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Full text of "Versuch eines Commentars über die Pflanzen in den Werken von Marcgrav und Piso über Brasilien, nebst weiteren Erörterungen über die Flora dieses Reiches. I. Kryptogamen"

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eines 


Commentars über die Pflanzen 

in 

den Werken von Marcgrav und Piso 

über Brasilien, 

nebst 

weiteren Erörterungen über die Flora dieses Reiches. 


Von 

Mir. C. Pr. Ph . r. Martins. 


i. 

Kryptogamen. 


Aus den Abhandlungen der k. bayr. Akademie d. W. II. CI. VII. Bd. I. Abtk. 


München 1$S3> 


















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Versuch 
eines 

Commentars über die Pflanzen in den Werken von 
Marcgrav und Piso über Brasilien, 

nebst 

weitern Erörterungen über die Flora dieses Reiches. 

E i n teil u n g. 

Unter den Denkmälern einer beginnenden Literatur von der Natur¬ 
geschichte Brasiliens nehmen die Schriften von Marcgrav und Piso un¬ 
zweifelhaft den ersten Platz ein. Sowie die Schriften der Spanier Gonz. 
Hern, de Oviedo und Franc. Hernandez als die ersten Quellen für die 
Naturgeschichte der Antillen und Mexico's anerkannt werden müssen, 
gebührt dieser Ruhm rücksichtlich Brasiliens dem Holländer Wilh. Piso-' 
und dem Deutschen Georg Marcgrav. Die Werke dieser Männer waren 
die ersten, welche sich die Naturgeschichte der neuen Welt ausschliess¬ 
lich oder doch vorzugsweise zum Gegenstand genommen haben. 

Die Entdeckungsberichte des Columbus, des Americus Vesputius, 
die drei, durch die Presse bekannt gewordenen Relationen des Cortez, 
die Decaden des Petrus Martyr de Angleria, die Geschichtswerke des 
F. L. de Gomara, Pedro de Ciepa, Diego de Castillo, des Hier. Ben- 
zoni u. d. g. m. hatten zwar auch über die Naturbeschalfcnheit und 
Produkte der neuen Welt, die wie ein Schauplatz von Wundern vor 
dem erstaunten Europa aufgethan wurde, viele Nachrichten beigebracht: 
es fehlte aber jenen ersten Entdeckern, den „Conquistadores“ und ihren 

1 * 







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Berichterstattern, an Zeit, Gelegenheit und Kenntnissen, um eine gründ¬ 
liche Erforschung der Natur im Einzelnen vorzunehmen und niederzu¬ 
schreiben. 

Noch in dem zweiten Jahrhunderte nach der Entdeckung Amerikas 
blieb man vorzugsweise auf die erwähnten und einige andere Darstel¬ 
lungen angewiesen, welche dem wissbegierigen Publikum Europas in 
zahlreichen Uebersetzungen der ersten Quellenschriften und in den Sam¬ 
melwerken, wie der Collectio Grynaeo-Hervagiana (Novus orbis regio- 
num etc. BasiL 1532 fo.), des Ramusio, Hackluyt, Theod. de Bry, Hulsii 
Sch'ilfarthen und A. dargeboten, und wie aus der grossen Zahl von Aus¬ 
gaben ersichtlich ist, mit Interesse aufgenommen worden sind. Zwar 
waren von mehreren portugiesischen und spanischen Reisenden und Be¬ 
amten noch gar manche wichtige Berichte über Gegenstände der Natur¬ 
geschichte erstattet worden; aber viele von diesen blieben unbenutzt in 
den Archiven liegen *), oder, wenn sie endlich gedruckt wurden, fan¬ 
den sie nur spät und langsam ihren Weg nach den östlichen Ländern 
Europas. Auf diese Weise sind,gewisse Vorstellungen, welche man in 
Europa über die Natur und die Naturprodukte des neuentdeckten Welt- 
theiles aus den frühesten Schriften, denen wir, als von besonderm Ein¬ 
flüsse, noch die Historia natural und moral de las Indias von Joseph 
d’Acosta **) anreihen wollen, auch in späterer Zeit stationär und unberich- 
tigt geblieben. In ihrer Haltung oft mehr chronikartig als geschichtlich, 
vielfach im Sinne der Aristoteliker und Arabisten verfärbt, oder unter 
gewissen monastischen Auffassungen verändert, haben diese frühem 
Ueberlieferungen, ohne kritische Sichtung von einer Generation auf die 
andere herabvererbend, manche schiefe Ansicht und manches Vorurtheil 


*) Wie z. B. die verdienstvollen Arbeiten des Jesuiten Barnabas Cobo. 

**) Aelteste Ausgabe Sevilla 1590. 4°, die zweite schon 1591, in Barcellona 12". 





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begründet, was erst später einer gesunden Kritik und den Resultaten 
genauerer Forschung gewichen ist. Die Schriften von Marcgrav und 
Piso aber zeichnen sich vor vielen früheren Schriften aus, weil sie 
wenig vom Hörensagen, sondern meistens nach eigener Erfahrung be¬ 
richten, und weil sie einen offenen Sinn der Beobachter, eine seltene Unbe¬ 
fangenheit des Urtheils und eine strenge Wahrheitsliebe beurkunden. 
Wegen dieser Eigenschaften verdienen sie auch jetzt noch, wo gründ¬ 
lichere Forschungen zum Maasstabe dienen können, gewürdigt und mit 
dem Kapital unsers gegenwärtigen Wissens in Verbindung gebracht zu 
werden. 

Es kommt dabei in Anschlag, dass die neue Welt vor Marcgrav 
und Piso kaum von irgend einem Gelehrten in der ausgesprochenen 
Hauptabsicht, die Naturgeschichte zu bereichern, war besucht worden. 
Diess gilt insbesondere von Marcgrav, den Piso gerade für solche wis¬ 
senschaftliche Zwecke mitgenommen und ausdrücklich für Forschungen 
bestimmt hatte, während er selbst dem Grafen Moritz von Nassau als 
Leibarzt diente, und die Medizinal-Angelegenheiten der neuen Colonie 
und der Truppen leitete. Das Verhältniss, in welchem beide Männer 
zu einander und zu ihrer wissenschaftlichen Aufgabe gestanden haben, 
hängt mit ihren Schriften und anderweitigen Leistungen so innig zu¬ 
sammen, dass es hier am Orte seyn dürfte, das Wesentlichste aus der 
Geschichte ihrer Sendung, gleichsam als Einleitung, vorauszuschicken. 
Wir müssen hiebei die geschichtliche Darstellung zu Grund legen, welche 
Herr Lichtenstein in seinem vortrefflichen Commentar über die zoologi¬ 
schen Arbeiten unserer Reisenden gegeben hat'"), weil die dort mitge- 

*) Die Werke von Marcgrave und Piso über die Naturgeschichte Brasiliens, 
erläutert aus den wiedergeiündenen Originalzeichnungen: „In den Ab¬ 
handlungen der k. Akademie d. W. in Berlin aus den Jahren 1814 und 
1815, S. 201 etc. (Einleitung, Säugethiere); 1816 und 1817, S. 155 
(Vögel); 1820 und- 1821, S. 237 (Amphibien); 1826, S. 49 (Fische). 




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theilten Nachrichten auch zum Verständnisse dessen dienen, was uns 
über die Pflanzen zu sagen bleibt. 

Nachdem sich die Holländer vom Jahre 1623 an in Brasilien, und 
zwar zunächst in Bahia, und im Jahre 1630 in Pernambuco festgesetzt 
hatten, sich jedoch durch die erhöhte Anstrengung der Krone Spaniens, 
welche Portugal und dessen Colonien incorporirt hatte, mit dem Ver¬ 
luste der jungen Kolonie bedroht sahen, ward gegen Ende des Jahres 
1636 Joh. Moritz Graf von Nassau-Siegen zu deren Behauptung und 
weiterer Organisation abgesendet. Ebenso ausgezeichnet als Verwalter 
und aufgeklärter Freund der Wissenschaften, wie als Feldherr, hatte 
Moritz mit den 2700 Mann Truppen, die er am Anfang des Jahres 1637 
in Pernambuco ans Land setzte, auch einen wissenschaftlichen Arzt, 
Willi. Piso, und dieser hatte mit sich zwei junge deutsche Gelehrte, 
Georg Marcgrav *) aus Liebstadt bei Meissen, und H. Cralitz, herüber- 
geführt. Piso selbst spricht sich hierüber in der Vorrede der Ausgabe 
von 1648 folgendermassen aus: Invitatus quondam ab amplissimis So- 
cietatis Indiae occidentalis undeviginti viris, ut 111. Nassoviae Comit.i, tum 
quoque Brassiliae, qua paret Belgis, in arte apollinari praeessem: pu- 
blicae ulililatis fore mecum arbitrati sunt speot. viri D. Alb. Coenradi 
Burg et D. Joan de Laet, primi Musarum fautores, molestam hanc pro- 
vinciam mihi impositam naturae indagatione horis subeisivis lenire. Cui 
simul oneri publico et privato ut ferendo par essem, G. Marcgravium et 
H. Cralitzium Germanos, Medicinae et Matheseos candidalos, mihi ad- 
jungi Visum est. Hic immatura morte suffocatus; ille sedulus per se- 
xennium mediterraneorum locorum explorator, meis primum mox illust. 
Comitis subsidiis suffultus, partes suas circa geographicas, astronomicas 


*) Herr Lichtenstein schreibt in seinem Commentar stets Marcgrave: ich 
habe die gewöhnlichere Schreibart Marcgrav beibehalten. 




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historiaeque naturalis observationes aoriter tütatus est. Atque in Africam 

landein transfretans sucoubuit etc. 

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In die unmittelbare Nähe eines geist- und charaktervollen Fürsten 
gestellt, fanden die Naturforscher jedmögliche Unterstützung. Moritz 
von Nassau, ein Mann grosser Entwürfe, der sich in dem schönen und 
reichen Lande zu behaupten gedachte, erbaute auf einer Insel zwischen 
den Mündungen des Capivaribe und des Biberibe (jetzt Theil der Stadt 
Reciffe), das Schloss Mauritia, und umgab es mit Gärten, worin er neben 
den eingeführten subtropischen und tropischen Früchten auch die Nutz¬ 
pflanzen und die Thicre des Landes pflegen liess*). In der von Arbeit 
freien Zeit suchte der Graf Erholung in Beschäftigung mit der Natur, 
und er scheint hiebei, zugleich mit seinem Hofprediger Franz Plante, be¬ 
sonders Pis© oft in seine unmittelbare Nähe gebracht zu haben **). Die 
Herrschaft der Holländer erstreckte sieh über die vier Capitanien von 
Rio Grande, Parahyba do Norte, Itamaracä und Pernambuco, also über 
die dem Ocean nächsten Landschaften von Ostbrasilien zwischen dem 
fünften und dem zehnten s. Breitengrade. Piso blieb in der Nähe des Grafen, 
welcher in verschiedenen Punkten des Landes fortwährend die Angriffe 
der Portugiesen zurückzutreiben oder selbst einen Angriffskrieg gegen 
-mmixonilmriibiZ ohfbkn oibro otd'rhjd oflmÜnMy/. /mhtlftjundaia «uni 
j . jOTuS daß« üJTOfanßiT mqfäs ui »| aib 

*) Barlaeus (rerum in Brasilia gestarum historia, edit. major, Amsterd. 1657), 
der eine Ansicht von Mauritia und einen Situationsplan der Anlage mit¬ 
theilt. führt S. 144, als dort von inländischen Gewächsen gepflegt, an: 
Carica Papaya L. (Papaya Mammaa), Genipa brasiliensis Mart (Jenepapa), 
Caladium Poecile Schott (Mangara), Lagenaria vulgaris Ser. (Calahassia), 
Anacardium occidentale L. (Acajousia), Byrsonima verbascifolia et alias 
spec. (Cerasa brasiliana), Anona Murcgravii et Anona Pisonis Mart. 
(Aratuca), Miisa (Bacova s, Banana), Arten von Cereus (Sempervivae), 
Tamarindvs indi.ca etc. 

**) Barlaeus. p. 331. 


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sie zu führen hatte. Marcgrav drang- auch in das Innere des Landes 
ein. Die geographischen Karten, welche Barlaeus in seinem enkomiasti- 
sehen Berichte von den Thaten des Grafen Moritz von Nassau bekannt 
gemacht hat, dürften als Maasstab gelten, wie w r eit Marcgrav landein¬ 
wärts gekommen; denn es ist wohl nicht zu zweifeln, dass sie von 
Marcgrav herrühren, da Barlaeus ihn ausdrücklich nennt*), und kein 
anderer Geograph angeführt wird, welcher die holländische Occupations- 
Unternehmung begleitet hätte. Nach diesen Documenten, welche das 
Küstenland von der Mündung des Rio Vaza Barns im Süden (11 0 11' s. Br.) 
bis zur Mündung des Bio Grande do Norte oder Potengi im Norden 
(5° 46' 47" s. Br.) begreifen, wäre Marcgrav längs den Flüssen Ma- 
manguape und Capiribi am tiefsten gegen Westen eingedrungen. Diese 
Gegenden waren damals noch sehr wenig, und nur auf acht Meilen von 
der Küste landeinwärts, bevölkert**). Die Portugiesen hatten sich, aus¬ 
ser den Küstenpunkten, vorzüglich an den schiffbaren Flüssen in zer¬ 
streuten Gehöften, auf Betrieb und mit Unterstützung der Albuquerques, 
der Donatarios der Provinz Pernambuco, niedergelassen. Uebrigens be¬ 
nützte Graf Moritz auch seine Lage, um sich durch Seefahrer von der 
Westküste von Afrika aus den dortigen holländischen Niederlassungen, 
und von Chile Naturproducte und Nachrichten zu verschaffen. Von sei¬ 
nem siebenjährigen Aufenthalte brachte er die reichste Naturaliensamm- 
lung zurück, die je in einem Transporte nach Europa gekommen ist ***). 

*) Tabulas geographicas magna cura et sumptibus suis exarari ledl auctore 
G. Marcgravio, cujus iu gratiam exstrui in sublimi speculam fecerat Nasso- 
vius. Barlaeus p. 330. 

**) Barlaeus p. 317. 

***) So gross war der Vorrath, dass das Naturalienkabinet des Fürsten die 
Museen zweier Universitäten und manche Privatsammlungen (unter andern 
die nachmalige Seba’sche) damit bereichern konnte, und länger als ein 
Jahrhundert hat die Wissenschaft noch von diesem Vorrathe gezehrt. 
Lichtenstein Abh. d. Berl. Akad. 1814 und 1815. S. 202. 












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Sehr viele Naturmerkwürdigkeiten, sowohl Thiere als Pflanzen, wur¬ 
den an Ort und Stelle gemalt*). Der verdienstvolle Commentator der 
zoologischen Leistungen dieser Expedition, Herr Lichtenstein, hat über 
den Namen des Malers, welcher in den schriftlichen Documenten nir¬ 
gends genannt wird, keine Vermuthung geäussert. Mir ist es aber wahr¬ 
scheinlich, dass die Oelgemälde von Franz Post herrühren, dem Sohne 
des Johannes, eines Glasmalers zu Harlein, welchen der Graf nach Bra¬ 
silien hatte kommen lassen **), und der sich durch zahlreiche Oeliandschaf- 
ten bekannt gemacht hat, in denen er Motive aus seinen tropischen An¬ 
schauungen benützte, und einzelne Thiere und Pflanzen vorstellte***). 
Dieser Künstler und Piso kamen mit dem Grafen nach ihrem Vaterlande 
zurück: Cralitz aber starb bald nach seiner Ankunft in Brasilien und 
Marcgrav ward im Jahre 1644, vierunddreissig Jahre alt, ein Opfer des 
endemischen Fiebers zu S. Paulo de Loanda in Angola, wohin er iiber- 
gesetzt hatte, um auch dort seine astronomischen und naturhistorischen 
Studien fortzusetzen. 

Die literarischen Früchte der Unternehmung waren von dreierlei 
Art: 1) die astronomischen Beobachtungen Marcgrav’s, 2) die übrigen 
handschriftlichen Nachrichten von diesem und Piso, und 3) die natur- 


*) Imagines ad vivum a pictore mecum per mediterraneas solitudines pere- 
grinante expressas adjunxi: Piso edit. 1658. p. II. 

**) Vergl. Fuessli II. p. 1145. Fr. Post war 1624 zu Harlem geboren, und 
starb dortselbst 1681. 

***) In der k. Bildergallerie, früher zu München und jetzt zu Schleissheim, 
werden zwei Landschaften dieses Meisters (unter Nr. 1510 und 1512 des 
Katalogs) aufbewahrt, welche brasilianische Gegenden darstellen, und welche 
ich auf Tab. 84. und 95. meiner Historia Palmarum theilweise wieder¬ 
gegeben habe. Auf vielen Landschaften und Marinen im Barlaeus findet 
sich der Name Fr. Post (nicht Poost), meistens mit der Jahrzahl 1645. 

2* 



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historischen Abbildungen, theils Oelgemälde, theils Bilder in Wasser¬ 
farben. Der astronomische Theil des Materials *), im Aufträge des 
Grafen dem Leydener Astronomen Golius ubergeben, ward nicht ver¬ 
öffentlicht, und scheint verloren gegangen. Die übrige Hinterlassen¬ 
schaft Marcgrav’s, welche in bcsondern, vom Schreiber selbst erfundenen 
Zeichen geschrieben war, wurde zugleich mit Piso’s Schriften über das 
Klima, die Krankheiten, die Gifte und Arzneimittel der besuchten Ge¬ 
genden in die Hände des gelehrten D. Joan. de Laet, des Verfassers 
der reichsten Compilation aus den frühem Schriftstellern über Amerika **), 
gelegt, da Piso keine Zeit für die Redaction und Herausgabe fand. 
Laet veröffentlichte diese Handschriften, unter Benützung der Abbildun¬ 
gen, welche Besitzthum des Grafen geblieben waren, und vermehrt mit 
eigenen Zusätzen, unter dem Titel: Historia naturalis Brasiliae, auspicio 
eit beneficio 111. I. Mauritii, Comitis Nassoviae etc. Amsterd. 1648. fo. 

Das Werk enthält die Arbeiten der beiden Reisenden gesondert, 
und giebt von Piso vier Bücher: de aere, aquis et locis, de morbis en- 
demiis, de venenatis et antidotis und de facultatibus simplicium, unter 
dem gemeinschaftlichen Titel: de medicina Brasiliensium. Marcgrav s 
Materialien erscheinen unter dem Haupttitel: Historia rerum naturalium 
Brasiliae in acht Büchern, von denen die drei ersten von den Pflanzen, 
das vierte von den Fischen, das fünfte von den Vögeln, das sechste 
von den Vierfüssern und Schlangen, das siebente von den Tnsecten und 


*) Er soll die Beschreibung des südlichen Sternenhimmels, eine neue Theorie 
der unteren Planeten, die Lehre von den Refraktionen und Parallaxen, 
eine Theorie der Längenbestimmungen und eine Abhandlung, die wahren 
Dimensionen des Erdballs zu finden, enthalten haben. Lichtenstein a. a. 0. 
S. 203. 

**) Novus orbis s. descriptionis Indiae occidentalis L. XVIII. Lugd. Bat. 1633 fo. 
(holländisch i. J. 1625, französisch 1640 herausgegebpn). 



II 


das achte von der Gegend und ihren Bewohnern handelt. Dann folgt 
noch ein Appendix de Tapuyis et Chilensibus. Von den zur Verfügung 
gestellten Malereien wurden, wahrscheinlich auf Rosten des Prinzen, 
Holzschnitte genommen, um den Text am treffenden Orte zu begleiten. 
Diese Figuren sind aber oft nicht mit der Schärfe und Eleganz ausge¬ 
führt, die man bei vielen Holzschnitten aus der gleichen und besonders 
aus der frühem Periode anerkennen muss, und was Hr. Lichtenstein 
hinsichtlich der zoologischen Abbildungen rügt, gilt auch von den bo¬ 
tanischen. Es ist nämlich bei dem Geschäfte der Redaction nicht mit 
der wünschenswerthen Genauigkeit und Sorgfalt verfahren worden; „denn 
abgesehen davon, dass die Originalien nicht selten eine grössere Be¬ 
stimmtheit in den Umrissen zugelassen hätten, sind auch manche Figuren 
am Unrechten Orte dem Texte beigefügt“ *). Dieselben Figuren kom¬ 
men übrigens nicht selten in beider Autoren Werken vor. Eine Notiz, 
die Lactius (in Marcgrav’s Hislor. plant, p. 76, bei Dodonaea visca&a) 
giebt, macht es wahrscheinlich, dass von Maregrav auch ein Herbarium 
vorhanden war, nach dessen Exemplaren jener Herausgeber mehrere 
Holzschnitte mag haben verfertigen lassen., Fis ist aber über diese Samm¬ 
lung getrockneter Pflanzen aus Marcgrav’s Nachlass gegenwärtig in den 
Niederlanden, wie in Deutschland, nichts zu erfragen gewesen. 

Piso war mit der Ausführung des Werkes nicht zufrieden**); er 
überarbeitete daher die eigenen und Maregrav's Materialien, und indem 
er auch die sechs Bücher Historiae naturalis et medicae Indiae orien- 
ialis von Jacob. Bontius hinzufügte, gab er das Ganze im J. 1658 eben¬ 
falls bei Elzevir, unter dem Titel: Guil. Pisonis de Indiae ulriusque re 
naturali et mcdica, libri qualuordecim folio heraus. 


*) Lichtenstein, a. a. 0. S. 203. 

**) In der Vorrede seines zweiten Buches nennt er die Historia naturalis Bra¬ 
silias nirnis praecipitanter per me am a praelo absentiam in lucem protrusa. 



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Die botanischen Arbeiten Marc-grav’s erscheinen liier nicht mehr 
selbstständig, sondern mit jenen Piso’s verflochten. Im ersten Buche 
wird vom Klima, im zweiten von den Krankheiten, im dritten von den 
Thieren, im vierten von den Pflanzen, im fünften von Giften und Gegen¬ 
giften gehandelt. Hierauf folgt von Marcgrav nur ein Traetatus topo- 
graphicus et meteorologicus Brasiliae cum observatione eclipsis solaris 
und ein Commentarius de Brasil-iensiiim indole ac lingua. Die sechs 
Bücher des Bontius nehmen sofort die andere Hälfte des Werkes ein, 
und den Beschluss macht Piso's Mantissa aromatica, welche sich aber 
vorzugsweise mit ostindischen Naturkörpern beschäftigt, indem von ame¬ 
rikanischen zunächst nur Anacardium occidentale und Theobroma Cacao 
ausführlich abgehandelt werden. 

Piso hat durch diese zweite Ausgabe seine, allerdings hohen Ver¬ 
dienste um die Naturgeschichte Brasiliens weniger erhöht, als er Gele¬ 
genheit zu dein ihm gemachten Vorwurfe gegeben haben mag, jene 
seines Begleiters und Mitarbeiters in den Schatten zu stellen. In der 
Vereinigung von Materialien aus der alten und neuen Welt hat er sich 
vielleicht die ein halbes Säculum früher erschienenen Libri exotici des 
berühmten Clusius zum Vorbild genommen. Es fehlte ihm jedoch, was 
den botanischen Theil betrifft, die gründliche Spezialkenntniss und der 
kritische Blick, welche an jenem grössten Pflanzenkenner seiner Zeit 
mit Recht gerühmt werden. Anordnung und Kritik haben bei der neuen 
Behandlung nicht eben gewonnen; die Unmittelbarkeit der ersten Dar¬ 
stellung ist hie und da verloren gegangen, und während manche wich¬ 
tige Nachricht Marcgrav’s übergangen oder nicht in verdienter Weise 
betont ist, werden aus andern Schriften oder aus den Erörterungen des 
Laet (der besonders Clusius, Hernandez, Oviedo, Monardes und Garcia 
ab Horto kannte, und in seinem eigenen Werke benutzt hatte), zur 
frühem Ausgabe Anmerkungen, ja sogar Abbildungen beigebracht, welche 
nicht dahin, sondern zu andern in Brasilien gar nicht wachsenden Pflan- 






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zeu gehören. So wird, um ein Beispiel anzuführen, S. 146 zu Anhuiba 
( Myristica ) der nordamerikanische Sassafras citirt und die Abbildung aus 
Joh. ßauhin, Historia (I. v. J. 1650, S. 483, und daraus im Chabraeus 
v. J. 1666, S. 36) beigefügt, und der brasilianische Baum Ibiraee, Chry- 
sophyllum Buranhem Biedel ( Ch. glycyphloeum, Casaretto, Decad. nov. 
stirp. Bras. p. 12 Nr. 7), nach einer Bemerkung Laets in der ersten 
Ausgabe (S. 101) für Guajacum officinale genommen. 

Allerdings lässt sich in Mieser Ausgabe ebenso wie in der ersten 
erkennen, dass Piso schon als Arzt mehr Veranlassung gehabt hatte, 
mit Pflanzen umzugehen, als Marcgrav. Die Traditionen des Unter¬ 
richts über die Simplicien, wie ihn in jener Zeit ein Arzt zu ge¬ 
messen pflegte, haben ohne Zweifel dem Piso eine grössere Ge¬ 
wandtheit in der Schilderung vom Ansehen einer Pflanze und ihrer 
Theile verliehen. Dieser Richtung gemäss hat auch er vorzugsweise 
die Nutz- und insbesondere die Medicinal-Pflanzen ins Auge ge¬ 
fasst. Für Marcgrav dagegen haben auch andere Gewächse, die sich 
durch irgend etwas von den europäischen auszeichnen, ein besonderes 
Interesse, und er bespricht sie mit der Unbefangenheit eines Autodidacts, 
wobei man manchmal wahrnehmen kann, dass er sich bei deren Be¬ 
schreibung, von der Renntniss der Termini der damaligen Schule wenig 
unterstützt, nicht mit Leichtigkeit bewegt, ein Umstand, der allerdings 
jetzt gar oft die Erkennung dessen erschwert, was der Autor vor sich 
gehabt hat. Beiden Verfassern kann man aber diesen Mangel an syste¬ 
matischer Gewandtheit und scharfer Darstellung nicht zum Vorwurf ma¬ 
chen, wenn man den damaligen Stand der Wissenschaft und die Um¬ 
stände, unter denen sie arbeiteten, in Anschlag bringt. Auch in den 
Schriften, der unmittelbar vorausgehenden Periode, eines P. A. Matthio- 
lus (geb. 1500, gest. 1577), eines Conr. Gesner (geb. 1516, gest. 1565), 
eines Joachim Camerarius (geb. 1534, gest. 1598), eines Clusius (geb. 1526, 
gest. 1609), eines Lobei (geb. 1538, gest. 1616) u. A. begegnen wir 


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dem Mangel einer auf festen Grundsätzen basirten Terminologie, deren 
erste Begründung L. Fuchs und Caesalpin versucht hatten, so dass die 
Schwierigkeiten für Erkennlniss. und Erläuterung der in den Schriften 
jener Autoren gemeinten Pflanzenarten oft ebensowenig mit voller Si¬ 
cherheit können gehoben werden. 

Was übrigens das Verdienst an Marcgravs Leistungen ganz vor¬ 
zugsweise erhöht, sind seine Abbildungen, und sowohl mit Rücksicht 
auf dieselben als auf das uribezweifelte Prioritätsrecht, welches aus der 
ersten Ausgabe des Werkes hervorgeht, haben die Systematiker bei der 
Aufführung der brasilianischen Pflanzen Marcgrav in erste Reihe ge¬ 
stellt. Es geschieht diess von Casp. Bauhin, Rai, Johnston, Plukenet, 
Mentzel, Adanson und Linne, welche insgesammt die Arbeiten beider 
Männer von einander halten, und gesondert citiren. In neuerer Zeit ist 
diess weniger geschehen, weil das Werk Piso’s vom Jahre 1658 sich 
viel häufiger in den Händen der Botaniker befindet, als die frühere Aus¬ 
gabe von 1648, welche theilweise durch Brand zu Grunde gegangen 
seyn soll. 

Ein sichereres Loos als dieser Ausgabe und als den astronomischen 
Handschriften Marcgrav s zu Theil wurde, erfuhren die Originalabbildun¬ 
gen, welche Moritz von Nassau in Brasilien hatte anfertigen lassen. 
Die Geschichte dieser literarischen Schätze dient so wesentlich zur Er¬ 
läuterung meines Versuchs, dass ich es nothwendig finde, sie aus der 
Abhandlung des.H. Lichtenstein wiederzugeben *). Schon im Jahre 1652 
w ar Graf Moritz von Nassau in die Dienste des grossen Churfürsten von 
Brandenburg getreten, und von diesem 1654 in den Fürstenstand er¬ 
hoben und mit hohen Aemtern bekleidet worden. Das Band einer 


*) Abhandlung der Berliner Akademie für 1814 und 1815, S. 204 fl. 






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vertrauten FreundsClftft, «das diese Fürsten bis zum Tode des Prinzen (der 
1679 im 76. Jahre starb) umschloss, vermochte wahrscheinlich diesen, 
die Original Zeichnungen dem Wissenschaft liebenden Monarchen zum Ge¬ 
schenke anzubieten. Sie bestanden in einer zahlreichen, doch ungeord¬ 
neten Sammlung aller von jenem ungenannten Meister in Oel auf Papier 
gemalten Abbildungen von Nalurgegenständen, und in zwei Bänden, die 
ähnliche, jedoch kleinere, in Wasserfarben enthielten. Jene verdienten 
schon wegen der hohen Vollkommenheit der künstlerischen Behandlung 
grosse Aufmerksamkeit; daher befahl der Churfürst, sie sorgfältig zu 
ordnen und in seiper Büchersammlung aufzubewahren. Dies Geschäft 
des Ordnens fiel in die geschickten Hände des Leibarztes Dr. Christ. 
Mentzel, der auch als Linguist berühmt worden ist, und bei seinem 
Herrn in grosser Gunst stand. Von ihm wurden die einzelnen auf 
Blätter von ungleicher Grösse gemalten Oelbilder (425 an der Zahl) 
in vier Bände vom grössten Format eingeheftet, jedes an dem Orte, den 
es nach einem zum Grunde liegenden ganz verständigen Plan (nach 
welchem die Pflanzen und Früchte den vierten Band füllten) einneh¬ 
men musste, und begleitet von wiederholter Angabe seines brasiliani¬ 
schen Namens und der Stellen bei Marcgrav und Piso, an welchen 
seine weitere Beschreibung zu finden war*). Auch ist die kleinere 
Sammlung in Wasserfarben jedesmal citirt, wenn sie denselben Ge¬ 
genstand enthält. Dass diese letztere Sammlung, welche zu des 
Grafen von Nassau Handgebrauch gehörte und desselben handschrift¬ 
liche Notizen beigeschrieben enthält, von Marcgrav's eigener Hand sei, 
findet Herr Lichtenstein aus mehreren Gründen für wahrscheinlich. Sie 
wird in der königl. Bibliothek „ Liber principis “ genannt. Diese 
höchst schätzbaren Materialien werden gegenwärtig in der königl. 
Bibliothek zu Berlin im Real - Katalog der Manuscripte unter Libri 


*) Der von Mentzel ertheilte Titel besagt: Theatrum rerum naturalium Bra- 
siiiae. 


3 






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picturati in folio, A. Nro. 35, aufbewahrt. Sie finden sich eben dort 
auch noch durch ein Exemplar des Marcgrav’schen Werkes vermehrt, 
worin die Holzschnitte nach jenen Originalien illuminirt sind. H. Lich¬ 
tenstein vermuthet, dass es ebenfalls das selbsteigene Exemplar des Prin¬ 
zen gewesen sei. Mit literarischer Liberalität hat mir die Direction der 
königl. Bibliothek zu Berlin gestattet, von den Pflanzenabbildungen des 
Theatr. rer. nat. Brasiliae Oelcopien, ebenfalls wie die Originalien auf 
Papier, anfertigen zu lassen, deren Treue dadurch verbürgt ist, dass die 
Herrn Ehrenberg und v. Schlechtendal den Künstler beaufsichtigten. In 
dieser Weise bin ich im Besitze des möglich reichsten literarischen Ap¬ 
parates zur Erläuterung jener frühen Arbeiten über die Flora Brasiliens. 

Eines mangelt allerdings zur Zeit dem Commcntator, was im In¬ 
teresse der Untersuchung höchst wünschenswert gewesen wäre: eine 
recht vollständige Anschauung von der Vegetation jener Gegenden, wo 
Piso und Marcgrav beobachtet haben. Es ist nämlich gerade der Land¬ 
strich südlich von Ceara bis zu dem grossen Bio de S. Francisco bis 
jetzt durch Botaniker am wenigsten besucht worden, und die dort ge¬ 
sammelten Materialien sind nur zum geringsten Theile Gemeingut der 
Botaniker geworden. Zwar haben drei eingeborne Pernambucaner sich 
in den ersten Decennicn dieses Jahrhunderts mit der Flora ihres Landes 
beschäftigt, aber ihre Erfolge tragen nur wenig zur Erleichterung un¬ 
serer Aufgabe bei, so dass es vom literarisch-historischen Standpunkte 
genügen mag, ihrer hier zu gedenken*). Manoel Arruda da Camara 
hat drei Schriften veröffentlicht, welche von Pflanzen jener Gegenden 
handeln: Memoria sobre a cultura dos Algodoeiros e sobre o mcthodo 
de colher e ensacar Lisboa 1799. 8°.; Discurso sobre a utilidade da 


*) Man vergleiche überdiess meine Uebersicht der Schriftsteller über die Flora 
brasiliensis, in den Beiblättern zur allgemeinen botan. Zeitung, 1837, zwei¬ 
ter Band, S. 13 flg. 








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Instituicam de Jardins nos principaes provincias do Brazil, Rio de Ja¬ 
neiro 1810. 8°. und Disscrlaqam sobre as plantas do Brazil ; que podem 
dar linlios proprios para muytos usos ä socicdade e suprer a falta do 
canhamo, Rio de Janeiro 1810. 8°. In den beiden letztem dieser Schriften 
findet .sich manche schätzbare Notiz über Pflanzen jener Gegenden*}. 
Ausserdem hat dieser Arzt, ein Schüler Gouans, seltene Pflanzen von 
Pernambuco durch den Zeichenlehrer Martins Ribeiro, einem Freunde der 
Naturgeschichte (der aber in der Revolte des Jahres 1816 eine ver¬ 
hängnisvolle Rolle spielte, die ihn an den Galgen brachte}, abbilden 
lassen und beschrieben. Das Werk, „Centuriae plantarum pernambuca- 
narum“ betitelt, blieb lange unbenülzt, bis die hinterlassenen Zeichnun¬ 
gen neuerlich in die Hände des gelehrten und fleissigen Arztes Dr. Franc. 
Freire Allemäo in Rio de Janeiro gelangten, welcher 1846 begonnen 
hat, einzelne Arten unter dem Titel Trabalhos botanicos do Doutor Ma- 
noel Arruda da Camara 4°. c. tab. zu veröffentlichen. Der dritte Name, 
welcher hier anzuführen ist, ist Frey Leandro do Sacramento, welcher 
als Professor dej Botanik zu Rio de Janeiro manche Pflanzenarten der 
Provinz Pernambuco, wo er geboren war, in die Gärten der Hauptstadt 
übersiedelt hat. 

Wichtiger für unsern Zweck sind die Leistungen des Dr, Med. 
Georg Gardner, welcher Alagoas und Pernambuco besucht und von Ara- 
caty aus die Provinzen Cearä und Piauhy bereisst, zahlreiche Arten 
aus diesen Gegenden, durch seine käuflichen Sammlungen zugänglich, 
und übcrdiess viele nützliche Nachrichten über die Vegetation derselben 
in seiner Reisebeschreibung: Travels in the interior of Brazil, Lond. 1846. 


1) Beide Abhandlungen sind in Kosters Travels in Brazil und in der fran¬ 
zösischen Uebersetzung dieser Schrift wieder abgedruckt. — Ausserdem 
ist von ihm erschienen: Memoria sobre a Canella do Rio de Janeiro; 
Rio 1809. 8°. 


3* 



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8% bekannt gemacht hat. Ein weiteres Material erhielt ich durch einen 
in Pernambuco stationirten deutschen Gärtner Herrn Schornbaum. Auf 
der andern Seite wird mir die Lösung der Arbeit durch den Umstand 
erleichtert, dass sehr viele Gewächse, von denen wir Nachrichten in Piso 
und Marcgrav finden, über die Grenzen jener Provinzen hinaus verbreitet, 
die dort erwähnten Nutzpflanzen aber insbesondere im tropischen Theile 
Brasiliens fast gleichmässig bekannt und seit langer Zeit benützt sind. 
Dass hier oft von Nutzpflanzen die Rede ist, ertheilt unsern Untersu¬ 
chungen oft neben dem rein botanischen Interesse ein überwiegend hi¬ 
storisches oder ethnographisches. Aber aus eben diesem Grunde würd 
es nöthig, unsere Erörterungen auf andere Nachrichten auszudehnen, 
welche noch älter, als die von Piso und Marcgrav, zur Ergänzung und 
Berichtigung derselben dienen können, so wie sie theilweise auch dem 
ersten Herausgeber Laetius bekannt gewesen sind. Es dürfte daher am 
Orte seyn, auch über diese, verhältnissmässig nur -wenig gekannten äl- 
tern Berichte hier einige literar—historische Notizen beizubringen. 

Die ältesten Nachrichten zur Naturgeschichte Brasiliens hat der be¬ 
rühmte Jesuite Jos. de Anehieta gegeben, welcher schon im Jahre 1553 
mit sechs andern Ordensgliedern nach der Provinz S. Paulo kam, und 
dort eine lange und für die Katechisalion der Indianer und die Organi¬ 
sation def Jesuiten in jenem Lande erfolgreiche Thätigkeit entwickelte. 
Diese Nachrichten sind übrigens, wie man aus dem von der k. Aka¬ 
demie zu Lissabon veranstalteten Abdrucke ersehen kann*), w'enig er¬ 
heblich. 


*) Jos. de Anehieta epistola, quam plurimarum rerum naturalium - quae S. 
Vincentii (nunc S. Pauli) provinciam incolunt, sistens descriptionem a Di- 
daco de Toledo Lara Ordonhez adjectis annotatiombus edila, jussuque r. 
scient. Academiae Olisiponensis ejus memoriis ad historiam transmarinarum 
nationum conscribendam proficientibus adjecta. Olisip. 1799. 4°. 



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Der nächste Bericht ist jener von Andre Thevet in den Singularites 
de la France antarctique, autrement nommee Amerique, Paris 1558. 4°. 
Thevet aus Angouleme begleitete den französischen Malteser-Ritter Nie. 
Durant de Villegagnon im J. 1555 nach der Gegend von Rio de Ja¬ 
neiro, kehrte aber schon im Januar des Jahres 1557 wieder heim. Ob¬ 
gleich sein Bericht, wie namentlich von Lery, als höchst lügenhaft be¬ 
zeichnet wird, gewährt er doch insofern Interesse, als hier zuerst einige 
Nutzpflanzen der Urbewohner Brasiliens aufgeführt werden. So sind 
nicht zu verkennen: Ipomoea Pes Caprae Sw. (Convolvul. brasilianusL.), als 
Hetich, p. 53, — Genipa brasiliensis Mart. Genipat, p. 59 — Nicotiana 
Langsdorffii Weinm. Petun, p. 60 — Musa sapientim; Pacovere, p. 61 — 
Tlievetia Ahouai; Ahouai p. 66, —- die Palme Astrocarywm Airi; Hairi 
p. 72, — Ananassa, Nana p. 89. — Crescentia Cujete, Choync p. 105, 
Manihot utilissima, Manihot p. 114. Der als Hyuourahe aufgeführte Baum 
p. 96 b., welcher statt des Guajac verwendet werden kann, ist Chryso- 
phyllum glycyphloeum Casar. Dccades stirp. brasil. p. 12; und Caesatpinia 
echinata, der ächte Brasilienholzbaum, ist p. 116 als Araboutan be¬ 
schrieben. 

Genauer und vollständiger sind die Nachrichten, welche Jean de 
Lery giebt. Aus La Margelle, terre de S. Sene, in Burgund gebürtig, 
begleitete er, 22 Jahre alt, im J. 1556 als Pastor die Expedition, welche 
auf Betrieb des Admirals Coligny und der Genfer Geistlichkeit zur Un¬ 
terstützung der Colonie Villegagnons abgesendet wurde. Im März 1557 
kam er nach der Bai von Rio de Janeiro, welche er wegen Aehnlich- 
keit der Umgebung mit jener von Genf Sinus genevensis nannte. Wäh¬ 
rend eines Aufenthaltes von länger als einem Jahre lernte er die vor¬ 
züglichsten Nutzpflanzen Brasiliens kennen, über welche wir in seinem 
Buche *) die ersteren zuverlässigeren Berichte finden. De Candolle hebt 


*) Histoire cP un voyage faict en la terre du Bresil autrement clite Amerique. 



bei der Schilderung von Lery’s Leistungen * *) hervor, dass er der Erste 
gewesen, welcher das pflanzengeographische Factum ausgesprochen, dass, 
wie die Thiere, so auch die Pflanzen jenes Landes von den unsrigen 
verschieden seien. 

Viel wichtiger aber sind die botanischen Nachrichten in einer Schrift 
vom Ende des sechszehnten Jahrhunderts, in Bahia verfasst, und ver¬ 
möge einer von Madrid aus im J. 1589, oder nach den Untersuchun¬ 
gen des Hrn. F. A. de Varnhagen i. J. 1587, dalirten Dedication dem Staats- 
rathe D. Christoväo de Moura überschrieben worden ist. Diesem Werke 
hätte man unbedenklich das Verdienst zuerkennen müssen, die älteste 
Quelle sicherer und gründlicher Nachrichten zur Natur- und Sittenge¬ 
schichte Brasiliens zu seyn, wäre es nur zeitiger durch den Druck be¬ 
kannt gemacht worden. An Fülle, Mannigfaltigkeit und wahrhaftiger Auf¬ 
fassung der Thatsachen steht es kaum irgend einer andern Schrift aus 
jener Periode nach, und könnte zunächst mit Oviedo's Historia general 
de las Indias verglichen werden. Fis hatte aber nicht das gleich gün¬ 
stige Schicksal einer baldigen Veröffentlichung, sondern blieb lange Zeit 
nur in wenigen Abschriften einigen Literaten zugänglich. Frey Antonio 
de S. Maria Jaboatäo hat es in seiner Chronik: Orbe serafico novo Bra¬ 
silien, Lisb. 1761, Padre Manoel Ayres de Cazal in seiner bekannten 
Corografia brasilica (Rio de Janeiro 1817, 2 V. kl. 4°.) und Rob. Southey 
in seiner History of Brasil (Lond. 1817 sep), sowie Ferd. Denis, nach 
einem in der Pariser Bibliothek (sub. Nr. 609. Supp, franc.) aufbewahrten 


Die erste Ausgabe ist von Röchelte 1578, die zweite von ebendaher 1580. 
Drei andere von 1585, 1594 und 1600 von Genf bezeugen das grosse 
Interesse, welches Lery's Nachrichten erweckt hatten. Noch 1794 erschien 
eine deutsche Uebersetzung zu Münster. 

*) Histoire de la Botanique genevoise 1830, S. 3 und Note A. Vergl. La- 
croix du Maine, Bibi, franc. I. p. 237. 













21 


Codex in seinem Buche Univers, ou histoire et description de tous 
les peuples etc. (Par. 1837. 8°.) benützt. Die k. Akademie der Wiss. 
zu Lissabon gab endlich im Jahre 1825 in ihrer Colleccäo de Noticias 
para a historia e geografia das naqöes ultramarinas etc. (Vol. III. pars I.) 
einen, rücksichtlich der indianischen Namen nicht immer correcten, Ab¬ 
druck unter dem Titel Noticia do Brazil, descripqäo verdadeira da Costa 
daquelle estado que pertence a coroa do Beino de Portugal, sitio da 
Bahia de todos os Sautos — heraus. Der Autor war unbekannt. Ich 
hielt früher *), gemäss einer Andeutung Cazals **), einen gewissen Fran¬ 
cisco da Cunha für den Verfasser, bis Franc. Ad. de Varnhagen in sei¬ 
nen Reflexoes criticas sobre o escripto do seeulo XVI. impresso com o 
titulo de noticia do Brasil (in der Colleccäo das notic. ultramarinas 
Vol. V. pars II., 1839) nachwiess, dass der Verfasser Gabriel Soares 
de Souza aus Lissabon gewesen, dessen auch die Bibliotheca lusitana II. 
p. 321 erwähnt. Dieser thätige Mann hätte nach dem eben angeführ¬ 
ten Werke von Bahia, seinem Wohnorte, aus auch die Entdeckung und 
Unterwerfung (Conquisla) der Landschaft längs dem Rio de S. Francisco 
geleitet. Es finden sich übrigens in der Schrift selbst keine directen 
Nachweise über diese Expedition oder über eine andere zur Entdeckung 
der Smaragd-Minen (Minas de Esmeraldas), welche ihm ebenfalls in 
jenem Buche zu geschrieben ist. 

Die naturhistorischen und zumal die botanischen Nachrichten dieser 
„Noticia do Brasil“ verdienen wegen der objectiven Wahrheit und der 
genauen Ortskenntnis, welche überall hervorlcuchtcn, eine kritische Wür¬ 
digung und Zusammenstellung mit den Schriften von Piso und Marcgrav, 


*) Herbarium Florae Brasil., in Beiblättern zur allgemeinen botan. Zeitung 
1837, Band II., S. 3, und von dem Reehtszustand unter den Ureinwohnern 
Brasiliens, 1832, p. 5. 

**) In der Corografia braziliea, I. p. 43, nota 20. 




wesshalb ich bei gegebener Veranlassung meine Bemerkungen auf sie 
ausdehnen werde. Vorzüglich wichtig sind sie auch in linguistischer 
Beziehung, da sie eine sehr grosse Menge von Pflanzennamen in dem 
Idiome der Urbewohner des Landes aufführen. Sie sind daher auch die 
wichtigste Fundgrube für Untersuchungen über den Stand der Einsicht, 
welchen die Autochlhonen in die Natur der sie umgebenden Gewächse 
gewonnen hatten. Die Indianer, welche die Portugiesen an den Küsten 
des Oceans, von der Mündung des Amazonenstroms bis zur Bai von 
Bio de Janeiro und noch südlich davon sesshaft fanden, und zu denen 
sie alsbald in ein oberherrliches Verhältuiss traten, gehörten dem weit¬ 
verbreiteten Volke der Tupis an. Diese Indios mansos, wie sie von den 
Portugiesen im Gegensätze zu den wilden, freien Nomadenhorden, den Indios 
bravos oder Tapuyos, genannt wurden, welche tiefer landeinwärts wohn¬ 
ten, waren selbst in viele Stämme vertheilt, die sich bekriegten, und in 
deren Sprache mancherlei dialektische Verschiedenheiten hervortraten. 
Auch die Pflanzennamen, denen wir in jenen ältern Berichten begegnen, 
erscheinen daher in grosser dialektischer Mannigfaltigkeit, sowie auch 
noch gegenwärtig die Sprache jenes in räthselhafter Weise zersplitterten 
Volkes der Tupis*), oder die sogenannte Lingua Gcral von den Gua- 
ranis, in den ehemaligen Reductionen der Jesuiten in Paraguay, bis zu 
den halbcivilisirten Küsten - Indianern in den nördlichen Provinzen, in 
vielfachen Abänderungen schillert. Dieser Umstand erschwert die lin¬ 
guistischen Untersuchungen über die indianischen Pflanzennamen; nichts¬ 
destoweniger glaube ich annehmen zu dürfen, dass bei einer vorsich¬ 
tigen Kritik sich aus diesen zerstreuten Sprachrestcn mehrere nicht un¬ 
wichtige Thatsachen für Ethnographie und Pflanzengeschichte ableilen 
lassen. 


*) Vergl. hierüber Martius: Von dem Rechtszustande unter den Ureinwoh¬ 
nern Brasiliens, 1832. Anhang, S. 1—5. 




23 


Dieselbe Tupisprache herrschte auch in den Gegenden nördlich von 
Ceara, namentlich in Maranhäo, was darum hier mag angeführt werden, 
weil noch ein älterer Schriftsteller zu erwähnen ist, der einige von dem¬ 
selben Gesichtspunkte aus nicht zu vernachlässigende Nachrichten überpflan¬ 
zen hinterlassen. Est ist diess Claude Abbeville, Begleiter der franzö¬ 
sischen Expedition von Ravardiere und Rasilly, die von 1611 bis 1615 
auf der Insel Maranhäo Posto gefasst und daselbst die Stadt S. Luiz 
gegründet hatte. Auch hier finden wir einige nicht unwichtige No¬ 
tizen, besonders über Nutzpflanzen der Gegend. 

Um unsern Commentar möglichst übersichtlich zu machen, dürfte 
es geeignet seyn, die Pflanzen nach natürlichen Familien abzuhandeln. 
Wir beginnen demnach mit den Kryptogamen, unter welchen die 

Fungi, Pilze und Schwämme 

die erste Stelle einnehmen mögen. Wir werden hiebei den bereits an¬ 
gedeuteten Weg verfolgen, und zuerst beibringen, was wir über die von 
unsern Autoren aufgeführten Arten zu sagen wissen, daran aber Allge¬ 
meines und Specielles über die Pilzvegetation Brasiliens anknüpfen. 

Fungi Pisoniani. 

In den Schriften von Marcgrav finden wir keine Nachrichten über 
diese Gewächse; aber Piso erwähnt ihrer in seinem dritten Buche de 
venenis eorumque antidotis (edit. 1648) S. 47. Er bemerkt, dass neun 
Arten unter verschiedenen Namen bekannt seien, führt jedoch diese 
nicht auf, und begreift sie insgesammt unter dem Namen Carapucu der 
Tupisprache. Einige seien giftig und beurkundeten diese Eigenschaft 
durch die Veränderung der Farbe, wenn sie angebrochen würden. Dass 
er Gelegenheit gehabt habe, die Wirkung solcher Giftschwämme zu 

4 



24 


beobachten, wird aus der bezeichnenden Schilderung wahrscheinlich, 
welche er von der Schwammvergiftung entwirft: Inter venenatos qui 
sunt pejores, singullum excitant, intestina exuleerant, corpori ac faciei 
jnducunt pallorem, urinam remorantur, arterias intercipiunt; ad haec 
frigus, tremorem, sudorem frigidum, mortem denique afferunt. Als Ge¬ 
gengift werden ausser den gewöhnlichen Alexipharmacis die aromatisch¬ 
scharfen Wurzeln der im Lande wachsenden Pfeifergesträuche: Jabo- 
randi, Artanthe Luschnathiana Miq. (wenn nicht vielmehr dessen Ar- 
tanthe obumbrata unter ed. I. p. 97 fig. dextra zu verstehen wäre), 
ferner Artanthe caudata Miq. (ibid. p. 96) und die auch jetzt unter 
dem Namen Jaborandi angewendete Serronia Ankum (Marcg. I. p. 69. 
Veil. Fl. Flum. I. t. 55) empfohlen, sowie das Kraut der Nhambü (ed. I. 
89; II. 310), einer Composita, die zunächst auf Grangea bezogen wer¬ 
den kann. In der Historia naturalis (v. Jahr 1658) werden p. 309 die¬ 
selben Nachrichten wiederholt, unter Beifügung eines Holzschnittes, der 
jedoch keiner in Brasilien entworfenen Zeichnung nachgebildet, sondern 
Copie einer Figur des Agaricus (AmanitaJ muscarius in einem älteren 
Kräuterbuche zu seyn scheint. Das erste Original dürfte in des Clusius 
rariorum plant, histor. (v. J. 1601) Fungi pernicial. p. CCLXXX. XII. 
Fig. 4 zu erkennen seyn. Dieselbe Figur findet sich in Parkinsons 
Theatrum (1640) p. 1321 und minder scharf, in umgedrehter Stellung 
in J. Bauhins Histor. III. (1651) p. 841, sowie in Chabraei Stirp. sciagr. 
(1666) p. 588 f. 2. Bei der überraschenden Aehnlichkeit aller dieser 
Figuren wird die Vermuthung gerechtfertigt, dass Piso, sowie in andern 
Fällen, auch in diesem sein Buch mit fremden Figuren auszustatten sich 
nicht entblödet hat, welche demnach nicht auf brasilianische Pflanzen 
gedeutet werden können. Der Fliegenschwamm ist mir in Brasilien nicht 
vorgekommen und wird auch von keinem anddn Botaniker von dort 
angeführt. 


25 


Welche Arten Piso unter den neun verstanden habe, die ihm in 
Brasilien bekannt geworden seien, lässt sich bei dem Mangel von 
Beschreibungen nicht ermitteln. Doch finden wir unter den Abbildun¬ 
gen, die Mentzel in dem Theatrum rerum naturalium vereinigt hat, unter 
Fig. 359 eine mit dem Namen Ibibura, welche einen der Schwämme 
darstellt, „qui ex sterquiliniis protuberant“. Mentzel führt auch in sei¬ 
nem Index multilingnis S. 124 lin. penultima den Namen Ibibura auf. 
Dieser Schwamm dürfte füglich für eine noch unbeschriebene Art von 
Coprinus gehalten werden. Wir charakterisiren ihn als: Agaricus (Co- 
prinusj Pisonianus: major, palmaris; pileo heinisphaerico glabro, margine 
ieviter repando, verticaliter striato stramineo, lamellis nigricantibus; 
stipite glabro cylindrico stramineo. — Der Hut ist nicht, wie diess bei 
den meisten Coprinus-Arten der Fall ist, fmgerhutförmig, sondern ver¬ 
kürzt und breit konisch oder fast halbkugelig, der Gestalt ähnelnd, 
welche Micheli Genera t. 80 f. 3 dem Coprinus sterquilinus giebt. Sollte 
der Pilz keine lamellas diffluentes haben, so wäre er unter der Ab¬ 
theilung Psilocybe der Pratella zu suchen. Er liesse sich in Natur und 
Form mit dem italienischen Agaricus (Psilocybe) Phoenix, Fr. Epicr. 
p. 225 vergleichen. Der Strunk ist gegen 5 Zoll lang und hat 5 Linien 
im Durchmesser. Der Hut misst im Durchmesser am untern Rande 5 Zoll, 
in der Höhe 2^ Zoll. Die Lamellen sind tief schwarzbraun. — Eine 
zweite Abbildung des Theatri Nr. 383 bleibt apokryph. Sie könnte 
nach der rohen Malerei ebenso gut den rosenfarb-purpurnen, in kurze 
zapfenförmige Aeste ausgelappten Stock irgend einer Balanophorea als 
einen Pilz aus der Gruppe der Clavarien oder Xylarien darstellen. — 
Trametes sanguinea Fries Syst. myc. I. 371 (sub Polyporo), welche 
durch das tropische Brasilien weit verbreitet auf abgestorbenen Baum¬ 
stämmen und Holzplanken erscheint, ist wegen Augenfälligkeit der Farbe 
(die übrigens vom Blutroth bis zum Gelbgrau in vielen Nüancen vor¬ 
kommt) vielleicht unter denjenigen Arten anzunehmen, welche Piso ge¬ 
kannt hat. Doch spricht er nicht von ihr. In der Tupisprache heisst 

4 * 


26 


sie Urupe. Sie wird als ein Mittel gegen Blutspeien dort in ähnlicher 
Weise empfohlen, wie in Europa Trametes suaveolens *). 


Brasiliens Pilzvegetation im Allgemeinen. 

Wenn gegenwärtig nicht selten die Ansicht ausgesprochen wird, 
dass die Tropenländer neben dem Reichthume ihrer phanerogamischen 
Flora eine verhältnissmässig ärmere Pilzvegetation beherbergten, so be¬ 
ruht diess lediglich auf der zur Zeit noch geringen Bekanntschaft mit 
solchen untergeordneten Formen. Der reisende Naturforscher, angezogen 
von grossartigeren Erscheinungen, wendet sich dem Kleinen und Un¬ 
scheinbaren nur bei längerem Aufenthalte zu. Die hinfälligen und 
schwierig aufzubewahrenden Pilze vermag er auch nicht mit derselben 
Leichtigkeit wie andere Gewächse für eine genaue Untersuchung in 
sein Vaterland zurückzubringen. Ucbrigens sind die Pilze in heissen 
Ländern, besonders in solchen, wo Boden und Atmosphäre viel Feuch¬ 
tigkeit enthalten, keinen falls minder häufig, als in der gemässigten Zone. 
Dass auch Brasilien reich an Pilzen sei, beweisst schon die am Ende 
anzuführende Liste, die nahezu 200 Arten namhaft macht. — Dieselbe 
Rolle, welche Linne den Schwämmen für den grossen Haushalt der 
Natur in unseren Breiten zutheilt: „Nomades, denudati, autumnales, tu- 
gaces, voraces, Flora reducentc agmina colligunt eerum quisquilias sor- 
desque“ haben sie auch in Tropenländern auszuführen, wo neben einer 
grösseren Fülle der lebendigen Pflanzengestalten auch zahlreiche Indi¬ 
viduen im Rückschritt zum Tode begriffen sind. So war ich in meh¬ 
reren Gegenden Brasiliens Zeuge von der Mannigfaltigkeit und Zahl, 
worin die Pilze, gleichsam Spiegelbilder vom Vergehen und Absterben 
einer höheren Vegetation, sieh aus dem Schoosse derselben hervor- 


*) Vergl. Enslin Dissert. de Boleto suaveolente. Manh. 1785. 4". 





27 


drangen. So z. B. auf den bewaldeten Inseln in der ßay von Rio de 
Janeiro *), wo ich neben mehreren europäischen Kern- und Bauchpilzen 
von dunklen Farben den blutrothen Trameies sanguinea und eine präch¬ 
tige Trichia ( expansa, S. unten) von ponpeaurother und gelber Farbe 
beobachtete. 


Arten des Mycelium. 

In der gemässigten Zone erscheinen die meisten Pilze fast gleich¬ 
zeitig, indem sie während eines warmen und feuchten Herbstes plötzlich 
aus dem Schlummerzustande ihres Fadengewebes (der Pilzmutter, Myce¬ 
lium! hervortreten und in die Frucht übergehen. Das unterirdische oder 
in organische Substanzen versenkte Mycelium treibt die mannichfaltigen 
Fruchtformen nun innerhalb enger Zeitgrenzen und massenhaft hervor, 
zu einer Jahreszeit, da die übrige Vegetation bereits ihren herbstlichen 
Rückschritt macht; und so fällt das Auftreten der Pilzvegetation um so 
mehr in die Augen. Ganz anders verhält sich aber diess in den Tro¬ 
penländern. Dort ist nur die trockenste Periode des Jahres der Fht- 
faltung von Pilzen ungünstig, und wo Schatten und Bodenfeuchtigkeit 
auch während der regenlosen Monate vorhanden sind, tritt der Schwamm¬ 
entwicklung das ganze Jahr hindurch kein äusseres ungünstiges Moment 
entgegen. In tiefen Schluchten des Urwaldes wird man daher fast zu 
jeder Jahreszeit Pilze finden, wenn man darnach sucht. Ich habe auch 
in den (trocknen) Monaten August und September bei Rio de Janeiro 
colossale Agaricos gesehen. Im Allgemeinen lässt sich aber annehmen, 
dass dort die Mehrzahl der grösseren, namentlich der fleischigen Pilze, 
mit dein Anfänge der Regenzeit aus dein ruhenden Zustande des My- 
eeliums in die Fructifrcation übergehen. In Gegenden, welche regel- 


*) Reise in Brasilien I. S. 152. 




28 


massig wiederkehrenden Ueberschwemmungen unterworfen sind, wie z.B 
am Amazonenstrome, kommen die meisten Pilze einige Monate nach 
Rücktritt der Gewässer zum Vorschein. Die Lebensdauer der Mycelien 
ist auch hier, wie in Europa, verschieden: es gibt einjährige, zweijährige 
und perennirende, und die letzteren kommen unter verschiedenen äus¬ 
seren Bedingungen auch in verschiedenen Rhythmen zur Entwicklung. 

Was die Gestalt dieser Mycelien, insbesondere der Hymenomyceten, 
betrifft, so könnte man vielleicht zwei Hauptarten unterscheiden, welche 
ich die unbegränzte und die begrenzte oder gleichsam im Hinblick auf 
die Analogie mit der Inllorescenz höherer Gewächse mycelium indeter- 
minatum (s. centrifugum) und m. delerminatum (m. centripetum) nennen 
möchte. Das erstere, sich unregelmässig und weit verbreitend, in Einer Rich¬ 
tung fortwuchernd oder sich strahlig von einem Mittelpuncte aus ent¬ 
fallend, ist bald flockig, oder faserig oder grumösfaserig, bald schleimig 
und hautartig sich verdichtend oder in eine dünne Kruste austrocknend. 
Flockige oder unregelmässig lappige und häutige Formen sind bis jetzt 
in Brasilien häufiger beobachtet worden, als jene wurzelförmigen und 
vielfach verzweigten Gestalten unserer Rhizomorpha oder als die dün¬ 
nen, schwarzen (kohlenstoffreichen) Binden oder linienförmigen Streifen, 
welche oft weithin und in den verschiedensten Richtungen durch faules 
Holz setzen. Die Entwicklung dieser Unterlage zu der höheren Gestalt 
der Pilzfrucht geht auch hier gerade so wie in gemässigten Breiten, in 
mannigfaltigen Modificationen vor sich. Wo die nöthigen Bedingungen 
für die Entfaltung des ganzen Schwammes vorhanden sind, da erscheinen 
die Fructificationen, je nach der specifischen Natur, bald einzeln, bald 
gesellig. Ich habe nicht selten sowohl epixyle als hypogäisohe Formen 
in zahlreichen Rasen auftreten sehen, und auch hier zeigen die Agarici 
die sogenannten Hexenkreise. Dem von Fries (Symbolae mycol. I. 3 
§. VI.) ausgesprochenen Satze, dass die Pilze der heissen Zone seltener 





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caespitose hervorbrechen, möchte ich daher nach meinen eigenen Er¬ 
fahrungen nicht beipflichten *). 

Seltener als das centrifugale Mycelium kommt in Tropenländern 
auch die trüfl'elartige Bildung desselben (Mycelium tuberosum) vor. Es 
ist stets in die Erde, nicht in organische Körper versenkt. Die Flocken 
des Schwammgewebes sind hier entweder locker gewebt und durch¬ 
dringen feinvertheilt den Boden so gleichmässig, dass derselbe gleichsam 
von Pilzsubstanz infdtrirt eine Pietra fungaja, wie bei dem italienischen 
Polyporus Tuberaster, darstellt, oder sie bilden eine fleischige oder gru- 
mige solide Masse, die gleichsam ein Hvbernaculum wird, aus dem die 
höhere Pilzform hervorbricht. Die Entwicklung des Hutes ist hier nicht 
ccnlrifugal und reihenweise fortschreitend, sondern es kommen bald ein¬ 
zelne Fructificationen, bald ein Haufen derselben in undeutlicher Orts¬ 
folge dem Centrum nahe zum Vorschein. Solche compacte Mycelien 
besitzt unter andern die durch die lederartige Consistenz des Hutes und 
durch ausgezackte, vom Hut nicht scharf abgegrenzte Lamellen ausge¬ 
zeichnete Gattung Lentinus nach Fries (Elench. I. 45), und die so or- 
ganisirten Arten werden von demselben gründlichen Forscher der Pilz¬ 
vegetation (Epicrisis 387) als Glieder einer noch genauer zu bestimmenden 
Gattung, Scleroma, bezeichnet. Eine Art dieser Gattung, Lentinus re- 
lutinus Fries (Epicr. 392 Nr. 23), ist in Vcllozos Flora Fluminensis 
(XI. t. 119) als Peziza abgebildet. In wiefern das Vorkommen von 
solchen triiffelartigen Mycelien in tropischen Ländern und also auch in 
Brasilien als charakteristisch anzunehmen seyn dürfte, lässt sieh bei dem 
dermaligen Stande unserer Kenntnisse kaum mit Sicherheit, aussprechen. 


*} In einer der von mir gegebenen Ansichten des Urwaldes bei Rio de Ja¬ 
neiro (Flora Bras. 1. tab. physiognom. VI.) ist auch dfe Bande eines Aga- 
vicus r vielleicht cepaestipes? abgebildet, dessen Mycelium sich strahlig 
ausbreitet. 




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Formen der brasilianischen Pilzvege/alion. 

Bezeichnend für die brasilianische Pilzvegetation möchte ich das Vor¬ 
walten eines trocken-faserigen dichten Gefüges in den epixylen Gestal¬ 
ten der zahlreich vertretenen Hynienomyceten halten, desgleichen das oft 
verhältnissmässig lang andauernde Bestehen der entwickelten Fruchttheile 
("bei Polyporus, Trametes, Thelephora > Slefeum, Lenziles, Schizophylhm). 
Solche Pilze scheinen, wie unsere Polyporus fomentarius und igniarius, 
sich eine Reihe von Jahren hindurch perennirend zu erhalten und zonen¬ 
weise zu vergrössern. Als Beispiel kann ich den Polyporus australis 
Fries (Elench. I. 108. Epicris. 464) anführen, der nicht blos auf den 
Inseln der Südsee und in Chile, sondern auch in Brasilien an Baumstämmen 
wächst und das Gewebe der einzelnen Jahreschichten alsbald zu gleich- 
massiger Härte und Festigkeit ausbildet. Solche verholzende Arten neh¬ 
men nicht selten eine glänzende Oberfläche an, als wären sie lakirt. 
Sonst aber halten die Gestalten der perennirenden Pilze in Farbe und 
Dimensionen dieselben Verhältnisse ein, wie die Arten gemässigter 
Breiten. Besonders grosse Agaricos (den Hut fast einen Fuss im Durch¬ 
messer) habe ich in den feuchten Urwäldern der Serra d'Estrella, in 
einer Höhe von beiläufig 2500 Fuss über dem Meere, und in Minas, 
bei Marianna, in noch höheren Bergwäldern bemerkt; was mit den Be¬ 
obachtungen auf Java und dem Conlinente von Indien übereinstimmt, 
wo man die Pilzvegetation am mächtigsten bei einer Erhebung über dem 
Occan findet, welche die Temperatur wesentlich ermässigt. Eine Art 
von geringeren Dimensionen, die Vellozo’s Flora Fluminensis (XI. t. 117) 
als Phallus abbildet, und die wohl nicht mit Unrecht auf Agaricus (Psalliola) 
jejunus Fries (Novae Symb. mycol. I. 8 Nr. 15) gedeutet werden dürfte, 
erscheint in den Wäldern des Orgclgebirges. 

Die Pilzvegetation Brasiliens zeigt sich übrigens, wie die an¬ 
derer Tropenländer, in ihren Formenkreisen keineswegs sehr wesentlich 









31 


abweichend von jenen aussertropischer Länder. Ein scharf bezeichnen¬ 
der, stark hervortretender Charakter kommt ihr liier eben so wenig zu, 
als z. B. in den Inseln des indischen Archipels, über welche mir der 
erfahrne Reinwardt bemerkt, dass ihm die grosse Uebereinslimmung mit 
der Schwammflora gemässigter Zonen in Verwunderung gesetzt habe. 
So bewährt sich denn auch hier der von Fries, dem grössten Systema¬ 
tiker auf diesem Gebiete, ausgesprochene Satz: Vegelatio fungosa in 
diversis terris multo magis conformis videtur, quam aliarum plantarum * **) ). 
Auch in Brasilien sind die in Europa häufigsten Formen: Agaricus, Po- 
lyporus, Stereum, Thelephora, Lycoperdon, Cyathus, Sphaeria, Peziza 
u. s. w. verhältnissmässig am häufigsten vertreten, theilweise sogar durch 
Arten, welche in höheren Breiten anderer Welttheile Vorkommen, und 
die seltsamsten grottesken Gestalten der Stempel- und Gitter-Schwämme 
(_Dictyophora Clathrus u. s. w.J erscheinen nur sporadisch. Diese 


*) Fries Novae Symbolae mycologicae. I. Upsal. 1851. 4°. S. 3. 

**) Die äusserst seltsam gestaltete Gattung Diclyophorct (Desv., Hymeno- 
phallus Nees, Fries) scheint einen sehr ausgedehnten Verbreitungsbezirk 
zu haben, jedoch nur warmen Ländern anzugehören. D. indusiata ist 
schon in Vellozo's Flora Flumin. XI. t. 118 als Phallus abgebildet. Später 
von Gaudichaud bei Rio de Janeiro wieder gefunden, ist sie von Persoon 
(Freyc. Voy. de l’Uranie, Botanique 178 t. I. f. 2) als Sophronia brasi- 
lieusis beschrieben worden. Dieselbe Art, von Vaillant in Surinam an¬ 
gegeben, ist von Ale. d’Orbigny auch in den Bergwäldern von S. Cruz 
de la Sierra beobachtet worden. — Eine zweite Art ist Phallus daemo- 
num Rumph. (Amb. VI. 131. t. 56 f. 7) aus Amboina. — Die dritte ist 
D. bicampanulata Mont. Ann. Sc. nat. Ser. 2 Vol. X. 120, von Otahiti. — 
Aus dieser Insel bat Hooker (Beechey’s Voy. 78 t. 20) eine von vorigen, 
nach des erfahrnen Mycologen Montagne’s brieflicher Mittheilung, ver¬ 
schiedene Art unter dem Namen Phallus Daemonum Rumph bekannt ge¬ 
macht. — Die liinlle Art ist I). duplicala Bose, aus Süd-Carolina. — 
Die sechste D. speciosa Klolzsch von Meyen auf Lu 9 on entdeckt (N. Act. 

5 





32 


letzteren gehören auch hier zu den Erdschwämmen, eben so wie die 
verwandte, zwischen Phallus und Clathrus in der Mitte stehende, noch 
wenig bekannte Gattung Foelidaria coccinea S. Ilil. (Ann. Sc. Nat. 2 
Ser. III. 191 VIII. 363), welche bei der Villa de Victoria in der Pro¬ 
vinz do Espiritu Santo entdeckt worden ist. Zu den eigenthjümliohsten 
Gestalten der brasilianischen Pilzvegetation durften wohl noch der von 
d’Orbigny in Chiquitos entdeckte Geäster (Plecosloma) ambiguus (Voy. 
d’Orbigny VII. Flor. Boliv. 47), ferner der seltsame Repräsentant der 
Bauchpilze, welchen ich als Cirrholus flams (N. Act. A. N. C. X. 511 
t. 46 f. 10) bekannt gemacht habe, endlich die morphologisch besonders 
bedeutsame Gattung Thamnomyces, aus der Reihe der Kernpilze, und die 
Schimmelgattungen Thelactis und Diamphora Mart. (N. Act. N. C. a. a. 0.) 
Erwähnung verdienen. 

Niedrigere Formen, eigentliche Elementarpilze, Coniomyceten und 
Hyphomyceten, treten dort, wenn nicht reicher, so doch jedenfalls eben 
so mannigfaltig als bei uns auf. Das Material ist aber zur Zeit unge¬ 
nügend, hierüber sichere Schlüsse zu bilden. Auch unter ihnen kom¬ 
men europäische Gattungen vor. Das Eurotium herbariorum Link, ist 
auch in Brasilien während der Rcgenmonate ein unwillkommener Gast 
in den Herbarien * *); und in analoger Weise werden sich die dort noch 
aufzufindenden Elementarpilze auf die in gemässigten Klima vorn alten¬ 
den Typen grosscnthcils zurückführen lassen, wenn schon die Mannig¬ 
faltigkeit der Matrix auch eine bedeutende Verschiedenheit in den Ge¬ 
stalten ahnen lässt. Dass nämlich die individuellen Mischungsverhältnisse 
der Unterlage auf die Morphose dieser niederen Afterorganismen von 


A. N. C. Suppl. I. XXI. 239 I. 6). Dazu kommt endlich D. subuculata 
Mont, aus Algerien (Flore d'Algerie I. 440). 

*) Martius Reise I. 192. 









33 


wesentlichem Einflüsse seien: davon überzeugen uns die fortwährende Ent¬ 
deckung neuer Formen in unsern Gewächshäusern. 

Fries*) hat unter mehreren Sätzen, welche als die Vorläufer der 
Doctrin von der geographischen Verbreitung der Pilze angesehen wer¬ 
den mögen, auch die beachtenswerthe Bemerkung gemacht, dass inner¬ 
halb der Grenzen einer Gattung, die auf parasitisches Leben angewiesen 
ist, die specifische Differenzen am entschiedensten bei solchen Arten her¬ 
vorspringen, denen eine verschiedenartige Matrix zu Grund liegt. Daher 
eine grössere Uebereinstimmung von den Arten Agaricus und Boletus, 
welche zwar in verschiedenen Ländern, aber immer in der Erde selbst, 
und nicht auf unvermoderten Pflanzen wachsen; daher auch eine grös¬ 
sere Differenz bei den speciebus epixylis von Polyporus und Lentinus. 
Hoch entwickelte Pilzformen scheinen, in Uebereinstimmung mit diesem 
Verhältniss, in Brasilien sehr oft epixylisch zu scyn. Dass übrigens unter 
den Formen der Kernpilze, welche aus der Binde hervorspriessen, eine 
grössere Uebereinstimmung mit aussertropischen Gattungen vorhanden 
sei, als unter jenen, die aus dem Holze selbst hervorbrechen, wie diess 
Fries anzudeuten scheint, — diese Annahme dürfte sich schwerlich als 
gerechtfertigt erweisen, sobald unsere Kenntniss von dem innern Baue 
jener kleinen und unscheinbaren Bildungen weiter vorangeschritten seyn 
wird. In den hypophlöodischen Flechten finden wir eine so staunens¬ 
würdige Mannigfaltigkeit des Baues **), dass die Complication oft eben 
so gross, ja grösser erscheint, als bei eigentlichen epixylen Schwämmen; 
und doch wird man schwerlich im Stande seyn, jene sogenannten Flech¬ 
ten von den Pilzen durch strenge systematische Merkmale zu trennen. 


*) Novae Symbolae mycologicae Fase. I. Upsal. 1851. 4°. (Quo magis genus 
in aliis plantis parasitatur, eo magis species e diversa matre mutantur.) 

**) Vergl. Escliweiler Lichenes in Mart. Flora Bras. I. 1833. und in Mart. 
Icon. sei. Cryplpg. t. 6—lü. 


5 * 




34 


Amphibolische Stellung der Pilze im System. 

Diess Verhältnis mag als Veranlassung gelten, die Stellung der 
Pilzvegetation im Gesammtsysteme mit einigen Worten zu berühren. 
Schon mehrfach ist der Satz ausgesprochen worden*), dass die Pilze 
keine morphologisch scharf zu begrenzende, systematisch zu charakteri- 
sirende Gruppe bilden. Auch in der Flora Brasiliens kommen Formen 
vor, deren amphibolischer Charakter den Systematiker zu Anordnungen 
zwingt, die ihn nicht befriedigen. Wir erinnern zunächst an die Gattung 
Cora (Fr. Syst. Orb. veget. 300), welche bald den Algen, bald, und zwar mit 
Recht, den Flechten, am häufigsten aber den Pilzen zugezählt wurde. Cora 
pavonia, ein flechtenartig auf Baumästen lebendes Kryptogam, ist die 
Ulm montana Sw. Prodr. Fl. Ind. occ. 148., Thelephora pavonia Sw. 
Fl. Ind. occ. III. 1930 Kunth Syn. I. 12 (und Pcrsoon in Freycin. 
Voy. d’Uranie, Botan. 175). Agardh (Spcc, Alg. 141) sagt von ihr, es 
sei eine planta lichenosa, vom Habitus des Flndocarpon viride. Fries 
(Epicr. 556) zählt sie unbedenklich den Pilzen zu. An diese Gattung 
schliesst sich eine andere, ebenfalls in Brasilien vorkommende, von ähn¬ 
lichem parasitischen Standorte, auf einem Thallus byssoides Flechlen- 
Apothecien tragend, an: Coenogonium Ehrend . **), und ebenfalls nahe 

*) Unter Andern von Al. Braun in der Flora 1847. 23. und von Schleiden 
Grundziige 3. Aull. 11. 26. — ,,Si Ascomycetes cum Liohenibus junganlur, 
nulla adest ralio Ilyphomyceles et Coniomycetes a Pliyceis distinguere. 
Tantus est nexus inter omnes plantas nemeas; ut nulla oxtet int er has 
differenlia Superior, quam biologica inter l’roto- et Plvsterophytasagt 
Fries, Summa Vegetabilium Scandinav. 375. Die Botaniker haben aber die 
Aufgabe, in der allgemeinen Morphologie , wie in der systematischen Cha¬ 
rakteristik, über Form und Formgeschichte (Entwicklungsgeschichte) nicht 
hinauszugehen, und diese Doclrinen nicht auf physiolog.schen Principien 
zu entwickeln. 

**) Dieser Flechtengaltung dürfte Diclyonema Ag. Syst. Alg. 26 Fr. S. Orb. 
veg. 303 zunächst anzureihen seyn. 







35 


verwandt ist die tropische Gattung Leptogium Fr. *), früher als Sub- 
genus von Collema aufgeführt, von welcher mehrere Arten aus Brasilien 
bekannt sind. Der Versuch, diese Gestalten mit einigen andern: Cilicia 
Fr. (Syst. orb. veg. 301. Mont. Ann. Sc. nat. 2 Ser. II. 375), Tlier- 
mutis Fr. (1. c. 302), Ephebe Fr., Micarea Fr. (1. c.), als eine selbst¬ 
ständige Gruppe zwischen den Algen und Flechten aufzustellen, w ie ihn 
Montagne **), den Andeutungen von Fries***) folgend, gemacht hat, 
beseitigt die systematischen Schwierigkeiten nicht. Er gründet auf der 
Annahme, dass der Charakter eines homöomerischen Thallus diese Ge¬ 
wächse von den übrigen, heteromerischen Flechten trenne, während die 
Fructification im Wesentlichen mit der der letzteren übereinkomme. Bei 
dieser Auffassung würde man sich aber wohl gezwungen sehen, manche 
Gattungen, die bisher zu den Pilzen gerechnet wurden (Pyreno- und 
Discomycetes) in dieselbe Reihe der Byssaceae aufzunehmen, weil sie 
ebenfalls ein homöomerisches Lager und apothecienarlige Keimapparate 
haben. Andererseits dürfte bei mehreren dieser amphibolischen Gestalten 
die Anwesenheit eines sehr transitorischen oder unter dem später ent¬ 
wickelten eigentlichen Lager verschwindenden Hypothallus, auf dessen Ana¬ 
logie mit dem Mycelium der wahren Pilze hingewiesen worden ist, zu er¬ 
weisen seyn und sich damit eine grössere Verwandtschaft zu den Pilzen 
herausstellen. Schleiden hat versucht, die drei Ordnungen der Algen, 
Flechten und Pilze vorläufig dadurch zu charakterisiren f), dass die Al¬ 
gen im Wasser leben und ihre Sporen zu 1 bis 4 in der unveränderten 
Sporcnhülle entwickeln, die Flechten in der Luft lebend ihre Sporen zu 


*) Womit Coceocarpia Pers. in Freyc. Voy. d’Uranie. Cryptog. 206 zu ver¬ 
gleichen. 

**) Ramon de la Sagra, hist, de Cuba, Cryptog. 105. 

***) Liehenographia europ. reform. XXXV. 
t) Grundzüge, 3. Ausg. 11. 27. 



30 


8 bis 10 in der unveränderten Hülle ausbilden; die Pilze aber ihre ein¬ 
zeln in kleinen Ausdehnungen der Sporenhülle gebildeten Sporen mit 
dieser abschnüren. Aber auch diess Merkmal genügt nicht, da wir so¬ 
wohl höhere (Hymenomycetes) als niedrige (Elementarpilze und Schim¬ 
mel) unbedenklich zur Pilzvegetation zählen müssen, die zusammenge¬ 
setzte Sporen in Schläuchen, gleich denen der Flechten, haben, und da 
wir sehr nahverwandte Arten (von Sphaeria z. B.) kennen, die Sporen¬ 
schläuche mit mehreren Sporen und einfache Sporen tragen. Die Er¬ 
wägung solcher Verhältnisse mag immerhin der Ansicht günstig erachtet 
werden, dass die Pilze als die Parasiten einerseits unter den Algen an¬ 
derseits unter den Flechten zu betrachten, und dass sie demnach 
eben so wie die Parasiten aus höheren Pflanzenfamilien in Folge dieser 
ihrer eigenthümlichen Lebensart wesentlichen Abwandlungen der typi¬ 
schen Gestalt unterworfen seien. Uebrigens, — und der Umstand ver¬ 
dient vielleicht besondere Erwägung bei dem Versuche, diese Gewächse 
als selbstständige Familie zu charakterisiren, — kennen wir bei Algen und 
Flechten fast ohne Ausnahme ein grünes Stratum gonimicum, und die 
Zellen desselben vermögen, als wahre Brutkörner oder Lager keime die 
Art eben so fortzupflanzen, wie die eigentlichen Sporen oder Fruchtkerne. 
Dieser Apparat fehlt den (mit wenig Ausnahmen keine grüne Farbe dar¬ 
bietenden) Pilzen, und ausser den eigentlichen Sporen wird die Fort¬ 
pflanzung nur noch durch Theile des (niemals grünen) Myoeliums (Hy¬ 
pothallus) vermittelt, welches bekanntlich eben so lebenszähe als productiv 
ist; eine Fortpflanzung durch Lagerkeime (ausgesonderte Zellen oder 
Zellenkerne des Thallus) dagegen kommt bei den Pilzen nicht vor *). 


*) Manche Pilzbildungen, welche man als selbstständig in das System aufge¬ 
nommen hat, erweisen sich vielleicht einer fortgesetzten Forschung nur 
als solche Mycelien, welche unter gewissen Umständen Lagerkeime (ein¬ 
fache Zellen) abschniiren und sich dadurch fort pflanzen, bei günstigeren 
Bedingungen aber die höhere Gestalt der Fructification gewinnen und nun 








37 


Wollte man übrigens der oben angedeuteten Auffassung, dass die Pilze 
nichts anders seien als die parasitischen Gestalten der Algen oder Flech¬ 
ten, Berechtigung zuerkennen, so ergäbe sich für die pflanzengeogra- 
phisehe Betrachtung, dass Algen und Flechten, sowie in andern Floren¬ 
gebieten, auch in dom Brasiliens alle übrigen Pflanzenfamilien, von 
welchen einzelne Gattungen und Arten parasitisch sind, an Zahl und 
Mannigfaltigkeit der schmarotzenden Formen übertrefien, wenn schon 
Brasilien reicher an hochorganisirten Parasiten ist, als viele andere, zu¬ 
mal extratropische Florenreiche*). 

Phosphorescenz der Pilze. 

Unter die merkwürdigstenErseheinungen der tropischen Pilzvegetation 
gehört die Phosphorescenz mancher Arten, zumal von Blätterschwämmen. 
Dass diese Lichtentwicklung keineswegs Correlat des beginnenden Zer- 
setzungsprocesses ist, sondern vielmehr mit der Energie der Vegetation 
zusammenhängt, jedoch nicht sogleich dann erlöscht, wenn der Schwamm 
aus seinen Lebensbedingungen entfernt wird, vielmehr noch einige Tage 


ans einem Pomlimn zusammengesetztere Fruchtkeime (Sporas in ascis) 
entlassen. Wir erinnern an Sp/iaeria cimmbarina, eoccinea u. a., die 
immer nur auf einer Tubercularia (vulgaris, tninor) Vorkommen, so dass 
Fries (Syst. HL 464. Elench. II. 80) an dem autonomen Charakter der 
Tubercularia zweifelt. Ein solches Verhältniss sehliesst übrigens den Pa¬ 
rasitismus gleichhoher Bildungen auf einander (z. ß. der Spbaeria epi- 
sphaeria auf der Sph. Stigma) nicht aus. 

*) Man vergl. meine Abh. in den gelehrten Anzeigen der k. Münchner Aka¬ 
demie 1842. Nr. 44—49, wo ich die in Brasilien vorkommenden Parasiten 
mit Ausschluss der Pilze abgetheilt habe in 1) blattlose, nicht grüne 
( bleiche) wurzelständige, 2) blattlose auf Stengeln haftende, 3) beblätterte, 
grüne, sich mit der Primärwurzel einsenkende, 4) beblätterte, durch se- 
cundäre Theile schmarotzende. 



38 


lang andauert, dass ferner die leuchtenden Blätterschwämme in jedem 
Theile ihrer Substanz leuchten, ist durch neuere Thatsachen ausser 
Zweifel gesetzt *). Auch in Brasilien kommt ein solcher leuchtender 
Blätterschwamm vor. Der Agaricus (OmphaliaJ Gardneri Berk, (in 
Hooker Journ. II. 427, Hook. Lond. Journ. II. 631) auf den faulenden 
Blattscheiden und Blattstielen der Pindova-Palme (Attalea humilis MartJ 
und desshalb von den Einwohnern Flor de Coco genannt, ist im Dc- 
cember bei Natividade in der Provinz Piauhy gefunden worden. Er 
verbreitet in der Dunkelheit aus seiner ganzen Oberfläche ein grünlich— 
tes Phosphorlicht, das mit dem des Pyrosoma atlanticum, eines schalen¬ 
losen Seeweichthieres verglichen wird **). Dieser Schwamm ist wie 
der südeuropäische Leuchtschwamm des Oelbaums, Agaricus (Crepidolus) 
olearius von orangegelber Farbe. Ein dritter leuchtender Agaricus ist 
der noctilucens Lev eitle, Gaudichaud Vov. de la Bonite I. p. 167, von 
weisser Farbe, aus Manilla;— der Fungus igneus des Rumphius (Herb. 
Amb. Lib. XI. p. 130) auf Amboina, hat einen grauen, unten schwarz¬ 
grauen Hut***) (ein Agaricus oder eher noch ein Cantharellus ?) ] — 
endlich werden auch zwei phosphorescirende Arten aus der Gegend vom 
Schwanenflusse in Ncuholland angeführt f). In Deutschland sind es 
bekanntlich nicht derartige Blätterschwämme, sondern Rhizomorpha fra- 
gilis Roth, in ihren beiden Formen der Rh. subcorticalis und subterranea, 
und das Helotium aeruginosum JByssus phosphorea LJ, an welchen die 
Phosphorescenz beobachtet worden. 

*) Vergl. Schmitz in Linnaea XVII. (1843) p. 487 über den Bau, das Wachs¬ 
thum und einige besondere Lebenserscheinungen der Rhizomorpha fragilis 
Roth , und Tulasne in Annal. des Scienc. natur. 1848. I. p. 338 über die 
Phosphorescenz des Agaricus olearius u. s. w. 

**) Gardner Travels in the Interior of Brazil, Lond. 1846, p. 346. 

***) ..Incolae eurn adhibent nocle, manu eum tenentes. ut subsequenles de- 
tegant anlecedentes per hune fulgorem ne aberrent eie. Rumph. I. c. 

f) Drummond in Hooker London Journ. of Bolauy 1842. p. 216. 









39 


Arten der brasilianischen Pilzvegetalion. 

Bei der Unvollständigkeit unserer Kenntniss kann eine übersichtliche 
Liste der bis jetzt aufgefundenen Arten nicht massgebend seyn, um die 
dort herrschenden Formenkreise oder das Verhältniss derselben und der 
Arten zur Flora anderer Länder zu beurtheilen. Nichtsdestoweniger 
scheint es nicht unzweckmässig, die beschriebenen Arten zusammenzu¬ 
stellen, und zwar besonders desshalb, weil darin die doppelte Auffor¬ 
derung gegeben wird, die bisherigen Angaben kritisch zu prüfen und 
für die Entdeckung und systematische Feststellung neuer Arten zu sorgen. 

Verzeichniss 

der aus Brasilien bekannt gewordenen Pilze. 

Agaricus (Lepiota) cepaestipes Sow. Fries Syst. Myc. L 280. Epicr. 17. Berkeley in 
Hook. Lond. Journ. 1843. 629. (Piauhy). 

,, „ molybdites Meyer Esseq. 300 Fr. S. M. I. 308. 

„ (Tricholoma) praegrandis Berk. 1. c. {Minas). 

„ (Clitocybe) rheicolor Berk. I. c. 630. (Minas). 

„ (Omphalia) Gardneri Berk. 1. c. et Hook. Journ. 1840. 427. (Goyaz). 

„ „ spaniophyllus Berk. 1. c. (Goyaz). 

„ „ purpureo-roseus Berk, et Mont in Ann. Sc. nat. 3. Ser. IV. 

355. ad Novo Friburgo: White et Menneville. 

„ (Collybia) Boryanus Berk, et Mont. Ann. Sc. nat. 3. Ser. XI. 235: Bahia: 
Blanchet. 

„ (Pleuropus) salebrosus Berk. Ann. of Nat Hist. IX. 444. Rio de Janeiro. 

„ (Flammula) brasiliensis Fr. Linnaea Y. (1830.) 509. Epicr. 190. (Rio). 

„ (Naucoria) fluminensis Mont, in Ann. Sc. nat 2. Ser. II. 78. (Rio de 

Janeiro): Beyrich. 

„ (Dermocybe) hilarianus Mont. Fr. Epicr. 203. (Galera) Mont in Ann. Sc. 

nat 2. Ser. VIII. 366. Ad Ubd prov. Rio de Janeiro: 

S. Hilaire. 

(Crepidotus) mollis Fr. Epicr. 210. n. 857. Rio: Beyrich (eine europ. Art). 

6 


40 


Agaricus (Psilocybe) lysiophyllus Fr. Linnaea V. 510. Epicr. 227. (Minas: Lund). 

„ (Coprinus) Pisonianus Mart, supra. 

Marasmius ferrugineus Berk. 1. c. Minas. 

„ dispar Mont. Ann. des Scienc. nat. Ser. 2. II. 79. t. 4. f. 3. (Collybia) Rio. 

„ mitiusculus Berk. I. c. 631. (Minas). 

„ bambusinus Fr. in Linnaea V. (1830) 507. Epicr. 385. Rio de Janeiro. 

„ brasiliensis Berk, et Mont. Ann. Sc. nat. Ser. 3. XI. 235: Bahia: Blanchet. 

„ inoderma Berk, in Hook. Journ. 1851. 15. Para: Spruce. 

„ haematocephalus Mont, (sub Agarico) Ann. Sc. nat. 2. Ser. 1837. 369. 

et Cryptog. de Cuba 418. edit. fran«;. t. 17. Rio. 
Hypolyssus Montagnei Berk. Hook. Journ. I. (1842) 139. t. 6. f. 1. Rio Negro: Spruce. 
Lentinus velutinus Fr. in Linn. V. 510. Epicr. 329. Berk. Lond. Journ. 1843. 633. 

(Montagne Crypt. de Cuba t. 17. f. 3.) Rio de Janeiro 
et Minas. 

„ cornucopioides Klotzsch in Linnaea 1835. 123. Fr. Epicr. 392. n. 26. 
Rio de Janeiro. 

„ scleropus Fr. Epicr. 392. Freyc. Voy. 167. t. 2. f. 3. Nr. 27. Rio de 
Janeiro: Gaudichaud. 

„ pilosus Fr. Epicr. 395. Nr. 45. Rio de Janeiro. 

„ Lecomtei Fr. Epicr. 388. Nr. 3. (ex Amer. septenti.) Berk, in Lond. 
Journ. 1843. 632. Minas. 

„ villosus Fr. Epicr. 388. Nr. 6. (e Mauritio) Berk. I. c. Rio, Minas et Ceara. 

» Berterii Fr. Epicr. 388. Montagne in Orbigny Voy. Bot. 49. Chiquitos, 

Minas, Surinam. 

„ Svvartzii Berk. 1. c. (L. crinitus Berk, in Ann. of Nat. Hist. X. 370. t. 9. f. 2. 

„ tener Kl. Fr. Epicr. 389. Nr. 12. (New-Orleans?) Serra dos Orgaös. 

„ crassipes Berk. Lond. Journ. Bot. 1843. 633. Minas. 

„ albidus Berk. I. c. Prope Inficionado in Minas. 

„ submembranaceus Berk. 1. c. 684. Minas. 

Panus velutinus Fr. Epicr. 398. Nr. 7. (Agar. Omphalia Fr. in Linnaea V. 508.) 
Rio de Janeiro: Beyricb. 

„ hirtus Fr. Epicr. 398. Nr. 8. (Agar. Pleurotus) Fr. in Linnaea V. 508. Rio 
de Janeiro: Beyricb. 

„ lunatus Fr. Epicr. 399. Nr. 13. (Agaricus crepidotus) Fr. in Linn. V. 509. 
Rio de Janeiro: Beyrich. 


41 


Panus copulatus Fr. Epicr. 399- Nr. 14. Eltrcnb. Hör. phys. berol. 86. t. 18. f. 5. 

(Agaricus Apus) Ins. S. Catharina: Chamisso. 

Xerotus caribaeus Fr. Epicr. 401. In Antillis (Plum. Filic. t. 167. f. C.) et inBras. 
(Para) Mart. 

„ tomentosus Klotzsch in Linnaea VIII. (1833.) 480. Fr. Epicr. 401. Nr. 2. 
Lenzites deplanata Fr. Epicr. 404. Nr. 2. (Daedalea Lk. in Linn. V. 513.) Rio de 
Janeiro: Beyrich. 

,, furcata Fr. Epicr. 404. Nr. 6. (Daedalea Lk. 1. c.) Rio de Janeiro: Beyrich. 

„ umbrina Fr. Epicr. 405. Nr. 8. Nov. Symb. 28. (Auch in Mexico.) 

Schizophyllum commune Fr. Epicr. 403. 

„ umbrinum Berkel.*) in terra Amazonica: Spruce, Para: M. 

Daedalea quercina Pers. Fr. Syst. I. 333. Epicr. 492. 

„ rubicunda Klotzsch in Nov. A. Ac. N. C. XIX. Suppl. I. 234. In m. Cor- 
covado prope Rio: Meyen. 

„ erubescens Berk. Ann. of Nat. Hist. IV. 291. ? Rio. ? 

Hexagona hirta Fr. Epicr. 497. Nr. 3. (In Brasilien und Guinea.) 

„ variegata Berk. Ann. of Nat. Hist. X. 380. XI. 196. 

„ scutigera Fr. Elenchus I. 73. (sub Polyporo); Minas: Lund. 

Favolus brasiliensis Fr. in Linnaea V. 511. t. II. f. I. Elench. I. 44. Epicr. 498. 

Nr. 2. Berk. Lond. Journ. 1843. 638. Rio de Janeiro, 

Minas: Gaudichaud, Mart., Gardner. 

„ flaccidus Fr. Epicr. 499. Nr. 5. Rio de Janeiro: Beyrich. 

„ pusillus Fr. Linn. V. 511. t. II. 1. 2. Epicr. 499- Nr. 7. Ibidem: Beyrich. 

„ alutaceus Berk, et Mont. Ann. Sc. Nat. 3. Ser. XI. 240: Bahia, Blanchet. 

Lasehia inl'undibuliformis Berk. Ann. of Nat. Hist. IX. 445. Rio. 


*) Schizophyllum umbrinum Berk.: epixylnm, gregarium, c stipite cxcentrico brevi com- 
presso-tcrcti iueurvo dedinatum, totum umbrinum; pileo obovato suborbiculavi radiato- 
palmato incisove, lobis lobulisquc obtusis cinargiuatis, supra convexo dense et pulvi- 
nato tomentoso, tomento in hymenium descendcntc.—Myce 4 lin. longa, 3—4 lata. 
Stipes J lin. diam. vix 1 lin. longus, ipso margine cxplanato. Pileus in corticem ar- 
boris declinatus, ambitu irrcgulariter palmatus ct dnplicato- partitus vel lobatus, hinc 
(in latere decnrtato) quasi crcnatus. Pili tomenti tcnn.es praelongi deorsum descen- 
denles in lamcllarum bymenii oninem marginem. Hymenium e cellulis lineari-oblongis 
obtusis ( önvexis subseriatis factum, imo margine fort basidia (sporophora) subclavata, 
in quibus nee ipsas sporas (vcrisimiliter antea dclapsas) nec illarum pedicellos dcprehendi. 

6 * 







42 


Polyporus (Mesopus) xanthopus Fr. Syst. I. 350. 505. Elench. I. 74. (kommt ausser 
Südamerica auch in Java, Sierra Leone u. Australien vor). 
„ „ flexipes Fr. Linnaea Y. 515. Epicr. 432. Nr. 20. Nov. Symb. 34. 

Rio de Janeiro: Beyrich. 

„ ,, Umbraculum Fr. Elench. I. 74. Epicr. 435. Nr. 31. Bahia : 

Mart. (Auch in Guinea und Australien.) 

„ „ nigripesFr.Linnaea V. 515. Epicr. 435. Nr. 32. Rio: Beyrich. 

„ „ lentus Berk, in Lond. Bot. Journ. 1843. 635. Minas: Gardner. 

„ „ similis Berk. ibid. Minas Geroes: Gardner. 

„ „ Perula Fr. Epicr. 437. Nov. Symb. 57. Minas: Lund. 

„ „ apalus Berk. ibid. forsan. vas. flexipedis ex Fries. Nov. Symb. 34. 

Minas geraes: Gardner. 

„ „ calcigenus Berk. ibid. 636- Fries. Nov. Symb. 44. dist. gen.? 

Goyaz: Gardner. 

„ (Pleuropus) obsoletus Fr. Linnaea V. 516. Epicr. 442. Nr. 54. Rio de 
Janeiro: Beyrich. 

„ „ fornicatus Fr. Linnaea V. 516. Epicr. 443. Nr. 60. Rio de 

Janeiro, Minas: Beyrich, Lund, Mart. 

„ „ auriscalpium Fr. Epicr. 443. Nr. 62. Freyc. Voy. 169. t. 1. 

f. 5.) Rio S. Catharina: Gaudichaud, Mart. 

„ „ spathulatus Fr. Epicr. 443. Nr. 63. Minas: Mart. 

„ „ infernalis Berk. Lond. Journ. 1843. 637. Fr. Nov. Symb. 35. 

Minas: Gardner. 


„ „ luteus Nees. Berk. 1. e. Fr. Elench. I. 76. 

„ „ australis Fr. Epicr. 464. Berk. 1. c. Minas: Gardner. 

„ „ opacus Berk, et Mont. Ann. Sc. nat. 3. Ser. XI. 236. Bahia: 

Blanchet. 

„ » Blanchetianus Berk, et Mont. ibid. 238. Bahia: Blanchet. 

„ (Apus) isabellinus Fr. Elench. I. 88. Epicr. 457. Nr. 117. (Auch in 
Nordamerica.) 

„ „ pubescens Fr. S. I. 367. Elench. I. 87. Epicr. 462. Nr. 144. 

(Auch in Europa.) 

„ „ nitens Fr. in Linn. V. 517. Epicr. 463. Nr. 147. Minas und 

Bahia: Mart. 








43 


Polyporus (Apus) australis Fr. Fleuch. I. 108. Epicr. 464. Nr. 150. 

„ „ leprosus Fr. Elench. I. 107. Epicr. 464. Nr. 153. 

•„ „ fomentarius Fr. Epicr. 465. Nr. 158. Ins. S. Catharina: Chamisso. 

„ „ carneo-fulvus. Berk. Fr. Symb. nov. 

„ „ fimbriatus Fr. Linn. V. 520. Epicr. 4761 Nr. 210. Rio de Janeiro: 

Beyrich. 

„ , r squalidus Fr. LinnaeaV. 517. Epicr. 469. Nr. 175. Minas: Land. 

„ Feei Fr. Linn. V. 518. Epicr. 476. Nr. 213. Rio. 

,, „ cingulatus Fr. Linn. V. 519. Epicr. 476- Nr. 215. Nov. Symb. 73. 

Minas: Lund. 

,, „ hirsutus ß. brasiliensis Fr. S. I. 367. Elench. I. 93. Epicr. 477. 

Nr. 221. (Auch in Europa und Nordasien.) 

„ versicolor Fr. S. I. 368. El. I. 94. Epicr. 478. Nr. 224. Rio. 

S. Catharina: Beyrich, Chamisso (auch in Europa). 

„ pinsitus Fr. Elench. I. 95. Epicr. 479- Nr. 226. 
n „ detonsus Fr. Linn. V. 519. Epicr. 479- Nr. 225. 

„ „ limbatus Link. Linn. V. 519. Epicr. 479. Nr. 227. Para: Martins 

(Surinam. Wullschlägel). 

„ Lundii Fr. EL I. 95. Epicr. 470. Nr. 228. Minas: Lund. 

„ „ Sector Fr. Syst. I 367. Ehrenb. Hör. pliys. berol. 86. t. 18. 

f. 6. Epicr. 480. Nr. 235. S. Catharina: Chamisso. 

,, n psrlodermeus Berk, et Mont. Ann. Sc. Nat. 3. Ser. XI. 239. 


Bahia: Blanchet. 

„ (Resupinatus) subspadiceus. Fr. S. I. 378. Elench. I. 116. Epicr. 482. 

Nr. 245. In Minas: Lund. (Auch in Europa.) 

, r xylostroinatoides Berk. Lond. Journ. 1843. 638. Minas: 

Gardner. 

? flavus Jungh. Rio de Janeiro (Herb. Paris: Montagne). 

,, ? nummularius Pers. in Freyc. Voy. 174. Rio: Gaudich. 

,, ? myrrhinus Kickx etc. Bull. Acad. Brux. 1838. 370. Rio? 

Gaudichaud. 

Tramefes torrida Fr. Elench. I. 103. (Africa) Epicr. 490: Nr. 11. Rio de Janeiro: 
Beyrich 

„ occidentalis Fr. Epicr. 491. Nr. 13. Nov. Symb. 74. (Polyporus) Berk. 
Lond. Journ. 1843. 638. Minas: Gardner. 





44 


Trametes Beyrichii Fr. Epicr. 491. Nr. 14. Linnaea V. 518. (Polvporus) Rio de 
Janeiro: Beyrich. 

„ rigida Berk. et Mont. Ann. Sc. nal. 3. Ser. XI. 240. Bahia: Blanchet. 

,, hydnoides Fr. Epicr. 490. Nr. 6. Berk. Lond. Journ. 1843. 638. Minas: 

Gardner. Para: Spruce. 

,, versatilis Berk. 1. c. Minas: Gardner. 

,, fibrosa Fr. Epicr. 490. Nr. 7. 

„ füsca Fr. Epicr. 490. Nr. 8. 

» sanguinea Fr. S. I. 371. (Polyporus): Rio: Gaudich. «nd sonst durch ganz 
Brasilien: Martius; inYungas: d’Orbigny. (Auch in Isle de 
France, in der Südsee, in Guinea, Mexico, den Moluccen 
und Marianen: Gaudichaud). 

Irpex farinaceus Fr. Linnaea Y. 523. Epicr. 522. Rio: Beyrich. 

Radulum palmatum Berk. Ann. of nat. Hist. IX. 445. Rio de Janeiro. 

Sistolrema crispuin Fr. Linnaea V. 522. Epicr. 520. Rio: Beyrich. 

Glaeoporus (Mont.) conchoides Mont. Cryptog. de Cuba ed. franc. 385. t. 15. 1. t. 

(Auricularia reticulata Fr. Epicr. 555.) Rio: Beyrich. 
Stereum *) cyathiforme Fr. Linnaea V. 523. Epicr. 545. Nr. 1. Berk. Lond. Journ. 
1843. 638. Goyaz: Gardner. 

„ nitidulum Berk. Lond. Journ. 1843. 638. Goyaz : Gardner. 

„ cartilagineum Fr. Elench. I. 165. Epicr. 545. Nr. 4. Minas: Lund. 

„ curtum Fr. Linnaea V. 523. Epicr. 545. Nr. 5. Para. 

n Damaecorne Link. Fr. Linnaea V. 524. Epicr. 546. Nr. 6. Para. 

„ reniforme Fr. Epicr. 546. Nov. Symb. 93. Minas: Lund. 

„ lobatum Fr. Linnaea V. 527. Epicr. 547. Nr. 12. Parä. 

,, luteo-badium Fr. Linn. V. 526 Epicr. 547. Nr. 13. Para. Rio: Meyen 
(IGotzsch N. Act. A. N. C. XIX. Suppl. 239.) 

,, mytiiinum Fr. Elench. 175. Epicr. 548. Nr. 19. 

rubiginosum Fr. Epicr. 550. Nr. 33. Ehrenb. Hör. phys. berol. 85. 
S. Catharina: Chainisso. 

„ leprosum Fr. Elench. 173. Epicr. 551. Nr. 38. 

„ Galeottii Berk. Hook. Journ. 1851. 15. Rio Negro: Spruce. (Auch in 

Mexico.) 


*) Die beiden von Meyer Esseq. 305 anfgeführten Arten: Stereum elegans und charta- 
ceum gehören wohl ohne Zweifel auch der Nordbrasilianischen Flora an. 






45 


Auricularia fucoidea Pers. in Frey. Voy. d’Uranie 177. Rio: Gaudichaud (planta dubia). 

Oncomyces (Klotzsch Linnaea VII. 195. Auricularia Fr. Epicr. 555.) mesentericus 
Klotzsch in N. Act. A. N. C. XIX. Suppl. I. 240. Freyc. 
Voy. d’Uranie Botan. 177. t. 2. f. 4. (Auch in Europa.) 

(Uichonema (Montagne in Belang. Voy. 155.) serieeum Mont. Thelephora sericea 
Swartz., Dictyonema Berk, in Hook. Lond. Journ. 1843. 
639. Serra dos Orgaös: Gardner, gehört neben Coeno- 
gonium zu den Lichenibus Byssaceis.) 

Thelephora speciosa Fr. Linnaea V. 525- Epicr. 536. Nr. 10. Rio de Janeiro, Mi- 
nas: Beyrich, Lund. 

„ albo-marginata Mart. In terra Amazonica (in silvis ad fl. Japurä *). 

„ caperata Berk, et Mont. Ann. Sc. nat. 3. Ser. XL 241. Bahia: Blan- 

chet (auch in Martinik). 

„ aurantiaca Pers. in Freyc. Voy. d’Uranie 176. Fr. Epicr. 536. Mont. 

in Orbign. Voy. Bot. 48. Rio: Gaudichaud. (Hierher auch 
Thel. Palmetto Raddi Spr. S. V. Cürae poster. 334.) 

„ rudis Fr. Linnaea V. 526. Epicr. 539. Rio: Beyrich. 

,, conspersa Fr. 1. c. Rio: Beyrich. (In Epicrisi desideratur.) 

Corticium crinitum Fr. Epicr. 557. (Linnaea V. 530. sub Thelephora.) Rio: Beyrich. 
„ Beyrichii Fr. Epicr. 558. (Linnaea V. 530. sub Thelephora) Rio: Beyrich. 

Clavaria furcellata Fr. Linnaea V. 531. Epicr. 576. Nr. 34. 

„ acutissima Berk, in seked. Montagn. Crypt. FI. chil. VII. 386. (Chile et 
Brasilia). 

Oictyophora indusiata Vent. Fr. S. II. 282. (Hyraenophallus). Veil. Flor. Flum XI. 
t. 118. v. supra. 

Phallus campanulatus Berk. Ann. of Nat. Hist. IX. 446. Maldonado, wohl auch in 
Südbrasilien. 


*) Thelephora alb®-marginataMart. (Mesopus, pilco integro fimbriatore modo Fr. Epic.): 
laxe grcgaria, stipitata, pileo erecto cyathiformi, margine tenniore albo subdentato; 
stipite pileoque intus zonato pallide tcstaceo-fusccsccnte, hoc extus pallidiore. 

Mycc unguicularis aftitudinis,. raro altior: stipitis basi orbiculari plana lignis 
putridis affixa, stipite ipso tereti 1—2 lin. longo fuscescentc, sursnm pallidiore; piieo 
omnino cyathiformi, uno> latere bi-eviorc, margine tenuiore albo-dentato yel sinuato, 
iu adultioribus tandem explanato- dimidiato, extus pallide griseo, intus tcstaceo- 
fusco obscurius zonato : Mart. Sclied. Nr. 3132. 25. Jan. 1820. Aflinis Th. cape- 
ratae Berk. 



46 


Foetidaria coccinea S. Hil. Ann. Sc. nat. 2. Ser. III. 191. VIII. 363. Espiritu Santo: 
Aug. S. Hil. 

Clathrus crispus Turp. Fr. S. II. 288. Maldonado. 

Lycoperdon brasiliense Fr. S. III. 40. Rio de Janeiro: Beyrich. 

Nidularia plicata Fr. in Linnaea V. 553. Berk. Lond. Journ. 1843- 639. in rnon- 
tibus prope Rio: Beyrich, Gardner ad Bahia. 

„ Crucibulura Fr. S. II. 299. Minas: Gardner. (Auch in Europa.) 

Geäster saccatus Fr. S. III. 16. Minas: Lund. (Auch in Maldonado.) 

,, fimbriatus Fr. ibid. Berk. Lond. Journ. 1843. 639. Rio: Gardner. (Auch 
in Deutschland und Italien.) 

,, arnbiguus Mont. Ann. Sc. nat. 2. Ser. VIII. 362. Chiquitos: d’Orbigny. 
Cirrolus flavus Mart. N. Act. A. N. C. X. 511. t. 46. f. 10. Fr. S. III. 199. 
Piauhy: Martius. 

Arcyria decipiens P. (Trichia fallax Fr. S. III. 185.) Berk. Ann. ofNat. Hist. IX. 447. 
Slernonitis fusca Fr. S. III. 157. Martius Reise I. 152. (St. fasciculata) Rio; (häufig 
in Europa). 

Trichia expansa Mart. Reise I. 152. Rio de Janeiro: Mart. *). 

Didymium nigripes Fr. S. III. 119. Klotzsch in N. Act. A. N. C. XIX. Suppl. I 
244. Auf Parmelia perlata bei Rio de Janeiro: Meyen. 
(Häufig in Europa.) 

,, gyrocephalum Mont Ann. Sc. nat. 2. Ser. VIII. 362. Rio: A. St. Hil. 
Sphaeria (Xylaria) digitata Ehrh. Fr. S. II. 326. (Häufig in Europa.) 

„ „ polymorpha P. Fr. S. II. 326. Rio de Janeiro. 

,, ,, Hypoxylon Ehrh. Fr. II. 327. Berk. Lond. Journ. 1843. 639- 

Goyaz: Gardner. (Häufig in Europa.) 

,, „ bulbosa Pers. Fr. S. 1. c. Klotzsch N. Act. A. N. C. XIX. 

Suppl. I. 241. Rio: Meyen. (Auch in Europa u. Nordamer.) 
„ „ papyrifera Link. Fr. Linnaea V. 536. Rio: Beyrich. 

„ „ tenuis Pers. in Freyc. Voy. d’Uranie 180. Rio: Gaudichaud. 


*) Trichia ( Hemiarcyria ) expansa: hypothatlo late efFuso vix determinalo, primum 
gelatinoso albo, inox siccesccnte tenui subcrustaceo-floccoso albido coceinco-venoso; 
peridio ovali puniceo simplici, parte basilari irregularitcr persistente, capillitin denso 
lutescenti inacqnaUter et anguloso-retieulato, demum in formas snblobatas inaeqnales 
propullulante. — Habitat in ligno putrido insuiae Grubernatoris in sinti Sebastianopo- 
litano. Julio 1817. Die explodircnden Pilze messen zwei bis vier Linien in der Länge. 










17 


Sphaeria (Xylaria) adscendens Fr. in Linnaea V. 537. Rio: Beyrich. 

„ „ pumila Fr. 1. c. 538. Rio auf grünen Zweigen von Lantana 

mutabilis: Beyrich. 

„ „ obovata Berk, in Ann. ofNat. Hist. III. 397. RioNegro: Spruce. 

„ ,, Leprieurii Mont. Ann. des Sc. Nat. 2. Ser. I. 352. Ebenda. 

„ „ gracillima Fr. 1. c. In Cayenne, wohl auch in Nordbrasilien. 

„ „ multiplex Kunze Fr. Linnaea V. 536. Surinam: Weigelt. 

„ „ Gomphus Fr. Elench. II. 54. 

„ „ scruposa Fr. ibid 55. 

„ (Connata) serpens Pers. Fr. S. II. 341. 

„ „ micropus Fr. Linnaea V. 542. Rio: Beyrich. 

„ „ coenopus Fr. 1. c. (Surinam, Cuba, wohl auch in Nordbrasilien). 

„ (Pulvinata) Placenta Link. Fr. in Linn. V. 539. Novo Friburgo: Beyrich. 

,, „ Asphalatum Link. Fr. ibid. 540. Rio: Beyrich. 

,, caelata Fr. I. c. Cayenne (wohl auch in Brasilien). 

„ (Glebosa) deusta Hoffm. Fr. S. II. 345. Häufig in Europa. 
n „ Clavus Fr. in Linnaea V. 543. 

,, (Lignosa) anthracoides Fr. Linn. V. 544. 

„ (Concrescens) aulacostoma Fr. Linn. V. 545. Surinam: Weigelt. 

,, (Circinata) regmostroma Fr. Linn. V. 545. Rio: Beyrich. 

„ (Conferta) cayennensis Fr. Linn. V. 546. Rio: Beyrich (Surinam). 

„ „ Mauritiae Mart.*) Parä. 

,, (Pertusa) palmicola Fr. S. II. 466. in nucum Coci nuciferae epidermide. 

,. (Depazea) Mappa Berk. Hook. Journ. 1851. 18. t. 1. f. 3. Terra amazo- 

num: Spruce. 

Micropeltis applanata Mont. Cuba 325. Rio Negro: Spruce. 

Thamnomyces Chainissonis Ehrenb. Hör. phys. Berol. 79. t. 17. 1. 1. S. Catharina: 
Cham. Am Amazonas: Mart., Spruce. 


*) Sphaeria (Conferta) Mauritiae gregaria longitudinaliter seriata, erurapens, atra; stro- 
matc elongato-liueari turgido inaequali vcrruculoso, compage spissa carbonaeea; pe- 
ritheciis iininersis globosis atris, tandciu ore amplo hiantibus, sparsis, ante apcitionein 
vertice laevigato nitidiusculo insignibus. Asci tenuissimi, lineares, longiuscule pedi- 
cellati, apice obtusi, sporis globosis uniseriatis. — ln foliis Mauritiae flexuosae slrias 
2 poll. longiliidine et longiores ef'ficiens. 


7 




48 


Thamnomyces chordalis Fr. Linnaea V. 534. Cayenne, wahrscheinlich auch in 
Nordbrasilien. 

„ annulipes Mont. Ann. Sc. nat. 2. Ser. II. 75. t. 4. f. 4. 

Peziza scutellata L. Minas: M. (Potosi: d’Orb. Montagne in Voy. d’Orbigny. 48.) 

„ herpotriche Berk, in Hook. Journ. 1851. 16. t. 1. f. 2. RioRegro: Spruce. 

„ tricholoma (Lachnea) Mont. Ann. sc. nat. 2. Ser. II. 77. Rio de Janeiro: 

Gaudichaud. 

Phacidium dentatum Kze. Fr. S. II. 577. Rio Negro: Spruce. 

Hysterium rufulum Spreng. Fr. S. II. 584- Linnaea V. 552. Rio de Janeiro: Beyrich 
(auch in Italien, der Berberei, den Antillen). 

Tremella auricularis Fr. Linnaea V. 534. Epicr. 588. Rio de Janeiro: Beyrich. 
Didymocrater obscurus Mart. N. Act. A. N. C. X. 509. t. 46. f. 8. Am Rio Madeira. 
Diamphora bicolor Mart. ibid. 510. t. 46. f. 9. Parä. 

Thelactis (Mucor Fr. S. III. 317.) flava Mart. ibid. 507. t. 46. f. 4. 

,, virens Mart. ibid. 508. t. 46. f. 5. 

„ violacea Mart. ibid. t. 46. f. 6. 

„ coccinea Mart. 509. t. 46. f. 7. 

Stilbum lateritium Berk. Ann. of Nat. Hist. IV. 291. Rio de Janeiro, Maranham. 
Mucor cyanocephalus Mart. ibid. 505 t. 46. f. 1. Am Amazonas. 

„ arcuatus Mart. ibid. t. 46. f. 2. Am Rio Negro. 

„ aureus Mart. ibid. t. 46. f. 3. Prov. Rio Negro. 

Aerophyton principis Eschw. Sylloge Ratisb. I. 163. Fr. S. III. 328. Auf den 
Blättern einer Casselia. 

Eurotium herbariorum Link. Fr. S. III. 332. 

Sphaeronema Epicecidium Berk, in Hook. Journ. 1849. 291. t. X. B. Spruce: am 
Amazonas. 

Gliotrichum candidum Fr. S. III. 378. Auf Blättern einer Casselia. 

Antennaria pannosa Berk. Lond. Journ. 1843. 640. t. 24. f. 1. Auf den Blättern 
eines Pogopetali; Goyaz: Gardner. 

Campsotrichum unicolor Ehrenb. Hör. phys. Berol. 83. t. 17. f. 2. S. Catharina: 
Chamisso. 

Pterula plumosa Fr. Linnaea V. 532. Berk. 1. c. 642. 

Tubercularia vulgaris Fr. S. III. 464. Sehr häufig in Europa. 

Stilbum stromaticum Berk. Lond. Journ. I. c. Minas: Gardner. 

Cladosporium herbarum Link. Berk. 1. c. 643. Auf Lenzites applanata: Gardner. 
Neuroecium Degueliae Kze. in litt. Spr. S. V. 370. In fol. Degueliae. 


49 


Die Gattung' Hypochnus (Fr. Syst. orb. veg. I. 304), welche Fries 
(Syst. mye. III. 289) unter den Hyphorayceten aufgeführt hat, gehört 
den Pilzen nicht an. Hypochnus rubro-cindus (Ehrenb. Hör. phys. Be- 
rol. 84 t. 17 f. 3, Mont, in Ramon de la Sagra Cuba Cryptog. 369) 
ist Spiloma roseum Raddi (Memoric della Soc. italiana in Modena XVIII. 
343 t. 2) und liefert diejenige Substanz, deren chemische Analyse Vau- 
quelin (Mem. du Museum VI. 345) als „Cochenille vegetale“ bekannt 
gemacht hat. Schon die Gegenwart eines rothen, für die Färberei fixir- 
baren Pigmentes lässt keinen Zweifel über die Natur dieses Gewächses, 
welches auf absterbenden Moosen, lebenden Bäumen und todtem Holze 
in den Provinzen von Rio de Janeiro, S. Paulo, S. Catharina und Minas 
so häufig vorkommt, dass dessen Einsammlung zur Gewinnung des Farb¬ 
stoffes empfohlen werden konnte. Die Fructification dieser Flechte ist 
übrigens noch nicht bekannt. Die beiden andern Arten Hypochnus 
nigro -cinctus Ehrenb. (a. a. 0. t. 17 f. 4) und H. albo-cinctus Mont. 
(Ramon de la Sagra, Cuba, Cryptog. 368) sind Thallus-Bildungen von 
Chiodeclon umbratum Fee und Ch. lacteum Fee. Vergl. Montagne in 
Ann. Sc. nat. 3 Ser. XVI. 76. 

Algae, Algen 

werden von Marcgrav gar nicht, von Piso nur in Einer Art erwähnt. 
In dem Buche de aere, aquis et locis (cd. 1648 p. 3) wird bei Schil¬ 
derung der das brasilianische Meer beherrschenden Winde der Sargasso 
der Spanier, Sargassum bacciferum Ag. genannt, und in der zweiten 
Ausgabe S. 266 ausführlicher, unter Beigabe eines Holzschnittes be¬ 
sprochen, der die gemeine Form jenes merkwürdigen Tanges darstellt, 
und keine Copie der früheren Abbildungen (in Tabernaemont. edit. 1625 
II. p. 208, Lobcl Obs. p. 633 und Parkinson Theatr. p. 1281) ist. 
Schon Acosta (Aromata, edit. Clus, tertia 1579, p. 87) führt an, dass 
die Seefahrer dicss Gewächs gegen Urinbeschwerden und Gries in der 

7 * 


50 


Blase, roh oder gekocht, zu gemessen pilegen, und Piso Aviederholt 
diese Bemerkung. 

Die Algenvegetation sowohl der süssen Wasser Brasiliens als des 
Oceans an den brasilianischen Küsten ist bis jetzt verhältnissmässig 
wenig untersucht. In der Flora Bras. Vol. I. v. J. 1833 habe ich 79 
Arten aus den verschiedenen Gruppen der Ordnung aufgeführt, und die in 
demselben Jahre *) erschienene Aufzählung der von St. Hilaire beobach¬ 
teten, von Greville bestimmten Arten zifferte sich auf 45. In neuerer Zeit 
haben namentlich die algologischen Arbeiten von Montagne das hier¬ 
hergehörige Material vermehrt, so dass die systematische Zusammen¬ 
stellung von Kützings Species Algarum die Gesammtzahl auf 141 Arten 
bringt: 75 aus Kützings Classe der Isocarpeae und 66 aus der der He- 
terocarpeae. — Eine ausführliche Schilderung der brasilianischen Algen¬ 
vegetation würde hier nicht am Orte seyn. 

Flechten, Moose und Lebermoose fallen ausser den Kreis gegen¬ 
wärtiger Besprechung, da unsere Autoren ihrer keine Erwähnung thun. 

Filices, Farn. 

Von diesen Pflanzen spricht Marcgrav im zweiten Capitel seines 
ersten Buchs (ed. 1. p. 2) und Piso im 54. Capitel seines vierten Buches 
(ed. 2 p. 233, 234). Zwischen den Farn erwähnt Marcgrav einige 
Leguminosen, deren erste: Trifolii species copiosa in sinu omnium Sanc- 
torum schwer zu enträthseln, die zweite: Trifol. americanum spicatum 
(Amores incolisj ein Desmodiuni ist. Am Schlüsse des Capitels fügt 
er noch eine Ononis non spinosa et floribus luteis an, in der man 


*) Voyage dans le district des Diamants, Vol. TI. S. 423. 436, 447. 







51 


Stylosanthes gujanensis erkennt. Diese letzte Pflanze führt auch Piso 
(ed. 2 p. 234) mitten zwischen den Farn an. Danach möchte es fast 
scheinen, als hätten Beide bei der Zusammenstellung- der Gewächse auf 
analoge Wirkungsweise Rücksicht genommen. 

Von der ersten Filix brasiliana des Marcgrav wird zunächst ein 
Caulis quadratus ex rulfo nigricans splendens lanugine rulfa angegeben, 
was zugleich mit der übrigen Beschreibung auf ein Adiantum fronde 
pedata, ramis pinnatis hinweisst. Piso (1. c. 233) führt dieselbe Art 
fast mit gleichen Worten an, fügt aber eine Abbildung bei, die sicher¬ 
lich nicht hierher zu ziehen ist, sondern einer Pteris angehört. Da¬ 
gegen findet sich auf der folgenden Seite eine Abbildung als Conambai- 
miri (Fig. sinistra), welche wohl ohne Zweifel die als Filix brasiliana 
beschriebene Art darstellen soll, so dass man auch hier eine jener Ir¬ 
rungen in der Anfügung der Abbildungen findet, deren Hr. Lichtenstein 
in den zoologischen Arbeiten rügend erwähnen musste. 

Was aber nun die Deutung der Beschreibung nebst Abbildung der 
Filix brasiliana betrifft, so halte ich Adiantum curvatum Sw., eine im 
ganzen tropischen Brasilien, besonders in den Wäldern nicht sehr weit 
vom Ocean, vorkommende Art, für die hier gemeinte. Auch Ad. inter- 
medium Stv. (wozu triangulatum Kaulf und fovearum Raddi gezogen 
worden), sind als nahe stehend zu betrachten. Nur die Höhe, welche 
von 2 bis 4 Fuss angegeben wird, stimmt nicht überein, ist aber wohl 
überhaupt in so grosser Weitschaft der Dimension schwerlich von irgend 
einer Einzigen Art (im ausgewachsenen Zustand) anzunehmen. Etwas 
grössere Dimensionen bietet Adiantum tetragonum Schrad, (Piso setzt 
der von Marcgrav angegebenen Höhe noch einen Fuss zu.) — Die 
Figur, die Piso (a. 0. 233) neben Filix brasiliana setzt und welche, 
wie schon erwähnt, zunächst an eine Pteris erinnert, scheint theilweise 
durch spätere Correcturen verändert, indem die pihnulae hie und da als 





52 


sinuatae dargestellt worden sind. Sonst könnte man Pteris leptophylla 
oder eine sehr rohe Zeichnung von Pt. arachnoidea vor sich zu haben 
glauben, während die pinnulae sinuatae an Pt. pallida Raddi [Pt. ele- 
gans var. L. brasiliensis J. Agh.J erinnern. 

Der Name Conambäia, ein generelles Tupi-Wort für Farn überhaupt, 
erscheint übrigens in falscher Schreibart, statt Qonambäia, oder Samam- 
bäia, der durch ganz Brasilien auch gegenwärtig geltenden Bezeichnung. 

2. Die zweite von Marcgrav (cd. 1 p. 2) angeführte Art, „planta 
caule sarmentoso se circumvolvit lässt sich füglich auf Lygodium vo- 
lubile oder hastatum beziehen, welche beide einen weiten Verbreitungs¬ 
bezirk, besonders im Osten des tropischen Brasiliens haben. Piso er¬ 
wähnt ihrer nicht. 

3. Filix an Polypodium Marcgr. a. a. 0., welche ebenfalls von 
Piso nicht genannt wird, möchte ich für Blechmm brasiliense Desv. 
[Bl. corcovadense Raddi, tab. 61, 61 bis., Bl. fluminense Veil. Fl. Fluni. 
XI. t. 106 j, oder vielleicht für Blechmm anguslifolium Willd (calophyl- 
lim Langsd. et Fisch, t. 23^ halten. Erstere Art kann unter die eigent¬ 
lichen Baumfarn gerechnet werden, doch habe ich den Stamm niemals 
3' hoch gesehen. 

4. Marcgravs vierte Art: Polypodium brasilianum, oder Caticad 
(richtiger, wie in der Ueberschrift des Capitels bei Piso, Coaticad i. e. 
herba animalis Nasuae) kann auf mehrere jener Arten von Polypodium 
bezogen werden, deren kriechender, mit paleis dichtbesetzter Stamm sich 
auf lebenden Bäumen weit verbreitet. Die von Marcgrav angeführten, 
von Piso (ed. 2 p. 233, unten) wiederholten Merkmale finden sich vor¬ 
zugsweise im Polypodium elatius Schrad. vereinigt, das dem P. me- 
nisciifolium Langsd. et Fisch, am nächsten steht *). Diese Art wächst 


*) Diversum stipite fronde sesquilongiori; piunis remotioribus ininoribus 










53 


vorzüglich häufig auf Palmen, zumal auf Cocos coronata. Auch Poly¬ 
podium menisciifolium, welches die Soros in vier Reihen und zwischen 
ihnen deutlich „ a nervo per latera transversim multas tenues venulas 
virides “ (Piso) zeigt, könnte als die hier gemeinte Art betrachtet wer¬ 
den. Als dem gegebenen Charakter verwandt sind noch Polypodium 
lucens Sehr ad. (longifolium Presl., non Cav. Willd., wozu als weiteres 
Synonym auch Polypodium Palmae Flor. Flum. XI. t. 69 gehört) und 
endlich P. decumanum Willd. zu nennen. Beide letztere finden sich 
speudoparasitisch auf Palmstämmen. 

Ausser den angeführten kommt bei Piso (ed. 2 p. 234) noch eine 
Abbildung, die kleinere, rechts von den als Conambai-miri s. Adianti 
aufgeführten Species, vor, die sich ohne Zweifel auf Gymnogramme Ca- 
lomelanos, eine durch das ganze tropische Brasilien ziemlich allgemein 
verbreitete Art, bezieht. 

Piso erwähnt noch, dass man sie und andere verwandte Arten in 
Brasilien Avenca nenne. Mit diesem Namen werden in Brasilien meh¬ 
rere Arten, vorzüglich aber das besonders in Ostbrasilien häufige Adian- 
tum cuneatum Langsd. et Fisch., das Ad. tenerum Sw. (trapeziforme Veil. 
Fl. Fl. XL t. 987, das Ad. radiatum L., in der Provinz Rio Grande do 
Sul auch Pteris palmata und pedata L. bezeichnet; andere, grössere 
Arten aber, wie Adiantum pentadactylon Langsd. et Fisch., subcordatum 
Sw, (conicum Fl. Fl. XI. t. 977, platyphyllum Sw. und Cheilanthes spec- 
tabilis Kaulf. (brasiliensis Raddi t. 75 f. 2) mit dem Worte Avencaö. 

Alle diese Arten kommen rücksichtlich ihrer schleimigen, adstrin- 
girenden und flüchtigen Bestandtheile mehr oder weniger mit dem in 
Europa gebrauchten Adiantum Capillus Veneris L. überein, und werden 


lineari-lanceolatis acutis integerrimis, margine leviter pubescentibus. ter- 
rninali elongata; rhaohi pubescenle: Schrad. Mss. 



54 


wohl auch hie und da dafür angewendet. — Als Vermifügum hat man 
dort vorzüglich im Gebrauche die Stengel des Polypodium, incanum Sw. 
(squalidum Veil. Fl. Fl. XI. t. 76J, P. (Pleopeltis) percussum Cav. f ly- 
copodioides Veil. XI. t. 56J, der Pteris arachnoidea (caudata Fl. Fl. XI. 
t. 80 ) und des Polypodium aureum L. (auratim Fl. Fl. XI. t. 74 J, 
welch letztgenanntes auch in seinen Paleis ein Stypticum, zur Stillung 
traumatischer Blutungen, ist und demnach mit gleicher oder ähnlicher 
Berechtigung in die Materia inedica aufgenommen werden kann, als in 
Peru die Calaguala (Polypodium Calaguala RuizJ und in Java das Pen- 
ghawar-Jambie £von Alsophila lurida Hassh.J. 

Die Farnflora Brasiliens 

ist eine der reichsten, wie diess schon aus der hier folgenden Ueber- 
sicht hervorgeht. Ich bemerke jedoch, dass die Zusammenstellung nach 
Gattungen und Arten bei kritischer Prüfung des Einzelnen noch manche 
Abänderung erfahren wird, indem manche Gattungen, namentlich Poly¬ 
podium, Aspidium, Adiantum, Pteris und Alsophila Formen begreifen, 
deren Variabilität oder amphibolischer Charakter die feinste und genaueste 
Unterscheidungsgabe des Systematikers in Anspruch nehmen. 

Meine bisherigen Zusammenstellungen ergeben folgendes Haupt¬ 
resultat: 

l’olypodiaceae 525 

Cyatheaceae 59 

Parkeriaceae 2 

Hymenophylleae 53 

Gleicheniaceae 12 

Schizaeaceae 55 

Osmundaceae 2 

Marattiaceae 4 

Ophioglosseae 3 


715 Arten. 



Die Gattungen verhalten sich wie folgt: 

Polypodiaceae 


Polybotrya 

5 

Pleopeltis 

6 

Dipalzium 

20 

Oll'ersia 

2 

Cheilanthes 

13 

Didymochlaena 

1 

Acrostichum 

41 

Adiantum 

57 

Nephrolepis 

7 

Gyrnnogramme 

15 

Jamesonia 

1 

Aspidium 

61 

Antrophyum 

4 

Cassebeera 

3 

Cystopteris 

1 

Ceterach 

1 

Allosorus 

1 

Lindsaea 

13 

Grammitis 

4 

Pteris 

44 

Davallia 

5 

Xiphopteris 

2 

Blechnum 

17 

Saccoloma 

1 

Menisciura 

6 

Lomaria 

10 

Balantium 

1 

Taenitis 

2 

Vittaria 

6 

Dicksonia 

13 

Cochlidium 

1 

Asplenium 

52 

Paesia 

1 

Notochlaena 

3 

Allantodia 

1 

Cibotium 

1 

Polypodium 

99 

Seolopendrium 

4 


525 


Cyatheaceae 

Hemitelia 5. Alsophila 45. Metaxia 1. Cyathea 8. = 59. 

Parkerieae 

Ceratopteris 1. Parkeria 1. = 2. 

Hymenophylleae 

Hymenophyllum 22. Trichomanes 31. = 53. 

Gleicheniaceae 

Gleichenia 12. 

Schizaeaceae 

Aneimia 46. Schizaea 5. Lygodium 4. = 55. 

Osmundaceae 

Osmunda 2. 

Marattiaceae 

Danaea 2. Marattia 2. = 4. 

Ophioylosseae 
Ophioglossum 3. 

8 



56 


Diese Liste erscheint ebenso bedeutsam durch das, was sie enthält, 
als durch jenes, was ihr fehlt. 

Ceterach officinarum W., eine in Deutschland, der Schweiz-, Sud— 
frankreieh, Italien, Albanien, Macedonien, am Caiicasus, in Teneriffa und 
auf Madeira vorkommende Art, wird auch aus Brasilien aufgeführt Mir 
selbst ist sie dort ebensowenig vorgekommen, als die ebenfalls unter 
die Bürger jener Flora (jedo-ch mit mehr Zweifel) aufgenommene Cy- 
stopteris fragitis, von der man Gattungsgenossen in den hohen Andes 
von Peru kennt. Ob Allantodia, eine in Neuholland, Japan, Ostindien, 
Madeira vorkommende Gattung, mit Beeilt hier aufzuführen sei, unter¬ 
liegt noch weiterer Kritik. Das Aspfenium decurtatum Kze Lk. (Jndcx 
Filic. cultar. auch Kunze, Linnaea 1850. 233.), welches jener Gattung sehr 
nahe kommt, verdient sowohl in genereller als in pflanzengeographi- 
scher Rücksicht noch weitere Untersuchung. — Die Hauptformen der 
Familie sind, wie obige- Liste nachweist, in Brasilien grösstcntheils rc- 
präsentirt, nur die abweichenden und Uebcrgangsgestalten, gleichsam 
nur die Variationen der Hauptthemata, sind hier noch nicht aufgefunden, 
so aus der Reihe der Polypodiaeeae: Setfiguea, Menophorus, Niphobolus,, 
Lonchitis, Leptochilus, llymenolepis, Sfruthiopteris, Onoclea, Doodia, 
Woodwardia, Onychium, Woodsia, Diacalpe, Sphaeropteris; aus der 
Reihe der Cyalheaceae: Thyrsopteris, Matonia; von den Hymenophylleen : 
Loxsoma; von den Gleicheniaeeen: die australische Plalyzoma, von den 
Schizaeaceen die afrikanische Mohria, von den Osmundacecn Todea, von 
den Marattiaceen: Kaulfussia und Angiopteris und von den Ophioglos- 
seen: Ophioderma, Helminthostachys und BotryvMum, mehrerer neuerlich 
aufgestellten Gattungen zu gesehweigen. 

Die grösste Verwandtschaft der brasilianischen Farnflora dürfte sich 
mit jener der Floren von der ausserbrasilianischcn Gujana, von Caracas, 
Venezuela, Peru und Bolivia hcrausstellcn, namentlich weisen die Guja- 



57 


nas viele identische Formen auf und die östlichen Gehänge der peruani¬ 
schen Andes beherbergen ebenfalls viele der in den brasilischen Wäl¬ 
dern vorkommenden Arten, wie aus den Forschungen Pöppig’s hervor¬ 
geht. Die chilesische, mexicanische und antillanischc Flora zeigt schon 
geringeren Zusammenhang mit den brasilianischen Farngestalten. Noch, 
geringer sind die Anklänge an die Flora vom Cap der guten Hoffnung, 
wo übrigens doch einige wenige Arten Vorkommen, die auch Brasilien 
angehören, z. B. Pleopellis angusta Iilf., Pleris pedata Sw. (die auch 
auf den Antillen, in Nordamerica, auf Mauritius, in Ostindien und auf 
Tahiti wächst), Vütaria lineata Sw., Aspidium coriacemn Sw. (eine sehr 
weitverbreitete Art) und Trichomanes rigidum Sic. —; Asplenium ebe- 
neuun AU., Allosorus ternifolius Kunze und Pteris biaurita L. aber, 
welche am Cap, wie in Nordamerica, auf den Antillen und in andern 
Gegenden Südamericas gefunden worden, sind aus Brasilien nicht be¬ 
kannt. Wir führen diese Thatsachen auf, um an die so seltsamen, zur 
Zeit noch unter keinerlei Gesetz zu bringenden Verhältnisse zu erinnern, 
welche uns in der Verbreitung gewisser Pflanzen auf dem Erdboden, 
begegnen. 

Im Zusammenhalte mit der Gesammtflora Brasiliens ergiebt sich zu¬ 
vörderst, dass das Zahlenverhältnis-s der Farn zu dem der übrigen Flora 
in den verschiedenen Landestheilen, je nach den Bedingungen des Klima, 
des Bodens und dem damit zusammenhängenden Auftreten der Haupt¬ 
vegetationsformen, ob Wald, Flur u. s. w., sehr ungleich ist. Die Rolle, 
welche die Farn im Gesammtleben des Pflanzenreiches zu spielen haben, 
ist gegenwärtig auf der Erde eine untergeordnete. Sie sind nämlich in der 
Mehrzahl der Arten schattenliebende Waldpflanzen, und, wie diess schon 
von Rob. Brown (Congo 461) angedeutet worden ist, in ihrem zahl¬ 
reichen Vorkommen neben solcher Beschallung noch von einer etwas 
unter der gewöhnlichen Tropenwärme stehenden Temperatur und feuchter 
Atmosphäre abhängig. Demgemäss fällt ihr Maximum in Brasilien aller- 

8 * 


dings in die Nähe des Wendekreises und südlicli und nördlich davon 
in die waldigen Küstengebirge, die sich, meistens Granit- oder Gneis- 
Gesteine, zwischen tiefen Thälern und Schluchten auf 2 bis 4000 ja 
5000 Fuss erheben, mit einer dichten, das ganze Jahr hindurch be¬ 
blätterten Waldung bedeckt und von zahlreichen Gewässern befeuchtet 
sind. Wo die erwähnten Vegetationsbedingungen in geringerem Maasse 
vorhanden sind, bilden die Farn selbst in jener sonst so begünstigenden 
Nähe des Wendekreises einen viel geringeren Vegetationsquotienten. 
Allerdings aber ersetzen in offenen, sonnigen, trocknen Orten einige 
Arten durch ihr geselliges Vorkommen an Individuen, was an Artenzahl 
ausfällt. Es ist besonders Pterin arachnoiclea Rif., die in hohen sonni¬ 
gen Campos oft in unabsehbaren Strecken vereinigt auftritt, und zwar 
sowohl an Orten, die noch niemals der Cultur unterworfen waren, als 
an andern, wo auf die gerodete Urwaldung junge und niedrigere Wäl¬ 
der (Caapoeira) folgten. Auch die Gattung Gleichenia tritt gesellig und 
oft so massenhaft auf, dass es unmöglich ist, ihre dichten Gehäge zu 
durchdringen, die sich nicht blos in den Böschungen sonniger Berge, 
sondern auch über schattige Felsenabhänge polsterförmig ausbreiten. 
Vermöge des vorwaltenden Erscheinens der Farn in den geschilderten 
Oertlichkeiten lässt sich die Mehrzahl der Arten als Plantae dryades in 
dem von mir als „Regio montano-neinorosa “ bezeichneten*) Gebiete 
des brasilianischen Florenreiches annehmen. Die Vegetation des Ama¬ 
zonengebietes ist minder reich an Farn, als jene in der Nähe des 
Wendekreises; doch sind hier diese Pflanzen noch viel häufiger, als im 
Hochlande von Minas, wo nur wenige Arten als eigentliche Flurpflan¬ 
zen zwischen Felsgeklüfte und im Schatten der Bergbäche, eine grös¬ 
sere Zahl aber, und unter ihnen viele Baumfarn, in den Wäldern der 
Thalschluchten Vorkommen. Noch seltener erscheinen die Farn in der 


*) Vergl. Herbarium Florae Brasil, in Flora 1837. II. Beiblatt S. 61 etc. 
Flora Brasil. II. 548. 




59 


„Regio calido-sieca“, der s. g. Hamadryades. — Lieber das Vorkommen 
der Baumfarn habe ich bereits Mehreres in den Iconib. select. plant, 
cryplog. p. 79 u. f. berichtet, worauf ich hier nur zurückweise. 

Dass das Zahlenverhältniss der Farn zu den übrigen Ge fass- (oder 
Holz-) Pflanzen schon innerhalb geringer geographischer Grenzen be¬ 
trächtlichen Schwankungen unterliegt, geht auch aus den hier vorge¬ 
tragenen Bemerkungen hervor. Ihr Vorkommen ist zu abhängig von 
localen Einflüssen,, als dass zur Zeit richtige Verhältnisszahlen im Ver¬ 
gleiche mit denen der übrigen Gefässpflanzen abgeleitet werden könnten. 
Noch schärfere Beweise für diese Annahme liefern die Beobachtungen 
über ihr Verhältniss zu den Phanerogamen in andern Ländern, ln .Ja¬ 
maica ist diess m 1 : 9, in den Sandwichs-Inseln — 1:4, in Schott¬ 
land =: 1 : 31, in Neuholland — 1 : 39 , in Frankreich — 1 : 63, 
in Portugal — 1 : 116, im Griechischen Archipel = 1 : 227, in Egyp¬ 
ten = t : 971, in Island = 1 : 18, am Nordcap — 1 : 7 u. s. w. 
angenommen worden (s. d’Urville Ann. des Sc. »atur. 1. Ser. VL 51.). 
Mögen auch diese Zahlen und andre, die a. a. 0. zusammengestellt 
worden, noch vielfacher Berichtigung fähig, sevn,. so viel geht doch 
immer aus ihnen hervor, dass gerade die Farn einer sehr entschiedenen 
Abhängigkeit von äusseren Einflüssen unterliegen,, und dass desshalb 
auch aus einer vielseitigen und gründlichen Erforschung der Grenzen 
ihres Localvorkommens und der ihnen, innerhalb dieser Grenzen ge¬ 
botenen Lebensbedingungen wichtige Fingerzeige für anderweitige That- 
sachen und pflanzengeographische Gesetze, auch von praktischem Be¬ 
lange, abgeleitet werden dürften. 

In der Provinz Rio de Janeiro, dem östlichen bewaldeten Theile 
von Minas und S. Paulo, in S. Catharina und auf dem Waldgebirge 
längs der Küste bis Bahia (also im Gebiete der Dryades), wo die Farn 
ganz besonders günstige Lebensbedingungen finden, dürfen wir, wahr- 

8 ** 




60 


scheinlieh, in Uebereinstimmnng mit Rob. Browns Annahme, die Farn 
als ^ bis ^ der gesannnten dortigen Vegetation betrachten. Geringer 
und schwerlich höher als welches Verhältniss von Humboldt zwi¬ 
schen den Wendekreisen überhaupt annimmt, werden sie sich zur Ge- 
sammtflora im Gebiete des Amazonenstromes verhallen, lin südlichsten 
Theile Brasiliens, jenseits des Wendekreises, bilden die Farn schwerlich 
einen viel höheren Quotienten als in Deutschland (^-), wo auf 2840*) 
blühende Gefässpflanzen 60 höhere Kryptogamen, von ihnen 39 Farn **), 
kommen. So wie ihr Verhältniss zur Gesammtzahl in verschiedenen Län¬ 
dern Europa’s zwischen 1 : 18, 1 :: 35 und 1 :: 96 variirt, dürfen wir 
auch in dem ausgedehnten Reiche Brasilien eine sehr ungleiche Pro¬ 
portion zur Gesammtflora annehmen, und das von Brongniart ***) als 
allgemeinstes Verhältnis» angenommene, von 1 : 30 ist für Brasilien in 
seiner Gesammtausdehnung wohl ohne Zweifel zu hoch gegriffen. 

Einer weiteren Ausführung der pffanzengeographischen Verhältnisse 
der Farn glaube ich an diesem Orte um so mehr überhoben zu seyn, 
als die kritisch-systematische Behandlung dieser Pflanzenfamilie in der 
Flora Brasiliensis noch bevorstehi. 


*) Schnizlein in Flora 1847- S, 55. 

**) Ebenso viele, 39, Arten führt Smith in der'englischen Flora an.. 

***) Histoire des Fougeres fossiles p. 161. 


A' 
















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New York Botanical Garden Library 

QK512.B7 M3 gen 

Mart us. Karl Fried/Versuch eines Commen 



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