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Full text of "Verhandlungen des naturforschenden Vereines in Brünn 54.1915-55.1916"

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Verhandlungen 

des 

naturforsehenden Vereines 


in Brttnn. 


Li X "V. 33 8t n d. 

1915. 


Brünn, 1916. 

Druck von W. Burkart. — Im Verlage des Vereines. 









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Inhalts-Verzeichnis zlim LN. Bande 1915. 

Seite 

Bericht über das Jahr 1915. I 

Vereinsleitung . . . . III 


Abhandlungen: 

Fritz Zimmermanit: Die Fauna und Flora der Grenzteiche bei Eisgrub 

(I. Teil). 1 

Dr. F. Krumpholz: Miozäne Korallen aus Bosnien.26 

Anton Rzehak: Geologische Ergebnisse einiger in Mähren ausgeführter 

Brunnenbohrungen (4. Folge).51 

Albin Wildt: Ein weiterer Beitrag zur Flora von Mähren.94 

Dr. Franz Krumpholz: Miozäne Foraminiferen von Wawrowitz bei 

Troppau.98 

Dr. Josef Oppenheimer: Das Oberdevon von Brünn.156 












Bericht über das Vereinsjahr 1915. 

Wie in der zweiten Hälfte des Jahres 1914, so waren auch 
im Berichtsjahre die durch den Krieg geschaffenen Verhältnisse 
der normalen Abwicklung des Vereinslebens außerordentlich 
ungünstig. Der Ausschuß des „Naturforschenden Vereines“ hat 
deshalb einstimmig den Beschluß gefaßt, von der Abhaltung 
der üblichen, mit Vorträgen verbundenen Monats Versammlungen 
bis auf weiteres abzuseben und die Vereinstätigkeit auf die stille, 
wissenschaftliche Arbeit der Mitglieder und die Herausgabe der 
„Verhandlungen“ zu beschränken. Es konnte daher auch vou der 
Einberufung einer Hauptversammlung und von der Neuwahl der 
Vereinsleitung Umgang genommen werden; doch wird beab¬ 
sichtigt, im Dezember 1916 eine Hauptversammlung abzuhalten, 
in welcher der Rechenschaftsbericht für die Jahre 1914—16 erstattet 
und die Neuwahl der Vereinsleitung durchgeführt werden soll. 

Die verschiedenen Mißstände, auf welche bereits im letzten 
Berichte hingewiesen wurde, bestehen leider noch immer. Es ist nicht 
zu leugnen und wohl auch nicht leicht zu ändern, daß das Interesse 
an der naturwissenschaftlichen Betätigung in neuerer Zeit ein viel 
geringeres ist als in den ersten Jahren des Bestandes unseres 
Vereines. Es zeigt sich dies deutlich genug nicht nur in der 
verschwindend geringen Zahl neu eintretender Mitglieder, sondern 
auch — was besonders bedauerlich ist — in den verhältnismäßig 
vielen Austrittsanmeldungen und in den Rückständen, welche die 
Mitgliederliste in der Rubrik „Jahresbeiträge" aufweist. Daß für 
diese Erscheinungen der Kriegszustand nicht verantwortlich 
gemacht werden kann, wurde schon im letzten Berichte betont. 

Außer den bereits im letzten Berichte genannten Mitgliedern 
der Vereinsleitung wurde auch Herr Direktor Dr. O. Leneczek 
zur aktiven Kriegsdienstleistung herangezogen. Auch von unseren 
sonstigen Mitgliedern stehen mehrere — zumeist Lehrer — im 
Militärdienst; zwei von ihnen haben den Heldentod auf dem 
Schlachtfelde gefunden, drei sind in Kriegsgefangenschaft geraten. 
Das Ehrenamt des 2. Sekretärs und jenes des Rechnnungsführers 



II 


hat auch im Berichtsjahre der 1. Sekretär, Herr Hochschulpro¬ 
fessor A. Rzehak, vertretungsweise übernommen. 

An Stelle des nach Tirol übersiedelten Aushilfsdieners Albert 
Büch eie wurde Herr Alois Löbenstein aufgenommen. 

Von unseren „Verhandlungen“ wurde im Berichtsjahre der 
53. Band (für 1914) herausgegeben. Der vorliegende 54. Band 
steht infolge des herrschenden Papiermangels und auch infolge 
der wesentlich erhöhten Druckkosten dem Umfang nach hinter 
seinen unmittelbaren Vorgängern etwas zurück, eine Erscheinung, 
die auch bei anderen Vereinsschriften aus eben denselben Gründen 
zu bemerken ist. 

Auch im Berichtsjahre wurden uns sowohl die Subvention 
des hohen Ministeriums des Innern im Betrage von 1100 K, als 
auch die von der löblichen Stadtgemeinde Brünn bewilligte Sub¬ 
vention von 700 K ohne jede Kürzung ausbezahlt, was mit dem 
Ausdrucke des wärmsten Dankes zur Kenntnis gebracht wird. 
Desgleichen müssen wir, wie im Vorjahre, Sr. Exzellenz dem 
Herrn Grafen Wladimir Mittrowsky für die hochherzige Spende 
von 200 K und Herrn F. K. Stohandl in Wien für eine solche 
von 50 K den herzlichsten Dank aussprechen. 

Folgende Mitglieder haben Ueberzahlungen des Jahres¬ 
beitrages geleistet: Dr. Eduard Burkart, Direktor G. Heinke, 
Hofrat Dr. G. v. Nießl in Wien und Fried. Edler v. Teuber 
mit je 20 K; Hofrat K. Hellmer in Wien, Prof. A. Hetschko 
in Teschen, Th. Koydl in Nestomitz (Böhmen), Leop. Krzi- 
wanek, Direktor Ad. Oborny in Znaim, Prof. A. Rzehak, 
Dr. L. Schmeichler und Dr. D. Weiß mit je 10 K. 

Neue Mitglieder wurden im Berichtsjahre keine aufgenommen, 
hingegen meldeten 4 Mitglieder ihren Austritt an. 

Durch den Tod verloren wir nicht weniger als 9 Mitglieder, 
nämlich die Herren: Aug. Berger jun., Buchhändler, welcher 
als k. u. k. Oberleutnant in der Reserve, für sein tapferes Ver¬ 
halten vor dem Feinde ausgezeichnet, an der Isonzofront den 
Heldentod gefunden hat; Jos. Hab er mann, Fachlehrer, in 
treuer Pflichterfüllung für das Vaterland gefallen am nördlichen 
Kriegsschauplatz; Ad. Ptaöek, Zentraldirektor in Sokolnitz; 
Alex.Schü 11 er,k.k.Oberbaurati.R.; Med.-Dr.Th.Spietschka; 
Ad. Walter in Raigern; kais. Rat Ant. Worell in Eibenschitz 
und Prof. Vinz. Zatloukal. Unser Gesamtverlust im Jahre 
1915 beträgt demnach 13 Mitglieder. 



III 


Für die Besorgung der Geschäfte in der Bibliothek und 
in den Vereinssammlungen sind wir auch diesmal den Herren: 
Dr. Ed. Burkart, K. Schirmeisen und K. Cziiek, Herrn 
Prof. A. Szarvassi endlich für die mühsame und zeitraubende 
Bearbeitung des meteorologischen Beobachtungsmaterials zu Dank 
verpflichtet. 


Vereinsleitung. 

Präsident: 

Dr. Stephan Freiherr von Haupt'Buchenrode, Landtagsabgeordneter, Hferr- 
schaftsbesitzer ete. 

Vize- Präsidenten: 

Herr Dr. Gr. Jaumann, k. k. o. ö. Hoch- | Herr A. Wildt, Bergingenieur i. R. 
schulprofessor. 

Sekretäre: 

Herr A. Rzehak, k. k. o. Ö. Hochschulprofessor. 

„ Dr. H. Iltis, k. k. Gymnasialprofessor.*) 

Rechnnngsführer: 

Herr K. Landrock, Fachlehrer.*) 

Bibliothekar: 

Herr Karl Schirmeisen, Fachlehrer. 

Ausschuss - Mitglieder: 

Herr Dr. E. Burkart, Buchdruckereibesitzer. 

„ K. Czizek, Fachlehrer. 

„ E. Donath, k. k. Hofrat, Hochschulprofessor. 

„ G. Heinke, Wasserwerksdirektor. 

„ Dr. 0. Leneczek, Direktor an der Handelsakademie. 

„ Dr. K. Mikosch, k. k. Hochschulprofessor. 

„ Dr. L. Schmeichler, a. o. Hochschulprofessor. 

„ Dr. Bruno Sellner. 

„ Dr. A. Szarvassi, a. o. Hochschulprofessor. 

* Julius Warhanik, k. k. Oberlandesgerichtsrat. 

„ Dr. D. Weiß. 

„ F. Zdobnitzky, Fachlehrer. 


*) Während des Krieges durch den 1. Sekretär, Herrn Professor 

A. Rzehak, vertreten. 




Abhandlungen. 


(Für den Inhalt der in dieser Abteilung enthaltenen wissenschaftlichen 
Mitteilungen sind die Verfasser allein verantwortlich.) 




Die Fauna und Hora der Grenzteiche bei Eisgrub 

Ton Fritz Zimmermann. 

I. Teil: 

Gaetropoda et Acephala. 

(Mit einer Textfigur und einer Tafel.) 


Im äußersten Süden Mährens, an der niederösterreichischen 
Grenze, liegen in einem breiten, von flachen Hügeln eingeschlossenen 
Tale vier Teiche, die sich in der Richtung West-Ost von Voitels- 
brunn bis Eisgrub erstrecken. Die das Tal begrenzenden Hügel 
steigen nur bei Voitelsbrunn etwas höher an und bestehen teils 
aus Leithakalk, teils aus tertiären oder diluvialen Sanden und 
Schottern, die vielfach von Löß überdeckt sind. 

Der westlichst gelegene und größte, Steindammteich oder 
Nimmersatt genannt, wird hauptsächlich vom Niklasgraben, 
einem aus Wiesengräben der Gebiete von Neusiedl, Bratelsbrunn 
und Nikolsburg genährten Bächlein, gespeist, welches bei Voitels¬ 
brunn an der westlichen Spitze des Teiches einmündet. Ein 
zweiter, noch wasserärmerer Graben mündet, vom Feldsberger 
Gebiete kommend, am Südufer des Teiches. 

Der Abflußgraben dieses Teiches mündet beim Grenz¬ 
schloß in den Bischofwarter Teich. Von hier gelangt das 
Wasser in den Mitterteich und weiter in den Mühlteich. 
Der Mitterteich nimmt an seiner Südseite den Ablauf der kleinen, 
gegen Feldsberg zu gelegenen Allachteiche auf. Außer 
diesen größeren Zuflüßen erhalten die Teiche auch noch gering¬ 
fügige Wassermengen aus einigen an ihren Uferrändern liegenden 
Quellen und Wiesengräben. 

Der Bischofwarter-, Mitter- und Mühlteich stellen eigentlich 
ein gemeinsames, durch zwei Dämme, den der Eisgrub-Felds 
berger Straße und den der Lundenburg—Eisgruber Lokalbahn, 
in drei Abschnitte geteiltes Wasserbecken dar. 

Verhandlungen des naturf. Vereines in Brünn. L1V. Band. 


1 



2 


Durch ihre Größe übertreffen die „Grenzteiche“ (die mährisch¬ 
niederösterreichische Grenze führt durch dieselben) alle anderen 
Wasseransammlungen des südlichen Mähren. Der Nimmersatt 
bedeckt eine Fläche von 303*74 ha; ihm reihen sich an der 
Mühlteich mit 107*36 ha, der Bischofwarter Teich mit 104 ha 
und der Mitterteich mit 46*48 ha. Trotz der nicht unbeträchtlichen 
Flächenausdehnung — nehmen die Teiche zusammen doch mehr 
als 5*5 km 2 ein — ist die Tiefe derselben eine verhältnismäßig 
geringe. Die größte Tiefe beträgt nämlich im Steindammteiche 
4—5 m, in den anderen Teichen 2*5—3 m; dabei beschränken 
sich diese Tiefen auf den die Teiche durchziehenden Graben und 
das Fischbett, welche beim Ablassen der Teiche gefüllt bleiben; 
die Tiefe der anderen Teile beträgt im Durchschnitt nur etwa 
1*5—2 m. 



Die Teiche, welche zum Besitze des regierenden Fürsten 
Johann II. von und zu Liechtenstein gehören, dienen ausschließlich 
der Fischzucht, und zwar besonders der Karpfenzucht. 

Dieser Umstand bedingt es, daß die Teiche zu bestimmten 
Zeiten abgelassen werden, und zwar in der Weise, daß in einem 
Herbst der Steindammteich, im folgenden Herbst die drei anderen 
Teiche ausgefischt werden. Von den kleineren drei Teichen bleibt 
dann meistens einer den nächsten Sommer über bis auf die tiefsten 
Stellen und den Graben ungefüllt und wird während dieser Zeit 
landwirtschaftlich verwendet; diese Sömmerung trifft daher jeden 
dieser Teiche immer im siebenten Jahre. Der Nimmersatt dagegen 
bleibt niemals den Sommer über ganz leer, sondern nur vom Herbste 
bis zum Frühjahr, in welcher Zeit er sich etwa zur Hälfte füllt; 
seine volle Größe erreicht er wieder erst im Herbst. Der Wasser¬ 
stand der anderen Teiche wird in der Weise reguliert, daß sie 








3 


aus dem Nimmersatt, resp. einer aus dem anderen gefüllt 
werden. 

Der Grund der Teiche besteht vornehmlich aus hineinge¬ 
wehtem Flugsand, an wenigen Stellen, und zwar meist nur dort, 
wo die Zuflüße oder Quellen einmünden und wo ausgedehnter 
Pflanzenwuchs auftritt, ist der Teichboden mehr oder weniger 
schlammig. Da im Bischofwarter- und Mitterteich gelegentlich aus¬ 
geschwemmte Gehäuse von tertiären Schnecken, wie Cerithium 
pictum, Chenopus u. a. gefunden werden, so ist es wahr¬ 
scheinlich, daß die bei Bischofwart und an der Eisgrub-Feldsberger 
Straße zu Tage tretenden tertiären Schichten unter den Teichen 
durchstreichen. Auch im Steindammteich sind am Fuße der 
Bischofwarter Weingärten, die aus Leithakalk bestehen, ausge¬ 
witterte tertiäre Konchylien, wie Ostrea sp., Pecten latis- 
s i m u s, ferner Korallen und Bryozoenstöcke nicht selten zu finden. 

In allen Teichen sind die seichteren Stellen von einem 
dichten Pflanzenbestand bewachsen; vorherrschend findet sich 
Typha angustifolia L., weniger häufig Phragmites 
communis Trin. und Scirpus lacustris L. Diese Bestände 
ziehen sich als schmälere oder breitere Streifen meist längs der 
Ufer hin, seltener finden sich ausgedehntere Felder, die sich in 
den Teich weiter hinein erstrecken, so am West- und Süd-Westufer 
des Nimmersatt, am Westufer des Bischofwarter Teiches, wo 
neben Typha und Phragmites auch Acorus Calamus L. nicht 
selten auftritt, am Südufer des Mitterteiches in der Nähe der 
Einmündung des Abflußes der Allachteiche, wo neben Typha 
Scirpus lacustris L. häufig ist, endlich am Nordufer des 
Mühlteiches. An .einzelnen Stellen aller Teiche finden sich auch 
größere Felder von Ranunculus Petiveri Koch, Polygonum 
amphibium L. und Potamogeton pectinatus L. 

Die Flora der Teichufer entspricht im Allgemeinen der 
Strandflora unserer Gewässer. Nur an einzelnen Stellen findet 
sich eine schwächer oder stärker ausgeprägte, aber immer typische 
Halophytenvegetation. In der mir zur Verfügung stehenden 
Literatur konnte ich keine, auf das Vorkommen von Halophyten 
an den Grenzteichen bezügliche Angaben finden, weshalb die 
Ufer einer genauen Untersuchung in Bezug auf halophile Gewächse 
unterzogen wurden. 

Diese ergab das Vorhandensein von vier Stellen an den 
Teichufern, die durch eine halophile Vegetation gekennzeichnet 

1* 



4 


sind. Von ihnen entfällt eine auf den Bischofwarter Teich, während 
die drei anderen am Nimmersatt liegen. An anderen Uferstellen 
konnte eine typische Halophytenflora nicht nachgewiesen werden. 1 ) 

Die kleine Salzheide am Bischofwarter Teich liegt in unmittel¬ 
barer Nähe des Ortes Bischofwart und ist durch das Vorkommen 
von Lotus corniculatus L. var. tenuifolius L. und Sper- 
gularia salina Presl. charakterisiert; diese Halophyten sind 
aber nur in spärlicher Zahl vorhanden und vielfach durch andere 
Pflanzen überwuchert. Am Westufer dieses Teiches, in der Nähe 
des Grenzschlosses, kommt Rumex maritimus L. vor, der 
aber sonst an den Teichufern überall, wenn auch nicht in so großer 
Menge, zu finden ist. 

Viel reicher ist die Halophytenflora der drei, an den Ufern 
des Steindammteiches liegenden Salzheiden; zwei dieser Vor¬ 
kommnisse gehören Mähren, das dritte Niederösterreich an. Die 
beiden mährischen, am Nordwestufer, schon in der Nähe von 
Voitelsbrunn liegenden Stellen lassen sich räumlich schwer von 
einander abgrenzen; sie sind nur durch eine schmale Zone, die 
anscheinend einen geringen Salzgehalt aufweist, von einander 
getrennt. Hier fand ich folgende Salzpflanzen: Lotus corni¬ 
culatus var. tenuifolius L., Carex hordeistichos Vill., 
Atropis distans (L.) Griseb., Plantago maritima L. var. 
dentata Beck, Spergularia marina Bess., Spergularia 
marginata (DC.) Boh., Atriplex roseum L, Atriplex 
has tata var. salina Cel., Aster tripolium L., Taraxacum 
leptocephalum Reichb., Rumex maritimus L. und Suaeda 
maritima Dum. Außerdem teilen diesen Standort Scirpus 
Tabernaemontani Gmel. und Triglochin palustre L. 

Während die drei bis jetzt behandelten Salzheiden nicht 
besonders auffällig sind, ist die vierte, welche unweit der Bahn¬ 
haltestelle Voitelsbrunn, zwischen dieser und dem Teiche liegt, 
schon von weiten durch die starken Salzausblühungen zu erkennen. 
Dem stärkeren Salzgehalte entspricht auch die Flora; während 
die Halophyten an den anderen Stellen immer mit anderen nicht 
halophilen Gewächsen untermischt sind und zwischen diesen ver¬ 
schwinden oder fast verschwinden, ragen hier aus der stellenweise 
blendend weißen Salzkruste nur die Blütenschäfte von Plantago 
maritima L. heraus, alle anderen Pflanzen fehlen. Der Rand der 
Salzausblühung ist zuerst von einem braungrünen Gürtel von 

*) Meine Funde wurden auch veröffentlicht bei A. Wildt „Weitere 
neue Standorte mährischer Pflanzen“, diese Abhandlungen, Bd. 53. 



5 


Salicornia und Suaeda amgeben, dem sieb weiter nach außen ein 
violetter Kranz von blühenden Salzastern anschließt. 

Von Halophyten fand ich an dieser Stelle: Spergularia 
salina Presl., Spergularia marginata (DC.) Boh., Sper¬ 
gularia marina Bess., Aster tripolium L., Lotus corni- 
culatus var. tenuifoliusL., Atriplex hastata var. salina 
Öel., Car ex hordeistichos Vill., Scorzonera parviflora 
Jacq., Juncus Gerardi Lois., Salicornia herbacea L. und 
Suaeda maritima Dum. Auffällig ist hier auch eine zwischen 
der Salzheide und dem Teiche gelegene große Fläche, die mit 
Hippuris vulgaris L. dicht bewachsen ist. 

Die Analyse der Salzeffloreszenzen von dieser Salzheide 
lieferte folgendes Ergebnis: Magnesiumsulfat und Natriumsulfat 
als die Hauptmenge, untermischt mit Calciumsulfat, Calcium¬ 
carbonat, Ferrocarbonat, Magnesiumcarbonat und wenig von 
Chloriden von Natrium und Calcium. Die Reihenfolge der Bei¬ 
mengungen entspricht der Menge, in der sie in der Effloreszenz 
Vorkommen. Mineralogisch wäre daher dieselbe als „Reussin“ zu 
bezeichnen. 

Nach diesen Befunden lag die Wahrscheinlichkeit vor, daß 
das Wasser der Teiche, deren Ufer stellenweise salzführend sind ; 
auch einen größeren Gehalt an diesen Salzen aufweisen dürfte, 
als dies Süßwasser gewöhnlich tut. 

Es wurden deshalb den Teichen entnommene Wasserproben 
auf ihren Abdampfrückstand, wie auf ihren Gehalt an Schwefelsäure 
und Chlor hin untersucht, was mir durch die liebenswürdige 
Unterstützung der Herren Regierungsrat Dr. K. Kornauth in 
Wien und Professor A. Rzehak in Brünn ermöglicht wurde. 
Die Analysen, die teils an der k. k. Deutschen techn. Hochschule 
in Brünn, teils an der k. k. landw. bakteriol. und Pflanzenschutz- 
Station in Wien durchgeführt wurden, ergaben folgendes Resultat: 




Milligramm in 1 L. Wasser j 


Wasser aus dem: 

Abdampf¬ 

rückstand 

i Schwefel- 
; säure ( 

Chlor 

1 

Steindammteich. 

791 

342 35 

534-48 

37-6 

2 

Bischofwarter Teich. 

901 

396 

3 

Mitterteich. 

897 

330-84 

378 

4 

Graben am Steindammteich . 

4510 

: 2304 00 

1 22-2 









tj 


Zum Vergleiche sei hier auf einige andere Wasseranalysen 
hingewiesen, die ich der Güte des Herrn Dr. Bruno Wahl ver¬ 
danke ; die Daten beziehen sich auf Analysen, welche an der 
k. k. landw. chem. Versuchsanstalt in Wien ausgeführt wurden, 
zum Teil wurden sie der einschlägigen Literatur entnommen. 



Milligramm in 1 L. 

Wasser 


Abdampf- 

rüekstand 

Schwefel¬ 

säure 

Chlor 

Lunzer See. 

1280 

6-470 

— 

Obersee bei Reval. 

1464 

3 239 

4-2 

Bologoje-See im Gouvernement 
Nowgorod. 

94 7 

5-878 

6 8 

, Schliersee. 

185-84 

21 357 

— 

Züricher See. 

152*4 

11-278 

1 3 

Königsee. 

97*7 

5 399 

0 6 

! Walchensee. 

138*8 

4919 

1-0 

Bodensee. 

171-8 

26 516 

0-4 

Würmsee (Starnberger See) . . . 

139 2 

12 540 

21 


Aus dem Mühlteich konnten keine Wasserproben entnommen 
werden, da dieser Teich im Sommer 1914, als ich die Unter¬ 
suchungen anstellte, trocken gelegt war. Die Untersuchung des 
Wassers aus dem Hauptgraben wurde unterlassen, da dasselbe 
den Ablauf des Mitterteiches darstellte, daher dieselbe Zusammen¬ 
setzung wie das Wasser dieses Teiches haben mußte. 

Aus den Analysen 1—3 ergibt sich, daß die chemische 
Zusammensetzung der Teichwässer eine ziemlich gleichartige ist, 
eine Uebereinstimmung, die aus dem Umstande, daß das Wasser 
aller Teiche größtenteils aus dem Steindammteich stammt, voraus¬ 
zusehen war. 

Aus dem Vergleiche dieser Analysen mit denen des Wassers 
verschiedener Seen ergibt sich folgendes: Das Wasser der 
Teiche ist viel reicher an gelösten Stoffen, darunter 
vornehmlich an Sulfaten und Chloriden, als die ver¬ 
glichenen See wässer. Der Chlorgehalt ist ungefähr sechsmal 
größer als der des Wassers aus dem Bologoje-See, das unter 
den angeführten den größten Chlorgehalt aufweist. Das Wasser 














7 


des Bodensees, das unter den Seewässern den größten Gehalt 
an Schwefelsäure zeigt, enthält nur den fünfzehnten Teil 
der Schwefelsäure, bezogen auf den Mittelwert aus allen drei 
Teichen, und nur den zwanzigsten Teil des Schwefelsäure¬ 
gehaltes des Wassers aus dem Bischofwarter Teich. Das Mittel 
des Abdampfrückstandes der Teich Wässer ist sechsmal größer 
als das der angeführten Seewässer. 

Die Analyse 4, eines Wassers aus einem Graben, welcher 
die am mährischen Ufer des Steindammteiches gelegene Salzheide 
durchquert und gewissermaßen das Grundwasser des Teichufers 
an dieser Stelle führt, zeigt neben einem etwas geringeren Chlor¬ 
gehalt einen überaus großen Gehalt an Schwefelsäure. Dieser 
Befund stimmt mit der Analyse der Salzausblühungen von der 
entgegengesetzten Seite des Teiches überein, die auch Sulfate 
als vorherrschend angibt. 

Nachdem der größere Salzgehalt der Teichwässer festgestellt 
war, lag es natürlich nahe zu untersuchen, wie weit durch den¬ 
selben die Tier- und Pflanzenwelt der Wässer beeinflußt wird- 
Die Molluskenfauna, die um diese Zeit schon größtenteilt fest' 
gestellt war, ergab bezüglich des Vorkommens einzelner Arten 
einige auffällige Tatsachen, die eventuell auf den größeren Salz¬ 
gehalt zurückgeführt werden konnten. Sonst war aber von der 
Fauna und Flora gar nichts bekannt, außer dem beachtenswerten 
Umstande, daß eine Alge, Enteromorpha intestinalis (L.) 
Link, die sonst im Salz- und Brackwasser vorkommt, im Stein¬ 
dammteich und auch in den anderen Teichen nicht selten gefun¬ 
den wird. 

Aus einem hinsichtlich des Vorkommens halophiler Phanero- 
gamen durch H. Laus bekannt gewordenen Gebiete, das in der 
Nähe des Bahnhofes Auspitz liegt, gab uns O. Richter ein Ver¬ 
zeichnis der Bacillarienflora. ln demselben werden 16 Salzwasser 
und 41 Brackwasser bewohnende Arten und Varietäten von 
Diatomeen aufgezählt. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die 
Diatomaceen und überhaupt die dem Plankten angehörigen Glieder 
der Fauna und Flora der Teiche ähnliche Resultate liefern werden. 

Dies alles gab den Anstoß dazu, die ursprünglich nur auf 
die Erforschung der Mollusken- und Vogel weit der Teiche gerich¬ 
teten Untersuchungen auf die gesamte Tier- und Pflanzenwelt 
auszudehnen und wurde mit den diesbezüglichen Aufsammlungen 



8 


auch gleich im Herbste 1914 begonnen, zu einer Zeit, in welcher 
die Durchforschung der Molluskenfauna bereits abgeschlossen war. 

Da die Erforschung der Insektenwelt und der Planktonten 
noch längere Zeit in Anspruch nehmen wird, gebe ich vorläufig 
die Zusammenstellung der Mollusken, der dann die der anderen 
Tier- und Pflanzenklassen folgen werden. 

I. Teil: 

Gastropoda et Acephala. 

(Mit einer Tafel.) 

Durch die Arbeiten Rzehaks und Uliönys kennen wir 
die Weichtiere einiger Gebiete Mährens, vornehmlich die der 
näheren Umgebung von Brünn; Schierl hat später die ihm 
aus diesen Arbeiten bekannten Daten noch einmal veröffentlicht 
und durch einige andere, die sich auf die Umgebung von Auspitz 
und auf einige Orte des südlichen Mähren beziehen, erweitert* 
Leider ist Schierls Arbeit, die auch das von mir untersuchte 
Gebiet behandelt, im Allgemeinen wenig brauchbar. 

Ein Umstand erleichterte mir das Sammeln der Konchylien 
der Teiche in so hervorragender Weise, daß ich annehmen kann, 
daß das von mir gegebene Verzeichnis fast vollständig sein dürfte; 
es ist dies das Ablassen der Teiche. Wenn schon im Herbste die 
abgelassenen Teiche in allen ihren Teilen leichter zugänglich 
werden, und das Aufsammeln der auf der Oberfläche des Teich¬ 
bodens liegenden Weichtiergehäuse sehr vereinfacht wird, so bildet 
sich im darauffolgenden Frühjahr, wenn die Teiche sich zu füllen 
beginnen, an dem fortschreitendenWasserrand eine fast ausschließlich 
aus Schneckengehäusen bestehende Drift. Die Tiere sind während 
des Winters zugrunde gegangen, die luftgefüllten Gehäuse 
schwimmen auf dem Wasser und werden vom Winde gegen das 
Land getrieben. Es sammeln sich auf diese Weise in einer nur einige 
Zentimeter breiten Strandzone alle auf der weiten Teichfläche 
zugrunde gegangenen Schnecken an und können leicht in überaus 
großen Mengen gesammelt werden. 

Natürlich fanden sich darunter nicht nur Wasserbewohner^ 
sondern auch viele Arten, die an feuchten Stellen, am Ufer der 
Teiche lebten, ja sogar Bewohner trockener Kalkfelsen waren 
unter der großen Menge der gesammelten Schnecken nicht selten. 
Wahrscheinlich leben diese Arten vereinzelt auf den aus Leitha¬ 
kalkblöcken erbauten Dämmen der Teiche; allerdings konnten 



9 


an diesen Stellen nur einzelne der Arten gefunden werden, während 
dies bei anderen nicht gelang. 

Verschiedenheiten zeigten sich hinsichtlich der Menge, in 
welcher die Weichtiere in den verschiedenen Teichen Vorkommen. 
Der Steindammteich, der größte und tiefste, der niemals voll¬ 
ständig trocken gelegt wird und von dem ich daher eine sehr 
große Ausbeute erhoffte, erwies sich nach dem Ablassen, das 
seine vollständige Durchsuchung ermöglichte, ungemein arm an 
Konchylien. Auch die Menge der angeschwemmten Gehäuse war 
gegen die des kleinen Mitterteiches eine minimale. Nicht viel 
reicher erwies sich der Mühlteich; im Bischofwarter Teich und 
ganz besonders im Mitterteich war die Anzahl der Mollusken 
eine große. Im Mitterteich war wiederum das Typhafeld längs 
des Dammes der Eisgrub-Feldsbergerstraße am reichsten sowohl 
an Individuen, wie auch an Arten der Konchylien, und kam 
dieser Teichabschnitt in dieser Beziehung den Altwässern und 
Tümpeln in der Thayaniederung fast gleich. 

In dem von Auwäldern und Wiesen bedeckten Thayatal 
von Muschau und Unter-Wisternitz an, besonders in der östlich 
von Neumühl erfolgenden Erweiterung desselben, zwischen Pul- 
gram, Eisgrub und Lundenburg einerseits, Prittlach, Rakwitz 
und Kostei andererseits finden sich eine Unmenge von kleineren 
und größeren Wasseransammlungen, von denen der Krummsee, 
das Bruckwasser, das Bannwasser und das Jezero eine größere 
Längenerstreckung und auch eine verhältnismäßig große Tiefe 
(das Bannwasser und das Jezero weisen stellenweise bis zu 5 m 
Tiefe auf) bei geringer Breite haben. Die meisten anderen Tümpel 
zeigen wenigstens im Sommer nur eine geringe Flächenausdehnung 
und sehr geringe Tiefe. 

Diese Thayatümpel, namentlich die kleineren, zeichnen sich 
durch einen übergroßen Reichtum an Schnecken aus. Im Sommer 
und Herbst, wenn ihr Wasserstand am kleinsten ist — im Früh¬ 
jahr hängen bei Hochwasser fast alle mit der Thaya zusammen 
und werden von ihr durchströmt — erscheint der Boden der¬ 
selben mit Limnaen, Planorben, Vivipara etc. förmlich ge¬ 
pflastert, so dicht liegen die Tiere nebeneinander; daß es auch 
an den kleineren Arten nicht mangelt, ist selbstverständlich. 

Anschließend an die Thayatümpel kann man auch die Park¬ 
teiche aufzählen, die von der Thaya gespeist und von ihr das 
ganze Jahr durchströmt werden. 



10 


War schon der im allgemeinen viel größere Individuen- 
reicbtum der Tümpel verglichen mit dem der Teiche auffällig, so 
war es noch bedeutend auffälliger, daß sich auch hinsichtlich der 
Arten und Varietäten Verschiedenheiten in diesen beiden Wasser¬ 
ansammlungen zeigten. Manche Arten oder Varietäten, die in den 
Teichen häufig sind, fehlen in den Tümpeln vollständig und 
umgekehrt. 

Diese Verschiedenheit im Auftreten der Arten ist um so 
bemerkenswerter, als die Teiche vom Thayatal im Mittel nur 
5 km entfernt sind und die geringste Entfernung zwischen dem 
Mühlteich und den Tümpeln im Unterwald kaum 2 km beträgt; 
dabei ziehen zahlreiche Scharen von Wildenten und anderen 
Wasservögeln beständig zwischen den Teichen und Tümpeln hin 
und her, so daß sich zur Verschleppung, namentlich der kleinen und 
flachen, leicht anhaftenden Arten, die allergrößte Möglichkeit darbietet. 

Um diese Verteilungsverhältnisse hervorzuheben, habe ich 
im folgenden Verzeichnis der Mollusken der Teiche, bei jeder 
Art auch das eventuelle Vorkommen in den Tümpeln und der 
Thaya angegeben; andererseits habe ich auch die nur in den 
Tümpeln vorkommenden Arten mitangeführt, sie aber durch Weg¬ 
lassen der laufenden Nummer und cursiven Druck gekennzeichnet. 

Der Vollständigkeit halber wurden auch im Verzeichnis der 
Teichkonchylien jene Arten aufgezählt, die zwar Landbewohner 
sind, deren Gehäuse jedoch in der Drift der Teiche gefunden 
wurden. Die bis jetzt aus Mähren noch nicht bekannt gewesenen 
Arten und Varietäten sind durch einen dem Namen Vorgesetzten 
Stern ausgezeichnet. 

In der Anordnung der Familien und der Nomenclatur folge 
ich Geyers Werke: Unsere Land- und Süßwasser-Mollusken. 

Gastropoda. 

Fam. Limacidas. 

1. Limax (Agriolimax) laevis Müll. Im angeschwemmten, 
noch feuchten Schilf; nicht selten an den Teichufern und den 
Tümpeln. 

Fam. Vitrinidae. 

2. Vitrina pellucida Müll. Im Geniste des Mitterteiches zwei 
Exemplare. Die Art ist in der Umgebung der Teiche unter Moos 
häufig zu finden. 



11 


Fam. Zonltldae. 

3. Hyalinia cellaria Müll. Selten im Geniste der Teiche. 

4. Hyalinia hammonfe Ström. Einzeln im Genist des Mitter- 
teiches. 

5. Zonitoid68 nitida Müll. Zahlreich im Geniste der Teiche; 
die Art lebt überall an den Ufern der Teiche, auch an den Ufern 
einzelner Thayatümpeln fand ich sie massenhaft, ebenso im Geniste 
der Thaya. 

Fam. Punctidae. 

6. Punctum pygmaeum Mull. Ein Stück im Geniste des 
Mitterteiches; sonst fand ich diese Art, vielleicht ihrer geringen 
Größe halber, in der Umgebung von Eisgrub nirgends. 

Fam. Helicidae. 

7. Vallonia pulchella Müll. Sehr häufig im Geniste der Teiche. 

*var. enniensis Gredl. Neben der typischen Art mehrere 

Exemplare. 

8. *Vallonia excentrica Sterki. Im Geniste der Teiche und 
der Thaya nicht selten. Ich finde diese Art für die mährische 
Fauna nirgends angeführt; wahrscheinlich wurde sie von den 
älteren Malakologen zu der sehr ähnlichen V. pulchella gezählt. 

9. Vallonia C 03 tata Müll. Häufig im Geniste der Teiche. 

10. Fruticicola hispida L. Im Geniste des Mitterteiches nicht 
selten, vereinzelt in dem der anderen Teiche; auch im Thaya¬ 
genist und an den Tümpeln. 

11. Fruticicola sericea Drap. ' 

*var. corneola Cless. Im Geniste des Steindammteiches. 
Stammt vielleicht von den Leithakalkhügeln am Südufer des 
Teiches. 

12. Fruticicola rubigin08a Ziegl. Sehr selten im Geniste der 
Teiche. 

13. Fruticicola carthusiana Müll. Im Geniste des Steindamm 
teiches. Diese Art wird von Rzehak aus der Gegend von Auspitz 
erwähnt; ich fand sie mehrfach an verschiedenen Punkten der 
Umgebung von Eisgrub, auch im angeschwemmten Geniste der 
Thaya ist sie nicht selten. 

14. Tachea vindobonensis Fer. Zahlreich auf den Teich¬ 
dämmen und im Geniste derselben. 


► 



12 


15. Xerophila obvia Ziegl. Seltener als die vorige, mit der 
sie au denselben Orten vorkommt. 

Fam. Ferussacidae. 

16. Cionella lubrica Mull. Ueberall sehr häufig. 

var. exigua Mke. Neben der typischen Form häufig. 

17. Caecilianella acicula Müll. Selten im Geniste der Teiche. 

Fam. Buliminidae. 

18. Chondrula tridens Müll. Im Geniste der Teiche sehr 
häufig. Unter den zahlreichen gefundenen Stücken lassen sich 
leicht zwei Typen herausgreifen, welche die Extreme einer Reihe 
bilden. Es findet sich eine Form von nur 6'5 mm Länge bei 
4 mm Breite, mit sehr stark ausgebildeten Zähnen; die andere 
Form unterscheidet sich bei gleicher Breite durch ihre Länge 
von 11 mm und durch die schwach entwickelten Zähne leicht 
von ihr. 

Fam. Pupidae. 

19. Torquilla frumentum Drap. Sehr häufig im Geniste der 
Teiche. Die einzelnen Stücke sind bezüglich ihrer Größe und 
Bezahnung sehr konstant; nur die vierte Gaumenfalte ist manchmal 
sehr klein, bei einem Exemplare fehlte dieselbe vollständig. 

20. Pupilla muscorum L. Häufig im Geniste der Teiche. 

var. elongata Cless. Neben der typischen Form mit 6 1 /»—7 

Umgängen findet sich diese durch 8 Umgänge ausgezeichnete 
Varietät einzeln; sie ist sonst auch noch durch die viel schwächere 
Verdickung der Mündungsw^nd leicht kenntlich. 

21. Isthmia minutissima Hartm. Selten im Geniste der 
Teiche. 

22. Vertigo antivertigo Drap. Nicht häufig; am meisten noch 
im Geniste des Mitterteiches. 

23. Vertigo pygmaea Drap. Im Geniste der Teiche häufig. 

24. Vertilla angustior Jeffr. Sehr selten im Teichgenist. 

Fam. Clausilidae. 

25. ClaU8ilia plicata Drap. Im Geniste des Mühl-, Mitter¬ 
und Steindammteiches. Diese Art, die ich bis jetzt in der weiteren 
Umgebung von Eisgrub nur auf den Pollauer Bergen fand, dürfte 
auf dem Damm zwischen Mühl- und Mitterteich ebenso gut leben, 



13 


trotzdem ich selbe hier nicht lebend finden konnte, wie am 
Damme des Steindammteiches, wo sie zwischen den Steinen nicht 
gerade selten ist. 

Fam. Succlnidae. 

Succlaea putrls L. In mehreren Varietäten an den Tümpeln, 
nicht häufig. 

26. Succinea Pfeifferi Rossm. In allen Teichen sehr häufig; 
besonders am Mitterteich längs der Eisgrub-Feldsberger Straße, 
wo nach dem Ablassen des Teiches die leeren Gehäuse in kleinen 
Häufchen am Grunde von Typhabüscheln lagen. Auch an den 
Tümpeln ist diese Art verbreitet. 

27. Succinea oblonga Drap. Nicht selten im Mitterteich; die 
typische Spezies ist hier durch eine ganz eigentümliche Form 
ersetzt, die sich durch das in die Länge gezogene Gehäuse aus¬ 
zeichnet, aber mit der var. elongata Cless. nicht übereinstimmt. 
In den Tümpeln ist die Art sehr selten. 

Fam. Aurlculidae. 

28. Carychium minimum Müll. In den Anschwemmungen 
aller Teiche häufig, ebenso im Geniste der Thaya und der Tümpel. 

Fam. Limnaeldae. 

29. Limnaea stagnalis L. Diese Art zeigt eine ungemein 
große Veränderlichkeit; es wurden folgende Varietäten gefunden: 

*var. turgida Mke. Diese in den Teichen häufigste Varietät 
entspricht dem Typus nicht vollständig, namentlich ist sie bedeu¬ 
tend größer. Clessin gibt für dieselbe 39 mm Länge bei 26 mm 
Breite an, während die Teichexemplare im Mittel 59 resp. 32 mm 
messen. 1 ) Außerdem zeigt sie auch Uebergänge zu den anderen 
Varietäten. Auf Tafel I, Fig. 2, 4, 5 sind einige der Formen 
abgebildet. Dem Typus am nächsten und nur durch die 
Größe verschieden ist die in Fig. 2 dargestellte Form; das in 
Fig. 4 abgebildete Exemplar besitzt eine im unteren Drittel stark 

Von 25 am 15. Februar 1914 im Mitterteich gesammelten Exem¬ 
plaren, nachdem schon die meisten Gehäuse von den Krähen zertrümmert 
worden waren, maß das größte 68 X 36 mm, mit einer Mündung von 40 : 22 
mm, das kleinste 50 X 29 mm resp. 30 : 15 mm; 18 Exemplare hatten über 
55 mm L&nge. Die Mittelzahlen sind aus diesen 25 Exemplaren gerechnet. 



14 


verbreiterte Mündung und erinnert dadurch an die var. ampliata 
Cless. Eine noch auffallendere und von turgida schon entferntere 
Form ist in Fig. 5 dargestellt. Diese Form ist vor allem durch 
ihr sehr schmales Jugendgewinde, dessen geringe Breite infolge 
des darauf folgenden sehr stark aufgeblasenen letzten Umganges 
noch auffälliger wird, charakterisiert. Die Ausbildung der Mün¬ 
dung erinnert an die var. bodamica Cless. Auch Fig. 8 nimmt 
eine Mittelstellung zwischen turgida Mke. und angulosa Cless. ein. 

Die var. turgida Mke. mit ihren eben besprochenen Formen, 
möchte ich infolge ihres zahlreichen Vorkommens in den Teichen 
für die diesen eigentümliche Lokalform ansprechen. Die Hoffnung, 
diese Schnecke im Steindammteich in noch größeren Mengen als 
im Mitterteich zu finden, erwies sich im Herbste 1914, als dieser 
Teich abgelassen wurde, als trügerisch; gerade hier fand ich sie 
wie alle anderen Konchylien überaus selten. 

var. angulosa Cless. (Taf. I, Fig. 1, 8.) Diese Varietät ist 
vor allem durch die Ausbildung eines mehr oder weniger deut¬ 
lichen Kieles am letzten Umgang charakterisiert. Fig. 1 stellt 
die Form mit deutlichem Kiel dar, während derselbe bei Fig. 8, 
die einen Uebergang zur vorigen Varietät zu bilden scheint, nur 
angedeutet ist. Diese Varietät ist in den Teichen nicht häufig 
und wurde auch in einigen Exemplaren in den Tümpeln gefunden. 

var. lacustris Stud. (Taf. I, Fig. 3, 7.) In den /Teichen. 
Fig. 3 gibt das Bild eines ausgewachsenen, Fig. 7 eines jungen 
Exemplares. 

var. vulgaris West. (Taf. I, Fig. 6.) In den Thayatümpeln 
die fast allein vorkommende Form; in den Grenzteichen fehlt sie 
vollständig und kommt nur in den kleinen und schlammigen 
Allachteichen, sowie in den Parkteichen vor. Auf Taf. I, Fig. 6 
ist ein Exemplar aus den Allachteichen abgebildet. 

Die allen in den Teichen vorkommenden Varietäten eigen¬ 
tümliche Gewindeverkürzung kann man nach dem Vorgänge 
Clessins durch den stärkeren Wellenschlag erklären. Die einzelnen 
Varietäten wurden zuerst im Mitterteich, der ein nach Hunderten 
zählendes Material ergab, gefunden, kommen aber in mehr oder 
weniger typischen Stücken auch in den anderen Teichen vor. 
Die Tiere scheinen in den Teichen Kolonien zu bilden, da sie 
stellenweise in größeren Mengen sich finden, so am West- und 
Südufer des Mitterteiches, während sie an anderen Stellen des 
Teiches seltener und nur immer vereinzelt Vorkommen. 



15 


30. Limnaea auricularia L. Auch diese Art zeigt, wie die 
vorige, zahlreiche Varietäten oder Formen, die ebenfalls durch 
Zwischenglieder miteinander verbunden sind; die typische Form 
ist in den Teichen ziemlich häufig verbreitet. 

var. lagotis £chrenk. Die häufigste Form in den Teichen, 
ist durch eine sehr feste Schale mit deutlich hervortretenden 
Anwachsstreifen interessant; es scheint sich auch hier um eine 
dem wellenbewegten Wasser angepaßte Form zu handeln. 

var. ampla Hartm. Seltener als die vorigen. 

Die aufgezählten Varietäten zeigen keine besondere Ab¬ 
weichungen von den typischen Formen, im direkten Gegensatz 
zu denen der L. stagnalis ; es scheint hier nicht zur Bildung von 
Lokalformen gekommen zu sein. 

L. auricularia findet sich stellenweise mit L. stagnalis an 
denselben Stellen, doch gibt es auch solche z. B. das Südufer 
des Bischofwarter Teiches, wo die erstere Art häufig ist, während 
die letztere fehlt. In den Tümpeln kommt sie nur selten vor. 

Limnaea ovata Drap. Sowohl typisch, als auch in Formen^ 
die an var. patula Dac. (ampullacea Rossm.) erinnern, in einigen 
Tümpeln bei Rakwitz sehr häufig, sonst selten, in den Teichen 
fehlend. 

Limnaea palustris Müll, mit den Varietäten: corvus Gmel. 
und curta Cless. in allen Tümpeln nicht selten. 

31. Limnaea truncatula Müll. Kleine Exemplare dieser Art 
sind in den Teichen nicht selten; sie sind jedoch nicht wie der 
Typus dünnschalig, sondern haben im Allgemeinen sehr feste 
Schalen, stellen sich mithin auch als eine den Verhältnissen ange¬ 
paßte Form dar. Die ziemlich seltenen ausgewachsenen Exemplare 
fand ich im Geniste der Teiche. 

vhr. oblonga Put. Hieher stelle ich einige Stücke aus dem 
Mitterteiche und Steindammteiche, obwohl sie der Beschreibung 
nicht vollkommen entsprechen, da sie wohl ein gestrecktes Gewinde 
haben, das aber nicht so stark in die Länge gezogen ist, wie 
dies der oblonga Put. zukommt. 

Limnaea peregra Müll. In einigen Tümpeln häufig. 

Physa fontinails L. In einem Tümpel bei Rakwitz und 
kleinen mit Wasser gefüllten Erdlöchern in den Haslachen bei 
Eisgrub. 

Planorbis (Coretus) corneus L. In allen Tümpeln und in 
den Parkteichen sehr häufig. 



16 


32. Planorbis (Tropidiscus) marginatus Drap. Von dieser 
Schnecke fand ich nur zwei alte, stark ausgebleichte und unvoll¬ 
ständige Gehäuse im Geniste des Mitterteiches. Das so seltene 
Vorkommen ist um so bemerkenswerter und auffälliger, als sie 
in den Thayatümpeln der ganzen Umgebung eine der gemeinsten 
Arten ist. Es ist nicht ausgeschlossen, daß die im Teich gefun¬ 
denen Stücke durch Wasservogel aus den Tümpeln eingeschleppt 
wurden. 

Planorbis (Gyrorbis) vortex L. In mehreren Tümpeln häufig. 

*Planorbis (Gyrorbis) vortlculus Trosch. Nur in einem 
Tümpel an der Straße von Eisgrub nach Kostei, aber hier nicht 
selten. 

Planorbis (Gyrorbis) rotundatus Poir. In einigen Tümpeln, 
so in den Haslachen bei Eisgrub, aber immer selten. 

33. Planorbis (Gyrorbis) spirorbis L. Die Art ist in den 

Teichen bei Eisgrub selten, im Steindammteiche häufiger; in den 
Thayatümpeln dagegen sehr häufig. 

34. Planorbis (Gyraulus) albus Müll. In allen Teichen verbreitet, 
in den Altwässern der Thaya nur an einer Stelle und auch hier 
sehr selten gefunden. Am häufigsten findet sich diese Art im 
Mitterteich längs der Straße Eisgrub-Feldsberg. Die Exemplare 
sind typisch, viele zeigen die Spirallinien sehr deutlich, der letzte 
Umgang ist manchmal sehr erweitert. Bei einem Exemplar aus 
dem Mitterteich ist die Mündung mehr als halb so breit als die ganze 
Schnecke (7*5 mm bezw, 4 mm). Die Mehrzahl der Stücke hat 
die normale Größe (5*5 X 1*2 — 1*3 mm), obwohl auch Stücke, 
die größer sind, nicht zu den Seltenheiten gehören; das größte 
Exemplar erreichte 8 X 1*5 mm. Eine an PL deformis Hartm. 
erinnernde Form wurde in mehreren Exemplaren im Geniste des 
Mitterteiches gefunden. 

35. Planorbis (Gyraulus) glaber Jeffr. Diese sonst nur seltene 
Schnecke fand ich in den Teichen in großer Menge; im Nimmer¬ 
satt ist sie häufiger als alle anderen und hier wohl die häufigste 
Schnecke. Trotz der großen Anzahl der untersuchten Exemplare 
(ca. 2UÜ0) konnten nennenswerte Abänderungen nicht gefunden 
werden, so daß sie. für sehr formbeständig gelten muß. Eine in 
drei Exemplaren gefundene Form, die durch den tief herab¬ 
steigenden letzten Umgang vom Typus verschieden ist, kann wohl 
nur als eine Abnormität betrachtet werden, trotzdem die diese 
Eigenheit zeigenden Schnecken untereinander fast völlig gleich 



17 


sind. Das häufige Vorkommen von Planorbis glaber Jeffr. ist sehr 
merkwürdig; Ulicirf führt in seiner Molluskenfauna diese Art aus 
Mähren von Bedihost und Lettowitz an, wo er sie „vereinzelt* 
fand. 1 ) 

36. Planorbis (Armiger) nautileus L. 

var. cristatUS Drap. 

*var. spinulosus Cless. Die Art ist mit ihren beiden Varietäten 
in allen Teichen häufig und findet sich auch in den Tümpeln. Wie 
die vorhergehende Art hinsichtlich ihrer Form als die beständigste 
anzusehen ist, hat diese die meisten Variationen und abnormen 
Formen und übertriff in dieser Hinsicht sogar die so variable 
Limnaea stagnalis . Skaiaride Gehäuse sind nicht selten, auch Exem¬ 
plare, bei denen der letzte Umgang stärker oder schwächer 
losgelöst ist, sind häufig. Gewöhnlich ist der losgelöste Umgang 
noch gebogen, seltener gerade gestreckt; meist führt er nach 
abwärts, hie und da aber auch nach aufwärts. Aber nicht 
nur in der Form, sondern auch in der Größe ist die Art sehr 
variabel: Am häufigsten finden sich Stücke von 28 — 3mm, doch 
sind solche von 4 mm Durchmesser immer noch häufig; das 
größte Exemplar, das ich fand, mißt 5 mm. 

Was vom Typus gilt, gilt auch von den beiden Varietäten. 
Uebergänge zwischen beiden sind nicht selten, so daß es dann 
schwer fällt, einzelne Exemplare der einen oder der anderen 
Varietät unterzuordnen; es finden sich Uebergänge in der Stärke 
der Rippen und auch in der Größe. Die Varietät spinulosus Cless. 
erreicht selten 3 mm (ich fand nur drei Stücke von dieser Größe 
unter einigen Hundert) und bleibt gewöhnlich ' unter 2*5 mm, 
während Exemplare der var. cristatus Drap, meist über 3 mm 
groß, ja solche, die diese Größe nicht erreichen, sehr selten sind. 
Man könnte annehmen, daß die var. spinulosus mit zunehmendem 
Alter in die var. cristatus übergeht, die ersten also die Jugend¬ 
form der letzteren darstellt. Der etwas stärkere Kiel von spinu¬ 
losus kann ja beim Weiterbau des Gehäuses verschwinden, die 
Rippen werden mit zunehmendem Alter stumpfer und dadurch 

A ) Die Häufigkeit des Planorbis glaber in den Teichen ergeben folgende 
Zahlen: In der Drift des Mitterteiches waren unter 4000 Schnecken, die 
durch ein Sieb von 4 nun Lochweite durchgegangen waren, 2600 Exemplare 
PI. glaber , davon hatten 449 über 3 mm Durchmesser. In einer eben solchen 
Drift aus dem Nimmersatt machten die 03.000 Stück PI. glaber (davon 
868 über 3 mm) 94% der Gesamtmenge aus. 

Verhandlungen des naturf. Vereines in Brunn. LIV. Band. 


2 



18 


unscheinbarer. Allerdings gibt Clessin für seine Varietät spinulotns 
3*8 mm Durchmesser an, doch konnte ich nicht einmal annähernd 
so große finden. 

Planorbis (Htppeutls) complanatus L. in Tümpeln in den 
Haslachen bei Eisgrub sehr selten. 

37. Planorbis (Segmentina) nitidus Mull. Diese ist in den 

Teichen die seltenste Planorbisart, am häufigsten findet sie sich 
noch im Mitterteich längs des bereits wiederholt erwähnten Dammes 
an der Eisgrub-Feldsberger Straße. Eines der Stücke von hier 
erreicht die Maße 6 X 1*3 mm, während die häufigste Größe 
3*5—4 X 0*9 mm beträgt. In den Thayatümpeln ist diese Art 
nicht selten, in einem Tümpel, und zwar in jenem, der auch 
PI. vorticulus Trosch. beherbergt, ist diese Schnecke die vorherr¬ 
schend vorkommende. 

38. Ancylus lacustris L. 

*var. Moquinianus Bgt. Die Varietät kommt in den Teichen 
vereinzelt vor, nur an einer Stelle in Mitterteiclie etwas häufiger, 
in den Tümpeln ist sie überall häufig. Die Art kommt weder in 
den Teichen noch in den Tümpeln vor. 

Farn. Paludinidae. 

39. Bythinia tentaculata L. In allen Teichen ist diese Art 
häufig. Noch zahlreicher als die typische findet sich eine mehr 
verlängerte Form vor. Das Verhältnis Breite: Länge variiert 
zwischen 1 : 1*58 und 1 : 1*75, so daß sich auch noch die var. 
producta Mke. anführen läßt. Die Varietät ist mit der typischen 
Art durch eine vollständige Leihe von Zwischenformen verbunden. 

Vivipara contecta MiII. 

Vivipara fase lata Müll. 

Vivipara hungarica Ilnz. Alle drei Arten finden sich in 
den Tümpeln, die erste Art ist sehr verbreitet, die zwei anderen 
kommen nur in einzelnen Tümpeln vor. Auch Formen, die die 
Verbindung zwischen V. fasciatu und V. hungarica bilden, wurden 
gefunden. 

Fam. Rissoideae. 

Lithogiyphus naticoides Frr. var. moravicus Hz eh . In der 

Thaya ist diese durch ihre geringere Größe von der typischen Art ver¬ 
schiedene Form ziemlich häufig. Die Fundortsangaben von L. nnti- 
rnidrs Fer. bei Schierl beziehen sich alle auf diese Varietät und 
nicht auf die typische Art. 



Fam. Nerltinidae. 

Neritlaa danublaüs Ziegl. In der Thaya sehr selten. 

Fam. Valvatidae. 

40. Valvata pi8Cinali8 Müll. Diese Schnecke fand ich im 
Geniste des Steindammteiches und an einer Stelle im Bischof- 
warter Teich, dort wo der Verbindungsgraben mit dem Steindamm¬ 
teich einmündet. Hier ist sie nicht selten. Zwei Schalen wurden 
auch im Geniste des Mitterteiches gefunden. 

*var. antiqua Sow. Hieher stelle ich einige Stücke aus dem 
Steindammteich und Bischofwarter Teich, die sich durch ihre 
hochgewundeneu Gehäuse mit bauchigen Windungen augzeichnen. 

Die typische Art wurde auch in einem Waldtümpel im 
Unterwald bei Eisgrub gefunden. 

Acephala. 

Fam. Unionidae. 

41. Anodonta pi8Cinali8 Nilss. An schlammigen Stellen im 
Mitter- und Bischofwarter Teich in größerer Zahl, sonst nur ver¬ 
einzelt. 

Anodonta cellensis Schroet. Im Abflußgraben des Rosen¬ 
inselteiches im Eisgruber Park in bis 105 mm langen Exemplaren; 
in den Grenzteichen fehlt dieselbe. 

Anodonta complanata Ziegl. Im großen Parkteiche. 

Unio plctorum L. Im Parkteiche und in der Thaya häutig. 

Unio limosus Nilss. Im kleineren Parkteich (Roseninsel¬ 
teich), weniger schön ausgebildet im großen Parkteich. 

Unio batavus Law. In der Thaya häutig. 

Fam. Cycladidae. 

42. Sphaerilim corneum L. Im Bischofwarter Teich an der 
Einmündungsstelle des Abflußgrabens vom Steindammteich nicht 
selten in typischen Stücken, die mit denen der Tümpel völlig 
übereinstimmen. 

var. nucleus Stud. In den Tümpeln neben der typischen 
Art nicht selten. 

Sphaerlum rlvlcofum L. In der Thaya und im Geniste 
derselben häufig. 



43. Calyculina lacustris L. Im Schlamme der bei Eisgrub 
hegenden Teiche nicht sehen, im Steindammteich häufiger, in den 
\ iimpeln vereinzelt. 

44. Pisidium pulchellum Jen. Im Geniste des Mitterteiches 
hi wenigen Stücken. 

4 V ^Pisidium pallidum (dass. Mit der vorigen im Geniste 
ilcs Mitterteiches jedoch häutiger als diese. Für die Determinierung 
der beiden Arten dieses schwierigen Genus bin ich Herrn Pro¬ 
zessor Geyer zu besonderem Danke verpfiiehtet. 

Ueberblicken wir die Keine der gefundenen und aufge- 
zählten Arten und Varietäten, so finden wir einige darunter, die 
bisher aus Mähren nicht bekannt waren. Die Ursache dürfte 
darin zu suchen sein, daß das bearbeitete Gebiet bis jetzt nicht 
planmäßig, sondern nur ganz gelegentlich, vielleicht auch gar 
nicht durchforscht wurde. Rzehaks uud Ulienys Forschungen 
beziehen sich auf andere mährische Gebiete und auch Schierl 
dürfte diesen Punkt des südlichen Mähren nicht besucht haben, 
wenigstens liefert seine Arbeit keinen Anhaltspunkt dafür. Eine 
zweite Ursache, mehr die Varietäten betreffend, kann wohl die 
sein, daß in den bisherigen Forschungen den Varietäten und 
Formen weniger Interesse entgegengebracht wurde und die Unter¬ 
scheidung der Varietäten sowie die Abweichungen vom Typus 
nur an der Hand eines sehr reichhaltigen Materials, wie es mir 
aus schon erwähnten Gründen zur Verfügung stand, leichter durch¬ 
leb ihrt werden kann. 

Auffällig ist in der Aufzählung, wie bereits kurz hervor¬ 
gehoben wurde, die teilweise Verschiedenheit der Fauna der 
Teiche und des Ueberschwemmungsgebietes der Thaya. 

An letzterem Orte häutige und auch sonst verbreitete Arten, 
wie Planorbis vor neun L., P. ma rqi nat us Drap., P rortex L., 
Lnnnava omta Drap., />. painztris Müll., Vivipura contrcta Milk. 
V. fasciatn Müll, und V. Jiunrjarica Haz. nebst einigen anderen, 
fehlen in den Teichen vollständig. Von Planorbis marejinatns Drap 
wurden wohl im AIitterreich zwei verwitterte Gehäuse gefunden, 
doch ist der Vermutung, daß es sich um durch das w asser- 
gefliigel verschleppte Stücke handeln könne, bereits Ausdruck 
gegeben worden. Jedenfalls ist das Vorkommen von zwei Exem¬ 
plaren in den Teichen, gegen die Millionen solcher, die in den 
1 ümpelii, in denen diese Planorbis eine der gemeinsten Schnecken 
ist, Vorkommen, verschwindend klein. 



21 


Limnaea stagnalis L. kommt zwar in beiden Gebieten vor, 
beiden gemeinsam ist aber nur die var. angulosa Cless. Den 
Teichen allein gehören an, eine durch ihre Größe etwas ab¬ 
weichende Form der var. turgida Mke. und die var. lacustris Stud., 
den Tümpeln angehörend und in den Teichen fehlend ist L. stag¬ 
nalis L. var. vulgaris West. Planorbis glaber Jeffr. ist in den Teichen 
sehr gemein, fehlt in den Tümpeln völlig, Planorbis albus Müll., 
der in den Teichen häufig ist, wurde nur in einem Tümpel bei 
Kostei und hier nur in wenigen Exemplaren an der Unterseite 
der Blätter von Nymphaea alba L. gefunden. 

Da, wie bereits hervorgehoben wurde, die räumliche Ent¬ 
fernung der beiden Gebiete eine relativ geringe und die Möglich¬ 
keit des Transportes bei dem zahlreich vorhandenen Wasser¬ 
geflügel eine sehr große ist, muß für die eigentümliche Ver¬ 
teilung der Schnecken ein besonderer Grund vorhanden sein- 
Es kämen hier mehrere Umstände in Betracht, doch bin ich 
bis jetzt nicht im Stande, den eigentlichen Grund festzustellen. 

Der erste beachtenswerte^. Umstand ist die Größe der Teiche. 
Daß Lage und örtliche Verhältnisse auf die Bildung von eigen¬ 
artigen Formen Einfluß haben, darüber herrscht kein Zweifel. 
Die in den Teichen vorkommenden Varietäten von Limnaea 
stagnalis L. sind lauter solche, die an größere Wasserflächen 
und den damit unvermeidlich verbundenen Wellenschlag gebunden 
sind, resp. durch diese Verhältnisse hervorgerufen werden. 

Da die Längserstreckung der Teiche in der West-Ostrichtung 
liegt, da sie ferner gegen Westen und Nord westen ungeschützt 
sind, und in unserem Gebiete West- und Nordwestwinde vor¬ 
herrschen, ist die Wellenbewegung der Teiche eine meist sehr 
deutliche. Während der Frühjahrs- und Herbstwinde sind Wellen 
von 50 cm und mehr keine Seltenheit, was nicht Wunder nehmen 
kann, wenn der Wind über eine Wasserfläche von 3 km Länge, 
wie beim Steindammteich, oder über 2 km, wie beim Bischof¬ 
warte r- und Mühlteich, streicht. 

Dem gegenüber ist die Wellenbewegung der meist kleinen 
in oder zwischen den Auwäldern liegenden Tümpel, bei denen 
die Wucht des Windes durch die Bäume vermindert wird, eine 
minimale. Der starke Wellenschlag der Teiche kann also das 
Auftreten der Seeformen von Limnaea stagnalis L. in den Teichen 
und das Fehlen derselben in den Tümpeln hinreichend erklären. 



22 


Als zweite Ursache für das ungleichmäßige Auftreten der 
Arten könnte man die Verteilung und die Art des Pflanzen¬ 
wuchses in den Teichen und an ihren Uferrändern ansehen. 
Diesen Einfluß festzustellen ist schon schwieriger; sicher ist 
häufiges oder seltenes Vorkommen von Schnecken überhaupt von 
dem Vorkommen der Nahrungspflanzen abhängig. In dieser Be¬ 
ziehung bieten die flachen Tümpel, in denen eine reichliche und 
sehr verschiedenartige Sumpfflora gedeiht, den Schnecken reich¬ 
lichere Nahrung und darauf ist jedenfalls die große Menge der 
Individuen in denselben zurückzuführen. Die Teiche besitzen nur 
auf einem zu ihrer Ausdehnung verschwindend kleinen Teil ihrer 
Fläche Pflanzenwuchs, alle über einen Meter tiefen Stellen sind 
von Pflanzen fast frei. 

Ein interessantes Beispiel für die Abhängigkeit der Indi¬ 
viduenzahl der Schnecken von der Art des Pflanzenwuchses bieten 
die flachen Teichstrecken an den Westdäramen des Mühl- und 
Mitterteiches, die bei oberflächlicher Betrachtung das gleiche 
Bild, eines dicht mit Pflanzen bewachsenen Sumpfes, zeigen. 
Dabei ist diese Teichpartie im Mitterteich überaus reich an 
Mollusken, während längs des Dammes am Mühlteich die Schnecken¬ 
fauna sowohl in Bezug auf Arten- wie Individuenzahl ärmlich ist. 

Hier kann der Grund der Verschiedenheit beider Lokali¬ 
täten, da sonst alle anderen Umstände, wie Wassertiefe, Wind¬ 
schutz, Zusammensetzung des Wassers etc., die gleichen sind, 
nur in der Verschiedenheit des Pflanzenwuchses liegen. Am Mühl¬ 
teichdamm besteht derselbe aus einem so dichten und hohen 
Bestand von Phragmites communis Trin., daß jeder Unterwuchs 
erstickt wird und nur ganz am Uferrand einige Büsche von 
Iris pseudacorus L., Butomus umbellatus L., Alisma plantago L 
Hcleocharis palustris (L.) R. Br. gedeihen und zwischen den Rohr¬ 
stengeln nur geringe Mengen von Lemna minor L. sich vorfinden. 
Die harten und kieselsäurereichen Rlätter und Stengel des Schilf¬ 
rohres bieten den Mollusken wohl kein zusagendes Futter; am 
meisten befressen erscheint noch Iris. 

Am Mitterteichdamm dagegen ist Phragmites fast gar nicht 
vertreten, dafür an seiner Stelle Typlia angustifolia L. und Gly - 
ceria aquaticu (L.) Walilb. vorherrschend. Infolge der geringeren 
Höhe dieses Bestandes ist der Unterwuchs an kleineren Gewächsen 
gut entwickelt; reichlich untermischt waren Lemna minor L., 
Scirpus maritimus L., Alopecurus aeqnatis Sobol., Ranunculus 



23 


sccleratus L., Roripa palustris Bess., Stellaria aquatica Scop., 
Bidens tripartitus L. und Polygonumarten, außerdem verschiedene 
andere Sumpfpflanzen in geringerer Menge. Diese verschieden¬ 
artige Vegetation nähert sich der der Tümpel, in denen nament¬ 
lich Glyceria fluitans (L.) R. Br. und Glyceria plicata Fr., sowie 
Potamogeten lucens L. und P. natans L. vorherrschen, untermischt 
mit Lemna und Riccia fluitans L., sowie zahlreichen anderen 
Sumpfpflanzen; besonders scheint Rumex hydrolapathum Huds. 
die Schnecken anzuziehen. Die Menge der Schnecken am Mitter- 
teichdamm steht auch gegen die der Tümpel wenig zurück. 

Wenn sich auch aus dem reichlichen und verschiedenartigen 
Pflanzenwuchs eine Anhäufung von Schnecken an solchen Orten 
ableiteu läßt, so ist die Frage, ob das Vorkommen bestimmter 
Schneckenarten von dem Vorhandensein bestimmter Pflanzen 
abhängig ist, bis jetzt eine offene, da wir über eine Monophagie 
der Mollusken nichts näheres wissen. Nach der Pflanzenverteilung 
könnte der Mittelteichabschnitt an dem erwähnten Damm wohl 
im Stande sein, die in den Tümpeln häufigen Arten, wie Planorbis 
corneus L., P. marginatus Drap. etc. zu ernähren, so daß man 
die Verschiedenheit des Pflanzenwuchses für das verschiedenartige 
Vorkommen der Schnecken wohl nicht verantwortlich machen kann. 

Als dritter Umstand, der eine Selektion der Arten herbei¬ 
führen könnte, wäre das zeitweilige Ablassen und Sümmern der 
Teiche zu erwähnen. Da aber bei diesen Vorgängen der Haupt¬ 
graben und einige Nebengräben immer mit Wasser gefüllt bleiben, 
ist also wenigstens einigen Exemplaren die Gelegenheit zum Ueber- 
dauern dieser ungünstigen Zeit gegeben. Diese können sich dann 
beim Füllen und Spannen der Teiche wieder verbreiten und ver¬ 
mehren. Man könnte also der zeitweiligen Trockenlegung wohl 
ein selteneres Vorkommen dieser Arten zur Last legen, aber das 
gänzliche Fehlen mancher Arten läßt sich auf diesen Einfluß 
kaum zurückführen. 

Es war am nächsten liegend, den größeren Gehalt der 
Teichwässer an gelösten Salzen für die Selektion der Arten ver¬ 
antwortlich zu machen. Leider ist hier die Literatur zu Vergleichs¬ 
zwecken nur in sehr beschränktem Maße zu brauchen. Viele 
Angaben des Vorkommens von Schnecken in „Süßwasser“ können 
sich auf ähnliche Vorkommnisse, wie die der hiesigen Gegend 
beziehen. Ohne die Analysen hätte man das Wasser der hiesigen 
Teiche auch ohneweiters als Süßwasser angesprochen und so mag 



24 


in manchen anderen Fällen ein schwach brackiges Wasser zum 
Süßwasser gerechnet worden sein. Diesbezügliche Literaturangaben 
beziehen sich nur auf ausgesprochen salziges oder brackiges 
Wasser. So führt Goldfuß aus den ebenfalls gelöste Salze in 
größeren Mengen führenden Mansfelder Seen die Molluskenfauna 
an. Eine Uebereinstimmung mit den hiesigen Funden zeigt sich 
hier bezüglich des Planorbis glaber Jeftr., einer sonst wenig ver¬ 
breiteten Art, den Goldfuß als an mehreren Stellen der Mans¬ 
felder Seen häufig angibt, wie er auch die sehr großen Exem¬ 
plare von Planorbis nautileus L. und Limnaea stagnalis var. 
turgida Mke. unter den Bewohnern der Salzseen aufzählt. 

In den Teichen ist Planorbis glaber Jeffr. und Limnaea 
turgida Mke., letztere wohl in einer abweichend großen Form, 
sehr häufig und auch die großen PL nautileus L. wurden hier 
gefunden. Man könnte daher für das Vorkommen derselben den 
größeren Salzgehalt des Wassers als Grund aufführen, was für 
die erstgenannte Art auch zutreffen dürfte. Für das Fehlen der 
in den Tümpeln vorkommenden Arten, namentlich Planorbis cor - 
neus L., PL marginatus Drap, und Vivipara contecta Mill. läßt 
sich die Fauna der Mansfelder Seen aber nicht als Analogon 
aufführen, da Goldfuß diese Arten anführt. Dabei ist es nicht 
unwahrscheinlich, daß auch das Wasser der Tümpel, welches mit 
dem Grundwasser des Thayatales steigt und fällt, wenigstens im 
Sommer, wenn die Tümpel durch Verdunstung viel Wasser ver¬ 
lieren, einen höheren Gehalt an Sulfaten und Chloriden aufweisen 
kann, besonders da der Untergrund des Thayatales von tertiären 
Schichten gebildet wird. 

Aus der Arbeit Schierls, der in Auspitz zu Hause war 
und dort sammelte, läßt sich leider nichts Näheres über die 
Molluskenfauna der Tümpel in der Nähe des dortigen Bahnhofes, 
in denen O. Richter halophile Diatomeen nachwies, entnehmen; 
ein Vergleich dieser Fauna mit der der Grenzteicbe und der 
Tümpel könnte vielleicht über den Einfluß, den größerer oder 
kleinerer Salzgehalt auf das Vorkommen der wasserbewohnenden 
Mollusken ausübt, Aufschluß geben. Ich will deshalb in der 
nächsten Zeit mich über die Zusammensetzung der Tümpelwässer 
zu verschiedenen Jahreszeiten orientieren und die genaue Fest¬ 
stellung der Konchylien in den erwähnten Bahnhoftümpeln durch¬ 
führen, um damit der gesuchten Erklärung über das Vorkommen 
und Fehlen gewisser Schnecken vielleicht näher zu kommen. 






25 


Zum Schlüsse muß ich der Fürst Liechtenstein’schen Guts- 
▼erwaltung in Feldsberg für die bereitwilligst gegebene Erlaubnis 
zur Durchforschung der Teiche, sowie der dabei gewährten Unter¬ 
stützung meinen Dank ausdrücken. Ebenso fühle ich mich zu 
Dank verpflichtet dem Herrn Prof. D. Geyer in Stuttgart für 
die Liebenswürdigkeit und Bereitwilligkeit, mit der er die Be¬ 
stimmung und Revision fraglicher Arten übernahm, sowie den 
Herren Prof. A. R z e h a k und Ing. W i 1 d t in Brünn, Regierungsrat 
Dr. K. Kornauth und Dr. B. Wahl in Wien für ihre freund¬ 
liche Unterstützung bei meiner Arbeit. 


Literatur. 

Ulicny: Systcmatieky seznam mökysu okoli Brnönskeho. Jahresber. des 
k. k. böhm. Gymnasiums in Brünn, 1882. 

Ulicny: Beiträge zur Kenntnis der Molluskenfauna in Mähren. I., II. Verhandl. 
des naturforsch. Vereines in Brünn, XXIII. Bd. (1884), XVII. Bd. 
(1888). 

Rzehak: Beitrag zur Kenntnis der Conehylienfauna Mährens. Jahresber. 

der Landesoberrealschule in Brünn. 1892. 

Schierl: Die Land- uud Süßwassermollusken Mährens. III. Ber. und Ab¬ 
handlung. des Klubs für Naturkunde, Brünn 1900,01. 

Goldfuß O.: Beitrag zur Molluskenfauna der Mansfelder Seen und Umgebung. 

Nachrichtblatt der deutsch. Malakol. Gesellschaft. XXVI. 

Laus: Die Halophytenvegetation des südl. Mährens und ihre Beziehungen 
zur Flora der Nachbargebiete. Mitteil, der Kommission z. naturw. 
Durchforsch. Mährens, Brünn 1907. 

Richter 0.: Beiträge zur Kiesel algenflora von Mähren 2. Zeitseh. des mähr. 
Landesmuseums, Brünn 1912. 


Tafelerklärung. 

Taf. I, Fig. 1—8. Limnaea stagnalis L. Verschiedene Varietäten 
in natürlicher Größe. 



Miozäne Korallen ans Bosnien. 

Von Dr. Franz Krumpholz, 

Adjunkt der Geologischen Landesanstalt in Sarajevo. 


Die Anregung zu vorliegender Arbeit verdanke ich dem 
bosnisch - herzegowinischen Landesgeologen Herrn Regierungsrat 
Dr. Friedrich K atz er. Durch ihn wurde ich auf eine Reihe von 
miozänen Korallen aufmerksam gemacht, welche von gelegent¬ 
lichen Aufsammlungen bei den geologischen Begehungen Bosniens 
herrühren, und mir die Möglichkeit geboten, dieselben zu be¬ 
stimmen. Sämtliche Stücke wurden von K a t z e r selbst gesammelt 
und sind teils in der Geologischen Landesanstalt für Bosnien und 
die Herzegowina, teils im bosnisch-herzegowinischen Landesmuseum 
Sarajevo aufbewahrt. Bei dem verhältnismäßig guten Erhaltungs¬ 
zustand der Stücke war es möglich, die meisten derselben zu 
bestimmen. 

Herr Regierungsrat Dr. Fr. Katzer hatte die Liebens¬ 
würdigkeit, mir über die geologische Beschaffenheit der Fundorte 
die nötigen Mitteilungen zu machen. Es sei mir gestattet, ihm 
dafür sowie für die Ermöglichung der vorliegenden Arbeit über¬ 
haupt den besten Dank auszusprechen. 

Herr Direktor Dr. Schaffer ermöglichte mir die Durch¬ 
sicht des miozänen Korallenmateriales am Wiener Hofmuseum, 
wo sich viele Originale von Reuß befinden. Herr Graf Dr. A ttems 
gestattete mir vergleichende Studien an rezenten Korallen in der 
zoologischen Abteilung desselben Museums. Ich erlaube mir, den 
beiden Herren für ihre liebenswürdige Unterstützung den besten 
Dank auszusprechen. 

Die Korallen verteilen sich auf folgende Fundorte, die hier 
von Osten nach Westen fortschreitend aneinander gereiht sind: 
Potocani, Kalesija, Pogledaliste, Pirkovac, zwischen Gracanica und 
Vranovici, Prline, Lazarici, Kotorsko, Odzak, Bukovac potok, 
kWeflije, Smrtic, Hrvacani, Kostajnica, Svodna Novi, Dragotinja 
Prlj ugovac, Pos. Novi. 



27 


Alle diese Fundorte liegen im nördlicheü Bosnien und gehören 
den marinen Miozänbildungen an, welche als die weit nach Süden 
vorgeschobenen Ablagerungen des großen pannonischen Beckens, 
das Ungarn, Teile von Steiermark und Krain, Kroatien und 
Slavonien umfaßte und Ausläufer nach Bosnien und Siebenbürgen 
entsendete, anzusprechen sind. 

Während Bosnien und die Herzegowina im Miozän in ihrem 
Hauptteile Festland waren und nur zahlreiche Reste oligozän- 
miozäner Binnenland-Ablagerungen aufweisen, wurde der Norden 
Bosniens im Miozän von einer Meerestransgression betroffen, welche 
ihren Ausgang von dem bei Tuzla erhalten gebliebenen Rest des 
ehemaligen Eozänmeeres nahm. In der Umgebung von Tuzla hat 
diese Transgression Ablagerungen der ersten Mediterranstufe mit 
reichen Salzlagern zurückgelassen. Durch die im Unter-Miozän 
erfolgte Gebirgsfaltung erfuhr der nördliche Teil Bosniens eine 
Senkung und ermöglichte das Vordringen des Meeres aus dem 
pannonischen Becken. Die Ablagerungen dieses Meeres nehmen 
den ganzen nördlichen Teil von Bosnien ein und gehen im Süden 
nicht über die Linie Petrovac—Maglaj—Zvornik hinaus. Es sind 
Seichtwasserbildungen vom Charakter der zweiten Mediterranstufe. 
Besonders vertreten sind Leithabildungen und Ablagerungen der 
sarmatischen Stufe. (Nach Katzer: Geologischer Führer durch 
Bosnien und die Herzegowina.) 

Die Geologie der Fundorte bespricht Katzer eingehender. 
Ich lasse jetzt seine Ausführungen wörtlich folgen: 

Potocani. 

„Dieser Fundort liegt nordwestlich von Zvornik, etwa halb¬ 
wegs zwischen dieser Stadt und Kalesija im Bereiche der in 
Katzers Uebersichtskarte von Bosnien und Herzegowina 1 : 200.000 
in dieser Gegend ausgeschiedenen mediterranen, jungtertiären 
Mergel und Konglomerate zwischen den Dörfern Potodani und 
Seferovici. In den Mergeln, welchen zu Konglomerat verfestigte 
Schotterbänke eingeschaltet sind, treten hier stellenweise reichlich 
Fossilien auf, beiweitem überwiegend Gasteropoden, insbesondere 
Turritellen. Korallen kommen nur vereinzelt vor. 

Reichlicher finden sich Korallen im gleichen marinen Jung¬ 
tertiärzug n. ö. von Kalesija beim Dorfe Zukici, jedoch ist dieser 
Fundort noch wenig ausgebeutet. 




28 


Pogledaliste, Pirkovac. 

Diese Vorkommen befinden sich südöstlich von Gracauica 
unweit des Dorfes Lohinja. In dieser Gegend herrschen Sand¬ 
steine, Konglomerate und Mergel des jüngeren Mediterran, inner¬ 
halb welcher ein auf circa *00 m Länge verfolgbares Korallenriff 
auftritt. Es zieht vom Westgehänge des Vis brdo herab in das 
Tal des Pirkovac-Baches, welcher sich unterhalb Donja Orahovica 
mit dem Orahovißki potok verbindet, überquert den Pirkovac- 
Bach und zieht westwärts zum Pogledalistß brdo hinan. Sowohl 
auf dem Formations-Umrißkartenblatte I „Tuzla“, als auch auf 
der Geologischen Uebersichtskarte 1 : 200.000 ist dieses Riff ein¬ 
gezeichnet, auf letzterem Blatte der Deutlichkeit halber in über¬ 
triebenem Maßstabe. Es ist als dem Leithakalk zugehörig aus- 
geschieden und gehört zu den in dieser Gegend am meisten nach 
Süden vorgeschobenen isolierten Partien der jungtertiären, medi¬ 
terranen Kalke. Auf der Südseite des Pogledaliste ist das Riff 
nur etwa 12 m breit, während es im Einschnitte des Pirkovac- 
Baches z. T. eine beträchtliche Mächtigkeit aufweist.“ 

Dieser Fundort, sowie einige der folgenden sind auch in 
Katzers „Geologischer Führer durch Bosnien und die Herzegowina“ 
erwähnt und besprochen. K atz er sagt dort Seite 44 Folgendes: 
„Die beiden Hauptgesteine der jungmiozänen Meerestransgression 
in Nordbosnien umfassen verschiedenartige Ausbildungen, von 
welchen unter den Leithakalken die Nulliporen-, Amphisteginen- 
und Korallenkalke die wichtigsten sind. Die erstgenannten herr¬ 
schen bei weitem vor und namentlich in ihnen sind an vielen Orten 
(Bjelina, Ugljevik, Koraj, Velinoselo, Graßanica, Han Marica, 
Bosn. Kostajnica u. s. w., u. s. w.) die Leitfossilien des Leitha¬ 
kalkes, die großen dickschaligen Kammuseheln (Pecten latissimus 
Brocc.), Austern, Herzmuscheln, Seeigel (Clypeaster) u. s. w. 
massenhaft zu finden. Bei Piskarica, unweit von Graßanica, werden 
diese Kalke durchsetzt von mehr sandigen Lagen voll Terebrateln. 
Die Amphisteginenkalke, die bankweise nur aus Anhäufungen 
von einer halblinsengroßen Foraminifere (Amphistegina Haueri) 
bestehen, sind vorzüglich im Tinjagebiete entwickelt; die Korallen¬ 
kalke bei Vranovißi, östlich von Graßanica. Ausgezeichnet schöne, 
weithin verfolgbare Korallenriffe stehen bei Orahovica Donja und 
Lohinja (südöstlich von Graßanica) an. Vielfach bilden korallen¬ 
reiche Kalke mit eingeschlossenen Brocken von Serpentin, Jaspis, 



29 


Tuffiten etc. einen Uebergang zu den groben Leithasandsteinen 
und Konglomeraten, welche nesterweise, wie bei Prline, Sulici, 
Miricina nordwestlich von Donja-Tuzla, eine reiche Fauna (vor¬ 
herrschend Conus, Ancillaria, Oliva, Cypraea, Fusus, Turritella, 
Pecten, Pectunculus, Area, Lucina, Cardium, Cytherea, Venus) 
beherbergen, zum Unterschiede von den Kalkkonglomeraten des¬ 
selben Alters, welche nur selten Versteinerungen enthalten. In 
einigen Gegenden gliedern sich an die Leithasandsteine sandig¬ 
mergelige Schiefer voll Pflanzenspreu und vereinzelten, gut er¬ 
haltenen Blattabdrücken an. Sie bilden den Uebergang zu den 
sarmatischen Schichten.“ 

Zwischen Graöanica und Vranoviöi. 

„In diesem nordöstlich von Graöanica gelegenen Gebiete 
sind, wie das Formationsumrißblatt „Tuzla“ sowohl, als das 
II. Sechstelblatt der Geologischen Uebersiehtskarte 1 : 200.000 
klar zeigt, Leithakalke mächtig entwickelt. Der Weg, welcher 
vom Han Piskavica nach Vranovici führt, bewegt sich bis in 
dieses Dorf hinein in besonders an Lithothamnien reichen Leitha¬ 
kalken, mit welchen vielfach Korallenkalke in Verbindung stehen. 
Ungefähr nördlich vom Mekiöa brdo (419 m) treten die Korallen 
reichlicher auf, zum Teil in guter Erhaltung. 

Prline. 

Dieses Dorf liegt auf der rechten Seite der Spreca, nördlich 
von Puraßiö, an der Grenze zwischen mediterranen Bildungen und 
den kohleführenden plioeänen Kongerienschichten. (Vergl. die 
obzitierten Karten, Blatt I. „Dl. Tuzla“). Die zum Teile groben 
Sandsteine, welche vielfach in mürbe Konglomerate übergehen, 
sind stellenweise außerordentlich reich an Fossilien, meist Zwei- 
schalern und Gasteropoden, mit welchen zusammen vereinzelt auch 
Korallen Vorkommen. 

Lazarici. 

Dieser Fundort liegt ebenfalls im Bereiche des I. Formations¬ 
umrißblattes „Tuzla“, im Norden von Puracic. Westlich von dem 
Gehöfte sind die dort verbreiteten mediterranen Sandsteine und 
Konglomerate nesterweise reich an Fossilien, insbesondere Ostreen 
und Korallen, wie z. B. auf der Südseite des Kückens, welcher 
in der Karte die Kote 415 trägt. Die Fossilien machen einen 



30 


abgerollten Eindruck, was vielleicht durch den Wellenschlag im 
grobklastischen Materiale bewirkt worden sein kann. 

Kotorsko. 

Ein Stück stammt aus dem Leithakalk im Tale bei Foea, 
westlich von Kotorsko, die zahlreichen Einzelkorallen aus den 
Mergeln des älteren Mediterran zwischen Prnjavor mali und 
Obsine, südsüdwestlich von Kotorsko. Beides ist zu entnehmen 
aus dem Formationsumrißblatt 4 „Derventa-Kotorsko“ und aus 
der Uebersichtskarte 1 : 200.000. 

Odzak (S. Oe. von Bosn. Brod). 

Die Koralle stammt als Gerolle aus dem Bache bei Pecnik. 
Wie das Formationsumrißblatt 4 „Derventa-Kotorsko u und die 
Uebersichtskarte zeigt, werden die Höhen westlich oberhalb des 
genannten Ortes von sarmatischen Kalken eingenommen, in deren 
Liegendem vielleicht auch ältere mediterrane Bildungen verborgen 
sein mögen. Daraus stammt vielleicht die Koralle. 

Alle übrigen Fundorte gehören der mächtigen Er¬ 
streckung jungtertiärer Marinbildungen an, die mehrfach unter¬ 
brochen, von der Ukrina bei Prnjavor nordwestwärts bis zur 
Landesgrenze bei Novi zieht. Ein Teil davon ist im Formations¬ 
umrißblatt „Alt-Gradiska—Orahova“ ausgeschieden. Hierin liegen 
die Fundorte Bukorac potok und Serefiije. 

Im Bezirke Prnjavor, in welchem die Verbreitung des 
marinen Jungtertiär den größten Teil der Fläche einnimmt, die 
Tietze seinerzeit als Süßwasserneogen kartierte, 1 ) liegen die Fund¬ 
orte Smrtiö und Hrvacani. Letzterer ist von ganz besonderem 
Interesse^ da sich hier Korallen sehr reichlich finden, z. T. in 
Mergeln, in welchen sie ausgezeichnet erhalten sind, z. T. in Kalk¬ 
riffen, aus welchen massenhafte verschwemmte Blöcke stammen. 
Tietze scheidet zwischen Prnjavor und Banja Luka eine kleine 
Insel von marinem Neogen aus nach Angaben, die ihm gemacht 
wurden, ohne daß er aber die Lokalität selbst besucht hätte. Es 
ist möglich, daß sich dieser Hinweis auf die Korallenriffe oder 
sonstige mediterrane Bildungen der Gegend von Hrvacani— 
Devetina bezieht. 

! ) Vergleiche: Katzer „Ueber dis Meerschaumvorkoinmen und die 
Meerschaumindustrie Bosniens“ in der Zeitschrift: „Steinbruch und Sand¬ 
grube“ 1912. Halle a. S. 



31 


Alle übrigen Fundorte gehören den zwischen Prijedor, Bos. 
Novi und Kostajnica weit verbreiteten Leithakalken an. Dragotinja^ 
Svodna, Ahmetovci im gegen die Sana entwässernden Gelände, 
Bos. Novi und Kostajnica—Slabinja unweit der Una.“ 

Beschreibung der Arten. 

Lythophyilia ampla Reuß. 

Reuß: Die fossilen Korallen des österr.-ungar. Miozäns, Taf. VI, 2. 

Das einzige vorliegende, aber sehr schön erhaltene Exemplar 
zeigt im Querdurchschnitt flach zusammengedrückte, elliptische 
Gestalt, welche durch die zahlreichen kleinen Calcynalknospen 
noch mehr in die Länge gestreckt erscheint. Auch bei den kleinen 
Knospen läßt sich schon der elliptische Querschnitt erkennen. 
Die Septen des Muttersternes setzen sich auf der anliegenden 
Seite direkt in jene des Tochtersternes fort. Auf der Oberseite 
sind sie mit dornenartigen Höckern besetzt, welche gegen die 
Mitte des Sternes hin an Größe und Schärfe der Spitze zunehmen. 
Ebenso zeigt die Außenwand reihenweise angeordnete Dornen. 
Sie sind im oberen Teile in der Nähe des Kelchrandes am 
stärksten ausgebildet. Der Kelch senkt sich gegen die Mitte hin 
nur wenig ein, so daß der Zellenstern ein fast ebenes Aussehen 
erhält. Die Zahl der Septen ist groß; genau läßt sich dieselbe 
nicht angeben und schwankt außerdem beträchtlich bei den Tieren 
im verschiedenen Alter. Zahlen von 10 — 20 bei ganz jungen 
Tieren bis zu solchen von weit über 100 bei den vollständig 
erwachsenen sind vertreten. Auch die Zahl der Cyclen ist schwer 
zu bestimmen. Bei den jungen Knospen ist sie natürlich kleiner 
als bei den alten Kelchen. Es scheinen mir beim erwachsenen 
Tiere 6 Cyclen vorhanden zu sein. Reuß gibt bei dieser Art 
5 vollständige und einen nur teilweise in einzelnen Systemen 
entwickelten 6ten Cyclus an. Die 'Wand ist von einer spärlichen, 
in wenigen ringförmigen Schichten angeordneten Epithek umgeben, 
die mit der gemeinsamen Außenwand sowohl Mutter- als Tochter¬ 
sterne umschließt. Das vorliegende Exemplar bietet ein schönes 
Beispiel für dieCalcynalknospung. Der Mutterstern ist von 4 Tochter¬ 
sternen umgeben, deren Größe von etwa 5 mm Durchmesser bei 
dem kleinsten bis etwa 20 mm bei dem größten schwankt. So 
schön ausgebildete Calcynalknospung wie bei vorliegendem Tiere 
scheint mir selten zu sein, zumal Prochazka (Studien an mährischen 



32 


Miozänkorallen) Calcynalknospung nur bei 4 Arten der zahlreichen 
Miozänkorallen beobachtet hat. Vielleicht ist das überhaupt der 
erste Fall, daß Calcynalknospung bei der Gattung Lithophyllia 
beobachtet wurde. 

Im Allgemeinen stimmt das vorliegende Exemplar mit der 
von Reuß abgebildeten und erwähnten gedrungenen, fast halb¬ 
kugeligen Gestalt nicht überein. Obwohl der obere Teil wegen 
der Calcynalknospen ziemlich in die Breite gestreckt erscheint, 
läßt sicli die im Allgemeinen schlanke Gestalt nicht verkennen. 
Auch in der Größe ist ein Unterschied vorhanden. Vorliegendes 
Exemplar mißt 38 mm in der Höhe und etwa 40 in der größten 
Breite, gegenüber 55 mm Höhe bei Reuß und 77 mm größter 
Breite. Doch ist die Uebereinstimmung in allen Merkmalen so 
groß, daß an der Zugehörigkeit zu dieser Art nicht der geringste 
Zweifel bestehen kann. 

Felix beschreibt eine Lithophyllia, die sich wegen des 
mangelhaften Erhaltungszustandes nicht sicher bestimmen ließ, 
die aber nach seiner Angabe sehr große Aelmlichkeit mit der 
Lithophyllia ampla besitzt, aus dem Miozän von Aegypten. 

Wollte man noch andere Spezies zum Vergleiche heran¬ 
ziehen, so käme in erster Linie die von Felix (Korallen aus 
ägyptischen Tertiärbildungen) von der Mosesquelle am Mokattam 
beschriebene Leptophyllia Pasiniana d'Ach, in Betracht, die nach 
der allerdings unvollständigen Abbildung zu schließen der Litho¬ 
phyllia ampla, sehr nahe kommt. Auch bei d’Achiardi selbst ist 
diese Aelmlichkeit, wenn auch schon bedeutend mehr verwischt, 
zu erkennen. 

Fundorte: llrvacani. Reuß beschreibt diese Art als sehr 
selten aus dem Tegel von Lapugy in Siebenbürgen, Schaffer 
erwähnt eine Lithophyllia aus dem Miozän von Kilikicn. 

Heliastraea Reussana M. Edw. et H. 

Reuß: Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Miozäns, 
Taf. IX. 2, Taf. XVIII. 4. 

Mac vci: Rasenul Tertiär dela Raima. Tabla VIII. 2, IX. 1. 

Daus: Reitrüge zur Kenntnis des marinen Miozäns in Kilikien und 
Nord Syrien. 

Die meisten Stöcke dieser Art sind stark verkalkt, so daß 
die feinere Struktur nicht leicht zu beobachten ist. Die einzelnen 



33 


Sterne haben einen Durchmesser von 2—3 mm, doch kommen 
auch solche bis 5 mm vor. 

Sie stehen meist nahe beieinander, doch habe ich bei einem 
Exemplar von Hrvaßani auch eine größere Entfernung der ein¬ 
zelnen Kelche feststellen können. Es bewahrheitet sich also voll¬ 
ständig die Beobachtung von Reuß bezüglich der schwankenden 
Größe und Entfernung der Kelche. Er teilt diese Art nach den 
erwähnten Eigenschaften in eine Variatio maior und minor ein. 
Die Achse ist fast nirgends zu beobachten, da die Septen meist 
ausgewittert sind; wo sie aber erhalten ist, kann man ihren 
rudimentären Charakter leicht feststellen. Wenn die einzelnen 
Sterne weiter voneinander entfernt sind, gewinnt die engmaschige 
Exothek mehr an Raum. Die zahlreichen Horizontalblättchen 
verleihen ihr dann ein zelliges Aussehen. Die Endothekallamellen 
stehen noch mehr gedrängt als jene der Exothek. 

Diese Art bildet flachgedrückte, kugelige Knollen bis zu 
10 cm Durchmesser und etwas darüber in der Richtung des 
Wachstums der Kelche, doch konnte ich besonders bei den 
Stücken von Pogledalistö häufig eine ganz unregelmäßige, stark 
gestreckte Form beobachten. Zu dieser Art gehören voraussichtlich 
auch einige Stücke von verschiedenen Fundorten, die eine genaue 
Bestimmung nicht zuließen, da bei ihnen die Korallen nur als 
Steinkerne erhalten und bei vielen die Septen vollständig ver¬ 
nichtet sind. 

Von der Solenastraea manipulata Rss., mit welcher diese 
Art sehr große Aehnlichkeit besitzt, unterscheidet sie sich durch 
die Ausbildung der Rippen, die hier nicht in einzelne Körner 
aufgelöst oder mit Höckern besetzt sind wie bei Solenastraea 
manipulata. Bei Heliastraea Reussana treten noch Querleistchen 
hinzu, welche die einzelnen Rippen verbinden und so der Ober¬ 
fläche ein zelliges Aussehen verleihen. Die Sterne stehen bei 
Heliastraea Reussana jedenfalls gedrängter beieinander als bei 
Solenastraea manipulata und lassen für eine Exothek nicht viel 
Raum frei. Die Unterscheidung dieser beiden Arten bietet mit¬ 
unter, besonders dann, wenn sie stark verkalkt und die Details 
verwischt sind, Schwierigkeiten. Der Grund liegt zum Teil auch 
darin, daß beide Arten drei vollständige Septalcyclen aufweisen. 
Auch zu der Heliastraea Ellisiana Defrance zeigt diese Art nahe 
verwandtschaftliche Beziehungen. 

Verhandlungen des naturf. Vereines in Brünn. LIV Bunl 


3 



34 


Fundorte: Pogledaliste, Pirkovac, Prline, Bukovac potok, 
Sereflije, Hrvaeani, Kostajnica. 

Heliastraea Reussana kommt in weiter Verbreitung vor. Sie 
ist nach Reuß bekannt von: Gainfarn, Grund, Niederleis, Wim- 
passing; Kalladorf, Koste], Bischofswart (Mähren); Ritzing, Forch- 
tenau (Ungarn); Lapugy in Siebenbürgen, Tarnopol in Galizien. 
Nach Macovei kommt sie in Bahna, Rumänien, vor. Auch aus 
Vorderasien wird sie mehrfach angeführt, von Schaffer, Daus u. a. 

Heliastraea conoidea Reuß. 

Reuß: Die fossilen Korallen des österr.-ungur. Miozäns, Taf. X, 3. 

Macovei: Basenul Tertiär dela Bahna, VII, 5. 

Die kleinen, nicht mehr als 3 mm im Durchmesser führenden 
Sternchen stehen dicht beieinander und ragen nur wenig über 
die Oberfläche vor. Der ganze Stock zeigt länglich-runde, kegel¬ 
förmige Gestalt. 24 in drei Cyclen angeordnete Septen sind vor¬ 
handen, die sich nach Außen in ebensoviele Rippen fortsetzen 
und mit denen des nächsten Sternes verbinden. Die Septen sind 
hier wie bei allen Heliastraeen am Rande dicker und verdünnen 
sich gegen die Mitte zu, welche von denen des ersten Cyclus 
erreicht wird. 

Das einzige mir vorliegende schöne Stück stammt von Prline. 
Interessant ist, daß diese Art schon 1890 von einem zweiten 
Fundort aus Bosnien erwähnt wird. Fuchs zitiert (Annalen des 
k. k. naturhistorischen Hofmuseums Bd. V. 1890) diese Art von 
Hrvaeani. Sie fand sich unter dem Materiale, welches das bosn.- 
herz. Landesmuseum dem Wiener Hofmuseum einsandte und 
welches vom Berghauptmanne Radimsky auf seinen verschiedenen 
Reisen in Bosnien gesammelt wurde. 

Fundorte: Prline. Nach Reuß: Enzesfeld, Grund; Porsten- 
dorf (Mähren); Nagy Maros, Forchtenau (Ungarn); Lapugy (Sieben¬ 
bürgen). Sie ist außerdem bekannt von Bahna (Rumänien) und 
aus dem Miozän von Kilikien. 

Heliastraea oligophylla Reuß. 

Reuß: Die fossilen Korallen des Österr.-ungar. Miozäns, Taf. XIII, 1. 

Es liegt nur ein kleines Bruchstück eines Stockes vor, so 
daß ich die bedeutenden Dimensionen des Stockes, von denen 
Reuß spricht, nicht feststellen konnte. Die Sterne ragen nur 



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wenig über die Oberfläche empor, stehen ziemlich gedrängt bei 
einander und haben einen Durchmesser, welcher zwischen 3 und 
6 mm schwankt. Sie sind kreisrund, nur sehr selten etwas zu¬ 
sammengedrückt. Die Septen, etwa 18 an der Zahl, sind in 
3 Cyclen angeordnet und setzen sich als Rippen über den Rand 
des Kelches fort, um sich mit jenen des Nachbarsternes zu ver¬ 
einigen. Doch ist ihr Verlauf wegen des nicht günstigen Erhaltungs¬ 
zustandes nicht leicht festzustellen. Auf ihrer Oberseite tragen sie 
Höckerchen. Die Esothek wird von zahlreichen horizontalen 
Blättchen gebildet, welche sich mit den Rippen zu einem engen 
Netzwerk vereinigen. 

Fundorte: Hrvacani, Lapugy in Siebenbürgen, Sasomhdza 
bei Pasztö (Ungarn). 

Solenastraea manipulata Reuß. 

Reuß: Die fossilen Korallen des österr.-ungar. Miozäns, Taf. VIII, 2. 

Macovei: Basenul Tertiär dela Bahna, Tabla IX, 2. 

Die Sterne stehen etwas weiter voneinander entfernt und 
sind durch Rippen miteinander verbunden, die sich in einzelne 
Höcker auflösen. Der Durchmesser der Sterne beträgt 2—3 mm. 
Sie sind gegen die Mitte nur wenig vertieft. Die Achse ist ganz 
schwach ausgebildet und besteht aus einem dünnen Stäbchen. 
Die in 3 Cyclen angeordneten Septen sind auf den Seitenflächen 
durchwegs gekörnt und dadurch erhalten sie, von oben betrachtet, 
ein zackiges Aussehen. Die Exothek ist sehr engmaschig, die 
einzelnen Lamellen sind nahezu horizontal. 

Es liegen zwei Bruchstücke von Hrvacani vor. Die Stöcke 
dürften, nach diesen zu schließen, keine bedeutende Größe 
erreicht haben. 

Fundorte; Enzesfeld, Forchtenau, Bahna. 


Prionastraea Neugeboren! Reuß. 

Reuß: Die fossilen Korallen des österr.-ungar. Miozäns, Taf. X, 2. 
Daus: Beiträge zur Kenntnis der marinen Miozäns in Kilikien und 
Nordsyrien, Taf. XIX, 1 u. 3. 

Es liegen von Hrvacani 4 Stücke dieser Art vor. Der eine 
große Block läßt wenig Details in den einzelnen Kelchen 
erkennen, seine großen Dimensionen sind aber erwähnenswert. 

3* 



Er mißt 28 cm in der Länge, 18 in der Breite und 13 in 
der Dicke. Die kleineren Stücke zeigen aber sehr schön alle 
Einzelheiten des feineren Baues. 

Die einzelnen Sterne bieten einen polygonalen Umriß dar 
und sind in ihrer Wand unmittelbar mit jener des Nachbarsternes 
verwachsen, so daß zwei aneinander stoßende Kelche nur durch 
eine dünne Wand voneinander getrennt sind. Ihr Durchmesser 
beträgt 5—7 mm, doch ließen sich mitunter auch kleinere Kelche 
von etwa 3 mm Durchmesser beobachten. Die Septen sind auf 
ihrer Oberseite fein gezackt und dadurch erhält der ganze Stock 
ein zierliches Aussehen. Gegen die Mitte zu sind die Kelche 
bedeutend vertieft, die Achse ist rudimentär. Es sind 3 Cyclen 
von Septen stets vollständig ausgebildet, ein vierter Cyclus ist 
manchmal vorhanden. Die feine Kürnelung der Septen auf den 
Seitenflächen erhöht noch das zierliche Gesamtbild dieser Spezies. 
Auf der Unterseite zeigt der Stock eine schön ausgebildete Epi- 
thek. Ich konnte sie nur bei einem Stücke beobachten, bei den 
übrigen ist sie nicht erhalten. Bei dem einen abgebildeten Stück 
von Hrvacani läßt sich sogar auf der Oberseite des Stockes eine 
Deckschicht deutlich beobachten, welche einzelne Kelche teilweise 
nach der Art einer Epithek bedeckt, eine Erscheinung die selten 
vorkommt und jedenfalls Beachtung verdient. Der Kreis der 
Endothekallamellen, der die Achse in einer gewissen Entfernung 
umgibt, ist besonders schön bei einem Exemplar von Odzak zu 
sehen; hier erscheinen auch die Kelche mäßig vertieft, und zwar 
aus dem Grunde, weil das Stück ein Bachgerölle darstellt, das 
stark abgerollt ist und daher die erhabenen Scheidewände der 
einzelnen Kelche eingebüßt hat. An diesem Stücke findet sich 
sehr schön die Wahrnehmung von Reuß bestätigt, daß nur auf 
der Oberseite des Stockes die Kelche sich mit ihren Rändern 
berühren, während sie im Innern des Stockes weiter auseinander 
treten und eine Exothek sich zwischen die einzelnen Kelche 
einschiebt. 

Daus stellt zu dieser Art auch eine Form, die ziemlich 
bedeutend von dem vorherrschenden Typus abweicht. Die Kelche 
sind flach, wenig vertieft, der scharfe erhabene Rand fehlt, die 
Scheidewand ist deutlich abgerundet. Er spricht diese Form als 
eine Varietät der LYionastraea Neugeboreni an. Diese Art wird 
schon von Fuchs 1. c. von Hrvacani angeführt. 

Fundorte: Hrvacani, Odzak. 



37 


Als schon bekannte Fundorte werden Lapugy in Sieben¬ 
bürgen und das Becken von Kilikien genannt. 

Prionastraea sp. 

Hierher ist ein Stück von Hrvaöani zu stellen, welches auf 
den ersten Blick wenig Aehnlichkeit mit diesem Genus zeigt. 
Der Grund liegt in dem schlechten Erhaltungszustand. Es ist 
stark verkalkt und teilweise nur als Steinkern erhalten. Alle 
feineren Details sind verwischt. Es ist ein krustenförmiges Stück 
von 15—25 mm Höhe und 17 mm in Länge und Breite. Die 
sechs Kelche, welche man mit Sicherheit unterscheiden kann, 
zeigen einen wechselnden Durchmesser von etwa 15—30 mm. 
Die Kelchmitte ist nur wenig vertieft, doch ist diese Erscheinung 
hier jedenfalls auf den mangelhaften Erhaltungszustand und die 
Abreibung der erhabenen Randpartien zurückzuführen. Die Septen 
vereinigen sich am Rande unmittelbar mit jenen des Nachbar¬ 
sternes, so daß sich mitunter die Grenze zweier benachbarter 
Sterne gegeneinander nicht genau festlegen läßt. Auch dieser 
Umstand ist aus der starken Verkalkung zu erklären. Die Zahl 
der Septen läßt sich nicht sicher ermitteln, sie ist aber jedenfalls 
recht beträchtlich. Im Allgemeinen läßt sich also dieses Stück, 
abgesehen von den durch den schlechten Erhaltungszustand 
bedingten scheinbaren Verschiedenheiten, sehr gut in die Gattung 
Prionastraea einreihen, doch muß jedenfalls von der speziellen Be¬ 
stimmung aus den erwähnten Gründen abgesehen werden. Im 
Wiener Hofmuseum fand ich ein als Prionastraea sp. bestimmtes 
Stück aus der Umgebung von Belgrad, welches in den allge¬ 
meinen Charakteren mit dem mir vorliegenden Stück von Hrvacani 
übereinstimmt. Wenn die Erhaltung des letzteren günstiger wäre, 
könnte man sofort auf den ersten Blick beide Stücke für dieselbe 
Art erklären. 

Favia magnifica Reuß. 

Reuß: Die fossilen Korallen des österr.-ungar. Miozäns, Tat’. XI, 1—3. 

Macovei: Basenul Tertiär dela Bahna, Tabla VII, 4. 

Fast alle vorliegenden Stücke dieser Art zeichnen sich durch 
die bedeutenden Dimensionen des Stockes aus. Ein Stock von 
Hrvaöani mißt 24 cm in der Länge, 7 cm in der Breite und 
11 cm in der Dicke. Die einzelnen Sterne stehen ziemlich nahe 
beieinander, haben etwa 5—7 mm im Durchmesser und besitzen 



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18—24 zu 3 Cycleu angeordnete Septen, die sich als deutliche 
Rippen über den Rand des Kelches fortsetzen und mit denen 
des Nachbarsternes in Berührung gelangen. Auf den Seitenflächen 
sind die Septen mit zahlreichen Körnchen bedeckt. Das Endo- 
thekalgewebe ist reichlich entwickelt, ebenso wie die Exothek. 
Mitunter sieht man Sterne, welche auffallend in die Länge gestreckt 
sind. Es sind jedenfalls solche, die in Spaltung begriffen sind. 

Hieher gehört auch ein Stück von Hrvacani, welches alle 
Eigenschaften dieser Art zeigt, doch ist die Form des Stockes 
so eigentümlich, daß sie erwähnt zu werden verdient. Er mißt 
9*5 cm in der Höhe, 11*5 cm in der Breite und 9 cm in der Dicke. 
Der Stock besitzt eine unten breitere, nach oben sich immer 
mehr verjüngende Form und ist mit seiner fast ebenen unteren 
Fläche auf einen etwa 3 cm hohen Stiel aufgesetzt. Die Dirnen 
sionen des Stieles, sowie die Anheftungsfläche sind im Verhältnis 
zur Größe des Stockes sehr klein. Dieser gleichsam auf einen 
Stiel aufgesetzte Hut unterscheidet sich jedenfalls bedeutend von 
der fast kugeligen Stockform der Favia magnifica und es ist 
nicht unmöglich, daß diese Art der Stockbildung eine Unter¬ 
scheidung von der Favia magnilica bedingt. 

Fundorte: Hrvacani, PogledalistS. 

Außerdem ist sie nach Reuß von Ribitza in Siebenbürgen 
bekannt, nach Macovei von Bahna. Fuchs erwähnt eine nicht 
näher bestimmte Favia aus der Gegend zwischen Han Marien 
und Vrhova in Bosnien. 

Goniastraea Cocchi d’Ach. 

Reuß: Die fossilen Anthozoen der Schichtengruppe von S. Giovanni 
Ilarione und . von Ron ca, Taf. 40, 2, 3. 

Felix: Kritische Studien über die tertiäre Korallenfauna des Vicentins 
nebst Beschreibung einiger neuer Arten, S. 414. 

Es liegt nur ein kleines Stück vor von 10 mm Höhe, 18 mm 
Länge und 9 mm Dicke. Die durchschnittlich 5 mm im Durch¬ 
messer zeigenden Sterne sind von unregelmäßig polygonaler Gestalt; 
meist zeigen sie fünfeckigen Umriß. Gegen die Mitte hin sind 
sie nur sehr wenig eingesenkt, so daß die Oberfläche fast vollständig 
eben erscheint. Die Zahl der Septen läßt sich nicht genau fest¬ 
stellen; jedenfalls ist sie recht beträchtlich und überschreitet die 
Zahl 30 bedeutend. Es ist häufig zu beobachten, daß sich jüngere 
Septen mit älteren vereinigen. Die Sterne schließen unmittelbar 



39 


aneinander und sind nur durch ihre zusammenstoßenden Wände 
voneinander geschieden. Die deutlich ausgebildete Achse zeigt 
von der Oberfläche des Kelches betrachtet das Aussehen eines 
erhabenen Knöpfchens. 

Nach Reuß ist diese Art sehr wandelbar. Das Aussehen 
der Sterne ist bedeutenden Schwankungen unterworfen. Sie sollen 
bald tief eingesenkt sein, bald nur seicht vertieft. Auch die 
Ausbildung der Achse soll sehr veränderlich sein. Von allen 
diesen Dingen konnte ich nichts bemerken, da mir nur ein kleines 
Bruchstück vorliegt. Reuß stellt zu dieser Art auch die Favia 
confertissima Rss. als eine Form, bei welcher die Sterne durch 
deutliche Furchen geschieden sind. 

Felix bemerkt zu dieser Vereinigung Folgendes: „Unter 
den von d’Achiardi als Goniastraea Cocchi, von Reuß anfangs 
als Favia (magnifica) confertissima, später ebenfalls unter dem 
d’Achiardi’schen Namen beschriebenen Korallen herrscht eine 
gewisse Unklarheit, teils wegen der Schwierigkeit, die Priorität 
eines dieser beiden Namen festzustellen, teils über die generische 
Stellung der Korallen selbst. Letztere gehören nach der Ansicht 
der beiden genannten Paläontologen zu nur einer Art, von welcher 
freilich Reuß bemerkt: „Die Spezies scheint mir sehr wandelbar 
zu sein.* 4 Mir dagegen scheint, daß die betreffenden Formen in 
zwei Spezies zu verteilen sind, für welche es dann am natür¬ 
lichsten sein dürfte, je einen der vorhandenen Namen anzuwenden, 
obgleich der Umfang derselben dann ein anderer wird.“ 

Im Wiener Hofmuseum hatte ich Gelegenheit, die Astraea 
funessa Brong. aus dem Tertiär von Cotti di Torino zu sehen. 
Die Aehnlichkeit mit dem mir vorliegenden Stücke ist auffallend. 
Ich möchte darauf hinweisen mit dem Bemerken, daß ich eine 
Identifizierung der beiden Stücke nicht für ausgeschlossen halte 
und ich die Fnnreihung des Exemplares von Prline zu Astraea 
funessa Brong. nur deshalb unterlasse, weil mir die Beschreibung 
dieser Art in der Literatur nicht zur Verfügung steht. 

Auch mit der Astraea crenulata Gldf. ist die Verwandschaft 
in die Augen springend. Doch sind bei letzterer die Kelche in 
der Mitte mehr vertieft, während sie hier vollständig eben sind. 

Fundort: Prline. 

Reuß beschreibt diese Art von S. Giovanni Ilarione, 
ebenso Felix. 



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Astraea Fröhlichiana Reuß. 

Reuß: Die fossilen Korallen des österr.-ungar. Miozäns, Taf. XIII, 2, 3. 

Die Stücke dieser Art sind durchwegs sehr stark verkalkt 
und haben daher fast vollständig die feineren Details eingebüßt. 
Die Bestimmung ist daher nur auf Grund des Gesamtbildes 
möglich. Es zeigen aber hier fast durchwegs die einzelnen Sterne 
einen größeren Durchmesser, als Reuß angibt. Er beträgt hier in 
der Regel 5—6 mm 7 mitunter auch 7—8 mm. Es wäre nicht 
unmöglich, daß es sich hier nicht um die Astraea Fröhlichiana, 
sondern um eine Prionastraea, vielleicht Prionastraea Neugeboreni 
handelt. Wegen völligen Mangels einer Epithek stelle ich die 
2 vorliegenden Stücke zu Astraea Fröhlichiana, doch ist es wieder 
nicht ausgeschlossen, daß das Fehlen der Epithek nur auf den 
mangelhaften Erhaltungszustand zurückzuführen ist. 

Fundort: Hrvacani. 

Nach Reuß ist diese Art bisher bekannt von Eggenburg, 
Enzersdorf, Drei-Eichen, Drasenhofen. Schaffer erwähnt ihr Vor¬ 
kommen von mehreren Fundorten in Kilikien. 

Balanophyllia varians Reuß. 

Reuß: Die fossilen Korallen des österr.-ungar. Miozäns, Taf. 15, 3--5. 

Von dieser Art liegen nur Bruchstücke vor. Die Dicke 
schwankt bedeutend. Es sind Stücke mit 25 mm Durchmesser 
vorhanden, aber auch solche mit 8 mm. Der Querdurchschnitt 
stellt fast stets einen Kreis dar, nur selten sind die Exemplare 
etwas seitlich zusammengedrückt. Mitunter sind sie nicht 
vollständig gerade, sondern bedeutend gebogen. Die Außenwand 
ist von zahlreichen, gewundenen Längsfalten überzogen, die auf 
ihrer Oberseite reichliche Höcker tragen. Die Furchen zwischen 
den Längsfalten sind von Poren erfüllt. Eine die Zylinder kreis¬ 
förmig umgebende Epithek ist nicht ausgebildet, sie erscheint 
hier durch die erwähnten Längsfalten, die, wie ich bei einigen 
Exemplaren feststellen konnte, in mehren Lagen übereinander 
auftreten, ersetzt. 

Das obere Ende ist bei keinem Stücke erhalten. Nur am 
Querschnitte läßt sich teilweise der innere Bau erkennen. Die 
auffallendste Eigenschaft der Balanophyllien besteht darin, daß 
sich die jüngeren Septen mit den älteren in einer gewissen Ent¬ 
fernung von der Achse vereinigen. Die Zahl der Cyclen ist hier 



41 


schwer festzustellen. Reuß gibt bei dieser Art 4 vollständige 
und einen unvollständigen öten Cyclus an. Die zahlreichen Sept- 
allamellen sind auf ihren Seitenflächen mit zahlreichen spitzen 
Höckern bedeckt. Die spärliche Achse ist spongiös. Diese Art 
ist nahe verwandt mit Balanophyllia concinna Reuß und die 
Unterscheidung beider ist nicht immer leicht. 

Fundort: Lazaric. 

Nach Reuß ist sie außerdem bekannt von Rudelsdorf (Böhmen); 
Porstendorf, Hausbrunn (Mähren); Lapugy (Siebenbürgen). 

Balanophyllia concinna Reuß. 

Keuß: Die fossilen Korallen des österr.-ungar. Miozäns, Taf. 15,Fig. 1, 2. 

Es liegt nur ein Bruchstück von Lazariö vor. Der Kelch 
ist nicht erhalten, daher läßt sich nicht viel erkennen. Von der 
vorhergehenden Art unterscheidet sich diese schon rein äußerlich 
durch die seitliche Zusammendrückung und den daher ausge¬ 
sprochen elliptischen Querschnitt. Außerdem aber bedingt der 
innere Bau einen weiteren Unterschied. Es sind 5 Cyclen von 
Septen vorhanden, von denen sich jene der letzten 2 Cyclen stets 
mit den primären, sekundären und tertiären verbinden. So wie 
Balanophyllia varians ist auch diese Art auf der Außenwand mit 
den von Körnern besetzten Längsfalten bedeckt, zwischen denen 
die von Poren durchbrochenen Furchen laufen. 

Fundort: Lazariö. 

Sie ist außerdem bekannt von Grund, Lapugy, St. Maure 
(Touraine). 

Balanophyllia irregularis Seg. 

Keuß: Die fossilen Korallen des österr.-ungar. Miozäns, Taf. 17, Fig. 1, 2. 

Seguenza: Disguisizione paleontologiche intorno ai corallarii fossili 
delle rocce terziarie del distretto di Messina, Tab. XIV, Fig. 1. 

Diese Art ist in großer Individuenzahl vertreten. Es liegen 
etwa 150 Exemplare vor. Sie sind bis auf das Kelchende, das 
durchwegs beschädigt ist, sehr gut erhalten. An der großen 
Reihe der Individuen lassen sich schöne Uebergänge feststellen. 
Die Krümmung der Achse unterliegt Schwankungen. In der 
Regel ist sie nur schwach gekrümmt, doch bei vielen Tieren zeigt 
sich namentlich am unteren Ende eine recht beträchtliche Biegung- 
Aehnlich ist es mit den ringförmigen Einschnürungen. Einzelne 
Tiere sind ganz frei von solchen, bei anderen zeigen sich schwache 



42 


Andeutungen, die bei vielen wieder in typische Einschnürungen 
übergehen. Viele Exemplare erscheinen in ihrem oberen Teile 
etwas stärker zusammengedrückt als man nach den Abbildungen 
von Reuß schließen sollte. Sie ähneln hierin der Balanophyllia 
concinna Reuß. Bei einzelnen Tieren sind Spuren einer Epithek 
zu erkennen, und zwar meistens an dem unteren Ende des Tieres. 
Sehr deutlich ist sie nirgends ausgebildet, nur sehr dünne Ueber- 
ziige deuten sie an. Auch Seguenza bildet nach der ausdrück¬ 
lichen Erwähnung von Reuß keine Epithek ab, daher kann dieser 
Abweichung keine große Bedeutung beigemessen werden. Mög¬ 
licherweise wurde bei den vorliegenden Exemplaren die nur 
dünne Epithek durch die Verwitterung angegriffen und entfernt. 
Dort, wo die Epithek den Blick nicht hindert, zeigen sich an 
der Außenwand die schönen, von zahlreichen Körnchen besetzten 
Längsrippen, die durch Furchen geschieden werden, deren Grund 
von kleinen Poren eingenommen wird. 

Diese Art ist jedenfalls nahe verwandt mit der von Simo- 
nelli (Antozoi neogenici del Museo parmense) unter dem neuen 
Namen Balanophyllia cornucopia n. f. beschriebenen. 

Fundort: Ivotorsko. 

Außerdem wird sie erwähnt von Niederleis, Forchtenau, 
Kometta (Sizilien). 

Ceratotrochus duodecimcostatus M. Edw. et H. 

Reuß : Die fossilen Korallen des österr.-ungar. Miozäns, Taf. IV, Fig. 3,4. 

Simonelli: Antozoi neogenici del Museo parmense Tab. XXIII, 
Fig. 21—23. 

Durch Abreibung sind bei einigen Exemplaren die Rippen 
etwas schwerer kenntlich gemacht. Meistens ist auch das Ober* 
ende beschädigt. Das Tier ist seitlich zusammengedrückt und 
die Achse gebogen. Doch fällt die Krümmung der Achse nicht 
in die Richtung der längeren Querachse des Sternes, wie Reuß 
beschreibt, sondern die Krümmungsebene schließt mit der längeren 
Querachse einen spitzen Winkel ein, etwa 30°. Das Gehäuse 
erscheint also außer der Biegung noch gedreht. Diese Erscheinung 
tritt bei allen vorliegenden 5 Exemplaren hervor, nur bei einem 
Tiere, welches fast gerade Gestalt ohne Achsenkrümmung zeigt, 
ist sie weniger auffallend. Wenn man jedoch genau auf den 
unteren Teil mit der nur schwach angedeuteten Krümmung achtet, 
so entgeht diese Beobachtung auch hier nicht. Bei den meisten 



43 


Tieren zeigen sich ringförmige Einschnürungen. Die Achse besteht 
aus einem bündelförmigen Säulchen. Dieses sowie die Zahl und 
Ausbildung der Septen lassen diese Spezies leicht von anderen 
unterscheiden. 

Fundort: Kotorsko. 

Außerdem ist sie bekannt von: Baden, Vöslau, Gainfarn; 
Steinabrunn; Forchtenau, Kostej; Asti, Tortona, Castellarquato, 
Torrita (Toscana); Turin, Alberga bei Genua; La Trinitd bei 
Nizza; Zabrze (Oberschlesien). 

Ceratotrochus sp. ind. 

Hier erwähne ich 7 Bruchstücke, die sich wegen der starken 
Beschädigung nicht näher bestimmen lassen. Doch dürfte ihre 
Zugehörigkeit zum Genus Ceratotrochus gesichert sein. Sämtliche 
7 Stücke stammen von Kalesia. 

Flabellum sp. ind. 

In einem großen Blocke vonVodiöevo—Sjesljani sind 4 Einzel¬ 
korallen enthalten, welche als Hohlraumausguß erhalten und aus 
dem Gestein ziemlich stark herausgewittert sind, so daß sich die 
Zahl der Septen ermitteln läßt. Bei dem einen Exemplar beträgt 
sie 60, bei dem zweiten, welches nicht vollständig erhalten ist, 
etwa 90, bei den übrigen beiden kann man ihre Zahl nicht 
bestimmen. Es handelt sich jedenfalls um die Gattung Flabellum, 
doch läßt sich die Spezies nicht ermitteln. Es scheint übrigens, 
daß mehrere Spezies, mindestens 2, unter diesen 4 Stücken ver¬ 
treten sind. Die größte Aehnlichkeit wäre, soweit sich eine solche 
bei diesem Erhaltungszustände feststellen läßt, mit Flabellum 
Roissyanum M. Edw. et H. vorhanden. 


Porites incru8tans Defr. 

Reuß: Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Miozäns, 
Taf. 17, Fig. 5, 6. 

Felix: Korallen aus ägyptischen Tertiärbildungen, 1884. 

Simonelli: Antozoi neogenici del Museo parmense. 

Felix: Korallen aus äpytischen Miozänbildungen, 1903. 

Macoyei: Basenul Tertiär dela Bahna, Tabla X, 3. 

In den unregelmäßig gestalteten Knollen, welche diese Art 
bildet, kann man deutlich übereinander liegende Schichten erkennen. 



44 


Die etwa 1*3 mm im Durchmesser führenden Zellen zeigen poly¬ 
gonalen Umriß, etwa 12 scharf gezackte Septen, deren Zahl jedoch 
Schwankungen unterworfen ist. Die einzelnen Kelche sind von¬ 
einander nur durch eine dünne Scheidewand getrennt, die nicht 
selten verschiedene Krümmungen und Biegungen aufweist. Die 
Achse läßt sich in der Gestalt eines Körnchens von unregel¬ 
mäßigem Umriß erkennen. 

Fundort: Svodna-Novi, Prline. 

Als weitere Fundorte dieser überaus häutigen Art sind 
bekannt: Rudelsdorf (Böhmen); Pötzleinsdorf, Baden, Grund, 
Enzesfeld, Niederleis, Nodendorf, Kalladorf; Mattersdorf, Forch- 
tenau (Ungarn); Nikolsburg, Kostei (Mähren); St. Nikolai, Gamlitz 
(Steiermark); Turin, Asti, Bordeaux, Dax, Carry (Bouches-du- 
Bhone), Sogliano al Rubicone, Bianchi bei Messina, Insel Rhodus, 
Suezgolf, Aegypten, Balina. 

Porites pusilla Felix. 

Felix: Korallen aus ägyptischen Tertiärbildungen, Taf. V, Fig. b. 

Felix: Korallen aus ägyptischen Miozänbildungen. 

Die drei vorliegenden Stücke zeigen die Form von kugeligen 
Knollen. Auch bei dieser Art lassen sich deutlich übereinander¬ 
liegende Schichten erkennen, die wegen der kugeligen Gestalt 
des Knollens konzentrisch angeordnet erscheinen. Die etwa 1 mm 
im Durchmesser führenden Kelche, welche dicht aneinander 
schließen und nur durch eine dünne Scheidewand getrennt sind, 
zeigen polygonalen Umriß und sind nur wenig vertieft. 

Fundort: Lazaric. 

Felix beschreibt diese Art aus dem Tertiär von Aegypten, 
Blanckenhorn erwähnt ihr Vorkommen vom Suezgolf. 


Genus indet. 

Mehrere Stücke von verschiedenen Fundorten gestatteten 
keine sichere Bestimmung. Es sind meistens Stücke von ziemlich 
bedeutender Größe. Bei allen diesen Stücken sind die Korallen 
nur als Steinkerne erhalten und eine sichere Bestimmung ist daher 
unmöglich. Sie dürften wahrscheinlich in die Gattungen Astraea, 
Heliastraea, vielleicht auch Prionastraea einzureihen sein. 



45 


SchluBbemerkungen. 

Ueberblickt man die hier beschriebene gesamte Korallen- 
fauna, so sieht man sofort, daß es sich durchwegs um Arten 
handelt, die aus dem österreichisch-uhgarischen Miozän bekannt 
sind oder sich nahe an jene anschließen. Es findet sich unter 
dem ganzen Material nur eine einzige Art, die dem österreichisch¬ 
ungarischen Miozän fremd ist (Porites pusilla Felix). Der Reichtum 
an Arten von den erwähnten Fundorten ist allerdings nicht be¬ 
trächtlich, was darauf zurückzuführen ist, daß die Fundorte nicht 
systematisch ausgebeutet wurden; es liegen nur solche Stücke 
vor, die bei gelegentlichen Aufsammlungen gemacht wurden. Es 
sind im ganzen 20 Arten vertreten, von denen 15 vollständig 
bestimmt sind, während bei 3 Exemplaren nur das Genus ermittelt 
werden konnte und 2 Arten ganz unbestimmt blieben. Die Arten 
verteilen sich auf die einzelnen Fundorte folgendermaßen: 

Potocäni: Ceratotrochus sp. ind. 

Pogledaliste: Heliastraea Reussana M. Edw. A. H. 

Genus ind. 

Pirkovac: Heliastraea Reussana M. Edw. et H. 

Zwischen Graöanica und Vranovici: Heliastraea Reussana 
M. Edw. et H. 

Prline: Heliastraea Reussana M. Edw. et H. 

Heliastraea conoidea Rss. 

Porites pusilla Felix. 

Lazariöi: Goniastraea Cocchi d’Ach. 

Balanophyllia concinna. 

Balanophyllia varians. 

Porites pusilla. 

Ivotorsko: Balanophyllia irregularis. 

Ceratotrochus duodecimcostatus. 

Odzak: Prionastraea Neugeboreni. 

Bukovac potok: Heliastraea Reussana M. Edw. et H. 

Sereflije: Heliastraea Reussana. 

Smrtic: Genus ind. 

Hrvaöani: Heliastraea Reussana M. Edw. et H. 

Heliastraea oligophylla. 

Prionastraea Neugeboreni. 

»Solenastraea manipulata, 

Astraea Fröhlichiana. 



46 


Hrvacani: Fa via magnifica. 

Genus indet. 

Kostajnica: Heliastraea Reussaua M. Edw. et H. 

Svodna Novi: Flabeilum sp. 

Porites incrustans. 

Aus dieser Uebersicht ist zu erkennen, daß Hrvacani von 
allen Fundorten mit 7 Arten der artenreichste ist. Pogledaliste 
ist reich an Individuen und hat 11 Stücke geliefert. 

Was der Verhältnis der Einzelkorallen und stockbildenden 
Tiere anbelangt, so überwiegen die stockbildenden Formen. 
Einzelkorallen sind in 6 Arten vertreten. Davon ist eine, nämlich 
Balanophyllia irregularis, in außerordentlich großer Individuenzahl 
vorhanden. Letztere dürfte die Zahl 200 erreichen. Die riffbildenden 
Formen deuten in vielen Fällen darauf hin, daß die meisten Tiere 
Stöcke von außerordentlicher Mächtigkeit gebildet haben dürften. 
Das ist besonders bei Astraea Fröhlichiana und Prionastraea 
Neugeboreni der Fall. Gerade bei diesen Arten ist aber der 
Erhaltungszustand mangelhaft, so daß die wahren Dimensionen 
des massigen Stockes unbekannt blieben. 

Aus dem vorliegenden Fossilmaterial Schlüsse auf die Stellung 
der betreffenden Schichten innerhalb des Miozäns zu ziehen, geht 
nicht an, weil das Material für die einzelnen Fundorte viel zu 
spärlich ist. Es wäre diesen Folgerungen nicht viel Bedeutung 
beizumessen. 

Bei der Bearbeitung des bosnischen Korallenmateriales 
hatte ich immer die Empfindung, daß die meisten Arten der 
Korallen in den bisherigen Arbeiten zu eng gefaßt sind. Es 
drängte sich mir immer die Frage auf, ob alles das, was man als 
getrennte Arten beschrieb, wirklich als solche Berechtigung hat. 
Es stiegen mir starke Zweifel darüber auf, ob man die geringen 
Unterschiede, welche man als Hauptunterscheidungsmerkmale 
zweier Arten hinstellte, wirklich für so tiefgreifend ansehen sollte, 
daß die Unterscheidung als getrennte Arten gerechtfertigt wäre. 
Besonders bei den Gattungen Heliastraea, Astraea, Prionastraea, 
Solenastraea u. s. w. ging meine Ansicht dahin, daß man Formen^ 
welche als verschiedene Arten beschrieben wurden, wohl besser 
in eine Art vereinigt hätte und die Verschiedenheiten nur als 
durch äußere Ursachen hervorgerufene Wachstumserscheinungen 
aufzufassen seien. Das gilt besonders für jene Arten, bei denen 
man auf Grund weniger oder gar nur eines Exemplares die Auf- 





47 


Stellung einer neuen Art für notwendig hielt. Es bietet ja, wie 
ich schon bei der Beschreibung der Arten angegeben habe, die 
Unterscheidung mancher Arten, ja sogar mitunter verschiedener 
Genera große Schwierigkeiten, weil die als charakteristisch ange¬ 
gebenen Unterschiede zu gering sind, und nicht selten läßt sich 
trotz der besten Untersuchung eine Form doch nicht vollständig 
mit einer beschriebenen Art in Einklang bringen, weil gewisse 
Verschiedenheiten in als charakteristisch angegebenen Merkmalen 
nicht zu leugnen sind. In solchen Fällen habe ich aber trotzdem 
die Einreihung in die schon beschriebene Art vorgenommen, weil 
es doch zu weit führen würde, jede derartige Abweichung als 
ausreichend für die Aufstellung einer neuen Art zu halten. Der¬ 
artige Schwierigkeiten machen sich gerade bei den Korallen 
mehr bemerkbar als bei einer anderen Tierklasse. 

Ich habe aber, weil ich meine Ansicht von der zu engen 
Fassung der Arten doch für nicht genügend durch Gründe gestützt 
fand, mich an die bisher üblichen Bezeichnungen gehalten und 
eine Zusammenziehung von Arten nicht vorgenommen und mich 
nur in vielen Fällen mit dem Hinweise auf die nahe Verwand¬ 
schaft verschiedener Arten begnügt. 

Nach Abschluß der vorliegenden Arbeit kommt mir die 
vortreffliche Arbeit von Krantzin die Hände: „Das Tertiär zwischen 
Castelgomberto, Montecchio Maggiore, Creazzo und Monteviale 
im Vicentin.“ Ich finde hier meine bisherigen Zweifel bestätigt 
und die starke Variationsfähigkeit der Korallen schön begründet. 
Die erwähnte Arbeit bringt soviele interessante neue Gesichts¬ 
punkte für die Systematik der Korallen, daß ich mir nicht ver¬ 
sagen kann, einige der wichtigsten Tatsachen daraus wieder¬ 
zugeben. 

Durch die Wahrnehmung von Jones, 1 ) der durch lange Zeit 
hindurch das Wachstum der lebenden Korallen beobachtete, wurden 
interessante Tatsachen festgestellt. Korallen reagieren in außer¬ 
ordentlich empfindlicher Weise auf einen Wechsel ihrer Lebens¬ 
bedingungen, auf Veränderungen ihrer Umgebung, auf äußere 
Einflüsse. Durch solche Einflüsse können Merkmale, die man als 
charakteristisch für eine Art bezeichnete, gründlich geändert 
werden. Die Dicke der Partie aneinander grenzender Zellen, das 

i) Frederic Wood Jones, On the Growt-forms and supposed Speeies 
in Corals. Proceedings of the general ineetings for scientific business oft 
the Zoological Society of London. 1907. 



48 


Hervorragen der Zellen über die Oberfläche des Stockes können 
bei derselben Art stark wechseln und hängt mit der Reaktion 
der Koralle auf ihre Umgebung zusammen. Das stärkere Wachstum 
einzelner Individuen eines Stockes oder größerer Partien desselben 
ist aus Reizung eines Oberflächenteiles zu erklären. Die meisten 
Korallen haben verschiedene Formen, je nachdem sie im tiefen 
Wasser, im ruhigen oder stark bewegtem Wasser leben, ob sie 
starker Sedimentation ausgesetzt sind oder nicht. Auch die Form 
des Stockes ist nach ihrem Vorkommen verschieden. Solche 
Beobachtungen haben gezeigt, daß man „solche unterschiedliche 
Formen, welche durch vollkommen verschiedene Umgebung hervor¬ 
gerufen werden, nicht als Arten auffassen darf; sie sind lediglich 
Variationen, Anpassungen an die Lebensbedingungen.“ 

Solche Verschiedenheiten in der Stockform konnte ich bei 
dem mir vorliegenden Materiale bei der Heliastraea Reussana 
M. Edw. et H. nachweisen. Man wird also nicht mehr an der 
Form des Stockes als einem wichtigen Unterscheidungsmerkmale 
festhalten können. 

„Korallen sind nach Jones’ Untersuchungen eine Klasse 
unbeständiger Individuen mit starker Regenerationsfähigkeit; man 
kann nicht Voraussagen, ob ein Embryo von Millepora zur ästigen 
M. alcicornis oder zur plattenformigen M. complanata oder veru- 
cosa heranwachsen wird, denn das hängt von den Bedingungen 
seiner Umgebung ab; daher wird man auch derartige Formen 
lediglich als Variationen einer Art auffassen müssen . u 

Abgebrochene Korallenteile können durch Strömungen an 
andere Orte verschleppt werden und finden dort andere Vegetations¬ 
bedingungen. Sie passen sich diesen neuen rasch an und gedeihen 
weiter. Auf diese Weise kann die ursprüngliche Form ein ganz 
neues Aussehen erhalten und ist doch keine verschiedene Art. 

„Diese große Anpassungsfähigkeit ist eine merkwürdige 
zoologische Tatsache und unterwirft die Speeies-Hestimmung dem 
äußersten Zweifel, solange nicht jede Möglichkeit der Variation 
untersucht ist, welche die Verschiedenheiten der Umgebung dem 
Typus aufprägen können.“ 

Es ist also zweifellos festgestellt, daß viele Formen, die man 
bisher als verschiedene Arten beschrieb, sicher nur Anpassungs¬ 
formen einer und derselben Art sind. Es macht sich ja auch in 
der neueren paläontologischen Literatur das Bestreben bemerkbar, 
verschiedene durch Uebergänge verbundene Formen zusammen 



49 


zaziehen. Jedenfalls hat auch hier die Paläontologie mit größeren 
Schwierigkeiten zu rechnen als die Zoologie, weil erstere auf 
die Vorteile, welche das Studium der lebenden Tiere bietet, 
verzichten muß. 


Verzeichnis der benützten Literatur. 

1847. Reuß: Die fossilen Polyparien des Wiener Tertiärbeckens. 

1848—49. Milne Edwards et Jul. Haime: Recherches sur la structure et la 
Classification des Polypiers recents et fossiles. 

1850—52. Milne Edwards et J. Haime: A monograph of the british fossil 
corals. 

1857—60. Milne Edwards et J. Haime: Histoire naturelle des Coralliaires 
ou polypes proprement dits. 

1863—64. Seguenza: Disguisizioni paleontologiche intomo ai corallarii 
fossili delle rocce terziarie del distretto di Messina. 

1867. Reuß: Die fossile Fauna der Steinsalzablagerungen ronWieliczka in 
Galizien. (Sitzungsberichte der Wiener Akademie der Wissenschaften.) 

1868. d’Achiardi: Studio comparativo fra i coralli dei terreni terziari 
del Piemonte e dell’ alpi Venete. 

1870. Reuß: Oberoligozäne Korallen aus Ungarn. (Sitzungsberichte der 
Wiener Akademie der Wissenschaften.) 

1871. Reuß: Die fossilen Korallen des östeir.-ungar.Miozäns. (Denkschriften 
der Wiener Akademie der Wissenschaften.) 

1873. Reuß: Paläontologische Studien über die älteren Tertiärschichten 
der Alpen. (Denkschriften der Wiener Akademie.) 3 Abteilungen 1868. 
1869, 1873. 

1875. d’Achiardi: Coralli eocenici del Friuli. 

1884. Felix Joh.: Korallen aus ägyptischen Tertiärbildungen. (Zeitschrift 
der Deutsch. Geol. Geseilsch.) 

1885. Felix Joh.: Kritische Studien über die tertiäre Korallenfauna des 
Vicentins nebst Beschreibung einiger neuer Arten. (Zeitschrift der 
Deutsch. Geol. Geseilsch.) 

1887. Prochazka Vlad.: Studien an mährischen Miozänkorallen. 

1888. Walther Joh.: Die Korallriffe der Sinaihalbinsel. (Abhandlungen der 
königl. sächs. Geseilsch. d. Wissensch.) 

1890. Fuchs: Einsendungen von Petrefacten aus Bosnien. (Annalen des 
naturhistor. Hofmuseums Wien.) 

1891. Simonelii: Sopra la fauna del Cosi detto „Schlier“ nel Bolognese 
nell* Anconitano. 

1893. Simonelii: Fossili terziarie post-pliocenici dell’ isola di Cipro. 

1893. Prochazka: Miocaen kralicky u Nämestö na MoravS. 

1894. Prochazka: 0 uzemi tak zv. morskych jilu miocaenmch mezi Chocni 
a Litomyöli. 

1896. Simonelii: Antozoi neogenici del Museo parmense. (Estratto dalla 
Palaeontographia italica.) 

Verhandlungen des naturf. Vereines in Brünn. LIV. Band. 4 



50 


1896— 97. Osasco E.: Di alcuni corallari miocenici del Piemonte. (Academia 
reale delle scienze di Torino.) 

1897— 98. Osasco E.: Di alcuni corallari oligocenici del Piemonte e della 
Liguria. (Academia reale delle scienze di Torino.) 

1896. G. de Angelis d’Ossat: Corallarii e Briozoi neogenici di Sardegna 
(Bolletino della Societä Geologien Italiana.) 

1899. Oppenheim: Paläontologische Miscellaneen. (Zeitschrift der Deutsch. 
Geol. Gesellsch.) 

1900. Vaughan W.: The eocene and lower ölig, coral faunas of the United 
States. 

1901. Blankenhorn: Neues zur Geologie und Paläontologie Aegyptens. 
(Zeitschrift der Deutsch. Geol. Gesellsch.) 

1901. Werth: Zur Kenntnis der jüngeren Ablagerungen im tropischen 
Ost-Afrika. (Zeitschr. der Deutsch. Geol. Gesellsch.) 

1901—02. Schaffer: Beiträge zur Kenntnis des Miozänbeckens von Kilikien. 
(Jahrbuch der geolog. Reichsanstalt Wien.) 

1901. Oppenheim: Ueber einige alttertiäre Faunen der österr.*Ungar. 
Monarchie. (Beiträge zur Geologie und Paläontologie Oesterreich- 
Ungams u. d. Orients.) 

1901. Delago Yves und H6ronard E.: Traite de Zoologie concrfete. Tome 
II. 2 me Partie: Les Coelenteräs. 

1903. Felix: Korallen aus ägyptischen Miozänbildungen. (Zeitschrift der 
Deutsch. Geol. Gesellsch.) 

1903. Oppenheim: Ueber die Ueberkippung von S. Orso, das Tertiär des 
Tretto und Fauna sowie Stellung der Schioschichten. (Zeitschrift der 
Deutsch. Geol. Gesellsch) 

1904. Felix: Studien über tertiäre und quartäre Korallen und Riffkalke 
au8 Aegypten und der Sinaihalbinsel. (Zeitschrift der Deutsch. Geol. 
Gesellsch.) 

1906. Marenzeller v.: Tiefseekorallen. (Denkschriften der Wiener Akademie 
der Wissenschaften.) 

1908. Felix: Studien über die Schichten der oberen Kreideformation in 
den Alpen und den Mediterrangebieten: Die Kreideschichten bei 
Gosau. (Palaeontographica.) 

1909. Maeovei: Basenul tertiär deia Bahna. (Annarul institutulni geologic 
al Romäniei.) 

1912. Oppenheim: Neue Beiträge zur Eozänfauna Bosniens. (Beiträge zur 
Geologie und Palaeontologie Oesterreieh-Ungams und des Orients.) 

1914. Daus: Beiträge zur Kenntnis des marinen Miozäns in Kilikien und 
Nordsyrien. (Neues Jahrbuch für Mkeralogie, Geologie und Paläon¬ 
tologie.) 

1914. Krantz: Das Tertiär zwischen Castelgomberto, Montecchio Maggiore, 
Creazzo und Monteviale im Vicentin. (Neues Jahrbuch für Mineralogie, 
Geologie und Paläontologie.) 

1914. Oppenheim: Alttertiäre Korallen vom Nordrand der Madonie in 
Sizilien. (Zentralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie.) 



Geologische Ergebnisse einiger in Mähren 
ausgeführter Brnnnenbohrungen. 

(4. Folge.) 1 ) 

Von Prof. A. Rzehak. 

(Mit einer Textfigur.) 

I. Brünn. 

a) Altbrunner Bräuhaus. 

Ein im Hofe des Altbriinner Bräuhauses auf 77 m Tiefe 
niedergebrachtes Bohrloch ergab das folgende Profil: 

I. 0 00— 0*70 m: Rezente Anschüttung und Alluvium. 

II. 0*70— 1*60 „ : Lehm und Löß. 

III. 1*60— 6'40 „ : Schotter und Sand. 

IV. 6*40— 9 50 „ : Gerölle von Granit und Quarz in lehmigem 

Sand. 

V. 9*50—2700 „ : Roter Ton. 

VI. 2700—38*10 „ : Sandiger roter Ton, mit Quarzgeröllen. 

VII. 38 10—40 00 „ : Roter, toniger Sand, mit Quarzgeröllen. 

VIII. 40 00—43 30 „ : Feinkörniger roter Sandstein. 

IX. 43'30—44*26 „ : Desgleichen, mehr tonig. 

X. 44 26—4800 „ : Dunkel-braunroter Ton. 

XI. 48*00—54*20 „ : Graurötlicher Ton mit grünlichen Brocken 

von zersetztem Diabas. 

XII. 54*20—58*60 „ : Feinsandiger roter Ton. 

XIII. 58*60—65*00 „ : Roter, feinkörniger Sandstein und Diabas. 

XIV. 65*00—65*25 „ : Roter Sandstein mit Quarzgeröllen, roter, 

sandiger Ton, Fragmente von Diabas. 

XV. 65*25—74*38 „ : Roter, sandiger Ton mit grünen Flecken, 

zum Teile hart, spltttrig. 

XVI. 74*38—7700 „ : Diabas. 

x ) Yergl.: Mitteil. d. k. k. lnähr.-sehles. Ges. f. Ackerbau etc., 1889; 
ferner: diese „Verhandlungen“, 1891, XXX. ßd., S. 132 ff. und 1896, 
XXXV. Bd., S. 238 ff. 

4 * 



52 


Die Schichten II—IV gehören dem Diluvium an. Unter 
der kaum 1 m mächtigen Lehmschichte lagert eine rund 8 m 
mächtige Schichte von Sand und Schotter, welch letztere vor¬ 
wiegend Geschiebe von Gneis, Granit und Diorit, in den tieferen 
Lagen - (Schichte IV) auch Quarzgerölle, die dem roten Kon¬ 
glomerat des Gelben und Roten Berges entstammen, enthält. 

Die Schichtenfolge V—XV gehört den tieferen, vorwiegend 
sandig - tonigen Partien unseres „Unterdevons“ an, dessen 
hängendere Teile hauptsächlich von dem früher erwähnten Kon¬ 
glomerat gebildet werden. Anstehend finden sich diese sandig- 
tonigen Gesteine im Schwarzatale am Nordfuße des Roten Berges; sie 
nehmen aber auch — wie man aus der intensiv roten Färbung 
einzelner Feldparzellen schließen kann — Teil an der geologischen 
Zusammensetzung des Südgehänges des Gelben Berges, allerdings 
vielfach von Löß überdeckt. Die Schichte VIII kann als „Arkose“ 
bezeichnet werden. Solche, durch reichliche Beimengung von 
rötlichem bis gelblichem Orthoklas charakterisierte Arkosen 
kommen namentlich im „Unterdevon“ des Urnberggebietes nicht 
selten vor und gehören, gleich den roten Tonen, der tieferen 
Abteilung dieser merkwürdigen Ablagerung an. 

Besonders bemerkenswert sind jene Partien dieser Ab¬ 
lagerung, die mit Diabas verknüpft erscheinen. Einzelne Bohr¬ 
proben (so z. B. aus den Schichten XI, XIII und XIV) enthielten 
nämlich teils ganz zersetzte (chloritisierte), teils noch recht feste 
Brocken von Diabas, wobei es allerdings nicht möglich war, fest¬ 
zustellen, in welcher Beziehung diese beiden, ihrer Entstehung 
nach so verschiedenartigen Gesteine zu einander stehen. Da als 
Liegendes des „Unterdevons“ sehr fester, zäher Diabas 1 ) nach¬ 
gewiesen wurde und dieses Eruptivgestein den größten Teil des 
benachbarten Spielberges und des Urnbergmassivs zusammensetzt, 
so ist die Annahme sehr naheliegend, daß es sich einfach um 
eingeschwemmte Diabasbrocken handeln dürfte. Gegen diese 
Annahme spricht zunächst die Tatsache, daß Diabaseinschlüsse 
im anstehenden „Unterdevon“ nirgends zu finden sind, 
obwohl das letztere in der Umgebung von Brünn an vielen 
Stellen gut aufgeschlossen ist und bei der Aushebung des neuen 
Wasserreservoirs auf dem Gelben Berge hart an der Diabas¬ 
grenze abgebaut wurde. Weiters sind die unter XV erwähnten 

’) Das Gestein bereitete der Bohrarbeit ganz bedeutende Schwierig¬ 
keiten, so daß die Tagesleistung kaum 0'5 m betrug. 



53 


tonigen Gesteine von so eigentümlicher Beschaffenheit, daß man 
anwillkürlich an eine Beeinflussung derselben durch das Diabas¬ 
magma denken muß. Näheres über diese merkwürdigen Vor¬ 
kommnisse, die ein Analogon in der projektierten oberen Umberg¬ 
gasse finden, habe ich in meiner Abhandlung: „Das Alter des 
Brünner Diabas Vorkommens “ (Zeitschr. d. mähr. Landesmuseums, 
XIV, 1914, S. 204 f.) mitgeteilt. 

In dem beschriebenen Bohrloch wurde kein Wasser 
gefunden. 

b) Exerzierplatz. 

Das hier niedergebrachte, bloß 23‘40 m tiefe Bohrloch liegt 
etwa 170 m nordöstlich vom „Tivolihaus“ (obere Tivoligasse 
Nr. 59) entfernt, in einer Seehöhe von 242'50 m. Es wurden 
folgende Schichten durchteuft: 

I. 000— 0*30 m: Humus. 

II. 0 30— 5*32 „: Löß. 

III. 5 32-10 00 „ : Sand. 

IV. lO’OO—13‘10 „ : Schotter. 

V. 13-10-19*42 „ : Tegel. 

VI. 19-42—20-40 „ : Sand. 

VII. 20-40—22 30 „ : Mürber Granit. 

VIII. 22-30—23'40 „ : Fester Granit. 

Die hier unter dem Löß angefahrenen Sande waren seiner¬ 
zeit in der Verlängerung der oberen Eichhorngasse in einer 
ziemlich großen Sandgrube aufgeschlossen. Sie gehören mit dem 
darunter liegenden Schotter wegen ihrer Lage über dem Tegel 
höchstwahrscheinlich dem Diluvium an. Die relativ bedeutende 
Seehöhe, sowie die Tatsache, daß die Sande in der Eichhorn¬ 
gasse Stücke von verkieselten Hölzern und — wenn ich mich 
recht erinnere — als große Seltenheit auch einzelne Haifischzähne 
enthielten, läßt allerdings auch eine Zuweisung dieser Sande und 
Schotter zum Tertiär (Miozän) zu. Sie wären dann dem Komplex 
der „Oncophoraschichten“ 1 ) einzureihen, welchem auch der unter 
dem Tegel auftretende Sand (Schichte VI) angehört. Der Tegel 

') Daß die Miozänsande der Umgebung von Brünn mit Recht als 
„Oncophoraschichten“ bezeichnet werden dürfen, beweist das allerdings 
lokal sehr beschränkte, aber massenhafte Vorkommen von Oncophora- 
Abdrücken auf den weit verbreiteten Sandsteinplatten der Sande (vgl. meine 
Mitteilungen, in den Verhandl. d. k. k. geol. Reichsanst., 1908, S. 336 und 
1912, S. 344). 



54 


selbst, von welchem mir leider keine Probe vorliegt, wäre dann 
als eine Einlagerung im Oncophorasand aufzufassen; derlei Tegel¬ 
bänke kommen in der Tat in den Oncopkoraschichten der Um¬ 
gebung von Brünn nicht gerade selten vor, besitzen aber immer 
eine viel geringere Mächtigkeit als der auf dem Exerzierplatz 
erbohrte Tegel. Es könnte sich bei dem letzteren wohl auch um 
ein Aequivalent des „Schliermergels“ handeln, welcher häufig in 
der oberen Abteilung der Oncophoraschichten auftritt und in den 
Bohrregistern fast stets als „Tegel“ oder „Letten“ bezeichnet 
erscheint. Bei der Besprechung der nächstfolgenden Bohrungen 
wird sich häufig Gelegenheit bieten, auf diese von mir auch schon 
in früheren Arbeiten hervorgehobenen Verhältnisse zurück¬ 
zukommen. 

Das Auftreten des granitischen Grundgebirges in so geringer 
Tiefe unter der Oberfläche hat nichts Überraschendes an sich, 
da unmittelbar hinter den Häusern Nr. 57 und 59 der Tivoli¬ 
gasse eine Partie von sehr mürbem, verwittertem Granit zutage 
tritt. Es ist ein ziemlich grobkörniger, zu rostbraunem Grus zer¬ 
fallender Granit, der durch große, säulenförmige Biotitkristalle, 
wie sie aus dem ganz ähnlichen Gestein von den Westgehängen 
des Fredamberges (Schimitz—Malomierzitz) schon lange bekannt 
sind, ausgezeichnet ist. In den am Südostfuße der „Kuhberge“ 
angelegten Ziegelschlägen tritt der Granit (in einer mehr wetter¬ 
beständigen, zum Teile aplitischen Ausbildung) ebenfalls an 
mehreren Stellen zutage, während er in der von dem in Rede 
stehenden Bohrloch etwa 500 m gegen Nordost entfernten Moravia- 
Brauerei (Neugasse) in 42 m, in der in derselben Richtung etwa 
800 m entfernten Brejcha’schen Brauerei (d’Elvertstraße) hingegen 
erst in 161 m Tiefe angefahren wurde. Das in Rede stehende 
Bohrloch liegt demnach auf jenem unterirdischen Granitrücken, 
der sich vom Südostfuße der Kuhberge in beiläufig nordöstlicher 
Richtung unter die Miozändecke hinabsenkt, um jenseits von 
Königsfeld wieder zutage zu treten. 

c) Neuer städtischer Schlachthof. 

Vor etwas mehr als zwanzig Jahren wurde im alten 
städtischen Schlachthofe ein Bohrloch abgeteuft, über dessen 
Schichtenfolge ich im XXXV. Bande dieser „Verhandlungen“ (1896) 
eingehend berichtet habe. Im Jahre 1902 wurde im neuen 
Schlachthofe, etwa 500 m südlich von der eben erwähnten Bohr- 



55 


stelle, von der 6 m unter der Terrainoberfläche gelegenen Sohle 
eines vorhandenen Brunnens ein Bohrloch auf 72*60 m nieder¬ 
gebracht und hiebei nach dem mir von Herrn Oberbaurat F. Abt 
freundlichst mitgeteilten Bohrregister das folgende Profil ge¬ 
wonnen : 

I. 0*00— 6*00 m: Tiefe des vorhandenen Brunnenschachtes. 

II. 6 00— 9 30 „ : Schotter mit grobem Geschiebe. 

III. 9*30—35*80 „ : Grünlicher Letten. 

IV. 35*80—36*15 „ : Letten mit Steinen. 

V. 36’15—51*00 „ : Grünlicher Letten. 

VI. 51'00—51*55 „ : Letten mit Steinen. 

VII. 51*55—54*75 „ : Fester grünlicher Letten. 

VIII. 54*75—55*55 „ : Sandiger Letten. 

IX. 55*55—55*85 „ : Sandstein. 

X. 55*85—58*90 „ : Lettig-glimmeriger Sand. 

XI. 58*90—59*50 „ : Fester rötlicher Stein. 

XII. 59*50—61*70 „: Steiniger Sand. 

XIII. 61*70—62*30 „ : Fester Stein (Kiesel). 

XIV. 62*30—65*00 „ : Steiniger Sand. 

XV. 65*00—65*85 „ : Sehr fester Stein. 

XVI. 65*85—72*60 „ : Lettiger Sand. 

Zu diesem Bohrregister ist vom geologischen Standpunkte 
folgendes zu bemerken: 

Die bis zur Tiefe von 9*30 m reichenden Ablagerungen 
gehören der Quartärdecke an, welche im Bohrloch des alten 
Schlachthofes bloß 5 20 m mächtig war. Alle weiter folgenden, 
teils tonigen, teils sandigen Gebilde sind dem mediterranen Miozän 
zuzuweisen, wobei die Schichte III (grünlicher Letten) der gleich- 
bezeichneten, jedoch bloß 7*80 m mächtigen Schichte (bläulich¬ 
grauer bis grünlichgrauer Tegel) des Bohrloches im alten Schlacht- 
hofe entspricht. Da keine lückenlose Reihe von Bohrproben vor¬ 
liegt, so läßt sich leider nicht mehr feststcllen, ob tatsächlich die 
ganze, 26*50 m mächtige Ablagerung auch vom streng petro- 
graphischen Standpunkte als „Letten“ (Tegel) bezeichnet werden 
kann, oder ob nicht vielmehr, was ich für wahrscheinlicher halten 
möchte, die liegenden Partien dieser Ablagerung bereits mit den 
nächstfolgenden Gebilden IV—VIII zu parallelisieren sind. Im 
alten Schlachthofe tritt nämlich schon in einer Tiefe von 13 m 
ein blaugrauer, rund 50 m mächtiger „Schliermergel“ auf, der 
meiner Erfahrung nach von den Bohrmeistern gerade so wie der 



56 


Tegel als „Letten“ bezeichnet wird, trotzdem er sich petro- 
graphisch von dem letzteren sehr gut unterscheiden läßt. Auch 
das Bohijournal bezeichnet ja den „Letten“ der Schichte VII 
als „fest“, ein Beweis, daß es sich nicht um den viel weicheren 
„Tegel“ handeln kann. Dieses „feste“ grünliche Tongestein hat 
allerdings nach dem Bohijournal bloß 3*20 tn Mächtigkeit; es ist 
jedoch höchst unwahrscheinlich, daß sich der im Bohrloch des alten 
Schlachthofes 50*50 m mächtige „Schliermergel“ in dem in Rede 
stehenden Bohrloch, welches von dem alten in der Luftlinie bloß 
etwa 500 m entfernt Ist, bis auf 3*20 m Mächtigkeit ausgekeilt 
hat. Ich nehme deshalb an, daß zum mindesten die Schichten IV—VIII 
als „Schliermergel“ anzusprechen sind. Die Angabe einer grün¬ 
lichen Färbung ist unwesentlich, denn obgleich der typische 
Schliermergel eine deutlich blaugraue Farbe besitzt, kommt doch 
mitunter ein mehr ins Grünlichgraue spielender Farbenton vor. 

Die sandigen, zum Teile geradezu schotterartigen Ab¬ 
lagerungen IX—XVI kann man wiederum zu einer Einheit 
zusammenfassen, welche der Schichte V des Bohrloches im alten 
Schlachthofe entspricht und im allgemeinen ein Aequivalent der 
„Oncophoraschichten“ darstellt. Die an einzelnen Stellen des 
Bohrjournals erwähnten „festen Steine“ sind teils auf die im 
Oncophorasand der Umgebung von Brünn nicht selten auf¬ 
tretenden, flach linsenförmigen Sandsteineinlagerungen (Mügeln, 
seltener ausgedehntere Bänke), teils auf größere Gerölle harter 
Gesteine, insbesondere Granit (wie z. B. der in Schichte XI 
erwähnte „rötliche“ Stein) und Quarz (in der Schichte XIII) 
zurückzuführen. Die tiefsten, hier erbohrten Sandschichten (XVI des 
Bohrjournals) sind „lettig“, eine Erscheinung, die im Gebiete 
unserer Oncophorasande nicht selten beobachtet wird. Es treten 
mitunter an der Basis der Sande ausgesprochene, fette Tone 
(grüner, gelblicher bis rötlicher Letten) auf, die im wesentlichen 
als eine Süßwasserbildung zu betrachten sind. Ob der im Bohrloch 
des neuen Schlachthofes in der Tiefe von 65 85—72*60 m ange¬ 
fahrene lettige Sand wenigstens zum Teile als Aequivalent dieser 
Süßwassertone aufgefaßt werden kann, muß vorläufig unentschieden 
bleiben. Nach der Besprechung der drei nächsten Bohrungen 
werde ich auf die Verhältnisse in dem oben beschriebenen 
Bohrloch nochmals zurückkommen. Hier sei nur noch bemerkt, 
daß der obere Grundwasserspiegel in diesem Bohrloch im Mittet 
4*0 m unter der Erdoberfläche steht und daß bei 59*10 m Tiefe 



57 


artesisches Wasser emporzusteigen begann und sich über den 
oberen Grundwasserspiegel erhob. Aus dem „steinigen Sand“ in 
65*0 m Tiefe trat das Wasser noch reichlicher auf, so daß schon 
bei 72*60 m Tiefe die Bohrung eingestellt wurde. Der Brunnen 
liefert 10 sl Wasser, eine Menge, die für den Bedarf des Schlacht¬ 
hofes vollkommen ausreicht. 

d) Städtisches Elektrizitätswerk. 

(M üllverbrennungsanlage.) 

Hier wurde im Winter 1904/5 ein Bohrloch auf eine Tiefe 
von 145 m niedergebracht. Leider kamen mir keine Bohrproben 
in die Hand, so daß ich für die Beschreibung des Bohrprofils auf 
die makroskopische Begutachtung einer kleinen Kollektion von 
Bohrproben, die in der Kanzlei des städtischen Elektrizitäts¬ 
werkes aufbewahrt werden, ferner auf die dazu gehörige Legende 
und auf eine Abschrift des Bohrjournals angewiesen bin. Die 
erwähnten Proben sind in einem hohen Zylinderglase über¬ 
einander geschichtet, nur in sehr geringen Mengen vorhanden und 
voneinander nur unvollkommen getrennt, so daß sich feinere 
Unterschiede nicht mehr erkennen lassen. Die Angaben der 
erwähnten Legende und die des Bohljournals stimmen miteinander 
nicht ganz genau überein, doch sind die Differenzen unwesentlich. 
In der Legende werden bloß 11, im Bohijournal hingegen 
19 Schichten unterschieden, doch sind viele der letzteren nur 
unbedeutende, 0‘20—0 70 m mächtige Einlagerungen, die an dem 
Charakter des durchfahrenen Gebirges nichts ändern. Ich habe 
der folgenden Beschreibung die Angaben der Legende zugrunde 
gelegt, wobei bloß die Gesamttiefe des Bohrloches der Angabe 
des Bohljournals entsprechend mit 145 m (gegen 144 50 m der 
Legende) angenommen wurde. 

Das Bohrloch liegt etwa 700 m nördlich vom Bohrloch im 
alten. Schlachthofe und ungefähr 1500 m vom Fuße des aus 
Granit bestehenden Schimitzer Berges entfernt. 

Es wurden folgende Schichten durchteuft: 

I. 0 00— 110 m: Anschüttung. 

II. 1T0— 4*70 „ : Grauer Letten. 

III. 4-70— 12-70 „ : Grober Schotter. 

IV. 12*70— 15'50 Grauer Letten mit Stein. 

V. 15 50— 71*00 „ : Graugrüner Letten. 



58 


VI. 71*00— 73 50»»: Graugrüner Letten mit Sandbänken. 

VII. 73'50— 79*50 „ : Graugrüner Sand mit Letten. 

VIII. 79'50— 90 00 „ : Sand mit Letten und Steinschicht. 

IX. 90 00—118'00 „ : Grauer Sand mit festen Bänken. 

X. 118*00—134*00 „ : Grobkörniger Sand. 

XI. 134*00—145*00 „: Grauer Sand mit schwachen festen 

Bänken. 

Im allgemeinen ergibt sich also auch hier ein sehr ein¬ 
faches geologisches Profil, indem unterhalb einer bis etwa 73 m 
hinabreichenden tonigen Ablagerung eine mindestens ebenso 
mächtige (in 145 00 m Tiefe noch nicht durchfahrene) Sandmasse 
mit untergeordneten Sandsteinbänken sich vorfindet. Bezüglich 
des unmittelbar unter der Anschüttung gelegenen grauen Lettens 
(II des Bohrregisters) läßt sich nur vermutungsweise sagen, daß 
er wohl dem marinen Miozän angehören könnte, da die Tone 
des Quartärs fast stets eine graugelbe bis gelbbraune Farbe 
besitzen. Dann würde allerdings auch die 8 »» mächtige, vor¬ 
wiegend aus Quarz- und Granitgeröllen mit untergeordneten 
Brocken von Sandstein und Devonkalk 1 ) bestehende Schotter¬ 
schichte dem marinen Miozän zuzuweisen sein, was nicht gerade den 
sonstigen Erfahrungen entsprechen würde. Im Bohrloch des alten 
Schlachthofes lagen unter der Anschüttung ebenfalls Schotter, die 
bloß bis zur Tiefe von 5*20 m hinabreichten, aber zum Teile von 
Lettenstreifen durchzogen waren; diese Schotter habe ich als 
„wahrscheinlich auch noch zum Quartär gehörig“ bezeichnet. Unter 
ihnen lagert unmittelbar bläulichgrauer bis grünlichgrauer Tegel, 
während in dem in Rede stehenden Bobrprofil auf die 8 m 
mächtigen Schotter noch ein grauer Letten folgt, der „Steine“ 
(worunter offenbar Gerolle zu verstehen sind) enthält, also 
anscheinend mit den erwähnten Schottern genetisch verknüpft 
ist. Eine solche Verknüpfung von Schotter und Letten (Tegel) 
kann natürlich auch durch eine Umlagerung des letzteren durch 
jene Gewässer, welche den Schotter abgesetzt haben, zustande 
kommen. Ich fand sowohl in der Umgebung von Brünn als auch 
in anderen Gegenden Mährens lößartigen Diluviallehm in eigen¬ 
tümlicher Weise mit marinem Miozänton verschwemmt, so daß 
seihst in ganz lößartig aussehenden Partien des Diluviallehmes 
einzelne Foraminiferen und andere, zweifellos aus dem marinen 

*) Die kleinen Kalksteinbröckchen erinnern lebhaft an unseren 
Devonkalk; sichergestellt ist jedoch die Identität nicht. 



Miozän stammende Fossilreste nachweisbar waren; es können 
also immerhin auch in einem fluviatilen Schotter scheinbar gleich¬ 
altrige Einlagerungen von marinem Miozänton Vorkommen. 

Die grünlichen „Letten“ reichen in dem Bohrloch der 
städtischen Müllverbrennungsanlage bis auf nahezu 74 m Tiefe 
hinab, während im alten Schlachthofe schon in 13 m Tiefe ein 
blaugrauer Schliermergel angefahren wurde. Dieser fehlt auch 
in dem in Rede stehenden Bohrloch nicht, denn Herr Direktor 
Kan der zeigte mir außer den bereits erwähnten Bohrproben 
auch noch einen kleinen, aus demselben Bohrloch stammenden 
Bohrkern, welcher nicht aus „Letten“, sondern aus Schlier¬ 
mergel besteht. Leider konnte mir der genannte Herr über die 
Tiefe, welcher dieser Bohrkern entnommen wurde, keine Aus¬ 
kunft geben, so daß es unbestimmt bleibt, wie viel von den 
„Letten“ des Bohrprofils eigentlich als „Schliermergel“ zu 
bezeichnen wäre. An dem stark zerkleinerten und, wie bereits 
bemerkt, nur in geringen Mengen vorhandenen, überdies auch 
zum Teile miteinander vermengten Proben, die in dem Zylinderglas 
aufbewahrt werden, läßt sich nicht mehr mit Sicherheit feststellen, 
welche Tone ursprünglich fester Schliermergel waren. Nach den 
Verhältnissen im Bohrloch des alten Schlachthofes zu schließen 
sind wohl die liegenden, d. h. die unmittelbar auf den grauen 
Sanden auflagernden tonigen Schichten als Schliermergel zu 
bezeichnen; sie würden dann hier nahezu in dieselbe Tiefe hinab¬ 
reichen wie im alten Schlachthofe. 

Das Bohrloch liefert 19—21 sl Wasser, welches als „Konden¬ 
sationswasser“ Verwendung findet. Starker Wasserzufluß zeigte 
sich schon in der oberen Schotterschichte (Schichte III des Bohr¬ 
profils) ; ein artesischer Auftrieb des unteren Grundwassers trat 
erst nach Durchteufung der dem Sande eingeschalteten, festen 
Sandsteinbänke in etwa 113 m Tiefe ein. Die chemische Analyse 
wird in der zusammenfassenden Darstellung der Bohrergebnisse 
im Brünner Miozän mitgeteilt werden. 

2. Kumrowitz, Kerzenfabrik. 

Das in diesem Etablissement im Jahre 1907 niedergebrachte, 
123*20 m tiefe Bohrloch liegt südwestlich vom neuen Schlachthofe 
und etwa 800 w» von dem dortigen Bohrloch entfernt. Nach einer 
mir von dem Bohrunternehmer, Herrn J. Thiele in Ossegg, 



60 


freundlichst zur Verfügung gestellten Abschrift des Bohljournals 
wurden folgende Schichten durchteuft: 

I. 0 00— 1*80 m: Aufschüttung. 

II. 1*80— 2*40 „ : Gelber Letten. 

III. 2 40— 510 „ : Graugrüner Letten. 

IV. 510— 11*00 „ : Schotter. 

V. 11*00— 12*10 „ : Graugrüner Letten mit Steineinlagen. 

VI. 12*10— 62*60 „ : Graugrüner Letten. 

VII. 62*60— 63*90 „ : Braungrüner Letten. 

VIII. 63*90— 64*45 „ : Mergelschichte. 

IX. 64*45— 69*70 „ : Letten grau, fest. 

X. 69*70— 71*00 „ : Letten grau, mit festen Sandschichten. 

XI. 71*00— 71*10 „ : Letten blaugrau, sandig mit Glimmer, 

fest. 

XII. 71*10— 71*70 „ : Sandstein. 

XIII. 71*70— 75*10 „ : Bläulicher Sand, fest. 

XIV. 75*10— 77*50 „ : Sandstein. 

XV. 77*50— 79*50 „ : Graublauer Letten, fest. 

XVI. 79*50— 80*30 „ : Blauer Sand, fest. 

XVII. 80*30— 80*80 „ : Sandstein. 

XVIII. 80*80— 81*25 „ : Lettiger Sand, fest. 

XIX. 81*25— 93*80 „ : Sandstein mit wasserführenden Sand¬ 

schichten und Lettenschichten. 

XX. 93*80— 93*95 „ : Sandstein mit Quarz und Schwefelkies. 

XXI. 93*95—105*09 „ : Sandstein mit Sandschichten, grün. 

XXII. 105*09—110*09 „ : Sandstein mit Konglomeraten. 

XXIII. 110*09 — 121*00 „ : Sandstein. 

XXIV. 121*00 — 123*20 „ : Gelbgrüner Mergel, fest. 

Auf Grund der mir vorliegenden Bohrproben kann ich 
folgendes bemerken: 

Die Schichten II—IV gehören dem Quartär, zum Teile viel¬ 
leicht (der graugrüne Letten, von welchem mir keine Probe vor¬ 
liegt, sowie der fast 6 m mächtige Schotter) dem Tertiär an. Es 
könnte auch hier, wie das früher schon ausgesprochen wurde, 
Quartär mit Tertiär verschwemmt sein. Die Schichten V—VII 
sind bereits sicheres marines Miozän. Der Schlämmrückstand 
enthält bis 1*5 mm große Quarzkörnchen, kristallinische Pyrit¬ 
konkremente, Splitterchen von rotem Granat, kleine Fragmente 
von chloritischen und serizitischen Gesteinen, zahlreiche Arten 
von Foraminiferen, die z. T. in Pyrit-, Limonit- und Glaukonit- 



61 


steinkemen auftreten, ferner Echinns-Stacheln und Spuren von 
Pteropoden ( Spitialis ). Unter den Foraminiferen dominieren die 
Globigerinen; auch die Gattungen Bolivina, Bulimina und 
Truncatulina sind häufig. Ausgesprochene Seichtwasserformen 
treten stark zurück. Die Nodosarien und Cristellarien sind viel 
seltener als im blaugrauen Brünner Tegel; auch die Individuen¬ 
zahl der Foraminiferen ist viel geringer, der Erhaltungszustand 
der meisten Formen ein minder günstiger. 

Die Schichten VIII—XI können als „Schliermergel“ 
zusammengefaßt werden. Die bloß 0*55 m mächtige Schichte VIII 
ist ein sehr harter, gelbgrauer, toniger Kalkmergel, welcher offenbar 
eine konkretionäre Einlagerung in der Hauptmasse des Schliers 
bildet. Ich kenne derartige, steinharte Kalkmergelkonkretionen, 
die mitunter in großen, sehr flachen Linsen auftreten, aus dem 
Schliermergel von Nußlau bei Gr.-Seelowitz. 

Die Probe IX ist ein typischer Schliermergel mit Abdrücken 
und Schalenfragmenten von Pteropoden ( Vaginella ), unbestimm¬ 
baren Fragmenten von Konchylien, Bryozoen, Seeigelstacheln, Ostra- 
coden, vereinzelten Radiolarien aus der Gruppe der Monosphaeridae 
und Bruchstücken von Fischschuppen. Er ist wesentlich toniger 
als der fossilleere Mergel VIII, während die Proben X und XI 
eine feinsandig-glimmerige Ausbildung des gewöhnlichen Schlier¬ 
mergels darstellen. Im Schlämmrtickstande fallen außer Muskowit- 
hlättchen insbesondere die zahlreichen Splitter einer braunschwarzen 
Kohle auf; seltener sind schön rotbrauner und grünbrauner 
Glimmer, Glaukonitkörner und Pyritkonkremente, an welchen 
mitunter deutliche Oktaeder zu erkennen sind. Die Hauptmasse des 
Schlämmrückstandes bilden sehr kleine, nur ausnahmsweise bis 
0*5 mm große, weiße, graue oder farblose, fast gar nicht abge¬ 
rollte Quarzkörnchen, ferner die ebenfalls meist sehr kleinen 
Muskowittschüppchen. Unter den nicht sehr zahlreichen Foramini¬ 
feren herrschen die Globigerinen weitaus vor, während ausge¬ 
sprochene Seichtwassertypen nur ganz vereinzelt auftreten. Auf¬ 
fallend ist die Armut an Nodosarien und Cristellarien. 

Die sandigen Schichten XII—XIV sind teils kalkig-gliminerig, 
teils tonig-kalkig, bald mürber, bald fester. Außer Quarzkörnern 
enthalten sie Fragmente eines dunklen Phyllits, Bruchstücke von 
Glimmerschiefer, Glaukonitkörner und Spuren von Fossilien 
(Baianus, Fragmente von Konchylien, vereinzelte Foraminiferen). 



62 


Die Probe XV ist wiederum ein typischer, graublauer Schlier¬ 
mergel, sehr ähnlich jenem aus dem Bohrloch im alten Schlacht¬ 
hof, jedoch merklich sandiger. Diese Abweichung verrät sich 
allerdings erst durch die viel günstigere Schlämmbarkeit und 
durch die Beschaffenheit des Schlämmrückstandes. Der letzere 
enthält sehr viel kleine Quarzkörner, zumeist scharfkantig, weiß, 
grau oder ganz farblos, auch kleine, wasserhelle Quarzkriställchen 
mit scharfen Kanten und spiegelnden Flächen, außerdem viel 
Muskowittblättchen, seltener solche von schön rotbraunem Glimmer, 
ferner Kriställclien und kleine Kristallgruppen von Pyrit (zumeist 
Würfel, zum Teile mit {210} kombiniert, auch in Quarz einge¬ 
wachsen), winzige Kriställchen von Zirkon und Turmalin, Splitter 
(zum Teile mit Kristallflächen) von rotem, durchsichtigem Granat, 
Epidot und Hornblende, seltener kleine wasserklare Spaltungs¬ 
rhomboeder von Kalzit und Spaltblättchen von Gips, ziemlich 
häufig Bröckchen von sehr dunkler Braunkohle, Fragmente von 
dunkelgrauem Phyllit, Glimmerschiefer, Chloritschiefer und Glau¬ 
konitkörner. Dieser feinsandige Schliermergel erweist sich also 
wesentlich als Detritus verschiedener kristalliner Schiefergesteine, 
die wohl der böhmischen Masse angehören. An Fossilresten finden 
sich am häufigsten Foraminiferen, ferner Ostracoden, Spongien- 
nadeln, Fragmente von Konchylien ( SJcenea, Spirialis ), Bryozoen^ 
Seeigelstacheln und Fischotolithen. 

Die Foraminiferenfauna ist nicht gerade reich an Individuen, 
aber dafür außerordentlich reich an Formen. Ich konnte in einem 
Stück des mir vorliegenden, aus 79 m Tiefe stammenden Bohr¬ 
kerns rund 150 verschiedene Formen feststellen, eine Anzahl, die 
im Vergleiche mit rezenten Meeresgrundproben als sehr bedeutend 
zu bezeichnen ist, da in letzteren die Artenzahl der Foraminiferen 
nach H. B. B r a d y (Challenger-Report, p. XI) zwischen 20 und 
95 schwankt. 

Am häufigsten sind auch hier wieder die Globigerinen, teils 
die typische Globigerina bulloides , teils viel kompakter gebaute 
Formen sowie solche, die sich durch die mehr oder weniger 
deutlich spiralige Aneinanderreihung der Kammern an Globigerina 
cretacea d’O. anschließen. Häufig sind auch Truncatulinen, ins¬ 
besondere die von mir schon vor längerer Zeit als Tr. minutissima 
bezeichnete kleine Form. Auffallend formenreich sind die Gat¬ 
tungen Bulimina , Bolivina , Nodosaria und Uvigerina , während die 
Miliolideen, die kieselschaligen Formen, Cristellarien, Polymor- 



65 


phinen, Polystomellen und Amphisteginen stark zurückzutreten, 
insbesondere was die Individuenzahl betrifft. Eine eingehendere 
Beschreibung der interessanten Foraminiferenfauna des Brünner 
Schliermergels werde ich bei einer passenderen Gelegenheit liefern» 
beschränke mich demnach hier auf die vorstehenden Angaben. 

Die Proben XVI und XVII entsprechen vollkommen den 
Proben XII—XIV, so daß der Schliermergel XV bloß als eine 
2 m mächtige Einlagerung im „Sand und Sandstein“ erscheint. 

Die Probe XVIII kann man dem äußeren Ansehen nach 
ohneweiters wiederum als feinsandigen, glimmerreichen Schlier¬ 
mergel bezeichnen, den Proben VIII—XI entsprechend. Der 
Schlämmrückstand ist allerdings merklich grobkörniger als bei 
den letztgenannten Proben, da einzelne Quarzstückchen einen 
Durchmesser von 3‘5 mm erreichen. Pyrit ist hier reichlich vor¬ 
handen und verkittet nicht selten die Sandkörner zu harten, festen, 
bis 15 mm großen Konkrementen. Die Glimmerblättchen treten 
im Vergleiche mit den Proben VIII—XI merklich zurück, des¬ 
gleichen sind die Fossilreste bedeutend seltener. Selbst von Fora¬ 
miniferen konnte ich nur wenige Arten, zumeist in ungünstiger 
Erhaltung, konstatieren. Sonst fanden sich nur noch vereinzelte, 
abgerollte Fragmente von Bryozoen und geringe Spuren anderer 
Organismen. 

Die Proben XIX—XXIII gehören jener mächtigen Sand¬ 
ablagerung an, die wir in den bisher besprochenen Bohrlöchern 
als Unterlage des Schliermergels kennen gelernt haben. Sie ent¬ 
halten vorwiegend Quarzkörner, die bis über haselnußgroß werden, 
dann abgerollte Fragmente von Granit, Diorit, Kieselschiefer, Gneis, 
grauwackenähnlichem Sandstein, rotem Quarzkonglomerat (Brünner 
„Unterdevon“), quarzitischem, sehr festen und einem viel mür¬ 
beren grünlichen Sandstein. 

Was endlich die Probe XXIV anbelangt, so handelt es sich 
hier meiner Ansicht nach um einen Süßwasserton, wie ich ihn 
bereits an anderen Stellen des Brünner Miozänbeckens an der 
Basis der Oncophorasande festgestellt habe. Zum Unterschiede 
von dem mitunter ebenfalls grünlich gefärbten marinen Tegel 
enthält der vorliegende, sehr fette Ton keine Spur von Meeres¬ 
organismen. Allerdings führt er auch keine anderen Fossilien, die 
ihn mit Sicherheit als ein limnisches Gebilde charakterisieren würden; 
ich habe bereits vor längeren Jahren (vgl. meine Abhandlung: 
„Die Fauna der Oncophora-Schichten Mährens“ ; Verb. d. natur- 



04 


forsch. Yer. in Brünn, XXXI. Bd.) mitgeteilt, daß ich in einem 
grünen Letten zwischen Eibenschitz und Oslawan Bruchstücke von 
l/nio-Schalen gefunden habe und aus einer leider nur mangelhaft 
aufgeschlossenen, mit dem erwähnten Letten genetisch verknüpften, 
tonigen Sandschichte konnte ich eine ganze Reihe von Süßwasser- 
konchylien namhaft machen. Aus dem buntfarbigen Ton, der sich 
in den großen Ziegelschlägen am Südostabhange des „Roten 
Berges“ an der Basis oder zumindest in einem tiefen Niveau der 
Oncophorasande vorfindet, habe ich auch bereits vor vielen Jahren 
(vergl.: „Neue Entdeckungen im Gebiete des mähr. Miozäns“; 
Zeitschr. d. mähr. Landesmuseums, 1902) eine allerdings schlecht 
erhaltene Faunula von Landschnecken, darunter eine Glandina, 
die mit Gl. inflata Ros. identisch sein dürfte, beschrieben; durch 
spätere Funde kamen noch Schalen von Unio, Reste von Säuge¬ 
tieren, Schildkröten und Krokodilen hinzu, 1 ) während sich von 
marinen oder brackischen Organismen bisher nicht die geringsten 
Spuren fanden. Es handelt sich hier also wohl, gewiß um limnische 
Sedimente, die keineswegs nur ganz lokale Einlagerungen in den 
Oncophoraschichten bilden, da sich sowohl die an der Basis der 
letzteren im Kumrowitzer Bohrloch angefahrenen, fossilleeren 
grünlich-gelben Tone, als auch die von mir schon vor langer Zeit 
(vergl. meine Mitteilung: „Geolog. Ergebnisse einiger in Mähren 
ausgeführter Brunnenbohrungen“; Mitteil. d. k. k. mähr.-schles. 
Ges. f. Ackerbau, Natur- u. Landeskunde, 1889) im Bohrloch 
des Nennowitzer Bräuhauses ebenfalls an der Basis der dortigen 
Sandablagerung (Oncophoraschichten) in 161 m Tiefe nach¬ 
gewiesenen, fossilleeren buntgefärbten Letten mit den Süßwasser¬ 
tonen von Eibenschitz und Brünn ohne Zwang vereinigen lassen. 

Die Brunnenbohrungen im südöstlichen Teile von Brünn 
haben somit für die genauere Kenntnis unseres Miozän recht 
wichtige Ergebnisse geliefert, da wir hier verschiedenartige 
Gebilde, die man bisher vielfach nur als heteropische, beziehungs¬ 
weise heteromesische Aequivalente aufzufassen geneigt war, in 
unzweifelhafter Uehereinanderlagerung vorfinden. An der Basis 
erscheinen Süßwassersedimente, auf diese folgen die 
brackischen „Oncophoraschichten“, die nach oben zu in 
marine Sande, beziehungsweise (wie im Bohrloch von Kumrowitz) 
in marine Tonmergel (Schliermergel) übergehen. Die letzteren 

*) Vgl. meinen „Beitrag zur Kenntnis der Oncophoraschichten Mährena“; 
Verh. d. k. k. geol. lieichsanst., 1912, p. 844 ff. 



65 


treten im Kumrowitzer Bohrloch sogar als Einlagerung (Probe XY) 
in den oberen Partien der Oncophorasande auf, so daß die von 
mir schon vor längerer Zeit und wiederholt ausgesprochene teil¬ 
weise Aequivalenz von Schliermergel und Oncophoraschichten in 
vollkommen einwandfreier Weise bestätigt erscheint. Selbst¬ 
verständlich bezieht sich dies bloß auf den Schliermergel des 
engeren Brünner Beckens, da die Schlierfazies — ähnlich wie 
die Flyschfazies — keineswegs für ein bestimmtes stratigraphisches 
Niveau bezeichnend ist und im alpin-karpathischen Gebiete 
bekanntlich auch im Alttertiär auftritt. Ich weise jedoch auch 
hier wieder — wie ich es bereits in meiner Abhandlung: „Zur 
Stellung der Oncophoraschichten im Miozän des Wiener Beckens“ 
(Verhandl. d. naturf. Yer. in Brünn, XXXII. Bd.) getan habe — 
darauf hin, daß eine Wechsellagerung von Schliermergel und von 
Gründer Schichten (mit denen unsere Oncophoraschichten ihrer 
stratigraphischen Position nach gleichzustellen sind) auch in dem 
an Mähren angrenzenden Teile von Niederösterreich (bei Laa 
an der Thaya) und in Bayern nachgewiesen wurde, die 
Beobachtungen im Kumrowitzer Bohrloch also in dieser Beziehung 
kein ganz neues oder auch nur ganz unerwartetes Faktum dar¬ 
stellen. 

Auf die Schliermergel folgt in den beschriebenen Bohr¬ 
profilen der Tegel, der hier, in den Niederungen, naturgemäß nur 
eine geringe Mächtigkeit besitzt, da die ursprünglich gewiß sehr 
mächtige Tegel decke gerade in den Talsohlen zum größten Teile 
durch die Denudation entfernt wurde. Auf den „Schwarzen 
Feldern“ und auf der Anhöhe oberhalb Czemowitz ist der Tegel 
noch in größerer Mächtigkeit erhalten, ebenso erreicht er am 
Seelowitzer Berg eine recht beträchtliche Mächtigkeit. Am West¬ 
rande des Drahaner Plateaus liegt er stellenweise in einer See¬ 
höhe von nahezu 500 m, welche Tatsache wohl ebenfalls auf eine 
ansehnliche Mächtigkeit deutet, sofern man nicht die Höhen¬ 
differenzen hauptsächlich durch nachträgliche Niveauveränderungen 
erklären will. Den besten Beweis für die weitgehende Zerstörung 
der Tegeldecke bilden die unbedeutenden und ganz vereinzelten 
Vorkommnisse im Zwittatale, den Nebentälern desselben und am 
Westrande des Drahaner Plateaus. Bei der Anlage des neuen 
Wasserleitungsreservoirs auf dem „Gelben Berge“ (unterhalb des 
„Helgolandfelsens“) wurde in einer längs der tektonischen Grenze 
zwischen Quarzkonglomerat und Diabas erodierten Mulde als 

Verhandlungen des neturf. Vereines in Brünn. L1V. Band. 5 




66 


Decke des Oncophorasandes eine durch Ostrea cochlear Poli 
charakterisierte, bis 5 m mächtige Tegelschichte angetroffen. Der 
Tegel bildet im Brtinner Becken den hauptsächlichsten Vertreter 
der II. Mediterranstufe. Als Liegendes des Tegels erscheinen in 
den obertfigigen Aufschlüssen zumeist die Oncophorasande, in den 
Bohrlöchern hingegen feste Schliermergel, die mitunter (wie z. B. 
im Bohrloch des alten Schlachthofes) bis 50 m Mächtigkeit 
erreichen, mitunter jedoch (wie z. B. im Kumrowitzer Bohrloch) 
durch den sandigen Schliermergel Uebergänge in Oncophorasand 
bilden oder mit dem letzteren wechsellagern. Der Oncophorasand 
wird seinerseits, sofern er nicht auf vortertiärem Untergrund 
lagert, an vielen Stellen von Süßwasserton unterteuft, dessen 
Liegendes nicht bekannt ist. 

Das Kumrowitzer. Bohrloch liefert eine Wassermenge von 
25 sl, so daß sich also die Oncophorasande überall als ziemlich 
ergiebige Grundwasserträger erwiesen. Ich habe auf diesen 
Wasserreichtum schon vor vielen Jahren, gelegentlich der seitens 
der Stadtgemeinde Brünn eingeleiteten Vorstudien für die pro¬ 
jektierte neue Trinkwasserleitung aufmerksam gemacht. Eine 
chemische Untersuchung des in den Oncophorasanden vorhandenen 
Grundwassers war damals noch nicht durchgeführt; hingegen 
wurden die in neuerer Zeit aus den städtischen Tiefbohrungen 
erschlossenen Wässer von Herrn Hochschulprofessor M. Hönig 
analysiert, so daß wir jetzt auch über die Qualität dieses Wassers 
genau unterrichtet sind. Ich lasse hier die mir von dem genannten 
Herrn freundlichst mitgeteilten Analysen folgen: 


1 Liter Wasser enthält (in Milligrammen 
ausgedrückt): 

Müllver¬ 

brennungs¬ 

anlage 

«4-4 

o 
-Ö 
u -*± 

<V SX 
+* ü 

3s 

Xfl 

Neuer 

Schlachthof 

Gesamtabdampfrückstand. 

377-6 

336-4 

372 4 

Glührückstand. 

352-8 

_ 

308 8 

CaO ... 

124 8 

95-6 

104-4 

MgO.. 

389 

41-3 

49 2 

S0 3 . 

40*2 

25-6 

20-4 

CI.. 

51 

Spur 

2 2 

N> 0 6 + N, 0 3 .. 

Spur 

— 

Spur 

Organische Substanz entsprechend KMn0 4 . . . . . 

123 

3-6 

36 

Härte (deutsche Grade). 

17-9° 

15-3° 

16 9° 













67 


Die Analyse des Wassers aus dem Bohrloch der Müllver¬ 
brennungsanlage enthält überdies noch folgende Angaben : 

Si0 2 : 9*6 mg. 

Fe 2 0 3 -f Al, 0 3 .:3*7 mg. 

Im Wasser des Brunnens im neuen Schlachthofe wurde auch 
die Menge der freien Kohlensäure bestimmt; sie beträgt pro Liter 
79 mg. Obwohl die Entfernungen der drei Bohrlöcher voneinander 
nur gering sind und der Grundwasserträger an allen drei Stellen 
ohne Zweifel derselbe ist, zeigen die drei Analysen doch zum 
Teile recht ansehnliche Differenzen, die sich nicht auf die Kon¬ 
zentration der gelösten Mineralsubstanzen zurückführen lassen. 
Besonders auffällig ist der höhere Kalk- und Magnesiagehalt des 
Wassers im neuen Schlachthofe im Vergleiche mit, jenem de? 
alten Schlachthofes, welches wiederum einen höheren Gehalt an 
SO 3 aufweist. Auffallend sind auch die Differenzen im Glührück; 
stand des Wassers der Müllverbrennungsanlage und des neuen 
Schlachthofes, weil der Abdampfrückstand bei beiden nahezu 
derselbe ist. Da die Analysen zu verschiedenen Zeiten im Laufe 
mehrerer Jahre ausgeführt wurden, so ergibt sich von selbst der 
Schluß, daß das Grundwasser der Oncophorasande in seiner chemi¬ 
schen Zusammensetzung gewissen Schwankungen unterworfen ist. 

3« Sebrowitzer Wiesen. 

In der kesselartigen Niederung, die sich zwischen Komein, 
Jundorf,' dem Nordwestfuße des Urnbergmassivs und der Ort¬ 
schaft Sebrowitz erstreckt und an ihrem Westrande von der 
Schwarza durchströmt wird, wurden gelegentlich der Vorstudien 
für die neue Trinkwässerleitung (im Sommer 1902) 5 Bohrlöcher 
niedergebracht, eines davon jedoch sehr bald aufgelassen. Die 
folgenden Angaben über die Situation der Bohrlöcher und die 
bei der Bohrung gewonnenen Ergebnisse verdanke ich Herrn Ober¬ 
baurat F. A b t, ebenso die Zusendung einer Anzahl von Bohrproben. 

Das hier mit A bezeichnet« Bohrloch befindet sich in der 
Nähe der jetzt aufgelassenen Militärschießstätte bei Sebrowitz; die 
Bohrbühne hatte eine Seehöhe von rund 208 m. Das Bohrloch B 
liegt von A in westlicher Richtung 240 m entfernt, in annähernd 
derselben Seehöhe. Das Bohrloch C liegt ziemlich genau in der 
Verlängerung der Verbindungslinie von A und B gegen West, 
vod B etwa 400 m entfernt in der Nähe der Jundorf—Sebrowitzer 
Straßenbrücke; die Differenz in der Seellühe gegen A und B ist 

5* 



68 


ganz unbedeutend. Das Bohrloch D endlich liegt südsüdöstlich 
von B, in einer Entfernung von 360 m. 

Alle vier Bohrlöcher reichen nur auf verhältnismäßig geringe 
Tiefen hinab. Es erreichte: 

Bohrloch D: 31 *27 m Tiefe 


d 49*50 „ „ 

„ A: 53*85 „ „ 

» B: 66 70 „ „ 

Die Differenzen in der Schichtenfolge und Schichten¬ 
mächtigkeit sind in den Bohrlöchern A—C so geringfügig, daß 
sich eine zusammenfassende Darstellung empfiehlt. In dem etwas 
näher an den Südrand der Niederung gerückten Bohrloch D 
erscheinen die Mächtigkeiten der einzelnen Schichten merklich 
reduziert, so daß ein leichtes Ansteigen gegen den Südrand — 
entsprechend der flach muldenförmigen Lagerung in dem kessel- 
förmigen Talbecken — erkennbar ist. Die Verhältnisse in diesem 
Bohrloch werde ich getrennt besprechen. 


Bohrlöcher A, B und C. 

Da sich durch diese drei Bohrlöcher eine Profilebene legen 
läßt, so dürfte eine die unwesentlichen Details nicht weiter berück¬ 
sichtigende graphische Darstellung das deutlichste Bild von dem 
geologischen Aufbau des Untergrundes der Jundorf-Sebrowitzer 
Niederung geben. Der Raumersparnis wegen erscheinen die Hori¬ 
zontalentfernungen wesentlich kleiner als dem für die Tiefen ange¬ 
wandten Maßstab entsprechen würde. 

Ein Blick auf die umstehende Figur zeigt uns fofort, daß 
die allgemeine Neigung der Schichten in der Profilebene gegen 
Ost gerichtet ist; in dieser Richtung dacht sich auch der Unter¬ 
grund ab, wie später noch näher ausgeführt werden wird. 

Die mit I bezeichneten Ablagerungen sind teils subrezente, 
teils diluviale, mehr oder weniger sandig-glimmerige Tone, die 
in den Bohrjournalen zum Teile als „Tegel“ bezeichnet erscheinen. 
Nach den verschiedenen Farben, die die Bohrregister diesem 
„Tegel“ zuschreiben (blau, blaugrau, grau,graubraun, grau und gelb 
gestreift, schwarz), sowie nach den geringen Tiefen, in welchen 
derselbe angetroffen wurde (von der Oberfläche, die nur wenig 
über den Spiegel der Schwarza emporragt, bis 6*74 m im Bohr¬ 
loch B), dürfte es sich wohl kaum um den echten Miozäntegel 
handeln. Die in der Umgebung der Bohrlöcher ausgehobenen 



69 


Partien dieser Gebilde zeigten nur ausnahmsweise eine entfernte 
Aehnlichkeit mit dem marinen Tegel, waren aber auch dann 
stets sandiger und glimmerreicher als dieser; ihre Zuweisung 
zum Posttertiär ist sonach wohl gerechtfertigt. 

West A g C Ost 



Profile der Bohrlöcher A, B, C auf den Sebrowitzer 

Wiesen. 

(Die horizontalen Entfernungen sind der Raumersparnis wegen entsprechend 

verkürzt.) 

I = Humus, Lehm und Letten. 

II — Schotter. 

III — Tegel und Schliermergel. 

IV = Toniger Sand und Sandstein mit Schotterlagen. 

Die mit II bezeichnete Schichte ist wasserführender Schotter, 
dessen Mächtigkeit 3'20 «» (im Bohrloch A) bis 4 20 m (im 
Bohrloch C) beträgt. Dieser Schotter besteht vorwiegend aus 
flachen Gneisgeschieben, untergeordneten Gerollen von rötlichem 
Muskowitgranit, Quarz und anderen Gesteinen, die alle dem Flu߬ 
gebiete der Schwarza entstammen. Er gehört wohl dem Diluvium 
an, denn in einer seinerzeit bei der Endstation „Schreib wald“ 
der elektrischen Straßenbahn eröffneten Kiesgrube wurde ein 
Stoßzahn von Elephas primigenius gefunden, den ich selbst an der 
Fundstelle gesehen habe. Die kiesig-schotterige Schichte liegt 
hier allerdings ein wenig höher als in der Sebrowitzer Nie¬ 
derung; es dürften aber trotzdem beide Ablagerungen zusammen- 



70 


gehören, da die jungtertiären Schotter in der Umgebung von 
Brünn überall viel höher liegen. Dafür spricht auch der Umstand, 
daß der Schotter mit scharfer Grenze unmittelbar auf dem rein 
marinen, durch Ostrea cochlear Poli charakterisierten Tegel auf¬ 
ruht, also kaum als eine Einschaltung im mediterranen Miozän 
äufgefaßt werden kann, wenn auch dem letzteren schotterartige 
Strandbildungen keineswegs fremd sind. 

Die Schichte III der Bohrlochprofile ist in den Bohrregistern 
als graugrüner oder grünlichgrauer Tegel bezeichnet. Ein Teil 
der Bohrproben kann tatsächlich ohnewciters als „Tegel“ 
bezeichnet werden; dieser enthält zerbrochene Schalen von 
Ostrea cochlear Poli, Fragmente anderer, nicht näher bestimmbarer 
Konchylien und im Schlämmrückstand zahlreiche Foraminiferen, 
ferner Seeigelstacheln, Spongiennadeln, Ostracoden, vereinzelte 
Fischotolithen und Fischzähnchen. Unter den Foraminiferen 
herrschen die Globigerinen weitaus vor; von Miliolideen ist bloß 
Spiroloculina tenuis Cz., von Cristellarien eine kleine Form der 
Cr. rotulata Lam., von Truncatulinen Tr. minutissima m. als 
häufig zu bezeichnen. Nicht gerade selten sind Bolivinen und 
Buliminen, während die in unserem Tegel sonst so zahlreich auf¬ 
tretenden Nodosarien nur spärlich Vorkommen; bloß der eigen¬ 
tümliche, anscheinend ausgestorbene Mischtypus Amphimorphina 
(. A. Haueri Neugeb.) ist ziemlich häufig. Kieselig-sandige Formen 
treten stark zurück, da sich neben der etwas häufiger vor¬ 
kommenden Spiroplecta carinata d’O. nur ganz vereinzelte 
Exemplare von Clavulina communis d’O. vorfinden. 

Ein Teil der hier unter III zusammengefaßten tonigen 
Sedimente ist nach den mir vorliegenden Proben (Bohrkemen) 
als Schliermergel zu bezeichnen, so daß dieses Gestein auch 
im nördlichen Teile des Brunner Beckens als ein charakteristisches 
Glied unseres marinen Miozäns nachgewiesen erscheint. Ohne 
Zweifel setzt der Schliermergel auch hier die tiefer liegenden 
Partien der tonigen Meeressedimente ein; es war mir leider nicht 
möglich, genau festzustellen, in welcher Tiefe der Tegel aufhört 
und der Schliermergel beginnt, oder ob vielleicht — was ja auch 
nicht unmöglich ist — diese beiden Gebilde durch allmälige 
Uebergänge miteinander verknüpft sind. Eine aus 26 »» Tiefe 
des Bohrloches B stammende Probe des „Tegels“ nähert sich in 
der Tat nach ihren petrographischen Merkmalen, der schwierigeren 
Schlämmbarkeit und der Beschaffenheit des Schlämmrückstandes 



71 


dem in etwas größerer Tiefe auftretenden, sehr kompakten 
Schliermergel und da auch die FossileinschlUsse des Tegels und 
des Schliermergels von den Sebrowitzer Wiesen eine sehr bedeutende 
Uebereinstinjmung zeigen, so ist die Annahme einer engeren 
Zusammengehörigkeit der beiden Sedimente wohl begründet. . 

Es dürfte sonach etwa die Hälfte der Schichte III auf den 
Schliermergel entfallen, während der eigentliche „Tegel mit 
O'trea cochlear “ nur mehr eine verhältnismäßig dünne, von der 
Zerstörung verschont gebliebene Decke über dem Schliermergel 
bildet. Denudationsreste eines grünlichen Tegels, der ebenfalls 
die genannte Austernart führt, wurden in neuester Zeit auf dem 
„Gelben Berge“ (auf dem Baugrunde des neuen Wasserleitungs- 
reseryoirs, auf Oncophorasand gelagert und stellenweise bis 5 m 
mächtig, ferner im Rohrgraben der Wasserleitung unterhalb des 
ehemaligen Spielplatzes des II. deutschen Gymnasiums) in einer 
Seehöhe von etwa 260 m konstatiert; eine kleine Partie fand 
ich an der Ostecke des Kaiserwaldes, gegen Sebrowitz zu. Diese 
Vorkommnisse .beweisen, daß sich der Tegel einst in viel größerer 
Mächtigkeit über die Jundorf— Sebrowitzer Niederung ausgebreitet 
haben muß (vgl. auch die weiter unten beschriebenen Ergebnisse 
der Bohrung auf dem Ried „Toperky“ oberhalb Komein). 

D»er Schliermergel der Jundorf—Sebrowitzer Niederung ist 
ein sehr homogenes, ziemlich festes Tongestein, welches im Wasser 
erst nach wiederholtem, scharfen Trocknen — und auch dann 
nur unvollkommen — zerfällt und infolgedessen sehr schwer 
schlämmbar ist. Wenn es gelingt, die Tonteilchen möglichst voll¬ 
ständig zu entfernen, so bleibt nur ein sehr geringer Rückstand 
übrig, der fast ausschließlich organischen Ursprungs ist. Von 
Mineralsubstanzen finden sich bloß vereinzelte, sehr kleine Quarz¬ 
körnchen und ebenso seltene Pyritkonkremente, häufiger erscheint 
Pyrit als Ausfüllung der Foraminiferengehäuse. 

Unter den Fossilresten nehmen die Foraminiferen die erste 
Stelle ein; neben ihnen finden sich ziemlich häufig Seeigelstacheln 
(Echinus- Arten), Nadeln und Kieselgerüste von Spongien, schöne 
Radiolarien und Diatomaceen. Seltener sind Fragmente von 
Konchylienschalen, Fischotolithen, Fischschuppen und Fisch- 
zähnchen. 

Die Foraminiferenfauna ist zwar nicht so formenreich wie 
die des Kumrowitzer Schliermergels, doch konnte ich auch hier 
etwas über 100 gut unterscheidbare „Arten“ feststellen. Die Globi- 



72 


gerinen herrschen, was die Individuenzahl anbelangt, weitaus vor. 
Außerordentlich formenreich ist die Gattung Nodosaria ; auch die 
Cristellarien sind durch zahlreiche Arten vertreten, während von 
den Truncatuliniden bloß Truncatulina minutissitna m. sehr häufig 
ist. Gut vertreten (durch etwa fünf Arten) ist die Gattung 
Bolivina , ebenso Bülimina (am häufigsten B. inflata Seg.), während 
die interessanten Uvigerinen des Kumrowitzer Schliermergels hier 
zu fehlen scheinen. Als bemerkenswerte Raritäten fanden sich: 
Pleurostomella alternans Schw., Allomorphina trigona Rss. und 
Bamulina ef. globulifera Brady. Die Miliolideen und sonstige Seicht¬ 
wasserbewohner treten sehr stark zurück, mit Ausnahme von 
Polymorphinct communis d’O., die verhältnismäßig häufig ist. 

Die Schichte IV gehört dem Oncophora-Horizont an. Es 
sind zum Teile noch recht tonreiche, zum Teile tonfreie, lokal 
zu Sandsteinmugeln verfertigte Sande, zum Teile auch grober 
Kies oder Schotter. Die tonigen Sande sind ziemlich feinkörnig, 
blaugrau gefärbt und in den höheren Lagen (unmittelbar unter 
dem Tegel) reichlich mit kohligen Adern durchzogen. Der Schlämm¬ 
rückstand einer Probe aus der Tiefe von 55'50 m besteht vor¬ 
wiegend aus Quarzkörnchen, sehr viel Muskowitblättchen (bis 
mehrere Quadratmillimeter groß), und Braunkohlenstückchen, welch 
letztere teils lignitartig, teils pechkohlenartig erscheinen. Seltener 
sind Splitter von verschiedenen kristallinischen Schiefern und 
Blättchen jenes rotbraunen Glimmers, den wir schon im Schlier¬ 
mergel des Kumrowitzer Bohrloches kennen gelernt haben. Fossil¬ 
reste sind ziemlich reichlich vorhanden, namentlich Globigerinen, 
Cristellarien (darunter ein fast 8 mm großes Exemplar von 
Cr. dentata Karr, mit ganzrandigem Kiel) und Nodosarien. Auf¬ 
fallend häufig ist Marginulina hirsuta d’O., auch Amphisteginen 
sind nicht selten. Von sonstigen Fossilresten finden sich häufig 
Fragmente verschiedener Koncbylien und Bryozoen, seltener sind 
Seeigelstacheln und die charakteristischen Röhrchen von Ditrupa 
incurva Ren. In den rein sandigen Bohrproben sind außer den 
schon genannten Gemengteilen Fragmente von dunkelgrauem 
Phyllit ziemlich häufig, seltener Pyritkonkremente. 

Im Bohrloch D, das ich wegen seiner mehr an den Südrand 
der Niederung gerückten Lage gesondert besprechen will, wurden 
nach dem Bohrregister folgende Schichten durchteuft: 

I. a) Humus: 0‘00—1’10 m. 

b) Brauner sandiger Lehm mit Glimmer: l’lO—1‘90 m. 



73 


c) Tegel, sandig, blangrau mit Glimmer: 1*90—3*00 m. 

d) Tegel, dunkelblaagrau, sandig, mit Glimmer: 3‘00—3*90 m. 

e) Tegel, grangelb geflammt, mit Glimmer: 3*90—5‘38 m. 

II. Scbottergerölle: 5*38—8*33 m. 

III. a) Tegel, grünlichgrau, mit Muscheln und Glimmer: 8*33 bis 

26*53 m. 

b) Tegel, blaugrau, sandig: 26*53—27*64 *». 

IV. Sandstein, milde, teilweise fest, - mit Quarz- und Schotter¬ 
einlagerungen: 27*64—31*27 m. 

Die unter I zusammengefaßten, im Ganzen 5*38 m mächtigen 
Ablagerungen gehören dem Quartär an und entsprechen der 
Schichte I der früher besprochenen Bohrlöcher. Ebenso korrespon¬ 
diert die Schotterschichte II mit der gleichbezeichneten Schichte 
der anderen Bohrlöcher; sie liegt bloß (hypsometrisch) etwas höher 
und ist ihrer Mächtigkeit — dem „Auskeilen“ gegen die Becken¬ 
ränder entsprechend — etwas reduziert. Unter den Geröllen fallen 
neben dem vorherrschenden Gneis und Granit auch Diorit und 
rotes Quarzkonglomerat auf, die wohl beide aus der Umgebung 
stammen. 

Wie der oben erwähnte Schotter zeigt auch die Schichte III 
eine etwas höhere Lage bei wesentlich geringerer Mächtigkeit. 
Letztere beträgt bloß 19 31 m, gegen 44*15 m in dem nur 360 m 
entfernten Bohrloch B. Ob ein Teil der „Tegel“ dem Schlier¬ 
mergel zuzuweisen ist, kann ich nicht entscheiden, da mir keine 
Probe vorliegt, die mit dem Schliermergel der anderen Bohr¬ 
löcher identifiziert werden könnte; die Möglichkeit ist jedoch 
ohne Zweifel vorhanden. 

Das Gestein der Schichte lila ist nach der einzigen mir 
vorliegenden Probe, ausgesprochen tegelartig; die darin vor¬ 
kommenden, auch im Bohrregister erwähnten Muscheln sind haupt¬ 
sächlich Austern (Ostrea cochlear ), dann Fragmente einer glatten, 
Cardium ähnlichen und einer kleinen, wahrscheinlich zu Nucula 
gehörigen Form. Im Schlämmrückstand finden sich zahlreiche 
Globigerinen und andere Foraminiferen, ferner Seeigelstacheln 
(mindestens 5 verschiedene Arten), Spongiennadeln, Ostracoden, 
vereinzelte Otolithen und Fischzähnchen. 

Die Schichte III b ist nach den mir vorliegenden Proben 
vorwiegend sandig und war auch wasserführend; sie ist 
daher richtiger als „blaugrauer Sand mit tonigen Zwischenlagen“ 
zu bezeichnen. Unter den Gemengteilen des Sandes sind neben 



74 


Quarz auch Splitter; von granitischen und dioritischen Gesteinen, 
heller und dunkler Glimmer, viel Glaukonitkörner und vereinzelte 
kristallinische Pyritkonkremente zu bemerken. An Fossilresten 
enthält dieser Sand Foraminiferen, • Bryozoen- und Baianusfrag¬ 
mente, sowie Seeigelstacheln. 

Der unter IV erwähnte „Sandstein“ ist eigentlich äuch nur 
ein zum Teile verfestigter Sand, Kies oder Schotter. Schon in 
der Probe III b sind einzelne Partien des Sandes zu Sandstein 
verkittet, wie dies ja in den Oncophoraschichten allenthalben 
beobachtet wird. Die kiesigen bis schotterigen Lagen der 
Schichte IV enthalten vorwiegend Gerolle von granitischen und 
dioritischen Gesteinen, die offenbar aus der Umgebung stammen, 
während die im diluvialen Schotter so häufigen Gneisgeschiebe 
gänzlich fehlen. Es handelt sich hier auch nicht um ein 
fluviatiles Sediment, sondern um Strandgeröll e, die von der 
Brandung des Miozänmeeres von den Uferfelsen abgelöst und 
mehr oder weniger abgerollt worden waren. Der grobe Sand ist 
als ein weiteres Zerkleinerungsprodukt der Küstengesteine zu 
betrachten, während die hie und da auftretenden Pyritkonkremente 
und die Glaukonitkörner ohne Zweifel erst spätere Bildungen 
darstellen. Ein vom Grunde des Bohrloches A stammendes, nahezu 
faustgroßes Geröllstück ist ein festes, polymiktes Konglomerat, in 
welchem neben Quarz- und Dioritbrocken ein stark abgerolltes 
und teilweise unter Limonitbildung zersetztes Stück eines grob¬ 
kristallinen Ankerits oder eisenhaltigen Kalzits von dunkelgrauer 
Farbe eingeschlossen ist. Im Bindemittel dieses Konglomerats 
sind reichlich Glaukonitkörner eingestreut. 

Die Schichte IV wurde leider in keinem der Bohrlöcher 
durchfahren, dürfte jedoch eine ansehnliche Mächtigkeit besitzen, 
da der felsige Untergrund (Granit) 1 ) in der Brejcha'schen 

') In meiner Beschreibung der Bohrung in der Brejcha’schen Brauerei 
(loc. cit., 3. Folge) ist als Liegendes des Miozäns „syenitisches Grund¬ 
gebirge“ angegeben. Bekanntlich war früher für den Brünner Granit die 
Bezeichnung „Syenit“ oder „Syenitgranit“ allgemein üblich. Diese 
Bezeichnung hatte sich so eingelebt, daß Prof. Dr. F. E. Sueß, ein aus¬ 
gezeichneter Petrograph, noch im Jahre 1900 von einem „Kontakt zwischen 
Syenit und Kalk in der Brünner Eruptivmasse“ (Verh. d. k. k. geol. 
Reichsanst., S. 374 ff.) sprach. Bei seinen späteren Untersuchungen konnte 
er allerdings feststellen, daß sich ein „quarzfreies oder nur quarzarmes 
Gestein, das den Namen Syenit verdient“, in der Brünner Eruptivmasse 
nicht vorfindet (Verh. d. k. k. geol. Reichsanst. 1103, S. 381). 



75 


Brauerei (d’Elvertstraße) erst in einer Tiefe von 161 m erreicht 
wurde. Da an dieser Stelle die Seehöhe der Erdoberfläche et'wai 
210 m *) beträgt, so liegt -hier die Basis der tonigen Ablagerungen 
(Tegel und Schliermergel) in einer Seehöhe von rund 80 m, die 
Basis der Oncophoraschichten in einer solchen von rund 50 «t.' 
Denken wir uns das letztere Niveau bis unter die Jundorf— 
Sebrowitzer Niederung fortgesetzt, so beträgt der Abstand der 
Basis der tonigen Ablagerungen (unserer Schichte III) von diesem 
Niveau rund 104 m, wovon allerdings ein gewisser, von den 
(unbekannten) GefÜllsverhältnissen der vormiozänen Talfurche 
abhängiger Teil auf den felsigen Untergrund entfällt. 

Was die hydrologischen Ergebnisse der Bohrungen auf den 
Sebrowitzer Wiesen anbelangt, so kann ich darüber auf Grund 
der mir von Herrn Oberbaurat F. Abt freundlichst mitgeteilten 
Daten folgendes berichten: 

Die Seehöhe der Bohrbühnen betrug im Mittel 208*50 m; 
die Differenzen zwischen den einzelnen Bohrstellen sind sehr 
gering, da die Jundorf-Sebrowitzer Niederung eine nahezu hori¬ 
zontale Ebene darstellt. Der Wasserspiegel der am Westrande 
der Niederung fließenden Schwarza lag während der Bohrarbeiten 
in einer Höhe von 206*64 m. 

In allen vier Bohrlöchern wurde Wasser, erschrotet, und 
zwar in zwei Horizonten, nämlich im diluvialen Schotter (Schichte II 
unserer Profile) und im miozänen Oncophorasand. Der obere 
Grundwasserspiegel lag in geringer Tiefe (0*85—1*25 m) unter 
der Oberfläche, und zwar.: 

im Bohrloch A in 206*75 m Seehöhe, 

n n ® jj 207*15 „ „ 

n n C „ 207*35 „ „ 

Er blieb bis zur Erbohrung der Oncophorasande konstant. 
Nach Anfahrung der letzteren stieg das Wasser unter artesischem 
Druck bis auf Terrainhöhe und darüber. Allmälig ließ der Druck 
etwas nach, doch blieb der Grundwasserspiegel stets nahe der 

*) Es ist dies allerdings bloß eine schätzungsweise ermittelte Zahl- 
Der große Plan der Stadt Brünn gibt als Höhenkoten in der Herringgasse 
216*8 nt, am Einflüsse des Ponau-(Ponawka-)Baches in den Augarten 207 wt 
an. In meiner Beschreibung der Bohrung in der Brejcha’schen Brauerei 
(loc. cit. 3. Folge) ist die Seehöhe der Bohrstelle mit 200 m angenommen, 
was mit Rücksicht auf das seither durchgeführte Nivellement um einige 
Meter zu wönig ist. Eine wesentliche Bedeutung kommt jedoch dieser 
Differenz nicht zu. 



76 


Oberfläche und höher als der Spiegel des oberen Grundwasser¬ 
horizontes. 

Durch länger andauerndes Pumpen im Bohrloch B wurde 
eine Ergiebigkeit von 55 sl konstatiert. Als maximalste Absen¬ 
kung des Wasserspiegels ergab sich: 

im Bohrloch A: 6 70 m, 

» n B: 1625 „ 

„ „ C: 1-76 „ 

„ „ D : 4-94 „ 

4. Ried „Toperky“ oberhalb Komein. 

Das Bohrloch liegt am südwestlichen Abhange der Kuppe 
„Toperky“ (Kote 299 der Generalstabskarte 1 : 75,000), nördlich 
von Komein, in einer Seehöhe von 242'77 m (Bohrbühne), also 
etwa 35 m über der Jundorf-Sebrowitzer Niederung. Es erreichte 
eine Tiefe von 73 65 m, nachdem schon in 72 m der felsige 
Untergrund erbohrt worden war. 

Wenn wir die bei den zuletzt beschriebenen Bohrungen 
angewendete Bezeichnung beibehalten, so lassen sich die Ergebnisse 
der Bohrung auf dem Riede „Toperky“ in folgender Weise dar¬ 
stellen : 

I. a) Humus.0*00— 0*40 m, 

b) Lehm, gelb. 0*40—10*40 „ 

c) Letten. 10*40—14*00 „ 

II. Schotter mit Letteneinlagerungen . . 14*00—15*10 „ 

III. Letten . 15*10—55*80 „ 

IV. a) Sand mit Steinschichten wechselnd 55*80—71*60 „ 

b) Schotter . 71*60—72*00 „ 

Y. Urgebirge . 72*00—73*65 „ 

Der unter I b erwähnte gelbe Lehm ist diluvialer Löß, der 
hier die ansehnliche Mächtigkeit von 10 m erreicht. Das Alter des 
darunter liegenden, 3*60 m mächtigen Lettens, sowie das Alter 
des unter II erwähnten, mit Letten verknüpften Schotters läßt 
sich nicht mit Sicherheit feststellen, da mir keine Proben vor¬ 
liegen. Mit Rücksicht auf die rund 27 m höhere hypsometrische 
Lage, die Einschaltung einer fast 4 m mächtigen Lettenschichte 
zwischen Löß und Schotter und die genetische Verknüpfung des 
letzteren mit lettigen Einlagerungen ist es wohl wahrscheinlich, 
daß die hier erbohrte obere Schotterlage bereits dem Tertiär 
angehört. 









77 


Der unter III erwähnte „Letten“ scheint nach den mir vor¬ 
liegenden Proben nur zum Teile wirklicher Letten zu sein, denn 
die meisten dieser Proben (auch diejenigen, bei welchen eine 
Mächtigkeit von 40'70 m angegeben ist) können eher als „blau¬ 
grauer, feinsandiger Ton“, zum Teile sogar als „toniger, fein¬ 
körniger, mürber Sandstein“ bezeichnet werden. Eine Probe, bei 
welcher sich die Tiefenangabe 73‘5 m x ) findet, ist etwas mehr 
tegelig, aber doch nicht als echter „Tegel“ zu bezeichnen. Der 
Schlämmrückstand dieser tonig-sandigen Gebilde besteht vorwiegend 
aus schwach abgerollten Quarzkörnem, untergeordneten Splittern 
verschiedener kristallinischer Schiefer und vereinzelten Pyritkon¬ 
krementen. Neben den sehr häufigen Muskowitblättchen kommen 
auch Schüppchen des uns bereits aus den tonig-sandigen Ab¬ 
lagerungen bekannten schön rotbraunen Glimmers vor, nicht 
selten — wie auch anderwärts — in Quarz eingewachsen. Fossil¬ 
reste sind in den untersuchten Proben äußerst spärlich und be¬ 
schränken sich auf kleine Fragmente von Bryozoen und ver¬ 
einzelte, sehr schlecht erhaltene Foraminiferen. 

Die bei den mir vorliegenden Proben von blaugrauem, 
tonigem, mürbem Sandstein angegebene Mächtigkeit von 40‘70 m 
stimmt mit der im Bohrregister für den „Letten“ (Schichte III) 
ausgewiesenen Mächtigkeit genau überein. Es ist sonach zweifel¬ 
haft, ob unter dem Schotter (Schichte II) überhaupt ein dem 
sonst über den Oncophorasanden lagernden „Tegel“ entsprechender 
Letten vorhanden ist. Wenn dies, wie ich glauben möchte, nicht 
der Fall ist, dann sind die eben beschriebenen blaugrauen, tonig- 
sandigen Gebilde dem Komplex der Oncophoraschichten zuzu¬ 
weisen und zum Teile als Vertreter des in größeren Tiefen abge¬ 
lagerten Schliermergels aufzufassen. 

Die hier kaum 18 m mächtige Schichte IV ist ohne Zweifel 
mit den Oncophorasanden zu parallelisieren. Die „Steinschichten“ 
sind entweder die uns wohlbekannten Sandsteinmugeln oder 
schotterige bis konglomeratartige Einlagerungen, die sich in den 
Oncophorasanden in der Nähe des felsigen Untergrundes häufig 
einstellen. 8 ) Der unter IV b erwähnte „Schotter“ ist wohl eine 

!) Diese Angabe ist jedenfalls irrig, da nach dem Bohrregister schon 
in 72 m Tiefe das „Urgebirge“ beginnt. 

2 ) Man sieht solche z. B. in den großen Aufschlüssen der Ziegelei 
am Südostfluße der Kuhberge (Rainerstraße); sie waren auch gelegentlich 
der Aushebung des neuen Wasserleitungsreservoirs auf dem Gelben Berge 
schön zu sehen. 



78 


miozäoe Strandbildung, ein Braodungsdetritus des „Urgebirges“ (V), 
welches hier in einer Seeböhe von rund 169 m erbohrt wurde 
und höchstwahrscheinlich aus Diorit oder Granit besteht; eine 
Probe desselben liegt mir nicht vor. 

Die eben beschriebene Bohrung ist insbesondere mit Rück¬ 
sicht auf die Tatsache, daß in der Talenge der Schwarza zwischen 
Komein und Bysterz der felsige Untergrund bereits in einer Tiefe 
von etwa 10 m erbohrt wurde, von einem gewissen Interesse, denn 
sie lehrt uns, daß die vormiozäne Talfurche der Schwarza von 
Komein an nicht nach Westen, sondern ungefähr nach Norden 
verläuft. Es war dies allerdings auch schon nach der Verbreitung 
des Miozäns in diesem Gebiete zu vermuten, da nördlich von 
Kömein und Bysterz sowohl die Oncophoraschichten als auch 
mariner Tegel in Denudationsresten vorhanden sind, während in 
dem jetzigen Talabschnitte der Schwarza zwischen den Kuppen 
„HoIedna a (Kote 390) und Kote 306 der Generalstabskarte 
(1 : 75.000) der felsige Untergrund schon etwa 10 m unter der 
Talsohle, also in rund 200 m Seehöhe ansteht. Da sich vom 
Westgehänge der Kuppe „Toperky“ vielfach verzweigte, zum 
Teile von Oncophoraschichten erfüllte Schluchten gegen Bysterz 
liinabziehen, so ist anzunehmen, daß das in Rede stehende Bohr¬ 
loch nicht den tiefsten Teil der vormiozänen Talfurche der 
Schwarza erreicht hat, sondern daß vielmehr die Sohle dieser 
Talfurche noch unter die im Bohrloch konstatierte Seehöhe des 
Untergrundes (169 m) hinabgeht. Südlich von Kömein stieß der 
Lauf der vormiozänen Schwarza auf die damals noch miteinander 
zusammenhängenden Eruptivmassen des Schreibwaldgebietes und 
des Urnberges. Dieser Felsenriegel zwang den Fluß, zunächst in 
östlicher Richtung auszuweichen; erst mit der allmälig fort¬ 
schreitenden Unterwaschung und Abtragung des Hindernisses 
nahm der Flußlauf eine südöstliche Richtung an, die er, dem 
Nordostgehänge des Gebirges folgend, heute noch besitzt. Die 
entstandene kesselförmige Talweitung wurde bei der Transgression 
des miozänen Mittelmeeres von diesem eingenommen und mit 
marinen Sedimenten angefüllt; erst nach dem Rückzuge des 
Meeres — also in der Zeit der sarmatischen Stufe und des 
Pliozäns begann der aus dem hochgelegenen Nordwestmähren 
herabströmende Fluß in teilweise verändertem Laufe seine 
Erosionstätigkeit in unserem Gebiete fortzusetzen; die Wirkungen 
dieser späteren Tätigkeit sind in unserem Gebiete einerseits 



79 


der jetzige Talabschnitt zwischen Bysterz und Komein, ander¬ 
seits die Talenge der Steinmühle. Die Entstehung der letzteren 
mag vielleicht durch eine Bruchspalte — wie solche in unserer 
Eruptivmasse mehrfach nachgewiesen sind — wesentlich erleichtert 
worden sein; für die Entstehung des Talabschnittes zwischen 
Bysterz und Komein und der vormiozänen Talfurche, die sich 
von Komein in ungefähr- östlicher bis südöstlicher Richtung 
erstreckte, könnte ein ostwestlich verlaufender Querbruch in 
Betracht kommen. . 

5. Raitz (Brauhaus). 

Hier wurde im Jahre 1909 ein Bohrloch auf rund 42 m 
abgeteuft und hiebei nachstehende Schichtenfolge festgestellt: . 

I. 0*00-— 4*10 m: Grobsandiger, hell gelbgrauer Ton. 

II. 410— 7'75 „ : Dasselbe, Farbe mehr gelb. 

III. 7*75— 8*75 „ : Rötlichgrauer Ton. 

IV. 8*75—17 30 „ : Grünlichgrauer, sandiger Ton, wasser¬ 

führend. 

V. 17 *30—21*50 „ : Stark zersetzter, rötlichbrauner Granit. 

VI. 21'50—22'00 „ : Rötlichbraunes, fast dichtes Eruptivgestein. 

VII. 22*00—37*20 „ : Stark zersetzter, etwas schieferiger Granit, 

mit viel rötlichem Kalzit und Chlorit. 

VIII. 87*20—41*90 : Dasselbe, weniger kalkreich. 

Die Proben I und II sind wahrscheinlich als umgelagerter 
Kreidesandstein aufzufassen. Im Schlämmrückstand treten neben 
dem vorherrschenden, teils farblosen, teils gelblich bis braun 
gefärbten Quarz auch noch Hornblendekörnchen und Konkremente 
von schwarzbraunem Limonit auf; letztere bilden zum Teile das 
Bindemittel der Quarzkörner. Organismenreste fehlen, doch dürfte 
als Ablagerungszeit dieser sandigen Lehme wohl nur das Diluvium 
in Betracht kommen. 

Die Schichte III ist ein rötlich grauer, auf dem Querbruche 
deutlich blätteriger Ton. Weiße und rötliche Lagen wechseln 
miteinander ab, wobei die Farbe der letzteren auf beigemengten, 
feinen Granitdetritus (roten Orthoklas) zurückzuführen ist. 

Die rund 9 tn mäehtige Schichte IV ist ein durch Chlorit¬ 
schüppchen und Glaukonitkörner grünlich gefärbter, sandiger Ton, 
welcher wohl der Kreideformation (Quadersandstein) angehört. 

Die Proben V—VIII sind mehr oder weniger zersetzte 
Granite, in denen der idiomorphe Biotit mitunter noch gut zu 



80 


erkennen ist Das Gestein VI tritt anscheinend ganzförmig auf 
und ist vielleicht als stark zersetzter Diabas anzusprechen. Damit 
würde das reichliche Auftreten von rötlichem Kalzit in dem 
unterlagernden Granit gut Ubereinstimmen, da Kalzitausscheidungen 
in unserem Diabasgebiete als Neubildungen auf Klüften sehr 
häufig Vorkommen. Sogar in festem Granit kommen mitunter 
Kalzitadem vor, die sich aüf die Nachbarschaft von Diabas 
zurückführen lassen (vgl. meine Abhandlung: „Das Alter des 
Brünner Diabasvorkommens“, Zeitschr. d. mähr. Landes¬ 
museums, XIV., 1914, S. 179). 

Eine Tiefbohrung in Raitz (im Fabriksetablissement Brosche) 
habe ich bereits im Jahre 1889 (in den Mitteil. d. k. k. mähr.- 
schles. Ges. f. Ackerbau, Natur- und Landeskunde, S. 230 ff.) 
beschrieben. Diese Bohrung erreichte 74‘2 m und durchfuhr außer 
dem rund 10 tn mächtigen, wasserführenden Diluvium ausschließlich 
kretazische, vorwiegend sandig-tonige Schichten. Eine Probe von 
grauem, sandigem und glimmerreichem Ton aus 15 m Tiefe ent¬ 
hielt auch Braunkohlensplitter; dieser Ton ist ohne Zweifel 
identisch mit der Schichte IV des neuen Bohrloches, welche hier 
unmittelbar auf dem granitischen Grundgebirge aufruht, während 
das letztere in dem um mehr als 30 m tieferen alten Bohrloch 
nicht erreicht wurde. 

Auf das vorkretazische Alter der Zwittatalfurche habe 
ich auch bereits gelegentlich der Beschreibung der älteren 
Bohrung hingewiesen. Das Erosionstal der Zwitta zwischen 
Blansko und Brünn dürfte allerdings viel späterer Ent¬ 
stehung sein. 

6. Boskowitz. 

(Landeserziehungshaus.) 

Nach einer mir vom mährischen Landesbauamte freundlicbst 
mitgeteilten Abschrift des Bohrjournals wurden in dem 79 m 
tiefen Bohrloch folgende Ablagerungen angetroffen: 

I. 0 00—18 40 m: Tiefe eines vorhandenen Brunnenschachtes. 

II. 18*40—24*10 „ : Schwarzer Letten. 

III. 24*10—25*20 „ : Grauer Sand, fest, trocken. 

IV. 25*20—29*50 „ : Weißer Letten, kaolinähnlich. 

V. 29*50—39*70 „ : „Plänerletten.“ 

VI. 39*70—41*60 „ : „Plänerletten“, sehr fest. 



81 


VII. 41'60—41*90 m : „Plänerletten.“ 

Vni. 41*90— 76*30 „ : „Plänerkalkstein.“ 

IX. 76*30—79*00 „ : „Gneis“, sehr fest. 

Bohrproben liegen mir leider keine vor; trotzdem läßt sich 
vom geologischen Standpunkte ans das vorstehende Bohrprofil in 
mehreren Punkten richtigstellen. Zunächst darf mit Bestimmtheit 
behauptet werden, daß die Schichten II—VII der oberen Kreide¬ 
formation in ihrer „herzynischen“ Ausbildung angehören. Da weiße 
und dunkle Tone in der unteren Abteilung unserer Oberkreide 
weit verbreitet sind und eine ansehnliche Mächtigkeit erreichen, 
so kann man alle die genannten Schichten dem Cenoman 
zu weisen. Die im Bohrregister angewendete Bezeichnung „Pläner¬ 
letten“ ist weder vom stratigraphischen, noch .vom petrographischen 
Standpunkte zutreffend, da in den über dem Cenoman liegenden 
Kreidegebilden teils mehr oder weniger sandige Kalkmergel 
(„Pläner“) oder Sandsteine („Plänersandsteine“), niemals aber 
mächtige Tonschichten (Letten) auftreten. Es ist auch zu berück¬ 
sichtigen, daß in der näheren Umgebung von Boskowitz wirklicher 
„Pläner“ nur an einer einzigen Stelle (der sogenannten „Czizowka“) 
in sehr beschränkter Ausdehnung erhalten geblieben ist und die 
hier in größerer Ausdehnung vorhandenen Kreidegebilde durchaus 
dem Cenoman („Unterer Quader“) angehören. 

Etwas fraglich ist die Schichte VIII. Ein ausgesprochener 
„Plänerkalkstein“ ist mir nicht bekannt und das Auftreten kalkiger 
Bänke im Unterquader zum mindesten sehr unwahrscheinlich. 
Der hier erbohrte Kalkstein besitzt nach den Angaben des Bohr¬ 
registers eine Mächtigkeit von fast 35 m und lagert überdies 
unmittelbar auf dem Grundgebirge, welches hier als „Gneis“ 
bezeichnet wird, also anscheinend durch kristallinische Gesteine 
repräsentiert ist. Diese Position des Kalksteins und seine Mächtigkeit 
machen es meiner Ansicht nach sehr wahrscheinlich, daß wir es 
hier mit einer Scholle von Devonkalk zu tun haben, da ja 
überdies solche Kalkschollen in der nächsten Umgebung von 
Boskowitz an mehreren Stellen zutage treten. 

Das im Bohrregister als „Gneis“ bezeichnete Gestein ist 
auf keinen Fall ein wirklicher Gneis, sondern höchstens ein 
durch Druck etwas schieferig gewordener Granit, welcher der 
Brünner Eruptivmasse angehört. Wenn jedoch der früher erwähnte 
Kalkstein tatsächlich Devonkalk ist — woran kaum gezweifelt 
werden kann — dann könnte der vermeintliche Gneis jenen 

Verhandlungen des naturf. Vereines in Brünn. LIV. Band. 0 



82 


eigentümlichen, von E. Reichenbach als „Lathon“ bezeich¬ 
nten Gebilden angehören, die wir in unserem Gebiete so häufig 
als Liegendes des mitteldevonischen Kalksteins beobachten und 
deshalb als Unterdevon auffassen. Auch die geringen Vorkommnisse 
von Devonkalk bei Boskowitz werden von einem schmalen 
Streifen Unterdevon begleitet, wie schon die alte Reichen- 
bach'sche Kartenskizze deutlich erkennen läßt. 

Ein mir vom mähr. Landesbauamt nachträglich zur Ver¬ 
fügung gestelltes Profil des Brunnens im Boskowitzer Landes¬ 
erziehungshause geht von der l - 50 m unter der Oberfläche gelegenen 
Kellersohle aus. Es wurden durchteuft: 

10‘40 m Tegel mit Sand. 

5 50 „ Tegel. 

0'55 „ wasserführende Sandsteinschichte. 

2*00 „ Tegel. 

Es ist das offenbar jene Schichtenfolge, welche der unter I 
angeführten Tiefe des Brunnenschachtes entspricht, von dessen 
Sohle später bis auf 79 m Tiefe gebohrt wurde. Ob es sich bei 
dem hier erwähnten „Tegel“ um miozänen oder kretazischen Ton 
handelt, läßt sich mangels an Bohrproben nicht entscheiden; die 
größere Wahrscheinlichkeit spricht jedoch für Kreide. 

7. Sternberg. 

(Landes-Irrenanstalt.) 

Hier wurde von der Sohle eines vorhandenen Brunnen¬ 
schachtes aus ein Bohrloch auf rund 120'50 m Tiefe nieder¬ 
gebracht. Ueber die hiebei durchfahrenen Schichten verdanke ich 
dem mährischen Landesbauamt folgende Angaben: 

I. O'OO— 23 70 m : Tiefe des Brunnenschachtes. 

II. 23'70 — 26 00 Gelber, mergelartiger Lehm mit „Stein¬ 
kugeln“. 

III. 26 00— 27‘30 „ : Gelber Lehm, fest, mergelartig, sandig. 

IV. 27'30— 31‘65 „ : Gelber Lehm, mergelartig, sandig. 

V. 31’65— 35'80 „ : Gelber Sandstein, weich, mit Quarz, 

wasserführend. 

VI. 35'80— 42 30 „ : GrauerScliiefer mit Quarzeinlagerungen. 

VII. 42’30— 46 - 60 „ : Gelber „Letten“, fest, sandig, mit 

Mergel uud Steinkugeleinlagerungen 



83 


VIII. 46 60— 50*10 „ : Derselbe „Letten“, jedoch graublau 

gefärbt. 

IX. 50*10— 54*20 „ : Dasselbe, gelb und grau, fest. 

X. 54*20— 59*80 „ : Dasselbe, graublau, fest. 

XI. 59*80— 68*80 „ : Schieferletten, grau, fest, mit Mergel¬ 

schichten. 

XII. 68*80— 77*40 „ : Schieferton, graublau, fest. 

XIII. 77*40— 83*75 „ : Sandstein, blau, fest, mit Schieferton¬ 

schichten und Schwefelkies, wasser¬ 
führend. 

XIV. 83*75— 93*80 „ : Sandstein, blau, tonig, mit Quarz¬ 

einlagerungen, wasserführend. 

XV. 93*80—109*90 „ : Sandstein, grau, tonig, mit weißem 

Glimmer. 

XVI. 109*90—111*00 „ : Dasselbe, sehr fest, stark wasser¬ 
führend. 

XVII. 111*00—116*00 „ : Grauwacke mit Glimmer und Quarz¬ 
einlagerungen. 

XVIII. 116*00—120*43 „ : Grauwacke mit Glimmer. 

Zu dieser Schichtenfolge ist zu bemerken: 

Die Proben II—IV sind anscheinend — wenigstens zum 
Teile — als an Ort und Stelle entstandener Verwitterungsdetritus 
aufzufassen, obwohl einzelne Gesteinsbrocken ziemlich stark 
abgerollt sind. Es sind bald sandreichere, bald sandärmere Lehme, 
keine einzige der Proben, die ich untersuchen konnte, ist als 
„mergelartig“ zu bezeichnen. Auch der gelbe, wasserführende 
Sandstein (Schichte V) dürfte hieher gehören; er enthält ziemlich 
große, kantige Brocken von Milchquarz, welcher wohl den in der 
Grauwacke häufig vorkommenden Quarzadern entstammt. Derlei 
Quarzbrocken, sowie kantige Splitter von Grauwackenschiefer 
enthält auch die Bohrprobe VT, welche bereits dem anstehenden 
Gestein (schieferige Grauwacke) angehört. Die im Bohrregister 
als „Letten“ hezeichneten Schichten sind kein Letten, sondern 
ziemlich weiche, feinkörnige, etwas serizitische, tonige Grauwacken; 
die „Steinkugeleinlagerungen“ sind offenbar einzelne konglo- 
meratische Zwischenlagen, wie sie. auch anderwärts in der Grau¬ 
wacke Vorkommen. Desgleichen ist der „Schieferletten“ des Bohr¬ 
registers (Schichte XI) nichts anderes wie eine tonige, sehr fein¬ 
körnige, schieferige Grauwacke, die man ebensogut als Grau¬ 
wackenschiefer bezeichnen kann. Der Bohrsclmiand solcher 


6 * 



8 * 


Gesteine macht wohl den Eindruck eines Lettens, so daß die 
Bezeichnung der betreffenden Schichte als „Schieferletten“ begreiflich 
erscheint; die Untersuchung des Schlämmrückstandes läßt aber 
noch deutlich die Reste des ursprünglichen, bei der Bohrarbeit 
nicht völlig zertrümmerten, ziemlich festen Gesteins erkennen. 

Die Schichte XII ist ein Pyrit führender Tonschiefer (für 
einen „Schieferton“ ist das Gestein viel zu fest), welcher mit sehr 
feinkörniger, etwas serizitischer und ebenfalls Pyrit enthaltender 
Grauwacke wechsellagert. Die Schichte XIII besteht aus den¬ 
selben Gesteinen, nur herrscht die Grauwacke vor, während der 
Schiefer als Einlagerung erscheint. 

Die Schichten XIV bis XVI sind tonige, zum Teil ziemlich 
glimmerreiche Grauwacken. Auch die Schichten XVII und XVIII 
sind nichts anderes wie solche, zum Teile sehr feinkörnige, mit 
Tonschiefer wechsellagernde, von weißen Quarzadern durchzogene 
Grauwacken. Speziell die Probe XVII enthält auch Pyrit, und 
zwar teils in dünnen Adern, teils in Form von kleinen Kon¬ 
kretionen, seltener in kleinen Kriställchen (Würfel). 

Wenn man von den geringfügigen Verschiedenheiten absieht, 
so ergibt sich, daß sich die ganze Bohrung bloß in miteinander 
wechsellagernden Schichten von Grauwackensandstein und 
Grauwackenschiefer bewegte. Die tieferen Partien dieser 
Gesteine (etwa von 35 m Tiefe abwärts) sind fest, die höheren hin¬ 
gegen merklich aufgelockert und zum Teile sogar lehmartig zersetzt. 
Das ganze System gehört nach neuerer Auffassung dem „Kulm“ 
an, wenn man sich den überzeugenden Ausführungen E. Tietze’s 
(„Die geognost. Verhältnisse der Gegend von Olmütz“; Jahrb. d. 
k. k. geol. Reichsanst. 1893, 43. Bd., S. 411 ff) anschließt. 

Bemerkenswert ist die Wasserführung der Grauwackensand¬ 
steine in der Tiefe von 77*40 bis 93*80 w, da diese zumeist sehr 
festen, kieselig-tonigen Gesteine kein Grundwasser zu enthalten 
pflegen und die Tonschiefer, die auch in der genannten Tiefe 
den Grauwacken eingeschaltet sind, geradezu als wasserdicht 
bezeichnet werden können. Die Wassersammlung findet hier ohne 
Zweifel nur auf Klüften statt, wie dies ja mitunter selbst bei 
Eruptivgesteinen, die im allgemeinen ebenfalls für undurchlässig 
gelten, vorkommt. *) 

x ) Interessante Beispiele sind unsere im Diabas angelegte „Zimpel u - 
Wasserleitung, der tiefe, ebenfalls im Diabas stehende Brunnen in der 
Spielbergkaserne und die im Granit angelegte Karthäuser Wasserleitung. 



85 


Eine mir nachträglich vom mähr. Landesbanamt mitgeteilte 
Skizze gibt als Schichtenfolge in dem nnter I erwähnten, 23*70 m 
tiefen Brunnenschacht an: 

5*00 i» fester, trockener Lehm (in 0*80 m unter der Ober¬ 
fläche beginnend). 

5*00 „ gelber, feuchter Lehm. 

5*50 „ Schotter. 

7*40 „ Felsen. 

Der „Felsen“ dürfte hier, wie aus der Beschreibung der 
Proben II—V hervorgeht, nur aus Verwitterungsdetritus, der 
ziemlich viel Quarzbrocken enthält, bestehen. Die Ergiebigkeit 
des Brunnens betrug anfangs 6 sl, ging aber später auf 4 sl 
zurück. 

8. Kremsler. 

(Landesheil- und Pflegeanstalt.) 

Auch hier wurde die Bohrung in der Sohle eines vorhan¬ 
denen Brunnenschachtes angesetzt und bis zu einer Tiefe von 
fast 221 m geführt. Trotz der großen Tiefe umfaßt das Bohr¬ 
register bloß fünf Schichtenbezeichnungen, desgleichen lagen mir 
nur fünf Bohrproben vor; es ist dies gewiß nicht so sehr auf 
eine weniger genaue Führung des Bohijournals, als auf die Gleich¬ 
förmigkeit des durchteuften Gebirges zurückzufübren. Ich geb« 
zunächst die Schichten entsprechend dem mir vom mähr. Landes¬ 
bauamte zur Verfügung gestellten Bohrregister an und schließe 
die Ergebnisse meiner Untersuchung der Bohrproben an. 

I. 0*00— 23*65 «»: Tiefe des vorhandenen Brunnens. 

II. 23*65— 49 00 „ : Mergel, grau, fest, mit weißem Glimmer 

und Schwefelkieseinlagerungen. 

III. 49 00—132*80 „ : Mergel, grau, mit Sandsteinschichten und 

weißem Glimmer. 

IV. 132*80—139*65 „ : „Liegendes“ braun und grün mit Glimmer 

und Mergel. 

V. 139*65—169*65 n : Tegel, grau, mit Glimmer und Stein¬ 
schichten. 

VI. 169*65—220*90 „ : Tegel, grau und grün, mit Glimmer und 

Steinschiehten. 

Die Probe II ist als ein sehr feinkörniger, fester, kalk¬ 
haltiger Sandstein, und nicht als „Mergel“ zu bezeichnen. Er ist 
von dünnen Kalzitadern durchzogen und enthält auch Drusen 




86 


von kleinen Kalzitkristallen, auf denen mitunter noch winzige 
Kriställchen (Oktaeder) von Pyrit aufsitzen. Der Sandstein ist 
deutlich geschichtet und wechsellagert offenbar nicht bloß mit 
einem viel mürberen, glimmerreichen Sandstein, sondern auch mit 
Tonmergel, da die Probe dreierlei Gesteinsfragmente enthält. 

Die Schichte III ist ein sehr feinkörniger, plattiger, kalkig- 
toniger Sandstein mit zahlreichen Einschlüssen von Pyrit, teils 
in einzelnen winzigen Kriställchen, teils in drüsigen Anhäufungen. 
Auf einzelnen Schichtflächen liegen zahlreiche Glimmerschüppchen, 
vorwiegend Muskowit, untergeordnet Biotit. Offenbar handelt es 
sich hier nur um eine besondere Ausbildung des unter II be¬ 
schriebenen Gesteins. 

Die Schichten IV—VI sind vorwiegend Tone und Tonmergel, 
die ab und zu sandig-glimmerige Lagen enthalten. In den Schlämm¬ 
rückständen finden sich Quarzkörnchen, Sandsteinsplitter, kleine 
Pyritkonkremente und vereinzelte Fossilreste, insbesondere Fora¬ 
miniferen, Fragmente von Konchylien und Fischotolithen. Näher 
bestimmbar sind bloß einzelne Foraminiferen, welche vorwiegend 
zu den Familien der Astrorhizideen und Lituolideen gehören. Es 
wurden die Gattungen Rhabdammina , Trochammina und Cyclam- 
mina, außerdem noch Textularia und Cristellaria konstatiert. 

Das häufige Vorkommen von Astrorhizideen und Lituolideen 
habe ich zum ersten Male im grünen Oligozänton von Nikoltschitz 
beobachtet (vgl. meine diesbezügliche Mitteilung in den Verhandl. 
der k. k. geolog. Reichsanst. 1887, S. 87), später an vielen 
Stellen im karpathischen Alttertiär Mährens nachgewiesen. Ob¬ 
wohl sich viele Formen der kieselschaligen Foraminiferen des 
Alttertiärs mit jetzt noch lebenden Arten ohne Zwang [identi¬ 
fizieren lassen, bieten sie für unser Gebiet doch einen guten 
Anhaltspunkt zur Unterscheidung alttertiärer und jungtertiärer 
Meeressedimente, welch letztere eine durchaus abweichende, fast 
ausschließlich aus kalkschaligen Formen bestehende Foraminiferen¬ 
fauna enthalten. So kann auch hier, trotzdem nur einige wenige 
Arten festgestellt werden konnten, das Schichtensystem IV—-'VT 
mit voller Sicherheit dem Alttertiär zugewiesen werden. Da 
einzelne der Schlämmproben recht lebhaft an gewisse Tonmergel 
der von mir entdeckten und in diesen „Verhandlungen“ (1895, 
XXXIV. Bd.) eingehend beschriebenen „Niemtschitzer Schichten“ 
erinnern, so ist es durchaus nicht unwahrscheinlich, daß wir hier 
tatsächlich eine Vertretung dieser vielgestaltigen, dem Unter- 



87 


oligozän angehörigen Gebilde vor uns haben. Die Lagerungs¬ 
verhältnisse stehen damit in Uebereinstimmung, denn die Hangend¬ 
schichten II und III können ohneweiters als Repräsentanten der 
mittel- bis oberoligozänen Schichtgruppe des „Steinitzer Sandsteins“ 
und „Auspitzer Mergels“ aufgefaßt werden. Allerdings muß ich 
bemerken, daß ich kieselschalige Foraminiferen auch in einem 
grünen Ton vorfand, der mit den Orbitoidenschichten vom „Haiden* 
berg“ (Holy vrch) und „Steinberg“ bei Auspitz-Gurdau verknüpft 
ist und daher wohl etwas älter ist als unteroligozän, und daß mir 
ferner im typischen Steinitzer Sandstein und Auspitzer Mergel noch 
niemals ein Gehalt an Pyrit aufgefallen ist. Das Fehlen der 
Menilitschiefer in dem beschriebenen Profil hat für die strati- 
graphische Indentifizierung der Schichten keine Bedeutung, da 
ich bereits bei verschiedenen Gelegenheiten darauf hingewiesen 
habe, daß die Menilitschiefer in unseren Karpathen keine weithin 
fortschreitenden Züge — als welche sie nicht selten auf geolo¬ 
gischen Karten erscheinen — sondern mehr oder weniger isolierte^ 
heteropische Einlagerungen im tonig-mergeligen oder sandigen 
Alttertiär bilden. 

Alttertiäre Foraminiferenfaunen habe ich schon vor längerer 
Zeit aus Zborowitz (Tiefborung in der dortigen Zuckerfabrik) 
und aus Zdounek beschrieben. Die Verbindungslinien dieser Orte 
mit Kremsier fallen annähernd mit dem Hauptstreichen des kar- 
pathischen Alttertiärs im Gebiete westlich der March zusammen, 
so daß trotz gewisser Abweichungen auch ein Zusammenhang 
der Ablagerungen möglich ist. Obertags sind in der nächsten Um¬ 
gebung von Kremsier (am Barbaraberg) bloß Konglomerate, Sand¬ 
steine und Tonmergel zu beobachten, die wohl dem Komplex der 
Steinitzer Sandsteine und Auspitzer Mergel angehören. 

Auf einem mir vom mähr. Landesbauamt nachträglich ein¬ 
gesandten Profil des in Rede stehenden Bohrbrunnens ist auch die 
Schichtenfolge des unter I erwähnten Brunnenschachtes angegeben; 
dieselbe umfaßt: 

1*10 m Ackerkrume. 

1*90 „ Mergeliger Lehm. 

6*00 „ Sandige Lehm- und Lettenschichten mit nester- 
förmig eingelagertem losen Sandstein. 

15*54 „ Fester grauer Letten und blauer Mergel mit Sand- 
und Sandsteinschichten wechselnd. 



88 


Die Schichten hatten eine deutliche Neigung gegen Südost. 
Nahe der Sohle des Brunnenschachtes treten drei Wasseradern 
auf, die zusammen bloß 27 Minutenliter (nicht ganz 0*5 tl) ergaben. 
Im Bohrloch selbst wurde kein Wasserzufluß beobachtet. 

9. Austerlitz. 

Ein hier im Jahre 1909 abgeteuftes Bohrloch sollte zwar 
ursprünglich nicht der Wasserbeschaffung dienen; da es aber 
jetzt tatsächlich Wasser liefert und auch sonst in mehrfacher 
Hinsicht sehr interessant ist, so möchte ich eine Besprechung der 
Bohrergebnisse nicht gerne unterlassen. Leider kann ich kein 
vollständig abgeschlossenes Bild geben, da sich der Beschaffung 
der erforderlichen Daten Hindernisse in den Weg stellten, die 
nicht ganz zu überwinden waren. Bis zu dem Augenblicke, in 
welchem diese Abhandlung der Druckerei übergeben wurde, ist 
mir die erbetene Abschrift des Bohrjournals nicht zugekommen, 
weil die betreffende Bohrunternehmung zur Geheimhaltung der 
Bohrergebnisse verpflichtet ist. Durch Umfrage und Nach¬ 
forschungen an der Bohrstelle ist mir immerhin eine Reihe von 
Tatsachen bekannt geworden, deren Publikation gewiß Niemandem 
Schaden bringen wird, für die geologische Wissenschaft jedoch 
nicht ohne jeden Wert sein dürfte. Da das Austerlitzer Bohrloch 
von Dr. W. Petraschek (in den „Verhandl. d. k. k. geolog. 
Reichsanst.“, 1914, S. 148) unter jenen wenigen Bohrlöchern des 
Karpathengebietes, die den sudetischen Untergrund erreicht haben, 
genannt wird (s. die Kartenskizze loc. cit.), so ist ja ohnedies 
schon ein Teil seiner Geheimnisse verraten und es wäre daher 
eine Diskussion der Bohrergebnisse auf Grund des offiziellen 
Bohrjournals und der gewiß noch vorhandenen Bohrproben ohne 
jede Gefahr für den Fiskus möglich. Es würde sich dann auch 
zeigen, inwieweit sich meine folgenden Ausführungen mit den 
Ergebnissen einer auf alle vorhandenen Behelfe gestützten Unter¬ 
suchung decken. 

Ich glaube im Austerlitzer Bohrprofil folgende Schichtglieder 
unterscheiden zu können: 

I. 0 00— 4‘90 m : Ackerkrume und dunkelgrauer Letten. 

II. 4 - 90— 6 - 00 „ : Grüner und gelber sandiger Letten. 

III. 6 - 00— 11*00 „ : Gelbgrauer Sand und Sandstein. 

IV. 11*00- 13 50 „ : Schotter. 



89 


V. 13*50— 273*00 m : Grauer Tonmergel, sandiger Ton und 

toniger Sand. 

VI. 273*00— 292*00 „: Blaugrauer Kalkstein. 

VII. 292*00— 366*00 „ : Quarzsand, mürber Sandstein, Ton¬ 
mergelschiefer. 

VIII. 366*00—? 600*00 „ : Sudetischer Untergrund. 

Den unter der Aokerkrume liegenden, im feuchten Zustande 
fast schwarzen Letten möchte ich nur für eine durch humöse 
Substanzen gefärbte und infolge der oberflächlichen Lage etwas 
veränderte Modifikation der tiefer lagernden Tone (Schichte II 
des Bohrprofils) erklären. Im Gebiete der ein wenig höher 
gelegenen Austerlitzer Zuckerfabrik wurden graue Tone bei einer 
Mächtigkeit von 20 m noch nicht durchteuft. In diesen Tonen 
habe ich seinerzeit (vgl. „Geolog. Ergebnisse etc.“, 3. Folge; 
diese „Verhandlungen", XXXV. Bd., 1897) bloß Spuren von 
Foraminiferen (Globigerinen), kleine Pyritkonkremente und zahl¬ 
reiche Gipskristalle x ) gefunden; da sie sich auch durch das 
gänzliche Fehlen des Kalziumkarbonats von dem neogenen Tegel 
unterscheiden, habe ich sie dem Alttertiär zugewiesen. Aller¬ 
dings könnten die in der Niederung, in welcher das Bohrloch 
gelegen ist, auftretenden dunklen Tone auch umgelagertes, mehr 
oder weniger stark verändertes Alttertiär oder Miozän sein; das 
wäre insbesondere dann anzunehmen, wenn man die noch etwas 
tiefer hegenden Sande, Sandsteine und Schotter (die Schichten III 
und IV des Bohrprofils) in Zusammenhang bringen will mit den 
in der Umgebung von Austerlitz auftretenden, als Neogen auf¬ 
gefaßten Sanden, Sandsteinen und Konglomeraten, die eine wenig 
mächtige Decke zwischen dem Alttertiär und dem Löß bilden. 
Von den oft recht ähnlichen Ablagerungen des Diluviums werden 
sie in vielen Fällen, namentlich in den Niederungen, mit Sicherheit 
kaum zu trennen sein, so daß die Möglichkeit eines postmiozänen 
Alters für die Schichten I—IV unseres Bohrprofils zugegeben 
werden muß. 

Aus dem anscheinend recht mannigfaltigen Schichten - 
komplex V konnte ich einige Proben näher untersuchen. Ein 
grüner Ton aus 80 m Tiefe hinterließ einen feinsandigen Schlämm- 
rückstand mit einzelnen größeren Quarzkörnern, schlecht erhal¬ 
tenen Foraminiferen (der Gattungen Miliolina, Bolivina > 

*) Die GrOSe dieser Kristalle wurde loc. cit. infolge eines übersehenen 
Druckfehlers mit 6 m statt mit 6 cm angegeben. 



90 


Cristellaria, Pullenia, Casidulina, Truncatulina, 
Pulvinulina und Polystomella),Echinidenstacheln,Spongien- 
nadeln, Otolithen und unbestimmbaren Fragmenten von Konchylien. 
Wenn auch bezeichnende Fossilien fehlen, so ist dieser grüne 
Ton dennoch ohne Zweifel dem Alttertiär zuzuweisen. 

An einem Bohrkern von festem, hartem Tonmergel, der dem 
Teufenabschnitt von 170—273 m entnommen war, konnte ich 
wahrnehmen, daß die Schichten an dieser Stelle ein Verflächen 
von etwa 20—25° besitzen. An Fossilresten sah ich an diesem 
Bohrkern einzelne Foraminiferen, Echinidenstacheln, Schuppen 
von Meletta, Fischzähnchen undunbestimmbare Abdrücke sehr 
dünnschaliger Konchylien. Ganz ähnliche Mergel sind mir von 
vielen Stellen unseres karpathischen Alttertiärs schon seit lange 
bekannt; sie wurden früher entweder ganz übersehen oder (so 
noch von C. M. Paul) für neogen gehalten. Sie gehören meiner 
Erfahrung nach einem tieferen Niveau an als die sonst recht 
ähnlichen Auspitzer Mergel, da sie häufig mit dem paläontologisch 
sichergestellten Unteroligozän innig verknüpft sind. 

Die merkwürdigste Erscheinung im Austerlitzer Bohrloch 
ist ohne Zweifel der in 273 m auftretende Kalkstein. Das Gestein 
ist bläulichgrau, zum Teile deutlich feinkristallin mit spätigen, 
weißen Adern und seltenen Pyriteinschlüssen. Von Organismen 
konnte ich leider nicht die geringsten Spuren finden, so daß das 
Alter dieses unerwarteten Vorkommens nur vermutungsweise 
angegeben werden kann. Es handelt sich nämlich entweder um 
Jurakalk oder Devonkalk, wobei ich mich wegen der Farbe des 
Gesteins und auch wegen des Pyritgehaltes für die letztere 
Deutung entscheiden möchte. 

Das Alter des fraglichen Kalksteins ist in unserem Falle 
allerdings ziemlich gleichgültig, da es sich meiner Ansicht nach 
nur um einen sogenannten „Scherling“ oder — nach der älteren 
Bezeichnung — eine „Blockklippe“ handeln kann. Die von dem 
Bohrloch durchfahrene Mächtigkeit der Kalksteinscholle beträgt 
fast 20 m , so daß es sich ohne Zweifel um einen sehr ansehn¬ 
lichen Block handelt, der aber immer noch hinter dem bekannten 
Karbonblock von Hustopetsch (Chorin), der seinerzeit bergmännisch 
abgebaut wurde, stark zurückbleibt. 

Unterhalb des Kalksteins wurde wieder eine sandig-tonige 
Schichtenreihe angetroffen, die mir nur bis zur Tiefe von 316 m 
bekannt geworden ist. Da aber nach Petraschek der sudetische 



91 


Untergrund erst in einer Tiefe von 366 m erreicht wurde, so 
dürfte auch die eben erwähnte Schichtenreihe bis zu dieser Tiefe 
hinabreichen. 

In einer sandigen Probe fand ich einzelne bis haselnußgroße, 
abgerollte Quarzkömer von hellgrauer Farbe, dann kleine Gruppen 
lose verkitteter, hellgelblicher bis weißer Qnarzkörner, deren 
Bindemittel zum Teile aus kristallinischem Pyrit (stellenweise sind 
deutlich kleine Würfel zu erkennen) besteht; der Pyrit tritt auch 
isoliert in kleinen Konkrementen auf. Fossilreste sind äußerst 
selten; ich konnte bloß Bruchstücke von kleinen Pflasterzähnen 
eines Fisches konstatieren. Dieselbe sandige Probe enthielt auch 
Splitter von grauem Tonmergel, ganz ähnlich jenem, der auch in 
dem Schichtensystem oberhalb der Kalksteinscholle auftritt. Es 
gehören also wohl auch die unter der letzteren lagernden 
sandig-tonigen Gebilde dem Flyschkomplex an, in welchem hier 
höchstwahrscheinlich bloß das Alttertiär vertreten ist. 

Nach der bereits mitgeteilten Angabe W. Petrascheks 
wurde bei der Austerlitzer Bohrung in 366 m Tiefe das Grund¬ 
gebirge erreicht, welches nach dem von Petraschek entwor¬ 
fenen geologischen Profil nur der sudetischen Scholle angehören 
kann. Es kommen da zunächst die Kulmablagerungen in Betracht, 
und wenn mir auch Bohrproben aus den Tiefen unter 316 m 
nicht zugänglich waren, möchte ich doch annehmen, daß das Bohr¬ 
loch in der Tiefe von 366 m die Kulmschichten angefahren 
hat. Ich schließe dies aus der von mir selbst beobachteten Tat. 
Sache, daß an den ziemlich steilen Gehängen und auch am Gipfe 
des Hügels, der die sogenannte „Lotterstegkapelle“ trägt und 
von Austerlitz bloß 3 km entfernt ist, große, kantige Stücke ver¬ 
schiedener Kulmgesteine (sogar mit charakteristischen Pflanzen¬ 
abdrücken) in solcher Menge herumliegen, daß meiner Ansicht 
nach der Kern des Hügels aus Kulmschichten besteht. Da auch 
ziemlich große, abgerollte Blöcke von Devonkalk stellenweise 
(so z. B. in den Schottergruben auf dem erwähnten Hügel) sehr 
häufig sind, so dürfte es sich wohl um sehr grobe Kulmkon¬ 
glomerate handeln, denen möglicherweise auch die unter VI 
erwähnte große Kalkscholle entstammt. Die hier in beträchtlicher 
Höhenlage auftretenden Schotter sind wesentlich aus der Zer¬ 
störung der Kulmkonglomerate hervorgegangen. 

Die Kulmschichten sind petrographisch gut charakterisiert 
und dürften an den Bohrkernen wohl als solche erkannt worden 



92 


sein; daß trotzdem, wie mir mündlich berichtet wurde, die Bohrung 
noch bis rund 600 m Tiefe fortgesetzt worden sein soll, erscheint 
mir kaum glaublich, weshalb ich auch der Tiefenangabe im Bohr¬ 
profil ein Fragezeichen vorgesetzt habe. 

Ich schließe hier noch eine Reihe von durchaus sicheren 
Mitteilungen an, die ich Herrn Direktor E. Löw in Austerlitz 
verdanke und die ein gewisses Interesse beanspruchen dürfen. 
Schon bei der Untersuchung einzelner Bohrproben aus größeren 
Tiefen machte sich, wie ich selbst feststellen konnte, ein deut¬ 
licher Naphtageruch bemerkbar und an der Oberfläche des 
Schlämmwassers zeigten sich häufig jene schwarzbraunen Flöckchen 
und Häutchen, welche im galizischen Petroleumgebiete als 
„Naphtaruß“ bezeichnet werden. Es fiel auch auf, daß mit dem 
aus der Tiefe aufsteigenden Wasser reichlich Gasblasen empor¬ 
drangen und daß sich dieselben an der Wasseroberfläche ent¬ 
zünden ließen. Heute noch liefert das Bohrloch täglich etwa 
90—100 m s brennbare Gase, welche in der Austerlitzer Zucker¬ 
fabrik Verwendung finden. Ganz analoge Gasausströmungen 
wurden in dem ebenfalls am Außenrande der karpathischen Sand¬ 
steinzone, etwa 13 km südwestlich von der Austerlitzer Bohrstelle 
gelegenen Bohrloch von Neudorf beobachtet, wie ich bereits in 
meiner Abhandlung über die „Niemtschitzer Schichten“ (diese 
„Verhandlungen“, XXXIV. Bd., S. 246) mitgeteilt habe. 

Das erste Emporsteigen des Wassers erfolgte merkwürdiger¬ 
weise während der Bohrung im Kalkstein, in einer Tiefe von 
284 m- es ist dies wohl auf die Zerklüftung der Kalkscholle 
zurückzuführen. Der Wasserzufluß betrug anfangs bloß 0*6 sl, 
steigerte sich aber bald auf rund 16 sl, blieb während der Bohr¬ 
arbeit ziemlich konstant, stieg jedoch bei 346 m Bohrtiefe auf 
nahezu 28 sl ; zeitweilig eingetretene gewaltsame Ausbrüche deuten 
auf einen Ueberdruck der in der Tiefe vorhandenen Gase. Jetzt 
(1914) beträgt der Wasserzufluß run^l 5000 hl pro Tag, was etwa 
6 sl entsprechen würde. 

Die Temperatur des Wassers betrug während der Bohrung 
18° C., war also verhältnismäßig hoch. Herrn Direktor E. Löw 
verdanke ich die Mitteilung der folgenden Analyse des Wassers: 

In 1 l Wasser sind enthalten: 


Abdampfrückstand. 2566‘7 mg, 

CaO. 44'9 „ 

MgO. 29*0 „ 






93 


Na,0. 

1166*6 

m, 

K,0. 

164*3 

n 

Si0 2 . 

9*0 

n 

CI . 

1106*0 

n 

S0 3 . 

4*0 

r> 

nh 3 . 

6*9 

r> 

CO a frei. 

4*2 

Yi 

C0 2 halbgebunden. 

291*2 

r. 

Organische Substanz. 

24*3 

n 

Gesamthärte (deutsche Grade): 85°. 




In dieser Analyse ist insbesondere der Gehalt an Natrium 
und Chlor auffallend, aber durchaus nicht überraschend, da die 
zusammen mit brennbaren Kohlenwasserstoffen aufsteigenden Wässer 
fast stets mehr oder weniger kochsalzhältig sind. Da die Analyse 
viel mehr Chlor ausweist als zur Bindung der vorhandenen Natrium¬ 
menge notwendig ist, so ergibt sich, daß auch die übrigen Metalle 
hauptsächlich als Chloride vorhanden sind. Bei dem Gips- und 
Pyritgehalt der Tertiärschichten ist die geringe Menge von Sul¬ 
faten recht auffallend. 

Ich habe seinerzeit eine Wasserprobe durch den seither 
leider verstorbenen Adjunkten Dr. Ehrenfeld auf die Radio¬ 
aktivität untersuchen lassen. Der Genannte machte mir dies¬ 
bezüglich folgende Mitteilung: 

„Spannungsabfall pro Liter und Stunde minus Normal¬ 
verlust . 28*2 Volt, 

Mache-Einheiten.0*32. 

Von der gleichen Radioaktivität sind die Luhatsehowitzer 
Wässer.“ 














Eil weiterer Beitrag zir Flora von Mähren. 

Von A. Wlldt. 


1. Eqnisetum arvense yar. nanum Aschrs. & Graebn. 
Syn. Bd. I., S. 129, bei Czernowitz (Bez. Brünn). 

2. Corylus Colurna L. kultiviert am Glacis und am 
Franzensberge in Brünn. 

3. Populus ambigua Beck (alba X tremula) bei Jun- 
dorf (Bez. Brünn). 

4. Rumex aquaticus L. bei Jundorf (Bez. Brünn). 

5. Rumex pratensis Koch (obtusifolius X crispus) 
bei Orscheschin (Bez. Brünn). 

6. Polygonum persicaria X minus bei Bilowitz (Bez. 
Brünn). 

7. Chenopodium Botrys L. am Eisenbahndamme der 
Breite Gasse ein Nest. Am Rossitzer Bahnhofe in Brünn, wo diese 
Art noch vor 10 Jahren alle anderen Ruderalpflanzen verdrängend, 
in Massen wucherte, ist sie immer mehr zurückgetreten und seit 
2 Jahren gänzlich verschwunden. 

8. Cerastium viscosum L. bei Lotschnau (Zwittau). 

9. Gypsophila muralis L. bei Jundorf (Bez. Brünn). 

10. Trollius europaeus L. beim Hadecker Jägerhause 
(Bez. Brünn, Horäcek). 

11. Aconi tum Vulparia Rchb. var. Phthora Rchb. bei 
Eichhorn (Bez. Brünn). 

12. PapaverRhoeasL. var. strigosum Bönningh. ruderal 
bei Cernowitz (Bez. Brünn). 

13. Fumaria Schleicheri Soy. Willm. bei Rebeschowitz 
(Bez. Brünn). 

14. Erysimum repandum L. mit voriger. 

15. Viola collina X hirta am Hadiberge (Bez. Brünn) 
mit der nachfolgenden: 

16. Viola collina X ambigua. 

17. Viola ambigua X hirta auf der stranskä Skala (Bez. 
Brünn). 



95 


IS. Oxalis stricta L. bei Medlanko (Bez. Brünn). 

19. Staphylea pinna ta L. am roten Berge bei Brünn. 

20. Potentilla argentea L. var. decumbens Jord. 
bei Bilowitz (Bez. Brünn). 

21. Bosa incana Kit.*) bei Schimitz, am Hadiberge, bei 
Adamsthal und beim Antonibrünnel (Bez. Brünn). 

22. Prunus insititia L. verwildert am Hadiberge (Bez. 
Brünn, Dr. v. Teuber). 

23. Prunus eminens Beck (Cerasus X chamae- 
cerasus) bei Schlappanitz und am Hadiberge (Bez. Brünn). 

24. Lotus tenuifolius W. & Kit. eingeschleppt bei 
Czernowitz (Bez. Brünn). 

25. Tetragonolobus scandalida Scop. mit obiger. 

26. Cy tisus austriaco X supinus ohne die Stammeltern 
in dem großen Schotterbruche bei Czernowitz (Bez. Brünn). 

27. Epilobium palustre L. bei Jundorf (Bez. Brünn). 

28. Epilobium obscurum Schreb. bei Kiritein (Dr. v. 
Teuber). 

29. Cornus sanguinea L. in Folge der ungewöhnlichen 
Witterungsverhältnisse zeigte diese (sowie einige Sträuche von 
Rosa rubiginosa) im Herbste reifende Früchte und gleich¬ 
zeitig Blüten. 

30. Pimpinella magna L. var. subcrenata Beck bei 
Bilowitz (Bez. Brünn). 

31. Heracleum sibiricum L. bei Kiritein (Bez. Brünn, 
Dr. v. Teuber). 

32. Pirolauniflora L. bei Jundorf (Bez. Brünn, Horäcek). 

33. Verbascum denudatum Pfund(Lychnites X phlo. 
moides) bei Watzenowitz (Bez. Gaya). 

34. Yeronica opaca Fr. wurde in Gesellschaft von 
V. Tournefortii und agrestis auf einem Gemüseacker bei 
Zwittau in einigen Stücken gefunden. Da dies im Spätherbste 
geschah, kann über die Menge, in welcher V. opaca dort vor¬ 
kommt und über ihre weitere Verbreitung in Mähren noch nichts 
gesagt werden. 

Orobanche-Arten sind in Folge ungünstiger Witterung im 
Jahre 1915 nicht zur Entwicklung gelangt. 

*) Für die Revision dieser Art danke ich Herrn Oborny in Znaim 
bestens. 



96 


35. Gentiana praecox Kern bei Rajnochowitz (Dr. v. 
Teuber). 

36. Asperula glauca (L.) Bess. var. hirsuta Wallr. 
bei Bellowitz (Bez. Brünn). 

37. Bryonia alba L. im Dorfe Bellowitz (Bez. Brünn). 

38. Solidago serotina Ait. an der Schwarza ober Jundorf 
(Bez. Brünn). 

39. Achillea setacea W. & Kit. bei Bellowitz (Bez. 
Brünn). 

40. Artemisia Absinthium L. im Punkwatale bei 
Blansko. 

41. Senecio campestris L. Noch immer bei Jundorf 
(Bez. Brünn, Horätfek). 

42. Echinops sphaerocephalus L. bei der Wrana- 
mühle an der Ponawka. 

43. Carduus crispus L. bei Bellowitz (Bez. Brünn). 

44. Crepis paludosa Mnch. im Rziczkatale und ver¬ 
einzelt auf einer feuchten Stelle des Hadiberges (Bez. Brünn). 

45. Butomus umbellatus L. im Mühlgraben der Nord¬ 
bahnstraße in Brünn, nicht zur Blüte gelangend. 

46. Gagea pusilla Rom. & Sch. bei Rebeschowitz; var. 
obovata Beck auf den Polauer Bergen (Thenius). 

47. Agrostis vulgaris With. var. arenicola Asch. & Gr. 
Syn. Bd. II., 1 ., S. 181, wie dort angegeben, am gelben Berge 
bei Brünn. 

48. Apera spica venti Beauv. mit 

49. A i r a c a r y o p h y 11 e a L. wohl nur vorübergehend auf 
der neuen Straße Jeknitz-Wranau (Bez. Brünn). 

50. Avena pratensis L. im Schreibwalde bei Brünn. 

51. Molinia coerulea Mnch. var. viridiflora Lej. am 
roten Berge bei Brünn. 

52. Melica picta C. Koch bei Jundorf (Bez. Brünn). 

53. Sclerochloa dura Beau, bei Schimitz, Malomefitz 
und bei Latein (Bez. Brünn). 

54. Festuca arundiuacea Schreb. var. Uechtritziana 
Wiesb. eingeschleppt auf einer Wiese bei Czernowitz (Bez. Brünn). 

55. Bromus hordaceus L. var. leptostachys Beck 
mit obiger. 

56. Loli um pe renne L. var. cristatum Döll. Arch. 
& Gr. Syn. Bd. II., L, S. 754, bei Wlkosch (Bez. Gaya). 



97 


57. Triticum caninum L. var. flexuosum Harz. bot. 
Zentralbl. Bd. XLY. (1891) bei Czernowitz (Bez. Brünn). 

58. Cypripedilum Calceolus L. zahlreich bei Roz- 
drojowitz (Bez. Brünn, Horäßek). 

59. Orchis purpurea Huds. hinter der Kleiduvka am 
Hadiberge (Bez. Brünn, Hordöek). 

60. O r ch i 8 m i 1 i t a r i s L. mit obiger, aber seltener (Horäöek). 

61. Orchis latifolia L. im Rziczkatale (Bez. Brünn, 
Thenius). 

62. Arum maeulatum L. zwischen Stfelitz und Tetschitz 
(Thenius). 


Verhandlungen des n&tarf. Vereines in Brünn. LIV Band 


7 



Miozäne Foraminiferen von Wanrnwitz bei Troppao. 

Von Dr. Franz Krumpholz, 

Adjunkt der bosn.-herz. Geolog. Landesanstalt in Serajewo. 


In Wawrowitz bei Troppau wurde vor einigen Jahren im 
Aufträge des k. k. Ministeriums fiir öffentliche Arbeiten eine 
Aufschlußbohrung unternommen. Durch die Vermittlung des 
nzwischen verstorbenen Professors Dr. V. U h 1 i g wurden mir 
10 Bohrproben zur Bearbeitung übergeben, die sich zum großen 
■Teil als sehr reich an Foraminiferen erwiesen. Dieses Foramini¬ 
ferenmaterial bildet den Gegenstand der folgenden Abhandlung. 

Die Gegend von Wawrowitz bildet in geologischer Hinsicht 
die Randpartie des Miozänbeckens von Oberschlesien und steht 
mit den miozänen Ablagerungen von Mähr.-Ostrau und Karwin, 
sowie denen des nördlichen Mährens im Zusammenhänge. Wenn 
auch auf den bisher veröffentlichten Karten dieser Gegend Miozän 
nicht ausgeschieden ist, so ist doch nach den Veröffentlichungen 
Hi 1 bers und den neuen Aufnahmen von Götzinger sicher, 
daß unter dem Quartär jener Niederungen sich überall Miozän 
findet. 

In dieser Hinsicht mag also die vorliegende Arbeit als ein 
kleiner Beitrag zur Kenntnis des Miozäns von Oberschlesien und 
Mähren aufgefaßt werden. 

Dem verstorbenen Professor Uhlig bin ich für die Ueber- 
lassung des Materiales zu großem Danke verpflichtet. Den 
gleichen Dank schulde ich Herrn Professor Fr. E. Sueß, der 
mir nach dem Tode Uhligs hilfreich zur Seite stand. Auch 
Herr Dr. Noth hat mir bei der Bearbeitung des Materiales 
manche wichtige Anleitung und guten Rat gegeben. Herr 
Dr. Petraschek hatte die Liebenswürdigkeit, mir über den 
Stand der Miozän-Forschung in dem angegebenen Gebiete einige 
Aufklärungen zu geben. Beiden Herren sei an dieser Stelle der 
herzlichste Dank gesagt. 



99 


Zuerst lasse ich die Beschreibung der Arten folgen. Bei 
derselben habe ich mich an das System gehalten, welches Eimer 
und Fickert aufstellen in ihrer Arbeit über „Die Artbildung 
und Verwandtschaft bei den Foraminiferen.“ (Zeitschrift für 
wissenschaftliche Zoologie, LXV., 1899.) 

Bei der Zitierung der synonymen Literatur sind nur jene 
Arbeiten angeführt, in welchen die betreffende Art durch aus¬ 
führliche Beschreibung und Abbildung gekennzeichnet ist. 

Beschreibung der Arten. 

Rhabdamminldae Eimer und Fickert. 

Rhabdammina abyssorum M. Sars. 

1884. Rhabdammina abyssorum M. Sars. Brady (Report on the scientific 
results of the voyage of H. M. S. Challenger) XXf, 1—13. 

1895. Rhabdammina abyssorum Sars. Egger (Foraminiferen aus Meeres¬ 
grundproben gelothet von 1874—76 von S. M. Sch. Gazelle) IV, 31. 

Es sind nur Bruchstücke von dieser Art erhalten. Die 
zentrale Kammer habe ich niemals angetroffen, auch die von ihr 
ausgehenden Arme sind nur in Bruchstücken erhalten. Wegen 
des mangelhaften Erhaltungszustandes kann die Einreihung zu 
Rh. abyssorum nicht als vollständig sicher gelten. Auch Schubert 
führt in seiner Arbeit über die miozäne Foraminiferenfauna von 
Karwin eine Rhabdammina an, die er wegen des schlechten 
Erhaltungszustandes zu keiner bestimmten Art einreihen kann 
und bemerkt, daß bisher aus dem Ostrauer Neogen derartige 
Gebilde nicht angeführt worden seien. Es wären also die 
Rhabdammina-Bruchstücke von Wawrowitz der zweite Fund von 
Rhabdammina aus der weiteren Umgebung von Mähr.-Ostrau. 

Rhabdammina abyssorum findet sich nach Brady in allen 
Meeren lebend, ist von nahezu weltweiter Verbreitung. Sie lebt 
in Tiefen von 200—3800 nt. 

Saccaminldae Eimer und Fickert. 

Lagena Walker und Boys. 

Lagena apiculata Reuß. 

1851. Dolina apiculata Reuß (Foraminiferen und Entomostraceen des 
Kreidemergels von Lemberg) II, 1. 

1863. Lagena apiculata Reuß. Reuß (Foraminiferen des norddeutschen 
Hils und Gault) II, 2. 


7 * 



100 


1863. Lagena apiculata Reuß. Reuß (Monographie der Lageniden) 
I, 4—8, 10, 11. 

1876. Lagena apiculata Reuß. Hantken (Fauna der Clavulina Szaböi- 
Schichten) XII, 7. 

1884. Lagena apiculata Reuß. Brady (Challenger) LVI, 15—18. 

1895. Lagena apiculata Reuß. Egger (Gazelle) X, 8. 

1902. Lagena apiculata Reuß. Egger (Foraminiferen und Ostracoden aus 
den Kreidemergeln der oberbayrischen Alpen) V, 32. 

1905. Lagena apiculata Reuß. Bagg (Miocene foraminifera from the 
Monterey shale of California) IV, 2. 

1908. Lagena apiculata Reuß. Egger (Mikrofauna der Kreideschichten des 
westlichen bayrischen Waldes und des Gebietes um Regensbnrg) V, 17. 

Das Gehäuse erreicht in der halben Höhe seine größte 
Breite, von da ab verschmälert es sich nach oben und unten 
gleichmäßig, um unten in einen kurzen Stachel zu endigen. Die 
runde Mündung ist von einem sehr schmalen Strahlensaum 
umgeben. 

Diese Art zeigt, nach den vorhandenen Abbildungen und 
Beschreibungen zu schließen, eine sehr große Variabilität. Es 
kommen Gehäuse vor, die in der Nähe des Hinterendes ihren 
größten Breitendurchmesser erreichen, daher eine ausgesprochen 
bimförmige Gestalt haben, ferner solche, die einen sehr kleinen 
Breitendurchmesser besitzen, also sehr schlank sind, ferner solche, 
bei denen der Breitendurchmesser fast dem Längsdurchmesser 
gleichkommt. Auch in den Proben von Wawrowitz variieren 
diese Tiere sehr. Die meisten der vorliegenden Exemplare zeigen 
Breitendurchmesser, die von der Länge nur wenig übertroffen 
werden. 

Diese Art kommt schon im Lias vor und tritt in den 
jüngeren Ablagerungen sehr häufig auf. Rezent lebt sie in allen 
Meeren bis 5000 m Tiefe. 

Lagena hispida Reuß. 

1863. Lagena hispida Reuß (Monographie) VI, 77—79. 

1884. Lagena hispida Reuß. Brady (Challenger) LVII, 1—4. 

1895. Lagena hispida Reuß. Egger (Gazelle) X, 26. 

Das Gehäuse besitzt manchmal länglich runde, manchmal 
wieder ovale Gestalt. Letztere Form ist die häufigere. Die 
Mündung liegt auf einem ziemlich langen Fortsatz, welcher auf 
seiner Oberfläche Querringe erkennen läßt, die hauptsächlich 
durch ringförmig angeordnete Stacheln gebildet sind. 



101 


Reuß beschreibt in seiner Monographie eine Lagena hystrix, 
welche mit der Lagena hispida große Aehnlichkoit, hat.: , 5 Buicji 
die Gestalt der weniger gedrängten Rauhigkeiten und durch den 
kurzen Schnabel unterscheidet sich diese Spezies von den 
kugeligen Formen der L. hispida“ nach Reuß. Auch Lagena 
aspera Reuß zeigt große Aehnlichkeit mit L. hispida. Der 
kürzere Mündungsfortsatz und die dickeren Stacheln, welche die 
Form von Höckern zeigen, scheinen L. aspera von hispida zu 
unterscheiden. Doch scheinen die Unterschiede sehr gering¬ 
fügig, so daß es vielleicht besser wäre, beide mit der Lagena 
hystrix zu einer Art zu vereinigen. 

Lagena hispida tritt nach Brady zum erstenmal im Lias 
auf und lebt gegenwärtig an den Küsten Englands in geringen 
Tiefen und im Atlantischen und Stillen Ozean bis zu 3500 m Tiefe. 

Lagena sulcata Walker und Jakob. 

1866- Lagena caepulla Schwager (Fossile Foraminiferen von Kar 
Nikobar) IV, 20 ab. 

1884. Lagena sulcata Walker und Jakob, Brady (Challenger) LVII, 
23, 26, 33, 34; LVIII, 4, 17, 18. 

1890. Lagena sulcata Walker und J. Haeusler (Foraminiferenfauna der 
schweizerischen Zone des Ammonites transversarius) XIII, 27—29. 
1895. Lagena sulcata W. und J. Egger (Gazelle) X, 73. 

1902. Lagena sulcata W. und J. Egger (Kreidemergel) V, 13. 

1912. Lagena sulcata W. und J. Bagg (Pliocene and pleistocene foramini- 
fera from Southern California) XIV, 9—12 b. 

Diese Art zeigt kugelige Gestalt. Die Oberfläche ist von 
zahlreichen parallelen Längstreifen bedeckt. Die Mündung liegt 
auf einer kurzen Verlängerung des Gehäuses. Bradys Abbildung 34 
kommt vorliegenden Exemplaren am nächsten. Seine anderen 
Abbildungen weichen ziemlich bedeutend ab, da er eine große 
Zahl ähnlicher, aber sonst unter verschiedenen Namen beschrie¬ 
bener Formen zu dieser Spezies vereinigt. Seine Lagena sulcata 
umfaßt Formen mit sehr langem Mündungsfortsatz und solche 
mit ganz kurzem, ferner Formen mit einem Stachelfortsatz und 
solche ohne diesen, Formen mit runder Kammer und solche mit 
elliptischem Umriß des Gehäuses. Haeuslers Lagena sulcata 
weicht durch die Art der Rippenbildung von vorliegenden 
Exemplaren etwas, wenn auch nur wenig ab. Schwagers Lagena 
caepulla gehört auch zu dem Formenkreis, den Brady unter dem 
Namen Lagena sulcata zu einer Spezies vereinigt. Von den 



10 » 

- - - . * 

•WfliWPwjtzer ‘Exemplaren weicht Lagena caepulla aber durch 
: den'Wagen* Miiüdungsfortsatz und das stumpfe hintere Ende ab. 
Viele Autoren folgen Brady bei dieser Zusammenfassung nicht 
und beschreiben die von ihm vereinigten Formen unter einem 
besonderen Speziesnamen. 

Wenn man die Spezies so weit faßt wie Brady, so geht sie 
bis in den Lias zurück und kommt lebend in allen Meeren aller 
Breiten vor bis 5000 m Tiefe. 

Lagena hexagona Williamson. 

1863. Lagena favosa Reuß (Monographie) V, 72, 73. 

1863. Lagena geometrica Reuß (Monographie) V, 74. 

1876. Lagena geometrica Reuß. Hantken (Clavulina Szaböi-Schichten) XII, 8. 

1877. Lagena mariae Karrer (Geologie d. K. F. J. - Hochquellenleitung) 
XVI, 16. 

1884. Lagena hexagona Williamson. Brady (Challenger) LVIH, 32, 33. 
1895. Lagena hexagona Will. Egger (Gazelle) X, 60. 

Das Gehäuse zeigt bimförmige Gestalt und den größten 
Breitendurchmesser in der unteren Hälfte der Längsachse und 
nimmt von da gegen die Mündung hin gleichmäßig an Breite 
ab. Die Mündung liegt auf einer spitzen Verlängerung des 
Vorderendes, welches eine glatte Oberfläche zeigt, während die 
ganze übrige Oberfläche mit den charakteristischen sechseckigen 
Feldern besetzt ist, nach denen die Spezies den Namen erhalten 
hat. Die Begrenzungslinien dieser Felder bilden aber keine 
parallelen Reihen, auch ist manchmal die sechseckige Gestalt 
verwischt. Von Bradys Abbildungen unterscheiden sich diese 
Formen durch den längeren Mündungsfortsatz. 

Lagena geometrica, die Reuß in seiner Monographie beschreibt 
und abbildet, kommt der Lagena hexagona sehr nahe. Nur zeigt 
letztere bedeutend größere Felder, die bei Reuß in Reihen stehen. 
Seine Lagena favosa dagegen nähert sich vorliegenden Formen 
wieder mehr durch die größeren Felder. Einen kleinen Unter¬ 
schied bildet die Form des Gehäuses. Die erwähnten Unterschiede 
sind wohl aber zu klein und unwesentlich, als daß man die beiden 
genannten Arten von Reuß von Lagena hexagona trennen sollte. 
Auch die Lagena geometrica, welche Hantken beschreibt, wird 
trotz ihrer etwas mehr gedrungenen Gestalt mit Lagena hexagona 
zu vereinigen sein. 

Diese Art beginnt im Tertiär und lebt gegenwärtig in allen 
Meeren bis 4200 m Tiefe. 




103 


Nodosarldae Eimer und Fickert. 

Nod 06 aria Lamarck. 

Nodosaria (Glandulina) laevigata d’Orbigny. 

1846. Glandulina laevigata d’Orbigny (Foraminiftres fossiles du bassin 
tertiaire de Vienne) I, 4, 5. 

1851. Glandulina pygmaea Reuß (Foraminiferen und Entomostraceen des 
Kreidemergels von Lemberg) II, 3. 

1856. Glandulina laevigata d’Orbigny. Neugeboren (Foraminiferen aus der 
Ordnung der Stichostegier von Ober-L^pugy) I, 3, 4. 

1866. Glandulina gracilis Reuß (Zur Fauna des Septarientones) II, 25—27. 
1866. Glandulina laevigata d’Orb. var. in fl ata Born. Reuß (Zur Fauna des 
Septarientones) II, 29—31. 

1876. Glandulina laevigata d’Orb. Hantken (Fauna der Clavulina Szaböi- 
Schicbten) IV, 7. 

1884. Nodosaria laevigata d’Orb. Brady (Challenger) LXI, 20—22. 

1895. Glandulina laevigata d’Orb. Egger (Gazelle) XI, 31. 

1902. Glandulina laevigata d’Orb. Egger (Kreidemergel) V, 31. 

Brady faßt unter diesem Namen sehr verschiedene Formen 
zusammen. Er vereinigt die Gattung Glandulina mit Nodasaria. 
Das Bezeichnendste dieser Gattung besteht darin, daß die auf¬ 
einanderfolgenden Kammern ungleich rasch an Größe zunehmen, 
daß besonders die letzte alle vorhergehenden weitaus an Größe 
übertrifft. Die letzte Kammer umfaßt */s der Länge des ganzen 
Gehäuses oder noch mehr. Die Kammerscheidewände sind nicht 
eingesenkt und äußerlich nicht deutlich wahrnehmbar. 

Diese Art beginnt in der Kreide und ist gegenwärtig nahezu 
kosmopolitisch. 

Nodosaria annulata Reuß. 

1845. Nodosaria annulata Reuß (Versteinerungen der böhmischen Kreide¬ 
formation) VIII, 4, 6, 7, XIII, 21. 

1851. Dentalina annulata Reuß (Foraminiferen und Entomostraceen des 
Kreidemergels von Lemherg) II, 13. 

1876. Dentalina communis d’Orb. var. annulata Reuß. Van den Broeck (Etüde 
sur les foraminiferes de la Barbade) II, 2. 

1889. Nodosaria annulata Reuß. Fornasini (Foraminiferi miocenici di San 
Rufillo presso Bologna) I, 10—13. 

1908. Nodosaria annulata Reuß. Egger (Mikrofauna der Kreideschichten 
des westlichen bayrischen Waldes und des Gebietes um Regensburg) 
V, 36. 

Die Formen von Wawrowitz weichen insoferne etwas von 
den Abbildungen und Beschreibungen von Reuß ab, als liier die 
Einschnürungen zwischen den einzelnen Kammern nicht so tief 



104 


und breit sind wie bei Reuß und die Scheidewände wohl als 
dunkle Ringe an der Oberfläche deutlich zu erkennen sind, aber 
nicht als Erhebungen emporragen. Die Achse des Gehäuses ist 
schwach gekrümmt. Auf diese Eigenschaft des Gehäuses baute 
man früher die Unterscheidung zwischen Nodosaria und Denta- 
lina auf. Seitdem man aber erkannt hat, daß die gradlinige 
Aneinanderreihung und die Einbiegung kein festes Merkmal 
bilden, daß einige Arten sowohl gerade als auch gebogen Vor¬ 
kommen, daß zwischen diesen beiden Eigenschaften alle möglichen 
Uebergänge Vorkommen, so daß es oft schwer ist zu entscheiden, 
ob man es mit einer geraden oder gebogenen Form zu tun hat, 
hat man diese Unterscheidung aufgegeben und rechnet gegen¬ 
wärtig meistens nur mehr mit Nodosaria. Die Höhe der Kammern 
wird bei vorliegender Art oft von ihrer Breite üb er troffen. Die 
Anfangskammer zeigt bei manchen Exemplaren einen kleinen 
Fortsatz. Mit Fornasinis Abbildungen stimmt die Eigenart 
vorliegender Tiere überein, oft beträchtliche Sprünge in der 
Größe der Kammern zu zeigen. Auf eine Kammer von bedeu¬ 
tender Größe folgt oft eine bedeutend kleinere und von dieser 
angefangeu nehmen die Kammern wieder regelmäßig an Größe 
bis zur Endkammer zu. Der Größenunterschied zeigt sich nicht 
so sehr in der Länge der Kammern als vielmehr in ihrem 
Breitenunterschiede. 

Diese Art_ ist jedenfalls nahe verwandt mit Dentalina 
approximata Reuß (Hantken: Fauna der Clavulina Szaböi- 
Schichten III, 5; Reuß: Fauna des Septarientones II, 22) und 
ebenso mit Nodosaria consobrina var. emaciata Reuß (Brady: 
Challenger LX1I, 25, 26; Reuß : Zur Fauna des Septarientones II, 
12, 13; Reuß: Ueber die fossilen Foraminiferen und Entomos- 
traceen der Septarientone der Umgebung von Berlin III, 9). 

Eine auffallende Erscheinung zeigt sich bei dieser Spezies. 
Neben den regelmäßig runden Mündungen trifft man sehr häufig 
Mündungen von halbmondförmiger Gestalt. Eine ähnliche 
Beobachtung finde ich bei Rzehak (Annalen des naturhistorischen 
Hofmuseums X, Seite 220) verzeichnet. Er beschreibt dort eine 
Glandulina laevigata d’Orb. var. chilostoma VII, 6, die ebenfalls 
eine halbmondförmige Mündung besitzt. Er erwähnt dort ferner, 
daß sich halbmondförmige Mündungen bei gewissen Nodosarien, 
die in der Kreide (Lingulina nodosaria Reuß), im Eozän (Lingu- 
lina tuberosa Gümb.) und im jüngeren Tertiär (Lingulina 



105 


rotundata d’Orb.) Vorkommen, nicht gerade selten finden. Rzehak 
möchte für die glatten Nodosarien mit halbmondförmiger Mündung 
den Namen Nodosarella als ein besonderes Subgenus vorschlagen. 
Ueberhaupt bespricht Rzehak an jener erwähnten Stelle recht 
ausführlich das Verhalten dieser Formen mit halbmondförmiger 
Mündung. 

Nodosaria soluta Reuß. 

1851. Dentalina soluta Reuß (Ueber die fossilen Foraminiferen und 
Eutomostr. der Septarientone der Umgebung von Berlin) III, 4. 

1866. Nodosaria (Dentalina) soluta Reuß (Zur Fauna des Septarien- 
tones) II, 4—8. 

1866. Nodosaria (Dentalina) grandis Reuß (Zur Fauna des Septarien» 
tones) I, 26—28. 

1876. Dentalina soluta Reuß. Hantken (Fauna der Clavulina-Szaböi- 
Scliichten) III, 2. 

1884- Nodosaria soluta Reuß. Brady (Challenger) XLII, 13—16. 

1889. Nodosaria soluta Reuß. Fornasini (Foraminiferi miocenici di San 
Rufillo presso Bologna) I, 8. 

1890. Nodosaria soluta Reuß. Haeusler 'Monographie der Foraminiferen 
der Transversariuszone) XIV, 13, 23. 

1902. Nodosaria soluta Reuß. Egger (Kreidemergel) VI, 23. 

1905. Nodosaria soluta Reuß. Bagg (Miocene Foraminifera from the 
Monterey shale of California) V, 11. 

1912. Nodosaria soluta Reuß. Bagg (Pliocene and pleistoeene foraminifera 
from Southern California) XV, 2 ab, XVI, 7. 

Diese Art steht im allgemeinen der Nodosaria consobrina 
ziemlich nahe, unterscheidet sich aber von ihr durch die an den 
Scheidewänden stärker eingeschnürten Kammern, durch die 
ungleiche Größe der Kammern und den deutlichen Stachel am 
Anfang der ersten Kammer. Während Brady alle seine Nod. 
soluta mit einer Strahlenmündung abbildet, findet sich bei anderen 
Autoren wie Reuß (Zur Fauna des Septarientones) II, 5, 8; 
Reuß (Ueber die fossilen Foraminiferen und Entomostraceen der 
Septarientone der Umgebung von Berlin) III, 4; Fornasini 
(Foraminiferi miocenici di San Rufillo presso Bologna) 8 die 
Mündung rund und ohne Strahlen beschrieben. Reuß bemerkt 
in seiner Arbeit „Ueber die fossilen Foraminiferen und Ento¬ 
mostraceen der Septarientone der Umgebung von Berlin“, S. 60: 
„Die letzte Kammer verschmälert sich allmählich zu einer kurzen, 
dünnen Röhre, welche die nackte Mündung trägt“. Ich fand bei 
den meisten Exemplaren die Wahrnehmung von Reuß und den 
übrigen erwähnten Autoren bestätigt. Es finden sich allerdings 



106 


auch Individuen mit Strahlenmündung, welche sich nur durch 
dieses eine Merkmal von den anderen unterscheiden. Außerdem 
kommen auch Formen mit gestreifter Oberfläche vor, wie sie 
Brady LXIV, 28, abbildet. Die Längsstreifung ist aber nur 
ganz schwach angedeutet und ist hier nicht nur auf den hinteren 
Teil der Kammern beschränkt wie bei Brady, sondern die ganze 
Oberfläche zeigt sich gestreift. 

Hierher ist auch eine sonderbare Form zu stellen, welche 
ich als eine Abnormität von Nodosaria soluta auffasse. Die Form 
der Kammern und der Mündung ist dieselbe wie bei einer 
typischen Nodosaria soluta. Die Kammern sind aber hier nicht 
in einer Geraden angeordnet, auch nicht nach einer gekrümmten 
Achse, sondern ganz regellos. Die Scheidewände sind abwechselnd 
schief gestellt. Das Gehäuse zeigt eine schmutzig rotbraune Farbe 
und ist auch in Canadabalsam vollständig undurchsichtig. 

Die geologische Verbreitung dieser Art erstreckt sich von 
der Kreide bis zur Gegenwart und rezent lebt sie nach Brady 
im Atlantischen Ozean und im Süd-Pacific in Tiefen von 500 bis 
2400 m. 

Nodosaria consobrina d’Orbigny. 

1846. Dentalina consobrina d’Orbigny (Foraminif&res fossiles da bassin 
tertiaire de Vienne) II, 1—3. 

1856. Dentalina Haidingeri Neugeboren. Neugeboren (Foraminiferen aus 
der Ordnung der Stichostegier) III, 12. 

1856. Dentaliua consobrina d’Orb. Neugeboren (Foraminiferen aus der 
Ordnung der Stichostegier) III, 15. 

1856. Dentalina Reußi Neugeboren (Foraminiferen aus der Ordnung der 
Stichostegier) III, 17. 

1856. Dentalina abbreviata Neugeboren (Foraminiferen aus der Ordnung 
der Stichostegier) III, 18. 

1876. Dentalina consobrina d’Orb. Hantken (Fauna der Clavulina Szaböi- 
Schichten) III, 3, 10. 

1884. Nodosaria consobrina d’Orb. Brady (Challenger) LXII, 23, 24. 

1885. Nodosaria consobriaa d’Orb. Egger (Gazelle) XI, 2, 7, 13. 

1902. Nodosaria consobrina d’Orb. Egger (Kreidemergel) V, 44, VI, 31, 32, 
33, 36. 

1905. Nodosaria consobrina d’Orb. Bagg (Miocene foraminifera from the 
Monterey shale of California) V, 3. 

1908. Nodosaria consobrina d’Orb. Egger (Mikrofauna der Kreideschichten 
des westlichen bayrischen Waldes und des Gebietes um Regensburg) 
V, 27. 

1912. Nodosaria consobrina d’Orb. Bagg (Pliocene and pleistocene forami¬ 
nifera from Southern California) XV, 5 a—d. 



107 


Diese schon so oft und erschöpfend beschriebene Art 
stimmt genau mit den guten vorhandenen Abbildungen und 
Beschreibungen tiberein. Die von Neugeboren als besondere Arten 
beschriebenen Dentalina Haidingeri, Dentalina Reußi, Dentalina 
abbreviata sind am besten mit Nodosaria consobrina zu vereinigen, 
da die Unterschiede zu unwesentlich sind, um die Aufstellung 
einer neuen Art zu rechtfertigen. 

Diese Art beginnt nach Brady in der Kreide und lebt gegen¬ 
wärtig im nördlichen und südlichen Atlantischen und im südlichen 
Stillen Ozean bis zu 2500 m Tiefe. 

Nodosaria pyrula d'Orbigny. 

1846. Nodosaria Mariae d’Orbigny (Foraminifferes fossiles du bassin tertiaire 
de Vienne) I, 15, 16. 

1846- Nodosaria rugoSa d’Orbigny (Bassin tertiaire de Vienne) I, 20, 23. 
1866. Nodosaria pyrula d’Orb. Schwager (Fossile Foraminiferen von Kar 
Nikobar) V, 38. 

1884. Nodosaria pyrula d’Orb. Brady (Challenger) LXII, 10—12. 

1890. Nodosaria pyrula d’Orb. Haeusler (Monographie der Foraminiferen der 
Transversarius-Zone) XIV, 19. 

1895. Nodosaria pyrula d’Orb. Egger (Gazelle) XI, 14, 15. 

Es sind von dieser Art nur Bruchstücke erhalten. Wegen 
des zarten Gehäuses ist dies leicht erklärlich. d’Orbignys Nodo¬ 
saria Mariae und Nodosaria rugosa stimmen mit Nodosaria pyrula 
überein, nur sind hier die Kammern noch mehr in die Länge 
gestreckt als bei d’Orbigny. Es gibt verschiedene Uebergänge. 
Es kommen Formen vor, bei denen die einzelnen Kammern fast 
rundliche Gestalt haben und die langen, dünnen Verbindungs¬ 
stücke plötzlich ohne Uebergang aus den runden Kammern 
beginnen, neben Formen, bei welchen die länglichen Kammern 
allmählich in das ausgezogene Verbindungsstück übergehen. Einige 
zeigen ein langes Verbindungsstück, andere wieder ein kurzes. 

Nach Brady beginnt Nodosaria pyrula im Londonton und 
kommt rezent vor bei Frankreich, Belgien, England, im Mittel¬ 
meer im südlichen und nördlichen Stillen und im nördlichen 
Atlantischen Ozean bis 1200 m Tiefe. 

Nodosaria longiscata d’Orbigny. 

1846. Nodosaria longiscata d’Orbigny (Bassin tertiaire de Vienne) I, 10, 12. 
1851. Nodosaria Ewaldi d’Orb. Eeuß (Ueber die fossilen Foraminiferen und 
Entomostraceen der Septarientone der Umgebung von Berlin) III, 2. 



1866. Nodosaria (Dentalina) exilis Neugeb. Reuß (Zur Fauna de« Septarien- 
tones) II, 17. 

1866. Nodosaria Ewaldi Reuß (Zur Fauna des Septarientones) II, 18. 

1890. Nodosaria longiscata d’Orb. Haeusler (Transversarius-Zone) XIII, 
71—76, XIV 11, 12. 

Es finden sich auch von dieser Art nur Bruchstücke des 
Gehäuses, meistens einzelne Kammern. Wegen des überaus zarten 
Gehäuses zerbricht sie sehr leicht. Sie ist von den anderen Arten 
sehr leicht dadurch zu unterscheiden, daß die Länge der 
Kammern die Breite derselben weit übertrifft, etwa um das 

10 fache. End- und Anfangskammer sind hier nicht erhalten. 

Schwagers Nodosaria arundinea (Fossile Foraminiferen von 
Kar Nikobar) V, 43, 44, 45 ist mit Nodosaria longiscata nahe 
verwandt. Schwager sagt, die Aehnlichkeit zwischen beiden Arten 
sei so groß, „daß man wohl im Zweifel sein kann, ob eine 
Trennung der beiden gerechtfertigt sei.“ Doch sei sie von 

Nodosaria longiscata dadurch unterschieden, daß ihre Enden nie 
so scharf und plötzlich nach unten abfallen, wie es bei dieser 
der Fall ist. Diese Eigentümlichkeit war es auch, die mich 
bewog, vorliegende Exemplare nicht zu Nodosaria arundinea zu 
stellen, sondern zu Nodosaria longiscata. Haeuslers Nodosaria 
longiscata zeigt bedeutend stärker aufgeblühte Kammern, so daß 
sich hier ein Vergleich schwer ziehen läßt. Dagegen zeigt die 

von Reuß abgebildete Nodosaria exilis eine sehr große Aehnlich¬ 

keit mit Nodosaria longiscata. Reuß selbst bemerkt darüber: „Sie 
ist mit der Nodosaria longiscata d’Orb. sehr verwandt und viel¬ 
leicht damit identisch.“ Nodosaria Ewaldi Reuß ist ebenfalls mit 
Nodosaria longiscata nahe verwandt, unterscheidet sich aber nach 
Reuß von ihr durch die Beschaffenheit der Oeffnung, die aber bei 
vorliegenden Exemplaren nicht erhalten ist. 

Kommt fossil schon im Jura vor und ist rezent nicht 
bekannt. 

Nodosaria Simplex Silvestri. 

1884. Nodosaria simplex Silvestri. Brady (Challenger) LXII, 4, 5, 6. 

1895. Nodosaria simplex Silvestri. Egger (Gazelle) XI, 6. 

1902. Nodosaria simplex Silvestri. Egger (Kreidemergel) V, 35. 

Diese Art besteht nur aus zwei langgestreckten Kammern. 
Die erste setzt sich nach rückwärts in einen Stachel fort und 
verschmälert sich gegen das Hinterende hin allmählich, so daß 
die zugespitzte Kammer unmerklich in den Stachel übergeht, 



109 


ähnlich wie es Brady bei Fig. 5 abbildet. Die Endkammer trägt 
auf einem langen dünnen Fortsatze die runde Mündung. In 
Canadabalsam ist das ganze Gehäuse sehr schön durchsichtig. 

Eine gewisse, wenn auch nicht weitgehende Aehnlichkeit 
mit Nodosaria calomorpha Reuß (Zur Fauna des Septarientones) 
I, 19 ist nicht zu verkennen. Mit Bradys Abbildungen der 
Nodosaria calomorpha ist Nodosaria simplex nicht zu vergleichen. 

Sie beginnt im Tertiär und kommt gegenwärtig bei den 
Ki-Inseln bei Neu-Seeland bis 500 m Tiefe vor. 

Nodosaria inornata d’Orbigny. 

1846. Dentalina inornata d’Orbigny (Bassin tertiaire de Vienne) I, 50, 51. 

Brady vereinigt diese Art mit der Nodosaria communis. Ich 
möchte diese Vereinigung nicht aufrecht halten. Denn es sind 
doch bedeutende Unterschiede vorhanden. Bei Nodosaria inornata 
sind die Kammern deutlich voneinander abgesetzt, durch vertiefte 
Nähte voneinander getrennt, während sie bei Nodosaria communis 
fast ohne Einschnürung an den Scheidewänden aneinander gereiht 
sind. Bei Nodosaria inornata ist die Mündung rund, ohne Strahlen, 
bei Nodosaria communis ist sie eine deutliche Strahlenmtindung. 
Letztere Art zeigt mehr zylindrisch geformte Kammern, Nodosaria 
inornata besitzt kugelige Kammern. Beiden Arten sind die schief 
gestellten Kammerscheidewände gemeinsam. 

Nodosaria inornata hat zahlreiche Verwandte unter den 
übrigen Arten. Schon d’Orbigny hebt die Aehnlichkeit mit 
Dentalina badensis hervor. Nodosaria filiformis d’Orbigny gehört 
auch in den Kreis der ähnlichen Formen. Auch Nodosaria 
Roemeri Neugeboren zählt hiezu. 

Nodosaria Adolphina d’Orbigny. 

1846. Dentalina Adolphina d’Orbigny (Bassin tertiaire de Vienne) II, 18—20. 
1856. Dentalina Adolphina d’Orb. Neugeboren (Foraminiferen aus der 
Ordnung der Stich ostegier) IV, 8 ab. 

1856. Dentalina ornata Neugeboren (Foraminiferen aus der Ordnung der 
Stichostegier) IV, 9 ab. 

1900. Nodosaria Adolphina d’Orb. var. armata Schubert (Ueber die Fora¬ 
miniferenfauna und Verbreitung des nordmährischen Miozäntegels) 

II, 1. 

Die Achse des Gehäuses ist gerade; die kurzen Längs¬ 
rippen (etwa 6 an der Zahl) auf der Kammeroberfläche laufen 



110 


an den gegen die Anfangskammer gerichteten Teile der Kammern 
in Stacheln aus. Die Mündung ist rund und sitzt auf der End¬ 
kammer selbst, nicht auf einer Verlängerung derselben. Neben 
diesen typischen Formen zeigen sich wieder andere mit ziemlich 
zahlreichen Längsstreifen, Formen mit sanft gebogener Haupt¬ 
achse, Formen, bei denen die Längsrippen auf der Kammer¬ 
oberfläche sehr kurz ausgebildet sind, während sie bei anderen 
wieder länger sind. 

Diese Art ist nahe verwandt mit Nodosaria lepidula 
Schwager (Fossile Foraminiferen von Kar Nikobar) V, 28. Die 
Anfangskammer ist bei letzterer aber anders ausgebildet. Schwager 
bemerkt, daß seine Nodosaria lepidula einen großen Formenkreis 
umschließt und zahlreiche Varietäten aufweist. Dentalina ornata 
Neugeboren zeigt große Verwandtschaft mit Dentalina Adolphina, 
nach Neugeborene Ansicht aber muß sie von Dentalina Adolphina 
getrennt werden, da sie sich von derselben auf das Bestimmteste 
dadurch unterscheide, daß die ersten Kammern vollkommen 
zylindrisch und die Nähte mit Dornen besetzt sind. Schubert 
bildet eine Nodosaria Adolphina ab, die er deshalb, weil sie auch 
auf den Zwischenstücken Dornen trägt, als Nodosaria Adolphina 
var. armata bezeichnet. 

Nodosaria Adolphina findet sich fossil im Neogen. 

Nodosaria latejugata Gümbel. 

1870. Nodosaria latejugata Gümbel (Beiträge zur Foraminiferenfauna der 

Nordalpinen Eozängebilde) I, 32. 

1876. Nodosaria latejugata Gümbel. Hantken (Fauna der Clavulina Szaböi- 

Schichten) II, 6 abc. 

Diese Art besteht aus vier Kammern, welche durch keine 
tiefen Scheidewände getrennt sind. Die Oberfläche ist von 7—12 
stark hervortretenden Rippen überzogen, welche auf der ersten 
Kammer zahlreicher sind als auf den folgenden. Die Anfangs¬ 
kammer übertrifft alle anderen an Größe und ist mit einem 
Stachel versehen. Die Endkammer trägt auf einem kleinen 
Vorsprung die von Strahlen umgebene Mündung. 

Eine Aehnlichkeit mit Nodosaria bacilloides Hantk. (Fauna 
der Clavulina Szaböi-Schichten) II, 8, ist bei dieser Art nicht zu 
verkennen. Auch mit Nodosaria Maximiliana Gümbel (Beiträge 
zur Foraminiferenfauna der Nordalpinen Eozängebilde) I, 31 ist 
Nod. latejugata verwandt, unterscheidet sich aber von ihr nach 



111 


Gtimbels Beobachtungen durch die geringere Größe, durch ihre 
größere Embryonalkammer und tiefere Einschnürungen. Nodosaria 
latejugata fällt leicht in die Augen durch ihre verhältnismäßig 
riesigen Dimensionen. 

Nodosaria hispida d’Orbigny. 

1846. Nodosaria hispida d’Orbigny (Bassin tertiaire de Vienne) I, 24, 25 
1846. Nodosaria acnleata d’Orbigny (Bassin tertiaire de Vienne) I, 26, 27. 
1846. Dentalina floscula d’Orbigny (Bassin tertiaire de Vienne) II, 16, 17. 
1851. Nodosaria conspurcata Reuß (Ueber die fossilen Foraminiferen und 
Entom. der Septarientone der Umgebung von Berlin) m, 3. 

1866. Nodosaria hispida Schwager (Fossile Foraminiferen von Kar 
Nikobar) VI, 65. 

1876. Dentalina setosa Hantken (Fauna der Clavulina Szaböi-Sehichten) 
XIII, 9. 

1884. Nodosaria hispida d’Orbigny. Brady (Challenger) LXUI, 10—16. 
1890. Nodosaria hispida d’Orbigny. Haeusler (Monographie der Foramini¬ 
feren der Transversariuszone) XIV, 15. 

1895. Nodosaria hispida d’Orbigny. Egger (Gazelle) XI, 16. 

1902. Nodosaria hispida d’Orbigny. Egger (Kreidemergel) VIII, 11. 

1908. Nodosaria hispida d’Orbigny. Egger (Mikrofauna der Kreideschichten 
des westl. bayr. Waldes und des Geb. um Regensburg) VIII, 13. 

Neben Individuen mit zahlreichen Kammern finden sich 
auch solche, die nur aus zwei Kammern bestehen. Brady hält 
solche Formen für Jugendformen oder in der Entwicklung zurück¬ 
gebliebene Tiere. Die meisten Exemplare mit zahlreichen 
Kammern zeigen die Merkmale der typischen Nodosaria hispida, 
doch kommen auch zahlreiche Uebergangsformen vor. Auch 
Individuen ohne kragenförmigen Fortsatz auf der letzten Kammer 
finden sich. Die Oberfläche ist bald mit kleinen in Reihen ange¬ 
ordneten Knötchen besetzt, bald zeigen sich Andeutungen einer 
Längsstreifung, immer aber finden sich kleine Stacheln auf der 
Oberfläche. 

Nodosaria conspurcata Reuß scheint mit Nodosaria hispida 
nahe verwandt zu sein, nur sind dort die Scheidewände nicht so 
tief eingeschnitten. Nodosaria aculcata unterscheidet sich bei 
d’Orbigny nur durch die enger aneinander gereihten Kammern 
und Dentalina floscula durch die etwas gekrümmte Hauptachse- 
Schwagers Nodosaria hispida weicht von jener von d’Orbigny 
etwas ab. Bei Schwager schließen nämlich die Kammern eng 
aneinander, während sie bei der typischen Nodosaria hispida 
immer deutlich voneinander abgesetzt sind und häufig ein länger 



112 


ausgezogenes Zwischenstück zwischen den Kammern erkennen 
lassen. Auch bei Dentalina setosa bildet das zuletzt erwähnte 
Merkmal einen kleinen Unterschied. 

Diese Art beginnt im Lias und kommt nach Brady im nörd¬ 
lichen und südlichen Atlantischen und im Stillen Ozean vor bis 
800 m Tiefe. Sie ist auch aus dem Mittelmeere bekannt. 


Nodosaria catenulata Brady. 

1884. Nodosaria catenulata Brady (Challenger) LXIII, 32—33. 

Die Längsrippen sind hier noch deutlicher und ragen noch 
höher über die Schalenoberfläche empor als bei Brady. Er 
bemerkt, vielleicht sei seine Nodosaria catenulata nur eine Varietät 
von Nod. vertebralis Bätsch. Die vorliegenden Exemplare könnte 
man mit Nodosaria vertebralis nicht näher in Beziehung bringen, 
denn dagegen spricht die Form der Kammern und die Art der 
Abgrenzung der einzelnen Kammern. Auch mit keiner ändern 
bisher beschriebenen Art könnte man sie vergleichen. 

Diese Art wurde von der Challenger-Expedition bei den 
Philippinen und in der Torresstraße bis 182 m Tiefe gefunden. 

Nodosaria proxima Silvestri. 

1876. Nodosaria crassa Hantken (Fauna der Clavulina Szaböi-Schichten) 
XIII, 4. 

1884. Nodosaria proxima Silvestri. Brady (Challenger) LXIV, 15. 

Sie besteht nur aus zwei Kammern, die durch eine tiefe 
Einschnürung von einander getrennt sind. Die Oberfläche ist 
mit Rippen bedeckt. Eine Drehung derselben, wie sie Brady 
abbildet, konnte ich nicht bemerken. Die Anfangskammer zeigt 
rundliche Gestalt und trägt eine Stachelspitze, die letzte Kammer 
ist in einen langen, dünnen Fortsatz ausgezogen, welcher die 
Mündung trägt. 

Diese Art ist jedenfalls sehr eng mit Nodosaria crassa 
Hantken verwandt, so daß vielleicht eine Vereinigung beider 
Arten angezeigt wäre. 

Nodosaria proxima kommt nach Brady vor bei den Azoren, 
Tristan d’Acunha, in der Torresstraße, bei den Philippinen und 
den Korallenriffen von Honolulo bis 200 m Tiefe. 




113 


Opisto-Dischistidae Eimer und Fickert. 

Bigenerina d’Orbigny. 

Bigenerina agglutinans d’Orbigny. 

1846. Bigenerina agglutinans d’Orbigny (Bassin tertiaire de Vienne) 
XIV, 8-10. 

Die anfangs zweireihig angeordneten Kammern gehen unge¬ 
fähr in der Mitte des Gehäuses in die einreihige Anordnung 
über. Aber auch die einreihig angeordneten Kammern folgen 
nicht regelmäßig nodosarienartig aufeinander, sondern zeigen eine 
alternierende Anordnung. Darin weicht vorliegendes Exemplar 
von der Abbildung d’Orbignys ab. Dort zeigen sich die End¬ 
kammern geradlinig angeordnet. Wenn man sich von der 
Anordnung der Endkammern leiten, ließe, würde man vorliegendes 
Exemplar unbedenklich zu Pleurostomella und zwar Pleurosto¬ 
mella jurassica Haeusler (Transversariuszone) XII, 14—22 stellen. 
Nun ist aber Haeusler selbst im Zweifel, ob die Abtrennung 
dieser Form von den Bigenerinen wirklich gerechtfertigt ist. Er 
sagt: „In diese eigentümliche Gattung müssen wahrscheinlich die 
leider sehr seltenen und schlecht erhaltenen textularia- und 
bigenerina-ähnlichen Formen gestellt werden. Die Zahl und 
Form der Kammern sowie die Stellung sind an jedem Exemplar 
verschieden, dennoch glaube ich, daß diese alle eine einzige Art 
bilden, die vorläufig als Pleurostomella jurassica bezeichnet 
werden kann.“ Er führt diese Art unter Fragezeichen an. Ich 
möchte das mir vorliegende Exemplar als eine Bigenerina aggluti¬ 
nans betrachten, die von der gewöhnlichen Form insoferne etwas 
abweicht, als die Suturen des einreihigen Teiles abwechselnd 
schief gestellt sind. Brady vereinigt die Bigenerina agglutinans 
mit Bigenerina nodosaria. Eine sehr weitgehende Aehnlichkeit 
zwischen beiden ist jedenfalls vorhanden. 

Disctllstldae Eimer und Fickert. 

Textularia Defrance. 

Textularia carinata d’Orbigny. 

1846. Textularia carinata d’Orbigny (Bassin tertiaire de Vienne) XIV, 32—34. 
1851. Textularia lacera Reuß (Ueber die fossilen Foraminiferen und Ento- 
mostraceen der Septarientone der Umgebung von Berlin) VI, 54. 
1876. Textularia carinata d’Orb. Hantken (Fauna der Clavulina Szabdi- 
Schichten) VII, 8. 

Verhandlungen des naturf Vereine? in Brünn. LIV. Band. g 



114 


1881. Textularia carinata d’Orb. Brady (Challenger) XLII, 15, 16. 

1895. Textularia carinata d’Orb. Egger (Gazelle) VI, 39—41. 

1904. Textularia carinata d’Orb. Bagg Foraminifera (Maryland geological 
survey) CXXXII, 10. 

Diese häufige und schon oft beschriebene Art stimmt voll¬ 
ständig mit den vorhandenen Abbildungen und Beschreibungen 
überein. 

Sie beginnt fossil im Eozän und wurde von der Challenger- 
Expedition bei den Philippinen gefunden. d’Orbigny und Parker 
fanden sie im Adriatischen Meere. 

Textularia gramen d’Orbigny. 

1846. Textularia gramen d’Orbigny (Bassin tertiaire de Vienne) XV, 4 — 6. 
1884. Textularia gramen d'Orb. Brady (Challenger) XLIII, 8, 9. 

1895. Textularia gramen d’Orb. Egger (Gazelle) VI, 24—26. 

1902. Textularia gramen d’Orb. Egger (Kreidemergel) II, 27, 28. 

Die Kammern sind in der Mitte (Hauptachse) fast ebenso 
dick wie am Rande und sind schief gestellt. Brady vereinigt mit 
dieser Art auch die Textularia abbreviata d’Orb. und Textularia 
Haueri d’Orb. (Foraminiferes fossiles du bassin tertiaire de Vienne) 
XV, 7—12, 13—15. Sie unterscheiden sich nach ihm nur durch 
kleine Modifikationen des Umrisses. 

Brady führt diese Art als in fast allen Meeren lebend an, 
und zwar kommt sie häufiger im seichten als im tiefen Wasser vor. 

Opisto-Trischistidae Eimer und Fickert. 
Gaudryina d’Orbigny. 

Gaudryina siphonella Reuß. 

1851. Gaudryina siphonella Reuß (Ueber die fossilen Foraminiferen und 
Entomostraceen der Septarientone der Umgebung von Berlin) V, 41, 42. 
1884. Gaudryina siphonella Reuß. Brady (Challenger) XLVI, 17—19. 

1876. Gaudryina siphonella Reuß. Hantken (Fauna der Clavulina Szabbi- 
Schichten) I, 3. 

Das Charakteristische für diese Gattung besteht in dem 
anfangs dreireihigen, später zweireihigen Kammeraufbau. Die letzte. 
Kammer trägt auf einer kurzen dünnen Röhre die Mündung. Wie 
Reuß in seiner ausführlichen Beschreibung dieser Art erwähnt, 
soll die Mündung bei den Gaudryinen eine einfache Querspalte 
sein. Aber schon bei den ihm vorliegenden Gaudryinen ist sie 
nicht so beschaffen, sondern liegt auf einer röhrenförmigen 



115 


Verlängerung. Er führt schon einige Arten an, welche einen 
Uebergang bilden zwischen den Gaudryinen mit röhrenförmiger 
und jenen mit spaltförmiger Mündung. Ich fand in den Proben 
von Wawrowitz Tiere mit runder Mündung ohne röhrenförmige 
Verlängerung und Tiere mit ziemlich langer Röhre auf der letzten 
Kammer. Auch solche mit ganz kurzer Röhre kommen vor. 

Diese Art beginnt nach Brady fossil in der Kreide und lebt 
gegenwärtig im nördlichen und südlichen Atlantischen und nörd¬ 
lichen und südlichen Stillen Ozean bis 7000 m Tiefe. Sie scheint 
tieferes Wasser vorzuziehen. 

Buliminldae Eimer und Fickert. 

Bulimina d’Orbigny. 

Bulimina elongata d’Orbigny. 

1846. Bulimina elongata d’Orbigny (Bassin tertiaire de Vienne) XI, 19, 20. 
1851. Bulimina imbricata Reuß (Foraminiferen und Entomostraceen des 
Kreidemergels von Lemberg) IV, 7. 

1884. Bulimina elongata d’Orb. Brady (Challenger) LI, 1, 2. 

1895. Bulimina elongata d’Orb. Egger (Gazelle) VIII, 105, 106, 75, 76. 

1905. Bulimina elongata d’Orb. Bagg (Miocene foraminifera from the 
Monterey shale of California) II, 5. 

Neben typischen Vertretern der Bulimina elongata kommen 
zahlreiche Formen vor, welche den Uebergang zu Bulimina 
ovata vermitteln, Formen, die der Abbildung 2 bei Brady ent¬ 
sprechen. Der Längsdurchmesser übertrifft bei diesen Exemplaren 
nicht so bedeutend den Breitendurchmesser wie bei der typischen 
Bulimina elongata. Kleine Stacheln auf den ersten Kammern sind 
auch hier vorhanden. Bulimina imbricata Reuß steht dieser Art 
sehr nahe. 

Sie beginnt in der Kreide und lebt gegenwärtig im nörd¬ 
lichen und südlichen Atlantischen Ozean bis 2600 m Tiefe. 

Bulimina inflata Seguenza. 

1866. Bulimina inflata Schwager (Fossile Foraminiferen von Kar Nikobar) 

VII, 91. 

1884. Bulimina inflata Seguenza. Brady (Challenger) LI, 10—13. 

1895. Bulimina inflata Seguenza, Egger (Gazelle) VIII, 85. 

Bulimina inflata bildet mit ihren gerippten unteren Kammern 
und den Stacheln am Kammerrande einen Uebergang zwischen 
Bulimina aculeata, welche nur Stacheln an den unteren Kammern 

8 * 



116 


trägt, und Bulimina buehiana, deren Oberfläche der unteren Kammern 
nur Rippen zeigt. Ks Anden sich bei vorliegender Art Formen, 
wo Rippen und Stacheln sehr deutlich ausgeprägt sind und stark 
hervorspringen neben Formen mit weniger deutlich ausgebildeten 
Rippen und Stacheln. Von den zarten Knötchen, mit denen nach 
Egger die Oberfläche der größeren Kammern besetzt ist, konnte 
ich nichts bemerken. Durch ihre Rippen und Stacheln bildet diese 
Art eine leicht auffallende Form unter den Buliminen. 

Sie beginnt im Tertiär und Andet sich im nördlichen und 
südlichen Atlantischen und Stillen Ozean von 180—4400 m Tiefe. 

Polymorphina d’Orbigny. 

Polymorphina elegantissima Parker und Jones. 

1884. Polymorphina elegantissima Parker und Jones. Brady (Challenger) 
LXXII, 12—15. 

1895. Polymorphina elegantissima Parker und Jones. Egger (Gazelle) IX, 16. 
1904. Polymorphina elegantissima Parker und Jones. Bagg (Foraminifera) 
CXXXI1I, 3. 

Brady vereinigt als Polymorphina einige von verschiedenen 
Autoren getrennte Formen wie: Polymorphina, Guttulina, Pyrulina 
wegen der Unbeständigkeit der Unterscheidungsmerkmale dieser 
Gattungen. Als Polymorphina im engeren Sinne werden von ihm 
die mehr zweireihig sich aufbauenden Formen aufgefaßt. 

Das Gehäuse zeigt eiförmige Gestalt und dreieckigen Quer¬ 
schnitt. Die Kammerscheidewände laufen zum großen Teile dem 
Rande parallel. Von der Vorderansicht erblickt man je eine 
Kammer am Rande und zwei in der Mitte, also im ganzen vier. 
Die von einem Strahlenkränze umgebene Mündung liegt am 
zugespitzten Ende des Gehäuses. 

Brady hält die von Reuß als Polymorphina problema var. 
deltoidea, Polymorphina anceps (Zur Fauna des Septarientones 
IV, 8—11) für identisch mit. Polymorphina elegantissima. In den 
Proben von Wawrowitz fand sich auch ein Exemplar, welches 
eine Zwischenform zwischen Polymorphina elegantissima und Poly¬ 
morphina Seguenzana Brady (Challenger) LXXII, 16,17 darstellt. 
Mit letzterer hat es die Eigenschaft gemein, daß man nur drei 
Kammern erblicken kann, nämlich je eine am Rande und eine 
in der Mitte. Dagegen zeigt dieses Exemplar aber nicht die 
unten zugespitzte Gestalt der Polymorphina seguenzana, auch ist 
es nicht so schlank wie diese. Das Gehäuse ist hier wie bei der 



117 


typischen Polymorphina elegantissima unten breiter und wird gegen 
die Mündung hin immer schmäler. 

Sie lebt an den Küsten von Australien, des Stillen Ozeans, 
der Ki-Inseln in der Tiefe von 12 — 1000 nt. 

Polymorphina oblonga d’Orbigny. 

1846. Polymorphina oblonga d’Orbigny (Bassin tertiaire de Vienne) 
XII, 29—31. 

1884. Polymorphina oblonga d’Orb. Brady (Challenger) LXXIII, 2—4. 
1895. Polymorphina oblonga d’Orb. Egger (Gazelle) IX, 9, 10, 24, XI, 53, 54. 
1912. Polymorphina oblonga d’Orb. Bagg (Pliocene and pleistocene fora- 
minifera from Southern California) XX, 10—12. 

Das Gehäuse ist nicht so schlank und stark in die Länge 
gestreckt wie bei d’Orbigny. Seine Guttulina problema XII, 26, 28 
ist mit Polymorphina oblonga sehr nahe verwandt, wenn sie auch 
etwas gedrungener ist. Polymorphina oblonga steht zwischen 
Polymorphina problema d’Orb. und Polymorphina compressa d’Orb. 

Uvigerina d’Orbigny. 

Uvigerina pygmaea d’Orbigny. 

3846. Uvigerina pygmaea d’Orbigny (Foraminiferes fossiles du bassin ter¬ 
tiaire de Vienne) XI, 25, 26. 

1876. Uvigerina pygmaea d’Orb. Hantken (Fauna der Clavulina Szaböi- 
Schiehten) VII, 4. 

1884. Uvigerina pygmaea d’Orb. Brady (Challenger) LXXIV, 11—14. 

1895. Uvigerina pygmaea d’Orb. Egger (Gazelle) IX, 42. 

1904. Uvigerina pygmaea d’Orb. Bagg (Foraminifera) CXXXIII, 9. 

1905. Uvigerina pygmaea d’Orb. Bagg (Miocene foraminifera from the 
Monterey shale of California) VII, 2. 

1912. Uvigerina pygmaea d’Orb. Bagg (Pliocene and pleistocene fora¬ 
minifera from Southern California) XXII, 3 ab. 

Diese fossil und rezent überaus häufige Art stimmt mit 
den zahlreichen Abbildungen und Beschreibungen vollständig 
überein. 

Manche Formen zeigen ungefähr in der Mitte des Gehäuses 
eine Knickung der Hauptachse, so daß die beiden Hälften einen 
sehr stumpfen Winkel miteinander einschließen. Eine ähnliche 
Erscheinung bildet Brady bei der Uvigerina brunnensis Karrer 
(Challenger LXXV ; 5 ab) ab. Der Bau des Gehäuses wechselt, 
bald ist es gedrungen, bald wieder langgestreckt. Es bilden sich 
auch zahlreiche Formen, welche sich der Polymorphina regnia 



118 


Parker und Jones (Brady: Challenger LXXIII, 11—13) sehr 
nähern. Diese Aehnlichkeit wird bedingt durch die stark von¬ 
einander abgesetzten, bedeutend gewölbten Kammern. Aber die 
Art der Mündung bildet einen entscheidenden Unterschied. Nach 
der Mündung gehören diese Formen unbedingt zu Uvigerina 
pygmaea. 

Eine weitere Eigentümlichkeit findet sich bei vielen hierher 
gehörigen Formen; doch wurde dieselbe Erscheinung auch bei 
anderen Gattungen, besonders Bulimina, beobachtet. Auf der 
letzten und vorletzten Kammer ist nämlich durch eine in sich 
geschlossene ringförmige Erhebung ein Feld abgegrenzt, in 
welchem die Mündung liegt. Der Mündungsfortsatz berührt dieses 
Feld von innen. Die Längsstreifung der Kammeroberfläche ist 
auch in dem abgegrenzten Felde zu beobachten, ist aber dort 
undeutlicher ausgebildet als außerhalb desselben. Es macht den 
Eindruck, als wären zwei Individuen hier zusammengewachsen 
gewesen und als hätte die Verwachsung längs der ringförmigen 
Erhebung stattgefunden. Beim Schlemmen ist wahrscheinlich die 
nur lose bestehende Verbindung gelöst worden. Auf die Deutung 
als ehemalige Verwachsungsstelle weist auch der ausgezackte 
Rand dieser Erhebung hin; man kann ganz deutlich bemerken, 
daß er abgebrochen ist. 

Uvigerina pygmaea beginnt im Tertiär und ist gegenwärtig 
nahezu Kosmopolit. Sie kommt in Tiefen von 20—4750 m vor. 

Bolivina d’Orbigny. 

Bolivina antiqua d’Orbigny. 

1846. Bolivina antiqua d’Orbigny (Foraminiferes fossiles de bassin 
tertiaire de Vienne) XIV, 11—13. 

188j. Bolivina punctata d’Orbigny. Brady (Challenger) LII, 18, 19- 
1895. Bolivina punctata d’Orbigny. Egger (Gazelle) VIII, 1—3. 

1902. Bolivina elongata Hantken. Egger (Kreidemergel) XVI, 12, 13. 

1905. Bolivina punctata var. substriata Egger. Bagg. (Miocene foramini- 
fera from the Monterev shale of California) III, 7. 

1905. Bolivina punctata d’Orbigny. Bagg (Miocene foraminifera from tbe 
Montherey shale of California) III, 6. 

1912. Bolivina punctata d’Orbigny. Bagg (Pliocene and pleistocene 
foraminifera from Southern California) X, 1—5. 

d’Orbigny bemerkt, daß diese Art mit Bolivina punctata 
verwandt ist, sich aber von ihr durch die nicht gekielten Seiten 
und die viel schrägeren Kammern unterscheidet. Brady führt 



119 


bei seiner Bolivina punctata LII, 18, 19, auch die Bolivina 
antiqua als Verwandte an und bemerkt, daß viele Autoren häufig 
sich des Namens Bolivina antiqua bedienten fUr breite Varietäten 
mit dem Umriß von Bolivina dilatata und Bolivina robusta. Sehr 
häufig sei der Name Bolivina antiqua gebraucht worden für die 
fossile Spezies und Bolivina punctata für rezente. Letztere 
Bezeichnung sei jene, unter Welcher das Tier zuerst beschrieben 
wurde und daher gibt ihr Brady den Vorrang. Egger erwähnt 
(Kreidemergel), daß Bolivina punctata (Bolivina antiqua d’Orbigny) 
von der Bolivina elongata nur unterschieden sei durch kräftigere 
Porenlöcher. Nach Egger (Gazelle) stimmt Bolivina punctata 
d’Orbigny vollständig überein mit Bolivina antiqua. Es wären 
also nach dem übereinstimmenden Urteile der Genannten Bolivina 
antiqua und Bolivina punctata identisch, nach Egger sogar auch 
Bolivina elongata. Bolivina punctata var. substriata unterscheidet 
sich nach Bagg von der typischen Bolivina punctata durch die 
Anwesenheit von Streifen, welche bei der Anfangskammer 
beginnen und über das ganze Gehäuse hinziehen, die Scheide¬ 
wände begleitend. Mit dieser Varietät zeigten manche Exemplare 
aus dem mir vorliegenden Materiale große Verwandtschaft. 

Sie beginnt im Tertiär und lebt gegenwärtig im nördlichen 
und südlichen Atlantischen und Stillen Ozean, im Indischen 
Ozean, im Mittel- und Roten Meere bis 5050 m Tiefe. 

. Bolivma reticulata Hantken. 

1876. Bolivina reticulata Hantken (Fauna der Clavulina Szaböi-Schichten) 

XV, 6. 

1884. Bolivina reticulata Hantken. Brady (Challenger) LIII, 30, 81. 

1895. Bolivina reticulata Hantk. Egger (Gazelle) VIII, 33, 34. 

Das Gehäuse zeigt ebenso wie bei Hantken rhombische Gestalt. 
Das Bezeichnendste für diese Art bildet das Aussehen der Schalen¬ 
oberfläche. Sie ist mit einem sehr engen Netz von erhabenen 
Leistchen überzogen, so daß die Oberfläche ein netzartiges Aussehen 
erhält. Sehr häufig sind diese Leistchen bedeutend abgeschliffen, so 
daß sie weniger gut zu erkennen sind. Die ganze Oberfläche macht 
dann den Eindruck einer rauhen Fläche mit vielen Unebenheiten. 
Manchmal sind es wirklich Gruben, von denen die Oberfläche 
bedeckt ist. Die Kammerscheidewände sind wegen dieser Ober¬ 
flächenbeschaffenheit schwer zu erkennen. Durchlichtet man aber 
das Tier mit Canadabalsam, so sieht man die Kammern deutlich, 



120 


deutlicher als bei anderen Arten. Sie sind ziemlich breit und 
stoßen in der Mitte in einer Geraden zusammen. Bei den meisten 
Tieren sind die netzartigen Leistchen noch viel dichter als bei 
Hantkens Abbildung. Neben Formen mit rhombischem Umriß 
zeigen sich auch solche, bei denen das Gehäuse mehr längliche 
Gestalt besitzt. 

Nach Egger steht Bolivina reticulata der Bolivina acaulis 
so nahe, „daß ein festes Abgrenzen beider Arten nur in den 
extremen Eigentümlichkeitsentwicklungen möglich wird.“ Nach 
demselben Autor gleichen auch jüngere, weniger scharfe Leistchen 
tragende Gehäuse der Bolivina draco Marsson Egger (Kreide¬ 
mergel) XVI, 14, 15, 16 sehr der Bolivina reticulata. 

Letztere beginnt im Tertiär und kommt gegenwärtig bei 
den Neu-Hebriden, Candaon, Tahiti, Raine-Inseln, Kerguelen und 
beim Cap der Guten Hoffnung vor von 230—3000 m Tiefe. 

Frondicularidae Eimer und Fickert. 

Frondicularia Defrance. 

Frondicularia alata dObigny. 

1884. Frondicularia alata d’Orb. Brady (Challenger) LXV, 20—23. 

Besitzt eine kugelige Anfangskammer, an welche sich die 
andern reitend anschließen. Die Kammern sind ziemlich breit, die 
Anfangskammer ist mit der anschließenden etwas nach der Seite 
gebogen, so daß dort die Achse etwas gekrümmt erscheint. Die 
Mündung ist nicht zu beobachten, da die letzten Kammern 
abgebrochen sind. Der Rand zeigt eine ganz schwache Andeutung 
eines Kieles. Er ist mit dem Rande eines gesägten Laubblattes 
zu vergleichen. 

Diese Eigenschaft findet sich auch bei Schwagers Frondi¬ 
cularia foliacea (Fossile Foraminiferen von Kar Nikobar) VI, 76, 
mit welcher Art eine große Aehnlichkeit vorhanden ist. Nur zeigt 
sich darin eine kleine Verschiedenheit, daß hier der gezähnte 
Rand besonders in der Nähe der Mündung entwickelt ist, während 
er mit der Annäherung an die Anfangskammer verschwindet. 
Bei Schwager ist dies umgekehrt. Auch Frondicularia Medelin- 
gensis Karrer (Geologie der K. F. J.-Hocliquellenleitung XVI b 25) 
zeigt sehr große Aehnlichkeit mit Frondicularia alata. Letztere 
ist jedenfalls eine nahe Verwandte von Frondicularia inaequalis 
Costa (Brady: Challenger LXVI, 8—12). 



121 


Von der Challenger - Expedition wurde diese Art bei der 
Culebra-Insel und den Bermuda-Inseln bis 800 m Tiefe gefunden. 

Frondicularia Reußi Karrer. 

1862. Frondicularia Reußi Karrer (Heber das Auftreten der Foraminiferen 
in den marinen Tegeln des Wiener Beckens) I, 1. 

Diese Art ist nur in einem Bruchstücke erhalten. Die" 
Anfangskammer mit den anliegenden ist abgebrochen, daher kann 
man nicht feststellen, ob die Anfangskammer kugelig aufgetrieben 
ist. Die Oberfläche ist mit Längsrippen bedeckt. 

Die Kammern, etwa 6 an der Zahl, sind durch deutlich 
sichtbare Nähte getrennt. Wenn sich auch die Art der Anfangs¬ 
kammer nicht feststellen läßt, so stimmen doch alle anderen 
Merkmale so schön überein, daß die Einreihung zu Frondicularia 
Reußi als sicher gelten kann. Die Streifung der Oberfläche bringt 
diese Art nach Reuß der Frondicularia concinna Koch aus dem 
oberen Neocomien nahe. 

' Cassidullnidae Eimer und Fickert. 

Cristellaria Lamarck. 

Cristellaria variabilis Reuß. 

1850. Cristellaria variabilis Reuß (Neue Foraminiferen aus den Schichten 
des österr. Tertiärs) XLVI, 15, 16. 

1866. Cristellaria peregrina Schwager (Fossile Foraminiferen von Kar 
Nikobar) VII, 89. 

1884. Cristellaria variabilis Reuß. Brady (Ct allenger) LXVIII, 11—16. 

1895. Cristellaria variabilis Reuß. Egger (Gazelle) XI, 61, 62. 

Das Gehäuse zeigt, von der Seitenansicht betrachtet, drei 
Kammern. Es ist seitlich zusammengedrückt und trägt auf der 
letzten Kammer eine von einem Strahlenkränze umgebene, über 
das Gehäuse emporragende Mündung. Neben dieser Form kommen 
zahlreiche andere mit kleineren Abweichungen von der typischen 
Form vor. Nach dem Alter des Tieres wechselt die Zahl der 
Kammern. Mit zunehmendem Alter findet sich oft ein Kiel aus¬ 
gebildet. 

Das Abänderungsvermögen dieser Art ist sehr groß. 
Schwager bemerkt bei seiner Cristellaria peregrina, diese Art sei 
zu eigenartig, als daß sie einen Vergleich mit einer bekannten 
Art zuließe. Doch kommen manche Formen seiner Cristellaria 
peregrina der Cristellaria variabilis sehr nahe, daß man beide 



122 


wohl miteinander vergleichen kann. Brady bemerkt ebenfalls, daß 
manche Formen zu Cristellaria peregrma hinüberführen. Reuß 
vergleicht seine Cristellaria variabilis mit der Cristellaria inter- 
media aus dem böhmischen Pläner. 

Die ältere Systematik hat die Cristellarien eingeteilt in 
solche und in Robulinen. In erstere Gruppe wurden jene Gehäuse 
verwiesen, bei denen die Kammern mehr geradlinig angeordnet 
waren, zu den Robulinen rechnete man die vollständig einge¬ 
rollten Gehäuse. Brady und die meisten neueren Forscher 
vereinigen beide Gruppen, weil die Trennung selbst bei Individuen 
derselben Art nicht festgehalten werden kann. Im folgenden 
werden auch die Robulinen mit den Cristellarien vereinigt. 

Diese Art beginnt im Tertiär und lebt gegenwärtig im 
nördlichen und südlichen Atlantischen und Stillen Ozean bis 
3700 m Tiefe. 

Cristellaria rotulata Lamarck. 

1846. Robulina simplex d’Orbigny (Eoraminif&res fossiles du bassin 
tertiaire de Vienne) IV, 27, 28. 

1848. Robulina stellifera Czizek (Beitrag zur Kenntnis der Foraminiferen 
des Wiener Beckens) XII, 26, 27. 

1851. Robulina trigonostoma Reuß (Ueber die fossilen Foraminiferen und 
Entom. der Septarientone der Umgebung von Berlin) IV, 26. 

1851. Robulina neglecta Reuß (Ebenda) IV, 27. 

1884. Cristellaria rotulata Lam. Brady (Challenger) LXIX, 13. 

1895. Cristellaria rotulata Lam. Egger (Gazelle) XII, 12, 32, 33. 

1902. Cristellaria rotulata Lam. Egger (Kreidemergel) XI, 3, 4. 

1905. Cristellaria rotulata Lam. Bagg (Miocene foraminifera from the 
Monterey shale of California) VI, 7. 

1908. Cristellaria rotulata Lam. Egger (Mikrofauna der Kreideschichten 
des westlichen bayrischen Waldes und des Geb. um Regens¬ 
burg) II, 13. 

1912. Cristellaria rotulata L. Bagg (Pliocene and pleistocene foraminifera 
from Southern California) XIX, 5 a b. 

Cristellaria rotulata ist eine der verbreitetsten Foraminifereti- 
arten. Robulina trigonostoma Reuß und Robulina neglecta Reuß 
sind der Cristellaria rotulata so ähnlich, daß man sie nach dem 
Beispiele Bradys ruhig mit ihr vereinigen kann. Und das gleiche 
gilt von der Robulina simplex d’Orbigny, welche nach -dessen 
Ausspruch grosse Verwandtschaft mit der Robulina inomata 
aufweist. Jedenfalls ist Cristellaria rotulata eine nahe Verwandte 
von Cristellaria cultrata, die aber einen breiten Kiel besitzt und 
sich dadurch von ihr unterscheidet. 



123 


Cristellaria rotulata kommt fossil von der Trias an vor und ist 
gegenwärtig eine der häufigsten Arten in fast allen Meeren. 
Nach Brady lebt sie im eisigen Norden, im nördlichen und 
südlichen Teile des Atlantischen Ozeans, im Stillen Ozean, im 
Mittel- und Adriatischen Meere bis 4000»» Tiefe. 

Cristellaria vortex Fichtel und Moll. 

1884. Cristellaria vortex Fichtel und Moll. Brady (Challenger) LXIX, 14—16. 

Diese Art ist ausgezeichnet durch die stark geschwungenen, 
etwas erhabenen Scheidewände. Von dem Zentralkreisel in der 
Mitte gehen die Kammerscheidewände tangential aus. Sie sind 
aber bei den meisten vorliegenden Exemplaren bei weitem nicht 
so stark geschwungen, wie dies Bradys Abbildung zeigt. Sie 
zeigen hierin eine gewisse Aehnlichkeit mit Robulina austriaca 
d’Orb. (Foraminiferes fossiles du bassin tertiaire de Vienne V, 1), 
mit der sie auch das Fehlen des Kieles gemeinsam haben. Brady 
vereinigt mit seiner Cristellaria vortex auch die Robulina serpens 
Seguenza (Fossili Tortoniani del Reggiano XIII, 25). Diese zeigt 
weniger stark geschwungene Scheidewände als bei Brady und 
stimmt daher besser mit den vorliegenden Exemplaren überein. 
Neben den Formen mit verhältnismäßig wenig geschwungenen 
Scheidewänden kommen aber auch solche vor, bei welchen die 
Kammerwände ebenso stark geschwungen verlaufen wie bei Brady- 
Cristellaria vortex kommt fossil im Tertiär vor und lebt 
gegenwärtig an der Westküste von Schottland, im nördlichen 
Atlantischen und südlichen Pazifischen Ozean bis 770»» Tiefe. 

Cristellaria orbicularis d’Orbigny. 

1846. Robulina imperatoria d’Orbigny (Foraminiffcres fossiles du bassin 
tertiaire de Vienne) V, 56. 

1884. Cristellaria orbicularis d’Orbigny. Brady (Challenger) LXIX, 17. 

Diese Art hat die Form der Cristellaria vortex, nur hat 
Cristellaria vortex einen deutlich entwickelten Kiel, welcher der 
ersteren fehlt. Die Mittelscheibe ist hier deutlich ausgeprägt 
und bedeutend erhaben über den anderen Schalen teil, daher ist 
sie von der Septalansicht betrachtet stark bikonvex. Von der 
Mittelscheibe verlaufen die stark geschwungenen, etwas erhabenen 
Scheidewände (7—8 an der Zahl) aus. Cristellaria orbicularis 
und Cristellaria vortex bieten also dasselbe Verhalten dar wie 
Cristellaria rotulata und Cristellaria cultrata, welch erstere sich 



124 


ebenfalls durch das Vorhandensein eines Kieles von Cristellaria 
cultrata unterscheidet. 

d’Orbignys Robulina imperatoria zeigt große Aehnlichkeit 
mit Cristellaria orbicularis. Auch d’Orbigny hebt die Aehnlichkeit 
der ersteren mit Robulina vortex hervor, von der sie sich nach 
seinem Ausspruche durch das Vorhandensein eines sehr deutlichen 
Zentralkreisels unterscheidet. Neben diesen übereinstimmenden 
Merkmalen gibt es bei diesen Formen aber auch eine fast ebenso 
große Anzahl von abweichenden Merkmalen. Vorliegende Formen 
zeigen nämlich die Scheidewände nicht so außerordentlich stark 
geschwungen, wie es bei d’Orbignys und Bradys Abbildungen 
zu sehen ist. Nach diesen Mex*kmalen beurteilt, stehen diese 
Formen der Robulina austriaca d’Orbigny näher. Aber das 
Fehlen des Kieles bei letzterer Art und die nur wenig geschwun¬ 
genen Kammerscheidewände sprechen wieder dagegen. Diese 
Formen scheinen also eine Art Mittelstellung zwischen beiden 
Arten einzunehmen. Doch scheint die Annäherung an Cristellaria 
orbicularis größer zu sein. Daneben zeigen sich aber auch recht 
typische Vertreter der Cristellaria orbicularis. 

Sie beginnt nach Brady fossil im Tertiär und lebt gegen¬ 
wärtig im nördlichen Atlantischen und südlichen Pazifischen 
Ozean bis 750 m Tiefe. 

Cristellaria crassa d’Orbigny. 

1846. Cristellaria crassa d’Orbigny (Foraminiferes fossiles da bassin tertiaire 
de Vienne) IV, 1—3. 

1851. Robulina defonnis Reuß (Ueber die fossilen Foraminiferen und Ento- 
mostraceen der Septarientone der Umgebung von Berlin) IV, 30. 
1884. Cristellaria crassa d’Orb. Brady (Challenger) LXX, 1. 

189 ( J. Cristellaria crassa d’Orb. H. W. Burrows and R. Holland (Foramini- 
fera of the Thanet beds of Pegwell Bay) I, 24. 

Es lassen sich hier nur drei Kammern der letzten Windung 
unterscheiden. Die etwas nach rückwärts gekrümmten Scheide¬ 
wände vereinigen sich in keiner Nabelscheibe, sondern endigen 
in der Nähe des Saumes der letzten Kammer ungefähr in der 
Mitte des Gehäuses. Von der Septalansicht betrachtet, sitzt die 
letzte Kammer reitend auf der früheren Windung und zeigt 
genau dieselbe Gestalt, wie sie Reuß bei seiner Robulina deformis 
abbildet. Er findet letztere der Cristellaria ovalis (Reuß: Ver¬ 
steinerungen der böhmischen Kreide VIII, 49, XII, 19, VIIIi 



125 


60—63) ähnlich. Diese Aehnlichkeit mit Cristellaria ovalis ist 
auch bei vorliegenden Exemplaren nicht zu verkennen. Es fand 
sich in den Proben von Wawrowitz auch eine Form, welche eine 
Mittelstellung zwischen Cristellaria crassa und Cristellaria convergens 
Bornemann (Brady: Challenger LXIX, 7, 8) einzunehmen scheint. 
Mit ersterer hat sie die Eigentümlichkeit des Abschlusses der 
letzten Kammer gemein, mit letzterer das Fehlen des Kieles und 
die Art der Aneinanderreihung der Kammern. 

Cristellaria crassa kommt fossil im Tertiär vor und lebend 
wurde sie vom Challenger bei Kandaru in 380 m Tiefe gefunden. 

Cristellaria cultrata Montfort. 

1846. Robulina cultrata d’Orbigny (Foraminif&res fossiles du bassin ter- 
tiaire de Vienne) IV, 10—13. 

1846. Robulina similis d’Orbigny (Foraminiferes fossiles du bassin tertiaire 
de Vienne) IV, 14, 15. 

1884. Cristellaria cultrata Montfort. Brady (Challenger) LXX, 4, 5, 6, 7, 8. 
1875. Cristellaria cultrata Montf. Hantken (Fauna der Clavulina-Szabdi- 
Schichten). 

1895. Cristellaria cultrata Montf. Egger (Gazelle) XII, 7—9, 24, 25. 

1902. Cristellaria cultrata d’Orb. Egger (Kreidemergel) XI, 11, 12. 

1904. Cristellaria cultrata Montforc. Bagg (Foraminifera) CXXXII, 15. 

Diese Art steht der Cristellaria rotulata sehr nahe, unter¬ 
scheidet sich aber von ihr durch den deutlich ausgebildeten Kiel. 
Bradys Abbildungen zeigen zum großen Teile die Scheidewände 
vom Zentralkreisel nicht tangential auslaufend, bei d’Orbigny 
dagegen tritt diese Eigentümlichkeit deutlich hervor und auch 
fast allen vorliegenden Exemplaren sind tangential auslaufende 
Scheidewände eigen. 

Robulina similis d’Orb. ist mit Cristellaria cultrata so nahe 
verwandt, daß man sie wohl mit ihr vereinigen kann. Nach 
d’Orbigny besteht der Unterschied zwischen beiden in dem 
Fehlen des Zentralkreises und den nicht gerippten Kammern. 

Diese Art beginnt nach Brady im Lias und lebt gegen¬ 
wärtig an den Küsten von Norwegen und Patagonien. 

Cristellaria calcar Linne. 

1846. Robulina calcar d'Orbigny (Foraminiferes fossiles du bassin tertiaire 
de Vienne) IV, 18—20. 

1851. Robulina calcar d’Orb. Reuß (Beitrag zur Paläontologie der Tertiär¬ 
schichten Oberschlesiens) Seite 154. 



126 


1876. ßobulina calcar d’Orb. Hantken (Fauna der Clavulina Szaböi- 

Sehichten) Seite 55. 

1884. Cristellaria calcar Linne. Brady (Challenger) LXX, 9—15. 

1895. Cristellaria calcar d’Orb. Egger (Gazelle) XII, 8, 4. 

1902. Cristellaria calcar d’Orb. Egger (Kreidemergel) XI, 17, 18. 

Diese Art hat ihren Namen von den Stacheln, welche der 
deutlich ausgebildete Kiel am Rande trägt. Bei jungen Exem¬ 
plaren sind nur ganz kleine Spitzen vorhanden, auch ist ihre 
Zahl geringer als bei Erwachsenen. Neben den Formen mit 
deutlichem Kiel kommen auch solche vor, bei denen man absolut 
keinen Kiel unterscheiden kann. Die Stachelfortsätze entspringen 
da unmittelbar vom Gehäuse. Es sind dann in der Regel nur 
wenige Stacheln vorhanden, und zwar entspringen sie an den 
älteren Kammern des letzten Umganges, die jüngsten sind von 
Stacheln frei. Die Scheidewände verlaufen hier deutlich erhaben, 
so daß sie von der Septalansicht als deutliche Höhenrücken 
wahrzunehmen sind. 

Cristellaria calcar beginnt im Tertiär und wurde vom 
Challenger bei den Westindischen Inseln, den Azoren, Philippinen, 
im südlichen Stillen Ozean und im Mittelmeere gefunden bis 
1000 m Tiefe. 


Cristellaria echinata d’Orbigny. 

1846. Robulina echinata d’Orbigny (Foraminiferes fossiles du bassin tertiaire 
de Vienne) IV, 21, 22. 

1848. ßobulina echinata Czjzek (Beitrag zur Kenntnis der fossilen Fora¬ 
miniferen des Wiener Beckens) XII, 24, 25. 

1884. Cristellaria echinata d’Orb. Brady (Challenger) LXXI, 1—3. 

Diese Art steht der Cristellaria calcar sehr nahe, unter¬ 
scheidet sich aber von ihr dadurch, daß hier die Kammerscheide¬ 
wände aus einzelnen Punktreihen bestehen oder kurzen Rippen, 
welche in der Richtung der Scheidewände gestreckt und oft so 
miteinander verbunden sind, daß eine zusammenhängende erhabene 
Linie entsteht. An die Stelle der kompakten Nabelscheibe treten 
einzelne Knötchen. Die Felder zwischen den Scheidewänden sind 
von Knötchen und Pünktchen bedeckt, welche oft reihenfbrmig 
angeordnet sind und selbst in Rippen übergehen. Der Rand zeigt 
einen bald schön, bald weniger deutlich ausgebildeten Kiel, der 
ebenso wie bei Cristellaria calcar in Stacheln ausgezogen ist. Es 
kommen auch Formen vor, • bei denen die ganze Oberfläche des 
Gehäuses an Stelle der Knötchen von parallelen Rippchen bedeckt 



127 


ist, wie Czjzek sie abbildet. Durch diese Eigentümlichkeit nähern 
sich diese Formen der Cristellaria costata. 

Sie kommt fossil im Tertiär vor und rezent im westlichen 
Stillen Ozean und im Adriatischen Meere bis 380 m Tiefe. 

Cristellaria mamilligera Fichtel und Moll. 

1870. Robulina gutticostata Gümbel (Beiträge zur Foraminiferenfauna der 
Nordalpinen Eozängebilde). 

1876. Robulina gutticostata Gümbel. Handtken (Fauna der Clavulina 
Szabdi-Sehichten) VI, 10. 

1884. Cristellaria mamilligera Fichtel und Moll. Brady (Challenger) 
LXX, 17, 18. 

An Stelle der Zentralscheibe findet sich hier ein ziemlich 
großer Höcker von halbkugeliger Gestalt. Rings um diesen ent¬ 
springen die etwas nach rückwärts geschwungenen Rippen, die 
als deutliche Erhebungen verlaufen. Sehr häufig sind die Scheide¬ 
wände in einzelne Knötchen aufgelöst, jene der letzten Kammern 
weisen gegen den Kiel zu keine Knoten auf, sondern ragen als 
zusammenhängende Rippen über das Gehäuse empor. Manchmal 
zeigt der Kiel ganz zart angedeutete Spitzen, so daß 'man einen 
Uebergang zu Cristellaria echinata zu erkennen glaubt. Doch 
fehlen hier die Höcker auf den Kammern. Nach Brady ist diese 
Art nichts anderes als eine bikonvexe Varietät von Cristellaria 
cassis. Auch Gümbel erwähnt bei seiner Robulina gutticostata 
die nahe Verwandtschaft mit der eben erwähnten Spezies. Auch 
Robulina cultrata hat nach ihm eine Aehnlichkeit mit Robulina 
gutticostata; sie unterscheidet sich aber von ihr durch den breiten 
Kiel. Auch Hantkens Abbildung der Robulina gutticostata 
stimmt mit vorliegenden Exemplaren so schön überein, daß ich 
nach dem Vorbilde Bradys beide Arten vereinigen möchte. 

Cristellaria Paulae Karrer. 

1877. Cristellaria Paulae Karrer (Geologie der K. F. J.-Hochquellenleitung) 
XVI b, 41. 

Eigentümlich ist dieser Art ein fast kugeliges Aeußere. 
Dieses ist hauptsächlich bedingt durch die kugelig aufgetriebene 
erste Kammer der letzten Windung. Sie ist von Längsrippen 
überzogen, welche von einem Punkte der ersten Kammer aus¬ 
gehen und sieh von da strahlenförmig über die erste Kammer 
ausbreiten. Bei Karrers Form sind diese Rippchen ebenfalls 



128 


vorhanden, doch haben sie dort einen etwas verschobenen Aus¬ 
gangspunkt. Der Rand zeigt einen schönen Kiel, der stellen¬ 
weise in einzelne Stacheln ausgezogen ist. Die einzelnen Kammern 
sind äußerlich schwer zu unterscheiden. Die erste Kammer der 
letzten Windung zeigt Rippchen, die übrigen sind glatt. Karrer 
fand diese sehr interessante Art in sechs Exemplaren in dem 
Tegel der Ziegeleien von Baden. Er bemerkt ausdrücklich, daß 
er diese Formen keinesfalls für Jugendformen einer später mehr 
entwickelten gerippten Art ansehen könne, da ihm weiter aus¬ 
gewachsene Stadien sonst ebenfalls vorgekommen sein müßten. 
Eine sehr große Aehnlichkeit zeigt die ebenfalls durch ihre 
bizarre Gestalt auffallende Cristellaria Rzehaki Schubert (Fora¬ 
miniferenfauna des nordmährischen Miozäntegels I, 9 a b). Diese 
Aehnlichkeit gibt auch Schubert zu. Doch ist nach ihm die 
Anordnung des Kieles bei beiden Arten so verschieden, „daß 
eine Indentifizierung beider Formen unmöglich ist. Ob eine 
nähere Beziehung zwischen diesen gleich aberranten Typen 
besteht, mag dahingestellt sein.“ 

% 

Cristellaria fragaria Gümbel. 

1870. Marginulina fragaria Gümbel (Beiträge zur Foraminiferenfauna der 
nordalpinen Eoziingebilde) I, 58 a h c. 

1876. Cristellaria fragaria Gümbel. Hantken (Fauna der Clavulina Szaböi- 
Schichten) VI, 1—3. 

1884. Cristellaria wetherellii Rupert Jones. Brady (Challenger) CXIV, 14- 
181)9. Cristellaria fragaria Gümbel. Burrows and Holland (Foraminifera 
of the Thanet beds of Pegwell bay) II, 1, III, 1—16. 

1904. Cristellaria wetherellii Jones. Bagg (Foraminifera) CXXXII, 16. 

Die Anfangskammern sind ein wenig eingerollt, die folgenden 
ordnen sich fast geradlinig an. Auf der konvexen Seite des 
Gehäuses liegt die von einem Strahlenkränze umgebene Mündung. 
Auf den Kammern laufen, den Scheidewänden ungefähr parallel, 
in Reihen angeordnete Stacheln. Nur die letzten Kammern sind 
frei von diesen und zeigen glatte Oberfläche. Nach Hantken 
ist diese Art in ihrer Gestalt „sehr veränderlich, indem sie bald 
länger gestreckt, bald ziemlich breit ist.“ Dieselbe Wahrneh¬ 
mung macht auch Gümbel. Er stellt diese Art übrigens zur 
Gattung Marginulina. Es ist ja sehr oft wirklich auch schwer 
zu entscheiden, ob eine Form zu Cristellaria oder Marginulina 
zu stellen ist. Marginulina vermittelt eigentlich den Uebergang 
von Nodosaria zu Cristellaria und steht letztere Gattung schon 



129 


näher als Nodosaria. Nach Grümbel lassen sich mit Cristellaria 
fragaria vergleichen : M. echinata und rugosa Neugeb., M. Hoch¬ 
stetten und Cristellaria infrapapillata Stäche, welche sich aber 
teils durch die allgemeine Form, teils durch die Form der 
Knötchen von Marg. fragaria bestimmt unterscheiden. Nach 
Gümbels Urteil haben wir es hier mit einer sehr formenreichen 
Art zu tun, wie man sie nur selten findet. Burrows und Holland 
widmen dieser Art eine längere Beschreibung und beschäftigen 
sich eingehend mit den verschiedenen Benennungen, welche 
hauptsächlich durch die ungenaue Fassung des Genus Marginulina 
verursacht wird. Manche Autoren stellen sie zu Marginulina, 
andere zu Cristellaria. Auch geben die beiden genannten Autoren 
eine Reihe von vortrefflichen Abbildungen dieser Art, welche 
sehr deutlich die große Variabilität zeigen. 

Sie beginnt im Tertiär und wurde vom Challenger in der 
Torresstraße und an der Küste von Südamerika bis 640 m Tiefe 
gefunden. 

Cristellaria stellata Sequenza. 

1880. Cristellaria stellata Sequenza (Le formazioni terziarie nella provincia 
di Reggio) XIII, 29. 

Diese zierliche Art fällt leicht in die Augen wegen ihres 
schönen breiten Kieles und der sichelförmig verlaufenden Kammer¬ 
scheidewände. Die Kammern sind hier aber nicht so zahlreich 
wie bei Sequenza. Mit Cristellaria cultrata scheint diese Art 
verwandt zu sein, - doch bildet der Verlauf der Scheidewände 
einen durchgreifenden Unterschied. 

Sie wurde von Sequenza aus dem Tertiär von Reggio 
beschrieben. 

Cristellaria confusa Sequenza. 

1880. Robulina confusa Sequenza (Le formazioni terziarie nella provincia 
di Reggio) XIII, 21. 

Diese Art steht im Allgemeinen der Cristellaria rotulata 
nahe. Doch bildet auch hier wieder der Verlauf der Scheide¬ 
wände einen Unterschied. Sie gehen tangential von der deut¬ 
lichen Zentralscheibe aus und sind in der Nähe des Randes stark 
nach rückwärts gekrümmt. Ein ausgesprochener Kiel fehlt, doch 
ist manchmal eine ganz schwache Andeutung eines solchen vor¬ 
handen. 

Sequenza beschreibt diese Art aus dem Tertiär von Reggio. 

Verhandlungen des naturf. Vereines in Brünn. LI V. Band. 9 



130 


Cristellaria sp. 

Diese Form steht in der Mitte zwischen Cristellaria papillosa 
und Cristellaria costata. Daher habe ich sie auch zu keiner der 
beiden Arten gestellt. Mit ersterer hat sie die Eigenschaft 
gemein, daß die Kammerscheidewände durch reihenformig ange¬ 
ordnete Knötchen und Rippchen verziert sind und daß die Ober¬ 
fläche der ersten Kammern der letzten Windung mit ebensolchen 
Knoten besetzt ist. Mit Cristellaria costata verbindet sie wieder 
die Eigenschaft, daß auf der Kammeroberfläche nicht nur Knoten 
stehen, sondern reihenformig angeordnete Rippen, welche dem 
Rande parallel laufen und oft miteinander zu fortlaufenden Rippen 
verbunden sind wie bei Cristellaria costata. Von der Septal- 
ansicht betrachtet, zeigt diese Form bikonvexe Gestalt. Die Nabel¬ 
scheibe ist in einzelne Knoten aufgelöst. Die Scheidewände der 
letzten Kammer zeigen keine Auflösung in solche. Ein deutlich , 
ausgebildeter Kiel ist nicht vorhanden, wohl aber läuft das 
Gehäuse in einen sehr scharfen Rand aus, der im durchfallenden 
Lichte durchscheinend erscheint, so daß man ihn für einen Kiel 
halten könnte. 


Cristellaria sp. 

Hierher stelle ich eine ganz eigenartige Form, die nur in 
einem Exemplare gefunden wurde. Sie besteht aus fUnf Kammern, 
die ersten drei sind im Kreise angeordnet, die letzten zwei 
reihen sich in einer Geraden aneinander. Die letzte Kammer ist 
die kleinste von allen und setzt sich in einen langen Fortsazt 
fort, der die Strahlenmündung trägt. Die Oberfläche des Gehäuses 
ist vollständig glatt. 

Dieses Exemplar ist so eigenartig aufgebaut, daß sich ein 
Vergleich mit anderen Arten schwer ziehen läßt. Man könnte sie 
vielleicht mit Cristellaria cephalotes Reuß (Foraminiferen des 
norddeutschen Hils und Gault VII, 4, 5, 6) vergleichen. An eine 
Identifizierung beider kann aber nicht gedacht werden. Denn bei 
dem Exemplar von Wawrowitz sind die Kammern an den 
Scheidewänden viel mehr eingeschnürt als bei Cristellaria cepha¬ 
lotes, auch zeigt letztere eine viel größere Anzahl von Kammern 
und eine andere Aneinanderreihung derselben. 



131 


Vaginulina d Orbigny. 

. Vaginulina badensis d’Orbigny. 

1846. Vaginulina badensis d’Orbigny (Foraminiffcres fossiles du bassin ter- 
tiaire de Vienne) III, 6—8. 

1912. Vaginulina badensis d’Orb. Bagg (Pliocene and Pleistocene forami- 
nifera from Southern California) XVIII, 5 a b. 

Eine kleine Eigentümlichkeit unterscheidet vorliegende 
Exemplare von der typischen Vaginulina badensis. Sie zeigen 
nämlich an der Rückenseite dort, wo die Scheidewände sie treffen, 
immer eine kleine Erhebung. Die Scheidewände sind deutlich 
erkennbar und verlaufen als kleine Erhebungen über dem 
Gehäuse. d’Orbigny stellt zu seiner Vaginulina badensis sowohl 
Formen mit gerader Hauptachse, als auch solche mit gekrümmter. 
Auch unter den Wawrowitzer Formen finden sich diese beiden 
Ausbildungen vertreten. 

Eine Aehnlichkeit mit Vaginulina denudata Reuß (Forami¬ 
niferen des norddeutschen Hils und Gault, III, 4) ist vorhanden, 
doch zeigt dort die Anfangskammer keinen Stachel, der hier 
vorhanden ist und die letzten Kammern erreichen einen größeren 
Breitendurchmesser als bei d’Orbigny. 

Vaginulina harpa Römer. 

1863. Vaginulina harpa Römer. Reuß (Foraminiferen des norddeutschen 
Hils und Gault) IV, 5-7. 

Das Gehäuse des einzigen gefundenen Exemplares ist stark 
beschädigt, daher kann die Einreihung zu dieser Art nicht als 
vollständig sicher gelten. Die Form des Gehäuses ist schief¬ 
dreieckig, unten ist es zugespitzt, oben breit und schief abge¬ 
schnitten. Das seitlich stark zusammengedrückte Gehäuse ist auf 
den Breitseiten mit zahlreichen Längsrippen besetzt, die aber 
nicht vollständig parallel verlaufen, oft aufhören und dann bald 
am Beginn einer neuen Rippe mitten auf der Oberfläche des 
Gehäuses zeigen. Die Mündung ist nicht erhalten. An dem abge¬ 
brochenen Ende kann man erkennen, daß die Kammern schmal 
und zahlreich sind. Reuß vereinigt mit der Vaginulina harpa die 
Vaginulina Dunkeri Koch. Vaginulina sparsicostata Reuß ist mit 
Vaginulina harpa jedenfalls nahe verwandt. 

Vaginulina sp. 

Hier muß ein Exemplar gestellt werden, von welchem nur 
vier Kammern erhalten sind. Daher kann die Art aus diesen 

C)* 



132 


Resten nicht genau bestimmt werden. Doch dürfte dieses Stück 
vielleicht in die Nähe von Vaginulina badensis zu stellen sein. 

Marginulina d’Orbigny. 

Marginulina pedum d’Orbigny. 

1846. Marginulina pedum d’Orbigny (Foraminiffere* fossiles du bassin 
tertiaire de Vienne) III, 13, 14. 

Brady vereinigt diese Art mit Marginulina glabra d’Orb. 
Doch scheint diese Vereinigung zu weitgehend zu sein. Schubert 
trennt Marginulina pedum ebenfalls als besondere Art von 
Marginulina glabra ab. „Die gebauchten Kammern, verhältnis¬ 
mäßig tiefen Einschnürungen zwischen denselben, die gerade 
Stellung der Kammemähte unterscheiden sie wohl hinreichend 
von glabra, deren schräggestellte, wenig eingeschnürte Nähte 
ein ganz anderes Aussehen verleihen“, bemerkt Schubert. (Fora¬ 
miniferenfauna des nordmährischen Miozäntegels.) Diese Art hat 
zahlreiche Verwandte aufzuweisen. Dazu gehören: Marginulina 
splendens Hantken (Fauna der Clavulina Szaböi-Schichten IV, 13) 
Marginulina pediformis Born, ebenda IV, 12, 13, Marginulina 
subbullata ebenda IV, 9, 10, Marginulina glabra var. pedum 
Rzehak (Foraminiferen der Umgebung von Mähr.-Ostrau). 

Marginulina Behmi Reuß. 

1866. Cristellaria ßehmi Reuß (Zur Fauna des Septarieutones) II, 37. 

1876. Marginulina Behmi Reuß. Hantken (Fauna der Clavulina Szaböi- 
Schichten) V, 1, 2, XIV, 6. 

Nach Hantken führt Reuß in seiner Abhandlung „Ober- 
oligozäne Korallen aus Ungarn“ (Sitzungsberichte der kaiserl. 
Akademie der Wissensch. Wien, 69) an, daß Marg. Behmi nur 
eine Form der miozänen Marg. hirsuta sein dürfte. Nach Hantken 
ist wohl eine Vereinigung beider Arten nicht möglich. Der 
Hauptunterschied besteht nach ihm in den Reihen von Rippchen, 
mit denen die Oberfläche der Marginulina Behmi bedeckt ist, 
während diese der Marg. hirsuta gänzlich fehlen. Auch scheint 
mir ein Hauptunterschied zwischen diesen beiden Arten in der 
Form der Kammern gelegen zu sein. Bei Marg. hirsuta sind sie 
ganz kugelig und an den Scheidewänden stark eingeschnürt, 
während bei Marg. Behmi diese Einschnürung nur ganz gering¬ 
fügig ist. Dieser Unterschied scheint mir schwerwiegender zu 



133 


sein als der von Hantken angegebene. Daher möchte ich eben¬ 
falls diese beiden Arten auseinander halten. 

Marginulina hirsuta d’Orbigny cf. var. Behmi Reuß. 

1855. Rzehak (Foraminiferen der Neogenformation der Umgebung von 

Mähr.-Ostrau) Seite 98. 

Mit Marg. Behmi hat diese Art die nicht besonders stark 
voneinander abgesetzten Kammern gemeinsam, mit Marg. hirsuta 
die nicht in Reihen angeordneten Stacheln. Das Gehäuse ist 
seitlich etwas zusammengedruckt. In der Nähe der ersten 
Kammer zeigt sich auf der konvexen Seite ein schmaler, in 
Stacheln ausgezogener Kiel. Von der Marginulina hirsuta var. 
Behmi, wie sie Rzehak beschreibt, zeigt sich darin ein kleiner 
Unterschied, daß man hier von den teilweise zu knotigen 
Leistchen vereinigten Wärzchen nichts findet. Aber die Mittel-. 
Stellung zwischen Margulina hirsuta und Mag. Behmi ist trotzdem 
deutlich ausgesprochen. 

Marginulina sp. 

Vorliegendes Exemplar ist wahrscheinlich ein Bruchstück. 
Es besteht aus zwei Kammern, von denen die Anfangskammer 
sehr groß und dicht mit Stacheln besetzt ist. Ob dieses stachelige 
Gebilde wirklich nur eine Kammer ist oder ob es vielleicht 
mehrere sind, läßt sich nicht erkennen, da auch im durch¬ 
lichteten Zustande sich wegen der Oberflächenbeschaffenheit 
nichts unterscheiden läßt. Die zweite sichtbare Kammer zeigt 
völlig glatte Oberfläche. Es läßt sich schwer sagen, wie man 
dieses Gebilde deuten soll. Bei der zweiten Kammer scheint 
das Gehäuse abgebrochen zu sein. In eine der bestehenden 
Spezies läßt sich dieses Gehäuse nicht einreihen. Ob es sich 
vielleicht um eine neue Art handelt, kann man wegen des 
möglicherweise mangelhaften Erhaltungszustandes nicht sicher 
feststellen. 

Marginulina sp. 

Auch bei. diesem Exemplar scheint das Gehäuse abgebrochen 
zu sein. Vier Kammern sind erhalten. Sie nehmen sehr rasch 
an Größe zu. Die Scheidewände sind nur wenig eingesenkt und 
verlaufen nicht streng horizontal, sondern steigen gegen die 
Mündungsseite. sanft an. Darin liegt ein Hauptunterscheidungs¬ 
merkmal von Marg. hirsuta. Das Gehäuse zeigt keinen runden 



134 


Querschnitt, sondern ist seitlich zusammengedrückt. Mit Marg. 
hirsuta ist diese Form insofern verwandt, als sie Stacheln auf 
der Oberfläche trägt wie jene. Allenfalls könnte man noch 
Marg. Behmi als Verwandte heranziehen. 

Wegen des schlechten Erhaltungszustandes muß aber von 
einer Einreihung zu einer bestimmten Spezies abgesehen werden. 

Cassidulina d’Orbigny. 

Cassidulina subglobosa Brady. 

1876. Cassidulina globosa Hantken (Fauna der Clavulina Szaböi- 
Schiehten) XVI, 2. 

1884. Cassidulina subglobosa Brady (Challenger) L1V, 17. 

1895. Cassidulina subglobosa Egger (Gazelle) VII, 41, 42, 52, 53. 

1912. Cassidulina subglobosa Br. Bagg (Pliocene and pleistocene foramini- 
fera from the Southern California) XII, 2 a b, 4. 

Nach Brady nimmt diese Art eine Mittelstellung zwischen 
Cassidulina crassa d’Orbiguy und Cassidulina calabra ein. Hantken 
beschreibt eine Cassidulina globosa als neue Art und meint, sie 
sei ähnlich der Cassidulina elongata Reuß und sei vielleicht auch 
mit ihr zu vereinigen. Er hält seine Ofner Form nur provisorisch 
für eine neue Art, bis es gelingen werde, durch weitere Unter¬ 
suchungen bestimmte Daten zu gewinnen. Eine starke Aehnlich- 
keit mit Cassidulina subglobosa ist nicht zu verkennen. 

Sie kommt im nördlichen und südlichen Atlantischen 
Ozean, im Stillen Ozean, der Südsee bis 6200 m Tiefe vor. 

Cassidulina Margareta Karrer. 

1877. Cassidulina Margareta Karrer (Geologie der K. F. J.-Hochquellen- 
leitung) XVI, 52. 

Diese Art besitzt auf beiden Seiten ungefähr gleiche 
Wölbung, besteht aus vier oder auch fünf Kammern auf der 
einen Seite, in welche die Kammern der anderen textularien¬ 
ähnlich eingreifen. Die letzte Kammer trägt auf dem etwas 
weiter über den Rand hervortretendem Ende die längliche 
Mündung. Die Schalenoberfläche ist glatt. Sie stimmt ganz mit 
der Abbildung Karrers überein. Mit anderen Arten läßt sie sich 
schwer vergleichen. Sie ist bisher nur bei Karrer beschrieben, 
der sie im Tegel eines Stollens bei Baden fand. 



135 


MiliOlfdae Carpenter. 

Spirolocullna d’Orbigny. 

Spiroloculina Berchtoldsdorfensis Karrer. 

1877. Spiroloculina Berchtoldsdorfensis Karrer (Geologie der K. F. J.-Hoch- 
quellenleitung) XVI a, 10. 

Brady vereinigt diese Art mit Spirolocalina tenuis Czjzek. 
Ich möchte aber diese Vereinigung doch nicht für ganz berechtigt 
halten. Denn nach Karrers Beschreibung ist seine Art aus¬ 
gezeichnet durch das zumeist sehr auffallende Hervortreten der 
zwei ältesten sichtbaren Kammern, die als mehr oder minder über 
die sonst ganz flache Schale hervorragende Wülste erscheinen. 
Bei Spiroloculina tenuis findet sich diese Eigenart nicht, bei vor¬ 
liegenden Exemplaren tritt sie dagegen deutlich hervor. Auch 
scheint Spiroloculina tenuis durch zahlreichere Kammern sich von 
Spiroloculina Berchtoldsdorfensis zu unterscheiden. Ich halte daher 
die Vereinigung beider Arten nicht aufrecht und stelle vorliegende 
Individuen zu Spiroloculina Berchtoldsdorfensis. 

Spiroloculina tenuiseptata Brady. 

1884. Spiroloculina tenuiseptata Brady Challenger) X, 5, 6. 

1895. Spiroloculina tenuiseptata Brady. Egger (Gazelle) I, 48, 49. 

Die Medianlinie ist bei dieser Art keine gerade, sondern 
eine S förmig geschwungene Linie. Im durchlichteten Zustande 
erkennt man, dafl sich zwischen die einzelnen Kammern schmale 
Zwischenräume einschieben, einzelne Kammern schließen auch 
ohne solche aneinander. In dieser Eigenschaft nähert sich Spiro¬ 
loculina tenuiseptata der Spiroloculina tenuis. Bei ersterer greift 
die eine Kammer immer über die andere hinüber in der Längs¬ 
achse des Gehäuses oder die Kammern setzen sich doch deutlich 
voneinander ab. So deutlich wie Brady diese Eigentümlichkeit 
abbildet, ist sie hier allerdings nicht zu sehen. Bei manchen 
Formen zeigt sich auch hier ein Uebergang zu Spiroloculina 
tenuis, denn die Kammern gehen oft in der Längsachse ineinander 
über, ohne sich deutlich voneinander abzusetzen. Es mag sich 
überhaupt darüber streiten lassen, ob die Aufstellung des Genus 
Spiroloculina gerechtfertigt ist. Denn wie neuere Beobachtungen 
lehren, gehen Ammodiscus-Arten dadurch, daß sich ihre Kammern 
in einer Richtung in die Länge strecken, in Spiroloculina-Arten 
über. Es lassen sich bei dieser Erscheinung alle möglichen 



136 


Uebergänge verfolgen. Zuerst streckt sich der Ammodiscus in 
einer Richtung in die Länge und die Kammern nehmen S förmige 
Gestalt an, dann geht diese allmählich in die gerade Form der 
Kammern über. Es wäre demnach Spiroloculina nichts anderes 
als ein in die Länge gestreckter Ammodiscus. 

Spiroloculina tenuiseptata lebt nach Brady gegenwärtig bei 
den Ki-Inseln in 1000 m Tiefe, bei Kandaru und im Mittelmeere 
von 1000—2000 m Tiefe. 

Endothyridae Eimer und Fickert. 

Pullenia Parker und Jones. 

Pullenia sphaeroides d’Orbigny. 

1846. Nonionina bulloides d’Orbigny (Foraminif&res fossiles du bassin ter- 
tiaire de Vienne) V, 8—10. 

1851. Nonionina quaternaria Reuß (Foraminiferen und Entomostraceen des 
Kreidemergels von Lemberg) III, 13. 

1866. Pullenia bulloides d’Orb. Reuß (Foraminiferen, Anthozoen und 
Bryozoen des deutschen Septarientones) Seite 150. 

1884. Pullenia sphaeroides d’Orb. Brady (Challenger) LXXXIV, 12, 18. 
1895. Pullenia sphaeroides d’Orb. Egger (Gazelle) XIX, 30, 31. 

1899. Pullenia sphaeroides d’Orb. Burrows a. Holland (Foraminifera of the 
Thanet beds of Pegwell bay) H, 20. 

1902. Pullenia sphaeroides d’Orb. Egger (Kreidemergel) XXI, 27, 28. 

1905. Pullenia sphaeroides d’Orb. Bagg (Miocene foraminifera from the 
Monterey shale of California) VIII, 4. 

Reuß beschreibt diese Art unter dem Genus-Namen Nonionina, 
d’Orbigny ebenso. Eimer und Fickert reihen die Gattung 
Pullenia in ihre Familie der Endothyridae ein, während sie 
Nonionina zu der folgenden Familie der Polystomellidae stellen. 

Diese Art beginnt in der Kreide und kommt gegenwärtig 
vom 74° nördlicher Breite bis zum 54° südlicher Breite in Tiefen 
bis zu 5400 w vor. 


Pullenia quinqueloba Reuß. 

1851. Nonionina quinqueloba Reuß (Ueber die fossilen Foraminiferen und 
Entomostraceen der Septarientone der Umgebung von Berlin) V, 31a b. 
1867. Pullenia compressiuscula var. quadriloba Reuß (Fossile Fauna von 
Wieliczka) III, 8 a b. 

1884. Pullenia quinqueloba Reuß. Brady (Challenger) LXXXIV, 14, 15. 
d 5. Pullenia quinqueloba Reuß. Egger (Gazelle) XIX, 28, 29. 

Pullenia quinqueloba Reuß. Burrows and Holland (Foraminifera of 
the Thanet beds of Pegwell bay) II, 21. 



137 


Die meisten Exemplare stimmen vollkommen mit den vor¬ 
handenen Abbildungen überein. Neben den typischen Vertretern 
zeigen sich auch einige, welche durch bedeutend größere Dicke 
auffallen. Es sind stark aufgeblühte Formen von Pullenia quin- 
queloba. Pullenia compressiuscula var. quadriloba Reuß stimmt 
mit Pullenia quinqueloba vollständig überein, nur hat sie bloß 
vier Kammern der letzten Windung, während Pullenia quinqueloba, 
wie schon der Name sagt, 5 besitzt. 

Sie beginnt in der Kreide und kommt rezent in allen 
Meeren vor, vom nördlichen bis zum südlichen Eismeere von 55 
bis 5400 m Tiefe. 

Sphaeroldina d’Orbigny. 

Sphaeroidina austriaca d’Orbigny. 

1846. Sphaeroidina austriaca d’Orbigny (Foraminiföres fossiles du bassin 
tertiaire de Vienne) XX, 19—21. 

1848. Sexloculina Haueri Czjzek (Beitrag zur Kenntnis der fossilen Fora¬ 
miniferen des Wiener Beckens) XIII, 35—38. 

1850. Sphaeroidina austriaca d’Orb. Reuß (Neue Foraminiferen aus den» 
Schichten des österreichischen Tertiärbeckens) LI, 3—19. 

1851. Sphaeroidina variabilis Reuß (Ueber die fossilen Foraminiferen und 
Entomostraceen der Septarientone der Umgebung von Berlin) VII r 
61—64. 

1884. Sphaeroidina bulloides d’Orb. Brady (Challenger) LXXXIV, 1—7. 
1895. Sphaeroidina bulloides d’Orb. Egger (Gazelle) XIII, 48, 49. 

1902- Sphaeroidina bulloides d’Orb. Egger (Kreidemergel) XXI, 29, 30. 
1908. Sphaeroidina bulloides d’Orb. Egger (Mikrofauna der Kreideschichten 
des westlichen bayrischen Waldes und des Gebietes um Regensburg 
VI, 27. 

Brady vereinigt mit Sphaeroidina bulloides auch die 
Sphaeroidina austriaca. d’Orbigny gibt als unterscheidendes 
Merkmal seiner Sphaeroidina bulloids von der Sphaeroidina 
austriaca die mehr sphärische Gestalt der letzteren an. Vorliegende 
Gehäuse sind alle fast kugelrund, daher habe ich sie zu Sphae * 
roidina austriaca eingereiht. 

Polystomellldae Neumayr. 

Nonionina d’Orbigny. 

Nonionina umbilicatula Montagu. 

1846. Nonionina soldanii d’Orbigny (Foraminiföres fossiles du bassin 
tertiaire de Vienne) V, 15, 16. 

1884. Nonionina umbilicatula Montagu. Brady (Challenger) CIX, 8, 9. 



138 


1895. Nonionina umbilicatula Montagu. Egger (Gazelle) XIX, 36, 37. 

1905. Nonionina nnibilicatnla Montagu. Bagg (Miocene foraminifera, from 
the Monterey shale of California) XI, 3. 

1912. Nonionina umbilicatula M. Bagg (Pliocene and pleistocene foramini¬ 
fera from Southern California) XXXVII, 4— 6. 

Das Gehäuse ist von rundlichen, ungefähr an Höhe und 
Breite gleichen Kammern gebildet. Gegen die Mitte hin fallen 
sie rasch und steil ab, so daß ein deutlich vertiefter, scharf 
abgesetzter Nabel entsteht. Die Mündung liegt am Saume der 
letzten Kammer, welche die vorhergehende Windung reitend 
umfaßt. Die ganze Oberfläche ist von deutlichen Poren besetzt, 
nur die glasigen Scheidewände machen davon eine Ausnahme. 
Diese verlaufen sanft geschwungen, am Rande des Gehäuses 
deutlich gegen die Anfangskammer hin gekrümmt. Diese Art 
ist nahe verwandt mit Nonionina pompilioides Fichtel und Moll. 

Sie beginnt im Eozän und lebt gegenwärtig im Roten und 
Mittelländischen Meere, im Indischen Ozean, im höchsten Norden 
des Atlantischen, in der nördlichen und südlichen Hälfte des 
Stillen Ozeans und in der Südsee von 60—6000 m Tiefe. 

Nonionina boueana d’Orbigny. 

1846. Nonionina boueana d’Orbigny (Foraminiftres du bassin tertiaire de 
Vienne) V, 11, 12. 

1884. Nonionina boueana d’Orbigny. Brady (Challenger) CIX, 12, 13. 

1895. Nonionina boueana d’Orbigny. Egger (Gazelle) XIX, 34, 35. 

Die Scheidewände sind hier im Gegensätze zu Nonionina 
umbilicatula tief eingeschnitten und mit Reihen von Pünktchen 
verziert. Auch im Nabel lassen sich kleine, kugelige Erhebungen 
unterscheiden. Manche Formen nähern sich der Nonionina 
communis, unterscheiden sich von ihr aber durch den deutlichen 
Nabel. Andere nähern sich wieder der Nonionina scapha durch 
ihre bedeutend höheren als breiten Kammern, unterscheiden sich 
aber ebenfalls von ihr durch den deutlichen Nabel, ferner durch 
die stärkere spirale Einrollung. Nonionina boueana kommt über¬ 
haupt der Nonionina scapha ziemlich nahe; die Hauptunterschei¬ 
dungsmerkmale bilden die stärkere Zusammendrückung und die 
stärkere Einrollung, sowie die größere Anzahl der Kammern. 

Diese Art kommt fossil im Tertiär vor und lebt gegenwärtig 
in Tiefen von 18 bis 360 m bei Vigobai, Cezimbra, Amboina, 
Biscaya, Hongkong, bei Patagonien und im Roten Meere nach 
Brady. 



139 


Nonionina scapha Fichtel und Moll. 

1884. Nonionina scapha Ficht, u. M. Brady (Challenger) CIX, 14, 15, 16. 
1895. Nonionina scapha Egger (Grazelle) XIX, 42, 43. 

1902. Nonionina scapha Egger (Kreidemergel) XXV, 56. 

1904. Nonionina scapha F. u. M. Bagg (Foraminifera) CXXXI, 1—3. 

1908. Nonionina scapha Egger (Mikrofauna d. Kreideschichten des westl. 

bayr. Waldes und des Gebietes um Regensburg) V, 3. 

1912. Nonionina scapha F. und M. Bagg (Pliocene and pleistocene foramini¬ 
fera from Southern California) XXXVII, 1—3. 

Nonionina communis d’Orbigny V, 7, 8, würde gut mit 
Non. scapha übereinstimmen, wenn die Endfläche der letzten 
Kammer bei ihr noch etwas breiter wäre. Auch Hantkens 
Pollenia elongata (communis) X, 10, zeigt sehr große Verwandt¬ 
schaft mit Non. scapha, so daß ich beide mit Non. scapha 
vereinigen möchte. Non. scapha vermittelt den Uebergang von 
Non. boueana zu Non. turgida. Bei diesen drei Arten nehmen 
die Kammern immer mehr an Breite zu, bei Non. turgida 
erreichen sie ihre größte Breitenausdehnung. In demselben Maße, 
als die Kammern an Breite zunehmen, strecken sich die letzten 
Kammern gerade in der Richtung des längeren Durchmessers 
jeder Kammer. 

Diese Art kommt fossil im Jungtertiär vor und ist gegen¬ 
wärtig weit verbreitet im arktischen Meere, im Atlantischen und 
Stillen Ozean, im Mittel- und Roten Meere bis 2600 m Tiefe. 

Rotalidae Eimer und Fickert. 

Pulvinulina Parker und Jones. 

1884. Pulvinulina crassa d’Orb. Brady (Challenger) CIII, 11, 12. 

Diese Art steht nach Brady in der Mitte zwischen Pulvinu¬ 
lina canariensis und Pulv. micheliana. Das Gehäuse ist auf der 
Oberseite eben, auf der Unterseite stark konvex, am Nabel 
etwas eingesenkt. Es sind nur vier Kammern der letzten 
Windung sichtbar. Alle Kammern treten stark hervor, so daß 
der Rand ausgebuchtet erscheint. Die Mündung liegt in Gestalt 
einer länglichrunden Oeffnung beim Nabel. Die ganze Oberfläche 
ist von Poren bedeckt. Ueber den typischen Gehäusen mit vier 
Kammern der letzten Windung kommen auch solche vor, bei 
denen die letzte Windung fünf Kammern aufweist. 

Pulvinulina crassa beginnt nach Brady im Pariser Grobkalk 
und kommt gegenwärtig im nördlichen und südlichen Atlantischen, 



140 


im nördlichen und südlichen Stillen Ozean und in der Südsee bis 
4500 m Tiefe vor. 


Pulvinulina Schreibersii d’Orbigny. 

1846. Rotalina Schreibersii d’ Orbigny (Foraminiferes fossiles du bassin 
tertiaire de Vienne) VIII, 4—6. 

1848. Rotalina badensis Czjzek (Beitrag zur Kenntnis der fossilen Foramini¬ 
feren des Wiener Beckens) XIII, 1—3. 

1884. Pulvinulina Schreibersii d’Orbigny. Brady (Challenger) CXV, 1. 
1895. Pulvinulina Schreibersii d’Orbigny. Egger (Gazelle) XVIII, 31—33, 
67—69. 

Die Oberseite des Gehäuses ist bedeutend mehr konvex 
als die Unterseite. Auf ersterer erkennt man die Kammern aller 
Windungen, ihre Scheidewände verlaufen fast tangential und sind 
so wie die Kammern selbst stark gekrümmt. Die Unterseite 
zeigt fünf Kammern der letzten Windung, deren Scheidewände 
streng radial verlaufen. In der Nähe des Nabels zeigen letztere 
manchmal kleinere Auflagerungen. Die Scheidewände der Ober¬ 
seite heben sich leicht durch ihre etwas dunklere Färbung von 
der übrigen Oberfläche ab. Die Mündung liegt am Saume der 
letzten Kammer in der Nähe des Nabels. Die von d’Orbigny 
unter dem Namen Rotalina Schreibersii, von Cziiek unter dem 
Namen Rotalina badensis beschriebenen Arten sind identisch mit 
Pulv. Schreibersii. 

Sie beginnt im Tertiär und kommt rezent im südlichen 
Stillen Ozean und bei Bermuda bis 800 m Tiefe vor. Auch aus 
dem Mittel- und Roten Meere ist sie bekannt. 

Rotalia Lamarck. 

Rotalia Soldanii d’Orbigny. 

1846. Rotalia Soldanii d’Orbigny (Foraminiferes fossiles du Bassin tertiaire 
de Vienne) VIII, 10—12. 

1866. Rotalia nitidula Schwager (Fossile Foraminiferen von Kar Nikobar) 
VII, 110. 

1851. Rotalia Girardana Reuß (Ueber die fossilen Foraminiferen und 
Entomostraceen d. Septarientone d. Umgebung von Berlin) V, 34. 
1876. Rotalia Soldanii Hantken (Fauna d. Clavulina Szaboi-Schichten) 
IX, 7 a b c. 

1884. Rotalia Soldanii d’Orb. Brady (Challenger) CVII, 5—7. 

1895. Rotalia Soldanii d’Orb. Egger (Gazelle) XIX, 16—18. 

1902. Rotalia Soldanii d’Orb. Egger (Kreidemergel) XX, 26, 27, 28. 



141 


1905. Kotalia Soldanii d’Orb. Bagg (Miocene foraminifera from the Mon- 
terey shale of California) X, 5. 

1908. Rotalia Soldanii d’Orb. Egger (Mikrofauna der Kreideschichten des 
westlichen bayrischen Waldes und des Gebietes um Regensburg) 
VII, 28—30. 

Es kommen Gehäuse vor, bei denen sich auf der Oberseite 
nur die Kammern der letzten Windung unterscheiden lassen, 
während die der inneren Umgänge zu einer runden, undeutlichen 
weißen Scheibe verschmolzen erscheinen. Es gibt aber auch 
Gehäuse, bei denen auch äußerlich die inneren Umgänge gut zu 
-erkennen sind. Die Kammern der Unterseite lassen in der Mitte 
«ine tiefe Nabelgrube frei. Letztere finde ich frei von körnchen¬ 
förmigen Erhebungen, wie sie Brady bei Fig. 7 abbildet. Reuß 
beschreibt eine Rotalina Girardana, die fast genau mit der Rotalia 
Soldanii übereinstimmt. Er bemerkt „Rotalina Soldanii sei ähnlich, 
unterscheide sich aber durch vier deutliche Umgänge, den engen 
Nabel und die geringere Wölbung der Fläche.“ Auch Rotalia 
nitidula Schwager steht dieser Art sehr nahe, unterscheidet sich 
aber von ihr nach Schwagers Angaben durch die gebogenen, 
nicht radial gestellten Nähte und durch die größere Nabelfläche. 
Es wird wohl das Beste sein, diese Arten wegen der unwesent¬ 
lichen Unterschiede mit Rotalia Soldanii zu vereinigen. 

Sie beginnt im Tertiär und lebt in allen Meeren des Nordens 
und Südens bis zu 3800 m Tiefe. 

Rotalia Kalenbergensis d’Orbigny. 

1846. Rotalina Kalenbergensis d’Orbigny (Foraminiföres fossiles du bassia 
tertiaire de Vienne) VII, 19—21. 

Das Gehäuse ist auf der Oberseite fast eben, auf der Nabel- 
seite konvex und in der Mitte etwas eingesenkt. Die Kammern 
der Oberseite sind in der Mitte nicht deutlich zu erkennen, ihre 
Scheidewände verlaufen sanft vertieft und nicht streng radial, 
sondern sind etwas nach der Seite ausgebogen. Die Unterseite 
•zeigt in der Mitte eine deutliche Nabelvertiefung, in welcher die 
Kammern zusammenstoßen. Auf der Unterseite sind die Scheide¬ 
wände ebenfalls vertieft. Die Zahl der Kammern der letzten 
Windung ist 4 oder 5, meistens 4. Durch diese geringe Kammer¬ 
zahl der letzten Windung, sowie durch das Vorhandensein eines 
deutlichen Nabels nähert sich diese Art der Pulv. crassa d’Orb., 
unterscheidet sich aber von ihr durch die nicht so tiefen Kammer- 



142 


Scheidewände der Unterseite und durch die Anordnung der 
Kammern auf der Oberseite. Während nämlich bei Pulv. crassa die 
Kammern auf der Oberseite manchmal übereinander greifen und 
mindestens immer einen deutlich ausgebuchteten Kand bilden, 
sind sie hier regelmäßig aneinander gereiht und zeigen wie bei 
d’Orbigny einen gerundeten Rand. Den Kiel, den d’Orbigny 
erwähnt, konnte ich nicht bemerken. 

Brady wendet die Bezeichnung Rotalina für die ganze 
Gruppe von Patellina, Cymbalopora, Discorbina, Planorbulina usw. 
bis Calcarina an und gebraucht für die Gattung Rotalina die 
Bezeichnung Rotalia nach dem Vorgänge von Carpenter. 

Anomalina ammonoides Reuß. 

1845. Rosalina ammonoides Reuß (Versteinerungen der böhmischen Kreide) 
VIII, 53, XIII, 66. 

1851. Rotalina ammonoides Reuß (Foraminiferen und Entomostraceen des 
Kreidemergels von Lemberg) IV, 2. 

1863. Nonionina bathvomphala Reuß (Foraminiferen des norddeutschen Hils 
und Gault) XIII, lab. 

1870. Rotalia capitata Gümbel (Beiträge zur Foraminiferenfauna der nord¬ 
alpinen Eozängebilde) II, 92. 

1884. Anomalina ammonoides Reuß. Brady (Challenger) XC1V, 2, 3. 

1895. Anomalina ammonoides Reuß. Egger (Gazelle) XIV, 35, 37. 

1902. Anomalina ammonoides Reuß. Egger (Kreidemergel) XVIII, 10—12 
1905. Anomalina ammonoides Reuß. Bagg (Miocene foraminifera from the 
Monterey shale of California) IX, 4. 

1S08. Anomalina ammonoides Reuß. Egger (Mikrofauna der Kreideschichten 
des westlichen bayrischen Waldes und des Gebietes um Regens¬ 
burg) VI, 10—12. 

1912. Anomalina ammonoides Reuß. Bagg (Pliocene aud pleistocene fora¬ 
minifera from Southern California) XXVI, 7—10 b. 

Das Gehäuse ist von der Flächenansicht rund, von der 
Septalansicht auf beiden Seiten in der Mitte etwas vertieft. Auf 
der Unterseite zeigt sich in der Mitte ein Nabelknopf, der aber 
keine solche Höhe erreicht, so daß man ihn von der Septal¬ 
ansicht über das Gehäuse emporragen sähe. Die Endwindung 
besteht aus zahlreichen, durch geschwungene, eingesenkte Nähte 
geteilten Kammern. Auf beiden Seiten sind die vorhergehenden 
Windungen teilweise sichtbar. Die Mündung liegt am Saume der 
letzten Kammer und hat länglich runde Gestalt. Die letzte 
Kammer veranlaßt insoferne eine kleine Unregelmäßigkeit im 
Aufbau des Gehäuses, als sie nicht genau in der Mitte die 



14S 


vorhergehende Windung reitend umfaßt, sondern sich mehr zur 
Unterseite hinneigt. Das Gehäuse ist von Poren durchsetzt, die 
Oberseite etwas reichlicher als die Unterseite. Die anfangs 
erwähnten, unter verschiedenen Namen beschriebenen Formen, 
können alle ohne Unterschied mit Anamolina ammonoides ver¬ 
einigt werden. Denn die Unterschiede sind zu unwesentlich, als 
daß sie die Aufstellung einer eigenen Art rechtfertigen könnten. 

Diese fossil und rezent sehr verbreitete Art kommt nach 
Brady fossil von der Kreide an vor. Gegenwärtig wurde sie vom 
Challenger gefunden bei Bermuda, den Fidschi-Inseln, Neuseeland, 
Papua, im Roten Meere, bei Bombay und Hongkong, Melbourne 
und der Abrolhoshank in Tiefen von 60—2470 m. 

Truncatulina d’Orbigny. 

Truncatulina praecincta Karrer. 

1880. Rotalia praecincta Karrer. Sequenza (Le formazioni terziarie nella 

provincia di Reggio) Seite 56 und 64. 

1884. Truncatulina praecincta Karrer. Brady (Challenger) XCV, 1—3. 

1895. Truncatulina praecincta Karrer. Egger (Gazelle) XVI, 51—53. 

Das Gehäuse ist auf der Oberseite wenig, auf der Unter¬ 
seite stark konvex. Auf der Oberseite sind die einzelnen Kammern 
äußerlich schwer voneinander zu trennen, dagegen sind die ein¬ 
zelnen Windungen deutlich voneinander abgesetzt, da der Außen- 
und Innenrand einer jeden Windung über die übrige Oberflä che 
emporragt. Als weiße Spiralen sind diese Erhebungen gut zu 
erkennen und bieten daher ein gutes Unterscheidungsmerkmal 
dar. Die deutlich erhabenen Scheidewände der Unterseite 
verlaufen nach rückwärts gekrümmt. In der Mitte vereinigen 
sie sich zu einer undeutlichen Nabelscheibe. Bei verschiedenen 
Exemplaren wechselt die Konvexität der Oberseite bedeutend, 
niemals aber erreicht sie in dieser Eigenschaft die Unterseite. 

Diese Art steht der Truncatulina haidingeri ziemlich nahe. 
Der Nabel auf der Unterseite, die erhabene Spirale auf der 
Oberseite und die Wölbung der beiden Seiten bedingen die 
Unterscheidung beider Arten. Auch eine nahe Verwandtschaft 
mit Tr. dutemplei ist nicht zu verkennen. 

Sie beginnt im Miozän und kommt rezent im Roten Meere, 
bei den Philippinen und den Südsee-Inseln bis 500 m Tiefe vor. 



144 


Truncatulina haidingeri d’Orbigny. 

1846. Rotalina haidingeri d’Orbigny (Foraminifferes fossiles du bassin 
tertiaire de Vienne) VIII, 7—9. 

1857. Rotalina haidingeri d’Orb. Egger (Foraminiferen der Miozän- 
Schichten bei Ortenburg in Nied.-Bayern) VII, 11. 

1876. Pulvinulina haidingeri d’Orbigny. Hantken (Fauna der Clavulina 
Szaböi-Schichten) XV, 10. 

1884., Truncatulina haidingeri d’Orbigny. Brady (Challenger) XCV, 7. 

1895. Truncatulina haidingeri d’Orb. Egger (Gazelle) XVI, 25, 27. 

1902. Truncatulina haidingeri d’Orb. Egger (Kreidemergel) XXV, 36—38 

Diese Art besitzt ein auf beiden Seiten fast gleichmäßig 
gewölbtes Gehäuse, nur manchmal ist die Unterseite noch stärker 
konvex. Die Oberseite zeigt nur die Kammern der letzten 
Windung, die vertieften Scheidewände verlaufen etwas nach 
rückwärts geschwungen und lassen in der Mitte bei ihrer Ver¬ 
einigung manchmal eine kleine Nabelvertiefung erkennen. 
-d’Orbigny und Hantken bilden eine bedeutend mehr konvexe 
Oberseite und eine viel schwächer gewölbte Unterseite ab. Diese 
Wahrnehmung beider Autoren konnte ich bei keinem Exemplar 
bestätigt finden. 

Sie beginnt nach Brady fossil im Eozän und lebt gegen¬ 
wärtig im nördlichen und südlichen Atlantischen und Stillen 
Ozean, im Indischen Ozean, im Roten und Mittelmeere bis 
3400 m Tiefe. 


Truncatulina ungeriana d’Orbigny. 

1846. Rotalina ungeriana d’Orbigny (Foraminif&res fossiles du Bassin 
tertiaire de Vienne) VIII, 16—18. 

1851. Rotalina granosa Reuß (Ueber die fossilen Foraminiferen und 
Entomostraceen d. Septarientone d. Umgebung v. Berlin) V, 36. 

1862. Rotalia mortoni Reuß (Paläontologische Beiträge) VIII, 1. 

1866. Truncatulina ungeriana d’Orb. Reuß (Zur Fauna d. Septarientones) 
Seite 161, Nr. 10. 

1884. Truncatulina ungeriana d’Orb. Brady (Challenger) XC1V, 9. 

1912. Truncatulina ungeriana d’Orb. Bagg (Pliocene and pleistocene 
foraminifera from Southern California) XXV, 1—3. 

Die von Reuß als Rot. granosa beschriebene Art ist zwar 
ähnlich, aber die Unterschiede sind doch zu bedeutend, als daß 
man sie mit ihr vereinigen könnte. Die von Reuß aus dem 
Grünsande von New Jersey als Rotalia mortoni beschriebene Art 
weist sehr große Aehnlichkeit mit Truncatulina ungeriana auf. 
Reuß macht auf die große Aehnlichkeit seiner R. mortoni mit 



145 


Rotalia lenticula Reuß (Versteinerungen der böhmischen Kreide, 
XII, 17) aufmerksam. 

Die Exemplare von Wawrowitz sind typische Vertreter der 
Tmncatnlina ungeriana. Sie beginnt fossil im Tertiär und kommt 
rezent im nördlichen und südlichon Atlantischen und Stillen 
Ozean und beim Kap der guten Hoffnung bis 4750»» Tiefe vor. 

Truncatulina reticulata Czjzek. 

1848. Botalina reticulata Czjzek (Beitrag zur Kenntnis der fossilen 
Foraminiferen des Wiener Beckens) XIII, 7—9. 

1850. Siphonina fimbriata Beuß (Neue Foraminiferen aus den Schichten 
des österreichischen Tertiärbeckens) XLVII, 6 ab. 

1884. Truncatulina reticulata Czjzek. Brady (Challenger) XCVI, 5—8. 

1895. Truncatulina reticulata Czjzek. Egger (Gazelle) XVI, 42—44. 

Diese Art ist sehr leicht von den andern durch den breiten, 
wellig gelappten Kiel am Umfange, sowie durch eine röhren¬ 
förmige Verlängerung am Schlüsse der letzten Kammer zu unter¬ 
scheiden. An ihrem Ende trägt diese Kammer einen lippen¬ 
artigen Wulst. Die Unterseite zeigt stärkere konvexe Wölbung 
als die Oberseite. In einer kleinen Nabelvertiefung laufen die 
Scheidewände zusammen. Ich habe nur solche Exemplare 
gefunden, welche mit Bradys Abbildung 5 übereinstimmen. 
Abbildung 4 sah ich niemals, 7 ebenfalls nicht, 8 sehr selten. 
Die Oberseite ist in der Nähe des Kieles und sehr oft auch bis 
gegen die Mitte hin mit kleinen Höckern besetzt und die Unter¬ 
seite läßt häufig in den vertieften Scheidewänden in der Nähe 
des Kieles [ebenfalls kleine Erhebungen erkennen. Bei Brady 
findet sich diese Eigenheit nur bei Formen mit aufgelöster 
Spirale. Jedenfalls ist dieser Art ein großes Abänderungs¬ 
vermögen eigen. 

Nach Brady beginnt diese Art im Pariser Eozän und lebt 
gegenwärtig im Mittelmeere, bei Portugal, Bermuda, Westindien, 
Pernambuco, Südaustralien und im südlichen Stillen Ozean bis 
800 m Tiefe. 

Dtecorbina Parker und Jones. 

Discorbina bertheloti var. baconica Hantken. 

1876. Discorbina baconica Hantken (Fauna der Clavulina Szabdi-Schichten) 
X, 3. 

1884. Discorbina bertheloti var. baconica Hantken. Brady (Challenger) 
XC, 1. 

1895. Discorbina baconica Hantken. Egger (Gazelle) XV, 19—21. 

Verhandlungen des nfttarf. Vereines in Brünn. LIV. Band. 10 



146 


Die Oberseite ist dach, sogar in der Mitte etwas eingesenkt, 
die Unterseite konvex. Die Scheidewände verlaufen auf der Ober¬ 
seite stark geschwungen und heben sich leicht von der übrigen 
Oberfläche ab, da sie von einem hellen Saume begleitet sind. 
Auch der Rand der Oberseite zeigt diesen liebten Streifen. Die 
Unterseite zeigt nur die Kammern der letzten Windung, 5 an 
der Zahl. Ihre Scheidewände verlaufen ebenfalls sanft geschwungen 
und vereinigen sich in der Mitte zu einer sanften Nabelvertiefung. 
Die Mündung liegt am Saume der letzten, mit einem starken 
Vorsprung endigenden Kammer in der Nähe der Oberseite und 
zeigt halbmondförmige Gestalt. 

Egger bemerkt bei seiner Discorbina baconica: „Brady hält 
diese Form nur für eine Varietät von Discorbina bertheloti und 
Discorbina baconica. Der Gesamteindruck stellt vorliegendes 
Exemplar entschieden zu Truncatulina, und zwar mehr zu Trunca- 
tulina lobatula, von welcher die obere discorbina-artige Einrollung 
sie unterscheidet.“ Die Exemplare von Wawrowitz stimmen da¬ 
gegen ganz gut mit Discorbina bertheloti var. baconica überein. 

Sie beginnt im Tertiär und wurde vom Challenger im nörd¬ 
lichen Atlantischen Ozean bis 2100 m Tiefe lebend gefunden. 


Globigerlnldae Eimer und Fickert. 
Globigerina d’Orbigny. 

Globigerina bilobata d’Orbigny. 

1846. Globigerina bilobata d’Orbigny (Foraminiföres fossiles du bassin ter- 
tiaire de Vienne) IX, 11—14. 

1880. Globigerina ovoidea Sequenza (Le formazioni terziaire nella provineia 
di Reggio) XVII, 39. 

1884. Orbulina universa d’Orb. Brady (Challenger) LXXXI, 8—26. 

1895. Globigerina bilobata d’Orb. Egger (Gazelle) XIII, 9. 

1905. Globigerina bilobata d’Orb. Bagg (Miocene foraminifera from the 
Monterey shale of California) VII, 8. 

Zu dieser Spezies wird eine aus zwei runden Kammern 
bestehende Form gestellt. Carpenter glaubt, daß das, was d’Orbiguy 
für Globigerina bilobata hält, nur zweikammerige Orbulinen 
gewesen seien, welche anzutrefl’en nicht so große Seltenheit sei. 
Von vielen Autoren wird daher diese zweikammerige Form mit 
(Orbulina universa vereinigt. Brady tut dies ebenfalls. 



147 


Globigerina triloba Reuß. 

1850. Globigerina triloba Reuß (Neue Foraminiferen aus den Schichten 
des österreichischen Tertiärbeckens) XLV1I, 11. 

1857. Globigerina triloba Reuß. Egger (Foraminiferen der Miozänschichten 
bei Ortenburg in Nied.-Bayern) XI, 11—13. 

1884. Globigerina bulloides var. triloba Reuß. Brady (Challenger) LXXIX, 
1, 2, LXXXI, 2, 3. 

1895. Globigerina triloba Reuß. Egger (Gazelle) XIU, 71—76. 

1902. Globigerina triloba Reuß. Egger (Kreidemergel) XXI, 8. 

Hierher wird eine dreikammerige Globigerina gestellt. Brady 
faßt diese Form als Varietät von Globigerina bulloides auf. Sie 
kommt nach ihm immer mit der typischen Globigerina bulloides 
vergesellschaftet vor. Wie Schubert bemerkt, nähern sich einige 
Formen der Globigerina triloba wegen ihrer Mündungsverhältnisse 
der Globigerina rubra, andere wieder ebenfalls wegen ihrer 
Mündung der Globigerina bulloides. Es scheint ihm das zweck¬ 
mäßigste zu sein, die mit bulloides übereinstimmenden triloben 
Formen zu bulloides, diejenigen, mit zwei deutlichen Mündungen 
versehenen triloben, die auch mehr den Charakter von rubra 
besitzen, zu rubra als var. triloba zu ziehen.“ 

Globigerina bulloides d’Orbigny. 

1846. Globigerina bulloides d’Orbigny (Foraminiferes fossiles du bassm 
tertiaire de Vienne) IX, 4—6. 

1850. Globigerina concinna Reuß (Neue Foraminiferen aus den Schichten 
des österreichischen Tertiärbeckens) XLVII, 8. 

1850. Globigerina diplostoma Reuß (Neue Foraminiferen aus den Schichten 
des österreichischen Tertiärbeckens) XLVII, 9, 10. 

1870. Globigerina bulloides Gümbel (Beiträge zur Foraminiferenfa^na der 
nordalpinen Eozängebilde) II, 106. 

1870. Globigerina alpigena Gümbel, ebenda, II, 107. 

1870. Globigerina eocaena Gümbel, ebenda, II, 109. 

1876. Globigerina bulloides Hantken (Fauna der Clavulina Szaböi-Schichten) 
VIII, 2. 

1884. Globigerina bulloides d’Orb. Brady (Challenger) LXXVII, LXXIX, 
1-7. 

1895. Globigerina bulloides d’Orb. Egger (Gazelle) XIII, 1—4. 

1902. Globigerina bulloides d’Orb. Egger (Kreidemergel) XXI, 5—7. 

1904. Globigerina bulloides d’Orb. Bagg (Foraminifera) CXXXII, 1, 2. 

1905. Globigerina bulloides d’Orb. Bagg (Miocene foraminifera from the 
Monterey shale of California) VII, 7. 

1908. Globigerina bulloides d’Orbigny. Egger (Mikrofauna der Kreide¬ 
schichten des westlichen bayrischen Waldes und des Gebietes um 

Regensburg) VI, 22. 


10 * 



148 


1912. Globigerina bulloides d’Orbigny. Bagg (Pliocene and pleiatocene 
foraminifera from Southern California) XXIII, 2—8. 

Globigerina ist in fast allen Proben, besonders stark aber 
in den ersten, so vertreten, daß ihr gegenüber alle anderen Arten 
weitaus in den Hintergrund treten. 

Sie kommt fossil nach Brady seit der Kreide vor und ist 
gegenwärtig Kosmopolit. 

Globigerina cretacea d’Orbigny. 

1845. Globigerina cretacea d’Orb. Reufi (Versteinerungen der böhmischen 
Kreide) VIII, 55. 

1884. Globigerina cretacea d’Orb. Brady (Challenger) LXXXTI, 10, 11. 
1895. Globigerina cretacea d’Orb. Egger (Gazelle) XIII, 26 —28. 

1902. Globigerina cretacea d’Orb. Egger (Kreidemergel) {XXI, 1, 2, 3, 10. 

1904. Globigerina cretacea d’Orb. Bagg (Foraminifera) CXXXU, 3. 

1905. Globigerina cretacea d’Orb. Bagg (Miocene foraminifera from the 
Monterey shale of California) VIII, 1. 

1908. Globigerina cretacea d’Orb. Egger (Mikrofauna der Kreideschichten 
des westl. bayr. Waldes und des Geb. um Regensburg) VI, 23. 

Diese Art unterscheidet sich durch die Anzahl der Kammern 
der letzten Windung von Globigerina bulloides. Sie hat nämlich 
nicht vier, sondern fünf oder mehr Kammern der letzten Windung. 
Der weite Nabel, die schön runden Kammern sind weitere Kenn¬ 
zeichen dieser Gattung. Brady bildet bei Fig. 11 eine Form 
ab, welche mehr als fünf Kammern der Schlußwindung erkennen 
läßt. Auch Egger erklärt, daß jene Individuen bei seinen Unter¬ 
suchungen zahlreicher waren, welche mehr als fünf Kammern 
der letzten Windung zeigten. Vorliegende Exemplare zeigten 
durchwegs 5 Kammern der letzten Windung, eine größere Anzahl 
konnte ich nicht beobachten. Dabei zeigt noch die fünfte Kammer 
eine solche Lagerung, daß es zweifelhaft erscheinen muß, ob man 
sie zur letzten Windung rechnen soll oder zur vorhergehenden, 
daher bin ich auch oft in Zweifel gewesen, ob ich das Tier zu 
cretacea oder bulloides stellen sollte. Hauptsächlich der weite 
Nabel war in solchen Fällen ausschlaggebend für Glob. cretacea. 

Orbulina universa d’Orbigny. 

1846. Orbuliua universa d’Orbigny (Formaniferes fossiles du bassin tertiaire 
de Vienne) 1, I. 

1851. Orbulina universa d’Orb. Reuß (Beiträge zur Paläontologie der 
Tertiärschichten Obersehlesieus) Seite 150. 



149 


1867. Orbulina neojurensis Karrer (Zur Foraminiferenfauna in Oesterreich) 
III, 10. 

1884. Orbulina universa d’Orb. Brady (Challenger) LXXXI, 8—26, LXXXII, 
1-3, LXXVm, 1. 

1895. Orbulina universa d’Orb. Egger (Gazelle) XIV, 7—9, 11, 12, 38—40. 
1902. Orbulina universa d'Orb. Egger (Kreidemergel) XXI, 46, 47. 

1905. Orbulina universa d’Orb. Bagg (Miocene foraminifera from tbe Mon. 
terey shale of California) VIII, 3. 

1912. Orbulina universa d’Orb. Bagg (Pliocene and pleistocene foraminifera 
from Southern California) XXIII, 1. 

Diese Art kommt ebenfalls sehr zahlreich vor und entspricht 
vollständig den zahlreichen guten Beschreibungen und Abbildungen, 
die von ihr reichlich vorhanden sind. 

Sie beginnt nach Brady im Lias und kommt rezent in fast 
allen Meeren in großer Menge vor. 

Otolithen. 

Otolithus (Berycidarum) austriacus Kok. 

1905. Schubert (Die Fischotolithen des österr.-ungar. Tertiärs, II) XVII 
1—7; daselbst auch Literatur. 

Nach Schubert ist diese Art eine der häufigsten und ist an 
manchen Lokalitäten in hunderten von Exemplaren vorhanden. 
Nach ihm ist er sehr klein. Darin weicht vorliegendes Exemplar 
bedeutend ah. Denn während Schubert als Länge 1*7—2*0 mm 
angiht, als Höhe 1*5—1‘7 mm, als Dicke 0‘3—0‘4 mm, erreicht 
vorliegendes Exemplar die Länge von 3—4 mm, die Höhe von 
2 mm oder etwas darüber und die Dicke von ungefähr 1 mm. 
Die Uehereinstimmung ist aber in allen Merkmalen so bedeutend, 
daß ich diesen Otolith trotz des bedeutenden Größenunterschiedes 
zu Otolithus austriacus stelle. Nach Schubert zeigt dieser große 
Aehnlichkeit mit Otholitus (Berycidarum) debilis Kok. (Zeitschrift 
d. deutsch, geol. Ges. 1891, Seite 122, VI, 3), ebenso mit Otolithus 
moravicus Prochazka. Bei der großen Variabilität der Otolithen 
hält es Schubert für unzweckmäßig, den Formenkreis des Otolithus 
austriacus, in welchen er Otolithus debilis einbezieht, zu teilen. 
Seine Abbildungen lassen das Ineinanderübergehen von O. debilis, 
O. austriacus und O. moravicus erkennen. 



150 


Ueberblick. 

Es standen mir für die Untersuchung der vorstehenden Fora¬ 
miniferenfauna 10 Bohrproben zur Verfügung, die aus der Tiefe 
von 1"8—54 m stammen. Sie schließen aber nicht regelmäßig 
aneinander, sondern es sind in dieser Tiefenstufe Lücken vor¬ 
handen, von welchen mir keine Proben zugänglich waren. Es 
fehlen nämlich Proben aus der Tiefe von 30*0—34*0 m, von 
39—47 m und von 49*5—50’4 m. 

Wenn man das Material der einzelnen Proben untersucht, 
so ergibt sich Folgendes: 

Probe I. (1*8—22*0 m.) 

Grauer Tegel. Sehr reich an Kalk. Im geschlämmten Ma¬ 
teriale sind verhältnismäßig große, abgerundete Quarz- und Sand¬ 
steinkörner zu bemerken. Neben den überaus zahlreichen Fora¬ 
miniferen kommen in dieser Probe noch zahlreiche Echiniden- 
stacheln vor; außerdem fand sich 1 Otolith und der Steinkern eines 
kleinen nicht bestimmbaren Gasteropoden. 

Probe II. (22 0—22 30 m.) 

Heller Sand, bestehend aus weißen, rötlichen und rötlich- 
gelben, eckigen, kleinen Quarzkörnchen. Reich an Kalk. Neben den 
zahlreichen Foraminiferen finden sich ebenfalls Echinidenstacheln. 
Probe m. (22-30—22-70 ».) 

Gelblicher feiner Sand mit wenig Foraminiferen und einigen 
Echinidenstacheln. 

Probe IV. (22-70—30 00 m.) 

Schmutziggrauer feiner Sand, sehr kalkhaltig, mit sehr viel 
Foraminiferen. 

Probe V. (34—36 m .) 

Grauer Sand mit sehr wenig Foraminiferen. 

Probe VI. (36-39 m.) 

Grauer Tegel mit viel Sand und wenig Foraminiferen. 

Probe VII. (47—48*5 m.) 

Hellgrauer, sandiger Tegel ohne Foraminiferen. 

Probe VIII. (48-5—49-5 m.) 

Sandiger Tegel ohne Foraminiferen. 

Probe IX. (50 4—513 m.) 

Sandiger Tegel mit sehr wenig Foraminiferen. 

Probe X. (51*3—54 m.) 

Glimmerreiche Sande mit sehr wenig Foraminiferen. 



151 


Verbreitung der Foraminiferen in den einzelnen Proben. 

Es bedeutet: h = häufig, s = selten, 1 = 1 Exemplar. • 


Name 

Probe 

I. 

Probe 

n. 

Probe 

(II. 

Probe 

IV. 

Probe 

V. 

Probt 

VI. 

Probe 

VII. 

Prob« 

VIII. 

Probe 

IX. 

Rhabdammina abyssorum. 

h 

h 








Lagena apiculata. 

s 



8 






Lagena hispida. 


h 


. 


i 




Lagena sulcata. 

s 

. 








Lagena hexajrona. 


h 


h 






Glandulina laevigata. 


h 


h 






Nodosaria annulata. 

h 

h 


h 






„ soluta. 

h 

h 

s 

h 






* consobrina. 

h 



h 






» pyrula. 

„ longiscata. 

s 

h 



S 






„ simplex. 

s 









„ inomata. 

h 



s 






, latejugata. 

1 









* hispida. 

h 


s 

h 






„ catenulata. 

s 



s 






„ proxima. 

8 

s 


. 






„ Adolphina. 

8 









ßigenerina aglutinans. 









1 

Textularia carinata. 

h 

h 

s 

h 






„ gramen. 

h 



h 






Gaudryina siphonella. 

h 


s 

h 






Bulimina elongata. 

S 



s 

. 





„ aculeata. 

h 

h 


h 






„ inflata. 

h 



h 






Polymorphina elegantissima .... 

s 



• 1 






„ oblonga. 




s 






Uvigerina pygmaea. 

h 

h 

h 

h 





8 

Bolivina antiqua. 

h 


8 

h 


l 




n reticulata. 

h 



s 

i 

l 




Frondicularia alata. 

s 









* Reussi. 


s 








Cristellaria variabilis. 

s 



s 






„ rotulata . 

h 


S 

h 






„ vortex. 

8 



s 






* orbicularis. 

8 


S 

s 






„ crassa . 

# 

8 








„ cultrata. 

h 


8 

h 






„ calcar. 

h 



s 






„ echinata. 

h 



s 






* mamilligera. 

s 



. 






n Paulae. 

. 



1 






„ fragaria. 



S 

s 






„ ßteflata. 

s 









w confusa . 

. 

S 








» sp. 

1 



. 






.f. # sp. 

1 



. 






Vaginulina badensis. 

s 



s 






* harpa. 


i 








n sp. 

1 . 

• 


i 







Probe 

X. 


h 


8 


S 


















































152 


Name 

♦ 

Probe 

1 L 

Probe 

II. 

Probe 

111. 

Probe 

IV. 

Probe 

V. 

Probe 

VI. 

Probe 

Y1L 

Probe 

VIII. 

Piobe Probe 
DL L 

Marginulina pedum. 

s 



h 






„ Behmi. 



s 

s 






* hirsuta var. Behmi. . . 

s 



s 







» sp. 

. 



1 







•> *P. 

1 

. 


. 







Cassidulina subglobosa. 

s 



s 







„ Margareta. 

h 

• 


h 







Spiroloculina Berchtolsdorfensis . . 




8 







„ tenuiseptata. 

h 

h 









Pullenia ephaeroides. 

h 



h 






s 

„ guinqueloba. 

Sphaeroidina austriaca. 

h 

h 

s 


h 




. 



Nonionina umbilicatula. 

s 


s 

h 







„ boueana . 

s 



. 







scapha. 


s 


h 







Pulvinulina crassa. 

h 



h 


i 




s 

„ Schreibersii. 

h 



m 







Rotalia Soldanii. 

h 


8 

h 







Rotalia Kalenbergensis. 

. 



1 







Anomalina ammonoides. 

h 



s 







Truncatulina praeciucta. 

h 


h 

h 







n naidingeri. 

h 

s 

h 

h 







„ ungeriana. 

h 



s 







„ reticulata. 

h 


h 

h 







Discorbina bertheloti var. baconica. 

s 


# 








Globigerina bilobata. 

h 

h 

h 

h 





s 

s 

* triloba. 

s 

h 


h 






s 

„ bulloides. 

h 

h 

h 

h 






h 

„ cretacea. 

s 








# 


Orbulina universa. 

h 

h 

h 

h 

* 





s 


Die Foraminiferen nehmen also von oben nach unten rasch ab. 
Es ist schade, daß die Proben nicht noch weiter nach unten 
verfolgt werden konnten und daß sie nicht lückenlos aneinander 
schließen. 

Die Foraminiferenfauna trägt, wie man leicht erkennen kann- 
miozänen Charakter. Eine andere Frage von großem Interesse 
wäre es, welche Stellung sie innerhalb des Miozäns entnimmt. 

Es ist bekannt, daß sich Foraminiferen für stratigraphische 
Zwecke nicht gut eignen. Nur mit größter Vorsicht darf man 
aus einer Foraminiferenfauna allein stratigraphische Schlüsse 
ziehen. 

Noch schwieriger ist die Sache, wenn man innerhalb einer 
Formation auf Grund der Foraminiferenfauna allein die Stufe der 
Ablagerung festsetzen soll. In der Regel ist das überhaupt 
unmöglich. Im vorliegenden Falle würde es sich also darum 

























153 


handeln, ob die im Vorstehenden beschriebene Fauna der ersten 
oder zweiten Mediterranstufe des Wiener Beckens entspricht. 

Es lohnt sich vielleicht, einen allgemeinen Ueberblick über 
die beschriebene Fauna zu geben. Denn nur auf Grund des 
Gesamtbildes der Foraminiferenfauna wäre es möglich, bezüglich 
des Alters der Schichten Schlüsse zu ziehen. Einzelne Arten als 
Leitformen für bestimmte Schichten aufzustellen, ist bei dieser 
Tierklasse mit Ausnahme der wenigen, als Leitfossilien bekannten 
Gruppen, unmöglich. 

Im Ganzen wurden 80 Spezies gefunden. Folgende Gattungen 
zeigen sich am zahlreichsten an Arten vertreten: Cristellaria mit 
15 Spezies, Nodosaria mit 13, Marginulina mit 5, Lagena und 
Truncatulina mit 4, Bolivina, Bulimina, Frondicularia, Vaginulina 
und Nonionina mit je 3 Spezies. Die übrigen Genera sind arten- 
ärmer als die angeführten. Am artenreichsten ist also Cristellaria 
und Nodosaria. 

An Individuenzahl am reichsten sind in erster Linie Globi- 
gerina bulloides, und zwar besonders in den Proben I (1*8 bis 
22 »»), II (22—22*3 m) und IV (22*7—30*0 tn), während sie in 
den übrigen Proben entsprechend ihrem geringeren Reichtume 
an Foraminiferen seltener vorkommt. Ferner sind sehr individuen" 
reich einige Spezies der Nodosarien, so besonders Nodosaria annu' 
lata, Nodosaria soluta, Nodosaria consobrina, aber bei Weitem 
nicht mehr in dem Grade wie Nod. annulata. Sehr reich an 
Individuen sind ferner einige Spezies der Cristellarien, besonders 
Cristellaria calcar, echinata, cultrata, rotulata. Auch Truncatulina 
praecincta und Tr. haidingeri, sowie Tr. reticulata sind indi¬ 
viduenreich, ebenso Bulimina inflata, aculeata, Textularia carinata, 
Pullenia sphaeroides und quinqueloba, Uvigerina pygmaea, Pulvi- 
nulina crassa. 

Bemerkenswert ist das Vorherrschen der kalkschal igen Formen 
und das gänzliche Zurücktreten der agglutinierenden Formen. 

Karrer gibt in seiner Arbeit „Zur Foraminiferenfauna in 
Oesterreich“, Seite 334, eine sehr schöne Uebersicht über die 
Zusammensetzung der Schlierfauna in Nieder - Oesterreich und 
Mähren. Wenn auch seitdem diese Fauna durch neue Funde 
bereichert wurde, so bleibt seine allgemeine Charakteristik in den 
Grundzügen doch richtig. Nach ihm tritt in diesen Ablagerungen 
von den kieselschaligen Foraminiferen nur die Gattung Clavulina 
häufiger auf. Die Familie der Miliolideen ist durchwegs selten. 



154 


Die Nodosarideen zeigen zwar eine größere Anzahl von Arten, 
ihre Individuenzahl ist aber stets eine sehr beschränkte, ganz im 
Gegensätze zu dem Tegel von Baden, wo dieselben eine Haupt¬ 
rolle spielen. Nur Nodosaria (Dentalina) elegans macht davon eine 
Ausnahme, da dieselbe fast an allen Schlierlokalitäten zu treffen 
ist und mitunter nicht selten. Die Familie der Cristellarideen ist 
der vorherrschende Typus. Fast durch alle Fundorte gehen die 
Spezies Cristellaria calcar, cultrata, cassis, inomata, wo diese 
fehlen, treten andere, mitunter auch neue Arten auf. Die Poly¬ 
morphinen sind nur wenig vertreten; Uvigerina pygmaea und 
Polymorphina problema gehen aber fast durch alle untersuchten 
Proben, mitunter auch nicht selten. Die Globigerinideen dagegen 
sind durchwegs sehr zahlreich vertreten, damit in Gesellschaft 
stets Orbulina universa. Truncatulina Dutemplei fehlt fast keiner 
Lokalität, sie ist stets mehr oder weniger häufig. Die Rotalideen 
und Polystomellideen haben allerdings einige Vertreter; doch ist 
ihre Erscheinung immer eine Seltenheit. Die Numulitideen fehlen 
sozusagen ganz. Karrer bemerkt ferner: „Die große Ueberein- 
stimmung mit der Badener Fauna wird oft schwer eine Sonderung 
mit Sicherheit zulassen, wenn man es bloß mit Foraminiferen zn 
tun hätte, da sich beide Stufen jedenfalls sehr nahe stehen. Das 
überwiegende Auftreten der Cristellarideen zusammen mit Globi¬ 
gerinideen, während Nodosarideen und Rotalideen sowie alle 
Miliolideen zurücktreten, dürfte vorläufig noch den einzigen 
Maßstab zur Beurteilung abgeben, wenn nicht andere typische 
Merkmale hiezu treten. Jedenfalls deutet aber der ganze Charakter 
der Fauna auf eine Ablagerung des Schliers in größerer Tiefe.“ 

Vergleicht man damit die Fauna der zweiten Mediterranstufe> 
wie sie Fuchs in seiner Arbeit „Geologische Uebersicht der 
jüngeren Tertiärbildungen des Wiener Beckens und des Ungarisch- 
Steirischen Tieflandes“ zusammenstellt oder wie man sie bei 
einem Ueberblick über diese Stufe leicht finden kann, so zeigt 
sich als Charakteristikum für die zweite Mediterranstufe das Vor¬ 
herrschen von Nodosarien, Cristellarien, Globigerinen, Trunca' 
tulinen, Uvigerinen, Textularien und Milioliden. 

Wenn man die vorstehende Charakteristik auf die beschriebene 
Fauna anwendet, so zeigt sich eine nicht zu verkennende Hin¬ 
neigung zur Badener Fauna. Sie trägt, von kleinen Unterschieden 
abgesehen, die allgemeinen Züge der Fauna der zweiten Medi¬ 
terranstufe. Darauf würde auch noch das Vorkommen von einigen 



155 


Foraminiferen hindeuten, die bisher nur aus dem Wiener Becken 
bekannt sind. Es sind folgende Arten: Frondicularia Reußi, 
Cristellaria Paulae, Cassidulina Margareta, Spiroloculina Berchtols- 
dorfensis. 

Ich habe in einer Tabelle die Verbreitung der gefundenen 
Foraminiferen in anderen bekannten Miozängebieten Oesterreich- 
Ungarns und des angrenzenden Preußisch-Schlesien dargestellt, 
halte es aber nicht fUr notwendig, sie hier wieder zu geben, da 
sie keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann aus dem 
Grunde, weil die zum Vergleiche zur Verfügung stehenden Faunen 
aus jenen Gebieten immer noch durch neue Funde bereichert 
werden und mir auch nicht die volle Literatur zugänglich war. 
Immerhin ergab sich aus dieser Zusammenstellung, daß mit den 
Ablagerungen der zweiten Mediterranstufe des Wiener Beckens 
von den gefundenen 80 Arten nach Ausschluß der 5 unbestimmten 
51 Arten gemeinsam sind, mit den Schlier - Ablagerungen in 
Nieder-Oesterreich und Mähren 43 Arten. 

Man sieht, es ergibt sich aus einem derartigen Beginnen 
keine sichere Entscheidung, und Karrer behält jedenfalls recht, 
daß auf Grund der Foraminiferenfauna allein eine Sonderung der 
beiden Stufen Schwierigkeiten bereitet. 



Das Oberdevon von Brünn. 

Von Dr. Josef Oppenheimer. 

Mit vier Textfiguren und einer Tafel. 


Vorwort. 

Auf der Suche nach dem verschollenen Fundort des Brunner 
Clymenien-Gesteins gelang es mir, einige neue Fundpunkte im 
Oberdevon des Haidenberges zu entdecken, und zwar vor allem 
den Productellenkalk und die schwarzen Ostracodenkalke. Erst 
später fand ich die Cephalopodenkalke; der Fundort der Clymenien 
konnte leider nicht wieder gefunden werden. 

Bei der Bearbeitung der Fauna hat mich Herr Professor 
A. R z e h ak des Oefteren durch Rat unterstützt. Herr Dr. R. Richter 
in Frankfurt a. M. war so gütig, die Bestimmung der kleinen 
Trilobiten zu übernehmen. Herr Professor Dr. Gr. Gürich in 
Hamburg, der ausgezeichnete Kenner des polnischen Devons, hat 
meine Arbeit ebenfalls gefördert. Genannten drei Herren sei auch 
an dieser Stelle mein Dank ausgedrückt. 

I. Literatur. 

Das Gebiet, mit dem sich die folgenden Zeilen beschäftigen 
ist der Haidenberg (Hadyberg der Spezialkarte), der sich nord¬ 
östlich von der Landeshauptstadt Brünn auf dem linken, östlichen 
Ufer des Zwittaflusses erhebt. Der Berg bildet mit dem sich 
nördlich und östlich anschließenden Hadywald eine ausgedehnte, 
bewaldete Hochfläche, die ihren Gebirgscharakter vor allem dem 
steil eingeschnittenen Zwittatale und dem in Süden des Haiden¬ 
berges einsetzenden Abbruch gegen das tertiäre Tiefland verdankt. 

Er bildet das Südende eines langen und schmalen Devon¬ 
zuges, der aus der Gegend von Boskowitz in Nord-Südrichtung, 
das mährische Karstgebiet einschließend, bis gegen Brünn streicht. 
Die wichtigsten Werke, die sich mit unserer Gegend beschäftigt 
haben, sind: 

1. 1884 v. Reichenbach: Geognostische Mitteilungen aus Mähren. 

2. 1852 v. Hingenau: Uebersicht der geologischen Verhältnisse von 
Mähren und Oesterr.-Schlesien. 

3. 1854 E. Sues8: Bericht des Werner-Vereines p. 37. 

4. 1881 Rzehak: Verhandlungen d. k. k. geolog. Reichsanstalt p. 314 

5. 1884 Mako wsky und Rzehak: Die geologischen Verhältnisse 
der Umgebung von Brünn. 



157 


6. 1902 Bock: Zar Tektonik der Brünner Gegend. 

7. 1905 F. E. Suess: Das Devon und Kulmgebiet östlich von Brünn. 

8. 1910 Rzehak: Der Brünner Clymenienkalk. Zeitschrift des 
Mährischen Landesmuseums X. 

Reichenbach hielt das Brünner Devon für Bergkalk (Karbon), 
Hingenau rechnete es zwar schon zum Uebergangskalk (Devon), 
konnte jedoch seine Annahme noch nicht durch sichere Fossil- 
fonde stützen. E. Suess wies durch die Bestimmung einer Clymenia 
das Vorhandensein des obersten Devon nach. Rzehak hat dann 
in seinen beiden Abhandlungen den Clymenienkalk des Haiden¬ 
berges ausführlich beschrieben. 

Während der Fundpunkt der Clymenien sich am Nordost¬ 
ende der Haidenberg-Hochfläche befindet, und die ausgedehnte 
Hochfläche sowie der an der Südwestecke des Berges gelegene 
große Kalksteinbruch so gut wie versteinerungsleer befunden 
worden sind, liegen die von mir entdeckten Fossilfundpunkte 
am Westabfall der Hochfläche gegen das Zwittatal, etwa 500 m 
nördlich der Cote 423 Hadyberg der Spezialkarte, auf der Höhe 
der kleinen Mühle (Kolaftal). Der Fundort der Cephalopoden- 
kalke liegt etwa 250 m gegen Süden, durch einen Einschnitt von 
dem ersten Fundpunkte getrennt. 

n. Stratigraphischer Teil. 

A. Unteres Oberdevon, 
a) Productellenkalk. 

Der Productellenkalk ist von lichtgrauer Farbe und ist 
nesterweise in den übrigen Kalkstein ein gesprengt. Die Fossilien 
sind zwar sehr zahlreich, so daß stellenweise das Gestein ganz 
davon erfüllt ist, doch ist der Erhaltungszustand ein sehr schlechter, 
da die Schalen meist mit kristallinem Kalk erfüllt sind und die 
in der Fauna vorherrschenden Brachiopoden bis auf ganz wenige 
Exemplare, z. B. Leiorhynchus subreniformis Schnur, nur als 
einzelne lose Klappen erhalten sind. 

Besonders massenhaft finden sieb Productellen, so daß das 
•Gestein nach dieser Brachiopodengattung benannt werden kann. 

Es fanden sich folgende 25 Arten: 

Pisces sp. Cyrtoceras sp. ind. 

Orthoceras lineare Münster. Patella sp. ind. 

Orthoceras sp. ind. Porcellia primordialis Scblotli. 



158 


Pleurotomaria sp. ind. 
Euomphalus sp. ind. 
Murchisonia sp. ind. 

Loxonema sp. ind. 

Loxonema sp. ind. 
ProsochasmaV sp. ind. 

Orthis striatula Schloth. 
Productella subaculeata Murch. 
Productella Herminae Frech. 
Spirifer pachyrhynchus Murch. 
Spirifer Archiaci Murch. 
Spirifer Verneuili var. tenti- 
culum M. V. K. 


Spirifer sp. ind. 

Martinia inflata Schnur. 
Retzia prominula F. Roemer. 
Rhynchonella pugnus Martin 
var. pauciplicata n. v. 
Rhychonella Gürichi n. sp. 
Rhynchonella Gürichi var. 
bisellata. 

Rhynchonella Gürichi var. 
bifurcata. 

Leiorhynchus subreniformis 
Schnur. 


Es ist dies eine Fauna, die zweifellos dem untersten Ober- 
devon angehört. Spirifer pachyrhynchus Murch., Spirifer Archiaci 
Murch., Rhynchonella pugnus Mart., Leiorhynchus subreniformis 
Schnur sind Leitfossilien dieser Stufe. Die Uebereinstimmung mit 
dem Kadzielniakalk von Kielce und dem Grunderkalk des Harzes 
ist sehr groß, selbst die entfernteren Ablagerungen gleichen Alters 
in Belgien, ja sogar in Persien zeigen viel Verwandtschaft. 


b) Cephalopodenkalk. 

Dieser Kalkstein ist von dunkelgrauer bis schwärzlichgrauer 
Farbe, oft mit bräunlichen Partien durchsetzt. Da der Kalk 
ziemlich dicht ist, ist auch der Erhaltungszustand der Fossilien 
ein viel günstigerer als beim Productellenkalk. Obwohl die Cephalo- 
poden überhaupt in diesem Kalk überwiegen, läßt sich unter 
diesen keine Form nennen, die besonders vorherrscht. 

Es fanden sich folgende 32 Arten: 


Pisces sp. 

Entomis serratostriata Sandb. 
Orthoceras lineare Münster. 
Cyrtoceras polonicum Gürich. 
Cyrtoceras angustum Gürich. 
Cyrtoceras sp. ind. 
Gomphoceras denseseptatum 
n. sp. 

Bactrites carinatus Sandb. 
Toraoceras auriforme n. sp. 


Tornoceras undulatum Sandb. 
Cheiloceras amblylobum Sandb. 
Cheiloceras subpartitum Mün¬ 
ster em. Frech. 

Patella laevigata Münster. 
Pleurotomaria sp. ind. 
Pleurotomaria sp. ind. 
Schizostoma carinatum Roemer* 
Naticopsis sp. ind. 
Platyschisma sp. ind. 



159 


Natica? sp. ind. Buchiola palmata Goldf. 

Posidonia venusta Münster. Cardiola subarticulata Beush. 

Myophoria cfr. rhomboidea Solenopsis sp. ind. 

Goldf. Lingula subparallela Sandb. 

Conocardium ibergense Beus- Productella subaculeata Murch. 

hausen. Rhynchonella rhomboidea Phill. 

Praecardium sp. ind. Rhipidocrinus ? sp. ind. 

Buchiola retrostriata v. Buch. Melocrinus? sp. ind. 

Diese Tiergesellschaft hat zwar noch das Gepräge des 
unteren Oberdevon ist aber entschieden jünger als die Pro¬ 
ductellenfauna. 

Bactrites carinatus Sandb., Tomoceras auriforme n. sp., 
Tornoceras undulatum Sandb. weisen auf unteres Oberdevon hin. 

Es muß jedoch erwähnt werden, daß durch das Auftreten 
von Cheiloceras, Entomis serratostriata Sandb. und Posidonia 
venusta Münster ein Zug in die Fauna gebracht wird, der auf 
die nächstjüngeren Schichten des mittleren Oberdevon hinweist; 
vielleicht gehört ein Teil der erwähnten Schichten schon dem 
mittleren Oberdevon an. Analoge Ablagerungen finden sieh im 
polnischen Mittelgebirge, wo die Cephalopodenschichten des unteren 
Oberdevon die meiste Verwandtschaft zeigen. Daneben finden 
sich aber auch Anklänge an das mittlere Oberdevon von Lagow. 

Bemerkenswert ist, daß im Cephalopodenkalke eine dünne 
Bank ganz erfüllt von Rhynchonella (Leiorhynchus) rhomboidea 
Phill. vorkommt. 

B. Mittleres Oberdevon. 
Ostracodenkalk. 

Dieser Kalkstein ist von schwarzer Farbe, dünnplattig und 
gibt beim Zerschlagen stark bituminösen Geruch. Die Fossilien 
sind nur auf einzelnen Schichtflächen zahlreich; als besonders 
bezeichnend sind die zahlreichen Ostracoden zu erwähnen, daneben 
kommt Posidonia venusta Münster sehr häufig vor. 

Es fanden sich folgende acht Arten: 

Entomis serratostriata Sandb. Avicula Wurmi F. A. Roemer. 
Richterina angulosa Gürich. Posidonia venusta Münster. 

Richterinä scabra Gürich. Lingula subparallela Sandb. 

Cyrtosymbole nana Richter. Terebratula Richteri n. sp. 

Diese kleine Fauna enthält wohl keine Formen, die auf den 
ersten Blick eine feinere Altersbestimmung zulassen, doch legt 



160 


das Auftreten der zahlreichen Ostracoden die Vermutung nahe, 
daß wir es mit einer höheren Stufe zu tun haben als mit dem 
unteren Oberdevon. Die vollkommene Analogie mit dem polnischen 
Vorkommen bei „Welkes Versuchsschacht“ (Gürich a. a. O., p. 94) 
läßt den sicheren Schluß zu, daß wir mittleres Oberdevon vor 
uns haben. 

Einen Ueberblick über die Stratigraphie unseres Devons 
gibt folgendes 


Schaubild der Brunner Devonablagerungen. 



III. Paläontologlscher Teil. 

1. Productellenkalk. 

Pisces. 

Ein 21 mm langes, unten 4 mm , oben 3 mm breites, leicht 
sichelförmiges Gebilde, das als Ichtyodorulit angesehen werden 
kann. 

Dasselbe findet sich in einem dem Productellenkalk ent¬ 
sprechenden grauen Kalk nicht näher bekannten Fundorte am 
Haidenberge. 

Orthoceras. 

Schalenreste von Orthoceras sind im Brachiopodenkalke des 
Haidenberges nicht gerade selten. Der Umfang der Bruchstücke 
läßt auf eine bedeutende Größe der Tiere schließen. Besser erhaltene 
Exemplare sind jedoch selten. 

1. Orthoceras lineare Münster. 

1840- Orthoeeratites linearis Münster: Beiträge zur Petrefaktenkunde 111, 
p. 99, T. 19, F. 1. 

Länge = 42 mm , größter Durchmesser = 13 mm, kleinster 
Durchmesser = 9'7 mm. 





161 


Der diinne Sipho liegt zentral. Die Schale zeigt stellenweise 
eine sehr zarte Streifung. Bei einem Exemplare läßt sich eine 
leichte Neigung der Kammerscheidewände beobachten. 

Orthoceras lineare findet sich im mittleren und oberen 
Devon und ist auch im Cephalopodenkalk des Haidenberges häufig. 
Untersuchte Stücke 16. 

2. Orthoceras sp. ind. 

Bruchstück eines Exemplars von 18 mm Durchmesser, mit 
sehr eng an einander stehenden konvexen Kammern und zentralem 
1 l /* mm dickem Sipho. 

Die Form erinnert an Orthoceras arcuatellum Sandberger. 
Versteinerungen d. Rhein. Schichtensystems p. 166, T. 19, F. 2. 

3. Cyrtoceras sp. ind. 

Ein Exemplar von 25 mm Länge, oben 5 mm, unten 3 mm 
breit, schwach gekrümmt, mit schwach elliptischem Querschnitt. 
Der Sipho ist 1 mm dick, die Außenseite genähert. 

Da das Gehäuse von kristallinem Kalk erfüllt ist, kann 
der Verlauf der Sutur nicht beobachtet werden. Die Oberfläche 
des Steinkernes ist glatt. 

4. Patella sp. ind. 

Steinkerne von rundlichem bis breit elliptischem Umriß, bis 
zu einem Durchmesser von 11 mm, mehr oder weniger hoch 
mützenförmig bis kegelförmig, ohne deutliche Skulptur. Der 
Wirbel ist meist etwas exzentrisch gelegen. Einzelne Formen 
dürften mit Patella disciformis Münster (Beiträge III, p. 81, T. 14, 
F. 23) aus dem thüringischen Oberdevon verwandt sein. 
Untersuchte Stücke 14. 

5. Porcellia primordialis Schlotheim. 

1820. Ammonites primordialis Schlotheim: Petrefaktenkunde p. 65, Nachtr. 1, 
p. 59, T. IX, F. 2. 

1843. Bellerophon primordialis F. A. Römer: Die Versteinerungen des 
Harzgebirges p. 31, T. VIII, F. 16. 

1887. Porcellia primordialis Tschernyschew: Die Fauna des mittleren und 
oberen Devon am Westabhange des Ural T. V, F. 11, p. 34. 

Ein Steinkem von 16 mm Durchmesser zeigt Anwachsstreifen, 
die von der Naht ausgehend, leicht nach rückwärts gekrümmt 
sind, in der halben Höhe der Windung jedoch verschwinden. 

Verhandlungen des naturf. Vereines in Biünn. LIV. Band. H 



162 


Auf der Externseite zeigt sich ein Kiel, der durch zwei 
schmale Binder gebildet wird, zwischen denen eine Vertiefung 
verläuft. 

Porcellia primordialis ist im unteren Oberdevon im Harz 
und im Ural bekannt. 

6. Pleurotomaria sp. ind. 

Ein Bruchstück eines Steinkernes, an dem noch Spuren der 
spiralen Streifung zu sehen sind. 

Eine nähere Bestimmung ist nicht möglich. 

7. Euomphalus sp. ind. 

Ein kleines Exemplar von 7 mm Durchmesser mit lose auf¬ 
gerollter Spirale. Die innere Windung erhebt sich nur wenig 
über die äußere. Die Oberfläche des Steinkernes zeigt keine 
Skulptur. 

Eine verwandte Form ist Euomphalus serpula Goldfuß. Petr. 
Germ. T. 191, F. 1, p. 86 und Euomphalus serpens Quenst. 
'Gastropoden p. 391, T. 200, F. 62. 

8. Murchisonia sp. ind. 

Zwei Steinkerne 11 und 17 mm lang mit 4 beziehungsweise 
5 glatten vollkommen skulpturlosen Windungen. 

Sie zeigen Aehnlichkeit mit Phasianella ventricosa Goldfuß. 
Petref. Germ. T. 148, F. 14, p. 113 und Murchisonia cfr. bili- 
neata Quenstedt Gastropoden T. 201, F. 63, p. 417. 

9. Loxonema sp. ind. 

Ein Steinkern mit schlankem, sehr steilem Gewinde ohne 
deutliche Skulptur. 

Verwandt ist Loxonema polonicum Gürich. Poln. Mittel¬ 
gebirge p. 311, T. XI, F. 1, 2. 

10. Loxonema sp. ind. 

Vier Bruchstücke von Steinkemen eines Loxonema. 

Das Gewinde ist sehr spitz. 2 mm unter der Naht verläuft 
eine Furche, die vielleicht einem Schlitzbande entsprochen haben mag. 

Eine gewisse Aehnlichkeit zeigt Turritella absoluta Quenstedt. 
Gastropoden T. 196, F. 83—86, p. 310 und Loxonema laeve 
F. Roemer. Harzgebirge p. 35, T. 5, F. 17. 



163 


11. Prosochasma? sp. ind. 

Schlecht erhaltener Rest einer Bivalve, der dieser Gattung 
angehören könnte. 

12. Orthis striatula Schlotheim. 

1813. Anomites Terebratulites striatulus Schlotheim: Mineralog. Taschen¬ 
buch VIII, T. 1, F. 6. 

1887. Orthis striatula Tschernyschew: Fauna d. mittleren und ob. Devon 
am Westabhange d. Ural p. 108 (mit russ. Synon.). 

1896. Orthis striatula Gürich: Paläor. im Poln. Mittelgebirge p. 242. 

1912. Orthis striatula Asselbergs: Faune frasnienne inf. du bord nord du 
bassin de Namur. Bull. d. 1. Soc. Beige de G4ol. p. 4. 

Diese weitverbreitete Art findet sich auch am Haidenberge 
sehr zahlreich vertreten vor. 

Mittleres Exemplar Länge = 14 mm, Breite ==■ 17 mm, 
großes „ „ =24 mm, „ =29 mm. 

Stets finden sich nur lose Klappen. Bei Sternkernen sieht 
man einen Eindruck, der vom Wirbel bis zur halben Höhe der 
Schale reicht; derselbe entspricht dem Medianseptum. Orthis 
striatula kommt im Mittel- und Oberdevon vor. 

13. Productella subaculeata Murchison. 

1840. Productus subaculeatus Murchison: Bull, de la Soc. G6ol. de France 
Tome XI, p. 255, T. 2, F. 9. 

1850. Productus subaculeatus F. A. Roemer: Beiträge cur Kenntnis des 
nordwestlichen Harzgeb. p. 31, T. 4, F. 24. 

1853. Productus subaculeatus Schnur, Brachiopoden d. Eifel p. 228, T. 43, F. 4. 
1856. Productus subaculeatus Sandberger: Rheinisches Schichten System in 
Nassau p. 371, T. 34, F. 16. 

1865. Productus subaculeatus Davidson: Monogr. Brit. Devon. Brachiop 
p. 99, T. 21, F. 1, 2. 

1871. Produetus subaculeatus Kayser: Die Brachipoden d. Mittel- u. Ober¬ 
devon der Eifel p. 639. 

1887. Productus subaculeatus Tschernyschew: Faune d. mittleren u. ob. 

Devon am Westabhange d. Ural p. 112. 

1912. Productus subaculeatus Asselbergs: Faune Frasnienne inf. du bord 
nord du bassin de Namur p. 8. 

Productella subaculeata kommt in den grauen Kalksteinen 
des Haidenberges nesterweise so massenhaft vor, daß man diesen 
Kalk mit Recht als Productellenkalk bezeichnen kann. 

Unter unseren Formen finden sich solche von gerundet 
vierseitigem Umriß, Breite = 17 mm, Länge = 15 mm mit 

11 * 



164 


verhältnismäßig schwach eingekrümmtem Wirbel und langem 
geraden Schloßrand. 

Dann ebenfalls sehr zahlreich Formen mit oblongem Umriß, 
Breite =17 mm, Länge = 22 mm, mit stärker eingebogenem 
Wirbel und kurzem Schloßrand. 

Die Stacheln sind zahlreicher als bei Productella Herminae 
Frech und fehlen auch die starken radialen Rippen, die dort 
vorhanden sind. 

Lose Stacheln finden sich nicht selten. 

Zwei Exemplare von Productella subaculeata fanden sich 
auch im Cephalopodenkalk. 

Productella subaculeata ist im mittleren und oberen Devon 
sehr weit verbreitet. 

14. Productella Herminae Frech. 

1891. Productella Herminae Frech: Zeitschrift der deutsch. Geol. Ge«* 

p. 677, T. 47, F. 3, 5, 6. 

1896. Productella Herminae Gürich: Paläozoicum im Poln. Mittelgeb. p. 219, 

I II 

Breite = 26 mm 20 mm, 

Länge = 23 mm 18 mm. 

Ebenso häufig wie Productella subaculeata Murch. kommt 
am Haidenberge Productella Herminae Frech vor. 

Die Exemplare erreichen oft eine sehr bedeutende Größe, 
ähnlich wie dies Frech a. a. 0. p. 678 von Exemplaren aus dem 
Harze angibt. 

Die Breite der Schale ist stets mindestens so groß oder 
größer als die Länge. Der Wirbel hängt sackartig über. 

Die Stachelansätze sind groß und weniger zahlreich als bei 
der vorgeschriebenen Art. Bei größeren Exemplaren ist eine 
deutliche radiale Streifung sichtbar. 

Eine schleppenartige Ausbreitung der Schale ist meist vor¬ 
handen, dagegen die von Frech erwähnte ohrenartige Ausweitung 
des Schloßrandes nicht immer wahrnehmbar. Dagegen läßt sich 
bei vielen Stücken auf der großen Klappe eine leichte mediane 
Einsenkung konstatieren. 

Die kleine Klappe ist flach mit deutlicher konzentrischer 
Streifung versehen; auch hier pflegt eine leichte mediane Furche 
angedeutet zu sein. 



165 


Productella Herminae Frech ist für das untere Oberdevon 
bezeichnend. 


15. Spirifer pachyrhynchus Murch. Vern. K. 

1845. Spirifer pachyrhynchus M. V. K.: Geologie de la Russie II, p. 142, 
T. 3, F. 6. 

1853. Spirifer euryglossus Schnur: Brachiopoden der Eifel p. 209, T. 36, F. 5. 
1871. Spirifer pachyrhynchus Kayser: Brachiop. d. Mittel- u. Oberdevon d. 
Eifel p. 582. 

1887. Spirifer pachyrhynchus Tschernyschew: Mittel- und Oberdevon am 
Westabhang d. Ural p. 67, T. 8, F. 2. 

1900. Spirifer pachyrhynchus Scupin: Dia Spiriferen Deutschlands p. 45» 
T. 4, F. 1. a—d. 

1903. Spirifer pachyrhynchus Gürich: Das Devon v. Debnik bei Krakau 

p. 146 (20). 

Dieser glatte Spirifer besitzt einen gerundet fünfseitigen Umriß. 
Der Sinus läßt sich bis in die Nähe der Schnabelspitze beobachten. 
Die Höhe der Area ist nicht sehr bedeutend, der Schnabel mäßig 
tibergebogen. 

Verwandte Arten sind Spirifer Maureri Holzapfel und Spirifer 
glaber Martin. 

Spirifer pachyrhynchus ist leitend für das untere Oberdevon. 

/ 

Untersuchte Stücke 6. 

16. Spirifer Archiaci Murchison. 

1840. Spirifer Archiaci Murchison: Bull. Soc. Geol. de France T. XI, 
p. 251, T. 2, F. 4. 

1853. Spirifer Archiaci Schnur: Brachiopoden d. Eifel p. 205, T. 35, F. 3. 
1884. Spirifer Archiaci Tschernyschew: Materialien z. Kenntnis d. devon. 

Ablagerungen Rußlands p. 13 (63), T. 2, F. 5—6. 

1896. Spirifer Archiaci Gürich: Paläozoicum im Poln. Mittelgebirge p. 248. 
1903. Spirifer Archiaci Gürich: Devon v. Debnik p. 143. 

Breite = 40 Höhe der kleinen Klappe = 22 mm. 
Diese Art kommt am Haidenberge sehr zahlreich vor und 
ist auch sehr variabel. Von den typischen, gedrungenen Formen 
bis zu den langflügeligen, die sich dem Spirifer Verneuili Murch. 
nähern, lassen sich Uebergänge beobachten. 

Die typischen Merkmale: feine Berippung des stets wohl¬ 
gerundeten Sattels und die ziemlich hohe Area lassen sich 
konstatieren. 



166 


Spirifer Archiaci Murch. ist für das untere Oberdevon 
charakteristisch, in welcher Zeit er eine weltbreite Verbreitung 
besitzt 

Untersuchte Stücke 26. 

17. Spirifer Verneuili rar. tenticulum M. V. K. 

1845. Spirifer tenticulum Murch. Vern. Kayserling: Geologie de 1& Rusiie 
p. 159, T. 5, F. 7- 

1900. Spirifer Verneuili var. tenticulum Scupin: Die Spiriferen Deutschlands 

p. 82. 

Fein berippte Spiriferen mit flacher Area von auffallender 
Höhe (19 mm); bei geringer Breite (22 mm). 

Der Wirbel ist gar nicht eingebogen. Die Deltidialspalte ist 
dreimal so hoch als ihre Breite an der Basis beträgt. 

Diese Form kommt mit der vorbeschriebenen in weiter Ver¬ 
breitung vor. 

Untersuchte Stücke 3. 

18. Spirifer sp. ind. 

Bruchstück einer Brachialklappe eines Spirifer mit 6 groben 
Rippen jederseits des Sattels. Dieser scheint aus 2 Teilen be¬ 
standen zu haben, was auf eine Verwandtschaft mit Spirifer 
bifidus A. Roemer, der im unteren Oberdevon vorkommt, hindeutet' 

19. Martinia inflata Schnur. 

1853. Spirifer inflatus Schnur: Brachiopoden der Eifel p. 211, T. 37. F. 2. 
1884. Reticularia? Urii Tschemyschew: Materialien z. Kenntnis d. de von- 
Ablager. Rußlands p. 18, T. 3, F. 2. 

1896. Martinia inflata Gürich: Paläozoicum im Poln. Mittelgeb. p. 262, 
T. 9, F. 5, 6, 8, 13, 14. 

1900. Martinia inflata Scupin: Spiriferen Deutschlands p. 47, T. 4, F. 6, 7- 
Länge = 15 mm, Breite 18 mm. 

Eine Stielklappe (Steinkern) von gerundet vierseitigem 
Umriß und deutlich ausgeprägter medianer Einsenkung. Die 
Wölbung der Schale ist nicht sehr stark, der Wirbel nicht so 
kräftig eingebogen, als es oft beschrieben wird. 

Martinia inflata Schnur kommt besonders im Mitteldevon 
vor, steigt aber, wie die sehr nahestehende Form Martinia inflata 
var. subglobosa Gürich 1. c. Fig. 13, 14, im polnischen Mittel¬ 
gebirge in das Oberdevon auf. 



167 


20. Retzia prominula F. Roemer. 

1844. Terebratula prominula F. Roomer: Rhein. Uebergangsgebirge p. 66, 
T. 6, F. 3. 

1853. Terebratula prominula Schnur: Brachipoden d. Eifel p. 184, T. 25, F. 3. 
1871. Retzia prominula Kayser: Die Brachipoden d. Mittel- u. Oberderon der 
Eifel p. 554, T. 10, F. 7. 

Länge — ca. 15 mm, Breite ca. 11V» mm. 

Auf der kleinen Klappe zählt man 10 deutlich ausgeprägte 
Rippen und gegen den Schloßrand zu je 2 schwach angedeutete, 
zusammen also 14 Rippen. Schnur erwähnt 1. c. 20—21 Rippen; 
diese sind im Querschnitt gerundet und verbreitern sich rasch 
gegen den Stirnrand zq. 

Die Area ist nicht ganz so hoch, das Schnabelloch nicht so 
groß wie bei der typischen Art. 

Retzia prominula ist hauptsächlich im mittleren Devon zu 
Hause. 

21. Rhynchonella pugnus Martin var. pauciplicata. 

ln Bezug auf Rhynchonella pugnus Martin herrscht in der 
Literatur eine sehr große Verwirrung. Kayser *) betont besonders 
den querovalen Umriß des Gehäuses und dies scheint auch ein 
wichtiges Merkmal zu sein. 

Die Zahl der Falten ist jedoch sehr variabel. Kayser a. a. O. 
gibt 5—6 Falten auf dem Sattel, je 4—5 auf den Seiten an. 

Bei unserer Form entfallen 2—3 grobe, erst nahe am Stirn¬ 
rande einsetzende Falten auf dem Sinus und je 2 ebensolche auf 
die Seiten, ln diesen Eigenschaften nähert sie sich der Rhyncho¬ 
nella pugnus Martin var. ? bei Kayser a. a. 0. p. 523, T. 9, F. 6. 
Die Breite beträgt 21 mm, die Länge 14 mm. 

Schalenreste weisen eine feine Faserung auf. 

Rhynchonella pugnus Martin ist vornehmlich im unteren 
Oberdevon zu Hause, obgleich sie auch in älteren und jüngeren 
Schichten vorkommt. 

Untersuchte Stücke 2. 

22. Rhynchonella Gürichi n. sp. 

T. 1, F. 14. 

1896. Rhynchonella pngnns rar. globifrons Gürich: Paläozoicum im Poln. 
Mittelgebirge p. 288, T. 7, F. 2. 

*) Die Brachiopoden des Mittel- und Oberdevon der Eitel p. 522. 



168 


Länge = 19 mm, Breite *=■= 20 mm, Dicke = 12 mm. 

Diese Form ist neben Productella weitaus die häufigste im 
Brachiopodenkalke und ihrem massenhaften Auftreten entsprechend 
ziemlich variabel. 

Herr Prof. Gürich, der so liebenswürdig war, die Form 
zu prüfen, identifizierte dieselbe mit seiner Rhynchonella pugnus 
var. globifrons, fügte aber hinzu, daß er neuerdings die Zugehörig¬ 
keit dieser Form zu Rhynchonella pugnus bezweifelt und sie für 
eine neue Art hält! Das mir vorliegende, sehr zahlreiche aber 
leider meist mangelhaft erhaltene Material läßt mir verwandt¬ 
schaftliche Beziehungen der Rhynchonella pugnus var. globifrons 
zu Rhynchonella (Leiorhyncbus) subreniformis Schnur sehr wahr¬ 
scheinlich erscheinen. 

Die Schale besitzt einen gerundet rhomboidalen Umriß. Die 
Wölbung der Klappen ist mäßig, der Wirbel klein und zart, 
nicht tibergebogen. Die große Schale besitzt im Sinus 4—5 kräftige, 
auf den Flügeln je 6—6 etwas schwächer ausgeprägte Rippen. 
Auf der kleinen Klappe sind die Rippen im Sattel besonders 
kräftig entwickelt, oft breiter als die dazwischenliegenden Zwischen¬ 
räume; dagegen verschwinden die Rippen auf den Seitenteilen 
der kleinen Klappe oft beinahe vollständig, welcher Umstand 
stark an Leiorhynchus subreniformis erinnert. Die Rippen sind 
stets gerundet, niemals scharfkantig. 

Auf der kleinen Klappe läßt sich meist das Medianseptum nach- 
weisen. Sehr große Exemplare erreichen eine Breite von 26 mm. 

Neben dieser Hauptform kommt auch eine Varietät mit zahl¬ 
reicheren, etwas feineren Rippen vor, deren kleine Schale etwas 
mehr gewölbt ist. 

Der Hauptunterschied zwischen Leiorhynchus subreniformis 
liegt in der Beschaffenheit der Stimregion. Während die Stirn 
bei Leiorhynchus subreniformis scharf ist, ist sie bei Rhyncho¬ 
nella Gürichi breit und stumpf, worauf schon der Beinamen globi¬ 
frons hindeutete; auch erreicht Leiorhynchus subreniformis niemals 
eine so bedeutende Größe wie Rhynchonella Gürichi. 

Eine verwandte Form scheint auch Rhynchonella letiensis 
Goss, zu sein. Diese kommt außer in Belgien auch in Persien 
vor, 1 ) und zwar abenfalls mit Spirifer Archiaci zusammen. 

l ) 1900. Frech u. Arthaber. Paläozoicum in Hocharmenien u. Persien : 
Beiträge zur Palaeontologie u. Geologie Oesterr.-Ung. Bd. 12, p. 195, T. 15,- 
F. 12, 13. 




169 


Es liegen 3 vollständige Exemplare und mehrere Hundert 
lose Klappen vor. 

23. Rhynchonella Gürichi var. bisellata n. v. 

T. l, F. 16. 

Von dieser Form liegen bloß drei lose kleine Klappen vor. 

Der Umriß, die Wölbungsverhältnisse und die Abschwächung 
der Rippen auf den Seitenteilen stimmen mit der Grundform 
völlig überein. Der Unterschied liegt in der Ausbildung der 
vier Rippen am Sattel. Die zwei mittleren sind sehr breit und 
kräftig entwickelt, besonders gegen die Stirn hin, die beiden seit¬ 
lichen dagegen sind viel schwächer. 

24. Rhynchonella Gürichi var. bifurcata n. v. 

T. 1, F. 12 a, 12 b. 

Ein einziges Stück dieser Form liegt vor, doch weicht es 
in so vielen Punkten von der Grundform ab, daß es einige 
Beachtung verdient. 

Der Umriß ist gerundet dreiseitig, was im Gegensatz zur 
Rhynchonella Gürichi dadurch entsteht, daß der Sinus nicht vor¬ 
gezogen ist. Die kleine Schale ist kräftig gewölbt, was bei der 
typischen Rhynchonella Gtirichi nicht der Fall ist. Ein besonders 
in die Augen fallender Unterschied liegt in der Berippung. Dort 
wo die drei Rippen der großen Schale sich zum Sinus zu senken 
beginnen, spalten sie sich in je zwei Teile, so daß sechs Spaltrippen 
den Stirnrand erreichen. Dieser ist scharf, während er bei Rhyncho¬ 
nella Gürichi meist verdickt ist. Die Rippen an den Flügeln 
zeigen auch nicht die für die Grundform so bezeichnende Ab¬ 
schwächung, sondern sind gleich kräftig wie die am Sinus. Der 
Wirbel ist klein, wenig hervorragend. 

Die Form würde vielleicht eine Neubenennung verdienen, 
wozu ich mich wegen des vereinzelten Vorkommens nicht ent¬ 
schließen konnte. 

Länge = 18 mm, Breite = 25 mm, Dicke = 14 mm. 

25. Leiorhynchus subreniformis Schnur. 

T. 1, F. 15. 

1853. Terebratula subreniformis Schnur: Brachiopoden der Eifel. Paläontogr. 

III, p. 174, T. 22, F. 5- 



170 


1856. Bhynchonella subreniformis Sandberger: Versteinerungen d. Rheini¬ 
schen Schichtsyst. p. 342, T. 33, F. 11. 

1871. Camarophoria subreniformis Kayser: Br&chiopoden der Eifel p. 534. 
1887. Camarophoria subreniformis Tschemyschew: Fauna des mittleren u. 

ob. Devon am Westabhange des Ural p. 39, T. 4, F. 7—9. 

I II 

Länge = 13 1 /* mm 14 mm, 

Breite = 16 „ 16 „ 

Länge = 8 „ 1*1» n 

Leiorhynchus subreniformis ist die einzige Brachiopode des 
Productellenkalksteines, bei der die beiden Klappen im Zusammen¬ 
hänge vorgefunden werden. 

Wir zählen im Sinus der großen Klappe 3 Rippen, denen 
auf der kleinen Klappe 4 entsprechen. Beiderseits des Sinus 
unterscheidet man noch je 6 Rippen. 

Leiorhynchus subreniformis ist im unteren Oherdevon weit 
verbreitet. 

Untersuchte Stücke 20. 

2 . Cephalopodenkalk. 

Pisces. 

Es fand sich eine etwa 1 cm 2 große, unregelmäßig begrenzte 
Platte, die wohl ein Teil einer Panzerplatte eines Panzerfisches 
ist. Dieselbe besteht aus zwei Schichten. Eine dünnere emailartig 
glänzende obere Schichte von gelbbrauner Farbe; dieselbe zeigt 
eine netzartige Zeichnung, ähnlich den Linien der Haut der 
menschlichen Fingerspitzen, derart, daß zwischen den unregel¬ 
mäßig verlaufenden Leisten Rinnen liegen, in denen noch zahl¬ 
reiche rundliche Vertiefungen eingesenkt sind. Darunter liegt 
eine etwas dickere Schichte, die mit unregelmäßigen Erhaben¬ 
heiten bedeckt ist. 

Außerdem finden sich zahnartige Gebilde vor; die Sub¬ 
stanz fällt durch die rosarote Färbung auf. Meist sind es unregel¬ 
mäßige Querschnitte. 

Ein gut erhaltenes Stück T. 1, F. 1 ließe sich als Haifisch¬ 
zahn deuten Auf einer 2 1 /» mm breiten Basis sitzen symmetrisch 
geordnet fünf Spitzen, von denen die längste mittlere 2 1 /» mm lang 
und an der Basis 1 mm breit ist; sie trägt eine feine Längs¬ 
streifung. Die beiden randlichen Spitzen sind 2 mm lang und 






Tafel I. 

Seite 

Fig. 1. Fischzähnchen, vergrößert.170 

Fig. 2. Tomoceras auriforme n. sp. mit teilweise erhaltener Schale . 174 

Fig. 3. Cheiloceras subpartitum Münster em. Frech., Steinkern . . . 176 

Fig. 4. Cheiloceras amblylobum Sandberger mit Schalenresten. ... 175 

Fig. 5. Tornoceras undulatum Sandberger, Schalenexemplar.175 


Fig. 6. Cyrtoceras polonicum Gürich, Steinkern, etwas seitlich gesehen 171 


Fig. 7. Cyrtoceras angustum Gürich mit Schalenresten.171 

Fig. 8. Cyrtoceras angustum Gürich, Steinkem.171 

Fig. 9. Schizostoma carinatum F. A. Roemer, Steinkern.177 

Fig. 10. Rhynchonella (Leiorhynchus) rhomboidea Phillips.181 

Fig. 11. Gomphoceras denseseptatum n. sp., Steinkem ....... 170 

Fig. 12. Rhynchonella Gürichi var. bifurcata.169 

Fig. 13. Terebratula Richten n. n.188 

Fig. 14. Rhynchonella Gürichi n. n.167 

Fig. 15. Leiorhynchus subreniformis Schnur.169 

Fig. 16. Rhynchonella Gürichi var. bisellata.169 
















171 


bedeutend zarter als die Mittelspitze. Die beiden Zwischenspitzen 
erreichen blöde 1 */* mm Länge and sind am zartesten. 

26. Cyrtoceras polonicum Gürich. 

T. 1, F. 6. 

1897. Cytoceras polonicum Gürich: Paläozoicum im Poln. Mittelgeb. p. 321, 

T. 12, F. 8. 

Steinkerne eines großen Cytoceras, das sich durch seine 
auffallend schwache Krümmung auszeichnet. Diese ist so gering, 
daß kleinere Bruchstücke nicht von Orthoceras zu unterscheiden sind. 

Der Umriß ist elliptisch, an der Außenseite etwas abgeplattet. 

Ein Exemplar von 43 mm Länge besitzt oben 32 mm, unten 
23 mm Breite und besteht aus 10 Kammern, die demnach circa 
4 1 /* mm hoch sind. 

Ein großes Bruchstück weist eine Kammerbreite von 60 mm auf. 

Die Scheidewände sind mäßig gewölbt. 

Der Sipho ist sehr dick, perlschnurartig; sein Durchmesser 
beträgt etwa ein Sechstel der Kammerbreite, also bei 30 mm 
Kammerbreite 5 mm, bei 40 mm Kammerbreite ca. 7 mm. Die 
Lage des Sipho ist subzentral, ganz wenig gegen die Innenseite 
gerückt. 

Sehr auffallend ist eine deutliche Längsstreifung, die den 
Steinkern auszeichnet; es entfallen etwa 40 Streifen auf den 
halben Umfang. 

Cyrtoceras polonicum kommt im Polnischen Mittelgebirge 
im unmittelbaren Hangenden des Kadzielniakalkes (Intumescens- 
stufe) vor. 

Untersuchte Stücke 12. 

27. Cyrtoceras angustum Gürich. 

T. 1, F. 7 a, 7 b, 8. 

1896. Cyrtoceras angustum Gürich: Paläozoicum im Poln. Mittelgebirge 

p. 824, T. 12, F. 4. 

Eine schwach gekrümmte Form besitzt bei 16 mm Länge 
13 niedrige Kammern. Die Breitenabnahme ist gering; die Breite 
beträgt oben 9 mm, unten 7 mm. Der dünne Sipho liegt der 
Außenseite sehr nahe. Der Querschnitt ist elliptisch, die Durch- 



172 


messer am spitzen Ende betragen 7 und 5 Vs mm. Die Sutur 
beschreibt auf der Innenseite einen flachen Bogen nach abwärts. 

Die Wölbung der Scheidewände ist eine schwache. 

Untersuchte Stücke 10. 

28. Cyrtoeeras sp. ind. 

Ein unvollkommen erhaltener Steinkern eines Cyrtoceras, 
das sich durch sehr geringe Krümmung und elliptischen Quer¬ 
schnitt auszeichnet. Auffallend ist die geringe Breitenabnahme 
im Verlaufe der Wohnkammer und der drei erhaltenen Luft- 
kammem. Diese sind gegen die Bauchseite leicht geneigt und 
stehen ziemlich weit von einander ab. Die Wohnkammer ist 
walzenförmig. 

Eine verwandte Form scheint Cyrtoceras Schulenbergense 
A. Born (Oberdevon im Aeketal p. 590, T. 19, F. 1) zu sein. 

29. Gomphoceras denseseptatum n. sp. 

T. 1 , F. 11 a, 11 b. 

Steinkern eines Gomphoceras von 25 mm Länge, wovon 
14 mm auf die Wohnkammer entfallen; die restlichen 11 mm 
bestehen aus 11 Luftkammern, deren Höhe also ca. 1 mm beträgt. 
Da jedoch das Stück nicht vollständig ist, ist eine größere Anzahl 
Luftkammern wahrscheinlich. 

Die größte Dicke der Röhre mit 18 mm befindet sich 2 mm 
über der letzten Luftkammer; von da verjüngt sich die Röhre 
gegen die Mündung zu auf 15 mm. 

Der Querschnitt ist nahezu kreisrund mit etwas größerer 
Breite; die Innenseite ist etwas weniger gerundet als die Außenseite. 

Gomphoceren kommen im oberen Devon nicht allzuselten 
vor, jedoch sind es meist Formen mit weit von einander entfernten 
Kammerscheidewänden. 

Wedekind ') beschreibt eine ähnliche Form aus den Cheiloceras- 
Schichten als Poterioceras subfusiforme Münster. Die von ihm 
angegebene Kammerhöhe von 1*3 mm steht sehr in Widerspruch, 
mit der von Münster T. 20, F. 8, auf die sich Wedekind bezieht; 
diese Abbildung zeigt einen Abstand der Kammerscheidewände 
von 3 mm, wenn auch Münster in der Beschreibung angibt, daß 

*) Cephalopodenfauna d. höheren Oberdevon am Enkeberge p. 627, 
T. 45, F. 4. 



173 


die Kammern »eng“ sind. — Es ist daher tunlich, die eng- 
kammerigen Formen abzutrennen und neu zu benennen. 

30. Bactrites carinatus Sandberger. 

1850—56. Bactrites carinatus Sandberger: Versteinerungen d. Rhein 
Schichtensyat. in Nassau p. 129, T. 17, F. 3. 

1896. Bactrites carinatus Gfiricb: Paläozoicum im Poln. Mittelgebirge p. 321 
P. 13, F. 7- 

Der Querschnitt der Röhre ist kurzoval, an den längeren Seiten 
ein wenig platt gedrückt mit dem charakteristischen scharfen Kiel an 
der dem Sipho gegenüberliegenden Schmalseite. — Der Kiel ist 
jedoch nicht immer deutlich, bei manchen Stücken fast unsichtbar, 
so daß man dieses Merkmal doch nicht als so wichtig ansehen 
darf. Die an einzelnen Exemplaren erhaltene Schale zeigt eine 
deutliche Skulptur, der Art, daß die ziemlich breiten Riefen auf 
der dem Kiel gegenüberliegenden Schmalseite den tiefsten Stand 
haben, von da in schwacher Krümmung über die breiten Seiten¬ 
flächen verlaufen, um dann scharf nach aufwärts biegend, dem 
Kiele zuzustreben. Die Riefen sind nicht von gleicher Stärke, 
sondern es liegen zwischen zwei starken und breiten meist drei 
schwache Riefen. Leichte Abdrücke der stärkeren Riefen (Quer¬ 
wülste) sind öfters noch am Steinkern sichtbar. 

Die Dimensionen des Querschnittes eines größeren Exemplars 
sind 7 mm : 6 mm. Ueber die Länge der vollständigen Schale 
geben die vorliegenden Bruchstücke von höchstens 30 mm Länge 
keinen Aufschluß. Dieselbe muß aber den langsamen Anwachs¬ 
verhältnissen entsprechend eine bedeutende gewesen sein. 

Der Sipho ist dünn, fadenförmig und liegt ganz randständig 
unmittelbar unter der Schale. 

Die Abstände der Suturlinien von einander sind nicht gleich; 
gegen die Wohnkammer zu scheinen sie plötzlich auffallend groß 
zu werden. Die Suturlinie biegt sich in der Gegend des Kieles 
leicht nach aufwärts, jedoch beiweitem nicht so stark, wie die 
entsprechenden Riefen der Schale. 

Bactrites carinatus ist eine im Mittel- und besonders im 
Oberdevon außerordentlich weit verbreitete Art. Der nächste 
Fundort ist das Polnische Mittelgebirge. 

Untersuchte Stücke 55. 



174 


31. Tornoceras auri forme n. sp. 

T. 1, F. 2 a, 2 b. 

1850—56. Goniatites auris Sandberger: Die Versteinerungen des rheinischen 
Schichtsystems in Nassau T. 10, F. 13, T. 10 a, F. 8,14,15,16, 17,18, 
1912. Tornoceras auris A. Born: Die geolog. Verhältnisse des Oberdevons 
im Aeketal p. 596. 

Tornoceras auris Qu. ist augenscheinlich eine dicke Form 
mit ziemlich weitem Nabel. Diese beiden Eigenschaften sind doch 
so augenfällig, daß eine Abtrennung der involuten und flach 
scheibenförmigen Formen, die sonst den Charakter des Torno¬ 
ceras auris Qu. haben, angezeigt erscheint 

Eine Form von flachscheibenförmiger Gestalt und schmaler 
Externseite; sehr stark involut 

Die Schale zeigt die ftlr die Gruppe des Tornoceras auris Qu. 
so typischen Anwachsstreifen, die vom Nabel aus als leicht gebogene 
Sicheln ausstrahlen, im äußeren Viertel der Flanke ihren nach 
vorwärts gerichteten Lauf plötzlich ändern, um nach rückwärts 
gerichtet die Außenkante zu erreichen und ohne Unterbrechung 
in nach rückwärts konvexem Bogen die Außenseite zu überqueren. 

An der Stelle, an der die Anwachsstreifen ihre Richtung 
ändern, ein „Ohr“ bilden, verläuft eine schwache konzentrische 
Furche; diese zeigt sich auch an den Steinkernen ganz kleiner, 
junger Exemplare sehr deutlich. 

Die An wachsstreifen sind am Steinkerne meist ebensogut 
sichtbar, wie auf der Schale. 

Am Steinkerne beobachtet man 5—7 Labialfurchen am 
Umgänge. Ihr Verlauf ist nicht konstant. Bei manchen Exem¬ 
plaren beginnen sie am Nabel, verlaufen fast radial und machen 
die kräftige Rückbiegung der Anwachsstreifen mit und kerben 
den Rücken kräftig ein. Bei anderen Formen bleibt das innerste 
Drittel der Flanke glatt, dann setzt die Labialfurche in Gestalt 
einer Sichel auf und kerbt den Rücken wie im andern Falle ein. 

Sehr nahe verwandt ist Tornoceras ausavense Steininger 
(Geogn. Beschr. d. Eifel T. 1, F. 6, 7), eine Zwergform von 
Büdesheim. 

Auch Gürich (Paläoz. im Poln. Mittelgebirge p. 336) erwähnt 
das Vorkommen einer eng und einer weit genabelten Varietät 
bei Tornoceras auris. 

Untersuchte Stücke 30. 



175 


32. Tornoceras undulatum Sandb. 

T. 1, P. 6 a, 6 b. 

1950—56. Goniatites undulatus Sandberger: V«rsteiner ungen des rheinischen 

Schichtensystems in Nassau p. 109, T. 10, F- 17—19, T. 10 a, F. 7. 

Scheibe ziemlich flach; bei einem Durchmesser von 15 mm 
beträgt die größte Dicke 7 mm. Diese befindet sich in der Nähe 
des Nabels und nimmt gegen die ziemlich schmale Extemseite 
erst ■wenig, dann stärker ab. 

Die Skulptur besteht aus kräftigen Anwachsstreifen, die 
vom Nabel aus zunächst einen sanften Bogen nach vorne, dann 
einen leichten Bogen nach rückwärts beschreiben; im letzten 
Drittel der Flanke krümmen sie sich scharf nach vorwärts, um 
alsbald nach rückwärts geknickt, die Externseite zu erreichen, die 
sie in einem nach vorne offenen Halbkreis überqueren. 

Unsere Form ist im Gegensätze zu der bei Frech (Ueber 
devonische Ammoneen p. 49) abgebildeten Form ungenabelt, 
doch bildet Sandberger a. a. O. T. 10, F. 19 und T. 10 a, F. 7 
ebenfalls ungenabelte Formen ab und nur die Abbildung T. 10, 
F. 17 zeigt Nabel. 

Labialwülste sind kurz aber sehr zahlreich, 5—7 am Um¬ 
gänge. Die Lobenlinie ist die für die Gattung Tornoceras typische. 
Lateralsattel und Laterallobus sind breit gerundet, der Extern¬ 
sattel steigt etwas weniger hoch auf, als der Lateralsattel. 

An der Stelle, an der die Anwachsstreifen nahe der Extern¬ 
seite nach rückwärts geknickt sind, verläuft eine leichte kon¬ 
zentrische Furche. An der Externkante noch einige ganz zarte 
konzentrische Fäden. 

Es ist fraglich, ob die involuten Formen, wie eine solche 
auch von Wedekind (Die Cephalopodenfauna des höheren Ober¬ 
devon von Enkeberge p. 580) aus den Cheiloceras - Schichten 
beschrieben wird, mit den evoluteren bei Frech (nach Sandberger 
a. a. O.) zusammengezogen werden sollen oder nicht. Ich möchte 
eher meinen, der Namen undulatus sei für die ersteren Formen 
beizubehalten und die genabelten neu zu benennen. 

Untersuchte Stücke 3. 

33. Cheiloceras amblylobum Sandberger. 

T. 1, F. 4 a, 4 b. 

1850—56. Goniatites amblylobus Sandberger: Versteinerungen des rheini¬ 
schen Schichtensystems in Nassau p. 108, T. 10, F. 8, T. 10 a, F. 20r 

23, 24, T. 10 b, F. 1, 4, 5, 6, 15, 18, 19, 23, 25. 



176 


Durchmesser = 15 mm, Dicke = 12 mm. 

Die mir vorliegenden Exemplare dieser Form sind in. der 
Jugend von dicker, kugeliger Gestalt und werden meist, aber 
anscheinend nicht immer, erst am Ende ihres Wachstumes etwas 
flacher. 

Die Umgänge sind ganz involut, die Einschnürungen, etwa 
vier am Umgänge, beginnen am Nabel und verlaufen fast gerad¬ 
linig oder sehr schwach nach rückwärts gekrümmt über die Flanken 
und den Rücken; nur bei den größeren Exemplaren (mit schon 
etwas abgeplatteten Seiten) ist die Krümmung der Labialfurchen 
deutlicher, etwa in dem Sinne, wie sie Sandberger a. a. O. T. 10 a, 
F. 1 abbildet. 

Die Schale zeigt eine erst bei starker Vergrößerung sicht¬ 
bare Runzelschicht, feine Linien, wie auf den Fingern der mensch¬ 
lichen Hand. 

Die Lobenlinie zeigt einen stumpf gerundeten Laterallobus, 
von den aus der Externsattel sehr wenig aufsteigt. 

Frech 1 ) hat Cheiloceras amblylobum Sandberger als Varietät zu 
Cheiloceras subpartitum Münster (Beiträge III, p. 18) gezogen. 
Diesem Vorgänge ist schwer beizustimmen, da Münster jene Form 
nicht abgebildet bat, wenn schon nach der Beschreibung die 
Identität wahrscheinlich ist. 

Untersuchte Stücke 15. 

33a. Cheiloceras subpartitum Münster em. Frech. 

T. 1, F. 3 a, 3 b. 

1902. Cheiloceras subpartitum Frech: Ueber devonische Ammoneen p. 69, 
T. 3, F. 1. 

Durchmesser = 18, Dicke = 8 mm. 

Das Gehäuse ist flach scheibenförmig, ganz involut. Der 
Steinkern zeigt regelmäßige Einschnürungen, die etwa im rechten 
Winkel auf einander folgen. Dieselben verlaufen vom Nabel 
anfangs etwas nach vorwärts, schwenken im ersten Viertel der 
Flanke in die Richtung senkrecht zur Außenseite ein. Dieser 
Verlauf der Einschnürungen nebst der weit geringeren Dicke 
sind die Hauptunterschiede gegenüber dem sehr verwandten 
Cheiloceras amblylobum Sandb. 

*) Ueber devonische Ammoneen p. 69 (43). 



177 


Die inneren Umgänge sind im Verhältnis etwas dicker als 
die äußeren, jedoch nicht so kugelig, wie bei Cheiloceras ambly- 
lobum. 

Die Lobenlinie unterscheidet sich nicht wesentlich von der 
der erwähnten Form. 

Untersuchte Stücke. 4. 

34. Patella laevigata Münster. 

1840. Patella laevigata v. Münster: Beiträge III, p. 81, T. 14, F. 26. 

Länge = 3 mm, Breite = 2 11 1 mm. 

Nahezu kreisrund, mäßig gewölbt; der eingekrümmte Wirbel 
liegt exzentrisch. Die Schale ist mit zarten konzentrischen An¬ 
wachsstreifen versehen. 

35. Pleurotomaria sp. ind. 

Ein Bruchstück eines Pleurotomariensteinkernes mit Schalen¬ 
resten, die eine Skulptur, bestehend aus Knötchen und gebogenen 
Anwachsstreifen zeigen. 

Eine Aehnlichkeit mit Pleurotomaria dentato-lineata Sandb. 
var. dextra Holzapfel') aus dem Oberdevon von Adorf scheint 
vorhanden zu sein. 

36. Pleurotomaria sp. ind. 

Steinkern einer kleinen Pleurotomaria von 3 mm Durch¬ 
messer. 

Die Schale zeigt ein medianes Schlitzband und Längsstreifung. 

37. Schizostoma carinatum F. A. Roemer. 

T. 1, F. 9 a, 9 b. 

1850. Schizostoma carinatum F. A. Roemer: Beitr. z. geolog. Kenntnis d. 

nordw. Harzgeb. p. 38, T. 5, F. 28. 

Gehäuse in einer Ebene aufgerollt, unsymmetrisch. Auf dem 
vorliegenden Steinkem verläuft ein breites Schlitzband zwischen 
zwei leichten Furchen über die Mitte der Außenseite hinweg. 

Die Umgänge sind sonst gerundet, ohne Kanten. 

Die Eigenschaften stimmen gut mit der aus dem Iberger- 
kalke stammenden Form F. A. Roemers überein, wenn man 

*) Holzapfel: Goniatiteukalke v. Adorf. Paläontogr. Bd. 28, T. 5, 
F. 7, p. 27. 

Verhandlungen des naturf. Vereines in Brünn. L1V. Band. 


12 



178 


annimmt, daß die feine bei Roemer angegebene Skulptur auf dem 
Steinkern verschwunden ist. 

Durchmesser ” 12 mm. 

Untersuchte Stücke 1. 

38. Naticopsis sp. ind. 

Letzte Windung sehr groß. Schalenreste zeigen eine feine 
Anwachsstreifung. 

Die Form steht der Naticopsis microtricha F. A. Roemer 
(Harzgeb. p. 31, T. 8, F. 14) aus dem Ibergerkalk sehr nahe. 

39. Platyschisma sp. ind. 

Gehäuse (Steinkern) von 7 mm Durchmesser, innere Win¬ 
dungen flach, fast gar nicht über die letzte Windung hervorragend. 
Schlußwindung groß, zeigt gegen die Mündung zu eine leichte 
Falte, der eine leichte Einsenkung folgt. Der Nabel ist tief. 

Die Form ist verwandt mit Platyschisma helix Carke (Die 
Fauna des Iberger Kalkes p. 358, T. 4, F. 22—24), bei letzterer 
ist jedoch die letzte Windung nicht so groß, wie bei unserer 
Form. 

Untersuchte Stücke 3. 

40. N a t i c a ? sp. ind. 

Ein Steinkern mit stark vergrößerter Schlußwindung dürfte 
dieser Gattung angehören. Etwas Verwandtschaft scheint zu 
Natica Adorfensis Holzapfel (Goniatitenkalk v. Adox*f p. 26, T. 5, 
F. 5) zu bestehen. 

41. Myophoria cfr. rhomboidea Goldf. 

1834—40. Megalodus rhomboideus Goldfuß: Petrefacta Germ. p. 184, 
T. 133, F. 3. 

1895. Myophoria rhomboidea Beushausen: Die Lamellibranchiaten d. rheini¬ 
schen Devons p. 130, T. 10, F. 4—7. 

Ein Steinkern von subquadratischem Umriß; die Länge 
beträgt 8 mm, die Höhe 6 mm. Die Schale ist stark gewölbt, 
mit vorn liegendem, kräftigem, nach vorn eingebogenem Wirbel. 
Von diesem zieht sich zur Hinterecke ein breiter stumpfer Kiel, 
Der Vorderrand ist unter dem Wirbel leicht eingezogen 
und geht in sanfter Rundung in den flachbogigen Unterrand 



179 


über, der mit einem deutlichen Knick in den rechtwinklig sich 
anschließenden Hinterrand übergeht. Dieser wiederum setzt sich 
gerundet in den geradlinig verlaufenden Schloßrand fort. 

Der Steinkern zeigt schwache Abdrücke einer Anwachs¬ 
streifung. 

Von Myophoria rhomboidea unterscheidet sich unsere Form 
durch geringere Größe und die größere Länge, die der Schale 
eine mehr rechteckige Form gibt. 

42. Conocardium ibergense Beushausen. 

1895. Conocardium ibergense Beushausen: Die Lamellibranchiaten des 

rheinischen Devons T. 29, F. 17—19, p. 401. 

Ein kleiner, teilweise beschälter Steinkern dieser sehr 
charakteristischen Form. 

Die Schale ist sehr stark gewölbt. Die Herzfläche ist breit, 
mit zehn Rippen geziert; beide Teile in stumpfem Winkel (120°) 
im Vorderkiel zusammentreffend. Vom Schnabel (Kragen) ist 
nichts erhalten. Der Mittelkiel springt kräftig vor, das Mittelstück 
ist mit vier Rippen versehen. Die Seitenflächen sind ähnlich dem 
Mittelstück berippt, während die Berippung des Hinterendes nicht 
ersichtlich ist. Der Unterrand klafft vom Beginn der Seitenflächen 
gegen das Hinterende immer mehr. 

Conocardium ibergense kommt auch im unteren Oberdevon 
des Harzes vor. 


43. Praecardium sp. ind. 

Ein mangelhaft erhaltener Steinkern, der jedoch die Be¬ 
stimmung der Gattung mit einiger Sicherheit gestattet. 

Die Form ist sehr ungleichseitig, schief dreieckig, mit ein¬ 
gekrümmtem Wirbel. 

Die Skulptur besteht aus sehr wenigen, kräftigen, an der 
Oberseite abgeplatteten und mit steilen Seitenwänden versehenen 
Rippen. 

Die Zwischenräume sind doppelt so breit, wie die Rippen 
selbst und am Grunde eben. Es sind bloß vier Rippen erhalten, 
doch kann das Vorhandensein einer fünften als wahrscheinlich 
angesehen werden. 

Eine ziemlich nahestehende Form ist Praecardium vetustum 
Hall., das jedoch mehr Rippen und engere Zwischenräume 
aufweist. 


12 * 



180 


44. Buchiola retrostriata v. Buch. 

1832. Venericardium retrostiatum v. Buch: Goniatiten p. 50. 

1837. Cardium palmatum Goldfuß: Petref. Germ. p. 217, T. 143, F. 7. 

1853. Cardiola retrostriata Sandberger: Verst. d. Rhein. Schichtsyst. p. 270, 
T. 28, F. 8. 

1881. Cardiola retrostriata Holzapfel: Goniatitenkalke v. Adorf p. 253 (29)* 
1884. Cardiola retrostriata Tschemyschew: Mater, z. Kenntnis der devon. 

Ablagerungen Rußlands p. 8, T. 1, F. 14. 

1895. Buchiola retrostriata Beushausen: Die Lamellibranchiaten des rheini¬ 
schen Devons p. 326, T. 34, F. 9, 10. 

1902. Cardiola retrostriata Gürich: Devon v. Debnik p. 151. 

Diese Muschel besitzt bei schief eiförmigem Umriß eine 
Länge von 2'/»—3 mm, die Breite ist meist um weniges größer. 

9—11 breite gerundete Rippen strahlen vom Wirbel aus. 
Die schmalen Zwischenräume sind tief. Die konzentrische Skulptur 
ist auf den vorliegenden Steinkernen schwach oder gar nicht 
angedeutet, ein Umstand, der neben der auffallenden Kleinheit 
unserer Form eigentümlich zu sein scheint. 

Buchiola retrostriata ist im Oberdevon sehr weit verbreitet. 
Untersuchte Stücke 16. 

45. Buchiola palmata Goldf. 

1834—40. Cardium palmatum Goldfuß: Petref. Germaniae II, p. 217, 
T. 143, F. 7. 

1895. Buchiola palmata Beushausen: Lamellibranchiaten d. rheinischen 
Devons p. 333, T. 34, F. 3—5. 

Schälchen von fast kreisrundem Umriß. Die zehn Rippen 
sind abgeplattet und lassen zwischen sich schmale hohlkehlenartige 
Z wischenräume. 

Die Rippen sind mit zarten, gegen den Wirbel konvexen 
Anwachsstreifen versehen. 

Buchiola palmata kommt mit Buchiola retrostriata zusammen 
im Oberdevon in weiter Verbreitung vor. 

Untersuchte Stücke 5. 

46. Cardiola subarticulata Beushausen. 

1895. Cardiola subarticulata Beushausen: Lamellibranchiaten des rheini¬ 
schen Devons p. 352, T. 37, F. 4, 5. 

Kleine Steinkerne von 5 mm Durchmesser und nahezu kreis¬ 
rundem Umriß. Die Form ist stark gewölbt und besitzt eine 



181 


Skulptur, bestehend aus 4—5 groben konzentrischen Falten, die 
durch eine zarte radiale Skulptur fein kreneliert erscheinen. 

Unsere Form ist etwas kleiner als das Original und ist auch 
die von Beushausen erwähnte Ungleichseitigkeit nicht sehr aus¬ 
gesprochen. Diese tritt jedoch auf der Abbildung auch nicht stark 
hervor. 

Cardiola subarticulata findet sich im Oberdevon. 

Untersuchte Stücke 15. 

47. Solenopsis sp. ind. 

Ein teilweise beschälter Steinkern, dessen Wirbelregion nicht 
erhalten ist, liegt vor. 

Die Schale ist stark quer verlängert; bei einer Länge von 
21 mm beträgt die Höhe 6 mm. Der Hinterrand bildet mit dem 
Unterrande einen Winkel von 45° und geht in sanfter Biegung 
in den langen Schloßrand über. ' 

Vom Hinterrande gegen die Wirbelregion zu verläuft eine 
sehr deutliche transversale Kante, die sich jedoch in ihrem Ver¬ 
laufe bald abschwächt. 

Auf den Schalenresten ist eine ziemlich grobe gradlinig 
verlaufende Anwachsstreifung parallel dem Unterrande zu sehen. 

Solenopsiden sind aus dem Oberdevon nicht häufig bekannt 
geworden; vielleicht, weil aus dieser Zeit meist Absätze eines 
tieferen Meeres beschrieben wurden und Solenopsis zu den Seicht¬ 
wassertieren gerechnet wird, was aber für die beschriebene Form, 
die im Cephalopodenkalk vorkommt, nicht zutreffen kann. 

48. Rhynchonella (Le io rhy nchus) rhomboidea Phillips 

T. 1, F. 10 a, 10 b. 

1841. Terebratula rhomboidea Phillips: Palaeoz. Fossils of Cornwall p. 88, 

T. 35, F. 158. 

1886. Camarophoria rhomboidea Tschernyschew: Fauna des mittleren und 

ob. Devon am Westabh. d. Ural p. 97, T. 4, F. 10, 12. 

Länge — 11 mm, Breite = 12 Vs mm, Dicke = 7 mm. 

Der Umriß ist gerundet fünfseitig; die Rückenschale schwach, 
die Bauchschale etwas stärker gewölbt. Der in die große Schale 
eingesenkte Sinus trägt in der Mitte eine breite und niedrige 
Falte, der Sattel der kleinen Schale besitzt dementsprechend zwei 
gerundete Falten, die eine breite und ziemlich flache Mulde 



182 


zwischen sich lassen. Die Stirn springt dem Sinns entsprechend 
etwas vor. Der Wirbel ist klein und wenig hervorragend. 

Ein großes mindergut erhaltenes Exemplar erreicht eine 
Breite von etwa 20 mm bei 10 mm Dicke. 

Kayser *) faßt die Form sehr weit auf, indem er Formen 
mit mehreren Falten im Sinus und auch auf den Seiten hinzu¬ 
rechnet. 

Mit den von Tschemyschew a. a. O. abgebildeten Formen 
stimmen die unseren gut Uberein, bis auf die etwa näherstehenden 
Sattelfalten und die weniger vorspringende Stirn bei der russischen 
Form. 

49. Rhipidocrinus? sp. 

Stielglieder von kreisrundem Umriß mit dickem fünf- 
strahligen Nahrangskanal. 

50. Melocrinus? sp. 

Stielglieder von kreisrundem Umriß mit dünnem runden 
Nahrungskanal. 

3. Ostracodenkalk. 

P i s c e s. 

Glatte oder gefaltete unregelmäßig begrenzte Hautreste weisen 
auf das Vorhandensein von Fischresten im Ostracodenkalk hin. 

51. Entomis serratostriata Sandberger. 

1856. Entomis serratostriata Sandberger: Verst. d. Rhein. Schichtsyst. in 

Nassau p. 4, T. 1, F. 2. 

1896. Entomis serratostriata ßürich: Paläozoicum im Poln. Mittelgebirge 

p. 374. 

Diese Ostraoode übertrifft durch ihre Größe die übrigen, 
ist aber sonst nicht sehr häufig; sie ist von nierenförmigem, breit- 
elliptischem Umriß und erreicht eine Länge von 2‘2 mm bei einer 
Breite von 1'3 mm. 

Die Leistchen, 34 auf jeder Schale, sind sehr zart; nur 
wenige der Mediane benachbarte, laufen konzentrisch, die meisten 
vereinigen sich nach der Art von Geleisen. Die breite, deutliche 
Einschnürung wird von ihnen ohne Störung überquert. 

Die Wölbung der Schale ist schwach. 


x ) Zeitschrift der deutsch, geolog. Ges. 1871, p. 529. 



183 


Entomis serratostriata ist besonders im oberen Oberdevon 
verbreitet. 

Hervorzuheben ist das Zusammenvorkommen von Entomis 
serratostriata mit Richterina auf einem Handstttcke des schwarzen 
Kalkes, ein Fall, der nach Prof. Gürichs schriftlicher Bemerkung 
in Polen nicht vorkommt. Sechs sehr gut erhaltene und typische 
Exemplare von Entomis serratostriata fanden sich auch im 
Cephalopodenkalk. 

52. Richterina angulosa Giirich. 

1896. Entomis angulosa Giirich: Pal&ozoieom im Poln. Mittelgebirge p. 376. 

Diese Form ist in unserem schwarzgrauen Plattenkalke die 
häufigste. Ihre Länge ist 1—1’5 mm-, die Breite beträgt Vs weniger. 
Der Umriß ist gerundet rektangulär, viel gestreckter als der von 
Entomis serratostriata. Die Enden sind etwas zugespitzt. 

Die Zahl der Leisten beträgt etwa 16—18 auf jeder Schale. 
Dieselben sind viel kräftiger als bei Entomis serratostriata. 

Einzelne Leisten treten stärker hervor, so zwar, daß meist 
3 schwächere zwischen 2 stärkeren Rippen liegen. Eine Ein¬ 
schnürung ist überhaupt nicht wahrnehmbar, dagegen ein feines 
zentrales Grübchen, der Breite von 2—3 Rippen entsprechend. 

Die Wölbung ist der Länge und der Breite nach ziemlich 

stark. 

Von der verwandten Richterina moravica Rzehak aus dem 
Clymenienkalk des Haidenberges unterscheidet sie sich durch 
etwas geringere Größe, schwächere Wölbung und gestreckteren 
Umriß. 

Richterina angulosa kommt in Polen im oberen Oberdevon vor. 

53. Richterina scabra Gürich. 

1896. Entomis scabra Gürich: Paläoz. im Poln. Mittelgeb. p. 377. 

Diese Richterina ist klein, Länge = 0‘6 mm, Breite — 
0‘4 mm, besitzt einen eiförmigen Umriß mit deutlich zugespitzten 
Polen. 

Die Rippen, 8—10 auf jedem Schälchen, sind sehr kräftig, 
scharf und verlaufen stets getrennt. Zwischen den Rippen bemerkt 
man bei entsprechender Vergrößerung schwache Querleisten. Die 
Wölbung der Schälchen ist stark. 



184 


Der Richterina scabra sehr nahe verwandt ist Richterina 
minntissima Rzehak aus dem Clymenienkalk des Haidenberges. 
Diese Form besitzt jedoch mehr, und nicht ganz so scharfe Rippen 
als Richterina scabra. 

Richterina scabra kommt am Haidenberge zusammen mit 
Entomis serratostriata und Richterina angulosa, jedoch seltener 
als letztere vor. 

In Polen findet sie sich im oberen Oberdevon. 

54. Cyrtosymbole nana R. Richter. 

1913. Cyrtosymbole nana ß. Richter: Beiträge zur Kenntnis devonischer 

Trilobiten II, p. 383, T. 22, F. 19—21. 

„Das ] ) Kopfschild (Schalenerhaltung) wird an der Stirn von 
einem schmalen, hoch gepolsterten Wulst begrenzt, der fast um 
seine dreifache Breite von der Glatze entfernt bleibt, da sich 
eine entsprechende, die festen Wangen verbindende Brücke 
dazwischen legt. Diese Brücke steigt im Längsschnitt schräg 
nach hinten an, so daß das Stirnende der Glatze erheblich über 
den Stirnwulst zu liegen kommt; der Glatzenumriß erhebt sich 
dann von der Stirn sofort zu einem stark, fast kreisrund ge¬ 
krümmten Bogen, der seine größte Höhe über der halben Länge 
der Glatze erreicht und erst in der sanften abfallenden Nacken¬ 
gegend flacher wird; der Nackenring liegt unter der Glatze. Im 
Querschnitt erhebt sich die Glatze in ansehnlichem aber weit 
unter Kreiskrümmung bleibendem Bogen aus den scharf einge¬ 
senkten Rückenfurchen über die Wangen; ihr Vorderende erscheint, 
von der Stirn gesehen, zwischen den über der Brücke spitzbogig 
zusammenstoßenden Rückenfurchen zugeschärft. In der verkür¬ 
zenden Aufsicht erscheint sie aber mit völlig gerundetem, fast 
plumpem Vorderende als ein sich allmälig und gleichmäßig 
zwischen geradlinigen Rückenfurchen veijüngender Zuckerhut; 
sie ist länger als breit. 

Drei Seitenfurchen sehr deutlich, tief eingeschnitten. Hie 
letzte läuft zunächst strack in der Richtung auf den gegenüber¬ 
liegenden Nackenwinkel, gabelt sich dann in zwei Aeste, die 
beide gleich lang und etwas kürzer als der Hauptast, aber ebenso 
tief wie dieser eingeschnitten sind; der hintere richtet sich auf die 
Drittelungsstelle des Glatzengrundes, ohne ihn zu erreichen, der 

*) Wörtlich nach R. Richter a. a. 0. 



185 - 


vordere ist nach vorn gerichtet und liegt in der geraden Ver¬ 
längerung der zweitletzten Seitenfurche der gegenüberliegenden 
Seite. Die Richtung der zweitletzten Seitenfurche ist dadurch 
bezeichnet, und die drittletzte läuft ihr gleich; beide sind ebene» 
tief eingeschnitten wie die letzte, aber kurz und erreichen kaum 
ein Viertel der Glatzenbreite. 

Nackenfurche schmal, wenig tiefer als die Seitenfurchen 
sie läuft in der Mitte senkrecht zur Achse, soweit sie Hinterrand 
der letzten Seitenlappen ist, schräg nach hinten. Der Nacken-- 
ring ist breit und scheint ein mittleres Knötchen zu tragen. 
Nackenläppchen fehlen anscheinend. 

Die festen Wangen, deren Hauptkennzeichen ihre breite 
Vereinigung vor der Glatze ist, fallen nach der Stirn steil ah 
und erhalten seitlich des Glatzenendes durch die tiefe Einsenkung- 
der RUckenfurchen eine leichte eigene Polsterung; mit ihrem 
vorderen Teile laden sie nach außen aus. Gegenüber der dritt¬ 
letzten bis letzten Seitenfurche sitzt dicht an der Glatze ein 
großer Augendeckel, dessen scharfwinklig geknickte Fläche sich 
mit ihrem äußeren hochgelegenen Teil wagrecht ausbreitet, mit 
dem inneren aber steil unmittelbar in die Rückenfurche abfällt. 

Freie Wange: Die Sehfläche, die in keinem Falle erhalten 
ist, war groß; der ihrem Grunde entsprechende bogenförmige 
Ausschnitt der freien Wange nimmt mehr als dessen halbe 
Länge (die Säume mitgemessen) ein. Die Sehfläche war durch 
eine glatte, deutliche Furche vom Wangenfeld abgesetzt. Das 
Wangenfeld ist mäßig gewölbt und fällt allmählich in die Außen- 
furche, rascher in die schmal eingeschnittene Hinterfurche ab. 
Der Hintersaum ist rund gepolstert, der Außensaum zu einem 
abgestumpften Kiel mit steilem Abhang nach innen und außen 
zusammengedruckt. Beide Säume vereinigen sich zu einem in 
der Richtung des äußeren liegenden Wan gen Stachels, der bis fast 
zu halber Wangenlänge erhalten ist. Bezeichnend ist, daß sich 
die Hinterfurche an ihrem äußeren Ende dem Außensaum entlang 
ein Stück nach hinten schleppt, so daß das zwischen beiden 
Furchen gelegene Wangenfeld mit einem nach hinten gerichteten 
Spitzchen in die Wurzel des Stachels eindringt. 

Rumpf: Die Schienen sind auf ihrem äußeren Drittel stark, 
aber gerundet nach unten abgebogen. Ihre Querschnitte sind 
flach V-fÖrmig, indem Vorder- und Hinterrand gleichbreite, ebene, 
gegeneinander geneigte Flächen darstellen. 



186 


Der Schwanz (Schale) ist halbkreisförmig. Die Spindel ist 
sehr schmal und nimmt am Vorderrande nur die Hälfte einer 
Flanke ohne Saum ein; sie erstreckt sich bis in die Nähe des 
Saumes. Im Längsschnitt fällt sie langsam zu ihrem Hinterrande 
ab, in dessen Gegend das ganze Schild rasch zu dem darunter 
liegenden, flach auflagemden und daher ganz aus dem Umriß 
heraustretenden Saum abstürzt. Im Querschnitt erhebt sie sich 
mit steilen Seiten und flacherem Rücken hoch über die Flanken, 
die mit knapp zwei Dritteln ihrer Breite flach oder ein wenig 
nach außen geneigt daneben liegen (Rückenfurchen daher nicht 
eingesenkt) und alsdann plötzlich und steil, aber knicklos gekrümmt 
zu einem mit scharfem Knick abgesetzten, mäßig gepolsterten, 
aber aufliegenden Saum abstürzen, der daher ganz aus dem 
Umriß heraustritt. 

Die Spindel trägt etwa acht deutlich ausgeprägte, durch 
schmale Furchen getrennte Ringe. 

Die Flanken zeigen etwa sieben Rippen, von denen die 
beiden letzten auf das äußerste Hinterende angewiesen und meist 
undeutlich sind. . Die Rippen nehmen nach außen ein wenig an 
Breite zu und setzen am Saume ab. Sie sind strack und spreizen 
von der Spindel rasch nach außen ab, die drei vorderen fast 
senkrecht zur Achse gestellt. Die Schrägfurchen sind schmal und 
tief. Noch schmäler und feiner sind die Nahtfurchen, die von 
der Spindel bis an den Saum gleich deutlich anhaltend die Rippen 
der Länge nach in zwei gleiche Aeste spalten; auf den hinteren 
Rippen sind sie, wohl wegen der Kleinheit der Tiere und der 
die Beobachtung erschwerenden Erhaltung, nicht mehr zu 
bemerken. 

Schale: Glatze über und über mit verhältnismäßig groben 
Körnchen dicht bedeckt, das Wangenfeld dicht und fein gekörnelt. 
Am Schwanz scheinen mindestens die Rippen fein gekörnelt 
zu sein. 

Größe: Ein Kopfschild ist 3 mm lang und hat eine 2 mm 
lange Glatze. Zwei Schwänze sind 1 mm lang und 2 mm breit, 
ein größerer etwa 3'5 mm breit. 

Beziehungen: Das Auffallendste an der Art sind gegenüber 
der Blindheit oder Kleinäugigkeit der verwandten Formen ihre 
wohlentwickelten Augen. Bezeichnend ist ferner die Breite und 
Schrägstellung der Brücke vor der Glatze, Wölbung und Körnelung 
der Glatze und die Art der Seitenfurchen, sowie am Schwanz 



187 


der starke äußere Abfall der Flanken und der tief unter ihnen 
liegende auflagemde Saum. 

Die Zusammengehörigkeit von Kopf und Schwanz ist nicht 
beobachtet, aber mit Sicherheit anzunehmen, da es die einzigen 
Proetidenreste der Kalke sind, da sie in Größe und Einzel¬ 
merkmalen übereinstimmen und der Vergleich mit verwandten 
Arten zur gleichen Vorstellung führt.“ 

Untersuchte Stücke 30. 

55. Avicula Wurmi F. A. ßoemer. ' 

1855. Avicula Wurmi F. A. ßoemer: Verst. d. Harzgeb. p. 21, T. 6, F. 7. 
1891. Avicula Wurmi Frecb.: Die devonischen Aviculiden Deutschlands 
p. 42, T. 3, F. 4. 

Ein unvollständig erhaltener Steinkem, der sich jedoch mit 
einiger Sicherheit mit Avicula Wurmi identifizieren läßt. 

Das Ohr ist deutlich abgesetzt; die Skulptur besteht aus 
zahlreichen Radialrippen, die eine feine Körnelung aufweisen. 
Zwischen zwei kräftige Rippen schiebt sich eine schwächere aus 
unverbundenen Körnchen bestehende Radialrippe ein. 

Avicula Wurmi F. A. Roemer ist im Oberdevon verbreitet. 

56. Posidonia venusta Münster. 

1840. Posidonia venusta Münster: Beiträge zur Petrefaktenkunde HI. 
p. 5, T. X, F. 12. 

1910. Posidonia venusta Rzehak: Der Brünner Clymenienkalk p. 207 
T. III, F. 10. 

Für die dunkeln dünnplattigen Kalke des Haidenberges ist 
neben dem Auftreten zahlreicher Ostracoden besonders das 
massenhafte Vorkommen von Posidonia venusta bezeichnend. 

Die Formen zeigen sich aber auch sehr variabel. 

Manche Eigenschaften lassen sich nicht mit voller Sicherheit 
feststellen, da die Schalen auf den Schichtflächen eines dünn¬ 
plattigen Kalkes liegen und die dünnschalige Posidonia stark 
verdrückt ist, wovon auch schon Gürich (Pal. Poln. Mittelgeb. 
p. 302) spricht. Das dichte ungeschieferte Gestein ist der Erhaltung 
eben viel günstiger. So konnte das für die im Polnischen Mittel¬ 
gebirge und im Brünner Clymenienkalk vorkommenden Posidonien 
so bezeichnende Klaffen der Schalen hier nicht festgestellt werden, 
obwohl eine ganz leichte vom Wirbel zum Unterrande verlaufende 
Furche auf diese Eigenschaft zurückzuführen seih dürfte. 



188 


Das „Ohr“ in der Gegend des Vorderrandes ist ebenfalls 
nicht erkennbar, ohne daß man sagen kann, daß es nicht durch 
die Verdrückung verwischt sein könnte. 

Die Anwachsstreifen sind etwas feiner als bei den Exem¬ 
plaren aus dem Clymenienkalk. 

Der Umriß unserer Form stimmt bis auf die etwas geringere 
Länge mit dem aus dem Brünner Clymenienkalk überein. 

Bemerkenswert ist, daß sich vereinzelte Exemplare von 
Posidonia venusta auch in dem grauen Kalke mit den Cephalo- 
poden vortinden. 

57. Lingula subparallela Sandberger. 

1856. Lingula subparallela Sandberger: Yerat d. Rhein. Schichtsyst. in 
Nassau p. 374, T. 34, F. 19. 

1871. Lingula subparallela Quenstedt: Die Brachiopoden p. 651, T. 60, 
F. 57. 

1887. Lingula subparallela Tschernysehew: Fauna des mittleren u. oberen 
Devon am Westabhange d. Ural, p. 116, T. 14, F. 29. 

1896. Lingula sp. (subparallela) Gürich: P&läoz. im Poln. Mittelgebirge 
p. 215. 

Die schwarzen, glänzenden Schälchen haben meist eine Länge 
von 4 mm und eine Breite von 2 1 /* mm. Ihr Umriß ist elliptisch, 
gegen den Wirbel, der noch innerhalb des Umrisses liegt, etwas 
zugespitzt. Die beiden Klappen scheinen nicht völlig gleich zu 
sein, indem die eine Klappe ein wenig gestreckter ist als die 
andere. 

Ein kurzes Medianseptum ist erkennbar. 

Ein sehr großes Exemplar von 11 mm Länge und 9 mm 
Breite mit deutlicher konzentrischer Berippung dürfte sich an die 
Spezies anschließen. 

Auftreten und Eigenschaften stimmen sehr gut mit den bei 
Gürich a. a. O. angeführten überein. 

Zwei kleine Exemplare von Lingula subparallela fanden 
sich auch in den hellgrauen Cephalopodenkalken. 

Lingula subparallela Sandberger ist im Oberdevon verbreitet. 
Untersuchte Stücke: 14 + 2. 

58. Terebratula Richteri n. n. 

T. 1, F. 13 a, 13 b. 

1856. Terebratula subcurvata R. Richter: Beitrag z. Paläontologie de» 
Tliüringerwaldes p. 115, T. 1, F. 37—39. 



189 


Länge = 16 mm, Breite = 24 mm, Dicke = 8 mm. 

Die Sehale besitzt einen breit fünfseitigen Umriß. Beide 
Klappen sind schwach gewölbt, was der Form das charakte¬ 
ristische zasammengedrückte, flache Aussehen gibt. Die größte 
Dicke liegt ganz nahe am Schnabel, der klein, nicht hervor¬ 
ragend und nicht übergebogen ist. Der Schloßrand ist nahezu 
gerade. 

Im unteren Viertel der großen Schale senkt sich der flache 
Sinus ein, der zwei flach gerundete breite Falten aufweist, denen 
auf der kleinen Schale drei ebenfalls breite und flachgerundete 
Rippen entsprechen. Der Sinus ist nicht vorgezogen, so daß der 
Stirnrand nahezu geradlienig verläuft. 

Terebratula Richteri ist hauptsächlich im thüringischen Ober¬ 
devon verbreitet. Mit Terebratula subcurvata Münster (Beiträge III, 
p. 75, T. 14, F. 4—6), ist wohl keine Verwandtschaft vorhanden, 
dagegen volle Übereinstimmung mit der von Richter a. a. O. ab¬ 
gebildeten Form. 

‘ Anhang. 

59. Dechenella (?) dubia R. Richter. 

1912. Dechenella (?) dubia R. Richter: Beiträge zur Kenntnis devonischer 

Trilobiten I., p. 327, T. 21, F. 15. 

Aus dem dichten Kalkstein mit Crinoidenstielgliedern: 

„Nur *) ein Schwanz in Schalenerhaltung. Ungefähr 5 mm 
lang und 8 mm breit; das Verhältnis bedingt also mit 1 : 1*4 
einen breiten und kurzen Umriß. Die Spindel — den Flanken an 
Breite gleich — verjüngt sich langsam und gleichmäßig und endet 
ziemlich plötzlich mit einem stumpf zugespitzten Hinterende, das 
vom Saum noch um mindestens dessen eigene Breite getrennt 
bleibt. Da der Umriß der Spindel im Längsschnitt sich im letzten 
Drittel allmälig herabsenkt, liegt das Hinterende bereits ziemlich 
tief und bildet nur einen äußerst schwachen Winkel mit dem in 
der Mittellinie dahinter liegenden Flankenfelde und dem Saum. 
Der Querschnitt der Spindel erhebt sich mit breitem flachen 
Rücken und steilen Seiten ansehnlich aus den Rückenfurchen, 
aber nur zu geringer Höhe über die Flanken, die sich selbst 
aus den — daher tiefliegenden — Rückenfurchen wieder zu er¬ 
heben versuchen und einen leicht und gleichmäßg gewölbten 


*) Wörtlich nach R. Richter a. a. 0. 



190 


Querschnitt besitzen. Der Saum ist völlig gepolstert und setzt 
ohne jede Furche aber mit deutlichem Knick gegen die Flanken 
ab; etwa in seiner Mitte ist er selbst stumpf geknickt und 
zerfällt so in eine flach lagernde innere Rampe und eine steil 
abfallende äußere Fläche. 

Zehn Spindelringe (ein elfter dahinter vielleicht noch an¬ 
gedeutet), von denen die vorderen sieben sehr deutlich als flache 
breite Bänder entwickelt sind. Die trennenden Furchen sind sehr 
schmal; auf dem Rücken seicht, werden sie an den Seiten tiefer 
und knicken ein wenig nach vom ab, so daß auch die Enden 
der Spindelringe — von oben gesehen — sich etwas nach vorn 
richten. Jeder Ring trägt eine, vom dritten an sehr deutliche 
schmale Querfurche (Eindruck), wodurch die Spindel etwa in der 
Mitte ihres seitlichen Abfalls durch eine nahezu zusammen¬ 
hängende, der Rückenfurche gleichlaufende Längsfurche eingeknifft 
erscheint. 

Auf den Flanken sind acht Rippen zu erkennen (die vorderste 
verletzt), von denen die fünf vorderen, als solche deutlich ent¬ 
wickelt- sind, während die letzten drei kein eigenes Relief mehr 
haben und ihre Anwesenheit nur durch die ihnen entsprechenden 
Kömchendoppelreihen und die als Schatten auch auf der letzten 
noch entzifferbaren Schrägfurchen und Nahtfurchen verraten. Die 
vorderen stehen von der Mittellinie abgespreizt, die übrigen stellen 
sich rasch schräger, die achte der Mittellinie schon nahezu gleich¬ 
laufend. Nach hinten nehmen sie ziemlich rasch an Breite ab. 
Sie sind flache Bänder, die durch schmale Schrägfurchen getrennt 
und von etwas feineren Nahtfurchen der Länge nach geteilt 
werden. Die Schrägfurchen sind gestreckter, die Nahtfurchen 
gekrümmter; das Vorderhand ist auf der inneren Hälfte der 
Rippen, namentlich an ihrem Ursprung, breiter als das Hinter¬ 
band, außen werden beide Bänder gleich. 

Die Schale ist mit Ausnahme der an die Rückenfurche 
grenzenden Gegenden von Flanken und Spindel dicht gekörnelt 

Der Spindelrücken ist mit zahlreichen gröberen, sich nicht 
in Längsreihen ordnenden Körnchen unregelmäßig bedeckt; Saum 
und Flanken sind mit feinen Körnchen sehr dicht überzogen, die 
auf den Rippen zugunsten einer deutlichen Längsreihe gröberer 
Körnchen auf dem Vorderhand und einer weniger deutlichen, 
etwas weiter nach außen einsetzenden entsprechenden Längsreihe 
auf dem Hinterband zurücktreten. Eine entsprechende, etwas 



191 


verwischte Längsanordnung der Körnchen verrät, wie erwähnt, 
auch noch das Vorhandensein der im Relief unterdrückten hinteren 
Rippen. 

Beziehungen: Der nicht vollständige Schwanz reicht zur 
genauen Kennzeichnung der Artmerkmale aus und wird benannt 
wegen der Wichtigkeit seines Vorkommens, indem er nach der 
rechtsrheinischen D. (?) disjecta aus dem Clymenienkalk die 
nächstjüngste Art unter allen mit Dechenella in Beziehung zu 
bringenden Proetiden darstellt (ander D. hofensis). 

Der Vergleich mit D. (?) disjecta zeigt eine so weit¬ 
gehende Uebereinstimmung der beiden späten Formen, daß ich 
den Biiinner Schwanz derselben sich an die Gattung Dechenella 
anschließenden Gruppe zurechnen und für ihn einen Kopf von 
der Ausbildung des disj ecta-Kopfes erwarten möchte, obwohl 
auch ein mehr Proetus-artiger Kopf nicht ausgeschlossen ist, 
Das Gemeinsame der Schwänze liegt in dem breiten und kurzen 
Umriß, der raschen Aenderung in Breite und Stellung der Rippen 
nach hinten und in dem ganz übereinstimmenden Bau der breiten, 
flachen Spindelringe mit ihren sich zu einer Längsfurche 
zusammensetzenden Querftirchen (nur vertiefen sich die Spindel¬ 
furchen bei der Brünner Art etwas mehr). Beide Arten weichen 
dadurch von den außer D. hofensis sämtlich älteren 
Dechenellen in bestimmter Weise ab. 

Artlich unterscheidet sich D. (?) dubia von D. (?) d i sj e c t a 
durch die niedrige Spindel, die gleichmäßige Eigenwölbung der 
Flanken, den abgesetzten, geknickten Saum mit flacher innerer 
Rampe, durch die flachen Rippen, die nach außen an Erhabenheit 
merklich abnehmen und von denen die hinteren nicht wie dort 
noch ein eigenes Relief besitzen, sowie durch die deutlichen Naht¬ 
furchen.“ 


Beim Kilometerstein 10 2 der Brünn—Ochoser Straße, also 
an jener Stelle, wo einst der Clymenienkalk anstehend getroffen 
wurde, fand Herr Professor Rzehak in einem dunkelgrauen, etwas 
mergeligen Kalke einen großen Productus. Das Gestein dürfte 
dem oberen Oberdevon angehören. Die Form macht einen ganz 
karbonischen Eindruck. 

Die Breite beträgt 3Vs cm, die Höhe 2 l la cm. Die Wölbung 
ist sehr kräftig. Die Skulptur besteht aus deutlichen konzentrischen 



192 


Banzein, die von radialen Riefen gekreuzt werden. Dadurch ent¬ 
steht eine Art schuppige Struktur. Ueber dieser Schale sieht 
man noch Spuren einer Schichte, die zahlreiche feine Stachel¬ 
ansätze trägt. 

Die flache Klappe ist ebenfalls erhalten. Sie zeigt die radiale 
Berippung noch deutlicher als die Wirbelklappe und ist ganz 
flach mit leicht abgesetzten Flügeln. 

Die Form zeigt Aehnlichkeit mit dem unterkarbonischen Pro¬ 
ductus semireticulatus Martin. 

IV. Lagerungsverhältnlsse. 

Das Devonplateau des Haidenberg wird im Westen und 
Süden vom Granitit der Brünner Eruptivmasse begrenzt. In 
«Besen Granitit schneidet das epigenetische Erosionstal der Zwitta 
steil ein. Die linke, östliche Talseite wird bis zu a h ihrer Höhe 
von Granitit gebildet; darüber folgt eine schmale Terrasse, die 
keinen Aufschluß zeigt; darauf bauen sich die grauen Oberdevon¬ 
kalke steil und unvermittelt auf. Die Grenze des Granitits gegen 
den Devonkalk ist zweifellos eine Bruchgrenze. 

Das meist als Unterdevon aufgefaßte Quarzkonglomerat, 
beziehungsweise ein als regenerierter Granit anzusehendes Gestein, 
schaltet sich nördlich unserer Fundpunkte zwischen Granitit und 
Oberdevonkalk ein. Im Profile der Fundstellen scheint es nicht 
vorhanden zu sein. Auf jeden Fall ist es auf den Karten zu 
ausgedehnt angegeben. Die Streichungsrichtung des Oberdevon¬ 
kalkes ist SW. — NO. Das Einfallen meist sehr steil gegen NW. 

Ein schematisches Profil wird daher folgendes Aussehen 
haben : 



1 Granitit. — 2 Quarzkonglomerat, bezw. regenerierter Granit. — 3 Ober 
devonkalk. — V—V Verwerfung. 




193 


Weiter im Norden in der Gegend des Josefstales schiebt 
sich zwischen Oberdevon und den Granitit ausgedehntes fossil- 
führendes Mitteldevon (Stringocephalenkalk) ein. Noch weiter 
nördlich bei Petrowitz vielleicht sogar fossilführendes Unterdevon. 
Es läßt sich daraus der Schluß ziehen, daß die Sprunghöhe der 
Verwerfung, die den Granit vom Devon scheidet, von Nord gegen 
Süd immer größer wird, am Haidenberg den höchsten Grad 
erreichend. 

Aber nicht nur streichende Verwerfungen sind am Haiden¬ 
berge zu verzeichnen, sondern auch sehr intensive Querstörungen. 
Solche finden sich besonders häufig in dem großen Steinbruch an 
der Südweststim des Haidenberges. Der ganze aus Devonkalk 
bestehende Sporn, in dem der große Steinbruch und nördlich 
anschließend noch ältere Brüche sich befinden, ist ringsum von 
Störungen umschlossen. Ein Detailprofil in der Gegend unserer 
Fundstellen bietet etwa folgendes Bild. 

Unmittelbar über dem Granitit folgen zunächst einige Meter 
lichtgrauen Kalksteins ohne Fossilien; in regenreichen Sommern 
tritt an der Granit-Kalkgrenze Wasser in Gestalt einer kräftigen 
Quelle zutage. Eine Einschaltung von Sandstein oder konglo- 
meratischem Unterdevon, wie sie weiter nördlich an diesem 
Abhange sichtbar werden, konnte an dieser Stelle nicht beobachtet 
werden. 

Hierauf folgen die grauen Productellenkalke des unteren 
Oberdevon und wenig gegen Osten die dünnplattigen Ostracoden- 
kalksteine des mittleren Oberdevon. 

An der Grenze des Granitits gegen den Kalkstein findet 
man ganz vereinzelt Blöcke eines bräunlich gefärbten Kalkes mit 
Crinoidenstielgliedem, deren Nahrungskanal fünfseitigen Umriß hat. 

In diesem Gestein fand sich der von Richter als Dechenella (?) 
dubia beschriebene Trilobit. Da dieses Gestein nicht anstehend 
zu beobachten ist, kann seine Position nicht mit Sicherheit 
konstatiert werden, doch dürfte die Annahme am meisten Wahr¬ 
scheinlichkeit haben, daß es sieh stellenweise zwischen den 
Granitit und den Oberdevonkalk einschaltet und dürfte es dem 
Alter nach an der Grenze zwischen Mittel und Oberdevon stehen. 


Verhandlungen des natnrf. Vereines in Brünn. LIV. Band. 


13 



194 



1 Granitit. — 2 Bräunlicher Kalk ? — 3 Fossillerer grauer Kalk. — 4 Pro¬ 
ductellenkalk (unteres Oberdevon). — 5 Ostracodenkalk (mittleres Ober¬ 
devon). — 6 Fossillerer Oberdevonkalk. — V —V Verwerfung. 

Die 250 m weiter südlich gelegene Fundstelle des Cepha- 
lodenkalkes ist vom Granit durch eine 30 m mächtige fossilarme 
Ivalkpartie getrennt und liegt orographisch ähnlich wie der 
Productellenkalk. 

V. Faziesverhältnisse und Beziehungen 
zu den übrigen Oberdevon-Gebieten Europas. 

Sieht man von den dem Alter nach noch nicht ganz sicheren 
Devonbildungen von Petrowitz ah, so kann man annehmen, daß 
die Transgression des mitteldevonischen Meeres in Mähren mit 
der Stringocephalenstufe des oberen Mitteldevon begonnen hat. 
Die fossilreichen Ablagerungen dieser Stufe finden sich mehrfach 
nördlich von Brünn, z. B. im Josefstal und an der Straße westlich 
von der Felsenmühle. Es sind dunkelgraue Kalke, die einer offenen 
Flachsee entsprechen dürften. 

Auf die Stringocephalenstufe folgt eine leichte negative Be¬ 
wegung des Meeres. Es bilden sich die Amphiporenkalksteine, die 
man im Verbände mit Stringocephalenkalken im Brünner Devon¬ 
gebiete antrifft. Sie bezeichnen die Grenze zwischen Mittel- und 
Oberdevon und finden sich im selben Niveau auch im Polnischen 
Mittelgebirge, bei Krakau, im rheinischen Gebiete und in Belgien. 
Sie entsprechen einer küstennahen Flachsee. 

Nach dieser negativen Bewegung vollzieht sich ganz langsam 
eine Vertiefung des Meeres. Es folgen auf die Amphiporenkalke 
die Brachiopodenkalke (Productellenkalk), der Unterstufe des 
unteren Oberdevon. Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse in 




195 


Polen, während z. B. in Südfrankreich infolge stärkerer Vertiefung 
des Meeres schon ein Cephalopodenhorizont [mit Prolecanites 
unulicosta Sandb.) zur Ablagerung kommt. 

Die erwähnte positive Bewegung ist außer in Böhmen und 
im englischen Old-red- Gebiete fast über ganz Europa hin zu 
verzeichnen. 

Der Productellenkalk entspricht einer Flachseebildung, was 
schon durch das Überwiegen der Brachiopoden dargetan wird. 

In Polen findet sich als spezielles Analogon der Kadzielnia- 
kalk Gürich a. a. O. p. 79. Dieser Kalk ist nicht nur petrographisch 
unserem Productellenkalk sehr ähnlich, auch die nesterweise 
Anhäufung der Versteinerungen vermehrt die Analogie. Als 
gemeinsame Arten wären anzuführen: 

Rhynchonella pugnus var. globifrons = Rhynchonella Gürichi 
n. sp. 

Martinia inflata Schnur. Spirifer tenticulum Vern. 

Spirifer Archiaci Murch. j Orthis striatula Schloth. 

Productella Herminae Frech. 

Aber auch zum Ibergerkalk des Harzes finden sich zahl¬ 
reiche Beziehungen. Gemeinsame Arten sind: 

Porcellia primordialis Schloth. 

Orthis striatula Schloth. 

Productella subaculeata Murch. 

Die Zahl der gemeinsamen Arten ist vor allem deshalb 
geringer, weil unser Productellenkalk infolge seiner schlecht er¬ 
haltenen Fossilien so wenig zweifelsfrei bestimmbare Arten besitzt. 

Als nächstjüngere Ablagerungen folgen die Cephalopoden- 
kalke der Oberstufe des unteren Oberdevon entsprechend. 

Mit dieser Zeit hat also auch im Brünnei* Oberdevon eine 
kräftige Vertiefung des Meeres eingesetzt und fügen sich die 
hiesigen Ablagerungen in die Kette der außerordentlich weit ver¬ 
breiteten Absätze der zweiten Cephalopodenstufe (Intumescens- 
stufe) des Oberdevon ein, die sich von Süd-Frankreich bis nach 
Nordost-Rußland verfolgen lassen. 

Die Cephalopodenkalke werden als Absätze eines tiefen 
Meeres angesehen; dafür sprechen nicht allein die zahlreichen 
Cephalopoden, sondern auch die Bivalven, die fast ausschließlich 
Gattungen angehören, die im tieferen Meere leben (Praecardium, 
Buchiola, Cardiola). 

l.v* 



J96 


Am meisten Verwandtschaft zeigen anch hier die Ablage¬ 
rungen im Polnischen Mittelgebirge, Gürich a. a. O. p. 85 ff. Als 
gemeinsame Arten wären anzuführen: 

Entomis serratostriata Sandb. 

Cyrtoceras polonicnm Gürich. 

Cardiola retrostriata Buch. 

Hiezu kommt noch Tomoceras auriforme n. sp., das dem 
Tornoceras auris Qu. nahesteht. 

Die dem mittleren Oberdevon entsprechenden schwarzen, 
dünnplattigen Kalke mit Posidonia venusta, zahlreichen Ostracoden 
und kleinen Trilobiten haben sich ebenfalls in tiefem Wasser 
abgesetzt und finden sich in übereinstimmender Ausbildung in 
Polen, im Harz, am Rhein, an der unteren Loire und am Ural. 

Am nächsten verwandt sind auch hier die Ablagerungen im 
Polnischen Mittelgebirge, Gürich a. a. 0. p. 94. Die gemeinsamen 
Formen sind: 

Richterina scabra Gürich, Posidonia venusta Münster, 

Richterina angulosa Gürich, Lingula subparallela Sandb. 

Nicht nur faunistisch, sondern auch petrographisch stimmen 
unsere Ostracodenkalke mit den polnischen überein; eigentümlich 
ist ihnen nur das Zusammenvorkommen von Entomis serratostriata 
Sandb. mit Richterineu. 

Das oberste Devon zeigt dann ein weiteres Absinken der 
Tiefenkurve; es kommen Clymenienkalke J ) zum Absatz, deren 
sonstige Verbreitung in Europa ja eine sehr weite ist. 

Die Fazieskurve für das Brünner Devon zeigt daher fol¬ 
genden Verlauf. 

Mittel-Devon Ober-Devon 

Ob. U. M. Ob. 

Strand . . 

Küstennahe- 
Fiachsee 

Flachsee . . . j_1_ 

Tiefsee J_ 

i 

Stringocephalenkalk • * Productellenkalk Ostracodenkalk Clymenienkalk 

Amphiporenkalk Cepbalopodenkalk 



*) Kzehak a. a. 0. 








Druck von W. Bnrkart in Brün 



pp 

Y 




Verhandlungen 


inalnrforsclienden Vereines 


in Brtiiin. 


Xj"V. Band. 


1916. 



Brünn, 1917. 

Verlag de« Vereinen. 












Verhandlungen 

des • 

naturforschenden Vereines 

in Brfinn. 


Xj "V. Band. 

1916. 


Brünn, 1917. 

Druck von W. Burkart. — Im Verlage das Vereines. 




Iphalts-Verzeichnis zun LV. Bande 1916. 

Seite 

Bericht über das Jahr 1916. V 

Rechnungsabschluß für die Jahre 1914—16.VIII 

Vereinsleitung. X 


Abhandlungen: 

Ednond Reitter: Bestimmungs-Tabelle der palaearctischen Arten der 

Tenebrioniden-Abteilung Asidini. 1 

Albln Wildt: Pflanzenfunde aus der Flora von Brünn.75 

Prof. 6. v. NieBl: Ueber einige mehrfach beobachtete Feuerkugeln . . 78 

Karl Cziiek: Beiträge zur Kenntnis und Verbreitung der Heuschrecken 

Mährens. 1.129 









Jahresversammlung am 28. Dezember 1916. 

Vorsitzender: Herr Fachlehrer Karl CziieK* 

Der Vorsitzende begrüßt die Anwesenden und teilt mit, daß 
der angekündigte Vortrag über „Röntgenstrahlen und Kristall¬ 
struktur“ infolge einer in der Familie des Herrn Professors 
Dr. Gr. Jaumann plötzlich eingetretenen Erkrankung auf einen 
späteren Zeitpunkt verschoben werden muß. 

Der 1. Schriftführer, Herr Prof. A. Rzehak, erstattet den 
nachstehenden 

Bericht über das Vereinsjahr 1916 . 

Die Schwierigkeiten, welche sich in den beiden vorher¬ 
gehenden Jahren der gewohnten Tätigkeit unseres Vereines 
hindernd in den Weg gestellt haben und auf welche bereits in 
. dem letzten Berichte hingewiesen wurde, bestanden auch in dem 
eben zur Neige gehenden Jahre unvermindert fort. Der Ausschuß 
sah sich deshalb veranlaßt, die Vereinstätigkeit auf die zur 
Erledigung der laufenden Geschäfte unbedingt notwendigen 
Sitzungen und die Herausgabe des LIV. Bandes der „Verhand¬ 
lungen“ und des XXX. Berichtes der „Meteorologischen Kom¬ 
mission“ zu beschränken. Die heutige Vollversammlung wird 
darüber zu entscheiden haben, ob trotz der bestehenden Schwierig¬ 
keiten der Versuch gemacht werden soll, die mit wissenschaftlichen 
i Vorträgen verbundenen Monatsversammlungen wieder abzuhalten. 
Diese Versammlungen waren in den letzten Jahren vor dem 
Ausbruche des Weltkrieges stets sehr gut besucht; sie waren 
jedoch nicht imstande, die sich schon seit einer längeren Reihe 
von Jahren stetig vermindernde Anzahl der Vereinsmitglieder auf 
jene Höhe zu bringen, die wir nicht nur mit Rücksicht auf das 
wissenschaftliche Ansehen, welches unser Verein selbst im Aus¬ 
lande genießt, sondern insbesondere auch im Hinblicke auf 
unsere bescheidenen finanziellen Mittel wünschen müssen. Im 
Berichtsjahre betrug die Zahl der zahlenden Mitglieder 182, wozu 
noch 15 Lehranstalten, beziehungsweise Vereine kommen. Es ist 
dies geradezu beschämend, wenn man weiß, daß die Mitglieder¬ 
zahl im Kriegsjahre 1866, also vor 50 Jahren, 311 betrug, obwohl 



VI 


( 

die Einwohnerzahl der Stadt Brünn damals kaum halb so groß 
war wie die jetzige. 

Abgesehen von der gewiß betrübenden Tatsache, daß 
alljährlich mehrere Mitglieder — und darunter auch solche, bei 
denen die Pflege der Naturwissenschaften sozusagen in den Kreis 
ihrer Berufspflichten gehört — ihren Austritt aus dem Vereine 
anmelden, nimmt eine verhältnismäßig große Zahl von Vereins¬ 
mitgliedern alljährlich die Publikationen des Vereines entgegen, 
ohne den sehr bescheidenen, seit dem Bestände des Vereines 
nicht erhöhten Jahresbeitrag zu bezahlen oder den Austritt 
anzumelden. Wollten wir die Bestimmung unserer Statuten, daß 
solche Mitglieder, die drei Jahre hindurch den Jahresbeitrag nicht 
bezahlt haben, als ausgetreten zu betrachten sind, strenge durch¬ 
führen, so würde die früher angegebene Mitgliederzahl noch 
erheblich verringert werden. Diese Verhältnisse werden hier mit 
aller Offenheit dargelegt, weil sie geradezu das weitere Bestehen 
unseres Vereines zu gefährden scheinen. Ist nur eine gewisse 
Lässigkeit die Ursache derselben, dann werden diese Darlegungen 
vielleicht nicht ganz wirkungslos verhallen; hat jedoch, wie fast 
zu befürchten ist, das Interesse an den Naturwissenschaften einen 
solchen Tiefstand erreicht, daß die jährliche Ausgabe von 6 K 
als ein zu großes Opfer erscheint, dann können wir tatsächlich 
der Zukunft unseres Vereines nur mit Besorgnis entgegensehen. 
Diese Besorgnis wird wesentlich erhöht durch den Umstand, daß 
vom Jahre 1918 angefangen der meteorologische Beobachtungs¬ 
dienst in Mähren verstaatlicht und uns auf diese Weise die 
Staatssubvention von 1100 K jährlich verloren gehen wird. Ein 
Ersatz für dieselbe wird ebenso schwer zu beschaffen sein, wie 
ein Ersatz für die uns schon vor einigen Jahren entzogene Landes- 
Subvention; um so dankbarer müssen wir es anerkennen, daß uns 
die löbliche Stadtgemeinde Brünn trotz der erhöhten Lasten, 
welche auch die Gemeinden infolge des Kriegszustandes zu tragen 
haben, die Subvention von 700 K auch im Berichtsjahre ohne 
jede Kürzung zukommen ließ. Für die im Rechnungsabschlüsse 
ausgewiesenen Spenden und die von einer Anzahl von Mitgliedern 
schon seit Jahren geleisteten Ueberzahlungen des Mitglieds¬ 
beitrages sagen wir auch an dieser Stelle innigsten Dank. Beson¬ 
deren Dank, schulden wir auch der Buchdruckerei W. B u r k a r t, 
die sich schon seit vielen Jahren mit gelegentlichen Teilzahlungen 
begnügt, ohne für den Zinsenentgang eine Entschädigung zu 



VII 


beanspruchen. Die außerordentliche Steigerung der Papierpreise 
und der Druckkosten wird uns zwingen, unsere „Verhandlungen“ 
künftighin in einem wesentlich verringerten Umfange herauszu¬ 
geben. Aber auch sonstige Einschränkungen nach jeder Richtung 
hin werden notwendig sein, wenn mit den vorhandenen Mitteln 
das Auskommen gefunden werden soll. 

Im Berichtsjahre haben 7 Mitglieder ihren Austritt ange¬ 
meldet. Durch den Tod verloren wir 5 Mitglieder, und zwar 
die Herren: 

Dr. Martin Kfii, k. k. Notar in Steinitz, ein langjähriges 
Mitglied, welches sich um die Erforschung des mährischen 
Quartärs, insbesondere des Brünner Höhlengebietes, hervorragende 
Verdienste erworben hat. 

Karl Maska, k. k. Regierungsrat, Realschuldirektor i. R., 
einer der erfolgreichsten Quartärforscher der Monarchie, besonders 
bekannt durch seine großartigen Entdeckungen in der Lö߬ 
ablagerung von Przedmost bei Prerau. 

Anton Nossek, k. k. Professor in Smichow bei Prag: 
hat sich insbesondere als Spinnenforscher hervorgetan. 

Dr. Julius Wiesner, k. k. Hofrat und Universitäts¬ 
professor, Ehrenmitglied unseres Vereines, als einer der hervor¬ 
ragendsten Gelehrten Europas allgemein bekannt; bei der Bei¬ 
setzung seiner Leiche war unser Verein durch das Ausschu߬ 
mitglied Prof. Dr. K. Mikosch vertreten. 

Wenzel Zdobnitzky, Fachlehrer, welcher auf dem 
russischen Kriegsschauplatz den Heldentod für das Vaterland 
erlitten hat; er war als tüchtiger Entomologe bekannt. 

Ehre ihrem Angedenken! 

Dem Gesamtverluste von 12 Mitgliedern steht ein Zuwachs 
von bloß 2 neu eingetretenen gegenüber, nämlich: des „Museal- 
nnd Fortbildungsvereines“ in Mähr. - Trübau und des Herrn 
Gustav Kostka, Studierender in Brünn. 

Von unseren in Brünn wohnhaften Mitgliedern stehen, soweit 
bekannt, derzeit 19 im Kriegsdienst (davon 14 außerhalb Brünn). 
An drei derselben sind im Berichtsjahre Auszeichnungen verliehen 
worden, und zwar: an Herrn Med.-Dr. Bruno Sellner das 
Offiziersehrenzeieheri vom Roten Kreuze, an Herrn Professor 
Dr. H. Iltis das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone am 
Bande der Tapferkeitsmedaille und an Herrn Fachlehrer 
H. Grünwidl die Bronzene Tapferkeitsmedaille. 



VIII 


In Kriegsgefangenschaft befinden sich 4 unserer Mitglieder, 
nämlich die Herren: Stadtgärtner H. Meißner, Prof. Dr. J. P o d- 
p & ra, Fachlehrer F. Zdobnitzky und Studierender F. Zimmer¬ 
mann. 

Die Ehrenämter des 2. Schriftführers und des Rechnungs¬ 
führers wurden auch im Berichtsjahre durch den 1. Schriftführer, 
Herrn Prof. A. Rzehak, vertretungsweise übernommen. Für die 
Besorgung der Geschäfte in der Bibliothek und in den Sammlungen 
sind wir auch diesmal den Herren Dr. E. Burkart, Fachlehrer 
K. Czi2ek und Fachlehrer K. Schirmeisenzu Dank verpflichtet. 

Der Bericht wird ohne Wechselrede zur Kenntnis genommen. 

Herr Prof. A. Rzehak legt den nachstehenden Rechnungs¬ 
abschluß für die Vereinsjahre 1914—16 vor, indem er auf den 
Umstand aufmerksam macht, daß der Einnahmen-Ueberschuß nur 
ein scheinbarer ist, da die Rechnung der Buchdruckerei nur zum 
Teile beglichen werden konnte. 


Rechnungsabschluß für die Jahre 1914—1916. 

Einnahmen. 


Kassarest von 1918. 

. K 

1737*08 

Mitgliedsbeiträge und Spenden. 

* T) 

3393-66 

Staatssubventionen. 


2200"— 

Gemeindesubventionen. 

* 17 

2100 — 

Für verkaufte Druckschriften. 

• 77 

387-— 

Zinsen . 

* 7? 

1071-09 

Sonstige Einnahmen. 

77 

3452 

Summe der Einnahmen . . 

. K 

10.923-35 

Ansgaben. 

Mietzinse. 

. K 

1224 — 

Dienerlöhne, Remunerationen und Trinkgelder. . 

77 

2895-21 

Teilzahlungen an die Buchdruckerei W. Burkart. 

* 77 

3500-— 

Beheizung und Beleuchtung. 

77 

236*40 

Installationen und Neuanschaffungen. 

• » 

258T0 

Postauslagen. 

’ 77 

438-50 

Buchhändlerrechnungen. 

• n 

394-11 

Verschiedene Auslagen: a ) Uebersiedlungskosten. 

9 77 

335-81 

b) Sonstige Auslagen . . 

• V 

213-47 

Summe der Ausgaben . . . 

. K 

9495-60 


Kassarest für 1917: K 1427*75. 















IX 


Der Verein besitzt außerdem 6800 K in österr. Kronenrente 
und 1 italienisches Rotes Kreuz - Los im Nominalwerte von 
25 Lire. 

Ueberzahlungen an Mitgliedsbeiträgen haben geleistet die 
Herren: Se. Exzellenz Herr Wladimir Graf Mittrowsky in den 
Jahren 1914 und 1915 je 200 K; Herr F. K. Stohandl in 
Wien für jedes der Berichtsjahre je 50 K; die Herren: Doktor 
Eduard Burkart, Direktor Gustav Heinke, Hofrat Gustav 
Nießl v. Mayendorf und Dr. Fr. v. Teuber für jedes der 
Berichtsjahre je 20 K. Je 10 K jährlich haben gezahlt die 
Herren: Hofrat Prof. Karl Hellmer, Prof. Alfred Hetschko, 
Prof. Dr. Hugo Iltis, II. Koydl (für 1915 und 1916) Leopold 
Krivanek (für 1916: 12 K), Direktor Adolf Oborny (für 
1916: 20 K), Prof. Anton Rzehak, Med.-Dr. L. Schmeichler 
und Med.-Dr. David Weiß. 

Auch dieser Bericht wird ohne Wechselrede genehmigt. Zu 
Rechnungsrevisoren werden die Herren Direktor G. Heinke 
und Med.-Dr. D. Weiß gewählt. 

Herr Prof. A. Rzehak berichtet über die Vereinbarungen, 
welche zwischen den Vertretern der k. k. mähr. Statthalterei und 
der „meteorologischen Kommission“ unseres Vereines (vertreten 
durch die Herren Direktor G. Heinke und Prof. Dr. A. Szar- 
vassi) am 30. November 1916 zustande gekommen und nun von 
der Versammlung zu genehmigen sind, da eine Ablehnung der¬ 
selben für den Verein nicht die geringsten Vorteile mit sich 
brächte. Diese Vereinbarungen sind folgende: 

1. Der „Naturforschende Verein“ stimmt zu, daß der Ombro¬ 
meterdienst in Mähren verstaatlicht werde. 

2. Die vorhandenen Ombrometer werden — soweit sie 
Eigentum des Vereines sind — der staatlichen Verwaltung 
kostenfrei zur Verfügung gestellt. 

3. Bis zu einer endgültigen Uebernahme durch den Staat, 
d. h. bis Ende 1917, wird der Ombrometerdienst wie bisher von 
der meteorologischen Kommission des „Naturforschenden Vereines“ 
besorgt unter der Voraussetzung, daß die Staatssubvention von 
jährlich 1100 K dem genannten Vereine für die Jahre 1916 und 
1917 flüssig gemacht werde. 

Die Versammlung stimmt diesen Vereinbarungen zu. 



X 


Der Vorsitzende leitet eine Besprechung darüber ein, ob im 
Jahre 1917 trotz der immer noch bestehenden schwierigen Ver¬ 
hältnisse der Versuch gemacht werden soll, die Vereinstätigkeit 
in der vor Kriegsausbruch üblichen Ausdehnung wieder aufzu¬ 
nehmen. Die Mehrheit der Anwesenden spricht sich dafür aus, 
daß immerhin der Versuch gemacht werden könnte, die von 
Vorträgen, bzw. Demonstrationen begleiteten Monatsversammlungen 
wieder einzuführen. Herr Dr. Ed. Burkart erklärt sich bereit, 
zu diesem Zwecke die in Brünn wohnhaften Vereinsmitglieder in 
derselben Weise, wie er es vor dem Ausbruche des Krieges 
getan, zu jeder dieser Versammlungen schriftlich einzuladen. 
Dieses Anerbieten wird mit dem Ausdrucke des Dankes zur 
Kenntnis genommen. 

Der Vorsitzende teilt weiters mit, daß im Vereinsausschuß 
angeregt wurde, die bei uns üblichen fremdsprachigen Bezeich¬ 
nungen : Präsident, Vizepräsident, Sekretär und Bibliothekar 
durch die deutschen Bezeichnungen: Obmann, Obmann-Stell¬ 
vertreter, Schriftführer und Bücherwart zu ersetzen. Die Ver¬ 
sammlung stimmt diesen Anträgen zu unter der Voraussetzung, 
daß durch dieselbe eine Abänderung der Statuten nicht not¬ 
wendig ist. 

Die hierauf durchgeführten Neuwahlen hatten folgendes 
Ergebnis: 

Vorstand. 

Obmann: Herr Dr. Stephan Baron v. Haupt-Buchen rode. 

1. Obm.-Stellvertreter: Herr Dr. K. Mikoseh, k. k. Hochschul¬ 

professor. 

2. Obm.-Stellvertreter: Herr Med.-Dr. Bruno Sei ln er.*) 

1. Schriftführer: Herr A. Rzehak, k. k. Hochschulprofessor. 

2. Schriftführer: Herr Dr. H. Iltis**), k. k. Gymnasialprofessor. 
Rechnungsführer: Herr K. Landrock, Fachlehrer. 

Bücherwart: Herr K. Ozizek, Fachlehrer. 

Ausschuß. 

Herr Dr. Ed. Burkart, Buckdruckereibesitzer. 

„ Ed. Donath, k. k. Hofrat, Hochschulprofessor. 

„ G. Heinke, Wasserwerksdirektor. 


*) Im Militärspitaldienst tätig. 

**) Derzeit im aktiven Militärdienst. 



XI 


Herr Dr. G. J au mann, k. k. Hochschulprofessor. 

„ Dr. O. Leneczek**), Direktor der k. k. Handelsakademie. 
„ K. Schirmeisen, Fachlehrer. 

.. Med.-Dr. L. Schmeichler*), a. Hochschulprofessor. 

„ Dr. A. Szarvassi, a. Hochschulprofessor. 

„ J. Warhanik, k. k. Oberlandesgerichtsrat. 

„ Med.-Dr. D. Weiß. 

„ A. W i 1 d t, Bergingenieur i. R. 

„ F. Zdobnitzky***), Fachlehrer. 


*) Im Militärspitaldienst tätig. 

**) Derzeit im aktiven Militärdienst. 

***) In russischer Kriegsgefangenschaft. 



Abhandlungen. 


Tür den Inhalt der in dieser Abteilung enthaltenen wissenschaftlichen 
Mitteilungen sind die Verfasser allein verantwortlich.) 







Bestimmungs-Tabelle 

der 

palaearctischen Arten der Tenebrioniden-Abteilung 

Asidini. 

Von Edmund Reltter in Paskau (Mahren). 1 ) 


Die erste zusammenhängende Bearbeitung der Gattung 
Asida machte So Her in den An. Soc. Ent. Fr. V. 1836 p. 408 
u. folg. Er beschrieb 42 Arten, darunter aber oft die beiden 
Geschlechter einer Art unter besonderen Namen. Seine Revision 
war für die damalige Zeit als ziemlich gelungen zu bezeichnen 
und sie bildete auch die Grundlage der zweiten von Allard in 
der TAbeille V. 1869, 150, gelieferten Monographie der Gattung 
Asida aus der palaearctischen Fauna. Einen Fortschritt in syste¬ 
matischer Beziehung kann man in dieser Monographie nicht 
wahrnehmen. Ich muß anerkennen, daß Allards Detailbeschrei¬ 
bungen recht gut sind, aber auf die große Variationsfähigkeit der 
Arten und besonders ihre systematische Verwandtschaft wurde 
nicht genügend Rücksicht genommen. Es fehlen in ihr besonders 
scharf begrenzte Artengruppen, welche bei der großen Artenzahl 
notwendig sind. 

Kraatz hat bei Besprechung der mit A. sabulosa ver¬ 
wandten Formen bei A. helvetica Sol. (Berl. Ent. Zschr. 1874 
p. 109) nachfolgende Kritik über Allards Monographie gegeben: 
„Es ist merkwürdig, daß Herr Allard bei allen seinen Angaben 
über die verschiedene Größe und Gestalt der von ihm neben 
sabulosa angenommenen Arten sich so wenig Mühe gibt, uns 
konstante, greifbare Merkmale zu ihrer Unterscheidung zu geben; 
wer nur ein wenig die Variabilität der Asida kennt, und die 
sollte doch Herr Allard kennen, der verzweifelt entweder an 
der Möglichkeit zu bestimmen, oder er bestimmt falsch oder gar 
nicht. Der letztere Weg scheint mir der praktischeste, mit 
anderen Worten: Der Eindruck der meisten Beschreibungen der 

*) Abgeschlossen Ende 1915. 

Verhandlungen des naturf. Vereines in Brünn. LV. Bund. 


1 



2 


hier besprochenen Arten ist ein so ungünstiger, daß es mir ver¬ 
lorene Zeit und Mühe scheint, die spezifische Stichhältigkeit der 
vielen un peu plus und un peu moins kritisch nachzuprüfen.“ 

Die 2 großen Abteilungen der Asida -Arten, welche schon 
So Her aufgestellt hat und von Allard und mir angenommen 
wurden, sind sehr natürlich und wundert es mich, daß Seidlitz 
in Erichsons Naturg. der Ins. Deutschi. Bd. V. p. 334 auch die 
Allard sehen Artengruppen ziemlich natürlich findet und sie in 
seinem Werke wiederholt. Die Unterschiede basieren auf der 
Form der Hinterwinkel des Halsschildes, der Punktur oder 
Körnelung desselben und dem Vorhandensein oder Fehlen von 
Rippen auf den Flügeldecken. Die Form der Hinterwinkel des 
Halsschildes bietet wenig Abweichungen in der 1. Abteilung und 
in der 2. Gruppe sind sie nur zu kleinen Artengruppen brauchbar, 
nicht aber zur Teilung in 2 Hauptsektionen, da sie keine scharfe 
Grenze bieten und verwandte Formen weit auseinander bringen. 
Die Granulation und Punktur des Halsschildes ist selbst bei 
Artengruppen schwer zu benützen, da die Zwischenräume der 
Punktur sehr oft körnige Erhabenheiten bilden, die es zweifelhaft 
machen, ob sie unter die Arten mit punktiertem oder gekörntem 
Halsschilde zu suchen sind. 

Die Teilung der Arten der 1. Abteilung in solche mit und 
ohne Rippen wäre sehr schön und praktisch, weil leicht definierbar; 
allein auch dieser Unterschied kann zu keiner umfangreichen 
Verwendung genommen werden, da sich die Stärke der Rippen 
bei verschiedenen Arten allmählich so abschwächt, daß man im 
Zweifel bleibt, ob noch von Rippen gesprochen werden kann. 
Viele glatte Arten zeigen bald beim cT, bald beim 9 Andeutungen 
von Rippen, wodurch keine scharfe Trennung durch das Fehlen 
oder Vorhandensein von Rippen gegeben ist. 

Seidlitz hat am a. 0. alle Tenebrioniden-Gattungen, die 
auch Vertreter in Deutschland aufweisen, eingehend studiert und 
den Bestiramungsschlüssel nicht nur auf die deutschen, sondern auf 
alle palaearctischen Arten ausgedehnt, wofür wir ihm dankbar 
sein müssen. Nur bei Asida hat er sich lieber auf den von 
Kraatz angedeuteten, praktischen Weg begeben und sich auf 
die deutschen Arten allein beschränkt. Die Variabilität und die 
große Artenzahl der Gattung Asida, dann der damit zusammen¬ 
hängende Zeitaufwand mag ihn auch nicht ermuntert haben, sie 
so wie die anderen Genera örtlich zu differenzieren. 



Leider wird in den Beschreibungen der As«daarten fast nu r 
die Skulptur der Flügeldecken, die allerdings zuerst bestechend 
ins Auge fallt, berücksichtigt, die außerordentlich variiert und oft 
bei beiden Geschlechtern einer Art abweichend entwickelt ist. 
Diese gibt zur Erkennung der Arten nur in ihren Ausbildungs¬ 
extremen einen brauchbaren Anhaltspunkt bei dichotomischen 
Arbeiten. Deshalb sind die Beschreibungen Leonis, trotz ihre s 
Umfanges, kaum zu gebrauchen; die von Escalera scheinen 
sorgfältiger, sind aber leider nur in spanischer Sprache ausgeführt. 

Eine sehr scharfe Scheidung der 2. Abteilung in 2 große 
Divisionen durch Benützung der Prosternalspitze in Verbindung 
mit dem Endgliede der Fühler ist nicht gegeben, aber ein 
Schwanken kann bei Benützung beider Merkmale wohl nur selten 
Vorkommen, wenn man das Auge für diese Merkmale geübt hat 
Die vorgenommene Scheidung hat aber den Vorteil, daß die 
ähnlichen und verwandten Arten, auch nach ihren Vaterländern 
nicht auseinandergerissen werden, wie es in Allards Elaborat 
geschieht. 

Seit Allards Monographie wurde die Artenzahl der Asiden 
besonders durch Escalera beträchtlich vermehrt. Dieser Autor 
stellte auch mehrere Untergattungen auf, die in verändertem 
Umfange mir natürlich erscheinen und von mir berücksichtigt 
wurden. Leider ist deren Begründung nur ganz allgemein 
gehalten und auf mitten herausgegriffene Artengruppen beschränkt 
worden. Dabei ist der Umstand außerordentlich erschwerend, 
daß de la Escalera nur spanisch beschreibt und außer dem 
lateinischen Art- und Gattungsnamen kein andersprachiges Wort 
verwendet. Die praktische Gepflogenheit der alten Autoren, die 
wichtigsten Angaben bei Beschreibungen in Form von Diagnosen 
in lateinischer Sprache zu machen, die den Gebildeten 
aller Nationen verständlich ist, hat man in den letzten vier 
Dezennien, zum Schaden unserer Wissenschaft, arg vernachlässigt. 
Auch wurde früher daran festgehalten nur Arbeiten, welche in 
den vier Weltsprachen geschrieben sind, zu berücksichtigen. 
Heute schreiben alle Nationen und Natiönchen in ihrer Mutter¬ 
sprache und oft in der Allgemeinheit fremden Schriftzeichen. 
Unter diesen Umständen wäre es daher heute noch notwendiger 
lateinische Diagnosen zu geben als früher. Der internationale 
Zoologische Kongreß sollte diesen Umstand nicht nur als 
wünschenswert (Ratschläge: § 8) bezeichnen, sondern ihn als 

1 * 



4 


eine unbedingte Notwendigkeit zur Erlangung der Priorität 
dekretieren. 

Nach dieser Abschweifung ist noch zu erwähnen, daß auch 
Giuseppe Leoni in der Rivista Coleopterologica italiana VII, 1909 
p. 142 u. folg., die italienischen Asida- Arten bearbeitete, neue 
Arten, leider auch sehr viele Varietäten auf die veränderliche 
Skulptur aufstellte, welche die Synoymie vermehren werden. Bei 
der großen Veränderlichkeit in Form, Größe und Skulptur dieser 
meist noch mit erdigem Ueberzug behafteten Tiere, wo selten 
ein Individuum dem andern vollständig gleicht, ist die Einführung 
von Namen für Varietäten verfehlt; nur konstante Rassen, soge¬ 
nannte Subspecies, die ja auch noch in gewissen Grenzen 
variieren können, haben' dazu eine Berechtigung, wenn sie die 
Möglichkeit einer prägnanten und sicheren Unterscheidung bieten. 

Bei der Anfertigung vorliegender Arbeit lag mir das 
Material aus den Sammlungen von den Herren Gebien, 
v. Heyden, Koltze, Kraatz, Leonhard, Prof. Schuster 
und Staudinger-Bang-Haas sowie das eigene vor. Für die 
gütige Mitteilung desselben (an 4000 Ex.) sage ich den betreffenden 
Herren meinen verbindlichsten Dank. 

Vorliegende Revision ist eine Kriegsarbeit und als solche 
nicht so vollständig, wie es erwünscht gewesen wäre. Das Völker¬ 
ringen hat die Verkehrsmöglichkeit mit Italien, Frankreich und 
Spanien geschlossen und da sich alle Typen von Solier, Allard, 
E s c a 1 e r a und Leoni in diesen Ländern befinden, war ich 
gezwungen, mich auf das im Inlande und in Deutschland befind¬ 
liche Material zu beschränken. Die älteren Arten wurden meistens 
alle festgestellt, nur die in den allerletzten Jahren von E s c a 1 e r a 
und Leoni aufgestellten Arten mußten zum Teile unberück¬ 
sichtigt bleiben, auch darum, weil die Beschreibungen für eine 
analytische Bearbeitung nicht genügende Anhaltspunkte ergaben. 

Ich habe die entwickelteste Abteilung, mit Alphasida Escal., 
die bisher vor dem Schlüsse des Systems stand, an die Front der 
Arten gestellt. Mich bewogen dazu folgende Gründe. Das 
Prosternum ist innerhalb der 1. Abteilung vorragend, ebenso wie bei 
der ersten Hälfte der Arten der 2. Abteilung. Sollen diese offenbar 
näher verwandten Gruppen aneinander gefügt werden, so mußte 
die Abteilung mit durchaus vortretendem Prosternum an die Spitze 
gestellt werden. Alphasida , die abweichendste Untergattung, 
konnte nicht wie bisher zwischen ganz unähnlichen und wenig 



f> 


verwandten Arten verbleiben. Endlich werden einige abweichende, 
fein behaarte Arten mit dicht punktiertem Abdomen der ersten 
Abteilung durch die vorgenommene neue Verstellung dicht an 
die Verwandten der 2. Abteilung gebracht. 

Geschlechtsunterschiede. 

Die beiden Geschlechter sind durch die Körperform unter¬ 
schieden. Die 9 sind stets in den Flügeldecken breiter, bauchiger 
gebarit und stärker gewölbt als die cf. In der Regel ist auch 
bei den 9 der Halsschild etwas kürzer, ebenso die Fühler etwas 
gedrungener und der Außenzahn der Vorderschienen etwas länger. 

Ein anderer, bisher übersehener männlicher Geschlechts¬ 
unterschied, kommt bei den meisten Arten der 1. Abteilung vor. 
Bei den cf sind nämlich die Mittel- und Hinterschienen auf der 
Innenseite der -Länge nach dichter und heller streifenartig 
behaart. Dieser Haarstreifen fehlt ausnahmslos den Arten der 
2. Abteilung. 

Der männliche Copulationsapparat ist ziemlich gleichförmig 
gebildet. Die Parameren sind lang und schmal lanzettförmig, 
verwachsen aber durch eine tiefe Längsfurche oder Naht gesondert, 
an der Spitze jederseits mit einigen abstehenden Haaren (Cirrus) 
versehen. Der mittlere schmale, lange, chitinöse Teil (wirkliche 
Penis) ist in der Rinne der Parameren gelagert und kann weit 
vorgeschoben oder bis zur Spitze der Parameren eingezogen 
werden. Häufig sind die Parameren bei einzelnen Artengruppen 
an den Seiten dicht vor der Spitze mit einem kleinen dreieckigen 
Zähnchen versehen. Zur Unterscheidung der einzelnen Arten 
bietet dieser Haftapparat keinen besonderen brauchbaren Anhalt. 

Skulptur der Flügeldecken. 

Bei der 1. Abteilung der Asida, die meist kahle Arten 
umfaßt, haben die Flügeldecken in der Anlage 3, seltener 
4 Rippen, die nach hinten parallel verlaufen, kahl sind und durch 
Einschiebung sekundärer Zwischenrippen auf 5—7 steigen können. 
Ein kurzes Basalfältchen in der Mitte der Basis der Flügeldecken, 
wie es bei der 2. Abteilung so oft vorkommt, fehlt hier voll¬ 
ständig. In der 1. Abteilung kommen zahlreiche Arten auch 
ohne Rippen vor, aber der Unterschied zwischen Arten mit und 
ohne Rippen schwächt sich so sehr ab, daß er in einer analytischen 
Tabelle zum Teile nicht verwendet werden kann. 



G 


Bei der 2. Abteilung ist die Skulptur der Deeken auf 
4 Rippen zurückzuführen, die ganz oder zum Teile reduziert, 
oder auch in fleckige, deutlicher behaarte Tuberkeln oder Uneben¬ 
heiten aufgelöst sind. Die 1. Rippe neben der Naht ist in der 
Regel schwach oder nur hinten angedeutet, oft auch fehlend, 
ebenso ist die 4. an den Seiten meist nur hinten vorhanden und 
durch eine Tuberkelreihe ersetzt und nach vorne verkürzt. Die 
2. Rippe ist in der Regel vorne an der Basis durch ein ver¬ 
stärktes Längsfältchen beschränkt, manchmal aber länger ausge¬ 
bildet. Die 3. Rippe pflegt fast immer die längste und stärkste 
zu sein, erreicht aber vorne nicht ganz die Basis der Flügeldecken. 
Nur bei wenigen Arten ist das Basalfältchen isoliert zwischen 
der vorletzten und inneren nächsten freistehend eingeschoben, 
wodurch dann eine Vermehrung der Rippen, vorgetäuscht wird, 
da die Basalfalte als Rippe mitgezählt wird. 

Verbreitung der Arten. 

In der palaearctischen Region kommen von der Tribus 
Asidini der Tenebrioniden, nur die alte Gattung Asida Latr. vor. 
Weitere zahlreiche Gattungen sind im tropischen Teile von 
Afrika, Amerika und Australien vertreten; besonders reich an 
solchen ist Madagaskar, in Asien fehlen sie ganz. 

Die Verbreitung der Arten der Gattung Asida in der 
palaearctischen Fauna ist auf das westliche Mittelmeerbecken 
beschränkt; östlich von Dalmatien in Europa und östlich von 
Tunis in Nordafrika kommen nur mehr sehr wenige Arten vor. 

Die Gattung Asida zerfällt in zwei große natürliche Ab¬ 
teilungen (Genera), welche schon S o 1 i e r und nach ihm A11 a r d 
richtig definierte. 

Uebersicht der Abteilungen. 

I. Körper kahl, selten fein behaart, manchmal aber mit feinen, 
anliegenden, samtartigen, schwarzen oder weißen Streifen 
auf dem Halsschilde oder den Flügeldecken, letztere mit 
oder ohne Rippen, im ersteren Falle sind die Rippen ganz 
glattrandig, unbehaart; wenn normal, gerade und parallel 
zur Naht gestellt, ohne verkürztes Basalfältchen an Stelle 
der 2. Rippe; die Rippen niemals mit struppiger Behaarung. 
In der Anlage sind ebenfalls 3—4 Rippen vorhanden, aber sie 
können bis auf eine reduziert oder bis auf 7 vermehrt sein. 



7 


Halsschild, mit wenigen Ausnahmen, auf der Randkante 
nur mit einer Punkt- und feinen Haarreihe oder einer Längs¬ 
furche, der Basallappen fast gerade, davor oft eine feine 
Querfurche. Die Basis der Flügeldecken fast immer zur 
Spitze des Schildchens im breiten, flachen Bogen ver¬ 
laufend, das Schildchen daher mit nach außen weit vorge¬ 
streckten seitlichen Spitzen, also kurz und an der Basis breit. 
Prosternalspitze hinter den Vorderfühlem mehr weniger 
deutlich verlängert. Bauch, bis auf wenige Arten, spärlich 
punktiert, glänzend. 

Bei dem cf sind die Mittel- und Hinterschienen in der 
Regel auf der Innenseite mit einem dichteren Haarstreifen 
versehen. 

Weitere Geschlechtsunterschiede wie bei der 2. Abteilung. 

(Genus Alphasida Escalera p. 8.) 

II. Körper fein anliegend behaart, Flügeldecken mit dichten 
und mehr weniger abstehend behaarten Rippen, diese meistens 
zahlreich unterbrochen oder mit reihig angeordneten Uneben¬ 
heiten, welche die Rippen ersetzen; in der Anlage sind ge¬ 
wöhnlich 4 vorhanden (selten 1—2 oder 5—6), wovon die 

2. meistens auf ein Basalfaltchen reduziert erscheint; die 

3. Rippe ist gewöhnlich am stärksten und längsten ausge¬ 
bildet und nach hinten schräg nach innen gerichtet. Die 4. 
ist immer nach vorne verkürzt und meistens nur hinten durch 
eine Tuberkelreihe ersetzt, die 1. besteht gewöhnlich aus 
einer oft verkürzten, feinen Fleckenreihe, oder fehlt ganz. 
Halsschild mit dicht und fein skulptierter und dicht 
behaarter Seitenrandkante, ohne Punkt- oder Haarreihe, die 
Basis mehr weniger tief doppelbuchtig und der mittlere Teil 
im flachen Bogen nach hinten vorragend. (Basallappen.) Das 
Schildchen wird beiderseits an der Basis der Flügeldecken 
in der Regel winkelig begrenzt. Bauch dicht punktiert oder 
gekörnelt und dicht und fein behaart, deshalb mehr 
weniger matt. 

Die cf sind schmäler als die 9, weniger gewölbt, ohne 
besondere Auszeichnung. Ihre Fühler sind merklich länger 
und der Enddorn an den Vorderschienen meistens etwas 
kürzer. 


y'' 


(Genus Asida Latr. p. 39.) 




8 


Die Unterschiede dieser 2 Abteilungen sind so bedeutend 
und auffällig, daß sie sicher 2 verschiedene Genera bilden. Auf¬ 
fällige Uebergänge kommen nicht vor und die Arten lassen auf 
den ersten Blick erkennen, in welches Genus (oder welche Ab¬ 
teilung) sie gehören. Die generische Verschiedenheit der 2 Ab¬ 
teilungen wird durch die Auffindung verschiedener besonderer 
Merkmale, so auch die eigentümliche Geschlechtsauszeichnung an 
den Schienen der 1. Abteilung bestärkt. Auch das Endglied der 
Maxillarpalpen ist recht verschieden. Bei der 1. Abteilung 
(Genus Alphasida ) sind die Palpenglieder wenigstens beim cT, in 
der Regel aber bei beiden Geschlechtern sehr kurz und breit, 
beilförmig oder quer dreieckig; bei der 2. Abteilung (Genus 
Asida s. str.) dick eiförmig, dessen kleinere Endhälfte abge¬ 
schnitten ist. 


I. Abteilung-, 

Alphaslda Escalera. 

Uebersicht der Untergattungen. 

1" Halsschild mit samtartigen schwarzen Tomentflecken oder 
die Flügeldecken mit samtartigen schwarzen oder weißen 
Tomentstreifen. c? auf den hinteren Schienen innen ohne 
dichteren Haarstreifen. 

2" Halsschildabsetzung wulstförmig, bis zur Absetzung oben 
und unten hoch gewölbt, der Wulst ohne Randkante und 
ohne Punkt- und Haarreihe. Flügeldecken ohne Rippen. 

Betaslda nov. p. 11. 

2' Halsschildabsetzung flach und aufgebogen, die Randkante 
mit Punkt- und Haarstreifen, Flügeldecken mit glatten 
Rippen. - Alphasida s. str. p. 11. 

1' Halsschild und Flügeldecken ohne samtartiges Toment, 
oder nur die Rippen tomentiert. 

3" Flügeldecken nur mit einer deutlichen Rippe, diese steht 
merklich näher der Naht als dem Seitenrande; beim 
plumpen 9 manchmal mit der Spur einer verkürzten zweiten, 
tuberkulierten,'am äußeren Zwischenräume hinter der Mitte. 
Hinterwinkel des Halsschildes spitzig nach hinten vor¬ 
ragend, den Basallappen weit überragend. Mittel- und 
Hinterschienen beim d* innen mit dichterem Haarstreifen. 

Machlaslda Eseal. p. 18. 



9 


3' Flügeldecken mit oder ohne Rippen, im ersteren Falle 
1—7 vorhanden ; bei Zugegensein einer Rippe sind die 
Flügeldecken tuberkuliert und der Basalrand des Hals¬ 
schildes fast gerade. 

4" Vorderbrust und Beine (meist auch die Unterseite) kurz 
schwarz behaart, matt, höchstens beim 9 mit heller Be¬ 
haarung; Flügeldecken meistens mit hohen Rippen, davon 
wenigstens 2 hinten mit einander verbunden; die erste 
Rippe der Naht nicht auffallend genähert. 

6" Halsschild sehr gedrängt, stark und gleichmäßig granuliert, 
matt, Bauch ebenfalls dicht granuliert, matt, Flügeldecken 
mit 4 Rippen, davon die 2. und die 3. hinten miteinander 
verbunden und die 2. an der Basis hoch gekielt. — <S ohne 
Schienenhaarstreifen. Granaslda nov. p. 14. 

5' Halsschildscheibe und Bauch punktiert, letzterer glänzend, 
Flügeldecken mit 3—6 hohen Rippen, wovon die innersten 
2 hinten vor d$r Spitze mit einander verbunden sind. — 
c? mit Schienenhaarstreifen. Duraslda nov. p. 14. 

4' Vorderbrust und Beine, gewöhnlich auch der Bauch, fein 
braungelb behaart. 1 ) 

6" Oberseite nur sehr fein oder kurz behaart, meistens kahl, 
Epipleuren einförmig gleichmäßig granuliert, Flügeldecken 
höchstens doppelt so lang als zusammen breit. Körper mehr 
weniger schwarz. Hieher die meisten Arten. 

7 " Bauch wenig gedrängt punktiert, glänzend, Flügeldecken 
ungleich, spärlich granuliert oder punktiert. 

8" Flügeldecken mit 4 Rippen, wovon gewöhnlich die 2 mittleren 
stärker ausgebildet und die erste schwächere, nach hinten 
oft verkürzte der Naht auffallend genähert ist. Die 
plumpen 9 haben zwischen den Hauptrippen oft noch 
feinere Nebenrippen. Die Gularhöcker an den Seiten des 
Mentums verdickt und vorne zugespitzt. — Die d* mit 
Schienenhaarstreifen. Aulonasida nov. p. 19. 

8' Flügeldecken mit oder ohne Rippen, im ersteren Falle ist 
die erste Rippe nicht der Naht auffallend genähert und 
gewöhnlich nicht schwächer als die andern. 

9" Flügeldecken mit einigen feinen Rippen, wovon die 1. stärker 
ist als die anderen, verstärkt die Basis erreicht und weit 

*) Bei A. lapidaria schwarz behaart, aber hier ist die 1. von den 

Rippen der Naht auffallend genähert. 


10 


von der Naht entfernt ist; zwischen der 2. vorn und hinten 
verkürzten Rippe sind gewöhnlich 2 feine Nebenrippen ein¬ 
geschoben, so daß die Rippen insgesamt auf die 
Dorsalmitte beschränkt erscheinen, zumal die 
3. Hauptrippe nur hinten kurz angedeutet ist. In seltenen 
Fällen ist nur die 1. Rippe allein vorhanden, flach, nach 
hinten stark verkürzt und wie die Naht etwas geglättet. 
Halsschild neben dem aufgebogenen Seitenrande einfach 
punktiert, weder raspelartig noch gekörnelt. 

Mimelas ida nov. p. 21. 

0' Die Rippen der Flügeldecken, wenn solche vorhanden, 
befinden sich auf der Scheibe in gleichen Abständen ver¬ 
teilt und erscheinen nicht auf die Dorsalmitte beschränkt. 
10" Flügeldecken mit 3 auffallend breiten aber flachen, oben 
geglätteten und etwas glänzenderen Rippen; ihre matten 
Zwischenräume sind viel schmäler als die Rippen, dagegen 
ist der seitliche Zwischenraum bis zur äußeren 3. Rippe 
doppelt so breit als die inneren. Zwischen der 2. und 
3. Rippe ist sehr häufig ein vorn und hinten verkürztes, 
aber ebenso hoch ausgebildetes Rippenrudiment einge¬ 
schoben. — c? mit Schienenhaarstreifen. 

Melambasida nov. p. 21. 

10' Flügeldecken mit oder ohne Rippen, im ersteren Falle sind 
die Rippen schmäler als die breiteren, matten Zwischen¬ 
räume, oder die Rippen sind zahlreicher vorhanden. 

11" Die Scheibe des Halsschildes ist neben dem abgesetzten 
Seitenrande gekörnt oder mit körnigen oder feinen raspel¬ 
artigen Punkten besetzt. Gymnetasida nov. p. 22. 

11' Die Scheibe des Halsschildes ist auch neben dem aufge¬ 
bogenen Seitenrande einfach rund oder länglich punktiert, 
ohne Raspelpunkte oder ohne Körnerbildung. 1 ) 

12" Vorderrand des Halsschildes in der Mitte ungerandet oder 
die Randlinie ist daselbst deutlich unterbrochen. 2 ) 

13" cf und $ mit Rippen oder beide Geschlechter- ohne Rippen, 
d und 9 ähnlich skulptiert, nur die Zahl der Rippen beim 
9 oft größer als beim cf. Oberseite des Körpers auch 

v ) Die Arten dieser Gruppe sind leider in der Ausbildung der 
Vorderrandlinie des Halsschildes etwas variabel, weshalb sie auch zuin 
Teile bei Glabrasida angeführt erscheinen. 

-) Alle vorhergehenden Untergattungen haben die Vorderrandlinie 
des HalsSchildes ebenfalls in der Mitte unterbrochen oder fehlend. 



11 


beim cf nicht vollkommen flach, horizontal, Epipleuren der 
Flügeldecken zerstreut granuliert. Pedarasida nov. p. 28. 
13' cf parallel, vollkommen horizontal abgeflacht, ohne Rippen, 
9 gewölbt, mit 2 kräftigen Rippenrudimenten in der Mitte, 
wovon die innere kurze Rippe in der Mitte, die 2. zwischen 
dieser und dem Seitenrande steht. Körper sehr glänzend, 
fast glatt, Flügeldecken sehr fein einzeln punktiert, die 
Epipleuren kaum gekörnt. Mittel- und Hinterschienen beim 
o innen ohne helleren Haarstreifen. Aplanasida nov. p. 30. 
12' Vorderrand des Halsschildes vollständig gerandet, die Rand¬ 
linie in der Mitte nicht unterbrochen. Glabrasida Escal. p. 31. 

7' Bauch dicht und fein granuliert, mehr weniger matt und 
kurz aber dicht behaart; Flügeldecken gedrängt, fein granuliert 
und kurz und dicht behaart. Mittel- und Hinterschienen beim 
cf innen ohne helleren Haarstreifen. Cribrasida nov. p. 38. 

.6' Oberseite lang, anliegend behaart und dazwischen mit 
einzelnen, feinen, abstehenden Haaren durchsetzt, Epipleuren 
bis auf den glatten Seitenrand äußerst gedrängt granuliert 
und dicht behaart, Flügeldecken lang gestreckt, schmal, 
mit 2 verkürzten, glatten, parallelen Rippen auf der inneren 
Mitte, außen oft mit einem kurzen Rippenrudiment. Körper 
rotbraun. Mittel- und Hinterschienen beim cf innen mit einem 
dichteren, hellen Haarstreifen. Elongaaida Escal. p. 38. 

Untergattung: Betasida nov. 

(Flügeldecken ohne Rippen. Halsschild mit wulstig verdickten 
Seiten, diese mit separater Wölbung, Hinterwinkel spitz nach 
hinten verlängert, Scheibe ohne Tomentflecken.) 

Naht und Seitenrand der schwarz, beim 9 braun tomentierten 
Fld. weiß tomentiert. L. 15—17 mm. — A. luduosa. Rosenh. — 
Andalusien: Algeciras, San Roque. 

argenteollmbata Escal. 

Hieher noch als 2. Art: luduosa Boisd. (non Ramb.), 
die ich nicht kenne, von Algeciras. 

Untergattung: Alphasida s. str. 1 ) 

Alle Arten aus Spanien. 

(Flügeldecken mit Rippen, Halsschild mit aufgebogenen 
Seiten, diese nicht mit separate!* Wölbung, Hinterwinkel meist 

*) Hieher noch 4 von Escalera beschriebene Arten, die mir nicht 
untergekomnien sind. 



12 


abgestumpft, nicht oder wenig nach hinten vorragend, Scheibe mit 
schwarzen Tomentflecken.) 

1" Zwischenräume der Rippen auf den Fügeidecken mit schwarzen 
oder heller braunen Tomentstreifen. 

2" Unterseite sehr fein und kurz schwarz behaart. 

3"' Flügeldecken mit einer Rippe. L. 18—22 mm. 

4" Naht und Seitenrand der Flügeldecken kahl; Halsschild mit 
4 in einer gebogenen Querreihe stehenden schwarzen Toment¬ 
flecken. — A. Ramburi Sol. — Andalusien. 

holosericea Germ. 

4' Die Naht und der Seitenrand der Flügeldecken dicht silber¬ 
weiß behaart, Halsschildscheibe im großen Umfange schwarz 
tomentiert, vorne mit feinej* Rinne, an den Seiten des Toment- 
fleckes mit kleinem Spiegelflecken. — M a z a r o n (J. A r d o i s), 
2 ö 1 in der Col. von 0. Leonhard als Sanchee-Gomezi ; 
davon eines in meiner Collection. Leonhardl n. sp. 

3" Flügeldecken mit 2 Rippen. . 

5" Scheibe des Halsschildes tomentiert oder mit schwarzen 
Tomentflecken. 

6" Die äußere Rippe auf den Flügeldecken ist nach vorne stark 
verkürzt, der Halsschild mit 4 kleinen in einer gebogenen 
Querlinie stehenden, schwarzen Tomentflecken. — Anda¬ 
lusien. holosericea v. bicostata Escal. 

6' Die äußere Rippe auf den Flügeldecken ist nach vorne 
schwach verkürzt, der Halsschild auf der Scheibe längs der 
Mitte tomentiert oder mit 6 schwarzen Tomentflecken. 

7" Halsschild längs der Mitte tomentiert, meist mit feiner kahler 
Mittellinie und oft einem kleinen Spiegelflecken jederseits. 

8" Naht und Seitenrand der Flügeldecken hinten beim o nicht 
deutlich mit weißen Härchen gesäumt. Halsschild jederseits 
mit einem kleinen Spiegelflecken. L. 17—20 mm. — 
A. Solieri Ramb. — Granada, Alhambra. 

Clamentei Perez. 

8' Halsschild jederseits ohne Spiegelflecken, die Seiten stark 
gerundet erweitert die Naht und der Seitenrand der 
Flügeldecken mit weißen Härchef! gesäumt. L. 17 mm. — 
Granada, Fondon. Bollvarl Escal. 

V Halsschild mit 6 schwarzen Tomentflecken: vorn 2, 4 im 
Halbbogen stehend hinter der Mitte, die Naht der Flügel¬ 
decken schmal, der Seitenrand breiter weiß gesäumt. 



13 


L. 18—20 mm. — In seltenen Fällen sind die Flügeldecken 
nach Escalera kahl: v. depilata Escal. — Spanien: 

Jabernas. Lopezi Escal. 

5' Scheibe des Halsschildes kahl, ohne Tomentflecken; die 
schwarze Tomentierung zwischen den Rippen der Flügel¬ 
decken schmäler, längsstreifig, die Rippenränder nicht ganz 
berührend. L. 18—19 mm. — Spanien: Osuna. 

Martinezi Escal. 

3' Flügeldecken mit 3 dicken Rippen, die Zwischenräume 
schmäler, rostbraun behaart, selten zum Teile kahl: v. calva 
Escal. — Halsschild wie bei Clementei tomentiert. L. 16 mm. 

Spanien: Buza. rufopubescens Escal. 

2' Unterseite fein und kurz rostgelblich oder braun behaart. 

Halsschild wie bei Lopezi mit 6 Tomentflecken; Flügeldecken 
neben der Naht mit feinem, die Seiten mit breiterem weißen 
Haarstreifen. L. 19—23 mm. — Manchmal ist die äußere 
Rippe stark verkürzt: v. almeriensis Escal. (Letztere Form 
mir unbekannt.) — Sierra Cordoba. 

Sanchez gomezi Escal. 

1' Zwischenräume der Rippen ohne schwarze Tomentstreifen, 
fast kahl. 

9" Unterseite gelbbraun, rostfarbig behaart, Halsschild mit 
6 kleinen schwarzbraunen Tomentflecken, Flügeldecken mit 
2 schwarzen, schmalen Rippen, die Zwischenräume flach, fast 
glatt. L. 19 mm. — Spanien: Murcia. loreana Perez. 

9' Unterseite fein, schwarz behaart, Halsschildscheibe schwarz 

tomentiert, jederseits mit 2 kleinen Spiegelflecken, Flügel- * 

decken mit 3 hohen, dicken Rippen, wovon die äußerste 

nach vorne verkürzt ist, die Zwischenräume glänzend, 

konkav, fast glatt, nur der äußerste fein granuliert. Beim 9 

sind die Zwischenräume flach, breit, fein granuliert, mehr 

weniger fein verrunzelt und die äußerste Rippe nur fein 

ausgeprägt. L. 17—20 mm. — Granada: Galera. 

OberthUri Escal. 

Untergattung: Machlasida Escal. 1 ) 

Flügeldecken mit einer einzelnen Rippe. Halsschild mit 
spitzigen, nach hinten vorragenden Hinterwinkeln, die Scheibe 

!) In diese Untergattung gehören nach Escalera noch die mir 
unbekannten: Macht, acuticosta Fairm., An. Soc. Fr. 1880, 250 aus Marokko. 

Macht. Muley-HafidiYiacal. Bol. Soc. Esp. VII. 1907,336, ebenfalls aus Marokko. 



14 


punktiert, die Seiten derselben und der aufgebogene Seitenrand 
granuliert, vor dem Schildchen mit einem Quergrübchen, Basal¬ 
lappen gerundet vorragend. — 

1 " Flügeldecken sehr fein und dicht, an den Seiten kaum 
stärker gekörnelt, die Flügeldecken länger, mit einer flachen 
Hippe, diese mit schwarzem, samtartigem Toment längs¬ 
streifig besetzt. L. 16—18 mm. — Marokko: Tetuan. 

Kraatzl Alld. 

1' Flügeldecken kürzer, die inneren Zwischenräume der Dorsal¬ 
rippe sehr fein gekörnelt, der äußere, ungleich stärker 
granuliert, die Rippe kahl. 

2" Oberseite ganz matt, Halsschild mit breitem, hprizontal ver¬ 
flachtem Seitenrande, dieser fast so breit als die halbe Dorsal¬ 
fläche bis zur Längsmitte der Scheibe. L. 11—15 mm. — 
Marokko. Olcasi F&irm. 

2' Oberseite, besonders des Halsschildes, glänzend, letzterer mit 
schmäler abgesetztem und ziemlich stark aufgebogenem 
Seitenrande, dieser nur Vs so breit als die halbe Dorsalfläche 
bis zur Längsmitte; Flügeldecken länger und nach hinten 
stärker bauchig verbreitert. L. 15’5 mm. — 1 2 in Col. 
v. Heyden. Von Fritsch und Rein am Wege zwischen Asmid 
bis Mogador gefunden. Olcesi subsp. slngularls nov. 

Untergattung: Granasida nov. 

Hieher nur eine mir bekannte Art: 

Ziemlich gleichbreit, tief schwarz, mit kaum sichtbarer 
dunkler, feiner Grundbehaarung, die Hinterwinkel des Hals¬ 
schildes überragen etwas den Basallappen, Scheibe gedrängt, 
gleichmäßig granuliert, Flügeldecken mit 4 schwarzen schmalen, 
glänzenden, glatten Rippen, wovon die 1. und 4. meist in 
glänzende Tuberkeln aufgelöst, die 2. und 3. vor dem 
Abfalle zur Spitze mit einander verbunden sind. Unterseite 
schwarz und fein schwarz behaart, Bauch dicht gekörnelt, matt. 
L. 11—14 mm. — Spanien: Asturien, Prov. Orense, Sierra 
de Oneja. granulifera Chevrl.V 

Untergattung: Durasida nov. 

Unterseite samt Beinen fein schwarz behaart. Flügeldecken 
meistens mit hohen Rippen. 

*) Die Stellung dieser Art unter den Arten der 2. Abteilung wurde 
bisher verkannt. 



15 


A" Flügeldecken mit 3 Rippen, davon die 1. und 2. vor der 
Spitze miteinander verbunden, häufig sind beim 2 dazwischen 
gleichartige, ebenso hohe aber nach vorne und hinten ver¬ 
kürzte Rippen eingeschoben, oft zwischen der 1. und 2., 
manchmal außerdem noch zwischen der 2. und 3. Nörmal- 
rippe. Die inneren hinten am Abfalle mit einander ver¬ 
bundenen Rippen laufen nach hinten in einen gemeinsamen 
Ast aus, der meistens noch vor der Spitze mit der 3. Rippe 
verbunden ist. 

B" Flügeldecken mit 3 hohen, schmalen, oben scharfkantigen 
(oben nicht halbrunden) Rippen, die Zwischenräume der 
Rippen meistens beim cT und 2 breiter als die Rippen. 
Mitte der Halsschildbasis gerundet. Hieher 3 sehr ähnliche 
Arten aus Algier. 

1 " Die Rippen beim c? sind dreieckig, am Grunde breiter 
und daselbst so breit als die Zwischenräume. 

Zwischenräume der 3 kräftigen Rippen der Flügeldecken 
am Grunde mit einem braungelben, anliegenden Haar¬ 
streifen. Prosternalspitze hinter den Hüften verkürzt, fast 
niedergebogen. Oberlippe und Klypeus lang abstehend und 
dicht schwarz behaart. Unterseite und Beine schwarz behaart. 
L. 17—20 mm. — Algier. . vlllososulcata Alld. 

1' Zwischenräume der .Rippen beim d 1 und $ breiter als die 
letzten, ohne regelmäßige Haarstreifen, sondern beim $ mehr 
weniger dicht und fein regellos behaart, oft beim d 1 kahl. 
Prosternum hinter den Vorderhüften vorgestreckt. Klypeus 
jederseits spärlich und kurz behaart. 

2" Rippen der Flügeldecken schmal und scharf, auch am 
Grunde wenig breiter, die Zwischenräume stark matt, flach, 
eben, am Grunde auch auf den seitlichen nur mit sehr 
feinen Mikrokörnchen; beim d 1 oft fast glatt, beim breit 
ovalen 2 sind die gedrängten, sehr feinen Mikrokörnchen 
fein und kurz, oft sehr dicht gelbbraun behaart. Unterseite 
und Beine mit dunkler, schwarzbrauner Behaarung. 
L. 16—19 mm. — L. .granulata et laevigata Fbr. — 
Algier, Oran, Azoren: St. Michel. silphoides Lin. 

2' Die Rippen der Flügeldecken sehr stark, an der Basis viel 
breiter, oben gekantet, die Zwischenräume beim cT mit 
spärlichen, feinen, am äußeren Zwischenräume mit spärlichen, 
stärkeren Körnern besetzt, beim breit ovalen $ uneben, oft 



16 


etwas verrunzelt, dazwischen innen mit feinen Mikro¬ 
körnchen, am äußeren Zwischenräume mit viel stärkeren 
Körnern besetzt und mit gelblicher, meist etwas fleckig 
gestellter Behaarung. Unterseite und Beine fein schwarz 
behaart. L. 14:5—20 mm. — A. dissimilis Alld., vergebener 
Name. — 7 Algier. Henonl Fairin. 

B' Flügeldecken mit 3 kräftigen, sehr selten feinen, wenig auf¬ 
fälligen Rippen, welche oben nicht gekantet, sondern 
abgestumpft oder abgerundet sind. Mitte der Halsschild¬ 
basis fast gerade. 

C" Flügeldecken mit starken Rippen, die Zwischenräume 
meistens beim d 1 und 9 kaum breiter als die Rippen, seltener 
beim 9 breiter, alle entweder gar nicht oder nur fein 
gekörnt, ohne große verrunzelte und hohe Tuberkeln. 

1" Der seitliche Zwischenraum zwischen der 3. Dorsalrippe 
und dem Seitenrande der Flügeldecken ist beträchtlich breiter 
als der nächste nach innen. 

2 " Die furchenartigen Zwischenräume der hohen Rippen auf 
den Flügeldecken fast ebenfalls glänzend, am Grunde 
mit einzelnen feinen, der seitliche mit stärkeren, glänzenden 
Körnchen besetzt. 1 ) Beim 9 ist zwischen der 1. und 2. Rippe 
eine verkürzte, aber ebenso- hohe Rippe eingeschoben. 

Glänzend, stark gewölbt, Halsschild nur sehr fein und. 
weitläufig punktiert, die Pünktchen rund, kahl, die Scheibe 
oft mit 2 flachen Grübchen, Flügeldecken beim S mit 3, 
beim 9 mit 4 hohen Rippen, im letzteren Falle ist es eine 
verkürzte, eingeschobene Nebenrippe, die äußere Dorsal¬ 
rippe, vorne nur wenig verkürzt, die Zwischenräume furchen¬ 
artig, die inneren 3 schmäler als die Rippen. Das 9 ist 
dem c? sehr ähnlich nur von ovaler, robusterer Form, 
meistens gleich skulptiert und glänzend. L. 15—19 mm. — 
Algier: Littre, Hammam Rirha. Edith»« n. sp. 

2' Die Naht und 3 Rippen auf den Flügeldecken hoch erhaben, 
glänzend und stark zusammengedrängt, die Zwischenräume 
schmal furchenförmig, alle matt und am Grunde nur mit 
undeutlichen, sandartigen Mikrokörnchen, der Zwischen¬ 
raum neben dem Seitenrande auffallend breit, 

x ) Die nachfolgenden Arten besitzen solche Körner nicht. Bei den 
ähnlichen rf des dissimilis und silphoides sind die 2 äußeren Zwischen¬ 
räume der Flügeldecken gleich und viel schmäler als der nächste innere. 



17 


so breit als die 2 äußeren Dorsalrippen einnehmen, beim 
cf mit einer angedeuteten, am Seitenrande vor der Spitze 
gelegenen Nebenrippe, die beim $ mit der 3. Dorsal¬ 
rippe durch flache, schräge Gitterrunzeln verbunden ist. 
Zwischen der 1. und 2. Dorsalrippe ist beim 9 keine ein¬ 
geschobene Sekundärrippe. Halsschild reichlich so breit als 
die gestreckten Flügeldecken, gewölbt, sehr fein, ziemlich 
dicht punktiert und sehr fein anliegend, dunkel behaart, 
die Seiten schmal abgesetzt aber hoch aufgebogen, die 
Hinterwinkel spitzig nach hinten verlängert. L. 15—16 mm. 
— Algier. (Col. Reitter). Herminae n. sp. 

1 ' Der seitliche Zwischenraum von der 3. Dorsalrippe zu dem 
Seitenrande der Flügeldecken ist kaum breiter als der 
nächste innere, alle am Grunde höchstens mit Spuren von 
Mikrokörnchen. 

3" Halsschild ziemlich stark punktiert, die Punkte zum Teil 
etwas länglich, die Seiten breit abgesetzt, letztere grob 
punktiert. Flügeldecken mit 3 hohen Rippen, die Zwischen¬ 
räume beim cf kaum breiter als die Rippen, furchenartig, 
beim 9 viel breiter, matt. Flügeldecken des 9 ebenfalls 
mit 3 Rippen ohne eingeschobene Zwischenrippen. 

4 " Halsschild beim cf kahl, beim 9 undeutlich behaart, die 
Härchen die Punkte nicht überragend in denen sie ent¬ 
springen; Flügeldecken mit hohen, stark kielig erhabenen 
Rippen, die Zwischenräume matter, fast glatt, nur die 
äußerste mit feinen Mikrokörnchen, beim 9 mit höchst 
feinen sandigen Mikrokömchen und meist sehr kurzer 

brauner Pubeszens, wodurch dasselbe dem 9 von silphoides 
ungemein ähnlich wird, sich aber sofort durch die starke, 
dichtere Punktur des Halsschildes und schwarze Behaarung 
der Unterseite unterscheidet. Humeralwinkel der Flügel¬ 
decken abgeschrägt, stumpf; die 3. Rippe vorne 'schwach 
verkürzt. L. 14—18 mm. — Kabylia: Azeffoun, von 
Ancey zahlreich gesammelt und als silphoides versendet. 

sllphiformls n. sp. 

4' Halsschild beim cf und 9 fein schwarz behaart, die Punktur 
etwas schwächer, Flügeldecken mit 3 weniger hohen, 
geglätteteu Rippen, die Seitenrippe nach vorne stärker ver¬ 
kürzt, die Zwischenräume fast glatt, beim cf mit einzelnen 
feinen, hie und da gereihten Körnchen besetzt. Die 2 inneren 

Verhandlungen des natnrf. Vereines in Brünn. LV. Band. 2 



18 


Rippen an der Basis etwas gegen einander gerichtet. 
Schulterwinkel sehr wenig abgeschrägt, fast rechteckig. Die 
Zwischenräume der Rippen beim 9 viel breiter als die 
Rippen. L. 15—16'5 mm. — Algier. Fellcltana n. sp. 

3' Halsschild sehr fein und ziemlich dicht punktiert und fein 
unauffällig schwarz behaart, die Seiten schmal, vorne höher 
abgesetzt. Flügeldecken beim d mit 3, beim 9 mit 5 hohen 
Rippen; beim 9 eine verkürzte Rippe zwischen die 1. und 2., 
und eine zwischen der 2. und 3. eingeschoben, diese ebenso 
hoch als die andern und in beiden Geschlechtern gleich stark 
und glänzend. *) 

5" Prosternalfortsatz zwischen den Hüften gebogen, sehr kurz, 
die Hüften kaum überragend, am Ende nur mit einer Beule. 
Alle Zwischenräume der Rippen matt, mit sehr dichten 
Mikrokörnchen und deutlich dicht und fein streifen¬ 
artig behaart. Glied 5—8 der Fühler beim d quadratisch, 
beim 9 breiter als lang. L. 11—13 mm. — Algier, Oran. 

Saintpierrei Alld. 

5' Prosternalfortsatz kurz, die Hüften wenig überragend, aber 
gerade vorgestreckt. Alle Zwischenräume der Rippen in der 
Mitte des Grundes matt und mit spärlichen, ein Härchen 
tragenden Mikrokörnchen besetzt, ohne dichte Grund¬ 
behaarung. Glied 5—8 der längeren Fühler beim d merklich 
länger, beim 9 so lang als breit. Der vorigen Art äußerst 
ähnlich und mit ihr konfundiert; sie ist etwas größer, die 
d flacher, die Rippen der Decken weniger hoch, dann durch 

l ) Nachträglich ist mir nachfolgende Art aus Sizilien (Col. Leon¬ 
hard 9) bekannt geworden: 

A. himerera n. sp. Q. Schwarz, glänzend, Kopf stark punktiert, 
Halsschild quer, fein und spärlich, au den Seiten raspelartig punktiert 
und fein kurz behaart, die Seiten ziemlich schmal abgesetzt und aufgebogen, 
die aufgebogenen Seiten körnig-verrunzelt, die Hinterwinkel eckig vor¬ 
ragend, die Basismitte gerade; Flügeldecken glänzend, auch die Zwischen¬ 
räume der 3 mäßig starken, oben flach abgerundeten Rippen nicht matter, 
die 2 ersten Rippen hinten verbunden und gegabelt, zwischen der 2. und 
3. Rippe ist hinter der Mitte ein Rippenrudiment eingeschoben, die 
Zwischenräume nur mit Spuren von Mikroskulptur, fast glatt, nur der 
seitliche untere Seitenrand etwas deutlicher, wenig dicht, fast mikroskopisch 
fein gekörnelt, alle mit Spuren einer kurzen, spärlichen Behaarung. Unter¬ 
seite und Beine schwarz behaart. Körper länglich oval, gewölbt. Fühler kurz, 
schwarz und schwarz behaart. L. 15 mm. — Sizilien. (Col. Leonhard.) 
— Durch die flacheren und breiten Rippen von den Verwandten abweichend. 



19 


die spärlichere Mikroskulptur der Zwischenräume und 
Bildung des Prosternums verschieden. L. 13—14 mm. — 
A. sulcipennis Fairm. — Algier. opatroldes Alld. 

C' Rippen der Flügeldecken schmal, niedrig, oft nur durch 
linienförmige Rudimente angedeutet, die Zwischenräume breit, 
glänzend, mit großen, zum Teil in die Rippen verflossenen, 
in gleicher Höhe stehenden abgeflachten, runzeligen Tuberkeln 
dicht besetzt; von den 4 Rippchen verbindet sich hinten das 
l.'mit dem 3., das äußere ist vorne verkürzt. Scheibe des 
Halsschildes sehr fein und weitläufig punktiert. Körper 
glänzend, Unterseite und Beine fein schwarz behaart. 
L. 14—19 mm. — Algier: LibbrA (J. Sour conf.) 

tuberculosa n. sp. 

A' Flügeldecken beim <3 langgestreckt, parallel, mit 4 hohen, 
gleichartigen Rippen, diese glänzend auf mattem, fein, wenig 
gedrängt gekörntem Grunde, hinten frei auslaufend, oder es 
ist die 2. mit der 3. vor der Spitze verbunden, die Zwischen¬ 
räume alle gleich, wenig breiter als die Rippen, auch die 
Seitenrandkante fein, rippenartig gehoben; Halsschild von 
der Breite der Flügeldecken, schwach quer mit breit abge¬ 
setztem, ziemlich stark aufgebogenem Seitenrande, die Winkel 
ziemlich spitzig, die hinteren etwas über das Niveau der fast 
in der Mitte geraden Basis vorgezogen, Scheibe stark und 
dicht punktiert, die Punkte etwas länglichoval, tief, 
dazwischen kleine Spiegelflecken; Kopf spärlich punktiert, 
mit 2 Frontaleindrücken. Unterseite und Beine fein schwarz 
behaart. L. 16’5 mm. 

Ein 9 als 4-costnta aus Algier: Edongh, in v. Heydens 

Sammlung. quadricarinata n. sp. 

Untergattung: Aulonaslda nov. 

Die erste, meist schwächere, oft nach hinten verkürzte Rippe 
ist der kantig gehobenen Naht auffallend genähert. 

Arten aus Algier, Tunis und Marokko. 

1" Flügeldecken beim 3 parallel, die Zwischenräume der Rippen 
sind nur mit kleinen Körnern besetzt. 

2" Oberseite matt, nur die Rippen glänzend, Halsschild sehr 
gedrängt, grob, länglich, meistens etwas ineinanderverflossen 
punktiert, mit Spiegelflecken, die 2. und 3. Rippe der 
Flügeldecken viel kräftiger als die andern. Zwischenräume 

2 * 



20 


der Rippen dicht und fein, fast gleichmäßig gekörnelt, beim 
plumpen, breit ovalen 9 oft mit Runzeln dazwischen; 
Schulterwinkel stumpfeckig vorspringend. Flügeldecken beim 
cf parallel, bald lang, bald kürzer gebaut, Unterseite fein 
gelblich behaart; bei der var. lapidaria Luc. ( Bodoana Reitt. i. 1.) 
tief schwarz und schwarz behaart. L. 13 —18 mm. — 
Algier, Tunis. Chauveneti Sol. 

2 ' Oberseite bis auf die matten Zwischenräume der Rippen auf 
den Flügeldecken glänzend, Halsschild stark oder fein 
punktiert, die Punktur nicht länglich und ineinander gedrängt. 

3" Halsschild ziemlich stark, an den Seiten dichter und stärker 
punktiert, die Zwischenräume der kräftigen Rippen wenig 
dicht mit größeren und kleineren Körnern besetzt, die 
größeren auf .den inneren Zwischenräumen fast etwas gereiht, 
Körperform wie Chauveneti und appulsa. L. 16—18 mm. — 
Algier: Batua, Souk el Arba. quadrlcostata Alld. 

3' Glänzend, Halsschild fein, einfach, mäßig dicht, an den 
Seiten etwas stärker und dichter punktiert, Flügeldecken mit 
4 schmalen, hohen, glänzenden Rippen, die 1. gewöhnlich 
etwas schwächer entwickelt als die nächsten, der Naht 
stark genähert, die Rippen die Basis nicht ganz er¬ 
reichend, die 4. seitliche nach vorne verkürzt, alle hinten 
frei auslaufend, die Zwischenräume etwas ungleich breit, der 
3. deutlich breiter als die andern, am Grunde matt mit 
freistehenden Mikrokörnchen und wenig größeren dazwischen, 
letztere auf dem inneren Zwischenräume oft etwas gereiht; 
bei dem robusten ovaleren, gewölbteren 9 mit aus größeren, 
reihenweise gestellten Körnchen gebildeten Nebenrippchen, 
die erste Dorsalrippe manchmal beim 9 nur sehr fein ausge¬ 
bildet. Unterseite und Beine fein braungelb behaart. 
Länge 16—19 mm. — A. appulsa Reitt. i. 1. — Tunis: 
Le Kef; von N o r m a n d als 4-costata versendet. 

quadricostata subsp. appulsa nov. 

1' Körper kürzer oval, Flügeldecken beim cf nicht parallel, die 
Zwischenräume aller Rippen mit größeren Tuberkeln mäßig 
dicht besetzt; die erste Rippe nach hinten immer verkürzt, 
die 2. stark schräg nach vorne verlaufend, alle meistens 
nach hinten in eine Körnerreihe frei auslaufend, Halsschild 
mit grober, ziemlich dichter, rundlicher Punktur. L. 15—17 mm. 
— Tunis, Marokko. Lethlerryl Alld. 



21 


Untergattung: Mlmelaslda nov. 

Die Rippen der Flügeldecken scheinbar auf die Mitte der 
Scheibe beschränkt, indem die 1. von der Naht weit entfernt 
und die normale 3. hinten nur angedeutet ist; zwischen der 
1. und. 2. Rippe 1—2 Nebenrippen, oder es ist bloß die 1. Rippe 
allein vorhanden. 

1" Flügeldecken nur mit einer (der normalen 1.) Rippe, diese 
sehr flach und etwas geglättet, die Scheibe ganz mit großen, 
glänzenden Tuberkeln auf glattem, matten Grunde zerstreut 
besetzt. 

Halsschild groß, mäßig fein, die Seiten und die Ränder 
stärker punktiert, die abgesetzten Seiten grob granuliert, die 
Hinterwinkel fast rechteckig, die fast gerade Mitte der 
Basis wenig überragend, vor der Basis mit einer Querfurche. 
Flügeldecken beim cf sehr flach gewölbt, nahezu eben, auf 
mattem Grunde überall stark, perlenartig granuliert, die 
Körner glänzend, mit spärlichen, sehr kleinen untermengt 
die Rippe flach, geglättet, vorne die Basis nicht ganz 
erreichend und nach hinten die Mitte wenig überragend, 
Seitenrand schmalkantig, vorne breiter aufgebogen, Schulter¬ 
winkel stumpfeckig, Beine plump, der Haarstreifen am Innen¬ 
rande der Mittel- und Hinterschienen beim dicht gelb¬ 
haarig. L. 19 mm. — Algier. In der Stierlin’schen 
Kollektion 1 cf als tuberculata. leperlna n. sp. 

1' Flügeldecken mit 3 Rippen, wovon aber die seitliche nur 
hinten angedeutet ist; zwischen den 2 dorsalen Rippen mit 
1—2 verkürzten Sekundärrippen; die 1. Hauptrippe erreicht 
vorne, gewöhnlich etwas verstärkt, die Basis; Zwischenräume 
der Rippen sehr deutlich, bald feiner, bald ziemlich stark 
gekörnt; Halsschild stark und dicht punktiert. L. 13—16 mm 
— A. vagtcostata Fairm. — Spanien, Sizilien, Algier, 
Tunis. punctlcollls Sol. 

Untergattung: Melambaslda nov. 

1" Flügeldecken mit 4 breiten flachen, gleichen, stark ge¬ 
glätteten, hinten frei auslaufenden Rippen, wovon die 2. 
zwischen die 1. und 3. eingeschoben und nach beiden Seiten 
stark verkürzt ist, Zwischenräume derselben fein und schmal 
gekörnelt; die Naht ist gleichfalls erhaben und geglättet 
Scheibe des Halsschildes fein und spärlich punktiert. Vorder- 


22 


rand des Prosternums mit verdicktem, in der Mitte meist 
etwas ausgerandetem oder beulig vortretendem Rande. 

2“ Größer, glänzend, Halsschild mit fast gleichbreit deutlich 
aufgebogenem Seitenrande, die Basis nicht schmäler als die 
Basis der Flügeldecken; letztere länger, beim cT mehr gleich¬ 
breit. L. 18—195 mm. — Algier, Oran: Sidi-bel-Abes. 

Interjecta n. sp. 

2‘ Wenig kleiner, Oberseite ganz matt, Halsschildseiten nach 
hinten breiter abgesetzt und nur horizontal verflacht, die Basis 
beim cf und 9 etwas schmäler als die Basis der Flügeldecken, 
letztere beim o flacher, mit vortretenden Schultern und von 
da zur Spitze fast schwach verengt. L. 16—19 mm. — 
Algier, Azoren: St.Michel. interjecta v. interstrata nov. 

1' Flügeldecken mit 3 flachen breiten Dorsalrippen und schmalen 
fein gekörnelten Zwischenräumen, ohne eingeschobene 
Nebenrippe. Sonst der A. interjecta ganz ähnlich und ähnlich 
skulptiert, vollständig matt. L. 17 mm. — Algier. 

interjecta v. integra nov. 

Untergattung: Gymnetaslda nov. 

Halsschild neben dem aufgebogenen Seitenrande gekörnt 
oder mit körnigen (raspelartigen) Punkten besetzt, die Vorder¬ 
randlinie des Halsschildes in der Regel in der Mitte unterbrochen. 

1" Flügeldecken mit 3 prononzierten, regelmäßigen, glänzenden 
und geglätteten Rippen, auch die Naht in gleicher Weise 
erhaben und geglättet. Meistens größere Arten. 

2 " Halsschild ziemlich dicht und mäßig fein oder stärker 
punktiert, die Punkte oft raspelartig, an den Seiten dicht 
und deutlich gekörnelt. 1 ) 

*) Mir ist noch nachfolgende Art in einem weiblichen Ex. bekannt 
geworden: Gewölbt, Halsschild stark und dicht punktiert, die Punkte 
pupilliert, rund oder elliptisch, gegen die ziemlich schmal abgesetzten 
Seiten fein granuliert, mit Fensterflecken, Basis leicht doppelbuchtig, davor 
ohne Querfurche, Flügeldecken breit oval, seitlich wenig bauchig gerundet, 
matt, die Naht und 3 wenig glänzende schwach geglättete Rippen, diese 
gerade, die 3. seitliche undeutlich, durch Körner markiert, nach vorne sehr 
verkürzt, alle hinten frei auslaufend; die Zwischenräume mit sehr feinen 
und viel stärkeren Körnern wenig dicht besetzt und mit Spuren von 
Schräg- oder Querrunzeln. Pleuren des Halsschildes spärlich granuliert. 
Beine von mäßiger Stärke. Vom 9 der A. rugosa durch kürzere Gestalt, 
grob punktierten Halsschild und hinten frei auslaufende Rippen verschieden. 
L. 18 mm. — Algier. — Von der Firma Dr. Staudinger mit der 
Bezeichnung „Bougie“ als lapidaria erhalten. tumida n. sp. 



23 


3" Flügeldecken zwischen den Kippen mit deutlichen, feinen 
Körnchen, dazwischen am Grunde ohne sandige Mikro¬ 
skulptur; die Rippen laufen hinten frei aus, seltener sind die 
2 inneren vor der Spitze einfach verbunden, der abgesetzte 
Seitenrand ist in der Regel schön und frei gekörnt. 

4" Flügeldecken beim cf eiförmig, hoch gewölbt, Seiten der 
Vorderbrust grob, nicht dicht punktiert; Beine von auffallender 
Stärke. L. 15—17 mm. — Algier, Oran. —Ich sah 1 <3 
in der Col. v. Heyden. crasslpes Alld. 

4' Flügeldecken beim cf parallel, gewölbt, Seiten der Vorder¬ 
brust (Pleuren) spärlich, fein gekörnt, Beine dick, aber nicht 
von so auffälliger Stärke. L. 16—17 mm. Algier. 

tricostata Alld. 

3' Flügeldecken zwischen den Rippen am Grunde mit sandiger 
Mikroskulptur und staubförmiger, kaum sichtbarer Behaarung, 
dazwischen an den Seiten mit einzelnen, sehr kleinen, 
glänzenden Körnchen, die 2 inneren Rippen hinten gabel¬ 
förmig verbunden, indem von der Verbindungsstelle ein 
gemeinsamer Rippenast nach hinten verlängert ist. Die dichten 
Punkte der Scheibe des Halsschildes fast dreieckig, etwas 
raspelig. Sehr große Art. L. 18—21 mm. — A. depressa Sol. 1 ) 
Fabricii Alld. — Marokko. rugosa Fahr. 

2' Halsschild auf der Scheibe sehr fein und spärlich punktiert, 
an den Seiten oft nur mit sehr feinen Raspelpunkten statt 
ausgebildeten Körnern. 

5" Zwischenräume der Rippen auf den Flügeldecken mit großen, 
perlenartigen Tuberkeln, welche beim 2 wenig niedriger 
sind als die Rippen, dicht besetzt. Halsschildscheibe glänzend, 
vor der Basis mit tiefer Querfurche. L. 20 mm. — Oran. 

serpiginosa Er. 

5' Zwischenräume der Rippen auf den Flügeldecken mit 
Körnchen oder Körnern besetzt, diese kleiner, meistens fein. 
6" Größere Arten von 15—20 mm Länge, Flügeldecken mit 
hohen, glänzenden Rippen, auch die Naht stark erhaben und 
geglättet. Mittel- und Hinterschienen dick, rundlich im 
Querschnitt, die Mittelschienen beim 9 ohne Längsfurche. 

x ) Solier hat leider 2 .dsida-Formen mit diesem Namen belegt; die 
erste geht hier in Synonymie, die zweite kann auch nicht bestehen bleiben, 
weil 2 gleiche Namen des gleichen Autors innerhalb einer Gattung nicht 
bestehen können, ohne zu Irrungen Anlaß zu geben. 



24 


7" Zwischenräume der schmalen und hohen Rippen auf den 
Flügeldecken mit mäßig großen, perlenartigen Körnern besetzt. 
L. 15—17 mm. — Algier. (Col. v. Heyden.) 

nlgerrlma Alld. 

7' Zwischenräume der breiteren Rippen auf den Flügeldecken 
wenig breiter als die Rippen und am Grunde mit feinen, 
ungleichen Körnchen wenig dicht besetzt. L. 17—20 mm. — 
Algier. laevlcollls Alld. 

6' Kleiner, Flügeldecken mit flachen, geglätteten, weniger 
glänzenden Rippen. Mittel- und Hinterschienen normal, 
schwächer, nicht rund im Querschnitt, an den Seiten etwas 
abgeflacht, die Hinterseite der Mittelschienen beim 9 in der 
Mitte mit kurzer Längsfurche oder daselbst abgeflacht. 
Hieher eine sehr variable Art. L. 14—17 mm. — Algier. 
A. miliaris Er., 9; Dufouri Baudi V. 

a Flügeldecken auf den Zwischenräumen der Rippen mit 
ungleichen, sehr kleinen und größeren Körnchen, hinten oft 
in Reihen, besetzt. — Stammform. Servillei Sol. 

b Wie a, aber die Zwischenräume der Rippen mit Mikro¬ 
skulptur, mit kleinen und viel größeren Körnern dazwischen, 
die größeren glänzenden Körner auf der hinteren Scheiben¬ 
hälfte regelmäßiger gereiht. 

v. pseudotubercullfera nov. 

c Wie a, aber die Zwischenräume der Rippen auf den Flügel¬ 
decken nur mit Mikrokörnchen besetzt, ohne größere da¬ 
zwischen, auch der Halsschild sehr fein, aber meist etwas 
dichter punktiert. — Marokko: Melilla, Algier. 

v. mellllensls Escal. 1 ) 

V Flügeldecken mit 3, selten 1—2 oder mit 5—6 feinen, oft 
nur angedeuteten Rippen oder Rippchen, seltener fehlen die 
Rippen ganz, die Rippen weniger regelmäßig und wenig 
geglättet, die Naht weniger oder gar nicht erhaben und 
meistens nicht deutlich geglättet. 

8" Oberseite sehr glänzend, Halsschild lackglänzend, 
Flügeldecken ohne deutliche Rippen, Umkreis des Schild¬ 
chens glatt. 

Hieher 2 Arten mit äußerst feiner Randung der Spitze des 
Halsschildes, die bei Glabrasida ausgewiesen erscheinen. 

!) Dieser Form fast ganz ähnlich, aber der Halsschild dichter und 
deutlicher punktiert, seitlich neben der Absetzung ohne deutliche Körnchen 
oder Raspelpunkte ist A. subcostata Sol. 



25 


8' Oberseite nur zum Teile glänzend, Halsschild ohne Lackglanz, 
Flügeldecken meistens matt. 

9" Kleine Arten von 10 — 13 mm Länge. Halsschild vor der 
* Basis ohne deutliche Querfurche, oder sie ist an den Seiten 
schwach angedeutet, Flügeldecken nur mit sehr feinen 
Körnchen, manchmal fast glatt. Beine dünn, Fühler 
schlank, rostrot. 

10" Flügeldecken mit Spuren von 5 verkürzten Rippchen, Hals¬ 
schild ziemlich dicht und fein, an den Seiten dichter raspel¬ 
artig punktiert, Flügeldecken mit feinem Seitenrändchen, das 
an den Schultern breiter aufgebogen ist. cT mit deutlichen 
Schienenhaarstreifen. — ( A . G-assneri Reitt. i. 1.) — 

Aegypten: Alexandrien. aurlculata Sol. 

10' Flügeldecken fast glatt, höchstens mit geringen Spuren von-w 
3 verkürzten Rippchen, wie die ganze Oberseite matt, am 
Grunde mit wenig dichten, kaum erkennbaren Mikrokörnchen, 
die Randkante nicht aufgebogen und auch an der Schulter 
nicht verbreitert. Halsschild gleichmäßig, ziemlich dicht und 
fein punktuliert, die Raspelpunkte neben den Seiten sehr 
fein, wenig auffällig. — d 1 die Mittel- und Hinterschienen 
auf ihrer Innenseite nur mit einer einfachen helleren Haar- 

; 

reihe. — Spanien (Madrid). gracills Alld. 

9' Größere Arten von 13—20- mm. Halsschild vor der Basis 
meistens mit sehr ausgesprochener Querfurche, diese die 
Basis randend. 

11" Vorderrandlinie des Halsschildes in der Mitte unterbrochen, 
Scheibe fein punktiert. 

12" Halsschild nur sehr fein punktiert, die Seiten der Scheibe 
neben dem aufgebogenen Rande nur mit sehr feinen Raspel¬ 
punkten, ohne ausgebildete freie Körner. 

13" Kopf auffallend stark und dicht punktiert, Flügeldecken auf 
etwas mattem Grunde mit 3 sehr schwachen, oft nur ange¬ 
deuteten, geraden, schwach geglätteten Rippen, die Zwischen¬ 
räume mit äußerst feinen, glänzenden Körnchen nicht dicht 
besetzt, die an den Schultern etwas kräftiger sind. L. 15 bis 
18 mm. — A. obsoleta Fairm. — Algier, Lambessa. 

algerlana Gebien. 

Wie algeriana ; kleiner, c? mehr gleichbreit, der Kopf 
nicht stärker punktiert als die Punkte am Vorderrande des 
Halsschildes, Halsschild gleichmäßiger gerundet, etwas 



26 


schmäler, gleichmäßig nbgesetzt und höher aufgebogen, die 
Absetzung feiner granuliert, Flügeldecken ähnlich, aber neben 
den Seiten und hinten viel stärker, ungleich gekörnt. 
L. 12 mm. — Tanger. 1 o" in Col. Kraatz. 

beduina n. sp. 

13' Der Kopf nicht auffällig stark punktiert, Flügeldecken stark 
gekörnt. Halsschild sehr fein, spärlich und gleichmäßig 
punktiert. 

14" Flügeldecken mit 3 Rippen, davon die 1. hinten, die 2. und 
3. ganz aus gereihten Tuberkeln bestehend, die Zwischen¬ 
räume mit wenig kleineren Tuberkeln reihenweise besetzt 
und dazwischen mit zerstreuten kleineren, alle auf mattem 
Grunde mit sandiger Mikroskulptur; die Naht ist leicht 
erhaben. L. 14—16 mm. — Algier. 

tubereulifera Sol. AlJd. 

14' Flügeldecken ohne Rippen oder es ist bloß eine (die 1. neben 
der Naht) schwach angedeutet, überall auf der Scheibe mit 
ziemlich starken und feineren Körnern oder Tuberkeln 
zerstreut und nicht dicht besetzt, am Grunde dazwischen 
keine sandige Mikroskulptur, die Naht ist leicht dachförmig 
erhaben. Körper breit, beim cT ziemlich kurz und gleichbreiti 
Reine kräftiger. L. 15—17 mm. — A. Tournieri Alld. — 
Algier (Col. Kraatz), Sizilien (Col. Stierlin). 

. tuberculata Alld. 

12' Halsschild fein oder sehr fein, aber meistens dichter punktiert, 
die Scheibe an den Seiten neben dem aufgebogenen Seiten¬ 
rande mit ausgebildeten Körnchen, nicht Raspelpunkten 
besetzt. 

15" cS zylindrisch, hochgewölbt, Seiten des Halsschildes ziemlich 
schmal abgesetzt und stark aufgebogen, die-Basis fast gerade 
mit feiner Querfurche vor derselben, die Scheibe hoch, 
kissenartig gewölbt, sehr fein, wenig dicht raspelartig 
punktiert, an den Seiten neben dem aufgebogenen Seitenrande 
granuliert, letzterer fein gekörnt; Flügeldecken parallel, 
hinten steil herabgewölbt, überall, bis auf die glattere 
Umgebung des Schildchens, stark tuberkuliert, mit 3 ange¬ 
deuteten Rippen, die erste flach, etwas geglättet, die andern 
zwei nur durch etwas stärker gereihte Tuberkeln auf etwas 
gehobenerem Grunde markiert, alle hinten verkürzt, auch 
vorne keine die Basis erreichend, die Körner nicht breit aber 



27 


hoch, konisch, mit eingesprengten kleineren auf glattem, 
matten Grunde. Schienen dick, Tarsen auffallend dünn. 
L. 14 mm. — Marokko. — Wurde mir von Baudi als tuberr 
culata bestimmt, paßt aber nicht auf die Allard’sche Be¬ 
schreibung (cf). cylindrica n. sp. 

15' Körper beim cf parallel, flach gewölbt, nicht zylindrisch, 
Seitenrand des Halsschildes breiter abgesetzl, flacher, Flügel¬ 
decken mit 2 bis 3 schwachen Rippen, 'die Zwischenräume 
durch seichte Runzeln etwas gegittert, feiner gekörnt; die 
Seitenrandkante viel deutlicher der ganzen Länge nach fein 
aufgebogen. Größere Arten aus Marokko. 

lti" Glänzend, Halsschildscheibe kahl, spärlich und fein raspel¬ 
artig pnnktiert, gegen die abgesetzten Seiten wenig dicht 
aber ziemlich stark granuliert, die inneren Zwischenräume 
der seichten Rippen feiner, die äußeren stärker, wenig dicht 
granuliert. Körper beim cf und 9 fast gleichbreit, beim 9 
gewölbter und robuster. L. 18—21 mm. — Marokko. 

Rolphl Fairin. 

10' Halsschild unauffällig oder nur hinten vor der Basis sehr 
fein behaart, viel dichter und stärker punktiert, oft raspel¬ 
artig, an den Seiten dicht granuliert, Zwischenräume der 
angedeuteten Rippen fein und mäßig dicht gekörnt. 

17" Länge 15—17 mm. cf sehr flach gewölbt, 9 stark gewölbt, 
cf 9 matt. — Marokko. maroccana Alld. 

17' Länge 18—22 mm; größte Form, cf ganz flach, horizontal, 
9 sehr flach gewölbt mit schwächer angedeuteten Rippen, 
etwas glänzend, Zwischenräume zwischen den sehr feinen 
Körnchen besonders beim 9, mit größeren, spitzig nach 
hinten auslaufenden Körnern. — Marokko. 

maroccana subsp. blattiformis nov. 

11' Vorderrandlinie des Halsschildes in der Mitte nicht unter¬ 
brochen, Halsschild ziemlich stark und sehr dicht punktiert, 
Flügeldecken mit 4 Rippchen, meist auch mit Zwischen¬ 
rippen, die den 9 in der Regel nicht fehlen und die Zahl 
von 6 erreichen. Die ganze Oberseite samt den glänzenderen 
Rippchen auf matterem Grunde ziemlich dicht und gleich¬ 
mäßig fein gekörnt, die Körnchen glänzend und sehr gleich¬ 
mäßig. Der porcata sehr ähnlich, aber der Halsschild neben 
den Seiten mit Körnchenbildung und gekörnelten Rippchen 
der Flügeldecken, oft sind die Rippen nur schwach ange- 



28 


deutet. L. 13—155 mm. — Zentral- und Südspanien, 
Portugal. granlfera Sol. 

Untergattung: Pedaraslda nov. 

A" Flügeldecken meistens wenigstens mit Spuren von Rippen, 
am Grunde fein gekörnelt, die gemeinschaftliche Scheibe in 
der Umgebung des Schildchens sehr fein punktiert, kahl oder 
fast kahl. 

1" Flügeldecken mit Rippen. 

2" Flügeldecken mit 3 flachen Rippen. 

3" Halsschild mit starker, meist etwas länglicher, gedrängter 
Punktur, die aufgebogenen Seiten sind bis zur Basis gleich¬ 
mäßig abgesetzt, stark gekörnt; Flügeldecken mit 3 flachen 
Rippen, diese mit spärlichen Raspelpunkten, die Zwischen¬ 
räume mit dicht gestellten, oft gruppenweise angeordneten 
Mikrokörnchen. Körper beim c? flach, beim 9 hoch gewölbt 
und gerundet, oben matt. L. 13—18 mm. — A. barbara 
Alld., subdepressa Deyr. Alld. — Algier, Marokko. 

cariosicollls Sol. 

Der vorigen Art sehr ähnlich, aber die Seiten des Hals¬ 
schildes hinten ein wenig breiter als vorne abgesetzt, die 
Absetzung feiner rugulos granuliert, die Flügeldecken beim 
<S oval, nicht ganz parallel, die Rippen schmäler, die 1. die 
Basis nicht erreichend, die 2. beiderseits stark verkürzt, die 
3. äußere noch kürzer; Skulptur der Flügeldecken ähnlich 
wie bei der vorigen Art, aber die Körnchen etwas spärlicher 
und merklich größer. L. 13 mm. — Tanger, Algier. 
(Col. Leonhard.) tangeriana Sol. 

3' Halsschild viel feiner, weniger dicht punktiert, die Punkte 
einfach, rund, die aufgebogenen Seiten zur Basis breiter 
abgesetzt, feiner rugulos gekörnt, Flügeldecken mit 3 geraden 
geglätteten Rippen, davon auch die seitliche 3. vorne wenig 
verkürzt, alle Zwischenräume mit dichten, feinen Mikro¬ 
körnchen. Körper sehr der Servillei ähnlich, aber weniger 
glänzend und der Halsschild neben dem aufgebogenen Seiten¬ 
rande ohne Raspelpunkte. L. 14—16 mm. — A. affinis Luc. cf 
— Algier. subcostata Sol. 

2' Flügeldecken mit Spuren von 6, oft rudimentären Rippchen- 
Halsschild mäßig dicht, fein, einfach punktiert: Siehe 
Glabrasida castellana Graells, aus Spanien. 



21 ) 


1' Flügeldecken ohne Rippen, nur mit sehr feinen Mikro¬ 
körnchen, oft fast glatt erscheinend, ganz matt; Halsschild 
ziemlich stark, aber wenig gedrängt punktiert, die Punkte 
rund oder seitlich schwach länglich, nirgends der Länge 
nach zusammengeflossen. Kopf wie der Halsschild punktiert, 
Oberseite matt. L. 13—15 mm. — Südspanien. 

atrata Baudi 

A' Flügeldecken ziemlich kräftig punktiert, an den Rändern und 
der Spitze oft gekörnelt, mit deutlicher, kurzer, meist 
börstchenartiger, anliegender Behaarung. 

1" Flügeldecken gedrängt ziemlich stark punktiert und dicht, 
sehr kurz behaart, matt; Halsschild nicht schmäler als die 
Flügeldecken. 

2" Die Mittel- und Hinterschienen auf der Innenseite beim c? 
mit deutlichen breiten, geblichen Haarstreifen. Halsschild 
mit gedrängter, länglicher, starker, zum Teil länglich inein¬ 
ander verflossener Punktur, die Seiten gerundet und gleich¬ 
breit abgesetzt; die Pleuren des Halsschildes spärlich ungleich 
gekörnt. L. 13—16 mm. — A. rugulosa Ramb. — Süd¬ 
spanien. asperata Sol. 

2' Die Mittel- und Hinterschienen auf der Innenseite beim 
d 1 ohne deutlichen helleren Haarstreifen. Halsschild mit 
mäßig starker, gedrängter, nicht oder wenig länglicher und 
nicht länglich ineinandergeflossener seitlicher Punktur, die 
Seiten gerade nach hinten gerichtet, die Basis von der 
Breite der heim c? parallelen, heim 9 gewölbteren, ovalen 
Flügeldecken, die Pleuren des Halsschildes verrunzelt. 
L. 12—16 mm. — Insel Malta. melltana Reitter 

1' Flügeldecken weniger gedrängt, meist ziemlich stark 
punktiert, die Zwischenräume der Punkte auf der Scheibe meist 
größer als die Punkte selbst, spärlicher, beim S manchmal 
kaum sichtbar behaart, weniger matt. 

3" Halsschild stark punktiert, die Seiten mäßig breit abgesetzt, 
die Punktur der Flügeldecken wenig schwächer als jene 
des Halsschildes. Die Mittelglieder der Fühler etwas länger 
als breit. 

4" Größer, Halsschild kaum schmäler als die Basis der Flügel¬ 
decken, ziemlich stark und gedrängt punktiert, die Zwischen¬ 
räume der Punkte meist schmäler als diese selbst, der abge¬ 
setzte Seitenrand dicht rugos punktiert, die Zwischenräume 



30 


gerunzelt. Prosternalspitze hinter den Hüften vorgestreckt, 
hinter den Hüften um die Schenkelbasisbreite nach hinten 
vorragend; Flügeldecken mit Spuren von Längserhaben¬ 
heiten. L. 14—17 mm. — A. grossa Sol. - Sizilien, 
Tanger. sicula SoU, 

Der vorigen Art sehr ähnlich, wenig kleiner, Prosternal¬ 
spitze hinter den Hüften niedergebogen. Von sicula kaum 
zu unterscheiden. — Syrien. syriaca Alld. 

4' Etwas kleiner, Halsschild beträchtlich schmäler als die 
Basis der Flügeldecken, stark aber wenig gedrängt punktiert, 
die Zwischenräume auf der Scheibe größer als die Punkte 
selbst, der aufgebogene Seitenrand grob punktiert; die 
Punkte stehen frei, vorne etwas raspelartig, die Zwischen¬ 
räume derselben nicht verrunzelt; Prosternalspitze hinter 
den Hüften, um die halbe Schenkelbasisbreite vorragend; 
Flügeldecken eiförmig, mit Spuren von Längserhabenheiten. 
L. 12—14 mm. — Ins. Pantelleria. 

eossyrensis Dodero i. 1. 

■V Fühler kurz und gedrungen, die Mittelglieder zur Keule 
beim cf nicht länger als breit, beim $ meist schwach quer. 
Halsschild fein, meistens etwas ungleich punktiert, die 
Seiten schmal abgesetzt und aufgebogen, Flügeldecken beim 
cf und 9 gewölbt, raspelartig punktiert, die Punkte auch 
auf der Scheibe feiner als jene des Halsschildes und sehr 
fein, spärlich hell behaart, die Scheibe beim cf mit deutlichen, 
beim 9 undeutlichen Spuren von Längserhabenheiten. 
L. 12—14 mm. — Spanien: Sierra Yunquera. 

Ithana n. sp. 


Untergattung: Aplanasida nov. 

Hieher nur eine bekannte Art: 

cf Hach, horizontal, 9 gewölbt, Flügeldecken beim cf ohne 
Spur von Rippen, beim 9 mit 2 kurzen kräftigen Rippen¬ 
rudimenten auf der Mitte der Scheibe. Körper samt dem Hals¬ 
schilde beim cf parallel, beim $ die Flügeldecken oval; Ober¬ 
seite sehr fein und spärlich punktiert, Epipleuren fast glatt. 
Schwarz, glänzend. L. 15—18 mm. — A. depressa Sol., laevigala 

*) Nur wegen der Patriangabe: Malaga habe ich nicht gewagt, 
die mir unbekannt A. squalida Alld. zu sicula zu ziehen, die beträchtlich 
variiert. 



31 


Ramb., brevicosta Sol. 9. Bei v. crcnata Schauf. ist der Seiten¬ 
rand des Halsschildes stark gekerbt und wohl nur eine monströse 
Bildung; bei v. ibizensis Perez hat das cf Spuren, das 9 deutliche 
3 verkürzte Rippen am Dorsum der Flügeldecken. — Spanien: 
Ibiza, Balearen. brevicosta Sol. 

Untergattung: Glabrasida Escalera. 

Vorderrand des Halsschildes vollständig fein gerandet. 

1" Flügeldecken mit 3 sehr flachen Rippen, dazwischen ohne 
Sekundärrippchen, die äußere dritte manchmal nur hinten 
angedeutet oder fast fehlend, so daß nur 2 deutlich ver¬ 
treten. Halsschild einfach, fein punktiert. 

2" Flügeldecken kurz oval, mit 3 flachen Rippen, wovon auch 
die 3. seitliche deutlich ist und die Mitte nach vorne weit 
überragt, die Zwischenräume matt, fein sandig gekürnelt 
und hinten bis etwa zur Mitte mit sehr feiner, selten 
streifenartiger Behaarung. Halsschild in seiner größten Breite 
merklich schmäler als die Flügeldecken. L. 13—15. — 
Spanien: Granada, Galera (Mai, Schramm). 

Ardoisl Escal. i. 1. 

2' Flügeldecken beim cf lang eiförmig, ziemlich flach, beim 
9 breiter und kürzer oval, gewölbter, oben mit 3 sehr 
flachen Rippen, wovon die seitliche 3. heim cf fehlt oder 
nur rudimentär angedeutet, heim 9 etwas deutlicher ist, 
die Zwischenräume matt, die inneren 2 äußerst fein, kaum 
sichtbar, die äußeren etwas deutlicher gekörnelt, der Unter¬ 
grund mit äußerst feinen Mikrohaaren, und die ganze Ober¬ 
seite matt: a Amori Perez, oder die Oberseite ist etwas 
glänzend und der Untergrund vorne neben der Naht glatter : 
Stammform. L. 13—IG mm. — Andalusien, Cordoba. 

elongata Sol. 

1' Flügeldecken mit oder ohne Rippen, im ersteren Falle sind 
auch Neben- oder Sekundärrippchen vorhanden, so daß man 
4 bis 7 feine Rippchen zählen kann. 

3 “ Oberseite, besonders die Flügeldecken, mit deutlicher, 
ziemlich langer, wenig dichter, geneigter gelber 
Behaarung. 

4" Flügeldecken mit 4 feinen, glänzenden Rippen und oft 
dazwischen 2 Sekundärrippen, die Zwischenräume dicht und 
fein gekörnelt, Halsschild dicht, mäßig stark punktiert, die 



32 


Seiten schmal abgesetzt. Unterseite länger, gelblich behaart, 
Beine dick. Körper länglich, beim cf fast parallel. 
L. 15—17 mm. — Spanien: Badajoz. sulcata Alld. 

Flügeldecken mit 6 Rippchen, die Zwischenräume matt 
und mit feinen dicht gestellten Körnchen besetzt, die 
Rippchen wenig glänzend, gekörnt, Halsschild ziemlich stark 
und sehr gedrängt punktiert, die Seiten auch zur Basis 
gerundet, gleichmäßig schmal abgesetzt und aufgebogen, 
Flügeldecken kürzer, eiförmig, oben, besonders hinten, kurz 
und fein gelblich, etwas geneigt behaart. L. 14, 2 16 mm. 
— Spanien: Calahorra. (Col. Leonhard.) 

brevlpubens n. sp. 1 ) 

4' Flügeldecken nur mit Spuren von 4 Rippchen, ziemlich 
stark (fast wie der Halsschild) raspelartig, wenig dicht 
punktiert, an den Seiten und der Spitze granuliert, oben 
etwas glänzend, Halsschild ziemlich kräftig und mäßig dicht 
punktiert, die Seitenränder etwas breiter abgesetzt; Beine 
von normaler Stärke. L. 12—15 mm. — Spanien. 

punctlpennls Perez. 2 ) 

3' Oberseite kahl oder fast kahl, höchstens mit Spuren einer 
sehr kurzen, anliegenden Behaarung. 

5" Flügeldecken in beiden Geschlechtern mit deutlichen feinen 
4—7 Rippen. 

6" Flügeldecken länglich oval, beim cf fast parallel, oben mit 
7 flachgrubigen, am Grunde mehr weniger fein gekörnelten 
Punktreihen, welche 7 flache Rippen einschließen, die Punkt¬ 
gruben unregelmäßig, das 3. Rippchen verbindet sich an der 
Basis annäherungsweise mit dem 5. und beide auch,, bei 
stärker skulptierten Stücken, vor der Spitze. Halsschild fein, 
manchmal etwas stärker frei und einfach punktiert. 
L. 13'5-18 mm. — Spanien und Portugal: Ponferrada, 
Orense, Monte Pena, Branuelas. — Die Art ist nicht selten, 
aber ich wüßte nicht, auf welche <Jer Allard'schen Arten sie 
bezogen werden könnte. leonensls Escal. i. 1. 

’) Der A. porcata ähnlich, kürzer und breiter gebaut, die Rippen 
weniger deutlich und oben nicht geglättet, die Behaarung beträchtlich 
länger und deutlicher, die Körnchen der Zwischenräume dichter gestellt, 
kleiner. 

2 ) Die mir unbekannte Marseuli Alld. scheint nur auf kleine Stücke 
dieser Art aufgestellt worden zu sein. 



33 


6' Flügeldecken ohne rissige Punktgrubenreihen zwischen den 
Rippchen, die Zwischenräume flach und regelmäßig furchig 
vertieft und sehr fein gekörnelt. 

7" Halsschild mit einfacher, runder, meist feiner, selten 
starker und dichter Punktur, die Punkte neben dem auf¬ 
gebogenen Seitenrande nicht der Länge nach fast ineinander 
verflossen. 

8" Der aufgebogene Seitenrand des Halsschildes mit großen, 
freistehenden Punkten besetzt, die Scheibe mit wenig dichter, 
ziemlich starker Punktur. Flügeldecken mit 6—7 regel- 
• mäßigen Rippchen, davon die etwas flacheren als Sekundär¬ 
rippen erkennbar. Körper länglich oval, beim $ kurz und 
breit oval, gewölbt, stets ganz matt. Die Hinterwinkel des 
Halsschildes sind abgestumpft und treten nach hinten sehr 
wenig vor. L. 14*5—16 mm. — Spanien: Casas de 
Herrero. cortesensls Escal i. 1. 

8' Der aufgebogene Seitenrand des Halsschildes punktiert¬ 
gekörnt, oder verrunzelt. 

9" Zwischenräume der feinen Rippen mit isolierten, also weit¬ 
läufiger gestellten, feinen Körnchen, ohne sandige Mikro¬ 
skulptur. 

10" Flügeldecken am Grunde zwischen den Körnchen der 
Zwischenräume der regelmäßigen Rippchen matt chagriniert, 
Scheibe beim cf oft nur mit 4, seltener wie beim $ fast 
stets mit 7 Rippchen, indem sich Zwischenrippen einschieben. 
Halsschild mit mäßig starken gedrängten Punkten besetzt. 
Körper matt, die Rippchen etwas glänzend. L. 12—14 mm. 
A. cordubcnsis Escal. i. lit. — Spanien: Guadarrama, 
Carthagena, etc., Portugal. porcata Sol. non Fbr. 

10' Flügeldecken überall mit sehr feinen, zerstreuten, wenig 
dichten, kleinen Körnchen auf beim cf nicht deutlich 
mattem Grunde, die Scheibe nur mit 6 angedeuteten, nicht 
regelmäßigen Rippchen, Halsschild ziemlich fein, nicht 
gedrängt punktiert, die Seitenrandkante von den Hinter¬ 
winkeln meistens mit kleiner konkaver Schwingung. Körper 
gewölbt, kurz gebaut, der Vorderrand des Halsschildes oft 
mit in der Mitte unterbrochener Randlinie. L. 12—15 mm. 
— Spanien: Avilla, S. de Bejar, S. de Gredos. 

castellana Graells. 

3 


Verhandlungen des natnrf. Vereines in Brünn. LV. Band. 



34 


9' Zwischenräume der feinen Rippchen am Grunde matt, mit 
äußerst feinen gedrängten, sandigen Mikrokörnchen; Scheibe 
mit 6—7 ziemlich ausgebildeten Rippchen. 

11" Halsschild mit feiner, einfacher, nicht dichter Punktur, an 
der Basalkante mit gröberen Punkten. Seitenstücke der 
Mittelbrust sehr spärlich gekörnt. Körper länglich, beim 
9 stärker gewölbt und mehr oval, stets etwas glänzend. 
L. 14—16 mm. — A. terolensis Escal. i. 1. — Spanien: 
Arragonien, Pena Golosa, Cuenca, Teruel. 

Deyrollei Escal i. 1. 

11' Halsschild ziemlich stark und sehr dicht, oft sehr gedrängt 
punktiert, die Punkte rund. Seitenstücke der Mittelbrust 
dicht und stark reibeisenartig punktiert. Körper samt den 
Rippen matt, die Zwischenräume bei reinen Stücken mit 
äußerst kurzer, heller Behaarung. L. 15—17 mm. — 
Spanien: Castilia, Arragonien; Portugal. 

Zapateri Perez. 

V Halsschild mit starker, sehr gedrängter, länglicher Punktur, 
die Punkte neben dem aufgebogenen Seitenrande fast 
länglich zusammenfließend; Flügeldecken mit 4 etwas 
glänzenderen Rippchen und dazwischen einigen Neben- 
rippchen, die beim breiteren, gewölbteren 9 niemals fehlen 
und auch beim cf oft vorhanden sind; meist sind 6 Rippen 
erkennbar; oftmals fehlen die Rippen ganz. {Goudoti, Stamm¬ 
form) ; Zwischenräume der Rippchen auf mattem Untergründe 
äußerst fein und dicht gekörnelt. L. 15—18 mm. — Die 
schwächer gerippten Stücke sind Uebergänge zur Stamm¬ 
form; die stärker gerippten, meist etwas länglicheren 
v. costulata Sol. (scabrosa Alld.) —Spanien und Portuga 1. 

Goudoti v. costulata Sol. 1 ) 

5' Flügeldecken ohne Rippen, selten beim 9 mit schwachen 
Spuren von einigen Längserhabenheiten. 

12" Flügeldecken sehr fein gekörnelt oder mit Mikrokörnchen, 
höchstens die Umgebung des Schildchens punktiert. 

13" Oberseite glänzend, Halsschild mit Lackglanz, Flügeldecken 
mit sehr feinen Körnchen nicht sehr dicht besetzt; Vorder¬ 
randlinie des Halsschildes in der Mitte oft kurz unterbrochen. 

x ) Die Stammform ohne Rippchen auf den Flügeldecken erscheint 
hinten unter den Arten ohne Rippen angeführt. 



35 


14" Vorderrandabsetzung des Halsschildes von normaler Breite, 
Scheibe fein weitläufig punktiert, Seitenränder ziemlich 
breit, nach hinten breiter abgesetzt und aufgebogen, Flügel¬ 
decken sehr fein, spärlicher granuliert, beim c? ziemlich 
flach oder flach gewölbt. Mittel- und Hinterschienen beim 
cf auf der Innenseite mit feinem Haarstreifen. L. 13—15 mm. 
— Algier: El-Aghouat, Djelfa. politlcollls Fairm. 1 ) 
14' Vorderrandabsetzung äußerst schmal, die Randlinie sehr fein, 
Scheibe fein aber etwas dichter punktiert, Seitenränder schmal 
und gleichmäßig abgesetzt und dichter punktiert und gekörnelt, 
Flügeldecken beim cf und 9 gewölbter, dichter, sehr fein 
granuliert. Mittel- und Hinterschienen beim cf ohne deutlichen 
Haarstreifen auf der Innenseite. L. 11 ‘5—14 mm. — 
Tnnis: Gafza. — Von Normand zahlreich als poJiticollis 
versendet. nitldlcollls n. sp. 

13' Oberseite mehr oder weniger matt, selten glänzend, Hals¬ 
schild nicht mit Lackglanz. 

15" Klein, ganz matt, Halsschild schmäler als die Flügeldecken, 
mäßig stark flach punktiert, die Seiten flach gerundet, 
gleichmäßig, wenig breit abgesetzt und aufgebogen, Flügel¬ 
decken beim cf flach, beim 9 kürzer oval, gewölbt und mit 
Spuren von einigen Rippen auf der Scheibe; oben stets mit 
kaum erkennbaren, neben den Schultern und meist auch an 
den Seiten mit deutlichen feinen, wenig dichten Körnchen. 
Halsschild am Vorderrande mit variabler Randlinie. 

L. 10—11 mm. — Tripolis. nlgroopaca Quedenfeldt 
15' Die Mikrokörnchen der Flügeldecken auf sandigem oder 
chagriniertem Grunde äußerst klein und auch bei den 
Schultern nicht auffallend größer. Größere Arten von 
12—19 mm., aus Spanien. 

16" Halsschild fein oder mäßig stark, selten stark punktiert, die 
Punkte rund, einfach, freistehend. 

17" Flügeldecken am Grunde zwischen den zerstreuten Körnchen 
ohne deutliche, sandige Mikroskulptur. Halsschild fein und 

!) A. gracilis Alld. ist dieser Art und nitidicollis sehr ähnlich, aber 
die feine Punktur vor den Seiten des Halssehildes ist etwas ruspelartig, 
die Absetzung ist schmal, nach hinten verbreitert und die Flügeldecken 
sind etwas matt und kaum sichtbar granuliert, hauptsächlich aber durch 
den Seitenrand der letzteren verschieden, der nur aus einer feinen Kante 
besteht und auch vorne nicht breiter aufgebogen ist. 



36 


dicht punktiert, Hinterwinkel spitzig. Oberseite matt. 

L. 12‘5—14*ö mm. — A. insularis Escal. i. lit. Von Leoni 
vergebener Name). — Spanien: Cadix, Tarifa. (Col. 
Koltze.) Koltzel n. sp. 

17' Flügeldecken am Grunde zwischen den feinen Körnchen 
mit deutlicher sandiger Mikroskulptur. 

18" Oberseite glänzend, Halsschild fein und dicht punktiert, 
Hinterrand fast gerade, die Hinterwinkel nach hinten sehr 
schwach vorragend. L. 16—17 mm. — Spanien: Kastilien; 
Cuen^a, Albufera, Arragonien. (Col. v. Heyden 1 c? 1 9, 
Col. Reitter). Heydenl n. sp. 

18' Oberseite matt oder fast matt. 

19" Halsschild ziemlich fein und mäßig dicht punktiert. Körper 
groß, cf und 9 von einander wenig verschieden, das 9 ge¬ 
wölbter. L. 18—20 mm. — Spanien: Valenzia, Deh. 
Albufera. glgas Dufour 

19' Halsschild mäßig stark und dicht punktiert, die Punkte neben 
den aufgebogenen Seiten nicht dichter, merklich kleiner 
als jene der Scheibe. Körper länglicher oval. L. 12—15 mm. 
— A. sibirica Sol. 1 ) — Spanien: Madrid, Escorial. (Col. 
Dr. Kraatz.) hlspanlca Sol. 

16' Halsschild stark und dicht oder gedrängt punktiert, die 
Punkte länglich und neben den Seiten fast ineinander ver¬ 
flossen. Oberseite matt oder fast matt. 

20" Flügeldecken zwischen den sehr feinen Körnchen mit deut¬ 
licher sandiger Mikroskulptnr, sehr oft mit mehreren Ripp¬ 
chen : v. costulata Sol. (scabrosa Alld.) Halsschild mit läng¬ 
lichen, starken Punkten dicht besetzt, die Seitenränder flach 
aufgebogen, die Hinterwinkel sehr schwach über das Niveau 
der Basis vortretend. Kurze, sehr variable Art, oben ziemlich 
matt. L. 13—17 - 5 mm. — A. Perezi Chevrl., ventricosa Sol. 2 ) 
— Spanien, weit verbreitet. Goudoti Sol. 

*) Diese Art scheint von hispanica, mit der sie der Autor vergleicht 
und nur durch unwesentliche Punkte abtrennt, nicht verschieden zu sein; die 
falsche Patriaangabe (Sibirien) hat ihn wohl bewogen, sie artlich zu trennen. 

2 ) Von der Goudoti nur durch etwas weniger gedrängte Punktur 
des Halsschildes verschieden. Von Goudoti zur var. costulata gibt es alle 
möglichen Uebergänge. Solier und Allard haben auf das Zugegenseiu • 
von feinen Rippen zu viel Gewicht gelegt und angenommen, daß die 
Stücke mit und ohne Rippen unbedingt anderen Arten angehören, was 
durchaus nicht immer der Fall ist. 



37 


20' Oberseite auffallend rauchschwarz, ganz matt, Flügeldecken 
am Grunde zwischen den feinen Körnchen ohne deutliche, 
sandartige Mikroskulptur. Halsschild mit sehr gedrängter, 
starker länglicher, an den Seiten mehr weniger länglich 
zusammengeflossener, oder überall längsstrigoser Punktur, die 
Seitenränder breit, stärker aufgebogen, die Hinterwinkel 
gerade nach hinten gerichtet, länger und spitziger als bei 
der vorigen Art; Körper beim cT länger und schmäler. 
L 14—19 mm. — A. fuliginosa Reitt. i. 1. — Spanien: 
Andalusien. gaditana Ramb. i. I. 1 ) 

12' Flügeldecken (meist fein) punktiert, höchstens an den 
Seitenrändern oder an der Spitze mit Spuren von Körnchen, 
Scheibe ohne Rippen. Körper schwarz, ziemlich glänzend. 

21" Flügeldecken wenig dicht und wenig schwächer als der 
Halsschild, aber seichter punktiert, hinten mit Spuren einer 
kurzen Behaarung, am Grunde mit höchst feinem sandigen 
Chagrin; Halsschild ziemlich dicht und mäßig fein punktiert, 
die Punkte einfach, rund, die Seitenränder hoch aufgebogen, 
die Seitenränder vor den Hinterwinkeln oft (wie bei castellana ) 
mit kleiner konkaver Schwingung. Schwarz, wenig glänzend, 
fast matt, verhältnismäßig klein. L. 12—14 mm. — 
Spanien: Morsa. Annina n. sp. 

21' Flügeldecken nur äußerst fein, spärlich punktuliert, am 
Grunde glatt erscheinend, die Chagrinierung normal, nicht 
fein sandartig. 

22" Halsschild mit starker, dichter, meist länglicher, neben dem 
aufgebogenen Seitenrande mit länglicher, sich berührender 
oder zusammengeflossener Punktur. L. 13—16 mm. — 
A. VilJefroyi Perez. — Spanien: Sierra Nevada, Sierra 
de Alcaraz. parallela Sol. 2 ) 

22' Halsschild oft mit starker, dichter, runder, seitlich nicht 
länglich fast zusammengeflossener Punktur. 

23" Der aufgebogene Seitenrand des Halsschildes ist dicht 
punktiert und verrunzelt oder körnig verrunzelt, daneben 
die Seiten der Scheibe mindestens ebenso dicht punktiert als 
in der Mitte. 

0 Diese Art wurde von Rainbur bloß abgebildet, nicht beschrieben. 

2 ) Die A. montana Baudi paßt ganz auf parallela, nur sollen bei 

dieser die Fühler etwas kürzer sein, Glied 7 und 8 kaum länger als breit. 

Mir unbekannt. 





24" Halsschild dicht und mäßig stark oder stark punktiert, 
Flügeldecken fein aber deutlich punktiert, die Epipleuren 
fein und deutlich normal gekörnelt. L. 13—16 mm. — 
= A. paralleJa var. 

24' Halsschild ziemlich fein und mäßig dicht punktiert, Flügel¬ 
decken fast glatt, beim 9 sehr fein, spärlich punktuliert, 
Epipleuren fast glatt. L. 14—17 mm. — Spanien: Cartha- 
gena, Yalenzia. laevis Sol. 

23' Der aufgebogene Seitenrand des Halsschildes grob punktiert, 
die runden Punkte stehen frei, nicht dicht und sind nicht 
verrunzelt, die Scheibe mäßig fein, neben dem aufgebogenen 
Rande deutlich spärlicher punktiert, Flügeldecken fein, wenig 
dicht punktiert. L. 15—18 mm. — Spanien: Valenzia, 
Arragonien. alcirensis Escal. i. 1. 

Untergattung: Crlbraslda nov. 

Oberseite dicht und fein behaart. Halsschild mit gedrängter 
Punktur, Flügeldecken und Bauch gedrängt granuliert, matt. 
Schienen beim cT ohne lichteren Haarstreifen. Körper lang oval. 
1" Halsschild mit nach hinten vorgezogenen Hinterwinkeln, breiter 
abgesetzt, Scheibe gedrängt mäßig stark punktiert; Flügel¬ 
decken mit 2—3 angedeuteten Rippchen. L. 15—17 mm. — 
Spanien: Pozuelo de Caletrava, Santa Elena, Vadollano, 
Almodovar del Campo. grandlpalpis Alld. 1 ) 

1' Halsschild mit undeutlich nach hinten vorgezogenen Hinter¬ 
winkeln, die ganze Basis fast gerade, Scheibe grob, gedrängt 
und tief punktiert, Flügeldecken stärker granuliert, mit 
größeren, gereihten Körnern, Schulterwinkel breit abgerundet. 
L. 17 mm. — Spanien: Castril, Huercal Overa, Tijola ; 
Galera. rectlpennis Escal.*) 

Untergattung: ElOflgasida Escalera. 

Mir ist nur eine Art bekannt, obwohl Escalera noch 2 der 
hesperica ähnliche Arten beschreibt, die sich wohl als Skulptur¬ 
varietäten ergeben dürften. 

1 ) Cribr. calumniata Escal. scheint davon kaum spezifisch verschieden 
zu sein. Mir unbekannt. 

2 ) Diese Art scheint von der mir unbekannten alonensis Martinez 
kaum verschieden zu sein. 



39 


Lang gestreckt, rostrot oder rotbraun, parallel, Halsschild 
gedrängt punktiert, Flügeldecken auf fein gekörneltem Grunde 
mit 2 hinten stark verkürzten, geraden, feinen, glatten, 
parallelen Rippen, wovon die 2. in der Mitte, die 1. zwischen 
dieser und der Naht steht. Außerdem ist eine 3. nach außen 
durch einige glänzende Tuberkeln angedeutet, auch stehen 
oft einige glatte, gereihte Körner zwischen den dorsalen 
Rippen. — L. 14—19 mm. — S p a n i e n: Granada, Cordoba. 

_ hesperica Perez. 1 ) 

11. Abteilung;, 

Genus Asida Latr. 

Uebersicht der Untergattungen. 

A" Endglied der Fühler klein, nicht oder kaum halb so lang 
als das vorhergehende; an der Spitze schräg abgestutzt und 
daselbst matt, gelblich tomentiert. Prosternalspitze hinter den 
Vorderhüften verlängert oder etwas beulig vorspringend. 

1" Halsschild mit 3 Längsfurchen, viel breiter als die Flügel¬ 
decken, letztere nur mit einer durch eine Rinne geteilten, 
der Naht stark genäherten, lang schwarz beborsteten Rippe, 
Prosternum kurz vorragend, Bauch glänzend, spärlich 
punktiert, aber die 2 ersten Sternite, mit Aus¬ 
nahme der Seiten, dicht punktiert und dicht 
braun behaart, matt. . Peltaslda nov. p. 41. 

1' Halsschild ohne oder nur mit einer Längsfurche, Bauch 
gleichmäßig dicht punktiert und fein behaart. 

2" Flügeldecken in der Anlage mit 5—6 Rippen oder Haar¬ 
fleckenreihen, die 2. normale Rippe als kurzes Basalkielchen 
zwischen der 3. und 5. Rippe oder Fleckenreihe einge¬ 
schoben. Die Vermehrung der Rippen findet innen neben 
der Naht statt. Polasida nov. p. 41. 

2' Flügeldecken in der Anlage mit 4 Rippen oder Haarflecken¬ 
reihen, aber oft auf 1—3 reduziert. Ein stärkeres Rippen- 

') Bei der mir unbekannten Elongasida hispalensis Escal. sind die 
Rippen der Flügeldecken nach der Beschreibung schwächer und besonders 
die 2. mehrfach unterbrochen; bei rufomarginalis Escal. sind die Rippen 
nur beim 9, beim sind nur gereihte Körner vorhanden. 

Vielleicht gehört hieher auch die Asida detrita Rey; aus der kurzen 
Beschreibung (l’Echftnge, 1892, p. 42) kann man nicht einmal entnehmen, 
ob diese zu Asida oder Alphasida gehört. 



40 


rudiment an der Basis ist stets als 2. Rippe zu zählen, die 
1. ist oft nur angedeutet oder seltener ganz fehlend. 

3" Scheibe des Halsschildes wenigstens flach gewölbt, Flügel¬ 
decken ohne lineare Rippe dicht an der Naht, Epipleuren 
gleichmäßig fein gekörnt. Die 2. Rippe der Flügeldecken 
ist selten vollständig und die 3. Rippe fehlt nur bei einer 
Art, sie ist gewöhnlich die längste und stärkste. 

Asida s. str. p. 43. 

3' Scheibe des Halsschildes stark konkav, Flügeldecken nur 
mit 2 Rippen, diese linear zusammenhängend, die erste 
feiner und der Naht stark genähert, die 2. hoch, vollständig 
in der Mitte und parallel mit dem Seitenrande verlaufend; 
eine 3. ist nur an den Seiten vor der Spitze durch wenige 
Tuberkeln angedeutet. Epipleuren ungleich, grob und fein 
tuberkuliert. Euryasida nov. p. 58. 

A' Endglied der Fühler schmäler, aber beträchtlich länger als 
die Hälfte des vorhergehenden Gliedes, an der abgerundeten 
Spitze von unten und oben abgeschrägt, nicht abgestutzt, 
gelb tomentiert, matt; manchmal ist das Endglied wenig 
kleiner aber etwas schmäler als das zehnte. Prosternalspitze 
hinter den Vorderhüften niedergebogen, nur bei wenigen 
(2—3) Arten vorgestreckt. 

B" Vorderschienen am Außenrande gezähnelt oder stark gekerbt, 
die Unterseite gegen den Endzahn abgeflacht oder konkav; 
alle Schienen gekörnelt und mit vorragenden stacheligen 
Borsten besetzt, oder spärlich und kurz behaart, daher 
glänzend. 

1" Die Basis des Halsschildes ist viel breiter als die Wurzel 
der Flügeldecken; Basallappen des Halsschildes mehr 
weniger in eine Vertiefung an der Basis der Flügeldecken 
eingreifend. Schulterwinkel der letzteren in eine 
scharfe Spitze ausgezogen. Dolichaslda nov. p. 58. 

1' Basis des Halsschildes kaum oder wenig breiter als die 
Wurzel der Flügeldecken, Schulterwinkel einfach, 
nicht zugespitzt, eckig oder abgerundet. 

2" Die Längserhabenheiten der Flügeldecken aus einfachen 
Reihen konischer Körner bestehend, die, im Profile gesehen, 
kräftig erhaben sind, oder ganz ohne Erhabenheiten. 
Körper meistens stark abgeflacht mit elliptischen, länglichen 
Flügeldecken. Leptaslda nov. p. 60. 



41 


2' Die Läng8erhabenheiten der Flügeldecken aus irregulär 
gruppenweise oder streifig gestellten Mikrokörnchen bestehend 
und fleckig behaart. Traehaslda nov. p. 62. 

B' .Vorderschienen am Außenrande einfach, ohne Zähnchen, 
unten kaum abgeflacht, alle Beine samt der Unterseite sehr 
dicht mit anliegenden, weichen, hellen Haaren besetzt, ohne 
Dörnchen oder Stachelhaare, daher mehr weniger matt. 

Globasida Escal. p. 66. 

Untergattung: Peltasida. nov. 

Hieher nur eine mir bekannte Art. 

Kurz und breit, parallel, schwarz, Halsschild quer, breiter 
als die Flügeldecken, hinter der Mitte am breitesten, mit breit 
abgesetztem und leicht aufgebogeuem Seitenrande, die Scheibe 
flach punktiert, mit 3 Längsfurchen, davon die seitlichen vor der 
Basis verkürzt, Basis flach doppelbuchtig, die Hinterwinkel nach 
hinten vorragend, fast spitzig, Flügeldecken mit rechteckigen 
Schulterwinkeln, Seitenrand gerade und kantig aufgebogen, 
hinter den Schultern schwach ausgeschweift, Scheibe flach, mit 
dicht schwarz struppig behaarter, durch eine feine Furche 
geteilter, der Naht genäherter Rippe. Endglied der Fühler klein. 
L. 12—13 mm. — Fez. Favleri Fairm. 

Untergattung: Polasida nov. 

(Flügeldecken mit 5—6 Haarfleckenreihen oder Rippen. 
Halsschild gedrängt punktiert, die Zwischenräume reibeisen¬ 
artig erhaben, oft in feine Körnchen übergehend.) 

1" Schulterwinkel der Flügeldecken stark abgeschrägt, mit 
stumpfem Winkel, die reihigen, makelartigen Erhabenheiten 
ganz flach, bräunlich gelb behaart, nicht zusammenhängend, 
•das Basalfältchen in der Mitte der Decken kurz, meist 
schief, parallel mit dem Seitenrande, dünn; die Fühler lang 
und schlank, die Mittelglieder viel länger als breit, Hals¬ 
schild niemals breiter als die Flügeldecken, sehr fein, 
reibeisenartig punktiert, ohne deutliche glatte Mittellinie. 
Breite, gewölbte, robuste Art; cT länger als das 9, aber 
sonst wenig von einander verschieden. L. 10—14 mm. — 
A. difficilis Perez. — Italien, Südfrankreich, Spanien, 
Algier. serlcea Oliv. 



42 


1' Flügeldecken meistens mit etwas nach außen vortretendem 
Schulterwinkel, die Seiten dahinter schwach ausgeschweift, 
die Rippen beim o stellenweise mehr zusammenhängend, 
besonders die 2 seitlichen rippenförmig; die Erhabenheiten 
schwarzbraun oder braun behaart, selten fast kahl, das 
Basalföltchen in der Mitte länger und in der Regel mit der 
Naht parallel; die Fühler kürzer, dicker, die Mittelglieder 
wenig länger als breit oder selbst auch quer; Halsschild oft 
beim c? etwas breiter als die Flügeldecken, oft mit feiner 
glatter Mittellinie, c? und 2 von einander sehr verschieden. 

2" Die Hinterwinkel des stark gerundeten Halsschildes um¬ 
fassen die Schulterecke der Flügeldecken, die Basis des 
Halsschildes ist mithin etwas breiter als die Wurzel der 
Flügeldecken; die Rippen der letzteren fein und dicht 
schwärzlich oder dunkel behaart. Es kommen 9 vor, bei 
denen die Rippen fast ganz verschwinden, nur das Basal- 
fältchen bleibt ausgebildet. L. 9—14 mm. — A. bigorrensis 
Sol. 9, Mahoni Boield., Pazi Perez, subcylindrica Leoni 1 ) 
— Italien, Frankreich, Spanien, Balearen, Algier. 

Jurinei Sol. 

2' Die Hinterwinkel des Halsschildes umfassen nicht die 
Schulterwinkel, die Basis ist nur so breit, oder selbst etwas 
schmäler als die Wurzel der Flügeldecken, die Seiten 
weniger gerundet, der Körper kürzer gebaut, die Seiten des 
Körpers mit dem Halsschilde fast parallel. 

3" Größer, Oberseite dicht gelblich oder graugelb behaart, die 
fein körneligen Rippen der Flügeldecken gleich dicht, aber 
oft viel dunkler behaart, Schulterwinkel vortretend aber 
stumpfer als bei der Stammform; Glied 4—9 der Fühler 
beim c? deutlich, beim 9 kaum länger als breit; Halsschild 
nicht oder sehr wenig schmäler als die Flügeldecken, oben 
undeutlich punktiert und fein gekörnelt. L. 9—12 mm. —Lom¬ 
bardei, Ostpyrenäen. Jurinei v. pyrenaea Baudi. 2 ) 

1 ) Auf gstreckte gegründet. Es ist eiDe Eigentümlichkeit, daß die 
As/da-Arten bei einem Geschlechte in kurzen und längeren Stücken auch 
an den gleichen Fundorten, aber mit allen Zwischenformen auftreten. Es 
ist demnach nicht angezeigt denselben besondere Namen zu geben. 

2 ) Diese Form wird von Baudi völlig unzureichend beschrieben: 
*.Nigerrima plerumque, thorace parcius vel nigro vubescente, punctulato, 
interstitiis scabriusculis, subgranulosis*. ■ Alpibus Pedemontii. Die Patria 
ist für die gedachte Form die einzig brauchbare Angabe. 



43 


3' Kleiner, dunkler bräunlich behaart, die stärker entwickelten 
Rippenteile größtenteils kahl, schwarz, glänzend, aus größeren 
oft linienförmig zusammenhängenden Körnern bestehend, 
Schulterecken stumpfer gewinkelt, Halsschild weniger fein 
granuliert, die Basis oft schmäler als die Flügeldeckenwurzel; 
Glied 4—8 der Fühler stärker, so lang als breit, kugelig, 
beim 9 etwas quer. L. 8—10'5 mm. — Pyrenäen, 
Spanien, Portugal. Jurinei subsp. Marmottani Bris. 

Untergattung: Asida sensu stricto 1 ) 

A" Halsschild stark und dicht gekörnt. 2 ) 

1" Basis des Halsschildes flach doppelbuchtig, die nur recht¬ 
eckigen Hinterwinkel treten nach hinten nicht über das 
Niveau des Mittellappens vor. Skulptur der Flügeldecken 
veränderlich, die Basis ist bis zur 2. Rippe nicht oder nur 
sehr schwach oder undeutlich gehoben; manchmal sind die 
Rippen stark entwickelt und hinter der Mitte netzartig ver¬ 
worren: v. reticulata Sol. 8 ) Fühler und Beine meistens kurz 
schwarz behaart, auch die Erhabenheiten der Flügeldecken 
dunkel behaart. Humeralwinkel rechteckig. L. 11—15 mm. 
A. rugosa Fourcr., grisea Oliv, non Fbr., vicina Sol. 
Duftschmidti Gemm., morbillosa Fbr., variolosa Fbr., glabri- 
costa Sol., insidiosa Muls., obesa Alld., catenulata Muls., 
undata Fbr. — Elsaß, Istrien, Dalmatien, Schweiz, 
Italien, Frankreich, Spanien und Algier. 

sabulosa Goeze 

1' Basis des Halsschildes stark doppelbuchtig, die Hinterwinkel 
spitzig und mindestens im Niveau des Basallappens liegend, 
die Flügeldecken mit mehr stumpfeckigen Schulterwinkeln, 
die 2. und 3. Rippe meistens lang und wenig oder nicht 
deutlich unterbrochen, die Basis bis zur 2. Rippe kielfbrmig 
gerandet. 

l ) Von Allard’schen Arten fehlt hier nur die A. Gambeyi Alld. aus 
Algier, die nach der Beschreibung allein sich nicht hier einreihen läßt. 

*) A. gra nult fern Chevr. hat eine ähnliche Halsschildskulptur, aber 
die Rippen der Flügeldecken sind bei ihr glatt und kahl, alle parallel, 
und die Seitenrandkante hat eine Punkt- und Haarreihe; sie gehört mithin 
in die I. Abteilung, wo sie eine besondere Gruppe bildet. 

3 ) A. convexicollis Alld. non Lee. =- Beitteri Gebien scheint von 
dieser Form nicht verschieden und auf ein Stück mit größerer Halsschild¬ 
wölbung aufgestellt worden zu sein. 



44 


2" Die Hinterwinkel des Halsschildes lang, schmal, spitzig nach 
hinten gezogen, den Basallappen weit überragend, die 2. und 
3. Rippe der Flügeldecken zitterig zusammenhängend, 
Körper des cT und 9 ziemlich lang, die beiden Geschlechter 
wenig von einander verschieden. Der A. Jurinei ähnlich. 
L. 11—14 mm. — A. acutangula Reitt. i. 1. — Sierra de 
Alcaraz, Sierra Segura (Molinico von Korb ge¬ 
sammelt); 2 9 in meiner, 1 cT in Heydens Col. 

lanceocollls Escal. i. 1. 

2' Die Hinterwinkel des Halsschildes sind spitzig, aber kürzer, 
sie überragen kaum das Niveau des Basallappens; alle 
Rippen der Flügeldecken dicht unterbrochen. Körper etwas 
kürzer gebaut. L. 11—13 mm. — Sierra de Alcaraz. 
1 cf 9 in meiner Sammlung. — Trotz der bedeutenden 
Verschiedenheit vielleicht Rasse der vorigen Art. 

alcarazensis n. sp. 

A' Halsschild sehr fein granuliert oder punktiert. 

B" Halsschild gedrängt punktiert, die Punkte dicht aneinander 
gedrängt (aber nicht grubig), die Zwischenräume schmal, oft 
raspelartig erscheinend, oder die Scheibe sehr fein granuliert 1 ), 
niemals mit starker, frei stehender Punktur und flachen 
Zwischenräumen. (Scheibe der Flügeldecken niemals mit einer 
einzelnen starken Rippe.) 

C" Halsschild ohne vollständige, am Grunde geglättete Längs¬ 
furche, häufig vor dem Schildchen mit einem Grübchen. 

1" Halsschild vor dem Schildchen mit oder phne Grübchen, 
aber die Scheibe davor in der Mitte ohne zweite, quere 
Vertiefung, ohne verdickten und aufgebogenen Vorderrand. 

2" Arten aus Südosteuropa: Ungarn, Rußland, Serbien, 
Bulgarien, Türkei und Griechenland. — Halsschild 
in der Regel fein raspelartig gekörnt, Flügeldecken mit nicht 
zusammenhängenden, kurz und fast anliegend behaarten 
Fleckenreihen; die Basalfalte der 2. Fleckenreihe nicht ver¬ 
stärkt und die Basis meistens nicht ganz erreichend. Schulter¬ 
winkel fast rechteckig. 

*) Die Unterscheidung, ob wir ein fein granuliertes oder gedrängt 
punktiertes Halsschild vor uns haben, ist oft schwer, weil die Punktur 
meist reibeisenartig, also gleichzeitig punktiert und gekörnelt sein kann; 
weshalb beide Formen hier zusammengezogen erscheinen. 




45 


3" Halsschild fein, raspelartig granuliert. 1 ) Körper größer, 
länglich, parallel beim d', länglich oval beim $. 

4" Halsschild an der Basis mit kräftigem Längsgrübchen, die 
Seiten fast gleichbreit abgesetzt, über der basalen Aus¬ 
buchtung jederseits meist noch mit einem kleinen Grübchen, 
L. 13—15 mm. — A. graeca All. — Griechenland. 
Thessalien. Falrmalrei Boild. 

4' Halsschild ohne Basalgrübchen in der Mitte und ohne Neben¬ 
grübchen an den Seiten, die Absetzung der Seiten vorne viel 
schmäler als zur Basis. L. 13—17 mm. — Banat, Slawo¬ 
nien, Dobrudscha, Bulgarien, Rhilo-Dagh. 

banatlca Friv. 

3' Halsschild dicht punktiert. Körper beim cT und 9 kurz und 
gedrungen gebaut, kleiner. 

Schwarz mit dunklen Fühlern und Beinen. Die gereihten 
Unebenheiten der Flügeldecken kurz, dunkelbraun behaart, 
Halsschild mit undeutlichem oder fehlendem Grübchen vor 
dem Schildchen. L. 11—13 mm. — Rumänien, Süd¬ 
rußland, Krim, und nach Allard auch Kleinasien. 

lutosa Sol. 

2' Arten aus Dalmatien, Italien, Südwesteuropa und 
Nordafrika. — Halsschild gedrängt punktiert, nur bei 
minuta und curta fein gekörnt. 

5" Halsschild fein aber deutlich gekörnt. Kleine Arten von 
8—10 mm Länge aus Spanien und Algier. 

6" Halsschild beträchtlich schmäler als die Basis der Flügel¬ 
decken, die Seiten mäßig breit abgesetzt, Hinterwinkel nach 
innen gebogen, das Niveau des Basallappens kaum über¬ 
ragend. Rostbraun, Halsschild und Flügeldecken am Grunde 
mit äußerst kurzen, feinen, hellen Börstchen besetzt, die 
2. und 3. Rippe ziemlich stark tuberkuliert, vorn zum Teil 
linear zusammenhängend. L. 8—10 mm. — Algier: Con- 
stantine. curta Fairm. 

6' Halsschildseiten auffallend schmal abgesetzt mit spitzigen, 
die Schulterecke umfassenden Hinterwinkeln, die Basis sehr 
kurz doppelbuchtig. Schwarz, gewölbt, kurz gebaut, die 
Flügeldecken beim 9 kurz und bauchig erweitert, aber 

x ) Ich habe auch Stücke (meist 9) von A. banatica gesehen, bei denen 
der Halsschild gedrängt und tief punktiert ist. 



46 


überall mit dünnen, dichten, einfachen Härchen besetzt, diese 
oft braun und grau, ein wenig scheckig besetzt, die gereihten 
tuberkulierten Flecken dunkel behaart, gewöhnlich nur die 
2. Reihe vorn etwas zusammenhängend. L. 8—10 mm. — 
A. hebes Rosenh., nerjensis Escal., nach Type von Heyden. — 
Sierra Nevada. minuta Ramb. 

5' Halsschild gedrängt punktiert. 

7" Halsschild mit grober, länglicher, gedrängter, aber ganz 
flacher Punktur und kurz borstig, nicht ganz anliegend 
behaart, vor der Basis mit kleinerem Längsgrübchen, Flügel¬ 
decken an der Basis von der Breite des Halsschildes, die 
Tuberkelreihen sehr irregulär, die 3. hinten verstärkt, die 
2. vorne mit Basalkielchen, die Erhabenheiten dunkler braun 
behaart, dazwischen am Grunde mit äußerst feinen, schüpp¬ 
chenartigen Börstchen. L. 7—11 mm. — Insel Lampe- 
dusa; in Stierlins Kollektion ein Pärchen mit der Angabe 
„Sahara“. minima Dodero i. 1. 

7‘ Halsschild mit einfacher runder, gedrängter Punktur, die 
Zwischenräume oft ein wenig raspelartig. 1 ) 

8" Die seitliche Absetzung des Halsschildes ist ziemlich 
kräftig aufgebogen und (in der Mitte) viel schmäler 
als die Hälfte der Scheibe von der Absetzung zur Halsschild¬ 
mitte ; die erste Fleckenreihe hinten am Abfalle ohne große 
gereihte Tuberkeln. — Umfaßt nur mittelgroße Arten aus 
Dalmatien, Italien, Korfu und Kephalonia. 

9" Körper tief schwarz, Oberseite, besonders die Flügeldecken 
zwischen den Rippen mit undeutlicher, kaum sichtbarer oder 
fehlender Grundbehaarung; Schulterwinkel rechteckig, meist 
etwas nach außen vorspringend, die Basis der Flügeldecken 
außen zum Schulterwinkel mehr weniger kielförmig empor¬ 
gehoben. 

10" Größer; keine der Rippen auf den Flügeldecken linear 
zusammenhängend, sondern dicht zackig unterbrochen. Hals¬ 
schild gedrängt stark punktiert, die im Grunde der Punkte 
befindlichen Härchen diese nicht überragend. Beine fein schwarz 
behaart, die Unterseite fein schwarz oder dunkelbraun 

*) Die noch hieher fallenden 2 Arten: A. longicollis Sol. und 
Schusteri Rttr. aus Corsica sind den insularen Arten aus Corsica, Sardinien 
und Sizilien angefügt und sub B‘ nachzusuchen. 



47 


behaart. L. 11—14 mm. — A. obscura Dej. i. 1. — Toskana, 
Südfrankreich, Spanien. sabulosa v. Helvetica Sol. 

10' Kleiner; die Rippen auf den Flügeldecken ganz oder zum 
Teile linearer zusammenhängend, kielförmig. Fühler kurz mit 
dicken Gliedern. 

11" Flügeldecken mit kahlen Rippen, die inneren 3 meistens 
vollständig, die Zwischenräume dicht gekörnelt und ebenfalls 
fast kahl, die Härchen im Grunde der Punkte kaum sichtbar, 
schwarz. Halsschild meist mit feiner, kahler Mittellinie, 
L. 10—13 mm. — Italien (Lombardei, Imola, Abruzzen, 
Monte Greco, Monte Viglio, Gran Sasso, Monte Cristo). 

Plraz zollt Alld. 

11' Die Rippen der Flügeldecken sind kurz schwarz behaart, 
auch die Zwischenräume derselben mit staubförmigen 
Härchen; die Härchen in den Punkten des Halsschildes sehr 
kurz aber deutlich erkennbar. Bei der sardiniensis sind die 
2 Mittelrippen lang linear, die 3. länger als die 2., die 1. feiner 
und zum Teil unterbrochen; bei v. Leonisii Leoni ist die 
2. Rippe auf einen Basalkiel reduziert; Baudii Leoni ist 
kaum etwas anderes. L. 9 — 12 mm. — A. consanguinea 
Alld.? — Italien: Cerchio, Abruzzen; Sardinien? 

Pirazzoli v. sardiniensis Alld. 

9' Körper schwarz, braunschwarz oder rostrot, Halsschild und 
Flügeldecken mit deutlicher, dichterer, meistens stärker ent¬ 
wickelter brauner, sehr selten schwärzlicher Grundbehaarung. 

12" Die Hinterwinkel des Halsschildes sind auffallend, lang und 
spitzig, fast hakig nach hinten gebogen, den Basallappen 
weit überragend; die 3. Rippe auf den Flügeldecken ist 
zusammenhängend, fast linear, die andern gewöhnlich unter¬ 
brochen ; Hume^alwinkel mehr weniger breit abgerundet; 
Behaarung gelblich, aber äußerst kurz. L. 10—13 mm. — 
A. lineatocollis auct., setulifera Küst.? —Kroatien, Istrien, 
Dalmatien, Herzegowina und Montenegro. 

acuticollis Alld. 

12' Die Hinterwinkel oft eckige aber nicht lang spitzig und den 
Basallappen kaum überragend. Schulterwinkel der Flügel¬ 
decken rechteckig, höchstens an der Spitze abgestumpft. 

13" Die Grundbehaarung der Flügeldecken zwischen den Un¬ 
ebenheiten äußerst kurz und fein behaart, die 3. Rippe ist 
linear oder wenigstens zackig zusammenhängend. 



48 


14" Kurz gebaut, schwarzbrauu oder rostbraun, wenigstens die 
3. schräge Rippe ist linear und schmal, alle Rippen mäßig 
lang rotbraun behaart. Bei der Stammform sind die 
Rippen zu Tuberkelreihen aufgelöst, nur die 3. linear, und 
die 2. bildet vorne ein lineares dünnes Basalfkltchen. Bei der 
unbedeutenden Aberration terricola Küst. ist die 2. Rippe 
zusammenhängend bis gegen die Mitte oder darüber hinaus; 
in selteneren Fällen ist die 3. Rippe nach hinten auffallend 
stärker und höher, oder es sind alle Rippen unterbrochen (9). 
Fühler und Beine rötlichbraun. L. 10—13 mm. — A. lineatocollis 
Küst. var. — Istrien, Dalmatien, Herzegowina, 
Corfu, Südtirol, Schweiz, Meeralpen. 

faseieularls Germ. 

14' Größer und beträchtlich länger, tief schwarz; Halsschild mit 
breiter abgesetztem Seitenrande, Flügeldecken mit unter¬ 
brochenen, zitterig geschlängelten, sehr kurz schwarz be¬ 
haarten Rippen, wovon die 3. mehr zackig zusammenhängt 
und sich nach hinten gewöhnlich verstärkt; die fast recht¬ 
eckigen Hinterwinkel fast immer etwas nach außen vortretend. 
L. 11—13 mm. 

Von Fairmairei durch tief schwarze Färbung, schwarze, 
kürzere Behaarung der Rippen, wovon die 3. auffallend 
stärker ist, die etwas nach außen vorspringenden, nicht kurz 
abgerundeten Schulterwinkel, dann das kräftige, die Basis 
erreichende Basalkielchen der 2. Rippe abweichend. — Von 
den ebenfalls ähnlichen, gestreckten Stücken der sabulosa 
durch die Punktur oder undeutliche Kömelung des Hals¬ 
schildes, viel breiter abgesetzten Seitenrand, längere, deut¬ 
liche gelblichbraune Behaarung desselben und andere Skulptur 
der Flügeldecken verschieden. — Ins. Kephalonia, 

cephalonlca n. sp. 

13' Die Grundbehaarung der Flügeldecken ist zwischen den 
schwarz borstig behaarten Fleckenreihen oder Rippen gelb, 
weshalb ihre Oberseite fleckig behaart erscheint. Alle Rippen 
sind zackig und unterbrochen, bei der Stammform alle 
von gleicher, flacher Ausbildung, bei v. ligurica Baudi 
(piligera Leoni) ist die dritte dicht unterbrochene oder 
schwach zusammenhängende Rippe höher als die anderen. 
L. 10—14 mm. — Italien: Monte Gargano, Bari, Insel 
Tremiti, etc. Florii Leoni. 



49 


8' Die seitliche Absetzung des Halsschildes breit aber sehr 
flach, diese so breit oder fast so breit wie die halbe Dorsal¬ 
breite von der Absetzung bis zur Längsmitte, die Basis breit 
und sehr flach doppelbuchtig. — Hieher 2 ziemlich große 
Arten aus Südfrankreich und Italien. 

15" Schulterwinkel rechteckig; Flügeldecken beim cT sehr flach 
gewölbt, beim 9 gewölbter und nach hinten stärker erweitert, 
die Kippen zackig und zum größten Teile unterbrochen, die 
3. hinten mehr weniger verstärkt, die erste am Abfalle ohne 
eine regelmäßige Reihe großer Tuberkeln, die 
Rippen dunkelbraun borstig behaart; Halsschild vor dem 
Schildchen mit flachen Grübchen. Bei der v. calabra Leoni 
ist der Seitenrand viel schmäler abgesetzt und etwas stärker 
aufgebogen. L. 12—15 mm. — Die v. blaptoides Leoni ist 
mir unbekannt; ebenso v. piligera Leoni. — Italien. Von 
Neapel beschrieben. Bayardl Sol. 

15' Schulterbasis abgeschrägt, die Schulterecken stumpfwinkelig. 
Die erste feine Fleckenrippe am Abfalle der Flügeldecken 
vor der Spitze mit einer kurzen Reihe starker 
Höcker, welche höher sind als die Erhabenheiten der 
anderen Rippen; letztere aus zusammenhängenden zackigen, 
schmalen, kurz bräunlichgelb borstig behaarten Rippen, die 3. 
nach hinten etwas verstärkt. Halsschild flach, nach vorne stark 
verengt, gedrängt punktiert, die Härchen derselben die 
Punkte kaum überragend, Basis fast gerade. L. 12—15 mm. 
— A. sinuata Rey, crispata Rey, massiliensis Baudi. — 
Südfrankreich (Riviere, Sommi&res etc.) Prof. A.Schuster 
hat 1 Exemplar aus Dalmatien, Herr Leonhard eines 
aus Corsica. Dejeanl Sol. 

1' Halsschild vor der Basis mit einem und die Scheibe davor 
mit einem zweiten, queren Eindruck, Vorderrand dick 
und. hoch aufgebogen, die 3. Rippe der Flügeldecken 
stark entwickelt, zackig zusammenhängend, die anderen aus 
kleineren gereihten Tuberkeln bestehend, das Basalkielchen 
der 2. Rippe gut entwickelt. 

16" Kleiner, der aufgebogene Seitenrand des Halsschildes ist 
deutlich schmäler als die halbe Dorsalbreite, von diesem zur 
Halsschildmitte, Flügeldecken flach gewölbt, das 9 gewölbter. 
Braunschwarz. L. 9*5—12 mm. — A. Luigionii Leoni, longi- 

Verhandlungen des naturf. Vereines in Brünn. LV. Band. 4 



50 


collis Kr., Baudi, non Sol. — v. insularis Leoni 1 ) — 
Italien (Florenz). grlsea Fbr.-) 

16' Größer, cf und 9 flacher gebaut, der aufgebogene Seitenrand 
des Halsschildes reichlich so breit als die Hälfte der halben 
dorsalen Halsschildbreite. Rostbraun. L. 12—16 mm. — 
Ins. Giglio. Dorlae Leoni 

C' Halsschild in der Mitte mit vollständiger, am Grunde schmal 
geglätteter Längsfurche; Flügeldecken mit sehr hoher, 
gehöckerter 3. Rippe. 

1" Flügeldecken mit hoher 3. gehöckerter und zusammen¬ 
hängender Rippe, welche die Basis nicht ganz erreicht und 
hinten meist verstärkt ist, daneben nach innen mit einem 
kräftigen, kurzen Basalffcltchen der 2. Rippe; die 4. Rippe 
aus gereihten Tuberkeln bestehend, unfern vom oben ganz 
übersehbaren Seitenrande; die gemeinschaftliche Scheibe 
zwischen den hohen 3. Rippen abgeflacht, mit niedrigen 
Haarflecken; die Epipleuren glänzend, sehr fein und spärlich 
gekörnt. • 

2" Rostbraun mit rostroten Fühlern und Beinen, auch unten 
gelblich behaart. Halsschild ungleich punktiert, die Zwischen¬ 
räume der Punkte bilden körnchenartige oder netzartige 
Erhabenheiten, die Rippen und Höckerchen rostgelb borstig 
behaart. L. 9—11 mm. — Bei A. foveicollis A.lld. ist neben 
der Mittelfurche jederseits auf der Scheibe der Flügeldecken 
eine deutlichere Grube vorhanden, welche bei inaequalis oft 
schwach entwickelt ist oder fehlt. — Algier. 

Inaequalis Sol. 

2' Körper ganz schwarz und fein, besonders die Unterseite und 
die Beine schwarz behaart; Halsschild ungleich stark 
punktiert, die Zwischenräume der Punkte bilden keine 
Körner, die Erhabenheiten der Flügeldecken kurz schwarz¬ 
braun, borstig behaart. Klauen der Vordertarsen beim cf 
auffallend verdickt. L. 10—12 mm. — Algier: Monte 
Edough, Tunis (Ain Draham). 

inaequalis subsp. rhytirrhlnm nov. 

x ) Mir unbekannt. 

2 ) Die Beschreibung der A . longicollis von Allard paßt genau auf 
obige Art; nach den angeführten Patriaangaben mag ihm aber auch die 
echte longicollis Sol. Vorgelegen sein; ebenso steckten beide Arten bei 
Kraatz unter einem Namen. Allard hat übrigens später diese Art oft 
fälschlich als inaequalis versendet. 



51 


1' Flügeldecken mit einer sehr hohen, zusammenhängenden, 
tuberkulierten, hinten meist verstärkten Rippe (welche der 
normalen 3. entspricht), diese die Basis in einer Flucht 
erreichend, die Scheibe zur Naht nur mit einer konfusen 
Reihe oft netzartiger, flacher Unebenheiten, die 2. normale 
Rippe fehlt ganz, auch das Basalstrichel derselben; die 
4. normale Rippe hinten dicht neben dem Seitenrande aus 
großen, gelbborstig behaarten Höckern bestehend, welche die 
Seitenrandkante überdecken und sie bei manchen Stücken 
völlig unterbrechen. Die Epipleuren sehr fein und auffallend 
dicht gekörnelt, fein behaart, fast matt. L. 10 mm. — 
Algier. abrupta Fairm.t) 

B' Halsschild kräftig punktiert, die Punkte wenig gedrängt, 
freistehend; selten grob oder grubig und gedrängt punktiert, 
oder fein, dicht, einfach punktiert. — Arten aus C o r s i c a, 
Sardinien und Sizilien. » 

1" Halsschild mit groben, grubenartigen Punkten dicht besetzt, 
ihre Zwischenräume Runzeln bildend, vor dem Schildchen 
mit Längsgrübchen, beim <S breiter als die Flügeldecken, 
letztere nur mit einer hohen Rippe längs der Mitte und 
einigen gereihten Tuberkeln hinten neben den Seiten, die 
gemeinschaftliche Scheibe zwischen den Rippen oval, abge¬ 
flacht. L. 11—12 mm. — Sardinien. (Col. Dr. Kraatz). 

Solleri Gen6. 

P Halsschild ohne grobe, grubige Punktur, ohne Runzeln 
dazwischen, Flügeldecken meistens mit stark entwickelter 
3. Rippe, aber alle andern wenigstens verkürzt oder 
angedeutet. 

2" Die meist kurze, gewöhnlich als Basalfältchen vorhandene 
2. Rippe der Flügeldecken liegt in der Mitte zwischen dem 
Seitenrande und der Naht, oder merklich näher dem Seiten¬ 
rande als der Naht. 

3" Die meisten zackigen Rippen, wovon die 3. stärker entwickelt 
ist, aber keinen auffallend hohen Kiel bildet, deutlich kurz¬ 
borstig behaart; Ober- und Unterseite dicht gelbbraun oder 
braun behaart. 

l ) Allard hat die Verschiedenheit dieser ausgezeichneten Art nicht 
erkannt und Eigenschaften beider Arten der inaequalis zugesprochen. 
Die Epiplenren sind nicht bei inaequalis, sondern bei abrupta so, wie er 
sie beschrieben. 

4* 


L 



52 


4" Kleine Arten von 8 —11 mm. Länge. Halsschild dicht 
punktiert; Prosternum hinter den Vorderhüften vor dem 
Abfalle nur mit einer vortretenden Kante. 

5" Gestreckt, Halsschild beim cf wenig breiter als lang, mit 
schmal abgesetztem Seitenrande, die Hinterwinkel den Basal¬ 
lappen nicht überragend und die Scheibe in den Punkten 
mit kurzen börstchenartigen Haaren, die 2. kurze Rippe 
merklich näher dem Seitenrande als der Naht. Schwarz, 
Beine auffallend dünn. — A. squamulata Leoni var? — 
Corsica. longicolils Sol. 

5' Körper oval, Halsschild quer mit breiter abgesetztem Seiten¬ 
rande, die Basis in der Mitte schwach gerundet, fast gerade, 
die Hinterwinkel über den Basallappen vortretend, Scheibe 
mit flachen ocellierten Punkten dicht besetzt und fein gelb 
behaart; Flügeldecken länglich eiförmig, die 2. kurze Rippe 
an der Basis in der Mitte zwischen Naht und Seitenrand 
befindlich, die 3. zackig zusammenhängend, die 2. ungefähr 
das erste Drittel der Deckenlänge erreichend, die andern 
als schwache Flecken oder Höckerchen markiert. Rostrot, die 
Rippen dunkler behaart. Ein Pärchen als A. grisea von 
Professor Adrian Schuster (Wien) eingesandt. Corsica. 

Schustert n. sp. 

4' Große Arten von 5—20 mm. Länge. Das Basalfältchen der 
2. Rippe steht fast näher dem Seitenrande als der Naht, die 
Rippen fein, flexuos, die 2 inneren und die äußerste meist 
aus mackeiartigen, gereihten Haarflecken bestehend. 
Prosternum hinter den Vorderhüften kräftig vorragend, 
gerade. 

6" Die Seiten des Halsschildes stark und gleichmäßig in einer 
Flucht bis zur Spitze der Hinterwinkel gerundet, ziemlich 
breit abgesetzt und stark aufgebogen, Basis dicht an den 
Hinterwinkeln tief, fast zackig ausgerandet, die Mitte breit 
abgerundet, Scheibe ziemlich lang behaart; Flügeldecken 
nach vorne stark verschmälert, beim cT mit zugespitztem 
Schulterwinkel, die Zwischenräume der Rippen und Uneben¬ 
heiten mit sehr dünnen Härchen besetzt, welche den Unter¬ 
grund nicht ganz verdecken. Die 3. Rippe fein, aber stärker 
als die andern, zusammenhängend beim cf, schwächer und 
meist unterbrochen beim gewölbteren 9. — Corsica, 

Sardinien. corsica Castein. 



53 


6' Die Seiten des Halsschildes gerundet, von der Mitte zu den 
Hinterwinkeln gerade verengt oder selbst vor denselben mit 
einer sehr schwachen konkaven Schwingung, die Hinter¬ 
winkel dadurch spitziger und mehr gerade nach hinten 
gerichtet, die Behaarung der Scheibe viel kürzer; Flügel¬ 
decken wie bei corsica skulptiert, zur Basis beim cf nur schwach 
eingezogen. 

7" Seitenabsetzung des Halsschildes flach aufgebogen, fast 
horizontal, Flügeldecken beim cf und 9 gewölbt, beim cf 
die Scheibe zwischen den 3. Rippen etwas abgeflacht. 
Schulterwinkel des cf fast rechteckig zulaufend, etwas 
abgestumpft. 

8" Halsschild tief, wenig dicht punktiert; Flügeldecken am 
Grunde mit wenig gedrängten Mikrokörnchen und sehr 
kurzer feiner Grundbehaarung, welche den Untergrund 
nirgends vollständig bedeckt; die Rippen meistens mit 
kurzer schwärzlicher Behaarung. — Sardinien. 

Genei Sol. 

3' Halsschild weniger stark aber dichter punktiert, Flügel¬ 
decken am Grunde mit höchst feinen, sandigen, gedrängten 
Mikrokörnchen und sehr gedrängter, kurzer und feiner 
Grundbehaarung, welche den Untergrund völlig bedeckt. — 
Sardinien. — VonLostia zahlreich als Combae versendet. 

Genei subsp. domlnula nov. 

7' Der abgesetzte Seitenrand des Halsschildes stark aufgebogen, 
Scheibe desselben dicht punktiert und kurz behaart, mit 
sehr feiner unpunktierter Mittellinie (welche aber den 
vorigen oft ebenfalls nicht fehlt) und einer Querdepression 
vor der Basis; Flügeldecken kürzer und breiter gebaut als 
bei den vorigen, aber ihnen ähnlich, in beiden Geschlechtern 
zur Basis etwas eingezogen, die gemeinschaftliche Scheibe 
beim cf bis zur linearen, ziemlich stark entwickelten 3. Rippe 
ganz abgeflacht, beim 9 gewölbt, die 3. Rippe beim 
9 fleckig zusammengesetzt, flach, die Rippen roströtlich 
oder rostbraun behaart, der Untergrund wie bei corsica aber 
noch dichter und kürzer behaart. L. 16 mm. —Sardinien. 
— Ein Pärchen von Lostia als Combae erhalten. 

Genei subsp. ignorata nov. 

3' Tiefschwarz, fast kahl aussehend, Halsschild an den Seiten 
in einer Flucht bis zur Spitze der Hinterwinkel gerundet. 



54 


die Absetzung ziemlich stark aufgebogen, die Scheibe 
spärlich punktiert und kurz gelblich, spärlich behaart, 
Flügeldecken oval, zur Basis stark eingezogen, flach gewölbt, 
die ganze Basis im Bogen ausgeschnitten, der Humeral- 
winkel scharfeckig nach außen vortretend, die Rippen fast 
kahl, die erste fehlt, die 2. als Basalftiltchen an der Basis¬ 
mitte, die 3. schräg, linear, stark erhaben, die 4. verkürzt, 
nur, wie gewöhnlich, hinten vorhanden; Zwischenräume 
spärlich gekörnelt und sehr kurz dunkel behaart, fast kahl. 
Unterseite fein bräunlich behaart. L. 13—16 mm. — 
Sardinien. Lostiae Alld. 1 ) 

2' Die kurze 2. Rippe (Basalfalte) der Flügeldecken ist merklich 
mehr der Naht als dem Seitenrande genähert. 

9" Die Ober- und Unterseite ist äußerst fein schwarz behaart, 
schwarz, kahl aussehend; die 3. Rippe der Flügeldecken ist 
linear oder zusammenhängend und kräftig erhaben, stark 
schräg gestellt. Körper tief schwarz. 

10" Die Rippen der Flügeldecken sehr kurz, anliegend, borstig 
behaart, die 2. Rippe von der Basis die Mitte erreichend 
(Stammform), oder auf eine kurze Basalfalte reduziert: 
v. barbaricina Leoni, ( A . exculpta Baudi,) die 3. Rippe ist 
seltener zackig ausgebildet: o. undulata Leoni, die 4. Rippe 
ist meist in Tuberkeln aufgelöst. L. 13—15 mm. -- 
A. piriensis Leoni. — Sardinien. rustica Gene 

10' Die Rippen der Flügeldecken ohne Borstenhaare, fast kahl, 
linear, die 4. Rippe kurz aber vorhanden, meist linear, 
die 2. in der Regel die Mitte der Decken erreichend oder 
überragend. L. 11 — 14 mm. — A. Solarii Leoni. — 
Sardinien, Calabrien. glaclalls Gene 

*) Die ei. Combae Gene ist mir unbekannt. Was ich so benannt 
sah, paßt nicht auf die Beschreibung. Baudi vergleicht sie mit rustica ; 
Leoni bringt sie ganz nahe an Lostiae. Nach letzterem ist der Halsschild 
quer mit kurzer, breiter Mittelfurche, die Basis tief zweibuchtig, die 
Hinterwinkel spitzig. Die Schulterwinkel dreieckig, etwas vorragend; die 
Flügeldecken breitoval beim 9> oval beim c f, die erste Sippe fast erloschen, 
die 2. an der Basis bis zum 1. Drittel der Deckenlänge reichend, die 
3. schräg, zusammenhängend, mäßig hoch, die Seitenränder scharf vor¬ 
ragend, die Scheibe oben abgeflacht, Behaarung wenig dicht und äußerst 
fein und kurz. L. 14—17 mm. — Sardinien. — Leoni zählt noch 
hieher eine v. proxima Leoni. 



55 


9' Die Oberseite der Flügeldecken zwischen den Rippen oder 
Unebenheiten mit gelblicher oder brauner Grundbehaarung, 
oder heller, feiner Beschuppung. 

11" Die 3. Rippe der Flügeldecken sehr hoch, linear oder 
zackig zusammenhängend, die gemeinschaftliche Scheibe 
dazwischen beim cT und 9 ganz flach, horizontal, ausnahms¬ 
weise beim 9 schwach gewölbt, der Seitenrand des Hals¬ 
schildes hoch aufgebogen. — Arten aus Sardinien und 
C o r s i c a. 

12" Flügeldecken sehr dicht mit äußerst kleinen, kurzen 
Schüppchen anliegend bedeckt und nur die Rippen behaart. 
Körper länglich oval, beim cT und 9 ganz flach, mit hoch 
aufgebogenen Seitenrändern der Flügeldecken, die 2. Rippe 
an der Basis als kurzes Fältchen markiert, die 3. rippenförmig, 
linear, die 1. und 4. nur hinten durch einige Höckerchen 
angedeutet. Devillei Leoni ist auf 9 gegründet, bei denen 
die 2. Rippe länger und die 3. mehrfach unterbrochen ist. 
L. 12—15 mm. A. lepidoptera Alld. — Corsica. 

earinata Sol. 

12' Flügeldecken am Grunde zwischen den Rippen mit kurzen, 
steifen, anliegenden Härchen dicht besetzt oder dünn einfach 
behaart, nicht beschuppt. 

13" Flügeldecken an der Seitenrandkante mit ganz kurzen, an 
der Spitze verdickten oder abgestutzten Borstenhärchen 
bewimpert. 

14" Fühler schlanker, Halsschild in den Punkten mit anliegenden 
Haarbörstchen, die zumeist am Ende abgestutzt oder dicker 
sind. Flügeldecken am Grunde der abgeflachten 
Scheibe mit einer Mikropunktur, ohne deutliche 
Körnchen, die 2. Rippe kurz, ein Basalfältchen bildend, 
die 3. lang, linear, beim 9 manchmal etwas zackig, die 
1. und 4. durch kleine Höckerchen angedeutet, die Rippen 
kurz braunborstig behaart. Kleiner als die nächste Art. 
L. 9—11 mm. — Sardinien: Golfo Aranci. 

Doderol Leoni. 

14' Fühler meistens dicker, Halsschild mit börstchenformiger, 
anliegender Behaarung, die Härchen zur Spitze nicht dicker, 
die Rippen der Flügeldecken kurz braun oder schwärzlich, 
selten rostgelb behaart, die abgeflachte Scheibenmitte 



56 


mit Mikrokör neben. Größere Arten von 12—14 mm. 
Länge. 

15" Die 2. Rippe der Flügeldecken die Mitte überragend, die 
erste mit starker Tuberkelreihe vor der Spitze. 

Halsschild an den Seiten sehr stark gerundet, die Basis 
neben den Hinterwinkeln tief, fast eckig ausgerandet, der 
Basallappen ist im Niveau der Hinterwinkel breit und 
flach ausgebuchtet, Flügeldecken beim 9 breit oval, Basis 
jederseits in der Mitte ziemlich tief ausgebuchtet, die 
Schulterwinkel daher nach vorne vorragend, aber am Ende 
breit abgerundet; die 2. Rippe linear, bis zur Mitte reichend, 
die 3. vorne (wie gewöhnlich) etwas verkürzt, hoch, zitterig 
zusammenhängend, beim c? wahrscheinlich linear, die 4. und 1. 
hinter der Mitte mit einer kräftigen Tuberkelreihe, Marginal¬ 
rand fein aufgebogen. Schwarz, braun behaart, Halsschild 
dicht, wenig stark punktiert, mit sehr schmaler punktfreier 
Mittellinie, Flügeldecken wenig dicht und äußerst kurz gelb¬ 
braun behaart, die Rippen und Erhabenheiten kurz schwarz 
borstig behaart; Fühler ziemlich schlank, die Glieder länger 
als breit, das 10. quer. L. 13 mm. — Corsica. — Ein 
9 in der Kollektion vou Dr. Stierlin. (0. Leonhard). 

Stierlini n. sp. 

15' Die 2. Rippe der Flügeldecken auf ein Basalfältchen 
reduziert, die erste hinten ohne verstärkte Tuberkelreihe. 

16" Halsschild an den Seiten mäßig gerundet, der Basallappen 
nicht ausgebuchtet, Flügeldecken an der Basis fast gerade, 
die 2. Rippe gewöhnlich auf eine kurze Basalfalte reduziert, 
die 3. kräftig, zitterig zusammenhängend, die 1. fehlend oder 
nur mit seichter Fleckenreihe; Fühler dicker. Schwarz, 
Oberseite bräunlich oder braungelblich, die Rippen dunkel¬ 
braun oder schwärzlich behaart. L. 12—14 mm. Sardinien: 
Dorgali. dorgallensls Leoni. 

16' Flügeldecken wie bei der vorigen, aber die 3. Rippe hoch, 
linear, Oberseite dicht gelb oder grau, fein behaart, die 
Rippen mit gleichfarbiger Behaarung. L. 12—14 mm. — 
Sardinien: Monte Albo, Lula. 

dorgaliensis var. montalblca Dodero i. lit. 

13' Flügeldecken an der Seitenrandkante mit kurzen, senkrecht 
abstehenden Borstenhärchen bewimpert, diese am Ende zuge¬ 
spitzt. Die 3. Rippe, besonders beim 9 gezackt, die 2. hinter 



57 


der Basalfalte durch feine Tuberkeln fortgesetzt, auch die 
1. und 4. ähnlich fein tuberkuliert; alle Rippen dunkler 
behaart. Halsschild seitlich ziemlich schmal abgesetzt, in beiden 
Geschlechtern schmäler als die Flügeldecken in der Mitte. 
L. 9'3—12*5 mm. — Sardinien: Lula. 

lulensls Dodero i. 1. 

11' Die 3. Rippe der Flügeldecken fleckig oder zackig zusammen¬ 
hängend, oder dicht unterbrochen,' niedrig, kaum höher als 
die anderen ähnlichen Fleckenreihen; die Oberseite der 
Flügeldecken beim cf schwächer, aber deutlich, beim 
9 stärker gewölbt; die gemeinschaftliche Scheibe zwischen 
den 3. Rippen auch beim cf nicht deutlich abgeflacht. 

17" Flügeldecken zwischen den Rippen oder Haarflecken mit 
deutlicher feiner Grundbehaarung, nicht beschuppt. 

18" Kopf nur mit sehr seichtem Quereindruck, spärlich punktiert, 
Halsschild mit wenig dichter, kräftiger Punktur, Flügel¬ 
decken lang oval. 

19" Unterseite und Beine rostbraun behaart, Körperform 
gewöhnlich größer. L. 12—16 mm. — A. cribricollis Leoni 
anguatata Leoni. — Sizilien. Goryi Sol. 

19' Unterseite, Schenkel und Schienen, oft auch zum größten 
Teile die Oberseite fein schwarz behaart. Kleinere, ge¬ 
wölbtere Form, die von Vitale zahlreich gesammelt wurde. 
L. 12—14 mm. — Sizilien. Goryi var. atrfventris nov. 

18' Kopf mit tiefer Querfurche, konkav, stark und gedrängt 
punktiert, Halsschild dicht punktiert, hinter der Mitte am 
breitesten, mäßig breit abgesetzt und aufgebogen, Basis stark 
doppelbuchtig, oben dicht goldgelb behaart, Flügeldecken, 
kurz oval, fein und kurz gelb behaart, die 1., 2. und 4. Rippe 
seicht, aus genetzten Schrägflecken bestehend, die 2. vorne 
mit einem linearen Basalkielchen, die 3. ähnlich wie die 
andern, aber kräftiger und mehr weniger zusammenhängend, 
die Rippen braunborstig behaart, Schulterwinkel abge¬ 
stumpft. Der Goryi ähnlich, kleiner, gedrungener und 
gewölbter; Unterseite dicht bräunlich gelb behaart. L. 12 mm. 
— A. cavifrons Reitt. i. 1. — Sardinien: Cagliari. 2 alte 
Stücke in meiner Kollektion. sardoa Leoni. 1 ) 

] ) Diese Art, die ich als cavifrons beschreiben wollte, dürfte mit 

sardoa Leoni identisch sein. Ich besitze 2 q, Leoni sah nur Q. 



17' Flügeldecken zwischen den gereihten Erhabenheiten mit 
hellen, kleinen Schüppchen dicht besetzt, die letzteren wenig 
länger als breit, hinten breiter und abgestutzt. Halsschild 
von der Breite der Flügeldecken, quer, der abgesetzte 
Seitenrand gleichmäßig abgesetzt und aufgebogen, an den 
Seiten gerundet, die Basis sehr schwach doppelbuchtig, oben 
stark, wenig gedrängt punktiert, fein gelb, kurz behaart, 
mit kleinen Fensterflötken, die Scheibe oft mit feiner Mittel¬ 
linie und häufig mit 2 oder 4 flachen, kleinen Dorsal¬ 
grübchen; Flügeldecken oval, mit abgerundeten Schulter¬ 
winkeln, die erste Rippe besteht aus kleinen gereihten, am 
Abfalle aber viel stärkeren Haarflecken, ebenso die 2. und 4. 
aus Haarfleckenreihen bestehend, aber die 2. an der Basis 
mit Basalkielchen, die 3. Rippe teilweise zackig zusammen¬ 
hängend oder teilweise linear, hinten meist unterbrochen, 
kaum stärker als die andern, d 1 schmäler und schwächer 
gewölbt, 9 breiter, gewölbter. L. 12—14 mm. — Corsica. 

squamigera n. sp. 1 ) 

Untergattung: Euryasida nov. 

Hieher nur eine mir bekannte Art: 

Breit oval, flach, Halsschild an der Basis von der Breite 
der Deckenwurzel, konkav, uneben, dicht raspelig, stark punktiert, 
die Sutaralrippe der Flügeldecken schließt zwischen der Dorsal¬ 
rippe tiefe netzartig begrenzte Gruben ein, ebenso der Zwischen¬ 
raum an den Seiten, der Seitenrand beim cT stark, beim 9 schwächer 
leistenförmig erhaben. Unterseite braun behaart. L. 10—15 mm. 
— Balearen. Barceloi Perez. 

Untergattung: DoliChasIda nov. 

Arten aus Spanien und den Balearen. 

1" Halsschild punktiert, Basallappen tief ausgerandet, Basis der 
Flügeldecken zur Aufnahme des Basallappens des Hals- 

*) Diese Art wurde bisher verkannt, sie befindet sich in den 
Sammlungen als 9 hoi carinata , wahrscheinlich wegen der ähnlichen Be- 
schuppung der Flügeldecken. Die $ der carinata sind ganz ähnlich wie 
die <$, ebenfalls ganz flach und mit hoher 3. Rippe, aber viel breiter 
gerundet. Bei obiger Art ist das rf vom 9 ebenfalls wenig verschieden. 
Die squamulata Leoni ist nach dem Autor selbst wahrscheinlich eine 
Var. von longicollis ; sie ist flacher und nur 9 mm. lang. 



59 


Schildes breit bogig ausgerandet, Prosternum hinter den 
Hüften vorragend. L. 16—18 mm. — Balearen. 

Moraguesi Schauf. 

P Halsschild granuliert, Basallappen nicht ausgerandet; 
Prosternalspitze hinter den Hüften niedergebogeu. 

2" Flügeldecken ohne Rippen, höchstens mit kleinen gereihten 
Haarfleckchen, gewölbt. Basallappen des Halsschildes mehr 
weniger grübchenformig niedergedrückt. 

3" Einfarbig schwarz, Fühler und Beine rostrot, die Schulter¬ 
winkel spitzig nach außen vortretend, fast hakig. 

4" Halsschild fein gekörnt, die Seiten schmal aufgebogen, oben 
außerordentlich kurz behaart, Flügeldecken gewölbt, gleich¬ 
mäßig gekörnelt, die Körnchen nur etwas kleiner als jene 
des Halsschildes, oben ohne oder mit sehr kleinen, kurz gelb- 
behaarten Fleckenreihen. L. 10—14 mm. Spanien: 
Murcia, Abacete, Valenzia, Solana. esteparia Escal i. i. 

4' Halsschild grob gekörnt, ziemlich lang behaart, die Seiten 
breiter abgesetzt und aufgebogen, Flügeldecken nur mit 
kaum sichtbarer, mikroskopisch feiner Körnelung am Grunde 
und mit 4 gelbbraunen oder lang rostfarbig behaarten 
Fleckenreihen. L. 11—12 mm. — Spanien: Escorial, 
Pozuelo de Caletrave. (Col. Prof. Schuster.) 

setlpennis Alld. 

3' Rostbraun, Flügeldecken heller braunrot, die Schulterwinkel 
klein, spitzig, wenig vorragend, Halsschild gekörnt, nach 
vorne undeutlich stärker verengt, Flügeldecken feiner als 
der Halsschild gekörnelt, mit einigen Gruppen größerer 
Körnchen, die zu 4 Längsreihen angeordnet und mit kurzen 
rostfarbigen Börstchen besetzt sind. Beide Geschlechter von 
einander wenig verschieden. L. 10—12 mm. Spanien: 
Valenzia. valentlna Escal i. 1. 

2' Flügeldecken lang, mit 2 hohen Rippen, die 1. und 4. durch 
kleine gereihte Höckerchen angedeutet, zwischen den Mikro¬ 
körnchen am Grunde mit einzelnen größeren, die Rippen 
mit starken Körnchen, diese borstig behaart und hinten, 
besonders beim 9 netzförmig gestört, die Basis außen bis 
zur 2. Rippe mit etwas erhabener Leiste; Halsschild stark 
gekörnt, deutlich behaart, Basis außen sehr tief ausgerandet, 
mit plötzlich vortretenden Basallaßpen und scharfspitzigen 



60 


Hinterwinkeln. L. 12—15 mm. — A. angusta Alld., 
Fuentei Fairm. — Spanien und Portugal. 

gibblCOlliS Perez. 1 ) 

Untergattung: Lept&Sida nov. 

(Halsschildbasis selten breiter als die Wurzel der Flügel¬ 
decken, letztere ohne spitzigen Humeralzahn, oben mit einfachen, 
rudimentären Körnerreihen oder ganz ohne Unebenheiten; die 
Körnchen nicht gruppenweise angeordnet, keine Faszikeln bildend.) 

Arten aus Spanien, Portugal und den Balearen. 

1" Flügeldecken mit 2 hohen, einreihig und spitzig gekörnten 
Rippen, die 2. Rippe die Basis erreichend und vorne ver¬ 
stärkt, länger als die 3., beide hinten in Tuberkeln aufgelöst, 
Basalrand außen bis zur 2. Rippe fast kielförmig erhöht. 
Halsschild stark spitzig gezähnt. Rostbraun. L. 10—13 mm. 
Spanien: Valenzia, Barcelona etc. Dleckl Alld. 

V Flügeldecken ohne hohe Rippen, meist nur mit einem 
Basalkielchen der 2. normalen Rippe. 

2" Halsschild punktiert, der Basalrand stark doppelbuchtig mit 
weit nach hinten verlängertem Basallappen, dieser in der 
Mitte dicht vor dem Schildchen meistens durch ein flaches 
Grübchen niedergedrückt; dunkelbraun mit rostroten Fühlern 
und Beinen, cf und 9 abgeflacht mit scharfer, schmal auf¬ 
gebogener Seitenrandkante der Flügeldecken. L. 12—15 mm 
Balearen. planipennis Schauf. 

2' Halsschild granuliert, Basis des Halsschildes schwach doppel¬ 
buchtig, fast gerade. 

3“ Halsschild mit deutlicher Behaarung, der aufgebogene 
Seitenrand wird durch eine angedeutete Längsfurche begrenzt, 
Flügeldecken mit stellenweise deutlich gereihten Körnern 
besetzt. 

4" Die Behaarung des Halsschildes und der Flügeldecken ist 
außerordentlich kurz, fast staubförmig, die Härchen am 
Halsschilde, die an der Basis der Körnchen entspringen, 
erreichen kaum das nächste dahinter befindliche Körnchen, 
die Härchen auf den Flügeldecken sind noch etwas kürzer. 
Flügeldecken des cf ganz flach, beim 2 sehr wenig gewölbter; 

') A. liebes Rosenh. gehört nicht hieher, sondern zu minuta Ramb. 
als Synonym. 



61 


das Basalf&ltchen ist der Schulterecke ein wenig mehr 
genähert als der Naht. Fühler und Tarsen rostrot. 

5" Hintertarsen lang, viel länger als die halben Schienen, Glied 1 
fast so lang als das Klauenglied, Glied 2 und 3 gestreckt. 
Halsschild breit abgesetzt und aufgebogen. L. 9—13 mm. — 
Spanien: Alicante, Alto Atalaya. Rico! Martinez 

5' Hintertarsen kurz, die Mitte der Schienen sehr wenig über¬ 
ragend, Glied 1 viel kürzer als das Klauenglied, Glied 2 
und 3 kaum länger als breit. Halsschild schmal abgesetzt 
und schwach aufgebogen. Schmal, Oberseite beim cT und 9 
leicht gewölbt. L. 9—11 mm. — A. faitima Esc. i. 1. (nach 
v. Heyden), Fatima Esc. i. 1. (nach Koltze). — Spanien: 
Murcia (Aquillas). Zalda Esc. i. 1. 

4' Die Behaarung der Oberseite ist normal, sehr deutlich, die 
Härchen des Halsschildes erreichen nach hinten die nächsten 
Körnchen, auf den Flügeldecken ebenfalls. 

6" Körper mittelgroß, Fühler lang und dünn, die Glieder zur 
Keule länglich, Glied 3 reichlich dreimal so lang als breit. 

7" cf ganz flach, Halsschild mit hoch aufgebogenen Seitenrändern, 
Basis doppelbuchtig, Flügeldecken parallel, das Basalfältchen 
näher der Naht als dem Seitenrande, letzterer scharfkantig 
vortretend; Flügeldecken des 2 schwach gewölbt und etwas 
kürzer. L. 9—11 mm. — A. Paulinoi Alld. — Spanien 
und Portugal: Sierra Nevada, Huejas, Coimbra. 

pygmaea ßamb. Rosenh. 1 ) 

V (f und 5 gewölbt, die Seiten des Halsschildes flach auf¬ 
gebogen, Basis fast gerade, Flügeldecken oval, dicht hinter 
der Mitte am breitesten, auch zur Basis eingezogen, das 
Basalfhltchen steht in der Mitte zwischen Naht und Seiten¬ 
rand. L. 9—11 mm. — Spanien: Sierra Segura, Agramon 

*) Escalera (Bol. Soc. Esp. Hist. Nat., 1909, 136) sagt, daß diese 
Art za seinem (aber unbeschriebenen) Subg. Planasida gehöre, die pygmaea 
Alld. (non Ramb.) hingegen zu Gracilasida (ebenfalls unbeschrieben). Nun 
ist aber die pygmaea All. *=» basiplicata Heyd. — confusa Kr., von 
putillima Kr., die ebenfalls eine Gracilasida sein soll, subgenerisch weit 
verschieden, dagegen kann die pusillima nicht aus der Artengruppe von 
pygmaea Ramb., die angeblich eine Planasida sein soll, entfernt werden. 
Nachdem beide Gruppennamen nicht beschrieben wurden und sich diese 
mit meinen nicht decken, so habe ich es vorgezogen, sie zu ignorieren, 
wie es anch Gebien in seinem Kataloge der Tenebrioniden getan hat. Es 
genügt nicht zu einem Subgenus-Namen nur einige Arten anzuführen, 
welche diesen repräsentieren sollen. (Nomen nudum.) 



62 


(Abacete). Wurde fälschlich von Schramm zahlreich als 
segurensis verbreitet. Ithae n. sp. 

6' Körper klein, schwarzbraun oder braun, Fühler kürzer, die 
Glieder zur Keule nicht länger als breit, Glied 3 etwa 
doppelt so lang als breit. Halsschild sehr fein granuliert mit 
hoch aufgebogenen Seitenrändern, Basis sehr flach doppel- 
buchtig. Flügeldecken ziemlich kurz oval, auch zur Basis 
eingezogen, mit feinem, aufgebogenem Basalrande, das Basal- 
fältchen der Naht mehr genähert als dem Seitenrande; Beine 
dünn, Glied 1 der Hintertarsen viel kürzer als das Endglied, 
Glied 2 und 3 wenig länger als breit. L. 7‘5—8'5 mm. — 
Ein Pärchen in Col. Kraatz, das 9 unvollständig. — 
Spanien: Sierra Nevada. pusllllma Kr. 

3' Oberseite mit kaum sichtbarer Behaarung, kahl aussehend, 
Halsschild mit breitem, besonders beim cf sehr stark auf¬ 
gebogenem Seitenrande, die Absetzung von der Scheibe durch 
eine ziemlich scharfe Längsfurche geschieden, Hinterwinkel 
scharf rechteckig, Flügeldecken ganz gleichmäßig gekörnelt, 
ohne deutliche größere Körnerreihen und ohne Spur von 
Haarflecken, das Basalkielchen steht fast in der Mitte zwischen 
Naht und Seitenrand. Schwarz, Fühler und Tarsen rostbraun, 
Flügeldecken beim d 1 lang oval, ganz flach mit fein gehobener 
Seitenrandkante, das 9 ist gewölbter, kürzer und breiter oval 
und der kürzere Thorax weniger hoch aufgebogen. Länge 
12—14 mm. — Spanien: Molinikos. akisoldes Escal. 

Untergattung: Trachaslda nov. 

(Flügeldecken mit Rippen oder gereihten Haarfleckeu. 
Schienen rauh.skulptiert, wenig dicht, kurz behaart, die steifen 
Härchen den Untergrund nicht deckend, Vorderschienen am 
Außenrande gezähnelt oder stark gekerbt, unten zur Spitze 
abgeflacht oder konkav.) 

Arten aus Spanien, Portugal, Algier und Marokko. 

1" Flügeldecken an der Spitze einzeln breit abgerundet, die 
3. aus Tuberkeln gebildete Rippe verstärkt und hinten zur 
Naht gewendet mit großen, zusammenhängenden Höckern, 
wovon noch 1—2 dicht dahinter neben der Naht stehen. 
Langgestreckt, rostbraun, Halsschild dicht punktiert, nach 
vorne verengt, mit breit und hoch aufgebogenen Seitenrändern, 



63 


Flügeldecken lang, hinter der Mitte verbreitert, flach gewölbt. 
L. 15—16 mm. — A. Cardonae Perez, horrens Schauf. — 
Balearen. Reichei Alld. 

1* Flügeldecken an der Spitze fast gemeinschaftlich abgerundet; 
Halsschild granuliert. 

2" Prosternum hinter den Vorderhüften vorragend, mehr weniger 
zugespitzt. Die hintere Hälfte der Halsschildseiten mit den 
Flügeldecken in einer Flucht gerade verlaufend und parallel, 
die Hinterwinkel scharfeckig und die fast gerade Basismitte 
überragend, Flügeldecken beim cf und 9 ohne scharf abge¬ 
setzte und aufgebogene Seitenrandkante, nur die rechteckigen 
Schulterwinkel etwas gehoben, ihre Oberseite mit kleinen 
gereihten Haarflecken; Schenkel glänzend, glatt, einzeln grob 
punktiert, cf flach, 9 schwach und regelmäßig gewölbt. 
L. 12—16 mm. — Südspanien (Gibraltar), Marokko. 

Inquinata Rosenh. 

2' Prosternum hinter den Hüften mehr weniger stark nieder¬ 
gebogen, nicht vorragend, Halsschildseiten gerundet, auch zur 
Basis etwas verengt, nicht in gerader Flucht mit den Seiten 
der Flügeldecken verlaufend, Flügeldecken wenigstens beim 
cf mit feiner, schmal abgesetzter Seitenrandkante, Schenkel 
dicht, meist raspelartig punktiert. 

3" Halsschild an den Seiten breit abgesetzt und aufgebogen, 
gleichmäßig gerundet, mit langen, spitzigen, den Basallappen 
weit überragenden Hinterwinkeln. Flügeldecken nur mit sehr 
seichten gereihten Haarflecken, schwach gewölbt, länglich 
oval mit abgerundeten Schulterwinkeln. Schwarz, Fühler 
dünn, rostrot. L. 12—14 mm. — Andalusien; selten. 
(Col. Kraatz.) marglnlcollis Rosenh. 

3' Die Hinterwinkel des Halsschildes nicht lang und spitzig, 
nicht oder wenig den Basallappen überragend. 

4" Hintertarsen schlank, Glied 1 derselben so lang oder sehr 
wenig kürzer als das Klauenglied, Glied 2 und 3 beträchtlich 
länger als breit. Die gereihten Unebenheiten auf den Flügel¬ 
decken schwach und niedrig, beim 9 oft ganz fehlend, diese 
nur kurz borstig behaart. Die Behaarung der Oberseite in 
der Regel sehr kurz. 

5" Basis der Flügeldecken außen bis zu dem sehr kräftigen 
Basalfältchen, welches etwas näher dem Seitenrande als der 



(34 


Naht steht, kielartig gehoben. Die Haarfleckenreihen klein 
und oft undeutlich. L. 12—14 mm. — A. pygmaea Alld. 
non Rosenh., basiplicata Heyd. — Spanien (Arragonien, 
Vilez etc.). confusa Kr. 

5' Basis der Flügeldecken außen nicht hoch, nicht kielartig 
gekantet. 

6" Groß, Flügeldecken länglich oval mit abgeschrägten Schultern 
und stumpfen Humeralwinkeln, die Basis über dem in der 
Mitte der Decken befindlichen Basalfhltchen winkelig nach 
vorne vorragend, die Scheibe ohne Spur von Streifen, der 
Halsschild stark granuliert und oft kaum sichtbar behaart. 
L. 14—18 mm. — A. GhiHanii Baudi, garuchensis Escal. i. 1. 
— Spanien: Alicante, Lorea, Vilez Rubio etc. 

Brückl Alld. 

6' Flügeldecken länglich oval, beim 9 mit abgerundeten, beim 
<3 mit stumpfeckigen Schultern, die Basis einfach, gerade, 
Basalstrichel wenig entwickelt, als Haarstreifen fortgesetzt, 
die Scheibe mit flachen Längsfurchen, die abwechselnden 
Zwischenräume, welche den normalen vier Rippen ent¬ 
sprechen und streifenartige, regelmäßige, ganz zusammen¬ 
hängende, dunklere braune Haarflecken tragen, höher als die 
anderen, die 1. Rippe fast die Spitze erreichend, am Grunde 
zwischen den Rippen ganz kurz aber dicht und deutlich 
gelbgrau behaart; Halsschild an der Basis so breit als die 
Wurzel der Flügeldecken, nach vorne stark gerundet ver¬ 
engt, quer, die Seiten ziemlich schmal abgesetzt aber hoch 
aufgebogen, mit vortretenden, lappig gerundeten Hinter¬ 
winkeln und flach doppelbuchtiger Basis, deren Mitte das 
Niveau der Hinterwinkel nicht überragt, Scheibe nur sehr 
fein granuliert und kurz und dicht gelblich behaart; beim 
cT mit der Spur einer Mittellinie. L. 12 mm. — Spanien: 
C. de Cavallo, Vilez Rubio. Ein 9 von Herrn J. Daniel 
als pygmaea erhalten. = Globasida intermedia Escal. 1 ) 

4' Hintertarsen kürzer, Glied 1 viel kürzer als das Klauenglied, 
Glied 2 und 3 wenig länger als breit; Grundbehaarung der 
Oberseite normal, jedes Haar erreicht das dahinter befindliche 
nächste, die 4 Fleckenreihen der Flügeldecken schmal, ver¬ 
hältnismäßig lang gelb oder braunborstig behaart. 

!) Gehört systematisch zu Globasida, wo ebenfalls auf sie hin¬ 
gewiesen wird. 



65 


7" Basis der Flügeldecken außen vom Schulterwinkel zum 
ziemlich entwickelten Basalkielchen der 2. Fleckenreihe kiel¬ 
förmig gerandet. Gedrungene Art. L. 11—13 mm. — 
Spanien: Torvente, Valenzia. Moroderi Escal i. 1. 

V Basis der Flügeldecken ungekielt. 

8" Die 2. und 3. Rippe der Flügeldecken bis gegen die Mitte 
oder darüber linear zusammenhängend; das Endglied der 
Fühler nur halb so lang als das 10. Der Basallappen des 
Halsschildes mit der Spur einer Ausbuchtung. Körper schwarz, 
dicht gelbbraun behaart, die 1. und 4. Rippe aus gereihten 
Fleckchen bestehend, alle Rippen kurz braunborstig behaart, 
L. 10—12 mm. — Spanien: Ponferada; von Paganetti 
zahlreich gesammelt. Wankai n. sp. 

8' Auch die 2. und 3. Rippe fleckig unterbrochen, Endglied 
der Fühler die Mitte des vorhergehenden überragend. Der 
Basallappen des Halsschildes ohne Spur einer Ausbuchtung. 
Körper rostbraun. Hieher 3 sehr ähnliche, schmale Arten aus 
Algier; eine davon auch in Südspanien. 

9" Die Grundbehaarung der Flügeldecken ist nicht börstchen- 
förmig sondern einfach, kurz und dünn, aber jedes Härchen 
erreicht das dahinter befindliche nächste, daher ziemlich dicht 
erscheinend. Flügeldecken beim cf leicht, beim $ stärker 
gewölbt, die Schulterwinkel sind stumpfeckig oder fast 
abgerundet, die Fleckenreihen lang abstehend borstig behaart. 

10" Alle Schienen sind lang und weich behaart, die Haare die 
nächsten hinteren überragend, ziemlich dicht und schräg 
abstehend; Halsschild breit abgesetzt und aufgebogen, die 
Absetzung ein Drittel der halben Dorsalbreite, von der 
Absetzung bis zur Halsschildmitte einnehmend, breiter als 
lang, die Seiten auch beim cT nach vorne stärker als zur 
Basis verengt, die Fühler zur Keule mit gestreckten Gliedern, 
diese auch beim 9 viel länger als breit. Glied 2 und 3 der 
Hintertarsen etwas länger als breit. L. 9—12 mm. — 
A. complanata Luc. — Südspanien, Algier, Oran, 
Tanger. rufIcornis Sol. 

10' Die Schienen sind kurz und spärlich behaart, die Härchen 
steifer, keines überragt das dahinter befindliche nächste, 
dazwischen einzelne spärliche Wimperhaare an den Seiten. 
Halsschild schmal abgesetzt, die Absetzung weniger als 

Verhandlungen des natnrf. Vereines in Brünn. LV. Band. 5 



66 


Vs der halben Dorsal breite einnehmend, beim <$ fast so lang 
als breit und nach vorne nicht stärker, oft aber zur Basis 
ein wenig mehr verengt, beim 9 breiter als lang. Die 
Fühler kürzer, die Glieder zur Keule nicht oder sehr wenig 
länger als breit; Glied 2 und 3 der Hintertarsen kaum 
länger als breit. Kleinere, schmälere und gewölbtere Art als 
die vorige. L. cf 8—9, 9 9—10 mm. — Algier, Oran. 
Wurde seit Jahren von mir und Staudinger unter dem 
beibebaltenen Namen zahlreich versendet. Lefraneel n sp. 

9' Die Grundbehaarung der Flügeldecken ist fast staubförmig, 
außerordentlich kurz, kein Härchen erreicht das nächste 
dahinter befindliche, die Oberseite daher (bei erdfreien 
Stücken) spärlich behaart erscheinend und glänzender. Hals¬ 
schild mit breit abgesetztem und stark aufgebogenem 
Seitenrande, Vorderwinkel spitzig; Flügeldecken beim cT 
ganz flach mit ziemlich breit abgesetzter und aufgebogener 
Seitenrandkante und fast rechteckigen Schulterwinkeln; 
beim 9 gewölbt, oval mit schmal abgesetzter Seitenrand¬ 
kante und stumpfen Schulterwinkeln, die Fleckenreihen schmal 
und kürzer' borstig behaart. Endzahn der Vorderschienen 
beim <$ wenig lang. Glied 2 und 3 der Hintertarsen beim 
<S merklich länger als breit. Rostbraun. L. 10—12 mm. — 
Oran: Sidi-bel-Abbes. Geblenf n. sp. 

Untergattung: GlOb&Sida Escalera. 

Letztes Fühlerglied stärker entwickelt. Vorderschienen am 
Außenrande ungezähnt, die Unterseite derselben nicht abgeflacht, 
alle Beine sowie die Unterseite sehr dicht anliegend weich 
behaart, ohne Stachelborsten oder größere Unebenheiten, fast 
matt. Halsschild mit breit aufgebogenen Seitenrändern und 
gewölbter Scheibe, die Basalausbuchtung liegt dicht an den 
abgestumpften Hinterwinkeln und ist mehr weniger tief. 

Arten aus Spanien, Portugal und westlichem Nord¬ 
afrika. 

1" Die fleckig unterbrochenen, dunkler erscheinenden Rippen der 
gleichmäßig gewölbten Flügeldecken sehr lang abstehend 
braunborstig behaart, auch die Zwischenräume mit solchen 
langen, vereinzelten Haaren. L. 12—14 mm. — Spanien: 
Algeciras, Alicante. cartagenlca Escal. 



67 


1' Die Fleckenrippen der Flügeldecken normal, kürzer ab¬ 
stehend borstig, oft fast anliegend behaart. 

2" Basis des Halsschildes neben den Hinterwinkeln sehr tief 
ausgerandet, die Hinterwinkel mehr weniger das Niveau des 
Basallappens überragend. 

3" Der stark aufgebogene Seitenrand des Halsschildes ist sehr 
breit und vorne vor der Scheibe längsfurchig begrenzt, er 
ist halb so breit als die halbe Dorsalbreite von der Absetzung 
zur Halsschildmitte; die Hinterwinkel spitzig; Flügeldecken 
in beiden Geschlechtern gewölbt und alle Rippen fleckig 
gereiht und schmal büschelförmig braunborstig behaart. 
L. 11—15 mm. — A. mauritana Escal. — Südspanien, 
Algier, Marokko (Melilla). sinuatocollis Sol. 

3 ' Halsschild mit weniger breit abgesetzten, ebenfalls stark, 
aufgebogenen Seitenrändern, diese nicht scharffurchig begrenzt, 
die Hinterwinkel etwas kürzer, Flügeldecken oval, mit fein 
gereihten Unebenheiten, die 2. Reihe mit Basalkielchen, 
die 3. Rippe höher, nach hinten etwas verstärkt und zur 
Naht gebogen, ohne sie zu erreichen, die gemeinschaftliche 
Scheibe zwischen diesen erhöhten Rippen beim cT ganz 
abgeflacht, beim $ flach gewölbt. Braun, die Seiten des 
Körpers oft heller rostbraun. L. 11- 14 mm. — Andalusien. 

dncta Rosenh. 

, 2 ‘ Basis des Halsschildes neben den Hinterwinkeln weniger 
tief ausgerandet und die letzteren das Niveau des Basal¬ 
lappens nicht überragend. 

4" Die gereihten, kurz braunborstig behaarten Flecken der 
Flügeldecken dicht gestellt, rippenartig zusammenhängend, 
alle, oder wenigstens die inneren 3 ganz gleichartig aus¬ 
gebildet, die erste nicht schwächer als die mittleren aus¬ 
geprägt und nahezu wie die 2. fast die Basis erreichend ; 
ein verstärktes und verkürztes Basalfältchen ist nicht 
gesondert vorhanden; die etwas tiefer liegenden Zwischen¬ 
räume heben sich fast als flache Längsfurchen ab, diese oft 
mit Spuren von Längsstreifen. Schulterwinkel beim c? sehr 
stumpf, beim 9 abgerundet. Halsschild nach vorn stark 
verengt, mit schmal aufgebogenen Seitenrändern, Scheibe 
sehr fein und dicht granuliert und fein und dicht gelblich 
behaart. Flügeldecken am Grunde mit sehr feiner, kurzer, 

5 * 


68 


aber sehr dichter gelblichgrauer Behaarung. Fühler dünn. 
L. 12 mm. — Südspanien; Algier. 

Intermedia Escal. 1 ) 

4' Die 1. Rippe der Flügeldecken ist nur aus kleinen Haar¬ 
flecken bestehend, viel schwächer als die 3. ausgebildet und 
fehlt manchmal ganz. 

5" Die Schulterwinkel der Flügeldecken manchmal in der 
Anlage rechteckig aber die Spitze vollkommen breit abge¬ 
rundet, nicht eine stumpfe Ecke bildend. 

6" Die Grundbehaarung zwischen den Unebenheiten der Flügel¬ 
decken mit geschlossener Behaarung, die Härchen sind dünn, 
einfach dicht gestellt und einander übergreifend. 

7" Die Fleckenstreifen ziemlich breit und zahlreich unter¬ 
brochen, alle ähnlich gebildet, die 2. und 3. Rippe lang, 
alle mit ziemlich langen, dicht gestellten, büschelartigen, 
zusammenlaufenden, gelben oder braunen Borstenhaaren 
besetzt, die auch bei der Seitenansicht nicht einreihig gestellt 
erscheinen. Körper ziemlich parallel, lang oval, beim 9 kürzer 
und breiter oval, beim cf in der Mitte, beim 9 manchmal 
etwas hinter der Mitte am breitesten, die 2. und 3. rippen¬ 
artige Fleckenreihe gleichartig, die 3. vorne nur sehr wenig 
verkürzt. Halsschild beim 6 nicht deutlich, beim 9 wenig 
schmäler als die Flügeldecken in der Mitte. Der 
A. ruficornis ähnlich, aber robuster gebaut. L. 10—13 mm. 
— A. Bonvouloiri Alld., elongata Ramb. — Andalusien, 
Algier. oblonga Ramb. 

7' Die Fleckenstreifen der Flügeldecken schmal, der 3. wenigstens 
auf der vorderen Hälfte linear zusammenhängend und nach 
hinten ein wenig verstärkt, der 2. meist bis zur Mitte 
reichend, der 1. nur aus kleinen Haarmakeln bestehend, 
alle braun oder dunkel behaart, bei der Seitenansicht die 
3. Rippe scheinbar mit einreihig behaarter Kante. Länglich 
oval, beim 9 kürzer, die Flügeldecken beim c? länglich 
oval, beim 9 kürzer mit etwas bauchiger oval und gleich¬ 
mäßig gewölbt, in der Mitte viel breiter als der Halsschild; 
die gemeinschaftliche Scheibe zwischen den 3. Rippen beim 
d 1 schwach abgeflacht. Braun ; L. 10—12'5 mm. — In Süd¬ 
spanien weit verbreitet, bei Cartagena häufig. Von A. cincta 
vielleicht nicht spezifisch verschieden, curvatipennls Escal. 

J ) Weitere Angaben finden sich auf pg. 64 . 



69 


6 ; Die Grundbehaarung der Flügeldecken ist nicht geschlossen 
und besteht aus dichten, sehr kurzen, weißlichen Haar- 
börstchen, welche nach hinten die nächsten nicht über¬ 
greifen, sie kaum erreichen. Kurze, plumpe Art, Flügel¬ 
decken ähnlich wie bei curvatipennis skulptiert, die schwachen 
Rippen meist kurz dunkel behaart, schmal, beim d vorne 
flach gewölbt, beim 9 gleichmäßiger und höher. Hals¬ 
schild mit ziemlich scharfen Hinterwinkeln. Braunschwarz. 
L. 11—135 mm. — Spanien: Valenzia. deformis Escal. 

5' Schulterwinkel der Flügeldecken wenigstens eine sehr 
stumpfe Ecke bildend. Die zusammenhängenden Flecken- 
rippeu sehr schmal, die 3. Rippe bei der Ansicht von der 
Seite scheinbar mit einreihig behaarter Kante. 

8" Die dritte lange Rippe der Flügeldecken im 2. Drittel der 
Deckenlänge (zu Beginn des Abfalles zur Spitze) von der 
Naht soweit entfernt als vom Seitenrande; die Scheibe bis 
zur 3. Rippe beim 9 wenig, beim d ziemlich stark ab¬ 
geflacht. 

9" Groß, lang oval, die 2. Rippe der Flügeldecken gewöhnlich 
die Mitte nicht erreichend, die erste hinten am Abfalle nur 
mit sehr kleinen Höckerchen. Die breit und hoch abgesetzten 
Seiten des Halsschildes fast so breit als die Hälfte der 
halben Dorsalbreite. Grundfärbung schwarz. L. 13—15 mm. 
— Spanien: Murcia. Schramm! Escal. 

9' Kleiner, kürzer oval, die 2. Rippe gewöhnlich die Mitte 
erreichend oder überragend, die erste hinten am Abfalle 
mit kurzer Reihe größerer Tuberkeln. Der abgesetzte 
Seitenrand des Halsschildes kaum mehr als Vs so breit als 
die Scheibe von der Absetzung zur Halsschildmitte. 
Humeralwinkel sehr stumpf. L. 8—12 mm. — A. setosa 
Escal. — Spanien: Murcia, Aquilas. setigera Gebien 

8' Die 3. lange Rippe der Flügeldecken im 2. Drittel der 
Deckenlänge (zu Beginn des Abfalles vor der Spitze) von 
der Naht beträchtlich weiter entfernt als vom Seiten¬ 
rande; die 1. Rippe hinten am Abfalle mit einigen gereihten 
stärkeren Höckerchen. 

10" Beine normal, die Mittel- und Vorderschienen beträchtlich 
dünner als die Schenkel und anliegend behaart, nur nach 
innen spärlich und sehr kurz bewimpert, die Tarsen unten 
kürzer wimperartig behaart, die Wimperhaare des Klauen- 



70 


gliedes der Hintertarsen die Dicke derselben nicht über¬ 
ragend. Halsschildscheibe weniger hoch gewölbt, Flügel¬ 
decken beim 9 stärker, beim cf weniger gewölbt, die 
Behaarung des Grundes fein und kurz, dicht gestellt, aber 
jedes Härchen das hintere erreichend. L. 11—13 mm. — 
Von Herrn Schramm zahlreich fälschlich als intermedia 
verbreitet. — Spanien: Murcia, Tokana, Sierra Espana. 

segurensis Escal. 

10' Beine von auffallender Stärke, die Vorder- und Mittelschienen 
dick, wenig dünner als die Schenkel, alle Schienen, im 
Profile gesehen, außer der normalen anliegenden Behaarung 
mit abstehend geneigten, dichten Wimperhaaren, die Tarsen 
lang und kräftig, die Mitteltarsen beim cf fast so lang als 
die Schienen, unten, besonders das Klauenglied, sehr lang 
und dicht abstehend hell behaart, die Haare länger als die 
Tarsendicke. Fühler auffallend lang, Halsschild mit fast 
halbkugeliger Scheibenwölbung, Flügeldecken oval, an den 
Seiten stark gerundet, dicht hinter der Mitte am breitesten, 
die 2. und 3. Rippe schmal, linear, die 2. nach hinten wenig 
verkürzt, die Scheibe beim cf bis zur 2. Rippe abgeflacht. 
Oberseite der Flügeldecken mit sehr feinen, auffallend dünnen 
Härchen reich behaart. L. 12 mm. — Von Hans Simon 
gesammelt; 2 Exemplare in meiner Kollektion. — Algeciras. 

molllcoma n. sp. 


Nachtrag. 

Dr. Jos. Müller bespricht in der Wien. Ent. Ztg. 1917, 
p. 1 — 17 die ostadriatischen Asida- Arten und beschreibt einige 
neue Subspecies, auf die hier leider nicht mehr Rücksicht 
genommen werden konnte. 




71 


In der Bestimmungs - Tabelle Wurden nicht erwähnt 
nachfolgende mir unbekannte Arten: 

Allardi Baudi D. 1875. 112, aus Algier. Eingeführt für den 
vergebenen Namen A. opaca Alld. Col. nouv. 1868, 3., 
Monogr. 235. ( Alphasida ). 

altneriana Escal. Bol. Soc. Esp. 1905. 433, 437, Spanien. 
(< Globasida ). 

alonensis Martinez, An. Soc. Esp. 1873, 409, Spanien. 
{Cribrasida). 

Anceyi Alld. Pet. Nouv. Ent. I. 1870. 50, Syrien. 

Ariasi Escal. Bol. Soc. Esp. 1909. 135, Marokko. ( Gradl- 
asida Esc. i. 1.) 

australis Leoni, Riv. Col. Ital. VII. 156, 171, 1910. 10, Italien. 
Asida s. str.) 

bacaremis Escal. Bol. Soc. Esp. 1905. 432, 435, Spanien. 
( Globasida ). 

Becerrae Escal. 1. c. 1905. 385, 387, Spanien. ( Alphasida s. str.) 
Bereai Ecas. 1. c. 1907. 337, Marokko. ( Planasida Esc. i. 1.) 
bifoveata Alld., Mon. 294. Tanger. ( Gymnetasida ). 
crassicollis Fairm. Ann. Fr. 1868. 487, Algier (Syn. Morae Perez 
Ins. nouv. III. 1868. 68, Spanien). {Alphasida). 
dermatodes Fairm. 1. c. p. 488. Algier (Syn. clypeata Alld. 

Col. nouv. 1868, 7; Mon. 256). ( Gymnetasida ). 
dubia Ramb. Fn. Andal. 1842, T. 19, F. 5; Alld. Mon. 267. 
{Glabrasida). Vielleicht von Goudoti nicht spezifisch ver¬ 
schieden. 

dubiosa Escal. Bol. Soc. Esp. 1905. 433, 440, Spanien. 

( Globasida ). 

Escalerae Oberth. Bol. Soc. Esp. 1903. 74; et var. alpujarrensis 
Escal, 1905. 386, Spanien. {Alphasida s. str.) 
frigida Escal. Bol. Soc. Esp. 1905. 432, 436, Spanien. 

{Globasida). 

gaditana Escal. Bol. Soc. Esp. 1905. 383, 385, Spanien. 

{Alphasida s. str.) 



72 


Gestroi Leoni, Riv. Ital. VII. 157, 170; VIII. 45, Italien; mit 
var. obliterata Leoni und tyrrhena Leon. 1. c. 45, 46 
(Asida s. str.). 

incerta Leoni, Riv. Ital. VII. 159, VIII. 87, Italien. (Äsida s, str.) 

Lazaroi Escal. Bol. Soc. Esp. 1906, 235, Spanien. ( Alpha- 
sida s. str.) 

Ludovici Perez, Ann. Soc. Esp. 1874. 136, t. 3, F. 1, Spanien. 
(Asida s. str.) 

Martini Escal. 1. c. 1903. 75, 1905. 384, Spanien. ( Alpha- 
sida s. str.) 

novissima Escal. 1. c. 1905. 432, 436, Spanien. ( Globasida). 

pilosula Gebien, neuer Name für hispidula Pic l’Echange 1903. 114, 
Tunis. ( Globasida). 

quadrata Escal. Bol. Soc. Esp. 1905. 433, 439, Spanien. 
(Globasida). 

rotunda Escal. 1. c. 1905. 432, 436, Spanien. (Globasida). 

scabrata Fairm. Ann. Fr. 1868. 485, Algier. (Gymnetasida). 

serripes Chevrl. Ann. Soc. Esp. 1874. 157. Spanien. (As«do s. str.) 

tenuecostata Fairm. Ann. Fr. 1880. 250, Marokko. 

Vaucheri Escal. Boll. Soc. Esp. 1907. 339, Spanien. (Plan- 
asida Escal. i. 1.) 

Volxemi Escal. 1. c. 1905. 384, 387, Spanien, (Alphasida s. str.) 


Nach 1908 beschriebene Asida^Arten 

von Escalera. 

Glabrasida conspuata Escal. Bol. Soc. Esp. 1910. 409, Marokko. 
„ tuberculipennis Escal. 1. c. 410, „ 

„ globipennis Escal. 1. c. 412, „ 

„ mazaganica Escal. 1. c. 413, „ 

„ rabatica Escal. 1. c. 414, „ 

Gracilasida Ariasi Escal 1. c. 1909. 135, „ 

Glabrasida Uhagoni Escal. 1. c. 1912. 166, Spanien: Huelva. 


Planasida Candidoi Escal. 1. c., p. 167, „ „ 

Alphasida Merced Escal. 1. c. 1914. 237, „ Albacete. 

Machlasida Telueti Escal. 1. c. 1910. 283, Marokko. 

„ Hach-Tamii Escal. 1. c. 283, n> 



73 


Index. 


Die gesperrten Namen sind Gattungen und Untergattungen. 

abrupta 51, acutangula 44, acuticollis 47, acuticosta 13, affinis 28, 
akisoides 62, alcarazensis 44, alcirensis 38, algeriana 25, almeriensis 13, 
alonensis 38, Alphasida 7, 8, 8, 11, Amori 31, angusta 60, angustata 57, 
Annina 37, Aplanasida 11, 30, appulsa 20, Ardoisi 31, argenteolimbata 11, 
Asida 7, 8, 39, 40, 43, asperata 29, atrata 29, atriventris 57, Auionasida 
9, 19, auriculata 25. 

banatica 45, barbara 28, barbaricina 54, Barceloi 58, basiplicata 64, 
Baudii 47, Bayardi 49, beduina 26, Bet asida 8, 11, bicostata 12, bigor- 
rensis 42, blaptoides 49, blattiformis 27, Bodoana 20, Bolivari 12, Bon- 
vouloiri 68, brevicosta 31, brevipubens 32, Brucki 64. 

calabra 49, calumniata 38, Cardonae 63, carinata 55, cariosicollis 28, 
cartagenica 66, castellana 28, 33, catenulata 43, cavifrons 57, Chauveneti 20, 
cepbalonica 48, cincta 67, Clementei 12, complanata 65, Combae 54, 
confusa 64, consanguinea 47, convexicollis 43, cordubensis 33, corsica 52, 
cortesensis 33, cossyrensis 30, costulata 34, 36, crassipes 23, crenata 31, 
Cribrasida 11, 38, cribricollis 57, crispata 49, curta 45, curratipennis 68> 
cylindrica 27. 

deformis 69, Dejeani 49, depilata 13, depressa 23, 30, detrita 39, 
Devillei 55, Deyrollei 34, Dieeki 60, difficilis 41, dissimilis 16, Doderoi 55, 
Dolicbasida 40, 58, dominula 53, dorgaliensis 56, Doriae 50, Duft- 
schmidti 43, Dufouri 24, Dur asida 9, 14. 

Edithae 16, Elongasida 11, 38, elongata .31, 68, esteparia 59, 
Eury asida 40, 58, exculpta 54. 

Fabricii 23, Fairmairei 45, fascicularis 48, Fatima 61, Favierl 41 
Felicitana 18, Fiorii 48, foveicollis 50, Fuentei 60, fuliginosa 37. 

gaditana 37, Gambeyi 43, garucbensis 64, Gaßneri 25, Gebieni 66, 
Genei 53, Ghilianii 64, gibbicollis 60, gigas 36, G1 abrasida 11, 31, 
glabrieosta 43, glacialis 54, Gl ob asida 41, 66, Goryi 57, Goudoti 34, 36, 
gracilis 25, 35, graeca 45, Gran asida 9, 14, grandipalpis 38, granifera 28, 
granulata 15, granulifera 14, grisea F. 50, grisea All. 43, grossa 30- 
Gym net asida 10, 22. 

hebes 46, helvetica 47, Henoni 16, Herminae 17, hesperica 39 ? 
Heydeni 36, himerera 18, hispalensis 39, hispaniea 36, holosericea 12, 
horrens 63. 

ibizensis 31, ignorata 53, inaequalis 50, inquinata 63, insidiosa 43, 
insularis 36, 50, integra 22, interjeeta 22, intermedia 64, 68, interstrata 22, 
Ithae 62, Ithana 30, Jurinei 42. 

Koltzei 36, Kraatzi 14. 



74 


laevicollis 24, iaevigata F. 15, laevigata Ramb. 30, laevis 38, 
lanccocollis 44, lapidaria 20, Lefraneei 66, leonensis 32, Leonhardi 12, 
Leonisii 47, leperina 21, lepidoptera 55, Leptasida 40, 60, Lethierryi 20, 
liguriea 48, lineatocollis 47, 48, longicollis Kr. 49, longicollis Sol. 52, Lopezi 

13, lorcana 13, Lostiae 54. luctuosa 11, Luigionii 49, lulensis 57, lutosa 45. 

Machlasida 8, 13, Mahoni 42, marginicollis 63, Marmottani 43, 
maroccana 27, Marseuli 32, massiliensis 49, Martinezi 13, mauritana 67, 
Mel ambasida 10, 21, melitana 29, melillensis 24, Mimelasida 10, 21, 
miliaris 24, minima 46, minuta 46, mollicoma 70, montalbica 56, montana 37, 
Moraguesi 59, morbillosa 43, Moroderi 65, Muley-Hafidi 13. 

nerjensis 46, nigerrima 24, nigroopaca 35, nitidicollis 35. 

Obertburi 13, obesa 43, oblonga 68 obscura 47, obsoleta 25, Olcesi 

14, opatroides 19. 

parallela 37,38, Paulinoi 61, Pazi 42, Pedar asida 11,28, Peltasida 
39, 41, Perezi 36, piligera 49, Pirazzolii 47, piriensis 54, Planasida 61, 
planipennis 60, Polasida 39, 41, politicollis 35, porcata 33, proxima 54, 
pseudotuberculifera 24, puneticollis 21, punctipennis 32, pusillima 62, 
pygmaea 61, pygmaea All. 64, pyrenaea 42. 

quadricarinata 19, quadricostata 20. 

Ramburi 12, rectipennis 38, Reichei 63, Reitteri 43, rhytirrhina 50, 
Ricoi 61, Rolphi 27, ruficornis 65, rufomarginalis 30. rufopubescens 13, 
rugosa 23, 43, rugulosa 29, rustica 54. 

sabulosa 43, Saintpierrei 18, Sanchesgomezi 11, sardiniensis 47, 
sardoa 57, scabrosa 34, 36, Schrarnmi 69, Schusteri 52, segurensis 70, 
sericea 41, serpiginosa 23, Servillei 24, setigera 69, setipennis 59, setosa 69, 
setulifera 47, sibirica 36, sicula 30, silphiformis 17, silphoides 15, singularis 
14, sinuata 49, sinuatocollis 67, Solarii 54, Solieri 12, 5t, squalida 30, 
squamigera 58, squamulata 52, Stierlini 56, subcylindrica 42, subcostata 
24, 28, subdepressa 28, sulcata 32, sulcipennis 19, syriaca 30. 

tangeriana 28, terricola 48, terolensis 34, Tournieri 26, Tracli asida 
41, 62, tricostata 23, tuberculata 26, tuberculifera 26, tuberculosa 19, 
tumida 22. 

undata 43, undulata 54. 

vagecostata 21, Valentina 59, variolosa 43, ventricosa 36, vieina 43, 
Villefroyi 37, villososulcata 15. 

Wankai 65. 

Zaida 61, Zapateri 34. 



Pflatt3enfunde aus der Flora von Brünn. 

Von A. Wildt. 


1. Botrychium Lunaria (L.) Sw. var. normalis Rip. 
bei Bilowitz (Thenius), bei Kiritein (Dr. v. Teuber). 

Quercus Cerris L. u. Qu. Streimii Heuff. am Hadi- 
berge fruchteten im Sommer 1916 schlecht; der Baum, den ich 
für Qu. Tiszae halte, gar nicht. 

2. Populus canescens Ait. beim Antonibrünnel. 

3. Silene italica Pers. in großer Menge eingeschleppt am 
Eisenbahndamme bei Jehnitz. 

4. Pulsatilla grandis Wendr. zeigte im Schreibwalde 
nach einer Reihe von Jahren wieder weniger zerteilte Blätter. 

5. Erysimum durum Pres, auf den Mauern des Museums¬ 
gebäudes. 

6. Viola cyanea \ odorata am Südabhange des 
Spielberges. 

7. Rubus bifrons Vest. Neutitsehein .(Rehwinkel). 

8. Fragaria viridis Duch. var. flagellifera Schur. 
Asch. & Gr. Syn., Bd. VI, 1., S. 655 im Walde Borky hei 
Malomjerschitz. 

9. Rosa gallica x canina in der Form Znoimensis 
Ob. & H. Br. bei Schlapanitz und beim Antonibrünnel (Stud. 
Kostka). 

10. Pyrus nivalis Jacq. var austriaca Kern. Fritsch 
Excursfl., II. Aufl., S. 302, am Hadiberge. 

11. Ononis repens L. Neutitsehein (Rehwinkel). 

12. Chaerophyllum aromaticum L. bei Jehnitz und 
bei Autiecbau. 

13. Torilis arvensis Lnk. am Kuhberge. 

14. Heracleum sibiricum L. bei Kiritein häufig und 
H. sphondylium gänzlich verdrängend (Dr. v. Teuber). 



76 


Onosma Visiani Clem. fehlt in Mähren, wird aber in 
dem neuen Werke : „Die Pflanzendecke Oesterreich-Ungarns“ von 
Dr. v. Hayek irrtümlich für dieses Kronland angegeben. 

15. Verbascum montanum Schrad. bei Rebeschowitz. 

16. Verbascum nemorosum Schrad. bei Fröllersdorf. 

17. Veronica opaca Fr. auch heuer bei Zwittau, jedoch 
schwächlich und in geringen Mengen (Dr. v. Teuber). 

Veronica polita Fr. war im Sommer 1916 in der 
Umgebung von Brünn selten und nur im Salzboden von Ott 
marau häufig. 

18. Stachys germanica L. im Rziczkatale. 

19. Brunelia alba \ grandiflora am Hadiberge. 

20. Gentiana austriaca Kern bei Kiritein (Dr. v. Teuber). 

21. Cynanchum Vincetoxicum (L.) Pers. auf der 
Stranskä skäla (Stud. Kostka). 

22. Campanula sibirica L. beim Antonibrünnel. 

Solidago serotina Ait. am Schwarzaufer, kam heuer, 

wie viele andere Pflanzen, nicht zur Blüte. 

23. Gnaphalium luteo-album L. bei Sobieschitz. 

24. Galinsoga parviflora schon in die Krautfelder 
hinter der Dömrößelgasse eingedrungen. 

25. Senecio tenuifolius-L. bei Czernowitz und bei 
Zinsendorf, selten. 

26. Echinops sphaerocephalus L. im Rziczkatale. 

27. Carlina acaulis L. var. alpina Jacq. bei Kiritein. 
Dr. v. Teuber). 

28. Cirsium palustre L. in der Form C. Chailetti 
Gaud. häufig um Wranau. 

29. CentaureaJacea var. subjacea Hayek Neutitschein 
(Rehwinkel). 

30. Cichorium Intybus L. mit bandförmigem, 3cm 
breitem Stengel beim Wasserwerke in der Schreibwaldstraße 
(Heinke). 

31. Gagea pratensis Dum. bei Julienfeld. 

32. Gagea bohemica L. am Kuhberge auf einer zweiten 
Stelle (Stud. Kostka). 

Polygonum verticillatum (L.) All. bei Kiritein, kam 
auch heuer nicht zur Blüte (Dr. v. Teuber). 

33. Cyperus fuscus L. bei Satschan. 

34. Car ex hordeistichos Vill. bei Fröllersdorf. 



77 


35. Aira caryophylleaL. mit Grassamen eingeschleppt 
an der neuen Straße von der Restauration im Schreibwalde nach 
Neu-Leskau. 

36. Koeleria pseudocristata Domin am Steinberge 
und bei Schlapanitz. 

37. Melica transilvanica Schur bei Hussowitz, bei 
Kromau, Polau und Hiesl (Bez. Gaya). 

38. Sclerochloa dura Beauv, an Wegen der Kraut¬ 
gärten hinter der Dörnrößelgasse. 

39. Vulpia dertonensis (All.) Gola wieder am Roten 
Berge, jedoch an anderer Stelle, ferner massenhaft im Rasen mit 
Aira caryophyllea (Post 35) eingeschleppt. 

40. Bromus secalinus L. var. lasiophyllus Beck 
Flora von Nied.-Oesterreich, S. 108, bei Lautschitz. 

41. Bromus ramosus Huds. bei Wranau, nicht typisch 
am Hadi berge. 

42. Bromus asper Murr, mit obigem und häufiger. 

43. Orchis militaris L. auf der Wiese bei Mokrä hora. 

44. Loroglossum hircinum Rieh, bei Sennohrad etwa 
15 Stücke (Thums). 



lieber einige mehrfach beobachtete Feuerkugeln. 

Von Prof. G. V. NleBl. 


Im Nachstehenden berichte ich über die Bahnen einiger 
größeren Meteore, soweit die mir zugekommenen Nachrichten deren 
Ableitung zuließen. Darunter befinden sich auch Fälle, in denen 
die Beobachtungen häufig nicht hinreichend bestimmt Vorlagen und 
die deshalb nach einer der gewöhnlich angewendeten Rechnungs¬ 
methoden sich als nicht leicht auflösbar erweisen. Es sind dies 
nicht selten solche, die am hellen Tag, im vollen Sonnenlicht oder 
doch in noch wenig vorgeschrittener Dämmerung stattfanden, 
weshalb die himmlischen Richtmarken fehlten. Da aber eben 
solche Fälle ihre Strahlungspunkte oft unweit der Sonne haben 
und dabei der Zusammenstoß mit der Erde erst nach dem Durch¬ 
gänge durch das Perihel erfolgte, so sind sie die selteneren und 
aus mancherlei Gründen die wichtigeren. Ich habe ihnen deshalb 
an der Hand vieljähriger Erfahrungen besondere Aufmerksamkeit 
und Sorgfalt zugewendet und möchte nicht gerne unterlassen, zu 
erwähnen, daß auch die von mir hier manchmal nur hypothetisch 
angeführten Ergebnisse immerhin einiges Vertrauen verdienen mögen. 

Schließlich möchte ich auch an dieser Stelle den vielen im 
weiteren namentlich angeführten Personen, die mich durch Mittei¬ 
lung von Nachrichten unterstützt haben, dann insbesondere auch 
den Sternwarten in Kalocsa (Ungarn), Breslau, Heidelberg- 
Königstuhl und der Wiener „Urania“ aufrichtig verbindlichst 
danken. Noch möchte ich endlich des Umstandes gedenken, daß 
Gideon Riegler, der junge Leiter der „Urania“-Sternwarte, als 
Nachfolger Jaschke’s, sich, sobald er diese Stelle angetreten 
hatte, in zwei Fällen mit großem Eifer und gutem Erfolge bemüht 
hatte, mir brauchbares Beobachtungsmaterial zu verschaffen. Meinen 
Dank kann ich ihm hier nicht mehr ausdrticken, da er leider im 
Jahre 1914, bald nach seinem Einrücken als Reserve-Offizier zu 
unserer Armee, auf dem Felde der Ehre in Russisch-Polen seinen 
Tod gefunden hat 



Großes Meteor am 3. Jänner 1899 um 5 b 5 ™ mitti. wiener z. 

Obwohl die ziemlich zahlreichen, zumeist aber doch nur 
beiläufigen Beobachtungen dieses Falles eine genaue Ausmittlung 
der Bahnlage nicht zulassen, habe ich, nach Durchrechnung einiger 
Annahmen, doch nicht weiter zögern wollen, die Ergebnisse, 
welche ich schließlich für die wahrscheinlichsten halte, hier in 
Kürze mitzuteilen. Es stellte sich nämlich die immerhin bemerkens¬ 
werte Tatsache heraus, daß der scheinbare Radiationspunkt dieser 
ansehnlichen Feuerkugel so nahe an dem von Galle abgeleiteten 
des berühmten großen Meteoritenfalles am 30. Jänner 1868 bei 
Pultusk unweit Warschau in Polen gelegen war, daß mit großer 
Wahrscheinlichkeit für beide Erscheinungen die Identität des 
kosmischen Ausgangspunktes im Weltenraum angenommen 
werden kann. 

Die nachstehend angeführten Beobachtungen sind, bis auf 
jene aus Oslowan (Nr. 6), Zeitungsmeldungen entnommen, die 
mir zu spät in die Hände gelangten, als daß sie durch weitere 
Erkundigungen vervollständigt werden konnten. Dies mußte 
vielfach erst später, wenn es möglich war, wie z. B. bei den 
Beobachtungen aus Wien, mit Hilfe geeigneter Pläne und Karten 
versucht werden. 

Beobachtungen: 

1. Graz (33° 7'; 47° 4'). 5 h Kometenartige Feuerkugel in 
der Richtung Radegund (14° E v. N) gegen Schöckel (N; nicht 
sicher), noch in beträchtlicher Höhe platzend. (Graz. Tagespost.) 

2. Wien a) 5 h 5 m . Von der Ecke der Eschenbachgasse 
in der Richtung gegen den Neubau der Hofburg 28° W v. N 
fiel ganz senkrecht gegen die Erde eine helle Feuerkugel. 
(Herr V. Hausmann.) 

b) 5 h 4 m . Am Hof. Verschwand anscheinend über der 
Wipplingerstraße 16° W v. N. Kern fast sonnenhell mit grünem 
Hof, der in violett abgetönte Strahlen zu verlaufen schien. Im 
ganzen von anscheinend Mondgröße. (Herr Dr. H. Kleser.) 



80 


c) Ferdinandsbrücke. Einige Minuten nach 5 h . Fiel 
am nordwestlichen Himmel. Dauer: 5 S . Erst intensiv weiß, dann 
grünlich. (Herr R. Bauer.) 

d) Karolinenbrücke, von der Reisnerstraße her¬ 
kommend, gewahrte ich die Erscheinung etwas rechts über den 
Bäumen des Stadtparkes, 40° W v. N. (Herr A. Wessely.) 
Die Richtung etwas unsicher. 

e) Ring, gegenüber der Hofoper. Das Meteor fiel in der 
Richtung der Burg, 28° W v. N. (Herr R. Sieczynski.) 

f) Im Schönbrunner Park. 5 h . Hellgrünes Meteor gegen 
NW in senkrechtem Fall. (Herr P. Grün.) 

Das Mittel aller sechs anscheinend gleichgewichtigen Angaben 
gibt 33*7° W v. N + 4*7° mittl. Fehler, also 146*3° Azimut. 

3. Wels (31° 42'; 48° 10'). Am östlichen Himmel, blaue 
Kugel mit langem Schweif in großem Bogen. (Linzer Volksblatt.) 

4. Sanct Veit im Mühlkreis (31° 50'; 48° 27'). 
5 h 10™. Prachtvolles Meteor, scheinbar beinahe von Mondgröße. 
Es wurde ungefähr unter einem Gesichtswinkel von 40°—45° am 
Nordosthimmel sichtbar und hinterließ, anscheinend senk¬ 
recht zur Erde fallend, rötliche Funken. (Linzer Tagespost.) 

5. Lembach (31° 34'; 48° 29'). 5 h . Eine prächtige, 

bläulichweiß glänzende Kugel mit einem meterlangen Schweif 
zog in schwachem Bogen von Osten nach Norden, platzte 
scheinbar vielleicht 50° von der Erde entfernt, und von einem 
förmlichen Funkenregen, sowie unzähligen in allen Farben 
glänzenden Sternchen umgeben, fiel eine intensiv rot leuchtende 
Kugel zur Erde nieder. (Wie obeD.) 

6. Oslowan in Mähren (33° 59'; 49° 7*5') Von hier 

berichtete mir Herr Oberförster Weber, daß sich das hell 
leuchtende, ziemlich große Meteor in der Richtung SE gegen NW 
bewegt hatte. Die Lichtstärke war so groß, daß die Erscheinung 
auch beim Eintritt in den bewölkten Himmel sichtbar blieb. Der 
Beobachter meinte, nach 5—6 S eine „sehr starke Detonation“ 
vernommen zu haben. Meinen Anfragen um einige genauere 

Feststellungen konnte Herr Weber leider nicht entsprechen, da 
er zu Wagen fuhr und die Erscheinung, wie er berichtet, in 

großer scheinbaren Höhe aufgetreten war. 



81 


Für die Fallstunde wurde nach 2.) 5 U 5 m m. Wiener Zeit 
| angenommen. Zur Abschätzung der Lage des Endpunktes 
| können nachstehende den betreffenden Beobachtungen entnommene 
Azimute verwendet werden: 

Aus Graz (1) A : 180° oder N 

„ Wien (2) „ : 146-3° „ 33-7 W v. N 

| „ St. Veit (4) „ : 225° „ NE 

! Diese drei Richtungen treffen sehr nahe übereinstimmend 

zusammen und geben nach Ausgleich den Endpunkt über 
I 33° 3' ö. v. F. in 49° 12' n. Breite nahezu 5 km westlich der 
* Stadt Teltsch in Mähren. 

Die Verbesserungen der drei beobachteten Richtungen sind 
der Reihe nach für (1) : — 1-2°, (2) : + 0‘5°, (4) : 4- 1*4°, also 
viel geringer als es zu erwarten war. 

Die Höhe des Hemmungspunktes über der Erdoberfläche 
kann, da eine hiezu verwendbare bestimmte Angabe nicht vor¬ 
liegt, nicht direkt voraus ermittelt werden. Deshalb ist das für 
die geographische Lage dieses Punktes gefundene gute Resultat 
vorläufig zur Ergänzung der scheinbaren Bahnbogen unver¬ 
wendbar, und es muß zur Abschätzung der Bahnlage ein neuer 
Weg versucht werden. 

Die beiden Wiener Beobachtungen 2 (a und f) geben übex-- 
einstimmend den Fall des Meteors senkrecht an. Da eine 
j gegenteilige Angabe von dort nicht vorkommt, kann angenommen 
, werden, daß in Wien zur Fallzeit der Radiant in dem durch die 
i azimutalen Knoten 33-7° Ost von S und ebensoviel West von N 
i gebenen Vertikal zu suchen ist. 

Ueber die Neigung der Bahn in diesem Vertikal können 
zunächst die Berichte aus den drei ziemlich weit westlich gele¬ 
genen Orten unter 3) bis 5) einigen Aufschluß geben, da deren 
visuelle Richtungen jene aus Wien offenbar unter günstig großen 
Winkeln schneiden. 

Würde nur die Angabe aus SanctVeit 4), daß auch 
dort der Fall der Feuerkugel senkrecht erschienen ist, als 
zutreffend gelten, so müßte in Verbindung mit den Wiener 
| Berichten angenommen werden, daß das Meteor aus einem im 
Zenit (zur Fallzeit in « = 358° ä = + 48 5°) gelegenen 
' Radianten gekommen war. Allein, dem widersprechen die, wenn 
auch nicht zahlenmäßig ausgedrückten Wahrnehmungen aus 
j 3) und 5). Aus Wels (3) wird berichtet, daß der Fall im 

I Verhandlungen des natnrf. Vereines in Brünn. LY. Band. 0 




82 


„großen Bogen“ stattfand, womit ein scheinbar senkrechter Fall 
unmöglich gemeint sein konnte. Die Meldung aus Lembach (5) 
bezeichnet gleichsam als Mittel zwischen den Angaben 3) und 4) 
den Fall im „schwachen Bogen“, wobei die Bezeichnung von 
„E nach N“ selbstverständlich nur ganz beiläufig zu nehmen ist. 
Aus diesen drei Beobachtungen von der Westseite her schließe 
ich, daß der Radiant sicher so weit vom Zenit gelegen war, um 
dort den Eindruck einer deutlich aber nicht stark gekrümmten 
scheinbaren Bahn hervorzurufen, und ich habe gefunden, daß die 
Gesamtheit der übrigen Angaben ebenfalls relativ am besten 
dargestellt wird, wenn der Radiant in 30° Zenitdistanz in dem 
vorhin aus den Wiener Beobachtungen abgeleiteten Großkreis 
angenommen wird. 

Aus den Berichten 5) und 6) muß ferner gefolgert werden, 
daß das Meteor von der südöstlichen Seite (nicht von NW) 
gekommen war, weshalb der Radiant für Wien in A = 326'3° 
(33’7° E v. S) h = 60° anzunehmen ist. Auf den Aequator 
bezogen ergeben sich dann dessen Koordinaten in « = 17'5° 
( V = + 21-7°. 

Vorausgesetzt, daß dieses Ergebnis hinsichtlich der Bahn¬ 
lage der Wirklichkeit wenigstens sehr nahe kommt, läßt sich 
nun zunächst mit Hilfe der Beobachtung aus Graz (1), die eine 
nach der Umgebung gut orientierte Richtung zum Anfangs¬ 
punkt der dort wahrgenommenen Bahn (in A = 194°) bietet, 
und mit Einbeziehung der von der West- und Ostseite her vor¬ 
liegenden minder bestimmten Richtungs- und Höhenschätzungen 
zunächst der Ort des Aufleuchtens und damit auch die 
Höhe des Hemmungspunktes, dessen geographische Lage 
aus der Ableitung bereits gegeben ist, sowie die lineare Bahn¬ 
länge gut genüg abschätzen. 

Es ergibt sich dabei, daß das Aufleuchten 175 km 
über 33° 36' östl. Lge. v. F. und 48° 37' n. Br., wenig nördlich 
von Sitzendorf in Niederösterreich, stattfand, woraus dann für 
die Höhe des Hemmungspunktes 40 km über der bereits 
ermittelten Gegend in Mähren bei Teltsch, sowie die Bahnlänge 
von 141'5 km hervorgehen. Mit der abgeschätzten Dauer von 
5 S würde hienach für die geozentrische Geschwindigkeit 28‘3 km 
zu nehmen sein. Die Koordinaten des Radianten auf die Ekliptik 
bezogen ergeben sich in ). = 24’5° ß = 13°, und hieraus folgt 
die scheinbare Elongation desselben vom Apex der Erdbewegung 



83 

in 162°, sowie die heliozentrische Geschwindigkeit 
zu 57 km, entsprechend einer sehr ausgeprägten Hyperbel. 

Es mag noch kurz angeführt werden, inwieferne auch die 
nur beiläufigen Beobachtungen über die Bahnlage durch diese 
Ergebnisse dargestellt werden. 

Die drei Beobachtungsorte im Westen Oberösterreichs 
(3, 4, 5) liegen im Vergleich gegen die Entfernung der Meteor¬ 
bahn so nahe beisammen, daß an denselben sehr bedeutende 
Unterschiede in dieser Hinsicht sich nicht ergeben konnten, so 
daß die in den betreffenden Berichten vorkommenden, großen¬ 
teils aus ungleichartiger Auffassung und Wiedergabe des 
Gesehenen zu erklären sind. 

Berechnet man, wie nach unseren Resultaten die Erscheinung 
in jedem der drei Beobachtungsorte aufgetreten wäre, so erhält 
man Nachstehendes: 

Der scheinbaren Bahn 

Anfang Ende Knoten Neigung 

3) Wels: Ost, 204° N.-h: 48‘5° Ost, 49 7° N.-h: 14° Ost, 57-5 N 61° 

4) Set. Veit: „ 8-8° „ — h: 515° „ 42*1° „ — h: 17° „ 516 „ 61-6° 

5) Lembach: „ 6-4° „ —h: 48-3° „ 37° „ — h: 16° „ 405 „ 60-7° 

Nach unserem Resultat mußte also die scheinbare Bahn an 

diesen drei Orten in der Richtung SW—NE ungefähr zwischen 
Ost und Nordost ziemlich steil verlaufen sein. Von den einzelnen 
Angaben schließen sich jene aus Lembach (5) am nächsten den 
Rechnungsergebnissen an. 

Die Beobachtung aus Graz stimmt, abgesehen von der 
schon vorne erwähnten geringen Verbesserung (—1*2°) am End¬ 
punkt, mit dem Resultat völlig überein. 

In Oslowan (6) würde nach diesen Ergebnissen die Bahn 
scheinbar aus ESE gegen WNW (statt, wie angegeben SE—NW) 
gerichtet, der Anfang in SSW, 70° hoch, das Ende 7'5° nördlich 
von W, 30° hoch erschienen sein. Darnach war dort der ganze 
Bahnbogen so hoch am Himmel gelegen, daß es wohl begreiflich 
ist, wenn die Richtung nicht genauer bezeichnet werden konnte. 
Vielleicht erklärt dies auch den Umstand, daß dort sogar die 
Bewölkung durchleuchtet wurde. Die von dem Beobachter nach 
wenigen Sekunden vernommene Detonation kann aber nicht 
von diesem Falle hergerührt haben. 


6 * 



84 


Wenn die Feuerkugel in Wien von Mondgröße erschienen 
ist, so würde der Durchmesser der leuchtenden Sphäre ungefähr 
einen Kilometer betragen haben. 

Nach Galles Ableitung (Schles. Ges. 4. März 868) hatte 
der Radiant der Meteoriten von Pultusk die ekliptischen 
Koordinaten X = 20° ß = + 12° für Jänner 30. Die oben für 
Jänner 3 abgeleiteten betragen X = 24*5° ß — 4- 13°. Die 
nötige Verschiebung unter Voraussetzung identischen Ausgangs¬ 
punktes sind dem Sinne nach ganz dieser Annahme günstig. 
Diese mußte mit wachsender Sonnenlänge in Länge negativ 
und auch für starke hyperbolische Geschwindigkeiten ziemlich 
groß, in Breite jedoch sehr unbeträchtlich und positiv sein. 
Rechnet man von Galles Radianten v. 30. auf den 3. Jänner 
zurück, so müßte für unsere Feuerkugel der Radiant (wenn 
v = 2'5, also ungefähr um 0 - 6 mehr als vorhin abgeleitet 
wurde) X = 30° statt 24 , 5° und ß — 11° statt 13° genommen 
werden. Beides ist ganz wohl möglich, da ja die Unsicherheit 
unserer Bestimmung 5°—6° und selbst darüber betragen kann. 
Galle hat bei seiner Ableitung (vielleicht mit vollem Recht) nur 
die zwei verläßlichsten Beobachtungen benützt. Ich habe später*) 
versucht, wie sich das Ergebnis gestaltet, wenn noch einige 
andere zugezogen werden. Dabei ergab sich für den Radianten 
X = 16’7° ß — ■+• 7'1°. Auf den 3. Jänner reduziert würde 
sich dann X = 26‘5° ß = 8 ergeben, wobei der Unterschied 
von unserem Radianten in X nur 2° beträgt, aber in ß auf 5° 
steigt. Würde also für den Radianten von Pultusk die Länge 
aus meiner, die Breite aber aus Galles Ableitung, also 
X = 16*7° /? = -+- 12° (« = 10‘6 Ö — -J- 17*6) genommen, so 
würde eine bis auf 2° gehende Uebereinstimmung vorliegen* 
Allein die hier für den 3. Jänner abgeleiteten Koordinaten sind 
eben weitaus nicht sicher genug, um darnach Veränderungen iu 
den für den 30. Jänner erhaltenen Resultaten vorzunehmen; 
immerhin wären diese Beziehungen jedoch im Auge zu behalten. 


Ueber eine am 14. Mai 1909 um 8 h 20 n> m. e. ,z. in Ungarn 
beobachtete Feuerkugel. 

Auf die im Nachstehenden mitgeteilten Beobachtungen, 
soweit sie in der ungarischen meteorologischen Zeitschrift „Jdü- > 

') Sitzb. kais. Akad., Wien, HO Bd., Ila. 901, 32. 



85 


järäs“ Maiheft 19U9 p. 182 angeführt sind, hat mich der Direktor 
des Haynald-Observatoriums in Kalocsa, Se. Hochwürden Herr 
P. Jul ins Fdnyl, aufmerksam gemacht, dessen besonderer, oft 
bewährten Liebenswürdigkeit ich ferner den ausführlichen Bericht 
über die Beobachtung in Kalocsa verdanke. Die letzteren sehr 
verläßlichen Feststellungen ermöglichten mit Zuziehung der bei¬ 
läufigen Angaben aus den anderen Beobachtungsorten die Ab¬ 
schätzung der Bahnlage dieses Meteors. 

Da nur ein Bahnbogen hinreichend bestimmt gegeben ist, 
habe ich die Ableitung auf Grund von dreierlei verschiedenen 
Annahmen vorgenommen. Aus den betreffenden Ergebnissen 
vermag man ungefähr die Grenzen der verbleibenden Unsicherheit 
zu erkennen. Sind diese zwar erheblich, so gestatten die Resultate 
doch hinsichtlich einzelner, nicht unwichtiger Teile ganz be¬ 
stimmte Schlußfolgerungen. Ihre Veröffentlichung dürfte überdies 
auch dadurch begründet erscheinen, daß es sich hier wieder um 
einen der etwas weniger häufigen Fälle handelt, in dem das 
Meteor in seinem Zuge von der Sonne her, also nach dem 
Periheldurchgang beobachtet wurde. 

Beobachtungen: 

1. Kalocza (36° 38'; 46° 32'). Das Meteor wurde um 
8 h 20 m m. e. Z. im Hofe des Seminars von dem Herrn Professor 
Riegl und den umstehenden Seminaristen beobachtet. Ein 
blendend weißes Licht erfüllte den Hof. Man blickte auf und 
sah hinter Altocumulus-Wolken die Feuerkugel von der Größe 
0*8 des scheinbaren Monddurchmessers, mit einem Schweif von 
4—5 Mondbreiten Länge und etwa 5—6' Breite, Detonationen 
wurden nicht vernommen. Die Dauer wurde auf 3—4 S geschätzt. 
Nach zwei Tagen wurde mit einem Theodoliten bestimmt, für 
das Aufleuchten Azimut: 247° 30', Höhe: 65° 44', für das 
Verschwinden Azimut 295° 56', Höhe 35° 8'. Es wurde 
nicht vom Gebäude verdeckt. Dieser letztere Punkt wird als 
genauer bezeichnet, weil er nahe einem Kamin lag. 

2. Budapest (36° 44'; 47" 30'). Erschien gegen ESE 
60° hoch, weißlichblau, hinterließ einen gelbroten Schweif und 
war nur wenige Sekunden lang zu sehen (diese, wie die folgen¬ 
den Angaben, aus Idöjäräs). 

3. Alberti Irsa (37° 17*5'; 47° 15'). Gelbgrüne Kugel leuchtet 
gegen SE auf und fällt senkrecht. Dauer 3 S . Schweif 2 m lang. 



86 


4. Zsombolya (Hatzfeld, 38 ü 23'; 45° 44'). Gegen NW: 
Höhe 60°—70°; fiel zwischen Wolken von NW gegen SE. 
Schön lilablau, dann gelb, endlich sehr hell leuchtend; 
4—5 S sichtbar. 

5. Väroshidveg (35 u 58'; 46° 49'). Fiel auf der Ostseite 
von N gegen E, hinterließ einen breiten 1 bis 2 m langen 
Steifen und einen schmalen zick-zack-förmigen 6 bis 8 m langen. 
Durch 1—2 S lang war die Gegend hellgrün beleuchtet. Himmel 
wolkenlos. 

I. Aus Vorstehendem erkennt man, daß der scheinbare 
Balmbogen der Beobachtung in Kalocza vollständig und 
mit großem relativen Gewicht, jener aus Alberti Irsa 
wenigstens der Lage nach gegeben ist. Würde man diese An¬ 
gaben als völlig frei von unvermeidlichen Beobachtungsfehlern 
betrachten können, so würden sie eben noch ausreichen, um alle 
Umstände zu ermitteln. Dies soll zunächst vorgenommen werden. 
Dabei ist für die Beobachtung in 3) der Vertikal gegen SE 
angenommen. Die beiden unten angeführten Punkte bezeichnen 
denselben im Zenit und Horizont. Für 1) sind die den dort 
bezeichneten Punkten entsprechenden äquatorealen Koordinaten 
angesetzt. 

Der scheinbare Radiant wäre dann durch den Schnitt der 
beiden folgenden Großkreise bestimmt: 

I. II. 

« d ad 

Ivalocza . . 237*0° + 50-3 1 ’ . . 248'8° + 99° 

Alberti Irsa 20P1 +47 - 2 . . 254‘8 — 28.7 

Hieraus würde der Radiant in « = 78‘0° <V = -f- 32’7° 
oder auf die Ekliptik bezogen in ). = 79'8° ß = -\- 9'7° her¬ 
vorgehen. 

Aus dem für Kalocza in A = 295° 56' bezeichneten End¬ 
punkt der scheinbaren Bahn ergibt sich unter Voraussetzung des 
entsprechenden Azimutes von 315° in 3) der Endpunkt der 
im ersteren Ort nach gewiesenen linearen Bahn über 39° 49‘5 ö. L. 
und 45 u 25' n. Br., WSW von Karänsebes in Ungarn. Die in 
1) hiefür angegebene (gemessene) scheinbare Höhe von 35‘1 U 
liefert dann für die lineare Höhe über jenem Punkt nicht 
weniger als 207 km. Es ist vielleicht am Platz hier darauf 



87 


aufmerksam zu machen, daß nach dem Bericht das Verschwinden 
nicht hinter einem Gebäude erfolgt war. 

Der Radiant befand sich an diesem Punkt in 136'9° 
Azimut nur 2‘3° hoch. Die Bahn war also hier fast horizontal. 
Der in Kalocza bezeichnete Punkt des Aufleuchtens befand sich 
in derselben 222 km über 37° 46' ö. L. und 46° 52' n. Br. 
Die dort beobachtete Bahnstrecke wäre hienach zu 231 km 
Länge anzunehmen. Mit der angegebenen Dauer von 3—4 8 würde 
daraus im Mittel 66 km fUr die geozentrische Geschwindigkeit 
hervorgehen. Obwohl es nicht erwiesen ist, daß die in 4) mit 
4—5 S bezeichnete Dauer sich auf die gleiche Strecke bezieht, 
dürfte man bei der ansehnlichen Länge der letzteren dies 
vielleicht ungefähr annehmen und den Mittelwert beider Angaben, 
also 4“ auf die Länge von 231 km beziehen dürfen, woraus sich 
dann für die Geschwindigkeit nur 57’7 km ergeben würden. 
Da der scheinbare Radiant in 116° Elongation vom Apex der 
Erdbewegung gelegen war, würden hieraus für die heliozentrische 
Geschwindigkeit 75‘5 km. hervorgehen, wodurch alle in Frage 
kommenden Umstände eigentlich bestimmt wären, ohne daß es 
notwendig gewesen irgend eine Aenderung an den Angaben 
der Beobachtungen vorzunehmen. 

Auffallend bleibt dabei aber doch die ungemein große 
Endhöhe von mehr als 200 km. Allerdings kommen bei nahezu 
horizontalen Bahnen von Feuerkugeln solche oder selbst noch 
größere vor, nach meinen Erfahrungen sind sie aber nur sehr 
selten beobachtet worden.*) 

Unter 436 Fällen habe ich bisher nur drei gefunden, in denen 
sich die End höhe noch erheblich größer ergab, nämlich für die Meteore 
vom 4. Jänner 1837 (321 km) nach Petit in den Comptes rendus der 
Pariser Akademie T. 19 und T. 32, p. 488; vom 5. September 1868 (307 km) 
nach Tissot i. d. Comptes rendus T. 69, p. 326 und vom 12. Dezember 1904 
(496 km) nach meinen eigenen Ableitungen in den Wiener Akad. Sitzgsber. 
Bd. 118, Ila, 1909, p. 775. In dem von Petit erwähnten Falle scheint mir 
jedoch das Resultat wegen geringer Parallax nicht ausreichend sicher¬ 
gestellt. Tissot hat für das erwähnte merkwürdige Meteor eine von 111 km 
zu 307 km auf steigende Bahn gefunden, während ich später (Verh. d. 
Naturf. Ver. in Brünn, Bd. 17) bei sorgfältiger Benützung anderer Be¬ 
obachtungen, die Tissot vermutlich nicht gekannt hat, eine von 779 km auf 
185 km absteigende, allerdings über 2000 km lange Bahn (T. bestimmte 
ihre Länge zu 1600 km), also den Endpunkt unter 200 km fand. Hinsichtlich 
der Feuerkugel vom 12. Dezember 1904 konnte ich bei der gewissen¬ 
haftesten Untersuchung zu einer geringeren Zahl für die Höhe nicht gelangen. 



88 


Ungeachtet der vorsichtigen Bemerkung über das „Ver¬ 
schwinden“ des Meteors im Bericht aus Kalocza kann die 
Möglichkeit, daß sich diese Angabe vielleicht doch nicht auf 
den wirklichen Endpunkt bezieht, kaum gänzlich abgelehnt 
werden, da es ja auch hinter Gewölk verschwunden sein konnte, 
ohne daß dieses dem Beobachter aufgefallen wäre. In der Tat 
ist von teilweiser Bewölkung sowohl in diesem als auch in dem 
Bericht aus 4) die Rede. Für die Ermittlung des Radianten 
wäre dieser Umstand an sich ohne Belang, aber auch in der 
Höhenlage des Endpunktes könnte bei angenommener weiteren 
Verlängerung der gegen den Horizont so wenig geneigten Bahn 
nicht viel vermindert werden, selbst wenn sie auf das doppelte 
stattfände, wozu doch in keiner Nachricht Veranlassung gegeben ist. 

Ohne Zweifel stehen die Resultate hinsichtlich der hohen 
Bahnlage und der beobachteten großen Geschwindigkeit im 
causalen Zusammenhang. Viele anderweitige Erfahrungen be¬ 
stätigen im Einklang mit der Theorie die Tatsache, daß unter 
sonst gleichen Umständen Meteorbahnen in hoher atmosphärischer 
Lage durch die Beobachtungen merklich größere Geschwindig¬ 
keiten erkennen lassen, als in den tieferen Schichten. Der Zu¬ 
sammenhang kann jedoch im gegenwärtigen Falle auch ganz 
anderer Natur sein. Maßgebend für die Resultate sowohl hin¬ 
sichtlich der Höhenlage als auch der Bahnlänge und Geschwindig¬ 
keit ist die Lage der durch die Beobachtung in Alberti Irsa 
bestimmten Bahnebene gegen Kalocza. Da Erstere jedoch nur 
durch die beiläufige Angabe SE bezeichnet ist, so können in 
allen diesen Beziehungen sehr merkliche Verminderungen ein- 
treten, wenn diese Bahnebene weiter gegen S hin angenommen 
wird, womit dann auch ein anderes Resultat für den Radianten 
verbunden wäre. 

Ich habe daher die Untersuchung auf die Annahme aus¬ 
gedehnt, daß die vertikale Bahnebene in 3) ungefähr aus SE, 
halb SSE und endlich, daß sie möglicherweise völlig aus SSE 
gerichtet war. 

II. Indem die Bahnlage aus Kalocza unverändert beibe¬ 
halten, jene für Alberti Irsa aber im Vertikal von 33'5° östlich 
von S (A = 3265) angenommen und wie folgt fixiert wird: 
I II 

a (V n d 

201-1° -f 47-2° 243-1° — 345° 



89 


+ 


erhält man den scheinbaren Radianten in a = 90'3 (> 
<V = -+- 59’5° (1 = 90'2° ß — + 36-0°), ferner in Verbindung 
mit dem Endazimut aus Kalocza (A = 295° 56', wie in I) den 
Endpunkt über 38° 31' ö. L. und 45° 53' »n. Br., dann mit der 
scheinbaren Höhe aus Kalocza die lineare Höhe zu 121 km. 

Das Azimut des Radianten wird dann 147"5° und dessen 
Höhe (Bahnneigung) 29°. Die erste Angabe aus 1) liefert ferner 
n dieser Bahn das Aufleuchten 195 km über 37° 38' ö. L. 
46° 50' n. Br. und für die Bahnlänge 149 km, welche, ver¬ 
glichen mit der dortigen Dauerangabe von etwa 3"5 S , für dje 
geozentrische Geschwindigkeit nur mehr 42'7 km gibt. Da die 
Elongation des Radianten 119° beträgt, so ergibt sich daraus die 
heliozentrische Geschwindigkeit zu 62*7 km. 

III. Bei Annahme eines Azimutes von 337"5° (also SSE) 
für den Bahnvertikal in 3) ohne Aenderung der Angaben in 1) 
wird der Bahnbogen 3) bezeichnet durch: 

I II 

u ö d' 

2011° -f- 47*2° . . 230*5° — 38’8° 
der in Verbindung mit Kalocza den Radianten in « = 118’1° 
ö' = 75-0° (X = 101-6° ß = 52-7°), den Endpunkt 81*8 km 
über 37° 54' ö. L., 46" 5' n. Br. gibt. Der Radiant befand sich 
A = 159'5° h = 42*5° (Bahnneigung). Für den Punkt des 
Aufleuchtens liefert Kalocza 166 km über 37° 39' ö. L., 
46° 48' n. Br., für die Bahnlänge 131 km und daraus für die 
geozentrische Geschwindigkeit 37"5 km. Die Elongation vom 
Apex beträgt 117° und demnach die heliozentrische Geschwindig¬ 
keit 57*3 km. 

Bei Vergleichung der apriorischen relativen Wahrschein¬ 
lichkeit der Ergebnisse aus diesen dreierlei Annahmen muß man 
im Auge behalten, daß diejenigen unter I aus gänzlich unver¬ 
änderter Anwendung der Angaben über die Bahnlage in 1) 
und 3) hervorgegangen sind, während die Hypothesen II und III 
Verbesserungen der Angabe über die Fallrichtung um +• 11*5° 
beziehungsweise -+- 22*5° voraussetzen. 

Nicht unzweckmäßig dürfte aber noch eine Vergleichung 
mit der Abschätzung aus Budapest, die das Erscheinen 60 ’ hoch 
in ESE gibt, sein. Würde man jedoch diese Beobachtung allein, 
also statt derjenigen aus Alberti Irsa mit den Angaben aus 



90 


Kalocza, welche die unentbehrliche Grundlage bilden, verbinden, 
so würden die Zahlenwerte für die linearen Höhen am Anfang 
und Ende, sowie für die Länge der Bahn noch viel weiter ver¬ 
größert, als sie vorhin gefunden wurden, und ich halte es des¬ 
halb für überflüssig die betreffenden Einzelheiten hier weiter 
auszuführen. Da die oben unter I angeführte Hypothese den 
relativ geringsten Widerspruch zwischen den Wahrnehmungen in 
Budapest und den beiden andern Beobachtungen (1 und 3) 
erkennen läßt und offenbar auch dem Bericht aus Hatzfeld 
entspricht, habe ich schließlich versucht, sie durch eine kleine 
Veränderung derart zu gestalten, daß der Endpunkt der 
Bahn, wie er aus den Beobachtungen 1) und 3) unter I abge¬ 
leitet wurde, beibehalten bleibt, für die Bestimmung des Radianten 
jedoch auch die Angaben aus Budapest derart einbezogen 
werden, daß die notwendigen schließlichen Verbesserungen sich 
auf 2) und 3) verteilen, die scheinbare Bahn aus 1) aber unge- 
ändert bleibt. 

Es kommt somit zu den bereits unter I angeführten Bahn¬ 
bogen noch 

I II 

a ()' re d 

Budapest: 224*2° + 30*6° . . 239*8° — 1*8° 

Dabei erhielt Budapest: Gewicht 1, Alberti-Irsa: Gewicht 2. 
Daraus würde sich dann der Radiant in « = 82° ä — 45° 

ergeben. Die Verbesserungen der Beobachtungen würden darin 
bestehen, daß in 3) die scheinbare Bahn statt vertikal, 5° östlich 
vom Zenit abweichend war. Für Budapest wäre die Höhe 60° im 
Azimut 305° statt in 292*5° anzunehmen, somit J A = + 12*5°. 
Die Verbesserung im Bogen des Größten Kreises war dann nur 
6*2°, daher keineswegs die mittlere Unsicherheit überschreitend, 
während man hinsichtlich der Beobachtung aus Alberti-Irsa wohl 
zugeben kann, daß eine um 5° vom Vertikal abweichende Bahn 
noch ungefähr für senkrecht gehalten werden konnte. 

Der Radiant befand sich am Endpunkt in A = 141*8° 
h = 14°. Das in Kalocza beobachtete Aufleuchten ergibt den 
betreffenden Punkt 263.5 km über 38° 4' östl. Länge und 
46° 56' n. Br., ferner für die Bahnlänge 224*6 km. Wird die 
Dauer auch wieder zu 4 8 genommen, so erhält man also für. die 
geozentrische Geschwindigkeit 56 km. 



91 


Auf die Ekliptik bezogen war der Radiant in /. = 
ß — 21‘7°. Mit 53'4° Sonnenlänge ergibt sich dann dessen 

Elongation vom Apex der Erdbewegung zu 118° und damit die 
heliozentrische Geschwindigkeit zu 74‘4 km. Die hyperbolische 
Bahn ist übrigens für jede der zur Erwägung gelangten 
Hypothesen ganz zweifellos. 

Diese Feuerkugel dürfte der Gruppe angehören, die von 
Denning (General-Catalogue p. 245) mit der Bezeichnung „ff A u- 
rigids“ angeführt ist. Dort wird u. a. für die Epoche April 
2—18 ein Radiant nach Heis in « = 83° S = -+- 44° erwähnt. 
Dem unveränderten Resultat der Hypothese I (« = 78’0° 
d = 4- 32'7°) würde auch der Strahlungspunkt der Meteoriten 
von Orgeuil am 14. Mai 1864 in « = 86'5° = 24° (N. in 

Verh. d. Natf. Ver. in Brünn, 18. Bd.) nicht allzu ferne liegen. 
Ein sehr nahe übereinstimmender Radiant (« = 86° A = -f— 44°) 
wurde von mir für das große Meteor vom 11. Juni 1867 abgeleitet. 

Großes detonierendes Meteor am 24. Mai 1914, &' m. e. z. 

Auch die hier mitgeteilten Nachrichten verdanke ich der 
besonderen Freundlichkeit Sr. Hochwürden des Herrn P. J. Fenyi 
in Kalocza, da er mir die in der ungarischen meteorologischen 
Zeitschrift „Idöjäräs“ 1914, Juli-Heft, veröffentlichten Beobach¬ 
tungen auszugsweise übersetzt zukommen ließ. 

Da man verläßliche Beobachtungen eines solchen am hellen 
Tag im Sonnenschein vorgekommenen Falles nicht häufig erhält, 
glaube ich, daß es umsomehr geboten erscheint derartige Mate¬ 
rialien sorgfältig zu untersuchen und die erzielten Resultate 
bekannt zu machen. Nur auf diesem Wege wird die noch mangel¬ 
hafte Statistik über solche Ereignisse in absehbarer Zeit vervoll¬ 
ständigt werden können. Alle hier in Betracht kommenden Be¬ 
obachtungsorte liegen in Ungarn. 

Beobachtungen: 

1. Szerep (Kom. Bihar. 38° 48'; 47° 14’5'). Herr Räcz 
Bela berichtet nach übereinstimmenden Angaben Vieler, die sich 
im Freien befanden, folgendes: die Feuerkugel leuchtete 45° 
hoch in NW auf, flog, kaum sinkend, über N und verschwand 
am Horizont in NE. Diejenigen, welche sich im Orte aufhielten, 
meinten, sie sei gegen NE in einem Hofe gefallen. Nach Angaben 



92 


Mehrerer war sie vou der Größe des Vollmondes, stark funken 
sprühend und hinterließ einen anscheinend klafterlangen Schweif. 
Bahn 1—2 Sek. nachleuchtend. Schall wurde nicht gehört. 

2. Kaba (Kom. Hajdu. 38° 56'; 47° 21'). Herr Lehrer 
Väradi Antal berichtet: Vier Frauen besichtigten die Pflan¬ 
zungen im Garten, als über ihnen, aus einem kleinen rötlichen 
Cirrus eine silberweiß glänzende Feuerkugel von der Größe eines 
Menschenkopfes ausgehend, nicht sehr schnell in NE-Richtung 
40° durchlief und zur Erde fiel. Dem Meteor folgte ein 2 Meter 
langer Schweif. Obwohl die Sonne schien, beleuchtete es die 
Gegend durch 5—8 S . Die Frauen stürzten geblendet und 
erschreckt in die Wohnung. Die hinaus eilenden Männer sahen 
noch das Schleierwölkchen, aber keine Bahnspur. Schall wurde 
nicht gehört. Der Berichterstatter meinte, es müsse 55 km von 
Kaba zwischen Hajduhäz und Bököny gefallen sein. 

3. Örosz (Kom. Szabolcz. 39° 28'; 47° 57'). Der Bericht¬ 
erstatter, Herr Lehramtskandidat Szobi Endre, sah im Gehen 
aufblickend einen weißen Nebelstreifen über den Bäumen, an¬ 
scheinend kaum höher als diese. Er meinte es sei ein Wölkchen, 
das merkwürdig schön in Handbreite von E gegen W (soll 
offenbar W—E heißen) wanderte, dann zick-zack-förmig wurde 
und sich schon aufzulösen begann, als ein schrecklicher 
Donner gehört wurde, der von Ost gegen West verlief und 
durch 20 s anhielt. Nach Auflösung des Streifens hielt dessen 
Ende noch 30 Minuten lang in Nebelform an. Die ganze Erschei¬ 
nung währte 40 Minuten. 

4. Bei Tokay (Kom. Szabolcz, ungefähr 39° 4'; 48° 7’5'). 
Herr Lekly Layos, meteorologischer Beobachter, berichtete: 
Von SW zog gegen Osten ein 1 l /a Meter langer „Wassertropfen“ 
über den Himmel. Das habe ich mit eigenen Augen gesehen: 
2—3 Minuten darauf wurde ein Kanonendonner gehört. Der 
Himmel war bei Sonnenschein wolkenlos. Ich konnte die Erschei¬ 
nung nur einige Augenblicke sehen, weil vorstehende Bäume 
hinderten. 

Die Beobachtungsorte 1) und 2) liegen so nahe beisammen, 
daß die von dort herstammenden Berichte wohl nur zur gegen¬ 
seitigen Bestätigung und Ergänzung dienen können. Sehr wesent¬ 
lich für die Einschätzung der Richtung der Bahn und ihrer Lage 
ist dagegen die Vergleichung zwischen 3) und 4). Aus allen 



,'93 


Beobachtungen geht zweifellos hervor, daß das Meteor von der 
Westseite her gezogen war. Es beruht daher die Angabe aus 3), 
wie schon angedeutet, auf einem Irrtum. Da der Beobachter, wie 
es unter vorliegenden Umständen völlig erklärlich ist, die Deto¬ 
nationen in der Richtung E—W verlaufend hörte, glaubte er 
vermutlich auch dem Zuge des Meteors dieselbe Richtung zu¬ 
schreiben zu müssen. 

Nach der Ausdrucksweise beider Beobachter ist ferner wohl 
anzunehmen, daß die Detonationen in 3) viel stärker vernommen 
wurden als in 4). Dieser Umstand, in Verbindung mit der An¬ 
gabe, daß das Meteor bei Tokay zuerst südwestlich gesehen 
wurde, gestattet die Annahme, daß dessen Bahn im östlichsten 
und tiefsten Teil im Raume zwischen diesen beiden Orten derart 
vexdaufen ist, daß der tiefere Teil ungefähr östlich von 3), der 
höhere dagegen etwas näher an Tokay gelegen war. 

Wenn man aus diesen Gesichtspunkten eine Schätzung der 
Babnrichtung versuchen will, so ist der zulässige Spielraum nicht 
sehr groß. Ich habe vorerst die Richtung der Bahnebene an dieser 
Stelle aus 5° nördlich von West, also mit 95° Azimut an¬ 
genommen. 

Das in 4) bezeichnete Intervall zwischen Licht und Schall 
läßt nach dem Mittel der Angabe auf eine ungefähre Entfernung 
der betreffenden Schallquellen in der Bahn hinsichtlich Tokay 
von etwa 50 km schließen, die wohl fast gänzlich auf deren 
Höhe über der Erdoberfläche entfallen müßten. Unter dieser 
Voraussetzung könnte angenommen werden, daß dieser Punkt aus 
1) ungefähr in A = 19T8° h = 28'4° gelegen war. Dies sind 
die Annahmen, zu welchen mir die Berichte aus den beiden 
letzterwähnten Beobachtungsorten Veranlassung geben, und auf 
diesen Grundlagen kann nun nach 1) und 2) eine, wenn auch 
nicht sehr genaue, doch noch annehmbare Abschätzung der 
Bahnlage stattfinden. 

Würde die Angabe in 1) wörtlich genommen, so müßte der 
erste und zugleich höchste Punkt des entsprechenden scheinbaren 
Bahnbogens 45° hoch in NW (A = 185°) und dessen Knoten 
am Horizont in NE (A = 225°) mit h = 0 zu nehmen sein, 
indem, wie gewöhnlich, der Beobachter vermeinte, das Meteor 
müßte in Verlängerung seines zuletzt gesehenen Bahnstückes zur 
Erde gelangt sein. Auch in 2) ist die Bewegungsrichtung gegen 
NE angegeben, allein nach der etwas bestimmteren Bezeichnung 



94 


im Schlußsatz dieses Berichtes dürfte für das Azimut des 
Heramungspunktes kaum mehr als 220° (40° E n. N) zu 
nehmen sein. 

Sind die scheinbaren Höhen nur beiläufig abgeschätzt, so 
kommt man der Wahrheit gewöhnlich näher, wenn man sie auf 
2 /'s des angegebenen Betrages herabsetzt. Es ist jedoch, besonders 
wenn am Himmel Residuen Zurückbleiben, wie in diesem Falle, 
auch wohl möglich, daß bei der Festlegung ein wenn auch noch 
so einfaches Meßverfahren angewendet wurde, durch das die 
groben Uebersehätzungen wegfallen. Da in den Berichten hier¬ 
über nichts vorliegt, wird man gut tun, etwaige Reduktionen erst 
im Zusammenhang mit anderen Angaben vorzunehmen. 

Zu diesem Zwecke habe ich probeweise vier an sich mehr 
oder minder wahrscheinliche Hypothesen für die scheinbare Höhe 
des nach der Beobachtung aus Szerep (1) in NW (A : 135°) 
anzunehmenden Anfangspunktes des Bahnbogens, nämlich für 
h = 45°, 40°, 35° und 30° in Rechnung gezogen. Weiter gehende 
Abstufungen erfordert die Sachlage nicht. Als zweiter Festpunkt 
für jeden dieser daraus zu berechnenden Großkreise wurde in 
der ersten Hypothese der Knoten am Horizont in NE, also 
A = 225° h = 0 gewählt, so daß durch diese Annahmen 
erwähnte Beobachtung bis auf die hieraus abzuleitende Senkung 
der Bahn zwischen NW und N völlig erfüllt wäre. 

Für die drei anderen Hypothesen wurde als zweiter 
Punkt des betreffenden Bahnbogens der vorhin bezüglich der 
Detonationen erwähnte Punkt bei Tokay angenommen, und dies 
konnte umso eher geschehen, da er fast genau auch der Bahn 
für die erste Annahme entspricht. Hieraus ergeben sich nun für 
alle vier Hypothesen die den Azimuten A = 95°, 180°, 220° 
und 225° entsprechenden scheinbaren Höhen, sowie endlich das 
dem Knoten (h = 0) zugehörige Azimut. 

In der nachstehenden Uebersicht sind die gegebenen 
Annahmen von den berechneten Größen durch den Druck 
ausgezeichnet. Die Lage der sonach jeder dieser Hypothesen 
zukommenden äquatoriellen Koordinaten («, 8) des Radianten 
ist schließlich beigefügt. 

Das Azimut 220° (40° E v. N) bezieht sich, wie schon 
angedeutet, auf den Endpunkt der Bahn, der dann in Ver¬ 
bindung mit der angenommenen Lage der Bahnebene gegeben ist. 



95 


Die Resultate sind hier übersichtlich angeführt. 
Hypothese: 

I II III IV 


A 

h 

A 

h 

A 

h 

A 

h 

95° 

37-5° 

95° 

30° 

95° 

23-3° 

95° 

15-1' 

135 

45 0 

135 

40 

135 

35 

135 

30 

180 

35-3 

180 

33-4 

180 

32 2 

180 

30-9 

191-8 

28-4 

191 8 

28-4 

191 8 

28-4 

191 8 

28-4 

220 

5-0 

220 

9-6 

220 

13*6 

220 

17-6 

225 

0 

225 

5-6 

225 

10-2 

225 

15 

— 

— 

231 7 

0 

239-1 

0 

250 

0 


Zugehörige Radianten: 

«: 92 7° 0: 299° «: 86° 0:24-5° «:81*2° 0:20-3° «:75-l° 0:14-5° 

Von diesen vier Hypothesen dürfte wohl die erste und 
vierte ohne weiters abzulehnen sein. Die erste, weil sie eine 
Senkung des Bogens von NW bis N um 9.7° (auf 35° Bogen¬ 
länge) entsprechend einer Neigung von fast 30° voraussetzt, was 
dem Wortlaut des Berichtes aus 1) doch allzusehr widersprechen 
würde. Ueberdies würde auch die geringe scheinbare Höhe von 
5° für den Endpunkt der Bahn nur wenig mehr als 10 km 
Hemmungshöhe ergeben. Ein so geringer Wert wäre aber 
nur auf Grund viel genauerer Beobachtungen annehmbar. Die 
vierte Hypothese entspricht sehr genau der Beobachtung, daß 
sich die Bahn von NW Uber N „kaum sinkend“ erstreckte, aber 
ihr Knoten am Horizont liegt um nicht weniger als 25° über 
NE gegen E, also sogar schon über ENE hinaus, was nun auch 
wieder den Doppelbeobachtungen 1) und 2) völlig widerspricht. 

Die Hypothesen II und III stellen, in ihren Ergebnissen 
verglichen, kaum größere Unterschiede dar, als man bei Beob¬ 
achtungen solcher Art erwarten durfte, insbesondere auch hin¬ 
sichtlich der Koordinaten des Radianten. 

In II weicht die erwähnte Bahnsenkung (von NW—N : 6 6°) 
vielleicht noch etwas zu sehr ab, dagegen das Azimut des 
Knotens nur um 6 7°. In III beträgt die Senkung nur 2*8°, 
dagegen liegt der Knoten um 14" 1° über NE hinaus. Bildet man 
die Summe der Quadrate aller Unterschiede zwischen Beobach¬ 
tung und Rechnung, so erhält man in II rund 100, in III 209. 
Somit erscheint die Kombination unter II mit dem Radianten 
in « = 86° 0 = 4- 24"5° als die wahrscheinlichste. 



96 


Dieses Resultat stimmt fast völlig überein mit dem von mir 
vor vielen Jahren für den Radianten des Meteoritenfalles 
bei Orgueil in Frankreich am 14. Mai 1864 aus viel mehr und 
genaueren Beobachtungen abgeleiteten, nämlich: « = 86’5° 

• d = -[- 24 0 u + 2'5° w. F.*) Daß der Unterschied so gering¬ 
fügig ausfallt, ist selbstverständlich nur zufällig. 

Den Hemmungspunkt erhält man dann 20 km über der 
Gegend von Nyir Batka (39° 45', 48° 0'). Ein so tiefes Herab¬ 
dringen ist bei großen detonierenden Meteoren, auch wenn sie 
nicht mit nachweisbaren Steinfällen verbunden sind, nicht beson¬ 
ders selten. Unter 84 mir bekannt gewordenen derartigen Er¬ 
scheinungen (mit Ausschluß der tatsächlichen Meteoritenfälle) 
finden sich 19, also mehr als 22 von Hundert, bei welchen die 
Hemmungshöhe nur 20 km oder noch weniger betragen hatte. 
Uebrigens drangen auch die Meteoriten bei Orgueil in ihrer 
planetarischen Bahn bis auf 22 km Höhe in die Atmo¬ 
sphäre ein. 

Vorausgesetzt, daß in Szerep die Feuerkugel wirklich in 
135° Azimut zuerst erblickt wurde, so befand sie sich ungefähr 
79 km hoch über der Gegend von 48° 9' Br. und 37° 56' Länge 
und zog dann nahezu über Miscolz in einer 160 km langen, 
30° geneigten Bahn zum Endpunkt. 

Leider liegt nur die eine Dauerschätzung von 5—8 S vor, 
von der man kaum sicher annehmen kann, daß sie sich auf diese 
ganze, übrigens keineswegs sehr lange Bahnstrecke bezieht. Da 
anderseits die Dauer, wie gewöhnlich, überschätzt wurde, wird 
man kaum einen zu großen Wert der Geschwindigkeit erhalten, 
wenn das Mittel: 6‘5 S mit der obigen Bahnfänge in Verbindung 
gebracht wird, woraus man 24 - 6 km für die geozentrische 
Geschwindigkeit erhalten würde. Da die ekliptischen Koordinaten 
des Radianten 1 = 86‘5° ß = -|- 1° waren, ergibt sich dessen 
Elongation vom Apex der Erdbewegung, zu 113'6° und sonach 
die heliozentrische Geschwindigkeit zu 45'3 km; doch ist 
dieses Resultat wenig verläßlich. Der scheinbare Radiationspunkt 
war nur 23*5° vom Orte der Sonne entfernt, die damals in WNW 
10-5° hoch am heiteren Himmel stand. Wenn in Szerep das 
Meteor bereits in NW, 40° hoch erblickt wurde, so mußte seine 
Lichtentwicklung sehr ansehnlich gewesen sein. In der Phase, die 

*i Siehe „Untersuchungen über die Bahnverhältnisse der Meteoriten 
von Orgueil in Frankreich am 14. Mai 1864. Diese Verhandlungen 18. Band.“ 



97 


aus Kaba (2) geschildert wird, war die Feuerkugel in ihrer Bahn 
gewiß schon weiter vorgerückt und auf diese bezieht sich ver¬ 
mutlich auch die Schätzung aus 1), in der sie als von Mondgröße 
bezeichnet wird. Vorausgesetzt, daß diese wenigstens annähernd 
zutreffend ist, müßte der Durchmesser ihrer leuchtenden Sphäre 
kaum weniger als 900 Meter betragen haben, was im Vergleiche 
mit anderen Fällen nicht auffallend wäre. Allerdings wirken auch 
bei derartigen Angaben verschiedene Umstände die Ueber- 
sehätzungen begünstigend. 


Meteor am 11. Oktober 1913, 8 U 10 8 n * m. e. z. 

Die Beobachtung dieses Meteors auf der Urania-Sternwarte 
in Wien veranlaßte den Observator derselben, Herrn Gideon 
Ri eg ler, in mehreren Tagesblättern um Mitteilung anderweitiger 
Wahrnehmungen dieser Erscheinung zu ersuchen und sich auch 
brieflich an einzelne Personen um Nachrichten zu wenden. 

Die auf diese Anregungen bei dem erwähnten Observatorium 
eingelangten Materialien wurden mir, wie vor allem dankbar 
hervorzuheben ist, von dem Herrn Observator Riegler freundlichst 
zur Verfügung gestellt, nachdem er sich in mehreren Fällen, 
insbesonders hinsichtlich der Beobachtungen aus Wien durch 
weiter gehende Erkundigungen und Messungen um die bestimm¬ 
tere Ausgestaltung der eingelangten Berichte verdient gemacht 
hatte. Gleichwohl lagen, wie gewöhnlich, noch erhebliche Wider¬ 
sprüche vor, deren Aufklärung von mir nachträglich und nicht 
immer erfolgreich versucht wurde. 

Hier werden nun zunächst diejenigen Ergebnisse angeführt, 
Avelche zur Benützung in Frage kommen konnten. Mit „D“ ist 
die Dauer in Sekunden bezeichnet. 

1. Wien (34° 2’4 / ; 48° 12’4'). Um Wiederholungen zu 
vermeiden, werden die zahlenmäßigen Ergebnisse, welche aus den 
mit den Beobachtern vorgenommenen Messungen und anderen 
Erhebungen hervorgegangen sind, erst weiter unten in einer 
Uebersicht angeführt. Die oben bezeichnete geographische Lage 
entspricht dem Mittelwerte aus den einzelnen Beobachtungs¬ 
punkten in Wien. Bei der großen Entfernung aller Bahnteile ist 
diese Zusammenfassung ausreichend. 

a) XIII. Bernbrunngasse 19. Frau J. Kregczy sah 
von der gegen W gerichteten Veranda ihrer Villa „einen Stern, 

Verhandlungen des nalurf. Vereines. Brünn. LV. Band. 7 



98 


von dem sich plötzlich ein weißer Schein loszulösen schien, der 
dann im bläulichen Glanz mehr gegen N niederfiel. Herr Riegler 
fügte bei späterer Vornahme der Messungen die Worte „Auf¬ 
leuchten bei Wega“ (die in A = 90*4° h = 56’2°, also fast 
genau im Westen stand) hinzu. 

b) IV. Karolinengasse 18. Frau M. Krähl: Fall im 
steilen Bogen, Richtung E—W, blau. D: 6—7 S . 

c) III. Barichgasse. Herr Ingenieur Koppi: Fall schein¬ 
bar senkrecht, Bahnlänge 35—40°, D: 2 Vs—3% Aureole von 
Va Monddurchmesser, Kern 5 Prozent des Ganzen, grün, am Ende 
„verflüchtigt, nicht geplatzt“. 

d) I. Museumstraße, hinter dem Naturhistorischen Museum. 
Herr A. Marcus. Es fiel bogenförmig in der Richtung des 
Deutschen Volkstheaters. Bahnlänge (skizziert) etwa 37°. Intensiv 
glänzend, von */* Mondgröße, eiförmig. 

e) I. Lichtenfelsgasse. Herr Ingenieur P. Zugmayer. 
Beobachter lieferte eine deutliche Planskizze. Kern mit grünlichem 
Hof, ähnlich einer Dampfhülle, von Halbmondgröße. 

f) I. Urania Sternwarte-Diener R. Pawlik sah 8 h 10'8 m , 
als er die Terrasse betrat, ein sehr helles Meteor nicht weit von 
n Lyrae etwa in « = 18 h 20™ <?=-(- 43° in fast senkrechter 
Bahn gegen den WNW-Horizont fällen. Der Endpuqkt konnte 
wegen des Nebels, der Sterne unter 3. Größe verhüllte, nicht auf 
den gestirnten Himmel bezogen werden. Annähernd wurde er in 
u = 16 h 0 m = 16° geschätzt. Die Bahnlänge wurde nahezu 
mit IVamal der Distanz Deneb—Wega angegeben. D: 7 S . Das 
bimförmige Meteor von Vio—V 12 Mondgröße war von einer 
Aureole („vermutlich durch den Nebel verursacht“) umgeben und 
verflüchtigte sich am Ende ohne Funkensprühen. (Mitteilung des 
Herrn Riegler.) 

g) XVII. Kästnergasse. Herr J. Seewald: Gute Plan¬ 
skizze des Falles. Bahnlänge nach Linearemessungen ungefähr 
29°. Ende durch Gebäude verdeckt. Dauer höchstens 3 8 . Grüne 
Pechfackel von '/s Monddurchmesser. 

h) I. Elisabethpromenade Uebergang zur Berggasse. 
Fräulein Jäger und Butschek. Ein in grün-bläulicher Farbe 
schimmernder Leuchtkörper fiel, ungefähr vom Zenit kommend, 
gegen die Telephonzentrale Berggasse. 

i) IX. Ecke zwischen Hahn- und Seegasse. Herr 
W. Bellak. Eine helle, etwas violett leuchtende Kugel ver- 



99 


schwand schon nach l s hinter dem israelitischen Versorgungs¬ 
hause. 

k) XVI. Andergasse 11. Frau A. Münch: Skizze für 
Endpunkt und Neigung, Farbe gelblich, D: 4 S . 

l) XVII. Haslingergasse. Herr Ehrenfeld: Eine große 
leuchtende, regenbogenfarbige Kugel sank in beiläufig westlicher 
Richtung herab. D: 2 S . 

Nachstehende Uebersicht gibt die Zahlenwerte der auf den 
Endpunkt der scheinbaren Bahn bezüglichen Azimute (A) und 
Höhen (h). Wo diese Größen von dem Herrn Riegler mit. dem 
Meteoroskop nachträglich ermittelt wurden, findet sich die Be¬ 
zeichnung M. Die ursprünglich auf den magnetischen Südpunkt 
bezogenen Azimute sind um die gegenwärtig hier geltende ma¬ 
gnetische Deklination von 7’7° vermindert worden, haben also 
Null im astronomischen Südpunkt. P bedeutet, daß das Azimut 
aus dem Stadtplan nach den Angaben der Beobachter (Skizzen 
etc.) und S daß die Position der Sternkarte entnommen wurde. 
Die Gewichte, mit denen die verschiedenen Angaben des Azimuts 
zum Mittel vereinigt wurden, sind mit p bezeichnet. Die Höhen 
(h) sind als gleichgewichtig betrachtet worden. Die ein ge¬ 
klammerten Werte von A und h sind nicht einbezogen 
worden. J)ie Buchstaben a, b etc. beziehen sich auf die gleich¬ 
artige Bezeichnung der oben mitgeteilten Berichte. 



A 


p 

h 


A 

P 

h 

a 

110-8° 

M 

i 

7-0° 

f 

101-6° M 

4 

(14-6)° 

b 

97-7 

n 

i 

111 

n 

96-4 S 

4 

(15-9) 

c 

90-8 

n 

i 

5-65 

g 

99-0 M 

1 

8-25 

d 

108-0 

P 

i 

— 

h 

98-0 P 

1 

— 

e 

99-0 

n 

4 

— 

i 

102 0 P 

1 

— 






•k (139-0) M 

0 

(18-9) 


Im Mittel dieser 10 Angaben wird das Azimut des 
Hemmungspunktes aus Wien : A = 99"5° + 1*4°. Der mittlere 
Fehler einer Beobachtung der Gewichtseinheit beträgt + 6‘2°. 

Das Mittel aus den vier Werten der zugehörigen scheinbaren 
Höhe wird h = 8*0° + 1*2°. Der mittlere Fehler einer dieser 
Beobachtungen ist + 2’3°. 

Die Neigung der scheinbaren Bahn gegen den Ho¬ 
rizont am Endpunkt ist von vier Beobachtern durch Zeichnung, 
dann in c) durch Schätzung angegeben, und zwar in a) : 78°, 
c) : 90°, e) : 78°, g) : 74°, k) : 83*5°. Ueberdies liegt aus a) noch 

7* 



100 


die Angabe vor, daß sich das Meteor scheinbar von einem Stern 
abgelöst habe, der nach der gegebenen Konstellation höchst 
wahrscheinlich n Lyrae war. Wird dessen Ort mit dem oben 
abgeleiteten des Hemmungspunktes durch einen Großkreis ver¬ 
bunden, so findet man für dessen Neigung 83‘2°. Das Mittel aus 
allen sechs hier angeführten Werten ist =± 8T1 0 + 2'3°. Der 
mittlere Fehler einer Beobachtung ist + 5'6. Diese Neigungs¬ 
angabe entspricht der Bewegungsrichtung südlich vom Zenit 
her, also von links oben nach rechts unten. 

Die Angabe aus f) (Urania), daß das Meteor im Anfänge 
nicht weit von n Lyrae gesehen wurde, könnte an sich als mit 
der Beobachtung a) ungefähr übereinstimmend erachtet werden. 
Allein der unter f) durch zwei Punkte bezeichnete Großkreis 
würde dem widersprechen. Auf den Horizont bezogen bezeichnet 
er nämlich die umgekehrte Bewegungsrichtung (von A = 99*8° 
h = 56° nach A = 96'4° h = 15 - 0°) von rechts oben nach 
links unten, also von der Nordseite des Zenits her. Anderseits 
kann nach dem Text der Angaben des Beobachters auf der 
Urania kaum daran gezweifelt werden, daß er den Bahnbogen 
im gleichen Sinne aufgefaßt hatte wie die übrigen Wiener Beob¬ 
achter. Denn da « Lyrae fast genau in W stand, ist die 
Bezeichnung, daß er das Meteor von da gegen den Wi{W-Hori- 
zont fallen sah, kaum anders zu verstehen, als im Sinne der 
Bewegung von links nach rechts. Ueberdies liegt auch die Be¬ 
merkung vor, daß der ungünstige Zustand des Himmels nur eine 
annähernde Schätzung der Koordinaten gestattete. Man kann 
daher diese Beobachtung zwar ziffermäßig nicht zur Bestimmung 
der Bahnlage mitbenützen, kann sie aber in anderen Beziehungen 
schon wegen ihrer großen Aehnlichkeit mit a) zweckmäßig 
verwenden. 

2.) Steinbach (33° öl'ö'; 48° 14-5'). Nach einer Skizze 
des Beobachters, Herrn Dr. Wahrmund Riegler, war die Bahn 
83° gegen den Horizont geneigt und, wie in Wien, südlich vom 
Zenit her gerichtet. Später (23. Oktober) hat mit dem Beobachtei¬ 
dessen Sohn, Herr Observator Riegler, folgende Punkte der Bahn 
meteoroskopisch festgelegt: Für den Ort des ersten Erblickens 
A — 107 - 8° h = 41-6°, für das Verschwinden hinter einem 
Wiesenhang A = 121'5° h = 12'7°. Diese Bahn wurde in 
l 1 ^ 8 durchlaufen. Die angeführten Abmessungen geben für den 
zugehörigen Bahnbogen nur 70‘5 0 Neigung. Bei der weiteren 



101 


Benützung dieser Beobachtung wurde das Mittel aus der skizzierten 
Bahnlage (83°) und diesem Wert, also 76‘7° beibehalten. Das 
Licht erschien hellgelb, einer Natriumflamme vergleichbar. 

3. ) Windbrücke im Höllental bei Payerbach 
(33° 27*5'; 47° 42'). Herr C. Lang berichtete der Urania: „Ich 
bemerkte nach 8 h abends am 11. Oktober eine wunderschöne 
blaue Kugel am Himmel, die schräg, d. i. von meinem Stand¬ 
punkte aus, von rechts nach links (vom Schneeberg gegen die 
Raxalpe zu, E—W) langsam niederfiel.“ Auf eine, nähere Be¬ 
zeichnungen betreffende Anfrage erhielt ich leider keine Antwort. 

4. ) Neumarkt in Salzburg (30° 53’5'; 47° 57'). Herr 
Kanzleioffiziant J. Ziller zeigte an, daß er ungefähr um 8 h in der 
Richtung des Polarsternes bis zum Kopfe des „Drachen“ ein hell- 
leuclitendes Meteor langsam ziehen sah. Vom Observatorium um 
nähere Angaben und Einzeichnung der Bahn in ein Sternkärtchen 
ersucht, lieferte der Herr Beobachter eine deutliche Planskizze, 
in der der Abfall der Bahn von N her unter einem Winkel von 
58° gegen den Horizont von rechts oben nach links unten ein- 
geti’agen erscheint. D: 2—4 S . Das Meteor blieb vom Anfang 
bis zum Ende gleich „weißer als Venus“ und war doppelt so 
lang als breit. Die Einzeichnung in die Sternkarte zeigte für den 
Anfang in der Nähe von Polaris n = 155° ä = 86° (A = 178° 
h = 44°), für das Erlöschen « = 275° d = 6P5 0 (A = 135° 
h = 61°) somit einen sehr stark aufsteigenden Bahnbogen, 
ganz im Gegensatz zur Planskizze, die einen ziemlich steilen 
Abfall darsellte. Von mir um Aufklärung dieses Widerspruches 
ersucht, bezeichnete der Beobachter die in seiner Skizze ange¬ 
gebene Bahn als die der Wahrnehmung sicher entsprechende, 
während wohl die in die Sternkarte eingezeichnete als irrig zu 
betrachten sein könnte, wofür auch von vorne herein die größere 
Wahrscheinlichkeit sprach. 

5. ) Lundenburg (34° 33'; 48° 45'). Herr F. Strnad? 
k. k. Postkontrollor, schrieb an die Uraniawarte: Ich stand am 
bezeichneten Abend 8 h 10 m auf dem Mittelperron des Bahnhofes, 
als ich am SW-Himmel ein herrliches, weißblau bis weißgrün 
leuchtendes Meteor erblickte und dessen nicht gar zu schnellen 
Flug beobachtete. Wenn die Bahnhofanlage, wie ich glaube? 
S—N verläuft, so war die Richtung des Aufleuchtens SW oder 
eher etwas südlicher, die Höhe vielleicht 45—50°, die Flugbahn 
ein flacher Bogen gegen Westen geneigt. Dauer vielleicht l s . 



102 


Die Erscheinung stellte einen Tropfen dar mit einer kurzen 
Lichtspur dahinter. Bewegungsrichtung nicht genau E—W, sondern 
etwas mehr gegen NW abweichend. Eine beigefügte Skizze zeigt 
den Bahnbogen ziemlich steil abfallend. Die Strecke und Bahn¬ 
hofanlage der Station Lundenburg hat die Richtung gegen 
28° östlich von N. In diesem Sinne wird daher die obige Orien¬ 
tierung zu verbessern sein. 

6. ) Brünn (34° 17'; 48° 45'). Hier wurde das Meteor von 
dem Herrn J. Frömmel auf dem Stadthofplatz beobachtet. Viel 
später eingeholten, näheren Erkundigungen nach, zeichnete er die 
Neigung der scheinbaren Bahn, die von links oben nach rechts 
unten verlief, mit 69'6° auf. Boussolemessungen ergaben die auf 
den astronomischen Südpunkt reduzierten Azimute für den Anfang 
52'5° und für den Endpunkt 63 5°. Die Höhen wurden nicht 
gemessen. 

7. ) Wisch au (34° 10'; 49° 17'). Herr Dr. Hubert 

Skutezky, Guts- und Fabriksbesitzer, beobachtete das Meteor 
ungefähr um 8 h 9 m und hat in einem genauen Lageplan seiner 
Umgebung die Richtung nach der scheinbaren Fallstelle sorgfältig 
eingetragen. Sie verläuft in 76'5° Azimut, also 13*5° südlich von 
West. Die Erscheinung stellte sich als bläulichgelb leuchtende 
Kugel dar. 

8. ) Tabor (32° 19'; 49° 25'). Herr W. Goldstein gibt in 
einer flüchtigen Skizze, aus der man die Länge der scheinbaren 
Bahn etwa zu 78° annehmen kann, den Fall unter einer Neigung 
von nur 27° gegen den Horizont an. D: 6—8 S . 


Die Lage und Höhe des Hemmungspunktes kann nach 
den vorliegenden Beobachtungen nur aus den Angaben von 
Wien (1) und Wischau (7) ermittelt werden. Dabei wurde für 
Wien das vorhin abgeleitete Azimut A = 99'5° zu gründe gelegt 
und mit dem unter 7) angesetzten (76‘5°) verbunden. Daraus 
würde der Endpunkt, über 30° 31' östl. Länge von F. und 
48° 33' n. Br., ungefähr über Mittenhaus bei Arnsdorf in Bayern 
folgen. Mit dem Höhenwinkel von 8° aus Wien (siehe vorne) 
erhält man dann für die lineare Höhe des Endpunktes 42*5 km. 

In Neumarkt (4) müßte dieser Punkt in 158'1° Azimut 
29 , 1° hoch gesehen worden sein. In Verbindung mit dem dort in 
A = 178° h = 44° bezeichneten Anfangspunkt würde man für 
die Neigung der scheinbaren Bahn 54*7° erhalten, statt 58° nach 



103 


der Skizze des Beobachters. Die Abweichung ist daher eine 
geringe, so daß diese Vergleichung als gute Kontrolle gelten kann. 

Zur Aufstellung der scheinbaren Bahnen fUr die Ableitung 
des Radianten wurden die äquatorialen Koordinaten des Hem¬ 
mungspunktes aus jedem Beobachtungsorte berechnet. In der 
nachstehenden Uebersicht sind sie unter II angeführt. Der 
Anfangspunkt des Bahnbogens läßt sich direkt nur in Neumarkt (4) 
und Lundenburg (6) angeben. Für den letzteren Ort habe ich 
den in SW bezeichneten Anfang in 73° Azimut angenommen, 
weil die Orientierung des Beobachters sich auf einen vermeint¬ 
lichen Südpunkt bezog, der bereits 28° westliches Azimut hat. 
Von der dort offenbar nur beiläufig abgeschätzten Höhe wurden 
im Sinne vielel Erfahrungen nur zwei Drittel in Rechnung 
gebracht. Hieraus ergeben sieb die betreffenden unter I angesetzten 
Koordinaten. 

Bezüglich der vier anderen Beobachtungsorte wurden die 
Großkreise mit den dort angegebenen Neigungen an den in II 
ersichtlichen Endpunkten angeschlossen. Unter I ist zur weiteren 
Festsetzung derselben die Rektascension des aufsteigenden 
Knotens auf dem Aequator, wofür also überall d = 0 und die 
Neigung J am Knoten angeführt. Unter p sind die Gewichte 
angegeben. Der relativ große Wert für Wien ist durch die näheren 
Erörterungen in (1) begründet. 




I 


II 



(X 

8 J 

a 

ö 

P 

Wien (1) 

217-4° 

0° 40-3° 

232-0° 

+12-2° 

20 

Steinbach (2) 

216-7 

0 38-8 

232-6 

+12-4 

4 

Brünn (6) 

254-3 

0 30 0 

248-9 

— 31 

1 

Tabor (8) 

26-4 

0 121 

268-7 

—10-7 

Vs, 

Neumarkt (4) 

155-0 

+86-0 — 

190-5 

+64-7 

9 

Lundenburg (5) 

267-7 

+13-8 — 

240-2 

+ 3-7 

4 


Hieraus erhielt ich für den scheinbaren Radianten 
die Rektascension: 16*0° + 2‘7°, die Deklination: + 16'9° + 2"5°, 
der mittlere Felder der Gewichtseinheit beträgt + 7 , 7°. Bei Weg¬ 
lassung der stark abweichenden Angaben aus Tabor würde er 
sich wesentlich niedriger stellen. Die Verbesserungen sind hin¬ 
sichtlich der scheinbaren Neigungen in Wien: — 0"3°, Steinbach: 
+ 10°, Brünn: — 10‘7°, Tabor: + 16*7° im Punkt I für Neu¬ 
markt: + 0*7°, Lundenburg -f- 2'1°. Beide entfallen auf die Höhen. 






104 


Die Ausschließung der Angabe aus Tabor (8) würde wegen 
des geringen Gewichtes, das ihr bei Ableitung des Radianten 
beigelegt wurde, das Resultat nur wenig beeinflussen und unter 
gewöhnlichen Umständen auch begründet sein. Wird aber durch 
häufige solche Eingriffe der Beobachtungskomplex verändert, so 
gelangt man leicht zu einem nicht völlig zutreffenden Bild der 
schließlichen Genauigkeit. 

Nach dem obigen Ergebnis war diese Feuerkugel aus der 
Richtung 15*5° südlich von Ost (A = 285*5°) unter 35*5° Neigung 
gegen den Horizont zum Hemmungspunkt gelangt. 

Ueber den Punkt des Aufleuchtens in dieser Bahn liegen 
verhältnismäßig zahlreiche Angaben vor, die wie gewöhnlich 
wegen der unvermeidlichen Beobachtungsfehler, wie auch aus 
anderen Gründen, zu widersprechenden Resultaten führen. 
Besonders auffallend ist aber das sehr ungleichartige Verhältnis 
der Dauerschätzungen zur Länge der beobachteten Bahnstrecken. 

In Wien wurde das Meteor durch die Beobachtung 1, a) 
selbst wenn sie auch nur ungefähr den Tatsachen entspricht, am 
frühesten und mit der größten Bahnlänge wahrgenommen. Der 
den abgeleiteten Radianten mit dem zugehörigen scheinbaren Ort 
des Endpunktes verbindende Großkreis geht in « = 279*5° d == 37° 
nur 1*7° südöstlich an n Lyrae vorbei, so daß immerhin ungefähr 
der geschilderte Eindruck entstehen konnte. Die Länge des 
Bahnbogens bis zum Endpunkt beträgt 49*7°. Wird jener Punkt 
für den Anfangspunkt der beobachteten Bahn genommen, so 
erhält man dessen tatsächliche Lage in 159*5 km Höhe über 
32° 36' östl. Länge v. F., 48° 8' n. Breite, nahezu oberhalb 
Hart östlich von Amstetten in Nied.-Oest. Die beobachtete lineare 
Bahnstrecke beträgt 202*5 km. Nach dem Text in 1, f) wird 
man ungefähr dieselben Umstände für die Beobachtung auf der 
Uraniawarte annehmen dürfen und dies umsomehr als die dort 
angegebene Dauer auf eine besonders lange Strecke hindeutet. 

Etwas kürzer ist die Bahnlänge, welche die Beobachtungen 
1, c) und 1, d) andeuten. Da die dort angeführten Bahnbogen 
fast identisch sind, wird man mit deren Mittelwert (37*5°) rechnen 
können. Daraus erhält man eine Bahnlänge von 163 km und für 
den Anfangspunkt 136*5 km über 32° 12' ö. Länge, 48° 13' n. 
Breite etwas östlich von der Stadt Enns. Von hier ging der Lauf 
des Meteors weiter über die Traun zwischen Klein-München und 
Ebelsberg in Oberösterreich, dann über Efferding und Siegharding, 



105 


kreuzte bei Roßbach die bayrische Grenze und ging endlich über 
Reuttern und Peterskirchen zum vorne schon bezeichneten 
Endpunkt. 

Die noch in Wien 1, g) beobachtete Bahn, deren letzter 
Teil durch Gebäude verdeckt war, würde, wenn der Anfangs¬ 
punkt identisch mit c) und d) genommen wird, nur 118 km 
betragen, während 45 km verdeckt waren. 

Auch in Steinbach (2) konnte die Bahn nicht bis zum 
Ende verfolgt werden. Die aus den dortigen Abmessungen hervor¬ 
gehende Strecke würde aber noch immer 128*5 km betragen 
haben, für welche die fast unglaublich geringe Laufzeit von 
lVs s angegeben ist. 

Die den Annahmen für Lun den bürg (5) entsprechende 
scheinbare Bahn würde den Anfangspunkt in 142 km Höhe und 
eine Bahnlänge von 170*5 liefern. Der Unterschied von den 
Ergebnissen aus 1 c) und d) liegt wohl innerhalb der engsten 
Fehlergrenzen. 

Eine ganz abgesonderte Stellung weist Neumarkt (4) auf, 
das der Meteorbahn und namentlich deren letztem Teil viel 
näher gelegen war als jeder andere der hier angeführten 
Beobachtungsorte. Dem in 4) beobachteten Bahnbogen aus 
der Gegend des Polaris bis zum Endpunkt, der 22*2° 
beträgt, entspricht eine lineare Bahnlänge von nur 33 6 km 
aus einem Anfangspunkt von 62 km Höhe über der 
Gegend etwas westlich von Reuttern bei Griesbach in Bayern. 
Die Ursache, daß der weiter östlich v. N. gelegene Bahnteil 
sich der Beobachtung entzogen hatte, dürfte wohl hauptsächlich 
in der ansehnlichen Höhe liegen, die ungefähr in NE 52° be¬ 
tragen haben mußte und die erst gegen N hin allmählich auf 
44° und dann weiter herab ging. Bei zufälligen Beobachtungen 
ist in der Regel nur unter besonders günstigen Umständen das 
Aufleuchten in solchen Höhen wahrzunehmen. Solche waren 
jedoch nicht vorhanden, da, wie der Herr Beobachter schreibt, 
der Himmel damals etwas bewölkt war und die Erscheinung 
auch noch durch helles Mondlicht beeinträchtigt wurde. 

Den Gegensatz zu diesen letzteren Ergebnissen bilden jene 
aus Tabor (8), die aber wegen mancher den betreffenden 
Skizzen anhaftenden Unsicherheiten nicht als sehr verläßlich zu 
bezeichnen sind. Dieser Beobachtungsort war insoferne sehr 
günstig, da er ziemlich weit seitwärts der Bahn gelegen war. 



106 


Nach einer beiläutigen, auf umgebende Objekte bezogenen 
Zeichnung, wäre dort die Länge des scheinbaren Bahnbogens 
mit 78° anzunehmen. Daraus würde sich eine tatsächliche Bahn¬ 
länge von 316*5 km ergeben und der Punkt des Aufleuchtens 
231 km hoch über 33° 44' ö. Lge. und 47° 55' n. Br. ein wenig 
südwestlich von Grillenberg bei Pottenstein in N.-O. 

In den nachstehenden Uebersichten, die das Verhältnis der 
beobachteten Bahnlängen (1) zur zugehörigen angegebenen 
Dauer (d) in Sekunden erkennen lassen, bezeichnet demnach 

! = v' den entsprechenden Wert der geozentrischen Geschwin¬ 


digkeit. 



1 (km) 

d (s.) 

v' (km) 


1 (km) 

d(s.) 

8, 

3165 

7 

45*2 

2) 

128*5 

1 '/* 

1, a) 

202*5 

— 

— 

5) 

170.5 

1 

1, f) 

202*5 

7 

28*9 

4) 

33*6 

3 

1, c) 

163 

275 

59*2 




1, d) 

163 

— 

— 




1, g) 

118 

3 

39*3 





Ueberdies liegen noch Dauerangaben vor, die mit zuge¬ 
hörigen Strecken nicht verglichen werden können, nämlich aus 
1) b : 6'5 S , 1) k : 4* und 1) 1 : 2 S . 

In der oben rechts stehenden Abteilung sind die Quotienten 

^ nicht beigefügt, da sie doch zu stark untereinander abweichen, 

um zur Mittelbildung ohneweiters in Betracht zu kommen. Der 
Durchschnittswert der vier angeführten Werte für v' beträgt 
43-1 I 8 km. 

Um auch noch diejenigen Bahnlängen, bei welchen Dauer¬ 
angaben fehlen, sowie die umgekehrten Fälle zu berücksichtigen, 
wurde das Mittel aus sämtlichen Bahnstrecken mit Ausnahme 
von 4 gebildet. Es sind deren 8, und das Mittel ist 183 km. 
Das Mittel aus den 10 Dauerschätzungen beträgt 3*77% woraus 
dann v' = 48*5 km folgen würde. Der Unterschied vom ersten 
Ergebnis ist nicht sehr groß, und ich habe jenes auch bei¬ 
behalten, weil es aus je zusammengehörigen Werten von 1 und d 
abgeleitet wurde, nämlich 43*1 km für die geozentrische Ge¬ 
schwindigkeit. 

Auf die Ekliptik bezogen, sind die Koordinaten des schein¬ 
baren Radianten ). = 21*3° = + 9*3 Ü - Die Elongation desselben 



107 


vom Apex der Erde betrug 87 5°, somit erhält man für die helio¬ 
zentrische Geschwindigkeit v = 51'2 km. Die Bahn war daher 
sicher eine hyperbolische. 

In Wien wurde der scheinbare Durchmesser mehrfach mit 
dem der Mondscheibe verglichen, woraus dann für ersteren aus 
1, d) 444 m, aus 1, g) 222 m und aus 1, f) 167 m folgen würde. 
Wenn die in c und e erwähnte Aureole wirklich der Feuerkugel 
angehörte, so wäre nach diesen Schätzungen deren Durchmesser 
zu ungefähr 800 m anzunehmen. 

Es mag schließlich noch hervorgehoben werden, daß, wenn 
die Beobachtung aus Neumarkt bei 33*6 km Bahnlänge und einer 
Dauerangabe von 2—4 S auf eine geozentrische Geschwindigkeit 
von nur etwa 11*2 km schließen ließe, dies schwerlich bloß durch 
auffallend große Beobachtungsfehler zu erklären wäre. Denn 
diese Beobachtung bezieht sich nur auf . den letzten, in die 
Atmosphäre am tiefsten eingetauchten Bahnteil, ziemlich nahe 
vor dem Punkt gänzlicher Hemmung und dürfte wohl auch, wie 
in anderen ähnlichen Fällen, andeuten, daß dort die Eintritts¬ 
geschwindigkeit in die Atmosphäre durch den Luftwiderstand 
schon bis auf einen verhältnismäßig geringen Betrag vermindert 
war, der demnach bei der Ableitung der eigentlichen Bahn¬ 
geschwindigkeit nicht in Frage kommen konnte. 

Meteor am 13. Oktober 1913, 7 1 * 24™ m. e . z. 

Die nachstehenden Beobachtungen sind ebenfalls großen¬ 
teils bei der Wiener „Urania“ eingelaufen. 

1. Wien a) (33° 56'; 48° 12') Hier wurde das Meteor'von 
mir und meinem Sohne Richard, als wir zusammen von der 
Baumgartner-Höhe südwärts gewendet gegen die Linzerstraße 
herabgingen, um 7 h 24 m m. e. Z. beobachtet. Ich habe die 
beobachtete scheinbare Bahn in folgender Weise auf Jupiter und 
den Mond festzulegen versucht. Jupiter (in « = 281'5° 8 = — 23°) 
befand sich zur Fallzeit in A = 28'8 Ü h = 13*0°. Ich schätzte 
für den Endpunkt der Meteorbahn in Bezug auf Jupiter 
J A = — 8 5° ^ h = — 5° und nahm sonach für diesen 
A = 20’3° h = 8° (« = 291'6° 8 = — 31°). Die Verlängerung 
nach rückwärts des nach meiner Schätzung nur 15° langen und 
am Endpunkt 60° gegen den Vertikal nach der Ostseite geneigten 
Bahnbogens kreuzte den Vertikal des in A = 301'6° h = 27° 



108 


stehenden Mondes 6—7° über diesem. Ich nahm als Richtpunkt 
für den Bahnbogen h = 33'5 U zu dem vorhin bezeichneteu 
Azimut des Mondes (« = 359'6° d = -|- 6’4°). Der erste Punkt, 
an dem ich das Meteor zuerst erblickt hatte, lag in der Nähe 
von x Capricorni, etwa bei n = 307-5° d = — 25'5°, was mit 
der früher erwähnten Schätzung der scheinbaren Bahnlänge gut 
übereinstimmt. Die Richtung durch Beziehung auf den Mond 
dürfte jedoch noch sicherer sein. Die Bogenlänge von 15° wurde 
nach unserer Schätzung in 2 S durchlaufen. Die kleine aber sehr 
glänzende, die Venus an Helligkeit übertreffende Feuerkugel war 
zuletzt derart in die Länge gezogen, dass die Querachse etwa 
4', die Längsachse in der Bahn ungefähr das doppelte betrug. 
Ihr Licht war hell bläulichgrün. Ein zugleich mit dem Kern 
verschwundener konischer Schweif war ungefähr 15' lang und 
rötlich gefärbt. 

b) (34° 0'; 48° 13-5') Herr Oberingenieur W. Karl berichtete 
der Urania-Sternwarte: Icli habe am 13. 7 h 23 m abds. am süd¬ 
lichen Himmel einen ziemlich großen Himmelskörper beobachtet, 
der sich in rascher Bewegung in der Richtung E—W unter 
einem Winkel von schätzungsweise 30° bewegte. Ich befand mich 
ungefähr beim Tor des Hauses Nr. 6 der Lazaristenstraße (XVIII.) 
wobei ich in der Richtung der Vinzenzgasse sah. Diese Richtung¬ 
entspricht nach dem Stadtplan etwa 20 u westlich von S. In den 
beiden erwähnten Punkten stimmt also diese Beobachtung mit 
der vorigen überein. 

Einige andere diesem Observatorium zugekommene Nach¬ 
richten aus Wien enthalten nur Angaben über das Aussehen des 
Meteors, das mit der „Flamme eines lichtgrünen bengalischen 
Zündhölzchens“ verglichen, während von anderer Seite dessen 
Licht als weiß bezeichnet wurde. 

2. Weidling bei Wien (34° 0'; 48° IS'). Infolge einer 
kurzen Anzeige hat der Beobachter, Herr Eisenbahnbeamte 
O. Schwiefert, auf mein Ersuchen sich nachträglich um einige 
Festlegungen bemüht. Da diese jedoch erst mehrere Wochen 
nach dem Beobachtungstage erfolgen konnten, scheint die 
Erinnerung nicht mehr in allen Stücken lebhaft genug gewesen 
zu sein. Die Eintragungen in die Spezialkarte, sowie Messungen 
mit einem Lotgradbogen würden nachstehendes ergeben. Auf¬ 
leuchten: A = 16° h = 13°, Ende: A == 37° h = 11-5° 
Dauer etwa 6 S . Neigung der Bahn gering „vielleicht 10°“. Die 



Beobachtungsstunde wurde übrigens sehr abweichend mit „circa“ 
8 h 10 m angegeben. 

3. Wiener Neustadt, Babnhof (33° 54'; 47° 49'). „Um 
7 3 /4 h fiel in südlicher Richtung ein Stern, der wagrecht im west¬ 
lichen Firmament wieder verschwand. Er glich einer Rakete und 
war anfangs ganz hell, dann entstand plötzlich ein langer wag¬ 
rechter Feuerstreif und zum Schluß bildeten sich aus dem hellen 
Stern viele Funken in verschiedenen Farben“. (Frau A. Kram- 
rael an die Urania). 

4. Guggenbach b. Peggau in Steiermark (32° 55’5'; 
47° 13'5'). Der Beobachter, auf der gegen ESE von Uebelbach 
nach Peggau führenden Straße in dieser Richtung fahrend, 
beobachtete, wie nach seiner Meinung, in einer Entfernung von 
nur 50 m von der Fahrstraße, ein „prachtvolles Meteor mit 
langem Schweif zur Erde fuhr und circa 10 m vom Boden 
entfernt sich verdunkelte“. Das Verhältnis dieser beiden Zahlen 
würde einem Höhenwinkel von 11—12° entsprechen, selbst¬ 
verständlich nur sehr unsicher. Meinem Ersuchen um Skizzierung 
der scheinbaren Neigung des Falles entsprach er durch eine 
Skizze, welche diese ungefähr zu 29° in westlicher Richtung 
darstellt, wiederholte aber sonst mit größter Bestimmtheit, daß 
das Meteor in seiner „allernächsten Nähe zur Erde gegangen 
sei“. Als Fallzeit wurde übrigens „kurz vor 8 h “ angegeben. 

5. Graz (33° 8'; 47° 4'). Herr F. B u z i n a berichtete 
über die Beobachtung seiner Gattin auf dem Schillerplatz. Das 
Meteor erschien etwas westlich von Süd und bewegte sich weiter 
in westlicher Richtung, verschwand aber hinter dem Dachfirst 
der Häuser (Ruckerlberggürtel 23, 25). In einer Skizze wird die 
Neigung des beobachteten Bahnteiles zu 28° gezeichnet. Die 
Länge der sichtbar gewesenen Flugbahn wurde nach einer 
Linearmessung auf etwa 30° geschätzt, die Dauer zu 2 S . 

Die „Grazer Tagespost“ vom 16. Oktober erwähnt, daß 
am 13. „nach 8 h abends“ in Graz ein wunderschönes großes 
Meteor beobachtet wurde, das plötzlich am Zenit aufgetaucht 
war und rasch in großem Bogen in westlicher Richtung 
schwirrte. Da der oben genannte Herr Berichterstatter sich auch 
auf diese Nachricht bezog, bemühte ich mich mit dessen Unter¬ 
stützung die Beobachtungsstunde festzustellen, obwohl schon die 
kurze Andeutung in der Zeitungsnotiz lebhafte Zweifel erwecken 
mußte, ob jene auf das hier besprochene Meteor bezogen werden 



110 


könnte. Es stellte sich hiebei durch Befragen mehrerer ver¬ 
läßlichen Zeugen heraus, daß die Fallzeit nicht über 7 1 /* 11 ge- 
genommen werden konnte. 

6. Klagenfurt (31 ü 57'5'; 46° 38')- Herr Josef Lass ne r 
schrieb: Als ich um 7 'li h gegen Süden gewendet auf die Straße 
trat, erschien das Meteor direkt unter der Mondscheibe hervor¬ 
kommend in südlicher Richtung niedergehend. Der Mond war 
unbewölkt, im Süden standen große Wolkenmassen, in denen das 
Meteor nach 2 Sekunden verschwunden war. Auch links vom 
Mond befanden sich Wolken. Das Licht war bläulich und 
sehr hell. 

In einer Skizze ist der Anfang der sehr kurzen, ungefähr 
17° gegen die Horizontale geneigten Bahn unmittelbar am untern 
Mondrand gezeichnet. 

7. IIlirisc h-Fei stritz in Krain (31° 37'; 46° 16')- Da 
ich aus der Vergleichung der oben angeführten Beobachtungen 
auf eine ziemlich südliche Lage der Meteorbahn schließen mußte, 
wendete ich mich mit einer Anfrage an den Herrn Ivan Tomec, 
k. k. Steuerkontrollor im genannten Ort, dem ich schon manche 
brauchbare Beobachtung verdankte. Dieser teilte mir mit, daß 
er in der Tat im Oktober zu der von mir bezeichneten Stunde 
(7 h 24“ m. e. Z.) ein sehr helles Meteor beobachtet habe, aber 
seine betreffenden Aufschreibungen über den Tag nicht mehr 
finden könne. Dasselbe sei auf der Ostseite in lotrechter nur 
10° langer Bahn von 30—35° auf 20—25° Höhe herabgegangen. 
Dauer 2 S . Es war zuerst an Intensität mit Jupiter zu ver¬ 
gleichen, später größer und löste sich in Partikel auf. Mehrere 
Tage später nahm der Herr Beobachter nach dem Gedächtnis 
Messungen vor und teilte mir als Ergebnis mit, daß er für das 
Azimut des lotrechten Bahnbogens 60° bis 65° Ost von Süd, 
für den Anfang 30°, für das Ende 20° Höhe gefunden habe. 

Herr Dr. Friedr. Bidschof, Adjunkt am k. k. maritimen 
Observatorium in Triest, an den ich mich auch gewendet hatte, 
war so freundlich die Einschaltung eines entsprechenden Auf¬ 
rufes in die „Triester Zeitung“ zu vermitteln und auch noch 
andere Erkundigungen einzuziehen, erzielte aber leider kein 
Ergebnis. Nach den dortigen meteorologischen Aufschreibungen 
war der Himmel am betreffenden Abend stark bewölkt. Ver¬ 
mutlich aus demselben Grunde waren gleichartige Bemühungen 
am Observatorium in Kalocza ebenfalls vergebens. 



111 


Schließlich wären der Vollständigkeit halber noch zwei 
Beobachtungen anzuführen, die sich auf das in Rede stehende 
Meteor kaum beziehen können. 

Aus Sternberg in Mähren berichtete Herr Mechaniker 
J. Ersepke, daß er am 13. „gegen x l»S hU in der Richtung gegen 
Olmütz, d. i. ungefähr 10 ü westlich von Süd das Meteor hinter 
einem Häuserblock niederfallen sah. Dieses Azimut würde anderen 
Angaben nicht sehr viel widersprechen, allein der Beobachter 
zeichnete die scheinbare Bahn fast ganz genau lotrecht (nämlich 
nur 5° gegen Ost vom Vertikal abweichend), womit jede weitere 
Beziehung auf dieses Meteor ausgeschlossen ist. 

Aus Nim bürg in Böhmen (32° 43'; 50° 12'j teilte Herr 
Gutsverwalter Steiner der „Urania“ mit, daß er am erwähnten 
Tag um 7 h 17 m in der Richtung gegen Budweis (16° westlich 
von S) ein von links oben nach rechts unten fallendes Meteor 
beobachtet habe und gab eine Skizze nebst Linearmessung, 
wonach die 20° bis 30° vom Vertikal nach Osten geneigte, stark 
gekrümmte scheinbare Bahn kaum weniger als 60° bis 70° lang 
erschienen war. Er hatte daher ebenfalls ein anderes Meteor 
gesehen. 

Da die Beobachtung aus Ulirisch-Feistritz (7) wegen der 
Unsicherheit im Datum des Falltages vorerst außer Betracht 
bleiben muß, enthält vorstehendes Material außer der unter l)a 
angeführten keine vollständige Beobachtung, denn für Klagenfurt (6) 
bleibt der Endpunkt der scheinbaren Bahn unbestimmt. Gleich¬ 
wohl kann nicht allein die Ableitung des Radianten sondern auch 
der terrestrischen Bahnlage mit einiger Sicherheit erfolgen, weil 
in (6) durch die sehr bestimmt ausgedrückte Beziehung auf den 
Mondort ein Punkt der dort beobachteten Bahn verläßlich fest¬ 
gestellt ist. In Verbindung mit dem scheinbaren Bahnbogen aus 
Wien kann dann das Fehlende ersetzt werden, und zur Beurteilung 
der Zulässigkeit des Ergebnisses können schließlich die brauch¬ 
baren, weun auch nicht vollständigen Angaben aus den übrigen 
Beobachtungen herangezogen werden. 

Der in Klagenfurt als Anfang der beobachteten Bahn am 
unteren Mondrand bezeichnete Punkt ist selbstverständlich mit 
dem Anfangspunkt der Wiener scheinbaren Bahn auf das Objekt 
bezogen nicht identisch, aber der jenem in dieser Bahn ent¬ 
sprechende kann leicht gefunden werden. 



112 


Der Erstere besitzt die bezeichneten Koordinaten « = 2*9° 
d = + 1*5°. Er befand sich zur angegebenen Zeit in 
A = 299° 33' h 26° 51'. 

In dem unter la festgestellten Bahnbogen der Wiener Be 
obachtung entspricht diese Phase einem Punkt in « = 305° 22' 
3 = — 26° 22', der in A = 8 0° h = 15 0°, stand. 

Auf der Erdoberfläche war der zugehörige Punkt 244*8 km 
von Wien und 136*2 km von Klagenfurt entfernt, in 33° 29*6' 
östl. Länge und 46° 2' n. Br., ein wenig östlich von Klanjec in 
Kroatien und dessen lineare Höhe ergibt sich dann einerseits aus 
der scheinbaren 15 0° (in Wien) und 26° 51' (in Klagenfurt) über¬ 
einstimmend zu 71*2 km. 

Der in Klagenfurt (6) beim Mond, also an dem Punkt 
A = 299° 33' h = 26° 51' mit der Neigung von 17° gegen die 
Horizontale gegen die Westseite herabgehend skizzierte kurze 
Bahnbogen gibt einen Großkreis, der den Horizont in A = 355 u 27' 
schneidet und eine Neigung von 31° 26' bei diesem Knoten gegen 
jenen besitzt. 

Auf den Aequator bezogen ist derselbe Großkreis bestimmt 
durch den aufsteigenden Knoten in «k = 1° 50' und die Neigung 
J = 53° 42'. 

Der durch die bezeichneten Punkte in Wien (1, a) gelegte 
Großkreis ist gegeben durch «k = 350° 0' J = 35° 12'. 

Der Schnitt dieser beiden Bahnbogen gibt daher für den 
scheinbaren Radianten die Koordinaten 14° Rektascen- 
sion und 16° nördliche Deklination. 

Der für die scheinbare Bahn in Wien (1, a) bezeichnete 
Endpunkt in « = 291.6° ö = — 31*0° oder A = 20’3° h = 8° 
ergibt den "zugehörigen Punkt in der nun feststehenden in Klagen¬ 
furt beobachteten Bahn in u = 356° 19*5' ö = — 7° 27*5' 
oder A = 311° 7', h = 23° 7'. 

Damit erhält man für die Lage des Hemmungspunktes 
32° 49*2' östl. Länge und 46° 7' n. Br., nur wenig westlich von 
Römerbad in Steiermark und für dessen Höhe über der Erd¬ 
oberfläche 38*5 km. 

Es ergibt sich ferner die Lage des oben abgeleiteten Ra¬ 
dianten am Endpunkt in 279° 44' Azimut und 31° 22' Höhe. Die 
Meteorbahn war somit dort aus 9*7° südlich von Ost gerichtet 
und 31*4° gegen den Horizont geneigt. 



113 


Das letztere Resultat läßt eine zweite Bestimmung des 
Höhenunterschiedes zwischen dem Anfangspunkt der in Klagenfurt 
beobachteten Bahn (71*2 km hoch) und dem Hemmungspunkt 
(38*5 km) zu. Die Entfernung beider Punkte beträgt horizontal 
53‘0 km bei 31° 22' Neigung der Bahn, woraus man 32*7 km 
für den Höhenunterschied erhält. Wird die Höhe des Hemmungs¬ 
punktes mit 38*5 km hinzugelegt, so ergibt sich wie früher für 
den Anfangspunkt dieses Bahnteiles 71*2 km. 

In Wien wurde die Feuerkugel von mir etwas, aber nicht 
viel früher bemerkt als in Klagenfurt. Der Länge des beobachteten 
Bahnbogens von 15 u würde nämlich eine lineare Länge der Bahn 
von 69*7 km entsprechen, deren Anfangspunkt sich in 75*3 km 
befunden hatte über einem Punkt, der 6 km weiter östlich über 
die früher angegebene Projektion auf der Erdoberfläche hinauslag. 

Von den zur Ableitung dieser Ergebnisse wegen ihrer-Un¬ 
vollständigkeit nicht direkt benützten Beobachtungen mögen zu¬ 
nächst noch die dort angegebenen Neigungen der scheinbaren 
Bahnen gegen die Horizontale des Endpunktes verglichen werden 
mit dem Resultat, das sich, wenn der oben abgeleitete Radiant 
in n = 14° Ö = -f- 16° als gegeben angenommen wird, diese 
Neigung berechnen läßt. Wird diese mit N und ihre Verbes¬ 
serung mit z/N bezeichnet, so hat man für: 

_N_ //N 

beobachtet berechnet 

Guggenbach (4) . . 29° 28-9° — 01° 

Graz (5).28° 30-5° + 2 5° 

Diese Beobachtungen werden somit recht gut dargestellt. 
Nicht ohne Interesse ist die Vergleichung mit den Angaben 
aus Illirisch-Feistritz (7). Berechnet man die Lage des Radianten, 
sowie des Anfangspunktes und des Endpunktes wie sie vorhin 
ganz ohne Rücksicht auf die Angäben aus (7) abgeleitet wurden, 
nunmehr bezogen auf diesen Beobachtungspunkt, so findet man 

Azim. Höhe 

Lage des Radianten in Feistritz 279*7° 314° 

„ „ Anfangspunktes „ „ 279*9° 25*1° 

„ „ Endpunktes „ „ 279*9° 21*6° 

Hienach liegen tatsächlich alle drei Punkte in einem und 
demselben Vertikal, was genau der dortigen Beobachtung ent¬ 
spricht. Die Wahrscheinlichkeit, daß dies ein zufälliges Zusammen, 
treffen sein könnte, ist sicher sehr gering. Aber auch die schein- 

Verhandluugen des natnrf. Vereines in Brünn. LV. Band. g 



114 


baren Höhen liegen wenigstens beiläufig in derselben Region wie 
es in (7) bezeichnet ist, doch würde die in Klagenfurt beobachtete 
scheinbare Bahn hier auf 3 l /2 u verkürzt erschienen sein. 

Es wäre nicht sehr schwierig, in dieser Beziehung 
innerhalb der erfahrungsgemäßen Fehlergrenzen Uebereinstimmung 
herzustellen. Die größte Differenz besteht jedoch im Azimut des 
betreffenden Yertikals, der nach der Beobachtung 60—65°, nach 
diesem Rechnungsergebnis aber rund 80° östlich von Süd lag. - 
Es besteht also ein Unterschied von 15—20°, dessen Ausgleichung 
mir nicht gelungen ist. Es mag wohl möglich sein, daß bei der 
mehrere Wochen nach der Beobachtung erfolgten Festlegung in 
Bezug auf die Orientierung die Erinnerung nicht mehr' lebhaft 
genug war. Auch würde die Differenz sich vermindern, wenn jene 
etwa auf den magnetischen Meridian bezogen wurde. Immerhin 
scheint es mir nicht unmöglich, daß diese Beobachtung, da ja auch 
der Tag nicht sichergestellt ist, sich auf ein anderes Meteor bezieht. 

Ist demnach die Bahnlage dieses Meteors eigentlich nur aus 
zwei guten Beobachtungen bestimmt, so kann die mittlere Un¬ 
sicherheit des Radianten doch nicht sehr groß sein. Der sichere 
Anbindungspunkt für (6) beim Mond ist vom Radianten nur mehr 
18° entfernt. Daher kann selbst ein beträchtlicher Fehler bei der 
Abschätzung der scheinbaren Neigung des Bahnbogens sich nur 
wenig auf den Radianten übertragen. Nimmt man an, daß der 
Fehler in der Neigung 10° betrage, so entfallen auf den Radianten 
nur 3°. In Wien lag die Anknüpfung der Bahnverlängerung 
mehrere Grade über dem Mond ganz in der Nähe des Radianten, 
so daß der Fehler auch nicht mehr als ungefähr ebensoviel be¬ 
tragen haben konnte. Somit dürfte der Ort des Radianten wohl 
kaum mehr als + 4° unsicher sein. 

Die Vergleichung der in Wien (1, a) beobachteten linearen 
Länge der Meteorbahn von 69 7 km mit der zugehörigen Dauer¬ 
angabe von 2 S liefert für die geozentrische Geschwindig¬ 
keit 34‘8 km. Die ekliptischen Koordinaten des Radianten sind 
1 = 19’1° ß = + 9‘2°, daher beträgt die Elongation vom Apex 
der Erdbewegung 91’5° und die heliozentrische Geschwin¬ 
digkeit 46‘3 km. 

Wenn nach unserer Schätzung der Querdurchmesser des 
Meteors in der Nähe des Hemmungspunktes 4' betrug, so ent¬ 
spräche dies einem linearen Betrag von rund 290 Metern und 
der doppelten Größe für die Länge. 



115 


Der Strahlungspunkt dieses Meteors i§t in mehr oder 
weniger benachbarten Epochen schon wiederholt für Feuerkugeln 
nachgewiesen worden. 

Seine Verschiebung ist selbst für ziemlich beträchtliche 
Veränderungen der Sonnenlänge auch theoretisch gering. Offenbar 
gehören hieher außer dem vorhin besprochenen Meteor vom 
11. Oktober 1913 mit dem Radianten « = 16‘0° d = 16*9°, die 
Feuerkugeln vom 

« d 

„ . ... , <on (Naturf.-Verein Brünn, 

Oktober 14, 904 .lo° + 18° v ' 

’ 45. Bd., p. 151) 

wahrscheinlich noch 

November 13, 867 . 12»+ 14« (Ee £„ of 1Br ' AssOC ' 

’ 8<0, p. 81) 

November 14, 869 . 15« + 16» (H ' rS f el Ge "" 

Kat., p. 227) 

und vielleicht auch 


Oktober 19, 877 . 20» -1 15» (Tu P™' in Not ' 

o < o, p, 

Von Sternschnuppen-Radianten wäre zu erwähnen: 

Oktober 4—28 891 « = 14° d =' + 19° (Den. Gen. Kat. p. 227). 


Meteor am 25. Oktober 1913. 8 b 18 4 m m. e. z. 

Von den drei hier benützten Beobachtungen verdanke ich 
jene aus Frankfurt Herrn Sternwarte-Direktor Prof. Dr. Max 
Wolf in Heidelberg, die beiden anderen dem Herrn Cuno 
Hoffmeister in Sonneberg. 

1. Frankfurt a. M. (26° 2P; 50° Ungefähr um 

8V4 h wurde hier von mir ein Meteor von ungewöhnlicher Größe 
beobachtet. Es erschien unter ca. 70° im und verschwand 
unter ca. 30° im E oder NE der Stadt. Ich konnte es ziemlich 
lange, etwas über l s sehen. Geräusch wurde nicht gehört. 

2. Jena, Sternwarte (29° 15*2'; 50° 55’6'). Hier wurde 
die Feuerkugel von dem Sternwarte-Direktor Herrn Professor 
Knopf beobachtet. Er schreibt darüber: „Am 25. Oktober 1913 
um 8 h 18“ 22® m. e. Z. wurde ich durch eine Helligkeit über¬ 
rascht, wie wenn in der Nähe eine elektrische Birne eingeschaltet 
worden wäre. Als ich mich nach der Ursache um wendete, sah 
ich ein Meteor, das einer Rakete an Aussehen glich. Es zog 

8 * 







116 


unter einem Winkel von etwa 85° gegen den Horizont, etwa von 
« = 20 b 0 m ö = + 5° nach « = 21 h 20 m fl = — 7°. 

3 . S i e b 1 e b e n, östlich von Gotha (28° 25'2'; 50° 56*6') 
8'U\ Die Feuerkugel zog etwa in der Richtung Delphin — 
westliches Ende des Pegasus nach SE. Der Kern schien zwei¬ 
teilig zu sein, hatte gelbes Licht und war seitwärts und hinten 
von einem blauen Saum umgeben. Der breite gelbe Funken¬ 
schweif war wohl ein paar Sekunden lang zu sehen. (Herr Lehrer 
Franz Rehrends.) 

Allerdings erfreuen sich nur die Angaben aus Jena der 
wünschenswerten Bestimmtheit, aber die beiden andern können 
mit dieser durch die Autorität des Herrn Beobachters gesicherten 
Grundlage erfolgreich verbunden werden. 

Zu diesem Zwecke wurde zur Bezeichnung der Lage des 
scheinbaren Bahnbogens in erster Näherung einerseits der Stern ß 
im Delphin in « = 308° 15' d = -f 14° 15' andererseits « Pegasi 
in « = 325° d — + 9° 25' als Richtpunkte angenommen. Ersterer 
lag in A = 61-8° h = 38‘8°, letzterer in A = 39'5° h = 42*3°. 
Gleichfalls bezogen auf den Horizont hatte der diese beiden 
Punkte verbindende Großkreis d.en Knoten inA = 303 2° und die 
Neigung No = 42 - 5°. Bei dieser Annahme wäre also die Bewegungs¬ 
richtung gegen einen Horizontpunkt 56*8° östlich von S gegeben^ 
während der Beobachter sie gegen SE, also nach 315° Azimut 
bezeichnet. Behält man diese letztere Angabe für den Knoten 
bei und verbindet man diesen mit dem Ort von ß Delphin, so 
erhält man für die zugehörige Neigung des Großkreises No = 40°, 
in dieser Beziehung von der vorigen Annahme wenig verschieden, 
ln diesem würde dann für A = 39'5° h = 39‘8 °, demnach nur 
um 2*5° verschieden von der Stellung des t Pegasi. Da nun 
der Unterschied, ob man die im Text angezogene „westliche 
Grenze des Pegasus“ wie es oben geschehen ist interpretiert, 
oder mehr Gewicht auf die Bezeichnung der Bewegung gegen SE 
legt, im Erfolg so geringfügig ist, habe ich die letztere Annahme 
schließlich beibehalten, weil sie, ohne gegen die andere wesentlich 
zu verstoßen, dem Wortlaut der Beobachtung über die Bewegungs¬ 
richtung vollkommen entspricht. 

In diesem Bahnbogen aus Siebleben ist der Punkt der 
Hemmung unbestimmt. Man findet aber nach bekanntem Vor¬ 
gänge leicht in dieser scheinbaren Bahn den bestimmt be- 
zeichneten Endpunkt der in Jena beobachteten Bahn. Er mußte 



117 


sich in A = 3597° h = 30'5° befunden haben. Verbindet man 
damit den zugehörigen Punkt aus Jena, A = 39‘5° h = 42‘3° so 
erhält man den reellen Endpunkt (Hemmungspunkt) der Bahn 
über /. = 28° 25'6' cp = 50° 14’9 / , nahezu 17 km westlich von 
Koburg und für dessen Höhe über der Erdoberfläche in guter 
Uebereinstimmung 45‘6 km. 

Da die beiden Bahnbogen von Jena und Siebleben erst in 
großer Entfernung unter einem sehr spitzen Winkel Zusammen¬ 
treffen schien es mir geboten, auch von den beiläufigen Angaben 
aus Frankfurt Gebrauch zu machen, die sehr gute Einschnitte 
liefern Für den dort im Azimut unbestimmt gebliebenen End¬ 
punkt wurden die berechneten des tatsächlichen gesetzt, der aus 
Frankfurt in A = 263‘3° h — 16’3° (also nur wenig nördlich 
von Osten) erschienen sein müßte. Auf den Aequator bezogen 
wäre hiefür « = 75'8 Ü <5 = -f- 16’7° zu nehmen. Für den 
Anfangspunkt wurde das Azimut dem Nordpunkt entsprechend 
beibehalten, die mit 70° offenbar aber auch wieder stark über¬ 
schätzte Höhe unseren Erfahrungen gemäß auf 2 /a, also 46‘7° re¬ 
duziert. Diesem Orte entspricht « = 171 '4° d = 86° 35'. 

Die zur Ableitung des Radianten benützten scheinbaren 
Bahnen sind demnach: 

I II 


d 


Ö 


Jena.300° + 5° 

Siebleben . . . 308‘2 -f 14 2 

Frankfurt . . . 1714 -}- 86'6 


320° — 7° 

353-8 — 8-9 

75-8 -f 16-7 


Das Schnittfeld dieser drei Bogen ist nicht sehr ausgedehnt, 
nämlich in Rektascension ungefähr 9°, in Deklination nur 2°. 
Der scheinbare Radiant ergibt sich in 252° Rektascension und 
29° nördl. Deklination. 


Die notwendigen Verbesserungen am Punkt I zur vollstän¬ 
digen Uebereinstimmung der drei scheinbaren Bahnen sind ganz 
unbeträchtlich. Sie betragen für Jena: da = 4- 0'3°, dti — 4~ 0'8°, 
für Siebleben : da = -\- 0’2°, dd — -f- O^ 0 und selbst für Frank¬ 
furt, abgesehen von der bereits früher angebrachten Höhenreduk¬ 
tion, für den Stundenwinkel 180° (N) dd = — 2’0°. 

Das Azimut des Radianten am Endpunkt der Bahn war 
117 - 4° und die Höhe 15'1°. Ohne Zweifel wurde die Feuerkugel 
in dieser Bahn am frühesten in Frankfurt erblickt. Dies gilt 




118 


auch dann, wenn man die Angabe für das Aufleuchten in N nicht 
genau im Azimut 180°, sondern selbst nur zwischen N und NE 
annimmt. Wurde das Meteor dort zuerst wirklich in N erblickt, 
so befand es sich in seiner Bahn 91 km über der Erdoberfläche 
in 26° 21' östl. Länge und 50° 54‘5' n. Br. und die Bahnlänge 
bis zum Hemmungspunkt betrug 170 km. 

In Jena wurde der Anfangspunkt der Bahn durch seine 
Koordinaten bestimmt bezeichnet. An dieser Stelle mußte das 
Meteor erschienen sein, da es sich 59'5 km über 27° 27' ö. L., 
50° 27'5' n. Br. und nur mehr 53’6 km vom Hemmungspunkt 
entfernt befand. An diesem Punkt würde das Meteor in Frankfurt 
schon in ENE erblickt worden sein statt in N. Die in Jena nach¬ 
gewiesene Bahn beträgt nämlich kaum ’/s der Frankfurter. 

Für Siebleben bleibt es nach dem Wortlaut ungewiß, ob 
man den Anfang bereits beim Delphin annehmen dürfe, weil es 
scheint, daß nur die Richtung damit bezeichnet werden wollte. 
Bei ß des Delphin würde indessen dort die Feuerkugel erschienen 
sein als sie sich 68 km über 27° 25' ö. L., 50° 35' n. Br. be¬ 
funden hatte. Die Bahnlänge bis zum Endpunkt würde 84 km 
betragen haben. 

Derartige ungleichzeitige Wahrnehmungen an den verschie¬ 
denen Beobachtungsorten sind nicht auffallend, sondern sie sind 
bekanntlich häufiger als die gleichzeitigen aus naheliegenden 
Gründen, die hier nicht zu erörtern sind. 

Es ist auffallend, daß gerade in Frankfurt, wo die längste 
Bahn beobachtet wurde, die Dauer nur auf „etwas über l s “ ge¬ 
schätzt wurde, was mit der großen Bahnlänge wohl kaum im 
Einklang stünde. Aus beiden anderen Beobachtungsorten liegt 
leider gar keine Dauerangabe vor, es fehlen also die Faktoren 
zur zahlenmäßigen Schätzung der Geschwindigkeit, die sicher 
groß gewesen sein muß. Vielleicht könnte man wenigstens 
deren untere Grenze bestimmen, indem man den sichersten aber 
kleinsten Wert der Bahnlänge, also 53 - 6 km aus Jena mit der 
Dauerschätzung in Frankfurt vergleicht und für diese l l l% s setzt, 
da man wohl annehmen darf, daß 2 S nicht erreicht wurden. 
Hieraus würde sich ergeben, daß die geozentrische Geschwin¬ 
digkeit mindestens 35’7 km betragen hatte. 

Der Radiationspunkt in l = 244'8° ß — -J- 50'9° befand 
sich in 109 7° Elongation vom Apex der Erde. Für den vor¬ 
stehenden Wert der geozentrischen Geschwindigkeit würde sich 



119 


dann die heliozentrische zu 53'9 km ergeben, entsprechend einer 
ausgeprägt hyperbolischen Bahn. Selbst wenn man bis auf 
2 S Dauer geht, erhält man noch immer fast 46 km für die helio¬ 
zentrische Bahn, und zwar aus der kürzesten beobachteten Bahn¬ 
strecke, während die beiden anderen ja weit mehr geben würden. 

Die Unsicherheit der Koordinaten dieses Radianten kann 
nicht sehr groß sein; es ist mir aber noch kein Nachweis einer 
anderen Feuerkugel für denselben vorgekommen. Denning gibt 
(Katal. p. 268) für Sternschnuppen einen Radianten in « = 256° 
= -f- 26° für Sept. 6—Okt. 2 an. Allein der Umstand, daß 
dieser nur aus 12 scheinbaren Bahnen abgeleitet worden und 
dabei dessen Wirksamkeit durch fast zwei Monate angesetzt ist, 
läßt die Sicherheit seiner Bestimmung nicht groß erscheinen. Der 
Radiant unserer Feuerkugel lag bereits stark im störenden 
Einfluß des Lichtes der Sonne, von der er nur 49‘5° abstand. 
Unter diesen Umständen wäre die Wahrscheinlichkeit, ihn aus 
Sternschnuppenbeobachtungen sicher festzustellen, sehr gering. 

Bei den großen hellen Feuerkugeln liegen aus verschiedenen 
Gründen die Umstände günstiger, nur treten sie eben viel seltener 
auf. Für die von der Sonnenseite herkommenden Fälle erlangt 
daher die Nachweisung ihrer Radianten ganz besondere 
Wichtigkeit. 

Meteor am 31. Oktober 1914, 9 b 39 m m. e. z. 

Für die Nachrichten über diesen Fall habe ich insbesondere 
den Herren Prof. Dr. E. Reimann in Hirschberg, Dr. G. Grund- 
munn in Breslau und C. Hoffmeister in Sonneberg zu danken. 

Beobachtungen: 

1. Dresden (31 u 24'; 51° 3'). 9 h 34 ni m. Ortszeit. Präch¬ 
tiges, grünlich strahlendes Meteor, an Leuchtkraft den Mond 
übertreffend, mit Schweif von 5—6° Länge. Bahn parallel der 
Ekliptik in ungefähr südlicher Breite von 7". Anfang etwa bei 
n = 65° ä = -f- 10° (südlich « Tauri). Von da aus lief die 
Bahn nahezu durch die Mitte der Verbindungslinie a Orionis— 
«■ Tauri, über }■ Geininorum und ging für mich unter den Hori¬ 
zont bei ungefähr « = 120° ä = 4- 10°. Diese Bahn, deren 
Mitte nahezu 7 J südlich Saturns lag, wurde in 6“ durchlaufen. 
(Herr Ingenieur R. Baum gär tel an die Sternwarte in Kiel.) 

2. Hirschberg (33° 24'; 50° 54'). Gegen 9 l /a h abends. 
Das Meteor erschien in nordöstlicher Richtung etwas unter der 



120 


Mitte des Himmels, fiel in schräger Bahn (skizziert, etwa unter 
59° gegen den Horizont gerichtet) von rechts oben nach links 
unten geneigt und verschwand hinter dem Katzbachgebirge. 
Dauer etwa 4 S , Licht grünblau. (Untersekundaner Habel.) 

3. Kreis Waldenburg, Landstraße zwischen Wüste- 
giersdorf und Dörnhau (34° 4'; 50° 40'), 9 h 35 m . Himmels¬ 
richtung, in der ich das Meteor erblickte: NNE. Es fiel unter 
60—75° (nach einer Skizze wäre die Bahn 65° geneigt gewesen) 
Neigung gegen den Horizont von rechts gegen links und ver¬ 
schwand hinter einem Berge. Dauer ungefähr 4-5 8 . Es hatte die 
Größe einer Leuchtkugel, sein Licht war bläulich und trotz Mond¬ 
scheins sehr hell. (Obersekundaner H. Giersch.) 

4. Breslau (34° 42'; 51° 70- 9 h 39 m 10 S . Beobachteter 
Bahnpunkt: A = 200° h = 30°. Feuerkugel von weißlicher 
Farbe, leuchtete blitzartig auf und wurde in einer engen Gasse 
zwischen Häuserreihen bemerkt, so daß keine Bahn gesehen 
werden konnte. (Herr Dr. G. Hornig an die k. Sternwarte in 
Münster.) 

5. Trebnitz (34° 43'; 51° 170- Ein Meteor in Gestalt 
einer großen helleuchtenden Kugel wurde in hiesiger Gegend 
bemerkt. Das grünlichweiße Licht bewegte sich von SE gegen 
NW und verschwand mit lautem, einem Kanonenschuß 
ähnlichen Knall. (Notiz im Breslauer „Generalanzeiger“ vom 
7. Nov. Nr. 306, zwar ohne Datumangabe, jedoch, wie aus der 
folgenden Untersuchung hervorgeht, wohl hieher gehörig.) 

6 . Meffersdorf-Wigandsthal (32° 57'; 50° 56'). Am 
31. Oktober gegen 9 h 30 m wurde am nordwestlichen (soll offenbar 
„nordöstlichen“ heißen) Himmel ein Meteor von seltener Größe 
und Schönheit beobachtet. Die feurige Kugel, welche aus 35° Höhe 
herabfuhr, hatte die scheinbare Größe des Mondes und löste sich 
in geringer Höhe über dem Horizont auf. („Hirschberger 
Tageblatt“ v. 3. Novbr. 914.) 

7. Naumburg am Queis (33° 4'; 51° 12'). Am Sonn¬ 
abend gegen 3 /410 h zeigte sich in südöstlicher Richtung eine große 
Feuerkugel von etwa 1 Meter Durchmesser, die mit Strahlen 
nach allen Richtungen zerbarst. Diese Erscheinung ist auch auf 
der Straße von einem von Wiesau nach Bunzlau (39° 13‘5'; 
51° 16') also von Nord gegen Süd fahrenden Herrn wahr¬ 
genommen worden (Aus dem „Bunzlauer Stadtblatt“ vom 
3. November.) 



121 


8 . Wölfelsgrund (Glatz, 34° 26'; 50° 14') 9 h 39“ r . Mond¬ 
größe, bläulich mit roter Mitte, Schweif rot, Bewegung nicht sehr 
schnell. Wegen der hohen Umgebung im Gebirgstal, und da bei 
hellem Mondscheine Sterne nicht sichtbar waren, ließ sich nur die 
ungefähre Bewegungsrichtung SE—NW feststellen. (Fräulein 
Erna Hornig.) 

Als Fallzeit wurde 9 h 39 m m. e. Z. angenommen. Die Er¬ 
mittlung der Bahnlage muß offenbar auf Grund der am bestimm¬ 
testen bezeichneten scheinbaren Bahn der Dresdner Beobachtung 
erfolgen. Da aber die mehrfachen Feststellungen des Herrn 
Beobachters, wie leicht begreiflich, einem Großkreis im Sinne 
seiner Angaben nicht vollkommen entsprechen,*) wobei überdies 
der Punkt, an dem die Feuerkugel unter den Horizont gegangen 
sein soll (a = 120° 8 — + 10°) schon mehr als 8° unter dem 
Horizont gelegen war, so mußte ein Großkreis gesucht werden, 
der diesen Angaben im ganzen möglichst nahe kommt. Als solchen 
habe ich, wenigstens zur Bezeichnung der Lage, den durch die 
zwei Punkte a = 65° 8 — + 14° und a = 120° 8 = + 13 5° ge¬ 
gebenen angenommen. Da der zweite Punkt übrigens dann auch 
noch um mehr als 4° unter den Dresdner Horizont fällt, ist durch 
diese Beobachtung der Hemmungspunkt nicnt sichergestellt, was 
nicht hindert, diesen Großkreis mit Vorteil zur Bestimmung des 
Radianten zu verwenden. 

In allen anderen Beobachtungen gibt es dann nur noch 
einen Bahnpunkt, dessen Koordinaten bezeichnet sind, nämlich 
den in Breslau 4). Wird diese Angabe mit dem scheinbaren 
Bahnbogen für Dresden in Verbindung gebracht, so ergibt sich 
der mit dem Breslauer Punkt korrespondierende aus Dresden. 
Es hängen daher, soweit die Bahnlage gegen die Erde in Betracht 
kommt, die weiteren Ergebnisse zunächst von der Breslauer 
Angabe ab. Hiefür dürfte, da die Beobachtung unter Umständen 
stattfand, bei denen ein beträchtlicher Orientierungsfehler nicht 
wahrscheinlich ist, das bezeichnete Azimut A = 200° ohneweiters 
annehmbar sein, hinsichtlich der Höhe jedoch in Frage kommen? 
ob die Angabe von 30° nur auf Schätzung oder auf Messung 

*) So z. B. liegt schon der erste Punkt « = 65° 8 = -p 10° nicht 
7° sondern 11*3° südlich der Ekliptik, ferner würde der durch « == 
ü = -f- 10° und « = 120° 8 = f 10° gelegte Großkreis auch nicht über 
Geminorum, sondern 5*5° unter diesem Sterne verlaufen, während 
wieder die Beziehung auf Saturn stimmt. 



122 


beruht. Im ersteren Falle wäre sie gewiß besser auf 20" zu redu¬ 
zieren. Da mir dieser Fall für wahrscheinlicher gilt, habe ich ihn 
in erster Linie angenommen, vorbehaltlich einer weiteren Er¬ 
probung auch der anderen Alternative. 

Der Annahme für Breslau A — 200° h = 20° gemäß wäre 
u = 150*0° <1 = 55*1°, dem in der scheinbaren Bahn aus Dresden 
ein Punkt in A = 251*6° h = 4*6° entspricht. Die reelle Lage 
über der Erdoberfläche ergibt dann für diesen Bahnpunkt, der 
vorläufig mit P bezeichnet werden möge, eine lineare Höhe von 
27*5 km über 35° 4‘ östl. Länge und 51° 45' n. Breite, also über 
der Gegend nördlich von Krotoschin in Posen. 

Dieser Punkt dürfte zwar nach der Beobachtung 4) nicht 
ohne Frage als der Hemmungspunkt betrachtet werden, aber 
letzterer kann nicht viel weiter nördlich in dieser Bahn sich 
befunden haben, da sich seine Höhe ohnehin schon geringer als 
die gewöhnliche herausstellt. Er kann also immerhin noch benützt 
werden, um die beiden Bahnbogen aus 2) und 3), da die be¬ 
treffenden Beobachtungsorte weit genug entfernt sind, an ihn 
anzuknüpfen, und zwar umsomehr, als hiedurch auch diesen 
Beobachtungen, welche den ziemlich steilen Abfall nach NE, 
beziehungsweise NNE versetzen, sehr nahe entsprochen wird. 

In Hirschberg müßte Punkt P in A = 230*1° h= 9*4°, 
also 50° östlich von N erschienen sein. Für die in 2) bezeichnete 
scheinbare Neigung von 59° würde der Horizontalknoten nach 
A = 224' 1° treffen, also fast genau in NE. Hieraus folgt der 
Knoten dieses scheinbaren Bahnbogens am Aequator « K = 348*5° 
und dessen Neigung gegen den Aequator J = 39*4". 

In Wüstegiersdorf ergibt sich nach der Lage von 
P dessen Azimut A = 209*6° und die Höhe h= 10*6°. Mit der 
in der dortigen Beobachtung skizzierten Neigung von 65° erhält 
man für den Knoten am Horizont A = 204*6°, was mit der An¬ 
gabe NNE auch gut genug stimmt, und auf den Aequator bezogen, 
ergibt sich für diese scheinbare Bahn «k = 1*7° J = 55*5°. 

Der oben für die Beobachtung aus Dresden 1) angenommene 
Großkreis ist ferner gegeben durch den aufsteigenden Knoten 
in «k — 0*4° und die Neigung J = 15*4°. 

Da der Schnitt der beiden Bahnen aus 2) und 3) unter 
sehr spitzem Winkel erfolgt, habe ich es für zweckmäßig befunden, 
die beiden durch einen mittleren Bogen «k = 355*1° J = 47*4° 
zu ersetzen, der durch den Schnitt mit 1) den Radianten in 



123 


u — 356‘5 8 = — 1° liefern würde. Hiebei sind 2) und 3) 
gleichgewichtig benützt worden, während dem doch viel sicheren 
Bogen 1) praktisch genommen das Gewicht unendlich beigelegt 
wurde. Die Verbesserungen der beiden benützten scheinbaren 
Neigungen gegen den Horizont sind für 2) : + 5° und für 
3) : — 5°. 

In dem mit P bezeichneten Punkt hatte das beobachtete 
lineare Bahnsttick 10° Azimut und 36'8° Neigung gegen dessen 
Horizont. Dem in Dresden vom Anfang bis P beobachteten 
scheinbaren Bahnbogen von 36'3° entspricht eine Länge von 
169‘5 km. Da es keineswegs sicher ist, daß die in Dresden 
während 6 S beobachtete Bahn nicht noch weiter über diesen 
Punkt hinausging, so wird hienach die geozentrische Geschwindig¬ 
keit > 28*2 km anzunehmen sein. 

Das in Dresden beobachtete Aufleuchten ist 131 km Uber 
34° 44' östl. Länge und 50° 34' n. Br. also nur wenig südöstlich 
von Münsterberg in Schlesien anzunehmen. Die Bahn verlief 
dann sehr nahe östlich von Strehlen und Militsch im Regierungs¬ 
bezirk Breslau und auch nicht weit östlich von Breslau und 
Trebnitz. Daß die aus dem letzteren Ort gemeldeten Detonationen 
sich wirklich auf diese Erscheinung beziehen, ist demnach nicht 
unwahrscheinlich, zumal dort die Bahn auch nicht mehr in sehr 
großer Höhe gelegen war. 

Von den übrigen Beobachtungsorten könnte in Bezug auf 
diese Umstände nur noch Hirschberg in Betracht kommen, wo 
zwar die Dauer mit -4 S angegeben, der Ort des Aufleuchtens 
aber doch nur ganz beiläufig etwas unter „halber Himmels¬ 
höhe“ bezeichnet ist. Ohne Zweifel war dort die Feuerkugel erst 
später als in Dresden wahrgenommen worden. Da gewöhnlich 
schon eine Höhe von 60° für das Zenit angesehen wird, so dürfte 
man jener Schätzung kaum viel mehr als 30° Höhe zu Grunde 
legen. Für die in 1) angegebene und um — 5° verbesserte 
scheinbare Bahnneigung würde man in 30" Höhe einen Punkt in 
249'5° Azimut erhalten, entsprechend einem scheinbaren Bahn¬ 
bogen von 27‘5° bis P. Hiernach würde die zugehörige Bahn¬ 
strecke, erst ungefähr östlich von Breslau, 71'5 km hoch be¬ 
ginnend, bis P nur 72 7 km, also nicht einmal die Hälfte der in 
Dresden gesehenen, betragen. Mit 4 S Dauer würde man also 
die geoz. Geschwindigkeit nur > 18‘2 km erhalten. Da jedoch 
dieser Zahlenwert nur aus sehr beiläufigen Annahmen hervor- 



124 


geht, überdies sich auch nur auf den Lauf durch die tieferen 
Schichten der Atmosphäre bezieht, wurde er hier für die 
Ableitung der heliozentrischen Geschwindigkeit nicht weiter benützt. 

Der angegebene Radiant, auf die Ekliptik bezogen in 
/. = 356*5° ß = + 0*5, lag in 138° Elongation vom Apex, 
woraus sich in Verbindung mit der Bewegung der Erde die 
heliozentrische Geschwindigkeit zu > 50*5 km ergibt. 

Schließlich mögen noch in Kürze die Folgerungen berührt 
werden, die sich aus der Annahme ergeben würden, daß nach 
dem Wortlaute von 4) die Höhe des in Breslau beobachteten 
Bahnpunktes nicht auf 20° reduziert, sondern mit dem vollen 
Betrag von 30° beibehalten würde. Es käme dadurch, wenn die 
Bahnbogen aus 2 und 3 in analoger Weise an diesen Punkt 
geschlossen würden, der Radiant um wenige Grade weiter 
westlich, nämlich nach = 352° d = — 2°. Rechnerisch er¬ 
scheint diese Annahme minder wahrscheinlich, da sich damit die 
nötigen Neigungsverbesserungen der Bahnen aus 2) und 3) von 
5° auf etwas mehr als 7° erhöhen. Uebrigens liegen beide 
Resultate sehr nahe dem Radianten einer Feuerkugel vom 
18. November 1878, den Herschel und Tupman (Monthly 
Notices etc., Bd. 39, 4) in a = 354° = + 1°, angegeben haben. 


Meteor am 3. November 1910 um 5 U in. e. Z. 

Die beiden nachstehenden Beobachtungen aus Ungarn ver¬ 
danke ich der Liebenswürdigkeit des hochw. Direktors des 
astronomischen Observatoriums in Kalocza, Herrn P. Julius 
Fenyi S. J. Die zweite kann zwar nur als beiläufig gelten, 
gestattet aber immerhin einen näherungsweisen Schluß auf die 
Bahnlage. 

1 . Kalocza (36° 39'; 46° 32'). „Hier wurde (schreibt 
Herr Direktor Fenyi) von einem Professor am 3. November 
um 5 h ein Meteor von Jupitersgröße noch in der Dämmerung 
gegen SE, nach meiner Schätzung in 3° Höhe gesehen. Es zog 
langsam in horizontaler Richtung von E gegen S. Später wurde 
mit einem Diopterinstrument eine nachträgliche Messung vorge¬ 
nommen, wobei gefunden wurde, für den Punkt der ersten 
Wahrnehmung: Ai = 322 - 5° hi = 5°, für den Endpunkt, wo 
es am Himmel verschwand: A 2 = 333'ö° hs = 2‘5Dauer: 
2—3 S , Farbe weiß. Es war noch so hell, daß man lesen konnte. 



12ö 


2. Kaff na (Komitat Krasso - Szöreny), (39° 21/; 45° 26 / ). 
Die meteorologische Zeitschrift Idöjäräs, 1910, p. 362, berichtet 
über dieses Meteor: Es leuchtete gegen Süden- angeblich in 
40—50° Höhe auf. Lauf E—W, Kern sehr hell. Auf dem halben 
Wege trennte sich ein Stück ab, blieb etwas zurück und ver¬ 
schwand nach 2—3 S . Das Meteor lief weiter und hinterließ einen 
glänzenden Streifen. Bahn nur 8—10° gegen den Horizont geneigt 
zum Falle. 

Die in Kalocza für den Endpunkt angegebene geringe 
scheinbare Höhe von nur 2'5° müßte dazu fuhren, diesen ent¬ 
weder in ganz ungewöhnlich geringer linearen Höhe über der 
Erdoberfläche oder sehr weit entfernt von dem Beobachtungs¬ 
ort anzunehmen. 

Wird in Raffna für den Anfangspunkt A = 0 gesetzt und 
die zugehörige scheinbare Höhe, da sie nur beiläufig, also wohl 
sicher zu hoch geschätzt wurde, auf des mittleren Betrages 
vermindert, ferner für die scheinbare Bahn ein Bogen genommen, 
der mit dem Vertikal im Anfang nach abwärts einen Winkel 
vou 81° einschließt, so durften die Angaben unter 2 möglichst 
sinngemäß interpretiert sein. Der Horizontalknoten dieses Groß- 
kreises liegt in 72'4° Azimut und dessen Neigung gegen den 
Horizont beträgt am Knoten 31*8°. 

Der Schnitt dieser beiden Bahnbogen würde für den 
Radianten n — 21° d = 6'4° geben. 

Wird aber in dem Großkreis für Raffna nach bekanntem 
Verfahren der Punkt aufgesucht, welcher dem in Kalocza durch 
die Koordinaten gegebenen Endpunkt korrespondiert, so kann 
das Dreieck auf der Erdoberfläche zwischen den beiden Be¬ 
obachtungsorten und der Horizontalprojektion des Endpunktes 
aufgelöst werden. Man fände dann für dessen Entfernung von 
Kalocza nur 13 km. 

Ein so tiefes Herabsteigen in der Atmosphäre ist in diesem 
Falle, da alle mit einem der gleichen Ereignisse sonst erfahrungs¬ 
gemäß verbundenen Nebenerscheinungen fehlen, nicht wahr¬ 
scheinlich; doch wird dieses Ergebnis durch eine nur gering¬ 
fügige Vermehrung der nur mit 2'5° nachträglich erhaltenen 
Endhöhe in Kalocza verbessert. Eine solche ist eigentlich schon 
gewissermaßen durch die Ausdrucksweise in der ersten Meldung 
(horizontale Richtung) begründet, da eine Senkung von 5° auf 
2’5° bei nur 11° Bogenlänge kaum mehr für „horizontal“ zuge- 



126 


lassen werden könnte. Ich habe daher zunächst für diesen End¬ 
punkt rund 4° Höhe angenommen und letzteren nach Ausgleich 
in Verbindung mit der Bahn aus Raffna 23'5 km über 37° 59' 
östl. Länge und 44° 42 5 n. Br. am rechten Save-Ufer nördlich 
von Nemöani in Serbien gefunden. 

Mit Benützung der scheinbaren Lage dieses Punktes an den 
beiden Beobachtungsorten erhält man dann für die betreffenden 
scheinbaren Bahnen in äquatorialen Koordinaten: 

I II 

a Ö a ö 

Für Kalocza: 345 0° — 28 7° . . 333 6° — 33 6° 

„ Raffna: 3040 — 14'6 . . 2445 — 15-5° 

Hieraus ergibt sich der scheinbare Radiant in 
« = 36-7° Ö = -f 10-2° 
oder: ). = 377° ß = - 41°. 

Selbstverständlich kann das Resultat nur als beiläufig 
gelten. Vermutlich gehörte das Meteor dem System an, das in 
Dennings General-Katalog, p. 232 unter XXVI. Arietids durch 
nachstehende Sternschnuppenradianten bezeichnet ist: 

« d 

Novemb. 2—3 32° . . . + 8° 

„ 4—6 29 . . . +8 

Novemb. 4.— Dez. 8 34 . . . + 7 

Zur Beobachtungszeit befand sich dieser Strahlungspunkt 
am Endpunkt der Bahn 4*5° hoch, 10° nördlich von Ost (A = 260° 
h = 4*5°), wodurch die Bahnlage gegen die Erde gegeben ist. 
Der in Kalocza bezeichneten Bahnlänge von nur 10° 52' würde 
eine reelle Länge von 48 km entsprechen und für die dortige 
erste Wahrnehmung: 27 km über einem Punkt in X = 38° 35', 
<j> = 44° 47', zwischen Kubin und Bavanistie im Banat, in 
Raffna wurde offenbar das Meteor schon früher erblickt, u. zw. 
wenn es dort wirklich bereits schon im Süden gesehen worden 
ist, als es sich in seiner Bahn ungefähr über Saska, östlich von 
Weißkirchen, befand, wodurch sich die Bahn um mehr als auf 
das doppelte verlängert ergeben würde (über 110 km). Da 
jedoch die auch dort angegebene Dauer von 2—3 S sich nicht 
auf diese ganze Bahn zu beziehen scheint, so kann zur etwaigen 
Abschätzung der geozentrischen Geschwindigkeit nur 
der kürzere und etwas tiefer, liegende Bahnteil von 48 km, der 



in Kalocza während 2—3 S beobachtet wurde, in Vergleich 
kommen. Daraus würde also für diese Geschwindigkeit nur 
19*2 km hervorgehen. Da die Elongation des scheinbaren 
Radianten vom Apex der Erdbewegung 93° betrug, folgt daraus 
die heliozentrische Geschwindigkeit zu 32‘8 km, ent¬ 
sprechend einer Ellipse von sehr kurzer Uralaufszeit 

Inwieferne diese abgeleiteten Ergebnisse für die Bahnlage 
den Beobachtungen entsprechen, zeigt folgende Vergleichung. 
Für Kalocza lag der Radiant 4'2° hoch in 259'2° Azimut. Im 
"Verlauf der hier berechneten Bahn erschien dort das Meteor als 
es 322’5° Azimut passierte genau 5° hoch, wie es die Messung 
lieferte. Am Ende in 333’5° Azimut war es noch 4‘7° hoch. 
Also nur in der Endhöhe besteht ein Unterschied von 2'2° 
gegenüber der Messung und von nur (H 0 gegen die spätere 
Annahme. Letzteres infolge einer kleinen Ausgleichung mit 
Raffna. Dieser Bahnbogen mußte aber in der Tat nahezu 
horizontal erschienen sein. 

In Raffna befand sich der Radiant in A = 260‘9'' h = 5‘4°, 
der Endpunkt in A = 57"2° h = 8'8° und der diese beiden 
Punkte verbindende Großkreis hatte in A — 0 (Süd) die 
Höhe 30° und an dieser Stelle auch die angegebene Neigung. 
Der Lauf des Meteors erschien aus der Richtung von 18° N 
von E gegen ebensoviel S von W, demnach mit dem im Bericht 
bezeichneten so weit ungefähr übereinstimmend als man in solchen 
Fällen beiläufig erwarten kann. 

Nur die relativ noch immer geringe Endhöhe erweckt 
einige Bedenken. Allein, die Gegenden, über die das Meteor 
hingezogen war, liegen ziemlich außer dem Weltverkehr, wes¬ 
halb möglicherweise wirklich vernommene Detonationen weiterhin 
nicht bekannt geworden sein mögen. 

Bei unverändert angenommener Entfernung beruht das 
Ergebnis für die Hemmungshöhe zunächst auf der scheinbaren 
Höhe aus Kalocza. Im ersten Bericht von dort ist für diese 
nach einer Schätzung (wobei in der Regel eher zu viel als zu 
wenig erhalten wird) nur 3° angegeben. Deshalb würde es kaum 
zulässig sein, diesen Wert gar bis auf 7° oder darüber ver¬ 
mehrt anzunehmen, um bei gleicher Entfernung für die Endhöhe 
30 km oder mehr zu erhalten. 

Um ein ähnliches Ergebnis durch Vergrößerung der Ent¬ 
fernung herbeizuführen — was allenfalls in dem geringem 



128 


Grade der optischen Erscheinungen, selbst mit Bedacht auf das 
noch wirksame Tageslicht, begründet wäre — müßten sehr 
erhebliche Veränderungen im parallaktischen Winkel durch 
die Azimute vorgenommen werden, denn da dieser nach den 
Angaben mehr als 81° beträgt, werden durch dessen Ver¬ 
minderung um einige Grade die Entfernungen nur unwesentlich 
vermehrt. Da in Kalocza die Azimute nachträglich gemessen 
wurden und die Resultate recht gut dem Eindrücke des ersten 
Berichtes entsprechen, müßten die Aenderungen größtenteils an 
den Angaben aus Raffna und zwar in so ansehnlichen Beträgen 
vorgenommen werden, daß dann die scheinbare Bahnlage nur 
mehr schwer mit den dortigen Mitteilungen in Einklang zu 
bringen wäre. Ich möchte daher derartige Hypothesen ziffer¬ 
mäßig hier nicht weiter verfolgen und es bei den angeführten 
Ergebnissen um so eher bewenden lassen, als diese ja in guter 
Uebereinstimmung mit den Beobachtungen stehen. 

Vielleicht hängt übrigens auch die anscheinend geringe 
Geschwindigkeit mit dem tiefem Eindringen in die Atmosphäre 
zusammen. 



Beiträge zur Kenntnis und Verbreitung der 
Hensehrecken Mährens. I. 

Von Karl Czliek in Brünn. 

Im VI. Bericht des „Klubs fllr Naturkunde“ in 
Brünn (1905) wurde ein Verzeichnis der bisher in Mähren 
beobachteten Dermatopteren und Orthopteren veröffentlicht, 
das 39 Arten aufzählt. Diese Liste kann heute durch einige für 
Mähren neue Arten bereichert und durch weitere Fundortangaben 
ergänzt werden. Sie bedarf aber auch einer Korrektur, besonders 
die schwierig zu bestimmenden Arten der Gattung Stenobothrus 
betreffend. Herr Professor R. Ebner in Karolinenthal— 
Prag hatte die Güte, die Revision der mir zweifelhaften Arten 
zu übernehmen, wofür ich ihm an dieser Stelle den besten Dank 
auszusprechen mir erlaube. Auch Herr Med.-Dr. R. Puschnig 
war so liebenswürdig, mich schon früher durch Ueberlassung 
von Vergleichsmaterial zu unterstützen. 

Erfreulicherweise liegen nun auch aus anderen Teilen des 
Landes Berichte vor, die über die Verbreitung der Heuschrecken 
in Mähren Aufschluß geben und das Bild der Orthopterenfauna 
unserer Heimat vervollständigen. In der Umgebung von Golden¬ 
stein, am Glatzer (Spieglitzer) Schneeberg und im Alt¬ 
vatergebirge sammelte Dr. Friedrich Zacher aus Berlin 
(Siehe Zeitschrift für Wissenschaft). Insektenbiologie, Band in, 
1907 und Band IX, 1913) und stellte manche interessante, für 
Mähren bisher unbekannte Art, so Podistna alpinum Koll. 
und Platycleis brachyptera L. als Bewohner unseres Mittel¬ 
gebirges fest. Ferner hat Oberlehrer Franz Böhm in 
Gundersdorf bei Bautsch gesammelt und mir einiges von 
seinen Funden im nördlichen Mähren mitgeteilt. Endlich erwähnt 
R. Ebner das Vorkommen der im mittleren Mähren seltenen 
Phaneroptera falcata Scop. von Martinitz beiKlobouk 
in Mähren. 1 ) 

Leider war es mir bisher nicht möglich, im südöstlichen 
und südwestlichen Teile Mährens zu sammeln und alle 

*) Internat, entomol. Zeitschr., Guben, VII. 1914. 

Verhandlungen des naturf. Vereines in Brünn. LV. Band. 


9 



130 


meine Versuche, von Kollegen und Sammlern aus diesen Landes¬ 
teilen Material zu erhalten, blieben ohne Erfolg. Das ist umso¬ 
mehr zu bedauern, als in diesem Teile Mährens eine eigenartige 
Fauna vermutet werden kann. Kommt doch im südöstlichen 
Mähren Mantis religiosa L., die Gottesanbeterin, vor und es 
ist nicht ausgeschlossen, daß diese Gegend manche pontische 
Art beherbergt. Auch das südwestliche Mähren, wo nach 
Wachtl und Redtenbacher bei Znaim die seltene Saga 
s er rata Fahr, gefunden wurde, könnte im Thayatale manche 
für Niederösterreich bereits konstatierte Art beheimaten. 

Mit den in diesen Beiträgen neu aufgezählten Formen 1 ) 
erhöht sich die Zahl der für Mähren bisher festgestellten Arten 
auf 53. Vergleichsweise sei bemerkt, daß für Nied erösterreich 
durch die Arbeiten Ebners, Redtenbachers und Werners 
über 100 Orthopterenarten festgestellt wurden, daß R. Pusch nig 2 ) 
für Kärnten 66 Arten aufzählt und daß R. Ebner 1 ) in einem 
räumlich beschränkten Teile Niederösterreichs, der Umgebung 
von Guntramsdorf, rund 70 Arten gefunden hat. Wenn auch in 
Niederösterreich die Verhältnisse ungleich günstigere sind als in 
Mähren, da in der Wiener Gegend „Vertreter der baltischen 
Fauna mit pontischen und mediterranen Elementen“ Zusammen¬ 
treffen, so wird durch fleißige Sammeltätigkeit die Zahl der 
unser Land bewohnenden Dermatopteren und Orthopteren noch 
erheblich vermehrt werden können. 

Dermatoptera (Forficularia) Ohrwürmer. 

Labia minor L. — Aus Goldenstein. (Dr. Zacher). 

* Sphingolabis albipennis Meg. — Brünn, Juli 1912. 

* Chelidura acanthopygia G6ne. —Aus Goldenstein 
in einem Fichtenbestand. (Zacher.) 

Orthoptera genuina, echte Geradflügler. 

Blattidae, Schaben. 

* Aphlebia maculata Schreber. — Obrzan bei Brünn, 
Haidenberg, 21. VIII. 1916, 4 99 auf Gesträuch. 

x ) Die für Mähren neuen Arten sind in der nachstehenden Liste 
durch ein vorgesetztes * bezeichnet. 

2 ) Verhandlungen der k. k. zool.-bot. Ges. in Wien, Jahrg. 1910. 

8 ) Mitteilungen des Naturwiss. Vereines an der Universität Wien, 
VIII. 1910. 



131 


Ectobia lapponica L. — Brünn, Juli; Adamstal bei 
Brünn, 3. VII. 1914. 

* Ectobia livida F. — Brünn, Juli 1912; aus Golden¬ 
stein. (Zacher.) 

Mantidae, Fangheuschrecken. 

Mantis religiosa L. — Diese im Jahre 1876 von 
E. Moraw im südöstlichen Mähren erbeutete und in den Ver¬ 
handlungen des Naturforschenden Vereines in 
Brünn 1876, S. 47, mitgeteilte Art kommt, wie ich den brief¬ 
lichen Mitteilungen des Herrn Oberlehrers Ernst Tannertin 
Rohatetz entnehme, noch heute in Südmähren vor. Sie lebt 
vereinzelt in der Umgebung von Rohatetz bei Göding auf 
größeren Heidelandflächen, die als Weideplätze verwendet 
werden. Von den Einheimischen wird sie „Springhexe u 
genannt und bedauerlicherweise auch eifrig gesucht und ver¬ 
nichtet, da nämlich allgemein die Ansicht verbreitet ist, daß sich 
die Fangschrecke mit Vorliebe auf die Euter der weidenden 
Kühe setzt und an denselben bösartige Ausschläge und Geschwüre 
hervorruft. 


Acridiidae, Feldheuschrecken. 

* Chrysochraon brachypterus Ocsk. — Auf dem 
Plateau des Haidenberges, auf der Baba bei Kanitz nächst 
Brünn, in B a b i t z in vielen Stücken. August. 

* Stenobothrus stigmaticus Ramb. — Am Rande eines 
Kiefernwaldes bei Karthaus nächst Brünn am 7. Oktober 1916 
in Gesellschaft von Stenobothrus nigromaculatus und 
lineatus. 2 od, 3 99. (Revid. Ebner). 

Stenobothrus nigro-maculatus Herr.Schf. — Diese 
Art ist nicht selten, wie ich in meinem ersten Verzeichnisse 
angegeben habe, sondern an Waldrändern, an trockenen, steinigen 
Stellen ziemlich häufig. Ich besitze sie noch von Adamstal, 
Kanitz, Bilowitz und aus Karthaus. Sie kommt in der 
Ebene nicht vor. 

Stenobothrus lineatus Panz. — Ebenfalls auf trockenen 
Grasplätzen, wohl weit verbreitet, aber immer vereinzelt. 
Karthaus 5. X., Adamstal, Haidenberg bei Brünn. 
August, September. 



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* Stenobothrus miniatus Charp. — Ich habe ihn vor 
zehn Jahren nur einmal auf dem Haidenberg bei Brünn in 
2 männlichen Stücken gefangen. August. 

Stenobothrus viridulus L. — In der Umgebung von 
Brünn selten. Bei Winkelsdorf im Teßtale fing ich ihn im. 
Juli 1906. Dr. Zacher führt die Art, die schon vonKolenati 
für den Altvater erwähnt wird, aus Goldenstein, vom G1 atzer 
Schneeberg und aus dem Altvatergebirge an. 

Stenobothrus rufipes Zett. — An Waldrändern, auf 
Holzschlägen verbreitet, doch im allgemeinen selten. Baba bei 
Kanitz, September, 2 cTd"; Wranau, 3. VIII., Karthaus 7. X* 

* Stenobothrus haemorrhoidalis Charp. — Aus 
Goldenstein. (Zacher). Der in meiner ersten Liste verzeichnete 
haemorrhoidalis ist St. biguttulus L. — Die im Ver¬ 
zeichnis 1905 angegebenen Arten Sten. n igro-geniculatus Kr 
{Fischeri Eversm.) und Sten. pulvinatus Fisch, d. W. 
sind ganz zu streichen. 

* Stenobothrus apricarius L. — Auf Brachfeldern und 
an Feldrainen bei Czernowitz (oberhalb des Friedhofes), vom 
Schwarzaufer nächst Kumrowitz, bei Chirlitz und 
Ottmarau in beiden Geschlechtern. September. 

* Stenobothrus vagans Eversm. — 1 c? auf einer Wald¬ 
lichtung vom Wege Bilowitz — Kiritein in Gesellschaft von 
Sten. biguttulus und Gomphocerus rufus, 24. IX. 1916. 

* Stenobothrus variabilis Fieb. f. biguttulus L. — 
An Feldrainen, auf Brachfeldern, an Waldrändern, in Wiesen 
überall gemein. Die häufigste Art. Czernowitz, Obrzan, im 
ganzen Zwittatal bis Bl ans ko, Kanitz bei Brünn, Ochos, 
Chirlitz, Karthaus. Aus Goldenstein. (Zacher). 

* Stenobothrus elegans Charp. — Auf Oedflächen, breiten 
unkultivierten Feldwegen im Grase, so auf dem Plateau ober¬ 
halb des Friedhofes in Czernowitz (25. IX.) und zwischen 
Chirlitz und Ottmarau (4. X.) -in Gesellschaft von Sten ob. 
apricarius ziemlich häufig. Die typische hellgrüne Form seltener 
als die gelbbräunliche. 

Stenobothrus dorsatus Zett. — Die Angabe in meiner 
ersten Liste „an trockenen Stellen“ ist unrichtig. Die Art liebt 
feuchte Grasplätze und ist am Ufer der Schwarza bei 
Kumrowitz im hohen Grase häufig. September. An Bächen 
fand ich sie bei Bilowitz, 3. IX. 



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Stenobothrua parallelua Zett. — Auf feuchten Wiesen 
überall gemein, neben Stenob. biguttulus unsere gemeinste 
Art. Aus W ran au auch die laoggeflügelte Varietät mon t anus 
Charp. — Aus der Umgebung von Goldenstein. (Z.) 

* Gomphocerua maculatus Thunb. — Karthaus be 
Brünn, 7. X. 1916, am Rande eines Kiefernwaldes mit Stenob' 
stigmaticus, nigromaculatus, lineatue und rufipes in 
2 weiblichen Stücken. Aus Goldenstein. (Zacher). Die sonst 
gemeine Art Qomphocerus rufus (Heidenberg, Baba bei Kanitz, 
Adamstal, Wranau, Altvater, 8. IX., Goldenstein. Z.) fehlte an 
dieser Lokalität. 

* Podisma alpinum Koll. — Aus dem Kleinen Kessel im 
Altvatergebirge, 17. VIII. 1910. (Zacher). 

LOCUStldae, Laubheuschrecken. 

* BarbUistes conatrictus Br. — Die in der Liste 1905 
verzeichnete südliche Art, Barbit. ocskayi Charp., ist zu 
streichen und durch die vorliegende Art zu ersetzen. (Wranau, 
Weg zum Babylom. VIII. 1 cf). Aus Nordmähren wird sie 
von Oberlehrer Franz Böhm in Gundersdorf bei Bautsch 
gemeldet. 

j8ophya camptoxipha Fieb. — In der Liste 1905 nur 
vom Altvater (Kolenati) angegeben. Sie wurde seither gefunden 
in einem kleinen Seitentale des Zwittatales bei Bilowitz, bei 
Adamstal auf dem Wege Adamstal—Blansko, auf Haselnu߬ 
stauden, VII. VIII., im Altvatergebirge bei der Schäferei 
(VIII.) Dr. Zacher fand sie auch am Glatzer Schneeberg, 
10. VIII. 1908, bis 1200 m Höhe auf Heideibeergestrüpp und 
meiDt, daß sie mit Podisma alpinum nur in den Ostsudeten, 
„östlich des tiergeographisch eine bedeutsame 
Grenze bildenden Tales der Neisse“ vorkommt. 

* Leptophyes albovittata Koll. — Wranau VIII., 
Czernowitz, längs der Straße Babitz—Kanitz, IX., besonders 
auf Salbei. 

* Meconema varium Fabr. — Aus Wranau, wo sie 
abends gegen ein auf dem Gartentische aufgestellte Windlicht 
zuflog. Aus Obrzan. (L. Böhm). 

* Platycleia brachyptera L. — Glatzer Schneeberg, 
Altvatergebirge. (Zacher). 



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Gryllidae, Grillen. 

* Nemobius silvestris Fabr. — Vom Heidenberg bei 
Obrzan an und unter Steinen, 28. VIII. 1916, unter Laub an 
Waldrändern bei Kanitz-Bilowitz, aus dem Rziczkatal 
und von Karthaus, IX. 

QryUus domesticus L. — Vor mehreren Jahren brachte 
mir ein Schüler zahlreiche Männchen und Weibchen, die er in 
der Schafwollwarenfabrik Paul Neumark in Brünn in Mauer¬ 
löchern gefangen hatte. Im Jahresheft des Vereines für schles. 
Insektenkunde zu Breslau, Heft 8, 1915 (Ueber die Gefährdung 
entomologischer Naturdenkmäler in Schlesien) verweist fax 
Ferd. auf die Tatsache, daß Gryllus domesticus in 
Schlesien immer seltener wird und spricht die Vermutung 
aus, daß die Hausgrille durch die bei uns früher nicht heimischen 
Blattiden verdrängt wurde. 




Druck too W. Burkart in Brünn. 








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