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Boston Library Consortium IVIember Libraries
http://www.archive.org/details/versuchberdiewOObach
Karl Philipp emawutl Bad)
Uersucb über die wahre
JIrt das Klavier
zu spielen
Kritisd) revidierter Deudrud nach der unveränderten,
jedod) verbesserten zweiten Euflage des Originals,
jsrjsTj^jsr Berlin 1759 und 1762 ^/srjcrjsrjsr
init einem üorwort und erläuternden Anmerkungen verseben
von
9r. WaUer Diemann
<* €igentum des Ucrlegers für alle Eänder <^
C P* Kahnr Djachfolger^ beipzig*
berzogl. Hnbalt. l)of= ^^^^Äw Hlusikalienbändier.
1906.
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"^'Vuj.AJ.A. AA,..tjiJlJUl
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Uorwort des Herausgebers.
€ine kritisch revidierte, das Unwesentliche ausscheidende Deuausgabe von Phil.
Gm. Bachs „Uersuch über die wahre JIrt das Clavierzu spielen", hat Rerm.Kretzschmar*)
bereits Vorjahren als unabweisbare üotwendigkeit hingestellt. Bachs Kl aviersd)ule gehört
neben 5r. (U. niarpurgs „Anleitung das Klavier zu spielen" (1755) und D. 0. Cürks
Klavierschule (17$9) zu den drei grundlegenden des IS. Jahrhunderts. Sie ist nad)
Jr. Coup er ins „L'art de toucher le clavecin" (1717) und der noch nid)t sd)arf
zwisd)en Orgel = und Klaviermusik sdieidenden theoretischen 5^ixierung des altvene--
ziani$d)en Klavierspielsystems, dem „Transsilvano" 0. Dirutas (1597/1609) die
zweite eigentliche Klaviersd)ule. Der Ginfluss ihres Systems war im 1$. Jahrhundert
ein durd)au$ bestimmender. Die zu den wichtigeren desselben gehörenden Klavier--
sd)ulen von 6. S. Eöhlein (1765), J. 5. (üiedeburg (Der sich selbst informierende
Klavierspieler 1765—1775) und 0. 5=r. Ololf (Unterricht im Klavierspiel, 17$3) sind
ohne Bad) gar nid)t denkbar.
Der „Uersuch", wie sd)on der Citel sagt, in der Disposition des Stoffes im
ganzen, der Ausführung im einzelnen, ja den Kapitelübersd)riften sid) an Quantz'
51ötenschule äusserlid) anlehnend, ersd)ien in seinem ersten teile zuerst 1753**) in
Berlin im Selbstverlage. Die weiteren Auflagen des CUerkes sind folgende:
erster teil Zweiter Ceil
1759 Berlin, im Selbstverlage, 1762 (erste Ausgabe desselben.)
gedrudtt bei 0. £. Cüinter
1780 Ceipzig,im $d)wid«ertsd)en 1780
U erläge
I7$7 ibid. 17$7 (mitZusätzen und $ed)s neuen
Klavierstücken vermehrt)
ibid. 1797 (= 1762 mit Zusätzen)
modernisierte neuausgaben „im 0ewande und nad) den Bedürfnissen unserer
Zeit" von 0ustav Sd)illing im 19. Jahrhundert: Rerzberg 1S52, 5ranz lHohr, und Berlin
unveränderte, in den
DruAfeblern verbesserte
neudrud<c
*) „einige Bemerkungen über den Uortrag alter IDusik", Scparatabdru* aus dem 3abrbucb
der IDusikbibliotbek Peters 1901, Ceipzig, Z. 3=. Peters.
**) Die Zahl 1773 in fllfr. Olotquennes „Cbematisd)em üerzeid)nis von Pb. Gm. Bad)S Olerken",
Eeipzig 1905, S. 105, ist ein fataler Druckfehler.
IV Uorwort des Herausgebers.
1856, Jranz Stage. Unsere, wieder auf den Urtext, und zwar auf die zweite Jluflage
1759/62, zurückgreifende Heuausgabe des Cüerkes ist somit die siebente, soweit der
erste Ceil, die eigentliche, aud) von C. R. Bitter*) allein berücksid)tigte Klavier-
schule, die ad)te, soweit der zweite Ceil, die eigentliche l)arnionie= und 0eneralbass'
lehre, in 5^rage kommt.
Die eigentümlid)keit und den lüert des Bad)schen Cüerkes für seine und noch
für die heutige Zeit hat unter den Heueren am schönsten und rid)tigsten Adolph Kullak in
seiner „Hesthetik des Klavierspiels"**) hervorgehoben und begründet. Gs bedarf nid)t erst
der Zeugen 0erber, l)aydn, Itlozart, um seine hohe Bedeutung zu red)tfertigen. Seine aesthe--
ti$d)en und seine, die praktisd)e Seite des Klavierspiels lehrenden Celle haben auch
heute noch nichts von ihrem lUerte und der niöglid)keit ihrer praktischen nutzan=
Wendung eingebüsst. Das allgemeine Interesse des (Uerkes liegt bei allen, von Kullak
sd)arf präzisierten IHängeln (Sprunghaftigkeit in der systematischen Gliederung, Heigung
zur aphoristischen Jorm, nicht genügend scharfe, wissenschaftlid)e Jlbgrenzung des
Stoffes; Stehlen einheitlicher aesthetischer Gesetze) in der J\n, wie es die praktische
Klavierspielkunst seiner Zeit nach allen Seiten hin einer theoretischen Untersuchung unter--
wirft, das historisd)e in seiner Bedeutung als eines der wid)tigsten Quellenwerke für
das theoretische und praktische Studium älterer Klaviermusik und im Rinblick auf die
ausführlich abgehandelten Kapitel von der nianieren=, Effekten--, Tmprovisations--, Rarmonie--
und Generalbasslehre für das der älteren ITlusik überhaupt. Im Citel, der Disposition
im ganzen und einzelnen sichtlich Quantz' 51ötensd)ule folgend, ist das (Uerk noch
heute — ganz abgesehen von der grundlegenden ästhetisd)en Bedeutung der Kapitel
„üom Uortrage", „Uon der freien Fantasie" u. a. — eine unvergleichlid)e Quelle
zum Studium älterer Klaviermusik, namentlich der lHanierenlehre, der Bauart und Uer=
Wendung der alten Casteninstrumente, aller Ginzelheiten und Sonderfälle der General
basslehre, von hohem Interesse auch durch gelegentliche Seitenblicke auf Cheorie und
Praxis der Kunst seines grossen üaters, der zeitgenössisd)en französisd)en und italie--
nischen Glavecinisten. So hatte sid) sein von der Uerlagshandlung in dankenswerter
(Heise ermöglichter, kritisch revidierter Heudruck in Auswahl bei dem rasd)en Aufblühen
der musikwissenschaft, der Seltenheit und Kostspieligkeit der alten Originalausgaben
längst als notwendig herausgestellt, denn die immerhin etwas leichter zugängliche „mo-
dernisierte" neuausgabe des vielschreibenden Gustav Sd)illing konnte wissenschaftlich
als eine böse Uerballhornung nicht ernst genommen werden.
Bei der üeröffentlid)ung der vorliegenden Heuausgabe wurde nach folgenden Prin=
zipien verfahren: Der Wortlaut der Ausgabe 1759/62, dem ersten unveränderten, nur
*) In „e. Phil. Em. Bad) und lUilb. Jried. Bad) und deren Brüder", Berlin 1$6$, Olilb. müller,
S. 91, ff.
**) Berlin 1$60, 4. umgearbeitete JTuflage vom Herausgeber dieses Bud)es, Leipzig 1905,
2. 5. Kal)nt nad)folger; daselbst ausfübrlid)e, auszugsweise Inhaltsangabe dieses Bac1)sd)en und der
wid)tigsten übrigen klaviristisd)en $d)ulwerke des 1$. Jahrhunderts.
üorwort des Rerausgcbers. V
in den Druckfehlern verbesserten Deudruck, wurde dieser lleuausgabe zugrunde gelegf.
Der Originaltext wurde binsid)tlid) der Orthographie und Interpunktion streng gewahrt,
technisch oder in theoretisd)er Einsicht vom heutigen Standpunkte aus veraltete oder
für ihre Zeit nid)t$ neues sagende Kapitel ersd)einen auszugsweise mitgeteilt. Die
Einteilung nach Paragraphen wurde beibehalten, die Seitenzahlen des Originals zur
leichteren Zitierung in eckige [ ] Klammern in den Cext fortlaufend eingefügt. Jllle
durch die vom Originale abweid)ende üeränderung der Drudtart, $d)rift und der
auszugsweisen lUitteilung mand)er Kapitel sich ergebenden Ueränderungen der Inhalts-
angabe am Kopfe der Seiten und alle vom l)erausgeber beigefügten Zusätze in Cext
und Anmerkungen wurden gleichfalls in eckige [ ] Klammern, die fortlaufenden Para»
graphenziffern innerhalb der im Jluszuge gegebenen Celle in Parenthesen ( ) einge*
schlössen. Das im Original fehlende Tnhaltsverzeid)nis wurde vom Herausgeber neu
angefertigt, die am Schlüsse der Originalausgabe mitgeteilten Drud^fehler $tillsd)weigend
im Cext verbessert, die im Original auf 6 separaten Cafein in Kupfer gestochenen
Dotenbeispiele zur Erhöhung der praktischen Brauchbarkeit des Bud)es in den Cext an
Ort und Stelle eingefügt, ebenso die als anmutige Beispiele des deutschen Rococo
interessierenden Kopfleisten am JInfange der einzelnen grossen Celle originalgetreu
reproduziert.
9r« \^<i\kp niemann.
Inbaltsiibersicbt.
(Uom l^erausgeber zusammenaeitellt).
Seite
€inleitung 1
I. l^auptStliCK. Uom Fingersatz 9
II. 1)aU|)t$tiiCR. üon den manieren 24
1. Abteilung. Hon den Hlanieren überbaupt 24
2. Abteilung, üon den Uorsd)lägen 31
3. Abteilung. Uon den Crillern 41
4. Abteilung. (Jon dem Doppelscblage . , 53
5. Abteilung, üon den mordenten 65
6. Abteilung, üon dem An$d)lage 69
7. Abteilung, üon den $d)leifern 73
$. Abteilung, üon dem $d)neller 77
9. Abteilung, üon den üerzierungen der Fermaten 7S
m. l)aupt$tiiCR. üom üortrage SO
3weiUp Ml
Ginleitung 1
1. H<ipitcK üon den Tntervalien und den Signaturen 9
2. HaDitel. üom barmonisd)en Dreiklang II
3. HapiteU üom Sextcnaccord 12
4. Kapitel, üon dem uneigentlid)en verminderten barmoni$d)en Dreiklange ... 12
5. Kapitel, üon dem uncigentlid)en vergrösserten l)armoni$d)en Dreiklange ... 12
6. Kapitel, üom Scxtquarlenaccord 12
7. Kapitel, üom Cerzquartenaccord 12
9, Kapitel, üom Sextquintenaccord 12
9- Kapitel, üom Sekundenaccord 12
VIII Inbaltsöbersid)!.
Seite
10. Hapitel. üom Sekundquintenaccord 12
11. Kapitel, üom Sekundquintquartenaccord 12
12. HapitCl. üom Sekundtcrzaccord 13
13. KüDitel. üom Septimcnaccord 13
14. Kapitel, üom Sexlseptimenaccord ^ 13
15. Hapitel. üom Quartscptimenaccord 13
16. Kapitel, üom JTccord der grossen Septime 13
17. Kapitel, üom nonenaccord 13
18. Kapitel, üom Sextnonenaccord 13
19. Kapitel, üom Quartnonenaccord 13
20. Kapitel, üom Septimennonenaccord 13
21. Kapitel, üom Ouintquartcnacc<)rd 13
22. Kapitel. Uom €inklange 13
23. Kapitel, üon der einstimmigen Begleitung mit der linken Rand . . 16
24. Kapitel, Uom Orgelpunkt 19
25. Kapitel. Uon den üorsd)lägen 11
26. Kapitel. Uon rückenden fioten 44
27. Kapitel. Uom punktierten Jlnsd)lagc 46
2$. Kapitel. Uom punktierten $d)leifer 56
29. Kapitel. Uom Uortrage 60
30. Kapitel. Uon den $d)lusskadenzen 11
31. Kapitel. Uon den Fermaten 76
32. Kapitel. Uon gewissen Zierlid)keiten des flccompagnements ... 7$
33. Kapitel. Uon der Hacbabmung 94
34. Kapitel. Uon einigen Uorsid)ten bei der Begleitung 97
35. Kapitel. Uon der Dotwendigkeit der Bezifferung 99
36. Kapitel. Uon durchgehenden Hoten 101
37. Kapitel. Uon dem Uorschlagen mit der rechten Rand , . . ', .107
3$. Kapitel. Uom Recitativ 110
39. Kapitel. Uon den tt)ed)selnoten 116
40. Kapitel. Uom Bassthema 117
41. Kapitel. Uon der freien Fantasie 120
über bie toal^re ^vt
ba^ 6Iat)ier 5U f))ieten
mit ^yem^jcltt
uttb aä)ti^^n ^voh^=(ZtMm in fec^^ ©onaten
erläutert.
^tfter ^^eil.
3tt 93ertegung bc^ ^uctori^.
95crltn, 1753 [1759].
©cbrudt be^ ©corgc Cubetvig QBintcr.
QSorrebe,
So üiete QSorjüge txx^ &cix>m befi^et, fo 'okkn Sd)it)ürig!etten ift baffetbe
§u gleicher Seit untertt)orfen. ®ie 93oUfommen^eit beffetben tpäre leichte barau^
5U ertpeifen, it>enn e^ nöt^ig tt)äre, tt>ei( eö btejenigen ^igenf(^afteit, bie anbere
Snftrumente nur einzeln ^ahtn, in fic^ vereinet; n^eil man eine üoüftänbige
Harmonie, tt)Oäu fonft bre^, »ier ober me|)rere Snftrumente erforbert tt)erben,
barauf mit einma^t f)ert)or bringen tan, unb toa^ bergleid)en 93ort^eite mef)r
ftnb. "^Bem ift aber nic^t sugleid) befannt, n)ie üiete "Jorberungen an ta§ &a--
t)ier gemacht merben; n)ie man ftd) ni(i)t begnüget, ba^ jenige üon einem (Itat)ier--
f^ieter §u ern)arten, tt)aö man t)on jebem Snftrumentiften mit 9^ed)t forbern
fan, nemU(^ bie "^ertigfeit, ein für fein Snftrument gefe^teö Stürf ben 9^egeln
beö guten Q3ortrag^ g^ntä^, au^^ufü^ren? SDZan t>ertanget noc^ überbieö, t>a'^
ein dtaijierfpieter ^antaften oon altertet) ^rt mact)en foü; ita^ er einen aufge--
gebenen 6a^ nac^ ben ffrengften 9^egetn ber Harmonie unb 'SO'Zetobie auö bem
Gtegereif burc^arbeiten, au§ aUen ^önen mit gteic^er ßeicf)tigfeit fpieten, einen
^on in ben anbern im 'Jlugenbticf o|)ne '^ti>Uv überfe^en, aEeö of)ne Hnterfc^eib
üom 93tatte meg f|)ieten fott, eö mag für fein Snftrument eigenttid) gefetzt fet)n
ober nic^t; ba^ er bie ^iffenfc^aft beö ©eneratbaffe^ in feiner üöttigen @ett)att
^aben, fetbigen mit Hnterfct)eib, oft mit 93erteugnung, batb mit bieten, batb mit
tpenigen Stimmen, batb nac^ ber Strenge ber Harmonie, halb gatant, batb nad)
einem §u tt)enig ober su oiet, batb gar nic^t unb batb fe|)r fatfc^ belieferten
93affe fpieten fott; ta^ er biefen ©eneratba^ manc^ma|)t auö *^artituren öon
dorret» e.
öielen Linien, be^ unbe^ieferten, ober ofte gar ^aufirenben ^Söffen, wmn nemlid)
eine »on ben anberen Stimmen gum ©runbe ber -Harmonie bienet, §ie^en unb
baburd) bie Sufammenftimmung oerftärden foU, unb mer wei^ alle ^orberungen
me^r? ©iefem foü nun nod) me^rent^eilö auf einem fremben Snftrumente @e=
nüge gefcl)e|)en, unb fielet man gar nic^t barauf, ob fold)eö gut ober fd)led)t
ob fot(^eg im ge|)i5rigen 6tanbe ift, ober nic^t, njobe^ oft feine (fntfc^ulbigung
gilt. 3m @egent|)eile ift biefeö bie gen)i5^nlic^fte Sumut^ung, i)a^ man ^an-
tafien »erlangt, o^m fid) gu befümmern, ob ber dlamerift in bem ^ugenbtide
baju genugfam aufgeräumt ift ober nic^t, unb o|)ne i^m bie ba^u ge|)örige ®if=
^ofition, entnjeber burd) Darbietung eineö tüi^tigen Snftrumentö gu t)erfcf)affen,
ober i^m felbige gu ert)alten.
<5)iefe ^orberungen ungeacl)tet finbet ba§ ^lamer aüejeit mit 9^ec^t feine
Cieb^aber. "^O^an läffet fic^ burc^ bie 6c^tt)ürig!eit beffelben nic^t abfd)reden,
ein Snftrument ju erlernen, n?eld)eö burc^ feine t)or§üglid)en Q^ei^e bie barauf
gett)anbte ^ü|)e unb Seit »öUig erfe^et. (fö ift aber aucl) nid)t jeber ßieb^aber
oerbunben, ade biefe "Jorberungen an baffelbe gu erfüüen. (fr nimmt fo fielen
*t2lnt|)eil baran, aU er mU^ unb i|)m bie »on ^^atur erl)altenen @aben erlauben.
9^ur märe eö gu münfdien, ba^ bie llntermeifung auf biefem 3nftrumente
^in unb mieber ^ttva^ üerbeffert, unb t)a^ tt)al)re @ute, melc^eö, mie überhaupt
in ber 9}^ufid, alfo befonberö auf bem dlaüiere noc^ biö|)er be^ menigen anju^
treffen gemefen ift, baburd) allgemeiner mürbe. ®ie t>ortrefflid)ften 'SO'Zeifter in
ber 'iHuöübung. benen man ^fmaß @ute^ ab^ijren fönnte, finb nod) ni(^t in fo
groffer '^n^ai)i ^u finben, aU man fic^ i?ieüeid)t einbilben bürfte. ®aö '^h-
^ören, eine "^^Irt erlaubten ®iebftal)lö, aber ift in ber ^O'Zufid befto not|)menbiger,
ba, menn aud) bie 'iHbgunft unter ben '2)Zenfd)en nid)t fo gro^ märe, öiele 6a(i)en
aufftoffen, bie man faum meifen, gefd)meige fc^reiben fan, unb bie man alfo
t)om bioffen Äören erlernen mu^.
QSenn i(^ |)iemit ber '^öelt eine 'i^lnleitung §um dlaoierf^ielen übergebe:
60 ift meine '^bfid)t im geringften nic^t, bie t)orl)er angefü|>rten 'i^lnforberungen
an baffelbe nac^ einanber burd)5uge|)en, unb gu jeigen, mie man aUen biefen
befonberö ein @nüge leiften foü. (fö mirb |)ier meber »on ber "^Irt p fanta-
firen, noct) »on bem ©eneralbaffe gel;anbelt merben. ^an finbet biefeö jum
^t)eil in melen guten 95üc^ern bereite öorlängft au^gefü^ret. 3(^ bin |)ier
^[ßillenö, bie tva^vt ^vt gu geigen, i)anbfad)en mit ^e^faE vernünftiger Kenner
5U f|)ielen. '^öer aber ^ierinnen ta^ 6einige getl)an i}at, ber t^at fd)on fel)r
oiele^ auf bem dlaöiere getl)an, unb mirb berfelbe in ben übrigen *^ufgaben
beffelben befto bequemer fortzukommen, bie '5ä|)igfeit t)aben. ®ie ^nforberungen
bie man oor allen anbern 3nftrumentett oorgüglic^ an ta§ dlaoier ma(i)et, geu--
gen t)on ber 93oüfommen^eit unb bem meiten Umfange beffelben, unb auö ber
mufi!alifd)en @efc^id)te bemerket man, ha^ biejenigen, benen eö gelungen, fid)
I
93ocrcbc.
einen groffcn 9^at;men in ber mufüatifc^en <5Bett §u machen, bicfe^ Snffrument
me^rent^citg oorjügtict) auögeübet ^abcn.
93e^ altem tiefen ^abi ic^ ^au^Jtfäc^tid) meine *=Hbfic^t sugleid) auf bie--
jenigcn ße^rer gei:icf)tet, toetc^c i^re 6c^üter biö^ero nic^t nac^ ben tt)a^ren
©runbfä^en ber ^unft angefü^ret ^aben. £ieb^aber, bie burc^ fatfc^e 93or=
f(i)nften t)er|)ubett n)orben, fönnen fic^ t>on fetbften nact) meinen ße^rfä^en ^u-
rechte |)elfen, tt)enn fle fc^on öiet SO'^ufiif fonffen gefpiett ^aben; Anfänger aber
tt)erben, öermittelft berfetben, mit befonbrer £eic(}tigfeit in fur^er Seit ba^in
tommen, njo fie ifaum geglaubt Ratten.
diejenigen irren fi(^, n^etc^e ein n?eittäuftige^ ße^rgebäube t>on mir er=
tt)artet |)aben; id) |)abe me^r 0anrf gu »erbienen geglaubt, wenn ic^ t>a§ jiem^
lid) fc^nje^re ^tat>ier=6tubium bur(i^ fur^e ße^rfä^e, fo »iet möglich, leichte unb
angcne|)m machte.
3nbem i(^ unterfc^iebene ^a^r^eiten me^r al^ einmal^l §u erwe^nen ge--
nöt^iget Sorben bin, t|)eilö tt)egen ber @elegen|)eit, njelc^c fold)eg erforbert ^at,
t^eilö um haß oiele ^f^ac^fd^lagen gu oermeiben, t^eitö weil ic^ glaube, t>a^ man
getüiffe Äauptfä^e nic^t äu oft einfc^ärfen tan: fo |)offe ic^ bi^falg eben fo tt)o^l
be^ meinen £efern Q3ergebung gu er|)alten, atg be^megen, ba^ fic^ t)iettei(^t
mancher burc^ bie ^a|>r^eit getroffen ftnben wirb, o^ne ba^ id) glei(^tt>o|)l bic
geringfte 'iHbfic^t einer perfönlic^en 93eleibigung gehabt ^abi.
6oUte gegenwärtige^ '5Berd be^ üernünftigen i^ennern einigen 93ci>fatl
finben: fo würbe ic^ baburc^ angerei^et werben, baffelbe mit ber Seit, t)er=
mittelft einiger 'Beiträge, fortjufe^en.
Einleitung*
1. §. 3ur ti?a|)ren '^rt baö &ai>m ju f^ieten, gehören ^au|)tfäd)(ic^ bre^
Stücfc, tt)elc^e fo genau mit cinanber »erbunben finb, ba^ eineö o^ne t)aß anbere
tt)cbev fepn fan, noc^ barf; ne^mtict) bie reifte "Jtnger^Ge^ung, t)te guten
Sanieren, unb ber qnU Q3ortrag.
2. §. ©a biefe Stücfe nii^t altju befant finb, unb folgtid) fo oft bamiber
gefettet tt)orben: fo i)at man me^rent^eilö &a'okxSpkUv gehöret, tt)etd)e nac^
einer abf(^eu(ic^en '3}Zü|)e enbtid) gelernet ^aben, »erftänbigen Su^örem, ta^
Plattier burc^ i^r S))ielen ecfel^aft §u machen. '^DZan ^at in i^rem 6;>ielen ta^
runbe, beutli(i)e unb natürliche »ermißt; |)ingegen, an ftatf beffen lauter ©e^acfe,
'foltern unb Stol^^ern angetroffen. Snbem alte anbere 3nftrumente ^aben
fingen gclernet; fo ift blo^ i>a§ &ax>kv ^ierinnen §urü(f geblieben^ unb ^at, an
^tatt weniger unterhaltenen ^Zoten, mit t)ielen bunten "^^iguren fi(^ abgeben
muffen, bergeftalt [2] ba^ man fc^on angefangen i)at gu glauben, e^ ttJürbe
einem angft, n)enn man tttvaß langfame^ ober fangbareö auf bem Slat)ier fpie-
ten foU; man fönne tt)eber einen ^on an ben anbern gießen, noc^ einen ^on
t)on bem anbern hnvd) einen 6to^ abfonbern; man muffe biefeö Snftrument
blo^ al^ ein nijt^igeö Xlbel §ur 93egleitung bulben. 6o ungegrünbet unb tt)iber-
fprect)enb biefe 93efc^ulbigungen finb, fo gen?iffe 3eicl)en finb fie bo(^ ber fcl)led^ten
*^rt, ba^ €la»ier 5U fpielen. 3c^ voti^ ni(i)t, ba man fold)ergeftatt baß &amx
für unfre heutige 9[)Zuftc fo gar ungefct)i(lt ^ält, unb manct)er baburd) abgefc^re(ft
merben fan, folc^eö §u erlernen, ob ni(^t felbft bie ^iffenfcl)aft, tt)el^e fc^on
ie^o äiemlic^ rar gu tt)erben anfängt, nic^t noc^ me^r falten tt>erbe, inbem fie
gröftent^eit^ burd) groffe Stat>ier= Spieler auf un^ gebracl)t morben ift.
['Bad), QJerfud^.] 1
2 Stnicitung.
3. §. 'Sluffer ben ^ef)tcrn tt)iber oben angefü|)rtc brep ^un(fte, ^at man
ben 6d)otaren eine fatfc^e Gattung ber Äänbe gen)iefen, n>enigftenö i)at man
i|)nen fotc^e md)t abgenjö^nt; baburc^ ift i^nen folgenbö aüe 9}Jögti(^feit abge--
fd)nitten morben, tttt>a§ @uteö ^erau^ gu bringen, unb man ^at »on ben fteifen
unb am ^va^t gezogenen Ringern fc^on auf ha^ übrige f(i)(ieffen fönnen.
4. §. ■ Seber £e|)r--90Zeifter be^ na|)e, bringt feinen 6(i)ütern feine eigene
"tHrbeiten auf, inbem eö f)eute äu ^age eine Sc^anbe gu fepn fc^eint, ni(^tö
felber fe^en gu können, ©a^ero n?erben ben £e|)rlingen, anbere gute Slamer=
6ac^en, njorauö fte t\)a§ lernen tönten, unter bem 93orn)anbe, alö ob fte §u alt
ober SU fc^wer tt)ären, t)orent|)a(ten. 93efonberö ift man burct) ein übleö Q3or--
urt^eil tt)iber bie fran^öfifc^en ^tat)ier=6ac^en*) eingenommen, tt)eld)e boc^ aUegeit
eine gute 6c^ute für (Ilat)ier--6))ieler gen)efen finb, inbem biefe 9^ation burd)
eine äufammen^ängenbe unb |)ropre SpxtWQivt fic^ befonberö t)or anbern unter=
fc^ieben ^at ^Ut nöt|)ige SDZanieren finb auöbrütf(id) babe^ gefegt, bie tinife
Äanb ift nic^t gef(i)ont unb an 93inbungen fe|)tet eö nid)t. '©iefe aber [3]
tragen gur (Erlernung beö n^ol^l gufammen^ängenben Q3ortrage^ i>a§ Äau|)tfäc^--
tid)fte bet). ®er £e^r--9)Zeifter fan oft felbft nic^t me^r alö fein ^ad^Wixi
fpieten; feine i)ertt)i?^nte unb ungefc^icfte ^Df^afi^ine t^eilt feinen @eban!en ha^
Steife mit; er fan md}t§ anberö fe^en, aU tt)aö er be§tt)ingen tan; mancher
wirb für einen guten Slat>ier--6pie(er ge|>atten, o^ngead)t er faum mei^, tt)ie bie
93inbungen gef|)ielt merben muffen; folglict) fe^en mv ba^er eine gro^e 9DZenge
eknber "^Irbeiten für t)a§ Staöier unb »erborbener Schüler entfte|)en.
5. §. 9)Zan martert im anfange bie 6(^otaren mit abgefc^ma(ften 9}lur--
tt)§**) unb anbern @affen=Äauern, tt)obe^ bie tinde Äanb bto^ §um ^ottern ge--
brau(^t, unb baburc^ gu i|)rem tvai)v^n @ebraud)e auf immer untücf)tig gemac^et
tt)irb, o^ngeai^t fie t)or5ügti(^ auf eine vernünftige ^xt folte geübt tt)erben, inbem
e^ um fo »iel fc^tt)erer f)ä(t, ba^ fie mit ber rechten, eine gleiche @efct)icfti(^feit
erlangen tan, je me^r biefe be^ alten übrigen Banblungen i^re ©ienfte t|)un mu^.
*) [b. i). bie ^ompofitionen ber franjöftfd^cn Slaoeciniftcn'Sd^utc bt§ 18. 3{).
mit 3. ^. ® anbvieu (1684—1740), g=. b'^gincourt (f 1758), unb »or Ottern £. 6. ©aqutn
(1694—1772) unb 3. "^^it. 9?amcou (1683—1764), bie bem großen g^ran?oi^ ßoupcrin
(1688—1733, 4 «SSüc^er "^ieceö bi doöecin 1713—1730), i^rem ©i^fct, folgten unb ben
„galonten", auö bem ßautenftit |)ert)orgegangenen, freiftimmigen i^taoierftil fcf)ufen, bem
firf) aud) ber ^laoiertomponiff '^^. gm. "Bad) fceugfe.j
**) [9Jiurft)^ (^urft)böffe) ober „'SO'iourqut^" tt)urben in ber älteren ^taöievmufif
am fortgefe^ten Oftaobred)ungen befte|)enbe 93egleitung§ftguren
aud) ganje ötücfe über folct)en unfünfttevifd)en Q3äffen genannt.
(gintcitung. 3
6. §. ^ängt enbtid^ bcr 6c^üter huvd} *=Hn|)örung guter ^O'iufifcn an, einen
tttvaß feinem @efd)ma(f su friegen, fo tddt i|)m cor feinen oorgefc^riebenen
Stücfen, er glaubt aEe (£tat)ier=6ac^en finb üon berfetben "ilrt, fotglid) nimmt
er feine 3uflu(^t befonber^ 3U 6inge='2Irien,*) rt)eld)e, n>enn fie gut gefegt finb,
unb bie ©etegen^eit ha ift, fot(^e üon guten 90'^eiftern fingen ju |)ören, gu 93it=
bung eineö guten @efct)ma(fö unb §ur ilebung beö guten 93ortragg gef(^i(ft
jtnb, aber nic^t ju ^ormirung ber Ringer.
7. §. ®er ße^rmeifter mu^ biefen ^rien ©etuatt t^un unb fie auf ha^
dtaöier fe^en. Buffer anbern barauö entfte^enben llngtei(^^eiten leibet ^ier
aberma^tö bie lincfe i)anb, inbem folc^e me^rent^eilö mit faulen ober gar
^rommet--93äffen**) gefegt finb, toeti^e p i^i^er 'tHbfic^t fo fe^n mußten, aber
be^m dtaüierf^ielen ber (incfen Äanb me^r 6c^aben aU 9Zu^en bringen. [4]
8. §. ^adi) alten biefen vertiert ber S(aöier--S|)ieter biefen befonbern 93or=
t^eit, welchen fein anberer ^Of^ufifuö i)at, mit £ei(i)tigfeit im ^acte fefte 5U
tt)erben, unb beffen fleinftc ^l^eitgen auf i>a§ genauefte p beftimmen, inbem in
eigenttid)en (Ilat)ier--Sac£)en fo öiete 9^üdungen, fteine Raufen unb fur^e 9^ac^-
f erläge öorfommen, atö in feinen anbern ^om|)ofitionen. '^luf unferm Snftru-
mente falten biefe fonft fct)n)ere ^act--^^eilgen 5U erlernen befonbern leicl)te, meil
eine Äanb ber anbern gu Äütfe fommt; folglid) entfte^t ^ierauö unt>ermer(ft
eine ^eftigfeit im ^acte.
9. §. ^n \tatt biefer friegt ber 6(^üter buri^ oben angeführte 93äffe
eine fteife lincfe Äanb, inbem faum gu glauben ffe^t, maö ha^ gefc^winbe '2tn=
fc^lagen eine^ ^onö o^ne "^Hbrnec^fetung ber "Ringer, ben -öänben für 6c^aben
ti)ut "^D^anc^er ^at e^ fcl)on mit feinem 9Zac^t^eit burc^ ein metjäljrige^ flei=
^igeö @eneral--93a^f|)ieten, erfahren, at^ be^ n)et(i)em oft hit)t>t Äänbe, befonberö
aber bie lincfe, fot(^e gefc^minbe 9^oten burct) beftänbige Q3erbo^))etung be^
@runb--^oneö üorgutragen |)aben. (***) [5]
*) [^an tannU im 17. unb 18. 3|). an6) Snftrumental-^rien unb ^pta6) oon
©pictaricn unb ©cfong^anen, tt)enn fie nur ouögcf^)rod)en tantahh gtemcntc aufliefen.]
**) [6pöttif(it)e 93e8eirf)nung für benfclbcn ^on pm Hberbru^ tt)iebcr^olenbc unfünft-
lerif^e "^Ba^begleitungcn wie
•)fffffffr:
(***) 3(^ t)abc für nöf|)ig gefunben benen ju ©efaüen, wetd^en ba^ 'Qimt ben ©cnerat-
■330^ p f^icten oufgetragen ift, meine ©ebantfen über bie "Jlrf gcfd)Winbe 9Zofen auf einem
5one mit ber lincEen Sxint) abpfcrtigen, bc^ biefer @etegeni)cit su cröfnen. €g ift biefc^
fonft bie fid)erftc ©etegen^cit, n)obur(^ bie beften Äänbe ocrborben unb fteif tocrben fönnen,
inbem bergtcirfjen 9^oten be^ unfercr jc^igen 6e^-'2lrt fet)r gen)ö|)nlict) finb. gö fönnen
femer bicjenigcn burd) biefe ^nmcrcEung fid) rechtfertigen, oon n)ctd)cn auöbrücEti(i^ »erlangt
h)irb, alle 9ioten mit ber lintfen öanb augsubrütfcn. ®a t>a^ ®ur(i^gc^en ber 9Zoten im
1*
4 Sinleifung.
10. §. 93et) btefer Steife ter linden Äant», fuc^t ber ^^i^Uv eg be^ ber
rechten »ieber einzubringen, inbem er feine 6(^ü(er befonberö bie 'i^lbagio unb
rü^renbeffen Stellen, bem guten @efc^ma(f gu noc^ me^rerem ^dd, anfß ret(^--
©cneral-95affe überhaupt bcfannf genug ift, fo oerftc^f eg firf) oon fetbff, ba^ bie redete
Äanb, in biefem "Jaüe ebenfalls mrf)t aEe 9'^oten anfd)tögt. ®ie gefrf)tt>inben 9^ofen ouf
einem ^one, üon beren <Z<i)äi>l\6)tdt x<S) fprerf)e, finb bie '2lrf)t--5|)eüe in gef(i)tt)tnber 3eit--
90'Jaaffe, unb in gemäßigter bie 6erf)g5e^n-^^eile. 3(^ fe^e ferner jum ■oovauß, baß auffer
bem ßtaoierc norf) ein anbereö Snftrument ben "SSaß mitf^iett. 3ft t)a^ dtaöier aEeine, fo
fpielt man fotrf)e 9lotm, \x>k bie 6d)tt)ärmer, mit abgen)eci)fetten "Ringern. So mirb §tt>ar
auf biefe "^Irt, bur^ Äinnjeglaffung ber Octaoe, ber <Saß nid)t aßeseif burrf)bringenb genug
fe^n, man muß aber biefe fleine llnöoUfomment)cit anbern gröffern Hebeln oor5iet)en. 9Kan
ft)ut atfo am beften, man läßt oon fold)en 9?oten nad^ '33efd)affen^eit ber Seif-^OfJaaffe unb
ber ?act--'2lrt, eine, bre^, ober fünfe o|)ne *2lnfd)tag bur(f)get)en, unb bie an5uf(i)lagenben
^pklt man mit ber Octaoe aud) n)o|)l be^ fortissimo mit be^ben ootten Äänben, mit fd)tt)eren
■iHnfi^lägen, ctnjaö unterf)alten, bamit bie Sagten genugfam gittern fönnen, unb ein ^on
ftd) mit bem anbern toot)! oereinige. 9}Zan fan altenfatlö, um bie "SSJütbegteitenben nid)t
ju oermirren, ben erften ^act, wie er gefd)rieben ftet)et, f))iekn, unb nad)bero hie ^Zoten
burd^ge^en laffen. Gonffen i)ätt^ man, toenn ja jebe Sf^ote auf bem S^tügel folte unb müfte
ge|)öret toerben, no(^ biefeö 93?ittel übrig, baß mon in biefem "Jatte burd) einen mit be^ben
Äänben abit)ed)felnben "iHnfc^tag bie oorgefd)riebene "Setoegung ^eroor brockte; bod) ^ahe
x<S) auö ber grfa^rung, t>a'^ biefe '2lrt su begleiten für bie SCRiff^jietenben ^twa^ oerfüt)rerifd)
iff, weil i)k redete 5)anb beftönbig ju f^ät fommt, unb biefeö i)at xnxfS) in meiner "SO^e^nung
beftärrff, tia^ ta^ Glaoier aUe^zxt ba^ "Slugenmercf be^ ^acteg fepn unb bleiben wirb. 60
wenig unred)f, ja fo nü^lid) bie '2lrt oon <23egleitung in gewiffen "Jätten ift, wenn be^ b^l--
tenben 9^oten, weld)e atte Stimmen ^aben, ba^ ßlaoier bie ^act--^t)eile burd^ ben '2lnfd)tag
beuttirf) l)ören läffet, fo leid)te fan man t>a^ 9^öt|)ige unb 9^ü^licf)e fo wo^t auö bem ©urd^--
gel)enlaffen, at^ iia^ 6ci)äblid)e unb unmögliche au^ bem "Slu^brude aHer 9^oten erweifen.
©iefeö le^tere ift frf)äblid^; anbere Snftrumentiften fönnen" biefe '2lrt 9^oten mit ber Sungc
unb bem ©elende beraub bringen; ber ßlaoirift allein muß mit bem ganzen fteifen "illrme
biefeö Sittern t)ert)orbringen, wenn er wegen Q3erbop))etung ber Öctaoe mit ben ^^ingern
nid^t abwed^feln fan. öierburd) wirb bie linde Äanb axi^ bo^elter llrfad)e fteif, unb
folglid) unoermögenb "^affagien runb |)eraug ju bringen, erftlid), weil alle 9ieroen in einer
beftänbigen Steife eri^alten werben, jwe^ten^, weil bie übrigen "Jinger ni^t^ ju tt)un l)aben.
'•Olaxx oerfud)e eö, unb f^iele einen mit "^affagien öerfet)enen '23aß, nad^bem man fid) oor-
^ero an ^rommel--^ offen mübe ge^jaudt l)at, man wirb merden, baß bie linde Äanb unb
ber gan^e ^rm in einer fold)en 'SJJübigteit, ®ret)nung unb Steife fid) befinben wirb, baß
man in ber S^olge unbraud)bar ift. Solcf)ergeftalf ift biefeö ^odiren oud) nid)t möglid),
inbem man beut 5U ^age fe^r oiel fold)e '33äffe su fe|)en friegt, öon benen mandt)mabl faum
einer wegen feiner £änge burd^gubauren ift. '53e9 allen 'iJlrfen oon 9Jiufic ru^en bisweilen
bie anbern SiJiufici, nur oEein taß ßlaoier ift mciftentbeil^ obne '2lblöfung bisweilen bre^,
oier unb nod) mehrere Stunben burdf) in beftänbiger <2lrbeif. ©efe^t man wäre biefer
•iZlrbeif gewad^fen, fo würbe, aud) ber feftefte 9}?uftcuö, burd) eine gan^ natürlid^ erfolgenbe
■SJJübigMt fd)läfrig unb unoermerdt im ^acte fd)leppenb werben. Sr wirb bierburd) au§
bem Q3ermögen unb ber £uft gefegt [6] anbere rü^renbe ©ebanden rid)tig oorjutragen, weil er
burd^ bie ^rommel--'33äffe, weld)e oft o^ne befonbern <2lugbrud finb, unb wobe^ fid) nid^tö
benden läffet, mübe unb oerbrüßlid) worben ift. ®iefeö fd)äbli(i)e ^odiren ift ferner wiber bie
ßinUituitg. 5
li(^fte mit ticbti(i)en [6] ^nUerc{)en verbrämen teeret; oft wirb mit alten Sct)ul--
meifter-^OZanieren, oft mit ^erau^geftot)?crten unb §ur Unzeit angebrachten 2ciu=
fern, tt)obe^ bie "Ringer §utt)eiten ben Wolter ju friegen fci)einen, abgett)ec^fett. [7]
11. §. 93et)or n>ir biefen "Je^tern burc^ gegrünbete Q3orfc^riften ab^u^etfen
fu(^en, muffen wir no(^ etwaö üon bem 3nftrumente fagen. 'SO^an ^at auffer
oieten ^rten ber (Itat)iere, weli^e t^eilö wegen i|)rer 9}Zängel unbefant geblieben,
t^eit^ noc^ nid)t überalt eingeführt finb, ^au|)tfäc^licf) jwe^ 'tHrten, nemlic^ bie
•Jtügel unb Slamcorbe, tt)etd)e biö ^ie|)er ben meiften 'Se^faE er{)atten ^aben.
9Zatur bcr 'Jtügct fo ioo|)t, aB bcr piano forte, bepbc Snftrumenfc oeriie|)rctt ^ierburrf) t^rcn
natürUdfjen '3;on, uub bie ©cutttd^fctt; ber 'Tangente öon ben "Jtügctn fprid)t feiten ge[rf)tt>int)c
genug an. ®ie "Jran^ofen, tt)elcf)e bie '3'Zatur beö (Staöierö fe^r gut tt>iffen, unb votl^m
wo^t befannt ift, ba^ man auf felbigem ettt)a^ met)rere^ atö ein btoö ©efümper t)eröor
bringen fan, ^)f(egen §u bem ßnbc nod) je^o in i^ren @enerot--'Säffen be^ fotd)en *2lrten oon
'J'Zofen ben Gtaüieriffen befonber^ an^ubeuten, t)a^ er fotd^e nic^t aU^ anfd)tagen barf. "iHuffcr
bem fommf man burrf) kngfame f(i)n)ere, '2lnfd^läge, bem in oieten "Söffen bur(i) "^unctc
ober 6frid)e über bie erfte 9loti) einer "Jigur angebeuteten 'iHuöbrucfe sur Äülffe. (£^ können
ein Saufen '^äü^ oorfommen, tt)obe^ ein beutUd)er unb in be^ben Äänben gleirf)er "iJlnfd^tag
ni^f nur nü^tid), fonbem aud) :^ö(^ft notf)tr>enbig ift. ®og ßlaöier, tt)etrf)em unfere Q3or--
fai^ren fd)on bie "Slnfü^rung anüerfrauten, ift fol^ergeftalt am beften im Gtanbe, nid^t allein
bie übrigen QSöffe fonbem aud) bie ganje "SCRuficf in ber nötl)igen @leid)|)eit oom '3:acte ju
erl)alfen; biefe @leicl>l)eit fan aurf) bem beften 9}iufico, ob er fdl)on übrigen^ fein Steuer in
feiner ©en^alf ^at, im anbem '^aüe burd) bxt Srmübung fd^njer werben. <S)a biefeö nun
be^ einem gef^e^en fan; fo ift biefe 93orfi^f, wenn oiele pfammen muficiren, um fo oict
nött)iger, jeme^r |)ierburd) ta§ ^act--0d)lagen, tt)eld)e^ t)eut su '5:age bto^ be^ toeitläuftigen
9}lufi(fen gebröud)lid) ift, ooUfommen erfe^et wirb, ©er ^on beö "Jlügelö, Weld)er gan^
red)t oon ben 9}?itmuficirenben umgeben ftetjet, fällt aUen beutlid) inö ©e|)ör. ©a^ero weit
td), ha^ fogar jerftreuefe unb weitläuftige 9[)'iufi(fen, be^ toeldjen off oiele freiwillige unb
mittelmäßige "^^Zufici fid) befunben l)aben, bloö burc^ ben '5:on be^ ^lügelö in Orbnung er--
^alten worben finb. Stel)f ber erfte QSiolinift folgenb^, wie eö fic^ gehört, na|)e am 'Jlüget
fo fan ni(^t leidet eine llnorbnung einreiffen. "Se^ Singe--'2lrien, worinnen iiaß Seit^SKaa^
fid) fdt)leunig oeränbert, ober worinnen alle Stimmen gleid^ lärmen, unb bie Singe-ötimme
allein lange '^oUn ober ^riolen t)at, weldje wegen ber (£int|)eilung einen beutlid)en 5act--
6^lag erforbern, ^aben bie Sänger auf biefe "Slrt eine groffe Srleid)terung ®cm 93affe
wirb e^ o^nebem am leid)teften, bie ©leid)^eit be^ ^acte^ 5U erhalten, je weniger er ge=
meiniglid) mit fd)Weren unb bunten ^affagien befd)äftigef ift, unb je öfter biefer llmftanb
oft ©elegent)eit giebt, iia^ man ein Stüd feuriger anfängt alö befd)lieffet. QBill jemanb
anfangen ju e^len ober gu fd)le))pen, fo fan er burd)^ Slaoier am beutlid)ften gu redete
gebrad^t werben, inbem bie anbem wegen oieler "^offagien ober 9?ücfungen mit fid) felbft
genug bef^äftiget finb; befonber^ t)aben bie Stimmen, weldf)e Tempo rubato :^aben, i^ier-
burc^ ben nött)igen, na(^brü(flid)en QSorfd^lag be^ 5actö. Snblid^ fan auf biefe "^Irt, weil
man burd) ha^ ju oiele ©eräufd)e beö "Jlügel^ an ber genaueften Q[Ba|)rne^mung nid)t oer-
|)inbert wirb, fet)r leid)t t>a^ Seit-'SJJaaö, xr>xt eö oft n'6ti)XQ ift, um Qtma^ wenige^ geänbert
werben, unb bie |)inter, ober neben bem "Jlügel fid) befinbenben 9}?uftci l)aben einen in
be^ben ibänben gleid^en, burd)bringenben unb folglid) ben mcr(flid)ften Sd)lag beö '3:actö
öor klugen.
6 Einleitung.
3ene braucht man insgemein ^u ftar(fen 90^ufi(fen, biefc gum attcin [fielen,
©ic neuern ^orte ^iano, tt)enn fie bauer^aft unb gut gearbeitet finb, i^ahtn
»tele 93or5üge, o|)ngeac^tet i^re ^ractirung befonberö unb ni(^t o^ne 6d)tt)terig=
feit au^ftubiret n»erben mu^. 6ie t^un gut be^m altein f|)teten unb bep einer
nici)t gar ^u ftaril befe^ten 9}Zufic, id) glaube aber bod), ba^ ein guteö ^laoi--
corb, aufgenommen ha^ eö einen f(^tt)ä(^ern ^on |)at, alle 6c^i)n|)eiten mit
jenem gemein unb überbem noct) bie 'Hebung*) unb haß fragen ber ^öne t>or=
au§ i^at, tt)eit id) nad) bem '!2lnf(^tage nac^ jeber 9'Zote einen ®rud geben fan.
®aö dtaoicorb ift alfo baö Snftrument, morauf man einen Staöieriften auf^
genauefte ^u beurt|)eilen fä^ig ift.
12. §. 3ur €igenfd)aft eineö guten Staoicorb^ ge|)i5rt: ba^ eö auffer
einem guten nac^fingenben fd)meid)etnben ^on bie gehörige 'tHnja^l haften ^aht,
n)etc^e ftd) tt)enigftenö ijon bem groffen C biö in^ f erftreden mu^. ©iefeö f
ift begtt)egen nöt^ig, bamit man manc^eömat anbere 6ad)en barauf probiren
!önne, inbem bie dom^oniften gern fo f)oc^ fe^en, meil anbere 3nftru= [8] mente
biefeö f nod) fo ^iemtic^ bequem ^ahm !önnen. "Siefe haften müflfen ein
ric^tigeö @ett)ic^te in fic^ ^aben, tt)etd)eö ben Ringer n>ieber in bie Äö^e 1)tht
©er 93e§ug mu^ »ertragen fönnen, ba^ man e^ fon)o^t §iemti(^ angreifen atg
fd)meid)eln !an, unb baburc^ in ben Btanh gefe^et n)irb, alte *2lrten be^ forte
unb piano reine unb beutti(^ |)erauö 5U bringen. 93erträget eö biefeö nid)t, fo
tt)erben in einem ^alte bie Galten überf(^rieen unb ber Spieler tan feine 6tärde
nic^t braud)en; im anbern ^aa^ tt)irb e^ enttt)eber gar nid)t ober unrein unb
unbeutlic^ anf^red)en.
13. §. ^in guter <5tügel mu^ ebenfalls auffer bem guten ^on unb ben
*) ©icfc totnmt baburd) gu Stanbe, txx'^ ber Ringer tuä^renb ber gonsen ©cttung
ber 9tote auf ber 5affe ffef)en bleibt unb ben 5on burd) mef)rmalö n)tebert)olten, gelinben,
Wiegenben <S)ru<f ju oerftärfen fud)t. ®er 9Jebenbe5eid)nung "23alancement unb 'Tremolo
iff^ tt>ot)l su5ufcf)reiben, ba^ 9^ägeli in feinen „93orlefungen über "^Kuftf', (BtnttQavt u.
?;übtngen 1826, 3. ©. ßotta, bie Hebung fpäter irrtgeriveife (S. 150) al^ „rafcf)en ^remu-
lant," <dä f Quelle QBieberbolung ^hen be^felben '5:oneö, aU bie '3;onftgur, n)elrf)e fonft ber
gSioline eigen it>ar unb „'Sremulant" ober „9?aufd^er" f)ie^ (!)'' wie bei Ö-iexn)) ober 90^ofd)e=
le^ befinierte. ®tefe^ <23u(i) mu^ übrigen^ an biefer ßteUe ntd^t nur auö btefem ©runbe
einmal erwähnt werben, weil eö fiel) (6. 133 ff.) mit fettener '2lu^füt)rli(i)feit unb ftcl)tUd)er
QSerebrung mit bem ^om))oniften ^t). £m. ^aö) befaßt, ber äft|)etifd^en Seite feiner ^unft,
ber "^Jeränberungen im ^laöierbau ju feiner 3^it etngc|)enb gebeult, ^a, inbem er '33ad)ö
'^Berle mit Äebeö 'S'^eltar unb lli^lanbö 5;t)ee im ©egenfa^ gum mobernen QSter unb ben
„genialtf(^en @robif)eiten" in ber 9!}?uftl feiner eignen Seit t>erglei(i)t, inbem er bie 6ä^c
prägt: „So fe:^r, fo oielfeitig, ja fo riefen|)afftg bie ^laoierlunff feit Smanuel '33ad) t)or=
gefd)rttten, fo bleibt bod^ bie^ wa:^r: fie i^at firf) in t^rem QSorfd^reiten auffaHenb ocrgröbert.
'Man will oiel ju oft bie 5)önbe öott, bie öi^ren ooK, überooU i^aben, unb fie^t fo bie
©rö^e, bie wirlti(^ in ber mobenten 5?laöiermufil oor^onben ift, am unredjten Orte" —
fpielt er Sm. 93ac^ giemlict) burdjft^tig gegen '33eeti^oocn auö.
ßinlcitung. 7
gcl^örigcn Waffen eine gleiche ^efteberung i)abtn; bie ^robe ^ieroon i% ivenn
man bie Keinen SSJ^anieren nett unb teic^t |)eraug bringen tan, unb wenn jeber
^afte gleich gefd)tt)inbe an[^ri(i)t, nai^bem man burct) einen gtei(i)en unb geringen
®ru(f mit bem ^^laget oom ©aumen i|)re 9^ei^e überffri(^en ^at. '5)ie 5racti=
rung eine^ ^(ügetö mu^ nic^t §u (eid)te unb tä|)|)ifd) fe^n; bie haften muffen
nict)t §u tief faEen, bie Ringer einigen ^iberftanb ^aben unb öon bem ^an=
genten mieber aufge|)oben »erben, hingegen mu^ er aber auc^ nic^t su f(^tt)cr
nieber§ubrüden fe^n. ®enen ^u ©efaöen, tt)etd)e noc^ feine Snftrumente Don
biefer oorgef(^riebenen '^öeite befi^en, f^aha ic^ meine ^robe=Stü(fe fo eingeric^=
Ut, ba^ fie auf einem 3nftrumente t)on t)ier Octaoen fönnen gef^ietet tt)erben.
14. §. 'Be^be "Wirten t)on Snftrumenten muffen gut tem))erirt fe^n, inbem
man burd^ bie Stimmung ber Quinten, Quarten, ^robirung ber kleinen unb
groffen Tertien unb ganzer ^ccorbe, ben meiften Quinten befonber^ fo t)iel oon
i^rer größten 9?einigfeit abnimmt, i>a^ eg ha^ @e^ör faum mercfet unb man
alte t)ier unb §tt)an^ig ^on='!^rten gut brauchen fan. ©urc^ [9] ^robirung ber
Quarten i)at man ben Q5ort^eit, ba^ man bie nöt^ige 6c^tt)ebung ber Quinten
beuttic^er |)ören fan, weil bie Quarten i^rem @runb=^one nä^er liegen aB bie
Quinten. 6inb bie ^taöiere fo geftimmt, fo tan man ftc wegen ber 'iZluöübung
mit 9^ec^t für bie reinfte Snftrumente unter allen ausgeben, inbem gwar einige
reiner geftimmt aber n\6)t gefpietet werben. '2luf bem Slat)iere f)?ielet man auö
allen oier unb jwan^ig ^on^^rten glei(^ rein unb welc^e^ wo^l ju merifen t)oß=
ftimmig, o|)ngea(^tet bie i)armonie wegen ber Q3er^ältniffe bie geringfte nnreinig=
feit fogleic^ entbecfet. 0urcl) biefe neue ^vt ^u tem|)eriren finb wir weiter ge»
lommen aB t)or bem, obfc^on bie alte Temperatur fo bef(i)affen war, ba^ einige
^on=^rten reiner waren al^ man no(^ je^o bep »ielen Snftrumenten antrift.
'Be^ mancl)em anbern 9}Zufico würbe man Dielleicl)t bie Hnreinigfeit e|)er oer-
mercfen, o|)ne einen ^lang=9D'^effer babet) nöt^ig gu ^aben, wenn man bie ^er=
vorgebrachten melobifc^en ^öne i^armonifc^ pren folte. <S)iefe 90^elobie betrügt
un^ oft unb iä^t unö nic^t e^er i^re unreinen ^5ne t)erfpüren, biö biefe Hn--
reinigfeit fo gro^ ift, aU taum bep mancl)em fc^lec^tgeftimmten Klaviere.
15. §. Seber (Elaöierift foll t>on 9^ect)töwegen einen guten <3^tüget unb
auc^ ein gute^ dtaöicorb ^aben, bamit er auf be^ben allerlei Sachen abwec^»
fetnb fpielen !önne. "^er mit einer guten "^Irt auf bem dlaoicorbe jpkhn tan,
wirb fotcl)eg auc^ auf bem 'Flügel §uwege bringen können, aber nic^t umgefe^rt.
SOlan mu^ alfo baö ^laoicorb gur (Erlernung beö guten 93ortragö unb ben
Flügel, um bie ge|)örige .^raft in bie "Ringer gu friegen, brauchen. Spielt man
beftänbig auf bem dlaoicorbe, fo wirb man viel Schwierigkeiten antreffen, auf
bem Flügel fortjufommen; man wirb alfo bie G!lamer--Sa(^en, wobe^ eine 95e=
gleitung t>on anbern Snftrumenten ift, unb welche alfo wegen ber Sc^wäc^e beg
€lat)icorbg auf bem Flügel ge|)öret werben muffen, mit [10] 90Zü^e |)erau^=
8 Einleitung.
bringen; tt)ag aber mit öieter Arbeit fc^on mu^ gefpietet »erben, ha^ tan un-
mögtict) bie <3Bürfung ^aben, bie eö ^aben foü. ^an gen)öf)nt fic^ be^ beffän-
bigem 6^ieten auf bem dtaoicorbe an, bie haften gar 5u fe|)r gu fc^meid)etn,
ba^ fotglic^ bie ^leinigfeiten, inbem man nic^t ben ^intängtic^en <S>ru(f §u
•tHnfc^lagung beö Tangenten auf bem <5tüget giebt, nic^t altejeit anf;)rec^en
ttjerben. 9Jlan fan fogar mit ber Seit, tt)enn man btoö auf einem dlatjicorbe
fpiett, bie Stärde auö ben "Ringern t)ertie|)ren, bie man oor^ero i)atU. Qpidt
man beftänbig auf bem *5tügel, fo gett)ö|)nt man ftc^ an in einer <5arbe gu
f;)ie(en, unb ber unterfc^iebene "iHnfc^lag, tcetc^en btoö ein guter €tat)icorb=6|)ieter
auf bem ^lüQti |)erau^bringen fan, bleibt »erborgen, fo tt)unberbar eö auc^
fd)eint, inbem man glauben folte, aEe Ringer müften auf einerlei ^tüget einer-
lei ^on herausbringen. SDZan fann gar leicl)t bie ^robe machen, unb stt)e^
^erfonen, tt)ot)on ber eine ein guteö dtaüicorb f;)tett, ber anbere aber btoS ein
'5tüget=S))ieler ift, auf biefem te^tem Snffrumente ein 6tücf mit einerlei
9}Zanieren !ur^ |)inter einanber f|)ielen laffen, unb ^ernad) urt|)eiten, ob fie hi'i)t>t
einerlei '2Bür(^ung |)erüorgebraci^t ^aben.
16. §. — 25. §. 6. 9—12 [giebt einen Jürgen ße^rplan. (16) S^arf) bem Stubium
ber ßlementarf^eorie nimmt man bie ^ingerfo^beif^jtele, namentlid) (17) bie im ßinKange,
burd), bann (18) bie 9!}Janieren, eine 'Jlufgabe „woran mon be^na^e Seit £ebenö lernen fon",
bann (19) bie '^robeftüife, crft o^ne, barauf mit "SDianieren, erft auf bem Glaoid^orb, barauf
auf bem Flügel, ©ute Äülflmittet bilben (20) ein nebenher ge|)enbeö ©efangiftubium unb
(21) ^uön)enbigf^?ieten im g=inftetn. (22—25) 'Jolgt S^Zä^ereö über bie ^)lanmä^tg üorge=
nommenen 53e8eid)nungen ber anget)ängten "^robeffüdfe, 9?ed^tfertigung über i|)re pnei^menbe
6(^tt)ierigfett mit Sitterung Seb. ^aä)§: „"Sei i^xn muften feine 6(^olaren glei^ an feine
nid^t gar leiste Stürfe geilen."]
1. §. ®ie 6e^ung ber 'Jinger iff be^ ben aEermciften Snftrumenten burc^ bie
natürli(^e ^efi^affcnl^ctt berfetben gctuiffermaffer feftgefe^t; be^ bem ^taoterc
aber fd)eint fte am tt)tK!ü|)rtic^ften ^u fe^n, tnbem bie £age ber haften fo be--
fc^affen ift, ba^ fie Don iebem "Ringer niebergebrudt toerben ifönnen.
2. §. ^a m(^tö beftottjeniger nur eine ^rt be^ @ebrau(^^ ber <5inger
bep bem dlaoiere gut iff, unb menige "^^äEe in ^Betrachtung ber übrigen me|)r
aB eine '!H^;)Iicatur erlauben; ha feber neue @ebanfe be^ na^e eine neue unb
eigne ^inger--Se^ung erforbert, tt)etc^e oft burc^ bie btoffe Q3erbinbung eineö
©ebancfen mit ben anbern njieber »eränbert n>irb; ba bie Q3oUfommen|)eit beö
eiaüierö eine unerfc^i5pfti(^e 9}lenge üon ^ögtic^feiten oorsügtic^ barbietet; t>a
cnblid) ber äc^te ©ebraud) ber "Ringer biö^ero fo unbefant gen^efen unb nac^
•iHrt ber @e|)eimniffe nur unter tt)enigen geblieben ift, fo i)at eö nici)t fe|)ten
Üjnnen, ba^ bie altermeiften auf biefem f(i)tupfri(^en unb t)erfü|)rerifc^en ^ege
^aben irren muffen.
3. §. ©iefer Srrt^um ift um fo »iele beträchtlicher, je weniger man i|)n
oft i)at mercfen fönnen, inbem auf bem ^tamere ba^ meifte and} mit einer
falfc^en '^l^^licatur, obfc^on mit entfe^lic^er 9}Zü^e unb ungefc^idt, |)erauöge--
braci)t tt)erben !an, anftatt ba^ be^ anbern Snftrumenten bie geringfte falfc^e
^ingerfe^ung fict) me^rent^eitö burc^ bie plattt Hnmi5glic^feit, ba^ oorgefc^riebene
SU f^ieten, entbecfet. SO^lan ^at ba|)er alte^ ber 6cf)tt)ierig!eit beö Snftrumentö
unb ber bafür gefegten 6tücfe fo gtei(^ [14] gugefc^rieben unb gegtaubet, eö
muffe fo unb fönne nid)t anber^ fe^n.
4. §. ®a man ^ierau^ ernennen fan, ba^ ber rechte ©ebrauc^ ber ^xnQ^v
einen un5ertrennlict)en 3ufammen|)ang mit ber ganzen 6piel-^rt ^at, fo verlieret
man be^ einer unrichtigen <5inger--Se^ung me^r aU man bur(^ alte mögtict)c
^unft unb guten ©efc^macf erfe^en tan. ©ie gan^e "^ertigfeit ^ängt ^ieröon
ab, unb man tan auö ber Srfa|)rung bettjeifen, ba^ ein mittelmäffiger ^opf
mit gut gett)ö|)nten "Ringern allezeit ben größten 9}Zuftcum im Spielen übertreffen
10 ®«^ crftc Simpt^tüä.
tt)irt), tt)enn biefcr tc^tere n)egen feiner fa(fd)en "^^^jUcatur gegnjungen ift, tviber
feine Hebergeugung fid) ^ören §u taffen.
5. §. ^u^ bem ©runbe, i>a^ jeber neue ©ebanile be^ na|)e feine eigene
^inger-Se^ung f)abe, folgt, ba^ bie je^ige '2lrt gu benden, inbem fte fid) »on
ber in V)origen Seifen gar befonber^ unterfc^eibet, eine neue '^IplJlicatur ein=
gefü|)rt ^abe.
6. §. -Unfere 93orfa|)ren, meiere ftc^ über^au|)t me^r mit ber Harmonie
aiß S[Retobie abgaben, f^ielten folgtid) auc^ meiftent^eit^ t)oItffimmig. ^ir
werben auö ber "^otge erfet)en, i>a^ hat) bergleic^en ©ebanden, inbem man fie
meiftent^eit^ nur auf eine '^xt |)erauö bringen fan, unb fie ni(^t fo gar oiet
Q3eränberungen ^aben, jebem "Ringer feine QttUt gteid)fam angett)iefen ift, folg--
tic^ ftnb fie ni(^t fo o erfuhr erifd) tt)ie bie melobifd)en ^affagien, weit ber
(gebrauch ber <5ingßr be^ biefen te^tern t)ie( tt)i(tfü|)rtic^er ift, aU htf) Jenen.
93or biefem tt)ar t>a^ &amtv nic^t fo temperirt tt)ie ^eut ju ^age, folglich
brauchte man ni(^t alle t>ier unb sn^anjig Tonarten tt)ie anje^o unb man ^attt
alfo aud) ttid)t bie Q5erf(^ieben{)eit t)on ^affagien.
7. §. lleber|)au:pt fe|)en mv ^ierauö, ba^ man be^ je^igen Seiten gan^
unb gar ni(^t o^ne bie reiften ^Jinger gefc^idli(f) [15] fortkommen fan, ba eg
nod) ef)er üorbem angieng. 'SD^ein feiiger Q3ater l^at mir ersä|)tt, in feiner
3ugenb groffe 9}Zänner gehört p f)aben, n)eld)e ben Daumen nid)t e^er gebraucht
aU tt)enn eö bep groffen Spannungen ni5t^ig tt)ar. ®a er nun einen Seitpundt
erlebet ^tfe, in n)et(^em nad) unb na(^ eine gan^ befonbere Q3eränberung mit
bem muficatifc^en @efd)mad »orging: fo tt>urbe er baburd) genöt^iget, einen
njeit i?oüfommenern ©ebraud) ber Ringer fic^ auö^ubenden, befonberö ben ®au--
men, tt)elc^er auffer anbern guten ©ienften ^auptfäc^lic^ in ben fc^n^eren Ton-
arten gan^ unentbe^rli(^ ift, fo p gebraud)en, tt)ie i^n bie 9'Zatur gteid)fam
gebrau(^t miffen tt>iü*). Äierburc^ ift er auf einmaf)t i)on feiner biöf)erigen
llnt^ätigfeit p ber Stelle beö Äaupt-^Jinger^ er|)oben tt)orben.
8. §. ®a biefe neue 'Jinger-Se^ung fo bef(^affen ift, ba^ man t>ain\t
alle^ mögliche jur beftimmten Seit teid)t |)erau^bringen !an; fo lege id) folc^e
i)kx gum ©runbc.
9. §. ^ö ift nöt|)ig, beöor id) an bie £e^re ber ^pplicatur fetbft ge^e,
üorl^ero gen)iffe 0inge gu erinnern, meiere man t|)eilö i3or{)ero tt)iffen mu^, t|)eil^
t)on ber '2Bid)tigfeit ftnb, ha'^ o^ne fie auc^ bie beften Q^egeln unfräftig bleiben mürben.
*) [6. ^aä) bettelt gwar nod) ältere '5tngerfa^gett)o^n|)eifen bei, §. 93. ouftoärt^
rechte Äanb 2 über 3, 3 über 4 unb 5, abtvärf^ 3 über 2, 5 über 4 unb 3, tinfe Äanb auf-
voävtß 3 über 2, 5 über 2 unb 4, abtüärtö 4 über 5, 2 unb 3 über 4, forberte aber bei ber
Tonleiter ben ©ebrauci^ beö ©aumen^ ber red)ten Äanb aufiyärfg naä), abtuärtö oor ben
bcibcn Äalbtönen (in ber l. Ä. umgeJe^rt) unb eine glei(i)mä^ige "Slu^bitbung unb Hnab=
^ängigfeit aller g=inger. Q3gt. ^t). Gpitfa, 3- ß- ^ad) II, 6. 645 ff.]
93ott ber "Jingcr-Sc^ung. 11
10. §. (fin ^laoieriff mu^ mitten oor ber ^aftatur ft^en, bamit er mit
9tei(^er ßeic^tigfeit fo tt)o^t bie |)ö(^ften atö tiefften ^öne anfc^tagen fönne.
11. §. Äängt ber 93orbert^ei( be^ ^vxm^ ettt>a§ wenige^ nac^ bem @riff=
brete herunter, fo ift man in ber gehörigen Äö^e.
12. §. SSTian \puUt mit gebogenen Ringern unb fc^taffen 9'^ert)en; je
me|)r insgemein ^ierinnen gefettet toirb, befto nöt^iger ift hierauf a<i)t ^n ^aben.
©ie 6teiffe ift aEer 93ett)egung ^inbertic^, befonberö bem 93ermögen, bie Äänbc
gef(i)tt)inb auö§ube^nen unb jufammen gu ^k^^n, tt)e(ct)e^ alle "iHugenblicfe nött)ig
ift [16] *2me Sj)annungen, ba^ "^luölaffen gett)iffer "S^inger, ha^ ^infe^en swe^er
Ringer nad) einanber auf einen ^on, felbft i)ai unentbehrliche Heberf (plagen
unb llnterfe^en erforbert biefe elaftifd)e ^raft. '^öer mit auögeftredten Ringern
unb fteifen ^f^eroen fpielt, erfä|)ret auffer ber natürlich erfotgenben Hngefc^idlic^^
feit, noc^ einen Äaupt=6c^aben, ne^mli(i) er entfernet bie übrigen "Ringer tt)egen
i^rer £änge ^u tveit t)on bem Daumen, tt>elct)er boc^ fo na^e atö möglich be=
ftänbig be^ ber Äanb fe^n mu^, unb benimmt biefem Äaupt--*5inger, tuie mv
in ber "^otge fe|)en tt)erben, ade SO^öglic^feit, feine ©ienfte ju t^un. ©a^ero
fommt eö, t>a^ berjenige, welcher ben Daumen nur feiten braucht, me^rent^eilg
fteif f|)ieten mirb, ba^ingegen einer burd) beffen rechten ©ebrauc^ biefeö nic^t
einma^l t^un fan, tt)enn er auc^ vooUU. d^ n?irb i|)m aEe^ leichte: man tan
biefeö im "^Hugenblid einem S^)ieler anfe^en; oerfte^t er bie it>af)re ^))plicatur,
fo n)irb er, tt)enn er anberö fic^ nx6)t unnöt|)ige @ebe|)rben angett)ö^nt ^at, bie
fc^tt)erften 6a(^en fo fpielen, ba^ man faum bie ^ett)egung ber Äänbe fielet,
unb man n)irb öorne^mlid) au(^ ^ören, ita^ eö i^m leicl)te fällt; ba^ingegen
ein anberer bie leict)teften Sad)en oft mit vielem 6«i)nauben unb ©rimaffen un=
gefd)icEt genug ^pkhn mirb.
13. §. ^er ben Daumen nid)t braucht, ber lä^t i^n f)erunter l^angen,
bamit er i^m ni(^t in <2öege ift; fol(^er ©eftalt fällt bie mä^igfte 6))annung fd)on
unbequem, folgli(^ muffen bie 'Jinger au^geftredt unb fteif tt)erben um folc^c
^erau^ gu bringen. QBa^ fan man auf biefe '^xt tt)o^l befonberö auöric^ten?
®er ©ebrauc^ be^ ®aumenö giebt ber Banb ni(^t nur einen "S^inger me^r, fon=
bern gugleii^ ben 6c^lüffel gur ganzen mögli(^en ^;)|)licatur. ©iefer Äau))t=
Ringer ma^t fic^ nod) überbem baburc^ »erbient, tt)eit er bie übrigen Ringer
in i^rer ©efc^meibigfeit [17] erhält, inbem fie fic^ allezeit biegen muffen, tpenn
ber ©aumen fic^ balb bep biefem balb jenem Ringer einbringt. '^a§ man
o^ne \\)n mit fteiffen unb geftredten 9'Zeri)en befpringen mufte, t)<i§ ^pklt man
burc^ feine .^ülfe anje^o runb, beutlic^, mit gan^ natürlicl)en Spannungen,
folglich leichte.
14. §. <^§ oerfte^et ftc^ »on felbft, ba^ be^ Sprüngen unb tpeiten
Spannungen biefe Sc^lappigfeit ber 9Zert>en unb t>aß ©ebogene ber Ringer
nic^t bepbe^lten ttjerben fan; felbft ha^ 6(^nellen erforbert bisweilen auf einen
12 ®aö erftc Äauptftücf.
"iJlugenbnd eine 6teiffe. QSeil biefeö aber bte feltneften Q3orfäße finb, unb
toelc^e bie 9Zatur üon felbft lehret, fo bleibt eö in übrigen be^ ber im stt)ölf--
ten §. gemelbeten 93orfct)rift. SOZan gett)ö^ne befonberö bie noc^ ni(^t auöge--
n)act)fenen Äänbe ber ^inber, i>a^ fie, anffatt be^ Äin- unb Äer--6|)ringenö mit
ber ganzen Äanb, n?obep tt)o|)t no(^ oft bagu bie Ringer auf einen Stumpen
äufammen gebogen finb, bie Äänbe im nöt|)igen ^aUt fo üiel möglich au^be^nen.
Äierburd) tt)erben fie bie haften leichter unb gett)ijfer treffen lernen, unb bie
Äänbe md)t leichte auö i|)rer orbenttid^en unb über ber ^aftatur |)oriäontal--
f(^tt)ebenben £age bringen, tt)elc^e be^ S))rüngen gerne batb auf biefe ba(b auf
jene Seite fi(^ gu t)erbre|)en pflegen.
15. §. '30'Zan ftoffe fid) nic^t baran, tt)cnn mani^ma^l ein befonberer
©ebancfe ben £e|)rmeifter nöt^iget, fotc^en felbft su probieren, um beffen befte
^inger--6e$ung mit alter @en)i^|)eit feinen Schülern p tt?eifen. ^ö Bnnen äu=
tt) eilen §n)eifel^afte <5älle öorfommen, bie man auc^ be^m erften 'i^lnblicf mit
ben re(f)ten Ringern fpielen tt)irb, o|)ngea(^tet e^ 93eben(ftict)feiten fe^en n)ürbe,
folc^e *5inger einem anbern t>or§ufagen. 93e^m Hntertt)eifen ^at man feiten
mt^v alö ein 3nftrument, bamit ber £e^rmeifter gugleic^ mitfpielen fijnne. ^ir
fe^en ^ierauö erftlid), ba^ o|)ngeac^tet [18] ber unenblic^en Q3erfc^ieben^eit ber
"tHpplicaturen, bennod) tvenige gute -öaupt--9?egeln !^inlängli(^ finb, alle t)or=
Jommenbe "i^luf gaben aufjulöfen; jiDepten^, t>a^ burc^ eine fleißige Hebung ber
@ebrau(^ ber "Ringer enblic^ fo mec^anif(^ tt)irb unb toerben mu^, t>a^ man,
ol;ne fiel) tt)eiter barum ^u bekümmern, in ben 6tanb gefe^et tt)irb, mit aller
^re^^eit an ben "^u^brud tt)i(i)tigerer Sa(^en gu benden.
16. §. ^an mu^ htt) bem Spielen beftänbig auf bie <5olge fe^en, inbem
biefe oft Hrfac^e ift, ha'^i toxv anbere al^ bie gett>ö|)nli(^en Ringer nehmen muffen.
17. §. <5)ie entgegene ßage ber "^^inger an be^ben Äänben oerbinbet mic^
bie (^yempel über befonbere 93orfälle, in §n)eperle^ ^ett)egung an§ufü^ren, um
folct)e be^ben 5)änben auö ber Hrfac^e, ivarum eö ^ingefe^et tt)orben ift, brau(^=
bar §u macl)en. ®em of)ngeacl)t ^abt ic^ bie (fyempel »on einiger Sr^eblic^feit
für be^be Äänbe beziffert, bamit man gugteii^ fold)e mit bet)ben Äänben üben
fönne. 9DZatt tan nid)t gu oiel @elegen|)eit geben, biefe f(^on oben in ber (Ein--
leitung angepriefene ^vt üon Hebung im (Einklänge anjun^enben. Seber öor--
ge§ei(^nete S(^lüffel. beutet an, für meiere Äanb bie Siffern gehören; fte^en
über, unb unter ben 9Zoten gugteic^ Siffern, fo ge^en alleseit, fe^ eö tt)aö üor
ein Scl)lüffel t)orfte|)e, bie oberften bie rechte, unb bie unterften bie linde $iant> an.
18. §. ^Zad) biefen in ber ^^atur gegrünbeten Q3orf(^riften njerbe ic^
nunme|)ro gu ber ße^re ber 'iHpplicatur felbft fd)reiten. 3d) merbe fie au^ auf
bie ^Zatur grünben, Jt)eil biefe <5inger--9rbnung bloö bie befte ift, welche nic^t
mit unnöt^igem Strang unb Spannungen t)ergefellf(^aftet ift.
19. §. ®ie ©eftalt unferer Äänbe unb be^ ©riffbretö bilbet unö gleid)--
Q3on ber "Jinger-Se^ung. 13
fam ben ©ebrauc^ bcr Ringer ab. 3ene giebt unö [19] ju ernennen, ba^ be=
fonbcr^ bre^ "Jing^i^ «" i^^^^ Äanb um ein anfet)nlic^eg länger flnb, at^ ber
Keine <5inger unb ber ©aumen. 9'Zac^ biefer ftnben tt)ir, ba^ einige haften
tiefer liegen unb üor ben anbern üorffe^en.
20. §. 3c^ tt)erbe nad> ber gett)ö|)nUc^en ^rt bie ©aumen mit ber
Siffer 1, bie Meinen mit 5, bie '2}Zittet--'5inger mit 3, bie <5inger näc^ft bem
©aumen mit 2 unb bie neben bem ifteinen "Ringer mit 4 beseid)nen.
21. §. ®ie erhabenen unb hinten ftef)enben haften ujerbe id) in ber "Jotge
burc^ i|)ren me^r gett)ö^ntid)en aU ri(i)tigen 9'Za^men ber Äalbentöne t>on i>tn
übrigen unterfc^eiben.
22. §. ^üß ber im 19. §. gebuchten ^bbitbung folgt natürtid)er QBeife,
tia^ biefe |)atben ^öne eigentli(^ für bie 3 längften <5inger gehören. Äierau^
entfielet bie erfte i)au|)treget, ba^ ber fteine ^xtiQtv feiten unb bie Daumen
anber^ n\d)t aB im 9Zot^faIte folc^e berü|)ren.
23. §. ©ie 93erfc^ieben|)eit ber ©ebanden, »ermöge tt)elcf)er fie balb ein=
balb met)rftimmig, batb gef)enb batb f^ringenb ftnb, »erbinbet mid) t)on aller
■^Irt (Ejem^et gu geben.
24. §. ®ie einftimmigen ge^enben ©ebanden «werben nac^ i^rer ^on=^rt
beurt^eitt, folglich mu^ ic^ be^ ber '2lbbitbung berfelben üon alten öier unb
§tt)an^ig ^on--'i2lrten fo mo^l im herauf- alö heruntergehen ben *=2lnfang machen,
hierauf tt?erbe ic^ bie me^rftimmigen @eban(fen burct)ge^en; biefen tt)erben
€jem|)el mit 6])annungen unb Sprüngen folgen, tDeil man fie leicht naä^ ben
me^rftimmigen ©ebancfen abmeffen ober gar auf ^armonifd)e Sufammenflänge
§urü(f führen fan; enblic^ tt)erbe xd) oon ben 93inbungen, t>on einigen '3T:et)^eiten
tt)iber bie 9^egeln, einigen fd) teeren (Ejem^eln unb iöülfö=90'Zitteln ^anbeln; ju-
le^t tt)erben bie ^robe--Stüde ba^ no(^ übrige nac^|)o(en, burd) beren ^^Zln^ängung
ic^ [20] in üerbunbenen ©ebancfen »on allerlei '^xt mtf)v 9'Zu^en gu ftiften,
unb me^r £uft gu bem fc^tt)eren 6tubio ber 'tH^^licatur gu erregen geglaubt ^ab^r
aU tt)enn xd) burc^ Heber^äuffung ijieler, au^ i^rem Sufammen^ang geriffenen
^5em))el unerträgli(^ unb gu tt)eitläuftig tt)orben tt)äre.
25. §. ©ie '!2lbtt)e(^felung ber 'Ringer ift ber ^auptfäc^lic^fte Q3ortt)urf
ber *2l^plicatur. 'Jöir können mit unfern fünf Ringern nur fünf ^öne nac^
eiitanber anf erlagen; folglich merde man t>orne|)mlict) 5tt)ep SOZittel, «joburc^ mv
bequem fo öiel Ringer gleid)fam Kriegen al^ mv brauct)en. ®iefe gwep 9}Zittel
befte^en in bem llttterfe^eti utib Heberftf)lagen.
26. §. ®a bie 9^atur feinen »on allen Ringern fo gefc^idt gemacht ^at,
fic^ unter bie übrigen anbern fo gu biegen, al^ ben ©aumen, fo befcl)äftiget fic^
beffen 95iegfam!eit fammt feiner vorteilhaften ^ür^e gan^ allein mit bem llnter=
fe^en an ben Öertern unb §u ber Seit, tt)enn bie Ringer nic^t ^inreicl)en «?ollen.
27. §. ^aß Heberfc^lagen gefc^ie!^et t)on ben anbern Ringern unb mvh
14 ®oö crffc Äou^jtftürf.
babur(^ er(eid)terf, inbem ein gröfferer "Jitig^t^ über einen kleineren ober ben
Daumen gef dalagen mxh, tt)enn eö glei(^faltö an Ringern fehlen tt>xil. ®iefeö
Heberfc^tagen ntu^ burc^ bie Hebung auf eine gefc^idte ^vt o^ne 93erfd)räncfung
gef(^e^en.
28. §. ®a^ Hnterfe^en beö ©aumen^ na(^ h^m Keinen *5inger, baö
Xieberf(^tagen beö 5tt)e^ten ^ingerö über ben britten, beö britten über ben sme^ten
be^ vierten über ben ifleinen, ing(ei(^en beö kleinen 'Jiuger^ über ben <5)aumen
ift t>ertt)erf(id).
29. §. ®en rechten ©ebrauc^ biefer än)e^ ÄüIf^--9)Zitte( n)erben tt)ir au^
ber Orbnung ber ^on= Leitern aufö beuttic^fte erfe^en. ®iefe^ ift ber Äaupt-
9Zu^en biefer 93orfc{)rift. ^tt) ge^enben ^affagien burc^ bie ^on=£eitern, welche
fic^ nic^t eben fo anfangen unb enbigen, tt)ie fie ^ier abgebilbet finb, »erfte^et [21]
tß fid) öon felbften, ba^ man megen ber "^otge bie Ringer fo eint^eitt, i>a^
man |uff bamit auöfömmt, o^ne aüe§eit t)erbunben ju fe^n, benfetben Ringer
eben auf bie ^afte §u fe^en unb feinen anbem.
30. §. — 60. §. [S. 21—28 njcnbct ber Q3et*f. btefe „neue" 'Jingcrfe^ung
öuf alle 6!olen an unb erläutert fie an 5a^tre{(^en 9iotenbetf^ieten, unb 5tt>ar bc:^anbctn
§ 30—32 C-bur, § 33—34 A-moE, § 35—36 Q-bur, § 37—38 E-moü, § 39—40 F-bur,
§ 41—42 D-mo«, § 43 B-bur, § 44—45 Q-moE, § 46—47 D-bur, § 48—49 H-moß, § 50—51
A-bur, § 52—53 Fis-molt, § 54—55 E-bur unb Cis-moü, § 56 H-bur unb Gis-mott, § 57
Fis-bur unb Es-ntoÄ, § 58 Des (Cis-)bur unb B-ntoU, § 59 As-bur unb F-mott, § 60 Es-bur
unb C-ntott.]
61. §. ^ir fe^en aui ber 93orfd)rift biefer 6calen, ba^ ber ©aumen
niemals auf einen falben ^on gefegt wirb, unb ba^ er balb nad) bem gvoe^ten
<5inger alleine, balb nac^ bem §tt)e^ten unb britten, balb nad) bem jn^epten,
britten unb oierten "Ringer, niemals aber nad) bem ifleinen eingefe^t tt)irb. '^Beil
jebe Qcaia fieben 6tuffen ^at, unb bie '2ßieber|)olung jeber Scale, um be^ einer
Orbnung gu bleiben, i^rem "^Infange ä|)nli(i) fepn mu^, fo merde man, t>a^ ber
©aumen gemeiniglid) einma|)l na<^ ben stt)et)ten barauf folgenben 'Jingern unb
i>aß anbre ma^l nad) allen bre^en eingefe^t tt)irb; be^m 'tHuffteigen mit ber
reiften Äanb unb be^m ^bfteigen mit ber linden ^ei^t biefeö unterfe^ett.
Uzht man fic^ fo lange, [29] biö ber Daumen auf eine me(^anifc^e '^rt fi(^ t)on
felbft auf biefe ^eife am ge|)örigen Ort ein unb unferfe^t; fo i^at man haß
meifte in ber '5inger=6e^ung gewonnen.
62. §. '^Bir [fe|)en ferner, ba^ baß Heberfc^lagen balb mit bem ^we^ten
Ringer, balb mit bem §tt)e^ten unb britten, balb mit bem §tt)epten, britten unb
»ierten über ben 'S>aumen unb mit bem britten 'S^inger über ben vierten gefc^ie^et.
<2Bir werben in ber "S^olge eine Keine '2lu^na|)me finben, t)ermöge n)eld)er mit
gewiffen Hmftänben erlaubet ift, einma|)l ben vierten *3^inger über ben Keinen
gu fc^lagen; beögleic^en werben wir be^ (Gelegenheit ber ^ankxtn einen ^all
bemerden, worinnen ber britte Ringer nad) bem jwe^ten, wo^l gu merden, ein-
93ott ber <5tttger-Sc^uitg. 15
gefegt tt)orbcn. 9DZan mu^ tiefet (ftnfe^en ntc^t mit bem Ueberfc^lagcn t)ev=
mcc^fctn. llebetf^lciÖCn l^ei^t: tt)enn ein "Ringer über ben anbern gtcic^fam
tpegflettert, inbem ber anbcre noc^ über ber ^afte f<^tt)ebet, tt)e(d)e er nieber--
gebrucft ^at; htt) bem ©nfe^ett hingegen ift ber anbere Ringer f(^on tt)eg,
unb bie Äanb gerücft.
63. §. Snbtic^ fe|)en tt)ir bep biefer ^bbitbung ber ^on--ßeitern, ha^ bie,
o^nc, ober mit ben iuenigffen Q5erfe^ungö--3eic^en bie meifte 93eränberungen t>on
'2l^)^ticaturen ertauben, inbem altba ba§ Hnterfe^en fott)o^l alö ba^ Heberfc^kgen
angebet; unb ^a^ bie übrigen nur einerlei 'iHbtüed^felung ber <5^inger geftatten.
<5otg(ic^ finb bie fo genannten leichten ^on=*2lrten (weit i^re 'tH^^ticatur fo oer--
[(^ieben ift, unb man hi\)t)t Äütfä-^ittet gur reiften Seit gebrau(^en temen
mu^, o^ne fte gu t)ern>irren; toeit eö nöt|)ig ift bie einma|)t ermä^tte Örbnung
in ber ^otge be^gube^atten, unb man atfo tt)o|)t §u merfen ^at, tt)o ber ©aumen
eingefe^t tt>orben,) »iet t>erfü^rerifct)er unb f(^tt)erer atö bie fo genannten fc^n>eren
^on='2lrten, inbem fte nur eine '^xt öon <5inger--Se^ung |)aben, aEmo ber
©aumen burc^ bie Hebung in [30] feinen orbenttii^en ^ta^ fic^ t>on fetbft ein=
bringen ternt. <3)iefe te^tern begatten ben 9'Za^men ber fc^n^eren nur au^ ber
llrfa(^e be^, meit enttt)eber gar nid)t, ober fetten au^ fetbigen gefpiett unb ge=
fe^t tt)irb. Äierburc^ bteibt i^re 6cf)reib--^rt fo tt)o^t aU bie £age i|)rer haften
aEegeit frembe. ^m<i) bie tt)a^re £e|)re unb '21nn)enbung ber <5ing6t:=Orbnung
ttjerben un^ atfo biefe f(^tt)ere ^on-'^lrten eben fo teict)te, atö gro^ bie 6(^tt)ierig--
feit tt>ar, auf eine fatfc^e "^Hrt, befonberö of)ne ©aumen ober ben re(^ten @e=
brau(^ beffetben in fotc^en fort §u kommen. (Jiner ber gröften OSorjüge be^
^taöierö, vermöge beffen man mit befonberer £eid)tigfeit an§ aEen t)ier unb
gwan^ig ^on--^rten f|)ieten fan, ift atfo burcf) bie Hnttjiffen^eit ber rechten
•tHjj^ticatur »erborgen geblieben.
64. §. ®aö Hnterfe^en unb lleberfct)tagen aiß bie i)aupt-.&ütf^--9}Zittet
in ber '5nbn)ec^fetung ber "Jittgcr muffen fo gebrauct)t tt)erben, ba^ alte ^öne
baburc^ gut äufammen gelänget tt)erbenyönnen. ®e^tt)egen ift in ben ^on=
*iHrten mit feinen ober tt^enigen Q5erfe^ungö=3eict)en be^ gen)if[en "JäUen t>aß
Heberfc^tagen beö britten ^ingerö über ben t)ierten unb beö jujepten über ben
©aumen beffer unb nü^tid)er, um atte^ mögliche "^^bfe^en su oermeiben, aU ber
übrige ©ebraud) beö Heberfc^tagenö unb paß Xlnterfe^en be^ <S)aumen^, tt)eij
fetbiger be^ oor^ommenben t)atben ^önen me^r ^ta^ unb folglich auct) me^r
95equemtict)feit ^at, unter bie anbern Ringer burc^äufriec^en, atö bep einer <5^otge
t)on tauter unten liegenben haften. 95et) ben ^on='2lrten o^ne 93erfe^ung^=
Seiten gef(^ie^et biefeö lleberf(^tagen o^ne @efa|)r be^ ©totpernö hinter ein--
anber; be^ ben anbern aber mu^ man n>egen ber ^atben ^i5ne me^r 'Be^ut^
famfeit brauchen.
65. §. 9^a(^ biefen 6caten unb nac^ bem in fetbigen beftnbti(^en @ebrauc^
16
®ag erffc Äaupfftücf.
ber bc^ben Äütfömittet werben atte etnftim-- [31] mtge ge^enbe @eban(fen beur=
tl^eitt. Q3on einigen |)iert)et) befonberen gälten unb ^rep|)eiten wirb §ute^t
ge^anbelt tt)erben.
66. §. — 75. §. [S. 31—34 be^anbeln ben g^ingcrfa^ bei Swciflängen, bei (67)
Sefunben, (68) gebrod)enen Scfunben, (69) ^erjen, (70) gebrodjenen fersen, (71) einfa^en unb
gebrod)enen Quarten, (72) Quinten unb Seiten, (73—75) 6e))timen unb Oftooen.]
76. §. — 78. §. [6. 34—45 be^anbeln ben "Jingerfa^ bei ©rciftängen im Um-
fang einer (76) Quarte, (77) Quinte unb (78) Segte.]
79. §. [<S. 35 be^anbetn t)zn "Jingerfa^ bei '^Jierflängen.]
80. §. — 81. §. [S. 36 regeln ben @ebrau(^ beö öierten unb fünften g^ingcr^
für bie auf einen bätt». jwei Äalbtöne faßenben "Slu^enftimmen im t)eutigen Sinne.]
82. §. ®a man alle 95rcd)ungen unb f^ringenbe ©ebandfen, fo »iel aU
eö fe^n tan, auf biefe me^rff immige '5Hnf(i)läge gurücf fü|)ret, fo folgt |)ierauö,
ba^ fie and) nad) unferer »orgef^^riebenen ^inger--6e^ung gef|)iett unb sugleic^
nac^ ben barbe^ angemercften ilmffänben beurt{)eilet werben muffen. ®ie au^
bem [37] bet) ^ig. LV. angezeigten ^yem^el ^erauö gezogenen @eban(fen werben
meinen £efern meine ^JZeinung noc^ beutlid)er machen.
[^ah. IL] 5ig. LV.
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83. §. ©er gute Q3ortrag, fowo^l al^ baö oor|)ergegangene, erforbern
bisweilen eine ^eine "^^lenberung ber 'JittSer be^ biefen 93rec^ungen. 93efonberö
finbet man zuweilen be^ gewiffen oon oben |)erunter gebrochenen 'iHccorben ben
britten Ringer bequemer alö ben üierten, o^ngeac^tet biefer le^tere natürlicher
bep benfelben "^Iccorben, mann fie auf einma^l angefct)lagen werben, eingefe^t
wirb (1).
[<^ah. IL] ^ig. 1.
-■ — ä 5-
Q3on t)er 'g=inger--Se^ung. 17
^Segcn bcö guten 93ortragö tan man oft üon einem fc^tt)ä(i)ern '^itigct^
ben @rab ber ®eutltct)feit nic^t ertt)arten, tt)etc^en man »on einem ftärcfern
gar teid)t erhält, meit bie ®eutlic^!eit über|)au))t burd) einen gteid)en ^xud t)or=
nc|)mlic^ mit ^eröorgebrac^t wirb, ^nß biefer Hrfai^e |)abcn lincfpnbige feinen
geringen 93ort^eil auf unferm Snftrumente. 93ep bem (2)
[^at). II.] g^ig. 2.
1
, 2
l2« l 2 . . . 1 _ _ 2
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^fem^jet |)at man bie ^ertie tt)egen beö »or|)crgegangenen f, mit bem britten
<5inger genommen.
84. §. ®a tt)ir au^ altem biö^er angeführten erfe^en ^aben, i>a^ üor
aEen anbern "Ringern befonberg ber rect)te ©ebrauct) beö '5)aumen^ fo tt)o^t in
ben ge|)enben al^ fpringenben, fo tt)o|)t in ben einftimmigen al^ me|)rftimmigen
©ebancfen öon befonberer ^r|)eblic^feit fe^; fo ift ber 6c^abe um fo t>iet gröffer
ben einige, unb gttjar in unfern je^igen ^agen, auött)ärt^ |)erauö gekommenen
*tHntt)eifungen gum €taüier--6pieten auffer anbern fatfc^en 6ä^en befonberö n)egen
biefeö ^unct^ anrichten. (Einer tä^t ben @ebraud) beö ©aumen^ gar n)eg;
ein anberer ge^t befto unfreunbtid)er mit feinen 6(i)ütern um, er forbert nic^t
allein t)on i^nen, ba^ fie alle Ringer o^ne llnterf(^ieb unb o^e bie gehörige
9rbnung auf allen haften ^erum flettern laffen, fie fotlen fo gar biefe^ auf
einer ^afte allein t^un können. "Ser erfte gie^t 6c^üler, tt)el(i)e ni^t anberö
alö burc^ 6tolpem, ^bfä^e [38] unb 93erfc^rendung ber Ringer fortkommen:
beö anbern 6d)otaren n)crben o|)ne 9'Zot^ unb 9^u^en ftrajDajirt, befonber^ mu^
be^ i^nen aEe 9lugenbli(f bie Äanb »erftellt unb »ergogen tt)erben, inbem fie fo
gar in ben ^on^'^rten mit ben meiften 93erfe^ung^=3eicl)en o^e bie geringftc
^ot^ ben Daumen auf bie falben ^öne f(^le^^en; burd) biefe^ Q3erbre|)en
kommen bie anbern Ringer au^ i^rer natürlichen Stellung, fie fijnnen anberö
nic^t alö burd) Stuang gebraucht tt)erben, folglich fällt alle ©etaffen^eit, aEe
6c^la))))igfeit ber ^^eroen n)eg, unb bie <5inger werben fteif.
85. §. 3e t>erfü^rifc^er bie ^inger--6e^ung be^ ben einftimmigen unb
ge^enben ©ebanden t)or ben me^rftimmigen unb fpringenben ift, wie wir au^
ben Scalen gefe^en ^aben; befto weniger gefä^rlic^ ift fie be^ benen 93inbungen.
Snbem bie gebunbenen 9Zoten auf^ ftrengfte naä) ber 93orfct)rift ge|)alten werben
muffen, fo pflegt ba^er feiten me|)r aB eine "ilrt, folci)e |)erauö su bringen,
mijgli(^ 5U fe^n. 90'Zan mu^ alfo ^ierbe^ me^r <5rep|)eiten erlauben, aB fonften.
®a^ ^ortfe^en eine^ «Jinger^ o^ne "^bwec^felung, ha§ Steigen beö ©aumenö
auf einen |)alben ^on unb anbere .öülf^--9}Zittel, wooon wir ^emac^ |)anbeln
18
®a^ crfte Äau^jtftücf.
tt)crbcn, tan man o|)ne 93eben(fen i)rau(^cn. ©a man atfo nic^t tetct)t htf) biefen
93ebingungcn irren !an, fo mögen bie njenigcn (Syem^et be^ ^ig. LVL hinlänglich fe^n.
[^ab. IL] gig. LVI.
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86. §. 3(^ mact)e ben 'ilnfang bep "tHnfü^rung einiger befonberer ^yempet,
unter "Jig. LVII.
[5ab. IL] <^iQ. LVII.
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bep (a) ba^ Ueberf erlagen be^ 3tt)e^ten, be^ (b) be^ britten unb be^ (c) be^
vierten "^ingef^ über ben ©aumen in Sprüngen ^u geigen. 93ep "Jig. LVIII.
[^ab. IL] ^ig. LVIII.
4
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fe|)en n)ir baö Sinfe^en beö ©aumenö in fpringenben "^affagien; man merdc
i)kv, ba^ atlejeit nad) bem ©aumen ber vierte <5ittger, unb nac^ bem ^ttje^ten
ber Heine eingefe^et njirb. [39]
93on bcr ^inger-Sc^ung,
19
87. §. €ine bcr nöt^igftcn 'Jrc^^citen in bcr "^Hpjjticatur ift t)a^ ^u^--
l äffen gctt)tffcr ^ixiQiv wegen bcr ^olgc. ®ic unter ^xq. LIX. beftnbUc^cn
^yempet setgen biefe^ beuttid), unter welchen ba^ mit (*) auf ^at>. III.
bezeichnete bcttjcifet, t>a^ biefcö ^uötaffcn natürli(^cr fcp, alö bic be^ (*) (*)
bcfinbtic^cn Spannungen. 3n ben 93äffen tömmt biefc 9^ot|)n)enbigfcit befonber^
oft t)or. ®ic natürti<^e 93iegfamfeit beö ©aumen^ mac^t ba§ be^ (1) beflnbtic^e
©fcmpct, alltt)o brcp Ringer auggetaffen tt)crben, bequemer, aB ha^ be^ (2), wo
nur 5tt)ep Ringer wegbleiben.
[$ab. II.] ^ig. LIX
5
[?:ab. III.]
(1)
(2)
^
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88. §. *^enn in ben ^robe=6tücfcn gwcp Siffem neben cinanber über
eine 9Zotc öorfommen, fo wirb bcr eingefe^te Ringer, welchen bic erfte Siffer
anweif et, nic^t e|)er aufgehoben, ai§ hx^ bcr anbere t>a ift, weil biefc mit gwe^
Siffem bescicl)ncte 9^ote nur einma^l angcfc^lagcn werben barf, c^ fe^ bcnn,
t>a^ eine barüber befinblicl)c 'SO'Zanier, biefc ^Zote me^r al^ cinma|)t pm @e^ör
bringet. ®ie «Jolge fo wo^l '^ah. III. «^ig- LX. (a)
[?;ab. III.] ^ig. LX.
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at^ bic ^uöübung einiger ^JJanicren machen bicfc^ ^infe^cn gwc^er Ringer |)intcr cin=
anbcr oft nöt|)ig; bann unb wann ift an<i) eine '2luö|)altung baran 6ct)ulb (b). <5)ic
^icgfamfcit bc^ ©aumeng ift gubicfem ^blöfcn »orsüglic^ gefc^i(ft. €>abiefc^ioülf^=
20 ®«^ ei^fte S^aupt^tüd.
gr^ittet fo gar teic^t nid^t tft, gefc^idt §u gebrauchen, fo ^at eö öon 9^e(i)tg
tuegen nur be^ einer n)emgffenö ettt)aö langen 9Zote unb im "Jatte ber 9'Zot^
ftatt. ®iefe 93orftc^t merde man be^ allen aufferorbentlii^en i)ülfö=gO'Zitteln,
n)elc^e t|)eitö öon 9Zatur f^eiB tpegen i|)rer Selten|)eit fc^mer ftnb unb auc^
bleiben. 'Man erlaube folc^e feinen 6c^ülem ni(^t e|)er, al^ bi^ enfnjeber gar
feine anbere 9}Zögli(i)!eit me^r iia ift, ober man müfte eine noc^ grbffere lln=
bequemlic^feit fi(^ gefallen laffen. *tHuö biefer llrfact)e braui^t (^OUperitl, fo
grünbli(^ berfelbe fonften ift, gu oft unb o^ne 9^ot^ biefeö ^blöfen eineö fdjon
eingefe^ten ^ingerö*). Ol)ne [40] 3tt)eifel tt)ar ber recl)te ©ebrauc^ be^ ®au=
meng bamalö noc^ ni(^t ööllig begannt; man fielet biefeö au^ einigen t)on i^m
bezifferten ^jempeln, aHtt)o er befonberö be^ 93inbungen fo t)erfä|)rt, anftatt
ben ©aumen gu gebrauchen ober mit einem <5ittger fort ju ge^en, tpelc^e^
be^beö leichter ift alö biefe^ Äülfg=9DZittel. <S)a ber ®aumen öon unfern 93or=
fahren nur feiten gebraucht tt>urbe, fo mar er i^nen oft im 9©ege; folglich
Ratten fie manchmal ju öiel Ringer. *521B man nac^|)ero fol(i)en f[ei^iger gu
gebraud)en anfing, fo mengte fi(i) bie alte '^vt nod) oft unter bie neue unb man
l^atte glei(^fam noc^ nic^t ba^ Äer^, ben Daumen attegeit t>a, tt)o er ^inge^öret,
einjufe^en. 3e^o em^)finben tt>ir bann unb tt)ann, of)ngea(^tet beö beffern @e=
braud^ö ber Ringer be^ unferer '^vt oon SO^ufil, i)a^ mv beren su tt)enig ^ben.
89. §. ©a^ero mu^ man §utt)eilen erlauben, mit einem "^^inger, au(i) be^
ge|)enben 9^oten, fortjuge^en. "^Im öfterften unb leid^teften gefc^ie^et biefeö,
wenn man tt)egen ber <5olge t)on einem falben ^one in bie näc^fte ^afte mit
bem <5itigßt^ |)erunter gleitet. 9}Zan brüdt ^ierburc^ fe^r bequem eine Schleifung
aug, ^ig. LXI.
i^ah. III.] ^XQ. LXI.
-if-fet 5 rT-^=5^ 5^^5 t^f '*^'— n
®a biefeö Äerabgleiten fe|)r leichte fällt, fo fan t§ auc^ auffer biefer Xlrfai^e unb
in gefcl)tt)inberer 3eit=9[Raffe gebraui^t «werben aiß taß ^ortfe^en unb "iHblöfen.
Hebrigenö merde man befonber^ |)ierbe^ an, t>a^ ta^ ^ortfe^en in gett)iffen 'fällen
eben fo gefc^idt ift, geftoffene 9'Zoten ^erauö ju bringen aU gef(i)leifte. Q3on
ber erften '^xt ftnben tvxx balb gu "innfange be^ ^robe=6tü(f^ auö bem fi^ moll,
unb »on ber anbern *2lrt bei) "^ig- LVI. '^ah. IL (^yempel. Hebrigen^ ^aben
wir au^ bem vorigen §. ge^ijrt, ba^ biefe^ "Jortfe^en natürlict)er fe^, §uma|)l
be^ 93inbungen, wenn man bie ^af)i i)at, aU i>a^ "^Iblöfen.
*) [3n eou^crinö Maoter|ci)ute „L'art de toucher le clavecin", ^aviß 1717, bem
erften etgenttid)en £ei^rbud)c beö ^taüierfpictö. ©iefer ftutnmc "Jingertüedjfel auf einer 5afte
ift für ßou^jerin gleid^ bem |)äufigeren ©ebrau^ be^ 5. 'Jinger^ beiber Äänbe c^ora^^teriftif^.]
93on bcr '5ittgcr--6c$uttg.
21
90. §. QKcnn ein ^on öfter aU einmal hinter einanber in mäßiger
@efc^tt)inbig!eit oorfommt, fo tt)irb mit ben <5ingern [41] ni(^t at)gett>e(^fett,
tt)o^t aber bep bergteic{)en gef(i)tt)inben ^Zoten. 'iDlan gebrau(^t ^ierju nur §tt)et)
Ringer auf einmal "Ser kleine ift ^ier§u ber ungefd)i(ltefte, njeil i^m »egen
feiner Sc^n)äc^e tiaß Schneiten, tt)etd)eö |)ier§u erforbert n)irb, f(^tt)er fättt. ®iefe^
0(^tte((en entfte^t baburc^, inbem jeber Ringer fo ^urtig aB möglii^ t)on ber
^afte abgleiten mu^, bamit jebe^ ^infe^en beutli(^ ge|)ört werben !önne. "^luf
bem ^laoicorbe bringt man am leid^teften biefe ^rt t)on ^affagien ^erau^.
91. §. ^e^ etmaö langfamen me^r aU einmal |)inter einanber öor!om=
menben einerlei ^önen fan man biefen befonbem 93ort|)eil fic^ gu 9Zu^en
mai^en, ha^ man ha^ le^te ma^l benjenigen "Ringer einfe^t, ben bie <5olge
^ben mu^. Sin (Ejempel ^ierüon finbet man be^ <5ig- LXII.
[^ab. III.J ^tg. LXII.
5
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1
tiefer Umftanb ereignet ftc^ befonberö be^ ber lincfen Äanb oft.
92. §. ^enn in benen ^on-'^rten mit bieten |)alben ^önen ^affagien
üorfommen, tt)eld)e nic^t t)on ber ^eite fepn, t>a^ nact) unterfe^tem ©aumen
ber gett)öl^nlic^e "S^inger, megen ber fonft orbentlid) barauf folgenben ^önc, mu^
gefegt tt?erben, fo nimmt man nad) bem Daumen ben Ringer, tt)elcl)er x>ox bem
©aumen ha tt>ar. ®ie llrfac^e ^iert)on ift biefe, tt)eil man ^ierburd) bie Äanb
in einer £age h^i)ält, anstatt ba^ eö unbequem fallen njürbe, tt)egen eineö gefc^winbe
üorbe^ ge^enben ^one^ bie gan^e Banb ju rücken. <S)iefe 9legel gilt nur fo
lange, aB bloö ein ^Otl nac^ Sinfe^ung beö ©aumen^ barauf folgt; folgen
aber §tPe^, fo braucht man bie Ringer in i^rer gehörigen Orbnung. 93on
be^berle^ "Slrt finben mt Sjem^jel unter "Jig. LXIH.
[^ah. III.] gig. LXIII.
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'^if ^g^"-H
22
®a« crffe Äau^)tftüdE.
Einige brauchen biefc '^vt öon ^p|)ticatur hi\) ^affagien, wo noc^ jtpe^ ^öne
nad) t)cm ©aumcn folgen, tt)el(^e gan$ oben über ben be^ben legten ^5em))et
fte^et; fte iff nic^t eben unrecht, id) glaube [42] aber, ba^ man baö »erbunbcn
iff §u t|)un, toaß man in n)emgen 93eränberungen o^ne linbequemU^leit »er-
richten tan.
93. §. 3n ben "probe-Gtücfen ftnben fic^ ein ^jaar 6teEen, \x>o tt)iber bie
gegebene Ö^eget, in einer einzeln 6timme ber Heine <5i«ger gebraucht n)irb an
einem Orte, voo bie ^eite ber ^affagie nic^t mit i^m gu ^nbe geltet. «Sie
•^Zlbbilbung bepber ^affagien ftnbet fic^ bei) <5ig. LXIV.
[^ah. III.] ^ig. LXIV.
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®er erftcre <5alt ift bur(^ bie mäßige 3eit--^aa^ ber '-fioUn gu entfc^utbigen.
SOlan barf biefeö Heberf (plagen ni(i)t anberö gebrauchen, aB tt)enn ber vierte
längere "Ringer über ben auf eine ber unterften haften tiegenben Keinen, auf
einen |)alben ^on giemlict) bequem burd) eine Heine 9©enbung ber Äanb Vettern
fan, unb biefe^ mu^ nur einmal unb nicl)t öfter hinter einanber gefd)e|)en. ®er
anbere 'Jcill ift ein Seichen ber nöt^igen 3ufammen§ief)ung ber Äanb unb mvb
burc^ bie Haltung erleichtert; aufferbem aber ift biefe *2lrt »on ^^plicatur fatfd).
0a bie 3eit--9}laa^ be^ ganzen Stüdeö fe|)r gefd)n)inb ift, fo mö(^te bie (Ein--
fc^ung 5tt>e^er Ringer auf haß f faft fi^n^erer gettjefen fe^n, aU biefeö 3ufammen=
sieben. ®ie Äanb tt)irb bet) biefem 'JöHe gleichfalls etmaö n^enigeö nac^ ber
rechten 6eite gemenbet. ®aö ^infe^en in eben bemfelben <otüäi auf einer für^ern
9Zote »or einer '30'Zanier, ^t nic^t öermieben ttjerben Ifönnen, ober man ^ätU
einen ungett)iffen 6|>rung tt)agen muffen. 'Söir merben biefeö anß ber ^rflärung
biefer 90^anier beutlic^er begreifen.
94. §. 3n 6tüden »on bret) unb me|)rern Stimmen, mo jebe Stimme
i|)ren auöbrüdlic^en ©efang be^lt, ereignen fic^ bann unb tt)ann <5älle, tt)o
bepbe .öänbe abn)ec^feln muffen, menn bie ©attung ber ^^oten genau beobachtet
n?crben folt, obgleid) nac^ bem 9^oten--^lane ber @ang nur einer .öanb aüein
5u gehören f^einet. ^ig. LXV. [43].
[^ob. III.] cjig. LXV.
93on ber g^ingcr-Sc^ung. 23
95. §. [e. 43 oemeift auf bag Übungöbeifpicl "Jig. LXVI. für Untcrfc^cn, Über-
fd^tagcn bei lauter ge:^enben 'S'Joten ober cingemtfd)ten S:prüngen unb ben ©ebraud^ tti
f leinen ^inger^].
96. §. [6. 43 t)ern)eift auf bie '^robeftüde. 9^otcn für bie red)te Äanb nact) oben,
für bie lin!e nad^ unten gefd)it)änät. 9^irf)t gefd)tt>än§te 9^oten ber 9}iitfetffimmett finb
bc^ügl. ©eltung unb QScrt nad^ ber Einteilung anbrer mit i^nen angcfd)lagener 9[Rittel»
ober ©runbffimmen--9'^oten su beurteilen. 3ur (Srleid)terung für bie "^Infänger tourbe ^loUxX'
geltung unb 6timmgang nid)t au^brüdflirf) tvie fonft üblicf> anQei>mUt, jeber Kenner n)irb
aber — namentlid) im D-bur unb As-bur <2tM — beibe^ leidet erfennen fönnen].
97. §. 9JZatt finbet unter gcbai^ten ^robe--Stü(fcn einc^, tt)o bie Äänbe
überfct)tagen tcerben muffen. 3(i) ^oht auc^ tiefe natürliche Äeyerei nic^t t)or=
be^ ge^en trotten, n)et(^e feit fur^em erft tt?ieber anfängt etnjaö «weniger gebraucht
5U tt)erben. ®ur(^ [44] bie 95or5eicf)nung beö ®ct)lüffelö ^abe id) ^ierbe^ jcber
Äanb t>a^ i|)rige angett)iefen; aufferbem pflegt man au(f) bur(^ l^in^ugefügte
<2ßijrter tiefet gu t^un. 9DZan finbet oft bergteic^en Gtüde, tt)o ber Hr^eber
bat)on o|)ne 9^ot^ biefeö Heberfi^kgen ber .öänbe ^aben mitt. ^EJ^an ift alöbenn
f)ieran ni(^t gebunben, fonbern §ie|)et ben natürlichen ©ebraud) ber .öänb'c biefer
©audete^ üor. <S>em o^ngeac^t ift biefe *2lrt gu fpieten gar ni(^t ju verwerfen,
in fo ferne fie unfer Snftrument no(^ t)oltfommner mac^t, unb ^ierburc^ gute
neue ©ebanden |)erauö gebracht n)erben fönnen. 9'Zur muffen fie fo bef(i)affen
fe^n, ha^ fie o^ne lleberfc^tagen enttt)eber gar nic^t, ober ]i^v unbequem gefpiett
n)erben fi3nnen, inbem ber ©efang jeber Stimme halt burd^ ^e^lid)e ^bfä^c
ijerftümmelt, balb gar gerriffen tt)irb. 'tHufferbem ift eö t)ergeblic^er ^inb,
metc^er btoö Hnöerftänbige blenben fan; benn ein i^enner mei^ gar n)0^l, ba^
biefeö Heberfcbtagen allein h^tvad^ttt auffer einer steinen Ungenjol^nl^eit, tt)el(i)e
balb übertt>unben ift, gar nid)tö f(i)tt)ere^ in fic^ ^at, ob mir f(^on auö ber
^rfa|)rung miffen, ha^ fe|)r gute unb aud) fc^mere Sachen auf biefe "^rt gefegt
morben finb.
98. §. — 99. §. [6. 44 bemerft, ba^ (98) ber 'Jittgerfa^ hQi ben "30^anieren im
folgenben ÄauptftücE abget)anbelt werbe, ixx^ man(^mal bie ^ingerfa^jiffem bei einigen,
bur^ Heine 9^ötdl)en angebeuteten 9}Janicren weggeblieben feien, t>a man fie t>on ber folgenben,
bezifferten Äauptnote auö beftimmen fönne unb oertoeift (99) auf bie angepngten ^robeftüdfe].
24 ®<i^ swc^tc 5)auptftücf. gtfte mbti)etlung.
35on ben 3)lanierett»
Srftc <i2lt)t^eilung.
Q3on ben SDZanieten über^au^t
1. §. ^^ ^at tt)o^t niemanb <in ber 9Zot^tt)enbigfcit ber 9}Zaniercn ge=
§tt)cifett. '30'Zan tan e^ ba^er mercfen, tpeü man fie überaE in rei(^U(i)er 9}?engc
antrift. Snbeffen finb fie atterbingö unentbehrlich ^ tt)enn man i|)ren 9Zu$en
betrachtet. 6ie |)ängen bie ^Zoten §ufammen; fie beteben fie; fie geben i|)nen,
tt)enn eö nijt^ig ift, einen befonbern ^ad^hvud unb @ett)i(^t; fie mai^en fie
gefällig, unb ertueden folglich eine befonbere "iHufmercffamfeit; fie |)elfen i^ren
3n|)alt erklären; eö mag biefer traurig ober frölid) ober fonft bef (Raffen fe^n
tt)ie er tt)ill, fo tragen fie allezeit ba^ irrige bar§u be^; fie geben einen anfe^n=
tict)en ^^eil ber (Gelegenheit unb 9}Zaterie gum tt)a|)ren Q3ortrage; einer mäßigen
^ompofition !an burcl) fie aufgeholfen ttjerben, ha hingegen ber befte @cfang
o^ne fie leer unb einfältig, unb ber flärefte Sn^alt bat)on allezeit unbeutlic^
erf(^einen mu^.
2. §. 6o t>iel 9Zu^en bie "SQ^anieren alfo ftiften fönnen, fo gro^ ift auc^
ber 6c^abe, n)enn man t^eilö fc^lect)te ^Oflanieren n>ä^let, t^tii^ bie guten auf
eine ungefc^idte "^rt auffer i^rem beftimmten Orte unb auffer ber gehörigen
•^Ingal)! anbringet.
3. §. ©eömegen |)aben biejenigen allezeit fi(^erer gejubelt, tt)elcl)e i|)ren
6tü(fen bie i^nen gul^ommenben "SOZanieren beutli(^ [46] beigefügt ^aben, alö
tt)enn fie il^re Sachen ber ©ifcretion ungefc^icfter 'iHu^über |)ätten überlaffen follen.
4. §. ^u(^ ^ierinnen mu^ man ben "Jran^ofen ©erec^tigifeit mieberfa^ren
laffen, ba^ fie in ber 93e§eic^nung i^rer Gtüde befonber^ forgfältig finb. ©ie
gri5^ten 9DZeifter unfrei Snftrumentö in ©eutfi^lanb |)aben baffelbe, tt)iett)o|)l
nic^t mit folc^em Heberflu^, get|)an, unb mer tt)ei^, ob fie nic^t burcl) biefe t)er=
nünftige 9Ba^l unb "iHnsa^l ber 9}Zanieren (Gelegenheit gegeben ^ahm, ha^ bie
^ran^ofen anje^o nid)t me|)r, tt)ie öorbem, faft jebe 9Zote mit einem fotc^en
QSon ben 9DZamcren überbau))! 25
Skrxatf) i)ef(^tt)ercn, unb baburi^ bie nöt^ige ©cuttic^fcit unb ebtc (Sinfatt beg
©cfangcg t)erftc(fen*).
5. §. ^ir fe|)en ^ierau^, ba^ man temen muffe, bie guten 9}Zanieren
t)on ben fci)Ie(^ten gu unterf(i)eiben, bie guten rec^t t)or§utragen unb fie an t^rem
beftimmten Orte in ge|)örtger "^In^a^t anzubringen.
6. §. ®ie 50'Zanieren taffen fic^ fe|)r tt)o|)t in ^tpe^ klaffen abt^eiten.
3u ber etften rechne ic^ biejenigen, tt)etci)e man t^eit^ burd) gett)iffe angenommene
Kennzeichen, t^eiB burd) ujenige steine ^Zi^tgen an^ubeuten pflegt; §u ber
anbent können bie übrigen ge^ijren, tt)e(c^e feine 3eid)en ^ab^n unb auö bieten
furzen ^Zoten befielen**).
7. §. ®a bie te^tere "tZlrt t)on ^ÜRanieren t>on bem ©efi^made in ber
SO^ufif befonber^ abhänget unb fotgtic^ ber Q3eränberung gar gu fe^r unter=
njorfen ift; ba man fie be^ ben (£tat)ier--Sac^en me|)rent^eiB angebeutet antrift,
unb ba man fie attenfaüö be^ ber ^intänglid)en ^n^ai)i ber übrigen miffen tan:
fo ttjerbe ic^ nur ettt)ag tt)enige^ am (Snbe, be^ ©etegen^eit ber Fermaten baoon
anfü|)ren, im übrigen aber btoö mit benen an^ ber erften (klaffe §u t^un ^aben,
inbem fie me^rent|)eiB fc^on t)on langen Seiten |)er gteic^fam gum 'SJefen be^
(Ikmer=Spieten^ gef)ört ^aben [47] unb o^ne Streifet aEe§eit 9}^obe bleiben
tt)erben. 3c^ tt)erbe biefen bekannten 9}^anieren einige neue beifügen; ic^ tt)erbe
*) [®a^ bie Sitte, bie ^JJanieren btö auf "SBetbe^attung einiger gan§ tüenigen unb
elementaren burd^ oöltigeö *2luöf(i^reiben mit gett)i5^ntirf)en 9loten nacf) it)rem wai^ren
gSertc berfetben bem '23ti(fe leidster su oerbeutUrf)en, gegen gnbe beö 18. 3t)^- attgemein
eingebürgert war, bezeugt '3[Ritct)me^er (a. a. O., S. 37) au^t>vü<£li6), fowie er au(^ fagt,
ba^ a\x<i) unfer ©efd^mad in fe^r öielen Stütfen feit 20 3ctt)ren fi^ öerbeffert ^at.]
**) [®ie oon ben fran5öfifcf>en ßlaöeciniften ftammenben 9}?anieren ber erften klaffe
nannte man n)efentlid)e9}?anieren (6eit ^OZarpurg, Anleitung 5. Maoierf^)ieten 1755: G^iel--
manieren), bie ber 5n)eiten tt>iU!ürti(i^e 9}Janieren (feit 'SJiarpurg, a. a. ö.: 6e^--
manieren). ®ie Äeimat ber te^teren ift Stalien; fie finb nad) "SJ^ar^Jurg^ ©eftnition:
„ni(i)tö anber^ aU eine Q3erbinbung einer ober met)rer 9Zebennoten mit einer &>auptnote
<m§ ber 'SJietobie; finb fie in ber Harmonie enthalten, fo beiden fie f)armonifd)e 9'^ebennoten,
tt)o ni(i)t, <2ßed)fet- ober burd)ge|>enbe 9^oten", wö^renb man bie 6pietmanieren 5um Hnter-
fd^ieb i)on i^nen tx)efenttid)e 9}?anieren nennt, „weit fie in jebem 6tücEe gebrau(i)t werben".
0ie wid^tigfte Quelle jum Stubium ber tt>iafürli(i)en "SCRanieren, beren '2lnn)cnbung sur ftit=
ootten Snterpretotion ötterer ^taöiermufif unerlä^lirf) ift, beren ^rajig unö aber feit etxoa
1800 ab{)anben fam, bitbet 9JJarpurgg obenerwäi^nteö QBerf, tamh^n Öuan^' S^töten-
unb £eop. "SKosartö Q3ioKnfcf)ute. 3n 5 klaffen eingeorbnet, gerfaHen fie in 6d)tt)ärmcr,
unb §tt)ar einfa(i)e unb f^ringenbe mit mei^reren Unterarten aU „fd)n)ebenben" 9JJanieren, in
„laufenbe Figuren" (ftufenweife auf-- unb abwärt^), roEenbe 'Figuren (bie 9^oten ge^en niä)t
gerabe fort, fonbern man u>eid)t öon einer auf bie anbere beftönbig ^uvü(£; "Slbarten: QBotse,
@ro:|):po, Äalbjirfet), „f^jringenbe Figuren" (offorbifd)e "Bredjungen) unb „öermifd)te ^O'ianieren"
(Q3ermif(^ungen aUer öorigen aU "^affagen, @änge, <2ßenbungen ufw.) "^lu^sugötDeife 9CRit-
teilung berfelben in «IIb. ^ullafö „«äftf)etif beö ^laöierf^iclö", 4. ^ufl. ö. Äerouög. bicfeö
95uc^e^, £ei^)5ig, 1905, S. 5. ^a^nt 9^c^fr.]
fie ertlären unb i|)nen fo »tet möglich i^ren 6t^ beftimmen; id) tt)erbe ber ^c=
quemttc^feit megen i^re "Jinger-Ge^ung, in fo n)eit fie mcrdtDürbig ift, fo tt)o|)t
alö bie "iHrt fie i)orsutvagen, gleich barbe^ mit anfü|)ren; x<i) tverbe bur(^ (kjempel
t>a§, ft)aö man nic^t altegeit mit alter @ctt>i^f)eit fagen fan, erläutern; ic^ tperbe
oon einigen falfc^en ober «jenigftenö unbeutlicl)en Seichen, bamit man fie t)on
ben rechten unterfc^eiben lerne, inglei(^en t)on »ertt)erflid)en Sanieren baö nöt^igc
ertt)e|)nen; ic^ n)erbe §ule^t meine £efer auf bie ^robe--6tü(fe t)ertt)eifen, unb
f)offe burc^ alle^ biefeö M^ ^ier unb ba eingen^ur^elte falfc^e Q5orurt^eil, öon
ber 9'^ot|)tt)enbigfeit ber überhäuften bunten 9Zoten be^ bem (Ilaoier--6^ielen,
giemtid) auö bem Qöege gu räumen.
8. §. ©iefem o|)ngead)tet fte^et eö jebem, mer bie @efc^idli(^!eit befi^et,
fre^, auffer unfern 90'Zanieren n^eittäuftigere ein5umifcl)en. 9^ur brauche man
^ierbe^ bie 93orfid)t, ba^ biefeö feiten, an bem recl)ten Orte unb o^ne bem
•^Iffecte*) beö Qtixät^ ©emalt p t|)un gefc^e|)e. 9}Zan tt)irb oon felbften begreifen
ba^ 5um (Eyempel bie Q3orftellung ber Hnfd)utb ober Traurigkeit weniger '^u^=
jierungen leibet, aU anbere £eibenf(^aften. ^OBer |)ierinnen ha^ nöt|)ige in Obacht
nimmt, ben fan man für »oltfommen ^^a^iren taffen, n)eil er mit ber fingenben
"Slrt fein Snftrument ju f|)ielen, i>a^ überraf(i)enbe unb feurige, n)elc^e^ bie
Snftrumente öor ber 6inge=6timme t>orauö |)aben, auf eine gefcl)idte "^Irt öer=
fnüpfet, unb folgli(ä) bie ^ufmerdfamfeit feiner Su^örer burc^ eine beffänbige
95eränberung »or^üglid) aufzumuntern unb gu unter|)alten mei^. 3n biefem
^uncte be|)alte man o|)ne QSebenden ben llnterf(i)ieb ^tpifc^en ber Singe=6timme
unb bem 3nftrumente be^. ^er nur fonft bie nöt|)ige 93e^utfam!eit [48] tt)egen
biefer SO^lanieren anrt)enbet, ber fe^ übrigen^ unbekümmert, ob baö, n)aö er fpielet,
eben gefungen werben fönne ober nid)t.
9. §. Snbeffen mu^ man bennod) t)or allen ©ingen fic^ ^üten, t>a^ man
üiid^ mit unferer '^Irt öon 9}Zanieren nic^t p öerfd)n>enberifct) umge|)e. 9Jlan
betract)te fie aU Sierrat^en, womit man t>a^ befte &thäut>^ über|)äufen unb al^
ba^ ©ewür^e, womit man bie beften 6))eifen oerberben tan. Q3iele 9^oten, in=
*) [®ic „'2lffcftente^re", b. t). bie ^cftimtnung be^ QSorfrag^ t)ittftd^tttd) bcö ^ernpo,
ber ®^nami^ uftt). auö bem getftigen Q.^avattQV ber ^om^ofition i)erau^, ift boö "Junbamenf
einer rid)tigett ^uffaffung unb Snterpretation ölterer 9JZufit ®ie ^et)errfd)ung biefer er--
äic^erifd^en, ^eute kiber ganj ob^anben gekommenen ^unft tvurbe bamalö al^ felbftoer--
ftänblid) angefe^en unb beö|)db mit 93ortragö--, g^^uancierungö-, ^empo-- uftt). '23cseid)nungcn
anß alteräu^erfte gefpart. Q3gt. 2top. ^o^avt^ 93ioUnfc^uIe, 6. 258: „9DZan mu^ nx6)t
nur aUeö 'Slngemerfte unb 93orgefd)riebene genou beobarf)fen . . fonbern man mu^ aud) mit
einer geiüiffen gmpfinbung fpiclen;|man mu^ fid) in ben ^ffeft fe^en, ber ou^su-
brüd en ift ufn?/' '^oä) 3. ^. 9}iitd)me^erö „®ie n>at)re '^vt ta^ '^ianoforte-'Jorte ju
f))ieKen", ©reiben 1797, ja nod) ^. @. SOZüUerö Maoier- unb gortepianofcl)utc 3ena 1804
ftcUen hie felbftoerftänbtid)e '23eobad)tung ber '2lffe!tenlet)rc at^ "Junbament be^ guten
QSortragä f)in.]
93ott bcn SO'Janicrcn übcti^aupt. 27
bem jtc öon deiner ^v^thlxi^Mt finb, muffen »on i^ncn »erfc^ont bleiben; öicte
9'Zoten, tt)etd)e an ft(^ fc^immemb genug finb, leiben fie ebenfalls nid)t, n?eit fte
nur bie ^ict)tig!eit unb Einfalt fotd^er 9Zoten er|)eben unb »on anbem unter=
fc^eiben folten. '^Bibrigenfatl^ tpürbe i(^ benfetben "Je^ter bege|)en, in ben ein
9?ebner föltt, tt)e(d)er auf jebe^ QSort einen nac^brü(flic^en "iHccent legen tt)ottte;
alte^ tpürbe einerlei unb folgtid) unbeuttic^ werben.
10. §. 935ir tt)erben auö ber ^olge erfe^en, ha^ man(^er ^aü me^r al^
eine '^vt öon SD^anieren ertaubet; l;ier braui^e man ben 93ort^eit ber 93er--
änberung; man bringe batb eine fc^mei(^etnbe batb eine fc^immembe Lanier
an, ober man trage sur ^bn)e(^fetung mani^mat bie 9^oten, in fo ferne fie e^
ertauben, gan^ fd)tec^t, o|)ne '^ankv, bo(^ nac^ ben 9?egetn be^ guten 93or=
tragg, tt)Ot)on in bem fotgenben Äauptftü(fe ge^anbett tt)erbett n>irb, unb nac^
bem tt)a|)ren Effect oor.
11. §. S^ ift fc^mer, ben 6i^ jeber ^Jianier fo gar genau gu beftimmen,
inbem jeber €om))onift be^ feinen (^rftnbungen, o|)ne t)a^ er h^m guten @e=
fct)ma(fe @ett)att t^ut, bie ^xit)i)iit ^at, an ben meiften Oertem eine xi)m belie-
bige 9}Zanier barbe^ gu fe^en. ^ir begnügen un^, burd) einige feft beftimmte
6ä^e unb Syempet, tt)enigftenö burc^ '«2lnfüt)rung ber llnmögtid)!eit einer anju-
bringenben 9JZanier unfere £efer |)ierinnen gu unterrichten; [49] unb inbem man
bep benen Qtüdtn, tt>o atte 9}Zanieren angebeutet finb, beömegen unbekümmert
fe^n fan, fo ))flegen im @egent|)eil bie Qtixdt, tt)0 ttjenig ober nic^tö bah^p
ge5ei(^net ift, nad) ber gett)ö|)nlic^en "i^lrt mit i|)ren ^[Ranieren t)erfe|)en gu tt)erben.
12. §. Snbem id) mic^ in biefer f(^tt)eren 6a(^e, noct) §ur Seit Mne#
95orgängerö, tt)etd)er mir biefe fc^tüpfrige 95a^n gebroct)en ^ätte, gu erinnern
tt)ei^: fo tt)irb mir niemanb verübten können, menn ic^ glaube, t>a% o^ngeac^t
gett)iffer feft gefegten ^älle, bennoc^ üietteicl)t eine 90Zöglicl)feit gur ^uönai^me
öor^anben fepn Ifan.
13. §. ©eömegen ift nöt^ig, tt^eit be^ biefer SDZaterie, um fie mit 93er--
nunft SU gebrauchen, öiete Kleinigkeiten in ac^t §u nel)men finb, ta^ man, fo
»iel alö möglief), burcl) fleißige '^In^ijrung guter ^^ufiden fein @e^ör übe, unb
oor allen fingen, um öiele^ befto beffer su oerfte^en, bie 9©iffenfcl)aft be^
@eneral-93affeö beft^e. ^ir |)aben auö ber (grfa|)rung, ba^ berjenige, tt?elcl)er
nic^tg grünblicl)eö oon ber Harmonie öerfte^t, allezeit be^ "Slnbringung ber
gjlanieren, im ftnffern tapptt, unb ben guten "^Hblauf niemals feiner (Sinfic^t,
fonbem bem bioffen ©lüde gusufi^reiben ^at. 3(^ tt)erbe gu bem ^nbe aße^eit,
tt>o eö nöt^ig ift, ben 93a^ ben ^5em))eln beifügen.
14. §. O^ngeac^tet bie 6änger fo tt)o^l alö anbere Snftrumentiften, tt)enn
fie i^re <z>tMt gut ausüben tt)ollen, eben fo wenig bie meiften »on unfern Keinen
9Jlanieren entbet)ren fönnen alö bie (Ilai}ieriften, fo ^ahm boc^ bie le^tem
28 ®«^ jtpepte Äau^tftüd. grfte "^Ibt^cUung.
orbcntttd)er »crfal^ren, ba fie ben 9}lanicren getviffe ^ennjeici^en gegeben, tt>o=
buvd) bie ^rt i^re 6tü(fe gu f|)ie(en, beutlid) angebeutet trorben ift.
15. §. ®a man biefer löbtic^en QSorfic^t ni(^t gefotget ift, unb im @egen=
t^eit burc^ wenige Seichen alteö anbeuten tt)olten, fo tt)irb ben übrigen bie £e^re
t)on ben 9}^anieren nx<i)t nur oiel [50] faurer aB ben €tai)ier--6^ietern, fonbern
man l^at and) au^ ber ^rfa|)rung, ba^ baburc^ öiele unbeuttid)e ja falfi^e
Seichen entftanben finb, tt)etc^e noc^ je^o sutt)eilen »erurfai^en, ba^ x>uh Sa^en
ni(^t ge|)i5rig auögefü^ret werben. 3um Syempet ber SD^orbent ift in ber 9Jlufi(f
eine nöt^ige unb bekannte 9}lanier, inbeffen kennen n)enige, auffer bie dtaöieriften,
beffen 3eid)en. 3(^ tt)ei^ ba^ baburc^ oft eine Stelle in einem Qtixdt »erborben
tt)orben ift. ®iefe Gtelle mufte, tt)enn fie nicl)t unfc^macf^aft klingen fottte, mit
einem langen 9)Zorbenten |)erauö gebract)t tt)erben, tt)etct)en niemanb o^ne '2ln--
beutung njürbe errat|)en |)aben. ®ie 9^ot|)tt)enbig!eit biefe^ nur be^ bem €lat)iere
bekannte 3eict)en bar^u ^u fe^en, tt)eil man ifein anbereö i^at, »erurfac^te, t>a^
man eö mit bem 3eid)en eineö ^rillerö t)ertt)e(i)felte. '^Bir n^erben in ber "Jolge
au^ ber groffen Q3erf(^ieben|)eit biefer ^n^ep 'SSJZanieren erfe|)en, tt)ie unangene|)m
bie 'Jöürdung ^ieröon geiuefen fe^.
16. §. 0a bie *5ran^ofen forgfältig in 93e^fe^ung ber 3eid)en it)rer
9}^anieren finb, fo folgt t)ierau^, glei(^n)ie man fid) leiber biö|)ero über^au^t
i?on i^ren Sad)en unb i^rer guten *2lrt haß G^laoier §u f|)ielen entfernt, t>a^
man au(^ baburc^ sugleic^ t)on ber genauen "iHnbeutung ber 9)Zanieren bergeftalt
abgen)i(^en ift, ha^ biefe fonft fo bekannten 3ei(^en je^o au(^ bep ben (Ilat>ier=
Sachen fc^on angefangen, frembe <S)inge gu fe^n.
17. §. ©ie in benen 'xlüRanieren ftedenbe 9'Zoten rict)tett ft(^ njegen ber
93erfe^ungö--3ei(^en nad) ber OSorgeic^nung bep bem Scl)lüffel. ®em o^ngeac^t
tt)erben tt)ir in ber <5olgß fe|)ßn^ ha'^ halb bie t)or|)ergef)enben, batb bie nac^=
folgenben 9^oten unb überhaupt hk *2luött)ei(^ungen eineö ©efange^ in eine
anbere Tonart ^ierinnen eine '2Iu^na|)me oft gu macl)en pflegen, tt)etcl)e ein ge=
ühUß O^r balb gu entbeden mei^. [51].
18. §. ®amit man aber au(^ benen beönjegen fic^ ereignenben 6c^n)ierig=
feiten öorfommen möge, fo ^aht xd) für nöt^ig gefunben, bie '^vt bepjube^alten,
öermijge tt)elc^er be^ allen ^O^anieren bie 93erfe$ungö--3eic^en 5uglei(^ mit an=
gebeutet tt)erben. 9}Zan tt)irb fie in benen ^robe--6tü(fen batb einzeln balb
hoppdt, tt)o eö nöt|)ig gen)efen ift, antreffen.
19. §. ^lle 9?Zanieren erf orbern eine pro^ortionirte 93er|)ältni^ mit ber
©eltung ber 'ifloU, mit ber 3cit--'3l)'Zaaffe unb mit bem 3nf)alte beö Studio.
9}Zan mer(fe be^ benen "fällen befonberö, mo unterfc^iebene *!2lrten öon 9}Zanieren
^tatt |)aben, unb tt)o man iuegen be^ "^Iffect^ nict)t gu fe^r eingefc^rändt ift, ba^
je me|)r 9^oten eine ^^Zanier enthält, befto langfamer bie 9^ote fepn mu^, tt)o=
be^ fie angebra(^t tt)erben foE, eö entfte^e übrigen^ biefe Cangfamfeit auö ber
Q3on ben 'SJJanicrcn übzvi^aupt 29
©citung t»er ^ott ober an§ ber 3eit--SQZaaffe be^ Gtücfeö. ©a^ briEante,
tt)etc^eö bie S[Ranter l^eröorbringen folt, mu^ alfo ntc^t babur(^ ge^inbert tt)erben,
tt)enn gu öiet 3ett--9^aum üon ber 9'^ote übrig bleibt; 3m @egent|)eit mu^ man
aucf) burc^ ein aÜ5u|)urtigeö '^luöüben gen)iffer 9}Zanieren feine llnbeuttic^feit
üerurfac^en; biefeö ge[(^ie^et ^au^tfäct)li(i), tt)enn man 9}Zanieren i)on bieten
9^oten ober öiete SO'Zanieren über gefc^tpinbe ^^oten anbringet.
20. §. O^ngeac^fet tpir in ber ^otge fe|)en tt)erben, iia^ man ^unjeilen
mit ^tei^ eine 93^anier über einer langen 9^ote anbringet, tt)et(^e bie <2Bä^rung
biefer 9^ote m6)t ööEig auffüllt, [o mu^ man bennoct) ^ierbep bie te^te 9'Zote
einer folc^en 9D'Zanier nict)t e^er auf|)eben, aU big bie fotgenbe !ömmt, inbem
ber €nban)e(f aller 9}Zanieren ^auptfä(^li(^ ba|)in gerichtet fe^n mu^, bie 9Zoten
Sufammen gu Rängen.
21. §. 9©ir fe|)en alfo, i>a^ bie 9}Zanieren me^r be^ langfamer unb
mäßiger al^ gefc^tt)inber 3eit--'3[Raa^, me|)r be^ langen at^ furzen 9Zoten ge-
braucht tt)erben. [52].
22. §. QSaö tt)egen ber ©eltung ber 9^oten fo tt)o^l bep ben 3eicl)en al^
au(^ kleinen 9^ötgen gu bemerken ift, n)erbe i<^ allezeit bep ber ^rflärung ber--
felben anführen, ^ufferbem ftnbet man bie le^tern nad) i^rer tt)a|)ren @eltung
in ben ^robe--Stü(fen auögebrücft.
23. §. "^llle burc^ fleine 9^ötgen angebeutete 9}^anieren ge|)i5ren §ur
folgenben 9^ote; folglid^ barf niemals ber »or^ergel^enben tttoa^ öon i^rer
©eltung abgebro(^en njerben, inbem blo^ bie fotgenbe fo üiel oerlie|)rt, aU bie
kleinen 9^ötgen betragen. ®iefe '^Hnmerdung ift um fo üiel nöt^iger, je me|)r
gemeiniglich |)iertt)iber gefettet tt)irb, unb je n)eniger ic^ ^be i)er^inbern fönnen,
ba^ 3utt)eilen be^ ben gehäuften 3eic^en ber ^inger=Se^ung, ber 9Jlanieren unb
be^ Q3ortrag^, ber 9^aum be^ ben ^robe=6fücfen erforbert ^at, ba^ einige
fleine 9Zötgen t)on i^rer Äau^tnote, tt)0§u fie gehören, ^aben muffen abgeriffen
tt) erben.
24. §. 93ermöge biefer 9^egel njerben alfo ^tatt ber folgenben i)aupt--9^ote
biefe !leinen 9'Zötgen §um 93affe ober anbem Stimmen §ugleic^ angefc^lagen.
^an f(i)leift burc^ fie in bie folgenbe 9Zote i^inein; ]^iertt)iber tt)irb gar fe^r
oft gefel)let, inbem man auf eine rauf)e '^xt in bie Äaupt--9^ote hinein ))lum^t,
na(^bem nod) tt>o^l gar bar§u bie mit ben kleinen 9Zoten üergefeEfi^aftete
SDZanieren ungefcl)icft an= unb ^erauö gebracl)t worben finb.
25. §. 0a man be^ unferm heutigen @ef(^ma(fe, ttjop bie Staliänifc^e
gute 6ing--^rt ein anfe^nlic^eö mit beigetragen ^at, ni(^t mit ben '^ran^öfifc^en
SDZanieren allein auöfommen fan; fo ^abe ic^ bie Sanieren oon me|)r al^ einer
g^Zation pfammen tragen muffen. 3i^ i)ahz i|)nen einige neue beigefügt: 3cl)
glaube aucl), ba^ be^ bem (Ilat)iere fo n)o|)l aB anbem Snftrumenten bie S^iel-
«Hrt bie befte fep, tt)eld)e auf eine gefc^i(fte "iHrt ba^ ^ro|)re unb OSriöante be«
30 ®oö äive^fe Äauptftüc!. grftc ^bf^cilung.
<3^ranaöftfd)en ©cfc^maifö mit bem [53] 6d)mei(^el^aftcn ber 9©etfc^en 6tng-
*51rt 5u vereinigen tt)ei^. ®ie ®eutf(^en ftnb {)ieräu befonber^ aufgelegt, fo
lange aU fte t)on 93orurt^eiten befreiet bleiben.
26. §. Snbeffen !an e^ tt)o|)t fe^n, ba^ einige mit biefer meiner '^ßa^t
oon "StRanieren ni(^t gän^tid) aufrieben fepn n)erben, tt)eil fte oieöeic^t nur einem
@ef(^ma(fe gefc^njoren ^aben; ic^ glaube aber, ba^ niemanb mit ©runbe in ber
^[Ruftcf ettt)a^ beurt|)eilen fan, als tt)er ni(^t aEerlep gehört |)at unb ta^ befte
aus jeber "^Irt p finben wei^. 3(^ glaube aud), nac^ bem ^uSf^jruc^ eineS
gett)iffen groffen 9[)ZanneS, ba^ stt)ar ein ©efc^mad mel^r guteS als ber anbere
i)ahi, t>a^ bem o^ngeacf)t in jebem ettt)aS befonberS gutes ftede unb feiner noc^
nict)t fo üollfommen fe^, i)a^ er nid^t noc^ Sufä^e leibe, ^md) biefe Sufä^e
unb 9?afftnement ftnb mir fo meit gebmmen, als tt)ir finb unb merben auc^
noc^ immer meiter !ommen. ©iefeS !an aber unmöglich gefc^e|)en, menn man
uur eine "^Irt von ©efc^made bearbeitet unb glei(^fam anbetet; SOZan mu^ ftc^
gegent^eilS alleS gute p nu^e machen, man mag eS ftnben mo man mill.
27. §. <Sa alfo bie 9JJanieren nebft ber "^rt fte gu gebraucl)en ein an=
fe^nlicl)eS jum feinen @efct)ma(fe beitragen; fo mu^ man meber ju »eränberlic^
fe^n, unb ben ^ugenblid jebe neue SC^anier, eS mag fte vorbringen mer nur
tt)ill, o^ne meitere llnterfuc^ung annehmen, nocl) auc^ fo viel Q3orurt^eil für ftc^
unb feinen ©efc^mad befi^en, auS ^igenfinn gar nichts frembeS annehmen gu
moUen. <5replic|) gehöret alleseit eine fcl)arfe Prüfung vorder, e|)e man ftc^
etn)aS frembeS gueignet, unb eS ift möglich, i)a^ mit ber Seit burc^ eingeführte
unnatürliche 9'^euerungen ber gute ©efc^mad eben fo rar merben fan, als bie
^iffenfct)aft. 3nbeffen mu^ man boc^, ob fc^on nicl)t ber erfte, bennoc^ auc^
nic^t ber le^te in ber 9^a(^fotge genjiffer neuer ^a- [53] nieren fe^n, um nicl)t
aus ber ^O'Zobe ^u kommen, ^an U^vi fic^ nic^t baran, tt)enn fte anfangs nic^t
allezeit fcl)me(len mollen. ®aS neue, fo einne|)menb eS gun^eilen ift, fo tt)ibcr=
tvärtig ;)flegt eS unS manct)ma^l §u fe^n. ©iefer le^tere Hmftanb ift oft ein
95emeiS von ber @üte einer Sa(^e, meli^e ftc^ in ber S^olge länger erhält, als
anbre, bie im *tllnfange aK§ufe|)r gefallen, ©emeiniglid) merben biefe le^teren
fo ftrapagiert, t>a^ fie balb §um (Edel merben.
28. §. <5)a bie meiften (Ejempel über bie "SJ^anieren in ber rechten Äanb
vorkommen, fo verbiete ic^ biefe Sct)ön|)eiten ber linden gan^ unb gar nic^t;
i6) rat^e vielmehr jebem an, alle 9!)lanieren mit bepben Äänben für ftc^ su
üben, tt>eil fie eine "Jertigifeit unb £ei(^tigfeit, anbre 9'Zoten |)erauS5ubringen,
verfd)affen. ^ir merben auS ber <5olge fe^en, t>a^ gett)iffe 9}ianieren auc^
öfters bep bem 93affc vorkommen. '^Huffer bem aber ift man verbunben, alle
9^ac^a|>mungen bis auf bie geringfte Kleinigkeiten nac^§umac^en. ®amit alfo
bie linde Äanb biefeS mit einer @efc^idlid)ieit verri(^ten fönne, fo ift nbt^ig,
t>a^ fte ^ierinnen geübt tt)erbe, inbem eS mibrigenfallS beffer fe^n tt)ürbe, bie
93on bcn 93otrfci^Iägcn. 31
^ankxtn, tt)c(ct)c t^re *!Hnmut|) verlieren, fo balb man fit fc^tec^f vorträgt,
tt)cg§utaffcn.
29. §. [6. 54—55 öcrwa^rf fid^ bcr Q3crf. gegen btc ni^t ooti it)m ftammenbc
unb ot)ne fein <2Biffcn unter feinem ^Jamen oeröffentlid^tc (grftärung einiget 9!JJaniercn im
II. 5eite feiner Sonoten unb bie Äerauögabe ber im „£ottcrfd)en ßatatoguö aller mufifa-
tifd^en 95üd)er'' oom Sai^re 1753, S. 8. genannten „VI. Sonafeö nouveaux per Cembalo
1751'' at^ nid)t öon xf)m ftammenben ober alten, folf<^ gefd^rtcbencn GtücEen.]
Swepte '^bt^cilung.
1. §. ®te 93orf(^täge finb eine ber nötf)tgftcn SSJlameren. Sie üerfjeffem
fo tt)o^( bie SDZelobie aU au(^ bie Harmonie. 3m erften ^aüe erregen jte eine
©efättigfeit, inbem fte bie 'J'Zoten gut^ufammen Rängen; inbem fie bie Quoten, tt)el(^e
tt)egen i^rer £änge oft t>erbrie^(ic^ falten könnten, »erfür^en, unb gugleic^ auc^
t>aß ©e^ör füllen^ unb inbem fie äutt)eilen ben oor^erge^enben ^on tt)ieber|)oten;
man n)ei^ aber auß ber ^rfa|)rung, ba^ überhaupt in ber 9}Zufi(f ha^ t)ernünf=
tige ^ieber|)oten gefättig mad^t. 3m anbern 'Jciüe oeränbern fie bie Harmonie,
n>et(i)e o|)ne biefe 93orfc^läge §u fimpte tt)ürbe getpefen fe^n. 9}Zan fan alle
93inbungen unb ^iffonantien auf biefe 93orfd)täge surücf füf)ren; n>a^ ift aber
eine Harmonie o^ne biefe bepben Stü(fe?
2. §. ®ie QSorfc^läge ttjerben t^eil^ anbern 9Zoten glei(^ gefd)rieben unb
in ben '^aät mit einget^eitt, t^eitö werben fie burc^ steine "^fZötgen befonber^
angebeutet, inbem bie gröffern [56] i|)re ©ettung ben 'iHugen nac^ be|)atten, ob
fie fc^on be^ ber "iHuöübung t)on berfetben attegeit ettt)aö vertieren.
3. §. <S>a^ wenige, tt?a^ ittoa htt) ber erften "Slrt Q3orfc^läge gu bemerken
ift, werben tt)ir am ^nbe anführen, unb unö bloö je^o mit ben le^teren begannt
ma(j^en. QSe^be ^rten geilen fo tt)o|)l ioon unten in bie Äö|)e, alf oon oben
herunter.
4. §. ®iefe steinen 9Zi5tgen finb enttPeber in i|)rer ©ettung »erfc^ieben,
ober fie werben atlegeit fur^ abgefertiget.
5. §. 93ermögc be^ erften Hmftanbe^ ^at man feit nii^t gar langer Seit
angefangen, biefe 93orfcl)läge nac^ i^rer wahren ©ettung angubeuteu: anftatt
t)a^ man t)or biefem atte Q3orfci^läge burc^ ^c^t--^|)eile su bejeic^nen pflegte,
^ab. III. ^ig. 1.
[5ob. III.] ^ig. I. ^_. j^
S
1
®ama^B «jaren bie Q3orfc^täge öon fo »erf^iebener ©ettung noc^ nid^t eingc=
führet; be^ unfcrm |)euttgen ©efc^macfc l^ingegen ifönncn tt)ir um fo öiet tüenigcr
o^ne bie genaue *2lnbeutung berfelben fortkommen, je tt)eniger alle 9^egetn über
\i)rt ©ettung |)tntänglic^ finb, tt)etl alterte^ "tHrten be^ aßertet) 9'loten t>or--
fommen fönnen.
6, §. QStr fe^en jugleic^ auö biefer "Jigur: t>a^ bie Q3orfc^täge bie vorige
9'^ote 5utt)eiten tt)ieber^olen (a),
[^at). III.] gig. I.
(a)
t> c'^-J"tg
äutt)eiten au(^ nic^t (b),
[^ah. III.] g^ig. I.
(b) ^ i^ .(9L ^ (*)
^iftTirri^^- fni^r-^-4^i'-^ii,iitiit'tf
^p
i
lL:m V '^^ "p' rr t ryf
unb ba^ bie folgenbe 9Zote |)inauf unb herunter ge^en unb fpringen fan.
7. §. ferner lernen tt)ir au^ biefer 'iHbbitbung gugleic^ i^ren Q5ortrag,
inbem atte 93orf(^läge ftär(fer, alö bie folgenbe ^Zote fammt i^ren Sierat^en,
an^efc^lagen, unb an biefe gebogen njerben, eö mag nun ber 95ogen barbe^
ffe|)en ober nic^t. ®iefe bet)ben 93orfi(^ten finb bem ^nb^ujede ber Q3orf(^läge
gemä^, aU tt)oburc^ bie 9Zoten gufammen ge|)änget tt>erben foUen; man mu^ ^e
alfo fo lange, bi^ fie öon ber folgenben 9^ote abgelöfet n)erben, au^^alten, ba=
mit fie gut binben. *©er "Sluöbrucf, tt)enn eine fimple leife 9^ote nac^ einem
93orfc^lag folgt, mirb ber "^Hbgug genennt. [57].
8. §. ®a bie 3ei(^en ber 93orf(ä)läge nebft ben 3ei(^en ber ^riEer be^=
nal^e bie einzigen allenthalben belaubten finb, fo ftnbet man fie gemeiniglich
angebeutet. ®a man fi(^ aber bennoc^ ni(^t allezeit |)ierauf »erlaffen fan, fo
mu^ man t>erfu(^en, in tt)ie tt)eit eö möglich ift, ben Si$ biefer t>eränberlict)en
93orf(^läge gu beftimmen.
9. §. ^ufferbem tt)aö tvir im 6. §. gefe^en f)aben, fo bmmen bie 93or--
f(i)läge öon tjeränbertic^er ©eltung gemeiniglich t>or: '^e^ gleichem ^acte im
9^ieberf erlagen ^ig. II. (a), unb '2luf|)eben (b);
Q3ott bcn QSotrf^lägin.
33
[$at>. IH.] ^ig. II.
lü^^^
t>c^ ungleichem ^acte aber im 9'^icberf(^lage alteine, '^ig. III.
[^ab. III.] gig. III.
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allcjeit öor einer etwö^ langen 9^ote. '^an finbet fie femer »ot ben 6ct)luf=
^riUern ^ig. IV. (a). 93or ben falben Saben^en (b), öor ben (finfc^nitfen (c),
oor ben <5crmaten (d), unb üor ber Sd)lu^=9^ote nac^ (e) unb o^ne t)or^erge=
gangenen Triller (f). QSir fe^cn bep bem ^jempet (e), ba^ nacl) bem ^riüer
ber ^Sorfc^lag t>Ön tmten beffer t^ut, aU ber oon oben, begtt>egett würbe ber
^att bep (g) nic^t gut Hingen. Cangfame pnnctxxU 9^oten »ertragen biefe "iZlrt
oon 93orf erlägen ebenfalls (h). ^enn biefe *tHrt öon 9loten auc^ fc^on ge=
fd)tt>än5t n?ären, fo mu^ boc^ bie Seit-'SO'Zaa^ gemä^iget fe^n.
[^ab. III.] ^ig. IV.
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10. §. ®iefe t)eränberli(^cn 95orfd)täge oon unten kommen nic^t leicht
anberg oor, aU Xütxtn fie bic vorige 9^ote tt)iebcr|)olen; bie aber oon oben trift
man and) aufferbem an.
11. §. 9^a(^ ber gett)ö|)nlici^en 9^egel n)egen ber Geltung biefer Q3or=
34
©a^ ä^vc^tc Äau^jtftürf. Stveptt ^2lbf^eUung.
fci)lägc ftnbcn tt>ir, ha^ jte bie Äätftc üon einer fotgenben 9^ote, welche gleiche
5:^eile ^at, ^iq. V. (a), unb be^ ungleichen ^^eiten (b)
[^ab. III.] ^tg. V.
a)
^
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b)
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gttje^ ©ritt^eite bekommen. 'iHufferbem finb fotgenbe Syem^et ^ig. VI. mcrcf »ürbig.
[$ab. III.] 5ig. VI.
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12. §. <5)ie be^ ^ig. VII.
[^ob. III.] cjig. VII.
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bcftnblic^en ^yem^el fommen auc^ oft t)or. ©ie Sc^reib='2lrt bat)on ift nic^t
bie ric^tigfte, tt)eil [58] bep ben Raufen nic^t ftille gehalten tt)irb. (fö ^ttcn,
ffatt berfetben, *^uncte ober längere 9'Zoten gefegt tt)erben fottcn.
13. §. €^ ift gan^ natürtid), ba^ bie unoeränberti^en furzen Q3orfc^täge
am l^äuftgften be^ furzen 9Zoten öorfommen, ^ig. VIII. (a). Sie tt)erben ein,
5tt)ep, brepma^t ober noc^ öfter gefc^wängt unb fo fur^ abgefertigt, ha^ man
!aum mcrdt, t>a^ bie folgenbe 9^ote an i^rer ©cttung etttjag »erlie^ret. ®em
o^ngead)t fommen fie au6) üor langen 9^oten »or, 8utt>eilen n?enn ein ^on
einige ma^l angefc^lagcn tt)irb (b), auc^ auffer bem (c). "SOZan finbet fie eben--
fallg oor ben ^infc^nitten be^ einer gefct)tt)inben 9Zotc (d), be^ Q^üdungen (e),
93inbungen (f) unb be^ 6(i^teifungen (g); ®ie 9'Zatur biefer ^Zoten bleibt t>a'
burc^ unoerle^t. ®ag (fjempel bep (h) mit Q3orfcl)lägen öon unten t^ut beffer,
tt)enn bie 93orfc^täge al^ "^Ic^tt^eile gefpielt tt>erben. Xlebrigen^ muffen htp
allen (ffempeln über bie furzen Q3orfcf)läge, biefe le^tcm !ur$ bleiben, toenn
auc^ bie ^jempel langfam gef|)ielt werben.
Q3ott bctt 93orf<i^Iägctt.
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I^ab. III.] gig. VIIl
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14. §. ^cnn bie 93orfd)tägc ^crtien--6prünge au^füUcn, fo jtnb ftc auc^
fur$. 93ep bem "iHbagio aber ift bcr ^u^brud fc^meii^ctnbcr, tt)cnn bie 93or-
f erläge be^ bicfcm (Efcm^)ct <5ig. IX. (a) al^ 'iZli^tt^eite öon einer ^riote, unb
md)t aU 6ec^5e|)nt^eitc gef^ielt tuerben. 95e^ (b) fan man bie bentlic^e (Sin-
tl^eilung lernen. SDZan(j^ma|)t mu^ ttjegcn gett)iffer Itrfac^en in einem ©efangc
bie 9^cfotution abgcbro(^en werben, aÜt>a mu^ ber 93orfd)tag au^ gan^ fur^
fe^n '^ah. IV. (c). <5)ie Q3orf(i)täge t>or ben ^riolen tt)erben auc^ tuv^ abge»
fertiget, bamit bie ^latur ber ^riote beutlic^ bleibe (d) unb n>ibrigenfatt^ biefer
iJlu^brucf mit bem be^ (e) nic^t »ermirret werbe. *2ßenn ber 93orf(^(ag bie
reine Octaoe öom ^affe ^at, fo fan er auc^ nic^t lang fepn, »eil bie iöarmonic
ju leer Hingen würbe (f). 95e^ ber üerfleinerten Öctaoe hingegen finbet mon
i^n oft lang (g). [59].
l^ah. III.] 5ig. IX.
(a) (b)
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®a« jwe^tc Äau^tfHlcf. Swe^tc ^bt^cilung.
15. §. QQßenn ein ^on um eine Secunbc fteigt unb aBbann tpieber jurü^
ge^t, ti mag nun bicfer 9?ü(fgang burc^ eine Äaupt--9^ote ^ab. IV. ^ig. X,
öbir bur^ einen neuen ^orfc^lag, (a)
[^ab. IV.] ^ig. X. ^ ^ .
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gefd^e^en, fo entfielt öor ber mitfetftcn ^oU au6) leicht ein fur^er 93orfc^tag.
93e^ "^ig. XI.
[?ab. Iv.] 5tg. XI.
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finben ti?ir einen kaufen (fjem^el Don aücrle^ 9Zoten, bet) gleichen unb un=
glei(^en ^act=^rten; to\x fe|)en auö bem einen ^yem^^et, ba^ au(^ ein langer
93orfct)tag in biefem ^alle ange|)t. ®a geffoffene 9^oten über^au|)t fim|)ler »or»
93ott t)en QSorf^tägen.
37
getragen »erben muffen aU gefi^teifte, unb ha bie 93orf(^täge in^gefamt an bic
folgenbe ^^ote gebogen tt)erben: fo öcrftei^t e^ ftd) öon fetbffen, ba^ be^ biefem
^alte ebenfalls gefd)teifte Quoten »orau« gcfe|ft werben, llebrigen« tt>irb auc^
I()ierbe9, tt>ie bep atten Sanieren eine jjro^ortionirtc 3eit=50'Zaa^ erforbert tt)eit
bie gar ^u groffe ©efc^winbigfeit feine "iHu^äicrungen »ertraget. •tZluö bem mit
einem (*) bezeichneten ^jem^et fe^en tt)ir, ba^ be^ biefer ©etegen^eit, tt>enn
nac^ einer furzen eine ungteid) längere 9^ote folgt, ber Q3orfc^lag t>or biefer
le^teren nic^t gut t|>ut. <2Bir tt?erben in ber ^olge fc^en, ba^ at^benn eine
anbere SD^anier, tt>el(i)c beffer auöfüttt, angebrad)t n)erben fan.
16. §. ^ufferbcm, ttja^ biö^ero t)on ber ©eltung ber 93orf erläge ange=
fü^rt tt)orben ift, fommen 5utt)eilen <5ätle üor, tt?o ber Q3orfc^lag tt)egen be«
Effect« länger, alö gemö^nlic^ gehalten tt)irb, unb folglid) me^r alö bie Hälfte
»on ber fotgenben 9^ote beifommt, ^ig. XII. (a). ®ann unb tvann mu^ man
auö ber ioarmonie bie ©eltung ber Q3orf(^läge beftimmen; tt)enn be^ (b) bie
93orfc^läge ein gan^eg Q3iert^eil au^mac^en follten, fo tt>ürben bie ^ur legten
^ap^oU anfct)lagenben Quinten e(fet^aft Hingen, unb be^ (c)
[?:ob. IV.] ^ig. XII
i
f^
j?
r« IJII ^^•. II Vni rJ>.ll'^l"J J1I
')ft'if II rf.-H- vfri ^kfii :rY., *fl
[i '?! ^fir^"-^g
r=^
ttJürben offenbare Quinten gum ©e^ör fommen, tt)enn ber 93orfc^lag länger, al^
t>a fte|)t, gehalten tt)ürbe. ^ep bem mit (*) bezeichneten ^jem^jel '^ab. III. "^ig- 1.
muf [60] ber 93orfc^lag auc^ nict)t länger fe^n, fonft flingt bie Septime gu |>art.
17. §. "SOflan mu^ atfo ebenfaE^ bep "Einbringung ber 93orfcl)läge, tvk
über|)aupt bep aEen 9}lanieren, ber 9^einigfeit be^ Qa^tß feinen ^ort t^un,
beött)egen finb bie d^^mptl bep "Jig- XIII.
l^ab. IV.] c^ig. XIII.
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nic^t tt)o^l nac^§ua|)men. "^olglicl) ift eö am beffen, man beutet alle Q3orfc^lägc
famt i|)rer ttja^ren ©eltung an.
18. §. *2llle biefe Q3orf erläge, nebft i^ren "^bäügen, n)enn fie auma^l
pufig oorfommen, t^un befonber^ bep fei)r affectui5fen ©teilen gut, inbem ber
le^tere oft mit einem 'piani^imo gleic^fam »erlöfc^t, ^ig. XIV.
38 ®<»* S^e^te Äaupfftüd. 3wtptt «Jlbt^cUung.
[?ab. IV.] ^ig. XIV.
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93c^ anbcrn ©ctegen^citcn aber njürbcn fic bcn ©efang ju matt machen, wenn
fie ntc^t alöbenn enttt)eber bie 93ortäufer t)on leb|)aftern 9Jlanieren tt)ären, tt)etc^e
bie fotgenbe ^^otc bekommet, ober felbft noc^ einen 3ufa^ Jjon anbern 3ier=
ratzen annä|)men.
19. §. ®eött)egen trägt man bie folgenbe 9^ote gerne fim^el »or, tt)enn
fte einen au^gegierten 93orfct)tag ge|)abt |)at. ®iefe Einfalt tt>irb burc^ t>a^
gewöhnliche biefen 9^oten gubmmenbe ^iano Qiixdlxö) er|)atten. ^in flmpel
vorgetragener 93orfc^tag |)ingegen leibet gerne eine auöge^ierte *5otge. ^Oßegen
be^ te^tern ^aüe^ befiele ^ig. XV. (a) unb wegen beö erftem (b).
[^db. IV.] gig. XV.
(a)
(b)
e
20. §. ©iefe "iHu^fdjmüdung ber 93orfc^täge, inbem fte oft neue Keine
9^i)tgen erforbert, ift ilrfa(i)e §u anbern in ber "Jolge erklärten "SO^anieren, unb
man pflegt alfo in biefem ^aUt biefe Q3orfc^Iäge gerne at^ orbentlic^c flöten
in ben '^adt mit ein5ut|)eilcn (c). 93ep langfamen 6tü(fcn fan zuweilen ber
93orfc^lag fo wo|)l al^ bie folgenbe 9^ote auögefctjmücft fe^n (d).
I^ab. IV.] ^ig. XV.
(c)
I
(d)
s
e
21. §. ©em o^ngeac^t |)flegt man bie 93orfc^läge oft beöwegen in btn
^act mit einjut^eiten, bamit Weber fte noc^ bie folgenbe 9'Zote auögejieret
werben (e). [61].
[^ab. IV.] ^ig. XV.
(e)
^ I n; r_ci_]i
22. §. ©ie ^Zoten nac^ ben 93orfc^lägen, o|)ngeac^tet fte t>on i^rem
^ert^e etwa^ einbüffen, verlieren boc^ nic^t i^re SOf^anier, wenn eine brüber
fte^t ^ig. XVI.
Q3on bcn Q3orfd)tägen.
39
['^ab. IV.] 5ig. XVI.
m
ioingcgen mu^ man aud) mct)t bie SERanier über bicfc 9^otcn fe^en, welche ber
93orfci^lag ^aben foU. 9}Zatt mu^ atfo aUc§cit bic 5!?^amcr über i^ren gc|)örigen
Ort beutti(^ anbeutcn. 6oCen SOflanieren gttjtfc^en bem 93orfd^lag unb ber
folgenbcn SRote angebracht mcrben, fo muffen fte au<i) bar^tpifc^en angebeutet
fe^n. ^ig. XVII.
[^ah. IV.] <SiQ. XVII.
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23. §. Q5or au^gefi^riebenen unb in ben "^adt eingeteerten Q3orfc^lägen
i)on oben fönnen man^ttia^l fo njo^l lange aU fur^e 93orfc^täge aufg neue
angebra(^t tt?erben, (1) tt>enn bie öor^erge^enbe 9^ote ttjieber^olt toivb
<5ig. XVIII. (a); (2) wenn ber auggefct)riebene Q3orf(^(ag nic^t »or ber 6ci)lu^=
9^ote fte^et, tt)ie man bep (b) biefen '5e|)ter fte|)t. ^^lu^gefc^riebene QSorfc^läge
öon unten teiben feinen neuen Q3orf(i)tag oor fic^, tt)eber öon unten no^ t>on
oben (c); na(i)|)ero aber ttjo^t (d).
I^ab. IV.] gig. XVIII.
(a) tr
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24. §. Heber atte biö^ero angefü|)rte ^älte, tt?el^e feine QSorfc^Iäge »er-
tragen, tt)oüen tt)ir noc^ einige oft »orfommenbe ^ti)hv betrachten, tt)etct)e be^
©etegen^eit ber 93orfc^läge begangen tt>erben. ©er erfte ift biefer: <2öenn man
be^ bem ec^luffe na(^ einem f(^arfer ^riCer, in tt)e(cl^en man o^ne QSorfc^tag
hinein gegangen ift, einen '35orf(^tag oon oben mac^t ^ah. IIL ^XQ- IV. (g).
^ommt ein Triller nact) einem 95orfc^tage öor, fo fan üor ber folgenben |)erunter
^ig. XIX. (a) ober f)inauf ge^enben 9f^ote (b)
[^ab. IV.] gig. XIX.
(a)
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(b) <r
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40
®o^ Stockte Äau^jfftütf. Stoe^te "iHbf^cUung.
ein neuer fte^en. ®er 5tt)epte ^e^ter iff: 'Jöenn man ben 93orfc^tag t)on feiner
fotgenben 9Zote abreißt, inbem man i^n enttt>ebcr nic^t genugfam auö^ätt, ober
tt>oi)i gar in ber ^int^eitung bcr üor^erge|)enben 9loU mit anhänget "Jig. XX, (a).
[^ab. IV.] gig. XX.
a) _ "
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25. §. *tHu^ bicfem legten 93erfe|)en finb bie |)ä^li(^en 9^a(^fd^läge ent=
ftanben, bie fo gar aufferorbenttii^ 9}lobc ftnb, unb [62] tt)el(^e teiber noc^ bar-
§u nic^t e^er gebraucht tt)erben, at^ bep ben fangbarften ©ebantfen, g. ^. (b).
[^ab. IV.] gig. XX.
(b) ^^
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'2öenn ja 93orfc^(äge ^ierbe^ angebracht tt?erben foüten unb müßten, fo ift bie
9Iuöfü^rung bep (*) leibtict)er. SO^an fielet |)ierauö, ha^ man biefe ^a^tv
»erbeffem tan, n^enn au§ biefen 9^act)f(^tägen Q3orfd)läge tt>erben. 'Bep "Jig. XX!.
J^ab. IV.] g^tg. XXI.
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ift ein ^a\i n)o bie 9'Zad)f erläge gut unb gett)öf)ntic^ finb, baö (e^te (Ejem^jel
ift me|)r SOZobe atö nac^ ber Harmonie reine.
26. §. 9©eil burc^ bie steinen einzeln 9^ötgen oft tttüa^ me^rere^ aU
Q3orf(^läge angebeutet werben, fo n>olten mir in ber "^otge t>a^ nöt|)ige biefer--
tt)cgen anführen.
93pn bcn drittem.
41
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©ritte '=Hbtf)eitung.
Q3on ben ^riUern.
1. §. ©ie dritter beteben ben ©efang, unb finb ölfo unentbehrlich.
93or biefem brauchte man fte nic^t kickte e^er, aU nad) einem QSorfc^lage
^ah. IV. <5ig. XXII. (a), ober bep QBieber^otung ber vorigen 9Zote (b); im
erftern ^aUi |)ei^t man fte angef (^(offene ^tiUer; |)eute su ^age aber
fommen fte bep ge^enben, bep fpringenben 9^otett, gteic^ im anfange, oft hinter
einanber, be^ ^abenjen, aud) aufferbem, über langen Haltungen (c), über ^er=
maten (d), be^ ben ^infc^nitten o^ne i)or|)ergegangenen Q3orfc^lag (e), auc^ nad)
folc^em (f) t)or. *5otgtid^ ift biefe 9}Zanier anje^o t)iel «3ißtüt)rtid)er aU e^ebem.
[^ab. IV.] gig. XXII.
(a)
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(b)
(c)
tr tr.
(d)
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^ (e) (f) ^^
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5
2. §. 'S»em o^ngeac^t ift fei)r not^tt^enbig, ba^ man, 5uma|)( be^ affec-
tuöfen 6teEen, mit biefer 9}^anier befonberö rat^fam umgebe. [63].
3. §. 93^an ^ai be^ einer guten '^rt ha^ ^laoier su fpielen i^ielerle^
Triller, ben orbentlii^en, ben t)on unten, ben »on oben unb ben Falben-
ober ^raE--^riEer.
4. §. 6ie tt?erben jeber burc^ ein befonbereö Seichen in ^tat)ier--6a(j^en
fc^r tt)o^l angebeutet. *2luffer biefen werben fte inögefammt hoXü burc^ ein tr.
balb burc^ ein einfac^eg ^reu^ bejeii^net; man barf alfo eben fo gar fe^r nic^t
um i^ren 6i^ beforgt fe^n, ttjeil i^re bekannte Seichen faft überaß barbe^ ge-
fc^rieben p n>erben )?flegen.
5. §. ©er orbentlii^e dritter W eigetttUd) ha^ Seichen eine^ m
<5ig. XXIII. (a), be^ taugen 9Zoten n)irb bie^ 3eid)en »ertängert (b). ©ie ^u^-
übung ift bep (c) gu fe^en. (Er nimmt aUeseit feinen "Einfang üon ber 6ecunbe
über ben ^on, fotgtic^ ift bie "^Hrt i^n burc^ ein t)orftel;enbeö 9^ötgcn anpbeuten
(d), menn bie^ 9^ötgen m^t tpie ein 93orf(^tag ge|)atten tt)erben foü, überftü^ig.
[%Qb. IV.] "Jig. XXIII.
(a) (b).
(c)
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42
©ag äweptc ioau^tftü(f. ©ritte '^Ibt^cüung.
6, §. 3utt>cUen tt)crbcn smep 9^ötgcn noc^ gute^f üon unten auf angc'
|)ängt, tt)elc^e ber 9^ac!^f(^(a9 ^eiffen, unb bcn Triller noc^ lebhafter machen
^ig. XXIV. (a). ©icfer SRac^fd)tag n)irb manc^ma^t auggcfd)ncben (b), auc^
burd) einige Q3cränberung beö orbentlii^en 3ei(^eng angebeutet*) (c). 3ebo(^
t>a ein langer SO'lorbent be^naf)e baffelbe Seichen i^at, fo ^atte ic^ für bcffer, um
feine 93ern>irrung anzurichten, t>a^ man eö bep bem m lä^t.
[?;ab. IV.] cjig. XXIV.
(a)
(b)
(c).
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7. §. ®ie Triller finb bie fd)tt>erefte 'SO'lanier. '^Uen tt)olten fte nic^t
gelingen. 9}Zan mu^ fte in ber 3ugcnb fleißig üben. 3|)r 6(^tag mu^ »or
allen fingen glei(^ unb gef(^tt)inbe fepn. (^in gef(^tt)inber Triller ift allejeit
einem langfamen öorsujie^en; bep traurigen Stücken könnte ein ^riöer aßenfatl^
ettt?aö langfamer gef(^lagen tt)erben, aufferbem aber ergebt ber Triller, tt)enn
er gefc^minb ift, einen ©ebancfen fe^r. 3n ber 6tär(fe unb [64] 6c^tt)äc^e
richtet man fic^ nad) bem ©ebancfen, ujobe^ er »orfömmt, e^ mag biefer <5orte
ober ^iano tjorgetragen tt)erben.
8. §. "zO^an i)tht bep beffen Hebung bie <5inger nic^t 5u ^oc^, unb einen
tt)ie ben anbern auf. 90^an mac^t i^n 'Jlnfangg gan^ langfam unb ^ernac^
immer ttwiaß hurtiger, aber allezeit gleich; bie 9Reröen muffen ^ier ebenfaE^
fc^la^))) fe^n, fonft fommt ein medernber ungleicher dritter ^erauö. SDZanc^er
tt)ill i^n baburc^ ersn)ingen. ^tt) ber- Hebung mu^ man in ber @efc^n)inbig=
feit nid^t e^er n)eiter fc^reiten, alö bi^ ber 6d^lag t)öEig gleich ift. *S)er |)öc^fte
^on bep ben trillern, n>enn er jum legten ma|)l »orfommt, tt)irb gef(^neßet,
b. i. t>a'^ man na(^ biefem '2lnf(^lage bie S^)i^e beö auf t)a§ gefc^n)inbefte gan^
frumm eingebogenen ^ingerö auf ba§ t;urtigfte t>on ber ^afte gurüde gießet
unb abgleiten lä^t.
9. §. 90'^an mu^ bie Triller mit allen "Ringern fleißig üben. 'S)ie le^tcrn
ttjerben ^ierbur(^ ftard unb fertig. 3nbeffen tt)irb niemanb eö ba^in bringen,
i>a^ er mit allen Ringern gleich gut trillern lernt, weil burc^ bie Sachen bie
man f^ielt, fc^on me|)r dritter be^ gett)iffen Ringern öorfommen; folglich merben
biefe o^nüermerdt »orjüglic^ geübt, unb meil auc^ felbft in bie "Ringer ein
*) [3- 1^- '3!)?ild)me^er (a. a. £>., S. 42) nennt bcrarfigc mit 9^ad)fd^log öerfc^ene
^riUer „sugemad^tc" im ©egenfa^e ju bcn „offenen" (o^ne 9fiac^f^tag). gr rät au^er'
bem bei fc^r langen drittem gefd^idte QSeränberungen im g=ingcrgcbraud)c mitten in bem-
fclbcn ju marf)en, bod^ fo, ba^ man tontid) nid^t^ baüon mcrft unb »erbietet unter oUcn
ilmftänöen Triller mit bem ^weiten unb oiertcn Ringer ju nehmen.
Q3on tcn ^rtüent.
43
llntcrfd)icb »on bcr 9Zatur gelegt iff. 3nbeffen fommen boc^ §unjci(en au^ju-
^altenbc Triller in ben äuffcrffen Stimmen »or, n>obe^ man nid)t ba§ '^u^tefen
»on Ringern |)at, h)eil unterbeffen bic anbern Stimmen i|)rc eigene 93ett)egung
behalten, auffer bem ttjerben auc^ getuiffe ©ebanilen fe^r f(i)n)er |)erau^ S«
bringen fe^n, njenn man n\6)t fo gar bie Keinen Ringer fleißig trißern Vd^tr
8. e. «^ig. XXV.
[^ab. IV.] gig. XXV.
^
10. §. 9[?Zan fan ttjenigften^ o|)ne gttje^ gute Triller in jeber ioanb nid^t
fortfommen. 3n ber re(i)ten mit bem gwe^ten unb britten, unb mit bem britten
unb vierten Ringer; in ber [65] (incfen ioanb mit bem ©aumen unb 5tt)epten,
unb mit bem gnje^ten unb britten Ringer. "Siefc gett>ö|)ntic^e <5inger=6e$ung
be^ ben drittem, ift llrfac^e, t>a^ ber linde Daumen befonber^ gefd)i(lt njirb^
unb ba^er nebft bem 5tt>e^ten "Ringer faft ba^ meifte in ber tinden i)anb §u
t^un ^at.
11. §. (ginige |)flegen auc^ in Tertien einen bopptUtn Triller mit einer
Äanb ju üben; biefe fönnen ftd) nac^ 93etieben unter ben be^ 'S^ig. XLII. in
ber erften unb jttJe^ten '^ahtUt befinbtic^en (fjempel unterf(^iebene 'ülrten oon
fotc^en bop^etten ^ertien--^rittern anliefen, ^uc^ biefe Hebung, man bringe e^
nun fo tt)eit al§ man tt)oEe, ift tuegen ber "Ringer nü^li^; auffer bem aber (äffe
man fte bep ber ^u^fü^rung lieber tt)eg, njenn fie nii^t rec^t gleich unb f(^arf
finb, o|)nc welche gnjep ^uncte !ein Triller gut fe^n fan.
12. §. ^enn ber oberfte ^on eineö ^riller^ auf einen ^atben ^on fäUt,
unb ber unterfte auf ber unterften 9lei^e haften ift, fo ift eö nic^t unred)t mit
bem übergefc^lagenen linden ©aumen unb bem gnje^ten Ringer ben Triller gu
machen, «^ig. XXVI.
[^ah. IV.J ^ig. XXVI.
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(ginige ^erfonen |)f(egen auc^ ju i|)rer 93equemlict)feit, juma^l, tt)enn ba^ ©rif*
brett ^art ift, mit ber rechten ioanb bie 5:riller mit bem britten unb fünften
ober 5tt)e^ten unb oierten 5U mad)en.
13. §. ®er Triller über einer 9Zote, meiere tttüa§ lang ift, fte mag hinauf
ober herunter ge^en, ^at allezeit einen 9'Zact)fc^lag. 9©enn nad) ber 9Zote mit
44
0ag äiDc^tc ibauptftücf. '^vitta '2lbt|)cUung.
l>cm Triller ein 6prung folgt ^ig. XXVII. (a), fo finbet bcr 9'Zad)fd>kg auc^
ftatt. ^cnn bic 9^otcn fuir^ ftnb, fo (cibet i^n eine barauf folgenbe ftcigenbe
Becunbe oEcseit e^er (b), aU eine fallcnbe (c). ®a bep gan^ (angfamer Seit-
SOZaa^ fotgenbe *iHrten 9Zoten (d)
[^ah. IV.] ^ig. XXVII.
(b)
(0
(d)
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einen 9^ad)fd)tag »ertragen, o^ngeac^t bie gef(^tt)inbe ^otge nadi) ben '^uncten
bic [66] Stelle eine^ 9^ac^fcl)lagg vertreten f5nnte: fo fielet man ^ierauö, ba^
bloß eine faüenbe Secunbe biefem 9'^aGt)f(^lage am mciften jutt^iber ift. ®ie
•iHu^fü^rung biefe^ (?i'em))el# (d) mit 9^a(^fd)tägen tt)erben n>ir im folgenben
§. be^ @elegent)eit ber ^unctirten ^Zoten beuttii^ erfe^en. €^ ift inbeffen feine
not^tt)enbige 6d)ulbig!eit, be^ biefem le^tern (^yempet 9'^a(^f(^läge gu ma(^en,
tt)enn man nur ben Triller gehörig auö^ätt.
14. §. ^unctirte 9^oten, njorauf eine fur^e im hinaufgehen folgt, leiben
and) Triller mit bem 9^ad)fcl)lage (e). '^n ^tatt, ba^ fonft bie le^te 9^ote t)on
bem 9^ac^fc^lage aEe§eit in ber gröften @efcl)tt)inbigfeit mit ber folgenben t>er=
bunben mxh (f): fo gefd)ie|)et biefeö bep punctirten Quoten nic^t, meil ein gan^
Keiner 9^aum ä^ifcl)en ber legten 9^ote beö ^^ac^fc^lagö unb ber folgenben
bleiben mu^ (g). ©iefer 9^aum mu^ nur fo »iel betragen, ba^ man faum
^ören tan, ta^ ber 9^a(ä)fc^lag unb bie folgenbe ^^ote ^vozt) abgefonberte ®inge
ftnb. ©a biefer 9?aum mit ber 3eit--9}^aaffe ein Q3er^ältni^ i)at, fo ift bie bep
(g) befinblid)e '!Hu^fü|)rung, alltt)o bie Sc^män^ung ber legten 9lote beö 9^ac^=
fc^lag^ biefen 9^aum anbeutet, nur fo o|)ngefe|)r abgebilbet. (fö rü^rt biefe^
t)on bem 93ortrage ber ))unctirten ^Zoten, tt)oi)on in bem legten Äau|)t--6tü(le
ge^anbelt ttjerben n>irb, l^er, ijermöge beffen bie auf bie ^uncte folgenben furzen
aüe§eit für^er, al^ bie Q>(i)v^\h='^vt erforbert, abgefertiget merben. <2)ie be^ (h)
[^ah. IV.] g=ig. XXVII.
(e)
befinblic^e Q3erbinbungen beö 9^ac^fd)lagö mit ber folgenben ^^ote ift alfo falfc^.
^^ mu^ ein ^omponift, menn er biefe ^vt üon '^u^fü|)rung »erlangt, fold)e^
ou^brü(fli(^ anbeuten.
•SBort bcn ^ttßcttt.
45
15. §. Q33eit htv 9^ad)f(^lag fo gcf(^h)inb wie bcr tviUtx fe^ti triu^, fo
tä^ c^ ftc^ in t>cr rechten Äanb mit bcm ©aumcn unb bem jwc^tcn "Jittger
nic^t gut mit bem 9^ac^f(i)Iage triUent, inbem gu bicfcm te^tem ein Ringer
fc^lt, ttnb burc^ hai llebcr= [67] fd)(agcn ber 9'Zac^f(^tag mct)t gleich gcfd)tt?inb
gcfpiclt tt)crbcn tan, ol^nc njctc^em llmftanb bcr bcffe ^riöcr am (fnbe »ertiei^rt.
16. §. ©ic arider O^ne S'Zac^fc^Iag lieben eine herunter ge^enbc
^olgc ^ig. XXVIII. (a), unb !ommen ixbtv^aupt über tuv^t 9Zoten oor (b).
^enn mcte ^rilter hinter einanber ge^cn (c), tt)enn eine, ober mehrere fur^e
9Zoten barauf folgen, welche bie Stelle be^ 9'Zac^fc^lagö vertreten Eönncn (d),
fo bleibt ber legiere auc^ tpeg. 3n bicfem ^atte mu^ bie Stit^'^aa^ be^ bem
^fempel mit (*) nic^t bie langfamfte fe^n. '5)ie ^riolen t)erfct)ont man cben=
fallö mit bem ^Zac^fc^tage (e). 93ep ber legten bleibt er allezeit tt)eg, be^ ben
crften bre^en hingegen !an er all^nfall«^ nur allein htp fe^r langfamett ^empo,
angebra(^t n^erben.
t^ab. IV.] ^ig. XXVIII.
(a) (b)
(c)
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(d)
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(e)
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17. §. ^in mittelmäßig 0|)r tt)irb allezeit empflnben, tt)o ber 9^a^fci^lag
gemalt werben lEan ober nic^t. 3c^ |)abe biefe^ n^enige bloö Anfängern gu
gefallen, unb weil eö |)ie|)er gehört, anfü|)ren muffen.
18. §. 3n fe^r gefc^winber 3eit--9}Zaaffe tan man zuweilen burc^ 93or--
fc^läge bie *2luöna|)me eineö ^riller^ bequem bewerfftettigen ^xq. XXIX.
I^ab. IV.] <5xQ. XXIX.
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®ic legten jwep Ifur^e 9Zoten brüten at^benn bcn 9Zacl)f(^lag nit^t übel auö.
19. §. ^enn be^ ben trillern unb beffen 9^ad)fc^lage bie Q3erfe^ungö-
46
®ag ^wtt)U iöattptftüd. ©ritte "^Ibt^eilung.
3ci(^en niö^t angebeutet finb, fo mu^ man fte balb au^ bem t)or^et:ge^cnben
^XQ. XXX. (a), balb auö ber ^olge (b), batb au^ bem ©e^öre unb bcr 9}iobu--
lation beurt^eiten (c). ^Gßir merdfen ^ierbep mit an, ba§ in bem 93cr^ä(tniffe
ber 3nterioatten be^ ^riEer^ unb feinet 9'^ad)f(i)Iag^ unter fic^, feine überftü^ige
<5ecunbe fepn barf (d).
[^ab. IV.] ^tg. XXX.
(a) 1^ (b)
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^r^rJMIrctTTt^d^tJJIIiLCrrrlliLB
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20. §. Unter ben ^t^kxn, tt)ot>on bie ^riEer bie unf(i)ulbige Hrfac^e
finb, entbe(fen n>ir su erft biefen: inbem mete bie [68] erfte unter benen be^
^ig. XXXI.
[^ab. IV.] gig. XXXI.
abgebitbeten ^^oten mit einem dritter befd)h)eren, o^ngeac^t bie gemeinigKc^
über biefe ^affagien gefegten 93ogen biefe^ oer|)inbem foUten. 6o t>erfü^rerifc^
manchem biefe ^rt »on 9^oten fc^einen mö(^te, fo wenig leiben fie einen Triller.
^§ ift ettt)ag befonber^, i>a^ burc^ eine unrecl)te 6^iel-*!Hrt gemeiniglich bie
beften unb fangbarften 6tellen muffen »erborben njerben. ®ie meiften ^e^ler
kommen be^ tangfamen unb gezogenen 9Zoten oor. ^an tt>ill fie ber 93ergeffen=
l^eit burc^ Triller entrciffen. <^a§ üertt)ö^nte Ö^r will beftänbig in einer gleichen
^mpfinbung er|)alten fe^n. (E^ em^finbet nic^t anberö al§ burc^ ein ©eräufc^e.
'^OZan fielet l^ierauö, ha^ biejenigen, meiere biefen *5c^lcr bege|)en, ttjeber fingenb
benrfen können, nod^ jeber 9fZote i^ren ©rucf unb i|)re llnter|)altung ju geben
tt>iffen. 6o n)o|)l auf bem ^lamcorbe alg auf bem Flügel fingen bie 9^oten
nac^, wenn man fie nic^t §u fur^ abfertiget. Sin 3nftrument ift ^icrgu
gefc^icfter verfertiget aU ein anbereö. ^e^ ben ^Jransofen finb bie Slaöicorbe
fo gar fonberlid) nic^t eingeführt, folglich jte fe^en i^re 6act)en me^rent|)eil^
für ben "Flügel; ®em o|)ngeac^t finb i|)re Qtüdt »oller 95inbungen unb
Schleifungen, welche fie burct) bie ^ufigen 93ogen anbeuten. ©efe^t, bie Seit-
'^aa^ tt)äre ^u tangfam unb t)a§ Snftrument gum gehörigen 9'Za(^fingen gu
fc^lec^t, fo ift eö boc^ alleseit fc^limmer einen ©ebancfen, ber gebogen unb matt
vorgetragen »erben foll, burc^ Triller §u »erftellen, alö ^ttoa^ wenige^ an bem
beutlic^en 9Za«^i£lange einer 9^ote ju t)ertie^ren, tt>el(J)eö man burc^ ben guten
03011 bcn ?:rittevn.
47
93ortrag reid)lic^ njicbcv gewinnet. ^^ kommen überhaupt het) ber 9)Zuft(f oiclc
©ingc t)or, metc^c man ftd) einbitben mu% o^nc ba^ man ftc tt)ür(!tic^ ^öret.
3. ^. be^ Sonccrten mit einer ftarcfen 93eg(eitung, i)erlie|)rt ber doncertift aUe=
geit bic 9Zoten, meiere forti^imo accom|)agnirt tt)crben muffen, unb bie, tt>obej?
t>a^ ^utti [69] cinfäüt. 93erftänbige 3u|)örer crfe^en biefcn 93ertuff burc^ i^re
93orfteUungö--^raft. ®iefe Su^örer fmb eö, benen tüxv |)au|)tfäc^lid) ^u gefaEen
fu(^cn muffen.
2 1 . §. '^öenn man bem dritter einen lahmen 9^acf)fc^lag an^ngt "^ig- XXXII ;
i j- «r3 II J- j J fl
I3;ab. IV.] gig. XXXIl.
tt)enn man bem tc^tcrn no(^ ein 9^ötgen beifügt ^xq. XXXIII.
[^ah. IV.] 9ig. XXXHI.
I
tt>c(c^eg man mit 9^e(^t unter bie t)ertt)erflid)en 9Zad)fc^Iäge red)nen fan; tt>enn
man ben Triller nic^t gehörig au^^ält, o|)ngea(^t alle ^rten baüon, bi^ auf bcn
^raU=^ritler, fo (ange gefc^tagen «»erben muffen, aU bie ©ettung ber ^^ote,
tt)orüber er fte^t, bauret; menn man in ben ^rilter, metc^er burc^ einen 93or=
fd)tag angefc^Ioffcn ift, hinein |)tum))t, o^ne ben Q3orfc^lag §u ma(^en ober i^n
an ben dritter ju |)ängen; menn man biefen fred)en Triller auf ta^ ftörcfffc
fc^tägt, o^ngeac^tet ber ©ebande fd)tt?a(^ unb matt vorgetragen merben foU;
tt>enn man enbtic^ 5u »iel trittert, inbem man glaubt tjerbunben §u fe^n, jebwebe
ittt>a^ lange 9Zote mit einem dritter ju bejeic^nen; fo bege|)et man eben fo
^epct)c aB genjö^nlic^e ^e^ter. «Siefe^ finb bie lieblichen ^rillerc^en, t>on
benen fc^on im (Eingänge 10. §. ettt)a^ erttje^nt »orben ift.
22. §. ®er Triller t)On unten mit feinem Seichen unb feiner '2lu«-
fü|)rung ift be^ ^ig. XXXIV.
I^ab. IV.] gig. XXXIV.
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ju fe^en. ^eit biefe^ 3eic|>en auffer bem dlaoiere nicl>t fonberlic^ befanbt \%
fo pflegt biefer Triller auc^ ttjo^l fo be^eic^net ju merben (*), ober man fe^t
ha^ gewöhnliche 3eic^en eine^ tr. unb überlädt bem ©utbefinben be^ Spieler^
ober 6änger^, toa^ für eine ^rt oon Triller er ba anbringen will.
48
®ag jtDc^fc Äaupfftüd. ©ritte Qlbt^cilung.
23. §. 99Bci( btefcr ^riücr mctc 9^otCn ent^att, fo erfotbert et ju fdttcm
6t§e eine lange 9'Zote unb ^at atfo atiä) bcn gctt)5^nlt(i^en 9Zacf)fc^tag, e^
mären t>tnn gefd^ttjinbc 9'lac^fc^läge [70] au«gefc|tiel>en. SS^lon ndjtet ftc^
|)ierinnen hac^ bem, n?a§ bc^ bcm orbentlic^en ^rtßer angeführt »orben tft.
24. §. ®ie be^ ^xq. XXXV. angeführten ^fem|)e( finb merrfmürbig.
•Be^ (a) fe^en »ir, tt?ie bcr 9Zad^fc^Xag nac^ einer Gattung angebracht wirb;
bep (b) Ifßnnte ber 9^ad)fd)tag tt)eg bleiben n?egen be^ folgenben 6ect)5e^nt^eit^
ingteic^en be^ (c) wegen gwe^ brauf fotgenber Swei^unbbre^^igt^eite; alleine
wenn bie Seit-SOf^aa^ langfam genug ift, ober gar eine daben^ be^ biefem @e--
bancfen angebracht worben ift, ober eine 'Jermate brauf folgt, be^ welc^^rt
be^ben le^teren fällen nad^ belieben fan ang,e^atten werben: fo ma6)t man ben
9'Zacl)fcl)lag unb ^ängt bie folgenben furzen 9'loten gleich bran, boc^ fo, ba^ bie
le^te tttva^ langfamer bleibt aB bie übrigen (d);
[5ab. IV.] gig. XXXV.
(a)
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biefer anje^o fo gewö^nli(^e 3ierat|) glaube ic^, fan alfo am beften aui bem
be^ (c) abgebilbeten dyem^jel hergeleitet werben, ungeact)tet man bie legten
9^oten baöon juweilen mit oerfc^iebncr ©efi^winbigfeit ^eröor 5u bringen ))flegt.
'JBir bemer(fen im 95orbepge^en bep biefem dfempel, ha^ man zuweilen in
weisen Tonarten be^ ber daben^ ben 6ct)lu|--^riller, anftatt ber öuinte be«
'Baffe^, in ber Seyte fc^lägt.
25. §. ^Ifo fommt biefer Triller §war über|)auif)t bep langen 9Zoten,
befonber^ aber am meiften oor "Fermaten unb 6c^tüffen »or. ^ufferbem aber
trift man ii^n bep ber '^Bieber^olung ber oorigen 9'Zote ^ig. XXXVI. (a), im
@ange (b), unb nact) einem 6|)runge (c)
[^ab. IV.] cjig. XXXVI.
(a) (b)
(c)
^
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Dor einer l)inauf= unb herunter ge^enben "S^olge an. 93e^ langen ^u^|)attungen
»on einigen Laoten, wet(i)e man burc^trillert, fan ber Triller, wenn er etwa
matt werben wollte, auf^ neue burd) biefe "tHrt öon trillern einma|)l angefrifc^t
werben; ieboc^ mu^ biefeö gefc^e^en, o^ne ben geringften 3eit--9?aum leer p
laffen, folgti^ ift biefer ^riüer befonber^ ben Ringern ^u= [71] träglict), inbem
Q3on i)cn 5;riUern.
.49
er i^ncn gtcic^fam neue Gräfte su trillern gicbt. 9[)Zan tan i>ux6) biefcn Triller
gan^ bequem gatt^c Öctaöen burc^ge^en, unb bie ^ingcr--6e$ung toirb burc^
bie ^aar 9^ötgen, welche im ^^Infange ange^änget tt)erben, um ein meleg cr=
leicl)tert; be^ ^ig. XXXVII.
I^ab. IV.] gig. XXXVII.
ES
feigen ttjir bie "^Irt, tt>ie man burd) eine allmä^lige ©cfc^njinbigfeit oft in biefen
Triller ht\) einer (Eaben^ su gelten ^jflegt, bet) ^ig. XXXVIII.
[^ab. IV.] ^ig. XXXVIII.
,''',"^,1111,11^^1 II
tt>ie biefer Triller mit guter ^ürcfung gebrau(^t tt?irb, wenn bie SOiZobulation
fic^ »eränbert, unb bep "5ig- XXXIX.
I?:ab. IV.] gig. XXXIX.
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wie er auc^ in ©nfc^nitten gebrandet tt)irb.
26. §. *3ßenn in S))rüngen, welche auf einanber folgen, Triller »or=
fommen ^ig. XL,
I^ab. IV.] ^ig. XL. ^
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fo finbet ber orbentUc^e allein ftatt, unb berjenige mürbe unrecht t^un, welcher
um biefen trillern eine befonbere 6c^ärfe ju geben, an biefem Orte entn?eber
einen arider t>on unten ober einen x)on oben machen n^oUte.
27. §. ©iefer äute^t genannte ift mit feinem recf)ten Seichen unb feine?
^ugfü^rung be^ ^ig. XLI. abgebilbet.
50
®a« Stockte ÄaiH)tftücf. ©ritte ^bt^citung.
[^at). IV.] -Jig. XLI.
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Buffer bcm ^tat)ierc p^iQt er au(^ bann unb toann fo angebeutet §u werben,
ttjte mr bep (*) fef)en.
28. §. ^a er unter aüen ^riEern bie meiften 9^oten enthält, fo crforbert
er a\x6) bie längfte ^Zote; ba^ero tt)ürben fid) bie be^bcn fc^on angefü^^rten
*21rten »on drittem bep ber unter ^xq. XLII.
[5ob. IV.] gig. XLIl.
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ongefü|)rten daben^ beffer fd^tcfen alö biefer. 93or biefem n?urbe er öfter
gebraucht, tt)ie |)eute gu ^age; je^o braucht man i^n ^auptfäc^lic^ bc^ ber
n)ieber|)otten »origcn 9'lote ^ig. XLIH. (a) im herunter ge^cn (b), unb im
l[)erunter f^jringen um eine ^er^ie (c).
Y^ab. IV.] ^ig. XLIII.
(a) , (b)
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29. §. ®a tt>ir fc^on ern>e^nt |)aben, ba^ man überhaupt be^ *^nbringung
ber SOZanieren befonber^ aci)t ^aben muffe, \>ol\i man ber 9?eittigfeit ber Äarmonic
feinen 6c^aben t^ue: fo tt)ürbe man au^ biefer Hrfac^e be^ bem (Syem^et unter
<5ig. XLIV.
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[^ab. IV.] 5ig. XLIV.
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am [72] beften einen orbentlic^en dritter, ober ben »on oben anbringen, tt)eil
ber Triller »on unten verbotene Ouinten-'iHnfc^läge hervorbringet.
QSott bctt drittem.
51
30. §. <5)er ^atbe ober ^rall^^riUev, mld^tv burd? feine 6(^ärfe unb
^ür^e jtc^ t)on ben übrigen ^riüem unterfc^eibet, wirb tjon ben €tat)ier-6^ictent
ber htt) «g^ig. XLV.
l^ab. IV.] ^ig. XLV.
^^^ ^ r r r r~r- ^
bcftnblid)en "^Ibbitbung gemä^ bejcic^net. "^Bir finben üHha aud) feine *2lu^--
na^me »orgefteltt. 0^ngca(^tet fid) bep biefer ber oberfte 93ogen t>om 'ilnfangc
big 3u (^nbe ftredt, fo werben bod) alte 9loten big auf bag jwe^te g unb te^te
f angefd)Iagen, tt>eld)e burc^ einen neuen 93ogcn fo gebunben finb, ba^ fte o^nc
^nf(^tag liegen bleiben muffen, ©iefer groffe 93ogen httxiuUt alfo blog bie
ttöt^ige Schleifung.
31. §. ©urc^ biefen Triller wirb bie t)or|)erge|)enbe 9'^ote an bie folgenbe
gebogen, alfo Ummt er niemal^lg be^ geftoffenen Q'^oten uor. (fr ftellet in ber
^ür^e einen burc^ einen 93orfc^lag ober bur«^ eine ic)au^t=9'^ote an bie folgenbe
angefcl)loffenen Triller of)ne 9^ac^fc^lag t>or.
32. §. ©iefer Triller ift bie unentbef)rlic^fte unb angene|)mfte, aber aud)
barbep bie fc^werfte 9}ianier. (Er tommt entWeber gar nid)t ^um ©e^Ör, ober
auf eine la^me unb unaugfte^lige QSeife, weld)e feinem natürlid)en ^efen ent--
gegen ift, wenn man i^n nic^t öoll!ommen gut mac^t. ^an tan i^n ba^ero
feinen Schülern nic^t wo^l langfam weifen, wie bie übrigen 9!}Zanicren. Cr
mu^ rec^t prallen; ber jule^t angefc^lagene oberfte ^on üon biefem Triller
wirb gef(^nellt; biefeö Schnellen allein mad)t i^n würdlic^, unb gefc^ie|)et mit
ber im 7ten §. angeführten "^rt, unb mit einer aufferorbentlicl)en ©efc^winbig-
!eit, fo, i>a^ man ^O^Zü^e ^at, alle 9^oten in biefem Triller gu ^ören. ioieraug
entftel^et eine gar befonbere Schärfe, gegen wetd)e auc^ ber fc^ärffte Triller »on
4nberer '^vt in feinen 93ergleid) fommt. ©iefer ^ril-- [73] ler !an ba^ero eben
fo wo|)l, wie bie furzen 93orf(^läge über einer gefc^winben 9^ote oorfommen,
welche bem o^ngead)t nid)t öer^inbem barf, t)a^ biefer Triller begwegen boc^
fo ^urtig gemacht werben mu^, t>a^ man glauben foUte, bie 9Zote, worüber er
angebrad^t wirb, oerlö^re nid)t ha^ geringfte ^ierburd) an i^rer ©eltung, fonbem
träfe auf einen ^unct ^uv rechten Seit ein. ©a^ero mu^ er nid)t fo fürc^ter^
li(^ Hingen, alg er augfe^en würbe, wenn man alle 9Zötgen öon i^m allezeit
augfc^reiben wollte, dv mac^t ben 93ortrag befonberg leblfjaft unb glän^enb.
SD^an könnte allenfalls, wenn eg fepn müfte, e^er eine anbere SOZanier ober auc^
bie übrigen 'iHrten »on trillern miffen, unb ben 93ortrag fo einrichten, t>a^ man
i^nen aug bem ^egc ge^en unb anbere leichtere SlD^anieren an i^re Stelle fc$en
52
5)0^ äwc^fc Äou^tftücf. ©ritte ^bt^citung.
könnte; nur o^nc ben ^raII--^nEcr tan nicmanb gurec^te fommcn, unb toenn
aUt0 übrige nod) fo gut auögefü^rct tDorbcn tt>ärc, fo mürbe man benno(^ be^
bem 90'iangel an biefem dritter ni^t aufrieben fepn lönnen.
33. §. 9Beil er nic^t anber^ atS befonber^ gefct)i<ft unb gefc^n)mb gemacht
werben mu^: fo f5nnen i^n bie Ringer nur, tt)eld)e »or ben übrigen ben beften
dritter fc^kgen, am beften au^fü^ren; fotgtic^ ift man oft fd)utbig, tt)ie n>ir
be^ ^ig. XLVI.
l^ah. IV.] ^ig. XLVI.
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fe|>en, ^rep^eiten miber bie ^inger=6e^ung unb aufferorbenttic^e Äülf^^SOZittel
öorjune^men, bamit man in ber ^otge biefen dritter gut ma^en tonne; boc^
mu^ biefe§ fo gefc^idt gef(^et)en, ba^ ber Q3ortrag nic^t barunter leibet.
34. §. ©iefer 'praU-- dritter fan nici)t anberö aU uor einer faltenben
6ccunbe oorfommen, fte mag nun burc^ einen Q3orfct)tag ober eine groffe 9Zote
entfielen "S^ig. XLVII. '^an finbet i^n über Jürgen 9^oten (a), ober fot(^en,
welche bur(^ einen 93orfc^lag tux^ merben (b). <S)e^n>egen ttjenn er auc^ über
fcrmiren-- [74] ben 9Zotcn t)or§ufommen pflegt, fo l^ätt man ben 93orfc^tag gan^
lang, unb ^(i^nappt |)emac^ gan$ tur^ mit biefem Triller ah, inbem man ben
Ringer oon ber ^afte entfernet (c).
J^gi?. IV.] 5ig. XLVII.
(a)
(b)
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35. §. ^an finbet ifjn oft auffer ben (labenden unb Fermaten, be^
^affagien, tt?o brcp ober au^ mehrere Q'Zoten herunter fteigen '^\q. XLVIII.
[S;ab. IV.] 5ig. XLVIII.
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|inb, njcit er bie 9^atur eine^ ^riUerö o^ne 9fZac||fc^lag i)at, n^elc^er flc^ f)erunter
W^iö^t/ fo iff ^^f U)ie biefer, in fällen anzutreffen, m auf lange 9'Zoten furHe
(»interner folgen, tt)ie tt>ir ^ah. V. be^ ^ig. XLIJC. fe^en.
gjori t>cm ®ot)pctfci^tage.
53
i^ah. V.] gig. XLIX.
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36. §. 95e9 ©elcgen^cit be^ Q3ortragö bicfcg ^rittcr^ mtvätn tt)ir nöc|
an, t>a^ fid) auf bem <5ortc piano, wenn biefe ^Jianier tcifc Qtmad^t wetbcn foU,
feine be^ naf)c unüberfteig(ict)c Sc^tt)ierig!eit ftnbct. 'SD'Zan mei^, ba^ allcg
6^ncUcn burct) einen gen>iffen @rab ber (3mait 9ef(i)e|)cn mu^; biefe ®ett>alt
mad^t aUescit ben "innfc^tag auf biefem |3nftrumentc ffard; unfer dritter !an
gan^ unb gar nic^t o|)ne Sd)netten |)eroor gebrad)t merben; atfo teibct ein
(Itaüier=6pieler allezeit ^ierinnen, um fo t)iel me^r, ha biefer Triller gar fe^r
oft t|)eiB aüein, t^6U in @efcUf(^aft be^ ®o|?))et-6c^ragö nac^ einem 93or=
f(i)lag, unb folglich nad) ben 9^egeln beg 93ortrag^ aUer 93orjci)täge, |>iano oor=
fömmt. ®iefe Unbequemlichkeit ereignet ftc^ be^ aEem Schnellen, befonber«
aber |)ier bep ber fc^ärfften *2lrt t>on 6c^neEen. 3c^ itotxfit, ob man auc^ burct>
bie grd^te Hebung, bie Stärke beö "^Infc^lag^ be^ biefem Triller auf benanntem
Snftrumente alte^eit in feiner @ett?att mvt> ^aben können.
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fcjjytt^J^a^i^M^^gÜy^y^
93ierte ^bt^eitung.
Q5on bem ^op^e(f(^(age.
I. §. <S)er ^0^|)elf^(ag ift eine teid)te SOf^anier, tt>etc^e ben ©efang
jugleid) angenef)m unb glän^enb mac^t. 6eine *2tnbcutung unb "iHu^übung
finben tt)ir ^ah. V. 'Jig. L.
[?:at>. V.]
abgcbilbet. ^ir fe^en ^ierbep bie ^lot^ttjenbigfeit, be^ brauf folgenben Octaöcn
ober anberen tt>eiten Gprüngen biefen ®oppelf(^(ag mit t)ier Ringern ju madjen.
'iD'^dn pflegt in biefem 'Jatie §n>e^ Siffcm neben einanber über bie 9cote §u fe^en.
54
®a« äWc^tc Äau^tffücE. 93tcrtc ^bf^eiUmg.
2. §. 9[öcit er Mc attermeiftc Seit |)urtig auögefü^ret mxh, fo ^abe i(^
t)ic ©citung feiner 9^ötgen, tt)etd)e er enthält, fo tt>o^t be^ (angfamer aU aud^
öefc^tt)inber 3eit'9}Zaa^ entttjerfen muffen, (fr ^at auc^ bag be^ (*) beftnblic^e
Seid^cn. 3c^ ^aht bxßma^ baö crftere crtt)ä^tt, um aller fic^ ettt)a ercignenben
StDepbeutig^eit wiegen ber Siffern aug bem <2öege §u ge|)en.
3. §. ®tefe '^ankv n?irb fo ttjo^l in tangfamen alö aucb gefc^n?inbett
6tü(fen, be^ 6c^leifung fo tt)0^t alö auc^ be^ geftoffenen S'Zoten angebracht.
€ine gan^ fur^e 9^ote »erträgt fte nicl)t tt)o|)t, tt)eil ^ierburcl) tt>egen ber ijielen
9'Zotcn, tt)etcl)e fte enthält unb tt)etd)e boc^ eine gett)iffe Seit erforbern, ber ©efang
leicht unbeutlic^ njerben tan.
4. §. ^an ftnbet ben ^o^^elf^lag t^eilö allein über einer 9Zote,
t^eilö in ©efeKfc^aft beö unter i^m befinbli(ien ^rall--^riEerÖ, t^eitg,
na6) einer ober 3tt)e^en Keinen t)re^ma|)t gef(^tt)än^ten dlötqm,
welche üor einer 9^ote fte^en unb ftd^, n>ie lt)ir in ber "S^olge fe|)en tt)erben, oon
ben 93orfc^lägen unterfc^eiben. [76].
5. §. ®er ^oppd^d^lüQ allein fommt entn>eber gerabe über einer 9^ote
ober nad) fetbiger tttoa^ §ur rechten Äanb üor.
6. §. 3m erftern ^alle finbet man i^n ^ig. LI. bep ge^enben 9Zoten (a),
ht\) fpringenben (b), bep (finfd)nitten (c), bep (labenden (d), be^ "^^ermaten (e),
cf abrubto fo tt)o^t bep bem anfange (f) aB in ber SO^itte (g), nac^ einem
*35orfc^lage am (Enbe (h), über einer tt)ieber^olten ^^ote (i), über ber fotgenben
nad) biefer tt>ieber^otten, tt)enn fie nid^t aufö neue n)ieber^ott tuirb, fte mag
gelten (k) ober f|)ringen (1), o^ne Q3orfc^lag, mit folc^em, über biefen (m), nac^
biefem u. f. tt).
[5:üb. V.] gtg. LI.
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7. §. 0iefe fc^öne "^OZamer ift gteic^fam gu gutwillig, fie fc^icEt jtc^ faft
«üerttjegen^ i^in, unb n?irb aug biefer ilrfac^e oft gar fe^r gemiprauc^t, inbem
Q3on bcm ©oppclfdjlagc.
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üicic glauben, bic gan^e Sterbe unb 'i21nnef)mtid)Mt be^ (I(ai?ier--S^)ieteng befte^e
barinnen, ba^ fle alte "t^lugenblide einen 'S)o^^etfd)tag anbringen. <i^ tt)irb atfo
nßt^ig fe^n, beffcn gefc^ii^te Anbringung nät)er p unterfud)en, ttjeit o^ngeac^tet
biefer @uttt)ittigfeit ein ioaufen t)erfü|)rerif(^er @etegen^eifen t)or!ommen fönnen,
n>o biefe SDZanier nic^t gut t^ut
8. §. ®a biefe 9[)Zanier in ben me^reften gälten gebrau(i)t tt?irb, um bie
9'^oten glän^enb ju ma(i)en, fo ttjerben gemeinigtid^ bie, fo njegen be^ Affect^
unterhalten unb ftrnpel vorgetragen tt)erben muffen, unb tt)obep benen, fo ben
magren Q3ortrag unb 0ruc! nid)t ücrfte^en, bie Seit insgemein gu lang tt)irb,
baburd) oerborben. Aufferbem pflegt ftd) bep biefem ®oppetfd)tag ber ^if)Uv
einsufc^leidjen, tt)elcl)er bep bem ©ebrauc^ aller SO^anieren gu oermeiben ift,
nel^mlid) ber lieberflu^.
9. §. Auö ber 93etrac^tung, i>a^ biefe 9}lanier in ber ^ür^e bic (ot^ii^
eineö orbcntlic^en ^ritterö mit bem 9^ac^fc^lage vertritt, fan man f<^on eine
nähere ^infid>t in ben rechten @ebrauc^ biefe^ 0oppelfc^lageö !riegen. [77].
10. §. ®a biefer ©oppelfc^lag bie attermeifte Seit gef^winbe gemacht
unb bie oberfte SRote nac^ ber fci)on angeführten '^xt gef(^neEt «?irb, fo begebet
man einen '5e|)ler, njenn man bep einer langen 9^ote ^tatt be^ orbentlic^en
^rillerö ben ©oppelf^lag gebraucht, n?eil biefe 9^ote, tt)etcf)e bur(^ ben Triller
au^gefüttt werben foUte, ^ierburd> gu lerr bleibt.
11. §. 3c^ mu^ bep biefer (Gelegenheit einer "iHu^na^me gebcncfen, n?elc^e
ftc^ ereignet, tt>enn man in langfamen ^empo rt)egen beö Affect^ fo tt>o^l bet?
bem Sd)luffc ^xq. LH.
[5:ab. V.] <^xQ. LH.
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alg auc^ auffer bem nacf) einem Q3orfcl)lagc von unten (a) ^tatt be^ ^riller^
einen leifen ©oppelfc^lag mad}t, inbem man bic le^te ^^ote bavon fo lange
unter^lt, big bie folgenbe eintritt.
12. §. «^ug ber '=He|)nlicl)!eit biefe« ©oppelf^lag« mit einem dritter mit
bem 9fZac^fd)lage folgt, ha^ ber erftere fx6) ebenfaEö me|)r nac^ hinauf aU
^eruntern?ärtg neiget. 'Man trillert alfo be^ gefcl)tt)inben 9Zoten gan^e Octaven
unb tt>eiter bequem burc^ biefe 9}Zanier l^inauf, aber nic^t |)erunter. tiefer oft
vorfommenbe ^all tt)irb gemeinigtid) auffer bem dlaviere fo angebeutet, mic
mx bep ^ig. LIII.
S6
®og Stt>c^tc &au))tftücf. 93tcrtc ^bt^eitung.
l^ah. V.l ^ig. LIII.
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fe^en. ^e^ gej'(^ti;)mben herunter ge^cnben 9^oten i)(xt atfo bcr ®o|)|)etfc^tag
nic^t ftatt.
13. §. (fö fliegt ferner au^ tiefer *2le^nttd)fett, ba^ man unfere 9C^amer
o^ne 93eben(fen über 92oten, welche fpringen, anbringen fönne ^ig. UV.
\^a\>. V.] gig. LIV.
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*2Bir fe|)en |)ierbe^ hinauf-- unb ^erunterf))ringenbe (fjempet.
14. §. O^ngeac^tet ber ®o^|)etfc^Iag gerne über einer tt)iebcrl^o(ten 9^ote
angebrai^t tt)irb, fo t>erträgt i^n in biefem <5^atle eine brauf fotgenbe ffeigenbe
Secunbc bennoc^ e|)er atö eine |)erunter ge|)enbe, inbem ber "^nf^lag be^
biefem te^tern ^cMz beffer t^ut, 'g^ig. LV. [78].
I^ab. V.] ^ig. LV.
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S-^j.llji iif^ü^Sffa
15. §. "^lüfferbem bmmt ber ®op|)etf(^kg oft nac^ langen 93orfc^tägen
über cttt)aö langen 9Zofen öor, tt)ie tt>ir ^ah, V. ^ig. LI. bep (c) (e) (f) unb
(h) gefe|)en ^aben. 9Bir merdfen ^ierbe^ an, "iXi/l^i ber ©o|)))e(fd)tag über einem
Q3orf(i)tage (benn bie im vorigen §. angeführten tt)ieber|)otten ^Zoten ftnb faft
altegeit 95orf(^läge) nic^t teibet, X)a!^ bie folgenbe 9'^ote einen Sierrat^ bekomme
•Jig. LVI; eö fe^ benn biefer Q3orf(^lag üor einer 'S^ermate, tDobe^ er au(^ tt)egen beö
barüber befinblic^en 3ei(^en^ länger gehalten tt)irb, alö feine Geltung erforbert;
bie te^te 9^ote »on biefem ©op^etfc^Iage tt)irb unterhatten, ba^ man alfo o^ne
^cfet gar tt>o|)l na(^ einem kleinen 3tt)if(^en=9^aume in ben barauf folgenben
fangen SO^orbenten hinein ge^en tan (a).
t^ab. V.] gig. LVI.
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93on bcm ®oi)^clfct)lagc.
57
16. §. 93orfd)tagc, tt)eld)c btc i?or^evge^cnbe ^Zote nid)t iDieber^oten, tcibcn
über jtc^ feinen ®op))ctfc^lag <5ig. LVII, ob er fc^on über ber barauf fotgenben
^uftöfung angebracht tt>irb, (a).
[^ah. V.] gig. LVII.
(a)
J1J ;^ I ,.4U4J^^
17. §. ®a man auffer bem ^(at>iere baö 3et(i)cn beö ©oppelfc^lag^ eben
fo ttjenig !ennet, alö nöt|)ig biefe SOZanier in ber ^uftd ift: fo beutet man fte
burc^ ha^ gctt)ö^ntic^e Seichen beö ^riüerö, ober tt)o^t gar burc^ baö 3eic^en
beö ^orbenten, tt>elc^e^ manc^ma^l einen dritter oorftetten foU, an. ^Se^
^ig. LVIII. ftnben ftc^ ein kaufen ^yem^el, be^ tt)et(^en aEen ber ©oppelfc^tag
beffer unb bequemer ift aU ber dritter. ®ie mit einem (*) bezeichneten ent-
l^atten ben eigentlichen Si^ eine^ ®o^pelfct)(age^, tt>eil altba feine anbere Lanier
^tatt i)at. ©ie mit (1) (2) (3) unb (4)
[^ab. V.] gig. LVIII.
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bezeichneten "Figuren, tt)obe^ aber bie le^te 9Zote aKegeit bie tt?ieber|)o(te mittelftc
fe^n mu^, ftnb eben fo gemi^ ein ei^ eine^ ^rilterö, alö eine^ ®o^|)eIfc^tag^
be^ gefc^tt)inbem ^em|)o. 95ep bem gjempel (X) wirb 5utt)eilen in tangfamer
3eit-9}Zaa^ nac^ bem^o^jpetfc^tage noc^ einQ3orfct)(ag an biefetbe9Zote gelängt. [79].
18. §. «Ser gO^Zangel an Kennzeichen ber 9}ianieren auffer unferm Snftru-
mente nötf)igt atfo bie dom^joniften oft \><x^ Seichen beö tr. ba^in gu fe^en, tt)0
58
€)aö Stockte Äau^fftücE. 93icrtc ^btl)eilung.
biv dritter enttt)cber n>egen ber ©efc^h^inbig^cU !aum möglich ober n)egen bcr
6c^(cifun9 ungefd>t(^ ift 0a^ tc^te S5em|)el mit snjepertep ^nbigung, unter
bcm ^itel: 9^ectt, »on benen be^ ber erften bie te^fc 9^otc t)on bem ^op\>d-
fc^lage nic^t, tt)te gett)ö^ntic^ unter|)alten tt)irb, um bag G^rec^en nac^3ua|)men,
crforbert über ber »Orienten 9^ote in bepben "Jäüen au^brüdlid) einen ^opptU
fc^Iag. ®a man nun o|)nmögtic^ i>a^ Seichen be^ tr. |)ierbe9 fe^en tan, fo mu^
man, njcnn man !ein anber^ i)at, biefe 9^oten ber ©ifcretion ber 6|)ietenben
überlaffen.
19. §. 0er 0o|)pelfc^tag fommt §tt)ar, mt mv '^ah. V. ^ig. LI. be^ (e)
gefe|>en ^aben, über einer <5ermate öor, tt?o man burdt> einen 93orfd)tag »on
unten hinein gegangen ift, niema|)tg aber ftnbet man i|)n über einer Sc^tu^«
9^ote, tt)o oor^er ein 93orfc^lag »on unten gett>efen ift, ^ig. LIX.
I^at). V.] gig. LIX.
3n be^ben *5<iüen aber ian er öorJommen na<^ einem 93orfd)lage i?on oben (a)
unb ^ig. LI. (h).
20. §. O^ngead^tet ber *2lef)nüct)feit be^ ®op))elfc^lageö mit bem Triller
unterfc^eibet fi(^ boc^ ber erfterc oon bem le^tern burc^ 5tt)ep 6tücfc: erftlic^
baburc^, inbem er feine legten 9^oten nic^t gefc^n>inbe mit ber folgenben t)er=
binbet, meit bie erften gef(i)n)inber finb a(^ bie te^te, unb a(fo Dor ber fotgenbcn
SRote aÜegeit ein !teiner 3eit--9^aum überbleiben mu^; äUje^tenö baburt^, ha^
er 5un)eilen feinen Schimmer ablegt, unb bep langfamen Studien i?olIer *5lffedft
mit 'Jlei^ matt gemad)t tt)irb, ^ig. LX.
[?ab. V.] gig. LX.
P=r
^—fi-
-ff-
©iefer '^uöbrucf pflegt auc^ fo angebeutet gu werben, n?ie wir bep (a) fe^en. [80].
2L §. ^er ©o^petf(^(ag allein eommt aud) x\a6) einer 9Zote ober
Q3otf(^la9 öor, unb gwar erfttic^, wenn fotc^e tttt>a^ lang ftnb ^xq. LXI. (a);
SWeptcnö, be^ einer *Binbung (b), unb brittenö, wenn ^uncfte ttact)folgen, (c).
I5:ab. V.] ^ig. LXL
(a)
(*)
Tl"jTl
^ou bcm ®o^pc{fd)tage.
59
(b)
1 n^^Jw rrTri^r",, rtl.rT-A:^
22. §. 3m crftcn 'JaEe gefc^ie|)et biefcg be^ aüertep 'Scwcgung, nur
nid)t tt)o^l t)or einer faüenben Secunbe. ^enn man 5un)eilen bei) einer €aben^
feinen dritter anbringen n)ill, fo ma^t man na(j^ bem QSorfdytage »on unten,
welcher in bie 6c^tu^--9^ote hinein ge()et, einen ®o^^e(f(i)tag (*); eö barf <xhtx
aBbenn über ber testen 9^ote fein 9}Zorbent gemad)t n^erben. ®ie Sint^eilung
be^ ©o^pelfc^tag^ ift bep alten ^yempetn unter (a) biefelbe, tt)eld)e §ute$t ab»
gebitbet ift.
23. §. 3m ^mepten <5ciüe entfielet nac^ ber binbenben 9^ote ein ^uncft
unb bie te^te 9^ote beö ©op^elfc^tag^ mad)t mit ber gebunbenen eine 9f^ote
auö; ift bie 3eit--9}Zaa^ aber ^urtig, fo fällt ber ^undt n)eg; httftit Sint|)eilungen
finb bep (b) beutlict) angezeigt, ^iefeö (£fem|?el fommt oft üor (labenden öor.
24. §. 3m britten ^oSit entfielen ätt)e^ ^undte, §tt)ifd^en tt)elc^en ber
®op^elfct)lag gema(^t rnirb (c). ®ie (fintl)eitung ftnben tt)ir bet) (2) in O'Zoten
auögefc^rieben unb ift allezeit biefelbe. tiefer ^alt fommt oft oor, tuenn baö
5:em^o fo tangfam ift, txi^ biefe *2lrt oon Quoten gu tangtt)eilig tverben will,
ingteicl)en be^ (Einf (Quitten (1), unb t>or ben (labenden, ivenn nad) einer |)undtirten
9^ote in bemfelben ^onc ein Triller barauf folget (2). ^ep |)erunterge^enben
puncftirten 9Zotcn t>on feiner befonbern ßänge, fommt biefe "^^Irt ben ®o^)|)el=
fct)lag anzubringen nic^t i?or-- <S>aö (Ejem^el (3), n)enn eö foll burc^ biefe
9}Zanier au^gefüllet n>erben, ftellet einen eigenttict)en Si^ be^ ®o|)))elfct)lag^
t>or, tt)eil ein Triller '\t<xtt beffen, fo n)o^l über ber erften 9^ote, alö au(^ nai^
i^r, aEe^eit fatfc^ ift. "^Bir fe|)en auö ber ^lbbil= [81] bung biefeö ^yem^^el^
t><x^ ber ®o|)|)etfd)lug fo itjo^t nad) ber erften aB über ber sn)et)ten 9^ote (4)
angebrad)t tt)irb. "^luö ber babep befinbticl)en (fint^eitung fan man leici)t urt|)eiten,
^0.^ 5U biefem ^atte ein langfameö ^em^o erforbert tt)irb.
[^ah. V.] gig. LXI.
(1) (2)
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(3) #
(4)
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60
<Sia^ Stockte Äau^Jtffücf. QSicrtc ^bt{)citung.
25. §. 0a^ Q3crfe$ung^=3eid)en be^ bem 0oppetfc^tagc ernennet man,
tt)ic bcp ben ^riüem, auö bem i?or^crgc|)enben, au^ bcr 'Jotgc unb au^ ber
SD'iobutation. ^icfe '3}Zamer leibet eben fo tt)cnig, tt>ie bie ^rtüer, in jic^ eine
überflü^ige 6ecunbe ^ah. IV. ^xq. XXX. (d).
26. §. ©a^ nöt^igc 6(^neEen be^ bem 0o))|)elfd)tage, tt)05u ber Keine
Ringer nic^t gefc^idft genung ift, crforbert gun?eilen eine tfma^ wenige^ gef|)annte
"^pplkatm ^ig. LXIl.
[5ab. V.] ^ig. LXIL
P
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27. §. '2öenn bep bem ®o))pelfc^lage bie §tt)ep erffen ^ottn burc^ ein
fc^arfeö 6(^neKen in ber gri5^ten @ef(^n>inbig!eit n)ieber^ott ttjerben, fo ift er
mit bem ^raK=^riller »erbunben. '^an tan ftd) biefe gufammen gefegte "SOZanier
am beutlic^ften oorfteüen, tt)enn man fic^ einen ^raE=^rilter mit bem 9Za(^f(i>tage
einbitbet. ®iefc 9}Zanier giebt bem ^Iat)ier=6pielen ^ugteid) eine befonbere
^nmut^ unb ©tant). 6ie [teilt in ber ^ür^e unb in einer gröffern ßeb^aftig--
feit einen angefc^loffenen Triller mit bem ^^ai^fc^lage »or. 9DZan mu^ fie alfo
mit biefem ni(i)t t)ertt)ecl)feln, inbem fie ftc^ [o tt)eit bat>on unterfcl)eibet, al^ ber
^rall=^riller unb ber ®o))))elfc^lag oon bem orbentli(^en Triller. 0iefe '30'Zanier
ift fonft nocl) nic^t angemerkt n>orben. QSegen beö langen 95ogen^ über ber
legten <5igur be§ie^e ic^ mi(^ auf ha^, ma^ be^ bem ^raE-^riüer angeführt ift
3c^ ^aht fie fo be5eid)net, unb fie fie^t in ber 'i2lu^füf)rung fo auö, tt)ie bet)be^
bep <5ig. LXIII. abgebilbet ift.
[^ab. V.] gig. LXIIL
^
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28. §. ©iefer ^raEeube ®0))pelfd)lag finbet fid) o|)ne unb nac^ einem
Q3orf(^lage; niema^lö aber fan er anber^ s?or-- [82] kommen, al^ ber ^rall=
Triller, ne^mtid) na(^ einer fallenben Secunbe, öon tt)eld)er er glei(^fam abgezogen
tt>irb <5ig. LXIII. unb LXIV.
[^ob. V.] gig. LXIV.
^
^a biefe pfammen gefegte 9)Ianier me|)r 9^oten entt;ätt, aU bie einfad)en
SO^Janiereh, tt)orauö fie beffet)t, fo füllt fte au(^ bie ©ettung einer tttva^ langen
Q3on bcm ®o^^elfrf)lagc.
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9^ptc tjcffer auö; folgtic^ tt>irb fie aud) in bicfem ^allc Heber gebraucht aiß
t>cr "PraU-^riüer attein, ^ig. LXV.
[5ab. V.] gig. LXV.
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hingegen t^ut bcr ^raE=^riller allein, bep bem (Efem^jet (*), in "iHtlegretto unb
in einer noc^ ^urtigcrn 3eit=90'Zaaffc beffer al^ äufammen gefegt, '^an tan
überhaupt mer(fcn, ba^ fo tt)o|)l ber einfache aiß ))rallcnbe <5)o|?petfc^tag qn bcn
Stellen feiten gut ti)ut, tt)o ein Triller o^ne 9'Zac^fcl)lag \t(Xtt |)at.
29. §. ^enn in langfamcr S^it-'zDJaaffe bret) 9^oten herunter fteigen
fo entfte^t »or ber mittelften ein 93orfcl)lag, n)orauf über folc^er ber |>ratlenbe
®o^;>etfc^tag eintritt, tt)etcl)en ein aberma|)tiger 93orfc^lag oor ber testen ^Zotc
nachfolget, tiefer ^a\i ift be^ ^ig. LXVI. einfach (a), mit feinen Sierat^en
(b), unb mit feiner ^uöfü^rung (c) abgcbilbet. ®er crftc Q3orfct)lag ift tttoa^
gctt)ö^nli(i)e^ be^ langfamen 9^oten, inbem er fie gut auffüllt; aufferbem aber
tt)ar er ^ier nöt^ig, um ben ))rallenben ©o^pelfc^tag bequem unb nid^t e^er an=
anbringen, at^ bi^ bic i)älfte ber 9^ote, tt)orüber er fid) bcfinbet, oorbep tt>ar,
n>cld)e Hälfte er juft au^füEt. ©er tc^te Q3orfc^tag bient nic^t nur jur Q3er=
für^ung ber legten langen ^^ote, bamit fie tt)egen i^rer 0auer ein 93er^ältni^
mit ber üorigen belomme, fonbern er ift auc^ nöt^ig ttjegen ber 9Zatur be^
^o))pelfc^lage^, tt)el(i)er, tt)ie ber i^m ä^ntic^e Triller mit bem 9^a(i)fc^lage, ftc^
gerne in bie ioi5^e neiget. 'Man barf biefen testen Q3orfct)lag nic^t öon feiner
9Zote abreiffen, (1) meit e^ ein 93orfd)lag unb ifein 9^ac^fcl)tag fe^n foU, (2)
tt)eil nad) ber gegebenen (^rflärung t)on ben ©o^^cl-- [83J fc^lägen, bic le^tc
9^ote berfelben niema^lö mit ber folgenbcn fogleid) tjerbunben merben barf,
unb allezeit ein kleiner 3eit=9^aum übrig bleiben mu^, bamit tt)ibrigenfallö ifein
?;riller mit be? britten oertt>erftict)en nac^fe^lagenben 9^otc barau^ entfte|)e; (3)
um bie jjro^ortionirte ©ettung ber legten 9^ote be^5ubc|>atten. ^ir fe|)en ^icr
aberma^l, ma^ baö *i2lbreiffen ber Q3orfc^läge »on i|)rer 9Zote für Schaben t^un
fan. ©iefeö leichte ju oer|)üten, ma(^t man ben jjrallenben ©o^pelfc^tag nac^
ber 9^egcl fo fi^arf al* mögli^, bamit ha§ c n)ic ein ftm))leö Gec^ge^nt^eil 5u
Hingen fc^eine; ^ierburc^ n)irb ber fotgenbc Q3orfc^lag |>inlänglicl) oon biefer
9}lanier abgefonbert. O^ngeac^tet bie abgebilbete *iHu^fü|)rung biefer ^affagie
äiemlic^ bunt augjte|)t unb nod) für(^terlict)cr fcl)einen könnte, tt)enn jie fo, tpie
fie fim^jel be^ bem ^bagio oft »orsufommen |>flegt, ne^mlid) mit noc^ einii:ia|il
fp gcfc||tt)inben 9'Zoten au^gefc^rieben würbe; fo beruht boc^ bie gan^e ^unft
ber gefc^idten "iHu^fü^rung auf bie ^ertigfeit einen rechten fc^arfen ^rall=^riltef
62
®ag SWc^tc Äauptftütf. <33icrfc ^bt^cHung.
gu mact)en, unb bic '2luönaf)me mu^ atöbcnn gan^ natürlich unb leichte au^=
fallen. 93ep (d) iff baö (ffem^ct ettt)aö jjcränbert, eö bct)ält aber bennoc^ bie--
fetbe "tHuäfü^rung htp ben testen jtpep 9'Zofen.
[?ab. V.] gig. LXVl.
(a) (b)
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(0
(d)
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^
30. §. 0a ber <S)o|)^etfc^lag allein eben fo tt)0^t tt)ie bcr ^ritler mit bem
9'^a(^fd)lage, tpegen biefe^ le^tern aliegeit einen 'Ringer gum iointer^att ^aben
mu^; ba iia^ Sd)nel(en, tt>e(d)e^ ^ierbep fo n?o^t atö »orne^mlic^ bep bem i)in^vL
gefegten ^raü--^rilter, nur mit einigen Ringern gut auögeübet tt)erben fan, fo
ereignet fic^ njegen ber '5ing6^=6e^ung htt) biefer jufammen »erbunbenen 9i}Zanier
oft eine ber gri5^ten Sc^tt)ierigfeiten, tt)elct)en abju^etfen befonbere ^rep|)eiten
vorgenommen tt)erben müjfen. 95e^ *5ig- LXVII. finbet man einige ^äUt biefer
•^Irt. ^e^ bem ^yempel (a) n>irb i>ux6) einen Keinen 9lnd mit bcr Äanb nac^
ber [84] tinden 6eite nacf) bem e mit bem jttjepten "Ringer, ber britte auf^
fotgenbe b gefegt, aber nic^t über ben jme^ten gef erlagen, tpie bie uermerflic^en
*iHp))ticaturen teuren. 0aö (^yem^jet (b) erforbert tt>egen biefer jufammengefe^ten
'SO^anier, t>a^ man mit bem britten Ringer »on bem i^atben ^one herunter gleite.
®ie leic^tefte '^^inger^Ge^ung alfo bep biefem ))rallenben ®op|>elfct)lage ift bic
htt) (c) abgcbilbete. 'S)cm o^ngeac^t ti)ut man bennod) tt>o^l, n?cnn man i^n
fleißig mit aEen <5ingern ühtt, »eil jle baburd) ftard unb fertig tt)crben; über»
bem |)ängt eö nid)t allcgeit »on un§ ah, tt>el(i)e "Ringer mir gerne gu biefer ober
jener OO^anier nc|)men.
[?ob. V.] gig. LXVII.
«
(a) 32
-1 V?
(b)
}~i \T< 'i II f r l'if'l °i II 'P'T
^17J J II '^ I J?|J H f M
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5«
2 3
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(c)
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^^llfi^lPEm^
31. §. 9?Jan bringt smar nic^t leicl)te im Q3affe 99^aniercn an, menn jte
nic^t auöbrürflid) angebeutet fmb; bennod) ifan man gumeilen be^ bcrglcic^cn
@elegen|)eiten, mie mir bcp ^\q. LXVIII. fe^en, ben |)raltcnbcn ®op|>elfd)tag
brau(^en.
[5ab. V.] ^ig. LXVIII.
^
93ott bcm ©op^ctf^Ioge
63
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32. §. <S)er ^raü» dritter unb ber mit i^m vereinte ©oppclfc^lag, ba fic
auf einem übet ju rechte gemacf)ten "Flügel gar nic^t anf))rec^en, finb eine fiebere
^robe oon beffen gteii^er ^efieberung. SOZan mu^ ba^ero billig 9}Zitteiben mit
ben dtaöieriften |)aben, t>a man i^nen gemeinigli(^ burd) f(i)tec^t im Stanbe
fcpenbe 3nftrumentc biefe n5tt)igffen unb öorne^mften 3ierrat|)en benimmt, tt)et(^e
alle Augenblicke oorfommen, unb o^nc tt)el(^en bie meiften Stücfe fd)lec^t au^=
geübet ttjerben.
33. §. '^enn ein ®o)?))etfd)lag über geftoffenen 9^oten angebra(i>t n^erben
foU, fo erhält er eine befonbere 6(^ärfe burd) eben biefelbe im 'iHnfange hinzu-
gefügte 9^ote, ttJorüber er ftel^et. ®iefe nod) ni(^t anber^ tt?o bemerkte 9}^anier
f^ahi iö) burd) ein fleine^ 3tt)e^unbbrep^igt|)eil »or ber mit bem <S)o;)^elfc^lage
»erfe^enen 9'Zote angebeutet. ®iefe brepfac^e 6d)n)än^ung bleibt be^ allerlei
©eltung ber folgenben ^^ote unb bep allerlei Seit'-'^aaffe uni)eränbert, tt)eil
biefe^ 9'^ötgen allezeit burc^ t>tn gef(^tt)in= [85] beften "iHnfc^lag mit einem fteifen
*5inger |)erauö gebrai^t unb fogleic^ mit ber gef(^nellten Anfangö=9^ote beö
©op|)elf(j^lag^ »erbunben mxt>. *tHuf biefe '^xt entfte|)et eine neue "^rt »om
praEenben ^o^pelfc^lage, tt)eld)en man §um Unterfc^eibe tt)egen beö nöt|)igen
6c^nellen^ gar tt)o^l ben gef(^neöten "^O^^jelfl^lag nennen fan. ^tt)
hurtigen ^Zoten ift biefe SO^Zanier bequemer als ein Triller, h)eil id) ühtv^aupt
glaube, ba^ ber le^tere am beften t^ut, njenn bie ©eltung ber ^^ote erlaubet,
folc^en tt)enigftenS eine 3iemlid)e /2Beile gu fc^lagen, inbem man tt)ibrigenfallS
eine anbere 9}Zanier an biefe Stette fe^en !an. ©er ©oppelfc^lag erhält bur«^
biefeS 9Zötgen eben ben @lan^, njeld^en er burc^ ben vereinbarten '^rall-^ritler
erhält, nur be^ gan^ tt>ibrigen fällen.
34. §. ®enn, inbem ber prallenbe ®oppelfd)lag allein nac^ einer fatlenben
Secunbe unb anberS nic^t gebraud)t n?erben !an, tt)obep allegeit eine Schleifung
iff: fo finb juft biefeö Snteroall in berfelben ^enjegung unb bie gefc^leiftcn
9^oten überhaupt bie einzigen möglichen Äinberniffe, biefen gefd)nellten ^opptU
fd)lag anzubringen. 93e9 ^ig. LXIX. finben mv fein Seichen (a), feine ©eftalt
in ber *2lugfü^rung (b), unb einige <5älle tt)obe9 er ftatt ^at (c).
[^ai>. V.] ^ig. LXIX.
(a) . (b)
^
^
kf.-k.. h-if
f 0f'
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®aö jwc^fc Äau^tftücf. 93icrtc 5lbt^cilung.
^r !ommt a(fo im *2lnfangc unb in bev SO^iittcn, t)or einem ©ange unb 6))rwnge
aber nic^t über einer Sc^tu^--9^otc »or, n)enn fle auc^ fur^ abgefertiget tt)erben
fotlte. 5D?an fan f)ierbe^ mit anmerden, ba^ bep biefen ^yempetn auffcr bem
diaoiere t>a^ 3eid)en beö ^ritlerö unb bep ben €taioier=6a(^en baö einfache
Seichen be^ ©o^^ctfc^lagö gu fte^en pflegt.
35. §. ©iefe SDZanicr tan enttpeber gar nic^t gemad)t tt)erben, ober fte
tt)irb wenigften^ nic^t Ieid)tc i^re nöt^ige £eb|)aftigfeit ermatten, tt>enn fte i>t\)
einer 9^ote üorfommt, n)etc^e mit bem ©aumen, bem vierten ober Ifteinen Ringer
gegriffen tt)erben foH. ©ie übrigen Ringer finb i)kx^u gefc^i(fter. [86].
36. §. ^OZan öertt)irre biefc unfere 9[)Zanier ja nic^t mit bem einfachen
©o^j^)clfc^tage, n^etc^er nac^ einer 9^ote »orJommt. 6ie finb gar fc^r unter=
fc^icben, inbcm ber te^te eine gan^e QSeile nad) ber 9Zotc eintritt unb be^
gcfc^leiften unb auögel^attcnen 9^oten ju finben ift. 'Sie Figuren bepber
'30'Zanieren bcpfammen fe^en tt)ir unter ^ig. LXX, um i^ren ilnterf^ieb beuttic^
ju ernennen.
['^ah. V.] gig. LXX.
KC\3
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^
K
37. §. (^nblic^ fömmt ber ^oppetfc^tag auc^ nac^ gwep Keinen 3tt)e^unb--
brci^igt^citcn t>or ber 9'Zotc, vorüber er ftc|)et, öor. ®iefe 9^i5tgen tt)erbcn fo
gcfc^n?inb at^ möglich an ben ®oppcifd)tag geengt unb mit i^m »erbunben.
®ic brepfad)c 6(^tt)än^ung bleibt ebenfalls atleseit unöeränbert. ®iefc noc^
geitlfjero t>on niemanbcn angemerkte 'SJZanier ftellt in ber ^ür^c einen ^rittet
JDOn unten t>or, unb njirb alfo auc^ an beffen QUUt über einer furzen 9'Zotc
gcbraud)t. ^J^an fan biefe SOf^anier ben ®Op)?elfc^lag t)On unten nennen.
Sein Seichen unb feine *2luöfü^rung ift bc^ ^ig. LXXI. abgebilbet.
i^^l». V.] gig. LXXl.
^
i
Q3on t)em SiJJor&cntcn.
65
"fünfte ^bti^eilung.
1. §. ®cr 90lorbent ift eine nöt|)tge SiJZamer, tuetc^e bie 9^oten sufammen
|)ängt, au^füEct unb i^nen einen @tan^ giebt. ^r ift batb lang batb fur^.
6ein 3eic^en im erftem "S^aüe ift ^ab. V. f)e)5> <3^tg. LXXII. nebft ber ^u^=
fü^rung abgebitbet; jeneö tt)irb niema^B x)erlängert, biefc aber tt)o|)t, tt>enn e^
nöt^ig ift (a). ®er fur^e '3}Zorbent nebft feiner '^öürdung ift bep (b) §u fe^en.
I^ab. V.] ^ig. LXXII.
(a)
(b)jt
*^n«-F^
2. §. Ö^ngcacf)tet man gemeinigli(^ einen langen SO^lorbenten nur allein
über lange 9^oten, unb einen !ur^en über fur^e 9'Zoten abjubilben ^jflegt; fo
finbet ftc^ bennocl) jener oft über Q3iert|)eilen unb ^c^tt|)eilen, nacl)bem bie 3eit=
^OZaaffe ift, unb biefer über 'ifloUn Don allerlei ©eltung unb £änge.
3. §. '50Zan ^at nod) eine befonbere 'Jlrt, ben 9}Zorbenten, tt)enn er gan^
fur^ fe^n foll, su mad)en (c).
[5ab. V.] ^ig. LXXIII.
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Q3on biefen bepben gugleic^ angefi^lagenen 9^oten tt)irb attein bie oberfte gehalten,
bie unterfte \)^bt man gleich tt>ieber auf. ©iefer ^uöbrucf ift nidft ju oeriperfen,
fo lange al^ man i^n feltner aU bie anbern ^orbenten anbringt. (Er fommt
bto^ ey abrupto, b. i. o^ne "^erbinbung t)or.
4. §. <S>iefe 9JJanier liebt hinauf ge^enbe ober f|)ringenbe 9^oten oorgüglic^;
bep herunter f|)ringenben fommt fie nic^t fo oft, be^ fallenben 6ecunben gar
nic^t üor. 6ie lä^t ftd) im anfange, in ber 9JJitte, unb am (Enbe eineö
(otüät^ finben.
5. §. 6ie |)ängt bie gefc^leifteu 9^0ten, fie mögen ge|)en ober fpringen,
o^ne unb mit einem 93orf^lage jufammen ^ig. LXXIII. ©iefeö 93erbinben
66
®a^ äi»ct)tc Äau^jfftütf. "fünfte '^löt^cUung.
gcf(i^ief)cf am öftciften htt) einer fteigenben Secunbe; bann unb mann and)
aufferbem burd) 93orfc^Iäge (*). ^enn ber ^orbent über einem QSorfc^lage
t)on unten, »or einem Sprunge fid) ftnben lä^t (a),
[^öb. V.] ^ig. LXXHI.
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fo mu^ bie Äau|)t--9^ote lang fe^n, bamit fie fo üiet aU n5t^tg iff i)on x^vtv
©eltnng t>erüel;ren fönne, um biefem 93orf(^tage bnvö) einen taugen 9JZorbenten
einen SRac^brud 5U geben. 3n biefem ^atte ijerbinbet unb füHet biefe SOZaniev
gugteid). 93ei) ben 9^ecitatiüen pflegt biefer <5aII §utt)eiten t>oräu!ommen.
6. §. ®er 9!)^orbent nac^ einem 93orf(^lage mvh nad) ber 9?eget be^
93ortrag^ ber Q3orfct)täge (eife gemad)t. [88].
7. §. ®er 9}Zorbent wirb bei; auöäuf)altenben 9^oten ^ur "tHu^füttung
gebrau d)t; atfo trift man i|)n, mie w\v ht\) ^-xq. LXXIV. fc|)en, über binbcnben
(a), ))unctirten (b), unb rüdenben 9^oten an; biefe testen mögen auf einem
^one oft |)inter einanber (c), ober be^ 't^bn>e(^feiung ber Snteryaüen rüden (d).
•Be^ biefer te^tern *^rt i.>on 9^oten lä^t ftd) ber SOZorbent am beften über ber
einma{)![igen Q^icber^olung be^ t)origen ^one^ anbringen (e).
[$ob. V.] gig. LXXIV.
(a) ^v)v -siv
(b).
(a)
(b).
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(d)
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3n biefen QRüdungen füllt ber 'SO'Zorbent nic^t allein, fonbem er mac^t s"9t^i<i)
bie 9Zoten gtän^enb.
8. §. 'S e^ ben ^yemj^eln mit (a) unb (b) fan man anmerden, t)a^ man,
wtnn ja bie 3eit--9!}Zaa^ fo langfam n)äre, ^a'^ aud) ein langer 'SJlorbent 5um
'2Iuöfülten nic^t |)inreicl)en molte, biefe lange 9'Joten baburc^ i>erfür^et, inbem
man jte noc^ einma^l anfd)lägt, unb o^ngefel;r fo X)orträgt, tt)ie wir in ber
^Ibbilbimg unter eben ben Q13u<^ftaben fe^en. ®iefe ^re^^eit mu^ man nid)t
Q5ott bcm "^O^orbertten.
67
<in&er^ alö au§ 9Zot^ unb Q5orjtct)t brauchen, ^an mu^ bcn "^Ibfic^tett be^
93crfaffcrö cinc^ 6tücfci^ baburc^ nx<i)t ^ort t^un. "SJ^an tt)irb bicfcm ^ti)Uv
baburd) leicht entgegen können, menn man burd> bcn gehörigen ®ru(f unb burd)
bie Untergattung einer 9^ote gema^r n)irb, ba^ unfcr 3nftrument ben ^on
länger au^^ält, alö üiele glauben mögen, ^lan mu^ atfo bep ©etegen^eit beö
langen SO^orbentcn tt>eber bie 6d)ön^eit bcö 9^a(^!lang^ t>erf)inbern, unb bett=
fclben, fo tt)ie bie übrigen, tt>ebcr über jeber ^fma^ langen 9^ote anbringen, nod)
§u lange au^l;alten. 93ep allen "i^luöfüllungen burc^ SQiorbenten mu^ allezeit
nod) ein Heiner 3eit--9^aum übrig bleiben unb ber am beften angebrad)te '50'Zorbent
tt)irb edel^aft, tt)enn er fi(^ n?ie ber Triller, in einer gefc^tt)inben 93erbinbung
an bie folgenbe 9^ote anfc^lie^t.
9. §. ®er SOf^orbent über f^ringenben unb abgeftoffenen 9Zoten giebt
i|)nen einen @lan^. ^^ tt)irb l)ieräu meiftent^eil^ ber [89] fur^e gebraucht.
9}lan ftnbet il;n über 9^oten, tt)el(^e man in ^nfe^ung ber Harmonie anfi^tagenbe
gu nennen pflegt, unb h?eld)C ba^er oft »on befonberm @en)i(^te ftnb, ^ig. LXXV.
(a); bep gett)iffen 95recl)ungen (b), unb bei) t)oEftimmigen ©riffen in ber "tOZitte
(c), alltt)o be^ einer ettt)aö langen 9Zote aud) ber lange '3}Zorbent ^tatt |)aben
lan; bicfe 9!}lanier fommt ebenfaKö oor be^ abgeftoffenen punctirten 9^oten, tt>o
bie ^uncte nic^t gehalten tt)erben (d), unb tt)o Raufen barauf folgen (e). QBenn
nad) einigen furzen 9'ioten, n^eldje t^eiB um eine 6ecunbe fteigen (f), t^eil^
f^ringen (g) eine längere nad)folget: fo tt)irb er bet) biefer le^tern angebracht.
10. §. Unter allen ODZanieren, !ommt ber 9)^orbent im ^affe, o^ne ba^
man i^n anbeutet, am öfterften »or, unb ^toav über 9^oten, meiere in bie Äö|)e
ge|)en (h), ober f))ringen (i), bet) unb auffer (Saben^en, befonber^ n^enn ber ^a^
nac^^ero eine Octaoe herunter fpringt (k).
l^ob. V.] c^ig. LXXV.
(a)
(b)#
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(d)
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(e)
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(h)
(i)
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68
®üg jnjepfc ÄaupfftücE. 'fünfte '2lbt^eilung.
11. §. ^egen ber Q3erfe^uttg^--3et(i)en vxd}Ut ft(^ biefe ^Of^anicr, tt)ie bte
dritter na(^ ben Hmftänben. Oft tvitQt ber unterfte ^on bicfer 9?lanier, toegen
ber 6(^ärfe, ein 95er[e^ungö--3 eichen '^ab. VI. ^ig. LXXVI.
[^ah. VI.] gig. LXXVI.
12. §. ®amit man nad) einer !ur$en 9lote bie nöt^igen Ringer ^um
Si}lorbenten gleich unb frep |)abe, fo nimmt man §utt?ei(en eine befonbere ^inger=
6c^ung t)or "^ig. LXXVI. ®iefe '^pplkatnv erforbert ein mä^ige^ ^em^o unb
rechtfertiget fic^ au^ ber furzen ^Ibfertigung ber )5«nctirten <^oten, t)ermöge
tt>ei(i)er nad) eingefe^tem »ierten <5ingßi^ ^^^ Räumen unb ber 5n)et)fe Ringer gur
<Hu^übung beö 9}Zorbenten gleid) bereit ba fe^n muffen. SD^an i)at bep ber langen
9Zote mit bem britten Ringer Seit genug, bie Äanb um ein tüenigeö nac^ ber
reiften 6eite gu rüden, '^öenn biefe ^affagie of)ne ^uncte ober in gef(^tt)inber
3eit--'3}Zaaffe öorfommt, aBbenn bleibt man be^ ber gett)ö^ntic^en Orbnung ber
<5inger. [90]
13. §. ®a tt)ir gefe|)en i)aUn, ba^ ber ^orbettt, guma^t n^enn er lang
ift, be^ lang au§su|)attenben 9^oten gut ^U^füUung gebrandet mxt>; fo fan
er auc^ nad) einem ^riEer in biefem ^alle »orfommen; man mu^ x^n aber
burc^ bie ^t)eilung ber langen 9^ote t)on bem Triller abfonbern. "tHuffer biefer
Q3orfic^t tt)ürbe eö unre(^t fet)n, unmittelbar md} bem Triller ben SDZorbenten
ansubringen, tpeil man titema^lö bie dankten ^inUx einanber Raufen foE.
^ad) ber be^ «^ig. LXXVIl.
[5ab. VI.] gtg. LXXVII.
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o^;
abgebilbeten ^u^fü^rung eine^ (Ejem|)el^ ift alfo bepben ^nmerdungen i^r 9?ec^t
tt)ieberfa^ren. ®ie "^öä^rung beö 9}Zorbenten richtet fi(^ nad) bem ^em^o^
tt)cl(^cg aEerbingö ni^t gefd)tt)inbe fe^n barf, meil man fonft biefeö i)ülf^-
9}^ittel nid)t nötl)ig ^at.
14. §. 93e^ biefer @elegen|)eit !an man anmerden, ba^ ber 90^orbent
unb ber ^rall-Sriller 5tt)e^ entgegengefe^te SOf^anieren finb. ®er le^te fan nur
auf eine ^rt, ne|)mli(^ be^ einer fallenben 6ecunbe angebracht «werben, n)0 gar
niema^lö ein 9}^orbent ^tatt |)at. <S)aö einzige |)aben fie mit einanber gemein.
Q3on bem '2lnfd)lage.
69
ba^ fic bc^berfeitö in bic 6ecunbc ^ineinfc^leifen, bcr SO^orbent im ^inaufftcigcn,
unb ber ^raE=^riEer im ^eruntergc|)en. ^ep <5ig- LXXVIII. fc^en tt)ir biefcn
<^aU beuttid) üorgeftettt.
[5ob. VI.] ^ig. LXXVIII.
^IT-T^t^^
r^r^
15. §. 93cp ©ctcgen^eit beö "^DZorbcnten mu^ id) einer tt)iKfü|)rtic^cn
'SO'lanier ^rtt)el^nung t^un, tt)etc^e tt)ir sutt)eilen in tangfamen 6tücfen im "^Infange,
unb i?or Fermaten ober Raufen, befonberö öon ben Sängern ^ören. ^ie fim^etn
flöten, tt)o biefe 9}Zanier ftatt l^at, fammt i^rer *5Hu^fü^rung finben tt)ir unter
<g=ig. LXXIX.
[^ab. VI.] ^ig. LXXIX.
[ i } iS II [£/ ^^-K JL^cz,^
r
®a biefe le^tere ben ^Zoten eineö ^erbeuten ooüfommen ä|)nlic^ ift, unb ber
%(x% n>o man fie trift, einen 9}Zorbenten teibet, nur ti(x% er na(^ bem gett>i5^n--
Uc^en Q3ortrage §u balb üorbep ge^en bürfte, fo fan man biefe '^O'Zanier für
einen tangfamen 9DZorbenten anfe^en, tpetc^er auffer biefem "Jcitte oernjerflict) ift. [91].
(3ect)ffe "^bt^eitung.
Q3on bem "^nf^lage.
1. §. ^enn man ^<xti einen ^on fim|>el anzugeben, bie vorige 9^ote
noc^ einma^l n>ieber^o^tet, unb atöbenn mit einer Secunbe t>on oben in bie
fotgenbe herunter ge|)t; ober wenn man \i<xXi biefe öor^erge^enbe ^^ote ju tt)ieber--
l^olen, bie Unterfecunbe t)on ber folgenben guerft anfc^läget, unb barauf mit ber
6ccunbe oon oben in biefelbe ge^t: fo nennet man biefe^ ben ^Itlfc^lag.
2. §. <2öir tt)erben biefe 9}Zanier auö ber "^o^. VI. ^ig. LXXX.
^<A. VI.] ^ig. LXXX.
w^
70
©öS äi^epfc Äaiipfftütf. 6cc()ffe '2lbti?ei(ung.
bcftnt)tid)en ^Ibbilbung bcutltc^er fennen lernen, oerniijge wäd^^v tüxv fe^en, ba^
fie auf jtPe^erle^ "iZlrt »orfcmmt.
3. §. ®er Ö3ortrag üon biefen 9^ötgen ift im erftem ^aüe nic^t fo ^urti^
ai^ im 5tt)epten, allezeit aber tt>erben fie f(^tt>äd)er atö bie .^aupt-'^^Zote gef^iett
^ig. LXXXl.
[^ab. VI.] <5iQ. LXXXI.
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^cr ©efang n^irb burc^ biefe ^^anier gefällig, tnbem bie 9^oten t^eilg gut §u=
fammen gelängt, f^eilö auc^ einigermaaffen aufgefüllt tt)erben.
4. §. ^ep ber legten ^rt finbet oft ein ^undt 5tt)ifd)en ben Wii)\)^n
Keinen 9^ötgen ^tatt, bie erftere hingegen leibet feine 93eränberung, jte tt)irb nur
bc^ gemäßigter 3eit=9)iaaße gebraucl)t, wenn bie folgenbe 9^ote in bie Ä5|)e
fpringt. 93et) 'Jig- LXXXIf. finben tt)ir einige <5älle abgebilbet.
[^ab. VI.] ^ig. LXXXII.
s^gaaroafciMM^:-^
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5. §. ^er 'innfc^lag, n>enn burd) bie fleinen ^^ötgen bie Gecunbe barüber
ober barunter t)on ber folgenben 9tote üor^ero gum @e|)ör !ommt, !an megen
ber @ef(^n)inbig!eit biefer 9^ötgen aud) in gefc^tDinberer Seit-'^D^aoffe gebraucht
tt)erben. ^ep ^ig. LXXXIII.
['^ab. VI.] g=ig. LXXXIII.
1 •* c ^'
befinbet ftd) ein (fjem^el, n>eld)eö un^ ben eigentli- [92] d)en 6i(5 biefe^ '^In^
f(^lageö ä^igst, inbem feine anbere 9[Ranier ^tatt beffen gefi^idlicl) angebracl)t
merben !an. ©iefeö (Efem^el mit berfelben *21uöfü|)rung gilt nur fo lange, al^
man eö ni(^t langfamer aU 'i^lnbante fpielt, ob e^ n)o^l in ber Äurtigfeit
5une|)men fan.
6. §. Buffer biefem ^alle fan ber ^nfc^lag mit bem ^ertien--6^runge
be^ allen unter "Jig- LXXXII. befinblic^en ^yempeln ebenfalls \tatt |)aben. 9}^an
finbet i^n auc^ bet) einzeln 9^oten 3tt)ifcl)en Raufen <5ig. LXXXIV. (a), unb
Q3oti t>em 'Qlnfrf)Iagc.
71
bep ber ^icbcr|)otung eine^ ^oneö V)or einer faöenben 6ecunbc (b). Q3e9
biefer ^ieber|)otung »or bem herunter ffeigcnben 3ntert)aü ift er natürlicher ai§
ber '5)o|)petfc^tag, fo n)ie biefer beffer ti)ut t)or einer fteigenben 6ecunbe (*).
53iernäd)[t fan ber '2lnfd)lag in langfamen ^em|)o au<i) fe^r tvo^i gebraud)t
tperben, inbem er taß ^iffonirenbe ber überflü^igen Secunbe bcffer oerminbert
alß ber ©oppelfc^tag (c). 9}^an braucl)t i^n ferner öor einer fteigenben Secunbe
(d) unb Qtptxmt (e), ingtei(^en üor einem Q3orfd)tage t)or einer fallenben
6ecunbe (f). 9JZan mercfe überhaupt, t>a^ ber '21nf(^lag bcffer ti^nt, n?enn nad)-
^ero bie 9D^e(obie fällt, al^ tt>enn fte fteigt; bto^ bie ^^ieberl)olung einer mit
bem "^nfc^tage oergierten 92ote nnb ein langfamen ^empo fi5nnen ^ierinnen eine
•^lu^na^me mad^en (g).
^ab. VI.] ^iQ. LXXXIV.
(a) (b)
(b) ^ (*) ^ (c)
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(d)
(e) ß
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(f)
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7. §. <S)er "^Zlnfc^lag mit bem ^nndtt mxi> entU)eber burcl) einen
Q5orfd)lag uon unten, ober burc^ bie be^ ^ig. LXXXV. beftnblid)e Q3orftellung
angebeutet. (Hr n)irb auf üerfcl)iebene 'Slrten in hzn ^act eingetf) eilet. 3n btn
■^robe^Stücfcn l)abe id} biefeö aEejeit beuttid) au^gebrucft. <S)er folgenben 9'totc
tt)irb fo t)iel öon i^rer ©eltung abgezogen, alö biefer '2lnfd)lag beträgt.
8. §. ©iefer '2lnf(^lag bmmt in gefc^tt)inben Sad)en niema^l^ t>or. ^r
tt)irb mit 9'^ut3en bei) affectuöfen Gtetlen gebraud)t. [93] 6ein 6i^ ift t^tiU be^
einer tt)ieber|)olten (a), tl;eil^ htt) einer um eine Secunbe geftiegenen 9^ote (b),
iDeld)e in be^ben "fällen ^zvna6) entmeber burc^ einen 93orfd)lag (b), ober o^ne
bcnfetben (a) herunter fteigen mu^. ®a^ ©jempel (a) ift oft im '2lbagio ein
(finfd)nitt. ®aö '^ah. IV. <5ig. XL mit einem (*) begeic^^nete ^rem^^el »erträgt
n)egen ber langen 9Zote f biefen ^nfc^lag e|)er aU einen bioffen Q3orfd)lag.
®ie '=2lugfü|)rung ^ieröon fe^en tt>ir '^ah. VI. ^-ig. LXXXV. (c).
[^ab. VL] ^xQ. LXXXV.
(a)
(b)
(c)
^a Jli^j Jli^
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V— ^ — £
72
®ag s«?e^te Äau^jtftüc!. 6cci)ffc mbt^eilung.
9. §. ^D^lan fan tt)egen beö ^nbringeng btefer 9}Zamer nid)t leici)t fehlen,
fo balb man t|)ren llrf^rung eweget. ^Settn eine 9tote burc^ einen öerättbet^
ticken Q5orf(^lag t)On unten um eine eecunbe l;inauf ge^et, <5ig- LXXXVI.
(a), unb, e|)e bie folgenbe 9^ote angef(^(agen n)irb, ein neuer tuv^ev 93orfd)(a9
t>on oben bagu fommt (b), fo entfte|)et 3tt>ifd)en biefen 5tt)et) 93orfc^lägen ein
^undt unb folglich unfere 97lankv (c).
[^ab. VI.] gig. LXXXVI.
(a)
(b)
(c)
^ J lF?:fel-[i=B^3_^
9^ur ift bie 9'Zot|)tt)enbig!eit bavbtp, ha^ nad^^tv eine ober me|)rere 9^oten
|)erunter fteigen muffen.
10. §. 93e^ bem 93ortrage biefe^ Qinfd)kgö ift gu mer(fen, t>a^ bie erffe
Weine 9^ote t)or bem ^undte jebergeit ftarcf unb bie anbere mit ber ^aupt-
9^ote fc^tt)ad) angefd)tagen tt>erben. <S>ie te^te fteine 9'^ote n?irb fo !ur(3 aB
möglich an bie Äaupt--9^ote get)ängt unb alle bre^ n>erben gefd^leift.
11. §. 93e^ ^ig. LXXXVIl
[^ab. VI.] c^ig. LXXXVIL
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fe^en ttyix nod) mehrere (^yem^^el mit i|)rer '2lu^fü|)rung. ^e^ ber ^nbeutung
biefer 9Ranier i)aht id} mit ^(ei^ bie ^rt, um fie fennen gu lernen, be^be--
i^atten, »ermöge tt>et(i)er man biefe 9}Zanier burd) einen blojfen Q3orfc^lag nic^t
beutlic^ genug anbeutet. 3e me|)r "^Iffect ber ©ebande entf)ätt unb je tang--
famer baö ^em|?o ift, befto länger ^ält man ben ^undt, ipie mv unter biefer
^igur be^ NB. fel)en. [94].
<33on bcn Sd)Ieifevn.
73
Siebente "^Ibti^etUmg.
QSon ben Gc^Ieifem.
1. §. 0ie 6d^leifer kommen o^ne unt» mit einem ^uncte x>ov.
3i)v Q3ortrag liegt im 90ßorte angebeutet. Sie machen bie ©ebanden flieffenb.
2. §. ®ie 6d)Ieifer o^ne ^uncte befte^en t^eitö au^ §tt)e^en, t^eiB
au^ bre^en 9^Öt9ett, tt>e(ct)e man s?or ber Äaupt--9^ote anfc^täget.
3. §. ^ie erftern werben bnrc^ ätt)e^ fteine 3tt)e^unbbrei^igt^eile
angebeutet '^ah. VI. <5ig. LXXXVIH. <Bep bem '=2iaabrei)e-Sa(fte fönnen e^
aud) Sed)§e|)nt(;eile fe^n (*). ^an finbet biefe 9}Zanier bisweilen fo bejeic^net
tt>ie tt>ir bet) (a) fe^en. Oft ivirb fie auci) mit if)rer "tlluöfü^rung auögefc^rieben (b).
[^ob. VI.] ^ig. LXXXVIII.
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4. §. ®ie 6d)Ieifer öon sttje^en ^Zbtgen unterf(^eiben fic^ noc^ t)on benen
mit brepen 9Zötgen auf gmepertet) 'iHrt; (1) fommen jene atte^eit t>or einem
Sprunge t>or, aEtt)o fie bie Snteröalten baräW?ifd>en auöfüUen ^\q. LXXXVIII,
biefe hingegen, tt)ie tt>ir balb fe^en tvtvhtn, kommen aud) auffer biefen t>or; (2)
tt)erben jene allezeit gefd)tt)inbe gef;)iett (b), biefe aber ni^t.
5. §. ^ep «Jig. LXXXIX. (a) fef)en mv bie ^uöfü^rung biefeg 6tf)(eifer^
t)On bre^en 9'Zi5tgen. ®ie @ef(^tt)inbigfeit biefer Lanier tt)irb t)on bem
3n|)atte eine^ 6tü(fe^ unb beffen 3eit-9}Zaaffe beftimmt. <5)a man üon biefem
Schleifer no(^ Mn getoij^nlic^e^ Seichen ^at, unb feine ^uöfü|)rung einem
<S>o;);)elfd)tage in ber (§egen--93en)egung i)oltfommen gteic^ ift; fo ^ahi^ xd) i^n
»iel bequemer huxd} t>a^ be^ (b) befinbti(i)e Seilten angebeutet, aU tt>enn id)
ftatt beffen bre^ kleine 9^i5tgen ^tU fe^en [95] »oEen, wie man gumeiten an-
trift (c). ®a^ "^luge fan unfere OSegei^nungö-'^rt leichter überfe^en unb bie
'^'Zoten bleiben in ber 9^ä^e be^fammen.
[^ab. VI.] gig. LXXXIX.
(h)^ (c)
74
®o^ gtoc^tc Äciu^fftüeE. Siebente "ilbt^cilung.
6. §. ®iefe ^O^anier, Ikht iia^ fe|)r gefd)n)inbe unb t)a^ fe^r langfame,
ba^ 9te{d)gü(tige, unb ha^ aüeraffcctuöfeffe, unb wirb aifo auf 5tt>eperlc^ fe^r
oerfc^iebene '21rt gebraucht. (1) '^Jep gefc^minben 6ad)en gur 'tHu^füUung unb
äum 6c^immer; |)ier fteüt fte bequem einen arider i?on unten o^ne 9^ac^=
fd^tag »ov, tt)enn bie ^ür^e ber 9^ote gu biefem Triller md)t |)inreic^en nnE
<5tg. XQ unb tt)irb allesett gefd)n)inbe gema(^t. 0ie folgenben 9^oten können
ge|)en ober [pringcn.
Rat). VI.] ^ig. XC.
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7. §. 3m anbem '^aUt tPtrb biefei- 8d)lcifer aU eine traurige '5)^anier^
be^ matten Stellen, befonberg im "Slbagio, mit 9'Zu^en gebraucht, (fr mvb aU=
benn matt unb piano gefpielt, unb mit Bietern '^Iffecte unb mit einer ^re^beit^
n^elc^e fic^ an bie ©eltung ber 9^oten nic^t gu fclaöifrf) binbet, vorgetragen.
6ein gett)öl;nlid)fter Si|5 ift auf ber tt)ieber^olten 9Zote ^-xq. XCI. (a). ^luffer=
bem ifommt er aud) im |)inaufge^en unb fpringen öor (b). '^DZan fiel^et f)ierau^,
ha% biefer 6d)(eifer aBbenn ein langfam au^gefüKter 'Sinf^lag mit bem
Tertien =(3|)runge ift. ^an taxxn burd) i^n eine .Spaltung ebenfatlg mit
•^Iffecte auffüllen (c).
5ab. V.] gig. XCI.
(a) (b)
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8. §. *2öei( bie ©iffonan^ien gefc^idter finb, ßeibenfc^aften ju erregen
ai^ bie donfonan^en, fo triff man biefe 'SOcanier and} am öfterften über jenen
an, unb jtDar bet) einer langfamen 9Zote, n^elc^e mit ^lei^ entu>eber nid)t
x>UlxQ, ober tDenigftenö f(^Iep|)enb aufgefüllt mvb. 6ie mvt> mit eben biefen
llmftänben aud) im "^lllegro gebraucht, tt?enn 5uma|)t eine 93erfe^ung ber garten
'Xon='^rt in bie iDeid)e t)or!ommt. ®ie kleine mangell;afte Septime, bie über=
jlü^ige Sejte u^enn fie bie Quinte be^ fid) l)at, inglei(^en bie Seyte mit ber
übermäßigen Quarte unb kleinen ^ertie unb ber-- [96] gteid)en l^armoni[d)e
Sufammenflänge me^r, leiben biefen Schleifer befonberö. 0a bie <5olge bep
allen '3)lanieren t)auptfä(^li(^ anß bem ^affe jugleid) mit erfannt mirb, fo !an
man Uid^t urt^eilen, baß biefe 9?^anier fid) |)erunter neiget.
93ott t>eu Sd)tcifcrn.
75
9. §. <2ßir lernen be^ ©clcgen^eit btefcö Sc^leiferö 5tt>c9erte9: (1) ba^
man be^ gett)iffen @ebanden me^r auf einen ungelünftelten matten 'Qiu^tivuä,
aiß auf bte 'iHuöfüUung fe|)en muffe, unb i)a^ man alfo bei) langfamen 9^oten
nic^t eben atle§eit »erbunben fet), 9!}Zanieren Don fielen 9'Zoten ju iüä^len, inbem
man fonft ^tatt biefeö 6d)leiferö ben ^Op^elfd^lag i>on unten brauchen
fönnte, tt»elc^er einige "iHe^ntic^^eit in 92oten mit xi)m t)at, (2) ©a^ man im
©egent^eil au(^ nic^t atlejeit ha^ affectuöfe einev "^Olanier auö ber ^enigl^eit
if)rer 9^oten ernennen mü^fe, tt)eil fonft folgen tuürbe, ba^ ein ^nfd)lag, n?elcl>er
nur auö gitjepen 9^oten beftel;et, me^r *ilffect tnt^k% alö unfer 6d)leifer, ober,
melc^eö einerlei ift, tt)enn biefer '^infc^lag au^gefüUet mvh.
10. §. So bequem biefer auö brei)en 9^ötgen befte^enbe Schleifer eine
Traurigkeit erwe^en tan, fo t)iel ©efälligfeit erregt ber 6^(eifer auß gtPet^en
^Zötgen mit einem bar3n?ifct)en fte^enben ^uncte.
11. §. ^e^ ^ig. XCH.
[5ab. VI.] c^ig. XCII.
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fe^en tt)ir i^n angebeutet. 6eine €int{;eilung ift fo oerfc^ieben alß bet) feiner
anbern 9JJanier. 6ie tt)irb ebenfalls burd) ben 'tHffect beftimmt. 3(i) ^abe be^=
liegen in ben ^robe-Stüden be^ biefer Lanier eben fo tt>o|)l, al^ be^ bem
"iinfc^lage mit bem ^uncte, bie ^nbeutung, auc^ gutioeilen bie ^u^füljrung fo
beutlic^, al^ e^ nur mögli(^ gemefen ift, au^gebrüdt.
12. §. 93e^ ^ig. XCIÜ.
[^ah. VI.] gig. XCIII. ^
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®ag älue^fc ^Dmi^tftürf. Giebcufe '2lbt^eilung.
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ftnben tpir unter[d)tebcne ^yem^et mit t^rer t)erfd)iebetien 't2lu^fü|)rung. ^ir
fef)en bet) (*) \)<xS^ tiefe (fint|)eilung tt)egen beö 95affeö beffer ift al^ bie brauf--
[97] fotgenbe. Heber^aupt Bnnen bie meiften loon biefen (f jem^eln einen eigent--
Iici)en Si^ üon biefer "SO^anier üorffeKen, inbem man be^ 91nfct)auung ber fim^etn
9Zoten batb au^ ber Äärte ber anfc^Iagenben <S)iffonan^, batb <x\xi bem ßeeren
ber Octaöen teic^t mer(fen fan, ba^ bat)in etn?aö gehöre. So fan aber !eine
anbere Lanier atöbenn tt)0^t angebrad)t werben alö biefe. ®ie fo(genbe 9^oten
na(^ biefer Sf?Zanier |?flegen gettieittiglid) herunter gu ge^en, ob tt)ir fd)on auö
bem (fyem^et (x) fe^en, t)<xS^ ber ©efang in bemfetben ^one bi^n^eilen aud)
fortfa|)ren fan.
93on öcm Sd^neöer. n
13. §. ®aö übrige gum Q3ortrage biefer 'SOlamer ift be^ <5ig- XCIII
unter (1) unb (2) abgebitbet. QÖ3ir finben allba, ba^ bie 9^ote mit bem '^unctc
ftarcf, bie barauf fotgenbe |)ittgegen fammt ber Äau^t^^Zote fc^tvacb gef))ie(t
tt?irb. ®er 'punct über bem steinen 93ogen (1> bebeutet, 'tiix^ über biefer 9^ote
ber Ringer e^er aufge|)oben werben mu^ aB bie ©ettung bauret, fotglid) it)irb
tt)ie be^ (2) ^u fe^en ift, auö bem ^uncte nad) ber Äau^t--9^ote eine ^aufe.
<2ld)te '=2lbt|)eitung.
Q5on bem 6(i)neUer,
1. §. ®en furzen 9}^orbent in ber @egen=^en)egung, beffen ^öc^ften ^on
man fc^neüt, unb bie übrigen be^ben mit bem fteifen 'S^inger t)orträget, ^oifot
ic^ jebergeit, o^ne Q3eränberung, fo angebeutet, wie wir %(x\>. VI. unter "S^ig. XCIV.
fe^en. ^egen biefe^ Sct)neüenö fan man biefe noc^ fonften nic^t bemercftc
9}Zanier gar mo^l ben 0d)neEer nennen. [98].
\%<x\>. VI.] ^tg. XCIV.
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2. §. ©iefer Schneller wirb allezeit gef(^winbc gemacht unb fommt nie=
ma|)l^ anberö aB bep geftoffenen unb gefc^winben 9^oten oor, wet(i)en er einen
@tan^ giebt, unb wo er juft gur ^u^füttung gureic^t.
3. §. €r t|)ut in ber @ef(i)Winbig]Eeit bie ^ürdung eine^ ^riÖerö o^ne
9^a(i)f(i)lag, unb gteii^wie ber le^tere mit bem 9Zad)f(^Iage eine fteigenbe "^olge
tiebt, fo mag ber Schneller gerne herunter ge^enbe 9^oten nac^ fict) |)aben, o|)ne
3tt)eifet, weit fein te^te^ Heiner 9^ötgen unb bie Äaupt=9^ote §ufammen genommen
einen 9'Zac^fc^tag t)on bem Triller in ber @egen--93ewegung oorfteEen. <S)em
o^ngeac^tet unterfct)eibet er fid) »on ben ^riEem baburc^, '^<x^ er niema^tö an=
gefd^toffen unb be^ Schleifungen öorfommen ifan.
4. §. ^r mu^ fe^r gef(^idt ausgeübt werben, weit er fic^ fonft nici)t gut
aufnimmt. (Eö können i^n ba^er bto^ bie ftärdeften unb fertigften Ringer
bewerdftettigen, unb man mu^ auö ^^Zot^) oft mit einem "S^inger fortge|)en, wetc^e^
bem 6toffen, fo i|)m natürti(^ ift, feinen 6c^aben t^ut, %\o^. XCV. (a). "SO^lan
!an biefe SOZanier befonberö au(^ be^ ben (Einfc^nitten brauchen (b).
^aö ätucijte Äouptffüd. 9^cuntc ^21bt^ciJung.
[^ab. VI.] gig. XCV. (a)
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93on ben Q^ev^ierun^en ber Fermaten.
1 . §. 60 tt)enig meine 'tHbfi«i)t getvefen ift, mic^ mit tveittäuftigern 'SO^anieven
aU bic bi^^ero angeführten finb, abzugeben; fo nöt^ig finbe id) bod) etnja^
ivenige^ be^ ©etegen^eit ber Fermaten baöon an§ufü^ren. [99].
2. §. 9)2an braucht biefe (entern off mit guter ^ürdung; fie ertoeden
eine befonbere "inufmerdfamfeit. SD^an beutet fie burc^ t>a^ gett)öt)ntic^e 3eid)en
eine^ 'Sogen^ mit einem ^uncte barunter an, unb ^ätt fo lange bahet^ frtüe,
aU eö o^ngefe^r ber 3nf)alt beö Stüdeö erforbert.
3. §. 3utt)eiten fermirt man au^ 91ffect, o^nc i)a^ tfmaß angebeutet ift.
^ufferbem aber !ommen biefe <5ermaten auf bte^evtep *2lrt t>or. 9J^an ^ätt
entmeber über ber »erlebten 9^ote, ober über ber legten 9^ote beö 'Baffe^, ober
nad) biefer über einer ^aufe ftiüe. (iß foEte biefe^ Seichen üon 9?ec^tött)egen
aUejcit an bcm Orte, tt)o man anfängt ju fermiren nnt aUtnfaUß nod> einma^t,
beip bem €nbe ber <5ermate, angebeutet fepn*).
4. §. 0ie <3^ermaten über Raufen fommen mel^rentj)ei(^ im '^lllegro
t)or, unb tt)erben gan$ fxmpk vorgetragen. *S)ie anbern i'vo^\) '^vtm finbet man
gemeiniglich in kngfamen unb affedtuöfen Stüden, unb muffen »eruieret
tt^erben, ober man fällt in ben ^e^ler ber Einfalt. (£ö fönnen alfo allenfalls
bep ben übrigen Stellen eineS Qtüd^'!^ e^er n^eitläuftigere 9}Zanieren gemijfet
n)erben als |)ier.
*) \<Bcm. ©ottl. ^ürfg Maöicrfd)ule, 2dpm 1789, neue ^Jlufl. 1802, ^^iuöjug Äatte
ficipjtg 1792 unb 1805 mac^f aurf) nod) auf t>h ocräicvten 'Jennofen in Q^onboö auf-
mevffant. „9}?an leitet nämtid) nad) bem mit /t\ begeidjneten Snbe einc^ Äau^tabfdjniffcö,
üermittelft eincö furjcn, unb bem d^orafter be^ ©anjen entfpted)enben Überganges! wiebcr
in ben Äau^>tfa^, unb ^njar oorsüglid) in ben öorgefd>ricbencn "^on ber Oberftimme ein . .
3un>cücn t)<xt man @elegeni)eit, nac^ einer "Jcrmate aud) nod) einen Übergang anzubringen".]
5. §. 3c^ ^aht 5u bcm ^nbe bct) ^tg. XCVI.
79
[$ab. VI.] gig. XCVI.
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einige (^yem^-et t)on Fermaten bet)bev(e^ '2lrt mit i^ren 3ierratf)en beigefügt,
©iefe (^yempel erforbem eine langfame ober menigften^ gemäßigte Seit-^O'Zaa^.
5)a biefe Q3ersierungen aüejeit ein Q3eri)ättni^ mit bcm "^Iffecte beg Gtücfeö
^aben muffen, fo tan man fte mit ^Zu^en brauchen, tvenn man auf biefen '^Iffect
genaue '2ld)tung giebt. ^vi^ bcr '^egieferutig t>t§ 93affcö kffen firf) bie übrigen
ä^ntid^en ^äüe biefer ^-ermaten leicht entbeäen. [100].
*) ["Jluö brutffec^nifc^ert ©rünben it>uvbe i)icr ivte im folgenbcn ftatt ber bic ßr^ö^ung
um einen Äcilbton an§eigenben bxiv(i)ftrtd)enen 3iffer ®ed)6 bcs Originals bic Sdjreibart
I« gen)ät)tt. ®er Äerauegcbcr.]
80
®ag bvitte Soaupt^tüd.
6. §. Q[Ber bie @efct)i(IUc^feit ntd)t i)at, njeitläuffige 9DZameren ^terbe^
anzubringen, ber !an fi(^ gur 9^of|) baburc^ |)elfen, ba^ er über einem t)or=
fommenben 93orfd)lage t)on oben öor ber legten ^Zote im ©iöcante einen langen
dritter üon unten anbringet ^ig. XCVII. (a)*). ^inbet ftd) aber in biefem ^alle
ein QSorfc^tag t)on unten, fo trägt man i^n fim|?el üor unb mad^t über ber
Äaupt=9^ote ben ertt)e^nten langen Triller (b). 93e^ ^Jermaten o^ne 93or[(i)lag
i)at biefer Triller über ber testen Q'^ote im ©i^cante ebenfaüö ^tatt (c). [101].
[^ab. VI.] gig. XCVII.
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1. §. €^ ift unftreitig ein Q3orurt|)eil, alö tt)enn bie 6tär(fe eineö Sköieriften
in ber bioffen @efc^tt)inbig!eit beftünbe. ^an tan bie fertigften "Ringer, einfache
unb boppelte Triller |)aben, bie ^p^jücatur t)erfte|)en, üom 931atte treffen, e^
mögen fo oiele 6c^lüffel im £aufe beö Stüdeö üorfommen al^ fie tt)ollen, alleg
o^ne t>iele '^ü^t auö bem 6tegereif tranö))oniren, ©ecimen, ja ©uobecimen
greifen, i^äufer unb i^reusf^rünge öon allerlei "Wirten machen fönnen, unb tt>a^
*) [^ürf 0. a. O. cm^fie^tt ftd^ ^tatt beö ^rtUcrö a\x6) einen ^riUei; ober 9}?orbenten
unb räf, in „'Sonftücfen oon tt)e|)müftgem zc. £t)ara!ter, bie 'Fermaten lieber gor nic^t, aU
i)uv6) einen ni(i)f jum ©anjen paffenben, fc^arfen ^riEer ober 'SJZorbenten ju oergieren''.
©ic ®auer ber S^ermaten rid)tet fid^ nad) bem ^errfd)enben ^ffeft beö betr. Stütfe^. "Slud^
3. '^. 9}Jild)me^er (a. a. O.) räf gur "3)?ö^igung in i)er '2lntt)ent)ung oer^ierfer S^aben^en.
QBeld)en Umfang fie am £nbe ti^ß 18. 3t)^- erreirf)fc, bezeugen feine 'SBorfe (6. 44): „3um
@tü(f für ben '2lnfänger unb für bie £e:^rer fetbft, ii?etd)e ^abenjen ouffd)reiben mußten,
nai^at bie^abengenraferei if)rem ßnbe." "SiRild^me^er ^af 10 ^Jiin. lange ^abenjen öffent»
lirf) fpielen |)ören unb fcl)eibet §tt)if(i)en einfad)en "Jermafen, gn>ifd)en burd) einen iuiUfürlidfjen
mufi!aUfc[>en ©ebanten ju ben folgenben überge^enben Kapricen unb ooKen, regelre(^ten
^abenäen.]
93 om Q3ortragc. 81
dergleichen me^r ift; unb man tan bc^ bem alten nod) nid)t ein bcutlic^cr, ein
gefältiger, ein rü|)renber ^taöierifte fepn. ®ie (^rfa^rung lehret e^ me^r aU
5u oft, tt)ie bie Treffer unb gefc^tt)inben Spieler »on ^rofe^ion nic^t^ weniger
aB biefe (?igenfd)aften befi^en, tt)ie fie 5tt)ar burd) bie 'Jinger t>a^ @efict)t in
Q3ertt>unberung fe^en, ber empftnblic^en 6eete eineö Su^örer^ aber gar ni(i)tö
äu t|)un geben. 6ie überrafd)en ba^ O^r, o^ne e^ ju vergnügen, unb betäuben
ben Q3erftanb, of)ne i^m genug ju t|)un. 3c^ fprec^e |)iemit bem Spielen au^
bem 6tegereif nid)t fein gebüt)renbe^ £ob ab. ^ö ift rü^mlic^, eine ^ertig!eit
barinnen gu ^aben, unb id) rat^e eö felbft einem jeben auf^ befte an. (i§ barf
aber ein bloffer Treffer tt)o|)l nid)t auf bie tt^a^r^aften Q3erbienfte be^jenigen
"Slnfprüc^e machen, ber me^r ba^ Ö|)r alö baö ©efid)t, unb me|)r baö Äer^ alß
i>aß O^v in eine fanfte (^mpfinbung gu üerfe^en unb ba^in, tt)o er tuill, ju
reifen oermögenb ift. ^ö ift [102] n)o|)l fetten möglich, ein Stüd bep bem
erften *iHnbli(fe fogleid) nacl) feinem n>a^ren 3n^att unb '^Iffect tt)eg§ufpieten.
3n ben geübteften 9r(i)eftern mirb ja oft über einige, ben 9^oten nad) fe^r
leichte Sachen me^r aU eine ^robe angeftellet*). ®ie meiften Treffer »erben
»iema^B nic^t^ mef)r t^un, alö t>a^ fie bie 9Zoten treffen, unb tt)ie oieteö n)irb
öictteic^t nid)t ber 3ufammen|)ang nnb bie 93erbinbung ber 90'Zelobie leiben, tt)cnn
au6) im geringften nic^t in ber Äarmonic geftolpert tt)ürbe? Sg ift ein 93or§ug
für^ dlaöier, ba^ man eö in ber @efd)tt)inbiglfeit barauf ^ö|)er aiß einem anbern
3nftrumente bringen tan. ^an mu^ aber biefe @efd)n>inbig!eit ni(^t mi^--
braud)en. 9}Zan oerfpare fie biö auf bie ©änge, tt>o man i^rer nöt^ig ^at,
o^ne gleich ha^ ^empo öom "^Infange ju überfc^reiten. ®a^ ic^ ber @efc^tt)in=
bigfeit nid)t i^r Q3erbienft, unb folgtid) tt>eber i^ren 9Zu^en nod) 9'Zot^H)enbig=
feit nel^me, tt)irb man barauf abne|)men, ba^ xd} »erlange, t>a^ bie ^robe--6tüdc
au^ bem @ unb ^ moll, unb bie auö ben fleinften 9^oten befte|)enben ßäufer
in bem, auö bem d moll auf^ |)urtigfte n)iett)o^l beutlid) gefpielet tt)erben muffen.
3n einigen auött?ärtigen ©egenben |)errfc^et gegent^eil^ befonberö biefer "Je^ter
fe^r ftard, ba^ man bie *iHbagiog §u |)urtig unb bie ^llegro^ Su langfam fpielet.
^aö für ein 9©ibcrfpruc^ in einer fotd)en *i2lrt öon "iHu^fü^rung ftede, braucht
man nic^t met^obifd^ barsut^un. ®oc^ i)alU man nic^t bafür, alö ob id) |)ie=
mit biejenigen trägen unb fteifen Äänbe red)tfertigen n>\U, bie einen au^ ©efätlig--
feit einfc^läfern, bie unter bem 95orn)anbe beg fangbaren ha^ 3nftrument nic^t
5U beleben tt)iffen, unb burd) ben t)erbrie^tid)en Q3ortrag i^rer gä^nenben din=
fälle noc^ n>eit me|)rere 93ortt)ürfe, alö bie gefd)tt)inben Spieler üerbienen. ®iefe
le^tern finb jum n^enigften nod) ber 93erbefferung fä^ig; i^r ^euer fan gebämpfet
»erben, »enn man fie au^brüdli(^ gur £angfamfeit an-- [103] ^ält, ba haß
*) [Um eben bei „großen 9!}Juftfen" burrf) gcmcinfame QScrffänbigung nac^ bem Stubium
bei* bc!anntUd) meift unbe3eid)neten Stimmen jur ein^citli(^en 'Sluffaffung äu gelangen.]
82 ®öö dritte 5)au))tffücf.
|)9poc^onbrifcf)e 9©efcn, baö au§ ben matten Ringern U§ gum €(fc( ^erioorbticfet,
tt)o^t tDcnig ober gar ni(^t burc^ baö ©egent^ett gu |)eben tft. 93cpbe übrigen^
üben i^r 3nftrument bto^ mafc^inenmä^ig au^, ba §u bem rü|)renben Spielen
gute ^opfe erfobert tperben, bie jtd) gett)iffen vernünftigen 9^egetn gu unter-
n>erfen unb barna(^ i^re 6tü(fe üor^utragen fä^ig finb.
2. §. <3Borinn aber befte^t ber gute Q3ortrag? in nic^tö anberem al^ ber
^ertigfeit, ntufifalifc^e ©ebancfen nad) i|)rem tt)a^ren Sn^alte unb *i2lffect jtngenb
ober f|)ietenb bem ©e^öre em|)finblid) gu maci)en. ^an tan hm<i) bie 93er--
fct)ieben|)eit beffetben einerlei ©ebancfen bem 0|)re fo öeränberlid) maii^en, t>a^
man !aum me|)r empftnbet, i>a^ eö einerlei ©ebanden gett)efen finb.
3. §. 'S)ie ©egenffänbe be^ Q3ortrageö finb bie 6tär(fe unb 6d^tt>äc^c ber
^öne, i^r ^vud, Scf>neüen, 3ief)en, Stoffen, 'Seben, <^rec^en, hatten, Schleppen
unb <5ortge|)en. ^er biefe ®inge enttt)eber gar nic^t ober §ur unrechten Seit
gebrau(^et, ber ^at einen f(^te(^ten 93ortrag.
4. §. ®er gute Q5ortrag ift atfo fofort baran ^u ernennen, tt)enn man
aüe 9Zoten nebft ben i^nen §ugemeffenen guten '3[Ranieren gu rechter Seit in
if)rer gehörigen Stär(fe burc^ einen nad) bem tt)a|)ren Sn^alte beö Stüd^ ab=
gezognen ®rud mit einer £eid)tigifeit ^ören lä^t. Äierauö entfielet baö 9^unbe
9^eine unb 'Jtieffenbe in ber S))ielart, unb n)irb man baburd) beutlid) unb au^=
brüdenb. 9}Zan mu^ aber 5u bem €nbe bie 95ef(^affen^eit beöjenigen Snftrument^
tt)orauf man f))ietet, tt)o^l unterfuc^en, bamit man e^ n)eber ^u n>enig, noc^ gu
»iel angreife. 9DZand)eö (Kamer giebt nic^t e^er feinen öoöfommnen unb reinen
^on üon fic^, aiß tt>enn man eö ftard angreift; ein anbereö »ieberum mu^ fel;r
gefc^onet n)erbenV ober man übertreibt baß 91nf|)rec^cn beg ^onö. ®iefe "^In--
merdung, bie fc^on im Eingänge gema(^t [104] njorbcn, tt)ieber^o^te ic^ alliier
beött)egen noc^ einmal;!, bamit man auf eine vernünftigere ^rt, alß inögemein
gefc^ie|)et, nemtic^ nid)t burc^ eine übertriebene @ett)alt beö ^nfc^lage^, fonbern
öieime^r burc^ |)armonifc^e unb melobif(^e "Figuren, §. d. bie 9^aferep, ben
Sorn ober anbere gemattige '^Iffecten üorsuftelten fu(^c. ^u(^ in ben gef(^tt)in--
beften ©ebanden mu^ man f)ierbep jeber 9Zote i^ren gehörigen ®rud geben;
fonften ift ber '2Infd)tag ungleich unb unbcutUd). ®iefe ©ebanden njerben
gemeiniglid) nad) ber bep t>m trillern angefü|)rten *tHrt gef(^neHet.
5. §. ®ie ßeb^aftigfeit beg "iHttegro tt>irb gemeiniglii^ in geftoffenen
9toten unb haß Särttic^e beö "iHbagio in getragenen unb gef(^leiften 9^oten t)or=
geftetlet. ^Of^an i)at alfo be^m 93ortrage barauf gu fe^en, ba^ biefe 'tHrt unb
^igenfc^aft beö 'tHHegro unb 'i^lbagio in Oha(i)t genommen tt)erbe, tt)enn au(^
biefeö bep ben Stüden nic^t angebeutet ift, unb ber Spieler nod) nic^t ^intäng=
lic^e ^infid)ten in ben '^Iffect eine^ Stüde^ ^at. 3c^ fe^e oben mit ^lei^
9emeittigli(^, tveit id) \t>o^ w^x% i>a^ atler^anb ^^Hrten von ^Zoten be^ aller--
|)anb ^rten ber 3eit=9^aafj'e vorkommen !önnen.
QSom 93ortrogc. 83
6. §. ©nige 'pcrfonen [fielen !(cberict)t, a(g tt>enn fie Ccim gmifc^en ben
Ringern |)ättcn. 3^r "^infc^tag ift gu lang, inbem fic bte 9^otcn über bic Seit
liegen taffen. *2lnbere |)aben e^ ijerbeffern tt)olten, unb [fielen ^u !ur^; aU toenn
^ie haften gtü|)enb toären. (f§ t^ut aber auc^ fd)Iec^t. ®ie 9}Zitteiftraffe ift
bie befte; ic^ rebe ^mon überhaupt; aEe "Slrten be^ 'Slnfc^lageö ftnb sur
rechten Seit gut.
7. §. ^egen 9}Zanget beö kngen ^onf)a(teng unb be^ t)oUfommnen "iHb--
unb Sune^men beö ^oneö, tt)etcf)eö man nid)t unrecht burc^ 6d)atten unb £ict)t
tna{;(erifd) auöbrücft, ift e^ feine geringe *iHufgabe, auf unferm Snftrumente ein
"^Ibagio fingenb p [105] f|)ieten, o^ne buni) gu tt)enige "iHuöfültungen gu öiel
Seitraum unb ©nfatt b(i(fen gu kffen, ober burc^ 5u »iele bunte 9^oten un--
beuttic^ unb tä(i)ertic^ 5U n?erben. Snbeffen, ba bie Gänger unb biejenigen
Snftrumentiften, bie biefen SDZanget nict)t empfinben, ebenfalls nur fetten bie
langen 9^oten o^ne Sicrrat^en vortragen bürfen, um feine (frmübung imb
6(^läfrigfeit btiden gu laffen, unb ba bep unferm Snftrumente biefer 9DZanget
üorsügtid) burd) »erfc^iebene Äülf^mittel, |)armomfc^e 95re^ungen, unb bergkict)en
^intängtic^ erfe^et tt)irb, über biefeö auct) ta^ ©e^ör auf bem 6!lamere me^r
93ett)egung leiben fan, al§ fonften: fo fan man mit gutem (Erfolge groben ab-
legen, tt)omit man sufrieben fepn fan, man mü^te benn befonber^ tt)iber ba^
eiamer eingenommen fepn*). <£>ie 9)^ittelftraffe ift freiließ fd^tt?er l^ierinnen ju
ftnben, aber boc^ nii^t unmöglich; gubem fo ftnb unfere meiften Äülf^mittel gum
"iHuö^alten, 3. S. bie dritter unb 9}Zorbenten, bep ber 6timme unb anbem
Snftrumenten fo gut genjö^nlid) aB bet) bem unfrigen. (Eö muffen aber alle
biefc '2?ianieren runb unb bergeftalt vorgetragen werben, t)a^ man glauben foUte
man |)öre bloffe fim|)le ^Zoten. (?ö gehört f)ieäu eine ^re^|)eit, bie alle^ fclat>ifct)e
unb mafc^inenmä^ige auöfc^lieffet. "^u^ ber 6eele mu^ man fpielen, unb nic^t
tt)ie ein abgerichteter 93ogel. ^in dlaoierift von biefer '^vt »erbienet allezeit
mel)r ^and ai§ ein anbrer 9}Zufifu^. tiefem le^tern ift eö e|)e ju 5?erbenfen,
tDenn er bizarr fingt ober fpielt, aU ienem.
*) [©. 3- 'JBotf, UnUvviä)t im i^laoierfpicten, ©öttmgcn 1783, betont (9. '^h^d^mU
§. 89) ali crfte QSortrag^rcget, bie '^^. ßm. '^a6) too^t ol^ felbftoerftänblidE) m(S)t tocitcr
berührt, ba^ bie erffe ^ebingung beö vi<i)ÜQm 93ortragcö eineö StücEeö bie genaue ^enntniö
unb ^erücffid)tigung ber Eigenart be^ Snftrumente^ fein muffe; „benn man tan mö)t ein
^laoicr ober ein S^orte))iano ttjie t>a§ anbere bc^anbetn. ©a^jenige, welc^cö nur eine
leiste '33e^anblung oertcägt, barf nid>t ju ^art angegriffen njerben, fonbern man mu^ ben
^on l»ur(^ einen getinbcn ®xud t)cröorbringen. ®a^icnige aber, roctc^cö eine ^arte "^Se^anb-
lung »erträgt, barf man nid^t fanft anf(^tagcn, benn fonft tt»ürbe man ben einen 5on ^örcn,
ben anbem nid)t; fonbern ^icr mu^ ber '2lnfcf)tag etnja^ ftarf fein. (§. 90). 6obatb id)
nun bic ßigcnfd^affen bcö Snftrumcnteg, ba^ id) öor mir i)ah(i, fennc, fo »Dci^ id) aud), xoa^
ftd> auf bemfclben anbringen täff ober nic^t ufro."]
6*
84 ®a^ i>«tte ÄauptftücE.
8. §. um eine ^inftd)t in bcn tpa^ren Sn^att unb "^Iffect eine^ 6tü(fcö
§u erlangen, unb in (Ermangelung ber nöt|>igen Seichen, bie barinnen »orfommenben
9^oten gu t)eurf|)ei(en, ob fie gefc^teift ober geftoffen u. f. tt). merben foüen, in=
gleichen, tt)aö bep ^Einbringung ber 9)Zanieren in '^d^t ju nef)men iff, t^ut man
njo^t, i)a^ man fi(^ (Gelegenheit »erfc^affet, fo tt)o^l einzelne SDZu-- [106] fico^
aU gan^e SQlufiifübenbe ©efellfc^aften gu |)ören. ©iefeö ift um fo üiel nöt^iger
|e me|)rern §ufätligen fingen meiftent^eilö biefe 6c^ön^eiten untertt>orfen finb.
^an mu^ bie S(JJanieren in einer nac^ bem "Elffect abgeme^nen Stärdc unb
(fint^eilung beg 'ZatU^ anbringen, ^iemo^l man, um ni(^t unbeutlid) ju
werben, alle Raufen fo tt)o|)l al^ 9Zoten nad) ber Stränge ber ertt)e|)lten
95ett)egung ^Iten mu^, aufgenommen in Fermaten unb (labenden: 6o !an man
boc^ öftere bie fc^önffen ^t^hv tt>iber ben ^acft mit ^M^ begeben, boct) mit
biefem llntcrfcl)cib, ba^, menn man alleine ober mit ujenigen unb 5tt)ar öer--
ftänbigen ^erfonen f^ielt, folc^e^ bergeftalt gef(^c|)en tan, ha^ man ber ganzen
93emegung gunjeilen einige @en)alt ant^ut; bie 95egleitenben tt)erben barüber,
anftatt fic^ irren gu laffen, öielme^r aufmerdfam n>erben, unb in unfere '2lbficl)ten
einfd>lagen; ha^ aber, menn man mit ftarder 93egleitung, unb §tt)ar menn felbige
au§ »crmifi^ten ^erfoncn üon ungleid)er 6tär(fe befte|)t, man blo^ in feiner
Stimme allein tt>iber bie (fint^eilung be^ ^aät^ eine ^enberung öorne^men
!an, inbem bie Äauptbetpegung beffelben genau gehalten tt)erben mu^.
9. §. ^lle Sc^tt)ürigfeiten in ^affagien finb burc^ eine ftarcfe Hebung
5U erlernen unt erforbern in ber '^^at nic^t fo »iclc SO'Zü^e alö ber gute
Q3ortrag einfact)er ^Zoten. ®iefe mact)en mand^tm gu fi^affen, meli^er ta^
^laoier für fimpler ^ält aU eg ift. So fauftfertig man unterbeffen fe^: fo
traue man flc^ nic^t me^r gu aU man begmingen tan, tt)enn man öffentlid) fpielt^
inbem man alöbenn feiten in ber ge|)örigen ©elaffen^eit, auc^ nic^t allezeit gleich
aufgeräumt ift. Seine ^ä|)igfeit unb ®if|)ofition fan man an ben gefc^minbeften
unb fc^merften ^affagien abmeffen, bamit man fic^ nic^t übertreibe unb ^tvnad)
ftecfen bleibe, diejenigen @änge, meiere gu Äaufe mit ^ix^t unb [107] fogar
nur bann unb mann glüden, mu^ man öffentlid) meglaffen, man mü^te benn
in einer gan^ befonbern "Raffung beö ©emüt^eö fepn. '^ud) burd) ^robirung
ber Triller unb anbrer Keinen 9}^anieren tan man ba^ Snftrument juöor erforfd)en.
•Ellle biefe 93orfic^ten ftnb au^ gme^erle^ Urfai^en not^menbig, erftlid), bamit
ber QSortrag leii^t unb flieffenb fep, unb ferner, bamit man gemiffe ängftlii^c
©cbä^rben »ermeiben fönne, bie bie Su^örer, anstatt fie gu ermuntern, öielme^r
tjerbrie^lid) machen muffen.
10. §. ©er @rab ber 95emegung lä^t fic^ fo mo^l nad) bem 3n|)attc bc^
Stüde^ über|)aupt, ben man burc^ gemife bekannte italiänifc^e ^unft-'SBörter
ansugeigen pflegt, aU befonberö au^ ben gefc^minbeften 9Zoten unb Figuren
barinnen beurt^eilen. 95e^ biefer llnterfuc^ung mirb man fic^ in ben Staub
fe^en, tt>eber im "iHllegro übereitenb, nod) im "iHbagio gu f(^läfrig gu merben.
93om QSortroge. 85
11. §. <S)ic begleitenben Stimmen mu^ man, foöiet mögtid), t)on berjcnigen
Äanb öerfc^onen, tt>etd)e ben f)errfd)enbcn ©cfang führet, bamit ftc felbigen mit
alter <5ye^|)eit unge^inbert gefd)i(ft herausbringen fönne.
12. §. ^ir ^aben im 8. §. aU ein bittet, ben guten 93ortrag gu
erlernen, bie ^efuc^ung guter ^Ofcufiden üorgefc^lagcn. ^ir fügen alll)ier noc^
^ingu, ha^ man feine ©elegen^eit t)erabfäumen muffe, gefd)i(lte Gänger befonberS
§u t;ören: 'SO'^an lernet baburcl) ftngenb bencfen, unb tt)irb man tt)o^l t^un, ha^
man fid) ^ernad) felbft einen ©ebanden öorfinget, um ben red)ten 93ortrag beS=
felben §u treffen. ©iefeS tt)irb atte^eit t)on gröfferm 9^u^en fepn, atS folcl)eg
auS tt)eitläuftigen 93üc^ern unb ©iöcurfen gu ^o|)ten, tt>orinn man Don nichts
anberm als »on ^Zatur, @efcl>ma(f, ©efang, ^elobie, ^öret, ungeachtet i^re
ilrf)eber öfters nicl)t im 6tanbe finb, §tt)ep 9^oten su fe$en, n)elc^e [108] natür--
tid), fd)mad^aft, ftngenb unb melobifd) ftnb, t>a fte bod) gleid^tt)o^l alle biefc
©aben unb OSorjügc nad) i^rer ^iE!ü^r balb biefem balb jenem, jeboc^ meiftenS
mit einer ungtüdlic^en ^a^l, auSt|)eilen.
13. §. Snbem ein 9}ZuftcfuS nid)t anberS rühren fan, er fep bann felbft
gerührt; fo mu^ er not|)n)enbig fic^ felbft in alle ^^Hffecten fe^en können, tt)etc^e;
er bep feinen Su^örern erregen tt)ill; er giebt i^nen feine (fmpfinbungen 5U t>er= <5—
ftel)en unb bemegt fte folc^ergeftalt am beften jur 90Zit--^m|)ftnbung. ^ep mattm
unb traurigen Stellen tt)irb er matt unb traurig. 9}Zan fie^t unb ^ört eS i^m
an. ©iefeS gefc^ic^t ebenfalls bep heftigen, luftigen, unb anbern 'iHrten üon
©ebanden, tt>o er fid) alSbenn in biefe Effecten fe^et. ^aum, ba^ er einen
ffillt, fo erregt er einen anbern, folglid) tt)ed)felt er beftänbig mit £eibenf(^aften
ah. ®iefe 6cl)ulbig!eit beobacl>tet er über^au^t bep Stüden, tt)elc^e auSbrüdenb
gefegt ftnb, fte mögen üon i|)m felbft ober t)on jemanben anberS ^errü|)ren; im
te^tern ^aEe mu^ er biefelbe ßeibenfc^aften be^ fiel) em^finben, meiere ber llr=
^eber beS fremben StüdS be^ beffen 93erfertigung |)attc. 93efonberS aber tan
ein €lat?ierifte oorgüglid) auf allerlei ^rt fid) ber ©emüt^er feiner Su^örer
burc^ ^antaften auS bem i^o^fc bemeiftem. <S>a^ alleS biefeS o^ne bie geringften
©ebe^rben abgeben !önne, mvt> berjenige bloS läugnen, tt)elc^er burc^ feine
llnempfinblid)feit genöt|)igt ift, tt)ie ein gefc^ni^teS 95ilb t)or bem Snftrumente
SU ft^en. So unanftänbig unb f(^äblid) l^e^lic^e ©ebä^rben finb: fo nü^lic^
finb bie guten, inbem fte unfern 'iHbfii^ten bep ben Su^örern gu Äülfe fommen.
©iefe le^tern *2luSüber machen ungeachtet i^rer <5crtig!eit i^ren fonft nicf)t Übeln
Stüdcn oft felbften fc^lec^te ^^re. Sie miffen nicl)t, maS barinnen ftedt, tt)eit
fte eS nic^t herausbringen können. Spielt fotc^e Stüde aber ein anberer, tt)el-
[109] 6)tv särtlicl)e ^mpfinbungen beft^et, unb bzn guten Q3ortrag in feiner
@ett>alt ^at; fo erfahren fte mit 93ertt)unberung, ba^ i^re ^erde me^r enthalten,
als fte gett)uft unb geglaubt ^aben. 'SO^an ftet)t ^ierauS, ba^ ein guter 93ortrag
auc^ ein mittelmäßiges Stüd ergeben, unb i^m 93epfall ertt)erben !an.
86 ®ö^ öntte Äauptftürf.
14. §. ^uö bcr SOfJcnge ber *iHffccten, tpetc^e bic 'SJZuficf erregen ian^
fielet man, tt»ag für befonbrc ®ahin ein üoll!ommner ^[^Zufidug |)aben muffe,
«nb mit tt)ie Bieter ^(ugfjeit er fte ju gebraud)en ^be, bamit er sugleic^ feine
3u|)örer, unb nac^ biefer i^rer ©efinnung ben Sn^alt feiner üorjutragenben
<3öa^r|)eiten, ben Ort, unb anbere ^mftänbe me^r in (frtt)egung §ie^e. <5)a bic
9'^atur auf eine fo weife ^rt bie SDZujicE mit fo bieten 93eränberungen begäbet
l^at, bamit ein jeber baran '!Hnt|)eil ne|)men ifönne; fo ift ein 9[)Zufi(fu^ atfo auc^
fc^ulbig, fo i)iet i|)m mögti(i) ift, alterte^ ^rten oon 3u|)örem gu befriebigen.
15. §. ^ir ^aben oben angefü^jrt, ba^ ein dlaüierifte befonber^ burc^
^antafien, tt>el(i)e ri\6)t in auön?enbig gelernten ^affagien ober gefto^tnen
©ebancfen befte^en, fonbern auö einer guten mufi(fatif(^en 6ee{e l^erJommen .
muffen, ba^ Sprec^enbe, i)a^ |)urtig überraf(^enbe »on einem "Effecte gum anbern,
aUeine t>or§ügli(^ cor ben übrigen ^on--Mnftlern ausüben fan. Äierbe^ ift
nac^ ber gewöhnlichen *2lrt ber fc^led)te ^act t>orge§ei(i)net, o^ne ftd) baran §u
binben, wa^ bie (Sint|)eilung beö ©an^en betrift; au^ biefer Hrfac^c finb alte»
seit htt) biefer "ilrt öon Stücfen bie ^bt^eilungen beö ^acteö weggeblieben,
©ie ®auer ber 9loten wirb bur(^ i)a§ öorgefe^te '^oberatO über^au^Jt unb
bmö) bie 93er^ältni^ ber 9^oten unter fic^ befonberö beftimmt. ®ie ^riolen
finb f)ier ebenfalls burc^ bie bloffe ^igur üon bret) 9^oten gu erifennen. ^aß
<5antafiren o^ne ^act [110] fd)eint über^au)3t gu ^uöbrüc!ung ber Effecten
befonberö gefcl)icft ^u fe^n, weit jebe ^act--'2trt i?on 3wang mit fic^ füt)ret.
9Jlan fie|)et wenigftenö au^ ben 9^ecitatit)en mit einer 95egteitung, ba^ i>a§
^em^jo unb bie ^act--*^rten oft »eränbert werben muffen, um oiele 'Jlffecten tnv^
|)inter einanber ju erregen unb gu ftilten. 0er ^act ift at^benn oft blo^ ber
Sc^reib-'^tHrt wegen öorgejeid^net, o^ne ba^ man l^ieran gebunben ift. ®a wir
nun o^ne biefe ilmftänbe mit alter "Jre^^eit, o|)ne ^act, burc^ ^antafien biefe^
auf unferm Snftrumente bewer(ffteUigen können, fo ^at eö bieferwegen einen
befonbern Q3or5ug.
16. §. änbem man atfo ein jebe^ Stü(f nad) feinem wa|)ren Sn^alte,
unb mit bem gehörigen "inffecte fpielen folt; fo t^un bie domponiften wo^l, wenn
fte i^ren 'iHuöarbeitungen auffer ber 9$e5eic^nung ba^ ^em|)o, anno(^ folc^e
<2ßörter üorfe^en, woburc^ ber 3n|)att berfetben erkläret wirb. 6o gut biefe
Q3orftd)t ift, fo wenig würbe fte ^inlängtid) fe^n, ha^ Q3er|)ubeln if)rer Stüde
5U üer^inbern, wenn fte ni(^t auc^ sugteic^ bie gewö^ntii^en 3eicl)en, wel(^e ben
Q3ortrag ange|)en, h^n 9^oten beifügten. QSegen beö erften 'puncto wirb man
mir leicl)te »ergeben, wenn man be^ ben '^robe=Stü(fen einige Wörter finbet,
wel(^e eben fo gar gewö|)nlic^ ni(^t fe^n mögen, ob fte fc^on ju meiner '^Ibfic^t
bequem gewefen ftnb. 9[Begen ber 3ci(^en |)abe ic^ be^ benfelben bie nöt|)ige
Sorgfalt gleichfalls gebraud)et, weil ic^ gewi^ wei^, ba^ fte be^ unferm Snftru--
mente eben fo nöt^io, finb atö htt) anbern. QKenn eine 6timme anberS oor-
93om QSortrage. 87
getragen tt)erben foü aU bte übrigen, fo f)at fie beött)egen i^v befonbereg 3etd)ett,
aufferbem aber gehört ein fotc^e^ 3ei(^en ber ganzen Äanb §u, fte mag eine
ober mehrere 6timmen f^ieten. ®ie bloffe "Jigur biefer Seichen mag öietteic^t
bekannter fe^n atö bie ^iffenfc^aft, fotd)e gteic^fam §u beteben, unb bie ah=
gezielte '^ür= [111] cfung baoon ^erüor gu bringen. 3u bem (Enbe njoEen tt)ir
haß 93orne^mfte beönjegen in einigen (Eyempetn unb SrKärungen beifügen.
17. §. ®ag ^nf erlagen ber Waffen ober i^r ®rud= ift einerlei. 'iHlle«
Ränget üon ber Stärde ober i3on ber Sänge beffelben ah. ®ie 9'Zoten, n)el(^e
geftoffen «werben fotten, tt)erben fott>ot)l biird) barüber gefegte 6tric^elc^en at^
au6) bur(^ ^unctc be5eid)net '^ah. Vi. "Sfig- ^^
[^ab. VI.] cjig. I.
^az^^
<3öir ^aben bi^ma^t bie te^tere "tHrt gett)ä^let, meil bep ber erftern teid)t eine
Swe^beutigfeit n)egen ber Siffern ^äfte öorge^en fönnen. SSRan muf mit Xlnter-
fd)ieb abftoffen, unb bie ©ettung ber 9Zote, ob folc^e ein ^atber ^act, 93iert^eit
ober "iHc^tt^eit ift, ob bie 3eit-^aa^e |)urtig ober tangfam, ob ber ©ebande
forte ober piano ift, ertt)egen; biefe '^'Zoten n)erben altegeit ettt>a^ tt?eniger aiß
bie Ääifte gehalten. Heber^jau^t tan man fagen, t>a^ t)aß 6toffen me^rent^eit«
be^ f))ringenben Quoten unb in gefc^minber 3eit-9JZaaffe »orfommt.
18. §. ®ie Quoten n)e(d)e gefd^Ieift n)erben foöen, muffen aufgehalten
werben, man beutet fie mit barüber gefegten 93ogen an <5ig. IL
[5:ab. VI.] ^ig. II.
-b(tf^^^
©iefeg 3ie^en bauret fo lange alö ber ^ogen ift. 93e^ "Figuren öon 2 unb 4
fol^er 9Zoten, friegt bie erfte unb britte einen ^tn)a^ ftärdern ®rud, aU bie
§n)epte unb »ierte, boc^ fo, t>a^ man eö faum merdet. '^eip Figuren t>on bre^
9^oten friegt bie erfte biefen ®rud. '^^v> anbern ^äUm friegt bie 9Zote biefen
©rud, tt)o ber 93ogen anfängt. 9}Zan pflegt §utt)eilen ber 93equemlic^feit wegen
be^ 6tüden, wo oiele geftoffene ober gezogene Quoten |)intereinanber üor^ommen,
nur im *=2lnfange bie erftern gu be5eid)nen, unb e^ t)erfte|)t ftd), ba^ biefe 3eid)en
fo lange gelten, biö fte aufgehoben werben, ^enn öc^leiffungen über gebrod)enc
Harmonien üorlommen, fo tan [112] man gugleid) mit ber ganzen .Harmonie
liegen bleiben "Jig- HL
88
I^ab. VI.] gig. III.
®ag! bcitte Äauptftürf.
3n bem ^rolbe^Stüd au^ bcm (f bur tommt bicfer <5öü oft öor, man erhält
^ierburc^ auffcr ber bcfonberö guten ^ür(fung eine leichtere unb beffer ju über=
fe|)enbe Sc^reib--^rt. 3n bem ^robe=Stü(f au^ bem ^ö ift biefer 9^aU in
befonberen 6timmen auögefc^rieben, bamit man bicfe Sc^reib='2lrt, tt)et(^e bie
^rangofen befonber^ ftar(f brauchen, kennen lerne. lleber|)aut)t §u fagcn, fo
tommen bie S(i)teifungen me|)rent^eit^ be^ gcf)enben ^Zoten unb in (angfamer
ober gemäßigter 3eit=9}iaaffe oor.
19. §. ®ie bep <5ig. IV.
[^ab. VI.] gig. IV.
(a)
tiJ^nj.
beftnbtic^en 9Zoten n>erben gebogen unb jebe friegt suglei^ einen mercfti(^en
®ru(f. <3)aö 93crbinben ber 9^oten burc^ 93ogen mit 'puncten nennt man bep
bem dtaoiere eigentticf) ha^ fragen ber ^öne.
20. §. ^ine lange unb affectuöfe 9Zote »erträgt eine 93ebung, inbem man
mit bem auf ber ^afte liegen bleibenben 'Jinger folcl)e gleic^fam n)iegt; t)a^
3eid)en baöon fe^en wir be^ 'Jig. IV. (a).
21. §. ^ie ^\Q. V.
^ah. VI.] gig. V.
S
Lxx^ni^
befinblid)en ^^oten f|)ielt man fo, t>a^ ber Anfang be^ 95ogeng mit bem <5inget:
einen Keinen ^vnd friegt. ®ie Quoten be^ <5ig- VI.
[$ab. VI.] gig. VI.
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tt)erben eben fo gef^jielt, nur mit bem llnterfct)eib, ha^ baö ^nbe beö 'Bogenö
ni(^t auöge^lten tt)irb, meil man ben 'Jinger balb aufgeben muß. <5)er 'tHu^brucf
bep <5ig. IV. ge^t nur auf bem ßlaöicorbe an; ber be^ V. unb VI. aber fo
93om 93ortragc.
89
tt)o|>t auf bcm ^lüQd atö Slamcorbe. ©er ^uöbrucf bc^ "Jig. V. unb VI. mu^
nic^t mit bcm *2Iuöbru(fc bep ^ig. VI. (a) t)crtt)ed>fett tocrben. '^Infängcr begeben
bicfen ^cl^lcr tcidjt.
22. §. ©ic ^Zoten, toctc^e tt)cbcr geftoffen noc^ gefc^tcift noc^ auögc^attcn
ttjcrbcn, unterhält man fo lange aU i|)re Äälftc beträgt; eö fe^ benn, t>a^ ha^
*2öörtlcin Ten: (ge|)a(ten) bar= [113] über fte|)t, in tt)etd)cm ^atte man fte au^--
^atten mu^. '5)iefc "iHrt ^Zoten finb gemeinigtid) bie ^c^tt^eitc unb 93icrt^ei(e
in gemäßigter unb tangfamer Seit^^D'laaffe, unb muffen nid)t unfräftig, fonbern
mit einem "^euer unb gan^ getinben 6toffe gef|)iett njerben.
23. §. ®ie furzen 9Zoten nad) vorgegangenen ^uncten tt)erben atle^cit
für^er abgefertiget at^ i^re 6(i)reib='!Hrt erforbert, fotgtid) ift eö ein lleberfluß
biefc fur^e 9'Zoten mit 'puncten ober Strichen ju be5ei<i)nen. ^e^ <5ig. VII.
[^ah. VI.] gig. VII.
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fe^en tt)ir i^ren '2lu^bru(f. 3un>eiten erforbert bie (fint|)eilung, t>a^ man bcr
6d)reib=*52lrt gemäß »erfährt (*). ®ie ^uncte be^ langen 9'Zotcn, ingleic^en bie
be^ furzen 9'^oten in tangfamer 3eit=50'Zaaffe unb auct) einzeln ttjerben inö--
gemein ge|)attcn. kommen aber, §uma|)t in gefc^n)inbem ^em^o, öiete hinter-
einanber »or, fo werben fie oft nici)t gehalten, o^ngeac^t bie 6(^reib=*2lrt c^
erforbert. (^ß ift atfo n>egen biefer 93eränberung am beften, t>a^ man aUeg
gehörig anbeutet, tt)ibrigenfatt^ fan man au^ bem Sn^atte eine^ ßtüdfe^ ^ierinnen
öietcg 2x6)t bekommen. ®ie ^uncte bep furzen ^Zoten, vorauf ungleich Jür^ere
nachfolgen, tt)erben augge|)atten <5ig. VIII.
^ob. VI.] ^ig. VIII.
24. §. ®ie 9^ote »on ben be^ «^ig- IX.
[^ab. VI.] gig. IX.
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90
®ag ötitte Äau))fffücf.
bcftnt)(ict)cn Figuren, tt)eil fie gefc^tetft tt)crben, tt>irb nid)t ju !ur^ abgcfertigct,
tt)enn tag ^cm|)o gemäßigt ober langfam ift, tt)et( fonft gu »iet 3eit=9?aum
übrig bleiben tt)ürbe. ^iefe erfte 9^ote trtrb burct) einen gelinben ©rud, aber
ja nic^t burc^ einen furzen Sto^ ober ^u f(^neEen 9luä marquirt.
25. §. 93e^ langen 'iHug|)attungen ^at man bie ^re^|)cit, bic lange
gebunbene 9^ote bann unb n)ann njieber an§ufd)lagen ^\q. X. [114].
[^ah. VI.] gig. X.
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26. §. <5)ie gett)ö^nli(i)en 3eicl)en ber gebro(^enen i)armonie fe^en tt)ir
famt i|)rer 9[Bür(fung 'Jig. XL
[^ab. VI.] 5ig. XI.
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Unter (*) bemercfen n)ir bie ^rec^ungen mit *^cciaccatiiren. QOßenn be^ langen
'S'Zoten baö 'SBort arpeggio fte|)et, fo n)irb bie Harmonie einige ma^l hinauf
unb herunter gebrochen.
27. §. Seit bem |)äuftgen ©ebrauc^e ber 5:riolen be^ bem fo genannten
fc^led)ten ober 93ier 93iert|)eil=^acte, inglei(i)en bep bem 3ti)e^= ober ^vt\)mv=
t^eil=^acte ftnbet man »iele (Btüät, bie ^tatt biefer ^act=^rten oft bequemer mit
bem 3tt)ölf, 9Zeun ober Sec^ö ^c^tt^eil=^acte t>orge3cid)net tt)ürben. 90?an
t|)eilt at^bann bie bep ^ig. XII.
[^ab. VI.] ^ig. XII.
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QSom 93ortragc.
91
bcftnbli(i)en 9'^oten tt?egcn bcr anbcrn Stimme fo ein, tt)ic mir aUt>a fef)en. Äier=
burc^ mirb bcr 9lac^fc^tag, melc^er oft unangenehm, aUegeit aber fc^mer fäüt,
»ermieben.
28. §. <^iQ. XIH.
[^ab. VI. ^ig. XIII.]
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jeigt un^ unterfd)iebene (^jem^el, mo man auö Effect bi§meiten fo tt)o|)t bie
9^oten aB Raufen länger gelten lä^t, alö bie 6d)rei{)-'!2lrt erforbert. 'S>iefeö
•^^In^tten ^abe \ä) t^txU beuttid) au^gefd)rieben, t^eilö burc^ Keine ^reu^e an=
gebeutet. <S>aö te^te (ffempet geigt, i>a^ ein ©ebancfe mit gmep t>erf(^iebenen
'Begleitungen ©etegen^eit jum ^n|)atten giebt. Heber^aupt ge^t biefer ^ug-
bruc! e^er in kngfamer ober gemäßigter atö fe^r gef(^n)inber 3eit--9}Zaaffe an.
3m erften "Slüegro unb brauf fotgenben '2lbagio ber fed)ften 6onate im Ä molt
meinet jmepten gebrückten ^^eiB finb auc^ ^yempel f)ieroon. 95efonberö im
^bagio fommt ein ©ebancfe buri^ eine bret)ma^tige ^ranö))ofition, in ber redeten
Äanb mit Octaöen unb in ber tincfen mit gefdjtpinben 9Zoten t>or; biefer tt>irb
gefd)i(ft burd) ein attmä^ligeö gelinbe^ ©len be^ jeber Heberfe^ung auögefü^ret,
tt)eld)eg tnvty brauf fe|)r wo^l mit einem fc^Iäfrigen '2ln|)alten im ^acte ah=
»e^fett. [115].
29. §. ^. UbmUt ^iano; biefer ^iano mvt> burd) bie 93erme^rung
biefeö 93ud)ftaben^ no(^ fd>it)äc^er. 9Jl. f. bebeutet me^^O forte ober ^alh
ftarcf. "5 bebeutet forte, biefeö forte tt)irb ftärder menn man biefem f mehrere
beifügt. ®amit man alle *21rten öom pianißimo biö gum fortißimo beutlid) p
^ören ifriege, fo muß man baö eiaöier tttoa^ emft|)aft mit einiger ^raft, nur
nic^t brefc^enb angreiffen; man muß gegcnt|)eilö auc^ nic^t gu ^euc^terif(^ barüber
tt>egfa^ren. €ö ift nic^t tpo^l möglid), bie ^ätte gu beftimmen, mo forte ober
piano ftatt f)at, tt)eil aud) bie beften 9^egeln eben fo oiel ^uöna^mcn (etben
92
<S)aö Dritte ÄauptftücE.
aU fit feft fe^en; bic befonbcre ^Bürdung biefeö 6(^aftcn nnb £ic^tö ^ängt
t>on ben ©ebancfcn, oon bcr Q3crbinbung ber @eban(fen, tmb übcr|)au))t oon
bem Somponiften ab, tt)et(^cr eben fo tt)o^t mit Hrfa(^e t>a^ ^orte ba anbringen
fan, tt)o ein anberma^t ^iano getijefen i% unb oft einen (Bebanden fammt feinen
^on= unb <3)iffonansen einma^l forte unb i>a^ anbre ma|)t piano bejeii^net.
®e^tt)egen pflegt man gerne bie tt)iebert)oIten ©ebancfen, fte mögen in eben ber=
jenigen 93^obulation ober in einer anbern, ^uma^l tt)enn ftc mit t)erf(^iebenen
Harmonien begleitet merben, tt)ieberum erfct)einen, burd) fotte unb ^iatlO 5U
unterfd)eiben. 3nbeffen fan man mercfen, ha^ bie ©iffonanscn insgemein ftärder
unb bie Ö-onfonanjen fct)tt)äd)er gefpiett merben, tt)eit jene bie £eibenfc^aften mit
9^ac^brud er|)eben unb biefe fotd)e beruhigen, ^iq. XIV. (a). (Ein befonberer
6d)tt)ung ber ©cbanden, meti^er einen |)eftigen 'iHffect erregen folt, mu^ ftard
ouögebrudt ttjerben. 0ie fo genannten 93etrügerepen fpiett man ba^ero, meit
fie oft be^megen angebracht ttjerben, gemeinigtid) forte (b). 9}Zan fan aüenfaü^
aud) biefe 9^eget mcrden, tt)e(c^e ni(^t of)ne ©runb ift, t)a'^ bie ^öne eine^
©efangö, tt)eld)e auffer ber £eiter it)rer ^on--^rt ftnb, gerne i>a^ forte »ertragen,
ot;ne '21bftd)t, ob e^ [116] ^on-- ober ©iffonanjen finb, unb t>a^ gegent|)eil^ bie
^öne, n)etd)e in ber Leiter i^rer mobulirenben ^om*^rt fte|)en, gerne piano
gefpiett n>erben, fie mögen confoniren ober biffoniren (c).
[5ob. VI. gig. XIV.]
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(b)
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^egcn ber i^ür^e \)aht id) in ben (Ejempetn hierüber t>(x^ f. unb p. ^ufen
muffen, o^ngeai^t i<^ tt)0^t n)ei^, t>a^ biefe 'ilrt, alle 'tHugenbtide ©chatten unb
£id)t anzubringen, t)ertt>erflic^ ift, tt)eil fie ftatt ber <S>eutlic^feit eine ©undet^eit
|>eröor bringet, unb \to,tt beö frappanten gute^t etmaö gett)ö|)ntid)eö tt)irb.
0^ngead)t alle forte unb piano in ben ^robe=6tüden forgfältig angebeutet finb,
fo ift e^ boc^ nöt^ig, megen ber SO'Janieren t>a^ im 3tt)epten ^(x\xpt=(otndt baoon
bemerdte, in fo ferne ber 93ortrag bicfer 9}Zanieren ft(^ mit bem forte unb
piano befc^äftigt, in <x6:}i gu ne|)men. Spielt man biefe '^robe--6tüde auf einem
"Flügel mit me^r aB einem ©rifbrette*), fo bleibt man mit bem forte unb piano
n)elc^eö bep einzeln 9'Zoten oorfommt, auf bemfelben; man tt)ed)felt |)ierinnen
*) [= bcr ^aftatur.]
Q3om 93ortragc. 93
ni(^t ef)er, aU bi^ gan^c 'paffagicn fic^ burc^ forte unb piano unterfc^cibcn.
*iHuf bem dtaüicorbe fällt bicfe Xinbequemlic^!eit tt)eg, inbcm man hierauf alte
^rten beö forte unb piano fo beutlid) unb reine {)erauö bringen fan, at^ ifaum
auf mand)em anbem 3nftrumente. 93e^ ftarder ober lärmenber 93egleitung mu^
man aöe^eit bie Äaupt=9}^elobie burc^ einen ftärcfern '2lnfd)tag hervorragen taffen.
30. §. ®ie üergierten ßiabensen*) finb gleict)fam eine ^ompofition au^
bem 6tegereif. Sie tt)erben nad) bem 3n|)alte eine^ Gtücfeö mit einer '5rei)^eit
tt)iber ben ^ad£t**) vorgetragen, ©e^njegen ift bie angebeutete ©eltung ber
9^oten bep biefen €abcn§en in ben ^robe=6tü(fen nur o^ngefel^r. 6ie fteltt
blo^ einiger maffen bie @efd)tt)inbigfeit unb 93erfc^ieben|)eit biefer 9Zoten vor.
^e^ 5tt>ep-- ober bre^ftimmigen ßiabensen mxb alte^eit §tt)if(^en jeber ^ropofttion
ein wenig ftiEe gehalten, e|)e bie anbre 6timme [117] anfängt; ©iefeö 6tille=
galten unb gugteid) bag ^nbe jeber ^ropofition ^abc ic^ bur^ n>eiffe 9'^oten,
o^ne mict) an bie gett>5|)ntic^e 6d)reib--'^rt ber 93inbungen gu fe^ren, unb o^ne
tt)eitre •tHbfti^t i« ^cn ^robe=6tü(len angebeutet. <S>iefe njeiffen 9^oten tt)erben
fo lange au^ge|)atten, biö fie in berfelben Stimme von anbem abgelöfet ttjerben.
SiJJan mercfe i)m, tt)enn eine anbre Stimme in bie Queere fommt, ta^ man aB=
benn bie au^ju^jaltcnbe 9^ote stt)ar auf einige Seit auf|)eben mu^; bem o^ngeac^t
aber täft man fie auf^ neue liegen ,tt)enn bie in bie Queere gekommene Stimme
folctie ta§ le^te ma|)l anfd)täget. Soßte biefer "^all be^ §tt?ep befc^äftigten
Äänben vorifommen, fo ergreift fogleii^ bie anbere Äanb biefe jule^t angefd)lagene
9Zote bevor if)n bie erfte i)anb vertäut. Äierburd) erhält man t)a^ 9^acl)fingen
o^nc einen neuen *2lnfc^lag gu ma(^en. ®aö be^ biefen weiffen 9'^oten erforberte
Stiüe|)alten gef(i^ie^et be^tt)egen, bamit man iia^ (Iaben5enma(^en jttje^er ober
brcpcr ^erfoncn, o|)ne "iHbrebe p nehmen, na(^a|)mc, inbem man babur(^ gleic^=
fam vorffeEet, alö tt)enn eine *^erfon auf bie anbere genau ^(^tung gebe, ob
beren ^ropofition §u (Enbe fep ober nic^t. 'iHuffer bem tt)ürben bie ^abenjen
i^rc natürlicl)e (Sigenfc^aft verlie^ren, unb eg bürfte fc^einen, at^ ob man, \t<xtt
eine €aben§ §u mact)en, ein auöbrücflid) na(^ bem ^acft gefe^teö Stücf mit
93inbungen fpiette. ®em of)ngeacl)t fällt biefe^ Stille|)alten »eg, fo balb bie
'^luflöfung ber Äarmonic, tt)elc^e bep bem Eintritt einer «jeiffen 9Zote vorgehet.
*) [©ie au^fü|)rUd)ftc ätfcrc ©arftcUung oon ben OSersicrungcn bei ^abettäcn unb
Fermaten finbef man in ^ürfö ^taoicrf^utc. S^ mu^ betont tuerbcn, t)a% bie ^abenjcn
in ber älteren "SJ^ufif — worüber '^i). ®m. '35a6) fpe^ielt !eine "iauöfunft giebt — nod^ big
in ben Anfang bcö 19. 3^g. t^ematifd) bie Äauptgebanfen t>Q^ betr. 6a^eg pr fongen-
tricrten Q'^ütfcrinncrung öerwerteten. ®ie genaue *Jlufseid)nung unb eigne ^ompofition biefer
improöifatorifi^en 'Partien berfelben tt)urbe im <S>vud erft mit unb nad) '33eet^ooen allgemein,
n»ar aber fct)on gegen ßnbe beö 18. 3^^- prioatim üblirf).]
**) [b. t). mö)t ftrcng im '^aft, o^ne beftimmte ^aftöorjcici^nung.]
94 ®o^ i>"tte ftamjtftücE.
eiforbert, ba^ bie gcrabc über biefcr tveiffen ffc^enbe 9^otc 5ugtei(^ mit x^v
angefc^tagen tperben mu^.
31. §. ®aö '^robe^Stücfc auö bcm ^ bur ift ein ^bri^, tt)ie man |)eute
§u ^age bic ^Uegroö mit 2 9Re|)rifen baö anbere ma^l §u üeränbern pflegt.
6o töblic^ bicfe (frftnbung ift fo fc^r »irb fie gemi^raui^et. 9}icinc @cban(fen
^ieroon finb [118] bicfe: ^an mu^ nid)t alleö ijeränbem, tt)eit eö fonft ein neu
<Ztüä fepn tt)ürbe. Q3ieie, befonber^ bie affectuöfen ober f))rec^enben Stellen
eineö Stüä^^ laffen fid) nic^t tt>o|)l »eränbern. Äie|)er gehöret aud) biejenige
6c^reib='2lrt in galanten 6tü(fen, tt)etc^c fo befc^affen ift, ba^ man fie tt)egen
genjiffer neuen '^luöbrücfe unb '^Beübungen feiten t>a^ erfte ma|)t üottfommen
einfie|)t. '^Ue Q3eränberungen muffen bem 'tHffect beö Stüde^ gemä^ fepn. 6ie
muffen aöeseit, tt)o nic^t beffer, boc^ tt)enigftenö eben fo gut, al^ iia§ Original
fe^n. 6im^le ©ebanden n)erben 5un)eiten fe^r tt)o|)l bunt »eränbert unb um=
gefe^rt. 0iefe^ mu^ mit feiner geringen Iteberlegung gefc^e^cn, man mu^ |)ier--
bep beftänbig auf bie ioor^erge|)enben unb folgenben ©ebancfen fe^en; man mu^
eine 'iHbfic^t auf ba^ gan^e 'c>tM |)aben, bamit bie gleiche 93ermifc^ung be^
brillanten unb fimplen, be^ feurigen unb matten, beö traurigen unb frö liefen,
beö fangbaren unb beö bem Snftrument eignen beibehalten »erbe. ^Se^ (Ilamer=
6a(i)en tan gugleic^ ber 93a^ in ber Q3eränberung anbcrö fe^n, al^ er tt>ar, in--
beffen mu^ bie Harmonie biefelbe bleiben. neber|)aupt mu^ man, o^ngead^t ber
öielen 93eränberungen, tuelc^e gar fe|)r 'SJZobe finb, eö allezeit fo einrichten, ha^
bie ©runbliniamenten beö <ZtMi^, meldte ben "iJlffect bcffelben su ernennen
geben, bennoc^ |)er»or leuchten.
€art '^^lipp emanuel ^a^^
Übet bie toal^te 5ltrt
ba^ ß!(at)ier §u f)?ielett
in tpeli^em bie ße^re t)on bem Stccom^agnement
unb ber freien ^cintafie
abge^anbelt toirb.
9^et)ft einer ^u^fertafet.
3n Q^erlegung beö *2luctori^.
Berlin, 1762.
@ebru(ft be^ ©eorge £ubctt)ig hinter.
Q3otrtebe«
^nbtid) |)abc ic^ t>a^ Q3ergnügen, meinen ©önnern unb 'Jreunben biefen
§it)e^ten ^^ei( meinet Q3erfuc^eö ju übergeben. 3c^ war im "anfange tt)iUenö,
Sie ba§u gehörigen 9^oten in 5?u|)fer [teeren gu laffen, unb ^atU bereite mit
einer "Jcmtafie, tt)et(^e biefem 93uc^e am (^nbe bet)gefüget ift, eine ^robe gemad)et:
id) ^aht aber nac^^er meinen 93orfa^ geänbert, unb bie f(^öne (Srfinbung ber
©rucfnoten gett)ä^tet bamit bie ^yempel g(ei(^ be^ bem ^eyt [II] fte^en können
unb ba^ bef(^tt)erlict)e 'tHuffuc^en in ben ^abeEen tt)egfa(ten möge. ®er üor=
ne^mfte 3n^att biefer 'tZlnleitung, tt)oburd) fie fic^ t)on alten nod) biö^er bekannten
@eneratba^le^rbü(i)ern unterfd)eibet, betriff ta^ feine '!2lccom;)agnement. ®ie
•^Inmerfungen über t>a^ le^tere finb nid)t auö btoffer S^ecutation entffanben,
fonbern bie ^rfa|)rung \)at fie |)erüorgebra(^t unb haß '^a^re, n)etct)e^ fie ent=
galten, beffätiget. (Eine (Erfal^rung, welcher, o^ne 9?u|)mrebig!eit 5U fagen, fic^
t>ieltei(i)t no(^ niemanb rühmen fann, tt)eit fie auß einer üietjä^rigen 93earbeitung
beö guten ©ef(i)mad^, be^ einer muficatifc^en ^u^fü|)rung, tt)etd)e nic^t beffer
fet)n !ann, ertt)ac^fen ift.
Scf) ^abe bie ^jem^et auf einem 6pftem oorbitben muffen, bamit biefeö
'^öer! nic^t ^u tt)eitläuftig unb gu !oftbar werben möchte: man mu^ atfo be^
biefen (fyempeln ^au^tfä(^lic^ auf bie iirfad)e fe^en, warum fie angefü^ret
fmb, unb fid) an bie t?orgef(^riebene ioö^e unb ^iefe nid)t binben, weit wegen
93orvebc.
ber Sagen aufferbcm ha^ nöt^ige aüeseit [111] angemerkt ift. 95c^ ber llnter=
meifung können bie <5ein|)etten beö ^ccompagnementö, unb ber §tt>epfe ^bfci)nitt|
eineö jeben (^apiUU §ule^t burc^gegangen tverben. ®ie erften @rünbe beöj
©eneratbaffeö muffen öor^er ge^en. 3n ben fur§en Kapiteln ift alleö o{)ne *t2lb=|
f(^nitt be^fammen.
<S>te brepftimmigen 6ä^e finb me^rent|)eUö mit einem ^etemannifc^enj
'^Sogen*) be§eid>net njorben, unb ein jeber ^e§ifferer wirb tt)o|)l t^un, tt)enn er
in feinen ^Segifferungen bie ©re^ftimmigfeit biefer 6ä$e bur(^ biefen 93ogen]
ClUegeit fennbar mad)et. ©em Seytquartenaccorbe, tt)obe^ bie aufgef)a(tene ^erg
aEein na(i)gef(i)lagen mirb, unb tt)et(^er im »ierftimmigen '^ccom^agnement^
feine Octaüe, tt)o|)( aber eine t)erbo|)|)ette Sz^U »ertraget ^aht id) ein befonberes
3ei(^en, ne^mti(^ e^^ geben muffen, bamit man i^n t)on bem bre^ftimmigen Seftj
quartenaccorbe, n)elc^er aüenfaE^ gur vierten 6timme bie Octat)e bet) fic^ teibetj
unterf(i)eiben fönne. 3ct) ^abe mit 'S^lei^ bie (frflärung biefer i^enngeic^en i)or}
läufig beibringen n)olIen, bamit fie man-- [IV] 6)tm, ber biefe^ 93u(i) nur f(ü(i)tic
anfielet, nid)t bebenflic^ ober gar für(i)tertid) üorfommen mögen, fonbern bamil
man bie Erleichterung, n)elct)e baburc^ abgemietet ift, fo gleid) einfe^en fönne. <5)i|
§me^ &'fem)?el, meiere nebft ber groffen in bie Äö^e ge^enben Septime, ftatj
ber 6ecunbe bie 9'^one über ftc^ ^aben, unb n)oöon i>a^ erftere auf ber 79 [12] **) fte^
6eite, auf bem britten 6^ftem baö stt)e^te ift, unb ba^ te^tere auf ber 129 [13] **) fteii
Seite am Enbe beö erften S^ftem^ fte^et, fc^einen ^xvax meiner im oiertei
^aragra))f) ber 149 [13] **)ften Seite angegebenen Ce^rart ju miberfprec^en: aEein ic
l^abe fie hi'i)bt mit ^lei^ fo »orgebilbet, mt id) fie gefunben ^abe, bamit mar
biefe ^xt ber ^Se^ifferung, oI)ngeac^t ic^ fie nid)t fo bequem ftnbe, vok i)i\
meinige, ebenfaltö fennen lerne, meil fie t)on einigen gebrau(i)et mvt>.
'^öenn id) in ben erften dapiteln bie (Eyempel nur auf biejenigen *2lufgabeii
aüeseit ^ätU einrichten tt)oEen, meiere fc^on t)a gett)efen finb: fo ^ätU ic^ ofj
bie nöt^igften Erinnerungen i)orbe^ge|)en, [V] ober tt>enigftenö auö i|)rem 3ui
fammen^ange reiffen muffen, unb oiele |)armonif(^e 93eränberungen in ber "Slufj
töfung unb Q3orbereitung f)ätten nict)t angefü^ret n^erben fönnen. 9}Zan fie^ef
au^ unterf(^iebenen 'tHnteitungen §um ©eneratba^ ben Strang gar beuttic^, ber
bie Q3erfaffer fid) alöbenn anget^an |)aben, menn fie neue *iHuf gaben in ber
Eyempeln nic^t e^er ^aben vorbringen moEen, aU biö biefe 'Sluf gaben »or^et
auöfü|)rtic^ abge^anbelt morben finb. 3ci) i^aho: biefe llng(eict)^eit »ermiebenJ
*) [6olttc im ©encralba^fpicl ni6)t bie Qe^U pm öerminbertcn ©rciflong, fonbcw
bie 93erbop))eIung be^ 95a%tomß angefd)tagcn tüerben, unb fomit bie '5orffd)reitung bc^l
93offeg oom öerminberten ©reiflong sunt oerminberten Geptimenafforb erfolgen, föj
^jflegte man bies in ber '33e5ifferung burd) ben „^elemannifdjen ^ogcn" : V S" be5eid)ncn.lj
**) [3n unfrev 9^euau0gabe nur im ^lus^uge mitgeteilt].
QSorrcbc.
unb üertaffe mid^ aud) ^ierinncn auf bic @efc^icfttc^!cit bcr llntcmeifcr. 'zfRan
tt)tvb mir gar teid)t »ergeben fönnen, ha^ »erfd^iebene Urfac^en mid) juttjeiten
genöt^iget ^aben, einige (Eyempel unb Äaupttt)a^r{;eiten met;r aB einma^l an^u--
fü|)ren. ®er Ueberflu^ in biefer '2lrt fann niemals fd)abcn, bie '^öic^tigfeit
fotc^er ^a^r^eiten cntfc^ulbiget i^n, unb meine £e[er |)aben ben Q3ort^eiI, tt)enn
fie gett)iffe einzelne 6teKe nad)fd)Iagen tt)oltcn, ba^ fie aüeg in ber ge|)örigen
Örbnung be^fammen finben, [VI]
[3um 6d)tu^ n)ünfrf)t ^^vf. audf) bcm II. ^cile bcn "Scifatt bei crffcn unb ^offt,
namenftid) jum legten ^a^itel, f^ätcc nod> einige Beiträge, 5. "^B. oud) gvtueiferungen in
©eftatt »ielcr ßjcmpel unb 'Slnmcrfungen über bie "Jantafte tiefem p fönnen.]
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5-3?
(Einleitung.
1. §. ®ie Orgel, ber <5tüge(, baö Sortepiano unb ha§ (^toicorb
finb bic gebräu(^lic^ften Gilaoterinftrumcnte sunt *iHccompagnement*).
2. §. gg ift Schabe, ba^ bie fc^önc (frftnbung be^ Äolfe(bifd)en
^09enc(at)ierÖ**) noc^ nic^t gemeinnü^ig geworben ift; man fann ba^ero bcffen
befonberc 93oräüge ^ierinnen noc^ ni(^t genau beftimmen. (f^ ift gen)i^ §u
glauben, ha^ eö fid) auc^ be^ ber 93egteitung gut au^ne^men tt)erbe.
3. §. ©ie Orgel ift be^ ^irc^enfad)en, n)egen ber ^ugen, ftar!en ^^öre,
unb über^au|)t ber 93inbungen tt)egen unentbe{)rlid). 6ie beförbert bie ^rad)t
unb erhält bie Orbnung.
*) [„n)iett)o!^t er aud) auf andern Snftrumcnten, aU: ber ©ambe, £autc, Äarfc uftt).
auögefü^rt twerbcn !ann". (<2ßolf, a. a. O. II, § 10, e. 11)].
**) [®er 93ogcnflügel Äo^lfclbö in 93ertin (1754) fe^t bic mitÄang Äc^ben^ 9^ürn-
bergifrf)en ©eigcntt>crf (1610) unb bic i?lat)icrgambc ©corg ©tcid)mannö in Sttnenau (1709)
unb £c Q3oir^ in ^avi^ (1741) gemalten früt)cren QSecfu(i^c fort '2lttc bicfc tebigtid^
»orüt)ergct)cnbe Scnfation |)eröorrufcnben Suriofa bc^njccEcn eine Q3crbinbung ber
S^langfarbe öon 6treici)inftrumenten mit ber öon '5:afteninftrumenten baburd),
ta% 'SJJefaUfaiten burrf) mit S?oto))t)onium beftri(^ene, mit Äütfe be^ "S^u^e^ in ffetem llmtauf
ert)attene Q^äbd^en — bic hii 5)ot)lfetb mit "^fcrbc^aarcn überjogcn twarcn — gur '^n^pva<i}^
gcbrad^t twurben. ®er '33ogenf(ügcI iv>ar namentUd) jur S(^attirung bc^ p unb f unb jur
Äcroorbringung ber <Bcbung unb ber übrigen 9Q?anieren befonber^ geeignet, ßin großer
g^reunb biefer ©rfinbung war aud) "Jriebr. OS. 9D^ar^)urg, »gl bcffen „"Einleitung jum
^tai)ierf))ietcn", Berlin 1755, 2. ^ufl. 1765. 9^od) 3- S- '^'ctri, Anleitung jur ^jraftifc^en
^uf«, eauban, 3- S- QSirtf)gen 1767, ocrme|)rte 9^euauögabc ßci^jsig 1782, ^reitfo^f,
tt)ibmet i^m aU „©ambenpgct" ein furjesi Kapitel (II, 4) unb bemerkt, „ju fd)neUe
^affagcn nef)mcn firf) auf biefem 3nftrumcntc ni(i)t gar \x>oi)l auö".]
[^aä), "Berfuä), IL] 1
2 Sinteitung.
4. §. 60 halt) aber in ber i^ir(^e 9l^c\tatm unb "Strien, befonberö fotd)e,
tt)o bie '^itfetfttmmen ber Gingffimme, burd) ein [2] fim^et *2lccom^agnement,
alle ^rep|)eit §um Q3eränbern laffen, mit öorfommen, fo mu^ ein 'J^wgeC babe^*)
fe^n. SDZan |)ört te^ber me^r alö p oft, tt)ie fa^t in biefem ^alte bie ^u^--
fü|)rung of)ne Begleitung be^ 'JtügeB auffällt.
5. §. ©iefeö le^tere Snftrument ift aufferbem be^m ^^eater unb in ber
dammer n^egen fot(^er ^rien unb 9^ecitatit)e unentbef)rli(i).
6. §. ®a^ 'Jorte^iano unb ha^ &aX>kovt> unterftü^en am beften eine
^lu^fü^rung, tt)o bie gri5ften 'Jeinigfeiten be^ @efd)ma(fe^ üorfommen. 9Zur
tt)oUen gen)i^e Gänger lieber mit bem (£(at)icorb ober <5(Ü9e(, alö mit jenem
Snffrumente, accompagnirt fe^n.
7. §. '^lan tann alfo o^ne Begleitung eine^ (Ilat)ierinftrumentö fein
6tü(f gut aufführen**), ^ud) be^ ben ftärfften SD^ufifen, in Opern, fo gar unter
freiem Fimmel, n)o man gett)i^ glauben folte, nic^t txx^ geringfte üom 'Flügel
5u ^ören, »ermißt man i^n, tt)enn er toegbleibt. Äört man in ber Äö^e §u,
fo fann man jeben ^on beffelben beutlicl) t)ertte|)men. Sd) fprec^e auö ber
(Erfahrung, unb jebermann fann eö »erfuc^en.
8. §. (Einige laffen fic^ be^m Solo mit ber Bratfc^e ober gar mit ber
93ioline o^ne dlamer begleiten, ^enn biefe^ auö 9^ot^, megen Mangel" an
guten dlaüieriften, gef(^ie|)et, fo mu^ man fie entfcl)ulbigen; fonft aber ge^en
bep biefer "tZlrt öon ^uöfü^rung öiele Hngleicly^eiten t)or. ^u§ bem 60I0 mirb
ein ®uett, tt)enn ber 95a^ gut gearbeitet ift; ift er fc^lecl)t, tt)ie nücl)tern flingt
er o^nc Harmonie! (^in gett)iffer 93^eifter in Stalien i^atU ba|)ero nic^t ^rfac^e,
biefe ^rt ber Begleitung ju erfinben. 9[öaö können nic^t für '5^e|)ler entfte|)en,
tt)enn bie Stimmen einanber überfteigen! ober mU man ^ttt>a, biefeö gu t?er^üten,
ben ©efang öerftümmeln? Be^be Stimmen galten fic^ nä^er be^ einanber auf,
*) [®ie 2lrictt begleitete man in ber 9?eget in ber Mrrf)c mit einem "^ofitiö (b. i^.
einer fteineren, tragbaren ^feifenorgel otjne ^ebat, bei bem ber §ur ^onerjeugung nötige
Qßinb burrf) '21uö§ie^en feitU^er Äebet ober '23älge |)eroorgebra(^t wirb), bie Qlesitatioe
mit bem dembato. hierfür gibt '^etrig oben C2lnm. ju § 2) erwä^nte^, im übrigen un-
bebeutenbc^ ^ud) einige 9?otfd)läge (I, 8 „Q3om mufif aUfd^en QSortvage) : „©er Slaüicem-
batift accom)?agniere, unb befonber^ beim piano fo turs aU möglirf) unb 5iet)e bie "Jinger
Qhid} öon ben "^Iccorben ah. 3n 9\esitatioen (ogl. a. dap. 38) !ann er bi^meiten be^
arpeggirenö . . . mit gutem Srfolge fid) bebienen. '3:rilter barf er gav nid)t mad)en mit
ber red)ten Äanb, benn er foU teine 9}Zetobie fpielen."]
**) [Sin g=unbamentatfa$ für mß heutige jur ftitüollen, rid)tigen 5lu^füf)rung alter
Kammer-. Ori^efter- ufit>. 'JJlu^itl *2ltte ginn)änbe, ha^ man ein ben Sontinuo augfü|)ren'
beö ßembalo bo(^ tt)o|)l man(i)mal entbet)ren fönne, jerfaUen öor feiner lapibaren
"Raffung in nid)t2! ©etbft ba, wo einmat fteüenmeife aü^^ ^armonifd) lürfento^ unb »oü
«ingt, barf ba§ ^egleitung^-ßembato, fo« ta^ 93Berf ganj ftitgetreu au^-
gefübrt werben, nic^t weggelaffen werben!]
ßintcitung. 3
<iU bcr ^omponift tt>otte. llnb bie t)oüff immigen ©riffc, iuetc^e in [3] bcr
-&au))fftimmc jumciten t>orfommen, wie jung Kingen fie, tt)enn fte nic^t ein tiefer
^a^ unterftü^t? '2lUe Schönheiten, bie burc^ bie Harmonie ^erau^gcbrac^t
werben, ge|)en »erloren; ein groffer 93ertuft htt) affectuöfen Stücfen.
9. §. ®a^ öoltfommenfte "i^lccompagnement bet)m 6olo, bawiber niemanb
ttxoa^ einwenben fann, ift ein ^laöierinftrument nebft bem 93iotoncett.
10. §. ^Gßir fe^en atfo, ba^ wir i)iut gu ^age wegen ber @eneratba^=
f))ieter edler jtnb, al^ »or bem. 9'Zi(^tö, aU bie <5einigfeiten ber je^igen S!?Jujtf,
finb hieran S(^utb. SO^ian ift nid)t me^r jufrieben, einen ^ccompagniften su
^aben, ber aii ein wahrer muficatifd)er ^ebant weiter ni(^tö aB Siffern gefe^en
unb gef^jietet i)at; ber bie t^^u gehörigen 9^egetn au^wenbig wei| unb fie blo^
mect)amfd) ausübt. 9QZan »erlangt tttt>a^ me^rere^,
11. §. ©iefeg mehrere ^at mid) äur ^ortfe^ung meine« 93erfu(^e^
t)eranlaffet, unb folt ber t>orne|)mfte ©egenftanb meiner Einleitung fe^n. 3c^
werbe joId)e Begleiter §u bitben fuc^en, welche nebft ber 9?eget bem guten
©efc^macf auf« genauefte folgen.
12. §. (^amxt man fiel) gur Erlernung be« ©eneralbaffe« hinlänglich
gefct)i(ft mact)e: fo ift nöt|)ig, t>a^ man t)Ot^er eine geraume Seit gute ÄClttb=
fa^en fpieit*).
13. §. @ute Äanbfa^en nenne ic^ bie, worinnen eine gute ^D^Zetobic
ttnb reine Harmonie fte(ft, unb wobep jebe Äanb ^inlänglict) geübt wirb.
14. §. ©a« ©e^ör gewöhnt ftc^ burc^ biefe 93efc^äftigung be^ Seiten
an einen guten ©efang, auf wel(^cn, wie wir in ber <5olge bemerken werben,
bepm "^ccomi^agnement ^auptfäct)lic^ mit gefe|)en wirb. [4].
15. §. ^an bekommt einen empftnbbaren ^Begriff »on alter^anb ^act--
örten unb Seitmaffe, famt i^ren "Figuren; eine fe^r nu^bare ^e!anntfc^aft mit
ben meiften *2lufgaben be« @eneralbaffe« ; eine ^ertigfeit in ben ungern unb
£eic^tig!eit öom 931atte su f))ielen; folglich werben burc^ biefe Äanbfac^en ^u=
Qhx6) *iHugen, O^ren unb 'Jingcr geübt.
16. §. ®aö fleißige "^In^ören guter SS^Zuftfen, wobe^ man auf gute
begleitet genau ^(^tung giebt, ift befonber« an5urat|)en; iia^ O^v wirb ba^
burc^ gebilbet, unb sur "^ufmerlfamfeit gewöhnt.
17. §. <S>iefe genaue '^Hufmerffamfeit lä^t feine 6c^ön|)eit in ber SOZufif
o^ne 9lü|)rung öorbep. '^an em|)ftnbet foglei(^, wie ein '3)Zujtcu« auf ben
*) [Äonöfa^cn ober Äanbftücfc nannte man im 18. unb bi^ in bie "SKittc be^ 19. 3^ö.
bie fteinen, neben bem rein ted^nifd)en Sfubium t)ergct)cnben QSortragö- unb ßr^otung^ftücfe
Scitgcnöfftf(^cr ^omponiften. 9^od) So^anna ^in!et, "Sriefc an eine ^reunbin über Mooier-
Xlnterric^t, Stuttgart 1852, fpnd)t (S. 3) üon „Äanbftü(i(f)en" in ^tat)ierfd)uten.]
1*
4 ßinletfung.
anbern genau i>öxtt, utib feinen Q3ortrag barnaci) einrid)tet, bamit fie »ereint ben
gefüllten (fnbjwec! erreichen, ©tefeö £auf(^en ift ühtvl)anpt bep ber 9)Zuftf
unb alfo auct> be^m'Slccom^agnement, o^ngeac^t ber beften93e§ifferung,unentbe^rtid).
18. §. ®er heutige @efd)mac! ^at einen gan^ anbern @ebrau(^ ber
Harmonie, atö üorbem, eingefü|)ret. Hnfre 9}letobien, 9}^anieren unb ber Q3or=
trag erforbern ba^ero oft eine anbere Harmonie, aU bie gett)ö^nli(^e. ®iefe
Harmonie ift balb fc^n>ad), balb ftar!, fotglid) finb bie ^ftic^ten eineö ^egleiterö
^eut §u ^age üon einem tt)eit gröffern Umfange, at^ e|)ematö, unb bie bekannten
9?egeln beö ©eneralbaffe^ tt)oEen nic^t mebr gureic^en, unb teiben and) oft eine
^bänberung.
19. §. (^in *2lccom^agnift mu^ alfo Jebem 6tücfe, tt)elc^eö er begleitet,
mit bem rechten Q5ortrag bie i^m §ufomment)e Äarmome, unb ^'^av
in ber ge^ötigetl 0tärfe unb QßeitC gteic^fam anpaffen €r mu^ |)ierinnen
bem domponiften auf haß genauefte ju folgen fuc^en, unb §u bem (Snbe beftänbig
auf bie [5] 9^ipienffimmen mit gut 'Qi^i^tunQ geben. 3ft aber feine Harmonie
in SO^Zittelftimmen aui^gefe^t, 5. (^. bepm 60I0, ober ^rio, fo tt)irb bie 93egtei=
tung gang allein nac^ bem "ilffecte beö Stücfeö unb bem Q3orfrag ber 9}Zit-
muftcirenben eingerichtet, bamit bie ^bfid^ten be^ ß!omponiften unb ber '^nß=
fü^rer beförbert mcrben.
20. §. <^uci) ^ier ift haß Q3or^erfe^en auf bie *5olge eben fo nöt|>ig,
aU bepm ^^otcnlefen über|)aupt.
21. §. 9^a(i) bem, tt)aö im 19. §. ertt)e|)net ift, tt)erbe xd) alfo fo furj
unb beutlic^, aB mi5gli(^, bie gett)ö|)nli(^en 9?egeln, i^re ^bänberungen, unb
^iernä(^ft ein Äaufen '2lnmer!ungen fo tt?o^l über t>aß ganje 9lccompagnement
über|)au;5t, al^ über jebe 'iZlufgabe befonberö anfü|)ren. Sd) tperbe auf 'Wxttd
htt>a(i}t fepn, biefe "^lufgaben leicht ftnben §u lernen, ©ie @efä^rlic^!eit, "^e^ter
ju bege|)en, unb bie 9}Zittet ban)iber follen treulid) angezeigt merben. ®ie beftc
Cagc gett)iffer "Aufgaben n^erbe ic^ befannt machen unb überaE fagen, tpeli^eg
bie unentbehrlichen, bie ujeniger not|)tt)enbigen, bie allenfalö ju miffenben unb
bie §u öerbo))petten 3ntert)aEen finb.
22. §. ®iefe^ le^tere ift be^tt)egen nöt^ig, tt)eil bie Harmonie balb fct)tt)a(^
balb ftar! fe^n mu^, unb biött)eilen eilt 0tü(f in *!Hnfe|)ung ber QSoUftimmig^
feit aHe "^^Irten bcö '2lccom))agnementö crforbert.
23. §. ®a^ ^Iccom^agnement fann ein — ^tpep — bre^ — t)ier
unb me^rftimmig fe^n.
24. §. <Baß burc^au^ öier unb me^rftimmige ^ccompagnement
ge|)ört für ftarfe ^[Rufüen, für gearbeitete Sachen, ßontrapuncte, "Srugen u. f. tt).
unb überi^au|)t für Stücfe tt)o nur 9}Zufi! ift, o^ne ha^ ber ©efc^macf befonber^
bran "^Int^eil i^at*).
*) [Sin berarfigcö Qiccom^agnement tann hiß ju ad)t Stimmen gel>vaud)en. ©od^
Sinteifung. 5
25. §. 93c^ bcm t>ierftimmigen ^Iccompagncmentc tt)crbe i(^ fott>o^t auf
bic 9^cimgfcit alö befonber^ auf eine gefc^iclte <5ortf^rettung ber 3nter=
t)a(len t>ebad)t fe^n. (Eine SOZenge öon [6] Sjempeln n)irb bart^un, wo e^,
um in einer bequemen Sage ^u bleiben, bejfer fe^, ^Xüo Stimmen in ben Sin=
Kang gufammen ge|)en su (äffen, at^ auf t»ier !tingenben Waffen aüegeit fteif su
befte|)en, unb lieber unnöt^ige 6prünge unb ungefc^icfte '5ortfd)reitungen bafür
5u tt)ä^ten. d^ merben auc^ (fjemjjet oor^ommen, tt)o bie lin!e Äanb ber rechten
5u Äütfe kommen mu^, um biefe <3^e^ter gu t>ermeiben; "Jß^tcr, n)elct)e man ben
dtameriften gumeiten, tpegen i^reö oierffimmigen Sa^e^ t)orgett)orfen i>at
26. §. ®aö bre^ — unb tpenigerftimmige ^ccomijagnemettt
brauct)t man gur ©eticateffe, n)enn ber @efct>ma(f, Q3ortrag ober "inffect eineg
Btüd^ ein gO^ienagement ber .Harmonie forbert. Q35ir tt>erben in ber <5olge
fe^en, ba^ aBbenn oft feine anbre, aU fd)tt?ac^e 93egleitung möglid) ift.
27. §. 95e^ unrichtigen unb ungef(^i(ften dompofitionen tt)0 oft gar feine
reine ^DZittetftimme, tt)egen beö falfd)en 95affeg, tuorau^ fte flieffen foEen, öor-
^anben ift, htdt man, fo met mögtid), bie <5e^ter mit einer bünnen 93egleitung
§u; man ge^t fparfam mit ber Harmonie um; man greift gur ^Zot^ eine Siffer;;
man nimmt feine Sufluc^t ju Raufen, 9^a(^fd^tägen u. f. m.; man änbert, tt)enn
man attein accom|)agnirt unb eö fic^ t^un tä^t, auö bem Stegereif ben ^a^
unb erhält babur(^ ri(i)tige unb natürtict) flieffenbe ^ittetftimmen eben fo gett>i^,
alö wenn man mit ben fatfd)en Siffern fo »erfährt, ^ie oft ift bicö le^tere
nic^t nöt^ig!
28. §. ©ag einftimmige *5^ccompagnement befte|)et cntmeber au^
ben üorgefct)riebenen 93a^noten attein, ober au^ i^rer Q3erbo|)petung mit ber
re(ä)ten .öanb.
29. §. 3m erftern "^aEc fe^t man über bie 9^oten t. s. tasto, tasto solo;
im gwe^ten, all'unifono, unifoni. ^eit biefe *2lnbeutungen gutDeilen fe|)ten, fo
werbe icf) burd) Anmerkungen unb [7] ^^em^et @etegen|)eit geben su errat|)cn,
tt)o t>a^ einftimmige '^Zlccompagnement Qtatt ^at
30. §. Hnter ber .öauptftimme t>erfte|)e ic^ bie Stimme, tt>etd)e ben
Äauptgefang in einem Stü(fe fü|)rt, wo nic^t alteö gtei(^ gearbeitet ift, 3. d.
in einem Soto, doncerte, "^Hrie u. f. w.
31. §. <S»ie öberftimme nenne ic^ bie ^öc^fte, fo ber Accomj^agnift nimmt.
32. §. 95e^ bem Unterricht mu^ man feine Sct)üter ba^ vorgelegte erft
f^ielen unb at^benn in gwe^ S^fteme au^fe^en taffen. ^a^ Ö|)r unb t>ai
Auge lernen baburc^ beutlic^ t>a^ <3öa|)re »on bem ^alfct)en unterfct)eiben.
bcfc^ränft ©. S^r. ^olf, UnUvviä)t im 6tat>tcrfptclen, ©ötfingcn 1783 unb Syaüe 1784,
1789, 1799 fctttctt ©cbrauc^ (II, 16, § 7): „0od) finb biefe 93egteitung^arten nic^t fo gc-
»ö^nti(^ atö i)ie oierftimmige, unb f^icEen fid) für bic Orget gar nic^t, fonbcrn attein für
t>a§ ßtaöecin ober ^tügel.'"]
6 Einleitung.
33. §. Äierbep mu^ man eg aber md)t f)ett)ent>en laffen, fonbem mit
i^nen über be^be^ urt^etlen; man forbre »on jeber 9^ote gtetc^fam 9?ec^enfc^aft;
man mad)e i^nen ©inmürfe, toelc^e fie mit ©rünben, tt)arum §. €. tiefe unb
jene 9^ote fo, unb nx6)t attberö ba ffe|)en fönne, auö bem ^ege räumen muffen.
34. §. SOZan fängt bepm öierftimmigen *=2lccompagnement billig an, unb
legt eö gum ©runbe. 9[Ber biefeö grünblic^ lernt, fann andt) fe^r leicht mit btn
übrigen ^iHrten umge|)en.
35. §. SDZan ge^e mit feinen Schülern, befonber^ be^m üierftimmigen
^ccom))agnement, bie "^aufgaben in allen £agen bur^, bamit fte i^nen begannt
»erben. ®a man ^ierbe^ bloö auf biefen ^nh^tDzd fte^et, fo ift eö fre^lic^
nic^t gu änbern, ba^ sun)eilen ungefc^icfte ^ortfc^reitungen mit unterlaufen, unb
£agen öor^ommen, tt)elc^e nic^t bie beften finb. 6ie lernen inbeffen boct) baburc^
bie beften ^ortfc^reitungen unb Sagen »on ben fct)lect)tett unterf (Reiben; man
mu^ i|)nen aber be^ @elegent)eit i>ai llngefd)i(fte unb bie Q3erbefferung 5u=
gleicl) mit beutlic^ seigen.
36. §. Oh aber biefe ^ortfc^reitungen gleich ungefc^idt fe^n können, fo
muffen fte bennoc^ nic^t falfc^ fe^n: eö mu^ ne^mlic^ in ber [8] nöt|)igen Q3or-
bereitung unb ^uflöfung nici)tö öerfe|)en, unb bie »erbotnen Quinten unb Octaüen
muffen aufö ftrengfte öermieben »erben.
37. §. 3nbem man mit ben 6(^olaren bie öierftimmige ^Begleitung in
allen bre^ Sagen burd)ge|)et, fo lernen fte no(^ aufferbem, tvaß im 35. §. ange-
führt ift, (1) bep gemiffen @elegenf)eiten, »enn e^ nöt|)ig ift, eine öon ^tn
9[Rittelftimmen mit ber linfen Äanb ne|)men; (2) »erben i|)nen bie ^ätte begannt,
tt)o smo Stimmen in ben (fin!lang jufammen ge|)en; (3) »irb i|)nen gegeiget,
tt)ie man 5utt)eilen, um Ouinten §u »ermeiben, o^ne jur Sage gurüd ju fe|)ren,
bie fd)on t>a gett)efen ift, noct) eine 6timme me|)r in ber rect)ten i)anb nimmt,
»elc^e man nac^^er »ieber »erläßt; (4) fommt bie <2öieber|)olung ber Harmonie
in einer ^ö^ern Sage auf berfelben 93a^note mit öor, um »ieber in bie Äö|)e
5U fommen, »enn man §u tief |)erunter gett)efen. 9Itte biefe mx i)ülfgmitte(
ftnb be^m ©eneralbaffe ni(^t allein erlaubt, fonbern, »ie »ir in ber <5olge fe^en
»erben, oft nöt^ig.
38. §. ®ie unoermeiblic^en fteifen 'S^ortfc^reitungen, be^gleic^en bie »er=
bedten öuinten unb Octat)en, unb einige erlaubte Quinten gegen ben ^a%
bringt man in bie ^CRittelffimmen; bie Oberftimme mu^ jeber§eit fingetlt), unb
in *2Infe|)ung be^ ^affeö gang rein fe^n.
39. §. 9[Ran fange in ber llnter»eifung be^ ben leichten "Slufgaben an,
unb ge^e fie in ber Orbnung alle burct). lieber jebe Aufgabe mu^ ein furge^
llebung^efem^el t)orgef(i)rieben »erben. ®iefe ^ür^e erhält bie ©ebult,
»eil man nic^t e|)er an ein neueö (fyem^jel ge^en barf, biö t>a^ alte rect)t feft
im ^opft unb in i)änben ift. 3m @egent|)eil ^ält man bie Se|)rbegierigen burd^
Einleitung. 7
eine unnöt^igc ^eittäuftigfeit ju tange auf, unb getuinnt nid)tö weiter, meil
t>a^ fleißige *2lccompagniren ganger unb t)erf(^iet>cner Gtüde nad) ber ^enntnif
ber Aufgaben, njoju tuv^t ^jem- [9] ))et ^inreic^en, folgen mu^. ®urc^ biefc
Hebung, ujobe^ immer ttjeniger 'Jel^ter naci) unb nac^ »ergeben, entfte|)et enblic^
eine ^ertigfeit, womit man gufrieben fe^n !ann.
40. §. SOZan überfe^e biefe furgen (f yem^jet mit aßen £agen in alte ^on--
arten, tt)eid)e unb l^arte, bamit fie, nebft i^rer Schreibart ben Scholaren rec^t
befannt werben. 3n ber ^otge übertaffe man i|)nen biefe^ Ueberfe^en felbft.
41. §. 3(^ ^ahd: angemerkt, ba^ eö beffer fe^ bepm Ueberfe^en, bie ^on--
arten auffer ber 9^ei|)e, unb nx6)t neben einanber su ne|)men, weil einige Scholaren
gerne, ol^ne eignet 9^a(^finnen, ba^ ilnüberfe^te mit ber steinen Ö3eränberung
burc^ Äütfe i|)reg guten @ebäc^tniffe§ gar (eic^t ^^^ote öor 9'^ote na(i)f))ieten
unb nac^fc^rciben. 6ie t)ertie|)ren baburc^ ungemein; hingegen erlangen fie im
erftcrn "^atte nac^ unb nac^ eine <5ertigfeit, bie Siffem gteic^ §u treffen, unb
in einer |)roportionirten Sage ju bleiben. ®iefe te^teren kommen immer t)er=
f(i)ieben t>or, unb man i)at alle 'tJlugenblirfe @elegen|)eit, fic^ ber erlaubten Äülf^=
mittel 5u bebienen, um in ber ge|)örigen QBeite §u bleiben; mit einem '^ßorte,
man wirb enblic^ 9}Zeifter über bie Snter^allen, fie mögen liegen, wo fie wollen.
42. §. ^e^ ©etegen^eit beö Heberfe^eng mu^ man feinen 6cl)ülem bie
93or5eicl)nung jeber Tonart unb bie llrfact)e baioon begannt mact)en. 'Man
ma|)le i^ncn bie Tonleiter öon d bur unb 'Qi moll t)or, unb laffe fie nact) ber
erften alle ^arte, unb na6) ber legten a\k weict)c Tonarten auffc^reiben. ۤ ift
o^ne mein Erinnern begannt, ha^ man ^ierinnen üon oben herunter (c h a g f
u. f. w.) 6tufenweife s?erfä^rt, unb bie Stufen, Wel(^e o|)ne Q3or5eid)nung §u
gro^ ober su öein nac^ i^rem 95orbilbe finb, burc^ 93erfe$ung^8ei(^en gleich
mact)et. Sie lernen baburd) gar balb au^wenbig ^erfagen, wo unb wie öiele Q3er=
fe^ung^geic^en ht\) [10] biefer unb jener Tonart üorgegeic^net werben muffen;
wie t)iel §. (f. ®e^ bur 93een, unb ©^ bur dreuje ^at @e^t man mit i|)nen
bie Tonarten in Quinten= unb Quarten|)rogre^ionen burd), fo fe^en fie ben all=
mä|)ligen "Slnwac^ö ber 93erfe^unggseic^en beutlid).
43. §. ®iefe ^ertiglfeit ift allen 'SDZufülernenben anftänbig unb nöt^ig.
(Eg fönnen unoermeiblid^e ^ixUt fommen: SQZan folt ben "Slugenblid anß ^ccom-
pagnement gelten, o|)ne ha^ man fo öiel Seit l^at, feine vorgelegte Stimme nur
obenhin burc^ gu fe|)en; faum fann man au^ ber Sc^lu^note bie Tonart erforfc^en;
bie QSorjeic^nung fiel^et man nur flüchtig an. llnangene|)me 3umut|)ung für
einen, ber bie raren 93erbienfte unb fct)We^ren '^fli(^ten eine^ 9^i))ieniften genau
fennt, unb ber gar wo|)l wei^, t>a^ alle 9^ii)ienftimmen »on 9le(^tgwegen, gur
^r^altung eineg guten 93ortrage^, »or ber *2lugfü|)rung cineS Stüdeö folten
genau burd) gefe^en werben! d^ Unntn auc^, auffer bem Q3ortrag, Sc^reib=
fester, wenigften^ Unbeutlic^feiten, 3we^beutig!eiten, unerwartete Q3eränberungen
8 Einleitung.
in '^actavUn, Seitmaffe, Figuren, Tonarten u. f. n). üorfaUen, tt)eld)c aud) J)ei;
bem gcübteffen '^lu^fü^rcr eine 93ort)erettung erforbern.
44. §. Äat man aber Seit, feine Stimme t)or^er burc^§ufe|>en : fo fe!)e
man gugleic^ genau auf bie Q3or§ei(^nung. ©iefe te^tere ift oft t)erf(i)ieben,
o|)ngea(i)t nur eine baoon na6) ber obigen 93orf(^rift gut ift. Q3or biefem fanb
man fetten baö ©motl mit bem 95e, ba^ dmolt mit bem ^ö, u. f. tt>. oor-
gegeic^net. Einige ^om^oniften t^un baffelbe noc^ je^o, oielteic^t auö @ctt)o^n--
^eit, »ictteic^t au^ £iebe gum ^(tert^um, üielleic^t auö anbem llrfac^en. Oft
tt»iü ber €om|)onift auö guter '2lbftc^t ben ^uöfü^rer nic^t t>ertt?irren, unb aüe
''2lugenblicfe eine neue 93or5eid>nung |)inma^ten, befonber^ htt) 6tü(fcn mit »ieler
^^romatif, be^ 9^ecitatii)en, tt)o man im S!}lobutiren üiete ^re^^eit ^at u. f. w. :
[11] fonbern bleibt lieber be^ einerlei Q3or§eic^nung, ober fe^t lein Q3erfe$uug^--
5eid)en öorö 6pftem. ^an oermi^t aBbenn auc^ in ber 93e§ifferung öiele
biefer 3eicl)en, tt)eit eine genaue i^enntni^ jeber Tonart öorau^ gefegt tt)irb.
33on beit 3ntert)aEen nn'b ben Qiqnatnvm.
1. §. Seber €om))omft, ber mit 9te(^t feine "^Irbeit gut accom^agnirt
|)aben m\l, ift »erbunbcn, bie 95a^fiimme re(i)t unb l^inlänglid) ä" beäijfcm.
^üe ntögtic^e 9?egetn über unbesifferte 93äffe langen md)t §u, unb ftnb oft falfd).
2. §. <5wbet ft(^ bep einem 6olo bie Äauptftimme über bem 93affe, ober
aUt 6timmen bep mef)rftinimigen Stütfen brüber in "Partitur: fo fann ber
•tHccompagnift aEenfat^ o^ne Siffern ^u red>te kommen; nur mu^ er in ber
(Iom|>ofttion |)intänglic^ geübt fe^n. 3fr aber überbem no(^ eine genaue ^Bezifferung
über bem 93affe, fo !ann i)a^ ^CCOm^agnemeut gut fe^n. 3c^ »erfte|)e |)ier
unter bem guten '^^CCOmpagnement ben tjoüfommenften @rab. '^Zlufferbem
n?ei^ ict) n)ol)t, i)a^ einem (Ilaoierf|)ieler fe^r oft unbegifferte *53äffe vorgelegt
tverben, unb ba^ er ftc^ nic^t allezeit t>on bem 'Qlccom^agnement to^ mad)en fann.
3. §. 3d) tt)erbe gu bem (fnbe 'tHnmer^ungen beibringen, n>oburc^ ein
geübter ^CCOmpagnift eine groffe ^rteis^terung f|)üren tt)irb, and) unbejifferte
^äffe fo abzufertigen, ba^ man aufrieben fe^n !ann. ^^Zein Äauptaugenmerf
bep ber £e^re [12] beö ©eueralbajfeö wivi» iebod) auf bie bezifferten ^äffe
gerid^tet tt>erben.
4. §. ^Zan ]fann feine Gemüter in Erlernung ber Siffern nid)t genug
tummeln; id) bin be^megen fein 93ert|)eibiger ber zu fe|)r gehäuften Siffern;
ic^ ^affe aCeö t)a^, tva^ einem £e^rbegierigen unnü^e 9}Zül;e mad^t unb bie
£uft benehmen fann. d^ tann jeboii) niemanb o^ne üoUfommene '5Biffenfd)aft
Otter Siffern ben ©eneratba^ grünblic^ lernen unb ge|)Örig accom.)?agniren.
6o batb man fxd) öor deiner Siffer me^r fürcl)tet, fo l;at man atte mögliche
'3^re^|)eit an bie ^einigfeiten beö 'i2lccom|)agnement^ Z" benfen. ^iefe le^tern
finb Urfac^e, ha^ tt>\v mti)v Siffern braud)en muffen, aB »orbem bep ber ge--
n)ö^nlid)en ^vt zu begleiten nijt^ig tvav. ^ann man ttjo^l bep ber (frflärung
feiner ©ebanfen l^ierüber ber Siffern entbehren?
5. §. ^an laffe ba^ero feine Scholaren fleißig 6tü(fe begleiten, \t>o
tt)egcn ber barinnen t>or!ommenben d^romatif bie 95äffe ^inlänglid) unb folglich
ftarf beziffert finb. Sd) ^aU in biefcr "^Zlbfic^t meinet fceligen 93ater« bezifferte
93äffe mit groffem 9Zu^cn unb o^ne £ebenggefa|)r ber 6ct)olaren gebraucht.
^ui) ben Ringern fwb fte nii^t fd^äblic^. 9}Zan n)C(^fle fein oft mit richtig
10 <5rfteg Kapitel
bcjifferten ^om^jofitioncn oerfc^icbcner 9?Zeiftcr ah. ^an lernt baburd) attcr=
i)anh '^xUn öon ^e§ifferung unb 90^obutation fennen. S[Ran rdfonnire mit
feinen 6c^ülern, n^enn fic fd)on |)intänglid)e 'Begriffe ^ben, barüber. ©ie (Ein=
fid)ten, njelc^e |)ierau^ entfielen, finb in ber "^olge öon groffem ^Zu^en, machen
aber hahit) eine ooltfommenc Q[öiffenfd)aft alter Siffern nic^t nur unentbe|)rtid),
fonbern beförbern fie t)ielme|)r.
6. §. ®aö ©eneralba^ftubium !önnte oiet leichter unb angene|)mer gemacht
werben, vpenn man wegen ber *2lrt gu beziffern überaE einig würbe. ioier§u
müften gute dküierfpieter, [13] welche felbft gut accom^agniren fönnen, ba^
meifte bet)tragen. ^J^an trift groffe ^omponiften unb 9[yjuflifer an, bie fi(^ ein
gute^ 'tHccompagnement fe|)r wo^I gefallen laffen, bencn e^ aber oietleic^t f(^n)e|)r
fallen folte, alle^ fo, wie eö auf bem Plattiere ftd) aufnimmt, unb wie e^ folg=
ti(^ fepn mu^, angubeuten. Unter bie t>ornet)mften ^uncte, worüber man überein
!ommen müfte, würben wo^l fotgenbe ge|)ören: 9}Zan mu^ alle^ ni5t^i9e genau
anzeigen; man mu^ weber gu üiet nod) ju wenig Siffern über t>k 9'Zoten fc^en;
man mu^ fotd)e Siffern wählen, welche bem 93ortrage gemä^ finb; man mu^
biefe Siffern an i^ren rechten Ort fe^en; man mu^ Seichen ber "tHnbeutung
machen, wenn man feine i)at; man mu^ alte ^rten öom ^ccom^jagnement,
befonber^ ba^ brep — gwep — unb einftimmige, ba, wo e# fe^n folt, anbeuten u. f. w.
7. §. 0ie 93ergteict)ung eineö ^ong mit bem anbern ^ei^t ein 3tttert)öH.
8. §. ^Ue im ©eneratbaffe tjorlfommenben Seilten, welche t>a§ "iHccom'
pagnement ange|)en, ^eiffen: Signaturen.
9. §. ^Ite Snteröalten werben öon ber ^a^note aufwärts burd^ Stufen
abge§ä|)lt unb erl^atten ba^er i^ren 9^amen, weti^er bur(i^ bie Siffer angebeutet wirb.
10. §. — 25. §. [S. 13—17 geben eine au^füt)rltd)c 3ntcrt>anen^let)rc. 3vi'
näd^ft (10, S. 13—14) fd)emotifd)e ©arftcUung ber SnferooUe ber fleinen, großen,
»erminberfen unb übermäßigen 6e!unben, fersen, Quarten, Quinten, Sejfen, Septimen,
Oftaöen unb 9^onen unb (11) ii)rcr Stufen, fott)ic (12-21, S. 15—16) Erläuterung ber
"2Jcrfd)ieben|)eit it)rer ©rößen nad) falben unb gangen 5önen, (22, 6. 16) biejenige ber
'Crimen, ©ecimen, llnbecimen unb ®uobecimen, i^rer ^e5eid)nung unb ii)reg QSor^ommenö
„in ber galanten 6d)reibart unb beim breiftimmigen '2lccompagnement"; (23) tt)irb ber (Sin-
Hang — einige nennen ouc^ bie '^rime ginftang — au^ biefem ^<xp. auögefd^ieben, (24—25,
S. 17) bitten Sefunbe unb 9Zone auöeinanberju^^atten.
26. §. — 36. §. [6. 17— 19, 93et)anblung ber QSerfe^ungg§ctc^en ber 3nter'
^all^. Äintüei^ auf (28) natürli^ große unb sufäöig große (burrf) neu ^injugefügfc 93er-
fc^ung^Sei^en) 3nteroaUc unb Erläuterung (29) beg t)(X§ 3nter»alt um einen Äalbton
er^ö^enben 6tricf)eg Js ober ^reuge^ jj: (S. 17). „©ie "Slrt ber ^egeid^nung mit bem <5tvi<i)
iff überall be^ unö ®eutfrf)en befannt unb gen)öt)nlirf). "Slud^ bie 3taliäner t)aben fie; bloß
bie "^ranjofen get)en l)ierinnen ab, unb rid^ten eine Q3crtt)irrung (6. 18) an." ^eif))iel:
fieclairö*) bezifferte "^Säffe mit au^fd)ließlicl)em 6tri(^=@ebraud). Erläuterung ber Qßirfung
*) [Sean^JJarießeclair (1697—1764), einer ber bebeutenbften i?omponiften oon
^iolin--, ^riofonaten unb ^onjerten ber fran3öftfd)en @eigerfd)ule beö 18. 3^ö., t>h oon
^orelli unb 93it>albi mit iljm ibren '^luögang^punft nal)m.]
grfteö Sa))itcl — 3i»ei)tcg eapitel. 11
öc« (30) K (31) \^, (32) y, (33), i?!?, (34) 1^ J, bs». ^J, (35) 1? fto« i;, fs fta« s^, (36) 9ln.-
beutung ber ^crj o^ne 3 burc^ bloffc QSerfe^ungö^ unb Qßicber^crffcEunggsetd)«! in bem
a\x^ ber aUgcmeincn ©cneratba^lci|)rc aUbefannfcn Sinne.
37. §. _ 50. §. [6. 20— 24, Über bie^esifferungberSnteroalte. (37— 40)
be^anbetn bic bcfannten elementaren QSorauöfe^ungen ber ©eneralba^bestfferung [^ortbauer^
^luf^ebung, 9^ad)fd)lagen ber burdf) bie Bezifferung geh)ünfrf)tcn '2lHorbe]. (41) QSerbot ber
3iffernnotation unter bic 9^oten. (42, S, 21.) 9ta^ gintritt oon ^ugent^emcn ftnb erft
bei QBicbcreintritt ber Siffern '2lfforbe gu greifen, ebenfo bei obligaten SteEen ber redeten
Äanb mit flcinen 9^oten. Über bie bekannte *2luöfüt)rung ber "Segifferungen über (43) einem
iik 'xfloU öcrtängernben fünfte, einer (44) furjen ober (45) langen "^aufe. (46—49, S. 22—24)
bc^anbetn bic Sinteitung ber narf)gefd)tagcnctt Siffern in bie ©ettung ber <33a^notc im QKerte
oon 2, 3 gicidjen leiten unb bie 'iJlu^na^mcn mit '2lntt)enbung tt§ Strid)elrf)enö (- z)].
50. § — 80 §. [e. 24—31: gSon ben ooUfommenen (52—55, 6. 25) unb
unooUfömmcncn (56) gonfonanjen unb ®iffonan§en ber Snteröatte unb t)zn
^iä) barauö ergebenben '23egriffen ber (58—63, S. 26) QSorbereitung unb "^luftöfung
(ber 9f?otn>enbigfeit ber te^teren, nid^t aber ber erfteren, 5. 'S. bei liegenben '23äffen ufw.),
ber (64) '2luft)altung ber *2luflöfung — retardatio — , ber (65) Q3orauönat)itte ber
'iJluflöfung — anticipatio — , ber (67, 6.27) 93ertt)ed^ölung ber <2luftöfung, öon btn
(68—80) regutärcn unb irregulären (Qöcc^fel--) 5)urd)ganggnofcn unb bereu (69)
'35e5eid)nung bur^ einen bie red)te Äanb jum S^alt oerurteilenbcn Qucrftri^ — . 'Bei
(70, S. 29) langer ®aucr ber burrf>ge^enbcn 9^oten fann ber sule^t angefd)lagcnc '2lHorb
tt)iebcr^olt tt>erben. ©ur^gc^enbe Sntcroalle entfielen aud) bei (70) ßiegenblciben t)t^
Baffem, ber Siffern bei beujcgtem Baffe, bei beiberfcitiger ©egenbett)cgung, bei (72, S. 30)
5;rommclbäffen, in ber linfen 5)anb. ®er (74) reguläre ®urd)gang (transitus regularis) bei
burd) t)a§ "ülfforn^agnement geforberter 'SIKorbgebung auf bem inneren QBcrt nad) langer
S^ioten, ber (75) irreguläre ©ur^gang (transitus irregularis) bei einer bem inneren QGßert
na^ furjen 9^ote pr langen gefdjlagenen '2l!!orbgebung. Bei (76, 6. 31) ansufd^lagenben
9?ofcn 3iffern über bie nac^fd)lagenbe 9^ote aHein ober bie 3eid)en / o o --^ über bie an-
frf)lagenben (nid^t begifferten) ^^oten:
r r r r r r r r r r r r
r r r r
(78) Vorbereitete ober (79) burcl) ^langgefcl)lec^t-93ertt>ec^ölung su ^onfonanjen toerbenbc
©iffonanjen braud^en nid)t immer aufgelöft §u toerben.]
[9^un folgt üom 2. i?apitel hiß 21. ^a^itel eine ooEftänbigc Harmonielehre. <2ßir
bef darauf en \m§ barauf, t>a fie ben eigcntli(^en, burdf) ben g^Zeubrucf n^iebersuerwedfenben
flaöier^äbagogif(^en unb flaoicrted^nifd^en ^eil beö oorliegenbcn QBerfeö nid^t tangiert, i^re
öoUftänbige ©i^pofition nadf) Kapiteln unb '^aragra^t)en ju geben.
3tt>c^teö dapitet. Q3om |)armomfc{)cn ®rc^!tang (S. 32—45.)
grftcr '2lbfd)nitt §§ 1—37 (S. 39). (4 f.) Harte, oerminbertc, oergrö^crte ®rci«ängc.
(11 f.) erlaubte Q3crbo^))elungcn ber ^ers unb Quinte. — (17 f.) ©egenbetoegung pr
QScrmeibung oerbedEter Quinten unb Oftaoen. — (19 f.) Erlaubte Quinten unb Oftaocn. —
(24 f.) erlaubte £agen: meift big 7 in ber red)ten Äanb. — (28 f.) ^nweifungen für
ße^rer, ben Schülern bie notnjcnbigc fict)ere ^enntni^ ber 24 «HMorbe beigubringen. — (32 f.)
9Babt ber ßagen in ber red)ten Äonb bei bcftimmten Ba^fortfd^reitungen.
12 ©rittet Gapitcl — giftet Q.apiUl.
3totpUt '2lbfd)mtf. §§ 1—13 (6. 45). — (1 f.) ©ecignete ^Öa^l bcr ©egen- unb
geraben Q3ett)cgung in ber red)ten Äanb, namcntlid^ in bcjug auf bie ^cf(i£)offeni)eit ber
^crj. — (12 f.) 3ierUd)feit ober 9Rottt>enbtgfett C2Iuflöfung bcr ©iffonanjcn) crforbert oft
geteUte^ 51!fompagemcnt, b. t). bie linfe 5>anb nimmt oud) ettt)aö üon Siffern, o^ne ba^ ber
6o^ öoUftimmiger toirb.
©rittet ^apxUl 93om Seytenaccorb (6. 45—60).
grfter ^bfrf)nitt §§ 1—22 (S. 53). — (1 f.) 6einc Q3e[c^affcnt)cit unb "Seseic^nung.
(6 f.) grloubte 93erboppeIungen ber ^ers unb Sejtc, namentUd) (8 f.) im brei= unb jtoei-
ftimmigen '2l!fomt)agemcnt, (10 f.) bei gci)enben unb fpringenben ©runbnotcn unb im (16)
geteilten oierftimmigcn '2lccompaguement. — 93ei (17 f.) (Srtoät^nung ber | ^fforbe im brei-
ftimmigcn Qa^a m ber galanten Sci)reibart rät '^ad) gum ©ebraud) beö 'Selemannif^cn
"^Sogcn^ (S. II, '2lnm.). — (21 f.) Übermäßige unb oerminberte Sejten.
3tt>eptcr '2lbfd)nitf §§ 1—14 (6. 60). — ^efonbere 'Jällc f(^tt)ierigcr 93erbo^^)elungen,
§. '33. (2 f.) bei ^abensierungen; 9iottt>enbig!eif (13) ber ^ünfftimmigJeit ober (14) ber ^ort--
fd)reitung mit ber übermäßigen Sefunbe.
Q3iertcg dapitet. 93on bem uneigentlic^cn oerminbcrten ^armonifc^en
^re^Kange (§ 1—7, 6. 61—63). grtt)äl)nung (3) be^ ^elemannifd)en "Sogenö T/ Wenn
biefer ©re^flang, unb nid^t ber Geptquintenafforb gegriffen tuerben foU.
^ünfte^ (^apxUl 93on bcm unetgentlic|)en t)ergröffertcn f)armoni[c^en
^reiftange (§ 1-6, 6. 64-65).
(Btd)^U^ dapxUi. Q3om Gcjtquartenaccorb (6. 66—73).
grftcr "Slbfc^nitt §§ 1—15 (S. 71). — (1 f.) Sufammenfetjung. — (5 f.) Erlaubte
Q3erbo:p^)elungen. — (8.) 9D'Jöglicl)e '2luflöfungen be^felben. — (9 f.) 93cbcutung be# |, unb
babei erlaubte 93erbo^pclungen.
3tt>e^ter 'i2lbfd)mtt §§ 1—6 (6. 13). — <23efonbere ^äUe fd)tt)ierigcr 93crbo^plungcn uftt».
6iebentc^ dapitd. 93om ^er§quartenaccorb (S. 74—86).
erfter ^bf^nitt §§ 1-12 (ö. 81). — (1 f.) Sufammenfe^ung. — (4) 9}Jöglic^c ein-
füljrungen unb ^uflöfungen be^felben.
Sweater '2lbfd)nitt §§ 1—9 (S. 86). — 93efonbere "JäUe f(i^tt)ieriger Q3erbo))plungcn uftt).
•i^lc^tcö dapitet. 93om 6e5tquintenaccorb (S. 87—97).
(grffcr ^2lbfd)nitf §§ 1—10 (6. 92). — (1 f.) Sufammcnfe^ung. — (4 f.) gjJöglic^c
Einführungen unb '2luflöfungen beöfelben,
3tt)e^ter '2lbfrf)nitt §§ 1—7 (6. 97). — '23efonbere ^äUe bz§ (1 f.) freien eintritt^ bcr
S^^U unb Quinte unb (6 f.) bur(^ge|)enber übermäßiger Scjten unb Quinten im ©urdjgang
unb bei langfamem 5em))o.
9'Zeunteö ^apxM. Q3om 6ccunbenaccorb (6. 97—108).
grfter «abfcl)nift §§ 1—15 (6. 105). — (1 f.) 3ufammenfc^ung. — (4 f.) 9!JJöglic^e
ßinfüt)rungen unb ^uflöfungen bcöfelben. — (9) ©efatjr üon QuintcnparaUelen. — (10 f.)
Erlaubte Q3erbopplungen. —
3tt>e^ter 'Slbfd^nitt §§ 1—7 (S. 110). — (1 f.) Sd^eibung §tt>ifrf)en Sefunb-- unb Sejct'
<|uartena!forb. — (3) Q3er;^altcn bei "^luf^altung ber Sefunbe burd) longfamcn Q3orf(J^tog
öon ber übermäßigen Qftaöe. — (4) Q3ermcibung oon Qtfaoen.
Se^ntcö ^apxtd. 93om 6ecunbquintcnaccorb (§ 1—7. 6. 109—110).
dlfteö (Eapitet. Q3om Sccunbquintquartenaccorb (§ 1—5, 6. 111).
3tt»ölfte^ <S.QpxUl — 3n)C9 unb snjanjigffcö dopifel. 13
3tt>ölfte^ da^itel Q5om 6ccunbtcräaccorb (§ 1—5, 6. 112).
0rc^5e|)nteö (Ia|)ttet. 93om 6eptimcnaccorb (S. 113—134).
grfter 2lbfd)mtt §§ 1—20 (e. 123). — (1 f.) 3ufammenfc^ung, ^ejeidjnung, (gin-
fü^rung unb '2luftöfung ber ©c^time. — (10 f.) (Ertaubte QSerbo^ptuttgen. — (14 f). '2luf-
imb abftcigcnbe, mit Seiten abtt)C(^fcInbe Scptimenfotgen. — (17) gmsclne unb (18) ©runb-
nofcn nad^cinanbcr mit bcr Septime. — (19) ®urd)ge|)enbe unb (20) narf)fd>lagenbe burd^=
gei)enbe 6e))timen. —
Stoe^fer ^bfd)nitt §§ 1—6 (S. 134). '33efonbere, fd^njterige g=älte feiner 'Slniuenbung
unb 'Be^anbtung.
93ier§e|)nteg da^itel. Q3om 6e5tfcptimcnaccorb (§ 1-8, s. 134-138).
'5ünf§e|)nteg dapitet. Q3om Quartfe|)timcnaccorb (§ 1—15, 6. 139—148).
Sec^öge^nte^ dapitel. 93om *5lccorb bcr großen 6c|)time (6. 148—156).
gtfter ^bfrf)nitt §§ 1—10 (S. 152). — (1, 2) Sufammenfe^ung unb ^e^eic^nung. —
(3 f.) ßinfü^rung unb 'Sluflöfung. —
Sweater '2lbfct)nitt §§ 1—9 (S. 159). — 'Befonberc Q3erbote unb QSer^alfungömaa^regetn.
6ict>5C^ntcö Kapitel. 93om ^'Zonenaccorb (S. 156—161).
grfter ^bfc^nitt §§ 1—9 (S. 159). — (1, 2) Sufammenfe^ung unb 93e5eic^nung. —
(4 f.) gittfüt)rung, ^uftöfung unb feine guten ßagen.
3n)e9ter ^bfcljnitt §§ 1—3 (6. 161). 93efonbere glätte ber <;8orbereitung unb 93er-
bo^)))lung.
^c^t§c^ntcö ^apiUl 93om ©cjtnonenaccorb (§ 1—3, 6. 161—162).
^'Zeunse^ntcö ^apxUl Q3om Quartnonenaccorb (§ 1—7, S. 162—165).
3it)an§igftc^ Kapitel. Q3om Se^timennoncnaccorb (§ 1—7, 6. 165—168).
(Jin unb jtüansigftc^ ea))tte(. Q3om Quintquartenaccorb (§ 1—8, 6. 169—171).]
3U)ct) unb jloanjigftc^ ^apiUt
Q5om ginflange»
§. 1. ünUv bcm (Eingänge tt)trb ^ter bie Octaioe mit begriffen, ^cnn
atfo be^ einem Stücfe me^r al^ eine 6timme im ^inflangc ober in 9ctat)cn
einerlei "^ortfc^reitungen |)aben, fo fagt man: bie Gtimmen ge^en im (finflange
(air unifono), ttjenn auc^ fd)on bie "Figuren ^iebe^ t>erfd)ieben ftnb:
14
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77
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2. §. '^Bir brauchen bic 'iHu^na|)me biefer ^xt t)on "^lu^fü^rung, tpctc^e
burcf) bie tt)eggetaffcnc Harmonie i^re 6c^5n|)ctt bc!ommt, nic^t gu ergeben;
bic häufigen muftfatifc^cn Aufarbeitungen guter ^DZeifter finb ^ierinnen 8ut)er= 1
tätige Sengen.
3. §. 9^ic^t^ beftoh)emger ^at man mit 93ern)unberung angemerft, t>a^
einige ^omponiften, be^ ber 93e3eic^nung i|)rer ©runbftimmen, biefe 'progre^ionen
im Sinftange nic^t aEegeit anbeuten. SO^Zan ftnbet 5Utt)eiten Siffern über ben
93a^ gcfe^et, tt)0 feine gegriffen tt)erben foEen. ©er (Erfolg baöon !ann ni(^t
anberö at^ n>ibrig fe^n. 9}Zan ftette ftc^ »or: (Ein €om|)onift arbeitet ein
<otM mit »ietem 'Jt^i^ ö«^; er t)erfc^tt)enbet glei(^=[173]fam babep atte
melobifd)en unb ^armonifd)en fünfte, metc^e er auf ha^ reijenbefte sufammen
öerbinbet. 9'Zunme|)ro glaubte er, ba^ eg Seit fep, bie *!2lufmer!famfeit feiner
Su^örer burd) einen neuen (Segenftanb gu ermuntern; er fud)et gu bem Snbc
mit einer "tHrt oon 95egeifterung einen ©ebanfen auf; bie '^ract)t unb t>a^ ^r«
|)abene biefeö (Sebanfen foü |)erüorragen unb empfunben tt>erben. ^r entfaget
ba|)ero gteict)fam auf einige Seit ben 6c^önl^eiten ber ioarmonie; fein @eban!c
foü einftimmig bleiben; er foE aUein ber (Sebanfe unb bic 93efd)äftigung aller
95egleiter pgleid) fe^n; er tt)e(^felt nai^^er glücflic^ mit bem (Sebraud) ber
Harmonie tt>ieber ah u. f. to. Sein QtM tt)irb fertig. (S^ tt>irb aufgefü^ret.
SOZitten in ber angene|)mften €rn>artung ber ern)ünfd)ten *^u^na|)mc biefcö
©ebanlen ftö^rt xi)n bie ^Begleitung be^ dtaoieriften. ©iefer vorbereitet unb
löfet feine »orgefc^riebenen Snterüaüen fo e^rlid), unb fo regelmäßig auf, alö
nur mögtid); §ur anbem Seit mit vielem 93e^fatl, nur je^o gum 93erbruß.
Sum (Slücfe für ben *5Hccom))agniften befinnct f\6) ber ^omponift, ba^ er fclbft
in ber 95orftetlung ber ©runbftimme ettt)aö verfemen i)at, unb ift überaus fro^,
ha^ jener au^ (iäd über feine unre(^te 93egleitung von fclbft feine Harmonie
fahren läffet, fic^ an feine Siffer njeiter fe^rct, unb biefen @eban!en mit bem
^inflangc fo tt)cit »erftärfcn |)ilft, alö e^ nöt|)ig ift, njcil i^m bie erfte @runb=
rcgcl bcö "iiccomjjagncmentö glei^ bc^fäEt, tt)eld)c tt)ir im 19tett § ter ^ilt^
leitung angefü|)ret ^aben: diu "^ccompagnift muß jebcm (BtM^, tt)elc^e^ er
begleitet, bic i^m sufommcnbe Harmonie, in ber gel^örigen 0tärfe glcic^--
fam anpaffen.
4. §. Hm biefer 9^egel genug gu t^un, merfen tt)ir |)ier ^tPeett ^äU^
an, tt)el<^e einem Accompagniften »erbinben, bie 95eglei--[174]tung mit bem
95om ßinflange.
15
(^'infiange gu gcbraud)en. ®ie 93eg(eitung mit bem ^inflattge ift: ttjcnn
man bic 93a^notett mit bebten Äänben in Octat)cn f)?ietet.
5. §. ®er erfte ^aU betrifft gett)iffe 6tet(cn, njelc^e cinftimmig gefe^et
finb. <2öenn atfo attc Stimmen eine^ 6tü(feö im ^inflange fortgeben: fo ift
nid)tö natürtid)er, ai^ ba^ aud) btv *^ccom))agnift biefem ©nftange folget, unb
bie Harmonie toegtäffet. ©iefer '^aU pfleget burc^ bie Wörter unifoni, all'
unifono angebeutet su tt)erben.
6. §. "^Bir merfen i)kvhtt) einige befonbere <5älle mit an, tuelc^e »on bem
vorigen ettt>aö abgeben, ^enn be^ einem 6tücfe nur bie 9^i|)ienftimmen mit
bem 93affe ben (Einflang ^aben, bie Äauptftimme aber p biefer einftimmigen
95egleitung entn)eber eine lange "inuö^altung ober einen befonbem ©efang »or=
traget: fo giebet man auf bie 'SDZelobie ber 9^i|)ienftimmen genau '^d}t, ob fie
fo befc^affen ift, t>a^ bie nöt|)igften SnteroaEen ber ©runb^armonie, befonber^
bie ©iffonanjen mit i|>rer ^uflöfung, in ber gebrochenen ioarmonie barinnen
berühret n>erben; ift biefe^ le^tere, fo bleibet man aud) be^ ber 95egteitung im
(finftange (a). QSenn aber ber bie ioauptftimme begteitenbe ©ebanfe fimpcl
ift, unb nic^t allein Harmonie »ertraget, fonbern baburd) mo^l gar einen
befonbem ©lang er|)ält: fo tt)ä^lt man bie me^rftimmige ^Begleitung (b). '^Beil
gu biefer QGßa^l eine gute (Einftd)t gehört, njetd^e im (otanht ift ju urt^eilen,
ob, unb tt)enn man burc^ bie Harmonie ber Äauptftimme fc^iabe, ober ^elfe,
unb tt?eit ber in biefem § feftgefe^te <5all bepbe ^rten oon 93egleitungen, nac^-
bem bie Hmftänbe finb, »ertraget: fo ift be^tt)egen eine genaue *2lnbeututtg
befonber^ nöt^ig. [175]
(a) ad.
(b)
-^^"[5^-'^C&f
7. §. <2Benn ein ^om)>onift auß gett>iffen llrfac^en einen ©ebanfen in
bie ©runbftimmc fe^et, tt>eld)er im eigentlichen (Einklänge »on ben übrigen
Stimmen begleitet tt)irb, unb folglid) feine 93erbo|)pelung ber Octaoen, ttjeber
in ber Äö^e, noc^ in ber ^iefe »ertraget, ttjeil er juft in ber »orgefc^riebencn
unb feiner anbern ßage au^gefü^ret tt)erben foll: fo läffet man |)ierbep bie
rechte Äanb paufiren, unb f))iett biefen »erfü^rerifc^en (finflang blo^ mit ber
tinfen einftimmig. Sben fo njerben t>k ©ebanfen abgefertiget, meiere jwar
nic^t allegeit ^maß glängenbeö f)aben, aber bo(^ »on befbnberm 'tHuöbrude finb,
unb äutt)eilen gang allein be^ ber @runbftimme in ber ^iefe »orfommen
bamit fie bur(^ eine ^armonif(^e ^Begleitung tt)eber h^iiiäü^ nod) bur(^ eine
93erbo)?))elung ber Octaoe jünger gemac^et tperben fotlen. ®er €om|>onift,
16
<S)re9 unb ätDanjigfte^ eat>ife(.
n)e(d)er bergtei(i)en ftubirte ^tanö ma^et, mu^ fie feljr accuraf be^cid^ncn,
ober er ftc^et in @efa|)r, ba^ feine "^Ibltd^ten nii^t errei(^et tt)erben.
8. §. ®er gtPe^te ^aÜ, tPO bie 93egleitung im €in!tangc gut ti^nt,
betrifft alte brillante Stellen in ber ©runbftimme, n)obe^ ber Q3erfertiger eine
befonbere ^bfic^t Qti)aht i)üt; fie mögen in Gärungen, in £äufern, in gebrod)ener
ioarmonie, in Letten t)on ^riEern, unb tt)er tt)ei^ in ma^ für "Figuren mef)r
befte^en. Hnferc ^bfic^t ift ^khtii), t)a^ biefe Stellen beutli«^ |)eri)orragett
follen, tt)el(^eö burd) bie ^armonifc^e 93egleitung nic^t fo gut gefd)ie^et, alö
burc^ bie, mit bem ^inflange. (Eg [176] ift noc^ nic^t eingefü^ret, biefen <5att
mit unifoni, ober all' unifono §u begeic^nen: er mirb atfo ber ©ifcretion
eineö »erftänbigen ^ccom^sagniften überlaffen. 3c^ bin »on ber guten ^u§=
na^rm biefer 'Segleitung be^ folc^en Stellen burc^ bie Srfa^rung genugfam
überfü|)ret.
9. §. 93lo^ be^ einem gtpe^ftimmigctt (Binde, einem 6o(o ober
einer Goloatte, tt)erben biefe brillante 93äffe me|)rent^eilö ^armonif(^ begleitet.
10. §. '^Gßenn bie 93egleitung im (finftange auf|)ören foll, fo mu^ man.
e^ burd^ Siffern über ben 9Zoten, n)0 bie Harmonie tt)ieber angebet, anbeuten.
@efe^t, ba^ bie erfte 9^ote ben ©re^flang, melc^er auc^ o^ne Siffern gegriffen
wirb, über fic^ ^attt: fo mu^ man bennod) in biefem *5alle njenigfteng eine öon
ben Siffern, meiere er enthält, über biefe 9'Zotc fe^en.
^on ber einfttmmigen 93egleititng mit ber linfen i^anb»
1. §. <5)iefe ^rt üon 93egteitung, meiere burd) t. s, tafto, ober talto
folo angebeutet tt)irb, unb mobep bie ©runbnoten mit ber linfen Äanb allein
einftimmig gefpielet tt)erben, ift be^ gett)iffen Stellen eine^ Stüdeö eben fo
nöt|)ig, al^ bie ^Begleitung mit bem Sin!lange, bat>on mv im vorigen Sa|>itel
gc^anbelt |)aben. 'Be^ einer unrichtigen 95e5ei(^nung leibet bie 'tHu^fü|)rung in
be^ben "Ställen glei(^ öiel.
[177] 2. §. «Sie Staliäner brauchen be^be "Wirten enttt)eber gar nid)t, ober
glauben üielleid)t, t)a^ man auf unferm Snftrumente bep ber Begleitung nic^t^
alö Siffern f^ielen !önne, unb galten eö folglich gu ungefc^idt jum '=2lccom»
|)agnement ber f^önften unb affedtuöfeften Stellen, be^ tt)eld)en fe|)r oft bie
Q3on bcv einftiminigen 93egteitung mit bcr Kn!cn &ant> aUcin
17
einftitnmigc '33egteitung »orlommt. ®aö @eHim|>er x^xtv ^(ameriften n?oüen
flc aBbcnn nid)t babe^ ^aben, um fo öiel tpcnigcr, ba fte üon i^nen tt)iffen,
ba^ jte bepna^e feinen ^ccorb, o|)ne t|)n gu brechen, an[d)lagen Ifönnen. 9DZan
ftnbet atfo be^ i|)ren Sachen, in belicaten fällen, gemeiniglid) §ur '^Barnung
bie 9©örter, fenza Cembalo über bie ©runbnoten gefe^et. ©anje 't^lrien finb
auf biefe '^xt be§ei(^net unb cö tommt fetbft ben Sängern biefeö £anbe^
läc^ertic^ öor, tt)enn man i^nen biefe 93orfd)rift in i^ren ^^Zufifalien geiget.
3. §. "^Bir brau(i)en ba^ tafto folo, tt)enn e^ nöt^ig ift, mit groffem
9^u^en. QSenn §. (^. ©runbnoten mit ber Äau|)tftimme in »ieten bergen ober
Seiten nac^einanber fortgeben, o^ne ba^ eine 9D'^itteIftimme tveiter baju gefe^et
ift, fo finbet unfere ^rt t)on 93egteitung ^tatt ®a^ Stüd tann 5tt)e^-- ober
me|)rftimmig fe^n. <2Benn biefe ©runbnoten piano vorgetragen iverben foUen,
tt)enn bie bergen unb Seiten ganj na^e be^ einanber liegen, unb folglich in
feiner Gtimme mit ber Öctat>e t>erbo|))?elt tDerben, aBbenn ift fein anber '^ccom=
pagnement nac^ ber 9'Zatur möglich, alö ba^ unfrige; ber €ontrat)ioton fc^n)eiget
al^benn ftiUe, unb bie übrigen ^äffe f|)ielen mit bem dtaoier biefe 9^oten im
eigentlichen (Einf lange gang fd)tt)ac^ mit. "^olgenbe ^jem^el finb t»on biefer "^Irt:
[178] 3. €.
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4. §. ^enn aber berglcic^en ©ebanfcn ftaxt vorgetragen werben foUen,
unb bie bergen unb Seiten nic^t §u na^e bepfammen liegen, fo fann man bie
93cgleitung mit bem (Einftange ober unifono brauchen, unb bie ©runbnoten
t)erbo|)))cln. '^Benn bie le^teren nic^t gu tief |)erunter mobuliren, fo nimmt
man biefe 93erbop))elung lieber eine Octaöe tiefer alö |)ö|)er. ®iefer ^all
fommt juttjeilen in Sinfonien unb ^oncerten vor, tt)o bie stt>o Q3iolinen 8u=
fammen, unb bie ^ratf(i)e mit bem 95affe auc^ gufammen im ^inftangc fort=
ge^en. 3. ^.
All.
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^
[■Bad^, QSerfu«^, II.]
18
®re^ unh stüansigftcö ecipifcl.
5. §. 93ep 9cin§cn unb |)att)en dabcngen, tporein bie Äau))tftimme mit
einem Q3orf(f)tag ge^et, «nb wo ber *2ib§U9 nad)^er, tt>ie tt)ir im erftett ^^etle
biefe^ Q3erfU(^e^ gefe^jen ^aben, [179] |)iano vorgetragen tt)irb, (erläget man
ebenfalls auf bem "Jlügel blo^ bie 93a^notc an: auf bem ^(at)icorb ober
^Otte|)iano hingegen !ann man fomo^l ben Q5orf(i)Iag, aB ben '^bgug mit
ber rechten Äanb mit begleiten; nur mu^ biefe^ in einer nac^ ber Äauptftimme
abgemeffenen Stärfe unb £änge gef(i)e^en, bamit jene alte '5re^|)eit begatte, be^
bem 93orfd)tage fo ftarf unb lange angu^alten, aU eö ber 'iHffeft ^ahm mU.
*2lufferbem Jann man auc^ auf ben gule^t genannten Snftrumenten be^ bem
93orfc^lage ben 9Sa^ allein, fo ftarf al^ e^ fepn mu^, anf(^lagen, unb ben
•i^lbäug gan§ fc^mac^ mit ber reiften ioanb begleiten.
6. §. ^an brauet ferner ba^ tafto folo be^ ©runbnoten, «vorüber ber
©efang in ber ^iefe ftc^ aufhält, o|)ne ba^ eine 'Begleitung in ber Äö^e babet)
ift ^enn biefer tiefe ©efang t)on me^rern Stimmen ^armonifd) in ber ^iefe
begleitet tt?irb, fo fann man gttjar Siffern über bie ©runbftimme fe^en, tt)el(i)e
ein öerftänbiger '2lccompagnift, ber bie (Einrichtung be^ <ZtMz^ gleich einfielet,
nicf)t anber^ al^ in berfelben tiefen £age greifen mirb: ba man fic^ aber nxd^t
allegeit auf bie ©ifcretion beg ©eneralba^f^ielerö, tt)elc^eö fe|)r oft Dilettanti
ftnb, soerlaffen fann, fo ift eö ficf)erer unb beffer, auc^ in biefem ^alle t>a^ t. f.
über bie ©runbnoten gu fe^en, unb bie Harmonie allenfaE^ be^ bem ^laoier
§u öerlie^ren, alö ein 'Slccom^agnement ^u erbulben, n)elc^eg tt>egen ber Äö|)e
alle^ überfc^repet unb bie ^uöna|)me »erbirbt. 93e^ Soncerten über^au^t,
befonberg menn fte für ba^irenbe Snftrumente gefe^et fmb, be^ "^Iricn für tiefe
Stimmen u. f. to. kommen bergleic^en tiefe '3D'Zelobien mit einer tiefen ioarmonie
jumeilen »or.
7. §. '^öir tt)ollen no^ folgenbe ^yem^el wegen unferer "^Irt »on 93e--
gleitung mit anmerken. 95e^ (a), njo bie Äau^t--[180]ftimme mit bem 93affe
im eigentlichen ^inflange anfanget, tt>irb bie erfte ^Zote t. f. gef^jielet. 95ei
(b) ru|)et bie rechte ioanb ebenfalls bei ber 9'Zote, tt)orunter t. f. fte^et, tt>enn
auc^ Siffern barüber ftünben. ©er 95ortrag tt>ürbe be^ einer tangfamcn Seit--
maaffe fe|)r leiben, tomn man ^ier ber Äauptftimme in ber 93eränberung ber
Harmonie vorgreifen tt)ottte.
(a)
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(b)^
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93om Orgctpunft.
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[181] 8. §. 93et) unferer ^xt üon 93eg(citung tt)crben bic ©runbnoten
niema^t^ mit bcr linfen Äanb »erbop^elt, eö fc^ benn, ba^ ber QSortrag bc^
©cbanfen fo ftarif unb baö €lat>ier fo auffcrorbentUc^ f^tpad) tt)ärc, t>a^ man
eine ^ro;)ortion auf biefe ^cifc fu(^en mü^tc. ^g ift jeboc^ aHe§cit bcffer,
unb bcr 9^atur bcö tafto folo gemäffer, tt>enn man bicfc 9^ot|)|)ütfc nid)t
braudjct. Äicrinnen bcftc^ct eben ber tt)efentUc^e llnterfc^ieb bcö tafto tjom
unifono, ba^ be^ biefem bie 95erbo^pelung ^tatt ftnbet, be^ jenem aber mcf)t.
9, §. ®er (Eintritt ber Harmonie na^ bem t. f. mu^ ebenfaltö burc^
Siffem auQiiiiutit »erben, tt)ie tt)ir im »origen dapitct gefe^en ^aben.
mmmmmmmmmmmmmimmmmmimmm
Q3om örgel))unft
1. §. <2Benn über lange auö|)attenben ober in einem ^one bleibenben
^a^noten aller|)anb ^armonif(^e Q3eränberungen, tt)el(^e me|)rent^eit^ au^
^inbungen ^u befielen pflegen, oorfommen: fo nennt man biefeö einen
Orgel^unft ober Point d'orgue.
2. §. ©iefer le^tere fommt gemeiniglict) in gearbeiteten Sachen, befonber^
in "Jugcn, am ^nbe über ber Quinte ber Tonart, ober über ber S(^lu^note
öor. 3utt?eilen finbet man i^n auc^ in ber 9i}Zittc eine^ <3tü(fe^ über ber
Quinte ober ^rime ber Tonart, tt)orinnen fic^ bic StJZobulation aufhält. 3m
crftcm <5atlc ^jflcgcn bie domponiften über biefem Qrgel|)unft alle [182] möglicf)e
contrapunftifc^c fünfte gerne in ber (Enge jufammen gu bringen.
20
'^kv unt) 5tt>an§igfteg Gapitel.
3. §. 0{efe Orgclpunfte fönnen brc^= unb me^rffimmig fc^n. ®ic
Harmonie barüber ift oft auc^ o^nc bcn auö|)attenbcn ^a^ öoUftänbig, bo(^
giebet i^r bcr le^tcre at^benn bte gehörige ©raüität. ^cnn man bic ^ierbe^
£)orfommcnben Q3cränbcrungcn ber Harmonie unb befonbcrc Sufammcnfc^ung
ber SntcroaEcn rec^t beutti(^ überfe|)en unb crflären tt)ilt, fo (äffet man ben
93a^ tt)eg. ©ie ungctt)ö^nlic^ften Signaturen tt>erben atöbenn gu gan§ gett)ö|>n=
(id)en *i2lufgaben beö ©eneratbaffeö.
4. §. 9?^an beziffert bie Orgetpunfte nic^t tei(^t, fonbem fertigte fie mit
bem tafto folo ab. '2Ber fie beziffert, mu^ fic^ gefallen laffen, ba^ man fc
bem o^ngeact)t tafto folo fpietet. ^^ ift hieran nic^t allein eine fe|)r ni5tl^ige
93equemlic^!cit, fonbern oft bie £lnmÖglid^feit 6c^ulb: unb gefe^et, man könnte
alle Örgelpunfte mit ber rechten Äanb mit begleiten: fo njürbe boc^ ber ®anf
bafür lange noc^ nic^t fo gro^ fe^n, tt)ie bie "^Ingft unb 9)^ü^e, i>k eö manct)em
babc^ foftet.
5. §. 95et) bem t. f. in ben Orgel;)unften l^at haß '2luge nic^t nöt^ig, fo
oiele übereinanber getl^ürmte Siffem unb ungen?ö^nli(^e "^lufgaben ju überfe^en.
Oft ift bie (Sinrict)tung ber Harmonie fo befc^affen, i>a^ eine Stimme bie
anberc überfteiget, melc^e^ eine 93ern)ec^glung ber Stimmen im ©eneralbaffe t)er=
anlaffen fann, bie be^wegen nic^t erlaubet ift, tt>eil man fonft baburc^ öiele
<5e^ler »ert|)eibigen fßnnte, o^ne ba^ bem o^ngcad^t haß O^r gufrieben n>äre;
man mü^te alfo be^ biefem <3^alle, n)enn bie redete iöanb nic^t gu tief herunter
fommen foUte, ben gangen Orgclpunft tt)egen ber ri(^tigen QSorbereitung unb
•i^luflöfung im get^eilten *i2lccom|)agnement mitfpielen, tt)elc^eg ni^t gu [183]
forbern ift. Oft fommen bie Q3eränbcrungen ber Äarmonie fo gefc^tt^inbe ^inter=
cinanber, t>a^ fie be9na|)e nid^t ^erau^ §u bringen finb, tt)enn man jte auc^
mitfpielen wollte.
6- §• "^olgenbe (Ejempel, ttJobe^ bie Siffern gefe^et finb, um oon ber
(Einrichtung ber ioarmonie einen beutlic^en 93egriff gu geben, unb tt>o bie ^u^=
fü^rung o|)ne 95a^ gleich |)inter|)er folget, werben ^inlänglicl) fe^n, haß, wa§
im vorigen § angefü^ret ift, ju erklären:
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•Jünf unb jwanäigftcg ßa^itcl.
QSott ben Q3orf(^Iägen.
§ 1 — 2. [ocrtoctft auf I, 2, 2. (1) unb teilt mit, bo^ bic mcift in galontcn ©tüden
„wo bcr ©cfdt)ma(f ^crrfd^ct", öorfommenben 93orfrf)tägc ein feinet, i|)re Sd^ön^citcn
t)ebenbcö 'i2lccom))agnement erforbern.]
3. §. ©ic 93orfc^tägc galten bie Harmonie auf, tt)ctc^e bcr ©runbnotc
ei9entU(^ S"^*^i"i"t- ^^ if^ hdatmt, i>a^ nac^ bcn 9^egctn beö guten Q3or=
frageö ber '23orf(^lag ftarf, unb ber "^b^ug fct)tt)a(^ au^gcfü^ret werben, ^otglic^
^aben bie 95eäifferer bop|)elt unrcci)^ tt)cnn fie in ber 93e8eic^nung bicfetbcn
übergeben; bie 93cgteitung fann atöbenn mc^rcntl^eiB nic^t anberö aU tt)ibrig
auffalten. <Sie burc^ bie Q3orf(^läge aufge|)attene Harmonie Meget burcf) eine
genaue "illnbeutung mc^rent|)eilö ein gang anbere^ 'illnfe|)en, unb mv Üjnnen alfo
mit ben fd)on ba gewefencn 'iHufgaben nic^t au^fommen, fonbern muffen noc^
einige frembc Signaturen fennen lernen, an bie man fu^ aber gar [186] tei(^t
tt)irb gett)Ö^nen fönnen. 3n ben Stü(fen, tt)o feine Äau^tftimme über bem
'^affe fte^et, ftnb biefe Signaturen unentbehrlich, njeit man i>a bie 95orfci^läge
ni(i)t erratf)en !ann; unb gefegt, man ^at bie Äauptftimme mit alten i^ren 93or--
f(^lägen über bem 95affe, tt)ie änbert man glcii^ im Spielen bie ^Segifferung,
tt)enn fie auf bie 93orfc^läge nic^t eingeri(^tet ift, unb wa^ nimmt man für
gOiZittelftimmen §u ben le^teren, tt)enn fte bergleidjen »ertragen?
4. §. 93e^ ben 'Slufgaben ift fd)on »ieleö tt)egen ber 93orfcl)täge ab=
ge^anbelt njorben: biefeö taffen n>ir me|)rent^eilö |)ier »orbe^, unb fangen unfere
neue 93etra(^tungen bei ben langen unb t)eränberti^en Q3orfc^lägen an.
®ie türseften barunter bürfen nii^t gef(^tt)inber, al^ ein "iZlctitt^eil im *!Hlle=
gretto, fepn.
5. §. ^enn eine ©runbnote o|)ne 9lMfx(i)t auf ben 93orf(^lag, ber
barüber üorfommt, begiffert ift, unb bie Snteroallen biefc^ 93orfcl)lageg unb be«
barauf folgenben *2Ib5ugeö fid^ enttt)eber mit ber t)orgef(^riebenen *52lufgabe »er=
tragen, ober tt>o|)l gar barinnen fte(fen: fo bleibet man in ber 93egleitung t>ahzt)r
welche te^tere altenfaü^ üierftimmig fe^n fann, tt)enn cö nöt^ig ift. ^olgcnbe
(Ejempel ftnb uon biefer '^vt:
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6. §. '^Benn aber ber Q3orfd)Iag alle Sntertjallen ber öorgefd)nef)etten
•^lufgabe nicl)t »ertraget, »eil biefe te^tere auf bie ioarmonie be^ folgenben
•iHbjuge^ gerid)tet ift: fo f]?ielet man ben 93orfc^tag mit, unb nimmt auö ber
angegeigten Signatur fo oiele Stimmen noc^ barju, aiß bie Stärle beö 93or=
traget unb bie Harmonie beö Q3orfcl)lage^ erlauben, ^enn ber le^tere mit
üielem "^Iffeft unb fcl)n)a(^ vorgetragen mrb, njobep beffen £änge blo^ »on
ber QSillfü^r ber Äauptftimme ab|)änget, fo greift i^n ber 93egleiter nid)t mit,
fonbern nimmt nur eine ober |)i3(^ften^ gnjo 9^ebenftimmen. ®iefeö ereignet fxö)
aud^ oft bet) Q5orf erlägen, [188] tt>eld)e wiber bie SOZobulation einen |)alben
^on SU |)oc^ fmb. ©ie gtPe^ftimmigen 93orfd)läge tt)erben mit gefpictet,
unb alfo bre^ftimmig abgefertiget. (Einige Q3orfd)täge leiben gar feine Harmonie.
91u^ allen biefen merfen mx über|)aupt an: ha^, je metjr ein 6tüc^ *i2lffeft
enthält, je feiner ha^ *2lccom^agnement fe^n muffe, ©iefe <5^einig!eit äuffert
jtc^ in ber ^a^l, in bem (Eintritte, in bem 9J^enagement, aud) oft in ber
<2Beglaffung ber i)armonie. ^yem^el t)on allerlei ^rt «werben meine SO'Je^nung
noc^ me^r erklären.
7. §. 3n folgenben Sjem^eln fommen alle bre^ ©attungen »onöecunbctt
at« 93orfd)(ä9er t)On unten »or. 9|)ngeacl)t man fie bep ber 93cgleitung
nic^t allezeit mitf|)ielet, fo mu^ man fte bod) in ber ^^egifferung anbeuten.
<3Benn man biefe Secunben nic^t aU 9Zonen tradtiren fann, fo ift i^re Signatur
24 i^ünf unb stöanjigftcö Q.apxtal.
mt^rtnti^dU 2 3. ®ie nöt|)igcn 93crfc^ung#5eict)Ctt bürfcn nic^t üergcffcn
tt)crben, unb bie übrigen bagu ge|)5rtgen Siffem fc^et man noc^ barübcr. ^Bcnn
über ber 2 nod) eine Siffer ftef)et fo »erfährt man brcpftimmig. 93e^ biefen
^yem^etn fott)o|)t, aU be^ ben übrigen biefe^ dapitelö ift anfänglid) bie 95e--
äifferung, o|)ne 9^ü(ffict)t auf ben Q3orfc^lag, angemerfet; htf) ber *2luöfü^rung
aber, tt)etct)e gteic^ auf jebeö (i^tmpd folget, iff bie 95eseid)nung fo, tt)ie fie
fe^n fott. 93e^ (a) fann im ättje^ten '^adU i genommen »erben; im öierten
'^aätt hingegen lä^t man bie übermäßige 6ecunbe buri^ eine 't^c^tt^eilpaufe
^alb worüber ge|)en, unb nimmt na6)^^v bloß bie Quinte, ^e^ (b) greift man
bloß bie 6eptime, unb be^ (bb), tt)o ein sn^e^ftimmiger Q3orf(i)tag öorfommt,
auc^ bie Gecunbe mit bargu. 93e^ (c) tann man, nad)bem e^ nöt^igfift,
bie 6eptime aud) allein, ober bie 6ecunbe mit bargu nehmen, tt)eil fie
loor^er fcl)on in ber Äanb ift. 93et) (d) ift berfelbe Hmftanb; man nimmt ent-
n>eber i, ober bie 6 allein. 93e^ (e) [189] machet man auö ber Secunbe eine
9^one. 93ep (f) !ann man allenfalls ben Ö3orfd)lag mitf))ielen, ttjenn bie 3eit--
maaffe langfam ift; aufferbem übergef)et man xf)n mit einer 93iert^eil^aufe unb
fc^läget bie 6e|)time allein an. 93e^ (g) nimmt man bie 93orfcl)läge unb i^re
^bgüge mit. Heber t muß ein 93ogen fte|)en, bamit bie öeyte tt)egbleibe.
93e^ (h) tt)ürbe bie 'iHc^tt^eilpaufe §u furg fe^n, tt)enn man babur(^ ben 95or--
fcl)lag Dorbet) ge^en laffen njollte: man nimmt if)n alfo lieber mit, guma^l ba
er fcl)on in ber Äanb lieget. 93ep (i) läffet ft(^ bie Secunbe, tpegen beS im
93affe barauf folgenben ftS, nic^t atö eine 9^one brauchen: man fann fie aber
tt)eglaffen, unb § allein nef)men. 3um erften fiö barf man nod) ni(^t bie Geyte
greifen, n)eil man fonft Quinten mad)en tt)ürbe. 3n biefem (Eyempel ))fleget
3Utt)eilen bie i)auptffimme be^ langfamer Seitmaaffe auS "^Iffeift bep bem a
an5u|)alten, unb ft(^ bis ^um folgenben ^acft fortfc^le^pen §u laffen. ®er
*2lccom|)agnift feiert fic^ hieran nid^t, fonbern bleibt bep feinem gleicl>en ^empo.
95e^ (k), menn t)te Seitmaaffe tangfam ift, !ann man tt)0^l gar aus ben
Secunben 9^onen ma(^en: aufferbem aber übergebet man fie, unb fct)läget
ben ©repflang gleich ^u ben ©runbnoten an. 93 e^ (1) unb (11), n)o fo t)iele
Q3orf erläge tuiber bie SDZobulation t)or!ommen, muß man bie iöarmonic gang
bünne einrict)ten unb mit Raufen abtt)e(i)feln, bamit bie Sufammenftänge nic^t
5u tt)ibrig ausfallen unb bie Q3orfcl)läge gut t)orfte(ä)en. 93e^ (m) behält man
t>in 93orfc^lag, n)eil er f(i)on üor^er lag, unb nimmt bie Quinte aüein bagu.
^ep (n) fann man gtuar biefe 6ecunben mitf|)ielen: boct) ift bie 95egleitung, fo
nacl) biefem Stempel folget, bep einem fc^tt)ac^en 93ortrage beffer, unb auct)
aufferbem tt>erben biefe 93orfc^läge in ber Äau^tftimme burc^ baß ^aufiren
beutlic^er, unb baS ®ur^sie|)en tt)irb nicl)t ge|)in= [190] bert. 93ep (o), tt)o ber
93orfd^lag be^ bem Eintritt einer üeränberten ©runbnote um einen |)alben ^on
er^ö^et tt)irb, nimmt man bie Seyte allein. 95e^ (p) ftnbet breperle^ 93egleitung
QSon bcn 93orf(i)tägcn.
25
\tatt: (1) bic Quinte aEcin; (2) bic Ic^tcrc mit ber übermäßigen 6ecuttbc, unb
(3) bie Octaüc nebft ber Quinte unb biefer Secunbe. 9Zac^bem bie ^Segteitung
fc^tt>ac^ ober ftarf fe^n foU, nac^bem tt)ä^(et man. 93e^ (q) machet man bie
crfte 6ecunbe gur 9^one, unb nimmt gur jttje^ten 6ecunbe bie Seyte attein,
unb ((flöget bie ^er§ nad). 3um c greift man btoß bie Quinte unb 9^one.
93e9 bem ftö nimmt man bie fatf(^e Quinte unb ^er^. ^ie Quarte unb i^rc
•iHuftöfung übergebet man in ber 95egteitung be^ bem jttje^ten ^acte auö ber
Hrfa(J)e, bamit bie Äauptftimme mit aller ^re^|)eit biefe '2lufti5fung t)orne|)men
!5nne, tt)enn fie tt)itt. tiefer ^a\i ge|)öret mit ^u benen ^einigfeiten, tt)elc^e
bie iöauptftimme öorau^be^alten muß. "^Bir tt)olien bei biefer ©etegen^eit über=
^aupt anmerken: Wl^ 6(^ön^eiten be^ ©cfangeö unb ber '^u^fü|)rung beffetben,
fie mögen in Snteröatten tt>iber bie SOZobutation, in Aufhaltungen ober 93orau^=
nahmen ber *5Huflöfung, ober überhaupt in Q'^ücfungen befte^en, muß man be^
einem <otMt, njorinnen öiel Effect ift, unb tt)o ein langfameg ^empo ge=
nommen tt)irb, burc^ bie "Begleitung in ein noc^ ^ellere^ 2x<5)t §u fe^en fuc^en,
ober tt)enigfteng nict)t »erbunfeln. ®a^ erftere gefc^ie|)et am bequemften burc^
Raufen, unb t>a^ le^tere burct) eine Q3erminberung ber Harmonie. Sollte man
alle fol^e ^einigfeiten auf bem ^lamere mit au^brüden, fo tuürben bie 3u=
^örer nid)t me|)r tt)iffen, ob ein Qtüä nur begleitet, ober mit gef|)ielet mürbe,
^e^ (r) f)ält ein Secunbenöorfcl)lag öon oben ben 0repftang burc^ ben 'iHccorb
ber groffen Septime auf. "Jöir ^aben f(^on mehrere ^jempel öon biefer Art
ge|)abt. ©iefe 93or^altung ift oft nur feiten gut; ber fc^le(^te @efct)ma(f brauchet
fie alle Augenblirfe.
[191] 3. e.
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8. §. *21uffer biefcn Q3orf(^tägen in ber 6ecunbe finb mehrere bctrad)--
tung^ tt)ert^. 3n folgenben (Eycmpetn tt)irb ber Ge^titltenaccort) buri^ 93or--
fc^tägc aufgehalten. 95ep (a) tann man bcn 95orfct)tag enttt)cbcr mit fpieten,
tt)ie e^ bic Bezifferung übet bem 6^ffem, tt)etd)e bto^ bie ©runbnoten an--
ge|)et, erforbert: ober man n?ä^tet bie gtei(^ |)inter|)er folgenbc '^uöfü^rung.
^aö '^luö^alten mit ber fatfct)en Quinte unb Serg bep ber te^tern 'Begleitung
(ä^t ber Äau^tftimme bie <5re^|)eit, i^ren Q3orfd)lag mit bem gehörigen "Effect
üor§utragen. ®ag (fyem^el (aa) tt>irb eben fo abgefertiget, tt)ie ba^ bep (a).
93ep (b) nimmt man entmeber t jur erften ©runbnote, unb l sur stt)e^ten; ober
man täffet ben 93or-[195]fc^Iag unb *2lb§ug in ber 95egteitung weg, unb greift
blo^ bie Quarte, unb nac^^er bie ^erg, menn eö nöt|)ig ift 93ep (c), tt)o ein
jtt)e^ftimmiger 93orf(^lag t>or!ommt, ift baö ^ccompagnement bem (f yempet gteic^.
*2Benn bie 93cgleitung fd)tt>ac^ fepn folt, fo täffet man ben 93orf(^tag burc^ eine
93iert^eitpaufe vorüber ge^en, unb nimmt na(i)^er h. ®ie (Eyempet (d) unb (dd)
finb e^nerte^, unb unterf (Reiben fic^ bto^ baburc^, ba^ in bem erftern ein
einftimmiger, unb in bem 5tt)e^ten ein ätoe^ftimmiger 93orfc^tag »or^ommt. ©ie
93egteitung bepber ^jem^et ift be^na^e gteicf). QOßeil bep (dd) langfame unb
gezogene 9'Zoten oorau^gefe^et tt)erben, fo i)at man bie ^aufe htt) bem "tHccom^
^jagnement meggelaffen, tt)el(^e be^ (d), tt)o bie Seitmaaffe gefd)tt)inber ift, gut
ti)nt. Be^ (e) ift bie 95egteitung bem d^tmpii gteic^.
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9. §. 3n folgcnbctt ©fcm^jcln tt>irb bcr Gecuttbenaccorb buri^ 93or-
fd)lä9C aufgehalten, '^e^ (a) fd)täget man gur ^dc)tti)iilpau^^ ben ^crg-
quartcnaccorb »or, unb nimmt nai^^cr jum c ben ^rten ©rc^flang. 93ei (b)
tt>irb 5um swe^tcn f | ange[d)lagcn; bic Quinte ge^et gteici) barauf in bic
übermäßige Quarte, inbem bie Sejte unb Secunbe liegen bleiben. 93e^ (c)
nimmt man ben ^ergquartenaccorb, unb ge|)et barauf mit ber ^er§ in bie
Secunbe; bie übrigen 5tt)o Siffern läßt man liegen. 93e9 (d) tvirb | genommen
unb bie Sejte nai^gefc^lagen, inbem bie Quarte unb 6ecunbe liegen bleiben.
®ie Se^)time muß in ber Oberftimme fepn, ober man läffet ben 93orfc^lag
lieber burd) [197] eine 95iert|>eilpaufe »orüber ge^en. 95e9 (e) nimmt man
bloß bie 6e^time unb Quinte, unb ge^et bamit nac^|)er in ben Secunbenaccorb.
SDZan !ann über l einen 93ogen fe^en, bamit bie ^ers tt)egbleibe. 93ei (f) tt>irb
ber vorhergegangene Sejtquintenaccorb bei^alten, unb nac^|)er ber 6ecunben=
accorb gegriffen. 93e^ (g) läßt man, tt)egen ber i)or|)ergegangenen Keinen 6eftc,
gum 5tt)e^ten b biefe« groffe Snteroall tt)eg, unb nimmt bloß bie Quinte unb
6ecunbe (|); bie erftere ge^et barauf in bie übermäßige Quarte. 95e9 (h)
»crboppelt man am beften jur erften ©runbnote bie ^erg, unb nimmt ^ernac^
bie Quarte bep bem ^ersquartenaccorb unten. 93e^ (i) !ommt bcr eigentU^e
ober bre^ftimmige ©re^flang öor, njcil bie üor^erge^enben 6ä^e auc^ nur
brepftimmig ftnb. ®ag (^jcmpcl (k) »ertrüge än>ar gang tt>oi)i ben »ierftimmigen
^er^quartenaccorb, unb man f|)iclte alöbcnn ben 93orf(^lag mit: allein, ttjcnn
bie Begleitung fein fc^n foU, fo barf man, wegen ber 'Jetttiate, bie Äaupt-
30
^ünf unt) stvanjigftc^ dapitil.
ftimme in i^rer ^ve^|)cit ben Q3orf(^tag bcm *2lffe(ft gemä^ aufgutöfen, nic^t
etnf(^räni'en, n)ett man fonft @efa^r tauft, mit bcr Äau^tftimmc in ber '2luf--
löfung ungleich cinsutreffcn. '^öir ^ben im etftetl ^^eile biefe^ Q5erfU(^eÖ
gefe^cn, ba^ ber ^^tät be^ biefcn Fermaten öictc '5re^|)eit gutäffet, unb ba^
bie Q5orfc^läge ^icbep in ber SO^letobie, wiegen angebra(^ter n?eittäufigen 9QZanieren
unb '^lu^äierungen, äutt)eiten t)erfür§et, sutpeilen aber auc^ o^ne tt>eiterm 6(^mu(l
auöge|)atten unb verlängert n>erben. 3n be^ben hätten braucht man gur Q3or--
ftd)t enttt)eber bie beigefügte bre^ftimmige 95egteitung, ober man fct)täget bie
©runbnote gum 93orfc^lage allein an, unb nimmt nac^^er bcn Secunbenaccorb.
95e^ (1), tt)o baffelbe (fyempet mit ätt)e9ftimmigen Q3orfct)lägen t)or!ommt, ^jaufirt
bie rechte Äanb be^ ben le^tcren, unb ergreift [198] na<^|)er ben Gecunbenaccorb,
tnbem fle bie Harmonie t)on unten |)inauf langfam bricht. 93e^ (m) ift bie
93egleitung bem C^yempel gleich, ober man nimmt 5um Q3orfc^lage ben öeyt-
quintenaccorb.
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[200] 10. §. 93c9 fotgcnbcn ^jempeln tt)irb bcr 6eytenaccorb burct)
95orfc^tägc aufgehalten, ^^e^ (a) nimmt man im oierftimmigen "iHccom--
^agncmcnt gum ^repHange über b^m c enttt)ebcr bic Octat>e, ober noc^ bcffer
bic boppiltt ^cr§; in bcr brc^ftimmigen 93egteitung bleibet man bb^ be^ ber
Quinte unb ^er§, unb n>enn man nur eine 6timme in ber rechten Äanb nehmen
barf, fo iff e^ bie ^erj, tt)etc^e liegen bleibet. 95ep (aa), mit bem bepgefe^ten
aüegrettO unb ))iano, fann man üon ben jnjo beigefügten 93egleitungen eine
tt)ä^ten, tt)elc^e man tt)ill. <2öenn ber 93ortrag nid)t ^)iano fe^n foll, fo !ann
man be^ ber erftem 'Segteitung bie Q3orfd)täge mit i|)ren *Qlb§ügen mitf|>ieten.
95e^ (b) nimmt man nic^t me^r aU brep Stimmen, tt>eil bcr fxmpU 6a^ auc^
bamit sufrieben ift. 'Söenn bie ^Begleitung noc^ fc^tt)ä(i)er fe^n foE, fo ge^et
man blo^ in bergen mit bcr ©runbftimmc hinauf unb |)erunter: nur mu^ man
tt)cgen ber £age bcbac^t fe^n, bamit, ^tatt ber Quarten, feine Quinten gegen
bie Äau|>tftimmc öorgc^en. ^e^ (c) fann man nad) ©utbünfen, tok tt>ir au^
bem (Efcmpel unb bcr beigefügten 93egleitung fe^cn, bre^ unb öicr Stimmen,
aber nicbt weniger ne|)men. 93ep (d) üerfä|)rt man brc^ftimmig: tt)enn aber
32
5ünf unt> swansigftcg ßapitel.
an^ benfelben üx^ad^m, tt>etct)c tt)ir bcp (k) im vorigen § angcfü|)rct ^abcn,
baö ^ccompagnement fein fe^n foü, fo nimmt man gum giö Bto^ bie ^er§, unb
bleibet mit i^v liegen. ®ie 93egteitung gu (e) unb (f) ift ben (fyempetn öolt--
fommen gteid^. ©er 93ortrag mü^te fe^r ftar! fepn, tt)enn bie oierte 6timmc
nod) bar^u follte genommen tt)erben. 95e^ (g) !ann man bie beigefügte 93e=
gteitung wägten, wenn man nac^ bem fünften § ben ^er§quartenaccorb nic^t
nehmen tt)ilt.
[201] 3. g.
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11. §. 3n fotgcnbcn (fjcmpeln tt)irb bcr ^re^ftang burc^ 95orf(J)tägc
auf^el^Cltten. ^ep (a) nimmt man gu bcm f \, unb bcn ©rcpHang barauf :
93c^ (b) hingegen greift man nur l unb i nacl)|)cr. 95c^ (c) !ann man unter
ben §tt)o beigefügten Begleitungen n)ä^Ien. ^e^be ftnb mit i|)rer ^Segifferung
in ben Aufgaben f(^on öorgeifommen. 93e^ (d) finbet fünferlei ^rt öon 93e--
gleitung 6tatt, ttjorunter bie 5tt)o le^tern bie feineften ftnb. QBir i^aben fie
^ier mit ^\^\'^ gufammen angefü^ret, o^ngeai^t fte ebenfalls f(^on einzeln
ba gettjefen finb. 93ep (e) Hinget gu bem 93orfc^tage njiber bie S[)Zobutation
tDeiter gar nid)t^: man mu^ i^n atfo in ber re(i)ten ioanb burd) eine Q3iert|)eit=
^aufc t)orbe^ ge^en laffen:
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12. §. 3n fotgenben ^jempeln n>irb ber 6eytquintenaccorb burc^
^orfc^täge aufgehalten, '^e^ (a) fann man ben Q5orfc^lag mitfpielen, ober
3
l'^aO), QSetfu*, II.]
34
^ünf unt) 5tt)an8igftcg ßopitcl.
nur bic Seftc aüein nci^mcn, tt?ie man cg nöt|)tg ftnbet. 'Be^ (b) (äffet man
am beften ben 93orf(^Iag burd^ eine ^aufc »orbe^ ge|)en. 95e^ (c) fann man
eine 95egteitung mähten, fo ftarf ober fc^tt)ad) man jie |)aben tt)iß. 'Bep ber
erftem ift bie »orgefc^riebene £age bie befte. ^e^ (d) ift t>a^ ^ccom|)agnement
bem ^fcmpel gleic^.
[204] 3. (E.
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13. §. 3n fotgenben ^fem^etn tt)irb ber ^CCOrb ber groffen 6e^timc
burc^ 93orf^(äge aufgehalten. ®ie gute Orbnung ift 6c^utb, i)a^ einige
■tllufgaben noc^ einmal öorfommen, bie f(^on ita gett)efen finb. 95e9 (a) xvixb
I genommen; bie Septime tt)irb nact)gef erlagen, unb bie Quarte unb 6ecunbe
bleiben liegen, ^eit ber Q3orfd)tag in ber leeren 9ctat)e gefc^ie|)et, fo mu^
tt)enigften^ i bar§u angefc^tagen tt>erben, tt)enn man [205] nic^t gut ftnbet,
i^n mitjuf^ielen. "Bep (b) nimmt man enttt)cber I allein, unb bleibet bamit
liegen: ober man nimmt ben Q3orf(^lag mit bargu, e^ mu^ aber alöbenn bie
^erj oben liegen. 93ep (c) ^at man unter ber bre^= unb »ierftimmigen 95e=
gleitung bie ^ai)l. 93ep ber le^teren ift bie »orgefi^riebene £age bie befte.
3u aEen (gyempeln bep (d) ift bie einzige sule^t be^gefe^te ^Begleitung mit ber
^aufe bie tjorjüglii^fte.
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[206] 14. §. 3nbenfotgent)enefcmpctntt)irt)ber6eytquartenaccorb burc^
Q3orf(^läge aufgehalten» ^e^ (a) ^at man bie ^a^l, ob man ben 93or=
fct)(ag mit ber Quarte sugteic^ an[d)tagcn tt)iU, ober ob man bie Quinte t)on
ber Sejte mU binben unb nac^|)er |)erunter ge|)en taffen. 3m erftern "Statte
mu^ bie Quinte oben liegen. 93ep einer f(^n)acf)en 95egteitung tt)irb bie Quarte
allein genommen, ^ep (b) ift baö ^ccompagnement bem (fyem^jel gleic^. 93ep
(c) »ertraget biefer er|)ö^ete 93orfd)lag bie Quarte gar tt)o^l, n?enn man i^n
mitf))ieten mU. 93e9 (d) ift bie ^u^fü^rung beö Syempelg unb ber 95egteitung
einerlei- 93e9 (e) nimmt man, fo lange ber Q3orfcl)lag bauert, ben ©re^flang
unb i)txna6) ben ße^tquartenaccorb. ®ie ^Begleitung biefeg (^jempelö mit stt)e9=
ftimmigen 93orf erlägen (ee) ift biefelbe. ^ep (f) ifann man ben gan§en Stp'
timenaccorb ^wni 93orf(^lage nehmen, ober nur l, aucl) tt)o|)l gar bto^ bie
Qtptxxm, nai)bem ber Q3ortrag unb ^ffeft loiel ober wenig Harmonie »er-
traget, ^enn biefeg (fjempel mit ätt)epftimmigen 93orfc^lägen (ff) »orfommet,
fo ift t>a^ ^ccompagnement entnjeber bem (fyempel, ober ber beigefügten 93or=
bilbung gleic^. ®ie ^jempel (g) unb (h) jinb benen be^ (f) unb (ff) ä|)nlicl).
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15. §. 3n folgcnbcn (^jempctn, ba^ Ic^te aufgenommen, rnirb ber ^er^^
quattenaccort) burd) Q3orfc^(äge aufgehalten. 'Bep (a) i)at man bie 'Jßa^l
unter htm bre^= unb merftimmigcn ^ccom|)agnement. 93e^ ber erffcn 93or=
bitbung beffelben ift bie öorgefc^rieBene £age bie befte. 93et) (b) bleibet man
be^ bem 6eftquintenaccorb, unb ge^et ^emai^ mit ber Quinte in bie Quarte.
'iülan tann auc^ in ber 93egteitung ben Q3orfc^lag tt)eglaffen, tt)ie tt)ir be^ (bb)
in bemfelben etwa^ tt)enigeö geänberten ^yemjjel fe|)en. 93ep (c) nimmt man
ben ©eptimenaccorb, unb bleibet mit ber ^erg liegen, inbem bie l in bie ||
herunter fteigen. 95ep (d) fann man unter ben beigefügten x>kv= bre9= unb
5tt)c^ftimmigen 93egteitungen biejenige tt>af)Un, tt)eld)e man nöt^ig ftnbet. 95e^
(e) tt)irb ber ^Zonenquartettaccotb burc^ einen 93orfc^lag aufgehalten,
^eit biefer le^tere fid^ mit ber ^^ejifferung gar nic^t »ertraget, fo wirb er
burd) eine ^aufe übergangen:
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16. §. '2öenn bc^ einem 6oto, ober über^au))t be^ einem 6tü(fe, tt)o
bie 93egleitung fein fc^n mu^, in ber Äauptftimme, htt) einer tttt>a§ tangfamen
Seitmaaffe, öiele QSorf erläge |)intereinanber »orfommen: fo [fielet man jte in
ber rechten -öanb nid^t alte mit, bamit ber 93ortrcig ber ^auptftimme nic^t
öerbun!elt tt)erbe. ^enn man biefe 93orf(^läge o|)ne SttJang nic^t öorbep ge^en
ifann, fo maci)et man njenigffen^ burc^ Raufen eine 93eränberung, woburc^ ber
93ortrag ber ioau^tftimme unterfc^ieben tt)irb. 9}Zan übertäffef baburc^ ber
le^teren bcn 93or§ug, biefe 9}Zanier o|)ne 93egleitung guerft |)5ren gu (äffen,
unb fc|)täget fie in ber Begleitung na(^. ®ie <^eränberung, tt)et(^e burc^ biefe
Raufen entfte|)et, ift befto angenehmer, je länger bie einförmige Ben^egung ber
©runbnoten t)or|)er fc^on ha genjefcn ift, unb je länger fie noc^ na<^f)er bauert.
®ie 6c^i5n|)eit unb ba^ 6c^meic^etnbe ber Borfd)läge tt)irb fotglici) baburi^
auf t)a^ beuttict)fte em))funben. ^ie Somponiften kennen bie gute "^lu^na^me
biefer ^rt oon "i^luöfü^rung fe^r n)o^t, unb pflegen gu bem [211] (^nbe be^
bem (Eintritte ber Q3orfc^täge ber ©runbftimme oft Raufen gu geben: finb biefe
te^tern aber im 'Saffe nic^t ha, fo fann man fie bo(^ in ber 93egteitung an--
bringen. 3n folgenben (Ejempeln t^un bie "Raufen gut:
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17. §. 3n ten ^jempetn bcp (a), tpet(i)c man sumeiten antrifft, foltten
in ber ©runbffimme 'fünfte auf bic ^c^tt|)eile folgen, wie tt)ir in bcr steckten
93orbilbung aEer biefer ^ycmpet fc|)cn. <©er einma|)t fcffgefc^tc 93ortrag biefcr
Q3orf(i)tögc ma(i)et bicfc ^jcmpcl falfd), tt)oran eine Serftreuung ober eine
llnn)iffen|)eit 6d^utb fe^n fann. QBenn man bie 93orfd)läge au^fc^riebe, unb
orbenttid) nad^ i^rer ©eltung in ben '^adt mit eint|)eitete, fo würben fotct)e
<5e|)Icr ni(^t t>or!ommen. (Eö entfte^et buri^ ben Q3ortrag biefer 93orfct)täge
gegen bie ©runbftimme eine unleiblic^e Äärte, an ftatt, ba^ man fonft be^
allen Q3orfc^tägen i>a§ 6c^meic^elnbe gum ^nbätt)e(f ^at Oft fann man fic^
l^icr ni(^t einmal^t bur^ 'Raufen |)elfen, toeti^e bie "Oluftöfung ber 93orfci^läge
ober ben "i^lbsug ahtvaxUn, inbem nac^|)er bie reifte Äanb be^ biefer "i^luf'
löfung tt)ieber einfällt, ©er 93orf(^lag, ber '^bsug, alleö biffonirt be^ ber
^ortfc^reitung ber ©runbftimme. (S^ flieffen aug biefen ^yempeln entipeber
gar !eine, ober tt)enigftenö !eine natürli(^en, unb folglict) guten SDZittelftimmen.
€in fic^cre^ i^enn§eicl)en eine^ fc^lec^ten, ober tt)enigften^ nict)t re(^t überbac^ten
Sa^eg. 9[öer be^ ber dompofition richtig benfen tt)ill, ber mu^ 9}Zelobie unb
ioarmonie sugleict) benfen. (Eg finb nid)t lei(^t Stempel [213] möglich, tt)0
man fo leicht unb fo üiele Quinten mai^en !ann, tt)ie ^ier: ^enn aber bie
©runbftimme fünfte bekommt, fo ift bie Bezifferung unb 93egleitung natürlicl)
unb teicl)tc. Be^ ben (fjempeln, tt)0 nur eine erträglid)e ^Begleitung möglich
ift, ^abi ic^ bie le^tere bepgefüget, n)clc^e aber niema^B bie Äauptftimme übcr--
ftcigen mu^. ^an gerät^ 5utt)eilen in Xlmftänbe, tt>o man nid)t ba^ geringfte
änbem barf. 3n ben ^yempeln, tt)o gar feine 93egleitung barauf ift, mu^
man fic^ an ba^ tasto solo i)alten. 95e^ (b) tt)ürbe bie ^Begleitung fe|)r tt)ibrig
au^faEen, ttjenn man fie ber Bezifferung gemäf einrichten tt)otlte, ttjeld^e unter
bem ^fempel fte|)ct, unb le^ber oft fo oorfommt. 3n ben beigefügten ^ccom=
pagnement biefeö Sjempelg ift bie richtige Bezifferung bauon äugleicl) mit an=
gemerfet Be^ (c) follte billig im "Slnfange eine^ jeben ^a(fteg ein '2lc^tt|)eil=
paufe in ber ©runbftimme fte|)cn, bamit bie e(fel^aften anfc^tagenben Quinten
40
g^ünf unb swanäigfteg ßopitel.
wegfielen. ünUv ben heutigen teid)tcn arbeiten ber Staliäncr trifft man 5un>eilett
bicfe^ (ffempel an. "^ßenn ein oerftänbiger "iZlccompagnift mit leichter 'SDZü^e
gett)iffe ^e^ler ber ß;om|)oniften auö bem Stegreife »erbeffern fann unb barf:
fo ^at er aEe ^^re bauen, ttjenn er eg t^ut, o^ngeac^t folc^e <5te(fcn aUejeit
auf bie 9^ed^nung beg €omponiften faEcn. (Eö ift atfo auc^ be^ unferm ^^mptl
rat^fam, ha^ man mit bepben Äänben bie 93orfct)(äge bur(^ 'Raufen »orüber
ge^en läffet. ^e^ (d) ift bie 95egleitung bcm d^mpd gteic^. ®ie ®iffonan§en
fommen ^ier im ©urc^gange »or, unb man folget mit ber rechten Äanb bcr
Äauptftimme auf taß genauefte. ®cr Somponift n>ürbe übel aufrieben fe^n,
wenn man ^ier bie 6trenge ber ^uflöfung genau beobachten unb nur ha^
geringfte in ber 93ollftimmigfeit unb «^ortfi^reitung änbem woEte. ©ie 5W0
legten ©runbnoten bicfeg (fjem^^elg »ertragen [214] i>a^ »ierftimmige ^ccom=
pagnement. ^e^ (e) \pkkt man entWeber i>ai ^yem^el ganj mit, ober läffet
bie rechte Äanb ru^en. 93ep (f) unb (ff) barf ba^ "^Iccompagnement bie ioau|Jt=
ftimme nic^t überfteigen.
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[217] §. 18. ^ie furgen unb utti)eränt)erltc^en Q3orf(^(äge mxtm
md)t mttgef))ielct. 6ie machen §tt)ar über|)au))t in ber Begleitung feine '^Henberung :
mv tDoEen aber benno(^ einige Syempet anfü|)ren, tt)o bet) einer (atlgfamen
3^ttntaaffe genjiffe Q3orfic^ten gebraucht tuerben muffen. Bep (a) !ann §u
bem 5tt)epten gi^ tt)eber 5'^^^ noc^ ber Gejtenaccorb, fonbern blo^ bie falf(^e
Quinte unb ^er§ genommen «werben. 93ep (b) unb (c) t^un bie Raufen gut;
fie mact)en be^ (b) in ber 93etpegung eine Q3eränberung, unb bie 93orfd)täge
tt)erben sugleid) beutti(^. 93e^ (c) finb bie Raufen nöt^ig, ujeil bie mit ben
©runbnoten sugteic^ angef^Iagenen ^er^en e!el^afte Quintenf(^Iäge machen.
93e^ (d), tt)o öiele Q3orfc^tägc hinter einanber oorfommen, »erminbert man
ebenfalls hnvd) 'Raufen ben tt)ibrigen Sufammenflang, unb be^ (dd) mit stpep-
ftimmigen Q3orfc^lägen läffet man bie re(i)te Äanb gar n)eg, tveit eö beffer ift
gar feine, alö eine tt)ibrige Harmonie ^u |)aben. ^a§ (Eyempet bep (c) mit
§n)epffimmigen Q3orfd)Iägen erforbert, auö ben bep (b) angefü|)rten Hrfa(i)en,
au(i) Raufen:
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[219] §. 19. '3ßenn »or einer ©tuntinote ein 93orfci)lag ffe^ct, fo »itb bcc
31cciwb, weichet Set ©runbnofe äufommf, mit bem "JJorf^Iagc jugteic^ ange-
fc^tagen: foU ober ber testete eine befonbere '2lufgobe ^aben, fo mug man fte
bartibet fe^en.
44
6e(^ö unb stoansigfteg Capitcl.
6ec^^ unb jtpanjigfte^ ^a^iteL
QSon rüdenben 9loten»
§. 1. ®urd) 9lü(lungen tt)irb bic gen)ö^nlid)e Harmonie cnttt>ct»cr
X)orau^genommen, ober aufgehalten.
§. 2. ßangfame ^^üdungen, tveic^c bie Harmonie öorauöne^men,
mad)cn in ber '^Begleitung feine 93cränberung. ®er "^Iccompagnift fc^lägt mit
bcr ©runbnote gugteii^ feine Siffem an (a): wenn t)erg(eic^en rüäetlbc
9^0ten aber bie Harmonie aufhalten, fo t)erfäf)ret man, njie tt)ir be^ ben
Q3orfd)lägen gefe|)en ^aben; balb f^ietet man i>aß auf^altenbe 3nter»aU in ber
95egteitung mit, ^alb täffet man eö tt)eg, man »erminbert bie Harmonie unb
nimmt bloö bie ^^eben^iffem, tt)etc^e ftc^ mit ber anf(^tagenben unb fotgenben
9'lote »ertragen (b), ober man paufiret gar (c), ober man ^pkht an6) §utt)cUen
alle rü(fenbe 9Zoten mit (d). ^ep (c) mu^ bie rect)te ioanb aufgehoben tt)erben,
fobalb haß ®iö in ber ioauptftimme eintritt. QSenn baß ^yemjjel (d) langfam
mit bergen »orfommt (dd), fo ift bie 'Begleitung bre^ftimmig unb bem ^jempei
glci(^: auffer einer tangfamen ober tt?enigften^ gemäßigten Seitmaaffe aber tt)irb
eö tasto solo gefpielet. ®iefe^ (Stempel (d) o^ne bergen, unb be^ einem
gefc^tpinben ^empo, l^at bie 'Begleitung unb 'Bezifferung »on (e):
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§. 3. (Befc^tPinbe 9lü(fungen it>crbcn, nacktem i^rc 93efc^affcn^eit
ift mit öorauögcnommencr ober aufgehaltener Harmonie begleitet, aber niemals
mitgefpielet; fie mögen in ber Äaupt--[221]ftimme ober im 93affe fte(fen, fo ge|)ct
ber ^ccom))agnift feinen gleichen ^eg fort, unb fd)täget be^ fotgenben ^yempetn
feine ^ccorbe in 93iert|)eiten an; ^ierburc^ er|)ätt bie rechte ioanb t>a^ @leict)=
gewicht be^ ^acteö, tt?enn bie rücfenbe 9'^oten im 93affe liegen (a):
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§. 4. ®ie Begleitung ber 9^ü(lungen burc^ ^albe ^öne mu^ bcfonber^
fein fepn, bamit biefe falben ^öne i|)re 'S>eutlict)feit behalten, unb ber Hebellaut
nic^t befbrbert ujerbc. 93e^ (a) wirb gu ber ©runbnote f ber ©re^flang o|)ne
Öctaoe genommen. 93e^ (b) befte^et bie 95egleitung in einer ^ierlic^en 9'Zac^=
a|)mung ber ^aihm ^öne (bb). ^enn bie Harmonie ftär!er fe^n foll, fo fann
man bie Snterüallen ber Äau^tftimme, nac^ 'iHnnjeifung ber Bezifferung be^ (bb),
mitf)>ielen. ^lle biefe (^jem^el fe^en ein langfameö ober tt)enigftenö gemä^igte^
^cmpo öorauö:
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6icbcn unt> stoansigftcö ^opiUl.
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Sieben uttb Jtoattjigfte^ (Siapitct
*33om :))uncfivten 2lnf(^Iage*
§. 1. [oemeiff ouf I, 2, 6].
§. 2. ®cr ^unctirte ^nf(^lag fommt nur in 6tücfcn öor, tt>o ber
@e[d)ma(f unb bcr Effect ben meiffen ^nt|)eit l^aben, unb tt)o alfo bic ^c=
öleitung befonberö fein fe^n mu^. ®ie bcr ©runbnote cigenttid) gufommcnbc
Harmonie n)irb burd) biefc 9)lanier no(i) länger aufge|)atten, atö tt)ir be^ ben
93orf(^tägen gefe^en ^aben, tt)eit in ber ^uöfü|)rung ber Äau^tnote ber Äaupt=
ftimme erft na(^ bem testen furgen 9^i5tgen biefeö 'i2lnfd)tageö eintritt. ®ie
6tär!e unb Sd)tt)äc^e beg 93ortrageö ift bep unfcrer Si^anier unb ben 93or=
((plagen einerlei, folgtic^ |)örct man bie aufge|)altene Äauptnotc fd)tt)act), unb
bie 93or|)attung ftart '^Ut biefe [223] ^mftänbe folten billig, feit ber ^infü^rung
biefer Sierbe beö ©efange^, in ber 93eäifferung eine genaue "Slnbeutung beött)egen
öeranlaffet t)aben: aber n)ir muffen leiber auc^ i)kv baffelbe be!lagen, rva^ mv
93om punctirten '2lnfd)tagc, 47
fd^ott bc^ bcn 93orf(^(ägen gct^an ^aben. 9^0(^ biö ^ie^cr ^abcn bte ^e^ifferer
unfere 9)Janter i|)rer ^c^tfam^eit md)t tt)crt^ geachtet.
§. 3. '^e^ bcr Begleitung einer ©runbnote, «vorüber ein punctirter ^n»
fd)tag jjorfommt, ^at man biefetben ioülf^mittel nöf^ig, tt)et(^e fcf)on be^ ben
93orf(^tägen angegeiget jtnb. 9)Zan änbert, man »erminbert bie t)orge§eic^netc
Äarmonie, 5Utt)eiten täffet man fte aud) gar tt)cg. ^enn unfer '=Hnf^(ag oft
l^inter einanber jjorJommt, unb nur einigermaaffen Harmonie »ertraget, fo
brauchet man, be^ nic^t gar tangfamer Seitmaaffe, bie Raufen nid)t atlegeit
gerne, n)eit bie baburc^ entfte^enben üieten 9^a(^fc^läge in ber reiften Äanb ben
gezogenen ©efang teic^t ftö^ren können.
§. 4. ®ic Harmonie, tt)elc^e nac^gefc^tagen tt)irb, tritt me^rent^eil^
be^ ber 5tt)epten Äälfte ber ©runbnote ein. Q^enn bie te^tere »on fe^r langer
©ettung ift, fo tt)irb il^re ätt>e^te Äätfte nod) einmal gleid) get|)eitet, unb bie
nad)fd^lagenbe Harmonie erft in ber testen Äätfte angef (plagen.
§. 5. 3n fotgenben (^yempetn tt)irb burd) unfere 'SOZanier bie 6ecunbe
beg ©runbtoneö üorge|)alten. 93et) ben ^yempetn biefe^ ^apiUU fetbft ift
tt)ieberum bie gett)ö^ntid)e Bezifferung, o^ne 9^üdfic^t auf ben ^nfc^Iag, be^=
gefe^et: be^ ber ^u^fü^rung aber folget bie rid)tige Bezeichnung. Bep (a)
tt)irb be^ bem erften Biert|)eil sur ©runbnote i) paufirt, unb ber 6eftquinten=
accorb na^gefd)lagen. Unfere SQlanier ift be^ (a) nad) i^rer toa^vtn ©eltung
abgebilbet: be^ (X) ift i^rc gen)ö|)ntic^e Schreibart §u fe^en. ®aö (Ejempel (b)
|)at biefelbige Begleitung. Be^ (c) tt)irb §um ^ [224] gang attein bie 6eptimc
genommen unb bie ^ers nac^gefc^lagen. Be^ (d) tt)irb bie Septime unb falfc^e
Quinte, unb nad^^er ber Seytquintenaccorb gegriffen. Be^ (e), tt)enn bie
Begleitung fcl)n)a^ fepn foU, nimmt man bie Septime attein unb fcl)läget bie
^ers nad): n)enn aber ber Bortrag me^r Harmonie »erlanget, fo !ann man
gleid) sur Septime bie Secunbe mit anfcl)lagen. ®iefe ^nmerfung gilt be^
allen fällen »on biefer '^xt Bep (f) grei^ man bie falf(^e Quinte attein,
ober bie Secunbe mit bagu, nac^bem e^ nöt^ig ift; bie Seyte bleibet tt)eg. Be^
(g) n>irb paufirt unb ber Sejtenaccorb na(^gefc^lagen. Be^ (h) nimmt man
bie Septe unb allenfaEö bie Secunbe mit barbe^. Bep (i) fc^läget man ben
9Zonenaccorb, unb be^ (ii) ben 9^onenquartenaccorb an, unb bie gett)ö^nli^e
•iHuflöfung folget barauf. Be^ einem fd)tt)ac^en Bortrage fönnen in ht's)btn
fällen biefe "Slccorbe wegbleiben, inbem man nacl) einer Biert^eilpaufe ben
<Sre^!lang nimmt. Be^ (k) unb (1) !ann bie Quinte in (Befellfc^aft ber Secunbe,
ober allein genommen ttjerben. Be^ (1) fann man aucl), nad) bem erften
Septimenaccorbe, ben burc^ge^enben Secunbenaccorb unb ben ®re^!lang barauf
greifen, unb bie Begleitung bre^-- ober »ierftimmig einrichten, nac^bem man eg
gut finbet (X)- Be^ (m) fd)lägt man nad) einer ^c^tt^eilpaufe bie Quinte
attein an, unb bie ^erg na(^|)er bargu. Be^ (n) nimmt man enttpeber bie
48
Sieben unb jwanjigfte^ ßapitel.
6epftmc allein, unb f(i)tägt bie übermäßige ßefte mit ber ^ers na^, ober man
greift glei(^ ^ur Geptimc bie 6ecunbe mit, ober man |)aufiret ein *2l(^tt^eit unb
fd)Iägt barauf bie ig an. Wit bre^ <2lrten üon 93egteitung ftnb gut, nac^bem
ber Q3ortrag unb "^affect ftar! ober f^tt)a^ ift. 93 e^ (o) ift eg am beften, t>a^
man ))auftrt, unb i nac^fc^täget. 93e^ (p) nimmt man blog bie Seyte unb
übermäßige Quarte, unb täffet bie ^erj tt)eg. 93e^ (q) machen bie Raufen
[225] in ber Oberftimmc ben ^nf(i)lag beutlic^; bie Septime !ann gleich ein=
treten, ^e^ (r) tt)irb nact) ber 'iHc^tt^citpaufe bie Quinte allein, ober bie ^erj
mit bargu angefi^lagen, nac^bem eö nöt|)ig ift. "^e^ (s) nimmt man bie Septime
unb Quarte, unb löfet bepbe •Siffonangen na(i)|)er auf.
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6. §. 'tHuffer biefen Q3or^attungen in bcr 6ccunbe finb noc^ mc|)rcre gu
betrachten übrig. 3n fotgenbcn (Eyempeln tt)irb ber Gc^tittienaccotb burc^
unfcre Spanier auf9e|)a(ten. '^e^ (a) fann man unter be^ben ^Seglcitungen
tt)ä^ten. ®ie erftere fann altenfall^ t>ierftimmig eingcri(^tet merben. *5)a^ ^fcm))et
bep (aa), tt)eil e^ auö gef(^tt)inben 9'Zoten bcffe|)et unb feinen 'tHffect enthält,
ifann öierftimmig begleitet werben. 93ep (b) »erme^ret bic erffc 9'Zote unfereö
^nfc^tage^ bai 9^au(;e ber anfc^Iagenben oermin= [228] berten Se|)timc; atfo
l^aufirt man am beften ein "illctjtt^eil, unb fc^täget i\ brc^ftimmig nac^. 93e^
(c) fann man bie be^gefc^te 93egleitung nehmen, ober ^tatt |, eine *2lc^tt|)eit|)aufc
tt)ä^ten, unb barauf % o^ne ^er§ na(i)fc^tagen. <S)ie ätt)ep le^tern (fycm^et bep
(d) flingen tt)ibrig, ob fte gteid) »orfommen. ®er (fnbgwecf beö ©efältigen unb
6d)mei(^etnben ift burc^ unfere SDZanier l^ier »erfe^let. ©er @eban!e o^ne bie
letztere Hinget tt)eit beffer, unb wmn |a eine 9?Zanier angebract)t werben fott, fo
ift eö bcr gef(^tt)inbe '^nfc^lag mit t>em ^er^enfprunge. SDZan täffet
am beften einen ^^eit unfcrer SO'^anier be^ ber 95egleitung burc^ eine '^(iftt^tih
paufe öorbepge^en unb fd)läget g^^ bre^ftimmig nac^: hingegen be^ bem erften
(^'jempet (d) !ann man aucl) s brepftimmig nehmen. ®aö ^fem|>el (e) ift beö=
tt)egen nit^t gut, n)eil burd) unfere SDZanier ber Qa^ einem platten Geytengange
ä^ntic^, unb bie Septime, welche bie 6c^ön^eit »on biefem Sa^e ift, !aum ge--
^örct n)irb. ^an nimmt be^ bem (Eintritte ber SO^ianier bie ^erg aUein, unb
5um testen Q3iert^eil bie Sejte unb ^crg. ©aö (ffem|)et (f), mit ber fc^on
»or^crtiegenben ^ '', ift bcffer. '^an nimmt | bre^ftimmig unb jum testen Q3ier--
t|)cil ben Scytquintenaccorb. 93e^ (g) fann man unter ben 5tt)ocn 93cgteitungen
QSom ^junctirtcn "^Inf^tagc.
51
wälzten, ober bei) bcm (Eintritt ber ^OZanicr ein '2Id)tt^eil ;)auftren, unb sum
Stve^tcn 'iZlc^tt^eil entiueber I, ober l, bepbe^ bre^ftimmig, anfc^tagen. <5)ic
llrfa(^e üon ber ^egtaffung eine^ Snteröalleö bep bem (entern 6e|)fimettaccorb
iff bie Sc^tt)ä(^e beö 93ortrage^, womit t>a^ te^te 9^ötgen unferer 9}Zamer, unb
bie Äauptnote auögefü^ret tt>erben.
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Gieben unt> äwan^igffe^ ßa^itcl.
7. §. ^e^ (a) tt>irb ber ^ecunbeitaccort) burd) unfern ^nf(^lag auf=
gehalten. ®icfc lange 93or|)altung mad)et baö [230] (ffempel ctmag tt)ibrig.
^in !ur§er ^nfc^tag tl^ut i)kv beffer. 90^an nimmt §um f bcn ©re^Kang, unb
(erläget ben Secunbenaccorb nac^. ®ie brc^ftimmige 95egleitung ift ^ter bie
bcftc. 95ep (b), (c) unb (d) tt?irb ber 6eftenaccorb aufgehalten. 3n bem
^ycmpct (b) tt)irb ber '5)repKang genommen, unb ber Seytenaccorb nac^gef(^lagen.
SDi^an fann auc^ su bem f btoö bie ^erg nel^men, unb nad)^er bie Seyte. 95e9
(c) ^at man unter ben beigefügten 93egteitungen bie 9©a^l, wenn man eine
*2lc^tt^eit|)aufe nic^t braud)en tt)iU. ©a^ ^ccom|)agnement »on (d) ift bem be^
(b) gteic^. ^Bk (fjempei öon (dd) voo ber bre^fttmmige 6a^ | aufgehalten
wirb, n?erben auf einerlei 'iHrt begleitet. 3n ben nod) übrigen hierunter angc=
führten (Sfempetn tt)irb ber ©re^flang aufgehalten. 93e^ (e) ift einerlei
95egleitung, nemtic^ 1 1 bre^ftimmig, ober eine "Slc^tt^jeUpaufe mit bem nac^=
gefc^tagenen ®rep!lange. ^e^ (f) nimmt man entn?eber 11 brepftimmig, ober
man paujtrt ein *^c^tt^eil unb fc^tägt ben ©re^Hang nac^. 95e^ (g) wirb ber
9Jonenaccorb mit feiner *iHuftöfung genommen. 93e^ (h) ftnbet ber ^Zonen^
quartenaccorb Statt unb tt>irb na(^^er aufgetbfct. 93ep (i) tt?irb l unb nac^|)er
I genommen.
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8. §. 95c^ (a) unb (b) tt)trb ber öeytquttttenaccorb burc^ unfcrc ^DZanier
öufgc|)a(ten. Unter ben bre^cn beigefügten 93egleitungen p (a) !ann man
tt>ä^ten; ingteid)cn unter ben 5tt)c^cn be^ (b). 93c^ ben übrigen (Eyempetn tt)irb
ber "^Iccorb [232] ber groffen 6e:ptime i^ergögert. ®aö e^empet (c) t^ut
mit bcm furgen "iZlnfc^tage beffer al§ mit bem punctirtcn. ®er te^tere flinget
tt)cgcn ber lange t)orge|)altenen Octaöe teer, unb bie Begleitung mu^ cg tt)ieber
gut machen; ht\)t>Q %cttn t)on *2lccom|)agnement jtnb gut. 93ep (d) unb (e)
ift bie 93egleitung einerlei, unb !ann bre^ unb oierftimmig genommen werben.
93 c^ (f) nimmt man ben üierftimmigen Qlccorb ber groffen Qtptxrm gleich bc^
bem ©ntritt ber 'SO'lanier; bie iöauptftimme mu^ bie ^Begleitung in biefem
€5em|)el überfteigen, bamit bie Qt^U unb Septime jerftreut liegen. Bc^ (g)
unb (h) t^ut ber fur^e *iHnfc^lag beffer, al^ ber punctirte. 93e9 (g) »erlanget
ha^ O^r o^ne ^aufe, gleich htp bem (Eintritte ber SO^Zanicr, ioarmonie; be^
(h) ftnbet eine 93iert^cilpaufc ^tatt.
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9. §. 3n folgenben (gycmpcln tt)irb ber Geytquattenaccort) burc^ ben
•iJlnfc^tag aufgehalten. "^Be^ (a) ^at man unter brepen 'Begleitungen bie
^ai)l ®ie stt)o erftern fönnen brcp= unb üierftimmig eingerichtet »erben; bie
britte bleibet het) gwoen Stimmen unb ift bie fd)tt)äd)ftc. ©ie erftere !ann in
einer anbetn, aU in ber oorgefi^riebenen Sage, nic^t n?o|)l gebrau(i)t werben.
95e^ (b) nimmt man bie bepgefe^te 93egleitung, tt)enn man bep bem gmepten c
feine *=Hc^tt|)eiI|>aufe anbringen mU. ®iefe te^tcre ift bep (c) nbt|)ig. ©a«
'>Hccom|)agnement su (d) mu^ in ber angejeigten £age bleiben; aufferbem fann
man ben Eintritt ber SDZanier burc^ eine ^(^tt{)eit))aufe »orüber ge^en laffen.
^e^ (e) unb (f) ift bie te^tere »on 9^ot^tt)enbig!eit. '^öenn be^ (d), (e) unb
(f), ^tatt ber erften ©runbnote fi^, c mit bem ©repf lange »orfommt, fo bleibet
man bep ben »orgefc^riebenen 95egleitungen.
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10. §. 93ep (a) unb (b) tt)irb ber Qutntquartenaccorb aufgehalten.
®a^ (?5em|)el (a) ift bc^toegcn nic^t o;at, n)eil bie Sc^ön^jctt ber angcbrad)tett
®iffonan§ burd) bie £änge unfcrer 9}Zanier me^rent|)eilö oerlo^rcn gc^ct. ©n
!ur§cr ^nfd)tag t|)ut ^icr bcffcr. 0ie 95cgteitung fann nii^t anberö fe^n, al^
tt)ic jle oorgef (^rieben ift; ober man müfte bet) bcm erften g ein ^c^tt^eil
pauftren, unb ben ganzen Quintquartenaccorb nai^fc^tagen. 93e^ (b) ift bie
'Begleitung einerlei, 'i>a^ erfte c mag 4, ober 4 über fict) |)aben. ®aö '^Hccom^
pagnement gu (c) ift baffelbige. ^ei (b) unb (c) tt>irb ber Quartnonenaccorb,
unb be^ (d) [235] ber Geptimennotienaccorb aufgehalten. S>ie 93egteitung
beg (entern ^jem^jel^ fann brep-- unb öierftimmig fepn. 95ep bem Eintritt ber
•S^Zanier ^jauftrt man ein 'iHc^tt^eit, unb fc^Iägt ? nacf).
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^cf)t unt> stoanjigficg (S.<xp\td.
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^om punciixt^n Schleifer»
1. §. [öcrtwcift ouf I, 2, 7.] [236]
2. §. tiefer testete fommt 5tt)ar nic^t fo oft t>ov, ai^ bie gtt)0 ^Oflaniercn,
»etc^e toir f^on abgc^anbelt t)abett: boc^ tt)irb bic Harmonie suttjeitcn burc^
unfern 6c^tcifer |)icr noct) länger aufgehalten, at^ bort. €)er 'tHffect, mit
tt>etc^em bie ^unctirten 6(^teifer 5utt>eiten vorgetragen tt)erben, unb tt>o
alöbenn be^ ber erften ^unctirten 9^ote länger, aU gen?ö|)nti(^, angehalten toxvb,
nöt^iget ben 93egteiter in biefem 9^alle, ber 'illufgabe, wdd^t nac^ unferer
SpfZanier folget, noc^ bie Hälfte x>on i^rer ©eltung ab5Uäie|)en, unb jte bem
t)or|)erge|)enben *2lccorb 3u§ulegen. 3n ber fet^öten ^abeüe unter ber bre^ unb
neunjigffen ^igur beö erften ^^ei(Ö »on biefem 95uc^e finben mv einige
(^yempel, njobei bie '21u^fü^rung unferer Lanier fe^r »erfc^icben ift. Q©ir
tt)erben bie baburc^ t)erurfad)te 93eränberung in ber 93egleitung jebe^mal in
ben folgenben Syempeln anfü|)ren.
3. §. "^e^ aEen |)ierunter öorgebilbeten ^äUtn bleibet man in ber 95c=
gleitung bep ben t)orgefci)riebenen Aufgaben, ob fie fc^on o^ne Q^üdjtc^t auf
unfere 'SQZanier |)ingefe^et ftnb; blo^ ein gett)iffer 93ortrag biefer 'SO'Zanier fann
eine f leine ^enberung »eranlaffen, tt)ie n?ir unten angemerkt ^aben:
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3n ben obigen (fyempetn tt)irb bet) (a) bie ^Segleitung nic^t öcränbert,
tt)cnn auc^ noc^ fo lange be^ bem Sci^leifer ange|)alten wirb,: be^ (b) hingegen
»erfahret man nad) ber 95orfct)rift, tvetc^e gleict) auf baö (^rem^et folget, tt)enn
baö erfte 9^ötgen unferer 9}Zanier nod) bep ber fotgenben ©runbnote anhält.
Q3e^ (b) (x) ftinget bie üor^altenbe öuarte in bem punctirten Schleifer nic^t
gut, ob man fie f(i)on 3utt)ei(en in ber '2Iugfüt)rung |)öret. QSenn unfere 9}Zanier
nebft ber Äau|)tnote gufammen ni(i)t me^r, aB bie ©ettung einer 95iert^eitnote,
beträgt, ober tt>enn '^(x^ punctirte 9Zötgen b noc^ bep ber legten ©runbnote
biefe^ ^acte^ »or^ätt, fo fann bie ^irfung ^a^iren: aufferbem aber nic^t tt)o^t,
tt)enn nemlic^ in ber Sint^eitung \>t\^\>t f in ber Äau))tftimme unb in bem
93affe jugteid) gum @ef)ör fommen. ®iefe teere Octaoe nebft ber üor--[239]
hergegangenen nüct)ternen Quarte ma<i^en ^intereinanber unangene|)me Sufammen--
flänge. ®ie ^uöfüf)rungen biefeö (Eyempelö (b) (x) mögen inbeffcn fe^n, n)ie
jte tooüen, fo üerfä|)ret man bre^ftimmig unb nimmt bie Seyte unb ^er§, ober
auc^ bie Quarte unb ^er§, tt>ie xq\x \>^t}^^% angemerkt |)aben. 93e^ (b) (y)
barf »on 9^ec^t^tt)egen bie leere Qctaoe ni(^t %\x lange »orge^tten n)erben:
n)enn e^ aber bennoc^ gefcbie^et, unb 'ix^^ f gur testen ©runbnote c anfc^täget,
fo mirb SU biefem c, ftatf beö ©re^ftange^, 4 3 genommen.
4. §. 3n fotgenben (fyempetn tt)ürbe ba^ 'i2lccom^agnement wibrig auä=
falten, tt)enn man eö nac^ ber gett)ö^nü(^en 93orfc^rift einrichten ujottc: man
mu^ atfo in ber 93e§ifferung eine ^enberung treffen. <S)iefe te^tere ift l^inter
jebem ^yempet be^gefüget, bie gett)Ö^nli(^e ^Se^eic^nung iff bei ben (Sjem^jetn
fetbft angemerfet. '^öo ber aufferorbenttic^ tangfame Q3ortrag ber SO'Zanier eine
^enberung üerantaf[et, ba ift fie in ber testen "i^lu^fül^rung be^ ^rem^etö
abgebitbet.
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[241] 93e9 (b) öerminbert ber 6c^teifcr bie Äärte ber anfc^tagenben
6eptime. Ob biefe Ic^tere glei(^ in ber Harmonie öor^cr fd>ott ba ift, fo t^ut
man bod) tpo^t, menn man fte in ber 93egleitun9 »cgläffct, unb Uo^ bic falfc^e
60 9^cun unb jwangigftc^ ßapitel
öuinte unb ^ers 5U ber S!}^anier unb gu bem ganzen "^actt burc^ anf(^(äget.
93e^be (fjem^et öon (c) ^aben einevtep 'tZlccom^agnement. 93e^ (d) fann,
wegen ber Seyte, njomit ber 6c^Ieifer eintritt, ber ©repftang nic^t genommen
werben: ta nun bem o^ngeac^t ber ©repftang unb fein anberer ^Iccorb biefer
©runbnote sufommt, fo nimmt man entweber btoö hd^ Snteroaü, tt)etct>eö ber
6eytenaccorb auffer ber 9ctat)e mit bem <S)re^flange gemein ^at, nemti(^ bie
^er§, ober man f(^tägt bie ©runbnote allein an. ^enn fid) mit biefem (fjempel
ein 6tü(f anfängt, fo ift eö am beften, ba^ ber 93a^ be^ biefer OJJanier i^aufiret.
93}enn bep (e) ber Gc{)teifer gett)ö|)nli(i) lang ift, ba^ nemU(i^ in ber Äau;)t=
ftimme ha^ g mit bem te^tern ^ in bem 93affe sugteid) eintritt, fo fd^Iäget man
mit ber red)ten Äanb gu biefem te^tern 93iert^eit beö ^acte^ ben »ollen 6c5t=
quintenüccorb no(^ einmal an: n>enn aber ha^ erffe !teine |)unctirte 9löt(^en in
unferer 93^anier nod) be^ bem le^tern ^ ber ©runbftimme an|)ält, fo mu^ bie
93egleitung fo eingerichtet werben, wie fie neben bem (fjempel abgebilbet ift.
95e^be (Syem^^el (f) |)aben bie 5Wifd)en inne fte|)enbe 93egleitung. 95e^ (g)
mu^ gleid) bep bem § weiten Q3iert|)eil ber Seytquartenaccorb in bepben ^fem^eln
eintreten. 95e^ (h) nimmt man ben ^ersquartenaccorb, unb bep (i) bie bre^=
ftimmigc "^lufgabe f 3; wenn bep biefem le^tern (S^em^el bie erfte 9^ote be^
6d)leifer^ länger al^ gewö^nli(^, ge|)alten wirb, fo wirb bie '3:erj erft be^ bem
testen '2ld)tt^eile beö ^acteg nac^gef erlagen, unb bie 6ejte noc^ einmal ba§u
wieber^olct, wie wir in ber legten '2lu^fül)rung angemerfet |)aben.
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9leiitt unb jtoattjtgftc^ ^a^tteL [242]
^om Q5ortrage.
1. §. [ocriocijit ^ad^ ouf bo^ brifte ioau^jtftücf bc« I. ^eile^, bcffcn Äauptrcgcln
au^ ^ier »icbcr "iHnttjenbung ftnbcn, immer unter bem ©efic^t^punfte, „t>a% ber Qlccom»
pognift jebcm öfücfc bie i^m pfommettbc Harmonie mit bem reiften QSortroge in ber
gehörigen StärlEc unb QSJeitc gteicf)fom anpaffen foü."]
2. §. 3e wcnigerftimmig ein 6tü(f ift, je feiner mu^ bie 93egleitung
babep fepn. Sin Solo, ober eine Soloarie giebet alfo bie bcfte Gelegenheit,
einen "^Iccompagniftcn gu beurt^eilen. i>ier mu^ man bie meifte 93orfic^t an-
wcnbcn, bamit bie *2lbfi(^ten ber ibauptftimme gemeinfc^aftli(^ crreid)ct werben.
3c^ wei^ nic^t, ob bem 95egleiter al^benn nic^t noc^ me^r S^re gebühre, at^
Q3om Qßorfrage. 61
bem, bcr begleitet mirb. ©iefer te^tere tann t>ielleid)t lange Seit [243] 5u=
gebracht |)aben, um fein Qtilä, tt)el(i)eg er nad) je^iger 9}Zobe felbft verfertiget
^aben mu^, gut |)erauö §u bringen, unb barf bennoi^ beön)egen nod) nic^t auf
bcn 95e^falt oerftänbiger Su^örer gett)iffe 9Rect>nung machen, n?eil fein Q3ortrag
burd) eine gute ^Begleitung erft hdthit tt)erben foü. ®er '^ccompagnift ^in=
gegen \)at manchmal faum fo oiele Seit, baö xi)m. oorgetegte 6tü(f nur flü(i^tig
an3ufe|)en, unb mu^ bemo^ngeacf)tet au^ bem 6tegreife alte bie Sd)ön]^eiten
unterftü^en unb beförbern Reifen, tt>d6)t mit fo üieler 9}^ü^e unb Seit auö-
ftubiret finb. ®er Solof^ieler ober ber Sänger behält inbeffen alleg Bravo
gemeiniglich für ftd), unb giebet feinem 'Segleiter nic^tö baüon ab. €r ^at
9^e(i)t, weil er ben 6(^lenbrian kennet, vermöge beffen i^m biefe^ Bravo eigen=
t^ümlic^ unb gang allein gegeben tt)irb.
3. §. ©ie Scl)ön^eit eine^ guten ^ccom|>agnement^ bcfte^et nict)t in
vielen bunten *5igwen unb einem ftar!en @eräuf(i)e, tt)el(t)e^ man o^ne 93or=
fc^rift erfinbet. Äierburd) !ann ber ioauptftimme leicht ^ort gefc^e^en; man
benimmt i^r bie ^re^|)eit allerlei Q3eränberungen be^ bem ^ieberfjolen, unb
aud) aujferbem anzubringen, ^tv "Begleiter fann ptveilen am meiften ^crvor=
ragen, unb bie "iHc^tfam^eit verftänbiger Su^örer auf fiä) sie|)en, ttjenn er in
feinem gang gelaffenen "iHccompagnement eine bloffe "Jcftigfeit unb eble (Einfalt
bliden läffet, unb baburc^ ben glän§enben 93ortrag ber Äauptftimme ni<^t
ftöl^ret. 3|)m barf nict)t bange fepn, ^a^ man i|)n bep bem Su|)ören be^megen
»ergibt, tveil er nxd^t alle 'tHugenblicfe mit lärmet. 9Zein, einem verftänbigen
Su^örer fann nid^t leicht etma^ entn)ifci^en; in ben (Sm^ftnbungcn feiner Seele
finb 'SO'ielobie unb Harmonie febergeit untrennbar. Srforbert e^ bie (Gelegenheit
unb ber ^^aracter ' eine^ Stüd e^, fo ifann ber ^Begleiter alöbenn feinem auf=
gel^altenen "Jener allenfalls ben Sügel f(^ieffen laffen, wenn bie Äauptftimmc
paufmt, ober ftm^le 9'Zoten [244] vortraget. (ES wirb jeboc^ i)m^u viele @e=
fc^idtid)feit unb (Einficl)t in ben wa|)ren Sn^alt eineS GtüdcS erforbert, unb
man fann fc^on mit einem 'tHccompagnemente §ufrieben fe^n, weldjeS btoS bie
•iHnforberungen, aud) o^m auSbrüdli(^e "^Inbeutung, erfüHet, n)elcl)e im 19ten
^aragrapl) ber Einleitung gefd^el^en finb. 933ir werben §u bem (Enbe in biefem
(Ea|>itel, unb in ber "Jolge fortfal^ren, unfere '^Inmerfungen nebft ber Q^einigfeit
jugleid) ^auptfäc^lic^ mit auf ta^ "Jeine ber ^Begleitung su richten.
4. §. [etnpfici^tt '23ad) bem '2lccotn^agniffcn, fid^ x>ov ber 'Slu^fü^rung mit bem bie
Äau^tftimmc 93orfragenben über bie (ginridjfung beö '2lccompagnement^ ju befpred^en.]
5. §. "^Bir machen unter ben ©egenftänben beS 93ortrageS ben Anfang
be^ ber Stär!e unb 6(^wä(^e, unb finben, ba^ ber "Jtügel mit einer ^aftatur
unter allen Snftrumenten, worauf man ben (Generalbaß fpielet, ben "Begleiter
wegen beS ^orte unb ^iano am meiften in 93erlegen|)eit fe^et. €S bleibet
i^m |)ier nict)tS übrig, als t>ü^ er burd) eine verftärfte unb verminberte Harmonie
62 9^cun unb giDansigftcö Gapitct.
tiefe UnüoUfommen^eif be^ 3nftrumentö ^u »erbeffern fucfeet. 9D^an mu^ fic^
at^benn in ac^t ncf)men, bamit feine nöt^ige Siffer auögelaffen, unb feine unrc(^te
t)erbo))peIt tt)erbe. (Einige nehmen §ur Äerauöbringung beö ^iano einen gang
furzen *2lnfc^lag ber Waffen noc^ mit §ur Äülfe: aEein ber QSortrag teibet ^ierbe^
erftaunlic^, unb felbft unter ben abgeftoffenen ^^oten »ertragen bie tt)enigftcn
biefen fo gar furgen ®ru(f. ®urd) einen feltenern ^nfd)Iag mit ber red)ten
Äanb, bep bur(^ge|)cnben 'D'Zoten, fann [245] man nod) e^er bie Stärfe ber
93egteitung fc^tt)äd)en. ®ie fd)öne (frftnbung unfer^ berü|)mten Äerrn Äo(e=
felb^, tt)oburc^ man feit furjem alte 9?egifter beö ^lügetö in tt)ä^renbem
(Spielen, »ermittetft eine^ leichten 'Ju^tritte^ ah- unb angießen fann, ^at bie
•Jtügel über^au^Jt, unb befonber^ biejenigen, n>e(d)e nur ein 'SO'Zanual f)aben,
öoüfommener gemai^et, unb bie 6d)tt)ierigfeit, tt)egen be^ ^iano, bep ben Ic^tern
glücflic^ gehoben, (fö tt)äre gu tt)ünfc^en, ba^ aEe ^lügcl in ber ^elt §ur
(f^re beö guten ©efc^macf^ fo eingerichtet mürben.
6. §. tiefer ^rfinbung ungead)tet be|)ält ba^ (£(at)ieorb unb ha^
^OXttpiCLXlo megcn ber mani^crte^ "iHrt, bie Stärde unb 6(^mä(i)e allmä^Ug
»or^utragen, üor ben "^^lügeln unb Örgetn oietcö t>orau^. ^aß ^ebal be^ ben
te^tern t|)ut feine guten *3)icnfte, menn bie 9^oten in ber ©runbffimme ni(^t
5u gefc^minbe jtnb, unb ber 93a^ burc^ ein fci^je^nfü^igeö 9\egifter burc^=
bringenber gemacht merben fann. (f^c man aber btn ©efang ber ©runbftimmc
»erftümmett, meil bie 9Zoten m6)t alle mit ben <5üffen |)erauö gebracht merben
fönnen: fo ti)ut man beffer, menn man ha^ ^ebal megläffet, unb bie ©runb=
nofen blo^ mit ber linfen Äanb fpielet.
7. §. <S)ie 9^egctn, meiere man über|)aupt megen be^ ^orte unb
^iano be^ einer Orgel unb einem 'Jlügel mit gmo ^aftaturen geben fann,
finb folgenbe: ®aö ^orti^imo unb tia^ ^ovU mirb auf bcm ftärfern "SOflanuate
genommen. 95e9 jenem fönnen bie confonirenben "^tccorbe gan§, unb be^
ben biffonirenben, nur bie ^onfonanjen barauö in ber linfen Äanb mit gc--
griffen werben, menn eö bie 'iHu^fü^rung ber ©runbnoten erlaubet. ®icfe
93erbop))elung mu^ atöbenn ni(^t in ber ^iefe, fonbern nal)e an ber re(^tcn
Äanb gefc^e^en, bamit bie Harmonie bepber S^änhi gufammen gränje, unb fein
3tt)ifc^enraum entfte|)e, gu gefc^meigen, [246] ba^ mibrigenfall^ burc^ bie
brummenbe ^iefe eine cfel|)afte llnbeutli(^feit oerurfac^et mürbe. ®ie bloffe
Q3crbop^elung ber ©runbnoten mit ber 9ctat>e in ber linfen Äanb ift ebenfalls
i?on einer burc^bringenben 'Jßirfung, unb aBbenn unentbe^rlid), menn biefe
'S'^oten ni(^t fe|)r gefcl)minb finb, unb leicht ^erau^ gebracht merben fönnen,
babc^ aber einen gcmiffen ©efang enthalten, melc^er eine sicmli(^c ^eitc ein=
nimmt. 93ep <5ugen, menn ha^ ^^ema eintritt, bep 9^ac^a^mungen, meiere
ftarf vorgetragen merben f ollen, t^ut biefe Q3crboppclung ber ©runbnoten fe^r
gut. '^öenn aber bc^ einem ^^ema, ober über^au^t bep einem ©ebanfcn.
Q5om 9Sortrage. 63
tt)ctd)er einen befonbcren "^luöbruif erforbert, einige bunte Figuren t>or!ommcn,
tt)eld)e mit einer Äanb in Öctaoen nic^t tt)o|)l |)erauö gebracht werben fönnen:
fo oerboppelt man tt)enigften^ bie Äauptnoten, unb fpielet bie übrigen einfach (a).
Äierburc^ h^^äit bie red)te Äanb i^re Harmonie, welche be^ confra^unctifd^en
Sachen nic^t tt?o^{ gemiffct tt)erben !ann. 93ep bem mezzo forte fann bie
tinfc Äanb mit ben '^Sa^noten allein auf bem ftärfern "SDZanuale bleiben, inbem
bie red)te auf bem fc^tt)ä(^em i^re Harmonie »orträget. 95ep bem '^iano
f^ielen h^'i)t>^ Äänbe auf bem fc^mäc^em ^DZanuate. Va§ ^iani^imo n)irb auf
eben biefer ^aftatur burc^ bie 93erminberung ber .Harmonie ^erau^ gebracht.
'3DZan mu^, um biefen Q3orfc^riften genug §u t^un, t>a^ O^v beftänbig mit §u
Äütfe ncl^men, weil bie '^nbeutungen nic^t atte^eit genau be^gefe^et finb, unb
tpeil auc^ oft bie (od^tväd^t unb 3tär!e beö 95ortrageö öon ber '2öiUfü|)r be^
S^lu^fü^rer^ ber Äau))tftimme ab|)änget.
All.
c r "^
[247] 8. §. ©n 93egteiter mu^ genau '2Id)tung geben, ob berjenige,
ben er begleitet, mit feiner 6timme, ober mit feinem Snftrumente bie ÄÖ|)e unb
^iefc gleid^ ffar! i)aht, unb ob bie 5öne ber Äauptftimme in ber ^eme unb
in ber 9Zä^e gtcic^ beutli(^ Hingen. 3ft biefeö le^tere ni(^t, fo mu^ man bie
Begleitung, aud^ o^ne auöbrüdlii^c "^Hnbeutung, fo einrii^ten, bamit bie fc^tt)ad)en
^öne burc^ ein gu ftarfeö 'i^tccompagnement nic^t bebecfet merben. 9?ian mei^
3. ^- t>on ber Querflöte, t>a^ fte in ber iöö^e tt)eit bur(^fti(^t, in ber ^iefe
aber nic^t, o^ngead^tet fie übrigen^ oon gleichem ^one fe^n !ann.
9. §. 'SDZan mu^, megen ber 6tär!e, ta§ 'Sporte im ^utti »om <5orte im
Solo tt)0^l unterfd)eiben. <5)a^ te^tere mu^ in einem genauen 93er|)ältni^ mit
ber Stärfe ber Äauptftimme fte^en; ba^ erftere hingegen tann fc^on ftär^er fepn.
10. §. *2Benn fxd) bie 9}^obulation änbert, fo giebt man eö burc^ eine
Berftärfung in ber 93egleitung §u ernennen, ^enn ber 93ortrag al^benn §. ^.
forti^imo fe^n foll, fo nimmt man h^phe .öänbe ooUer Harmonie, bricht bie
Ic^tcre oon unten ^urtig herauf, unb läffet ^ema(^ in ber lin!en ^anb bloö bk
©runbnote mit i^rer Öctaoe, in ber reiften Äanb aber alle Siffem liegen (a).
^enn gewiffe ©änge burd) eine QJerfe^ung mieber^olet werben, fo t)erbop|)elt
■man mit ber linfen Äanb bloö bie Äaui?tgrunbnoten §u mehrerer ®eutlic^!eit (b).
6inb biefe @änge fo bef(^affen, ba^ fie gang burc^ mit ber Octaoe mitgef|)ielet
tt)erben fönnen, fo unterfc^eibet man foldyc Äau|>tnoten burc^ eine »erftärfte
ioarmonie, allenfalls mit bepben Äänben. ®ic 9toten be^ (c) mit einem barüber
64 9icun unb ^iüanäigftcö (Sa^ifel.
gefegten Striche fmh c^, Don benen |)ier bie 9?ebe ift. Buffer ber guten ^u^=
na^me biefcö ^orte, bekommen bc^ furgen Raufen bic oorfc^tagcnben 9'^otett
babur(^ ein befonbercö ©enjid^te, unb bie 'EÜZitf^jtelenben eine groffe ^rleict)terung,
weil befann=[248]termaaffen bergleic^en fur§e Raufen, auffer bem ^laoier, öiele
6d)tt)ierigfeiten machen (d). ®iefe le^tere "^nmeirfung erftrecfet ftc^ auf attc
©elegen^eiten, tt>o furge Raufen »ortommen.
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11. §. ©ie erfte 9Zotc nac^ einer Fermate ober ©eneratpaufe fctjläget
man gerne ftar! an. ^enn auc^ f(^on |)iano unter biefcr 9^otc fte^en folte,
fo giebet man i^r bennoc^ burd) einen mä^ig ftar!en "^Infd^tag einen S'Zac^brucif.
©iefe "Jre^^eit beg 93ortrageö ift aBbenn befonber^ nöt^ig, tt>enn ber t>or^er=
gegangene 6tiltftanb oon bem 93affe aUein suerft gebroi^en tt)irb. Cfg ift bcffer,
"ixx^ man at^benn eine 9^ote etn>aö ftärfer, al^ e^ eigentlich fe^n folte, an«
f(^täget, unb baburc^ bie 90Zitf|)ieIenbett in ber Orbnung erl^ält: a(^ ttjenn man
a\x^ einer übertriebenen ©enauigfeit biefeö, benen übrigen 9}litmuficirenben,
wegen ber gel^örigen 9'?a(^fotge, unentbel^rtic^e Seichen megtaffen^ unb baburc^
tt)agen ttxjtte, ^d,'^ ein anfe|)ntic^er ^^eit »om QtMt, n)o ber [249] O!omponift
oft eine befonbere 6c^ön^eit angebra(^t \)at, burd) eine Unrichtigkeit t)erborben
tt)ürbe. 3n bergteic^en gälten ift ber erfte "^Infänger ber <5ü^rer, unb tt)enn e^
oud) bie 93ratfci)e trift.
12. §. ®ie 9^oten, njetc^e in eine 6c^(u^caben§ einleiten, werben ftar!
vorgetragen, wenn eö auct) nic^t auöbrüdlict) angebeutet ift. SDZan giebet ber
Äau:|)tftimme baburc^ gu »erfte^en, t>o!^ man eine »ergierte £aben§ erwarte, unb
ba^ man be^wegen ani^alten werbe, ©iefe^ 3eict)en ift befonbere bep bem
"i^lUegro not^wenbig, weit bie »eruierten ^abenjen bep bem "^Hbagio me^r ein«
93om QSortrage. 65
gcfüf)ret finb, aU htf) ienem. <S)ic Äau))tfttmmc p^tQtt oft in bicfcm ^aUt
bie legten 9'^oten »or ber 6c^tu^caben5 burc^ ein fc^(c))penbeg <5ortc t>or5utragen,
bamtt bie 93egtetter oor^er tt)iffen, ha^ bic ^abenj oergieret ttjerben fott.
13. §. 9Benn bic Äau^tffimme eine lange '^u^i)aitnnQ i)at, tt)elc^e nac^
ben 9?egetn be^ guten 95ortrage^ mit einem ^iani^imo anfängt, biö auf ein
•Jorti^imo altmä^lig antt)äd)fet, unb tpieber nadc) unb nad) big auf ein ^iani^imo
abnimmt: fo rid)tet fi(^ ber ^Begleiter i^iernad) auf iia^ genauefte. ^r tt)enbet
alle fünfte, ba^ "Sporte unb ^iano ^erau^gubringen, fo öiel xi)m möglich ift an.
(fr tt)äd)ft unb fällt jugleid) mit; nicl)t me^r, ni(^t tt)eniger.
14. §. 93e^ ©elcgen^eit ber abgeftoffeneti unb gezogenen 9^oten
merfen mv an, ba^ man bep ben 'iHccorben, mo^u bic ©runbnoten nic^t aug=
brüdlicf) abgeftoffen tt)erben foUen, nicl)t nöt^ig ^at, alle Stimmen auf ba^ neue
an§ufc^tagen. ^ie Snteröaßen, ttjclc^e im üor^ergc^cnben 'iHccorbe fc^on ha
finb, unb im barauf folgcnbcn liegen bleiben fönnen, täffet man liegen. 'S)urc^
biefen QSortrag, menn er §umal mit flieffcnbcn ^rogreffionen in ber beften
£age »ergcfcllfc^aftet ift, cr^lt bie ^Begleitung eine fingenbe Q^irfung. 93c9
gezogenen 9Zoten ift er unentbe^rli(^. ^u^ biefcr guten llrfad^c finb bie mciften
^fcm^jcl biefeg [250] ^uc^eö in berglcicl)en '2lugfü|)rung öorgebilbet tt)orben,
bamit bie ßernenben bcpseiten an bicfe *2lrt »on untcr^altcnbcm Q3ortrage ge=
tt)ö|)net, unb oor bem fo gctt)ö|)nli(^en al^ cfcl^aftcn ©c^ai^c bep bem ©eneral--
baffe bett)a|)ret tt>crben. ^enn bic Seitmaaffe fo fc^r langfam, unb ba^
Snftrument ttjorauf man f^ielet, fo ungemein fcl)lec^t ift, ba^ bic liegen
gebliebenen Snteroallen ni^t |)inlängli(^ na(^flingcn: fo ift alöbenn ein
tt)icber^olter ^nfc^lag nöt|)ig. *i2luf ben Orgeln brauchet man bicfe 9^ot|)-
|)ülfc ni^t.
15. §. ®er 93ortrag ber 6ecl)5e^nt^eile in ben unten folgcnbcn (ffcm^etn
flinget im "^bagio fc^r matt, tt>enn feine ^uncte bar5tt)if(^en ftc|)cn. SOZan
t^ut alfo n)o^l, tt)enn man bc^ ber ^uöfü^rung biefen Mangel crfe^et. 3n
ber Schreibart ber ))unctirten 9'^otcn überhaupt fc|)let cö noc^ fc|)r oft an ber
ge|)örigen ©cnauigifeit. SO^an i)at ba^er tt>egcn be^ 93ortragö biefcr *2lrt öon
9^otcn eine gen^iffe Äauj^trcgcl feftfe^cn n)ollcn, tt>clcl)e aber t)iele *=2luönaf)mc
leibet. ®ic nacl) bem ^unct folgcnbcn 9'^oten foEen nac^ biefcr 9^cgcl auf
ba^ für^efte abgefertiget tt)erben, unb mc^rent|)cilö ift bicfe 93orfc^rift tt)ai)v:
allein balb macl)et bic €int|)eilung gett)iffer 9^otcn in »erfc^iebenen Stimmen,
»ermöge tt)elc^er fte in einem *2lugcnbli(le gufammen eintreten muffen, eine
•^Henbcrung; balb ift ein flattircnbcr 'tHffect, n)clc^er ba^ biefen ^junctirten 9^oten
fonft eigene ^ro^ige nic^t »ertraget, bie ilrfad)c, ba^ man be^ bem ^uncte
cttt)ag tpcnigcr anhält. 9©cnn man alfo nur eine "^Irt »om Vortrage biefcr
9^otcn §um ©runbfa^c leget, fo »erlie|)rt m«n bie übrigen "iHrtcn.
l'^aii), 93erfu*, II.] 5
9Zeun unb stoansigfteö (Sa))itet.
[251] 16. §. Unter bic noc^ fe|)lcnben Signaturen gehören |)au^)tfäc^tic^
bte "^puncte, tt>etd)e sn?tfc^en bcn 3iffem mit eben bem 9?ec^t fte^en fotten, mit
tt)el(i)em man jtc sttjifc^cn bcn ©runbnoten antrift. ^O'^an mu^ fic^ wunbem,
t>a^ man noc^ big je^o be^ bcr Bezifferung biefe ^uncte übergangen ^at, o^tt=
gea(i)tet be^ bem je^igen feinen ©efd^madfe i|)re 9lot|)tt)enbigfeit gar fe^r ein--
teu(f)ten mu^. "Jöie öiete llngtci<:^|)eiten Bnnen nx6)t be^ bem 90iange( bicfer
^uncte tt)egen ber '2luflöfungen »ergeben! ^ie fe|)r teibet oft nic^t aufferbem
ber 93ortrag unb baö @enie eineö Stü(feö, unb mie unenbti(^ aufmerffam mu^
nic^t bag Ö|)r fe^n, um feine ^e|)ter sujutaffen! ^otgenbeg (£jem))el mag
einen 'BcttJeiö oon meiner 9[)Ze^nung abgeben:
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17. §. ^enn be^ einem tangfamen ^em))o mh gefci^teifte ©runbnoten
auf einer Stufe |)intereinanber t)or!ommen, unb man voxU fie mit ber tiefem
Octaoe »erbop^jetn: fo gefc^ie^et biefeg nur bep ber erften unb britten, ober in
ben Idolen btog htt) ber erften. ®ie unterften i)erbo))|?etten _9'^oten_ njerben
atöbcnn augge|)alten (a). QSenn bergteic^en 9Zoten aber gefc^tPittt) unb
abgeftoffen auggcfü|)ret merberi fotten, bamit fte ein ftarfeg @eräuf(i)e machen
(b): fo !ann man nac^ ber be^ (c) abgebilbeten *^rt öom 95ortrage »erfal^rcn.
@ar lange bürfen berglei<i)en ^a^agien nic^t bauern, fonft tt)erben bie Äänbe
5U fteif unb gu mübe. ^an t^ut at^bann beffer, tt)enn man fte tt>ie anbere
^rommelbäffe f^ielet, unb [252] ber be^megen im erften ^^eite t)iefe^
95erfuc^^, in ber Anleitung, in einer 9^ote gegebenen Q3orfc^rift folget.
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Q3om QSortragc.
67
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18. §. ^cnn bc^ einem Soncert, ober über|)am)t bc^ einem 5?ielftimmigen
6tü(fe t)er 95a^ mit alten 9lipienftimmen eine 'tllu^^attnng |)at, ba unterbejfen
i)ie iöauptffimme xi)xt befonbere 95en?egung htt)hz\)äit, auc^ fot(i)e tt)ol gav su=
tt)eilen burc^ 9^ü(fungen üeränbert: fo t^ut bcr "iHccom^agnift n)o|)t, ttjenn er
jur ^ufrec^tmtung be^ ^acteö, unb §ur Sid)er^eit ber übrigen '3Ü'^itmuficirenben
bie ^actt|)eile mit ber rec|>ten Äanb ^armonif<^ anfc^läget, ob fic^ au6) fc^on
bie Harmonie htt) ber *!Hu^|)altung nic^t ein einjigeg ma^t »erönbern fofte. ^at
ber 93a^ gang allein eine lange "inug^altung, fo fann man bie aug§u|)altenbe
©runbnote at^benn etnfa^ lieber anfcl)tagen, n)enn jte nac^guflingen be^na|>e
aufge|)öret i)at 9'Zur mu^ biefe^ ni(^t, tt)ie man §u fagen pfleget, toibet betl
^act gef^e^en. ^t^ ben geraben [253] Laoten !ann biefc <3©ieber^olung im
91nfange unb in ber SQlitte gefc^e|)en, na^bem bie ^actart üiele ^^eite i)at,
unb nac^bem ha^ ^empo langfam ober gef(^tt)inbe ift. 93ep ben ungerabcn
^acten ftnbet biefer n>ieber|)olte ^nfcl)lag nur im 9f^ieberf (plagen (otatt: tommt
aber im tt)ä|)renben *2lu^|)alten ein ^orte t>or, nac^bem ein ^iano öor^er»
gegangen ift, fo hi)xtt man fic^ nicl)t an bie angeführte ^acteint^eilung, fonbem
fc^läget, fo mel man abmerken fann, gleid) be^ bem (Eintritt be^ ^orte bie
©runbnote nebft ber Harmonie mit bepben iöänben, unb wenn ein <5orti^imo
angcgeiget ift, mit öotlcn Äänben an. ^ud) |)ier fann man, tt)egen SO^angel an
Seichen, ben Eintritt ber 6tär!e unb Scl)tt)äc^e be^ bcr ©runbnote unb i|)ren
Siffern ni(^t pünctlid) anbeuten.
19. §. ^enn mit bem 93af[e jugleic^ mehrere Stimmen bie »orgefc^riebenen
9^otett getiffen (pizzicato) au^5ufü|)ren ^aben, fo paufirt ber dlaoieriff, unb
überläffet biefen "Vortrag bem *^iolonceK unb ^ontramolon. ^rift aber biefe^
pizzicato blo^ bie ©runbftimme, fo f^ielet ber '2lccom;)agnift feine 9^oten mit
ber linfen Äanb allein, unb ftöffet fie ah: eß fe^ bann, ha^ ber ß!om))oniji
au^ guten £lrfad)ett Siffern über bie 9^oten gefe^et \)ätU, fo traget man
mit ber rechten ioanb auc^ bie i)armonie abgeftoffen öor. ^enn ber QSortrag
be^ pizzicato unb coll'arco nur mit tt)enigen 9Zotcn abtt>ec^f«lt: fo mu^ jene^
öon bicfem burc^ einen fe^r mcrflic^en 93ortrag unterfcl)ieben tt)erben, eg gefc^e^e
nun burc^ ein gän§lic^e^ ^aufiren, huvd) ein abgeftoffeneö tafto folo ober
unifoni, ober burc^ einen fur§en ^nfc^lag ber Harmonie, "^ßenn be^ biefer
68
9Jcutt uni» ätüansigfteg Q.Qp\M.
9^ot^tt)enbig!eit beg '^Ibftoffcnö in bcr Äau)3tfttmme Q3orf(^tägc »orifommen,
tt)clc^c man in bcr 93cglcitung fonft nic^t übergc|)et, fo fpictet man ftc nic^t mit,
fonbcrn nimmt bto^ bic übrigen ba^u gehörigen Siffern, tt)cit ber gefc^lcifte
cßortrag bcr 93orfct)täge unb 'iHbsügc ftc^ mit bcm 'illbftofi'en ni(^t tt)o|)l »ertraget.
[254] 20. §. 3n tangfamer ober gemäßigter Seitmaaffe tt)irb Überhaupt
bcp ben ^inf(^nitten länger ange|)atten atö cg fe^n foK, bcfonberg tt)enn bcr
93aß mit ben übrigen Stimmen, ober, bep einem 6oIo, mit ber Äau^tffimme
allein gleicl)e Raufen unb 9Zoten ^at 9}^an muß al^benn genau '^Hc^t ^aben,
bamit bcr Q3ortrag gleich fep, unb !ciner e^er ober fpätcr, aB ber anbcre, nac^
ben Raufen fortgebe, ©iefer ^all ereignet ft(^ au(^ oft auffer ben (Einfc^nittcn
bep Fermaten, dabengcn u. f. n>. ^O'lan pfleget alöbenn mit ^leiß in bcm
^em|)o ettt)a^ gu fcl)leppcn, unb man muß alfo »on ber Strenge bc^ ^actc^
ettt)ag fahren laffen, n)eil fott)o|)l be^ bcr legten 9Zotc t>or ber ^aufe, aU auc^
be^ ber ^aufc fclbft, gemeinigli(^ länger angcl^altcn tt>irb, alö cö fc^n fotlte.
•i^uffcr ber ©teid^^eit, bic man burcl) bicfc ^rt »on ^uöfü|)rung er|)ält, befommt
bcr @eban!c einen 9^ac^bru(f, ttjclc^cr i^n ergebet.
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21. §. ^e^ bcm Sc^tußtritlcr einc^ Stücfcg tt)irb me^rent^eil^ angehalten,
baö ^empo fcp tt)ic cö n)oEc. ^at haß <Ztüä 9?c|)rifen, fo tt)irb biefcr Triller,
unb folgli(^ auc^ bic ©runbnote bagu, erft bep ber legten ^iebcr^otung am
€nbe, verlängert. Äierbur(^ giebet man bem Sc^luffc beö (otüdtß noc^ gulc^t
ein @cn?i(^tc, unb läffct ben 3u|)i5rcr em|)ftnbcn baß c^ anß fe^. [255] ®iefe
^rt 5U f(^licffcn fann loiclleic^t, o|)ngcac^tet i^rer guten '^luöna^mc, in einigen
©egenben nii^t eingcfü^ret fcpn. ®er 93cglciter muß alfo in biefem ^aü^ öiele
^ufmcrlfamfeit antt)enben, §umal ba auc^ bc^ un^ 5utt)eilcn Sc^lußtriller öor=
!ommen, wo enttt)eber haß <5eurige ober haß traurige eineö ©ebanfcn erforbert,
baß man in bem ^cm|)o gcrabe fortgef)c (a). (S.ß X)crfte^et fic^ oon fclbft, t>a^
bcr 'iHccompagnift ebenfalls nic^t anhält, tt)enn bic ©runbnoten bep bcm 6cl)tuß--
triller fortge|)en (b). 9©cnn aber be^ biefem Fortgänge ber ©runbftimme bic
93om Q3ortragc.
69
(c^tc 9'Zote bie Quinte bcr Tonart ift, fo i)ält man babe^ noc^ fo lange ffitte,
bi^ man mer!et, t>a^ bie Äau))tftimme, ober bie übrigen *3)Zitmuficirenben mit
i^rem ^riEer fertig ftnb (c). ^ben fo »erfahret man, tt?enn in ber ©runbffimme,
nac^ bem (Eintritt beö ^rilterö blo^ bie Quinte ber Tonart in ber ^ö^em ober
tiefem Qctaoe tt)ieber|)o(et tt)irb (d). <2öenn fv^ ein Qtüd o|)ne 6c^tu^triUcr
enbiget, fo ge|)et man auc^, o^ne an§u|)atten, gleich ttjeiter fort (e).
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22. §. ^enn man einem tiefen Snftrumente, einem "^ogott, Q3iotoncelt
u. f. tt). ober einer tiefern 6ingftimme, einem ^enor ober 93a^, ein Solo ober
eine Sotoarie accomj^agnirt, fo mu^ man fic^ in ber 95egteitung niemals n?egen
ber Äö^e öon ber Äauptftimme gu tt)eit entfernen, fonbern auf bie ^eite ber
SÜJZobutation ber te^tern genau *2lc^t ^aben. '^an |)f(eget jtd) atöbenn nic^t
tcic^t über bie eingeftric^ne Octaoe mit ber Harmonie su »erfteigen. 3ft e^
ni)t|)ig, bie *2lufgaben gan§ tief ju ne|)men, fo mu^ man bie Harmonie »er-
bünnen, njeit bie ^iefe nic^t t>iele Harmonie »ertraget, o^ne bie ©euttid)feit §u
t)crtie|)rcn.
23. §. 6inb 9^i|)ienftimmen ^u einem <ZtMt mit einer tiefen Äauj)t»
frtmme gefe^et, fo mu^ man auf bie Äöbe unb ^tefe ber erftem genau f)i5ren.
70
S'Jcun unb swanjigfteö Kapitel.
unt) bie Q3egleitung bcö dlaioierö in berfelben ^cite nehmen. <3)er ©efang bcr
Äau^tftimme mu^ burc^ überffeigenbe ^QZittelfttmmcn alöbcnn nic^t unbcutttct)
gemacht »erben, '^u^ biefcr Xlrfac^e fe^en juttjeilen bie €om|)oniften, bcr guten
"Slu^nal^me unb 93eränberung n>egen, bie SO^ittetftimmen in bie ^iefe, tt>enn bcr
ic)au))tgcfang ftc^ bafetbft aufhält, unb tt)ect)feln nact)^er gtücftic^ tt)icbcr mit bcr
Äö^c bc^ ben 9?ittorneUen ab. 9Zac^ alten biefen mu^ bcr ^ccom))agnift fi^
genau richten. @ctt)iffe ^ätte, mobep man fic^ in "^Infc^ung bcr Äö^e unb
^iefe bcr Harmonie, bcr Sierlic^fcit tt)cgen, gett)iffer ^re^^eiten bebienen fann,
werben an einem anbern Orte abge|)anbett njerben. Äier tt)otten tt)ir nur ha^=
jcnigc ben 93egteitern noc^mal^ anrat|)en, tt)orauf tt>ir f(^on öftcrö gebrungen
^abcn, nemlic^, ba^ in bcr Ober--[257]ftimme auf einen guten ©efang gefe^en
tt)erbe. ®ie beften £agcn jtnb ^ierbe^, fo i)iet e^ nur m5gti(^ ift, ju nehmen,
unb tt)enn man ja in bcr 9lot|)tt)cnbigfeit fte^et, bie Äauptftimme mit bcr
Äarmonie 5U überfteigen, fo mu^ man biejenigen 3nterDaIten in bie öberftimme
legen, »eti^c mit anbern SO^ittelftimmen unter ft^ (a), ober mit bcr Äau^t=
ftimme (b), ober mit bem 93af('e (c) in ^er§en ober 6e5ten fortfc^reiten:
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24. §. 60 »ermerflic^ bie 95eg(eitung ift, njobe^ man in bcr Oberftimme
ben ©efang bcr 5)auptftimme beftänbig mitfpiclct: fo nöt^ig, unb folglich aud>
ertaubt ift fte sutt)citen im *i2lnfange eine« gefc^lt)ittt)en (Btüä^ß, befonber«
tt>cnn bicfe^ tc^terc 5n>e^ftimmig ift. 9}Zan bietet fic^ baburc^, n)cgen be^ ^empo,
cinanber gteic^fam bie ioänbe, unb bie 3u^5rcr »ertie^ren ni(^t baö geringfte
t)om *iHnfange, mcgen ber @teic^|)eit unb guten Orbnung. 6c^tt)act)en '-Xfln^iUm
über|)aupt, fte mögen begteiten ober führen, ift biefe^ .öütfömittet ber (Einförmig-
!cit attenfaü^ auc^ auffer bem "^Hnfange ertaubet, ttjcnn fte baburc^ n>iebcr
in bie @tci(^|)eit beg ^acteg kommen fönnen, «jorauö fte gefattcn waren.
[258] 25. §. 9©cnn bie rechte Äanb burct) öiete unterwärts aufgetöfetc
©iffonangen ju tief herunter gekommen ift, fo mu^ man atte, in biefer '^n=
leitung angezeigte ©etegen^eit, befonberS bc^ langen ©runbnoten, be^ con«
QSom QSortragc.
71
fonircnbcn 6ä$cn, bep ber ^^Biebcr^jotung bcrfclbcn, be^ bur(^gc^cnben 9^oten
u. f. n). ergreifen, mit guter '2lrt nad) unb nacb tpieber in bie Äß|)e ju fommen.
^iefeg le^tere ift oft au^ einer guten 93orftc^t nöt^ig, tt)enn bie Äau|)tftimme
nid)t über bem 93affe fte^et, tt)eit bie erftere ober aud) mehrere Stimmen äu=
tt>eiten unöermut^et au^ ber ^iefe in bie Äö^e f^ringen lönnen, tt)elc^eg ber
•iHccomlJagnift ni(ä)t t|)un barf. ^ir fe|)en atfo aug biefem unb me|)rern mög=
lid)en fällen, bie ftc^ §tt)ar nic^t aEe beftimmen laffen, welche aber ein t>er=
ftänbiger Begleiter gar batb entbedet, bie 9'^ot|)tt)enbig!eit, burd) eine fleißige
Hebung im ^ccom))agnement mit ber Seit 9)Zeifter t>on ber erforberli(^en Äö|)e
unb ^iefe ber Harmonie ju n>erben. 3c^ üerfte|)e hierunter nic^t bto^ eine
^ertigfeit, bie Snteroalten aüent|)atben gteic^ angeben gu können, fonbern eine
@efc^i(fti(i)!eit, ba^in, mo man nur mU, unb mo e^ nöt^ig ift, mit ber 5)armonie
auf eine gute ^vt gleid) |)in5ufommen. ^ir wolten be^ biefer ©elegen^eit
nod) einige "Stätte mit anmerken, tt)obe^ man bequem mit in bie £agen kommen
fann, meiere man in "iHnfeljung ber Äö^e unb ^iefe ber Harmonie nöt^ig ftnbet.
^enn §. (S.. ber 93 a^ mit einem confonirenben Sa^e in bie Öctaüe f|>ringet,
fo !ann man oi^ne @efa|)r, bur(^ bie @egenbett)egung, atöbenn bie £age e^er
öeränbern, aU be^ anbern Sprüngen ber ©runbnoten (a). ^ufferbem ftnb bie
•Aufgaben mit na(j^f(i)lagenben unb unüorbereiteten ©iffonan^en ebenfalls bequem,
ba^ man unter ben Sagen tt>ä|)ten fann (b):
(a)
(a) 6 i (b)8>7 (b)65b (b)
5b
^
(b)
(b)
(b)
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26. §. 95e^ ber 95egteitung mu^ man eben fo tt)enig nur gang teic^t
über bie Oberfläche ber haften |)infa^ren, aU be^ ben Äanbfac^en, fonbern
man mu^ bem 9^ieberbrud altejeit eine gett)iffe ^raft geben, ©iefe^ fann nic^t
leict)t gefct)e|)en, o^ne ba^ man bie Äänbe ettt)a^ ^oc^ auf|)ebet. ^enn biefeg
nict)t §u Äol§:^adermä^ig gefc^ie^et, fo ift bie €r^ebung ber Äänbe nic^t allein
!ein ^e^ler, fonbern oielmel^r gut unb n5t|)ig, um ben ^DZitmuficirenben ba^
5:cm))o leichter merfenb §u machen, unb ben haften ha^ gehörige @ett>ict)te su
geben, bamit bie ^öne nad) ben Qf^egeln be^ guten 93ortrageg beuttic^ ^erau^-
gebra«ä)t tt)erben fönnen.
72 ®rei^igffcg 6a|)itet..
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Q5on ben ©(^lu^cabensen,
1. §. ^Zcinc £cfcr tt>ert)cn auö bcm erfteu ^^eile t)iefe^ Q^erfuc^e^
9efe|)en |)aBcn, ba^ bic Sc^tu^cabcngen mit unb o^rte Q3er§ierung öorfommen.
•SBir tt)olten alfo bcn 93egteiter ^ter unterrichten, wie er jtc^ in be^ben gälten
§u »ermatten |)abc.
2. §. 'Sep bem (Eintritt ber »ergierten €aben§en, ftc mögen burc^ ein
9^u^e5eid)en in ber ©runbftimme angebeutet fe^n ober ni(i)t, i)äit ber "^ccont'
)?agmft ben 6ejtquartenaccorb eine '^Beite auö, unb ru|)et |)ernac^ fo lange, bi^
bep bem (Snbe ber Habens [260] bie Äau))t[timme bur(^ einen 6c^lu^triÜer,
ober anbere <5iguren, bie ^uflijfung be^ ertt?e^nten 'iHccorbe^ not|>n)enbig machet,
tt>etc^e aBbenn burc^ ben ®rep!lang, njogu man noc^ bie 6e))time §ur fünften
6timme nimmt, auf bem ^laüiere t)or fid) ge^et. 93om '2lbagio molto an big
gum anbaute tt)irb ber Seytquartenaccorb fott)o^I, aB ber barauf fotgenbe
©re^ftang langfam, ober ettt)ag hurtiger üon unten hinauf gebro(i)en, na(i)bem
ti bie Seitmaaffe, ober ber "i^lffect erforbert.
3. §. '^Benn bep einem me^r al§ ätt)epffimmigen Qtüdt bie ©runbftimme,
bep bem Eingänge in bie »eruierte Habens, 'paufen i)at, fo fci)täget ber '^ccom--
^jagnift be^ bem 6d)tuffe ber dabens, e^ mag fxä) biefe te^tere burc^ einen
langen Triller, ober o|)ne benfetben burc^ eine anbere "S^igur, ober burc^ ein
^iani^imo enbigen, ben ®re^!tang, nebft ber Dominante im ^affe an, unb
jjaufiret f)ernac^ tt)eiter fort, tvenn noc^ met)r Raufen nachfolgen.
4. §. ^enn nac^ einer »ergierten, ober auc^ nur nac^ einer mit einem
bioffen kngen Triller aufgehaltenen Habens, ber 95a^ gteic^ barauf fortgeben
foE: fo mu^ biefe^ mit einer <5eftigfeit unb fiebern ^ieb erergreif ung beö ^em|)0
fogteic^ gef(^e^en, alg man merJet, ba^ ber Triller oon ber ioau^jtffimme lange
genug gefc^lagen tt)orben ift, unb ba^ er matt werben möchte. 0ie 9Zoten,
womit ber ^a^ gteict) nac^ bem ^riEer fortgebet, muffen, auc^ o^ne ^nbeutung,
fräftig unb ftar! t>orgetragen werben, bamit bie übrigen "^lu^fü^rer ta^ wieber
orbentlic^ fortge|)enbe ^empo beuttid) fü|)len. Solten biefe nac^ ber €aben|
fiel) gleich weiter fortbewegenben ©runbnoten mit einem ^iano be^eic^net fe^n
QSon t>cn Sd^Iu^cabcnjen.
73
tt>e(d)c^ aber feiten öorfommt, fo fc^läget man njenigften^ bie crfteren, tt>clc^e
t)or bem Antritte beö folgenbcn ^acteö t>or!ommen, ftarf an, ober gtebet aUen=
faU^ ben '^O^itmujtcirenben burc^ eine 93ett)egung beö (Iör|)erS bie ^acteint^eilung
ju ernennen.
[361]
^
5. §. 3utt)ei(en fegtet e^ bem ^u^füi^vtv ber Äauptftimme an ber ®i^=
^jofition, fic^ ht\) ber (Iaben§ aufsu^alfen, o|)ngeac^t ein 9^u|)eäeic^en über ber
©runbnote fielet; er pfleget biefe^ aBbenn feinen 95egteitern burc^ eine 93e=
tt>egung mit bem ^o|)fe, ober mit bem ßeibe gu öerftel^en ^u geben, ^enn ber
*2lccom)jagnift biefe^ merfet, fo fd)läget er, ftatt einer auösu|)altenben @runb-
note lauter fotc^e furje 9^oten an, bergteic^en vorhergegangen finb, bamit bie
gute Orbnung erhalten n)erbe, unb bie übrigen 9}luftler ben <5ortgang im
^empo o|)ne "iHuf Gattung beuttid) |)ören:
6. §. 'Jßenn im fotgenben Sjempet ber ^omponift be^ ber Sc^lu^cabens,
ol^ne 9^ü(fftd)t auf eine OSergierung berfelben, bie Q3ett)egung ber ©runbnoten
fortgeben täffet: fo ^ält ber 'iHccompagnift be^ bem erften g gleich an, unb
tt>ieberbotet biefeö Snteröatt be^ bem ^riEer, tt)orauf er ben folgcnben ^act
anfängt, ©iefer '^aü tommt oft im 't^üegro »or, unb erforbert aBbenn ein
aufmerlfame^ O^v:
[262] 7. §. 3m <2lnbantino unb ^Eegretto mirb gur Habens fott>o|)t ber ßejt^
quartenaccorb, aU auc^ ber folgenbe ®re^!lang furj oon unten hinauf gebroct)en
unb liegen getaffen. 3m ^Uegro hingegen fct)(äget man, »or ber 93eräicrung
ber (£aben§, ben 6ejtquartenaccorb fammt ber ©runbnote me^rent^eiB ganj
hirj an. ®ie Äauptftimme erhält baburd) bie <5re^^eit, bep einem feurigen
74 ©rei^igfteg 6a^)itet.
(Btixdi i^re Q3er§ierungcn, nad) einem ganj !ur§en 6tiüftanb, gleid) anzufangen,
unb t)iele gefd)tt)inbe, unb zugleich fotd)e 9'Zoten anzubringen, n)et(^e fic^ auf
ben oorgefc^lagenen '^Hccorb nic£)t eben beziefjen. (fö ift bie[e§ aud) nid)t aüegeit
nöt^ig, oi)ngeac^t man bennoc^ fo öiet möglich be^ bem anfange ber
Q5ergierun<5 auf ben 6ejtquartenaccorb mit fte|)et. *^enn man ba^ ^tih
ber »ergierten (labenden ju fe|)r einfc|)rän!en wotte, fo mürbe ber 'zD^i^brauc^
baijon, ben man nun fc^on mit @ebulb erfragen mu^, unb nic^t teic^t ab=
fct)affen fann, noc^ unteiblid)er merben, aU er fd)on ift. Buffer bem ^alle,
ha bie Äau))tftimme gleic^ nad) bem Seytquartenaccorb mit ber 93er§ierung
anfanget, j^flegen ftc^ bie ^u^fü|)rer ber gebac^ten Äau^jtftimme, um an bic
nac^üingenbe Harmonie ber | nid}t §u fe^r gebunben ju fe^n, baburc^ §u |)elfen,
ha^ fie i^re ^oU mit bem 9^u^e5eic^en noc^ eine ^eite au^^altm unb alöbenn
erft i|)re 6d)ön|)eiten anbringen, menn ber 9^ac^f(ang beö dtaoier^ me^rent^eitg
»orbe^ ift. <S)iefe ^rt beö 93ortrage^ ift auc^ be^megen gut, meit bie Su^örcr
auf bie dabenj ge|)i5rig vorbereitet merben, nad)bem oor^er ber 6eytquarten=
accorb i^rem @e|)ör gut eingepräget morben ift.
8. §. <S>er Triller, momit man bie üergierte (Eabeng enbiget, mirb me^r
au§ @emo^n|)eit, <xU aug einer 6d)utbigfeit in ber Quinte, unb menn bie ^on=
art meic^ ift, äutt)eiten aud) in ber 0e|te gefi^tagen. ^eil nun ber "iHccom--
pagnift auf biefen Triller taurcn mu^, bamit er bet) bem (Eintritt beffetben ben
^re^--[263]Hang fogleic^ bargu anf(^(agen fönne: fo mu^ man fid) be^ fotc^en
^abensen, meiere mit Letten t>on trillern öergiert n?erben, burc^ eine aüju
groffe Sorgfalt m<i)t i)erfü|)ren (äffen, unb mit bem 'S>rep!Iange gleich 3u|?ta^en
fo haltf ein ettt)ag langer Triller in ber ^er^ gefc^lagen mirb. ©iefer dritter
ift gemeiniglich ein fic^ereö i^ennjeic^en, ha^ bie Habens noc^ nic^t §u ^nbe ift,
unb man maget alfo hmd) einen ju frühen *2lnfd)lag noc^ viele ^bne §u ^ören,
tt)elc^e 5U bem ®re^!lange nic^t paffen. (Ein vcrftänbiger ^uöfü|)rer ber Äaupt=
ftimme mirb fid) jmar atöbenn auf alle mögliche *iHrt einf(^ränfen, unb, bamit
baö @e|)ör nid)tö tt)ibrigeg emp^nbe, balb gum Sc^luffe eilen: allein biefen
Stvang mu^ ein ^ccompagnift nid)t oeranlaffen. 6olte jemanb au^ befonbemt
©efatlen mit einem fold^en dritter in ber ^er§ ber ©runbnote feine dabeng
enbigen tt)oücn: fo mu^ er fic^ gefallen laffen, menn ber C^lavierift mit feinem
®re^!lange nid)t gleich bep ber Äanb ift, fonbcrn biefen dritter guvor eine
•^Beile anhöret, biö er gemi^ tt)ei^, ba^ bie ^abcng bamit gefc^loffen n?erbcn
foU. Einige '2luöfü|)rer ber Äauptftimmc ^aben einen QBo^lgefallen baran,
wenn fie ben ^ccompagniften burd) einen langen Triller in ber Quinte |)inter=
gelten unb vermögen fönncn, ba^ er mit feiner "iHuflöfung beö Seytquarten'
accorbeg hab^)^ einfällt, ob fie fc^on nad)|)er in i^ren QScrzicrungen, tt>eld)e fe^r
off 5u ber vorhergegangenen ^uflöfung nic^f harmonieren, fortfahren: allein ber
■^ccompagnift fann be^ biefer Äetbenfl^af gang geruhig unb vor allen rcd)f=
QSon hen ScJ^Iu^cabcnjcn.
75
mäßigen 93ortt)ürfcn ftd)er fe^n. dv gönnet feinem <5ü^rer btefe^ 93ct:gnügen,
«nt) überläffet i^m gugteic^ bie (?|)rc ber guten ^u^na^me.
9. §. ^e^ fotgenben (fjempeln, n>elc^e gunjeiten »orfommen, wirb §ur
erften 9^ote ber ^re^Kang genommen, womit man, n>enn bie Seitmaaffe ^urtig
ift, big 5ur testen 9^ote liegen bleibet, unb aBbenn erft axif)'dlt 0ie mittlem
9'^oten täffct man, o^n--[264]gea(^t ber barüber gefegten Siffern, o|)ne Begleitung
mit ber redeten Äanb burc^ge^en (a). 93et) einem langfamen ^em))0 mu^ bie
^Sejifferung geänbert werben, inbem man bie 95egleitung nad) ber "iJlbbilbung
be^ (b) einrichtet, unb be^ bem b anhält:
(a)
m
j
tr
(a) ^
-l
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FFMi J r r r J^d^^^
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t-T
10. §. ©ie |)alben ^aben§en, wobep über ber oorle^ten 9^ote eineg <oiMt%
76 ober 76| fte^et, fommen je^o nicl)t mel^r fo oft t)or, wie öorbem. SDZan |)ält
babc^ mit bem 6e))timenaccorbe fo lange an, big in ber Äau^jtftimmc bie "iHuf»
Ißfung erfolget, welche me^rent^eilg mit einem langen ^rißer in ber ßejte ober
^crg ber ©runbnote gef(l)iel^et, na^bem suweilen einige *33er5ierungen »or^er=
gegangen finb. 0er "Begleiter fc^läget alöbenn feinen öeytenaccorb fogleic^
aufgehalten, unb wenn bag ^em^o langfam ift, gebrod^en an.
76 i
^
3
^
^^
11. §. ^enn in *2lrien ober anbern 6tü(fen, aug einer |)arten Tonart,
ber iXQtx^U %\)t\\ in bie wei(^e überge|)et, unb ein *Sa €a|)o barauf folget: fo
mu^ nac^ ber ßlabeng beg ^we^ten ^^eileg ber "^Hccorb ber legten ©runbnotc
aud) o^ne 'iJlnbcutung ^art fepn. (Eben baffelbe ift be^ 6tü(fen aug einer
garten Tonart in ac^t §u nehmen, wo ber ^omponift juweilen mit einem @e=
banfen au« berfelben weid)en Tonart in bie Habens l^inein ge^et. Ob gleich in
bicfem <5alle, ftatt ber groffen 6eptime unb <^t-^t, biefe Snter- [265] »allen flein
öorfommen: fo mu^ benno(i^ ber le^te ©re^flang, nad) ber dabenj, ^art fe^n:
7Q
gitt uub brci^igftc^ ßa))itel.
tr
^
&=£
12. §. 93cp bcm unten angcfü|)rtcn ^fcmpct, tt)o |bic ^c§ifferung o^nc
Q^üdfic^t auf eine "iHuf^attung t)er ^abeng über bte ©runbnotcn gefe^et ift
lehret jtc^ ber "iZlccompagnift nic^t an bie t>orgefc^riebcne *2lufgabc, fonbern
nimmt gum g, ^tatt 43^ | i^ [0 batb er mer!et, ba^ bie Äauptftimme bet) ber
dabenj an|)atten tt)iU, cg mag biefeg mit, ober o^ne QSergierung gef^e^en. (E^
tt)erben auf biefe "^rt aöe ^5em|>et in bem angefü^jrten <5aUe abgefertiget, fie
mögen beziffert fe^n, n?ie fie trotten.
tr
Jt^Li
C; r '^
i^^MMPiMi^iM^»*m^^»Mi^
^itt unb bte^^igfte^ ^a|)ttcL
[266]
*33on ben S^ermaten»
1. §. [ocmcift auf II, 8 bcg crftcn|SifeB].
2. §. ®ie Äauptftimme mag in eine Fermate f^ringen (a), ober burc^
einen 93orfc^lag |)inein gef)en (b), in be^ben gälten tt)irb bie fermirenbe @runb=
note o|>ne Begleitung mit ber tinfen Äanb aEein angefd>lagen, unb be^ bem
^nbe ber Fermate mit ber gebro(^enen baju gehörigen Harmonie no(^ einmal
tt?ieber^olet. ®ie Äauptftimme erhält ^ierburc^ überhaupt atie mögliche
^re^|)eit biefe Fermate auö§ufü^ren, tt>ie fie t\>xU. So tt)irb 3. S. in bem
•Jaße be^ (a) ha§ fünfttic^e "^Ib-- unb Sune^men ber 6tär^e beö ^riüerö, ober
^u^^atteng, burc^ ha^ 9lan\d)m ber Harmonie nic^t it)erbun!ett, unb be^ (b)
bem QSortrage be^ Q3orfc^(ageg ni(ä)t^ in ben 9[Beg geleget. Gölten auc^ noc^
Q3on i>ctt Fermaten.
n
anberc QScrjicrungcn t)on ber Äau^tftimme angcbra<^t tt)erben, fo ift ba^ tasto
folo in aUcr ^rt l^ier unentbc^rlid^. ^enn be^ (a) unter bcr fcrmircnben
©runbnote ^orte fte|)t, fo fann man aBbenn bie Äarmomc in bcr rechten Äanb
hxx% abgesoffen ober gan^ fur^ gebrochen mit ber ©runbnote anfc^lagen.
(a)
^
fe
(b)
^:
f=Ff=¥
^
fe
6| W
6i
r
[267]
3. §. ^enn bie ioauptftimme fci^(e^^enb in eine *5ermate ge|)et, fo mu^
jtc^ ber ^ccom^jagnift mit fortfc^le))^en laffen. ©iefeö ift in bem unten fotgenben
€jem|)et bur(^ X X »orgebilbet. "^Benn bie Äau^tftimme bafetbft be^ bem a
anl^ält, unb barauf Q3er§ierungen anbringet, fo ge^et ber ^ccompagnift bi^ jum
ftg fort, unb bleibet bamit, famt ber "^(xiw gehörigen Harmonie fo lange liegen,
bi^ er mer!et, "txx^ ber Q3orf(^tag über ber fotgenben ©runbnote eintritt, "^(a er
al^benn txx^ g aKein mit ber lin^fen Äanb anfc^täget, \xx(s> e^ be^ bem ^nbc
ber OSergierung mit bem gebrochenen ©re^lflange no^ einmal tt)ieber|)olet.
^
^
-•-6 ^6 I
s
4. §. '5)er 93egleiter mu^ fiel) über|)aupt wegen beö 'iyn|)alten^ unb ^ort=
gc^eng be^ ben Fermaten na(^ ber Q3orfc^rift genau ricl)ten, ttjelc^e tt)ir be^=
wegen im erften ^|)eile biefe^ ^erfud^e^ angemerifet finben. ^ö beruhet
alleö barauf, "^o!^ be^ ber Äau^tftimme fott?o^l bie fimpeln Q^Zoten, alö auc^
bie ^u^jierungen öor ber *3^ermate mit ben ©runbnoten famt i^ren "Slccorben
gehörig |)armoniren unb sugleic^ eintreffen.
5. §. "Fermaten o^ne 93orfct)läge ober 93er§ierungen, unb tt)0 zuweilen
t><x^ 9^u^egei(^en über einer folgenben '^aufe fte|)et, werben fürs «"^ ^^^^^ ^=
gefertiget.
6. §. <5olgenbe« ^yem^el, bergleic^en wie im . 20ften ^aragra^^
be^ neun unb gmangigpen (ia^itet^ mehrere gefe^en ^aben, wirb ju-
weilen wie eine "Fermate au^gefü|)ret, o^ngeac^t fein 9lu|)egeic^en angebeutet ift.
©ie Äauptftimme ^)fleget alöbenn auö Effect, wiber bie 6trenge be^ ^acteö, mit
bem [268] 93orf(^tage c gan§ langfam in "^(xi |) jugel^en, biefe^ le^tere lange
au^jul^alten, bie Sec^se^nt|)eil)>aufe §u oerlängem, unb alöbenn erft weiter ju
ge^en. ®er '^Iccompagnift mu^ auf alle^ biefeö genau ^c^tung geben, unb
78
Stvc^ uttb bre^^igfte^ ßa^itel.
öorne^mlic^ bic Quinte be^ bem brittcn f, tt)el(i)e ftc^ auf ben 93orfc^lag ht=
jie^et, ni(i)t ^u frü^jcitig auftöfen. 0iefe ^uflöfung tt)irb in einer tangfam
gebrochenen Harmonie be^ Secunbenaccorbe^ uai^gef^lagetl, tt)enn bie ^anpU
ftimme !ur§ üor^er in baö |) gegangen ift.
ad.
^
fi ^J. ? ^
t'
^- ^ F
¥m^mmMmwiimm^mmmmmM^mmmmimm.
Q3on gen)iffett 3ierli(^feiten be^ 2lccom))agnement^.
1 . — 2. §. [9^i^t in bunten, pr Unzeit ctfunbencn SD^anicrcn unb "Jigurcn, bie ben
©cfang ber ©runbnoten oerfteUcn, befte^t bie 3ieriid^feit bc^ '2lccompogncment^ (1). 3^r
©ebraud) ftct)t nur bem einfi(I)tigen, fortgcfd)rittenen ^ccompagniftcn frei (2).]
3. §. <5)er gett)öl^nlic^fte *^u^bru(f, tt)oburc^ man einen guten *2lccom=
))agniften fennbar machet, pfleget biefer gu fe^n: er accom))agniret mit ^\^=
Ctetion. ©iefe^ £ob ift »on tt)eittäuftiger 93ebeutung, unb man tt)iU bamit
fo üiel fagen: ^er 95egleiter mei^ gut gu unterf(i)eiben, unb ^iernac|) feine ^iu'
ric^tungen gu machen, nai^bem ber 3n|)att eineö Stücfeö, beffen 93ottftimmigfcit,
bie 9}Zitge^ülfen in ber '2luöfü|)rung, befonber^ ber ^tHu^fü^rer ber Äaupt=
ftimme, bie Snftrumente ober 6ingftimmen, ber Ort, bie Su^örer u. f. tt) befc^affen
finb. Sr fuct)et mit ber gröffeften 95ef(^eiben^eit benenjenigen, bie er begleitet,
o^ngea(^t er fte 3utt)eilen mit feinen -Gräften übcrjte|)et, bie ern)ünf(l)te ^\)vt mit
ju ernjerben. ®iefe 93efc^eiben^eit jeiget er befonberö gegen "^erfonen, bie
ni(i)f »om SO^Jetier finb. (fr täffet biefe le^tern lieber ^eroorragen, aU t>Q.^ er
fie öerbunfeln fotte. Heberbem fi^täget er in bie 'Jlbfic^ten beö 93erfafferg unb
ber 'tHu^fü^rer eine^ QiMz^ jeberjeit ein; er fuc^et biefe *i2lbfict)ten gu beförbem
unb äu unterftü^en; er ergreifet alle mögliche Schönheiten beö 93ortrage^ unb
ber 95egleitung über^au^Jt, fo balb eö ber Sn^alt eine^ 6tü(feö forbert; er
tt>enbet aber au(^ be^ bem @ebrau(^e biefer Schönheiten gugleic^ bie nöt^ige
93e|)utfamfeit an, bamit er niemanben einfci^ränfe; ju bem (Snbe bringet er feine
^on gcipiffcn Sicrtid^fcitcn bc^ '2lccompagncmcntö.
79
fünfte nic^t alte 'iZlugcnbticfe, fonbern fparfam unb nur al^bcnn an, wenn jte
bie gute ^u^na^mc beförbem. ^eine attsu groffc 9©ei^|)eit barf i^n brücken,
unb er »ergibt niematg, ba^ er nur begleitet unb nic^t führet; er tt)ei^, ba^
ein gute^ '^ccompagnement bie ^u^fü^rung eineö Stü(feö belebet, unb ^a^ im
@egent|)eil ber befte *2lu^füf)rer burc^ [270] eine elenbe 95egleitung ungemein
öerlie^ret, tt)eil i|)m alte 6c^ön|)eiten »erborben n>erben, unb tt)a^ t)a§ üome^mfte
ift, weil er baburc^ an^ ber guten ®iö|)ofttion, worin er war, kommen muf.
^\t einem '^öorte, ein biöcreter 'iHccompagnift mu^ eine gute muficalifii^e 6eele
|)aben, welche oielen 93erftanb unb guten '^ßillen i)at.
4. §. ^xt ©i^cretion accompagniren Reifet auc^ zuweilen bie
^^^^v anberer übertragen, unb benenfelben nai^geben. Oft befie|)let biefe^ bie
Äöflic^!eit, oft aucl) bie 9^ot|)Wenbig!eit, wenn 5. (E. ein melftimmigeg 6tü(f
öon oielen '^luöfü^rern, welche nid)t gleii^e ^ä^igfeiten beft^en, OtbentU(^
ou^gefüf)ret werben foU. ©er befte '^nfü^vir mu^ alöbenn nad)geben, unb
folglid^ auc^ ber "^Iccompagnift.
5. §. ^it ^i^cretion accompagniren ^eiffet aud) gewiffen '5re9|)eiten,
welche fiel) bie ^u^fü^rer ber Äauptftimme zuweilen ^erau^ne^men, nachgeben,
©iefe le^tem )>flegen al^benn be^ ber "tHu^sierung ober Q3eränberung beö @e=
fanget, o^ne ba% e^ eigentlid) fe^n folte, t)on ber *^orf(^rift in tttt>a^ ab^uge^jen.
®em »erftänbigften ^uöfü^rer ber Äau|)tftimme !ann biefeö begegnen, wenn er
wei^, t>a^ er einen tücl)tigen 'tHccompagniften i)at, unb fiel) folglich mit aller
möglichen "Jre^^eit bem *2lffecte überläffet. ©iefe "^rep^eiten muffen alfo nic^t
au^ einer llnwiffen^eit, fonbern auö einer vernünftigen 6ouüerainität |)errüf)ren,
unb betreffen nur gewiffe Kleinigkeiten, welche einem erfahrnen 'iHccompagniften
nic^t*, alö ein wenig ^ufmer!fam!eit lEoften. 3n ben unten angeführten
Stempeln (a) ))f(egen bie ^uöfü^rer ber Äau))tftimme juweilen in ber ^u^=
fcl)mü(fung i|)reö 93ortrageö eine Bezifferung für bie anbere §u nehmen. '3)er
^ccom^agnift mu^ feine Harmonie ^iernac^ einri(^ten. "iHuffer biefer 93er=
wect)felung ber "^lufgaben mu^ man be^ ber 95egteitung au(^ aufmerifam fe^n
[271] unb nachgeben, wenn bie Äauptftimme in i^ren OSer^ierungen mit ber
Äarmonie m6)t auf ben '^punct eintrift, wie e^ bie »orgefc^riebene Signatur
eigentlid) erforbert (b):
(a)
§^^
^
(b)
-6 5 -6
P^-^^
m
80
3nje9 unb bre^^igfteö (S.apiUl.
6. §. Unter bic 3tcrlic^!eiten ber ^Begleitung gehören t)orne^mtic^ mit,
bie gleiten "Jortfd^reitungen in bergen mit ben ©runbnoten. ®ie rechte
Äanb binbet fi(^ |)ier niemals an eine gleiche 93oltftimmigfeit. ®aö burc^au^
öierftimmige 'tHccom|)agnement finbet fetten, unb nur bc^ tangfamen 'ifloUn
Statt (a), ttjeit biefe bergen, tt)enn bie Seitmaaffe ^urtig ift, nic^t gut f)erau^
gebrad^t tt)erben ifönnen. <®ie bre^ftimmige, unb am aüermeiften bie §tt)ep=
ftimmige 95egteitung, tt)o man blo^ bie bergen gu ben ©runbnoten mitfpielet,
finb ^ier bie t)or§ügti(^ffen. "^Hnö alten unten angefü|)rten ^icumptin fe|)en tuir,
t>a^ ge|)enbe, unb in ^er^en f^ringenbe ©runbnoten in gen^iffen xtm-
ftönben am bequemften biefe 93egteitung in bergen ertauben, ©ie 93ermeibung
fatfc^er ^rogre^ionen nöt^iget ben 95egteiter biefe bergen oft §u ne|)men.
@ett)iffe (finteitung^ctaufetn können ebenfattg mit btoffen bergen begleitet
tt)erben (b). ^enn ba^ te^te Cfyem^et (b) in ber njeidjen Tonart öorfommt,
fo mu^ man bie 93egteitung änbem (c):
[272]
(a)
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J
o g V
. rr^r-TTirt^^^^
^
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Q5ott gerotjTen 3terUd)!etten bcö ^^Iccorntjagnemctttö.
81
i. J" i
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[273]
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7. §. ^enn bcp einem 3tt)e^fttmmtgen Stüde bie ©runbnoten fo befc^affen
ftnb, ba^ fie in ber rechten Äanb mit fortfc^reitenben bergen fönnten begleitet
merben, bie Äau)?tftimme aber i)<xt enttt)eber biefe bergen, ober anbere fict)
fortbetPegenbe 3ntert)atten öorgutragen, tt)etc^e mit ben ©runbnoten oon
g(ei(^et ©eltung finb: fo nimmt man bie ^ccorbc fim|?et unb (äffet bie "^ort^
fct)reitung mit ^er^en tt)eg. SS)Zan würbe aufferbem im erftern "^alte biefetben
9^oten mitf;)ielen, welche bto^ ber Äau)?tftimme ^ufommen, unb im gttje^ten
<5aEe ben ©efang ber Äauptftimme unb beö Q3affeö burc^ eine neu |)in§u ge=
!ommene britte 'Senjegung, t>on berfelben ^2lrt »erbunfeln. <5otgtici) ^at ber
'5ort-[274]gang mit ^er^en in ber red)ten Äanb mit ben ©runbnoten aBbenn
am beften Statt, tt)enn bie Äau^Jtftimme enbtveber eine "^luö^altung i)at (a),
ober fxd) in einem ^one bett)eget (b), ober ftmptere 9^oten (c), ober tt^enigften^
noc^ einmal fo hurtige 9^oten, aB ber ^<i% öorgutragen i)at (d). 3m te^tern
Spalte mu^ man bie 93e^utfam!eit, tvetc^e überhaupt bep bem ©ebrauc^e biefer
l'Safi), QSerfud^, II.] 6
82
3w>e^ unt) bre^^igftc^ Q-apitd.
bergen nöt|)ig ift, 'otvhoppdn, bamit !eine tt)tbrige 3ufammenf(ängc (e), ober
verbotene 'Jortfd^reitungen (f) baburc^ Jscrurfac^et tuerbcn.
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8. §. 3utt?ettcn tt)crben U\) bicfcm «Fortgänge bie ^er^en mit Gelten
t)ermif(^et (a). ^O'Zan fann baburc^ loteten <5c^tern au^ bem ^ege ge^en^
inbcm man bie Snteroalten ber 9}littetffimme gegen bie bur(^ge|)enben 9^otcn
be^ 93affe^ öcvtaufc^et (b). [275] 93e^ (c), tvo presto barüber fte^et beläffigct
man fic^ nii^t be^ ber erften 9^ote mit einem öoöftimmigen ^ccorb, fonbern
richtet bie Begleitung fo ein, tt)ie fie gtei(^ neben bem (Ejempet abgebilbet ift.
®iefe ^u^fü|)rung ift leid)te, unb bie ©efc^tt>inbigfeit machet, ta^ fie üotlftimmiger
fanget, atö fte ift. 93on bem Syempel (d) (äffet ftc^ baffetbe fagen. 93e^ (e),
n)o ber 93a^ mit einer 9Zote, tuorüber eine 6 fte|)et, eine ^erj |)erunter, unb
n)ieber ^mixä f|)ringet, fann man fott)o^t alte bre^ ©runbnoten mit bergen ab--
fertigen, al^ auc^ ber ^er§ gur erften ©runbnote liegen laffen, unb in ber
9}Zittelftimme 6, 3, 6 nehmen. ®ie (Sjempet be^ (f) finb be^wegen merfn>ürbig,
tt)eil in ber Äauptftimme alterte^ 93en>egungen, '^Binbungen unb *2lu^|)altungen
barbep t>orfommen. Be^ (g), tt)o ber Ba^ gefct)tt)inbe 9^oten t)at, njürbe bie
ßeic^tigfeit beö 93ortrageg leiben, tvenn man bie öierftimmige 93egteitung
Q5on gctviffen oierlid)feitcn be^ 'Jlccompagncmenfö.
83
bur(^au^ brauchte: folglich i?crfä|)ret man ber beigefügten '^Hbbttbung gemä^,
n)elcl)er aud) mäßige Ringer gewac^fen ftnb. SSJ^an fte|)et auö biefen ^ictmptin,
tt)ie bequem man fic^ fotc^e gefd)tt)mbe fortge^enbe 93äffe t^eitö buri^ bie bergen
unb Seiten, ti)txU auä) oorne^mlii^ bur(^ ba^ £iegentaffen f(i)on bafe^enber
Snteroalten mai^en fann. 'Jotgtic^ ift biefeö £iegenlaffen au^ üielen llrfa(^en
gut; e^ binbet unb finget me^r, ift aud) leichter unb unfc^äblid)er <xU taß ^n=
fd)tagen. ®iefeö te^tere ift, sumal be^ ber üierftimmigen Begleitung, in ge=
f(^tt)inber Seitmaaffe be9na|)e unmöglid) nnt> t>on f(^tec^ter "^Birfung. 93ep (h)
ift ein Se|)timengang mit ber ^Begleitung in ^er§en abgebilbet. ®a ba^ ^ccom=
pagnement |)iersu üierftimmig ift, fo barf ta^ ^em^o nid)t fe^r ^urtig fe^n.
Bep (i) »erl^inbert bie @egenbett>egung ber unterften 9?littelftimme bie Öctat>en,
unb man hvauä)tt algbenn nic^t herunter in bie Quinte gu f^ringen. 93ep (k)
!ünnen gu allen ©runbnoten bergen mitgef^ielet njerben. 95e9 (1) barf [276]
man, n)egen ber 9}Zobutation, ben 'S^ortgang in ^er§en nicl)t braucl)en; man
f (plaget atfo bie ^ccorbe fimpel an, ober ge^et mit ber erften ^ers in ber
©egenbett)egung mit bem 93affe fort. '^Bep (m) unb (n) finb ein Äaufen
^jempcl üorgeftellet, tt)o juttjeilen bie rect)te Äanb mit bem 93affe gierlic^
fortgebet. 93e^ (o) fann man t)on ben angeführten ^^tmpdn auf bie 93e=
f(^affeni^cit me|)rercr unb anberer f(^lieffen, njelc^e in ber rechten Äanb eine
^ers ober Scyte tiefer bur(^au^ mitgefpielet tt)erben tönmn, tt?ie mv in ber
^bbilbung fe^en. ©iefe^ 'tHccompagnement flnbet nur be^ gtt)epftimmigen 6tü(f en
(otatt, too bie Äau|?tftimme über bem *23affe fte^et. 0ie gteict)e 6tär!e beö
93ortrage^ fott)o^l in ber ioau|)tftimme, al^ in ber '^Begleitung, n)irb ^icr »or--
auögefe^et.
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9. §. ^inc feine ^Segleitung, tt)etct)e ftd) an eine gleid)e "tHnäal)! üon SOf^itte^
frtmmen nicf)t aEejeit binbet, »ertraget guweilen getPtffe Gprünge mit ber
Harmonie in ber rechten i>anb. ^ie gute ^\xina\)mt tuirb oft baburc^ be--
förbert. ^ie ^äÜe, njobe^ biefe ^re^^eit am meiften Qtatt ftnbet, tt>erben
»erankffet burc^ gctt>iffe ©ebanfen, n)etct)e 9^ac^a^mungen »ertragen (a); burc^
'^^lu^^attungen (b), bur(^ ^affagien, tt)orinnen fic^ bie Äauptftimme mel^ren^
t^eil^ in einertet) ^önen aufhält, unb votlfift mit (c), unb o^ne 93erfe$ung (d)
tt)ieber|)olet tt)erben. (Sin üerftänbiger "^ccompagnift fann be^ biefen ^affagien
bie gerechten '2lnf^rü(i)e, tvetc^e txx^ 9^r, tt)egen i|)rer aUju groffen @teict)=
förmigfeit, auf Q3eränberungen machet, gar leicht, unb mit meter ^re^^cit be-
friebigen. 9[Ran !ann überhaupt anmerlfen, ixx'^^ berjenige @eban!e am bequemften
eine Q3eränberung in ber ^inri(^tung ber ioarmonie ertaube, n)etc^er in fi(^
wenig "iHbttjet^felung \)at. 60 fe^r, atö man einem Stücfe, tt)orin fot^e @e=
banifen finb, burd) eine feine unb fre^e 95egteitung aufhelfen !ann: fo t>iel
93et)utfam!eit ift bem o^ngea(i)t nöt|)ig, bamit aurf) biefe 6c^ön(;eit beö 91ccom=
pagnementö nirf)t ju oft, unb nic^t ^ur Unzeit gebrauchet werbe.
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<2>on getüiffcn 3ierlid)feitcn t>^^ ^Iccom^ogncmcntö.
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10. §. ®ag get^eilte "^ccompagnement, njogu man burd) »or^er
gcf^iettc gute 6!tat)icrfac^cn gefc^idt gcma(^et tt)irb, ift fe|)r oft eine groffe Sterbe,
^ir ^aben bereite in ben »or^ergcf)enben Kapiteln bie fid) guttjeiten ereignete
O^ot^ttJenbigfeit biefer "iHrt t)on 93egteitung ge§eiget. Buffer biefer 9^ot^tt)enbigfeit
ift e§ fattfam begannt, mt öorsügtid) beffer bie 'illuöna^me einer gerftreuten
Harmonie 5Utt)eiten »or einer na^e sufammen tiegenben fe^. 99Bir fe^en 3. S.
bep (a), ba^ bie gett)ö|)ntic^e (Einrichtung ber i>armonie, tt)egen i|)rer altgu groffen
@Ieid)förmigfeit, tt)ibrig ftinget, unb ta^ c^ atfo beffer ift, tt)enn man ben
Secunbenaccorb in biefem ^jempel enttt)ebcr in einer anbern £age, ober am
beften im get^eitten *iHccompagnemente nimmt (b). ^enn ein Sa^ tt)ieber^otet
tt>irb, fo !ann man i|)n burc^ eine *2lbtt)ed)fe(ung mit bem unget^eitten unb ge=
t|)eitten '^ccom^agnemente angenehm mad^en (c). ^e^ (d) ftec^en bie Seiten
in ber rechten Äanb beffer burc^, unb biefe fangbare "^ortfc^reitung tt>irb beutlid)er,
tt)enn bie unterfte 90'Zittetftimme, tt)etd)e feinen ©efang ^at^ fonbcrn nur ber
93ottftimmigfeit ttjegen ha ift, eine glei(i)e ^ett)egung mit ben @runbnoten an-
nimmt, unb mit ber tinfen Äanb gegriffen tt)irb.
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[286] 11. §. ®ie nöt^tge ^uöfüUung (angfamer 9^oten ge|)öret mit
5ur Sterbe ber 93egteitung. 9©enn bie Seitmaaffe tangfam ift, fo fann man
bep (a) bie ^uncte in ber rechten Äanb mit ©op^elf^tägen au^füEen. ^er
biefe '30'lanier aucf) be^ bcn ©runbnoten |)ier anbringen tt)olte, mürbe in ben
•Je^ter ber Xlnbeutlid)feit falten. QSeil ber ^on eineö <5lügetö nic^t attcgeit
^inlänglid) nachklinget, unb tangfame unb au^§u^altenbe 9Zoten überhaupt auf
biefem Snftrumente ettt>aö teer ftingen: fo fann man bep (b), tt)enn '^<i.^ ^em|)o
tangfam ift, ein ^ccom))agnement tt)ä^ten, iuetc^eö bie ©runbnoten mit bem
^uncte auffüllet, ©iefeö Syempet ftettet eine ginteitungöclaufel öor, n?obe^
bie .öauptftimme ))aufiret, unb ben 'i2lccom^agniften fotgtid) in bie 9'Zot^=
tt)enbig!eit fe^et, ettt)a^ gu erftnben, bamit Ixx^ ©e^ör nic^t gu fe|)r leer gelaffen
werbe, ^enn bie Äauptffimme in biefem ^aüe felbft mit ben ©runbnoten in
bie ^otge einleitet, unb mit bergen, ober auf eine anbere 'iHrt fortgebet: fo
bleibet ber *iHccompagnift be^ feiner fimplen Begleitung. "Slufferbem aber fmb
biefe Sinleitungöclaufetn fe^r bequem, ben erftnberif(^en ©eift beö dlauieriften
|)erauö§uf orbern; nur mu^ man al^benn feine (frfinbungen bem 'Effecte unb
Sn^altc beg Stücfeg gemä^ einrichten, i^ann man ettt)ag aug ben i)or|)er=
gegangenen @eban!en at^benn anbringen, fo ift eö befto beffer unb man fann
al^benn, tt)enn e^ not^lPenbig ift, bie ©runbnoten änbern, unb bie Ein-
leitung auf eine anbere ^rt einrichten. (*) Bep (c) Jann man gur 'tHuöfüEung
unter ben be^ben angezeigten 9$egleitungen tt)ä|)len. 93e^ ber le^tern mu^ bie
Seitmaaffe langfamer fe^n, al^ be^ ber erfteren. ®ie Äauptftimmc !ann be^
biefen Eyempeln eine ^u^^altung, ober Raufen |)aben. [287] QBenn man be^
(*) 3n biefem '^ößc mu^ man bem '2lccom^)agniften ettenfallö eine vernünftige 6ou--
oerainifät um fo oielmei)^ gugefte^en, je weniger bie Äau^jtftimmc "^oibtX) eingefdjränft wirb.
Q3on gcwiffcn Sierti^fcitcn t»cö '2lccompagncmcntö.
91
(d) t>er Äau^tftimmc ctttjag öorau^ laffcn, unb bic nac^fd)lagcnbcn Sntcroaüen
nic^t mitfpictcn tt)iü, fo !ann man eine t>on benen bep (1) angeführten 93e=
gteitungen nehmen. 93eränbert aber bte ioau^tftimme biefe^ ^ictmpd, inbem
ftc einen jcben ^act burci^ in ber ^erj ber ©runbnote o^ne, ober mit einem
Triller auö^ätt (2): fo tt>ixf)Ut man baß "^^Iccompagnement »on (3).
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[288] 12. §. gnMic^ metten mit noc^ gewiffc Stffem «", »ctdjc »on
einigen be9 bet Jlnfctweifung blo« bet 2^^xi\6)tt\t wegen über bte ©tunbnoten
gefe^et werben. 'OTan finbet biefe Siffecn juweiten einjetn, bann unb wann
(xuä) meutere übet cinanbet. Sic »erben entwebec nacf» bem Sinttitf einer
©runbnotc, ober aud) mit burc()ge|)enben 31ofen jugleid) anfc^lagcn, unb jeigen
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3tt)c^ wnb btcp^igftcö Ga^ttct.
eine 5ierlid)e ^rogre^ion einer ober mehrerer 6timmen an. <S)ie ©iffonanjcn
n)etd)e ^ier im <5)ur(^9ange »orfommen, ^aben feiner *2luftöfung nötig. ®ie
übrigen Snteroatten ber vorhergegangenen Aufgabe täffet man liegen. *2lUe
|)ierunten öorgebitbete (Eyempet ^aben eine »ierftimmigc ^Begleitung, bi^ auf bie
»ier (entern, welche bre^ftimmig abgefertiget tt^erben. "Sie Signaturen, n^elc^e
auf biefe gierlic^e <5ortfd)reitung eingeri(i)tet finb, ftnbet man unter bem Softem:
bie gen)ö^nlic^e 93e3ifferung aber ift über bem Softem gu fe|)en. 3u bem
(gebrauche biefer ^armonifd)en 6(^i>n^eiten tt)irb üiete Q3orfid)t erforbert, bamit
bie Äauptftimme niemals baburc^ eingef(i)rän!et ober »erbunfelt tperbe.
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®rc^ unb brc^^tgffcö Ga^itet.
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1. §. ©te 9'^ad^a|)mungcn gehören mit unter bicjcmgcn @cban!cn, tt)et(^c
bc^ ber ^teber|)olung pflegen »eränbert gu merben. *2ln biefer Q3eränberung
mu^ ein '^Iccompagnift ^^eit ne|)men, bamit bic 9^ad)a^mungen beuttic^ bleiben
unb fotgti(^ i|)re 6(^ßn|)eit [291] nic^t »eriief)ren. 90^an mu^ atfo mit ber ^e=
gleitung bcm 93orgänger, fo öiel mö^tti^, auf i>a§ genauefte folgen: 3. ^'
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2. §. 93e^ biefen 9Zac^a^mungen muffen bet)be, fott)o|)t ber 93orgänger
aU ber 9'^ad)folger, ftc^ gut jufammen »erfte^en, unb i|)re Gräfte unb (finfic^ten
kennen, ujeil fonft in ber '2luöfü|)rung t>iete^ »erborben tt)crben fann. ®iefe
93orfic^t ift befonberö bem ^ccom|)agniften an5urat|)en, n>enn er ben 'Einfang
QSon bcr 9^ad)at)mung. 95
ber 9Zac^a^mung t)oi*5utragen ^at, bamit er mffe, n)ic t)iet er feinem 9Zad)fotger
tDcgen ber Q3eränberungen sumut^en bürfe. ^ann er ftd) in biefem <5aüe auf
bie ©cfc^idlic^feit beö te^tern nic^t gett)i^ öertaffen: fo mu^ er fid) feiner 2uft
gum 93eränbern begeben, unb be^ ben fimplcn 9Zoten bleiben. 3n fotgenbem
^yem^el fanget ber ^a^ bie 9^ac^a^mung an:
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3. §. '^et einem fct)ted)tcn 93orgänger, ber Jcine ober ungcf(^icEte 93cränberungcn
anbringt, wirb ber "Slccompagnift am beften tzn bloßen oorgefdjriebenen 9Zotcn folgen.
4. §. 3ft ber 9}Zitfpie(er be^ ^ccom^agniften ^inlängti(^ gefc^id^ unb
vernünftig, fo fann i|)n ber te^tere, fo tt)ie überhaupt burd) eine gute 93egteitung,
alfo befonberö auc^ be^ ben »eränberten 9'Zad)a^mungen burc^ einen gefc^icften
93organg unb eine rid)tige 9Zac^folgc aufmuntern, unb suiveiten in ein ^eucr
unb in eine gute ©i^pofition bringen, tt)orinnen er »or^er nic^t tt>ar. 9Zur
mu^ ber ^ccompagnift, n)enn er mit ben 95eränberungen anfanget, feinem
vO'Zitf))ieIer |)ernad> bie ^intängUd)e "S^rep^eit taffen, richtig nachzufolgen. SD^an
mu^ f)ierbep mit bem @tän§enben unb 6im^Ien vernünftig abroei^feln unb über--
^anpt fo verfahren, tt)ie im testen ^aragrap^ be^ erften ^^eiB biefe^
^erfu(^^ geseigct n)orben ift. ©er ^ccom;)agnift, atg Anfänger ber 9Zac^-
a^mung, mu^ auf bie "Slrt von 9^oten, n?e(c^c in ber Äau^tftimme, menn fie
feine Raufen ^at, swö^eic^ mit ber anfangenben 9^ad)a!^mung vorfommen, fe|)r
tpo^t 'ilc^t i^aben, bamit er eine 93eränbcrung erfinbe, votld^z fi(^ |)intängttc^
unterfd)eibet. ^benfaüö be^ bem (fnbe ber Q3eränberungen mu^ man mit ber
95egleitung fogtei(^ gur Sinfatt tt)ieber jurüd fe^ren, bamit bie Äau))tftimme
i|)re 9^ac^fotge, h?enn fie guma^l au^ vielen "Figuren beftebet, [293] au^tte^mettb
enbigen !önne. €ö ift eben fo unrecht, menn be^be äugtei(^ lärmen, aU ujenn
fie bepbe gugleic^ einf(^lafen n)oEen. 93epbe bürfen atfo tt)eber unn)iffenb noc^
boö^aft fe^n. 3m erftem <5aUe tt)irb einer bem anbern o|)ne böfe '5Hbfid)t, im
§n)e^ten aber mit ^lei^ baö Seinige verberben.
5. §. ^enn ber (Ilavierift mehrere ^äffe bep ft(^ ^at, fo mu^ er mit
feinen 93eränbcrungcn jurüd Ratten, tt)enn er ni(^t gett)i^ n>ei^, t>a^ xi)m bie
anbern gugleiii^ nad)fotgen tverben.
6. §. Suweiten ertauben getviffe 6ä^e, tt>etc^c mit bioffen ^erjen be--
gleitet tt)erben, ba^ bie "SOZittelftimme bie veränberte 9^ac^a^mung mit bem
96
®rc^ unb brc^^igftc^ Capitcl.
93affe sugleic^ in ^cr§ctt nact)mac^et (a). ^enn bte Äau|)tftimmc, ffatt bc^
einfachen 6a^eg be^ (b), bie Q3cränbcrung t)on (c) anbringet: fo fann meber
t»er 9Sa^ noc^ bic SO^ittetftimme juff in bcrfetben ^ortfd)reitung na(^foIgen; man
begnüget fid) alöbenn eine 9'Zac^a^mung su erfinben, meiere biefelben 'Jiguren
i)at unb bie fim^len ©runbnoten ht's)ht^äUr ob fie gleich ^ttt>a^ tt)enigeg i)er=
änbert ift.
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[294]
7. §. ^er eine gute ©nfti^t in ber 6e^!unft beft^et, fann auc^ sutt)eiten,
ftatt ber gett)ö^nlid)en 93egleitung, eine SOZittelftimme erftnben, tt)et(^e bie Äaupt=
ftimme §ierlid) nac^a^mct. ®ie 6ä^e, tt)obep öiete Septimen-- unb Se^tquintem
accorbe »orfommen, inbem bie ©runbnoten fteigen unb falten, finb ^ier§u bie
bequemften. ®ie Seitmaaffe barf aber nic^t fe^r gefd)tt)inb fe^n, fonft fällt
man in ben ^e|)ler ber Hnbeutlic^leit:
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Q3on einigen Q3orfi(i)ten bc9 t>cr 'Segleitung.
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Q3ier unb brct)^ig[tc^ ^ö|)ttcL
QSon einigen QSorfic^ten bei) ber 93egleitung-
1. §. [QSeriveift auf früt)ere 95erüf)rungen öiefcr '30Zaterie.]
2. §. 95c^ (a) nimmt man, ftatt ber 6, lieber 7 6 ^um ^, bamit feine
Quinten »orge^en, n)enn bie ^»au^tftimme baö ^ccom|)agnement überfteiget.
95e^ (b) läffet man ^um e bie 6ejte tt)cg, unb nimmt bafür |, unb naci)|)er
5um ^uncte |. 95e^ (c) läffet man gum erftern a ebenfalls bie S^lct^ auß,
unb greift bafür bie [296] bo|)pelte ^erg unb Öuinte. 3n be^ben "gälten (b)
unb (c) tt)ürbe man in ber t)orgef(i)riebenen £age Quinten mad)en, tt)enn
bie 95egteitung nacf) ben Signaturen eingerid)tet n)ürbe. ^ir |)aben bereite
im 17ten ^apiUlr § 8 be^ erften ^bfd)mtteÖ ein ä^ntic^eö (ffem|)el an-
gefü|)ret. '2lUe Aufgaben, tt)obe^ <5ortfd)reitungen in Quarten öorfommen, finb
tt)egen ber Quinten gefäi^rlic^, tt)enn bie £age »eränbert tt)irb. '^öenn man fann,
[gsad^, QScrfuc^, II.] 7
98
93ict unö brc^^igftcg Kapitel
fo nimmt man freplic^ bie bcffen unb fi(^erften £agen: §uiit)eilcn aber ift e^
unmögtic^. 9DZan fu(^ct atöbenn mit guter @e(egen^eit auö ber @efa|)r, unb
in eine anbere £age §u kommen, inbem man bur(^ bie Q3erbo));)eIung einer don-
fonans bie fünfte Stimme ergreifet, ober ben 'i2lnf(^tag ber Harmonie tt)ieber^olet,
tt)enn bie ©runbnote ettt)aö lang ift, ober eine 'Jolge X)on einer, ober t)on
me|)rern burd^ge^enben 9^oten be^ fic^ i^at ^enn man aber alte biefe Äülfö=
mittel nicl)t brauct)en fann, fo muffen biejenigen Siffem vpegbleiben, tt)elc^e '5ef)ler
üeranlaffen. ®ie Figuren bc^ (d) finb fe^r bequem, bie Harmonie in einer
anbern £age über ben burd)gef)ettben 9^oten gu tt)ieber|)olen, tt)enn eö bie 93er--
meibung ber '5e|)ler erforbert. 93e^ (e) ift bie stt>epte 93egleitung ber erftern
t)oräUäie|)en, tt)enn man bie 9'Zoten ber Äau^tftimme nid)t in ber Oberftimme
mit f^ielen tt)ilt. ®ie erftere 93egleitung, tt)enn fie bie Äauptftimme überfteiget,
mit tt)eld)er fie in ber gleict)en 93ett)egung fortge|)et, t>erurfacl)et Quinten, '^ei)
(f), tt)0 bie ©runbftimme in gebro(^ener Harmonie ©iffonangen auflöfet, mu^
man in ber Begleitung eine '^lenberung »orne^men, bamit bie nad)f(^lagenbe
edel^aften Octaoen »ermieben n)erben. 9}Zan läffet ba|)er bie in htn Signaturen
be^ erften ^acfte^ ftedenben ©iffonanjen mit gutem @ett)ijfen au§. 93e^ (g)
bleiben bie ^npnge tt)eg, tt)elc^e man §utt>eilen am ^nbe eine^ Stücceö in ber
©runbftimme ftnbet, tt)enn be^ bem S(^lu^triüer üor^er angel;alten tt)or--[297]ben
ift. 0er "iHccompagnift |)öret alöbenn mit ber Äauptftimme gugleid) auf.
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Q5on ber 9^ot{)tt>cnbigfcit bcv <33c5iffcvung.
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[298] 3. §. '^Benn ein Unifonus einfällt, fo fann man bie ^uftöfung
ter ©iffonangen abbred)en, inbem man biefen Unifonum fogleid) mit bepben
^änben ergreifet, (fin geübteö Ö^r erfe^et biefe "iHuftöfung in ber ^inbilbung.
4. §. (E^ ift 5tt)ar §iemtict) gett)ö^nlid), aber eben ni(^t not|)tt)enbig, t)a^
hu '2Iuöfü|)rung eine^ Stücfeö be^ bem *iHnfange unorbcnttic^ ge|)et. (E^ pflegen
ba^er auc^ bie geübteften "^luöfü^rer, ber guten Orbnung unb beö glei(^en
Q3ortrage^ tt)egen, bie ^rt t>on 9^oten, bie jeber bep bem *2lnfange t)or§utragen
^at, t)or|)er gerne einanber gu seigen. <5otgIicf) tt)ürbe e^ fef)r gut fe^n, rt)ei(
^u biefem <S)urc^fe|)en gunjeiten ^eine Seit ha x% unb ein ein^ige^ Qtixä oft
oielerte^ ^em))o annimmt, t>a^ «jenigffenö ber 'tZlnfang ber Äauptftimme in
Keinen 9^oten über bie anfangenben ©runbnotcn gefe^et würbe. ®iefe 93orfid)t
tpürbe auc^ nac^ ©eneral^aufen unb nac^ Fermaten »on fe|)r gutem 9^u^en
fepn, befonberg n)enn ber 95a^ nac^^er mit ber Äauptftimme nic^t sugteict)
tvieber anfanget.
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Q3on ber 9lot^tt)enb{g(eit ber 93e5ifferung*
1. §. ^ir fe^en allenthalben an^ bem Sn^alte unferer ^iHnleitung, ha^
3U einem guten ^ccom^agnement nod) fe^r üiel ge^«>re, tt)enn auct) bie 95e=
gifferung fo ift, tt)ie fie fe^n folt. ^ß erhellet i)kvanß t>a^ 2ä6)tvix6)t ber "^In--
forberung, unbegifferte 93äffe gu accom|?agniren, unb man fielet gugleic^ bie
-ünmöglit^feit ein, bie le^tern bergeftaüt abzufertigen, ha^ man nur einiger^
maffcn §ufrieben fe^n ifönnte. SDZan [299] ^at feit einiger Seit angefangen,
mit me|)rerm ^leiffe, alö üor^er, bie Keinen mefentlic^en '3)Zanieren, unb bie
nöt^igen Seichen beö guten 93ortrage^ in ber 6d)reibart gu bemerken; möchten
t>o6) auc^ bie unbe§ifferten 93äffe naö^ unb nad) rarer werben, unb bie (Ilaüie=
riften weniger @uttt>iÜig!eit geigen, al^ ba^jenige gleich su t^un, tt>aö man i)on
100 '5ünf unt> bre^^tgffeö dapitet.
i|)nen forbcrf! Seber anberer 9^i^iemft barf ficf) befd)tt)eren, wenn man xi^m
eine unrichtig gefd)riebene 6timmc öorleget, ba f)ingegen ber '^Iccompagnift
pfrieben fepn mu^, tt)enn feine ©runbftimmc enttueber gar nic^t, ober fo fparfant
beziffert ift, ha^ bie n^emgen Siffevn, n^etc^e man noc^ tttva. finbet, me^rent^eit^
ha angebracht ftnb, tt)0 fie leicht gu errat^en tt)aren. i^urg ju fagen: ^an
»erlanget mit llnred)t t)on einem 93egleiter, ba^ er ben ©eneratba^ mit, unb
o|)ne Siffern au^ bem @runbe gelernet ^aben [oü.
2. §. (f^ |)aben fic^ einige n)egen ber *i2lbfertigung unbejifferter 95äffe
t»ie(e "^Of^ü^e gegeben, unb ic^ !ann nic^t täugnen, t>a^ t(i) §utt)eiten felbft Q3erfuc^e
öon biefer 91rt angeftettet |)abe: aEein, je me|)r id) |)ierüber nact)bac^te, befto
reicher fanb ic^ bie Harmonie an ^enbungen, tt>etct)c buri^ bie "^einigfeiten be^
@efd)ma(fö nod) alle ^age bergeftalt »erme^ret tt)erben, ba^ man unmijgtid) iizn
freien @eban!en eineö dom^oniften, tt)elcl)em bie gütige 9^atur baö £ln-
crfd)öpflicl)e feinet SO^etierö einfe^en läffet, burcf) feft gefegte Ovegeln gleic^fam
6cl)ran!en fe^en, unb feine tt)illfü^rlic^en '^Beübungen errat^en fann. llnb
gefegt, ^§ lieffe fid) ettt)aö ^ierinnen beftimmen: fott man ettt)a mit bem ^u^-
wenbigternen biefer Q^egeln, beren 'iHnsal)! nic^t geringe fepn fann, unb bie
bennoc^ nic^t allezeit 6tict) galten, ba^ ©ebäc^tni^ martern? 6oll man nact)^er
auf ha^ neue, menn man nun enblid) bie gegebenen 9^egeln gelernet ^at, öielc
Seit unb "^DZü^e »erfc^menben, um bie *5lluöna^men n)iber bie 9^egeln gu begatten?
Unb [300] beffen allen o^ngeact)t n?ürbe ber 9^u^en fe|)r geringe fe^n, tceil ber
gefd)idtefte '^lufiUv fehlen !ann, tt)0 nur 5tt)o SiJ^ijglii^feiten ha fepn, gefc^tt)eige
bep me^rern.
3. §. dö bleibet alfo unumftö^li(^ tt)a^r, ba^ gur guten 'iZlugfü^rung
eineö Stüdeö eine ri(^tig bezifferte ©runbftimme unentbe^rlid) fe^. 3eber
dom|)onift, n)el^er tt)ünfc^et, ba^ feine Arbeit fo gut aB mijglic^ auögefü^ret
tt>erbe, mu^ auc^ alle SO^iittel ergreifen, biefen dnb§tt)ed ^u erlangen, dv mu^
fid) alfo über|)au^)t in ber S(^reibart fo beutlic^ erklären, ha^ er an einem jeben
Orte oerftanben «werben fönne. Äiergu ge|)öret t)ornemli(^ mit eine rid)tige
95e§ifferung ber ©runbftimme. ®iefe^ ift ha^ wenigfte, wa^ man mit 9^ecl)t
fobern fann, meil mv f(^on öfter angefü|)ret ^aben, ha^ sur genauen *^n=
beutung be^ "^Iccom^agnementö no(^ etn)aö me^rereö, alö Siffern, ge|)öre. 'Jßir
|)aben fogar ertt)iefen, ba^ eö noc^ ^ier unb ha an Seid)en fe^le. din fid)erer
'^eiDei^, ha^ eine 95egleitung mit gar feiner 93e§eid)nung nid)t anberö al«
ft^lec^t auöfaüen fann. ®ie Signaturen finb einmal ba; man bebiene fi(^ alfo
biefer nü^lid)en drfinbung, unb martrc tpeber fi(^ mit bem *!2luöben!en unju^
länglicher 9?egeln, nod) feine 6(^üler mit ber Erlernung biefer le^teren. 'Jöer
5U bequem ober gu unn)iffenb ift, feine 93äffe fo, tpie e^ bie QUt^ ^n^=
na^me erforbert^ felbft ^u be§eicl)nen, ber laffe folct)eg burcf) einen gefc^idten
^ccom))agniften t)erric^ten.
Q3on burd^gc^cnbcn 9Iotcn. 10 i
4. §. 93c^ bcr 'Bezifferung mu^ man ^toav md)t alte Ä^leinigfeiten bc--
rü^ren, unb auö einem ©eneralba^ ein Äanbftücf machen: inbeffen mu^ bennoc^
t>a§ 9Zot|)tt)enbige unb '2Befentli(^e nx<i)t »ergeffen tt)crben. 93iete ge^en mit
i|)ren 93e5eic^nungen gu f|)arfam um, tt)eit fie baö "^iuge be^ *2lccompagniffen
nic^t 5U \tavt bemühen tt)oEen: aEein ein geübter (IIa»ierf^ieler überfielet gar
teic^t eine ©runbffimme, tt>enn fie aud) ettt)aö me^r 'tHnbeutun--[301]gen, al§
insgemein 9}^obe ift, über fict) ^at, tt)eit er tange t)or ber Erlernung beö "^Iccom-
^)agncmentö 5n)e^ St)fteme, manchmal mit bieten 9'Zoten, 93erfe^ungö5eic^en unb
anbern über einattbet fte|)enben ^^aracteren i)at überfe^en muffen. Q^a^ iff
aber leichter §u überfeinen, jene S^ftemc mit fo meten »erfnüpften Gd^mierig-
feiten, ober brep, |)öd)ftenö mer Siffern über einanber, tt)etcf)e man o^ncbem
be^ ber £e^re be^ ©eneratbaffe^ kennen lernen mu^, tt)etc^e be^ bem fleißigen
^ccom))agniren alte ^ugenbti(fe t)or!ommen, unb fotglict) fo unbefannt unb
fürd)tertic^ nit^t fepn fönnen, aB mancf)er bequemer ^ccompagnift »ielteic^t
glaubet?
6cc^^ unb bret)^ig[tc^ ^a^iteL
35on bur(^gel^enben 9loten,
1. §. <S)ie 'iHnbeutung ber burc^ge|)enben 9^oten ift in ben me^jreften
fällen eben fo ni3t|)ig, <xU bie ^nbeutung ber Siffern. QOßeil nun t>k ^ezifferer
aud) ^terinnen ni(i)t genau genug »erfahren, fo mu^ man nacb unb nad) burd)
eine fleißige Übung im '2lccompagniren, unb burd) ein aufmer!fam O^r bie
bur(^ge^enben ^^oten ^erau^ fud)en lernen (a). SDZan errät|) biefe le^tern
^UtPeilen aug ber üor^er gegangenen Harmonie, tt)eld)e su ben folgenben 9^oten
^jaffet (b), unb au^ ber nöt^igen 93orbercitung unb "iHuflöfung (a) unb (c):
[302] 2. §. 9D^an i^at ^toav einige 9^egeln, bie burd)gef)enben ^Zotcn §u
ernennen : fie finb aber aud) ni(^t immer §ut>erlä^ig. ®a man alfo auf biefe
9^egetn nxd^t allezeit fi(^er bauen fann, ha fid) bie burd)ge^enben 9'Zoten nic|>t
102
6ed^ö unb brep^igfte^ Gapitet.
aücjcit gett)i^ errat^en (äffen, unb ha man njci^, ba^ c^ ungteic^ mti)x fc^lec^te
at^ gute ^Begleiter gicbet: fo ^anbett man burd) eine genaue ^iHnbeutung am
fi(i)erften, unb t^ut allenfaE^ lieber gu uiel, alg §u wenig, ^in guter "iHccom'
)?agmft läffet ftc^ burc^ einige überflü^ige Queerftric^e nii^t t)ertt?irren, unb einem
Anfänger ift baburd) fe^r ge|)olfen. StRan mu^ ben 'Jran^ofen bie ©ered^tigfeit
tt>ieberfa^ren kffen, ba^ fie i^re burc^ge^enben 9Zoten mit groffem "Jteiffe be-
Seic^nen. 6ie brauct)en i^m^u insgemein einen fd)rägen Strid):
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3. §. ®ie burc^gefjenben 9^oten kommen im @ange, unb im Sprunge
»or, unb fmb me^rent^eit^ etttja^ gefc^tt>inbe. QOßenn fie einzeln üorfommen, fa
ftnbet man fie nic^t angebeutet. Q3on ben ge|)enben unb f)?ringenben 9Zoten
be^ (a) ge(;et bie jnjepte burd). SD^an fann ^ierbep gur 9^egel anne|)men, i>a^
auf jene fein 6;?rung folgen barf, unb be^ biefen bie Octat)e ber burc^ge^enben
9^ote fc^on »or^er in ber red)ten Äanb liegen mu^. "S^otgtic^ l^aben bie 9floten
bep (b), tt)o biefe ^meen Umftänbe festen, aüerfeitö i^re eigene ^Begleitung.
QSenn bie ©runbftimme, anftatt in bie Unterfecunbe gu fteigen (c), in bie
6eptime herauf f^ringet (d): fo !ann biefe le^tere ebenfattö burd)ge^en, of)ne
i>a^ bie Octat)e baoon fd)on gelegen |)at. ^in Sprung in bie Octat)e njirb
|)ier nid)t aU ein Sprung, fonbern aU eine tt)ieber^olte 9Zote angefe^en. '^Benn
me|)r al^ eine burc^ge^enbe 9^ote |)intereinanber t>or!ommt, fo [303] ift bie ^n--
beutung burd) unfern Öueerftric^ eben fo not^tt)enbig, at^ tt)enn langfame 9Zoten
bur(^ge^en fotten (e).
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(b)
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(d)
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4. §. Unter ben ©runbnoten |)|leßen i^r eigene^ ^ccompagnement ju
|>aben: bie 3tt)e^i:>iert^eitnoten im '^lUabretje- unb ®rep5tt)e^t^ei(tacte, tt)enn
ber (entere !ein langfameö ^empo i)atr unb bie gefc^n)inbeften 9^oten ^c^tt^eile
ftnb; t)ie Q3iert^ei(e im (angfamen ®repstt)e^t^eiltacte, in ber fogenannten
fc^tec^ten ^actart »om *2ll(egretto an, tt>o feine gefc^winbere ^f^oten alö 3tt)ep=
unbbrei^igtf)eile üorfommen, biö jum ^refto, unb im ©ret?-- unb 6ed)^oiertl)ei(=
<2>on t)uvci^gei)enben ^Jotcn. 103
tacte bep gcfd)n)mbev Seitmaaffe; bte '^C^tt|)eUe im <^{ermert^etltacte »om
"i^lbagio an, bB an baö ^Kegretto, unb in tangfamen f, f, |, ^, | unb f ^acten.
QBenn bicfe le^tern ^actartcn ein gefc^tt)inbeö ^em):)o ^aben, fo ^at |ebe ^igur,
tt>etd)c brep '^d)tt|)cite ober bret) 95iertf)ei(e enthält, i|)v eigene^ 'i^ccom=
pagnement.
5. §. Quoten, tt>elc^e i^re eigene 93egleitung ju (;aben fc^einen, unb bcnnoct)
burcf)gef)en foUen, muffen t>or3üglic^ einen Queerftvic^ über fid) ^aben. 9^oten,
meiere jnjar ha^ '21nfe{;en beö ®urd)gangeg ^aben, aber bemo(;ngead)t i^re be=
fonbere Harmonie erforbern, muffen beziffert fepn. 3m erftern "Spalte maget
man bep einer unrid)tigen %ibeutung no(^ me!)r, al^ im (entern.
6. §. [Q3ern>etft tüegen bloßer ^ecsenbegleitung i?uv(^gcf)ent)er 9^ofcn auf baö
32. ^apiUl]
7. §. ^egen ber 'ilbfertigung »ieler in einem ^one bleibenber unb
burd)ge^ent)er ©runbnoten molten mv noc^ unterf(^iebene^ anmerken.
®icfe Anmerkungen finb auf bie Seitmaaffe gerid)tet, tt)ie fie ^ier eingefü^ret
ift, unb tt)obep bie "Slbagio njeit langfamer, unb bie "^iliegro tt)eit gef(^n)inber
auögefü|)ref «werben, alö man in anbern ©egenben gu t^un ;)f(eget.
8. §. Q3on bem (angfamften ^empo an, big jum 2axqo werben
bie Q3iert^cite unb nod) tangfamere 9^oten mit be^ben Äänben angefc^lagen,
unb gans auöge|)alten. ®ie Ac^tt|)eik njerben ebenfalls alte mit be^ben Äänben
angef erlagen, aber nur ^alb augge|)alten. ®ie 6ed)se|)nt^eik fc^Iäget bie tinfc
iöanb ade an, unb ^äit fie auö, wenn feine 3eid)en beö *i2lbftoffenö üor^anben
finb. ®ie rechte i)anb fct)täget gu biefen 6ec^gef)nt^eiten, unb gu ben nod) ge=
fd)tt)inberen 9^oten ^alh aufgehaltene Ac^tt|)eite an, fo lange fein befonberer
\Uuöbrud ^ierinnen eine Aenberung machet, ^enn bie ©runbftimme beftänbig
^intereinanber, ober tt)enigfteng fe|)r öiele 3ivc^ unb bre^^igt^eile, ober noc^
gefd)n)inbere 9^oten 1)at: fo fann ber "^Iccomljagnift, tt>enn er noc^ einen ^a^iften
neben fic^ ^at, in ber tinfen Äanb eine, ober mel;rere 9^oten o|)ne Anfc^lag
burc^ge^en taffen; ift er aber o^ne @e|)ülfen, fo mu^ er fid) mit biefer gittemben
^ett)egung allein martern. 3u ein-- unb stpe^ma^l gefd)n>än§ten ^riolen fd)täget
bie rechte Äanb blo^ be^ ber erften 9'^ote an, ingleid)en gu |eber ^igur t>on
brep 'i2ld)ttl)eilen, ober bem Sn^att baoon, in ben |, |, | unb ^ ^adten.
[305] 9. §. 93om £argettO unb *^nbante an, hk 3um "^Uegro tperben
in ber rechten i>anb gu ben 93a^mert|)eiten, *2Ic^tt^ eilen, noc^ gefc^n)inberen
9^oten, unb ju ben ^riolen gan§ aufgehaltene Q3iert^eite angefd)tagen. ®ie
langfamem 9^oten werben mit be^ben Äänben auöge^lten.
10. §. 3m 6tciIiano*), e^ fe^ gef^winb ober langfam, werben bie 93ier-
*) [€ine ruhige, meift im f ober ^ '^att gcfe^fc, ^jaftoralartigc ^ansform, italie^
nifc^en Hrfprungg, bie in ber älteren SO^ufif gern ben tangfamen 6onatcnfa^ biibete.]
104 6ed^^ unt) brc^^igftc^ ßapttet.
t^eitc unb nod) (angfamere 9'^oten mit I)e^bcn ioänben angefc^tagen unb an^--
ge^atten. 0ic em^etne ^c^tt|)ei(e, tt)e(d)c auf bie Q3iert^et(e folgen, tt)crben in
ber rechten Äanb ebenfatt^ mitgef^ietet. 'Slufferbem mögen bie <5iguren im
^affe auöfe|)en, n)ie fie tt)oUen, fo fc^täget bie rechte Äanb bloö gu bem Sn^atte
t)on bre^ ^d)tt^eilen einmal an.
11. §. Q3om '^HEegro affai big §um ^refti^imo t^erben in ber rect)ten
-öanb entmeber aufgehaltene ^albe ^acte, ober ^alh auöge|)altene Q3iert^eite su
ben 95a^a(i)ttf)eiten angefc^Iagen. ®ie Q3iert|)ei{e n^erben in be^ben Äänben
l^alb, unb bie noc^ tangfamern 9^oten gan§ auöge|)alten. 3m übrigen berufe
id) mic^ auf bie in t)er 'Anleitung be^ erften ^^ei(e^ meinet '^^erfuc^e^
beftubUc^e 'iftota.
12. §. ®iefe Anmerkungen gelten nur fo lange, al^ bie 93e5ifferung unb
'ilnbeutung beö Q3ortrageö feine "^Henberung machet.
13. §. '^öenn man bie ^inleitung^claufeln nicl)t mit bergen, ober auf
eine anbere 5ierticl)e Art, bergleic^en n)ir im 5tt)e^ unb brei^igften Sa^itel an-
gefü|)ret ^aben, begleiten fann: fo läffet man fie burc^ge|)en. ®ic Anfänge
nad) bem 6d)luffe eineö (Btüä^^ ge^en ebenfalls burd).
14. §. ^ir tt)oEen biefeö dapitel mit folgenben mer!tt)ürbigen (fyem^eln
befc^lieffen. ^e^ (a) erforbert ^unjeilen ein befonberer Auöbrud, ben man aui
bem 3n|)alte be^ 6tüde^, ober [306] aud) auö ber ^Begleitung ber 9^ipien-
ftimmen entbedet, ha^ bie redite Äanb bie Harmonie gu jeber furzen ^junctirten
9^ote n)ieber^ole, anffatt t>a^ man aufferbem bie gn^e^te baöon attegeit burc^=
gef)en läffet. 3n 9^ecitatii?en mit Accom^agnement fommt biefer 'Jall oft »or.
^enn ber €om))onift bie be^ (b) im erften ^acte befinblic^e burc^ge|)enbe
9^ote e, tt)egen beö Auöbrude^, begleitet tt>iffen tt)iü: fo mu^ er au^brüdlid)
eine 6 barüber fe^en. 'Sep (c) tt)erben burc^gef)enbe ^^oten begleitet, um <5e|)ler
3u üermeiben; man n)ed)felt alöbenn entmeber in einer Stimme mit ber 93a^--
note, ober n)ieber^olet bie üorige ganje Harmonie. 93e^ (d) erforbert bie 93or--
bereitung ber 6e))time §u fiö, ba^ bie buri^ge^enbe 9^ote e bur(^ eine neue
(Einrichtung beö 6e|)timenaccorbe^ befonberö begleitet n?erbe. QOßenn man mit
ber red)ten Äanb ni(^t gu njeit |)erunter ge^en tt)itt, unb suglei<^ Quinten gu
öermeiben |)at: fo tt)ieber|)olet man be^ (e) über t>tn burd)ge^enben 9^oten bie
öorige Harmonie. 93e^ (f) üermeibet man burc^ biefe '^ßieber^olung Quinten,
tpenn t)or|)er ^um a bie ^er§ t>erbo;)pelt ift, unb Öctaüen, tt)enn ju bicfem a
I genommen mirb, unb man bleibet in ber £age. 93ep (g), xvo man üorau^
fe^et, ha^ gu ber erften ©runbnote f bie üorgef(^riebene 93erboppelung mit ber
Seyte ober ^erj nöt|)ig ift, mu^ ber Gejtenaccorb o^ne 93erbo|)pelung gu ben
burd)ge|)enben 9Zoten gleichfalls tt)ieber|)olct tt)erben, bamit man be^ bem giö
bie nöt|)ige 93erboppelung, o|)ne unreine unb ungefcl)idte '5ortfct)reitungen gu
mad)cn, »orne^men fönne unb in feine tiefere Sage fomme. 9Zacl) ber 3ta=
QSott burd^ge^cnbcn 9lotcn.
105
(iänifc^cn guten Singart pflegen bic 6ängcr üov bem (fnbe einer 'Slu^^altung
um einen ganzen ober |)atben ^on, na(i)bem bie 90'lobu(ation ift, in bie i)öf)e
gu fteigen, unb |)ernac^ tt)ieber in baö t)origc SnterüaE 5U fallen, o^ne ba^ ha^
geringfte |)iet>on angebeutet ift. "^e^ (h) fe^en mv bie 6d)reit)art, unb be^ (i)
[307] bie ^u^fü|)rung einer fot(i)en 91uö^altung. ©iefe "^Irt beö 93ortrageö
ftnbet man gutDeiten au^gef(i)rieben. 9DZan (äjfet at^benn biefen Sierat o^ne
93egteitung burd)ge^en, unb fc^täget bie Harmonie mit ber re(i)ten ioanb nur
einmal an, bamit t>a€ Steigen unb <3^aEen ber Äauptftimme feine ®euttic^!eit
er|)atte. 93e9 (k) finb stt)et) ^jempel üon biefer "Sirt ijorgebitbet. ®aö ^2iccom=
^agnement ba§u ift g(eid) ^inter(;er bemerket, "^ie ^Segifferung biefer (Eyempel
bet) (I) ift unred)t. 'Jöenn ber ß^omponift m6)t genau genug beziffert, be=
fonber^ n>enn er bep foI(f)en Stellen, tt)0 man eine ^uftöfung t)ermut|)et (m),
bie burct)ge^enben 9^oten nic^t anbeutet, ingleid)en, tt)enn er bie burd)5uge^en
fc^einenben 9^oten, tt)el(^e aber boc^ i^re eigene Harmonie erforbern (n),
nic^t beziffert: fo ift auc^ ber geübtefte "iHccompagnift '^t^Uvn untertt)orfen,
unb ift auffer Scl)ulb, tt)enn bie Äauptftimme nict)t über bem ^affe fte|)et.
^ir ^ahtn biefe^ Über|)aupt bereite im fünften ^avüQxap^ angemer^et. 93et)
(o) fe|)en mv bie gute "ilrt, gur Tarnung übcrflü^ige Siffem über burc^ge^enbe
9^oten 5u fe^en. SS^Zan giebet baburcl) mäßigen ^ccompagniften bie 9^ot^=
tt)enbig!eit ber 93erboppelung beuttic^ äu ernennen, bamit '5e|)ler »ermieben
tt)erben. '^^t) (p) ift ber Queerftrid) beön)egen nöt^ig, bamit man nic^t, ftatt
bie vorige Harmonie gu mieber^oten, ben <S>re^ftang gur folgenben 9Zote über
ber ^aufe anfct)lage.
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QSon bcm QSorfdjlagen mit ber rcrfjtcn Äant». 107
BWi?iMMittilö«M3ö'^I»fPSWW»^
Sieben unh bte^^igfte^ Sa|)tfeL
QSon bem QSorfc^Iagen mit ber reiften §anb*
1. §. <5)a^ 93orf(^tagen mit bcr Harmonie in ber rechten Äanb §u fur§en
Raufen in ber ©runbftimme ift oft notf)tt)cnbig, bie Orbnung ju ermatten unb
eine gute ^uöna|)me gu beförbern.
2. §. ©iefenigen 93e5iffcrer, meiere biefeö QSorfc^lagen anbeuten, inbem
fie bie "^lufgabe, ober ben Queerftrict), tt)et^er ber auf bie tuv^jt ^aufe fotgenben
©runbnote sufommt, über bie ^aufe fe^en, t^un fe|)r tt)o|)t, unb e^ tt)äre ju
njünfc^en, ba^ jebermann, gur ^rteid)terung öieter *tHccom^agniften, biefe @e--
nauigfeit im 93e§eid^nen in '^6)t nä^me.
3. §. 3n (Ermangelung ber gef)örigen 'iHnbeutung tt)otten mv überhaupt
5tt)e^erte^ anmerlen: erftlic^, baf bie Raufen, tt)Oi)on tt)ir in biefem ^apxtd
l^anbetn, nic^t langfamer, atö ein öed^ge^nt^eil im ^Itegretto fe^n bürfen;
gwe^tenö, ha^ bie mit ber ^aufe eintretenben 9'Zoten ber übrigen Stimmen
fi(^ mit ber [310] öorauggenommenen Harmonie »ertragen muffen, ^otgenbe
(f^em^jel tt)erben meine ^epnung beuttict)er erHären.
4. §. 95ep (a) ift e^ einem 't2lnfänger, um btn ^act gett)i^ su nehmen,
erlaubet, gu ber ^aufe t>m ©repiflang c an5uf(^tagen: ein geübter *2lccom--
pagnift fäÜt erft be^ bem e mit bem Seytenaccorb in ber rechten Äanb ein,
unb tä^t fott>o|)t bie 'paufe, aU aud) ba^ c burc^ge^en. ^e^ (b) bleibet nic^t^
übrig, al^ bie 9f^ot^tt)enbig!eit gur '^aufe ijorgufc^tagen, tt)enn man nic^t bie
ganje Hälfte beö ^acteg o^m 93egleitung ijorbe^ge^en laffen tt)ilt. <5)ie Äau^t--
ftimmc fonjo^l atö bcr '33eglciter ^aben biefe ^act|)ütfe bep |)urtiger Seitmaaffe
fe|)r ni5t|)ig. <S>iefe« Syem^et barf ni^t gefd)tt)inber aU "^nbanU fepn, tt)enn
man mit ber rechten Banb erft naii hm <^aufen anfc^tagen will, ttjeit fonft biefcr
^nfc^tag eine njibrige 93ett)egung im ^acte oerantaffen tt)ürbe. ^ep (c) mag
iia^ ^empo bef (Raffen fepn, tt)ie e^ tt)itt, fo fann man ben ©repflang c nic^t
e^er, atg bep bem (Eintritt ber erften ©runbnote, anfcbkgen, njeit biefer ©rep-
flang nic^t mit bem f in ber Äau|?tftimme |)armoniret. 'Sei (d) ift e^ tt)egen
ber Hnbetpcglic^feit ber Äau|)tftimme, unb tt?egcn ber rü(fenben 9^otcn im 93affe
nöt|)ig, i)a^ bie Harmonie, auc^ bep einer tangfamen Seitmaaffe, in ^c^tt^eiten
108
Gicben unb bre^^tgftcl dapitd.
angefc^tagen tüerbe. 0ag crffe "iHc^tt^ett tarn aüenfaü^ o^ne ^egtettung i?or-
htt) ge|)en, um baö ^tano, womit gemeinigUc^ eine 'Slu^^dtung angefangen
tt)irb, nic^t gu öerbunfetn. 93e^ (e) ift baö 93orfc^Iagen gur ^^aufe unentbehr-
lich, Sumat tt)enn biefeg (fyempet be^ einem njeifläuftigen unb ffarf befe^ten
Örd)efter, tt>o alte Stimmen mit fold)en furgen 9^oten sugtei(^ eintreten, t>or-
fommt. tiefer £lmftanb ereignet fic^ befonberö oft in 0^?ern be^ affectuöfen
9^ecitatit)en mit accom^agnirenben Snftrumenten, tt)eld)e üon ben Sängern, njegen
ber meten unb |)eftigen "iactionen, halb gang hinten, balb öorne, batb auf ber
Seite unb [311] balb in ber SO^itte beö ^beaterg, sun^eilen unter meiern @e--
räuf(i)e abgefungen werben. Äier mu^ ber ßküierift führen, unb bep ber lurjen
^aufe t>aß Signal burd) einen fo ftarfen 'iHnfc^tag, a(ö nur möglich ift, geben.
93e^ (f), xvo bie 9^oten, njelc^e auf bie '=2ld)tt^eil^aufe folgen, nici)t fo fürs fini>r
tt)ie im vorigen (gfem^^et, unb n)o ebenfaüö alle Stimmen nac^ einer ©enerat-
|)aufe mit bem ^inflang sugteic^ einfallen, mvt> nid)t üorgefc^lagen. 93ep bem
(Eyem^el (g) mit punktierten 9^oten fc^lägt ber "^ccom^jagnift ebenfaUö nicl)t
üor, tveil in ber Äau^tftimme ein 93orfc^lag ba ift, tt)el(^er fid) erft nac^ ber
furzen ©runbnote auftöfet. ®a^ ^'jempet (h) mit bem ^at|)etifd^en 93affe nacl)
fran5öfifct)em @ef(^ma(fe mu^ o|)ne üorsufc^lagen accompagniret tt)erben, tt)eit
eö fonft öieleg t?on feinem ^ro^igen t)erlie^ret. ®ie "^Ibbitbung be^ (i) ftellet
einen '^aU cor, w>o ber dom^jonift §utt)eilen ein gett)iffe^ @ett)ict)t in ben *2lu«-
brud ber Äauptffimme leget, unb gugieicb »erlanget, ba^ bie te^tere mit ber
Q3eränberung ber 9}Zobulation aEein anfangen foll. ©ie ^Begleitung biefeö
^^mpd^ ift gleid) |)inter^er bepgefüget. <53e^ (k) leibet ber Q3orfc^lag feinen
©repflang pr ^aufe; man ^aufirt atfo am beften mit ber reiften Äanb ein
^cl)tt^eit. 93e^ (1) tt?irb gu ben ^uncten unb gebunbenen 9^oten üorgefc^lagen.
(a)
Allegretto.
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Presto.
(b)
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Allegro.
109
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IIQ Säci)t unt> brct)§igftc3 dapitd.
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1. §. ®ie 9^ccuatiüe n>arcn öor nic^t gar langer Seit »on lauter Q3er-
toec^felungen ber Harmonie, ber '^luflöfung unb ber i^tanggefc^tcd)ter gtet<^fam
ijoKgepfropfef. 9}^an fui^te, o^ne me|)rent^eitg bie geringfte llrfac^e gu ^aben,
in biefen ^rmonifi^cn 6etten^eitcn eine befonbere 6d)ön^eit, unb man hielte
bie natürlichen "Slbmei^felungen ber Harmonie für ju platt sunt Q^ecitatio.
^anf fe^ eö bem vernünftigen ©ef^made, vermöge beffen man ^eute 5U ^age
nur fe|)r feiten, unb mit gureic^enbem ©runbe in ben <=Recttatit)en ^armonifd)e
eonber|)eiten anbringet. ®er ^ccompagniff barf alfo bep ber Abfertigung ber
9^ecitatit)e »on ber je^igen Art nid)t fo fe^r me^r f(^tt)i^en, tt?ie »orbem. 3n-
beffen ift boc^ no(^ aU^uv eine genaue 95esifferung nöt|)ig, mm au^ bie Äaupt-
ftimme über bem 93affe fte^et.
[314] 2. §. @ett)iffe 9^ecitatii3e, tpobep ber ^a% ober bie übrigen barsu
gefegten Snftrumente enttueber ein gewiffeö 6ubject ober eine fotc^e ^ettjegung
in 9^oten ^ben, njelc^e beftänbig fortbauret, o^ne fic^ an bie Abfä^e ber 6ing-
ftimme gu !e|)ren, muffen tt)egen ber guten Orbnung ffrenge nac^ ber eint|)eilung
be§ ^acteö auggefü^rct tt)erben. ®ic übrigen 9^ecitatit)e werben na^ i^rem
3n|)atte balb langfam, balb ^urtig, o^ne 9lüd^xö)t auf ben ^act, abgefungen,
ob fie fct)on be^ ber 6c^reibart in ben ^act einget^eilet tt)erben. (fin Accom-
pagnift mu^ in be^ben fällen genau aufmerffam fepn, befonberg in bem le^-
teren. (£r mu^ beftänbig auf ben Auöfü^jrer ber 53au)3tffimme ^ören, unb wenn
\>ai 9^ecitatii? mit Action ift, au6) fe^en, bamit er mit feinem Accompagnement
bet) ber Äanb fe^, unb ben Gänger niemals »erlaffe.
3. §. ©eclamirt ber le^tere ^urtig, fo mu^ bie Harmonie auf baö be=
reitefte t>a fe^n, befonberö alöbenn, wenn fie bep ben Abfä^en ber Äauptftimme
t>orgcfcl)tagen werben mu^. <5)er Anfc^lag einer neuen Harmonie mu^ auf t>a^
öefc^winbeffe gef(^e|)en, fo balb bie vorige ^^armonie 5U (fnbe ift. Äierburc^
wirb ber 6änger in feinem Effecte, unb in bem ba^er nöt^igen gefc^winben
QSortrage niemals geftö^rct, weil er bc^ Seiten bie SOZobulation unb ^efc^affen-
^eit ber Harmonie beftänbig vorauf wci^. ^enn man unter swc^en Uebeln
030111 9^edfatiö. 111
tt)äf>(cn müftc, fo tt)ürbe ^ier ba^ ßiten bcm (Bd^kpptn t>or5U5tc|)en fc^n. <5)od)
beffcr iff attc§cit beffer. 93c^ bcr gef(i)tt)inbcn ©ectamation mu^ fic^ bcr ^ccom--
pagniff be^ Äarpcg gierend ent|)atten, sumat wenn fic^ bic Harmonie oft änbcrt.
90^an |)at ^iergu feine Seit, unb tt)enn man fie aud) |)ätte, fo njürbe ber Cila--
»terift felbft, ber Gänger unb bie 3u|)örer teict)t baburii^ in eine 93ertt)irrung
gerat^en. . <5)iefeö Äar^cggiren ift aud} aBbenn unnöt^ig, njeit eg b(o^ auffer
biefem "^^aEe, unb bep tangfamen 9^ecitatit)en unb lange baurenber Harmonie
gebrau(^et wirb, [315] um bcn 6änger gu erinnern, t>a^ er in berfelben Äar--
monie bleiben foü, anstatt ha^ er wibrigenfaü^ burc^ bie £ängc ber ^aucr gar
leicht anß bem ^one kommen, ober in eine Q3eränberung ber Harmonie gerat^en
fönnte. kommen bergtci(^en feurige 9^ecitatiije in ber Ö^er i?or, n)o ber Um-
fang be^ Or(^efterö »eittäuftig ift, n>o ber Sänger auf bem ^|)eater t>on feinen
93egteitem entfernt beclamiren mu^, tt)o noc^ bar§u bie ^äffe gcrt^eilet fpiclen:
fo tt)artet ber erfte "Jlüget, tt>enn gipeen i>a ftnb, bie G^abengen ber Singftimme
nict)t t)ö(lig ab, fonbem fc^tägct fc^on bep ben legten Silben bie öon 9^ec^t^--
tt)egcn crft barauf folgenbe Harmonie an, bamit bie übrigen 95äffe ober Snftru-
mentc fic^ be^ Seiten ^iernac^ ricl)ten unb mit einfallen fönnen.
4. §. 'S)ie ©ef(^tt)inbigfeit unb £angfamfeit beö Äar^eggio bep ber Q3e--
glcitung Ränget t»on ber Seitmaaffe unb bem Sn^alte be^ Q^ecitatioe^ ah. 3e
langfamer unb affectuöfer baß le^tcrc ift, befto langfamer ^ar^eggirt man. ®ie
9\ecitatii)c mit au^^altenben bcgleitenben Snftrumenten »ertragen baß Äar^jeggio
befonberg tt)o^l. So balb aber bie ^Begleitung, \tatt ber *2luö|)altungen, furse
unb abgcftoffene ^^^oten frieget, fogleii^ f erlägt aud) ber ^laoierift bie Harmo-
nien, o^ne Äar^eggio, fur§ unb tro^ig mit üoEen .^änbcn an. ^enn auc^
fc^on in biefem *5allc tt?eiffe gebunbenc 9loten ba fte|)en foltcn, fo bleibet man
bennoc^ be^ bem furg abgeftoffenen 93ortrag. ®ie Stärke beö '21nfc^lagen^ ift
t)or bem ^^eater, ht\) au^menbig gefungcnen 9^ecitatiüen tt)cgen ber Entfernung
am nöt^igften. *2lufferbem mu^ allerbing^ ber "iHccom^agnift auc^ guttjeilen
oor bem ^^cater, am aEermeiften aber in ber ^ircl)e unb in ber Kammer, tt)o
bie lärmenben unb furieufcn 9^ecitatii?c nic^t eben ^inge|)Ören, feine ^Begleitung
gans fti^tpac^ anfc^lagcn, »eil bie Harmonie ebenfalls ben 9?ecitatit)en in
ber gef)ön9en 6tär!e ange^affet merben mu§.
[316] 5. §. 93ei einem 9^ecitatit)e mit au^^altenben begleitenben Sn-
ftrumenten bleibet man auf ber Orgel blo^ mit ber ©runbnote im '^ebale liegen,
inbem man bie Harmonie balb nact) bem ^nfd)lage mit ben Äänben auf|)ebet
®ie Orgeln finb fetten rein geftimmet, unb folglich tt)ürbe bie Harmonie gu bin
erme^nten 9^ecitatit)en, n)eld)e oft c^romatifd^ ift, fe|)r tt)ibrig flingcn, unb ftd)
mit ber ^Begleitung ber übrigen Snftrumentc gar nict)t »ertragen. 9!)Zan i^at
oft gu t^un, ein Orc^efter, n?elc^eg nict)t baß fi^lec^tefte ift, in biefem ^aUe
rcinflingenb §u machen, ^aß Har^eggio fällt überhaupt auf bem '^Pfeifwerfe
112 'Sl^t unt) bte^^igftcö 6a¥>itcl.
weg. Buffer ber gebt;o(i)nett ioarmonie brau(^et man auc^ auf t>en übrigen
6la»ierinftrumenten 5U t)er Begleitung ber 9^ecitatit>e feine anbcre '30'Zanier unb
Sierlic^feif.
6. §. 95ep einem 3nterme§50 unb einer comifd)en 0))er, n>o üiete tär=
menbe 'tHctionen üorfommen, ingteic^en bep anbern tf)eafratifd)en Stützen, wo
§utt)eilen bie Lotionen gang hinten auf bem ^^eater »ergeben, mu^ man be=
ftänbig, ober wenigffenö fe^r fleißig ^arpeggiren, boc^ fo, t>a^ bie Sänger unb
ber '2lccom^)agnift einanber beffänbig beutlic^ ^ören fönnen. '^ßenn ber 3nmt
ber OSorte^. ober eine bar5n)if(t)en fommenbe Lotion mad)et, ba^ ber Sänger
naci^ ber »orgefc^kgenen Harmonie nid)t gteic^ anfängt: fo bricht ber "^ccom^
^jagnift bie Harmonie nod) einmal langfam oon unten in bie ^^^, biö er mer!et,
ba^ bie ©eclamation wieber ange|)et. SDZan mu^ übtv^aupt, wenn eö nid)t
|)öc^ffnöt^ig ift, Weber §u öiel nod) su wenig £eereö be^ ber ^Begleitung übrig
laffen. 9[öenn gewijfe 9^ecitatioe mit me^rern 3nftrumenten, al§ mit bem 95affe,
o|)ne 'Jluö^altung begleitet werben: fo mu^ ber dlaoierift bie bargwifc^en fom--
menben kleinen Q3eränberungen ber Harmonie, bergleic^en 8b 7 ober 65b fe^n,
wenn fie bloö bie ©runbftimme angeben, unb guweilen oft |>intereinanber t)or=
[317]fommen, entweber gans fcl)Wacl) anf erlagen, ober gar übergeben, bamit bie
Äau^tftimme nic^t gu i)iel accompagnirt werbe, unb bamit bie übrigen 3nftru=
mente ben Sänger beuttic^er |)«?ren unb folgli(^ beffer '^d)t ^aben können, wenn
fie nacl)^er wieber einfallen follen. ®aö @eräufc^e be^ ^lügelö, welc^eg bie
3nftrumentiften in ber ^^ä^e fe^r ftarf ^ören, sumal, wenn ber ^on beffelben
burc^bringenb ift, !ann at^benn oft bie gute Orbnung gar leicht ftören. 3u=
weilen gewinnet auc^ be^ biefer ilnt|)ätigfeit beö ^laoieriffen ber 9^a(^bru(l ge--
wiffer '^ßorte, weli^e ber domponift auö guter llrfad)e be^ aller Stille ber 3n--
ftrumente will |)ergefaget wiffen. ©e^et eine heftige Lotion gang |)inten auf
bem ^|)eater üor, fo ift biefe 93orfic^t um fo öiel ni)tt)iger, weil al^benn bie
^öne be^ Sängerö me^rent|)eil^ über t>aß Orc^efter wegflie|)en, wetc^eö le^tere
au^ £lrfac^en tiefer angeleget ift, al^ ha^ parterre.
7. §. ^enn ber Sänger nic£>t rei^t tonfefte ift, fo t^ut man beffer, i>a^
man bie Harmonie gugleid) einigemal |)inter einanber anf(^läget, al^ wenn man
einzelne 3nteroallen angiebet. *) Be^ ben Q^ecitatioen fommt eö ^au|)tfä(^lic^ auf
*) [®ic^ empfiet)tt 5. '^. ©eorg Simon £öf)tcin^ Maötcrfd)ule, ßei^jig unb 3ültid)au
1765, 1781, II, ^ap. 18, 6. 156 '2lnnt. S>tcfcr QSerf. giebt nod) folgenbc 2lnn>eifungcn
Öaju: 3m ^af[c ru^ig ^armonifc[)e Ausfüllungen t)orne|)men, bod) na6) ber ^red)ung
auf t>en mit gcn?ö^nli^en liefen be5eid)neten Afforben liegen bleiben, ^urjer, nid)t
av^jeggierter QSortrag oon gtoei, einer ^aufe im '2lccom))agnement folgenben '21fforben, ebenfo
bei fcen oon ber ®ominant äur ?;onica fabenjierenben 6d)lu^fällen, ebenfo nid^t ar))eggieren
uni) teinen '2lugenbli(f gögern, fonbern bem Göngcr t>ü§ QBort gleici^fam bom 9}Junbe weg-
nehmen, wenn eine ^aufe unter ber »Orienten 9^ote ber Singftimme ftet)t, oerffärffc
■aufmcrffamfeit bei langen Ä>altetönen beS ^ontinuo. ©anj ät)nUd) f^jreti^en fi^ auc^
''-ßom 9?e§ttatw.
113
bie 9l\6)txQUxt ber ioarmonic an, unb man mu^ nic^t aüejcit f orbern, ba^ ber
Sänger, gumal be^ gleid^güttigen Stellen, juft bie »orgefdjriebencn 9^oten, unb
namentttd) ©. ^r. ^SJolf, Hntcrricf>f im ^taoierfpiclen, ©öttingcn 1783, ^. II. ^op. 17,
uni) ®an. ©ottl. 5ür!ö 5lntt>cifung sum ©cncralba^fpiclcn 1791 unb 1800, S. 338—350
unb bc^fclbcn QSerfoffcrö Maioierfd)ute, Q^xp^xQ 1789 unb 1802 (^lu^jügc 5)aUc unb eet^)8tg
1792 unb 1805) au^. QCßolf mad)t barauf aufmerffam, t>a% man btc "^Bo^fönc ni^t t^rcr
©cltung nad) auö^ält, font»ern nur furj anfrf)lägt unb fte fo lange fd)tt)etgcn lä^t, bi^ tuicber
eine neue Äarmonic eintritt. ®er 'iJlnfong^ aHorb be^ 9?e5ttatiöö njirb meift arpeggiert. —
®iefc brei Sd)ulen, bie mit '^^. 6m. ^ad), SCRarpurg, QBicbeburg unb 5:ür! ju J)en in^alf--
reid^ften bcö 18. 3öl)tl)unbert^ get)ören, geben au^er ^arf) bie auöfü^rlid)ftcn ^nweifungen
jur 95egteitung be^ Q^ejitatioö. 6obatb ein a tempo ober arioso im 9?e5itatio eintritt, mu^
fxd) ber "iHccompagnift bi^ jum QBiebereintritt be^ Q^ejitatiog ftreng an bcn '^att binbeh.
■Sllö befonbcrö inftruftiöeö ^eifpiel cine^ 9\e5ifafiöö bieten toir ein bei Qßolf (a. a.
O. II, 17) fte{)enbeö Fragment au^ bem Oratorium „^zlyala" oon 3o^- Äeinr. 'sRoUe
(1718—1785) in moberncr g'^ofation:
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©cm Äerrn, bem Äcrrn, bie &l) • rc mei • ncr 5?tn • ber, ber (Sieg iff
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fein, fein fei roae \d) ge-lobt!
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fSSo^, QSerfud^, 11.
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^d)t un'ö i»i-ct>§!gfte^ (Sa|>itel.
feine anberen fingen foü. (f^ ift genug, tvenn er in ber gef)örigen Harmonie
beclamirt. ^Sep einer fremben '2lu^tt)ei(^ung !ann man aßenfaö^ t>a^ fd^toere
3nteri)all attein anfd)tagen. ^enn man fic^ auf bie ©efc^idlic^feit be^ Sängerö
|)inlängtic^ »ertaffen fann, fo mu^ man nid^t gleich ffu^en, menn er in fotgenbem
(£fem|)el (a), ffaft ber 93orf(^rift, bie','2luöfü|>rung öon (1) unb (2) xväi)Ut. Oft
ift |)ieran eine 93equemlic^feit tt>egen ber Sy'ö^t unb ^iefe 6c^ulb, oft auc^ eine
95ergeffen|)eit, votxl bie 6änger be^ bem ^u^tt)enbiglernen, bie fid) immer ai)n-
liefen 9vecitatit)mobu(ationen leid)t »ertt)ed)fetn, inbem [318] fie fic^ me|)r bie
©runb^armonien, at^ bie uorgef(^riebenen Quoten einprägen. 3c^ »ergebe eö
e{;er einem '^ccompagniften, ha^ er öon bem §utt)eilen t)orfommenben (iic^mpd
(b) überraf d)t tt>irb, menn bie Siffern fehlen, t>a§ ^em^o |)urtig ift, unb bie
Äälfte be^ (f jem|)el^ t>teüeid)t gar auf bem *2lnfange einer neuen Seile gefc^rieben
ftel)et: a(ö n>enn er »or ben i)ertt)ec^fetten "iHugfü^rungen bep (a) ftu^et.
(a) « -^
||: — a_^_ ^gr-^—r 9=^ — — 9^
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11
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8. §. ®er "^ccompagnift t^ut tt)o^t, tpenn er überhaupt, befonber^ aber
bep fremben 9[Rob«lationen, baö erfte Snterüaü beö Sänger^, gu beffen ^rteid)--
terung, bep ber legten 'Sred)ung ber »orgefc^tagenen Harmonie in ber Öber=
ftimme nimmt, toeit e^ ^a am beuttic^ften su l^ören ift. ^^e man biefe Äätfte
unterläffet, fo erlaubet man lieber einige llnregetmä^igfeiten, n)enn tß nic^t ju
änbern ift, nnh ge|)et au^ ber Q3orbereitung einer ©iffonans, ober nimmt bie
9Iuf(öfung berfelben in einer unred)ten 6timme t>or, bloö bamit man gefd)n)inbe
in bie ßage fommen fönne, n)o eö bie 9Zot^ erforbert, n)elc^eö te^tere |ebod>.
■^Jom 9\ecitatit5.
115
o^ne ft(^ einer fotdjen "S^re^^eit su bebienen, me|)renti)ei(ö burd) ein gefc^njtnbe^
Äar))eggio gar tcict)t ift
9. §. 9©enn be^ einem 9^ecitatit) mit begleitenben Snftrumenten nad)
einer Habens, ober nad) einem 't^lbfa^e, ber 93a^ t>orf(^tägt unb bie übrigen
Snftrumente na(ä)f(^tagen: fo mu^ ber ^taoierift [319] feine 9^ote mit ber Äar=
monic fo gteid^, tt>enn eg Seit ift, ficl)er unb ftarf anfd^tagen, jumat tt)enn t>ai
9rd)efter n?eit(äuftig ift (a). Äaben aber aEe ^Begleiter ben *5llnfc^(ag gugteid),
fo mu^ ber dtaioierift fxd) nid)t übereilen, fonbern guijor benen übrigen mit bem
^opft ober mit bem £eibe be^ Seiten ein mer!lid)eö Seid)en geben, bamit fie
atte sugteic^ gefc^tt)inb einfalten fi5nnen (b). ®aö ^fempel (c) erforbert jum f
ben 3ejtquartenaccorb, tt>obe^ man gerne bie Octaöe in ber oberften Stimme
nimmt; §ur ^aufe tt)irb nad)^er bie Septime unb Quinte öom f angefd^tagen.
(fnb(id) ge|)öret no(^ f)ie|)er t>a§ ^ic^mpzl (e) be^ »ierten Paragraphen im vo-
rigen dapitet mit ber bagu gehörigen "iHnmer^ung, n>o^in id) meine £efer »er--
tt)eife. ^an tann t)on biefem (Ejempet auf mehrere t>on berfetben ^rt fd^Ueffen.
(a)
9l=P=g t ^-^=F=^
^,.^t£g^;jii
^^
■#-
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r
(b) (c) ,
^
116
9tt\m unt) lire^^igfte^ (S.ap%td.
[320]
9^eutt uttb bre^^igftc^ (S^apiUt
Q5on ben QBec^felnoten,
1. § [ocrtDcift auf bag 1., bcn irregulären ©urd^gang unt» bic QBe(i^fclnoten ertäu=
ternbc ßa^ifcl].
2. §. (Einige beziffern bic bem innerlid)c Qöcrt^e nac^ tangc, unb sur Äar=
monic anfc^tagenbe 9^ote; anbete fe^cn bie Siffern über bie na(i)fc^kgenbc 9^ote.
3cne ^vt bcr QSegifferung ift ni(^t ju »emerfen, gumat tt)cnn fle fotc^e ^uf=
gaben betrift, tt)elc^e bep bem ^ccompagnement gett>ö^ntic^ finb (a), unb n)enn
eine 3tt)epbeutigfeit babur^ ge|)oben tt)erben fann (b). *iHufferbem aber er|)ä(t
man burc^ bie "tHnbeutung ber 9©e^fetnoten mit einem fd)rägen 6tnc^e (eid)tere
Signaturen unb ber 'tHccom^agnift barf n?egen ber ungen)ö|)ntic^en "^otge, tt)el(^e
ftd) be^ ber erftern *2lrt ber ^Sejifferung me|)rent^eil^ äuffert, nid)t teid)t ftu^en.
Snbeffen motten tt)ir bem o|)ngead)t jebem @eneratba^fct)üter ratzen, fic^ mit
ben Siffern rec^t begannt gu machen, tt)eit ht\)i>t *2lrten t>on 93eseic^nung noc^
5un?eiten üorfommen.
(a) i i (a) 2 (a) g t
^
^^
[321] 3. §. <S)ie bem innerlichen ^crt^e nac^ tange 9'Zoten be^ bem
irregulären ®ur(^gange finb alö auögefc^riebene unb in ben ^act mit cinget^eitte
Q3orfc^täge ju betrachten, bat>on bie ©ettung genau beftimmet ift. ©ie reifte
Äanb nimmt gu biefen 93orf(^tägen bie Harmonie, tt)et(^e ber fotgenben @runb--
note eigentlich gufommt, »orauö. 933enn alfo gleid) bie vorausgenommenen €on=
fonanjen gu ber anfc^lagenben ©runbnote biffoniren: fo begatten fle bod) i^re
^re^^eit unb (Eigenfc^aft. Sie ifönnen i>txt>oppdt tt)erben (a), unb ^aben ttjeber
einer QSorbereitung noc^ "iHuflöfung nöt^ig (b). ^ben fo tt)enig »erlie^ren bie
s)or aus genommenen ©iffonan^en t)on i^rem *3Befentlid^en unb i^ren @ered)t=
famen, ob fie gleich 5U ber anfc^tagenbcn ©runbnote confoniren (c).
Q3om "Ba^t^cma.
117
(a)
Eä:
U
(b)
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i
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r ,r
I
^
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V-
4. §. 93c^ ben 'Söcc^felnoten !ann ber <S)rcp!lang of)ne 'i^lnbcutung md)t
fc^n, fonbern er mu^ ttJcnigftenö bur(^ eine Siffer »orgebitbet werben (a). '^Benn
nac^ bem 6tri(i^e fc^rägen 'iHufgaben folgen, tDobet) bie 93erbo^;)elung nbt^tg
ift (b), ober n)etc^e über|)au|)t me^r, al^ eine '2lrt ber 95egteitung ^abcn (c),
fo mu^ [322] ber 'iHccompagnift f(^on t>or|)er auf bie rechte Einrichtung ber
Harmonie ht\>CL6:)t fe^n, befonberö n?enn '^t\)\tx üermieben tt>erben fotten (d):
(a)
(b)
(c)
(c) 8
ig-gj:^
ST^ II i^^n
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1
f
(c)
(d)
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^
■c:^^
1. §. ©n guteg 93a^t^cma mit einer ungejmungenen Aufarbeitung gehöret
mit SU ben 9)Zeifterftü(fen ber 6!om|)ofition. *5)ie berühmten €a|)cUmeifter
^elcmann unb @raun,*) nebft meinem fetigen Q5ater, ^abcn in bicfer "^tt
öortreflic^e *proben abgelegt, n)etd)c ju ooÜfommenen SDZuftem bienen fönnen.
*) [©corg '^\)xVOi>p ^ctcmann (geb. 14. 9}Jöra 1681 ju 9Jiagbcburg, geff. 25. 3uni
1767 SU Äamburg) unb ^art Äcinrii^ ©raun (geb. 7. 'JSlai 1701 ju QOßa^rcnbrütf, geft.
8. "ilug. 1759 ju 'Scrltn), ber berü^mtcfte ber brci ©ebrübcr ©raun f2lug. ^ricbrii^ 1698—
1765, 3o^ann ©otfUeb 1699—1771], bie, tvie aurf) "^^il. gmanuelö gewählte 9lamcnfotge
118 Q3ier5igfteö ea))itel.
®er @efang eine^ fotc^en ^^ema mu^ eine männltcl)e ^nne|)mac^!eit |)aben,
n^elc^e ^uvoeiUn auß ben übrigen 6timmen ber baju gehörigen Harmonie burc^
eine <33rec^ung berfetben, ober burcl) anbere Quotierungen ber SO^obutation tma^
borget, o|)ne ba^ ^unbament §u [323] »erftecfen. ®ie ^obulation barf nid)t
auöfc^tt>eifen. ®ie dabengen unb (finfc^nitte muffen ba^mä^ig fe^n, tt)enigftenö
müfen bie te^teren eine natürrid)e Harmonie über fid) »ertragen. <S>ie 93or-
fc^läge muffen in ber ©runbftimme mit groffer 93e{)utfam!eit gebraud)et njerben,
bamit fie ba^^lieffenbe ber Harmonie nic^t ftö^ren; aufferbem übertäffet man
biefe unb anbere 6c^ön|)eiten beö ©efangeö lieber ber Bau|?tftimme, n>etd)e ju
fe^r eingefd)ränft fe^n tt)ürbe, n;)enn ber 93a^ an aüen biefen Sierben gteid)en
"^Int^eit nehmen tt)otte. (Statt beffen muffen bie @runbnoten eine Harmonie
mit üielen unb guten '53inbungen bet) fid) ^aben, bamit barüber eine fangbare
Äau^tftimme gebauet werben lönne. ®ie @änge, tt)obe^ »iete 6e])timen-öuint-
quarten-Sejtquinten- unb 9^onenaccorbe »orfommen, finb befonber^ öorgüglid),
\vu mv auß fotgenben fim))Icn ©runbnoten fe^en:
^
£
m
76 76 70
43 43 43
^^
w-
e
ip=j=p
98 43 98 43 9J
e
f^.
2. §. 93ep ber (Einrichtung eineö ^a^t^ema lönnen eö geiroiffe dompo--
niften gar teid)t auf sn)e^ertep ^rt i)erfe^en: gutoeilen tt)oUen fie 'i>ah^f^ i^ren
guten ©efang auf einmal, unb sur Xlngeit auöfc^ütten; fie fc^reiben alfo eine
gute 'SJlelobie ^in, tyeld^e jung unb o^ne ©runbnoten ift, unb gu tt>eld)er fid)
allenfalls [324] ein guter ^a^ fe^en tieffe. dinem üerftänbigen '^Hccompagniften
d^orafteriftifrf) h^l^Qt, Sebaffian "Sa^ on ^omponiftcnrutjm — ^clemann toor ein überaus
frud)tbarcr i?om^onift auf aßen ©ebicten, ©raun eEsettiertc neben Äaffe <x\i einer ber be--
beutcnbften ber beuffd)--itaUentfd)en Oper mit x^xtm "Svennpunft *33erUn — burd)aug unb
weit 5U it)rcn ßebjeifen übertrafen! Äeufe toirb 'Selemann^ Sd)n)er))unft in bie Snftru-
mentaHompofition (ca. 600 Ord^efterfuiten, öerenaben, ^riofonaten u. ö. a.), ©vaunö in bie
geiftUd)c ^ompofition (big ^eute t)ielt fid) „®er ^ob Sefu'O gelegt, wä^renb bie ga^lrcid^en
O^jcrn ^elemannö oöEig in^ 9leid) ber Q3ergeffen|)eit surüdfanfen, unb öon benen ©raun^
nur einzelne "iHricn Icbenbig blieben. Über ^ekmann ogt: Setbftbiograp^ie in
gOfJattt)efong „e|)renpforte" (1740), S. O^enn, ^etemann at^ Opern!om^)oniff (1902), über
©raun: "iHlb. 9J?a^er--9?eina(^, ©raun aU O^)ern£ompontft, 6ammelbb. b. Snternat. 9J?uf.
©ef. I, 448 f, '23b. 15 ber „®enfmäler beutfd^er ^onfunft^ €. 9J?ennide, gur ^iograp|)ie
ber "Srüber ©raun, 9?eue 3eitfd)r. f. ^J^ufif, Zd'^m 1904, 8 unb: Äaffe unb bie ©ebrüber
©raun alö 6t>nip^oni!er, ficipgig 1906, "^Srcitfö^jf & Äärtet.]
würbe e^ aBbenn 6e^ ber 93cgleitimg gar Ieid)t fei)tt, anftatt einen befonbern
©efang ^u biefem ^|)ema 5U erfinben, biefeö ^^ema in ber rechten Äanb 5U
nehmen, unb mit ber tinfen anß bem 6tegeretfe eine ©runbftimme ba^u, mit
ber ge^jörigen .Harmonie §u ma^^en. 3m anbern ^aüe i^flegen bie ^a^t^zmata
gar 5u troden 5U fepn, inbem ber (iompom% um ben |e^t gebauten ^e^Ier gu
öermeiben, unb ft(^ ^ur '!2luöarbeitttng ber Äauptftimme aüe mi5glic^e "^equem--
lid^feit 5u i)erfct)affen, einen guten, e|)rlic^en unb fim^ten 93a^ t)in[(^reibet, ber
weiter nic^t^ auöbrücfet. ®ie[e le^tern ^f)emata {)aben iebo(^ noc^ biefeö ©ute,
i>a^ fie ein gefc^icfteö 91ccompagnement julaffen, inbem be^ jenen oft gar leine
Harmonie barauf ift.
3. §. ®ie 93a^t^emata werben entWeber öon ben übrigen 3nftrumenten
im (Sinflange begleitet, ober bloö X)on ben 93äffen allein au^gefü|)ret. 3n jenem
^aU^ läffet ber '^Iccom^agnift bie Harmonie weg, unb f|?ietet feine ijorgef(i)rie=
benen 5Qoten ebenfalls in Octaöen mit bei)ben täuben: wenn aber ber (Iom=
ponift an§ guten Ilrfa<i)en Siffem über ttn ^a^ gefe^et i^at, weit bie 93in=
bungen, 'mdö^t bahtt) angebracl)t werben fönnen, gerne gel)öret fe^n woHen, unb
ba^ ^l)ema nicl)t allein nid)t »erbunleln, fonbern t)ielme:^r erklären, fo mu^ man
fie mitf^ielen. ©ewiffe ^{;emata ftnb fo befcl)affen, ba^ ein »erftänbiger Su^örer
nur ein ^albe^ 93ergnügen fpül)ret, wenn bie Harmonie bagu fegtet, weil biefe
Ic^tere in ber 93orfteUung feiner 6eele t)on htn ^önen, bie er ^i5ret, untrennbar
ift ®ie Orgel ift aBbenn, fowo^l wegen ber QSinbungen, aB aud) wegen ber
burc^bringenben Stärfe 5ur ^Segleitung ba^ üor5üglicl)fte 3nftrument. 3m gwe^ten
^alle, welcl)er bet) 5Wet)ftimmigen 6ing= unb 6^ietfact)en oorlommt, ift eine
l)armomfd)e '^Begleitung nöt^ig.
[325] 4. §. ®aö ^ccom|>agnement eineö ^a^t^ema fann gwe^erlet) fe\}n,
unb giebet aEejeit einem gefc^idten "^^ccom^agniften eine gute ©etegen^eit, feine
^iffenf(^aft gu geigen. "SBer |)intängli(^e €infid)ten in bie 6e^!unft f^at, unb
bei) einem gtüdlid) erftnberif(^en ©eifte eine gute 93eurt^eilungö!raft befi^et, ber
fann be^ h^n Raufen ber Äauptftimme, auc^ allenfalls be^ gewiffen fim|)len
9^oten ober '2luö|)altungen berfelben, einen befonbern ©efang erftnben, unb il>n
mit ber red)tett i)anb, ^tatt ber gewö^nlid)en Harmonie, vortragen, ©iefer ©e=
fang muj9 nac^ bem 3nf)att unb "^Iffect beö Stixdc^ abge|?affet fe^n, unh barf
bie .^auptftimme niemals einfc^ränfen.
5. §. '^Ber aber bie ^ier§u gehörigen '5^ä|)ig!eiten nic^t befi^et, bleibet
hf!) feiner i)orgefd)riebenen 5)armome, unb traget fie nad) ben 9^egeln beS
guten Q3ortrageS »or, wobe^ allezeit, fo öiel eö nur möglid) ift, bie beften
^ortfc^reitungen unb £agen gewä|)let werben, unb auf eine fangbare Oberftimme
gefeiten wirb.
120 ^^^ ^^ ükrjigfte^ Sopttet.
Sin unb t>ier5tgfte^ ^apitet
(z
1. §. Sine ^antafte nennet man fre^, n)enn |te feine aBgemeffene ^act-
cittt|)eitung enthält, unb in mehrere Tonarten auött)ei(^et, aB bei anbern Qtixdm
§u gefc^e^en pii^Qtt, n)elc^e nac^ einer ^acteint^eilung gefe^et finb, ober au^
bcm Stegreif erfunben tt)erben.
2. §. 3u biefen te^tem 6tü(fcn tt)irb eine '^Biffenfc^aft be^ ganzen Hm--
fangeö ber Sompofition erforbert: bei; Jener hingegen finb [325] btoö grünblic^e
©nfid)ten in bie Harmonie, unb einige 9^egetn über bie (Einrichtung berfelben
|)intänglid). 93epbe »erlangen natürliche ^ä^igMten, befonber^ bie <5antafien über=
^aupt. (E^ fann einer bie Sompofition mit gutem (frfotg geternet |)aben, unb
gute 'groben mit ber <5eber ablegen, unb bem o^ngeac^t fi^lec^t fantafiren.
hingegen glaube ic^, t>a^ man einem im fantafiren glü(fti(^en ^opfe allezeit
mit ©etpi^^eit einen guten Fortgang in ber dompofition pro|)|)e§e^en !ann, tt)enn
er ni^t 5U f^ät anfanget, unb tt)enn er t)iel fi^reibet.*)
3. §. (Eine fre^e 'Jantafie befte^et au^ abtt>ec^felnben ^armonifcl)en 6ä^en,
tt)elc^e in aller|)anb <5igwrßtt wni> Serglieberungen au^gefü|)ret «werben fönnen.
9}Zan mu^ |)ierbe^ eine Tonart feftfe^en, mit tt)elct)er man anfanget unb enbiget.
O^ngeac^t in folc^en <5anfafien feine ^acteint|) eilung (otatt finbet, fo »erlanget
bennod) ha^ 9^r tt?ie mv n?eiter unten ^ören merben, ein gett)iffeg 93er^öltni^
in ber '2ibtt)ed)felung unb ©auer ber Harmonien unter fi(f), unb baö 'iHuge ein
93er^ältni^ in ber (Geltung ber ^Zoten, bamit man feine ©ebanfen auffc^rciben
!önne. (?ö |)f(eget al^benn gemeiniglid) ber Q3ieröiert^eiltact biefen ^Jcmtafien
»orgefe^et ju ttjerben, unb man erlennet bie ^efc^affen|)eit ber Seitmaaffe au^
ben im "anfange barüber gefc^riebenen QlBörtern. Q[Bir finb bereite aü§ bem
erften ^|)etle biefeö ^erfud;^, in bem legten Äau^tftüöe beffelt^en.
*) [<2ßie benn 5. '53. ^etri, 0. a. 9. II, 7, § 6 ba^ "Jantoficren bcn ^ö6)^Un ©rab
ber ^ompofition nennt, tt)0 „Meditation unb Execution unmittelbar mit einanbcr oerbunben
tft. ®ufe elementare, tt>enngteic^ bur(i)au^ auf "^etri, ^i). @m. "Ba^, ^üvt unb ^itnbcrgec
fu^enbc proftifc^e 9?atfc^täge für ben ^ir^cnbicnft gibt 5. 'S. aud) ^olf, a. a. 9., II.
6. 79 „<33on ber ^antafic''.]
<2)on bcr freien ^anfafte. 121
»Ott bcr guten ^irfung bcr 'Jcintajtcn bclc^jrct tt)orbcn, tt)o^tn ic^ meine Cefer
t)ern?eife.
4. §. <S)er <5tüget unb bie Örget crforbern bep einer "Jöntafie eine be=
fonbere *^orftd)t; jener, bamit man nicf)t leidet in einertc^ ^avht f^iete, biefe,
bamit man gut unb fleißig binbe, unb jtd) in ben c^romatifc^en 6ä^en mäßige;
tt)enigften^ mu^ man biefe le^tern nid)t tt)o^t !ettenn)eife vorbringen, njeit bie
Or[327]geln fetten gut temperirt finb. ®a^ (^laüicorb unb t>a^ 'Jortepiano ftnb
§u unferer <5cintafie bie bequemften Snftrumente. 95epbe föttnett unb müffett
rein geftimmt fepn. <5)aö ungebäm^fte 9^egifter beö ^orte^iano ift baö ange=
ne^mfte, unb, tpenn man bie nöt^ige 95e^utfamfeit megen beö 9Zac^ftingen^
an5Utt)enben njei^, t>a^ reigenbefte gum <5cintafiren.
5. §. (£ö gießet @elegen|)eiten, xt>o ein 'iHccompagnift not^tt)enbig t)or ber
•t^uffü^rung eineö Stü(fe^ tttva^ au§ bem ^opft fpieten mu^. 93ep biefer '2lrt
ber freien <g=antafte, tpeil fie at^ ein Q5orf:pie( angefe|)en n>irb, tt>et(^e^ bie
3u|)örer gu bem 3n|)att be^ aufjufü^renben (otMtß ^vorbereiten fott, ift man
fc^on me|)r eingefc^ränft, ai^ be^ einer 'S^antafie, tt)0 man, o^ne weitere "^Ibfii^t,
bloö bie ©efc^idlic^feit eine^ ^taioicrf^ieterö ju |)ören oertanget. ©ie €inric^=
tung t)on jener tt)irb burc^ bie 93efc^affen|)eit beö aufjufü^renben Stü(fe^ be=
ftimmt. ®er 3n|)alt ober 'Slffect biefe^ te^tern mu^ ber 6toff beö Q3orfpieter^
fe^n: be^ einer ^antafie f)ingegen, o^ne «weitere 'Slbfic^t, i)at ber ^(aoierift aüt
möglid)e ^rep^eit.
6. §. QBenn man ni(i)t öiete Seit i)at, feine fünfte im Q3orf|?ieten gu
Seigen, fo barf man fid) ni^t gu tt)eit in anbere Tonarten »erfteigen, tt)ei( man
'^atb mieber auf|)ören mu^, unb bennoc^ im 6pielen bie Äaupttonart im ^n=
fange nid)t gu halt oertaffen, unb am (Enbe nic^t ^u fpät tt)ieber ergreifen barf.
3m anfange mu^ bie Baupttonart eine gange '^Beite |)errfc^en, bamit man ge=
tt)i^ ^öre, morauö gef))ietet tt?irb: man mu^ ftc^ aber auc^ »or bem 6c^Iuffe
tt)iber tange barinnen aufhatten, bamit bie Su^örer gu bem (fnbe ber <5<intafte
vorbereitet merben, unb bie Bau^Jttonart jute^t bem @ebäc^tniffe einge|)räget
»erbe.
7. §. ®ie fürsefte unb natürlict)fte ^rt, bereu fic^ auc^ atlenfaü^ (Elaüier-
fpieter t)on menigen ^ä^igfeiten bep bem Q3or--[328]f^ieten bebienen fönnen, ift
biefe: ba^ man bie auf-- unb abfteigenbe Tonleiter ber Tonart, tooxau^ gefpielet
»erben foH, mit aüer|)anb 95esifferungen (a), unb einigen eingefc^atteten falben
^Önen (b), in, unb auffer ber Örbnung (c) mit einer gett>iffen Q3orft(^t, jum
©runbe leget, unb bie t>aht\) »orfommenben ^^Hufgaben gebrochen, ober au^ge--
l^atten in einem beliebigen ^em))o vortraget. ®ie Orgetpuncte über ber ^rime
finb bequem, bie erwählte Tonart be^ bem "iHnfange unb €nbe feftsufe^en (d).
93or bem 6c^tuffe fönnen auc^ fe^r wo^l Orgelpuncte über ber Dominante an-
gebracht tt>erben (e):
122
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8. §. 93e^ ^antajten, tt)o man 3eif genug ^at, ftd) |)ören §u laffen, weichet
man in anbere Tonarten tt)cttläuftiger au^. Äierju werben nid)t eben förmli(i)e
Sc^lu^cabengen allezeit erforbert; biefe le^tern ftnben am (fnbe, unb attcnfaEö
einmal in ber ^Itxtit <^i<xiX. ^ö iff genug, njenn bie groffe Septime berjenigen
Tonart, (femitonium modi), worein man ge^et, im 93affe, ober in einer anbern
Stimme ti(x ift. ®iefeö Snteroatt ift ber Sc^tüffet gu allen natürli(^en ^u^=
n)ei(^ungen, unb \><x% ^ennjeic^en baüon. 90ßenn eö in ber ©runbftimme lieget
fo |)at ber Septimen-- Sejten-- unb Sejtquintenaccorb barüber Statt (a): auffer=
bem aber ftnbet man eö be^ fol(^en Aufgaben, n^elc^e burd) bie Q5erfe|)rung
jener "tHccorbe entfte^en (b). (E^ ift be^ bem "^^antafiren eine S(^ön|)eit, tvenn
man ft^ fteEet, burc^ eine förmliche S(^lu^caben§ in eine anbere Tonart <xu^-
5utt)ei^en, unb |)ernad) eine anbere 'Söenbung nimmt. ®iefe, unb anbere öer=
nünftige 93etrügere^en machen eine '^antafie gut: allein fie muffen nic^t immer
üorfommen, bamit baö 9Zatürli(^e ni(^t gan^ unb gar barbet) oerftedet njerbe.
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124
@in unt» öierjigftesi Kapitel.
9. §. JJlan tann bct) einer freien ^antafie auß ber Äau|?ttonart in bie näd^ft^
üermanbten in bie ettuaö entferntem, unb in alte übrigen Tonarten au^tt>eict)en. So
tt)enig man bep 6tü(fen, tt)etc^e ftrenge nac^ bem ^act au^gefü^ret n)erben, frembc
unb me(e meittäuftige 'iHu^n)eid)ungen oorne^men barf: fo einfältig ftinget eine
^antafie, tt)etc^e be^ ben näd)ften Tonarten ffe|)en bleibet. 3n ben |)arten ^on--
arten gefct)e^en bie näcl)ften 'iHuött)eict>ungen bekannter maaffen in bie Quinte
mit ber groffen ^er§, unb in bie Se^te mit ber ifleinen. ^uö ben "SD^olltönen
ge^et man sunäd)ft in bie ^erg mit bem garten ®re^!tange, unb in bie Quinte
mit bem tt)eid)en. ^enn man in entlegenere Tonarten ge^en tpill, fo gefc^ie^ct
eö be^ ben ^nvtömn in bie Secunbe unb ^er^ mit bem tt)eic^en ©re^flange,
unb in bie Quarte mit bem |)arten. "^uö ben 9}Zollt5nen tt)ei(^et man alöbenn
in bie Quarte mit ber kleinen ^er§, unb in bie Sejte unb 6e^)time mit ber
groffen. ®ie übrigen Tonarten in^gefammt gehören unter bie entlegenften, unb
fönnen bet) einer freien ^antafie gleid) gut berühret tt)erben, ob fie fc^on in
einer ungleid)en Entfernung t)on ber Äau^ttonart abfte^en. "Siefeö le^tere fann
man auö ben befannten muficalifc^en ©r!eln fe^en, an n>el(i^e man fid^ aber
bep ber Einricl)tung einer ^antafie ni(i)t ttjeiter binben barf, tt)eil eö ein '5e|)ler
fe^n würbe, im ^Jantafiren aUt oier unb snjan^ig Tonarten cttlelmä^i^ burc^=
§uge|)en. "^öir übertaffen bem eignen 9Za(i)ftnnen unferer ßefer, burct) eine gc--
f(^i(fte Ergreifung be^ femitonii modi groben in ben nähern '2luött>ei(i)ungen
t)or3unet)men, unb »ollen, [332] ber i^ürge tt)egen, bloö einige befonbere *2lrten,
in bie na^e »ernjanbten Tonarten nad) unb nad) gu fommen, burc^ bie hierunter
t)orgebilbete Eyem^jel geigen, "^öir ernennen ^ierau^ bie ^ÖQÜd^Mt, auf eine
immer »erf(i)iebene QBeife auö3utt)ei(^en, man mag nad) ber erften ©runbnotc
ein Snteroall nehmen, tt)elc^eö man nur voiU. <S)ie ^eitläuftigfeit fcbrecfet un^
ah, biefcn Sa^ flar 5u bettjeifen.
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[333] 10. §. 3n fotgcnben (Stempeln wirb bic ^rt »orgebitbct, auö einer
garten Tonart burc^ wenige Umwege in bie übrigen Tonarten, welche im »origen
^aragrap^ noc^ nid)t berührt worben ftnb, auöäuweict)en. ®ie na|)e 93erwanbt--
fc^aft beö a moU mit bem c bur überlebt unö ber *2öeitläuftig!eit, no(ä) eben fo
»iele (f jempet, wo bie weiche Tonart gum ©runbe lieget, anjufü^jren. 'Jöenn
man entlegenere Tonarten nic^t nur obenhin berühren, fonbem barein förm--
lid) auöweic^en will: fo mu^ man bep ber bioffen (Ergreifung be^ femitonii
modi nid)t htxu^m, unb aBbenn glauben, t>a^ man nunme|)r t>a fep, wo man
^in wolte, unb t)a^ man fo gleich weiter ge^en muffe: man mu^ üielme|)r t>a^
O^r iimä) einige anbere eingefc^altete |)armonif(^e 6ä^e gu ber neuen Tonart
allmä|)lict) vorbereiten, bamit e^ nic^t auf eine unangene|)me ^rt überrafc^et
werbe. SDZan wirb Slaoierfpieler antreffen, welche bie d^romati! »erfte^en,
unb i^re Sä^e t>ert|)eibigen können: aber nur wenige, welcl)c bie d^romati! an=
gcne|)m »orjutragen wiffen, unb i^r ha§ 9^au^e benehmen können, ^ir merfen
ühtx^aupt, befonberö aber bet) biefen hierunter angeführten d^em^^eln an, ta^
man fic^ be^ ben Aufgaben, wobep man anfanget, fic^ ittvaß weit »on ber
feftgefe^ten Tonart §u entfernen, tttva^ länger aufhalten muffe, aB bep ben
übrigen. 'S'urc^ t>aß Q3erfe^en biefer, unb ber bereite angefü|)rten dyempel,
unb burc^ bie Q3erbinbung berfelben erlanget man nac^ unb nac^ eine befonbere
^ertigfeit im 'i^u^weicl)en.
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[335] 11. §. '^uf eine nod) fürgere, unb babe^ angenehm üt)erraf(^enbc
•iZlrt in bie entfernteffen Tonarten gu !ommen, iff fein 'i^lccorb fo bequem unb
fru(^tbar, aB ber 6e|)timenaccorb mit ber t)erminberten 6eptime unb fatf(i)cn
Quinte, tt>eit burc^ feine 93er!e^rungen unb bur(^ bie 93ern>e(^felung beö ^(angge--
f(^Ied)tö fe^r mele ^armonifd)e 93eränberungen vorgenommen njerben f önnen. '^öenn
man ^jiergu bie übrigen |)armonif(^en fünfte unb Seltenheiten, tt)elc^ett)irin ben öor^er-
ge|)enbett da^itetn abge|)anbett |)aben, mit gur Äütfe nimmt: tt)a^ eröfnet fid) nict)t
alöbenn für ein un§uüberfe|)enbeö 'S^etb üon ^armonifd)er '^QZannigfaltigfeitl 6o(te
e^ alöbenn tt)0^l nod) f(^tt)e^r fallen, ba^in ju ge^en, tt)o man nur tt)itl? 9'^ein,
man barf nur mci^len, ob man viele, ober gar feine llmtt)ege nehmen tt)itl. (^^
finb öon bem oben geba(^ten '^ccorbe, tt)elc^er au^ brepen über einanber gefegten
f leinen bergen befielet, nur bre^e mögli(i); bei bem vierten ift bie "^Bieber^olung
^on ber frct)en 'Jantafte.
127
beö crftcrn f(i)on ta, tt)ie tt>ir au§ bcr 93orbilbung be^ (a) fe^ett. 9!Bir iDürben
gu tDeifläuftig toerben, tt>enn mv alte ^Zöglic^fciten anfü|)ren trotten, bie -Har-
monie burcf) biefen '2Iccorb ba^in gu (en!en, h)o^tn man nur tt>i(t. S^ fep bic
bc^ (b) gegebene @etegen|)eif ju 93erfud)en in biefer 'Qixt für biefe^ ma^( hin-
länglich, '^ßir n)ieber^olen noc^maB, bergleic^en ct)romatifc^e 6ä^e nur bann
unb mann, mit guter ^xtr unb (angfam i^orjutragen.
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12. §. ®aö Schöne ber SO^annigfattigfeif em^finbet man aucl) be^ ber
^antafte. 93ep ber te^tern muffen aüer^anb <^iguren, unb alle ^rten beö
guten Q5ortrageö i[)or!ommen. ßauter Saufmcr!, nicl)f^ alä aufgehaltene, ober
gebrochene üollftimmige ©riffe ermüben baö 9^r. ®ie ßeibenfcbaften tt)erben
baburc^ tt)eber erregt, noc^ geftillet, »ogu boc^ eigentlicl) eine ^antafie üorsüglicl)
fotte gebraui^et n)erben. ©urc^ bie 93rec^ungen barf man nic^t gu |)urtig, noc^
äu ungleich (a) t)on einer Harmonie sur anbern fc^reifen. 95lo^ be^ c^roma=
tif(^en @ängen leibet biefe Q3orf(^rift 5Utt)eilen mit guter ^irfung einige '2lu^-
nal^me. 'SJZan mu^ nxö)t beftänbig in einerlei *5arbe bie Harmonie bre(i)en.
*2lufferbem fann man suw?eilen mit be^ben Äänben au^ ber ^iefe in bie i)ö^e
ge^en; man !ann biefe^ au^ blo^ mit ber öoUen linfen Äanb t^un, inbem man
bie redete in i^rer £age lä^t. ®iefe *!2lrt be^ Q3ortrageö ift auf ben <5lügetn
gut, e^ entfielet barau^ eine angenehme '2lbtt)ec^felung eineö gefünftelten "Jorte
unb ^iano. ^er bie ©efc^i(flid)feit befi^et, t^ut mo^l, tt)enn er nic^t beftänbig
gar gu natürlicl)e .Harmonien braucl)et, fonbern baß Ö^r guttjeilen betrüget: tt)o
aber bie Gräfte nici)t fo n>eit |)inreid)en, fo muf eine »erfc^iebene unb gute
i2luöfü|)rung in atlerf)anb "Figuren biejenige Harmonie angenehm machen, tt)elc^e
[337] burct) einen |jtatten ^nfcl)lag berfelben einfältig klinget. 3n ber linfen
.öanb fönnen bie meiften "©ijfonangen ebenfaEö üerboppelt n)erben. ®ic baburc^
entfte|)enbe Ocfat?en »ertraget baß Öf)r be^ biefer ftarfen Harmonie: bic Quinten
hingegen finb §u »ermeiben. ©ie Quarte, tpenn fie bet) ber Quinte unb 9Zone
ift, unb bie 9Zonen über|)au|)t t)erbop)?elt man nicl)t.
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@in unö »ictäigfte^ ßapitcL
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13. §. ^ttc "tHccovbe !önnen auf »iclertcp *2lrt gebrochen, unb in ge--
fc^tt)inben unb langfamen Figuren auögcbrudct njerbcn. ®tc ^rci^ungen cine^
*2lccorbcö, tt>obcp fott)0^t bcffen i)aupt-- alg auc^ gett)tffe ^^ebenintcröaßcn tt)icbcr=
^olct tt)erben (a), finb befonber^ angene|)m, tt>cil fic me^r 93cränbcrungcn ^crt>or--
bringcn, dg ein ftm|)lcg Äar^cggio, tt)ot>cp man bto^ bic Stimmen fo^ tx>ie fie
in bcn Äänbcn liegen, nac^ unb nac^ anfc^täget. 93ei allen gebrochenen ®re^--
f längen unb '2luf gaben, njelc^e fic^ auf einen ©re^flang gurücf führen laffen,
fann man au« Sierlid^feit »or iebem Snteröalle bie groffe (b) ober steine Xlnter--
fefunbe (c) mit berühren, o|>ne fie na(^|)er liegen ju laffen. ®iefeö nennet man:
mit '^Hcciaccaturen bre(^en. 'Be^ ben ßäufem werben bie lebigen 3nter=
»allen ber 'Qlccorbe auögefüllet; mit biefer *2luöfüllung !ann man eine, unb
mehrere Octaoen, in ber ge|)örigen SOlobulation herauf unb |)inunter gel;en.
^©enn be^ folc^en Cäufern <2öieber|)olungen t)or!ommen (d), unb sugleid) frembe
Snteröallen eingef (galtet tt)erben (e): fo entfielen ^ierauö angenehme 93eränbe--
rungen. €>ie £äufer, tt)obe^ üiele ^rogre^ionen bur(^ |)albe ^öne üorfommen,
erforbern eine mäßige @efct)tt)inbigfeit. [338] (gö können 5un)eilen mitten in bem
eauftt)er! aller^anb 'ilufgabcn abh)ec^feln (f). <S)er ©repflang mit feinen 93er-
fe^rungen fann einerlei £äufer ^aben, unb ber 6eptimenaccorb mit feinen 93er-
fe^rungen ebenfalls, ^^an oermeibet ^utpeilett bep ben *t2lufgaben, tt>orin eine
überflü^ige 6e!unbe ftec!et, bie 'Progreffton in biefe^ le^tere Snterüall (g); in
getviffen "Figuren fann biefe «^ortfi^reitung ange|)en (h). @en)iffe 9^ac^a^mungen,
fott)0^l in ber geraben alö @egenbett)egung, laffen fid) fe|)r gut in t)erfcl)iebenen
Stimmen anbringen (i). ®ie im eilften ^aragrap^ angeführten (^romatifc^en
^ccorbe f(^i(len fi^ am beften §u langsamen 'Figuren unb tieffinnigen (Er-
finbungen, n)ie \o\x auö bem legten ^robeftüd be^ erfteti ^^ei(e^ biefe^
Q3erfu^^ fe^en.
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14. §. ®amit meine £efer in öcrbunbenen ^yempetn t)on aUer|)anb ^rt
einen beuttict)en unb nu^baren begriff »on ber €inri(^tung einer freien "Jantafte
bekommen: fo t>ertt)eife id^ fie auf baö im vorigen ^aragra;?!) angeführte
^robeftütf, unb auf \>(x^ in ber beigefügten i^upfertafet befinbti(^e ^Uegro.
^epbe %iMt enthalten eine fre^e ^antafte; jene^ ift mit üieler ^|)romatif »er--
mifd)et, biefe^ befte^et me^renteil^ au^ ganj natürlichen unb gett)ö|)ntic^en
6ä^en. 3ci^ ^be 't>(x^ ©erippe t>on bem te^tern, in bezifferten ©runbnoten,
hierunter öorgefteltet. "Sie (Bettung ber .9^oten ift, fo gut, aB e^ ^at fe^n
[«ad^, gswfu*, II.] 9
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(Sin unb ticrjigfte^ da^itel.
fönncn, au^gebrucft. 93e9 t>cr 'Slugfü^rung toirb jcbcr "iHccorb im Äarpcggio
5tt)epma^l vorgetragen, ^enn ht\) bem §n)c^ten ma^te, in bcr re(^ten, ober in
ber Unten Äanb, eine anbcre £age »orfommt, fo iff e^ angebeutet ®ie Snter--
oaüen in ben tangfamen motten ©riffen, tt)etc^e aEe f)arpeggirt tt)erben, ^aben
einerlei ©ettung, ob man f(^on beö engen 9^aume^ wiegen, gu mehrerer ©eut-
tic^feit, tt)eiffe unb fd)tt)arse 9?oten ^at übereinanber fe^en muffen, ^ep (1)
fe|)en n)ir bie lange ^uf^altung ber Harmonie im Äaupttone bep bem *^nfange
unb (Enbe. 93e^ (2) ge^et eine 'tHuön)ei(^ung in bie Öuinte »or, tt)orinnen man
eine ganje ^eile bleibet, big be^ (X) bie Harmonie in t>a^ n?ei(^e e ge|)et.
0ie brep 9'Zoten bep (3), «worunter ein 93ogen fte|)et erftären bie (Einleitung in
bie barauf folgenbe ^ieber|)oIung beg 6ecunbenaccorbeö, meieren man burd)
eine Q3ertt)ed)felung ber Harmonie tt)ieber ergreift. ®ie (Einleitung be^ (3) ge-
fct)ie^et in ber '21uöfü|)rung burc^ langfame "Figuren, n)obep bie ©runbftimme
mit ^lei^ n)eggelaffen «jorben ift. 0er llebergang oom i) mit bem Se^timen--
accorb, jum nä(^ften b mit bem 6ecunbenaccorb »errätf) eine SEipjtn, n)cil
eigentlich ber Sejtquartenaccorb com ^ ober c mit bem ©re^flange ^ättc t)or--
^erge^en foEen. ^ep (4) fc^einet bie Harmonie in ba^ meiere b [341] über--
juge^en: Statt beffen aber tt)irb be^ (5) mit "tHnölaffung be# tt)eict)en ®re^--
flangeö b bie übermäßige Öuarte im 6ecunbenaccorbe gum c genommen,
alg tt>enn man in ha§ |)arte g augtt)eicl)en tt)olte, unb ergreift bem o^ngeacl)t
bie .Harmonie beö tt)eic^en g (6), worauf man me|)rent|>eilö burc^ biffonirenbe
©riffc tt)ieber in bie Äau|)ttonart ge^et, unt) bie "S^antafie mit einem Orgelpuncte
befc^lieffet.
Allegro.
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(1)
(2)
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43 6| I
3
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3
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1
I
1
Library Bureau Cat. no. 1137
APR. 1940
MT224.B13
3 5002 00217 5896
Bach, Carl Philipp Emanuel
Versuch über die wahre Art das Klavier
MT 224 .B13
Bach, Carl Philipp Emanuel,
1714-1788
Versuch über die vahre Ar-t
das Klavier zu spielen
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