Verhandlungen
des
naturforsehenden Vereines
in Brttnn.
Li X "V. 33 8t n d.
1915.
Brünn, 1916.
Druck von W. Burkart. — Im Verlage des Vereines.
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Inhalts-Verzeichnis zlim LN. Bande 1915.
Seite
Bericht über das Jahr 1915. I
Vereinsleitung . . . . III
Abhandlungen:
Fritz Zimmermanit: Die Fauna und Flora der Grenzteiche bei Eisgrub
(I. Teil). 1
Dr. F. Krumpholz: Miozäne Korallen aus Bosnien.26
Anton Rzehak: Geologische Ergebnisse einiger in Mähren ausgeführter
Brunnenbohrungen (4. Folge).51
Albin Wildt: Ein weiterer Beitrag zur Flora von Mähren.94
Dr. Franz Krumpholz: Miozäne Foraminiferen von Wawrowitz bei
Troppau.98
Dr. Josef Oppenheimer: Das Oberdevon von Brünn.156
Bericht über das Vereinsjahr 1915.
Wie in der zweiten Hälfte des Jahres 1914, so waren auch
im Berichtsjahre die durch den Krieg geschaffenen Verhältnisse
der normalen Abwicklung des Vereinslebens außerordentlich
ungünstig. Der Ausschuß des „Naturforschenden Vereines“ hat
deshalb einstimmig den Beschluß gefaßt, von der Abhaltung
der üblichen, mit Vorträgen verbundenen Monats Versammlungen
bis auf weiteres abzuseben und die Vereinstätigkeit auf die stille,
wissenschaftliche Arbeit der Mitglieder und die Herausgabe der
„Verhandlungen“ zu beschränken. Es konnte daher auch vou der
Einberufung einer Hauptversammlung und von der Neuwahl der
Vereinsleitung Umgang genommen werden; doch wird beab¬
sichtigt, im Dezember 1916 eine Hauptversammlung abzuhalten,
in welcher der Rechenschaftsbericht für die Jahre 1914—16 erstattet
und die Neuwahl der Vereinsleitung durchgeführt werden soll.
Die verschiedenen Mißstände, auf welche bereits im letzten
Berichte hingewiesen wurde, bestehen leider noch immer. Es ist nicht
zu leugnen und wohl auch nicht leicht zu ändern, daß das Interesse
an der naturwissenschaftlichen Betätigung in neuerer Zeit ein viel
geringeres ist als in den ersten Jahren des Bestandes unseres
Vereines. Es zeigt sich dies deutlich genug nicht nur in der
verschwindend geringen Zahl neu eintretender Mitglieder, sondern
auch — was besonders bedauerlich ist — in den verhältnismäßig
vielen Austrittsanmeldungen und in den Rückständen, welche die
Mitgliederliste in der Rubrik „Jahresbeiträge" aufweist. Daß für
diese Erscheinungen der Kriegszustand nicht verantwortlich
gemacht werden kann, wurde schon im letzten Berichte betont.
Außer den bereits im letzten Berichte genannten Mitgliedern
der Vereinsleitung wurde auch Herr Direktor Dr. O. Leneczek
zur aktiven Kriegsdienstleistung herangezogen. Auch von unseren
sonstigen Mitgliedern stehen mehrere — zumeist Lehrer — im
Militärdienst; zwei von ihnen haben den Heldentod auf dem
Schlachtfelde gefunden, drei sind in Kriegsgefangenschaft geraten.
Das Ehrenamt des 2. Sekretärs und jenes des Rechnnungsführers
II
hat auch im Berichtsjahre der 1. Sekretär, Herr Hochschulpro¬
fessor A. Rzehak, vertretungsweise übernommen.
An Stelle des nach Tirol übersiedelten Aushilfsdieners Albert
Büch eie wurde Herr Alois Löbenstein aufgenommen.
Von unseren „Verhandlungen“ wurde im Berichtsjahre der
53. Band (für 1914) herausgegeben. Der vorliegende 54. Band
steht infolge des herrschenden Papiermangels und auch infolge
der wesentlich erhöhten Druckkosten dem Umfang nach hinter
seinen unmittelbaren Vorgängern etwas zurück, eine Erscheinung,
die auch bei anderen Vereinsschriften aus eben denselben Gründen
zu bemerken ist.
Auch im Berichtsjahre wurden uns sowohl die Subvention
des hohen Ministeriums des Innern im Betrage von 1100 K, als
auch die von der löblichen Stadtgemeinde Brünn bewilligte Sub¬
vention von 700 K ohne jede Kürzung ausbezahlt, was mit dem
Ausdrucke des wärmsten Dankes zur Kenntnis gebracht wird.
Desgleichen müssen wir, wie im Vorjahre, Sr. Exzellenz dem
Herrn Grafen Wladimir Mittrowsky für die hochherzige Spende
von 200 K und Herrn F. K. Stohandl in Wien für eine solche
von 50 K den herzlichsten Dank aussprechen.
Folgende Mitglieder haben Ueberzahlungen des Jahres¬
beitrages geleistet: Dr. Eduard Burkart, Direktor G. Heinke,
Hofrat Dr. G. v. Nießl in Wien und Fried. Edler v. Teuber
mit je 20 K; Hofrat K. Hellmer in Wien, Prof. A. Hetschko
in Teschen, Th. Koydl in Nestomitz (Böhmen), Leop. Krzi-
wanek, Direktor Ad. Oborny in Znaim, Prof. A. Rzehak,
Dr. L. Schmeichler und Dr. D. Weiß mit je 10 K.
Neue Mitglieder wurden im Berichtsjahre keine aufgenommen,
hingegen meldeten 4 Mitglieder ihren Austritt an.
Durch den Tod verloren wir nicht weniger als 9 Mitglieder,
nämlich die Herren: Aug. Berger jun., Buchhändler, welcher
als k. u. k. Oberleutnant in der Reserve, für sein tapferes Ver¬
halten vor dem Feinde ausgezeichnet, an der Isonzofront den
Heldentod gefunden hat; Jos. Hab er mann, Fachlehrer, in
treuer Pflichterfüllung für das Vaterland gefallen am nördlichen
Kriegsschauplatz; Ad. Ptaöek, Zentraldirektor in Sokolnitz;
Alex.Schü 11 er,k.k.Oberbaurati.R.; Med.-Dr.Th.Spietschka;
Ad. Walter in Raigern; kais. Rat Ant. Worell in Eibenschitz
und Prof. Vinz. Zatloukal. Unser Gesamtverlust im Jahre
1915 beträgt demnach 13 Mitglieder.
III
Für die Besorgung der Geschäfte in der Bibliothek und
in den Vereinssammlungen sind wir auch diesmal den Herren:
Dr. Ed. Burkart, K. Schirmeisen und K. Cziiek, Herrn
Prof. A. Szarvassi endlich für die mühsame und zeitraubende
Bearbeitung des meteorologischen Beobachtungsmaterials zu Dank
verpflichtet.
Vereinsleitung.
Präsident:
Dr. Stephan Freiherr von Haupt'Buchenrode, Landtagsabgeordneter, Hferr-
schaftsbesitzer ete.
Vize- Präsidenten:
Herr Dr. Gr. Jaumann, k. k. o. ö. Hoch- | Herr A. Wildt, Bergingenieur i. R.
schulprofessor.
Sekretäre:
Herr A. Rzehak, k. k. o. Ö. Hochschulprofessor.
„ Dr. H. Iltis, k. k. Gymnasialprofessor.*)
Rechnnngsführer:
Herr K. Landrock, Fachlehrer.*)
Bibliothekar:
Herr Karl Schirmeisen, Fachlehrer.
Ausschuss - Mitglieder:
Herr Dr. E. Burkart, Buchdruckereibesitzer.
„ K. Czizek, Fachlehrer.
„ E. Donath, k. k. Hofrat, Hochschulprofessor.
„ G. Heinke, Wasserwerksdirektor.
„ Dr. 0. Leneczek, Direktor an der Handelsakademie.
„ Dr. K. Mikosch, k. k. Hochschulprofessor.
„ Dr. L. Schmeichler, a. o. Hochschulprofessor.
„ Dr. Bruno Sellner.
„ Dr. A. Szarvassi, a. o. Hochschulprofessor.
* Julius Warhanik, k. k. Oberlandesgerichtsrat.
„ Dr. D. Weiß.
„ F. Zdobnitzky, Fachlehrer.
*) Während des Krieges durch den 1. Sekretär, Herrn Professor
A. Rzehak, vertreten.
Abhandlungen.
(Für den Inhalt der in dieser Abteilung enthaltenen wissenschaftlichen
Mitteilungen sind die Verfasser allein verantwortlich.)
Die Fauna und Hora der Grenzteiche bei Eisgrub
Ton Fritz Zimmermann.
I. Teil:
Gaetropoda et Acephala.
(Mit einer Textfigur und einer Tafel.)
Im äußersten Süden Mährens, an der niederösterreichischen
Grenze, liegen in einem breiten, von flachen Hügeln eingeschlossenen
Tale vier Teiche, die sich in der Richtung West-Ost von Voitels-
brunn bis Eisgrub erstrecken. Die das Tal begrenzenden Hügel
steigen nur bei Voitelsbrunn etwas höher an und bestehen teils
aus Leithakalk, teils aus tertiären oder diluvialen Sanden und
Schottern, die vielfach von Löß überdeckt sind.
Der westlichst gelegene und größte, Steindammteich oder
Nimmersatt genannt, wird hauptsächlich vom Niklasgraben,
einem aus Wiesengräben der Gebiete von Neusiedl, Bratelsbrunn
und Nikolsburg genährten Bächlein, gespeist, welches bei Voitels¬
brunn an der westlichen Spitze des Teiches einmündet. Ein
zweiter, noch wasserärmerer Graben mündet, vom Feldsberger
Gebiete kommend, am Südufer des Teiches.
Der Abflußgraben dieses Teiches mündet beim Grenz¬
schloß in den Bischofwarter Teich. Von hier gelangt das
Wasser in den Mitterteich und weiter in den Mühlteich.
Der Mitterteich nimmt an seiner Südseite den Ablauf der kleinen,
gegen Feldsberg zu gelegenen Allachteiche auf. Außer
diesen größeren Zuflüßen erhalten die Teiche auch noch gering¬
fügige Wassermengen aus einigen an ihren Uferrändern liegenden
Quellen und Wiesengräben.
Der Bischofwarter-, Mitter- und Mühlteich stellen eigentlich
ein gemeinsames, durch zwei Dämme, den der Eisgrub-Felds
berger Straße und den der Lundenburg—Eisgruber Lokalbahn,
in drei Abschnitte geteiltes Wasserbecken dar.
Verhandlungen des naturf. Vereines in Brünn. L1V. Band.
1
2
Durch ihre Größe übertreffen die „Grenzteiche“ (die mährisch¬
niederösterreichische Grenze führt durch dieselben) alle anderen
Wasseransammlungen des südlichen Mähren. Der Nimmersatt
bedeckt eine Fläche von 303*74 ha; ihm reihen sich an der
Mühlteich mit 107*36 ha, der Bischofwarter Teich mit 104 ha
und der Mitterteich mit 46*48 ha. Trotz der nicht unbeträchtlichen
Flächenausdehnung — nehmen die Teiche zusammen doch mehr
als 5*5 km 2 ein — ist die Tiefe derselben eine verhältnismäßig
geringe. Die größte Tiefe beträgt nämlich im Steindammteiche
4—5 m, in den anderen Teichen 2*5—3 m; dabei beschränken
sich diese Tiefen auf den die Teiche durchziehenden Graben und
das Fischbett, welche beim Ablassen der Teiche gefüllt bleiben;
die Tiefe der anderen Teile beträgt im Durchschnitt nur etwa
1*5—2 m.
Die Teiche, welche zum Besitze des regierenden Fürsten
Johann II. von und zu Liechtenstein gehören, dienen ausschließlich
der Fischzucht, und zwar besonders der Karpfenzucht.
Dieser Umstand bedingt es, daß die Teiche zu bestimmten
Zeiten abgelassen werden, und zwar in der Weise, daß in einem
Herbst der Steindammteich, im folgenden Herbst die drei anderen
Teiche ausgefischt werden. Von den kleineren drei Teichen bleibt
dann meistens einer den nächsten Sommer über bis auf die tiefsten
Stellen und den Graben ungefüllt und wird während dieser Zeit
landwirtschaftlich verwendet; diese Sömmerung trifft daher jeden
dieser Teiche immer im siebenten Jahre. Der Nimmersatt dagegen
bleibt niemals den Sommer über ganz leer, sondern nur vom Herbste
bis zum Frühjahr, in welcher Zeit er sich etwa zur Hälfte füllt;
seine volle Größe erreicht er wieder erst im Herbst. Der Wasser¬
stand der anderen Teiche wird in der Weise reguliert, daß sie
3
aus dem Nimmersatt, resp. einer aus dem anderen gefüllt
werden.
Der Grund der Teiche besteht vornehmlich aus hineinge¬
wehtem Flugsand, an wenigen Stellen, und zwar meist nur dort,
wo die Zuflüße oder Quellen einmünden und wo ausgedehnter
Pflanzenwuchs auftritt, ist der Teichboden mehr oder weniger
schlammig. Da im Bischofwarter- und Mitterteich gelegentlich aus¬
geschwemmte Gehäuse von tertiären Schnecken, wie Cerithium
pictum, Chenopus u. a. gefunden werden, so ist es wahr¬
scheinlich, daß die bei Bischofwart und an der Eisgrub-Feldsberger
Straße zu Tage tretenden tertiären Schichten unter den Teichen
durchstreichen. Auch im Steindammteich sind am Fuße der
Bischofwarter Weingärten, die aus Leithakalk bestehen, ausge¬
witterte tertiäre Konchylien, wie Ostrea sp., Pecten latis-
s i m u s, ferner Korallen und Bryozoenstöcke nicht selten zu finden.
In allen Teichen sind die seichteren Stellen von einem
dichten Pflanzenbestand bewachsen; vorherrschend findet sich
Typha angustifolia L., weniger häufig Phragmites
communis Trin. und Scirpus lacustris L. Diese Bestände
ziehen sich als schmälere oder breitere Streifen meist längs der
Ufer hin, seltener finden sich ausgedehntere Felder, die sich in
den Teich weiter hinein erstrecken, so am West- und Süd-Westufer
des Nimmersatt, am Westufer des Bischofwarter Teiches, wo
neben Typha und Phragmites auch Acorus Calamus L. nicht
selten auftritt, am Südufer des Mitterteiches in der Nähe der
Einmündung des Abflußes der Allachteiche, wo neben Typha
Scirpus lacustris L. häufig ist, endlich am Nordufer des
Mühlteiches. An .einzelnen Stellen aller Teiche finden sich auch
größere Felder von Ranunculus Petiveri Koch, Polygonum
amphibium L. und Potamogeton pectinatus L.
Die Flora der Teichufer entspricht im Allgemeinen der
Strandflora unserer Gewässer. Nur an einzelnen Stellen findet
sich eine schwächer oder stärker ausgeprägte, aber immer typische
Halophytenvegetation. In der mir zur Verfügung stehenden
Literatur konnte ich keine, auf das Vorkommen von Halophyten
an den Grenzteichen bezügliche Angaben finden, weshalb die
Ufer einer genauen Untersuchung in Bezug auf halophile Gewächse
unterzogen wurden.
Diese ergab das Vorhandensein von vier Stellen an den
Teichufern, die durch eine halophile Vegetation gekennzeichnet
1*
4
sind. Von ihnen entfällt eine auf den Bischofwarter Teich, während
die drei anderen am Nimmersatt liegen. An anderen Uferstellen
konnte eine typische Halophytenflora nicht nachgewiesen werden. 1 )
Die kleine Salzheide am Bischofwarter Teich liegt in unmittel¬
barer Nähe des Ortes Bischofwart und ist durch das Vorkommen
von Lotus corniculatus L. var. tenuifolius L. und Sper-
gularia salina Presl. charakterisiert; diese Halophyten sind
aber nur in spärlicher Zahl vorhanden und vielfach durch andere
Pflanzen überwuchert. Am Westufer dieses Teiches, in der Nähe
des Grenzschlosses, kommt Rumex maritimus L. vor, der
aber sonst an den Teichufern überall, wenn auch nicht in so großer
Menge, zu finden ist.
Viel reicher ist die Halophytenflora der drei, an den Ufern
des Steindammteiches liegenden Salzheiden; zwei dieser Vor¬
kommnisse gehören Mähren, das dritte Niederösterreich an. Die
beiden mährischen, am Nordwestufer, schon in der Nähe von
Voitelsbrunn liegenden Stellen lassen sich räumlich schwer von
einander abgrenzen; sie sind nur durch eine schmale Zone, die
anscheinend einen geringen Salzgehalt aufweist, von einander
getrennt. Hier fand ich folgende Salzpflanzen: Lotus corni¬
culatus var. tenuifolius L., Carex hordeistichos Vill.,
Atropis distans (L.) Griseb., Plantago maritima L. var.
dentata Beck, Spergularia marina Bess., Spergularia
marginata (DC.) Boh., Atriplex roseum L, Atriplex
has tata var. salina Cel., Aster tripolium L., Taraxacum
leptocephalum Reichb., Rumex maritimus L. und Suaeda
maritima Dum. Außerdem teilen diesen Standort Scirpus
Tabernaemontani Gmel. und Triglochin palustre L.
Während die drei bis jetzt behandelten Salzheiden nicht
besonders auffällig sind, ist die vierte, welche unweit der Bahn¬
haltestelle Voitelsbrunn, zwischen dieser und dem Teiche liegt,
schon von weiten durch die starken Salzausblühungen zu erkennen.
Dem stärkeren Salzgehalte entspricht auch die Flora; während
die Halophyten an den anderen Stellen immer mit anderen nicht
halophilen Gewächsen untermischt sind und zwischen diesen ver¬
schwinden oder fast verschwinden, ragen hier aus der stellenweise
blendend weißen Salzkruste nur die Blütenschäfte von Plantago
maritima L. heraus, alle anderen Pflanzen fehlen. Der Rand der
Salzausblühung ist zuerst von einem braungrünen Gürtel von
*) Meine Funde wurden auch veröffentlicht bei A. Wildt „Weitere
neue Standorte mährischer Pflanzen“, diese Abhandlungen, Bd. 53.
5
Salicornia und Suaeda amgeben, dem sieb weiter nach außen ein
violetter Kranz von blühenden Salzastern anschließt.
Von Halophyten fand ich an dieser Stelle: Spergularia
salina Presl., Spergularia marginata (DC.) Boh., Sper¬
gularia marina Bess., Aster tripolium L., Lotus corni-
culatus var. tenuifoliusL., Atriplex hastata var. salina
Öel., Car ex hordeistichos Vill., Scorzonera parviflora
Jacq., Juncus Gerardi Lois., Salicornia herbacea L. und
Suaeda maritima Dum. Auffällig ist hier auch eine zwischen
der Salzheide und dem Teiche gelegene große Fläche, die mit
Hippuris vulgaris L. dicht bewachsen ist.
Die Analyse der Salzeffloreszenzen von dieser Salzheide
lieferte folgendes Ergebnis: Magnesiumsulfat und Natriumsulfat
als die Hauptmenge, untermischt mit Calciumsulfat, Calcium¬
carbonat, Ferrocarbonat, Magnesiumcarbonat und wenig von
Chloriden von Natrium und Calcium. Die Reihenfolge der Bei¬
mengungen entspricht der Menge, in der sie in der Effloreszenz
Vorkommen. Mineralogisch wäre daher dieselbe als „Reussin“ zu
bezeichnen.
Nach diesen Befunden lag die Wahrscheinlichkeit vor, daß
das Wasser der Teiche, deren Ufer stellenweise salzführend sind ;
auch einen größeren Gehalt an diesen Salzen aufweisen dürfte,
als dies Süßwasser gewöhnlich tut.
Es wurden deshalb den Teichen entnommene Wasserproben
auf ihren Abdampfrückstand, wie auf ihren Gehalt an Schwefelsäure
und Chlor hin untersucht, was mir durch die liebenswürdige
Unterstützung der Herren Regierungsrat Dr. K. Kornauth in
Wien und Professor A. Rzehak in Brünn ermöglicht wurde.
Die Analysen, die teils an der k. k. Deutschen techn. Hochschule
in Brünn, teils an der k. k. landw. bakteriol. und Pflanzenschutz-
Station in Wien durchgeführt wurden, ergaben folgendes Resultat:
Milligramm in 1 L. Wasser j
Wasser aus dem:
Abdampf¬
rückstand
i Schwefel-
; säure (
Chlor
1
Steindammteich.
791
342 35
534-48
37-6
2
Bischofwarter Teich.
901
396
3
Mitterteich.
897
330-84
378
4
Graben am Steindammteich .
4510
: 2304 00
1 22-2
tj
Zum Vergleiche sei hier auf einige andere Wasseranalysen
hingewiesen, die ich der Güte des Herrn Dr. Bruno Wahl ver¬
danke ; die Daten beziehen sich auf Analysen, welche an der
k. k. landw. chem. Versuchsanstalt in Wien ausgeführt wurden,
zum Teil wurden sie der einschlägigen Literatur entnommen.
Milligramm in 1 L.
Wasser
Abdampf-
rüekstand
Schwefel¬
säure
Chlor
Lunzer See.
1280
6-470
—
Obersee bei Reval.
1464
3 239
4-2
Bologoje-See im Gouvernement
Nowgorod.
94 7
5-878
6 8
, Schliersee.
185-84
21 357
—
Züricher See.
152*4
11-278
1 3
Königsee.
97*7
5 399
0 6
! Walchensee.
138*8
4919
1-0
Bodensee.
171-8
26 516
0-4
Würmsee (Starnberger See) . . .
139 2
12 540
21
Aus dem Mühlteich konnten keine Wasserproben entnommen
werden, da dieser Teich im Sommer 1914, als ich die Unter¬
suchungen anstellte, trocken gelegt war. Die Untersuchung des
Wassers aus dem Hauptgraben wurde unterlassen, da dasselbe
den Ablauf des Mitterteiches darstellte, daher dieselbe Zusammen¬
setzung wie das Wasser dieses Teiches haben mußte.
Aus den Analysen 1—3 ergibt sich, daß die chemische
Zusammensetzung der Teichwässer eine ziemlich gleichartige ist,
eine Uebereinstimmung, die aus dem Umstande, daß das Wasser
aller Teiche größtenteils aus dem Steindammteich stammt, voraus¬
zusehen war.
Aus dem Vergleiche dieser Analysen mit denen des Wassers
verschiedener Seen ergibt sich folgendes: Das Wasser der
Teiche ist viel reicher an gelösten Stoffen, darunter
vornehmlich an Sulfaten und Chloriden, als die ver¬
glichenen See wässer. Der Chlorgehalt ist ungefähr sechsmal
größer als der des Wassers aus dem Bologoje-See, das unter
den angeführten den größten Chlorgehalt aufweist. Das Wasser
7
des Bodensees, das unter den Seewässern den größten Gehalt
an Schwefelsäure zeigt, enthält nur den fünfzehnten Teil
der Schwefelsäure, bezogen auf den Mittelwert aus allen drei
Teichen, und nur den zwanzigsten Teil des Schwefelsäure¬
gehaltes des Wassers aus dem Bischofwarter Teich. Das Mittel
des Abdampfrückstandes der Teich Wässer ist sechsmal größer
als das der angeführten Seewässer.
Die Analyse 4, eines Wassers aus einem Graben, welcher
die am mährischen Ufer des Steindammteiches gelegene Salzheide
durchquert und gewissermaßen das Grundwasser des Teichufers
an dieser Stelle führt, zeigt neben einem etwas geringeren Chlor¬
gehalt einen überaus großen Gehalt an Schwefelsäure. Dieser
Befund stimmt mit der Analyse der Salzausblühungen von der
entgegengesetzten Seite des Teiches überein, die auch Sulfate
als vorherrschend angibt.
Nachdem der größere Salzgehalt der Teichwässer festgestellt
war, lag es natürlich nahe zu untersuchen, wie weit durch den¬
selben die Tier- und Pflanzenwelt der Wässer beeinflußt wird-
Die Molluskenfauna, die um diese Zeit schon größtenteilt fest'
gestellt war, ergab bezüglich des Vorkommens einzelner Arten
einige auffällige Tatsachen, die eventuell auf den größeren Salz¬
gehalt zurückgeführt werden konnten. Sonst war aber von der
Fauna und Flora gar nichts bekannt, außer dem beachtenswerten
Umstande, daß eine Alge, Enteromorpha intestinalis (L.)
Link, die sonst im Salz- und Brackwasser vorkommt, im Stein¬
dammteich und auch in den anderen Teichen nicht selten gefun¬
den wird.
Aus einem hinsichtlich des Vorkommens halophiler Phanero-
gamen durch H. Laus bekannt gewordenen Gebiete, das in der
Nähe des Bahnhofes Auspitz liegt, gab uns O. Richter ein Ver¬
zeichnis der Bacillarienflora. ln demselben werden 16 Salzwasser
und 41 Brackwasser bewohnende Arten und Varietäten von
Diatomeen aufgezählt. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die
Diatomaceen und überhaupt die dem Plankten angehörigen Glieder
der Fauna und Flora der Teiche ähnliche Resultate liefern werden.
Dies alles gab den Anstoß dazu, die ursprünglich nur auf
die Erforschung der Mollusken- und Vogel weit der Teiche gerich¬
teten Untersuchungen auf die gesamte Tier- und Pflanzenwelt
auszudehnen und wurde mit den diesbezüglichen Aufsammlungen
8
auch gleich im Herbste 1914 begonnen, zu einer Zeit, in welcher
die Durchforschung der Molluskenfauna bereits abgeschlossen war.
Da die Erforschung der Insektenwelt und der Planktonten
noch längere Zeit in Anspruch nehmen wird, gebe ich vorläufig
die Zusammenstellung der Mollusken, der dann die der anderen
Tier- und Pflanzenklassen folgen werden.
I. Teil:
Gastropoda et Acephala.
(Mit einer Tafel.)
Durch die Arbeiten Rzehaks und Uliönys kennen wir
die Weichtiere einiger Gebiete Mährens, vornehmlich die der
näheren Umgebung von Brünn; Schierl hat später die ihm
aus diesen Arbeiten bekannten Daten noch einmal veröffentlicht
und durch einige andere, die sich auf die Umgebung von Auspitz
und auf einige Orte des südlichen Mähren beziehen, erweitert*
Leider ist Schierls Arbeit, die auch das von mir untersuchte
Gebiet behandelt, im Allgemeinen wenig brauchbar.
Ein Umstand erleichterte mir das Sammeln der Konchylien
der Teiche in so hervorragender Weise, daß ich annehmen kann,
daß das von mir gegebene Verzeichnis fast vollständig sein dürfte;
es ist dies das Ablassen der Teiche. Wenn schon im Herbste die
abgelassenen Teiche in allen ihren Teilen leichter zugänglich
werden, und das Aufsammeln der auf der Oberfläche des Teich¬
bodens liegenden Weichtiergehäuse sehr vereinfacht wird, so bildet
sich im darauffolgenden Frühjahr, wenn die Teiche sich zu füllen
beginnen, an dem fortschreitendenWasserrand eine fast ausschließlich
aus Schneckengehäusen bestehende Drift. Die Tiere sind während
des Winters zugrunde gegangen, die luftgefüllten Gehäuse
schwimmen auf dem Wasser und werden vom Winde gegen das
Land getrieben. Es sammeln sich auf diese Weise in einer nur einige
Zentimeter breiten Strandzone alle auf der weiten Teichfläche
zugrunde gegangenen Schnecken an und können leicht in überaus
großen Mengen gesammelt werden.
Natürlich fanden sich darunter nicht nur Wasserbewohner^
sondern auch viele Arten, die an feuchten Stellen, am Ufer der
Teiche lebten, ja sogar Bewohner trockener Kalkfelsen waren
unter der großen Menge der gesammelten Schnecken nicht selten.
Wahrscheinlich leben diese Arten vereinzelt auf den aus Leitha¬
kalkblöcken erbauten Dämmen der Teiche; allerdings konnten
9
an diesen Stellen nur einzelne der Arten gefunden werden, während
dies bei anderen nicht gelang.
Verschiedenheiten zeigten sich hinsichtlich der Menge, in
welcher die Weichtiere in den verschiedenen Teichen Vorkommen.
Der Steindammteich, der größte und tiefste, der niemals voll¬
ständig trocken gelegt wird und von dem ich daher eine sehr
große Ausbeute erhoffte, erwies sich nach dem Ablassen, das
seine vollständige Durchsuchung ermöglichte, ungemein arm an
Konchylien. Auch die Menge der angeschwemmten Gehäuse war
gegen die des kleinen Mitterteiches eine minimale. Nicht viel
reicher erwies sich der Mühlteich; im Bischofwarter Teich und
ganz besonders im Mitterteich war die Anzahl der Mollusken
eine große. Im Mitterteich war wiederum das Typhafeld längs
des Dammes der Eisgrub-Feldsbergerstraße am reichsten sowohl
an Individuen, wie auch an Arten der Konchylien, und kam
dieser Teichabschnitt in dieser Beziehung den Altwässern und
Tümpeln in der Thayaniederung fast gleich.
In dem von Auwäldern und Wiesen bedeckten Thayatal
von Muschau und Unter-Wisternitz an, besonders in der östlich
von Neumühl erfolgenden Erweiterung desselben, zwischen Pul-
gram, Eisgrub und Lundenburg einerseits, Prittlach, Rakwitz
und Kostei andererseits finden sich eine Unmenge von kleineren
und größeren Wasseransammlungen, von denen der Krummsee,
das Bruckwasser, das Bannwasser und das Jezero eine größere
Längenerstreckung und auch eine verhältnismäßig große Tiefe
(das Bannwasser und das Jezero weisen stellenweise bis zu 5 m
Tiefe auf) bei geringer Breite haben. Die meisten anderen Tümpel
zeigen wenigstens im Sommer nur eine geringe Flächenausdehnung
und sehr geringe Tiefe.
Diese Thayatümpel, namentlich die kleineren, zeichnen sich
durch einen übergroßen Reichtum an Schnecken aus. Im Sommer
und Herbst, wenn ihr Wasserstand am kleinsten ist — im Früh¬
jahr hängen bei Hochwasser fast alle mit der Thaya zusammen
und werden von ihr durchströmt — erscheint der Boden der¬
selben mit Limnaen, Planorben, Vivipara etc. förmlich ge¬
pflastert, so dicht liegen die Tiere nebeneinander; daß es auch
an den kleineren Arten nicht mangelt, ist selbstverständlich.
Anschließend an die Thayatümpel kann man auch die Park¬
teiche aufzählen, die von der Thaya gespeist und von ihr das
ganze Jahr durchströmt werden.
10
War schon der im allgemeinen viel größere Individuen-
reicbtum der Tümpel verglichen mit dem der Teiche auffällig, so
war es noch bedeutend auffälliger, daß sich auch hinsichtlich der
Arten und Varietäten Verschiedenheiten in diesen beiden Wasser¬
ansammlungen zeigten. Manche Arten oder Varietäten, die in den
Teichen häufig sind, fehlen in den Tümpeln vollständig und
umgekehrt.
Diese Verschiedenheit im Auftreten der Arten ist um so
bemerkenswerter, als die Teiche vom Thayatal im Mittel nur
5 km entfernt sind und die geringste Entfernung zwischen dem
Mühlteich und den Tümpeln im Unterwald kaum 2 km beträgt;
dabei ziehen zahlreiche Scharen von Wildenten und anderen
Wasservögeln beständig zwischen den Teichen und Tümpeln hin
und her, so daß sich zur Verschleppung, namentlich der kleinen und
flachen, leicht anhaftenden Arten, die allergrößte Möglichkeit darbietet.
Um diese Verteilungsverhältnisse hervorzuheben, habe ich
im folgenden Verzeichnis der Mollusken der Teiche, bei jeder
Art auch das eventuelle Vorkommen in den Tümpeln und der
Thaya angegeben; andererseits habe ich auch die nur in den
Tümpeln vorkommenden Arten mitangeführt, sie aber durch Weg¬
lassen der laufenden Nummer und cursiven Druck gekennzeichnet.
Der Vollständigkeit halber wurden auch im Verzeichnis der
Teichkonchylien jene Arten aufgezählt, die zwar Landbewohner
sind, deren Gehäuse jedoch in der Drift der Teiche gefunden
wurden. Die bis jetzt aus Mähren noch nicht bekannt gewesenen
Arten und Varietäten sind durch einen dem Namen Vorgesetzten
Stern ausgezeichnet.
In der Anordnung der Familien und der Nomenclatur folge
ich Geyers Werke: Unsere Land- und Süßwasser-Mollusken.
Gastropoda.
Fam. Limacidas.
1. Limax (Agriolimax) laevis Müll. Im angeschwemmten,
noch feuchten Schilf; nicht selten an den Teichufern und den
Tümpeln.
Fam. Vitrinidae.
2. Vitrina pellucida Müll. Im Geniste des Mitterteiches zwei
Exemplare. Die Art ist in der Umgebung der Teiche unter Moos
häufig zu finden.
11
Fam. Zonltldae.
3. Hyalinia cellaria Müll. Selten im Geniste der Teiche.
4. Hyalinia hammonfe Ström. Einzeln im Genist des Mitter-
teiches.
5. Zonitoid68 nitida Müll. Zahlreich im Geniste der Teiche;
die Art lebt überall an den Ufern der Teiche, auch an den Ufern
einzelner Thayatümpeln fand ich sie massenhaft, ebenso im Geniste
der Thaya.
Fam. Punctidae.
6. Punctum pygmaeum Mull. Ein Stück im Geniste des
Mitterteiches; sonst fand ich diese Art, vielleicht ihrer geringen
Größe halber, in der Umgebung von Eisgrub nirgends.
Fam. Helicidae.
7. Vallonia pulchella Müll. Sehr häufig im Geniste der Teiche.
*var. enniensis Gredl. Neben der typischen Art mehrere
Exemplare.
8. *Vallonia excentrica Sterki. Im Geniste der Teiche und
der Thaya nicht selten. Ich finde diese Art für die mährische
Fauna nirgends angeführt; wahrscheinlich wurde sie von den
älteren Malakologen zu der sehr ähnlichen V. pulchella gezählt.
9. Vallonia C 03 tata Müll. Häufig im Geniste der Teiche.
10. Fruticicola hispida L. Im Geniste des Mitterteiches nicht
selten, vereinzelt in dem der anderen Teiche; auch im Thaya¬
genist und an den Tümpeln.
11. Fruticicola sericea Drap. '
*var. corneola Cless. Im Geniste des Steindammteiches.
Stammt vielleicht von den Leithakalkhügeln am Südufer des
Teiches.
12. Fruticicola rubigin08a Ziegl. Sehr selten im Geniste der
Teiche.
13. Fruticicola carthusiana Müll. Im Geniste des Steindamm
teiches. Diese Art wird von Rzehak aus der Gegend von Auspitz
erwähnt; ich fand sie mehrfach an verschiedenen Punkten der
Umgebung von Eisgrub, auch im angeschwemmten Geniste der
Thaya ist sie nicht selten.
14. Tachea vindobonensis Fer. Zahlreich auf den Teich¬
dämmen und im Geniste derselben.
►
12
15. Xerophila obvia Ziegl. Seltener als die vorige, mit der
sie au denselben Orten vorkommt.
Fam. Ferussacidae.
16. Cionella lubrica Mull. Ueberall sehr häufig.
var. exigua Mke. Neben der typischen Form häufig.
17. Caecilianella acicula Müll. Selten im Geniste der Teiche.
Fam. Buliminidae.
18. Chondrula tridens Müll. Im Geniste der Teiche sehr
häufig. Unter den zahlreichen gefundenen Stücken lassen sich
leicht zwei Typen herausgreifen, welche die Extreme einer Reihe
bilden. Es findet sich eine Form von nur 6'5 mm Länge bei
4 mm Breite, mit sehr stark ausgebildeten Zähnen; die andere
Form unterscheidet sich bei gleicher Breite durch ihre Länge
von 11 mm und durch die schwach entwickelten Zähne leicht
von ihr.
Fam. Pupidae.
19. Torquilla frumentum Drap. Sehr häufig im Geniste der
Teiche. Die einzelnen Stücke sind bezüglich ihrer Größe und
Bezahnung sehr konstant; nur die vierte Gaumenfalte ist manchmal
sehr klein, bei einem Exemplare fehlte dieselbe vollständig.
20. Pupilla muscorum L. Häufig im Geniste der Teiche.
var. elongata Cless. Neben der typischen Form mit 6 1 /»—7
Umgängen findet sich diese durch 8 Umgänge ausgezeichnete
Varietät einzeln; sie ist sonst auch noch durch die viel schwächere
Verdickung der Mündungsw^nd leicht kenntlich.
21. Isthmia minutissima Hartm. Selten im Geniste der
Teiche.
22. Vertigo antivertigo Drap. Nicht häufig; am meisten noch
im Geniste des Mitterteiches.
23. Vertigo pygmaea Drap. Im Geniste der Teiche häufig.
24. Vertilla angustior Jeffr. Sehr selten im Teichgenist.
Fam. Clausilidae.
25. ClaU8ilia plicata Drap. Im Geniste des Mühl-, Mitter¬
und Steindammteiches. Diese Art, die ich bis jetzt in der weiteren
Umgebung von Eisgrub nur auf den Pollauer Bergen fand, dürfte
auf dem Damm zwischen Mühl- und Mitterteich ebenso gut leben,
13
trotzdem ich selbe hier nicht lebend finden konnte, wie am
Damme des Steindammteiches, wo sie zwischen den Steinen nicht
gerade selten ist.
Fam. Succlnidae.
Succlaea putrls L. In mehreren Varietäten an den Tümpeln,
nicht häufig.
26. Succinea Pfeifferi Rossm. In allen Teichen sehr häufig;
besonders am Mitterteich längs der Eisgrub-Feldsberger Straße,
wo nach dem Ablassen des Teiches die leeren Gehäuse in kleinen
Häufchen am Grunde von Typhabüscheln lagen. Auch an den
Tümpeln ist diese Art verbreitet.
27. Succinea oblonga Drap. Nicht selten im Mitterteich; die
typische Spezies ist hier durch eine ganz eigentümliche Form
ersetzt, die sich durch das in die Länge gezogene Gehäuse aus¬
zeichnet, aber mit der var. elongata Cless. nicht übereinstimmt.
In den Tümpeln ist die Art sehr selten.
Fam. Aurlculidae.
28. Carychium minimum Müll. In den Anschwemmungen
aller Teiche häufig, ebenso im Geniste der Thaya und der Tümpel.
Fam. Limnaeldae.
29. Limnaea stagnalis L. Diese Art zeigt eine ungemein
große Veränderlichkeit; es wurden folgende Varietäten gefunden:
*var. turgida Mke. Diese in den Teichen häufigste Varietät
entspricht dem Typus nicht vollständig, namentlich ist sie bedeu¬
tend größer. Clessin gibt für dieselbe 39 mm Länge bei 26 mm
Breite an, während die Teichexemplare im Mittel 59 resp. 32 mm
messen. 1 ) Außerdem zeigt sie auch Uebergänge zu den anderen
Varietäten. Auf Tafel I, Fig. 2, 4, 5 sind einige der Formen
abgebildet. Dem Typus am nächsten und nur durch die
Größe verschieden ist die in Fig. 2 dargestellte Form; das in
Fig. 4 abgebildete Exemplar besitzt eine im unteren Drittel stark
Von 25 am 15. Februar 1914 im Mitterteich gesammelten Exem¬
plaren, nachdem schon die meisten Gehäuse von den Krähen zertrümmert
worden waren, maß das größte 68 X 36 mm, mit einer Mündung von 40 : 22
mm, das kleinste 50 X 29 mm resp. 30 : 15 mm; 18 Exemplare hatten über
55 mm L&nge. Die Mittelzahlen sind aus diesen 25 Exemplaren gerechnet.
14
verbreiterte Mündung und erinnert dadurch an die var. ampliata
Cless. Eine noch auffallendere und von turgida schon entferntere
Form ist in Fig. 5 dargestellt. Diese Form ist vor allem durch
ihr sehr schmales Jugendgewinde, dessen geringe Breite infolge
des darauf folgenden sehr stark aufgeblasenen letzten Umganges
noch auffälliger wird, charakterisiert. Die Ausbildung der Mün¬
dung erinnert an die var. bodamica Cless. Auch Fig. 8 nimmt
eine Mittelstellung zwischen turgida Mke. und angulosa Cless. ein.
Die var. turgida Mke. mit ihren eben besprochenen Formen,
möchte ich infolge ihres zahlreichen Vorkommens in den Teichen
für die diesen eigentümliche Lokalform ansprechen. Die Hoffnung,
diese Schnecke im Steindammteich in noch größeren Mengen als
im Mitterteich zu finden, erwies sich im Herbste 1914, als dieser
Teich abgelassen wurde, als trügerisch; gerade hier fand ich sie
wie alle anderen Konchylien überaus selten.
var. angulosa Cless. (Taf. I, Fig. 1, 8.) Diese Varietät ist
vor allem durch die Ausbildung eines mehr oder weniger deut¬
lichen Kieles am letzten Umgang charakterisiert. Fig. 1 stellt
die Form mit deutlichem Kiel dar, während derselbe bei Fig. 8,
die einen Uebergang zur vorigen Varietät zu bilden scheint, nur
angedeutet ist. Diese Varietät ist in den Teichen nicht häufig
und wurde auch in einigen Exemplaren in den Tümpeln gefunden.
var. lacustris Stud. (Taf. I, Fig. 3, 7.) In den /Teichen.
Fig. 3 gibt das Bild eines ausgewachsenen, Fig. 7 eines jungen
Exemplares.
var. vulgaris West. (Taf. I, Fig. 6.) In den Thayatümpeln
die fast allein vorkommende Form; in den Grenzteichen fehlt sie
vollständig und kommt nur in den kleinen und schlammigen
Allachteichen, sowie in den Parkteichen vor. Auf Taf. I, Fig. 6
ist ein Exemplar aus den Allachteichen abgebildet.
Die allen in den Teichen vorkommenden Varietäten eigen¬
tümliche Gewindeverkürzung kann man nach dem Vorgänge
Clessins durch den stärkeren Wellenschlag erklären. Die einzelnen
Varietäten wurden zuerst im Mitterteich, der ein nach Hunderten
zählendes Material ergab, gefunden, kommen aber in mehr oder
weniger typischen Stücken auch in den anderen Teichen vor.
Die Tiere scheinen in den Teichen Kolonien zu bilden, da sie
stellenweise in größeren Mengen sich finden, so am West- und
Südufer des Mitterteiches, während sie an anderen Stellen des
Teiches seltener und nur immer vereinzelt Vorkommen.
15
30. Limnaea auricularia L. Auch diese Art zeigt, wie die
vorige, zahlreiche Varietäten oder Formen, die ebenfalls durch
Zwischenglieder miteinander verbunden sind; die typische Form
ist in den Teichen ziemlich häufig verbreitet.
var. lagotis £chrenk. Die häufigste Form in den Teichen,
ist durch eine sehr feste Schale mit deutlich hervortretenden
Anwachsstreifen interessant; es scheint sich auch hier um eine
dem wellenbewegten Wasser angepaßte Form zu handeln.
var. ampla Hartm. Seltener als die vorigen.
Die aufgezählten Varietäten zeigen keine besondere Ab¬
weichungen von den typischen Formen, im direkten Gegensatz
zu denen der L. stagnalis ; es scheint hier nicht zur Bildung von
Lokalformen gekommen zu sein.
L. auricularia findet sich stellenweise mit L. stagnalis an
denselben Stellen, doch gibt es auch solche z. B. das Südufer
des Bischofwarter Teiches, wo die erstere Art häufig ist, während
die letztere fehlt. In den Tümpeln kommt sie nur selten vor.
Limnaea ovata Drap. Sowohl typisch, als auch in Formen^
die an var. patula Dac. (ampullacea Rossm.) erinnern, in einigen
Tümpeln bei Rakwitz sehr häufig, sonst selten, in den Teichen
fehlend.
Limnaea palustris Müll, mit den Varietäten: corvus Gmel.
und curta Cless. in allen Tümpeln nicht selten.
31. Limnaea truncatula Müll. Kleine Exemplare dieser Art
sind in den Teichen nicht selten; sie sind jedoch nicht wie der
Typus dünnschalig, sondern haben im Allgemeinen sehr feste
Schalen, stellen sich mithin auch als eine den Verhältnissen ange¬
paßte Form dar. Die ziemlich seltenen ausgewachsenen Exemplare
fand ich im Geniste der Teiche.
vhr. oblonga Put. Hieher stelle ich einige Stücke aus dem
Mitterteiche und Steindammteiche, obwohl sie der Beschreibung
nicht vollkommen entsprechen, da sie wohl ein gestrecktes Gewinde
haben, das aber nicht so stark in die Länge gezogen ist, wie
dies der oblonga Put. zukommt.
Limnaea peregra Müll. In einigen Tümpeln häufig.
Physa fontinails L. In einem Tümpel bei Rakwitz und
kleinen mit Wasser gefüllten Erdlöchern in den Haslachen bei
Eisgrub.
Planorbis (Coretus) corneus L. In allen Tümpeln und in
den Parkteichen sehr häufig.
16
32. Planorbis (Tropidiscus) marginatus Drap. Von dieser
Schnecke fand ich nur zwei alte, stark ausgebleichte und unvoll¬
ständige Gehäuse im Geniste des Mitterteiches. Das so seltene
Vorkommen ist um so bemerkenswerter und auffälliger, als sie
in den Thayatümpeln der ganzen Umgebung eine der gemeinsten
Arten ist. Es ist nicht ausgeschlossen, daß die im Teich gefun¬
denen Stücke durch Wasservogel aus den Tümpeln eingeschleppt
wurden.
Planorbis (Gyrorbis) vortex L. In mehreren Tümpeln häufig.
*Planorbis (Gyrorbis) vortlculus Trosch. Nur in einem
Tümpel an der Straße von Eisgrub nach Kostei, aber hier nicht
selten.
Planorbis (Gyrorbis) rotundatus Poir. In einigen Tümpeln,
so in den Haslachen bei Eisgrub, aber immer selten.
33. Planorbis (Gyrorbis) spirorbis L. Die Art ist in den
Teichen bei Eisgrub selten, im Steindammteiche häufiger; in den
Thayatümpeln dagegen sehr häufig.
34. Planorbis (Gyraulus) albus Müll. In allen Teichen verbreitet,
in den Altwässern der Thaya nur an einer Stelle und auch hier
sehr selten gefunden. Am häufigsten findet sich diese Art im
Mitterteich längs der Straße Eisgrub-Feldsberg. Die Exemplare
sind typisch, viele zeigen die Spirallinien sehr deutlich, der letzte
Umgang ist manchmal sehr erweitert. Bei einem Exemplar aus
dem Mitterteich ist die Mündung mehr als halb so breit als die ganze
Schnecke (7*5 mm bezw, 4 mm). Die Mehrzahl der Stücke hat
die normale Größe (5*5 X 1*2 — 1*3 mm), obwohl auch Stücke,
die größer sind, nicht zu den Seltenheiten gehören; das größte
Exemplar erreichte 8 X 1*5 mm. Eine an PL deformis Hartm.
erinnernde Form wurde in mehreren Exemplaren im Geniste des
Mitterteiches gefunden.
35. Planorbis (Gyraulus) glaber Jeffr. Diese sonst nur seltene
Schnecke fand ich in den Teichen in großer Menge; im Nimmer¬
satt ist sie häufiger als alle anderen und hier wohl die häufigste
Schnecke. Trotz der großen Anzahl der untersuchten Exemplare
(ca. 2UÜ0) konnten nennenswerte Abänderungen nicht gefunden
werden, so daß sie. für sehr formbeständig gelten muß. Eine in
drei Exemplaren gefundene Form, die durch den tief herab¬
steigenden letzten Umgang vom Typus verschieden ist, kann wohl
nur als eine Abnormität betrachtet werden, trotzdem die diese
Eigenheit zeigenden Schnecken untereinander fast völlig gleich
17
sind. Das häufige Vorkommen von Planorbis glaber Jeffr. ist sehr
merkwürdig; Ulicirf führt in seiner Molluskenfauna diese Art aus
Mähren von Bedihost und Lettowitz an, wo er sie „vereinzelt*
fand. 1 )
36. Planorbis (Armiger) nautileus L.
var. cristatUS Drap.
*var. spinulosus Cless. Die Art ist mit ihren beiden Varietäten
in allen Teichen häufig und findet sich auch in den Tümpeln. Wie
die vorhergehende Art hinsichtlich ihrer Form als die beständigste
anzusehen ist, hat diese die meisten Variationen und abnormen
Formen und übertriff in dieser Hinsicht sogar die so variable
Limnaea stagnalis . Skaiaride Gehäuse sind nicht selten, auch Exem¬
plare, bei denen der letzte Umgang stärker oder schwächer
losgelöst ist, sind häufig. Gewöhnlich ist der losgelöste Umgang
noch gebogen, seltener gerade gestreckt; meist führt er nach
abwärts, hie und da aber auch nach aufwärts. Aber nicht
nur in der Form, sondern auch in der Größe ist die Art sehr
variabel: Am häufigsten finden sich Stücke von 28 — 3mm, doch
sind solche von 4 mm Durchmesser immer noch häufig; das
größte Exemplar, das ich fand, mißt 5 mm.
Was vom Typus gilt, gilt auch von den beiden Varietäten.
Uebergänge zwischen beiden sind nicht selten, so daß es dann
schwer fällt, einzelne Exemplare der einen oder der anderen
Varietät unterzuordnen; es finden sich Uebergänge in der Stärke
der Rippen und auch in der Größe. Die Varietät spinulosus Cless.
erreicht selten 3 mm (ich fand nur drei Stücke von dieser Größe
unter einigen Hundert) und bleibt gewöhnlich ' unter 2*5 mm,
während Exemplare der var. cristatus Drap, meist über 3 mm
groß, ja solche, die diese Größe nicht erreichen, sehr selten sind.
Man könnte annehmen, daß die var. spinulosus mit zunehmendem
Alter in die var. cristatus übergeht, die ersten also die Jugend¬
form der letzteren darstellt. Der etwas stärkere Kiel von spinu¬
losus kann ja beim Weiterbau des Gehäuses verschwinden, die
Rippen werden mit zunehmendem Alter stumpfer und dadurch
A ) Die Häufigkeit des Planorbis glaber in den Teichen ergeben folgende
Zahlen: In der Drift des Mitterteiches waren unter 4000 Schnecken, die
durch ein Sieb von 4 nun Lochweite durchgegangen waren, 2600 Exemplare
PI. glaber , davon hatten 449 über 3 mm Durchmesser. In einer eben solchen
Drift aus dem Nimmersatt machten die 03.000 Stück PI. glaber (davon
868 über 3 mm) 94% der Gesamtmenge aus.
Verhandlungen des naturf. Vereines in Brunn. LIV. Band.
2
18
unscheinbarer. Allerdings gibt Clessin für seine Varietät spinulotns
3*8 mm Durchmesser an, doch konnte ich nicht einmal annähernd
so große finden.
Planorbis (Htppeutls) complanatus L. in Tümpeln in den
Haslachen bei Eisgrub sehr selten.
37. Planorbis (Segmentina) nitidus Mull. Diese ist in den
Teichen die seltenste Planorbisart, am häufigsten findet sie sich
noch im Mitterteich längs des bereits wiederholt erwähnten Dammes
an der Eisgrub-Feldsberger Straße. Eines der Stücke von hier
erreicht die Maße 6 X 1*3 mm, während die häufigste Größe
3*5—4 X 0*9 mm beträgt. In den Thayatümpeln ist diese Art
nicht selten, in einem Tümpel, und zwar in jenem, der auch
PI. vorticulus Trosch. beherbergt, ist diese Schnecke die vorherr¬
schend vorkommende.
38. Ancylus lacustris L.
*var. Moquinianus Bgt. Die Varietät kommt in den Teichen
vereinzelt vor, nur an einer Stelle in Mitterteiclie etwas häufiger,
in den Tümpeln ist sie überall häufig. Die Art kommt weder in
den Teichen noch in den Tümpeln vor.
Farn. Paludinidae.
39. Bythinia tentaculata L. In allen Teichen ist diese Art
häufig. Noch zahlreicher als die typische findet sich eine mehr
verlängerte Form vor. Das Verhältnis Breite: Länge variiert
zwischen 1 : 1*58 und 1 : 1*75, so daß sich auch noch die var.
producta Mke. anführen läßt. Die Varietät ist mit der typischen
Art durch eine vollständige Leihe von Zwischenformen verbunden.
Vivipara contecta MiII.
Vivipara fase lata Müll.
Vivipara hungarica Ilnz. Alle drei Arten finden sich in
den Tümpeln, die erste Art ist sehr verbreitet, die zwei anderen
kommen nur in einzelnen Tümpeln vor. Auch Formen, die die
Verbindung zwischen V. fasciatu und V. hungarica bilden, wurden
gefunden.
Fam. Rissoideae.
Lithogiyphus naticoides Frr. var. moravicus Hz eh . In der
Thaya ist diese durch ihre geringere Größe von der typischen Art ver¬
schiedene Form ziemlich häufig. Die Fundortsangaben von L. nnti-
rnidrs Fer. bei Schierl beziehen sich alle auf diese Varietät und
nicht auf die typische Art.
Fam. Nerltinidae.
Neritlaa danublaüs Ziegl. In der Thaya sehr selten.
Fam. Valvatidae.
40. Valvata pi8Cinali8 Müll. Diese Schnecke fand ich im
Geniste des Steindammteiches und an einer Stelle im Bischof-
warter Teich, dort wo der Verbindungsgraben mit dem Steindamm¬
teich einmündet. Hier ist sie nicht selten. Zwei Schalen wurden
auch im Geniste des Mitterteiches gefunden.
*var. antiqua Sow. Hieher stelle ich einige Stücke aus dem
Steindammteich und Bischofwarter Teich, die sich durch ihre
hochgewundeneu Gehäuse mit bauchigen Windungen augzeichnen.
Die typische Art wurde auch in einem Waldtümpel im
Unterwald bei Eisgrub gefunden.
Acephala.
Fam. Unionidae.
41. Anodonta pi8Cinali8 Nilss. An schlammigen Stellen im
Mitter- und Bischofwarter Teich in größerer Zahl, sonst nur ver¬
einzelt.
Anodonta cellensis Schroet. Im Abflußgraben des Rosen¬
inselteiches im Eisgruber Park in bis 105 mm langen Exemplaren;
in den Grenzteichen fehlt dieselbe.
Anodonta complanata Ziegl. Im großen Parkteiche.
Unio plctorum L. Im Parkteiche und in der Thaya häutig.
Unio limosus Nilss. Im kleineren Parkteich (Roseninsel¬
teich), weniger schön ausgebildet im großen Parkteich.
Unio batavus Law. In der Thaya häutig.
Fam. Cycladidae.
42. Sphaerilim corneum L. Im Bischofwarter Teich an der
Einmündungsstelle des Abflußgrabens vom Steindammteich nicht
selten in typischen Stücken, die mit denen der Tümpel völlig
übereinstimmen.
var. nucleus Stud. In den Tümpeln neben der typischen
Art nicht selten.
Sphaerlum rlvlcofum L. In der Thaya und im Geniste
derselben häufig.
43. Calyculina lacustris L. Im Schlamme der bei Eisgrub
hegenden Teiche nicht sehen, im Steindammteich häufiger, in den
\ iimpeln vereinzelt.
44. Pisidium pulchellum Jen. Im Geniste des Mitterteiches
hi wenigen Stücken.
4 V ^Pisidium pallidum (dass. Mit der vorigen im Geniste
ilcs Mitterteiches jedoch häutiger als diese. Für die Determinierung
der beiden Arten dieses schwierigen Genus bin ich Herrn Pro¬
zessor Geyer zu besonderem Danke verpfiiehtet.
Ueberblicken wir die Keine der gefundenen und aufge-
zählten Arten und Varietäten, so finden wir einige darunter, die
bisher aus Mähren nicht bekannt waren. Die Ursache dürfte
darin zu suchen sein, daß das bearbeitete Gebiet bis jetzt nicht
planmäßig, sondern nur ganz gelegentlich, vielleicht auch gar
nicht durchforscht wurde. Rzehaks uud Ulienys Forschungen
beziehen sich auf andere mährische Gebiete und auch Schierl
dürfte diesen Punkt des südlichen Mähren nicht besucht haben,
wenigstens liefert seine Arbeit keinen Anhaltspunkt dafür. Eine
zweite Ursache, mehr die Varietäten betreffend, kann wohl die
sein, daß in den bisherigen Forschungen den Varietäten und
Formen weniger Interesse entgegengebracht wurde und die Unter¬
scheidung der Varietäten sowie die Abweichungen vom Typus
nur an der Hand eines sehr reichhaltigen Materials, wie es mir
aus schon erwähnten Gründen zur Verfügung stand, leichter durch¬
leb ihrt werden kann.
Auffällig ist in der Aufzählung, wie bereits kurz hervor¬
gehoben wurde, die teilweise Verschiedenheit der Fauna der
Teiche und des Ueberschwemmungsgebietes der Thaya.
An letzterem Orte häutige und auch sonst verbreitete Arten,
wie Planorbis vor neun L., P. ma rqi nat us Drap., P rortex L.,
Lnnnava omta Drap., />. painztris Müll., Vivipura contrcta Milk.
V. fasciatn Müll, und V. Jiunrjarica Haz. nebst einigen anderen,
fehlen in den Teichen vollständig. Von Planorbis marejinatns Drap
wurden wohl im AIitterreich zwei verwitterte Gehäuse gefunden,
doch ist der Vermutung, daß es sich um durch das w asser-
gefliigel verschleppte Stücke handeln könne, bereits Ausdruck
gegeben worden. Jedenfalls ist das Vorkommen von zwei Exem¬
plaren in den Teichen, gegen die Millionen solcher, die in den
1 ümpelii, in denen diese Planorbis eine der gemeinsten Schnecken
ist, Vorkommen, verschwindend klein.
21
Limnaea stagnalis L. kommt zwar in beiden Gebieten vor,
beiden gemeinsam ist aber nur die var. angulosa Cless. Den
Teichen allein gehören an, eine durch ihre Größe etwas ab¬
weichende Form der var. turgida Mke. und die var. lacustris Stud.,
den Tümpeln angehörend und in den Teichen fehlend ist L. stag¬
nalis L. var. vulgaris West. Planorbis glaber Jeffr. ist in den Teichen
sehr gemein, fehlt in den Tümpeln völlig, Planorbis albus Müll.,
der in den Teichen häufig ist, wurde nur in einem Tümpel bei
Kostei und hier nur in wenigen Exemplaren an der Unterseite
der Blätter von Nymphaea alba L. gefunden.
Da, wie bereits hervorgehoben wurde, die räumliche Ent¬
fernung der beiden Gebiete eine relativ geringe und die Möglich¬
keit des Transportes bei dem zahlreich vorhandenen Wasser¬
geflügel eine sehr große ist, muß für die eigentümliche Ver¬
teilung der Schnecken ein besonderer Grund vorhanden sein-
Es kämen hier mehrere Umstände in Betracht, doch bin ich
bis jetzt nicht im Stande, den eigentlichen Grund festzustellen.
Der erste beachtenswerte^. Umstand ist die Größe der Teiche.
Daß Lage und örtliche Verhältnisse auf die Bildung von eigen¬
artigen Formen Einfluß haben, darüber herrscht kein Zweifel.
Die in den Teichen vorkommenden Varietäten von Limnaea
stagnalis L. sind lauter solche, die an größere Wasserflächen
und den damit unvermeidlich verbundenen Wellenschlag gebunden
sind, resp. durch diese Verhältnisse hervorgerufen werden.
Da die Längserstreckung der Teiche in der West-Ostrichtung
liegt, da sie ferner gegen Westen und Nord westen ungeschützt
sind, und in unserem Gebiete West- und Nordwestwinde vor¬
herrschen, ist die Wellenbewegung der Teiche eine meist sehr
deutliche. Während der Frühjahrs- und Herbstwinde sind Wellen
von 50 cm und mehr keine Seltenheit, was nicht Wunder nehmen
kann, wenn der Wind über eine Wasserfläche von 3 km Länge,
wie beim Steindammteich, oder über 2 km, wie beim Bischof¬
warte r- und Mühlteich, streicht.
Dem gegenüber ist die Wellenbewegung der meist kleinen
in oder zwischen den Auwäldern liegenden Tümpel, bei denen
die Wucht des Windes durch die Bäume vermindert wird, eine
minimale. Der starke Wellenschlag der Teiche kann also das
Auftreten der Seeformen von Limnaea stagnalis L. in den Teichen
und das Fehlen derselben in den Tümpeln hinreichend erklären.
22
Als zweite Ursache für das ungleichmäßige Auftreten der
Arten könnte man die Verteilung und die Art des Pflanzen¬
wuchses in den Teichen und an ihren Uferrändern ansehen.
Diesen Einfluß festzustellen ist schon schwieriger; sicher ist
häufiges oder seltenes Vorkommen von Schnecken überhaupt von
dem Vorkommen der Nahrungspflanzen abhängig. In dieser Be¬
ziehung bieten die flachen Tümpel, in denen eine reichliche und
sehr verschiedenartige Sumpfflora gedeiht, den Schnecken reich¬
lichere Nahrung und darauf ist jedenfalls die große Menge der
Individuen in denselben zurückzuführen. Die Teiche besitzen nur
auf einem zu ihrer Ausdehnung verschwindend kleinen Teil ihrer
Fläche Pflanzenwuchs, alle über einen Meter tiefen Stellen sind
von Pflanzen fast frei.
Ein interessantes Beispiel für die Abhängigkeit der Indi¬
viduenzahl der Schnecken von der Art des Pflanzenwuchses bieten
die flachen Teichstrecken an den Westdäramen des Mühl- und
Mitterteiches, die bei oberflächlicher Betrachtung das gleiche
Bild, eines dicht mit Pflanzen bewachsenen Sumpfes, zeigen.
Dabei ist diese Teichpartie im Mitterteich überaus reich an
Mollusken, während längs des Dammes am Mühlteich die Schnecken¬
fauna sowohl in Bezug auf Arten- wie Individuenzahl ärmlich ist.
Hier kann der Grund der Verschiedenheit beider Lokali¬
täten, da sonst alle anderen Umstände, wie Wassertiefe, Wind¬
schutz, Zusammensetzung des Wassers etc., die gleichen sind,
nur in der Verschiedenheit des Pflanzenwuchses liegen. Am Mühl¬
teichdamm besteht derselbe aus einem so dichten und hohen
Bestand von Phragmites communis Trin., daß jeder Unterwuchs
erstickt wird und nur ganz am Uferrand einige Büsche von
Iris pseudacorus L., Butomus umbellatus L., Alisma plantago L
Hcleocharis palustris (L.) R. Br. gedeihen und zwischen den Rohr¬
stengeln nur geringe Mengen von Lemna minor L. sich vorfinden.
Die harten und kieselsäurereichen Rlätter und Stengel des Schilf¬
rohres bieten den Mollusken wohl kein zusagendes Futter; am
meisten befressen erscheint noch Iris.
Am Mitterteichdamm dagegen ist Phragmites fast gar nicht
vertreten, dafür an seiner Stelle Typlia angustifolia L. und Gly -
ceria aquaticu (L.) Walilb. vorherrschend. Infolge der geringeren
Höhe dieses Bestandes ist der Unterwuchs an kleineren Gewächsen
gut entwickelt; reichlich untermischt waren Lemna minor L.,
Scirpus maritimus L., Alopecurus aeqnatis Sobol., Ranunculus
23
sccleratus L., Roripa palustris Bess., Stellaria aquatica Scop.,
Bidens tripartitus L. und Polygonumarten, außerdem verschiedene
andere Sumpfpflanzen in geringerer Menge. Diese verschieden¬
artige Vegetation nähert sich der der Tümpel, in denen nament¬
lich Glyceria fluitans (L.) R. Br. und Glyceria plicata Fr., sowie
Potamogeten lucens L. und P. natans L. vorherrschen, untermischt
mit Lemna und Riccia fluitans L., sowie zahlreichen anderen
Sumpfpflanzen; besonders scheint Rumex hydrolapathum Huds.
die Schnecken anzuziehen. Die Menge der Schnecken am Mitter-
teichdamm steht auch gegen die der Tümpel wenig zurück.
Wenn sich auch aus dem reichlichen und verschiedenartigen
Pflanzenwuchs eine Anhäufung von Schnecken an solchen Orten
ableiteu läßt, so ist die Frage, ob das Vorkommen bestimmter
Schneckenarten von dem Vorhandensein bestimmter Pflanzen
abhängig ist, bis jetzt eine offene, da wir über eine Monophagie
der Mollusken nichts näheres wissen. Nach der Pflanzenverteilung
könnte der Mittelteichabschnitt an dem erwähnten Damm wohl
im Stande sein, die in den Tümpeln häufigen Arten, wie Planorbis
corneus L., P. marginatus Drap. etc. zu ernähren, so daß man
die Verschiedenheit des Pflanzenwuchses für das verschiedenartige
Vorkommen der Schnecken wohl nicht verantwortlich machen kann.
Als dritter Umstand, der eine Selektion der Arten herbei¬
führen könnte, wäre das zeitweilige Ablassen und Sümmern der
Teiche zu erwähnen. Da aber bei diesen Vorgängen der Haupt¬
graben und einige Nebengräben immer mit Wasser gefüllt bleiben,
ist also wenigstens einigen Exemplaren die Gelegenheit zum Ueber-
dauern dieser ungünstigen Zeit gegeben. Diese können sich dann
beim Füllen und Spannen der Teiche wieder verbreiten und ver¬
mehren. Man könnte also der zeitweiligen Trockenlegung wohl
ein selteneres Vorkommen dieser Arten zur Last legen, aber das
gänzliche Fehlen mancher Arten läßt sich auf diesen Einfluß
kaum zurückführen.
Es war am nächsten liegend, den größeren Gehalt der
Teichwässer an gelösten Salzen für die Selektion der Arten ver¬
antwortlich zu machen. Leider ist hier die Literatur zu Vergleichs¬
zwecken nur in sehr beschränktem Maße zu brauchen. Viele
Angaben des Vorkommens von Schnecken in „Süßwasser“ können
sich auf ähnliche Vorkommnisse, wie die der hiesigen Gegend
beziehen. Ohne die Analysen hätte man das Wasser der hiesigen
Teiche auch ohneweiters als Süßwasser angesprochen und so mag
24
in manchen anderen Fällen ein schwach brackiges Wasser zum
Süßwasser gerechnet worden sein. Diesbezügliche Literaturangaben
beziehen sich nur auf ausgesprochen salziges oder brackiges
Wasser. So führt Goldfuß aus den ebenfalls gelöste Salze in
größeren Mengen führenden Mansfelder Seen die Molluskenfauna
an. Eine Uebereinstimmung mit den hiesigen Funden zeigt sich
hier bezüglich des Planorbis glaber Jeftr., einer sonst wenig ver¬
breiteten Art, den Goldfuß als an mehreren Stellen der Mans¬
felder Seen häufig angibt, wie er auch die sehr großen Exem¬
plare von Planorbis nautileus L. und Limnaea stagnalis var.
turgida Mke. unter den Bewohnern der Salzseen aufzählt.
In den Teichen ist Planorbis glaber Jeffr. und Limnaea
turgida Mke., letztere wohl in einer abweichend großen Form,
sehr häufig und auch die großen PL nautileus L. wurden hier
gefunden. Man könnte daher für das Vorkommen derselben den
größeren Salzgehalt des Wassers als Grund aufführen, was für
die erstgenannte Art auch zutreffen dürfte. Für das Fehlen der
in den Tümpeln vorkommenden Arten, namentlich Planorbis cor -
neus L., PL marginatus Drap, und Vivipara contecta Mill. läßt
sich die Fauna der Mansfelder Seen aber nicht als Analogon
aufführen, da Goldfuß diese Arten anführt. Dabei ist es nicht
unwahrscheinlich, daß auch das Wasser der Tümpel, welches mit
dem Grundwasser des Thayatales steigt und fällt, wenigstens im
Sommer, wenn die Tümpel durch Verdunstung viel Wasser ver¬
lieren, einen höheren Gehalt an Sulfaten und Chloriden aufweisen
kann, besonders da der Untergrund des Thayatales von tertiären
Schichten gebildet wird.
Aus der Arbeit Schierls, der in Auspitz zu Hause war
und dort sammelte, läßt sich leider nichts Näheres über die
Molluskenfauna der Tümpel in der Nähe des dortigen Bahnhofes,
in denen O. Richter halophile Diatomeen nachwies, entnehmen;
ein Vergleich dieser Fauna mit der der Grenzteicbe und der
Tümpel könnte vielleicht über den Einfluß, den größerer oder
kleinerer Salzgehalt auf das Vorkommen der wasserbewohnenden
Mollusken ausübt, Aufschluß geben. Ich will deshalb in der
nächsten Zeit mich über die Zusammensetzung der Tümpelwässer
zu verschiedenen Jahreszeiten orientieren und die genaue Fest¬
stellung der Konchylien in den erwähnten Bahnhoftümpeln durch¬
führen, um damit der gesuchten Erklärung über das Vorkommen
und Fehlen gewisser Schnecken vielleicht näher zu kommen.
25
Zum Schlüsse muß ich der Fürst Liechtenstein’schen Guts-
▼erwaltung in Feldsberg für die bereitwilligst gegebene Erlaubnis
zur Durchforschung der Teiche, sowie der dabei gewährten Unter¬
stützung meinen Dank ausdrücken. Ebenso fühle ich mich zu
Dank verpflichtet dem Herrn Prof. D. Geyer in Stuttgart für
die Liebenswürdigkeit und Bereitwilligkeit, mit der er die Be¬
stimmung und Revision fraglicher Arten übernahm, sowie den
Herren Prof. A. R z e h a k und Ing. W i 1 d t in Brünn, Regierungsrat
Dr. K. Kornauth und Dr. B. Wahl in Wien für ihre freund¬
liche Unterstützung bei meiner Arbeit.
Literatur.
Ulicny: Systcmatieky seznam mökysu okoli Brnönskeho. Jahresber. des
k. k. böhm. Gymnasiums in Brünn, 1882.
Ulicny: Beiträge zur Kenntnis der Molluskenfauna in Mähren. I., II. Verhandl.
des naturforsch. Vereines in Brünn, XXIII. Bd. (1884), XVII. Bd.
(1888).
Rzehak: Beitrag zur Kenntnis der Conehylienfauna Mährens. Jahresber.
der Landesoberrealschule in Brünn. 1892.
Schierl: Die Land- uud Süßwassermollusken Mährens. III. Ber. und Ab¬
handlung. des Klubs für Naturkunde, Brünn 1900,01.
Goldfuß O.: Beitrag zur Molluskenfauna der Mansfelder Seen und Umgebung.
Nachrichtblatt der deutsch. Malakol. Gesellschaft. XXVI.
Laus: Die Halophytenvegetation des südl. Mährens und ihre Beziehungen
zur Flora der Nachbargebiete. Mitteil, der Kommission z. naturw.
Durchforsch. Mährens, Brünn 1907.
Richter 0.: Beiträge zur Kiesel algenflora von Mähren 2. Zeitseh. des mähr.
Landesmuseums, Brünn 1912.
Tafelerklärung.
Taf. I, Fig. 1—8. Limnaea stagnalis L. Verschiedene Varietäten
in natürlicher Größe.
Miozäne Korallen ans Bosnien.
Von Dr. Franz Krumpholz,
Adjunkt der Geologischen Landesanstalt in Sarajevo.
Die Anregung zu vorliegender Arbeit verdanke ich dem
bosnisch - herzegowinischen Landesgeologen Herrn Regierungsrat
Dr. Friedrich K atz er. Durch ihn wurde ich auf eine Reihe von
miozänen Korallen aufmerksam gemacht, welche von gelegent¬
lichen Aufsammlungen bei den geologischen Begehungen Bosniens
herrühren, und mir die Möglichkeit geboten, dieselben zu be¬
stimmen. Sämtliche Stücke wurden von K a t z e r selbst gesammelt
und sind teils in der Geologischen Landesanstalt für Bosnien und
die Herzegowina, teils im bosnisch-herzegowinischen Landesmuseum
Sarajevo aufbewahrt. Bei dem verhältnismäßig guten Erhaltungs¬
zustand der Stücke war es möglich, die meisten derselben zu
bestimmen.
Herr Regierungsrat Dr. Fr. Katzer hatte die Liebens¬
würdigkeit, mir über die geologische Beschaffenheit der Fundorte
die nötigen Mitteilungen zu machen. Es sei mir gestattet, ihm
dafür sowie für die Ermöglichung der vorliegenden Arbeit über¬
haupt den besten Dank auszusprechen.
Herr Direktor Dr. Schaffer ermöglichte mir die Durch¬
sicht des miozänen Korallenmateriales am Wiener Hofmuseum,
wo sich viele Originale von Reuß befinden. Herr Graf Dr. A ttems
gestattete mir vergleichende Studien an rezenten Korallen in der
zoologischen Abteilung desselben Museums. Ich erlaube mir, den
beiden Herren für ihre liebenswürdige Unterstützung den besten
Dank auszusprechen.
Die Korallen verteilen sich auf folgende Fundorte, die hier
von Osten nach Westen fortschreitend aneinander gereiht sind:
Potocani, Kalesija, Pogledaliste, Pirkovac, zwischen Gracanica und
Vranovici, Prline, Lazarici, Kotorsko, Odzak, Bukovac potok,
kWeflije, Smrtic, Hrvacani, Kostajnica, Svodna Novi, Dragotinja
Prlj ugovac, Pos. Novi.
27
Alle diese Fundorte liegen im nördlicheü Bosnien und gehören
den marinen Miozänbildungen an, welche als die weit nach Süden
vorgeschobenen Ablagerungen des großen pannonischen Beckens,
das Ungarn, Teile von Steiermark und Krain, Kroatien und
Slavonien umfaßte und Ausläufer nach Bosnien und Siebenbürgen
entsendete, anzusprechen sind.
Während Bosnien und die Herzegowina im Miozän in ihrem
Hauptteile Festland waren und nur zahlreiche Reste oligozän-
miozäner Binnenland-Ablagerungen aufweisen, wurde der Norden
Bosniens im Miozän von einer Meerestransgression betroffen, welche
ihren Ausgang von dem bei Tuzla erhalten gebliebenen Rest des
ehemaligen Eozänmeeres nahm. In der Umgebung von Tuzla hat
diese Transgression Ablagerungen der ersten Mediterranstufe mit
reichen Salzlagern zurückgelassen. Durch die im Unter-Miozän
erfolgte Gebirgsfaltung erfuhr der nördliche Teil Bosniens eine
Senkung und ermöglichte das Vordringen des Meeres aus dem
pannonischen Becken. Die Ablagerungen dieses Meeres nehmen
den ganzen nördlichen Teil von Bosnien ein und gehen im Süden
nicht über die Linie Petrovac—Maglaj—Zvornik hinaus. Es sind
Seichtwasserbildungen vom Charakter der zweiten Mediterranstufe.
Besonders vertreten sind Leithabildungen und Ablagerungen der
sarmatischen Stufe. (Nach Katzer: Geologischer Führer durch
Bosnien und die Herzegowina.)
Die Geologie der Fundorte bespricht Katzer eingehender.
Ich lasse jetzt seine Ausführungen wörtlich folgen:
Potocani.
„Dieser Fundort liegt nordwestlich von Zvornik, etwa halb¬
wegs zwischen dieser Stadt und Kalesija im Bereiche der in
Katzers Uebersichtskarte von Bosnien und Herzegowina 1 : 200.000
in dieser Gegend ausgeschiedenen mediterranen, jungtertiären
Mergel und Konglomerate zwischen den Dörfern Potodani und
Seferovici. In den Mergeln, welchen zu Konglomerat verfestigte
Schotterbänke eingeschaltet sind, treten hier stellenweise reichlich
Fossilien auf, beiweitem überwiegend Gasteropoden, insbesondere
Turritellen. Korallen kommen nur vereinzelt vor.
Reichlicher finden sich Korallen im gleichen marinen Jung¬
tertiärzug n. ö. von Kalesija beim Dorfe Zukici, jedoch ist dieser
Fundort noch wenig ausgebeutet.
28
Pogledaliste, Pirkovac.
Diese Vorkommen befinden sich südöstlich von Gracauica
unweit des Dorfes Lohinja. In dieser Gegend herrschen Sand¬
steine, Konglomerate und Mergel des jüngeren Mediterran, inner¬
halb welcher ein auf circa *00 m Länge verfolgbares Korallenriff
auftritt. Es zieht vom Westgehänge des Vis brdo herab in das
Tal des Pirkovac-Baches, welcher sich unterhalb Donja Orahovica
mit dem Orahovißki potok verbindet, überquert den Pirkovac-
Bach und zieht westwärts zum Pogledalistß brdo hinan. Sowohl
auf dem Formations-Umrißkartenblatte I „Tuzla“, als auch auf
der Geologischen Uebersichtskarte 1 : 200.000 ist dieses Riff ein¬
gezeichnet, auf letzterem Blatte der Deutlichkeit halber in über¬
triebenem Maßstabe. Es ist als dem Leithakalk zugehörig aus-
geschieden und gehört zu den in dieser Gegend am meisten nach
Süden vorgeschobenen isolierten Partien der jungtertiären, medi¬
terranen Kalke. Auf der Südseite des Pogledaliste ist das Riff
nur etwa 12 m breit, während es im Einschnitte des Pirkovac-
Baches z. T. eine beträchtliche Mächtigkeit aufweist.“
Dieser Fundort, sowie einige der folgenden sind auch in
Katzers „Geologischer Führer durch Bosnien und die Herzegowina“
erwähnt und besprochen. K atz er sagt dort Seite 44 Folgendes:
„Die beiden Hauptgesteine der jungmiozänen Meerestransgression
in Nordbosnien umfassen verschiedenartige Ausbildungen, von
welchen unter den Leithakalken die Nulliporen-, Amphisteginen-
und Korallenkalke die wichtigsten sind. Die erstgenannten herr¬
schen bei weitem vor und namentlich in ihnen sind an vielen Orten
(Bjelina, Ugljevik, Koraj, Velinoselo, Graßanica, Han Marica,
Bosn. Kostajnica u. s. w., u. s. w.) die Leitfossilien des Leitha¬
kalkes, die großen dickschaligen Kammuseheln (Pecten latissimus
Brocc.), Austern, Herzmuscheln, Seeigel (Clypeaster) u. s. w.
massenhaft zu finden. Bei Piskarica, unweit von Graßanica, werden
diese Kalke durchsetzt von mehr sandigen Lagen voll Terebrateln.
Die Amphisteginenkalke, die bankweise nur aus Anhäufungen
von einer halblinsengroßen Foraminifere (Amphistegina Haueri)
bestehen, sind vorzüglich im Tinjagebiete entwickelt; die Korallen¬
kalke bei Vranovißi, östlich von Graßanica. Ausgezeichnet schöne,
weithin verfolgbare Korallenriffe stehen bei Orahovica Donja und
Lohinja (südöstlich von Graßanica) an. Vielfach bilden korallen¬
reiche Kalke mit eingeschlossenen Brocken von Serpentin, Jaspis,
29
Tuffiten etc. einen Uebergang zu den groben Leithasandsteinen
und Konglomeraten, welche nesterweise, wie bei Prline, Sulici,
Miricina nordwestlich von Donja-Tuzla, eine reiche Fauna (vor¬
herrschend Conus, Ancillaria, Oliva, Cypraea, Fusus, Turritella,
Pecten, Pectunculus, Area, Lucina, Cardium, Cytherea, Venus)
beherbergen, zum Unterschiede von den Kalkkonglomeraten des¬
selben Alters, welche nur selten Versteinerungen enthalten. In
einigen Gegenden gliedern sich an die Leithasandsteine sandig¬
mergelige Schiefer voll Pflanzenspreu und vereinzelten, gut er¬
haltenen Blattabdrücken an. Sie bilden den Uebergang zu den
sarmatischen Schichten.“
Zwischen Graöanica und Vranoviöi.
„In diesem nordöstlich von Graöanica gelegenen Gebiete
sind, wie das Formationsumrißblatt „Tuzla“ sowohl, als das
II. Sechstelblatt der Geologischen Uebersiehtskarte 1 : 200.000
klar zeigt, Leithakalke mächtig entwickelt. Der Weg, welcher
vom Han Piskavica nach Vranovici führt, bewegt sich bis in
dieses Dorf hinein in besonders an Lithothamnien reichen Leitha¬
kalken, mit welchen vielfach Korallenkalke in Verbindung stehen.
Ungefähr nördlich vom Mekiöa brdo (419 m) treten die Korallen
reichlicher auf, zum Teil in guter Erhaltung.
Prline.
Dieses Dorf liegt auf der rechten Seite der Spreca, nördlich
von Puraßiö, an der Grenze zwischen mediterranen Bildungen und
den kohleführenden plioeänen Kongerienschichten. (Vergl. die
obzitierten Karten, Blatt I. „Dl. Tuzla“). Die zum Teile groben
Sandsteine, welche vielfach in mürbe Konglomerate übergehen,
sind stellenweise außerordentlich reich an Fossilien, meist Zwei-
schalern und Gasteropoden, mit welchen zusammen vereinzelt auch
Korallen Vorkommen.
Lazarici.
Dieser Fundort liegt ebenfalls im Bereiche des I. Formations¬
umrißblattes „Tuzla“, im Norden von Puracic. Westlich von dem
Gehöfte sind die dort verbreiteten mediterranen Sandsteine und
Konglomerate nesterweise reich an Fossilien, insbesondere Ostreen
und Korallen, wie z. B. auf der Südseite des Kückens, welcher
in der Karte die Kote 415 trägt. Die Fossilien machen einen
30
abgerollten Eindruck, was vielleicht durch den Wellenschlag im
grobklastischen Materiale bewirkt worden sein kann.
Kotorsko.
Ein Stück stammt aus dem Leithakalk im Tale bei Foea,
westlich von Kotorsko, die zahlreichen Einzelkorallen aus den
Mergeln des älteren Mediterran zwischen Prnjavor mali und
Obsine, südsüdwestlich von Kotorsko. Beides ist zu entnehmen
aus dem Formationsumrißblatt 4 „Derventa-Kotorsko“ und aus
der Uebersichtskarte 1 : 200.000.
Odzak (S. Oe. von Bosn. Brod).
Die Koralle stammt als Gerolle aus dem Bache bei Pecnik.
Wie das Formationsumrißblatt 4 „Derventa-Kotorsko u und die
Uebersichtskarte zeigt, werden die Höhen westlich oberhalb des
genannten Ortes von sarmatischen Kalken eingenommen, in deren
Liegendem vielleicht auch ältere mediterrane Bildungen verborgen
sein mögen. Daraus stammt vielleicht die Koralle.
Alle übrigen Fundorte gehören der mächtigen Er¬
streckung jungtertiärer Marinbildungen an, die mehrfach unter¬
brochen, von der Ukrina bei Prnjavor nordwestwärts bis zur
Landesgrenze bei Novi zieht. Ein Teil davon ist im Formations¬
umrißblatt „Alt-Gradiska—Orahova“ ausgeschieden. Hierin liegen
die Fundorte Bukorac potok und Serefiije.
Im Bezirke Prnjavor, in welchem die Verbreitung des
marinen Jungtertiär den größten Teil der Fläche einnimmt, die
Tietze seinerzeit als Süßwasserneogen kartierte, 1 ) liegen die Fund¬
orte Smrtiö und Hrvacani. Letzterer ist von ganz besonderem
Interesse^ da sich hier Korallen sehr reichlich finden, z. T. in
Mergeln, in welchen sie ausgezeichnet erhalten sind, z. T. in Kalk¬
riffen, aus welchen massenhafte verschwemmte Blöcke stammen.
Tietze scheidet zwischen Prnjavor und Banja Luka eine kleine
Insel von marinem Neogen aus nach Angaben, die ihm gemacht
wurden, ohne daß er aber die Lokalität selbst besucht hätte. Es
ist möglich, daß sich dieser Hinweis auf die Korallenriffe oder
sonstige mediterrane Bildungen der Gegend von Hrvacani—
Devetina bezieht.
! ) Vergleiche: Katzer „Ueber dis Meerschaumvorkoinmen und die
Meerschaumindustrie Bosniens“ in der Zeitschrift: „Steinbruch und Sand¬
grube“ 1912. Halle a. S.
31
Alle übrigen Fundorte gehören den zwischen Prijedor, Bos.
Novi und Kostajnica weit verbreiteten Leithakalken an. Dragotinja^
Svodna, Ahmetovci im gegen die Sana entwässernden Gelände,
Bos. Novi und Kostajnica—Slabinja unweit der Una.“
Beschreibung der Arten.
Lythophyilia ampla Reuß.
Reuß: Die fossilen Korallen des österr.-ungar. Miozäns, Taf. VI, 2.
Das einzige vorliegende, aber sehr schön erhaltene Exemplar
zeigt im Querdurchschnitt flach zusammengedrückte, elliptische
Gestalt, welche durch die zahlreichen kleinen Calcynalknospen
noch mehr in die Länge gestreckt erscheint. Auch bei den kleinen
Knospen läßt sich schon der elliptische Querschnitt erkennen.
Die Septen des Muttersternes setzen sich auf der anliegenden
Seite direkt in jene des Tochtersternes fort. Auf der Oberseite
sind sie mit dornenartigen Höckern besetzt, welche gegen die
Mitte des Sternes hin an Größe und Schärfe der Spitze zunehmen.
Ebenso zeigt die Außenwand reihenweise angeordnete Dornen.
Sie sind im oberen Teile in der Nähe des Kelchrandes am
stärksten ausgebildet. Der Kelch senkt sich gegen die Mitte hin
nur wenig ein, so daß der Zellenstern ein fast ebenes Aussehen
erhält. Die Zahl der Septen ist groß; genau läßt sich dieselbe
nicht angeben und schwankt außerdem beträchtlich bei den Tieren
im verschiedenen Alter. Zahlen von 10 — 20 bei ganz jungen
Tieren bis zu solchen von weit über 100 bei den vollständig
erwachsenen sind vertreten. Auch die Zahl der Cyclen ist schwer
zu bestimmen. Bei den jungen Knospen ist sie natürlich kleiner
als bei den alten Kelchen. Es scheinen mir beim erwachsenen
Tiere 6 Cyclen vorhanden zu sein. Reuß gibt bei dieser Art
5 vollständige und einen nur teilweise in einzelnen Systemen
entwickelten 6ten Cyclus an. Die 'Wand ist von einer spärlichen,
in wenigen ringförmigen Schichten angeordneten Epithek umgeben,
die mit der gemeinsamen Außenwand sowohl Mutter- als Tochter¬
sterne umschließt. Das vorliegende Exemplar bietet ein schönes
Beispiel für dieCalcynalknospung. Der Mutterstern ist von 4 Tochter¬
sternen umgeben, deren Größe von etwa 5 mm Durchmesser bei
dem kleinsten bis etwa 20 mm bei dem größten schwankt. So
schön ausgebildete Calcynalknospung wie bei vorliegendem Tiere
scheint mir selten zu sein, zumal Prochazka (Studien an mährischen
32
Miozänkorallen) Calcynalknospung nur bei 4 Arten der zahlreichen
Miozänkorallen beobachtet hat. Vielleicht ist das überhaupt der
erste Fall, daß Calcynalknospung bei der Gattung Lithophyllia
beobachtet wurde.
Im Allgemeinen stimmt das vorliegende Exemplar mit der
von Reuß abgebildeten und erwähnten gedrungenen, fast halb¬
kugeligen Gestalt nicht überein. Obwohl der obere Teil wegen
der Calcynalknospen ziemlich in die Breite gestreckt erscheint,
läßt sicli die im Allgemeinen schlanke Gestalt nicht verkennen.
Auch in der Größe ist ein Unterschied vorhanden. Vorliegendes
Exemplar mißt 38 mm in der Höhe und etwa 40 in der größten
Breite, gegenüber 55 mm Höhe bei Reuß und 77 mm größter
Breite. Doch ist die Uebereinstimmung in allen Merkmalen so
groß, daß an der Zugehörigkeit zu dieser Art nicht der geringste
Zweifel bestehen kann.
Felix beschreibt eine Lithophyllia, die sich wegen des
mangelhaften Erhaltungszustandes nicht sicher bestimmen ließ,
die aber nach seiner Angabe sehr große Aelmlichkeit mit der
Lithophyllia ampla besitzt, aus dem Miozän von Aegypten.
Wollte man noch andere Spezies zum Vergleiche heran¬
ziehen, so käme in erster Linie die von Felix (Korallen aus
ägyptischen Tertiärbildungen) von der Mosesquelle am Mokattam
beschriebene Leptophyllia Pasiniana d'Ach, in Betracht, die nach
der allerdings unvollständigen Abbildung zu schließen der Litho¬
phyllia ampla, sehr nahe kommt. Auch bei d’Achiardi selbst ist
diese Aelmlichkeit, wenn auch schon bedeutend mehr verwischt,
zu erkennen.
Fundorte: llrvacani. Reuß beschreibt diese Art als sehr
selten aus dem Tegel von Lapugy in Siebenbürgen, Schaffer
erwähnt eine Lithophyllia aus dem Miozän von Kilikicn.
Heliastraea Reussana M. Edw. et H.
Reuß: Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Miozäns,
Taf. IX. 2, Taf. XVIII. 4.
Mac vci: Rasenul Tertiär dela Raima. Tabla VIII. 2, IX. 1.
Daus: Reitrüge zur Kenntnis des marinen Miozäns in Kilikien und
Nord Syrien.
Die meisten Stöcke dieser Art sind stark verkalkt, so daß
die feinere Struktur nicht leicht zu beobachten ist. Die einzelnen
33
Sterne haben einen Durchmesser von 2—3 mm, doch kommen
auch solche bis 5 mm vor.
Sie stehen meist nahe beieinander, doch habe ich bei einem
Exemplar von Hrvaßani auch eine größere Entfernung der ein¬
zelnen Kelche feststellen können. Es bewahrheitet sich also voll¬
ständig die Beobachtung von Reuß bezüglich der schwankenden
Größe und Entfernung der Kelche. Er teilt diese Art nach den
erwähnten Eigenschaften in eine Variatio maior und minor ein.
Die Achse ist fast nirgends zu beobachten, da die Septen meist
ausgewittert sind; wo sie aber erhalten ist, kann man ihren
rudimentären Charakter leicht feststellen. Wenn die einzelnen
Sterne weiter voneinander entfernt sind, gewinnt die engmaschige
Exothek mehr an Raum. Die zahlreichen Horizontalblättchen
verleihen ihr dann ein zelliges Aussehen. Die Endothekallamellen
stehen noch mehr gedrängt als jene der Exothek.
Diese Art bildet flachgedrückte, kugelige Knollen bis zu
10 cm Durchmesser und etwas darüber in der Richtung des
Wachstums der Kelche, doch konnte ich besonders bei den
Stücken von Pogledalistö häufig eine ganz unregelmäßige, stark
gestreckte Form beobachten. Zu dieser Art gehören voraussichtlich
auch einige Stücke von verschiedenen Fundorten, die eine genaue
Bestimmung nicht zuließen, da bei ihnen die Korallen nur als
Steinkerne erhalten und bei vielen die Septen vollständig ver¬
nichtet sind.
Von der Solenastraea manipulata Rss., mit welcher diese
Art sehr große Aehnlichkeit besitzt, unterscheidet sie sich durch
die Ausbildung der Rippen, die hier nicht in einzelne Körner
aufgelöst oder mit Höckern besetzt sind wie bei Solenastraea
manipulata. Bei Heliastraea Reussana treten noch Querleistchen
hinzu, welche die einzelnen Rippen verbinden und so der Ober¬
fläche ein zelliges Aussehen verleihen. Die Sterne stehen bei
Heliastraea Reussana jedenfalls gedrängter beieinander als bei
Solenastraea manipulata und lassen für eine Exothek nicht viel
Raum frei. Die Unterscheidung dieser beiden Arten bietet mit¬
unter, besonders dann, wenn sie stark verkalkt und die Details
verwischt sind, Schwierigkeiten. Der Grund liegt zum Teil auch
darin, daß beide Arten drei vollständige Septalcyclen aufweisen.
Auch zu der Heliastraea Ellisiana Defrance zeigt diese Art nahe
verwandtschaftliche Beziehungen.
Verhandlungen des naturf. Vereines in Brünn. LIV Bunl
3
34
Fundorte: Pogledaliste, Pirkovac, Prline, Bukovac potok,
Sereflije, Hrvaeani, Kostajnica.
Heliastraea Reussana kommt in weiter Verbreitung vor. Sie
ist nach Reuß bekannt von: Gainfarn, Grund, Niederleis, Wim-
passing; Kalladorf, Koste], Bischofswart (Mähren); Ritzing, Forch-
tenau (Ungarn); Lapugy in Siebenbürgen, Tarnopol in Galizien.
Nach Macovei kommt sie in Bahna, Rumänien, vor. Auch aus
Vorderasien wird sie mehrfach angeführt, von Schaffer, Daus u. a.
Heliastraea conoidea Reuß.
Reuß: Die fossilen Korallen des österr.-ungur. Miozäns, Taf. X, 3.
Macovei: Basenul Tertiär dela Bahna, VII, 5.
Die kleinen, nicht mehr als 3 mm im Durchmesser führenden
Sternchen stehen dicht beieinander und ragen nur wenig über
die Oberfläche vor. Der ganze Stock zeigt länglich-runde, kegel¬
förmige Gestalt. 24 in drei Cyclen angeordnete Septen sind vor¬
handen, die sich nach Außen in ebensoviele Rippen fortsetzen
und mit denen des nächsten Sternes verbinden. Die Septen sind
hier wie bei allen Heliastraeen am Rande dicker und verdünnen
sich gegen die Mitte zu, welche von denen des ersten Cyclus
erreicht wird.
Das einzige mir vorliegende schöne Stück stammt von Prline.
Interessant ist, daß diese Art schon 1890 von einem zweiten
Fundort aus Bosnien erwähnt wird. Fuchs zitiert (Annalen des
k. k. naturhistorischen Hofmuseums Bd. V. 1890) diese Art von
Hrvaeani. Sie fand sich unter dem Materiale, welches das bosn.-
herz. Landesmuseum dem Wiener Hofmuseum einsandte und
welches vom Berghauptmanne Radimsky auf seinen verschiedenen
Reisen in Bosnien gesammelt wurde.
Fundorte: Prline. Nach Reuß: Enzesfeld, Grund; Porsten-
dorf (Mähren); Nagy Maros, Forchtenau (Ungarn); Lapugy (Sieben¬
bürgen). Sie ist außerdem bekannt von Bahna (Rumänien) und
aus dem Miozän von Kilikien.
Heliastraea oligophylla Reuß.
Reuß: Die fossilen Korallen des Österr.-ungar. Miozäns, Taf. XIII, 1.
Es liegt nur ein kleines Bruchstück eines Stockes vor, so
daß ich die bedeutenden Dimensionen des Stockes, von denen
Reuß spricht, nicht feststellen konnte. Die Sterne ragen nur
35
wenig über die Oberfläche empor, stehen ziemlich gedrängt bei
einander und haben einen Durchmesser, welcher zwischen 3 und
6 mm schwankt. Sie sind kreisrund, nur sehr selten etwas zu¬
sammengedrückt. Die Septen, etwa 18 an der Zahl, sind in
3 Cyclen angeordnet und setzen sich als Rippen über den Rand
des Kelches fort, um sich mit jenen des Nachbarsternes zu ver¬
einigen. Doch ist ihr Verlauf wegen des nicht günstigen Erhaltungs¬
zustandes nicht leicht festzustellen. Auf ihrer Oberseite tragen sie
Höckerchen. Die Esothek wird von zahlreichen horizontalen
Blättchen gebildet, welche sich mit den Rippen zu einem engen
Netzwerk vereinigen.
Fundorte: Hrvacani, Lapugy in Siebenbürgen, Sasomhdza
bei Pasztö (Ungarn).
Solenastraea manipulata Reuß.
Reuß: Die fossilen Korallen des österr.-ungar. Miozäns, Taf. VIII, 2.
Macovei: Basenul Tertiär dela Bahna, Tabla IX, 2.
Die Sterne stehen etwas weiter voneinander entfernt und
sind durch Rippen miteinander verbunden, die sich in einzelne
Höcker auflösen. Der Durchmesser der Sterne beträgt 2—3 mm.
Sie sind gegen die Mitte nur wenig vertieft. Die Achse ist ganz
schwach ausgebildet und besteht aus einem dünnen Stäbchen.
Die in 3 Cyclen angeordneten Septen sind auf den Seitenflächen
durchwegs gekörnt und dadurch erhalten sie, von oben betrachtet,
ein zackiges Aussehen. Die Exothek ist sehr engmaschig, die
einzelnen Lamellen sind nahezu horizontal.
Es liegen zwei Bruchstücke von Hrvacani vor. Die Stöcke
dürften, nach diesen zu schließen, keine bedeutende Größe
erreicht haben.
Fundorte; Enzesfeld, Forchtenau, Bahna.
Prionastraea Neugeboren! Reuß.
Reuß: Die fossilen Korallen des österr.-ungar. Miozäns, Taf. X, 2.
Daus: Beiträge zur Kenntnis der marinen Miozäns in Kilikien und
Nordsyrien, Taf. XIX, 1 u. 3.
Es liegen von Hrvacani 4 Stücke dieser Art vor. Der eine
große Block läßt wenig Details in den einzelnen Kelchen
erkennen, seine großen Dimensionen sind aber erwähnenswert.
3*
Er mißt 28 cm in der Länge, 18 in der Breite und 13 in
der Dicke. Die kleineren Stücke zeigen aber sehr schön alle
Einzelheiten des feineren Baues.
Die einzelnen Sterne bieten einen polygonalen Umriß dar
und sind in ihrer Wand unmittelbar mit jener des Nachbarsternes
verwachsen, so daß zwei aneinander stoßende Kelche nur durch
eine dünne Wand voneinander getrennt sind. Ihr Durchmesser
beträgt 5—7 mm, doch ließen sich mitunter auch kleinere Kelche
von etwa 3 mm Durchmesser beobachten. Die Septen sind auf
ihrer Oberseite fein gezackt und dadurch erhält der ganze Stock
ein zierliches Aussehen. Gegen die Mitte zu sind die Kelche
bedeutend vertieft, die Achse ist rudimentär. Es sind 3 Cyclen
von Septen stets vollständig ausgebildet, ein vierter Cyclus ist
manchmal vorhanden. Die feine Kürnelung der Septen auf den
Seitenflächen erhöht noch das zierliche Gesamtbild dieser Spezies.
Auf der Unterseite zeigt der Stock eine schön ausgebildete Epi-
thek. Ich konnte sie nur bei einem Stücke beobachten, bei den
übrigen ist sie nicht erhalten. Bei dem einen abgebildeten Stück
von Hrvacani läßt sich sogar auf der Oberseite des Stockes eine
Deckschicht deutlich beobachten, welche einzelne Kelche teilweise
nach der Art einer Epithek bedeckt, eine Erscheinung die selten
vorkommt und jedenfalls Beachtung verdient. Der Kreis der
Endothekallamellen, der die Achse in einer gewissen Entfernung
umgibt, ist besonders schön bei einem Exemplar von Odzak zu
sehen; hier erscheinen auch die Kelche mäßig vertieft, und zwar
aus dem Grunde, weil das Stück ein Bachgerölle darstellt, das
stark abgerollt ist und daher die erhabenen Scheidewände der
einzelnen Kelche eingebüßt hat. An diesem Stücke findet sich
sehr schön die Wahrnehmung von Reuß bestätigt, daß nur auf
der Oberseite des Stockes die Kelche sich mit ihren Rändern
berühren, während sie im Innern des Stockes weiter auseinander
treten und eine Exothek sich zwischen die einzelnen Kelche
einschiebt.
Daus stellt zu dieser Art auch eine Form, die ziemlich
bedeutend von dem vorherrschenden Typus abweicht. Die Kelche
sind flach, wenig vertieft, der scharfe erhabene Rand fehlt, die
Scheidewand ist deutlich abgerundet. Er spricht diese Form als
eine Varietät der LYionastraea Neugeboreni an. Diese Art wird
schon von Fuchs 1. c. von Hrvacani angeführt.
Fundorte: Hrvacani, Odzak.
37
Als schon bekannte Fundorte werden Lapugy in Sieben¬
bürgen und das Becken von Kilikien genannt.
Prionastraea sp.
Hierher ist ein Stück von Hrvaöani zu stellen, welches auf
den ersten Blick wenig Aehnlichkeit mit diesem Genus zeigt.
Der Grund liegt in dem schlechten Erhaltungszustand. Es ist
stark verkalkt und teilweise nur als Steinkern erhalten. Alle
feineren Details sind verwischt. Es ist ein krustenförmiges Stück
von 15—25 mm Höhe und 17 mm in Länge und Breite. Die
sechs Kelche, welche man mit Sicherheit unterscheiden kann,
zeigen einen wechselnden Durchmesser von etwa 15—30 mm.
Die Kelchmitte ist nur wenig vertieft, doch ist diese Erscheinung
hier jedenfalls auf den mangelhaften Erhaltungszustand und die
Abreibung der erhabenen Randpartien zurückzuführen. Die Septen
vereinigen sich am Rande unmittelbar mit jenen des Nachbar¬
sternes, so daß sich mitunter die Grenze zweier benachbarter
Sterne gegeneinander nicht genau festlegen läßt. Auch dieser
Umstand ist aus der starken Verkalkung zu erklären. Die Zahl
der Septen läßt sich nicht sicher ermitteln, sie ist aber jedenfalls
recht beträchtlich. Im Allgemeinen läßt sich also dieses Stück,
abgesehen von den durch den schlechten Erhaltungszustand
bedingten scheinbaren Verschiedenheiten, sehr gut in die Gattung
Prionastraea einreihen, doch muß jedenfalls von der speziellen Be¬
stimmung aus den erwähnten Gründen abgesehen werden. Im
Wiener Hofmuseum fand ich ein als Prionastraea sp. bestimmtes
Stück aus der Umgebung von Belgrad, welches in den allge¬
meinen Charakteren mit dem mir vorliegenden Stück von Hrvacani
übereinstimmt. Wenn die Erhaltung des letzteren günstiger wäre,
könnte man sofort auf den ersten Blick beide Stücke für dieselbe
Art erklären.
Favia magnifica Reuß.
Reuß: Die fossilen Korallen des österr.-ungar. Miozäns, Tat’. XI, 1—3.
Macovei: Basenul Tertiär dela Bahna, Tabla VII, 4.
Fast alle vorliegenden Stücke dieser Art zeichnen sich durch
die bedeutenden Dimensionen des Stockes aus. Ein Stock von
Hrvaöani mißt 24 cm in der Länge, 7 cm in der Breite und
11 cm in der Dicke. Die einzelnen Sterne stehen ziemlich nahe
beieinander, haben etwa 5—7 mm im Durchmesser und besitzen
38
18—24 zu 3 Cycleu angeordnete Septen, die sich als deutliche
Rippen über den Rand des Kelches fortsetzen und mit denen
des Nachbarsternes in Berührung gelangen. Auf den Seitenflächen
sind die Septen mit zahlreichen Körnchen bedeckt. Das Endo-
thekalgewebe ist reichlich entwickelt, ebenso wie die Exothek.
Mitunter sieht man Sterne, welche auffallend in die Länge gestreckt
sind. Es sind jedenfalls solche, die in Spaltung begriffen sind.
Hieher gehört auch ein Stück von Hrvacani, welches alle
Eigenschaften dieser Art zeigt, doch ist die Form des Stockes
so eigentümlich, daß sie erwähnt zu werden verdient. Er mißt
9*5 cm in der Höhe, 11*5 cm in der Breite und 9 cm in der Dicke.
Der Stock besitzt eine unten breitere, nach oben sich immer
mehr verjüngende Form und ist mit seiner fast ebenen unteren
Fläche auf einen etwa 3 cm hohen Stiel aufgesetzt. Die Dirnen
sionen des Stieles, sowie die Anheftungsfläche sind im Verhältnis
zur Größe des Stockes sehr klein. Dieser gleichsam auf einen
Stiel aufgesetzte Hut unterscheidet sich jedenfalls bedeutend von
der fast kugeligen Stockform der Favia magnifica und es ist
nicht unmöglich, daß diese Art der Stockbildung eine Unter¬
scheidung von der Favia magnilica bedingt.
Fundorte: Hrvacani, PogledalistS.
Außerdem ist sie nach Reuß von Ribitza in Siebenbürgen
bekannt, nach Macovei von Bahna. Fuchs erwähnt eine nicht
näher bestimmte Favia aus der Gegend zwischen Han Marien
und Vrhova in Bosnien.
Goniastraea Cocchi d’Ach.
Reuß: Die fossilen Anthozoen der Schichtengruppe von S. Giovanni
Ilarione und . von Ron ca, Taf. 40, 2, 3.
Felix: Kritische Studien über die tertiäre Korallenfauna des Vicentins
nebst Beschreibung einiger neuer Arten, S. 414.
Es liegt nur ein kleines Stück vor von 10 mm Höhe, 18 mm
Länge und 9 mm Dicke. Die durchschnittlich 5 mm im Durch¬
messer zeigenden Sterne sind von unregelmäßig polygonaler Gestalt;
meist zeigen sie fünfeckigen Umriß. Gegen die Mitte hin sind
sie nur sehr wenig eingesenkt, so daß die Oberfläche fast vollständig
eben erscheint. Die Zahl der Septen läßt sich nicht genau fest¬
stellen; jedenfalls ist sie recht beträchtlich und überschreitet die
Zahl 30 bedeutend. Es ist häufig zu beobachten, daß sich jüngere
Septen mit älteren vereinigen. Die Sterne schließen unmittelbar
39
aneinander und sind nur durch ihre zusammenstoßenden Wände
voneinander geschieden. Die deutlich ausgebildete Achse zeigt
von der Oberfläche des Kelches betrachtet das Aussehen eines
erhabenen Knöpfchens.
Nach Reuß ist diese Art sehr wandelbar. Das Aussehen
der Sterne ist bedeutenden Schwankungen unterworfen. Sie sollen
bald tief eingesenkt sein, bald nur seicht vertieft. Auch die
Ausbildung der Achse soll sehr veränderlich sein. Von allen
diesen Dingen konnte ich nichts bemerken, da mir nur ein kleines
Bruchstück vorliegt. Reuß stellt zu dieser Art auch die Favia
confertissima Rss. als eine Form, bei welcher die Sterne durch
deutliche Furchen geschieden sind.
Felix bemerkt zu dieser Vereinigung Folgendes: „Unter
den von d’Achiardi als Goniastraea Cocchi, von Reuß anfangs
als Favia (magnifica) confertissima, später ebenfalls unter dem
d’Achiardi’schen Namen beschriebenen Korallen herrscht eine
gewisse Unklarheit, teils wegen der Schwierigkeit, die Priorität
eines dieser beiden Namen festzustellen, teils über die generische
Stellung der Korallen selbst. Letztere gehören nach der Ansicht
der beiden genannten Paläontologen zu nur einer Art, von welcher
freilich Reuß bemerkt: „Die Spezies scheint mir sehr wandelbar
zu sein.* 4 Mir dagegen scheint, daß die betreffenden Formen in
zwei Spezies zu verteilen sind, für welche es dann am natür¬
lichsten sein dürfte, je einen der vorhandenen Namen anzuwenden,
obgleich der Umfang derselben dann ein anderer wird.“
Im Wiener Hofmuseum hatte ich Gelegenheit, die Astraea
funessa Brong. aus dem Tertiär von Cotti di Torino zu sehen.
Die Aehnlichkeit mit dem mir vorliegenden Stücke ist auffallend.
Ich möchte darauf hinweisen mit dem Bemerken, daß ich eine
Identifizierung der beiden Stücke nicht für ausgeschlossen halte
und ich die Fnnreihung des Exemplares von Prline zu Astraea
funessa Brong. nur deshalb unterlasse, weil mir die Beschreibung
dieser Art in der Literatur nicht zur Verfügung steht.
Auch mit der Astraea crenulata Gldf. ist die Verwandschaft
in die Augen springend. Doch sind bei letzterer die Kelche in
der Mitte mehr vertieft, während sie hier vollständig eben sind.
Fundort: Prline.
Reuß beschreibt diese Art von S. Giovanni Ilarione,
ebenso Felix.
40
Astraea Fröhlichiana Reuß.
Reuß: Die fossilen Korallen des österr.-ungar. Miozäns, Taf. XIII, 2, 3.
Die Stücke dieser Art sind durchwegs sehr stark verkalkt
und haben daher fast vollständig die feineren Details eingebüßt.
Die Bestimmung ist daher nur auf Grund des Gesamtbildes
möglich. Es zeigen aber hier fast durchwegs die einzelnen Sterne
einen größeren Durchmesser, als Reuß angibt. Er beträgt hier in
der Regel 5—6 mm 7 mitunter auch 7—8 mm. Es wäre nicht
unmöglich, daß es sich hier nicht um die Astraea Fröhlichiana,
sondern um eine Prionastraea, vielleicht Prionastraea Neugeboreni
handelt. Wegen völligen Mangels einer Epithek stelle ich die
2 vorliegenden Stücke zu Astraea Fröhlichiana, doch ist es wieder
nicht ausgeschlossen, daß das Fehlen der Epithek nur auf den
mangelhaften Erhaltungszustand zurückzuführen ist.
Fundort: Hrvacani.
Nach Reuß ist diese Art bisher bekannt von Eggenburg,
Enzersdorf, Drei-Eichen, Drasenhofen. Schaffer erwähnt ihr Vor¬
kommen von mehreren Fundorten in Kilikien.
Balanophyllia varians Reuß.
Reuß: Die fossilen Korallen des österr.-ungar. Miozäns, Taf. 15, 3--5.
Von dieser Art liegen nur Bruchstücke vor. Die Dicke
schwankt bedeutend. Es sind Stücke mit 25 mm Durchmesser
vorhanden, aber auch solche mit 8 mm. Der Querdurchschnitt
stellt fast stets einen Kreis dar, nur selten sind die Exemplare
etwas seitlich zusammengedrückt. Mitunter sind sie nicht
vollständig gerade, sondern bedeutend gebogen. Die Außenwand
ist von zahlreichen, gewundenen Längsfalten überzogen, die auf
ihrer Oberseite reichliche Höcker tragen. Die Furchen zwischen
den Längsfalten sind von Poren erfüllt. Eine die Zylinder kreis¬
förmig umgebende Epithek ist nicht ausgebildet, sie erscheint
hier durch die erwähnten Längsfalten, die, wie ich bei einigen
Exemplaren feststellen konnte, in mehren Lagen übereinander
auftreten, ersetzt.
Das obere Ende ist bei keinem Stücke erhalten. Nur am
Querschnitte läßt sich teilweise der innere Bau erkennen. Die
auffallendste Eigenschaft der Balanophyllien besteht darin, daß
sich die jüngeren Septen mit den älteren in einer gewissen Ent¬
fernung von der Achse vereinigen. Die Zahl der Cyclen ist hier
41
schwer festzustellen. Reuß gibt bei dieser Art 4 vollständige
und einen unvollständigen öten Cyclus an. Die zahlreichen Sept-
allamellen sind auf ihren Seitenflächen mit zahlreichen spitzen
Höckern bedeckt. Die spärliche Achse ist spongiös. Diese Art
ist nahe verwandt mit Balanophyllia concinna Reuß und die
Unterscheidung beider ist nicht immer leicht.
Fundort: Lazaric.
Nach Reuß ist sie außerdem bekannt von Rudelsdorf (Böhmen);
Porstendorf, Hausbrunn (Mähren); Lapugy (Siebenbürgen).
Balanophyllia concinna Reuß.
Keuß: Die fossilen Korallen des österr.-ungar. Miozäns, Taf. 15,Fig. 1, 2.
Es liegt nur ein Bruchstück von Lazariö vor. Der Kelch
ist nicht erhalten, daher läßt sich nicht viel erkennen. Von der
vorhergehenden Art unterscheidet sich diese schon rein äußerlich
durch die seitliche Zusammendrückung und den daher ausge¬
sprochen elliptischen Querschnitt. Außerdem aber bedingt der
innere Bau einen weiteren Unterschied. Es sind 5 Cyclen von
Septen vorhanden, von denen sich jene der letzten 2 Cyclen stets
mit den primären, sekundären und tertiären verbinden. So wie
Balanophyllia varians ist auch diese Art auf der Außenwand mit
den von Körnern besetzten Längsfalten bedeckt, zwischen denen
die von Poren durchbrochenen Furchen laufen.
Fundort: Lazariö.
Sie ist außerdem bekannt von Grund, Lapugy, St. Maure
(Touraine).
Balanophyllia irregularis Seg.
Keuß: Die fossilen Korallen des österr.-ungar. Miozäns, Taf. 17, Fig. 1, 2.
Seguenza: Disguisizione paleontologiche intorno ai corallarii fossili
delle rocce terziarie del distretto di Messina, Tab. XIV, Fig. 1.
Diese Art ist in großer Individuenzahl vertreten. Es liegen
etwa 150 Exemplare vor. Sie sind bis auf das Kelchende, das
durchwegs beschädigt ist, sehr gut erhalten. An der großen
Reihe der Individuen lassen sich schöne Uebergänge feststellen.
Die Krümmung der Achse unterliegt Schwankungen. In der
Regel ist sie nur schwach gekrümmt, doch bei vielen Tieren zeigt
sich namentlich am unteren Ende eine recht beträchtliche Biegung-
Aehnlich ist es mit den ringförmigen Einschnürungen. Einzelne
Tiere sind ganz frei von solchen, bei anderen zeigen sich schwache
42
Andeutungen, die bei vielen wieder in typische Einschnürungen
übergehen. Viele Exemplare erscheinen in ihrem oberen Teile
etwas stärker zusammengedrückt als man nach den Abbildungen
von Reuß schließen sollte. Sie ähneln hierin der Balanophyllia
concinna Reuß. Bei einzelnen Tieren sind Spuren einer Epithek
zu erkennen, und zwar meistens an dem unteren Ende des Tieres.
Sehr deutlich ist sie nirgends ausgebildet, nur sehr dünne Ueber-
ziige deuten sie an. Auch Seguenza bildet nach der ausdrück¬
lichen Erwähnung von Reuß keine Epithek ab, daher kann dieser
Abweichung keine große Bedeutung beigemessen werden. Mög¬
licherweise wurde bei den vorliegenden Exemplaren die nur
dünne Epithek durch die Verwitterung angegriffen und entfernt.
Dort, wo die Epithek den Blick nicht hindert, zeigen sich an
der Außenwand die schönen, von zahlreichen Körnchen besetzten
Längsrippen, die durch Furchen geschieden werden, deren Grund
von kleinen Poren eingenommen wird.
Diese Art ist jedenfalls nahe verwandt mit der von Simo-
nelli (Antozoi neogenici del Museo parmense) unter dem neuen
Namen Balanophyllia cornucopia n. f. beschriebenen.
Fundort: Ivotorsko.
Außerdem wird sie erwähnt von Niederleis, Forchtenau,
Kometta (Sizilien).
Ceratotrochus duodecimcostatus M. Edw. et H.
Reuß : Die fossilen Korallen des österr.-ungar. Miozäns, Taf. IV, Fig. 3,4.
Simonelli: Antozoi neogenici del Museo parmense Tab. XXIII,
Fig. 21—23.
Durch Abreibung sind bei einigen Exemplaren die Rippen
etwas schwerer kenntlich gemacht. Meistens ist auch das Ober*
ende beschädigt. Das Tier ist seitlich zusammengedrückt und
die Achse gebogen. Doch fällt die Krümmung der Achse nicht
in die Richtung der längeren Querachse des Sternes, wie Reuß
beschreibt, sondern die Krümmungsebene schließt mit der längeren
Querachse einen spitzen Winkel ein, etwa 30°. Das Gehäuse
erscheint also außer der Biegung noch gedreht. Diese Erscheinung
tritt bei allen vorliegenden 5 Exemplaren hervor, nur bei einem
Tiere, welches fast gerade Gestalt ohne Achsenkrümmung zeigt,
ist sie weniger auffallend. Wenn man jedoch genau auf den
unteren Teil mit der nur schwach angedeuteten Krümmung achtet,
so entgeht diese Beobachtung auch hier nicht. Bei den meisten
43
Tieren zeigen sich ringförmige Einschnürungen. Die Achse besteht
aus einem bündelförmigen Säulchen. Dieses sowie die Zahl und
Ausbildung der Septen lassen diese Spezies leicht von anderen
unterscheiden.
Fundort: Kotorsko.
Außerdem ist sie bekannt von: Baden, Vöslau, Gainfarn;
Steinabrunn; Forchtenau, Kostej; Asti, Tortona, Castellarquato,
Torrita (Toscana); Turin, Alberga bei Genua; La Trinitd bei
Nizza; Zabrze (Oberschlesien).
Ceratotrochus sp. ind.
Hier erwähne ich 7 Bruchstücke, die sich wegen der starken
Beschädigung nicht näher bestimmen lassen. Doch dürfte ihre
Zugehörigkeit zum Genus Ceratotrochus gesichert sein. Sämtliche
7 Stücke stammen von Kalesia.
Flabellum sp. ind.
In einem großen Blocke vonVodiöevo—Sjesljani sind 4 Einzel¬
korallen enthalten, welche als Hohlraumausguß erhalten und aus
dem Gestein ziemlich stark herausgewittert sind, so daß sich die
Zahl der Septen ermitteln läßt. Bei dem einen Exemplar beträgt
sie 60, bei dem zweiten, welches nicht vollständig erhalten ist,
etwa 90, bei den übrigen beiden kann man ihre Zahl nicht
bestimmen. Es handelt sich jedenfalls um die Gattung Flabellum,
doch läßt sich die Spezies nicht ermitteln. Es scheint übrigens,
daß mehrere Spezies, mindestens 2, unter diesen 4 Stücken ver¬
treten sind. Die größte Aehnlichkeit wäre, soweit sich eine solche
bei diesem Erhaltungszustände feststellen läßt, mit Flabellum
Roissyanum M. Edw. et H. vorhanden.
Porites incru8tans Defr.
Reuß: Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Miozäns,
Taf. 17, Fig. 5, 6.
Felix: Korallen aus ägyptischen Tertiärbildungen, 1884.
Simonelli: Antozoi neogenici del Museo parmense.
Felix: Korallen aus äpytischen Miozänbildungen, 1903.
Macoyei: Basenul Tertiär dela Bahna, Tabla X, 3.
In den unregelmäßig gestalteten Knollen, welche diese Art
bildet, kann man deutlich übereinander liegende Schichten erkennen.
44
Die etwa 1*3 mm im Durchmesser führenden Zellen zeigen poly¬
gonalen Umriß, etwa 12 scharf gezackte Septen, deren Zahl jedoch
Schwankungen unterworfen ist. Die einzelnen Kelche sind von¬
einander nur durch eine dünne Scheidewand getrennt, die nicht
selten verschiedene Krümmungen und Biegungen aufweist. Die
Achse läßt sich in der Gestalt eines Körnchens von unregel¬
mäßigem Umriß erkennen.
Fundort: Svodna-Novi, Prline.
Als weitere Fundorte dieser überaus häutigen Art sind
bekannt: Rudelsdorf (Böhmen); Pötzleinsdorf, Baden, Grund,
Enzesfeld, Niederleis, Nodendorf, Kalladorf; Mattersdorf, Forch-
tenau (Ungarn); Nikolsburg, Kostei (Mähren); St. Nikolai, Gamlitz
(Steiermark); Turin, Asti, Bordeaux, Dax, Carry (Bouches-du-
Bhone), Sogliano al Rubicone, Bianchi bei Messina, Insel Rhodus,
Suezgolf, Aegypten, Balina.
Porites pusilla Felix.
Felix: Korallen aus ägyptischen Tertiärbildungen, Taf. V, Fig. b.
Felix: Korallen aus ägyptischen Miozänbildungen.
Die drei vorliegenden Stücke zeigen die Form von kugeligen
Knollen. Auch bei dieser Art lassen sich deutlich übereinander¬
liegende Schichten erkennen, die wegen der kugeligen Gestalt
des Knollens konzentrisch angeordnet erscheinen. Die etwa 1 mm
im Durchmesser führenden Kelche, welche dicht aneinander
schließen und nur durch eine dünne Scheidewand getrennt sind,
zeigen polygonalen Umriß und sind nur wenig vertieft.
Fundort: Lazaric.
Felix beschreibt diese Art aus dem Tertiär von Aegypten,
Blanckenhorn erwähnt ihr Vorkommen vom Suezgolf.
Genus indet.
Mehrere Stücke von verschiedenen Fundorten gestatteten
keine sichere Bestimmung. Es sind meistens Stücke von ziemlich
bedeutender Größe. Bei allen diesen Stücken sind die Korallen
nur als Steinkerne erhalten und eine sichere Bestimmung ist daher
unmöglich. Sie dürften wahrscheinlich in die Gattungen Astraea,
Heliastraea, vielleicht auch Prionastraea einzureihen sein.
45
SchluBbemerkungen.
Ueberblickt man die hier beschriebene gesamte Korallen-
fauna, so sieht man sofort, daß es sich durchwegs um Arten
handelt, die aus dem österreichisch-uhgarischen Miozän bekannt
sind oder sich nahe an jene anschließen. Es findet sich unter
dem ganzen Material nur eine einzige Art, die dem österreichisch¬
ungarischen Miozän fremd ist (Porites pusilla Felix). Der Reichtum
an Arten von den erwähnten Fundorten ist allerdings nicht be¬
trächtlich, was darauf zurückzuführen ist, daß die Fundorte nicht
systematisch ausgebeutet wurden; es liegen nur solche Stücke
vor, die bei gelegentlichen Aufsammlungen gemacht wurden. Es
sind im ganzen 20 Arten vertreten, von denen 15 vollständig
bestimmt sind, während bei 3 Exemplaren nur das Genus ermittelt
werden konnte und 2 Arten ganz unbestimmt blieben. Die Arten
verteilen sich auf die einzelnen Fundorte folgendermaßen:
Potocäni: Ceratotrochus sp. ind.
Pogledaliste: Heliastraea Reussana M. Edw. A. H.
Genus ind.
Pirkovac: Heliastraea Reussana M. Edw. et H.
Zwischen Graöanica und Vranovici: Heliastraea Reussana
M. Edw. et H.
Prline: Heliastraea Reussana M. Edw. et H.
Heliastraea conoidea Rss.
Porites pusilla Felix.
Lazariöi: Goniastraea Cocchi d’Ach.
Balanophyllia concinna.
Balanophyllia varians.
Porites pusilla.
Ivotorsko: Balanophyllia irregularis.
Ceratotrochus duodecimcostatus.
Odzak: Prionastraea Neugeboreni.
Bukovac potok: Heliastraea Reussana M. Edw. et H.
Sereflije: Heliastraea Reussana.
Smrtic: Genus ind.
Hrvaöani: Heliastraea Reussana M. Edw. et H.
Heliastraea oligophylla.
Prionastraea Neugeboreni.
»Solenastraea manipulata,
Astraea Fröhlichiana.
46
Hrvacani: Fa via magnifica.
Genus indet.
Kostajnica: Heliastraea Reussaua M. Edw. et H.
Svodna Novi: Flabeilum sp.
Porites incrustans.
Aus dieser Uebersicht ist zu erkennen, daß Hrvacani von
allen Fundorten mit 7 Arten der artenreichste ist. Pogledaliste
ist reich an Individuen und hat 11 Stücke geliefert.
Was der Verhältnis der Einzelkorallen und stockbildenden
Tiere anbelangt, so überwiegen die stockbildenden Formen.
Einzelkorallen sind in 6 Arten vertreten. Davon ist eine, nämlich
Balanophyllia irregularis, in außerordentlich großer Individuenzahl
vorhanden. Letztere dürfte die Zahl 200 erreichen. Die riffbildenden
Formen deuten in vielen Fällen darauf hin, daß die meisten Tiere
Stöcke von außerordentlicher Mächtigkeit gebildet haben dürften.
Das ist besonders bei Astraea Fröhlichiana und Prionastraea
Neugeboreni der Fall. Gerade bei diesen Arten ist aber der
Erhaltungszustand mangelhaft, so daß die wahren Dimensionen
des massigen Stockes unbekannt blieben.
Aus dem vorliegenden Fossilmaterial Schlüsse auf die Stellung
der betreffenden Schichten innerhalb des Miozäns zu ziehen, geht
nicht an, weil das Material für die einzelnen Fundorte viel zu
spärlich ist. Es wäre diesen Folgerungen nicht viel Bedeutung
beizumessen.
Bei der Bearbeitung des bosnischen Korallenmateriales
hatte ich immer die Empfindung, daß die meisten Arten der
Korallen in den bisherigen Arbeiten zu eng gefaßt sind. Es
drängte sich mir immer die Frage auf, ob alles das, was man als
getrennte Arten beschrieb, wirklich als solche Berechtigung hat.
Es stiegen mir starke Zweifel darüber auf, ob man die geringen
Unterschiede, welche man als Hauptunterscheidungsmerkmale
zweier Arten hinstellte, wirklich für so tiefgreifend ansehen sollte,
daß die Unterscheidung als getrennte Arten gerechtfertigt wäre.
Besonders bei den Gattungen Heliastraea, Astraea, Prionastraea,
Solenastraea u. s. w. ging meine Ansicht dahin, daß man Formen^
welche als verschiedene Arten beschrieben wurden, wohl besser
in eine Art vereinigt hätte und die Verschiedenheiten nur als
durch äußere Ursachen hervorgerufene Wachstumserscheinungen
aufzufassen seien. Das gilt besonders für jene Arten, bei denen
man auf Grund weniger oder gar nur eines Exemplares die Auf-
47
Stellung einer neuen Art für notwendig hielt. Es bietet ja, wie
ich schon bei der Beschreibung der Arten angegeben habe, die
Unterscheidung mancher Arten, ja sogar mitunter verschiedener
Genera große Schwierigkeiten, weil die als charakteristisch ange¬
gebenen Unterschiede zu gering sind, und nicht selten läßt sich
trotz der besten Untersuchung eine Form doch nicht vollständig
mit einer beschriebenen Art in Einklang bringen, weil gewisse
Verschiedenheiten in als charakteristisch angegebenen Merkmalen
nicht zu leugnen sind. In solchen Fällen habe ich aber trotzdem
die Einreihung in die schon beschriebene Art vorgenommen, weil
es doch zu weit führen würde, jede derartige Abweichung als
ausreichend für die Aufstellung einer neuen Art zu halten. Der¬
artige Schwierigkeiten machen sich gerade bei den Korallen
mehr bemerkbar als bei einer anderen Tierklasse.
Ich habe aber, weil ich meine Ansicht von der zu engen
Fassung der Arten doch für nicht genügend durch Gründe gestützt
fand, mich an die bisher üblichen Bezeichnungen gehalten und
eine Zusammenziehung von Arten nicht vorgenommen und mich
nur in vielen Fällen mit dem Hinweise auf die nahe Verwand¬
schaft verschiedener Arten begnügt.
Nach Abschluß der vorliegenden Arbeit kommt mir die
vortreffliche Arbeit von Krantzin die Hände: „Das Tertiär zwischen
Castelgomberto, Montecchio Maggiore, Creazzo und Monteviale
im Vicentin.“ Ich finde hier meine bisherigen Zweifel bestätigt
und die starke Variationsfähigkeit der Korallen schön begründet.
Die erwähnte Arbeit bringt soviele interessante neue Gesichts¬
punkte für die Systematik der Korallen, daß ich mir nicht ver¬
sagen kann, einige der wichtigsten Tatsachen daraus wieder¬
zugeben.
Durch die Wahrnehmung von Jones, 1 ) der durch lange Zeit
hindurch das Wachstum der lebenden Korallen beobachtete, wurden
interessante Tatsachen festgestellt. Korallen reagieren in außer¬
ordentlich empfindlicher Weise auf einen Wechsel ihrer Lebens¬
bedingungen, auf Veränderungen ihrer Umgebung, auf äußere
Einflüsse. Durch solche Einflüsse können Merkmale, die man als
charakteristisch für eine Art bezeichnete, gründlich geändert
werden. Die Dicke der Partie aneinander grenzender Zellen, das
i) Frederic Wood Jones, On the Growt-forms and supposed Speeies
in Corals. Proceedings of the general ineetings for scientific business oft
the Zoological Society of London. 1907.
48
Hervorragen der Zellen über die Oberfläche des Stockes können
bei derselben Art stark wechseln und hängt mit der Reaktion
der Koralle auf ihre Umgebung zusammen. Das stärkere Wachstum
einzelner Individuen eines Stockes oder größerer Partien desselben
ist aus Reizung eines Oberflächenteiles zu erklären. Die meisten
Korallen haben verschiedene Formen, je nachdem sie im tiefen
Wasser, im ruhigen oder stark bewegtem Wasser leben, ob sie
starker Sedimentation ausgesetzt sind oder nicht. Auch die Form
des Stockes ist nach ihrem Vorkommen verschieden. Solche
Beobachtungen haben gezeigt, daß man „solche unterschiedliche
Formen, welche durch vollkommen verschiedene Umgebung hervor¬
gerufen werden, nicht als Arten auffassen darf; sie sind lediglich
Variationen, Anpassungen an die Lebensbedingungen.“
Solche Verschiedenheiten in der Stockform konnte ich bei
dem mir vorliegenden Materiale bei der Heliastraea Reussana
M. Edw. et H. nachweisen. Man wird also nicht mehr an der
Form des Stockes als einem wichtigen Unterscheidungsmerkmale
festhalten können.
„Korallen sind nach Jones’ Untersuchungen eine Klasse
unbeständiger Individuen mit starker Regenerationsfähigkeit; man
kann nicht Voraussagen, ob ein Embryo von Millepora zur ästigen
M. alcicornis oder zur plattenformigen M. complanata oder veru-
cosa heranwachsen wird, denn das hängt von den Bedingungen
seiner Umgebung ab; daher wird man auch derartige Formen
lediglich als Variationen einer Art auffassen müssen . u
Abgebrochene Korallenteile können durch Strömungen an
andere Orte verschleppt werden und finden dort andere Vegetations¬
bedingungen. Sie passen sich diesen neuen rasch an und gedeihen
weiter. Auf diese Weise kann die ursprüngliche Form ein ganz
neues Aussehen erhalten und ist doch keine verschiedene Art.
„Diese große Anpassungsfähigkeit ist eine merkwürdige
zoologische Tatsache und unterwirft die Speeies-Hestimmung dem
äußersten Zweifel, solange nicht jede Möglichkeit der Variation
untersucht ist, welche die Verschiedenheiten der Umgebung dem
Typus aufprägen können.“
Es ist also zweifellos festgestellt, daß viele Formen, die man
bisher als verschiedene Arten beschrieb, sicher nur Anpassungs¬
formen einer und derselben Art sind. Es macht sich ja auch in
der neueren paläontologischen Literatur das Bestreben bemerkbar,
verschiedene durch Uebergänge verbundene Formen zusammen
49
zaziehen. Jedenfalls hat auch hier die Paläontologie mit größeren
Schwierigkeiten zu rechnen als die Zoologie, weil erstere auf
die Vorteile, welche das Studium der lebenden Tiere bietet,
verzichten muß.
Verzeichnis der benützten Literatur.
1847. Reuß: Die fossilen Polyparien des Wiener Tertiärbeckens.
1848—49. Milne Edwards et Jul. Haime: Recherches sur la structure et la
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corals.
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ou polypes proprement dits.
1863—64. Seguenza: Disguisizioni paleontologiche intomo ai corallarii
fossili delle rocce terziarie del distretto di Messina.
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Galizien. (Sitzungsberichte der Wiener Akademie der Wissenschaften.)
1868. d’Achiardi: Studio comparativo fra i coralli dei terreni terziari
del Piemonte e dell’ alpi Venete.
1870. Reuß: Oberoligozäne Korallen aus Ungarn. (Sitzungsberichte der
Wiener Akademie der Wissenschaften.)
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der Wiener Akademie der Wissenschaften.)
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1869, 1873.
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Deutsch. Geol. Geseilsch.)
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nell* Anconitano.
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1893. Prochazka: Miocaen kralicky u Nämestö na MoravS.
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50
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Deutsch. Geol. Gesellsch)
1904. Felix: Studien über tertiäre und quartäre Korallen und Riffkalke
au8 Aegypten und der Sinaihalbinsel. (Zeitschrift der Deutsch. Geol.
Gesellsch.)
1906. Marenzeller v.: Tiefseekorallen. (Denkschriften der Wiener Akademie
der Wissenschaften.)
1908. Felix: Studien über die Schichten der oberen Kreideformation in
den Alpen und den Mediterrangebieten: Die Kreideschichten bei
Gosau. (Palaeontographica.)
1909. Maeovei: Basenul tertiär deia Bahna. (Annarul institutulni geologic
al Romäniei.)
1912. Oppenheim: Neue Beiträge zur Eozänfauna Bosniens. (Beiträge zur
Geologie und Palaeontologie Oesterreieh-Ungams und des Orients.)
1914. Daus: Beiträge zur Kenntnis des marinen Miozäns in Kilikien und
Nordsyrien. (Neues Jahrbuch für Mkeralogie, Geologie und Paläon¬
tologie.)
1914. Krantz: Das Tertiär zwischen Castelgomberto, Montecchio Maggiore,
Creazzo und Monteviale im Vicentin. (Neues Jahrbuch für Mineralogie,
Geologie und Paläontologie.)
1914. Oppenheim: Alttertiäre Korallen vom Nordrand der Madonie in
Sizilien. (Zentralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie.)
Geologische Ergebnisse einiger in Mähren
ausgeführter Brnnnenbohrungen.
(4. Folge.) 1 )
Von Prof. A. Rzehak.
(Mit einer Textfigur.)
I. Brünn.
a) Altbrunner Bräuhaus.
Ein im Hofe des Altbriinner Bräuhauses auf 77 m Tiefe
niedergebrachtes Bohrloch ergab das folgende Profil:
I. 0 00— 0*70 m: Rezente Anschüttung und Alluvium.
II. 0*70— 1*60 „ : Lehm und Löß.
III. 1*60— 6'40 „ : Schotter und Sand.
IV. 6*40— 9 50 „ : Gerölle von Granit und Quarz in lehmigem
Sand.
V. 9*50—2700 „ : Roter Ton.
VI. 2700—38*10 „ : Sandiger roter Ton, mit Quarzgeröllen.
VII. 38 10—40 00 „ : Roter, toniger Sand, mit Quarzgeröllen.
VIII. 40 00—43 30 „ : Feinkörniger roter Sandstein.
IX. 43'30—44*26 „ : Desgleichen, mehr tonig.
X. 44 26—4800 „ : Dunkel-braunroter Ton.
XI. 48*00—54*20 „ : Graurötlicher Ton mit grünlichen Brocken
von zersetztem Diabas.
XII. 54*20—58*60 „ : Feinsandiger roter Ton.
XIII. 58*60—65*00 „ : Roter, feinkörniger Sandstein und Diabas.
XIV. 65*00—65*25 „ : Roter Sandstein mit Quarzgeröllen, roter,
sandiger Ton, Fragmente von Diabas.
XV. 65*25—74*38 „ : Roter, sandiger Ton mit grünen Flecken,
zum Teile hart, spltttrig.
XVI. 74*38—7700 „ : Diabas.
x ) Yergl.: Mitteil. d. k. k. lnähr.-sehles. Ges. f. Ackerbau etc., 1889;
ferner: diese „Verhandlungen“, 1891, XXX. ßd., S. 132 ff. und 1896,
XXXV. Bd., S. 238 ff.
4 *
52
Die Schichten II—IV gehören dem Diluvium an. Unter
der kaum 1 m mächtigen Lehmschichte lagert eine rund 8 m
mächtige Schichte von Sand und Schotter, welch letztere vor¬
wiegend Geschiebe von Gneis, Granit und Diorit, in den tieferen
Lagen - (Schichte IV) auch Quarzgerölle, die dem roten Kon¬
glomerat des Gelben und Roten Berges entstammen, enthält.
Die Schichtenfolge V—XV gehört den tieferen, vorwiegend
sandig - tonigen Partien unseres „Unterdevons“ an, dessen
hängendere Teile hauptsächlich von dem früher erwähnten Kon¬
glomerat gebildet werden. Anstehend finden sich diese sandig-
tonigen Gesteine im Schwarzatale am Nordfuße des Roten Berges; sie
nehmen aber auch — wie man aus der intensiv roten Färbung
einzelner Feldparzellen schließen kann — Teil an der geologischen
Zusammensetzung des Südgehänges des Gelben Berges, allerdings
vielfach von Löß überdeckt. Die Schichte VIII kann als „Arkose“
bezeichnet werden. Solche, durch reichliche Beimengung von
rötlichem bis gelblichem Orthoklas charakterisierte Arkosen
kommen namentlich im „Unterdevon“ des Urnberggebietes nicht
selten vor und gehören, gleich den roten Tonen, der tieferen
Abteilung dieser merkwürdigen Ablagerung an.
Besonders bemerkenswert sind jene Partien dieser Ab¬
lagerung, die mit Diabas verknüpft erscheinen. Einzelne Bohr¬
proben (so z. B. aus den Schichten XI, XIII und XIV) enthielten
nämlich teils ganz zersetzte (chloritisierte), teils noch recht feste
Brocken von Diabas, wobei es allerdings nicht möglich war, fest¬
zustellen, in welcher Beziehung diese beiden, ihrer Entstehung
nach so verschiedenartigen Gesteine zu einander stehen. Da als
Liegendes des „Unterdevons“ sehr fester, zäher Diabas 1 ) nach¬
gewiesen wurde und dieses Eruptivgestein den größten Teil des
benachbarten Spielberges und des Urnbergmassivs zusammensetzt,
so ist die Annahme sehr naheliegend, daß es sich einfach um
eingeschwemmte Diabasbrocken handeln dürfte. Gegen diese
Annahme spricht zunächst die Tatsache, daß Diabaseinschlüsse
im anstehenden „Unterdevon“ nirgends zu finden sind,
obwohl das letztere in der Umgebung von Brünn an vielen
Stellen gut aufgeschlossen ist und bei der Aushebung des neuen
Wasserreservoirs auf dem Gelben Berge hart an der Diabas¬
grenze abgebaut wurde. Weiters sind die unter XV erwähnten
’) Das Gestein bereitete der Bohrarbeit ganz bedeutende Schwierig¬
keiten, so daß die Tagesleistung kaum 0'5 m betrug.
53
tonigen Gesteine von so eigentümlicher Beschaffenheit, daß man
anwillkürlich an eine Beeinflussung derselben durch das Diabas¬
magma denken muß. Näheres über diese merkwürdigen Vor¬
kommnisse, die ein Analogon in der projektierten oberen Umberg¬
gasse finden, habe ich in meiner Abhandlung: „Das Alter des
Brünner Diabas Vorkommens “ (Zeitschr. d. mähr. Landesmuseums,
XIV, 1914, S. 204 f.) mitgeteilt.
In dem beschriebenen Bohrloch wurde kein Wasser
gefunden.
b) Exerzierplatz.
Das hier niedergebrachte, bloß 23‘40 m tiefe Bohrloch liegt
etwa 170 m nordöstlich vom „Tivolihaus“ (obere Tivoligasse
Nr. 59) entfernt, in einer Seehöhe von 242'50 m. Es wurden
folgende Schichten durchteuft:
I. 000— 0*30 m: Humus.
II. 0 30— 5*32 „: Löß.
III. 5 32-10 00 „ : Sand.
IV. lO’OO—13‘10 „ : Schotter.
V. 13-10-19*42 „ : Tegel.
VI. 19-42—20-40 „ : Sand.
VII. 20-40—22 30 „ : Mürber Granit.
VIII. 22-30—23'40 „ : Fester Granit.
Die hier unter dem Löß angefahrenen Sande waren seiner¬
zeit in der Verlängerung der oberen Eichhorngasse in einer
ziemlich großen Sandgrube aufgeschlossen. Sie gehören mit dem
darunter liegenden Schotter wegen ihrer Lage über dem Tegel
höchstwahrscheinlich dem Diluvium an. Die relativ bedeutende
Seehöhe, sowie die Tatsache, daß die Sande in der Eichhorn¬
gasse Stücke von verkieselten Hölzern und — wenn ich mich
recht erinnere — als große Seltenheit auch einzelne Haifischzähne
enthielten, läßt allerdings auch eine Zuweisung dieser Sande und
Schotter zum Tertiär (Miozän) zu. Sie wären dann dem Komplex
der „Oncophoraschichten“ 1 ) einzureihen, welchem auch der unter
dem Tegel auftretende Sand (Schichte VI) angehört. Der Tegel
') Daß die Miozänsande der Umgebung von Brünn mit Recht als
„Oncophoraschichten“ bezeichnet werden dürfen, beweist das allerdings
lokal sehr beschränkte, aber massenhafte Vorkommen von Oncophora-
Abdrücken auf den weit verbreiteten Sandsteinplatten der Sande (vgl. meine
Mitteilungen, in den Verhandl. d. k. k. geol. Reichsanst., 1908, S. 336 und
1912, S. 344).
54
selbst, von welchem mir leider keine Probe vorliegt, wäre dann
als eine Einlagerung im Oncophorasand aufzufassen; derlei Tegel¬
bänke kommen in der Tat in den Oncopkoraschichten der Um¬
gebung von Brünn nicht gerade selten vor, besitzen aber immer
eine viel geringere Mächtigkeit als der auf dem Exerzierplatz
erbohrte Tegel. Es könnte sich bei dem letzteren wohl auch um
ein Aequivalent des „Schliermergels“ handeln, welcher häufig in
der oberen Abteilung der Oncophoraschichten auftritt und in den
Bohrregistern fast stets als „Tegel“ oder „Letten“ bezeichnet
erscheint. Bei der Besprechung der nächstfolgenden Bohrungen
wird sich häufig Gelegenheit bieten, auf diese von mir auch schon
in früheren Arbeiten hervorgehobenen Verhältnisse zurück¬
zukommen.
Das Auftreten des granitischen Grundgebirges in so geringer
Tiefe unter der Oberfläche hat nichts Überraschendes an sich,
da unmittelbar hinter den Häusern Nr. 57 und 59 der Tivoli¬
gasse eine Partie von sehr mürbem, verwittertem Granit zutage
tritt. Es ist ein ziemlich grobkörniger, zu rostbraunem Grus zer¬
fallender Granit, der durch große, säulenförmige Biotitkristalle,
wie sie aus dem ganz ähnlichen Gestein von den Westgehängen
des Fredamberges (Schimitz—Malomierzitz) schon lange bekannt
sind, ausgezeichnet ist. In den am Südostfuße der „Kuhberge“
angelegten Ziegelschlägen tritt der Granit (in einer mehr wetter¬
beständigen, zum Teile aplitischen Ausbildung) ebenfalls an
mehreren Stellen zutage, während er in der von dem in Rede
stehenden Bohrloch etwa 500 m gegen Nordost entfernten Moravia-
Brauerei (Neugasse) in 42 m, in der in derselben Richtung etwa
800 m entfernten Brejcha’schen Brauerei (d’Elvertstraße) hingegen
erst in 161 m Tiefe angefahren wurde. Das in Rede stehende
Bohrloch liegt demnach auf jenem unterirdischen Granitrücken,
der sich vom Südostfuße der Kuhberge in beiläufig nordöstlicher
Richtung unter die Miozändecke hinabsenkt, um jenseits von
Königsfeld wieder zutage zu treten.
c) Neuer städtischer Schlachthof.
Vor etwas mehr als zwanzig Jahren wurde im alten
städtischen Schlachthofe ein Bohrloch abgeteuft, über dessen
Schichtenfolge ich im XXXV. Bande dieser „Verhandlungen“ (1896)
eingehend berichtet habe. Im Jahre 1902 wurde im neuen
Schlachthofe, etwa 500 m südlich von der eben erwähnten Bohr-
55
stelle, von der 6 m unter der Terrainoberfläche gelegenen Sohle
eines vorhandenen Brunnens ein Bohrloch auf 72*60 m nieder¬
gebracht und hiebei nach dem mir von Herrn Oberbaurat F. Abt
freundlichst mitgeteilten Bohrregister das folgende Profil ge¬
wonnen :
I. 0*00— 6*00 m: Tiefe des vorhandenen Brunnenschachtes.
II. 6 00— 9 30 „ : Schotter mit grobem Geschiebe.
III. 9*30—35*80 „ : Grünlicher Letten.
IV. 35*80—36*15 „ : Letten mit Steinen.
V. 36’15—51*00 „ : Grünlicher Letten.
VI. 51'00—51*55 „ : Letten mit Steinen.
VII. 51*55—54*75 „ : Fester grünlicher Letten.
VIII. 54*75—55*55 „ : Sandiger Letten.
IX. 55*55—55*85 „ : Sandstein.
X. 55*85—58*90 „ : Lettig-glimmeriger Sand.
XI. 58*90—59*50 „ : Fester rötlicher Stein.
XII. 59*50—61*70 „: Steiniger Sand.
XIII. 61*70—62*30 „ : Fester Stein (Kiesel).
XIV. 62*30—65*00 „ : Steiniger Sand.
XV. 65*00—65*85 „ : Sehr fester Stein.
XVI. 65*85—72*60 „ : Lettiger Sand.
Zu diesem Bohrregister ist vom geologischen Standpunkte
folgendes zu bemerken:
Die bis zur Tiefe von 9*30 m reichenden Ablagerungen
gehören der Quartärdecke an, welche im Bohrloch des alten
Schlachthofes bloß 5 20 m mächtig war. Alle weiter folgenden,
teils tonigen, teils sandigen Gebilde sind dem mediterranen Miozän
zuzuweisen, wobei die Schichte III (grünlicher Letten) der gleich-
bezeichneten, jedoch bloß 7*80 m mächtigen Schichte (bläulich¬
grauer bis grünlichgrauer Tegel) des Bohrloches im alten Schlacht-
hofe entspricht. Da keine lückenlose Reihe von Bohrproben vor¬
liegt, so läßt sich leider nicht mehr feststcllen, ob tatsächlich die
ganze, 26*50 m mächtige Ablagerung auch vom streng petro-
graphischen Standpunkte als „Letten“ (Tegel) bezeichnet werden
kann, oder ob nicht vielmehr, was ich für wahrscheinlicher halten
möchte, die liegenden Partien dieser Ablagerung bereits mit den
nächstfolgenden Gebilden IV—VIII zu parallelisieren sind. Im
alten Schlachthofe tritt nämlich schon in einer Tiefe von 13 m
ein blaugrauer, rund 50 m mächtiger „Schliermergel“ auf, der
meiner Erfahrung nach von den Bohrmeistern gerade so wie der
56
Tegel als „Letten“ bezeichnet wird, trotzdem er sich petro-
graphisch von dem letzteren sehr gut unterscheiden läßt. Auch
das Bohijournal bezeichnet ja den „Letten“ der Schichte VII
als „fest“, ein Beweis, daß es sich nicht um den viel weicheren
„Tegel“ handeln kann. Dieses „feste“ grünliche Tongestein hat
allerdings nach dem Bohijournal bloß 3*20 tn Mächtigkeit; es ist
jedoch höchst unwahrscheinlich, daß sich der im Bohrloch des alten
Schlachthofes 50*50 m mächtige „Schliermergel“ in dem in Rede
stehenden Bohrloch, welches von dem alten in der Luftlinie bloß
etwa 500 m entfernt Ist, bis auf 3*20 m Mächtigkeit ausgekeilt
hat. Ich nehme deshalb an, daß zum mindesten die Schichten IV—VIII
als „Schliermergel“ anzusprechen sind. Die Angabe einer grün¬
lichen Färbung ist unwesentlich, denn obgleich der typische
Schliermergel eine deutlich blaugraue Farbe besitzt, kommt doch
mitunter ein mehr ins Grünlichgraue spielender Farbenton vor.
Die sandigen, zum Teile geradezu schotterartigen Ab¬
lagerungen IX—XVI kann man wiederum zu einer Einheit
zusammenfassen, welche der Schichte V des Bohrloches im alten
Schlachthofe entspricht und im allgemeinen ein Aequivalent der
„Oncophoraschichten“ darstellt. Die an einzelnen Stellen des
Bohrjournals erwähnten „festen Steine“ sind teils auf die im
Oncophorasand der Umgebung von Brünn nicht selten auf¬
tretenden, flach linsenförmigen Sandsteineinlagerungen (Mügeln,
seltener ausgedehntere Bänke), teils auf größere Gerölle harter
Gesteine, insbesondere Granit (wie z. B. der in Schichte XI
erwähnte „rötliche“ Stein) und Quarz (in der Schichte XIII)
zurückzuführen. Die tiefsten, hier erbohrten Sandschichten (XVI des
Bohrjournals) sind „lettig“, eine Erscheinung, die im Gebiete
unserer Oncophorasande nicht selten beobachtet wird. Es treten
mitunter an der Basis der Sande ausgesprochene, fette Tone
(grüner, gelblicher bis rötlicher Letten) auf, die im wesentlichen
als eine Süßwasserbildung zu betrachten sind. Ob der im Bohrloch
des neuen Schlachthofes in der Tiefe von 65 85—72*60 m ange¬
fahrene lettige Sand wenigstens zum Teile als Aequivalent dieser
Süßwassertone aufgefaßt werden kann, muß vorläufig unentschieden
bleiben. Nach der Besprechung der drei nächsten Bohrungen
werde ich auf die Verhältnisse in dem oben beschriebenen
Bohrloch nochmals zurückkommen. Hier sei nur noch bemerkt,
daß der obere Grundwasserspiegel in diesem Bohrloch im Mittet
4*0 m unter der Erdoberfläche steht und daß bei 59*10 m Tiefe
57
artesisches Wasser emporzusteigen begann und sich über den
oberen Grundwasserspiegel erhob. Aus dem „steinigen Sand“ in
65*0 m Tiefe trat das Wasser noch reichlicher auf, so daß schon
bei 72*60 m Tiefe die Bohrung eingestellt wurde. Der Brunnen
liefert 10 sl Wasser, eine Menge, die für den Bedarf des Schlacht¬
hofes vollkommen ausreicht.
d) Städtisches Elektrizitätswerk.
(M üllverbrennungsanlage.)
Hier wurde im Winter 1904/5 ein Bohrloch auf eine Tiefe
von 145 m niedergebracht. Leider kamen mir keine Bohrproben
in die Hand, so daß ich für die Beschreibung des Bohrprofils auf
die makroskopische Begutachtung einer kleinen Kollektion von
Bohrproben, die in der Kanzlei des städtischen Elektrizitäts¬
werkes aufbewahrt werden, ferner auf die dazu gehörige Legende
und auf eine Abschrift des Bohrjournals angewiesen bin. Die
erwähnten Proben sind in einem hohen Zylinderglase über¬
einander geschichtet, nur in sehr geringen Mengen vorhanden und
voneinander nur unvollkommen getrennt, so daß sich feinere
Unterschiede nicht mehr erkennen lassen. Die Angaben der
erwähnten Legende und die des Bohljournals stimmen miteinander
nicht ganz genau überein, doch sind die Differenzen unwesentlich.
In der Legende werden bloß 11, im Bohijournal hingegen
19 Schichten unterschieden, doch sind viele der letzteren nur
unbedeutende, 0‘20—0 70 m mächtige Einlagerungen, die an dem
Charakter des durchfahrenen Gebirges nichts ändern. Ich habe
der folgenden Beschreibung die Angaben der Legende zugrunde
gelegt, wobei bloß die Gesamttiefe des Bohrloches der Angabe
des Bohljournals entsprechend mit 145 m (gegen 144 50 m der
Legende) angenommen wurde.
Das Bohrloch liegt etwa 700 m nördlich vom Bohrloch im
alten. Schlachthofe und ungefähr 1500 m vom Fuße des aus
Granit bestehenden Schimitzer Berges entfernt.
Es wurden folgende Schichten durchteuft:
I. 0 00— 110 m: Anschüttung.
II. 1T0— 4*70 „ : Grauer Letten.
III. 4-70— 12-70 „ : Grober Schotter.
IV. 12*70— 15'50 Grauer Letten mit Stein.
V. 15 50— 71*00 „ : Graugrüner Letten.
58
VI. 71*00— 73 50»»: Graugrüner Letten mit Sandbänken.
VII. 73'50— 79*50 „ : Graugrüner Sand mit Letten.
VIII. 79'50— 90 00 „ : Sand mit Letten und Steinschicht.
IX. 90 00—118'00 „ : Grauer Sand mit festen Bänken.
X. 118*00—134*00 „ : Grobkörniger Sand.
XI. 134*00—145*00 „: Grauer Sand mit schwachen festen
Bänken.
Im allgemeinen ergibt sich also auch hier ein sehr ein¬
faches geologisches Profil, indem unterhalb einer bis etwa 73 m
hinabreichenden tonigen Ablagerung eine mindestens ebenso
mächtige (in 145 00 m Tiefe noch nicht durchfahrene) Sandmasse
mit untergeordneten Sandsteinbänken sich vorfindet. Bezüglich
des unmittelbar unter der Anschüttung gelegenen grauen Lettens
(II des Bohrregisters) läßt sich nur vermutungsweise sagen, daß
er wohl dem marinen Miozän angehören könnte, da die Tone
des Quartärs fast stets eine graugelbe bis gelbbraune Farbe
besitzen. Dann würde allerdings auch die 8 »» mächtige, vor¬
wiegend aus Quarz- und Granitgeröllen mit untergeordneten
Brocken von Sandstein und Devonkalk 1 ) bestehende Schotter¬
schichte dem marinen Miozän zuzuweisen sein, was nicht gerade den
sonstigen Erfahrungen entsprechen würde. Im Bohrloch des alten
Schlachthofes lagen unter der Anschüttung ebenfalls Schotter, die
bloß bis zur Tiefe von 5*20 m hinabreichten, aber zum Teile von
Lettenstreifen durchzogen waren; diese Schotter habe ich als
„wahrscheinlich auch noch zum Quartär gehörig“ bezeichnet. Unter
ihnen lagert unmittelbar bläulichgrauer bis grünlichgrauer Tegel,
während in dem in Rede stehenden Bobrprofil auf die 8 m
mächtigen Schotter noch ein grauer Letten folgt, der „Steine“
(worunter offenbar Gerolle zu verstehen sind) enthält, also
anscheinend mit den erwähnten Schottern genetisch verknüpft
ist. Eine solche Verknüpfung von Schotter und Letten (Tegel)
kann natürlich auch durch eine Umlagerung des letzteren durch
jene Gewässer, welche den Schotter abgesetzt haben, zustande
kommen. Ich fand sowohl in der Umgebung von Brünn als auch
in anderen Gegenden Mährens lößartigen Diluviallehm in eigen¬
tümlicher Weise mit marinem Miozänton verschwemmt, so daß
seihst in ganz lößartig aussehenden Partien des Diluviallehmes
einzelne Foraminiferen und andere, zweifellos aus dem marinen
*) Die kleinen Kalksteinbröckchen erinnern lebhaft an unseren
Devonkalk; sichergestellt ist jedoch die Identität nicht.
Miozän stammende Fossilreste nachweisbar waren; es können
also immerhin auch in einem fluviatilen Schotter scheinbar gleich¬
altrige Einlagerungen von marinem Miozänton Vorkommen.
Die grünlichen „Letten“ reichen in dem Bohrloch der
städtischen Müllverbrennungsanlage bis auf nahezu 74 m Tiefe
hinab, während im alten Schlachthofe schon in 13 m Tiefe ein
blaugrauer Schliermergel angefahren wurde. Dieser fehlt auch
in dem in Rede stehenden Bohrloch nicht, denn Herr Direktor
Kan der zeigte mir außer den bereits erwähnten Bohrproben
auch noch einen kleinen, aus demselben Bohrloch stammenden
Bohrkern, welcher nicht aus „Letten“, sondern aus Schlier¬
mergel besteht. Leider konnte mir der genannte Herr über die
Tiefe, welcher dieser Bohrkern entnommen wurde, keine Aus¬
kunft geben, so daß es unbestimmt bleibt, wie viel von den
„Letten“ des Bohrprofils eigentlich als „Schliermergel“ zu
bezeichnen wäre. An dem stark zerkleinerten und, wie bereits
bemerkt, nur in geringen Mengen vorhandenen, überdies auch
zum Teile miteinander vermengten Proben, die in dem Zylinderglas
aufbewahrt werden, läßt sich nicht mehr mit Sicherheit feststellen,
welche Tone ursprünglich fester Schliermergel waren. Nach den
Verhältnissen im Bohrloch des alten Schlachthofes zu schließen
sind wohl die liegenden, d. h. die unmittelbar auf den grauen
Sanden auflagernden tonigen Schichten als Schliermergel zu
bezeichnen; sie würden dann hier nahezu in dieselbe Tiefe hinab¬
reichen wie im alten Schlachthofe.
Das Bohrloch liefert 19—21 sl Wasser, welches als „Konden¬
sationswasser“ Verwendung findet. Starker Wasserzufluß zeigte
sich schon in der oberen Schotterschichte (Schichte III des Bohr¬
profils) ; ein artesischer Auftrieb des unteren Grundwassers trat
erst nach Durchteufung der dem Sande eingeschalteten, festen
Sandsteinbänke in etwa 113 m Tiefe ein. Die chemische Analyse
wird in der zusammenfassenden Darstellung der Bohrergebnisse
im Brünner Miozän mitgeteilt werden.
2. Kumrowitz, Kerzenfabrik.
Das in diesem Etablissement im Jahre 1907 niedergebrachte,
123*20 m tiefe Bohrloch liegt südwestlich vom neuen Schlachthofe
und etwa 800 w» von dem dortigen Bohrloch entfernt. Nach einer
mir von dem Bohrunternehmer, Herrn J. Thiele in Ossegg,
60
freundlichst zur Verfügung gestellten Abschrift des Bohljournals
wurden folgende Schichten durchteuft:
I. 0 00— 1*80 m: Aufschüttung.
II. 1*80— 2*40 „ : Gelber Letten.
III. 2 40— 510 „ : Graugrüner Letten.
IV. 510— 11*00 „ : Schotter.
V. 11*00— 12*10 „ : Graugrüner Letten mit Steineinlagen.
VI. 12*10— 62*60 „ : Graugrüner Letten.
VII. 62*60— 63*90 „ : Braungrüner Letten.
VIII. 63*90— 64*45 „ : Mergelschichte.
IX. 64*45— 69*70 „ : Letten grau, fest.
X. 69*70— 71*00 „ : Letten grau, mit festen Sandschichten.
XI. 71*00— 71*10 „ : Letten blaugrau, sandig mit Glimmer,
fest.
XII. 71*10— 71*70 „ : Sandstein.
XIII. 71*70— 75*10 „ : Bläulicher Sand, fest.
XIV. 75*10— 77*50 „ : Sandstein.
XV. 77*50— 79*50 „ : Graublauer Letten, fest.
XVI. 79*50— 80*30 „ : Blauer Sand, fest.
XVII. 80*30— 80*80 „ : Sandstein.
XVIII. 80*80— 81*25 „ : Lettiger Sand, fest.
XIX. 81*25— 93*80 „ : Sandstein mit wasserführenden Sand¬
schichten und Lettenschichten.
XX. 93*80— 93*95 „ : Sandstein mit Quarz und Schwefelkies.
XXI. 93*95—105*09 „ : Sandstein mit Sandschichten, grün.
XXII. 105*09—110*09 „ : Sandstein mit Konglomeraten.
XXIII. 110*09 — 121*00 „ : Sandstein.
XXIV. 121*00 — 123*20 „ : Gelbgrüner Mergel, fest.
Auf Grund der mir vorliegenden Bohrproben kann ich
folgendes bemerken:
Die Schichten II—IV gehören dem Quartär, zum Teile viel¬
leicht (der graugrüne Letten, von welchem mir keine Probe vor¬
liegt, sowie der fast 6 m mächtige Schotter) dem Tertiär an. Es
könnte auch hier, wie das früher schon ausgesprochen wurde,
Quartär mit Tertiär verschwemmt sein. Die Schichten V—VII
sind bereits sicheres marines Miozän. Der Schlämmrückstand
enthält bis 1*5 mm große Quarzkörnchen, kristallinische Pyrit¬
konkremente, Splitterchen von rotem Granat, kleine Fragmente
von chloritischen und serizitischen Gesteinen, zahlreiche Arten
von Foraminiferen, die z. T. in Pyrit-, Limonit- und Glaukonit-
61
steinkemen auftreten, ferner Echinns-Stacheln und Spuren von
Pteropoden ( Spitialis ). Unter den Foraminiferen dominieren die
Globigerinen; auch die Gattungen Bolivina, Bulimina und
Truncatulina sind häufig. Ausgesprochene Seichtwasserformen
treten stark zurück. Die Nodosarien und Cristellarien sind viel
seltener als im blaugrauen Brünner Tegel; auch die Individuen¬
zahl der Foraminiferen ist viel geringer, der Erhaltungszustand
der meisten Formen ein minder günstiger.
Die Schichten VIII—XI können als „Schliermergel“
zusammengefaßt werden. Die bloß 0*55 m mächtige Schichte VIII
ist ein sehr harter, gelbgrauer, toniger Kalkmergel, welcher offenbar
eine konkretionäre Einlagerung in der Hauptmasse des Schliers
bildet. Ich kenne derartige, steinharte Kalkmergelkonkretionen,
die mitunter in großen, sehr flachen Linsen auftreten, aus dem
Schliermergel von Nußlau bei Gr.-Seelowitz.
Die Probe IX ist ein typischer Schliermergel mit Abdrücken
und Schalenfragmenten von Pteropoden ( Vaginella ), unbestimm¬
baren Fragmenten von Konchylien, Bryozoen, Seeigelstacheln, Ostra-
coden, vereinzelten Radiolarien aus der Gruppe der Monosphaeridae
und Bruchstücken von Fischschuppen. Er ist wesentlich toniger
als der fossilleere Mergel VIII, während die Proben X und XI
eine feinsandig-glimmerige Ausbildung des gewöhnlichen Schlier¬
mergels darstellen. Im Schlämmrtickstande fallen außer Muskowit-
hlättchen insbesondere die zahlreichen Splitter einer braunschwarzen
Kohle auf; seltener sind schön rotbrauner und grünbrauner
Glimmer, Glaukonitkörner und Pyritkonkremente, an welchen
mitunter deutliche Oktaeder zu erkennen sind. Die Hauptmasse des
Schlämmrückstandes bilden sehr kleine, nur ausnahmsweise bis
0*5 mm große, weiße, graue oder farblose, fast gar nicht abge¬
rollte Quarzkörnchen, ferner die ebenfalls meist sehr kleinen
Muskowittschüppchen. Unter den nicht sehr zahlreichen Foramini¬
feren herrschen die Globigerinen weitaus vor, während ausge¬
sprochene Seichtwassertypen nur ganz vereinzelt auftreten. Auf¬
fallend ist die Armut an Nodosarien und Cristellarien.
Die sandigen Schichten XII—XIV sind teils kalkig-gliminerig,
teils tonig-kalkig, bald mürber, bald fester. Außer Quarzkörnern
enthalten sie Fragmente eines dunklen Phyllits, Bruchstücke von
Glimmerschiefer, Glaukonitkörner und Spuren von Fossilien
(Baianus, Fragmente von Konchylien, vereinzelte Foraminiferen).
62
Die Probe XV ist wiederum ein typischer, graublauer Schlier¬
mergel, sehr ähnlich jenem aus dem Bohrloch im alten Schlacht¬
hof, jedoch merklich sandiger. Diese Abweichung verrät sich
allerdings erst durch die viel günstigere Schlämmbarkeit und
durch die Beschaffenheit des Schlämmrückstandes. Der letzere
enthält sehr viel kleine Quarzkörner, zumeist scharfkantig, weiß,
grau oder ganz farblos, auch kleine, wasserhelle Quarzkriställchen
mit scharfen Kanten und spiegelnden Flächen, außerdem viel
Muskowittblättchen, seltener solche von schön rotbraunem Glimmer,
ferner Kriställclien und kleine Kristallgruppen von Pyrit (zumeist
Würfel, zum Teile mit {210} kombiniert, auch in Quarz einge¬
wachsen), winzige Kriställchen von Zirkon und Turmalin, Splitter
(zum Teile mit Kristallflächen) von rotem, durchsichtigem Granat,
Epidot und Hornblende, seltener kleine wasserklare Spaltungs¬
rhomboeder von Kalzit und Spaltblättchen von Gips, ziemlich
häufig Bröckchen von sehr dunkler Braunkohle, Fragmente von
dunkelgrauem Phyllit, Glimmerschiefer, Chloritschiefer und Glau¬
konitkörner. Dieser feinsandige Schliermergel erweist sich also
wesentlich als Detritus verschiedener kristalliner Schiefergesteine,
die wohl der böhmischen Masse angehören. An Fossilresten finden
sich am häufigsten Foraminiferen, ferner Ostracoden, Spongien-
nadeln, Fragmente von Konchylien ( SJcenea, Spirialis ), Bryozoen^
Seeigelstacheln und Fischotolithen.
Die Foraminiferenfauna ist nicht gerade reich an Individuen,
aber dafür außerordentlich reich an Formen. Ich konnte in einem
Stück des mir vorliegenden, aus 79 m Tiefe stammenden Bohr¬
kerns rund 150 verschiedene Formen feststellen, eine Anzahl, die
im Vergleiche mit rezenten Meeresgrundproben als sehr bedeutend
zu bezeichnen ist, da in letzteren die Artenzahl der Foraminiferen
nach H. B. B r a d y (Challenger-Report, p. XI) zwischen 20 und
95 schwankt.
Am häufigsten sind auch hier wieder die Globigerinen, teils
die typische Globigerina bulloides , teils viel kompakter gebaute
Formen sowie solche, die sich durch die mehr oder weniger
deutlich spiralige Aneinanderreihung der Kammern an Globigerina
cretacea d’O. anschließen. Häufig sind auch Truncatulinen, ins¬
besondere die von mir schon vor längerer Zeit als Tr. minutissima
bezeichnete kleine Form. Auffallend formenreich sind die Gat¬
tungen Bulimina , Bolivina , Nodosaria und Uvigerina , während die
Miliolideen, die kieselschaligen Formen, Cristellarien, Polymor-
65
phinen, Polystomellen und Amphisteginen stark zurückzutreten,
insbesondere was die Individuenzahl betrifft. Eine eingehendere
Beschreibung der interessanten Foraminiferenfauna des Brünner
Schliermergels werde ich bei einer passenderen Gelegenheit liefern»
beschränke mich demnach hier auf die vorstehenden Angaben.
Die Proben XVI und XVII entsprechen vollkommen den
Proben XII—XIV, so daß der Schliermergel XV bloß als eine
2 m mächtige Einlagerung im „Sand und Sandstein“ erscheint.
Die Probe XVIII kann man dem äußeren Ansehen nach
ohneweiters wiederum als feinsandigen, glimmerreichen Schlier¬
mergel bezeichnen, den Proben VIII—XI entsprechend. Der
Schlämmrückstand ist allerdings merklich grobkörniger als bei
den letztgenannten Proben, da einzelne Quarzstückchen einen
Durchmesser von 3‘5 mm erreichen. Pyrit ist hier reichlich vor¬
handen und verkittet nicht selten die Sandkörner zu harten, festen,
bis 15 mm großen Konkrementen. Die Glimmerblättchen treten
im Vergleiche mit den Proben VIII—XI merklich zurück, des¬
gleichen sind die Fossilreste bedeutend seltener. Selbst von Fora¬
miniferen konnte ich nur wenige Arten, zumeist in ungünstiger
Erhaltung, konstatieren. Sonst fanden sich nur noch vereinzelte,
abgerollte Fragmente von Bryozoen und geringe Spuren anderer
Organismen.
Die Proben XIX—XXIII gehören jener mächtigen Sand¬
ablagerung an, die wir in den bisher besprochenen Bohrlöchern
als Unterlage des Schliermergels kennen gelernt haben. Sie ent¬
halten vorwiegend Quarzkörner, die bis über haselnußgroß werden,
dann abgerollte Fragmente von Granit, Diorit, Kieselschiefer, Gneis,
grauwackenähnlichem Sandstein, rotem Quarzkonglomerat (Brünner
„Unterdevon“), quarzitischem, sehr festen und einem viel mür¬
beren grünlichen Sandstein.
Was endlich die Probe XXIV anbelangt, so handelt es sich
hier meiner Ansicht nach um einen Süßwasserton, wie ich ihn
bereits an anderen Stellen des Brünner Miozänbeckens an der
Basis der Oncophorasande festgestellt habe. Zum Unterschiede
von dem mitunter ebenfalls grünlich gefärbten marinen Tegel
enthält der vorliegende, sehr fette Ton keine Spur von Meeres¬
organismen. Allerdings führt er auch keine anderen Fossilien, die
ihn mit Sicherheit als ein limnisches Gebilde charakterisieren würden;
ich habe bereits vor längeren Jahren (vgl. meine Abhandlung:
„Die Fauna der Oncophora-Schichten Mährens“ ; Verb. d. natur-
04
forsch. Yer. in Brünn, XXXI. Bd.) mitgeteilt, daß ich in einem
grünen Letten zwischen Eibenschitz und Oslawan Bruchstücke von
l/nio-Schalen gefunden habe und aus einer leider nur mangelhaft
aufgeschlossenen, mit dem erwähnten Letten genetisch verknüpften,
tonigen Sandschichte konnte ich eine ganze Reihe von Süßwasser-
konchylien namhaft machen. Aus dem buntfarbigen Ton, der sich
in den großen Ziegelschlägen am Südostabhange des „Roten
Berges“ an der Basis oder zumindest in einem tiefen Niveau der
Oncophorasande vorfindet, habe ich auch bereits vor vielen Jahren
(vergl.: „Neue Entdeckungen im Gebiete des mähr. Miozäns“;
Zeitschr. d. mähr. Landesmuseums, 1902) eine allerdings schlecht
erhaltene Faunula von Landschnecken, darunter eine Glandina,
die mit Gl. inflata Ros. identisch sein dürfte, beschrieben; durch
spätere Funde kamen noch Schalen von Unio, Reste von Säuge¬
tieren, Schildkröten und Krokodilen hinzu, 1 ) während sich von
marinen oder brackischen Organismen bisher nicht die geringsten
Spuren fanden. Es handelt sich hier also wohl, gewiß um limnische
Sedimente, die keineswegs nur ganz lokale Einlagerungen in den
Oncophoraschichten bilden, da sich sowohl die an der Basis der
letzteren im Kumrowitzer Bohrloch angefahrenen, fossilleeren
grünlich-gelben Tone, als auch die von mir schon vor langer Zeit
(vergl. meine Mitteilung: „Geolog. Ergebnisse einiger in Mähren
ausgeführter Brunnenbohrungen“; Mitteil. d. k. k. mähr.-schles.
Ges. f. Ackerbau, Natur- u. Landeskunde, 1889) im Bohrloch
des Nennowitzer Bräuhauses ebenfalls an der Basis der dortigen
Sandablagerung (Oncophoraschichten) in 161 m Tiefe nach¬
gewiesenen, fossilleeren buntgefärbten Letten mit den Süßwasser¬
tonen von Eibenschitz und Brünn ohne Zwang vereinigen lassen.
Die Brunnenbohrungen im südöstlichen Teile von Brünn
haben somit für die genauere Kenntnis unseres Miozän recht
wichtige Ergebnisse geliefert, da wir hier verschiedenartige
Gebilde, die man bisher vielfach nur als heteropische, beziehungs¬
weise heteromesische Aequivalente aufzufassen geneigt war, in
unzweifelhafter Uehereinanderlagerung vorfinden. An der Basis
erscheinen Süßwassersedimente, auf diese folgen die
brackischen „Oncophoraschichten“, die nach oben zu in
marine Sande, beziehungsweise (wie im Bohrloch von Kumrowitz)
in marine Tonmergel (Schliermergel) übergehen. Die letzteren
*) Vgl. meinen „Beitrag zur Kenntnis der Oncophoraschichten Mährena“;
Verh. d. k. k. geol. lieichsanst., 1912, p. 844 ff.
65
treten im Kumrowitzer Bohrloch sogar als Einlagerung (Probe XY)
in den oberen Partien der Oncophorasande auf, so daß die von
mir schon vor längerer Zeit und wiederholt ausgesprochene teil¬
weise Aequivalenz von Schliermergel und Oncophoraschichten in
vollkommen einwandfreier Weise bestätigt erscheint. Selbst¬
verständlich bezieht sich dies bloß auf den Schliermergel des
engeren Brünner Beckens, da die Schlierfazies — ähnlich wie
die Flyschfazies — keineswegs für ein bestimmtes stratigraphisches
Niveau bezeichnend ist und im alpin-karpathischen Gebiete
bekanntlich auch im Alttertiär auftritt. Ich weise jedoch auch
hier wieder — wie ich es bereits in meiner Abhandlung: „Zur
Stellung der Oncophoraschichten im Miozän des Wiener Beckens“
(Verhandl. d. naturf. Yer. in Brünn, XXXII. Bd.) getan habe —
darauf hin, daß eine Wechsellagerung von Schliermergel und von
Gründer Schichten (mit denen unsere Oncophoraschichten ihrer
stratigraphischen Position nach gleichzustellen sind) auch in dem
an Mähren angrenzenden Teile von Niederösterreich (bei Laa
an der Thaya) und in Bayern nachgewiesen wurde, die
Beobachtungen im Kumrowitzer Bohrloch also in dieser Beziehung
kein ganz neues oder auch nur ganz unerwartetes Faktum dar¬
stellen.
Auf die Schliermergel folgt in den beschriebenen Bohr¬
profilen der Tegel, der hier, in den Niederungen, naturgemäß nur
eine geringe Mächtigkeit besitzt, da die ursprünglich gewiß sehr
mächtige Tegel decke gerade in den Talsohlen zum größten Teile
durch die Denudation entfernt wurde. Auf den „Schwarzen
Feldern“ und auf der Anhöhe oberhalb Czemowitz ist der Tegel
noch in größerer Mächtigkeit erhalten, ebenso erreicht er am
Seelowitzer Berg eine recht beträchtliche Mächtigkeit. Am West¬
rande des Drahaner Plateaus liegt er stellenweise in einer See¬
höhe von nahezu 500 m, welche Tatsache wohl ebenfalls auf eine
ansehnliche Mächtigkeit deutet, sofern man nicht die Höhen¬
differenzen hauptsächlich durch nachträgliche Niveauveränderungen
erklären will. Den besten Beweis für die weitgehende Zerstörung
der Tegeldecke bilden die unbedeutenden und ganz vereinzelten
Vorkommnisse im Zwittatale, den Nebentälern desselben und am
Westrande des Drahaner Plateaus. Bei der Anlage des neuen
Wasserleitungsreservoirs auf dem „Gelben Berge“ (unterhalb des
„Helgolandfelsens“) wurde in einer längs der tektonischen Grenze
zwischen Quarzkonglomerat und Diabas erodierten Mulde als
Verhandlungen des neturf. Vereines in Brünn. L1V. Band. 5
66
Decke des Oncophorasandes eine durch Ostrea cochlear Poli
charakterisierte, bis 5 m mächtige Tegelschichte angetroffen. Der
Tegel bildet im Brtinner Becken den hauptsächlichsten Vertreter
der II. Mediterranstufe. Als Liegendes des Tegels erscheinen in
den obertfigigen Aufschlüssen zumeist die Oncophorasande, in den
Bohrlöchern hingegen feste Schliermergel, die mitunter (wie z. B.
im Bohrloch des alten Schlachthofes) bis 50 m Mächtigkeit
erreichen, mitunter jedoch (wie z. B. im Kumrowitzer Bohrloch)
durch den sandigen Schliermergel Uebergänge in Oncophorasand
bilden oder mit dem letzteren wechsellagern. Der Oncophorasand
wird seinerseits, sofern er nicht auf vortertiärem Untergrund
lagert, an vielen Stellen von Süßwasserton unterteuft, dessen
Liegendes nicht bekannt ist.
Das Kumrowitzer. Bohrloch liefert eine Wassermenge von
25 sl, so daß sich also die Oncophorasande überall als ziemlich
ergiebige Grundwasserträger erwiesen. Ich habe auf diesen
Wasserreichtum schon vor vielen Jahren, gelegentlich der seitens
der Stadtgemeinde Brünn eingeleiteten Vorstudien für die pro¬
jektierte neue Trinkwasserleitung aufmerksam gemacht. Eine
chemische Untersuchung des in den Oncophorasanden vorhandenen
Grundwassers war damals noch nicht durchgeführt; hingegen
wurden die in neuerer Zeit aus den städtischen Tiefbohrungen
erschlossenen Wässer von Herrn Hochschulprofessor M. Hönig
analysiert, so daß wir jetzt auch über die Qualität dieses Wassers
genau unterrichtet sind. Ich lasse hier die mir von dem genannten
Herrn freundlichst mitgeteilten Analysen folgen:
1 Liter Wasser enthält (in Milligrammen
ausgedrückt):
Müllver¬
brennungs¬
anlage
«4-4
o
-Ö
u -*±
<V SX
+* ü
3s
Xfl
Neuer
Schlachthof
Gesamtabdampfrückstand.
377-6
336-4
372 4
Glührückstand.
352-8
_
308 8
CaO ...
124 8
95-6
104-4
MgO..
389
41-3
49 2
S0 3 .
40*2
25-6
20-4
CI..
51
Spur
2 2
N> 0 6 + N, 0 3 ..
Spur
—
Spur
Organische Substanz entsprechend KMn0 4 . . . . .
123
3-6
36
Härte (deutsche Grade).
17-9°
15-3°
16 9°
67
Die Analyse des Wassers aus dem Bohrloch der Müllver¬
brennungsanlage enthält überdies noch folgende Angaben :
Si0 2 : 9*6 mg.
Fe 2 0 3 -f Al, 0 3 .:3*7 mg.
Im Wasser des Brunnens im neuen Schlachthofe wurde auch
die Menge der freien Kohlensäure bestimmt; sie beträgt pro Liter
79 mg. Obwohl die Entfernungen der drei Bohrlöcher voneinander
nur gering sind und der Grundwasserträger an allen drei Stellen
ohne Zweifel derselbe ist, zeigen die drei Analysen doch zum
Teile recht ansehnliche Differenzen, die sich nicht auf die Kon¬
zentration der gelösten Mineralsubstanzen zurückführen lassen.
Besonders auffällig ist der höhere Kalk- und Magnesiagehalt des
Wassers im neuen Schlachthofe im Vergleiche mit, jenem de?
alten Schlachthofes, welches wiederum einen höheren Gehalt an
SO 3 aufweist. Auffallend sind auch die Differenzen im Glührück;
stand des Wassers der Müllverbrennungsanlage und des neuen
Schlachthofes, weil der Abdampfrückstand bei beiden nahezu
derselbe ist. Da die Analysen zu verschiedenen Zeiten im Laufe
mehrerer Jahre ausgeführt wurden, so ergibt sich von selbst der
Schluß, daß das Grundwasser der Oncophorasande in seiner chemi¬
schen Zusammensetzung gewissen Schwankungen unterworfen ist.
3« Sebrowitzer Wiesen.
In der kesselartigen Niederung, die sich zwischen Komein,
Jundorf,' dem Nordwestfuße des Urnbergmassivs und der Ort¬
schaft Sebrowitz erstreckt und an ihrem Westrande von der
Schwarza durchströmt wird, wurden gelegentlich der Vorstudien
für die neue Trinkwässerleitung (im Sommer 1902) 5 Bohrlöcher
niedergebracht, eines davon jedoch sehr bald aufgelassen. Die
folgenden Angaben über die Situation der Bohrlöcher und die
bei der Bohrung gewonnenen Ergebnisse verdanke ich Herrn Ober¬
baurat F. A b t, ebenso die Zusendung einer Anzahl von Bohrproben.
Das hier mit A bezeichnet« Bohrloch befindet sich in der
Nähe der jetzt aufgelassenen Militärschießstätte bei Sebrowitz; die
Bohrbühne hatte eine Seehöhe von rund 208 m. Das Bohrloch B
liegt von A in westlicher Richtung 240 m entfernt, in annähernd
derselben Seehöhe. Das Bohrloch C liegt ziemlich genau in der
Verlängerung der Verbindungslinie von A und B gegen West,
vod B etwa 400 m entfernt in der Nähe der Jundorf—Sebrowitzer
Straßenbrücke; die Differenz in der Seellühe gegen A und B ist
5*
68
ganz unbedeutend. Das Bohrloch D endlich liegt südsüdöstlich
von B, in einer Entfernung von 360 m.
Alle vier Bohrlöcher reichen nur auf verhältnismäßig geringe
Tiefen hinab. Es erreichte:
Bohrloch D: 31 *27 m Tiefe
d 49*50 „ „
„ A: 53*85 „ „
» B: 66 70 „ „
Die Differenzen in der Schichtenfolge und Schichten¬
mächtigkeit sind in den Bohrlöchern A—C so geringfügig, daß
sich eine zusammenfassende Darstellung empfiehlt. In dem etwas
näher an den Südrand der Niederung gerückten Bohrloch D
erscheinen die Mächtigkeiten der einzelnen Schichten merklich
reduziert, so daß ein leichtes Ansteigen gegen den Südrand —
entsprechend der flach muldenförmigen Lagerung in dem kessel-
förmigen Talbecken — erkennbar ist. Die Verhältnisse in diesem
Bohrloch werde ich getrennt besprechen.
Bohrlöcher A, B und C.
Da sich durch diese drei Bohrlöcher eine Profilebene legen
läßt, so dürfte eine die unwesentlichen Details nicht weiter berück¬
sichtigende graphische Darstellung das deutlichste Bild von dem
geologischen Aufbau des Untergrundes der Jundorf-Sebrowitzer
Niederung geben. Der Raumersparnis wegen erscheinen die Hori¬
zontalentfernungen wesentlich kleiner als dem für die Tiefen ange¬
wandten Maßstab entsprechen würde.
Ein Blick auf die umstehende Figur zeigt uns fofort, daß
die allgemeine Neigung der Schichten in der Profilebene gegen
Ost gerichtet ist; in dieser Richtung dacht sich auch der Unter¬
grund ab, wie später noch näher ausgeführt werden wird.
Die mit I bezeichneten Ablagerungen sind teils subrezente,
teils diluviale, mehr oder weniger sandig-glimmerige Tone, die
in den Bohrjournalen zum Teile als „Tegel“ bezeichnet erscheinen.
Nach den verschiedenen Farben, die die Bohrregister diesem
„Tegel“ zuschreiben (blau, blaugrau, grau,graubraun, grau und gelb
gestreift, schwarz), sowie nach den geringen Tiefen, in welchen
derselbe angetroffen wurde (von der Oberfläche, die nur wenig
über den Spiegel der Schwarza emporragt, bis 6*74 m im Bohr¬
loch B), dürfte es sich wohl kaum um den echten Miozäntegel
handeln. Die in der Umgebung der Bohrlöcher ausgehobenen
69
Partien dieser Gebilde zeigten nur ausnahmsweise eine entfernte
Aehnlichkeit mit dem marinen Tegel, waren aber auch dann
stets sandiger und glimmerreicher als dieser; ihre Zuweisung
zum Posttertiär ist sonach wohl gerechtfertigt.
West A g C Ost
Profile der Bohrlöcher A, B, C auf den Sebrowitzer
Wiesen.
(Die horizontalen Entfernungen sind der Raumersparnis wegen entsprechend
verkürzt.)
I = Humus, Lehm und Letten.
II — Schotter.
III — Tegel und Schliermergel.
IV = Toniger Sand und Sandstein mit Schotterlagen.
Die mit II bezeichnete Schichte ist wasserführender Schotter,
dessen Mächtigkeit 3'20 «» (im Bohrloch A) bis 4 20 m (im
Bohrloch C) beträgt. Dieser Schotter besteht vorwiegend aus
flachen Gneisgeschieben, untergeordneten Gerollen von rötlichem
Muskowitgranit, Quarz und anderen Gesteinen, die alle dem Flu߬
gebiete der Schwarza entstammen. Er gehört wohl dem Diluvium
an, denn in einer seinerzeit bei der Endstation „Schreib wald“
der elektrischen Straßenbahn eröffneten Kiesgrube wurde ein
Stoßzahn von Elephas primigenius gefunden, den ich selbst an der
Fundstelle gesehen habe. Die kiesig-schotterige Schichte liegt
hier allerdings ein wenig höher als in der Sebrowitzer Nie¬
derung; es dürften aber trotzdem beide Ablagerungen zusammen-
70
gehören, da die jungtertiären Schotter in der Umgebung von
Brünn überall viel höher liegen. Dafür spricht auch der Umstand,
daß der Schotter mit scharfer Grenze unmittelbar auf dem rein
marinen, durch Ostrea cochlear Poli charakterisierten Tegel auf¬
ruht, also kaum als eine Einschaltung im mediterranen Miozän
äufgefaßt werden kann, wenn auch dem letzteren schotterartige
Strandbildungen keineswegs fremd sind.
Die Schichte III der Bohrlochprofile ist in den Bohrregistern
als graugrüner oder grünlichgrauer Tegel bezeichnet. Ein Teil
der Bohrproben kann tatsächlich ohnewciters als „Tegel“
bezeichnet werden; dieser enthält zerbrochene Schalen von
Ostrea cochlear Poli, Fragmente anderer, nicht näher bestimmbarer
Konchylien und im Schlämmrückstand zahlreiche Foraminiferen,
ferner Seeigelstacheln, Spongiennadeln, Ostracoden, vereinzelte
Fischotolithen und Fischzähnchen. Unter den Foraminiferen
herrschen die Globigerinen weitaus vor; von Miliolideen ist bloß
Spiroloculina tenuis Cz., von Cristellarien eine kleine Form der
Cr. rotulata Lam., von Truncatulinen Tr. minutissima m. als
häufig zu bezeichnen. Nicht gerade selten sind Bolivinen und
Buliminen, während die in unserem Tegel sonst so zahlreich auf¬
tretenden Nodosarien nur spärlich Vorkommen; bloß der eigen¬
tümliche, anscheinend ausgestorbene Mischtypus Amphimorphina
(. A. Haueri Neugeb.) ist ziemlich häufig. Kieselig-sandige Formen
treten stark zurück, da sich neben der etwas häufiger vor¬
kommenden Spiroplecta carinata d’O. nur ganz vereinzelte
Exemplare von Clavulina communis d’O. vorfinden.
Ein Teil der hier unter III zusammengefaßten tonigen
Sedimente ist nach den mir vorliegenden Proben (Bohrkemen)
als Schliermergel zu bezeichnen, so daß dieses Gestein auch
im nördlichen Teile des Brunner Beckens als ein charakteristisches
Glied unseres marinen Miozäns nachgewiesen erscheint. Ohne
Zweifel setzt der Schliermergel auch hier die tiefer liegenden
Partien der tonigen Meeressedimente ein; es war mir leider nicht
möglich, genau festzustellen, in welcher Tiefe der Tegel aufhört
und der Schliermergel beginnt, oder ob vielleicht — was ja auch
nicht unmöglich ist — diese beiden Gebilde durch allmälige
Uebergänge miteinander verknüpft sind. Eine aus 26 »» Tiefe
des Bohrloches B stammende Probe des „Tegels“ nähert sich in
der Tat nach ihren petrographischen Merkmalen, der schwierigeren
Schlämmbarkeit und der Beschaffenheit des Schlämmrückstandes
71
dem in etwas größerer Tiefe auftretenden, sehr kompakten
Schliermergel und da auch die FossileinschlUsse des Tegels und
des Schliermergels von den Sebrowitzer Wiesen eine sehr bedeutende
Uebereinstinjmung zeigen, so ist die Annahme einer engeren
Zusammengehörigkeit der beiden Sedimente wohl begründet. .
Es dürfte sonach etwa die Hälfte der Schichte III auf den
Schliermergel entfallen, während der eigentliche „Tegel mit
O'trea cochlear “ nur mehr eine verhältnismäßig dünne, von der
Zerstörung verschont gebliebene Decke über dem Schliermergel
bildet. Denudationsreste eines grünlichen Tegels, der ebenfalls
die genannte Austernart führt, wurden in neuester Zeit auf dem
„Gelben Berge“ (auf dem Baugrunde des neuen Wasserleitungs-
reseryoirs, auf Oncophorasand gelagert und stellenweise bis 5 m
mächtig, ferner im Rohrgraben der Wasserleitung unterhalb des
ehemaligen Spielplatzes des II. deutschen Gymnasiums) in einer
Seehöhe von etwa 260 m konstatiert; eine kleine Partie fand
ich an der Ostecke des Kaiserwaldes, gegen Sebrowitz zu. Diese
Vorkommnisse .beweisen, daß sich der Tegel einst in viel größerer
Mächtigkeit über die Jundorf— Sebrowitzer Niederung ausgebreitet
haben muß (vgl. auch die weiter unten beschriebenen Ergebnisse
der Bohrung auf dem Ried „Toperky“ oberhalb Komein).
D»er Schliermergel der Jundorf—Sebrowitzer Niederung ist
ein sehr homogenes, ziemlich festes Tongestein, welches im Wasser
erst nach wiederholtem, scharfen Trocknen — und auch dann
nur unvollkommen — zerfällt und infolgedessen sehr schwer
schlämmbar ist. Wenn es gelingt, die Tonteilchen möglichst voll¬
ständig zu entfernen, so bleibt nur ein sehr geringer Rückstand
übrig, der fast ausschließlich organischen Ursprungs ist. Von
Mineralsubstanzen finden sich bloß vereinzelte, sehr kleine Quarz¬
körnchen und ebenso seltene Pyritkonkremente, häufiger erscheint
Pyrit als Ausfüllung der Foraminiferengehäuse.
Unter den Fossilresten nehmen die Foraminiferen die erste
Stelle ein; neben ihnen finden sich ziemlich häufig Seeigelstacheln
(Echinus- Arten), Nadeln und Kieselgerüste von Spongien, schöne
Radiolarien und Diatomaceen. Seltener sind Fragmente von
Konchylienschalen, Fischotolithen, Fischschuppen und Fisch-
zähnchen.
Die Foraminiferenfauna ist zwar nicht so formenreich wie
die des Kumrowitzer Schliermergels, doch konnte ich auch hier
etwas über 100 gut unterscheidbare „Arten“ feststellen. Die Globi-
72
gerinen herrschen, was die Individuenzahl anbelangt, weitaus vor.
Außerordentlich formenreich ist die Gattung Nodosaria ; auch die
Cristellarien sind durch zahlreiche Arten vertreten, während von
den Truncatuliniden bloß Truncatulina minutissitna m. sehr häufig
ist. Gut vertreten (durch etwa fünf Arten) ist die Gattung
Bolivina , ebenso Bülimina (am häufigsten B. inflata Seg.), während
die interessanten Uvigerinen des Kumrowitzer Schliermergels hier
zu fehlen scheinen. Als bemerkenswerte Raritäten fanden sich:
Pleurostomella alternans Schw., Allomorphina trigona Rss. und
Bamulina ef. globulifera Brady. Die Miliolideen und sonstige Seicht¬
wasserbewohner treten sehr stark zurück, mit Ausnahme von
Polymorphinct communis d’O., die verhältnismäßig häufig ist.
Die Schichte IV gehört dem Oncophora-Horizont an. Es
sind zum Teile noch recht tonreiche, zum Teile tonfreie, lokal
zu Sandsteinmugeln verfertigte Sande, zum Teile auch grober
Kies oder Schotter. Die tonigen Sande sind ziemlich feinkörnig,
blaugrau gefärbt und in den höheren Lagen (unmittelbar unter
dem Tegel) reichlich mit kohligen Adern durchzogen. Der Schlämm¬
rückstand einer Probe aus der Tiefe von 55'50 m besteht vor¬
wiegend aus Quarzkörnchen, sehr viel Muskowitblättchen (bis
mehrere Quadratmillimeter groß), und Braunkohlenstückchen, welch
letztere teils lignitartig, teils pechkohlenartig erscheinen. Seltener
sind Splitter von verschiedenen kristallinischen Schiefern und
Blättchen jenes rotbraunen Glimmers, den wir schon im Schlier¬
mergel des Kumrowitzer Bohrloches kennen gelernt haben. Fossil¬
reste sind ziemlich reichlich vorhanden, namentlich Globigerinen,
Cristellarien (darunter ein fast 8 mm großes Exemplar von
Cr. dentata Karr, mit ganzrandigem Kiel) und Nodosarien. Auf¬
fallend häufig ist Marginulina hirsuta d’O., auch Amphisteginen
sind nicht selten. Von sonstigen Fossilresten finden sich häufig
Fragmente verschiedener Koncbylien und Bryozoen, seltener sind
Seeigelstacheln und die charakteristischen Röhrchen von Ditrupa
incurva Ren. In den rein sandigen Bohrproben sind außer den
schon genannten Gemengteilen Fragmente von dunkelgrauem
Phyllit ziemlich häufig, seltener Pyritkonkremente.
Im Bohrloch D, das ich wegen seiner mehr an den Südrand
der Niederung gerückten Lage gesondert besprechen will, wurden
nach dem Bohrregister folgende Schichten durchteuft:
I. a) Humus: 0‘00—1’10 m.
b) Brauner sandiger Lehm mit Glimmer: l’lO—1‘90 m.
73
c) Tegel, sandig, blangrau mit Glimmer: 1*90—3*00 m.
d) Tegel, dunkelblaagrau, sandig, mit Glimmer: 3‘00—3*90 m.
e) Tegel, grangelb geflammt, mit Glimmer: 3*90—5‘38 m.
II. Scbottergerölle: 5*38—8*33 m.
III. a) Tegel, grünlichgrau, mit Muscheln und Glimmer: 8*33 bis
26*53 m.
b) Tegel, blaugrau, sandig: 26*53—27*64 *».
IV. Sandstein, milde, teilweise fest, - mit Quarz- und Schotter¬
einlagerungen: 27*64—31*27 m.
Die unter I zusammengefaßten, im Ganzen 5*38 m mächtigen
Ablagerungen gehören dem Quartär an und entsprechen der
Schichte I der früher besprochenen Bohrlöcher. Ebenso korrespon¬
diert die Schotterschichte II mit der gleichbezeichneten Schichte
der anderen Bohrlöcher; sie liegt bloß (hypsometrisch) etwas höher
und ist ihrer Mächtigkeit — dem „Auskeilen“ gegen die Becken¬
ränder entsprechend — etwas reduziert. Unter den Geröllen fallen
neben dem vorherrschenden Gneis und Granit auch Diorit und
rotes Quarzkonglomerat auf, die wohl beide aus der Umgebung
stammen.
Wie der oben erwähnte Schotter zeigt auch die Schichte III
eine etwas höhere Lage bei wesentlich geringerer Mächtigkeit.
Letztere beträgt bloß 19 31 m, gegen 44*15 m in dem nur 360 m
entfernten Bohrloch B. Ob ein Teil der „Tegel“ dem Schlier¬
mergel zuzuweisen ist, kann ich nicht entscheiden, da mir keine
Probe vorliegt, die mit dem Schliermergel der anderen Bohr¬
löcher identifiziert werden könnte; die Möglichkeit ist jedoch
ohne Zweifel vorhanden.
Das Gestein der Schichte lila ist nach der einzigen mir
vorliegenden Probe, ausgesprochen tegelartig; die darin vor¬
kommenden, auch im Bohrregister erwähnten Muscheln sind haupt¬
sächlich Austern (Ostrea cochlear ), dann Fragmente einer glatten,
Cardium ähnlichen und einer kleinen, wahrscheinlich zu Nucula
gehörigen Form. Im Schlämmrückstand finden sich zahlreiche
Globigerinen und andere Foraminiferen, ferner Seeigelstacheln
(mindestens 5 verschiedene Arten), Spongiennadeln, Ostracoden,
vereinzelte Otolithen und Fischzähnchen.
Die Schichte III b ist nach den mir vorliegenden Proben
vorwiegend sandig und war auch wasserführend; sie ist
daher richtiger als „blaugrauer Sand mit tonigen Zwischenlagen“
zu bezeichnen. Unter den Gemengteilen des Sandes sind neben
74
Quarz auch Splitter; von granitischen und dioritischen Gesteinen,
heller und dunkler Glimmer, viel Glaukonitkörner und vereinzelte
kristallinische Pyritkonkremente zu bemerken. An Fossilresten
enthält dieser Sand Foraminiferen, • Bryozoen- und Baianusfrag¬
mente, sowie Seeigelstacheln.
Der unter IV erwähnte „Sandstein“ ist eigentlich äuch nur
ein zum Teile verfestigter Sand, Kies oder Schotter. Schon in
der Probe III b sind einzelne Partien des Sandes zu Sandstein
verkittet, wie dies ja in den Oncophoraschichten allenthalben
beobachtet wird. Die kiesigen bis schotterigen Lagen der
Schichte IV enthalten vorwiegend Gerolle von granitischen und
dioritischen Gesteinen, die offenbar aus der Umgebung stammen,
während die im diluvialen Schotter so häufigen Gneisgeschiebe
gänzlich fehlen. Es handelt sich hier auch nicht um ein
fluviatiles Sediment, sondern um Strandgeröll e, die von der
Brandung des Miozänmeeres von den Uferfelsen abgelöst und
mehr oder weniger abgerollt worden waren. Der grobe Sand ist
als ein weiteres Zerkleinerungsprodukt der Küstengesteine zu
betrachten, während die hie und da auftretenden Pyritkonkremente
und die Glaukonitkörner ohne Zweifel erst spätere Bildungen
darstellen. Ein vom Grunde des Bohrloches A stammendes, nahezu
faustgroßes Geröllstück ist ein festes, polymiktes Konglomerat, in
welchem neben Quarz- und Dioritbrocken ein stark abgerolltes
und teilweise unter Limonitbildung zersetztes Stück eines grob¬
kristallinen Ankerits oder eisenhaltigen Kalzits von dunkelgrauer
Farbe eingeschlossen ist. Im Bindemittel dieses Konglomerats
sind reichlich Glaukonitkörner eingestreut.
Die Schichte IV wurde leider in keinem der Bohrlöcher
durchfahren, dürfte jedoch eine ansehnliche Mächtigkeit besitzen,
da der felsige Untergrund (Granit) 1 ) in der Brejcha'schen
') In meiner Beschreibung der Bohrung in der Brejcha’schen Brauerei
(loc. cit., 3. Folge) ist als Liegendes des Miozäns „syenitisches Grund¬
gebirge“ angegeben. Bekanntlich war früher für den Brünner Granit die
Bezeichnung „Syenit“ oder „Syenitgranit“ allgemein üblich. Diese
Bezeichnung hatte sich so eingelebt, daß Prof. Dr. F. E. Sueß, ein aus¬
gezeichneter Petrograph, noch im Jahre 1900 von einem „Kontakt zwischen
Syenit und Kalk in der Brünner Eruptivmasse“ (Verh. d. k. k. geol.
Reichsanst., S. 374 ff.) sprach. Bei seinen späteren Untersuchungen konnte
er allerdings feststellen, daß sich ein „quarzfreies oder nur quarzarmes
Gestein, das den Namen Syenit verdient“, in der Brünner Eruptivmasse
nicht vorfindet (Verh. d. k. k. geol. Reichsanst. 1103, S. 381).
75
Brauerei (d’Elvertstraße) erst in einer Tiefe von 161 m erreicht
wurde. Da an dieser Stelle die Seehöhe der Erdoberfläche et'wai
210 m *) beträgt, so liegt -hier die Basis der tonigen Ablagerungen
(Tegel und Schliermergel) in einer Seehöhe von rund 80 m, die
Basis der Oncophoraschichten in einer solchen von rund 50 «t.'
Denken wir uns das letztere Niveau bis unter die Jundorf—
Sebrowitzer Niederung fortgesetzt, so beträgt der Abstand der
Basis der tonigen Ablagerungen (unserer Schichte III) von diesem
Niveau rund 104 m, wovon allerdings ein gewisser, von den
(unbekannten) GefÜllsverhältnissen der vormiozänen Talfurche
abhängiger Teil auf den felsigen Untergrund entfällt.
Was die hydrologischen Ergebnisse der Bohrungen auf den
Sebrowitzer Wiesen anbelangt, so kann ich darüber auf Grund
der mir von Herrn Oberbaurat F. Abt freundlichst mitgeteilten
Daten folgendes berichten:
Die Seehöhe der Bohrbühnen betrug im Mittel 208*50 m;
die Differenzen zwischen den einzelnen Bohrstellen sind sehr
gering, da die Jundorf-Sebrowitzer Niederung eine nahezu hori¬
zontale Ebene darstellt. Der Wasserspiegel der am Westrande
der Niederung fließenden Schwarza lag während der Bohrarbeiten
in einer Höhe von 206*64 m.
In allen vier Bohrlöchern wurde Wasser, erschrotet, und
zwar in zwei Horizonten, nämlich im diluvialen Schotter (Schichte II
unserer Profile) und im miozänen Oncophorasand. Der obere
Grundwasserspiegel lag in geringer Tiefe (0*85—1*25 m) unter
der Oberfläche, und zwar.:
im Bohrloch A in 206*75 m Seehöhe,
n n ® jj 207*15 „ „
n n C „ 207*35 „ „
Er blieb bis zur Erbohrung der Oncophorasande konstant.
Nach Anfahrung der letzteren stieg das Wasser unter artesischem
Druck bis auf Terrainhöhe und darüber. Allmälig ließ der Druck
etwas nach, doch blieb der Grundwasserspiegel stets nahe der
*) Es ist dies allerdings bloß eine schätzungsweise ermittelte Zahl-
Der große Plan der Stadt Brünn gibt als Höhenkoten in der Herringgasse
216*8 nt, am Einflüsse des Ponau-(Ponawka-)Baches in den Augarten 207 wt
an. In meiner Beschreibung der Bohrung in der Brejcha’schen Brauerei
(loc. cit. 3. Folge) ist die Seehöhe der Bohrstelle mit 200 m angenommen,
was mit Rücksicht auf das seither durchgeführte Nivellement um einige
Meter zu wönig ist. Eine wesentliche Bedeutung kommt jedoch dieser
Differenz nicht zu.
76
Oberfläche und höher als der Spiegel des oberen Grundwasser¬
horizontes.
Durch länger andauerndes Pumpen im Bohrloch B wurde
eine Ergiebigkeit von 55 sl konstatiert. Als maximalste Absen¬
kung des Wasserspiegels ergab sich:
im Bohrloch A: 6 70 m,
» n B: 1625 „
„ „ C: 1-76 „
„ „ D : 4-94 „
4. Ried „Toperky“ oberhalb Komein.
Das Bohrloch liegt am südwestlichen Abhange der Kuppe
„Toperky“ (Kote 299 der Generalstabskarte 1 : 75,000), nördlich
von Komein, in einer Seehöhe von 242'77 m (Bohrbühne), also
etwa 35 m über der Jundorf-Sebrowitzer Niederung. Es erreichte
eine Tiefe von 73 65 m, nachdem schon in 72 m der felsige
Untergrund erbohrt worden war.
Wenn wir die bei den zuletzt beschriebenen Bohrungen
angewendete Bezeichnung beibehalten, so lassen sich die Ergebnisse
der Bohrung auf dem Riede „Toperky“ in folgender Weise dar¬
stellen :
I. a) Humus.0*00— 0*40 m,
b) Lehm, gelb. 0*40—10*40 „
c) Letten. 10*40—14*00 „
II. Schotter mit Letteneinlagerungen . . 14*00—15*10 „
III. Letten . 15*10—55*80 „
IV. a) Sand mit Steinschichten wechselnd 55*80—71*60 „
b) Schotter . 71*60—72*00 „
Y. Urgebirge . 72*00—73*65 „
Der unter I b erwähnte gelbe Lehm ist diluvialer Löß, der
hier die ansehnliche Mächtigkeit von 10 m erreicht. Das Alter des
darunter liegenden, 3*60 m mächtigen Lettens, sowie das Alter
des unter II erwähnten, mit Letten verknüpften Schotters läßt
sich nicht mit Sicherheit feststellen, da mir keine Proben vor¬
liegen. Mit Rücksicht auf die rund 27 m höhere hypsometrische
Lage, die Einschaltung einer fast 4 m mächtigen Lettenschichte
zwischen Löß und Schotter und die genetische Verknüpfung des
letzteren mit lettigen Einlagerungen ist es wohl wahrscheinlich,
daß die hier erbohrte obere Schotterlage bereits dem Tertiär
angehört.
77
Der unter III erwähnte „Letten“ scheint nach den mir vor¬
liegenden Proben nur zum Teile wirklicher Letten zu sein, denn
die meisten dieser Proben (auch diejenigen, bei welchen eine
Mächtigkeit von 40'70 m angegeben ist) können eher als „blau¬
grauer, feinsandiger Ton“, zum Teile sogar als „toniger, fein¬
körniger, mürber Sandstein“ bezeichnet werden. Eine Probe, bei
welcher sich die Tiefenangabe 73‘5 m x ) findet, ist etwas mehr
tegelig, aber doch nicht als echter „Tegel“ zu bezeichnen. Der
Schlämmrückstand dieser tonig-sandigen Gebilde besteht vorwiegend
aus schwach abgerollten Quarzkörnem, untergeordneten Splittern
verschiedener kristallinischer Schiefer und vereinzelten Pyritkon¬
krementen. Neben den sehr häufigen Muskowitblättchen kommen
auch Schüppchen des uns bereits aus den tonig-sandigen Ab¬
lagerungen bekannten schön rotbraunen Glimmers vor, nicht
selten — wie auch anderwärts — in Quarz eingewachsen. Fossil¬
reste sind in den untersuchten Proben äußerst spärlich und be¬
schränken sich auf kleine Fragmente von Bryozoen und ver¬
einzelte, sehr schlecht erhaltene Foraminiferen.
Die bei den mir vorliegenden Proben von blaugrauem,
tonigem, mürbem Sandstein angegebene Mächtigkeit von 40‘70 m
stimmt mit der im Bohrregister für den „Letten“ (Schichte III)
ausgewiesenen Mächtigkeit genau überein. Es ist sonach zweifel¬
haft, ob unter dem Schotter (Schichte II) überhaupt ein dem
sonst über den Oncophorasanden lagernden „Tegel“ entsprechender
Letten vorhanden ist. Wenn dies, wie ich glauben möchte, nicht
der Fall ist, dann sind die eben beschriebenen blaugrauen, tonig-
sandigen Gebilde dem Komplex der Oncophoraschichten zuzu¬
weisen und zum Teile als Vertreter des in größeren Tiefen abge¬
lagerten Schliermergels aufzufassen.
Die hier kaum 18 m mächtige Schichte IV ist ohne Zweifel
mit den Oncophorasanden zu parallelisieren. Die „Steinschichten“
sind entweder die uns wohlbekannten Sandsteinmugeln oder
schotterige bis konglomeratartige Einlagerungen, die sich in den
Oncophorasanden in der Nähe des felsigen Untergrundes häufig
einstellen. 8 ) Der unter IV b erwähnte „Schotter“ ist wohl eine
!) Diese Angabe ist jedenfalls irrig, da nach dem Bohrregister schon
in 72 m Tiefe das „Urgebirge“ beginnt.
2 ) Man sieht solche z. B. in den großen Aufschlüssen der Ziegelei
am Südostfluße der Kuhberge (Rainerstraße); sie waren auch gelegentlich
der Aushebung des neuen Wasserleitungsreservoirs auf dem Gelben Berge
schön zu sehen.
78
miozäoe Strandbildung, ein Braodungsdetritus des „Urgebirges“ (V),
welches hier in einer Seeböhe von rund 169 m erbohrt wurde
und höchstwahrscheinlich aus Diorit oder Granit besteht; eine
Probe desselben liegt mir nicht vor.
Die eben beschriebene Bohrung ist insbesondere mit Rück¬
sicht auf die Tatsache, daß in der Talenge der Schwarza zwischen
Komein und Bysterz der felsige Untergrund bereits in einer Tiefe
von etwa 10 m erbohrt wurde, von einem gewissen Interesse, denn
sie lehrt uns, daß die vormiozäne Talfurche der Schwarza von
Komein an nicht nach Westen, sondern ungefähr nach Norden
verläuft. Es war dies allerdings auch schon nach der Verbreitung
des Miozäns in diesem Gebiete zu vermuten, da nördlich von
Kömein und Bysterz sowohl die Oncophoraschichten als auch
mariner Tegel in Denudationsresten vorhanden sind, während in
dem jetzigen Talabschnitte der Schwarza zwischen den Kuppen
„HoIedna a (Kote 390) und Kote 306 der Generalstabskarte
(1 : 75.000) der felsige Untergrund schon etwa 10 m unter der
Talsohle, also in rund 200 m Seehöhe ansteht. Da sich vom
Westgehänge der Kuppe „Toperky“ vielfach verzweigte, zum
Teile von Oncophoraschichten erfüllte Schluchten gegen Bysterz
liinabziehen, so ist anzunehmen, daß das in Rede stehende Bohr¬
loch nicht den tiefsten Teil der vormiozänen Talfurche der
Schwarza erreicht hat, sondern daß vielmehr die Sohle dieser
Talfurche noch unter die im Bohrloch konstatierte Seehöhe des
Untergrundes (169 m) hinabgeht. Südlich von Kömein stieß der
Lauf der vormiozänen Schwarza auf die damals noch miteinander
zusammenhängenden Eruptivmassen des Schreibwaldgebietes und
des Urnberges. Dieser Felsenriegel zwang den Fluß, zunächst in
östlicher Richtung auszuweichen; erst mit der allmälig fort¬
schreitenden Unterwaschung und Abtragung des Hindernisses
nahm der Flußlauf eine südöstliche Richtung an, die er, dem
Nordostgehänge des Gebirges folgend, heute noch besitzt. Die
entstandene kesselförmige Talweitung wurde bei der Transgression
des miozänen Mittelmeeres von diesem eingenommen und mit
marinen Sedimenten angefüllt; erst nach dem Rückzuge des
Meeres — also in der Zeit der sarmatischen Stufe und des
Pliozäns begann der aus dem hochgelegenen Nordwestmähren
herabströmende Fluß in teilweise verändertem Laufe seine
Erosionstätigkeit in unserem Gebiete fortzusetzen; die Wirkungen
dieser späteren Tätigkeit sind in unserem Gebiete einerseits
79
der jetzige Talabschnitt zwischen Bysterz und Komein, ander¬
seits die Talenge der Steinmühle. Die Entstehung der letzteren
mag vielleicht durch eine Bruchspalte — wie solche in unserer
Eruptivmasse mehrfach nachgewiesen sind — wesentlich erleichtert
worden sein; für die Entstehung des Talabschnittes zwischen
Bysterz und Komein und der vormiozänen Talfurche, die sich
von Komein in ungefähr- östlicher bis südöstlicher Richtung
erstreckte, könnte ein ostwestlich verlaufender Querbruch in
Betracht kommen. .
5. Raitz (Brauhaus).
Hier wurde im Jahre 1909 ein Bohrloch auf rund 42 m
abgeteuft und hiebei nachstehende Schichtenfolge festgestellt: .
I. 0*00-— 4*10 m: Grobsandiger, hell gelbgrauer Ton.
II. 410— 7'75 „ : Dasselbe, Farbe mehr gelb.
III. 7*75— 8*75 „ : Rötlichgrauer Ton.
IV. 8*75—17 30 „ : Grünlichgrauer, sandiger Ton, wasser¬
führend.
V. 17 *30—21*50 „ : Stark zersetzter, rötlichbrauner Granit.
VI. 21'50—22'00 „ : Rötlichbraunes, fast dichtes Eruptivgestein.
VII. 22*00—37*20 „ : Stark zersetzter, etwas schieferiger Granit,
mit viel rötlichem Kalzit und Chlorit.
VIII. 87*20—41*90 : Dasselbe, weniger kalkreich.
Die Proben I und II sind wahrscheinlich als umgelagerter
Kreidesandstein aufzufassen. Im Schlämmrückstand treten neben
dem vorherrschenden, teils farblosen, teils gelblich bis braun
gefärbten Quarz auch noch Hornblendekörnchen und Konkremente
von schwarzbraunem Limonit auf; letztere bilden zum Teile das
Bindemittel der Quarzkörner. Organismenreste fehlen, doch dürfte
als Ablagerungszeit dieser sandigen Lehme wohl nur das Diluvium
in Betracht kommen.
Die Schichte III ist ein rötlich grauer, auf dem Querbruche
deutlich blätteriger Ton. Weiße und rötliche Lagen wechseln
miteinander ab, wobei die Farbe der letzteren auf beigemengten,
feinen Granitdetritus (roten Orthoklas) zurückzuführen ist.
Die rund 9 tn mäehtige Schichte IV ist ein durch Chlorit¬
schüppchen und Glaukonitkörner grünlich gefärbter, sandiger Ton,
welcher wohl der Kreideformation (Quadersandstein) angehört.
Die Proben V—VIII sind mehr oder weniger zersetzte
Granite, in denen der idiomorphe Biotit mitunter noch gut zu
80
erkennen ist Das Gestein VI tritt anscheinend ganzförmig auf
und ist vielleicht als stark zersetzter Diabas anzusprechen. Damit
würde das reichliche Auftreten von rötlichem Kalzit in dem
unterlagernden Granit gut Ubereinstimmen, da Kalzitausscheidungen
in unserem Diabasgebiete als Neubildungen auf Klüften sehr
häufig Vorkommen. Sogar in festem Granit kommen mitunter
Kalzitadem vor, die sich aüf die Nachbarschaft von Diabas
zurückführen lassen (vgl. meine Abhandlung: „Das Alter des
Brünner Diabasvorkommens“, Zeitschr. d. mähr. Landes¬
museums, XIV., 1914, S. 179).
Eine Tiefbohrung in Raitz (im Fabriksetablissement Brosche)
habe ich bereits im Jahre 1889 (in den Mitteil. d. k. k. mähr.-
schles. Ges. f. Ackerbau, Natur- und Landeskunde, S. 230 ff.)
beschrieben. Diese Bohrung erreichte 74‘2 m und durchfuhr außer
dem rund 10 tn mächtigen, wasserführenden Diluvium ausschließlich
kretazische, vorwiegend sandig-tonige Schichten. Eine Probe von
grauem, sandigem und glimmerreichem Ton aus 15 m Tiefe ent¬
hielt auch Braunkohlensplitter; dieser Ton ist ohne Zweifel
identisch mit der Schichte IV des neuen Bohrloches, welche hier
unmittelbar auf dem granitischen Grundgebirge aufruht, während
das letztere in dem um mehr als 30 m tieferen alten Bohrloch
nicht erreicht wurde.
Auf das vorkretazische Alter der Zwittatalfurche habe
ich auch bereits gelegentlich der Beschreibung der älteren
Bohrung hingewiesen. Das Erosionstal der Zwitta zwischen
Blansko und Brünn dürfte allerdings viel späterer Ent¬
stehung sein.
6. Boskowitz.
(Landeserziehungshaus.)
Nach einer mir vom mährischen Landesbauamte freundlicbst
mitgeteilten Abschrift des Bohrjournals wurden in dem 79 m
tiefen Bohrloch folgende Ablagerungen angetroffen:
I. 0 00—18 40 m: Tiefe eines vorhandenen Brunnenschachtes.
II. 18*40—24*10 „ : Schwarzer Letten.
III. 24*10—25*20 „ : Grauer Sand, fest, trocken.
IV. 25*20—29*50 „ : Weißer Letten, kaolinähnlich.
V. 29*50—39*70 „ : „Plänerletten.“
VI. 39*70—41*60 „ : „Plänerletten“, sehr fest.
81
VII. 41'60—41*90 m : „Plänerletten.“
Vni. 41*90— 76*30 „ : „Plänerkalkstein.“
IX. 76*30—79*00 „ : „Gneis“, sehr fest.
Bohrproben liegen mir leider keine vor; trotzdem läßt sich
vom geologischen Standpunkte ans das vorstehende Bohrprofil in
mehreren Punkten richtigstellen. Zunächst darf mit Bestimmtheit
behauptet werden, daß die Schichten II—VII der oberen Kreide¬
formation in ihrer „herzynischen“ Ausbildung angehören. Da weiße
und dunkle Tone in der unteren Abteilung unserer Oberkreide
weit verbreitet sind und eine ansehnliche Mächtigkeit erreichen,
so kann man alle die genannten Schichten dem Cenoman
zu weisen. Die im Bohrregister angewendete Bezeichnung „Pläner¬
letten“ ist weder vom stratigraphischen, noch .vom petrographischen
Standpunkte zutreffend, da in den über dem Cenoman liegenden
Kreidegebilden teils mehr oder weniger sandige Kalkmergel
(„Pläner“) oder Sandsteine („Plänersandsteine“), niemals aber
mächtige Tonschichten (Letten) auftreten. Es ist auch zu berück¬
sichtigen, daß in der näheren Umgebung von Boskowitz wirklicher
„Pläner“ nur an einer einzigen Stelle (der sogenannten „Czizowka“)
in sehr beschränkter Ausdehnung erhalten geblieben ist und die
hier in größerer Ausdehnung vorhandenen Kreidegebilde durchaus
dem Cenoman („Unterer Quader“) angehören.
Etwas fraglich ist die Schichte VIII. Ein ausgesprochener
„Plänerkalkstein“ ist mir nicht bekannt und das Auftreten kalkiger
Bänke im Unterquader zum mindesten sehr unwahrscheinlich.
Der hier erbohrte Kalkstein besitzt nach den Angaben des Bohr¬
registers eine Mächtigkeit von fast 35 m und lagert überdies
unmittelbar auf dem Grundgebirge, welches hier als „Gneis“
bezeichnet wird, also anscheinend durch kristallinische Gesteine
repräsentiert ist. Diese Position des Kalksteins und seine Mächtigkeit
machen es meiner Ansicht nach sehr wahrscheinlich, daß wir es
hier mit einer Scholle von Devonkalk zu tun haben, da ja
überdies solche Kalkschollen in der nächsten Umgebung von
Boskowitz an mehreren Stellen zutage treten.
Das im Bohrregister als „Gneis“ bezeichnete Gestein ist
auf keinen Fall ein wirklicher Gneis, sondern höchstens ein
durch Druck etwas schieferig gewordener Granit, welcher der
Brünner Eruptivmasse angehört. Wenn jedoch der früher erwähnte
Kalkstein tatsächlich Devonkalk ist — woran kaum gezweifelt
werden kann — dann könnte der vermeintliche Gneis jenen
Verhandlungen des naturf. Vereines in Brünn. LIV. Band. 0
82
eigentümlichen, von E. Reichenbach als „Lathon“ bezeich¬
nten Gebilden angehören, die wir in unserem Gebiete so häufig
als Liegendes des mitteldevonischen Kalksteins beobachten und
deshalb als Unterdevon auffassen. Auch die geringen Vorkommnisse
von Devonkalk bei Boskowitz werden von einem schmalen
Streifen Unterdevon begleitet, wie schon die alte Reichen-
bach'sche Kartenskizze deutlich erkennen läßt.
Ein mir vom mähr. Landesbauamt nachträglich zur Ver¬
fügung gestelltes Profil des Brunnens im Boskowitzer Landes¬
erziehungshause geht von der l - 50 m unter der Oberfläche gelegenen
Kellersohle aus. Es wurden durchteuft:
10‘40 m Tegel mit Sand.
5 50 „ Tegel.
0'55 „ wasserführende Sandsteinschichte.
2*00 „ Tegel.
Es ist das offenbar jene Schichtenfolge, welche der unter I
angeführten Tiefe des Brunnenschachtes entspricht, von dessen
Sohle später bis auf 79 m Tiefe gebohrt wurde. Ob es sich bei
dem hier erwähnten „Tegel“ um miozänen oder kretazischen Ton
handelt, läßt sich mangels an Bohrproben nicht entscheiden; die
größere Wahrscheinlichkeit spricht jedoch für Kreide.
7. Sternberg.
(Landes-Irrenanstalt.)
Hier wurde von der Sohle eines vorhandenen Brunnen¬
schachtes aus ein Bohrloch auf rund 120'50 m Tiefe nieder¬
gebracht. Ueber die hiebei durchfahrenen Schichten verdanke ich
dem mährischen Landesbauamt folgende Angaben:
I. O'OO— 23 70 m : Tiefe des Brunnenschachtes.
II. 23'70 — 26 00 Gelber, mergelartiger Lehm mit „Stein¬
kugeln“.
III. 26 00— 27‘30 „ : Gelber Lehm, fest, mergelartig, sandig.
IV. 27'30— 31‘65 „ : Gelber Lehm, mergelartig, sandig.
V. 31’65— 35'80 „ : Gelber Sandstein, weich, mit Quarz,
wasserführend.
VI. 35'80— 42 30 „ : GrauerScliiefer mit Quarzeinlagerungen.
VII. 42’30— 46 - 60 „ : Gelber „Letten“, fest, sandig, mit
Mergel uud Steinkugeleinlagerungen
83
VIII. 46 60— 50*10 „ : Derselbe „Letten“, jedoch graublau
gefärbt.
IX. 50*10— 54*20 „ : Dasselbe, gelb und grau, fest.
X. 54*20— 59*80 „ : Dasselbe, graublau, fest.
XI. 59*80— 68*80 „ : Schieferletten, grau, fest, mit Mergel¬
schichten.
XII. 68*80— 77*40 „ : Schieferton, graublau, fest.
XIII. 77*40— 83*75 „ : Sandstein, blau, fest, mit Schieferton¬
schichten und Schwefelkies, wasser¬
führend.
XIV. 83*75— 93*80 „ : Sandstein, blau, tonig, mit Quarz¬
einlagerungen, wasserführend.
XV. 93*80—109*90 „ : Sandstein, grau, tonig, mit weißem
Glimmer.
XVI. 109*90—111*00 „ : Dasselbe, sehr fest, stark wasser¬
führend.
XVII. 111*00—116*00 „ : Grauwacke mit Glimmer und Quarz¬
einlagerungen.
XVIII. 116*00—120*43 „ : Grauwacke mit Glimmer.
Zu dieser Schichtenfolge ist zu bemerken:
Die Proben II—IV sind anscheinend — wenigstens zum
Teile — als an Ort und Stelle entstandener Verwitterungsdetritus
aufzufassen, obwohl einzelne Gesteinsbrocken ziemlich stark
abgerollt sind. Es sind bald sandreichere, bald sandärmere Lehme,
keine einzige der Proben, die ich untersuchen konnte, ist als
„mergelartig“ zu bezeichnen. Auch der gelbe, wasserführende
Sandstein (Schichte V) dürfte hieher gehören; er enthält ziemlich
große, kantige Brocken von Milchquarz, welcher wohl den in der
Grauwacke häufig vorkommenden Quarzadern entstammt. Derlei
Quarzbrocken, sowie kantige Splitter von Grauwackenschiefer
enthält auch die Bohrprobe VT, welche bereits dem anstehenden
Gestein (schieferige Grauwacke) angehört. Die im Bohrregister
als „Letten“ hezeichneten Schichten sind kein Letten, sondern
ziemlich weiche, feinkörnige, etwas serizitische, tonige Grauwacken;
die „Steinkugeleinlagerungen“ sind offenbar einzelne konglo-
meratische Zwischenlagen, wie sie. auch anderwärts in der Grau¬
wacke Vorkommen. Desgleichen ist der „Schieferletten“ des Bohr¬
registers (Schichte XI) nichts anderes wie eine tonige, sehr fein¬
körnige, schieferige Grauwacke, die man ebensogut als Grau¬
wackenschiefer bezeichnen kann. Der Bohrsclmiand solcher
6 *
8 *
Gesteine macht wohl den Eindruck eines Lettens, so daß die
Bezeichnung der betreffenden Schichte als „Schieferletten“ begreiflich
erscheint; die Untersuchung des Schlämmrückstandes läßt aber
noch deutlich die Reste des ursprünglichen, bei der Bohrarbeit
nicht völlig zertrümmerten, ziemlich festen Gesteins erkennen.
Die Schichte XII ist ein Pyrit führender Tonschiefer (für
einen „Schieferton“ ist das Gestein viel zu fest), welcher mit sehr
feinkörniger, etwas serizitischer und ebenfalls Pyrit enthaltender
Grauwacke wechsellagert. Die Schichte XIII besteht aus den¬
selben Gesteinen, nur herrscht die Grauwacke vor, während der
Schiefer als Einlagerung erscheint.
Die Schichten XIV bis XVI sind tonige, zum Teil ziemlich
glimmerreiche Grauwacken. Auch die Schichten XVII und XVIII
sind nichts anderes wie solche, zum Teile sehr feinkörnige, mit
Tonschiefer wechsellagernde, von weißen Quarzadern durchzogene
Grauwacken. Speziell die Probe XVII enthält auch Pyrit, und
zwar teils in dünnen Adern, teils in Form von kleinen Kon¬
kretionen, seltener in kleinen Kriställchen (Würfel).
Wenn man von den geringfügigen Verschiedenheiten absieht,
so ergibt sich, daß sich die ganze Bohrung bloß in miteinander
wechsellagernden Schichten von Grauwackensandstein und
Grauwackenschiefer bewegte. Die tieferen Partien dieser
Gesteine (etwa von 35 m Tiefe abwärts) sind fest, die höheren hin¬
gegen merklich aufgelockert und zum Teile sogar lehmartig zersetzt.
Das ganze System gehört nach neuerer Auffassung dem „Kulm“
an, wenn man sich den überzeugenden Ausführungen E. Tietze’s
(„Die geognost. Verhältnisse der Gegend von Olmütz“; Jahrb. d.
k. k. geol. Reichsanst. 1893, 43. Bd., S. 411 ff) anschließt.
Bemerkenswert ist die Wasserführung der Grauwackensand¬
steine in der Tiefe von 77*40 bis 93*80 w, da diese zumeist sehr
festen, kieselig-tonigen Gesteine kein Grundwasser zu enthalten
pflegen und die Tonschiefer, die auch in der genannten Tiefe
den Grauwacken eingeschaltet sind, geradezu als wasserdicht
bezeichnet werden können. Die Wassersammlung findet hier ohne
Zweifel nur auf Klüften statt, wie dies ja mitunter selbst bei
Eruptivgesteinen, die im allgemeinen ebenfalls für undurchlässig
gelten, vorkommt. *)
x ) Interessante Beispiele sind unsere im Diabas angelegte „Zimpel u -
Wasserleitung, der tiefe, ebenfalls im Diabas stehende Brunnen in der
Spielbergkaserne und die im Granit angelegte Karthäuser Wasserleitung.
85
Eine mir nachträglich vom mähr. Landesbanamt mitgeteilte
Skizze gibt als Schichtenfolge in dem nnter I erwähnten, 23*70 m
tiefen Brunnenschacht an:
5*00 i» fester, trockener Lehm (in 0*80 m unter der Ober¬
fläche beginnend).
5*00 „ gelber, feuchter Lehm.
5*50 „ Schotter.
7*40 „ Felsen.
Der „Felsen“ dürfte hier, wie aus der Beschreibung der
Proben II—V hervorgeht, nur aus Verwitterungsdetritus, der
ziemlich viel Quarzbrocken enthält, bestehen. Die Ergiebigkeit
des Brunnens betrug anfangs 6 sl, ging aber später auf 4 sl
zurück.
8. Kremsler.
(Landesheil- und Pflegeanstalt.)
Auch hier wurde die Bohrung in der Sohle eines vorhan¬
denen Brunnenschachtes angesetzt und bis zu einer Tiefe von
fast 221 m geführt. Trotz der großen Tiefe umfaßt das Bohr¬
register bloß fünf Schichtenbezeichnungen, desgleichen lagen mir
nur fünf Bohrproben vor; es ist dies gewiß nicht so sehr auf
eine weniger genaue Führung des Bohijournals, als auf die Gleich¬
förmigkeit des durchteuften Gebirges zurückzufübren. Ich geb«
zunächst die Schichten entsprechend dem mir vom mähr. Landes¬
bauamte zur Verfügung gestellten Bohrregister an und schließe
die Ergebnisse meiner Untersuchung der Bohrproben an.
I. 0*00— 23*65 «»: Tiefe des vorhandenen Brunnens.
II. 23*65— 49 00 „ : Mergel, grau, fest, mit weißem Glimmer
und Schwefelkieseinlagerungen.
III. 49 00—132*80 „ : Mergel, grau, mit Sandsteinschichten und
weißem Glimmer.
IV. 132*80—139*65 „ : „Liegendes“ braun und grün mit Glimmer
und Mergel.
V. 139*65—169*65 n : Tegel, grau, mit Glimmer und Stein¬
schichten.
VI. 169*65—220*90 „ : Tegel, grau und grün, mit Glimmer und
Steinschiehten.
Die Probe II ist als ein sehr feinkörniger, fester, kalk¬
haltiger Sandstein, und nicht als „Mergel“ zu bezeichnen. Er ist
von dünnen Kalzitadern durchzogen und enthält auch Drusen
86
von kleinen Kalzitkristallen, auf denen mitunter noch winzige
Kriställchen (Oktaeder) von Pyrit aufsitzen. Der Sandstein ist
deutlich geschichtet und wechsellagert offenbar nicht bloß mit
einem viel mürberen, glimmerreichen Sandstein, sondern auch mit
Tonmergel, da die Probe dreierlei Gesteinsfragmente enthält.
Die Schichte III ist ein sehr feinkörniger, plattiger, kalkig-
toniger Sandstein mit zahlreichen Einschlüssen von Pyrit, teils
in einzelnen winzigen Kriställchen, teils in drüsigen Anhäufungen.
Auf einzelnen Schichtflächen liegen zahlreiche Glimmerschüppchen,
vorwiegend Muskowit, untergeordnet Biotit. Offenbar handelt es
sich hier nur um eine besondere Ausbildung des unter II be¬
schriebenen Gesteins.
Die Schichten IV—VI sind vorwiegend Tone und Tonmergel,
die ab und zu sandig-glimmerige Lagen enthalten. In den Schlämm¬
rückständen finden sich Quarzkörnchen, Sandsteinsplitter, kleine
Pyritkonkremente und vereinzelte Fossilreste, insbesondere Fora¬
miniferen, Fragmente von Konchylien und Fischotolithen. Näher
bestimmbar sind bloß einzelne Foraminiferen, welche vorwiegend
zu den Familien der Astrorhizideen und Lituolideen gehören. Es
wurden die Gattungen Rhabdammina , Trochammina und Cyclam-
mina, außerdem noch Textularia und Cristellaria konstatiert.
Das häufige Vorkommen von Astrorhizideen und Lituolideen
habe ich zum ersten Male im grünen Oligozänton von Nikoltschitz
beobachtet (vgl. meine diesbezügliche Mitteilung in den Verhandl.
der k. k. geolog. Reichsanst. 1887, S. 87), später an vielen
Stellen im karpathischen Alttertiär Mährens nachgewiesen. Ob¬
wohl sich viele Formen der kieselschaligen Foraminiferen des
Alttertiärs mit jetzt noch lebenden Arten ohne Zwang [identi¬
fizieren lassen, bieten sie für unser Gebiet doch einen guten
Anhaltspunkt zur Unterscheidung alttertiärer und jungtertiärer
Meeressedimente, welch letztere eine durchaus abweichende, fast
ausschließlich aus kalkschaligen Formen bestehende Foraminiferen¬
fauna enthalten. So kann auch hier, trotzdem nur einige wenige
Arten festgestellt werden konnten, das Schichtensystem IV—-'VT
mit voller Sicherheit dem Alttertiär zugewiesen werden. Da
einzelne der Schlämmproben recht lebhaft an gewisse Tonmergel
der von mir entdeckten und in diesen „Verhandlungen“ (1895,
XXXIV. Bd.) eingehend beschriebenen „Niemtschitzer Schichten“
erinnern, so ist es durchaus nicht unwahrscheinlich, daß wir hier
tatsächlich eine Vertretung dieser vielgestaltigen, dem Unter-
87
oligozän angehörigen Gebilde vor uns haben. Die Lagerungs¬
verhältnisse stehen damit in Uebereinstimmung, denn die Hangend¬
schichten II und III können ohneweiters als Repräsentanten der
mittel- bis oberoligozänen Schichtgruppe des „Steinitzer Sandsteins“
und „Auspitzer Mergels“ aufgefaßt werden. Allerdings muß ich
bemerken, daß ich kieselschalige Foraminiferen auch in einem
grünen Ton vorfand, der mit den Orbitoidenschichten vom „Haiden*
berg“ (Holy vrch) und „Steinberg“ bei Auspitz-Gurdau verknüpft
ist und daher wohl etwas älter ist als unteroligozän, und daß mir
ferner im typischen Steinitzer Sandstein und Auspitzer Mergel noch
niemals ein Gehalt an Pyrit aufgefallen ist. Das Fehlen der
Menilitschiefer in dem beschriebenen Profil hat für die strati-
graphische Indentifizierung der Schichten keine Bedeutung, da
ich bereits bei verschiedenen Gelegenheiten darauf hingewiesen
habe, daß die Menilitschiefer in unseren Karpathen keine weithin
fortschreitenden Züge — als welche sie nicht selten auf geolo¬
gischen Karten erscheinen — sondern mehr oder weniger isolierte^
heteropische Einlagerungen im tonig-mergeligen oder sandigen
Alttertiär bilden.
Alttertiäre Foraminiferenfaunen habe ich schon vor längerer
Zeit aus Zborowitz (Tiefborung in der dortigen Zuckerfabrik)
und aus Zdounek beschrieben. Die Verbindungslinien dieser Orte
mit Kremsier fallen annähernd mit dem Hauptstreichen des kar-
pathischen Alttertiärs im Gebiete westlich der March zusammen,
so daß trotz gewisser Abweichungen auch ein Zusammenhang
der Ablagerungen möglich ist. Obertags sind in der nächsten Um¬
gebung von Kremsier (am Barbaraberg) bloß Konglomerate, Sand¬
steine und Tonmergel zu beobachten, die wohl dem Komplex der
Steinitzer Sandsteine und Auspitzer Mergel angehören.
Auf einem mir vom mähr. Landesbauamt nachträglich ein¬
gesandten Profil des in Rede stehenden Bohrbrunnens ist auch die
Schichtenfolge des unter I erwähnten Brunnenschachtes angegeben;
dieselbe umfaßt:
1*10 m Ackerkrume.
1*90 „ Mergeliger Lehm.
6*00 „ Sandige Lehm- und Lettenschichten mit nester-
förmig eingelagertem losen Sandstein.
15*54 „ Fester grauer Letten und blauer Mergel mit Sand-
und Sandsteinschichten wechselnd.
88
Die Schichten hatten eine deutliche Neigung gegen Südost.
Nahe der Sohle des Brunnenschachtes treten drei Wasseradern
auf, die zusammen bloß 27 Minutenliter (nicht ganz 0*5 tl) ergaben.
Im Bohrloch selbst wurde kein Wasserzufluß beobachtet.
9. Austerlitz.
Ein hier im Jahre 1909 abgeteuftes Bohrloch sollte zwar
ursprünglich nicht der Wasserbeschaffung dienen; da es aber
jetzt tatsächlich Wasser liefert und auch sonst in mehrfacher
Hinsicht sehr interessant ist, so möchte ich eine Besprechung der
Bohrergebnisse nicht gerne unterlassen. Leider kann ich kein
vollständig abgeschlossenes Bild geben, da sich der Beschaffung
der erforderlichen Daten Hindernisse in den Weg stellten, die
nicht ganz zu überwinden waren. Bis zu dem Augenblicke, in
welchem diese Abhandlung der Druckerei übergeben wurde, ist
mir die erbetene Abschrift des Bohrjournals nicht zugekommen,
weil die betreffende Bohrunternehmung zur Geheimhaltung der
Bohrergebnisse verpflichtet ist. Durch Umfrage und Nach¬
forschungen an der Bohrstelle ist mir immerhin eine Reihe von
Tatsachen bekannt geworden, deren Publikation gewiß Niemandem
Schaden bringen wird, für die geologische Wissenschaft jedoch
nicht ohne jeden Wert sein dürfte. Da das Austerlitzer Bohrloch
von Dr. W. Petraschek (in den „Verhandl. d. k. k. geolog.
Reichsanst.“, 1914, S. 148) unter jenen wenigen Bohrlöchern des
Karpathengebietes, die den sudetischen Untergrund erreicht haben,
genannt wird (s. die Kartenskizze loc. cit.), so ist ja ohnedies
schon ein Teil seiner Geheimnisse verraten und es wäre daher
eine Diskussion der Bohrergebnisse auf Grund des offiziellen
Bohrjournals und der gewiß noch vorhandenen Bohrproben ohne
jede Gefahr für den Fiskus möglich. Es würde sich dann auch
zeigen, inwieweit sich meine folgenden Ausführungen mit den
Ergebnissen einer auf alle vorhandenen Behelfe gestützten Unter¬
suchung decken.
Ich glaube im Austerlitzer Bohrprofil folgende Schichtglieder
unterscheiden zu können:
I. 0 00— 4‘90 m : Ackerkrume und dunkelgrauer Letten.
II. 4 - 90— 6 - 00 „ : Grüner und gelber sandiger Letten.
III. 6 - 00— 11*00 „ : Gelbgrauer Sand und Sandstein.
IV. 11*00- 13 50 „ : Schotter.
89
V. 13*50— 273*00 m : Grauer Tonmergel, sandiger Ton und
toniger Sand.
VI. 273*00— 292*00 „: Blaugrauer Kalkstein.
VII. 292*00— 366*00 „ : Quarzsand, mürber Sandstein, Ton¬
mergelschiefer.
VIII. 366*00—? 600*00 „ : Sudetischer Untergrund.
Den unter der Aokerkrume liegenden, im feuchten Zustande
fast schwarzen Letten möchte ich nur für eine durch humöse
Substanzen gefärbte und infolge der oberflächlichen Lage etwas
veränderte Modifikation der tiefer lagernden Tone (Schichte II
des Bohrprofils) erklären. Im Gebiete der ein wenig höher
gelegenen Austerlitzer Zuckerfabrik wurden graue Tone bei einer
Mächtigkeit von 20 m noch nicht durchteuft. In diesen Tonen
habe ich seinerzeit (vgl. „Geolog. Ergebnisse etc.“, 3. Folge;
diese „Verhandlungen", XXXV. Bd., 1897) bloß Spuren von
Foraminiferen (Globigerinen), kleine Pyritkonkremente und zahl¬
reiche Gipskristalle x ) gefunden; da sie sich auch durch das
gänzliche Fehlen des Kalziumkarbonats von dem neogenen Tegel
unterscheiden, habe ich sie dem Alttertiär zugewiesen. Aller¬
dings könnten die in der Niederung, in welcher das Bohrloch
gelegen ist, auftretenden dunklen Tone auch umgelagertes, mehr
oder weniger stark verändertes Alttertiär oder Miozän sein; das
wäre insbesondere dann anzunehmen, wenn man die noch etwas
tiefer hegenden Sande, Sandsteine und Schotter (die Schichten III
und IV des Bohrprofils) in Zusammenhang bringen will mit den
in der Umgebung von Austerlitz auftretenden, als Neogen auf¬
gefaßten Sanden, Sandsteinen und Konglomeraten, die eine wenig
mächtige Decke zwischen dem Alttertiär und dem Löß bilden.
Von den oft recht ähnlichen Ablagerungen des Diluviums werden
sie in vielen Fällen, namentlich in den Niederungen, mit Sicherheit
kaum zu trennen sein, so daß die Möglichkeit eines postmiozänen
Alters für die Schichten I—IV unseres Bohrprofils zugegeben
werden muß.
Aus dem anscheinend recht mannigfaltigen Schichten -
komplex V konnte ich einige Proben näher untersuchen. Ein
grüner Ton aus 80 m Tiefe hinterließ einen feinsandigen Schlämm-
rückstand mit einzelnen größeren Quarzkörnern, schlecht erhal¬
tenen Foraminiferen (der Gattungen Miliolina, Bolivina >
*) Die GrOSe dieser Kristalle wurde loc. cit. infolge eines übersehenen
Druckfehlers mit 6 m statt mit 6 cm angegeben.
90
Cristellaria, Pullenia, Casidulina, Truncatulina,
Pulvinulina und Polystomella),Echinidenstacheln,Spongien-
nadeln, Otolithen und unbestimmbaren Fragmenten von Konchylien.
Wenn auch bezeichnende Fossilien fehlen, so ist dieser grüne
Ton dennoch ohne Zweifel dem Alttertiär zuzuweisen.
An einem Bohrkern von festem, hartem Tonmergel, der dem
Teufenabschnitt von 170—273 m entnommen war, konnte ich
wahrnehmen, daß die Schichten an dieser Stelle ein Verflächen
von etwa 20—25° besitzen. An Fossilresten sah ich an diesem
Bohrkern einzelne Foraminiferen, Echinidenstacheln, Schuppen
von Meletta, Fischzähnchen undunbestimmbare Abdrücke sehr
dünnschaliger Konchylien. Ganz ähnliche Mergel sind mir von
vielen Stellen unseres karpathischen Alttertiärs schon seit lange
bekannt; sie wurden früher entweder ganz übersehen oder (so
noch von C. M. Paul) für neogen gehalten. Sie gehören meiner
Erfahrung nach einem tieferen Niveau an als die sonst recht
ähnlichen Auspitzer Mergel, da sie häufig mit dem paläontologisch
sichergestellten Unteroligozän innig verknüpft sind.
Die merkwürdigste Erscheinung im Austerlitzer Bohrloch
ist ohne Zweifel der in 273 m auftretende Kalkstein. Das Gestein
ist bläulichgrau, zum Teile deutlich feinkristallin mit spätigen,
weißen Adern und seltenen Pyriteinschlüssen. Von Organismen
konnte ich leider nicht die geringsten Spuren finden, so daß das
Alter dieses unerwarteten Vorkommens nur vermutungsweise
angegeben werden kann. Es handelt sich nämlich entweder um
Jurakalk oder Devonkalk, wobei ich mich wegen der Farbe des
Gesteins und auch wegen des Pyritgehaltes für die letztere
Deutung entscheiden möchte.
Das Alter des fraglichen Kalksteins ist in unserem Falle
allerdings ziemlich gleichgültig, da es sich meiner Ansicht nach
nur um einen sogenannten „Scherling“ oder — nach der älteren
Bezeichnung — eine „Blockklippe“ handeln kann. Die von dem
Bohrloch durchfahrene Mächtigkeit der Kalksteinscholle beträgt
fast 20 m , so daß es sich ohne Zweifel um einen sehr ansehn¬
lichen Block handelt, der aber immer noch hinter dem bekannten
Karbonblock von Hustopetsch (Chorin), der seinerzeit bergmännisch
abgebaut wurde, stark zurückbleibt.
Unterhalb des Kalksteins wurde wieder eine sandig-tonige
Schichtenreihe angetroffen, die mir nur bis zur Tiefe von 316 m
bekannt geworden ist. Da aber nach Petraschek der sudetische
91
Untergrund erst in einer Tiefe von 366 m erreicht wurde, so
dürfte auch die eben erwähnte Schichtenreihe bis zu dieser Tiefe
hinabreichen.
In einer sandigen Probe fand ich einzelne bis haselnußgroße,
abgerollte Quarzkömer von hellgrauer Farbe, dann kleine Gruppen
lose verkitteter, hellgelblicher bis weißer Qnarzkörner, deren
Bindemittel zum Teile aus kristallinischem Pyrit (stellenweise sind
deutlich kleine Würfel zu erkennen) besteht; der Pyrit tritt auch
isoliert in kleinen Konkrementen auf. Fossilreste sind äußerst
selten; ich konnte bloß Bruchstücke von kleinen Pflasterzähnen
eines Fisches konstatieren. Dieselbe sandige Probe enthielt auch
Splitter von grauem Tonmergel, ganz ähnlich jenem, der auch in
dem Schichtensystem oberhalb der Kalksteinscholle auftritt. Es
gehören also wohl auch die unter der letzteren lagernden
sandig-tonigen Gebilde dem Flyschkomplex an, in welchem hier
höchstwahrscheinlich bloß das Alttertiär vertreten ist.
Nach der bereits mitgeteilten Angabe W. Petrascheks
wurde bei der Austerlitzer Bohrung in 366 m Tiefe das Grund¬
gebirge erreicht, welches nach dem von Petraschek entwor¬
fenen geologischen Profil nur der sudetischen Scholle angehören
kann. Es kommen da zunächst die Kulmablagerungen in Betracht,
und wenn mir auch Bohrproben aus den Tiefen unter 316 m
nicht zugänglich waren, möchte ich doch annehmen, daß das Bohr¬
loch in der Tiefe von 366 m die Kulmschichten angefahren
hat. Ich schließe dies aus der von mir selbst beobachteten Tat.
Sache, daß an den ziemlich steilen Gehängen und auch am Gipfe
des Hügels, der die sogenannte „Lotterstegkapelle“ trägt und
von Austerlitz bloß 3 km entfernt ist, große, kantige Stücke ver¬
schiedener Kulmgesteine (sogar mit charakteristischen Pflanzen¬
abdrücken) in solcher Menge herumliegen, daß meiner Ansicht
nach der Kern des Hügels aus Kulmschichten besteht. Da auch
ziemlich große, abgerollte Blöcke von Devonkalk stellenweise
(so z. B. in den Schottergruben auf dem erwähnten Hügel) sehr
häufig sind, so dürfte es sich wohl um sehr grobe Kulmkon¬
glomerate handeln, denen möglicherweise auch die unter VI
erwähnte große Kalkscholle entstammt. Die hier in beträchtlicher
Höhenlage auftretenden Schotter sind wesentlich aus der Zer¬
störung der Kulmkonglomerate hervorgegangen.
Die Kulmschichten sind petrographisch gut charakterisiert
und dürften an den Bohrkernen wohl als solche erkannt worden
92
sein; daß trotzdem, wie mir mündlich berichtet wurde, die Bohrung
noch bis rund 600 m Tiefe fortgesetzt worden sein soll, erscheint
mir kaum glaublich, weshalb ich auch der Tiefenangabe im Bohr¬
profil ein Fragezeichen vorgesetzt habe.
Ich schließe hier noch eine Reihe von durchaus sicheren
Mitteilungen an, die ich Herrn Direktor E. Löw in Austerlitz
verdanke und die ein gewisses Interesse beanspruchen dürfen.
Schon bei der Untersuchung einzelner Bohrproben aus größeren
Tiefen machte sich, wie ich selbst feststellen konnte, ein deut¬
licher Naphtageruch bemerkbar und an der Oberfläche des
Schlämmwassers zeigten sich häufig jene schwarzbraunen Flöckchen
und Häutchen, welche im galizischen Petroleumgebiete als
„Naphtaruß“ bezeichnet werden. Es fiel auch auf, daß mit dem
aus der Tiefe aufsteigenden Wasser reichlich Gasblasen empor¬
drangen und daß sich dieselben an der Wasseroberfläche ent¬
zünden ließen. Heute noch liefert das Bohrloch täglich etwa
90—100 m s brennbare Gase, welche in der Austerlitzer Zucker¬
fabrik Verwendung finden. Ganz analoge Gasausströmungen
wurden in dem ebenfalls am Außenrande der karpathischen Sand¬
steinzone, etwa 13 km südwestlich von der Austerlitzer Bohrstelle
gelegenen Bohrloch von Neudorf beobachtet, wie ich bereits in
meiner Abhandlung über die „Niemtschitzer Schichten“ (diese
„Verhandlungen“, XXXIV. Bd., S. 246) mitgeteilt habe.
Das erste Emporsteigen des Wassers erfolgte merkwürdiger¬
weise während der Bohrung im Kalkstein, in einer Tiefe von
284 m- es ist dies wohl auf die Zerklüftung der Kalkscholle
zurückzuführen. Der Wasserzufluß betrug anfangs bloß 0*6 sl,
steigerte sich aber bald auf rund 16 sl, blieb während der Bohr¬
arbeit ziemlich konstant, stieg jedoch bei 346 m Bohrtiefe auf
nahezu 28 sl ; zeitweilig eingetretene gewaltsame Ausbrüche deuten
auf einen Ueberdruck der in der Tiefe vorhandenen Gase. Jetzt
(1914) beträgt der Wasserzufluß run^l 5000 hl pro Tag, was etwa
6 sl entsprechen würde.
Die Temperatur des Wassers betrug während der Bohrung
18° C., war also verhältnismäßig hoch. Herrn Direktor E. Löw
verdanke ich die Mitteilung der folgenden Analyse des Wassers:
In 1 l Wasser sind enthalten:
Abdampfrückstand. 2566‘7 mg,
CaO. 44'9 „
MgO. 29*0 „
93
Na,0.
1166*6
m,
K,0.
164*3
n
Si0 2 .
9*0
n
CI .
1106*0
n
S0 3 .
4*0
r>
nh 3 .
6*9
r>
CO a frei.
4*2
Yi
C0 2 halbgebunden.
291*2
r.
Organische Substanz.
24*3
n
Gesamthärte (deutsche Grade): 85°.
In dieser Analyse ist insbesondere der Gehalt an Natrium
und Chlor auffallend, aber durchaus nicht überraschend, da die
zusammen mit brennbaren Kohlenwasserstoffen aufsteigenden Wässer
fast stets mehr oder weniger kochsalzhältig sind. Da die Analyse
viel mehr Chlor ausweist als zur Bindung der vorhandenen Natrium¬
menge notwendig ist, so ergibt sich, daß auch die übrigen Metalle
hauptsächlich als Chloride vorhanden sind. Bei dem Gips- und
Pyritgehalt der Tertiärschichten ist die geringe Menge von Sul¬
faten recht auffallend.
Ich habe seinerzeit eine Wasserprobe durch den seither
leider verstorbenen Adjunkten Dr. Ehrenfeld auf die Radio¬
aktivität untersuchen lassen. Der Genannte machte mir dies¬
bezüglich folgende Mitteilung:
„Spannungsabfall pro Liter und Stunde minus Normal¬
verlust . 28*2 Volt,
Mache-Einheiten.0*32.
Von der gleichen Radioaktivität sind die Luhatsehowitzer
Wässer.“
Eil weiterer Beitrag zir Flora von Mähren.
Von A. Wlldt.
1. Eqnisetum arvense yar. nanum Aschrs. & Graebn.
Syn. Bd. I., S. 129, bei Czernowitz (Bez. Brünn).
2. Corylus Colurna L. kultiviert am Glacis und am
Franzensberge in Brünn.
3. Populus ambigua Beck (alba X tremula) bei Jun-
dorf (Bez. Brünn).
4. Rumex aquaticus L. bei Jundorf (Bez. Brünn).
5. Rumex pratensis Koch (obtusifolius X crispus)
bei Orscheschin (Bez. Brünn).
6. Polygonum persicaria X minus bei Bilowitz (Bez.
Brünn).
7. Chenopodium Botrys L. am Eisenbahndamme der
Breite Gasse ein Nest. Am Rossitzer Bahnhofe in Brünn, wo diese
Art noch vor 10 Jahren alle anderen Ruderalpflanzen verdrängend,
in Massen wucherte, ist sie immer mehr zurückgetreten und seit
2 Jahren gänzlich verschwunden.
8. Cerastium viscosum L. bei Lotschnau (Zwittau).
9. Gypsophila muralis L. bei Jundorf (Bez. Brünn).
10. Trollius europaeus L. beim Hadecker Jägerhause
(Bez. Brünn, Horäcek).
11. Aconi tum Vulparia Rchb. var. Phthora Rchb. bei
Eichhorn (Bez. Brünn).
12. PapaverRhoeasL. var. strigosum Bönningh. ruderal
bei Cernowitz (Bez. Brünn).
13. Fumaria Schleicheri Soy. Willm. bei Rebeschowitz
(Bez. Brünn).
14. Erysimum repandum L. mit voriger.
15. Viola collina X hirta am Hadiberge (Bez. Brünn)
mit der nachfolgenden:
16. Viola collina X ambigua.
17. Viola ambigua X hirta auf der stranskä Skala (Bez.
Brünn).
95
IS. Oxalis stricta L. bei Medlanko (Bez. Brünn).
19. Staphylea pinna ta L. am roten Berge bei Brünn.
20. Potentilla argentea L. var. decumbens Jord.
bei Bilowitz (Bez. Brünn).
21. Bosa incana Kit.*) bei Schimitz, am Hadiberge, bei
Adamsthal und beim Antonibrünnel (Bez. Brünn).
22. Prunus insititia L. verwildert am Hadiberge (Bez.
Brünn, Dr. v. Teuber).
23. Prunus eminens Beck (Cerasus X chamae-
cerasus) bei Schlappanitz und am Hadiberge (Bez. Brünn).
24. Lotus tenuifolius W. & Kit. eingeschleppt bei
Czernowitz (Bez. Brünn).
25. Tetragonolobus scandalida Scop. mit obiger.
26. Cy tisus austriaco X supinus ohne die Stammeltern
in dem großen Schotterbruche bei Czernowitz (Bez. Brünn).
27. Epilobium palustre L. bei Jundorf (Bez. Brünn).
28. Epilobium obscurum Schreb. bei Kiritein (Dr. v.
Teuber).
29. Cornus sanguinea L. in Folge der ungewöhnlichen
Witterungsverhältnisse zeigte diese (sowie einige Sträuche von
Rosa rubiginosa) im Herbste reifende Früchte und gleich¬
zeitig Blüten.
30. Pimpinella magna L. var. subcrenata Beck bei
Bilowitz (Bez. Brünn).
31. Heracleum sibiricum L. bei Kiritein (Bez. Brünn,
Dr. v. Teuber).
32. Pirolauniflora L. bei Jundorf (Bez. Brünn, Horäcek).
33. Verbascum denudatum Pfund(Lychnites X phlo.
moides) bei Watzenowitz (Bez. Gaya).
34. Yeronica opaca Fr. wurde in Gesellschaft von
V. Tournefortii und agrestis auf einem Gemüseacker bei
Zwittau in einigen Stücken gefunden. Da dies im Spätherbste
geschah, kann über die Menge, in welcher V. opaca dort vor¬
kommt und über ihre weitere Verbreitung in Mähren noch nichts
gesagt werden.
Orobanche-Arten sind in Folge ungünstiger Witterung im
Jahre 1915 nicht zur Entwicklung gelangt.
*) Für die Revision dieser Art danke ich Herrn Oborny in Znaim
bestens.
96
35. Gentiana praecox Kern bei Rajnochowitz (Dr. v.
Teuber).
36. Asperula glauca (L.) Bess. var. hirsuta Wallr.
bei Bellowitz (Bez. Brünn).
37. Bryonia alba L. im Dorfe Bellowitz (Bez. Brünn).
38. Solidago serotina Ait. an der Schwarza ober Jundorf
(Bez. Brünn).
39. Achillea setacea W. & Kit. bei Bellowitz (Bez.
Brünn).
40. Artemisia Absinthium L. im Punkwatale bei
Blansko.
41. Senecio campestris L. Noch immer bei Jundorf
(Bez. Brünn, Horätfek).
42. Echinops sphaerocephalus L. bei der Wrana-
mühle an der Ponawka.
43. Carduus crispus L. bei Bellowitz (Bez. Brünn).
44. Crepis paludosa Mnch. im Rziczkatale und ver¬
einzelt auf einer feuchten Stelle des Hadiberges (Bez. Brünn).
45. Butomus umbellatus L. im Mühlgraben der Nord¬
bahnstraße in Brünn, nicht zur Blüte gelangend.
46. Gagea pusilla Rom. & Sch. bei Rebeschowitz; var.
obovata Beck auf den Polauer Bergen (Thenius).
47. Agrostis vulgaris With. var. arenicola Asch. & Gr.
Syn. Bd. II., 1 ., S. 181, wie dort angegeben, am gelben Berge
bei Brünn.
48. Apera spica venti Beauv. mit
49. A i r a c a r y o p h y 11 e a L. wohl nur vorübergehend auf
der neuen Straße Jeknitz-Wranau (Bez. Brünn).
50. Avena pratensis L. im Schreibwalde bei Brünn.
51. Molinia coerulea Mnch. var. viridiflora Lej. am
roten Berge bei Brünn.
52. Melica picta C. Koch bei Jundorf (Bez. Brünn).
53. Sclerochloa dura Beau, bei Schimitz, Malomefitz
und bei Latein (Bez. Brünn).
54. Festuca arundiuacea Schreb. var. Uechtritziana
Wiesb. eingeschleppt auf einer Wiese bei Czernowitz (Bez. Brünn).
55. Bromus hordaceus L. var. leptostachys Beck
mit obiger.
56. Loli um pe renne L. var. cristatum Döll. Arch.
& Gr. Syn. Bd. II., L, S. 754, bei Wlkosch (Bez. Gaya).
97
57. Triticum caninum L. var. flexuosum Harz. bot.
Zentralbl. Bd. XLY. (1891) bei Czernowitz (Bez. Brünn).
58. Cypripedilum Calceolus L. zahlreich bei Roz-
drojowitz (Bez. Brünn, Horäßek).
59. Orchis purpurea Huds. hinter der Kleiduvka am
Hadiberge (Bez. Brünn, Hordöek).
60. O r ch i 8 m i 1 i t a r i s L. mit obiger, aber seltener (Horäöek).
61. Orchis latifolia L. im Rziczkatale (Bez. Brünn,
Thenius).
62. Arum maeulatum L. zwischen Stfelitz und Tetschitz
(Thenius).
Verhandlungen des n&tarf. Vereines in Brünn. LIV Band
7
Miozäne Foraminiferen von Wanrnwitz bei Troppao.
Von Dr. Franz Krumpholz,
Adjunkt der bosn.-herz. Geolog. Landesanstalt in Serajewo.
In Wawrowitz bei Troppau wurde vor einigen Jahren im
Aufträge des k. k. Ministeriums fiir öffentliche Arbeiten eine
Aufschlußbohrung unternommen. Durch die Vermittlung des
nzwischen verstorbenen Professors Dr. V. U h 1 i g wurden mir
10 Bohrproben zur Bearbeitung übergeben, die sich zum großen
■Teil als sehr reich an Foraminiferen erwiesen. Dieses Foramini¬
ferenmaterial bildet den Gegenstand der folgenden Abhandlung.
Die Gegend von Wawrowitz bildet in geologischer Hinsicht
die Randpartie des Miozänbeckens von Oberschlesien und steht
mit den miozänen Ablagerungen von Mähr.-Ostrau und Karwin,
sowie denen des nördlichen Mährens im Zusammenhänge. Wenn
auch auf den bisher veröffentlichten Karten dieser Gegend Miozän
nicht ausgeschieden ist, so ist doch nach den Veröffentlichungen
Hi 1 bers und den neuen Aufnahmen von Götzinger sicher,
daß unter dem Quartär jener Niederungen sich überall Miozän
findet.
In dieser Hinsicht mag also die vorliegende Arbeit als ein
kleiner Beitrag zur Kenntnis des Miozäns von Oberschlesien und
Mähren aufgefaßt werden.
Dem verstorbenen Professor Uhlig bin ich für die Ueber-
lassung des Materiales zu großem Danke verpflichtet. Den
gleichen Dank schulde ich Herrn Professor Fr. E. Sueß, der
mir nach dem Tode Uhligs hilfreich zur Seite stand. Auch
Herr Dr. Noth hat mir bei der Bearbeitung des Materiales
manche wichtige Anleitung und guten Rat gegeben. Herr
Dr. Petraschek hatte die Liebenswürdigkeit, mir über den
Stand der Miozän-Forschung in dem angegebenen Gebiete einige
Aufklärungen zu geben. Beiden Herren sei an dieser Stelle der
herzlichste Dank gesagt.
99
Zuerst lasse ich die Beschreibung der Arten folgen. Bei
derselben habe ich mich an das System gehalten, welches Eimer
und Fickert aufstellen in ihrer Arbeit über „Die Artbildung
und Verwandtschaft bei den Foraminiferen.“ (Zeitschrift für
wissenschaftliche Zoologie, LXV., 1899.)
Bei der Zitierung der synonymen Literatur sind nur jene
Arbeiten angeführt, in welchen die betreffende Art durch aus¬
führliche Beschreibung und Abbildung gekennzeichnet ist.
Beschreibung der Arten.
Rhabdamminldae Eimer und Fickert.
Rhabdammina abyssorum M. Sars.
1884. Rhabdammina abyssorum M. Sars. Brady (Report on the scientific
results of the voyage of H. M. S. Challenger) XXf, 1—13.
1895. Rhabdammina abyssorum Sars. Egger (Foraminiferen aus Meeres¬
grundproben gelothet von 1874—76 von S. M. Sch. Gazelle) IV, 31.
Es sind nur Bruchstücke von dieser Art erhalten. Die
zentrale Kammer habe ich niemals angetroffen, auch die von ihr
ausgehenden Arme sind nur in Bruchstücken erhalten. Wegen
des mangelhaften Erhaltungszustandes kann die Einreihung zu
Rh. abyssorum nicht als vollständig sicher gelten. Auch Schubert
führt in seiner Arbeit über die miozäne Foraminiferenfauna von
Karwin eine Rhabdammina an, die er wegen des schlechten
Erhaltungszustandes zu keiner bestimmten Art einreihen kann
und bemerkt, daß bisher aus dem Ostrauer Neogen derartige
Gebilde nicht angeführt worden seien. Es wären also die
Rhabdammina-Bruchstücke von Wawrowitz der zweite Fund von
Rhabdammina aus der weiteren Umgebung von Mähr.-Ostrau.
Rhabdammina abyssorum findet sich nach Brady in allen
Meeren lebend, ist von nahezu weltweiter Verbreitung. Sie lebt
in Tiefen von 200—3800 nt.
Saccaminldae Eimer und Fickert.
Lagena Walker und Boys.
Lagena apiculata Reuß.
1851. Dolina apiculata Reuß (Foraminiferen und Entomostraceen des
Kreidemergels von Lemberg) II, 1.
1863. Lagena apiculata Reuß. Reuß (Foraminiferen des norddeutschen
Hils und Gault) II, 2.
7 *
100
1863. Lagena apiculata Reuß. Reuß (Monographie der Lageniden)
I, 4—8, 10, 11.
1876. Lagena apiculata Reuß. Hantken (Fauna der Clavulina Szaböi-
Schichten) XII, 7.
1884. Lagena apiculata Reuß. Brady (Challenger) LVI, 15—18.
1895. Lagena apiculata Reuß. Egger (Gazelle) X, 8.
1902. Lagena apiculata Reuß. Egger (Foraminiferen und Ostracoden aus
den Kreidemergeln der oberbayrischen Alpen) V, 32.
1905. Lagena apiculata Reuß. Bagg (Miocene foraminifera from the
Monterey shale of California) IV, 2.
1908. Lagena apiculata Reuß. Egger (Mikrofauna der Kreideschichten des
westlichen bayrischen Waldes und des Gebietes um Regensbnrg) V, 17.
Das Gehäuse erreicht in der halben Höhe seine größte
Breite, von da ab verschmälert es sich nach oben und unten
gleichmäßig, um unten in einen kurzen Stachel zu endigen. Die
runde Mündung ist von einem sehr schmalen Strahlensaum
umgeben.
Diese Art zeigt, nach den vorhandenen Abbildungen und
Beschreibungen zu schließen, eine sehr große Variabilität. Es
kommen Gehäuse vor, die in der Nähe des Hinterendes ihren
größten Breitendurchmesser erreichen, daher eine ausgesprochen
bimförmige Gestalt haben, ferner solche, die einen sehr kleinen
Breitendurchmesser besitzen, also sehr schlank sind, ferner solche,
bei denen der Breitendurchmesser fast dem Längsdurchmesser
gleichkommt. Auch in den Proben von Wawrowitz variieren
diese Tiere sehr. Die meisten der vorliegenden Exemplare zeigen
Breitendurchmesser, die von der Länge nur wenig übertroffen
werden.
Diese Art kommt schon im Lias vor und tritt in den
jüngeren Ablagerungen sehr häufig auf. Rezent lebt sie in allen
Meeren bis 5000 m Tiefe.
Lagena hispida Reuß.
1863. Lagena hispida Reuß (Monographie) VI, 77—79.
1884. Lagena hispida Reuß. Brady (Challenger) LVII, 1—4.
1895. Lagena hispida Reuß. Egger (Gazelle) X, 26.
Das Gehäuse besitzt manchmal länglich runde, manchmal
wieder ovale Gestalt. Letztere Form ist die häufigere. Die
Mündung liegt auf einem ziemlich langen Fortsatz, welcher auf
seiner Oberfläche Querringe erkennen läßt, die hauptsächlich
durch ringförmig angeordnete Stacheln gebildet sind.
101
Reuß beschreibt in seiner Monographie eine Lagena hystrix,
welche mit der Lagena hispida große Aehnlichkoit, hat.: , 5 Buicji
die Gestalt der weniger gedrängten Rauhigkeiten und durch den
kurzen Schnabel unterscheidet sich diese Spezies von den
kugeligen Formen der L. hispida“ nach Reuß. Auch Lagena
aspera Reuß zeigt große Aehnlichkeit mit L. hispida. Der
kürzere Mündungsfortsatz und die dickeren Stacheln, welche die
Form von Höckern zeigen, scheinen L. aspera von hispida zu
unterscheiden. Doch scheinen die Unterschiede sehr gering¬
fügig, so daß es vielleicht besser wäre, beide mit der Lagena
hystrix zu einer Art zu vereinigen.
Lagena hispida tritt nach Brady zum erstenmal im Lias
auf und lebt gegenwärtig an den Küsten Englands in geringen
Tiefen und im Atlantischen und Stillen Ozean bis zu 3500 m Tiefe.
Lagena sulcata Walker und Jakob.
1866- Lagena caepulla Schwager (Fossile Foraminiferen von Kar
Nikobar) IV, 20 ab.
1884. Lagena sulcata Walker und Jakob, Brady (Challenger) LVII,
23, 26, 33, 34; LVIII, 4, 17, 18.
1890. Lagena sulcata Walker und J. Haeusler (Foraminiferenfauna der
schweizerischen Zone des Ammonites transversarius) XIII, 27—29.
1895. Lagena sulcata W. und J. Egger (Gazelle) X, 73.
1902. Lagena sulcata W. und J. Egger (Kreidemergel) V, 13.
1912. Lagena sulcata W. und J. Bagg (Pliocene and pleistocene foramini-
fera from Southern California) XIV, 9—12 b.
Diese Art zeigt kugelige Gestalt. Die Oberfläche ist von
zahlreichen parallelen Längstreifen bedeckt. Die Mündung liegt
auf einer kurzen Verlängerung des Gehäuses. Bradys Abbildung 34
kommt vorliegenden Exemplaren am nächsten. Seine anderen
Abbildungen weichen ziemlich bedeutend ab, da er eine große
Zahl ähnlicher, aber sonst unter verschiedenen Namen beschrie¬
bener Formen zu dieser Spezies vereinigt. Seine Lagena sulcata
umfaßt Formen mit sehr langem Mündungsfortsatz und solche
mit ganz kurzem, ferner Formen mit einem Stachelfortsatz und
solche ohne diesen, Formen mit runder Kammer und solche mit
elliptischem Umriß des Gehäuses. Haeuslers Lagena sulcata
weicht durch die Art der Rippenbildung von vorliegenden
Exemplaren etwas, wenn auch nur wenig ab. Schwagers Lagena
caepulla gehört auch zu dem Formenkreis, den Brady unter dem
Namen Lagena sulcata zu einer Spezies vereinigt. Von den
10 »
- - - . *
•WfliWPwjtzer ‘Exemplaren weicht Lagena caepulla aber durch
: den'Wagen* Miiüdungsfortsatz und das stumpfe hintere Ende ab.
Viele Autoren folgen Brady bei dieser Zusammenfassung nicht
und beschreiben die von ihm vereinigten Formen unter einem
besonderen Speziesnamen.
Wenn man die Spezies so weit faßt wie Brady, so geht sie
bis in den Lias zurück und kommt lebend in allen Meeren aller
Breiten vor bis 5000 m Tiefe.
Lagena hexagona Williamson.
1863. Lagena favosa Reuß (Monographie) V, 72, 73.
1863. Lagena geometrica Reuß (Monographie) V, 74.
1876. Lagena geometrica Reuß. Hantken (Clavulina Szaböi-Schichten) XII, 8.
1877. Lagena mariae Karrer (Geologie d. K. F. J. - Hochquellenleitung)
XVI, 16.
1884. Lagena hexagona Williamson. Brady (Challenger) LVIH, 32, 33.
1895. Lagena hexagona Will. Egger (Gazelle) X, 60.
Das Gehäuse zeigt bimförmige Gestalt und den größten
Breitendurchmesser in der unteren Hälfte der Längsachse und
nimmt von da gegen die Mündung hin gleichmäßig an Breite
ab. Die Mündung liegt auf einer spitzen Verlängerung des
Vorderendes, welches eine glatte Oberfläche zeigt, während die
ganze übrige Oberfläche mit den charakteristischen sechseckigen
Feldern besetzt ist, nach denen die Spezies den Namen erhalten
hat. Die Begrenzungslinien dieser Felder bilden aber keine
parallelen Reihen, auch ist manchmal die sechseckige Gestalt
verwischt. Von Bradys Abbildungen unterscheiden sich diese
Formen durch den längeren Mündungsfortsatz.
Lagena geometrica, die Reuß in seiner Monographie beschreibt
und abbildet, kommt der Lagena hexagona sehr nahe. Nur zeigt
letztere bedeutend größere Felder, die bei Reuß in Reihen stehen.
Seine Lagena favosa dagegen nähert sich vorliegenden Formen
wieder mehr durch die größeren Felder. Einen kleinen Unter¬
schied bildet die Form des Gehäuses. Die erwähnten Unterschiede
sind wohl aber zu klein und unwesentlich, als daß man die beiden
genannten Arten von Reuß von Lagena hexagona trennen sollte.
Auch die Lagena geometrica, welche Hantken beschreibt, wird
trotz ihrer etwas mehr gedrungenen Gestalt mit Lagena hexagona
zu vereinigen sein.
Diese Art beginnt im Tertiär und lebt gegenwärtig in allen
Meeren bis 4200 m Tiefe.
103
Nodosarldae Eimer und Fickert.
Nod 06 aria Lamarck.
Nodosaria (Glandulina) laevigata d’Orbigny.
1846. Glandulina laevigata d’Orbigny (Foraminiftres fossiles du bassin
tertiaire de Vienne) I, 4, 5.
1851. Glandulina pygmaea Reuß (Foraminiferen und Entomostraceen des
Kreidemergels von Lemberg) II, 3.
1856. Glandulina laevigata d’Orbigny. Neugeboren (Foraminiferen aus der
Ordnung der Stichostegier von Ober-L^pugy) I, 3, 4.
1866. Glandulina gracilis Reuß (Zur Fauna des Septarientones) II, 25—27.
1866. Glandulina laevigata d’Orb. var. in fl ata Born. Reuß (Zur Fauna des
Septarientones) II, 29—31.
1876. Glandulina laevigata d’Orb. Hantken (Fauna der Clavulina Szaböi-
Schicbten) IV, 7.
1884. Nodosaria laevigata d’Orb. Brady (Challenger) LXI, 20—22.
1895. Glandulina laevigata d’Orb. Egger (Gazelle) XI, 31.
1902. Glandulina laevigata d’Orb. Egger (Kreidemergel) V, 31.
Brady faßt unter diesem Namen sehr verschiedene Formen
zusammen. Er vereinigt die Gattung Glandulina mit Nodasaria.
Das Bezeichnendste dieser Gattung besteht darin, daß die auf¬
einanderfolgenden Kammern ungleich rasch an Größe zunehmen,
daß besonders die letzte alle vorhergehenden weitaus an Größe
übertrifft. Die letzte Kammer umfaßt */s der Länge des ganzen
Gehäuses oder noch mehr. Die Kammerscheidewände sind nicht
eingesenkt und äußerlich nicht deutlich wahrnehmbar.
Diese Art beginnt in der Kreide und ist gegenwärtig nahezu
kosmopolitisch.
Nodosaria annulata Reuß.
1845. Nodosaria annulata Reuß (Versteinerungen der böhmischen Kreide¬
formation) VIII, 4, 6, 7, XIII, 21.
1851. Dentalina annulata Reuß (Foraminiferen und Entomostraceen des
Kreidemergels von Lemherg) II, 13.
1876. Dentalina communis d’Orb. var. annulata Reuß. Van den Broeck (Etüde
sur les foraminiferes de la Barbade) II, 2.
1889. Nodosaria annulata Reuß. Fornasini (Foraminiferi miocenici di San
Rufillo presso Bologna) I, 10—13.
1908. Nodosaria annulata Reuß. Egger (Mikrofauna der Kreideschichten
des westlichen bayrischen Waldes und des Gebietes um Regensburg)
V, 36.
Die Formen von Wawrowitz weichen insoferne etwas von
den Abbildungen und Beschreibungen von Reuß ab, als liier die
Einschnürungen zwischen den einzelnen Kammern nicht so tief
104
und breit sind wie bei Reuß und die Scheidewände wohl als
dunkle Ringe an der Oberfläche deutlich zu erkennen sind, aber
nicht als Erhebungen emporragen. Die Achse des Gehäuses ist
schwach gekrümmt. Auf diese Eigenschaft des Gehäuses baute
man früher die Unterscheidung zwischen Nodosaria und Denta-
lina auf. Seitdem man aber erkannt hat, daß die gradlinige
Aneinanderreihung und die Einbiegung kein festes Merkmal
bilden, daß einige Arten sowohl gerade als auch gebogen Vor¬
kommen, daß zwischen diesen beiden Eigenschaften alle möglichen
Uebergänge Vorkommen, so daß es oft schwer ist zu entscheiden,
ob man es mit einer geraden oder gebogenen Form zu tun hat,
hat man diese Unterscheidung aufgegeben und rechnet gegen¬
wärtig meistens nur mehr mit Nodosaria. Die Höhe der Kammern
wird bei vorliegender Art oft von ihrer Breite üb er troffen. Die
Anfangskammer zeigt bei manchen Exemplaren einen kleinen
Fortsatz. Mit Fornasinis Abbildungen stimmt die Eigenart
vorliegender Tiere überein, oft beträchtliche Sprünge in der
Größe der Kammern zu zeigen. Auf eine Kammer von bedeu¬
tender Größe folgt oft eine bedeutend kleinere und von dieser
angefangeu nehmen die Kammern wieder regelmäßig an Größe
bis zur Endkammer zu. Der Größenunterschied zeigt sich nicht
so sehr in der Länge der Kammern als vielmehr in ihrem
Breitenunterschiede.
Diese Art_ ist jedenfalls nahe verwandt mit Dentalina
approximata Reuß (Hantken: Fauna der Clavulina Szaböi-
Schichten III, 5; Reuß: Fauna des Septarientones II, 22) und
ebenso mit Nodosaria consobrina var. emaciata Reuß (Brady:
Challenger LX1I, 25, 26; Reuß : Zur Fauna des Septarientones II,
12, 13; Reuß: Ueber die fossilen Foraminiferen und Entomos-
traceen der Septarientone der Umgebung von Berlin III, 9).
Eine auffallende Erscheinung zeigt sich bei dieser Spezies.
Neben den regelmäßig runden Mündungen trifft man sehr häufig
Mündungen von halbmondförmiger Gestalt. Eine ähnliche
Beobachtung finde ich bei Rzehak (Annalen des naturhistorischen
Hofmuseums X, Seite 220) verzeichnet. Er beschreibt dort eine
Glandulina laevigata d’Orb. var. chilostoma VII, 6, die ebenfalls
eine halbmondförmige Mündung besitzt. Er erwähnt dort ferner,
daß sich halbmondförmige Mündungen bei gewissen Nodosarien,
die in der Kreide (Lingulina nodosaria Reuß), im Eozän (Lingu-
lina tuberosa Gümb.) und im jüngeren Tertiär (Lingulina
105
rotundata d’Orb.) Vorkommen, nicht gerade selten finden. Rzehak
möchte für die glatten Nodosarien mit halbmondförmiger Mündung
den Namen Nodosarella als ein besonderes Subgenus vorschlagen.
Ueberhaupt bespricht Rzehak an jener erwähnten Stelle recht
ausführlich das Verhalten dieser Formen mit halbmondförmiger
Mündung.
Nodosaria soluta Reuß.
1851. Dentalina soluta Reuß (Ueber die fossilen Foraminiferen und
Eutomostr. der Septarientone der Umgebung von Berlin) III, 4.
1866. Nodosaria (Dentalina) soluta Reuß (Zur Fauna des Septarien-
tones) II, 4—8.
1866. Nodosaria (Dentalina) grandis Reuß (Zur Fauna des Septarien»
tones) I, 26—28.
1876. Dentalina soluta Reuß. Hantken (Fauna der Clavulina-Szaböi-
Scliichten) III, 2.
1884- Nodosaria soluta Reuß. Brady (Challenger) XLII, 13—16.
1889. Nodosaria soluta Reuß. Fornasini (Foraminiferi miocenici di San
Rufillo presso Bologna) I, 8.
1890. Nodosaria soluta Reuß. Haeusler 'Monographie der Foraminiferen
der Transversariuszone) XIV, 13, 23.
1902. Nodosaria soluta Reuß. Egger (Kreidemergel) VI, 23.
1905. Nodosaria soluta Reuß. Bagg (Miocene Foraminifera from the
Monterey shale of California) V, 11.
1912. Nodosaria soluta Reuß. Bagg (Pliocene and pleistoeene foraminifera
from Southern California) XV, 2 ab, XVI, 7.
Diese Art steht im allgemeinen der Nodosaria consobrina
ziemlich nahe, unterscheidet sich aber von ihr durch die an den
Scheidewänden stärker eingeschnürten Kammern, durch die
ungleiche Größe der Kammern und den deutlichen Stachel am
Anfang der ersten Kammer. Während Brady alle seine Nod.
soluta mit einer Strahlenmündung abbildet, findet sich bei anderen
Autoren wie Reuß (Zur Fauna des Septarientones) II, 5, 8;
Reuß (Ueber die fossilen Foraminiferen und Entomostraceen der
Septarientone der Umgebung von Berlin) III, 4; Fornasini
(Foraminiferi miocenici di San Rufillo presso Bologna) 8 die
Mündung rund und ohne Strahlen beschrieben. Reuß bemerkt
in seiner Arbeit „Ueber die fossilen Foraminiferen und Ento¬
mostraceen der Septarientone der Umgebung von Berlin“, S. 60:
„Die letzte Kammer verschmälert sich allmählich zu einer kurzen,
dünnen Röhre, welche die nackte Mündung trägt“. Ich fand bei
den meisten Exemplaren die Wahrnehmung von Reuß und den
übrigen erwähnten Autoren bestätigt. Es finden sich allerdings
106
auch Individuen mit Strahlenmündung, welche sich nur durch
dieses eine Merkmal von den anderen unterscheiden. Außerdem
kommen auch Formen mit gestreifter Oberfläche vor, wie sie
Brady LXIV, 28, abbildet. Die Längsstreifung ist aber nur
ganz schwach angedeutet und ist hier nicht nur auf den hinteren
Teil der Kammern beschränkt wie bei Brady, sondern die ganze
Oberfläche zeigt sich gestreift.
Hierher ist auch eine sonderbare Form zu stellen, welche
ich als eine Abnormität von Nodosaria soluta auffasse. Die Form
der Kammern und der Mündung ist dieselbe wie bei einer
typischen Nodosaria soluta. Die Kammern sind aber hier nicht
in einer Geraden angeordnet, auch nicht nach einer gekrümmten
Achse, sondern ganz regellos. Die Scheidewände sind abwechselnd
schief gestellt. Das Gehäuse zeigt eine schmutzig rotbraune Farbe
und ist auch in Canadabalsam vollständig undurchsichtig.
Die geologische Verbreitung dieser Art erstreckt sich von
der Kreide bis zur Gegenwart und rezent lebt sie nach Brady
im Atlantischen Ozean und im Süd-Pacific in Tiefen von 500 bis
2400 m.
Nodosaria consobrina d’Orbigny.
1846. Dentalina consobrina d’Orbigny (Foraminif&res fossiles da bassin
tertiaire de Vienne) II, 1—3.
1856. Dentalina Haidingeri Neugeboren. Neugeboren (Foraminiferen aus
der Ordnung der Stichostegier) III, 12.
1856. Dentaliua consobrina d’Orb. Neugeboren (Foraminiferen aus der
Ordnung der Stichostegier) III, 15.
1856. Dentalina Reußi Neugeboren (Foraminiferen aus der Ordnung der
Stichostegier) III, 17.
1856. Dentalina abbreviata Neugeboren (Foraminiferen aus der Ordnung
der Stichostegier) III, 18.
1876. Dentalina consobrina d’Orb. Hantken (Fauna der Clavulina Szaböi-
Schichten) III, 3, 10.
1884. Nodosaria consobrina d’Orb. Brady (Challenger) LXII, 23, 24.
1885. Nodosaria consobriaa d’Orb. Egger (Gazelle) XI, 2, 7, 13.
1902. Nodosaria consobrina d’Orb. Egger (Kreidemergel) V, 44, VI, 31, 32,
33, 36.
1905. Nodosaria consobrina d’Orb. Bagg (Miocene foraminifera from the
Monterey shale of California) V, 3.
1908. Nodosaria consobrina d’Orb. Egger (Mikrofauna der Kreideschichten
des westlichen bayrischen Waldes und des Gebietes um Regensburg)
V, 27.
1912. Nodosaria consobrina d’Orb. Bagg (Pliocene and pleistocene forami¬
nifera from Southern California) XV, 5 a—d.
107
Diese schon so oft und erschöpfend beschriebene Art
stimmt genau mit den guten vorhandenen Abbildungen und
Beschreibungen tiberein. Die von Neugeboren als besondere Arten
beschriebenen Dentalina Haidingeri, Dentalina Reußi, Dentalina
abbreviata sind am besten mit Nodosaria consobrina zu vereinigen,
da die Unterschiede zu unwesentlich sind, um die Aufstellung
einer neuen Art zu rechtfertigen.
Diese Art beginnt nach Brady in der Kreide und lebt gegen¬
wärtig im nördlichen und südlichen Atlantischen und im südlichen
Stillen Ozean bis zu 2500 m Tiefe.
Nodosaria pyrula d'Orbigny.
1846. Nodosaria Mariae d’Orbigny (Foraminifferes fossiles du bassin tertiaire
de Vienne) I, 15, 16.
1846- Nodosaria rugoSa d’Orbigny (Bassin tertiaire de Vienne) I, 20, 23.
1866. Nodosaria pyrula d’Orb. Schwager (Fossile Foraminiferen von Kar
Nikobar) V, 38.
1884. Nodosaria pyrula d’Orb. Brady (Challenger) LXII, 10—12.
1890. Nodosaria pyrula d’Orb. Haeusler (Monographie der Foraminiferen der
Transversarius-Zone) XIV, 19.
1895. Nodosaria pyrula d’Orb. Egger (Gazelle) XI, 14, 15.
Es sind von dieser Art nur Bruchstücke erhalten. Wegen
des zarten Gehäuses ist dies leicht erklärlich. d’Orbignys Nodo¬
saria Mariae und Nodosaria rugosa stimmen mit Nodosaria pyrula
überein, nur sind hier die Kammern noch mehr in die Länge
gestreckt als bei d’Orbigny. Es gibt verschiedene Uebergänge.
Es kommen Formen vor, bei denen die einzelnen Kammern fast
rundliche Gestalt haben und die langen, dünnen Verbindungs¬
stücke plötzlich ohne Uebergang aus den runden Kammern
beginnen, neben Formen, bei welchen die länglichen Kammern
allmählich in das ausgezogene Verbindungsstück übergehen. Einige
zeigen ein langes Verbindungsstück, andere wieder ein kurzes.
Nach Brady beginnt Nodosaria pyrula im Londonton und
kommt rezent vor bei Frankreich, Belgien, England, im Mittel¬
meer im südlichen und nördlichen Stillen und im nördlichen
Atlantischen Ozean bis 1200 m Tiefe.
Nodosaria longiscata d’Orbigny.
1846. Nodosaria longiscata d’Orbigny (Bassin tertiaire de Vienne) I, 10, 12.
1851. Nodosaria Ewaldi d’Orb. Eeuß (Ueber die fossilen Foraminiferen und
Entomostraceen der Septarientone der Umgebung von Berlin) III, 2.
1866. Nodosaria (Dentalina) exilis Neugeb. Reuß (Zur Fauna de« Septarien-
tones) II, 17.
1866. Nodosaria Ewaldi Reuß (Zur Fauna des Septarientones) II, 18.
1890. Nodosaria longiscata d’Orb. Haeusler (Transversarius-Zone) XIII,
71—76, XIV 11, 12.
Es finden sich auch von dieser Art nur Bruchstücke des
Gehäuses, meistens einzelne Kammern. Wegen des überaus zarten
Gehäuses zerbricht sie sehr leicht. Sie ist von den anderen Arten
sehr leicht dadurch zu unterscheiden, daß die Länge der
Kammern die Breite derselben weit übertrifft, etwa um das
10 fache. End- und Anfangskammer sind hier nicht erhalten.
Schwagers Nodosaria arundinea (Fossile Foraminiferen von
Kar Nikobar) V, 43, 44, 45 ist mit Nodosaria longiscata nahe
verwandt. Schwager sagt, die Aehnlichkeit zwischen beiden Arten
sei so groß, „daß man wohl im Zweifel sein kann, ob eine
Trennung der beiden gerechtfertigt sei.“ Doch sei sie von
Nodosaria longiscata dadurch unterschieden, daß ihre Enden nie
so scharf und plötzlich nach unten abfallen, wie es bei dieser
der Fall ist. Diese Eigentümlichkeit war es auch, die mich
bewog, vorliegende Exemplare nicht zu Nodosaria arundinea zu
stellen, sondern zu Nodosaria longiscata. Haeuslers Nodosaria
longiscata zeigt bedeutend stärker aufgeblühte Kammern, so daß
sich hier ein Vergleich schwer ziehen läßt. Dagegen zeigt die
von Reuß abgebildete Nodosaria exilis eine sehr große Aehnlich¬
keit mit Nodosaria longiscata. Reuß selbst bemerkt darüber: „Sie
ist mit der Nodosaria longiscata d’Orb. sehr verwandt und viel¬
leicht damit identisch.“ Nodosaria Ewaldi Reuß ist ebenfalls mit
Nodosaria longiscata nahe verwandt, unterscheidet sich aber nach
Reuß von ihr durch die Beschaffenheit der Oeffnung, die aber bei
vorliegenden Exemplaren nicht erhalten ist.
Kommt fossil schon im Jura vor und ist rezent nicht
bekannt.
Nodosaria Simplex Silvestri.
1884. Nodosaria simplex Silvestri. Brady (Challenger) LXII, 4, 5, 6.
1895. Nodosaria simplex Silvestri. Egger (Gazelle) XI, 6.
1902. Nodosaria simplex Silvestri. Egger (Kreidemergel) V, 35.
Diese Art besteht nur aus zwei langgestreckten Kammern.
Die erste setzt sich nach rückwärts in einen Stachel fort und
verschmälert sich gegen das Hinterende hin allmählich, so daß
die zugespitzte Kammer unmerklich in den Stachel übergeht,
109
ähnlich wie es Brady bei Fig. 5 abbildet. Die Endkammer trägt
auf einem langen dünnen Fortsatze die runde Mündung. In
Canadabalsam ist das ganze Gehäuse sehr schön durchsichtig.
Eine gewisse, wenn auch nicht weitgehende Aehnlichkeit
mit Nodosaria calomorpha Reuß (Zur Fauna des Septarientones)
I, 19 ist nicht zu verkennen. Mit Bradys Abbildungen der
Nodosaria calomorpha ist Nodosaria simplex nicht zu vergleichen.
Sie beginnt im Tertiär und kommt gegenwärtig bei den
Ki-Inseln bei Neu-Seeland bis 500 m Tiefe vor.
Nodosaria inornata d’Orbigny.
1846. Dentalina inornata d’Orbigny (Bassin tertiaire de Vienne) I, 50, 51.
Brady vereinigt diese Art mit der Nodosaria communis. Ich
möchte diese Vereinigung nicht aufrecht halten. Denn es sind
doch bedeutende Unterschiede vorhanden. Bei Nodosaria inornata
sind die Kammern deutlich voneinander abgesetzt, durch vertiefte
Nähte voneinander getrennt, während sie bei Nodosaria communis
fast ohne Einschnürung an den Scheidewänden aneinander gereiht
sind. Bei Nodosaria inornata ist die Mündung rund, ohne Strahlen,
bei Nodosaria communis ist sie eine deutliche Strahlenmtindung.
Letztere Art zeigt mehr zylindrisch geformte Kammern, Nodosaria
inornata besitzt kugelige Kammern. Beiden Arten sind die schief
gestellten Kammerscheidewände gemeinsam.
Nodosaria inornata hat zahlreiche Verwandte unter den
übrigen Arten. Schon d’Orbigny hebt die Aehnlichkeit mit
Dentalina badensis hervor. Nodosaria filiformis d’Orbigny gehört
auch in den Kreis der ähnlichen Formen. Auch Nodosaria
Roemeri Neugeboren zählt hiezu.
Nodosaria Adolphina d’Orbigny.
1846. Dentalina Adolphina d’Orbigny (Bassin tertiaire de Vienne) II, 18—20.
1856. Dentalina Adolphina d’Orb. Neugeboren (Foraminiferen aus der
Ordnung der Stich ostegier) IV, 8 ab.
1856. Dentalina ornata Neugeboren (Foraminiferen aus der Ordnung der
Stichostegier) IV, 9 ab.
1900. Nodosaria Adolphina d’Orb. var. armata Schubert (Ueber die Fora¬
miniferenfauna und Verbreitung des nordmährischen Miozäntegels)
II, 1.
Die Achse des Gehäuses ist gerade; die kurzen Längs¬
rippen (etwa 6 an der Zahl) auf der Kammeroberfläche laufen
110
an den gegen die Anfangskammer gerichteten Teile der Kammern
in Stacheln aus. Die Mündung ist rund und sitzt auf der End¬
kammer selbst, nicht auf einer Verlängerung derselben. Neben
diesen typischen Formen zeigen sich wieder andere mit ziemlich
zahlreichen Längsstreifen, Formen mit sanft gebogener Haupt¬
achse, Formen, bei denen die Längsrippen auf der Kammer¬
oberfläche sehr kurz ausgebildet sind, während sie bei anderen
wieder länger sind.
Diese Art ist nahe verwandt mit Nodosaria lepidula
Schwager (Fossile Foraminiferen von Kar Nikobar) V, 28. Die
Anfangskammer ist bei letzterer aber anders ausgebildet. Schwager
bemerkt, daß seine Nodosaria lepidula einen großen Formenkreis
umschließt und zahlreiche Varietäten aufweist. Dentalina ornata
Neugeboren zeigt große Verwandtschaft mit Dentalina Adolphina,
nach Neugeborene Ansicht aber muß sie von Dentalina Adolphina
getrennt werden, da sie sich von derselben auf das Bestimmteste
dadurch unterscheide, daß die ersten Kammern vollkommen
zylindrisch und die Nähte mit Dornen besetzt sind. Schubert
bildet eine Nodosaria Adolphina ab, die er deshalb, weil sie auch
auf den Zwischenstücken Dornen trägt, als Nodosaria Adolphina
var. armata bezeichnet.
Nodosaria Adolphina findet sich fossil im Neogen.
Nodosaria latejugata Gümbel.
1870. Nodosaria latejugata Gümbel (Beiträge zur Foraminiferenfauna der
Nordalpinen Eozängebilde) I, 32.
1876. Nodosaria latejugata Gümbel. Hantken (Fauna der Clavulina Szaböi-
Schichten) II, 6 abc.
Diese Art besteht aus vier Kammern, welche durch keine
tiefen Scheidewände getrennt sind. Die Oberfläche ist von 7—12
stark hervortretenden Rippen überzogen, welche auf der ersten
Kammer zahlreicher sind als auf den folgenden. Die Anfangs¬
kammer übertrifft alle anderen an Größe und ist mit einem
Stachel versehen. Die Endkammer trägt auf einem kleinen
Vorsprung die von Strahlen umgebene Mündung.
Eine Aehnlichkeit mit Nodosaria bacilloides Hantk. (Fauna
der Clavulina Szaböi-Schichten) II, 8, ist bei dieser Art nicht zu
verkennen. Auch mit Nodosaria Maximiliana Gümbel (Beiträge
zur Foraminiferenfauna der Nordalpinen Eozängebilde) I, 31 ist
Nod. latejugata verwandt, unterscheidet sich aber von ihr nach
111
Gtimbels Beobachtungen durch die geringere Größe, durch ihre
größere Embryonalkammer und tiefere Einschnürungen. Nodosaria
latejugata fällt leicht in die Augen durch ihre verhältnismäßig
riesigen Dimensionen.
Nodosaria hispida d’Orbigny.
1846. Nodosaria hispida d’Orbigny (Bassin tertiaire de Vienne) I, 24, 25
1846. Nodosaria acnleata d’Orbigny (Bassin tertiaire de Vienne) I, 26, 27.
1846. Dentalina floscula d’Orbigny (Bassin tertiaire de Vienne) II, 16, 17.
1851. Nodosaria conspurcata Reuß (Ueber die fossilen Foraminiferen und
Entom. der Septarientone der Umgebung von Berlin) m, 3.
1866. Nodosaria hispida Schwager (Fossile Foraminiferen von Kar
Nikobar) VI, 65.
1876. Dentalina setosa Hantken (Fauna der Clavulina Szaböi-Sehichten)
XIII, 9.
1884. Nodosaria hispida d’Orbigny. Brady (Challenger) LXUI, 10—16.
1890. Nodosaria hispida d’Orbigny. Haeusler (Monographie der Foramini¬
feren der Transversariuszone) XIV, 15.
1895. Nodosaria hispida d’Orbigny. Egger (Gazelle) XI, 16.
1902. Nodosaria hispida d’Orbigny. Egger (Kreidemergel) VIII, 11.
1908. Nodosaria hispida d’Orbigny. Egger (Mikrofauna der Kreideschichten
des westl. bayr. Waldes und des Geb. um Regensburg) VIII, 13.
Neben Individuen mit zahlreichen Kammern finden sich
auch solche, die nur aus zwei Kammern bestehen. Brady hält
solche Formen für Jugendformen oder in der Entwicklung zurück¬
gebliebene Tiere. Die meisten Exemplare mit zahlreichen
Kammern zeigen die Merkmale der typischen Nodosaria hispida,
doch kommen auch zahlreiche Uebergangsformen vor. Auch
Individuen ohne kragenförmigen Fortsatz auf der letzten Kammer
finden sich. Die Oberfläche ist bald mit kleinen in Reihen ange¬
ordneten Knötchen besetzt, bald zeigen sich Andeutungen einer
Längsstreifung, immer aber finden sich kleine Stacheln auf der
Oberfläche.
Nodosaria conspurcata Reuß scheint mit Nodosaria hispida
nahe verwandt zu sein, nur sind dort die Scheidewände nicht so
tief eingeschnitten. Nodosaria aculcata unterscheidet sich bei
d’Orbigny nur durch die enger aneinander gereihten Kammern
und Dentalina floscula durch die etwas gekrümmte Hauptachse-
Schwagers Nodosaria hispida weicht von jener von d’Orbigny
etwas ab. Bei Schwager schließen nämlich die Kammern eng
aneinander, während sie bei der typischen Nodosaria hispida
immer deutlich voneinander abgesetzt sind und häufig ein länger
112
ausgezogenes Zwischenstück zwischen den Kammern erkennen
lassen. Auch bei Dentalina setosa bildet das zuletzt erwähnte
Merkmal einen kleinen Unterschied.
Diese Art beginnt im Lias und kommt nach Brady im nörd¬
lichen und südlichen Atlantischen und im Stillen Ozean vor bis
800 m Tiefe. Sie ist auch aus dem Mittelmeere bekannt.
Nodosaria catenulata Brady.
1884. Nodosaria catenulata Brady (Challenger) LXIII, 32—33.
Die Längsrippen sind hier noch deutlicher und ragen noch
höher über die Schalenoberfläche empor als bei Brady. Er
bemerkt, vielleicht sei seine Nodosaria catenulata nur eine Varietät
von Nod. vertebralis Bätsch. Die vorliegenden Exemplare könnte
man mit Nodosaria vertebralis nicht näher in Beziehung bringen,
denn dagegen spricht die Form der Kammern und die Art der
Abgrenzung der einzelnen Kammern. Auch mit keiner ändern
bisher beschriebenen Art könnte man sie vergleichen.
Diese Art wurde von der Challenger-Expedition bei den
Philippinen und in der Torresstraße bis 182 m Tiefe gefunden.
Nodosaria proxima Silvestri.
1876. Nodosaria crassa Hantken (Fauna der Clavulina Szaböi-Schichten)
XIII, 4.
1884. Nodosaria proxima Silvestri. Brady (Challenger) LXIV, 15.
Sie besteht nur aus zwei Kammern, die durch eine tiefe
Einschnürung von einander getrennt sind. Die Oberfläche ist
mit Rippen bedeckt. Eine Drehung derselben, wie sie Brady
abbildet, konnte ich nicht bemerken. Die Anfangskammer zeigt
rundliche Gestalt und trägt eine Stachelspitze, die letzte Kammer
ist in einen langen, dünnen Fortsatz ausgezogen, welcher die
Mündung trägt.
Diese Art ist jedenfalls sehr eng mit Nodosaria crassa
Hantken verwandt, so daß vielleicht eine Vereinigung beider
Arten angezeigt wäre.
Nodosaria proxima kommt nach Brady vor bei den Azoren,
Tristan d’Acunha, in der Torresstraße, bei den Philippinen und
den Korallenriffen von Honolulo bis 200 m Tiefe.
113
Opisto-Dischistidae Eimer und Fickert.
Bigenerina d’Orbigny.
Bigenerina agglutinans d’Orbigny.
1846. Bigenerina agglutinans d’Orbigny (Bassin tertiaire de Vienne)
XIV, 8-10.
Die anfangs zweireihig angeordneten Kammern gehen unge¬
fähr in der Mitte des Gehäuses in die einreihige Anordnung
über. Aber auch die einreihig angeordneten Kammern folgen
nicht regelmäßig nodosarienartig aufeinander, sondern zeigen eine
alternierende Anordnung. Darin weicht vorliegendes Exemplar
von der Abbildung d’Orbignys ab. Dort zeigen sich die End¬
kammern geradlinig angeordnet. Wenn man sich von der
Anordnung der Endkammern leiten, ließe, würde man vorliegendes
Exemplar unbedenklich zu Pleurostomella und zwar Pleurosto¬
mella jurassica Haeusler (Transversariuszone) XII, 14—22 stellen.
Nun ist aber Haeusler selbst im Zweifel, ob die Abtrennung
dieser Form von den Bigenerinen wirklich gerechtfertigt ist. Er
sagt: „In diese eigentümliche Gattung müssen wahrscheinlich die
leider sehr seltenen und schlecht erhaltenen textularia- und
bigenerina-ähnlichen Formen gestellt werden. Die Zahl und
Form der Kammern sowie die Stellung sind an jedem Exemplar
verschieden, dennoch glaube ich, daß diese alle eine einzige Art
bilden, die vorläufig als Pleurostomella jurassica bezeichnet
werden kann.“ Er führt diese Art unter Fragezeichen an. Ich
möchte das mir vorliegende Exemplar als eine Bigenerina aggluti¬
nans betrachten, die von der gewöhnlichen Form insoferne etwas
abweicht, als die Suturen des einreihigen Teiles abwechselnd
schief gestellt sind. Brady vereinigt die Bigenerina agglutinans
mit Bigenerina nodosaria. Eine sehr weitgehende Aehnlichkeit
zwischen beiden ist jedenfalls vorhanden.
Disctllstldae Eimer und Fickert.
Textularia Defrance.
Textularia carinata d’Orbigny.
1846. Textularia carinata d’Orbigny (Bassin tertiaire de Vienne) XIV, 32—34.
1851. Textularia lacera Reuß (Ueber die fossilen Foraminiferen und Ento-
mostraceen der Septarientone der Umgebung von Berlin) VI, 54.
1876. Textularia carinata d’Orb. Hantken (Fauna der Clavulina Szabdi-
Schichten) VII, 8.
Verhandlungen des naturf Vereine? in Brünn. LIV. Band. g
114
1881. Textularia carinata d’Orb. Brady (Challenger) XLII, 15, 16.
1895. Textularia carinata d’Orb. Egger (Gazelle) VI, 39—41.
1904. Textularia carinata d’Orb. Bagg Foraminifera (Maryland geological
survey) CXXXII, 10.
Diese häufige und schon oft beschriebene Art stimmt voll¬
ständig mit den vorhandenen Abbildungen und Beschreibungen
überein.
Sie beginnt fossil im Eozän und wurde von der Challenger-
Expedition bei den Philippinen gefunden. d’Orbigny und Parker
fanden sie im Adriatischen Meere.
Textularia gramen d’Orbigny.
1846. Textularia gramen d’Orbigny (Bassin tertiaire de Vienne) XV, 4 — 6.
1884. Textularia gramen d'Orb. Brady (Challenger) XLIII, 8, 9.
1895. Textularia gramen d’Orb. Egger (Gazelle) VI, 24—26.
1902. Textularia gramen d’Orb. Egger (Kreidemergel) II, 27, 28.
Die Kammern sind in der Mitte (Hauptachse) fast ebenso
dick wie am Rande und sind schief gestellt. Brady vereinigt mit
dieser Art auch die Textularia abbreviata d’Orb. und Textularia
Haueri d’Orb. (Foraminiferes fossiles du bassin tertiaire de Vienne)
XV, 7—12, 13—15. Sie unterscheiden sich nach ihm nur durch
kleine Modifikationen des Umrisses.
Brady führt diese Art als in fast allen Meeren lebend an,
und zwar kommt sie häufiger im seichten als im tiefen Wasser vor.
Opisto-Trischistidae Eimer und Fickert.
Gaudryina d’Orbigny.
Gaudryina siphonella Reuß.
1851. Gaudryina siphonella Reuß (Ueber die fossilen Foraminiferen und
Entomostraceen der Septarientone der Umgebung von Berlin) V, 41, 42.
1884. Gaudryina siphonella Reuß. Brady (Challenger) XLVI, 17—19.
1876. Gaudryina siphonella Reuß. Hantken (Fauna der Clavulina Szabbi-
Schichten) I, 3.
Das Charakteristische für diese Gattung besteht in dem
anfangs dreireihigen, später zweireihigen Kammeraufbau. Die letzte.
Kammer trägt auf einer kurzen dünnen Röhre die Mündung. Wie
Reuß in seiner ausführlichen Beschreibung dieser Art erwähnt,
soll die Mündung bei den Gaudryinen eine einfache Querspalte
sein. Aber schon bei den ihm vorliegenden Gaudryinen ist sie
nicht so beschaffen, sondern liegt auf einer röhrenförmigen
115
Verlängerung. Er führt schon einige Arten an, welche einen
Uebergang bilden zwischen den Gaudryinen mit röhrenförmiger
und jenen mit spaltförmiger Mündung. Ich fand in den Proben
von Wawrowitz Tiere mit runder Mündung ohne röhrenförmige
Verlängerung und Tiere mit ziemlich langer Röhre auf der letzten
Kammer. Auch solche mit ganz kurzer Röhre kommen vor.
Diese Art beginnt nach Brady fossil in der Kreide und lebt
gegenwärtig im nördlichen und südlichen Atlantischen und nörd¬
lichen und südlichen Stillen Ozean bis 7000 m Tiefe. Sie scheint
tieferes Wasser vorzuziehen.
Buliminldae Eimer und Fickert.
Bulimina d’Orbigny.
Bulimina elongata d’Orbigny.
1846. Bulimina elongata d’Orbigny (Bassin tertiaire de Vienne) XI, 19, 20.
1851. Bulimina imbricata Reuß (Foraminiferen und Entomostraceen des
Kreidemergels von Lemberg) IV, 7.
1884. Bulimina elongata d’Orb. Brady (Challenger) LI, 1, 2.
1895. Bulimina elongata d’Orb. Egger (Gazelle) VIII, 105, 106, 75, 76.
1905. Bulimina elongata d’Orb. Bagg (Miocene foraminifera from the
Monterey shale of California) II, 5.
Neben typischen Vertretern der Bulimina elongata kommen
zahlreiche Formen vor, welche den Uebergang zu Bulimina
ovata vermitteln, Formen, die der Abbildung 2 bei Brady ent¬
sprechen. Der Längsdurchmesser übertrifft bei diesen Exemplaren
nicht so bedeutend den Breitendurchmesser wie bei der typischen
Bulimina elongata. Kleine Stacheln auf den ersten Kammern sind
auch hier vorhanden. Bulimina imbricata Reuß steht dieser Art
sehr nahe.
Sie beginnt in der Kreide und lebt gegenwärtig im nörd¬
lichen und südlichen Atlantischen Ozean bis 2600 m Tiefe.
Bulimina inflata Seguenza.
1866. Bulimina inflata Schwager (Fossile Foraminiferen von Kar Nikobar)
VII, 91.
1884. Bulimina inflata Seguenza. Brady (Challenger) LI, 10—13.
1895. Bulimina inflata Seguenza, Egger (Gazelle) VIII, 85.
Bulimina inflata bildet mit ihren gerippten unteren Kammern
und den Stacheln am Kammerrande einen Uebergang zwischen
Bulimina aculeata, welche nur Stacheln an den unteren Kammern
8 *
116
trägt, und Bulimina buehiana, deren Oberfläche der unteren Kammern
nur Rippen zeigt. Ks Anden sich bei vorliegender Art Formen,
wo Rippen und Stacheln sehr deutlich ausgeprägt sind und stark
hervorspringen neben Formen mit weniger deutlich ausgebildeten
Rippen und Stacheln. Von den zarten Knötchen, mit denen nach
Egger die Oberfläche der größeren Kammern besetzt ist, konnte
ich nichts bemerken. Durch ihre Rippen und Stacheln bildet diese
Art eine leicht auffallende Form unter den Buliminen.
Sie beginnt im Tertiär und Andet sich im nördlichen und
südlichen Atlantischen und Stillen Ozean von 180—4400 m Tiefe.
Polymorphina d’Orbigny.
Polymorphina elegantissima Parker und Jones.
1884. Polymorphina elegantissima Parker und Jones. Brady (Challenger)
LXXII, 12—15.
1895. Polymorphina elegantissima Parker und Jones. Egger (Gazelle) IX, 16.
1904. Polymorphina elegantissima Parker und Jones. Bagg (Foraminifera)
CXXXI1I, 3.
Brady vereinigt als Polymorphina einige von verschiedenen
Autoren getrennte Formen wie: Polymorphina, Guttulina, Pyrulina
wegen der Unbeständigkeit der Unterscheidungsmerkmale dieser
Gattungen. Als Polymorphina im engeren Sinne werden von ihm
die mehr zweireihig sich aufbauenden Formen aufgefaßt.
Das Gehäuse zeigt eiförmige Gestalt und dreieckigen Quer¬
schnitt. Die Kammerscheidewände laufen zum großen Teile dem
Rande parallel. Von der Vorderansicht erblickt man je eine
Kammer am Rande und zwei in der Mitte, also im ganzen vier.
Die von einem Strahlenkränze umgebene Mündung liegt am
zugespitzten Ende des Gehäuses.
Brady hält die von Reuß als Polymorphina problema var.
deltoidea, Polymorphina anceps (Zur Fauna des Septarientones
IV, 8—11) für identisch mit. Polymorphina elegantissima. In den
Proben von Wawrowitz fand sich auch ein Exemplar, welches
eine Zwischenform zwischen Polymorphina elegantissima und Poly¬
morphina Seguenzana Brady (Challenger) LXXII, 16,17 darstellt.
Mit letzterer hat es die Eigenschaft gemein, daß man nur drei
Kammern erblicken kann, nämlich je eine am Rande und eine
in der Mitte. Dagegen zeigt dieses Exemplar aber nicht die
unten zugespitzte Gestalt der Polymorphina seguenzana, auch ist
es nicht so schlank wie diese. Das Gehäuse ist hier wie bei der
117
typischen Polymorphina elegantissima unten breiter und wird gegen
die Mündung hin immer schmäler.
Sie lebt an den Küsten von Australien, des Stillen Ozeans,
der Ki-Inseln in der Tiefe von 12 — 1000 nt.
Polymorphina oblonga d’Orbigny.
1846. Polymorphina oblonga d’Orbigny (Bassin tertiaire de Vienne)
XII, 29—31.
1884. Polymorphina oblonga d’Orb. Brady (Challenger) LXXIII, 2—4.
1895. Polymorphina oblonga d’Orb. Egger (Gazelle) IX, 9, 10, 24, XI, 53, 54.
1912. Polymorphina oblonga d’Orb. Bagg (Pliocene and pleistocene fora-
minifera from Southern California) XX, 10—12.
Das Gehäuse ist nicht so schlank und stark in die Länge
gestreckt wie bei d’Orbigny. Seine Guttulina problema XII, 26, 28
ist mit Polymorphina oblonga sehr nahe verwandt, wenn sie auch
etwas gedrungener ist. Polymorphina oblonga steht zwischen
Polymorphina problema d’Orb. und Polymorphina compressa d’Orb.
Uvigerina d’Orbigny.
Uvigerina pygmaea d’Orbigny.
3846. Uvigerina pygmaea d’Orbigny (Foraminiferes fossiles du bassin ter¬
tiaire de Vienne) XI, 25, 26.
1876. Uvigerina pygmaea d’Orb. Hantken (Fauna der Clavulina Szaböi-
Schiehten) VII, 4.
1884. Uvigerina pygmaea d’Orb. Brady (Challenger) LXXIV, 11—14.
1895. Uvigerina pygmaea d’Orb. Egger (Gazelle) IX, 42.
1904. Uvigerina pygmaea d’Orb. Bagg (Foraminifera) CXXXIII, 9.
1905. Uvigerina pygmaea d’Orb. Bagg (Miocene foraminifera from the
Monterey shale of California) VII, 2.
1912. Uvigerina pygmaea d’Orb. Bagg (Pliocene and pleistocene fora¬
minifera from Southern California) XXII, 3 ab.
Diese fossil und rezent überaus häufige Art stimmt mit
den zahlreichen Abbildungen und Beschreibungen vollständig
überein.
Manche Formen zeigen ungefähr in der Mitte des Gehäuses
eine Knickung der Hauptachse, so daß die beiden Hälften einen
sehr stumpfen Winkel miteinander einschließen. Eine ähnliche
Erscheinung bildet Brady bei der Uvigerina brunnensis Karrer
(Challenger LXXV ; 5 ab) ab. Der Bau des Gehäuses wechselt,
bald ist es gedrungen, bald wieder langgestreckt. Es bilden sich
auch zahlreiche Formen, welche sich der Polymorphina regnia
118
Parker und Jones (Brady: Challenger LXXIII, 11—13) sehr
nähern. Diese Aehnlichkeit wird bedingt durch die stark von¬
einander abgesetzten, bedeutend gewölbten Kammern. Aber die
Art der Mündung bildet einen entscheidenden Unterschied. Nach
der Mündung gehören diese Formen unbedingt zu Uvigerina
pygmaea.
Eine weitere Eigentümlichkeit findet sich bei vielen hierher
gehörigen Formen; doch wurde dieselbe Erscheinung auch bei
anderen Gattungen, besonders Bulimina, beobachtet. Auf der
letzten und vorletzten Kammer ist nämlich durch eine in sich
geschlossene ringförmige Erhebung ein Feld abgegrenzt, in
welchem die Mündung liegt. Der Mündungsfortsatz berührt dieses
Feld von innen. Die Längsstreifung der Kammeroberfläche ist
auch in dem abgegrenzten Felde zu beobachten, ist aber dort
undeutlicher ausgebildet als außerhalb desselben. Es macht den
Eindruck, als wären zwei Individuen hier zusammengewachsen
gewesen und als hätte die Verwachsung längs der ringförmigen
Erhebung stattgefunden. Beim Schlemmen ist wahrscheinlich die
nur lose bestehende Verbindung gelöst worden. Auf die Deutung
als ehemalige Verwachsungsstelle weist auch der ausgezackte
Rand dieser Erhebung hin; man kann ganz deutlich bemerken,
daß er abgebrochen ist.
Uvigerina pygmaea beginnt im Tertiär und ist gegenwärtig
nahezu Kosmopolit. Sie kommt in Tiefen von 20—4750 m vor.
Bolivina d’Orbigny.
Bolivina antiqua d’Orbigny.
1846. Bolivina antiqua d’Orbigny (Foraminiferes fossiles de bassin
tertiaire de Vienne) XIV, 11—13.
188j. Bolivina punctata d’Orbigny. Brady (Challenger) LII, 18, 19-
1895. Bolivina punctata d’Orbigny. Egger (Gazelle) VIII, 1—3.
1902. Bolivina elongata Hantken. Egger (Kreidemergel) XVI, 12, 13.
1905. Bolivina punctata var. substriata Egger. Bagg. (Miocene foramini-
fera from the Monterev shale of California) III, 7.
1905. Bolivina punctata d’Orbigny. Bagg (Miocene foraminifera from tbe
Montherey shale of California) III, 6.
1912. Bolivina punctata d’Orbigny. Bagg (Pliocene and pleistocene
foraminifera from Southern California) X, 1—5.
d’Orbigny bemerkt, daß diese Art mit Bolivina punctata
verwandt ist, sich aber von ihr durch die nicht gekielten Seiten
und die viel schrägeren Kammern unterscheidet. Brady führt
119
bei seiner Bolivina punctata LII, 18, 19, auch die Bolivina
antiqua als Verwandte an und bemerkt, daß viele Autoren häufig
sich des Namens Bolivina antiqua bedienten fUr breite Varietäten
mit dem Umriß von Bolivina dilatata und Bolivina robusta. Sehr
häufig sei der Name Bolivina antiqua gebraucht worden für die
fossile Spezies und Bolivina punctata für rezente. Letztere
Bezeichnung sei jene, unter Welcher das Tier zuerst beschrieben
wurde und daher gibt ihr Brady den Vorrang. Egger erwähnt
(Kreidemergel), daß Bolivina punctata (Bolivina antiqua d’Orbigny)
von der Bolivina elongata nur unterschieden sei durch kräftigere
Porenlöcher. Nach Egger (Gazelle) stimmt Bolivina punctata
d’Orbigny vollständig überein mit Bolivina antiqua. Es wären
also nach dem übereinstimmenden Urteile der Genannten Bolivina
antiqua und Bolivina punctata identisch, nach Egger sogar auch
Bolivina elongata. Bolivina punctata var. substriata unterscheidet
sich nach Bagg von der typischen Bolivina punctata durch die
Anwesenheit von Streifen, welche bei der Anfangskammer
beginnen und über das ganze Gehäuse hinziehen, die Scheide¬
wände begleitend. Mit dieser Varietät zeigten manche Exemplare
aus dem mir vorliegenden Materiale große Verwandtschaft.
Sie beginnt im Tertiär und lebt gegenwärtig im nördlichen
und südlichen Atlantischen und Stillen Ozean, im Indischen
Ozean, im Mittel- und Roten Meere bis 5050 m Tiefe.
. Bolivma reticulata Hantken.
1876. Bolivina reticulata Hantken (Fauna der Clavulina Szaböi-Schichten)
XV, 6.
1884. Bolivina reticulata Hantken. Brady (Challenger) LIII, 30, 81.
1895. Bolivina reticulata Hantk. Egger (Gazelle) VIII, 33, 34.
Das Gehäuse zeigt ebenso wie bei Hantken rhombische Gestalt.
Das Bezeichnendste für diese Art bildet das Aussehen der Schalen¬
oberfläche. Sie ist mit einem sehr engen Netz von erhabenen
Leistchen überzogen, so daß die Oberfläche ein netzartiges Aussehen
erhält. Sehr häufig sind diese Leistchen bedeutend abgeschliffen, so
daß sie weniger gut zu erkennen sind. Die ganze Oberfläche macht
dann den Eindruck einer rauhen Fläche mit vielen Unebenheiten.
Manchmal sind es wirklich Gruben, von denen die Oberfläche
bedeckt ist. Die Kammerscheidewände sind wegen dieser Ober¬
flächenbeschaffenheit schwer zu erkennen. Durchlichtet man aber
das Tier mit Canadabalsam, so sieht man die Kammern deutlich,
120
deutlicher als bei anderen Arten. Sie sind ziemlich breit und
stoßen in der Mitte in einer Geraden zusammen. Bei den meisten
Tieren sind die netzartigen Leistchen noch viel dichter als bei
Hantkens Abbildung. Neben Formen mit rhombischem Umriß
zeigen sich auch solche, bei denen das Gehäuse mehr längliche
Gestalt besitzt.
Nach Egger steht Bolivina reticulata der Bolivina acaulis
so nahe, „daß ein festes Abgrenzen beider Arten nur in den
extremen Eigentümlichkeitsentwicklungen möglich wird.“ Nach
demselben Autor gleichen auch jüngere, weniger scharfe Leistchen
tragende Gehäuse der Bolivina draco Marsson Egger (Kreide¬
mergel) XVI, 14, 15, 16 sehr der Bolivina reticulata.
Letztere beginnt im Tertiär und kommt gegenwärtig bei
den Neu-Hebriden, Candaon, Tahiti, Raine-Inseln, Kerguelen und
beim Cap der Guten Hoffnung vor von 230—3000 m Tiefe.
Frondicularidae Eimer und Fickert.
Frondicularia Defrance.
Frondicularia alata dObigny.
1884. Frondicularia alata d’Orb. Brady (Challenger) LXV, 20—23.
Besitzt eine kugelige Anfangskammer, an welche sich die
andern reitend anschließen. Die Kammern sind ziemlich breit, die
Anfangskammer ist mit der anschließenden etwas nach der Seite
gebogen, so daß dort die Achse etwas gekrümmt erscheint. Die
Mündung ist nicht zu beobachten, da die letzten Kammern
abgebrochen sind. Der Rand zeigt eine ganz schwache Andeutung
eines Kieles. Er ist mit dem Rande eines gesägten Laubblattes
zu vergleichen.
Diese Eigenschaft findet sich auch bei Schwagers Frondi¬
cularia foliacea (Fossile Foraminiferen von Kar Nikobar) VI, 76,
mit welcher Art eine große Aehnlichkeit vorhanden ist. Nur zeigt
sich darin eine kleine Verschiedenheit, daß hier der gezähnte
Rand besonders in der Nähe der Mündung entwickelt ist, während
er mit der Annäherung an die Anfangskammer verschwindet.
Bei Schwager ist dies umgekehrt. Auch Frondicularia Medelin-
gensis Karrer (Geologie der K. F. J.-Hocliquellenleitung XVI b 25)
zeigt sehr große Aehnlichkeit mit Frondicularia alata. Letztere
ist jedenfalls eine nahe Verwandte von Frondicularia inaequalis
Costa (Brady: Challenger LXVI, 8—12).
121
Von der Challenger - Expedition wurde diese Art bei der
Culebra-Insel und den Bermuda-Inseln bis 800 m Tiefe gefunden.
Frondicularia Reußi Karrer.
1862. Frondicularia Reußi Karrer (Heber das Auftreten der Foraminiferen
in den marinen Tegeln des Wiener Beckens) I, 1.
Diese Art ist nur in einem Bruchstücke erhalten. Die"
Anfangskammer mit den anliegenden ist abgebrochen, daher kann
man nicht feststellen, ob die Anfangskammer kugelig aufgetrieben
ist. Die Oberfläche ist mit Längsrippen bedeckt.
Die Kammern, etwa 6 an der Zahl, sind durch deutlich
sichtbare Nähte getrennt. Wenn sich auch die Art der Anfangs¬
kammer nicht feststellen läßt, so stimmen doch alle anderen
Merkmale so schön überein, daß die Einreihung zu Frondicularia
Reußi als sicher gelten kann. Die Streifung der Oberfläche bringt
diese Art nach Reuß der Frondicularia concinna Koch aus dem
oberen Neocomien nahe.
' Cassidullnidae Eimer und Fickert.
Cristellaria Lamarck.
Cristellaria variabilis Reuß.
1850. Cristellaria variabilis Reuß (Neue Foraminiferen aus den Schichten
des österr. Tertiärs) XLVI, 15, 16.
1866. Cristellaria peregrina Schwager (Fossile Foraminiferen von Kar
Nikobar) VII, 89.
1884. Cristellaria variabilis Reuß. Brady (Ct allenger) LXVIII, 11—16.
1895. Cristellaria variabilis Reuß. Egger (Gazelle) XI, 61, 62.
Das Gehäuse zeigt, von der Seitenansicht betrachtet, drei
Kammern. Es ist seitlich zusammengedrückt und trägt auf der
letzten Kammer eine von einem Strahlenkränze umgebene, über
das Gehäuse emporragende Mündung. Neben dieser Form kommen
zahlreiche andere mit kleineren Abweichungen von der typischen
Form vor. Nach dem Alter des Tieres wechselt die Zahl der
Kammern. Mit zunehmendem Alter findet sich oft ein Kiel aus¬
gebildet.
Das Abänderungsvermögen dieser Art ist sehr groß.
Schwager bemerkt bei seiner Cristellaria peregrina, diese Art sei
zu eigenartig, als daß sie einen Vergleich mit einer bekannten
Art zuließe. Doch kommen manche Formen seiner Cristellaria
peregrina der Cristellaria variabilis sehr nahe, daß man beide
122
wohl miteinander vergleichen kann. Brady bemerkt ebenfalls, daß
manche Formen zu Cristellaria peregrma hinüberführen. Reuß
vergleicht seine Cristellaria variabilis mit der Cristellaria inter-
media aus dem böhmischen Pläner.
Die ältere Systematik hat die Cristellarien eingeteilt in
solche und in Robulinen. In erstere Gruppe wurden jene Gehäuse
verwiesen, bei denen die Kammern mehr geradlinig angeordnet
waren, zu den Robulinen rechnete man die vollständig einge¬
rollten Gehäuse. Brady und die meisten neueren Forscher
vereinigen beide Gruppen, weil die Trennung selbst bei Individuen
derselben Art nicht festgehalten werden kann. Im folgenden
werden auch die Robulinen mit den Cristellarien vereinigt.
Diese Art beginnt im Tertiär und lebt gegenwärtig im
nördlichen und südlichen Atlantischen und Stillen Ozean bis
3700 m Tiefe.
Cristellaria rotulata Lamarck.
1846. Robulina simplex d’Orbigny (Eoraminif&res fossiles du bassin
tertiaire de Vienne) IV, 27, 28.
1848. Robulina stellifera Czizek (Beitrag zur Kenntnis der Foraminiferen
des Wiener Beckens) XII, 26, 27.
1851. Robulina trigonostoma Reuß (Ueber die fossilen Foraminiferen und
Entom. der Septarientone der Umgebung von Berlin) IV, 26.
1851. Robulina neglecta Reuß (Ebenda) IV, 27.
1884. Cristellaria rotulata Lam. Brady (Challenger) LXIX, 13.
1895. Cristellaria rotulata Lam. Egger (Gazelle) XII, 12, 32, 33.
1902. Cristellaria rotulata Lam. Egger (Kreidemergel) XI, 3, 4.
1905. Cristellaria rotulata Lam. Bagg (Miocene foraminifera from the
Monterey shale of California) VI, 7.
1908. Cristellaria rotulata Lam. Egger (Mikrofauna der Kreideschichten
des westlichen bayrischen Waldes und des Geb. um Regens¬
burg) II, 13.
1912. Cristellaria rotulata L. Bagg (Pliocene and pleistocene foraminifera
from Southern California) XIX, 5 a b.
Cristellaria rotulata ist eine der verbreitetsten Foraminifereti-
arten. Robulina trigonostoma Reuß und Robulina neglecta Reuß
sind der Cristellaria rotulata so ähnlich, daß man sie nach dem
Beispiele Bradys ruhig mit ihr vereinigen kann. Und das gleiche
gilt von der Robulina simplex d’Orbigny, welche nach -dessen
Ausspruch grosse Verwandtschaft mit der Robulina inomata
aufweist. Jedenfalls ist Cristellaria rotulata eine nahe Verwandte
von Cristellaria cultrata, die aber einen breiten Kiel besitzt und
sich dadurch von ihr unterscheidet.
123
Cristellaria rotulata kommt fossil von der Trias an vor und ist
gegenwärtig eine der häufigsten Arten in fast allen Meeren.
Nach Brady lebt sie im eisigen Norden, im nördlichen und
südlichen Teile des Atlantischen Ozeans, im Stillen Ozean, im
Mittel- und Adriatischen Meere bis 4000»» Tiefe.
Cristellaria vortex Fichtel und Moll.
1884. Cristellaria vortex Fichtel und Moll. Brady (Challenger) LXIX, 14—16.
Diese Art ist ausgezeichnet durch die stark geschwungenen,
etwas erhabenen Scheidewände. Von dem Zentralkreisel in der
Mitte gehen die Kammerscheidewände tangential aus. Sie sind
aber bei den meisten vorliegenden Exemplaren bei weitem nicht
so stark geschwungen, wie dies Bradys Abbildung zeigt. Sie
zeigen hierin eine gewisse Aehnlichkeit mit Robulina austriaca
d’Orb. (Foraminiferes fossiles du bassin tertiaire de Vienne V, 1),
mit der sie auch das Fehlen des Kieles gemeinsam haben. Brady
vereinigt mit seiner Cristellaria vortex auch die Robulina serpens
Seguenza (Fossili Tortoniani del Reggiano XIII, 25). Diese zeigt
weniger stark geschwungene Scheidewände als bei Brady und
stimmt daher besser mit den vorliegenden Exemplaren überein.
Neben den Formen mit verhältnismäßig wenig geschwungenen
Scheidewänden kommen aber auch solche vor, bei welchen die
Kammerwände ebenso stark geschwungen verlaufen wie bei Brady-
Cristellaria vortex kommt fossil im Tertiär vor und lebt
gegenwärtig an der Westküste von Schottland, im nördlichen
Atlantischen und südlichen Pazifischen Ozean bis 770»» Tiefe.
Cristellaria orbicularis d’Orbigny.
1846. Robulina imperatoria d’Orbigny (Foraminiffcres fossiles du bassin
tertiaire de Vienne) V, 56.
1884. Cristellaria orbicularis d’Orbigny. Brady (Challenger) LXIX, 17.
Diese Art hat die Form der Cristellaria vortex, nur hat
Cristellaria vortex einen deutlich entwickelten Kiel, welcher der
ersteren fehlt. Die Mittelscheibe ist hier deutlich ausgeprägt
und bedeutend erhaben über den anderen Schalen teil, daher ist
sie von der Septalansicht betrachtet stark bikonvex. Von der
Mittelscheibe verlaufen die stark geschwungenen, etwas erhabenen
Scheidewände (7—8 an der Zahl) aus. Cristellaria orbicularis
und Cristellaria vortex bieten also dasselbe Verhalten dar wie
Cristellaria rotulata und Cristellaria cultrata, welch erstere sich
124
ebenfalls durch das Vorhandensein eines Kieles von Cristellaria
cultrata unterscheidet.
d’Orbignys Robulina imperatoria zeigt große Aehnlichkeit
mit Cristellaria orbicularis. Auch d’Orbigny hebt die Aehnlichkeit
der ersteren mit Robulina vortex hervor, von der sie sich nach
seinem Ausspruche durch das Vorhandensein eines sehr deutlichen
Zentralkreisels unterscheidet. Neben diesen übereinstimmenden
Merkmalen gibt es bei diesen Formen aber auch eine fast ebenso
große Anzahl von abweichenden Merkmalen. Vorliegende Formen
zeigen nämlich die Scheidewände nicht so außerordentlich stark
geschwungen, wie es bei d’Orbignys und Bradys Abbildungen
zu sehen ist. Nach diesen Mex*kmalen beurteilt, stehen diese
Formen der Robulina austriaca d’Orbigny näher. Aber das
Fehlen des Kieles bei letzterer Art und die nur wenig geschwun¬
genen Kammerscheidewände sprechen wieder dagegen. Diese
Formen scheinen also eine Art Mittelstellung zwischen beiden
Arten einzunehmen. Doch scheint die Annäherung an Cristellaria
orbicularis größer zu sein. Daneben zeigen sich aber auch recht
typische Vertreter der Cristellaria orbicularis.
Sie beginnt nach Brady fossil im Tertiär und lebt gegen¬
wärtig im nördlichen Atlantischen und südlichen Pazifischen
Ozean bis 750 m Tiefe.
Cristellaria crassa d’Orbigny.
1846. Cristellaria crassa d’Orbigny (Foraminiferes fossiles da bassin tertiaire
de Vienne) IV, 1—3.
1851. Robulina defonnis Reuß (Ueber die fossilen Foraminiferen und Ento-
mostraceen der Septarientone der Umgebung von Berlin) IV, 30.
1884. Cristellaria crassa d’Orb. Brady (Challenger) LXX, 1.
189 ( J. Cristellaria crassa d’Orb. H. W. Burrows and R. Holland (Foramini-
fera of the Thanet beds of Pegwell Bay) I, 24.
Es lassen sich hier nur drei Kammern der letzten Windung
unterscheiden. Die etwas nach rückwärts gekrümmten Scheide¬
wände vereinigen sich in keiner Nabelscheibe, sondern endigen
in der Nähe des Saumes der letzten Kammer ungefähr in der
Mitte des Gehäuses. Von der Septalansicht betrachtet, sitzt die
letzte Kammer reitend auf der früheren Windung und zeigt
genau dieselbe Gestalt, wie sie Reuß bei seiner Robulina deformis
abbildet. Er findet letztere der Cristellaria ovalis (Reuß: Ver¬
steinerungen der böhmischen Kreide VIII, 49, XII, 19, VIIIi
125
60—63) ähnlich. Diese Aehnlichkeit mit Cristellaria ovalis ist
auch bei vorliegenden Exemplaren nicht zu verkennen. Es fand
sich in den Proben von Wawrowitz auch eine Form, welche eine
Mittelstellung zwischen Cristellaria crassa und Cristellaria convergens
Bornemann (Brady: Challenger LXIX, 7, 8) einzunehmen scheint.
Mit ersterer hat sie die Eigentümlichkeit des Abschlusses der
letzten Kammer gemein, mit letzterer das Fehlen des Kieles und
die Art der Aneinanderreihung der Kammern.
Cristellaria crassa kommt fossil im Tertiär vor und lebend
wurde sie vom Challenger bei Kandaru in 380 m Tiefe gefunden.
Cristellaria cultrata Montfort.
1846. Robulina cultrata d’Orbigny (Foraminif&res fossiles du bassin ter-
tiaire de Vienne) IV, 10—13.
1846. Robulina similis d’Orbigny (Foraminiferes fossiles du bassin tertiaire
de Vienne) IV, 14, 15.
1884. Cristellaria cultrata Montfort. Brady (Challenger) LXX, 4, 5, 6, 7, 8.
1875. Cristellaria cultrata Montf. Hantken (Fauna der Clavulina-Szabdi-
Schichten).
1895. Cristellaria cultrata Montf. Egger (Gazelle) XII, 7—9, 24, 25.
1902. Cristellaria cultrata d’Orb. Egger (Kreidemergel) XI, 11, 12.
1904. Cristellaria cultrata Montforc. Bagg (Foraminifera) CXXXII, 15.
Diese Art steht der Cristellaria rotulata sehr nahe, unter¬
scheidet sich aber von ihr durch den deutlich ausgebildeten Kiel.
Bradys Abbildungen zeigen zum großen Teile die Scheidewände
vom Zentralkreisel nicht tangential auslaufend, bei d’Orbigny
dagegen tritt diese Eigentümlichkeit deutlich hervor und auch
fast allen vorliegenden Exemplaren sind tangential auslaufende
Scheidewände eigen.
Robulina similis d’Orb. ist mit Cristellaria cultrata so nahe
verwandt, daß man sie wohl mit ihr vereinigen kann. Nach
d’Orbigny besteht der Unterschied zwischen beiden in dem
Fehlen des Zentralkreises und den nicht gerippten Kammern.
Diese Art beginnt nach Brady im Lias und lebt gegen¬
wärtig an den Küsten von Norwegen und Patagonien.
Cristellaria calcar Linne.
1846. Robulina calcar d'Orbigny (Foraminiferes fossiles du bassin tertiaire
de Vienne) IV, 18—20.
1851. Robulina calcar d’Orb. Reuß (Beitrag zur Paläontologie der Tertiär¬
schichten Oberschlesiens) Seite 154.
126
1876. ßobulina calcar d’Orb. Hantken (Fauna der Clavulina Szaböi-
Sehichten) Seite 55.
1884. Cristellaria calcar Linne. Brady (Challenger) LXX, 9—15.
1895. Cristellaria calcar d’Orb. Egger (Gazelle) XII, 8, 4.
1902. Cristellaria calcar d’Orb. Egger (Kreidemergel) XI, 17, 18.
Diese Art hat ihren Namen von den Stacheln, welche der
deutlich ausgebildete Kiel am Rande trägt. Bei jungen Exem¬
plaren sind nur ganz kleine Spitzen vorhanden, auch ist ihre
Zahl geringer als bei Erwachsenen. Neben den Formen mit
deutlichem Kiel kommen auch solche vor, bei denen man absolut
keinen Kiel unterscheiden kann. Die Stachelfortsätze entspringen
da unmittelbar vom Gehäuse. Es sind dann in der Regel nur
wenige Stacheln vorhanden, und zwar entspringen sie an den
älteren Kammern des letzten Umganges, die jüngsten sind von
Stacheln frei. Die Scheidewände verlaufen hier deutlich erhaben,
so daß sie von der Septalansicht als deutliche Höhenrücken
wahrzunehmen sind.
Cristellaria calcar beginnt im Tertiär und wurde vom
Challenger bei den Westindischen Inseln, den Azoren, Philippinen,
im südlichen Stillen Ozean und im Mittelmeere gefunden bis
1000 m Tiefe.
Cristellaria echinata d’Orbigny.
1846. Robulina echinata d’Orbigny (Foraminiferes fossiles du bassin tertiaire
de Vienne) IV, 21, 22.
1848. ßobulina echinata Czjzek (Beitrag zur Kenntnis der fossilen Fora¬
miniferen des Wiener Beckens) XII, 24, 25.
1884. Cristellaria echinata d’Orb. Brady (Challenger) LXXI, 1—3.
Diese Art steht der Cristellaria calcar sehr nahe, unter¬
scheidet sich aber von ihr dadurch, daß hier die Kammerscheide¬
wände aus einzelnen Punktreihen bestehen oder kurzen Rippen,
welche in der Richtung der Scheidewände gestreckt und oft so
miteinander verbunden sind, daß eine zusammenhängende erhabene
Linie entsteht. An die Stelle der kompakten Nabelscheibe treten
einzelne Knötchen. Die Felder zwischen den Scheidewänden sind
von Knötchen und Pünktchen bedeckt, welche oft reihenfbrmig
angeordnet sind und selbst in Rippen übergehen. Der Rand zeigt
einen bald schön, bald weniger deutlich ausgebildeten Kiel, der
ebenso wie bei Cristellaria calcar in Stacheln ausgezogen ist. Es
kommen auch Formen vor, • bei denen die ganze Oberfläche des
Gehäuses an Stelle der Knötchen von parallelen Rippchen bedeckt
127
ist, wie Czjzek sie abbildet. Durch diese Eigentümlichkeit nähern
sich diese Formen der Cristellaria costata.
Sie kommt fossil im Tertiär vor und rezent im westlichen
Stillen Ozean und im Adriatischen Meere bis 380 m Tiefe.
Cristellaria mamilligera Fichtel und Moll.
1870. Robulina gutticostata Gümbel (Beiträge zur Foraminiferenfauna der
Nordalpinen Eozängebilde).
1876. Robulina gutticostata Gümbel. Handtken (Fauna der Clavulina
Szabdi-Sehichten) VI, 10.
1884. Cristellaria mamilligera Fichtel und Moll. Brady (Challenger)
LXX, 17, 18.
An Stelle der Zentralscheibe findet sich hier ein ziemlich
großer Höcker von halbkugeliger Gestalt. Rings um diesen ent¬
springen die etwas nach rückwärts geschwungenen Rippen, die
als deutliche Erhebungen verlaufen. Sehr häufig sind die Scheide¬
wände in einzelne Knötchen aufgelöst, jene der letzten Kammern
weisen gegen den Kiel zu keine Knoten auf, sondern ragen als
zusammenhängende Rippen über das Gehäuse empor. Manchmal
zeigt der Kiel ganz zart angedeutete Spitzen, so daß 'man einen
Uebergang zu Cristellaria echinata zu erkennen glaubt. Doch
fehlen hier die Höcker auf den Kammern. Nach Brady ist diese
Art nichts anderes als eine bikonvexe Varietät von Cristellaria
cassis. Auch Gümbel erwähnt bei seiner Robulina gutticostata
die nahe Verwandtschaft mit der eben erwähnten Spezies. Auch
Robulina cultrata hat nach ihm eine Aehnlichkeit mit Robulina
gutticostata; sie unterscheidet sich aber von ihr durch den breiten
Kiel. Auch Hantkens Abbildung der Robulina gutticostata
stimmt mit vorliegenden Exemplaren so schön überein, daß ich
nach dem Vorbilde Bradys beide Arten vereinigen möchte.
Cristellaria Paulae Karrer.
1877. Cristellaria Paulae Karrer (Geologie der K. F. J.-Hochquellenleitung)
XVI b, 41.
Eigentümlich ist dieser Art ein fast kugeliges Aeußere.
Dieses ist hauptsächlich bedingt durch die kugelig aufgetriebene
erste Kammer der letzten Windung. Sie ist von Längsrippen
überzogen, welche von einem Punkte der ersten Kammer aus¬
gehen und sieh von da strahlenförmig über die erste Kammer
ausbreiten. Bei Karrers Form sind diese Rippchen ebenfalls
128
vorhanden, doch haben sie dort einen etwas verschobenen Aus¬
gangspunkt. Der Rand zeigt einen schönen Kiel, der stellen¬
weise in einzelne Stacheln ausgezogen ist. Die einzelnen Kammern
sind äußerlich schwer zu unterscheiden. Die erste Kammer der
letzten Windung zeigt Rippchen, die übrigen sind glatt. Karrer
fand diese sehr interessante Art in sechs Exemplaren in dem
Tegel der Ziegeleien von Baden. Er bemerkt ausdrücklich, daß
er diese Formen keinesfalls für Jugendformen einer später mehr
entwickelten gerippten Art ansehen könne, da ihm weiter aus¬
gewachsene Stadien sonst ebenfalls vorgekommen sein müßten.
Eine sehr große Aehnlichkeit zeigt die ebenfalls durch ihre
bizarre Gestalt auffallende Cristellaria Rzehaki Schubert (Fora¬
miniferenfauna des nordmährischen Miozäntegels I, 9 a b). Diese
Aehnlichkeit gibt auch Schubert zu. Doch ist nach ihm die
Anordnung des Kieles bei beiden Arten so verschieden, „daß
eine Indentifizierung beider Formen unmöglich ist. Ob eine
nähere Beziehung zwischen diesen gleich aberranten Typen
besteht, mag dahingestellt sein.“
%
Cristellaria fragaria Gümbel.
1870. Marginulina fragaria Gümbel (Beiträge zur Foraminiferenfauna der
nordalpinen Eoziingebilde) I, 58 a h c.
1876. Cristellaria fragaria Gümbel. Hantken (Fauna der Clavulina Szaböi-
Schichten) VI, 1—3.
1884. Cristellaria wetherellii Rupert Jones. Brady (Challenger) CXIV, 14-
181)9. Cristellaria fragaria Gümbel. Burrows and Holland (Foraminifera
of the Thanet beds of Pegwell bay) II, 1, III, 1—16.
1904. Cristellaria wetherellii Jones. Bagg (Foraminifera) CXXXII, 16.
Die Anfangskammern sind ein wenig eingerollt, die folgenden
ordnen sich fast geradlinig an. Auf der konvexen Seite des
Gehäuses liegt die von einem Strahlenkränze umgebene Mündung.
Auf den Kammern laufen, den Scheidewänden ungefähr parallel,
in Reihen angeordnete Stacheln. Nur die letzten Kammern sind
frei von diesen und zeigen glatte Oberfläche. Nach Hantken
ist diese Art in ihrer Gestalt „sehr veränderlich, indem sie bald
länger gestreckt, bald ziemlich breit ist.“ Dieselbe Wahrneh¬
mung macht auch Gümbel. Er stellt diese Art übrigens zur
Gattung Marginulina. Es ist ja sehr oft wirklich auch schwer
zu entscheiden, ob eine Form zu Cristellaria oder Marginulina
zu stellen ist. Marginulina vermittelt eigentlich den Uebergang
von Nodosaria zu Cristellaria und steht letztere Gattung schon
129
näher als Nodosaria. Nach Grümbel lassen sich mit Cristellaria
fragaria vergleichen : M. echinata und rugosa Neugeb., M. Hoch¬
stetten und Cristellaria infrapapillata Stäche, welche sich aber
teils durch die allgemeine Form, teils durch die Form der
Knötchen von Marg. fragaria bestimmt unterscheiden. Nach
Gümbels Urteil haben wir es hier mit einer sehr formenreichen
Art zu tun, wie man sie nur selten findet. Burrows und Holland
widmen dieser Art eine längere Beschreibung und beschäftigen
sich eingehend mit den verschiedenen Benennungen, welche
hauptsächlich durch die ungenaue Fassung des Genus Marginulina
verursacht wird. Manche Autoren stellen sie zu Marginulina,
andere zu Cristellaria. Auch geben die beiden genannten Autoren
eine Reihe von vortrefflichen Abbildungen dieser Art, welche
sehr deutlich die große Variabilität zeigen.
Sie beginnt im Tertiär und wurde vom Challenger in der
Torresstraße und an der Küste von Südamerika bis 640 m Tiefe
gefunden.
Cristellaria stellata Sequenza.
1880. Cristellaria stellata Sequenza (Le formazioni terziarie nella provincia
di Reggio) XIII, 29.
Diese zierliche Art fällt leicht in die Augen wegen ihres
schönen breiten Kieles und der sichelförmig verlaufenden Kammer¬
scheidewände. Die Kammern sind hier aber nicht so zahlreich
wie bei Sequenza. Mit Cristellaria cultrata scheint diese Art
verwandt zu sein, - doch bildet der Verlauf der Scheidewände
einen durchgreifenden Unterschied.
Sie wurde von Sequenza aus dem Tertiär von Reggio
beschrieben.
Cristellaria confusa Sequenza.
1880. Robulina confusa Sequenza (Le formazioni terziarie nella provincia
di Reggio) XIII, 21.
Diese Art steht im Allgemeinen der Cristellaria rotulata
nahe. Doch bildet auch hier wieder der Verlauf der Scheide¬
wände einen Unterschied. Sie gehen tangential von der deut¬
lichen Zentralscheibe aus und sind in der Nähe des Randes stark
nach rückwärts gekrümmt. Ein ausgesprochener Kiel fehlt, doch
ist manchmal eine ganz schwache Andeutung eines solchen vor¬
handen.
Sequenza beschreibt diese Art aus dem Tertiär von Reggio.
Verhandlungen des naturf. Vereines in Brünn. LI V. Band. 9
130
Cristellaria sp.
Diese Form steht in der Mitte zwischen Cristellaria papillosa
und Cristellaria costata. Daher habe ich sie auch zu keiner der
beiden Arten gestellt. Mit ersterer hat sie die Eigenschaft
gemein, daß die Kammerscheidewände durch reihenformig ange¬
ordnete Knötchen und Rippchen verziert sind und daß die Ober¬
fläche der ersten Kammern der letzten Windung mit ebensolchen
Knoten besetzt ist. Mit Cristellaria costata verbindet sie wieder
die Eigenschaft, daß auf der Kammeroberfläche nicht nur Knoten
stehen, sondern reihenformig angeordnete Rippen, welche dem
Rande parallel laufen und oft miteinander zu fortlaufenden Rippen
verbunden sind wie bei Cristellaria costata. Von der Septal-
ansicht betrachtet, zeigt diese Form bikonvexe Gestalt. Die Nabel¬
scheibe ist in einzelne Knoten aufgelöst. Die Scheidewände der
letzten Kammer zeigen keine Auflösung in solche. Ein deutlich ,
ausgebildeter Kiel ist nicht vorhanden, wohl aber läuft das
Gehäuse in einen sehr scharfen Rand aus, der im durchfallenden
Lichte durchscheinend erscheint, so daß man ihn für einen Kiel
halten könnte.
Cristellaria sp.
Hierher stelle ich eine ganz eigenartige Form, die nur in
einem Exemplare gefunden wurde. Sie besteht aus fUnf Kammern,
die ersten drei sind im Kreise angeordnet, die letzten zwei
reihen sich in einer Geraden aneinander. Die letzte Kammer ist
die kleinste von allen und setzt sich in einen langen Fortsazt
fort, der die Strahlenmündung trägt. Die Oberfläche des Gehäuses
ist vollständig glatt.
Dieses Exemplar ist so eigenartig aufgebaut, daß sich ein
Vergleich mit anderen Arten schwer ziehen läßt. Man könnte sie
vielleicht mit Cristellaria cephalotes Reuß (Foraminiferen des
norddeutschen Hils und Gault VII, 4, 5, 6) vergleichen. An eine
Identifizierung beider kann aber nicht gedacht werden. Denn bei
dem Exemplar von Wawrowitz sind die Kammern an den
Scheidewänden viel mehr eingeschnürt als bei Cristellaria cepha¬
lotes, auch zeigt letztere eine viel größere Anzahl von Kammern
und eine andere Aneinanderreihung derselben.
131
Vaginulina d Orbigny.
. Vaginulina badensis d’Orbigny.
1846. Vaginulina badensis d’Orbigny (Foraminiffcres fossiles du bassin ter-
tiaire de Vienne) III, 6—8.
1912. Vaginulina badensis d’Orb. Bagg (Pliocene and Pleistocene forami-
nifera from Southern California) XVIII, 5 a b.
Eine kleine Eigentümlichkeit unterscheidet vorliegende
Exemplare von der typischen Vaginulina badensis. Sie zeigen
nämlich an der Rückenseite dort, wo die Scheidewände sie treffen,
immer eine kleine Erhebung. Die Scheidewände sind deutlich
erkennbar und verlaufen als kleine Erhebungen über dem
Gehäuse. d’Orbigny stellt zu seiner Vaginulina badensis sowohl
Formen mit gerader Hauptachse, als auch solche mit gekrümmter.
Auch unter den Wawrowitzer Formen finden sich diese beiden
Ausbildungen vertreten.
Eine Aehnlichkeit mit Vaginulina denudata Reuß (Forami¬
niferen des norddeutschen Hils und Gault, III, 4) ist vorhanden,
doch zeigt dort die Anfangskammer keinen Stachel, der hier
vorhanden ist und die letzten Kammern erreichen einen größeren
Breitendurchmesser als bei d’Orbigny.
Vaginulina harpa Römer.
1863. Vaginulina harpa Römer. Reuß (Foraminiferen des norddeutschen
Hils und Gault) IV, 5-7.
Das Gehäuse des einzigen gefundenen Exemplares ist stark
beschädigt, daher kann die Einreihung zu dieser Art nicht als
vollständig sicher gelten. Die Form des Gehäuses ist schief¬
dreieckig, unten ist es zugespitzt, oben breit und schief abge¬
schnitten. Das seitlich stark zusammengedrückte Gehäuse ist auf
den Breitseiten mit zahlreichen Längsrippen besetzt, die aber
nicht vollständig parallel verlaufen, oft aufhören und dann bald
am Beginn einer neuen Rippe mitten auf der Oberfläche des
Gehäuses zeigen. Die Mündung ist nicht erhalten. An dem abge¬
brochenen Ende kann man erkennen, daß die Kammern schmal
und zahlreich sind. Reuß vereinigt mit der Vaginulina harpa die
Vaginulina Dunkeri Koch. Vaginulina sparsicostata Reuß ist mit
Vaginulina harpa jedenfalls nahe verwandt.
Vaginulina sp.
Hier muß ein Exemplar gestellt werden, von welchem nur
vier Kammern erhalten sind. Daher kann die Art aus diesen
C)*
132
Resten nicht genau bestimmt werden. Doch dürfte dieses Stück
vielleicht in die Nähe von Vaginulina badensis zu stellen sein.
Marginulina d’Orbigny.
Marginulina pedum d’Orbigny.
1846. Marginulina pedum d’Orbigny (Foraminiffere* fossiles du bassin
tertiaire de Vienne) III, 13, 14.
Brady vereinigt diese Art mit Marginulina glabra d’Orb.
Doch scheint diese Vereinigung zu weitgehend zu sein. Schubert
trennt Marginulina pedum ebenfalls als besondere Art von
Marginulina glabra ab. „Die gebauchten Kammern, verhältnis¬
mäßig tiefen Einschnürungen zwischen denselben, die gerade
Stellung der Kammemähte unterscheiden sie wohl hinreichend
von glabra, deren schräggestellte, wenig eingeschnürte Nähte
ein ganz anderes Aussehen verleihen“, bemerkt Schubert. (Fora¬
miniferenfauna des nordmährischen Miozäntegels.) Diese Art hat
zahlreiche Verwandte aufzuweisen. Dazu gehören: Marginulina
splendens Hantken (Fauna der Clavulina Szaböi-Schichten IV, 13)
Marginulina pediformis Born, ebenda IV, 12, 13, Marginulina
subbullata ebenda IV, 9, 10, Marginulina glabra var. pedum
Rzehak (Foraminiferen der Umgebung von Mähr.-Ostrau).
Marginulina Behmi Reuß.
1866. Cristellaria ßehmi Reuß (Zur Fauna des Septarieutones) II, 37.
1876. Marginulina Behmi Reuß. Hantken (Fauna der Clavulina Szaböi-
Schichten) V, 1, 2, XIV, 6.
Nach Hantken führt Reuß in seiner Abhandlung „Ober-
oligozäne Korallen aus Ungarn“ (Sitzungsberichte der kaiserl.
Akademie der Wissensch. Wien, 69) an, daß Marg. Behmi nur
eine Form der miozänen Marg. hirsuta sein dürfte. Nach Hantken
ist wohl eine Vereinigung beider Arten nicht möglich. Der
Hauptunterschied besteht nach ihm in den Reihen von Rippchen,
mit denen die Oberfläche der Marginulina Behmi bedeckt ist,
während diese der Marg. hirsuta gänzlich fehlen. Auch scheint
mir ein Hauptunterschied zwischen diesen beiden Arten in der
Form der Kammern gelegen zu sein. Bei Marg. hirsuta sind sie
ganz kugelig und an den Scheidewänden stark eingeschnürt,
während bei Marg. Behmi diese Einschnürung nur ganz gering¬
fügig ist. Dieser Unterschied scheint mir schwerwiegender zu
133
sein als der von Hantken angegebene. Daher möchte ich eben¬
falls diese beiden Arten auseinander halten.
Marginulina hirsuta d’Orbigny cf. var. Behmi Reuß.
1855. Rzehak (Foraminiferen der Neogenformation der Umgebung von
Mähr.-Ostrau) Seite 98.
Mit Marg. Behmi hat diese Art die nicht besonders stark
voneinander abgesetzten Kammern gemeinsam, mit Marg. hirsuta
die nicht in Reihen angeordneten Stacheln. Das Gehäuse ist
seitlich etwas zusammengedruckt. In der Nähe der ersten
Kammer zeigt sich auf der konvexen Seite ein schmaler, in
Stacheln ausgezogener Kiel. Von der Marginulina hirsuta var.
Behmi, wie sie Rzehak beschreibt, zeigt sich darin ein kleiner
Unterschied, daß man hier von den teilweise zu knotigen
Leistchen vereinigten Wärzchen nichts findet. Aber die Mittel-.
Stellung zwischen Margulina hirsuta und Mag. Behmi ist trotzdem
deutlich ausgesprochen.
Marginulina sp.
Vorliegendes Exemplar ist wahrscheinlich ein Bruchstück.
Es besteht aus zwei Kammern, von denen die Anfangskammer
sehr groß und dicht mit Stacheln besetzt ist. Ob dieses stachelige
Gebilde wirklich nur eine Kammer ist oder ob es vielleicht
mehrere sind, läßt sich nicht erkennen, da auch im durch¬
lichteten Zustande sich wegen der Oberflächenbeschaffenheit
nichts unterscheiden läßt. Die zweite sichtbare Kammer zeigt
völlig glatte Oberfläche. Es läßt sich schwer sagen, wie man
dieses Gebilde deuten soll. Bei der zweiten Kammer scheint
das Gehäuse abgebrochen zu sein. In eine der bestehenden
Spezies läßt sich dieses Gehäuse nicht einreihen. Ob es sich
vielleicht um eine neue Art handelt, kann man wegen des
möglicherweise mangelhaften Erhaltungszustandes nicht sicher
feststellen.
Marginulina sp.
Auch bei. diesem Exemplar scheint das Gehäuse abgebrochen
zu sein. Vier Kammern sind erhalten. Sie nehmen sehr rasch
an Größe zu. Die Scheidewände sind nur wenig eingesenkt und
verlaufen nicht streng horizontal, sondern steigen gegen die
Mündungsseite. sanft an. Darin liegt ein Hauptunterscheidungs¬
merkmal von Marg. hirsuta. Das Gehäuse zeigt keinen runden
134
Querschnitt, sondern ist seitlich zusammengedrückt. Mit Marg.
hirsuta ist diese Form insofern verwandt, als sie Stacheln auf
der Oberfläche trägt wie jene. Allenfalls könnte man noch
Marg. Behmi als Verwandte heranziehen.
Wegen des schlechten Erhaltungszustandes muß aber von
einer Einreihung zu einer bestimmten Spezies abgesehen werden.
Cassidulina d’Orbigny.
Cassidulina subglobosa Brady.
1876. Cassidulina globosa Hantken (Fauna der Clavulina Szaböi-
Schiehten) XVI, 2.
1884. Cassidulina subglobosa Brady (Challenger) L1V, 17.
1895. Cassidulina subglobosa Egger (Gazelle) VII, 41, 42, 52, 53.
1912. Cassidulina subglobosa Br. Bagg (Pliocene and pleistocene foramini-
fera from the Southern California) XII, 2 a b, 4.
Nach Brady nimmt diese Art eine Mittelstellung zwischen
Cassidulina crassa d’Orbiguy und Cassidulina calabra ein. Hantken
beschreibt eine Cassidulina globosa als neue Art und meint, sie
sei ähnlich der Cassidulina elongata Reuß und sei vielleicht auch
mit ihr zu vereinigen. Er hält seine Ofner Form nur provisorisch
für eine neue Art, bis es gelingen werde, durch weitere Unter¬
suchungen bestimmte Daten zu gewinnen. Eine starke Aehnlich-
keit mit Cassidulina subglobosa ist nicht zu verkennen.
Sie kommt im nördlichen und südlichen Atlantischen
Ozean, im Stillen Ozean, der Südsee bis 6200 m Tiefe vor.
Cassidulina Margareta Karrer.
1877. Cassidulina Margareta Karrer (Geologie der K. F. J.-Hochquellen-
leitung) XVI, 52.
Diese Art besitzt auf beiden Seiten ungefähr gleiche
Wölbung, besteht aus vier oder auch fünf Kammern auf der
einen Seite, in welche die Kammern der anderen textularien¬
ähnlich eingreifen. Die letzte Kammer trägt auf dem etwas
weiter über den Rand hervortretendem Ende die längliche
Mündung. Die Schalenoberfläche ist glatt. Sie stimmt ganz mit
der Abbildung Karrers überein. Mit anderen Arten läßt sie sich
schwer vergleichen. Sie ist bisher nur bei Karrer beschrieben,
der sie im Tegel eines Stollens bei Baden fand.
135
MiliOlfdae Carpenter.
Spirolocullna d’Orbigny.
Spiroloculina Berchtoldsdorfensis Karrer.
1877. Spiroloculina Berchtoldsdorfensis Karrer (Geologie der K. F. J.-Hoch-
quellenleitung) XVI a, 10.
Brady vereinigt diese Art mit Spirolocalina tenuis Czjzek.
Ich möchte aber diese Vereinigung doch nicht für ganz berechtigt
halten. Denn nach Karrers Beschreibung ist seine Art aus¬
gezeichnet durch das zumeist sehr auffallende Hervortreten der
zwei ältesten sichtbaren Kammern, die als mehr oder minder über
die sonst ganz flache Schale hervorragende Wülste erscheinen.
Bei Spiroloculina tenuis findet sich diese Eigenart nicht, bei vor¬
liegenden Exemplaren tritt sie dagegen deutlich hervor. Auch
scheint Spiroloculina tenuis durch zahlreichere Kammern sich von
Spiroloculina Berchtoldsdorfensis zu unterscheiden. Ich halte daher
die Vereinigung beider Arten nicht aufrecht und stelle vorliegende
Individuen zu Spiroloculina Berchtoldsdorfensis.
Spiroloculina tenuiseptata Brady.
1884. Spiroloculina tenuiseptata Brady Challenger) X, 5, 6.
1895. Spiroloculina tenuiseptata Brady. Egger (Gazelle) I, 48, 49.
Die Medianlinie ist bei dieser Art keine gerade, sondern
eine S förmig geschwungene Linie. Im durchlichteten Zustande
erkennt man, dafl sich zwischen die einzelnen Kammern schmale
Zwischenräume einschieben, einzelne Kammern schließen auch
ohne solche aneinander. In dieser Eigenschaft nähert sich Spiro¬
loculina tenuiseptata der Spiroloculina tenuis. Bei ersterer greift
die eine Kammer immer über die andere hinüber in der Längs¬
achse des Gehäuses oder die Kammern setzen sich doch deutlich
voneinander ab. So deutlich wie Brady diese Eigentümlichkeit
abbildet, ist sie hier allerdings nicht zu sehen. Bei manchen
Formen zeigt sich auch hier ein Uebergang zu Spiroloculina
tenuis, denn die Kammern gehen oft in der Längsachse ineinander
über, ohne sich deutlich voneinander abzusetzen. Es mag sich
überhaupt darüber streiten lassen, ob die Aufstellung des Genus
Spiroloculina gerechtfertigt ist. Denn wie neuere Beobachtungen
lehren, gehen Ammodiscus-Arten dadurch, daß sich ihre Kammern
in einer Richtung in die Länge strecken, in Spiroloculina-Arten
über. Es lassen sich bei dieser Erscheinung alle möglichen
136
Uebergänge verfolgen. Zuerst streckt sich der Ammodiscus in
einer Richtung in die Länge und die Kammern nehmen S förmige
Gestalt an, dann geht diese allmählich in die gerade Form der
Kammern über. Es wäre demnach Spiroloculina nichts anderes
als ein in die Länge gestreckter Ammodiscus.
Spiroloculina tenuiseptata lebt nach Brady gegenwärtig bei
den Ki-Inseln in 1000 m Tiefe, bei Kandaru und im Mittelmeere
von 1000—2000 m Tiefe.
Endothyridae Eimer und Fickert.
Pullenia Parker und Jones.
Pullenia sphaeroides d’Orbigny.
1846. Nonionina bulloides d’Orbigny (Foraminif&res fossiles du bassin ter-
tiaire de Vienne) V, 8—10.
1851. Nonionina quaternaria Reuß (Foraminiferen und Entomostraceen des
Kreidemergels von Lemberg) III, 13.
1866. Pullenia bulloides d’Orb. Reuß (Foraminiferen, Anthozoen und
Bryozoen des deutschen Septarientones) Seite 150.
1884. Pullenia sphaeroides d’Orb. Brady (Challenger) LXXXIV, 12, 18.
1895. Pullenia sphaeroides d’Orb. Egger (Gazelle) XIX, 30, 31.
1899. Pullenia sphaeroides d’Orb. Burrows a. Holland (Foraminifera of the
Thanet beds of Pegwell bay) H, 20.
1902. Pullenia sphaeroides d’Orb. Egger (Kreidemergel) XXI, 27, 28.
1905. Pullenia sphaeroides d’Orb. Bagg (Miocene foraminifera from the
Monterey shale of California) VIII, 4.
Reuß beschreibt diese Art unter dem Genus-Namen Nonionina,
d’Orbigny ebenso. Eimer und Fickert reihen die Gattung
Pullenia in ihre Familie der Endothyridae ein, während sie
Nonionina zu der folgenden Familie der Polystomellidae stellen.
Diese Art beginnt in der Kreide und kommt gegenwärtig
vom 74° nördlicher Breite bis zum 54° südlicher Breite in Tiefen
bis zu 5400 w vor.
Pullenia quinqueloba Reuß.
1851. Nonionina quinqueloba Reuß (Ueber die fossilen Foraminiferen und
Entomostraceen der Septarientone der Umgebung von Berlin) V, 31a b.
1867. Pullenia compressiuscula var. quadriloba Reuß (Fossile Fauna von
Wieliczka) III, 8 a b.
1884. Pullenia quinqueloba Reuß. Brady (Challenger) LXXXIV, 14, 15.
d 5. Pullenia quinqueloba Reuß. Egger (Gazelle) XIX, 28, 29.
Pullenia quinqueloba Reuß. Burrows and Holland (Foraminifera of
the Thanet beds of Pegwell bay) II, 21.
137
Die meisten Exemplare stimmen vollkommen mit den vor¬
handenen Abbildungen überein. Neben den typischen Vertretern
zeigen sich auch einige, welche durch bedeutend größere Dicke
auffallen. Es sind stark aufgeblühte Formen von Pullenia quin-
queloba. Pullenia compressiuscula var. quadriloba Reuß stimmt
mit Pullenia quinqueloba vollständig überein, nur hat sie bloß
vier Kammern der letzten Windung, während Pullenia quinqueloba,
wie schon der Name sagt, 5 besitzt.
Sie beginnt in der Kreide und kommt rezent in allen
Meeren vor, vom nördlichen bis zum südlichen Eismeere von 55
bis 5400 m Tiefe.
Sphaeroldina d’Orbigny.
Sphaeroidina austriaca d’Orbigny.
1846. Sphaeroidina austriaca d’Orbigny (Foraminiföres fossiles du bassin
tertiaire de Vienne) XX, 19—21.
1848. Sexloculina Haueri Czjzek (Beitrag zur Kenntnis der fossilen Fora¬
miniferen des Wiener Beckens) XIII, 35—38.
1850. Sphaeroidina austriaca d’Orb. Reuß (Neue Foraminiferen aus den»
Schichten des österreichischen Tertiärbeckens) LI, 3—19.
1851. Sphaeroidina variabilis Reuß (Ueber die fossilen Foraminiferen und
Entomostraceen der Septarientone der Umgebung von Berlin) VII r
61—64.
1884. Sphaeroidina bulloides d’Orb. Brady (Challenger) LXXXIV, 1—7.
1895. Sphaeroidina bulloides d’Orb. Egger (Gazelle) XIII, 48, 49.
1902- Sphaeroidina bulloides d’Orb. Egger (Kreidemergel) XXI, 29, 30.
1908. Sphaeroidina bulloides d’Orb. Egger (Mikrofauna der Kreideschichten
des westlichen bayrischen Waldes und des Gebietes um Regensburg
VI, 27.
Brady vereinigt mit Sphaeroidina bulloides auch die
Sphaeroidina austriaca. d’Orbigny gibt als unterscheidendes
Merkmal seiner Sphaeroidina bulloids von der Sphaeroidina
austriaca die mehr sphärische Gestalt der letzteren an. Vorliegende
Gehäuse sind alle fast kugelrund, daher habe ich sie zu Sphae *
roidina austriaca eingereiht.
Polystomellldae Neumayr.
Nonionina d’Orbigny.
Nonionina umbilicatula Montagu.
1846. Nonionina soldanii d’Orbigny (Foraminiföres fossiles du bassin
tertiaire de Vienne) V, 15, 16.
1884. Nonionina umbilicatula Montagu. Brady (Challenger) CIX, 8, 9.
138
1895. Nonionina umbilicatula Montagu. Egger (Gazelle) XIX, 36, 37.
1905. Nonionina nnibilicatnla Montagu. Bagg (Miocene foraminifera, from
the Monterey shale of California) XI, 3.
1912. Nonionina umbilicatula M. Bagg (Pliocene and pleistocene foramini¬
fera from Southern California) XXXVII, 4— 6.
Das Gehäuse ist von rundlichen, ungefähr an Höhe und
Breite gleichen Kammern gebildet. Gegen die Mitte hin fallen
sie rasch und steil ab, so daß ein deutlich vertiefter, scharf
abgesetzter Nabel entsteht. Die Mündung liegt am Saume der
letzten Kammer, welche die vorhergehende Windung reitend
umfaßt. Die ganze Oberfläche ist von deutlichen Poren besetzt,
nur die glasigen Scheidewände machen davon eine Ausnahme.
Diese verlaufen sanft geschwungen, am Rande des Gehäuses
deutlich gegen die Anfangskammer hin gekrümmt. Diese Art
ist nahe verwandt mit Nonionina pompilioides Fichtel und Moll.
Sie beginnt im Eozän und lebt gegenwärtig im Roten und
Mittelländischen Meere, im Indischen Ozean, im höchsten Norden
des Atlantischen, in der nördlichen und südlichen Hälfte des
Stillen Ozeans und in der Südsee von 60—6000 m Tiefe.
Nonionina boueana d’Orbigny.
1846. Nonionina boueana d’Orbigny (Foraminiftres du bassin tertiaire de
Vienne) V, 11, 12.
1884. Nonionina boueana d’Orbigny. Brady (Challenger) CIX, 12, 13.
1895. Nonionina boueana d’Orbigny. Egger (Gazelle) XIX, 34, 35.
Die Scheidewände sind hier im Gegensätze zu Nonionina
umbilicatula tief eingeschnitten und mit Reihen von Pünktchen
verziert. Auch im Nabel lassen sich kleine, kugelige Erhebungen
unterscheiden. Manche Formen nähern sich der Nonionina
communis, unterscheiden sich von ihr aber durch den deutlichen
Nabel. Andere nähern sich wieder der Nonionina scapha durch
ihre bedeutend höheren als breiten Kammern, unterscheiden sich
aber ebenfalls von ihr durch den deutlichen Nabel, ferner durch
die stärkere spirale Einrollung. Nonionina boueana kommt über¬
haupt der Nonionina scapha ziemlich nahe; die Hauptunterschei¬
dungsmerkmale bilden die stärkere Zusammendrückung und die
stärkere Einrollung, sowie die größere Anzahl der Kammern.
Diese Art kommt fossil im Tertiär vor und lebt gegenwärtig
in Tiefen von 18 bis 360 m bei Vigobai, Cezimbra, Amboina,
Biscaya, Hongkong, bei Patagonien und im Roten Meere nach
Brady.
139
Nonionina scapha Fichtel und Moll.
1884. Nonionina scapha Ficht, u. M. Brady (Challenger) CIX, 14, 15, 16.
1895. Nonionina scapha Egger (Grazelle) XIX, 42, 43.
1902. Nonionina scapha Egger (Kreidemergel) XXV, 56.
1904. Nonionina scapha F. u. M. Bagg (Foraminifera) CXXXI, 1—3.
1908. Nonionina scapha Egger (Mikrofauna d. Kreideschichten des westl.
bayr. Waldes und des Gebietes um Regensburg) V, 3.
1912. Nonionina scapha F. und M. Bagg (Pliocene and pleistocene foramini¬
fera from Southern California) XXXVII, 1—3.
Nonionina communis d’Orbigny V, 7, 8, würde gut mit
Non. scapha übereinstimmen, wenn die Endfläche der letzten
Kammer bei ihr noch etwas breiter wäre. Auch Hantkens
Pollenia elongata (communis) X, 10, zeigt sehr große Verwandt¬
schaft mit Non. scapha, so daß ich beide mit Non. scapha
vereinigen möchte. Non. scapha vermittelt den Uebergang von
Non. boueana zu Non. turgida. Bei diesen drei Arten nehmen
die Kammern immer mehr an Breite zu, bei Non. turgida
erreichen sie ihre größte Breitenausdehnung. In demselben Maße,
als die Kammern an Breite zunehmen, strecken sich die letzten
Kammern gerade in der Richtung des längeren Durchmessers
jeder Kammer.
Diese Art kommt fossil im Jungtertiär vor und ist gegen¬
wärtig weit verbreitet im arktischen Meere, im Atlantischen und
Stillen Ozean, im Mittel- und Roten Meere bis 2600 m Tiefe.
Rotalidae Eimer und Fickert.
Pulvinulina Parker und Jones.
1884. Pulvinulina crassa d’Orb. Brady (Challenger) CIII, 11, 12.
Diese Art steht nach Brady in der Mitte zwischen Pulvinu¬
lina canariensis und Pulv. micheliana. Das Gehäuse ist auf der
Oberseite eben, auf der Unterseite stark konvex, am Nabel
etwas eingesenkt. Es sind nur vier Kammern der letzten
Windung sichtbar. Alle Kammern treten stark hervor, so daß
der Rand ausgebuchtet erscheint. Die Mündung liegt in Gestalt
einer länglichrunden Oeffnung beim Nabel. Die ganze Oberfläche
ist von Poren bedeckt. Ueber den typischen Gehäusen mit vier
Kammern der letzten Windung kommen auch solche vor, bei
denen die letzte Windung fünf Kammern aufweist.
Pulvinulina crassa beginnt nach Brady im Pariser Grobkalk
und kommt gegenwärtig im nördlichen und südlichen Atlantischen,
140
im nördlichen und südlichen Stillen Ozean und in der Südsee bis
4500 m Tiefe vor.
Pulvinulina Schreibersii d’Orbigny.
1846. Rotalina Schreibersii d’ Orbigny (Foraminiferes fossiles du bassin
tertiaire de Vienne) VIII, 4—6.
1848. Rotalina badensis Czjzek (Beitrag zur Kenntnis der fossilen Foramini¬
feren des Wiener Beckens) XIII, 1—3.
1884. Pulvinulina Schreibersii d’Orbigny. Brady (Challenger) CXV, 1.
1895. Pulvinulina Schreibersii d’Orbigny. Egger (Gazelle) XVIII, 31—33,
67—69.
Die Oberseite des Gehäuses ist bedeutend mehr konvex
als die Unterseite. Auf ersterer erkennt man die Kammern aller
Windungen, ihre Scheidewände verlaufen fast tangential und sind
so wie die Kammern selbst stark gekrümmt. Die Unterseite
zeigt fünf Kammern der letzten Windung, deren Scheidewände
streng radial verlaufen. In der Nähe des Nabels zeigen letztere
manchmal kleinere Auflagerungen. Die Scheidewände der Ober¬
seite heben sich leicht durch ihre etwas dunklere Färbung von
der übrigen Oberfläche ab. Die Mündung liegt am Saume der
letzten Kammer in der Nähe des Nabels. Die von d’Orbigny
unter dem Namen Rotalina Schreibersii, von Cziiek unter dem
Namen Rotalina badensis beschriebenen Arten sind identisch mit
Pulv. Schreibersii.
Sie beginnt im Tertiär und kommt rezent im südlichen
Stillen Ozean und bei Bermuda bis 800 m Tiefe vor. Auch aus
dem Mittel- und Roten Meere ist sie bekannt.
Rotalia Lamarck.
Rotalia Soldanii d’Orbigny.
1846. Rotalia Soldanii d’Orbigny (Foraminiferes fossiles du Bassin tertiaire
de Vienne) VIII, 10—12.
1866. Rotalia nitidula Schwager (Fossile Foraminiferen von Kar Nikobar)
VII, 110.
1851. Rotalia Girardana Reuß (Ueber die fossilen Foraminiferen und
Entomostraceen d. Septarientone d. Umgebung von Berlin) V, 34.
1876. Rotalia Soldanii Hantken (Fauna d. Clavulina Szaboi-Schichten)
IX, 7 a b c.
1884. Rotalia Soldanii d’Orb. Brady (Challenger) CVII, 5—7.
1895. Rotalia Soldanii d’Orb. Egger (Gazelle) XIX, 16—18.
1902. Rotalia Soldanii d’Orb. Egger (Kreidemergel) XX, 26, 27, 28.
141
1905. Kotalia Soldanii d’Orb. Bagg (Miocene foraminifera from the Mon-
terey shale of California) X, 5.
1908. Rotalia Soldanii d’Orb. Egger (Mikrofauna der Kreideschichten des
westlichen bayrischen Waldes und des Gebietes um Regensburg)
VII, 28—30.
Es kommen Gehäuse vor, bei denen sich auf der Oberseite
nur die Kammern der letzten Windung unterscheiden lassen,
während die der inneren Umgänge zu einer runden, undeutlichen
weißen Scheibe verschmolzen erscheinen. Es gibt aber auch
Gehäuse, bei denen auch äußerlich die inneren Umgänge gut zu
-erkennen sind. Die Kammern der Unterseite lassen in der Mitte
«ine tiefe Nabelgrube frei. Letztere finde ich frei von körnchen¬
förmigen Erhebungen, wie sie Brady bei Fig. 7 abbildet. Reuß
beschreibt eine Rotalina Girardana, die fast genau mit der Rotalia
Soldanii übereinstimmt. Er bemerkt „Rotalina Soldanii sei ähnlich,
unterscheide sich aber durch vier deutliche Umgänge, den engen
Nabel und die geringere Wölbung der Fläche.“ Auch Rotalia
nitidula Schwager steht dieser Art sehr nahe, unterscheidet sich
aber von ihr nach Schwagers Angaben durch die gebogenen,
nicht radial gestellten Nähte und durch die größere Nabelfläche.
Es wird wohl das Beste sein, diese Arten wegen der unwesent¬
lichen Unterschiede mit Rotalia Soldanii zu vereinigen.
Sie beginnt im Tertiär und lebt in allen Meeren des Nordens
und Südens bis zu 3800 m Tiefe.
Rotalia Kalenbergensis d’Orbigny.
1846. Rotalina Kalenbergensis d’Orbigny (Foraminiföres fossiles du bassia
tertiaire de Vienne) VII, 19—21.
Das Gehäuse ist auf der Oberseite fast eben, auf der Nabel-
seite konvex und in der Mitte etwas eingesenkt. Die Kammern
der Oberseite sind in der Mitte nicht deutlich zu erkennen, ihre
Scheidewände verlaufen sanft vertieft und nicht streng radial,
sondern sind etwas nach der Seite ausgebogen. Die Unterseite
•zeigt in der Mitte eine deutliche Nabelvertiefung, in welcher die
Kammern zusammenstoßen. Auf der Unterseite sind die Scheide¬
wände ebenfalls vertieft. Die Zahl der Kammern der letzten
Windung ist 4 oder 5, meistens 4. Durch diese geringe Kammer¬
zahl der letzten Windung, sowie durch das Vorhandensein eines
deutlichen Nabels nähert sich diese Art der Pulv. crassa d’Orb.,
unterscheidet sich aber von ihr durch die nicht so tiefen Kammer-
142
Scheidewände der Unterseite und durch die Anordnung der
Kammern auf der Oberseite. Während nämlich bei Pulv. crassa die
Kammern auf der Oberseite manchmal übereinander greifen und
mindestens immer einen deutlich ausgebuchteten Kand bilden,
sind sie hier regelmäßig aneinander gereiht und zeigen wie bei
d’Orbigny einen gerundeten Rand. Den Kiel, den d’Orbigny
erwähnt, konnte ich nicht bemerken.
Brady wendet die Bezeichnung Rotalina für die ganze
Gruppe von Patellina, Cymbalopora, Discorbina, Planorbulina usw.
bis Calcarina an und gebraucht für die Gattung Rotalina die
Bezeichnung Rotalia nach dem Vorgänge von Carpenter.
Anomalina ammonoides Reuß.
1845. Rosalina ammonoides Reuß (Versteinerungen der böhmischen Kreide)
VIII, 53, XIII, 66.
1851. Rotalina ammonoides Reuß (Foraminiferen und Entomostraceen des
Kreidemergels von Lemberg) IV, 2.
1863. Nonionina bathvomphala Reuß (Foraminiferen des norddeutschen Hils
und Gault) XIII, lab.
1870. Rotalia capitata Gümbel (Beiträge zur Foraminiferenfauna der nord¬
alpinen Eozängebilde) II, 92.
1884. Anomalina ammonoides Reuß. Brady (Challenger) XC1V, 2, 3.
1895. Anomalina ammonoides Reuß. Egger (Gazelle) XIV, 35, 37.
1902. Anomalina ammonoides Reuß. Egger (Kreidemergel) XVIII, 10—12
1905. Anomalina ammonoides Reuß. Bagg (Miocene foraminifera from the
Monterey shale of California) IX, 4.
1S08. Anomalina ammonoides Reuß. Egger (Mikrofauna der Kreideschichten
des westlichen bayrischen Waldes und des Gebietes um Regens¬
burg) VI, 10—12.
1912. Anomalina ammonoides Reuß. Bagg (Pliocene aud pleistocene fora¬
minifera from Southern California) XXVI, 7—10 b.
Das Gehäuse ist von der Flächenansicht rund, von der
Septalansicht auf beiden Seiten in der Mitte etwas vertieft. Auf
der Unterseite zeigt sich in der Mitte ein Nabelknopf, der aber
keine solche Höhe erreicht, so daß man ihn von der Septal¬
ansicht über das Gehäuse emporragen sähe. Die Endwindung
besteht aus zahlreichen, durch geschwungene, eingesenkte Nähte
geteilten Kammern. Auf beiden Seiten sind die vorhergehenden
Windungen teilweise sichtbar. Die Mündung liegt am Saume der
letzten Kammer und hat länglich runde Gestalt. Die letzte
Kammer veranlaßt insoferne eine kleine Unregelmäßigkeit im
Aufbau des Gehäuses, als sie nicht genau in der Mitte die
14S
vorhergehende Windung reitend umfaßt, sondern sich mehr zur
Unterseite hinneigt. Das Gehäuse ist von Poren durchsetzt, die
Oberseite etwas reichlicher als die Unterseite. Die anfangs
erwähnten, unter verschiedenen Namen beschriebenen Formen,
können alle ohne Unterschied mit Anamolina ammonoides ver¬
einigt werden. Denn die Unterschiede sind zu unwesentlich, als
daß sie die Aufstellung einer eigenen Art rechtfertigen könnten.
Diese fossil und rezent sehr verbreitete Art kommt nach
Brady fossil von der Kreide an vor. Gegenwärtig wurde sie vom
Challenger gefunden bei Bermuda, den Fidschi-Inseln, Neuseeland,
Papua, im Roten Meere, bei Bombay und Hongkong, Melbourne
und der Abrolhoshank in Tiefen von 60—2470 m.
Truncatulina d’Orbigny.
Truncatulina praecincta Karrer.
1880. Rotalia praecincta Karrer. Sequenza (Le formazioni terziarie nella
provincia di Reggio) Seite 56 und 64.
1884. Truncatulina praecincta Karrer. Brady (Challenger) XCV, 1—3.
1895. Truncatulina praecincta Karrer. Egger (Gazelle) XVI, 51—53.
Das Gehäuse ist auf der Oberseite wenig, auf der Unter¬
seite stark konvex. Auf der Oberseite sind die einzelnen Kammern
äußerlich schwer voneinander zu trennen, dagegen sind die ein¬
zelnen Windungen deutlich voneinander abgesetzt, da der Außen-
und Innenrand einer jeden Windung über die übrige Oberflä che
emporragt. Als weiße Spiralen sind diese Erhebungen gut zu
erkennen und bieten daher ein gutes Unterscheidungsmerkmal
dar. Die deutlich erhabenen Scheidewände der Unterseite
verlaufen nach rückwärts gekrümmt. In der Mitte vereinigen
sie sich zu einer undeutlichen Nabelscheibe. Bei verschiedenen
Exemplaren wechselt die Konvexität der Oberseite bedeutend,
niemals aber erreicht sie in dieser Eigenschaft die Unterseite.
Diese Art steht der Truncatulina haidingeri ziemlich nahe.
Der Nabel auf der Unterseite, die erhabene Spirale auf der
Oberseite und die Wölbung der beiden Seiten bedingen die
Unterscheidung beider Arten. Auch eine nahe Verwandtschaft
mit Tr. dutemplei ist nicht zu verkennen.
Sie beginnt im Miozän und kommt rezent im Roten Meere,
bei den Philippinen und den Südsee-Inseln bis 500 m Tiefe vor.
144
Truncatulina haidingeri d’Orbigny.
1846. Rotalina haidingeri d’Orbigny (Foraminifferes fossiles du bassin
tertiaire de Vienne) VIII, 7—9.
1857. Rotalina haidingeri d’Orb. Egger (Foraminiferen der Miozän-
Schichten bei Ortenburg in Nied.-Bayern) VII, 11.
1876. Pulvinulina haidingeri d’Orbigny. Hantken (Fauna der Clavulina
Szaböi-Schichten) XV, 10.
1884., Truncatulina haidingeri d’Orbigny. Brady (Challenger) XCV, 7.
1895. Truncatulina haidingeri d’Orb. Egger (Gazelle) XVI, 25, 27.
1902. Truncatulina haidingeri d’Orb. Egger (Kreidemergel) XXV, 36—38
Diese Art besitzt ein auf beiden Seiten fast gleichmäßig
gewölbtes Gehäuse, nur manchmal ist die Unterseite noch stärker
konvex. Die Oberseite zeigt nur die Kammern der letzten
Windung, die vertieften Scheidewände verlaufen etwas nach
rückwärts geschwungen und lassen in der Mitte bei ihrer Ver¬
einigung manchmal eine kleine Nabelvertiefung erkennen.
-d’Orbigny und Hantken bilden eine bedeutend mehr konvexe
Oberseite und eine viel schwächer gewölbte Unterseite ab. Diese
Wahrnehmung beider Autoren konnte ich bei keinem Exemplar
bestätigt finden.
Sie beginnt nach Brady fossil im Eozän und lebt gegen¬
wärtig im nördlichen und südlichen Atlantischen und Stillen
Ozean, im Indischen Ozean, im Roten und Mittelmeere bis
3400 m Tiefe.
Truncatulina ungeriana d’Orbigny.
1846. Rotalina ungeriana d’Orbigny (Foraminif&res fossiles du Bassin
tertiaire de Vienne) VIII, 16—18.
1851. Rotalina granosa Reuß (Ueber die fossilen Foraminiferen und
Entomostraceen d. Septarientone d. Umgebung v. Berlin) V, 36.
1862. Rotalia mortoni Reuß (Paläontologische Beiträge) VIII, 1.
1866. Truncatulina ungeriana d’Orb. Reuß (Zur Fauna d. Septarientones)
Seite 161, Nr. 10.
1884. Truncatulina ungeriana d’Orb. Brady (Challenger) XC1V, 9.
1912. Truncatulina ungeriana d’Orb. Bagg (Pliocene and pleistocene
foraminifera from Southern California) XXV, 1—3.
Die von Reuß als Rot. granosa beschriebene Art ist zwar
ähnlich, aber die Unterschiede sind doch zu bedeutend, als daß
man sie mit ihr vereinigen könnte. Die von Reuß aus dem
Grünsande von New Jersey als Rotalia mortoni beschriebene Art
weist sehr große Aehnlichkeit mit Truncatulina ungeriana auf.
Reuß macht auf die große Aehnlichkeit seiner R. mortoni mit
145
Rotalia lenticula Reuß (Versteinerungen der böhmischen Kreide,
XII, 17) aufmerksam.
Die Exemplare von Wawrowitz sind typische Vertreter der
Tmncatnlina ungeriana. Sie beginnt fossil im Tertiär und kommt
rezent im nördlichen und südlichon Atlantischen und Stillen
Ozean und beim Kap der guten Hoffnung bis 4750»» Tiefe vor.
Truncatulina reticulata Czjzek.
1848. Botalina reticulata Czjzek (Beitrag zur Kenntnis der fossilen
Foraminiferen des Wiener Beckens) XIII, 7—9.
1850. Siphonina fimbriata Beuß (Neue Foraminiferen aus den Schichten
des österreichischen Tertiärbeckens) XLVII, 6 ab.
1884. Truncatulina reticulata Czjzek. Brady (Challenger) XCVI, 5—8.
1895. Truncatulina reticulata Czjzek. Egger (Gazelle) XVI, 42—44.
Diese Art ist sehr leicht von den andern durch den breiten,
wellig gelappten Kiel am Umfange, sowie durch eine röhren¬
förmige Verlängerung am Schlüsse der letzten Kammer zu unter¬
scheiden. An ihrem Ende trägt diese Kammer einen lippen¬
artigen Wulst. Die Unterseite zeigt stärkere konvexe Wölbung
als die Oberseite. In einer kleinen Nabelvertiefung laufen die
Scheidewände zusammen. Ich habe nur solche Exemplare
gefunden, welche mit Bradys Abbildung 5 übereinstimmen.
Abbildung 4 sah ich niemals, 7 ebenfalls nicht, 8 sehr selten.
Die Oberseite ist in der Nähe des Kieles und sehr oft auch bis
gegen die Mitte hin mit kleinen Höckern besetzt und die Unter¬
seite läßt häufig in den vertieften Scheidewänden in der Nähe
des Kieles [ebenfalls kleine Erhebungen erkennen. Bei Brady
findet sich diese Eigenheit nur bei Formen mit aufgelöster
Spirale. Jedenfalls ist dieser Art ein großes Abänderungs¬
vermögen eigen.
Nach Brady beginnt diese Art im Pariser Eozän und lebt
gegenwärtig im Mittelmeere, bei Portugal, Bermuda, Westindien,
Pernambuco, Südaustralien und im südlichen Stillen Ozean bis
800 m Tiefe.
Dtecorbina Parker und Jones.
Discorbina bertheloti var. baconica Hantken.
1876. Discorbina baconica Hantken (Fauna der Clavulina Szabdi-Schichten)
X, 3.
1884. Discorbina bertheloti var. baconica Hantken. Brady (Challenger)
XC, 1.
1895. Discorbina baconica Hantken. Egger (Gazelle) XV, 19—21.
Verhandlungen des nfttarf. Vereines in Brünn. LIV. Band. 10
146
Die Oberseite ist dach, sogar in der Mitte etwas eingesenkt,
die Unterseite konvex. Die Scheidewände verlaufen auf der Ober¬
seite stark geschwungen und heben sich leicht von der übrigen
Oberfläche ab, da sie von einem hellen Saume begleitet sind.
Auch der Rand der Oberseite zeigt diesen liebten Streifen. Die
Unterseite zeigt nur die Kammern der letzten Windung, 5 an
der Zahl. Ihre Scheidewände verlaufen ebenfalls sanft geschwungen
und vereinigen sich in der Mitte zu einer sanften Nabelvertiefung.
Die Mündung liegt am Saume der letzten, mit einem starken
Vorsprung endigenden Kammer in der Nähe der Oberseite und
zeigt halbmondförmige Gestalt.
Egger bemerkt bei seiner Discorbina baconica: „Brady hält
diese Form nur für eine Varietät von Discorbina bertheloti und
Discorbina baconica. Der Gesamteindruck stellt vorliegendes
Exemplar entschieden zu Truncatulina, und zwar mehr zu Trunca-
tulina lobatula, von welcher die obere discorbina-artige Einrollung
sie unterscheidet.“ Die Exemplare von Wawrowitz stimmen da¬
gegen ganz gut mit Discorbina bertheloti var. baconica überein.
Sie beginnt im Tertiär und wurde vom Challenger im nörd¬
lichen Atlantischen Ozean bis 2100 m Tiefe lebend gefunden.
Globigerlnldae Eimer und Fickert.
Globigerina d’Orbigny.
Globigerina bilobata d’Orbigny.
1846. Globigerina bilobata d’Orbigny (Foraminiföres fossiles du bassin ter-
tiaire de Vienne) IX, 11—14.
1880. Globigerina ovoidea Sequenza (Le formazioni terziaire nella provineia
di Reggio) XVII, 39.
1884. Orbulina universa d’Orb. Brady (Challenger) LXXXI, 8—26.
1895. Globigerina bilobata d’Orb. Egger (Gazelle) XIII, 9.
1905. Globigerina bilobata d’Orb. Bagg (Miocene foraminifera from the
Monterey shale of California) VII, 8.
Zu dieser Spezies wird eine aus zwei runden Kammern
bestehende Form gestellt. Carpenter glaubt, daß das, was d’Orbiguy
für Globigerina bilobata hält, nur zweikammerige Orbulinen
gewesen seien, welche anzutrefl’en nicht so große Seltenheit sei.
Von vielen Autoren wird daher diese zweikammerige Form mit
(Orbulina universa vereinigt. Brady tut dies ebenfalls.
147
Globigerina triloba Reuß.
1850. Globigerina triloba Reuß (Neue Foraminiferen aus den Schichten
des österreichischen Tertiärbeckens) XLV1I, 11.
1857. Globigerina triloba Reuß. Egger (Foraminiferen der Miozänschichten
bei Ortenburg in Nied.-Bayern) XI, 11—13.
1884. Globigerina bulloides var. triloba Reuß. Brady (Challenger) LXXIX,
1, 2, LXXXI, 2, 3.
1895. Globigerina triloba Reuß. Egger (Gazelle) XIU, 71—76.
1902. Globigerina triloba Reuß. Egger (Kreidemergel) XXI, 8.
Hierher wird eine dreikammerige Globigerina gestellt. Brady
faßt diese Form als Varietät von Globigerina bulloides auf. Sie
kommt nach ihm immer mit der typischen Globigerina bulloides
vergesellschaftet vor. Wie Schubert bemerkt, nähern sich einige
Formen der Globigerina triloba wegen ihrer Mündungsverhältnisse
der Globigerina rubra, andere wieder ebenfalls wegen ihrer
Mündung der Globigerina bulloides. Es scheint ihm das zweck¬
mäßigste zu sein, die mit bulloides übereinstimmenden triloben
Formen zu bulloides, diejenigen, mit zwei deutlichen Mündungen
versehenen triloben, die auch mehr den Charakter von rubra
besitzen, zu rubra als var. triloba zu ziehen.“
Globigerina bulloides d’Orbigny.
1846. Globigerina bulloides d’Orbigny (Foraminiferes fossiles du bassm
tertiaire de Vienne) IX, 4—6.
1850. Globigerina concinna Reuß (Neue Foraminiferen aus den Schichten
des österreichischen Tertiärbeckens) XLVII, 8.
1850. Globigerina diplostoma Reuß (Neue Foraminiferen aus den Schichten
des österreichischen Tertiärbeckens) XLVII, 9, 10.
1870. Globigerina bulloides Gümbel (Beiträge zur Foraminiferenfa^na der
nordalpinen Eozängebilde) II, 106.
1870. Globigerina alpigena Gümbel, ebenda, II, 107.
1870. Globigerina eocaena Gümbel, ebenda, II, 109.
1876. Globigerina bulloides Hantken (Fauna der Clavulina Szaböi-Schichten)
VIII, 2.
1884. Globigerina bulloides d’Orb. Brady (Challenger) LXXVII, LXXIX,
1-7.
1895. Globigerina bulloides d’Orb. Egger (Gazelle) XIII, 1—4.
1902. Globigerina bulloides d’Orb. Egger (Kreidemergel) XXI, 5—7.
1904. Globigerina bulloides d’Orb. Bagg (Foraminifera) CXXXII, 1, 2.
1905. Globigerina bulloides d’Orb. Bagg (Miocene foraminifera from the
Monterey shale of California) VII, 7.
1908. Globigerina bulloides d’Orbigny. Egger (Mikrofauna der Kreide¬
schichten des westlichen bayrischen Waldes und des Gebietes um
Regensburg) VI, 22.
10 *
148
1912. Globigerina bulloides d’Orbigny. Bagg (Pliocene and pleiatocene
foraminifera from Southern California) XXIII, 2—8.
Globigerina ist in fast allen Proben, besonders stark aber
in den ersten, so vertreten, daß ihr gegenüber alle anderen Arten
weitaus in den Hintergrund treten.
Sie kommt fossil nach Brady seit der Kreide vor und ist
gegenwärtig Kosmopolit.
Globigerina cretacea d’Orbigny.
1845. Globigerina cretacea d’Orb. Reufi (Versteinerungen der böhmischen
Kreide) VIII, 55.
1884. Globigerina cretacea d’Orb. Brady (Challenger) LXXXTI, 10, 11.
1895. Globigerina cretacea d’Orb. Egger (Gazelle) XIII, 26 —28.
1902. Globigerina cretacea d’Orb. Egger (Kreidemergel) {XXI, 1, 2, 3, 10.
1904. Globigerina cretacea d’Orb. Bagg (Foraminifera) CXXXU, 3.
1905. Globigerina cretacea d’Orb. Bagg (Miocene foraminifera from the
Monterey shale of California) VIII, 1.
1908. Globigerina cretacea d’Orb. Egger (Mikrofauna der Kreideschichten
des westl. bayr. Waldes und des Geb. um Regensburg) VI, 23.
Diese Art unterscheidet sich durch die Anzahl der Kammern
der letzten Windung von Globigerina bulloides. Sie hat nämlich
nicht vier, sondern fünf oder mehr Kammern der letzten Windung.
Der weite Nabel, die schön runden Kammern sind weitere Kenn¬
zeichen dieser Gattung. Brady bildet bei Fig. 11 eine Form
ab, welche mehr als fünf Kammern der Schlußwindung erkennen
läßt. Auch Egger erklärt, daß jene Individuen bei seinen Unter¬
suchungen zahlreicher waren, welche mehr als fünf Kammern
der letzten Windung zeigten. Vorliegende Exemplare zeigten
durchwegs 5 Kammern der letzten Windung, eine größere Anzahl
konnte ich nicht beobachten. Dabei zeigt noch die fünfte Kammer
eine solche Lagerung, daß es zweifelhaft erscheinen muß, ob man
sie zur letzten Windung rechnen soll oder zur vorhergehenden,
daher bin ich auch oft in Zweifel gewesen, ob ich das Tier zu
cretacea oder bulloides stellen sollte. Hauptsächlich der weite
Nabel war in solchen Fällen ausschlaggebend für Glob. cretacea.
Orbulina universa d’Orbigny.
1846. Orbuliua universa d’Orbigny (Formaniferes fossiles du bassin tertiaire
de Vienne) 1, I.
1851. Orbulina universa d’Orb. Reuß (Beiträge zur Paläontologie der
Tertiärschichten Obersehlesieus) Seite 150.
149
1867. Orbulina neojurensis Karrer (Zur Foraminiferenfauna in Oesterreich)
III, 10.
1884. Orbulina universa d’Orb. Brady (Challenger) LXXXI, 8—26, LXXXII,
1-3, LXXVm, 1.
1895. Orbulina universa d’Orb. Egger (Gazelle) XIV, 7—9, 11, 12, 38—40.
1902. Orbulina universa d'Orb. Egger (Kreidemergel) XXI, 46, 47.
1905. Orbulina universa d’Orb. Bagg (Miocene foraminifera from tbe Mon.
terey shale of California) VIII, 3.
1912. Orbulina universa d’Orb. Bagg (Pliocene and pleistocene foraminifera
from Southern California) XXIII, 1.
Diese Art kommt ebenfalls sehr zahlreich vor und entspricht
vollständig den zahlreichen guten Beschreibungen und Abbildungen,
die von ihr reichlich vorhanden sind.
Sie beginnt nach Brady im Lias und kommt rezent in fast
allen Meeren in großer Menge vor.
Otolithen.
Otolithus (Berycidarum) austriacus Kok.
1905. Schubert (Die Fischotolithen des österr.-ungar. Tertiärs, II) XVII
1—7; daselbst auch Literatur.
Nach Schubert ist diese Art eine der häufigsten und ist an
manchen Lokalitäten in hunderten von Exemplaren vorhanden.
Nach ihm ist er sehr klein. Darin weicht vorliegendes Exemplar
bedeutend ah. Denn während Schubert als Länge 1*7—2*0 mm
angiht, als Höhe 1*5—1‘7 mm, als Dicke 0‘3—0‘4 mm, erreicht
vorliegendes Exemplar die Länge von 3—4 mm, die Höhe von
2 mm oder etwas darüber und die Dicke von ungefähr 1 mm.
Die Uehereinstimmung ist aber in allen Merkmalen so bedeutend,
daß ich diesen Otolith trotz des bedeutenden Größenunterschiedes
zu Otolithus austriacus stelle. Nach Schubert zeigt dieser große
Aehnlichkeit mit Otholitus (Berycidarum) debilis Kok. (Zeitschrift
d. deutsch, geol. Ges. 1891, Seite 122, VI, 3), ebenso mit Otolithus
moravicus Prochazka. Bei der großen Variabilität der Otolithen
hält es Schubert für unzweckmäßig, den Formenkreis des Otolithus
austriacus, in welchen er Otolithus debilis einbezieht, zu teilen.
Seine Abbildungen lassen das Ineinanderübergehen von O. debilis,
O. austriacus und O. moravicus erkennen.
150
Ueberblick.
Es standen mir für die Untersuchung der vorstehenden Fora¬
miniferenfauna 10 Bohrproben zur Verfügung, die aus der Tiefe
von 1"8—54 m stammen. Sie schließen aber nicht regelmäßig
aneinander, sondern es sind in dieser Tiefenstufe Lücken vor¬
handen, von welchen mir keine Proben zugänglich waren. Es
fehlen nämlich Proben aus der Tiefe von 30*0—34*0 m, von
39—47 m und von 49*5—50’4 m.
Wenn man das Material der einzelnen Proben untersucht,
so ergibt sich Folgendes:
Probe I. (1*8—22*0 m.)
Grauer Tegel. Sehr reich an Kalk. Im geschlämmten Ma¬
teriale sind verhältnismäßig große, abgerundete Quarz- und Sand¬
steinkörner zu bemerken. Neben den überaus zahlreichen Fora¬
miniferen kommen in dieser Probe noch zahlreiche Echiniden-
stacheln vor; außerdem fand sich 1 Otolith und der Steinkern eines
kleinen nicht bestimmbaren Gasteropoden.
Probe II. (22 0—22 30 m.)
Heller Sand, bestehend aus weißen, rötlichen und rötlich-
gelben, eckigen, kleinen Quarzkörnchen. Reich an Kalk. Neben den
zahlreichen Foraminiferen finden sich ebenfalls Echinidenstacheln.
Probe m. (22-30—22-70 ».)
Gelblicher feiner Sand mit wenig Foraminiferen und einigen
Echinidenstacheln.
Probe IV. (22-70—30 00 m.)
Schmutziggrauer feiner Sand, sehr kalkhaltig, mit sehr viel
Foraminiferen.
Probe V. (34—36 m .)
Grauer Sand mit sehr wenig Foraminiferen.
Probe VI. (36-39 m.)
Grauer Tegel mit viel Sand und wenig Foraminiferen.
Probe VII. (47—48*5 m.)
Hellgrauer, sandiger Tegel ohne Foraminiferen.
Probe VIII. (48-5—49-5 m.)
Sandiger Tegel ohne Foraminiferen.
Probe IX. (50 4—513 m.)
Sandiger Tegel mit sehr wenig Foraminiferen.
Probe X. (51*3—54 m.)
Glimmerreiche Sande mit sehr wenig Foraminiferen.
151
Verbreitung der Foraminiferen in den einzelnen Proben.
Es bedeutet: h = häufig, s = selten, 1 = 1 Exemplar. •
Name
Probe
I.
Probe
n.
Probe
(II.
Probe
IV.
Probe
V.
Probt
VI.
Probe
VII.
Prob«
VIII.
Probe
IX.
Rhabdammina abyssorum.
h
h
Lagena apiculata.
s
8
Lagena hispida.
h
.
i
Lagena sulcata.
s
.
Lagena hexajrona.
h
h
Glandulina laevigata.
h
h
Nodosaria annulata.
h
h
h
„ soluta.
h
h
s
h
* consobrina.
h
h
» pyrula.
„ longiscata.
s
h
S
„ simplex.
s
„ inomata.
h
s
, latejugata.
1
* hispida.
h
s
h
„ catenulata.
s
s
„ proxima.
8
s
.
„ Adolphina.
8
ßigenerina aglutinans.
1
Textularia carinata.
h
h
s
h
„ gramen.
h
h
Gaudryina siphonella.
h
s
h
Bulimina elongata.
S
s
.
„ aculeata.
h
h
h
„ inflata.
h
h
Polymorphina elegantissima ....
s
• 1
„ oblonga.
s
Uvigerina pygmaea.
h
h
h
h
8
Bolivina antiqua.
h
8
h
l
n reticulata.
h
s
i
l
Frondicularia alata.
s
* Reussi.
s
Cristellaria variabilis.
s
s
„ rotulata .
h
S
h
„ vortex.
8
s
* orbicularis.
8
S
s
„ crassa .
#
8
„ cultrata.
h
8
h
„ calcar.
h
s
„ echinata.
h
s
* mamilligera.
s
.
n Paulae.
.
1
„ fragaria.
S
s
„ ßteflata.
s
w confusa .
.
S
» sp.
1
.
.f. # sp.
1
.
Vaginulina badensis.
s
s
* harpa.
i
n sp.
1 .
•
i
Probe
X.
h
8
S
152
Name
♦
Probe
1 L
Probe
II.
Probe
111.
Probe
IV.
Probe
V.
Probe
VI.
Probe
Y1L
Probe
VIII.
Piobe Probe
DL L
Marginulina pedum.
s
h
„ Behmi.
s
s
* hirsuta var. Behmi. . .
s
s
» sp.
.
1
•> *P.
1
.
.
Cassidulina subglobosa.
s
s
„ Margareta.
h
•
h
Spiroloculina Berchtolsdorfensis . .
8
„ tenuiseptata.
h
h
Pullenia ephaeroides.
h
h
s
„ guinqueloba.
Sphaeroidina austriaca.
h
h
s
h
.
Nonionina umbilicatula.
s
s
h
„ boueana .
s
.
scapha.
s
h
Pulvinulina crassa.
h
h
i
s
„ Schreibersii.
h
m
Rotalia Soldanii.
h
8
h
Rotalia Kalenbergensis.
.
1
Anomalina ammonoides.
h
s
Truncatulina praeciucta.
h
h
h
n naidingeri.
h
s
h
h
„ ungeriana.
h
s
„ reticulata.
h
h
h
Discorbina bertheloti var. baconica.
s
#
Globigerina bilobata.
h
h
h
h
s
s
* triloba.
s
h
h
s
„ bulloides.
h
h
h
h
h
„ cretacea.
s
#
Orbulina universa.
h
h
h
h
*
s
Die Foraminiferen nehmen also von oben nach unten rasch ab.
Es ist schade, daß die Proben nicht noch weiter nach unten
verfolgt werden konnten und daß sie nicht lückenlos aneinander
schließen.
Die Foraminiferenfauna trägt, wie man leicht erkennen kann-
miozänen Charakter. Eine andere Frage von großem Interesse
wäre es, welche Stellung sie innerhalb des Miozäns entnimmt.
Es ist bekannt, daß sich Foraminiferen für stratigraphische
Zwecke nicht gut eignen. Nur mit größter Vorsicht darf man
aus einer Foraminiferenfauna allein stratigraphische Schlüsse
ziehen.
Noch schwieriger ist die Sache, wenn man innerhalb einer
Formation auf Grund der Foraminiferenfauna allein die Stufe der
Ablagerung festsetzen soll. In der Regel ist das überhaupt
unmöglich. Im vorliegenden Falle würde es sich also darum
153
handeln, ob die im Vorstehenden beschriebene Fauna der ersten
oder zweiten Mediterranstufe des Wiener Beckens entspricht.
Es lohnt sich vielleicht, einen allgemeinen Ueberblick über
die beschriebene Fauna zu geben. Denn nur auf Grund des
Gesamtbildes der Foraminiferenfauna wäre es möglich, bezüglich
des Alters der Schichten Schlüsse zu ziehen. Einzelne Arten als
Leitformen für bestimmte Schichten aufzustellen, ist bei dieser
Tierklasse mit Ausnahme der wenigen, als Leitfossilien bekannten
Gruppen, unmöglich.
Im Ganzen wurden 80 Spezies gefunden. Folgende Gattungen
zeigen sich am zahlreichsten an Arten vertreten: Cristellaria mit
15 Spezies, Nodosaria mit 13, Marginulina mit 5, Lagena und
Truncatulina mit 4, Bolivina, Bulimina, Frondicularia, Vaginulina
und Nonionina mit je 3 Spezies. Die übrigen Genera sind arten-
ärmer als die angeführten. Am artenreichsten ist also Cristellaria
und Nodosaria.
An Individuenzahl am reichsten sind in erster Linie Globi-
gerina bulloides, und zwar besonders in den Proben I (1*8 bis
22 »»), II (22—22*3 m) und IV (22*7—30*0 tn), während sie in
den übrigen Proben entsprechend ihrem geringeren Reichtume
an Foraminiferen seltener vorkommt. Ferner sind sehr individuen"
reich einige Spezies der Nodosarien, so besonders Nodosaria annu'
lata, Nodosaria soluta, Nodosaria consobrina, aber bei Weitem
nicht mehr in dem Grade wie Nod. annulata. Sehr reich an
Individuen sind ferner einige Spezies der Cristellarien, besonders
Cristellaria calcar, echinata, cultrata, rotulata. Auch Truncatulina
praecincta und Tr. haidingeri, sowie Tr. reticulata sind indi¬
viduenreich, ebenso Bulimina inflata, aculeata, Textularia carinata,
Pullenia sphaeroides und quinqueloba, Uvigerina pygmaea, Pulvi-
nulina crassa.
Bemerkenswert ist das Vorherrschen der kalkschal igen Formen
und das gänzliche Zurücktreten der agglutinierenden Formen.
Karrer gibt in seiner Arbeit „Zur Foraminiferenfauna in
Oesterreich“, Seite 334, eine sehr schöne Uebersicht über die
Zusammensetzung der Schlierfauna in Nieder - Oesterreich und
Mähren. Wenn auch seitdem diese Fauna durch neue Funde
bereichert wurde, so bleibt seine allgemeine Charakteristik in den
Grundzügen doch richtig. Nach ihm tritt in diesen Ablagerungen
von den kieselschaligen Foraminiferen nur die Gattung Clavulina
häufiger auf. Die Familie der Miliolideen ist durchwegs selten.
154
Die Nodosarideen zeigen zwar eine größere Anzahl von Arten,
ihre Individuenzahl ist aber stets eine sehr beschränkte, ganz im
Gegensätze zu dem Tegel von Baden, wo dieselben eine Haupt¬
rolle spielen. Nur Nodosaria (Dentalina) elegans macht davon eine
Ausnahme, da dieselbe fast an allen Schlierlokalitäten zu treffen
ist und mitunter nicht selten. Die Familie der Cristellarideen ist
der vorherrschende Typus. Fast durch alle Fundorte gehen die
Spezies Cristellaria calcar, cultrata, cassis, inomata, wo diese
fehlen, treten andere, mitunter auch neue Arten auf. Die Poly¬
morphinen sind nur wenig vertreten; Uvigerina pygmaea und
Polymorphina problema gehen aber fast durch alle untersuchten
Proben, mitunter auch nicht selten. Die Globigerinideen dagegen
sind durchwegs sehr zahlreich vertreten, damit in Gesellschaft
stets Orbulina universa. Truncatulina Dutemplei fehlt fast keiner
Lokalität, sie ist stets mehr oder weniger häufig. Die Rotalideen
und Polystomellideen haben allerdings einige Vertreter; doch ist
ihre Erscheinung immer eine Seltenheit. Die Numulitideen fehlen
sozusagen ganz. Karrer bemerkt ferner: „Die große Ueberein-
stimmung mit der Badener Fauna wird oft schwer eine Sonderung
mit Sicherheit zulassen, wenn man es bloß mit Foraminiferen zn
tun hätte, da sich beide Stufen jedenfalls sehr nahe stehen. Das
überwiegende Auftreten der Cristellarideen zusammen mit Globi¬
gerinideen, während Nodosarideen und Rotalideen sowie alle
Miliolideen zurücktreten, dürfte vorläufig noch den einzigen
Maßstab zur Beurteilung abgeben, wenn nicht andere typische
Merkmale hiezu treten. Jedenfalls deutet aber der ganze Charakter
der Fauna auf eine Ablagerung des Schliers in größerer Tiefe.“
Vergleicht man damit die Fauna der zweiten Mediterranstufe>
wie sie Fuchs in seiner Arbeit „Geologische Uebersicht der
jüngeren Tertiärbildungen des Wiener Beckens und des Ungarisch-
Steirischen Tieflandes“ zusammenstellt oder wie man sie bei
einem Ueberblick über diese Stufe leicht finden kann, so zeigt
sich als Charakteristikum für die zweite Mediterranstufe das Vor¬
herrschen von Nodosarien, Cristellarien, Globigerinen, Trunca'
tulinen, Uvigerinen, Textularien und Milioliden.
Wenn man die vorstehende Charakteristik auf die beschriebene
Fauna anwendet, so zeigt sich eine nicht zu verkennende Hin¬
neigung zur Badener Fauna. Sie trägt, von kleinen Unterschieden
abgesehen, die allgemeinen Züge der Fauna der zweiten Medi¬
terranstufe. Darauf würde auch noch das Vorkommen von einigen
155
Foraminiferen hindeuten, die bisher nur aus dem Wiener Becken
bekannt sind. Es sind folgende Arten: Frondicularia Reußi,
Cristellaria Paulae, Cassidulina Margareta, Spiroloculina Berchtols-
dorfensis.
Ich habe in einer Tabelle die Verbreitung der gefundenen
Foraminiferen in anderen bekannten Miozängebieten Oesterreich-
Ungarns und des angrenzenden Preußisch-Schlesien dargestellt,
halte es aber nicht fUr notwendig, sie hier wieder zu geben, da
sie keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann aus dem
Grunde, weil die zum Vergleiche zur Verfügung stehenden Faunen
aus jenen Gebieten immer noch durch neue Funde bereichert
werden und mir auch nicht die volle Literatur zugänglich war.
Immerhin ergab sich aus dieser Zusammenstellung, daß mit den
Ablagerungen der zweiten Mediterranstufe des Wiener Beckens
von den gefundenen 80 Arten nach Ausschluß der 5 unbestimmten
51 Arten gemeinsam sind, mit den Schlier - Ablagerungen in
Nieder-Oesterreich und Mähren 43 Arten.
Man sieht, es ergibt sich aus einem derartigen Beginnen
keine sichere Entscheidung, und Karrer behält jedenfalls recht,
daß auf Grund der Foraminiferenfauna allein eine Sonderung der
beiden Stufen Schwierigkeiten bereitet.
Das Oberdevon von Brünn.
Von Dr. Josef Oppenheimer.
Mit vier Textfiguren und einer Tafel.
Vorwort.
Auf der Suche nach dem verschollenen Fundort des Brunner
Clymenien-Gesteins gelang es mir, einige neue Fundpunkte im
Oberdevon des Haidenberges zu entdecken, und zwar vor allem
den Productellenkalk und die schwarzen Ostracodenkalke. Erst
später fand ich die Cephalopodenkalke; der Fundort der Clymenien
konnte leider nicht wieder gefunden werden.
Bei der Bearbeitung der Fauna hat mich Herr Professor
A. R z e h ak des Oefteren durch Rat unterstützt. Herr Dr. R. Richter
in Frankfurt a. M. war so gütig, die Bestimmung der kleinen
Trilobiten zu übernehmen. Herr Professor Dr. Gr. Gürich in
Hamburg, der ausgezeichnete Kenner des polnischen Devons, hat
meine Arbeit ebenfalls gefördert. Genannten drei Herren sei auch
an dieser Stelle mein Dank ausgedrückt.
I. Literatur.
Das Gebiet, mit dem sich die folgenden Zeilen beschäftigen
ist der Haidenberg (Hadyberg der Spezialkarte), der sich nord¬
östlich von der Landeshauptstadt Brünn auf dem linken, östlichen
Ufer des Zwittaflusses erhebt. Der Berg bildet mit dem sich
nördlich und östlich anschließenden Hadywald eine ausgedehnte,
bewaldete Hochfläche, die ihren Gebirgscharakter vor allem dem
steil eingeschnittenen Zwittatale und dem in Süden des Haiden¬
berges einsetzenden Abbruch gegen das tertiäre Tiefland verdankt.
Er bildet das Südende eines langen und schmalen Devon¬
zuges, der aus der Gegend von Boskowitz in Nord-Südrichtung,
das mährische Karstgebiet einschließend, bis gegen Brünn streicht.
Die wichtigsten Werke, die sich mit unserer Gegend beschäftigt
haben, sind:
1. 1884 v. Reichenbach: Geognostische Mitteilungen aus Mähren.
2. 1852 v. Hingenau: Uebersicht der geologischen Verhältnisse von
Mähren und Oesterr.-Schlesien.
3. 1854 E. Sues8: Bericht des Werner-Vereines p. 37.
4. 1881 Rzehak: Verhandlungen d. k. k. geolog. Reichsanstalt p. 314
5. 1884 Mako wsky und Rzehak: Die geologischen Verhältnisse
der Umgebung von Brünn.
157
6. 1902 Bock: Zar Tektonik der Brünner Gegend.
7. 1905 F. E. Suess: Das Devon und Kulmgebiet östlich von Brünn.
8. 1910 Rzehak: Der Brünner Clymenienkalk. Zeitschrift des
Mährischen Landesmuseums X.
Reichenbach hielt das Brünner Devon für Bergkalk (Karbon),
Hingenau rechnete es zwar schon zum Uebergangskalk (Devon),
konnte jedoch seine Annahme noch nicht durch sichere Fossil-
fonde stützen. E. Suess wies durch die Bestimmung einer Clymenia
das Vorhandensein des obersten Devon nach. Rzehak hat dann
in seinen beiden Abhandlungen den Clymenienkalk des Haiden¬
berges ausführlich beschrieben.
Während der Fundpunkt der Clymenien sich am Nordost¬
ende der Haidenberg-Hochfläche befindet, und die ausgedehnte
Hochfläche sowie der an der Südwestecke des Berges gelegene
große Kalksteinbruch so gut wie versteinerungsleer befunden
worden sind, liegen die von mir entdeckten Fossilfundpunkte
am Westabfall der Hochfläche gegen das Zwittatal, etwa 500 m
nördlich der Cote 423 Hadyberg der Spezialkarte, auf der Höhe
der kleinen Mühle (Kolaftal). Der Fundort der Cephalopoden-
kalke liegt etwa 250 m gegen Süden, durch einen Einschnitt von
dem ersten Fundpunkte getrennt.
n. Stratigraphischer Teil.
A. Unteres Oberdevon,
a) Productellenkalk.
Der Productellenkalk ist von lichtgrauer Farbe und ist
nesterweise in den übrigen Kalkstein ein gesprengt. Die Fossilien
sind zwar sehr zahlreich, so daß stellenweise das Gestein ganz
davon erfüllt ist, doch ist der Erhaltungszustand ein sehr schlechter,
da die Schalen meist mit kristallinem Kalk erfüllt sind und die
in der Fauna vorherrschenden Brachiopoden bis auf ganz wenige
Exemplare, z. B. Leiorhynchus subreniformis Schnur, nur als
einzelne lose Klappen erhalten sind.
Besonders massenhaft finden sieb Productellen, so daß das
•Gestein nach dieser Brachiopodengattung benannt werden kann.
Es fanden sich folgende 25 Arten:
Pisces sp. Cyrtoceras sp. ind.
Orthoceras lineare Münster. Patella sp. ind.
Orthoceras sp. ind. Porcellia primordialis Scblotli.
158
Pleurotomaria sp. ind.
Euomphalus sp. ind.
Murchisonia sp. ind.
Loxonema sp. ind.
Loxonema sp. ind.
ProsochasmaV sp. ind.
Orthis striatula Schloth.
Productella subaculeata Murch.
Productella Herminae Frech.
Spirifer pachyrhynchus Murch.
Spirifer Archiaci Murch.
Spirifer Verneuili var. tenti-
culum M. V. K.
Spirifer sp. ind.
Martinia inflata Schnur.
Retzia prominula F. Roemer.
Rhynchonella pugnus Martin
var. pauciplicata n. v.
Rhychonella Gürichi n. sp.
Rhynchonella Gürichi var.
bisellata.
Rhynchonella Gürichi var.
bifurcata.
Leiorhynchus subreniformis
Schnur.
Es ist dies eine Fauna, die zweifellos dem untersten Ober-
devon angehört. Spirifer pachyrhynchus Murch., Spirifer Archiaci
Murch., Rhynchonella pugnus Mart., Leiorhynchus subreniformis
Schnur sind Leitfossilien dieser Stufe. Die Uebereinstimmung mit
dem Kadzielniakalk von Kielce und dem Grunderkalk des Harzes
ist sehr groß, selbst die entfernteren Ablagerungen gleichen Alters
in Belgien, ja sogar in Persien zeigen viel Verwandtschaft.
b) Cephalopodenkalk.
Dieser Kalkstein ist von dunkelgrauer bis schwärzlichgrauer
Farbe, oft mit bräunlichen Partien durchsetzt. Da der Kalk
ziemlich dicht ist, ist auch der Erhaltungszustand der Fossilien
ein viel günstigerer als beim Productellenkalk. Obwohl die Cephalo-
poden überhaupt in diesem Kalk überwiegen, läßt sich unter
diesen keine Form nennen, die besonders vorherrscht.
Es fanden sich folgende 32 Arten:
Pisces sp.
Entomis serratostriata Sandb.
Orthoceras lineare Münster.
Cyrtoceras polonicum Gürich.
Cyrtoceras angustum Gürich.
Cyrtoceras sp. ind.
Gomphoceras denseseptatum
n. sp.
Bactrites carinatus Sandb.
Toraoceras auriforme n. sp.
Tornoceras undulatum Sandb.
Cheiloceras amblylobum Sandb.
Cheiloceras subpartitum Mün¬
ster em. Frech.
Patella laevigata Münster.
Pleurotomaria sp. ind.
Pleurotomaria sp. ind.
Schizostoma carinatum Roemer*
Naticopsis sp. ind.
Platyschisma sp. ind.
159
Natica? sp. ind. Buchiola palmata Goldf.
Posidonia venusta Münster. Cardiola subarticulata Beush.
Myophoria cfr. rhomboidea Solenopsis sp. ind.
Goldf. Lingula subparallela Sandb.
Conocardium ibergense Beus- Productella subaculeata Murch.
hausen. Rhynchonella rhomboidea Phill.
Praecardium sp. ind. Rhipidocrinus ? sp. ind.
Buchiola retrostriata v. Buch. Melocrinus? sp. ind.
Diese Tiergesellschaft hat zwar noch das Gepräge des
unteren Oberdevon ist aber entschieden jünger als die Pro¬
ductellenfauna.
Bactrites carinatus Sandb., Tomoceras auriforme n. sp.,
Tornoceras undulatum Sandb. weisen auf unteres Oberdevon hin.
Es muß jedoch erwähnt werden, daß durch das Auftreten
von Cheiloceras, Entomis serratostriata Sandb. und Posidonia
venusta Münster ein Zug in die Fauna gebracht wird, der auf
die nächstjüngeren Schichten des mittleren Oberdevon hinweist;
vielleicht gehört ein Teil der erwähnten Schichten schon dem
mittleren Oberdevon an. Analoge Ablagerungen finden sieh im
polnischen Mittelgebirge, wo die Cephalopodenschichten des unteren
Oberdevon die meiste Verwandtschaft zeigen. Daneben finden
sich aber auch Anklänge an das mittlere Oberdevon von Lagow.
Bemerkenswert ist, daß im Cephalopodenkalke eine dünne
Bank ganz erfüllt von Rhynchonella (Leiorhynchus) rhomboidea
Phill. vorkommt.
B. Mittleres Oberdevon.
Ostracodenkalk.
Dieser Kalkstein ist von schwarzer Farbe, dünnplattig und
gibt beim Zerschlagen stark bituminösen Geruch. Die Fossilien
sind nur auf einzelnen Schichtflächen zahlreich; als besonders
bezeichnend sind die zahlreichen Ostracoden zu erwähnen, daneben
kommt Posidonia venusta Münster sehr häufig vor.
Es fanden sich folgende acht Arten:
Entomis serratostriata Sandb. Avicula Wurmi F. A. Roemer.
Richterina angulosa Gürich. Posidonia venusta Münster.
Richterinä scabra Gürich. Lingula subparallela Sandb.
Cyrtosymbole nana Richter. Terebratula Richteri n. sp.
Diese kleine Fauna enthält wohl keine Formen, die auf den
ersten Blick eine feinere Altersbestimmung zulassen, doch legt
160
das Auftreten der zahlreichen Ostracoden die Vermutung nahe,
daß wir es mit einer höheren Stufe zu tun haben als mit dem
unteren Oberdevon. Die vollkommene Analogie mit dem polnischen
Vorkommen bei „Welkes Versuchsschacht“ (Gürich a. a. O., p. 94)
läßt den sicheren Schluß zu, daß wir mittleres Oberdevon vor
uns haben.
Einen Ueberblick über die Stratigraphie unseres Devons
gibt folgendes
Schaubild der Brunner Devonablagerungen.
III. Paläontologlscher Teil.
1. Productellenkalk.
Pisces.
Ein 21 mm langes, unten 4 mm , oben 3 mm breites, leicht
sichelförmiges Gebilde, das als Ichtyodorulit angesehen werden
kann.
Dasselbe findet sich in einem dem Productellenkalk ent¬
sprechenden grauen Kalk nicht näher bekannten Fundorte am
Haidenberge.
Orthoceras.
Schalenreste von Orthoceras sind im Brachiopodenkalke des
Haidenberges nicht gerade selten. Der Umfang der Bruchstücke
läßt auf eine bedeutende Größe der Tiere schließen. Besser erhaltene
Exemplare sind jedoch selten.
1. Orthoceras lineare Münster.
1840- Orthoeeratites linearis Münster: Beiträge zur Petrefaktenkunde 111,
p. 99, T. 19, F. 1.
Länge = 42 mm , größter Durchmesser = 13 mm, kleinster
Durchmesser = 9'7 mm.
161
Der diinne Sipho liegt zentral. Die Schale zeigt stellenweise
eine sehr zarte Streifung. Bei einem Exemplare läßt sich eine
leichte Neigung der Kammerscheidewände beobachten.
Orthoceras lineare findet sich im mittleren und oberen
Devon und ist auch im Cephalopodenkalk des Haidenberges häufig.
Untersuchte Stücke 16.
2. Orthoceras sp. ind.
Bruchstück eines Exemplars von 18 mm Durchmesser, mit
sehr eng an einander stehenden konvexen Kammern und zentralem
1 l /* mm dickem Sipho.
Die Form erinnert an Orthoceras arcuatellum Sandberger.
Versteinerungen d. Rhein. Schichtensystems p. 166, T. 19, F. 2.
3. Cyrtoceras sp. ind.
Ein Exemplar von 25 mm Länge, oben 5 mm, unten 3 mm
breit, schwach gekrümmt, mit schwach elliptischem Querschnitt.
Der Sipho ist 1 mm dick, die Außenseite genähert.
Da das Gehäuse von kristallinem Kalk erfüllt ist, kann
der Verlauf der Sutur nicht beobachtet werden. Die Oberfläche
des Steinkernes ist glatt.
4. Patella sp. ind.
Steinkerne von rundlichem bis breit elliptischem Umriß, bis
zu einem Durchmesser von 11 mm, mehr oder weniger hoch
mützenförmig bis kegelförmig, ohne deutliche Skulptur. Der
Wirbel ist meist etwas exzentrisch gelegen. Einzelne Formen
dürften mit Patella disciformis Münster (Beiträge III, p. 81, T. 14,
F. 23) aus dem thüringischen Oberdevon verwandt sein.
Untersuchte Stücke 14.
5. Porcellia primordialis Schlotheim.
1820. Ammonites primordialis Schlotheim: Petrefaktenkunde p. 65, Nachtr. 1,
p. 59, T. IX, F. 2.
1843. Bellerophon primordialis F. A. Römer: Die Versteinerungen des
Harzgebirges p. 31, T. VIII, F. 16.
1887. Porcellia primordialis Tschernyschew: Die Fauna des mittleren und
oberen Devon am Westabhange des Ural T. V, F. 11, p. 34.
Ein Steinkem von 16 mm Durchmesser zeigt Anwachsstreifen,
die von der Naht ausgehend, leicht nach rückwärts gekrümmt
sind, in der halben Höhe der Windung jedoch verschwinden.
Verhandlungen des naturf. Vereines in Biünn. LIV. Band. H
162
Auf der Externseite zeigt sich ein Kiel, der durch zwei
schmale Binder gebildet wird, zwischen denen eine Vertiefung
verläuft.
Porcellia primordialis ist im unteren Oberdevon im Harz
und im Ural bekannt.
6. Pleurotomaria sp. ind.
Ein Bruchstück eines Steinkernes, an dem noch Spuren der
spiralen Streifung zu sehen sind.
Eine nähere Bestimmung ist nicht möglich.
7. Euomphalus sp. ind.
Ein kleines Exemplar von 7 mm Durchmesser mit lose auf¬
gerollter Spirale. Die innere Windung erhebt sich nur wenig
über die äußere. Die Oberfläche des Steinkernes zeigt keine
Skulptur.
Eine verwandte Form ist Euomphalus serpula Goldfuß. Petr.
Germ. T. 191, F. 1, p. 86 und Euomphalus serpens Quenst.
'Gastropoden p. 391, T. 200, F. 62.
8. Murchisonia sp. ind.
Zwei Steinkerne 11 und 17 mm lang mit 4 beziehungsweise
5 glatten vollkommen skulpturlosen Windungen.
Sie zeigen Aehnlichkeit mit Phasianella ventricosa Goldfuß.
Petref. Germ. T. 148, F. 14, p. 113 und Murchisonia cfr. bili-
neata Quenstedt Gastropoden T. 201, F. 63, p. 417.
9. Loxonema sp. ind.
Ein Steinkern mit schlankem, sehr steilem Gewinde ohne
deutliche Skulptur.
Verwandt ist Loxonema polonicum Gürich. Poln. Mittel¬
gebirge p. 311, T. XI, F. 1, 2.
10. Loxonema sp. ind.
Vier Bruchstücke von Steinkemen eines Loxonema.
Das Gewinde ist sehr spitz. 2 mm unter der Naht verläuft
eine Furche, die vielleicht einem Schlitzbande entsprochen haben mag.
Eine gewisse Aehnlichkeit zeigt Turritella absoluta Quenstedt.
Gastropoden T. 196, F. 83—86, p. 310 und Loxonema laeve
F. Roemer. Harzgebirge p. 35, T. 5, F. 17.
163
11. Prosochasma? sp. ind.
Schlecht erhaltener Rest einer Bivalve, der dieser Gattung
angehören könnte.
12. Orthis striatula Schlotheim.
1813. Anomites Terebratulites striatulus Schlotheim: Mineralog. Taschen¬
buch VIII, T. 1, F. 6.
1887. Orthis striatula Tschernyschew: Fauna d. mittleren und ob. Devon
am Westabhange d. Ural p. 108 (mit russ. Synon.).
1896. Orthis striatula Gürich: Paläor. im Poln. Mittelgebirge p. 242.
1912. Orthis striatula Asselbergs: Faune frasnienne inf. du bord nord du
bassin de Namur. Bull. d. 1. Soc. Beige de G4ol. p. 4.
Diese weitverbreitete Art findet sich auch am Haidenberge
sehr zahlreich vertreten vor.
Mittleres Exemplar Länge = 14 mm, Breite ==■ 17 mm,
großes „ „ =24 mm, „ =29 mm.
Stets finden sich nur lose Klappen. Bei Sternkernen sieht
man einen Eindruck, der vom Wirbel bis zur halben Höhe der
Schale reicht; derselbe entspricht dem Medianseptum. Orthis
striatula kommt im Mittel- und Oberdevon vor.
13. Productella subaculeata Murchison.
1840. Productus subaculeatus Murchison: Bull, de la Soc. G6ol. de France
Tome XI, p. 255, T. 2, F. 9.
1850. Productus subaculeatus F. A. Roemer: Beiträge cur Kenntnis des
nordwestlichen Harzgeb. p. 31, T. 4, F. 24.
1853. Productus subaculeatus Schnur, Brachiopoden d. Eifel p. 228, T. 43, F. 4.
1856. Productus subaculeatus Sandberger: Rheinisches Schichten System in
Nassau p. 371, T. 34, F. 16.
1865. Productus subaculeatus Davidson: Monogr. Brit. Devon. Brachiop
p. 99, T. 21, F. 1, 2.
1871. Produetus subaculeatus Kayser: Die Brachipoden d. Mittel- u. Ober¬
devon der Eifel p. 639.
1887. Productus subaculeatus Tschernyschew: Faune d. mittleren u. ob.
Devon am Westabhange d. Ural p. 112.
1912. Productus subaculeatus Asselbergs: Faune Frasnienne inf. du bord
nord du bassin de Namur p. 8.
Productella subaculeata kommt in den grauen Kalksteinen
des Haidenberges nesterweise so massenhaft vor, daß man diesen
Kalk mit Recht als Productellenkalk bezeichnen kann.
Unter unseren Formen finden sich solche von gerundet
vierseitigem Umriß, Breite = 17 mm, Länge = 15 mm mit
11 *
164
verhältnismäßig schwach eingekrümmtem Wirbel und langem
geraden Schloßrand.
Dann ebenfalls sehr zahlreich Formen mit oblongem Umriß,
Breite =17 mm, Länge = 22 mm, mit stärker eingebogenem
Wirbel und kurzem Schloßrand.
Die Stacheln sind zahlreicher als bei Productella Herminae
Frech und fehlen auch die starken radialen Rippen, die dort
vorhanden sind.
Lose Stacheln finden sich nicht selten.
Zwei Exemplare von Productella subaculeata fanden sich
auch im Cephalopodenkalk.
Productella subaculeata ist im mittleren und oberen Devon
sehr weit verbreitet.
14. Productella Herminae Frech.
1891. Productella Herminae Frech: Zeitschrift der deutsch. Geol. Ge«*
p. 677, T. 47, F. 3, 5, 6.
1896. Productella Herminae Gürich: Paläozoicum im Poln. Mittelgeb. p. 219,
I II
Breite = 26 mm 20 mm,
Länge = 23 mm 18 mm.
Ebenso häufig wie Productella subaculeata Murch. kommt
am Haidenberge Productella Herminae Frech vor.
Die Exemplare erreichen oft eine sehr bedeutende Größe,
ähnlich wie dies Frech a. a. 0. p. 678 von Exemplaren aus dem
Harze angibt.
Die Breite der Schale ist stets mindestens so groß oder
größer als die Länge. Der Wirbel hängt sackartig über.
Die Stachelansätze sind groß und weniger zahlreich als bei
der vorgeschriebenen Art. Bei größeren Exemplaren ist eine
deutliche radiale Streifung sichtbar.
Eine schleppenartige Ausbreitung der Schale ist meist vor¬
handen, dagegen die von Frech erwähnte ohrenartige Ausweitung
des Schloßrandes nicht immer wahrnehmbar. Dagegen läßt sich
bei vielen Stücken auf der großen Klappe eine leichte mediane
Einsenkung konstatieren.
Die kleine Klappe ist flach mit deutlicher konzentrischer
Streifung versehen; auch hier pflegt eine leichte mediane Furche
angedeutet zu sein.
165
Productella Herminae Frech ist für das untere Oberdevon
bezeichnend.
15. Spirifer pachyrhynchus Murch. Vern. K.
1845. Spirifer pachyrhynchus M. V. K.: Geologie de la Russie II, p. 142,
T. 3, F. 6.
1853. Spirifer euryglossus Schnur: Brachiopoden der Eifel p. 209, T. 36, F. 5.
1871. Spirifer pachyrhynchus Kayser: Brachiop. d. Mittel- u. Oberdevon d.
Eifel p. 582.
1887. Spirifer pachyrhynchus Tschernyschew: Mittel- und Oberdevon am
Westabhang d. Ural p. 67, T. 8, F. 2.
1900. Spirifer pachyrhynchus Scupin: Dia Spiriferen Deutschlands p. 45»
T. 4, F. 1. a—d.
1903. Spirifer pachyrhynchus Gürich: Das Devon v. Debnik bei Krakau
p. 146 (20).
Dieser glatte Spirifer besitzt einen gerundet fünfseitigen Umriß.
Der Sinus läßt sich bis in die Nähe der Schnabelspitze beobachten.
Die Höhe der Area ist nicht sehr bedeutend, der Schnabel mäßig
tibergebogen.
Verwandte Arten sind Spirifer Maureri Holzapfel und Spirifer
glaber Martin.
Spirifer pachyrhynchus ist leitend für das untere Oberdevon.
/
Untersuchte Stücke 6.
16. Spirifer Archiaci Murchison.
1840. Spirifer Archiaci Murchison: Bull. Soc. Geol. de France T. XI,
p. 251, T. 2, F. 4.
1853. Spirifer Archiaci Schnur: Brachiopoden d. Eifel p. 205, T. 35, F. 3.
1884. Spirifer Archiaci Tschernyschew: Materialien z. Kenntnis d. devon.
Ablagerungen Rußlands p. 13 (63), T. 2, F. 5—6.
1896. Spirifer Archiaci Gürich: Paläozoicum im Poln. Mittelgebirge p. 248.
1903. Spirifer Archiaci Gürich: Devon v. Debnik p. 143.
Breite = 40 Höhe der kleinen Klappe = 22 mm.
Diese Art kommt am Haidenberge sehr zahlreich vor und
ist auch sehr variabel. Von den typischen, gedrungenen Formen
bis zu den langflügeligen, die sich dem Spirifer Verneuili Murch.
nähern, lassen sich Uebergänge beobachten.
Die typischen Merkmale: feine Berippung des stets wohl¬
gerundeten Sattels und die ziemlich hohe Area lassen sich
konstatieren.
166
Spirifer Archiaci Murch. ist für das untere Oberdevon
charakteristisch, in welcher Zeit er eine weltbreite Verbreitung
besitzt
Untersuchte Stücke 26.
17. Spirifer Verneuili rar. tenticulum M. V. K.
1845. Spirifer tenticulum Murch. Vern. Kayserling: Geologie de 1& Rusiie
p. 159, T. 5, F. 7-
1900. Spirifer Verneuili var. tenticulum Scupin: Die Spiriferen Deutschlands
p. 82.
Fein berippte Spiriferen mit flacher Area von auffallender
Höhe (19 mm); bei geringer Breite (22 mm).
Der Wirbel ist gar nicht eingebogen. Die Deltidialspalte ist
dreimal so hoch als ihre Breite an der Basis beträgt.
Diese Form kommt mit der vorbeschriebenen in weiter Ver¬
breitung vor.
Untersuchte Stücke 3.
18. Spirifer sp. ind.
Bruchstück einer Brachialklappe eines Spirifer mit 6 groben
Rippen jederseits des Sattels. Dieser scheint aus 2 Teilen be¬
standen zu haben, was auf eine Verwandtschaft mit Spirifer
bifidus A. Roemer, der im unteren Oberdevon vorkommt, hindeutet'
19. Martinia inflata Schnur.
1853. Spirifer inflatus Schnur: Brachiopoden der Eifel p. 211, T. 37. F. 2.
1884. Reticularia? Urii Tschemyschew: Materialien z. Kenntnis d. de von-
Ablager. Rußlands p. 18, T. 3, F. 2.
1896. Martinia inflata Gürich: Paläozoicum im Poln. Mittelgeb. p. 262,
T. 9, F. 5, 6, 8, 13, 14.
1900. Martinia inflata Scupin: Spiriferen Deutschlands p. 47, T. 4, F. 6, 7-
Länge = 15 mm, Breite 18 mm.
Eine Stielklappe (Steinkern) von gerundet vierseitigem
Umriß und deutlich ausgeprägter medianer Einsenkung. Die
Wölbung der Schale ist nicht sehr stark, der Wirbel nicht so
kräftig eingebogen, als es oft beschrieben wird.
Martinia inflata Schnur kommt besonders im Mitteldevon
vor, steigt aber, wie die sehr nahestehende Form Martinia inflata
var. subglobosa Gürich 1. c. Fig. 13, 14, im polnischen Mittel¬
gebirge in das Oberdevon auf.
167
20. Retzia prominula F. Roemer.
1844. Terebratula prominula F. Roomer: Rhein. Uebergangsgebirge p. 66,
T. 6, F. 3.
1853. Terebratula prominula Schnur: Brachipoden d. Eifel p. 184, T. 25, F. 3.
1871. Retzia prominula Kayser: Die Brachipoden d. Mittel- u. Oberderon der
Eifel p. 554, T. 10, F. 7.
Länge — ca. 15 mm, Breite ca. 11V» mm.
Auf der kleinen Klappe zählt man 10 deutlich ausgeprägte
Rippen und gegen den Schloßrand zu je 2 schwach angedeutete,
zusammen also 14 Rippen. Schnur erwähnt 1. c. 20—21 Rippen;
diese sind im Querschnitt gerundet und verbreitern sich rasch
gegen den Stirnrand zq.
Die Area ist nicht ganz so hoch, das Schnabelloch nicht so
groß wie bei der typischen Art.
Retzia prominula ist hauptsächlich im mittleren Devon zu
Hause.
21. Rhynchonella pugnus Martin var. pauciplicata.
ln Bezug auf Rhynchonella pugnus Martin herrscht in der
Literatur eine sehr große Verwirrung. Kayser *) betont besonders
den querovalen Umriß des Gehäuses und dies scheint auch ein
wichtiges Merkmal zu sein.
Die Zahl der Falten ist jedoch sehr variabel. Kayser a. a. O.
gibt 5—6 Falten auf dem Sattel, je 4—5 auf den Seiten an.
Bei unserer Form entfallen 2—3 grobe, erst nahe am Stirn¬
rande einsetzende Falten auf dem Sinus und je 2 ebensolche auf
die Seiten, ln diesen Eigenschaften nähert sie sich der Rhyncho¬
nella pugnus Martin var. ? bei Kayser a. a. 0. p. 523, T. 9, F. 6.
Die Breite beträgt 21 mm, die Länge 14 mm.
Schalenreste weisen eine feine Faserung auf.
Rhynchonella pugnus Martin ist vornehmlich im unteren
Oberdevon zu Hause, obgleich sie auch in älteren und jüngeren
Schichten vorkommt.
Untersuchte Stücke 2.
22. Rhynchonella Gürichi n. sp.
T. 1, F. 14.
1896. Rhynchonella pngnns rar. globifrons Gürich: Paläozoicum im Poln.
Mittelgebirge p. 288, T. 7, F. 2.
*) Die Brachiopoden des Mittel- und Oberdevon der Eitel p. 522.
168
Länge = 19 mm, Breite *=■= 20 mm, Dicke = 12 mm.
Diese Form ist neben Productella weitaus die häufigste im
Brachiopodenkalke und ihrem massenhaften Auftreten entsprechend
ziemlich variabel.
Herr Prof. Gürich, der so liebenswürdig war, die Form
zu prüfen, identifizierte dieselbe mit seiner Rhynchonella pugnus
var. globifrons, fügte aber hinzu, daß er neuerdings die Zugehörig¬
keit dieser Form zu Rhynchonella pugnus bezweifelt und sie für
eine neue Art hält! Das mir vorliegende, sehr zahlreiche aber
leider meist mangelhaft erhaltene Material läßt mir verwandt¬
schaftliche Beziehungen der Rhynchonella pugnus var. globifrons
zu Rhynchonella (Leiorhyncbus) subreniformis Schnur sehr wahr¬
scheinlich erscheinen.
Die Schale besitzt einen gerundet rhomboidalen Umriß. Die
Wölbung der Klappen ist mäßig, der Wirbel klein und zart,
nicht tibergebogen. Die große Schale besitzt im Sinus 4—5 kräftige,
auf den Flügeln je 6—6 etwas schwächer ausgeprägte Rippen.
Auf der kleinen Klappe sind die Rippen im Sattel besonders
kräftig entwickelt, oft breiter als die dazwischenliegenden Zwischen¬
räume; dagegen verschwinden die Rippen auf den Seitenteilen
der kleinen Klappe oft beinahe vollständig, welcher Umstand
stark an Leiorhynchus subreniformis erinnert. Die Rippen sind
stets gerundet, niemals scharfkantig.
Auf der kleinen Klappe läßt sich meist das Medianseptum nach-
weisen. Sehr große Exemplare erreichen eine Breite von 26 mm.
Neben dieser Hauptform kommt auch eine Varietät mit zahl¬
reicheren, etwas feineren Rippen vor, deren kleine Schale etwas
mehr gewölbt ist.
Der Hauptunterschied zwischen Leiorhynchus subreniformis
liegt in der Beschaffenheit der Stimregion. Während die Stirn
bei Leiorhynchus subreniformis scharf ist, ist sie bei Rhyncho¬
nella Gürichi breit und stumpf, worauf schon der Beinamen globi¬
frons hindeutete; auch erreicht Leiorhynchus subreniformis niemals
eine so bedeutende Größe wie Rhynchonella Gürichi.
Eine verwandte Form scheint auch Rhynchonella letiensis
Goss, zu sein. Diese kommt außer in Belgien auch in Persien
vor, 1 ) und zwar abenfalls mit Spirifer Archiaci zusammen.
l ) 1900. Frech u. Arthaber. Paläozoicum in Hocharmenien u. Persien :
Beiträge zur Palaeontologie u. Geologie Oesterr.-Ung. Bd. 12, p. 195, T. 15,-
F. 12, 13.
169
Es liegen 3 vollständige Exemplare und mehrere Hundert
lose Klappen vor.
23. Rhynchonella Gürichi var. bisellata n. v.
T. l, F. 16.
Von dieser Form liegen bloß drei lose kleine Klappen vor.
Der Umriß, die Wölbungsverhältnisse und die Abschwächung
der Rippen auf den Seitenteilen stimmen mit der Grundform
völlig überein. Der Unterschied liegt in der Ausbildung der
vier Rippen am Sattel. Die zwei mittleren sind sehr breit und
kräftig entwickelt, besonders gegen die Stirn hin, die beiden seit¬
lichen dagegen sind viel schwächer.
24. Rhynchonella Gürichi var. bifurcata n. v.
T. 1, F. 12 a, 12 b.
Ein einziges Stück dieser Form liegt vor, doch weicht es
in so vielen Punkten von der Grundform ab, daß es einige
Beachtung verdient.
Der Umriß ist gerundet dreiseitig, was im Gegensatz zur
Rhynchonella Gürichi dadurch entsteht, daß der Sinus nicht vor¬
gezogen ist. Die kleine Schale ist kräftig gewölbt, was bei der
typischen Rhynchonella Gtirichi nicht der Fall ist. Ein besonders
in die Augen fallender Unterschied liegt in der Berippung. Dort
wo die drei Rippen der großen Schale sich zum Sinus zu senken
beginnen, spalten sie sich in je zwei Teile, so daß sechs Spaltrippen
den Stirnrand erreichen. Dieser ist scharf, während er bei Rhyncho¬
nella Gürichi meist verdickt ist. Die Rippen an den Flügeln
zeigen auch nicht die für die Grundform so bezeichnende Ab¬
schwächung, sondern sind gleich kräftig wie die am Sinus. Der
Wirbel ist klein, wenig hervorragend.
Die Form würde vielleicht eine Neubenennung verdienen,
wozu ich mich wegen des vereinzelten Vorkommens nicht ent¬
schließen konnte.
Länge = 18 mm, Breite = 25 mm, Dicke = 14 mm.
25. Leiorhynchus subreniformis Schnur.
T. 1, F. 15.
1853. Terebratula subreniformis Schnur: Brachiopoden der Eifel. Paläontogr.
III, p. 174, T. 22, F. 5-
170
1856. Bhynchonella subreniformis Sandberger: Versteinerungen d. Rheini¬
schen Schichtsyst. p. 342, T. 33, F. 11.
1871. Camarophoria subreniformis Kayser: Br&chiopoden der Eifel p. 534.
1887. Camarophoria subreniformis Tschemyschew: Fauna des mittleren u.
ob. Devon am Westabhange des Ural p. 39, T. 4, F. 7—9.
I II
Länge = 13 1 /* mm 14 mm,
Breite = 16 „ 16 „
Länge = 8 „ 1*1» n
Leiorhynchus subreniformis ist die einzige Brachiopode des
Productellenkalksteines, bei der die beiden Klappen im Zusammen¬
hänge vorgefunden werden.
Wir zählen im Sinus der großen Klappe 3 Rippen, denen
auf der kleinen Klappe 4 entsprechen. Beiderseits des Sinus
unterscheidet man noch je 6 Rippen.
Leiorhynchus subreniformis ist im unteren Oherdevon weit
verbreitet.
Untersuchte Stücke 20.
2 . Cephalopodenkalk.
Pisces.
Es fand sich eine etwa 1 cm 2 große, unregelmäßig begrenzte
Platte, die wohl ein Teil einer Panzerplatte eines Panzerfisches
ist. Dieselbe besteht aus zwei Schichten. Eine dünnere emailartig
glänzende obere Schichte von gelbbrauner Farbe; dieselbe zeigt
eine netzartige Zeichnung, ähnlich den Linien der Haut der
menschlichen Fingerspitzen, derart, daß zwischen den unregel¬
mäßig verlaufenden Leisten Rinnen liegen, in denen noch zahl¬
reiche rundliche Vertiefungen eingesenkt sind. Darunter liegt
eine etwas dickere Schichte, die mit unregelmäßigen Erhaben¬
heiten bedeckt ist.
Außerdem finden sich zahnartige Gebilde vor; die Sub¬
stanz fällt durch die rosarote Färbung auf. Meist sind es unregel¬
mäßige Querschnitte.
Ein gut erhaltenes Stück T. 1, F. 1 ließe sich als Haifisch¬
zahn deuten Auf einer 2 1 /» mm breiten Basis sitzen symmetrisch
geordnet fünf Spitzen, von denen die längste mittlere 2 1 /» mm lang
und an der Basis 1 mm breit ist; sie trägt eine feine Längs¬
streifung. Die beiden randlichen Spitzen sind 2 mm lang und
Tafel I.
Seite
Fig. 1. Fischzähnchen, vergrößert.170
Fig. 2. Tomoceras auriforme n. sp. mit teilweise erhaltener Schale . 174
Fig. 3. Cheiloceras subpartitum Münster em. Frech., Steinkern . . . 176
Fig. 4. Cheiloceras amblylobum Sandberger mit Schalenresten. ... 175
Fig. 5. Tornoceras undulatum Sandberger, Schalenexemplar.175
Fig. 6. Cyrtoceras polonicum Gürich, Steinkern, etwas seitlich gesehen 171
Fig. 7. Cyrtoceras angustum Gürich mit Schalenresten.171
Fig. 8. Cyrtoceras angustum Gürich, Steinkem.171
Fig. 9. Schizostoma carinatum F. A. Roemer, Steinkern.177
Fig. 10. Rhynchonella (Leiorhynchus) rhomboidea Phillips.181
Fig. 11. Gomphoceras denseseptatum n. sp., Steinkem ....... 170
Fig. 12. Rhynchonella Gürichi var. bifurcata.169
Fig. 13. Terebratula Richten n. n.188
Fig. 14. Rhynchonella Gürichi n. n.167
Fig. 15. Leiorhynchus subreniformis Schnur.169
Fig. 16. Rhynchonella Gürichi var. bisellata.169
171
bedeutend zarter als die Mittelspitze. Die beiden Zwischenspitzen
erreichen blöde 1 */* mm Länge and sind am zartesten.
26. Cyrtoceras polonicum Gürich.
T. 1, F. 6.
1897. Cytoceras polonicum Gürich: Paläozoicum im Poln. Mittelgeb. p. 321,
T. 12, F. 8.
Steinkerne eines großen Cytoceras, das sich durch seine
auffallend schwache Krümmung auszeichnet. Diese ist so gering,
daß kleinere Bruchstücke nicht von Orthoceras zu unterscheiden sind.
Der Umriß ist elliptisch, an der Außenseite etwas abgeplattet.
Ein Exemplar von 43 mm Länge besitzt oben 32 mm, unten
23 mm Breite und besteht aus 10 Kammern, die demnach circa
4 1 /* mm hoch sind.
Ein großes Bruchstück weist eine Kammerbreite von 60 mm auf.
Die Scheidewände sind mäßig gewölbt.
Der Sipho ist sehr dick, perlschnurartig; sein Durchmesser
beträgt etwa ein Sechstel der Kammerbreite, also bei 30 mm
Kammerbreite 5 mm, bei 40 mm Kammerbreite ca. 7 mm. Die
Lage des Sipho ist subzentral, ganz wenig gegen die Innenseite
gerückt.
Sehr auffallend ist eine deutliche Längsstreifung, die den
Steinkern auszeichnet; es entfallen etwa 40 Streifen auf den
halben Umfang.
Cyrtoceras polonicum kommt im Polnischen Mittelgebirge
im unmittelbaren Hangenden des Kadzielniakalkes (Intumescens-
stufe) vor.
Untersuchte Stücke 12.
27. Cyrtoceras angustum Gürich.
T. 1, F. 7 a, 7 b, 8.
1896. Cyrtoceras angustum Gürich: Paläozoicum im Poln. Mittelgebirge
p. 824, T. 12, F. 4.
Eine schwach gekrümmte Form besitzt bei 16 mm Länge
13 niedrige Kammern. Die Breitenabnahme ist gering; die Breite
beträgt oben 9 mm, unten 7 mm. Der dünne Sipho liegt der
Außenseite sehr nahe. Der Querschnitt ist elliptisch, die Durch-
172
messer am spitzen Ende betragen 7 und 5 Vs mm. Die Sutur
beschreibt auf der Innenseite einen flachen Bogen nach abwärts.
Die Wölbung der Scheidewände ist eine schwache.
Untersuchte Stücke 10.
28. Cyrtoeeras sp. ind.
Ein unvollkommen erhaltener Steinkern eines Cyrtoceras,
das sich durch sehr geringe Krümmung und elliptischen Quer¬
schnitt auszeichnet. Auffallend ist die geringe Breitenabnahme
im Verlaufe der Wohnkammer und der drei erhaltenen Luft-
kammem. Diese sind gegen die Bauchseite leicht geneigt und
stehen ziemlich weit von einander ab. Die Wohnkammer ist
walzenförmig.
Eine verwandte Form scheint Cyrtoceras Schulenbergense
A. Born (Oberdevon im Aeketal p. 590, T. 19, F. 1) zu sein.
29. Gomphoceras denseseptatum n. sp.
T. 1 , F. 11 a, 11 b.
Steinkern eines Gomphoceras von 25 mm Länge, wovon
14 mm auf die Wohnkammer entfallen; die restlichen 11 mm
bestehen aus 11 Luftkammern, deren Höhe also ca. 1 mm beträgt.
Da jedoch das Stück nicht vollständig ist, ist eine größere Anzahl
Luftkammern wahrscheinlich.
Die größte Dicke der Röhre mit 18 mm befindet sich 2 mm
über der letzten Luftkammer; von da verjüngt sich die Röhre
gegen die Mündung zu auf 15 mm.
Der Querschnitt ist nahezu kreisrund mit etwas größerer
Breite; die Innenseite ist etwas weniger gerundet als die Außenseite.
Gomphoceren kommen im oberen Devon nicht allzuselten
vor, jedoch sind es meist Formen mit weit von einander entfernten
Kammerscheidewänden.
Wedekind ') beschreibt eine ähnliche Form aus den Cheiloceras-
Schichten als Poterioceras subfusiforme Münster. Die von ihm
angegebene Kammerhöhe von 1*3 mm steht sehr in Widerspruch,
mit der von Münster T. 20, F. 8, auf die sich Wedekind bezieht;
diese Abbildung zeigt einen Abstand der Kammerscheidewände
von 3 mm, wenn auch Münster in der Beschreibung angibt, daß
*) Cephalopodenfauna d. höheren Oberdevon am Enkeberge p. 627,
T. 45, F. 4.
173
die Kammern »eng“ sind. — Es ist daher tunlich, die eng-
kammerigen Formen abzutrennen und neu zu benennen.
30. Bactrites carinatus Sandberger.
1850—56. Bactrites carinatus Sandberger: Versteinerungen d. Rhein
Schichtensyat. in Nassau p. 129, T. 17, F. 3.
1896. Bactrites carinatus Gfiricb: Paläozoicum im Poln. Mittelgebirge p. 321
P. 13, F. 7-
Der Querschnitt der Röhre ist kurzoval, an den längeren Seiten
ein wenig platt gedrückt mit dem charakteristischen scharfen Kiel an
der dem Sipho gegenüberliegenden Schmalseite. — Der Kiel ist
jedoch nicht immer deutlich, bei manchen Stücken fast unsichtbar,
so daß man dieses Merkmal doch nicht als so wichtig ansehen
darf. Die an einzelnen Exemplaren erhaltene Schale zeigt eine
deutliche Skulptur, der Art, daß die ziemlich breiten Riefen auf
der dem Kiel gegenüberliegenden Schmalseite den tiefsten Stand
haben, von da in schwacher Krümmung über die breiten Seiten¬
flächen verlaufen, um dann scharf nach aufwärts biegend, dem
Kiele zuzustreben. Die Riefen sind nicht von gleicher Stärke,
sondern es liegen zwischen zwei starken und breiten meist drei
schwache Riefen. Leichte Abdrücke der stärkeren Riefen (Quer¬
wülste) sind öfters noch am Steinkern sichtbar.
Die Dimensionen des Querschnittes eines größeren Exemplars
sind 7 mm : 6 mm. Ueber die Länge der vollständigen Schale
geben die vorliegenden Bruchstücke von höchstens 30 mm Länge
keinen Aufschluß. Dieselbe muß aber den langsamen Anwachs¬
verhältnissen entsprechend eine bedeutende gewesen sein.
Der Sipho ist dünn, fadenförmig und liegt ganz randständig
unmittelbar unter der Schale.
Die Abstände der Suturlinien von einander sind nicht gleich;
gegen die Wohnkammer zu scheinen sie plötzlich auffallend groß
zu werden. Die Suturlinie biegt sich in der Gegend des Kieles
leicht nach aufwärts, jedoch beiweitem nicht so stark, wie die
entsprechenden Riefen der Schale.
Bactrites carinatus ist eine im Mittel- und besonders im
Oberdevon außerordentlich weit verbreitete Art. Der nächste
Fundort ist das Polnische Mittelgebirge.
Untersuchte Stücke 55.
174
31. Tornoceras auri forme n. sp.
T. 1, F. 2 a, 2 b.
1850—56. Goniatites auris Sandberger: Die Versteinerungen des rheinischen
Schichtsystems in Nassau T. 10, F. 13, T. 10 a, F. 8,14,15,16, 17,18,
1912. Tornoceras auris A. Born: Die geolog. Verhältnisse des Oberdevons
im Aeketal p. 596.
Tornoceras auris Qu. ist augenscheinlich eine dicke Form
mit ziemlich weitem Nabel. Diese beiden Eigenschaften sind doch
so augenfällig, daß eine Abtrennung der involuten und flach
scheibenförmigen Formen, die sonst den Charakter des Torno¬
ceras auris Qu. haben, angezeigt erscheint
Eine Form von flachscheibenförmiger Gestalt und schmaler
Externseite; sehr stark involut
Die Schale zeigt die ftlr die Gruppe des Tornoceras auris Qu.
so typischen Anwachsstreifen, die vom Nabel aus als leicht gebogene
Sicheln ausstrahlen, im äußeren Viertel der Flanke ihren nach
vorwärts gerichteten Lauf plötzlich ändern, um nach rückwärts
gerichtet die Außenkante zu erreichen und ohne Unterbrechung
in nach rückwärts konvexem Bogen die Außenseite zu überqueren.
An der Stelle, an der die Anwachsstreifen ihre Richtung
ändern, ein „Ohr“ bilden, verläuft eine schwache konzentrische
Furche; diese zeigt sich auch an den Steinkernen ganz kleiner,
junger Exemplare sehr deutlich.
Die An wachsstreifen sind am Steinkerne meist ebensogut
sichtbar, wie auf der Schale.
Am Steinkerne beobachtet man 5—7 Labialfurchen am
Umgänge. Ihr Verlauf ist nicht konstant. Bei manchen Exem¬
plaren beginnen sie am Nabel, verlaufen fast radial und machen
die kräftige Rückbiegung der Anwachsstreifen mit und kerben
den Rücken kräftig ein. Bei anderen Formen bleibt das innerste
Drittel der Flanke glatt, dann setzt die Labialfurche in Gestalt
einer Sichel auf und kerbt den Rücken wie im andern Falle ein.
Sehr nahe verwandt ist Tornoceras ausavense Steininger
(Geogn. Beschr. d. Eifel T. 1, F. 6, 7), eine Zwergform von
Büdesheim.
Auch Gürich (Paläoz. im Poln. Mittelgebirge p. 336) erwähnt
das Vorkommen einer eng und einer weit genabelten Varietät
bei Tornoceras auris.
Untersuchte Stücke 30.
175
32. Tornoceras undulatum Sandb.
T. 1, P. 6 a, 6 b.
1950—56. Goniatites undulatus Sandberger: V«rsteiner ungen des rheinischen
Schichtensystems in Nassau p. 109, T. 10, F- 17—19, T. 10 a, F. 7.
Scheibe ziemlich flach; bei einem Durchmesser von 15 mm
beträgt die größte Dicke 7 mm. Diese befindet sich in der Nähe
des Nabels und nimmt gegen die ziemlich schmale Extemseite
erst ■wenig, dann stärker ab.
Die Skulptur besteht aus kräftigen Anwachsstreifen, die
vom Nabel aus zunächst einen sanften Bogen nach vorne, dann
einen leichten Bogen nach rückwärts beschreiben; im letzten
Drittel der Flanke krümmen sie sich scharf nach vorwärts, um
alsbald nach rückwärts geknickt, die Externseite zu erreichen, die
sie in einem nach vorne offenen Halbkreis überqueren.
Unsere Form ist im Gegensätze zu der bei Frech (Ueber
devonische Ammoneen p. 49) abgebildeten Form ungenabelt,
doch bildet Sandberger a. a. O. T. 10, F. 19 und T. 10 a, F. 7
ebenfalls ungenabelte Formen ab und nur die Abbildung T. 10,
F. 17 zeigt Nabel.
Labialwülste sind kurz aber sehr zahlreich, 5—7 am Um¬
gänge. Die Lobenlinie ist die für die Gattung Tornoceras typische.
Lateralsattel und Laterallobus sind breit gerundet, der Extern¬
sattel steigt etwas weniger hoch auf, als der Lateralsattel.
An der Stelle, an der die Anwachsstreifen nahe der Extern¬
seite nach rückwärts geknickt sind, verläuft eine leichte kon¬
zentrische Furche. An der Externkante noch einige ganz zarte
konzentrische Fäden.
Es ist fraglich, ob die involuten Formen, wie eine solche
auch von Wedekind (Die Cephalopodenfauna des höheren Ober¬
devon von Enkeberge p. 580) aus den Cheiloceras - Schichten
beschrieben wird, mit den evoluteren bei Frech (nach Sandberger
a. a. O.) zusammengezogen werden sollen oder nicht. Ich möchte
eher meinen, der Namen undulatus sei für die ersteren Formen
beizubehalten und die genabelten neu zu benennen.
Untersuchte Stücke 3.
33. Cheiloceras amblylobum Sandberger.
T. 1, F. 4 a, 4 b.
1850—56. Goniatites amblylobus Sandberger: Versteinerungen des rheini¬
schen Schichtensystems in Nassau p. 108, T. 10, F. 8, T. 10 a, F. 20r
23, 24, T. 10 b, F. 1, 4, 5, 6, 15, 18, 19, 23, 25.
176
Durchmesser = 15 mm, Dicke = 12 mm.
Die mir vorliegenden Exemplare dieser Form sind in. der
Jugend von dicker, kugeliger Gestalt und werden meist, aber
anscheinend nicht immer, erst am Ende ihres Wachstumes etwas
flacher.
Die Umgänge sind ganz involut, die Einschnürungen, etwa
vier am Umgänge, beginnen am Nabel und verlaufen fast gerad¬
linig oder sehr schwach nach rückwärts gekrümmt über die Flanken
und den Rücken; nur bei den größeren Exemplaren (mit schon
etwas abgeplatteten Seiten) ist die Krümmung der Labialfurchen
deutlicher, etwa in dem Sinne, wie sie Sandberger a. a. O. T. 10 a,
F. 1 abbildet.
Die Schale zeigt eine erst bei starker Vergrößerung sicht¬
bare Runzelschicht, feine Linien, wie auf den Fingern der mensch¬
lichen Hand.
Die Lobenlinie zeigt einen stumpf gerundeten Laterallobus,
von den aus der Externsattel sehr wenig aufsteigt.
Frech 1 ) hat Cheiloceras amblylobum Sandberger als Varietät zu
Cheiloceras subpartitum Münster (Beiträge III, p. 18) gezogen.
Diesem Vorgänge ist schwer beizustimmen, da Münster jene Form
nicht abgebildet bat, wenn schon nach der Beschreibung die
Identität wahrscheinlich ist.
Untersuchte Stücke 15.
33a. Cheiloceras subpartitum Münster em. Frech.
T. 1, F. 3 a, 3 b.
1902. Cheiloceras subpartitum Frech: Ueber devonische Ammoneen p. 69,
T. 3, F. 1.
Durchmesser = 18, Dicke = 8 mm.
Das Gehäuse ist flach scheibenförmig, ganz involut. Der
Steinkern zeigt regelmäßige Einschnürungen, die etwa im rechten
Winkel auf einander folgen. Dieselben verlaufen vom Nabel
anfangs etwas nach vorwärts, schwenken im ersten Viertel der
Flanke in die Richtung senkrecht zur Außenseite ein. Dieser
Verlauf der Einschnürungen nebst der weit geringeren Dicke
sind die Hauptunterschiede gegenüber dem sehr verwandten
Cheiloceras amblylobum Sandb.
*) Ueber devonische Ammoneen p. 69 (43).
177
Die inneren Umgänge sind im Verhältnis etwas dicker als
die äußeren, jedoch nicht so kugelig, wie bei Cheiloceras ambly-
lobum.
Die Lobenlinie unterscheidet sich nicht wesentlich von der
der erwähnten Form.
Untersuchte Stücke. 4.
34. Patella laevigata Münster.
1840. Patella laevigata v. Münster: Beiträge III, p. 81, T. 14, F. 26.
Länge = 3 mm, Breite = 2 11 1 mm.
Nahezu kreisrund, mäßig gewölbt; der eingekrümmte Wirbel
liegt exzentrisch. Die Schale ist mit zarten konzentrischen An¬
wachsstreifen versehen.
35. Pleurotomaria sp. ind.
Ein Bruchstück eines Pleurotomariensteinkernes mit Schalen¬
resten, die eine Skulptur, bestehend aus Knötchen und gebogenen
Anwachsstreifen zeigen.
Eine Aehnlichkeit mit Pleurotomaria dentato-lineata Sandb.
var. dextra Holzapfel') aus dem Oberdevon von Adorf scheint
vorhanden zu sein.
36. Pleurotomaria sp. ind.
Steinkern einer kleinen Pleurotomaria von 3 mm Durch¬
messer.
Die Schale zeigt ein medianes Schlitzband und Längsstreifung.
37. Schizostoma carinatum F. A. Roemer.
T. 1, F. 9 a, 9 b.
1850. Schizostoma carinatum F. A. Roemer: Beitr. z. geolog. Kenntnis d.
nordw. Harzgeb. p. 38, T. 5, F. 28.
Gehäuse in einer Ebene aufgerollt, unsymmetrisch. Auf dem
vorliegenden Steinkem verläuft ein breites Schlitzband zwischen
zwei leichten Furchen über die Mitte der Außenseite hinweg.
Die Umgänge sind sonst gerundet, ohne Kanten.
Die Eigenschaften stimmen gut mit der aus dem Iberger-
kalke stammenden Form F. A. Roemers überein, wenn man
*) Holzapfel: Goniatiteukalke v. Adorf. Paläontogr. Bd. 28, T. 5,
F. 7, p. 27.
Verhandlungen des naturf. Vereines in Brünn. L1V. Band.
12
178
annimmt, daß die feine bei Roemer angegebene Skulptur auf dem
Steinkern verschwunden ist.
Durchmesser ” 12 mm.
Untersuchte Stücke 1.
38. Naticopsis sp. ind.
Letzte Windung sehr groß. Schalenreste zeigen eine feine
Anwachsstreifung.
Die Form steht der Naticopsis microtricha F. A. Roemer
(Harzgeb. p. 31, T. 8, F. 14) aus dem Ibergerkalk sehr nahe.
39. Platyschisma sp. ind.
Gehäuse (Steinkern) von 7 mm Durchmesser, innere Win¬
dungen flach, fast gar nicht über die letzte Windung hervorragend.
Schlußwindung groß, zeigt gegen die Mündung zu eine leichte
Falte, der eine leichte Einsenkung folgt. Der Nabel ist tief.
Die Form ist verwandt mit Platyschisma helix Carke (Die
Fauna des Iberger Kalkes p. 358, T. 4, F. 22—24), bei letzterer
ist jedoch die letzte Windung nicht so groß, wie bei unserer
Form.
Untersuchte Stücke 3.
40. N a t i c a ? sp. ind.
Ein Steinkern mit stark vergrößerter Schlußwindung dürfte
dieser Gattung angehören. Etwas Verwandtschaft scheint zu
Natica Adorfensis Holzapfel (Goniatitenkalk v. Adox*f p. 26, T. 5,
F. 5) zu bestehen.
41. Myophoria cfr. rhomboidea Goldf.
1834—40. Megalodus rhomboideus Goldfuß: Petrefacta Germ. p. 184,
T. 133, F. 3.
1895. Myophoria rhomboidea Beushausen: Die Lamellibranchiaten d. rheini¬
schen Devons p. 130, T. 10, F. 4—7.
Ein Steinkern von subquadratischem Umriß; die Länge
beträgt 8 mm, die Höhe 6 mm. Die Schale ist stark gewölbt,
mit vorn liegendem, kräftigem, nach vorn eingebogenem Wirbel.
Von diesem zieht sich zur Hinterecke ein breiter stumpfer Kiel,
Der Vorderrand ist unter dem Wirbel leicht eingezogen
und geht in sanfter Rundung in den flachbogigen Unterrand
179
über, der mit einem deutlichen Knick in den rechtwinklig sich
anschließenden Hinterrand übergeht. Dieser wiederum setzt sich
gerundet in den geradlinig verlaufenden Schloßrand fort.
Der Steinkern zeigt schwache Abdrücke einer Anwachs¬
streifung.
Von Myophoria rhomboidea unterscheidet sich unsere Form
durch geringere Größe und die größere Länge, die der Schale
eine mehr rechteckige Form gibt.
42. Conocardium ibergense Beushausen.
1895. Conocardium ibergense Beushausen: Die Lamellibranchiaten des
rheinischen Devons T. 29, F. 17—19, p. 401.
Ein kleiner, teilweise beschälter Steinkern dieser sehr
charakteristischen Form.
Die Schale ist sehr stark gewölbt. Die Herzfläche ist breit,
mit zehn Rippen geziert; beide Teile in stumpfem Winkel (120°)
im Vorderkiel zusammentreffend. Vom Schnabel (Kragen) ist
nichts erhalten. Der Mittelkiel springt kräftig vor, das Mittelstück
ist mit vier Rippen versehen. Die Seitenflächen sind ähnlich dem
Mittelstück berippt, während die Berippung des Hinterendes nicht
ersichtlich ist. Der Unterrand klafft vom Beginn der Seitenflächen
gegen das Hinterende immer mehr.
Conocardium ibergense kommt auch im unteren Oberdevon
des Harzes vor.
43. Praecardium sp. ind.
Ein mangelhaft erhaltener Steinkern, der jedoch die Be¬
stimmung der Gattung mit einiger Sicherheit gestattet.
Die Form ist sehr ungleichseitig, schief dreieckig, mit ein¬
gekrümmtem Wirbel.
Die Skulptur besteht aus sehr wenigen, kräftigen, an der
Oberseite abgeplatteten und mit steilen Seitenwänden versehenen
Rippen.
Die Zwischenräume sind doppelt so breit, wie die Rippen
selbst und am Grunde eben. Es sind bloß vier Rippen erhalten,
doch kann das Vorhandensein einer fünften als wahrscheinlich
angesehen werden.
Eine ziemlich nahestehende Form ist Praecardium vetustum
Hall., das jedoch mehr Rippen und engere Zwischenräume
aufweist.
12 *
180
44. Buchiola retrostriata v. Buch.
1832. Venericardium retrostiatum v. Buch: Goniatiten p. 50.
1837. Cardium palmatum Goldfuß: Petref. Germ. p. 217, T. 143, F. 7.
1853. Cardiola retrostriata Sandberger: Verst. d. Rhein. Schichtsyst. p. 270,
T. 28, F. 8.
1881. Cardiola retrostriata Holzapfel: Goniatitenkalke v. Adorf p. 253 (29)*
1884. Cardiola retrostriata Tschemyschew: Mater, z. Kenntnis der devon.
Ablagerungen Rußlands p. 8, T. 1, F. 14.
1895. Buchiola retrostriata Beushausen: Die Lamellibranchiaten des rheini¬
schen Devons p. 326, T. 34, F. 9, 10.
1902. Cardiola retrostriata Gürich: Devon v. Debnik p. 151.
Diese Muschel besitzt bei schief eiförmigem Umriß eine
Länge von 2'/»—3 mm, die Breite ist meist um weniges größer.
9—11 breite gerundete Rippen strahlen vom Wirbel aus.
Die schmalen Zwischenräume sind tief. Die konzentrische Skulptur
ist auf den vorliegenden Steinkernen schwach oder gar nicht
angedeutet, ein Umstand, der neben der auffallenden Kleinheit
unserer Form eigentümlich zu sein scheint.
Buchiola retrostriata ist im Oberdevon sehr weit verbreitet.
Untersuchte Stücke 16.
45. Buchiola palmata Goldf.
1834—40. Cardium palmatum Goldfuß: Petref. Germaniae II, p. 217,
T. 143, F. 7.
1895. Buchiola palmata Beushausen: Lamellibranchiaten d. rheinischen
Devons p. 333, T. 34, F. 3—5.
Schälchen von fast kreisrundem Umriß. Die zehn Rippen
sind abgeplattet und lassen zwischen sich schmale hohlkehlenartige
Z wischenräume.
Die Rippen sind mit zarten, gegen den Wirbel konvexen
Anwachsstreifen versehen.
Buchiola palmata kommt mit Buchiola retrostriata zusammen
im Oberdevon in weiter Verbreitung vor.
Untersuchte Stücke 5.
46. Cardiola subarticulata Beushausen.
1895. Cardiola subarticulata Beushausen: Lamellibranchiaten des rheini¬
schen Devons p. 352, T. 37, F. 4, 5.
Kleine Steinkerne von 5 mm Durchmesser und nahezu kreis¬
rundem Umriß. Die Form ist stark gewölbt und besitzt eine
181
Skulptur, bestehend aus 4—5 groben konzentrischen Falten, die
durch eine zarte radiale Skulptur fein kreneliert erscheinen.
Unsere Form ist etwas kleiner als das Original und ist auch
die von Beushausen erwähnte Ungleichseitigkeit nicht sehr aus¬
gesprochen. Diese tritt jedoch auf der Abbildung auch nicht stark
hervor.
Cardiola subarticulata findet sich im Oberdevon.
Untersuchte Stücke 15.
47. Solenopsis sp. ind.
Ein teilweise beschälter Steinkern, dessen Wirbelregion nicht
erhalten ist, liegt vor.
Die Schale ist stark quer verlängert; bei einer Länge von
21 mm beträgt die Höhe 6 mm. Der Hinterrand bildet mit dem
Unterrande einen Winkel von 45° und geht in sanfter Biegung
in den langen Schloßrand über. '
Vom Hinterrande gegen die Wirbelregion zu verläuft eine
sehr deutliche transversale Kante, die sich jedoch in ihrem Ver¬
laufe bald abschwächt.
Auf den Schalenresten ist eine ziemlich grobe gradlinig
verlaufende Anwachsstreifung parallel dem Unterrande zu sehen.
Solenopsiden sind aus dem Oberdevon nicht häufig bekannt
geworden; vielleicht, weil aus dieser Zeit meist Absätze eines
tieferen Meeres beschrieben wurden und Solenopsis zu den Seicht¬
wassertieren gerechnet wird, was aber für die beschriebene Form,
die im Cephalopodenkalk vorkommt, nicht zutreffen kann.
48. Rhynchonella (Le io rhy nchus) rhomboidea Phillips
T. 1, F. 10 a, 10 b.
1841. Terebratula rhomboidea Phillips: Palaeoz. Fossils of Cornwall p. 88,
T. 35, F. 158.
1886. Camarophoria rhomboidea Tschernyschew: Fauna des mittleren und
ob. Devon am Westabh. d. Ural p. 97, T. 4, F. 10, 12.
Länge — 11 mm, Breite = 12 Vs mm, Dicke = 7 mm.
Der Umriß ist gerundet fünfseitig; die Rückenschale schwach,
die Bauchschale etwas stärker gewölbt. Der in die große Schale
eingesenkte Sinus trägt in der Mitte eine breite und niedrige
Falte, der Sattel der kleinen Schale besitzt dementsprechend zwei
gerundete Falten, die eine breite und ziemlich flache Mulde
182
zwischen sich lassen. Die Stirn springt dem Sinns entsprechend
etwas vor. Der Wirbel ist klein und wenig hervorragend.
Ein großes mindergut erhaltenes Exemplar erreicht eine
Breite von etwa 20 mm bei 10 mm Dicke.
Kayser *) faßt die Form sehr weit auf, indem er Formen
mit mehreren Falten im Sinus und auch auf den Seiten hinzu¬
rechnet.
Mit den von Tschemyschew a. a. O. abgebildeten Formen
stimmen die unseren gut Uberein, bis auf die etwa näherstehenden
Sattelfalten und die weniger vorspringende Stirn bei der russischen
Form.
49. Rhipidocrinus? sp.
Stielglieder von kreisrundem Umriß mit dickem fünf-
strahligen Nahrangskanal.
50. Melocrinus? sp.
Stielglieder von kreisrundem Umriß mit dünnem runden
Nahrungskanal.
3. Ostracodenkalk.
P i s c e s.
Glatte oder gefaltete unregelmäßig begrenzte Hautreste weisen
auf das Vorhandensein von Fischresten im Ostracodenkalk hin.
51. Entomis serratostriata Sandberger.
1856. Entomis serratostriata Sandberger: Verst. d. Rhein. Schichtsyst. in
Nassau p. 4, T. 1, F. 2.
1896. Entomis serratostriata ßürich: Paläozoicum im Poln. Mittelgebirge
p. 374.
Diese Ostraoode übertrifft durch ihre Größe die übrigen,
ist aber sonst nicht sehr häufig; sie ist von nierenförmigem, breit-
elliptischem Umriß und erreicht eine Länge von 2‘2 mm bei einer
Breite von 1'3 mm.
Die Leistchen, 34 auf jeder Schale, sind sehr zart; nur
wenige der Mediane benachbarte, laufen konzentrisch, die meisten
vereinigen sich nach der Art von Geleisen. Die breite, deutliche
Einschnürung wird von ihnen ohne Störung überquert.
Die Wölbung der Schale ist schwach.
x ) Zeitschrift der deutsch, geolog. Ges. 1871, p. 529.
183
Entomis serratostriata ist besonders im oberen Oberdevon
verbreitet.
Hervorzuheben ist das Zusammenvorkommen von Entomis
serratostriata mit Richterina auf einem Handstttcke des schwarzen
Kalkes, ein Fall, der nach Prof. Gürichs schriftlicher Bemerkung
in Polen nicht vorkommt. Sechs sehr gut erhaltene und typische
Exemplare von Entomis serratostriata fanden sich auch im
Cephalopodenkalk.
52. Richterina angulosa Giirich.
1896. Entomis angulosa Giirich: Pal&ozoieom im Poln. Mittelgebirge p. 376.
Diese Form ist in unserem schwarzgrauen Plattenkalke die
häufigste. Ihre Länge ist 1—1’5 mm-, die Breite beträgt Vs weniger.
Der Umriß ist gerundet rektangulär, viel gestreckter als der von
Entomis serratostriata. Die Enden sind etwas zugespitzt.
Die Zahl der Leisten beträgt etwa 16—18 auf jeder Schale.
Dieselben sind viel kräftiger als bei Entomis serratostriata.
Einzelne Leisten treten stärker hervor, so zwar, daß meist
3 schwächere zwischen 2 stärkeren Rippen liegen. Eine Ein¬
schnürung ist überhaupt nicht wahrnehmbar, dagegen ein feines
zentrales Grübchen, der Breite von 2—3 Rippen entsprechend.
Die Wölbung ist der Länge und der Breite nach ziemlich
stark.
Von der verwandten Richterina moravica Rzehak aus dem
Clymenienkalk des Haidenberges unterscheidet sie sich durch
etwas geringere Größe, schwächere Wölbung und gestreckteren
Umriß.
Richterina angulosa kommt in Polen im oberen Oberdevon vor.
53. Richterina scabra Gürich.
1896. Entomis scabra Gürich: Paläoz. im Poln. Mittelgeb. p. 377.
Diese Richterina ist klein, Länge = 0‘6 mm, Breite —
0‘4 mm, besitzt einen eiförmigen Umriß mit deutlich zugespitzten
Polen.
Die Rippen, 8—10 auf jedem Schälchen, sind sehr kräftig,
scharf und verlaufen stets getrennt. Zwischen den Rippen bemerkt
man bei entsprechender Vergrößerung schwache Querleisten. Die
Wölbung der Schälchen ist stark.
184
Der Richterina scabra sehr nahe verwandt ist Richterina
minntissima Rzehak aus dem Clymenienkalk des Haidenberges.
Diese Form besitzt jedoch mehr, und nicht ganz so scharfe Rippen
als Richterina scabra.
Richterina scabra kommt am Haidenberge zusammen mit
Entomis serratostriata und Richterina angulosa, jedoch seltener
als letztere vor.
In Polen findet sie sich im oberen Oberdevon.
54. Cyrtosymbole nana R. Richter.
1913. Cyrtosymbole nana ß. Richter: Beiträge zur Kenntnis devonischer
Trilobiten II, p. 383, T. 22, F. 19—21.
„Das ] ) Kopfschild (Schalenerhaltung) wird an der Stirn von
einem schmalen, hoch gepolsterten Wulst begrenzt, der fast um
seine dreifache Breite von der Glatze entfernt bleibt, da sich
eine entsprechende, die festen Wangen verbindende Brücke
dazwischen legt. Diese Brücke steigt im Längsschnitt schräg
nach hinten an, so daß das Stirnende der Glatze erheblich über
den Stirnwulst zu liegen kommt; der Glatzenumriß erhebt sich
dann von der Stirn sofort zu einem stark, fast kreisrund ge¬
krümmten Bogen, der seine größte Höhe über der halben Länge
der Glatze erreicht und erst in der sanften abfallenden Nacken¬
gegend flacher wird; der Nackenring liegt unter der Glatze. Im
Querschnitt erhebt sich die Glatze in ansehnlichem aber weit
unter Kreiskrümmung bleibendem Bogen aus den scharf einge¬
senkten Rückenfurchen über die Wangen; ihr Vorderende erscheint,
von der Stirn gesehen, zwischen den über der Brücke spitzbogig
zusammenstoßenden Rückenfurchen zugeschärft. In der verkür¬
zenden Aufsicht erscheint sie aber mit völlig gerundetem, fast
plumpem Vorderende als ein sich allmälig und gleichmäßig
zwischen geradlinigen Rückenfurchen veijüngender Zuckerhut;
sie ist länger als breit.
Drei Seitenfurchen sehr deutlich, tief eingeschnitten. Hie
letzte läuft zunächst strack in der Richtung auf den gegenüber¬
liegenden Nackenwinkel, gabelt sich dann in zwei Aeste, die
beide gleich lang und etwas kürzer als der Hauptast, aber ebenso
tief wie dieser eingeschnitten sind; der hintere richtet sich auf die
Drittelungsstelle des Glatzengrundes, ohne ihn zu erreichen, der
*) Wörtlich nach R. Richter a. a. 0.
185 -
vordere ist nach vorn gerichtet und liegt in der geraden Ver¬
längerung der zweitletzten Seitenfurche der gegenüberliegenden
Seite. Die Richtung der zweitletzten Seitenfurche ist dadurch
bezeichnet, und die drittletzte läuft ihr gleich; beide sind ebene»
tief eingeschnitten wie die letzte, aber kurz und erreichen kaum
ein Viertel der Glatzenbreite.
Nackenfurche schmal, wenig tiefer als die Seitenfurchen
sie läuft in der Mitte senkrecht zur Achse, soweit sie Hinterrand
der letzten Seitenlappen ist, schräg nach hinten. Der Nacken--
ring ist breit und scheint ein mittleres Knötchen zu tragen.
Nackenläppchen fehlen anscheinend.
Die festen Wangen, deren Hauptkennzeichen ihre breite
Vereinigung vor der Glatze ist, fallen nach der Stirn steil ah
und erhalten seitlich des Glatzenendes durch die tiefe Einsenkung-
der RUckenfurchen eine leichte eigene Polsterung; mit ihrem
vorderen Teile laden sie nach außen aus. Gegenüber der dritt¬
letzten bis letzten Seitenfurche sitzt dicht an der Glatze ein
großer Augendeckel, dessen scharfwinklig geknickte Fläche sich
mit ihrem äußeren hochgelegenen Teil wagrecht ausbreitet, mit
dem inneren aber steil unmittelbar in die Rückenfurche abfällt.
Freie Wange: Die Sehfläche, die in keinem Falle erhalten
ist, war groß; der ihrem Grunde entsprechende bogenförmige
Ausschnitt der freien Wange nimmt mehr als dessen halbe
Länge (die Säume mitgemessen) ein. Die Sehfläche war durch
eine glatte, deutliche Furche vom Wangenfeld abgesetzt. Das
Wangenfeld ist mäßig gewölbt und fällt allmählich in die Außen-
furche, rascher in die schmal eingeschnittene Hinterfurche ab.
Der Hintersaum ist rund gepolstert, der Außensaum zu einem
abgestumpften Kiel mit steilem Abhang nach innen und außen
zusammengedruckt. Beide Säume vereinigen sich zu einem in
der Richtung des äußeren liegenden Wan gen Stachels, der bis fast
zu halber Wangenlänge erhalten ist. Bezeichnend ist, daß sich
die Hinterfurche an ihrem äußeren Ende dem Außensaum entlang
ein Stück nach hinten schleppt, so daß das zwischen beiden
Furchen gelegene Wangenfeld mit einem nach hinten gerichteten
Spitzchen in die Wurzel des Stachels eindringt.
Rumpf: Die Schienen sind auf ihrem äußeren Drittel stark,
aber gerundet nach unten abgebogen. Ihre Querschnitte sind
flach V-fÖrmig, indem Vorder- und Hinterrand gleichbreite, ebene,
gegeneinander geneigte Flächen darstellen.
186
Der Schwanz (Schale) ist halbkreisförmig. Die Spindel ist
sehr schmal und nimmt am Vorderrande nur die Hälfte einer
Flanke ohne Saum ein; sie erstreckt sich bis in die Nähe des
Saumes. Im Längsschnitt fällt sie langsam zu ihrem Hinterrande
ab, in dessen Gegend das ganze Schild rasch zu dem darunter
liegenden, flach auflagemden und daher ganz aus dem Umriß
heraustretenden Saum abstürzt. Im Querschnitt erhebt sie sich
mit steilen Seiten und flacherem Rücken hoch über die Flanken,
die mit knapp zwei Dritteln ihrer Breite flach oder ein wenig
nach außen geneigt daneben liegen (Rückenfurchen daher nicht
eingesenkt) und alsdann plötzlich und steil, aber knicklos gekrümmt
zu einem mit scharfem Knick abgesetzten, mäßig gepolsterten,
aber aufliegenden Saum abstürzen, der daher ganz aus dem
Umriß heraustritt.
Die Spindel trägt etwa acht deutlich ausgeprägte, durch
schmale Furchen getrennte Ringe.
Die Flanken zeigen etwa sieben Rippen, von denen die
beiden letzten auf das äußerste Hinterende angewiesen und meist
undeutlich sind. . Die Rippen nehmen nach außen ein wenig an
Breite zu und setzen am Saume ab. Sie sind strack und spreizen
von der Spindel rasch nach außen ab, die drei vorderen fast
senkrecht zur Achse gestellt. Die Schrägfurchen sind schmal und
tief. Noch schmäler und feiner sind die Nahtfurchen, die von
der Spindel bis an den Saum gleich deutlich anhaltend die Rippen
der Länge nach in zwei gleiche Aeste spalten; auf den hinteren
Rippen sind sie, wohl wegen der Kleinheit der Tiere und der
die Beobachtung erschwerenden Erhaltung, nicht mehr zu
bemerken.
Schale: Glatze über und über mit verhältnismäßig groben
Körnchen dicht bedeckt, das Wangenfeld dicht und fein gekörnelt.
Am Schwanz scheinen mindestens die Rippen fein gekörnelt
zu sein.
Größe: Ein Kopfschild ist 3 mm lang und hat eine 2 mm
lange Glatze. Zwei Schwänze sind 1 mm lang und 2 mm breit,
ein größerer etwa 3'5 mm breit.
Beziehungen: Das Auffallendste an der Art sind gegenüber
der Blindheit oder Kleinäugigkeit der verwandten Formen ihre
wohlentwickelten Augen. Bezeichnend ist ferner die Breite und
Schrägstellung der Brücke vor der Glatze, Wölbung und Körnelung
der Glatze und die Art der Seitenfurchen, sowie am Schwanz
187
der starke äußere Abfall der Flanken und der tief unter ihnen
liegende auflagemde Saum.
Die Zusammengehörigkeit von Kopf und Schwanz ist nicht
beobachtet, aber mit Sicherheit anzunehmen, da es die einzigen
Proetidenreste der Kalke sind, da sie in Größe und Einzel¬
merkmalen übereinstimmen und der Vergleich mit verwandten
Arten zur gleichen Vorstellung führt.“
Untersuchte Stücke 30.
55. Avicula Wurmi F. A. ßoemer. '
1855. Avicula Wurmi F. A. ßoemer: Verst. d. Harzgeb. p. 21, T. 6, F. 7.
1891. Avicula Wurmi Frecb.: Die devonischen Aviculiden Deutschlands
p. 42, T. 3, F. 4.
Ein unvollständig erhaltener Steinkem, der sich jedoch mit
einiger Sicherheit mit Avicula Wurmi identifizieren läßt.
Das Ohr ist deutlich abgesetzt; die Skulptur besteht aus
zahlreichen Radialrippen, die eine feine Körnelung aufweisen.
Zwischen zwei kräftige Rippen schiebt sich eine schwächere aus
unverbundenen Körnchen bestehende Radialrippe ein.
Avicula Wurmi F. A. Roemer ist im Oberdevon verbreitet.
56. Posidonia venusta Münster.
1840. Posidonia venusta Münster: Beiträge zur Petrefaktenkunde HI.
p. 5, T. X, F. 12.
1910. Posidonia venusta Rzehak: Der Brünner Clymenienkalk p. 207
T. III, F. 10.
Für die dunkeln dünnplattigen Kalke des Haidenberges ist
neben dem Auftreten zahlreicher Ostracoden besonders das
massenhafte Vorkommen von Posidonia venusta bezeichnend.
Die Formen zeigen sich aber auch sehr variabel.
Manche Eigenschaften lassen sich nicht mit voller Sicherheit
feststellen, da die Schalen auf den Schichtflächen eines dünn¬
plattigen Kalkes liegen und die dünnschalige Posidonia stark
verdrückt ist, wovon auch schon Gürich (Pal. Poln. Mittelgeb.
p. 302) spricht. Das dichte ungeschieferte Gestein ist der Erhaltung
eben viel günstiger. So konnte das für die im Polnischen Mittel¬
gebirge und im Brünner Clymenienkalk vorkommenden Posidonien
so bezeichnende Klaffen der Schalen hier nicht festgestellt werden,
obwohl eine ganz leichte vom Wirbel zum Unterrande verlaufende
Furche auf diese Eigenschaft zurückzuführen seih dürfte.
188
Das „Ohr“ in der Gegend des Vorderrandes ist ebenfalls
nicht erkennbar, ohne daß man sagen kann, daß es nicht durch
die Verdrückung verwischt sein könnte.
Die Anwachsstreifen sind etwas feiner als bei den Exem¬
plaren aus dem Clymenienkalk.
Der Umriß unserer Form stimmt bis auf die etwas geringere
Länge mit dem aus dem Brünner Clymenienkalk überein.
Bemerkenswert ist, daß sich vereinzelte Exemplare von
Posidonia venusta auch in dem grauen Kalke mit den Cephalo-
poden vortinden.
57. Lingula subparallela Sandberger.
1856. Lingula subparallela Sandberger: Yerat d. Rhein. Schichtsyst. in
Nassau p. 374, T. 34, F. 19.
1871. Lingula subparallela Quenstedt: Die Brachiopoden p. 651, T. 60,
F. 57.
1887. Lingula subparallela Tschernysehew: Fauna des mittleren u. oberen
Devon am Westabhange d. Ural, p. 116, T. 14, F. 29.
1896. Lingula sp. (subparallela) Gürich: P&läoz. im Poln. Mittelgebirge
p. 215.
Die schwarzen, glänzenden Schälchen haben meist eine Länge
von 4 mm und eine Breite von 2 1 /* mm. Ihr Umriß ist elliptisch,
gegen den Wirbel, der noch innerhalb des Umrisses liegt, etwas
zugespitzt. Die beiden Klappen scheinen nicht völlig gleich zu
sein, indem die eine Klappe ein wenig gestreckter ist als die
andere.
Ein kurzes Medianseptum ist erkennbar.
Ein sehr großes Exemplar von 11 mm Länge und 9 mm
Breite mit deutlicher konzentrischer Berippung dürfte sich an die
Spezies anschließen.
Auftreten und Eigenschaften stimmen sehr gut mit den bei
Gürich a. a. O. angeführten überein.
Zwei kleine Exemplare von Lingula subparallela fanden
sich auch in den hellgrauen Cephalopodenkalken.
Lingula subparallela Sandberger ist im Oberdevon verbreitet.
Untersuchte Stücke: 14 + 2.
58. Terebratula Richteri n. n.
T. 1, F. 13 a, 13 b.
1856. Terebratula subcurvata R. Richter: Beitrag z. Paläontologie de»
Tliüringerwaldes p. 115, T. 1, F. 37—39.
189
Länge = 16 mm, Breite = 24 mm, Dicke = 8 mm.
Die Sehale besitzt einen breit fünfseitigen Umriß. Beide
Klappen sind schwach gewölbt, was der Form das charakte¬
ristische zasammengedrückte, flache Aussehen gibt. Die größte
Dicke liegt ganz nahe am Schnabel, der klein, nicht hervor¬
ragend und nicht übergebogen ist. Der Schloßrand ist nahezu
gerade.
Im unteren Viertel der großen Schale senkt sich der flache
Sinus ein, der zwei flach gerundete breite Falten aufweist, denen
auf der kleinen Schale drei ebenfalls breite und flachgerundete
Rippen entsprechen. Der Sinus ist nicht vorgezogen, so daß der
Stirnrand nahezu geradlienig verläuft.
Terebratula Richteri ist hauptsächlich im thüringischen Ober¬
devon verbreitet. Mit Terebratula subcurvata Münster (Beiträge III,
p. 75, T. 14, F. 4—6), ist wohl keine Verwandtschaft vorhanden,
dagegen volle Übereinstimmung mit der von Richter a. a. O. ab¬
gebildeten Form.
‘ Anhang.
59. Dechenella (?) dubia R. Richter.
1912. Dechenella (?) dubia R. Richter: Beiträge zur Kenntnis devonischer
Trilobiten I., p. 327, T. 21, F. 15.
Aus dem dichten Kalkstein mit Crinoidenstielgliedern:
„Nur *) ein Schwanz in Schalenerhaltung. Ungefähr 5 mm
lang und 8 mm breit; das Verhältnis bedingt also mit 1 : 1*4
einen breiten und kurzen Umriß. Die Spindel — den Flanken an
Breite gleich — verjüngt sich langsam und gleichmäßig und endet
ziemlich plötzlich mit einem stumpf zugespitzten Hinterende, das
vom Saum noch um mindestens dessen eigene Breite getrennt
bleibt. Da der Umriß der Spindel im Längsschnitt sich im letzten
Drittel allmälig herabsenkt, liegt das Hinterende bereits ziemlich
tief und bildet nur einen äußerst schwachen Winkel mit dem in
der Mittellinie dahinter liegenden Flankenfelde und dem Saum.
Der Querschnitt der Spindel erhebt sich mit breitem flachen
Rücken und steilen Seiten ansehnlich aus den Rückenfurchen,
aber nur zu geringer Höhe über die Flanken, die sich selbst
aus den — daher tiefliegenden — Rückenfurchen wieder zu er¬
heben versuchen und einen leicht und gleichmäßg gewölbten
*) Wörtlich nach R. Richter a. a. 0.
190
Querschnitt besitzen. Der Saum ist völlig gepolstert und setzt
ohne jede Furche aber mit deutlichem Knick gegen die Flanken
ab; etwa in seiner Mitte ist er selbst stumpf geknickt und
zerfällt so in eine flach lagernde innere Rampe und eine steil
abfallende äußere Fläche.
Zehn Spindelringe (ein elfter dahinter vielleicht noch an¬
gedeutet), von denen die vorderen sieben sehr deutlich als flache
breite Bänder entwickelt sind. Die trennenden Furchen sind sehr
schmal; auf dem Rücken seicht, werden sie an den Seiten tiefer
und knicken ein wenig nach vom ab, so daß auch die Enden
der Spindelringe — von oben gesehen — sich etwas nach vorn
richten. Jeder Ring trägt eine, vom dritten an sehr deutliche
schmale Querfurche (Eindruck), wodurch die Spindel etwa in der
Mitte ihres seitlichen Abfalls durch eine nahezu zusammen¬
hängende, der Rückenfurche gleichlaufende Längsfurche eingeknifft
erscheint.
Auf den Flanken sind acht Rippen zu erkennen (die vorderste
verletzt), von denen die fünf vorderen, als solche deutlich ent¬
wickelt- sind, während die letzten drei kein eigenes Relief mehr
haben und ihre Anwesenheit nur durch die ihnen entsprechenden
Kömchendoppelreihen und die als Schatten auch auf der letzten
noch entzifferbaren Schrägfurchen und Nahtfurchen verraten. Die
vorderen stehen von der Mittellinie abgespreizt, die übrigen stellen
sich rasch schräger, die achte der Mittellinie schon nahezu gleich¬
laufend. Nach hinten nehmen sie ziemlich rasch an Breite ab.
Sie sind flache Bänder, die durch schmale Schrägfurchen getrennt
und von etwas feineren Nahtfurchen der Länge nach geteilt
werden. Die Schrägfurchen sind gestreckter, die Nahtfurchen
gekrümmter; das Vorderhand ist auf der inneren Hälfte der
Rippen, namentlich an ihrem Ursprung, breiter als das Hinter¬
band, außen werden beide Bänder gleich.
Die Schale ist mit Ausnahme der an die Rückenfurche
grenzenden Gegenden von Flanken und Spindel dicht gekörnelt
Der Spindelrücken ist mit zahlreichen gröberen, sich nicht
in Längsreihen ordnenden Körnchen unregelmäßig bedeckt; Saum
und Flanken sind mit feinen Körnchen sehr dicht überzogen, die
auf den Rippen zugunsten einer deutlichen Längsreihe gröberer
Körnchen auf dem Vorderhand und einer weniger deutlichen,
etwas weiter nach außen einsetzenden entsprechenden Längsreihe
auf dem Hinterband zurücktreten. Eine entsprechende, etwas
191
verwischte Längsanordnung der Körnchen verrät, wie erwähnt,
auch noch das Vorhandensein der im Relief unterdrückten hinteren
Rippen.
Beziehungen: Der nicht vollständige Schwanz reicht zur
genauen Kennzeichnung der Artmerkmale aus und wird benannt
wegen der Wichtigkeit seines Vorkommens, indem er nach der
rechtsrheinischen D. (?) disjecta aus dem Clymenienkalk die
nächstjüngste Art unter allen mit Dechenella in Beziehung zu
bringenden Proetiden darstellt (ander D. hofensis).
Der Vergleich mit D. (?) disjecta zeigt eine so weit¬
gehende Uebereinstimmung der beiden späten Formen, daß ich
den Biiinner Schwanz derselben sich an die Gattung Dechenella
anschließenden Gruppe zurechnen und für ihn einen Kopf von
der Ausbildung des disj ecta-Kopfes erwarten möchte, obwohl
auch ein mehr Proetus-artiger Kopf nicht ausgeschlossen ist,
Das Gemeinsame der Schwänze liegt in dem breiten und kurzen
Umriß, der raschen Aenderung in Breite und Stellung der Rippen
nach hinten und in dem ganz übereinstimmenden Bau der breiten,
flachen Spindelringe mit ihren sich zu einer Längsfurche
zusammensetzenden Querftirchen (nur vertiefen sich die Spindel¬
furchen bei der Brünner Art etwas mehr). Beide Arten weichen
dadurch von den außer D. hofensis sämtlich älteren
Dechenellen in bestimmter Weise ab.
Artlich unterscheidet sich D. (?) dubia von D. (?) d i sj e c t a
durch die niedrige Spindel, die gleichmäßige Eigenwölbung der
Flanken, den abgesetzten, geknickten Saum mit flacher innerer
Rampe, durch die flachen Rippen, die nach außen an Erhabenheit
merklich abnehmen und von denen die hinteren nicht wie dort
noch ein eigenes Relief besitzen, sowie durch die deutlichen Naht¬
furchen.“
Beim Kilometerstein 10 2 der Brünn—Ochoser Straße, also
an jener Stelle, wo einst der Clymenienkalk anstehend getroffen
wurde, fand Herr Professor Rzehak in einem dunkelgrauen, etwas
mergeligen Kalke einen großen Productus. Das Gestein dürfte
dem oberen Oberdevon angehören. Die Form macht einen ganz
karbonischen Eindruck.
Die Breite beträgt 3Vs cm, die Höhe 2 l la cm. Die Wölbung
ist sehr kräftig. Die Skulptur besteht aus deutlichen konzentrischen
192
Banzein, die von radialen Riefen gekreuzt werden. Dadurch ent¬
steht eine Art schuppige Struktur. Ueber dieser Schale sieht
man noch Spuren einer Schichte, die zahlreiche feine Stachel¬
ansätze trägt.
Die flache Klappe ist ebenfalls erhalten. Sie zeigt die radiale
Berippung noch deutlicher als die Wirbelklappe und ist ganz
flach mit leicht abgesetzten Flügeln.
Die Form zeigt Aehnlichkeit mit dem unterkarbonischen Pro¬
ductus semireticulatus Martin.
IV. Lagerungsverhältnlsse.
Das Devonplateau des Haidenberg wird im Westen und
Süden vom Granitit der Brünner Eruptivmasse begrenzt. In
«Besen Granitit schneidet das epigenetische Erosionstal der Zwitta
steil ein. Die linke, östliche Talseite wird bis zu a h ihrer Höhe
von Granitit gebildet; darüber folgt eine schmale Terrasse, die
keinen Aufschluß zeigt; darauf bauen sich die grauen Oberdevon¬
kalke steil und unvermittelt auf. Die Grenze des Granitits gegen
den Devonkalk ist zweifellos eine Bruchgrenze.
Das meist als Unterdevon aufgefaßte Quarzkonglomerat,
beziehungsweise ein als regenerierter Granit anzusehendes Gestein,
schaltet sich nördlich unserer Fundpunkte zwischen Granitit und
Oberdevonkalk ein. Im Profile der Fundstellen scheint es nicht
vorhanden zu sein. Auf jeden Fall ist es auf den Karten zu
ausgedehnt angegeben. Die Streichungsrichtung des Oberdevon¬
kalkes ist SW. — NO. Das Einfallen meist sehr steil gegen NW.
Ein schematisches Profil wird daher folgendes Aussehen
haben :
1 Granitit. — 2 Quarzkonglomerat, bezw. regenerierter Granit. — 3 Ober
devonkalk. — V—V Verwerfung.
193
Weiter im Norden in der Gegend des Josefstales schiebt
sich zwischen Oberdevon und den Granitit ausgedehntes fossil-
führendes Mitteldevon (Stringocephalenkalk) ein. Noch weiter
nördlich bei Petrowitz vielleicht sogar fossilführendes Unterdevon.
Es läßt sich daraus der Schluß ziehen, daß die Sprunghöhe der
Verwerfung, die den Granit vom Devon scheidet, von Nord gegen
Süd immer größer wird, am Haidenberg den höchsten Grad
erreichend.
Aber nicht nur streichende Verwerfungen sind am Haiden¬
berge zu verzeichnen, sondern auch sehr intensive Querstörungen.
Solche finden sich besonders häufig in dem großen Steinbruch an
der Südweststim des Haidenberges. Der ganze aus Devonkalk
bestehende Sporn, in dem der große Steinbruch und nördlich
anschließend noch ältere Brüche sich befinden, ist ringsum von
Störungen umschlossen. Ein Detailprofil in der Gegend unserer
Fundstellen bietet etwa folgendes Bild.
Unmittelbar über dem Granitit folgen zunächst einige Meter
lichtgrauen Kalksteins ohne Fossilien; in regenreichen Sommern
tritt an der Granit-Kalkgrenze Wasser in Gestalt einer kräftigen
Quelle zutage. Eine Einschaltung von Sandstein oder konglo-
meratischem Unterdevon, wie sie weiter nördlich an diesem
Abhange sichtbar werden, konnte an dieser Stelle nicht beobachtet
werden.
Hierauf folgen die grauen Productellenkalke des unteren
Oberdevon und wenig gegen Osten die dünnplattigen Ostracoden-
kalksteine des mittleren Oberdevon.
An der Grenze des Granitits gegen den Kalkstein findet
man ganz vereinzelt Blöcke eines bräunlich gefärbten Kalkes mit
Crinoidenstielgliedem, deren Nahrungskanal fünfseitigen Umriß hat.
In diesem Gestein fand sich der von Richter als Dechenella (?)
dubia beschriebene Trilobit. Da dieses Gestein nicht anstehend
zu beobachten ist, kann seine Position nicht mit Sicherheit
konstatiert werden, doch dürfte die Annahme am meisten Wahr¬
scheinlichkeit haben, daß es sieh stellenweise zwischen den
Granitit und den Oberdevonkalk einschaltet und dürfte es dem
Alter nach an der Grenze zwischen Mittel und Oberdevon stehen.
Verhandlungen des natnrf. Vereines in Brünn. LIV. Band.
13
194
1 Granitit. — 2 Bräunlicher Kalk ? — 3 Fossillerer grauer Kalk. — 4 Pro¬
ductellenkalk (unteres Oberdevon). — 5 Ostracodenkalk (mittleres Ober¬
devon). — 6 Fossillerer Oberdevonkalk. — V —V Verwerfung.
Die 250 m weiter südlich gelegene Fundstelle des Cepha-
lodenkalkes ist vom Granit durch eine 30 m mächtige fossilarme
Ivalkpartie getrennt und liegt orographisch ähnlich wie der
Productellenkalk.
V. Faziesverhältnisse und Beziehungen
zu den übrigen Oberdevon-Gebieten Europas.
Sieht man von den dem Alter nach noch nicht ganz sicheren
Devonbildungen von Petrowitz ah, so kann man annehmen, daß
die Transgression des mitteldevonischen Meeres in Mähren mit
der Stringocephalenstufe des oberen Mitteldevon begonnen hat.
Die fossilreichen Ablagerungen dieser Stufe finden sich mehrfach
nördlich von Brünn, z. B. im Josefstal und an der Straße westlich
von der Felsenmühle. Es sind dunkelgraue Kalke, die einer offenen
Flachsee entsprechen dürften.
Auf die Stringocephalenstufe folgt eine leichte negative Be¬
wegung des Meeres. Es bilden sich die Amphiporenkalksteine, die
man im Verbände mit Stringocephalenkalken im Brünner Devon¬
gebiete antrifft. Sie bezeichnen die Grenze zwischen Mittel- und
Oberdevon und finden sich im selben Niveau auch im Polnischen
Mittelgebirge, bei Krakau, im rheinischen Gebiete und in Belgien.
Sie entsprechen einer küstennahen Flachsee.
Nach dieser negativen Bewegung vollzieht sich ganz langsam
eine Vertiefung des Meeres. Es folgen auf die Amphiporenkalke
die Brachiopodenkalke (Productellenkalk), der Unterstufe des
unteren Oberdevon. Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse in
195
Polen, während z. B. in Südfrankreich infolge stärkerer Vertiefung
des Meeres schon ein Cephalopodenhorizont [mit Prolecanites
unulicosta Sandb.) zur Ablagerung kommt.
Die erwähnte positive Bewegung ist außer in Böhmen und
im englischen Old-red- Gebiete fast über ganz Europa hin zu
verzeichnen.
Der Productellenkalk entspricht einer Flachseebildung, was
schon durch das Überwiegen der Brachiopoden dargetan wird.
In Polen findet sich als spezielles Analogon der Kadzielnia-
kalk Gürich a. a. O. p. 79. Dieser Kalk ist nicht nur petrographisch
unserem Productellenkalk sehr ähnlich, auch die nesterweise
Anhäufung der Versteinerungen vermehrt die Analogie. Als
gemeinsame Arten wären anzuführen:
Rhynchonella pugnus var. globifrons = Rhynchonella Gürichi
n. sp.
Martinia inflata Schnur. Spirifer tenticulum Vern.
Spirifer Archiaci Murch. j Orthis striatula Schloth.
Productella Herminae Frech.
Aber auch zum Ibergerkalk des Harzes finden sich zahl¬
reiche Beziehungen. Gemeinsame Arten sind:
Porcellia primordialis Schloth.
Orthis striatula Schloth.
Productella subaculeata Murch.
Die Zahl der gemeinsamen Arten ist vor allem deshalb
geringer, weil unser Productellenkalk infolge seiner schlecht er¬
haltenen Fossilien so wenig zweifelsfrei bestimmbare Arten besitzt.
Als nächstjüngere Ablagerungen folgen die Cephalopoden-
kalke der Oberstufe des unteren Oberdevon entsprechend.
Mit dieser Zeit hat also auch im Brünnei* Oberdevon eine
kräftige Vertiefung des Meeres eingesetzt und fügen sich die
hiesigen Ablagerungen in die Kette der außerordentlich weit ver¬
breiteten Absätze der zweiten Cephalopodenstufe (Intumescens-
stufe) des Oberdevon ein, die sich von Süd-Frankreich bis nach
Nordost-Rußland verfolgen lassen.
Die Cephalopodenkalke werden als Absätze eines tiefen
Meeres angesehen; dafür sprechen nicht allein die zahlreichen
Cephalopoden, sondern auch die Bivalven, die fast ausschließlich
Gattungen angehören, die im tieferen Meere leben (Praecardium,
Buchiola, Cardiola).
l.v*
J96
Am meisten Verwandtschaft zeigen anch hier die Ablage¬
rungen im Polnischen Mittelgebirge, Gürich a. a. O. p. 85 ff. Als
gemeinsame Arten wären anzuführen:
Entomis serratostriata Sandb.
Cyrtoceras polonicnm Gürich.
Cardiola retrostriata Buch.
Hiezu kommt noch Tomoceras auriforme n. sp., das dem
Tornoceras auris Qu. nahesteht.
Die dem mittleren Oberdevon entsprechenden schwarzen,
dünnplattigen Kalke mit Posidonia venusta, zahlreichen Ostracoden
und kleinen Trilobiten haben sich ebenfalls in tiefem Wasser
abgesetzt und finden sich in übereinstimmender Ausbildung in
Polen, im Harz, am Rhein, an der unteren Loire und am Ural.
Am nächsten verwandt sind auch hier die Ablagerungen im
Polnischen Mittelgebirge, Gürich a. a. 0. p. 94. Die gemeinsamen
Formen sind:
Richterina scabra Gürich, Posidonia venusta Münster,
Richterina angulosa Gürich, Lingula subparallela Sandb.
Nicht nur faunistisch, sondern auch petrographisch stimmen
unsere Ostracodenkalke mit den polnischen überein; eigentümlich
ist ihnen nur das Zusammenvorkommen von Entomis serratostriata
Sandb. mit Richterineu.
Das oberste Devon zeigt dann ein weiteres Absinken der
Tiefenkurve; es kommen Clymenienkalke J ) zum Absatz, deren
sonstige Verbreitung in Europa ja eine sehr weite ist.
Die Fazieskurve für das Brünner Devon zeigt daher fol¬
genden Verlauf.
Mittel-Devon Ober-Devon
Ob. U. M. Ob.
Strand . .
Küstennahe-
Fiachsee
Flachsee . . . j_1_
Tiefsee J_
i
Stringocephalenkalk • * Productellenkalk Ostracodenkalk Clymenienkalk
Amphiporenkalk Cepbalopodenkalk
*) Kzehak a. a. 0.
Druck von W. Bnrkart in Brün
pp
Y
Verhandlungen
inalnrforsclienden Vereines
in Brtiiin.
Xj"V. Band.
1916.
Brünn, 1917.
Verlag de« Vereinen.
Verhandlungen
des •
naturforschenden Vereines
in Brfinn.
Xj "V. Band.
1916.
Brünn, 1917.
Druck von W. Burkart. — Im Verlage das Vereines.
Iphalts-Verzeichnis zun LV. Bande 1916.
Seite
Bericht über das Jahr 1916. V
Rechnungsabschluß für die Jahre 1914—16.VIII
Vereinsleitung. X
Abhandlungen:
Ednond Reitter: Bestimmungs-Tabelle der palaearctischen Arten der
Tenebrioniden-Abteilung Asidini. 1
Albln Wildt: Pflanzenfunde aus der Flora von Brünn.75
Prof. 6. v. NieBl: Ueber einige mehrfach beobachtete Feuerkugeln . . 78
Karl Cziiek: Beiträge zur Kenntnis und Verbreitung der Heuschrecken
Mährens. 1.129
Jahresversammlung am 28. Dezember 1916.
Vorsitzender: Herr Fachlehrer Karl CziieK*
Der Vorsitzende begrüßt die Anwesenden und teilt mit, daß
der angekündigte Vortrag über „Röntgenstrahlen und Kristall¬
struktur“ infolge einer in der Familie des Herrn Professors
Dr. Gr. Jaumann plötzlich eingetretenen Erkrankung auf einen
späteren Zeitpunkt verschoben werden muß.
Der 1. Schriftführer, Herr Prof. A. Rzehak, erstattet den
nachstehenden
Bericht über das Vereinsjahr 1916 .
Die Schwierigkeiten, welche sich in den beiden vorher¬
gehenden Jahren der gewohnten Tätigkeit unseres Vereines
hindernd in den Weg gestellt haben und auf welche bereits in
. dem letzten Berichte hingewiesen wurde, bestanden auch in dem
eben zur Neige gehenden Jahre unvermindert fort. Der Ausschuß
sah sich deshalb veranlaßt, die Vereinstätigkeit auf die zur
Erledigung der laufenden Geschäfte unbedingt notwendigen
Sitzungen und die Herausgabe des LIV. Bandes der „Verhand¬
lungen“ und des XXX. Berichtes der „Meteorologischen Kom¬
mission“ zu beschränken. Die heutige Vollversammlung wird
darüber zu entscheiden haben, ob trotz der bestehenden Schwierig¬
keiten der Versuch gemacht werden soll, die mit wissenschaftlichen
i Vorträgen verbundenen Monatsversammlungen wieder abzuhalten.
Diese Versammlungen waren in den letzten Jahren vor dem
Ausbruche des Weltkrieges stets sehr gut besucht; sie waren
jedoch nicht imstande, die sich schon seit einer längeren Reihe
von Jahren stetig vermindernde Anzahl der Vereinsmitglieder auf
jene Höhe zu bringen, die wir nicht nur mit Rücksicht auf das
wissenschaftliche Ansehen, welches unser Verein selbst im Aus¬
lande genießt, sondern insbesondere auch im Hinblicke auf
unsere bescheidenen finanziellen Mittel wünschen müssen. Im
Berichtsjahre betrug die Zahl der zahlenden Mitglieder 182, wozu
noch 15 Lehranstalten, beziehungsweise Vereine kommen. Es ist
dies geradezu beschämend, wenn man weiß, daß die Mitglieder¬
zahl im Kriegsjahre 1866, also vor 50 Jahren, 311 betrug, obwohl
VI
(
die Einwohnerzahl der Stadt Brünn damals kaum halb so groß
war wie die jetzige.
Abgesehen von der gewiß betrübenden Tatsache, daß
alljährlich mehrere Mitglieder — und darunter auch solche, bei
denen die Pflege der Naturwissenschaften sozusagen in den Kreis
ihrer Berufspflichten gehört — ihren Austritt aus dem Vereine
anmelden, nimmt eine verhältnismäßig große Zahl von Vereins¬
mitgliedern alljährlich die Publikationen des Vereines entgegen,
ohne den sehr bescheidenen, seit dem Bestände des Vereines
nicht erhöhten Jahresbeitrag zu bezahlen oder den Austritt
anzumelden. Wollten wir die Bestimmung unserer Statuten, daß
solche Mitglieder, die drei Jahre hindurch den Jahresbeitrag nicht
bezahlt haben, als ausgetreten zu betrachten sind, strenge durch¬
führen, so würde die früher angegebene Mitgliederzahl noch
erheblich verringert werden. Diese Verhältnisse werden hier mit
aller Offenheit dargelegt, weil sie geradezu das weitere Bestehen
unseres Vereines zu gefährden scheinen. Ist nur eine gewisse
Lässigkeit die Ursache derselben, dann werden diese Darlegungen
vielleicht nicht ganz wirkungslos verhallen; hat jedoch, wie fast
zu befürchten ist, das Interesse an den Naturwissenschaften einen
solchen Tiefstand erreicht, daß die jährliche Ausgabe von 6 K
als ein zu großes Opfer erscheint, dann können wir tatsächlich
der Zukunft unseres Vereines nur mit Besorgnis entgegensehen.
Diese Besorgnis wird wesentlich erhöht durch den Umstand, daß
vom Jahre 1918 angefangen der meteorologische Beobachtungs¬
dienst in Mähren verstaatlicht und uns auf diese Weise die
Staatssubvention von 1100 K jährlich verloren gehen wird. Ein
Ersatz für dieselbe wird ebenso schwer zu beschaffen sein, wie
ein Ersatz für die uns schon vor einigen Jahren entzogene Landes-
Subvention; um so dankbarer müssen wir es anerkennen, daß uns
die löbliche Stadtgemeinde Brünn trotz der erhöhten Lasten,
welche auch die Gemeinden infolge des Kriegszustandes zu tragen
haben, die Subvention von 700 K auch im Berichtsjahre ohne
jede Kürzung zukommen ließ. Für die im Rechnungsabschlüsse
ausgewiesenen Spenden und die von einer Anzahl von Mitgliedern
schon seit Jahren geleisteten Ueberzahlungen des Mitglieds¬
beitrages sagen wir auch an dieser Stelle innigsten Dank. Beson¬
deren Dank, schulden wir auch der Buchdruckerei W. B u r k a r t,
die sich schon seit vielen Jahren mit gelegentlichen Teilzahlungen
begnügt, ohne für den Zinsenentgang eine Entschädigung zu
VII
beanspruchen. Die außerordentliche Steigerung der Papierpreise
und der Druckkosten wird uns zwingen, unsere „Verhandlungen“
künftighin in einem wesentlich verringerten Umfange herauszu¬
geben. Aber auch sonstige Einschränkungen nach jeder Richtung
hin werden notwendig sein, wenn mit den vorhandenen Mitteln
das Auskommen gefunden werden soll.
Im Berichtsjahre haben 7 Mitglieder ihren Austritt ange¬
meldet. Durch den Tod verloren wir 5 Mitglieder, und zwar
die Herren:
Dr. Martin Kfii, k. k. Notar in Steinitz, ein langjähriges
Mitglied, welches sich um die Erforschung des mährischen
Quartärs, insbesondere des Brünner Höhlengebietes, hervorragende
Verdienste erworben hat.
Karl Maska, k. k. Regierungsrat, Realschuldirektor i. R.,
einer der erfolgreichsten Quartärforscher der Monarchie, besonders
bekannt durch seine großartigen Entdeckungen in der Lö߬
ablagerung von Przedmost bei Prerau.
Anton Nossek, k. k. Professor in Smichow bei Prag:
hat sich insbesondere als Spinnenforscher hervorgetan.
Dr. Julius Wiesner, k. k. Hofrat und Universitäts¬
professor, Ehrenmitglied unseres Vereines, als einer der hervor¬
ragendsten Gelehrten Europas allgemein bekannt; bei der Bei¬
setzung seiner Leiche war unser Verein durch das Ausschu߬
mitglied Prof. Dr. K. Mikosch vertreten.
Wenzel Zdobnitzky, Fachlehrer, welcher auf dem
russischen Kriegsschauplatz den Heldentod für das Vaterland
erlitten hat; er war als tüchtiger Entomologe bekannt.
Ehre ihrem Angedenken!
Dem Gesamtverluste von 12 Mitgliedern steht ein Zuwachs
von bloß 2 neu eingetretenen gegenüber, nämlich: des „Museal-
nnd Fortbildungsvereines“ in Mähr. - Trübau und des Herrn
Gustav Kostka, Studierender in Brünn.
Von unseren in Brünn wohnhaften Mitgliedern stehen, soweit
bekannt, derzeit 19 im Kriegsdienst (davon 14 außerhalb Brünn).
An drei derselben sind im Berichtsjahre Auszeichnungen verliehen
worden, und zwar: an Herrn Med.-Dr. Bruno Sellner das
Offiziersehrenzeieheri vom Roten Kreuze, an Herrn Professor
Dr. H. Iltis das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone am
Bande der Tapferkeitsmedaille und an Herrn Fachlehrer
H. Grünwidl die Bronzene Tapferkeitsmedaille.
VIII
In Kriegsgefangenschaft befinden sich 4 unserer Mitglieder,
nämlich die Herren: Stadtgärtner H. Meißner, Prof. Dr. J. P o d-
p & ra, Fachlehrer F. Zdobnitzky und Studierender F. Zimmer¬
mann.
Die Ehrenämter des 2. Schriftführers und des Rechnungs¬
führers wurden auch im Berichtsjahre durch den 1. Schriftführer,
Herrn Prof. A. Rzehak, vertretungsweise übernommen. Für die
Besorgung der Geschäfte in der Bibliothek und in den Sammlungen
sind wir auch diesmal den Herren Dr. E. Burkart, Fachlehrer
K. Czi2ek und Fachlehrer K. Schirmeisenzu Dank verpflichtet.
Der Bericht wird ohne Wechselrede zur Kenntnis genommen.
Herr Prof. A. Rzehak legt den nachstehenden Rechnungs¬
abschluß für die Vereinsjahre 1914—16 vor, indem er auf den
Umstand aufmerksam macht, daß der Einnahmen-Ueberschuß nur
ein scheinbarer ist, da die Rechnung der Buchdruckerei nur zum
Teile beglichen werden konnte.
Rechnungsabschluß für die Jahre 1914—1916.
Einnahmen.
Kassarest von 1918.
. K
1737*08
Mitgliedsbeiträge und Spenden.
* T)
3393-66
Staatssubventionen.
2200"—
Gemeindesubventionen.
* 17
2100 —
Für verkaufte Druckschriften.
• 77
387-—
Zinsen .
* 7?
1071-09
Sonstige Einnahmen.
77
3452
Summe der Einnahmen . .
. K
10.923-35
Ansgaben.
Mietzinse.
. K
1224 —
Dienerlöhne, Remunerationen und Trinkgelder. .
77
2895-21
Teilzahlungen an die Buchdruckerei W. Burkart.
* 77
3500-—
Beheizung und Beleuchtung.
77
236*40
Installationen und Neuanschaffungen.
• »
258T0
Postauslagen.
’ 77
438-50
Buchhändlerrechnungen.
• n
394-11
Verschiedene Auslagen: a ) Uebersiedlungskosten.
9 77
335-81
b) Sonstige Auslagen . .
• V
213-47
Summe der Ausgaben . . .
. K
9495-60
Kassarest für 1917: K 1427*75.
IX
Der Verein besitzt außerdem 6800 K in österr. Kronenrente
und 1 italienisches Rotes Kreuz - Los im Nominalwerte von
25 Lire.
Ueberzahlungen an Mitgliedsbeiträgen haben geleistet die
Herren: Se. Exzellenz Herr Wladimir Graf Mittrowsky in den
Jahren 1914 und 1915 je 200 K; Herr F. K. Stohandl in
Wien für jedes der Berichtsjahre je 50 K; die Herren: Doktor
Eduard Burkart, Direktor Gustav Heinke, Hofrat Gustav
Nießl v. Mayendorf und Dr. Fr. v. Teuber für jedes der
Berichtsjahre je 20 K. Je 10 K jährlich haben gezahlt die
Herren: Hofrat Prof. Karl Hellmer, Prof. Alfred Hetschko,
Prof. Dr. Hugo Iltis, II. Koydl (für 1915 und 1916) Leopold
Krivanek (für 1916: 12 K), Direktor Adolf Oborny (für
1916: 20 K), Prof. Anton Rzehak, Med.-Dr. L. Schmeichler
und Med.-Dr. David Weiß.
Auch dieser Bericht wird ohne Wechselrede genehmigt. Zu
Rechnungsrevisoren werden die Herren Direktor G. Heinke
und Med.-Dr. D. Weiß gewählt.
Herr Prof. A. Rzehak berichtet über die Vereinbarungen,
welche zwischen den Vertretern der k. k. mähr. Statthalterei und
der „meteorologischen Kommission“ unseres Vereines (vertreten
durch die Herren Direktor G. Heinke und Prof. Dr. A. Szar-
vassi) am 30. November 1916 zustande gekommen und nun von
der Versammlung zu genehmigen sind, da eine Ablehnung der¬
selben für den Verein nicht die geringsten Vorteile mit sich
brächte. Diese Vereinbarungen sind folgende:
1. Der „Naturforschende Verein“ stimmt zu, daß der Ombro¬
meterdienst in Mähren verstaatlicht werde.
2. Die vorhandenen Ombrometer werden — soweit sie
Eigentum des Vereines sind — der staatlichen Verwaltung
kostenfrei zur Verfügung gestellt.
3. Bis zu einer endgültigen Uebernahme durch den Staat,
d. h. bis Ende 1917, wird der Ombrometerdienst wie bisher von
der meteorologischen Kommission des „Naturforschenden Vereines“
besorgt unter der Voraussetzung, daß die Staatssubvention von
jährlich 1100 K dem genannten Vereine für die Jahre 1916 und
1917 flüssig gemacht werde.
Die Versammlung stimmt diesen Vereinbarungen zu.
X
Der Vorsitzende leitet eine Besprechung darüber ein, ob im
Jahre 1917 trotz der immer noch bestehenden schwierigen Ver¬
hältnisse der Versuch gemacht werden soll, die Vereinstätigkeit
in der vor Kriegsausbruch üblichen Ausdehnung wieder aufzu¬
nehmen. Die Mehrheit der Anwesenden spricht sich dafür aus,
daß immerhin der Versuch gemacht werden könnte, die von
Vorträgen, bzw. Demonstrationen begleiteten Monatsversammlungen
wieder einzuführen. Herr Dr. Ed. Burkart erklärt sich bereit,
zu diesem Zwecke die in Brünn wohnhaften Vereinsmitglieder in
derselben Weise, wie er es vor dem Ausbruche des Krieges
getan, zu jeder dieser Versammlungen schriftlich einzuladen.
Dieses Anerbieten wird mit dem Ausdrucke des Dankes zur
Kenntnis genommen.
Der Vorsitzende teilt weiters mit, daß im Vereinsausschuß
angeregt wurde, die bei uns üblichen fremdsprachigen Bezeich¬
nungen : Präsident, Vizepräsident, Sekretär und Bibliothekar
durch die deutschen Bezeichnungen: Obmann, Obmann-Stell¬
vertreter, Schriftführer und Bücherwart zu ersetzen. Die Ver¬
sammlung stimmt diesen Anträgen zu unter der Voraussetzung,
daß durch dieselbe eine Abänderung der Statuten nicht not¬
wendig ist.
Die hierauf durchgeführten Neuwahlen hatten folgendes
Ergebnis:
Vorstand.
Obmann: Herr Dr. Stephan Baron v. Haupt-Buchen rode.
1. Obm.-Stellvertreter: Herr Dr. K. Mikoseh, k. k. Hochschul¬
professor.
2. Obm.-Stellvertreter: Herr Med.-Dr. Bruno Sei ln er.*)
1. Schriftführer: Herr A. Rzehak, k. k. Hochschulprofessor.
2. Schriftführer: Herr Dr. H. Iltis**), k. k. Gymnasialprofessor.
Rechnungsführer: Herr K. Landrock, Fachlehrer.
Bücherwart: Herr K. Ozizek, Fachlehrer.
Ausschuß.
Herr Dr. Ed. Burkart, Buckdruckereibesitzer.
„ Ed. Donath, k. k. Hofrat, Hochschulprofessor.
„ G. Heinke, Wasserwerksdirektor.
*) Im Militärspitaldienst tätig.
**) Derzeit im aktiven Militärdienst.
XI
Herr Dr. G. J au mann, k. k. Hochschulprofessor.
„ Dr. O. Leneczek**), Direktor der k. k. Handelsakademie.
„ K. Schirmeisen, Fachlehrer.
.. Med.-Dr. L. Schmeichler*), a. Hochschulprofessor.
„ Dr. A. Szarvassi, a. Hochschulprofessor.
„ J. Warhanik, k. k. Oberlandesgerichtsrat.
„ Med.-Dr. D. Weiß.
„ A. W i 1 d t, Bergingenieur i. R.
„ F. Zdobnitzky***), Fachlehrer.
*) Im Militärspitaldienst tätig.
**) Derzeit im aktiven Militärdienst.
***) In russischer Kriegsgefangenschaft.
Abhandlungen.
Tür den Inhalt der in dieser Abteilung enthaltenen wissenschaftlichen
Mitteilungen sind die Verfasser allein verantwortlich.)
Bestimmungs-Tabelle
der
palaearctischen Arten der Tenebrioniden-Abteilung
Asidini.
Von Edmund Reltter in Paskau (Mahren). 1 )
Die erste zusammenhängende Bearbeitung der Gattung
Asida machte So Her in den An. Soc. Ent. Fr. V. 1836 p. 408
u. folg. Er beschrieb 42 Arten, darunter aber oft die beiden
Geschlechter einer Art unter besonderen Namen. Seine Revision
war für die damalige Zeit als ziemlich gelungen zu bezeichnen
und sie bildete auch die Grundlage der zweiten von Allard in
der TAbeille V. 1869, 150, gelieferten Monographie der Gattung
Asida aus der palaearctischen Fauna. Einen Fortschritt in syste¬
matischer Beziehung kann man in dieser Monographie nicht
wahrnehmen. Ich muß anerkennen, daß Allards Detailbeschrei¬
bungen recht gut sind, aber auf die große Variationsfähigkeit der
Arten und besonders ihre systematische Verwandtschaft wurde
nicht genügend Rücksicht genommen. Es fehlen in ihr besonders
scharf begrenzte Artengruppen, welche bei der großen Artenzahl
notwendig sind.
Kraatz hat bei Besprechung der mit A. sabulosa ver¬
wandten Formen bei A. helvetica Sol. (Berl. Ent. Zschr. 1874
p. 109) nachfolgende Kritik über Allards Monographie gegeben:
„Es ist merkwürdig, daß Herr Allard bei allen seinen Angaben
über die verschiedene Größe und Gestalt der von ihm neben
sabulosa angenommenen Arten sich so wenig Mühe gibt, uns
konstante, greifbare Merkmale zu ihrer Unterscheidung zu geben;
wer nur ein wenig die Variabilität der Asida kennt, und die
sollte doch Herr Allard kennen, der verzweifelt entweder an
der Möglichkeit zu bestimmen, oder er bestimmt falsch oder gar
nicht. Der letztere Weg scheint mir der praktischeste, mit
anderen Worten: Der Eindruck der meisten Beschreibungen der
*) Abgeschlossen Ende 1915.
Verhandlungen des naturf. Vereines in Brünn. LV. Bund.
1
2
hier besprochenen Arten ist ein so ungünstiger, daß es mir ver¬
lorene Zeit und Mühe scheint, die spezifische Stichhältigkeit der
vielen un peu plus und un peu moins kritisch nachzuprüfen.“
Die 2 großen Abteilungen der Asida -Arten, welche schon
So Her aufgestellt hat und von Allard und mir angenommen
wurden, sind sehr natürlich und wundert es mich, daß Seidlitz
in Erichsons Naturg. der Ins. Deutschi. Bd. V. p. 334 auch die
Allard sehen Artengruppen ziemlich natürlich findet und sie in
seinem Werke wiederholt. Die Unterschiede basieren auf der
Form der Hinterwinkel des Halsschildes, der Punktur oder
Körnelung desselben und dem Vorhandensein oder Fehlen von
Rippen auf den Flügeldecken. Die Form der Hinterwinkel des
Halsschildes bietet wenig Abweichungen in der 1. Abteilung und
in der 2. Gruppe sind sie nur zu kleinen Artengruppen brauchbar,
nicht aber zur Teilung in 2 Hauptsektionen, da sie keine scharfe
Grenze bieten und verwandte Formen weit auseinander bringen.
Die Granulation und Punktur des Halsschildes ist selbst bei
Artengruppen schwer zu benützen, da die Zwischenräume der
Punktur sehr oft körnige Erhabenheiten bilden, die es zweifelhaft
machen, ob sie unter die Arten mit punktiertem oder gekörntem
Halsschilde zu suchen sind.
Die Teilung der Arten der 1. Abteilung in solche mit und
ohne Rippen wäre sehr schön und praktisch, weil leicht definierbar;
allein auch dieser Unterschied kann zu keiner umfangreichen
Verwendung genommen werden, da sich die Stärke der Rippen
bei verschiedenen Arten allmählich so abschwächt, daß man im
Zweifel bleibt, ob noch von Rippen gesprochen werden kann.
Viele glatte Arten zeigen bald beim cT, bald beim 9 Andeutungen
von Rippen, wodurch keine scharfe Trennung durch das Fehlen
oder Vorhandensein von Rippen gegeben ist.
Seidlitz hat am a. 0. alle Tenebrioniden-Gattungen, die
auch Vertreter in Deutschland aufweisen, eingehend studiert und
den Bestiramungsschlüssel nicht nur auf die deutschen, sondern auf
alle palaearctischen Arten ausgedehnt, wofür wir ihm dankbar
sein müssen. Nur bei Asida hat er sich lieber auf den von
Kraatz angedeuteten, praktischen Weg begeben und sich auf
die deutschen Arten allein beschränkt. Die Variabilität und die
große Artenzahl der Gattung Asida, dann der damit zusammen¬
hängende Zeitaufwand mag ihn auch nicht ermuntert haben, sie
so wie die anderen Genera örtlich zu differenzieren.
Leider wird in den Beschreibungen der As«daarten fast nu r
die Skulptur der Flügeldecken, die allerdings zuerst bestechend
ins Auge fallt, berücksichtigt, die außerordentlich variiert und oft
bei beiden Geschlechtern einer Art abweichend entwickelt ist.
Diese gibt zur Erkennung der Arten nur in ihren Ausbildungs¬
extremen einen brauchbaren Anhaltspunkt bei dichotomischen
Arbeiten. Deshalb sind die Beschreibungen Leonis, trotz ihre s
Umfanges, kaum zu gebrauchen; die von Escalera scheinen
sorgfältiger, sind aber leider nur in spanischer Sprache ausgeführt.
Eine sehr scharfe Scheidung der 2. Abteilung in 2 große
Divisionen durch Benützung der Prosternalspitze in Verbindung
mit dem Endgliede der Fühler ist nicht gegeben, aber ein
Schwanken kann bei Benützung beider Merkmale wohl nur selten
Vorkommen, wenn man das Auge für diese Merkmale geübt hat
Die vorgenommene Scheidung hat aber den Vorteil, daß die
ähnlichen und verwandten Arten, auch nach ihren Vaterländern
nicht auseinandergerissen werden, wie es in Allards Elaborat
geschieht.
Seit Allards Monographie wurde die Artenzahl der Asiden
besonders durch Escalera beträchtlich vermehrt. Dieser Autor
stellte auch mehrere Untergattungen auf, die in verändertem
Umfange mir natürlich erscheinen und von mir berücksichtigt
wurden. Leider ist deren Begründung nur ganz allgemein
gehalten und auf mitten herausgegriffene Artengruppen beschränkt
worden. Dabei ist der Umstand außerordentlich erschwerend,
daß de la Escalera nur spanisch beschreibt und außer dem
lateinischen Art- und Gattungsnamen kein andersprachiges Wort
verwendet. Die praktische Gepflogenheit der alten Autoren, die
wichtigsten Angaben bei Beschreibungen in Form von Diagnosen
in lateinischer Sprache zu machen, die den Gebildeten
aller Nationen verständlich ist, hat man in den letzten vier
Dezennien, zum Schaden unserer Wissenschaft, arg vernachlässigt.
Auch wurde früher daran festgehalten nur Arbeiten, welche in
den vier Weltsprachen geschrieben sind, zu berücksichtigen.
Heute schreiben alle Nationen und Natiönchen in ihrer Mutter¬
sprache und oft in der Allgemeinheit fremden Schriftzeichen.
Unter diesen Umständen wäre es daher heute noch notwendiger
lateinische Diagnosen zu geben als früher. Der internationale
Zoologische Kongreß sollte diesen Umstand nicht nur als
wünschenswert (Ratschläge: § 8) bezeichnen, sondern ihn als
1 *
4
eine unbedingte Notwendigkeit zur Erlangung der Priorität
dekretieren.
Nach dieser Abschweifung ist noch zu erwähnen, daß auch
Giuseppe Leoni in der Rivista Coleopterologica italiana VII, 1909
p. 142 u. folg., die italienischen Asida- Arten bearbeitete, neue
Arten, leider auch sehr viele Varietäten auf die veränderliche
Skulptur aufstellte, welche die Synoymie vermehren werden. Bei
der großen Veränderlichkeit in Form, Größe und Skulptur dieser
meist noch mit erdigem Ueberzug behafteten Tiere, wo selten
ein Individuum dem andern vollständig gleicht, ist die Einführung
von Namen für Varietäten verfehlt; nur konstante Rassen, soge¬
nannte Subspecies, die ja auch noch in gewissen Grenzen
variieren können, haben' dazu eine Berechtigung, wenn sie die
Möglichkeit einer prägnanten und sicheren Unterscheidung bieten.
Bei der Anfertigung vorliegender Arbeit lag mir das
Material aus den Sammlungen von den Herren Gebien,
v. Heyden, Koltze, Kraatz, Leonhard, Prof. Schuster
und Staudinger-Bang-Haas sowie das eigene vor. Für die
gütige Mitteilung desselben (an 4000 Ex.) sage ich den betreffenden
Herren meinen verbindlichsten Dank.
Vorliegende Revision ist eine Kriegsarbeit und als solche
nicht so vollständig, wie es erwünscht gewesen wäre. Das Völker¬
ringen hat die Verkehrsmöglichkeit mit Italien, Frankreich und
Spanien geschlossen und da sich alle Typen von Solier, Allard,
E s c a 1 e r a und Leoni in diesen Ländern befinden, war ich
gezwungen, mich auf das im Inlande und in Deutschland befind¬
liche Material zu beschränken. Die älteren Arten wurden meistens
alle festgestellt, nur die in den allerletzten Jahren von E s c a 1 e r a
und Leoni aufgestellten Arten mußten zum Teile unberück¬
sichtigt bleiben, auch darum, weil die Beschreibungen für eine
analytische Bearbeitung nicht genügende Anhaltspunkte ergaben.
Ich habe die entwickelteste Abteilung, mit Alphasida Escal.,
die bisher vor dem Schlüsse des Systems stand, an die Front der
Arten gestellt. Mich bewogen dazu folgende Gründe. Das
Prosternum ist innerhalb der 1. Abteilung vorragend, ebenso wie bei
der ersten Hälfte der Arten der 2. Abteilung. Sollen diese offenbar
näher verwandten Gruppen aneinander gefügt werden, so mußte
die Abteilung mit durchaus vortretendem Prosternum an die Spitze
gestellt werden. Alphasida , die abweichendste Untergattung,
konnte nicht wie bisher zwischen ganz unähnlichen und wenig
f>
verwandten Arten verbleiben. Endlich werden einige abweichende,
fein behaarte Arten mit dicht punktiertem Abdomen der ersten
Abteilung durch die vorgenommene neue Verstellung dicht an
die Verwandten der 2. Abteilung gebracht.
Geschlechtsunterschiede.
Die beiden Geschlechter sind durch die Körperform unter¬
schieden. Die 9 sind stets in den Flügeldecken breiter, bauchiger
gebarit und stärker gewölbt als die cf. In der Regel ist auch
bei den 9 der Halsschild etwas kürzer, ebenso die Fühler etwas
gedrungener und der Außenzahn der Vorderschienen etwas länger.
Ein anderer, bisher übersehener männlicher Geschlechts¬
unterschied, kommt bei den meisten Arten der 1. Abteilung vor.
Bei den cf sind nämlich die Mittel- und Hinterschienen auf der
Innenseite der -Länge nach dichter und heller streifenartig
behaart. Dieser Haarstreifen fehlt ausnahmslos den Arten der
2. Abteilung.
Der männliche Copulationsapparat ist ziemlich gleichförmig
gebildet. Die Parameren sind lang und schmal lanzettförmig,
verwachsen aber durch eine tiefe Längsfurche oder Naht gesondert,
an der Spitze jederseits mit einigen abstehenden Haaren (Cirrus)
versehen. Der mittlere schmale, lange, chitinöse Teil (wirkliche
Penis) ist in der Rinne der Parameren gelagert und kann weit
vorgeschoben oder bis zur Spitze der Parameren eingezogen
werden. Häufig sind die Parameren bei einzelnen Artengruppen
an den Seiten dicht vor der Spitze mit einem kleinen dreieckigen
Zähnchen versehen. Zur Unterscheidung der einzelnen Arten
bietet dieser Haftapparat keinen besonderen brauchbaren Anhalt.
Skulptur der Flügeldecken.
Bei der 1. Abteilung der Asida, die meist kahle Arten
umfaßt, haben die Flügeldecken in der Anlage 3, seltener
4 Rippen, die nach hinten parallel verlaufen, kahl sind und durch
Einschiebung sekundärer Zwischenrippen auf 5—7 steigen können.
Ein kurzes Basalfältchen in der Mitte der Basis der Flügeldecken,
wie es bei der 2. Abteilung so oft vorkommt, fehlt hier voll¬
ständig. In der 1. Abteilung kommen zahlreiche Arten auch
ohne Rippen vor, aber der Unterschied zwischen Arten mit und
ohne Rippen schwächt sich so sehr ab, daß er in einer analytischen
Tabelle zum Teile nicht verwendet werden kann.
G
Bei der 2. Abteilung ist die Skulptur der Deeken auf
4 Rippen zurückzuführen, die ganz oder zum Teile reduziert,
oder auch in fleckige, deutlicher behaarte Tuberkeln oder Uneben¬
heiten aufgelöst sind. Die 1. Rippe neben der Naht ist in der
Regel schwach oder nur hinten angedeutet, oft auch fehlend,
ebenso ist die 4. an den Seiten meist nur hinten vorhanden und
durch eine Tuberkelreihe ersetzt und nach vorne verkürzt. Die
2. Rippe ist in der Regel vorne an der Basis durch ein ver¬
stärktes Längsfältchen beschränkt, manchmal aber länger ausge¬
bildet. Die 3. Rippe pflegt fast immer die längste und stärkste
zu sein, erreicht aber vorne nicht ganz die Basis der Flügeldecken.
Nur bei wenigen Arten ist das Basalfältchen isoliert zwischen
der vorletzten und inneren nächsten freistehend eingeschoben,
wodurch dann eine Vermehrung der Rippen, vorgetäuscht wird,
da die Basalfalte als Rippe mitgezählt wird.
Verbreitung der Arten.
In der palaearctischen Region kommen von der Tribus
Asidini der Tenebrioniden, nur die alte Gattung Asida Latr. vor.
Weitere zahlreiche Gattungen sind im tropischen Teile von
Afrika, Amerika und Australien vertreten; besonders reich an
solchen ist Madagaskar, in Asien fehlen sie ganz.
Die Verbreitung der Arten der Gattung Asida in der
palaearctischen Fauna ist auf das westliche Mittelmeerbecken
beschränkt; östlich von Dalmatien in Europa und östlich von
Tunis in Nordafrika kommen nur mehr sehr wenige Arten vor.
Die Gattung Asida zerfällt in zwei große natürliche Ab¬
teilungen (Genera), welche schon S o 1 i e r und nach ihm A11 a r d
richtig definierte.
Uebersicht der Abteilungen.
I. Körper kahl, selten fein behaart, manchmal aber mit feinen,
anliegenden, samtartigen, schwarzen oder weißen Streifen
auf dem Halsschilde oder den Flügeldecken, letztere mit
oder ohne Rippen, im ersteren Falle sind die Rippen ganz
glattrandig, unbehaart; wenn normal, gerade und parallel
zur Naht gestellt, ohne verkürztes Basalfältchen an Stelle
der 2. Rippe; die Rippen niemals mit struppiger Behaarung.
In der Anlage sind ebenfalls 3—4 Rippen vorhanden, aber sie
können bis auf eine reduziert oder bis auf 7 vermehrt sein.
7
Halsschild, mit wenigen Ausnahmen, auf der Randkante
nur mit einer Punkt- und feinen Haarreihe oder einer Längs¬
furche, der Basallappen fast gerade, davor oft eine feine
Querfurche. Die Basis der Flügeldecken fast immer zur
Spitze des Schildchens im breiten, flachen Bogen ver¬
laufend, das Schildchen daher mit nach außen weit vorge¬
streckten seitlichen Spitzen, also kurz und an der Basis breit.
Prosternalspitze hinter den Vorderfühlem mehr weniger
deutlich verlängert. Bauch, bis auf wenige Arten, spärlich
punktiert, glänzend.
Bei dem cf sind die Mittel- und Hinterschienen in der
Regel auf der Innenseite mit einem dichteren Haarstreifen
versehen.
Weitere Geschlechtsunterschiede wie bei der 2. Abteilung.
(Genus Alphasida Escalera p. 8.)
II. Körper fein anliegend behaart, Flügeldecken mit dichten
und mehr weniger abstehend behaarten Rippen, diese meistens
zahlreich unterbrochen oder mit reihig angeordneten Uneben¬
heiten, welche die Rippen ersetzen; in der Anlage sind ge¬
wöhnlich 4 vorhanden (selten 1—2 oder 5—6), wovon die
2. meistens auf ein Basalfaltchen reduziert erscheint; die
3. Rippe ist gewöhnlich am stärksten und längsten ausge¬
bildet und nach hinten schräg nach innen gerichtet. Die 4.
ist immer nach vorne verkürzt und meistens nur hinten durch
eine Tuberkelreihe ersetzt, die 1. besteht gewöhnlich aus
einer oft verkürzten, feinen Fleckenreihe, oder fehlt ganz.
Halsschild mit dicht und fein skulptierter und dicht
behaarter Seitenrandkante, ohne Punkt- oder Haarreihe, die
Basis mehr weniger tief doppelbuchtig und der mittlere Teil
im flachen Bogen nach hinten vorragend. (Basallappen.) Das
Schildchen wird beiderseits an der Basis der Flügeldecken
in der Regel winkelig begrenzt. Bauch dicht punktiert oder
gekörnelt und dicht und fein behaart, deshalb mehr
weniger matt.
Die cf sind schmäler als die 9, weniger gewölbt, ohne
besondere Auszeichnung. Ihre Fühler sind merklich länger
und der Enddorn an den Vorderschienen meistens etwas
kürzer.
y''
(Genus Asida Latr. p. 39.)
8
Die Unterschiede dieser 2 Abteilungen sind so bedeutend
und auffällig, daß sie sicher 2 verschiedene Genera bilden. Auf¬
fällige Uebergänge kommen nicht vor und die Arten lassen auf
den ersten Blick erkennen, in welches Genus (oder welche Ab¬
teilung) sie gehören. Die generische Verschiedenheit der 2 Ab¬
teilungen wird durch die Auffindung verschiedener besonderer
Merkmale, so auch die eigentümliche Geschlechtsauszeichnung an
den Schienen der 1. Abteilung bestärkt. Auch das Endglied der
Maxillarpalpen ist recht verschieden. Bei der 1. Abteilung
(Genus Alphasida ) sind die Palpenglieder wenigstens beim cT, in
der Regel aber bei beiden Geschlechtern sehr kurz und breit,
beilförmig oder quer dreieckig; bei der 2. Abteilung (Genus
Asida s. str.) dick eiförmig, dessen kleinere Endhälfte abge¬
schnitten ist.
I. Abteilung-,
Alphaslda Escalera.
Uebersicht der Untergattungen.
1" Halsschild mit samtartigen schwarzen Tomentflecken oder
die Flügeldecken mit samtartigen schwarzen oder weißen
Tomentstreifen. c? auf den hinteren Schienen innen ohne
dichteren Haarstreifen.
2" Halsschildabsetzung wulstförmig, bis zur Absetzung oben
und unten hoch gewölbt, der Wulst ohne Randkante und
ohne Punkt- und Haarreihe. Flügeldecken ohne Rippen.
Betaslda nov. p. 11.
2' Halsschildabsetzung flach und aufgebogen, die Randkante
mit Punkt- und Haarstreifen, Flügeldecken mit glatten
Rippen. - Alphasida s. str. p. 11.
1' Halsschild und Flügeldecken ohne samtartiges Toment,
oder nur die Rippen tomentiert.
3" Flügeldecken nur mit einer deutlichen Rippe, diese steht
merklich näher der Naht als dem Seitenrande; beim
plumpen 9 manchmal mit der Spur einer verkürzten zweiten,
tuberkulierten,'am äußeren Zwischenräume hinter der Mitte.
Hinterwinkel des Halsschildes spitzig nach hinten vor¬
ragend, den Basallappen weit überragend. Mittel- und
Hinterschienen beim d* innen mit dichterem Haarstreifen.
Machlaslda Eseal. p. 18.
9
3' Flügeldecken mit oder ohne Rippen, im ersteren Falle
1—7 vorhanden ; bei Zugegensein einer Rippe sind die
Flügeldecken tuberkuliert und der Basalrand des Hals¬
schildes fast gerade.
4" Vorderbrust und Beine (meist auch die Unterseite) kurz
schwarz behaart, matt, höchstens beim 9 mit heller Be¬
haarung; Flügeldecken meistens mit hohen Rippen, davon
wenigstens 2 hinten mit einander verbunden; die erste
Rippe der Naht nicht auffallend genähert.
6" Halsschild sehr gedrängt, stark und gleichmäßig granuliert,
matt, Bauch ebenfalls dicht granuliert, matt, Flügeldecken
mit 4 Rippen, davon die 2. und die 3. hinten miteinander
verbunden und die 2. an der Basis hoch gekielt. — <S ohne
Schienenhaarstreifen. Granaslda nov. p. 14.
5' Halsschildscheibe und Bauch punktiert, letzterer glänzend,
Flügeldecken mit 3—6 hohen Rippen, wovon die innersten
2 hinten vor d$r Spitze mit einander verbunden sind. —
c? mit Schienenhaarstreifen. Duraslda nov. p. 14.
4' Vorderbrust und Beine, gewöhnlich auch der Bauch, fein
braungelb behaart. 1 )
6" Oberseite nur sehr fein oder kurz behaart, meistens kahl,
Epipleuren einförmig gleichmäßig granuliert, Flügeldecken
höchstens doppelt so lang als zusammen breit. Körper mehr
weniger schwarz. Hieher die meisten Arten.
7 " Bauch wenig gedrängt punktiert, glänzend, Flügeldecken
ungleich, spärlich granuliert oder punktiert.
8" Flügeldecken mit 4 Rippen, wovon gewöhnlich die 2 mittleren
stärker ausgebildet und die erste schwächere, nach hinten
oft verkürzte der Naht auffallend genähert ist. Die
plumpen 9 haben zwischen den Hauptrippen oft noch
feinere Nebenrippen. Die Gularhöcker an den Seiten des
Mentums verdickt und vorne zugespitzt. — Die d* mit
Schienenhaarstreifen. Aulonasida nov. p. 19.
8' Flügeldecken mit oder ohne Rippen, im ersteren Falle ist
die erste Rippe nicht der Naht auffallend genähert und
gewöhnlich nicht schwächer als die andern.
9" Flügeldecken mit einigen feinen Rippen, wovon die 1. stärker
ist als die anderen, verstärkt die Basis erreicht und weit
*) Bei A. lapidaria schwarz behaart, aber hier ist die 1. von den
Rippen der Naht auffallend genähert.
10
von der Naht entfernt ist; zwischen der 2. vorn und hinten
verkürzten Rippe sind gewöhnlich 2 feine Nebenrippen ein¬
geschoben, so daß die Rippen insgesamt auf die
Dorsalmitte beschränkt erscheinen, zumal die
3. Hauptrippe nur hinten kurz angedeutet ist. In seltenen
Fällen ist nur die 1. Rippe allein vorhanden, flach, nach
hinten stark verkürzt und wie die Naht etwas geglättet.
Halsschild neben dem aufgebogenen Seitenrande einfach
punktiert, weder raspelartig noch gekörnelt.
Mimelas ida nov. p. 21.
0' Die Rippen der Flügeldecken, wenn solche vorhanden,
befinden sich auf der Scheibe in gleichen Abständen ver¬
teilt und erscheinen nicht auf die Dorsalmitte beschränkt.
10" Flügeldecken mit 3 auffallend breiten aber flachen, oben
geglätteten und etwas glänzenderen Rippen; ihre matten
Zwischenräume sind viel schmäler als die Rippen, dagegen
ist der seitliche Zwischenraum bis zur äußeren 3. Rippe
doppelt so breit als die inneren. Zwischen der 2. und
3. Rippe ist sehr häufig ein vorn und hinten verkürztes,
aber ebenso hoch ausgebildetes Rippenrudiment einge¬
schoben. — c? mit Schienenhaarstreifen.
Melambasida nov. p. 21.
10' Flügeldecken mit oder ohne Rippen, im ersteren Falle sind
die Rippen schmäler als die breiteren, matten Zwischen¬
räume, oder die Rippen sind zahlreicher vorhanden.
11" Die Scheibe des Halsschildes ist neben dem abgesetzten
Seitenrande gekörnt oder mit körnigen oder feinen raspel¬
artigen Punkten besetzt. Gymnetasida nov. p. 22.
11' Die Scheibe des Halsschildes ist auch neben dem aufge¬
bogenen Seitenrande einfach rund oder länglich punktiert,
ohne Raspelpunkte oder ohne Körnerbildung. 1 )
12" Vorderrand des Halsschildes in der Mitte ungerandet oder
die Randlinie ist daselbst deutlich unterbrochen. 2 )
13" cf und $ mit Rippen oder beide Geschlechter- ohne Rippen,
d und 9 ähnlich skulptiert, nur die Zahl der Rippen beim
9 oft größer als beim cf. Oberseite des Körpers auch
v ) Die Arten dieser Gruppe sind leider in der Ausbildung der
Vorderrandlinie des Halsschildes etwas variabel, weshalb sie auch zuin
Teile bei Glabrasida angeführt erscheinen.
-) Alle vorhergehenden Untergattungen haben die Vorderrandlinie
des HalsSchildes ebenfalls in der Mitte unterbrochen oder fehlend.
11
beim cf nicht vollkommen flach, horizontal, Epipleuren der
Flügeldecken zerstreut granuliert. Pedarasida nov. p. 28.
13' cf parallel, vollkommen horizontal abgeflacht, ohne Rippen,
9 gewölbt, mit 2 kräftigen Rippenrudimenten in der Mitte,
wovon die innere kurze Rippe in der Mitte, die 2. zwischen
dieser und dem Seitenrande steht. Körper sehr glänzend,
fast glatt, Flügeldecken sehr fein einzeln punktiert, die
Epipleuren kaum gekörnt. Mittel- und Hinterschienen beim
o innen ohne helleren Haarstreifen. Aplanasida nov. p. 30.
12' Vorderrand des Halsschildes vollständig gerandet, die Rand¬
linie in der Mitte nicht unterbrochen. Glabrasida Escal. p. 31.
7' Bauch dicht und fein granuliert, mehr weniger matt und
kurz aber dicht behaart; Flügeldecken gedrängt, fein granuliert
und kurz und dicht behaart. Mittel- und Hinterschienen beim
cf innen ohne helleren Haarstreifen. Cribrasida nov. p. 38.
.6' Oberseite lang, anliegend behaart und dazwischen mit
einzelnen, feinen, abstehenden Haaren durchsetzt, Epipleuren
bis auf den glatten Seitenrand äußerst gedrängt granuliert
und dicht behaart, Flügeldecken lang gestreckt, schmal,
mit 2 verkürzten, glatten, parallelen Rippen auf der inneren
Mitte, außen oft mit einem kurzen Rippenrudiment. Körper
rotbraun. Mittel- und Hinterschienen beim cf innen mit einem
dichteren, hellen Haarstreifen. Elongaaida Escal. p. 38.
Untergattung: Betasida nov.
(Flügeldecken ohne Rippen. Halsschild mit wulstig verdickten
Seiten, diese mit separater Wölbung, Hinterwinkel spitz nach
hinten verlängert, Scheibe ohne Tomentflecken.)
Naht und Seitenrand der schwarz, beim 9 braun tomentierten
Fld. weiß tomentiert. L. 15—17 mm. — A. luduosa. Rosenh. —
Andalusien: Algeciras, San Roque.
argenteollmbata Escal.
Hieher noch als 2. Art: luduosa Boisd. (non Ramb.),
die ich nicht kenne, von Algeciras.
Untergattung: Alphasida s. str. 1 )
Alle Arten aus Spanien.
(Flügeldecken mit Rippen, Halsschild mit aufgebogenen
Seiten, diese nicht mit separate!* Wölbung, Hinterwinkel meist
*) Hieher noch 4 von Escalera beschriebene Arten, die mir nicht
untergekomnien sind.
12
abgestumpft, nicht oder wenig nach hinten vorragend, Scheibe mit
schwarzen Tomentflecken.)
1" Zwischenräume der Rippen auf den Fügeidecken mit schwarzen
oder heller braunen Tomentstreifen.
2" Unterseite sehr fein und kurz schwarz behaart.
3"' Flügeldecken mit einer Rippe. L. 18—22 mm.
4" Naht und Seitenrand der Flügeldecken kahl; Halsschild mit
4 in einer gebogenen Querreihe stehenden schwarzen Toment¬
flecken. — A. Ramburi Sol. — Andalusien.
holosericea Germ.
4' Die Naht und der Seitenrand der Flügeldecken dicht silber¬
weiß behaart, Halsschildscheibe im großen Umfange schwarz
tomentiert, vorne mit feinej* Rinne, an den Seiten des Toment-
fleckes mit kleinem Spiegelflecken. — M a z a r o n (J. A r d o i s),
2 ö 1 in der Col. von 0. Leonhard als Sanchee-Gomezi ;
davon eines in meiner Collection. Leonhardl n. sp.
3" Flügeldecken mit 2 Rippen. .
5" Scheibe des Halsschildes tomentiert oder mit schwarzen
Tomentflecken.
6" Die äußere Rippe auf den Flügeldecken ist nach vorne stark
verkürzt, der Halsschild mit 4 kleinen in einer gebogenen
Querlinie stehenden, schwarzen Tomentflecken. — Anda¬
lusien. holosericea v. bicostata Escal.
6' Die äußere Rippe auf den Flügeldecken ist nach vorne
schwach verkürzt, der Halsschild auf der Scheibe längs der
Mitte tomentiert oder mit 6 schwarzen Tomentflecken.
7" Halsschild längs der Mitte tomentiert, meist mit feiner kahler
Mittellinie und oft einem kleinen Spiegelflecken jederseits.
8" Naht und Seitenrand der Flügeldecken hinten beim o nicht
deutlich mit weißen Härchen gesäumt. Halsschild jederseits
mit einem kleinen Spiegelflecken. L. 17—20 mm. —
A. Solieri Ramb. — Granada, Alhambra.
Clamentei Perez.
8' Halsschild jederseits ohne Spiegelflecken, die Seiten stark
gerundet erweitert die Naht und der Seitenrand der
Flügeldecken mit weißen Härchef! gesäumt. L. 17 mm. —
Granada, Fondon. Bollvarl Escal.
V Halsschild mit 6 schwarzen Tomentflecken: vorn 2, 4 im
Halbbogen stehend hinter der Mitte, die Naht der Flügel¬
decken schmal, der Seitenrand breiter weiß gesäumt.
13
L. 18—20 mm. — In seltenen Fällen sind die Flügeldecken
nach Escalera kahl: v. depilata Escal. — Spanien:
Jabernas. Lopezi Escal.
5' Scheibe des Halsschildes kahl, ohne Tomentflecken; die
schwarze Tomentierung zwischen den Rippen der Flügel¬
decken schmäler, längsstreifig, die Rippenränder nicht ganz
berührend. L. 18—19 mm. — Spanien: Osuna.
Martinezi Escal.
3' Flügeldecken mit 3 dicken Rippen, die Zwischenräume
schmäler, rostbraun behaart, selten zum Teile kahl: v. calva
Escal. — Halsschild wie bei Clementei tomentiert. L. 16 mm.
Spanien: Buza. rufopubescens Escal.
2' Unterseite fein und kurz rostgelblich oder braun behaart.
Halsschild wie bei Lopezi mit 6 Tomentflecken; Flügeldecken
neben der Naht mit feinem, die Seiten mit breiterem weißen
Haarstreifen. L. 19—23 mm. — Manchmal ist die äußere
Rippe stark verkürzt: v. almeriensis Escal. (Letztere Form
mir unbekannt.) — Sierra Cordoba.
Sanchez gomezi Escal.
1' Zwischenräume der Rippen ohne schwarze Tomentstreifen,
fast kahl.
9" Unterseite gelbbraun, rostfarbig behaart, Halsschild mit
6 kleinen schwarzbraunen Tomentflecken, Flügeldecken mit
2 schwarzen, schmalen Rippen, die Zwischenräume flach, fast
glatt. L. 19 mm. — Spanien: Murcia. loreana Perez.
9' Unterseite fein, schwarz behaart, Halsschildscheibe schwarz
tomentiert, jederseits mit 2 kleinen Spiegelflecken, Flügel- *
decken mit 3 hohen, dicken Rippen, wovon die äußerste
nach vorne verkürzt ist, die Zwischenräume glänzend,
konkav, fast glatt, nur der äußerste fein granuliert. Beim 9
sind die Zwischenräume flach, breit, fein granuliert, mehr
weniger fein verrunzelt und die äußerste Rippe nur fein
ausgeprägt. L. 17—20 mm. — Granada: Galera.
OberthUri Escal.
Untergattung: Machlasida Escal. 1 )
Flügeldecken mit einer einzelnen Rippe. Halsschild mit
spitzigen, nach hinten vorragenden Hinterwinkeln, die Scheibe
!) In diese Untergattung gehören nach Escalera noch die mir
unbekannten: Macht, acuticosta Fairm., An. Soc. Fr. 1880, 250 aus Marokko.
Macht. Muley-HafidiYiacal. Bol. Soc. Esp. VII. 1907,336, ebenfalls aus Marokko.
14
punktiert, die Seiten derselben und der aufgebogene Seitenrand
granuliert, vor dem Schildchen mit einem Quergrübchen, Basal¬
lappen gerundet vorragend. —
1 " Flügeldecken sehr fein und dicht, an den Seiten kaum
stärker gekörnelt, die Flügeldecken länger, mit einer flachen
Hippe, diese mit schwarzem, samtartigem Toment längs¬
streifig besetzt. L. 16—18 mm. — Marokko: Tetuan.
Kraatzl Alld.
1' Flügeldecken kürzer, die inneren Zwischenräume der Dorsal¬
rippe sehr fein gekörnelt, der äußere, ungleich stärker
granuliert, die Rippe kahl.
2" Oberseite ganz matt, Halsschild mit breitem, hprizontal ver¬
flachtem Seitenrande, dieser fast so breit als die halbe Dorsal¬
fläche bis zur Längsmitte der Scheibe. L. 11—15 mm. —
Marokko. Olcasi F&irm.
2' Oberseite, besonders des Halsschildes, glänzend, letzterer mit
schmäler abgesetztem und ziemlich stark aufgebogenem
Seitenrande, dieser nur Vs so breit als die halbe Dorsalfläche
bis zur Längsmitte; Flügeldecken länger und nach hinten
stärker bauchig verbreitert. L. 15’5 mm. — 1 2 in Col.
v. Heyden. Von Fritsch und Rein am Wege zwischen Asmid
bis Mogador gefunden. Olcesi subsp. slngularls nov.
Untergattung: Granasida nov.
Hieher nur eine mir bekannte Art:
Ziemlich gleichbreit, tief schwarz, mit kaum sichtbarer
dunkler, feiner Grundbehaarung, die Hinterwinkel des Hals¬
schildes überragen etwas den Basallappen, Scheibe gedrängt,
gleichmäßig granuliert, Flügeldecken mit 4 schwarzen schmalen,
glänzenden, glatten Rippen, wovon die 1. und 4. meist in
glänzende Tuberkeln aufgelöst, die 2. und 3. vor dem
Abfalle zur Spitze mit einander verbunden sind. Unterseite
schwarz und fein schwarz behaart, Bauch dicht gekörnelt, matt.
L. 11—14 mm. — Spanien: Asturien, Prov. Orense, Sierra
de Oneja. granulifera Chevrl.V
Untergattung: Durasida nov.
Unterseite samt Beinen fein schwarz behaart. Flügeldecken
meistens mit hohen Rippen.
*) Die Stellung dieser Art unter den Arten der 2. Abteilung wurde
bisher verkannt.
15
A" Flügeldecken mit 3 Rippen, davon die 1. und 2. vor der
Spitze miteinander verbunden, häufig sind beim 2 dazwischen
gleichartige, ebenso hohe aber nach vorne und hinten ver¬
kürzte Rippen eingeschoben, oft zwischen der 1. und 2.,
manchmal außerdem noch zwischen der 2. und 3. Nörmal-
rippe. Die inneren hinten am Abfalle mit einander ver¬
bundenen Rippen laufen nach hinten in einen gemeinsamen
Ast aus, der meistens noch vor der Spitze mit der 3. Rippe
verbunden ist.
B" Flügeldecken mit 3 hohen, schmalen, oben scharfkantigen
(oben nicht halbrunden) Rippen, die Zwischenräume der
Rippen meistens beim cT und 2 breiter als die Rippen.
Mitte der Halsschildbasis gerundet. Hieher 3 sehr ähnliche
Arten aus Algier.
1 " Die Rippen beim c? sind dreieckig, am Grunde breiter
und daselbst so breit als die Zwischenräume.
Zwischenräume der 3 kräftigen Rippen der Flügeldecken
am Grunde mit einem braungelben, anliegenden Haar¬
streifen. Prosternalspitze hinter den Hüften verkürzt, fast
niedergebogen. Oberlippe und Klypeus lang abstehend und
dicht schwarz behaart. Unterseite und Beine schwarz behaart.
L. 17—20 mm. — Algier. . vlllososulcata Alld.
1' Zwischenräume der .Rippen beim d 1 und $ breiter als die
letzten, ohne regelmäßige Haarstreifen, sondern beim $ mehr
weniger dicht und fein regellos behaart, oft beim d 1 kahl.
Prosternum hinter den Vorderhüften vorgestreckt. Klypeus
jederseits spärlich und kurz behaart.
2" Rippen der Flügeldecken schmal und scharf, auch am
Grunde wenig breiter, die Zwischenräume stark matt, flach,
eben, am Grunde auch auf den seitlichen nur mit sehr
feinen Mikrokörnchen; beim d 1 oft fast glatt, beim breit
ovalen 2 sind die gedrängten, sehr feinen Mikrokörnchen
fein und kurz, oft sehr dicht gelbbraun behaart. Unterseite
und Beine mit dunkler, schwarzbrauner Behaarung.
L. 16—19 mm. — L. .granulata et laevigata Fbr. —
Algier, Oran, Azoren: St. Michel. silphoides Lin.
2' Die Rippen der Flügeldecken sehr stark, an der Basis viel
breiter, oben gekantet, die Zwischenräume beim cT mit
spärlichen, feinen, am äußeren Zwischenräume mit spärlichen,
stärkeren Körnern besetzt, beim breit ovalen $ uneben, oft
16
etwas verrunzelt, dazwischen innen mit feinen Mikro¬
körnchen, am äußeren Zwischenräume mit viel stärkeren
Körnern besetzt und mit gelblicher, meist etwas fleckig
gestellter Behaarung. Unterseite und Beine fein schwarz
behaart. L. 14:5—20 mm. — A. dissimilis Alld., vergebener
Name. — 7 Algier. Henonl Fairin.
B' Flügeldecken mit 3 kräftigen, sehr selten feinen, wenig auf¬
fälligen Rippen, welche oben nicht gekantet, sondern
abgestumpft oder abgerundet sind. Mitte der Halsschild¬
basis fast gerade.
C" Flügeldecken mit starken Rippen, die Zwischenräume
meistens beim d 1 und 9 kaum breiter als die Rippen, seltener
beim 9 breiter, alle entweder gar nicht oder nur fein
gekörnt, ohne große verrunzelte und hohe Tuberkeln.
1" Der seitliche Zwischenraum zwischen der 3. Dorsalrippe
und dem Seitenrande der Flügeldecken ist beträchtlich breiter
als der nächste nach innen.
2 " Die furchenartigen Zwischenräume der hohen Rippen auf
den Flügeldecken fast ebenfalls glänzend, am Grunde
mit einzelnen feinen, der seitliche mit stärkeren, glänzenden
Körnchen besetzt. 1 ) Beim 9 ist zwischen der 1. und 2. Rippe
eine verkürzte, aber ebenso- hohe Rippe eingeschoben.
Glänzend, stark gewölbt, Halsschild nur sehr fein und.
weitläufig punktiert, die Pünktchen rund, kahl, die Scheibe
oft mit 2 flachen Grübchen, Flügeldecken beim S mit 3,
beim 9 mit 4 hohen Rippen, im letzteren Falle ist es eine
verkürzte, eingeschobene Nebenrippe, die äußere Dorsal¬
rippe, vorne nur wenig verkürzt, die Zwischenräume furchen¬
artig, die inneren 3 schmäler als die Rippen. Das 9 ist
dem c? sehr ähnlich nur von ovaler, robusterer Form,
meistens gleich skulptiert und glänzend. L. 15—19 mm. —
Algier: Littre, Hammam Rirha. Edith»« n. sp.
2' Die Naht und 3 Rippen auf den Flügeldecken hoch erhaben,
glänzend und stark zusammengedrängt, die Zwischenräume
schmal furchenförmig, alle matt und am Grunde nur mit
undeutlichen, sandartigen Mikrokörnchen, der Zwischen¬
raum neben dem Seitenrande auffallend breit,
x ) Die nachfolgenden Arten besitzen solche Körner nicht. Bei den
ähnlichen rf des dissimilis und silphoides sind die 2 äußeren Zwischen¬
räume der Flügeldecken gleich und viel schmäler als der nächste innere.
17
so breit als die 2 äußeren Dorsalrippen einnehmen, beim
cf mit einer angedeuteten, am Seitenrande vor der Spitze
gelegenen Nebenrippe, die beim $ mit der 3. Dorsal¬
rippe durch flache, schräge Gitterrunzeln verbunden ist.
Zwischen der 1. und 2. Dorsalrippe ist beim 9 keine ein¬
geschobene Sekundärrippe. Halsschild reichlich so breit als
die gestreckten Flügeldecken, gewölbt, sehr fein, ziemlich
dicht punktiert und sehr fein anliegend, dunkel behaart,
die Seiten schmal abgesetzt aber hoch aufgebogen, die
Hinterwinkel spitzig nach hinten verlängert. L. 15—16 mm.
— Algier. (Col. Reitter). Herminae n. sp.
1 ' Der seitliche Zwischenraum von der 3. Dorsalrippe zu dem
Seitenrande der Flügeldecken ist kaum breiter als der
nächste innere, alle am Grunde höchstens mit Spuren von
Mikrokörnchen.
3" Halsschild ziemlich stark punktiert, die Punkte zum Teil
etwas länglich, die Seiten breit abgesetzt, letztere grob
punktiert. Flügeldecken mit 3 hohen Rippen, die Zwischen¬
räume beim cf kaum breiter als die Rippen, furchenartig,
beim 9 viel breiter, matt. Flügeldecken des 9 ebenfalls
mit 3 Rippen ohne eingeschobene Zwischenrippen.
4 " Halsschild beim cf kahl, beim 9 undeutlich behaart, die
Härchen die Punkte nicht überragend in denen sie ent¬
springen; Flügeldecken mit hohen, stark kielig erhabenen
Rippen, die Zwischenräume matter, fast glatt, nur die
äußerste mit feinen Mikrokörnchen, beim 9 mit höchst
feinen sandigen Mikrokömchen und meist sehr kurzer
brauner Pubeszens, wodurch dasselbe dem 9 von silphoides
ungemein ähnlich wird, sich aber sofort durch die starke,
dichtere Punktur des Halsschildes und schwarze Behaarung
der Unterseite unterscheidet. Humeralwinkel der Flügel¬
decken abgeschrägt, stumpf; die 3. Rippe vorne 'schwach
verkürzt. L. 14—18 mm. — Kabylia: Azeffoun, von
Ancey zahlreich gesammelt und als silphoides versendet.
sllphiformls n. sp.
4' Halsschild beim cf und 9 fein schwarz behaart, die Punktur
etwas schwächer, Flügeldecken mit 3 weniger hohen,
geglätteteu Rippen, die Seitenrippe nach vorne stärker ver¬
kürzt, die Zwischenräume fast glatt, beim cf mit einzelnen
feinen, hie und da gereihten Körnchen besetzt. Die 2 inneren
Verhandlungen des natnrf. Vereines in Brünn. LV. Band. 2
18
Rippen an der Basis etwas gegen einander gerichtet.
Schulterwinkel sehr wenig abgeschrägt, fast rechteckig. Die
Zwischenräume der Rippen beim 9 viel breiter als die
Rippen. L. 15—16'5 mm. — Algier. Fellcltana n. sp.
3' Halsschild sehr fein und ziemlich dicht punktiert und fein
unauffällig schwarz behaart, die Seiten schmal, vorne höher
abgesetzt. Flügeldecken beim d mit 3, beim 9 mit 5 hohen
Rippen; beim 9 eine verkürzte Rippe zwischen die 1. und 2.,
und eine zwischen der 2. und 3. eingeschoben, diese ebenso
hoch als die andern und in beiden Geschlechtern gleich stark
und glänzend. *)
5" Prosternalfortsatz zwischen den Hüften gebogen, sehr kurz,
die Hüften kaum überragend, am Ende nur mit einer Beule.
Alle Zwischenräume der Rippen matt, mit sehr dichten
Mikrokörnchen und deutlich dicht und fein streifen¬
artig behaart. Glied 5—8 der Fühler beim d quadratisch,
beim 9 breiter als lang. L. 11—13 mm. — Algier, Oran.
Saintpierrei Alld.
5' Prosternalfortsatz kurz, die Hüften wenig überragend, aber
gerade vorgestreckt. Alle Zwischenräume der Rippen in der
Mitte des Grundes matt und mit spärlichen, ein Härchen
tragenden Mikrokörnchen besetzt, ohne dichte Grund¬
behaarung. Glied 5—8 der längeren Fühler beim d merklich
länger, beim 9 so lang als breit. Der vorigen Art äußerst
ähnlich und mit ihr konfundiert; sie ist etwas größer, die
d flacher, die Rippen der Decken weniger hoch, dann durch
l ) Nachträglich ist mir nachfolgende Art aus Sizilien (Col. Leon¬
hard 9) bekannt geworden:
A. himerera n. sp. Q. Schwarz, glänzend, Kopf stark punktiert,
Halsschild quer, fein und spärlich, au den Seiten raspelartig punktiert
und fein kurz behaart, die Seiten ziemlich schmal abgesetzt und aufgebogen,
die aufgebogenen Seiten körnig-verrunzelt, die Hinterwinkel eckig vor¬
ragend, die Basismitte gerade; Flügeldecken glänzend, auch die Zwischen¬
räume der 3 mäßig starken, oben flach abgerundeten Rippen nicht matter,
die 2 ersten Rippen hinten verbunden und gegabelt, zwischen der 2. und
3. Rippe ist hinter der Mitte ein Rippenrudiment eingeschoben, die
Zwischenräume nur mit Spuren von Mikroskulptur, fast glatt, nur der
seitliche untere Seitenrand etwas deutlicher, wenig dicht, fast mikroskopisch
fein gekörnelt, alle mit Spuren einer kurzen, spärlichen Behaarung. Unter¬
seite und Beine schwarz behaart. Körper länglich oval, gewölbt. Fühler kurz,
schwarz und schwarz behaart. L. 15 mm. — Sizilien. (Col. Leonhard.)
— Durch die flacheren und breiten Rippen von den Verwandten abweichend.
19
die spärlichere Mikroskulptur der Zwischenräume und
Bildung des Prosternums verschieden. L. 13—14 mm. —
A. sulcipennis Fairm. — Algier. opatroldes Alld.
C' Rippen der Flügeldecken schmal, niedrig, oft nur durch
linienförmige Rudimente angedeutet, die Zwischenräume breit,
glänzend, mit großen, zum Teil in die Rippen verflossenen,
in gleicher Höhe stehenden abgeflachten, runzeligen Tuberkeln
dicht besetzt; von den 4 Rippchen verbindet sich hinten das
l.'mit dem 3., das äußere ist vorne verkürzt. Scheibe des
Halsschildes sehr fein und weitläufig punktiert. Körper
glänzend, Unterseite und Beine fein schwarz behaart.
L. 14—19 mm. — Algier: LibbrA (J. Sour conf.)
tuberculosa n. sp.
A' Flügeldecken beim <3 langgestreckt, parallel, mit 4 hohen,
gleichartigen Rippen, diese glänzend auf mattem, fein, wenig
gedrängt gekörntem Grunde, hinten frei auslaufend, oder es
ist die 2. mit der 3. vor der Spitze verbunden, die Zwischen¬
räume alle gleich, wenig breiter als die Rippen, auch die
Seitenrandkante fein, rippenartig gehoben; Halsschild von
der Breite der Flügeldecken, schwach quer mit breit abge¬
setztem, ziemlich stark aufgebogenem Seitenrande, die Winkel
ziemlich spitzig, die hinteren etwas über das Niveau der fast
in der Mitte geraden Basis vorgezogen, Scheibe stark und
dicht punktiert, die Punkte etwas länglichoval, tief,
dazwischen kleine Spiegelflecken; Kopf spärlich punktiert,
mit 2 Frontaleindrücken. Unterseite und Beine fein schwarz
behaart. L. 16’5 mm.
Ein 9 als 4-costnta aus Algier: Edongh, in v. Heydens
Sammlung. quadricarinata n. sp.
Untergattung: Aulonaslda nov.
Die erste, meist schwächere, oft nach hinten verkürzte Rippe
ist der kantig gehobenen Naht auffallend genähert.
Arten aus Algier, Tunis und Marokko.
1" Flügeldecken beim 3 parallel, die Zwischenräume der Rippen
sind nur mit kleinen Körnern besetzt.
2" Oberseite matt, nur die Rippen glänzend, Halsschild sehr
gedrängt, grob, länglich, meistens etwas ineinanderverflossen
punktiert, mit Spiegelflecken, die 2. und 3. Rippe der
Flügeldecken viel kräftiger als die andern. Zwischenräume
2 *
20
der Rippen dicht und fein, fast gleichmäßig gekörnelt, beim
plumpen, breit ovalen 9 oft mit Runzeln dazwischen;
Schulterwinkel stumpfeckig vorspringend. Flügeldecken beim
cf parallel, bald lang, bald kürzer gebaut, Unterseite fein
gelblich behaart; bei der var. lapidaria Luc. ( Bodoana Reitt. i. 1.)
tief schwarz und schwarz behaart. L. 13 —18 mm. —
Algier, Tunis. Chauveneti Sol.
2 ' Oberseite bis auf die matten Zwischenräume der Rippen auf
den Flügeldecken glänzend, Halsschild stark oder fein
punktiert, die Punktur nicht länglich und ineinander gedrängt.
3" Halsschild ziemlich stark, an den Seiten dichter und stärker
punktiert, die Zwischenräume der kräftigen Rippen wenig
dicht mit größeren und kleineren Körnern besetzt, die
größeren auf .den inneren Zwischenräumen fast etwas gereiht,
Körperform wie Chauveneti und appulsa. L. 16—18 mm. —
Algier: Batua, Souk el Arba. quadrlcostata Alld.
3' Glänzend, Halsschild fein, einfach, mäßig dicht, an den
Seiten etwas stärker und dichter punktiert, Flügeldecken mit
4 schmalen, hohen, glänzenden Rippen, die 1. gewöhnlich
etwas schwächer entwickelt als die nächsten, der Naht
stark genähert, die Rippen die Basis nicht ganz er¬
reichend, die 4. seitliche nach vorne verkürzt, alle hinten
frei auslaufend, die Zwischenräume etwas ungleich breit, der
3. deutlich breiter als die andern, am Grunde matt mit
freistehenden Mikrokörnchen und wenig größeren dazwischen,
letztere auf dem inneren Zwischenräume oft etwas gereiht;
bei dem robusten ovaleren, gewölbteren 9 mit aus größeren,
reihenweise gestellten Körnchen gebildeten Nebenrippchen,
die erste Dorsalrippe manchmal beim 9 nur sehr fein ausge¬
bildet. Unterseite und Beine fein braungelb behaart.
Länge 16—19 mm. — A. appulsa Reitt. i. 1. — Tunis:
Le Kef; von N o r m a n d als 4-costata versendet.
quadricostata subsp. appulsa nov.
1' Körper kürzer oval, Flügeldecken beim cf nicht parallel, die
Zwischenräume aller Rippen mit größeren Tuberkeln mäßig
dicht besetzt; die erste Rippe nach hinten immer verkürzt,
die 2. stark schräg nach vorne verlaufend, alle meistens
nach hinten in eine Körnerreihe frei auslaufend, Halsschild
mit grober, ziemlich dichter, rundlicher Punktur. L. 15—17 mm.
— Tunis, Marokko. Lethlerryl Alld.
21
Untergattung: Mlmelaslda nov.
Die Rippen der Flügeldecken scheinbar auf die Mitte der
Scheibe beschränkt, indem die 1. von der Naht weit entfernt
und die normale 3. hinten nur angedeutet ist; zwischen der
1. und. 2. Rippe 1—2 Nebenrippen, oder es ist bloß die 1. Rippe
allein vorhanden.
1" Flügeldecken nur mit einer (der normalen 1.) Rippe, diese
sehr flach und etwas geglättet, die Scheibe ganz mit großen,
glänzenden Tuberkeln auf glattem, matten Grunde zerstreut
besetzt.
Halsschild groß, mäßig fein, die Seiten und die Ränder
stärker punktiert, die abgesetzten Seiten grob granuliert, die
Hinterwinkel fast rechteckig, die fast gerade Mitte der
Basis wenig überragend, vor der Basis mit einer Querfurche.
Flügeldecken beim cf sehr flach gewölbt, nahezu eben, auf
mattem Grunde überall stark, perlenartig granuliert, die
Körner glänzend, mit spärlichen, sehr kleinen untermengt
die Rippe flach, geglättet, vorne die Basis nicht ganz
erreichend und nach hinten die Mitte wenig überragend,
Seitenrand schmalkantig, vorne breiter aufgebogen, Schulter¬
winkel stumpfeckig, Beine plump, der Haarstreifen am Innen¬
rande der Mittel- und Hinterschienen beim dicht gelb¬
haarig. L. 19 mm. — Algier. In der Stierlin’schen
Kollektion 1 cf als tuberculata. leperlna n. sp.
1' Flügeldecken mit 3 Rippen, wovon aber die seitliche nur
hinten angedeutet ist; zwischen den 2 dorsalen Rippen mit
1—2 verkürzten Sekundärrippen; die 1. Hauptrippe erreicht
vorne, gewöhnlich etwas verstärkt, die Basis; Zwischenräume
der Rippen sehr deutlich, bald feiner, bald ziemlich stark
gekörnt; Halsschild stark und dicht punktiert. L. 13—16 mm
— A. vagtcostata Fairm. — Spanien, Sizilien, Algier,
Tunis. punctlcollls Sol.
Untergattung: Melambaslda nov.
1" Flügeldecken mit 4 breiten flachen, gleichen, stark ge¬
glätteten, hinten frei auslaufenden Rippen, wovon die 2.
zwischen die 1. und 3. eingeschoben und nach beiden Seiten
stark verkürzt ist, Zwischenräume derselben fein und schmal
gekörnelt; die Naht ist gleichfalls erhaben und geglättet
Scheibe des Halsschildes fein und spärlich punktiert. Vorder-
22
rand des Prosternums mit verdicktem, in der Mitte meist
etwas ausgerandetem oder beulig vortretendem Rande.
2“ Größer, glänzend, Halsschild mit fast gleichbreit deutlich
aufgebogenem Seitenrande, die Basis nicht schmäler als die
Basis der Flügeldecken; letztere länger, beim cT mehr gleich¬
breit. L. 18—195 mm. — Algier, Oran: Sidi-bel-Abes.
Interjecta n. sp.
2‘ Wenig kleiner, Oberseite ganz matt, Halsschildseiten nach
hinten breiter abgesetzt und nur horizontal verflacht, die Basis
beim cf und 9 etwas schmäler als die Basis der Flügeldecken,
letztere beim o flacher, mit vortretenden Schultern und von
da zur Spitze fast schwach verengt. L. 16—19 mm. —
Algier, Azoren: St.Michel. interjecta v. interstrata nov.
1' Flügeldecken mit 3 flachen breiten Dorsalrippen und schmalen
fein gekörnelten Zwischenräumen, ohne eingeschobene
Nebenrippe. Sonst der A. interjecta ganz ähnlich und ähnlich
skulptiert, vollständig matt. L. 17 mm. — Algier.
interjecta v. integra nov.
Untergattung: Gymnetaslda nov.
Halsschild neben dem aufgebogenen Seitenrande gekörnt
oder mit körnigen (raspelartigen) Punkten besetzt, die Vorder¬
randlinie des Halsschildes in der Regel in der Mitte unterbrochen.
1" Flügeldecken mit 3 prononzierten, regelmäßigen, glänzenden
und geglätteten Rippen, auch die Naht in gleicher Weise
erhaben und geglättet. Meistens größere Arten.
2 " Halsschild ziemlich dicht und mäßig fein oder stärker
punktiert, die Punkte oft raspelartig, an den Seiten dicht
und deutlich gekörnelt. 1 )
*) Mir ist noch nachfolgende Art in einem weiblichen Ex. bekannt
geworden: Gewölbt, Halsschild stark und dicht punktiert, die Punkte
pupilliert, rund oder elliptisch, gegen die ziemlich schmal abgesetzten
Seiten fein granuliert, mit Fensterflecken, Basis leicht doppelbuchtig, davor
ohne Querfurche, Flügeldecken breit oval, seitlich wenig bauchig gerundet,
matt, die Naht und 3 wenig glänzende schwach geglättete Rippen, diese
gerade, die 3. seitliche undeutlich, durch Körner markiert, nach vorne sehr
verkürzt, alle hinten frei auslaufend; die Zwischenräume mit sehr feinen
und viel stärkeren Körnern wenig dicht besetzt und mit Spuren von
Schräg- oder Querrunzeln. Pleuren des Halsschildes spärlich granuliert.
Beine von mäßiger Stärke. Vom 9 der A. rugosa durch kürzere Gestalt,
grob punktierten Halsschild und hinten frei auslaufende Rippen verschieden.
L. 18 mm. — Algier. — Von der Firma Dr. Staudinger mit der
Bezeichnung „Bougie“ als lapidaria erhalten. tumida n. sp.
23
3" Flügeldecken zwischen den Kippen mit deutlichen, feinen
Körnchen, dazwischen am Grunde ohne sandige Mikro¬
skulptur; die Rippen laufen hinten frei aus, seltener sind die
2 inneren vor der Spitze einfach verbunden, der abgesetzte
Seitenrand ist in der Regel schön und frei gekörnt.
4" Flügeldecken beim cf eiförmig, hoch gewölbt, Seiten der
Vorderbrust grob, nicht dicht punktiert; Beine von auffallender
Stärke. L. 15—17 mm. — Algier, Oran. —Ich sah 1 <3
in der Col. v. Heyden. crasslpes Alld.
4' Flügeldecken beim cf parallel, gewölbt, Seiten der Vorder¬
brust (Pleuren) spärlich, fein gekörnt, Beine dick, aber nicht
von so auffälliger Stärke. L. 16—17 mm. Algier.
tricostata Alld.
3' Flügeldecken zwischen den Rippen am Grunde mit sandiger
Mikroskulptur und staubförmiger, kaum sichtbarer Behaarung,
dazwischen an den Seiten mit einzelnen, sehr kleinen,
glänzenden Körnchen, die 2 inneren Rippen hinten gabel¬
förmig verbunden, indem von der Verbindungsstelle ein
gemeinsamer Rippenast nach hinten verlängert ist. Die dichten
Punkte der Scheibe des Halsschildes fast dreieckig, etwas
raspelig. Sehr große Art. L. 18—21 mm. — A. depressa Sol. 1 )
Fabricii Alld. — Marokko. rugosa Fahr.
2' Halsschild auf der Scheibe sehr fein und spärlich punktiert,
an den Seiten oft nur mit sehr feinen Raspelpunkten statt
ausgebildeten Körnern.
5" Zwischenräume der Rippen auf den Flügeldecken mit großen,
perlenartigen Tuberkeln, welche beim 2 wenig niedriger
sind als die Rippen, dicht besetzt. Halsschildscheibe glänzend,
vor der Basis mit tiefer Querfurche. L. 20 mm. — Oran.
serpiginosa Er.
5' Zwischenräume der Rippen auf den Flügeldecken mit
Körnchen oder Körnern besetzt, diese kleiner, meistens fein.
6" Größere Arten von 15—20 mm Länge, Flügeldecken mit
hohen, glänzenden Rippen, auch die Naht stark erhaben und
geglättet. Mittel- und Hinterschienen dick, rundlich im
Querschnitt, die Mittelschienen beim 9 ohne Längsfurche.
x ) Solier hat leider 2 .dsida-Formen mit diesem Namen belegt; die
erste geht hier in Synonymie, die zweite kann auch nicht bestehen bleiben,
weil 2 gleiche Namen des gleichen Autors innerhalb einer Gattung nicht
bestehen können, ohne zu Irrungen Anlaß zu geben.
24
7" Zwischenräume der schmalen und hohen Rippen auf den
Flügeldecken mit mäßig großen, perlenartigen Körnern besetzt.
L. 15—17 mm. — Algier. (Col. v. Heyden.)
nlgerrlma Alld.
7' Zwischenräume der breiteren Rippen auf den Flügeldecken
wenig breiter als die Rippen und am Grunde mit feinen,
ungleichen Körnchen wenig dicht besetzt. L. 17—20 mm. —
Algier. laevlcollls Alld.
6' Kleiner, Flügeldecken mit flachen, geglätteten, weniger
glänzenden Rippen. Mittel- und Hinterschienen normal,
schwächer, nicht rund im Querschnitt, an den Seiten etwas
abgeflacht, die Hinterseite der Mittelschienen beim 9 in der
Mitte mit kurzer Längsfurche oder daselbst abgeflacht.
Hieher eine sehr variable Art. L. 14—17 mm. — Algier.
A. miliaris Er., 9; Dufouri Baudi V.
a Flügeldecken auf den Zwischenräumen der Rippen mit
ungleichen, sehr kleinen und größeren Körnchen, hinten oft
in Reihen, besetzt. — Stammform. Servillei Sol.
b Wie a, aber die Zwischenräume der Rippen mit Mikro¬
skulptur, mit kleinen und viel größeren Körnern dazwischen,
die größeren glänzenden Körner auf der hinteren Scheiben¬
hälfte regelmäßiger gereiht.
v. pseudotubercullfera nov.
c Wie a, aber die Zwischenräume der Rippen auf den Flügel¬
decken nur mit Mikrokörnchen besetzt, ohne größere da¬
zwischen, auch der Halsschild sehr fein, aber meist etwas
dichter punktiert. — Marokko: Melilla, Algier.
v. mellllensls Escal. 1 )
V Flügeldecken mit 3, selten 1—2 oder mit 5—6 feinen, oft
nur angedeuteten Rippen oder Rippchen, seltener fehlen die
Rippen ganz, die Rippen weniger regelmäßig und wenig
geglättet, die Naht weniger oder gar nicht erhaben und
meistens nicht deutlich geglättet.
8" Oberseite sehr glänzend, Halsschild lackglänzend,
Flügeldecken ohne deutliche Rippen, Umkreis des Schild¬
chens glatt.
Hieher 2 Arten mit äußerst feiner Randung der Spitze des
Halsschildes, die bei Glabrasida ausgewiesen erscheinen.
!) Dieser Form fast ganz ähnlich, aber der Halsschild dichter und
deutlicher punktiert, seitlich neben der Absetzung ohne deutliche Körnchen
oder Raspelpunkte ist A. subcostata Sol.
25
8' Oberseite nur zum Teile glänzend, Halsschild ohne Lackglanz,
Flügeldecken meistens matt.
9" Kleine Arten von 10 — 13 mm Länge. Halsschild vor der
* Basis ohne deutliche Querfurche, oder sie ist an den Seiten
schwach angedeutet, Flügeldecken nur mit sehr feinen
Körnchen, manchmal fast glatt. Beine dünn, Fühler
schlank, rostrot.
10" Flügeldecken mit Spuren von 5 verkürzten Rippchen, Hals¬
schild ziemlich dicht und fein, an den Seiten dichter raspel¬
artig punktiert, Flügeldecken mit feinem Seitenrändchen, das
an den Schultern breiter aufgebogen ist. cT mit deutlichen
Schienenhaarstreifen. — ( A . G-assneri Reitt. i. 1.) —
Aegypten: Alexandrien. aurlculata Sol.
10' Flügeldecken fast glatt, höchstens mit geringen Spuren von-w
3 verkürzten Rippchen, wie die ganze Oberseite matt, am
Grunde mit wenig dichten, kaum erkennbaren Mikrokörnchen,
die Randkante nicht aufgebogen und auch an der Schulter
nicht verbreitert. Halsschild gleichmäßig, ziemlich dicht und
fein punktuliert, die Raspelpunkte neben den Seiten sehr
fein, wenig auffällig. — d 1 die Mittel- und Hinterschienen
auf ihrer Innenseite nur mit einer einfachen helleren Haar-
;
reihe. — Spanien (Madrid). gracills Alld.
9' Größere Arten von 13—20- mm. Halsschild vor der Basis
meistens mit sehr ausgesprochener Querfurche, diese die
Basis randend.
11" Vorderrandlinie des Halsschildes in der Mitte unterbrochen,
Scheibe fein punktiert.
12" Halsschild nur sehr fein punktiert, die Seiten der Scheibe
neben dem aufgebogenen Rande nur mit sehr feinen Raspel¬
punkten, ohne ausgebildete freie Körner.
13" Kopf auffallend stark und dicht punktiert, Flügeldecken auf
etwas mattem Grunde mit 3 sehr schwachen, oft nur ange¬
deuteten, geraden, schwach geglätteten Rippen, die Zwischen¬
räume mit äußerst feinen, glänzenden Körnchen nicht dicht
besetzt, die an den Schultern etwas kräftiger sind. L. 15 bis
18 mm. — A. obsoleta Fairm. — Algier, Lambessa.
algerlana Gebien.
Wie algeriana ; kleiner, c? mehr gleichbreit, der Kopf
nicht stärker punktiert als die Punkte am Vorderrande des
Halsschildes, Halsschild gleichmäßiger gerundet, etwas
26
schmäler, gleichmäßig nbgesetzt und höher aufgebogen, die
Absetzung feiner granuliert, Flügeldecken ähnlich, aber neben
den Seiten und hinten viel stärker, ungleich gekörnt.
L. 12 mm. — Tanger. 1 o" in Col. Kraatz.
beduina n. sp.
13' Der Kopf nicht auffällig stark punktiert, Flügeldecken stark
gekörnt. Halsschild sehr fein, spärlich und gleichmäßig
punktiert.
14" Flügeldecken mit 3 Rippen, davon die 1. hinten, die 2. und
3. ganz aus gereihten Tuberkeln bestehend, die Zwischen¬
räume mit wenig kleineren Tuberkeln reihenweise besetzt
und dazwischen mit zerstreuten kleineren, alle auf mattem
Grunde mit sandiger Mikroskulptur; die Naht ist leicht
erhaben. L. 14—16 mm. — Algier.
tubereulifera Sol. AlJd.
14' Flügeldecken ohne Rippen oder es ist bloß eine (die 1. neben
der Naht) schwach angedeutet, überall auf der Scheibe mit
ziemlich starken und feineren Körnern oder Tuberkeln
zerstreut und nicht dicht besetzt, am Grunde dazwischen
keine sandige Mikroskulptur, die Naht ist leicht dachförmig
erhaben. Körper breit, beim cT ziemlich kurz und gleichbreiti
Reine kräftiger. L. 15—17 mm. — A. Tournieri Alld. —
Algier (Col. Kraatz), Sizilien (Col. Stierlin).
. tuberculata Alld.
12' Halsschild fein oder sehr fein, aber meistens dichter punktiert,
die Scheibe an den Seiten neben dem aufgebogenen Seiten¬
rande mit ausgebildeten Körnchen, nicht Raspelpunkten
besetzt.
15" cS zylindrisch, hochgewölbt, Seiten des Halsschildes ziemlich
schmal abgesetzt und stark aufgebogen, die-Basis fast gerade
mit feiner Querfurche vor derselben, die Scheibe hoch,
kissenartig gewölbt, sehr fein, wenig dicht raspelartig
punktiert, an den Seiten neben dem aufgebogenen Seitenrande
granuliert, letzterer fein gekörnt; Flügeldecken parallel,
hinten steil herabgewölbt, überall, bis auf die glattere
Umgebung des Schildchens, stark tuberkuliert, mit 3 ange¬
deuteten Rippen, die erste flach, etwas geglättet, die andern
zwei nur durch etwas stärker gereihte Tuberkeln auf etwas
gehobenerem Grunde markiert, alle hinten verkürzt, auch
vorne keine die Basis erreichend, die Körner nicht breit aber
27
hoch, konisch, mit eingesprengten kleineren auf glattem,
matten Grunde. Schienen dick, Tarsen auffallend dünn.
L. 14 mm. — Marokko. — Wurde mir von Baudi als tuberr
culata bestimmt, paßt aber nicht auf die Allard’sche Be¬
schreibung (cf). cylindrica n. sp.
15' Körper beim cf parallel, flach gewölbt, nicht zylindrisch,
Seitenrand des Halsschildes breiter abgesetzl, flacher, Flügel¬
decken mit 2 bis 3 schwachen Rippen, 'die Zwischenräume
durch seichte Runzeln etwas gegittert, feiner gekörnt; die
Seitenrandkante viel deutlicher der ganzen Länge nach fein
aufgebogen. Größere Arten aus Marokko.
lti" Glänzend, Halsschildscheibe kahl, spärlich und fein raspel¬
artig pnnktiert, gegen die abgesetzten Seiten wenig dicht
aber ziemlich stark granuliert, die inneren Zwischenräume
der seichten Rippen feiner, die äußeren stärker, wenig dicht
granuliert. Körper beim cf und 9 fast gleichbreit, beim 9
gewölbter und robuster. L. 18—21 mm. — Marokko.
Rolphl Fairin.
10' Halsschild unauffällig oder nur hinten vor der Basis sehr
fein behaart, viel dichter und stärker punktiert, oft raspel¬
artig, an den Seiten dicht granuliert, Zwischenräume der
angedeuteten Rippen fein und mäßig dicht gekörnt.
17" Länge 15—17 mm. cf sehr flach gewölbt, 9 stark gewölbt,
cf 9 matt. — Marokko. maroccana Alld.
17' Länge 18—22 mm; größte Form, cf ganz flach, horizontal,
9 sehr flach gewölbt mit schwächer angedeuteten Rippen,
etwas glänzend, Zwischenräume zwischen den sehr feinen
Körnchen besonders beim 9, mit größeren, spitzig nach
hinten auslaufenden Körnern. — Marokko.
maroccana subsp. blattiformis nov.
11' Vorderrandlinie des Halsschildes in der Mitte nicht unter¬
brochen, Halsschild ziemlich stark und sehr dicht punktiert,
Flügeldecken mit 4 Rippchen, meist auch mit Zwischen¬
rippen, die den 9 in der Regel nicht fehlen und die Zahl
von 6 erreichen. Die ganze Oberseite samt den glänzenderen
Rippchen auf matterem Grunde ziemlich dicht und gleich¬
mäßig fein gekörnt, die Körnchen glänzend und sehr gleich¬
mäßig. Der porcata sehr ähnlich, aber der Halsschild neben
den Seiten mit Körnchenbildung und gekörnelten Rippchen
der Flügeldecken, oft sind die Rippen nur schwach ange-
28
deutet. L. 13—155 mm. — Zentral- und Südspanien,
Portugal. granlfera Sol.
Untergattung: Pedaraslda nov.
A" Flügeldecken meistens wenigstens mit Spuren von Rippen,
am Grunde fein gekörnelt, die gemeinschaftliche Scheibe in
der Umgebung des Schildchens sehr fein punktiert, kahl oder
fast kahl.
1" Flügeldecken mit Rippen.
2" Flügeldecken mit 3 flachen Rippen.
3" Halsschild mit starker, meist etwas länglicher, gedrängter
Punktur, die aufgebogenen Seiten sind bis zur Basis gleich¬
mäßig abgesetzt, stark gekörnt; Flügeldecken mit 3 flachen
Rippen, diese mit spärlichen Raspelpunkten, die Zwischen¬
räume mit dicht gestellten, oft gruppenweise angeordneten
Mikrokörnchen. Körper beim c? flach, beim 9 hoch gewölbt
und gerundet, oben matt. L. 13—18 mm. — A. barbara
Alld., subdepressa Deyr. Alld. — Algier, Marokko.
cariosicollls Sol.
Der vorigen Art sehr ähnlich, aber die Seiten des Hals¬
schildes hinten ein wenig breiter als vorne abgesetzt, die
Absetzung feiner rugulos granuliert, die Flügeldecken beim
<S oval, nicht ganz parallel, die Rippen schmäler, die 1. die
Basis nicht erreichend, die 2. beiderseits stark verkürzt, die
3. äußere noch kürzer; Skulptur der Flügeldecken ähnlich
wie bei der vorigen Art, aber die Körnchen etwas spärlicher
und merklich größer. L. 13 mm. — Tanger, Algier.
(Col. Leonhard.) tangeriana Sol.
3' Halsschild viel feiner, weniger dicht punktiert, die Punkte
einfach, rund, die aufgebogenen Seiten zur Basis breiter
abgesetzt, feiner rugulos gekörnt, Flügeldecken mit 3 geraden
geglätteten Rippen, davon auch die seitliche 3. vorne wenig
verkürzt, alle Zwischenräume mit dichten, feinen Mikro¬
körnchen. Körper sehr der Servillei ähnlich, aber weniger
glänzend und der Halsschild neben dem aufgebogenen Seiten¬
rande ohne Raspelpunkte. L. 14—16 mm. — A. affinis Luc. cf
— Algier. subcostata Sol.
2' Flügeldecken mit Spuren von 6, oft rudimentären Rippchen-
Halsschild mäßig dicht, fein, einfach punktiert: Siehe
Glabrasida castellana Graells, aus Spanien.
21 )
1' Flügeldecken ohne Rippen, nur mit sehr feinen Mikro¬
körnchen, oft fast glatt erscheinend, ganz matt; Halsschild
ziemlich stark, aber wenig gedrängt punktiert, die Punkte
rund oder seitlich schwach länglich, nirgends der Länge
nach zusammengeflossen. Kopf wie der Halsschild punktiert,
Oberseite matt. L. 13—15 mm. — Südspanien.
atrata Baudi
A' Flügeldecken ziemlich kräftig punktiert, an den Rändern und
der Spitze oft gekörnelt, mit deutlicher, kurzer, meist
börstchenartiger, anliegender Behaarung.
1" Flügeldecken gedrängt ziemlich stark punktiert und dicht,
sehr kurz behaart, matt; Halsschild nicht schmäler als die
Flügeldecken.
2" Die Mittel- und Hinterschienen auf der Innenseite beim c?
mit deutlichen breiten, geblichen Haarstreifen. Halsschild
mit gedrängter, länglicher, starker, zum Teil länglich inein¬
ander verflossener Punktur, die Seiten gerundet und gleich¬
breit abgesetzt; die Pleuren des Halsschildes spärlich ungleich
gekörnt. L. 13—16 mm. — A. rugulosa Ramb. — Süd¬
spanien. asperata Sol.
2' Die Mittel- und Hinterschienen auf der Innenseite beim
d 1 ohne deutlichen helleren Haarstreifen. Halsschild mit
mäßig starker, gedrängter, nicht oder wenig länglicher und
nicht länglich ineinandergeflossener seitlicher Punktur, die
Seiten gerade nach hinten gerichtet, die Basis von der
Breite der heim c? parallelen, heim 9 gewölbteren, ovalen
Flügeldecken, die Pleuren des Halsschildes verrunzelt.
L. 12—16 mm. — Insel Malta. melltana Reitter
1' Flügeldecken weniger gedrängt, meist ziemlich stark
punktiert, die Zwischenräume der Punkte auf der Scheibe meist
größer als die Punkte selbst, spärlicher, beim S manchmal
kaum sichtbar behaart, weniger matt.
3" Halsschild stark punktiert, die Seiten mäßig breit abgesetzt,
die Punktur der Flügeldecken wenig schwächer als jene
des Halsschildes. Die Mittelglieder der Fühler etwas länger
als breit.
4" Größer, Halsschild kaum schmäler als die Basis der Flügel¬
decken, ziemlich stark und gedrängt punktiert, die Zwischen¬
räume der Punkte meist schmäler als diese selbst, der abge¬
setzte Seitenrand dicht rugos punktiert, die Zwischenräume
30
gerunzelt. Prosternalspitze hinter den Hüften vorgestreckt,
hinter den Hüften um die Schenkelbasisbreite nach hinten
vorragend; Flügeldecken mit Spuren von Längserhaben¬
heiten. L. 14—17 mm. — A. grossa Sol. - Sizilien,
Tanger. sicula SoU,
Der vorigen Art sehr ähnlich, wenig kleiner, Prosternal¬
spitze hinter den Hüften niedergebogen. Von sicula kaum
zu unterscheiden. — Syrien. syriaca Alld.
4' Etwas kleiner, Halsschild beträchtlich schmäler als die
Basis der Flügeldecken, stark aber wenig gedrängt punktiert,
die Zwischenräume auf der Scheibe größer als die Punkte
selbst, der aufgebogene Seitenrand grob punktiert; die
Punkte stehen frei, vorne etwas raspelartig, die Zwischen¬
räume derselben nicht verrunzelt; Prosternalspitze hinter
den Hüften, um die halbe Schenkelbasisbreite vorragend;
Flügeldecken eiförmig, mit Spuren von Längserhabenheiten.
L. 12—14 mm. — Ins. Pantelleria.
eossyrensis Dodero i. 1.
■V Fühler kurz und gedrungen, die Mittelglieder zur Keule
beim cf nicht länger als breit, beim $ meist schwach quer.
Halsschild fein, meistens etwas ungleich punktiert, die
Seiten schmal abgesetzt und aufgebogen, Flügeldecken beim
cf und 9 gewölbt, raspelartig punktiert, die Punkte auch
auf der Scheibe feiner als jene des Halsschildes und sehr
fein, spärlich hell behaart, die Scheibe beim cf mit deutlichen,
beim 9 undeutlichen Spuren von Längserhabenheiten.
L. 12—14 mm. — Spanien: Sierra Yunquera.
Ithana n. sp.
Untergattung: Aplanasida nov.
Hieher nur eine bekannte Art:
cf Hach, horizontal, 9 gewölbt, Flügeldecken beim cf ohne
Spur von Rippen, beim 9 mit 2 kurzen kräftigen Rippen¬
rudimenten auf der Mitte der Scheibe. Körper samt dem Hals¬
schilde beim cf parallel, beim $ die Flügeldecken oval; Ober¬
seite sehr fein und spärlich punktiert, Epipleuren fast glatt.
Schwarz, glänzend. L. 15—18 mm. — A. depressa Sol., laevigala
*) Nur wegen der Patriangabe: Malaga habe ich nicht gewagt,
die mir unbekannt A. squalida Alld. zu sicula zu ziehen, die beträchtlich
variiert.
31
Ramb., brevicosta Sol. 9. Bei v. crcnata Schauf. ist der Seiten¬
rand des Halsschildes stark gekerbt und wohl nur eine monströse
Bildung; bei v. ibizensis Perez hat das cf Spuren, das 9 deutliche
3 verkürzte Rippen am Dorsum der Flügeldecken. — Spanien:
Ibiza, Balearen. brevicosta Sol.
Untergattung: Glabrasida Escalera.
Vorderrand des Halsschildes vollständig fein gerandet.
1" Flügeldecken mit 3 sehr flachen Rippen, dazwischen ohne
Sekundärrippchen, die äußere dritte manchmal nur hinten
angedeutet oder fast fehlend, so daß nur 2 deutlich ver¬
treten. Halsschild einfach, fein punktiert.
2" Flügeldecken kurz oval, mit 3 flachen Rippen, wovon auch
die 3. seitliche deutlich ist und die Mitte nach vorne weit
überragt, die Zwischenräume matt, fein sandig gekürnelt
und hinten bis etwa zur Mitte mit sehr feiner, selten
streifenartiger Behaarung. Halsschild in seiner größten Breite
merklich schmäler als die Flügeldecken. L. 13—15. —
Spanien: Granada, Galera (Mai, Schramm).
Ardoisl Escal. i. 1.
2' Flügeldecken beim cf lang eiförmig, ziemlich flach, beim
9 breiter und kürzer oval, gewölbter, oben mit 3 sehr
flachen Rippen, wovon die seitliche 3. heim cf fehlt oder
nur rudimentär angedeutet, heim 9 etwas deutlicher ist,
die Zwischenräume matt, die inneren 2 äußerst fein, kaum
sichtbar, die äußeren etwas deutlicher gekörnelt, der Unter¬
grund mit äußerst feinen Mikrohaaren, und die ganze Ober¬
seite matt: a Amori Perez, oder die Oberseite ist etwas
glänzend und der Untergrund vorne neben der Naht glatter :
Stammform. L. 13—IG mm. — Andalusien, Cordoba.
elongata Sol.
1' Flügeldecken mit oder ohne Rippen, im ersteren Falle sind
auch Neben- oder Sekundärrippchen vorhanden, so daß man
4 bis 7 feine Rippchen zählen kann.
3 “ Oberseite, besonders die Flügeldecken, mit deutlicher,
ziemlich langer, wenig dichter, geneigter gelber
Behaarung.
4" Flügeldecken mit 4 feinen, glänzenden Rippen und oft
dazwischen 2 Sekundärrippen, die Zwischenräume dicht und
fein gekörnelt, Halsschild dicht, mäßig stark punktiert, die
32
Seiten schmal abgesetzt. Unterseite länger, gelblich behaart,
Beine dick. Körper länglich, beim cf fast parallel.
L. 15—17 mm. — Spanien: Badajoz. sulcata Alld.
Flügeldecken mit 6 Rippchen, die Zwischenräume matt
und mit feinen dicht gestellten Körnchen besetzt, die
Rippchen wenig glänzend, gekörnt, Halsschild ziemlich stark
und sehr gedrängt punktiert, die Seiten auch zur Basis
gerundet, gleichmäßig schmal abgesetzt und aufgebogen,
Flügeldecken kürzer, eiförmig, oben, besonders hinten, kurz
und fein gelblich, etwas geneigt behaart. L. 14, 2 16 mm.
— Spanien: Calahorra. (Col. Leonhard.)
brevlpubens n. sp. 1 )
4' Flügeldecken nur mit Spuren von 4 Rippchen, ziemlich
stark (fast wie der Halsschild) raspelartig, wenig dicht
punktiert, an den Seiten und der Spitze granuliert, oben
etwas glänzend, Halsschild ziemlich kräftig und mäßig dicht
punktiert, die Seitenränder etwas breiter abgesetzt; Beine
von normaler Stärke. L. 12—15 mm. — Spanien.
punctlpennls Perez. 2 )
3' Oberseite kahl oder fast kahl, höchstens mit Spuren einer
sehr kurzen, anliegenden Behaarung.
5" Flügeldecken in beiden Geschlechtern mit deutlichen feinen
4—7 Rippen.
6" Flügeldecken länglich oval, beim cf fast parallel, oben mit
7 flachgrubigen, am Grunde mehr weniger fein gekörnelten
Punktreihen, welche 7 flache Rippen einschließen, die Punkt¬
gruben unregelmäßig, das 3. Rippchen verbindet sich an der
Basis annäherungsweise mit dem 5. und beide auch,, bei
stärker skulptierten Stücken, vor der Spitze. Halsschild fein,
manchmal etwas stärker frei und einfach punktiert.
L. 13'5-18 mm. — Spanien und Portugal: Ponferrada,
Orense, Monte Pena, Branuelas. — Die Art ist nicht selten,
aber ich wüßte nicht, auf welche <Jer Allard'schen Arten sie
bezogen werden könnte. leonensls Escal. i. 1.
’) Der A. porcata ähnlich, kürzer und breiter gebaut, die Rippen
weniger deutlich und oben nicht geglättet, die Behaarung beträchtlich
länger und deutlicher, die Körnchen der Zwischenräume dichter gestellt,
kleiner.
2 ) Die mir unbekannte Marseuli Alld. scheint nur auf kleine Stücke
dieser Art aufgestellt worden zu sein.
33
6' Flügeldecken ohne rissige Punktgrubenreihen zwischen den
Rippchen, die Zwischenräume flach und regelmäßig furchig
vertieft und sehr fein gekörnelt.
7" Halsschild mit einfacher, runder, meist feiner, selten
starker und dichter Punktur, die Punkte neben dem auf¬
gebogenen Seitenrande nicht der Länge nach fast ineinander
verflossen.
8" Der aufgebogene Seitenrand des Halsschildes mit großen,
freistehenden Punkten besetzt, die Scheibe mit wenig dichter,
ziemlich starker Punktur. Flügeldecken mit 6—7 regel-
• mäßigen Rippchen, davon die etwas flacheren als Sekundär¬
rippen erkennbar. Körper länglich oval, beim $ kurz und
breit oval, gewölbt, stets ganz matt. Die Hinterwinkel des
Halsschildes sind abgestumpft und treten nach hinten sehr
wenig vor. L. 14*5—16 mm. — Spanien: Casas de
Herrero. cortesensls Escal i. 1.
8' Der aufgebogene Seitenrand des Halsschildes punktiert¬
gekörnt, oder verrunzelt.
9" Zwischenräume der feinen Rippen mit isolierten, also weit¬
läufiger gestellten, feinen Körnchen, ohne sandige Mikro¬
skulptur.
10" Flügeldecken am Grunde zwischen den Körnchen der
Zwischenräume der regelmäßigen Rippchen matt chagriniert,
Scheibe beim cf oft nur mit 4, seltener wie beim $ fast
stets mit 7 Rippchen, indem sich Zwischenrippen einschieben.
Halsschild mit mäßig starken gedrängten Punkten besetzt.
Körper matt, die Rippchen etwas glänzend. L. 12—14 mm.
A. cordubcnsis Escal. i. lit. — Spanien: Guadarrama,
Carthagena, etc., Portugal. porcata Sol. non Fbr.
10' Flügeldecken überall mit sehr feinen, zerstreuten, wenig
dichten, kleinen Körnchen auf beim cf nicht deutlich
mattem Grunde, die Scheibe nur mit 6 angedeuteten, nicht
regelmäßigen Rippchen, Halsschild ziemlich fein, nicht
gedrängt punktiert, die Seitenrandkante von den Hinter¬
winkeln meistens mit kleiner konkaver Schwingung. Körper
gewölbt, kurz gebaut, der Vorderrand des Halsschildes oft
mit in der Mitte unterbrochener Randlinie. L. 12—15 mm.
— Spanien: Avilla, S. de Bejar, S. de Gredos.
castellana Graells.
3
Verhandlungen des natnrf. Vereines in Brünn. LV. Band.
34
9' Zwischenräume der feinen Rippchen am Grunde matt, mit
äußerst feinen gedrängten, sandigen Mikrokörnchen; Scheibe
mit 6—7 ziemlich ausgebildeten Rippchen.
11" Halsschild mit feiner, einfacher, nicht dichter Punktur, an
der Basalkante mit gröberen Punkten. Seitenstücke der
Mittelbrust sehr spärlich gekörnt. Körper länglich, beim
9 stärker gewölbt und mehr oval, stets etwas glänzend.
L. 14—16 mm. — A. terolensis Escal. i. 1. — Spanien:
Arragonien, Pena Golosa, Cuenca, Teruel.
Deyrollei Escal i. 1.
11' Halsschild ziemlich stark und sehr dicht, oft sehr gedrängt
punktiert, die Punkte rund. Seitenstücke der Mittelbrust
dicht und stark reibeisenartig punktiert. Körper samt den
Rippen matt, die Zwischenräume bei reinen Stücken mit
äußerst kurzer, heller Behaarung. L. 15—17 mm. —
Spanien: Castilia, Arragonien; Portugal.
Zapateri Perez.
V Halsschild mit starker, sehr gedrängter, länglicher Punktur,
die Punkte neben dem aufgebogenen Seitenrande fast
länglich zusammenfließend; Flügeldecken mit 4 etwas
glänzenderen Rippchen und dazwischen einigen Neben-
rippchen, die beim breiteren, gewölbteren 9 niemals fehlen
und auch beim cf oft vorhanden sind; meist sind 6 Rippen
erkennbar; oftmals fehlen die Rippen ganz. {Goudoti, Stamm¬
form) ; Zwischenräume der Rippchen auf mattem Untergründe
äußerst fein und dicht gekörnelt. L. 15—18 mm. — Die
schwächer gerippten Stücke sind Uebergänge zur Stamm¬
form; die stärker gerippten, meist etwas länglicheren
v. costulata Sol. (scabrosa Alld.) —Spanien und Portuga 1.
Goudoti v. costulata Sol. 1 )
5' Flügeldecken ohne Rippen, selten beim 9 mit schwachen
Spuren von einigen Längserhabenheiten.
12" Flügeldecken sehr fein gekörnelt oder mit Mikrokörnchen,
höchstens die Umgebung des Schildchens punktiert.
13" Oberseite glänzend, Halsschild mit Lackglanz, Flügeldecken
mit sehr feinen Körnchen nicht sehr dicht besetzt; Vorder¬
randlinie des Halsschildes in der Mitte oft kurz unterbrochen.
x ) Die Stammform ohne Rippchen auf den Flügeldecken erscheint
hinten unter den Arten ohne Rippen angeführt.
35
14" Vorderrandabsetzung des Halsschildes von normaler Breite,
Scheibe fein weitläufig punktiert, Seitenränder ziemlich
breit, nach hinten breiter abgesetzt und aufgebogen, Flügel¬
decken sehr fein, spärlicher granuliert, beim c? ziemlich
flach oder flach gewölbt. Mittel- und Hinterschienen beim
cf auf der Innenseite mit feinem Haarstreifen. L. 13—15 mm.
— Algier: El-Aghouat, Djelfa. politlcollls Fairm. 1 )
14' Vorderrandabsetzung äußerst schmal, die Randlinie sehr fein,
Scheibe fein aber etwas dichter punktiert, Seitenränder schmal
und gleichmäßig abgesetzt und dichter punktiert und gekörnelt,
Flügeldecken beim cf und 9 gewölbter, dichter, sehr fein
granuliert. Mittel- und Hinterschienen beim cf ohne deutlichen
Haarstreifen auf der Innenseite. L. 11 ‘5—14 mm. —
Tnnis: Gafza. — Von Normand zahlreich als poJiticollis
versendet. nitldlcollls n. sp.
13' Oberseite mehr oder weniger matt, selten glänzend, Hals¬
schild nicht mit Lackglanz.
15" Klein, ganz matt, Halsschild schmäler als die Flügeldecken,
mäßig stark flach punktiert, die Seiten flach gerundet,
gleichmäßig, wenig breit abgesetzt und aufgebogen, Flügel¬
decken beim cf flach, beim 9 kürzer oval, gewölbt und mit
Spuren von einigen Rippen auf der Scheibe; oben stets mit
kaum erkennbaren, neben den Schultern und meist auch an
den Seiten mit deutlichen feinen, wenig dichten Körnchen.
Halsschild am Vorderrande mit variabler Randlinie.
L. 10—11 mm. — Tripolis. nlgroopaca Quedenfeldt
15' Die Mikrokörnchen der Flügeldecken auf sandigem oder
chagriniertem Grunde äußerst klein und auch bei den
Schultern nicht auffallend größer. Größere Arten von
12—19 mm., aus Spanien.
16" Halsschild fein oder mäßig stark, selten stark punktiert, die
Punkte rund, einfach, freistehend.
17" Flügeldecken am Grunde zwischen den zerstreuten Körnchen
ohne deutliche, sandige Mikroskulptur. Halsschild fein und
!) A. gracilis Alld. ist dieser Art und nitidicollis sehr ähnlich, aber
die feine Punktur vor den Seiten des Halssehildes ist etwas ruspelartig,
die Absetzung ist schmal, nach hinten verbreitert und die Flügeldecken
sind etwas matt und kaum sichtbar granuliert, hauptsächlich aber durch
den Seitenrand der letzteren verschieden, der nur aus einer feinen Kante
besteht und auch vorne nicht breiter aufgebogen ist.
36
dicht punktiert, Hinterwinkel spitzig. Oberseite matt.
L. 12‘5—14*ö mm. — A. insularis Escal. i. lit. Von Leoni
vergebener Name). — Spanien: Cadix, Tarifa. (Col.
Koltze.) Koltzel n. sp.
17' Flügeldecken am Grunde zwischen den feinen Körnchen
mit deutlicher sandiger Mikroskulptur.
18" Oberseite glänzend, Halsschild fein und dicht punktiert,
Hinterrand fast gerade, die Hinterwinkel nach hinten sehr
schwach vorragend. L. 16—17 mm. — Spanien: Kastilien;
Cuen^a, Albufera, Arragonien. (Col. v. Heyden 1 c? 1 9,
Col. Reitter). Heydenl n. sp.
18' Oberseite matt oder fast matt.
19" Halsschild ziemlich fein und mäßig dicht punktiert. Körper
groß, cf und 9 von einander wenig verschieden, das 9 ge¬
wölbter. L. 18—20 mm. — Spanien: Valenzia, Deh.
Albufera. glgas Dufour
19' Halsschild mäßig stark und dicht punktiert, die Punkte neben
den aufgebogenen Seiten nicht dichter, merklich kleiner
als jene der Scheibe. Körper länglicher oval. L. 12—15 mm.
— A. sibirica Sol. 1 ) — Spanien: Madrid, Escorial. (Col.
Dr. Kraatz.) hlspanlca Sol.
16' Halsschild stark und dicht oder gedrängt punktiert, die
Punkte länglich und neben den Seiten fast ineinander ver¬
flossen. Oberseite matt oder fast matt.
20" Flügeldecken zwischen den sehr feinen Körnchen mit deut¬
licher sandiger Mikroskulptnr, sehr oft mit mehreren Ripp¬
chen : v. costulata Sol. (scabrosa Alld.) Halsschild mit läng¬
lichen, starken Punkten dicht besetzt, die Seitenränder flach
aufgebogen, die Hinterwinkel sehr schwach über das Niveau
der Basis vortretend. Kurze, sehr variable Art, oben ziemlich
matt. L. 13—17 - 5 mm. — A. Perezi Chevrl., ventricosa Sol. 2 )
— Spanien, weit verbreitet. Goudoti Sol.
*) Diese Art scheint von hispanica, mit der sie der Autor vergleicht
und nur durch unwesentliche Punkte abtrennt, nicht verschieden zu sein; die
falsche Patriaangabe (Sibirien) hat ihn wohl bewogen, sie artlich zu trennen.
2 ) Von der Goudoti nur durch etwas weniger gedrängte Punktur
des Halsschildes verschieden. Von Goudoti zur var. costulata gibt es alle
möglichen Uebergänge. Solier und Allard haben auf das Zugegenseiu •
von feinen Rippen zu viel Gewicht gelegt und angenommen, daß die
Stücke mit und ohne Rippen unbedingt anderen Arten angehören, was
durchaus nicht immer der Fall ist.
37
20' Oberseite auffallend rauchschwarz, ganz matt, Flügeldecken
am Grunde zwischen den feinen Körnchen ohne deutliche,
sandartige Mikroskulptur. Halsschild mit sehr gedrängter,
starker länglicher, an den Seiten mehr weniger länglich
zusammengeflossener, oder überall längsstrigoser Punktur, die
Seitenränder breit, stärker aufgebogen, die Hinterwinkel
gerade nach hinten gerichtet, länger und spitziger als bei
der vorigen Art; Körper beim cT länger und schmäler.
L 14—19 mm. — A. fuliginosa Reitt. i. 1. — Spanien:
Andalusien. gaditana Ramb. i. I. 1 )
12' Flügeldecken (meist fein) punktiert, höchstens an den
Seitenrändern oder an der Spitze mit Spuren von Körnchen,
Scheibe ohne Rippen. Körper schwarz, ziemlich glänzend.
21" Flügeldecken wenig dicht und wenig schwächer als der
Halsschild, aber seichter punktiert, hinten mit Spuren einer
kurzen Behaarung, am Grunde mit höchst feinem sandigen
Chagrin; Halsschild ziemlich dicht und mäßig fein punktiert,
die Punkte einfach, rund, die Seitenränder hoch aufgebogen,
die Seitenränder vor den Hinterwinkeln oft (wie bei castellana )
mit kleiner konkaver Schwingung. Schwarz, wenig glänzend,
fast matt, verhältnismäßig klein. L. 12—14 mm. —
Spanien: Morsa. Annina n. sp.
21' Flügeldecken nur äußerst fein, spärlich punktuliert, am
Grunde glatt erscheinend, die Chagrinierung normal, nicht
fein sandartig.
22" Halsschild mit starker, dichter, meist länglicher, neben dem
aufgebogenen Seitenrande mit länglicher, sich berührender
oder zusammengeflossener Punktur. L. 13—16 mm. —
A. VilJefroyi Perez. — Spanien: Sierra Nevada, Sierra
de Alcaraz. parallela Sol. 2 )
22' Halsschild oft mit starker, dichter, runder, seitlich nicht
länglich fast zusammengeflossener Punktur.
23" Der aufgebogene Seitenrand des Halsschildes ist dicht
punktiert und verrunzelt oder körnig verrunzelt, daneben
die Seiten der Scheibe mindestens ebenso dicht punktiert als
in der Mitte.
0 Diese Art wurde von Rainbur bloß abgebildet, nicht beschrieben.
2 ) Die A. montana Baudi paßt ganz auf parallela, nur sollen bei
dieser die Fühler etwas kürzer sein, Glied 7 und 8 kaum länger als breit.
Mir unbekannt.
24" Halsschild dicht und mäßig stark oder stark punktiert,
Flügeldecken fein aber deutlich punktiert, die Epipleuren
fein und deutlich normal gekörnelt. L. 13—16 mm. —
= A. paralleJa var.
24' Halsschild ziemlich fein und mäßig dicht punktiert, Flügel¬
decken fast glatt, beim 9 sehr fein, spärlich punktuliert,
Epipleuren fast glatt. L. 14—17 mm. — Spanien: Cartha-
gena, Yalenzia. laevis Sol.
23' Der aufgebogene Seitenrand des Halsschildes grob punktiert,
die runden Punkte stehen frei, nicht dicht und sind nicht
verrunzelt, die Scheibe mäßig fein, neben dem aufgebogenen
Rande deutlich spärlicher punktiert, Flügeldecken fein, wenig
dicht punktiert. L. 15—18 mm. — Spanien: Valenzia,
Arragonien. alcirensis Escal. i. 1.
Untergattung: Crlbraslda nov.
Oberseite dicht und fein behaart. Halsschild mit gedrängter
Punktur, Flügeldecken und Bauch gedrängt granuliert, matt.
Schienen beim cT ohne lichteren Haarstreifen. Körper lang oval.
1" Halsschild mit nach hinten vorgezogenen Hinterwinkeln, breiter
abgesetzt, Scheibe gedrängt mäßig stark punktiert; Flügel¬
decken mit 2—3 angedeuteten Rippchen. L. 15—17 mm. —
Spanien: Pozuelo de Caletrava, Santa Elena, Vadollano,
Almodovar del Campo. grandlpalpis Alld. 1 )
1' Halsschild mit undeutlich nach hinten vorgezogenen Hinter¬
winkeln, die ganze Basis fast gerade, Scheibe grob, gedrängt
und tief punktiert, Flügeldecken stärker granuliert, mit
größeren, gereihten Körnern, Schulterwinkel breit abgerundet.
L. 17 mm. — Spanien: Castril, Huercal Overa, Tijola ;
Galera. rectlpennis Escal.*)
Untergattung: ElOflgasida Escalera.
Mir ist nur eine Art bekannt, obwohl Escalera noch 2 der
hesperica ähnliche Arten beschreibt, die sich wohl als Skulptur¬
varietäten ergeben dürften.
1 ) Cribr. calumniata Escal. scheint davon kaum spezifisch verschieden
zu sein. Mir unbekannt.
2 ) Diese Art scheint von der mir unbekannten alonensis Martinez
kaum verschieden zu sein.
39
Lang gestreckt, rostrot oder rotbraun, parallel, Halsschild
gedrängt punktiert, Flügeldecken auf fein gekörneltem Grunde
mit 2 hinten stark verkürzten, geraden, feinen, glatten,
parallelen Rippen, wovon die 2. in der Mitte, die 1. zwischen
dieser und der Naht steht. Außerdem ist eine 3. nach außen
durch einige glänzende Tuberkeln angedeutet, auch stehen
oft einige glatte, gereihte Körner zwischen den dorsalen
Rippen. — L. 14—19 mm. — S p a n i e n: Granada, Cordoba.
_ hesperica Perez. 1 )
11. Abteilung;,
Genus Asida Latr.
Uebersicht der Untergattungen.
A" Endglied der Fühler klein, nicht oder kaum halb so lang
als das vorhergehende; an der Spitze schräg abgestutzt und
daselbst matt, gelblich tomentiert. Prosternalspitze hinter den
Vorderhüften verlängert oder etwas beulig vorspringend.
1" Halsschild mit 3 Längsfurchen, viel breiter als die Flügel¬
decken, letztere nur mit einer durch eine Rinne geteilten,
der Naht stark genäherten, lang schwarz beborsteten Rippe,
Prosternum kurz vorragend, Bauch glänzend, spärlich
punktiert, aber die 2 ersten Sternite, mit Aus¬
nahme der Seiten, dicht punktiert und dicht
braun behaart, matt. . Peltaslda nov. p. 41.
1' Halsschild ohne oder nur mit einer Längsfurche, Bauch
gleichmäßig dicht punktiert und fein behaart.
2" Flügeldecken in der Anlage mit 5—6 Rippen oder Haar¬
fleckenreihen, die 2. normale Rippe als kurzes Basalkielchen
zwischen der 3. und 5. Rippe oder Fleckenreihe einge¬
schoben. Die Vermehrung der Rippen findet innen neben
der Naht statt. Polasida nov. p. 41.
2' Flügeldecken in der Anlage mit 4 Rippen oder Haarflecken¬
reihen, aber oft auf 1—3 reduziert. Ein stärkeres Rippen-
') Bei der mir unbekannten Elongasida hispalensis Escal. sind die
Rippen der Flügeldecken nach der Beschreibung schwächer und besonders
die 2. mehrfach unterbrochen; bei rufomarginalis Escal. sind die Rippen
nur beim 9, beim sind nur gereihte Körner vorhanden.
Vielleicht gehört hieher auch die Asida detrita Rey; aus der kurzen
Beschreibung (l’Echftnge, 1892, p. 42) kann man nicht einmal entnehmen,
ob diese zu Asida oder Alphasida gehört.
40
rudiment an der Basis ist stets als 2. Rippe zu zählen, die
1. ist oft nur angedeutet oder seltener ganz fehlend.
3" Scheibe des Halsschildes wenigstens flach gewölbt, Flügel¬
decken ohne lineare Rippe dicht an der Naht, Epipleuren
gleichmäßig fein gekörnt. Die 2. Rippe der Flügeldecken
ist selten vollständig und die 3. Rippe fehlt nur bei einer
Art, sie ist gewöhnlich die längste und stärkste.
Asida s. str. p. 43.
3' Scheibe des Halsschildes stark konkav, Flügeldecken nur
mit 2 Rippen, diese linear zusammenhängend, die erste
feiner und der Naht stark genähert, die 2. hoch, vollständig
in der Mitte und parallel mit dem Seitenrande verlaufend;
eine 3. ist nur an den Seiten vor der Spitze durch wenige
Tuberkeln angedeutet. Epipleuren ungleich, grob und fein
tuberkuliert. Euryasida nov. p. 58.
A' Endglied der Fühler schmäler, aber beträchtlich länger als
die Hälfte des vorhergehenden Gliedes, an der abgerundeten
Spitze von unten und oben abgeschrägt, nicht abgestutzt,
gelb tomentiert, matt; manchmal ist das Endglied wenig
kleiner aber etwas schmäler als das zehnte. Prosternalspitze
hinter den Vorderhüften niedergebogen, nur bei wenigen
(2—3) Arten vorgestreckt.
B" Vorderschienen am Außenrande gezähnelt oder stark gekerbt,
die Unterseite gegen den Endzahn abgeflacht oder konkav;
alle Schienen gekörnelt und mit vorragenden stacheligen
Borsten besetzt, oder spärlich und kurz behaart, daher
glänzend.
1" Die Basis des Halsschildes ist viel breiter als die Wurzel
der Flügeldecken; Basallappen des Halsschildes mehr
weniger in eine Vertiefung an der Basis der Flügeldecken
eingreifend. Schulterwinkel der letzteren in eine
scharfe Spitze ausgezogen. Dolichaslda nov. p. 58.
1' Basis des Halsschildes kaum oder wenig breiter als die
Wurzel der Flügeldecken, Schulterwinkel einfach,
nicht zugespitzt, eckig oder abgerundet.
2" Die Längserhabenheiten der Flügeldecken aus einfachen
Reihen konischer Körner bestehend, die, im Profile gesehen,
kräftig erhaben sind, oder ganz ohne Erhabenheiten.
Körper meistens stark abgeflacht mit elliptischen, länglichen
Flügeldecken. Leptaslda nov. p. 60.
41
2' Die Läng8erhabenheiten der Flügeldecken aus irregulär
gruppenweise oder streifig gestellten Mikrokörnchen bestehend
und fleckig behaart. Traehaslda nov. p. 62.
B' .Vorderschienen am Außenrande einfach, ohne Zähnchen,
unten kaum abgeflacht, alle Beine samt der Unterseite sehr
dicht mit anliegenden, weichen, hellen Haaren besetzt, ohne
Dörnchen oder Stachelhaare, daher mehr weniger matt.
Globasida Escal. p. 66.
Untergattung: Peltasida. nov.
Hieher nur eine mir bekannte Art.
Kurz und breit, parallel, schwarz, Halsschild quer, breiter
als die Flügeldecken, hinter der Mitte am breitesten, mit breit
abgesetztem und leicht aufgebogeuem Seitenrande, die Scheibe
flach punktiert, mit 3 Längsfurchen, davon die seitlichen vor der
Basis verkürzt, Basis flach doppelbuchtig, die Hinterwinkel nach
hinten vorragend, fast spitzig, Flügeldecken mit rechteckigen
Schulterwinkeln, Seitenrand gerade und kantig aufgebogen,
hinter den Schultern schwach ausgeschweift, Scheibe flach, mit
dicht schwarz struppig behaarter, durch eine feine Furche
geteilter, der Naht genäherter Rippe. Endglied der Fühler klein.
L. 12—13 mm. — Fez. Favleri Fairm.
Untergattung: Polasida nov.
(Flügeldecken mit 5—6 Haarfleckenreihen oder Rippen.
Halsschild gedrängt punktiert, die Zwischenräume reibeisen¬
artig erhaben, oft in feine Körnchen übergehend.)
1" Schulterwinkel der Flügeldecken stark abgeschrägt, mit
stumpfem Winkel, die reihigen, makelartigen Erhabenheiten
ganz flach, bräunlich gelb behaart, nicht zusammenhängend,
•das Basalfältchen in der Mitte der Decken kurz, meist
schief, parallel mit dem Seitenrande, dünn; die Fühler lang
und schlank, die Mittelglieder viel länger als breit, Hals¬
schild niemals breiter als die Flügeldecken, sehr fein,
reibeisenartig punktiert, ohne deutliche glatte Mittellinie.
Breite, gewölbte, robuste Art; cT länger als das 9, aber
sonst wenig von einander verschieden. L. 10—14 mm. —
A. difficilis Perez. — Italien, Südfrankreich, Spanien,
Algier. serlcea Oliv.
42
1' Flügeldecken meistens mit etwas nach außen vortretendem
Schulterwinkel, die Seiten dahinter schwach ausgeschweift,
die Rippen beim o stellenweise mehr zusammenhängend,
besonders die 2 seitlichen rippenförmig; die Erhabenheiten
schwarzbraun oder braun behaart, selten fast kahl, das
Basalföltchen in der Mitte länger und in der Regel mit der
Naht parallel; die Fühler kürzer, dicker, die Mittelglieder
wenig länger als breit oder selbst auch quer; Halsschild oft
beim c? etwas breiter als die Flügeldecken, oft mit feiner
glatter Mittellinie, c? und 2 von einander sehr verschieden.
2" Die Hinterwinkel des stark gerundeten Halsschildes um¬
fassen die Schulterecke der Flügeldecken, die Basis des
Halsschildes ist mithin etwas breiter als die Wurzel der
Flügeldecken; die Rippen der letzteren fein und dicht
schwärzlich oder dunkel behaart. Es kommen 9 vor, bei
denen die Rippen fast ganz verschwinden, nur das Basal-
fältchen bleibt ausgebildet. L. 9—14 mm. — A. bigorrensis
Sol. 9, Mahoni Boield., Pazi Perez, subcylindrica Leoni 1 )
— Italien, Frankreich, Spanien, Balearen, Algier.
Jurinei Sol.
2' Die Hinterwinkel des Halsschildes umfassen nicht die
Schulterwinkel, die Basis ist nur so breit, oder selbst etwas
schmäler als die Wurzel der Flügeldecken, die Seiten
weniger gerundet, der Körper kürzer gebaut, die Seiten des
Körpers mit dem Halsschilde fast parallel.
3" Größer, Oberseite dicht gelblich oder graugelb behaart, die
fein körneligen Rippen der Flügeldecken gleich dicht, aber
oft viel dunkler behaart, Schulterwinkel vortretend aber
stumpfer als bei der Stammform; Glied 4—9 der Fühler
beim c? deutlich, beim 9 kaum länger als breit; Halsschild
nicht oder sehr wenig schmäler als die Flügeldecken, oben
undeutlich punktiert und fein gekörnelt. L. 9—12 mm. —Lom¬
bardei, Ostpyrenäen. Jurinei v. pyrenaea Baudi. 2 )
1 ) Auf gstreckte gegründet. Es ist eiDe Eigentümlichkeit, daß die
As/da-Arten bei einem Geschlechte in kurzen und längeren Stücken auch
an den gleichen Fundorten, aber mit allen Zwischenformen auftreten. Es
ist demnach nicht angezeigt denselben besondere Namen zu geben.
2 ) Diese Form wird von Baudi völlig unzureichend beschrieben:
*.Nigerrima plerumque, thorace parcius vel nigro vubescente, punctulato,
interstitiis scabriusculis, subgranulosis*. ■ Alpibus Pedemontii. Die Patria
ist für die gedachte Form die einzig brauchbare Angabe.
43
3' Kleiner, dunkler bräunlich behaart, die stärker entwickelten
Rippenteile größtenteils kahl, schwarz, glänzend, aus größeren
oft linienförmig zusammenhängenden Körnern bestehend,
Schulterecken stumpfer gewinkelt, Halsschild weniger fein
granuliert, die Basis oft schmäler als die Flügeldeckenwurzel;
Glied 4—8 der Fühler stärker, so lang als breit, kugelig,
beim 9 etwas quer. L. 8—10'5 mm. — Pyrenäen,
Spanien, Portugal. Jurinei subsp. Marmottani Bris.
Untergattung: Asida sensu stricto 1 )
A" Halsschild stark und dicht gekörnt. 2 )
1" Basis des Halsschildes flach doppelbuchtig, die nur recht¬
eckigen Hinterwinkel treten nach hinten nicht über das
Niveau des Mittellappens vor. Skulptur der Flügeldecken
veränderlich, die Basis ist bis zur 2. Rippe nicht oder nur
sehr schwach oder undeutlich gehoben; manchmal sind die
Rippen stark entwickelt und hinter der Mitte netzartig ver¬
worren: v. reticulata Sol. 8 ) Fühler und Beine meistens kurz
schwarz behaart, auch die Erhabenheiten der Flügeldecken
dunkel behaart. Humeralwinkel rechteckig. L. 11—15 mm.
A. rugosa Fourcr., grisea Oliv, non Fbr., vicina Sol.
Duftschmidti Gemm., morbillosa Fbr., variolosa Fbr., glabri-
costa Sol., insidiosa Muls., obesa Alld., catenulata Muls.,
undata Fbr. — Elsaß, Istrien, Dalmatien, Schweiz,
Italien, Frankreich, Spanien und Algier.
sabulosa Goeze
1' Basis des Halsschildes stark doppelbuchtig, die Hinterwinkel
spitzig und mindestens im Niveau des Basallappens liegend,
die Flügeldecken mit mehr stumpfeckigen Schulterwinkeln,
die 2. und 3. Rippe meistens lang und wenig oder nicht
deutlich unterbrochen, die Basis bis zur 2. Rippe kielfbrmig
gerandet.
l ) Von Allard’schen Arten fehlt hier nur die A. Gambeyi Alld. aus
Algier, die nach der Beschreibung allein sich nicht hier einreihen läßt.
*) A. gra nult fern Chevr. hat eine ähnliche Halsschildskulptur, aber
die Rippen der Flügeldecken sind bei ihr glatt und kahl, alle parallel,
und die Seitenrandkante hat eine Punkt- und Haarreihe; sie gehört mithin
in die I. Abteilung, wo sie eine besondere Gruppe bildet.
3 ) A. convexicollis Alld. non Lee. =- Beitteri Gebien scheint von
dieser Form nicht verschieden und auf ein Stück mit größerer Halsschild¬
wölbung aufgestellt worden zu sein.
44
2" Die Hinterwinkel des Halsschildes lang, schmal, spitzig nach
hinten gezogen, den Basallappen weit überragend, die 2. und
3. Rippe der Flügeldecken zitterig zusammenhängend,
Körper des cT und 9 ziemlich lang, die beiden Geschlechter
wenig von einander verschieden. Der A. Jurinei ähnlich.
L. 11—14 mm. — A. acutangula Reitt. i. 1. — Sierra de
Alcaraz, Sierra Segura (Molinico von Korb ge¬
sammelt); 2 9 in meiner, 1 cT in Heydens Col.
lanceocollls Escal. i. 1.
2' Die Hinterwinkel des Halsschildes sind spitzig, aber kürzer,
sie überragen kaum das Niveau des Basallappens; alle
Rippen der Flügeldecken dicht unterbrochen. Körper etwas
kürzer gebaut. L. 11—13 mm. — Sierra de Alcaraz.
1 cf 9 in meiner Sammlung. — Trotz der bedeutenden
Verschiedenheit vielleicht Rasse der vorigen Art.
alcarazensis n. sp.
A' Halsschild sehr fein granuliert oder punktiert.
B" Halsschild gedrängt punktiert, die Punkte dicht aneinander
gedrängt (aber nicht grubig), die Zwischenräume schmal, oft
raspelartig erscheinend, oder die Scheibe sehr fein granuliert 1 ),
niemals mit starker, frei stehender Punktur und flachen
Zwischenräumen. (Scheibe der Flügeldecken niemals mit einer
einzelnen starken Rippe.)
C" Halsschild ohne vollständige, am Grunde geglättete Längs¬
furche, häufig vor dem Schildchen mit einem Grübchen.
1" Halsschild vor dem Schildchen mit oder phne Grübchen,
aber die Scheibe davor in der Mitte ohne zweite, quere
Vertiefung, ohne verdickten und aufgebogenen Vorderrand.
2" Arten aus Südosteuropa: Ungarn, Rußland, Serbien,
Bulgarien, Türkei und Griechenland. — Halsschild
in der Regel fein raspelartig gekörnt, Flügeldecken mit nicht
zusammenhängenden, kurz und fast anliegend behaarten
Fleckenreihen; die Basalfalte der 2. Fleckenreihe nicht ver¬
stärkt und die Basis meistens nicht ganz erreichend. Schulter¬
winkel fast rechteckig.
*) Die Unterscheidung, ob wir ein fein granuliertes oder gedrängt
punktiertes Halsschild vor uns haben, ist oft schwer, weil die Punktur
meist reibeisenartig, also gleichzeitig punktiert und gekörnelt sein kann;
weshalb beide Formen hier zusammengezogen erscheinen.
45
3" Halsschild fein, raspelartig granuliert. 1 ) Körper größer,
länglich, parallel beim d', länglich oval beim $.
4" Halsschild an der Basis mit kräftigem Längsgrübchen, die
Seiten fast gleichbreit abgesetzt, über der basalen Aus¬
buchtung jederseits meist noch mit einem kleinen Grübchen,
L. 13—15 mm. — A. graeca All. — Griechenland.
Thessalien. Falrmalrei Boild.
4' Halsschild ohne Basalgrübchen in der Mitte und ohne Neben¬
grübchen an den Seiten, die Absetzung der Seiten vorne viel
schmäler als zur Basis. L. 13—17 mm. — Banat, Slawo¬
nien, Dobrudscha, Bulgarien, Rhilo-Dagh.
banatlca Friv.
3' Halsschild dicht punktiert. Körper beim cT und 9 kurz und
gedrungen gebaut, kleiner.
Schwarz mit dunklen Fühlern und Beinen. Die gereihten
Unebenheiten der Flügeldecken kurz, dunkelbraun behaart,
Halsschild mit undeutlichem oder fehlendem Grübchen vor
dem Schildchen. L. 11—13 mm. — Rumänien, Süd¬
rußland, Krim, und nach Allard auch Kleinasien.
lutosa Sol.
2' Arten aus Dalmatien, Italien, Südwesteuropa und
Nordafrika. — Halsschild gedrängt punktiert, nur bei
minuta und curta fein gekörnt.
5" Halsschild fein aber deutlich gekörnt. Kleine Arten von
8—10 mm Länge aus Spanien und Algier.
6" Halsschild beträchtlich schmäler als die Basis der Flügel¬
decken, die Seiten mäßig breit abgesetzt, Hinterwinkel nach
innen gebogen, das Niveau des Basallappens kaum über¬
ragend. Rostbraun, Halsschild und Flügeldecken am Grunde
mit äußerst kurzen, feinen, hellen Börstchen besetzt, die
2. und 3. Rippe ziemlich stark tuberkuliert, vorn zum Teil
linear zusammenhängend. L. 8—10 mm. — Algier: Con-
stantine. curta Fairm.
6' Halsschildseiten auffallend schmal abgesetzt mit spitzigen,
die Schulterecke umfassenden Hinterwinkeln, die Basis sehr
kurz doppelbuchtig. Schwarz, gewölbt, kurz gebaut, die
Flügeldecken beim 9 kurz und bauchig erweitert, aber
x ) Ich habe auch Stücke (meist 9) von A. banatica gesehen, bei denen
der Halsschild gedrängt und tief punktiert ist.
46
überall mit dünnen, dichten, einfachen Härchen besetzt, diese
oft braun und grau, ein wenig scheckig besetzt, die gereihten
tuberkulierten Flecken dunkel behaart, gewöhnlich nur die
2. Reihe vorn etwas zusammenhängend. L. 8—10 mm. —
A. hebes Rosenh., nerjensis Escal., nach Type von Heyden. —
Sierra Nevada. minuta Ramb.
5' Halsschild gedrängt punktiert.
7" Halsschild mit grober, länglicher, gedrängter, aber ganz
flacher Punktur und kurz borstig, nicht ganz anliegend
behaart, vor der Basis mit kleinerem Längsgrübchen, Flügel¬
decken an der Basis von der Breite des Halsschildes, die
Tuberkelreihen sehr irregulär, die 3. hinten verstärkt, die
2. vorne mit Basalkielchen, die Erhabenheiten dunkler braun
behaart, dazwischen am Grunde mit äußerst feinen, schüpp¬
chenartigen Börstchen. L. 7—11 mm. — Insel Lampe-
dusa; in Stierlins Kollektion ein Pärchen mit der Angabe
„Sahara“. minima Dodero i. 1.
7‘ Halsschild mit einfacher runder, gedrängter Punktur, die
Zwischenräume oft ein wenig raspelartig. 1 )
8" Die seitliche Absetzung des Halsschildes ist ziemlich
kräftig aufgebogen und (in der Mitte) viel schmäler
als die Hälfte der Scheibe von der Absetzung zur Halsschild¬
mitte ; die erste Fleckenreihe hinten am Abfalle ohne große
gereihte Tuberkeln. — Umfaßt nur mittelgroße Arten aus
Dalmatien, Italien, Korfu und Kephalonia.
9" Körper tief schwarz, Oberseite, besonders die Flügeldecken
zwischen den Rippen mit undeutlicher, kaum sichtbarer oder
fehlender Grundbehaarung; Schulterwinkel rechteckig, meist
etwas nach außen vorspringend, die Basis der Flügeldecken
außen zum Schulterwinkel mehr weniger kielförmig empor¬
gehoben.
10" Größer; keine der Rippen auf den Flügeldecken linear
zusammenhängend, sondern dicht zackig unterbrochen. Hals¬
schild gedrängt stark punktiert, die im Grunde der Punkte
befindlichen Härchen diese nicht überragend. Beine fein schwarz
behaart, die Unterseite fein schwarz oder dunkelbraun
*) Die noch hieher fallenden 2 Arten: A. longicollis Sol. und
Schusteri Rttr. aus Corsica sind den insularen Arten aus Corsica, Sardinien
und Sizilien angefügt und sub B‘ nachzusuchen.
47
behaart. L. 11—14 mm. — A. obscura Dej. i. 1. — Toskana,
Südfrankreich, Spanien. sabulosa v. Helvetica Sol.
10' Kleiner; die Rippen auf den Flügeldecken ganz oder zum
Teile linearer zusammenhängend, kielförmig. Fühler kurz mit
dicken Gliedern.
11" Flügeldecken mit kahlen Rippen, die inneren 3 meistens
vollständig, die Zwischenräume dicht gekörnelt und ebenfalls
fast kahl, die Härchen im Grunde der Punkte kaum sichtbar,
schwarz. Halsschild meist mit feiner, kahler Mittellinie,
L. 10—13 mm. — Italien (Lombardei, Imola, Abruzzen,
Monte Greco, Monte Viglio, Gran Sasso, Monte Cristo).
Plraz zollt Alld.
11' Die Rippen der Flügeldecken sind kurz schwarz behaart,
auch die Zwischenräume derselben mit staubförmigen
Härchen; die Härchen in den Punkten des Halsschildes sehr
kurz aber deutlich erkennbar. Bei der sardiniensis sind die
2 Mittelrippen lang linear, die 3. länger als die 2., die 1. feiner
und zum Teil unterbrochen; bei v. Leonisii Leoni ist die
2. Rippe auf einen Basalkiel reduziert; Baudii Leoni ist
kaum etwas anderes. L. 9 — 12 mm. — A. consanguinea
Alld.? — Italien: Cerchio, Abruzzen; Sardinien?
Pirazzoli v. sardiniensis Alld.
9' Körper schwarz, braunschwarz oder rostrot, Halsschild und
Flügeldecken mit deutlicher, dichterer, meistens stärker ent¬
wickelter brauner, sehr selten schwärzlicher Grundbehaarung.
12" Die Hinterwinkel des Halsschildes sind auffallend, lang und
spitzig, fast hakig nach hinten gebogen, den Basallappen
weit überragend; die 3. Rippe auf den Flügeldecken ist
zusammenhängend, fast linear, die andern gewöhnlich unter¬
brochen ; Hume^alwinkel mehr weniger breit abgerundet;
Behaarung gelblich, aber äußerst kurz. L. 10—13 mm. —
A. lineatocollis auct., setulifera Küst.? —Kroatien, Istrien,
Dalmatien, Herzegowina und Montenegro.
acuticollis Alld.
12' Die Hinterwinkel oft eckige aber nicht lang spitzig und den
Basallappen kaum überragend. Schulterwinkel der Flügel¬
decken rechteckig, höchstens an der Spitze abgestumpft.
13" Die Grundbehaarung der Flügeldecken zwischen den Un¬
ebenheiten äußerst kurz und fein behaart, die 3. Rippe ist
linear oder wenigstens zackig zusammenhängend.
48
14" Kurz gebaut, schwarzbrauu oder rostbraun, wenigstens die
3. schräge Rippe ist linear und schmal, alle Rippen mäßig
lang rotbraun behaart. Bei der Stammform sind die
Rippen zu Tuberkelreihen aufgelöst, nur die 3. linear, und
die 2. bildet vorne ein lineares dünnes Basalfkltchen. Bei der
unbedeutenden Aberration terricola Küst. ist die 2. Rippe
zusammenhängend bis gegen die Mitte oder darüber hinaus;
in selteneren Fällen ist die 3. Rippe nach hinten auffallend
stärker und höher, oder es sind alle Rippen unterbrochen (9).
Fühler und Beine rötlichbraun. L. 10—13 mm. — A. lineatocollis
Küst. var. — Istrien, Dalmatien, Herzegowina,
Corfu, Südtirol, Schweiz, Meeralpen.
faseieularls Germ.
14' Größer und beträchtlich länger, tief schwarz; Halsschild mit
breiter abgesetztem Seitenrande, Flügeldecken mit unter¬
brochenen, zitterig geschlängelten, sehr kurz schwarz be¬
haarten Rippen, wovon die 3. mehr zackig zusammenhängt
und sich nach hinten gewöhnlich verstärkt; die fast recht¬
eckigen Hinterwinkel fast immer etwas nach außen vortretend.
L. 11—13 mm.
Von Fairmairei durch tief schwarze Färbung, schwarze,
kürzere Behaarung der Rippen, wovon die 3. auffallend
stärker ist, die etwas nach außen vorspringenden, nicht kurz
abgerundeten Schulterwinkel, dann das kräftige, die Basis
erreichende Basalkielchen der 2. Rippe abweichend. — Von
den ebenfalls ähnlichen, gestreckten Stücken der sabulosa
durch die Punktur oder undeutliche Kömelung des Hals¬
schildes, viel breiter abgesetzten Seitenrand, längere, deut¬
liche gelblichbraune Behaarung desselben und andere Skulptur
der Flügeldecken verschieden. — Ins. Kephalonia,
cephalonlca n. sp.
13' Die Grundbehaarung der Flügeldecken ist zwischen den
schwarz borstig behaarten Fleckenreihen oder Rippen gelb,
weshalb ihre Oberseite fleckig behaart erscheint. Alle Rippen
sind zackig und unterbrochen, bei der Stammform alle
von gleicher, flacher Ausbildung, bei v. ligurica Baudi
(piligera Leoni) ist die dritte dicht unterbrochene oder
schwach zusammenhängende Rippe höher als die anderen.
L. 10—14 mm. — Italien: Monte Gargano, Bari, Insel
Tremiti, etc. Florii Leoni.
49
8' Die seitliche Absetzung des Halsschildes breit aber sehr
flach, diese so breit oder fast so breit wie die halbe Dorsal¬
breite von der Absetzung bis zur Längsmitte, die Basis breit
und sehr flach doppelbuchtig. — Hieher 2 ziemlich große
Arten aus Südfrankreich und Italien.
15" Schulterwinkel rechteckig; Flügeldecken beim cT sehr flach
gewölbt, beim 9 gewölbter und nach hinten stärker erweitert,
die Kippen zackig und zum größten Teile unterbrochen, die
3. hinten mehr weniger verstärkt, die erste am Abfalle ohne
eine regelmäßige Reihe großer Tuberkeln, die
Rippen dunkelbraun borstig behaart; Halsschild vor dem
Schildchen mit flachen Grübchen. Bei der v. calabra Leoni
ist der Seitenrand viel schmäler abgesetzt und etwas stärker
aufgebogen. L. 12—15 mm. — Die v. blaptoides Leoni ist
mir unbekannt; ebenso v. piligera Leoni. — Italien. Von
Neapel beschrieben. Bayardl Sol.
15' Schulterbasis abgeschrägt, die Schulterecken stumpfwinkelig.
Die erste feine Fleckenrippe am Abfalle der Flügeldecken
vor der Spitze mit einer kurzen Reihe starker
Höcker, welche höher sind als die Erhabenheiten der
anderen Rippen; letztere aus zusammenhängenden zackigen,
schmalen, kurz bräunlichgelb borstig behaarten Rippen, die 3.
nach hinten etwas verstärkt. Halsschild flach, nach vorne stark
verengt, gedrängt punktiert, die Härchen derselben die
Punkte kaum überragend, Basis fast gerade. L. 12—15 mm.
— A. sinuata Rey, crispata Rey, massiliensis Baudi. —
Südfrankreich (Riviere, Sommi&res etc.) Prof. A.Schuster
hat 1 Exemplar aus Dalmatien, Herr Leonhard eines
aus Corsica. Dejeanl Sol.
1' Halsschild vor der Basis mit einem und die Scheibe davor
mit einem zweiten, queren Eindruck, Vorderrand dick
und. hoch aufgebogen, die 3. Rippe der Flügeldecken
stark entwickelt, zackig zusammenhängend, die anderen aus
kleineren gereihten Tuberkeln bestehend, das Basalkielchen
der 2. Rippe gut entwickelt.
16" Kleiner, der aufgebogene Seitenrand des Halsschildes ist
deutlich schmäler als die halbe Dorsalbreite, von diesem zur
Halsschildmitte, Flügeldecken flach gewölbt, das 9 gewölbter.
Braunschwarz. L. 9*5—12 mm. — A. Luigionii Leoni, longi-
Verhandlungen des naturf. Vereines in Brünn. LV. Band. 4
50
collis Kr., Baudi, non Sol. — v. insularis Leoni 1 ) —
Italien (Florenz). grlsea Fbr.-)
16' Größer, cf und 9 flacher gebaut, der aufgebogene Seitenrand
des Halsschildes reichlich so breit als die Hälfte der halben
dorsalen Halsschildbreite. Rostbraun. L. 12—16 mm. —
Ins. Giglio. Dorlae Leoni
C' Halsschild in der Mitte mit vollständiger, am Grunde schmal
geglätteter Längsfurche; Flügeldecken mit sehr hoher,
gehöckerter 3. Rippe.
1" Flügeldecken mit hoher 3. gehöckerter und zusammen¬
hängender Rippe, welche die Basis nicht ganz erreicht und
hinten meist verstärkt ist, daneben nach innen mit einem
kräftigen, kurzen Basalffcltchen der 2. Rippe; die 4. Rippe
aus gereihten Tuberkeln bestehend, unfern vom oben ganz
übersehbaren Seitenrande; die gemeinschaftliche Scheibe
zwischen den hohen 3. Rippen abgeflacht, mit niedrigen
Haarflecken; die Epipleuren glänzend, sehr fein und spärlich
gekörnt. •
2" Rostbraun mit rostroten Fühlern und Beinen, auch unten
gelblich behaart. Halsschild ungleich punktiert, die Zwischen¬
räume der Punkte bilden körnchenartige oder netzartige
Erhabenheiten, die Rippen und Höckerchen rostgelb borstig
behaart. L. 9—11 mm. — Bei A. foveicollis A.lld. ist neben
der Mittelfurche jederseits auf der Scheibe der Flügeldecken
eine deutlichere Grube vorhanden, welche bei inaequalis oft
schwach entwickelt ist oder fehlt. — Algier.
Inaequalis Sol.
2' Körper ganz schwarz und fein, besonders die Unterseite und
die Beine schwarz behaart; Halsschild ungleich stark
punktiert, die Zwischenräume der Punkte bilden keine
Körner, die Erhabenheiten der Flügeldecken kurz schwarz¬
braun, borstig behaart. Klauen der Vordertarsen beim cf
auffallend verdickt. L. 10—12 mm. — Algier: Monte
Edough, Tunis (Ain Draham).
inaequalis subsp. rhytirrhlnm nov.
x ) Mir unbekannt.
2 ) Die Beschreibung der A . longicollis von Allard paßt genau auf
obige Art; nach den angeführten Patriaangaben mag ihm aber auch die
echte longicollis Sol. Vorgelegen sein; ebenso steckten beide Arten bei
Kraatz unter einem Namen. Allard hat übrigens später diese Art oft
fälschlich als inaequalis versendet.
51
1' Flügeldecken mit einer sehr hohen, zusammenhängenden,
tuberkulierten, hinten meist verstärkten Rippe (welche der
normalen 3. entspricht), diese die Basis in einer Flucht
erreichend, die Scheibe zur Naht nur mit einer konfusen
Reihe oft netzartiger, flacher Unebenheiten, die 2. normale
Rippe fehlt ganz, auch das Basalstrichel derselben; die
4. normale Rippe hinten dicht neben dem Seitenrande aus
großen, gelbborstig behaarten Höckern bestehend, welche die
Seitenrandkante überdecken und sie bei manchen Stücken
völlig unterbrechen. Die Epipleuren sehr fein und auffallend
dicht gekörnelt, fein behaart, fast matt. L. 10 mm. —
Algier. abrupta Fairm.t)
B' Halsschild kräftig punktiert, die Punkte wenig gedrängt,
freistehend; selten grob oder grubig und gedrängt punktiert,
oder fein, dicht, einfach punktiert. — Arten aus C o r s i c a,
Sardinien und Sizilien. »
1" Halsschild mit groben, grubenartigen Punkten dicht besetzt,
ihre Zwischenräume Runzeln bildend, vor dem Schildchen
mit Längsgrübchen, beim <S breiter als die Flügeldecken,
letztere nur mit einer hohen Rippe längs der Mitte und
einigen gereihten Tuberkeln hinten neben den Seiten, die
gemeinschaftliche Scheibe zwischen den Rippen oval, abge¬
flacht. L. 11—12 mm. — Sardinien. (Col. Dr. Kraatz).
Solleri Gen6.
P Halsschild ohne grobe, grubige Punktur, ohne Runzeln
dazwischen, Flügeldecken meistens mit stark entwickelter
3. Rippe, aber alle andern wenigstens verkürzt oder
angedeutet.
2" Die meist kurze, gewöhnlich als Basalfältchen vorhandene
2. Rippe der Flügeldecken liegt in der Mitte zwischen dem
Seitenrande und der Naht, oder merklich näher dem Seiten¬
rande als der Naht.
3" Die meisten zackigen Rippen, wovon die 3. stärker entwickelt
ist, aber keinen auffallend hohen Kiel bildet, deutlich kurz¬
borstig behaart; Ober- und Unterseite dicht gelbbraun oder
braun behaart.
l ) Allard hat die Verschiedenheit dieser ausgezeichneten Art nicht
erkannt und Eigenschaften beider Arten der inaequalis zugesprochen.
Die Epiplenren sind nicht bei inaequalis, sondern bei abrupta so, wie er
sie beschrieben.
4*
L
52
4" Kleine Arten von 8 —11 mm. Länge. Halsschild dicht
punktiert; Prosternum hinter den Vorderhüften vor dem
Abfalle nur mit einer vortretenden Kante.
5" Gestreckt, Halsschild beim cf wenig breiter als lang, mit
schmal abgesetztem Seitenrande, die Hinterwinkel den Basal¬
lappen nicht überragend und die Scheibe in den Punkten
mit kurzen börstchenartigen Haaren, die 2. kurze Rippe
merklich näher dem Seitenrande als der Naht. Schwarz,
Beine auffallend dünn. — A. squamulata Leoni var? —
Corsica. longicolils Sol.
5' Körper oval, Halsschild quer mit breiter abgesetztem Seiten¬
rande, die Basis in der Mitte schwach gerundet, fast gerade,
die Hinterwinkel über den Basallappen vortretend, Scheibe
mit flachen ocellierten Punkten dicht besetzt und fein gelb
behaart; Flügeldecken länglich eiförmig, die 2. kurze Rippe
an der Basis in der Mitte zwischen Naht und Seitenrand
befindlich, die 3. zackig zusammenhängend, die 2. ungefähr
das erste Drittel der Deckenlänge erreichend, die andern
als schwache Flecken oder Höckerchen markiert. Rostrot, die
Rippen dunkler behaart. Ein Pärchen als A. grisea von
Professor Adrian Schuster (Wien) eingesandt. Corsica.
Schustert n. sp.
4' Große Arten von 5—20 mm. Länge. Das Basalfältchen der
2. Rippe steht fast näher dem Seitenrande als der Naht, die
Rippen fein, flexuos, die 2 inneren und die äußerste meist
aus mackeiartigen, gereihten Haarflecken bestehend.
Prosternum hinter den Vorderhüften kräftig vorragend,
gerade.
6" Die Seiten des Halsschildes stark und gleichmäßig in einer
Flucht bis zur Spitze der Hinterwinkel gerundet, ziemlich
breit abgesetzt und stark aufgebogen, Basis dicht an den
Hinterwinkeln tief, fast zackig ausgerandet, die Mitte breit
abgerundet, Scheibe ziemlich lang behaart; Flügeldecken
nach vorne stark verschmälert, beim cT mit zugespitztem
Schulterwinkel, die Zwischenräume der Rippen und Uneben¬
heiten mit sehr dünnen Härchen besetzt, welche den Unter¬
grund nicht ganz verdecken. Die 3. Rippe fein, aber stärker
als die andern, zusammenhängend beim cf, schwächer und
meist unterbrochen beim gewölbteren 9. — Corsica,
Sardinien. corsica Castein.
53
6' Die Seiten des Halsschildes gerundet, von der Mitte zu den
Hinterwinkeln gerade verengt oder selbst vor denselben mit
einer sehr schwachen konkaven Schwingung, die Hinter¬
winkel dadurch spitziger und mehr gerade nach hinten
gerichtet, die Behaarung der Scheibe viel kürzer; Flügel¬
decken wie bei corsica skulptiert, zur Basis beim cf nur schwach
eingezogen.
7" Seitenabsetzung des Halsschildes flach aufgebogen, fast
horizontal, Flügeldecken beim cf und 9 gewölbt, beim cf
die Scheibe zwischen den 3. Rippen etwas abgeflacht.
Schulterwinkel des cf fast rechteckig zulaufend, etwas
abgestumpft.
8" Halsschild tief, wenig dicht punktiert; Flügeldecken am
Grunde mit wenig gedrängten Mikrokörnchen und sehr
kurzer feiner Grundbehaarung, welche den Untergrund
nirgends vollständig bedeckt; die Rippen meistens mit
kurzer schwärzlicher Behaarung. — Sardinien.
Genei Sol.
3' Halsschild weniger stark aber dichter punktiert, Flügel¬
decken am Grunde mit höchst feinen, sandigen, gedrängten
Mikrokörnchen und sehr gedrängter, kurzer und feiner
Grundbehaarung, welche den Untergrund völlig bedeckt. —
Sardinien. — VonLostia zahlreich als Combae versendet.
Genei subsp. domlnula nov.
7' Der abgesetzte Seitenrand des Halsschildes stark aufgebogen,
Scheibe desselben dicht punktiert und kurz behaart, mit
sehr feiner unpunktierter Mittellinie (welche aber den
vorigen oft ebenfalls nicht fehlt) und einer Querdepression
vor der Basis; Flügeldecken kürzer und breiter gebaut als
bei den vorigen, aber ihnen ähnlich, in beiden Geschlechtern
zur Basis etwas eingezogen, die gemeinschaftliche Scheibe
beim cf bis zur linearen, ziemlich stark entwickelten 3. Rippe
ganz abgeflacht, beim 9 gewölbt, die 3. Rippe beim
9 fleckig zusammengesetzt, flach, die Rippen roströtlich
oder rostbraun behaart, der Untergrund wie bei corsica aber
noch dichter und kürzer behaart. L. 16 mm. —Sardinien.
— Ein Pärchen von Lostia als Combae erhalten.
Genei subsp. ignorata nov.
3' Tiefschwarz, fast kahl aussehend, Halsschild an den Seiten
in einer Flucht bis zur Spitze der Hinterwinkel gerundet.
54
die Absetzung ziemlich stark aufgebogen, die Scheibe
spärlich punktiert und kurz gelblich, spärlich behaart,
Flügeldecken oval, zur Basis stark eingezogen, flach gewölbt,
die ganze Basis im Bogen ausgeschnitten, der Humeral-
winkel scharfeckig nach außen vortretend, die Rippen fast
kahl, die erste fehlt, die 2. als Basalftiltchen an der Basis¬
mitte, die 3. schräg, linear, stark erhaben, die 4. verkürzt,
nur, wie gewöhnlich, hinten vorhanden; Zwischenräume
spärlich gekörnelt und sehr kurz dunkel behaart, fast kahl.
Unterseite fein bräunlich behaart. L. 13—16 mm. —
Sardinien. Lostiae Alld. 1 )
2' Die kurze 2. Rippe (Basalfalte) der Flügeldecken ist merklich
mehr der Naht als dem Seitenrande genähert.
9" Die Ober- und Unterseite ist äußerst fein schwarz behaart,
schwarz, kahl aussehend; die 3. Rippe der Flügeldecken ist
linear oder zusammenhängend und kräftig erhaben, stark
schräg gestellt. Körper tief schwarz.
10" Die Rippen der Flügeldecken sehr kurz, anliegend, borstig
behaart, die 2. Rippe von der Basis die Mitte erreichend
(Stammform), oder auf eine kurze Basalfalte reduziert:
v. barbaricina Leoni, ( A . exculpta Baudi,) die 3. Rippe ist
seltener zackig ausgebildet: o. undulata Leoni, die 4. Rippe
ist meist in Tuberkeln aufgelöst. L. 13—15 mm. --
A. piriensis Leoni. — Sardinien. rustica Gene
10' Die Rippen der Flügeldecken ohne Borstenhaare, fast kahl,
linear, die 4. Rippe kurz aber vorhanden, meist linear,
die 2. in der Regel die Mitte der Decken erreichend oder
überragend. L. 11 — 14 mm. — A. Solarii Leoni. —
Sardinien, Calabrien. glaclalls Gene
*) Die ei. Combae Gene ist mir unbekannt. Was ich so benannt
sah, paßt nicht auf die Beschreibung. Baudi vergleicht sie mit rustica ;
Leoni bringt sie ganz nahe an Lostiae. Nach letzterem ist der Halsschild
quer mit kurzer, breiter Mittelfurche, die Basis tief zweibuchtig, die
Hinterwinkel spitzig. Die Schulterwinkel dreieckig, etwas vorragend; die
Flügeldecken breitoval beim 9> oval beim c f, die erste Sippe fast erloschen,
die 2. an der Basis bis zum 1. Drittel der Deckenlänge reichend, die
3. schräg, zusammenhängend, mäßig hoch, die Seitenränder scharf vor¬
ragend, die Scheibe oben abgeflacht, Behaarung wenig dicht und äußerst
fein und kurz. L. 14—17 mm. — Sardinien. — Leoni zählt noch
hieher eine v. proxima Leoni.
55
9' Die Oberseite der Flügeldecken zwischen den Rippen oder
Unebenheiten mit gelblicher oder brauner Grundbehaarung,
oder heller, feiner Beschuppung.
11" Die 3. Rippe der Flügeldecken sehr hoch, linear oder
zackig zusammenhängend, die gemeinschaftliche Scheibe
dazwischen beim cT und 9 ganz flach, horizontal, ausnahms¬
weise beim 9 schwach gewölbt, der Seitenrand des Hals¬
schildes hoch aufgebogen. — Arten aus Sardinien und
C o r s i c a.
12" Flügeldecken sehr dicht mit äußerst kleinen, kurzen
Schüppchen anliegend bedeckt und nur die Rippen behaart.
Körper länglich oval, beim cT und 9 ganz flach, mit hoch
aufgebogenen Seitenrändern der Flügeldecken, die 2. Rippe
an der Basis als kurzes Fältchen markiert, die 3. rippenförmig,
linear, die 1. und 4. nur hinten durch einige Höckerchen
angedeutet. Devillei Leoni ist auf 9 gegründet, bei denen
die 2. Rippe länger und die 3. mehrfach unterbrochen ist.
L. 12—15 mm. A. lepidoptera Alld. — Corsica.
earinata Sol.
12' Flügeldecken am Grunde zwischen den Rippen mit kurzen,
steifen, anliegenden Härchen dicht besetzt oder dünn einfach
behaart, nicht beschuppt.
13" Flügeldecken an der Seitenrandkante mit ganz kurzen, an
der Spitze verdickten oder abgestutzten Borstenhärchen
bewimpert.
14" Fühler schlanker, Halsschild in den Punkten mit anliegenden
Haarbörstchen, die zumeist am Ende abgestutzt oder dicker
sind. Flügeldecken am Grunde der abgeflachten
Scheibe mit einer Mikropunktur, ohne deutliche
Körnchen, die 2. Rippe kurz, ein Basalfältchen bildend,
die 3. lang, linear, beim 9 manchmal etwas zackig, die
1. und 4. durch kleine Höckerchen angedeutet, die Rippen
kurz braunborstig behaart. Kleiner als die nächste Art.
L. 9—11 mm. — Sardinien: Golfo Aranci.
Doderol Leoni.
14' Fühler meistens dicker, Halsschild mit börstchenformiger,
anliegender Behaarung, die Härchen zur Spitze nicht dicker,
die Rippen der Flügeldecken kurz braun oder schwärzlich,
selten rostgelb behaart, die abgeflachte Scheibenmitte
56
mit Mikrokör neben. Größere Arten von 12—14 mm.
Länge.
15" Die 2. Rippe der Flügeldecken die Mitte überragend, die
erste mit starker Tuberkelreihe vor der Spitze.
Halsschild an den Seiten sehr stark gerundet, die Basis
neben den Hinterwinkeln tief, fast eckig ausgerandet, der
Basallappen ist im Niveau der Hinterwinkel breit und
flach ausgebuchtet, Flügeldecken beim 9 breit oval, Basis
jederseits in der Mitte ziemlich tief ausgebuchtet, die
Schulterwinkel daher nach vorne vorragend, aber am Ende
breit abgerundet; die 2. Rippe linear, bis zur Mitte reichend,
die 3. vorne (wie gewöhnlich) etwas verkürzt, hoch, zitterig
zusammenhängend, beim c? wahrscheinlich linear, die 4. und 1.
hinter der Mitte mit einer kräftigen Tuberkelreihe, Marginal¬
rand fein aufgebogen. Schwarz, braun behaart, Halsschild
dicht, wenig stark punktiert, mit sehr schmaler punktfreier
Mittellinie, Flügeldecken wenig dicht und äußerst kurz gelb¬
braun behaart, die Rippen und Erhabenheiten kurz schwarz
borstig behaart; Fühler ziemlich schlank, die Glieder länger
als breit, das 10. quer. L. 13 mm. — Corsica. — Ein
9 in der Kollektion vou Dr. Stierlin. (0. Leonhard).
Stierlini n. sp.
15' Die 2. Rippe der Flügeldecken auf ein Basalfältchen
reduziert, die erste hinten ohne verstärkte Tuberkelreihe.
16" Halsschild an den Seiten mäßig gerundet, der Basallappen
nicht ausgebuchtet, Flügeldecken an der Basis fast gerade,
die 2. Rippe gewöhnlich auf eine kurze Basalfalte reduziert,
die 3. kräftig, zitterig zusammenhängend, die 1. fehlend oder
nur mit seichter Fleckenreihe; Fühler dicker. Schwarz,
Oberseite bräunlich oder braungelblich, die Rippen dunkel¬
braun oder schwärzlich behaart. L. 12—14 mm. Sardinien:
Dorgali. dorgallensls Leoni.
16' Flügeldecken wie bei der vorigen, aber die 3. Rippe hoch,
linear, Oberseite dicht gelb oder grau, fein behaart, die
Rippen mit gleichfarbiger Behaarung. L. 12—14 mm. —
Sardinien: Monte Albo, Lula.
dorgaliensis var. montalblca Dodero i. lit.
13' Flügeldecken an der Seitenrandkante mit kurzen, senkrecht
abstehenden Borstenhärchen bewimpert, diese am Ende zuge¬
spitzt. Die 3. Rippe, besonders beim 9 gezackt, die 2. hinter
57
der Basalfalte durch feine Tuberkeln fortgesetzt, auch die
1. und 4. ähnlich fein tuberkuliert; alle Rippen dunkler
behaart. Halsschild seitlich ziemlich schmal abgesetzt, in beiden
Geschlechtern schmäler als die Flügeldecken in der Mitte.
L. 9'3—12*5 mm. — Sardinien: Lula.
lulensls Dodero i. 1.
11' Die 3. Rippe der Flügeldecken fleckig oder zackig zusammen¬
hängend, oder dicht unterbrochen,' niedrig, kaum höher als
die anderen ähnlichen Fleckenreihen; die Oberseite der
Flügeldecken beim cf schwächer, aber deutlich, beim
9 stärker gewölbt; die gemeinschaftliche Scheibe zwischen
den 3. Rippen auch beim cf nicht deutlich abgeflacht.
17" Flügeldecken zwischen den Rippen oder Haarflecken mit
deutlicher feiner Grundbehaarung, nicht beschuppt.
18" Kopf nur mit sehr seichtem Quereindruck, spärlich punktiert,
Halsschild mit wenig dichter, kräftiger Punktur, Flügel¬
decken lang oval.
19" Unterseite und Beine rostbraun behaart, Körperform
gewöhnlich größer. L. 12—16 mm. — A. cribricollis Leoni
anguatata Leoni. — Sizilien. Goryi Sol.
19' Unterseite, Schenkel und Schienen, oft auch zum größten
Teile die Oberseite fein schwarz behaart. Kleinere, ge¬
wölbtere Form, die von Vitale zahlreich gesammelt wurde.
L. 12—14 mm. — Sizilien. Goryi var. atrfventris nov.
18' Kopf mit tiefer Querfurche, konkav, stark und gedrängt
punktiert, Halsschild dicht punktiert, hinter der Mitte am
breitesten, mäßig breit abgesetzt und aufgebogen, Basis stark
doppelbuchtig, oben dicht goldgelb behaart, Flügeldecken,
kurz oval, fein und kurz gelb behaart, die 1., 2. und 4. Rippe
seicht, aus genetzten Schrägflecken bestehend, die 2. vorne
mit einem linearen Basalkielchen, die 3. ähnlich wie die
andern, aber kräftiger und mehr weniger zusammenhängend,
die Rippen braunborstig behaart, Schulterwinkel abge¬
stumpft. Der Goryi ähnlich, kleiner, gedrungener und
gewölbter; Unterseite dicht bräunlich gelb behaart. L. 12 mm.
— A. cavifrons Reitt. i. 1. — Sardinien: Cagliari. 2 alte
Stücke in meiner Kollektion. sardoa Leoni. 1 )
] ) Diese Art, die ich als cavifrons beschreiben wollte, dürfte mit
sardoa Leoni identisch sein. Ich besitze 2 q, Leoni sah nur Q.
17' Flügeldecken zwischen den gereihten Erhabenheiten mit
hellen, kleinen Schüppchen dicht besetzt, die letzteren wenig
länger als breit, hinten breiter und abgestutzt. Halsschild
von der Breite der Flügeldecken, quer, der abgesetzte
Seitenrand gleichmäßig abgesetzt und aufgebogen, an den
Seiten gerundet, die Basis sehr schwach doppelbuchtig, oben
stark, wenig gedrängt punktiert, fein gelb, kurz behaart,
mit kleinen Fensterflötken, die Scheibe oft mit feiner Mittel¬
linie und häufig mit 2 oder 4 flachen, kleinen Dorsal¬
grübchen; Flügeldecken oval, mit abgerundeten Schulter¬
winkeln, die erste Rippe besteht aus kleinen gereihten, am
Abfalle aber viel stärkeren Haarflecken, ebenso die 2. und 4.
aus Haarfleckenreihen bestehend, aber die 2. an der Basis
mit Basalkielchen, die 3. Rippe teilweise zackig zusammen¬
hängend oder teilweise linear, hinten meist unterbrochen,
kaum stärker als die andern, d 1 schmäler und schwächer
gewölbt, 9 breiter, gewölbter. L. 12—14 mm. — Corsica.
squamigera n. sp. 1 )
Untergattung: Euryasida nov.
Hieher nur eine mir bekannte Art:
Breit oval, flach, Halsschild an der Basis von der Breite
der Deckenwurzel, konkav, uneben, dicht raspelig, stark punktiert,
die Sutaralrippe der Flügeldecken schließt zwischen der Dorsal¬
rippe tiefe netzartig begrenzte Gruben ein, ebenso der Zwischen¬
raum an den Seiten, der Seitenrand beim cT stark, beim 9 schwächer
leistenförmig erhaben. Unterseite braun behaart. L. 10—15 mm.
— Balearen. Barceloi Perez.
Untergattung: DoliChasIda nov.
Arten aus Spanien und den Balearen.
1" Halsschild punktiert, Basallappen tief ausgerandet, Basis der
Flügeldecken zur Aufnahme des Basallappens des Hals-
*) Diese Art wurde bisher verkannt, sie befindet sich in den
Sammlungen als 9 hoi carinata , wahrscheinlich wegen der ähnlichen Be-
schuppung der Flügeldecken. Die $ der carinata sind ganz ähnlich wie
die <$, ebenfalls ganz flach und mit hoher 3. Rippe, aber viel breiter
gerundet. Bei obiger Art ist das rf vom 9 ebenfalls wenig verschieden.
Die squamulata Leoni ist nach dem Autor selbst wahrscheinlich eine
Var. von longicollis ; sie ist flacher und nur 9 mm. lang.
59
Schildes breit bogig ausgerandet, Prosternum hinter den
Hüften vorragend. L. 16—18 mm. — Balearen.
Moraguesi Schauf.
P Halsschild granuliert, Basallappen nicht ausgerandet;
Prosternalspitze hinter den Hüften niedergebogeu.
2" Flügeldecken ohne Rippen, höchstens mit kleinen gereihten
Haarfleckchen, gewölbt. Basallappen des Halsschildes mehr
weniger grübchenformig niedergedrückt.
3" Einfarbig schwarz, Fühler und Beine rostrot, die Schulter¬
winkel spitzig nach außen vortretend, fast hakig.
4" Halsschild fein gekörnt, die Seiten schmal aufgebogen, oben
außerordentlich kurz behaart, Flügeldecken gewölbt, gleich¬
mäßig gekörnelt, die Körnchen nur etwas kleiner als jene
des Halsschildes, oben ohne oder mit sehr kleinen, kurz gelb-
behaarten Fleckenreihen. L. 10—14 mm. Spanien:
Murcia, Abacete, Valenzia, Solana. esteparia Escal i. i.
4' Halsschild grob gekörnt, ziemlich lang behaart, die Seiten
breiter abgesetzt und aufgebogen, Flügeldecken nur mit
kaum sichtbarer, mikroskopisch feiner Körnelung am Grunde
und mit 4 gelbbraunen oder lang rostfarbig behaarten
Fleckenreihen. L. 11—12 mm. — Spanien: Escorial,
Pozuelo de Caletrave. (Col. Prof. Schuster.)
setlpennis Alld.
3' Rostbraun, Flügeldecken heller braunrot, die Schulterwinkel
klein, spitzig, wenig vorragend, Halsschild gekörnt, nach
vorne undeutlich stärker verengt, Flügeldecken feiner als
der Halsschild gekörnelt, mit einigen Gruppen größerer
Körnchen, die zu 4 Längsreihen angeordnet und mit kurzen
rostfarbigen Börstchen besetzt sind. Beide Geschlechter von
einander wenig verschieden. L. 10—12 mm. Spanien:
Valenzia. valentlna Escal i. 1.
2' Flügeldecken lang, mit 2 hohen Rippen, die 1. und 4. durch
kleine gereihte Höckerchen angedeutet, zwischen den Mikro¬
körnchen am Grunde mit einzelnen größeren, die Rippen
mit starken Körnchen, diese borstig behaart und hinten,
besonders beim 9 netzförmig gestört, die Basis außen bis
zur 2. Rippe mit etwas erhabener Leiste; Halsschild stark
gekörnt, deutlich behaart, Basis außen sehr tief ausgerandet,
mit plötzlich vortretenden Basallaßpen und scharfspitzigen
60
Hinterwinkeln. L. 12—15 mm. — A. angusta Alld.,
Fuentei Fairm. — Spanien und Portugal.
gibblCOlliS Perez. 1 )
Untergattung: Lept&Sida nov.
(Halsschildbasis selten breiter als die Wurzel der Flügel¬
decken, letztere ohne spitzigen Humeralzahn, oben mit einfachen,
rudimentären Körnerreihen oder ganz ohne Unebenheiten; die
Körnchen nicht gruppenweise angeordnet, keine Faszikeln bildend.)
Arten aus Spanien, Portugal und den Balearen.
1" Flügeldecken mit 2 hohen, einreihig und spitzig gekörnten
Rippen, die 2. Rippe die Basis erreichend und vorne ver¬
stärkt, länger als die 3., beide hinten in Tuberkeln aufgelöst,
Basalrand außen bis zur 2. Rippe fast kielförmig erhöht.
Halsschild stark spitzig gezähnt. Rostbraun. L. 10—13 mm.
Spanien: Valenzia, Barcelona etc. Dleckl Alld.
V Flügeldecken ohne hohe Rippen, meist nur mit einem
Basalkielchen der 2. normalen Rippe.
2" Halsschild punktiert, der Basalrand stark doppelbuchtig mit
weit nach hinten verlängertem Basallappen, dieser in der
Mitte dicht vor dem Schildchen meistens durch ein flaches
Grübchen niedergedrückt; dunkelbraun mit rostroten Fühlern
und Beinen, cf und 9 abgeflacht mit scharfer, schmal auf¬
gebogener Seitenrandkante der Flügeldecken. L. 12—15 mm
Balearen. planipennis Schauf.
2' Halsschild granuliert, Basis des Halsschildes schwach doppel¬
buchtig, fast gerade.
3“ Halsschild mit deutlicher Behaarung, der aufgebogene
Seitenrand wird durch eine angedeutete Längsfurche begrenzt,
Flügeldecken mit stellenweise deutlich gereihten Körnern
besetzt.
4" Die Behaarung des Halsschildes und der Flügeldecken ist
außerordentlich kurz, fast staubförmig, die Härchen am
Halsschilde, die an der Basis der Körnchen entspringen,
erreichen kaum das nächste dahinter befindliche Körnchen,
die Härchen auf den Flügeldecken sind noch etwas kürzer.
Flügeldecken des cf ganz flach, beim 2 sehr wenig gewölbter;
') A. liebes Rosenh. gehört nicht hieher, sondern zu minuta Ramb.
als Synonym.
61
das Basalf<chen ist der Schulterecke ein wenig mehr
genähert als der Naht. Fühler und Tarsen rostrot.
5" Hintertarsen lang, viel länger als die halben Schienen, Glied 1
fast so lang als das Klauenglied, Glied 2 und 3 gestreckt.
Halsschild breit abgesetzt und aufgebogen. L. 9—13 mm. —
Spanien: Alicante, Alto Atalaya. Rico! Martinez
5' Hintertarsen kurz, die Mitte der Schienen sehr wenig über¬
ragend, Glied 1 viel kürzer als das Klauenglied, Glied 2
und 3 kaum länger als breit. Halsschild schmal abgesetzt
und schwach aufgebogen. Schmal, Oberseite beim cT und 9
leicht gewölbt. L. 9—11 mm. — A. faitima Esc. i. 1. (nach
v. Heyden), Fatima Esc. i. 1. (nach Koltze). — Spanien:
Murcia (Aquillas). Zalda Esc. i. 1.
4' Die Behaarung der Oberseite ist normal, sehr deutlich, die
Härchen des Halsschildes erreichen nach hinten die nächsten
Körnchen, auf den Flügeldecken ebenfalls.
6" Körper mittelgroß, Fühler lang und dünn, die Glieder zur
Keule länglich, Glied 3 reichlich dreimal so lang als breit.
7" cf ganz flach, Halsschild mit hoch aufgebogenen Seitenrändern,
Basis doppelbuchtig, Flügeldecken parallel, das Basalfältchen
näher der Naht als dem Seitenrande, letzterer scharfkantig
vortretend; Flügeldecken des 2 schwach gewölbt und etwas
kürzer. L. 9—11 mm. — A. Paulinoi Alld. — Spanien
und Portugal: Sierra Nevada, Huejas, Coimbra.
pygmaea ßamb. Rosenh. 1 )
V (f und 5 gewölbt, die Seiten des Halsschildes flach auf¬
gebogen, Basis fast gerade, Flügeldecken oval, dicht hinter
der Mitte am breitesten, auch zur Basis eingezogen, das
Basalfhltchen steht in der Mitte zwischen Naht und Seiten¬
rand. L. 9—11 mm. — Spanien: Sierra Segura, Agramon
*) Escalera (Bol. Soc. Esp. Hist. Nat., 1909, 136) sagt, daß diese
Art za seinem (aber unbeschriebenen) Subg. Planasida gehöre, die pygmaea
Alld. (non Ramb.) hingegen zu Gracilasida (ebenfalls unbeschrieben). Nun
ist aber die pygmaea All. *=» basiplicata Heyd. — confusa Kr., von
putillima Kr., die ebenfalls eine Gracilasida sein soll, subgenerisch weit
verschieden, dagegen kann die pusillima nicht aus der Artengruppe von
pygmaea Ramb., die angeblich eine Planasida sein soll, entfernt werden.
Nachdem beide Gruppennamen nicht beschrieben wurden und sich diese
mit meinen nicht decken, so habe ich es vorgezogen, sie zu ignorieren,
wie es anch Gebien in seinem Kataloge der Tenebrioniden getan hat. Es
genügt nicht zu einem Subgenus-Namen nur einige Arten anzuführen,
welche diesen repräsentieren sollen. (Nomen nudum.)
62
(Abacete). Wurde fälschlich von Schramm zahlreich als
segurensis verbreitet. Ithae n. sp.
6' Körper klein, schwarzbraun oder braun, Fühler kürzer, die
Glieder zur Keule nicht länger als breit, Glied 3 etwa
doppelt so lang als breit. Halsschild sehr fein granuliert mit
hoch aufgebogenen Seitenrändern, Basis sehr flach doppel-
buchtig. Flügeldecken ziemlich kurz oval, auch zur Basis
eingezogen, mit feinem, aufgebogenem Basalrande, das Basal-
fältchen der Naht mehr genähert als dem Seitenrande; Beine
dünn, Glied 1 der Hintertarsen viel kürzer als das Endglied,
Glied 2 und 3 wenig länger als breit. L. 7‘5—8'5 mm. —
Ein Pärchen in Col. Kraatz, das 9 unvollständig. —
Spanien: Sierra Nevada. pusllllma Kr.
3' Oberseite mit kaum sichtbarer Behaarung, kahl aussehend,
Halsschild mit breitem, besonders beim cf sehr stark auf¬
gebogenem Seitenrande, die Absetzung von der Scheibe durch
eine ziemlich scharfe Längsfurche geschieden, Hinterwinkel
scharf rechteckig, Flügeldecken ganz gleichmäßig gekörnelt,
ohne deutliche größere Körnerreihen und ohne Spur von
Haarflecken, das Basalkielchen steht fast in der Mitte zwischen
Naht und Seitenrand. Schwarz, Fühler und Tarsen rostbraun,
Flügeldecken beim d 1 lang oval, ganz flach mit fein gehobener
Seitenrandkante, das 9 ist gewölbter, kürzer und breiter oval
und der kürzere Thorax weniger hoch aufgebogen. Länge
12—14 mm. — Spanien: Molinikos. akisoldes Escal.
Untergattung: Trachaslda nov.
(Flügeldecken mit Rippen oder gereihten Haarfleckeu.
Schienen rauh.skulptiert, wenig dicht, kurz behaart, die steifen
Härchen den Untergrund nicht deckend, Vorderschienen am
Außenrande gezähnelt oder stark gekerbt, unten zur Spitze
abgeflacht oder konkav.)
Arten aus Spanien, Portugal, Algier und Marokko.
1" Flügeldecken an der Spitze einzeln breit abgerundet, die
3. aus Tuberkeln gebildete Rippe verstärkt und hinten zur
Naht gewendet mit großen, zusammenhängenden Höckern,
wovon noch 1—2 dicht dahinter neben der Naht stehen.
Langgestreckt, rostbraun, Halsschild dicht punktiert, nach
vorne verengt, mit breit und hoch aufgebogenen Seitenrändern,
63
Flügeldecken lang, hinter der Mitte verbreitert, flach gewölbt.
L. 15—16 mm. — A. Cardonae Perez, horrens Schauf. —
Balearen. Reichei Alld.
1* Flügeldecken an der Spitze fast gemeinschaftlich abgerundet;
Halsschild granuliert.
2" Prosternum hinter den Vorderhüften vorragend, mehr weniger
zugespitzt. Die hintere Hälfte der Halsschildseiten mit den
Flügeldecken in einer Flucht gerade verlaufend und parallel,
die Hinterwinkel scharfeckig und die fast gerade Basismitte
überragend, Flügeldecken beim cf und 9 ohne scharf abge¬
setzte und aufgebogene Seitenrandkante, nur die rechteckigen
Schulterwinkel etwas gehoben, ihre Oberseite mit kleinen
gereihten Haarflecken; Schenkel glänzend, glatt, einzeln grob
punktiert, cf flach, 9 schwach und regelmäßig gewölbt.
L. 12—16 mm. — Südspanien (Gibraltar), Marokko.
Inquinata Rosenh.
2' Prosternum hinter den Hüften mehr weniger stark nieder¬
gebogen, nicht vorragend, Halsschildseiten gerundet, auch zur
Basis etwas verengt, nicht in gerader Flucht mit den Seiten
der Flügeldecken verlaufend, Flügeldecken wenigstens beim
cf mit feiner, schmal abgesetzter Seitenrandkante, Schenkel
dicht, meist raspelartig punktiert.
3" Halsschild an den Seiten breit abgesetzt und aufgebogen,
gleichmäßig gerundet, mit langen, spitzigen, den Basallappen
weit überragenden Hinterwinkeln. Flügeldecken nur mit sehr
seichten gereihten Haarflecken, schwach gewölbt, länglich
oval mit abgerundeten Schulterwinkeln. Schwarz, Fühler
dünn, rostrot. L. 12—14 mm. — Andalusien; selten.
(Col. Kraatz.) marglnlcollis Rosenh.
3' Die Hinterwinkel des Halsschildes nicht lang und spitzig,
nicht oder wenig den Basallappen überragend.
4" Hintertarsen schlank, Glied 1 derselben so lang oder sehr
wenig kürzer als das Klauenglied, Glied 2 und 3 beträchtlich
länger als breit. Die gereihten Unebenheiten auf den Flügel¬
decken schwach und niedrig, beim 9 oft ganz fehlend, diese
nur kurz borstig behaart. Die Behaarung der Oberseite in
der Regel sehr kurz.
5" Basis der Flügeldecken außen bis zu dem sehr kräftigen
Basalfältchen, welches etwas näher dem Seitenrande als der
(34
Naht steht, kielartig gehoben. Die Haarfleckenreihen klein
und oft undeutlich. L. 12—14 mm. — A. pygmaea Alld.
non Rosenh., basiplicata Heyd. — Spanien (Arragonien,
Vilez etc.). confusa Kr.
5' Basis der Flügeldecken außen nicht hoch, nicht kielartig
gekantet.
6" Groß, Flügeldecken länglich oval mit abgeschrägten Schultern
und stumpfen Humeralwinkeln, die Basis über dem in der
Mitte der Decken befindlichen Basalfhltchen winkelig nach
vorne vorragend, die Scheibe ohne Spur von Streifen, der
Halsschild stark granuliert und oft kaum sichtbar behaart.
L. 14—18 mm. — A. GhiHanii Baudi, garuchensis Escal. i. 1.
— Spanien: Alicante, Lorea, Vilez Rubio etc.
Brückl Alld.
6' Flügeldecken länglich oval, beim 9 mit abgerundeten, beim
<3 mit stumpfeckigen Schultern, die Basis einfach, gerade,
Basalstrichel wenig entwickelt, als Haarstreifen fortgesetzt,
die Scheibe mit flachen Längsfurchen, die abwechselnden
Zwischenräume, welche den normalen vier Rippen ent¬
sprechen und streifenartige, regelmäßige, ganz zusammen¬
hängende, dunklere braune Haarflecken tragen, höher als die
anderen, die 1. Rippe fast die Spitze erreichend, am Grunde
zwischen den Rippen ganz kurz aber dicht und deutlich
gelbgrau behaart; Halsschild an der Basis so breit als die
Wurzel der Flügeldecken, nach vorne stark gerundet ver¬
engt, quer, die Seiten ziemlich schmal abgesetzt aber hoch
aufgebogen, mit vortretenden, lappig gerundeten Hinter¬
winkeln und flach doppelbuchtiger Basis, deren Mitte das
Niveau der Hinterwinkel nicht überragt, Scheibe nur sehr
fein granuliert und kurz und dicht gelblich behaart; beim
cT mit der Spur einer Mittellinie. L. 12 mm. — Spanien:
C. de Cavallo, Vilez Rubio. Ein 9 von Herrn J. Daniel
als pygmaea erhalten. = Globasida intermedia Escal. 1 )
4' Hintertarsen kürzer, Glied 1 viel kürzer als das Klauenglied,
Glied 2 und 3 wenig länger als breit; Grundbehaarung der
Oberseite normal, jedes Haar erreicht das dahinter befindliche
nächste, die 4 Fleckenreihen der Flügeldecken schmal, ver¬
hältnismäßig lang gelb oder braunborstig behaart.
!) Gehört systematisch zu Globasida, wo ebenfalls auf sie hin¬
gewiesen wird.
65
7" Basis der Flügeldecken außen vom Schulterwinkel zum
ziemlich entwickelten Basalkielchen der 2. Fleckenreihe kiel¬
förmig gerandet. Gedrungene Art. L. 11—13 mm. —
Spanien: Torvente, Valenzia. Moroderi Escal i. 1.
V Basis der Flügeldecken ungekielt.
8" Die 2. und 3. Rippe der Flügeldecken bis gegen die Mitte
oder darüber linear zusammenhängend; das Endglied der
Fühler nur halb so lang als das 10. Der Basallappen des
Halsschildes mit der Spur einer Ausbuchtung. Körper schwarz,
dicht gelbbraun behaart, die 1. und 4. Rippe aus gereihten
Fleckchen bestehend, alle Rippen kurz braunborstig behaart,
L. 10—12 mm. — Spanien: Ponferada; von Paganetti
zahlreich gesammelt. Wankai n. sp.
8' Auch die 2. und 3. Rippe fleckig unterbrochen, Endglied
der Fühler die Mitte des vorhergehenden überragend. Der
Basallappen des Halsschildes ohne Spur einer Ausbuchtung.
Körper rostbraun. Hieher 3 sehr ähnliche, schmale Arten aus
Algier; eine davon auch in Südspanien.
9" Die Grundbehaarung der Flügeldecken ist nicht börstchen-
förmig sondern einfach, kurz und dünn, aber jedes Härchen
erreicht das dahinter befindliche nächste, daher ziemlich dicht
erscheinend. Flügeldecken beim cf leicht, beim $ stärker
gewölbt, die Schulterwinkel sind stumpfeckig oder fast
abgerundet, die Fleckenreihen lang abstehend borstig behaart.
10" Alle Schienen sind lang und weich behaart, die Haare die
nächsten hinteren überragend, ziemlich dicht und schräg
abstehend; Halsschild breit abgesetzt und aufgebogen, die
Absetzung ein Drittel der halben Dorsalbreite, von der
Absetzung bis zur Halsschildmitte einnehmend, breiter als
lang, die Seiten auch beim cT nach vorne stärker als zur
Basis verengt, die Fühler zur Keule mit gestreckten Gliedern,
diese auch beim 9 viel länger als breit. Glied 2 und 3 der
Hintertarsen etwas länger als breit. L. 9—12 mm. —
A. complanata Luc. — Südspanien, Algier, Oran,
Tanger. rufIcornis Sol.
10' Die Schienen sind kurz und spärlich behaart, die Härchen
steifer, keines überragt das dahinter befindliche nächste,
dazwischen einzelne spärliche Wimperhaare an den Seiten.
Halsschild schmal abgesetzt, die Absetzung weniger als
Verhandlungen des natnrf. Vereines in Brünn. LV. Band. 5
66
Vs der halben Dorsal breite einnehmend, beim <$ fast so lang
als breit und nach vorne nicht stärker, oft aber zur Basis
ein wenig mehr verengt, beim 9 breiter als lang. Die
Fühler kürzer, die Glieder zur Keule nicht oder sehr wenig
länger als breit; Glied 2 und 3 der Hintertarsen kaum
länger als breit. Kleinere, schmälere und gewölbtere Art als
die vorige. L. cf 8—9, 9 9—10 mm. — Algier, Oran.
Wurde seit Jahren von mir und Staudinger unter dem
beibebaltenen Namen zahlreich versendet. Lefraneel n sp.
9' Die Grundbehaarung der Flügeldecken ist fast staubförmig,
außerordentlich kurz, kein Härchen erreicht das nächste
dahinter befindliche, die Oberseite daher (bei erdfreien
Stücken) spärlich behaart erscheinend und glänzender. Hals¬
schild mit breit abgesetztem und stark aufgebogenem
Seitenrande, Vorderwinkel spitzig; Flügeldecken beim cT
ganz flach mit ziemlich breit abgesetzter und aufgebogener
Seitenrandkante und fast rechteckigen Schulterwinkeln;
beim 9 gewölbt, oval mit schmal abgesetzter Seitenrand¬
kante und stumpfen Schulterwinkeln, die Fleckenreihen schmal
und kürzer' borstig behaart. Endzahn der Vorderschienen
beim <$ wenig lang. Glied 2 und 3 der Hintertarsen beim
<S merklich länger als breit. Rostbraun. L. 10—12 mm. —
Oran: Sidi-bel-Abbes. Geblenf n. sp.
Untergattung: GlOb&Sida Escalera.
Letztes Fühlerglied stärker entwickelt. Vorderschienen am
Außenrande ungezähnt, die Unterseite derselben nicht abgeflacht,
alle Beine sowie die Unterseite sehr dicht anliegend weich
behaart, ohne Stachelborsten oder größere Unebenheiten, fast
matt. Halsschild mit breit aufgebogenen Seitenrändern und
gewölbter Scheibe, die Basalausbuchtung liegt dicht an den
abgestumpften Hinterwinkeln und ist mehr weniger tief.
Arten aus Spanien, Portugal und westlichem Nord¬
afrika.
1" Die fleckig unterbrochenen, dunkler erscheinenden Rippen der
gleichmäßig gewölbten Flügeldecken sehr lang abstehend
braunborstig behaart, auch die Zwischenräume mit solchen
langen, vereinzelten Haaren. L. 12—14 mm. — Spanien:
Algeciras, Alicante. cartagenlca Escal.
67
1' Die Fleckenrippen der Flügeldecken normal, kürzer ab¬
stehend borstig, oft fast anliegend behaart.
2" Basis des Halsschildes neben den Hinterwinkeln sehr tief
ausgerandet, die Hinterwinkel mehr weniger das Niveau des
Basallappens überragend.
3" Der stark aufgebogene Seitenrand des Halsschildes ist sehr
breit und vorne vor der Scheibe längsfurchig begrenzt, er
ist halb so breit als die halbe Dorsalbreite von der Absetzung
zur Halsschildmitte; die Hinterwinkel spitzig; Flügeldecken
in beiden Geschlechtern gewölbt und alle Rippen fleckig
gereiht und schmal büschelförmig braunborstig behaart.
L. 11—15 mm. — A. mauritana Escal. — Südspanien,
Algier, Marokko (Melilla). sinuatocollis Sol.
3 ' Halsschild mit weniger breit abgesetzten, ebenfalls stark,
aufgebogenen Seitenrändern, diese nicht scharffurchig begrenzt,
die Hinterwinkel etwas kürzer, Flügeldecken oval, mit fein
gereihten Unebenheiten, die 2. Reihe mit Basalkielchen,
die 3. Rippe höher, nach hinten etwas verstärkt und zur
Naht gebogen, ohne sie zu erreichen, die gemeinschaftliche
Scheibe zwischen diesen erhöhten Rippen beim cT ganz
abgeflacht, beim $ flach gewölbt. Braun, die Seiten des
Körpers oft heller rostbraun. L. 11- 14 mm. — Andalusien.
dncta Rosenh.
, 2 ‘ Basis des Halsschildes neben den Hinterwinkeln weniger
tief ausgerandet und die letzteren das Niveau des Basal¬
lappens nicht überragend.
4" Die gereihten, kurz braunborstig behaarten Flecken der
Flügeldecken dicht gestellt, rippenartig zusammenhängend,
alle, oder wenigstens die inneren 3 ganz gleichartig aus¬
gebildet, die erste nicht schwächer als die mittleren aus¬
geprägt und nahezu wie die 2. fast die Basis erreichend ;
ein verstärktes und verkürztes Basalfältchen ist nicht
gesondert vorhanden; die etwas tiefer liegenden Zwischen¬
räume heben sich fast als flache Längsfurchen ab, diese oft
mit Spuren von Längsstreifen. Schulterwinkel beim c? sehr
stumpf, beim 9 abgerundet. Halsschild nach vorn stark
verengt, mit schmal aufgebogenen Seitenrändern, Scheibe
sehr fein und dicht granuliert und fein und dicht gelblich
behaart. Flügeldecken am Grunde mit sehr feiner, kurzer,
5 *
68
aber sehr dichter gelblichgrauer Behaarung. Fühler dünn.
L. 12 mm. — Südspanien; Algier.
Intermedia Escal. 1 )
4' Die 1. Rippe der Flügeldecken ist nur aus kleinen Haar¬
flecken bestehend, viel schwächer als die 3. ausgebildet und
fehlt manchmal ganz.
5" Die Schulterwinkel der Flügeldecken manchmal in der
Anlage rechteckig aber die Spitze vollkommen breit abge¬
rundet, nicht eine stumpfe Ecke bildend.
6" Die Grundbehaarung zwischen den Unebenheiten der Flügel¬
decken mit geschlossener Behaarung, die Härchen sind dünn,
einfach dicht gestellt und einander übergreifend.
7" Die Fleckenstreifen ziemlich breit und zahlreich unter¬
brochen, alle ähnlich gebildet, die 2. und 3. Rippe lang,
alle mit ziemlich langen, dicht gestellten, büschelartigen,
zusammenlaufenden, gelben oder braunen Borstenhaaren
besetzt, die auch bei der Seitenansicht nicht einreihig gestellt
erscheinen. Körper ziemlich parallel, lang oval, beim 9 kürzer
und breiter oval, beim cf in der Mitte, beim 9 manchmal
etwas hinter der Mitte am breitesten, die 2. und 3. rippen¬
artige Fleckenreihe gleichartig, die 3. vorne nur sehr wenig
verkürzt. Halsschild beim 6 nicht deutlich, beim 9 wenig
schmäler als die Flügeldecken in der Mitte. Der
A. ruficornis ähnlich, aber robuster gebaut. L. 10—13 mm.
— A. Bonvouloiri Alld., elongata Ramb. — Andalusien,
Algier. oblonga Ramb.
7' Die Fleckenstreifen der Flügeldecken schmal, der 3. wenigstens
auf der vorderen Hälfte linear zusammenhängend und nach
hinten ein wenig verstärkt, der 2. meist bis zur Mitte
reichend, der 1. nur aus kleinen Haarmakeln bestehend,
alle braun oder dunkel behaart, bei der Seitenansicht die
3. Rippe scheinbar mit einreihig behaarter Kante. Länglich
oval, beim 9 kürzer, die Flügeldecken beim c? länglich
oval, beim 9 kürzer mit etwas bauchiger oval und gleich¬
mäßig gewölbt, in der Mitte viel breiter als der Halsschild;
die gemeinschaftliche Scheibe zwischen den 3. Rippen beim
d 1 schwach abgeflacht. Braun ; L. 10—12'5 mm. — In Süd¬
spanien weit verbreitet, bei Cartagena häufig. Von A. cincta
vielleicht nicht spezifisch verschieden, curvatipennls Escal.
J ) Weitere Angaben finden sich auf pg. 64 .
69
6 ; Die Grundbehaarung der Flügeldecken ist nicht geschlossen
und besteht aus dichten, sehr kurzen, weißlichen Haar-
börstchen, welche nach hinten die nächsten nicht über¬
greifen, sie kaum erreichen. Kurze, plumpe Art, Flügel¬
decken ähnlich wie bei curvatipennis skulptiert, die schwachen
Rippen meist kurz dunkel behaart, schmal, beim d vorne
flach gewölbt, beim 9 gleichmäßiger und höher. Hals¬
schild mit ziemlich scharfen Hinterwinkeln. Braunschwarz.
L. 11—135 mm. — Spanien: Valenzia. deformis Escal.
5' Schulterwinkel der Flügeldecken wenigstens eine sehr
stumpfe Ecke bildend. Die zusammenhängenden Flecken-
rippeu sehr schmal, die 3. Rippe bei der Ansicht von der
Seite scheinbar mit einreihig behaarter Kante.
8" Die dritte lange Rippe der Flügeldecken im 2. Drittel der
Deckenlänge (zu Beginn des Abfalles zur Spitze) von der
Naht soweit entfernt als vom Seitenrande; die Scheibe bis
zur 3. Rippe beim 9 wenig, beim d ziemlich stark ab¬
geflacht.
9" Groß, lang oval, die 2. Rippe der Flügeldecken gewöhnlich
die Mitte nicht erreichend, die erste hinten am Abfalle nur
mit sehr kleinen Höckerchen. Die breit und hoch abgesetzten
Seiten des Halsschildes fast so breit als die Hälfte der
halben Dorsalbreite. Grundfärbung schwarz. L. 13—15 mm.
— Spanien: Murcia. Schramm! Escal.
9' Kleiner, kürzer oval, die 2. Rippe gewöhnlich die Mitte
erreichend oder überragend, die erste hinten am Abfalle
mit kurzer Reihe größerer Tuberkeln. Der abgesetzte
Seitenrand des Halsschildes kaum mehr als Vs so breit als
die Scheibe von der Absetzung zur Halsschildmitte.
Humeralwinkel sehr stumpf. L. 8—12 mm. — A. setosa
Escal. — Spanien: Murcia, Aquilas. setigera Gebien
8' Die 3. lange Rippe der Flügeldecken im 2. Drittel der
Deckenlänge (zu Beginn des Abfalles vor der Spitze) von
der Naht beträchtlich weiter entfernt als vom Seiten¬
rande; die 1. Rippe hinten am Abfalle mit einigen gereihten
stärkeren Höckerchen.
10" Beine normal, die Mittel- und Vorderschienen beträchtlich
dünner als die Schenkel und anliegend behaart, nur nach
innen spärlich und sehr kurz bewimpert, die Tarsen unten
kürzer wimperartig behaart, die Wimperhaare des Klauen-
70
gliedes der Hintertarsen die Dicke derselben nicht über¬
ragend. Halsschildscheibe weniger hoch gewölbt, Flügel¬
decken beim 9 stärker, beim cf weniger gewölbt, die
Behaarung des Grundes fein und kurz, dicht gestellt, aber
jedes Härchen das hintere erreichend. L. 11—13 mm. —
Von Herrn Schramm zahlreich fälschlich als intermedia
verbreitet. — Spanien: Murcia, Tokana, Sierra Espana.
segurensis Escal.
10' Beine von auffallender Stärke, die Vorder- und Mittelschienen
dick, wenig dünner als die Schenkel, alle Schienen, im
Profile gesehen, außer der normalen anliegenden Behaarung
mit abstehend geneigten, dichten Wimperhaaren, die Tarsen
lang und kräftig, die Mitteltarsen beim cf fast so lang als
die Schienen, unten, besonders das Klauenglied, sehr lang
und dicht abstehend hell behaart, die Haare länger als die
Tarsendicke. Fühler auffallend lang, Halsschild mit fast
halbkugeliger Scheibenwölbung, Flügeldecken oval, an den
Seiten stark gerundet, dicht hinter der Mitte am breitesten,
die 2. und 3. Rippe schmal, linear, die 2. nach hinten wenig
verkürzt, die Scheibe beim cf bis zur 2. Rippe abgeflacht.
Oberseite der Flügeldecken mit sehr feinen, auffallend dünnen
Härchen reich behaart. L. 12 mm. — Von Hans Simon
gesammelt; 2 Exemplare in meiner Kollektion. — Algeciras.
molllcoma n. sp.
Nachtrag.
Dr. Jos. Müller bespricht in der Wien. Ent. Ztg. 1917,
p. 1 — 17 die ostadriatischen Asida- Arten und beschreibt einige
neue Subspecies, auf die hier leider nicht mehr Rücksicht
genommen werden konnte.
71
In der Bestimmungs - Tabelle Wurden nicht erwähnt
nachfolgende mir unbekannte Arten:
Allardi Baudi D. 1875. 112, aus Algier. Eingeführt für den
vergebenen Namen A. opaca Alld. Col. nouv. 1868, 3.,
Monogr. 235. ( Alphasida ).
altneriana Escal. Bol. Soc. Esp. 1905. 433, 437, Spanien.
(< Globasida ).
alonensis Martinez, An. Soc. Esp. 1873, 409, Spanien.
{Cribrasida).
Anceyi Alld. Pet. Nouv. Ent. I. 1870. 50, Syrien.
Ariasi Escal. Bol. Soc. Esp. 1909. 135, Marokko. ( Gradl-
asida Esc. i. 1.)
australis Leoni, Riv. Col. Ital. VII. 156, 171, 1910. 10, Italien.
Asida s. str.)
bacaremis Escal. Bol. Soc. Esp. 1905. 432, 435, Spanien.
( Globasida ).
Becerrae Escal. 1. c. 1905. 385, 387, Spanien. ( Alphasida s. str.)
Bereai Ecas. 1. c. 1907. 337, Marokko. ( Planasida Esc. i. 1.)
bifoveata Alld., Mon. 294. Tanger. ( Gymnetasida ).
crassicollis Fairm. Ann. Fr. 1868. 487, Algier (Syn. Morae Perez
Ins. nouv. III. 1868. 68, Spanien). {Alphasida).
dermatodes Fairm. 1. c. p. 488. Algier (Syn. clypeata Alld.
Col. nouv. 1868, 7; Mon. 256). ( Gymnetasida ).
dubia Ramb. Fn. Andal. 1842, T. 19, F. 5; Alld. Mon. 267.
{Glabrasida). Vielleicht von Goudoti nicht spezifisch ver¬
schieden.
dubiosa Escal. Bol. Soc. Esp. 1905. 433, 440, Spanien.
( Globasida ).
Escalerae Oberth. Bol. Soc. Esp. 1903. 74; et var. alpujarrensis
Escal, 1905. 386, Spanien. {Alphasida s. str.)
frigida Escal. Bol. Soc. Esp. 1905. 432, 436, Spanien.
{Globasida).
gaditana Escal. Bol. Soc. Esp. 1905. 383, 385, Spanien.
{Alphasida s. str.)
72
Gestroi Leoni, Riv. Ital. VII. 157, 170; VIII. 45, Italien; mit
var. obliterata Leoni und tyrrhena Leon. 1. c. 45, 46
(Asida s. str.).
incerta Leoni, Riv. Ital. VII. 159, VIII. 87, Italien. (Äsida s, str.)
Lazaroi Escal. Bol. Soc. Esp. 1906, 235, Spanien. ( Alpha-
sida s. str.)
Ludovici Perez, Ann. Soc. Esp. 1874. 136, t. 3, F. 1, Spanien.
(Asida s. str.)
Martini Escal. 1. c. 1903. 75, 1905. 384, Spanien. ( Alpha-
sida s. str.)
novissima Escal. 1. c. 1905. 432, 436, Spanien. ( Globasida).
pilosula Gebien, neuer Name für hispidula Pic l’Echange 1903. 114,
Tunis. ( Globasida).
quadrata Escal. Bol. Soc. Esp. 1905. 433, 439, Spanien.
(Globasida).
rotunda Escal. 1. c. 1905. 432, 436, Spanien. (Globasida).
scabrata Fairm. Ann. Fr. 1868. 485, Algier. (Gymnetasida).
serripes Chevrl. Ann. Soc. Esp. 1874. 157. Spanien. (As«do s. str.)
tenuecostata Fairm. Ann. Fr. 1880. 250, Marokko.
Vaucheri Escal. Boll. Soc. Esp. 1907. 339, Spanien. (Plan-
asida Escal. i. 1.)
Volxemi Escal. 1. c. 1905. 384, 387, Spanien, (Alphasida s. str.)
Nach 1908 beschriebene Asida^Arten
von Escalera.
Glabrasida conspuata Escal. Bol. Soc. Esp. 1910. 409, Marokko.
„ tuberculipennis Escal. 1. c. 410, „
„ globipennis Escal. 1. c. 412, „
„ mazaganica Escal. 1. c. 413, „
„ rabatica Escal. 1. c. 414, „
Gracilasida Ariasi Escal 1. c. 1909. 135, „
Glabrasida Uhagoni Escal. 1. c. 1912. 166, Spanien: Huelva.
Planasida Candidoi Escal. 1. c., p. 167, „ „
Alphasida Merced Escal. 1. c. 1914. 237, „ Albacete.
Machlasida Telueti Escal. 1. c. 1910. 283, Marokko.
„ Hach-Tamii Escal. 1. c. 283, n>
73
Index.
Die gesperrten Namen sind Gattungen und Untergattungen.
abrupta 51, acutangula 44, acuticollis 47, acuticosta 13, affinis 28,
akisoides 62, alcarazensis 44, alcirensis 38, algeriana 25, almeriensis 13,
alonensis 38, Alphasida 7, 8, 8, 11, Amori 31, angusta 60, angustata 57,
Annina 37, Aplanasida 11, 30, appulsa 20, Ardoisi 31, argenteolimbata 11,
Asida 7, 8, 39, 40, 43, asperata 29, atrata 29, atriventris 57, Auionasida
9, 19, auriculata 25.
banatica 45, barbara 28, barbaricina 54, Barceloi 58, basiplicata 64,
Baudii 47, Bayardi 49, beduina 26, Bet asida 8, 11, bicostata 12, bigor-
rensis 42, blaptoides 49, blattiformis 27, Bodoana 20, Bolivari 12, Bon-
vouloiri 68, brevicosta 31, brevipubens 32, Brucki 64.
calabra 49, calumniata 38, Cardonae 63, carinata 55, cariosicollis 28,
cartagenica 66, castellana 28, 33, catenulata 43, cavifrons 57, Chauveneti 20,
cepbalonica 48, cincta 67, Clementei 12, complanata 65, Combae 54,
confusa 64, consanguinea 47, convexicollis 43, cordubensis 33, corsica 52,
cortesensis 33, cossyrensis 30, costulata 34, 36, crassipes 23, crenata 31,
Cribrasida 11, 38, cribricollis 57, crispata 49, curta 45, curratipennis 68>
cylindrica 27.
deformis 69, Dejeani 49, depilata 13, depressa 23, 30, detrita 39,
Devillei 55, Deyrollei 34, Dieeki 60, difficilis 41, dissimilis 16, Doderoi 55,
Dolicbasida 40, 58, dominula 53, dorgaliensis 56, Doriae 50, Duft-
schmidti 43, Dufouri 24, Dur asida 9, 14.
Edithae 16, Elongasida 11, 38, elongata .31, 68, esteparia 59,
Eury asida 40, 58, exculpta 54.
Fabricii 23, Fairmairei 45, fascicularis 48, Fatima 61, Favierl 41
Felicitana 18, Fiorii 48, foveicollis 50, Fuentei 60, fuliginosa 37.
gaditana 37, Gambeyi 43, garucbensis 64, Gaßneri 25, Gebieni 66,
Genei 53, Ghilianii 64, gibbicollis 60, gigas 36, G1 abrasida 11, 31,
glabrieosta 43, glacialis 54, Gl ob asida 41, 66, Goryi 57, Goudoti 34, 36,
gracilis 25, 35, graeca 45, Gran asida 9, 14, grandipalpis 38, granifera 28,
granulata 15, granulifera 14, grisea F. 50, grisea All. 43, grossa 30-
Gym net asida 10, 22.
hebes 46, helvetica 47, Henoni 16, Herminae 17, hesperica 39 ?
Heydeni 36, himerera 18, hispalensis 39, hispaniea 36, holosericea 12,
horrens 63.
ibizensis 31, ignorata 53, inaequalis 50, inquinata 63, insidiosa 43,
insularis 36, 50, integra 22, interjeeta 22, intermedia 64, 68, interstrata 22,
Ithae 62, Ithana 30, Jurinei 42.
Koltzei 36, Kraatzi 14.
74
laevicollis 24, iaevigata F. 15, laevigata Ramb. 30, laevis 38,
lanccocollis 44, lapidaria 20, Lefraneei 66, leonensis 32, Leonhardi 12,
Leonisii 47, leperina 21, lepidoptera 55, Leptasida 40, 60, Lethierryi 20,
liguriea 48, lineatocollis 47, 48, longicollis Kr. 49, longicollis Sol. 52, Lopezi
13, lorcana 13, Lostiae 54. luctuosa 11, Luigionii 49, lulensis 57, lutosa 45.
Machlasida 8, 13, Mahoni 42, marginicollis 63, Marmottani 43,
maroccana 27, Marseuli 32, massiliensis 49, Martinezi 13, mauritana 67,
Mel ambasida 10, 21, melitana 29, melillensis 24, Mimelasida 10, 21,
miliaris 24, minima 46, minuta 46, mollicoma 70, montalbica 56, montana 37,
Moraguesi 59, morbillosa 43, Moroderi 65, Muley-Hafidi 13.
nerjensis 46, nigerrima 24, nigroopaca 35, nitidicollis 35.
Obertburi 13, obesa 43, oblonga 68 obscura 47, obsoleta 25, Olcesi
14, opatroides 19.
parallela 37,38, Paulinoi 61, Pazi 42, Pedar asida 11,28, Peltasida
39, 41, Perezi 36, piligera 49, Pirazzolii 47, piriensis 54, Planasida 61,
planipennis 60, Polasida 39, 41, politicollis 35, porcata 33, proxima 54,
pseudotuberculifera 24, puneticollis 21, punctipennis 32, pusillima 62,
pygmaea 61, pygmaea All. 64, pyrenaea 42.
quadricarinata 19, quadricostata 20.
Ramburi 12, rectipennis 38, Reichei 63, Reitteri 43, rhytirrhina 50,
Ricoi 61, Rolphi 27, ruficornis 65, rufomarginalis 30. rufopubescens 13,
rugosa 23, 43, rugulosa 29, rustica 54.
sabulosa 43, Saintpierrei 18, Sanchesgomezi 11, sardiniensis 47,
sardoa 57, scabrosa 34, 36, Schrarnmi 69, Schusteri 52, segurensis 70,
sericea 41, serpiginosa 23, Servillei 24, setigera 69, setipennis 59, setosa 69,
setulifera 47, sibirica 36, sicula 30, silphiformis 17, silphoides 15, singularis
14, sinuata 49, sinuatocollis 67, Solarii 54, Solieri 12, 5t, squalida 30,
squamigera 58, squamulata 52, Stierlini 56, subcylindrica 42, subcostata
24, 28, subdepressa 28, sulcata 32, sulcipennis 19, syriaca 30.
tangeriana 28, terricola 48, terolensis 34, Tournieri 26, Tracli asida
41, 62, tricostata 23, tuberculata 26, tuberculifera 26, tuberculosa 19,
tumida 22.
undata 43, undulata 54.
vagecostata 21, Valentina 59, variolosa 43, ventricosa 36, vieina 43,
Villefroyi 37, villososulcata 15.
Wankai 65.
Zaida 61, Zapateri 34.
Pflatt3enfunde aus der Flora von Brünn.
Von A. Wildt.
1. Botrychium Lunaria (L.) Sw. var. normalis Rip.
bei Bilowitz (Thenius), bei Kiritein (Dr. v. Teuber).
Quercus Cerris L. u. Qu. Streimii Heuff. am Hadi-
berge fruchteten im Sommer 1916 schlecht; der Baum, den ich
für Qu. Tiszae halte, gar nicht.
2. Populus canescens Ait. beim Antonibrünnel.
3. Silene italica Pers. in großer Menge eingeschleppt am
Eisenbahndamme bei Jehnitz.
4. Pulsatilla grandis Wendr. zeigte im Schreibwalde
nach einer Reihe von Jahren wieder weniger zerteilte Blätter.
5. Erysimum durum Pres, auf den Mauern des Museums¬
gebäudes.
6. Viola cyanea \ odorata am Südabhange des
Spielberges.
7. Rubus bifrons Vest. Neutitsehein .(Rehwinkel).
8. Fragaria viridis Duch. var. flagellifera Schur.
Asch. & Gr. Syn., Bd. VI, 1., S. 655 im Walde Borky hei
Malomjerschitz.
9. Rosa gallica x canina in der Form Znoimensis
Ob. & H. Br. bei Schlapanitz und beim Antonibrünnel (Stud.
Kostka).
10. Pyrus nivalis Jacq. var austriaca Kern. Fritsch
Excursfl., II. Aufl., S. 302, am Hadiberge.
11. Ononis repens L. Neutitsehein (Rehwinkel).
12. Chaerophyllum aromaticum L. bei Jehnitz und
bei Autiecbau.
13. Torilis arvensis Lnk. am Kuhberge.
14. Heracleum sibiricum L. bei Kiritein häufig und
H. sphondylium gänzlich verdrängend (Dr. v. Teuber).
76
Onosma Visiani Clem. fehlt in Mähren, wird aber in
dem neuen Werke : „Die Pflanzendecke Oesterreich-Ungarns“ von
Dr. v. Hayek irrtümlich für dieses Kronland angegeben.
15. Verbascum montanum Schrad. bei Rebeschowitz.
16. Verbascum nemorosum Schrad. bei Fröllersdorf.
17. Veronica opaca Fr. auch heuer bei Zwittau, jedoch
schwächlich und in geringen Mengen (Dr. v. Teuber).
Veronica polita Fr. war im Sommer 1916 in der
Umgebung von Brünn selten und nur im Salzboden von Ott
marau häufig.
18. Stachys germanica L. im Rziczkatale.
19. Brunelia alba \ grandiflora am Hadiberge.
20. Gentiana austriaca Kern bei Kiritein (Dr. v. Teuber).
21. Cynanchum Vincetoxicum (L.) Pers. auf der
Stranskä skäla (Stud. Kostka).
22. Campanula sibirica L. beim Antonibrünnel.
Solidago serotina Ait. am Schwarzaufer, kam heuer,
wie viele andere Pflanzen, nicht zur Blüte.
23. Gnaphalium luteo-album L. bei Sobieschitz.
24. Galinsoga parviflora schon in die Krautfelder
hinter der Dömrößelgasse eingedrungen.
25. Senecio tenuifolius-L. bei Czernowitz und bei
Zinsendorf, selten.
26. Echinops sphaerocephalus L. im Rziczkatale.
27. Carlina acaulis L. var. alpina Jacq. bei Kiritein.
Dr. v. Teuber).
28. Cirsium palustre L. in der Form C. Chailetti
Gaud. häufig um Wranau.
29. CentaureaJacea var. subjacea Hayek Neutitschein
(Rehwinkel).
30. Cichorium Intybus L. mit bandförmigem, 3cm
breitem Stengel beim Wasserwerke in der Schreibwaldstraße
(Heinke).
31. Gagea pratensis Dum. bei Julienfeld.
32. Gagea bohemica L. am Kuhberge auf einer zweiten
Stelle (Stud. Kostka).
Polygonum verticillatum (L.) All. bei Kiritein, kam
auch heuer nicht zur Blüte (Dr. v. Teuber).
33. Cyperus fuscus L. bei Satschan.
34. Car ex hordeistichos Vill. bei Fröllersdorf.
77
35. Aira caryophylleaL. mit Grassamen eingeschleppt
an der neuen Straße von der Restauration im Schreibwalde nach
Neu-Leskau.
36. Koeleria pseudocristata Domin am Steinberge
und bei Schlapanitz.
37. Melica transilvanica Schur bei Hussowitz, bei
Kromau, Polau und Hiesl (Bez. Gaya).
38. Sclerochloa dura Beauv, an Wegen der Kraut¬
gärten hinter der Dörnrößelgasse.
39. Vulpia dertonensis (All.) Gola wieder am Roten
Berge, jedoch an anderer Stelle, ferner massenhaft im Rasen mit
Aira caryophyllea (Post 35) eingeschleppt.
40. Bromus secalinus L. var. lasiophyllus Beck
Flora von Nied.-Oesterreich, S. 108, bei Lautschitz.
41. Bromus ramosus Huds. bei Wranau, nicht typisch
am Hadi berge.
42. Bromus asper Murr, mit obigem und häufiger.
43. Orchis militaris L. auf der Wiese bei Mokrä hora.
44. Loroglossum hircinum Rieh, bei Sennohrad etwa
15 Stücke (Thums).
lieber einige mehrfach beobachtete Feuerkugeln.
Von Prof. G. V. NleBl.
Im Nachstehenden berichte ich über die Bahnen einiger
größeren Meteore, soweit die mir zugekommenen Nachrichten deren
Ableitung zuließen. Darunter befinden sich auch Fälle, in denen
die Beobachtungen häufig nicht hinreichend bestimmt Vorlagen und
die deshalb nach einer der gewöhnlich angewendeten Rechnungs¬
methoden sich als nicht leicht auflösbar erweisen. Es sind dies
nicht selten solche, die am hellen Tag, im vollen Sonnenlicht oder
doch in noch wenig vorgeschrittener Dämmerung stattfanden,
weshalb die himmlischen Richtmarken fehlten. Da aber eben
solche Fälle ihre Strahlungspunkte oft unweit der Sonne haben
und dabei der Zusammenstoß mit der Erde erst nach dem Durch¬
gänge durch das Perihel erfolgte, so sind sie die selteneren und
aus mancherlei Gründen die wichtigeren. Ich habe ihnen deshalb
an der Hand vieljähriger Erfahrungen besondere Aufmerksamkeit
und Sorgfalt zugewendet und möchte nicht gerne unterlassen, zu
erwähnen, daß auch die von mir hier manchmal nur hypothetisch
angeführten Ergebnisse immerhin einiges Vertrauen verdienen mögen.
Schließlich möchte ich auch an dieser Stelle den vielen im
weiteren namentlich angeführten Personen, die mich durch Mittei¬
lung von Nachrichten unterstützt haben, dann insbesondere auch
den Sternwarten in Kalocsa (Ungarn), Breslau, Heidelberg-
Königstuhl und der Wiener „Urania“ aufrichtig verbindlichst
danken. Noch möchte ich endlich des Umstandes gedenken, daß
Gideon Riegler, der junge Leiter der „Urania“-Sternwarte, als
Nachfolger Jaschke’s, sich, sobald er diese Stelle angetreten
hatte, in zwei Fällen mit großem Eifer und gutem Erfolge bemüht
hatte, mir brauchbares Beobachtungsmaterial zu verschaffen. Meinen
Dank kann ich ihm hier nicht mehr ausdrticken, da er leider im
Jahre 1914, bald nach seinem Einrücken als Reserve-Offizier zu
unserer Armee, auf dem Felde der Ehre in Russisch-Polen seinen
Tod gefunden hat
Großes Meteor am 3. Jänner 1899 um 5 b 5 ™ mitti. wiener z.
Obwohl die ziemlich zahlreichen, zumeist aber doch nur
beiläufigen Beobachtungen dieses Falles eine genaue Ausmittlung
der Bahnlage nicht zulassen, habe ich, nach Durchrechnung einiger
Annahmen, doch nicht weiter zögern wollen, die Ergebnisse,
welche ich schließlich für die wahrscheinlichsten halte, hier in
Kürze mitzuteilen. Es stellte sich nämlich die immerhin bemerkens¬
werte Tatsache heraus, daß der scheinbare Radiationspunkt dieser
ansehnlichen Feuerkugel so nahe an dem von Galle abgeleiteten
des berühmten großen Meteoritenfalles am 30. Jänner 1868 bei
Pultusk unweit Warschau in Polen gelegen war, daß mit großer
Wahrscheinlichkeit für beide Erscheinungen die Identität des
kosmischen Ausgangspunktes im Weltenraum angenommen
werden kann.
Die nachstehend angeführten Beobachtungen sind, bis auf
jene aus Oslowan (Nr. 6), Zeitungsmeldungen entnommen, die
mir zu spät in die Hände gelangten, als daß sie durch weitere
Erkundigungen vervollständigt werden konnten. Dies mußte
vielfach erst später, wenn es möglich war, wie z. B. bei den
Beobachtungen aus Wien, mit Hilfe geeigneter Pläne und Karten
versucht werden.
Beobachtungen:
1. Graz (33° 7'; 47° 4'). 5 h Kometenartige Feuerkugel in
der Richtung Radegund (14° E v. N) gegen Schöckel (N; nicht
sicher), noch in beträchtlicher Höhe platzend. (Graz. Tagespost.)
2. Wien a) 5 h 5 m . Von der Ecke der Eschenbachgasse
in der Richtung gegen den Neubau der Hofburg 28° W v. N
fiel ganz senkrecht gegen die Erde eine helle Feuerkugel.
(Herr V. Hausmann.)
b) 5 h 4 m . Am Hof. Verschwand anscheinend über der
Wipplingerstraße 16° W v. N. Kern fast sonnenhell mit grünem
Hof, der in violett abgetönte Strahlen zu verlaufen schien. Im
ganzen von anscheinend Mondgröße. (Herr Dr. H. Kleser.)
80
c) Ferdinandsbrücke. Einige Minuten nach 5 h . Fiel
am nordwestlichen Himmel. Dauer: 5 S . Erst intensiv weiß, dann
grünlich. (Herr R. Bauer.)
d) Karolinenbrücke, von der Reisnerstraße her¬
kommend, gewahrte ich die Erscheinung etwas rechts über den
Bäumen des Stadtparkes, 40° W v. N. (Herr A. Wessely.)
Die Richtung etwas unsicher.
e) Ring, gegenüber der Hofoper. Das Meteor fiel in der
Richtung der Burg, 28° W v. N. (Herr R. Sieczynski.)
f) Im Schönbrunner Park. 5 h . Hellgrünes Meteor gegen
NW in senkrechtem Fall. (Herr P. Grün.)
Das Mittel aller sechs anscheinend gleichgewichtigen Angaben
gibt 33*7° W v. N + 4*7° mittl. Fehler, also 146*3° Azimut.
3. Wels (31° 42'; 48° 10'). Am östlichen Himmel, blaue
Kugel mit langem Schweif in großem Bogen. (Linzer Volksblatt.)
4. Sanct Veit im Mühlkreis (31° 50'; 48° 27').
5 h 10™. Prachtvolles Meteor, scheinbar beinahe von Mondgröße.
Es wurde ungefähr unter einem Gesichtswinkel von 40°—45° am
Nordosthimmel sichtbar und hinterließ, anscheinend senk¬
recht zur Erde fallend, rötliche Funken. (Linzer Tagespost.)
5. Lembach (31° 34'; 48° 29'). 5 h . Eine prächtige,
bläulichweiß glänzende Kugel mit einem meterlangen Schweif
zog in schwachem Bogen von Osten nach Norden, platzte
scheinbar vielleicht 50° von der Erde entfernt, und von einem
förmlichen Funkenregen, sowie unzähligen in allen Farben
glänzenden Sternchen umgeben, fiel eine intensiv rot leuchtende
Kugel zur Erde nieder. (Wie obeD.)
6. Oslowan in Mähren (33° 59'; 49° 7*5') Von hier
berichtete mir Herr Oberförster Weber, daß sich das hell
leuchtende, ziemlich große Meteor in der Richtung SE gegen NW
bewegt hatte. Die Lichtstärke war so groß, daß die Erscheinung
auch beim Eintritt in den bewölkten Himmel sichtbar blieb. Der
Beobachter meinte, nach 5—6 S eine „sehr starke Detonation“
vernommen zu haben. Meinen Anfragen um einige genauere
Feststellungen konnte Herr Weber leider nicht entsprechen, da
er zu Wagen fuhr und die Erscheinung, wie er berichtet, in
großer scheinbaren Höhe aufgetreten war.
81
Für die Fallstunde wurde nach 2.) 5 U 5 m m. Wiener Zeit
| angenommen. Zur Abschätzung der Lage des Endpunktes
| können nachstehende den betreffenden Beobachtungen entnommene
Azimute verwendet werden:
Aus Graz (1) A : 180° oder N
„ Wien (2) „ : 146-3° „ 33-7 W v. N
| „ St. Veit (4) „ : 225° „ NE
! Diese drei Richtungen treffen sehr nahe übereinstimmend
zusammen und geben nach Ausgleich den Endpunkt über
I 33° 3' ö. v. F. in 49° 12' n. Breite nahezu 5 km westlich der
* Stadt Teltsch in Mähren.
Die Verbesserungen der drei beobachteten Richtungen sind
der Reihe nach für (1) : — 1-2°, (2) : + 0‘5°, (4) : 4- 1*4°, also
viel geringer als es zu erwarten war.
Die Höhe des Hemmungspunktes über der Erdoberfläche
kann, da eine hiezu verwendbare bestimmte Angabe nicht vor¬
liegt, nicht direkt voraus ermittelt werden. Deshalb ist das für
die geographische Lage dieses Punktes gefundene gute Resultat
vorläufig zur Ergänzung der scheinbaren Bahnbogen unver¬
wendbar, und es muß zur Abschätzung der Bahnlage ein neuer
Weg versucht werden.
Die beiden Wiener Beobachtungen 2 (a und f) geben übex--
einstimmend den Fall des Meteors senkrecht an. Da eine
j gegenteilige Angabe von dort nicht vorkommt, kann angenommen
, werden, daß in Wien zur Fallzeit der Radiant in dem durch die
i azimutalen Knoten 33-7° Ost von S und ebensoviel West von N
i gebenen Vertikal zu suchen ist.
Ueber die Neigung der Bahn in diesem Vertikal können
zunächst die Berichte aus den drei ziemlich weit westlich gele¬
genen Orten unter 3) bis 5) einigen Aufschluß geben, da deren
visuelle Richtungen jene aus Wien offenbar unter günstig großen
Winkeln schneiden.
Würde nur die Angabe aus SanctVeit 4), daß auch
dort der Fall der Feuerkugel senkrecht erschienen ist, als
zutreffend gelten, so müßte in Verbindung mit den Wiener
| Berichten angenommen werden, daß das Meteor aus einem im
Zenit (zur Fallzeit in « = 358° ä = + 48 5°) gelegenen
' Radianten gekommen war. Allein, dem widersprechen die, wenn
auch nicht zahlenmäßig ausgedrückten Wahrnehmungen aus
j 3) und 5). Aus Wels (3) wird berichtet, daß der Fall im
I Verhandlungen des natnrf. Vereines in Brünn. LY. Band. 0
82
„großen Bogen“ stattfand, womit ein scheinbar senkrechter Fall
unmöglich gemeint sein konnte. Die Meldung aus Lembach (5)
bezeichnet gleichsam als Mittel zwischen den Angaben 3) und 4)
den Fall im „schwachen Bogen“, wobei die Bezeichnung von
„E nach N“ selbstverständlich nur ganz beiläufig zu nehmen ist.
Aus diesen drei Beobachtungen von der Westseite her schließe
ich, daß der Radiant sicher so weit vom Zenit gelegen war, um
dort den Eindruck einer deutlich aber nicht stark gekrümmten
scheinbaren Bahn hervorzurufen, und ich habe gefunden, daß die
Gesamtheit der übrigen Angaben ebenfalls relativ am besten
dargestellt wird, wenn der Radiant in 30° Zenitdistanz in dem
vorhin aus den Wiener Beobachtungen abgeleiteten Großkreis
angenommen wird.
Aus den Berichten 5) und 6) muß ferner gefolgert werden,
daß das Meteor von der südöstlichen Seite (nicht von NW)
gekommen war, weshalb der Radiant für Wien in A = 326'3°
(33’7° E v. S) h = 60° anzunehmen ist. Auf den Aequator
bezogen ergeben sich dann dessen Koordinaten in « = 17'5°
( V = + 21-7°.
Vorausgesetzt, daß dieses Ergebnis hinsichtlich der Bahn¬
lage der Wirklichkeit wenigstens sehr nahe kommt, läßt sich
nun zunächst mit Hilfe der Beobachtung aus Graz (1), die eine
nach der Umgebung gut orientierte Richtung zum Anfangs¬
punkt der dort wahrgenommenen Bahn (in A = 194°) bietet,
und mit Einbeziehung der von der West- und Ostseite her vor¬
liegenden minder bestimmten Richtungs- und Höhenschätzungen
zunächst der Ort des Aufleuchtens und damit auch die
Höhe des Hemmungspunktes, dessen geographische Lage
aus der Ableitung bereits gegeben ist, sowie die lineare Bahn¬
länge gut genüg abschätzen.
Es ergibt sich dabei, daß das Aufleuchten 175 km
über 33° 36' östl. Lge. v. F. und 48° 37' n. Br., wenig nördlich
von Sitzendorf in Niederösterreich, stattfand, woraus dann für
die Höhe des Hemmungspunktes 40 km über der bereits
ermittelten Gegend in Mähren bei Teltsch, sowie die Bahnlänge
von 141'5 km hervorgehen. Mit der abgeschätzten Dauer von
5 S würde hienach für die geozentrische Geschwindigkeit 28‘3 km
zu nehmen sein. Die Koordinaten des Radianten auf die Ekliptik
bezogen ergeben sich in ). = 24’5° ß = 13°, und hieraus folgt
die scheinbare Elongation desselben vom Apex der Erdbewegung
83
in 162°, sowie die heliozentrische Geschwindigkeit
zu 57 km, entsprechend einer sehr ausgeprägten Hyperbel.
Es mag noch kurz angeführt werden, inwieferne auch die
nur beiläufigen Beobachtungen über die Bahnlage durch diese
Ergebnisse dargestellt werden.
Die drei Beobachtungsorte im Westen Oberösterreichs
(3, 4, 5) liegen im Vergleich gegen die Entfernung der Meteor¬
bahn so nahe beisammen, daß an denselben sehr bedeutende
Unterschiede in dieser Hinsicht sich nicht ergeben konnten, so
daß die in den betreffenden Berichten vorkommenden, großen¬
teils aus ungleichartiger Auffassung und Wiedergabe des
Gesehenen zu erklären sind.
Berechnet man, wie nach unseren Resultaten die Erscheinung
in jedem der drei Beobachtungsorte aufgetreten wäre, so erhält
man Nachstehendes:
Der scheinbaren Bahn
Anfang Ende Knoten Neigung
3) Wels: Ost, 204° N.-h: 48‘5° Ost, 49 7° N.-h: 14° Ost, 57-5 N 61°
4) Set. Veit: „ 8-8° „ — h: 515° „ 42*1° „ — h: 17° „ 516 „ 61-6°
5) Lembach: „ 6-4° „ —h: 48-3° „ 37° „ — h: 16° „ 405 „ 60-7°
Nach unserem Resultat mußte also die scheinbare Bahn an
diesen drei Orten in der Richtung SW—NE ungefähr zwischen
Ost und Nordost ziemlich steil verlaufen sein. Von den einzelnen
Angaben schließen sich jene aus Lembach (5) am nächsten den
Rechnungsergebnissen an.
Die Beobachtung aus Graz stimmt, abgesehen von der
schon vorne erwähnten geringen Verbesserung (—1*2°) am End¬
punkt, mit dem Resultat völlig überein.
In Oslowan (6) würde nach diesen Ergebnissen die Bahn
scheinbar aus ESE gegen WNW (statt, wie angegeben SE—NW)
gerichtet, der Anfang in SSW, 70° hoch, das Ende 7'5° nördlich
von W, 30° hoch erschienen sein. Darnach war dort der ganze
Bahnbogen so hoch am Himmel gelegen, daß es wohl begreiflich
ist, wenn die Richtung nicht genauer bezeichnet werden konnte.
Vielleicht erklärt dies auch den Umstand, daß dort sogar die
Bewölkung durchleuchtet wurde. Die von dem Beobachter nach
wenigen Sekunden vernommene Detonation kann aber nicht
von diesem Falle hergerührt haben.
6 *
84
Wenn die Feuerkugel in Wien von Mondgröße erschienen
ist, so würde der Durchmesser der leuchtenden Sphäre ungefähr
einen Kilometer betragen haben.
Nach Galles Ableitung (Schles. Ges. 4. März 868) hatte
der Radiant der Meteoriten von Pultusk die ekliptischen
Koordinaten X = 20° ß = + 12° für Jänner 30. Die oben für
Jänner 3 abgeleiteten betragen X = 24*5° ß — 4- 13°. Die
nötige Verschiebung unter Voraussetzung identischen Ausgangs¬
punktes sind dem Sinne nach ganz dieser Annahme günstig.
Diese mußte mit wachsender Sonnenlänge in Länge negativ
und auch für starke hyperbolische Geschwindigkeiten ziemlich
groß, in Breite jedoch sehr unbeträchtlich und positiv sein.
Rechnet man von Galles Radianten v. 30. auf den 3. Jänner
zurück, so müßte für unsere Feuerkugel der Radiant (wenn
v = 2'5, also ungefähr um 0 - 6 mehr als vorhin abgeleitet
wurde) X = 30° statt 24 , 5° und ß — 11° statt 13° genommen
werden. Beides ist ganz wohl möglich, da ja die Unsicherheit
unserer Bestimmung 5°—6° und selbst darüber betragen kann.
Galle hat bei seiner Ableitung (vielleicht mit vollem Recht) nur
die zwei verläßlichsten Beobachtungen benützt. Ich habe später*)
versucht, wie sich das Ergebnis gestaltet, wenn noch einige
andere zugezogen werden. Dabei ergab sich für den Radianten
X = 16’7° ß — ■+• 7'1°. Auf den 3. Jänner reduziert würde
sich dann X = 26‘5° ß = 8 ergeben, wobei der Unterschied
von unserem Radianten in X nur 2° beträgt, aber in ß auf 5°
steigt. Würde also für den Radianten von Pultusk die Länge
aus meiner, die Breite aber aus Galles Ableitung, also
X = 16*7° /? = -+- 12° (« = 10‘6 Ö — -J- 17*6) genommen, so
würde eine bis auf 2° gehende Uebereinstimmung vorliegen*
Allein die hier für den 3. Jänner abgeleiteten Koordinaten sind
eben weitaus nicht sicher genug, um darnach Veränderungen iu
den für den 30. Jänner erhaltenen Resultaten vorzunehmen;
immerhin wären diese Beziehungen jedoch im Auge zu behalten.
Ueber eine am 14. Mai 1909 um 8 h 20 n> m. e. ,z. in Ungarn
beobachtete Feuerkugel.
Auf die im Nachstehenden mitgeteilten Beobachtungen,
soweit sie in der ungarischen meteorologischen Zeitschrift „Jdü- >
') Sitzb. kais. Akad., Wien, HO Bd., Ila. 901, 32.
85
järäs“ Maiheft 19U9 p. 182 angeführt sind, hat mich der Direktor
des Haynald-Observatoriums in Kalocsa, Se. Hochwürden Herr
P. Jul ins Fdnyl, aufmerksam gemacht, dessen besonderer, oft
bewährten Liebenswürdigkeit ich ferner den ausführlichen Bericht
über die Beobachtung in Kalocsa verdanke. Die letzteren sehr
verläßlichen Feststellungen ermöglichten mit Zuziehung der bei¬
läufigen Angaben aus den anderen Beobachtungsorten die Ab¬
schätzung der Bahnlage dieses Meteors.
Da nur ein Bahnbogen hinreichend bestimmt gegeben ist,
habe ich die Ableitung auf Grund von dreierlei verschiedenen
Annahmen vorgenommen. Aus den betreffenden Ergebnissen
vermag man ungefähr die Grenzen der verbleibenden Unsicherheit
zu erkennen. Sind diese zwar erheblich, so gestatten die Resultate
doch hinsichtlich einzelner, nicht unwichtiger Teile ganz be¬
stimmte Schlußfolgerungen. Ihre Veröffentlichung dürfte überdies
auch dadurch begründet erscheinen, daß es sich hier wieder um
einen der etwas weniger häufigen Fälle handelt, in dem das
Meteor in seinem Zuge von der Sonne her, also nach dem
Periheldurchgang beobachtet wurde.
Beobachtungen:
1. Kalocza (36° 38'; 46° 32'). Das Meteor wurde um
8 h 20 m m. e. Z. im Hofe des Seminars von dem Herrn Professor
Riegl und den umstehenden Seminaristen beobachtet. Ein
blendend weißes Licht erfüllte den Hof. Man blickte auf und
sah hinter Altocumulus-Wolken die Feuerkugel von der Größe
0*8 des scheinbaren Monddurchmessers, mit einem Schweif von
4—5 Mondbreiten Länge und etwa 5—6' Breite, Detonationen
wurden nicht vernommen. Die Dauer wurde auf 3—4 S geschätzt.
Nach zwei Tagen wurde mit einem Theodoliten bestimmt, für
das Aufleuchten Azimut: 247° 30', Höhe: 65° 44', für das
Verschwinden Azimut 295° 56', Höhe 35° 8'. Es wurde
nicht vom Gebäude verdeckt. Dieser letztere Punkt wird als
genauer bezeichnet, weil er nahe einem Kamin lag.
2. Budapest (36° 44'; 47" 30'). Erschien gegen ESE
60° hoch, weißlichblau, hinterließ einen gelbroten Schweif und
war nur wenige Sekunden lang zu sehen (diese, wie die folgen¬
den Angaben, aus Idöjäräs).
3. Alberti Irsa (37° 17*5'; 47° 15'). Gelbgrüne Kugel leuchtet
gegen SE auf und fällt senkrecht. Dauer 3 S . Schweif 2 m lang.
86
4. Zsombolya (Hatzfeld, 38 ü 23'; 45° 44'). Gegen NW:
Höhe 60°—70°; fiel zwischen Wolken von NW gegen SE.
Schön lilablau, dann gelb, endlich sehr hell leuchtend;
4—5 S sichtbar.
5. Väroshidveg (35 u 58'; 46° 49'). Fiel auf der Ostseite
von N gegen E, hinterließ einen breiten 1 bis 2 m langen
Steifen und einen schmalen zick-zack-förmigen 6 bis 8 m langen.
Durch 1—2 S lang war die Gegend hellgrün beleuchtet. Himmel
wolkenlos.
I. Aus Vorstehendem erkennt man, daß der scheinbare
Balmbogen der Beobachtung in Kalocza vollständig und
mit großem relativen Gewicht, jener aus Alberti Irsa
wenigstens der Lage nach gegeben ist. Würde man diese An¬
gaben als völlig frei von unvermeidlichen Beobachtungsfehlern
betrachten können, so würden sie eben noch ausreichen, um alle
Umstände zu ermitteln. Dies soll zunächst vorgenommen werden.
Dabei ist für die Beobachtung in 3) der Vertikal gegen SE
angenommen. Die beiden unten angeführten Punkte bezeichnen
denselben im Zenit und Horizont. Für 1) sind die den dort
bezeichneten Punkten entsprechenden äquatorealen Koordinaten
angesetzt.
Der scheinbare Radiant wäre dann durch den Schnitt der
beiden folgenden Großkreise bestimmt:
I. II.
« d ad
Ivalocza . . 237*0° + 50-3 1 ’ . . 248'8° + 99°
Alberti Irsa 20P1 +47 - 2 . . 254‘8 — 28.7
Hieraus würde der Radiant in « = 78‘0° <V = -f- 32’7°
oder auf die Ekliptik bezogen in ). = 79'8° ß = -\- 9'7° her¬
vorgehen.
Aus dem für Kalocza in A = 295° 56' bezeichneten End¬
punkt der scheinbaren Bahn ergibt sich unter Voraussetzung des
entsprechenden Azimutes von 315° in 3) der Endpunkt der
im ersteren Ort nach gewiesenen linearen Bahn über 39° 49‘5 ö. L.
und 45 u 25' n. Br., WSW von Karänsebes in Ungarn. Die in
1) hiefür angegebene (gemessene) scheinbare Höhe von 35‘1 U
liefert dann für die lineare Höhe über jenem Punkt nicht
weniger als 207 km. Es ist vielleicht am Platz hier darauf
87
aufmerksam zu machen, daß nach dem Bericht das Verschwinden
nicht hinter einem Gebäude erfolgt war.
Der Radiant befand sich an diesem Punkt in 136'9°
Azimut nur 2‘3° hoch. Die Bahn war also hier fast horizontal.
Der in Kalocza bezeichnete Punkt des Aufleuchtens befand sich
in derselben 222 km über 37° 46' ö. L. und 46° 52' n. Br.
Die dort beobachtete Bahnstrecke wäre hienach zu 231 km
Länge anzunehmen. Mit der angegebenen Dauer von 3—4 8 würde
daraus im Mittel 66 km fUr die geozentrische Geschwindigkeit
hervorgehen. Obwohl es nicht erwiesen ist, daß die in 4) mit
4—5 S bezeichnete Dauer sich auf die gleiche Strecke bezieht,
dürfte man bei der ansehnlichen Länge der letzteren dies
vielleicht ungefähr annehmen und den Mittelwert beider Angaben,
also 4“ auf die Länge von 231 km beziehen dürfen, woraus sich
dann für die Geschwindigkeit nur 57’7 km ergeben würden.
Da der scheinbare Radiant in 116° Elongation vom Apex der
Erdbewegung gelegen war, würden hieraus für die heliozentrische
Geschwindigkeit 75‘5 km. hervorgehen, wodurch alle in Frage
kommenden Umstände eigentlich bestimmt wären, ohne daß es
notwendig gewesen irgend eine Aenderung an den Angaben
der Beobachtungen vorzunehmen.
Auffallend bleibt dabei aber doch die ungemein große
Endhöhe von mehr als 200 km. Allerdings kommen bei nahezu
horizontalen Bahnen von Feuerkugeln solche oder selbst noch
größere vor, nach meinen Erfahrungen sind sie aber nur sehr
selten beobachtet worden.*)
Unter 436 Fällen habe ich bisher nur drei gefunden, in denen
sich die End höhe noch erheblich größer ergab, nämlich für die Meteore
vom 4. Jänner 1837 (321 km) nach Petit in den Comptes rendus der
Pariser Akademie T. 19 und T. 32, p. 488; vom 5. September 1868 (307 km)
nach Tissot i. d. Comptes rendus T. 69, p. 326 und vom 12. Dezember 1904
(496 km) nach meinen eigenen Ableitungen in den Wiener Akad. Sitzgsber.
Bd. 118, Ila, 1909, p. 775. In dem von Petit erwähnten Falle scheint mir
jedoch das Resultat wegen geringer Parallax nicht ausreichend sicher¬
gestellt. Tissot hat für das erwähnte merkwürdige Meteor eine von 111 km
zu 307 km auf steigende Bahn gefunden, während ich später (Verh. d.
Naturf. Ver. in Brünn, Bd. 17) bei sorgfältiger Benützung anderer Be¬
obachtungen, die Tissot vermutlich nicht gekannt hat, eine von 779 km auf
185 km absteigende, allerdings über 2000 km lange Bahn (T. bestimmte
ihre Länge zu 1600 km), also den Endpunkt unter 200 km fand. Hinsichtlich
der Feuerkugel vom 12. Dezember 1904 konnte ich bei der gewissen¬
haftesten Untersuchung zu einer geringeren Zahl für die Höhe nicht gelangen.
88
Ungeachtet der vorsichtigen Bemerkung über das „Ver¬
schwinden“ des Meteors im Bericht aus Kalocza kann die
Möglichkeit, daß sich diese Angabe vielleicht doch nicht auf
den wirklichen Endpunkt bezieht, kaum gänzlich abgelehnt
werden, da es ja auch hinter Gewölk verschwunden sein konnte,
ohne daß dieses dem Beobachter aufgefallen wäre. In der Tat
ist von teilweiser Bewölkung sowohl in diesem als auch in dem
Bericht aus 4) die Rede. Für die Ermittlung des Radianten
wäre dieser Umstand an sich ohne Belang, aber auch in der
Höhenlage des Endpunktes könnte bei angenommener weiteren
Verlängerung der gegen den Horizont so wenig geneigten Bahn
nicht viel vermindert werden, selbst wenn sie auf das doppelte
stattfände, wozu doch in keiner Nachricht Veranlassung gegeben ist.
Ohne Zweifel stehen die Resultate hinsichtlich der hohen
Bahnlage und der beobachteten großen Geschwindigkeit im
causalen Zusammenhang. Viele anderweitige Erfahrungen be¬
stätigen im Einklang mit der Theorie die Tatsache, daß unter
sonst gleichen Umständen Meteorbahnen in hoher atmosphärischer
Lage durch die Beobachtungen merklich größere Geschwindig¬
keiten erkennen lassen, als in den tieferen Schichten. Der Zu¬
sammenhang kann jedoch im gegenwärtigen Falle auch ganz
anderer Natur sein. Maßgebend für die Resultate sowohl hin¬
sichtlich der Höhenlage als auch der Bahnlänge und Geschwindig¬
keit ist die Lage der durch die Beobachtung in Alberti Irsa
bestimmten Bahnebene gegen Kalocza. Da Erstere jedoch nur
durch die beiläufige Angabe SE bezeichnet ist, so können in
allen diesen Beziehungen sehr merkliche Verminderungen ein-
treten, wenn diese Bahnebene weiter gegen S hin angenommen
wird, womit dann auch ein anderes Resultat für den Radianten
verbunden wäre.
Ich habe daher die Untersuchung auf die Annahme aus¬
gedehnt, daß die vertikale Bahnebene in 3) ungefähr aus SE,
halb SSE und endlich, daß sie möglicherweise völlig aus SSE
gerichtet war.
II. Indem die Bahnlage aus Kalocza unverändert beibe¬
halten, jene für Alberti Irsa aber im Vertikal von 33'5° östlich
von S (A = 3265) angenommen und wie folgt fixiert wird:
I II
a (V n d
201-1° -f 47-2° 243-1° — 345°
89
+
erhält man den scheinbaren Radianten in a = 90'3 (>
<V = -+- 59’5° (1 = 90'2° ß — + 36-0°), ferner in Verbindung
mit dem Endazimut aus Kalocza (A = 295° 56', wie in I) den
Endpunkt über 38° 31' ö. L. und 45° 53' »n. Br., dann mit der
scheinbaren Höhe aus Kalocza die lineare Höhe zu 121 km.
Das Azimut des Radianten wird dann 147"5° und dessen
Höhe (Bahnneigung) 29°. Die erste Angabe aus 1) liefert ferner
n dieser Bahn das Aufleuchten 195 km über 37° 38' ö. L.
46° 50' n. Br. und für die Bahnlänge 149 km, welche, ver¬
glichen mit der dortigen Dauerangabe von etwa 3"5 S , für dje
geozentrische Geschwindigkeit nur mehr 42'7 km gibt. Da die
Elongation des Radianten 119° beträgt, so ergibt sich daraus die
heliozentrische Geschwindigkeit zu 62*7 km.
III. Bei Annahme eines Azimutes von 337"5° (also SSE)
für den Bahnvertikal in 3) ohne Aenderung der Angaben in 1)
wird der Bahnbogen 3) bezeichnet durch:
I II
u ö d'
2011° -f- 47*2° . . 230*5° — 38’8°
der in Verbindung mit Kalocza den Radianten in « = 118’1°
ö' = 75-0° (X = 101-6° ß = 52-7°), den Endpunkt 81*8 km
über 37° 54' ö. L., 46" 5' n. Br. gibt. Der Radiant befand sich
A = 159'5° h = 42*5° (Bahnneigung). Für den Punkt des
Aufleuchtens liefert Kalocza 166 km über 37° 39' ö. L.,
46° 48' n. Br., für die Bahnlänge 131 km und daraus für die
geozentrische Geschwindigkeit 37"5 km. Die Elongation vom
Apex beträgt 117° und demnach die heliozentrische Geschwindig¬
keit 57*3 km.
Bei Vergleichung der apriorischen relativen Wahrschein¬
lichkeit der Ergebnisse aus diesen dreierlei Annahmen muß man
im Auge behalten, daß diejenigen unter I aus gänzlich unver¬
änderter Anwendung der Angaben über die Bahnlage in 1)
und 3) hervorgegangen sind, während die Hypothesen II und III
Verbesserungen der Angabe über die Fallrichtung um +• 11*5°
beziehungsweise -+- 22*5° voraussetzen.
Nicht unzweckmäßig dürfte aber noch eine Vergleichung
mit der Abschätzung aus Budapest, die das Erscheinen 60 ’ hoch
in ESE gibt, sein. Würde man jedoch diese Beobachtung allein,
also statt derjenigen aus Alberti Irsa mit den Angaben aus
90
Kalocza, welche die unentbehrliche Grundlage bilden, verbinden,
so würden die Zahlenwerte für die linearen Höhen am Anfang
und Ende, sowie für die Länge der Bahn noch viel weiter ver¬
größert, als sie vorhin gefunden wurden, und ich halte es des¬
halb für überflüssig die betreffenden Einzelheiten hier weiter
auszuführen. Da die oben unter I angeführte Hypothese den
relativ geringsten Widerspruch zwischen den Wahrnehmungen in
Budapest und den beiden andern Beobachtungen (1 und 3)
erkennen läßt und offenbar auch dem Bericht aus Hatzfeld
entspricht, habe ich schließlich versucht, sie durch eine kleine
Veränderung derart zu gestalten, daß der Endpunkt der
Bahn, wie er aus den Beobachtungen 1) und 3) unter I abge¬
leitet wurde, beibehalten bleibt, für die Bestimmung des Radianten
jedoch auch die Angaben aus Budapest derart einbezogen
werden, daß die notwendigen schließlichen Verbesserungen sich
auf 2) und 3) verteilen, die scheinbare Bahn aus 1) aber unge-
ändert bleibt.
Es kommt somit zu den bereits unter I angeführten Bahn¬
bogen noch
I II
a ()' re d
Budapest: 224*2° + 30*6° . . 239*8° — 1*8°
Dabei erhielt Budapest: Gewicht 1, Alberti-Irsa: Gewicht 2.
Daraus würde sich dann der Radiant in « = 82° ä — 45°
ergeben. Die Verbesserungen der Beobachtungen würden darin
bestehen, daß in 3) die scheinbare Bahn statt vertikal, 5° östlich
vom Zenit abweichend war. Für Budapest wäre die Höhe 60° im
Azimut 305° statt in 292*5° anzunehmen, somit J A = + 12*5°.
Die Verbesserung im Bogen des Größten Kreises war dann nur
6*2°, daher keineswegs die mittlere Unsicherheit überschreitend,
während man hinsichtlich der Beobachtung aus Alberti-Irsa wohl
zugeben kann, daß eine um 5° vom Vertikal abweichende Bahn
noch ungefähr für senkrecht gehalten werden konnte.
Der Radiant befand sich am Endpunkt in A = 141*8°
h = 14°. Das in Kalocza beobachtete Aufleuchten ergibt den
betreffenden Punkt 263.5 km über 38° 4' östl. Länge und
46° 56' n. Br., ferner für die Bahnlänge 224*6 km. Wird die
Dauer auch wieder zu 4 8 genommen, so erhält man also für. die
geozentrische Geschwindigkeit 56 km.
91
Auf die Ekliptik bezogen war der Radiant in /. =
ß — 21‘7°. Mit 53'4° Sonnenlänge ergibt sich dann dessen
Elongation vom Apex der Erdbewegung zu 118° und damit die
heliozentrische Geschwindigkeit zu 74‘4 km. Die hyperbolische
Bahn ist übrigens für jede der zur Erwägung gelangten
Hypothesen ganz zweifellos.
Diese Feuerkugel dürfte der Gruppe angehören, die von
Denning (General-Catalogue p. 245) mit der Bezeichnung „ff A u-
rigids“ angeführt ist. Dort wird u. a. für die Epoche April
2—18 ein Radiant nach Heis in « = 83° S = -+- 44° erwähnt.
Dem unveränderten Resultat der Hypothese I (« = 78’0°
d = 4- 32'7°) würde auch der Strahlungspunkt der Meteoriten
von Orgeuil am 14. Mai 1864 in « = 86'5° = 24° (N. in
Verh. d. Natf. Ver. in Brünn, 18. Bd.) nicht allzu ferne liegen.
Ein sehr nahe übereinstimmender Radiant (« = 86° A = -f— 44°)
wurde von mir für das große Meteor vom 11. Juni 1867 abgeleitet.
Großes detonierendes Meteor am 24. Mai 1914, &' m. e. z.
Auch die hier mitgeteilten Nachrichten verdanke ich der
besonderen Freundlichkeit Sr. Hochwürden des Herrn P. J. Fenyi
in Kalocza, da er mir die in der ungarischen meteorologischen
Zeitschrift „Idöjäräs“ 1914, Juli-Heft, veröffentlichten Beobach¬
tungen auszugsweise übersetzt zukommen ließ.
Da man verläßliche Beobachtungen eines solchen am hellen
Tag im Sonnenschein vorgekommenen Falles nicht häufig erhält,
glaube ich, daß es umsomehr geboten erscheint derartige Mate¬
rialien sorgfältig zu untersuchen und die erzielten Resultate
bekannt zu machen. Nur auf diesem Wege wird die noch mangel¬
hafte Statistik über solche Ereignisse in absehbarer Zeit vervoll¬
ständigt werden können. Alle hier in Betracht kommenden Be¬
obachtungsorte liegen in Ungarn.
Beobachtungen:
1. Szerep (Kom. Bihar. 38° 48'; 47° 14’5'). Herr Räcz
Bela berichtet nach übereinstimmenden Angaben Vieler, die sich
im Freien befanden, folgendes: die Feuerkugel leuchtete 45°
hoch in NW auf, flog, kaum sinkend, über N und verschwand
am Horizont in NE. Diejenigen, welche sich im Orte aufhielten,
meinten, sie sei gegen NE in einem Hofe gefallen. Nach Angaben
92
Mehrerer war sie vou der Größe des Vollmondes, stark funken
sprühend und hinterließ einen anscheinend klafterlangen Schweif.
Bahn 1—2 Sek. nachleuchtend. Schall wurde nicht gehört.
2. Kaba (Kom. Hajdu. 38° 56'; 47° 21'). Herr Lehrer
Väradi Antal berichtet: Vier Frauen besichtigten die Pflan¬
zungen im Garten, als über ihnen, aus einem kleinen rötlichen
Cirrus eine silberweiß glänzende Feuerkugel von der Größe eines
Menschenkopfes ausgehend, nicht sehr schnell in NE-Richtung
40° durchlief und zur Erde fiel. Dem Meteor folgte ein 2 Meter
langer Schweif. Obwohl die Sonne schien, beleuchtete es die
Gegend durch 5—8 S . Die Frauen stürzten geblendet und
erschreckt in die Wohnung. Die hinaus eilenden Männer sahen
noch das Schleierwölkchen, aber keine Bahnspur. Schall wurde
nicht gehört. Der Berichterstatter meinte, es müsse 55 km von
Kaba zwischen Hajduhäz und Bököny gefallen sein.
3. Örosz (Kom. Szabolcz. 39° 28'; 47° 57'). Der Bericht¬
erstatter, Herr Lehramtskandidat Szobi Endre, sah im Gehen
aufblickend einen weißen Nebelstreifen über den Bäumen, an¬
scheinend kaum höher als diese. Er meinte es sei ein Wölkchen,
das merkwürdig schön in Handbreite von E gegen W (soll
offenbar W—E heißen) wanderte, dann zick-zack-förmig wurde
und sich schon aufzulösen begann, als ein schrecklicher
Donner gehört wurde, der von Ost gegen West verlief und
durch 20 s anhielt. Nach Auflösung des Streifens hielt dessen
Ende noch 30 Minuten lang in Nebelform an. Die ganze Erschei¬
nung währte 40 Minuten.
4. Bei Tokay (Kom. Szabolcz, ungefähr 39° 4'; 48° 7’5').
Herr Lekly Layos, meteorologischer Beobachter, berichtete:
Von SW zog gegen Osten ein 1 l /a Meter langer „Wassertropfen“
über den Himmel. Das habe ich mit eigenen Augen gesehen:
2—3 Minuten darauf wurde ein Kanonendonner gehört. Der
Himmel war bei Sonnenschein wolkenlos. Ich konnte die Erschei¬
nung nur einige Augenblicke sehen, weil vorstehende Bäume
hinderten.
Die Beobachtungsorte 1) und 2) liegen so nahe beisammen,
daß die von dort herstammenden Berichte wohl nur zur gegen¬
seitigen Bestätigung und Ergänzung dienen können. Sehr wesent¬
lich für die Einschätzung der Richtung der Bahn und ihrer Lage
ist dagegen die Vergleichung zwischen 3) und 4). Aus allen
,'93
Beobachtungen geht zweifellos hervor, daß das Meteor von der
Westseite her gezogen war. Es beruht daher die Angabe aus 3),
wie schon angedeutet, auf einem Irrtum. Da der Beobachter, wie
es unter vorliegenden Umständen völlig erklärlich ist, die Deto¬
nationen in der Richtung E—W verlaufend hörte, glaubte er
vermutlich auch dem Zuge des Meteors dieselbe Richtung zu¬
schreiben zu müssen.
Nach der Ausdrucksweise beider Beobachter ist ferner wohl
anzunehmen, daß die Detonationen in 3) viel stärker vernommen
wurden als in 4). Dieser Umstand, in Verbindung mit der An¬
gabe, daß das Meteor bei Tokay zuerst südwestlich gesehen
wurde, gestattet die Annahme, daß dessen Bahn im östlichsten
und tiefsten Teil im Raume zwischen diesen beiden Orten derart
vexdaufen ist, daß der tiefere Teil ungefähr östlich von 3), der
höhere dagegen etwas näher an Tokay gelegen war.
Wenn man aus diesen Gesichtspunkten eine Schätzung der
Babnrichtung versuchen will, so ist der zulässige Spielraum nicht
sehr groß. Ich habe vorerst die Richtung der Bahnebene an dieser
Stelle aus 5° nördlich von West, also mit 95° Azimut an¬
genommen.
Das in 4) bezeichnete Intervall zwischen Licht und Schall
läßt nach dem Mittel der Angabe auf eine ungefähre Entfernung
der betreffenden Schallquellen in der Bahn hinsichtlich Tokay
von etwa 50 km schließen, die wohl fast gänzlich auf deren
Höhe über der Erdoberfläche entfallen müßten. Unter dieser
Voraussetzung könnte angenommen werden, daß dieser Punkt aus
1) ungefähr in A = 19T8° h = 28'4° gelegen war. Dies sind
die Annahmen, zu welchen mir die Berichte aus den beiden
letzterwähnten Beobachtungsorten Veranlassung geben, und auf
diesen Grundlagen kann nun nach 1) und 2) eine, wenn auch
nicht sehr genaue, doch noch annehmbare Abschätzung der
Bahnlage stattfinden.
Würde die Angabe in 1) wörtlich genommen, so müßte der
erste und zugleich höchste Punkt des entsprechenden scheinbaren
Bahnbogens 45° hoch in NW (A = 185°) und dessen Knoten
am Horizont in NE (A = 225°) mit h = 0 zu nehmen sein,
indem, wie gewöhnlich, der Beobachter vermeinte, das Meteor
müßte in Verlängerung seines zuletzt gesehenen Bahnstückes zur
Erde gelangt sein. Auch in 2) ist die Bewegungsrichtung gegen
NE angegeben, allein nach der etwas bestimmteren Bezeichnung
94
im Schlußsatz dieses Berichtes dürfte für das Azimut des
Heramungspunktes kaum mehr als 220° (40° E n. N) zu
nehmen sein.
Sind die scheinbaren Höhen nur beiläufig abgeschätzt, so
kommt man der Wahrheit gewöhnlich näher, wenn man sie auf
2 /'s des angegebenen Betrages herabsetzt. Es ist jedoch, besonders
wenn am Himmel Residuen Zurückbleiben, wie in diesem Falle,
auch wohl möglich, daß bei der Festlegung ein wenn auch noch
so einfaches Meßverfahren angewendet wurde, durch das die
groben Uebersehätzungen wegfallen. Da in den Berichten hier¬
über nichts vorliegt, wird man gut tun, etwaige Reduktionen erst
im Zusammenhang mit anderen Angaben vorzunehmen.
Zu diesem Zwecke habe ich probeweise vier an sich mehr
oder minder wahrscheinliche Hypothesen für die scheinbare Höhe
des nach der Beobachtung aus Szerep (1) in NW (A : 135°)
anzunehmenden Anfangspunktes des Bahnbogens, nämlich für
h = 45°, 40°, 35° und 30° in Rechnung gezogen. Weiter gehende
Abstufungen erfordert die Sachlage nicht. Als zweiter Festpunkt
für jeden dieser daraus zu berechnenden Großkreise wurde in
der ersten Hypothese der Knoten am Horizont in NE, also
A = 225° h = 0 gewählt, so daß durch diese Annahmen
erwähnte Beobachtung bis auf die hieraus abzuleitende Senkung
der Bahn zwischen NW und N völlig erfüllt wäre.
Für die drei anderen Hypothesen wurde als zweiter
Punkt des betreffenden Bahnbogens der vorhin bezüglich der
Detonationen erwähnte Punkt bei Tokay angenommen, und dies
konnte umso eher geschehen, da er fast genau auch der Bahn
für die erste Annahme entspricht. Hieraus ergeben sich nun für
alle vier Hypothesen die den Azimuten A = 95°, 180°, 220°
und 225° entsprechenden scheinbaren Höhen, sowie endlich das
dem Knoten (h = 0) zugehörige Azimut.
In der nachstehenden Uebersicht sind die gegebenen
Annahmen von den berechneten Größen durch den Druck
ausgezeichnet. Die Lage der sonach jeder dieser Hypothesen
zukommenden äquatoriellen Koordinaten («, 8) des Radianten
ist schließlich beigefügt.
Das Azimut 220° (40° E v. N) bezieht sich, wie schon
angedeutet, auf den Endpunkt der Bahn, der dann in Ver¬
bindung mit der angenommenen Lage der Bahnebene gegeben ist.
95
Die Resultate sind hier übersichtlich angeführt.
Hypothese:
I II III IV
A
h
A
h
A
h
A
h
95°
37-5°
95°
30°
95°
23-3°
95°
15-1'
135
45 0
135
40
135
35
135
30
180
35-3
180
33-4
180
32 2
180
30-9
191-8
28-4
191 8
28-4
191 8
28-4
191 8
28-4
220
5-0
220
9-6
220
13*6
220
17-6
225
0
225
5-6
225
10-2
225
15
—
—
231 7
0
239-1
0
250
0
Zugehörige Radianten:
«: 92 7° 0: 299° «: 86° 0:24-5° «:81*2° 0:20-3° «:75-l° 0:14-5°
Von diesen vier Hypothesen dürfte wohl die erste und
vierte ohne weiters abzulehnen sein. Die erste, weil sie eine
Senkung des Bogens von NW bis N um 9.7° (auf 35° Bogen¬
länge) entsprechend einer Neigung von fast 30° voraussetzt, was
dem Wortlaut des Berichtes aus 1) doch allzusehr widersprechen
würde. Ueberdies würde auch die geringe scheinbare Höhe von
5° für den Endpunkt der Bahn nur wenig mehr als 10 km
Hemmungshöhe ergeben. Ein so geringer Wert wäre aber
nur auf Grund viel genauerer Beobachtungen annehmbar. Die
vierte Hypothese entspricht sehr genau der Beobachtung, daß
sich die Bahn von NW Uber N „kaum sinkend“ erstreckte, aber
ihr Knoten am Horizont liegt um nicht weniger als 25° über
NE gegen E, also sogar schon über ENE hinaus, was nun auch
wieder den Doppelbeobachtungen 1) und 2) völlig widerspricht.
Die Hypothesen II und III stellen, in ihren Ergebnissen
verglichen, kaum größere Unterschiede dar, als man bei Beob¬
achtungen solcher Art erwarten durfte, insbesondere auch hin¬
sichtlich der Koordinaten des Radianten.
In II weicht die erwähnte Bahnsenkung (von NW—N : 6 6°)
vielleicht noch etwas zu sehr ab, dagegen das Azimut des
Knotens nur um 6 7°. In III beträgt die Senkung nur 2*8°,
dagegen liegt der Knoten um 14" 1° über NE hinaus. Bildet man
die Summe der Quadrate aller Unterschiede zwischen Beobach¬
tung und Rechnung, so erhält man in II rund 100, in III 209.
Somit erscheint die Kombination unter II mit dem Radianten
in « = 86° 0 = 4- 24"5° als die wahrscheinlichste.
96
Dieses Resultat stimmt fast völlig überein mit dem von mir
vor vielen Jahren für den Radianten des Meteoritenfalles
bei Orgueil in Frankreich am 14. Mai 1864 aus viel mehr und
genaueren Beobachtungen abgeleiteten, nämlich: « = 86’5°
• d = -[- 24 0 u + 2'5° w. F.*) Daß der Unterschied so gering¬
fügig ausfallt, ist selbstverständlich nur zufällig.
Den Hemmungspunkt erhält man dann 20 km über der
Gegend von Nyir Batka (39° 45', 48° 0'). Ein so tiefes Herab¬
dringen ist bei großen detonierenden Meteoren, auch wenn sie
nicht mit nachweisbaren Steinfällen verbunden sind, nicht beson¬
ders selten. Unter 84 mir bekannt gewordenen derartigen Er¬
scheinungen (mit Ausschluß der tatsächlichen Meteoritenfälle)
finden sich 19, also mehr als 22 von Hundert, bei welchen die
Hemmungshöhe nur 20 km oder noch weniger betragen hatte.
Uebrigens drangen auch die Meteoriten bei Orgueil in ihrer
planetarischen Bahn bis auf 22 km Höhe in die Atmo¬
sphäre ein.
Vorausgesetzt, daß in Szerep die Feuerkugel wirklich in
135° Azimut zuerst erblickt wurde, so befand sie sich ungefähr
79 km hoch über der Gegend von 48° 9' Br. und 37° 56' Länge
und zog dann nahezu über Miscolz in einer 160 km langen,
30° geneigten Bahn zum Endpunkt.
Leider liegt nur die eine Dauerschätzung von 5—8 S vor,
von der man kaum sicher annehmen kann, daß sie sich auf diese
ganze, übrigens keineswegs sehr lange Bahnstrecke bezieht. Da
anderseits die Dauer, wie gewöhnlich, überschätzt wurde, wird
man kaum einen zu großen Wert der Geschwindigkeit erhalten,
wenn das Mittel: 6‘5 S mit der obigen Bahnfänge in Verbindung
gebracht wird, woraus man 24 - 6 km für die geozentrische
Geschwindigkeit erhalten würde. Da die ekliptischen Koordinaten
des Radianten 1 = 86‘5° ß = -|- 1° waren, ergibt sich dessen
Elongation vom Apex der Erdbewegung, zu 113'6° und sonach
die heliozentrische Geschwindigkeit zu 45'3 km; doch ist
dieses Resultat wenig verläßlich. Der scheinbare Radiationspunkt
war nur 23*5° vom Orte der Sonne entfernt, die damals in WNW
10-5° hoch am heiteren Himmel stand. Wenn in Szerep das
Meteor bereits in NW, 40° hoch erblickt wurde, so mußte seine
Lichtentwicklung sehr ansehnlich gewesen sein. In der Phase, die
*i Siehe „Untersuchungen über die Bahnverhältnisse der Meteoriten
von Orgueil in Frankreich am 14. Mai 1864. Diese Verhandlungen 18. Band.“
97
aus Kaba (2) geschildert wird, war die Feuerkugel in ihrer Bahn
gewiß schon weiter vorgerückt und auf diese bezieht sich ver¬
mutlich auch die Schätzung aus 1), in der sie als von Mondgröße
bezeichnet wird. Vorausgesetzt, daß diese wenigstens annähernd
zutreffend ist, müßte der Durchmesser ihrer leuchtenden Sphäre
kaum weniger als 900 Meter betragen haben, was im Vergleiche
mit anderen Fällen nicht auffallend wäre. Allerdings wirken auch
bei derartigen Angaben verschiedene Umstände die Ueber-
sehätzungen begünstigend.
Meteor am 11. Oktober 1913, 8 U 10 8 n * m. e. z.
Die Beobachtung dieses Meteors auf der Urania-Sternwarte
in Wien veranlaßte den Observator derselben, Herrn Gideon
Ri eg ler, in mehreren Tagesblättern um Mitteilung anderweitiger
Wahrnehmungen dieser Erscheinung zu ersuchen und sich auch
brieflich an einzelne Personen um Nachrichten zu wenden.
Die auf diese Anregungen bei dem erwähnten Observatorium
eingelangten Materialien wurden mir, wie vor allem dankbar
hervorzuheben ist, von dem Herrn Observator Riegler freundlichst
zur Verfügung gestellt, nachdem er sich in mehreren Fällen,
insbesonders hinsichtlich der Beobachtungen aus Wien durch
weiter gehende Erkundigungen und Messungen um die bestimm¬
tere Ausgestaltung der eingelangten Berichte verdient gemacht
hatte. Gleichwohl lagen, wie gewöhnlich, noch erhebliche Wider¬
sprüche vor, deren Aufklärung von mir nachträglich und nicht
immer erfolgreich versucht wurde.
Hier werden nun zunächst diejenigen Ergebnisse angeführt,
Avelche zur Benützung in Frage kommen konnten. Mit „D“ ist
die Dauer in Sekunden bezeichnet.
1. Wien (34° 2’4 / ; 48° 12’4'). Um Wiederholungen zu
vermeiden, werden die zahlenmäßigen Ergebnisse, welche aus den
mit den Beobachtern vorgenommenen Messungen und anderen
Erhebungen hervorgegangen sind, erst weiter unten in einer
Uebersicht angeführt. Die oben bezeichnete geographische Lage
entspricht dem Mittelwerte aus den einzelnen Beobachtungs¬
punkten in Wien. Bei der großen Entfernung aller Bahnteile ist
diese Zusammenfassung ausreichend.
a) XIII. Bernbrunngasse 19. Frau J. Kregczy sah
von der gegen W gerichteten Veranda ihrer Villa „einen Stern,
Verhandlungen des nalurf. Vereines. Brünn. LV. Band. 7
98
von dem sich plötzlich ein weißer Schein loszulösen schien, der
dann im bläulichen Glanz mehr gegen N niederfiel. Herr Riegler
fügte bei späterer Vornahme der Messungen die Worte „Auf¬
leuchten bei Wega“ (die in A = 90*4° h = 56’2°, also fast
genau im Westen stand) hinzu.
b) IV. Karolinengasse 18. Frau M. Krähl: Fall im
steilen Bogen, Richtung E—W, blau. D: 6—7 S .
c) III. Barichgasse. Herr Ingenieur Koppi: Fall schein¬
bar senkrecht, Bahnlänge 35—40°, D: 2 Vs—3% Aureole von
Va Monddurchmesser, Kern 5 Prozent des Ganzen, grün, am Ende
„verflüchtigt, nicht geplatzt“.
d) I. Museumstraße, hinter dem Naturhistorischen Museum.
Herr A. Marcus. Es fiel bogenförmig in der Richtung des
Deutschen Volkstheaters. Bahnlänge (skizziert) etwa 37°. Intensiv
glänzend, von */* Mondgröße, eiförmig.
e) I. Lichtenfelsgasse. Herr Ingenieur P. Zugmayer.
Beobachter lieferte eine deutliche Planskizze. Kern mit grünlichem
Hof, ähnlich einer Dampfhülle, von Halbmondgröße.
f) I. Urania Sternwarte-Diener R. Pawlik sah 8 h 10'8 m ,
als er die Terrasse betrat, ein sehr helles Meteor nicht weit von
n Lyrae etwa in « = 18 h 20™ <?=-(- 43° in fast senkrechter
Bahn gegen den WNW-Horizont fällen. Der Endpuqkt konnte
wegen des Nebels, der Sterne unter 3. Größe verhüllte, nicht auf
den gestirnten Himmel bezogen werden. Annähernd wurde er in
u = 16 h 0 m = 16° geschätzt. Die Bahnlänge wurde nahezu
mit IVamal der Distanz Deneb—Wega angegeben. D: 7 S . Das
bimförmige Meteor von Vio—V 12 Mondgröße war von einer
Aureole („vermutlich durch den Nebel verursacht“) umgeben und
verflüchtigte sich am Ende ohne Funkensprühen. (Mitteilung des
Herrn Riegler.)
g) XVII. Kästnergasse. Herr J. Seewald: Gute Plan¬
skizze des Falles. Bahnlänge nach Linearemessungen ungefähr
29°. Ende durch Gebäude verdeckt. Dauer höchstens 3 8 . Grüne
Pechfackel von '/s Monddurchmesser.
h) I. Elisabethpromenade Uebergang zur Berggasse.
Fräulein Jäger und Butschek. Ein in grün-bläulicher Farbe
schimmernder Leuchtkörper fiel, ungefähr vom Zenit kommend,
gegen die Telephonzentrale Berggasse.
i) IX. Ecke zwischen Hahn- und Seegasse. Herr
W. Bellak. Eine helle, etwas violett leuchtende Kugel ver-
99
schwand schon nach l s hinter dem israelitischen Versorgungs¬
hause.
k) XVI. Andergasse 11. Frau A. Münch: Skizze für
Endpunkt und Neigung, Farbe gelblich, D: 4 S .
l) XVII. Haslingergasse. Herr Ehrenfeld: Eine große
leuchtende, regenbogenfarbige Kugel sank in beiläufig westlicher
Richtung herab. D: 2 S .
Nachstehende Uebersicht gibt die Zahlenwerte der auf den
Endpunkt der scheinbaren Bahn bezüglichen Azimute (A) und
Höhen (h). Wo diese Größen von dem Herrn Riegler mit. dem
Meteoroskop nachträglich ermittelt wurden, findet sich die Be¬
zeichnung M. Die ursprünglich auf den magnetischen Südpunkt
bezogenen Azimute sind um die gegenwärtig hier geltende ma¬
gnetische Deklination von 7’7° vermindert worden, haben also
Null im astronomischen Südpunkt. P bedeutet, daß das Azimut
aus dem Stadtplan nach den Angaben der Beobachter (Skizzen
etc.) und S daß die Position der Sternkarte entnommen wurde.
Die Gewichte, mit denen die verschiedenen Angaben des Azimuts
zum Mittel vereinigt wurden, sind mit p bezeichnet. Die Höhen
(h) sind als gleichgewichtig betrachtet worden. Die ein ge¬
klammerten Werte von A und h sind nicht einbezogen
worden. J)ie Buchstaben a, b etc. beziehen sich auf die gleich¬
artige Bezeichnung der oben mitgeteilten Berichte.
A
p
h
A
P
h
a
110-8°
M
i
7-0°
f
101-6° M
4
(14-6)°
b
97-7
n
i
111
n
96-4 S
4
(15-9)
c
90-8
n
i
5-65
g
99-0 M
1
8-25
d
108-0
P
i
—
h
98-0 P
1
—
e
99-0
n
4
—
i
102 0 P
1
—
•k (139-0) M
0
(18-9)
Im Mittel dieser 10 Angaben wird das Azimut des
Hemmungspunktes aus Wien : A = 99"5° + 1*4°. Der mittlere
Fehler einer Beobachtung der Gewichtseinheit beträgt + 6‘2°.
Das Mittel aus den vier Werten der zugehörigen scheinbaren
Höhe wird h = 8*0° + 1*2°. Der mittlere Fehler einer dieser
Beobachtungen ist + 2’3°.
Die Neigung der scheinbaren Bahn gegen den Ho¬
rizont am Endpunkt ist von vier Beobachtern durch Zeichnung,
dann in c) durch Schätzung angegeben, und zwar in a) : 78°,
c) : 90°, e) : 78°, g) : 74°, k) : 83*5°. Ueberdies liegt aus a) noch
7*
100
die Angabe vor, daß sich das Meteor scheinbar von einem Stern
abgelöst habe, der nach der gegebenen Konstellation höchst
wahrscheinlich n Lyrae war. Wird dessen Ort mit dem oben
abgeleiteten des Hemmungspunktes durch einen Großkreis ver¬
bunden, so findet man für dessen Neigung 83‘2°. Das Mittel aus
allen sechs hier angeführten Werten ist =± 8T1 0 + 2'3°. Der
mittlere Fehler einer Beobachtung ist + 5'6. Diese Neigungs¬
angabe entspricht der Bewegungsrichtung südlich vom Zenit
her, also von links oben nach rechts unten.
Die Angabe aus f) (Urania), daß das Meteor im Anfänge
nicht weit von n Lyrae gesehen wurde, könnte an sich als mit
der Beobachtung a) ungefähr übereinstimmend erachtet werden.
Allein der unter f) durch zwei Punkte bezeichnete Großkreis
würde dem widersprechen. Auf den Horizont bezogen bezeichnet
er nämlich die umgekehrte Bewegungsrichtung (von A = 99*8°
h = 56° nach A = 96'4° h = 15 - 0°) von rechts oben nach
links unten, also von der Nordseite des Zenits her. Anderseits
kann nach dem Text der Angaben des Beobachters auf der
Urania kaum daran gezweifelt werden, daß er den Bahnbogen
im gleichen Sinne aufgefaßt hatte wie die übrigen Wiener Beob¬
achter. Denn da « Lyrae fast genau in W stand, ist die
Bezeichnung, daß er das Meteor von da gegen den Wi{W-Hori-
zont fallen sah, kaum anders zu verstehen, als im Sinne der
Bewegung von links nach rechts. Ueberdies liegt auch die Be¬
merkung vor, daß der ungünstige Zustand des Himmels nur eine
annähernde Schätzung der Koordinaten gestattete. Man kann
daher diese Beobachtung zwar ziffermäßig nicht zur Bestimmung
der Bahnlage mitbenützen, kann sie aber in anderen Beziehungen
schon wegen ihrer großen Aehnlichkeit mit a) zweckmäßig
verwenden.
2.) Steinbach (33° öl'ö'; 48° 14-5'). Nach einer Skizze
des Beobachters, Herrn Dr. Wahrmund Riegler, war die Bahn
83° gegen den Horizont geneigt und, wie in Wien, südlich vom
Zenit her gerichtet. Später (23. Oktober) hat mit dem Beobachtei¬
dessen Sohn, Herr Observator Riegler, folgende Punkte der Bahn
meteoroskopisch festgelegt: Für den Ort des ersten Erblickens
A — 107 - 8° h = 41-6°, für das Verschwinden hinter einem
Wiesenhang A = 121'5° h = 12'7°. Diese Bahn wurde in
l 1 ^ 8 durchlaufen. Die angeführten Abmessungen geben für den
zugehörigen Bahnbogen nur 70‘5 0 Neigung. Bei der weiteren
101
Benützung dieser Beobachtung wurde das Mittel aus der skizzierten
Bahnlage (83°) und diesem Wert, also 76‘7° beibehalten. Das
Licht erschien hellgelb, einer Natriumflamme vergleichbar.
3. ) Windbrücke im Höllental bei Payerbach
(33° 27*5'; 47° 42'). Herr C. Lang berichtete der Urania: „Ich
bemerkte nach 8 h abends am 11. Oktober eine wunderschöne
blaue Kugel am Himmel, die schräg, d. i. von meinem Stand¬
punkte aus, von rechts nach links (vom Schneeberg gegen die
Raxalpe zu, E—W) langsam niederfiel.“ Auf eine, nähere Be¬
zeichnungen betreffende Anfrage erhielt ich leider keine Antwort.
4. ) Neumarkt in Salzburg (30° 53’5'; 47° 57'). Herr
Kanzleioffiziant J. Ziller zeigte an, daß er ungefähr um 8 h in der
Richtung des Polarsternes bis zum Kopfe des „Drachen“ ein hell-
leuclitendes Meteor langsam ziehen sah. Vom Observatorium um
nähere Angaben und Einzeichnung der Bahn in ein Sternkärtchen
ersucht, lieferte der Herr Beobachter eine deutliche Planskizze,
in der der Abfall der Bahn von N her unter einem Winkel von
58° gegen den Horizont von rechts oben nach links unten ein-
geti’agen erscheint. D: 2—4 S . Das Meteor blieb vom Anfang
bis zum Ende gleich „weißer als Venus“ und war doppelt so
lang als breit. Die Einzeichnung in die Sternkarte zeigte für den
Anfang in der Nähe von Polaris n = 155° ä = 86° (A = 178°
h = 44°), für das Erlöschen « = 275° d = 6P5 0 (A = 135°
h = 61°) somit einen sehr stark aufsteigenden Bahnbogen,
ganz im Gegensatz zur Planskizze, die einen ziemlich steilen
Abfall darsellte. Von mir um Aufklärung dieses Widerspruches
ersucht, bezeichnete der Beobachter die in seiner Skizze ange¬
gebene Bahn als die der Wahrnehmung sicher entsprechende,
während wohl die in die Sternkarte eingezeichnete als irrig zu
betrachten sein könnte, wofür auch von vorne herein die größere
Wahrscheinlichkeit sprach.
5. ) Lundenburg (34° 33'; 48° 45'). Herr F. Strnad?
k. k. Postkontrollor, schrieb an die Uraniawarte: Ich stand am
bezeichneten Abend 8 h 10 m auf dem Mittelperron des Bahnhofes,
als ich am SW-Himmel ein herrliches, weißblau bis weißgrün
leuchtendes Meteor erblickte und dessen nicht gar zu schnellen
Flug beobachtete. Wenn die Bahnhofanlage, wie ich glaube?
S—N verläuft, so war die Richtung des Aufleuchtens SW oder
eher etwas südlicher, die Höhe vielleicht 45—50°, die Flugbahn
ein flacher Bogen gegen Westen geneigt. Dauer vielleicht l s .
102
Die Erscheinung stellte einen Tropfen dar mit einer kurzen
Lichtspur dahinter. Bewegungsrichtung nicht genau E—W, sondern
etwas mehr gegen NW abweichend. Eine beigefügte Skizze zeigt
den Bahnbogen ziemlich steil abfallend. Die Strecke und Bahn¬
hofanlage der Station Lundenburg hat die Richtung gegen
28° östlich von N. In diesem Sinne wird daher die obige Orien¬
tierung zu verbessern sein.
6. ) Brünn (34° 17'; 48° 45'). Hier wurde das Meteor von
dem Herrn J. Frömmel auf dem Stadthofplatz beobachtet. Viel
später eingeholten, näheren Erkundigungen nach, zeichnete er die
Neigung der scheinbaren Bahn, die von links oben nach rechts
unten verlief, mit 69'6° auf. Boussolemessungen ergaben die auf
den astronomischen Südpunkt reduzierten Azimute für den Anfang
52'5° und für den Endpunkt 63 5°. Die Höhen wurden nicht
gemessen.
7. ) Wisch au (34° 10'; 49° 17'). Herr Dr. Hubert
Skutezky, Guts- und Fabriksbesitzer, beobachtete das Meteor
ungefähr um 8 h 9 m und hat in einem genauen Lageplan seiner
Umgebung die Richtung nach der scheinbaren Fallstelle sorgfältig
eingetragen. Sie verläuft in 76'5° Azimut, also 13*5° südlich von
West. Die Erscheinung stellte sich als bläulichgelb leuchtende
Kugel dar.
8. ) Tabor (32° 19'; 49° 25'). Herr W. Goldstein gibt in
einer flüchtigen Skizze, aus der man die Länge der scheinbaren
Bahn etwa zu 78° annehmen kann, den Fall unter einer Neigung
von nur 27° gegen den Horizont an. D: 6—8 S .
Die Lage und Höhe des Hemmungspunktes kann nach
den vorliegenden Beobachtungen nur aus den Angaben von
Wien (1) und Wischau (7) ermittelt werden. Dabei wurde für
Wien das vorhin abgeleitete Azimut A = 99'5° zu gründe gelegt
und mit dem unter 7) angesetzten (76‘5°) verbunden. Daraus
würde der Endpunkt, über 30° 31' östl. Länge von F. und
48° 33' n. Br., ungefähr über Mittenhaus bei Arnsdorf in Bayern
folgen. Mit dem Höhenwinkel von 8° aus Wien (siehe vorne)
erhält man dann für die lineare Höhe des Endpunktes 42*5 km.
In Neumarkt (4) müßte dieser Punkt in 158'1° Azimut
29 , 1° hoch gesehen worden sein. In Verbindung mit dem dort in
A = 178° h = 44° bezeichneten Anfangspunkt würde man für
die Neigung der scheinbaren Bahn 54*7° erhalten, statt 58° nach
103
der Skizze des Beobachters. Die Abweichung ist daher eine
geringe, so daß diese Vergleichung als gute Kontrolle gelten kann.
Zur Aufstellung der scheinbaren Bahnen fUr die Ableitung
des Radianten wurden die äquatorialen Koordinaten des Hem¬
mungspunktes aus jedem Beobachtungsorte berechnet. In der
nachstehenden Uebersicht sind sie unter II angeführt. Der
Anfangspunkt des Bahnbogens läßt sich direkt nur in Neumarkt (4)
und Lundenburg (6) angeben. Für den letzteren Ort habe ich
den in SW bezeichneten Anfang in 73° Azimut angenommen,
weil die Orientierung des Beobachters sich auf einen vermeint¬
lichen Südpunkt bezog, der bereits 28° westliches Azimut hat.
Von der dort offenbar nur beiläufig abgeschätzten Höhe wurden
im Sinne vielel Erfahrungen nur zwei Drittel in Rechnung
gebracht. Hieraus ergeben sieb die betreffenden unter I angesetzten
Koordinaten.
Bezüglich der vier anderen Beobachtungsorte wurden die
Großkreise mit den dort angegebenen Neigungen an den in II
ersichtlichen Endpunkten angeschlossen. Unter I ist zur weiteren
Festsetzung derselben die Rektascension des aufsteigenden
Knotens auf dem Aequator, wofür also überall d = 0 und die
Neigung J am Knoten angeführt. Unter p sind die Gewichte
angegeben. Der relativ große Wert für Wien ist durch die näheren
Erörterungen in (1) begründet.
I
II
(X
8 J
a
ö
P
Wien (1)
217-4°
0° 40-3°
232-0°
+12-2°
20
Steinbach (2)
216-7
0 38-8
232-6
+12-4
4
Brünn (6)
254-3
0 30 0
248-9
— 31
1
Tabor (8)
26-4
0 121
268-7
—10-7
Vs,
Neumarkt (4)
155-0
+86-0 —
190-5
+64-7
9
Lundenburg (5)
267-7
+13-8 —
240-2
+ 3-7
4
Hieraus erhielt ich für den scheinbaren Radianten
die Rektascension: 16*0° + 2‘7°, die Deklination: + 16'9° + 2"5°,
der mittlere Felder der Gewichtseinheit beträgt + 7 , 7°. Bei Weg¬
lassung der stark abweichenden Angaben aus Tabor würde er
sich wesentlich niedriger stellen. Die Verbesserungen sind hin¬
sichtlich der scheinbaren Neigungen in Wien: — 0"3°, Steinbach:
+ 10°, Brünn: — 10‘7°, Tabor: + 16*7° im Punkt I für Neu¬
markt: + 0*7°, Lundenburg -f- 2'1°. Beide entfallen auf die Höhen.
104
Die Ausschließung der Angabe aus Tabor (8) würde wegen
des geringen Gewichtes, das ihr bei Ableitung des Radianten
beigelegt wurde, das Resultat nur wenig beeinflussen und unter
gewöhnlichen Umständen auch begründet sein. Wird aber durch
häufige solche Eingriffe der Beobachtungskomplex verändert, so
gelangt man leicht zu einem nicht völlig zutreffenden Bild der
schließlichen Genauigkeit.
Nach dem obigen Ergebnis war diese Feuerkugel aus der
Richtung 15*5° südlich von Ost (A = 285*5°) unter 35*5° Neigung
gegen den Horizont zum Hemmungspunkt gelangt.
Ueber den Punkt des Aufleuchtens in dieser Bahn liegen
verhältnismäßig zahlreiche Angaben vor, die wie gewöhnlich
wegen der unvermeidlichen Beobachtungsfehler, wie auch aus
anderen Gründen, zu widersprechenden Resultaten führen.
Besonders auffallend ist aber das sehr ungleichartige Verhältnis
der Dauerschätzungen zur Länge der beobachteten Bahnstrecken.
In Wien wurde das Meteor durch die Beobachtung 1, a)
selbst wenn sie auch nur ungefähr den Tatsachen entspricht, am
frühesten und mit der größten Bahnlänge wahrgenommen. Der
den abgeleiteten Radianten mit dem zugehörigen scheinbaren Ort
des Endpunktes verbindende Großkreis geht in « = 279*5° d == 37°
nur 1*7° südöstlich an n Lyrae vorbei, so daß immerhin ungefähr
der geschilderte Eindruck entstehen konnte. Die Länge des
Bahnbogens bis zum Endpunkt beträgt 49*7°. Wird jener Punkt
für den Anfangspunkt der beobachteten Bahn genommen, so
erhält man dessen tatsächliche Lage in 159*5 km Höhe über
32° 36' östl. Länge v. F., 48° 8' n. Breite, nahezu oberhalb
Hart östlich von Amstetten in Nied.-Oest. Die beobachtete lineare
Bahnstrecke beträgt 202*5 km. Nach dem Text in 1, f) wird
man ungefähr dieselben Umstände für die Beobachtung auf der
Uraniawarte annehmen dürfen und dies umsomehr als die dort
angegebene Dauer auf eine besonders lange Strecke hindeutet.
Etwas kürzer ist die Bahnlänge, welche die Beobachtungen
1, c) und 1, d) andeuten. Da die dort angeführten Bahnbogen
fast identisch sind, wird man mit deren Mittelwert (37*5°) rechnen
können. Daraus erhält man eine Bahnlänge von 163 km und für
den Anfangspunkt 136*5 km über 32° 12' ö. Länge, 48° 13' n.
Breite etwas östlich von der Stadt Enns. Von hier ging der Lauf
des Meteors weiter über die Traun zwischen Klein-München und
Ebelsberg in Oberösterreich, dann über Efferding und Siegharding,
105
kreuzte bei Roßbach die bayrische Grenze und ging endlich über
Reuttern und Peterskirchen zum vorne schon bezeichneten
Endpunkt.
Die noch in Wien 1, g) beobachtete Bahn, deren letzter
Teil durch Gebäude verdeckt war, würde, wenn der Anfangs¬
punkt identisch mit c) und d) genommen wird, nur 118 km
betragen, während 45 km verdeckt waren.
Auch in Steinbach (2) konnte die Bahn nicht bis zum
Ende verfolgt werden. Die aus den dortigen Abmessungen hervor¬
gehende Strecke würde aber noch immer 128*5 km betragen
haben, für welche die fast unglaublich geringe Laufzeit von
lVs s angegeben ist.
Die den Annahmen für Lun den bürg (5) entsprechende
scheinbare Bahn würde den Anfangspunkt in 142 km Höhe und
eine Bahnlänge von 170*5 liefern. Der Unterschied von den
Ergebnissen aus 1 c) und d) liegt wohl innerhalb der engsten
Fehlergrenzen.
Eine ganz abgesonderte Stellung weist Neumarkt (4) auf,
das der Meteorbahn und namentlich deren letztem Teil viel
näher gelegen war als jeder andere der hier angeführten
Beobachtungsorte. Dem in 4) beobachteten Bahnbogen aus
der Gegend des Polaris bis zum Endpunkt, der 22*2°
beträgt, entspricht eine lineare Bahnlänge von nur 33 6 km
aus einem Anfangspunkt von 62 km Höhe über der
Gegend etwas westlich von Reuttern bei Griesbach in Bayern.
Die Ursache, daß der weiter östlich v. N. gelegene Bahnteil
sich der Beobachtung entzogen hatte, dürfte wohl hauptsächlich
in der ansehnlichen Höhe liegen, die ungefähr in NE 52° be¬
tragen haben mußte und die erst gegen N hin allmählich auf
44° und dann weiter herab ging. Bei zufälligen Beobachtungen
ist in der Regel nur unter besonders günstigen Umständen das
Aufleuchten in solchen Höhen wahrzunehmen. Solche waren
jedoch nicht vorhanden, da, wie der Herr Beobachter schreibt,
der Himmel damals etwas bewölkt war und die Erscheinung
auch noch durch helles Mondlicht beeinträchtigt wurde.
Den Gegensatz zu diesen letzteren Ergebnissen bilden jene
aus Tabor (8), die aber wegen mancher den betreffenden
Skizzen anhaftenden Unsicherheiten nicht als sehr verläßlich zu
bezeichnen sind. Dieser Beobachtungsort war insoferne sehr
günstig, da er ziemlich weit seitwärts der Bahn gelegen war.
106
Nach einer beiläutigen, auf umgebende Objekte bezogenen
Zeichnung, wäre dort die Länge des scheinbaren Bahnbogens
mit 78° anzunehmen. Daraus würde sich eine tatsächliche Bahn¬
länge von 316*5 km ergeben und der Punkt des Aufleuchtens
231 km hoch über 33° 44' ö. Lge. und 47° 55' n. Br. ein wenig
südwestlich von Grillenberg bei Pottenstein in N.-O.
In den nachstehenden Uebersichten, die das Verhältnis der
beobachteten Bahnlängen (1) zur zugehörigen angegebenen
Dauer (d) in Sekunden erkennen lassen, bezeichnet demnach
! = v' den entsprechenden Wert der geozentrischen Geschwin¬
digkeit.
1 (km)
d (s.)
v' (km)
1 (km)
d(s.)
8,
3165
7
45*2
2)
128*5
1 '/*
1, a)
202*5
—
—
5)
170.5
1
1, f)
202*5
7
28*9
4)
33*6
3
1, c)
163
275
59*2
1, d)
163
—
—
1, g)
118
3
39*3
Ueberdies liegen noch Dauerangaben vor, die mit zuge¬
hörigen Strecken nicht verglichen werden können, nämlich aus
1) b : 6'5 S , 1) k : 4* und 1) 1 : 2 S .
In der oben rechts stehenden Abteilung sind die Quotienten
^ nicht beigefügt, da sie doch zu stark untereinander abweichen,
um zur Mittelbildung ohneweiters in Betracht zu kommen. Der
Durchschnittswert der vier angeführten Werte für v' beträgt
43-1 I 8 km.
Um auch noch diejenigen Bahnlängen, bei welchen Dauer¬
angaben fehlen, sowie die umgekehrten Fälle zu berücksichtigen,
wurde das Mittel aus sämtlichen Bahnstrecken mit Ausnahme
von 4 gebildet. Es sind deren 8, und das Mittel ist 183 km.
Das Mittel aus den 10 Dauerschätzungen beträgt 3*77% woraus
dann v' = 48*5 km folgen würde. Der Unterschied vom ersten
Ergebnis ist nicht sehr groß, und ich habe jenes auch bei¬
behalten, weil es aus je zusammengehörigen Werten von 1 und d
abgeleitet wurde, nämlich 43*1 km für die geozentrische Ge¬
schwindigkeit.
Auf die Ekliptik bezogen, sind die Koordinaten des schein¬
baren Radianten ). = 21*3° = + 9*3 Ü - Die Elongation desselben
107
vom Apex der Erde betrug 87 5°, somit erhält man für die helio¬
zentrische Geschwindigkeit v = 51'2 km. Die Bahn war daher
sicher eine hyperbolische.
In Wien wurde der scheinbare Durchmesser mehrfach mit
dem der Mondscheibe verglichen, woraus dann für ersteren aus
1, d) 444 m, aus 1, g) 222 m und aus 1, f) 167 m folgen würde.
Wenn die in c und e erwähnte Aureole wirklich der Feuerkugel
angehörte, so wäre nach diesen Schätzungen deren Durchmesser
zu ungefähr 800 m anzunehmen.
Es mag schließlich noch hervorgehoben werden, daß, wenn
die Beobachtung aus Neumarkt bei 33*6 km Bahnlänge und einer
Dauerangabe von 2—4 S auf eine geozentrische Geschwindigkeit
von nur etwa 11*2 km schließen ließe, dies schwerlich bloß durch
auffallend große Beobachtungsfehler zu erklären wäre. Denn
diese Beobachtung bezieht sich nur auf . den letzten, in die
Atmosphäre am tiefsten eingetauchten Bahnteil, ziemlich nahe
vor dem Punkt gänzlicher Hemmung und dürfte wohl auch, wie
in anderen ähnlichen Fällen, andeuten, daß dort die Eintritts¬
geschwindigkeit in die Atmosphäre durch den Luftwiderstand
schon bis auf einen verhältnismäßig geringen Betrag vermindert
war, der demnach bei der Ableitung der eigentlichen Bahn¬
geschwindigkeit nicht in Frage kommen konnte.
Meteor am 13. Oktober 1913, 7 1 * 24™ m. e . z.
Die nachstehenden Beobachtungen sind ebenfalls großen¬
teils bei der Wiener „Urania“ eingelaufen.
1. Wien a) (33° 56'; 48° 12') Hier wurde das Meteor'von
mir und meinem Sohne Richard, als wir zusammen von der
Baumgartner-Höhe südwärts gewendet gegen die Linzerstraße
herabgingen, um 7 h 24 m m. e. Z. beobachtet. Ich habe die
beobachtete scheinbare Bahn in folgender Weise auf Jupiter und
den Mond festzulegen versucht. Jupiter (in « = 281'5° 8 = — 23°)
befand sich zur Fallzeit in A = 28'8 Ü h = 13*0°. Ich schätzte
für den Endpunkt der Meteorbahn in Bezug auf Jupiter
J A = — 8 5° ^ h = — 5° und nahm sonach für diesen
A = 20’3° h = 8° (« = 291'6° 8 = — 31°). Die Verlängerung
nach rückwärts des nach meiner Schätzung nur 15° langen und
am Endpunkt 60° gegen den Vertikal nach der Ostseite geneigten
Bahnbogens kreuzte den Vertikal des in A = 301'6° h = 27°
108
stehenden Mondes 6—7° über diesem. Ich nahm als Richtpunkt
für den Bahnbogen h = 33'5 U zu dem vorhin bezeichneteu
Azimut des Mondes (« = 359'6° d = -|- 6’4°). Der erste Punkt,
an dem ich das Meteor zuerst erblickt hatte, lag in der Nähe
von x Capricorni, etwa bei n = 307-5° d = — 25'5°, was mit
der früher erwähnten Schätzung der scheinbaren Bahnlänge gut
übereinstimmt. Die Richtung durch Beziehung auf den Mond
dürfte jedoch noch sicherer sein. Die Bogenlänge von 15° wurde
nach unserer Schätzung in 2 S durchlaufen. Die kleine aber sehr
glänzende, die Venus an Helligkeit übertreffende Feuerkugel war
zuletzt derart in die Länge gezogen, dass die Querachse etwa
4', die Längsachse in der Bahn ungefähr das doppelte betrug.
Ihr Licht war hell bläulichgrün. Ein zugleich mit dem Kern
verschwundener konischer Schweif war ungefähr 15' lang und
rötlich gefärbt.
b) (34° 0'; 48° 13-5') Herr Oberingenieur W. Karl berichtete
der Urania-Sternwarte: Icli habe am 13. 7 h 23 m abds. am süd¬
lichen Himmel einen ziemlich großen Himmelskörper beobachtet,
der sich in rascher Bewegung in der Richtung E—W unter
einem Winkel von schätzungsweise 30° bewegte. Ich befand mich
ungefähr beim Tor des Hauses Nr. 6 der Lazaristenstraße (XVIII.)
wobei ich in der Richtung der Vinzenzgasse sah. Diese Richtung¬
entspricht nach dem Stadtplan etwa 20 u westlich von S. In den
beiden erwähnten Punkten stimmt also diese Beobachtung mit
der vorigen überein.
Einige andere diesem Observatorium zugekommene Nach¬
richten aus Wien enthalten nur Angaben über das Aussehen des
Meteors, das mit der „Flamme eines lichtgrünen bengalischen
Zündhölzchens“ verglichen, während von anderer Seite dessen
Licht als weiß bezeichnet wurde.
2. Weidling bei Wien (34° 0'; 48° IS'). Infolge einer
kurzen Anzeige hat der Beobachter, Herr Eisenbahnbeamte
O. Schwiefert, auf mein Ersuchen sich nachträglich um einige
Festlegungen bemüht. Da diese jedoch erst mehrere Wochen
nach dem Beobachtungstage erfolgen konnten, scheint die
Erinnerung nicht mehr in allen Stücken lebhaft genug gewesen
zu sein. Die Eintragungen in die Spezialkarte, sowie Messungen
mit einem Lotgradbogen würden nachstehendes ergeben. Auf¬
leuchten: A = 16° h = 13°, Ende: A == 37° h = 11-5°
Dauer etwa 6 S . Neigung der Bahn gering „vielleicht 10°“. Die
Beobachtungsstunde wurde übrigens sehr abweichend mit „circa“
8 h 10 m angegeben.
3. Wiener Neustadt, Babnhof (33° 54'; 47° 49'). „Um
7 3 /4 h fiel in südlicher Richtung ein Stern, der wagrecht im west¬
lichen Firmament wieder verschwand. Er glich einer Rakete und
war anfangs ganz hell, dann entstand plötzlich ein langer wag¬
rechter Feuerstreif und zum Schluß bildeten sich aus dem hellen
Stern viele Funken in verschiedenen Farben“. (Frau A. Kram-
rael an die Urania).
4. Guggenbach b. Peggau in Steiermark (32° 55’5';
47° 13'5'). Der Beobachter, auf der gegen ESE von Uebelbach
nach Peggau führenden Straße in dieser Richtung fahrend,
beobachtete, wie nach seiner Meinung, in einer Entfernung von
nur 50 m von der Fahrstraße, ein „prachtvolles Meteor mit
langem Schweif zur Erde fuhr und circa 10 m vom Boden
entfernt sich verdunkelte“. Das Verhältnis dieser beiden Zahlen
würde einem Höhenwinkel von 11—12° entsprechen, selbst¬
verständlich nur sehr unsicher. Meinem Ersuchen um Skizzierung
der scheinbaren Neigung des Falles entsprach er durch eine
Skizze, welche diese ungefähr zu 29° in westlicher Richtung
darstellt, wiederholte aber sonst mit größter Bestimmtheit, daß
das Meteor in seiner „allernächsten Nähe zur Erde gegangen
sei“. Als Fallzeit wurde übrigens „kurz vor 8 h “ angegeben.
5. Graz (33° 8'; 47° 4'). Herr F. B u z i n a berichtete
über die Beobachtung seiner Gattin auf dem Schillerplatz. Das
Meteor erschien etwas westlich von Süd und bewegte sich weiter
in westlicher Richtung, verschwand aber hinter dem Dachfirst
der Häuser (Ruckerlberggürtel 23, 25). In einer Skizze wird die
Neigung des beobachteten Bahnteiles zu 28° gezeichnet. Die
Länge der sichtbar gewesenen Flugbahn wurde nach einer
Linearmessung auf etwa 30° geschätzt, die Dauer zu 2 S .
Die „Grazer Tagespost“ vom 16. Oktober erwähnt, daß
am 13. „nach 8 h abends“ in Graz ein wunderschönes großes
Meteor beobachtet wurde, das plötzlich am Zenit aufgetaucht
war und rasch in großem Bogen in westlicher Richtung
schwirrte. Da der oben genannte Herr Berichterstatter sich auch
auf diese Nachricht bezog, bemühte ich mich mit dessen Unter¬
stützung die Beobachtungsstunde festzustellen, obwohl schon die
kurze Andeutung in der Zeitungsnotiz lebhafte Zweifel erwecken
mußte, ob jene auf das hier besprochene Meteor bezogen werden
110
könnte. Es stellte sich hiebei durch Befragen mehrerer ver¬
läßlichen Zeugen heraus, daß die Fallzeit nicht über 7 1 /* 11 ge-
genommen werden konnte.
6. Klagenfurt (31 ü 57'5'; 46° 38')- Herr Josef Lass ne r
schrieb: Als ich um 7 'li h gegen Süden gewendet auf die Straße
trat, erschien das Meteor direkt unter der Mondscheibe hervor¬
kommend in südlicher Richtung niedergehend. Der Mond war
unbewölkt, im Süden standen große Wolkenmassen, in denen das
Meteor nach 2 Sekunden verschwunden war. Auch links vom
Mond befanden sich Wolken. Das Licht war bläulich und
sehr hell.
In einer Skizze ist der Anfang der sehr kurzen, ungefähr
17° gegen die Horizontale geneigten Bahn unmittelbar am untern
Mondrand gezeichnet.
7. IIlirisc h-Fei stritz in Krain (31° 37'; 46° 16')- Da
ich aus der Vergleichung der oben angeführten Beobachtungen
auf eine ziemlich südliche Lage der Meteorbahn schließen mußte,
wendete ich mich mit einer Anfrage an den Herrn Ivan Tomec,
k. k. Steuerkontrollor im genannten Ort, dem ich schon manche
brauchbare Beobachtung verdankte. Dieser teilte mir mit, daß
er in der Tat im Oktober zu der von mir bezeichneten Stunde
(7 h 24“ m. e. Z.) ein sehr helles Meteor beobachtet habe, aber
seine betreffenden Aufschreibungen über den Tag nicht mehr
finden könne. Dasselbe sei auf der Ostseite in lotrechter nur
10° langer Bahn von 30—35° auf 20—25° Höhe herabgegangen.
Dauer 2 S . Es war zuerst an Intensität mit Jupiter zu ver¬
gleichen, später größer und löste sich in Partikel auf. Mehrere
Tage später nahm der Herr Beobachter nach dem Gedächtnis
Messungen vor und teilte mir als Ergebnis mit, daß er für das
Azimut des lotrechten Bahnbogens 60° bis 65° Ost von Süd,
für den Anfang 30°, für das Ende 20° Höhe gefunden habe.
Herr Dr. Friedr. Bidschof, Adjunkt am k. k. maritimen
Observatorium in Triest, an den ich mich auch gewendet hatte,
war so freundlich die Einschaltung eines entsprechenden Auf¬
rufes in die „Triester Zeitung“ zu vermitteln und auch noch
andere Erkundigungen einzuziehen, erzielte aber leider kein
Ergebnis. Nach den dortigen meteorologischen Aufschreibungen
war der Himmel am betreffenden Abend stark bewölkt. Ver¬
mutlich aus demselben Grunde waren gleichartige Bemühungen
am Observatorium in Kalocza ebenfalls vergebens.
111
Schließlich wären der Vollständigkeit halber noch zwei
Beobachtungen anzuführen, die sich auf das in Rede stehende
Meteor kaum beziehen können.
Aus Sternberg in Mähren berichtete Herr Mechaniker
J. Ersepke, daß er am 13. „gegen x l»S hU in der Richtung gegen
Olmütz, d. i. ungefähr 10 ü westlich von Süd das Meteor hinter
einem Häuserblock niederfallen sah. Dieses Azimut würde anderen
Angaben nicht sehr viel widersprechen, allein der Beobachter
zeichnete die scheinbare Bahn fast ganz genau lotrecht (nämlich
nur 5° gegen Ost vom Vertikal abweichend), womit jede weitere
Beziehung auf dieses Meteor ausgeschlossen ist.
Aus Nim bürg in Böhmen (32° 43'; 50° 12'j teilte Herr
Gutsverwalter Steiner der „Urania“ mit, daß er am erwähnten
Tag um 7 h 17 m in der Richtung gegen Budweis (16° westlich
von S) ein von links oben nach rechts unten fallendes Meteor
beobachtet habe und gab eine Skizze nebst Linearmessung,
wonach die 20° bis 30° vom Vertikal nach Osten geneigte, stark
gekrümmte scheinbare Bahn kaum weniger als 60° bis 70° lang
erschienen war. Er hatte daher ebenfalls ein anderes Meteor
gesehen.
Da die Beobachtung aus Ulirisch-Feistritz (7) wegen der
Unsicherheit im Datum des Falltages vorerst außer Betracht
bleiben muß, enthält vorstehendes Material außer der unter l)a
angeführten keine vollständige Beobachtung, denn für Klagenfurt (6)
bleibt der Endpunkt der scheinbaren Bahn unbestimmt. Gleich¬
wohl kann nicht allein die Ableitung des Radianten sondern auch
der terrestrischen Bahnlage mit einiger Sicherheit erfolgen, weil
in (6) durch die sehr bestimmt ausgedrückte Beziehung auf den
Mondort ein Punkt der dort beobachteten Bahn verläßlich fest¬
gestellt ist. In Verbindung mit dem scheinbaren Bahnbogen aus
Wien kann dann das Fehlende ersetzt werden, und zur Beurteilung
der Zulässigkeit des Ergebnisses können schließlich die brauch¬
baren, weun auch nicht vollständigen Angaben aus den übrigen
Beobachtungen herangezogen werden.
Der in Klagenfurt als Anfang der beobachteten Bahn am
unteren Mondrand bezeichnete Punkt ist selbstverständlich mit
dem Anfangspunkt der Wiener scheinbaren Bahn auf das Objekt
bezogen nicht identisch, aber der jenem in dieser Bahn ent¬
sprechende kann leicht gefunden werden.
112
Der Erstere besitzt die bezeichneten Koordinaten « = 2*9°
d = + 1*5°. Er befand sich zur angegebenen Zeit in
A = 299° 33' h 26° 51'.
In dem unter la festgestellten Bahnbogen der Wiener Be
obachtung entspricht diese Phase einem Punkt in « = 305° 22'
3 = — 26° 22', der in A = 8 0° h = 15 0°, stand.
Auf der Erdoberfläche war der zugehörige Punkt 244*8 km
von Wien und 136*2 km von Klagenfurt entfernt, in 33° 29*6'
östl. Länge und 46° 2' n. Br., ein wenig östlich von Klanjec in
Kroatien und dessen lineare Höhe ergibt sich dann einerseits aus
der scheinbaren 15 0° (in Wien) und 26° 51' (in Klagenfurt) über¬
einstimmend zu 71*2 km.
Der in Klagenfurt (6) beim Mond, also an dem Punkt
A = 299° 33' h = 26° 51' mit der Neigung von 17° gegen die
Horizontale gegen die Westseite herabgehend skizzierte kurze
Bahnbogen gibt einen Großkreis, der den Horizont in A = 355 u 27'
schneidet und eine Neigung von 31° 26' bei diesem Knoten gegen
jenen besitzt.
Auf den Aequator bezogen ist derselbe Großkreis bestimmt
durch den aufsteigenden Knoten in «k = 1° 50' und die Neigung
J = 53° 42'.
Der durch die bezeichneten Punkte in Wien (1, a) gelegte
Großkreis ist gegeben durch «k = 350° 0' J = 35° 12'.
Der Schnitt dieser beiden Bahnbogen gibt daher für den
scheinbaren Radianten die Koordinaten 14° Rektascen-
sion und 16° nördliche Deklination.
Der für die scheinbare Bahn in Wien (1, a) bezeichnete
Endpunkt in « = 291.6° ö = — 31*0° oder A = 20’3° h = 8°
ergibt den "zugehörigen Punkt in der nun feststehenden in Klagen¬
furt beobachteten Bahn in u = 356° 19*5' ö = — 7° 27*5'
oder A = 311° 7', h = 23° 7'.
Damit erhält man für die Lage des Hemmungspunktes
32° 49*2' östl. Länge und 46° 7' n. Br., nur wenig westlich von
Römerbad in Steiermark und für dessen Höhe über der Erd¬
oberfläche 38*5 km.
Es ergibt sich ferner die Lage des oben abgeleiteten Ra¬
dianten am Endpunkt in 279° 44' Azimut und 31° 22' Höhe. Die
Meteorbahn war somit dort aus 9*7° südlich von Ost gerichtet
und 31*4° gegen den Horizont geneigt.
113
Das letztere Resultat läßt eine zweite Bestimmung des
Höhenunterschiedes zwischen dem Anfangspunkt der in Klagenfurt
beobachteten Bahn (71*2 km hoch) und dem Hemmungspunkt
(38*5 km) zu. Die Entfernung beider Punkte beträgt horizontal
53‘0 km bei 31° 22' Neigung der Bahn, woraus man 32*7 km
für den Höhenunterschied erhält. Wird die Höhe des Hemmungs¬
punktes mit 38*5 km hinzugelegt, so ergibt sich wie früher für
den Anfangspunkt dieses Bahnteiles 71*2 km.
In Wien wurde die Feuerkugel von mir etwas, aber nicht
viel früher bemerkt als in Klagenfurt. Der Länge des beobachteten
Bahnbogens von 15 u würde nämlich eine lineare Länge der Bahn
von 69*7 km entsprechen, deren Anfangspunkt sich in 75*3 km
befunden hatte über einem Punkt, der 6 km weiter östlich über
die früher angegebene Projektion auf der Erdoberfläche hinauslag.
Von den zur Ableitung dieser Ergebnisse wegen ihrer-Un¬
vollständigkeit nicht direkt benützten Beobachtungen mögen zu¬
nächst noch die dort angegebenen Neigungen der scheinbaren
Bahnen gegen die Horizontale des Endpunktes verglichen werden
mit dem Resultat, das sich, wenn der oben abgeleitete Radiant
in n = 14° Ö = -f- 16° als gegeben angenommen wird, diese
Neigung berechnen läßt. Wird diese mit N und ihre Verbes¬
serung mit z/N bezeichnet, so hat man für:
_N_ //N
beobachtet berechnet
Guggenbach (4) . . 29° 28-9° — 01°
Graz (5).28° 30-5° + 2 5°
Diese Beobachtungen werden somit recht gut dargestellt.
Nicht ohne Interesse ist die Vergleichung mit den Angaben
aus Illirisch-Feistritz (7). Berechnet man die Lage des Radianten,
sowie des Anfangspunktes und des Endpunktes wie sie vorhin
ganz ohne Rücksicht auf die Angäben aus (7) abgeleitet wurden,
nunmehr bezogen auf diesen Beobachtungspunkt, so findet man
Azim. Höhe
Lage des Radianten in Feistritz 279*7° 314°
„ „ Anfangspunktes „ „ 279*9° 25*1°
„ „ Endpunktes „ „ 279*9° 21*6°
Hienach liegen tatsächlich alle drei Punkte in einem und
demselben Vertikal, was genau der dortigen Beobachtung ent¬
spricht. Die Wahrscheinlichkeit, daß dies ein zufälliges Zusammen,
treffen sein könnte, ist sicher sehr gering. Aber auch die schein-
Verhandluugen des natnrf. Vereines in Brünn. LV. Band. g
114
baren Höhen liegen wenigstens beiläufig in derselben Region wie
es in (7) bezeichnet ist, doch würde die in Klagenfurt beobachtete
scheinbare Bahn hier auf 3 l /2 u verkürzt erschienen sein.
Es wäre nicht sehr schwierig, in dieser Beziehung
innerhalb der erfahrungsgemäßen Fehlergrenzen Uebereinstimmung
herzustellen. Die größte Differenz besteht jedoch im Azimut des
betreffenden Yertikals, der nach der Beobachtung 60—65°, nach
diesem Rechnungsergebnis aber rund 80° östlich von Süd lag. -
Es besteht also ein Unterschied von 15—20°, dessen Ausgleichung
mir nicht gelungen ist. Es mag wohl möglich sein, daß bei der
mehrere Wochen nach der Beobachtung erfolgten Festlegung in
Bezug auf die Orientierung die Erinnerung nicht mehr' lebhaft
genug war. Auch würde die Differenz sich vermindern, wenn jene
etwa auf den magnetischen Meridian bezogen wurde. Immerhin
scheint es mir nicht unmöglich, daß diese Beobachtung, da ja auch
der Tag nicht sichergestellt ist, sich auf ein anderes Meteor bezieht.
Ist demnach die Bahnlage dieses Meteors eigentlich nur aus
zwei guten Beobachtungen bestimmt, so kann die mittlere Un¬
sicherheit des Radianten doch nicht sehr groß sein. Der sichere
Anbindungspunkt für (6) beim Mond ist vom Radianten nur mehr
18° entfernt. Daher kann selbst ein beträchtlicher Fehler bei der
Abschätzung der scheinbaren Neigung des Bahnbogens sich nur
wenig auf den Radianten übertragen. Nimmt man an, daß der
Fehler in der Neigung 10° betrage, so entfallen auf den Radianten
nur 3°. In Wien lag die Anknüpfung der Bahnverlängerung
mehrere Grade über dem Mond ganz in der Nähe des Radianten,
so daß der Fehler auch nicht mehr als ungefähr ebensoviel be¬
tragen haben konnte. Somit dürfte der Ort des Radianten wohl
kaum mehr als + 4° unsicher sein.
Die Vergleichung der in Wien (1, a) beobachteten linearen
Länge der Meteorbahn von 69 7 km mit der zugehörigen Dauer¬
angabe von 2 S liefert für die geozentrische Geschwindig¬
keit 34‘8 km. Die ekliptischen Koordinaten des Radianten sind
1 = 19’1° ß = + 9‘2°, daher beträgt die Elongation vom Apex
der Erdbewegung 91’5° und die heliozentrische Geschwin¬
digkeit 46‘3 km.
Wenn nach unserer Schätzung der Querdurchmesser des
Meteors in der Nähe des Hemmungspunktes 4' betrug, so ent¬
spräche dies einem linearen Betrag von rund 290 Metern und
der doppelten Größe für die Länge.
115
Der Strahlungspunkt dieses Meteors i§t in mehr oder
weniger benachbarten Epochen schon wiederholt für Feuerkugeln
nachgewiesen worden.
Seine Verschiebung ist selbst für ziemlich beträchtliche
Veränderungen der Sonnenlänge auch theoretisch gering. Offenbar
gehören hieher außer dem vorhin besprochenen Meteor vom
11. Oktober 1913 mit dem Radianten « = 16‘0° d = 16*9°, die
Feuerkugeln vom
« d
„ . ... , <on (Naturf.-Verein Brünn,
Oktober 14, 904 .lo° + 18° v '
’ 45. Bd., p. 151)
wahrscheinlich noch
November 13, 867 . 12»+ 14« (Ee £„ of 1Br ' AssOC '
’ 8<0, p. 81)
November 14, 869 . 15« + 16» (H ' rS f el Ge ""
Kat., p. 227)
und vielleicht auch
Oktober 19, 877 . 20» -1 15» (Tu P™' in Not '
o < o, p,
Von Sternschnuppen-Radianten wäre zu erwähnen:
Oktober 4—28 891 « = 14° d =' + 19° (Den. Gen. Kat. p. 227).
Meteor am 25. Oktober 1913. 8 b 18 4 m m. e. z.
Von den drei hier benützten Beobachtungen verdanke ich
jene aus Frankfurt Herrn Sternwarte-Direktor Prof. Dr. Max
Wolf in Heidelberg, die beiden anderen dem Herrn Cuno
Hoffmeister in Sonneberg.
1. Frankfurt a. M. (26° 2P; 50° Ungefähr um
8V4 h wurde hier von mir ein Meteor von ungewöhnlicher Größe
beobachtet. Es erschien unter ca. 70° im und verschwand
unter ca. 30° im E oder NE der Stadt. Ich konnte es ziemlich
lange, etwas über l s sehen. Geräusch wurde nicht gehört.
2. Jena, Sternwarte (29° 15*2'; 50° 55’6'). Hier wurde
die Feuerkugel von dem Sternwarte-Direktor Herrn Professor
Knopf beobachtet. Er schreibt darüber: „Am 25. Oktober 1913
um 8 h 18“ 22® m. e. Z. wurde ich durch eine Helligkeit über¬
rascht, wie wenn in der Nähe eine elektrische Birne eingeschaltet
worden wäre. Als ich mich nach der Ursache um wendete, sah
ich ein Meteor, das einer Rakete an Aussehen glich. Es zog
8 *
116
unter einem Winkel von etwa 85° gegen den Horizont, etwa von
« = 20 b 0 m ö = + 5° nach « = 21 h 20 m fl = — 7°.
3 . S i e b 1 e b e n, östlich von Gotha (28° 25'2'; 50° 56*6')
8'U\ Die Feuerkugel zog etwa in der Richtung Delphin —
westliches Ende des Pegasus nach SE. Der Kern schien zwei¬
teilig zu sein, hatte gelbes Licht und war seitwärts und hinten
von einem blauen Saum umgeben. Der breite gelbe Funken¬
schweif war wohl ein paar Sekunden lang zu sehen. (Herr Lehrer
Franz Rehrends.)
Allerdings erfreuen sich nur die Angaben aus Jena der
wünschenswerten Bestimmtheit, aber die beiden andern können
mit dieser durch die Autorität des Herrn Beobachters gesicherten
Grundlage erfolgreich verbunden werden.
Zu diesem Zwecke wurde zur Bezeichnung der Lage des
scheinbaren Bahnbogens in erster Näherung einerseits der Stern ß
im Delphin in « = 308° 15' d = -f 14° 15' andererseits « Pegasi
in « = 325° d — + 9° 25' als Richtpunkte angenommen. Ersterer
lag in A = 61-8° h = 38‘8°, letzterer in A = 39'5° h = 42*3°.
Gleichfalls bezogen auf den Horizont hatte der diese beiden
Punkte verbindende Großkreis d.en Knoten inA = 303 2° und die
Neigung No = 42 - 5°. Bei dieser Annahme wäre also die Bewegungs¬
richtung gegen einen Horizontpunkt 56*8° östlich von S gegeben^
während der Beobachter sie gegen SE, also nach 315° Azimut
bezeichnet. Behält man diese letztere Angabe für den Knoten
bei und verbindet man diesen mit dem Ort von ß Delphin, so
erhält man für die zugehörige Neigung des Großkreises No = 40°,
in dieser Beziehung von der vorigen Annahme wenig verschieden,
ln diesem würde dann für A = 39'5° h = 39‘8 °, demnach nur
um 2*5° verschieden von der Stellung des t Pegasi. Da nun
der Unterschied, ob man die im Text angezogene „westliche
Grenze des Pegasus“ wie es oben geschehen ist interpretiert,
oder mehr Gewicht auf die Bezeichnung der Bewegung gegen SE
legt, im Erfolg so geringfügig ist, habe ich die letztere Annahme
schließlich beibehalten, weil sie, ohne gegen die andere wesentlich
zu verstoßen, dem Wortlaut der Beobachtung über die Bewegungs¬
richtung vollkommen entspricht.
In diesem Bahnbogen aus Siebleben ist der Punkt der
Hemmung unbestimmt. Man findet aber nach bekanntem Vor¬
gänge leicht in dieser scheinbaren Bahn den bestimmt be-
zeichneten Endpunkt der in Jena beobachteten Bahn. Er mußte
117
sich in A = 3597° h = 30'5° befunden haben. Verbindet man
damit den zugehörigen Punkt aus Jena, A = 39‘5° h = 42‘3° so
erhält man den reellen Endpunkt (Hemmungspunkt) der Bahn
über /. = 28° 25'6' cp = 50° 14’9 / , nahezu 17 km westlich von
Koburg und für dessen Höhe über der Erdoberfläche in guter
Uebereinstimmung 45‘6 km.
Da die beiden Bahnbogen von Jena und Siebleben erst in
großer Entfernung unter einem sehr spitzen Winkel Zusammen¬
treffen schien es mir geboten, auch von den beiläufigen Angaben
aus Frankfurt Gebrauch zu machen, die sehr gute Einschnitte
liefern Für den dort im Azimut unbestimmt gebliebenen End¬
punkt wurden die berechneten des tatsächlichen gesetzt, der aus
Frankfurt in A = 263‘3° h — 16’3° (also nur wenig nördlich
von Osten) erschienen sein müßte. Auf den Aequator bezogen
wäre hiefür « = 75'8 Ü <5 = -f- 16’7° zu nehmen. Für den
Anfangspunkt wurde das Azimut dem Nordpunkt entsprechend
beibehalten, die mit 70° offenbar aber auch wieder stark über¬
schätzte Höhe unseren Erfahrungen gemäß auf 2 /a, also 46‘7° re¬
duziert. Diesem Orte entspricht « = 171 '4° d = 86° 35'.
Die zur Ableitung des Radianten benützten scheinbaren
Bahnen sind demnach:
I II
d
Ö
Jena.300° + 5°
Siebleben . . . 308‘2 -f 14 2
Frankfurt . . . 1714 -}- 86'6
320° — 7°
353-8 — 8-9
75-8 -f 16-7
Das Schnittfeld dieser drei Bogen ist nicht sehr ausgedehnt,
nämlich in Rektascension ungefähr 9°, in Deklination nur 2°.
Der scheinbare Radiant ergibt sich in 252° Rektascension und
29° nördl. Deklination.
Die notwendigen Verbesserungen am Punkt I zur vollstän¬
digen Uebereinstimmung der drei scheinbaren Bahnen sind ganz
unbeträchtlich. Sie betragen für Jena: da = 4- 0'3°, dti — 4~ 0'8°,
für Siebleben : da = -\- 0’2°, dd — -f- O^ 0 und selbst für Frank¬
furt, abgesehen von der bereits früher angebrachten Höhenreduk¬
tion, für den Stundenwinkel 180° (N) dd = — 2’0°.
Das Azimut des Radianten am Endpunkt der Bahn war
117 - 4° und die Höhe 15'1°. Ohne Zweifel wurde die Feuerkugel
in dieser Bahn am frühesten in Frankfurt erblickt. Dies gilt
118
auch dann, wenn man die Angabe für das Aufleuchten in N nicht
genau im Azimut 180°, sondern selbst nur zwischen N und NE
annimmt. Wurde das Meteor dort zuerst wirklich in N erblickt,
so befand es sich in seiner Bahn 91 km über der Erdoberfläche
in 26° 21' östl. Länge und 50° 54‘5' n. Br. und die Bahnlänge
bis zum Hemmungspunkt betrug 170 km.
In Jena wurde der Anfangspunkt der Bahn durch seine
Koordinaten bestimmt bezeichnet. An dieser Stelle mußte das
Meteor erschienen sein, da es sich 59'5 km über 27° 27' ö. L.,
50° 27'5' n. Br. und nur mehr 53’6 km vom Hemmungspunkt
entfernt befand. An diesem Punkt würde das Meteor in Frankfurt
schon in ENE erblickt worden sein statt in N. Die in Jena nach¬
gewiesene Bahn beträgt nämlich kaum ’/s der Frankfurter.
Für Siebleben bleibt es nach dem Wortlaut ungewiß, ob
man den Anfang bereits beim Delphin annehmen dürfe, weil es
scheint, daß nur die Richtung damit bezeichnet werden wollte.
Bei ß des Delphin würde indessen dort die Feuerkugel erschienen
sein als sie sich 68 km über 27° 25' ö. L., 50° 35' n. Br. be¬
funden hatte. Die Bahnlänge bis zum Endpunkt würde 84 km
betragen haben.
Derartige ungleichzeitige Wahrnehmungen an den verschie¬
denen Beobachtungsorten sind nicht auffallend, sondern sie sind
bekanntlich häufiger als die gleichzeitigen aus naheliegenden
Gründen, die hier nicht zu erörtern sind.
Es ist auffallend, daß gerade in Frankfurt, wo die längste
Bahn beobachtet wurde, die Dauer nur auf „etwas über l s “ ge¬
schätzt wurde, was mit der großen Bahnlänge wohl kaum im
Einklang stünde. Aus beiden anderen Beobachtungsorten liegt
leider gar keine Dauerangabe vor, es fehlen also die Faktoren
zur zahlenmäßigen Schätzung der Geschwindigkeit, die sicher
groß gewesen sein muß. Vielleicht könnte man wenigstens
deren untere Grenze bestimmen, indem man den sichersten aber
kleinsten Wert der Bahnlänge, also 53 - 6 km aus Jena mit der
Dauerschätzung in Frankfurt vergleicht und für diese l l l% s setzt,
da man wohl annehmen darf, daß 2 S nicht erreicht wurden.
Hieraus würde sich ergeben, daß die geozentrische Geschwin¬
digkeit mindestens 35’7 km betragen hatte.
Der Radiationspunkt in l = 244'8° ß — -J- 50'9° befand
sich in 109 7° Elongation vom Apex der Erde. Für den vor¬
stehenden Wert der geozentrischen Geschwindigkeit würde sich
119
dann die heliozentrische zu 53'9 km ergeben, entsprechend einer
ausgeprägt hyperbolischen Bahn. Selbst wenn man bis auf
2 S Dauer geht, erhält man noch immer fast 46 km für die helio¬
zentrische Bahn, und zwar aus der kürzesten beobachteten Bahn¬
strecke, während die beiden anderen ja weit mehr geben würden.
Die Unsicherheit der Koordinaten dieses Radianten kann
nicht sehr groß sein; es ist mir aber noch kein Nachweis einer
anderen Feuerkugel für denselben vorgekommen. Denning gibt
(Katal. p. 268) für Sternschnuppen einen Radianten in « = 256°
= -f- 26° für Sept. 6—Okt. 2 an. Allein der Umstand, daß
dieser nur aus 12 scheinbaren Bahnen abgeleitet worden und
dabei dessen Wirksamkeit durch fast zwei Monate angesetzt ist,
läßt die Sicherheit seiner Bestimmung nicht groß erscheinen. Der
Radiant unserer Feuerkugel lag bereits stark im störenden
Einfluß des Lichtes der Sonne, von der er nur 49‘5° abstand.
Unter diesen Umständen wäre die Wahrscheinlichkeit, ihn aus
Sternschnuppenbeobachtungen sicher festzustellen, sehr gering.
Bei den großen hellen Feuerkugeln liegen aus verschiedenen
Gründen die Umstände günstiger, nur treten sie eben viel seltener
auf. Für die von der Sonnenseite herkommenden Fälle erlangt
daher die Nachweisung ihrer Radianten ganz besondere
Wichtigkeit.
Meteor am 31. Oktober 1914, 9 b 39 m m. e. z.
Für die Nachrichten über diesen Fall habe ich insbesondere
den Herren Prof. Dr. E. Reimann in Hirschberg, Dr. G. Grund-
munn in Breslau und C. Hoffmeister in Sonneberg zu danken.
Beobachtungen:
1. Dresden (31 u 24'; 51° 3'). 9 h 34 ni m. Ortszeit. Präch¬
tiges, grünlich strahlendes Meteor, an Leuchtkraft den Mond
übertreffend, mit Schweif von 5—6° Länge. Bahn parallel der
Ekliptik in ungefähr südlicher Breite von 7". Anfang etwa bei
n = 65° ä = -f- 10° (südlich « Tauri). Von da aus lief die
Bahn nahezu durch die Mitte der Verbindungslinie a Orionis—
«■ Tauri, über }■ Geininorum und ging für mich unter den Hori¬
zont bei ungefähr « = 120° ä = 4- 10°. Diese Bahn, deren
Mitte nahezu 7 J südlich Saturns lag, wurde in 6“ durchlaufen.
(Herr Ingenieur R. Baum gär tel an die Sternwarte in Kiel.)
2. Hirschberg (33° 24'; 50° 54'). Gegen 9 l /a h abends.
Das Meteor erschien in nordöstlicher Richtung etwas unter der
120
Mitte des Himmels, fiel in schräger Bahn (skizziert, etwa unter
59° gegen den Horizont gerichtet) von rechts oben nach links
unten geneigt und verschwand hinter dem Katzbachgebirge.
Dauer etwa 4 S , Licht grünblau. (Untersekundaner Habel.)
3. Kreis Waldenburg, Landstraße zwischen Wüste-
giersdorf und Dörnhau (34° 4'; 50° 40'), 9 h 35 m . Himmels¬
richtung, in der ich das Meteor erblickte: NNE. Es fiel unter
60—75° (nach einer Skizze wäre die Bahn 65° geneigt gewesen)
Neigung gegen den Horizont von rechts gegen links und ver¬
schwand hinter einem Berge. Dauer ungefähr 4-5 8 . Es hatte die
Größe einer Leuchtkugel, sein Licht war bläulich und trotz Mond¬
scheins sehr hell. (Obersekundaner H. Giersch.)
4. Breslau (34° 42'; 51° 70- 9 h 39 m 10 S . Beobachteter
Bahnpunkt: A = 200° h = 30°. Feuerkugel von weißlicher
Farbe, leuchtete blitzartig auf und wurde in einer engen Gasse
zwischen Häuserreihen bemerkt, so daß keine Bahn gesehen
werden konnte. (Herr Dr. G. Hornig an die k. Sternwarte in
Münster.)
5. Trebnitz (34° 43'; 51° 170- Ein Meteor in Gestalt
einer großen helleuchtenden Kugel wurde in hiesiger Gegend
bemerkt. Das grünlichweiße Licht bewegte sich von SE gegen
NW und verschwand mit lautem, einem Kanonenschuß
ähnlichen Knall. (Notiz im Breslauer „Generalanzeiger“ vom
7. Nov. Nr. 306, zwar ohne Datumangabe, jedoch, wie aus der
folgenden Untersuchung hervorgeht, wohl hieher gehörig.)
6 . Meffersdorf-Wigandsthal (32° 57'; 50° 56'). Am
31. Oktober gegen 9 h 30 m wurde am nordwestlichen (soll offenbar
„nordöstlichen“ heißen) Himmel ein Meteor von seltener Größe
und Schönheit beobachtet. Die feurige Kugel, welche aus 35° Höhe
herabfuhr, hatte die scheinbare Größe des Mondes und löste sich
in geringer Höhe über dem Horizont auf. („Hirschberger
Tageblatt“ v. 3. Novbr. 914.)
7. Naumburg am Queis (33° 4'; 51° 12'). Am Sonn¬
abend gegen 3 /410 h zeigte sich in südöstlicher Richtung eine große
Feuerkugel von etwa 1 Meter Durchmesser, die mit Strahlen
nach allen Richtungen zerbarst. Diese Erscheinung ist auch auf
der Straße von einem von Wiesau nach Bunzlau (39° 13‘5';
51° 16') also von Nord gegen Süd fahrenden Herrn wahr¬
genommen worden (Aus dem „Bunzlauer Stadtblatt“ vom
3. November.)
121
8 . Wölfelsgrund (Glatz, 34° 26'; 50° 14') 9 h 39“ r . Mond¬
größe, bläulich mit roter Mitte, Schweif rot, Bewegung nicht sehr
schnell. Wegen der hohen Umgebung im Gebirgstal, und da bei
hellem Mondscheine Sterne nicht sichtbar waren, ließ sich nur die
ungefähre Bewegungsrichtung SE—NW feststellen. (Fräulein
Erna Hornig.)
Als Fallzeit wurde 9 h 39 m m. e. Z. angenommen. Die Er¬
mittlung der Bahnlage muß offenbar auf Grund der am bestimm¬
testen bezeichneten scheinbaren Bahn der Dresdner Beobachtung
erfolgen. Da aber die mehrfachen Feststellungen des Herrn
Beobachters, wie leicht begreiflich, einem Großkreis im Sinne
seiner Angaben nicht vollkommen entsprechen,*) wobei überdies
der Punkt, an dem die Feuerkugel unter den Horizont gegangen
sein soll (a = 120° 8 — + 10°) schon mehr als 8° unter dem
Horizont gelegen war, so mußte ein Großkreis gesucht werden,
der diesen Angaben im ganzen möglichst nahe kommt. Als solchen
habe ich, wenigstens zur Bezeichnung der Lage, den durch die
zwei Punkte a = 65° 8 — + 14° und a = 120° 8 = + 13 5° ge¬
gebenen angenommen. Da der zweite Punkt übrigens dann auch
noch um mehr als 4° unter den Dresdner Horizont fällt, ist durch
diese Beobachtung der Hemmungspunkt nicnt sichergestellt, was
nicht hindert, diesen Großkreis mit Vorteil zur Bestimmung des
Radianten zu verwenden.
In allen anderen Beobachtungen gibt es dann nur noch
einen Bahnpunkt, dessen Koordinaten bezeichnet sind, nämlich
den in Breslau 4). Wird diese Angabe mit dem scheinbaren
Bahnbogen für Dresden in Verbindung gebracht, so ergibt sich
der mit dem Breslauer Punkt korrespondierende aus Dresden.
Es hängen daher, soweit die Bahnlage gegen die Erde in Betracht
kommt, die weiteren Ergebnisse zunächst von der Breslauer
Angabe ab. Hiefür dürfte, da die Beobachtung unter Umständen
stattfand, bei denen ein beträchtlicher Orientierungsfehler nicht
wahrscheinlich ist, das bezeichnete Azimut A = 200° ohneweiters
annehmbar sein, hinsichtlich der Höhe jedoch in Frage kommen?
ob die Angabe von 30° nur auf Schätzung oder auf Messung
*) So z. B. liegt schon der erste Punkt « = 65° 8 = -p 10° nicht
7° sondern 11*3° südlich der Ekliptik, ferner würde der durch « ==
ü = -f- 10° und « = 120° 8 = f 10° gelegte Großkreis auch nicht über
Geminorum, sondern 5*5° unter diesem Sterne verlaufen, während
wieder die Beziehung auf Saturn stimmt.
122
beruht. Im ersteren Falle wäre sie gewiß besser auf 20" zu redu¬
zieren. Da mir dieser Fall für wahrscheinlicher gilt, habe ich ihn
in erster Linie angenommen, vorbehaltlich einer weiteren Er¬
probung auch der anderen Alternative.
Der Annahme für Breslau A — 200° h = 20° gemäß wäre
u = 150*0° <1 = 55*1°, dem in der scheinbaren Bahn aus Dresden
ein Punkt in A = 251*6° h = 4*6° entspricht. Die reelle Lage
über der Erdoberfläche ergibt dann für diesen Bahnpunkt, der
vorläufig mit P bezeichnet werden möge, eine lineare Höhe von
27*5 km über 35° 4‘ östl. Länge und 51° 45' n. Breite, also über
der Gegend nördlich von Krotoschin in Posen.
Dieser Punkt dürfte zwar nach der Beobachtung 4) nicht
ohne Frage als der Hemmungspunkt betrachtet werden, aber
letzterer kann nicht viel weiter nördlich in dieser Bahn sich
befunden haben, da sich seine Höhe ohnehin schon geringer als
die gewöhnliche herausstellt. Er kann also immerhin noch benützt
werden, um die beiden Bahnbogen aus 2) und 3), da die be¬
treffenden Beobachtungsorte weit genug entfernt sind, an ihn
anzuknüpfen, und zwar umsomehr, als hiedurch auch diesen
Beobachtungen, welche den ziemlich steilen Abfall nach NE,
beziehungsweise NNE versetzen, sehr nahe entsprochen wird.
In Hirschberg müßte Punkt P in A = 230*1° h= 9*4°,
also 50° östlich von N erschienen sein. Für die in 2) bezeichnete
scheinbare Neigung von 59° würde der Horizontalknoten nach
A = 224' 1° treffen, also fast genau in NE. Hieraus folgt der
Knoten dieses scheinbaren Bahnbogens am Aequator « K = 348*5°
und dessen Neigung gegen den Aequator J = 39*4".
In Wüstegiersdorf ergibt sich nach der Lage von
P dessen Azimut A = 209*6° und die Höhe h= 10*6°. Mit der
in der dortigen Beobachtung skizzierten Neigung von 65° erhält
man für den Knoten am Horizont A = 204*6°, was mit der An¬
gabe NNE auch gut genug stimmt, und auf den Aequator bezogen,
ergibt sich für diese scheinbare Bahn «k = 1*7° J = 55*5°.
Der oben für die Beobachtung aus Dresden 1) angenommene
Großkreis ist ferner gegeben durch den aufsteigenden Knoten
in «k — 0*4° und die Neigung J = 15*4°.
Da der Schnitt der beiden Bahnen aus 2) und 3) unter
sehr spitzem Winkel erfolgt, habe ich es für zweckmäßig befunden,
die beiden durch einen mittleren Bogen «k = 355*1° J = 47*4°
zu ersetzen, der durch den Schnitt mit 1) den Radianten in
123
u — 356‘5 8 = — 1° liefern würde. Hiebei sind 2) und 3)
gleichgewichtig benützt worden, während dem doch viel sicheren
Bogen 1) praktisch genommen das Gewicht unendlich beigelegt
wurde. Die Verbesserungen der beiden benützten scheinbaren
Neigungen gegen den Horizont sind für 2) : + 5° und für
3) : — 5°.
In dem mit P bezeichneten Punkt hatte das beobachtete
lineare Bahnsttick 10° Azimut und 36'8° Neigung gegen dessen
Horizont. Dem in Dresden vom Anfang bis P beobachteten
scheinbaren Bahnbogen von 36'3° entspricht eine Länge von
169‘5 km. Da es keineswegs sicher ist, daß die in Dresden
während 6 S beobachtete Bahn nicht noch weiter über diesen
Punkt hinausging, so wird hienach die geozentrische Geschwindig¬
keit > 28*2 km anzunehmen sein.
Das in Dresden beobachtete Aufleuchten ist 131 km Uber
34° 44' östl. Länge und 50° 34' n. Br. also nur wenig südöstlich
von Münsterberg in Schlesien anzunehmen. Die Bahn verlief
dann sehr nahe östlich von Strehlen und Militsch im Regierungs¬
bezirk Breslau und auch nicht weit östlich von Breslau und
Trebnitz. Daß die aus dem letzteren Ort gemeldeten Detonationen
sich wirklich auf diese Erscheinung beziehen, ist demnach nicht
unwahrscheinlich, zumal dort die Bahn auch nicht mehr in sehr
großer Höhe gelegen war.
Von den übrigen Beobachtungsorten könnte in Bezug auf
diese Umstände nur noch Hirschberg in Betracht kommen, wo
zwar die Dauer mit -4 S angegeben, der Ort des Aufleuchtens
aber doch nur ganz beiläufig etwas unter „halber Himmels¬
höhe“ bezeichnet ist. Ohne Zweifel war dort die Feuerkugel erst
später als in Dresden wahrgenommen worden. Da gewöhnlich
schon eine Höhe von 60° für das Zenit angesehen wird, so dürfte
man jener Schätzung kaum viel mehr als 30° Höhe zu Grunde
legen. Für die in 1) angegebene und um — 5° verbesserte
scheinbare Bahnneigung würde man in 30" Höhe einen Punkt in
249'5° Azimut erhalten, entsprechend einem scheinbaren Bahn¬
bogen von 27‘5° bis P. Hiernach würde die zugehörige Bahn¬
strecke, erst ungefähr östlich von Breslau, 71'5 km hoch be¬
ginnend, bis P nur 72 7 km, also nicht einmal die Hälfte der in
Dresden gesehenen, betragen. Mit 4 S Dauer würde man also
die geoz. Geschwindigkeit nur > 18‘2 km erhalten. Da jedoch
dieser Zahlenwert nur aus sehr beiläufigen Annahmen hervor-
124
geht, überdies sich auch nur auf den Lauf durch die tieferen
Schichten der Atmosphäre bezieht, wurde er hier für die
Ableitung der heliozentrischen Geschwindigkeit nicht weiter benützt.
Der angegebene Radiant, auf die Ekliptik bezogen in
/. = 356*5° ß = + 0*5, lag in 138° Elongation vom Apex,
woraus sich in Verbindung mit der Bewegung der Erde die
heliozentrische Geschwindigkeit zu > 50*5 km ergibt.
Schließlich mögen noch in Kürze die Folgerungen berührt
werden, die sich aus der Annahme ergeben würden, daß nach
dem Wortlaute von 4) die Höhe des in Breslau beobachteten
Bahnpunktes nicht auf 20° reduziert, sondern mit dem vollen
Betrag von 30° beibehalten würde. Es käme dadurch, wenn die
Bahnbogen aus 2 und 3 in analoger Weise an diesen Punkt
geschlossen würden, der Radiant um wenige Grade weiter
westlich, nämlich nach = 352° d = — 2°. Rechnerisch er¬
scheint diese Annahme minder wahrscheinlich, da sich damit die
nötigen Neigungsverbesserungen der Bahnen aus 2) und 3) von
5° auf etwas mehr als 7° erhöhen. Uebrigens liegen beide
Resultate sehr nahe dem Radianten einer Feuerkugel vom
18. November 1878, den Herschel und Tupman (Monthly
Notices etc., Bd. 39, 4) in a = 354° = + 1°, angegeben haben.
Meteor am 3. November 1910 um 5 U in. e. Z.
Die beiden nachstehenden Beobachtungen aus Ungarn ver¬
danke ich der Liebenswürdigkeit des hochw. Direktors des
astronomischen Observatoriums in Kalocza, Herrn P. Julius
Fenyi S. J. Die zweite kann zwar nur als beiläufig gelten,
gestattet aber immerhin einen näherungsweisen Schluß auf die
Bahnlage.
1 . Kalocza (36° 39'; 46° 32'). „Hier wurde (schreibt
Herr Direktor Fenyi) von einem Professor am 3. November
um 5 h ein Meteor von Jupitersgröße noch in der Dämmerung
gegen SE, nach meiner Schätzung in 3° Höhe gesehen. Es zog
langsam in horizontaler Richtung von E gegen S. Später wurde
mit einem Diopterinstrument eine nachträgliche Messung vorge¬
nommen, wobei gefunden wurde, für den Punkt der ersten
Wahrnehmung: Ai = 322 - 5° hi = 5°, für den Endpunkt, wo
es am Himmel verschwand: A 2 = 333'ö° hs = 2‘5Dauer:
2—3 S , Farbe weiß. Es war noch so hell, daß man lesen konnte.
12ö
2. Kaff na (Komitat Krasso - Szöreny), (39° 21/; 45° 26 / ).
Die meteorologische Zeitschrift Idöjäräs, 1910, p. 362, berichtet
über dieses Meteor: Es leuchtete gegen Süden- angeblich in
40—50° Höhe auf. Lauf E—W, Kern sehr hell. Auf dem halben
Wege trennte sich ein Stück ab, blieb etwas zurück und ver¬
schwand nach 2—3 S . Das Meteor lief weiter und hinterließ einen
glänzenden Streifen. Bahn nur 8—10° gegen den Horizont geneigt
zum Falle.
Die in Kalocza für den Endpunkt angegebene geringe
scheinbare Höhe von nur 2'5° müßte dazu fuhren, diesen ent¬
weder in ganz ungewöhnlich geringer linearen Höhe über der
Erdoberfläche oder sehr weit entfernt von dem Beobachtungs¬
ort anzunehmen.
Wird in Raffna für den Anfangspunkt A = 0 gesetzt und
die zugehörige scheinbare Höhe, da sie nur beiläufig, also wohl
sicher zu hoch geschätzt wurde, auf des mittleren Betrages
vermindert, ferner für die scheinbare Bahn ein Bogen genommen,
der mit dem Vertikal im Anfang nach abwärts einen Winkel
vou 81° einschließt, so durften die Angaben unter 2 möglichst
sinngemäß interpretiert sein. Der Horizontalknoten dieses Groß-
kreises liegt in 72'4° Azimut und dessen Neigung gegen den
Horizont beträgt am Knoten 31*8°.
Der Schnitt dieser beiden Bahnbogen würde für den
Radianten n — 21° d = 6'4° geben.
Wird aber in dem Großkreis für Raffna nach bekanntem
Verfahren der Punkt aufgesucht, welcher dem in Kalocza durch
die Koordinaten gegebenen Endpunkt korrespondiert, so kann
das Dreieck auf der Erdoberfläche zwischen den beiden Be¬
obachtungsorten und der Horizontalprojektion des Endpunktes
aufgelöst werden. Man fände dann für dessen Entfernung von
Kalocza nur 13 km.
Ein so tiefes Herabsteigen in der Atmosphäre ist in diesem
Falle, da alle mit einem der gleichen Ereignisse sonst erfahrungs¬
gemäß verbundenen Nebenerscheinungen fehlen, nicht wahr¬
scheinlich; doch wird dieses Ergebnis durch eine nur gering¬
fügige Vermehrung der nur mit 2'5° nachträglich erhaltenen
Endhöhe in Kalocza verbessert. Eine solche ist eigentlich schon
gewissermaßen durch die Ausdrucksweise in der ersten Meldung
(horizontale Richtung) begründet, da eine Senkung von 5° auf
2’5° bei nur 11° Bogenlänge kaum mehr für „horizontal“ zuge-
126
lassen werden könnte. Ich habe daher zunächst für diesen End¬
punkt rund 4° Höhe angenommen und letzteren nach Ausgleich
in Verbindung mit der Bahn aus Raffna 23'5 km über 37° 59'
östl. Länge und 44° 42 5 n. Br. am rechten Save-Ufer nördlich
von Nemöani in Serbien gefunden.
Mit Benützung der scheinbaren Lage dieses Punktes an den
beiden Beobachtungsorten erhält man dann für die betreffenden
scheinbaren Bahnen in äquatorialen Koordinaten:
I II
a Ö a ö
Für Kalocza: 345 0° — 28 7° . . 333 6° — 33 6°
„ Raffna: 3040 — 14'6 . . 2445 — 15-5°
Hieraus ergibt sich der scheinbare Radiant in
« = 36-7° Ö = -f 10-2°
oder: ). = 377° ß = - 41°.
Selbstverständlich kann das Resultat nur als beiläufig
gelten. Vermutlich gehörte das Meteor dem System an, das in
Dennings General-Katalog, p. 232 unter XXVI. Arietids durch
nachstehende Sternschnuppenradianten bezeichnet ist:
« d
Novemb. 2—3 32° . . . + 8°
„ 4—6 29 . . . +8
Novemb. 4.— Dez. 8 34 . . . + 7
Zur Beobachtungszeit befand sich dieser Strahlungspunkt
am Endpunkt der Bahn 4*5° hoch, 10° nördlich von Ost (A = 260°
h = 4*5°), wodurch die Bahnlage gegen die Erde gegeben ist.
Der in Kalocza bezeichneten Bahnlänge von nur 10° 52' würde
eine reelle Länge von 48 km entsprechen und für die dortige
erste Wahrnehmung: 27 km über einem Punkt in X = 38° 35',
<j> = 44° 47', zwischen Kubin und Bavanistie im Banat, in
Raffna wurde offenbar das Meteor schon früher erblickt, u. zw.
wenn es dort wirklich bereits schon im Süden gesehen worden
ist, als es sich in seiner Bahn ungefähr über Saska, östlich von
Weißkirchen, befand, wodurch sich die Bahn um mehr als auf
das doppelte verlängert ergeben würde (über 110 km). Da
jedoch die auch dort angegebene Dauer von 2—3 S sich nicht
auf diese ganze Bahn zu beziehen scheint, so kann zur etwaigen
Abschätzung der geozentrischen Geschwindigkeit nur
der kürzere und etwas tiefer, liegende Bahnteil von 48 km, der
in Kalocza während 2—3 S beobachtet wurde, in Vergleich
kommen. Daraus würde also für diese Geschwindigkeit nur
19*2 km hervorgehen. Da die Elongation des scheinbaren
Radianten vom Apex der Erdbewegung 93° betrug, folgt daraus
die heliozentrische Geschwindigkeit zu 32‘8 km, ent¬
sprechend einer Ellipse von sehr kurzer Uralaufszeit
Inwieferne diese abgeleiteten Ergebnisse für die Bahnlage
den Beobachtungen entsprechen, zeigt folgende Vergleichung.
Für Kalocza lag der Radiant 4'2° hoch in 259'2° Azimut. Im
"Verlauf der hier berechneten Bahn erschien dort das Meteor als
es 322’5° Azimut passierte genau 5° hoch, wie es die Messung
lieferte. Am Ende in 333’5° Azimut war es noch 4‘7° hoch.
Also nur in der Endhöhe besteht ein Unterschied von 2'2°
gegenüber der Messung und von nur (H 0 gegen die spätere
Annahme. Letzteres infolge einer kleinen Ausgleichung mit
Raffna. Dieser Bahnbogen mußte aber in der Tat nahezu
horizontal erschienen sein.
In Raffna befand sich der Radiant in A = 260‘9'' h = 5‘4°,
der Endpunkt in A = 57"2° h = 8'8° und der diese beiden
Punkte verbindende Großkreis hatte in A — 0 (Süd) die
Höhe 30° und an dieser Stelle auch die angegebene Neigung.
Der Lauf des Meteors erschien aus der Richtung von 18° N
von E gegen ebensoviel S von W, demnach mit dem im Bericht
bezeichneten so weit ungefähr übereinstimmend als man in solchen
Fällen beiläufig erwarten kann.
Nur die relativ noch immer geringe Endhöhe erweckt
einige Bedenken. Allein, die Gegenden, über die das Meteor
hingezogen war, liegen ziemlich außer dem Weltverkehr, wes¬
halb möglicherweise wirklich vernommene Detonationen weiterhin
nicht bekannt geworden sein mögen.
Bei unverändert angenommener Entfernung beruht das
Ergebnis für die Hemmungshöhe zunächst auf der scheinbaren
Höhe aus Kalocza. Im ersten Bericht von dort ist für diese
nach einer Schätzung (wobei in der Regel eher zu viel als zu
wenig erhalten wird) nur 3° angegeben. Deshalb würde es kaum
zulässig sein, diesen Wert gar bis auf 7° oder darüber ver¬
mehrt anzunehmen, um bei gleicher Entfernung für die Endhöhe
30 km oder mehr zu erhalten.
Um ein ähnliches Ergebnis durch Vergrößerung der Ent¬
fernung herbeizuführen — was allenfalls in dem geringem
128
Grade der optischen Erscheinungen, selbst mit Bedacht auf das
noch wirksame Tageslicht, begründet wäre — müßten sehr
erhebliche Veränderungen im parallaktischen Winkel durch
die Azimute vorgenommen werden, denn da dieser nach den
Angaben mehr als 81° beträgt, werden durch dessen Ver¬
minderung um einige Grade die Entfernungen nur unwesentlich
vermehrt. Da in Kalocza die Azimute nachträglich gemessen
wurden und die Resultate recht gut dem Eindrücke des ersten
Berichtes entsprechen, müßten die Aenderungen größtenteils an
den Angaben aus Raffna und zwar in so ansehnlichen Beträgen
vorgenommen werden, daß dann die scheinbare Bahnlage nur
mehr schwer mit den dortigen Mitteilungen in Einklang zu
bringen wäre. Ich möchte daher derartige Hypothesen ziffer¬
mäßig hier nicht weiter verfolgen und es bei den angeführten
Ergebnissen um so eher bewenden lassen, als diese ja in guter
Uebereinstimmung mit den Beobachtungen stehen.
Vielleicht hängt übrigens auch die anscheinend geringe
Geschwindigkeit mit dem tiefem Eindringen in die Atmosphäre
zusammen.
Beiträge zur Kenntnis und Verbreitung der
Hensehrecken Mährens. I.
Von Karl Czliek in Brünn.
Im VI. Bericht des „Klubs fllr Naturkunde“ in
Brünn (1905) wurde ein Verzeichnis der bisher in Mähren
beobachteten Dermatopteren und Orthopteren veröffentlicht,
das 39 Arten aufzählt. Diese Liste kann heute durch einige für
Mähren neue Arten bereichert und durch weitere Fundortangaben
ergänzt werden. Sie bedarf aber auch einer Korrektur, besonders
die schwierig zu bestimmenden Arten der Gattung Stenobothrus
betreffend. Herr Professor R. Ebner in Karolinenthal—
Prag hatte die Güte, die Revision der mir zweifelhaften Arten
zu übernehmen, wofür ich ihm an dieser Stelle den besten Dank
auszusprechen mir erlaube. Auch Herr Med.-Dr. R. Puschnig
war so liebenswürdig, mich schon früher durch Ueberlassung
von Vergleichsmaterial zu unterstützen.
Erfreulicherweise liegen nun auch aus anderen Teilen des
Landes Berichte vor, die über die Verbreitung der Heuschrecken
in Mähren Aufschluß geben und das Bild der Orthopterenfauna
unserer Heimat vervollständigen. In der Umgebung von Golden¬
stein, am Glatzer (Spieglitzer) Schneeberg und im Alt¬
vatergebirge sammelte Dr. Friedrich Zacher aus Berlin
(Siehe Zeitschrift für Wissenschaft). Insektenbiologie, Band in,
1907 und Band IX, 1913) und stellte manche interessante, für
Mähren bisher unbekannte Art, so Podistna alpinum Koll.
und Platycleis brachyptera L. als Bewohner unseres Mittel¬
gebirges fest. Ferner hat Oberlehrer Franz Böhm in
Gundersdorf bei Bautsch gesammelt und mir einiges von
seinen Funden im nördlichen Mähren mitgeteilt. Endlich erwähnt
R. Ebner das Vorkommen der im mittleren Mähren seltenen
Phaneroptera falcata Scop. von Martinitz beiKlobouk
in Mähren. 1 )
Leider war es mir bisher nicht möglich, im südöstlichen
und südwestlichen Teile Mährens zu sammeln und alle
*) Internat, entomol. Zeitschr., Guben, VII. 1914.
Verhandlungen des naturf. Vereines in Brünn. LV. Band.
9
130
meine Versuche, von Kollegen und Sammlern aus diesen Landes¬
teilen Material zu erhalten, blieben ohne Erfolg. Das ist umso¬
mehr zu bedauern, als in diesem Teile Mährens eine eigenartige
Fauna vermutet werden kann. Kommt doch im südöstlichen
Mähren Mantis religiosa L., die Gottesanbeterin, vor und es
ist nicht ausgeschlossen, daß diese Gegend manche pontische
Art beherbergt. Auch das südwestliche Mähren, wo nach
Wachtl und Redtenbacher bei Znaim die seltene Saga
s er rata Fahr, gefunden wurde, könnte im Thayatale manche
für Niederösterreich bereits konstatierte Art beheimaten.
Mit den in diesen Beiträgen neu aufgezählten Formen 1 )
erhöht sich die Zahl der für Mähren bisher festgestellten Arten
auf 53. Vergleichsweise sei bemerkt, daß für Nied erösterreich
durch die Arbeiten Ebners, Redtenbachers und Werners
über 100 Orthopterenarten festgestellt wurden, daß R. Pusch nig 2 )
für Kärnten 66 Arten aufzählt und daß R. Ebner 1 ) in einem
räumlich beschränkten Teile Niederösterreichs, der Umgebung
von Guntramsdorf, rund 70 Arten gefunden hat. Wenn auch in
Niederösterreich die Verhältnisse ungleich günstigere sind als in
Mähren, da in der Wiener Gegend „Vertreter der baltischen
Fauna mit pontischen und mediterranen Elementen“ Zusammen¬
treffen, so wird durch fleißige Sammeltätigkeit die Zahl der
unser Land bewohnenden Dermatopteren und Orthopteren noch
erheblich vermehrt werden können.
Dermatoptera (Forficularia) Ohrwürmer.
Labia minor L. — Aus Goldenstein. (Dr. Zacher).
* Sphingolabis albipennis Meg. — Brünn, Juli 1912.
* Chelidura acanthopygia G6ne. —Aus Goldenstein
in einem Fichtenbestand. (Zacher.)
Orthoptera genuina, echte Geradflügler.
Blattidae, Schaben.
* Aphlebia maculata Schreber. — Obrzan bei Brünn,
Haidenberg, 21. VIII. 1916, 4 99 auf Gesträuch.
x ) Die für Mähren neuen Arten sind in der nachstehenden Liste
durch ein vorgesetztes * bezeichnet.
2 ) Verhandlungen der k. k. zool.-bot. Ges. in Wien, Jahrg. 1910.
8 ) Mitteilungen des Naturwiss. Vereines an der Universität Wien,
VIII. 1910.
131
Ectobia lapponica L. — Brünn, Juli; Adamstal bei
Brünn, 3. VII. 1914.
* Ectobia livida F. — Brünn, Juli 1912; aus Golden¬
stein. (Zacher.)
Mantidae, Fangheuschrecken.
Mantis religiosa L. — Diese im Jahre 1876 von
E. Moraw im südöstlichen Mähren erbeutete und in den Ver¬
handlungen des Naturforschenden Vereines in
Brünn 1876, S. 47, mitgeteilte Art kommt, wie ich den brief¬
lichen Mitteilungen des Herrn Oberlehrers Ernst Tannertin
Rohatetz entnehme, noch heute in Südmähren vor. Sie lebt
vereinzelt in der Umgebung von Rohatetz bei Göding auf
größeren Heidelandflächen, die als Weideplätze verwendet
werden. Von den Einheimischen wird sie „Springhexe u
genannt und bedauerlicherweise auch eifrig gesucht und ver¬
nichtet, da nämlich allgemein die Ansicht verbreitet ist, daß sich
die Fangschrecke mit Vorliebe auf die Euter der weidenden
Kühe setzt und an denselben bösartige Ausschläge und Geschwüre
hervorruft.
Acridiidae, Feldheuschrecken.
* Chrysochraon brachypterus Ocsk. — Auf dem
Plateau des Haidenberges, auf der Baba bei Kanitz nächst
Brünn, in B a b i t z in vielen Stücken. August.
* Stenobothrus stigmaticus Ramb. — Am Rande eines
Kiefernwaldes bei Karthaus nächst Brünn am 7. Oktober 1916
in Gesellschaft von Stenobothrus nigromaculatus und
lineatus. 2 od, 3 99. (Revid. Ebner).
Stenobothrus nigro-maculatus Herr.Schf. — Diese
Art ist nicht selten, wie ich in meinem ersten Verzeichnisse
angegeben habe, sondern an Waldrändern, an trockenen, steinigen
Stellen ziemlich häufig. Ich besitze sie noch von Adamstal,
Kanitz, Bilowitz und aus Karthaus. Sie kommt in der
Ebene nicht vor.
Stenobothrus lineatus Panz. — Ebenfalls auf trockenen
Grasplätzen, wohl weit verbreitet, aber immer vereinzelt.
Karthaus 5. X., Adamstal, Haidenberg bei Brünn.
August, September.
132
* Stenobothrus miniatus Charp. — Ich habe ihn vor
zehn Jahren nur einmal auf dem Haidenberg bei Brünn in
2 männlichen Stücken gefangen. August.
Stenobothrus viridulus L. — In der Umgebung von
Brünn selten. Bei Winkelsdorf im Teßtale fing ich ihn im.
Juli 1906. Dr. Zacher führt die Art, die schon vonKolenati
für den Altvater erwähnt wird, aus Goldenstein, vom G1 atzer
Schneeberg und aus dem Altvatergebirge an.
Stenobothrus rufipes Zett. — An Waldrändern, auf
Holzschlägen verbreitet, doch im allgemeinen selten. Baba bei
Kanitz, September, 2 cTd"; Wranau, 3. VIII., Karthaus 7. X*
* Stenobothrus haemorrhoidalis Charp. — Aus
Goldenstein. (Zacher). Der in meiner ersten Liste verzeichnete
haemorrhoidalis ist St. biguttulus L. — Die im Ver¬
zeichnis 1905 angegebenen Arten Sten. n igro-geniculatus Kr
{Fischeri Eversm.) und Sten. pulvinatus Fisch, d. W.
sind ganz zu streichen.
* Stenobothrus apricarius L. — Auf Brachfeldern und
an Feldrainen bei Czernowitz (oberhalb des Friedhofes), vom
Schwarzaufer nächst Kumrowitz, bei Chirlitz und
Ottmarau in beiden Geschlechtern. September.
* Stenobothrus vagans Eversm. — 1 c? auf einer Wald¬
lichtung vom Wege Bilowitz — Kiritein in Gesellschaft von
Sten. biguttulus und Gomphocerus rufus, 24. IX. 1916.
* Stenobothrus variabilis Fieb. f. biguttulus L. —
An Feldrainen, auf Brachfeldern, an Waldrändern, in Wiesen
überall gemein. Die häufigste Art. Czernowitz, Obrzan, im
ganzen Zwittatal bis Bl ans ko, Kanitz bei Brünn, Ochos,
Chirlitz, Karthaus. Aus Goldenstein. (Zacher).
* Stenobothrus elegans Charp. — Auf Oedflächen, breiten
unkultivierten Feldwegen im Grase, so auf dem Plateau ober¬
halb des Friedhofes in Czernowitz (25. IX.) und zwischen
Chirlitz und Ottmarau (4. X.) -in Gesellschaft von Sten ob.
apricarius ziemlich häufig. Die typische hellgrüne Form seltener
als die gelbbräunliche.
Stenobothrus dorsatus Zett. — Die Angabe in meiner
ersten Liste „an trockenen Stellen“ ist unrichtig. Die Art liebt
feuchte Grasplätze und ist am Ufer der Schwarza bei
Kumrowitz im hohen Grase häufig. September. An Bächen
fand ich sie bei Bilowitz, 3. IX.
133
Stenobothrua parallelua Zett. — Auf feuchten Wiesen
überall gemein, neben Stenob. biguttulus unsere gemeinste
Art. Aus W ran au auch die laoggeflügelte Varietät mon t anus
Charp. — Aus der Umgebung von Goldenstein. (Z.)
* Gomphocerua maculatus Thunb. — Karthaus be
Brünn, 7. X. 1916, am Rande eines Kiefernwaldes mit Stenob'
stigmaticus, nigromaculatus, lineatue und rufipes in
2 weiblichen Stücken. Aus Goldenstein. (Zacher). Die sonst
gemeine Art Qomphocerus rufus (Heidenberg, Baba bei Kanitz,
Adamstal, Wranau, Altvater, 8. IX., Goldenstein. Z.) fehlte an
dieser Lokalität.
* Podisma alpinum Koll. — Aus dem Kleinen Kessel im
Altvatergebirge, 17. VIII. 1910. (Zacher).
LOCUStldae, Laubheuschrecken.
* BarbUistes conatrictus Br. — Die in der Liste 1905
verzeichnete südliche Art, Barbit. ocskayi Charp., ist zu
streichen und durch die vorliegende Art zu ersetzen. (Wranau,
Weg zum Babylom. VIII. 1 cf). Aus Nordmähren wird sie
von Oberlehrer Franz Böhm in Gundersdorf bei Bautsch
gemeldet.
j8ophya camptoxipha Fieb. — In der Liste 1905 nur
vom Altvater (Kolenati) angegeben. Sie wurde seither gefunden
in einem kleinen Seitentale des Zwittatales bei Bilowitz, bei
Adamstal auf dem Wege Adamstal—Blansko, auf Haselnu߬
stauden, VII. VIII., im Altvatergebirge bei der Schäferei
(VIII.) Dr. Zacher fand sie auch am Glatzer Schneeberg,
10. VIII. 1908, bis 1200 m Höhe auf Heideibeergestrüpp und
meiDt, daß sie mit Podisma alpinum nur in den Ostsudeten,
„östlich des tiergeographisch eine bedeutsame
Grenze bildenden Tales der Neisse“ vorkommt.
* Leptophyes albovittata Koll. — Wranau VIII.,
Czernowitz, längs der Straße Babitz—Kanitz, IX., besonders
auf Salbei.
* Meconema varium Fabr. — Aus Wranau, wo sie
abends gegen ein auf dem Gartentische aufgestellte Windlicht
zuflog. Aus Obrzan. (L. Böhm).
* Platycleia brachyptera L. — Glatzer Schneeberg,
Altvatergebirge. (Zacher).
134
Gryllidae, Grillen.
* Nemobius silvestris Fabr. — Vom Heidenberg bei
Obrzan an und unter Steinen, 28. VIII. 1916, unter Laub an
Waldrändern bei Kanitz-Bilowitz, aus dem Rziczkatal
und von Karthaus, IX.
QryUus domesticus L. — Vor mehreren Jahren brachte
mir ein Schüler zahlreiche Männchen und Weibchen, die er in
der Schafwollwarenfabrik Paul Neumark in Brünn in Mauer¬
löchern gefangen hatte. Im Jahresheft des Vereines für schles.
Insektenkunde zu Breslau, Heft 8, 1915 (Ueber die Gefährdung
entomologischer Naturdenkmäler in Schlesien) verweist fax
Ferd. auf die Tatsache, daß Gryllus domesticus in
Schlesien immer seltener wird und spricht die Vermutung
aus, daß die Hausgrille durch die bei uns früher nicht heimischen
Blattiden verdrängt wurde.
Druck too W. Burkart in Brünn.
V, * - - i
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