dochjedenfalls irrig, denn bismalva ist nur aus mis- 
malva hervorgegangen, und die erste Sylbe mis *) drückt hier 
keine Verdopplung aus, sondern scheint hier die Bedeutung des 
Falschen zu haben, so dass also mismalva so viel als falsche, 
unächte Malva, im Gegensatze zu der nachfolgenden wahren, 
echten Malva bedeutete. 

malvas. Wiermit ist entweder Althaea rosea Cav. von der die Blumen- 
blätter in früheren Zeiten als Arzneimittel angewendet wurden 
und die sich seit alter Zeit in mannigfaltigen Spielarten in den 
Gärten selbst der abgelegensten Gebirgsdörfer findet, oder 
Malva sylvestris L., die gleichfalls manchmal ın Gärten ge- 
zogen vorkommt und als Arzneimittel Anwendung findet, ge- 
meint, vielleicht auch beide, da im Texte des Capitulare der 
Plural steht. Der lateinische Name malva, (uaAayn Diose. 


malache Colum.) hat sich bei dem deutschen Volke nicht 
erhalten, sondern es werden die beiden angeführten Pflanzen, 
so wie überhaupt die Mehrzahl der Arten aus der Gattung 
Malva L. mit dem Namen Papel (Althaea rosea: Römische 
Pappeln, Gartenpappeln, Papelrosen; Malva sylvestris: Käs- 
pappel, Hasenpappeln) bezeichnet, Popelenblomen (Glossar. 
Helmst.) **). 


earnitas. Daucus Carota L. Der französische und italienische Name 
(carotte, carota) weisen darauf hin, dass diese Pflanze hier zu 
verstehen sei. In den Mund des deutschen Volkes ist der la- 
teinische Name dieser Pflanze nicht übergegangen, sondern die 
althochdeutsche Benennung morach, moraha erhalten worden. 
Bei den Schriftstellern des XVI. Jahrhunderts führt sie den 
Namen Möre, gäl Rüb. In der Neuzeit: Mohrrübe, gelbe Rübe, 
im niederösterreichischen Dialecte Mähra, gelbe Ruabn. 
Die Möre zuerst von den Griechen Diphylus xugwrov 


genannt, (nach Sprengel) findet sich häufig in Küchengärten, 
seltener auf freiem Felde gebaut. 


=) Schwenk Wörterbuch der deutschen Sprache. „in der Zusammensetzung be- 
zeichnet miss (althochdeutsch missa, missi, mis) gewöhnlich das Fehlen, 
Irren, das Falsche, Mangelnde. 

**) Unwahrscheinlich ist anzunehmen, dass dieser deutsche Pflanzenname nach der 
Aehnlichkeit der Blätter der Malvaceen mit den Blättern des Populus, Pap- 
pelbaumes gehildet sei. Das Wort poppel scheint einen runden knopfförmigen 
Körper zu bezeichnen und die Pflanze wegen den knopfförmigen Blüthen- 
knospen so genannt worden zu sein. 


102 * 


812 

pastenacas. Pastinaca sativa L. orayvAivog der Griechen, pastinaca 
bei Columella, der die Cultur dieser Pflanze bespricht. Die 
seit ältester Zeit angewendeten deutschen Namen (pestinach 
Gl. Pez. Pestnachen im XVI. Jahrhundert, Pasternac, Pastnach 
in der Neuzeit) sind sämmtlich aus dem lateinischen Namen 
entsprungen. 

Der Gebrauch des Pastinaks war niemals von grosser Aus- 
dehnung, in früherer Zeit aber jedenfalls bedeutender als in 
der Gegenwart, wo sich derselbe auch nur äusserst selten zum 
Küchengebrauche in Gärten gezogen findet. 

adripias. Airiples hortensis L. drg&pedıg der griechischen, Atriplez 
(olus atriplieis) bei den römischen Schriftstellern. Der latei- 
nische Name ist nicht in die deutsche Sprache übergegangen, 
die nach dem eigenthümlichen mehlartigen Ueberzuge der 
Blätter dieser und anderer verwandter Arten einen Namen bil- 
dete: altdeutsch melta, melda, malta, multa, mouhlta; bei den 
deutschen Vätern der Botanik Milte, Melte. 

Die schon von Theophrast als Küchengewächs aufge- 
führte Melde findet sich eben nicht selien in Gärlen, wurde 
ähnlich dem Spinat in der Küche noch unlängst benützt, ist 
aber gegenwärtig fast gänzlich ausser Gebrauch gekommen. 


Blidas. Amaranthus Blitum L. @Afrov Theo ph.? Der deutsche Name 
dieser Pflanze bei den Schriftstellern des XVI. Jahrhunderts 
ist Maier, Meyer (später bei Balt. Ehrhart: Malta, welcher 
Name Form von Melde ist, mit welcher der Maier gewöhnlich 
zusammen abgehandelt wurde.) — Der Maier wurde in früherer 
Zeit als Salat genossen und noch im XVI. Jahrhunderte als 
solcher in den deutschen Küchen verwendet, aus denen er jetzt 
ganz und gar verbannt ist. „Meyer wirdt von vielen zu der 
Speiss bereitet wie andere Kochkreuiter, aber bissweilen empört 
solch essen den Magen, bringt das würgen und grimmen.“ 
Matthioli. 

Gegenwärtig wird die Pflanze nirgends mehr in Deutsch- 
land in Küchengärten gezogen. 

zavacanulos. Brassica oleracea P., caulocarpa. Der Kohlrabi ist ein 
seit den ältesten Zeiten gebautes noch gegenwärtig sehr be- 
liebtes Gemüse. Unklar sind mir die in alten Glossarien ent- 
haltenen deutschen Namen, wie z. B. im Gloss. S. Blas. Raba- 
caulis — Rübegras. — Gloss. Pez. Rabacaulis vel Gras. — 
Rava und Raba sind verderbie Worte aus rapa und die wört- 
liche Uebersetzung von ravacaulis ist Rübenkohl, ein Name, 
der auch von den Schriftstellern des XVI. Jahrhunderts auf den 
Kohlrabi angewendet wird. 


813 


eaulos. Brassica oleracea var. sabauda, viridis und capitata L. nocußn 
üwegos Diosc. Brassica Cato, Colum. Plin. — Colu- 


mella unterscheidet von Brassica: caulem und cymam, welche 
Namen er in einem folgenden Capitel (lib. 12. cap. 7.) selbst- 
ständig anführt. Auch Plinius unterscheidet mehrere Abarten: 
apianam, crispam, cauloden etc. Die deutschen Väter der 
Botanik unterscheiden vornämlich drei Formen des Kohls *) 
1. glatt Kölkraut, der Wirsing”**) (Kelch, in niederösterr. 
Mundart) = Brassica oler. var. sabauda. 2.Kraus Kölkraut. 
blauer Kohl, Krauskohl —= Brassica oler. var. viridıs. 3. Cap- 
pes***) (Kraut der Oesterreicher) Kopfkohl = Brassica oler. 
var. capitata. Das Vorhandensein althochdeutscher Nameu für 
diese Spielarten (chol, chola, kol — capuz) beweist, dass man 
sie schon in jener Zeit cultivirte und dass also unter caulos 
im Capitulare bereits mehrere Kohlarten zu verstehen seien. 
Der Blumenkohl, Carviol (Caulifiori, Caulis floridus) 

scheint erst im XVI. Jahrhunderte nach Deutschland aus Italien 
gebracht worden zu sein. 

uniones. Wahrscheinlich Allium fistulosum L. Columella unterschei- 
det drei Arten von Cepa. „Pompeianam, vel Ascaloniam cepam, 
vel etiam Marsicam simplicem quam vocant unionem rusliei“ 
lib. 12. cap. 10. Von diesen scheint die ersle unser Allium cepa 
L., die zweite Allium ascalonicum L. und die dritte, von der 
er sagt, dass die Landleute sie unio nennen, das Allium fistulosum 
L. zu sein. (Oigrons der Franzosen.) In die deutsche Sprache 
ist das Wort unio nicht übergegangen, sondern Allium fistulo- 
sum und Cepa werden unter dem Namen Zwiebel zusammen- 
gefasst und in Winter und Sommerzwiebel unterschieden. 

britlas. Allium Schönoprasum L. ox0g0d0v oxıorov Theoph.? Porrum 
sectivum Colum.? In den aus den XI. und XII. Jahrhundert 
herstammenden Glossarien: Brittula Snitelouch , pretula Snite- 
loch. Bei den Schriftstellern des XVI. Jahrhunderts Brysslauch, 
Prysslauch, Schnidlauch, Schnittlauch, welch’ letzterer Name 


*) Interessant ist, wie der Name Kohl (althochd kol, chol, latein. caulis, griech. 
#avAog) der ursprünglich einen Stengel bezeichnet, später auf eine Gruppe 
von Gemüsepflanzen,, die sich durch dicke fleischige Blattnerven auszeich- 
nen, angewendet wurde, gegenwärtig nur eine einzige Gemüseart bezeich- 
net. — Aehnlich verhält es sich mit Kraut, welches Wort in seiner ursprüng- 
lichen Bedeutung alle Gewächse, die nicht Gras, nicht Baum und Strauch sind, 
umfasst, im engeren Sinne aber nur eine Spielart der Brassica oleracea. 

==) Schwenk leitet Wirsing aus dem italienischen Namen dieses Gemüses verza ab. 
=) Cappes, althochd. capuz, aus dem Jatein. caput, wurde früher auch Capulium 
genannt. Tragus 2. cap. 58. 


814 


noch heutzutage gebraucht wird. (Mundartlich in Nieder-Oester- 
reich Schnidling.) Die Anwendung der zerschnittenen, röhren- 
förmigen Blätter des Schnittlauchs als Zusatz zu den Speisen, 
ist, wie aus den obenangeführten Worte Sniteloch hervorgeht, 
schon zu jener Zeit üblich gewesen. Die Griechen und Römer 
scheinen nicht bloss von dieser Pflanze, sondern auch von an- 
deren Laucharten die zerschnittenen Blätter den Speisen zuge- 
setzt zu haben. Woher der Name Brysslauch, britla stamme, ist 
dunkel, vielleicht von Preis, Priss, der Saum, die Einfassung, 
das Band, weil der Schnittlauch sich in den Küchengärten ge- 
wöhnlich als Einfassung der Gartenbeete findet. 


»orros. Allium Porrum L. xo&oov der Griechen, porrum der römischen 


Schriftsteller. Althochdeutsch louh, mittelhochd. loueh, phorre*). 
Im XVI. Jahrhunderte Lauch. Dieses Wort hat ehemals Pflanze 
überhaupt bedeutet“*). später besonders das Gemüse, dann 
eine Gruppe der Zwiebelgewächse, (Schnittlauch, Eschlauch, 
Knoblauch). Matthioli im XVI. Jahrhunderte wendet den 
alleinstehenden Namen Lauch auf Allium Porrum L. an. Balt. 
Ehrhart im XVII. Jahrhundert fasst wieder mehrere als 
Lauchgewächse zusammen. Das lateinische Porrum hat sich auch 
im Munde des deutschen Volkes in Porre, Porri erhalten. 

Gegenwärtig wird der Porri häufig in Gärten gebaut und 
ist als Suppenwürze sehr beliebt. 


zradices. Raphanus sativus L. #**) ge&pavog Theoph. radie Colum. 


Althochdeutsch ratih, ratich, bei den deutschen Vätern der 
Botanik Rhetich, Rättich. In der Neuzeit Rettig. Im niederösterr. 
Dialect Radi. Der Rettig wird in mehreren Spielarten in Gärten 
gezogen, von denen einige schon im XVI. Jahrhunderte be- 
schrieben wurden. 


ascalonicas. Allium Ascalonicum L. cx0g000v dorwAmvınov der grie- 


chischen, Ascalonia cepa der römischen Schriftsteller; nach 
der Stadt Ascalon in Palästina so genannt. 

Mittelhochdeutsch : Alcloich, Astloc, bei den deutschen 
Vätern der Botanik: Aschlauch, Eschlauch, Eschleuchel. Heut- 
zutage Schalotte. (Französ. echalotte.) Die Schalotten werden 


*) Im Glossar. S. Blas. „PorrumLouch cujus genera duo sunt, capitatum et sectile. 


Capitatum est majus, Ssectile minus.“ Auch von späteren Schriftstellern werden 
diese zwei Arten unterschieden und es ist Porrum capitatum auf All. Porrum 
L., Porrum sectile auf All. Schönoprasum L. zu beziehen, Diese Eintheilung 
wurde offenbar Columella nachgebeiet, bei dem sie zuerst vorkommt. 


==) Schwenk Wörterb. d. deutschen Sprache. 
===) Sonderbar erscheint es, dass hier der Rettig mitten unter die Lauchgewächse 


eingereiht wird. 


815 


nur ın den Gärten grösserer Städte in Oesterreich gezogen, in 
Bauerngärten sah ich sie nie und auch im XVI. Jahrhunderte 
fanden sie, wie aus den Schriftstellern jener Zeit hervorgeht, 
nur eine sehr beschränkte Anwendung in der Küche. 

cepas. Allium Cepa. L. xoouwvov Theoph. undDiosc. althochdeutsch 


louh, mittelhochd. zwilal. Bei den deutschen Vätern der Bo- 
tanik: Zwibel, welcher Name auch heutzutage gangbar ist. Der 
französische Name ciboule, ital. cipolla, so wie der schwei- 
zerische Name zible, zibele, leiten darauf hin, dass der Name 
Zwifel aus dem lateinischen cepa, cepulla entstanden sei. 
(Vergleiche Schwenk.) 

Die Zwiebel, schon in den mosaischen Schriften erwähnt, 
von den Egyptern göttlich verehrt*), von den Griechen und 
Römern hoch gepriesen, ist auch gegenwärlig die Würze un- 
zähliger Speisen und eine der verbreitetsten Küchenpflanzen 
unserer Gärten. 

ala. Allium salivum L. 6x00080v der griechischen, «allium der römischen 
Schriftsteller. Althochd. chlouolouh , chlouolouch, clouolouch, 
chlopolouch. Mittelhochd. klobelouch; im Helmstädt. Gloss. 
Knovelock, bei den Schriftstellern des XVI. Jahrhunderts, wie 
auch noch heutzutage: Knoblauch , in niederösterr. Mundart: 
Knofel. Dem deutschen Namen liegt entweder das Wort Knauel, 
Knopf zu Grunde, oder aber es ist derselbe nach der Eigen- 
schaft dieser Pflanze, dass ihre Zwiebel sich in mehrere Theile 
spalten, kloben lässt, hergenommen. Weder der lateinische, 
noch der griechische Name hat sich also hier im Munde des 
Volkes erhalten. 

In den römischen Gärten wurde ausser den hier in der 
Reihe auf einander folgenden Lauchgewächsen auch noch die 
Rockenbolle Allium OphioscorodonD on, („ulpicum, quod quidam 
allium punicum vocant, Graeci &peooxdgoöov“ Columella) 
gebaut, deren die Schriftsteller des XVI. Jahrhunderts ebenfalls 
als einer in Küchengärten gezogenen Pflanze (Aber-Knoblauch) 
erwähnen. Ob diese mit unter das alium im Capitul. einzube- 
ziehen sei, ist wohl kaum zu ermitteln. Sie fand übrigens nie- 
mals ausgebreitete Anwendung und wird nur in grösseren 
Städten gebaut. 


warentiam. Rubia tinclorum L. Es wäre schwer, den Namen warentia 
zu erklären, wenn nicht eine andere Stelle in dem Capitulare 


”) Porrum et cepe nefas violare ac frangere morsu 
O sanctas gentes quibus haec nascuntur in hortis 
Namina ... Juvenalis. 


816 


de villis darauf hinweisen würde, dass eine Färbepflanze ge- 
meint sei. Es heisst dort: Ad genitia nostra sicut institutum 
est opera ad tempus dare faciant, id est linum, lanam, uuaisdo*) 
vermiculo uuarentia, pectinos laninas, cardones, saponem, 
unetum, vascula, vel reliqua minutia, quae ibidem necessaria 
sunt. — Neben Lein und Wolle sollten also Waid, Cochenille 
und Färberröthe, dann noch Wollenkämme „ Kardendisteln, 
Seife u. s. f. vorräthig sein. Auch der französische Name Garance 
und der böhmische Marena bestätigen, dass unter warentia 
wirklich die Röthe oder der Krapp verstanden sei. Woher der 
Name warentia stamme ist unklar, ebenso wie die Abstammung 
des Wortes Krapp. Die deutschen Väter der Botanik nennen die 
Pflanze wegen der rothen Farbe der Wurzel Rödt, Röte. Die 
Röthe, die man zum Färben der Leinen und Wollstoffe zu 
Carl’s des Grossen Zeit sichin den Gärten bauen moechte, scheint 
später aus Deutschland verschwunden und erst im XVI. Jahr- 
hunderte wieder aus Frankreich und Italien gebracht worden 
zu sein. Zu dieser Zeit wurde sie schon im Grossen auf Aeckern 
gebaut, so wie noch heutzutage; in die Gärten ist sie jedoch 
niemals wieder eingedrungen. „Vormals ward dise Rödte wurtzel 
inn Gallia und Italia gezielet, jetzund haben wir sie auch in 
Germania, also das etliche Ackerleuth nun mehr nach den 
Farben dann nach den Früchten trachten“ Tragus. 


cardones. Dipsacus fullonum L. öipanog Diosc. Althochd. karta (aus 


lat. Carduus), bei den deutschen Vätern der Botanik Karten- 
distel, Karten, Weberdistel. Sie wurde, wie aus der bei 
der Färberröthe angeführten Stelle des Capitulars hervorgeht, 
zum Kratzen und Krämpeln der Wolle zu Carl des Grossen 
Zeit angewendet und zu diesem Zwecke in den Gärten gebaut. 
Heutzutage hie und da im Grossen auf Feldern gebaut. 


fabas majores. Vicia faba L. Die Saubohne, schon von Homer 


als eine auf Feldern gezogene Pflanze angeführt, wird von den 
römischen Schriftstellern, aus denen hervorgeht, dass sie zu 
ihrer Zeit häufig angebaut wurde, faba genannt **). Die Schrift- 
steller des XVI. Jahrhunderts beschreiben sie unter dem Namen 
Bone, und es ist daher auf diese Pflanze das althochdeutsche 
pona, mittelhochd. bone zu beziehen. In der Neuzeit wurde 
Bohne auf Phaseolus vulgaris, die man früher in Deutschland 
Fasel, Faesel nannte, und die noch gegenwärtig mundartlich in 


*) Isatis tinctoria, althochd. weit. 


=”) Warum im Texte des Capit, majores beigesetzt wurde, ist nicht Klar. 


817 


Oesterreich Fisoln geheissen wird, übertragen und um sie von 
Vieia faba zu unterscheiden , nannte man letztere Saubohne. 

Die Saubohne ist eine weit verbreitete Gemüsepflanze und 
wird in Gebirgsgegenden noch häufig angebaut und genossen. 
In den Küchen der deutschen Städte ist sie heutzulage fast 
gänzlich ausgemerzt. Tragus sagt aber noch, es sei in Deutsch- 
land „insonderheit zu Cöllen, Metz, Speier und Strassburg nach 
den Erweissen kein breuchlicher Legumen oder Köchset als 
die Bonen.* 

Pisos mawurisicos. Pisum sativum L. nzioog Theoph. oeoßauog 
Galen. zjwegog Zotßıwdog Diosc., pisum der römischen 
Schriftsteller. Der Name pisum ist in die deutsche Sprache nicht 
übergegangen, sondern wir finden hier Namen, die offenbar 
aus dem griechischen ögoß«ıog und 2o&ßıvdog herstammen „ alt- 
hochdeutsch araweiz, arawiz, mittelhochd. arbeis, erbeis, bei 
den deutschen Vätern der Botanik Erweissen, Erbeisen, Erbsen ; 
mundartlich heutzutage in Nieder-Oesterreich Orbas, Erwassn. 
Der Zusatz maurisicos im Capit. ist nicht klar. Die Erbse 
wird gegenwärtig ebenso, wie im Alterthume häufig in Gärten 
gebaut und ihre Samen grün und ausgereift in der Küche ab- 
bereitet. 

coriandrum ist Coriandrum sativum L. »ogiavvov Theoph. x00.0v 
Diosc., coriandrum der römischen Schriftsteller. Der schon in 
den mosaischen Schriften erwähnte Koriander, wegen seiner ge- 
würzhaften Früchte seit jeher gebaut, ist auch heutzutage nicht 
selten in den Bauerngärten und werden seine Früchte ähnlich 
jenen von Nigella sativa dem Brote zugesetzt, um diesem einen 
angenelımen Geschmack zu ertheilen. 

cerfolium ist Anthriscus cerefolium Hoffm. Chaerephyllum Colu- 
m ella. Althochd. chervolla, kervolo, bei den deutschen Vätern 
der Botanik Kerbel, Körffel, Körbel. 

Das Kerbelkraut, seit ältester Zeit in den Küchengärten 
gebaut, fehlt fast in keinen Bauerngarten, wo es sich gewöhn- 
lich durch Selbstaussaat in irgend einem Winkel erhält. 

Tacteridas. Euphorbia Lathyris L. A@$vgıs Diosc. In Glossarien aus 
dem XII. Jahrhundert: Spriuwurz, Sprinewurz vel vitocalia, 
auch citocotia *). Im Gloss. Helmst. sind 17 Namen für diese 
Pflanze angeführt, darunter Catapucia, Crucesword, Sprinckorn, 
Spyword, Sprinckword. Die deutschen Väter der Botanik nennen 
sie Herba Lactaria auch Cataputia minor (im Gegensalze zu 
Cataputia major, welcher Name sich auf Ricinus communis 


*) Wahrscheinlich aus eito und kotzen, sich erhrechen. 


Ed. V. Abh. 103 


818 


bezieht) und geben ihr die deutschen Namen: Springkorn, 
Dreybkorn, Springwurtz, Springkraut, Treibkraut, Scheisskraut, 
die sämmtlich nach der purgirenden Eigenschaft der Samen oder 
nach der Eigenschaft der Früchte bei voller Reife aufzuspringen 
und die Samen auszuschnellen, gebildet sind. Euphorbia Lathyris 
findet sich hier und da in Bauerngärten gepflanzt und die Samen 
derselben werden als Arzneimittel gegen Krankheiten der Thiere 
von dem Volke verwendet. Auch die Schriftsteller des XV. 
Jahrhunderts erwähnen ihrer als einer allenthalben in den Gärten 
gemeinen Pflanze, die als Purgirmittel Anwendung finde. 


selareiama ist Salvia Horminum L. ögwwov Theoph. Diose. Im 


Gloss. Monseens. Scaralega, im Gloss. Helmst. Scarleye. Die 
deutschen Väter der Botanik unterschieden den zahmen Schar- 
lach als Gartenpflanze (Scarlea Lobel. Horminum sativum 
Fuchs, hortense Matth.) und den wilden Scharlach Salvia 
SclareaL.? Der Name Scharlach, Scharlei wurde auch noch auf 
andere Salbeyarten übertragen, die man dann in Wiesen-Schar- 
lach, Muscateller-Scharlach (Balt. Ehrhart) unterschied. 

Man verwendete und verwendet noch gegenwärtig die 
durch einen eigenthümlich aromatischen Geruch und Geschmack 
ausgezeichneten Blätter der Salvia Horminum L., so wie auch 
anderer Salbeiarten (S$. pratensis, glutinosa, Sclareia) als Zu- 
satz zu Bier und Wein und ziehet erstere, obwohl nur sehr 
sehr selten, theils zu diesem Zwecke, theils als Zierpfianze in 
den Gärten. 


et ille hortwlanus Rabeat super domum suam Jovis 


Darbaan. Dass hier mit Jovis barba *) Sempervivum tectorum 
L. die Hauswurz gemeint sei, unterliegt keinem Zweifel. Mit- 
telhochdeutsch huswurz, huoswurz. Der Glaube, dass dort wo 
diese Pflanze steht, kein Blitz einschlage, ist uralt, und die Ver- 
ordnung befiehlt daher, dieses Gewächs zum Schutze der Häuser 
gegen Wetlerschaden auf die Dächer zu pflanzen. Bei den grie- 
chischen und römischen Schriftstellern wird dieser Aberglaube, 
der noch gegenwärtig bei dem deutschen Volke weit verbreitet 
ist, nirgends erwähnt und er scheint daher in Deutschland selbst 
seine Wiege zu haben. Hauswurz wird von den deutschen 
Vätern der Botanik auch Donderbar genannt. (In Oesterreich 
und Kärnthen Dunerknöpf, Donerknöpf, bei den Siebenbürger 
Sachsen Donerkrot.) 

Die Pflanze findet sich durch ganz Deutschland auf alten 
Mauern, auf Dächern, über den Einfahrtsthoren gepflanzt und 
spielt auch als Hausmittel noch eine grosse Rolle. 


“) Jovis barba hat sich in dem französischen Joubarbe erhalten. 


819 


De arboribus volumus quod habeani 

pomarios diversi yenenwis, Pyrus Malus L. una: der griechi- 
schen, pomum der römischen Schriftsteller. Althochd. aphultra, 
affaltra ; bei den deutschen Vätern der Botanik Apfelbaum *). 
Am Schlusse der Verordnung werden noch die Namen der 
Aepfel, welche der Landwirth erzielen sollte, angeführt. 

pirarios diversi generis, Pyrus communis L. &mıos Theoph. 
pyrum Columella. Letzterer unterscheidet schon gegen 
zwanzig Birnsorten , die zu seiner Zeit gebaut wurden und 
schliesst seine Aufzählung mit den Worten: „et quaedam alia, 
quorum enumeratio nunc longa est.‘ 

Valerius Cordus (1515 — 1544) unterschied bei fünfzig 
in Deutschland gebaute Birnsorten und von den Namen, welche 
man im XVI. Jahrhundert auf diese Sorten anwandte, haben 
sich einige, wie z. B. Herrenbirn, Schmalzbirn, Muscatellerbirn- 
chen. bis auf unsere Tage erhalten, Die Kunst der Bereitung 
eines Weines aus Birnen und Aepfeln ist sehr alt, und war 
ganz vorzüglich in England und Frankreich zu Hause, von wo 
aus der Name Cider (französ. cidre, engl. cider) in die deutsche 
Sprache übergegangen zu sein scheint. 

prunarios diversi generis, Prunus domestica L. Mit »diversi 
generis‘‘ sind wahrscheinlich nicht bloss die Spielarten der Prun. 
domestica verstanden, sondern auch Prunus insititia L. mit 
ihren cultivirten Varietäten einbegriffen, was um so annehm- 
barer erscheint, als letztere sich ziemlich häufig in Bauerngär- 
ten gepflanzt findet. Prunus domest. L. = »onxvuni&« Theoph. 
Diosc., prunus Colum. Pflaumenbaum , Zweischkenbaum. 
Der Name Pflaume fasst mehrere Arten der Gatlung Prunus 
unter sich (Prunus insititia —=Krichenpflaume, Prunus cerasifera 
—Kirschenpflaume u.s. f.), wurde und wird aber insbesondere 
alleinstehend der Prunus domest. zugedacht. Der Name Zweischke, 
ursprünglich bloss für Pilaumen, welche getrocknet im Handel 
aus dem Bereiche slavischer Sprache gebracht wurden, in 
Deutschland angewendet (böhm. szwesika), hat sich in der 
Neuzeit immer mehr Bahn gebrochen und scheint den Namen 
Pflaume allmälig zu verdrängen. 

sorbasrios, Sorbus domestica L. oö0v Theoph. Diosc., sorbum C 0- 
lumella, der ihn in dem Cap. de arboribus pomiferis aufführt. 

Althochd. Spenilinch, Spierebaum ; mittelhochd. spelling. 
Der lateinische Name sorbum hat sich in dem deutschen Sorb- 


=*) In Oberösterreich und Kärnthen (Josch) nennt man nur die gezogenen, genuss=- 
bares Obst liefernden Spielarten Apfelbäume; der Holzapfelbaum wird dort 
Säuerlingbaum genannt. 


103 * 


820 


apfel, Sporbirn erhalten, doch hatten dıese Namen, die vos 
Balt. Ehrhart angeführt werden, wohl nur eine sehr geringe 
Verbreitung und sind vielleicht jetzt ganz eingegangen. Die 
gewöhnlich gebrauchten deutschen Namen, die sieh auch gröss- 
tentheils bei den deutschen Vätern der Botanik finden, sind: 
Speierlingbaum, Spillingbaum , Sperwerbaum, Sperberbaum, 
Speerbaum, Sperbaum. Die bot. Schriftsteller des XVI. Jahr- 
hunderts handeln unter diesen Namen häufig Sorbus domestica, 
aucuparia und torminalis zusammen ab und unterscheiden sie dann 
in zahm und wild etc.”) Wahrscheinlich ist der deutsche Name 
von Spille, Spule, Spindel oder von Speer abzuleiten, da das 
wegen seiner Härte ausgezeichnete Holz zu Speeren, Spindeln 
und sonstigen Geräthschaften, zu denen ein sehr festes Holz 
nothwendig war, verarbeitet werden mochte, so wie es auch 
heutzutage zu Spindeln bei den Weinpressen sehr gesucht ist. 


anespilarios, Mespilus germanicaL, u£ozıLov Diosc. Althochd. nespil, 


nesple. Im XVI. Jahrhundert Nespelbaum, Mespelbaum; bei den 
botan. Schriftstellern der Gegenwart Mispel; mundartlich in 
Oesterreich Asperl. 

Der Mispelbaum findet sich nur selten in Bauerngärten in 
Oesterreich, und wenn er schon gepflanzt wird, gewöhnlich 
nur ein einzelner Baum in irgend einem Winkel des Gartens. 


casltlaneanos. Castanea vescaGärtn. Der Name yxcravov soll von der 


Stadt Kastana im Pontus herstammen und ist wenig verändert in 
die deutsche Sprache übergegangen. Kastanienbaum, mundartlich 
in die Oesterreich Köstenbam. 

In Bauerngärten sah ich den Kastanienbaum niemals, übri- 
gens wird derselbe in Oesterreich auf dem Sandsteingebirge der 
Nordalpen in der Umgebung des Ortes Wilhelmsburg häufig 
eultivirt. 


persicarios diversi generis, Persica vulgaris Mill. une 


neooınd Diosc. Da im Texte des Capit. hier wieder diversi 
generis steht, so dürften schon mehrere Spielarten der Pfirsiche 
gemeint sein ”*) jedenfalls ist auch Prunus Armeniaca L., der 
von den deutschen Vätern der Botanik mit dem Pfirsich zusam- 


*) Sorb. aucuparia wird auch Melbeer, Vogelbeer und Sorh. torminalis, auch Aressel, 


Eschrösel, Adlasbeer genannt, 


=“) Die deutschen Väter der Botanik unterscheiden schon mehrere Spielarten des 


Pfirsich- (Pfersing-) baumes. Matthioli sagt unter andern von ihm: „Das 
Holz ist luck und mürb, die Rinde dünn. Die Wurtzeln sind schwach, stecken 
nicht tief in der Erden, derhalb veraltert er bald und fellt umb. Daher auch 
das alt Teuische Sprichwort herkommt, Pfersingbaum und Baurngewalt wechst 
schnell und vergehet bald.‘ 


821 


men abgehandelt und gäler Sommerpfersing, St. Johanns Pfer- 
sing genannt wird, hier mit einzubeziehen. Diosc. nennt letz- 
teren una doumviane und zeamorıe. Columella armeniaci 
und praecoca, und der deutsche Name Aprikose (franz. abricot) 
scheint von letzterem Worte, das sich auf das Frühreifen der 
Frucht bezieht, abzustammen. Tragus nennt sie auch Molleten, 
Möllelein, welcher Name vielleicht nach dem weichen, saftigen 
(molleten) Fleische der Frucht gebildet wurde, übrigens sehr 
örtlich sein musste, da er sich sonst nirgends wieder für Prunus 
Armeniaca angewendet findet. Der Oesterreicher nennt die 
Frucht Marillen *). Der Pfirsichbaum, so wie der Marillenbaum 
werden gleichhäufig in allen Gegenden Deutschlands, wo nicht 
die Ungunst des Klimas ihrem Gedeihen Schranken setzt, in 
Gärten und Weingärten gezogen. 
cotoniarios, Cydonia vulgarisPersoon. »vönvıog Theoph. cydonia 
der römischen Schriftsteller, bei denen drei Arten desselben 
unterschieden werden. Althochd. Chuttina, mittelhd. quette. 
Hildegard, Aebtissin zu Bingen (1180), nennt die Quilte 
Quotanus. Fuchs, Dodon. Matth. haben: Cotonea , zu 
deutsch Quittenbaum, Küttenbaum. Die Schriftsteller der Gegen- 
wart schreiben den deutschen Namen Quittenbaum. Seine 
Früchte, wahrscheinlich die Aepfel der Hesperiden, schon im 
hohen Liede um ihres Wohlgeruches gepriesen **), werden 
noch heutzutage dieserwegen von den Bauern unter die Klei- 
dungsstücke gelegt, in den Städlen auch mit Zucker eingemacht 
und anderwärtig in der Kochkunst verwendet. Nach den Schrift- 
stellern des XVI. Jahrhunderts zu schliesen, spielte übrigens die 
Quitte sowohl in der Küche, wie in der Apotheke in früherer 
Zeit eine viel grössere Rolle, als heutzutage. Der Quittenbaum 
wird in Oesterreich häufig in den Bauerngärten und am Rande 
der Weingärten angetroffen, wo auch mehrere Spielarten der- 
selben erzogen werden. 
avellunarios, Corylus Avellana L., tubulosa W illd., Colurna L. 
Von den griechischen Schriftstellern werden Kastanien, 
Pinien, Haselnüsse und Wallnüsse sämmtlich unter »«gva 


zusammengefasst und in x&deva #uoraveind, mırdiva, "Hoanlew- 
tına und ßcoılırd unterschieden. Auch die römischen Schrilt- 


#) Schwenk sagt von diesem Worte, es Sei zuerst von dem ital. amarella ent- 
lehnt; Schmeller sucht es vom spanisch. amarillo, gelb, herzuleiten, was 
mir sehr zustimmenswerth dünkt, da man in Oesterreich von den Pfilaumen- 
arten auch nur die gelhgefärbten Amarellen nennt. 

#3) Sprengl Geschichte d. Bot. 1. "Theil. 


822 


steller handeln sie gewöhnlich zusammen ab und Columella hat 
ein eigenes Capitel: De nuce serenda, in welchem er zuerst den 
Anbau der Mandel (nux graeca) und Haselnuss (avellana 
Tarentina) bespricht und dann selbes mit den Worten schliesst: 
„Eodem tempore junglandem et pineam et castaneam serere 
oportet.““ Auch die deutsche Sprache vereinigt durch Nuss die 
Haselnuss, Lambertusnuss, Zirbelnuss, Wallnuss u. s., f. 

Da Columella. wiederholt Avellana Tarentina sagt, so 
ist anzunehmen, dass er nicht die gemeine Haselnuss (Cor. 
Avellana L.), sondern Coryl. Colurna L. oder tubulosa W illd. 
hiermit bezeichnen wollte, die beide auch noch heutzutage Gegen- 
stand der Gartenzucht sind, und wenn aus den Verhältnissen 
der Gegenwart ein Rückschluss auf die Zeit, in welcher das Ca- 
pitulare erlassen wurde, erlaubt ist, so wird es sehr wahr- 
scheinlich, dass mit Avellanarios die Lamberis-Haselnuss (Cor. 
tubulosa Willd.) gemeint sei, da sich diese ganz vorzüglich 
in Bauerngärten, namentlich an den einfriedenden Hecken ge- 
meinschaftlich mit Quitien und Cornelskirschen gepflanzt findet. 
Auch die Schriftsteller des XVI. Jahrhunderts beschreiben unter 
den Namen zahme Haselnuss, Lambertusnuss *), Rotnuss, Rurnuss 
die beiden Arten Coryl. tubulosa Willd. und Colurna L., 
die auch zu ihrer Zeit in den Gärten gezogen wurden. 


amandalarios, Amygdalus communis L. &uvydarn der griechischen, 


nux graeca und Amygdala der römischen Schriftsteller. 
Amandala ist offenbar verderbt aus Amygdala hervorgegangen 
und hat sich in den «deutschen Namen Mandel erhalten, Die 
Zucht des Mandelbaumes war in Deutschland ganz vorzüglich in 
jenen Gegenden zu Hause, wo die Cultur des Bodens zuerst 
sich Platz gemacht, nämlich an den Ufern des Rheines. 
„Derselben finden wir zwei- oder dreierlei auff dem Rhein- 
sirom wachsen fürnemlich an der Hart....“ Trag. „In Deutsch- 
land am Rein, fürnemlich umb Landau, findet man ihr gar viel 
und werden für die besten in Deutschland gehalten.‘“ Matith. 
In Oesterreich finden sich gegenwärtig Mandelbäume nur höchst 
selten in Bauerngärten, häufiger dagegen in den Weingärten, 
wo sie aber weniger gezogen werden um die Früchte für die 
Küche oder Apotheke zu gewinnen, als vielmehr um junge 
Mandelbäume aus den Samen zu erziehen und auf diese dann 
Pfirsiche zu pfropfen. Daher kommt es auch, dass man gewöhn- 


*) Schwenk leitet Lambertsnuss von Lombardei ab, woher Sie, wie er sagt, 


zu uns gekommen ist, und nach ihm würde sie daher richtiger Lombards- 
nuss heissen. Die deutschen Väter der Botanik schreiben Lampertische Nüsse. 


* - . » 8 
Mundartlich in Nieder-Oesterreich Bartinuss 


823 


lich nur einen einzelnen Mandelbaum in einem Weingarten oder 
Garten gepflanzt findet, weil derselbe eine zu obigem Zwecke 
hinreichende Menge Früchte erzeuget. 


wmorarios, Morus nigra L. ovxduwog der griechischen morus der 


Tauro®s3. 


römischen Schriftsteller. Althochd. murbouma, mithd. mu Iber- 
boum, bei den deutschen Vätern der Botanik Maulbeerbaum. 
Seine Früchte wurden ganz vorzüglich zur Darstellung des 
Morettrankes und eines Latwerges Diamoron, das noch heulzu- 
tage (Roob. Mororum) in den Apotheken verfertigt wird, ver- 
wendet. Die Zucht des schwarzen Maulbeerbaumes war früher 
und ist noch heutzutage sehr beschränkt; in Bauerngärten sah 
ich ihm nie. Der weisse Maulbeerbaum, in China einheimisch, 
wurde erst in der Mitte des XVI. Jahrhunderts in Deutsch- 
land angepflanzt. Zu Brunfels, Fuchs und Tragus Zeit 
war derselbe in Deutschland noch nirgends gezogen. „‚Maul- 
beeren findet man zweierlei, weiss und schwarz, diese beide 
findet man in Etschland wachsen. Aber auff dem Rheinstrom hat 
man allein die schwarzen Maulbeeren.‘““ Trag. 
Laurus nobilis L. ö&pvn Diosc. von hoher Bedeutung in der 
Pflanzen - Symbolik. Zu der Anordnung den Lorbeer in den 
Gärten zu erziehen, dürfte einerseits die heilkräftige Wirkung 
seiner Beeren und Blätter Anlass gegeben haben, vielleicht 
auch hatte man den alten Aberglauben, dass dort, wo ein 
Lorbeerbusch steht, kein Wetter einschlage, im Auge gehabt. 
Sonderbar ist es, dass bei diesem Aberglauben immer 
Pflanzen eine Rolle spielen, die sich durch immergrünende 
Blätter auszeichnen, wie die schon früher erwähnte Hauswurz, 
der Lorbeer, die Stechpalme*), der Buxbaum und der Sade- 
baum**) und merkwürdig ist es jedenfalls, dass hier der Lor- 
beer und die beiden folgenden Pflanzen, deren Zucht in den 
deutschen Gärten durch klimatische Verhältnisse eine Schranke 
gesetzt wird, in dem Capitulare aufgeführt werden. 


*) Die Stechpalme Ilex aquifolium (in Oesterreich nach den stacheligen Blättern 
Schradelbam genannt, von schraggen==ritzen, Kratzen, schrah— rauch; in 
Baiern aus eben dem Grunde Waxlaub geheissen, von wax—-rauh) findef sich 
im Gebiete der östlichen Nord-Alpen hier und da neben den Bauerhöfen ge- 
pflanzt, und der erwähnte Aberglaube, der übrigens auch von den Schriftstel- 
lern im XVI. Jahrhunderte besprochen wird, ist auch hier bei dem Volke noch 
eingewurzelt. 


==) Der Aberglaube, dass durch das Anzünden eines am Palmsonntage geweihten 
Palmbuschens (siehe Seite 1) während der Dauer eines Gewitters, die Gefahr 
desEinschlagens behoben werde, ist noch heutzutage bei dem Volke verbreitet. 


324 


pinos, Pinus Pinea L. rirvs, xdova mırbiva der Griechen, pinus der 
Römer. Die Pinie wird im Bereiche deutscher Sprache nicht 
gezogen ; in den südlichen Gegenden, wo man sie auch in Gärten 
pflegt, hat sich ihr lateinischer Name erhalten. Die Früchte 
(Piniole) spielten in dem Arzneischatze und in der Kochkunst 
in früherer Zeit eine viel wichtigere Rolle als gegenwärtig, wo 
sie fast gänzlich aus beiden verdrängt wurden. Die deutschen 
Väter der Botanik nennen sie Edeler oder zamer Hartzbaum, 
zahme Fichte (Vichtannen ?) 

ficus, Ficus Carica L. Der Feigenbaum, seit ältester Zeit in vielen Spiel- 
arten in Gärten der südlichen Gegenden gezogen, verträgt 
gleichfalls die Ungunst unseres Winters nicht. Da es kaum zu 
glauben ist, dass man diese Gewächse schon damals in Glas- 
häusern auferzog, so lässt sich nur annehmen, dass es dem 
Verfasser unseres Pflanzenverzeichnisses noch unbekannt war, 
dass Lorbeer, Pinie und Feige in Deutschland kein Gedeihen 
finden. Auffallen muss uns übrigens, dass gerade diese drei 
Gewächse, die unter den im Capitulare aufgezählten die einzigen 
sind, die nur in wärmeren Landstrichen gedeihen, hier zuletzt 
zusammengestellt werden. 

nucarios, Juglans regia L. x«ova PBacılınd, evßoin« der Griechen, 
juglans (Jovis glans) bei Columella. Bei den Schriftstellern 
des XVI. Jahrhunderts Baumnuss, Welsche Nuss. Mit dem allein- 
stehenden Worte Nuss wird immer nur die Wallnuss gemeint. 
Sie findet sich häufig in Gärten und von den deutschen Vätern 
der Botanik werden schon mehrere zu ihrer Zeit gepflanzte Spiel- 
arten unterschieden. 

ceresarios diversi generis. Prunus avium und Cerasus L. Dass 
beide Bäume hier zu verstehen seien, unterliegt keinem Zweifel, 
da hier wieder diversi generis beigesetzt ist. In den Kräuler- 
büchern des XVI. Jahrhunderts findet man noch die Weichsel 
unter dem Capitel „Vom Kirssenbaum“ abgehandelt, und zwar 
werden dort unterschieden 1. die in Gärten gezogenen zahmen, 
süssen oder Bundkirssen (Cerasus Juliana, avium und Dura- 
cina D. C.), 2. die sauren Kirssen oder Weichseln (Cerasus 
Caproniana D. C.), 3. die auch in Wäldern wildwachsenden 
kleinen Waldkirschen (Pr. avium « sylvestris Seringe.). Der 
Name der Kirschen stammt von der Stadt Cerasum; 200005 
der Griechen; mhd. kirse, im XVI. Jahrhunderte Kirsse und 
Kirsche, in niederösterreichischer Mundart Kerschen. Der Name 
Weichsel für Pr. Cerasus L. kommt vielleicht aus dem slavi- 
schen wischnza. Sämmtliche Spielarten der Kirschen finden 
sich ebenso, wie die Weichsel häufig in Gärten, Weingärten 
am Rande von Aeckern und Strassen gepflanzt. 


825 


Der Sinn der nun folgenden Stelle im Capit. dürfte beiläufig folgender 
sein : Aepfelsorten, die ganz vorzüglichangepflanzt werden sollen sind: Gorma- 
ringa, Crevedella, Spirauca *) süsse und saure, ferner sowohl jene, welche 
sich aufbewahren lassen, so wie auch die bald abzupflückenden Frühäpfel. 
In den Sandkellern **) soll man die dritte und vierte Sorte, dann die süssen, 
die herben und die Winteräpfel aufbewahren. 

Wenn wir schliesslich die Planzen, welche in dem hier besprochenen 
Verzeichnisse vorkommen, nochmals überblicken, so finden wir nur wenige 
vonden Griechen und Römern in ihren Gärten gezogene Nutzgewächse ausge- 
lassen. Ganz übergangen werden aber die auf freiem Felde gebauten Ge- 
wächse, wie die Getreidearten, der Flachs, die Ackerrüben, der Weinstock. 
Schon eingangs wurde erwähnt, dass auch die Zierpflanzen keine Berück- 
sichtigung flnden und dass nur Gewächse aufgezählt werden, die entwe- 
der als Nahrungsmittel, als Färbepflanzen oder endlich aus abergläubischen 
Vorurtheilen gezogen wurden; es unterliegt aber gar keinem Zweifel, dass 
in der Zeit, aus welcher das Capitulare stammt, auch schon viele der Blu- 
men in den Gärten erzogen wurden, die noch heute zur Zierde der Bauern- 
gärten dienen. 

Die deutschen Namen dieser Zierpflanzen stehen aber ganz im Gegensatze 
zu jenen, welche den Nutzpflanzen zukommen, denn während letztere ihre 
lateinische Abstammung nicht verkennen lassen, besitzen die Zierpflanzen 
mit wenigen Ausnahmen rein deutsche Volksnamen. Fast durchgehends siud 
es Gewächse, die auch wild in Deutschland vorkommen und die nur durch 
längere Zucht manchmal ein verändertes Aussehen, gefüllte Blüthen u.d. gl. 
bekommen haben. In den Gärten unserer Nord-Alpen sieht man häufig aus 
dem nahen Walde Epilobium angustifolium, Campanula persicifolia, Vinca 
minor u. dgl. in die Gärten verpflanzt, und so mochte man auch damals die 
durch ihre Farbenpracht oder Wohlgeruch sich auszeichnenden Blumen der 
Wiesen, Auen und Wälder in die Gartenerde versetzt haben und nachste- 
hende Gewächse dürften wohl als die ältesten deutschen Zierpflanzen ange- 
sehen werden: 


Ranunculus auricomus L. flor. plen. Gefüllter Hahnenfuss. Schmalzblume. 
In Oesterreich hörte ich diese Pflanze auch Rukerl nennen, 
welcher Name offenbar verderbt aus Ranunculus hervorge- 
gangen. 

Hepatica triloba DC. Leberkraut, Edles Leberkraut, Guldenklee, blaues 
Windröschen. 

Aquilegia vulgaris L. Aglei (Alhd. acoleia aus Aquilegia). 

Delphinium Ajacis L. Rittersporn. 

Aconitum Napellus und varieyatum L. Eisenhut, Eisenhütlein, Wolfswurz, 
Napell, Fuchsblüh. 

Cheiranthus Cheiri L. Gelb Negelveiel, Lambertsveigl, Goldlack. 


*=) Welche Sorten hier gemeint seien, lässt sich kaum ermitteln. 

*=) Kinderling erklärt wohl ganz richtig, dass es hier im Texte „per aricia 
servatoria“ heissen sollte, und dass man unter aricium einen Sandkeller, 
eine Kammer zum Aufbewahren des Obstes über den Winter zu verstehen habe. 


Bd. V. Abh. 104 


826 


Cheiranthus annuus. Roth, leibfarb und weiss Violaten, Negelveieln, Feigl, 
Levkoien. 

Hesperis matronalis L. Mondviolen, Nachtviolen. 

Viola tricolor L. Freisam (wurde gegen die Freisen, fallende Sucht ange- 
wendet), Dreifaltigkeitskraut, Dreifaltigkeitsblame,„ Tag- und 
Nachtveilchen, Stiefmütterchen. 

Viola odorata L. Mertzenviolen, Mertzenveieln, Veilchen, Maerzveilchen. 

Dianthus Caryophyllus L. Grassblume, Negelein, Nelke. 

_ plumarius L. Pfingstnelke. 

Lychnis Coronaria Lamarck. Maergenrösslein. 

Lonicera Caprifolium L. Waldlilgen, Specklilgen, Waldwinde, Zeunling, 
Geisblatt, Je länger je lieber. 

Centaurea Cyanus L. Kornblume, Roggen-, Sichelblume. 

Bellis perennis L. Masslieben (Mas so viel als Matte, Wiese), Maslieben, 
Angerblümlein, Marienblümlein, Buntblümlein, Zeitlosen, Monat- 
blümlein, Frühblümlein, Tausendschön, Gänsblümlein. 

Helichrysum arenarium DC. Rheinblume, Jüngling, Sandstrohblume, Motten- 
blume, Immerschön, Strohblume, Imortelle, Schabenkraut. 

Achillea Ptarmica L. Weisser Reinfar, Wilder Bertram, Niesenkraut. 

Omphalodes verna Mönch. Garten Vergissmeinnicht. 

Antirrhinum majus L. Sterckkraut, Brackenhaupt, Kalbsnase, Hundskopff, 
Orant, Löwenrachen, Löwenmaul. 

Digitalis purpurea L. Waldglöcklein, Fingerkraut, rother Fingerhut. 

Primula officinalis Jacq. Schlüsselblume, Himmelsschlüssel, St. Peters- 
schlüssel, Fastenblume. 

Vinca minor L. Ingrün (in ist hier Verstärkung und Ingrün bedeutet so 
viel wie Sehrgrün), Sinngrün, Weingrün, Todtenviolen, Todten- 
grün, Immergrün. 

Statice elongata Hoffm. Meergras, Seegras, Seenelken, Grasnelken. 

Amaranthus caudatus. Dausentschön, Sammetblume, Floromor (flos amoris). 

Narcissus poeticus und Pseudo narcissus L. Narcissen = Rösslein, Nareisse, 
Gäl = Hornungsblume, Josephstab. 

Phalaris arundinacea ß picta L. Bandgras. 


Mit Ausnahme von Aconitum, Viola tricolor, Lonicera Caprifolium , 
Omphalodes verna, Antirrhinum majus, Digitalis purpurea, Statice elon- 
gata und den zuletzt angeführten arei Arten fanden sich alle übrigen im 
XVlI. Jahrhunderte schon mit gefüllten Blüthen in Ziergärten. 

Die eben aufgezählten Zierpflanzen sind es auch, welche von den 
ältesten. deutschen botanischen Schrifistellern als solche beschrieben werden, 
„welche die Jungfrawen zielen in ihren Kräntzgärten und mit denen die 
junge Töchter ihr kurtzweil haben.“ 

Nur wenige einheimische Pflanzen fanden in späterer Zeit noch Eingang 
in die Gärten. Gewächse fremder Länder, den heimatlichen an Schönheit oft 
weit nachstehend, füllten mehr und mehr unsere Gartenbeete, fremde Arz- 
neien die Laden unserer Apotheken, fremde Gemüse und Gewürze die Töpfe 
in unseren Küchen. 


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Verhandl. des zool. bot, Be V. Kollar zur Nadurgesch, 
Vereins Band TV 1955. der Quecken Eule. 


Die Quecken-Eule. 
Noctua (Apamea)basilinea. 


ee; te 


RER 22 5 


Tav. I. 


Dercas B.VAIS35 : 


Verkandl.d.zool. bot. 


Limnophilus fuscus. 


Tab. IL. 


Verhandl. d. z0ol. bot. F. Brauer, Beträge 
Vereins BUASSS . zur Kennin.der 
Neuropt. 


Bittacus tipularius . 


Tab. I. 


Verhandt. 4. xvootl. bot. F. Brauer . Beiträge 
Veveins BWAS35 zur Kenntn.der 
Neuropt. 


N 


Boreus hiemahs. 


\ 


DVerkandl. d. zoot. bot. 
Pereims B.V.AS35. 


Tab. IV. 


Mantispa pagana ; 


Tab .V. 


Ber handt: d. zool. bot. F. Brauer ‚Bedrage 
Vereins B.V A855. zur Iennin.der 
Neuropt, 


Formicaleo  tetragrammicus. 


r En } Zu _ 
TVernandt. &.2o0t. bot. 
Verens. Band V. 18535 


Neue Selmetterlinge des 
ost. Kınserstaats 


I-6 Psyche Eckstemm Lederer. 
7 „  willosella Ochsh. 


9 Ha opacela H.Sch. 


Torx aurofasciana Mam. 


? 2 VE SET, 
U.berer. al. Segler, 


Verhandl. 4, zool. bot, #F. Brauer : Beiträge zur 
Vereins B. V.1855. Hennin. der NVeuropteren : 


Acanthachsıs occitanica. Wl: 


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