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Full text of "Chateaubriands Reise in Amerika"

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Keueite 
@Zäanderfunde 


mit befonderer Beziehung 


auf 


deutfche Auswanderung 


und 


Colonifation. 





Dritter Band: 


Die Bereinigten Staaten von Nordamerifa. 





Elberfeld u, Iſerlohn. 
Su LtiwB Mir ier 
1851. 


Des Auswanderers Handbuch. 





Getreue Schilderung 


Vereinigten Staaten 
Nordamerika 


zuverläffiger Rathgeber für dahin Ausiwandernde 
. jeden Standes. 


Don 


George M. v. Ross 
aus Nordamerika, | 


Nedact. der Allgemeinen AuswanderungsZeitung. 





Elberfeld u, Iſerlohn. 
Furtuns  DUDLeIec®« 
1851. 











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Borwort, 


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In Nordamerika geboren, lebte ich dort ge— 
raume Zeit als Landmann im Weſten, Südweſten 
und Oſten, und hielt mich auch bald kürzere, bald 
längere Zeit in verſchiedenen Städten der Union auf. 
Hierdurch und durch meine Reiſen in allen Staaten 
des Bundes fand ich Gelegenheit, mich mit dem Lande 
und ſeinen Verhältniſſen, und mit den Bewohnern 
und ihren Sitten und Gebräuchen bekannt zu machen, 
und diejenigen Erfahrungen zu ſammeln, welche ich, 
verbunden mit dem, was ich auf meinen öfteren Rei— 
ſen nach und in Europa in Bezug auf die deutſche 
Auswanderung kennen lernte, hier fir Alle niederlege, 
welche mit dem Gedanfen umgehen, oder bereitd ent- 


vi Vorwort. 


ſchloſſen ſind, ſich in den Vereinigten Staaten von 
Nordamerika eine neue Heimath zu gründen. Auch 
für Viele, welche ſchon drüben angeſiedelt ſind, dürf— 
ten die Blätter, welche ich hiermit der Oeffentlichkeit 
übergebe, manchen nützlichen Wink, manchen beherzi— 
genswerthen Rath, manche nicht zu überhörende War— 
nung enthalten. 


Wohl ſehe ich die Unmöglichkeit ein, ein Hand— 
buch zu ſchreiben, in welchem jeder Auswanderungs— 
Tuftige Aufſchluß über jede ihn ſpeciell interefjirende 
Einzelheit finden, ein Handbuch, aus welchem er ge— 
nau erjehen könnte, ob denn auch feine Perfon für 
Nordamerika paffe, und wie e8 ihm wohl drüben ge⸗ 
fallen und ergehen würde. Um ein ſolches, den An— 
forderungen eines Jeden genügende Werk ſchreiben zu 
köoͤnnen, müßte ich auf's Innigſte mit allen Verhaͤlt⸗ 
niſſen eines jeden Leſers vertraut fein und eine Kennt- 
niß ſeines Charakters beſitzen, wie ſich deren nur We— 
nige von ſich ſelbſt rühmen können. Mein Beſtreben 
iſt aber dahin gerichtet geweſen, dem Leſer ſo genaue 
Auskunft über Alles zu geben, was dem Auswande— 
rer nach Nordamerika zu wiſſen lieb ſein kann, daß 


Porwort. Vor, 


Jeder, der fich nach diefem Handbuche ein Bild von 
den DBereinigten Staaten und von dem entwirft, was 
er in feinem Fache dort zu erwarten hat, feine Täuſchung 
erfahren wird... Sch bin Zeuge zu großen Elendes ge= 
weien, welches die verlodenden Schilderungen eines 
Duden und Anderer verjchuldeten, als daß ich nicht 
alle mögliche Vorficht angewendet hätte, nicht in den- 
jelben Fehler zu verfallen; weiß ich doch nur zu gut, 
dag die Phantafie des Guropamüden ohnehin fehon 
"das Land feiner Sehnfucht mit Neizen ſchmückt, die 
faum der dort Einheimifche, nie aber der entdecken 
wird, der, herausgeriffen aus jeinem bisherigen Lebens- 
geleife, fich dort erft wieder einen neuen, wenn auch 
noch fo einfachen und bejchränften en ichaf- 
fen muß. 


Denjenigen, welche in den hier folgenden Blättern 
feine für ihre bejondern VBerhältniffe ausreichende Aus— 
funft, Feine genügende Antwort auf die eine oder die 
' andere Frage, die fie an das Handbuch ftellten, finden, 
bin ich gerne bereit, wenn fie mir von fich felbft und 
von dem, was fie in Nordamerifa zu finden erwar— 
ten, ein möglichft klares Bild entwerfen, auf briefliche 


vu Vorwort. 


Anfrage gewiſſenhaft die genaueſte Auskunft zu erthei- 
fen, nur bitte ich — und die Erfahrung hat mich ge- 
lehrt, daß dieſe Bitte nicht jo überflüfftg iſt, wie fie 
Dielen erfcheinen mag — die an mich gerichteten Briefe 
zu franfiren, 


München, im Herbft 1850. 


George M. v. Moss. 


Inhaltsverzeichniß. 


a a a RER 5 


I. Allgemeine Schilderung der Vereinigten 
Staaten von Nordamerika. 

Grenzen, Flächeninhalt, Einwohnerzafl - » 2 2 2 2.2.25 
A a A 
BE ER 
Ridurnrobücke. u... Hr ara DET 
Geſchichtsabriß, Unabpängigfeite- Ertlärung, Befetungetump, | 

Bundes-Berfafunng . » 2 2 =. De 3 15 
Die Präfiventen der Bereinigten Staaten e — 
Du Seiten Dateien 7.557 5: AR 
sn MEERE DREIER 
Rechtspflege » » .» .» ae 59 
Bevölferung: Weiße; —— Sitten, Religiofität, Reli⸗ 


gionsſecten, Wiſſenſchaften, Künſte, Siulen, Univerfitäe — - 
en 1 fe We Inblameri: :-Megen; 66 


Ackerban End: BEE 66686883 


Staatsfändereien . . . i i —— 
Handel, Schifffahrt, —— crebit, Banken, Zinsfuß 94 
Gewerbe, Patentwefen . . . . PER BR 2 ‚708 


Lanpftraßen, Canäle, Eifenbahnen, ofen, — — 
Hünzen: Naße Sewihtte 66666 
in ie ———— 


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Anhaltsberzeichniß. 


II. Befchreibung der einzelnen Staaten der nordame: 


rifanifchen Union, 


A. Die öfllihen oder Neu-England-Staaten 


_ 
-New-Hampfhirer . 
Bermont : . . . 
Maſſachuſetts 
Rhode⸗Island 
Connecticut . . 


New-Nork 
News derfy . .» -» 
Pennfyfvanien . 
Delaware ! . .. 
C. 
Maryland .. . 
nn 
Nord-Carolina . . 
Süd-Earolina . 
Gesrgia . . . 
Birlbh.- -. ..; , 
AUabama . . . . 
Miſſiſſippi . -» 
BERBIOER 5 
Louiflana . . 3 
Diftriet Eolumbia . 


* 


D. Die fünweftliden und weſtlichen Staaten. 


Tenneffee . . 
Kentuy . . . 
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B. Die mittleren Saaten. 


Die ſüdlichen Staaten. 


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” Seite 
124 
128 
131 
135 
142 
176 


150 
171 
177 
188 


Anhaltsverzeichniß. 


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Mibtoan :. 2: 2 RT ENDEN SER. 
Br 
Br RR 
Dber-Ealifornien © 2 2... 


E. Die Gebiete der nordamerikaniſchen Union. 


Gebiek Balliouel 23 2 
Gebiet Mob an ee 6 
Beblet RnMertlo u. nahe: » 

Maiblei ae 

Gebiet Minneſotah VER —— 


III. Nathgeber für Auswanderer 
Wer foll auswandern, wer nicht? ä 


Dienftboten, Sandwirthe . . =» » 


Handwerker, Handwerfslehrlinge, — 


Grobſchmiede, Wagner, Sattler, Tapezierer, Polſterer, Po— 
ſamentierer, Knopfmacher, Gerber, Schuhmacher, Schneider, 
Blechſchmiede, Meſſerſchmiede, chirurgiſche Inftrumenten- 
macher, Kupferſchmiede, Schloſſer, Maſchinenbauer, Maurer, 
Steinhauer, Steinſetzer, Bergleute, Gürtler, Drechsler, 
Inſtrumentenmacher, Clavierſtimmer, Formſtecher, Kamm— 
macher, Böttcher, Töpfer, Tapetendrucker, Papierfärber, 
Bäcker, Conditoren, Weber, Wachstuchmacher, Tuchmacher, 
Tuchſcheerer, Tuchbereiter, Färber, Feilenhauer, Maler, 
Uhrmacher, Gold- und Silberarbeiter, Juweliere, Vergol— 
der, Lackirer, Büchſenmacher, Buchdrucker, Kaminkehrer, 
Bader, Friſeure, Hutmacher, Korbmacher, Strohflechter, 


Orgelbauer, Bierbrauer, Branntweinbrenner, Liqueurbren⸗ 


ner, Eſſigbrouer, Malzbereiter, Cigarrenmacher, Papier: 
müller, Kartenmacher, Glaſer, Mühlenbauer, Pumpenboh— 
ver, Waffenſchmiede, Drahtzieher, Seiler, Müller, Schleifer, 
Glasſchleifer, Glaspüttenarbeiter, Nagelſchmiede, Fifcher, 
Buchbinder, Zuderraffineurs, Kürfchner, Ziegelbrenner, 
Sägemüller, Fleiſcher, Kalfbrenner, Köhler, Handſchuh— 
macher, Wachsbleicher, Seifenfieder, Lichtzieher, Gärtner, 
Putzmacherinnen, Striderinnen, Näherinnen } 


‚XI 


Seite 
276 
293 
301 
305 
314 


324 
324 
325 
329 , 
332 


340 


xu Anhaltsberzeichniß. 


Kaufleute . . . . RR: 3 
Gaft- und Sipentwirthe er Reiner RER 
Boprlfonten. 258. 2.082,20 ee, 
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Vorbereitung er ———— Beraltungtte- 
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Die Landung in re RAT ; BEE | 
Die Reife in's Innere von Nordamerika, Reiſerouſen — 
Die Niederlaſſung, Naturaliſationn 2 2 2 2 2. 
J 
N REITER 7 


Das Farmen: Hausbau, Urbarmachung des Wald» und 


Prairielandes, Umzäunungen, Viehzucht, Gemüfe-, Obft-, 
Getreide- und Zutterfrautbau, Maisbau, Befentornbau, 
Zabafsbau, Baummwollenbau, Paradiesäpfelbau, Bataten- 
bau, Ahornzuderbereitung, Abgaben : . 2. 2 2 2. 


Anhang. 
Zoltarif der Vereinigten Staaten . 
Landämter-Berzeichniß . 

Negifler . 


Einleitung. 


Wie verfhieden auch die Beweggründe fein mögen, 
welche die Einzelnen der Hunderttaufende, die alljährlich 
ihre Heimath verlaflen, zur Auswanderung treiben, fo 
treffen doch Aller Wünfhe und Erwartungen darin zus 
ſammen, daß fie im neuen Baterlande ein beſſeres Loos 
als im alten zu finden hoffen. 

Wenige nur treibt lediglich der Drang nach einem 
Wechſel des Schauplatzes ihrer Thätigkeit, oder Sucht 
nach Abenteuern vom Heimathlande fort, und dieſe dürfen 
wohl kaum auf den Namen Auswanderer Anſpruch machen, 
da ſie, Zugvögeln gleich, ſich nur vorübergehend an dieſem 
oder jenem Punkte niederlaſſen, um, bald des kaum ger, 
gründeten Herdes überdrüffig, von Neuem zum Wander- 
ftabe zu greifen: rollende Steine, wie das amerikaniſche 
Sprihwort fagt, an die ſich fein Moos anfest. 

Die große Mehrzahl deutfcher Auswanderer treibt Die 
für fie felbft oder ihre aka. in — cht ſtehende 


Nordamerika. 


2 Einleitung, 


materielle Noth zur Auswanderung. Mißverhältniffe zwi- 
fhen dem Bodenwerthe der Güter und ihrem Ertrage; 
Militärzwang; verrottete, gewerbliche Snftitutionen auf 
ber einen und ein gegen nachtheilige Conjuneturen nicht 
genug gefichertes, faft ganz vom Auslande abhängiges, 
durch Feine deutſchen Colonien, nicht einmal durch eine 
geſunde Handelspolitif unterftügtes Fabrifwefen auf der 
andern Seite; Meberfülltheit in allen Erwerbsfächern; 
Abgaben ohne Zahl und ohne Ende; Hinderniſſe und 
Hemmniſſe gegen jede freiere Bewegung, und hundert ans 
dere feft eingemwurzelte Uebel find es, welche dem Deut- 
chen fein fonft fo herrliches Vaterland verleiden und ihn 
feine Blicke nach Ländern richten IYaffen, deren Bewohner 
den Schuß, welchen fie durch das Gefes und feine Voll—⸗ 
firedfer genießen, nicht mit ihrem Lebensmarfe, mit facti- 
fcher Leibeigenfchaft bezahlen müffen. 

Doch nicht alfein der materielle Drud, der auf dem 
deutſchen Volke laſtet, auch der geiftige Druck, die poli— 
tiſche Bevormundung laſſen Tauſende nach der weſtlichen 
Hemiſphäre, laſſen fie dahin fliehen, wo unterm Sternen- 
banner die wahre Freiheit wohnt, wo fein Kaftengeift, 
fein Standesunterfchied herrfcht, wo der Menfch nad) fei- 
nem inneren Werthe und nicht nad dem Alter morfcher 
Stammbäume, nach Drdensfreuzen und anderem Slitter 
gefhäst wird, den nur uralte, verfchrobene Anfichten nicht 
lächerlich, nicht verächtlich finden fönnen, — 

Was für Länder auch ſchon als Ziel der deutſchen 
Auswanderung empfohlen ſein mögen: Auſtralien und Süd— 
afrika, welche um deutſche Arbeitskräfte werben, weil keine 


Einleitung, 3 


mehr vom Mutterlande aus nad diefen englifchen Colo— 
nien zu verloden find; Süd- und Mittel-Amerifa, uns 
fiher für Perfon und Eigenthbum des Eingewanderten, 
und in den meiften Theilen für den Deutfchen ungefund; 
Griechenland, arm und fieberhaftz die Donaufürftenthü- 
mer, ber Schauplag blutiger Kriege, der Herb bes Hafles 
gegen das Germanenthbum; — fein Land, fein einziges 
auf der weiten Erde bietet dem Einwanderer ſo viele ma— 
terielle, fo viele geiftige Vortheile dar, als die Bereinig- 
ten- Staaten von Nord» Amerifa, deren Schilderung dieſe 
Blätter gewidmet find, 


Im Jahre 1683 fohifften fih die erſten Deutſchen, 
Separatiften, vom Nedar und Nhein, unter Leitung des 
Doctors Paftorius, nad) Nord-Amerifa ein, und Iandeten 
am 20, Auguft deffelben Jahres in Philadelphia. Sie, 
die wegen Religionsverfolgungen dem Heimathlande ent- 
flohen, eröffneten der deutfchen Auswanderung die Dahn, 
und ſo waren trotz ber damaligen mangelhaften Kunde 
über Amerifa und frog der Schwierigfeiten, welche zu je- 
ner Zeit noch mit der Leberfahrt verbunden waren, im 
Sabre 1742 bereits über 100,000 Deutfhe in Nord 
Amerika, bauptfählih in Pennfglvanien und in Süd-⸗Ca⸗ 
rolina angefiedelt, Die günftigen Nachrichten über das 
Schickſal der Uebergefiedelten verlodten Biele zur Nach— 
folge, mehr aber noch fehwellte die Noth der Jahre 1770 
und 1771 den Strom der Auswanderung an, und feit der 
glorreichen nordamerifanifchen Erhebung des Jahres 1776, 
wo bie bis dahin englifchen Colonien das drückende Joch 


des Mutterlandes abſchüttelten und einen Freiſtaatenbund 


4 Einleitung. 


bildeten, der allen Bölfern der Erde als erhebendes Bei— 
jpiel vorleuchtet, trat eine regelmäßige, von Jahr zu 
Jahr, aber Doc nicht bedeutend wachſende Strömung 
deutfcher Emigranten nad Nord-Amerifa ein, bis die auf 
den fogenannten deutſchen Befreiungsfrieg folgenden Jahre, 
dann Die dreißiger Jahre, und endlich bie neuefte Zeit 
der Union von Deutfchland aus einen Zuwachs zu ihrer 
Bevölkerung lieferten, der, mit alfen Tugenden des Deut- 
Ihen, mit Fleiß, Ausdauer, Nüchternheit und Sparfam- 
feit begabt, und reich an Intelligenz, eine Zierde bes 
Staatenbundes wurde, 

Sp währt die deutfche Auswanderung nah Nord— 
Amerifa bereits über anderthalb Jahrhunderte, und wenn 
auch Klagen einzelner dahin Mebergeftedelter ertönen, wenn 
auch Manche von der neuen Welt in die alte getäufcht 
zurüdfehren, die Millionen Deutfcher, welche dort den 
Augenblick fegnen, der den Entfhluß in ihnen zur Reife 
brachte, fih vom altersſchwachen Deutfchland loszureißen 
und in die jugendlichen Arme des lebensfräftigen Amerifa 
zu werfen, diefe Millionen find Tebendige Beweife dafür, 
dag nur Derjenige über Nord-Amerifa als Ziel der deut: 
then Auswanderung klagen fann, der mit Erwartungen 
binüberging, die er in feinem Lande der Erde gerechtfer- 
tigt gefunden haben würde, — 





Erſte Abtheilung. 





Allgemeine Schilderung der Vereinigten Staaten 
von Nordamerika. 








Grenzen. Flächeninhalt. Einwohnerzahl. Gebirge. 
Seen, Flüſſe. Klima. Naturproducte. 


Die Nordgrenze der Bereinigten Staaten bilden 
der St. Lorenzftrom, der Ontario⸗, der Erie-, der Huron⸗, 
der Michigan und der Dbere-See, durch deren Mitte, den 
Mihigan-See ausgenommen, der ganz im Gebiete der Ver- 
einigten Staaten Tiegt, die Grenzlinie zwifchen den großes 
britannifchen Colonien Ober- und Unter- Canada und der 
Union läuft, dann, von dem am Dberenfee gelegenen Fort 
Charlotte aus, der Saganaga=, der Boisblane= und ber 
Waldfee (Lake of Ihe woods), mit ihren nach Dften gehen 
den Abflüffen, und endlich, von der Südweftfpise des Wald» 
fees aus, der 49° nördlicher Breite bis in die Mitte Des 
die Vancouver⸗Inſel vom Feftlande trennenden Golfs von 
Georgien. Die Weftgrenze geht vom Endpunfte der 
Nordgrenze an der Küſte herunter bis zum 32° nördlicher 
Breite. Die Südgrenze zieht fih von der Weftfüfte 
dem 32° nördlicher Breite entlang öftlich bis zur Nordofte 
grenze von Sonora, verfolgt Diefe und die Nordgrenze von 
Chihuahua bis unterhalb EI Pafo del Norte, und läuft 
in der Mitte des Rio Bravo del Norte bis zum Ausflug 
deffelben in den Meerbufen von Merifo hinab, Die Südoſt— 
und Dftgrenze beginnt der Mündung des Rio Bravo del 
Norte gegenüber, drei Leagues oder Leguas vom Ufer ent— 
fernt, läuft an der Küfte des merifanifchen Meerbufens, 


E 


8 HMächeninhalt, Einmohnerzakl, Gebirge, 


dann des atlantifchen Ozeans aufwärts, bis zur Süd— 
grenze der englifchen Beſitzung New-Brunswick, und zieht 
fi, derfelben folgend, weftlih und füdmeftlich wieder dem 
St. Lorenzfirom zu, wo der Ausgangspunft für Die nörb- 
liche Grenzlinie ift. 

Da nur in den älteren Staaten genauere Vermeſſun— 
gen vorgenommen worden find, fo läßt fi der Flächen— 
inhalt des ganzen Gebietes der Bereinigten Staaten nur 
annäherungsmweife fchägen, und da kann man denfelben in 
runder Summe zu 5 Millionen englifchen, oder ungefähr 
200,000 deutfchen Duadratmeilen, oder 3 Billionen und 
2 Millionen Acres Landes annehmen; eine Fläche Landes, 


bie, nur 80 Menfchen auf jede englifhe Duadratmeile 


gerechnet, ohne im Geringften übervölfert zu fein, von 
500 Millionen Menfchen bewohnt fein könnte, während die 
Einwohnerzahl jegt nur 224 Millionen beträgt. 

Die beiden Haupt-Gebirgszüge Nordamerifa’s find 
dag Alleghbany-Gebirge oder die Apalachen, und dag 
Selfengebirge (Rocky mountains), Das Alfeghany-Ge- 
birge Läuft, eine Scheidewand zwiſchen der öftlihen Küftens 
abdahung und dem Miffiffippithale bildend, yon Nordoft 
nah Südweft, vom Staate Maine durd Newhampſhire, wo 
bie Höhen die „weißen Berge“ genannt werden und eine 
Höhe yon über 6000 Fuß erreichen, durch Bermont, New: 


‚York, Pennfylvanien, Birginien und Tenneſſee, an der 


Nordgrenze von Nord» und Süd- Carolina und Georgien 
hin und durd Aabama und Miffiffippi. In Birginien und 
den beiden Garolinas wird das Alleghany- Gebirge auch 
die „blauen Berge“, und der ſich durch Tenneffee und Ken— 
tucky hinziehende Arm veffelben das Cumberland: Gebirge 
genannt. Die ganze Länge des Alleghany-Gebirges be- 
trägt ungefähr 1000, die mittlere Breite ungefähr 50 
Meilen und die mittlere Höhe etwa 1500 bis 3000 Fuß. — 
Das Felfengebirge kommt von Ruſſiſch Amerifa und 


Gebirge, Seen, Fülle, 9 


Britiſch Columbia herab, zieht ſich unter dem Namen Ore— 
gon⸗Gebirge durch das Oregongebiet, heißt in ſeinen Ver— 
zweigungen im Miſſourigebiete die „ſchwarzen“, an der Oft: 
grenze von Californien und Neu-Mexifo die „weißen Berge‘ 
und das Anahuae-Gebirge, in feinen, fih durch Arkanſas 
und Teras erftredenden Ausläufern das Dzarfgebirge, in 
Teras auch die Eordilleras von Texas, und in Merifo 
und füdlicher die Cordilleras oder Andes. Die höchſten 
Piks diefes Gebirgszuges erheben ſich bis zu 15,000 Fuß 
über die Meeresfläche. 

Unter den Seen der Vereinigten Staaten find die die 
Nordgrenze gegen Canada bildenden die bedeutendften und 
wichtigften. Der Dbere »See (Lake superior) hat eine 
Länge von 420 und eine mittlere Breite von 100 Meilen). 
Der Michigan-See ift 340 Meilen lang und 58 Meilen 
. breit, Der Huron=See iſt ohne die Georgian-Bai, welde 
120 Meilen in der Länge und 45 Meilen in der Breite mißt, 
270 Meilen lang und 70 Meilen breit, Der Erie-See 
bat eine Länge von 240 und eine Breite von 38, der On— 
tariosSee eine Länge von 180 und eine mittlere Breite 
von 40 Meilen, Alle diefe Seen haben eine zum Theil 
für die größten Kriegsfchiffe, überall aber für größere Kauf: 
fahrteifchaffe genügende Tiefe und find durch die Durchfahrt 
St, Mary, die Michillimakinackſtraße, den Sinclairfluß, 
den 18 Meilen langen und 12 Meilen breiten Sinclairs _ 
See, die Detroitftraße, den Niagarafluß mit einander, und 
durh den St. Lorenzftrom mit dem atlantifhen Ozean 
. verbunden. — 

Bon den bedeutenderen Flüſſen münden in den ats 
lantifchen Ozean: der St. Lorenzftrom, der, aus dem 
Dberen-See kommend, und die großen Seen des Norbeng 





) Wo eine ſpeeielle Bezeichnung fehlt, find überall in dieſem 
Buche unter Meilen englifche Meilen zu verftehen. 


10 Flülfe, 


unter verfchiedenen, vorhin erwähnten Namen mit einander 
verbindend, erft da feinen Flußnamen erhält, wo er den 
Auslauf des Dntario-Sees bildet. Er nimmt von Weften 
her den Ditawa oder Grandfluß, den St. Maurice, von . 
Dften den St. Francis und eine Menge Fleinerer Flüffe 
in fi auf, und mündet in die, der Golf St. Lorenz ges 
nannte Bai des atlantifchen Dieand. Der St. John 
entfpringt in Maine, durchſtrömt nur eine Fleine Strede 
diefes Staates, fliegt dann durch New-Brunswid, und er: 
gießt fich bei St. John in die FZundy-Bai. Der St. Eroir 
fommt aus dem Grand-See und bildet mit diefem die 
Grenze zwifchen den Vereinigten Staaten und New-Brung- 
wid. Der Penobſcot und der Kennebed entipringen 
beide in Maine und durchfliegen diefen Staat. Der Con— 
necticut fommt aus der nordweftlichften Spige Vermonts, 
Scheidet diefen Staat von New-Hampfhire, bildet die Bel- 
lows und mehrere andere Fälle und firömt in den Long— 
Ysland-Sund, Der Merrimad, unbedeutender ala der 
joeben genannte, aber Doch ziemlich weit hinauf Ichiffbar, 
Schlängelt fih durd Maſſachuſetts. Der Amariscog- 
gin; der Patufetz; der Thames; der Hudfon, der 
den Staat New-York von Norden nach Süden durchftrömt, 
bis nach Albany hinauf für Schiffe mittlerer Trächtigkeit 
fchiffbar ift, und bei der Stadt New: York fih in die nad) 
diefer benannte Bai ergießtz der bis Philadelphia hinauf 
für Schiffe von 1500 Tons fahrbare, aus den Flüffen 
Mohamf und Popachton gebildete und fich in Die Delaware- 
Bai ergießende Delaware; der Schuylfill; der im 
Staate New-Yorf entfpringende, durch Pennſylvanien und 
Maryland fliegende und in die Chefapeaf-Bai mündende 
Susquehbannahzder Patapskoz der Potomae, der, 
aus dem Alleghany > Gebirge herabfommend, die Grenze 
zwifhen Maryland und Birginien bildet und, bie zur 
Unionshauptftadt Wafhington für große Schiffe ſchiffbar, 


Fülle, | : 11 


fih in die Potomar-Bai ftürztz der Rappahanok und 
der St. James in Birginien; der Roanoke, welder 
fih in den Albemarle-, der Tar und der Neufe, welde 
fih in den Pamplico-Sund ergießen; der Cap Fearfluß 
in Nord-Carolinaz; der Pedee, der Santee, der Afh- 
ley und der Cooperfluß in Süd-Carolina; die Sa— 
vannah, welche die Oftgrenze Georgiend gegen Süd-Ca— 
rolina bildet und an deren rechtem fer die gleichnamige 
Stadt liegt; der Alatamaha und der Santilla in Geor- 
gien; der St. Marys, weldher Georgien und Florida 
von einander fcheidet, und der St, Johns, der in Flo— 
vida entipringt, Durch den Munroe⸗, George: und Dunns 
See in den atlantifchen Ozean fließt. 


Sn den Meerbufen von Merifo münden: der Su— 
waneefluß, der aus dem Dfifinsfee-Sumpfe in Geor— 
gien herabfommt und, gleich dem Charlotte, durch Flo— 
rida fließt; der aus dem Cooſa und Tombigy gebildete 
Alabama, deflen Gewäfler der Mobile-Bai zuraufchen; 
der einen Theil der Grenze zwifchen den Staaten Miſſis— 
fippi und Rouifiana bildende Pearlfluß; dann der von 
dem Punfte feiner Vereinigung mit dem Miffouri an big 
zu feiner Mündung 2000 Meilen lange Miſſiſſippi; 
ver Calcaſieu; der Sabine, welder Louifiana von 
Texas trennt; der Nech es, welcher, ebenfo wie der leßt- 
genannte, durch den Sabine-See und Paß fließt; der 
Trinity oder Trinidad und der Jacinto, bie fich in die 
Galveſton-Bai ergießen; der Brazos; der der Mata— 
gorda-Bai zuftrömende Colorado; ber Lapvacca, der 
fih in die gleichnamige Bai ergießtz; der San-Antonio, 
deffen Lauf in der Efpiritu-Santa-Bai endigt, nachdem er 
noch furz zuvor die heitere Guadaloupe in fih aufnahm; 
der in die Gorpus-Chrifti-Bai fallende Nueceg, und end- 
lich der majeftätifche Nio Bravo del Norte, der von 


12 ülle, Oberfläche, 


El Pafo del Norte abwärts die Scheidelinie zwifchen Mes 
ifo und den Bereinigten Staaten bildet. 

Sn den ftillen Ozean ergießen fich folgende beveuten- 
dere Flüffe: der Columbia oder Dregonfluß, der, von 
dem das Dregongebirge genannten Theile des Felfenge- 
birges herabfommend, das Dregongebiet durchſtrömt; die 
ebenfall8 durch Dregon fließenden Flüffe Killimour und 
Slametz; dann die ſich in die San-Francisco-Bai ergie- 
Benden Sacramento und San-Joaquim; ferner der 
Buenaventura, welder in die Bai von Monterey 
fließt; der Rio de los Animas; der Eolorado del 
Deecidente und der Gila, welde letztere beide in den 
Golf von Californien ſtrömen. 

Die bedeutendften, auf weitere Streden fhiffbaren, fic) 
nicht direct ins Meer ergießenden Flüſſe ver Vereinigten 
Staaten find: der Miffouri, der eine Strede von 1800 
Meilen durdeilt und den Yellowftone, den Platte, Kanſas, 
Dfage, Grand und mehrere andere Flüffe in fih aufnimmt; 
dann der Ohio, welcher eine Länge von 1000 Meilen 
hat, und in den der Alleghany, Monongabela, Musfin- 
gum, Kanawha, Big Sandy, Scioto, Kentucky, Salt, 
Green, Barren, Wabaſh, Cumberland und Tenneſſee fließen; 
und der Rio Roxo, Redriver oder rothe Fluß, der über 
1500 Meilen lang iſt, und den Waſhita, Saline, Little 
Miſſouri, die Bayoux d'Arboune, Bartholomew, Boeuf, 
Macon und Louis, den Tenſasfluß, die Seen Biſtenau und 
Caddo, den Sulphur, den Kiamichi und Boggyfluß, den 
Bayou Pierre und den Atchafalaya unter ſeine größeren 
Tributärs zählt. 

Betrachten wir nun die Oberfläche des Bodens, 
ſo finden wir im Nordoſten eine durchbrochene felſige Küſte, 
von der das Land bis an das Alleghany-Gebirge aufſteigt; 
im Südoſten, bis hinab nach Mexiko, ein flaches, zum 
Theil ſumpfiges und ſandiges Land; weſtlich von den ſich 


klima. Maturproducte: Pflanzenwelt. 13 


von Nordoften nah Südmweften durch die Union ziebenden 
Alleghanies eine große, üppige, theils bewaldete, theilg mit 
Gras bewachſene und von vielen Flüffen und Bächen durch— 
furchte Thalfläche, das Miſſiſſippithal; und weftlidh von dem 
die Grenze der fih an dieſes Thal anfchließenden unge- 
beuren Steppe bildenden Felfengebirges ein zum ftillen 
Dean ſich hinabjenfendeg, Anfange hohes, dann flaches 
Land. 

In einem Lande, welches einen Flächenraum von un— 
gefähr 5 Millionen Duadratmeilen umfaßt, deflen Nord— 
grenze fih faft an die falte, die Südgrenze faft an die 
heiße Zone lehnt, und das im Weften vom ftillen Dean, 
im DOften vom atlantifchen Ozean befyült wird, muß das 
Klima fehr verfchieden fein; es läßt fich bier daher nur 
im Allgemeinen darüber fagen, daß die nordamerifanifchen 
Winter fälter, die Sommer wärmer find, als bei gleichen 
Breitegraden auf der öftlihen Halbfugel. Im Norden 
iſt die Verfehiedenheit der Wärme im Sommer und der 

Kälte im Winter fehr bedeutend, in den fühlichen Staaten 
ſehr gering. Es üben aber auch die ausgedehnten Gras- 
flächen des Weſtens, Die undurchdringlichen Urmälder, die 
großen Seen des Nordens und des Innern, das atlan- 
tifche und das ſtille Meer, Flüffe und Flußniederungen 
einen mächtigen Einfluß auf das Klima Diefes oder jenes 
Staates aus, jo daß wir wegen ſpezieller Aufichlüffe auf 
die weiter hinten folgende Beſchreibung der Einzelſtaaten 
verweiſen müſſen. 

Gleich verſchieden wie das Klima ſi nd die Natur- 
producte, deren wir bier auch nur unter Hinweiſung 
auf die Beichreibung der KEinzelftaaten erwähnen. Die 
Oberfläche des Landes zeigt dreierlei Geftaltungen hin- 
fichtlih der Pflanzenwelt; wir finden Waldungen, 
Prairien oder ausgedehnte Grasflächen, und ſolche Gras- 
flächen, welche, mit kleinen, zeritreut liegenden Baumgrup- 


/ 


14 Naturproducte: Pflanzenmelt, Chierwelt. 


pen und Boskets beſetzt, den Namen Openings führen. 
Die Waldungen beginnen im höchſten Norden und erſtrecken 
ſich, im Oſten dem Zuge des Alleghany-Gebirges, im 
Weſten dem des Felſengebirges und ihren Verzweigungen 
folgend, bis herab in's Flachland des Südens, wo nur 
die Ufer der Flüſſe mit größeren Waldungen eingefaßt 
find, In den Wäldern des Nordens findet man alle Gat- 
‚tungen europäifcher Laub⸗ und Nadelhölzer, von denen 
erftere, je weiter wir uns dem Süden zumenden, feltener 
werden, und Platanen, Lebenseichen, Sycamoren, Magno- 
lien, Zulpenbäumen, Silberpappeln und anderen Bäu— 
men ber wärmeren Zonen Plag machen. — Die Prairien 
und Openings finden wir ſüdweſtlich von den großen 
Seen, im Mifftffippithale, in Teras und im Flachlande 
Galifornieng; fie find ohne Zweifel der trodengelegte 
Boden unermeßlicher Seen, deren Gewäſſer durd Erd» 
revolutionen in ein anderes Bett geleitet wurden, und 
prangen nun im Schmude der mannichfaltigften Arten 
von Gräfern, Blumen, Kräutern, Moofen und Sträu— 
chern. Ueberall in den vereinigten Staaten werden auf 
eultisirtem Wald- und Prärieboden die gewöhnlichen, euro- 
päifchen Getreide-, Obft- und Gemüfearten gebaut, und 
in den wärmeren Gegenden außerdem noch Baumwolle, 
Zuderrohr, Neis, Tabaf, Wein und Bataten, Ananas, 
Drangen und andere Südfrüchte. 

Die Thiermwelt ſteht der Pflanzenwelt nit an 
Reichthum nad Bären, Büffelochfen, Elennthiere, Hirfche, 
Wölfe, Füchfe, Panther, Luchfe, Dachſe, Prairiehunde, Dt- 
tern, Biber, Zltiffe, Marder, Wiefel, Stinfthiere, Eich— 
hörnchen, Zaguare, Wildfagen, Wafchbären, Guguare, Beus 
telragen, Hafen, Stachelfhweine, dann Adler, Velifane, 
wilde Schwäne, Gänfe, Enten, Geier, Spechte, Kolibrig, 
Spottvögel, Tauben, Eulen, Uhus, Faſanen, Schnepfen, 
Trut-, Feld-, Wafler-, Wald» und Nebhühner beleben 


Naturproducte: Chierweit, Mineralien, 15 


Wald und Prairie, In den öftlichen und mittleren Staaten 
ift die Viehzucht, der Stufe nad auf der fie fteht, in 
den weftlichen und ſüdweſtlichen Staaten den Maflen nad, 
die Dort von Nindvieh, Schweinen, Pferden und Schafen 
gezogen werden, bedeutend, Auch die Zucht von zahmem 
Geflügel, wie Hühner, Gänfe, Enten, Tauben, Fafanen, 
Trut- und Perlhühner, ift beträchtlich, obgleich im Alfge- 
meinen äußerſt wenig Werth darauf gelegt und fie Daher 
nur nachläſſig betrieben wird. — 

Bon Mineralien werden Eifen, Kalk, Porphyr 
und Granit faft in allen Staaten; Gold in Californien, 
den beiden Garolinas, Alabama, Birginien und in jüng- 
fter Zeit auch in Arkanſas; Silber in Louifiana, Arfan- 
fas und Texas; Kupfer in Michigan und Wisconſin; 
Dlei in Miffouri und Wisconſin; Steinfohlen und Zinf 
in New- York, New⸗-Jerſey, Pennſylvanien und faft allen 
weftlihen Staaten; Duedfilber. in den weſtlichen Staaten 

rund in Ober» Californien; Spießglanz in Illinois, Mif- 
ſouri und Virginien; Schwefel in Virginien; Marmor im 
Weſten; Kreide in Jlinsis und Wisconſin; Alaun und 
Bitriol in Tenneffee, in Nord= und Süd-⸗Carolina; Gyps 
und Salz in alfen weftlihen Staaten und New-Yorf in - 
Maffen gefunden. — 





„Amakhameaiateite: :Erflärung. Befreiungekampf. 
Bundes- VBerfafjung. 


Wenn wir in diefem Abfchnitte das Actenſtück der 
Unabhängigfeits - Erflärung der Vereinigten Staaten yon 
Nord» Amerifa und die jest dort beftehende Verfaſſung 
mittheilen, fo glauben wir im Sinne der Mehrzahl un: 


. 


16 Englands Bedrückung ber Colonien. 


ferer Yejer zu handeln, wenn wir zuvor in Kürze der Um— 
fände gedenfen, welche den Abfall der Eolonien bewirften 
und fie zu einem Staatenbunde vereinigten. 

In den Freibriefen, welche England feinen nordame- 
rikaniſchen Colonien gegeben, hatte es fi) weder das 
Recht vorbehalten, die Regierungen derfelben beliebig wech— 
jeln, noch dasjenige, den Handel und Verkehr derfelben 
leiten, oder andere Abgaben als folhe von ihnen erheben 
zu dürfen, welche zum Beften der befteuerten Länder ver- 
wendet wurben. 

Nah und nah begann das Mutterland fich Diele 
Nechte anzumaßen; es beging Webergriffe, die lange Zeit 
geduldig ertragen wurden, weil fie unbedeutend waren und 
unmerflih wuchſen. Als aber indirecte Abgaben durd 
Handelszölfe und directe durch, eine Befteuerung der Be— 
bürfnifje der. Colonien erhoben werden follten, da weiger- 
ten fie fi, der Wilfführ Folge zu Teiften, und wiberfegten 
fih der Beihlagnahme unverzollter Waaren. Sn Bofton, 
fam e8 dadurch, 1760, zu heftigen Neibungen zwiſchen 
Behörden und Volk. Erſtere gaben nach. 

Veranlaßt durch den Gouverneur von Maſſachuſetts, 
Sir Francis Bernard, ging die engliſche Regierung im 
Jahre 1762 damit um, die Regierungen der Provinzen 
zu wechſeln, mehrere derſelben widerrechtlich in eine zu 
verſchmelzen und einen erblichen Adel einzuführen. Die 
Colonien erhielten Nachricht von dieſem Vorhaben, erho— 
ben energiſchen Proteſt dagegen, und Sir Francis' Rath 
wurde vorläufig unbefolgt gelaſſen. 

Zwei Jahre ſpäter wollte die engliſche Regierung eine 
directe Beſteuerung der Colonien durch Einführung einer 
Stempeltaxe bewirken, und das Unterhaus beſchloß die 
1760 verordnete proviſoriſche Verbrauchsſteuer auf Kaffee 
u. ſ. w. in eine permanente zu verwandeln, auch Con— 
travenienten nicht durch ihre Geſchworenen, fonbern durch. 


Abkall der Colanien van England. Steuern, Zölle, 17 


die englifhen Admiralitätsgerichte richten zu laſſen, vor 
deren Schranfen fie nach England geführt werden follten, 
- Die Eolonien proteftirten, abet vergebens; am 1. Nor 
vember 1775 follte die Stempeltare eingeführt werden, 
Die Aufregung, welche diefe Tare hervorrief, wuchs je 
doch in fo bebdenflihem Grade, daß fie Schon im Anfange 
des Jahres 1776 wieder aufgehoben wurde, 

Im nächſten Jahre wurde für die Colonien ein Eins 
fuhrzoll auf Thee, Glas u, fo w. feſtgeſetzt; die Marines 
offieiere und Steuerbeamten erhielten Auftrag, die Schif- 
fahrts- und Handelögefege in Vollzug zu fegen, und Nems 
York erhielt Befehl, englifche Truppen "aufzunehmen. In 
Bofton wurden die Mauthbeamten vom Bolfe verjagt, 
und die engliihe Regierung mußte zur Aufrechthaltung 
ihrer Autorität zwei Regimenter Soldaten dorthin legen, 
Run fam es zu blutigen Auftritten zwifchen Bürgern und 
Militär, zugleich aber bildeten fich immer mehr patriotifche 
Bereine im Lande, welche Fräftig dahin wirkten, daß die 
von Engländern eingeführten und von England befteuerten 
Waaren, namentlih der Thee, gar nicht mehr confumirt 
wurden, wodurd der englifche Handel arg bedroht wurde, 
In Philadelphia und Nem-Yorf widerfeste fih das Volk 
der Landung von Thee; in Bofton warf es fogar 342 
Kiſten Thee aus den damit beladenen Schiffen in’s Waſſer. 

Auf diefe That hin Tieß England 1774 den Hafen 
von Boſton ſchließen, verbot alle Wahlverfammlungen 
und erließ ein Gefes, welches die Grenzen der Provinz 
Quebeck bis an’s Ufer des Ohio ausdehnte und ihr einen 
gejeggebenden Rath vetroyirte. 

Alle diefe und eine Menge anderer Ungerechtigfeiten 
und tyranniiher Maßregeln bewogen Maffachufetts end» 
ih einen General-Congreg zu berufen, der aud am 
4 Sept. 1774 in Philadelphia zufammentrat und beichloß, 
daß eine Adreſſe an das engliſche Volt — an die Be— 


——————— 


18 General» Congreß, Ausbruch des Urieges. 


wohner bes brittifhen Amerifas und eine um ihr gutes 
Recht anfuhende Petition an den König von England ge- 
richtet, daß ferner ein Verein gegen Einfuhr englifcher 
Waaren errichtet werde, daß feiner der Anwefenden oder 
der durch fie Vertretenen fi) auf irgend eine Weife beim 
Sclavenhandel betheilige, und daß der Colonien=-Berein 
fo lange aufrecht zu erhalten fei, bis alle die, die Rechte 
der Golonien verlegenden Gefege und Verordnungen vom 
engliihen Parlamente zurüdgenommen worden feien. 

Am 6, Detober ging der Congreß auseinander, aber 
das Volk rüftete fih, mit bewaffneter Hand das zu er- 
ringen, was ihm auf gütlichem Wege zu erlangen. nicht 
gelingen möchte und aud wirklich nicht gelang. Die Miliz 
war bereit, unter die Waffen zu treten, und an verfchie- 
denen Orten wurden Waffen und Munition angefammelt. 
General Gage Tieß die Kriegsporräthe wegnehmen, wo 
er ihrer habhaft werden Fonnte, worüber es bei Concord 
zu einem blutigen Treffen zwiſchen den englifchen Truppen 
und der Miliz kam. Das Signal zum offnen Kampfe 
‚war gegeben, das ganze Volk ftand auf wie Ein Mann; 
General Gage wurde mit feinen Truppen in Bofton yon 
20,000 Mann Milizen eingefchloffen und die feften Punkte 
an den Seen vom Bolfe genommen, 

Am 10, Mai 1775 verfammelte fi wieder der Con— 
tinental= Congreß in Philadelphia, und beſchloß für drei 
Millionen Dollars Creditfcheine zur Deckung der Kriegs- 
foften zu emittiren. George Wafhington, als Abgeord- 
neter Birginiens auf dem Congreffe anwefend, wurde ein- 
flimmig zum General und Oberbefehlshaber der Armee 
der Vereinigten Colonien ernannt und ging zur Armee 
nad Cambridge ab, 

Während nun der Kampf im Norden und im ı Süden 
entbrannte; während die amerifanifche Armee, unvollftän- 
dig ausgerüftet, ja oft am Nothwendigften Mangel leidend, 


Unabhängigkeitg - Erklärung. 19 


bald fiegend vordrang, bald unter blutigen Verluſten zu- 
rückwich, und die englifche Flotte, unter Parker, fi ver- 
gebeng die Einfahrt in den Hafen von Charlefton zu er- 
zwingen fuchte, befchloß und erließ der Congreß folgende: 


Unebhängigkfeits- Erflärung *) 
im Congreß am 4. Juli 1776. 


Wenn fih im Laufe menfhlicher Ereigniffe ein Volk 
genöthigt fieht, die politifchen Bande zu löſen, durch bie 
es mit einem andern verbunden war, und unter den Mädh- 
ten der Erde die gefonderte und gleiche Stellung einzuneh- 
men, zu welder es die Gefege der Natur und deren 
Schöpfer bereshtigen, fo fordert die geziemende Achtung 
vor dem Urtheile der Menſchen, daß dieſes Volk die Ur— 
ſachen öffentlich verkünde, durch welche es zu dieſer Tren- 
nung gezwungen wurbe, 

Wir halten folgende Wahrheiten für. unumſtößlich: 
daß nämlich alle Menſchen gleich geboren, daß fie von 
ihrem Schöpfer mit gewiffen unveräußerlihen Rechten be— 
gabt find; daß zu diefen Leben, Freiheit und ungehinbertes 
Streben nad Gfüdfeligfeit gehören; daß, um dieſe Rechte 
zu fihern, unter den Menfhen Regierungen eingejeßt 
find, die ihre rechtmäßige Macht yon der Einwilligung 
der NRegierten ableiten; daß, wenn irgend eine Negierungg- 





*) In feiner Sigung vom 11. Juni hatte der Congreß Thomas 
Sefferfon, Benjamin Franklin, Roger Sherman, Sohn Adams und 
N. NR. Livingfton gewählt, von denen Jeder eine Unabhängigfeits- 
Erklärung entwerfen und zur Verathung und Beichlußfaflung. vorlegen 
follte. Thomas Jefferfon’s Entwurf wurde zuerft verlefen, und fofort 
zogen die Übrigen Mitglieder des Ausfchuffes ihre Entwürfe zurüd, 
worauf Jefferſon's Erklärung einftimmig und ohne alle Abänderung 
angenommen wurde. 


2% 


20 Unabhängigkeits - Erklärung. 


form zerftörend in dieſe Endzwede eingreift, das Volk das 
Recht hat, jene zu Ändern oder abzufhaffen, und eine 
neue Regierung einzufegen, und diefe auf ſolche Grund- 
fäge zu gründen, und deren Gewalten fo zu ordnen, wie 
es ihm zu feiner Sicherheit und feinem Glüde am geeig—— 
netften fcheint. Die Klugheit gebietet zwar, leichter und 
pprübergehender Urſachen wegen fchon Tange beftehende 
Regierungen nicht zu Ändern, und hiermit übereinftim- 
mend hat Die Erfahrung gelehrt, daß die Menfchen ge- 
neigter find, zu dulden fo Tange die Uebel zu erbulden 
find, als fi durch Bernichtung der Einrichtungen, an die 
. fie fih gewöhnt haben, felbft Recht zu verfchaffen. Wenn 
aber eine lange Reihe von Mißbräuchen und widerrecht— 
lihen Anmaßungen, die unveränderlich daffelbe Ziel ver- 
folgen, klar die Abſicht zu erfennen giebt, die Menfchen 
einem unumfchränften Despotismus zu unterwerfen, fo 
haben diefe das Recht, fo ift es ihre Pflicht, eine folche 
Regierung abzumerfen und für neue Schuswehren ihrer 
zufünftigen Sicherheit zu forgen. Bon diefer Art war 
das ftille Dulden diefer Colonien, und von Diefer Art ift 
nun die Notwendigkeit, welche fie zwingt, ihr früheres 
Negierungsipftem zu ändern. Die Gefhichte des jegigen 
Königs von Großbritannien ift eine Gefchichte von wieder⸗ 
holten Ungerechtigfeiten und widerrechtlihen Anmaßungen, 
die alle die dircete Abficht hatten, eine unumfchränfte Ty- 
rannet über diefe Staaten auszuüben. Zum Bemeife da- 
für feien hiemit der unparteiifchen Welt Thatfachen vor- 
gelegt. 

Er hat den für das öffentlihe Wohl heilfamften und 
nothwendigften Gefesen feine Genehmigung verfagt. 

Er hat feinen Statthaltern verboten, Gefege von 
augenbliclicher und dringender Wichtigkeit zu erlaffen, es 
fei denn, daß fie in ihrer Ausführung fuspendirt bleiben, 
bis feine Genehmigung eingeholt würde, und waren bie- 


Unabhängigkeits- Erklärung, A. 


felben fo fuspendirt, fo bat er fie gar nicht weiter be— 
achtet. 

Er hat es verweigert, andere Gefege zu zwedmäßi« 
ger Einrihtung großer Volksdiſtriete zu erlaflen, es fet 
denn, daß das Volk das Recht der Vertretung bei der 
Gefesgebung aufgeben würde; — ein Recht, dem Bolfe 
unfhäsbar, den Tyrannen furdtbar. 

Er hat gefeßgebende Körper von ungewöhnlichen, uns 
paffenden und vom Archive ihrer öffentlichen Urkunden 
entfernten Orten zufammenberufen, lediglich in der Abftcht, 
fie durch Ermüdung zur Beiftimmung zu feinen Maßres 
gen zu zwingen. | 

Er hat volfsvertretende VBerfammlungen zu wieber- 
holten Malen aufgelöfet, weil fie ſich mit männlicher 
Seftigfeit feinen Eingriffen in die Rechte des Volkes wi— 
derſetzten. 

Er hat ſich nach ſolchen Aufföfungen lange Zeit ges 
weigert, die Wahl anderer Bolfsvertreter zu veranlaffen, 
wodurch die nicht zu vernichtende gefesgebende Gewalt zu 
dem Bolfe im Ganzen, zu ihrer Ausübung zurüdfehrte, 
während der Staat in der Zwifchenzeit allen Gefahren 
eines Angriffs von Augen und Erfchütterungen im Innern 
ausgejegt blieb, 


Er hat fi bemüht, das Steigen ber — 
dieſer Staaten zu verhindern, indem er den Geſetzen, 
welche die Naturaliſirung der Fremden begünftigten, Hemm= 
niffe in den Weg legte, andere Gefege zur Förderung 
der Einwanderung bieher zu erlaffen fi) weigerte, und 
die Bedingungen zu neuem Ländererwerb erfchwerte. 

Er hat die Rechtspflege, gehemmt, indem er Gefegen, 
welche richterlihe Gewalten organifirten, feine Zuftim- 
mung verweigerte. 


Er hat die Richter in Hinfiht auf die Dauer ibrer 


22% Unabbängigkeitg - Erklärung. 


Aemter und den Betrag und die Bezahlung ihrer Gehalte 
von feinem Alleinwillen abhängig gemacht. 

Er hat eine Menge neuer Aemter errichtet und 
Schwärme yon Beamten hieher geſchickt, um unfer Volk 
zu peinigen und auszufaugen, 

Er hat in Friedengzeiten unter ung ftehende Heere 
- gehalten, ohne die Einwilligung ac Geſetzgebungen 
dazu zu haben. 

Er hat dahin geſtrebt, die Kriegsmacht unabhängig 
von der Civilgewalt und mächtiger als dieſe zu machen. 

Er hat ſich mit Anderen verbunden, ung einer uns 
jerer Berfaffung ganz fremden und yon unferen Geſetzen 
nicht anerkannten Gerichtsverfaſſung zu unterwerfen, indem 
er ihren Ausſprüchen angemaßter Geſetzgebung ſeine Ge— 
nehmigung ertheilte, und zwar 

zur Einguartierung zahlreicher Truppenabtbeilungen bei 
ung; 

zum Schutze derfelben durch ein Scheingericht gegen 
bie Strafen für Mordthaten, welche fie an den 
Bewohnern biefer Staaten begehen würden ; 

‚zur Abfehneidung unferes Handels mit allen Theilen . 

der Welt; 

zur Abgabenauflage ohne unfere Einwilligung; 

zur Beraubung der Wohlthat des Gefhwornengerichts- 
verfahrens in vielen Fällen; 

zu unferer Wegführung über’s Meer, um, angeblicher 
Verbrechen wegen, vor's Gericht geftellt zu werden; 

zur Vernichtung des freien Syftems der englifchen Ge- 
jeße in einer benachbarten Provinz, indem er eine 
Wilfführregierung in derfelben einführte und ihre 
Grenzen erweiterte, um fie zu gleicher Zeit als 
Mufter hinzuftellen und zum tauglihen Werfzeuge 

für die Einführung deffelben unumfchränften Ber: 

fahrens bei ung zu machen; 


Unabhangigkeits- Erklärung, 23 


zur Wegnahme unferer verbrieften Freiheitsurfunden, 
Abihaffung unferer beiten Gefege und gänzlicher 
Aenderung unferer Regierungsformen; 

zur Aufhebung unferer eignen Gefesgebungen, und 

zur Erflärung, daß das engliſche Parlament mit der 
Gewalt befleidet fei, ung in ‚allen und. heglächen 
Fällen Gefege zu geben. — 

Er bat der Regierung hier entfagt, indem er ung 
außerhalb feines Schuges erflärte und Krieg gegen ung 
führte, 

Er hat unfere Meere —— unſere Küſten ver- 
wüſtet, unfere Städte verbrannt, unfere Bürger getödet. 

Er hat in diefer Zeit, indem er Heermaffen fremder 
Söldlinge hieher überfhiffte, um das Werk des Todes, 
der Zerfiörung und der Tyrannei zu vollenden, fhon mit 
Handlungen von Oraufamfeit und Treulofigfeit begonnen, 
welche faum in den Zeiten der größten Barbarei ihres 
Gleichen hatten und des Hauptes eines civiltfirten Volkes 
völlig unwürdig ſind. 

Er hat unſere, auf hoher See zu Gefangenen gemach— 
ten Mitbürger gezwungen, die Waffen gegen ihr eigenes 
Vaterland zu führen, die Henfer ihrer Freunde und Brü— 
der zu werden, oder felbft durch ihre Hände zu fallen. 

Er hat unter ung innere Aufftände bewirkt und gegen 
unfere Grenzbewohner die erbarmungslofen,- wilden In— 
dianer zu beten verfucht, deren Kriegführung befanntlih 
in dem rüdfichtslofen DVertilgen jeden Alters, Geſchlechtes 
und Standes befteht, 

Auf jeder einzelnen Stufe dieſer Unterbrüdungen 
haben wir in den ehrerbietigften Ausdrüden um Abftellung 
gebeten, Unſere wiederholten Bitten wurden durch wies 
derholte Berlegungen unferer Rechte beantwortet, Ein 
Fürft, deffen Charakter durch eine jede Handlung, die ihn 


24 uinabhangigneits⸗ Ernlarung. 


zum Tyrannen macht, ſo bezeichnet iſt, iſt unfähig, der 
Lenker eines freien Volkes zu fein. 

Auch unferen britifchen Brüdern haben wir es nicht 
an. Aufmerkffamfeit fehlen laſſen. Wir haben fie von Zeit 
zu Zeit davor gewarnt, durch ihre Gefesgebung eine un— 
verantwortliche Rechtspflege über ung auszudehnen. Wir 
baben fie an die Umftände erinnert, welche unfere Aus— 
wanderung hieher und unfere Anſiedlung veranlaßten. 
Wir haben ihren angeborenen Sinn für Gerechtigfeit, 
ihre Hochherzigfeit angerufen und fie bei den Banden uns 
ſerer gemeinfchaftlihen Abftammung befhworen, die wi- 
derrechtlihen Eingriffe nicht gutzuheißen, welche unfere 
Berbindungen und freundfchaftlihes Einvernehmen noth- 
wendig aufheben mußten. Auch fie find taub gemwefen ge- 
gen die Stimme der Gerechtigfeit und der Blutsverwandts 
Ihaft. Wir müffen ung daher in die Nothwendigfeit fügen, 
welche unfere Trennung yon ihnen erheifht, und fie für 
das halten, wofür wir die übrigen Menfchen halten, für 
Feinde im Kriege, für. Freunde im Frieden. 

Wir daher, die Vertreter der DVBereinigten Staaten 
yon Nord-Amerika, verfammelt im Generaleongreffe, ver: 
fünden hiermit, indem wir ung für die Neinheit unferer 
Abfiht auf den Höchften Richter der Welt berufen, feier— 
lich, und erflären im Namen und aus Mactvollfommen: 
heit des guten Bolfes diefer Golonien, daß diefe vereinigten 
Colonien freie und unabhängige Staaten find und mit 
Necht fein ſollen; daß fie aller Unterthanentreue gegen 
die britifche Krone entbunden find, und daß alle politifche 
Verbindung zwifchen ihnen und dem Staate Großbritan- 
nien völlig aufgehoben ift und bleiben fol, und daß fie 
als freie und unabhängige Staaten volle Gewalt haben, 
Krieg anzufangen, Frieden zu ſchließen, Bündniffe ein- 
zugeben, Handel zu treiben, und alle anderen Handlungen 
und Dinge zu unternehmen, zu welchen unabhängige Staaten 


Unabhängigkeits - Erklärung, 25 


rechtlich befugt find. Und zur Aufrechthaltung diefer Ers 
Härung verbürgen wir uns, mit feftem Bertrauen auf 
den Schuß der göttlihen Vorſehung, gegenfeitig mit uns 
ferem Leben, unferer Habe und unferer beiligften Ehre, 
Zohn Hancod, Präſident. 
Charles Thompfon, Secretär, 
New-Hampfhire. 
Joſiah Barlett. William Wpippfe, 
Matthew Thornton. Fi 
Maffahufetts-Bai, 
Samuel Adams, Sohn Adams. 
Robert Treat Paine, Elbridge Gerry, 


Rhode Island und Providence Plantationg, 
Stephen Hopfins, William Ellery. 


Gonnecticut, 
Roger Sherman. Samuel Huntingdon, 
William Williams. Dlivier Wolleott, 
New York 
William Floyd. Philip Livingſton. 
Francis Lewis, Lewis Morris, 
New-Jerſey. 


Richard Stockton. John Witherſpoon. 
Francis Hopkinſon. John Hart. 
Abraham Clark. 


Pennſylvania. 
Robert Morris, Benjamin Ruſh. 
Benjamin Franklin. John Morton. 
George Clymer. James Smith. 
George Taylor. James Wilſon. 
George Roß. 

Delaware. 

Ceſar Rodney. George Read. 


Thomas M'Kean. 


26 Unabhängigkeits⸗Erklärung. Schlacht auf Wong- Island. 


Maryland, 

Samuel Chaife, William Paca. 
Thomas Stone C. Earrol of Carrolton, 
VBirginia. 

George Wythe. Richard Henry Lee. 
Thomas Jefferſon. Benjamin Harriſon. 
Thomas Nelſon jun. Francis Lightfoot Lee, 
Garter Brarton. 
North-Carolina. 
William Hooper, Joſeph Hewes. 
John Penn. 
South-Carolina. 
Edward Rutledge. Thomas Hayward jun. 
Thomas Lynch jun. Arthur Middleton. 
Georgia. 
Burton Gwinnet. Lyman Hall. 
George Walton. — 





Zugleich mit dieſer, jede gütliche Ausgleichung unmöglich 
machenden Erklärung, veröffentlichten die ſich von der briti— 
ſchen Krone losſagenden dreizehn Staaten ihre für den pro— 
viforifhen Bund entworfenen und angenommenen Bundes⸗ 
artifel, und nannten ſich »VBereinigte Staaten von Amerika«. 

. Am 27. Aug. 1776 Yandeten englifche und von ihren 
Fürften an England verkaufte deutfche Truppen auf Long- 
Island, TLieferten dem ſchlecht ausgerüfteten und undis— 
eiplinirten, amerifanifchen Heere eine blutige Schladht, in 
welcher A000 Milizen das Leben verloren, und rüdten 
am 15. Septbr. in New-York ein, während Wafhington 
mit feiner bedeutend entmuthigten Armee bei Haarlem, 
auf derfelben Landzunge, deren äußerſte Spite die Stadt 
New York trägt, Pofto faßte. Seine Stellung bier und 
längs des Hudfonfluffes wurde jedoch unhaltbar, er mußte 


Sieg bei Trenton, Bilfegefluch an Frankreich. 27 


diefelbe daher aufgeben, fo auch die fpäteren in Brunswid, 
Princeton und Trenton, und über den Delaware nad) 
Penniplvanien geben. | 
Was von der amerifanifchen Armee in den Schlachten 
auf Long- Island, am Hudfon und in den Gefechten in 


New⸗-Jerſey nicht aufgerieben war, lief Gefahr, entblößt 


vom Nothwendigften und von der außerorbentlichen Strenge 


des Winters leidend, hier zu Grunde zu gehen, wo Waſhing⸗ 
ton feine fämmtlichen Kräfte, die aus kaum 7000 fampf- 
fähigen Leuten beftanden, zufammenzog. Zu allen Uebeln 
fam nun auch noch, daß die Dienftzeit aller feiner gewor- 
benen Truppen mit dem Jahre 1776 zu Ende ging und 
an eine Erneuerung derfelben bei fchlechter Verpflegung, 
mangelndem Sold und Waffenungfüd nicht zu denfen war. 
Es mußte alfo ein entfcheidender Schlag geführt werden. 
Am 26. December überfchritt Wafhington daher den Der 
laware, überrafchte die in Trenton Tiegenden Heffen, fchlug 
fie, und ging mit 900 Gefangenen wieder über den Fluß 
zurüd. Der Anführer der Heffen, Oberſt Rahl, blieb auf 
dem Platze. 

Diefer mit wenigem Berluft erfaufte Sieg befebte 
den gefunfenen Muth der Truppen und führte ihnen neue 
Streiter zu, und Wafhington verlegte fein Hauptquartier 
nad Trenton, wohin Lord Cornwallis von Princeton aus 
gegen ihn vorrüdte, Wafhington täufchte und umging die 
Engländer, und ſchlug ihren Nachtrab und die von ihnen 
in Princeton als Befasung zurücdgelaffene Abtheilung auf's 
Haupt. Während Wafhington immer neue Siege erfocht, 
wandte fih das Kriegsglüf im Norden gegen die Ameri- 
faner; die Engländer fchlugen die amerifanifche Flotte, 
unter General Arnold, auf dem Champlainfee und mach— 
ten dort Fortfchritte über Fortfchritte, 

Der Congreß befand fich mittlerweile in ‚einer höchſt 
mißlichen Lage, da es ihm an den nöthigften Mitteln zur 


28 Sieg bei Saratoga. Die Engländer in Pennfijibanien, 


Kriegsführung gebrach. Benjamin Franklin, Arthur Lee 
und Silas Deane wurden deshalb an die franzöſiſche Re— 
gierung abgelandt, um von ihr Hilfe zu erwirfen, erhielten 
aber ausweichende, hinhaltende Antworten. Dagegen gin- 
gen der junge Marquis Lafayette, viele andere Söhne 
der angefehenften Familien Frankreichs, die Polen Kos— 
cziusko, Fürft Pulasfi und Andere fogleih nach Amerika 
ab, um der Freiheit den Sieg erfämpfen zu helfen. 

Der Frühling des Jahres 1777 verging ohne große 
Gefechte, da die Amerikaner, ihre Schwäche erfennend, 
jeden Zufammenftoß zu vermeiden fuchten, General Bour- 
goyne aber, der die englifhe Armme in Canada befeh- 
ligte, bereitete eine Hauptunternehmung vor, die, wenn 
fie gelang, feine Armee mit der englifchen Süd- Armee 
in New-Norf vereinigen mußte, Der Plan Fam zur Aus- 
führung; Bourgoyne drang mit wechjelndem Glüd, im 
Ganzen aber fiegreih, bis zum Fort Edward, am Hubd- 
fonfluffe, vor, in deſſen Nähe 5000 Amerifaner unter 
General Gates fanden. Am 18, Septbr, 1777 fam es 
bei Saratoga zur Schlacht, welche die Engländer viele 
Leute foftete, aber nichts entfchied; fie war jedoch der 
Borläufer eines am 7, Detober gelieferten, für die ame- 
rifanifhen Waffen fo fiegreihen Kampfes, daß General 
Bourgoyne am 17, Det, capituliren und mit 6000 Mann 
- die Waffen ftreden mußte. Eine Folge dieſes Sieges war bie 
Räumung des Nordens der Union von englifchen Truppen. 

Geſchwächt durch ZTruppenfendungen gegen General 
Bourgoyne, hatte Wafhington nicht verhindern können, 
daß der englifche Admiral Howe am 25. Auguft 1777 die 
Truppen des Generals Howe füdlich von Philadelphia Ian: 
dete, ibn am 11. Septbr. am Brandywine angriff und 
mit einem Verlufte von über 1000 Mann nad Philadel- 

phia zurüdzugeben zwang, wo die Amerifaner bie Rain 
terquartiere bezogen. 


Frankreichs Bilfe, Einnahme Charleftons. 29 


Die amerifanifche Armee hatte während des Winters 
zwar nicht mit dem Feinde, aber mit Entbehrungen aller 
Art zu kämpfen; die amerifanifchen Gaper aber rubten ſelbſt 
im Winter nicht, fondern nahmen den Engländern. ein 
Schiff nach dem andern, Auch die amerifanifhen Bevoll- 
mächtigten in Paris festen raftlos ihre Bemühungen fort, 
zwiſchen der Union und Frankreich eine Allianz zu Stande 
. zu bringen, was ihnen denn auch endlich am 6. Februar 
1778 gelang. Am 18. April 1778 fegelte Graf v’Eftaing 
mit einer franzöfifchen Hilfsflotte von Toulon nad) Ame- 
rifa ab, das ganze Jahr verging jedoch unter Fleineren 
Gefechten zu Lande und zur See, ohne eine Entfcheidung 
herbeizuführen. Wafhington ſchlug feine Winterquartiere 
in Middlebroof auf, | 

Wie das vorhergehende, war auch das Jahr 1779 
arın an bedeutenderen Creigniffen, im Ganzen aber ein 
unglüclihes für die amerifanifchen Waffen, zumal bie 
franzöſiſche Flotte, ftatt den Amerikanern Hilfe zu Teiften, 
faft lediglich gegen die britifhen Befigungen in Weftindien 
‚operirte, Günftig für Amerifa war es, daß Spanien in 
diefem Jahre England den Krieg erflärte, 

Am 1. April 1780 belagerte Sir Henry Clinton Charle- 
fton, welches yon Genetal Lincoln mit einer fhwachen, Durch 
die Blattern zum großen Theile dienftunfähigen Befasung 
nicht lange vertheidigt werden fonnte. Lincoln mußte 
am 12, Mai capituliren, 7 Generäle, 10 Regimenter, 
4 Fregatten und 400 Gefhüse fielen in die Hände ber 
Engländer, und Süd-Carolina war jest in ihrer Gewalt. 
| Da traf am 10. Juli eine neue franzöſiſche Hilfeflotte 
ein, dem General Wafhington wurde außer dem Oberbefehl 
über die amerifanifhe Armee auch der über die franzö— 
fiichen Hilfstruppen ertheilt, und der Muth des Volkes 
erftarfte von Neuem, Die größte Erbitterung erregte der 
ſchmähliche Berrath, den ein Amerifaner, der Generalmajor 


30 Arnold's Derrath. Siege der Amerikaner, 


Arnold, gegen fein Baterland ausüben wollte. Arnold 
wollte den Engländern die Feftung Weftpoint, am Hudfon, 
in die Hände fpielenz der Verrath wurde jedoch entdeckt, 
Arnold entkam und trat als Brigadegeneral in engliſche 
Dienſte. 

Mit dem Jahre 1780 lief der dreijährige Werbever- 
trag eines großen Theiles der amerifanifchen Truppen zu 
Ende, und rüdftändiger Sold und mangelhafte Berpfles: 
gung der Soldaten machten dieſe durchaus nicht geneigt, 
den Bertrag zu erneuern. In diefem Fritifhen Augenblicke 
trat Robert Morris an die Spige des Finanzweſens, und 
feinem perfönfichen Gredite wie feinen umfidtigen Maß- 
regeln, unter welche die Errichtung einer Nationalbanf ge- 
zählt werden muß, ift es zu danfen, daß die Armee be- 
rubigt werden fonnte, bis Benjamin Franklin, der fih alg 
amerifanifher Gefandter in Paris aufhielt, 6 Millionen 
Liores, welche Ludwig XVI. ihm zum Gefchenf machte, und 
10 Millionen Livres, die er unter Ludwigs Bürgfchaft 
von Holland lieh, dem völlig erſchöpften Staatsſäckel zu 
Hilfe fandte. 

Im Mai 1781 befegte Spanien Florida; im Sep— 
tember waren faft ganz Süd-Carolina und Georgien wies 
ber in den Händen der Amerifaner; am 17. Detbr. mußte 
Cornwallis in Yorktown capituliren, wobei 7000 Engländer 
yon den Franzofen und Amerikanern gefangen genommen und 
22 Schiffe und 60 Kanonen erbeutet wurden; die Englän- 
der hielten fih nur noch an einigen Küftenpunften; das 
englifche Volk ſprach fich offen gegen Fortfegung des ame- 
rifanifhen Krieges aus; Holland anerfannte die Unab— 
hängigfeit der Union, ſchloß am’8, October ein Freund» 
Ihafts- und Handelsbündnig und bald nachher eine Anleihe 
mit ihr ab, furz der Zeitpunkt zu Friedensunterhandlungen 
war zu günftig, um ihn unbenugt entweichen zu laſſen. 
Am 20. Januar 1783 wurden von den Bevollmächtigten 


Content, Verfallungsurkunde, 31 


Englands und Amerifas die vorläufigen Friedensartifel zu 
Berfailles unterzeichnet, am 19. April der Vertrag publi- 
eirt, und am 25. Novbr. räumten die Engländer New-Yorf. 

Der Krieg war nun beendigt, und George Wafhing- 
ton Tegte, nachdem er 8 Jahre Yang, unter Zurüdweifung 
jeglicher Entfchädigung für feine Dienfte und unter den 
ſchwierigſten Verhältniſſen, den Feldherrnftab geführt hatte, 
am 23, Decbr. 1783, in öffentlicher Sigung des Congreſſes 
fein Amt nieder, um fih auf feinen Landfis Mount-Ber- 
non zurüdzuziehen und dort ein ruhiges Alter zu verleben. 

Der Kampf war allerdings ausgefochten, aber die 
Wunden, welde er dem Wohlftande des Landes im Alf- 
gemeinen, der Schifffahrt, den Gewerben und Manufacturen 
geichlagen, lagen noch tief Flaffend offen. Die Noth wuchs 
und mit ihr die Unzufriedenheit des Volkes, die fich felbft 
in Revolten und Tumulten Luft zu machen ſuchte. Auch 
bie bisherige Negierungsform, big dahin ausreichend, zeigte, 
fih jest, wo es galt, den Segen des Friedens auf jegliche 
Weife zur Hebung des befreiten Baterlandes zu benugen, 
für nicht mehr genügend, 

Im Mat 1787 trat ein Konvent zur Reviſion der 
Bundesartifel zufammen, entwarf aber „im Namen des 
Bolfes der Bereinigten Staaten” eine ganz neue Berfaf- 
fung, die im Beginne des Jahres 1789 yon eilf, fpäter 
von allen Staaten der Union anerfannt wurde und noch 
heute das Borbild für alle wahrhaft freien Berfaffungen 
ift. Sie lautet: 


 Berfaffung der Bereinigten Staaten yon 
Amerika, 


Wir, das Volk der Vereinigten Staaten, in der Abs 
ſicht, eine vollfommene Bereinigung zu bilden, Gerechtig- 
feit zu gründen, innere Ruhe zu fihern, für —— 
Vertheidigung zu ſorgen, allgemeine Wohlfahrt zu fördern, 


2 Verfalfiingsurkunde. 


und den Gegen der Freiheit uns und unſern Nachkommen 
zu erhalten, verordnen und ſetzen feſt dieſe Verfaſſung für 
die ge Staaten von Amerifa. 


0 re a Ga De Be FF 
Erſte Section. 


Alle Hierin verlichene gejeggebende Gewalt foll einem Con— 
areffe der Vereinigten Staaten übertragen werden, welcher aus 
einem Senate und einem Repräfentantenhaufe beftehen ſoll. 


| Zweite Section. 

$. 1. Das Haus der Repräfentanten fol aus Mitglie- 
dern beftehen, welche alle zwei Jahre von dem Volke der ver— 
‚schiedenen Staaten gewählt werden, und die Wähler jedes Staa— 
tes jollen die für Wähler des zahlreichjten Zweiges der Geſetz— 
gebung in ihrem eigenen Staate erforderlichen Eigenfchaften 
befiten, 
82. Niemand foll Nepräfentant (Abgeordneter) werden 
fönnen, der nicht das Alter von 21 Jahren erreicht, 7 Jahre 
lang Bürger der Vereinigten Staaten gewejen und zur Beit 
feiner Erwählung nicht ein Einwohner des Staates ift, in 

welchen er gewählt werden fol. 
$. 3. Die Repräfentanten und die Direrten Steuern 
follen unter den verfchiedenen Staaten, welche zu dieſer Union 
gehören mögen, ihrer Volkszahl gemäß vertheilt, dieſe Volks— 
zahl aber ſo beftimmt werden, daß zu der Gejammtzahl freier 
Perfonen (die auf eine beſtimmte Zahl von Jahren Dienft- 
pflichtigen mit eingerechnet, die nicht befteuerten Indianer abge= 
rechnet) drei Fünftheile aller übrigen Perfonen hinzugerechnet 
- werden. Die dermalige Zählung foll binnen drei Jahren nad 
dem erften Zufammentreten des Congreſſes der Vereinigten Staa= 
ten vorgenommen werden, und jpäter von 10 zu 140 Jahren 
in folcher Weife, wie e8 der Congreß durch ein Geſetz bejtim-, 
‚men wird. Die Zahl der Nepräjentanten joll Einen für jede 


Derfallungsurkumde, 33 


Dreißigtaufend nicht überfteigen, aber jeder Staat fol auf 
mindeftens einen Vertreter haben, und bis diefe Zählung volle 
zogen fein wird, foll der Staat New-Hampfhire drei, Maſſa— 
chuſetts acht, Nhode-Island und Providence einen, Connecticut 
fünf, New-NYork ſechs, New-Jerſey vier, Pennſylvanien acht, 
Delaware einen, Maryland ſechs, Virginien zehn, Nord-Caro— 
lina fünf, Süd-Carolina fünf und Georgien drei zu wählen 
berechtigt ſein. 

F. 4. Wenn in der Vertretung irgend eines Staates 
Erledigungen eintreten, ſo ſoll die vollziehende Gewalt deſſelben 
Wahlausſchreiben ergehen laſſen, damit ſolche erledigte Stellen 
beſetzt werden. 

$. 5. Das Haus der Repräfentanten foll feinen Sprecher 
und feine anderen Beamten wählen, und allein die Befugniß 
haben, fte in Anklageftand zu verfegen. 


Dritte Section. 


$. 1. Der Senat (Oberhaus) der Vereinigten Staaten 
foll aus zwei Senatoren aus jedem Staate beftehen, die von 
der gejeßgebenden Gewalt defjelben auf 2 Jahre zu wählen find 
und von denen jeder eine Stimme hat. 

$. 2. Nachdem die Senatoren, zufolge der erften Wahl, 
- verfammelt find, jollen fie jo gleichmäßig wie möglich in drei 
Glafjen getheilt werden, Die Site der Senatoren erfter Claſſe 
follen mit Ablauf des zweiten Jahres, die der zweiten mit Ab- 
lauf des vierten Jahres und die der dritten mit Ablauf des 
jechften Jahres erledigt fein, fo daß alle zwei Jahre ein Drit- 
theil gewählt wird; und wenn durch Abdanfung oder fonft wie 
Erledigungen eintreten, während die gefeßgebende Gewalt eines 
Staates nicht verſammelt ift, fo joll deſſen vollziehende Gewalt 
einftweilen Beftallungen bis zur nächſten Zufammenfunft der 
gefeßgebenden Gewalt geben, Die dann folche erledigte Stellen 
wieder befegen foll, - 


$. 3. Niemand foll Senator werden, der nicht das drei⸗ 
Nordamerika. — 3 


34 Derfallungsurkunde, 


Bigfte Jahr erreicht Hat, 9 Jahre lang Bürger der Vereinigten 
Staaten gewefen ift, und der nicht zur Zeit feiner Erwählung 
Einwohner desjenigen Staates ift, für welchen er gewählt wer- 
den ſoll. 

$. 4 Der Bicepräfident der DBereinigten Staaten ſoll 
Präfident ded Senates fein, aber nur bei Stimmengleichheit 
eine Stimme. haben. 

$. 5. Der Senat foll feine anderen Beamten und eben 
jo einen proviſoriſchen Präftdenten wählen, wenn der Viceprä- 
fident abweſend ift, oder wenn er das Amt des Präfidenten ber 
Bereinigten Staaten befleiden muß, | 

$. 6. Der Senat allein foll die Gewalt Haben, alle Kla⸗ 
gen gegen Staatsbeamte zu unterfuchen. Wenn er zu dieſem 
Zwecke Sigungen hält, jo fol er durch Eid oder feierliches 
Gelöbniß an Eides Statt verpflichtet werden, Wird der Prä- 
fident der Vereinigten Staaten vor Gericht gezogen, fo foll der‘ 
Oberrichter den Borfig führen, und Niemand ſoll für über- 
führt erachtet werden, ohne daf- zwei Drittheile der gegenmwär- 
tigen Mitglieder dafür flimmen. 

$. 7. Das Urtheil in ſolchen Anklagefällen foll ſich nicht 
weiter erſtrecken, als auf Amtsentſetzung und Entziehung des 
Rechtes, irgend ein Ehren- oder beſoldetes Amt in den Ver— 
einigten Staaten erhalten und bekleiden zu können; aber nichts— 
deſtoweniger ſoll der überführte Theil der geſetzlichen Anklage, 
Unterſuchung, Verurtheilung und Beſtrafung unterworfen bleiben. 


Vierte Section. 


8. 1. Zeit, Ort und Art der Wahlhandlungen für den 
Senat und das Haus der Nepräfentanten follen in jedem Staate 
von deſſen gefeßgebender Gewalt beftimmt werden; der Gon- 
greß kann jedoch zu jeder Zeit durch's Geſetz dergleichen Be— 
flimmungen treffen oder abändern, Die Beſtimmung der Orte 
zur Wahl der Senatoren ausgenommen. 

$. 2. Der Congreß foll fih jährlich wenigftens einmal 


Perfallungsurkunde, 35 


serfammeln, und zwar am erften Montage im December, falls 
er nicht durch's Gefeg einen andern Tag ip beſtimmt. 


Fünfte — 


F. 1. Jedes Haus entſcheidet über die Gültigkeit der 
Wahlberichte und über die Wahlbefähigung feiner eigenen Mit— 
glieder, und die Maforität in jedem Haufe fol die für Füh— 
rung der Gejchäfte berechtigte Zahl fein, Dagegen kann ſich eine 
Eleinere Anzahl von Tag zu Tag vertagen und ift befugt, ab- 
wefende Mitglieder zum Erfcheinen zu zwingen, auf ſolche Weife 
und mit foldhen Strafen, wie ein jedes Haus beftimmen wird. 

$. 2. . Jedes Haus kann feine Gefchäftsordnung. feldft 
feftfegen, feine Mitglieder wegen ungebührlichen Benehmens be— 
ftrafen, und mit zwei Drittheilen Stimmen ein Mitglied aus— 
jtoßen. i 
$. 3. Jedes Haus foll ein Protokoll über feine Ders 
Handlungen führen und es von Zeit zu Beit, mit Ausnahme 
folder Fälle veröffentlichen, die nach feinem Ermeſſen Geheim— 
haltung erfordern, und verlangt e8 ein Bünftheil der Anwefen- 
den, fo foll die Abftimmung der einzelnen Mitglieder in das’ 
Protokoll eingetragen werden. 

$. 4. Kein Haus foll während der Sitzung des Eons 
grejjes ohne Zuftimmung des andern ſich auf länger als drei 
Tage: vertagen, noch an irgend einem andern Orte ald dem, 
an weldyem beide Käufer verfammelt ſtnd, feine Sitzungen 


halten, 
Sechfte Section. 


$. 1. Die Senatoren und Repräfentanten follen für ihre 
Dienfte eine geſetzlich beftimmte und aus dem Staatsjchage der 
Bereinigten Staaten zu bezahlende Entjchädigung erhalten. Sie 
follen in allen Fällen, Hochverrath, Belonie und Friedensbruch 
ausgenommen, ſo lange ſie der Sitzung ihres reſpectiven Hauſes 
beiwohnen, oder auf der Hinreiſe zu, oder auf der Heimreiſe 


von demſelben begriffen find, gegen Verhaftung geſichert fein, 
3% 


36 Verfallungsurkunde,” 


auch wegen feiner in einem der beiden Käufer gehaltenen Rede 
oder Debatte zur Verantwortung gezogen werden können. 

$. 2. Kein Senator oder Repräfentant foll während der 
Zeit, für welche er gewählt wurde, zu irgend einem unter der 
Regierung der Vereinigten Staaten ftehenden bürgerlichen Amte, 
welches während dieſer Zeit errichtet, oder im Gehalt erhöht 
wurde, befördert werden können; auch foll fein Beamter der 
Vereinigten Staaten Mitglied des einen oder des andern Haufes 
werben, jo lange er im Amte ift. = 


Siebente Sertion. 


$. 1. Alle Gefegentwürfe zur Erhebung von Staatsein- 
fünften follen vom Hauſe der Nepräfentanten ausgehen, doch 
kann der Senat, wie bei anderen Anträgen, Verbefferungen oder 
Zuſätze Dazu vorfchlagen, oder ihnen beiftimmen. 
$. 2. Jeder Gefegentwurf, Antrag oder Bill, welcher im 
Haufe der Nepräfentanten und im Senate durchgegangen ift, fol, 
ehe er zum Gefeh erhoben wird, dem Präfldenten der Ver— 
einigten Staaten vorgelegt werden; ſtimmt dieſer ihm bei, fo 
foll er ihn unterzeichnen, wo nicht, fo Hat er ihn mit feinen 
Einwürfen dem Haufe, aus welchem er’ hervorgegangen ift, zu= 
rüdzufenden, welches dann die Einwürfe vollftändig in fein 
Protokoll eintragen läßt, und die Sache nochmals in Erwägung 
zieht. Wenn nach abermaliger Erwägung zwei Drittheile des 
Hauſes für den Autrad find, fo ſoll er, jammt den Einwürfen, 
dem andern Haufe zugeftellt werden, welches ihn ebenfalls noch⸗ 
mals in Erwägung zieht, und wird er dann auch von zwei 
Drittheilen dieſes Hauſes genehmigt, ſo hat er Geſetzeskraft. In 
allen ſolchen Fällen aber ſollen die Stimmen mit Ja oder Nein 
abgegeben und die Namen der für und wider den Antrag 
Stimmenden in das Protokoll jedes betreffenden Hauſes einges 
fragen werden. Wenn ein Antrag nicht innerhalb zehn Tagen, 


von dem der Meberfendung an gerechnet (Sonntage nicht ge— 


rechnet), vom Präffdenten zurückgeſendet ift, fo foll er ebenſo 


Verfallunggurkunde, 37 


gut Gefe werden, ald ob er ihn unterzeichnet hätte, es fei denn, 
daß der Congreß durch Vertagung die Rückſendung verhindert, 
in, welchem Balle der Gefegentwurf nicht zum Geſetz wird. 

$. 3. Erlafje, Befchlüffe oder Abftimmungen, zu denen die 
Mitwirkung des Senates oder des Haufes der Repräfentanten 
erforderlich ift (Die Frage über Vertagung ausgenommen), follen 
dem Präfidenten der Vereinigten Staaten vorgelegt, und ehe 
fie in Wirkſamkeit treten können, von ihm genehmigt werden, 
oder, wenn fe von ihm nicht genchmigt werden, durch zwei 
Drittheile der Mitglieder des. Senates und des Hauſes der Re— 
präfentanten angenommen fein, gemäß den bei Anträgen vor— 
gefchriebenen Verordnungen und Beſchränkungen. 


Achte Sertion. 


Der Congreß joll Macht haben: 

$. 1. Auflagen, Zölle, Gefälle und Steuern aufzulegen 
und zu erheben; Schulden zu bezahlen, und für die gemeinfame 
Vertheidigung und Wohlfahrt der Vereinigten Staaten zu ſor— 
gen; aber alle Zölle, Gefälle und Steuern follen ineden Vers 
einigten Staaten gleichmäßig fein. 

$. 2. Aufeden Credit der Vereinigten Staaten Geldan- 
leihen zu machen. 
3, Den Handel mit fremden Nationen und zwifchen 
den einzelnen Staaten, fo wie mit den Indianerftämmen zu 
ordnen. 

$. 4. Ein allgemeines Einbürgerungs- (Naturalifationg-) 
Geſetz und gleichförmige Banferottgefege in den Vereinigten 
Staaten feſtzuſetzen. | 

$. 5. Geld zu prägen, und den Werth deffelben, fo wie 
den fremder Geldforten zu beftimmen, und Ein Maaß und Ges 
wicht feſtzuſtellen. 

$. 6. Für die Beftrafung des Nachmachens des Vapier⸗ 
geldes und der gangbaren our der Vereinigten Staaten zu 
forgen, 


38 Derfallungsurkunde, 


$. 7. Boftämter und Poſtſtraßen zu errichten. 

$. 8. Den Bortfchritt der Wiffenfchaften und müglicher 
Künfte dadurch zu befördern, daß, jedoch nur auf gewiſſe Zeit, 
Schriftſtellern und Erfindern ein ausfchließliches Recht (Patent) 
auf ihre Schriften und Erfindungen gefichert wird. 

$. 9. Gerichte, die unter dem oberften Gerichtähofe ftehen, 
zu errichten, Damit fie Seeräubereien und Verbrechen, die auf 
hoher See begangen wurden, und Verlegung des Völkerrechtes 
aburtheilen und beſtrafen“ 

$. 10. Krieg zu erklären, Kaper⸗ und Repreſſalienbriefe 
auszufertigen, und Verordnungen Hinfichtlich der Prifen zu 
Waffer und zu Lande zu erlaffen. 
- F. 11. Heere zu errichten und zu halten. Jedoch foll 
feine Geldbewilligung zu diefem Zwerfe auf länger als für zwei 
Jahre gemacht werden. 

$. 12. Eine Seemacht zu errichten und zu unterhalten. 

$.: 13, Borfchriften über die Einrichtung der Land» und 
Seemacht zu geben. 

$. 44. Für Aufruf der Milig (Bürgerwehr) zur Auf- 
rechthaltung der Gefege der Union, zur Unterdrüdung von Auf- 
fländen und. zur Abwehr feindlicher Einfälle zu forgen. 

$. 15. Für Organifation, Bewaffnung und Diseiplin der 
Miliz, jo wie für Befehligung des Theils derfelben zu forgen, 
der zum Dienfte der Vereinigten Staaten verwendet wird, wo- 
bei den Staaten die Ernennung der Offiziere und die Macht 
überlaffen wird, die Miliz nach der vom Congreß vorgefchriebe- 
nen Kriegsordnung einzuüben. 

$. 16. Ausſchließliche Gefeggebung in "allen und jeden 
Sällen über einen nicht größer als zehn Quadratmeilen um- 
faffenden Bezirk auszuüben, welcher, durch Abtretung einzelner 
Staaten und mit Genehmigung des Congteffes, der Sig der 
Regierung der Vereinigten Staaten werden foll; und ebenſo auch 
Machtvolllommenheit zu üben über alle, mit BZuftimmung der 
gejeggebenden Gewalt des betreffenden Staates, angefaufte P läge 


Derfallungsurkunde, 39 


zur Errichtung von Feftungen, Magazinen, Zeughäufern, Schiffe- 
werften und anderen nothwendigen Gebäuden; und 

$. 17. Alle Gefege zu geben, welche nothwendig und 
zweckmäßig find, die vorbefihriebenen und alle mittelft diefer Ver— 
faffung der Regierung der Vereinigten : Staaten oder irgend 
einem DBerwaltungsfache oder Beamten derfelben verlichenen 
Befugniffe zu handhaben. 


Neunte Section, 


$. 1. Die Einwanderung oder Einführung ſolcher Per— 
fonen, welche zuzulafjen irgend einer der jegt beftehenden Ver— 
einsſtaaten für gut erachtet, foll von dem Congreß nicht vor 
dem Jahre 1808 verboten werden; es kann jedoch auf jolche 
Einwanderung eine Steuer oder Abgabe gelegt werden, welche 
aber nicht mehr als zehn Dollars für die Perfon betragen darf, 

$. 2. Das DVorrecht der Habeas-Corpus-Acte foll nicht 
aufgehoben werden, außer in Fällen eines Aufftandes oder feind- 
lichen Einfalles, wo es die öffentliche Sicherheit erfordert. 

$. 3. Kein Gefeg, welches Gütereonfiscation oder Verluſt 
der bürgerlichen Rechte beftimmt, noch ein Gefeg ex post facto 
(mit rückwirkender Kraft) ſoll gegeben werden, 

$. 4. Keine Kopfz oder andere directe Steuer foll auf 
erlegt werden, außer jte ftehe im Verhältnig zur Schägung oder 
Hierin vorher angeordneten Zählung. 

$. 5. Keine Gefälle oder Zölle follen auf Ausfuhrartifel 
aus irgend einem Staate gelegt werden; feinem Hafen irgend 
eines Staated durch Handelsverordnungen oder Hebereinfommen 
ein Vorzug vor dem eined andern eingeräumt werden, noch 
follen Schiffe, die von oder nach einem anderen Staate zu ſe— 
geln beftimmt find, gehalten fein, einzulaufen, umzuladen, oder 
in einem, anderen Staate Zoll zu bezahlen. 

$. 6. Kein Geld ſoll aus dem Stantsfchage gezogen wer— 
den, außer zu gefeglich beftimmter Verwendung, und von Zeit 


40 Derfallungsurkunde, 


zu Zeit foll eine regelmäßige Berechnung über die Einnahmen 
und Ausgaben aller Staatögelder veröffentlicht werden. 

$. 7. Kein Adelstitel foll von den Vereinigten Staaten 
‚verliehen werden, und Niemand, der in ihnen ein befoldetes 
oder Ehrenamt bekleidet, joll ohne Bewilligung des Gongreffes 
irgend ein Geſchenk, eine Vergütung oder einen Titel irgend 
einer Art von irgend einem,Könige, Fürften oder fremden Staate 
annehmen, 


Zehnte Section. 


$. 1. Kein Staat fol irgend einen Vertrag, Bündnif 
oder Vereinigung eingehen, Kaper- und Nepreffalienbriefe er- 
theilen, Geld prägen, Greditfcheine ausftellen, etwas Anderes ala 
Gold- und Silbermünze bei Schuldzahlungen bieten, ein Güter- 
confiscationd= oder rückwirkendes Gejeß, oder ein die Verbind— 
lichkeit von Verträgen ſchwächendes Geſetz erlaffen, oder einen 
Adelstitel verleihen. 

$. 2. Kein Staat foll ohne Zuftimmung des Congreffes 
Gefälle oder Zölle auf Ein- oder Ausfuhr Iegen, ausgenommen 
jo weit es unumgänglich nothwendig ift zur Vollziehung feiner 
Auffichtögefege; und der Neinertrag aller von einem Staate 
etwa auf Ein- oder Ausfuhr gelegten Gefälle oder Zölle folk 
dem Schage der Vereinigten Staaten zufallen, und alle diesfall- 
figen Geſetze jollen der Durchficht und Controle des Congreſſes 
unterworfen fein. Kein Staat ſoll ohne Zuſtimmung des Con— 
greſſes Tonnengelder erheben, in Friedenszeiten Truppen oder 
Kriegsſchiffe halten, mit irgend einem andern Staate oder aus— 
wärtigen Macht irgend eine Uebereinkunft oder Bündniß ein— 
gehen, oder Krieg anfangen, wofern. er nicht wirklich angegriffen 
wird, oder fih in einer keinen Verzug duldenden drohenden 
Gefahr befindet. 


Derfallungsurkunde, 4 


Artikel Il 
Erſte Section. 


$. 1. Die vollziehende Gewalt foll einem Präftdenten der 
Vereinigten Staaten übertragen werden. Er foll fein Amt vier 
Jahre lang befleiden und mit dem auf gleiche Dauer gewählten 
Vicepräſidenten auf folgende Weife gewählt werden: 

$. 2. Jeder Staat foll in der Weife, wie feine Gefeß- 
gebung beftimmt, eine Zahl von Wahlmännern aufftellen, welche 
der Zahl der Senatoren und Repräfentanten gleichkommt, zu 
welcher er im Kongreß berechtigt ift, e8 kann aber fein Senator 
oder Nepräfentant, oder irgend Einer, der unter den Vereinig- 
ten Staaten irgend ein Amt, fei e8 ein befoldetes oder unbe— 
foldetes, bekleidet, als Wahlmann aufgeftellt werden. 

$. 3. Die Wähler follen fih in ihren Staaten verſam— 
meln und durch Ballotiren für zwei Perfonen ftimmen, wovon 
eine wenigftens fein Miteinwohner in ihrem Staate if. Dann 
follen fte eine Lifte von allen denjenigen, für welche geftimmt 
worden ift, und die Zahl der Stimmen, welche Jeder derfelben 
erhalten hat, anfertigen; diefes Verzeichniß unterfchreiben und 
beglaubigen, und verfiegelt an den Sit der Regierung der Ver- 
einigten Staaten, unter der Aufichrift „An den Bräftdenten des 
Senats” einfenden. Der Präſident des Senats foll dann in 
Gegenwart des Senats und des Haufes der Nepräfentanten alle 
Berichte öffnen, und hierauf follen die Stimmen gezählt werden. 
Mer die meiften Stimmen hat, foll Präfident fein, wenn die 
Zahl diefer Stimmen die Mehrheit aller aufgeftellten Wähler 
if. Wenn mehr ald Einer foldhe Stimmenmehrheit erhalten 
bat und Gleichheit der Stimmen ftattfindet, fo joll das Haus der 
Repräfentanten jogleich durch Ballotement Einen davon zum 
Präftdenten erwählen, Hat Niemand eine Mehrheit, fo foll be= 
fagtes Haus den Präftdenten auf gleiche Weife aus den fünf 
Höchſten in der Lifte wählen. Bei folder Wahl des Präftden- 
ten ſoll dergeftalt nach Staaten geftimmt werden, daß die Re— 


42 Derfallungsurkunde, 


präfentation jedes Staates: eine Stimme hat. Die hiezu ge= 
hörige Zahl foll aus einem oder mehreren Gliedern von zwei 
Drittheilen der Staaten beftehen, und die Mehrheit aller Staaten 
zu einer Wahl nöthig fein. In jedem Falle foll derjenige, 
welcher nach der Wahl des Präfidenten die meiften Wahlftim- 
men bat, DVicepräftdent fein, Sollten jedoch Zwei oder Mehrere 
übrig fein, welche gleiche Stimmen erhielten, fo foll der Senat 
aus ihnen durch Ballotement den Vicepräſidenten wählen. 


$. 4. Der Congreß hat die Zeit zur Aufftellung der 
Wahlmänner und den Tag zu beftimmen, an welchem die Wähler 
ihre Stimmen abgeben follen; diefer Tag fol durd die ganzen 
Vereinigten Staaten derfelbe fein, 


$. 5. Niemand, als ein geborener Bürger, oder der zur 
Zeit der Annahme dieſer Verfaſſung Bürger der Vereinigten 
Staaten war, foll zum Präftdentenamte wählbar fein; auch Nie- 
wand, der nicht das fünfunddreißigfte Jahr erreicht und nicht 
14 Jahre lang feinen Wohnftg innerhalb der Vereinigten Staa- 
ten gehabt hat. | 

$. 6. Im Fall der Amtsentfegung des Präftdenten, oder 
jeined Todes, jeiner Abdanfung oder Amtsunfähigkeit, foll das 
Amt dem Vicepräfidenten übertragen werden, und der Congreß 
ſoll mittelft Gefeges für den Fall der Entjegung vom Amte, 
des Todes, der Abdanfung oder Unfähigkeit fowohl des Prä- 
fidenten, als des DVicepräfidenten Verfügung treffen, welcher 
Beamte dann des Präftdenten Stelle vertreten foll, und ‚ein 
ſolcher Beamte foll, bis Die Unfähigkeit befeitigt oder ein neuer 
Präſident gewählt ift, demgemäß fungiren. 

$. 7. Der Präſident foll zu feftgefegten Zeiten für feine 
Dienfte eine Entfchädigung erhalten, welche während der Amts— 
Dauer, für die er gewählt worden, weder erhöht, noch erniedrigt 
werden darf. Auch foll er während diefer Zeit weder von den 
Vereinigten Staaten, noch von irgend einem der einzelnen Staa- 
‚sen irgend eine andere Vergünftigung erhalten. 


Derfallunggurkunde, 43 


$. 8. Bevor er fein Amt antritt, foll er ** er 
oder feierliches Gelöbniß ablegen: 
„Sch ſchwöre (oder gelobe feierlichft), daß ich das Amt 
. eines Präftdenten der Vereinigten Staaten treu verwalten, 
und nah meinen beften Kräften die DBerfafjung der 
Vereinigten Staaten bewahren, fihügen und vertheidigen 
‚will. * 


Zweite Section. 


$. 1. Der Präſident ſoll der Oberbefehlshaber der Armee 
und der Seemacht der Vereinigten Staaten, wie auch der Miliz 
der verſchiedenen Staaten ſein, wenn dieſe in den activen Dienſt 
der Vereinigten Staaten tritt; er hat das Recht, die ſchriftliche 
Anſicht und Meinung jedes der oberſten Beamten bei jeder Voll- 
ziehungsbehörde über Alles zu verlangen, was zu den Pflichten 
ihrer refpectiven Aemter gehörts er foll auch die Macht haben, 
bei allen Vergehen gegen die Vereinigten Staaten Strafmilde- 
rung oder Begnadigung zu Deeretiren, nur da nicht, wo vom 
Haufe der NRepräfentanten eine Anklage erhoben worden ift. 


$. 2. Er foll die Macht baßen, auf und mit Rath und 
Zuftimmung des Senat? DVerträge zu ſchließen, fobald zwei 
Drittheile der anwefenden Senatoren beitreten, und er foll auf 
und mit Rath und Zuftimmung des Senats Gefandte, andere 
Minifter und Confulen, Richter des oberften Gerichtshofes und. 
alle anderen Beamten der DBereinigten Staaten, über deren 
Anftellung Hierin nicht auf andere Weife beftimmt worden ift, 
und die dem Gefege gemäß angeftellt werden, ernennen und an— 
ftellen zu können. Der Congreß kann jedoch ‚gefeglich die An— 
ftellung aller- jolcher. Unterbeamten, die er für zweckmäßig hält, 
entweder dem Präftdenten allein, oder den Gerichtöhöfen, oder 
den Vorſtehern der Regierungsdepartements übertragen. 


$. 3. Der Präftdent foll die Macht haben, alle vorkom— 
menden Amterledigungen während des Nichtverfammeltfeind des 


AA Derfallungsurkunde, 


Senats durch Ertheilung von Beftallungen, die aber mit dem 
Schluſſe der nächſten Senatfigung erlöfchen, zu beſetzen. 


Dritte Section, 


Er foll dem Gongrefje von Zeit zu Zeit von dem Zuftande 
der Union Kunde geben, und der Berathung deffelben ſolche 
Mapregeln empfehlen, die er für zweckmäßig und nothwendig 
erachtet. Er darf in außerordentlichen Fällen beide Käufer oder 
eines von beiden zufammenberufen, und fall beide über ihre 
Bertagungszeit nicht einig werden fünnen, jo kann er fie auf 
eine ihm geeignet fcheinende Zeit vertagen, Er foll Gefandte 
‚und andere öffentliche Besollmächtigte empfangen, für gewifien- 
hafte Handhabung der Geſetze Sorge tragen, und allen Beamten 
der Vereinigten Staaten ihre Beitallungen ausfertigen, 


Dierte Section. 


. 
Der Präfident, Vicepräſident und alle Givilbeamte der Ver— 
‚ einigten Staaten jollen, wenn fie des Verraths, der Beitechung, 
oder anderer fchweren Verbrechen und Vergehen wegen angeklagt 
und überwiejen find, ihrer Stellen entfeßt werden. 


ur va2ı 272 
Erſte Section. 


Die richterliche Gewalt der Vereinigten Staaten foll einem 
oberften Gerichtähofe und folchen Untergerichtshöfen übertragen 
werden, wie ſie der Congreß von Zeit zu Zeit zu verordnen und 
zu errichten für gut befindet. Die Richter des oberften Gerichts- 
hofes fowohl, als die der Untergerichtshöfe follen im Amte 
bleiben, jo lange jte fich eines guten Betragens befleißigen, und 
zu feftgefegten Zeiten eine Entfchädigung für ihre Dienfte er- 
halten, welche, To lange ſie im Dienſte ſind, nicht herabgeſetzt 


werden darf. 


Derfallungsurkunde, 45 


Zweite Section. 


$. 1. Die richterliche Gewalt foll fich erftredfen auf alle 
Fälle in Rechts- und Kanzleifachen, welche nach diefer Verfafs 
fung, nad den Gefegen der Vereinigten Staaten und den unter 
ihrer Machtvollfommenheit eingegangenen oder noch einzugehen= 
den Verträgen zu beurtheilen find; auf alle Fälle, welche Ge— 
fandte, andere öffentliche Gefchäfsträger und Confuln betreffen; 
auf alle Fälle der Admiralität3- und Seegerichtöbarfeit; auf 
alle Streitigkeiten, in welchen die Vereinigten Staaten Partei 
find; auf alle Streitigkeiten zwifchen zwei oder mehreren Staaten ; 
zwifchen Bürgern verfchiedener Staaten; zwifchen Bürgern eines 
andern Staates und einem Staate; zwifchen Bürgern ein und 
dejielben Staates, wenn dieſe Anfprüce auf Ländereien machen, 
auf welde ihnen von verfchiedenen Staaten Rechtstitel gegeben 
worden find; und zwifchen einem Staate und deſſen Bürgern 
und fremden Staaten, Bürgern oder Unterthanen überhaupt. 

$. 2. In allen Fällen, welche Gefandte, andere öffentliche 
Bevollmächtigte oder Conſuln angehen, und in joldhen, in wel— 
chen ein Staat Partei ift, ſoll der oberſte Gerichtshof erfte In= 
ftanz fein. In allen übrigen vorerwähnten Fällen foll der Ober- 
gerichtshof Appellationsinftanz fein, ſowohl Hinfichtlich der Rechts— 
frage, ald der Entjcheidung über Thatfachen,. mit den Aus— 
nahmen und nad den Vorfihriften, wie fie der Congreß machen 
‚wird, 

$: 3. Die Gerichtöverhandlungen über alle. Verbrechen, 
die Fälle der Anflage vor dem Senate ausgenommen, follen 
durch Gefchwornengerichte gefchehen, und ſolches Verfahren ſoll 
in dem-Staate flattfinden, in welchem das Berbrechen verübt 
worden ift; ift es aber nicht innerhalb eines Staates verübt 
worden, jo jollen die Gerichtöverhandlungen an dem Orte oder 
den Orten fein, welche der Congreß Dazu durch das Gefe bes 
ſtimmt. 


46 e Derfallungsurkunde. 


Dritte Section. 


$. 1. Als Hochverrath gegen die Vereinigten Staaten ſoll 
nur Anreizung zum Kriege gegen fie betrachtet werden, oder An— 
hang an ihren Beinden, indem diefen Hilfe und Vorſchub ge- 
feiftet wird. Niemand foll des Verrathes anders, ald auf das 
Beugniß zweier Zeugen von einer und derfelben offen begange- 
‚nen That, oder auf Geftändniß vor offenem Gerichtshof über- 
wiefen gehalten werden. 
. 2. Der Congreß ſoll die Macht haben, die Strafe des 
Hochverrathes zu beftimmen; aber feine Berrathsüberführung 
foll einen Makel auf die Familie des Verbrecher werfen, oder 
Gütereonfiscation über die Lebensdauer des Uehrrüihtten hinaus 
zur Folge haben. 


— J 
Erſte Section. 


In jedem Staate ſoll den öffentlichen Acten, Urkunden und 
gerichtlichen Verhandlungen jedes andern Staates Treu und 
Glauben gejchenkt werden, und der Congreß kann durch allge 
meine Gefege die Art und Weiſe vorfchreiben, wie folche Acten, 
Urkunden und gerichtliche Verhandlungen zu prüfen find, und 
welche Bolgen fie haben follen. 

| Zweite Section. 

$. 1. Die Bürger eines jeden Staates follen zu allen 
Vorrechten und Freiheiten berechtigt fein, welche die Bürger der 
übrigen Staaten genießen. 

$. 2. Wer in einem Staate des Verrathes, der Felonie 
oder eined andern Verbrechens angeklagt, dem Arm der Gerede 
tigkeit entflieht, und in einem andern Staate betroffen wird, 


foll auf Verlangen der vollziehenden Gewalt des Staated, aus 
welchem er entflohen, ausgeliefert und nad) dem Staate gebracht 


Verfaffungsurhunde, AT 


—— welcher die Gerichtsbarkeit er das begangene Ver— 
brechen hat. 

-.& 3. Niemand, der in einem Staate geſetzlich zu Dienſt 
oder Arbeit verpflichtet iſt und in einen andern Staat entweicht, 
ſoll auf Grund eines in letzterem geltenden Geſetzes oder Ver— 
ordnung von ſolchem Dienſte oder ſolcher Arbeit entbunden, 
fondern auf Begehren der Partei, der er den Dienft oder die 
Arbeit ſchuldet, ausgeliefert werden. 


Dritte Section. 

$. 1. Durch den Congreß können neue Staaten in dieſe 
Union aufgenommen werden, aber kein neuer Staat darf inners 
halb der Gerichtöbarfeit eines andern Staates gebildet oder er— 
richtet werden ; auch ſoll kein Staat durch Vereinigung zweier 
oder mehrerer Staaten oder Theile von Staaten ohne Zuſtim— 
mung der geſetzgebenden Gewalten der betheiligten Staaten ſo— 
wohl, als des Congreſſes gebildet werden. 

F. 2. Der Congreß ſoll die Macht haben, über das Ge— 
biet oder anderes den Vereinigten Staaten gehöriges Eigenthum 
zu verfügen, und rückſichtlich deſſen alle nöthigen Einrichtungen 
und Verfügungen treffen, und in dieſer Verfaſſung ſoll nichts 
ſo gedeutet werden, daß es irgend Anſprüche der Vereinigten 
Staaten oder eines einzelnen Staates beeinträchtige. 


Vierte Section. 

Die Vereinigten Staaten ſollen jedem Staate dieſer Union 
eine republikaniſche Regierungsform gewährleiſten, und jeden 
derſelben gegen feindlichen Angriff von Außen und auf Anſuchen 
der geſetzgebenden oder ausübenden Gewalt, wenn erſtere nicht 
zufammenberufen werden fann, gegen Gewaltthätigfeiten im 
Innern ſchützen. ? 

Artifel V. 


- Der Congreß foll, wenn e3 zwei Drittheile beiver Käufer für 
nöthig erachten, Verbeſſerungen dieſer Verfaffung vorjchlagen, 


48 ' Derfallungsurkunde. 


oder auf Anfuchen der gefeggebenden Gewalten von zwei Drit« 
theilen der einzelnen Staaten eine Zufammenfkunft von Abgeord» 
neten veranftalten, um Berbefferungen zu beantragen. Diele 
Derbefjerungen follen in beiden Fällen nad) ihrem ganzen In⸗ 
halte und Zweck als Theile diefer Verfafjung gültig fein, wenn 
fie von den gefeßgebenden Gewalten von drei Viertheilen der 
einzelnen Staaten, oder von Zufammenfünften von drei DVier- 
theilen derfelben genehmigt worden find, je nachdem der Con— 
greß die eine oder Die andere Genehmigungsart vorgeichlagen 
haben mag, unter der Bedingung, daß Feine Verbeſſerung, welche 
vor dem Jahre 1808 gemacht wird, auf irgend eine Weife die 
erfte und vierte Glaufel der neunten Section im erften Artikel 
verlege, und fein Staat ohne feine Einwilligung feines gleichen 
Stimmrechts im Senate beraubt werden foll. 


Artifel VL 


$. 1. Alle vor Annahme diefer DVerfaffung gemachten 
Schulden und eingegangenen Werbindlichkeiten jollen eben jo 
gültig gegen die Vereinigten Staaten unter diefer Verfaſſung 
fein, als unter, der Gonföderation. 

$. 2. Diefe Berfaffung und die Gefege der Vereinigten 
Staaten, welche ihr zufolge gemacht werden, und alle unter 
Machtvollkommenheit der Vereinigten Staaten abgefchloffenen oder 
abzufchließenden Verträge follen das höchſte Landesgefeg und für 
die Nichter eines jeden Staats bindend fein, wenn auch etwas 
in der Verfaffung oder in den Gejegen eines Staates ihnen 
widerfpräche. : 

$. 3. Die sorerwähnten Senatoren und Repräfentanten, 
und die Mitglieder der berſchiedenen Staatsgefeggebungen und 
alle Vollziehungs⸗ und Gerichtsbeamte der Vereinigten Staaten, 
wie der einzelnen Staaten, follen durch Eid oder feierliches Ge— 
löbniß verpflichtet werden, dieſe Verfaſſung aufrecht zu erhalten ; 
nie aber ſoll zur Befähigung für irgend einen Dienft oder öffent— 


Derfallungsurkunde, 49. 


Tiches Amt in den Vereinigten Staaten ein religiöfer — 
eid gefordert werden. 
Artifel VII. 

Die Genehmigung der Uebereinfunft, von neun Staaten 
foll zur Begründung. diefer Verfaſſung zwifchen den Diefelbe an⸗ 
nehmenden Staaten genügen. 

Sp gejchehen im Convent durch einmüthige Zuſtimmung 
der gegenwärtigen Staaten am 17. September im Jahre des 
Herrn 1787, und im zwölften Jahre der Unabhängigkeit der 
Vereinigten Staaten von Amerika. 

Zum Zeugniß deſſen haben wir hier unten unſre Namen 
unterſchrieben: 

George Waſhington, 
Bräfident und Abgeordneter von Virginien. 
New-Sampfhire  Gunning Bedford jun. 
John Langdon. | ‚Sohn: Diekinfon, 
Nicolas Gilman. Richard Baffett. 
Maffahufetts-Bai, Jacob Broom. 
Nathaniel Gorham. — Marhland. 
Rufus King. 
James M'Henry. 
en Daniel of St. Thomas Senifer, 


Alerander Hamilton. — ————— 
New-Jerſey. 
William Livingston. Pennſylvanien. 
David Bearly. Benjamin Franklin. 
William Patterſon. Thomas Mifflin. 
Jonathan Dayton. Robert Morris, 
Gonnecticut, George Elymer. 
William Samuel Johnſon. Thomas Fizfimons, 
Roger Sherman. Jared Ingerſoll. 
- Delaware, James Wilfon. 
George Read.  Öovernor Morris. 


Nordamerika, 4 4 


50 | Derfallungsurkunde, 


Virginiem Süd-Carolina. 
John Blair. John Rutledge. 
James Madiſon jun. Charles C. Pinckney. 
Charles Pinckney. 

Nord-Carolina. Pierce Butler. 
William Blount. Georgia, 
Richard Dobbs Spaight. William Bew. 
Hugh Williamfon. Abraham Baldwin. 

. Dezeugt: William Jackſon, 
| Secretär. 





Derbsfferungen zur Verfaffung *). 


Artifell. Der Congreß foll fein Geſetz erlafien, wel- 
ches ſich auf die Einführung einer Religion bezieht, oder die 
freie Ausübung einer folcyen verbietet; noch Gefege, durch welche 
die Breiheit der Rede oder der Prefje, oder das Recht des Vol— 
kes, fich friedlich zu verfammeln und bei der Regierung um 
Abhilfe von Befchwerdem einzufommen, gefchmälert werden, 

Artikel I. Da eine gut eingerichtete Bürgerwehr zur 
Sicherheit eines freien Staats nothwendig ift, jo foll das Recht 
des Volkes, Waffen zu befigen und zu trägen, nicht bejchränft 
werben. 

Artikel II. Kein Soldat foll in Friedengzeiten in ein 
Haus ohne Einwilligung des Eigenthümers gelegt werden, und 
in Kriegszeiten nur in der durch das Geſetz vorgeſchriebenen Art 
und Weiſe. 

Artifel IV. Das Recht des Volkes, hinſichtlich feiner 
Perfon, Wohnungen, Papiere und fonftigen Effecten gegen 
ungehörige Durchſuchung und Beichlagnahme gefichert zu fein, 


*) Die Artikel 1 bis 10 diefer Berbeflerungen wurden am 15. Der. 
1791, der Artikel 11 am 8. Jan. 1798, und der Artifel 12 am 25 Sept. 
1804 ratificirt. 


Derbelferungen zur Verfaflungsurkunde, 51 


foll nicht verlegt und "feine Durchfuchungs- und DVerhafts- 
befehle ſollen erlaffen werden, ohne beweisliche, auf Eid oder 
feierliches Gelöbniß geftüßte Urfache, und ohne daß der zu unter- 
fuchende Ort und die zu serhaftenden Perfonen oder Sachen 
genau befchrieben worden find. 

Artikel V. Niemand joll wegen eines Gapital« oder 
jonft entehrenden Verbrechens anders zu Rede und Antwort ges 
halten fein, als auf eine Anklage der grand jury (großen Ges 
jhwornengerichts), die Fälle ausgenommen, welde bei der Land— 
und Seemacht, oder beider Miliz vorfommen, wenn legtere in 
Zeiten eines Krieges oder öffentlicher Gefahr im activen Dienfte, 
ift; auch foll Niemand wegen deffelben Vergehens zweimal auf 
Leib und Leben angeklagt werden können; noch foll irgend Je— 
mand in irgend einem peinlichen Falle gezwungen werden, Zeugs 
niß gegen fich ſelbſt abzulegen, noch jeines Lebens, feiner Frei— 
beit, oder feines Eigenthums ohne gehörige richterliche Unter= _ 
fuchung beraubt werden, Auch foll fein Privateigenthum zum 
öffentlichen. Nugen ohne RR Entſchädigung ia were 
den können. 

Artikel VI. In allen peinlichen —“ ſoll der 
Angeklagte das Recht eines ſchleunigen und öffentlichen Rechts— 
ganges vermittelſt eines unparteiiſchen Geſchwornengerichts des 
Staates und Bezirks, in welchem das Verbrechen begangen wurde, 
genießen; auch ſoll der Bezirk vorher durch das Geſetz beſtimmt 
und der Angeklagte von der Natur und dem Grunde der An— 
klage unterrichtet ſein. Er ſoll ferner das Recht Haben, mit 
den Belaſtungszeugen confrontirt zu werden, Zwangsverfahren 
anzuwenden, um Entlaſtungszeugen zu erhalten, und den Bei— 
ſtand eines Rechtsanwaltes zu feiner Vertheidigung genießen. 

Artikel VIL Bei allen gemeinbürgerlichen Rechtsfällen, 
in denen der ftreitige Gegenftand den Werth von zwanzig Dol- 
lars überfteigt, foll das Necht des Verfahrens vor dem Ge— 
jhwornengerichte gewahrt werden, und feine von einen Geſchwor⸗ 
nengerichte abyeurtheilte Thatfache foll auf eine andere Weife, 

4* 


52 Derbellerungen zur Derfallungsurkunde, 


als wie. e8 das common law (gemeine Recht) vorſchreibt, bei 
irgend einem Gerichtähofe der Vereinigten ei von Neuem 
zur Unterfuchung gebracht werden. 

Artitel VL. Weder übermäßige Bürgfchaften follen ge— 
fordert, noch außerordentlich hohe Geldftrafen auferlegt, noch 
graufame und ungebräuchliche Körperftrafen verhängt werden. 

Artikel IX. Die Aufzählung gewiffer Rechte in der Ver— 
faffungsurfunde foll nicht jo ausgelegt werden, als jeien da— 
durch andere dem Wolfe vorbehaltene Rechte verweigert oder 
gefchmälert. 

Artikel X. Die dur die Verfaffung der Vereinigten 
Staaten nicht übertragenen, und die durch fie den Staaten nicht 
auszuüben verbotenen Gewalten find den refp. Staaten oder 
dem Volke vorbehalten. 

Artikel XL Die richterliche Gewalt der Vereinigten 
. Staaten follı nicht jo ausgelegt werden, als erftrede fie fich auf 
irgend einen Rechtöftreit, fowohl in Gefeges- ald in Billigfeits- 
fachen, welcher durch Bürger eines andern Staates, oder durch 
Bürger oder Unterthanen irgend eined fremden Staates gegen 
die Vereinigten Staaten begonnen oder betrieben wurde. 

Artikel XI. $ 1. Die Wahlmänner follen fih in 
ihren refp. Staaten verfammeln und durch Ballotiren für einen 
Präftdenten und DVBicepräftdenten, von denen wenigftens einer 
fein Bewohner ihres Staates fein darf, flimmen. Sie follen 
auf ihren Stimmzetteln die Perfon namhaft machen, für die 
fte ald Präſident, und auf anderen Stimmzetteln die Perſon, 
für die fie als DVicepräftdent flimmen. Sie jollen dann ge— 
trennte Liften von den zu Präftdenten beftimmten Perfonen, fo 
wie son der Anzahl der Stimmen für jede anfertigen. Diefe 
Liften follen fie unterzeichnen und „beglaubigen, und verftegelt 
an den Sitz der Regierung der Vereinigten Staaten, adreffirt 
an den Präfidenten des Senats, einfenden. Der Präfident des 
Senats foll in Gegenwart ded Senats und des Hauſes der 
Repräfentanten alle Certificate öffnen, und hierauf follen die 


Derbeflerungen zur Derlaflungsurkunde, 53 


Stimmen gezählt werden. Die Perfon, welche die größte Stim- 
menzahl zum Präftdenten hat, foll Präftdent fein, falls eine 
folche Zahl die Majorität der ganzen Anzahl der aufgeftellten 
Wähler ift, und wenn Niemand diefe Majorität beftgt, jo ſoll 
das Haus der Abgeordneten von den Perfonen, welche auf der 
Stimmlifte die meiften Stimmen haben, jedoch von nicht mehr 
als dreien, unverzüglich durch Ballotement den Prafidenten 
wählen. Da aber bei der Präftdentenwahl die Stimmen nad 
Staaten genommen werden, wobei die Repräfentation eines jeden 
Staates nur ine Stimme hat, fo foll die zu dieſem Zwecke 
nöthige Wählerzahl aus einem oder mehreren Mitgliedern von 
zwei Drittheilen aller Staaten beftehen, und eine Stimmen- 
mehrheit aller Staaten foll zur Wahl vonnöthen fein. Sollte 
aber das Haus der Nepräfentanten, wenn e3 im Beſitze des 
Wahlrechtes ift, den Präftdenten nicht vor dem vierten Tage 
des nächftfolgenden Monates März wählen, fo foll der Vice— 
präftdent, gleich wie beim Todesfalle des Präſidenten oder wie 
bei einer anderen conftitutionellen — — als 
Präftdent fungiren. 

$. 2. Die Perfon, welche die geöfte Anzahl von Stim- 
men zum Vicepräftdenten hat, ſoll DVicepräftdent fein, jobald 
eine folche Zahl die Mehrheit der ganzen Anzahl der aufge 
ftellten Wähler ift. Hat Niemand eine Mehrheit, jo joll der 
Senat von den Zweiten, welche auf der Lifte die meiften Stim— 
men haben, den Bicepräftdenten wählen. Die zu diefem Zwecke 
notwendige Anzahl ſoll aus zwei Drittheilen der ganzen Zahl 
der Senatoren bejtehen, und eine Mehrheit der ‚ganzen Zahl 
foll zur Wahl erforderlich fein. 

$. 3. Niemand aber, der verfaffungsmäßig unwählbar 
zum Bräftdenten ift, ſoll zum Amte des Vicepräfidenten der 
Dereinigten Staaten wählbar fein. 





54 Die Präfidenten der Drreinigten Staaten, 


Am 4 März 1789 trat die neue Regierung in Kraft, 
und am 30. April deflelben Jahres fand die feierliche 
Einjegung des erften Präfidenten der Vereinigten Staaten 
von Amerifa ftatt, als welchen das ganze Volk einftim- 
mig feinen angebeteten Helden George Wafhirgton 
wählte, Obgleich fchon 57 Jahre alt, nahm Wafhington 
doch noch die Wahl an; ja, er verblieb fogar auf feinem 
Poften, als nach Ablauf von vier Zahren die Wahl noch— 
mals auf ihn fiel. Ihm folgten 1797 John Adams; 
1801 Thomas Zefferfon, wieder ermählt.18055 1809 
Sohn Mapdifon, wieder erwählt 18135 1817 James 
Monroe, wieder erwählt 18215 1825 Zohn Duincy 
Adams; 1829 Andrew Jackſon, wieder ermählt 18335 
1837 Martin van Burenz 1841 William Henry 
Harrifon, geftorben den 4. April 18415 1841 John 
Tyler, vom Vice» Präfidenten zum Präſidenten aufgerüdt; 
1845 James Knox Polk; 1849 Zaharias Taylor, 
geftorben den 9, Zuli 1850; 1850 Millard Fillihore, 
vom Birepräfidenten zum Präfidenten aufgerüdt, 





Die politifchen Parteien. 

Die fih gegenüber ftehenden beiden politischen Haupt: 
parteien in den DBereinigten Staaten find die Demokra— 
ten-Partei und die Whig- Partei, 

Die demofratiihe Partei hält unantafibar an 
‚der Bolfsfouveränetät, auch in den einzelnen Staaten des 
Bundes, feft, und geftehf der Gentralregierung in Wafhing- 
ton feine anderen Befugniffe zu, als diejenigen, welche 
ihr durch die Bundesverfaffungsurfunde ausdrücklich über- 
tragen find. Die Demofraten, welche ſpottweiſe locofocos *) 





) Im Jahre 1835 wurde Gideon Lee von der demokratischen 
Partei New: Yorfs zum Congreß-Candidaten gewählt und es follte 
diefe Wahl in Tammany Hall, dem VBerfammlungsorte der Demofraten 


Politiſche Parteien, 55° 


genannt werden, theilen fi in Radifale Cbarnburners *) 
und Gemäßigte Cold hunkers **), und kämpfen auch in 
den inneren Zweigen der Politif bartnädig gegen die 
Whigs an. Sie find für völlige Handelsfreiheit und mög⸗ 
lichfte Hebung des Ackerbaues und der Eleineren Gewerbe, 
und verlangen, daß die Einfuhrzölle jo herabgefest wer— 
den, daß bei möglichft niedrigen und gleichlaftenden Zoll- 
fügen nur gerade fo viel an Zolleinnahme erhoben werde, 
als zur Beftreitung der Staatsausgaben nothwendig ift, 
Sie wollen ferner, daß die Banfen, wie jedes andere Ges 
ſchäft, als Privatinftitute betrachtet werden, und daß der 
Staat fih durchaus nicht um fie befümmere, oder gar 
eine Staats- oder Nationalbank errichte, 

Die Whig- Partei ***) will centralifiren, der Cen⸗ 
tralregierung, auf. Koften der Souveränetät der einzelnen 





New: Yorks, durch eine allgemeine DBerfammlung gefeiert werden. Da 
aber mittlerweile eine Spaltung unter der Partei ſtattgefunden hatte, 
ſo entſtand über die Wahl des Vorſitzenden, als welchen die Einen 
Hrn. Varian, die Anderen Hrn. Curtis ernannt haben wollten, ein 
heftiger Streit und tumultuariſcher Auftritt in der Verſammlung, in 
welchem plötzlich ſämmtliche Gaslichter erloſchen. Wie es heißt, war 
dieſe plößliche Finfterniß von den Anhängern des Hrn, Varian bewirkt, - 
der Partei des Curtis aber vorher fchon verrathen worden, fo daß 
diefe, mit Streichzündhölzchen (locofo- matches) und Kerzen verfehen, 
die Erleuchtung fchnell wieder herftellten. Nach diefem Vorfalle wurden 
Anfangs nur die Gurtismänner, fpäter aber alle Demokraten locofocos 
genannt. 

) Man erzählt fih von einem alten, radikalen Dempfraten, daß 
er, um die Matten aus feiner Scheune (barn) gründlich zu vertreiben, 
diefe niederbrannte (burned), und dadurch Veranlaſſung gab, daß alle 
radikalen Demofraten barnburners genannt werden. — 

**) Meber den Urfprung des Spignamens Old hunker läßt fich 
nichts Gewiſſes ermitteln. Die Deutungen, welche von. verfchiedenen 
Seiten verfucht wurden, find alle jo weit hergeholt, daß fie durchaus 
feine Wahrfcheinlichkeit für fich haben. _ 

**), Die Whigs haben den Beinamen rackoons, abgekürzt coons, 
Son dem fchlauen Wafchbär. — 


56 Politifche Parteien, 


Staaten, größere Macht zufpredhen, und ftüst fi) dabei 
auf einen alfgemeinen Ausdrud in der VBerfaflung, worin 
es heißt, daß die Union gegründet fei, »um die gemein- 
fame Bertheidigung zu beforgen, und die allgemeine Wohl: 
fahrt zu fördern.« Auf Grund diefes Satzes hält fie fi 
für berechtigt, die Befugniffe der Regierung fo weit aus- 
zubehnen, als dieß nad ihrer Anficht die »allgemeine 
Wohlfahrt« nöthig macht. Diefer Grundfas könnte zur 
unumfchränften Gewalt führen; ihm tritt aber überall die 
Demokratie entgegen, welche fich als rother Faden durch 
alle Glieder des Staatslebens zieht, und ein Gelingen 
ganz unmöglicd macht. Hinfihtli der innern Politif will 
bie Whig- Partei Schugzölle, und meint, daß dadurch 
der Nationalwohlftand gefördert werde; fie behauptet, das 
Bankweſen fei Sache des Staates, fie ftrebt Staats=- und 
Nationalbanfen an, ‘und fordert, daß, wenn die Sache 
des Bankweſens aud nicht ganz in die Hände des Staates 
‚gelegt werde," fie doch wenigſtens son ihm controllirt 
werden müſſe. 

Sao ſchroff ſich dieſe beide. Parteien im öffentlichen 
Leben gegenüber ſtehen, fo friedlich und herzlich verfehren 
fie im Privatleben, und es ift in der That erfreulich zu 
fehen, wie ruhig und gemäßigt die Hauptführer diefer bei- 
„den Parteien, welche das Land regieren, ſoweit in den 
Vereinigten Staaten überhaupt regiert wird, fi) über 
bie. wigtigften Fragen der Politif ausfprehen: Die Des 
mofraten Fönnen auf ihren Polk, Caß, Walfer, Dallas, 
Denton, die Wihgs auf ihren Webfter, Clay, Taylor u. ſ. w. 
ſtolz fein, — 

Außer diefen beiden Hauptparteien, welche mehr alg 
drei Biertheile der Bevölkerung umfaffen, finden wir noch 
die Abolitioniſten, die um jeden Preis, ja ſelbſt um 
den der Auflöſung der Union, die Aufhebung der Slaverei 
bewirken wollen; die — 5 auch Freis 


Politifche Parteien, Verwaltung. 57 


bodenmänner (freesoilers) genannt, welche auf gefeglichem 
Wege, und vereinigt mit einem großen Theile der De» 
mofraten und Whigs, die unentgeltliche Verleihung der 
noch unverfauften Staatsländereien an wirffihe Anbauer 
wollen, damit fein Landwucher ftattfinden könnez; dann 
die Antirenters, welche, den Boden des Gefeges vers 
Iaffend, fogar zu Gewaltthätigfeiten ihre Zuflucht neh» 
mend, dasjenige Land ſich aneignen wollten, welches ihnen 
oder ihren Vorfahren gegen Pachtzins in Erbpacht gege— 
ben war. Bon diefen drei legtgenannten Parteien haben 
nur die beiden zuerſt genannten Einfluß. Die Antirent- 
Partei wird ebenfo wenig wie die Native American- 
Partei, welche, aus einer unbedeutenden Anzahl eingebos 
rener Nordamerifaner beftehend, für ihre Mitglieder, den 
Adoptivbürgern gegenüber, Vorrechte der Geburt in Ans 
fpruc nimmt, und befonders darauf hinarbeitet, daß Ein- 
gewanderte erſt nach 2ljährigem, ftatt nad "Sjährigem 
Aufenthalte in der Union das Bürgerrecht erlangen kön— 
nen, irgend einen Einfluß befommen, weil beide in den 
Augen des demofratifch gefinnten amerifanifhen Volkes 
(jelbft die Whig- Partei nennt ſich democratic republican 
‚ whig-party) ungefegliche Zwecke verfolgen. — | 
® ji 


Verwaltung. 


Die ganze Verwaltungs- und Negierungsweife der 
Bereinigten Staaten läßt fi) mit Selbftregierung des 
Bolfes bezeichnen, daher auch das Auge des Europäers 
. in Nord- Amerifa Anfangs den gewohnten Anblid eines 
zahliofen Beamtenheeres vermißt. Sp wie die oberfte, 
die Bundesregierung, im höchften Grade einfach ift (ſiehe 
die Bundesverfaffung) und die Gefchäfte derfelben, mit 
Ausnahme des Präfidenten, durch nur fünf Perfonen: den 
Minifter des Innern, den des Neußern, den der Finanzen, 


58 Verwaltung. 


den des Kriegs und den der Seemacht *) geleitet werben, 
wozu noch der General: Staatsanwalt und der General- 
Poftmeifter fommen, ebenfo einfady ift die Regierung und 
Berwaltung der einzelnen Staaten des Bundes. 

Die Staatsregierung, deren erecutive Gewalt in den 
Händen eines vom Bolfe gewählten Gouverneurs, mit dem 
Titel Ercellenz, rubt, und deren- Iegislative Gewalt in 
den meiften Staaten aus einem Senat und einem Reprä- 
fentantenhaufe befteht, vergl. die Befhreibung der ein- 
zelnen Staaten) bat die inneren Intereſſen des Staates 
wahrzunehmen, die Richter, Polizei: und Civilbeamten 
einzufegen, Staatsfteuern aufzulegen und zu verwalten, 
kurz alle nicht der Bundesregierung ausdrüdlich zuftehen- 
den Rechte auszuüben. 

Feder einzelne Staat zerfällt im — oder Graf⸗ 
ſchaften (counties), deren Bewohner in der Regel jährlich 
die Staats-Verwaltungsbeamten aus ihrer Mitte erwäh- 
fen, wogegen der Gouverneur und der Senat die She: 
rifs ernennt, denen die Sorge für den Frieden, die Be— 
auffichtigung der Gefängniffe und die VBollziehung der von 
den Gerichten und höheren Behörden erlaffenen Befehle 
obliegt. Unter den Sherifs ſtehen die Coroners oder 
Todtenbeſchauer und die Gonftables. 

Streng von der Grafſchafts-Verwaltung gefchieden 
ift die der Gemeinden oder Stabtfchaften Ctownships); diefe 
find völfig unabhängig und enticheiden felbftftändig über 
Stadtichaftsabgaben und alle Gemeindeangelegenheiten übers 








9 * Präfident erhält einen eg von 25,000 Dollars. 
Bicepräfident „0. 5,000 : 
⸗Staatsſeeretär (Minifter) des Innern =, 6,000 =: 
„ut ⸗ (Minifter) des Aeußern = 6,000 — 
-Schatzſecretär (Miniſter der Finanzen) = 6,000 ⸗ 
e Secretär des Krieges (Kriegsminifter) = 6,000 ⸗ 
e Gecretär der Flotte (Marineminifter) = 6,000 = 


Verwaltung? Wechtspiiege, 59 


haupt, die durch alljährlich gewählte Gemeindebeamte, deren 
Aemter oft Ehrenämter, meiftens aber mit einem ge⸗ 
ringen Einkommen verbunden ſind, beſorgt werden. Wabl⸗ 
berechtigt iſt jeder ſeit einem Jahre im Stadtſchaftsbezirke 
Wohnende, der 21 Jahre alt iſt, eine Steuer bezahlt und 
feine Unterftügung aus der Armenfaffe genießt. 

Mit wenigen unbedeutenden Abweichungen gelten diefe. 
Beflimmungen für alle Staaten der Union. 

Die Territorien oder Gebiete des Bundes, deren es 
gegenwärtig vier giebt, nämlih das Gebiet Miffourt, 
Dregon, Minnefota und Nebrasfa, erlangen die Rechte 
eines Staates, fobald ihre Einwohnerzahl 60,000 be- 
trägt und fie den Entwurf einer republifanifhen Ber- 
faffung dem Congreß vorlegen, Bis zur ſtaatlichen Ein- 
yerleibung in den Bund hat der Präfivent das Recht, 
jedem Territorium einen Statthalter zu ernennen. Jedes 
Territorium, hat außerdem gefeßgebende Körper und fendet 
einen Abgeordneten zum Congreß nah Wafhington, wo 
derfelbe an den Berathungen, aber nicht an den Abftim- 
mungen theilnehmen darf, — 





Nechtspflege. 


Dem nordamerifanifhen Rechtsſyſteme Tiegt haupt 
fählich das englifche zu Grunde, doch fommen Abweichuns 
gen vor, welche theils durch die Gerichtsverfaffungen der 
zum Wunde getretenen ehemals fpanifhen und franzöſi— 
ſchen Beftgungen, theils dadurch bewirkt wurden, daß nad) 
dem Abfalle der Eolonien yon England nur die Älteren, 
nicht aber‘ die neueren Entfcheidungen englifcher Gerichts⸗ 
böfe als maßgebend für vorliegende Streitfälle betrachtet 
werden durften, Diefe Umftände und die. abweichenden 
Gefege des einen Staates von denen des anderen haben 
ein für den ganzen Bund geltendes, allgemeines Gefeg- 


60 Aechtspflege. 


buch nicht entſtehen laſſen, in jedem Staate erſcheinen aber 
Geſetzſammlungen und außerdem in gemeinfaßlicher Sprache 
geſchriebene Handbücher, welche den Bürger über die Staats-, 
Perſonen- und Eigenthumsrechte, über das Criminalrecht 
und den Prozeß belehren und faſt in jedem Hauſe gefun— 
ben werden, da fie ein Lieblingsſtudium des Land- wie 
des Stadtbewohners find, Kann nun auch aus dieſen 
Gründen die folgende Skizze nicht genau für jeden Staat 
paſſen, fo enthält fie doch die in allen geltenden Grundzüge. 

Die Nechtöbehörden der Vereinigten Staaten zerfallen 
in die Gerichtshöfe des Bundes und in die der Einzelftaaten, 
Erftere theilen ſich in den oberften Gerichtshof, die Kreis- 
und bie Bezirksgerichte; fegtere in Billigfeitö= oder Kanz⸗ 
leis und Friedensgerichte. 

Der Wirfungsfreis und die Befugniffe des oberften 
Gerichtshofes (supreme court) find in Artifel II der Bun- 
desverfaſſung (ſ. diefe) angegeben. Nur dieſer Gerichte- 
hof hat das Recht, die Verfaffung auszulegen, Befchlüffe 
des Congreffes und der Staaten, die ihr widerfprechen, 
zu verwerfen, und ben Standpunft der richterlichen Ge- 
walt gegenüber der vollziehenden einzunehmen. Ueber. ge— 
wife Prozeffe hat dieſer Gerichtshof ganz allein, über 
andere als zweite Inſtanz, über noch andere in Gemein- 
fchaft mit den Staatsgerichten zu entfcheiden. Der Ge- 
vichtshof befteht aus einem Dberrichter und acht Richtern. 

Die Kreisgerichte (eireuit courts) find in manchen Fäl- 
len erfte, in anderen zweite Inftanz, und in gewiffen Fällen 
fann der Recurs gegen ihre Entfcheidungen beim voberften 
Gerihtshofe ergriffen werden. Der Gerichtshof ift mit 
zwei Nichtern befest, deren einer dem oberften Gerichts- 
bofe, der andere dem Staatsgerichtshofe angehört. 

Die Bezirfsgerichte (distriet courts) find über meh— 
rere Kantons oder Graffchaften gefest, welche zufammen 
einen Gerichtäbezirf bilden, Ein Cin einigen Staaten meh— 


Vechtepilege. 61 


rere) Richter bildet mit dem Gerichtsfchreiber (county clerk) 
und dem erften Gerichtsboten (sherif), fammt den Ge— 
richtsdienern (constables) den Gerichtshof, der in allen 
Civil- und Criminalfällen ohne Ausnahme entſcheidet. 

Die Billigkeits- oder Kanzleigerichte (courts of Chan- 
cery or Equity) find, wie der Name ſchon befagt, Billig- 
feitsbehörden, an die nur in feltenen Fällen appellirt 
wird, die aber ihrem Urtheile nicht ‘ein unficheres Gefühl, 
jondern die Gefege zu Grunde legen, und nur von ger 
wiffen, den Nechtsgang hemmenden oder verwidelnden - 
Formen entbinden, und, je nad der Befchaffenheit des 
Falles, mit oder ohne Zuziehung von Geſchwornen das 
Erfenniniß fällen. 

Die Friedensgerichte haben die niedere Gerichts⸗ 
barkeit und, in gewiſſem Grade, die polizeiliche Gewalt 
in Händen, und entſcheiden mit mündlichem Verfahren. 
Die Beifiger diefer Gerichte werden yon den Gouverneurs, 
den gefeßgebenden Berfammlungen und dem Bolfe ger 
wählt, und ift die Dauer ihres Amtes, zu welchem jeder 
Stand befähigt, verfchieden. 

Das ganze Gerichtsverfahren ift Öffentlich, und zu, 
allen Prozeffen, gewiffe vor die Billigfeits= oder Kanzlei— 
gerichte Fommende Fälle ausgenommen, werden Gefchwo- 
vene beigezogen, fo 3. B. zur großen Jury (grand jury) 15, 
zur Fleinen Jury (petty jury) 42. Der Ausſpruch der 
Gefhworenen, deren Urtheil fih nur auf die Thatfache 
erfirecft, und die für ihren Dienft ein Taggeld von 1 
bis 11 Dollar nebft Reifediäten beziehen, muß einftimmig 
(auten, 

Ein Bankerottgeſetz exiſtirt in den Vereinigten Staa⸗ 
ten nicht. Unter Präſident Tyler wurde zwar ein ſolches 
erlaſſen, daſſelbe mußte aber wieder aufgehoben werden, 
weil eine ſolche Menge von Schwindlern davon Gebrauch 
machte, daß auch der Credit vieler ſoliden Geſchäftsmänner 


62 Kechtsflege. VBebölkerung: Weiße, Andianer, ‚Deger, 


zu wanfen begann. In wenigen Staaten nur findet Schuld» 
haft ftatt. 

Eine Polizeigewalt wie die in Deutfchland beftehende 
ift ein in der Union unbekanntes, ja unmögliches Monftrum. 
Die polizeiliche Gewalt, welche bei außerordentlichen Ge- 
legenheiten aufzutreten genöthigt fein könnte, wird, wie 
ſchon erwähnt, von den Friedensrichtern und Conftablern 
ausgeübt, die freie Bürger und Feine Abklatſche hochge— 
ftellter Bureaufraten find, deren Beamtendünfel fie durch 
Brutalität, deren Wohldienerei nad) oben fie durch gemeine 
Kriecherei gegen ihre unmittelbaren Borgefesten nachzuäffen 
bemüht find, und dadurch in Verachtung bei denen ftehen, 
zu deren Schuß fie da find. Jeder Bürger der Union 
muß den Friedensrichtern und Conftablern in ihren amt- 
lichen Berrichtungen im Fall der Noth Hilfreihe Hand 
leihen, und niemals weigert fih Einer deffen, weil feine 
Hilfe nur gefordert wird, um dem eignen Werfe des Vol—⸗ 
fes, dem Stolze jedes Einzelnen, dem Gef 4 Geltung 
zu verfchaffen, — 





Bü ern. 9. 
Weiße. Judianer. Neger. 


Die Bewohner der Bereinigten Staaten seriellen in 
drei Hauptabtheilungen, Weiße, Indianer und Neger. — 

Die weiße Bevslferung, aus verfchiedenen Län— 
‚dern der alten Welt eingewanbert, oder von von borther 
Eingewanderten abftammend, hat fich in eine einzige Nation 
serfhmoßen, die aber doch in zwei Abtheilungen geſchie— 
den werden muß. Zu der erften-biefer beiden Abtheilungen 
rechnen wir bie Bevölkerung, welche die nördlich und nords 
weftlich von Birginien gelegenen Staaten und Gebiete be= 
wohnt, zu der zweiten die, — in allen übrigen Staaten 
des Bundes lebt. 


Weiße, 63 


Der Bewohner der oberen Staaten iſt ed, dem flüch- 
tige Beobachter den Vorwurf gemacht habem, das Geld 
fei feine Lofung, er fei nur von Eigennuß und Habſucht 
befeelt, und fchäße den Menfchen nach der Schwere feiner 
Börfe, Wer aber mit fchärferem Auge um fi blickt und 
nicht nach dem erften Scheine urtheilt, der wird in dem 
Norbländer, er treibe was er wolle, einen berechnenden, 
unternehmenden, durchaus praftifchen, wenig genußfüchti= 
gen und feine Erholung im Kreiſe ftiller. Häuslichkeit ſu— 
chenden Mann erkennen, der mit eifernem Fleiße feine 
Bahn durd’s Leben Fämpft, der den Reichthum ſchätzt, 
aber nicht den ererbten, fondern nur den erworbenen, ala 
Beweis für die Fähigkeiten des Beftgenden; der mit uns 
gebeugtem Muthe die Schläge des Schickſals empfängt 
und fih durch fie nur noch zu kräftigeren Anftrengungen 
anfpornen läßt. Der Südländer dagegen hat mehr Che- 
valeresfes, er ift mehr Lebemann. Auh das Klima, in 
welchem er Iebt, äußert auf feine Gewohnheiten, feinen 
Charakter feinen Heinen Einfluß und trägt wefentlich mit 
dazu bei, daß fi) der Bewohner der füdlichen Staaten 
der Union von dem der nördlichen ebenfo unterfcheidet, 
wie der fältere, bedachtfame, zähere Norddeutſche von 
dem Tebensluftigen, gemüthlihen und leicht erregbaren 
Süddeutfchen oder Franzoſen. Mir würden es für über- 
flüffig erachten zu bemerfen, daß, wenn wir die Bewoh— 
ner der Vereinigten Staaten in leichten Umriffen zeichnen, 
wir unter biefe nicht die Bevölferung der großen See— 
ſtädte mit begreifen, welche der der großen Seeftädte Euro- 
pa's an Sitten und Gewohnheiten gleich und ein buntes 
Gemisch aller Nationen ift, hätten wir nicht die Erfah— 
rung gemacht, daß gar manche Neifende, welche einige 
ber atlantiihen Hafenftädte und deren nächſte Umgebung 
befuchten, nad) diefen eine Schilderung von ganz Nord» 
Amerifa und feinen Bewohnern entwarfen. Wer den 


64 Bebölherung: Weiße, Mord- und Südländer. 


Amerikaner fennen Ternen will, der muß die Städte des 
Binnenlandes und das flache Land befuchen. 

Wenn wir zu den angeführten Unterfheidungszeichen 
zwifchen dem Süd- und Nordländer noch die äußeren 
hinzufügen, daß nämlich die Amerifaner des Nordens in 
der Regel groß, ſchlank und mager, die Frauen ſchön 
und von zarter Gefichtsfarbe; die des Südens hingegen, 
breitfchulterig, ‚unterfest und fräftig, und die Frauen üp— 
pig gebaut und ebenfalls hübſch, aber, wenn fie fi der 
freien Luft ausfesen, von gelblich blaffer Geſichtsfarbe 
find, fo fünnen wir im Uebrigen bei, der ganzen weißen 
Bevölferung der Bereinigten Staaten denſelben Maaßſtab 
anlegen. 

Jeder Nordamerifaner ift, und wer hätte wohl mehr. 
Urfache dazu, ein glühender Berehrer feines Vater— 
landes; er mißt die Grenzen feiner Heimath aber nicht 
nach Spannen aus und flebt nicht ängftlih an der Scholle, 
die feine Wiege trug, fondern ihm ift das Naufchen des 
Rio del Norte, wie das Donnergetöfe des Niagara, bie 
Brandung des ftillen, wie die des atlantifchen Ozeans ftets 
ein trauter, heimathliher Klang. Nicht minder wie das 
Land feiner Geburt fchäst er die Berfaffung, die Gefese 
und Snftitutionen deſſelben; er betrachtet nicht das Geſetz 
und feine Vollſtrecker als Bedrüder, jondern ald Bes 
ſchützer, und ift ftets bereit, ihnen Geltung zu verichaffen, 
denn ihm wurden Feine Geſetze vetroyirt, er gab fie fi | 
ferbft und wählte felbft ihre Vollſtrecker. Achtung vor 
dem Gefege ift dem Amerifaner Achtung vor fi felbit. 

Der oft gerügte Nationalftolz des Amerifaners 
ift, wenn man auch nicht geftatten will ihn löblich zu nen— 
nen, doch mindeftens und felbft ba, wo er erelufiv wird, 
verzeihlih, denn ein Volk, weldes fi fih wie Ein Mann 
‚erhoben, Dpfer in Maffe gebracht und fih vom Joche 
Englands befreit hatz ein Volk, weldes Männer wie 


Achtung vor dem Meißlichen Gefchlechte. 65 


George Wafhington, Thomas Jefferfon, Ben— 
jamin Franklin und viele Andere, deren Namen auf 
dem ganzen Erdballe mit Bewunderung genannt werben, 
Die Seinigen nennt; ein Bolf, welches im Handel, in Schif— 
fahrt, Gewerben und Induſtrie überhaupt den erften Rang 
einnimmt, darf ftolz, muß ftolz fein, will es nicht erſchlaf— 
fen und in Lethargie untergehen. — 

In feinem Lande der Welt wird dem weiblichen Ge— 
Schlechte mit mehr Achtung begegnet, als in Norbamerifa, 
Damen fönnen zu Waffer oder zu Lande die meiteften 
Reifen unternehmen, ohne befürchten zu müffen, daß auch 
aur eine unfchieliche Aeußerung ihr Ohr verlegend berühren 
werde; fie find die natürlichen Schugbefohlenen der Män— 
nerwelt, und fo wie fih die öffentlihe Meinung ihrer 
annimmt, fo geftatten ihnen auch die Geſetze Vorrechte, 
die ihnen fonft nirgends geboten werben. » Die Frauen 
treten Durch ihre Verheirathung, in Bezug auf das Tie 
gende Eigenthum ihres Mannes, in gleiche Nechte mit 
ihm; das einfahe Zeugniß eines Weibes hat gleiche Kraft 
wie der Schwur eines Mannes; das eiblich erhärtete 
Zeugniß eines Weibes ift nur durd den Schwur von drei 
Männern zu entfräften, und Mißhandlung einer Frau 
durch ihren Mann wird ftreng geahndet, man hört aber 
von folhen Fällen eben fo felten, als davon, daß eine 
Frau ihre Nechte mißbraucht hätte, Vielmehr Darf man 
behaupten, daß eheliche Liebe in Amerifa wohnt, und daß 
das Bewußtſein der ihnen zuftehenden Rechte den ameri- 
fanifhen Frauen eine gewiffe Sicherheit der Haltung giebt, 
welche fich Kieblich mit ihrer holden Weiblichfeit verſchmilzt. 
Nicht wenig mag aber auch zu dem Liebreize des weiblis 
chen Geſchlechtes in Nord; Amerifa beitragen, daß feiner 
Frau, felbft der ärmſten nicht, irgend welche körperliche 
Arbeiten, oder gröbere VBerrichtungen zugemuthet werben. 
Sie waltet im Haufe, und hierin Liegt wohl mit der Grund, 

Nordamerika, ’ 5 


66 Yıeligiofirät, Weligionsparteien, 


daß das ärmſte Haus in Amerifa ein Mufter von. Ord— 
nung und Reinlichkeit if. 

Eine Iobenswerthe Eigenfchaft des Amerifaners ift 
Neligiofität. Artet fie auch hie und da, wie bei den 
Methodiften und einigen anderen Secten, in Frömmelei 
aus, oder nimmt einen fanatifhhen Charakter an, fo darf 
man doch im Allgemeinen fagen, daß der Amerifaner re- 
Yigiös ift und Scheinheifigfeit haft; daß er flreng an dem 
Glauben hängt, zu melchem er fich befennt, und auch den 
Andersglaubenden, nie aber den Neligionsfpötter, ehrt, 
weil er die Glaubensfreiheit als eines der hödhften 
Güter des Menfchen achtet, Sp Yange die Vereinigten 
Staaten nach demofratifchen Prineipien regiert werben, 
fo lange wird es dort auch Feine Staatsfirde, feine 
bevorzugte Religion geben; die echte Demofratie 
verträgt Fein herrfchendes Prieſterthum, und eine herr— 
fhende Staatsfirche ift immer nur die Maske, hinter der 
das Priefterthbum feine Herrfchfucht verſteckt. Die Regie— 
rung des Bundes, wie die Regierungen der einzelnen 
Staaten begünftigen feine Kirche, fie Tegen aber auch Feiner 
Hindernifje in den Weg. Die Kirche ift durchaus unab- 
hängig vom Staate, wie die Schule von der Kirche. Ya, 
bie große Mehrheit der amerifanifchen Geiftlihen fpricht 
fih für dieſe freien Grundfäte aus und fieht in ber 
Menge der dort beftehenden Neligionsfeeten eine Bürg— 
haft für die Freiheit jeder einzelnen. | 

Die Zahl der Religionsparteien und Secten 
ift groß. Der Zahl ihrer Anhänger nad) ift die Metho— 
biften-Partei (methodists) die bedeutendſte. Sie feheidet 
fih in die Methodiften- Episkopalen, welche über 5000, 
und in die Methodiften- Proteftanten, welche etwa 750 
Geiftfiche zählen. Der Hauptfa ihrer Lehre ift, daß dem 
geiftig wiedergeborenen Menfchen nicht? Sündhaftes mehr 
anflebe, daß er gar nicht fündigen könne, und daß alle 


: Heligionsparteien und Secten, 67 


Cünden, die er begeht, das Werf des Teufels ſeien. Die 
Presbyterianer, zu denen bie beiden Nebenzmeige 
„Vereinigte Presbyterianer” (associate presbyterians) und 
„Sumberländifche Presbyterianer” (cumberland presbyte- 
rians) gehören, ftehen unter der Oberleitung einer Gene- 
ralverfammlung (general assembly) und zählen zufammen 
gegen 3900 Geiftliche und über 5000 Kirchen und Got 


teshäufer, Sie find Anhänger der Calviniſchen Prädeſti— 


nationslehre, welche von den genannten beiden Nebenzmei- 
gen milder ausgelegt wird, und wachen mit befonderer 
Sorgfalt über Heilighaltung des Sonntags und über 
Sittenreinheit. Nur in New-York gehört eine Fleine 
deutfche Gemeinde zu diefer Partei, Die Episfopalen 
(episcopalians) oder Anhänger der englisch = bifchöflichen 
Kirche, wählen, weil in der Union das Kirchenwefen uns - 
abhängig vom Staate ift, ihre Biſchöfe durch ein aus 
Geiftlfihen und Laien beftehendes Concilium und haben 
ganz die in England gebräuchliche Kirchenordnung, Die 
Zahk ihrer Kirchen beträgt 1232, die ihrer Geiftlichen 1404, 
Die. Baptiften (baptists), welche die Taufe am erften 
Sonntage eines jeden Monats durch Untertauchen in einem 
Fluſſe volßieben, zerfallen in viele Abtheilungen. Die 
sahfreichften find die „calviniſtiſchen Baptiften” (calvinistical 
baptists) mit 4651 Geiftfichen, 7833 Kirchen und 655,900 
Mitgliedern. Weniger zahlreich find“ die „unvereinigten 
Baptiften“ (inassociated b.), welche etwas über 400 Geift- 
fihe und gegen 800 Kirchen haben; dann die „Willeng- 
freiheits- Baptiften“ (freewill b.) mit 771 Geiftlihen und 
1165 Kirchen; die „Sechs - Grundfaß > Baptiften‘‘ (six prin- 
ciple b.) mit 22 Geiftlihen und 20 Kirchen. Die „Sab- 
bathaner” oder „Siebentag-Baptiften‘ (seventh day b.) 
feiern den Samstag als Ruhetag, und haben 58 Geift« 
fihe und 63 Kirchen. Die aus Deutfihland ftammende 
Serte der „Tunfer” (dunkers) feiert ebenfalls den Sams— 
ER» 


68 Keligisusparieien, 


tag als Nuhetag und hat 40 Geiftlihe und 50 Kirchen, 
Die „Mennoniten‘‘ (mennonites) zeichnen fi. durch ale 
Tugenden, vorzüglih aber durch ihre Mifpthätigfeit aus, 
Sie haben 250 Geiftlihe und 400 Gotteshäufer. Die 
„Campbelliten“ (Campbellites), Die „Chriftier“ (Christians). 
Die ortbodoren Congregationaliften oder Indepen— 
denten (independents) zählen 1584 Geiftlihe und 1727 
Kirhen. Aus ihnen entfprungen ift die Partei der Uni- 
tarier (unitarian congregationalists), welde die Lehre 
von der Dreieinigfeit verwerfen und die Gottheit Chrifti 
leugnen; fie zählen 250 Geiftlihe und 300 Kirchen. — 
Die Univerfaliften (universalists), mit 700 Geiftlichen 
und 1194 Kirchen, glauben an feine Beftrafung der Sün- 
den nad dem Tode, wo Allen die göttliche Gnade werde, 
jondern, Daß bie Strafe fchon auf Erden erfolge. Die 
Smwedenborgianer (New-Jerusalem church) haben 30 
Geiftlihe und 42 Kirchen. Die Deutfh-Lutheraner 
(German lutherian church) haben 508 Geiftfihe und 1452 
Kirchen; die Deutfh-NReformirten (German reformed 
church) 803 Geiftlihe und 261 Kirchen. Die Hollän- 
diſch-Reformirten (Dutch reformed church) zähfen 
289 Geiftlihe und 276 Kirchen. Die Duäfer (quakers) 
zerfallen in die „Orthodoxen“ und die „Unitarifchgefinn- 
ten“, welche beide Parteien zufammen etwa 100,000 Mit: 
glieder ftarf und vorzüglich in New-Jerſey und Pennſyl— 
vanien zu finden find, Bon Herrnhutern giebt es in 
der Union etwa 6000, welche 24 Geiftlihe und 22 Kir- 
hen haben. Faſt eben fo ſtark an Mitgliedern ift die 
Sefte der Zitterer (shakers), die.ihren Hauptfis in Le- 
banon, im Staate New York, bat, Die Mormonen 
(mormons), eine von Joel Smith gegründete Secte, lebte 
Anfangs in Miffouri, dann in Illinois, zog von dort 
aber weg, weil ihre Mitglieder ſich Viehdiebſtähle bei den 
Nachbarn zu Schulden kommen ließen und deßhalb, nicht, 


Meinungsfeeigeit, 69° 


wie Einige fälfchlich berichtet haben, wegen Religionshaß, 
verfolgt wurden, und haben fich der größeren Anzahl nah 
nah Californien gewendet. Die Römiſch-katholiſche 
Kirche zählt 1,200,000 Mitglieder, 917 G©eiftlihe und 
907 Kirchen. Deutſch-katholiſche Gemeinden find be— 
reits einige entflanden und bilden ſich immer mehrere, 
Auch Juden Teben in ziemlich beträchtliher Anzahl in den 
Vereinigten Staaten, wohin fie dem europätihen Drude 
und Borurtheife entflohen. Sie haben in allen größeren 
Städten Synagogen. Einer Menge Fleiner Serten, wie 
der Milleriten, deren Prophet Miller von Zeit zu 
‚Zeit den nahen Untergang der Welt predigt, die Ter- 
mine bis jetzt aber noch nicht eingehalten hat, wollen wir 
hier nicht näher erwähnen *), 

Die bedeutendften Religionsparteien haben geprüfte 
und son den Synoden (Vereine von Geiftlichen) ordinirte 
Prediger; andere nehmen aber auch ungeprüfte Prediger 
an, die hauptfächlih ihren Wirfungsfreis in entlegenen, 
ſpärlich bevölkerten Gegenden haben und dort den Got— 
tesdienft und die Firchlichen Berrichtungen bei mehreren 
&emeinden zugleich verrichten, daher auch häufig Wan— 
derpriefter genannt werden. — 

Gleich Sehr wie die Glaubensfreiheit, achtet der Ame⸗ 
rifaner auch die Meinungsfreiheit; daher wird man 
die beftigften politifhen Gegner heute im wildeften Wort- 
fampfe begriffen und morgen als die beften Freunde neben 
einander ſehen; daher wird man in feiner Geſellſchaft in 
Amerika bemerken, daß Einer dem Anderen in die Rede 
fällt, oder ihn durch Scheingründe in ſeiner Ueberzeugung 
wankend zu machen ſucht, oder daß die Zeugen eines 
Wortkampfes ſich unaufgefordert in denſelben einmiſchen. 
Wer ſeine Meinung mündlich oder ſchriftlich äußern will, 





*) Miller ift vor Kurzem geſtorben. 


70 Mildrhätigkeit und Gaftfreundfchaft, 


der mag fie äußern und vertreten, die Genfur, felbft in 
ihren gelindeften Formen, ift ein in Amerifa unbekanntes 
Scheuſal. 

„Hilf dir ſelbſt“ (help yourself) iſt eine Redensart, 
welche der Amerikaner gern im Munde führt und die ihm 
den Vorwurf der Mitleidsloſigkeit zugezogen hat, während 
in ihr nichts weiter liegt, als eine einfache Hinweiſung 
auf die Mittel, welche in Amerika, in einem Lande, wo 
Arbeitskräfte geſucht ſind und ihre Anwendung nicht durch 
Zunftzwang und andere den Aufſchwung jedes Gewerbes 
hemmende Einrichtungen beſchränkt iſt, jeder Geſunde von 
Natur beſitzt. Bettler und Faullenzer wird kein Ame— 
rikaner unterſtützen, die unverſchuldete Armuth aber findet 
ſtets bei ihm die kräftigſte Unterſtützung, dafür ſprechen 
die vielen vorhandenen Stiftungen, Spitäler u. ſ. w., die 
Jeden in Erſtaunen ſetzen, der die Jugend des Landes in 
Betracht zieht. Mildthätigkeit und Gaſtfreundſchaft 
dürfen dem Amerikaner nicht abgeſprochen werden. 

Die ſich dem Thätigen darbietende Gelegenheit, faſt 
überall gut bezahlte Beſchäftigung zu erhalten, macht nicht - 
allein den Anbli eines Bettlers zur Seltenheit, fondern 
fie wehrt auch dem Diebftahl, und wenn auch in den gro- 
pen Seeftädten Diebftähle und alle möglichen Lafter häufig 
find, was nicht verwundern kann, wenn man weiß, daf fie 
die Sammelpläse des Auswurfs alfer Nationen find, fo 
Tiefest doch gewiß der Umftand, daß man auf dem Lande 
und ſelbſt in Heineren Ortfchaften faft nie Schlöffer an 
Hause oder Stallthüren findet, den beften Beweis, daß 
das Eigenthum in Nordamerika weniger durch Diebftahl 
gefährdet ift, als in den meiften Gegenden Europas. 

Die Leichtigfeit des Broderwerbs fördert aber aud) 
das frühe Heirathen und dadurd die Sittlihfeit. Nir- 
gends wird man mehr glüdlihe Ehen und weniger 
Hageftolze finden, als in den Bereinigten Staaten. Schon 


Sittlichheit, Gelelligkeit. — 


das Nichtvorhandenſein von Standesunterſchieden, welche 
ſo mancher ehelichen Verbindung in Europa im Wege ſtehen, 
ebnet für Viele den Gang zum Altare; zum ehelichen Glücke 
trägt aber auch weſentlich das mit bei, daß, weil es in 
Nordamerika nicht Sitte iſt, der Tochter, und ſeien die 
Eltern noch ſo reich, bei ihrer Verheirathung mehr als 
eine gute Kleiderausſtattung als Mitgift mitzugeben, auf 
dem Lande etwa noch eine Kuh oder dergleichen, Geld⸗ 
beirathen nur Außerft felten flattfinden, Die gegenfeitige 
Neigung allein ift es, die den Bund der Ehe fchließt, daher 
hört man auch felten von ehelicher Untreue und yon Ehe— 
[heidungen. Junge Ehepaare, deren Mittel die Führung 
und Einrichtung einer eigenen Haushaltung nicht geftatten, 
eben in dem erften Jahre ihrer Ehe in KRofthäufern (board 
and lodginghouses), auf deren Einrichtung wir jpäter zu— 
rüdfommen werden, und fo ſehen Brautpaare auch hier 
durd ihre Bereinigung bedeutend erleichtert. 

Bon Fremden, welche Amerifa befuchten und im Fluge 
bereiften, und son Solchen, welche die Gründe dazu flatt 
in ſich felbft bei Anderen fuchten, ift den Nordamerifanern 
Mangel an Gejelligfeit und etwas Schroffes und Zu— 
rüdftogendes im Benehmen gegen Unbefannte nachgefagt 
worden. Allerdings hält es für den Fremden ſchwer, mit 
einem Amerifaner vertrauter befannt oder von ihm’ in Fa— 
milienfreife eingeführt zu werden; wer aber dort erft ein- 
mal eingeführt ift, der ift im wahren Sinne des Wortes 
der Freund des Haufes, der wird Teicht hinter dem ern⸗ 
fen Neußern des Amerifaners ein warmes Herz, und in 
feinen Worten eine feltene Berläffigfeit finden, Wenn 
Manche in der felbiiftändigen Haltung des Amerifaners, 
in dem fich in jeder Lage des Lebens bei ihm nie verleug- 
nenden Unabhängigfeitsfinne etwas Anmaßendes erblidt 
haben, fo werben dies wohl nur Neueingewanderte gemwefen 
ſein, welche ſich nicht gleich daran gewöhnen fonuten, daß 


72 Deutlch- Amerikaner, . 


ihr Tagelöhner ſich eben fo viel dünkte wie fie felbft, daß 
er, dazu veranlaßt, ſich vielleicht gar erlaubte, dies ohne 
allen Rückhalt auszufprecdhen. Der nicht von Vorurtheilen 
befangene Mann wird jedoch einem Volke, in welchem der 
Aermfte fo viel gilt wie der Neichfte, und der Neichfte fich 
wenigftens nicht merken laſſen darf, daß er fih mehr glaubt 
als der Arme, feine Bewunderung nicht verfagen. Selten 
oder nie wird man finden, daß ein geborener Amerifaner, 
auf feine Gleihheitsrechte pochend, dem ihm an Intelligenz 
und Bildung überlegenen Fremden fühlen laſſen will, in 
feinem Baterlande fei der Eine fo viel wie der Andere; 
ihm iſt das Gleichheitsrecht ein fo natürliches, daß es ihm 
gar nicht einfällt, mit demfelben prahlen zu wollen. Ans 
ders ift es Teider mit den meiften der den ungebilbeten 
Glaffen angehörigen deutſchen Eingewanderten, die in ihrem 
Baterlande gewohnt waren, drüdenden Gefegen und oft 
rohen Dandhabern derfelben, fowie der ohne ihren thätigen 
. Einfluß feftgeftellten Ordnung zu folgen, und hier nad) 
Gutdünken handeln zu fünnen glauben. Die amerifas 
nifhen Deutfhen feinen der Anficht zu fein, es fei 
ihre vepublifanifche Aufgabe, den, der in Europa den be 
vorzugten Ständen angehörte, in Amerika ohne alle Ver— 
anlafjung, bei jeder Gelegenheit empfinden zu laffen, daß 
jeder Rangunterfchied aufgehoben wurde; als ob nicht in 
Amerifa, mehr noch als in Europa, die Bildung dem Manne 
die Rangſtufe anmweife, Die er in der menfchlichen Gefelf- 
ſchaft einzunehmen hat. Dieſe amerikaniſchen Deutſchen 
nähren alle den Brodneid, die kleinlichen Gehäſſigkeiten, 
die ganze deutſche —— welche ſie von Deutſch— 

land mit herüberbrachten, mit einer Sorgfalt und Eifer 
ſucht, Die einer beffern Sache würdig wäre, Selten nur 
hört man, daß fich der Deutſche Deutſcher nennt; wie in 
der alten, bleibt er auch in der neuen Heimath noch ein 
Preuße, Baier, Hannoveraner, Heſſe „Altenburger, auch 


MWiltenichaften und Teinfte, 73 


dort noch währen die Neibungen zwifchen Nord» und Süd⸗ 
deutfehen fort, und hat Einer fo viele engliſche Brocken 
zufammengelefen, daß er fich mit genauer Noth im Eng— 
Yifchen verftändfich machen kann, fo verleugnet er fein Bas 
terland, amerifanifirt Tauf- und Familiennamen, nimmt 
das Tabaffauen und alle andern üblen Gewohnheiten des 
Amerifaners an, und zieht ſich mit vollem Rechte Die Ver- 
achtung feiner vernünftigen Landsleute, das Gefpötte des 
Amerifaners zu. Man mifverftehe ung nicht; wir [pres 
hen diefes harte Urtheil nicht über die gefammte beutfche 
Bevölkerung Nordamerifas aus, aber einen großen, ſehr 
großen Theil derfelben trifft es mit vollem Rechte, und 
wer längere Zeit in deutfchen Kreifen Nordamerikas vers 
fehrte, wer namentlich unter deutfchen und von deutſchen 
Eltern abftammenden Farmern Pennfylvaniens lebte, wird 
ung aus vollem Herzen beiftimmen, — 

Nicht felten hört man den Tadel ——— den Nord⸗ 
amerikanern mangle Sinn für Wiſſenſchaften und 
Künſte. Dieſer Tadel trifft ſie nur dann mit Recht, wenn 
man unter Wiſſenſchaften die höhern Zweige derſelben und 
nicht die in's praktiſche Leben eingreifenden, nützlichen Kennt— 
niſſe, und unter Künſten nur Malerei, Bildhauerei und 
Muſik verſteht, die allerdings noch in der Kindheit liegen, 
denen aber auch ſchon all' der Vorſchub geleiſtet wird, 
deſſen ein noch ſo junges, noch ein ſo ungeheures Gebiet 
für praktiſches Wiſſen darbietendes Land nur fähig iſt. 
Der Gelehrten zählt Deutſchland mehr als Nordamerika, 
aber die allgemeine Bildung der amerikaniſchen Bevölke— 
rung ſteht der der Deutſchen durchaus nicht nach, wozu 
die durchgängig guten Schulen und Univerſitäten, 
auf denen beſonders lebende Sprachen, Geographie, Ma— 
thematik, Phyſik, Chemie und überhaupt Natur-, Welts 
und Menfchenfunde gelehrt und eine mehr praftiiche Rich— 
tung eingefchlagen wird, das Shrige um fo mehr beitragen, 


EA Schulen, 


als Kirhe und Schule, wie ſchon erwähnt, von einander 
getrennt und letztere in allen Staaten reichlich, theils durch) 
Landſchenkungen, wie in den weftlichen, theils durch Fonds, 
wie in den öftlichen Staaten, unterftügt find, — 

Alte öffentlichen Schulen in den Vereinigten Staaten 
fteben unter der Leitung und Aufficht öffentlicher Beamte, 
nicht unter der Ueberwachung von Geiftlichen, und folche 
Schulen, in denen die religiöfen Lehren irgend einer Glau— 
bensfecte gelehrt werden, oder welche ſich der Beaufſich— 
‚tigung der dazu erwählten weltlichen Beamten nicht unter⸗ 
werfen wollen, erhalten in der Regel feine Staatsunter⸗ 
ſtützung. Während in manden Ländern der alten Welt 
die, Schulen nach den verfchiedenen Neligionsbefenntniffen 
getrennt find, und dadurch dem Gemüthe des Kindes ſchon 
Haß oder Beratung gegen Andersgläubige eingeimpft 
wird, wird in Amerika ftreng der Grundfag aufrecht er- 
halten, daß die Religion Sache der Kirche und der Familie 
it, und dag die Wifjenfchaften, welche in der Schule ger 
lehrt werden, mit dem Dogma nichts zu Schaffen haben. 
Wenn jedod Gemeinden oder Einzelne den Neligionsunter- 
richt in den Schulunterricht verflechten, und die Sectirerei 
bis in die Schulftube hinein verpflanzen wollen, jo haben 
fie volle Freiheit dazu, verzichten zugleich aber auf die vom 
Staate den Schulen ausgefeste Unterftüßung. 

In den Bereinigten Staaten giebt es Volksſchulen, in 
welchen die gewöhnlichen Schulwiſſenſchaften, Lefen, Schrei— 
ben, Rechnen, Geographie, Gefchichte; Dann grammatifche 
Schulen (grammar schools), in denen, neben den gewöhn⸗ 
lichen Schulwiffenfchaften, auch Mathematik, Phyſik u. f. w. 
gelehrt werden, und bie eine höhere Claffe der erfteren 
bilden. Die Colleges find im Allgemeinen mit den deut— 
fhen Gymnaſien zu vergleihen, Auf ihnen werden die 
Schüler, je nach der Befchaffenbeit der Anftalt, die, ſich 
nad den Mitteln des Staates, zu dem fie gehört, oder 


Schulen, Uniberjitaten, 75 


nad) ihren fonftigen Fonds richtend, mehr oder weniger 
zu Jeiften vermag, zur Univerfität oder für die höchſten 
Glaffen eines beffer ausgefiatteten Colleges ausgebildet. 
Außer diefen Schulen giebt es auch noch Sonntagsichulen, 
welhe son Kindern und auch von manchen Erwachfenen 
befucht werden, und in denen baffelbe wie in den Volks— 
fchulen gelehrt wird. In mehreren Volksſchulen ber weſt— 
lichen Staaten ift die gute Einrichtung getroffen, daß ein Theil 
der Schulftunden- von den Kindern zu förperlichen Arbei- 
ten, wie Aderbau,; Gärtnerei, Schreinerei u. |. w. verwen⸗ 
det und der Schulfnabe überhaupt in folhen Handarbeiten 
unterrichtet wird, die ihm und feiner Körperbeichaffenheit 
am beften zufagen. In manchen Volksschulen ift der Unter- 
zicht Lehrerinnen anvertraut, und es fpricht fih das all 
gemeine Urtheil über diefe Einrichtung fehr günftig aus, 
da man bemerkt haben will, daß Lehrerinnen befjer als 
Lehrer auf das Gemüth der Schüler und Schülerinnen zu 
wirfen verfteben, 

Auf den Univerfitäten, welche mit denen Englands 
mehr Aehnlichfeit haben, als mit denen Deutfchlandg, be= 
ginnt der als Baccalaureus der ſchönen Wiffenfchaften oder 
Künfte vom College Abgegangene fein Fachftudium, Auf 
einigen Der amerifanifchen Univerfitäten find nur Lehrftühle 
für eine, auf anderen für vier Tacultäten. Die Studien- 
zeit der Studirenden währt gemöhnlih 2 bis 3 Jahre. 

Ueber die Zahl der beftehenden Schulen und Univer- 
fitäten, ihre Mittel u. ſ. w. wird der Leſer in der Ber 
fhreibung der Einzelftaaten Näheres finden. — 

Wenn wir nun auf das übergeben, was an den Sit— 
ten des Nordamerifaners gerügt wird, fo müflen wir ge- 
fieben, daß die raftlofe Haft, mit der er Alles betreibt 
und die ihn felbft beim Eſſen und Trinken nicht verläßt, 
einen unangenehmen Eindruck auf den Fremden machen 
muß, doch fcheint der immer aufs Neue ausgeſprochene 


76 -» Andiancer, 


Tadel hierüber, wie über das unleidliche Tabaffauen ſchon 
nicht ohne wohlthätige Wirfung gewefen zu fein, und wir 
hoffen namentlich die legtgenannte Untugend, zugleich mit 
der gegen allen Anftand verftoßenden Gewohnheit des 
Nordamerifaners, fih auf Stühlen fchaufelnd, die Füße 
auf den Tiſch oder gegen die Wand auszuftreden, fehr. 
bald verfchwinden zu fehen. — 

Die Zahl der Indianer in den Vereinigten Staaten 
ift Durch Kriege mit der weißen Bevölkerung und mit 
feindlichen Stämmen, nicht minder aber durch verheerende 
Krankheiten und den übermäßigen Genuß des Branntweins 
bis auf etwa 400,000 zufammengefchmolgen, und von die— 
fen wohnt die Mehrzahl weſtlich vom Mifftffippi bis hin— 
unter nah Merifo, wo fie Jagd, Aderbau und Viehzucht 
treiben. Die Hautfarbe des Indianers ift braunroth, gelb- 
braun oder fupferroth, felten bronzefarbig; fein Geficht ift 
breit, die Badenfnochen find ftarf, und Kinn und Nafe 
. breit, aber nicht gedrückt; die Stirn ift niedrig und ſchmal; 
die Augen Tiegen tief und faft ganz wagerecht; das Haar 
ift ftraff und Schwarz; der Bart ebenfalls fchwarz, aber 
meiftens fehr dünn, Die Figur des Indianers ift fchlanf 
und mager, aber fehnig. Die Weiber (squaws) haben dies 
felbe, nur flachere Gefichtsbildung, und langes, ftraffes, 
Schwarzes Haar. Sie haben alle häuslihen und Feldat- 
beiten zu verrichten; der Mann befchäftigt fih nur mit 
Jagd und Krieg. Abgehärtet, gewandt, fich ftets auf feine 
Stärfe und Ausdauer verlaffend, zeigt der Indianer ſtets 
eine durch nichts zu erfchütternde Ruhe und ein ftolzes 
Selbftvertrauen. 

Die Kleidung des im Süden lebenden Indianers, 
Mann oder Weib, befteht in der Regel nur in einer Schürze, 
in einem um die Schulter geworfenen Felle oder einer 
wollenen Dede und in aus einem Stüde weichen Leders 
gefertigten Schuhen (moccasins), Im Norden trägt er 


Andianer. 77 


außerdem auch häufig lederne Hofen (leggins), die mit einem 
Gürtel um den Leib gehalten werden. Seltener, und nur 
bei folchen, welche häufiger mit Weißen in Berührung fomz 
men, fiehbt man lederne oder tuchene Jagdwämſer oder 
bundgefireifte, baummwollene Hemden, Eine Kopfbedeckung 
trägt der Indianer nie, und als Waffe dienen ihm Pfeil 
und Bogen, die Streitart (Tomahawf) und das Scalpir- 
meffer, mit dem er dem überwundenen Feinde die Kopf- 
baut (scalp) abflöfet, welche er als Trophäe an feinen 
Gürtel hängt. Bismweilen ſieht man auch mit Büchſen be⸗ 
waffnete Indianer. 

Grauſam gegen ſeine Feinde, die er ſelten im offenen 
Kampfe angreift, ſondern zu überliſten und in einer. wehr— 
loſen Lage zu überfallen trachtet, ift der Indianer treu und 
aufopfernd gegen feine Freunde, und felbft der Gaft, der, 
einmal. bei ihm aufgenommen, als Feind erfannt wird, 
hat, fo lange er unter dem Dache des Indianers weilt, 
nichts von ihm zu befürchten. Die verfchiedenen Indianer— 
ftämme leben in Dörfern beijammen und bewohnen aus 
Baumzweigen geflochtene, mit Fellen und Decken behan- 
gene, oder aus Erde aufgeworfene Hütten. Jeder Stamm 
bat fein Friedensoberhaupt, deffen Würde in der Familie 
forterbt, und feinen Kriegshäuptling, der aus den Tapfer- 
ften gewählt wird, Beiden zur Seite fteht der Nath der 
Aclteften, 

Nach dem Glauben der Indianer giebt es eine Menge 
Götter, von denen jedem ein gewiffes Departement in ber 
MWeltregierung angemwiefen ift, über welche alle aber der 
große Geift, Kitihi Manitu, herrſcht. Diefem werben 
Dpfer gebracht, damit die Jagd ergiebig, der Kampf fieg- 
reich ausfalle, und Damit er fie vor dem böfen Geifte 
ſchütze. 

Die bedeutendſten, im Miſſourigebiete lebenden India= 
nerſtämme ſind die Pawnees, Winnebagoes, Foxes, Sauks, 


78 Neger. 


Delawares, Shawnees, Cherokees, Oſages, Creeks und 
Kanzas. In Oregon und im und am Felſengebirge hauſen 
die Snakes, Puncaß, Pottawatomies, Dftawas, Siour, 
Crows, die gefürchteten Blackfeet, die Eutaws, die Nez— 
Perces, Flatheads, Pannaks; im texaniſchen Gebirgs- 
lande und in den Hochebenen Neu-Mexikos die Shawnees, 
Comanches u. ſ. w. Alle dieſe Stämme ſchmelzen aber 
immer mehr zuſammen, je mehr ſie von der Cultur in die 
Steppen des Weſtens zurückgedrängt werden, oder ſich 
freiwillig vor ihr dahin zurückziehen. 

Von den 3 Millionen Negern, welche in den Ver— 
einigten Staaten leben und den verſchiedenſten Religions— 
feeten angehören, find gegen 400,000 frei, die übrigen 
Selaven, und zur Hälfte männlichen, zur Hälfte weiblichen 
Gefchlechtes. Die freien Neger leben als Tagarbeiter, - 
Fuhrleute, Handwerker oder Dienftboten, oder treiben fonft 
irgend eine Befchäftigung, um ihren Unterhalt zu erwers 
benz; die große Mehrzahl derfelben ift jedoch fchlechter daran, 
als die Selaven, weil der Neger, mit wenigen Ausnahmen, 
nicht im Stande ift, fi ch ſelbſt zu regieren und für fih zu 
ſorgen. — 

Die Sclaverei in den Bereinigten Staaten von 
Nordamerika hat von jeher der englifchen und feit einigen 
Derennien auch der deutichen Prefje Stoff die Menge dar: 
geboten, gegen die Regierung des Bundes und die ame- 
rifanifche Nation zu Felde zu ziehen und mit einer Sen: 
timentalität zu prunfen, die, bei den Engländern wenig— 
ftens, erheuchelt ift. Wir find weit entfernt von der Abficht, 
uns zu VBertheidigern der Selaverei aufwerfen zu wollen, 
dazu erfennen wir zu gut das Unnatürliche, das Entwür— 
bigende, das in ihr Liegt; wohl aber fühlen wir uns be- 
rufen, halten wir uns für verpflichtet, bier fo kurz wie 
möglih die Entftehung der Sclaverei und die Lage der 
Negerfelaven der Wahrheit getreu zu fcehildern, 


Megerlclaben, 79 


Die Vereinigten Staaten von Nordamerifa, bis zu 
ihrer Unabhängigfeits-Erflärung britifhe Colonien, durften 
als ſolche Feine See, fondern nur Küftenfchifffahrt treiben. 
Mit diefem Monopol für die Engländer verband fich zu— 
gleich jenes, wonach in Nordamerifa nur von ihnen alle 
von der englifchen Regierung zur Einfuhr erlaubten Waaren 
eingeführt werden durften. Zu diefen erlaubten Import— 
artifefn gehörten auch Negerfelaven, von denen im Jahre 
1620 die erfte Ladung in einem holländiſchen Schiffe für 
englifche Rechnung eingeführt wurde, Diefer einen Ladung 
folgten bald mehrere, Mehrere Staaten proteftirten fofort 
gegen die Neger- Einfuhr und wiederholten ihren Proteft 
zu verfehiedenen Malen. Aber nicht allein die Bewohner 
einzefner Provinzen, fondern auch einige englifche Gou— 
verneurs ſprachen ſich gegen diefen Menfchenhandel aus, 
erzielten aber nichts weiter, als daß fie von der engliſchen 
Regierung Verweiſe erhielten, einer fogar feines Amtes 
entfegt wurde, 


Diefe den Staaten von England mit Gewalt aufges 
drungene Selaverei war einer der gewichtigften Gründe 
mit zum Ausbruche der Revolution und wurde auch in 
der Congreßacte vom Jahre 1776 mit aufgeführt, aber 
der darüber entſtehenden Debatte yon Seite einiger füds - 
licher Congregmitglieder wegen, und damit das wichtige 
Document mit Einftimmigfeit abgefaßt Jei, nicht mit ver- 
öffentlicht. Nach der Befreiung vom englischen Joche endlich 
und nachdem der Staatenbund in feiner jetzigen Form 
gebildet worden war, wurde fofort ein Geſetz gegen die 
Sclaveneinfuhr erlaſſen. 


Doch bei dieſem Geſetze allein ließ es die Union nicht 
bewenden; die Neu-Englandftaaten ſchafften bereits in den 
Yahren 1783 bis 1787 die Sclaverei innerhalb ihrer Gren- 
zen ab, und diefen ſechs Staaten folgten binnen wenigen 


80 Meg.rlcaten, 


Jahren die Staaten Delaware, Nemw-Vork, Pennfslvanien 
und New⸗-Jerſey, und fpäter immer mehrere, fo daß zur. 
Zeit nur noch der Diftriet Columbia, Maryland, Virginien, 
Kentucky, Tennefjee, Miffouri, Arkanfas, Miſſiſſippi, Louis 
fiana, Alabama, Süd- und Nord-Carolina, Georgia, Flo— 
vida und Teras Sclavenftaaten find. Bon diefen werben 
binnen furzer Zeit der Staat Kentudy, der Diftriet Co— 
lumbia und der weftliche Theil Birginieng, wenn nicht der 
ganze Staat, dem Beifpiele der nördlichen Staaten folgen. 


Nur nah und nach, wie es gefchehen ift und wie es 
noch geſchieht, kann das von England den Bereinigten 
Staaten auf die Stirn gedrüdte Brandmarf ausgelöfht 
werden, Großbritannien, das fich, feitdem es feine Sclaven 
in Weftindien emaneipirte, mit einer Humanität brüftet, 
die es längft bereut hat und die es wahrlich an den Boers 
am Cap der guten Hoffnung und in Oftindien nicht beweifet, 
. hatte faum 800,000 Selaven, deren Freifauf die Schulden 
eines Landes vermehrte, welches, feine Befisungen einges 
rechnet, etwa 150 Millionen Einwohner zählt, Die Zahl 
der Sclaven in den Vereinigten Staaten hingegen beträgt 
‚etwa 24 Millionen, die, ſchlägt man den Durchfchnittspreis 
per Kopf nur zu 300 Dollars an, einen Gefammtwertb von 
750 Millionen Dollars oder gegen 2000 Millionen Gulden 
haben. Wir fragen: foll der Staatenbund, fann er fi 
mit einer fo enormen Schuldenlaft befchweren, um die 
Eigenthümer zu entfchädigen? Und thäte er es, welche 
Maht wäre im Stande, diefe 24 Millionen Neger zu 
zügeln, Die, wie Jeder, der ihre Natur fennen gelernt hat, 
geftehen muß, ohne Leitung untergehen, oder, leicht ver— 
leitet, einen Kampf auf Leben und Tod gegen die weiße 
Devölferung beginnen würden? Die Sclaverei in den 
Vereinigten Staaten geht, wie gejagt, ihrem fihern Ende 
entgegen, und dieſer geitpunft wird von jedem Bürger 


Negerſclaven. 81 


der Union aufs Sehnlichſte herbeigewünſcht, und am fehn= 
lichſten von den Selavenhaltern felbft, welche Fieber auf 
fiherem Boden, als auf einem Bulfane einhergehen, deffen 
Ausbruch fie und die Jhrigen bedroht, ohne daß die durch 
unfinnige Eiferer vermehrte Gefahr durch einen entfpre= 
chenden Gewinn belohnt würde, Denn bie freie Arbeit ift 
erwieſen billiger als die Srlavenarbeit, und der Wohlftand 
der Scelavenftaaten ſchwindet von Jahr zu Jahr, während 
der der übrigen Staaten auf eine in der Gefchichte bei— 
ſpielloſe Weife fleigt. — 

Der größte Theil der Negerfelaven lebt als Arbeiter 
oder Handwerfer auf den großen Plantagen der ſüdweſt— 
lihen und einiger weftlihen Staaten; die übrigen befinden 
fih in den Städten, wo fie a8 Dienftboten, Arbeiter -oder . 
Handwerfer, oder in fonft einer Eigenfchaft für ihre Be— 
figer befchäftigt find, oder von dieſen vermiethet werden. 

Die Arbeit des auf Plantagen verwendeten Negers 
ift durchſchnittlich die fchwerfte, und doch befteht Die Tags- 
arbeit eines erwachfenen Negers nur im Einfammeln von 
80 oder 100, die einer erwachfenen Negerin im Einfams 
mein von 50 bis 80 Pfund Baumwolle, oder in einer 
Arbeit, die diefer ungefähr gleihfommt. In der Negel 
hat der Neger feine Tagsarbeit um A Uhr Nachmittags 
verrichtet, worauf er bis zu Sonnenuntergang entweder 
jein eigenes Feld beftelft, oder fih für 8 bis 12 Cents 
(12 bis 18 Kr. rhl. oder 3 bis 5 Sgr.) ftündfich bei feis 
nem Herrn für die Abendarbeit verdingt, während bie 
Weiber mit ihrer Haushaltung, mit ihrem kleinen Küchen- 
garten oder anderen Privatarbeiten beſchäftigt ſind. Es 
giebt Feine Negerfelaven-Familie, die nicht im Beſitze eines 
Schweines, Ferkel und Geflügel ift, welche fie, Tiegt die 
Plantage an einem fchiffbaren Fluffe, an die denfelben be— 
fahrenden Dampffchiffe, fonft aber in der nächften Stadt 
verfaufen, wohin fie auch den etwaigen Ueberſchuß des für 

6 


Nordamerifa, 


82 | | Negerſclaven. 


ihren eigenen Gebrauch gebauten Tabaks und anderer Pro- 
ducte ihres Feldes bringen. 


Jeder Neger oder Negerin erhält den Gefesen ge: 
mäß monatlich einen Bufhel unausgehülften Mais, den fie 
auf der in jedem Kamp oder Duarters (Platz, auf welchem 
die Negerhütten einer Pflanzung ftehen) befindlichen Mühle 
zu Mehl oder Grüße mahlen und daraus ihr Brod oder 
ihre Lieblingsfpeife, den Homony, bereiten. Ihre, ebenfalls 
gefetlich vorgefchriebenen, dem Bedarf vollkommen entjpre- 
chenden Rationen an frifhem und gefalzenem Fleifh, Schin- 
fen, Fiſchen, Kartoffeln, Bataten u. |. w. erhalten fie wö— 
hentlich, und zur Bekleidung werden ihnen gegen Beginn 
des Winters für jede Perfon eine Wolldecke zur Capotte, 
dann Wollenzeug zu Beinffeidvern und Schuhe, und gegen 
Sommer das zu Teichteren Anzügen nöthige Baumwollen— 
zeug geliefert. Dies gilt für Arbeitsfähige und Nicht: 
arbeitsfähige. 


Da bie Negerfelaven alfo für ihre nothwendigen Bes 
bürfniffe gar nicht zu forgen haben und ihren Ertraverdienft. 
erfparen können, fo darf man ohne Uebertreibung behaup⸗ 
ten, daß die Mehrzahl älterer Sclaven im Beſitze eines 
Heinen, wenn nicht zum Freifaufe gemügenden Gapi- 
tals iſt. Im Bewußtſein feiner Unfähigkeit, fich ſelbſt zu 
‚regieren, bleibt der Neger aber lieber Sclave, als daß er 
frei wird, Wir könnten eine ganze Reihe von Beifpielen 
anführen, daß freigelaffene Selaven nad) einiger Zeit zur 
Pflanzung zurüdfehrten und um Wiederaufnahme in das 
frühere Berhältniß baten. Auch das fümmerliche Beftehen 
der von amerifanijchen Scelavenhaltern für freigewordene 
Neger an der afrikaniſchen Küſte angelegten Colonie Liberia 
ſpricht dafür, daß der Neger nicht fähig iſt, für ſich ſelbſt 
zu ſorgen und ſich zu regieren. Doch nicht allein dieſes 
Gefühl der Hilfsloſigkeit läßt den Neger die Sclaverei 


Megerfclaben, 83 


der Freiheit vorziehen, hierauf wirft eben fo mächtig das 
Verhältniß ein, in welchem der Sclave faft überall zu ſei— 
nem Herrn und deffen Familie fteht, in deren Mitte, unter 
deren Pflege er geboren und mit der er herangewachfen 
ift, und niemals wird fih ein Pflanzer zum Berfauf eines 
Sclaven entfchließen, wenn er nicht durch die Böswilligkeit 
defjelben dazu gezwungen wird, damit der fchlechte nicht 
die guten verderbe, Hat aber die Zahl der Neger auf 
einer Pflanzung fich durch natürliche Fortpflanzung fo ver- 
mehrt, daß ihr Beſitzer durch ihren Unterhalt zu verarmen 
befürchten muß, fo ift es unter hundert Mal neunundneungig 
Mal der Fall, daß er dem Neger felbft die Wahl überläßt, 
zu welchem der faufluftigen Pflanzer er gehen will, Alle 
jene Sclaven, welche man in öffentlihen Blättern wie 
Waare zum Verkauf ausgefchrieben Tieft, was allerdings 
einen entjeglihen Eindruck auf jeden gefühlvollen Men— 
ſchen macht, find mit wenigen Ausnahmen folhe, welhe 
wegen Erbfchaftstheilung oder in Folge Banferotts ihrer 
Beſitzer zum Berfauf fommen, und diejenigen Weißen, 
melde in den größeren Städten des Südens aus dem 
Ans und Berfauf folher Sclaven ein Gefhäft machen, 
fteben in der allgemeinen Achtung um nichts oder wenig 
höher als die Waare, welche fie feilbieten, — 

Wer fih nah Schilderungen von Didens, Miß Mar- 
fineau, Mr. Wyſe, Naumann und Anderen eine Borftellung 
von der Behandlung der Negerfelaven auf Pflanzungen 
und in Städten macht; wer, wie fie, jede Wunde, Die ein 
Neger an fi trägt, der Graufamfeit des Herrn zufchreibt 
und ganz zu vergefien fcheint, oder wirffich nicht daran 
denft, daß die Sclaven in den Zudermühlen, bei Bauten 
und bei anderen Arbeiten nicht felten ein Glied verlieren 
oder verftümmeln, der mag ſich allerdings davor entjegen; 
wer aber Zeuge der, den Negern wirklich zu Theil mer: 
denden Behandlung gewefen, der muß gefteben, daß viele 

| * 


84. Megerlciaven, 


deutfche Tagarbeiter, Käthner, Jnftleute und wie die am 
Hungertuche nagenden, mit ihre Kräfte überfteigenden Ars 
beiten belafteten Unglücklichen fonft genannt werden mögen, 
weit fchlechter daran find, als die Negerfelaven, deren 
Emaneipation ſchon mander Lord in hochtrabender Rede 
fih annahm, während die Fleimen Pächter auf feinen eige- 
nen Gütern Hungers ftarben. Negerfclaven müffen wie 
ungezogene Kinder beauffichtigt werden, und fo werben fie 
es auch; diefe ruhige Strenge artet nie in ſolche Graus 
famfeiten aus, wie fie fentimentale Engländer ſich aufbin- 
den laſſen, und wie gutmüthige, leichtgläubige Deutfche fie 
ihnen bona fide nacherzählen. Schon derfelbe Grund, der 
den deutſchen Bauer abhält, fein widerfpenftiges Pferd zu 
verftimmeln oder gar zu tödten, würde den Sclavenhalter 
von graufamer Behandlung feines Sclaven abhalten, hiel- 
ten ihn nicht fchon Die Geſetze zur Menfchlichfeit an, erfor- 
derte nicht fchon fein Renommee in der Nachbarfchaft, daß 
jeine Neger gut gehalten würden. Man überzeuge fich 
nur von dem gefunden Ausfehen, der ewig heitern Laune 
diefes Tachenden, fingenden, plappernden Völkchens, und 
man wird nicht mehr an der ihm zu Theil werdenden 
guten Behandlung zweifeln. 

In BVirginien ift es faft auf allen Pflanzungen ein- 
geführt, daß fämmtlihe Sclaven einer Pflanzung in einem 
großen Gebäude beifammen wohnen, bei der großen Nei« 
gung der Farbigen Ccoloured people hören fie fih am Tieb- 
ften nennen) zur Unfittlichfeit ift es aber viel befler, jeder 
Familie, wie es in den übrigen Sclavenftaaten der Brauch 
ift, eine. eigene Hütte zu geben, auf deren Sauberfeit jedoch 
ein fehr wachlames Auge gerichtet fein muß, weil bie 
" Neger, troß ihrer außerordentlichen Eitelfeit, doc feinen 
Degriff von Ordnung haben. Eine folhe Negerhütte ift 
gewöhnlih 16 und 12 Schub groß, bei entfprechender 
Höhe, und in gutem Stande, Nur auf Plantagen von 


Ackerbau. 85 


Franzoſen und Kreolen *) ſieht man hin und wieder bau⸗ 
fällige Negerbütten. % 

Was man aber auch Gutes über die Lage der Neger: 
felfaven vorbringen kann, was fih auch über den Mangel 
ihrer geiftigen Bildungsfähigfeit fagen läßt, die Sclaverei 
ift ein Schandfleck für die nordamerifanifchen Freiftaaten, 
ehe man diefe aber in blindem Eifer verurtheilt, werfe 
man einen Blick auf die Entftehungsweile des Uebels und 
Verne feine wahre Bedeutung und die Unmöglichkeit, ſich 
deffelben zu entfchlagen, in der Nähe fennen **), 





Acerbau und Viehzucht. 


Durhgängig guter und dabei billiger Boden; im All- 
gemeinen günftige klimatiſche Verhältniſſe; natürliche und 
fünftliche Communicationgmittel in jeder nur einigermaßen 
angefiedelten Gegend, und Abgaben, die, kaum der Rede 
werth, yon neu eultivirtem Lande erft nach fünf Freijahren 
erhoben werden, Taffen den bei Weitem größten Theil der 
Devölferung der Bereinigten Staaten fih dem Aderbau 
zuwenden, der nach Flimatifchen und Bodenverhältniffen in 
zwei Abtheilungen zerfällt: in den Plantagenbau des Sü— 
dens und Südweſtens und in den eigentlichen Aderbau, 
der zur Erzielung aller europäiſchen ——— und 
Futterkräuter betrieben wird. 





N Kreolen: in Nordamerika geborene Nachkommen von Süd— 
Europäern. 

*) Außer Weißen, Indianern und Negern giebt es auch noch fol 
gende Mifchlings-Racen: Mifchlinge von Weißen und Indianern wer— 
den Meftizen, die von Negern und Indianern Zamboes genannt. 
Die Nachkommen von einem Weißen und einer Negerin heißen Mu— 
latten; von einem Weißen und einer Mulattin Terzeronen; von 
einem Weißen und einer Terzerone Duarteronen; von einem Weißen 
und einer Quarterone Quinteronen. 


86 Piantagenbau, Ackerbau, 


Der Plantagenbau, der auf großen Pflanzungen 
Durch Negerfelaven betrieben wird, erfordert zum Anfauf 
von Grund und Boden, mehr aber noch zu dem der Scla- 
ven ein bedeutendes Capital. Aus diefen Gründen, aus 
erklärlichem Widerwillen gegen Die Sclaverei und aus Un— 
verträglichfeit des Klimas in den zum Plantagenbau vor- 
züglich geeigneten Gegenden mit der Körperconftitution 
 Eingewanderter, find es, außer einigen wenigen Sranzofen, 
ausschließlich Eingeborene, Die fich mit Diefem Zweige der 
Landwirthfchaft befchäftigen. Wir fünnen uns hier deshalb 
darauf befchränfen, in Kürze anzuführen, daß auf Plan— 
tagen Zuder, Reis, Tabaf und Baumwolle gebaut, Tabaf 
und Baumwolle aber au, neben den gewöhnlichen Ge- 
treidearten, auf manchen von folhen Landgütern erzielt 
werden, auf denen die Arbeit nicht von Sclaven verrichtet 
wird und die in für Deutfche ganz gefunden Gegenden 
fiegen. Auf die Tabafs- und Baummolleneultur werden 
wir daher in unfern „Natbichlägen für den nah Nord— 
amerika auswandernden Landmann“ zurüdfommen. 

Der Aderbau fteht in den ſchon längere Zeit culti« 
virten Gegenden der öftlichen und mittleren Staaten auf 
faft gleiher Stufe mit dem in Deutfchland, und je länger 
eine Strede Landes in den übrigen Staaten bereits der 
Gultur unterworfen war, defto forgfältiger wird der An- 
bau derfelben betrieben, wie einzelne Theile Ohio's, Ken— 
tucki's u. f. w. beweifen. — Der Mais oder türfifche 
Weizen (Indian corn) ift die am meiften angebaute und 
daher auch) in bedeutenden Maffen gewonnene Frucht. Man 
bereihnet die jährliche Maisproduction in den Vereinigten 
Staaten auf ungefähr 600 Millionen Bufhels, von denen 
etwa 230 Millionen Bufhels als Viehfutter, etwa 30 Mil- 
fionen Bufhels zum Branntweinbrennen, 6 bis 7 Millionen 
Buſhels zur Ausfaat und gegen 110 Millionen Bufhels 
für die eigene Bevöfferung gebraucht werden, fo daß bei 


Ackerbau, 87 


Mittelernten, felbft wenn man annimmt, daß die alljährlich 
unter Cultur gebrachten enormen Flächen rohen Landes nur 
das Nöthige für den Bedarf ihrer Anbauer und den Zus 
wachs der Einwanderer produciren, Doc immer noch mine 
deftens 200 Millionen Bufhels Mais zur Ausfuhr fommen 
Tonnen, Bon Weizen wurden in den legten drei Jahren 
durchſchnittlich jährlich 120 Millionen Bufhels gewonnen, 
und davon zum eigenen Bedarf gegen 80 Millionen Bus 
fhels verwendet, fo daß ungefähr 40 Millionen Buſhels 
zur Ausfuhr verblieben, die dem größten Theile nach in 
Geſtalt von Trodenmehl von den atlantifhen Häfen nad 
allen Weltgegenden hin verfendet wurden. Der Anbau 
von Gerfte, wovon im Jahr 1849. etwa 12 Millionen 
Bufhels geerntet wurden, ift im Wachen, feitvem die Bier: 
brauerei in der Union immer mehr und mehr in Auf 
Ihwung kommt. Roggen wird ebenfalls verhältnigmäßig 
wenig gebaut, was feinen Grund darin hat, daß Roggen: 
drod faft nur von eingewanderten Deutjchen gegeffen und 
die Frucht beinahe ausschließlich zum Branntweinbrennen 
verwendet wird, Man fohätt den Ertrag der Roggen: 
ernte des Jahres 1849 auf etwa 30 Millionen Buſhels, 
von denen etwa 6 Milfionen Buſhels auf die Ausfuhr 
gerechnet werden können. Hafer und Buhmeizen, ſo— 
wie Hirfe, Erbfen, Bohnen und Wicken werben für 
den eigenen Verbrauch im Lande genügend gebaut; bie 
Ausfuhr davon ift höchft unbedeutend, — Auf die Urbar: 
mahung des Wald» und Prairielandes, den Bau der ver: 
schiedenen Gerealien, Kartoffeln, Kürbiſſe, Bataten, Melonen 
u. ſ. w. auf Neubruch wie auf bereits cultivirtem Boden 
u. ſ. w. werden wir in der ausführlichen Beſchreibung aller 
Zweige der amerikaniſchen Landwirthſchaft zurückkommen. 
Der Umſtand, daß der amerikaniſche Ackerbauer (farmer) 
fein rohes Land urbar macht, um fih und den GSeinigen 
eine bleibende Wohnftätte zu gründen, fondern nur, um es 


88 Ackerbau, Obftbau, Weinbau. 


bei erfter vortheilhafter Gelegenheit fammt allen Verbeſſe— 
rungen (improvements), die er darauf gemacht, an einen 
Nachzügler zu verfaufen, bewirkt unter anderen Uebelftän- 
ben auch den, daß er feine Arbeit unternimmt, deren Früchte 
erft nad) Jahren reifen, weshalb der Obſtbau in Nord⸗ 
amerifa, die’ älteren Staaten ausgenommen, auf einer nie- 
drigen Stufe fteht. Aepfel, Birnen, Pflaumen, Kirfchen, 
Duitten, Aprifofen, Pfirfiche, Nüffe Kiefern die nördlichen, 
mittferen und weftlihen Staaten, Drangen, Kaftanien, 
Feigen, Granaten, Mandeln, Oliven der Süden in Menge. 
Auch Stachel⸗, Johannis-⸗, Him- und Brombeeren gedeihen 
in den meiften Staaten auf’8 Ueppigſte, und wenn der 
amerifanifhe Landmann erft einmal dem Obft- und Gar— 
tenbau eine größere Aufmerffamfeit widmen wird, fo wird 
der Ertrag ein zugleich an Duantität und Qualität befferer 
werden, | 
Der Weinbau hat in den Testen Jahren, wie wir 
in der näheren Befchreibung der weftlichen. Staaten zeigen 
werden, einen: erfreulihen Aufihwung genommen, und 
fommt das Verdienſt, ihn begonnen und auf feine jegige 
Stufe gehoben zu haben, unbedingt den deutfchen Anſied⸗ 
lern zu, die namentlich vom Rhein her Neben einführten, 
Weingärten und Weinberge anlegten und um die Verede— 
Yung des Weinftods eifrigft bemüht waren. Es dürfte die 
Zeit nicht fern fein, wo Amerifa feinen Bedarf an Ieichtes 
ven Weinen vollfommen durch die innerhalb feiner eigenen 
Grenzen gezogenen Weine befriedigen, ja einft, befonders 
wenn unternehmende und vermögende Männer den Wein— 
bau in Teras mit Nachdrud betreiben, den Wein unter 
feine Ausfuhrartifel zählen wird. — 
Ä Die ausgedehnten Prairien des Wefteng und die Wales 
dungen, dazu ein im Allgemeinen äußerſt günftiges Klima 
weifen den amerifanifchen Landwirth vor Allem auf das 
Bortheilhafte des Betriebs der Viehzucht hin. Man 


Vichzucht, Staatsländereien, 89 


findet daher alfe, meift aus England ftammenden, europäi— 
fhen Viehracen, von deren Zucht daffelbe gilt, was wir 
vom Acker⸗ und Obftbau fagten, daß nämlich die älteren 
Staaten hierin den meiften Ländern Europas wenig nach— 
ftehen, in den jüngeren Staaten hingegen wohl unzählbare 
Heerden von Rindvieh und Schweinen und eine Menge 
Pferde, Schafe, aucd Geflügel alfer Art gezogen werden, 
deren Zucht jedoch feine genügende Aufmerffamfeit gewidmet 
wird, Wenn erft einmal die jüngeren Staaten fo lange 
angebaut fein werden, wie jetzt die älteren, wenn der aus— 
gefogene Boden den Landmann auf Düngergewinnung und 
dadurch auf wenigftens theilweife Stallfütterung verweilen 
wird, fo wird ſich auch die Viehzucht im Weften heben, 





—  Staatsländereien 


Alle innerhalb der Grenzen der Vereinigten Staaten 
liegenden, nicht im Privatbefig befindlichen, uneultivirten Län⸗ 
dereien find Eigenthum der Bundesregierung, und fteht den 
Einzelftaaten, in denen fie Tiegen, Feine Verfügung darüber 
zu. Die Verwaltung diefer, Congreßland genannten Lände— 
reien hat das in Wafhington befindliche General-Domainen= 
directorium (General land-office), welches die Vermeſſung 
derfelben, die Anfertigung der Karten und die Verfteiges 
rung dur) bie Direct unter ihm ftehenden Unterbeamten 
beforgen läßt. Alle diefe Staatsländereien find in acht 
Diftriete, von denen jeder unter einem General-Bermefz 
ſungsdirector (surveyor general) fteht, und diefe wieder in 
Kreife, unter einem Landbureau (land-office), eingetheilt. 
Jedes Landbureau wird von zwei Beamten, einem Hypo— 
thefenverwalter und einem Cinnehmer, geführt. Der Hy _ 
pothefenverwalter (recorder) hat die gemachten Landver— 
käufe zu regiftriven, der Einnehmer (collector) beforgt das 


9 Staatsländereien. 


Kaffengeihäft und fertigt Die Duittungen über die Land» 
käufe aus). 

Zur leichteren Drientirung der Beamten wie der Käus- 
fer find ſechs für die ganze Union geltende Hauptmeridiane 
angenommen, welde gewöhnlich bei der Mündung eines 
Fluſſes oder bei fonft einem genau Fenntlihen Punkte bes 
ginnen und von Norden nah Süden durch ſämmtliche 
Staaten laufen. Diefe Hauptmeridiane werden jeder durch 
von Oſten nad Weften laufende Grumdlinien (base-lines) 
vechtwinfelig durchſchnitten, fo daß ſich Duadrate bilden, 
und num theilen die Landmeffer (surveyors), welche unter 
den General-Bermeffungsinfpeetor fteben, diefe Quadrate 
durch auf die Grundlinie, öftlich und weftlich von der Me- 
ridianlinie, von 6 zu 6 Meilen errichtete Linien (ranges) 
in Kantone oder Graffchaften (counties) und diefe wieder 
in Stadtſchaften (townships), deren jede 36 Duadratmeilen 
oder 23,040 Acres enthält. Eine ſolche Stadtihaft wird 
in 36 gleiche Sertionen von 1 Duadratmeile oder 640 
Acres abgetheilt, und diefe wieder in 8 Theile zu 80 Acres 
(lots). Die 36 Dundrat-Sectionen jeder Stabtfchaft find 
von 1 bis 36 numerirt, und beginnt diefe Numerirung 
allemal bei der nordöftlichften Section als Nr. 1, geht an 
der Nordgrenze entlang bis zur nordweftlichften Section, 
melde alfo Nr, 6 erhält, beginnt wieder mit Nr. 7 in der 
zunächſt füdlih an Nr. 6 grenzenden Section, und fährt 
in gerader öftlicher Richtung mit 8,9, 10, 11 und 12 fort, 
von wo aus bie unter Nr, 12 liegende Section mit Nr. 13 
bezeichnet wird. Bon Nr. 13 nah Weften hin erhält die 
Sertionen-Reihe die Nr, 14, 15, 16, 17 und 18. Mit 
Nr. 19 wird dann wieder die unter Section 18 liegende 
Section bezeichnet, und fo fort bis zu Nr. 36, wie au 
die hier folgende Figur einer Stadtfchaft deutlich zeigt: 


*) Ein Berzeichniß der öffentlichen Landbureaur folgt im Anhange, 


' Staatsländereien: Derkauf.- 91 





65773291 
"71 8 91011112 
18171615 14113 
1207210321 
30 2972812726125 
3132)33134135136 


























Jede einzelne diefer 36 Sertionen ift wieder in 4 gleiche 
Biertelfertionen a 160 Acres getheilt, | 

Sp wie fih die Bundesregierung in jedem Staate 
oder Territorium eine Stadtichaft von 23,040 Acres zur 
Dotation von zu errichtenden Univerfitäten vorbehält, eben 
fo referpirt fie fih zur Errichtung von Schulen in jeder 
Stadtfchaft die Sertion Nr. 16, die alfo nicht erftanden 
werden kann. 9 | 
| Auf der alljährlich zur Berfteigerung von Congreß— 
and angefegten, durch Die Zeitungen befannt gegebenen 
öffentlichen Auction wird das vom Präfidenten der Ver: 
einigten Staaten zum Berfauf beftimmte Land zu 14 Dollar 


pro Acre aufgeworfen und darf nicht billiger abgegeben 


werden. Der Kaufpreis muß baar erlegt werben, und 
der Käufer erhält dafür eine Interimsquittung des Ein- 
nehmers des betreffenden Landbureaus, die fpäter gegen 
die vom General-Domainendireetorium in Wafhington aus- 
geftellte Befigurfunde (title-deed) ausgewechfelt wird. Bei 
diefen öffentlichen DVBerfteigerungen dürfen nur Parzellen 
von 160 Acres zum Verkauf geftellt werden, alle: Länder 
reien aber, welche feinen Käufer fanden, fünnen nach der 
Verfteigerung zu jeder Zeit zum Minimumspreife von 
14 Dollar pro Acre von den betreffenden Landbureaug, 
und dann auch in Parzellen von SO und 40 Aeres erftan- 
den werden. Nur für den Fall, dag ſich bei Vermeſſungen 
Parzellen von weniger als AO Acres, oder von anderer 
Größe als 40, 80, 160, 320 oder 640 Acres ergeben, ift 


92 - Verkauf, Ciaimrecht, 


> 


Gongreßland anders als in !/,, Ya, Ya, 1/, und Alıe 
Sectionen zu befommen. Bei nicht auf öffentlichen Ver: 
fteigerungen verfauften Congreßländereien gelten diefelben 
Bedingungen wie bei den auf den Auctionen verfauften: 
das Land muß baar bezahlt werden und der Käufer erhält 
vorläufig eine Duittung vom Einnehmer, die fpäter gegen 
Die amtlich ausgeftellte Befigurfunde umgetaufcht wird. 
Für wenig oder gar nicht bemittelte Anſiedelungslu— 
ftige gewährt das bezüglich des Congreflandes beftehende 
Claimright (Anſpruchs- oder Beſitzergreifungsrecht) befon- 
dere Vortheile, Es fönnen nämlich alfe bereits vermeffenen 
Staatsländereien in Duantitäten von nicht weniger als 
80 Acres*) und nicht mehr als 160 Acres von Jedem, der 
21 Zahre alt und amerifanifcher Bürger ift, oder feine Er- 
Härung abgegeben hat, Bürger werden zu wollen, und der 
nicht bereits 320. Acres Land eigenthümlich befist oder ſchon 
früher vom Glaimrecht Gebrauch machte, in Befts genom- 
men werden, ohne daß baare Zahlung dafür zu erlegen ift. 
Wer alfo eine bereits vermeffene, noch unverfaufte 4 oder 
4 Section Congreßland findet, die ihm gefällt, der beftellt 
‚einen Theil davon, als ob es fein Eigenthum wäre, und 
nachdem er dadurch bewieſen hat, daß er daſſelbe für ſich 
zu erwerben gefonnen ift, geht er mit zwei feine Arbeiten 
eidlich beftätigenden Zeugen auf das Landbureau, in beffen 
Bezirk jenes geclaimte Land liegt, giebt genau Stabtfchaft, 
Section und Sectionstheil dejjelben an, und läßt fich, gegen 
2 Dollars Gebühr, als Raufluftiger für das geclaimte Land 
eintragen. Hat er dann innerhalb eines Jahres vom Tage 
der Eintragung an, ein Wohnhaus auf dem geclaimten 
Lande erbaut, Land urbar gemacht und umzäunt, und er- 
legt er num für jeden geclaimten Acre den Minimumspreig 





*) Nur im Falle, daß von einer Achtelfection von 80 Acres die 
Hälfte bereits verfauft iſt, kann eine Sechszehntelfection yon 40 Aeres 
geelaimt werden. 


Llaimrecht, Syuatters, 93 


von 14 Dollar, fo erhält er die Befisurfunde Darüber zus 
geſtellt. Innerhalb des durch Eintragung geficherten Frift- 
jahres darf das geclaimte Land weder öffentlich, noch unter 
der Hand verfauft werden, wohl aber kann ein zweiter 
Claimer durch Deponirung der ganzen Kaufſumme beim 
Landbureau das vom erften Claimer geficherte Land für den 
Fall in Anfpruch nehmen, daß der Erftere den eingeganz 
genen Berpflichtungen irgendwie nicht nachfommen, alſo 
nach Ablauf des Friftiahres feine Anrechte auf das Land 
einbüßgen ſollte. Nachgemwiefene Krankheit oder andere nicht 
zu befeitigende Hinderniffe bewirfen eine Verlängerung der 
gefeglichen Claimfrift audy über ein Jahr hinaus, 

Eine dritte Art des Erwerbes von Congreßland tft 
die durch das Vorkaufsrecht (preemption-right) geficherte, 
der jedoch die eben erwähnte vorzuziehen iſt. Nicht auf 
dem Landbureau eingetragene Anftedler auf unverfauften 
Staatsländereien (squatters) haben, fobald fie durch Er— 
bauung eines Wohnhaufes und Urbarmahung einer Fläche 
des von ihnet bewohnten Landes die Abficht zu erfennen 
gegeben haben, daffelbe zu erwerben, ſich das Borfaufsrecht 
gefichert, welches darin befteht, daß fie bei der über das 
von ihnen angefiedelte Land anberaumten öffentlichen Ber- 
fteigerung daſſelbe zu dem Preiſe für fich nehmen dürfen, zu 
welchem es dem Höchftbietenden zugefchlagen wurde, Oder 
bietet Niemand den Minimumspreis von 14 Dollar pr. Acre 
dafür, fo fteht es ihnen, dieſen Squatters, frei, daffelbe 
für 1! Dollar als ihr Eigenthum zu erwerben. In der 
Regel find die Squatters wegen Mangel an baarem Gelde 
nicht im Stande, als Käufer aufzutreten, wenn bie von 
ihnen bewohnte Parzelle zur Verfteigerung fommt, und da 
ziehen fie es vor, ihr gefesliches Vorkaufsrecht und die 
Berbefferungen, welche fie auf dem Congreßlande gemacht 
haben Cimprovements) gegen eine bilfige Entfchädigung an 
einen Kaufluftigen abzutreten. 


94 Militairlandfcheine, 


Die Einrihtung, daß folhen Soldaten, welche in der 
Armee der Vereinigten Staaten einen Krieg mitgemacht, 
Staatsländereien Cbounty lands) gegeben werden, haben end- 
lich noch eine andere Art des Congreßlandhandels hervor⸗ 
gerufen, Alle jene Soldaten nämlich, welche den Krieg 
gegen Merifo mitmachten, erhielten außer ihrem Solde eine 
Landfchenfung von 160 Acres, und zwar dergeftalt, daß 
ihnen eine bei jedem Landbureau zu rejpectivende Negie- 
rungsanmweifung (military land-warrant) auf 160 Acres Land 
eingehändigt wurde, Die meiften der Soldaten haben 
diefe Warrants für 80 bis 150 Dollars an Speeulanten 
verfauft, die fie mit einigem Gewinn wieder an Anfiede- 
fungsluftige verfaufen, und dieſe fuchen fih nun in irgend 
einem Theile irgend eines Staates der Union für jeden 
in ihren Händen befindfichen Landwarrant 160 Aeres ver: 
meffenes und noch unverfauftes Congreßland aus, und geben 
die Negierungsanmweifung dem Landbureau als vollgültige 
Zahlung. 


3 





Handel, Schifffahrt, RE CRETBERNT, Gredit, Banken, 
Zinsfuf. 

Bis zur Befreiung vom englifchen Joche waren Hans 
del, Schifffahrt und Manufacturen der Vereinigten Staaten 
durch Befchränfungen aller Art gedrüdt; amerifanifche 
Schiffe durften nur Küftenfchifffahrt betreiben, gewiſſe Fa— 
brifen, wie Hutz, Eiſenwaaren- und andere Fabrifen, durften 
nicht angelegt werden, Zolllinien im Lande felbft hemmten 
den innern Verkehr, für Hafenbauten, Leuchtthürme, Fluß- 
eorrectionen *) u. f. w. geſchah nichts, kurz, die Regierung 
Großbritanniens ergriff jedes Mittel, um ihre Colonien in 





*) Für Fluß: und Hafenbauten hat das Schagamt für das Jahr 
vom 30. Suni 1850 bis dahin 1851 die Summe von 1,035,500 Doll. 
in Anfchlag gebracht. 


Kandel, Schifffaher, 95 


einer möglichft großen Abhängigfeit vom Mutterlande zu 
erhalten. | 

Trog aller diefer Hemmniffe hatten fich die Staaten 
dennoch durch unermüblihe Thätigfeit zu einem gewiffen 
Grade von eommerziellem Berfehr emporgefhwungen, als- 
fie die Kette brachen, mit welcher Großbritannien jede ihrer 
freieren Bewegungen zu feffeln fuchte, und jenen glorreichen 
Kampf begannen, deſſen Preis ihre Unabhängigfeit war, 
Aber unter den großen Opfern, die diefer Kampf erforderte, 
fanf auch der Handel der Staaten, der erft nach Jahren 
wieder aufzublühen begann, gehoben durch die günftige Lage, 
die natürlichen, glüdlichen Verhältniffe des Landes, ben 
Unternehmungsgeift der Nation und eine aus dem Bolfe 
felbft bervorgegangene Wegierung, die alle innern Zoll 
ſchranken fallen ließ, alle Ausgangszölle, direste Steuern 
und Monopole aufhob, und durch Schußzölle*) die Ges 
werb- und Fabrifthätigfeit kräftig unterſtützte. 

Kaum bemerkbar, wie erwähnt, war Anfangs das 
Wiedererwachen der Handelsthätigfeit der Union; der Krieg 
hatte die Capitalien des Landes verſchlungen, fremde Ca— 
pitalien ihm entzogen und eine Schuldenlaft gefchaffen, welche: 
alfen Berfehr zu erdrücken ſchien. Dennod und obgleich 
fih im Jahre’ 1813 ein abermaliger bis 1815 währender 
- Krieg mit England entfpann, fehen wir die Vereinigten 
Staaten fhon im Jahre 1818 im Befise einer Handels- 
flotte son 1,225,284 Tonnen, die 1828 auf 1,741,391, im 
Sahre 1838 auf 1,995,639 und 1848 auf 3,155,051 Tonnen 
angewachfen war, alfo in einem Zeitraum von 30 Jahren 
um 150 Prozent flieg, und nach dem Testen Cenfus waren 
89,097 Perſonen mit Schifffahrt und 117,067 Verfonen 
mit Handel beichäftigt. 

Wenn der Krieg von 1813 bis 1815 vorübergehend 





*) Der Zolltarif der Bereinigten Staaten folgt im Anhange, 


96 Schifffahrt, Manufacturen, 


feinen nachtheiligen Einfluß auf Handel und Schifffahrt 
übte, fo gab er Dagegen der Fabrifsthätigfeit einen mäch— 
tigen Impuls, indem die Zufuhr von englifchen Fabrifaten 
gänzlich abgefchnitten, Die von andern Ländern fehr erfchwert 
waar, und ſomit die Selbftergeugung der nothwendigſten Ma- 
nufacturen und anderer Waaren erheifchte, Mit Metall: 
reichthum gefegnet, lag die Hebung des Bergbaues, ber 
gegenwärtig gegen 16,000 Perſonen bejchäftigt*), und die 
Errihtung von Metallwaaren-Fabrifen nahe, und die be— 
deutenden Baummollenernten, welche nicht ausgeführt mer- 
den fonnten, riefen Baumwollenfpinnereien, Kattun⸗ und 
ähnliche Fabrifen ins Leben, die auch nach dem Kriege fort: 
beftanden, durch weitere Anlagen vermehrt wurden, und, 
nach dem Testen Cenſus, 791,749 Perſonen befchäftigten. 
Sp fam es, daß ſich die Einfuhr von Jahr zu Jahr, im 
Berhältniß zur wachfenden Bevölferung, verminderte und 
z. B. in den fechs Jahren von 1836 bis 1842 von etwa 200 
auf 100 Millionen Dollars herabfanf, während die Ausfuhr, 
durch die von Jahr zu Jahr wachfende Production von 
Baumwolle, Zuder, Reis, Tabaf, Getreide, Butter, Fleifh, 
Talg, Käfe, Pottafche, Hopfen, Salz, Del, Eifen u. ſ. w. 
unterftüst, und Dur eine weife Beauffihtigung der Güte 
und Berpadung der zur Verſchiffung beftimmten Waaren 
in ihrer Neellität bewahrt, in demfelben Maße ftieg**), 





*) Die Californifchen Goldgräber nicht mitgerechnet. 

**) Werth der Waaren-Einfuhr in die Vereinigten Staaten : 
von Anfang Suli 1845 bis Ende Juni 1846 121,691,797 Dollars. 
— en, BA Ay 18471285545, 


Werth der Wanren-Ausfuhr aus den Vereinigten Staaten: 
von Anfang Juli 1845 bis Ende Juni 1846 102,141,893 Dollars. 
sr or ABAb „ar 9827. 150,637.464 7 
ch J. 1848 betrug die Zolleinnahme der Union 31,757,071 Doll, 
Der Gefammtbetrag des Binnenhandels kann, ſoweit er fich ermitteln 
läßt, auf wenigftens 550 Millionen Dollars hährtich angeichlagen werden. 


Credit, Banken, 97 


Zur Hebung des Handels, der Schifffahrt und ber 
Manufacturen trug aber auch das in Nordamerifa herr- 
chende, in feiner oft zu weit gehenden Ausdehnung mit 
Recht angefochtene Ereditfpftem einen nicht geringen Theil 
mit bei. Der Credit hat fi in den Vereinigten Staaten 
mehr als anderswo als Hebel von riefiger Kraft gezeigt, 
der durch fein doppeltes Streben nad) Gleichheit und Aſſo— 
eiation einen wohlthätigen, forialen Einfluß ausübt, Sn 
allen Ländern der Erde fucht das Capital fich zu eoncen- 
triren und fo eine finanzielle Feudalherrſchaft zu gründen; 
eine Menge gut ausgeftatteter Creditanftalten hingegen ar- 
beiten diefem Streben entgegen und bewirken bis auf einen 
gewiffen Punft die Neutralifation jener Concentration der 
Gapitalien. Gut organifirte Erebitinftitute verfchaffen dem— 
jenigen gegen mäßigen Preis die Mittel zur Thätigfeit, 
der moralifhe Garantien einzufesen hat, deſſen Geſchicklich⸗ 
feit, deffen Ehrenhaftigfeit und Fleiß als Bürgfchaft gelten; 
fie bewirfen durch die Emiffion von Banfactien eine Er- 
feichterung der Affoeiation der Heinen Capitalien; fie bes 
günftigen überhaupt die Heinen Capitalien und den redlichen 
und fähigen Arbeiter, ohne deshalb Die großen Gewerb— 
oder Handeftreibenden von dem Genuffe ihres Ereditfyftems 
auszufhließen. In Ländern, mo der Credit nur wenig oder 
gar nicht entwidelt ift, hat nur der Reiche und ausnahms- 
weile auch fein Begünftigter Credit, da fließt aller Gewinn 
dem einmal vorhandenen, in einzefnen Händen liegenden 
Sapitale zu, und der Nichtvermögende arbeitet fich fchwer 
oder nie aus der Lage der Abhängigfeit vom Beftgenden 
heraus, Anders ift es in Nordamerifa, dort find, wie an- 
geführt, Nechtfchaffenheit und Thätigkeit vollgültige Bürg- 
haften, auf welche die Mittel erhoben werden Fünnen, fie 
geltend zu machen, und wenn auch diefe Bürgschaften bis- 
weilen durch den Drang der Verhältniſſe fich als nicht er— 
fasfähig beweifen, wenn andrerfeits Beifpiele aufzuführen 
Nordamerika, 7 


98 Ä Banken, 


find, daß ein Vertrauen auf ſolche Garantien zum Nach— 
theife, ja zum Ruin der Bertrauenden führte, fo darf man 
doch aus folhen Fällen Fein Berdammungsurtheil über das 
in NRordamerifa beftehende Greditfyftem und insbeſondere 
über die baffelbe befonders repräfentirenden Banken der 
- Bereinigten Staaten fällen, 


Srren wir nicht, fo wurde die erfte Bank im Jahre 
1690 in Maffachufetts errichtet; in Süd⸗Carolina entftand 
die erfte Banf im Jahre 1712, in Pennſylvanien im Jahre 
4723. Bis zum Jahre 1787 beftanden nur diefe drei Ban- 
fen, im Jahre 1805 aber fchon 80, mit einem Capital von 
45 Millionen Dollars, 1830 war ihre Zahl bereits auf 
320 mit 108 Millionen Dollars Capital, im Jahre 1834 
auf 506, 1835 auf 704, 1836 auf 713, 1837 auf 788, 1838 
auf 829, 1839 auf 840, 1840 auf 907 angewachfen, von 
denen jedoch 507 in Folge der Nachwehen der durch den 
Tall der Bereinigten-Staaten-Banf berbeigeführten Krifis 
vom Jahre 1837 ihre Zahlungen ganz oder theilmeife ein- 
ftellen mußten, oder fie erft fpäter wieder aufnahmen, Ge— 
genwärtig zählt man in den Vereinigten Staaten 750 Banfen 
mit einem Capital von über 200 Millionen Dollars, fo daß 
bei einer- Bepölferung von 224 Millionen faft 10 Dollars 
auf den Kopf treffen, 


Sämmtlihe Banfen in der Union find Privatunter- 
nehmungen, die, je nad) den verfchiedenen darüber beftehen- 
den Gefegen und Verordnungen der einzelnen Staaten, ges 
wiffe Bedingungen zu erfüllen haben, Wenn wir bier die 
im Staate Ohio beftehenden Banfverordnungen anführen, 
fo geben wir unfern Lefern darin die Hauptbeftimmungen 
der. in allen übrigen Staaten geltenden Banfgefese, In 
Ohio ftehen alle Banfen unter der Controle einer von der 
Staatsregierung eingefesten Banfeommiffion. Keine Banf 
darf Schulden eontrahiren oder Banfnoten ausgeben, deren 


Zingfuß, . 99 


Werth ihr Banfcapital anderthalb Mal überfteigt, auch 
darf feine Banf Fleinere Noten als zu 5 Dollars jede 
einzelne ausgeben, (In vielen Staaten, z. B. New-York, 
New⸗-Jerſey ꝛc., giebt es fein die Größe der Banknoten 
befchränfendes Gefeg.) ine Banf, die ihren Zahlungs- 
verbindfichfeiten nicht nachfommt, wird gefchloffen, und ihre 
Actionärs dürfen nie wieder eine Bank eröffnen. Alfe 
Banken bedürfen zu ihrem Gefchäftsbetrieb und zur Noten 
ausgabe der Genehmigung der Staatsregierung. 

Wenn dur die Menge der beftehenden Banfen fchon 
der Geldverfehr gefördert wird, fo trägt der hohe Zinsfuß 
auch wefentlih dazu bei, dem Handel der Union fremde 
Gapitalien in Menge zuzuführen. Anftatt daß, wie 3.8. 
in Baiern und einigen anderen Ländern Europas, Die ganze 
Finanzfunft darin gefucht zu werben feheint, den Zingfuß 
im Lande möglichft herabzudrüden, um an den Zinfen für 
die Staatsfhulden zu fparen, wodurd fremde Gapitalien 
ferngehalten und die eigenen Capitalien denjenigen Nach— 
barftaaten zugeführt werden, in denen bei gleicher Sicher- 
heit eine höhere Nente erzielt werden fann, find die legis— 
fativen Gewalten der. verfchiedenen Staaten des Bundes 
bemüht gewefen, ie nad dem Geldbedürfniffe der Bevöl— 
ferung und des Staates felbft, einen hohen Zinsfuß, zu— 
gleich aber auch Strafen gegen den Wucher feftzufesen. 
worüber folgende Tabelle das Nähere enthält: 


: Staaten. Be Wucherſtrafen, 


Mate. ph . Derwirfung der Schuldforderung. 
New-Hampfpire 6... Verwirkung des dreifachen Betrages des 
ungefeglih Genommenen. 
Bermont ... 6.. Berfuf des Erwucherten und Zahlung der 
Procepfoften. 
Maſſachuſetts . 6.. Berwirfung des dreifachen Betrages des 
ungefeglih Genommenen. 
Rhode-gsland 6... Verluſt von Capital und Zinfen. 
7* 


190 


Geſetzl. 
Staaten. 
Gonnecticut . * —* 
J 
New-erfey .. 6... 
Pennſylvanien 6 
- Delaware .. 6 


.+ 


Zins fuß. 


Wucherſtrafen. 


Verluſt der Schuld. 
desgl. 
desgl. 
desgl. 
desgl. 


Maryland ... 6.. Wuchercontracte ungültig. 
(bei Borfhüffen auf Tabak 8 8.) 


B 


Nord-Carolina 6 
Süd-Carolina.. 7. 


TI BORPESEERER, . SPS 
Alabama ... 8,. 


Miffiffippi ... 


8:3 
(bei Eontracten 10 $.) 
Lönifiana ... 9 
Tenneſſee ... 6. 
Dr nn 0 
6 

) 

6 


..® 


Sndiana . ... 
(bei Eontracten 10 8. 


FUNDS. 2:2 12, 


. % 


.% 


Mifiouri .... 6.. 
(bei Eontracten bis 10 $.) 

Midigan -».. 7... 

Arlanlad . -.+: 9%. 
(bei Eontracten bis 10 2.) 

J 
\ * 

J ER 
(bei Contracten bis 10 2.) 

Wisconfin ... 7. 
(bet @ontracten bis 12 2) 


Berwirfung des doppelten Betrages des 

ungefeglihd Genommenen, 
desgl. 

Berwirfung des Wucher- und des gefeb- 
lihen Zinfes, fammt Koften. 

Berwirfung des dreifadhen Betrages des 
Erwucherten; Contracte ungültig. 

Verwirkung des Wurher- und des gefeß- 
lichen Zinfes. 

Verwirkung des Eriönderten; - 


ee ungültig. 
desal. 
desgl. 
 Berwirkung bes doppelten Betrages bes 
. ungefeglih Genommenen. 
Berwirfung des dreifachen Betrages des 
Wucherzinſes. 
Verwirkung der Zinſen und des Erwucher⸗ 
ten. 
Verwirkung des Erwucherten und eines 
Viertels der Schuldforderuug. 
Verwirkung des Erwucherten, Contracte 
ungültig. 
Verwirkung der Zinſen und des ungeſetz— 
lich Genommenen. 
desgl. 


Verwirkung des dreifachen Betrages des 
Erwucherten. 





Gewerbe, patentwelen. Bi‘ 


I * » 0 
[2 . 747 x > 


> ) BEI) 


Gewerbe, Patentwefen, 


Das in den Vereinigten Staaten herrſchende Credit— 
‚foftem, die Schußzölfe und die natürlichen und künſtlichen 
Communicationswege des Landes, ſowie die Unbedeutend- 
heit der auf allen Zweigen der Induftrie Taftenden Abgaben. 
haben, im Verein mit Gewerbefreiheit und Freizügigkeit, 
ihren mwohlthätigen Einfluß auf die Gewerbe geübt, und 
der fcheinbare Nachtbeil, welcher ihnen aus den geltenden 
hohen Arbeitsföhnen erwächft, verſchwindet gegen die Vor— 
theile, weldhe die zur Erfparung von Menfchenfräften 
erfundenen Mafchinen und Handwerfsgeräthe dem Hand» 
werfer gewähren. 

Die Bundesregierung hat daher auch ihre bejondere 
Aufmerffamfeit dem Patentwefen zugewendet und ſich 
den Schuß des Eigenthums von Erfindern und Verbeſſe— 
rern von Erfindungen mehr als andere Negierungen ans 
gelegen fein laſſen. Sie hat in Wafhington ein Patents 
bureau errichtet, bei welchem fich Erfinder oder VBerbeflerer 
yon Erfindungen, von Handwerfögeräthen, Mafchinen, 
chemifchen oder anderen Präparaten das ausschließliche Aus 
übungsrecht ihrer Erfindung auf 14 Zahre fihern Fönnen. 
Die zur Erlangung eines Patents zu erfüllenden Vorbe— 
dingungen beftehen darin, daß der Patentnachfucher eidlich 
erhärtet, daß er felbft der Erfinder oder Berbefferer iſt; 
daß er eine in englifcher Sprache abgefaßte, möglichft aus— 
führliche Befchreibung feiner Erfindung, fammt genauem 
Modell, Duplicatzeichnung, oder Probe Davon beim Patent- 
bureau einreicht und die Patentgebühr erlegt. Ergiebt die 
amtliche Prüfung alsdann, daß die zu patentifirende Erfins 
dung noch nicht, oder noch nicht in diefem Grade der Bers 
vollfommnung in den Vereinigten Staaten eriftirt, fo wird 
das Patent ausgefertigt und ausgehändigt, Amerikanifche 
Bürger und folhe Ausländer, welche fi ein Jahr lang in 


102 patentwelen. 


den Vereinigten Stoaten aufgehalten und die nöthigen Schritte 
zur ſpäteren Erlangung des Bürgerrechts gethan haben, 
haben für ein Patent 30 Dollars, Engländer 500 und alle 
anderen Ausländer 300 Dollars zu erlegen. Da nur Er 
findern Patente ertheilt werden, fo find in der Union Feine 
. Einführungspatente zu befommen, Patentinhaber können 
ihre Patente aber jederzeit veräußern, Erfindungen, auf 
welche bereits in anderen Ländern Patente genommen wur= 
den, fönnen auch in den Vereinigten Staaten Patente er- 
halten, jedoch wird die vierzehnjährige Dauer derſelben 
alsdann von dem Tage an gerechnet, von welchem das ältefte 
auswärtige Patent batirt ift. 

Sp hat aud das Patentwefen wefentlich dazu beige- 
tragen, die Gewerbe in den Vereinigten Staaten, vorzüglich 
in den mittleren und öſtlichen, auf eine Stufe der Aus— 
bildung zu heben, welche felbft die gejchiefteften aus Europa 
einwandernden Handwerfer nöthigt, fih in der neuen Hei- 
math noch einmal einer Lehrzeit zu unterwerfen, um mit 
Erfolg mit ihren Gefhäftsgenoffen eoneurriren zu können. 

Die einzelnen Gewerbe, die Art und Weife, wie fie 
in Nordamerika und mit welchem Erfolge fie dort betrie- 
ben werden, und welche Ausfichten fich diefem oder jenem 
Handwerfer dort darbieten, behandelt die dritte Abtheilung 
diefes Buches. 





Landſtraßen, Eanäle, Eifenbahnen, Boften, Telegraphen. 


In den meiften feiner Theile eben, ift das Land vorzüg- 
Sich zur Anlegung von Kunftftraßen und Wegen überhaupt, 
fowie von Eijenbahnen geeignet. Wo faum die Eultur 
"des Bodens begonnen, breitet fih nach und nad) auch ſchon 
ein Neg von Wegen und Landftraßen aus, auf denen ber 
Landmann feine Producte zum nächſten Marfte und von 
dort feine nicht felbft erzielten Bedürfniſſe wieder heim- 


Kanditraßen, Canäle, 103 


führt. Die fteigende Landbevölferung ruft bald Heine Dörfer 
und Städtchen hervor, die, faft alle mit rafender Schnellig- 
feit anwachfend, zu Städten emporblüben, denen bie- ein- 
fahen Communicationsmittel nicht mehr genügen, und. es 
entftehen Eifenbahnen ftatt der Landftraßen, und das Bette 
des benachbarten Baches wird zum Canal umgefchaffen 
der die Bewohner der Stadt und ihrer Umgebung mit Der 
nächften der großen Flußadern in Verbindung bringt, an 
welchen Nordamerifa reicher ift, als irgend ein anderes Land, 

Die Flüffe, anfangs son großen Waarenflößen und 
archenartigen Slachböten befahren, werden, fo wie fich ihre 
Ufer mehr und mehr anfiedeln, immer weiter hinauf von 
Dampfihiffen durchfurcht, die, feitdem Das treibende Rad 
oder die archimebifche Schraube am Hintertheife des Schiffes 
anzubringen erfunden wurbe (propellers), jest auch Die 
Canäle durcheilen und fo alle Verzweigungen der Flüffe 
bis in jene Gegenden befahren, die fich auf fünftliche Weife 
dem natürlihen Waflerftraßennege anfchliegen. 

Die Staaten New— Dampibiee und Vermont haben 
jeder nur einen Canal von 3 und 4 Meile Länge, Maine 
504 Meilen, Maflachufetts 99 Meilen, Rhode⸗Island 45, 
Sonneetieut 414, New⸗York 796, New⸗-Jerſey 145, Penn- 
ſylvanien 870, Delaware 14, Maryland 74, Birginien 169, 
Nord-Carolina 134, Süd-Garolina 294, Georgia 12, Ala- 
bama 513, Louiſiana 36, Kentudy 24, Ohio 704, Ins 
diana 299 und Illinois 100 Meilen, und im ganzen Ge— 
biete der Union find zur Zeit noch an 500 Meilen nivellirt 
und zum Theil ſchon im Bau begriffen. 

Im Jahre 1825 wurde mit dem Bau der erften Eifen- 
bahn begonnen, im Jahre 1848 waren 57634 Meilen bem 
Berfehr übergeben, und gegenwärtig beträgt bie Länge 
ſämmtlicher Eiſenbahnen in den Vereinigten Staaten 8500 
Meilen, deren Bau 230 Millionen Foftete; 400 Meilen 
ſind der Vollendung nahe, und 4600 Meilen, worunter 


104 Eilenbahnen, Poften, 


eine den atlantifchen mit dem flilfen Ocean verbindende 
Bahn, werden eheftens in Angriff genommen werben, 
Nur in den Staaten New-York und Pennfyolvanien 
find Canäle und Eifenbahnen auf Staatsfoften erbaut wor- 
den, alle übrigen find Privatunternehmungen, Die Ver— 
einigte-Staaten-Regierung benugt aber alfe Eifenbahnen, 
Canäle und Dampfichiffe des Landes, einerlei, ob Privat: 
oder Staatsunternehmung, zur Beförderung der Poften, 
welche fie nicht, wie in manchen anderen Ländern, zu einer 
Finanzfpeeulation benust, fondern als eine Nothwendigfeit 
betrachtet, für welche Feine Opfer gefcheut werden dürfen. 
Daher findet man aud in jeder Stadtſchaft (township), 
wenn fie auch nur erft von einigen wenigen Anſiedlern 
bewohnt ift, ein Poftamt, das freilich nur von einem am 
geeignetften Plage im Stadtbezirfe wohnenden Farmer *) 
verwaltet wird, der gemwifle Procente von den von ihm er= 
hobenen Poftgebühren als Entſchädigung für jeine Mühe 
erhält und eine angemeffene Bürgfchaft zu feiften hat, aber 
volffommen genügt, um dahin gerichtete, oder dort auf- 
gegebene Briefe und Zeitungen an ihre Adreffe gelangen 
zu laffen, Nach dem Ueberfchlage des Schatzamtes betra- 
gen die Pofteinfünfte des Jahres vom 30, Juni 1849 his 
dahin 1850 Die Summe von 4,905,176 Dollars, welche 
durch 16,747 Poftbureaus erhoben wurden, und die Aus— 
gaben 4,479,049 Dollars, fo daß ein Ueberfhuß von nur 
426,127 Dollars verbleibt. Die Ausgaben für das Jahr 
vom 30, Juni 1850 bis dahin 1851 find auf 4,750,138 
Dollars und die Koften der Beförderung der Poft durch— 
Ihnittlih auf 6 Cents pro Meile veranfchlagt. Die Porto- 
tare in den Vereinigten Staaten beträgt: für einen 1/, Unze 
ſchweren Brief auf 300 M. Entfernung 5 Cents, auf 





*) Barmer, eigentlich, Pächter, in Nordamerifa aber foviel als 
Landmann, gleichviel ob Pächter oder Befiger. 


Celegraphen. 105 


weiter 10 Cents, und für jede 1/, Unze mehr in gleichem 
Berhältniffe fteigend. 

Die Errihtung und Benutzung von eleltromagnetiſchen 
Telegraphenlinien hat in der Union einen außerordent⸗ 
lich großen Auffhwung genommen, Am 1. Januar 1849 
waren in den Vereinigten Staaten 42 Telegrapbenlinien 
auf einer Strede von 10,339 engl. Meilen theils in Be— 
nugung und theils in Ausführung begriffen, die faft alle 
nad Morfe’s Patent und ſämmtlich von Privatgefellfchaf- 
ten errichtet und zur beliebigen Benugung des Publieums 
geftellt find, Die Tare für bis zu 10 Wörtern, auf eine 
Entfernung von 2 Meilen, beträgt 15 Cents, und für 
jedes Wort mehr umd bis zu einer Entfernung von 150 
- Meilen 1 Cent mehr, Für die Entfernung von der Haupt» 
ftadt Wafhington bis nach New-Orleans, 1716 Meilen, 
foften die erften 10 Wörter 2 Dollars und jedes weitere 
Wort 10 Cents; die Preife find alfo bedeutend niedriger 
als auf den deutfchen Telegraphenlinien, was in den ver- 
hältnigmäßig billigen Herftelungs- und Betriebsfoften fei- 
nen Grund hat. Nur an den Hauptpunften einer nord— 
amerifanifhen Telegrapbenlinie fieht man Beamte, an den 
übrigen Punkten ift den Farmern, über deren Land die 
Linie läuft, die Lieferung der Pfähle, das Einrammen 
derſelben und die Aufficht darüber übertragen, wofür fie 
einen Antheil am ganzen Unternehmen erhalten, und fo zu 
natürlichen Befchügern deffelben gemacht werden, Gegen 
wärtig geht man Damit um, eine Telegraphenlinie zwifchen 
St. Louis (Miſſouri) uud San Franeiseo (Ealifornien) zu 
errichten, welche eine Strede yon 500 geographiſchen Mei- 
Yen durchlaufen und etwa 375,000 Dollars koſten wird, 
und eine zweite von einem der hervorfpringendften Küſten— 
punfte der Union, durch den atlantifchen Deean, nad) Eng 
land, deren Herftellungsfoften auf 15 Millionen Dollars 
angefchlagen werden, 





106 Münzen, 


Münzen, Maße, Gewichte. 


- 


Veberall in den Bereinigten Staaten von Nordame- 
rifa wird nad) Dollars zu 100 Gents gerechnet. 


Bon Goldmünzen werden Eagles (Adler) zu 10 
Dollars, halbe Eagles zu 5, Biertel-Eagles zu 2 Dollars 
und 50 Eents und feit kurzer Zeit auch Dollarftüde ge- 
prägt. Bon Silbermünzen werden geprägt: Dollars, 
halbe und PViertel-Dollars, Zehn- und Fünf-Centsftüde; es 
eurfiren aber auch viele ſpaniſche Dollars, die ebenfalls 
100 Cents gelten, dann fpanifche Achtel- Dollars oder 
123 Gentsftüde (gewöhnlich Schilling, Bit oder Levy ge- 
nannt), und Sechszehntel-Dollars oder 64 Gentsftüfe Cim 
Norden Sirpenee, im Süden Piccayune genannt). Bon 
Kupfermünzen werden ganze und halbe Gentsftüde ge- 
prägt, doch find Testere Außerft felten. — Das übliche 
Zeichen für Dollars iſt $, das für Achtel-Dollar s, das 
für Gent ce. — 


Bon fremden Münzen werden folgende durchſchnittlich 
zu nachſtehenden Courſen angenommen: 


A. Goldmünzen. 
Dollars. Cents. 


1 unitontiipe DD 15 60 
4 do. do. im Verhältniß. 

do. NT N, — — 90 
1" fpanffge Ba 0 2210000 NER BB he | 
3 47 % 15 fpanifche Doublone im Verbaumiß 
1 englifhe Five-Sovereign . » 2 2 2 2 2 2. 24 25 
1 .do. Double Sovereign - 2 2 2 202. 9° 
1::,580,..: alter, Sovexeinnnggg 4... 88 
1.00. »@sictorla-Opverelän Sr .;... zadı —— ET: => 
4. do. do. 2 Doll. 41 Eis. u. 2: @2 
+ do. Coftind. Comp.) Sovereign : . 2... 2 40 
Ku ur, ei ee. 3 —* 
JJ © 02 REN 2.0 


x 


Münzen. 107 


Dollars, Cents. 


4 englilde. Guinea. nu. en 666 
u ot.» Br FE: 
1 franzöftfcher Doppel-Louisp’or i a — 
1 do. Louisdroe eis 5 — 4 50 
40 do. Franes (20 im Berpältnig) — 7:66 
6 do. do. i% & 1 12 
100 italienifche Lire (40 und 20 im Berhältniß) ra. 2 
10- ir het. a erh — 
waste: Billa ni ae 
1 portugiefiiher Dobravo . . 34 — 


4 do. oe 6 Doll, 8 Do, 20 Cis. und 8 50 
4 — J—— 
75 do. deiinii 02% ER 
1 do. Moidore 4 Doll, 15 Ste. und RER — 
15 ' do. do. a Kern din DRAMA ES NE . r 50 
1 BB: ;: SRENBE 0 a a ri 
25 niederländifhe Strand ... — 4 75 
Gulden (5 im Berhältniß) —5 4 — 
1 do. Duckhte ar +20 
20 griechiſche Drachmen . . » RE TR 
1 dänischer Chriſtians⸗ oder hrederilsd or —66 
re ee re: 
5:88: per iii bi ET 47300 


1 braunfchweig., württemberg., kennen. ., preuß,, 


mecklenburg. oder ſächſ. Louisvor -. » » 390. 
1 öfterreichifher Sovereign . .. . Gr 85 
1 do. Ducaten (Quadrupel⸗ u Bahr 
pel-Ducaten im Verhbälniß) 2 20 
B. Sitfbermünzen. 
900-Tasaatrinn, BES > > © 2,05 — 
1200 do. do ia er 4 — 
150 do. do, 4 4,5 „dire 12 
afrikaniſcher Dollar. .. . .. ln, .295 
1 do. do. IK re RE. er 22 
Shematar, Gulden . ’. . . 1.228 80 
1 do. do. A ER EEPINER 5 24 
— ſpaniſche oder portugiefifche Renten 40 
do. era . 2.0 — 50 
: do. Pefeta ee 


108 Münzen, 


Dolard. Cents. 

200 fpan. oder portug. Reis (Kleinere Stüde im Ber- 
hältniß — 20 
9* do. Rupie (desgl). — 40 


1 enquſo⸗ Krone (je nach dem Gepräge) 1 Doll. 


10 618. 1 Doll. 12 Et8. 1 15 

4 do. do. (desgl.) 50 Eis un . ..'— 57 
1 do. Schilling (desgl.) 20 Cts. und — 23 
6 franz. Franes ee ll 6 
5 do. do. Re a ES RE ni 93 
1..:40.°::8eone 3: 2° 3 — 1 7 
1 do. Franc (l, 4 im Brit) Re Re SAT 
5 italienifche Fire . . . i a an 
1 do. Fa ae ; ——— 
10 tostanifhe Paulo -. » » 2 97 
1 neapolitanifher Scudo . .» 2 2 vv. — 93 
J do. Ra EN TR Far GER ae © 
1 do. Ducaten 2 RE FEN PSEFETE 
1 fardinifder Scabe |, Nr. to RB 
1 bofognifche oder römifche Krone . . .. 2 —- 97 
4 fchweizer Franfen . . . a | 8 
40 do. Baten (20 im Berpältniß) . 1 6 
1. Olaf Bremen. RE 2 
1 däntfcher Speciesthaler -» » 2 1 5 
do. Reichsbankthaler.. re 152 
1 fchwedifcher oder norwegiſcher Speciestpaler | 6 

1 rheinländifcher oder holländifcher Gulden . . — 40 
1 Eonventiond-Gulden - » 2 2 2 2 2 2 20 8 
20 do. Kreuzer . Ve ei ae AA 
ESEWPRBERIIIE Ne ne 
1 SEROmenibBler 777— — 1 4 
3 do. ER a a Sa a UEET 50 
368 Bremer Groote . et A. U 
1 Laubtfalr . x. RE N RER 1 15 
1 ruffifher Silberrubek he er — 
25 do. Copeken oo und 10 im Berpätii) — 15 
1 do ö A 10 
1 griehifher Dradme . . BER — 15 


4 . 


1 Holländifcher Reiter . . 





Maße, 109 


Die nordamerifanifchen Mae zerfallen in: 


A. Flächenmaß. 


1 Geviert-Meile *) (square-mile) — 640 Ader (acres). 

1 Ader — 4 Geviert⸗Roods. 

1 Geviert-Rood — 10 Geviert-Rods, Poles oder Perches. 

1 Geviert-Rod — 304 Geviert⸗Yards. 

1 Geviert-Yard — 9 Gepiert-Fuß (foot). 

1 Geviert-Fuß — 144 Geviert-Zoll Cinches). ; 

1 amerifanifiher Ader — 42,000 baierifhe Duadrat- Fuß, ober 
1,,849 Preuß. Morgen. 

1 Wiener Joh von 1600 Duaprat-Klaftern = 1,422 amerifanifche 
Acker. 

1 franzöſiſcher Hectar = 2,,;ı amerikaniſche Acker. 


B. Längenmaß. 


1 Meile (mile) — 8 Furlongs. 

1 Furlong — 40 Rods oder Poles. 

1 Rod oder Pole — 54 Yards. 

1 Yard = 3 Fuß (foot). 

1 Fuß = 12 Zoll (inches). 

1 amerifan. oder englifche Meile — 0,,,7 deutfchen 
Meile, oder 427,, preuß. Ruthen. 

1 amerifan. Yard — 13 Franff, Ellen. 


G. Getreidemaß. 


1 Laſt = 20 Coombs. 

1 Coomb — 4 Bufhels. 

1 Buſhel = 4 Pecks. 

1 Bed —= 2 Gallons. 

1 Gallon = B Pints. } 

1 Pint = 34,5 ———— 

1 Bufhel **) — 3 Berliner, oder 4 bater. Shefet, 
oder 0,13 öferreii. Mebe. 





) In Teras wird auch nad) Leguas oder leagues, — 4428 Nder, gerechne 
”) Bei Getreide gilt geftrichenes, bei Kartoffeln gehäuftes Map. 


410 Maße, Gewichte, 
D. Weinmaß. 


1 Pune = 14 Hogshead. 

1 Hogshead — 14 Tierces, 

1 Zierce = 13 Barrels, 

1 Barrel = 314 Gallons. 

1 Gallon = 4 Quarts, 

1 Duart — 2 Pints. 

14 Gallons — 1 baier, Eimer oder 60 baier. Maß. 


E. Biermaß. 


1 Butt = 2 Hogsheads. 

1 Hogshead —= 11 Barrels. 
1 Barrel = 4 Firfins. 

1 Firfin = 9 Gallons. 

1 Salon = 4 Quart. 

1 DQuart = 2 Pints, 


Die amerifanifchen Gewichte zerfallen in: 


1. Handelsgewicht (Avoirdupois). 


1 Tonne (ton) = 20 Centner. 

1 Eentner — 112 Pfund. 

1 Pfund — 16 Unzen. 

1 Unze = 16 Dramen. 

1 Pfund Avoirdupois — 14 Unzen, 11 Penny, 16 
Gran Troygewicht. 


2. Troygemwidt. 


1 Pfund —= 12 Unzen. 
1 Unze = 20 Penny, 
1 Penny — 24 Gran. 


3. Apothefergemwidt. - 


1 Pfund — 12 Unzen. 

1 Unge = 8 Dradmen. 

1 Drachme = 3 Serupel. 
1 Scruyel = W Gran. 





Miliz, 111 


Miliz, Landheer, Seemacht. 


Jeder nicht Durch nachgewiefene Dienftunfähigfeit ent» 
fchuldigte weiße Eingeborene oder Bürger der Vereinigten 
Staaten, Regierungsbeamte und Geiftlihe ausgenommen, 
ift verbunden, vom achtzehnten bis zum fünfundvierzig« 
ften Jahre in der Miliz oder Bürgermwehr zu dienen, 
welche aus Snfanterie, Cavallerie und Artillerie befteht, 
und deren Dienfte fih in Friedenszeiten auf einige wenige 
militärifche Uebungen befchränfen, 


Die Miliz ftehbt außer’ aller Verbindung mit dem 
regulären Militär, und nur bei Revolten und in Kriegs— 
zeiten unter dem Befehle der Bundesregierung, fann aber 
auch in folhen Fällen immer nur innerhalb der Grenzen 
des Staates verwendet werden, dem fie angehört. 


Die Gefammtmiliz der Union, aus ungefähr 2 Mil- 
lionen Mann beftehend, ift in Divifionen und dieſe wie— 
der in Negimenter eingetheilt, Vier Negimenter bilden 
eine Brigade; jedes Negiment zerfällt in zwei Bataillone, 
und jedes Bataillon in fünf Compagnien zu vierundfechszig 
Wehrmännern. An der Spise jeder Divifion ſteht ein 
Generalmajor mit zwei von ihm aus dem Officiereorps 
gewählten Adjutanten. Jede Brigade wird von einem 
Brigadegeneral geführt, dem ein Brigadeinfpeetor und 
zwei Adjutanten zur Seite ſtehen. Jedes Regiment hat 
einen Oberſt, einen Oberftlieutenant und einen Major; 
jede Compagnie einen Hauptmann, einen Lieutenant, einen 
FTahnenjunfer, vier Feldwebel und vier Corporäle. 


Die Dfficiere, vom Brigadegeneral abwärts, werben 
durch Ballotage ſämmtlicher Miltizmitglieder, der General- 
major von den Dfficieren des General» und des Negi- 
mentftabes gewählt, und find diefe Wahlen, je nach der 


112 Miliz, Wandheer, 


Charge, auf die Dauer von fünf bis fieben Jahren gültig, 
nad deren Ablauf neue Wahlen vorgenommen werben, 
bei welchen die aus dem Amte Scheidenden wieder mit 
eoncurriren fünnen. 

In Friedenszeiten, wo jedes Mitglied fih nach Be— 
lieben kleiden kann, werden der Miliz der meiften Staaten 
die nöthigen Waffen vom Staate geliefert; in Kriegs— 
zeiten erhält fte Kleidung und Sold, In größeren Städten 
haben ſich fogenannte freiwillige Miliz-Compagnien gebil- 
det, von denen viele nur aus eingewanderten Deutfchen, 
Franzofen und Italienern beſtehen. Diefe bilden gleich— 
förmig equipirte, flattlihe Corps, und unter ihnen zeichnen 
ſich beſonders die deutſchen Compagnien yon Nem-orf, 

Philadelphia, St. Louis und anderen Städten durch eine 
den meiften Amerifanern mangelnde militärifche Haltung 
und tüchtiges Erereitium aus. — 

Das ftehende Landheer der Vereinigten Staaten ° 
beträgt in Friedengzeiten kaum 9000 Mann, welche der 
großen Mehrzahl nach in Grenzforts und als Streifeom« 
pagnien (rangers) gegen feindliche Indianer verwendet 
werden. Das ganze Heer fteht unter dem Befehle eines 
Generalmafors, welcher Commandant en chef ift und in 
Mafhington refidirt, und unter ihm wird jede der beiden 
Militär Abtheilungen, in welche die ganze Union einge- 
theilt ift, von einem Brigadegeneral commandirt. 

‚Militärpflichtigfeit exiſtirt nicht; ſämmtliche Soldaten 
ſind daher geworben, beſtehen im Frieden faſt ausſchließlich 
aus dem Auswurfe der amerikaniſchen und fremden Na— 
tionen, und werden durch eine ſehr ſtrenge Disciplin im 
Zaume gehalten. Wer ſich als Recrut meldet, erhält 
24 Stunden Bedenkzeit bevor er zum Fahneneide zuge— 
laſſen wird, und 12 Dollars Handgeld. Ein Alter von 
18 bis 35 Jahren, 5 Fuß 6 Zoll Höhe und, gefunder 
Körperbau find die nöthigen Erfordernifie zum Eintritt in 


Vandheer. 113 


die Armee. Die gewöhnliche Dienſtzeit iſt 5 Jahre, 
Krieggzeiten, wo die für den Krieg Geworbenen in Frei- 
willigen-Regimenter, Bataillone u, f. w. eingetheilt wer- 
den, in der Regel 1 Jahr. 

Der hohe Sold der Dfficiere, Militärbeamten und 
Soldaten, fowie die, im Vergleich mit europäifchen Ver— 
bältniffen, bedeutende Anzahl yon Dffieieren, macht die 
Unterhaltung des Heeres äußerſt Foftfpielig, fo daß diefelbe 
für das Jahr vom 30. Juni 1850 bis dahin 1851 auf 
7,298,030 Dollars, worunter 1,433,893 zus für Pen- 
fionen, veranfchlagt ift. 


Splv:- Tabelle. 

































































Nationen) Fourage. Diener, 3 
© 
Sold. 190 Gentz |& Dollars] _ = 2 
3 für jene |PL.Monat| = = & 
Kation, | fürjedes |S | =2 8 
“ Sen. IT| «& 
| 8° a 
= 3 = 2 
s |&a8jejäslo| 38 | < 
* SZ nr * 
A—A—— 
2 200 6.077 Da EN 5 * 
[>=7 
m Doll- | Sıö Doll Doll. Do ll Cis. Doll. CEts. 
General » Major. 2001| — 15 90 3124| 4162 — 1376| — 
Adjutant, Zulage zum Lieutenantsfold. 2411 —| 1] 6|1| 8|—| — — 38 — 
Brigade» General . 1041| — |12| 72|3|24 | 3| 461501246150 
Adjutant, Zulaze zum Sieutenantsfolo. 20|—|=-|1—|11|1 8] —| — — | 28/50 
Generals Adjutant (Oberit) . 909 — 6 36 3 24 233 —183 — 
Zweiter General » Adjutant (Oberft- j 

lieutenant) . . 73/|—|1 5130/1311 24| 233 — 162 — 
Dritter General» « Adjutant (Major) 606 — 41 2413| 24| 2 33 — 141 — 
Vierter General-Adjutant (Hauptmann) | 501 —| 4| 24 | ı 8| 1) 16150| 9850 
General» Infpector (DOberft) . x 909 — 6 363 24 233 — 183 — 
General » Quartiermeijter ( Brigade: 

Generat). . 104 | — |12| 72 | 3124| 3| 46 150 | 246 | 50 
Bweiter Gen.» » Auartiermeifter (Oberit) WI — 6/1361 3124| 2133 — 183 — 
Unter» Gen. ei —— 

lieutenant) .. 75 — 5 30—3 24 233 — 162 — 

Quartiermeiſter (Major) . 60 —| 4124/13 |24| 2) 3 — 14 — 
Zweiter Quartiermeiſter (Hauptmann) 501 — 4/24| 1| 8| 1|16|50| 95/50 
Generals Sommuffär (Oberit) 90 — 6 363 24 233 — 183 — 
Zweiter Gen.-Gommifjär Sberittient.) 75|—| 3130| 3124| 2|3|1—|162| — 
Commiffir (Major) . 6|—| 4 24|3|24 | 27 3I—| 14 — 
Commiſſat (Hauptmann). » 2... 501 — 4124| 1 8| 1|16150| 98/50 
Commifjär » Adjutant, Zulage zum 

Lieutenantsſold. 2... 201 — — - 1 —1 — 1-1 — — 20 — 

Nordamerika, 8 








114°: VLandheer. 
» J— 
Rationen. Fourage. Diener. 
o 
Sol, 8 Dollars 8 2 
tr jene pemomat | 8 | 5 
Nation, |für jenes & | =& | 8 
Pen, || z ” 
2 35 a 
= 2 ni * 
A—— 
— —— 
> & 2 — 
Doll. | Eis Doll Doll, Doll |Sr8.| Dell. | rs. 
incl Dita — 4208 33 —| —I— | — |— | |— |208 ‚33 
Unter - General: Bahfmeifter. ..»,15I-]| 5I80713124| 218 —/182|_— 
Bahlmeifter . . .. » —460 1:41 241 8238 — 125 _ 
General» Stabsarzt. . » .1208 133 | — | — — — | - | — — 1208| 33 
Wundarzt, nad zehnjähriger Dienftzeit 60 — | 8l4i1| 8|I 2/13|— 1149| — 
MWundarzt, vor zemjähriger-Dienfizeit| 60 |— | 4/24) 1 |, 8| 21331— 1125| _ 
Unterarzt nach zehn] jähriger Dienftzeit] 50|— | 8/48 | 1 8|'2|33|— |125 + 
Unterarzt nad) fünffähriger Dienttzeit | 50|— | 424 | 1 | 8| 1| 16501122 50 
Unterarzt vor fünfjähriger Dienftzeit] 3333| 4124| 1 | 8| 1/1650) 9850 
Ingenieurs. Topograph. Inge— 

nieurs. Ordonnanz-Depar⸗ 

tement: 

Obi. at, N Oi 26 31.2139 — 1183| __ 
Oberitlieutenant. . . . - 23|—- | 5/30] 3|24| 2/|33|— |162|_ 
ar PER PER RER oi—-| aa! 3/24| 2133| - 11T _ 
SURDIMANN = viheine en DT IT | 1 8| 1/1650 | 8 50 
Dberlientenant . 2... .13|3| 4| 24| 1 8| 1/16|50| St |gg 
Lieutenant. » .1 33|33| 4/2411 | 8| 1/16 50 | 81 83 
Dragoner und Schartichügen: 

Oberſt rar 190 — 6 363 24 2/31 — 1183| — 
‚Dperfilientenant . \ 5 95|— | 5130| 31) 24 | 2133| — |162| __ 
REEL... ar aaa) wa E12 3 241213|— 114 |._ 
Hauptmanı . 2... ; 50 — | 4|24| 2 16 | 1) 16150106 | 59 
Dberlieutenant . . » 5 33/33| 4 24| 2 |16| 1/16 50| 895g 
Lieutenant. : 33133) 4/24 | 2 |16| 1) 16|50| 89 83 
Adjutant, Zulage zum Lieutenants ſold 10 — — — — — — — — 10 _ 

Artillerie und —— 

Oberſt . . ——— 75. —1636 3}24 | 231 —166 _ 
Dberftlieutenant . $ A 6i— | 5130| 3124| 2/31 I1— 1185| _ 
Major . ea ce 50 22 BIT 
Hauptmann . © 2 22... WI —| 41241 — — | 1/15|50| 7950 
Dberlieutenant — 30 — 4 24 — — 1 15 50 69 506 
Lieutenant. . 2353| — | 41241 — | — | 1,15|)50| 6150 
Adjutant und Regiments: "Quartier: . 

meifter, ald Zulage zu ihrem 

Sientenantsfold . 1 10 | - I -1>111 8 1—t— 1-1 18 | _ 







































































Feldwebel erhalten 13 bis 16, Corporäle 9, Signa- 
Yiften 9, Mufifanten 8, Huf- und Grobfchmiede 11, Feuer: 
werfer 11, Gemeine 7 Dollars monatlihen Sold, und 
per Mann eine Ration pro Tag, welde aus 14 Pfund 


Rind» oder 


3 Pfund Schweinefleiih, 18 Unzen Brod oder 


Mehl, 1 Pint Rum, Whiskey oder anderem Branntmwein 


Vandheer, Seemacht. 115 


befteht, und außerdem kommen noch auf 100 Nationen 
2 Duart Sal, 4 Duart Effig, 14 Pfund Unfglittfergen 
und 4 Pfund Seife, | 

Sämmtlihe befoldete Dfficiere, unter erkenne, 
‚find berechtigt, von 5 zu 5 Jahren Soldzulage zu vers 
“Yangen, die ihnen, wenn nichts gegen fie vorliegt, nicht 
abgefchlagen werden kann. 

Freiwillige, welche fi in Kriegszeiten anwerben Yaffen, 
erhalten, außer dem Solde, auch noch eine für den gemei- 
nen Mann in der Negel 160 Acres betragende Schenfung 
unbebauten Regierungslandes. 

Die Arfenale des Bundes find in gutem Stande und 
mit Waffenvorräthen, befonders mit Bürhfen (rifles), wohl 
verjehen, 

In Weft- Point, im Staate New: York, am Hudfonz | 
fluffe, befteht eine vortrefflich geleitete Militär-Afademie, 
welche für 250 Zöglinge eingerichtet ift und zu der der 
Eintritt allein von der Bewilligung des Präftdenten ab» 
hängt, Außer der Bewilligung des Vaters oder des Vor— 
mundes zum Eintritt, werden ein Alter von 14 Jahren, 
fertiges Lefen, Schreiben und Arithmetif vom Cadetten 
gefordert, deffen Studienzeit 5 Jahre beträgt. Alle Halb» 
jahr werden die Zöglinge einer Prüfung unterworfen, die 
jehr ftreng ift und immer einige von ihnen zum Austritt 
veranlaßt. Das Cadettencorps hat in Weftpoint und deſſen 
nächſter Umgebung alle militärifchen Pflichten des regulären 
Militärs zu erfüllen. — 

Am 27. März 1794 wurde mittelſt Acte des Con- 
grefies die Bildung einer Seemacht beſchloſſen, da die 
im Befreiungsfriege benugten Kriegsichiffe nach dem Frie— 
densſchluſſe theils wegen Untauglichfeit, theils wegen Man- 
gel an Mitteln zu ihrer Unterhaltung: verfauft worden 
waren, und e8 wurden fechs Schiffe, zwei zu. 36. und vier 
zu 44 Kanonen erbaut. Beſonders aber machte fich: der 

| 8% 


116 Scemacht. 


Präfident John Adams um die Vergrößerung ber nord» 
amerifanifchen Flotte verdient, fo daß fie am Ende bes 
vorigen Jahrhunderts aus dreißig Schiffen befand, 


Gegenwärtig befteht die Flotte aus folgenden Schiffen: 
4. Linienfdiffe*. | 


Pennfolvanien . . von 120 Kanonen, 
. BER ERENT 4 
Cr 4 3 
Ohio er Werde v 74 Z 
KRord-Garslinn . :» u A um 
Delanitei:. 2: Er, 
4 Alabama +. . + " TA as 
BER, ee, 16 w 
Virginia A Bub KB 174 21899 „ 74 „ 
NW Dr. v 
New-Drland : 44 „ 
Independence Craft) „ ,94 I 


2. Fregatten 1. Claſſe ; 


United States . . von 44 Kanonen, 
Gonftitution - » » „44 E 
pen ER 4 


Brandywine : + Pe 7 a 
GColumdbia . 2... „ 4A „ 
Erigtegit DERART 
Savannah u. aim, 
Raritan Hvar 

M u 


Gumberland . : + * 





) Wenn vollſtändig armirt, führt die Pennſylvania 146, jedes 
der übrigen Linienſchiffe 100 Kanonen, 

*) Wenn vollftändig armirt, führen die Sregatten I. Claſſe jede 
62 Kanonen. R 


Seemacht. 


117 


- Sabine » 2» » ». von 44 Kanonen, 


St. Lawrene . » » es: 
Sante „44 


3. $Fregatten I. Elaffe *). 


„ 


Gonftelation . . . von 36 Kanonen, 


NacRoma „2°: 700 
Serner aus A Brig . .» .„ & 10 
22 Kriegsfchaluppen a 16—20 

ar A NE ya 
6. do. 17.03 KEN 
5 Bombenfdifen „ .». a 1 
6 Transportfchiffen a 6-8 


folgenden 
Dampfſchiffen: 


„ 


„ 


„ 
„ 


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m 


„ 


und aug 


Miſſiſſippi » +.» von 11 Kanonen, 


Fulton + * + + * „ 
Anime; rar an Br 


2 RE 
Spree u. a2 2 PH 
Iris + . . “ . + „ 
Michigan . I #0 
Princeton caffh 1) hr 


Da a CI I Hr 


„ 
„ 


„ 
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„ 
„ 


„ 


‚Nach diefer Lifte erfcheint die norbamerifanifhe Sees 
macht **) als eine wenig bedeutende, bedenft man aber, 
dag alle Handelsfchiffe Nordamerifa’s beim Ausbruch eines 
Krieges der Bundesregierung gegen angemeflene Entſchä— 
Digung zur Berfügung geftellt werben müffen, und zählt 





) Wenn vollftändig armirt, führen die Fregatten II. Claſſe jede 


48 Kanonen. 


*) Wozuinoh 4 im Bau begriffene Linienfchiffe, 2 Fregatten und 
8 Dampfichiffe fommen, fo daß die gange Marine aus 80 Schiffen 


befteht. 


118 Stemacät, 


man die Menge feefähiger Handels» Dampfihiffe und zu 
Packet⸗ und Handelsfhiffen auf dem ftilfen und atlantifchen 
Dean benugten großen Seefchiffe auf, welche in unglaub- 
lich Furzer Zeit in Kriegsichiffe umgewandelt und aus den 
wohl verfehenen Arfenalen montirt werden fünnen, fo wird 
man zu dem Refultate gelangen, daß die Vereinigten Staa— 
ten auf dem bilfigften Wege fi in den Beftt einer ach— 
tunggebietenden Seemacht fegen können, in Zeiten des 
Friedens aber alljährlich große Summen. erfparen. Für 
das Jahr vom 30. Juni 1850 bis dahin 1851 beträgt 
der Ausgaben-Ueberfchlag für die Flotte die Summe yon 
9,975,078 Dollars 22 Cents. 

. Die Bemannung eines Linienfchiffes befteht in der 
Regel aus 834, die einer Fregatte I. Claffe aus 453, 
II. Claſſe aus 367, einer Kriegsichaluppe aus 188 Mann. 

Die Bauart der amerifanifhen Linienſchiffe wird von 
Einigen, befonders von Engländern, die ſchwerlich unpar- 
teiifch genannt werden Fünnen, ſchwerfällig genannt, die 
der Fregatten und kleineren Kriegsfchiffe aber felbft von 
- ben firengften Richtern als vorzüglich gelobt. Um unferen 
Lefern ein Bild von der Größe eines amerifanifchen Linien- 
fchiffes zu geben, wollen wir hier die Hauptdimenfionen 
der „Pennſylvania“ anführen, Die „Pennſylvania“ hat 
3306 Tonnen Gehalt, vom Vor- bis zum Hinterfteven 
224 Fuß, Kiellänge 195 Fuß. Das Unter» Kanonended 
bat 205 Fuß 6 Zoll Länge, 55 Fuß 6 Zoll Breite, 27 Fuß 
8 Zoll Höhe und 32 Stüdpforten; das Mittel-Nanonended 
212 Fuß Länge, 54 Fuß 9 Zoll Breite, 34 Fuß 114 Zoll 
Höhe und 36 Stüdpforten; dag Ober-Kanonendeck 217 Fuß 
Länge, 52 Zuß Breite, 42 Fuß 54 Zoll Höhe und 36 Stüd- 
pforten, und der Ueberlauf hat 47 Fuß 11 Zoll Höhe und 
36 Stüdpforten. Der Mittelmaft hat 132 Fuß Länge und 
48 Zoll im Durchmeffer, und mißt fammt der Stenge, 
Bramftenge, Oberbram⸗ und Flaggenftenge 253 Fuß. Der 


Seemacht. 119 


Fockmaſt hat 120 Fuß Länge und 44 Zoll im Durchmeffer, 
und mißt mit der Stenge, Bramz, Oberbram- und Tlaggen- 
ſtenge 252 Fuß. Der Befanmaft hat 99 Fuß Länge und 
34 Zoll im Durchmeſſer, und mißt mit der Stenge, 3 
Dberbram: und Flaggenſtenge 216 Fuß. 
Die im Dienfte befindlihen Schiffe find theils im 
mittelländiſchen, theils im ſtillen Meere, dann an der 
Südoſtküſte Amerika's und in Oſt- und Weſtindien ſtationirt. 


Soldliſte.  DoiL jährlich. 
Commodore *), senior, im Dienft . + . . 4500 
beim Abichtes 
Gapitaing, im Seedinft - +» + +... 23500 
beim Navy » Yard oder anderem 
. ST EWR TREE RE |: 1 
— 32.20 ne AR) 
Lieutenant, commandirender . + ++ + + + 1800 
in anderem Dienft . . » . 1900 
Wundarzt, nach fünfjähriger Dienfieit im Slots 


ICHDISHE 50 En, 0. OR 

— 0 .. 2.05 0... 1200 
beim Abfhied » . + +... 800 

Seecadett, eingetretener, im Dint . . . 750 
BE EBBeBIeHE .. a neh 0 

DeiaE AOIWIEed . So. ae RO 


Mafter (Schiffer), im Din . : . . . 1100 

beim Abichied.- ı..:. - » *.,.. „BOD 

Brofeffor der Mathematif . 2 = + + . 1200 

Lehrer an der Schiffsihule . 2 + 460 
Matrofe, Sonftabler, Zimmermann, Segelnäher 

. eines Linienfhifd - + + «+. 750 





*) In Nordamerika vertritt der Commodore die Stelle, welche in 
andern Marinen der Admiral einnimmt. 


120 Seemacht, 
Doll. jährlich. 
einer Fregattee ehren. 2600 
in anderem Dienft » 2 + 2.500 
beim ‚Mbichled 137 „27. 30 
Die Navy-Yards (Marine-Arfenale und Schiffswerften) 
befinden fih in Portsmouth, im Staate New-Hampfhire; 
Gharlestomn, Maffachufetts; Sadetts Harbor und Brooklyn, 
New-Yorf; Philadelphia, Pennſylvanien; Wafhington, Co— 
lumbia-Diftrietz Norfolf, Virginien; ——— Florida, 
und in Memphis, Tenneſſee. 





Bweite Abtheilung. 





Beſchreibung der einzelnen Staaten der nord- 
amerifanifchen Union. 





Bejchreibung der einzelnen Staaten der nordanteri- 
fanifchen Union *). 


Die Vereinigten Staaten yon Nordamerika werden 
eingetheilt in: 


1) die öſtlichen oder Neu- —— Staaten: 
Maine, New-Hampſhire, Vermont, Maſſachuſetts, 
Rhode⸗Island, Connecticut; 

2) die mittleren Staaten: 
New=York, New⸗-Jerſey, Pennfylvanien,? Dela- 
warez _ 

3) die ſüdlichen Staaten: 

Maryland, Birginien, Nord:Carolina, Süd⸗Ca⸗ 
rolina, Georgien, Florida, Alabama, Mifftffippi, 
Arkanfag, Louifiana, Diftriet Columbia; 

4) Die füdweftlihen und weſtlichen Staaten: 
Tenneffee, Kentudy, Ohio, Indiana, Illinois, 
Miffouri, Teras, Michigan, Jowa, Wisconfin, 
Dber-Californien, die Gebiete Miffouri, Nebrasfa, 
Neu⸗-Mexiko, Dregon, Minnefotabh. 


x 





*) Um einer unnöthigen VBertheuerung diefes Buches vorzubeugen, 
und dabei doch der uns gefeßten Aufgabe zu genügen: ein.ausführ- 
liches Handbuch für den nad Nordamerika auswandernden Deutichen 
zu liefern, werden wir in der Befchreibung der einzelnen Gebietstheile 
der Vereinigten Staaten diejenigen Staaten und Gebiete, welche fich 
nicht zu deutfchen Anftedelungen eignen, in gedrängter Kürze, die an: 
deren aber ausführlich fchildern. 


124 Der Staat Maine, 


A. Die öftllihen oder Neu=-England- 
Staaten”). 
Der Staat Maine 


Der Staat Maine, zuerft im Jahre 1630 angeftebelt, 
wurde 1820 aus einem Theile des Staates New-Hamp- 
jhire gebildet. Seinen Namen trägt er von Maine in 
Sranfreich, welches zu jener Zeit im Befige der Königin 
Maria von England war, 

Die gefeggebende Gewalt ruht in den Händen eines 
Senats und in denen eines Haufes der Abgeordneten, zu- 
fammen die Legislatur genannt, die beide alljährlich ge— 
wählt werden. Die vollziehende Gewalt hat der gleichfalls 
alljährlich vom Bolfe durh Stimmenmehrheit gewählte 
Gouvkrneur, weldhem ein von den Senatoren und Abges 
ordneten gewählter Rath von Sieben berathend zur Seite 
ſteht. Die richterlihe Gewalt haben ein Dber- und ein 
Kreisgeriht. Der Gouverneur bezieht jährlich 1500, der 
Staatsfecretär 900, der Generaladjutant 700, jeder der 
Dberrichter 1800 und jeder der Kreisrichter 1200 Dollars 
Gehalt. Der Staat fendet 7 Abgeordnete zum Congreß 
nah Wafhington. 

Am 1. Detbr, 1848 betrugen die Schulden des Staa- 
tes 1,734,861 Dollars 47 Cents, weldhe zu 5, 53 und 
6 Procent verzinfet wurden, 

Nordweftlih und nördlich wird der Staat von Unter- 
Canada, im Dften von New-Brunswid, im Süden vom 





*) Einem in Deutfchland verbreiteten Irrthum zu begegnen, be 
merfen wir, daß nur die Bewohner der Neu-England-Staaten Yankees 
oder Down-Easters genannt werden, daß alfo die Bezeichnung aller 
Nordamerifaner mit diefen Namen falfch if. ‚Yankee‘ full das von 
den Indianern corrumpirte English oder Englishman fein. 


7 


Der Staat Maine, 125 


atfantifhen Ozean und im Weften von New» Hampfpire 
begrenzt. Auf einer Fläche von 36,625 Duadratmeilen, 
welche in die Counties Somerfet, Piscataguis, Penobſcott, 
Arostoof, Wafhington, Hancock, Waldo, Lincoln, Kenne: 
bei, Franklin, Drford, Cumberland und York eingetheilt 
iſt, zahlt Maine eine Bevölkerung son 530,000 Seelen. 


Der Boden von Maine ift, mit wenigen Ausnahmen, 
hügelig oder bergig.e Bon Nordiweften nah Nordoften 
zieht fich eine Bergreihe von 60 Meilen Länge und gleicher 
durchfchnittlicher Breite dur den Staat hin, und diefer 
fließt fih im Norden ein Feiner Bergrüden faft unmits 
telbar an. 


Der nördliche Theil von Penobfeott-County, Arostoof, 
Wafpington und Hancock-County haben fchlechten Boden; 
der ſüdliche Theil von Penobieott und Somerfet- County, 
dann Piscataguis, Waldo, Lincoln und Kennebed-County 
baben guten, das nördliche Somerfet, Franklin, Orford 
und Yorf- County zum Theil felfigen, zum Theil thoni— 
gen und fandigen und durchweg Armliden Boden. Das 
Land am Kennebef und am Penobſcott wird für das 
reichfte im Staate gehalten und befonders als Weideland 
gefhägt. Die Bundesregierung befigt in den verſchiede— 
nen Gounties noch bedeutende Streden Congreßland, wel- 
ches zum Minimumpreife von 4 Dollar pro Acre zu 
erftehen iſt. 

Die bedeutendſten Flüſſe ſind: der Penobſcott, der 
Kennebeck, Androscoggin, Saco, St. Croix und St. John; 
die Hauptſeen der Moſehead, Umbagog, Sebago, Schoodic 
und Cheſuncook. 

Das Klima ift zwar ſchroffen Wechſeln —— 
doch ſpricht das häufig vorkommende hohe Alter der dort 
Gebornen oder dorthin Uebergeſiedelten für ſeine Zuträg— 
lichkeit. Die Winter, von Anfangs Detober bis zum April 


126 Der Staat Maine, 


anhaltend, find ſtreng, die Sommer drüdend heiß. Der 
Uebergang vom Winter zum Sommer ift äußerft raſch, fo 
daß es feinen eigentlichen Frühling giebt, der vom Sommer 
zum Winter allmählig und angenehm, und der Herbft bildet 
die Tieblichfte Jahreszeit. Die Kürze der wärmeren Jah— 
veszeit drängt die Arbeiten des Landmannes auf wenige 
Monate zufammen und hemmt den Auffhwung der Bieh- 
zucht, weil große Duantitäten Futterfräuter für die lange 
Durhwinterung des Viehes erzielt werden müſſen. Aus 
diefen Gründen ift der Staat zu deutſchen Niederlaffungen, 
‚deren e8 eine in Waldoborough und eine in Biddeford 
giebt, nicht zu empfehlen, obgleich die Regierung zur He— 
bung der Landwirthſchaft nicht unbedeutende Preife für 
Getreideerzeugung ausgefegt hat. 

Blühender als die Landwirtbfchaft und begünftigt Durch 
fihere Buchten und Häfen, durch den 504, Meilen langen 
Cumberland- und Drford- Canal, die 12 Meilen lange 
Bangorz und Piscataguis-, und die 52 Meilen lange Port- 
land-, Saco- und Portsmouth -Eifenbahn, find Handel, 
Schifffahrt und Meanufacturen des Staates. Beſonders 
lebhaft ift die Ausfuhr yon Schiffs- und anderem Bauholz, 
welches aus den herrlichen Fichten, Bucden-, Birfen-, 
Eichen-, Ahorn- und Lindenwaldungen der inneren Coun— 
ties gewonnen wird, dann von Theer, Pech, Eifen und 
Schwefel. Die Manufacturen liefern Wollen, Baum: 
wollen, Eiſen- und Lederwaaren, Hüte, Stiefeln, Schuhe, 
Branntwein ꝛc. Die 28 Wollenwaaren -Fabrifen des 
Staates Tiefern hauptfächlich Caſimire. 
| Der Staat zählt vierzig Banfen mit einem Grund» 
capital von 3 Millionen Dollars, melde Noten bis zu 
1. Dollar herab ausgeben, Die Noten diefer Banken ſtehen 
‚gegen Flingende Münze %/, bis 10 Procent unterm Nomi- 
nalwerthe. 

Die Hauptſtadt des Staates, Auguſta, in Kennebeck— 


Der Staat Maine. : 127 


County, an dem bis dahin für Schiffe mitlerer Größe ſchiff⸗ 
baren Kennebedfluffe gelegen, zählt 6500 Einwohner, ent- 
hält das Staatshaus, ein Bundeszeughaus, und verfhiedene 
andere, recht ftattliche, öffentliche Gebäude, wirb aber von 
Portland- City, in Cumberland-Eounty, an der Cas— 
cobat, welches 16,000 Einwohner hat, ſowohl an Tieblicherer 
Lage, Lebhaftigfeit des Handels, der Schifffahrt und Ge— 
werbe, wie auch an gefchmadvollen Privat- und öffentlichen 
Gebäuden, morunter das Stadthaus, einige Banfen, mehrere 
Kirhen und das Rathhaus zu zählen find, überflügelt. 
Unter den Fabrifen Portlands find einige fehr bedeutende, 
auch an Schulen und Afademieen ift die Stadt reich, und 
mehrere ihrer Wohlthätigfeitsanftalten befisen anfehnliche 
Fonds. Zhr an Größe zunächſt fommt Bangor, am bis 
dahin fchiffbaren Penobſcott, in Penobſcott⸗County, welches 
über 10,000 Einwohner zählt, die einen ausgebreiteten 
Holzhandel treiben und Bofton faft ganz allein mit Baus 
und Brennholz verforgen. Das hier befindliche theologiſche 
Seminar fteht nicht mit Unrecht im Geruche der Muderei, 
welche überhaupt in den Neu-England-Staaten viele An— 
bänger zählt. Berühmter ift das College in der reizend 
am Androgcoggin, in Gumberland-County gelegenen Stadt 
Bruns wick, deren 5000 Bewohner fih vorzüglid der 
Wollen, Baummollen- und Lederwaarenfabrifation widmen, 
zu deren Betrieb ihnen der Pejepfeott-Wafferfall feine Kräfte 
leibt. Bath, am Kennebed, in Lincoln-County, zeichnet 
fi) durch einen vorzüglihen Hafen aus und hat gegen 
6000 Einwohner. Seiner Kalfbrennereien und Bauholz- 
verfhiffung wegen verdient auh Thomaston am St, 
Georgefluffe genannt zu werben, Die Stadt zählt reichlich 
6000 Einwohner und in ihr befindet fi das Staatsges 
fängnig und ein Baptiften- Seminar. Weniger bedeutend 
find Harrington in Wafhington-Eounty, Ellsworth 
und Rocksport in Hancod-County, Belfaft in Waldo- 


IRB Der Staat New⸗Hhamphlhire. 


County, Topsham in Eumberland- und Alfred in YJorf- 
County. — 





Der Staat New-Hampfhire, 


zuerſt im Jahre 1621 durch die Engländer angeſiedelt, 
und im Jahre 1639 von der Plymouth⸗-Compagnie dem 
Gapitän John Mafon verliehen, trägt feinen Namen 
von demjenigen bes Sites des Berleihers des Patents, 
des damaligen Gouverneurs von Portsmouth in Hamp— 
fhire, England, und war einer mit von den dreizehn 
Staaten, welde am 4. Juli 1776 ihre Uuobgängigiei 
von Großbritannien erklärten. 

Der Senat und das Haus der ———— beide 
zuſammen General Court genannt, haben die geſetzgebende, 
der Gouverneur und ein Fünfer-Rath die vollziehende Ge— 
walt. Gouverneur, Rath, Senatoren und Abgeordnete 
werden alljährlih gewählt, wobei jeder 21 Jahre alte, 
Steuern zahlende, nicht aus einer Armenfaffe unterftügte, 
männliche "Einwohner des Staates. Stimmredt hat. Der 
Gouverneur bezieht jährlich 1000, der Staatsferretär und 
der Schatmeifter jeder 800, der Generaladjutant 400 
Dollars Gehalt. Zum Bundescongreß in Wafhington 
ſchickt der Staat vier Abgeordnete. 

‚Der Dbergerichtshof, welhem zugleich die Kanzleige— 
vichtsbarfeit zugetheilt ift, Hält jährlich in jedem Gerichts- 
freife des Staates eine Sisung, und feine Richter find 
auch Kichter des Gerichts für Privatftreitigfeiten, welches 
aus einem Richter des Dbergerichtshofes als Präjes und 
zwei Kantongrichtern (county judges) zufammengefegt ift. 
Der Dberrichter des Obergerichtshofes hat einen Jahrge— 
balt von 1400, der Beirichter und der Generalfiscal jeder 
1200 Dollars, 


Der Staat New⸗Hamplhire. 429 


: New-Hampihire ift fchuldenfrei. 

Der Staat zerfällt in die Eounties Coos, Grafton, 
Carroll, Belfnap, Merrimaf, Sullivan, Chefhire, Hille- 
borough, Rockingham und Strafford, umfaßt 9491 TOM, 
und zählt 319,000 Einwohner, Seine Nordgrenze bildet 
Unter-Sanada, die Oſtgrenze Maine und der atlantijche 
Dean, die Südgrenze Maffachufetts und die Weftgrenze 
Vermont. Die bedeutendften Flüffe find der: Connecticut, 
Merrimak, Androscoggin, Saco, Picataqua, der obere 
‚und der untere Amonoohuc, der Sugarfluß, Contoocod, 
Aſhuelot, Naſhua, und Margallaway; die anfehnlicheren 
Seen ſind der Winnipiſergee, Umbagog, Oſſipee, Sunapen, 
Squam, und die Newfoundland-Seen. 

An der Küſte flach und ſandig, außer an den Fluß⸗ 
mündungen und Ufern, welche faſt durchgängig guten 
Boden haben, erhebt ſich das Land etwas mehr im Innern 
zu anſehnlichen, von ſchönen, maleriſchen Thälern durch— 
ſchnittenen Bergreihen empor, deren höchſte Spitzen, unter 
denen der Mount Waſhington von 6234 Fuß Höhe, die 
weißen Berge (white mountains) genannt werden. Gleich 
Maine ift auh NewsHampfhire reich mit Tannen, Fichten, 
Eichen, Aborn, Buchen, Birken, Linden, Erlen, men 
und Eichen bewaldet, ‚hat ein dem jenes Staates ähnliches 
Klima, kurze, heiße Sommer, ftrenge, lange, anhaltende 
Winter und Schroffen Wechfel der Witterung. Diefelben 
Hindernifje, deren wir bei Maine erwähnten, ſtehen auch 
bier dem vortheilhaften Betrieb der auf einer. hohen Stufe 
der Ausbildung ftehenden Landwirthſchaft und Viehzucht 
entgegen und erlauben ung nicht, den Staat ald Auswan- 
derungsziel für deutiche Landwirthe zu empfehlen. 

Handel und Manufacturen blühen; die Schifffahrt 
und der Schiffbau werden lebhaft betrieben, Ausgerührt 
werden Maften, Balfen, Sparren, Pottafche, Wolle, Weizen, 
Gerſte, Obſt, Apfelwein, Salsfleifh und ru Dlei und 


Nordamerifa, 


130 Der Staat New⸗Hamplhire. 


Kupfer. Wollen- und Baumwollenwaarenfabriken giebt 
es in Menge; von erfteren allein 88. Zwei Eiſenbahnen, 
yon denen die eine einen Theil der Bofton-Portland-Bahn 
bildet, die andere Concord und Nafhua und die Fabrif- 
ftadt Lomel, im Staate Maffachufette, mit einander ver— 
bindet, und der 3/, Meilen lange Bomw-Ganal vermehren 
die Communicationsmittel des Staates. Die Noten der 
im Staate beftehenden 25 Banfen ftehen ?/, Procent unter 
pari. . | 

Concord, Hauptftadt: des Staates in’ Sullivan 
County, zählt 5341 Einwohner und liegt am Merrimad, 
deſſen Fälle zum Treiben von Mafchinen benugt und durch 
Ganäle für die Schifffahrt umgangen werden. Unter den 
öffentlichen Gebäuden der Stadt zeichnet ſich befonders 
das Staatenhaus durch feine geſchmackvolle Bauart aus, 
Dover, in Belfnap-County, Liegt am Goceco, deſſen 
Waſſer die Triebfraft zu der bedeutenden Anzahl von Fa- 
brifen herleiht, welche die Stadt befist. Die Zahl der 
Einwohner wird auf 7000 gefhäst, yon denen einige 
große Manufacturen im nahe gelegenen Great-Falls 
befigen. In Stafford-County, am Piscataqua, liegt Portg- 
mouth mif 10,000 Einwohnern, die einzige Hafenftadt 
des Staates, welche bedeutenden Handel und Schifffahrt 
treibt, und auf der dem vortrefflihen Hafen gegenüber: 
liegenden Continental⸗Inſel eine große Schiffswerft befigt, 
welche mehrere hundert Arbeiter befchäftigt. Hier befindet 
ih das Staats-Frrenhaus, Ereter, Stafford=County, 
hat ziemlich bedeutende Manufacturen, wird aber häufiger 
wegen der dort befindlichen, mit einer bändereichen Biblio: 
thek verjehenen Akademie genannt, Die Stadt hat 2000 
Einwohner. Nafhua, in Rodingham-County, am Merri- 
mad, hat nicht unbedeutende Fabrifen und zählt gegen 
7000 Einwohner. Amherſt, im nämlichen County’ und 
am Sonehegon liegend, iſt ein niedliches, betriebfames 


Der Staat Dermont, 131 


Städtchen mit 1600 Einwohnern. Hannover, Grafton— 
County, am Connecticut, mit 2000: Einwohnern und dem 
Dortmouth2 College. Weniger bedeutende Städte find 
Keene und Rihmond in Hillsborough-, Rocheſter in 
Belfnaps, Haverhill in Graftons und Lancaſter in 
Coos⸗County. 





Der Staat Bermont, 


urfprünglich von New-York und New-Hampfhire in Ans 
Spruch genommen und lange der Zanfapfel zwifchen beiden, 
trat im Jahre 1791 als felbftftändiger Staat dem Bunde 
bei, und trägt feinen Namen (grüner Berg) von der, von 
Fichten und Tannen bewaldeten Bergreihbe (Green moun- 
tains), bie fih 15 bis 20 Meilen breit mitten durch ihn 
hinzieht, und deren hervorragendſte Spigen, der Mans— 
field 4279, der Camels-Rump 4183 und der Kellington= 
Pif 3454 Fuß über dem Meeresfpiegel erhaben find, 

Die gefeggebende Gewalt haben der aus dreißig, 
Mitgliedern beftehende Senat und das aus 231 Mit- 
gliedern beftehende Haus der Abgeordneten. Die voll- 
ziebende Gewalt Tiegt in den Händen des Gouverneurs, 
des Bice-Öpuverneurs und eines Zwölfer-Rathes, welche 
dur) Stimmenmehrheit vom Volke gewählt werden. 
Jedes County ftellt einen Senator, jede Stadtfchaft einen 
Abgeordneten : Der Staat fendet vier Mitglieder zum 
- Bundescongreffe. : Stimmrecht hat jeder 21 Jahre alte 
Bürger der Bereinigten Staaten, der ein Jahr Yang vor 
der Wahl im Staate anfälfig war, Feine Unterflügung 
aus: der Armenfaffe und einen unbefcholtenen Ruf ge- 
nießt. 

Die richterliche Gewalt haben der aus fünf Richtern 
beſtehende Dbergerichtshof, die Kreisgerichts> und die 


132 Der Staat Dermont. 


Gerichtshöfe, zu denen die Richter alljährlich von der 
gejekgebenden Gewalt gewählt werben. Ein aus 23 vom 
Bolfe erwählten Mitgliedern beftehender Cenforenrath hat 
alle fieben Fahre zufammen zu treten und über die Auf- 

vehthaltung der Berfaffung und über das Wohl des 
‘ Staates überhaupt zu wachen. 

Der Gouverneur bezieht einen jährlichen Gehalt von 
750 Dollars, der Vice-Gouverneur 4 Dollars täglich, fo 
lange er den Borfig im Senate führt, die Senatoren und 
Abgeordneten 1 Dollar 50 Cents pro Tag während. der 
Dauer: der Sigungen: der 'gefeggebenden Gewalt. Der 
Staat iſt fchuldenfrei. 

Begrenzt: wird Vermont im Norden von Unter— 
Eanada, im Oſten von Nerw-Hampfhire, im Weften von 
New- York, und im Süden von Maffachufetts. Der Staat 
umfaßt: 10,219 TDMeilen, auf denen 293,200: Menfchen 
leben, und’ wird. in die Counties Grand⸗Isle, Franklin, 
Srlteng Effer, Caledonia, Lamville, Chittenden, Wafhing- 
ton, Drange, Addifon, Rutland, Windfor, Windham und 
Bennington veingetheilt, 

Die ,bedeutendften Flüſſe des Staates find der Eon⸗ 
nectieut, welcher an der Oſtgrenze hinſtrömt, der Onion, 
— * Otter, Miſſique, White, Weſt, Black, Deerfield 
und Paſumfic. Von den Seen find, außer dem etwa 
200 Meilen langen Champlainſee, mit hübſchen Inſel— 
gruppen, ſchön bewaldeten Ufern und klarem, durchſich— 
tigem Waſſer, der faſt die ganze Weſtgrenze gegen dei 
Staat New - Yorkı bildet, nur noch der. Memphremagog, 
etwa 40 Meilen lang, der Willougbby , etwa 6 Meilen 
lang, und der Bombazine-See, 8 Meilen Yang, des Nen- 
nens merthi Kleinere Seen find in groper Anzahl über 
alle Theile Vermonts zerftreut. 

Das Klima ift durchaus gefund, wenn auch der Wech- 
ſel ‘der Witterung faft immer ylöglich eintritt. "Sn der 


Der Staat Vermont, | 133 


Negel tritt der Winter mit dem Monat November ein 
und währt in bedeutender Strenge bis Ausgangs März 
oder Mitte April, beichränft alfo auch hier, wie in Maine 
und New-Hampfhire, die Feldarbeitszeit des Ackerbauers 
auf ein Drittheil des Jahres, und nöthigt denfelben dieſe 
für; gemeffene Zeit auch noch zum TH mit zur Er- 
zielung von Futter für die Meberwinterung feines Viehes 
zu verwenden, Ein Vortheil bei diefem Uebelftande ift 
der regelmäßig alle Winter eintretende ftarfe Schneefall, 
der den Boden und befonders die Winterfaaten vor Froft 
fhügt und im Frühfahre bedeutend zur Förderung der 
Vegetation beiträgt. | 

Die Güte des Bodens gibt fich ſchon Durch Die reichen, 
hochſtämmigen Buchen-,. Eichen: und Nadelholzwaldungen 
des Hochlandes und die üppigen, wenngleich weniger hoch— 
fämmigen Ulmen, Efchen, Ahorn und Lindengehölze Fund, 
welche die Flußufer einfiumen und ſich durch die Niede- 
rungen erſtrecken. Aderbauerzeugniffe find Weizen, Roggen, " 
Gerfte, Mais, Hafer, Erbfen, Hanf und Flache, und auf 
den reichen Wiefen des Flachlandes wird eine nicht unbe- 
deutende Viehzucht getrieben. Beträchtliche Duantitäten 
von Butter, Käſe und Salzfleiſch, fo wie die aus den 
Laubholzwaldungen gewonnene Pott und Perlafche werden 
jährlich zum Werthe von etwa 700,000 Dollar nach Mont- 
real, Bofton, New-York und anderen Stapelpläsen aus— 
geführt. Im den mittleren Counties ift der Eifen- und 
Bleireichthum bedeutend, und die Counties Bennington und 
Adifon Kiefern einen feften, reinen Marmor, der viel zu 
‚Bauten und Sculpturen verwendet wird, 

Der Handel des Staates ift wegen feiner Lage mitten 
im Lande faft nur auf den Abſatz der Landesproducte be- 
ſchränkt; auch an Fabrifen befist Bermont, außer 76 Wollen» 
waaren » Fabrifen, Feine yon Bedeutung, dagegen blühen 
feine Gewerbe, und Säge, Papier- und Delmühlen, Effig- 


- 


134 Dir Staat Derment, 


und Bierbrauereien und Branntweinbrennereien zählt es 
in Menge, | 

An Ganälen befist bee Staat den bie Bellewsfalle 
umgehenden Bellows-Fall-Canal, an Eiſenbahnen die 
70 Meilen lange Nordbahn. Die Noten der beſtehenden 
22 Banfen fteher/, bis 10 Procent unter dem Nennwerthe. 

Große Streden unbebauten Landes und die Schlupf: 
winfel, welche der gebirgige Theil des Staates darbietet, 
begünftigen den Wildftand, daher Hirfche, Bären, Wölfe, 
Füchſe und Wildfagen in Menge vorhanden find, : Die 
Seen find ebenfo reih an Fifchen wie an wilden Enten 
und Gänfen, 

Sehenswerth ift die in Tinmouth- Townſhip, Rutland⸗ 
County, befindliche Tropfſteinhöhle, die über 100 Fuß tief 
und ebenſo lang iſt, und von deren Decke die merkwürdigſt 
geſtalteten Steinzapfen herabhängen. 

Montpellier, in Waſhington⸗-County, am Onion⸗ 
Greef, ift die Hauptflabt des Staates, hat ein großes 
hübſches Staatenhaus, eine. befuchte. Akademie, mehrere 
fattliche Kirchen, und zählt 5000 Einwohner, Benning- 
ton, im gleichnamigen County, hat zwei ſtark frequentirte 
Akademien, In Woodſtock, Windfor- County, befindet 
fih das mediciniſche College des Staates. Middlebury, 
Adifon-County, am Dtter- Ereef, zählt 2500 Einwohner, 


hat ziemlich bedeutende Manufacturen, ein Colfege, zwei 


Afademien, und zeichnet fih duch eine, freundliche Lage 
aus, Bergennes, ebenfalls in Adifon-County, liegt an 
den Fällen des Diter- Creefs, die als. Wafferfraft benugt 
werden. Darville, Caledonia-County, wenig Tebhafte 
Stadt mit 2500 Einwohnerns Chelfen, Drange-Counts, 
liegt ſchön am Fuße der green mountains, zählt 2000 Ein- 
wohner, hat aber weder Iebhaften Handel, noch erwähneng- 
werthe Danufacturen. Burlington, Chittenden-County, 
mit gegen 5000 Einwohnern, zeichnet fih durch feine, na= 


Der Staat Mallachulettg. 435 * 


mentlich vom See aus gefehene malerifche, Lage auf einer 
fih in den Champlainſee erſtreckenden Halbinfel, dur 
die. hier befindliche Staatg-Univerfität, mehrere Seminarien 
und flattliche öffentlihe Gebäude aus. Im Sommer wird 
die Stadt viel von Vergnügungsreifenden befucht, welde 
mit den den Champlainſee befahrenden Dampficiffen lan—⸗ 
den, und von bier aus Ausflüge ins. Gebirge machen, 
St. Albans, Franflin-County, am Champlainfee, zählt 
3000 Einwohner. Bellows-Falls-Billage, Wind- 
ham⸗County, ein kleines Städtchen von faum 1000 Ein- 
wohnern, ift wegen Seiner Fabrifen, deren Maſchinen von 
den Bellows- Fällen getrieben werden, von Bedeutung. 
Weniger bedeutende Städte find Mancheſter im Ben- 
nington⸗, Fayetteville in Windham-, Rutland in 
Rutland⸗, Jras burgh in Drleans-County. 





Der Staat Maſſachuſetts, 


einer der dreizehn Staaten, welche ſich am 4. Juli 176 
für unabhängig von „Großbritannien erklärten, trägt fei- 
nen Namen von einem ehemals in der Nähe von Bofton 
hauſenden Indianerſtamme. Das Gebiet dieſes Staates 
beſtand nach feiner erſten Anſiedelung aus der Plymouth⸗ 
und Maſſachuſetts-⸗Bai⸗Compagnie, von denen erſtere durch 
die im Jahre 1620 wegen Religionsverfolgungen aus Eng—⸗ 
land geflüchteten Familien, die andere im Jahre 1628 
durch Sir Henry Noswell gegründet wurde. 

Maflahufetts Berfaffung Datirt vom Jahre 1780, 
wurde jedody im Jahre 1821 einge Durchgreifenden und in 
den Jahren 1839 und 1840 einer weiteren Reviſion unter- 
worfen. Die gefeßgebende Gewalt befteht aus einem Senat 
yon 40 Mitgliedern und einem Haufe der Abgeordneten 
von 356 Mitgliedern, welche jährlih aus und von dem 


# 136 Der Staat Mallachuletts. 


Volke gewählt werden. Die vollziehende Gewalt ruht in 
den Händen eines Gouverneurs und eines Vice-Gouver— 
neurg (lieutenant governor), denen ein von beiden Häufern 
gewählter Neuner-Rath zur Seite fteht. Die Befoldung 
des Gouverneurs beträgt 2500, die des Vice-Gouverneurs 
1460 Dollars jährlich, ' 

Die Gerichtsbarkeit haben ein Obergerichtehof, ein 
Gerichtshof für Privatftreitigfeiten und das Stadt- und 
Polizeigeriht von Boſton. Der Oberrichter des Ober⸗ 
gerichtshofs hat 3500, jeder Beirichter des Obergerichts— 
hofes 3000, der Dberrichter des Gerichtshofes für Privat- 
ftreitigfeiten 1800, und ein Beirichter dieſes Gerichtshofes 
1700 Dollars Jahresgehalt. 

Jeder Bürger des Staates, der 21 "Jahre alt ift, 
ein Jahr lang vor der Siimmäbgabk im Staate gewohnt, 
zwei Jahre lang vor der Wahl Staats- oder Kreisabs 
gaben gezahlt hat oder fleuerfrei-ift, Feine Unterftüsung 
aus der Armenfafje genießt, auch nicht unter Vormund— 

- Schaft fteht, ift ftimmfähig. Der ro jendet zehn Abge— 
ordnete zum Bundescongreffe. 

Die Grenzen des Feftlandes von Maffachufetts find 
im Norden Vermont und New: Hampfbire, im Oſten der 
atlantifche Ozean, im Süden Rhode⸗Island und Connecticut, 
und im Weften New-York. Außer dem Feftlande gehören 
noch Nantudet, Marthas Bineyard, Chabbadick und einige 
fleinere Inſeln zu Maſſachuſetts, deſſen Flächeninhalt von 
7250 TMeilen von 800,000 Einwohnern bewohnt wird. 

Hauptflüffe des Staates find der Connecticut, der 
Merrimad, Coneord, Charles, Naſhua, Myftic, Neponfet, 
Zaunton, Bladftone, Chisfapee, Deerfield, Weftfield, Millers 
und Haufatonic. Landfeen befigt der Staat feine, deſto 
veicher aber ift feine felfige Küfte an Buchten und Baien, 
son denen befonders die Maffachufetts-Bai, an deren Süd- 
feite das Gap Cod und an der Nordfeite das Cap Ann 


Der Staat Mallachuletts. 137 


” 


hervorragen, dann die Bofton-, Ipswich⸗, Plymouth⸗, Barn⸗ 
ſtaple- und Buzzards-Bai genannt zu werben verdienen. 

Sp mannigfaltig wie die Oberfläche des Staates, ift 
auch die Beſchaffenheit feines Bodens. Von den vierzehn 
Eounties, in welche er eingetheilt wird, ift Berkſhire ſehr 
bergig, weil ſich ein Zweig Der green mountains, mit dem 
4000 Fuß hohen Saddleback-mountain, hindurchzieht. Hier, 
wie in Franklin und Hampfhire-County, iſt magerer, meis 
ftens fehr fteiniger Boden vorherrſchend. Die Counties 
Hampden, Worceſter, Middleſex, Norfolk und Briſtol ſind 
hügelig und haben guten Boden, der ſich vorzüglich zu 
Weideland eignet; Eſſex, Plymouth, Barnftaple, Dufes 

(Marthas-⸗Vineyard⸗Inſel), Nantudet (die Nantucket⸗In— 
ſel) und Suffolf haben viel Flugſand und falzige Sumpf» 
wiefen, deren ungeachtet aber manche Theile, beſonders 
von Eſſer-County, herrlich eultivirt ſind. In Maſſachu— 
ſetts liegen noch 114,800,000 Acres Congreßland unver— 
kauft. 

Ackerbau und Viehzucht ſtehen auf einer hohen Stufe 
der Ausbildung, auch der Obſtbau nimmt von Jahr zu 
Jahr an Bedeutung zu, ſo daß die Ausfuhr von Apfel⸗ 
wein bereits beträchtlich genannt werden kann. 

Das Klima iſt im Sommer ſehr heiß, im Winter 
außerordentlich kalt und wechſelt raſch. Die Winter wäh— 
ren vom Anfang December bis Anfang April, ſo daß der 
Sommer kurz und die Zeit für Beſtellung des Landes dem 
Ackerbauer knapp zugemeſſen iſt. Rindvieh⸗ und Schaf— 
zucht blühen, weniger die Pferdezucht. Als Handels- und 
Fabrikſtaat ſteht Maffachufetts in der erſten Neihe unter 
den Gliedern der Union, wozu feine guten Häfen nicht 
minder als feine Eifenbahnen und Canäle fördernd bei— 
tragen, Die BerffhiresEifenbahn mißt über 21, die Bos 
ſton⸗Lowell gegen 26, die Bofton-Maine 73, die Boſton— 
Providence 41, die Bofton-Worcefter 45, die Connecticut 36, 


138 Der Staat Mallachuleris. 


die Dftbahn 38, die Fallfluß 42, die Fiſhburgh 494/,, die 
Naſhua⸗Lowell 14'/,, die News Bedford: Taunton 20, die 
Norwich⸗Worceſter 66, die Old-⸗Colony 37, die Pittsfield- 
North-Adams 19, die Taunton 11, die Weftbahn 156 und - 
die Stoughton Zweigbahn 5 Meilen. Bon den Ganälen 
bat der South-Hadley 2, der Montague 3, der von Wor⸗ 
cefter nad) Providence führende Bladftone-Canal 45, der 
Hampfhire-Hampden 22, und der riesen 27 Mei⸗ 
den Lange 

An Banken zählt der Staat 120 mit einem Capital 
von mehr als 40 Millionen Dollars, deren Noten Ohr 
Berluft ausgegeben werden. 

Maſſachuſetts hat keine Schulden. 

Bon großer Bedeutung ift die Fifchereiz fein: Staat 
hat fo viele Grönlandg- und Süpdfeefahrer als Maſſachu— 
fetts, und feiner einen fo großen Stodfiihfang als er. 
Auch der Bergbau, auf Eifen in Plymouth und Briftol, 
auf Blei in South⸗Hadley⸗County, Kalkfteine und Marmor⸗ 
brüche in Berkjhire, dann Granit, Seifen: und Duaderfteins 
brüche in verfchiedenen Theilen des Staates, liefern ‚einen 
erheblichen Ertrag. * 

Die vorzüglichſten Erzeugniſſe der Fabriken und Manu: 
Ffacturen find Baumwollen⸗ und Wollenwaaren, Schuhe 
und Stiefeln (für etwa 15 Millionen Dollars jährlich), 
Blase, Leder-, Eifenwaaren, Taumwerf, Branntwein,. Del, 
Papier, Hüte, Waffen, die in enormen Quantitäten aus— 

geführt werben. 
Doch nicht in materieller Hinftcht allein, auch in gei- 
tiger Beziehung muß Maffachufetts mit zuerft unter den 
Staaten des Bundes genannt werden, denn nirgends wird 
mehr für Wiffenfhaft und Künfte gethan, nirgends wird 
den Univerfitäten, Colleges, Afabemieen, Seminarien und 
Schulen mehr Aufmerffamfeit gewidmet, eine größere Unter: 
ſtützung vom Staate und von Privaten gewährt, als Hier. 


x Der Staat Mallachuletts. 139 


Hauptſtadt des Staates und Sitz der Siaatsbehörden 
iſt Bofton, in. Effer- County, bevor News York ſie über— 
flügelte „. die bedeutendfte Stadt Amerika's. Die, Stadt, 
- mit 130,000 Einwohnern, liegt auf einer durch die Lande 
enge Neck mit dem Feftlande verbundenen, fich in die Boſton⸗ 
bai erftrefenden Hafbinfel, und. ift gegen Norden mit dem 
ebenfalls. auf.einer Halbinfel Tiegenden Städten Char- 
lestown, welches. ein Marine=Hofpital, eine Unions— 
Schiffswerft und Arfenal, ein Staatsgefängniß, ein Irren-, 
ein Stadthaus, mehrere Kirchen und in der Nähe das 
zum Andenken an die Schlacht. von 1775 von den Damen 
Boſtons errichtete Bunfershill- Monument enthält, Dur 
eine fchöne Brücke verbunden. - Die Einfahrt in den ger 
räumigen Hafen von Bofton, der mit vielen grünen, mit 
Landhäuschen und zierlihen Pavillons geſchmückten Infeln - 
überfäet ift und beftändig von Schiffen und Böten wimmelt, ift 
enge und durch die Forts Warren, auf Governors-Feland, 
Sndependence, auf Caſtle-Island, und Strong, auf Nod— 
Dies» Zsland, geſchützt. Der. fih am Hafen hinziehende 
ältere Theil der Stadt Liegt niedrig und ‚hat enge und 
unregelmäßig angelegte Straßen, der: weiter oben ge— 
legene Theil. fteigt aber allmählig in regelmäßigen, mit 
prachtvollen Gebäuden gezierten Straßen zu einem Hügel 
empor, von deſſen höchſter Spise das mit einer Kuppel 
bedachte Staatenhaus die Häufermaffe überfchaut. Bon 
dem Staatenhaufe und von der Weftfeite, dem fafhionablen 
Stadttheile, aus hat man eine herrliche Ausfiht über die 
Stadt und ihre Umgebung. State-Street, an welcher das 
Staatenhaus Liegt, und Wafhington-Street find die Haupt» 
ftraßen der Stadt, in. denen von früh bis ſpät ein reges 
Leben auf und nieder wogt. Sehenswerth ift die Fau— 
neuil- Kaufpalle in Dockſquare das Athenäum mit einer 
Bibliothef von 35,000 Bänden, einer, Gemäldegallerie, 
einer numigmatifhen Sammlung u. ſ. w.; das Mufenm 


440 Der Staat Mallachuletts. 


der Boftoner Gefellfchaft für Naturwiſſenſchaft. Keine 
Stadt ift reicher an Wohlthätigfeitsanftalten und Schufen, 
unter welchen ſich der deutſche Berein auszeichnet, der ſich 
die Unterftüßung armer Landsleute zur Aufgabe macht; 
ferner das allgemeine Hospital und das Maffadjufetts- 
mediciniſche College, welche Iegtere beiden mit der Univer- 
fität von Cambridge in Berbindung ftehen, Herrliche 
Spaziergänge find die nah Commons, einem. von präch— 
tigen Gebäuden eingefaßten ſchönen Parf, nad dem ſchon 
erwähnten Bunferspill und nad dem Gottesader auf 
Mount Auburn, der von wahrhaft bezaubernder Schönheit 
iſt. Boſton verdanft einen nicht geringen Theil feiner 
bfühenden Schifffahrt einem merkwürdigen Handelszweige, 
der beſonders in den letzten zehn Jahren aufblühte. Es 
iſt der Handel mit Eis, das neben dem Granit eine 
Stapelwaare für Maſſachuſetts bildet. Die jährliche 
Ausfuhr von Eis kann man auf mindeſtens 60,000 
Tons anfchlagen. Am Bord, mit der Berpadung, 
veranſchlagt man die Tonne it 3, Dollar. Das 
Eis wird durch von Dampfmaſchinen 7 Bewegung ge— 
feste Sägen auf den Friftallhellen Teichen des Binnen- 
landes in vieredige, 12 Zoll dide Blöcke geihnitten, in 
Strob, Heu und Sägemehl verpadt umd in hölzerne 
Kiften gefchloffen, und auf diefe Weife nad) den füblicheren 
Häfen der Union, nach Bombay, Madras, Calcutta, Mau— 
ritius und anderen oſt- und meftindifchen Häfen verfchtfft. 
In Bofton befhäftigen fi gegenwärtig 18 Compagnien 
mit ber Eiöverfhiffung, durch welche jährlich über A Mil- 
tionen Dollars umgefeßt und mehrere hundert Schiffe be- 
Thäftigt werden. Drei Meilen nordöftlich von Bofton 
entfernt Tiegt Cambridge, eine der äfteften Städte 
Neu-Englands, mit 9000 Einwohnern, und berühmt wegen 
des dort befindlichen, nach ‘feinem Gründer benannten 
Harvard⸗Colleges, mit einer 40,000 Bände ftarfen Biblio» 


Der Staat Mallathuletts. 44 


thef. Das Naturalien» und das phyſiſche Cabinet der 
Univerfität find berühmt, und die juriftifhe Facultät ge- 
nießt eines ausgezeichneten Aufes durch die ganze Union. 
Außer dem College befinden ſich hier noch zwei Afademien, 
drei Banfen, ein Arfenal und einige recht hübfche Kirchen. 
Zwei Meilen füdlich von Boſton und mit diefem durch 
den Ned verbunden, liegt Rorbury mit 12,000 Einwohnern, 
eine regelmäßig gebaute und durd viele ſchöne Gebäude 
gezierte Stadt. An Größe und an gefhäftlicher Beveu- 
tung ftehbt Lo well in Middlefer-Eounty, mit 35,000 Eins 
wohnern, der Hauptftadt zunächft, als Fabrifftadt wird fie 
in Nordamerifa nur von Pittsburg übertroffen. Lowell's 
Fabrifen, welche beiläufig 11,000 Perfonen befchäftigen, 
fertigen Mafchinen, ‚Locomotiven, Schienen, Leinwand, 
Teppiche, Tuh, Gußwaaren, Papier, Tilchlerwaaren, 
“ Band, Pulver; auch befist die Stadt Säger und Mahl: 
mühfen, ſowie großartige Drudereien, Färbereien und 
DBleichereien, Für diejenigen Arbeiter und Arbeiterinnen, 
welche feine Angehörigen in der Stadt haben, tft durch 
großartige Koft- und Logirhäufer,, ſowie auch durch zwei 
Sparbanfen und gute Unterrichtsanftalten auf's Vortreffz 
lichſte geſorgt. Das Stadthaus, das Rathhaus und die 
Handwerferhalle find fehenswerthe Gebäude, Lerington, 
ein unbedeutendes Städthen in Middleſex-County, ver: 
dient nur deswegen erwähnt zu werden, weil bier der 
blutige Unabhängigfeitsfampf begann, deffen Andenfen ein 
vom Staate errichtetes Monument feiert. Salem, in 
Effer-County, zählt 17,000 Einwohner, die einen durd) 
einen fhönen, durch die Forts Lee und Pidering befchüsten 
Hafen! begünftigten Seehandel treiben, Auf den Schiffg- 
werften der Stadt herrfcht ein reges Leben. Auch das 
im nämlichen County, an der Mündung des Merrimad 
liegende Rewburyport, welches mit Bofton einer- und 
Portsmouth andrerfeits dur Eifenbahnen verbunten ift, 


142 Der Staat Ahode⸗Asland. 


hat einen guten Hafen und ift, obgleich nur 8000 Ein- 
wohner zählend, eine der fehönften Städte der öftlichen 
Staaten. New⸗Bedford, in Briftol-County, mit einem 
fihern Hafen, treibt Tebhafte Schifffahrt und Fiſcherei. 
Fallriver, am Zufammenfluffe des gleichnamigen Fluſſes 
mit dem — *— gelegen, hat bedeutende Manufacturen 
und zählt 8000 Einwohner. In Springfield, in 
Hampden-County, am Connecticut, befindet fi fih ein Bun 
bes-Arfenal und eine großartige Waffenfabrif, Armperft 
und Williamstown verdienen der dort befindlichen Col— 
leges, und Hoptington wine Heilquellen —— ge 
nannt zu werben. 


— — — 


Der Staat Rhode-Island, 


der feinen Namen von ber Inſel Rhodus im mittellän- 
difchen Meere erhielt, und aus den jogenannten Rhode: 
Island⸗ und Propidence-Colonien beftebt, trat der Unabs 
hängigfeitserflärung vom 4, Juli 1776 mit bei, Die 
erſte Niederlaffung im Staate fand im Jahre 1636 in 
Propidence und im Jahre 1638 auf der Inſel Rhode ftatt. 

Bis dahin die Negierung auf den, im Jahre 1644 
yon Großbritannien für Providence und Rhode» Fsland 
gemeinschaftlich ausgeftellten Freibrief baftrend, demzufolge 
das Stimmrecht an den Befts eines Freigutes von 134 
Dollars Werth gefnüpft war, falls der Stimmehde nicht 
ber erfigeborene Sohn eines Freifaffen war, wurde erft 
im Jahre 1824 yon einer von der Legislatur zufammens 
berufenen VBerfammlung seine Berfaffung entworfen, die 
jedoch vom Volke nicht angenommen wurde. Gleiches 
Schidfal Hatten die in den Jahren 1834 und: 1841 entr 
worfenen Berfaffungen, und als Gouverneur Dorr Tegtere 
mit: Militärgewalt dem Volke octroyiren wollte, wurde er 
des Hochverraths angeffagt, entfam aber durch die Flucht. 


Der Staat Khode⸗Asland. 143 


Später eingefangen, büßte er fein Detroyirungsgelüfte 
bis 1845 im Kerfer. Erft im November des Jahres 
1842 wurde ein neuer Berfaffungsentwurf —— 
der ſeit Mai 1843 in Kraft getreten iſt. 

Dieſer Verfaſſung zufolge beſteht die legislative Macht 
aus einem Senate von 31 von den Städten des Landes 
erwählten Mitgliedern, dem Gouverneur und dem Gouver⸗ 
neurs®ieutenant, und aus einem Haufe der Abgeordneten, 
welches 69 durch Stimmenmehrheit vom Bolfe erwählte 
Mitglieder zählt. Die Executivgewalt hat der, Gouverneur, 
oder an feiner Statt der Gouverneur-fieutenant, von 
denen erfterer 400, Tetterer neh Sahresgehalt . 
bezieht. 

Zum Bundescongreffe in Wafhington fendet der 
Staat zwei Abgeordnete, 

Stimmberecdhtigt ift jeder eingeborne Bürger der Vers 
einigten-Staaten, welcher fich zwei Jahre lang in Rhode— 
Island, und 6 Monate Yang von diefen 2 Jahren in der 
Stadtſchaft aufgehalten hat, in welcher er fein Wahlrecht 
ausüben „will, und 7 Tage vor der Wahl vom Stadt- 
Ihreiber als Wähler einregiftrirt wurde, ferner mindeftens 
1 Dollar jährlih Steuern bezahlt, oder Mitglied der Miliz 
ift und als folhes in dem der Wahl vorhergehenden 
Jahre einmal Milizdienfte gethban hat. Naturalifirte Bür— 
ger haben, außer diefen Dualificationen, auch noch einen 
Beſitz von 134 Dollars Werth oder 7 Dollars Renten 
nachzuweiſen. Die richterliche Gewalt ruht in den Händen 
bes Dbergerichtshofes und denen der Gerichtshöfe für 
Privatftreitigfeiten, deren es für jedes County einen giebt. 
Die Richter des Dbergerichtshofes bleiben im Amte bis 
fie von der Legislatur entlaffen oder entfetst werden. Die 
Gerichtshöfe für Privatftreitigfeiten beftehen für jeden Kreis 
aus einem als Dberrichter fungivenden Richter des Ober- 
gerichtshofes und aus zwei gewählten Beirichtern, Bei 


444 2 Der Staat UAhode⸗Asland 


Appellationen über Entfcheidungen des Gerichtshofes - für 
Privatftreitigfeiten an den Obergerichtshof darf der Ober: 
gerichtshofrichter, welcher dem Gerichtshofe für Privat—⸗ 
ſtreitigkeiten in dem betreffenden Falle präſidirte, nicht mit 
im Obergerichte ſitzen und ſtimmen. Der Oberrichter des 
Obergerichtshofes bezieht 650, jeder Beirichter Mieten Ge⸗ 
richtshofes 500 Dollars jährlich. 

Im Norden und Oſten wird Rhode⸗Island, zu welchem 
die Rhode⸗, Camonieut⸗-, Prudence⸗, Patience⸗ Hopes, Hog⸗, 
Block⸗ und mehrere kleinere Inſeln gehören, von Maſſa— 
chuſetts, im Süden vom atlantiſchen Ozean und im Weſten 
von Connecticut begrenzt. Dem Umfange nach iſt dieſer 
Staat der kleinſte der Union; er hat einen Flächenraum 
von nur 1580 Quadratmeilen, iſt aber einer der bevöl— 
kertſten, indem ſeine Einwohnerzahl 112,500 beträgt. 

Die Hauptflüſſe ſind der Pawtucket und der Pawtuxet, 
welche den Providence bilden, der Taunton und die Woods 
flüſſe. Seen umfaffen die Grenzen des Staates nicht, 
dagegen bietet Die gebrochene Küfte eine Menge Baien dar, 
von denen die Naraganfet-Bai die bedeutendfte iſt. 

Sp verfihieden wie Die Dberfläche des Landes, welche 
eine große Abwechfelung von Bergen. und Thälern dar- 
bietet, ‚eben fo verfehleden ift die Güte des Bodens. In 
Wafhington- County iſt er fandig und Teicht, und weifet 
nur bie und da, fruchtbare Stellen aufz in Providence— 
und: Kent= County durchgehende beffer und befonders zu 
Weideland geeignet, weshalb auch. auf den Heinen, werth— 
vollen Meiereien des nordöftlichen Theiles von Providence—⸗ 
County die Viehzucht in voller Blüthe fteht, und von dort 
nicht geringe Duantitäten Butter und Käſe in den Handel 
fommen. Auch die. Schafzucht kommt bedeutend in Auf: 
ſchwung. 

Der Ackerbau liefert Weizen, Mais, Gerſte und Hafer; 
die Waldungen beſtehen aus Tannen, Fichten, Ahorn, Bir⸗ 


“ 


Der Staat Uhode⸗Asland. 145 


fen, Buchen, Ulmen, Pappeln und Eſchen, find aber nicht 
veih an Wild; defto gefegneter ift die Narraganfet-Bai 
mit Fischen der mannigfaltigften Arten. Bon Mineralien 
wird Eifen und etwas Kupfer gefunden, auch giebt es 
Marmor-, Graphit: und Kallbrüche, ſowie nicht unbedeu⸗ 
tende Koblenlager, die jedoch erft dann gehörig ausgebeutet 
werden, wenn der Holzreichthum der Wälder mebr abge⸗ 
nommen haben wird, 

Schifffahrt und Handel blühen und werden gleich der 
im Steigen begriffenen Fabrifthätigfeit Ces beftehen gegen» 
wärtig AO Wollenwaaren-Fabrifen) durch 62 Banfen unter- 
ftüst, von denen 61 ihre Noten zum Nennwerthe ausgeben, 
4 aber durch Verluſte ihren Credit fo geſchwächt bat, daß 
ihre Noten 40 Procent unter pari fliehen. Die Providence- 
Stonington- Eifenbahn durchfchneidet den Staat auf einer. 
Länge von 48 Meilen, und der Blackſtone-Canal verbindet 
Providence mit Worcefter und mißt 45 Meilen, 

Das Klima ift gefund, und milder als dag der übri- 
gen öftlihen Staaten, was vorzüglih vom Küftenlande 
gilt, Die Seenebel mäßigen die Strenge des Winters, 
bie Seewinde die Schwüle des Sommers. — 

Providence, im gleichnamigen County, an ber Nars 
vaganfet-Bat liegend und vom Naffafuf durchſchnitten, über 
den eine fchöne Brücke führt, hat an öffentlichen Gebäuden 
ein Staatenhaug, ein Rathhaus, 31 Kirchen, ein Staatsge- 
fängniß, ein Athenäum, auch mehrere Fabrifen und Manu- 
facturen, und zählt 33,400 Einw. Die nad dem Stifter 
benannte Bromng- -Uniyerfität wird ftarf befucht. Das auf 
der Inſel Rhode liegende New- Port ift Hauptftabt des 
Staates und zählt 10,000 Einwohner, welche Tebbaften 
Handel und bedeutende Schifffahrt treiben, Die Stadt 
wird als Seebadeort, wegen der hübjhen Umgebungen und 
der Seefrifche in den heißen Sommermonaten, viel von 
New-Yorfer und Boftoner Familien beſucht. Die übrigen 

10 


Nordamerifa, 


446 Der Staat Connecticut, 


Städte Rhode-Islands, wie Kingston in Kent-Eounty, 
Greenwich in Wafhington-County, Pawtudet, South— 
Kingston, Woonfodet-Falls mit Walfereien und 
Mühlen, Charlestown und Warmwid find yon geringer 
Bedeutung. 





Der Staat Connecticut 


trägt feinen indianifchen Namen von dem denfelben durch— 
ſtrömenden Fluffe Connecticut, der „Schlange des Oſtens“. 
Sm Jahre 1630 vom Plymouth-Rathe dem Grafen von 
Warwick zum Gefchent gemacht, fam das Land bald nach— 
ber in die Hände der Lords Sell und Say und Anderer, 
welche im Jahre 1634 in Saybrook ein Fort errichten 
liegen und mit den Pequot- Indianern Landverträge ab- 
Ichloffen. Im Jahre 1664 wurde die Colonie durch neue 
Landanfaufe bedeutend vergrößert, im folgenden Jahre 
erhielt fie, die bisher aus den beiden Theilen New-Haven 
und Connecticut beftanden war, den gemeinfamen Namen 
Connecticut und einen Freibrief, welcher bis 1818 die Baſis 
der Staatsverfaffung bildete, Die um dieſe Zeit ihre gegen- 
wärtige Geftalt erhielt. 

Die aus einem Senate und einem Haufe der Abge- 
ordneten gebildete Generalverfammlung hat die geſetzge— 
bende Gewalt. Der.Senat darf aus nicht weniger als 
18 und nicht mehr als 24 Mitgliedern befteben, welche 
yon den Counties gewählt werden. Das Haus der Ab- 
‚geordneten erhält feine Mitglieder durch die Wahl der 
Stadtfchaften, von denen die älteren jede zwei, die jünge— 
ven einen Nepräfentanten wählen, Senatoren und Abge- 
ordnete, Gouverneur und Gouyerneur Lieutenant werden 
vom Bolfe auf 1 Jahr gewählt, Die vollziebende Ge- 
walt hat der Gouverneur, reſp. fein Erfagmann, der Gou⸗ 


Der Staat Connecticut, i 147 


verneur » Lieutenant, welch legterer dem Senate präftdirt, 
Die Sigungen der Generalverfammlung werben alljährlich 
im Mat, abwechfelnd in Hartford und New-Haven gehalten, 

Die richterlihe Gewalt ruht in den Händen eines 
Dbergerichtshofes für Verbrechen, und eines Obergerichtg- 
hofes und fo vieler Untergerichtshöfe, wie die General- 
yerfammlung beftimmt, welche auch die Richter ernennt, 
deren Amt bis zum fiebzigften Lebensjahre dauert, falls 
nicht Pflichtverlegungen die Abfegung bewirfen, Der Gou=- 
verneur erhält 1000, der Gouverneur⸗Lieutenant 300, der 
Dberrichter des Obergerichtshofes 1000, jeder — 
750 Dollars Jahresgehalt. 

Jeder 21 Jahre alte, weiße Bürger der Bereinigten 
Staaten, der im Staate anfäffig ift, in der Stadtſchaft, 
in welcher er fein Wahlrecht ausüben will, 6 Monate lang 
vor der Wahl gelebt bat, ein Freigut von 7 Dollars Rein 
ertrag befist, feiner Milizpflicht feit 1 Jahre Genüge ge- 
Veiftet, mindeftens 1 Jahr lang Staatsfteuern bezahlt hat 
und unbeſcholtenen Rufes ift, tft ſtimmberechtigt. 

Der Staat fendet 4 Abgeordnete zum Bundescongreſſe 
nah Waſhington. 

Kein Staat der Union hat fo ausgezeichnet für Schul« 
und UniverfitätssUnterricht geforgt wie dieſer. Jede Stadt- 
Ihaft hat eine auf Staatsfoften unterhaltene Elementar⸗ 
ſchule, die zahlreichen Akademien leiſten VBorzügliches und 
das College zu New- Haven genießt eines weit über Die 
Grenzen der Bereinigten Staaten hinausgehenden, wohl- 
verdienten Rufes. 

Im Norden von Maffachufetts, im Often yon Rhode⸗ 
Island, im Süden vom Long⸗Island⸗Sunde und im Weften 
von New-York begrenzt, Hat Connecticut einen Flächen- 
inhalt von 4764 Duadratmeilen und 311,000 Einwohner, 

Die Hauptflüffe des Staates find der Connecticut, 
beffen breite, klare Waffermaffen den Staat in zwei Hälften 

10* 


148 Der Staat Connecticut, 


theilen und deffen Ufer mit einer Menge vorzüglicher Far- 
men, Städte und Städtchen geſchmückt find, der Houfatonie, 
Thames, Farmington und Naugatud. 

Der Boden, im Allgemeinen fruchtbar, ift vorzüglich. 
gut zu Viehweiden geeignet, weshalb die Nindvieb- und 
Pferdezucht blüht und Butter, Käfe, Fleifch und lebendiges 
Bieh in großen Duantitäten ausgeführt werben. Der 
Aderbau, deffen Ertrag durch häufig eintretende Nachtfröfte 
gefährdet und durch lange Winter, gleich wie in den übri- 
gen Neu- Englandftaaten, erfchwert wird, Tiefert Weizen, 
Mais, Gerfte, Buchmweizen, Hafer, viel Flachs, weniger 
Hanf, auch Kartoffeln, und der Obſtbau ift nicht unbedeu- 
tend, Litchfield - County ift bergig, New- Haven -County 
hügelig, fo auch der weftliche Theil von Hartford-⸗County. 
Weniger hügelig und yon durchſchnittlich gutem Boden find 
die übrigen Counties Tolland, Windham, Nem- London, 
Middlefer und Fairfteld, Die Berghöhen find mit Nabdel- 
Holz, Hickory, Ahorn, Birken, Buchen, Eichen, Ulmen, 
Eichen, Linden und Pappeln bewaldet, und um die Stämme 
fchlingen fi die Ranken des wilden Weines. 

Bon dem Mineralfchage des Staates wird bis jet 
nur Eifen benutzt, Doch tft die Anlage von Dlei-, Zink und 
Kupfergruben, Die eine reiche Ausbeute verfprechen, auch 
fchon projectirt. 

Außer in den Eifenwerfen find eine Menge yon Ar- 
beitern in den zahlreichen Glas, Waffen-, Wollen:, Eifenz, 
Baummwollenwaarene, Papiers, Tabafg-, Leinwand- und 
Pulverfabrifen des Staates befchäftigt, und die Fabrifthä- 
tigfeit wird eben fo wie der ausgebreitete Handel durch 
37 Banfen gefördert, welche faft 10 Millionen Dollars 
Capital beft igen, und deren Nöten zum Nennwerthe aus⸗ 
gegeben und genommen werden. 

Arm an Canälen, yon denen der 36 Meilen lange 
Farmington-Canal von New-Haven bis an die Grenze 


Der Staat Connecticut, 149 


yon Maffachufetts und von da weiter nach Nory-Hampton 
führt, und der 54 Meilen ange Enfield⸗Canal die Eon 
necticut⸗Fälle umgeht, wie an Eifenbahnen, son denen er 
die Hartford-, New = Haven-, Hartford - Springfield» und 
Bridgeport-Stocdbridge-Bahn, in einer Gefammtlänge von 
147 Meilen, befist, hat der Staat deſto vorzüglichere 
Chauſſeen nah allen Richtungen hin aufzuweifen, welche 
jene in gewiſſem Grade erfesen. 

Connecticut hat feine Schulden, 

Uvter den Städten ſteht New-Haven, die Haupt- 
ftabt des Landes, mit reichlich 16,000 Einwohnern, als 
Hafen» und Handelsftadt, wie als Sig der Jntelligenz und 
Herd der Wiffenfchaften allen anderen poran, Der Hafen 
ift von romantifchen Felfenpartien eingefaßt, Die nur eine 
fleine Ebene offen Taflen, in der das reizende Städtchen 
mit feinen breiten, yon ftattlichen, im Geſchmack von Villen 
erbauten Häufern eintgefaßten Straßen und fchattigen 
Baumgängen liegt, überragt von den Thürmen der Kirchen, 
yon denen die bifchöfliche fih durch ihre gothifche Bauart 
befonders auszeichnet. Der am weftlihen Ende der Stadt 
liegende Gottesader verdient feiner prachtvollen Lage wer 
. gen befucht zu werden, Die Univerfität, Yale- College, 
fteht in gleichem Rufe mit dem son ung bereits erwähn- 
fen Harvard» College in Cambridge. Auf ihr find, was 
jonft in Nordamerifa in der Regel nicht der Fall ift, alle 
‚ vier Facultäten repräfentirt, und die Namen mancher ber 
Profefforen, wie 3. B. der des Naturforfchers Silliman, 
haben jelbft in Europa einen guten Klang. Die reichen 
Dotationen des Colleges machten die Anfchaffung einer 
ſehr werthvollen Bibliothek, Foftbarer chemifcher Apparate, 
mineralogifcher und anderer Sammlungen möglich, und 
erlaubten die Errichtung geräumiger Univerfitätsgebäube, 
welche eine Kapelle, Hörfäle, Laboratorien und 128 Wohn- 
zimmer für Studirende enthalten, deren Zahl in der Regel 


150 | Der Staat Mein-yark, 


ungefähr 600 beträgt, Die Koften für einen Studenten 
belaufen fih in Allem auf faum 300 Dollars jährlich. 
Bon den anderen Unterrichtsanftaften der Stadt verdienen 
noch das theofogifhe Seminar und mehrere Mädcheninfti- 
tute erwähnt zu werden. An Fabrifen und Manufacturen 
ift New» Haven nicht fo reich, als die zweite Haupt— 
ftabt des. Staates, Hartford, die ſchön gebaut, aber 
ſtill ift, und in deren Nähe die großartige Taubſtummen— 
Lehranftalt, das Eonnectieut-Afylum, mit Lehrfälen, Werf- 
ftätten und Gärten liegt. Auch hat die Stadt ein College; 
eine Srrenanftalt, ein Staaten= und ein Stadthaus, ein 
Bundesarfenal, ein Athenäum, und ihre aus 13,000 Seelen 
beftehende Bevölkerung treibt Tebhafte Schifffahrt und 
Handel. Sehr gewerbthätig und bedeutend wegen feiner 
Fifcherei und Rhederei ift das an der Thames Tiegende 
New-London, eine Stadt von gegen 8000 Einwohnern. 
Der Hafen der Stadt hat eine Tiefe von 30 bis 36 Fuß, 
fo daß er die größten Schiffe aufnehmen fann, Unbedeu— 
tendere Städte find Stonington, Norwid, Brook— 
Iyn, TZolland, Canton, Norfolk, Lithfield, Mil: 
ford, Danbury, Fairfield, Die Mineralquellen von 
Stafford, in Waſhington-County, find ihrer Fräftigen- 
den Wirfung wegen berühmt und im Sommer ftarf be- 


ſucht. 





B. Die mittleren Staaten 
Der Stast New:York. 


Das Feſtland des jegigen Staates New⸗York wurde 
zuerft von einem im Dienfte Franz I. von Franfreid 
ftehenden Florentiner, Namens Verazzano, befucht, der die 


Der Staat Newo⸗York. 151 


Manhattan: Znfel, auf welcher jest die Stadt New-York 
fteht, Staaten-, Long- und Governors- Jsland, als mit 
dichten, hohem Wald bewachfen fchildert. Nah ihm war 
Henry Hudſon im 3. 1609 der Erfte, welcher in die Bai von 
New⸗NYork einlief und den Fluß entdedte und befuhr, dem ex 
den Namen „ber große Fluß” gab, der jest aber den feines. 
Entdeders trägt. Henry Hudſon verfaufte feine Anfprüche 
auf das Land an die Holländer, welche dort eine Kolonie 
unter dem Namen „Neu Niederlande‘ gründeten, deren 
Hauptftadt, Neu-Amfterdam, das jegige New-York ift. Im 
Jahre 1644 eroberte König Karl I. von England Neu- 
Kiederlande, verlieh feinem Bruder, dem Herzoge von 
York, die ganze Landfläche von weftlich vom Connecticut 
bis zum Öftlichen Ufer des Delaware fammt Long-Fsland, 
nannte fie New-York und taufte die Stadt New Amfterdam 
in New=Yorf und das von den Holländern am oberen 
Hudfon errichtete Fort Drange in Albany um. Am 4, Juli 
1776 war New-Yorf mit unter den 13 Staaten, welche 
fih für unabhängig yon der Krone Großbritannieng er- 
Härten. | | 

Nach der im Jahre 1820 entworfenen und mit dem 
Sabre 1821 in’s Leben getretenen Conftitution des Staates 
liegt die gefeßgebende Gewalt in den Händen eines aus 
32 Mitgliedern beftehenden Senats und einer Abgeordne- 
tenverfammlung (Assembly) von 128 Mitgliedern, melde 
zufammen die Legislatur genannt werden. Die Mitglieder 
des Senates werden alle 4 Jahre, die der Aſſembly all- 
jährlih vom Volke gewählt. Die vollziehende Gewalt bat 
der alljährlich vom Volke auf 2 Jahre gewählte Gouver— 
neur, defien Stelle im Fall des Todes, der Abdanfung 
oder fonftiger Berhinderung, der VBice-Gouperneur vertritt, 
welcher dem Senate präſidirt. Die richterliche Gemalt 
haben ein DObergerichtshof, Bezirksgerichtshöfe, Cantons— 
(County⸗) Gerichte, und Gerichte für Privatftreitigfeiten, 


152 Der Staat Meiu-york, 


fowie für die Stadt New-York ein Oberftadtgerichtshof. 
Die Präfidenten und Richter für die Ober: und Bezirks— 
gerichtshöfe werden, mit Zuftimmung des Genates, vom 
Gouverneur ernannt, und bleiben, wenn fie fich Feiner 
Plichtverlegungen fehuldig machen, bis zum fechszigften 
Lebensjahre im Amte; die Richter der Cantonsgerichte und 
der Gerichtshöfe für Privatftreitigfeiten werden auf gleiche 
Weife, aber nur auf die Dauer von 5 Jahren ernannt. 

Der Gouverneur bezieht einen Jahresgehalt von 4000 
Dollars, der Vice-Gouverneur 6 Dolfars täglich, fo lange 
die Senatsfigungen währen, der Staatsjecrefär, der zus 
gleich Generalinfpeetor ſämmtlicher Volksſchulen des Staa- 
tes ift, 2500, der Staatsgerichtspräftdent und der Ober- 
richter des Dbergerichtöhofes jeder 3000, jeder Richter der 
Cantonsgerichte 1600 und der Oberrichter des Oberftadt- 
gerichtshofes der Stadt New-York 2500 Dollars Gehalt 

jährlich. 
| Stimmberechtigt ift jeder weiße, männliche Bürger 
der Bereinigten Staaten, der 21 Jahre alt ift, 1 Jahr 
lang vor der Wahl im Staate und 6 Monate von dieſem 
. Jahre in dem Kreife gewohnt hat, in welchem er fein 
Stimmrecht ausüben will, Farbige männliche Bürger find 
fiimmberechtigt, wenn fie, außer der Erfüllung der den 
‚weißen Bürgern geftellten Bedingungen, ein fchuldenfreies 
Sreigut von 250 Dollars Ertrag als Eigenthum * 
weiſen können. 

Der Staat ſendet 34 Abgeordnete zum Bundescon- 
greffe nah Waſhington. 

Degrenzt wird der Staat im Norden vom Ontariofee, 
dem St, Lawrenceftrome und Unter-Canada, im Often son 
Bermont, Maffachufetts und Connecticut, im Süden vom 
allantiihen Diean, New⸗-Jerſey und Pennfylvanien, und 
im Weften von Pennfplvanien, dem Eriefee und dem Nia— 
garafluffe. Sein Flächeninhalt beträgt 54,400 Quadrate 


Der Staat Meiv-york, | -153 


meilen, feine Einwohnerzahl 2,750,000, worunter gegen 
600,000 Deutiche. 

Die bedeutendften Seen find, außer den einen Theil 
der Grenzen bildenden Seen Ontario und Erie, der Chame 
plain= und der mit demfelben verbundene St. Georgefee, 
welche fich durch die Klarheit ihres Waffers und malerifche 
Schönheit ihrer Infeln und Ufer auszeichnen, dann der 
Dneida, Onondago, Skaneateleß, Pleafant, Black, Owasca, 
Cayuga, Seneca, Carandagua und Chataughque. 

Unter den Flüſſen iſt der Hudſon der wichtigſte. Er 
entſpringt auf dem Hochlande, zwiſchen dem Ontario⸗ und 
dem Champlainſee, durchläuft in ſüdlicher Richtung eine 
Strecke von mehr als 250 Meilen und davon gegen 70 
Meilen durch das wild-romantiſche Hochland, worauf er— 
ſich immer mehr erweitert und, von Albany abwärts, einen 
mächtigen, von blühenden Ortſchaften, pitoresken Landichaf- 
ten und waldgefrönten Bergen eingefaßten Strom von 
mehr als 2000 Fuß Breite bildet, der, ſich oberhalb der 

Stadt Nem-Vork in zwei Arme, den Eaft- und Northriver, 
theilend, die Manhattan-Inſel umfchlingt, und endlich in 
die Bai von New-York firömt. Der Hudfon, durch 
Ganäle mit dem Erie- und Champlainfee verbunden und 
eheſtens wohl auch durd) den Bladriver-Canal mit dem On— 
tariofee in Verbindung gefest, ift bis nach Albany hinauf 
für 40 Laften große Schiffe fahrbar, und die Meeresfluth 
ift bis noch einige Meilen weiter hinauf bemerfbar, Die 
Wogen des mächtigen St. Lawreneeftromes bilden einen 
Theil der nördlichen Grenze des Staates und dienen zur 
Belebung des Berfehrs mit den englifhen Provinzen einer 
und den weftlihen Staaten andererſeits. Von geringerer 
Bedeutung find der Mohamf, der über Schiefer fließende, 
son einer Menge von Forellen befebte Blad, der Oswe— 
gatchee, Indian, Susquehannah, Geneffee, Delaware, Alles 
ghany, Chenango, Tioga, Oswego, Schoharie, Popachcow, 


154 Der Stoat Melu-gorh, 


Caniſtee, Cattaraugus, Moofe und Beaver, Alle diefe 
Flüffe, wie auch die Seen find fehr fiſchreich. 

Die Seefüfte des Staates ift eine nur wenig ausges 
vehnte, indem fie nur den am Long-Island⸗Sunde gelege- 
nen Küftenftreif und Staaten und Long-Island umfaßt, 
aber die Seehäfen von New-York, von Broofiyn und Sag- 
Harbour, welche .erftere beiden an der weiten Bai von 
New⸗VYork liegen und Taufende der größten Schiffe bergen 
fönnen, find ausgezeichnet. Außer den eben genannten bei- 
ven Infeln, von denen Staaten-Fsland. 18 und Long-sland 
120 Meilen lang ift, gehören noch Manhattan sland, auf 
welcher die Stadt New-York liegt, Grand⸗Island im Nia- 
garafluffe, und die Kleinen Inſeln Fiſher, Shelter und 
Robins, an der Dftfeite von Long-Island, und Governorsz, 
Ellis: und Bedlows-Island in der Bai von New-York, 
zum Staate gleiches Namens, 

Die Oberfläche des Staates New-York ift mannig- 
faltig geftaltetz; bald eben, bald hügelig oder bergig. Durch 
den nördlichen Theil des Staates und bis zum weſtlichen 
Ufer des Hudfonfluffes hinab ziehen fih die Catskill— 
Mountains, deren böchfter Punkt, der High- Peak, 3718 
Fuß Höhe über der Meeresfläche mißt. Ihnen ſchließen 
ſich füdlich Die Highlands an, und am öftlihen Ufer des 
Hudfon ftreichen die Taronue-Mountains hin. Durd Putz 
nam, Dutcheß- und Eolumbia-County, nad Maflachufetts 
bin erftrecdt fich ein Zweig des Alleghany-Gebirges, füdlich 
von ihm läuft die Neverfinf-Höhenreihe, welche nach New: 
Jerſey hinüberftreihtz gegen Weften breitet fi eine von 
nur geringen Erhebungen unterbrochene Fläche aus, und 
gegen Süden, nach Pennfylvanien hin, reihen fih Hügel 
an Hügel. Der Boden ift im Allgemeinen gut und zum 
©etreidebau wie zum Weideland vorzüglich geeignet. Von 
den 59 Counties, in welche der Staat zerfällt, find Dneida, 
Fulton, Saratoga, das ſüdliche Herfimer, Erie, Chatauque 


Der Staat Meii-mork. 155 


und Gataraugus, die weftliche Hälfte von Monroe und 
Livingſton, dann Orleans, Niagara, Alleghany und Wyo- 
ming wegen ihrer befondern Bodengüte zu deutfchen Nie- 
derfaffungen zu empfehlen, Die letztgenannten 9 Counties 
gehören zu dem fogenannten Dutch Purchase, einer Fläche 
von über 4 Millionen Acres Land, welche im Jahr 1797 
den Senerasindianern und dem Staate Maffachufetts ab: 
gekauft, vermeſſen und zu fteigenden Preifen verfauft wur—⸗ 
den. Die Waldungen auf den großen, noch uncultivir= 
-ten Strecken diefes -Landes beftehen aus hochſtämmigen 
Buchen, Ahorn, Eichen, Ulmen, Eſchen, Nuß- und Kirfche 
bäumen und vorzüglihem Nadelholz. Der Boden ift mei- 
ftens Lehmgrund auf Sandlager, oder Lehm mit Sand 
vermifcht, und bringt die reichften Weizenernten hervor. 
Der Acre rohen Landes wird, je nach der Lage, zu 5 bis 
15, der des eultivirten Landes zu 20 bis 36 Dollars ver- 
fauft. In Erie-&ounty haben fih aus Heffen- Darmftadt 
eingewanderte, zur Secte der Infpirirten gehörende Deutiche 
niedergelaffen und. die Dorfichaften Ober-, Mittel» und 
Unter-Ebenezer gegründet. Die Eolonie befteht aus einigen 
hundert Familien, welche Ackerbau und Viehzucht treiben, 
Mühlen, Brauereien, Brennereien und Gerbereien beſitzen, 
durch das von ihnen beobachtete Abfonderungsfoftem aber 
und dur ihre eommuniftifchen Bereinsgefege dem rafchen 
Aufblühen ihrer Anfiedelung felbft entgegenarbeiten. Der 
öftlihe Theil der Eounties Monrves und Livingfton, das 
nördlihe Herfimer, Lewis, Jefferfon, ein großer Theil von 
St. Lawrence, Franklin, Clinton, Effer und der Norden 
von Demego find fteinig und in ihnen ganz oder theilweife 
eultivirte Farms zu 6 bis 15, rohes Waldland, mit Buchen, 
Ahorn, Birken, Tannen, Fichten und Cedern beftanden, 
zu 2 bis 5 Dollars pro Aere zu erftehen? Steuben, Yales, 
Seneca, Tompfins und Chemung haben in den feichter 
gelegenen Gegenden fehr fruchtbaren Boden, der in robem 


156 Der Staat Mein-gorh. 


Zuftande zum Preife von 3 bis 6 Dollars käuflich ift, doch 
fommt gerade in diefen Theilen das Wechfelfieber häufig 
vor, weshalb Neueingewanderte fich nicht dorthin wenden 
follten. In den am Hudfon Tiegenden Counties Ulſter, 
Putnam, Dutcheß, Drange, Columbia, Green, mit bebeu- 
tender Viehzucht und herrlichen Meiereien, in den Long- 
Island bildenden Counties Kings, Queens und Suffolf, 
und auf Staaten-Jsland, welches Rihmond-Eounty bildet, 
findet man weniger ausgedehnte Streden vorzüglichen Bo- 
dens, aber die Nähe der Stadt New-York und die Leich- 
tigfeit des Transports der Sandwirtbfchaftlichen und Gars 
fenerzeugniffe dahin, fowie der Umftand, daß viele der 
vermögenderen Städter ſich Landfige in der Nähe Faufen, 
auf deren Rentabilität fie wenig Nüdficht nehmen, hat die 
Preife für umeultivirtes Land auf 5, 10 bis 25, die für 
eultisirte Farmen auf 30 bis 100 Dollars pro Acre und 
darüber gefteigert, und die Farmer genöthigt, mit größerer 
Sorgfalt die Landwirtbichaft zu betreiben, als in den ent- 
Vegeneren Gounties darauf verwendet wird, Aderbauer 
und Gärtner von Fach, welche mit einem hinreichenden 
Bermögen ausgerüftet landen, thun wohl, ſich lieber auf 
dem weniger probuctiven und ungleich theureren Boden in 
der Nähe New-Yorks oder fonft einer großen Stadt, als 
in entlegenen Gegenden niederzulaffen, wo ihre Producte 
nie fo gut zu verwerthen find und wo Capital und Arbeit 
folglich fchlechtere Zinfen tragen. Die landwirthſchaftlichen 
Produrte des Staates New-Yorf beftehen in Weizen, etwas 
Noggen, Gerfte, Hafer, Mais, Erbfen, Bohnen, Kartoffeln, 
dann Milh, Butter, Käfe, Fleiſch, Wolle und dem aus 
; dem Zuderahornbaume gewonnene Ahornzuder, von wel- 
chem jährlich etwa 12 Millionen Pfund eingefotten mwer- 
den. Der Hanf und Flachsbau find nicht ſehr bedeutend, 
dagegen fommt der Obftbau immer mehr in Aufſchwung. 
Congreßland -ift feines mehr im Staate vorhanden, in den 


Der Staat Meii-york, 157 


Händen von Privaten befinden fich aber noch NE 
Acres rohen Waldlandes, 

Das Klima ift trog feiner, großen VBeränderlichfeit — 
des häufig plötzlich eintretenden Witterungswechſels, der 
beſonders in der Nähe der Meeresküſte ſehr ſchroff iſt, 
geſund zu nennen. Die Winter beginnen um die Mitte 
oder gegen Ende Novembers und ſind im Oſten, und be— 
ſonders an der Seeküſte und in den am St. Lawrence 
fluffe gelegenen Counties fehr ftrenge und bis Mitte März 
oder Anfangs April andauernd, Die Sommer find jehr 
heiß und ein Barometerftand von 96 Grad fein unge: 
wöhnficher. Sommer und Winter treten in den flachen, 
weftlichen Counties gelinder als im Oſten und Norden auf; 
der Frühling ift außerordentlich kurz, da der Uebergang 
vom Winter zum Sommer fehr raſch erfolgt; der Herbft 
aber ift, wie überall in den Vereinigten Staaten, die herr— 
lichſte, mildewarme und von einem beftändig Flaren Him- 
mel begleitete, von Anfang Detobers bis gegen Ende No- 
vembers währende Jahreszeit. _ 

An Minerafreichthum fteht der Staat New York faft 
feinem des Bundes nad, Eifenerze finden fich überall in 
den ihn Durchziehenden Bergreiben, auch Mopreifenerz fommt 
nicht felten vor; Zinf, Kupfer, Marmor, Schiefer, Kalk 
ftein, Stein und Braunfohlen werden in nicht unbedeuten- 
den Duantitäten gewonnen, und auch von Blei und Silber 
will man in einigen der norböftlihen Counties Spuren ent- 
det haben, In den Counties Onondago, Cayuga, Se- 
neca, Dneida, Geneffee und Ontario finden fih Salz 
quellen, welche ungeachtet ihrer nichts weniger als forg- 
fältigen Bearbeitung jährlich durchſchnittlich 3 Millionen 
Buſhels Salz Tiefern. Unter den Heilquellen find die von 
Ballfton und Saratoga, in Saratoga⸗County, welche Soda⸗ 
ſalz- und Sodakohlenſäure, Supercarbonat yon Kalf und 
Eifenrarbonat enthalten, die berühmteften und die Wall: 


158 Der Staat Mew-yark, 


fahrtsorte der fafhionablen Welt aus allen Theilen der 
Union. | I 

Freunde yon Naturmerfwürdigfeiten machen wir au 
die Fälle des Niagara, die Bafers- und Glensfälle am 
Hudfon, die Trentonfälle, in der Nähe von Utica, die 
Fälle des Mohawk-, des Sable-, des Salmon-⸗, des Blad- 
und des Geneffeefluffes, fowie auf Die des Weft- Canada 
und des Fall» Ereef *) aufmerffam. Der Paflage des 
Hudfon durch Das Hochland und der. unvergleichlich ſchönen 
Seen St. George und Champlain haben wirsbereits Er- 
wähnung gethan. 

Der Handel des Empire-Staates, wie New-Yorf ge- 
nannt wird, übertrifft den jedes andern Staates bei Wei- 
tem an Bedeutung. Der Durchfcehnittswerth der Ausfuhr 
ven des Staates an Iandwirthfchaftlichen Produeten, Pott- 
und Perlafhe, Terpentin und Manufacturwaaren befief 
fich in den füngft verfloffenen drei Jahren auf jährlich 50, 
der der Einfuhr auf 74 Mill. Dollars. So wie die be- 
deutende Rhederei des Staates, deren Tonnenzahl ein 
Fünftel der Gefammt-Tonnenzahl der nordamerifanifchen 
- Handelsflotte ausmacht, den Handel mit allen Häfen des 
Erdballs vermittelt und belebt, jo wird der Berfehr im 
Innern des Staates felbft und mit allen Bundesftaaten 
durch eine Menge von theils für Nechnung der Staats- 
vegierung, theils von Privaten erbauten Eifenbahnen und 
Canälen gehoben und erfeichtert, Die Abany-Schenectady- 
Eifenbahn hat eine Länge von 17 Meilen, die Utica-Sche- 
neetady 78, die Syracuferlltica 53, die Auburn-Syracufe 
26, die Auburn-Rocheſter 784, die Tonawanda, welche 
Rochefter mit Attica verbindet, gegenwärtig 434 Meilen 
mißt, aber bis Buffalo fortgeführt werden wird und dann 
im Ganzen eine Länge von 744 Meilen hat, die Buffalo- 





*) Greek (fprich Krihk) = Bad. 


x 


Der Staat Meiv-nork, 159 


NiagarasFalls von 22, die SchenertadysSaratoga von 22, 
die Scheneetady= Troy von 204, die NRenffelaer-Saratoga 
von 25, die Long-Island von 984, die Albany-Weft-Stod- 
bridge von 381, die Troy⸗Greenbuſh von 6, die New-Jork- 
Erie von 62 Cin voller Länge 350 Meilen), die News 
York = Harlem Cnebft Fortfesung) von 53, die Hudſon— 
Berffpire von 31, die Buffalo - Blad- Stod von 3, die 
Cayuga-Susquehanna yon 29 Meilen Länge. Alle dieje 
Bahnen find vollendet und mehrere andere im Bau begrif- 
fen. Bon den zahlreichen Canälen des Staates mißt der 
von Albany nach Buffalo führende Erie-Canal 364 Mei: 
len Länge, der Champlain = Canal, welcher Albany und 
Whitehall verbindet, ift 73, der von Utica nach Binghamp- 
ton führende Chenango-Canal ift 97, der von Montezuma 
nach Cayuga führende Cayuıga = Senera =» anal 23, der 
Domego-Canal, zwifchen Oswego und Syracufe, 38, der 
Chemung- Canal, welcher Corning mit dem Senerafee in 
Berbindung fest, 33, der Eroofed -Lafe- Canal, zwifchen 
Dresden und dem Eroofedfee, ift 8, der Geneffee-Balley- 
anal, von Dansvilfe nad) Rochefter führend, 52, und der 
Delaware= und Hudjon- Canal, der von Eddypille nach 
Honesdale führt, 108 Meilen lang. Der Bladriver-Canal, 
beftimmt, von Rome aus den Erie-Ganal bis an die Dlad- 
riverfälle zu verzweigen und die Berbindung mit Carthage 
herzuftellen, wurde vor Jahren ſchon in Angriff genommen, 
das vom Staate für den Bau ausgeworfene Capital aber 
für ungenügend zur Vollendung befunden und darauf bie 
ganze Sache liegen gelaffen, Die Koften der New-Yorker 
Eifenbahnbauten betragen für Bahnen mit einem Geleife 
durchſchnittlich 53000, mit zwei Geleifen 25,000 Dollars 
pro Meile, die der Canäle 21,500 Dolars pro Meile. | 
Die Fabrik- und Gewerbthätigfeit ift bedeutend, Pa— 
pier, Wollen und Baumwollenwaaren- und Leinenfabrifen 
giebt es eine große Menge im Staate (327 Wollen- und 


160 Der Staat Meiv-yarki, 


121 Baumwollenwaaren-Fabriken), Eifen- und Glaswaa— 
ven werden zu beträchtlichen Werthe gefertigt, Mahl- und 
Sägemühlen, Pott- und Perlafchfiedereien, Seifenfabriken, 
Gerbereien, Ziegel» und Branntweinbrennereien, Bier⸗ 
brauereien findet man faft überall im Staate, und groß- 
artige Hut=, Lederwaaren- und Stiefel, Schub- „und 
Kleidermanufacturen verfenden ihre Producte in Maſſe 
nad Weftindien und dem ganzen Süden. 

Bon den im Staate beftehenden 167 Banken fegen 
23 ihre Noten zum Nominalwerthe in Cireulation; Die übri— 
gen verlieren von 4 bis 30 Prorent, 
Die Schuld des Staates beträgt 21,797,267 Dollars 
91 Cents, welche zu 5, 6 und 7 Procent verzinfet werben, 
New-NYork, nächft London die bedeutendfte Handels— 
ftadt der Erde, Liegt auf der von dem Hudfonfluffe kurz 
vor feiner Ausftrömung in die Bai von New- York ums 
fchlungenen Manhattan⸗Inſel und befigt in der Bat einen 

Hafen und eine Rhede, die fich durch ihre Tiefe und ges 
fhüßte Lage ebenfo fehr auszeichnen, als durch Die roman⸗ 
tifchefihöne Einfaffung und die in der Bai liegenden mit 
Wäldern, hübfchen Landgütern und freundlichen Ortſchaf— 
ten geſchmückten Inſeln. Die Bedeutung der Stadt an 
fich und der Umftand, daß fie unter ihren 500,000 Ein— 
wohnern gegen 70,000 Deutfche zählt, fowie daß fie der 
Landungsplas für die Mehrzahl der Taufende ift, welche 
alljährlich aus Deutfchland auswandern, von denen viele 
dort ihren bleibenden Wohnſitz auffchlagen, werden unfer 
längeres Verweilen bei der Befchreibung derfelben recht: 
fertigen, Die Straßen der Stadt, von früh bis fpät von 
einer gefchäftigen Menge belebt, find breit und regelmäßig 
angelegt, haben breite Trottoirs von Duaderfteinen, find 
aber in den neueren, oberen Stadtvierteln (wards) uns 
gepflaftert und der Tummelplas von Schweinen. Vor. ber 
Außerften Spise der Manhattaninfel, welche fih in Form 


Der Staat New⸗Norn. ya - 161 


eines fpigen Dreieds in die Bai hinaus erftredt, Tiegt 
Caftlegarden, ein zur Bertheidigung der Stadt erbautes 
Fort, welches aber jest überdacht, durch eine Brüde mit 
der Stadt in Verbindung gefest ift und als Vergnügungs⸗ 
Iocal zu Pansramen-Ausftelungen, Muſikproductionen, 
theatralifhen Borftellungen und ähnlichen öffentlichen Un— 
terhaltungen benust wird. Die äußerſte Landſpitze ber 
Inſel, auf welcher New-York liegt, nimmt die Batterie 
ein, ein gegen die Bai hin mit einer fteinernen Baluftrade 
eingefaßter, von Dichten Baumgängen befchatteter, großer 
Rafenplag, der namentlich an ſchwülen Tagen und Aben- 
den die nach der Seefrifche lechzende Bevölkerung New— 
Yorks anzieht. Bon bier aus fchweift der DBlid des 
Spaziergängers über die zu jeder Tages- und Nachts⸗ 
flunde von Böten und Fleinen und großen Segel- und 
Dampfſchiffen belebte Bai hin und bis zu den Narrows, 
der engen Einfahrt in die Bucht, hinaus, die der Batterie 
faſt gerade gegenüber liegt, während fich zur Linfen des 
Beſchauers Long-Island, zur Nechten Staaten⸗-Island und 
die KRüfte New-Jerſeys hinſtrecken und dazwiſchen die Hlei- 
nen Governors-, Ellis- und Bedlows-Fslands mit ihren 
mit Feuerfchlünden befesten Feljfenhäuptern aus den Flu— 
then emporfchauen. Die Bai von New-York darf Ted 
den ſchönſten Punkten der Erde an die Seite geftellt wer- 
den, man mag von den Höhen Staaten-Jslande, von ber 
Küfte Long- Islands oder yon der Battery das Auge auf 
fie richten. An die Battery fich anfchliegend, beginnt mit 
dem mit einer mächtigen Fontaine und dichtbelaubten Bäu- 
men geſchmückten Bowlings Green, der Broadway, bie 
Hauptftraße, welche die Stadt ihrer ganzen Länge nad) 
in einer Breite von 70 Fuß durchfchneidet, bie ſchönſten 
Privat- und öffentlichen Gebäude und bie reichften Läden 
enthält und fih von Entfernung zu Entfernung in gar- 
tenähnfihe, mit Springbrunnen geſchmückte und eijernen 
Nordamerika, 1i 


162 hr Der Staat Meiw-gork. 

Gittern eingefaßte Parks oder Squares erweitert, wie der 
Park, in welchem die von Alleen und Nafenplägen umge- 
bene Gity-Hall, ein mit einem Koftenaufwande von einer 
halben Million Dollars aus Sandftein und Marmor, ,im 
edelften Style erbauter Palaft Tiegt, der die Geſchäftslo— 
cale verfchiedener ftädtifcher Behörden enthält; der Union- 
Square und andere. Auch in anderen Theilen der Me- 
tropolis find ſolche parfähnliche P äse angelegt, fo der 
Wafhington-Square, der St. Johns -Parf, Tompkins-, 
Madifon-, Bloomingdale=, Hamilton-Square. Am Broad- 
way Tiegen auch die eleganteften und geräumigften Gaft- 
höfe, wie Aftorhoufe, Howard-City-Hötel, yon denen das 
erfigenannte, welches feinen Namen yon feinem Erbauer 
trägt, im Erdgefchoffe eine Menge eleganter Läden und 
in den oberen Etagen 390 Piecen hat, die theils als Em- 
pfangs-, Gaſt-, Speife- und Lefezimmer, theils als Frem- 
denzimmer dienen, Das Aftorhoufe ift, nah dem St.- 
Charles-Hötel in New⸗Orleans, das koloſſalſte Gafthaus 
der neuen Welt und foftete, ohne die auf 80,000 Dollars 
gewerthete Einrichtung, eine halbe Million Dollars. Bon 
den 215 Kirchen ift die kürzlich vollendete Trinity-Church, 
welche am Broadway, der Wallftreet gegenüber, liegt, die 
Thönfte. Der in der Nähe des Hafens Tiegende untere 
Theil ift der Gefchäftstheil der Stadt und in ihm liegen 
bie Geſchäftslocale der. Kaufleute einer Handelsbrande «in 
gewiſſen Straßen beifammen. So findet man in John— 
ftreet die Gewölbe der Eiſenwaarenhändler, in Pearlftreet 
Tapeten- und Seidenwaarenlager, in Sputhftreet Schiffe 
rheder-Gomptoirs und Schiffsproviantlager, in Front= und 
Waterftreet Dietualienmagazine, in Broadftreet Weinlager, 
in Cedarftreet Baummollen- und Wollenwaarenlager und - 
Wallftreet ift von diefem Theile der Stadt gewiffermaßen 
das Herz. In ihr befinden fi die Comptoirg der Ban⸗ 
quiers, Affecuradörs, Fonds⸗ und Geldmäfler, das Bör— 


Der Staat Meiv-gorh, 163 


fengebäude (Exchange-building), aus Granitblöden erbaut 
und an der Fronte mit maffiven, 38 Fuß hohen Säulen 
geſchmückt, welches eine als Börfenfaal dienende große 
Rotunde, das Gillespyfche Lefezimmer, eine Badeanftalt, 
eine Reftauration, mehrere Comptoirs und Magazine ent- 
hält; dann das nad dem Modell des Pantheon in Athen 
aus weißem Marmor erbaute Zollhaus (Customhouse) 
und eine ganze Reihe von in folidem Geſchmack erbauten 
Banfgebäuden. Die Juftizhalle, welche, weil fie im alt 
ägyptiſchen Gefchmade erbaut ift und neben den Bureaus 
des Polizeigerichts, der Grand=- Fury u. f. w, auch das 
Schuldgefängnig enthält, vom PVolfswise den Namen 
Egyptian tombs (ägyptifhe Gräber) erhalten hat, Tiegt 
mit ihrer 260 Fuß langen Fronte an der Gentreftreet. 
Das Univerfitätsgebäude am Univerfitätsplage, die beiden 
Gebäude des theologifchen Seminars der Episcopalen, 
das Columbia- College am Parkplatze, das Handwerker⸗ 
Schulgebäude, das New-York-Hoſpital, das Blindeninftitut, 
das Rutger-Female⸗-Inſtitut, das medicinifche College, das 
Srrenhaus in Bloomingdale, die New York - Soriety- 
Library, mit einer 40,000 Bände haltenden Bibliothef, ver- 
dienen fowohl ihrer äußern Bauart wie auch ihrer innern 
Einrihtung wegen den Befuch des Fremden. Das Dpern- 
haus, das Parf-, Bomwery-, Chatham- und Niblo-Theater 
werben befonders ftarf befucht, wenn, was häufig der Fall 
ift, europäifche Sänger, Mufifer, Schaufpieler und Tänzer 
in Gaſtrollen auftreten; eine deutfche Truppe untergeorb- 
neten Ranges pflegt ihre Bühne in einer der deutſchen 
Schenfftuben der oberen Stadt aufzufchlagen. Der ame- 
rifanifhe Kunftverein CArt-Union), der über 20,000 Mit- 
glieder zahlt und jährlich an hunderttaufend Dollars 
auf den Ankauf von Werfen in Amerifa lebender Künftler 
und zur Unterftüsung talentvoller Kunſtjünger verwendet, 
bat den bis vor furzem im Volke fchlummernden Kunftfinn 
11* 


164 Der Staat New⸗Nork. 


mächtig zu wecken gewußt. Neben diefem Kunftvereine 
befteht noch ein internationaler Kunftverein, der, von ben 
Kunfthändlern Goupil Vilbert u. Comp, in Paris begrün- 
det, zwar reine Privatfpeculation ift, aber doch auch den 
Weg zu dem Ziele mit ebnen hilft, das fi der erfige- 
nannte Verein gefteft hat. Zu den grandiofeften Bau— 
werfen in der Nähe New-Yorks muß unbedingt das Eroton- 
Waſſerwerk gezählt werden, welches die Stadt mit Waffer 
verforgt. Ein Aquaduct führt das Waffer des Eroton- 
fluffes aus Weftchefter-Eounty in ein 400 Acres Flächen- 
raum bedeckendes und 500 Millionen Galfons Waffer 
faffendes Baffinz von dort 33 Meilen weit zum Harlem- 
fluffe und über denfelben hinweg zum Stein-Reſervoir in 
der 26 Straße und in’s Bertheilungs-Baffin auf Murrays 
Hügel. Die Herftellung diefer über 38 Meilen langen 
Wafferleitung, fammt den dur die Straßen der Stadt 
laufenden gußeifernen Hauptröhren, erforderte einen Ko- 
fienaufwand von 16 Millionen Dollars. Genußreiche 
Ausflüge werden von New-York aus über die Bai hinüber 
nad Staaten⸗Island, nad Long⸗Island, den Long-Island- 
Sund hinauf, nach Hobofen und Weehawf, an der Küfte 
von New⸗-Jerſey, hinüber, den reizenden Hudfonfluß hinauf 
und nad einer Menge benachbarter Fleinerer und größerer 
Seebadeörter gemacht, die alle in den Sommermonaten, 
wo der Gejchäftsverfehr weniger lebhaft ift als im Früh— 
jahre und Herbfi und wo aus dem Süden Pflanzer und 
Kaufleute dem gefünderen Norden zueilen, ftarf befucht 
find. Alle Pläge an der Bai, am Long- Island - Sunde 
und an ben beiden jenfeitigen Ufern des Eaft- und des 
Northrivers, wie die beiden unteren Arme des Hubdfon- 
fluffes genannt werden, find durch Dampfidiffe und 
Dampffähren mit New: York verbunden, und Broofiyn, 
Williamsburgh, Zerfey-Eity und die Heinen Ortſchaften 
an der Nordoftfüfte Staaten-Fslands find, von vielen Ge— 


Der Staat Meio-nork, 165 


ſchäftsleuten New-Yorks bewohnt, faft als —— die⸗ 
fer Stadt zu betrachten. — 

Albany, Hauptftadt des Staates, am weftlichen 
Ufer des Hudfon, liegt 145 Meilen weit von New-NYork 
entfernt, mit dem es durch mehrmals täglich abgehende 
und anfommende und bei Tage auch die Zwiſchenplätze 
anfaufende große, aufs Efegantefte eingerichtete Dampf- 
ſchiffe in Verbindung fteht, die den Weg in etwa 10 
Stunden zurüdlegen. Die Stadt, etwa 44,000 Einwoh- 
ner zählend, unter denen ein paar Taufend Deutjche, 
lehnt fih, vom Ufer auffteigend, an einen Hügel, deflen 
höchſte Spise das von Alfeen umfränzte, aus Sandftein 
erbaute Capitol krönt, welches 115 Fuß Yang iſt und den 
Sisungsfaal und die Bureaus der Legislatur enthält. 
Unfern des Capitols erhebt fi) die aus weißem Marmor 
erbaute City-Hall, und diefer gegenüber die neue States 
Hall mit den Staatsfanzleien; die alte State-Hall wird 
gegenwärtig zur Aufbewahrung einer geologifhen Samm- 
ung benutzt. Mehr noch als die öffentlichen Gebäude, 
von denen noch das medicinifche College, die Börfe, die 
große Afademie, das Staats-Arfenal, einige und dreißig 
Kirchen, Markthäuſer und Banfen zu zählen find, interef- 
firt den Fremden das gefchäftige Treiben in dem in der 
Nähe des Fluffes Tiegenden Theile der Stadt, an dem faft 
ftündlih mit Paffagieren und Waaren angefüllte Dampf- 
Ihiffe und Böte und Segelihiffe anlegen oder von dba 
abgehen. Durch feine eigenen Fabrifen und Manufactu— 
ren in Wollen-, Baumwollen-, Linnen=, Eifenwaaren 
und Mafchinen, und durch den Verkehr mit den in feiner 
Umgegend erzeugten landwirthichaftlichen Produsten ſchon 
ein wichtiger Handelsplas, ift Albany dies noch mehr als 
derjenige Punkt, wo der 363 Meilen lange Eriecanal, 
dieſes Niefenwerf mit 83 Schleufen und 18 Aquadueten 
in den Hudfonfluß mündet, und in den das ganze Eifens 


166 Der Staat em⸗Horn 


bahnnetz des nördlichen, öſtlichen und weſtlichen New⸗ 
Vorks zuſammenläuft. 

Wenden wir uns nun den im Staate zwiſchen Albany 
und New⸗York, zu beiden Seiten bes Hudſon liegenden 
Städten zu und beginnen wir im Süden, fo gelangen wir 
über die Vorftädte der Metropolis, Bloomingdale und - 
Haarlem hinaus, zuerft nach dem freundfihen Mans 
battanville mit 600 Einw., dann über das in Ruinen 
liegende Fort Wafbington, über Dobbs. Ferry, 
Tarrytown und das herrlich gelegene Sing- Sing 
mit Marmorbrüden und einem großen Staatsgefängniffe, 
nah Peefsfill, einem Städtchen mit reichlich 2000 
Einw, und einer Academie,- Diefem gegenüber, an ber 
vom Hudfon gebildeten Haverftram-Bai, liegt das 500 
Einmw. zählende Haverftram, und weiter am weftlichen 
Ufer aufwärts Weftpoint, einer der reizendft gelegenen 
Punkte am Hudfon, mo fich die, in dem das „Heer“ be— 
fprechenden Abfchnitte dieſes Buches erwähnte Militair- 
Akademie befindet, Weiter am meftlichen Ufer des Hudfon 
aufwärts, an den Ruinen des Forts Putnam vorüber, 
gelangt man über Canterbury und New-Windfor 
nah dem auf einem fchroffen Abhange gelegenen Nemw- 
burgb mit 6000 Einw., welchem Fiſhkill mit 1200 
Einw. gegenüber Tiegt. Ueber Hamburg fommt man 
nad) dem auf einer Hochebene reizend gelegenen Pough— 
feepfie, welches 10,000 Einw, zählt, die Dutcheß-Aka— 
demie, eine große Collegialfchule, mehrere Seminarien, 
Banken und andere öffentliche Gebäude enthält. Am weft- 
tihen Ufer Tiegt Kingston mit 2500 Einw. und weiter 
hinauf Catskill mit 3000 Einw., welches im Sommer 
der Landungsplag für alfe die Züge von News Norfern 
ift, die das von hier 12 Meilen entfernte Pine⸗-Orchard 
auf den Catsfill-Mountains befuchen wollen, um, ein Paar 
Zaufend Fuß hoch über dem Meeresfpiegel erhaben, die 


» 


Der Staat Meiw-garı 167 


erfrifchende Gebirgsfuft einzuathmen und von dem .palaft- 
artig erbauten und allen Anforderungen des verwöhnte— 
ſten Städters entfprechenden Gatsfill-Mountainhoufe. aus 
Ausflüge in die reizende Umgegend, nach den Catskillfäl— 
len, den fifchreichen Zeichen und auf den High-Peak, den 
Round-Top und andern Höhen zu machen, von denen aus 
man die fchönfte Fernfiht nah den Höhen Connecticut’s 
und MaffachufettsS und hinaus zu den Green- Mountaing 
Bermonts genießt. Catskill gegenüber, am öſtlichen Ufer 
des Fluſſes, breitet fih, auf einem Vorgebirge er- 
baut und an eine Ebene gelehnt, Hudfon aus, deſſen 
6000 Einw. Handel, Gewerbe und recht Iebhafte Fluß— 
und Seefchifffahrt treiben. Coxſackie, Kinderhoof, 
New-Baltimore, Coeymans, Gaftleton erwähnen 
wir nur dem Namen nah, dagegen befuhen wir von 
Hudfon aus das. 24 Meilen von da entfernt Tiegende 
Nemwstebanon, defien 6 bis 700 Bewohner der Serte _ 
der Shafers oder Zitterer angehören, welche im Cölibate 
leben und Gott Durch ein dem Bärentanze ähnliches Hüpfen, 
yon monotonem Gefange begleitet, wohlgefällig zu fein 
glauben, Der diefe Anfiedelung Beſuchende begegnet 
blaſſen, hagern, den Ausdruck geiftiger Abgeftumpftheit auf 
dem Gefichte tragenden Geftalten. 

Bon den übrigen bedeutenderen Städten des Staates 
nennen wir, zum Süden zurüdfehrend, zunächſt Brooklyn 
auf Long-Island, an dem Eaftriver genannten Arme des 
unteren Hudfon gelegen und. durch drei Dampffähren, die 
yon früh bis ſpät unausgefest den Fluß durchſchneiden, 
mit New-York verbunden, von der e8 eine von 70,000 
Menfchen, worunter 2000 Deutfche, bewohnte Borftadt 
bildet, Außer dem Lyceum, der GCity- Hall und einigen 
der größeren Kirchen hat die Stabt Feine bedeutenderen 
Gebäude aufzumweifen, die regelmäßig angelegten Stra- 
gen find jedoch mit der Mehrzahl nad ftattlihen Häufern 


168 Der Staat Newa⸗orn. 


eingefaßt. Bon dem vor der Stadt liegenden Gottesader 
aus hat man eine ſchöne Ausficht, und die ebenfalls au— 
ferhalb der Stadt, an der Wallabout-Bai liegende Bun— 
ves-Schifföwerft verdient ihrer Hellinge, Dods, Arfenale 
und Werfftätten wegen befucht zu werben, Cbenfalls 
auf Long-Fsland, nahe an Brooklyn, und wie Diefes mit 
New-York durch Dampffähren verbunden, Tiegt Wil- 
liamsburgh mit gegen 10,000 Einw., dann an ber 
Nordoftküfte der Infel Sagharbour mit einem vortreff- 
fihen Seehafen, ferner Riverhead, Jamaica, Hemp— 
ftead. Auf Staaten-Fsland liegen das Feine Tompkins— 
ville mit der Duarantaine und einem großen Lazarethe 
für Seeleute; und Rihmond, faft im Mittelpunfte der 
Inſel, deren übrige Ortfchaften ganz unwichtig find, die 
aber reih an hübfchen, Fleinen und großen Landgütern 
ift. Gehen wir jest wieder zum Feſtlande des Staates 
zurüd und von Albany aus zu den übrigen wichtigeren 
Städten über, fo haben wir zunächſt Troy zu nennen, 
welches in NRenfjelaer - County, am öſtl. Ufer des Hudfon 
fiegt, über 20,000 Einw. zählt, ein fchönes Stadthaus, 
ein Lyceum und mehrere andere ftattlihe, öffentliche Ge— 
bäude befist. Schenertady, am Mohamk, ift eine fehr 
lebhafte, in Cayuga-County gelegene Stadt mit gegen 
7000 Einw., von der aus man in wenigen Stunden auf 
der Eifenbahn nach den fhon erwähnten Curörtern Ball 
flon-Spa und Saratoga gelangt. Utica, in Oneida- 
County, am Mohamffluffe belegen und vom Eriecanale 
durchſchnitten, ift eine lebhafte, in fortwährendem Wachfen 
begriffene Handels- und Fabrifftadt mit 14,500 Einw,, 
mehreren Biblisthefen, Afademien und Wohlthätigfeitsan- 
ftalten. In der Nähe Tiegt das Irrenhaus, welches in 
feiner Hinficht den Vergleich mit irgend einer ähnlichen 
Anftalt der alten Welt zu ſcheuen hat. Achtzehn Meilen 
nordöftlih von Utica und 24 Meilen vom Städtchen 


Der Staat New⸗Nork. 169 


Trenton entfernt, bildet der über Schiefer fliegende und 
son wildromantifchen Felfenwänden eingefchloffene Weſt⸗ 
Ganada:Ereef eine Reihe son Wafferfällen, deren bedeu— 
tendfter, der Higbfall, fich in eine Tiefe von 312 Fuß 
binabftürzt. Rome, ebenfalld am Mohawk Tiegend, mit 
gegen 3000 Einw,, wird von Utica einer- und Syras 
eufe mit 10,000 Einw, und Außerft Tebhaftem Handel, 
andrerfeits überflügelt und hat feit Jahren fchon um 
nichts an Bedeutung gewonnen. Unfern Syracufe Tiegt 
Salina, in deffen Umgebung ſich die reichften Salzwerke 
des Staates befinden, Dswego, an der Mündung des 
gleichnamigen Fluffes in den Ontario-See, mit 5000 Einw,, 
bat einen durch FToftfpielige Waflerbauten zu einem ber 
beften der Binnenfeen gemachten Hafen, lebhafte Sciff- 
fahrt, Schiffsbau und Handel und 16 Kunftmühlen, welde 
täglich 9000 Fäffer Mehr Kiefern können. Rocefter, in 
Monrve- County, mit 25,000 Einw,, zu beiden Seiten 
des Genefeefluffes fi) ausdehnend, verwendet Die Kraft 
der am nörblihen Ende der Stadt Tiegenden, grotesfen 
Wafferfälle für eine Menge von Wollen» und Baumwol— 
Venwaaren-Mafchinen und andere Fabrifen, fowie für einige 
und zwanzig Runftmühlen, welche jährlich über eine halbe 
Mit, Fäffer Mehl liefern. Ein fehenswerthes Denkmal 
der Wafferbaufunft ift der 750 Fuß lange, von eilf Bo— 
gen und zwölf Pfeilern getragene maffive Aquaduct, der 
hier den Eriecanal über. den Geneffeefluß hinüberführt. 
Lockport, am Niagara, mit 6300 Einw., ift merkwür— 
Dig wegen der fünf Niefenfchleußen, welche hier das Waſ— 
fer des Eriecanals 60 Fuß tief zum Niagaraflufle hinab⸗ 
fenfen. Die Stadt befist eine anfehnliche Anzahl von 
Fabrifen und Manufacturen. Auf der Eifenbahn gelangt 
. man von bier nad) den Fällen des Niagara, deren wür— 
diger Befchreibung wir uns nicht gewachfen fühlen und 
daher weiter nah Buffalo eilen. Die Stadt, auf einem 


170 Der Staat New⸗Norn. 


ſich ſanft erhebenden Hügel am Erieſee erbaut, iſt ber 
Knotenpunkt der Route für die in Quebeck oder Nem- 
York gelandeten Einwanderer, die nah Weften weiter 
ftreben, und die Schlagader des Handels und der Schiff: 

fahrt der großen, nordifchen Seen, des Eriecanals und 
der bier. zufammenlaufenden Eifenbahnen.. Mit feinem 
weiten, von einem 1500 Zuß mweit an der Mündung bes 
Buffalo-Creefs hinauslaufenden fteinernen Molo gefchüsz. 
ten Hafen, mit den breiten, geraden Straßen, und dem 
Drängen und Treiben der gefchäftigen Menge, unter ber 
zu jeder Zeit ganze Züge deutſcher Emigranten befindfich, 
gewährt Buffalo den Anblick eines Eoloffalen Ameifenhau- 
fens. Die natürliche günftige Lage der Stadt, ihre Fünfte 
tihen Land» und Wafferverbindungen und der Unterneh- 
mungsgeift der Bewohner, deren Zahl auf 35,000 geſchätzt 
wird, morunter beiläufig 3000 Deutfche, laffen es ohne 
allen Zweifel, daß fie binnen wenigen Jahren ihren Um— 
fang noch einmal fo weit wie gegenwärtig ausgedehnt und 
ihre Einwohnerzahl verdoppelt haben wird, Die City— 
Hall, das Schaufpielhaus, mehrere der Kirchen und Bans 
fen und das American-Hötel gehören zu den Prachtgebäuden 
der Stadt. Dodensburg, in St. Lawrence-County und 
da am St. Lawrencefluffe liegend, wo der Dswegatchee 
in denfelben mündet, zählt über 3000 Einw. und treibt 
einen recht Iebhaften Handel; fo auch Sadetsharbour 
mit 2500 Einw., am Datapiar Gen An dem trefflichen 
Hafen befindet fi eine Bundesfhiffswerfte und eine Ca— 
ferne. Watertown, in Sefferfon- County, am Black— 
River, ift ein freundliches, lebhaftes Städtchen mit etwa 
4000 Einw., hat aber in neuefter Zeit durch eine verhee— 
sende Feuersbrunft großen Schaden gelitten. Platts- 
burgh, am oberen Champfainfee, in Elinton-County, zählt 
6000 Einw. und unterhält eine lebhafte Dampficiffsver- 
bindung mit den übrigen Städten am See und mit Montreal, 


Der Staat Mein-Ferleij, 171 


Ithaca, mit 5000 Einw., zeichnet fi durch feine male— 
rifche Lage an der Südſpitze des Cayugaſees aus. Dmwego 
und Binghbampton, am Susquehannafluffe; Batavia, 
am Tonawandafluffe, Canandagua, am gleichnamigen 
See; Waterloo in Senera= und Auburn in Cayuga— 
County find Städte von 2 bis 3000 Einwohnern, Cars 
thage am Blackriver; Martinsburg, die Hauptftadt 
von Lewis = County; Canton in St, Lawrence - County; 
Caldwell am Champlainfee,. in Warren-County; dann 
Eooperstown am Dtfegofee und Burlington in 
Difego- County; Goſchen in Dranges Monticello 
in Sullivan=; Delphi in Delawares; Norwich in 
Shenango =; Cortland in Cortland-; Elmira in 
Chemung-; Bath in Steuben=; Franklin und Ellin— 
eottville in Cattaraugus- County, find zu unbedeutend, 
als daß wir ihrer Befchreibung größeren Raum opfern 
fönnten, — 





Der Staat New-Jerſey, 


zuerft von Holländern im Jahre 1614 und zwar im jesigen 
Bergen County angefiedelt, wurde im Jahre 1627 au 
das Ziel ſchwediſcher und finnländifcher Auswanderer, welche 
Yegtere fih am Delaware, der damals New-Swedeland— 
fluß hieß, niederließen. Im Jahre 1702 fam der Staat 
an Großbritannien, von dem er fih am 4 Zuli 1776 
losfagte, und im Befreiungsfriege, als Hauptſchauplatz 
des blutigen Kampfes, mehr als irgend ein anderer Staat 
zu leiden hatte, 

Nach der gegenwärtig beftehenden Verfaffung, melde 
im Sabre 1844 ins Leben trat, haben der Senat und bie 
Generalverfammlung die gefesgebende, der Gouverneur 
bie vollziehende Gewalt. Die Mitglieder des Senates, 


172 Der Stat New⸗Acrleÿ. 


von denen jedes County eins wählt, werden auf drei 
Jahre gewährt, und jährlich feheidet ein Drittheil davon 
aus, Die Generalverfammlung beftehbt aus ſechszig vom 
Bolfe gewählten NRepräfentanten. Aenderungen der Ver—⸗ 
faffung dürfen nur einmal in fünf Jahren beantragt wer- 
den, müffen zweimal von der gefetgebenden Gewalt ange- 
nommen, dem Bolfe vorgelegt und son der Majorität 
gut geheißen fein, bevor fie in Kraft treten. Der Gou⸗ 
yerneur wird auf drei Jahre vom Bolfe gewählt, hat 
2000 Dollars Jahrgehalt und wird beim Rücktritt vom 
Amte oder im Fall feines Todes durch den Vice-Prä— 
fiventen des gefeggebenden Rathes erfest, der 3 Dollars 
- 15 Cents täglich Diäten bezieht. Gegen einmal berathene 
Geſetze hat der Gouverneur das Betorecht, find Diefelben 
aber zweimal von beiden Häufern angenommen worden, 
fo erhalten fie, auch ohne Zuftimmung des Gouverneurs, 
Geſetzeskraft. 

Wähler iſt jeder weiße, männliche Bürger der Ber- 
einigten Staaten, der 21 Jahre alt ift, ein Jahr lang im 
Staate und 5 Monate lang in dem County wohnte, wo 
er fein Stimmrecht geltend machen will. Ausgefchloffen 
find Geiftesfranfe, Verbrecher und Solche, welche Unter- 
ftügung aus einer öffentlichen Armenfaffe genießen. 

New⸗-Jerſey fendet fünf Nepräfentanten zum Congreß 
nah Wafhington. 

Im Norden von New-York, im Oſten vom Hudſon⸗ 
fluffe und dem atlantifchen Ozean, im Süden von ber 
Delaware» Bai und im Weften vom Delawarefluffe be- 
grenzt, umfaßt New -Serfey einen Flächenraum von 
8336 Geviertmeilen, auf denen eine Bevölferung von 
410,000 Seelen Yebt, unter denen viele Deutihe und 
Holländer und deren Nachkommen. 

Außer den, die Oft: und Weftgrenze bildenden De— 
laware und Hudfon, find der etwa 14 Meilen weit fchiff- 


Der Staat Meiu-Klerleij. 173 


bare und kurz vor feiner Mündung in die Newarf- Bat, 
den Paffaie in fih aufnehmende Hadenfad, der Raritan, 
welcher fich in die Raritan⸗Bai ergießt und über 60 Mei- 
fen weit fehiffbar ift, der Maurice und der Mullicas, beide 
etwa 20 Meilen weit ſchiffbar, die bedeutendſten Flüſſe 
des Staates. 

Von den —— Counties (Cantons oder Graf— 
ſchaften), in welche New⸗-Jerſey eingetheilt iſt, find Suffer, 
Paſſaie, Morris, Hunterdon und ein Theil von Warren, 
durch welche ſich die, Blue-Ridge genannten Zweige der 
Alleghanies mit ihren Abzweigungen hindurchziehen, bergig 
und der Boden von mittelmäßiger Güte; Somerſet und 
Mercer, der mittlere Theil von Eſſex und Middleſex, die 
am Delaware liegenden, zu Burlington, Glouceſter und 
Salem gehörigen Ländereien und die höheren Lagen von 
Monmouth, Atlantie und Cumberland, mit faftigen Wiefen, 
find fruchtbar und bereits ziemlich Dicht angeftedelt. Bergen, 
Hudfon und Caye-May- County haben in manchen ihrer 
Theile fandigen, flachen, mit Tannen und Fichten be— 
wachfenen Boden, der, die von New-VYork herüber ftreichen- 
den Neverfint- Höhen ausgenommen, den ganzen Küften- 
ftrih charakterifirt. Man fann annehmen, daß faft ein 
Drittheil des Bodens, befonders das angeſchwemmte Land 
an der Meeresfüfte, ein unfern Newark liegender ausge- 
dehnter Sumpf, einige fandige Streden des mittleren und 
fteinige Gegenden des nördlichen Theiles des Staates 
umfaffend, des Anbaues nicht werth ift, und daß bie 
üppigen Wiefenftreden am Delaware, der Schaaren bort 
herumſchwärmender Musfitos und Stechfliegen wegen, 
einen qualvollen Anftedelungspunft für den deutſchen Ein- 
wanderer bieten. 

Die Waldungen der-bergigen Gegenden beftehen aus 
Eichen, Buchen, Ahorn, Linden, feltener aus Tulpenbäumen 
und Kaſtanien. In den fandigen Gegenden find ausge 


174 Der Staat New⸗Jerleh. 


dehnte Streden Landes mit Tannen und Fichten, die 
fumpfigen Niederungen mit Cedern und Magnolien be- 
wachen. Hochwild findet fich faft gar nicht mehr im 
Staate, aber Faninchenähnlihe Hafen, Wafchbären, Zitiffe, 
Marder, Stinfthiere und Füchfe, ſowie Nebhühner, wilde 
Enten und Fafanen gibt es in den weniger angeftebelten 
Gegenden noch in Menge. 

An Mineralien hat New⸗Jerſey Eifen, Kupfer, Blei 
und Steinfohlen, und das Berg- und Hüttenmwefen des 
Staates ift feit einigen Jahren jehr in Auffchwung ge- 
fommen, wozu ber Holzreichthum des Landes großen Vor⸗ 
ſchub geleiftet hat. 

Im Norden des Staates herrfcht durchfchnittlich eine 
flare, gefunde Witterung, die Sommer find nicht Täftig 
heiß, die Winter aber fehr fireng. Im Süden find die 
Sommer heißer, die Winter gelinder, der Witterungs- 
mechfel fehroffer, als im Norden, und in den fumpfigen 
Niederungen und da an den Flußufern, wo das füße und 
das Meerwaſſer das fogenannte Brackwaſſer bilden, herr— 
ſchen Gallen und Wechfelfieber. 

Die Nähe Philadelphia's einer⸗ und die New⸗Yorks 
andererſeits und die durch Eiſenbahnen, Canal-, Fluß— 
und Seeſchifffahrt erleichterte Communication mit dieſen 
beiden großen Märkten, haben den Acker-, Obft- und Gar- 
tenbau und die Viehzucht New⸗-Jerſey's ſehr gehoben und 
eine Wohlhabenheit unter feinen Farmern erzeugt, wie . 
fie fo allgemein nur in wenigen Staaten gefunden wird, 
Der Handel des Staates nimmt feinen Weg faft ganz 
über die genannten beiden Grofftädte, und aud bie 
Schifffahrt ift, mit Ausnahme der Küftenfchifffahrt, von 
feiner großen Bedeutung. Seine Fabrifthätigfeit aber, 
unterftügt durch die Wafferfräfte der Flüffe, ift beträcht— 
lich, und namentlich ift die Anzahl von Steingut- und 
Glaswaarenfabriken, von Glashütten, Metall und Holz- 


Der Staat Mein-Aerleh, - 3415 


drehereien, Wollen = (10) und Baummwollenfpinnereien (23), 
Pulver>, Del-, Mahl» und Sägemühlen eine nicht geringe, 

Bon den 26 im Staate beftehenden Banken verliert 
eine 80, die übrigen 4 Prorent an ihren Noten. 

New⸗-Jerſey iſt fchuldenfrei. 

An Eiſenbahnen hat der Staat die Camden-Amboy— 
Bahn, 61 M. Yang; die EM. lange Trenton- Zweigbahn, 
welche von Bordentown nah Trenton läuft; die New— 
Brunswick-Zweigbahn, welche Trenton und New -Brung- 
wick mit einander verbindet und 28 M. mißtz die 9 
M. lange Camden- und Woodbury-Bahn; die Eliza- 
bethtown- und Spmervilfe-Bahn 26; die von Newarf 
nach Morristown führende Morris» und Efferbahn 20; 
die von Patterfon nad Jerſey-City führende Patterfon- 
Bahn 165 und die Yerfey-City und New-Brunswick ver- 
bindende New-Jerſey-Bahn 34 M. Tang. 

Ganäle hat der Staat zwei: den 102 Meilen langen 
Morris-Canal, welcher Zerfey- City mit Eafton, und den 
43 M. Yangen Delaware» und Raritan-Canal, welder 
New-Brunswick mit Bordentomwn verbindet. 

Hauptftadt des Staates ift Trenton, am linfen 
Ufer des Delaware, ein Tebhaftes, gut gebautes Stäbdt- 
hen mit 8000 Einw., das trog feiner Außerft günftigen 
Lage am Fluffe, an der Eifenbahn und an Canälen, nicht 
zunimmt, weil das nur 28 M, entfernte Philadelphia 
alle größeren Gefchäfte an fich zieht. Sp wie Trenton 
unter der Nähe Philadelphia’s, fo leidet Jerfey-City, 
am rechten Ufer des Hudfonfluffes, unter der New-Yorks, 
mit dem es dur) Dampffähren in ununterbrochener Ber- 
bindung fteht, und als deſſen Vorſtädte eine es angeſe— 
ben werben kann. Die Stadt zählt 6853 Einw. und hat 
mehrere große Fabrifen, von denen eine Glaswaarenfa— 
brif die bebeutendfte, Nördlich von ihr, ebenfalls am 
rechten Ufer des Hudfon, liegt Hobofen, faft nur aus 


176 Der Staat New⸗Aerlei. 


Kaffeehäufern beftehend, und weiter aufwärts Weehawk, 
zwei freundliche, mit hübfchen Spaziergängen gezierte und 
namentlih von dem deutfchen Theile der Einwohnerfchaft 
Nem-Yorfs ftarf befuchte Bergnügungssrter. Oberhalb 
Weehawk erheben fih am Hudfonufer die Pallifaden, eine 
20 M. lange Reihe fih fenfrecht erhebender Felsfäulen 
von über 400 Fuß Höhe. Am rechten Ufer des Paſſaie, 
nicht weit von feiner Mündung in die Newark-Bai, liegt 
Newarf, eine gemwerbfleißige, gut gebaute Stadt mit 
18,000 Einw. Eine Meile weiter aufwärts am Fluffe 
und ebenfalls am rechten Ufer deffelben Liegt Patterfon 
mit 8000 Einw. und großartigen Manufacturen. Zn 
der Nähe der Stadt flürzt fih der Paflaie durch wald— 
gekrönte Felfen, in einer Breite von 154 Fuß, 70 Fuß 
tief auf Schiefer und Sandftein herab und gewährt mit 
der den Fall in einem einzigen Fühnen Bogen überfpan- 
nenden Brücke einen herrlichen Anblid, Elizabeth- 
town, unfern der Newark-Bai, in einer wohlbebauten 
Gegend, zählt gegen 5000 Einw. Nemwtown, im frudt- 
barften Theile von Suſſex-County, treibt bedeutenden Land- 
handel und zählt 5000 Einw.; fo auch Hacken ſack, am 
bis hierher für größere Schiffe fchiffbaren Hadenfadfluffe. 
New-Brunswid, am Raritanfluffe, 14 Meilen von der 
Mündung deffelben, hat anfehnlichen Handel, ein theolo- 
gifhes Seminar, ein befuchtes College, mehrere gefchmad- 
volle, öffentlihe Gebäude und 9000 Einw. Camden, 
am linfen Ufer des Delaware, mit 4000 Einw,, ift eine 
Art Borftadt des ihm gegenüber Tiegenden Philadelphia, 
mit dem es durch Dampfihifffahrt in Verbindung fteht. 
Princeton, am Windfor -Creef, verdient des dort be- 
findlichen, Naſſau-⸗Hall genannten, Colleges wegen erwähnt 
zu werben, obgleich dieſe Lehranftalt in den lesten Jah— 
ven nicht mehr fo ſtark wie früher frequentirt wird. Das 
Städtchen ift hübſch gebaut und zählt 2500 Einw. Perths 


Der Staat Pennfülbanien, 177 


Amboy, mit 2000 Einw., liegt am nördlichen Ufer des 
Raritanfluffes und an der Raritan= Bat, Rahway, am 
Rahwayfluſſe, zählt 45005 Burlington, am Delaware, 
4000 Einw. Spmerpille, am Raritan, Bloomsbo- 
rough, nahe bei Trenton, und Bordentomwn find * 
niedliche, aber unwichtige Städtchen. 





Der Staat Pennfylvania. 


Am A.- März 1681 verlieh König Karl IL. Pennſyl⸗ 
yanien dem Duäfer William Penn, fowohl in Anerfen- 
nung der Berbienfte feines Vaters, des Admirals Penn, 
wie auch als Entſchädigung für eine bedeutende Summe, " 
welche Penn von der engliihen Krone zu fordern hatte. 
Nah der im J. 1682 entworfenen Berfaffung lag die ges 
fegebende Gewalt in den Händen des Gouverneurs und 
der Freifaffen, welche einen: Provinzialrath und eine Ge- 
neral-Berfammlung bildeten. Die 72 Mitglieder des Pro- 
vinzialrathes, dem der Gouperneur präfidirte, wurden von 
den Freifaffen gewählt; die Generalverfammlung bildeten 
Anfangs alle, fpäter 200 Freiſaſſen. Im J. 1683 erhielt 
der Gouverneur das DVetorecht bei allen. Geſetzentwürfen, 
und die Zahl der Abgeordneten wurde vermindert. Spä— 
ter, als die Befiger fih in England aufhielten und den 
Staat dur ihre Deputirten verwalten ließen, kamen häufig 
Reibungen zwiſchen Volk und Regierung vor, bis 1693 
König Wilhelm die Regierung übernahm, die Zahl der 
Abgeordneten abermals verminderte und für New - York 
und Penniplvanien zufammen einen Gouverneur ernannte. , 
1696 und 97, nahdem Penn felbft wieder die Zügel der 
Regierung ergriffen hatte, erlitt Die Berfaflung wiederum 
Veränderungen, und am 28, Octbr. 1701: wurde dem Bolfe 

Nordamerifa, 12 


4178 Der Staat Pennfülbanien, 


eine ganz neue Gonftitution übergeben, in Folge deren 
fi) ‚das jesige Delaware von Pennfylvanien trennte und 
dem Gouverneur nur den Vorſitz in feiner gefeßgebenden 
Berfammlung ıgeftattete, Auf der einen Seite bemüht, 
feine Macht immer mehr auszudehnen, begünftigte Penn 
dennoch auf der andern Seite die Anfiedler auf jede Art 
und Weife, und befonders durch religiöfe Duldfamfeit der— 
geftalt, daß die Volkszahl raſch zunahm und die jedes ein- 
zelnen der übrigen Staaten bald überflügelte, Am 4, Juli 
1776 trat Pennfplvanien der Unabhängigfeits - Erklärung 
bei und nahm eine, auf rein republifanifche Prineipien 
bafirte Berfaffung an, welche im. 3. 1837 einer gründfi- 
hen Reviſion unterlag und im J. 1838 in ihrer neuen, 
zur Zeit noch gültigen Geftalt in’s Leben trat. 

Nach dieſer Berfaffung haben der Senat und das 
Haus der Abgeordneten, welche zufammen die General- 
Berfammlung bilden, die gefeggebende Gewalt. Das Haus 
ber Abgeordneten darf nicht weniger als 60 und nicht 
mehr als 100 Mitglieder umfaffen, welche von den Bür- 
gern der Stadt Philadelphia und den fteuerzahlenden 
Bürgern der verfihiedenen Counties alljährlich durch Stim— 
menmehrheit aus dem Volke gewählt werden. Die Sena- 
toren werden auf drei Jahre gewählt, dürfen an Zahl 
nicht weniger als ein Viertheil und nicht mehr als ein 
Drittheil der Zahl der Mitglieder des Haufes der Ab- 
geordneten betragen und ergänzen alljährlich das ausſchei— 
dende Drittheil ihrer Geſammtzahl. Beide Körper ver- 
fammeln fich in jedem Januar, falls nicht der Gouverneur 
für nöthig erachtet, fie früher einzuberufen. Die vollzie- 
hende Gewalt hat der auf drei Jahre vom Volke erwählte 
Gouverneur, welcher einen Zahresgehalt von A000 Dollars 
bezieht, — Stimmfähig ift jeder 21 Jahre alte, weiße, 
männliche Bürger der Vereinigten Staaten, der zwei 
Sahre lang vor der Wahl Staats= oder County-Abgaben 


Der Staat Pennſhlvanien. 179 


bezahlt, ein Jahr Yang vorher im Staate und davon 10 
Tage lang in dem Wahlbezirfe gewohnt hat, in welchem 
er feine Stimme abgeben will, 

Pennfylvanien fendet 24 NReyräfentanten zum Gone 
greg nah Wafhington. 

In Anbetracht der großen Anzahl in Pennfylvanien 
lebender Deutfchen werden feit einigen Jahren ſchon die 
Geſetze und Befchlüffe der General-Verfammlung aud in 
deutfher Sprache gedruckt und verfauft, der Indifferen- 
tismus der deutfchen Pennfylvanier für ihr neues Vater: 
land ift aber fo groß, daß bisher die Koften des Drucks 
und des Papiers durch den Verkauf der im deutfcher 
Sprache veröffentlichten Gefege und Beſchlüſſe nicht gedeckt 
wurden. Ä 

Die rihterlihe Gewalt ruht in den Händen eines 
Obergerihts, der Verhör- und Entfcheidungsgerichte 
(Courts of Oyer and Terminer), eines’ allgemeinen Gefan- 
genen StrafgerichtS (General Gaol), eines Gerichtshofes 
für Privatftreitigfeiten, eines Bormundfchaftsgerichts, eines 
Regiftraturamtes und eines Friedensgerichtshofes, dann 
der Friedensgerichte und folcher Untergerichte, welche die 
General-Berfammlung einzufegen für gut erachtet. Phila= 
delphia hat ein befonderes Stadt und Bezirksgericht. 

Die Grenzen des Staates find im Norden der Erie- 
See und New-Yorf, im Dften New-Jerſey und Delaware, 
im Süden Maryland und Delaware und im Weften Bir: 
ginien und Ohio. Der Flächeninhalt beträgt 44,000 
Duadratmeilen, die Einwohnerzahl 2,000,000, wovon faft 
die Hälfte Deutfche oder Nachkommen von Deutfchen. 

Bon den Flüffen find der Delaware, in den der 
Schuyffill und der Lehigh münden, die Susquehannab, 
deren Haupttributar der Juniatta ift, der Alleghany, ver 
Monongahela und der Ohio die bedeutendften, 

Durch den mittleren Theil des Staates von Nordoften 

19* 


180 Der Staat Pennſülvanien. 


nach, Südweften Yaufend, ftreicht das Alleghany- Gebirge, 
welches hier Kittatinny oder die blauen Berge heißt; an 
dem  wmeftlichen Ufer der Susquehannah ziehen fi Die 
Wille, Emwits-, Warriorg-, Great, Ragged⸗, Sideling- 
und Sharemans-Berge, am öftlichen Ufer die Nescopeck-, 
Tuscarara= und Petersberge hin, Weitere Zweige der 
Allfeghanies find die Bald-Eagle-, Nittiny-, Tufiys- und 
Jacksberge, die fih zwilchen dem Juniatta und der Sus— 
quehannah erheben. Zwifchen den Gebirgszügen, die fich 
nah Weften hin verflahen und in hügelige Ebenen aus— 
laufen, Liegen größere und Fleinere Thäler, deren Mehr: 
zahl fetten, üppigen, zum Theil fandigen, aber zum Wie- 
fenbau paflenden Boden haben. 

Der Staat wird in 58 Eounties (Kantons oder Graf- 
fchaften) eingetheilt: Erie, Cramford, Mercer, Buttler, - 
Beaver, Alleghany, Wafhington, Greene, Fayette, Weft- 
moreland, Armftrong, Clarion, Jefferfon, Vinango und 
Warren haben aufgeſchwemmten und befonders in den 
Flußthälern fehr fruchtbaren, vorzüglich gut zum Weizen- 
bau geeigneten Boden, der uncultivirt zum Preife von 4 
bis 6, in theilweife eultivirten Farmen zu 12 bis 18 Dol⸗ 
lars pro Acre zu erftehen ift. Perry, Lebanon, Daupbin, 
Northumberland, Columbia, Luzerne, Wyoming, Brad- 
ford, Susquehannah, Wayne, Pike, Monroe, Carbon, 
Northampton, Lehigh, Berks, Chefter, Delaware, Mont: 
gomery, Philadelphia und Buds-County haben, außer in 
der Nähe der Susquehannah, des Delaware, Lehigh und 
der anderen fie bewäffernden Flüffe, und außer da, wo, 
wie in der Umgebung der Stadt Philadelphia und an 
einigen anderen Drten, die Cultur des Bodens mit Au- 
Berfter Sorgfalt betrieben wird, dürren Sandboden. Der 
Preis der Farmen mwechfelt hier, je nach ihrer Lage und 
Ertragsfähigfeit, von 5 bis 30 Dollars und mehr pro 
Arre: Lancafter-County und Das ſich Durch Cumberland-⸗, 


Der Staat Pennfijibanien. 181 


York- und Franklin-County Hinziehende Thal find Die am. 
beften bebaueten Gegenden Pennfylvaniens, und hier fies 
ben die Farmen, welche faft glfe mit großen ftattlichen 
Wohn: und Wirthfhaftsgebäuden verfehen find, nicht fel- 
ten zu 100 Dollars pro Acre im Preife, Elk-County 
und der Dften von M'⸗Kean und Indiana County find 
ftarf hügelig und fteinig und haben mittelmäßig guten, 
mit Nadelholz, Hickory, Ahorn, Buchen, Linden und Eichen 
bewaldeten Boden, der in rohem Zuftande zu 2 bis 5, 
eultivirt zu 8 his 12 Dollars pro Acre verfauft wird. 
In M’, Kean-County haben ſich Familien aus der Ger 
gend von Neutlingen niedergelaffen, von denen. günftig 
fautende Berichte eingelaufen find, Traurig lauten bin 
gegen die Nachrichten, über die von den HH. M. Ben— 

zinger, ©. 9. von Schrötter und J. Eſchbach in Elk-County 
im 5. 1844 errichtete Redemptoriften-Eolonie St. Maria, 
welche auf Statuten begründet wurde, welche, lediglich auf 
den Vortheil der Unternehmer abzielend, alfem Fräftigen 
Aufblühen der Niederlaffung entgegenftanden. Die: drei 
genannten Herren, welche Anfangs nur deutfhe, der rö— 
miſch-katholiſchen Kirche angehörige Coloniften aufnehmen 
wollten und die ganze Speeulation nur zur Ehre Gottes 
‚ und der alfeinfeligmachenden Kirche unternommen zu haben 
vorgaben, warfen zuerft ihre Nege im finftern Altbatern 
aus, haben aber in jüngfter Zeit, weil ihr Gefchäft in 
Deutfchland auf fehr begreifliche Hinderniffe ftieß, Belgien 
auszubenten geſucht. Wir warnen dringend por dem An- 
ſchluß an die Eolonie St. Maria und vermweifen des Nä- 
heren wegen auf die bei C. A. Fahrenbacher in Augsburg 
erfchienene Brofhüre: „Die Eolonie St, Maria in Penn» 
folvanien, N. A., und die bedenflihen Aufnahme -Bebin- 
gungen in diefelbe, beleuchtet von George M. von Ro.“ 
— Die Counties Clearfield, Cambria, Somerſet, Bed— 
ford, Huntingdon, Eentre, Clinton, Potter, Tioga, Lycoming 


132 Der Staat Pennchlvanien. 


Cmit einer blühenden Schweizer-Eolonie), Union, Mifflin 
und Juniatta find bergig, haben aber auf vielen ihrer 
bochgelegenen Theile und in den meiften Thälern üppigen 
Boden und große, reihe Farmen. Die noch nicht eulti- 
virten Ländereien in diefen Counties ftehen im Preife von 
4 bis 7, auch 8 Dollars pro Acre; ganz und theilweife eul- 
tivirte Farmen werden, je nad der Lage und nad ber 
Beichaffenheit ver Gebäufichfeiten, mit 12 bis 30 Dollars 
pro Acre und auch höher bezahlt. 

Der Weizenbau Pennfplvaniens ift bedeutend; meni- 
ger ftarf find die Duantitäten, weldhe von Mais, Roggen, 
Gerfte, Hafer, Buchmweizen, Erbfen und Bohnen produeirt 
werden. Die Rindviehzucht wird ftarf betrieben, ftärfer 
noch die Pferdezucht, in der Pennſylvanien allen übrigen 
Staaten des Bundes weit voran iſt. Obft wird viel und 
von befonderer Güte gezogen. Seidenzucht, weldhe vor 
mehreren Jahren begonnen wurde, lieferte fehr unglüd- 
liche Refultate und ift deshalb wieder ganz aufgehoben 
worden. 

Das Klima des Staates zeichnet ſich, befonders im 
Dften, durch große DVeränderlichfeit aus. Der weniger 
einem fchroffen Witterungswechfel ausgefeste und im Win- 
ter mildere Weften ift fehr nebelig. Scharfe Nordiweft- 
winde, bie häufig in Stürme ausarten, fommen in allen 
Jahreszeiten vor und find das Berderben von Bruftfran- 
fen. Der Winter beginnt um die Mitte Decembers und 
halt bis Mitte März, im Weften bis Anfaug März an. 
Der Frühling ift fehr kurz, der Herbft, oder fogenannte 
indianiihe Sommer, länger und, wie überall in den Ver— 
einigten Staaten, die fchönfte Jahreszeit; der Sommer ift 
drüdend heiß, feine Nächte find fühl. 

Der Reichthum des Staates an Eifen, Blei und Koh— 
len (Anthakrit- und bituminöfen K.) hat nicht allein den 
Detrieb des Bergbaues von Jahr zu Jahr gefteigert, fon- 


Der Staat Pennſhlwanien. A 


dern auch, neben den vielen Wolfen, Baumwollen- und 
Slaswaarenfabrifen, neben Branntweinbrennereien, Bier- 
brauereien, Potterien, Pulvermühlen und Gerbereien, eine 
Menge Eifenhämmer, Eifengießereien, Mafchinen- und Mer 
tallwaarenfabrifen entfteben Yaffen, fo daß Pennſylvanien 
an Großartigfeit und Mannigfaltigfeit feiner Manufactus 
ren alle übrigen Staaten übertrifft. 

Der Handel wird von dem von New-York nur wenig 
übertroffen, und e8 beliefen fih, nad dem Durchfchnitte 
der festen 5 Jahre, die Ausfuhren pro Jahr auf 10, die 
Einfuhren auf I Mill, Dollars Werth. Bon den beftes 
benden 44 Banfen mit 5 Zweigbanfen, welche ein u 
von gegen 25 Mill, Dollars befigen, erhält eine ihre 
ten auf dem Nominalwerthe, die der Übrigen eben.A BE? 
3, 10, ja 50 Procent unter pari. 

Die Staatsfchuld, welche 40,424,737 Dollars beträgt- 
und mit 44, 5 und 6 Proc. verzinfet wird, erwuchs faft 
ganz aus den Canal» und, Eifenbahnbauten, welche feit 25 
Jahren für Rechnung der Regierung ausgeführt wurden. 

Die Eifenbahnen, theils für Rechnung des Staates, 
theils von Speculanten erbaut, find folgende: die Phila- 
delphia- Germantown und Morristown, 17 Meilen lang; 
die Philadelphia und Trenton, 264 M. lang; die, Philas 
deiphia und Reading, 95 M. lang; die Philadelphia und 
Wilmington (Delaware), 277 M. Yang; die Philadelphia 
und Columbia, 82 M. lang; die Philadelphia-City, 6 M. 
lang; die Holydaysburg und Johnstown verbindende Por- 
tage-Bahn, 364 M. Yang; die Balley, 204 M. lang; die 
Weftchefter, ein Zweig der Columbia-Bahn, 40 M. lang; 
die Harrisburg und Lancafter, 354 M. lang; die Cum— 
berlandthal, welche von Harrisburg nah. Chambersburg 
führt, 50 M. lang; die Straßburg, welche fih an die 
legtgenannte anfchließt, 7 M. lang; die von Chambersburg 
nah Williamsport führende Franklin, 30 M. lang; die 


184 2 Der Staat Pennflilisanien, 


York und Wrightsvilfe, 13 M. lang; die von Port Clin— 
ton nad Tamaqua führende Little Schuyffill, 23 M. lang; 
die Danvilfe-Pottsville, 444 M. lang; die ſich hieran an= 
fliegende Little Schuylfil und Susquehannah, 106 M. 
lang; die Wilfiamsport und Elmira (N.-Y.), 734 M. lang; 
Mount-Carbon, 74 M. lang; die Lolofburg und -Corning, 
40 M. Yang; die von Port Carbon nad) dem Norwegian- 
Ereef führende Schuylfill-Balley-Bahn, 10 M. lang, und 
die Zweigbahn 15 M. lang; die vom Schuylkill in’s That 
führende Schuyffill-Bahn, 13 M. Yang; die von den Koh— 
lenminen nach Port Carbon führende Mill- Greef- Bahn, 
IM. lang; die Schuylkillhaven und Minehill, 20 M. lang; 
Die Mauc- Chunf-Bahn, welche nach den Minen führt, 
25 M. lang; die Room-Run, zwifchen den dortigen Koh— 
lenminen, und Mauch-Chunk, 54 M. lang; die von Par- 
rysville nach den Kohlenminen führende Beaver-Meadom, 
20 M. lang; die Hazletown und Lehigh, EM. lang; die 
Deaver - Meadow - Zweigbahn, 12 M. lang; bie an den 
Lehighfluß führende Nesquehoning-Bahn, 5 M. lang; die 
Lehigh und Susquehannah, 20 M. lang; die Carbondale 
und Honesdale, 18 M. lang; die Broad-Mt. mit Milterg- 
burg verbindende Lyfens-Balley-Bahn, 164 M. lang; die 
von Pine- Grove nad) den Kohlenminen führende Pine: 
Grove und die Germantown - Zweigbahn, jede A Meilen 
lang. 

An Sanälen, —— wie die Eiſenbahnen, theils Staats», 
theils Privat» Unternehmungen find, befist Pennſylvanien 
den von Columbia nah Pittsburg führenden, 312 Meilen 
langen Pennfplvania-Canalz; den zwifhen Duncans-Fsland 
und Northhumberland Yaufenden, AO M. langen Susque— 
hannah - Divifion- Canal; den von Northumberland nad) 
Farrandsville — * Weſt⸗Branch⸗ Diviſion⸗Canal, 75 
M. fang; den 73 M. langen North-Branch-Diviſion-Ca— 
nal, zwiſchen Northumberland und Lackawanna; den von 


“ Der Staat Pennfälbanien, 185: 


Briftol nad Eafton führenden, 60 M. langen Delaware- 
Divifion-Sanal; den Beaver: u. f. w. Divifion-Canal, der 
136 M, Tang iftz den von Philadelphia nad) dem Hafen 
von Carbon führenden Schuylfill-Navigation-Company-Ca- 
nal, 108 M, Yang; den zwifchen Great-Falls und Eafton 
. Yaufenden, 84 M. Tangen Lehigh⸗Navigation⸗Company⸗Ca⸗ 
nal; den Union- Canal, son Reading nad Middletown, 
82 M. Yang, und den von Wrightsville nad Havre de 
Grace führenden, 45 Meilen Yangen Susquehannah-@anal. 
Hauptftadt des Staates und Sig der Regierung ift 
das lieblich am linken Ufer der Susquehannah gelegene 
Harrisburg, mit Capitol, City-Hall, Akademie, 11 Kir- . 
chen, mehreren Banken, hübfchen Privathäufern und 6000 
Einw. Zur Zeit der Sigungen der Generalverfammlung 
ift Die Stadt befebt, fonft aber fehr ftill und verödet. Bon 
der Kuppel des Capitols aus genießt man eine prachtvolle 
Ausfiht auf die üppige Umgegend. Philadelphia, 
durch Negelmäßigfeit der Anlage, fchöne öffentliche Plätze, 
wie Independence, Franklin, Wafhington = Square, und 
Pracht der Gebäude die fchönfte Stadt der Union, aber 
-bei Weitem nicht fo Tebhaft wie New - York oder New— 
Drleans, was darin feinen Grund hat, daß hier viele 
Duäfer eben, wodurd die Stadt den Namen „Stadt der 
Bruderliebe” erhalten hat, liegt am rechten Ufer des De— 
laware und zählt 300,000 Einw., worunter 83,500 Deutfche, 
Mehrere feiner Prachtbauten verdankt Philadelphia dem 
Edelfinne Stephan Girard’s, eines nad) Amerifa überge- 
fiedelten und dort zum zwanzigfachen Millionär gewordenen 
Franzofen; fo das Girards-Eollege, das von ihm gegrüns 
dete und reich dotirte Waifenhaus, zu welchem den Geift- 
lichen alfer Eonfeffionen der Zutritt verboten ift, und die 
Girards-Bank. Sehenswerth find ferner die alte und die 
neue United-States-Banf, die Bereinigte-Staaten- Münze, 
die Börſe, das alte Staatenhaus, die beiden City- Halls, 


186 Der Staat Pennlijinanien. 


die County⸗Hall, die Wafhington-Hall, die Univerfität, das 
Franflin-Inftitut, Peals Mufeum, eine große Anzahl präch— 
tiger Kirchen und Markthallen, und endlich die mit einem 
Koftenaufwande von 350,000 Dollars hergeftellten Fair— 
Mount = Wafferwerfe, welche die Stadt mit Waſſer vers 
forgen und deren Gartenanlagen dem Publicum reizende 
Spaziergänge bieten, Philadelphia ift das Emporium des 
Buchhandels von Nordamerifa und hat mit Bofton das 
Berdienft gemein, die Wiege der Wiffenfchaften und Künfte 
zu fein, deren Mäcene hier, von Geichäften zurüdgezogen, 
der Ernte früheren Fleißes genießen. Lancafter, im fo: . 
genannten „Garten Pennfylvaniens” gelegen, ift eine leb— 
hafte Handels- und Fabrifftadt mit 10,000 Einw,, am 
Ufer des Flüßchens Coneſtago. Die Stadt macht einen 
heitern Eindrud auf den; Fremden, der nicht verfäumen 
folte, son bier aus Ausflüge in die herrliche, mit reichen 
Farmen überfäete Umgegend zu machen. Briftol, am 
weftlihen Ufer des Delaware, mit 1600 Einw,, treibt 
recht lebhafte Küftenfchifffahrt, und fteht Durch Dampfböte 
mit dem 21 Meilen entfernten Philadelphia in Verbindung. 
Norristomwn, mit 3000 Einw., ift eine fehr gewerbthä⸗ 
tige Stadt, welche die Wafferfraft des Schuylfill, an dem 
fie Tiegt, vortheilhaft für ihre Manufacturen verwendet, 
Reading, am linken Ufer des Schuylfill, bat eine anjehn- 
liche Anzahl von Fabriken, eine Akademie, mehrere Biblio» 
thefen, und zählt unter feinen 9000 Einw. eine große Menge 
Deutfcher. Yorf, am Codorus, mit 5000 Einw., ift mehr 
feiner reichen, ländlichen Umgebung und der umherliegen- 
"den, als Heilquellen berühmten NYorf-Sulphur » Springs, 
als des Gewerbfleifes feiner Bewohner wegen zu erwäh- 
nen. Am Bereinigungspunfte des Falling - Spring mit 
dem Coneco-Heague Tiegt Chambersburg, ein freund» 
Yiches, von 3000 Seelen bewohntes Städtchen, von meh— 
reren großen Kunftmühlen und Fabrifen umgeben. Cars 


Der Staat Pennſülvanien. 187 


lisle, im fruchtbaren Thale des Cumberland-County, an 
der von Harrisburg nach Hagerstown führenden Eifenbahn 
Yiegend, ift eine wohlhabende, freundliche, alte Stadt mit 
gegen 5000 Einw. In der Nähe befinden ſich Cavallerie- 
Gafernen und eine Militär-Manege; weiter entfernt Tiegt 
das ftarf befuchte und hübfch eingerichtete Earlisle-Sulphurz 
Springs Bad, Bedford, an der Juniatta, mit gegen 
1500 Einw,, wird weniger feiner felbft, als der vor der. 
Stadt Tiegenden Bedford- Springs wegen genannt. Hun- 
tingbon, ebenfalls an der Juniatta und von gleicher 
Größe wie Bedford, wird auch der in feiner Nachbarſchaft 
liegenden Heilquellen wegen befuht. Garbondale, ein 
fleines Städtchen mit 1200 Einw., am Backawan-Creek, 
verdient eben jo wie Pottsville, mit 5000 Einw,, Ho⸗ 
nesdale, am Diberry und am Endpunfte des Hudfon- und 
Delaware-Canals liegend, und Mauh-Chunf, am Lehigh, 
mit faft 2000 Einw,, wegen der benachbarten Kohlenminen 
und des anjehnlichen Kohlenhandeld genannt zu werden, 
Eafton, am Zufammenfluffe des Lehigh mit dem Delaware, 
ift eine fchöne, Heine Stadt mit 5000 Einw., Akademie, 
College und Bibliothek und der Startingpoint der vielen 
Reifenden, welche die in ihrer Nähe liegenden malerifchen 
Felfenpartien befuchen, Im Weften des Staates, am Erie- 
See, liegt Erie Cauch Presque-Isle genannt), eine einen 
lebhaften Handel und nicht unbedeutende Schifffahrt trei— 
bende Hafenftadt, Ein- und Ausfuhr betragen jährlich 
gegen 8 Mill. Dollars, Meadville, am French-Creek, 
mit 1800 Einw., enthält ein Staats-Arfenal, eine Afade- 
mie und das Alleghany- College. Beaver, am rechten 
Ufer des Ohio, da, wo der Beaver-Creef fih in ihn er- 
gießt, ift ein nur als Dampffiff- Station bemerfenswer- 
ther Drt mit faum 1000 Einw,  Pittsburg, mit der 
dur drei Brüden mit ihm verbundenen Borftadt Alle - 
ghany-City, an 60,000 Einw, zählend, worunter 12,000 


188 $ Der Staat Delaware, 


Deutſche, liegt malerifh ſchön am Zufammenfluffe des 
Alleghany mit dem Monongabela, die von hier an den 
Namen Ohio führen. Pittsburg ift das Birmingham der 
Bereinigten Staaten und bat auch ſchon ganz das raudjige, 
graufchwarze Aeußere jener engfifchen Fabrifftadt angenom- 
men, Die gefchwärzten Häufer der Stadt und der Bor- 
ftabt werden von gigantifchen, ewig qualmenden Echorn- 
fteinen überragt,-und das Gefumme der gefhäftigen Menge 
auf den breiten Straßen und am Duai verhallt unter dem 
Schalle von Taufenden in den Eifenwaaren- und Mafchi- 
nenfabrifen gefhwungenen Hämmern, Die große Thätig- 
feit in den Fabrifen der Stadt übertrifft aber doch nicht 
die des Handels, für den Pittsburgs Lage, am Endpunfte 
des Croß-Cut-Canals, am Ufer des Obiofluffes und an 
dem mit dem Eries&ee verbundenen Ohio-Erie-Canal, eine 
faft unübertrefflih günftige ift. Aber auch an wiflenfchaft- 
lichen Inſtituten ift die Stadt nicht arm; fie befist eine 
Univerfität, ein Seminar, mehrere Mfademien und eine 
Neihe aufgezeichnet guter Schulen. Wafhington, im 
‚gleichnamigen County, mit 2500 Einw., enthält das Wa- 
ſhington-College, Afademie und Seminar. Kleinere Städte, 
wie Chefter am Delaware, das von Herrnhuthern be- 
wohnte Bethlehem am Lehigh, Allentown, ebenfalls 
am Lehighb, Tunkhamock und Danpille an der Sus- 
quehannah, Lebanon, Reamstown und Columbia 
enthält das öftlihe Pennſylvanien in Menge, 





Der Staat Delaware, 


zuerft im Jahre 1623 von Holfändern und im Jahre 1627 
von Schweden und Finnfändern angefiedelt, welche Tegteren 
im J. 1655 von den Holfändern vertrieben wurden, wurde 


Der Staat Delaware. 189 


im J. 1664 von Sir Robert Carr unterworfen und bil 
dete bis zum 5.1677 einen Theil Pennſylvaniens. Unter 
den am 4, Juli 1776 fih von Großbritannien losfagenden 
Provinzen war auch der Staat Delaware, der feinen Na- 
men von der nad) dem bier im J. 1703 geftorbenen Lord 
De la War benannten Delaware-Bai erhielt. 


Nach der feit 1833 in ihrer jetzigen Geftalt beftehen- 
den Verfaſſung liegt die gefeugebende Macht in den Hän- 
den der aus einem Senate und einem Haufe der Abge- 
ordneten beftehenden Generalverfammlung. Der Senat 
zählt neun auf vier Jahre gewählte Mitglieder; das Haus 
der Abgeordneten befteht aus 21 Abgeordneten, welche auf 
zwei jahre gewählt werden. Die Generalverfammlung 
tritt alle zwei Jahre am erften Dienftage im Januar zus 
ſammen. Die vollziehende Gewalt hat der auf vier Jahre 
gewählte und nicht wieder wählbare, einen Jahresgehalt 
von 1333 Dollars beziehende Gouverneur. Die richter- 
lihe Gewalt haben ein Appellgerichtshof, ein Obergerichts- 
hof, ein Ranzleihof, ein Bormundfchaftsgericht, ein Verhör—⸗ 
und ein Entfcheidungsgericht, ein Friedensgerichtshof, ein 
Negiftraturamt, dann die Friedensrichter und folche Unter- 
gerichte, welche die Generalverfammlung einzufegen für 
nöthig erachtet. 


Jeder 22 Jahre alte, weiße, männliche Bürger ber 
Vereinigten Staaten, der ein Jahr vor der Wahl im Staate 
und davon einen Monat lang in dem County gelebt hat, 
in welchem er feine Stimme abgeben will, auch zwei Jahre 
Yang vorher die Countytaxen bezahlte, befist das Stimm- 
recht. Bürger im Alter von 21 bis 22 Jahren haben das 
Stimmrecht ebenfalls, auh wenn fie noch feine County- 
taren bezahlten. 


Der Staat fendet»einen Abgeordneten zum Eongreß 
nah Wafhington. 


190 Der Staat Delaware. 


Im Norden wird der Staat begrenzt von Pennſylva⸗ 
nien, im Dften vom Delawarefluffe, der Delawarebai und 
dem atfantifhen Ozean, und im Süden und Weften von 
Maryland. Sein Flächeninhalt beträgt 2120 Quadrat: 
meilen, die Einwohnerzahl 82,500. 

Die bedeutendften Flüffe find der Delaware, der Bran- 
dywine, dann der Mispillion-, Chriftiana-, Dud- und In⸗ 
dian⸗Creek. 

Von den drei Counties, in welche Delaware einge— 
theilt wird, hat New⸗Caſtle in den am Delaware liegenden 
Theilen harten Thonboden, der ſtark bewaldet und zum 
Weizenbau gut geeignet iſt. An dieſen Landſtrich ſchließt 
ſich Sandboden, und an dieſen ausgedehntes Sumpfland 
an. Suſſex⸗County hat, den etwa 60,000 Acres umfaſſen⸗ 
den Indian- Sumpf und einige Strihe zu Weiden geeig— 
netes Waldland ausgenommen, Sandboden, und Kent- 
County hat Thonboden mit Sand vermifcht. Die jumpfigen 
Gegenden find reich an Waffervögeln und Reptilien, die 
Waldungen an Hirfchen, Hafen, Fühfen, Mardern und 
anderem Wild, 

Die niedrige, moraftige Lage des Staates macht ihn 
zum Sit von Wechfel- und Gallenfiebern, und daher, und 
auch feiner durchgängig mittelmägigen Bodenbeichaffenbeit 
wegen, mit alleiniger Ausnahme des an Pennfylvanien 
grenzenden Theiles von New⸗-Caſtle-County, nicht zu deut— 
Shen Anftedelungen geeignet. 

An Mineralien wird nur Sumpfeifen gewonnen, ih 
auch diefes nur in geringen Duantitäten. 

Handel und Mannfaeturen find von feiner Wichtigkeit. 
Bon Testeren find nur Wolfen: und Baumwollen- und 
Papierfabrifen des Erwähnens werth. Die Fifcherei, be- 
fonders die Aufternfifcherei, wird lebhaft betrieben. 

An öffentlichen, von Privaten bergeftellten Bauten 
befist Delaware die Frenchtown- und New: Eaftle - Eifen: 


Der Staat Marijland, 191 


bahn, von 16, und den Chefapeaf- Delaware: Canal von 
14 Meilen Länge, | 

Die Noten der im Staate beftehenden 6 Banken, mit 
einem Grundeapital von einer Million Dollars, eireuliven 
zu 4 Proc, unterm Nennwerthe; im Heinen Berfehr mwer- 
den fie für voll angenommen. 

Delaware ift fchuldenfrei. 

Die Staatshauptftadt Dower iſt eine freundliche, 
regelmäßig gebaute Stadt am Fonesfluffe in Suffer-County, 
mit gegen 4000 Einw. New-Caſtle am Delaware in New⸗ 
Gaftle-County, mit 3000 Einw., fteht in ziemlich lebhaftem 
Handelsverfehr mit Philadelphia; desgleichen das im names 
fihen County zwifchen dem Chriftiana-Creef und dem Bran⸗ 
Dywinefluffe fich erbebende Wilmington mit reichlich 
8000 Einw. Brandywine, Lewiston, Millford, 
Eoneord find recht niedliche, aber unbedeutende Städtchen. 





GC Die füdblidben Staaten. 
Der Staat Maryland, 


dem römifch-Fathofifchen Lord George Baltimore von Karl I. 
verliehen, wurde zuerft von Leonard Calvert, einem Sohne 
des Lord, der mit einigen hundert Katholifen aus England 
dahin auswanderte, angeftedelt,. und erhielt feinen Namen 
yon der Gemahlin Karls I., der Königin Henriette Mary. 

Der feit 1838 in Kraft getretenen Berfaffung zufolge 
ruht die gefeßgebende Gewalt in den Händen eines Senats, 
befien 21 Mitglieder von den Bürgern der 20 Counties 
des Staates und der Stadt Baltimore auf drei Jahre ge- 
wählt werben, und in denen des Haufes der Abgeordneten, 


192 Der Staat Maryland. 


deffen Mitglieder alljährlich, nah Maßgabe. der Bevölfes 
rungszahl der Counties, gewählt werben. Ein County mit 
15,000 Einw. wählt drei, eins mit 15 bis 20,000 vier, 
eins mit 25 bis 35,000 fünf, und mit 35,000 und darüber 
feh8 Deputirte. Auch die Stadt Baltimore wählt ſechs 
Abgeordnete. Der Gouverneur, welcher eine jährliche Be— 
foldung von 4200 Dollars bezieht, hat die vollziehende 
Gewalt und ernennt, in Gemeinfchaft mit dem Senate, die 
Staatsbeamten. Er wird auf drei Jahre und, der Reihe 
nach abmwechfelnd, immer nur von dreien ber Counties ges 
wählt. 

Jeder weiße, männlihe Bürger ber Vereinigten Staa⸗ 
sen, der das 21. Jahr vollendet hat, ein Jahr vor der 
Wahl im Staate und ein halbes Jahr lang in dem Wahl: 
bezirfe gelebt Hat, wo er feine Stimme abgeben will, hat 
das Stimmredt. 

Der Staat fendet 6 Abgeordnete zum Bundescongreß. 

Maryland ift Sclavenftaat, und es darf, der Berfaf- 
fung gemäß, die Selaverei nicht aufgehoben werden, wenn 
fi) nicht zwei der gefeggebenden Verſammlungen nachein— 
ander einftimmig dafür erflären und zugleich die volle Ent- 
ſchädigung der Selavenhalter befchließen. 

Begrenzt wird der Staat im Norden von Penniyl- 
vanien, im DOften vom atlantifchen Ozean und Delaware, 
im Süden und Weften von Virginien. Sein Flächeninhalt 
beträgt 13,928 Duadratmeilen, wovon gegen 3000 Duas 
dratmeilen Wafler find; feine Einwohnerzahl 503,500, 
worunter 62,100 freie Farbige und 81,050 Selaven. Bon 
Katholifen gegründet, hat der Staat eine der Mehrzahl 
nach römifch = Fatholifhe Bevölkerung, es berricht jedoch 
bier, wie überall in der Union, vollfommene Glaubens 
freiheit. 

Die vorzüglichften Flüſſe find: die Susquehannah, 
der Potomar, Patapſco, Paturent, Cheſter, Elk, Nantthafe. 


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De rt a 193 


Choplan Pocomoke und Saſſafras, wire ſammtlich der, 
den Staat in die beiden Hälften, die Oſttuſte⸗ (Eastern 
shore) und die „Weftfüfte” (Western shore), theifenden 
Cheſapeal Bai zufliegen. Diefe 270° Meilen in der Länge 
und von 10 bis 30 Meilen in der Breite meſſende, durch⸗ 
ſchnittlich 50 Fuß tiefe und ſi chere Bai gehört zu. den 
größten der Well. 

Der Staat bietet in feiner Oberflache die größte 
Mannigfaftigkeit dar. Durch die Mitte der weftlichen 
Hälfte läuft im nördlicher Richtung die Blaue Gebirgskette 
(Blue Ridge, auch South mountains genannt); durch ben 
weftlichen Theil ftreicht das Aleghany-Gebirge, und zwifchen 
biefen beiden Gebirgszügen erheben fih mehrere Feinere 
Bergrüden, wie bie Ragged-Mountaing, Will's Mountain, 
„ Warrior m ſ. w. An der Küfte iſt die weitfihe Härfte 

eben und fteinig und erhebt fih erſt nach und nad. "Die 
vſtliche Hälfte iſt an der Küſte flach und ſandig und hat 
eine Menge ſumpfige, zum Theil zum Wieſenbau taugliche, 
| aber fieberhafte Niederungen. In den von Wild belebten 
Waldungen fommt häufig die Kaftanie vor, welde ein 
vortreffliches Schweinefutter liefert; dann Eichen, verſchie— 
dene Nußbaumarten, Ahorn, Duden, Umen, Kirfch- und 
Tulpyenbäume, von, wildem Wein umrankt, und in der öft- 
"chen Hälfte viele Fichten, Kiefern, Tannen und in den 
Sümpfen Cypreſſen und Cedern. 

Die vorzüglichſten Producte des Landbaues fi nd’ Weis 
zen. und Tabak; auch wird viel Hanf und Flachs gezogen. 
Die erzielte Baumwolle ftebt der der fünlicheren Staaten 
in Güte nach. Die Wieſeneultur ift Schlecht, und daher 
auch die Viehzucht von Feiner großen Bedeutung. Alfe- 
ghany⸗ und Wafhington-County find fehr gebirgig, letzteres 
bat jedoch einige fehr fruchtbare Thäler; in Frederic und 
Montgomery: County aiſt durchſchnittlich guter Boden. Viele 
Farmen in dieſen und den zunächſt liegenden Counties ſind 

Nordamerika. 13 


194 —— — 


durch unausgeſetten Tabafsbau aD und zu 2 bis 


4 Dollars pro Here zu erftehen, wären aber bei guter Be- 
wirthſchaftung bald wieder zu heben und, durch die Nähe 
des Potomac begünftigt, rentabel zu machen. In Kent-, 
Queen-Anns⸗ und Talbot- County, an der Dftfüfte, wird 


der faft ausihließfih in Maryland vorkommende weiße 


Weizen gebaut, der dem in Volhynien gebauten fehr ähn- 
lich iſt. Prince George, Charles, St. Mary, Calvert- 


und Ann-Arundel-Eounty enthalten viele mit Selaven be⸗ 


wirtbfchaftete Tabakspflanzungen, auf denen der beliebte 


Kitesfont-Tabaf produeirt wird, Carroll-, Baltimore und 


Harford- County haben eine größtentheils. hügelige Ober- 

fläche, häufig neigen, im si aber fruchtbaren 
Boden. * —R 

| ‚Maryland, ift Ne einzige Stant der deſſen 

Counties nich Townſhips (Stadtſchaften), ſondern in 

Hundreds eingetheilt werden. 


£ 


- 


Eifen findet man in verfchiedenen Theilen des Staa 


tes, befonders. rei, ja unerfchöpflich ift er aber an Stein: 
kohlen. 


Die Oftluſte if, wie Schon erwähnt, der vielen dort. 
befindlichen Sümpfe und ſtehenden Gewäffer wegen von 
Gallen und Wechfelfiebern heimgefuchtz die Weftfüfte an 


der Bai im Sommer fehr ſchwül und ſchroffen Witterungs- 
wechfeln unterworfen; der höhere, von vielen Deutfchen 
und deren Nachkommen bewohnte Weften aber milde und 


gefund, und im Sommen nicht fo drüdend heiß als im 


manchen Theilen des nördlicher Tiegenden Pennfylvanien. 


Der Handel des Staates, deſſen Ausfuhren hauptſäch— 


ih in Tabak, Mehl, Holz und Eifen beftehen, ift ſehr be— 
beutend und wird im Innern durch den 14 Meilen Yangen 
Chejapeaf- und Ohio⸗Canal und durd) die folgenden Eifen- 
bahnen gehoben, nämlich: die von Baltimore nach Cumber⸗ 
Yand führende, 173 Meilen lange Baltimore-Ohio⸗Bahn; 


Der Staat Marijland, 195 


die nach York in Pennfylvanien führende Baltimore» und 
Susquehannah-Bahn, von 60 M. Länge; die 31 M. Tange 
- Baltimore- und Wafhington-, die 21 M. lange Annapofis- 
und Elkridge- und die TOM, lange Baltimore und Wil 
mington-Eifenbahn. 

Der Eifen- und Kohlenreichthum des Staates hat eine 
Menge von Hochöfen-, Mafchinen>, Eifenwaaren- und ans 
deren Fabrifen entftehen laſſen, auch find Wal, Mahl 
und Pulvermühlen, Zuderraffinerien, Hut, Tabakmanu—⸗ 
facturen und Glashütten vorhanden, 

Die ken; der im Staate beftehenden 13 Banfen cur—⸗ 
firen zu 4, 4 und 10 Proc, unter pari. 

Maryland Hat 15,900,000 Dollars Schulden, weiche 
zu 5 bis 6 Proc. verzinjet werben, 

Hauptftadt des Staates iſt Annapolis am Severn, 
der 2 Meilen von der Stadt entfernt in die Chefapeaf- 
Bai mündet, Die Stadt mit 4500 Einw. ift nur belebt, 
wenn die gefeßgebende Verfammlung ihre Sigungen hält, 
auch zeichnet fie fich durch Feine großartige oder befonders 
geihmadvolle Bauwerke aus. Baltimore, auf hügeligem 
Boden, an einer Fleinen, von felfigen Hügelnr eizend eingefaß- 
ten und vom Fort Mac Henry beſchützten Bucht am Patapsco⸗ 
fluffe gelegen, bietet, von der mächtigen Kuppel der Pauls— 
firhe, dem Battle» (Schlachten) Monument, der Wafhing- 
ton⸗Säule, der City-Hall, der Börfe und einigen anderen 
Prahbauten überragt, vom Hafen und der Ebene aus 
einen Anblick dar, der lebhaft an Stockholm und Conſtan— 
tinopel erinnert, Der Fells-Ereef theilt die Stadt in zwei 
Theile, in die Altſtadt, welche nur wenige hübſche Gebäude 
umfaßt,"und.in die Neuftadt mit Fells= Point, dem Sit 
des Neichthums, der Mode und des Handels, Beide Stadt- 
theile zufammen: zählen 165,000 Einw., worunter 52,000 
Deutſche. Die Marfetftraße ift für Baltimore, was der 
Droadway für New-York; fie durchfchneidet Die ganze 

13 * 


196 Der Staat Marijlanb, 


Stadt, "wird von den Übrigen Hauptftraßen rechtwinkelig 
durchkreuzt und prangt im Schmude palaftähnlicher Ge: 
bäude, Auch an öffentlichen Plätzen ift die Stadt reich; 
wir erwähnen: bier nur des mit der Wafhington- Säule 
gefhmücten, yon prächtigen Häufern umgebenen Sauares, 
dann des nicht minder fohönen Plases, auf welchem das 
zum Andenken an die tapfere Vertheidigung der Stadt am 
13; Septbr, 1814 gegen General Roß und Admiral Lord 
Cochrane errichtete Monument ſich erhebt. Der Handel 
Baltimore’s, namentlich, die Ausfuhr von Tabak, ift fehr 
bedeutend, aber auch die Manufacturen und Fabriken der 
Stadt find anfehnlih. In der nächften Umgebung allein 
zahlt man über 100 Dampfmühlen, Frederidtomwn am 
Carrolls⸗Creek, im fruchtbaren Monvevey-Thale des Fre— 
derick⸗ County Tiegend, und mit Baltimore einer und Win- 
hefter in Virginien andererfeits durch Eifenbahnen ver- 
bunden, ift ein freundliches, gemwerbthätiges und beträdt- 
lichen Landhandel treibendes Städtchen mit 6500 Einw., 
von denen die meiften Deutfche find. Auch Cumberland, 
am North⸗Potomae in Alleghany⸗County, mit 5000 Einm., 
und Hagerstomn am Antictam in Wafhington-County, 
mit. 8000 Einw., find lebhafte Landftäbte, die übrigen 
Städte Marylands aber, wie Elfton, am Elf in Eeril- 
County, Havre de Grace an der Mündung der Sus- 
quehannah in die Chefapeaf- Bai, in Harford = County, 
Cooksville, in Ann Arundel- County, Rockville und 
Colesville, in Montgomery, Port Tobacco, in Char: 
les⸗ und Leonhard, in — County, ſind von feiner 


bejonberen Bedeutung. — 


Der Staat Pirginien, | 197 


Der Staat Virginia 


trägt feinen Namen von der jungfräulichen (virgin) Köni- 
gin Elifa von England, welche das bis dahin mit unter 
dem allgemeinen Namen Florida begriffene Land im Jahre 
1584 an A. Gilbert und Sir W. Raleigh verlieh, Die im 
folgenden Jahre eine: bald wieder zu Grunde gegangene 
Eolonie am Roanoke gründeten. Im Jahre 1606 wurde 
Birginien durch Jafob I. in Nord- und Süd-Virginien ge— 
theilt, und erfteres der Plymouth, Yegteres der London 
Compagnie verliehen, welche die Eolonifation des Landes 
träftig förderten und vortheilhafte Verträge mit den In— 
bianern abjchloffen. Birginien war mit unter den dreizehn 
Staaten, welche fih am 4, Zuli 4476 yon Großbritannien 
losſagten. | 
Der jest beftehenden Verfaſſung zufolge haben der 
Senat und das Haus der Abgeordneten, welche zufammen 
die Generalverfammlung‘ bilden, die gefeßgebende Gewalt. 
Bom J. 1851 an darf die Zahl der Abgeorbneten nicht 
über 150, die der Senatoren nicht-über 36 betragen, Die 
vollziehende Gewalt hat der von der Generalverfammlung 
auf drei Jahre gewählte, einen Jahrgehalt von 3333 Dollars 
beziehende Gouverneur: Auch die nur im Falle der Pflicht- 
verlegung abfegbaren Richter des Appellationggerichtes und 
der Dbergerichte werden yon der nn ger - 
wählt. 
Stimmberechtigt ift jeder 21 Jahre alte, weiße, männ⸗ 
fihe Bürger der Vereinigten Staaten, ber einen Grund» 
beftg von 25 Dollars Werth oder Antheil an einem Grund» 
ftüde zu folhem Werthe befist, oder einen Anfprud im 
Werthe von 50 Dollars auf ein Gut machen fann und 
6 Monate vor der Wahl im Beſitze diefes Anſpruchs ift, 
oder eine Pachtung auf 5 Jahre zum jährlichen Pachtzins 


198 Der Staat Pirginien. 


son 20 Dollars feit 2 Monaten inne hat, oder feit einem 
Jahre Haus- und Familienvater ift und feit Diefer Zeit 
Staatsfteuern bezahlt bat. Bei allen öffentlihen Wahlen 
gefchteht Die Abftimmung mündlich und nicht durch's Ballot, 

Der Staat fendet 15 Abgeordnete zum Bundescon- 
greſſe. 

Virginien wird im Norden von Pennſylvanien, im 
Nordoſten von Maryland, im Süden von Nord-Carolina 
und Tenneſſee und im Weſten von Ohio und Kentucky 
begrenzt. Sein Flächeninhalt beträgt 75,000 Quadratmei— 
len, feine Einwohnerzahl 1,345,000, worunter 193,500 
Deutfche, 50,000 freie Farbige und 500,000 Negerfelaven. 

Die überall in der Union berrfchende Gaftfreundfchaft, 
die nur in einigen der größeren und in folhen Städten 
vermißt werden mag, in denen der Fremdenverkehr Tebhaft 
und durch Gafthöfe für die Bedürfniffe der Reiſenden aus- 
reihend geforgt ift, ift vor Allem in Virginien zu Haufe, 
deffen Bewohner fich Durch hevaleresfes Benehmen, freien, 
offenen Charakter, liebenswürdige, mitunter zu weit gehende 
Sorglofigfeit und Genußſucht, große Mildthätigfeit, zu— 
gleih aber auch durch eine überhaupt im Süden ziemlich 
verbreitete Spielfucht auffallend von den Bewohnern der 
nördlicheren, namentlich der Neu⸗England⸗ — unter⸗ 
ſcheiden. 

Das Alleghany-Gebirge mit ſeinen Verzweigungen 
theilt, von Nordoſten nach Südweſten laufend, den Staat in 
Oft und Weſt-Virginien. Der am weiteſten öſtlich laufende 
Gebirgszug trägt den Namen Blue-Ridge, der weſtlichſte 
wird im Norden Laurel-Hills genannt, ſüdlicher Alfeghany- 
Ridge, dann Plattop und endlih Clinch-Mountains, und 
zwiſchen diefen beiden Reihen liegen die Branch-, North- 
und Jakjon- Mountains. Dft-Birginien, mit durch weite 
Flußmündungen zerriffenen Küften, ift flach, fandig und 
fumpfig, der mittlere Theil des Staates bergig, mit Hei- 


Der Staat Pirginien, 199 


nen, fruchtbaren Thälern abmwechfelnd, und Weft-Birginien, 
im öftlichen Theile bergig, im Uebrigen von Anthafrit- und 
bituminöfe Kohlen führenden Gebirgsfetten durchzogen, 
zwifchen denen ausgedehnte, reizende und —— Thäler 
‚ausgebreitet liegen. —— 

Außer einem unerſchöpflichen Kohlenreichthum birgt 
Virginien noch an Mineralien eine Maſſe Eiſen, Kupfer 
und Blei, auch etwas Gold wird gefunden; ferner Mar- 
mor, Kalk, Flußſpath. Die bis jest in Ausbeutung ge= 
nommenen Salzquellen Kiefern jährlich" 3 Millionen Bufhels 
Salz, und die Zahl der im Sgaate —— Mineral⸗ 
quellen iſt Legion. 

Ueppig wie das Gras der eſfuichen, für Schafzucht 
ganz vorzüglich geeigneten Wieſengründe iſt auch der Holz— 
wuchs in den ausgedehnten Waldungen, in denen mehrere 
Nußbaum- und Eichenarten, Platanen, Tulpenbaume, Mag- 
nofien, Ulmen, Efchen, Linden, Ahorn, Kaftanien, wilde 
Kirſch- und Pflaumenbäume, umranft von wilden Wein 
und mächtigen Schlingpflanzen, dann Fichten, Tannem Kies 
fern. und Cedern wuchern. Befonders Weft-Virginien zeigt 
in feinen Waldungen, die von virginiſchen Hirfhen, von 
Hafen, Rebbühnern, Waldfafanen und Truthühnern befebt 
‚find, eine große Mannigfaltigfeit, Wilde Enten, Gänfe, 
Reiher und Pelikane find im Weften feltener als im DOften, 
auch Reptilien und Musfitos fommen dort nicht fo häufig 
vor. Im mittleren Theile des Staates, im Gebirge, Fom- 
men hin und wieder Bären, feltener Wölfe und Jaguars 
vor. Die kryſtallklaren Flüffe und Bäche des Weſtens 
bergen Schaaren von Forellen und anderen Fiſchen, auch 
der Dften ift reich an Fifchen und Schildkröten. 

Das Klima ift, wie ſchon aus der «Seftaltung der 
Dberfläche des Staates zu Schließen, im Oſten ungefund; 
bier find die Sommer unerträglich ſchwül, die Winter milde, 
Im gebirgigen Theile find die Winter ziemlich fireng, die 


200 Der Staat Pirginien, 


Sommer mäßig warm, Der Weſten zeichnet ſich durch 


milde Winter aus, welche von gegen Mitte Decembers 
bis gegen Mitte Februars dauern; Schnee fällt wenig, 
bleibt auch immer nur einige Tage lang liegen, deſto 
häufiger ſind Regengüſſe. Die Sommer ſind im Weſten 


warm, bie Wärme wird aber nur ſelten läſtig und iſt in 
den Thälern von großer Gleihmäßigfeitz häufige Gewitter 


erfrifchen die Luft. Man fann ohne Uebertreibung annehz 
men, daß im gefunden und auch wegen feiner Bodengüte 
zu deutſchen Niederlaffungen : empfehlenswertben Weſten 4 
Birginiens neun Monate des Jahres ze klares, hei⸗ 


teres Wetter herrſcht. 


Mit Ausnahme einiger weniger Puntte if ganz | 


‚Weft-Birginien dem deutſchen Landmanne und dem, der 


4 


in Amerika. fih der Landwirthſchaft widmen will, auch 


fchon deswegen zusempfehlen, weil hier nur weiße Arbeiter 


zum Landbau verwendet werben. Der Boden befteht faft 
überall aus thoniger Dammerbde, bie ‚hie und da mit etwas 


Kies. untermifcht, überall aber fruchtbar zu nennen ift und 
fih zum Anbau aller, europäifchen Getreidegattungen, zum 
Tabaks⸗, Wein⸗, Obft- und Gemüfebau und zur Bieh-, 
befonders zur Schafudt eignet, welch’ festere in jüngfter 
Zeit ftarf betrieben wird, Auch) bie. an einigen Punkten 
verſuchte Seidenzucht hat günftige Refultate geliefert und 
dürfte der Aufmerffamfeit der Einwanderer werth fein, 

Don den 120 Eounties, in welche Birginien einge: 
theilt wird, fommen etwa 60 auf den öſtlichen, % auf 
den fehr gebirgigen mittleren und AO auf den weftlichen 


Theil. Bon diefen letzteren, welche, wie bereits erwähnt, 


im Allgemeinen dem deutfchen Auswanderer zu empfehlen 
find, heben wir befonders folgende hervor: Tazewells, vom 
Clinchfluſſe und Tug-Forf- of Sandy, Ruſſel⸗, vom Clinch⸗ 
flufje und Ruffelsforf, Scott:, vom Clinchfluſſe und mehreren 
Bächen, und Lee-County, vom Powellsfluſſe bewäſſert, und 


‚Der Staat Dieginien, 20 1 


im often von den Camberland⸗ im Oſten von den Clinch⸗ 
bergen eingeſäumt, ſind vorzüglich denen zu empfehlen, 
welche ſich der Viehzucht widmen oder den Reichtum des 
Bodens an Eifenerz und Kohlen ausbeuten wollen. In 
dieſen noch ſehr ſpärlich bevölkerten Counties find Hundert— 
tauſende von Aeres Land zu 4 Dollar pro Acre zu faufen. 


Wayne⸗, im Weften vom Sandyfluffe, im Norden und 


Nordoſten vom Ohio begrenzt; Sabell-, ebenfalls am Ohio 


Yiegend und vom Guyandottefluffe in" zwei Hälften "ges 


theilt, dann Maſon⸗, Putnam- und Kanamha- County, von 
denen Mafon und Putnam vom Ohio befpült, alle brei 
‚aber vom Great⸗Kanawhafluſſe durchſchnitten und von. 
Hleineren Flüffen bewäſſert werden, haben eine hügelige 
Oberfläche, guten Boden, der mit hochſtämmigen Bäumen 
beſtanden iſt und ſich zum Getreide- und Weinbau, wie 
auch zu Grasland vorzüglich eignet. In Ranamba= County 
find bedeutende Salzwerfe, deren Eigenthümer ein Deut: 
ſcher, auch findet man Eijenerz und Steinfohlen in bedeu— 
tenden Duantitäten, Diele fünf Counties find wegen ihrer 
für den Abſatz der landwirthſchaftlichen Producte günftigen 
Lage ſchon mehr angeſiedelt, als die zuvor genannten vier, 
dennoch ſind noch für mehrere Tauſend Einwanderer Län⸗ 
dereien genug zum Preifervon 1 bis 3 Dollars pro Acre 
für rohes Waldland und zu 3 bis 10 Dollars für ganz 
oder theilmeije eultivirte und mit mehr oder minder guten 
Gebäuden serfehene Farmen vorhanden, Zu gleichen Preifen - 
find Ländereien in den ebenfalls zu empfehlenden Eounties 
Jackſon, Wood und Tyler, billiger noch, sin Doddridge, wo 
ſchon deutiche Familien angefiebelt find, in Gelmers, Brartons - 
und Nicolag=- County zu haben. Monrve- und Greenbriars 
County, yon einem Arme des Newfluffes durchfurcht, find 
gebirgig, haben aber einen herrlichen, üppigen Boden und 
find reich an Schwefelquellen, deren Heilfräfte immer mehr 
Anerfennung finden, Uneultivirtes Land wird, je nach der 


202 | Der Sin Diesen. 


‚Lage, mit 2 bie 3 Zeultisirtesimit ve bie 412 Dollars pro 
Acre bezahlt. In dewis County, beſonders im Thale des 
Buchananſluſſes, liegt eine weite Fläche zur Viehzucht 
wie zum Ackerbau gleich trefflich paſſenden Landes; auch 
Salzquellen und Eiſenerz beſitzt dieſes County. Preſton—⸗ 
County, mit herrlichen, fruchtbaren, von den Laurel⸗-Hills 
gebildeten Thälern, vom Cheatriver, der dem Mononga⸗ 
hela zuſtrömt, bewäſſert, bietet auch noch ganzen deutſchen 


Gemeinden gutes Land in Menge zu 1 bis 2 Dollars. 


pro Aere, und Farmen zu 4 bis 6 und 10 Dollars pro 


De ED. PT 


Acre dar, Bon Monongaliaz, Marionz, Harrifons, Barbour= 


. und Taylor-County fönnen wir. im Wefentlihen nur das 
über Prefton» County Gefagte wiederholen. 


Die- größeren’ Flüffe des Staates find der Potomac, 


Ohio, Shenandoa, Rappahannod, York, James, Rivannah, 
Appomatox, Elizabeth, Staunton, Sandy, Kanawha, Mo— 


nongahela, Cheat, welche alle, wie nicht minder die kleiæ 


neren Flüſſe, in den gebirgigen Gegenden des Sm 
eine Fülle von Waflerfraft darbieten.: 

Der Handel Birginiens befhränft fih auf * Aus⸗ 
fuhr der Landesproducte, welche in Tabak, Mehl, Fleiſch, 
Holz, Kohlen und Eiſen, zum Werthe don Durchfeßnittrich 
5 Mill, Dollars im Jahre, beftehenz die Einfuhr über— 
fchreitet durchſchnittlich kaum den Werth yon einer halben 
Mitt, jährlich, Auch die Fabriken find,. da fie fi) faſt 
fediglih auf die Erzeugung der zum eigenen Gebrauch 
nöthigen Wollens und Baummollenwaaren, Papier und 
Tabak befchränfen, von feiner großen Bedeutung, 

Die Noten der im Staate beftehenden neun Banfen 
verlieren von 1 bis 24 Procent, 

Die Staatsfhulden betragen 14,300,507 Dollars und 
werden zu 5, 54 und 6 Procent verzinſet. 

An Eifenbahnen find vorhanden die Richmond», Fres 
deridsburg: und Potomac-Bahn von 76 M. Länge; die 


‚Der Staat Pirginien. | 203 


224 M. lange Richmond» und merkt die von 
Taylorsville nah Gordonssilfe führende, 58 M. „ fange 
Louiſa-Bahn; die von Richmond nach den Rohlenminen 
laufende Chefter-Bahn, von 13 M. Länge; die City Point 
mit Petersburg verbindende City-Point-Bahn, 12 M. 
lang; die Vetersburg- Bahn, welche nad Gareysburg in 
R, Car. führt und 63 M. mißt; die 30 M. lange Win- 
cheſter⸗ Potomac⸗, die 784 M, lange Portsmuth- und Noa- 
nofe=, und die 20 M. aa Greenspille- und Roanoke⸗Bahn. 
Außerdem iſt eine die Verbindung Oſt- und Weft-Virginieng 
bezweckende Eifenbahn projeetirt, deren Bolfendung für den 
Weſten von unberehenbarem Nugen fein würde. Dieſe 
Bahn fol, von Covington, in Alleghany- County, aus- 
gehend, über White- Sulphur- Springs, über Lewisburg, 
durch Fayette- County, nah Charleston, in Kanawha— 
County, führen. Eine zweite projectirte Bahn ift Fredericks⸗ 
burg mit dem Obiofluffe zu verbinden berechnet. An Gas 
nälen befist Birginen den James-Niver- Canal von 146, 
den Aferandria- Canal von 74, und den Dismal-Swamp⸗ 
Canal von 23 Meilen Länge. 

Die Hauptftabt Birginiens, Rihmond, am James— 
fluffe, zählt 24,000 Einw., worunter 5000 Deutfche, welche 
lebhaften Handel und Gewerbe betreiben. Das Capitol, 
City Hall, ein Staatsarfenal und mehrere andere anfehn- 
liche öffentliche Gebäude ſchmücken die Stadt, welche bereits 
einen ganz füblichen Charakter hat. Petersburg, am 
Appomator, mit dem VBorhafen City- Point, wo größere 
Schiffe. löfchen und laden, zählt gegen 12,000 Einw, und 
it der Hauptverfihiffungsplag für Tabaf. Norfolf, am 
Clizabetbfluffe, ift eine fehr Hübfche, aber in ungefunder 
Niederung erbaute Stadt mit 16,000 Einw., die fi 
bauptfächlih mit Handel und Schifffahrt beichäftigen. 
Portsmouth, Norfolk gegenüber, mit 8000 Einw., hat 
eine Marinewerfte, Hampton, am Jamesfluffe, ein an 


204 . Dir Staat witrinien. 


ſich — Sicbehen, mit wenig mehr als 1000 
Einw., verdient feines vorzüglichen Hafens wegen erwähnt 
zu werden, Fredericksburg, am Rappahannock, deſſen 
Waſſerkräfte für induſtrielle Unternehmungen benutzt wer— 
den, hat ‚eine reizende Lage und zählt 4500 Einw. Char— 
Iottesville, an der Rivannah, mit 2500 Einw., hat 
eine ftarf befuchte Univerfität. Lynchburg, berrlih am 
Jamesfluffe belegen, mit 7500 Einw., bat eine Menge 
bedeutender Tabafsfabrifen und anfehnlihe Mahlmühlen. 
gerington, am Northriver, mit einem College, einem 
Arfenale und anderen ftattlihen, öffentlichen Gebäuden, 
bat 2000 Einw, Wenige Stunden von der Stadt ent- 
fernt ift Natural Bridge, eine ſehenswerthe, natürliche 
Felfenbrüde von über 200 Fuß Höher Woodftod, am 
Shenandvah, zählt 1200 Einw, und hat in feiner Nähe 
die viel befuchten Yellowe und die Drfney- Springs. Win: 
heiter, in deffen Nähe die noch färfer befuchten, roman- 
tifch gelegenen und für mehr als taufend Curgäfte bequem 
eingerichteten White - Sulphur » Springs befindlich , zählt 
4000 Einw. Harpersferry, am Zujammenfluffe der 
Shenandoah mit dem Potomac, iſt eine der malerifchft 
gelegenen Städte der Union, mit 2000 Einw., einem 
Bundes -» Arfenal und einer Waffenfabrif, die jährlich 
15,000 Gewehre liefern kann. Wheeling, am Ohio, 
mit 8500 Einw., worunter bei 2000 Deutfche, ift wichtig 
als Handeld- und Fabrifftadt. Die Fabrifen der’ Stadt, 
welche mit 50 Dampfmafchinen arbeiten, befchäftigen 3000 
Arbeiter. Von hier aus werden jährlich über 3 Millionen 
Buſhels Steinfohlen verſchifft. Ueber den Fluß führt eine 
1000 Fuß lange Drahtbrüde, Bon minderer Wichtigkeit 
find Martinsburg, mit 2000 Einw.; Elizabeth. am 
Ohio, mit 500 Einw.; Parfersburg, am Little Ka- 
nawha, mit 1500 Einw,; Charleston, in Kanawha— 
County; Guyandotte, unfern der DVerbindung des 


Der Staat Pirginien, - ; 205 


Guyandotte mit dem —* Ba — our h v itt * und 


andere. | ! | 
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—78 


wurde zuerſt im Jahre 1662 durch George Duand'; 

Shen dem Little und dem Perguimmonsfluffe angefiebet 
Die zweite Niederlaffung gründete George Cathmaid im 
3.1663 auf dem ihm von Sir William Berkeley, dem 
damaligen Gouverneur von Birginien, am nördlichen Ufer 
des zu jener Zeit Roanoke, jetzt a ‚» genannten 
Fluſſes, überlaffenen Landftrihe, Im nämlichen Jahre 
wurde trotz der gerechteſten, älteren Anſprüche Spaniens, 
den Lords Edward Clarendon, William Craven, und Afhley 
Cooper, dem Grafen yon Shaftsbury, dem General Mont, ' 
den Gebrüdern Berkeley und den Nittern John Colleton 
und George Garterett vom Könige Karl IL alles vom 
atlantifchen bis zum ftillen Ozean zwifchen dem 31. und 
36, Grade nördlicher Breite Tiegende Land bewilligt, und 
George Drummond zum Gouverneur über diefe, jet Albe— 
marle genannte Eolonte eingefegt, die früher ſchon einmal 
an Sir Robert Heath verliehen worden war. Im 3. 1667 
vergrößerte Kart II. durch eine neue Charter zu Gunften 
der genannten Belehnten den Diftrict von der, Mündung 
des St. Johnfluſſes bis zum 36° 33° nördlicher Breite, 
und bie im J. 1664 von Sir John Yeamans am Cape: 
Fearfluffe errichtete Nieverlaffung wurde, unter dem. Na- 
men Clarendonbezirk, zum zweiten Berwaltungsbezirfe Ca— 
rolina's ernannt. Im J. 1697, nachdem die befehnten 
Günftlinge Karls I. allen erdenklichen Verwaltungsunfug 
getrieben hatten und im J. 1693 ſchon gezwungen worden 
waren, ihre ſelbſtgeſchaffene Conſtitution zu verwerfen, 
erhielten die Bezirke Albemarle und Clarendon, welche 


206 Der Staat Nord⸗ Carolina, 


das nördlih vom Santeefluffe liegende Land umfaßten, 
den Namen Nord- Carolina, und der ganze fübliche Theil 
des. Landes den Namen Süd-Carolina, und, wurden, ob⸗ 
gleich unter. ein und demfelben Gouverneur flehend, unab- 
hängig von einander verwaltet, Am A. Juli 1776 waren 
die beiden Carolina's mit unter den fih von Großbritan- 
nien Tosfagenden ‚Staaten und am 18, December deſſelben 
Jahres hir, bie, gegenwärtig geltende Berfaffung ge- 
bildet, * 

Die ——— Gewalt ruht in den Händen einer 
aus einem Senate und einem Hauſe der Abgeordneten 
beſtehenden Generalverfammlung, deren Mitglieder all— 
‚jährlich, vom Bolfe gewählt werden, Der Senat zählt 50, 
das Haus der Abgeordneten 120 Mitglieder. Die voll: 
ziehbende Gewalt hat der alljährlih son der Generalver- 
fammlung gewählte, einen Jahrgehalt von 2000 Dollars 
. beziehende Gouverneur, dem ein gleichfalls yon der Ge- 
neralverſammlung gewählter Siebener-NRath zur Geite 
ſteht. Stirbt der Gouverneur, fo tritt der Sprecder des 
Senats bis zum Schluß des Amtsjahres an feine Stelle, 

Die richterlihe Gewalt haben das Höchfigericht und 
bie oberen Gerichtshöfe, deren Richter yon der General- 
verfammlung ernannt werden und fo Yange im Amte 
bleiben wie es ihre Kräfte erlauben. 

Seder weiße, männliche Bürger der Vereinigten Staa- 
ten, der 21 Jahre alt, fehs Monate lang vor der Wahl 
im Beſitze eines freien Grundeigenthbums ift, und 1 Jahr 
lang vor der Wahl in dem Diftricte gewohnt hat, in 
welhem er fein Stimmrecht ausüben will, ift für Die 
Senatorenwahl ftimmberechtigt. Für die Stimmberechtigung 
zum Haufe der Abgeordneten bedarf es des Grundeigen- 
thums nicht, doch muß der Wähler, nachweifen, daß er 
Steuern bezahlte, Kein Nachkomme eines Negers bis in's 
vierte Glied foll für einen weißen Mann gelten, felbft 


* — 
Der Staat Mord «Carolina: * 207 


wenn in den letzten vier Gefehlehtern‘ einer Voreltern 
immer Einer ein Weißer war. : 

Nord» Carolina fendet 9 abhednen zum Bundes: 
eongreß nad Wafhington, ’ 

Der Staat wird im Norden von Birginien, im Oſten 
vom atlantiſchen Ozean, im Süden von Süd-Carolina 
und Georgia, und im Weften yon Tenneffee begrenzt.” Sein 

Flächeninhalt beträgt 51,575 Duadratmeilen, feine Ein. 
wohnerzahl 829,500, unter denen 250,000 Negerfelaven 
und 23,000 freie Farbige. Die Mehrzahl der. ‚weißen Be⸗ 

wohner des. Staates beſteht aus Nachkommen von Eng- 
ländern, es leben dort aber aud) viele Irlander, Zeuge 
und Schotten, 

- Hauptflüffe des Staates find der Chowan, Noanoke, 
Tare, Pamliko, Neufe, Cape⸗Fear, Blatt, Catawba, Broad, 
Holſton und Kanhawa, von denen der 200 Meilen lange, 
ſich in den Ozean ergießende Cape⸗Fear der bedeutendſte iſt. 

Die Oberfläche des in 74 Counties eingetheilten Staa- 
tes ift ſehr verſchiedenartig. Das Küftenland, por dem hin 
ſich eine lange, nur an einzelnen Stellen burchbrochene Sand: 
banf erſtreckt, iſt bis auf hundert Meilen weit in's Innere 
flach, bald ſandig, bald moraftig, und durchgehends un⸗ 
frudtbar, und dem größeren Theile nach mit Pechtannen 
bewaldet, Diefe Fläche begreiftdie Counties Robeſon, 
Dladen, Columbus, Brunswid, New-Hanover, Dublin, 
Sampfon, Wayne, Greene, Lenoir, Jones, Onslow, Car- 
terett, Grave, Beaufort, Hyde, Tyrrel, Wafhington, Mars 
tin, Pitt, Bertie, Gates, Chowan, Perquimons, Pasquo⸗ 
tonf, Camden, Gurrituf und Cabarrus in fih und ift, 
befonders an den Flußufern, deren reicher, angeſchwemmter 
und regelmäßigen Ueberfchwemmungen ausgefegter Boden 
zu Neispflanzungen benutzt wird, von Fiebern heimgefucht. 
Der fih an die flache Küftengegend anfchliegende mittlere 
Theil des Staates ift hügelig und hat. in den Counties 


Caswell, Orange, Chatham, Moore, 9 | 


” 






chmond, Montgo- 
—* Randolph, Guilford, Rockingham, Stokes, David⸗ 
ſon, Davie, Rowan, Stanley, Anſon, Union, Mecklenburg, 
Iredell, und häufiger noch in Cleveland, Catawba, Burke, 
* und Caldwell fruchtbare, zum Getreide-, Tabak- 
Baumwollenbau geeignete Ländereien. Durch den 

eften des Staates flreifen, von Virginien herabkommend 
und nach Süd⸗Carolina und Tenneſſee laufend, die blauen 
Berge (Blue Ridge), und an ber weftlichen Grenze zieht 
ſich ein anderer Zweig des Alleghany⸗Gebirges hin, deſſen 
hoöchſte Rüden die Stone”, Bald- und Iron⸗ oder Smoly⸗ 
Mountains genannt werden, In dieſem gebirgigen, weſt⸗ 


lichen Theile Nord⸗Carolina's giebt es in den Counties 


Cherokee, Macon, Henderfon, Hayıwood, Buncombe, Yancy, 
Mar: Donald, Rutherfort und Surrey viele fruchtbare und 
maleriſch ſchön gelegene Thäler, die zu deutſchen Anſiede— 
lungen empfohlen werden könnten, wäre für den Transport 
der landwirthſchaftlichen Producte beſſer durch gute Wege 
geforgt. In Buneombe- County find Deutſche angeſi edelt, | 
beren jest ſchon blühende Anft edelungen ſich noch mehr | 
. heben werden, wenn bie von Columbia nad Greensille 
führende Eiſenbahn erft einmal durch dieſes County. fort», 
geſetzt fein wird. Das mit Eichen, Kirfch- und Nußbäu⸗ 
men, Linden und Ulmen bewaldete Rohland dieſer weſt⸗ 
lichen Counties ſteht im Preiſe von 14 bis 24 Dollars 
pro Acre, je nad) der Lage, — Die Rindvieh und Scpweine 
zucht im Staate ift bedeutend, 

Sn den Niederungen des Staates herrſchen milde, 
aber fchroff veränderliche Winter und drüdend heiße Som⸗ 
mer, welche den verfaulenden, vegetabilifchen SIE der 
Marfchländereien und dem Uferfhlamme mephitifche Aus: 
bünftungen entlocden und tödtliche Fieber erzeugen, Das 


Frühjahr ift Sehr kurz, der Herbft aber ungefähr zwei Mo- 


nate während, und heiter und Kieblich wie überall in den 


Der Staat Mord - Carolina, 209 


Bereinigten Staaten. In den höher gelegenen Gegenden 
des Staates find die Sommer ebenfalls fehr heiß, aber 
weniger drüdend, als in den Küftenniederungen, und das 
Klima fann im Allgemeinen gefund genannt werden, jedoch 
müffen neu eingewanderte Europäer in den paar erften 
Jahren ihres Dortfeing jede Unregelmäßigfeit in der Lebeng- 
weife möglichft vermeiden. Der gebirgige, mit Fichten, 
Eichen, Wazien, Nuß-, Kaftaniens, TZulpenbäumen, Magno— 
lien und Linden bewaldete Weften, mit feinen ftrengeren, 
aber: doch nur 2 bis 3 Monate anhaltenden Wintern und 
mäßig warmen Sommern, ift durchaus gefund, 

An Mineralien befist Nord-Carolina Blei, Eifen und 
Kupfer, jedoch ift die Ausbeute davon nur fehr gering. 
Gold in Körnern, in größeren Stüden und in Quarz— 
adern, in welchen das Erz in dideren und dünneren Plat— 
ten, mit Eifenoryd und Eifenfchwefelfies vorkommt, wird 
in verfchiedenen Theilen des Weftens gefunden unb: find 
die Wafchftellen und Minen in Nutherford, Burke und 
Medlenburg: County die lohnendften. Man fann den Er- 
trag der Goldminen Nord-Carolina's nicht genau angeben, 
er darf. jedoch immerhin auf reichlich 400,000 Dollars jähr-⸗ 
lich geihäst werden. 

Die induftriellen Etabliffements im Staate befchränfen 
fih auf Pottafchfiedereien, Säge und Mahlmühlen, aud 
Theerbrennereien, und die Erzeugniffe diefer und der auf 
den Plantagen gewonnene Neis bilden die Gegenftände 
des wenig bedeutenden Ausfuhrhandels. Die im Staate 
beſtehenden vier Wollenwaaren-Fabriken erzeugen faſt aus— 
ſchließlich Negertuch für die Plantagen. 

Die Noten der vier im Staate beſtehenden Banken 
eireuliren zu 2 Procent unterm Nennwerthe. 

An Eifenbahnen befigt Nord » Carolina die Raleighs 
Gafton- und die Raleigh- Wilmington- Bahn, deren erftere 


87, die andere 167 Meilen Länge mißt, und an Ganälen 
Nordamerifa, 14 


210 | Der Staat Mord - Carolina, 


den 12 M. langen Weldon- und den 14 M, langen Club» 
foot» und Harlam- Canal. 

Die Schuldenmaffe Nord-Carolina’s beträgt 977, 000 
Dollars. 
Hauptſtadt des Staates und Sig der Regierung ift 
Raleigh, in Wafe-County, mit A000 Einw,, einem recht 
ftattlichen Statehoufe, mehreren Afademien und anderen 
anfehnlichen, öffentlihen Gebäuden. Wichtiger ift Wil- 
mington, am GapesFearfluffe, in New-Hanover-County, 
durch feinen Hafen, der aber aud nur Schiffe mittlerer 
Größe aufnehmen kann. Die Stadt zählt 5000 Einw. 
und treibt einen recht Tebhaften Handel. Auch Beaufort, 
in Garterett- County, hat einen ficheren, für nicht tief- 
gehende Schiffe zugänglichen Hafen, und feine 1500 Einw. 
nähren ſich hauptfächlih vom Handel, New-Bern, am 
rechten Ufer des Neufefluffes, mit 3500 Einw., treibt 
ebenfalls recht Yebhaften Handel und Schifffahrt. Unbe- 
deutendere Hafenftädte find Edenton, an der Mündung 
des Chowan in den Albemarle- Sund, mit 2500 Einw,, 
und Wafhington, an der Mündung des Tare, mit 
1500 Einw. Die wichtigeren Städte des Inlandes find 
Halifar, am Roanofe, mit 600 Einw,; Weldon, 
weiter aufwärts am nämlichen Fluffe, mit 500 Einw.; 
Clinton, in Sampfon- County, mit 1200 Einwohnerns 
Fayetteville, am Gape- Fearfluffe, in Gumberland- 
County, mit 4400 Einw.; Charlotte; in Medlenburg- 
County, mit 1200 Einw. und der naheliegenden 175Fuß 
tiefen Charlotte- Goldmine; dann Rutherfordton, im 
gleichnamigen County, und ebenfalls in der Nähe von 
Goldminen; Aſhville, in Buncombe- County, mit 
1000 Einw., und Germantown, in Stokes-, Rock⸗—⸗ 
ford, in Surrey⸗, Jefferſon, in Aſhe⸗, agent; 
in Rowan- County. 





Der Staat Süd- Carolina, 211 


\ 


Der Staat Sid: Carolina, 


früher mit Nord» Carolina verbunden, feit dem J. 1697 
von biefem getrennt verwaltet, fagte fih am 4, Zuli 1776 
von Großbritannien los. 

Der, in ihrer jetzigen Geſtalt ſeit 1790 beſtehenden 
Verfaſſung nach, ruht die geſetzgebende Gewalt in den 
Händen eines aus 45 Mitgliedern beſtehenden Senats und 
eines aus 124 Mitgliedern beſtehenden Hauſes der Ab— 
geordneten, welche zuſammen die Generalverſammlung ge- 
nannt werden. Die Senatoren werden auf vier Jahre, und 
zwar alle zwei Jahre die Hälfte, die Abgeordneten auf 
zwei Jahre gewählt, und verſammeln ſich alljährlich am 
vierten Montage des Monats November in Columbia, 
Die vollziehende Gewalt hat der auf zwei Jahre von der 
Generalverfammlung gewählte, eine Befoldung von 3500 
Dollars beziehende Gouverneur, und im Fall feines Ab- 
lebens tritt der auf gleiche Weife gewählte Vice-Gouver⸗ 
neur -an feine Stelle, 

Jeder weiße männliche Bürger der —J Staa⸗ 
ten, der 21 Jahre alt iſt, feit 2 Jahren im Staate wohnt, 
oder feit 6 Monaten vor der Wahl ein Freigut von 50 Acres 
oder einen Stadtbauplag befist, oder, in Ermangelung deflen, 
feit 6 Monaten im Wahldiftricte wohnt und jährlich eine 
Steuer von 374 Cents bezahlt, ift ftimmberechtigt. 

Der Staat fendet 7 Abgeordnete zum Congreſſe nad 
Waſhington. 

Im Norden und Nordoſten grenzt der Staat an Nord» 
Carolina, im Südoften an den atlantifhen Ozean und 
im Südweften an Georgia. Er umfaßt 28,000 Duadrat- 
meilen und zählt 620,000 Einw,, unter denen 330,000 
Sclaven und 9000 freie Farbige befindlich. 

14* 


212 Der Staat Süd-Caralina. 


Hauptflüffe find der Pedee, Warcamam, Santee, 
Bla, Cooper, Afhley, Wateree, Catawba, Tyger, Savans 
nah, Broad, Edifto, 

Bon der Küfte ab bis etwa 120 Meilen weit lands 
einwärts ift das Land flah und moraftig und in den 
uneultivirten Gegenden mit Cypreſſen- und Fichtenwal⸗ 
dungen und Nohrdidichten bedeckt. In diefen ungefunden, 
son Reptilien, Muskitos und Stechfliegen wimmelnden 
Gegenden findet man Neispflanzungen, deren Bearbeitung 
fih nur Neger unterziehen können, und weiter aufwärts 
“werden Tabaf und Baumwolle gebaut. An das fladhe 
Küftenland ſchließt fih ein etwa halb fo breiter, mit Hlei- 
nen Sandhügeln überfäeter Strich Landes an, der theils 
unbewaldet, theils mit Tannen bewachſen ift und ärmli- 
hen Boden hat. Nach diefer Hügelregion folgt das ſo— 
genannte Hochland, durch welches fich die blauen Berge 
(Blue Ridge) hindurd ziehen, und das bei gemäßigtem 
Klima und gutem, zum Getreidebau geeigneten, mit Ei- 
hen und weißen Wallnußbäumen bewachfenen Boden für 
deutfche Anftedelungen paßt, an Eifenerz reich tft und 
auh Gold birgt. Diefes an Naturfchönheiten reiche 
Hochland umfaßt das County Pickens, in weldem ber 
über A000 Fuß hohe Table- Mountain, weftlih davon 
der Colenoy und der weniger hervorragende, aber eine 
fhöne Fernficht darbietende Deconnee Liegen, dann Green— 
ville⸗, York» und Spartanburgh- County, Im J. 1848 
wurden im mittleren Süd- Carolina VBerfuhe mit dem 
Thee- und Kaffeebau gemacht, weldhe völlig befriedigende 
Reſultate Tieferten. 

Die Viehzucht befchränft ſich faft ganz auf die fehr 
nachläffig betriebene Schweinezudt. 

In den Niederungen find die von Anfang März 
bis Detober währenden Sommer unerträglich heiß und 
erzeugen Wechfel- und Gallenfieber, auch wird diefe Ge: 


- 


Der, Staat Süd⸗Carolina. 213 


gend alle Jahre regelmäßig vom gelben Fieber heimge- 
ſucht, das erft bei Eintritt der erften Nachtfröfte zu ver- 
ſchwinden pflegt. Der Winter tritt gegen Ende Decem- 
bers ein, ift aber nicht fireng, fondern verdient mehr die 
Regenzeit genannt zu werden. Das Frühjahr beginnt im 
Februar, weicht aber vafch dem Sommer, dem die wohl- 
babenderen, weißen Bewohner in gemäßigtere Gegenden 
zu entfliehen pflegen. Je höher man in’s Land hinauf 
geht, defto milder und gefunder wird das Klima, und im 
gebirgigen Weften ift es vollfommen gefund, einen ſchrof— 
fen Temperaturwechjel ausgenommen, an den fich jedoch 
der Eingewanderte bei einiger Vorficht leicht gewöhnt. 

Der Handel befchränft fich auf die Ausfuhr von Baum- 
wolle, Reis, Pech, Theer und Terpentin,.im jährlichen 
Durhfchnittöwerthe von 9 big 11 Millionen Dollars ; 
die Einfuhr, welche in Manufactur- und anderen Waa- 
ren aus den nördlichen Staaten beftebt, beläuft ſich auf 
beiläufig 3 Millionen Dollars jährlih. Die Fabriken 
find nicht des Nennens werth. j 

Die Noten der mit einem Grundcapital von I Mil- 
lionen Dollars im Staate beftehenden Banfen verlieren 
13 Procent, 

Die induftriellen Etabliffements find faum der Er- 
wähnung werth, es find einige Eifenwerfe und Nägelfa- 
brifen, dann Säge-, Mahl: und Delmühlen., 

Die Staatsfchuld, im Betrage von 3,622,039 Dol—⸗ 
Yars wird mit 3, 5 und 6 Procent gersiniet, 

Die Süd-Carolina-Eiſenbahn, 136 M. Lang, verbindet 
Charleſton mit Hamburg. Von ihr zweigt fih die Brands 
ville-Solumbia-Bahn, 68 M, lang, ab, und die 132 M, 
lange Fortfegung diefer, von Columbia bis Greenville 
führend, welche beftimmt ift, fih durd Nord - Carolina, 
Zenneffee und Kentudy bis nach Cincinnati zu erftreden, 
wird noch im Laufe diefes Jahres dem Verkehr überges 


214 Der Staat-Georgia, 


ben werden. An Ganälen hat Süd-Garolina den 22 M. 
langen Santee- Canal, der von Charlefton zum Santees 
fluffe führt, und den 74 M. langen Winyaw-Canal, der 
die gleichnamige Bat mit dem Kinlock⸗Creek verbindet. 
Auf einer vom Cooper » und Afhleyfluffe gebildeten 
flahen, im Sommer höchft ungefunden Halbinfel Liegt 
Charlefton, die bedeutendfte Hafen- und Handelsftadt 
des Staates, die regelmäßig gebaut ift und mit ihren ge- 
ſchmackvollen, häufig von Gärten umgebenen Häufern 
ginen freundliden Eindrud auf den Fremden madt. Die 
Hälfte der 42,000 Einw, der Stadt, unter denen auch 
einige hundert Deutfche, befteht aus Sclaven und freien 
Farbigen. Das Charlefton-Eollege wird ftarf befucht. 
Hauptftadt des Staates und Sig der Regierung ift das 
etwa 5000 Einw. zählende Columbia mit der Süd— 
Garolina-Ilniverfität und mehreren Afademien. George— 
town, an einer vom Pedee, dem Black und dem Wacca- 
mam gebildeten Bai, zählt 4000 Einmw., die fih mit Küs 
ftenfchifffahrt und Küftenhandel befhäftigen. Orangeburg, 
Lerington, Camden, Winsboro, Lancafter, Che— 
fterville, Spartanburgh, Greenpville, Pickens 
find Binnenftädte mit 1 bis 2000 Einw., deren Landhan⸗— 
def nicht unbedeutend ift. 





Der Staat Georgia 


trägt feinen Namen von Georg II., König von England, 
der im %. 1732 das zwifhen dem Savannah- und dem 
Altamahafluffe befegene Land an eine von James Dgle- 
thorp geleitete Colonifationsgefellfchaft verlieh, damit dies 
felbe dort, theils als Abzugscanal für dag englifche Pro- 
Tetariat, theils um den Spaniern und Sranzofen zuvorzus 


Der Staat Georgia. | 215 


fommen, eine Niederlaffung gründe. Oglethorp fegelte 
im November 1732 mit 116 Auswanderern von England 
ab, landete am 15, Januar 1733 in Charleston, Süd— 
Carolina, und ging von da nad) Georgia, wo er an dem 
Page, an welchem jest die Stadt Savanna Tiegt, ein 
- Fort errichtete. Im J. 1736 proteftirten Die Spanier 
gegen diefe Niederlaffung, erflärten darauf England den 
Krieg, wurden aber 1742 völlig geſchlagen. Im 3. 1752 
legten die bis dahin Bevollmächtigten, für Georgia ihr 
Amt nieder und die Colonie wurde eine Provinz Groß- 
britanniens, von dem fie fih am 4. Juli 1776 losſagte. 


Die jest noch gültige Verfaſſung wurde im J. 1798 
gebildet und erlitt im J. 1824 einige Fleine Beränderun- 
gen. Ihr zufolge hat die aus einem Senate und einem 
Haufe der Abgeordneten beftehende Generalverfammlung 
bie gefeßgebende Gewalt, Die Mitglieder beider Häufer 
werden alljährlih vom Volke gewählt. Die vollziehende 
Gewalt ruht in den Händen eines Gouverneurs, der auf 
zwei Jahre vom Bolfe gewählt wird und 3000 Dollars 
jahrlihe Befoldung bezieht. Die richterlihe Gewalt ha— 
ben der Obergerichtshof und fo viele Untergerichte, mie 
die Generalverfammlung einzufegen für nöthig erachtet. 
Die Richter des Dbergerichtshofes werden auf drei Jahre 
yon der Generalverfammlung, die der Untergerichte und 
die Friedengrichter auf vier Sabre vom Volke gewählt. 


Jeder 21 Sabre alte Bürger oder Inſaſſe (Resident), 
der feit einem Jahre Steuern bezahlt und feit ſechs Mo- 
naten in dem Wahlbezirfe wohnt, in welchem er feine 
Stimme abgeben will, ift flimmberechtigt, 

Der Staat fendet acht Abgeordnete zum Bundescon- 
greife, 

Begrenzt wird Georgia im Norden von Tenneffee und 
Nord-Carolina; im Nordoften von Süd-Garolinaz; im 


216 Der Staat Georgia, 


Südoften vom atlantifhen Dean; im Süden von Florida 
und im Weften von Florida und Alabama, 

Der Flächeninhalt beträgt 61,780 Duadratmeilen, die 
Einwohnerzahl 750,000, worunter 300,000 Negerfelaven, 
3000 freie Farbige und 17,000 Indianer, 

Hauptflüffe find der Eoofa, Savannah, Oconnee, Ma- 
tamaha, Santilfa, Dafmulgee, St. Mary, Flint, Chata— 
hoochee, Tallapoeeſa und Ogochee. 

Der Staat Georgia beſteht aus dem Feftlande und 
einer an der Küfte liegenden Reihe von Inſeln — Sea— 
Islands genannt — von denen Waffan, Offabaw, St.. 
Catherine, Sapello, St. Simons, Jekyl und Gumberland 
die bebeutendften find, deren ceultivirte Ländereien zum 
Bau der ihrer Güte wegen berühmten Sea-Island-Baum— 
wolle benugt werden, während das rohe Land Tannen-, 
Eichen- und Nußbaummaldungen trägt, Die von Buch— 
ten und DBaien eingeſchnittene Küſte des Feſtlandes von 
Georgia iſt in einer Breite von fünf bis ſechs Meilen 
falziges, faft ganz unbewohntes Marſchland, an das ſich 
eultivirbares und da, mo es bereits cultivirt ift, zu Reis-, 
Zuder- und Baummwollenplantagen ‚verwendetes Sumpfs 
land mit rothem Boden anfhließt. Etwa hundert Meilen 
weit vom Meeresftrande Yandeinwärts wird das Land 
hügelig und der Boden ſchwarz und fräftig und hier wer- 
den, neben Tabaf und Baummolle, auch Mais und Wei- 
zen gebaut, Der nordweftlichite Theil des Staates, der 
die Counties Dade, Walker, Warren, Glimer, Lumpfin, 
Union, Haberſhaw und Rabun umfaßt und von den blauen 
Dergen durchzogen wird, bietet in feinen reizenden Thä— 
lern fruchtbare Streden, mit Laub- und Nadelholz be— 
ftandenen Rohlandes in Menge dar, welches mit 14 big 
3 Dollars pro Acre bezahlt wird, Am reichften ift der 
Boden und am üppigften die Vegetation da, wo das Ge- 
birge in die Ebene der füdlich von ihm Liegenden Counties 


Der Staar Georgia, 217 


Chattooga, Floyd, Caß, Cherofee, Forfyth, Hall und 
Sranflin ausläuft und eine gegen Norden und Weften ge- 
fhüste fchiefe Fläche bildet, Hier können alle Producte 
der heißeren Zonen gezogen. werden. Zum Aufenthalt 
für Deutfche, deren einige aus Süddeutfchland fih in den 
Testen Jahren dort und befonders in und bei dem Städt: 
hen Dalton, in Warren- County, niedergelaffen haben, 
eignen fih nur die angeführten acht gedirgigen Countieg, 
in denen die Sommer nicht übermäßig warm und bie 
Winter milde find, In den übrigen Tpeilen des Staates 
find die Sommer erfchlaffend heiß und in der Küftenges 
gend und in den angeſchwemmten Flußländereien im höch— 
fien Grade ungefund, 

Eiſen- und Dleierze, welche im gebirgigen Weften 
gefunden werden, liefern einen geringen Ertrag; wichtiger 
find die ebenfalls an den Quellen des Coofa, Tallepoofa 
und Chatahochee liegenden Goldminen, welche eine jähr— 
liche Ausbeute yon durchſchnittlich 300,000 Dollars liefern. 

Die Viehzucht wird fo nachläſſig betrieben, daß ge— 
falzenes Rind» und Scmeinefleifh aus den nördlichen 
Staaten eingeführt wird, | 

Der Handel befteht nur in der Ausfuhr der Boden 
erzeugniffe,, wie Zuder, Reis, Tabaf, Baumwolle und 
Holz, zum Durchfchnittswerthe von 7 Millionen Dollars, 
und, weil die induftriellen Etabliffements fih auf einige 
Baumwollen- und Wollenmanufacturen, Eifenwerfe, Müh— 
len, Gerbereien und Branntweinbrennereien befchränfen, 
in der Einfuhr von Manufactur-> und anderen Waaren 
aus dem Norden zum mg yon durchſchnittlich 750,000 
Dollars jährlich. 

Die 10 Haupt- und 27 Filtalbanfen des Staates 
befigen ein Grundeapital von 15 Millionen Dollars; ihre 
Noten ceireuliren zu 14 Procent unter dem Nennwertbe, 

Die Staatsfhuld beträgt 1,903,472 Dollars. 


218 Der Staat Georgia, 


An Eifenbahnen befist Georgia die von Savannah 
nah Macon führende 192 M. ange Gentralbahn; die 
101 M. Tange Macon= und Wefternbahn; die 170 M. 
lange, von Augufta nah Atlanta führende Georgiabahn; 
die 40 M. lange Athens» Zweigbahn und die 102 M. 
lange Weft- und Atlantichbahn. Bon den beiden Canä— 
fen des Staates wird nur der yon Brunswick zum Ala- 
tamaha führende 12 M. lange Brunswid-Canal befahren; 
der 16 M. lange Savannah und Ogeechee-Canal Liegt 
unbenust und geht feinem Verfall entgegen. 

Hauptftadt des Staates und Sig der Regierung iſt 
Milledgeville am Deoneefluffe in Baldwin= County, 
mit 7500 Einw,, einem Staaten-, einem Stadthaufe, 
einem Arfenal, mehreren Banfen und einem Tebhaften 
Baumwollenhandel. Der Deonee, der ſich in den Alata- 
maha ergießt, ift bis hieher für kleinere Schiffe ſchiffbar. 
Darien an der Mündung des Alatamaha in den gleich- 
namigen Sund und im M’Intofh » County gelegen, zählt 
gegen 6000 Einw,, die fih mit Handel und Schifffahrt 
befhäftigen. Sayanna an der Mündung des gleichna- 
migen Fluffes in den Tybee- Sund in Chatham » County, 
ift die erfte Handels- und Hafenftadt Georgia's, ift regel- 
mäßig angelegt, hat hübfche öffentliche Gebäude und Pri- 
vathäufer und zählt über 16,000 Einw, Augufta am 
rechten Savannahufer in Richmond - County, mit 8500 
Einw., ift eine einen lebhaften Binnenhandel: treibende 
und mit dem am jenfeitigen Ufer des Fluffes in Süd— 
Carolina liegenden Städtchen Hamburg durch eine Brüde 
. verbundene Stadt, deren medieinifches College fich einer 
bedeutenden Frequenz erfreut. Macon an beiden durch 
eine Brüde verbundenen Ufern des bis hieher mit Dampf- 
ſchiffen befahrenen Dafmulgee, in Libb- County Liegend, 
zählt gegen 5000 Einw., welche einen nicht unbedeuten- 
den Baummwollenhandel treiben. In Atheng, am rechten 


Der Staat Florida, 219 


Ufer des Deonee in Clarf- County mit 3600 Einw., be- 
findet fich die, Sranflin-Colfege genannte Uniperfität von 
Georgia. Columbus in Muscogee-County, am Tinten 
Ufer des Chattahoochee, deffen Fälle als Triebfraft für 
die bier beftehenden Fabrifen und Mühlen benugt werden, 
ift die gemwerbthätigfte Stadt des Staates mit 4500 Einw, 
Bon geringerer Bedeutung find Rome, am Etowab, in 
Floyd, Clarfsville, in Haberſſaw⸗ Dahlonega, am 
Etowah in Lumpfin-County, in welchem Goldminen lie— 
gen; Marietta, in Cobb-, und Decatur, in de Kalb- 
County, In Wilfes-, Jefferſon- und Madifon -County 
Yiegen ſtark befuchte Heilquellen. — 


— — — — 


Der Staat Florida, 


im Sabre 1821 von Spanien an die Union abgetreten, 
trägt feinen Namen vom ange der Entdeckung: Baseus 
florida. ⸗ 

Die geſetzgebende Gewalt haben ein aus funfzehn, 
auf zwei Jahre gewählten Mitgliedern beſtehender Senat 
und ein neunundzwanzig, auf ein Jahr gewählte Mit- 
glieder zählendes Haus der Abgeordneten, Die vollziehende 
Gewalt hat der auf drei Jahre gewählte Gouverneur, 
der eine jährliche Befoldung von 1500 Dollars bezieht, 

Jeder weiße, männliche, 21 Jahre alte Bürger oder 
Einwohner (Resident) des Staates, welcher zwei Jahre 
im Staate und ſechs Monate in dem County gewohnt 
bat, in welchem er wählen will, und bei der Miliz ein- 
gefchrieben oder gefeglich von derjelben befreit ift, ift ſtimm— 
berechtigt. 

Im Norden wird Florida von Georgia und Alabama, 
im Oſten vom atlantiſchen Ozean, im Süden und Süd— 
weſten vom mexikaniſchen Meerbuſen und im Weſten von 


220 ( . Der Staat Horida., 


Alabama begrenzt. Der Flächeninhalt beträgt 56,000 
Duadratmeilen, die Einwohnerzahl 57,500, worunter 
25,500 Negerfclaven, 

Hauptflüffe find der St. Mary, St. John, Sumanee, 
Ocklockony, Apalachicola, Choctamhatchee, Escambia. Die 
vorzüglichften Baien find die Penſacola-, Choctambatchee- 
oder Sta. Rofa=, die. St. Andrews-, St. Joſeph⸗, Apa- 
lachee-, Deadmans-, Wafaffe-, Tampa, Charlotte--und 
Biscane-Bai. An Binnenfeen findet man den Dfeechobee- 
oder Macaco-, Tohopekaliga⸗, Euftis-, Monroe, Georgen, 
Dunns- und Drange- See, 

Die Oberflähe des in 23 Gounties zerfalfenden 
Staates ift leicht und fandig und im Innern mit vielen 
Sümpfen und ftehenden Waffern bedeckt. An den Ufern 
der Flüſſe ift reiches, Ueberſchwemmungen ausgeſetztes 
Land, auf welchem Reis und Baumwolle, in neuefter Zeit 
auch etwas Zuderrohr gebaut wird, Aeußerſt fchwüle 
Sommer und die die Luft verpeftenden Ausdünftungen der 
Sümpfe und fetten Flußufer gefährden die Gefundheit des 
weißen Anſiedlers aufs Höchſte, und überdies droht ihm 
in vielen Gegenden auch noch die Gefahr des Lleberfalfes 
yon Seiten der bier im beftändigen Aufftande Iebenden 
Seminolen-ndianer, 

Florida birgt in feinen Nadel» und Laubholzwaldun— 
gen Wild, Vögel, Reptilien und Inſecten in Maffe und 
feine Flüffe find veih an Fifhen, Schildkröten, Bibern, 
Ditern und Alligatoren, An Mineralien ift der Staat 
arm. 

Plantagen- und Landbau und Viehzucht ſind erſt im 
erſten Aufblühen begriffen; der Handel iſt höchſt unbedeu— 
tend und bie Fabrikthätigkeit ſchlummert noch ganz. Eifen- 
bahnen führen von Port Leon nach Tallahaſſee und von 
St. Joſeph nach Jola. 

Tallahaſſee, Hauptſtadt des Staates und Sitz 


Der Staat Rabama, 221 


der Regierung, ift ein wohlgebautes, in Leon⸗County be= 
legenes Städtchen mit 3000 Einw, und ſteht mit dem 
Hafenftädthen Port Leon durd eine 26 M. lange Ei- 
fenbahn in Verbindung. Wichtiger ald Hafen- und Han- 
belsftädte find Penſacola, an der gleichnamigen Bai in 
Escambia- County mit 5000 Einw. und einer Unions- 
Schiffswerfte; St. Auguftin, in St, Johns⸗-County, mit 
gegen 4000 Einw. und Apaladicola, an der Mündung 
des gleichnamigen Fluffes in den Meerbufen von Mexiko 
mit faum 1000 Einw. 





Der Staat Alabama 


‚gehörte bis 1817, wo er ein eigenes Goupernement errich- 
tete, zum MiffiffippisTerritorium und wurde im J. 1819 
als Staat in die Union aufgenommen, 

Der im 3. 1819 feftgeftellten Berfaffung gemäß, ruht 
die gefeßgebende Gewalt in den Händen eined Senats 
und eines Haufes der Abgeordneten, welche beide zufam- 
men die Generalverfammlung bilden. Die Abgeordneten 
werden auf 1, die Senatoren auf 3 Jahre gewählt, Die 
sollziehende Gewalt hat der auf 2 Jahre vom Volke ges 
wählte Gouserneur, der einen Jahresgehalt von 2500 
Dollars bezieht. Die rihterlihe Gewalt haben ein Ober- 
gerichtähof, die Bezirks- und fo viele Untergerichte, wie 
die genannte Verſammlung einzufegen für gut erachtet, 

Stimmberechtigt ift jeder weiße, 21jährige Bürger 
der Dereinigten-Staaten, der vor der Wahl ein Jahr im 
Staate und drei Monate in dem Wahlbezirfe gewohnt hat, 
in welchem er feine Stimme abgeben will. | 

Albama fendet 7 Abgeordriete zum Bundes- Gongreffe, 

Der Staat grenzt im Norden an Tenneffee, im Oſten 


222 Der Staat Alabama. 


an Georgia, im Süden an Florida und im Weften an 
Miſſiſſippi; fein Slächeninhalt beträgt 53,100 Duadratım,, 
feine Einwohnerzahl 700,000, worunter 253,000 Neger- 
felaven und 2700 freie Farbige, 


Hauptflüffe find der Alabama, Tombigby, Coofa, Ten- 
neffee, Tallapoofa, Conecuh, Chattamboochee, Perdido, 
Dlad-Warrior und Cahamba. Die einzige Bai des Staa> 
tes ift die Mobile-Bai. 


Der ganze ſüdliche Theil des Staates ift vom Meer- 
bufen von Merifo bis zur Nordgrenze Florida’s und von 
da bis auf 60 Meilen landeinwärts flah und feucht und 
mit Tannen, Kiefern, Cedern, Cypreſſen und Rohr, fowie 
mit Dickichten von Schling- und anderen Pflanzen be- 
wachjen, in denen Waffervögel, Schlangen, Kröten, Ei- 
dechfen und läſtige Inſecten in unglaublicher Menge vor— 
handen, Diefer Theil des Staates umfaßt die Counties 
Sumpter, Marengo, Dallas, Nuffel, Macon, Montgo— 
mery, Lomwndes, Wilfes, Clarke, Monroe, Butler, Pide, 
Barbour, Henry, Dale, Eovington, Conecuh, Baldwin, 
Wafhington und Mobile. Der mittlere Theil des Staa- 
tes, mit den Counties Fayette, Pickens, Tuscaloofa, Ben— 
ton, Randolph, Jefferion, St. Elair, Shelby, Lipp, Perry, 
Greene, Autauga, Cooſa, Tallapoofa und Chambers ift 
hügelig und hat guten Falfgemifchten Thonboden, der im 
uneultivirten Zuftande mit Tulpen-, Wallnuß- und Maul- 
beerbäumen, Pappeln, verfchiedenen Eicyenarten, Cedern, 
Zannen und Fichten bewachfen ift oder in Grasebenen 
CPrärien) Liegt, Der Norden des Staates, durch den ſich 
ein Zweig der Apalachen hindurch zieht, ift felfig, bat 
Eichen-, Pappel-, Nußbaum- und Nadelholzwaldungen, 
bietet auch viele Naturſchönheiten, aber nur in den ſich 
an den Tenneſſeefluß lehnenden Counties Lauderdale, Li— 
meſtone, Madiſon, Jackſon, Franklin, Lawrence, Morgan, 


Der Staat Alabama, 223 


Marſhall und de Kalb größere Streden fruchtbaren Ader: 
landes dar. Wild ift in Menge vorhanden, 

Im nördlihften Theile des Staates und in den von 
den Flußufern entfernteren Gegenden des mittleren Thei— 
les deffelben ift das Klima gefund, die Winter furz und 
gelinde, die Sommer warm, aber durch Seewinde gefühlt. 
Die fumpfigen Slußniederungen aber und der flade Sü— 
den Alabama’s werden regelmäßig von Wechfel- und Gal- 
fenfiebern und häufig vom gelben Fieber heimgelucht. 

Die landwirthichaftlichen Erzeugnifje beftehen in Baum— 
wolle, Reis und Zuderrohr, welche auf Plantagen gezo— 
gen werden, und in etwas Mais, Weizen und Hafer, die 
die fpärlihen Farmen des Nordens liefern, Die Vieh— 
zucht liegt darnieder. 

Der Kohlenreichthum des Staates ift fehr anfehnlichz 
die ausgedehnteften Lager findet man am Cahawba, Tom: 
bigby und Blad-Warriorfluffez auch Eifenerz wird in bes 
trächtlicher Menge und befonders am Conecuh gefunden. 
Der obere Eoofa führt Gold, 

Außer einigen größeren Baumwollenmanufacturen 
eriftiren feine Fabrifen im Lande, und die fonftige Ge: 
werbsthätigfeit äußert fih auch nur in einigen wenigen 
Hammermwerfen, in Brennereien und Mühlen. Dagegen 
ift der Handel fchon durch die faft ganz über Mobile ge- 
hende und durchfchnittlich jährlih auf 14 Mill. Dollars 
Werth zu fchägende Ausfuhr von Landesprodueten fehr 
bedeutend, Der Werth der jährlichen Einfuhr wird auf 
1 Mill, geſchätzt. Von den beiden im Staate beftehenden 
Banfen eireuliren die Noten der einem zu 2, die der an 
dern zu 6 Procent unterm Nennwerthe, 

Die Staatsfchuld beträgt 10,385,938 Dollars, 

Die Montgomery- und Weft- Point- Eifenbahn mißt 
45, die Tuseumbia-Deratur-Bahn 46 M, Die Albamas 
Florida Bahn, welche von Montgomery nad Penfacola 


224 Der Staat Alabama, 


in Florida führen und fih von Semla nad Cohawba ab» 
zweigen foll, gebt ihrer Vollendung entgegen. Der Mus— 
eleipval=- Canal, beftimmt, die Tenneffee- Flußfchifffahrt zu 
erleichtern, hat eine Länge von 36 M. und der Huntg- 
ville-Canal, der von diefer Stadt an den Tennefleefluß 
führt, mißt 16 M, 

Am linfen Ufer des bis Hieher mit Dampfſchiffen be— 
fahrenen Alabama liegt Montgomery, feit 1848 Haupt: 
ftadt des Staates, deren 3500 Einw. einen lebhaften 
Baummollenhandel und Flußſchifffahrt treiben. Mobile, 
an der Mündung des aus dem Tombigby und dem Ala= 
bama gebildeten Mobilefluffes in die Mobile-Bai, mit 
13,000 Einw., ift als einzige Hafenftadt des Staates die 
Pulsader feines Handels, Tuscaloofa, am Blad-War- 
riorfluffe, bis zum J. 1848 Hauptftiadt des Staates, hat 
durch Berlegung des Negierungsfises nah Montgomery 
fehr verloren, fein Baummwollenhandel ift aber noch jest 
bedeutend und Die dortige, im J. 1820 errichtete Univer— 
fität von Alabama wird ſtark beſucht. Die Einwohner— 
zahl beträgt 6000, Cahawba, am Alabama, vor Tugs 
caloofa Hauptftadt des Staates, blühte als ſolche raſch 
empor, zählt aber gegenwärtig faum 2000 Einw, Alle 
übrigen Städte Alabama's, wie Selma am Alabama, 
Genterville am Cahawba, Jefferſon am Cooſa, 
Huntspille in Madifon-County, Florence in Lauders 
pale- County am Tenneffeefluffe, find recht lebhaft und 
zum Theil auch hübſch gebaut, aber von feiner befondern 
Bedeutung. 





Der Staat Mitilippi. 225 


Der Staat Miffiffippi, 


im J.1716 zuerft von Franzoſen angefiedelt, wurde im 
J. 1800 zum Territorium der Bereinigten Staaten mit 
einer Separat- Regierung gemacht und trat im J. 1817 
als, freier Staat in die Union, 

Nach der bei feinem Eintritt in den Bund feſtge— 
ſtellten und unverändert beſtehenden Verfaſſung hat die 
aus einem Senate und einem Hauſe der Abgeordneten 
beſtehende Generalverſammlung die geſetzgebende Gewalt. 
Die Mitglieder des Senats werden auf drei Jahre, die 
des Hauſes der Abgeordneten auf ein Jahr vom Volke 
gewählt. Die vollziehende Gewalt hat der auf zwei Jahre 
vom Volke gewählte Gouverneur, der einen Jahrgehalt 
von 3000 Dollars bezieht. Im Fall ſeines Todes oder 
ſeiner Abdankung geht das Amt auf den Vice-Gouverneur 
über, welcher Präſident des Senats iſt. Der oberſte Ge- 
richtshof und die nach dem Ermeffen der Generalverfamm- 
lung eingefegten Ober- und Untergerichte haben die rich- 
terlihe Gewalt in Händen, Alle Richter bfeiben bis zu 
ihrem 65. Lebensjahre im Amte, falls fie fih nicht Pflicht- 
verlegungen zu Schulden fommen Taffen, 

Seder weiße, männliche Bürger der Vereinigten Staa 
ten, der das 21. Jahr vollendet hat, feit 1 Jahre im 
Staate und feit 6 Monaten in dem Wahlbezirke Iebt, in 
welchem er wählen will, ift flimmberechtigt, fobald er 
Mitglied der Miliz oder vom Dienfte in derfelben ent- 
bunden ift, und Staats= oder Countyſteuern bezahlt hat. 

Der Staat fendet 4 Abgeordnete zum Bundes-Gon- 
greſſe. 

Im Norden von Tenneſſee, im Oſten von Alabama, 
im Süden vom Meerbuſen von Mexiko und im Weſten 
vom Miſſiſſippiſtrome begrenzt, umfaßt der Staat 47, 936 

Nordamerika, 15 


226 Der Staat Milſilſippi. 


Duadratmeilen, auf denen 562,000 Einw, Ieben, worunter 
200,000 Negerfelaven und 1500 freie Farbige. 

Hauptflüffe find der Milfiffippi, Yazoo, Big-Blad, 
Peark und Tenneſſee. 

Die Oberfläche des ſüdlichen Theiles des Staates iſt 
flach; bie und da ſich zu unbedeutenden Hügeln erhebend, 
von abwechſelnd ſandigem, ſteinigem, thonigem und ſum— 
pfigem Boden, der, von kleinen Prairien durchzogen, mit 
Nadelholzwaldungen bedeckt iſt, und da, wo er der Cultur 
unterworfen wurde, Baumwolle, Indigo, Zucker, Mais, 
Drangen, Feigen, Pfirſiche, Pflaumen u, ſ. w. hervor⸗ 
bringt. Von einer von der Mündung des Yazoo in den 
Miſſiſſippi quer durch den Staat bis zum oberen Chika— 
ſawha gezogenen Linie aufwärts, und beſonders in den 
vom erſtgenannten Fluſſe durchſtrömten hochliegenden Coun— 
ties Yazoo, Waſhington, Holms, Bolivar, Carroll, Talla— 
hatchee und YJallabuſha, dann in Tunica, de Soto, Mars 
ſhal, Tippa und Tiſhamingo-County iſt äußerſt ergiebiger, 
mit Eichen, Ulmen, Ahorn, Nuß- und verſchiedenen andes 
ren Baumarten bemwaldeter und mit üppig wucherndem 
Geſträuch bededter Boden, der ſich zum Getreide-, Obftz, 
Tabak- und Baummolfenbau eignet. Die Rindvieh- und 
Schweinezucht ift bedeutend, Pferde- und Schafzucht wird 
vernachläffigt, weil fie mehr Sorgfalt als jene erfordert. 

Sn den Flüffen ift ein unerfchöpflicher Reichthum von 
Fiſchen und Scildfröten, aber auch Alligatoren giebt es 
in ihnen und den Sümpfen des Südens in Menge; fo 
auch Schlangen und Kröten, dann Musfitos, Stechfliegen 
und andere, Menfchen und Thiere beläftigende Inſeeten. 
Die Waldungen werden von Schaaren buntgefiederter 
Bögel, von Wölfen, Cuguars, Wildfagen, fogenannten 
Panthern, Opoſſums, Iltiſſen, Mardern, Füchſen, Hir- 
fhen, Lühfen und verſchiedenen Arten von PumBNen 
belebt, 


Der Staat Mititfippi, 227 


Das Klima ift im Süden ungefund, im Norden zwar 
durchgängig gefund, für Deutfche aber doch zu erſchlaf— 
fend,= = > ' 

Eifenerz, Blei und Kohlen findet man in verſchiedenen 
Theilen des Staates, doc ift für den Bergbau noch eben 
fo wenig gethan wie für den Kunftfleig. Wichtiger ift der 
Handel, der von Yahr zu Jahr an Bedeutung gewinnt, 
Die Verſchiffung der in Baumwolle, Reis, Zuder, Pott- 
afche, Theer, Pech und Holz beftebenden Landesproducte 
gefchieht dem größeren Theile nach durch Küften- und Fluß 
fahrzeuge nach New⸗Orleans und Mobile, Die Noten 
der im Staate beftehenden 18 Haupt- und 20 Filialbanfen 
eireuliren zu 4 bis 13 Proc, unter dem Nennwerthe, 


Die Schulden des Staates betragen 7,291,207 Dollars, 


Eifenbahnen verbinden Jackſon und Vicksburg, 46 Mei- 
Ien, Jackſon und Brandon, 13M,, Natchez und Malcolm, 
22 M., und St. Franeispille und Woodville, 28 M., mit⸗ 
einander. Projectirt und zum Theil auch ſchon in Angriff 
genommen find: die den Staat durchſchneidende, yon Naſh⸗ 
pille, in Tenneffee, nach NewsDrleans, in Louifiana,. Yaus 
fende Bahnz die Grand-Gulf- und Port Gibfon- Bahn, 
die Brandon-Mobiles und die Princeton-Deer-Ereef-Bahn. 
Ganäle befist der Staat nicht. 


Hauptſtadt ift Jackſon, am rechten Ufer des Pearl- 
fluffes in Hinds- County, eine hübſch gebaute Stadt mit 
3000 Einw. Bedeutender ift das ungefund gelegene Nat⸗ 
hez, am Mifftifippi, in Adams-County, der Haupthandels- 
plas des Staates, mit reichlich 5000 Einw, Auch Grand- 
Gulf, ebenfalls am Mifftffippi, ein Städtchen’ mit kaum 
1000 Einw,, treibt Tebhaften Handel; fo auch Vicks burg, am 
Miſſiſſippi, mit 4500 Einw., und Shieldsborough an 
der St. Louis-Bai, mit 1000 Einw. Bon den Inland» 
ſtädten find Jazoo⸗City am gleichnamigen Fluffe, Colum⸗ 

15 * 


228 Der Staat Arhanlag, 


bia, am Pearkfluffe, und Greensborough, am Big- Black⸗ 


fluſſe, die bedeutenderen. A 





Der Staat Arkanfas, 


früher ein Theil der franzöfifchen Befisung eouifk iana und 
mit diefer im J. 1803 an bie Bereinigten Staaten ver⸗ 
kauft, erhielt als Territorium im J. 1819 eine Separat⸗ 
regierung, und trat im J. 1846 als beſonderer Staat in 
die Union ein, 

Die gefegebende Gewalt ruht in den Händen eines 
aus 21 Mitgliedern beftehenden Senats und in denen eines 
64 Mitglieder zählenden Haufes der Abgeordneten. Die 
Senatoren werden auf 4, die Abgeordneten auf 2 Jahre 
gewählt. Die vollziehende Gewalt hat der auf A Jahre 
erwählte, einen Jahresgehalt yon 1800 Dollars beziehende 
Gouverneur. Die richterlihe Gewalt — ein Ober⸗ 
und ein, Kreisgerichtshof. 

Jeder weiße, 21 Jahre alte Bürger der Bereinigten 
Staaten, der 6 Monate lang vor der Wahl im Staate 
gewohnt bat, ift ſtimmfähig. 

Arkanfas fendet 1 Abgeordneten zum Bundescongreffe. 

Der Staat grenzt im Norden an Miffouri, im Often 
an den Mifftffippi, im Süden an Louiſiana und im Weften 
an das Indianer Territorium, Sein Flächeninhalt umfaßt 
72,000 Duadratmeilen, und die Einwohnerzahl beträgt 
120,000, worunter 20,650 Negerfelaven. 

Hauptflüffe find: derMifftffippi, der Ned, Wafhita, 
Saline, Arkanfas, White, Big-Blaf und St. Francis, 

Der ganze öftliche Theil des Staates ift flach, theils 
mit Prairien, theils mit ausgedehnten Sümpfen, und an 
den Ueberſchwemmungen ausgefesten Flußufern mit Wald 
bededt, Dieſer größere Theil des Staates iſt der Sis 


Der Staat Arkanſas. 229 


yon Fiebern alfer Art und für Europäer fo gut wie uns 
bewohnbar, Der weſtliche Theil, durch den ſich das Ozark⸗ 
gebirge hinzieht, ift hoch und geſund, aber ſo entfernt von 
allen Communicationswegen, und den Angriffen yon ums 
berftreifenden Indianerhorden ſo ausgefest gelegen, daß 
auch er ſich wenig zu deutfchen Anfiedbelungen eignet. Ver⸗— 
lockend für arme Einwanderer ift der Umftand, daß in 
Arkanfas gegen 500,000 Acres Land Liegen, die der Staat 
wirffihen Anſiedlern zum Gefchenf anbietet; der Deutfche 
püte ſich aber, eine ſolche Schenfung anzunehmen, denn 
diefe Ländereien find von der Negierung, wegen rüdftän- 
diger Steuern, den bisherigen -Befigern genommen worden, 
mit denen der Neubelehnte Teicht einen hartnädigen Kampf 
um das Geſchenk zu beftehen haben dürfte. 

: Der Landbau befhränft ſich auf Erzeugung des für 
den Bedarf des Anbauers nothwendigen Getreides; auch 
wird Baumwolle gebaut, Viehzucht, Handel und Gewerbe 
fiegen noch faft ganz darnieder. Der Mineralreihthum 
des Landes an Eifen, Kupfer, Silber und Kohlen wird 
erft dann ausgebeutet werden können, wenn die Gultur _ 
weiter in den Staat eingedrungen fein wird, 

In den unbedeutenden Städtchen der angeftedelteren 
Counties wohnt eine thätige, ſich durch Gewerbe, Handel 
und Flußichifffahrt ernährende Bevölkerung; an den Ufern 
der größeren Flüffe findet man Pflanzungen, welche mit 
Sclaven bewirtbfchaftet werden, und in den entlegeneren 
Theilen halten fih aus anderen Staaten entflohene Ver⸗ 
brecher und jene abgehärtete Jäger auf, welche unter Ent- 
behrungen und Gefahren aller Art dem in großer Menge 
vorhandenen Wilde nachgeben. 

Die Staatsfhuld beträgt 3,862, 172 Dollars, 

Die größte und zugleich die Hauptftadt ift Little— 
Rock, die ihren Namen von dem felfigen Ufer des Arkanſas 
trägt, auf dem fie erbaut ift. Sie zählt gegen 4000 Einw. 


230 Der Staat Louiſiana. 


Außer ihr ift nur noh Helena, am Miffiffippi, mit 1500 
Einw., zu erwähnen; denn Osceola, Marion und 
Eolumbia, am Miffiffippi, Belleville, Pine⸗Bluff 
und Ban Buren, am Arfanfas, und Salem, am Waſhita, 
find nur dem Namen nad) Städte. 





"Der Staat Rouifiana, 


bis zum Jahre 1762 franzöfifche, von 1762 bis 1800 ſpa— 
niſche und Dann wieder franzöſiſche Befisung, wurde ſammt 
dem ganzen Louifiana = Gebiete, das fi vom Mifftffippi 
bis zum ftillen Ozean erftredfte, im Jahre 1803 für die 
Summe von 15 Millionen Dollars an die Vereinigten 
Staaten abgetreten und im 3. 1812 in die Union aufge 
nommen, 

Der im 3 1812 feftgeftellten und im 3. 1845 revi⸗ 
dirten Berfaflfung gemäß, ruht die gefeßgebende Gewalt in 
den Händen der Generalverfammlung, welde aus einem 
Senate und einem Haufe der Abgeordneten beſteht. Die 
Senatoren werden auf vier, die Abgeordneten auf zwei 
Jahre gewählt, Die vollziehende Gewalt hat der auf vier 
Jahre gewählte, eine jährliche Befoldung von 7500 Dollars 
beziebende Gouverneur. Die richterlihe Gewalt haben 
der Obergerichtshof und fo viele Untergerichte, wie die 
Generalverfammlung einzufegen für gut erachtet, Die 
Richter werden vom Gouverneur ernannt und vom Senat 
beftätigt. 

Jeder Weiße, der über 21 Jahre alt, feit 2 Fahren 
Bürger der Bereinigten Staaten ift, 2 Jahre lang im 
Staate und 1 Fahr lang in dem Wahldiftriete wohnt, in 
welchem er wählen will, ift ſtimmberechtigt. 

Der Staat fendet A Abgeordnete zum Congreß. 

Louiſiana wird im Norden von Arkanfas und dem 


Der Staat Vonifiana. 231 


Staate Miſſiſſi ppi, im Oſten vom Miſſiſſippiſtrome, dem 
Staate Miſſiſſippi und dem Meerbuſen von Mexiko, und 
im Weſten von Texas begrenzt. Der Flächeninhalt des 
Staates beträgt 48,300 Duadratmeilen, feine Einwohner- 
zahl 412,000, worunter 160,000 Negerfelaven und 25,000 
freie Farbige, Die weiße Bevölferung befteht der Mehr: 
zahl nach aus Franzofen, deren Nachfommen und Anglo- 
Amerifanern, aus Deutſchen, Irländern, Engländern und 
Spaniern. 

Hauptflüſſe ſind: der Miſſiſſippi, der Waſhita, Red, 
Pearl, la Fourche, und der die Grenze gegen Texas bil- 
dende Sabine, Die bedeutendften Seen find: der Caddo, 
Bodeau, Blad, Catanoola, Ponthartrain, Chetimaches, 
Mermentan und Calcaſieu. 

Von der Meeresküſte an bis an den Red⸗ River bietet 
die Oberfläche des Staates in ihrer ganzen Ausdehnung 
eine von Flüſſen, Bayous, Baien, Lagunen und Seen 
durchfurchte Ebene angeſchwemmten Landes dar, welches 
theils in ausgedehnten Sümpfen, theils in trockenen, aber 
regelmäßigen Ueberſchwemmungen ausgeſetzten Strecken liegt 
und in den Sommermonaten das gelbe und andere Fieber 
erzeugende Peſtdünſte aushaucht. Der weiter landeinwärts 
liegende Theil des Staates hat einen feſteren und an den 
Flußufern hoch gelegenen Boden. Am Miſſiſſippi und der 
Mehrzahl ſeiner Seitenflüſſe zieht ſich ein ſchmaler, hoher 
Uferrand hin, hinter welchem ſich flaches, unter dem Niveau 
der Flüſſe liegendes Land ausbreitet, das, wenn die Flüſſe 
ihre Ufer überſchreiten, in große Teiche und Sümpfe ver— 
wandelt wird, die ſich einen Abfluß in den mexikaniſchen 
Meerbuſen ſuchen. Die unbebauten Flächen des Südens 
und die Moräſte in den übrigen Theilen des Staates ſind 
mit Cedern, Weiden, Rohr und Schilf bewachſen und von 
Alligatoren, Kröten, Schlangen, Eidechſen und anderen 
Reptilien belebt, Die trockenen, uncultivirten Ländereien 


232 Der Staat Couifiana, 
tragen Buchen, Eichen, Weiden, Eichen, Syramoren, Tan- 
nen, Tulpenbäume, Platanen und Eyprefien, oder liegen 
in ausgedehnten Prairien, An den U des Miſſiſſippi, 
des Vermillion, Teche und la Fourche findet man große 
Zuderplantagenz in den fumpfigen, den Ueberſchwemmungen 
ausgefegten Niederungen wird Neis, und in den trodene- 
ren Gegenden Baummolle, auch Tabak und. Südfrüchte 
gebaut, Getreide erzeugt der Staat faum für den eigenen 
Bedarf hinreichend, und die Viehzucht ift unbedeutend, 

Das Klima ift fehr veränderlih. Die Winter find 
milde und gefund, der Spätfommer und Herbft, in der 
Tegel von Anfang Auguft bis Mitte oder Ende October, 
höchſt ungefund, die - Sommer drüdend heiß. Für deutſche 
Anfiedler ift der Staat durchaus nicht paffend, und felbft 
die, welche fich ftädtifchen Beſchäftigungen widmen, haben 
die Außerfie Sorgfalt auf ihre Gefundheit zu verwenden. 

Gifen, Silber, Blei und Steinfohlen find vorhanden, 
werben aber faum noch ausgebeutetz auch der Kunftfleif 
und bie Gewerbthätigfeit liegen darnieder. Dagegen blüht 
der feinen Weg faft ausschließlich über New⸗Orleans neh: 
mende Handel auf das Kräftigfte. Der Werth der Aus- 
fuhr wird auf durdfchnittlih 36, der der Einfuhr auf 
10 Millionen Dollars jährlih geſchätzt. 

Louifiana hat acht Haupt- und einige zwanzig Filial- 
banfen, deren Noten zu 4 bis 2 Pror. unterm Nennwertbe 
circuliren. 

Die Staatsſchuld beträgt 16,238,131 Dollars. 

Eifenbahnen führen von New-Orleans nad) dem Pas— 
cagoula-Spund, nad der St. Johns-Bai und nad) La— 
fayette, und von St, Franeisville nah Woodville. Im 
Bau begriffen ift eine von New: Drleandg nah Amerhes— 
pille führende und zum Anſchluß an die durch Miffiffippi 
und Nord-Alabama nad Tenneffee laufende Naſhville-Bahn 
beftimmte Eiſenbahn. Der 6 Meilen lange New-Drleans- 


Der Staat Wouiſianga. 233 


“ Banf- Canal verbindet New-Drleang mit dem See Pont» 
chartrain; der Barataria-Canal führt 85 Meilen weit nach 
der Bermwic- Bai und der 9 Meilen lange Laft- Berret- 
Canal verbindet diefen See mit dem Fluß Ta Fourde. 

Baton-Nouge, Hauptfladt des Staates, auf einer 
Hochebene am öftlihen Ufer des Miffiffippi erbaut, ent- 
hält ein College, eine Afademie, ein Staatsgefängniß, 
mehrere Militäreafernen und 3000 Einwohner, New: 
Orleans, auf der gleichnamigen, vom Milftffippi und 
dem See Pontchartrain gebildeten Inſel erbaut, Liegt auf 
einer tiefen, fumpfigen Fläche, welche durch Deiche gegen 
das Eindringen der höher fliegenden Waffer des Miffiffippt 
geſchützt wird, Der fih am Miffiffippi hinziehende Deich, 
Levee genannt, bildet den Haupt-Lade- und Löſchplatz für 
die Schiffe, und bietet ein Bild des regften Geſchäftslebens 
dar. Im J. 1849 Tiefen in den Hafen son New-Drleang 
2186 Segelfghiffe feewärts und 2873 See» und Flußdampf- 
Ihiffe ein, und die jährlihe Ein= und Ausfuhr fann auf 
einen Werth von 130 bis 140 Mill, Dollars gefchägt werden, 
‚Die 110,000 Bewohner der Stadt, yon denen die vermö— 
genderen während der ungefunden Jahreszeit nach dem 
Norden entfliehen, gehören allen Ländern der Erde an, 
jheiden fih aber hauptfächlich in zwei Theile, in den eng— 
tifchen und den franzöfiichen Theil, und wohnen, fo weit 
es die Geſchäfte erfauben, in zwei verfihiedenen Theilen 
ber Stadt. New-Drleans ift die Stadt des Genuffes; in 
den Wintermonaten findet man, bier Oper und Schaufpiel, 
Circus, Nedouten, Bälle, Concerte und Vergnügungen 
aller Art, aber auch eine arge Sittenverderbniß. Obgleich 
regelmäßig gebaut und an fchönen Gebäuden nicht arm, 
entbehrt New⸗Orleans doch hervorragend ſchöner Baudenk⸗ 
mäler, Das auf dem höchſten Punfte der Stadt gelegene 
und mit feiner Kuppel alle übrigen Gebäude überragende 
St. Charles» Hötel ift das größte und wohl auch elegans 


234 Der Difteiet Columbia. 


tefte Gafthaus der Welt, Bon New-Drleans findet man 
täglich und ftündlih Dampf- und Segelfchiffgelegenheit nach 
alfen größeren Häfen der Oftfüfte, ven Miſſiſſippi, Obio, 
Arkanfas und Red-River hinauf. St, Frameispille, 
am öftlihen Ufer des Mifftffippi, zählt 1400 Einw., die 
fih hauptſächlich mit Handel befchäftigen. Aferandria 
und Nathitoches, beide am Ufer des Ned-River, erfteres 
mit 800, letzteres mit 3500 Einw,, treiben lebhaften Baum: 
wollenhandel, In Opelouſas, im St. LandreGarton, 
mit 2500 Einw,, befindet fih dag ftarf befuchte Franflin- 
College. Shreveport, am Ned-River, da, wo derfelbe 
aus dem Caddofee heraustritt; Donaldfonville, Points 
Coupé, am rechten Ufer des Miffiffippi, und Lisbon, am 
Calcafieu, find unbedeutende Städtchen, 





Der Diftriet Columbia, 


ein 100 Duadratmeilen großes, von Birginien und Ma- 
ryland eingefehloffenes, von diefen beiden Staaten im 
Jahre 1790 an die Central-Regierung abgetretenes Stüd 
Land, zählt 50,000 Einw., morunter 4800 Negerſelaven. 
Der Diftriet wurde bis zum J. 1846 in die beiden Counties 
Wafhington und Alerandria eingetheilt, und in erfterem 
galt das maryländifche, in letzterem das virginiſche Geſetz, 
während der ganze Diftriet unmittelbar unter der Bundes- 
regierung ftand, Nach einer im J. 1846 erlaffenen Con— 
greßacte fiel das County Mlerandria wieder an Birginien 
zurüd, fo daß gegenwärtig der Potomac die Weftgrenze 
Eolumbia’s bildet. | 

Der Diftriet Hat eine hügelige, gut bewäſſerte und 
viele reizende Punkte darbietende Oberfläche und einen 
lehmigen Sandboden. Alle Getreider und Obftforten ger 


— 


Der Diſtritt Columbia. 235 


deihen vorzüglich und finden in der Bundeshauptftadt einen 
guten Markt, und da aud das Klima, trog der oft fehr 
warmen Sommer, gefund ift, fo Fann deutfchen Aderbauern 
und Gärtnern die Anfiedelung in diefem Diftriete empfoh- 
len werden, Die Landpreife variiren yon 5 bis 10 Dol- 
Yars pro Acre. 

Wafbington, nah dem im Jahre 1790 erlaffenen 
Geſetze ftatt Philadelphia zum Regierungsfige beftimmt, 
wurde im Jahre 1800 zur Bundeshauptftadt erhoben, und 
im November deffelben Jahres hielt der Congreß dort zu— 
erft feine Sigungen, Die Stadt, im großartigften Maß- 
ftabe am Ufer des bis hieher für große Schiffe fahrbaren 
Potomac angelegt, und vom Tiber-Creek durchſchnitten 
und theilweife eingefaßt, zählt 25,000 Einw., ift aber zur 
Zeit der Congreßſitzungen, welche alljährlih im December 
beginnen, außerordentlich belebt. In der Mitte der Stadt, 
auf dem 78 Fuß hohen George Hill, erhebt fih das 145 
Fuß hohe und 352 Fuß lange Vereinigte-Staaten-Capitol, 
ein impofantes, aus weißen Duaderfteinen erbautes und 
yon drei großen Kuppeln überdachtes Gebäude, das mit 
feinen Herrlihen Terraffen und feiner großartigen Balu— 
firade einen mächtigen Eindrud auf den Beſchauer made, 
Unfern vom Capitol, yon Gebüfh und Gartenanlagen 
reizend eingefaßt, Liegt der Palaft des Präftdenten, ein 
gleichfalls im edelſten Style erbauter Prachtbau. Auch bie 
vier Paläfte für die verfchiedenen Negierungs-Departementg, 
das General: Poftamt, die Sternwarte, das College und 
mehrere Kirchen find Denfmäler der Baufunft, Seheng- 
werth ift auch das Patent-Dffice mit einer ausgezeichneten 
Modellſammlung und dem befonders an indianifhen Merk 
würdigfeiten reihen Nationalmuſeum. Der lebhafte Hans 
del der Hauptftadt wird durch die nah Baltimore und 
iweiter nördlich, umd Die nach Fredridsburg und Richmond 
führende Eiſenbahn, dann durch den Alerandria-Ganal und 


236 Der Diltrict Columbia, 


durch den bei Georgetown beginnenden Chefayeaf- und 
Dpiv-Canal weſentlich gefördert. Durch den Rockereek von 
der Hauptftabt getrennt und eine Vorſtadt derfelbend bil- 
dend, iſt Georgetown eine gemwerb- und: handelsthätige 
Stadt mit 8500 Einwohnern, 


D. Die füdweftlichen und weftlichen 
Staaten”). 


Der Staat Tenneffee, 


um das Jahr 1765 zuerfi und zwar von Ausmwanderern 
aus Birginien und Nord - Carolina angeftedelt, gehörte bis 
1790 mit zu Nord⸗Carolina, erhielt aber dann als „Territo- 
rium füdlih vom Ohio” eine eigene Territorial- Regierung, 
und wurde 1796 als IFIORHONDIgET Staat in die Union 
aufgenommen, 

Die gefesgebende Macht hat die aus einem Senate 
und einem Haufe der Abgeordneten beftehende General- 
verfammlung. Die 25 Mitglieder des Senats, wie bie 
75 des Haufes der Abgeordneten werden alle zwei Jahre 
vom Volke gewählt. Die vollziehende Gewalt hat der einen 
Sahrgehalt von 2000 Dollars beziehende, auf die Dauer 
von zwei Jahren gewählte Gouverneur, an deffen Stelle 
im Erfranfungs-, Todesfalle oder bei Genblaer Berhins 
derung der Spreder des Senats tritt. Die vichterliche 





*) Die bei 3. Bädeker in Elberfeld erfchienenen ‚‚Anweifungen 
für Auswanderer nach den weftlichen Staaten von Nordamerifa von 
Naufchenbufch‘‘ enthalten einen wahren Schat von Winfen und Rath: 
Schlägen für auswandernde Landleute und Handwerker, und bringen 
eine Reihe Höchft interefianter Reiſebilder. 


Der Staat Cennellee. —28 


Gewalt haben ein Ober- und mehrere Untergerichte. — 
Jeder 21 Zahre alte, weiße Bürger der Vereinigten Staas 
ten, der im Wahlfreife ſechs Monate lang vor der Wahl 
gelebt hat, ift ftimmberechtigt. Wie in den meiften Staaten, 
‚find auch in Tenneffee Gottesleugner und Solde, welde 
fich direct oder indireet bei einem Duell betheiligten, uns 
ähigein Amt zu befleiden. 

Der Staat fendet 11 Abgeordnete zum Bundescon- 
greffe. 

Tenneſſee wird im Norden von Birginien und Ken⸗ 
tudy, im Weften vom Miffiffippiftrome, im Süden von 
Miffiffippi, Mabama und Georgia, und im DOften von 
Nord-Carolina begrenzt. Sein Flächeninhalt befrägt 40,000 
Duadratmeilen, feine Einwohnerzahl 1,000,000, worunter 
über 200,000 Negerfelaven, 7100 freie Farbige und 6500 
Indianer. 

Die wichtigſten Flüſſe im Staate ſind der ihn im 
Weſten begrenzende Miſſiſſippi, der Tenneſſee, und der 
Cumberland, welche eine Menge Tributäre zählen. 

Der ganze weſtliche Theil des Staates, der zwiſchen 
dem Miſſiſippi und dem Tenneſſee liegt und von den 
Flüſſen Obion, Deer, Big-Hatchee, Redford und einer 
Menge kleiner Creeks (Bäche) bewäſſert wird, dann auch 
bie jenfeits des Tenneſſee liegenden Counties Hardin, 
Perry, Humphrey, Reward, Lawrence, Hickman, Dickſon 
und Montgomery umfchließt, ift flach, hat einen ftellen- 
weife fumpfigen und fonft fetten und üppigen Boden, ber 
bauptjächlich zu Baummollen- und Tabafspflanzungen ver: 
wendet wird, aber drüdend heiße, durch feine Seewinde 
gefühlte Sommer, und wird ftarf von Wechfel- und Gallen- 
fiebern heimgefucht. Der-fih an diefen anfchliegende mitt: 

lere Theil des Staates, welcher die Counties Robertfon, 
. Davidfon, Williamfon, Maury, Giles, Lincoln, Marſhal, 
Bedford, Rutherford, Wilfon, Summer, Macon, Smith, 


238 Der Staat Tennelter, 


Jackſon, Putnam, de Kalb, Cannan, Warren, Eoffee und 
Franklin umfchließt, ift hügelig, gut bewäſſert und hat 
reichen Boden, liegt aber doch zu niedrig und warm, um 
ohne Nachtheil für die Geſundheit von Deutſchen angeſie— 
delt werden zu können. Ueberdies ſteht hier, wie in dem 
erwähnten weſtlichſten Theile des Staates, der Umſtand, 
daß nur ſchwarze Arbeiter verwendet werden, auch noch 
der Anſiedelung deutſcher Ackerbauer und Feldarbeiter ent- 
gegen. Der Oſten von Tenneſſee, gegen Nord-Carolina 
bin von den Stone⸗, Smoky oder Iron- und Bald-⸗Moun— 
tains begrenzt, und von Zweigen des Cumberland-Gebirges 
durchftrichen, umfaßt die Counties Marion, Hamilton, Rea, 
Bledſoe, Van Buren, White, Dverton, Fentreß, Mor— 
gan, Roane, Meigs, M'Minn, Bradley, Polf, Monroe, 
Blount, Anor, Anderfon, Campbell, Elayborne, Grainger, 
Jefferſon, Sevier, Coof, Green, Hawfins, Sullivan, 
Wafhington, Carter und Johnſon, und wird vom Tennes- 
fee, Sputh-Gumberland, Holfton, Nolichucky, Clinch, French⸗ 
Broad, Big Pigeon, Himwaflee, Tocco und einer Menge 
fleinerer Flüffe und Bade bewälffert, "Während man im 
Weſten des Staates Prairien und Barrens oder Openings 
(mit zerftreut ftehenden Bäumen bewachſene Grasebenen) 
ſieht, ift alles Rohland des Dftens, Fable Felgrüden aus— 
genommen, bewaldet. Auf leichten, fandigen und fteinigen 
Boden findet man Tannen, Fichten und andere Nabdel- 
Hölzer, auf fhwerem Boden Zuderahorn, Kürbis, Maul- 
beer⸗ und Nußbäume, Eichen, Buchen und Perfimonen, 
und diefer ift befonders zum Mais⸗, Weizen, NRoggen-, 
Hafer: und Gerftenbau, beffer aber für Die Vieh, nament- 
ih die Schafzucht paffend. Dieſe ganze Gegend verdient 
auch ihres Eifenreichthums und der fich hier porfindenden 
Wafferfräfte wegen die Aufmerffamfeit des Bergmannes 
und des Fabrifanten. In zweien diefer öftlihen Couns 
tieg, in Morgan und in Roane, findet man ſchon deutſche 


Der Staat Cennellee. 239 


Anfiedelungen, die aber erft dann üppig aufblühen können, 
wenn eine bichtere Bevölferung des ganzen noch ſpärlich 
bevölferten Oſtens beffere Wege nothwendig gemacht und 
in's Leben gerufen haben wird. Die deutiche Colonie in 
Morgan» County heißt Wartburg, die in Noane= County 
Kingfton, Wartburg wurde von der Oft: Tenneflee- Eos 
Ionifationsgefellfchaft gegründet, und Die Agenten für 
Deutfchland find die Herren Dr. Streder in Mainz, 
A. J. Klein in Bingen und Hof. Stöck in Creuznad. 
Für die Ländereien zu Kingfton find die Herren Dr. Gög 
und F. B. Günther in Kingfton, Traug. Bromme in 
Stuttgart und Morig Gärtner in Schneeberg als Agenten 
aufgeftellt. Das Project eines Herrn J. G. Häder in 
Chemnig, in Morgan» County eine zweite Colonie unter 
dem Namen New-Chemnig zu gründen, mußte wegen 
Mangel an genügenden Geldmitteln aufgegeben werben. 
Der Preis des uneultivirten Landes in den äftlichen Coun— 
tieg ift 4 bis 4, in etwas angefiedelteren Gegenden 1 Dollar 
pro Acre. 

Nur an wenigen Stellen erft der Art gewichen, find 
die Wälder des Dftens von Wölfen und Bären, von 
diefen jedoch nur in geringer Zahl, yon großen Nudeln 
von Hirſchen, von Opoſſums, Wafhbären, Eihhörnden, 
Hafen, Lüchſen, Fühfen, Mardern, Sltiffen, von Birkhüh— 
nern, Spedten, Faſanen, Drofieln, Wandertauben und 
Raubvögeln; die Flüffe und Flußufer von einer Menge 
yon Fiſchen verfchiedener Arten, yon Dttern, Bibern, wil- 
den Enten, Beccafinen, Schnepfen und Reihern belebt. 
- Schlangen findet man nur entfernt von Anftedelungen, weil 
fie diefe fliehen. Der Weften ift reich an Musfito’s, Yäfti- 
gen Fliegen, Spinnen, Zeden 20.5 der Oſten ift davon 
verfchont, 

Noch find in Weft-Tenneffee der durch Sclavenhände 
betriebene Plantagenbau, der jährlich etwa 30 Mill. Pfd. 


240 Der Staat Tenneffee, 


Baumwolle und eine ähnliche Duantität Tabak erzeugt, 
im Dften der Aderbau und die Viehzucht die Hauptnah— 
rungszmweige der Bevölkerung, wenn aber erft einmal bie 
Naſhville⸗New⸗Orleans⸗Eiſenbahn, dann die burd) Georgia 
und die durch Süd⸗Carolina und Oft- Tenneffee nad) Vir— 
ginien und Kentudy führenden Bahnen vollendet fein wer: 
den, werben Handel, Manufacturen und Gewerbe fiherlih 
einen bedeutenden Auffhwung nehmen. | 

Die Staatsfhuld beträgt 3,199,000 Dollars, + 

Hauptftadt des Staates ift Nafhville, am Cumber⸗ 
landfluſſe, in Davidſon⸗County, mit reichlich 7000 Einw., 
die einen recht lebhaften Handel treiben. Mewmphis, 
am Ufer des Miſſiſſippi, in Shelby-County, mit 10,500 
Einw., fteht in Iebhaftem Handelsverfehr mit New - Dr: 
feang, St. Louis und den bedeutenderen Städten am 
Ohio und hat eine Bundes-Schiffswerfte und Arfenal. 
Knorville, unfern der Mündung des Holfton in den 
Tenneffee, in Knox⸗County, ift eine gut gebaute Stadt 
mit 5500 Einw, Murfreesboro, im einer Ebene in 
Nutherford- County, früher Staatshauptftadt, zählt 4000 
Finw. Kleinere Städte find Neynoldsburg und Sa- 
vanna, am öftlihen Ufer des Tennefjee; Franklin, 
an einem Arme des Cumberlfand; Montgomery, am 
Clin, und Kingston, am Tenneffer. 


Der Staat Kentucky, 


zuerft im Jahre 1775 durch Daniel Boone, einen berühms 
ten Jäger aus Maryland, angeftebelt, gehörte bis 1790 zu 
Pirginien, wurde um biefe Zeit, Territorium, und im 
%,1792 als felbftftändiger Staat ein Glied des Bundes- 
förpers. 


Der Staat Isentuchjj. 241 


Nach der feit 1799 in ihrer jeßigen Form beftehen- 
den Verfaffung hat die aus einem Senate und einem 
Haufe der Abgeordneten gebildete Generalverfammlung die 
gefeggebende Gewalt. Die Abgeordneten werden jährlich, 
die Senatoren alle vier Jahre vom Volke gewählt. Die 
vollziehende Gewalt ruht in den Händen eines auf vier 
Jahre gewählten Gouverneurs, der eine japeliche Beſol⸗ 
dung von 2500 Dollars bezieht. 

Jeder weiße, 21 Jahre alte Bürger der Vereinigten 
Staaten, der 2 Jahre lang im Staate und 1 Jahr lang 
in dem Bezirke gewohnt bat, wo er fein Wahlrecht aus⸗ 
üben will, ift ftimmberechtigt. 

Der Staat ſendet 10 Abgeordnete zum Bundes con⸗ 
greſſe. 

Kentucky wird im Norden von Illinois, Indianaga und 
Ohio, im Oſten von Virginia, im Süden von Tenneffee, 
and im Weften vom Mifftfippifteome begrenzt, hat einen 
Flächeninhalt von gegen 40,000 Duadratmeilen und zählt 
850,000 Einmw,, unter denen gegen 200,000 Negerſclaven 
und über 6000 freie Farbige, Der weißen, männlichen 
Devölferung wird nicht gang mit Unrecht eine gewiſſe 
Derbheit zum Vorwurf gemacht, man muß ihnen aber 
auch einen hohen Grad von Biederfeit und Gaftfreund- 
ſchaft nachrühmen, 

Hauptflüffe des Staates find der ihn von Ohio, In— 

diana und Illinois trennende Ohio, der ihn von Miffouri 
ſcheidende Mifftffippi, der Tenneffee, Eumberland, Green, 
Salt, Kentudy, Liding und Big-Sandy, 

Im Südweſten, in den zwifchen dem Mifftffippi und 
dem Tenneffee, und zwifchen diefem und dem Gumberland 
liegenden Counties Ballard, Hickman, Graves, Me. Cracken, 
Marſhal und Calloway, iſt die Oberfläche des Landes eben, 
der Boden fett und üppig, das Klima aber fieberhaft und 
der Gefundheit des Deutfchen ſchädlich. In den nach Often 


Nordamerifa, 1 6 


242 Der Staat Kentuchi). 


fich hieran anfchliegenden Eounties Trigg, Caldwell, Hop— 
fin, Ehriftian, Todd, Loggan, Mubhlenburg, Ohio, Buttler, 
Warren, Simpfon, Allen, Edmonfon und Grayfon, und 
in den an den Ohio grenzenden Counties Livingston, Gritt- 
enden, Union, Henderfon und Hancod beginnt das Land, 
bei durchgängig gleicher Güte des Bodens, nah und nad 
hügeliger zu werden, was in jedem weiter öftlich gelegenen 
County zunimmt, und befonders von den unmittelbar hinter 
den von regelmäßigen Ueberfhwenmmungen heimgefuchten 
Bottomländereien am Ohio und den meiften übrigen Flüſſen, 
von 6 big 18 M. breiten Landftreden gilt. Der Deutſche 
fehe, bevor er fich hier niederläßt, darauf, ob auch gutes 
Waſſer da und wie der Gefundheitszuftand überhaupt in 
feiner fünftigen Nachbarſchaft beihaffen ift, denn auch in 
dieſem Theile des Staates graffiren Fieber, die den Neu— 
eingewanderten felten unangefochten laſſen. Der ganze 
Dften des Staates ift gebirgig, und die in Südoft-Kentudy 
gelegenen Counties Whitley, Knox, Harlan, Letcher, Clay, 
Perry, Floyd und Pike find fo felfig, daß fie fih faft 
nirgends zu Aderbau-Niederlaffungen, und nur an einzel- 
nen Punkten zur Betreibung von Viehzucht eignen, Die 
Höhen des diefe Eounties durchftreichenden Gumberland- 
gebirges find mit Nadelholz, Eichen, Ahorn, Nußbäumen, 
Linden, Birken und Buchen-Waldungen bedeckt und der 
fihere Zufluhtsort son Hoch- und anderem Wild und 
ganzen Schaaren Reb- und Truthühnern, FJafanen, Wan- 
bertauben, Naben, Adlern, Upus u. ſ. w. Gefund, gut 
bewäffert und von faſt überall guter Bodenbefchaffenpeit 
find die öftlihen Counties Pendleton, Braden, Mafon, 
Lewis, Greenup, Lawrence, Fleming, Harrifon, Bath und 
Nicholas, welche um fo mehr deutfchen Auswanderern em— 
pfohlen werden fünnen, als fie dort bereits eine nicht 
geringe Anzahl ihrer Landsleute angefiedelt finden werden. 
Kentudy ift vor Allem Aderbau und Viehzucht trei⸗ 


Der Staat Uentucktz. 243 


bender Staat, Im Weften wird neben Mais und anderen 
- Getreidearten, auf den von Sclaven bearbeiteten Planta- 
gen, bauptfächlich viel Tabaf gebaut; auch der Weinbau 
beginnt immermehr in Aufnahme zu fommen, und es wird 
demfelben jest ſchon von Bielen eine folde Sorgfalt ge- 
widmet, daß ein durchaus guter Wein gewonnen wird, 
In den übrigen Theilen des Staates werden Mais, Wei- 
zen, Gerfte, Hafer, Erbfen, Bohnen, weniger Tabaf, aber 
auch etwas Wein gebaut, und die Pferde, Maultbier-, 
Rindvieh⸗ und Schweinezucht ift bedeutend, In den gebirgi- 
gen Counties legt man fich feit einigen Jahren mit gutem 
Erfolge auf die Schafzucht. 

| An Mineralien befist der Staat vorzüglih Blei und 
Eiſen; erfteres wird aber noch gar nicht ausgebeutet. Die 
an verfihiedenen Punkten befindlichen Salzquellen find fehr- 
ergiebig. Der Handel Kentudy’s ift von geringer Bedeu- 
tung; noch unbedeutender find Fabrif- und Gewerbthä⸗ 
tigkeit. 

Seine ſchiffbaren, nur im Hochſommer, wegen der faſt 
durch den ganzen Staat ſich erſtreckenden Kalkſteinſtlagern, 
unfahrbar werdenden Flüſſe, machen dem Staate feine - 
künſtlichen Communicationsmittel zum nothwendigen Be— 
dürfniſſe; es find deshalb nur Flußcorrectionen, und da, 
wo die Fälle des Ohio die Schifffahrt gefährden oder 
ganz unmöglich machen, der Bau des 24 M. langen, bie 
Stromfchnellen umgehenden Louisville— an Portland» Ca⸗ 
nals vorgenommen worden. Die einzige Eifenbahn Ken- 
tucky's iſt die Lexington-Ohio-Bahn, welche die 24 M. 
lange Strecke von Lexington nach Frankfort durchläuft, 
eheſtens in dieſer Richtung bis Louisville vollendet ſein 
wird, und ſich ſpäter von Lexington aus an die durch 
Tenneſſee, Nord» und Süd-Carolina, bis Charleston hinab 
laufende Eifenbahn anſchließen ſoll. 

Die Noten der im Staate beftehenden 3 Haupt⸗ und 

16* 


244 Der Staat Keentuchh. 


11 Filialbanken eireuliren zu 5 Procent unterm Nenn— 
wertbe. ; n 

Die Staatsfchuld beträgt 4,531,913 Dollars. 

Sranffort, in einer hügeligen Gegend von Franflin- 
County, an dem bis hieher für größere Schiffe fahrbaren 
Kentuckyfluſſe erbaut, ift die Hauptftadt des Staates, treibt 
vecht lebhaften Handel, befist einige Fabrifen und zählt 
4500 Einw. Louisville, in Gefferfon- County, am 
Ohio, durch Schifffahrt, Handel und Gewerbthätigfeit die 
bedeutendfte Stadt des Staates, und mit vielen ftattlichen 
Gebäuden gefhmüdt, von denen bejonders das medici- 
nifhe College genannt zu werden verdient, zählt unter 
feinen 45,000 Einw. mehrere taufend Deutſche. Die nächſt 
Louisville Tebhafteften Städte am Ohio find: Greenups— 
burg, im gleichnamigen County, mit 700 Einw,; Au- 
gufta, in Braden-Eounty, mit 900 Einw.; Maysville, 
in Pendleton- County, mit 3000 Einw.; Newport, in 
Kanton-County, an der Mündung des Liding in den Ohio, 
Gineinnati gegenüber, mit 1700 Einw.; daneben Cowing— 
ton, mit Cineinnati durch eine Dampffähre verbunden, 
und 5000 Einw. zählend; Burlington, in Carroll- 
County, an der Mündung des Kentudy in den Ohio, mit 
600 Einw.; Smithland, in Livingston-Eounty, da, wo 
der Cumberland fih in den Ohio ergießt, mit 1500 Einw. 
und Paducah, in M’.-Craden- County, an der Mündung 
des Tenneffee in den Ohio, mit 500 Einw, Die einzige 
wichtigere Stadt Kentudy’s am Ufer des Mifftffippi ift 
Columbus, in Ballard- County, mit 1000 Einw, Die 
bedeutenderen Städte des Inlandes find, außer dem fchon 
erwähnten Franffort, Lexington, eine gut gebaute, leb— 
bafte, an einem Arme des Elfhorn, in Fayette- County, 
liegende Stadt mit 9000 Einw., einer Univerfität, meb- 
reren hübſchen Kirchen, 2 Theatern, City-Hall, Bibliothef 
und anderen öffentlichen Gebäuden; Danville, in Bayle- 


Der Staat Ohio, 245 


County, am Kentudy, mit 2000 Einw., dem Staats- 
Taubftummen- Inftitut, einem College und mehreren ans 
deren guten Lehranftalten; Bomwling-Green, in Warren- 
County, am Big» Barren, mit 1600 Einw.; Glasgow, 
in Barren: County, am Little-Barren, mit 800 Einw.; 
Bromnspille, in Edmonfon= County, am Greenfluffe, 
freundliche und lebhafte Stadt, mit 900 Einw.; Paris, 
in Bourbon-County, mit 2000 Einw.; Verfailles, in 
Woodford-County, mit 2100 Einw.; Eyntiana, in Harri— 
fon-County, am Licking, mit 1000Ctnw.;5 Harrodsburg, 
in Merce⸗County, am veizenden Ufer des Saltfluffes, mit. 
Heifquellen, einem College und 2000 Einw.; Barbours- 
ville, in Knor-County, am Cumberland, in rauher Ges 
gend, mit 900 Einw.; Louifa, an der Mündung des 
Weft-Forf in den Big-Sandy, in St, dawreueg Caun 
mit 600 Einwohnern. 





Der Staat Ohio *), 


zuerft von Auswanderern aus Maffachufetts im J. 1788 
angefiedelt, erhielt im J. 1789 den Namen Weft- Terris 
torium, der fpäter in den yon Nordweft- Territorium vers 
ändert wurde, und trat im %. 1802, nach dem feine Süd— 
grenze bildenden Fluſſe Ohio genannt, als Staat in die 
Union, 


* Ueber ieh Staat empfehlen wir dem Auswanderer ‚Nord: 
amerifas Ohio. Reiſe nach Nordamerifa. Beobachtungen und Erfah: 
rungen in Ohio 1848 und 1849. Bon % Engels aus Remſcheid, 
Lithograph in Kineinnati. Elberfeld, bei 3. Bäpdefer, Preis 10 Sgr.‘‘ 
und „der Staat Ohiv. Von Dr. J. ©. Büttner, Bayreuth bei Buchner. 
Preis 15 Sgr.“, nachzulefen, zwei Bücher, die dazu beitragen werden, 
ihm ein klares Bild von diefem Stante und dem Leben in bemfelben 
zu geben. s 


246 Der Staat Ohio. 


Der im 3. 1802 im Convente zu Chilfieothe gegebe- 
nen Berfaffung nad) ift die gefeggebende Macht im Beſitze 
der Generalverfammlung, welche aus einem Senate, mit 
36 Mitgliedern, und dem Haufe der Repräfentanten, mit 
72 Mitgliedern, befteht, die alle vom Bolfe gewählt wer- 
den. Die Senatoren werden auf zwei Jahre, die Reprä- 
jentanten auf ein Jahr gewählt; Erftere müffen das 
Alter von-30, Lestere das von 25 Jahren erreicht haben. 
Keiner, der ein einträgliches Amt der Ilnion oder des 
Staates befleidet, wobei jedoch Gehalte bei der Miliz und 
die der Friedensrichter nicht als einträglich angefehen wer- 
den, und fein Geiftlicher, der auch von den meiften bür— 
gerlihen Aemtern ausgefchloffen ift, um durchaus feinen 
Einfluß auf die Staatsangelegenheiten erhalten zu fönnen, 
fann Mitglied der Generalverfammlung werden. Die voll- 
ziehende Gewalt bat der auf zwei Jahre vom Volke ge: 
wählte, einen Jahresgehalt von 1200 Dollars beziehende 
Gouverneur, der, wenn es nöthig, vom Sprecher des 
Senats vertreten wird, Die richterlihe Gewalt haben der 
oberfte Gerichtshof, die Untergerichte und die Friedens 
richter. 

Seder 21 Jahre alte, weiße Bürger der Bereinigten 
Staaten, der ein Jahr Yang vor der Wahl im Staate 
gewohnt und eine Staats- oder County- Abgabe entrichtet 
bat, ift ftimmberechtigt, 

Ohio fendet 21 Abgeordnete zum Bundescongreffe, 

Der Staat wird im Norden von Michigan und dem 
Eriefee, im Oſten von Pennfylvanien, im Südoften von 
BVirginien, im Süden vom Ohio, der ihn von Virginien 
und Kentudy fcheidet, und im Weften von Indiana begrenzt; 
fein Flächeninhalt beträgt 40,000 Dradratmeilen, feine 
Einwohnerzahl 2,500,000, worunter gegen 800,000 Deut- 
The und Nachkommen von Deutfhen. Negerfelaven giebt 
es bier nicht; von freien Farbigen leben in Ohio 21,000. 


Der Staat Ohio. 247 


Hauptflüffe find der dur den Alfeghany und den 
Monongahela gebildete Ohio, der Musfingum, Seioto, 
Great: Miami, Little- Miami, Hockſocking, Maumee, Sanz 
dusfy und Cuyahoga. 

Im Allgemeinen fann man die Oberfläche des Landes 
der Geftaltung nach in drei Theile theilenz; der nordweſt— 
liche Theil ift eben, auf manden Stellen fumpfig; der 
nordöftliche, öftliche und ſüdöſtliche ftarf hügelig und bergig, 
und durchfchnittlich von guter Bodenbefchaffenheit, und der 
übrige Theil hügelig und befonders in den Flußthälern 
von ausnehmend fruchtbarem Boden. Das unftreitig befte 
und auch befteultivirtefte, zugleich für den Abfas der Pro— 
duete jehr günftig gelegene Land des Staates enthalten 
jene Counties, welche zwifchen dem Maumee im Norden 
und dem Dbiofluffe im Süden liegen und vom Miami 
und feinen Nebenflüffen durchſtrömt werden. Diefe Coun— 
ties, in denen Thon auf Kalkftein lagernd vorberrfchend 
iſt, und in deren Waldungen hauptfählih Eichen, Aborn, 
Buchen, Eichen, Pappeln, Kaftanien- und Nußbäume vor— 
fommen, find Williams, Henry, Paulding, Putnam, Ban 
Wert, Mercer, Allen, Shelby, Darf, Miami, Greene, 
Montgomery, Preble, Butler, Hamilton, Warren und 
Glermont. Hier werden vorzugsmweife Weizen und Mais, 
weniger Roggen, Gerfte und Hafer gebaut, wovon ber 
Weizen durchfchnittlich 25, der Mais 50 bis 75 Buſhels 
vom Acre liefert, Auch die Pferde, Rindvieh-, Schweine- 
und Schafzucht werden mit gutem Erfolge betrieben, und 
mit der Seidenzucht angeftellte Verſuche find fehr wohl 
gelungen, Der Preis für uneultivirtes Land in dieſem 
Strihe wechlelt, je nah der Entfernung - von größeren 
Märkten, vom Canal oder Eifenbahn, yon 6 bis 12 und 
20 Dollars pro Acre, Der einzige Streifen Landes in 
ber genannten Gegend, der nicht zum fruchtbarften Boden 
bes Staates gezählt werden fann, ift eine fchmale Hügel- 


* 


248 Der Staat Ohio. 


reihe am Ohio in Hamilton. und Clermont-County. 
Das Land zwifchen dem feinen Miami und dem Scioto, 
nahe bei ben Duellen dieſer Flüffe, in Hardin, Union 
und Logan⸗ County, ift flach, hat faſt durchgängig fetten, 
ſchwarzen Boden, und iſt am Darby, Deer und Paincreek, 
wo magere Prairie liegt, beſſer zu Weide als zu Ackerland 
zu verwenden. Von hier, wo man uncultivirtes Land zu 
3 bis 6 Dollar für den Aere kaufen fann, bis zum Ohio, 
erhebt fi das Land in den Counties Champaign, Clark 
und Madifon fanft wellenförmig, wird hügeliger in ben 
Counties Fayette, Clinton, Highland, Brown und Adams, 
und fteigt in den legtgenannten beiden oft zu ſchwierig zu 
bebauenden Anhöhen. empor. Hier find Schwarz: und 
Weißeichen vorherrichend, Der aus einer Miſchung von 
rothem Lehm und Sand auf Kalfiteinlager beflehende Bo— 
den wird meiftens zum Weizen-, weniger zum Maisbau 
benust, auch wird hier die Viehzucht ftarf betrieben. Preis 
bes rohen Landes von 3 bis 7 Dollars für den Acre. 
Das Flußthal des Scioto, die Counties Scioto, Pife, 
Roß, Pidaway, Franklin und Delaware enthaltend; die 
vom Hoding. durchftrömten Counties Athens, Hoding, 
Fairfield, und die zwifchen diefen beiden Flüffen liegenden, 
aus angeſchwemmtem Lande beftehenden Counties Lawrence, 
Gallia, Zadfon ftehen dem Flußthale des Miami nicht an 
Güte des Bodens nah. Der angefchwenmte Boden des 
Hocking ift durch dort wohnende Deutfche auf eine hohe 
Stufe der Eultur gebracht worden und liefert reiche Ernten 
von Weizen und anderem Getreide, aud etwas Tabak. 
Die Rindvieh-, Schweines, Pferdes und Schafszucht blühen, 
und von Wolle werden nicht unbedeutende Duantitäten 
ausgeführt. Noch blühender ift Die Rindviehzucht im Scioto— 
Thale, wo weniger Weizen, aber mehr Mais gebaut wird, 
der ohne Dünger alljährlich auf demfelben Felde gedeiht, 
weil tiefes Pflügen den Kalfgrund aufwirft und dem Bo— 


Dir Staat Obio, 249 


den immer frifche Kraft verleiht. Das uncultivirte Land 
am Scioto, am Hoding und zwifchen dieſen beiden 
Flüffen fteht zwifchen 3 und 10, auch 15 Dollars hoch 
' pro Aere im Preife, In den am Musfingum und feinen 
Nebenflüffen liegenden Counties Licking, Musfingum, 
Morgan, Waſhington, Wayne, Holmes, Coſhocton 
findet man, außer in einigen ſchroff hügeligen, von den 
Flüſſen entfernter liegenden, jedoch zur Viehzucht ſehr 
wohl geeigneten Townſhips, ſandigen Lehmboden, der 
reihe Ernten von Mais und Weizen und Tabak liefert. 
Wolle wird viel gewonnen. In Musfingum-Gpunty, uns 
weit der Stadt Zanesville, haben Deutfche eine Nieders 
laffung gegründet, die jedoch wegen des in ihr herrfchen- 
den eommuniftifchen Princips zu feinem gedeihlihen Auf: 
bfühen gelangen fann. Die vom Killbud, Tuscaramas, 
Dientangy, Huron, Vermillion, Blad, Stillwater, Sandy 
und einer Menge anderer Flüſſe und Bäche durchſchnit— 
tenen Counties Tuscarawas, Harrifon, Caroll, Colum— 
biana, Stark, Medina, Lorain, Huron, Richland, Knox 
und ein Theil von Summit, von denen Golumbiana, Stark, 
Medina und Richland viele Deutfche unter ihren Bewoh— 
nern zählen, und Tuscarawas, die im Jahre 1817 von 
dem Würtemberger Bäumler gegründete, einer blühen— 
den Strafeolonie ähnliche Separatifteneolonie Zoar ent— 
bält, haben vorzüglihen Weizenboden und noch große 
Streden uneultivirten Landes, welches zu 24 bis 9 Dollars 
pro Aere zu erftehen ift. Trumbulf, Portage, Geauga, 
Afdtabula, Lafe und Cayuga- County, in dem nordöftlichen 
Winfel Tiegend, deffen Schenfel das Ufer des Eriefees und 
bie Weftgrenze Pennfplvaniens bilden, eignen fi) vor— 
züglich zur Rindviehzuchtz die Bewohner widmen fi daher 
auch vorzugsweife biefer und bauen faum mehr, als das 
für den eigenen Bedarf nöthige Getreide, Butter, Käfe, 
Hornvieh und Fleiſch find die Hauptausfuhrartifel, In 


250 Der Staat Ohio. 


Cayuga= County, 7 Meilen von Gleveland-Eity entfernt, 
liegt die Shafer- Niederlaffung Union-Bilfage, Das uns 
eultivirte Land in diefer Gegend wird mit 3 bis 8 Dollars 
pro Acre bezahlt. Lucas, Wood, Ditama, Sandusky, 
Erie- County, viele offene und auch mit Fleinen Eichen- 
und Hickory-Boskets bewachfene Prairien (Openings), auch 
große, mit Eolofjalen Eichen, Wallnuß-, Hidory- und 
Buchenwaldungen, deren Klärung äußerſt ſchwierig ift, 
jowie große Sumpfftreden enthaltend, find noch faft nur 
an den fie bewäffernden Flüffen Maumee, Sandusfy, Erie 
und deren Armen angebaut, werden aber, da der Falffteins 
Haltige Boden durchgängig gut, und felbft da, wo Sümpfe 
befindlich, Teicht troden zu legen ift, auch Canäle und 
Eifenbahnen den Berfehr beleben und den Werth des Lan- 
des immer mehr heben, bald dichter bevölfert fein. In 
den entlegeneren Theilen diefer Counties wird uneulti= 
virtes Land mit 2, in mehr angefiedelten Gegenden mit 
5, 10 und 20 Dollars pro Acre bezahlt. Monroe, Bel: 
mont und efferfon» County, im füdöftlichen Theile des 
Staates, am Ufer des Ohio, haben eine unebene, zum 
Theil fehr rauhe und nur an einzelnen Stellen für den 
Aderbau paſſende Oberflähe. Der Getreidebau ift hier 
deshalb auch fehr unbedeutend; Tabak wird zwar ziemlich 
viel gewonnen, aber Nindvieh- und Schafszucht bilden die 
Hauptzweige der Landwirtbfchaft. Guernfey=- County, weft 
th von Belmont, ift hügelig und hat einen Boden mittel- 
mäßiger Güte, auf dem jedoch vorzüglicher Wein und fehr 
guter Tabaf erzeugt werden, 

Außer den in Privathänden befindlichen, zum Ber: 
fauf ausgebotenen ausgedehnten Landſtrecken, befigt die 
Regierung noch bei 800,000 Acres unverfauften Landes 
im Staate Dbio, allein hinreichend, um für lange Zeit 
einem großen Theile des Stromes deutfcher reg 
zum Ziele zu dienen, 


Der Staat Ohio. 251 


Die Seidencultur findet immer mehr Aufnahme im 
Staate, fo daß die Production fhon nicht mehr gering 
ift, mehr noch fommt der Weinbau in Schwung, der durch 
ein ausgezeichnetes Gewächs veichlih Die auf ihn ver- 
wendete Mühe belohnt und befonders viele Deutiche be— 
Ichäftigt. Allein in der Umgebung Cineinnatis darf man 
fhon den Ertrag der Weinlefe auf 2 Mill. Gallong oder 
eben fo viele Dollars anfchlagen, und es dürfte die Zeit 
nicht mehr fern feyn, wo die den Ohio befränzenden Wein- 
berge einen großen Theil des Weinbedarfs der Vereinig— 
ten-Staaten zu befriedigen im Stande fein werden, Dbft- 
und Gemüfe-, fowie Hanf- und Flahsbau werden ebenfalls 
eifrig von Deutſchen betrieben und geben gute Rechnung. 

Das Clima Ohio's kann, im Ganzen genommen, 
gefund genannt werden, die fumpfigen und diejenigen Ge: 
genden ausgenommen, mo ftebende Wafler und in deren 
Folge Wechfelfieber häufig find. Der deutfhe Einwan- 
derer vermeide ſolche Gegenden und laſſe fih nicht durch 
den üppigen Boden derfelben oder durch fonftige Loduns 
gen zur Niederlaffung in ihnen in der Hoffnung verleiten, 
er werde dem nachtheiligen Einfluffe feiner Umgebung 
entgehen, Sind Reiſe- und Anfiedelungsbefchwerden und 
fonftige unvermeidlihe Mühen und Entbehrungen ohnehin 
fhon oft genug hinreichend, den rüftigften Einwanderer 
aufs Kranfenlager zu werfen, fo wird er in fumpfigen, 
im Sommer unerträglich ſchwülen Gegenden doppelt Teicht 
an feiner Gefundheit Schaden leiden. Die Winter find 
im Norden ftrenger als im Süden, im Ganzen aber mild 
zu nennen; der Frühling ift äußerft Furz, aber angenehm, 
wie ber länger dauernde Herbſt; die Sommer, in niede— 
ven Gegenden unerträglich ſchwül, find in höheren Ge— 
genden erträglih warn, yon Winden gefühlt und aud 
für Deutihe angenehm. 

Am Kilbbud, Yellow-Ereef, Hocking und Muskingum 


252. Der Staat Ohio, 


find bedeutende Salzquellen; Steinfohlen finden fih im 
ganzen Dften und Südoften, befonders am Hoding und 
Musfingum, in Belmont, Monroe und in anderen Coun— 
ties und lieferten im verfloffenen Jahre eine Ausbeute von 
800,000 Dollars Werth; Eifenerz wird ebenfalls an den 
genannten beiden Flüſſen und in anderen Theilen bes 
Staates gefunden und der Ertrag der Werfe beläuft fi) 
auf 1 Mill, Dollars jährlich; Sandftein findet fich be- 
fonders häufig im Dften, fo aud Marmor; Kalfftein wird 
faft in jedem der 79 Eountied des Staates angetroffen 
und Schiefer Tiefern die mittleren Counties. Die weißen 
Schwefelquellenin Delaware-County und Die gelben Schwe- 
felquellen in Greene- County find ihrer Heilfraft wegen 
berühmt, 

Wenngleich Ohio vorzugsweife ein Aderbau und 
Viehzucht treibender Staat genannt werden muß, fo ift 
doch feine Gewerbs- und Fabrifthätigfeit nichts weniger 
als unerheblich. Es beftehen im Staate eine anfehnliche 
Zahl von Hochöfen und Hammerwerfen, Wollen-, Baum 
wollenwaaren= und Hutfabrifen, über 500 Weizenmahl- 
müblen, faft dreimal fo viele Maismahlmühlen, aud 
Walk⸗, Pulvers, Del-, Papier und Sägemühlen, und 
der Schiffsbau befchäftigt Taufende von Händen, 

Der Handel, durch die glüdliche Lage des Staates 
am Erijee und am Ohio und durch die denfelben durch— 
fchneidenden Flüſſe begünftigt, fowie durch Ganäle und 
Eifenbahnen Fräftig unterftügt, beftebt bauptfählih in 
der Ausfuhr von Getreide, Mehl, Fleifch, Tebendem Vieh 
und Holz, im Werthe von vahe an Mill. Dollars jähr- 
lich, und in der Einfuhr von Golonial- und Manufac- 
turwaaren, welche aus den atlantifchen Häfen und über 
diefe auch direete vom Auslande bezogen werden. An Ei- 
fenbahnen befist Ohio die 40 M. Tange Little» Miami-, 
die 160 M. lange Mad» River und Erie-, die 12 M. 


Der Staat Ohio 253 


lange Huron- und Kormwalf- und die 16 M. lange San: 
dusfy- und Monroeville-Bahn; an Canälen, den von 
Eleveland-City bis Portsmouth am Ohio gehenden Dbio- 
Canal von 334 M. Länge, an den fich von Zanesville 
aus ein 14 M., von Columbus ein 10 M., von Lanca- 
fter aus ein I M, und von Athens aus ein 50 M. lan— 
ger Arm anfchließt. Der von Roscoe in den Walhofding- 
flug führende Zweigeanal ift 25, der Eaftportzweig 4 und 
der Dresdenzweig 2 M. lang. Der yon Cineinnati nad 
Deftance führende und dort mit dem Wabaſh- und Erie- 
Canal fich vereinigende Miami» Canal ift 178 M. Tang, 
verzweigt ſich, als Warren-Ganal, auf 20 M. Länge, von _ 
Middletswn bis Lebanon, und mißt zufammen mit dem 
91 M. langen Wabafh- und Erie-Canal, im Ganzen 269 
und vom Erieſee bis Cincinnati 265 M. Der White— 
Water-Canal, von Cincinnati bis zum White-Water füh- 
rend, mißt 25 M. Länge, der Mahoning=Ganal, von 
Akron bis Beaver, am Ohio, führend, 80, der Sandy- 
und BeayersCanal, wenn von Bolivar bis zur Mündung 
des Little Beaver-Ereef in den Ohio, vollendet, 76 und 
der von Huron bis Milan führende Milan -Canal 3 M. 

Ohio hat 22 von der Regierung genehmigte und der 
Controlle der beftehenden Bankcommiſſion unterworfene 
Banken, welde Noten zu 5 Dollars und darüber ausge— 
ben, die al pari und zu 1 bis 2 Prozent unterm Nenn- 
werthe curfiren. 

Die durch öffentlihe Bauten erwachfene Staatsfchuld 
beträgt 19,173,223 Dollars, welche zu 5 und 6 Procent 
pro Anno verzinfet werden, 

Columbus, Hauptftadt des Staates und Gerichtsſitz 
für Franklin-County, am Seioto, mit 9000 Einw,, worun— 
ter viele Deutfche, ift eine hübſche, durch eine fchöne 
Brüde mit dem am wmeftlichen Ufer des Fluffes Tiegenden, 
400 Einw. zählenden Franklinton verbundene Stadt. 


254 Der Staat Ohio. 


Bon Öffentlihen Gebäuden find das Staatenhaus, das 
Staatsgefängniß, das Bankhaus, das Taubftummen-, Blin- 
den» und rreninftitut zu nennen, Unter den fünf Kir- 
hen der Stadt befindet fich eine deutſch-lutheriſche; es 
giebt hier aber auch-eine deutfche evangelifche und eine 
deutfhe römifch-Fatholifche Gemeinde. Handel und Ge- 
werbe blühen. Gincinnati, die Königin des Weften 
genannt, in Hamilton=Gounty, auf zwei über einander 
liegenden Hocebenen, am fteilen Ufer des Ohio erbaut, 
bat fih in einem Zeitraume von faum 60 Jahren von 
einem ärmlichen Jndianerdorfe zu einer fchönen, mit ftatt- 
lihen Gebäuden gefchmüdten, äußerſt Iebhaften Fabrif- 
und. Handelöftadt von 120,000 Einw. emporgefchwungen, 
unter denen 30,000 Deutfche find, In den, in folcher 
Ausdehnung nirgends in der Welt vorhandenen Schwei- 
nejchlächtereien (porkhouses) der Stadt, werten alljähr- 
lid über 500,000 Schweine gefchlachtet, gefalzen - oder 
geräuchert und verpadt, woher Cincinnati den Spottnamen 
Porkopolis erhalten hat; auch die hemifchen, Mafchinen>, 
Baumwollen-, Wollen und Eifenwaarenfabrifen, welche 
mit einem ‚Capital von mehr als 10 Mill. Dollars! ar- 
beiten, und von denen die Mafchinenfabrifen allein 1000 
Arbeiter befchäftigen, die großen Geifenfievereien, Bren— 
nereien und Brauereien, Mahl-, Sägemühlen und ande- 
ren induftriellen Etabliffements verdienen befucht zu wer 
den. Der Berfehr der Stadt mit den den Ohio auf- und 
abwärts gelegenen Häfen des Weften und Often ift enorm, 
der Werth der jährlichen Einfuhr beträgt über 55, der 
der Ausfuhr über 60 Mill, Dollars; aber au für Wif- 
jenfchaft und Kunft und für gefelliges Leben ift mehr ge- 
than, als man billiger Weiſe von einer fo jungen Stadt 
‚eines feit faum 60 Jahren angefiedelten Landes erwarten 
fann, Zu den vorzüglicheren Lehranftalten Ohio's gehört 
das hier befindliche Lane-College, welches feinen Namen 


Der Staat Ohio. 255 


von feinem Gründer trägt, bauptfächli dazu beftimmt 
ift, die neuen presbyterianifchen Kirchen mit Geiſtlichen 
zu verfehen, aber nach den Grundfägen der vollfommen- 
ften Toleranz geleitet wird, was um fo mehr Erwähnung 
verdient, als Ohio wohl der Staat der Union ift, wo 
religiöfe Duldfamfeit am wenigften zu Haufe if. Unter 
den milden Stiftungen. find zwei Waifenhäufer, das eine 
für Kinder weißer, das andere für foldhe farbiger Eltern, 
Die mit Weingärten und hübfchen Farms geſchmückte Um— 
gegend bietet der Reize mannichfaltige dar, Hamilton, 
Sit des Gerichts für das gleichnamige County, am Ufer 
des großen Miami, mit 1800 Einw,, welche Landhandel 
und Gewerbe treiben, fteht durch eine Brüde mit dem 
ihm gegenüber Tiegenden, 1200 Einw, zahlenden Städt- 
hen Roffville in Verbindung, Drford, ebenfalls in 
Hamilton=- County, verdient der dort befindlichen Miami 
Univerfität wegen genannt-zu werden, Eaton, Gerichtsfiß. 
für Preble- County, zählt 1000 Einw, Dayton, Sik 
bes Gerichts für Montgomery» County, hat eine hübfche 
Lage, anfehnlihe Manufacturen, mehrere Afademien und 
Schulen und 7000 Einw,, worunter viele in Wohlftand 
lebende Deutsche. Sn einem yon Hügeln halbfreisförmig 
eingefchloffenen fruchtbaren Thale deffelben Counties Tiegt 
dag gemwerbthätige, bei 1300 Einw. zählende Germans- 
town, in dem ebenfalls viele Deutſche leben. Troy, 
Gerichtsfig für Miami-County, hat 12005 Piqua, im 
nämlichen County, vom Canal durdfchnitten, 1500 Einw. 
Lima, in Allen-County, am Ottawa, aufblühendes Städt- 
hen von 600 Einw,, in deffen Nähe ſich mehrere deutfche 
Familien angefiedelt haben, Defiance, Gerichtsfig für 
Williams: County, an den fchiffbaren Flüffen Maumee, 
Auglaize und Tiffin und am Wabafh- und Erie - Canal 
liegend, zählt zur Zeit zwar erft 1100 Einw,, wird aber 
durch feine für den Handel wichtige Lage bald zunehmen. 


256 . Der Staat Ohio, 


Maumee- City, am gleichnamigen Fluffe, mit 1000 
Einw., liegt in Lucas- County; wichtiger im nämlichen 
County ift Toledo, an der Mündung ded Maumee in 
den Eriefee, eine Stadt, die mit den nördlichen Seen durch 
Dampf und GSegelfhiffe und dur Canal- und Fluß— 
fchifffahrt, fowie durch Eifenbahnen mit dem Inlande in 
lebhafter Gefhäftsverbindung fteht, und unter ihren 3000 
Einw., fowie unter den Bewohnern der Umgegend eine 
ziemlich beträchtliche Anzahl Deutfcher zählt. Die Um— 
gebung der Stadt, durch Sümpfe ungefund, wird immer 
mehr troden gelegt. Perrysburg, in einer reizenden 
Lage zu beiden Seiten des bis hieher fhiffbaren Maumee, 
in Wood-County, hat 1600 Einw, Springfield, an 
einem Arme des Mad, in Glarfe-Eounty, zählt 2500 E., 
welche hauptfächlih von Gewerben und vom Landhandel 
leben, Kenia, am Little-Miami, in Greene-County, ift 
eine regelmäßig und gut gebaute Stadt mit 1200 Einw. 
Lebanon, am Turtle-Ereef, in Warren-Eounty, in frucht- 
barer Gegend mit 1500 Einw. Ripley, in Brown 
County, am Ohio, bat mehrere Fabrifen, verſchifft viel 
Getreide und Fleifch und zählt gegen 1000 Einw. Hills- 
boro, Gerihtsfis von Highland» Eounty, mit 1200 
Einw., worunter einige. deutſche Familien, hat eine aus- 
gezeichnet fohöne Lage, Ehillicothe, Gerichtöfis für 
Rofj- County, am Scioto und vom Ohio-Canal durch— 
ſchnitten, zählt 4000 Einw,, worunter einige hundert 
Deutiche. Circleville, Gerihtsftg für Pidaway-Gounty, 
am Scioto und zu beiden Seiten des Canals, der mit- 
telft eines Aquaduets über den Fluß geleitet ift, hat 3500 
Einw. Delaware, Gerichtsfig des gleichnamigen County, 
am Whetſtone, zählt 1000 Einw. Bucyrus, aufblü- 
bendes Städtchen am Sandusky, in Gramford «County, 
gegen 1000 Einw, Mansfield, in Ridland- County, 
zählt unter feinen 1500 Einw, mehrere hundert Deutſche, 


Der Staat Obie, 357 


welche eine proteftantifche Kirche haben. Normalf, Ge- 
richtsſitz von Huron=&ounty, hat gegen 2000 Einw, Sans 
busfy- City, an ber gleichnamigen Bat, in Erie-Eounty, 
und Huron, an der Mündung des Huron in den Erie- 
fee, jede mit 11 bis 4200 Einw,, treiben lebhaften Han⸗ 
del und Schifffahrt. Cleveland-City, an der Mündung 
des Guyahoga in den Erifee, Gerichtsfig von Cuyahoga— 
County, ift wichtig als Fabrifshafen und Handelsſtadt, 
in bie jährlich bei 3000 Schiffe ein= und auslaufen und 
deren Ein=- und Ausfuhr jährkih 13,500,000 Dollars 
beträgt. Mehrere Afademien und Kirchen, worunter zwei 
deutiche, die yon Gartenanfagen umgebene City-Half und 
mit Bäumen gefchmüdte Straßen zieren die freundliche 
Stadt, Mit der Stadt durch Brüde und Fähre verbun- 
den ift Ohio-City, das ehemalige Brooklyn, welches 
mit Cleveland zufammen 14,000 Einmw. zählt, von denen 
2000 Deutfche find, Warren, am Mahoningfluffe und 
am Ganale, ift großartig ausgelegt, umfaßt gegenwärtig 
aber erft 1600 Einw. Afron, in Summit-County, am. 
Ohio-Canale, ift eine fabrifthätige Stadt mit 3700 Einw, 
Wayne, Gerichtsfig des gleichnamigen County, zählt 
unter feinen 2000 Einw. und unter. den Anſiedlern der 
Umgegend viele Deutfhe. Mount-Bernon, am Owl⸗ 
Creek, Gerichtsfig für Knox-⸗County, hat 2500, Canton, 
Gerichtsfig des von fehr vielen Deutfchen bewohnten Starf- 
County, 3500 und Maffillon, im nämlichen County, 
am Dbio-Ganale, wo Hr, Paftor Dr. Büttner eine deutſch⸗ 
‚peoteftantiiche Gemeinde gründete, 1500 Einw., welde 
ftarfen Handel treiben. Columbiana, an einem Arme 
des Little-Beayer und am Sandy und Beaver - Canale, 
ift Fabrikftadt mit 2000 Einw. Steubenville, am 
Ohio, in reicher, gut bevölferter Gegend, hat bedeutende 
Fabriken und treibt Tebhaften Handel. Die Stadt zählt 
6000 Einw. Zanesville, mit 5000 Einw., am Mus⸗ 


Nordamerika, 1 7 


258 Ders Staat Andiana, 


fingum, hat große Mahlmühlen, Brennereien, Eifengieße- 
veien und Fabriken und fteht Durch zwei Brüden mit den 
am jenfeitigen Ufer Liegenden Städtchen Putnam und 
Weft-Zanesville in Verbindung. Clairsville, in 
Belmont-County, hat 1500; Lancafter, Gerichtsfig yon 
Fairfield-County, 3500 Einw,, fteht mit dem Ohio-Canal 
und durch diefen mit dem Ohio in Ganalverbindung und 
verfpricht eine blühende Stadt zu werden. Marietta, 
zu beiden Seiten der Mündung des Musfingum in den 
Ohio, in ungefunder Gegend erbaut, zählt 2000 Einw. und 
ift Gerichtsfig für Wafhington - County; Schifffahrt und 
Handel werden Iebhaft betrieben, Portsmouth, Ge 
richtsſitz von Seioto-County, an: der Mündung des Scioto 
in den Ohio, hat eine vortheilhafte Lage für Schiffsbau, 
Schifffahrt und Handel und zählt 4600 Einw. 





Der Staat Indiana 


erhielt als Gebiet der Bereinigten-Staaten im J. 1801, 
um welche Zeit er zuerft angefiedelt wurde, eine Terris 
forialregierung und wurde im December 1816 als Staat 
in die Union aufgenommen. 

Die gefeggebende Gewalt hat die Generalverfamm- 
Yung, welche aus einem Senate und einem Haufe der Ab- 
geordneten befteht, deren Mitglieder, erftere auf 3 Jahre, 
Vestere auf 1 Jahr, vom Bolfe gewählt werden. Die voll 
ziehende Gewalt bat der auf 3 Jahre gewählte, einen 
Gehalt von 1500 Dollars jährlich beziehende Gouverneur, 
Als fein Erfagmann wird auf diefelbe Dauer ein Vice— 
Gouverneur gewählt, der, wenn er nicht die Gtelle des 
Gouverneurs vertritt, dem Senate praͤſidirt. Die richterliche 


Der Staat Indiana. 259 


Gewalt haben ein oberfter Gerichtshof, die Kreisgerichte 
und ſolche Untergerichte, welche die Generalverfammfung 
einzufegen für nöthig erachtet. Sämmtliche Richter wer- 
den auf 7 Jahre, die des oberften Gerichtshofes vom Gou— 
verneur, unter Zuftimmung des Senates, die Oberrichter 
der Kreisgerihte von der Generalverfammlung und die 
Beirihter vom Bolfe ermählt. 

Jeder weiße, männliche Bürger der Vereinigten Staa- 
ten, der das 21. Jahr erreicht, 1 Fahr Yang vor der Wahl 
im Staate gewohnt hat, nicht geworbener Soldat ift und 
fih Fein infamirendes Verbrechen zu Schulden kommen 
ließ, iſt ſtimmberechtigt. 

Der Staat ſendet 10 Abgeordnete zum Bundescon. 
greife. 

Indiana wird im Norden vom Staate und vom See 
Michigan, im Often von Ohio, im Süden vom Obiofluffe, 
der den Staat von Kentudy trennt, und im Weften yon 
Illinois begrenzt, umfaßt 35,800 Duadratmeilen und zählt 
gegen 1 Mill, Einw., von denen 220,000 Deutfche, etwa 
80 bis 90,000 Shmeize, Schotten und Irländer, und 
20,000 Indianer find, 

Hauptflüffe find: * die Südgrenze bildende Ohio, 
der White, Wabaſh, Whitewater, Tippecanoe, Vermillion, 
Maumee, Kankakee, Patoka und St. Joſephs. 

Die Oberfläche des in 89 Counties eingetheilten Staa— 
tes iſt theils wellenförmig, theils flach, die höheren Hügel 
in den an den Ohio grenzenden Counties Poſey, Vander⸗ 
burg, Warrick, Spencer, Perry, Crawford, Harriſon, Floyd, 
Clarke, Jefferſon, Switzerland und Dearborn ausgenom⸗ 
men. In dieſen Counties iſt an den Ufern der fie be— 
wäflernden Flüſſe und Creeks beſonders fruchtbares Land, 
welches in uneultivirtem Zuftande zu 2 bis 10 Dollars 
pro Acre, je nach der mehr oder minder günftigen Lage, 
zu erfteben ifl. In Switzerland⸗County Tiegt die blühende 
17 * 


260 Der Staat Andiana, 
Schweizercolonie Vevay, wo guter Wein gebaut und ftarfe 


Rindviehzucht getrieben wird, und im Poſey⸗County Liegt 


Neu⸗Harmony, eine yon dem württembergifchen Sectirer 
Georg Rapp gegründete, fpäter an den jchottifhen Soria- 
titten Robert Owen verfaufte Eofonie, die in fi felbft 


zerfällt, Die inneren Counties, namentlih Gibſon, ike, 


Dubois, Drange, Lawrence, Jackſon, Wafhington und 
Martin, welhe vom Dftarme des White, vom Patofa, 
Loft, Big⸗Blue und mehreren kleineren Flüffen bewäſſert 
werden, dann die vom Weftarme des White, vom Wabaſh 
und Miffiffinema und som Bean-Blofiom, Clear » Ereef 
und vielen Bächen durchfurchten Counties Davis, Knor, 


Greene, Monrse, Dwen, Morgan, Johnſon, Marion, 


Hamilton, Madifon und Delaware haben guten, befonders 


in der Nähe der Flüſſe fehr fruchtbaren, wellenförmigen 


und mit Eichen, Buchen, Birken, Linden, Kirſch⸗, Kaſta— 
nien= und Nußbäumen bewaldeten, bie und da mit Prair 
rien und Openings (mit einzelnen Baumgruppen bemachfene 
Prairien) abwechſelnden Boden, der uneultivirt zw 14 big 
5 Dollars zır Faufen iſt. Vigo⸗, Bermillion- und Parfer 
County, vom Wabafh und Bermilliom und. vom Honey, 
Diter, Prairie, Sugar, Raccoon und anderen Ereeks durch— 
ſtrömt, haben, die Uferbänfe CBluffs) in Bermillion-County 
ausgenommen, ebenen Boden, der: theils dicht ‚bewaldet 
ift, theild Openings trägt, und feiner Fruchtbarfeit wegen 
geſucht wird. In St. Joſeph⸗, Elkhart⸗, Lagranges, Steu- 
ben⸗County, vom St. Joſeph durchfloſſen, und in de Kalb, 
Allen, Wpitbey und Adams, vom Maumee, Eel und St. 
Marys bewäflert, findet man. trorfene und naſſe Prairien 


md Waldland von vorzuglicher Beſchaffenheit. In La— 
porte, Porter und Lake⸗County am Michiganſee ift fandiger, 


dürftiger, in Marfhal, Stark; und Jasper, vom Iroquois, 


Yellow und Kankakee durchfchlängelt, ebener, befonders am 
letztgenannten Fluſſe fehr fumpfiger, meiftens in Prairien 


Der Staat Indiana, 261 


- fiegender Boden, Pulasfy-, Fulton⸗ und Kosciusko⸗County, 
durch die ſich der Tippecanve hinzieht, haben mwellenförmis 
ges, zum größeren Theile fruchtbares, aber noch wenig 
angefiedeltes Land, welches, gleich dem in den zulett ge- 
nannten ſechs Gounties, zu 14 bis 5 und 6 Dollars pro 
Acre ausgeboten wird, Barrol-, Grant, Clinton= und 
Boone- County haben ebenen, mit Prairie und Waldung 
abmwechfelnden, fruchtbaren Boden, der vom Tipperanve 
und Miffiifinewa, vom Sugar, Wild-Cat und Apple-Creef 
bemäffert wird, In allen Eounties find Weizen, Mais, 
Gerſte, Hafer, Erbfen und Kartoffeln die Hauptproducte 
des Aderbaues, und der Obftbau und die Biehzucht Heben 
fich von Jahr zu Jahr. : 

Das Klima ift fehr verfchieden ; in den mittleren, 
hoch gelegenen Counties ift es, einige feuchte Stellen aus⸗ 
genommen, milde und gefund; auch die am Michiganfee 
hiegenden Counties find gefund, die Winter dort aber fehr 
rauh und lange andauernd. Im Süden des Staates ift 
der Winter mild, und yon Ende Decembers bis Ans 
fang März anhaltend, die vielen feuchten Niederungen 
bier, fowie die am St. Joſeph und am oberen Maumee 
und die yon den austretenden Flüffen faft regelmäßig über- 
ſchwemmten Ufer erzeugen aber fo heftige Gallen» und 
Wechfelfieber, daß diefe Theile des Staates von deutſchen 
. Einwanderer gemieden werden müſſen. 

Die Flüffe find reih an Fiſchen, Bibern und Fiſch⸗ 
ottern; Wald und Prairie an. wilden Trut⸗, Prairie-, 
Wald und Rebhühnern, Füchſen, Hafen, Wilsfaken, Hir⸗ 
ſchen, Heinen Wölfen, Mardern, Eichkätzchen, auch Bären 
und Elenthieren. 

Für Schulen iſt in dem noch ſpärlich angeſiedelten 
Staate erſt nothdürftig geſorgt; auch Handel, Gewerbe 
und Manufacturen beginnen erſt zu erwachen. 

Die Madiſon-Lafayette-Eiſenbahn iſt von Madiſon 


262 Der Staat Andiana, 


bis Indianopolis vollendet; mehrere andere Bahnen find 
bereits vermeffen, die meiften aber noch gar nicht in An— 
griff genommen. An Ganälen findet man den Wabafh- 
und Erie- Canal, der in Indiana 88 Meilen mißt, von 
Lafayette aus den Wabaſh mit dem Eriefee verbindet und 
an den ſich der feiner Vollendung nahe Gentral- Canal, 
der von Evansville am Ohio bis Lafayette führen fol, 
anfchliegen wird; und den Whitewater-Ganal, der 30 M. 
Länge hat und von Lamwrenceburg am Ohio nad Broof- 
silfe in Franklin-County führt, Im Bau begriffen ift auch 
nod der eine Strede von 404 M. durchfchneidende Terre— 
Haute und Eel-River-Canal, der einen Zweig des Wa- 
bafh- und Erie-Canalg bilden wird, 

Indiana hat zwei Banfen. Die Schulden des Staa- 
tes betragen 6,556,437 Dollars und werden mit 6 Proc, 
verzinfet. | 

Erft wenige Städte des Staates find zu einiger Be— 
deutung gelangt, Indianopolis, Hauptftadt des Staa- 
tes, in Marion County, am weftlihen Arme des White, 
der bis hieher mit Dampffchiffen befahren wird, ift in 
ſchönen, breiten Straßen angelegt, die ftrahlenförmig von 
dem, mit dem Haufe des Gouverneurs geſchmückten Haupt- 
plage auslaufen, hat hübſche öffentliche Gebäude, von denen 
namentlich das Staatenhaus erwähnt zu werden verdient, 
zählt aber erft 4700 Einw. Die wichtigeren Städte am 
Ohio find: Lawrenceburg, Gerihtsfig yon Dearborn- 
County, mit 1600 Einw, und einer deutfchen, proteftanti- 
jhen Gemeinde; Madifon, Geridhtsfig von Jefferfon- 
County, mit 4500 Einw., welche Tebbaften Handel und 
Schifffahrt treiben; New-Albany, Gerichtsfig von Floyd» 
County, mit 5500 Einw.; Evansville, Gerichtsfig von 
Banderburg- County, am Auslauf des Wabafp- und Eries 
Canals, mit 3000 Einw., und Mount-Bernon, in 
Pojey-Eounty, mit 1000 Einw, Vincennes, in Rnor- 


Der Staat Allinois. 263 


County, Ältefte Niederlaffung im Staate; Terre-Haute, 
in Bigo-County, und Lafayette, Gerichtsfig für Tippe- 
canve-County, blühende Städte am Wabaſh und jede un- 
gefähr 2500 Einw. zählend, treiben Tebhaften Handel, 
Michigan-City, in Laporte-County, am Midhigan- 
See, mit 1000 Einw., iſt die einzige Seehafenſtadt des 
Staates. Bloomington, am öſtlichen Arme des White, 
Gerichtsfig für Monroe-County; Delaware, Gerichtsſitz 
für Adams-County, am St. Marys, und Crawfords— 
ville, Gerichtsfig für Montgomery» County, am Nod, 
zählen jede über 1000 Einw. Columbus, Gerichtsſitz 
für Bartholomew-County, am Flat, Princeton, Gerichts- 
fig für Gibfon-County, am Patofa, und, eine ganze Reihe 
anderer Derter verbienen bis jest noch faum Städte ge- 

nannt zu werben. 





Der Staat Illinois, 


zuerft im fiebenzehnten Jahrhundert yon den Franzofen 
am Kaskaskia angefiedelt, erhielt im J. 1809 eine Terri- 
torialregierung, und trat im J. 1818 als Staat Me die 
Union ein, 

Die gefeggebende Gewalt hat die aus einem Senate 
und einem Haufe der Abgeordneten beftehende, vom Volke 
gewählte Generalverfammlung, welche alle 2 Jahre am 
erften Montag im December in Springfield zufammentritt, 
Die Senatoren, welche 25 Jahre alt fein müfjen, werden 
auf A Jahre, die Abgeordneten, welche das 21. Jahr zu— 
rüdgelegt haben müffen, werden auf 2 Jahre gewählt. 
Die vollziehende Gewalt ruht in den Händen des vom 
Bolfe auf A Jahre gewählten Gouverneurs, der 2000 
Dollars jährlihe Beſoldung genießt und yon dem auf 


264 | Der Staat Allinois. 


gleiche Weife und für dieſelbe Dauer — Vice⸗ 
Gouverneur, im Fall des Todes oder der Reſignation, 
oder der Verſetzung in den Anklageſtand, erſetzt wird., 
Die richterliche Gewalt haben der oberſte Gerichtshof, die 
Proceßgerichtshöfe (Courts of Common Pleas) und die Frie⸗ 
densgerichtsämter (Justices Courts). Alle an die General- 
verſammlung einzubringenden Gefegesentwürfe unterliegen 
zuvor ber Prüfung des Gouverneurs und eines aus den 
Richtern des oberſten Gerichtshofs gebildeten Rathes, die 
fie, mit ihren etwaigen Einwürfen begleitet, an das bes 
treffende Haus zurüdzuftellen haben, 

Jeder weiße, männliche Bürger der Vereinigten Stan 
ten, der das 21, Lebensjahr surücgelegt und 6 Monate 
lang vor der Wahl im Staate gewohnt hat, iſt ſtimm⸗ 
berechtigt. 

Der Staat ſendet 7 Abgeordnete zum Bundescongreſſe. 

Im Norden yon Wisconfin, im Oſten vom Michigan— 
See, son Indiana und vom Wabafhfluffe, im Süden vom 
Ohio, der ihn von Kentucky trennt, und im Weften vom 
Miffiffippi begrenzt, der ihn von Miſſouri und Jowa ſchei⸗ 
det, umfaßt der Staat 56,000 Quadratmeilen, auf denen 
725,000 Menſchen leben, von denen über 70,000 Deutſche 
und gegen 4000 freie Farbige ſind. 

Hauptflüſſe ſind: der die Weſtgrenze bildende Miſſis— 
ſippi, der einen Theil der Oſtgrenze bildende Wabaſh, der 
die Südgrenze bildende Ohio, der Illinois, Sangamon, 
Kaskaskia, Rock, Vermillion, Big-Muddy, Embarras, 
Spoon und Forz die beiden bedeutendſten Binnenſeen find: 
der Peoria- oder Illinois- und der Demiquain-Gee, 

Mit Ausnahme der Uferbänfe CBluffs) des Miſſiſſippi, 
bie fich bisweilen nahe am Ufer, an andern Stellen erft 
entfernter. son bemfelben erheben, und dann flaches, uner= 
ſchöpflich fruchtbares, aber im höchſten Grade ungefundes 
Land bis zum Fluſſe einfchliegen, und den Süden und 


Der Staat Allinodis. 265 


Norden ausgenommen, wo Hügel vorfommen, ift bie ganze 
Oberfläche des in 99 Counties eingetheilten Staates eben, 
Sn dem vom Wabafh, Ohio, Miffiffippt und Kaskaskia 
eingefchloffenen Theile, in den an Wisconfin grenzenden 
und in der Nähe des Miffiifippi Tiegenden Counties und 
an den Ufern des Illinois findet man mehr oder minder 
ausgedehnte Waldungen von Eichen, Akazien, Sycamoren, 
Kaftanien, Ulmen, Buchen, Kirſch- und Nußbäumen, von 
wilden Wein und anderen Ranfen umfchlungen, in denen 
Waihbären, Beutelragen, Füchſe, Wildfagen, Panther, 
Hirſche, Wölfe und Federwild in Menge vorfommen, und 
in feinen übrigen Theilen Prairien, feltener Openings, 
von wilden Trut⸗, Reb⸗ und Prairiehühnern belebt. Die 
Gounties Union, Merander, Johnſon, Maſſac, Pope, 
Kardin, Gallatin, Williams, Jackſon, Randolph, Perry, 
Franklin, Hamilton, White, Wabafh, Edwards und Wayne, 
ſüdöſtlich vom Kaskaskia, zwiſchen diefem, dem Ohio, Was 
bafh und Miffiifippi Kiegend, und vom Caſh, Big-Bai, 
Lusf, Salme, Little und Big Muddy und anderen Fleinen 
Slüffen bewäflert, find, unbedeutende Streden, größten» 
theils naffe Prairie, ausgenommen, bewaldet, In Jefferfon, 
Wafhington, Marion, Clay, Richland, Lawrence, Cramford, 
Jasper, Effingham, Fayette, Shelby, Gumberland und 
Glarfe fommen fleine Prairien, mit Wald abmechjelnd, 
vor, auch viele Sümpfe. Der Boden in allen diefen Eouns 
ties ift, mit Ausnahme weniger Stellen, fruchtbar, der 
Preis .2 bis 8 Dollars. pro Acre für uneultivirtes Land, 
Weftlih vom Kasfasfia, in Monroe-, St. Clair⸗, Glintons, 
Madifon, Bond», Montgomery-, Chriftian- und Moultrie« 
Eounty, vom Eagles, Horfe:, Prairie-DusLong-, Silverz, 
Shoal-, Macoupin=Ereef und vom Sangamon-Fluffe bes 
wäflert, Die aber meiftens im Sommer austrodnen und 
Wafjermangel eintreten laſſen, ift bald ebener, bald wellen⸗ 
förmiger und in Hügel übergehender, fruchtbarer Boden, 


=» 


266 Der Staat Altinaig, 


Prairie ift vorberrfchend, die Waldungen find nur Flein, 
In St. Elairs, in Madifons und Monrve-Eounty wohnen 
viele deutfche, auch einige franzöſiſche und Schweizer Fa— 
milien, die der Mehrzahl nad den gebildeten Ständen 
angehören. Das uncultivirte Land fteht von 4 bis 7 Dol- 
lars pro Acre im Preiſe. Die Counties Macoupin, durch 
das ſich der gleichnamige Fluß fchlängelt, Sangamon und 
Macon, vom Sangamon und deſſen ſüdlichem Arme be- 
wäſſert, und Menard, Logan und Dewitt, vom Sanga- 
monfluffe und vom Sugar, Salt und anderen Creeks 
burchftrömt, haben wellenförmiges, fehr fruchtbares Prai- 
rieland, Die Ufer der Flüſſe und Greefs find mit Wald 
eingefaßt. Die am linfen Ufer des Illinois Tiegenden 
Eounties Jerfey, Greene, Scott, Morgan, Caß, Mafon 
und Tazewell, Iestere beide an manchen Stellen fumpfig, 
dann die am rechten Ufer des Fluffes liegenden Calhoun, 
Pike, Brown, Schuyler und FZulton, vom Sangamonfluffe 
und dem Apple, Macoupin, Diter, Mauvaife-Terre, Sandy, 
M'.⸗Kees, Eroofed, Copperas und einer Menge anderer 
Creefs bewäflert, haben, einige fenfrecht fich erhebende 
Bluffs am Illinois abgerechnet, durchgehends wellenförs 
miges, gutes Prairie- und Waldland, welches uncultivirt 
von 14 bis 6 Dollars im Preife fteht, Adams, Hancock, 
Henderfon und Mercer, am -Miffiffippi, find ebenfalls gut 
bewäfjert, und haben fruchtbaren, wellenförmigen Prairie- 
und Waldboden. In Hanceod-County, zu Nauvoo, befand 
fih eine Eolonie der von Joel ‚Smith gegründeten. Mor— 
monen-Secte, die, von hier wegen Viehdiebſtahls und ans 
deren Unfugs, nicht, wie fie zu verbreiten fuchten, aus 
Sntoleranz von den Nachbarn vertrieben wurden, In 
neuefter Zeit haben fich hier Mitglieder einer unter Leitung 
des franzöſiſchen Communiften Cabet ausgewanderten Ge— 
fellfchaft niedergelaffen. Die Counties Rod- Island, Henry 
und Wpitefidve, faft ganz; Praivie und an vielen Stellen 


Der Staat Allinois. 267 


fumpfig, Lee und Ogle, Prairie und Wald, und Winne- 
bago und Boone, mit mehr Wald- als Prairieland, ſämmt— 
ih am Rodriver, haben im Allgemeinen guten, vollenden 
Boden. Jo-Davies und Carroll, die nörblichiten Counties 
am Yinfen Ufer des Miffifjippi, find dicht bewaldet, und 
geht der Wald in dem daran grenzenden Stephenfon-County, 
in welchem mehrere deutfhe Familien angefiedelt find, in 
Openings und Prairie über, welche der Pidatonica und 
Arme des Sugar- Creek durchſchlängeln. In Lake, Coof, 
du Page, am Michiganfee, vom Chicago, des Plaines und 
anderen Flüffen bewäflert, wechjelt Wald mit Prairie auf 
Boden mittlerer Güte ab, dennoch fteht das Land, feiner 
«für den Abfag der Producte günftigen Lage wegen, von 
2 bis 5, aud 15 Dollars pro Acre im Preife. Kendallz, 
Grundy-, Wille, Iroquais- und VBermillion- County, mit 
wellenförmigem Prairie- und Waldland, haben viele Sümpfe. 
Livingston, am Vermillion, und mehrere andere Counties 
find noch faft gar nicht angefi eaehdih und ihre Bodenbefchaf- 
fenheit wenig befannt, 

Im Norden und im mittleren Theile des Landes ſind 
die Winter mäßig kalt, die Sommer nicht drückend heiß; 
die ſüdlichen, ſüdweſtlichen und ſüdöſtlichen Counties haben 
heiße Sommer und milde Winter mit gelindem Froſt und 
wenig Schnee. Ueberall im Staate, wo naſſe Prairien, 
Sümpfe oder den Ueberſchwemmungen der Flüſſe ausge— 
ſetzte Bottomländer vorhanden find, herrſchen Fieber, be- 
ſonders Wechfelfieber. Ein weiterer Nachtheil für Anftedler 
in Illinois erwächft aus dem Umftande, daß da, wo trodene 
Prairien vorberrfchend find und fein größerer, der Trocken— 
heit des Sommers widerftehender Fluß in der Nähe ift, 
haufig Waffermangel eintritt. Deutfhen Anfiedfern, welche 
in der erften Zeit ihrer Niederlaffung forgfältig auf die 
Erhaltung ihrer Gefundheit zu achten haben, fönnen wir 
Madifon-, Montgomery-, Bond», Clinton und St. Clair- 


268 Der Staat Minoig, 


County, am Kaskaskia und in deſſen Nähe, dann Jo⸗Da— 
vies und Carroll, Die nördlichften Counties am Miſſiſſippi, 
und das an Jo-Davies grenzende Stephenfon-Eounty als 
gefund empfehlen, 

Die landwirthſchaftlichen Producte beftehen in Mais, 
Weizen, Gerfte, Hafer, Erbfen, Bohnen, Kartoffeln; der 
Zabafebau befhäftigt viele Hände; Baumwolle wird nur 
in höchſt unbedeutenden Duantitäten erzeugt. Die Bieh- 
zucht wird noch ſehr nachläſſig betrieben, hingegen wird 
in den höher gelegenen Gegenden der Schafzudht immer 
mehr Aufmerkfamfeit gefchenft und eine Wolle gewonnen, 
welche mit 25 bis 374 Cents per Pfund bezahlt wird, 
Man rechnet durdfchnittlih auf drei Pfund Wolle vom* 
Schaf. 

Sn den nördlichen Eounties kommt Blei⸗, auch Rupfer- 
erz vor, und Steinfohlen werben in verschiedenen Theilen 
des Staates gefunden. 

Der Handel beſchränkt fih auf die Ausfuhr der Bo- 
denerzeugnifje und die Einfuhr von Colonial- und Manus 
facturwaaren. Fabriken find nur erft wenige vorhanden, 
dahingegen findet man Brennereien, Brauereien, Gerbe— 
reien, Säge: und Mahlmühlen und in holgreichen Gegen- 
den Pottafchenftedereien. 

Die Staatsfchuld beläuft ſich auf 13,528,000 Dollars, 

An Eifenbahnen hat Jllinsis die 53 Meilen lange, 
son Springfield nach Meredofia am Illinois führende, und 
die 6 M. lange Eval-Mine- und Bluffs-Bahn. Projectirt 
und zu bauen begonnen ift eine von Cairo, an der Mün— 
dung des Ohio in den Miſſiſſippi, nach Peru, am oberen 
Illinois zu führen beftimmte Eiſenbahn. Der 106 M. 
lange Illinois- und Michigan-Canal verbindet von Chicago 
bis Peru den Michiganfee mit dem Illinoisfluſſe. 

In Sangamon-County, am Rande einer fchönen Prai- 
vie, liegt Springfield, die Hauptftabt des Staates, mit 


Der Staat Allinois. 269 


4500 Einw,, einem Landamte, mehreren hübfchen, öffent- 
lichen Gebäuden und einigem anfehnlihen Manufacturen. 
Kaskas kia, am gleichnamigen Fluffe, in Lawrence-County, 
mit 1000 Einw., hat ein Landamt. Belleville, Gerichte- 
fig für St. Elair-County, ein freundliches Städtchen, zählt 
unter feinen 2000 Bewohnern viele Deutſche. Edwards⸗ 
ville am Cahokia, in Harrifon-County, hat 2000, Alton, 
im nämlichen County, am Mifftffippi, 3000 Einw., die 
Vebhaften Handel und Flußichifffahrt treiben. Carollton, 
in Greene-Eounty, zählt 2000, Duincy, am Miſſiſſippi, 
Gerichtefig für Adams-County, 1000, Galena, am Bean, 
Gerichtsfig für Jo-Davies-County, 3400 Einw, Unter 
‚den 4800 Bewohnern von Freeport in Stephenfon- 
County, einer freundlichen,* gewerbthätigen, in fruchtbarer 
und gefunder Gegend gelegenen Stadt, befinden fich viele 
Deutſche. Man gebt damit um, hier eine deutfche Schule 
zu errichten, Chicago, an der Mündung des Chicago- 
fluffes in den Michiganjee und am Sllinois- und Michi— 
gan⸗Canal, ift als Seehafenftadt die wichtigfte, von regem 
Handelsverkehr belebte Stadt des Staates, und zählt gegen 
20,000 Einw. Peoria, hübfch gelegene Stadt am Illi— 
nois und am Ausflug des Peoriafee, hat einige recht 
bedeutende Manufacturen und zählt 1700 Einw, Mere- 
-bofia, am linfen Ufer des Sllinvis, in Morgan-Eounty, 
bat 900, und Jackſonville, Gerichtsfig für das näm— 
lie County, mit dem Yllinsis-Colfege, mehreren Afade- 
mieen und anfehnlichen Manufarturen, 2800 Einw, Ban: 
balia, am Kasfasfia, in Clarf-County, mit 2500 Einw,, 
war früher Dauptftadt des Staates. Paleftine, in unge 
funder Gegend am Wabaſh, in — — zählt 
gegen 1000 Einwohner. 


270 Der Staat Milfouri, 


Der Staat Mifjouri, 


bis 1820 ein Theil des von Franfreih an die Bereinigten 
Staaten käuflich überlaffenen Louifiana, erhielt im Jahre 
1820 feine jegige Verfaffung. 

Die gefegebende Gewalt hat die aus einem Senate 
und einem Hauſe der Repräſentanten beſtehende General— 
verſammlung. Die 18 Mitglieder des Senates werden 
vom Volke auf 4, die 39 Mitglieder des Hauſes der Ab— 
geordneten auf 2 Jahre gewählt. Geiftliche jeglichen Gra- 
des irgend einer Confeffi ton oder Secte fünnen weder Mit- 
glieder der Generalverfammlung werden, noch irgend ein 
einträgliches Amt, Das eines Friedensrichterd ausgenom- 
men, begleiten, Auch alle Richter, Gerichts= und fonftigen 
Staats und Bundesbeamte, Milizofficiere, Friedensrichter 
und Poftmeifter ausgenommen, fowie Gongrefmitglieder 
fönnen nicht in die Generalverfammlung gewählt werben. 
Die Generalverfammlung tritt alle 2 Jahre, am Testen 
Montage im November, in JefferfonsCity zufammen. Die 
vollziehende Gewalt ruht in den Händen eines auf A Fahre 
vom Bolfe gewählten, eine jährliche Befoldung von 2000 
Dollars beziehenden Gouverneurs, Für gleiche Dauer und 
auf gleiche Weife wird ein VBice-Gouverneur gewählt, der 
dem Senate präftdirt, und im Abdanfungs- oder Todesfalle 
des Gouverneurs, oder wenn derfelbe in Anflageftand ver- 
fest wird, deffen Stelle einnimmt. Die richterliche Ges 
walt haben der oberfte Gerichtshof (Supreme Court), der 
Kanzleihof, Bezirfegerichte (Circuit Courts) und ſolche Uns 
tergerichte, die die Generalverfammlung zu ernennen für 
nöthig erachtet, fowie die Kantons-⸗ und Friedensgerichts⸗ 
höfe. 

Jeder weiße, männliche Bürger der Vereinigten Staa— 
ten, der das 21. Jahr zurückgelegt, 1 Jahr vor der Wahl 


Der Staat Milfauri. 271 


im Staate und 3 Monate fang vor derſelben in dem Dis 
ftriete gewohnt hat, wo er fein Wahlrecht augüben will, 
mit Ausnahme von Marine-Matrofen und Soldaten der 
Marine und der Pandarmee, ift ſtimmberechtigt. 

Der Staat fendetd5 Abgeordnete zum Bundescongreſſe. 

Im Norden von Jowa, im Oſten und Südoſten vom 
Miſſiſſippi, der ihn von Illinois, Kentucky und Tenneſſee 
trennt, im Süden von Arkanſas und im Weſten vom 
Miſſouri⸗Gebiet begrenzt, umfaßt der Staat einen Flächen⸗ 
raum von 60,000 Duadratmeilen. Bon den Einwohnern, 
deren Zahl 500,000 beträgt, find 65,000 Negerfelaven, 

Hauptflüffe find: der Miffouri, von welchem der Staat 
feinen Namen trägt, der auf eine Strede von 400 Meilen 
die Dfigrenze bildende Miffiffippi, der Dfage, Salt, Mar- 
amee, Apple, White und St. Francis, 

Faft die ganze Oberfläche des Staates ift rollend, 
hügelig, und abwechfelnd mit Cedern, Tannen, Weiß- und 
Schwarzeihen, Sycamoren, Pappel, Locuft, Buchen, Kas 
ftanien, Wall und anderen Nußbaum-Waldungen bedeckt, 
oder Tiegt in Prairien, In den an den Flüffen liegenden, 
den Ueberſchwemmungen derfelben ausgefesten Niederungen 
ift das Land eben, durch die inneren Counties und durch 
den füdlichen Theil des Staates laufen unfruchtbare, aber 
erzreihe Hügelfetten, und yon Arkanſas herüber ftreichen 
Zweige des Ozarfgebirges, die, je mehr fie ſich dem rechten 
Ufer des Miffouri nähern, flacher und flacher werben, 
Jenſeits diefes Fluffes, an feinem linken Ufer, erbeben 
fih Hügelreihen, die über den ganzen nördlichen Theil des 
Staates in ein mwellenförmiges, im unteren Theile bewal- 
betes, im Uebrigen in Prairien Tiegendes Plateau übergeben, 

Die von der Grenze yon Jowa herab, am Ufer 
des Miffiffippi Hin bis zur Mündung des Miffouri in 
denſelben Tiegenden Counties Clark, Lewis, Marion, 
Ralls, Pike, Lincoln und St, Charles haben wellen- 

— 


279 Der Staat Millowi, 


förmiges, fruchtbares Prairie- und Waldland; die weſtlich 
an diefe angrenzenden Counties Scotland, Knox, Shelby, 
Monrve und Audrain find weniger bewaldet und ebener 
von Boden, In St. Charles-Eounty haben fi viele 
Deutfche angeftevelt. Warren, Montgomery-, Callamay-, 
Boone- und Howard» County, am nördlichen Ufer des 
Miffouri, mit, in den Niederungen ausnehmend frucdhtbarem 
Boden, auf den Hügeln felfig und an deren Abhängen 
bürr, haben Wafdung und Prairie, In Warren-County 
leben Deutſche, die vom Fieber viel zu leiden haben. Die 
übrigen, weftlih vom Mifftffippt und nörblih vom Mif- 
fourt liegenden Counties haben faft ohne Ausnahme einen 
rolfenden, hie und da in Hügel auffteigenden, fruchtbaren 
und gut bemäfferten Boden, Tiegen aber der Mehrzaͤhl 
nach zu weit von angeftedelten Gegenden entfernt, als 
daß fie deutfchen Anftedlern empfohlen werben könnten. 
Der vom Dfage, Miffouri und der Grenze des Miffouri- 
Gebietes eingefchloffene Theil des Staates, Die Eounties 
Cole, Morgan, Cooper, Saline, Lafayette, Jadfon, Ban 
Buren, Henry, Johnſon, Pettis und Benton umfaffend, 
ift mit Prairie und Wald bededt, hat theils eine ebene, 
theils rollende, oft auch zu Hügeln ſich erhebende Dber- 
fläche und ift weniger der Fruchtbarkeit feines Bodens, 
als feines Reichthums an Salz, Steinfohlen und Eifenerz 
wegen zu erwähnen. St. Louis⸗County, im Nordweften 
vom Miffouri, im Südoften vom Mifftffippi, im Süden 
som Maramee begrenzt, bat wellenförmigen, Franflin- 
County, weftlich von diefem, hügeligen Boden und ergie- 
bige Bleiminen, Hier haben ſich Deutfche niedergelaflen, 
bie ziemlich gut fortfommen, In Gasconade-Eounty, am 
Miffonri liegend und vom Gasconade bewäflert, yon un— 
ebener Dberfläche und zum Theil ſchlecht von Boden, aber 
reich an Eifenerz, Salpeter und Schwefel, Tiegt Hermann, 
eine der älteften deutſchen Nievderlaflungen im Staate, Die 
“ 


Der Staat Millauri, 273 


zu diefer Niederlaffung auserlefene Gegend hat feinen guten 
Boden, und die Anfiedelungen,' fowie das Städtchen- jelbft 
bfühen nicht heran. Das hieran grenzende, ebenfalls am 
Miffouriufer Tiegende, vom Gasconade durchſtrömte und 
weftlih vom Dfage begrenzte Dfage- County wurde im 
%. 1836 von vielen Deutfhen zum Ziele der Auswande⸗ 
rung auserforen, Eine Abtheilung fiedelte fih um Lisle— 
ton an, wurde aber von Fiebern aufgerieben oder vertrie— 
benz; eine andere gründete bie Niederlaffung Weftphalen, 
welche munter aufblühte, im J. 1840 aber durch Ueberſchwem⸗ 
mungen unter Waffer geſetzt und im Herbft des nämlichen 
Jahres von bösartigen Fiebern heimgefucht wurde; bie 
dritte Niederlaffung, Harrville, von einigen vierzig deut: 
hen Familien gegründet, ift gefund und trägt alle Zeichen 
der Wohlhabenheit ihrer Bewohner an fih. Im Ganzen 
zählt Dfage-Eounty bei 2000 deutfhe Einw. Jefferſon-⸗, 
St, Genevieve- und Perry County, am Mifftffippi, mit 
hügeligem, in dem ungefunden Alfuvial-Bottom fehr frucht- 
bavem Boden, find reih an Kupfer, Blei und Eifen, 
Cape⸗Girardeau⸗, Scott: und Miffiffippi-Eounty, ebenfalls 
am Miffiffippiufer liegend, werden von New = Madridz, 
Stoddard und Dunflin =» County, wenn möglich, noch an 
Ungefundheit übertroffen. In Cape: Girardeau-Gounty 
befteht eine deutfche, nach dem Apple-Creek benannte Nie- 
berlafjung, deren Bewohner im Woplftand, aber nicht im 
Genuffe ihrer Gefundheit Teben, Wayne, Madiſon⸗ und 
St. Francis - County, erftere beide mit wellenförmigem, 
lestereg mit hügeligem, durchgängig fruchtbarem Boden, 
find reih an Kupfer, Blei und Eifenerz. In St: Frans 
eis: County liegen zwei aus Eifenerz geformte Berge, die, 
bei einer Höhe von 300 und 360 Fuß, an der Bafis 
44 Meile im Umfang meſſen. Wafhington-County, vom 
Dig, Black und St, Francis, Cramwford-Eyunty, vom Ma⸗ 
ramee, Pulaski⸗County, vom Gasconade, und Camden⸗ und 
Nordamerika, 13 


274 Der Staat Milfouri, 


Miller-Eounty, vom Dfagefluffe bewäflert, haben unebenen, 
hügeligen, zum Theil unfruichtbaren, an Blei», Eifen- und 
Kupfererz reichen Boden. In Eramford-County fommt auch 
Silbererz vor. Aſhley⸗, Wright- und Ripley⸗County find 
hügelig und an den fie bemwäflernden Armen des Gasco- 
nade, am Whitewater und Big-Blad, welche häufig über 
ihre Ufer hinaustreten, fehr fruchtbar, Bon Regierungs— 
oder Gongrefländereien zu 14 und Privatländereien zu 2 
bis 5 und mehr Dollars pro Aere ftehen in Miffouri noch 
viele Millionen Acres zum Verkauf. 

Das Klima Miffouri’s ift, wie günftig auch manche 
Berichte darüber lauten mögen, für deutfche Einwanderer 
nicht gefund, fobald diefe fich förperlichen Arbeiten unter- 
ziehen müſſen. Der Winter tritt in der Regel mit Anfang 
Decembers ein und geht um die Mitte Februars in eine 
bis gegen Ende des März anhaltende Regenzeit über. Ein 
eigentlihes Frühjahr giebt es nicht, da mit Schluß der 
Regenzeit fogleich der heiße, erfchlaffende Sommer beginnt, 
der den vielen fumpfigen, Ueberſchwemmungen ausgefesten, 
niedrigen Streden Landes und dem friſch aufgebrochenen 
Boden Fieber erzeugende Dünfte entlocdt. Der Herbft, in 
den öſtlichen und nordweftlihen Staaten mild und heiter, 
ift bier häufig trübe und nebelig. 

Das Haupterzeugniß des Landbaues ift Mais, dann 
Weizen, Gerfte, Hafer; der Tabafsbau nimmt immer mehr 
zu; der Reisbau, in den fumpfigen Gegenden der füdlichen 
Gounties, und der Baummollenbau werden nicht ftarf be— 
trieben. Kartoffeln, Bataten, Kürbiffe, Melonen werden 
in Maſſe gezogen. Die Viehzucht, namentlich die Schweine- 
zucht, wird ftarf betrieben, aber feine Sorgfalt auf Ber: 
ebelung der Racen verwendet, 

Blei und Eifen werden in großer Menge, jedoch auf 
eine nichts weniger als gut bergmännifche Weife gewon— 
nen, fo daß eine bedeutende Duantität der Erze halb oder 


Der Staat Millouri. BR. 275 


gar nicht benust bei Seite geworfen wird, Die Salz- 
quellen des Staates find fehr ergiebig. - 

Mahl⸗, Säge: und Pulvermühlen, Gerhereien; Bren⸗ 
nereien und Brauereien und Handwerkſtätten aller Art ſind 
genügend vorhanden, die eigentliche Fabrikthätigkeit erwacht 
aber erſt. Der Handel des Staates, deſſen Centralpunkt 
St. Louis iſt, führt die Producte des Landes hauptſächlich 
nach New-Drleang und über dieſen Hafen hinaus in alle 
Weltgegenden. Die Einfuhren beftehen in Manufactur— 
waaren aus den öftlihen Staaten und aus Europa. 

Bis jest befist Miffouri weder Canäle noch Eifen- 
bahnen; von Teßteren find einige profeetirt, Doch iſt, mit 
Ausnahme derjenigen, welche von St, Louis nad San 
Francisco in Galifornien führen fol und eme Strede yon 
2500 Meilen durchlaufen wird, Feine Ausficht dafür vor- 
handen, daß fie bald in Angriff genommen werden werben, 
weil das innere des Staates wenig bevälfert und auf 
den Flüffen durch Dampffchiffe für eine rafhe Communi— 
cation geforgt if. 

Die Staatsfhulden betragen 956,261 Dollars und 
werden mit 6 Proc. verzinfet, 

Unter den Städten Miſſouri's find nur einige wenige 
yon Bedeutung, | 

Hauptftadt ift Zefferfon-Eity, am Miffouri in 
Eole= County, eine großartig angelegte, aber nur 3000 
Einw. zählende Stadt mit Staatenhaus, Staatsgefängniß, 
Stadthalle u. |. w. Am Miffouri Tiegen ferner Liberty, 
mit 1600, St. Joſeph, mit 1100, Lerington, mit 
1500 Einw,, und St. Charles, im gleichnamigen County, 
mit einem College und drei Afademien. Die Stadt zählt 
unter ihren 4000 Bewohnern und unter denen der Um— 
gegend viele Deutfhe. St. Louis, Gerichtsſitz für das 
gleichnamige County, am allmälig auffteigenden Ufer des 
Miffiffippi erbaut, mit fchönen Sffentlichen und Privatge⸗ 

9 


/ 


276 | Der Staat Cexas. 


bäuden, bat fih in kaum 15 Jahren von einem Stäbt- 
chen von-9 bis 10,000 Einw. zu einer äußerſt Iebhaften 
Handelsftabt mit etwa 80,000 Einw. emporgeſchwungen. 
Etwa die Hälfte der Einwohner befteht aus Deutjchen. 
Am 18. Mai 1849 Afcherte eine furdtbare Feuersbrunft 
418 Wohn- und Lagerhäufer in der Hafengegend ein und 
verurfadhte einen Schaden von über 6 Mill. Dollars. 
Raſch aber erftanden neue Häufer auf der Brandftätte 
und gegenwärtig ift längſt jede äußere Spur des Un— 
glüdsfalfes verfchwunden. Die jährlihe Ein- und Aus» 
fuhr der Stadt, von deren Iebhafter Schifffahrt ihr Beſitz 
von 25,000 Tonnen allein an Dampffchiffen zeugen mag, 
befäuft fih auf reihlih 75 Mill, Dollars. St. Louis 
wird wahrfcheinlich in nicht gar langer Zeit flatt des für 
die jetzige Geftalt der Union zu weit öſtlich Tiegenden 
Wafhington, zur Hauptftadt des Bundes erhoben werden. 
Gape-Gtrardeau und New-Madrid, am Miffiffippi, 
jedes mit etwa 800 Einw., verfuchen vergebens mit St. 
Louis zu rivalifiren, 





Der Staat Texas, 


früher eine Provinz Merifo’s, machte fih im J. 1835 
som Mutterlande frei und wurde am 29, December 1845 
in den Bund der nordamerifanifchen Freiftanten aufge 
nommen"), 





*) Eine getrene, Iebhafte Schilderung des teranifchen Befreiungs- 
fampfes, eine lebenswahre Schilderung des Charakters des Bolfes und 
des Landes enthält „das Cajütenbuch, oder nationale Charakteriſtiken 
von Charles Saalsfield, Elberfeld, bei J. Bädeker.“ 


Der Staat Texas, 277 


Die gefeggebende Gewalt ruht in den Händen der 
aus einem Senate und einem Haufe der Repräfentanten 
beftehenden. Legislatur (legislature), welche fih alle zwei 
Sabre einmal verfammelt. Senatoren und Repräfentans 
ten werben, erftere auf vier, Ießtere auf zwei Jahre vom 
Bolfe gewählt. Ein Senator muß Bürger, 32 Jahre 
alt fein und die der Wahl vorhergehenden Testen drei 
Jahre im Staate gewohnt haben. Ein Repräfentant muß 
Bürger, 21 Jahre alt und feit zwei Jahren vor ber 
Wahl im Staate wohnhaft fein, Die vollziehende Macht 
hat der. vom Volke auf zwei Jahre gewählte, in 6 Jah— 
ven nicht mehr als zweimal wählbare und einen Jahres- 
gehalt von 2000 Dollars beziehende Gouverneur, Er 
muß, gleich dem für feinen eventuellen Erſatz gewählten 
Bire-Gpuverneur, Bürger, 32 Jahre alt und feit drei 
Sahren vor der Wahl im Staate wohnhaft fein. Die 
richterliche Gewalt haben der oberfte Gerichtshof (supreme 
Court), die Bezirfsgerichte (district courts) und ſolche Un- 
tergerichte, welche die gefegebende Verfammlung zu er- 
nennen für nöthig erachtet, Die Richter des oberften 
Gerichtshofes werden, unter Beirath des Senates, vom 
Gouverneur ernannt und bleiben ſechs Jahre Yang im 
Amte. 

Jeder freie Mann, der das 21. Lebensjahr zurückge— 
legt hat, ein Bürger der Vereinigten-Staaten, oder zur 
Zeit als Texas noch nicht der Union annexirt war, oder 
als feine jetzige Conſtitution vom Vereinigten-Staaten— 
Congreſſe gut geheißen wurde, ein Bürger von Texas 
war, ein Jahr lang vor der Wahl im Staate und die 
letzten ſechhs Monate in dem County gewohnt hat, in wel—⸗ 
chem er fein Wahlrecht ausüben will, ift ftimmberechtigt, 
mit Ausnahme von Land» und Seefoldaten und Marine- 
matrofen, dann fleuerfreier Indianer, Neger und Nach— 
fommen von Negern. 


378 Der Staat Cexas. 


Teras fendet vier Abgeordnete zum Bundescongreffe. 

Bor der Revolution wurden als Grenzen der damals 
merifanifchen Provinz der Nueces im Südweften, der Ned» 
River im Norden, der Sabine im Dften und der Meer- 
bufen von Merifo im Südoften betrachtet, der teranifche 
Congreß dehnte diefelben aber weiter aus, und nad) fei- 
ner Beftimmung beginnt die Grenzlinie an, der Mündung 
des Sabine, läuft weftlich an der Küfte des merifanifchen 
Meerbufens bis zur Mündung des Rio Bravo del Norte 
hin, diefen Strom aufwärts zu feiner Duelle, yon da aus 
gerade gegen Norden bis zum 42° nördl. Breite, und von 
da wieder in gerader Richtung bis zur Mündung bes 
Sabine, wonadh Teras 324,018 Duadratmeilen umfaßt. 
Genau Yaffen fi gegenwärtig nur die mweftliche, füdliche 
und öftfihe Grenze, wie zulest angeführt, angeben, die 
nördliche Grenze ift noch ein Streitpunft zwifchen Teras 
und der Union. Die Einwohnerzahl des Staates beträgt 
230,000, mworunter gegen 8000 Deutfche, 400 freie Far- 
bige, 42,500 Negerfelaven und 8000 Indianer, von denen 
fegtere der Mehrzahl nach in dem Gebirgslande Yeben, 
welches die‘ natürliche Grenze zwifchen Teras und Neu- 
Mexiko bildet. 

Die Oberfläche des Staates wird ihrer äußeren Ge- 
ſtaltung nach, wie in gefundheitliher Hinficht am Beften 
in drei Negionen getheilt, Die erfte Region umfaßt das 
Küftenland (level region), zwifchen dem Sabine und dem 
Rio def Norte, in einer Breite son 30 bis 100 M, Yand- 
einwärts. Diefer Strich Landes, deſſen genauere Breite 
wir weiter unten bei Erwähnung der Hauptflüffe des Lan— 
des angeben werben, ift in der Nähe der Küfte von fan- 
diger, einige Meilen Yandeinwärts und an den Ufern der 
Flüſſe hinauf von fumpfiger und fehr fruchtbarer, vor— 
züglih zum Anbau von Reis und Zuder geeigneter Bo- 
denbeichaffenheit, hat aber im Sommer ein unerträglich 


Der Staat Ceras. 279 


heißes, der Gefundheit Deutfcher verderbliches Klima, 
Bilidfe Fieber grafftren hier ftarf, von Zeit zu Zeit ftellt 
ſich auch das gelbe Fieber ein. Hinter dem Küftenftriche 
erhebt fich das Land, im Weften rafcher, im Dften lang—⸗ 
famer, zur wellenförmig=hügeligen (rolling) Region, die 
im Oſten noh auf 20 M. Breite an vielen Stellen 
feucht, fumpfig und daher fieberhaft ift, in ihrer übrigen 
Ausdehnung aber gefundes, bis auf die mit Wald einge- 
fäumten Flußufer und einzelne Bosfets, hier Bauminfeln 
genannt, in Prairien Tiegendes, fruchtbares Land enthält, 
und fih, im Dften breiter, im Weften fohmäler, bis zur ' 
gebirgigen (mountainous) Region erftredt, Die vom Hü— 
gel- in Hochland übergeht, heiße, Durch beftändig wehende 
Seewinde abgefühlte Sommer, milde, in Regenzeit befte- 
hende Winter, durchfchnittlich guten Boden und ein durd- 
aus gefundes Klima hat. Diefe ganze dritte Region, bie 
an’s eigentliche Gebirgsiand, und die zweite Negion, im 
Weiten des Staates, die fih zu Tabaf-, Baumwolle, Sei- 
den⸗, Dbfl-, Gemüfe-, Mais-, Weizen, Gerfter, Haferz, 
Erbjen=, Bohnen-, Kartoffeln, Bataten- und Weinbau 
eignet, für Rindviehe, Pferdes, Schweine und Schafzucht 
paſſend und gut bemäffert und bewaldet find, empfehlen 
wir um fo mehr zu deutfhen Niederlaffungen, als fie be- 
reits mehreren taufend Deutfchen zur zweiten Heimath und 
mehr wie irgend ein Theil der Union ein neues Deutfch- 
land geworden find, in dem deutſche Gefinnung, Gefittung 
und Intelligenz fräftig vertreten find *). 

Die Menge größerer und kleinerer Flüffe, welche 
Teras in füböftlicher Richtung durchlaufend, das Land in 
fchmale Streifen theilen, und die in dieſem Staate übliche 





) Genaue Auskunft über Weft-Teras und die dortigen deutfchen 
Anftedelungen giebt V. Bracht in feinem, bei 3. Bädeker in Elber- 
feld erfchienenen Werke „Texas im I. 1848. 


230 Der Staat Cexas. 


Weiſe der Landesvermeflung, nad) welcher die eine Grenze 
jebes größeren Lanbbefiges von einem Fluffe gebildet und 
dann von diefem aus landeinwärts gemeffen wird, fo daß 
auf jeder größeren Parcelle Uferland, welches meiftens 
bewaldet, Dpenings und Prairie vorhanden, macht eine 
Beihreibung des Landes am deutlichſten, wenn fie den 
Flüſſen folgt. 

An der Oſtgrenze beginnend, nennen wir zuerft den 
Sabinefluß, deſſen Mündung eine weite, nur für flad) 
gehende Schiffe zugängliche Bat bildet, Der Fluß felbft 
tft bis weit hinauf fchiffbar und wird mit Dampfjchiffen 
befahren. An den unteren Ufern wechfelt flacher, ange- 
ſchwemmter Boden mit Sümpfen ab, die mit Schilf- und 
Rohrdickichten bewachſen find. Bon 30 M. an weiter auf 
wärts wird das Land fefter und trägt an den Ufern Fich— 
tenwaldungen, aus denen nur hie und da eine Anfiedelung 
hervorihaut, Der Neches, der den Angelina und den 
Attoyacflug und den Ayiſch-Bayou in fih aufnimmt und 
fih, wie die Sabine, in die Sabine-Bai ergießt, hat in 
der Nähe feiner Mündung ebenfalls Sumpf- und Schlamm- 
land, mit Bäumen, Schilf und Rohr bewachfen, weiter 
oben aber am Hauptftrome und feinen Zuflüſſen fruchtba— 
ven, zu einträglihen, wenn gleich für Norbländer nicht 
gefunden Pflanzungen benusten Boden, Der Trinity 
(oder Trinidad), ein weit hinauf fchiffbarer Fluß, auf 
welhem Dampffchiffe geben und der aus drei zufammen 
fließenden Zweigen (forks) gebildet wird, hat oben an fei- 
nen Ufern guten, aus Lehm mit Sand untermifcht befte- 
benden, ftarf bewaldeten Boden, feiner Mündung näher 
bin und wieder, unten aber, auf etwa 40 M. weit, feuch— 
tes, jehr fruchtbares, aber ebenfo ungefundes Land, Er 
fließt mit dem San Jacinto, einem unbedeutenden, fich 
durch feichtes, angefchwenmtes Land windenden Fluffe und 
mit dem bis Houfton mit Dampffchiffen befahrenen Buf- 


Der Staat Terag, ' 281 


falo-Bayou in die Galvefton-Bai, die bedeutendfte Bat 
des Staates, weldhe an der Einfahrt 12 Fuß Waffertiefe 
bat. Die Mündung des Brazos, unterhalb der Galve— 
fton-Bai, hat eine Sandbanf, deren Wafjertiefe von 4 bie 
8 Fuß wechfelt. Der Fluß fommt aus dem fernen Nord- 
weften herab, wohin faft noch Fein Weißer gedrungen tft, 
Seine Uferländer hoch oben find daher noch wenig ges 
kannt; weiter unten fließt er Durch guten, abwechfelnd be= 
waldeten oder in Prairien mit Waldinfeln liegenden Boden, 
und in feinem unteren Laufe durchrauſcht er auf eine 
Strede son 80 bis 90 M. niedriges, feuchtes und unges 
fundes, zu. Zuderpflanzungen vorzüglich geeignetes, mit 
Lebenseichen und Unterwuchs von Lorbeerfträuchen und 
Stechpalmen, wilden Wein und Pfirfichen beftandenes 
Land. Am Brazos, als dem zuerft angefievelten Theile 
des Staates, trifft man bie älteſten Farms. Zwei Dampf- 
Ihiffe befahren den Fluß bis über Wafhington hinaus, 
Der San Bernard, Cedar-Lafe- und Qane-Brafes 
Creek, unbedeutende Flüßchen, weftlih vom Brazog, 
durchfließen einen 50 bis 60 M. breiten und 40 M. lan⸗ 
gen Diftriet, der flach gelegen, mit Rohr und Cedern und 
anderen Bäumen und Geftrüpp bewachfen und ebenfo un 
gefund als fruchtbar ift, In die für 10 Fuß tief gehende 
Schiffe zugänglihe Matagordas Bat, welche durch die La 
Vaca- und die Matagorda-Bai gebildet wird, ergießt fich 
der Collorado, der mit reißender Schnelligfeit oben Durch 
fruchtbares Getreideland, unten, etwa 100 M. weit, durch 
niedrigeg, üppiges Zuderland firömt, und durch in feinem 
Bette angeftaute Holzmafjen Crafts) für die Schifffahrt 
vorläufig gar nicht zu benugen ift. Die Ufer find nad 
teranifchen Begriffen Schon ziemlich ftarf angeftedelt. Die 
La Barca und der Navidad, zwei unbedeutende mit 
Wald eingefäumte Flüffe, ergießen fih in die La Vaca— 
Bai, die mit Galvefton und New-Drleans in Dampf: 


282 Der Staat Cexas. 


fchiffverbindung flebt. Die Guadalupe, welde ven San 
Marcos und den Coleto in ſich aufnimmt, vereinigt 
fih unweit ihrer Mündung in die EfpiritusSanto - Bat 
mit dem San Antonio, dem etwa hundert Meilen von 
feiner Mündung entfernt der Cibolo und der Medina- 
Fluß, der Salads, Medio, Leon und einige Fleinere 
Creeks zuftrömen, Beide, die Guadalupe und der San 
Antonio, fammt ihren Haupttributarien, wälzen ihre kry— 
ftallffaren Waffermaffen in reißender Schnelligfeit vom 
Fuße der weftlichen Gebirge herab, dur fruchtbareg, 
theils bewaldetes, theils in Prairien Tiegendes Hügelland 
bin, welches im Hochlande die berrlichften Naturfeenen 
bietet. Der Aranfas, durch flache, den Charakter des 
merifanifchen Küftenftriches tragende Gegend in die zehn 
Fuß tiefe Aranfazua= Bat fließend, hat an feinen holzar— 
men mit Mezquite- (muskeet) Gebüſch bewachfenen Ufern 
recht guten Boden, Der Nueces, der unfern feines 
Urfprungs den San Miguel mit feinen Nebenflüffen 
und den Rio Friv und den Leona empfängt, fällt in 
die für Schiffe von 5 bis 6 Fuß Tiefgang zugängige 
Corpus Chrifti-Bai. Die ſüdliche und füdweftlihe Grenze 
von Texas bildet der Rio Bravo del Norte, auch Rio 
Grande, häufiger noch Rio del Norte genannt, der ohne 
bedeutende Zuflüffe feine mächtigen Waffermaffen von zwi⸗ 
fchen dem 37. und 38. nördl, Br. herab, in einfamer 
Majeftät dem merifanifchen Meerbufen entgegen rollt und 
abmwechfelnd gutes mit Mezquite-Gebüfch, mit Pappeln und 
anderen Bäumen bemwaldetes und mageres, mit dornigem 
Geſtrüpp Cchapparels) bewachfenes Land durchſtrömt, das 
an merifanifcher Seite durch Ffünftlihe Bewäfferung bes 
fruchtet wird, an teranifcher Seite aber faft gar nicht 
angefiebelt und dur Indianerhorden unficher gemacht ift. 
Capt. Sterling hat mit dem Bereinigten-Staaten Dampf» 
fchiffe „Major Brown“ den Fluß bis auf 700 M. auf- 


Der Staat Ceras, 283 


wärts befahren und die Anficht ausgefprochen, daß derfelbe 
mit einem Koftenaufwande von einigen hunderttaufend 
Dollars bis Caredo hinauf für 4 Fuß tief gehende Sciffe 
fahrbar gemacht werden Fünnte, 

Nach diefer allgemeinen Beihreibung gehen wir zu 
der desjenigen Theiles des Staates über, der fih als in 
jeder Hinficht für deutfche Anfiedler geeignet bewährt hat 
und noch für Hunderttaufende Raum im Ueberfluß bietet, 
Es ift diefes, mit Ausnahme einzelner Stellen, alles nörd- 
ih von einer vom Brazos, oberhalb San Felipe de Au— 
fin, gegen Weften hin bis zum linfen Ufer des Nueces, 
oberhalb der Bereinigung diefes Fluffes mit dem San 
Miguel, dem Rio Frio und feinen übrigen -Haupttribu- 
tären gedachten Linie bis zum Fuße des Gebirges fich 
erfiredendes Land. Durchfchnittlih fruchtbar von Boden; 
gut bemäffert; hinreichend bewaldet; gefund für den, der 
fih nicht gleich nach feiner Ankunft Teichtfinnig ungewohn- 
ten Befchwerden und Entbehrungen ausfegtz; heiß im Some 
mer, aber von Seewinden gefühlt; wenig heimgeſucht yon 
Musfitos und Stechfliegen; milde im Winter, nur von 
raſch vorübergehenden Nordivinden (Nortbers) auf wenige 
Stunden unangenehm Falt gemacht; reih an Wild und 
faft ohne Ausnahme vortheilhaft für den Abſatz der Pro⸗ 
ducte gelegen. 

Im Oſten an der oben angegebenen Grenzlinie be— 
ginnend, gehen wir oberhalb San Felipe de Auſtin von 
dem mit Poſteichen, Silberpappeln, Wallnußbäumen und 
Sycamoren, die von Sumach, Bignonien, Tillandſien und 
Weinreben bis zum Gipfel umrankt und mit langen Moos— 
bärten behangen find, dicht bewachfenem, bei 7M. breiten 
Uferlande (bottom) des Brazos weftwärts durch eine 
baumlofe Prairie nah Induſtry, in der Nähe des Cum— 
mins und Mill-Ereef, wo fich feit etwa 10 Jahren ſchon 
viele Deutſche, befonders Didenburger, in einer guten 


284 Der Staat Cexas. 


Wald- und Prairieboden bietenden Gegend niedergelaffen 
haben und Landwirtbichaft, Viehzucht und etwas Handel 
treiben. Wenige Meilen von Induftry entfernt liegt die 
vom Grafen Boos⸗Waldeck gegründete 4400 Acres große, 
größtentheils aus Prairieland beftehende Pflanzung Naf- 
fau in einer fich bis an den Collorado erftredenden Hüs- 
gelgegend. Am ganzen oberen Brazos, von San Felipe 
de Auftin aufwärts bis zu den Fällen des Fluſſes und 
zwifchen dei Brazos und dem Colorado, nördlih vom 
Mill- und vom Cummins-Creek, ift noch uneultivirteg, 
gutes Land zum Preife von 4 bis 13 Dollars pro Aere 
in Menge zu erftehen, das fi zum Getreide-, Tabaf- 
und Baumwollenbau, wie auch zur Viehzucht eignet. Als 
Bauholz Tiefern die Waldungen Ulmen, Buchen und Ei- 
ſchen, und zu Zaunriegeln find Cedern in völlig genügen- 
der Menge vorhanden. Der Flußbottom — das flache, 
meift fumpfige, aber ungemein fruchtbare und ungefunde 
Uferfand — des Colorado, unten mehrere Meilen breit, 
wird, je weiter man den Fluß aufwärts gebt, immer 
ſchmäler und hat bei Baftrop, welches auf der ſüdlichen 
Grenzlinie des von ung empfohlenen Diftrietes liegt, eine 
Breite von Faum einer halben Meile, Auf diefem feuch- 
ten Boden wachſen Cedern, Sycamoren oder PM atanen, 
von Bignonien umfchlungen. Bom Colorado weftwärts 
nach der Guadalupe hin erſtrecken fih große Waldungen, 
die fat nur aus Pofteichen beftehen, und Prairien mit 
zerftreut Viegenden, bier Inſeln Gislands) genannten Baum: 
gruppen. Der Boden ift zum Theil Teicht hügelig, zum 
Theil rau, Fiefig und wenig ergiebig. Bon Gonzales 
aufwärts den Ufern der Guadalupe folgend, finden wir 
ſchmal bewaldete, faft überall fteile Ufer, vom Fluſſe feit- 
wärts herrliche Prairie, und je weiter wir nördlich fommen, 
in der Gegend von Seguin und darüber hinaus, eine immer 
dichter werdende deutiche Bevölkerung, die Landwirthſchaft 


Der Staar Teras. | 2835 


und Viehzucht treibt, in jüngfter Zeit fehr gelungene 
Berfuhe mit dem Weinbau gemacht bat, der, wenn er 
durch Geldmittel Fräftig unterftügt wird, bald zu großer 
Bedeutung gelangen wird, und feit Kurzem fich mit gleich 
günftigen Ausfichten auf die Schafzucht verlegt hat. Im 
dem von der Guadalupe und dem Comal-Ereef gebildeten 
Winkel liegt New - Braunfels, eine som Prinzen Carl 
Solms gegründete Stadt, die felbft und deren ganze Um— 
gegend faft nur von Deutfchen bewohnt wird, von denen 
eine große Anzahl den gebildeten Ständen angehört. Lei- 
der find viele dieſer Anftedler mit zu geringen Mitteln 
nad Teras gefommen, oder haben vieles yon dem, mas 
fie mitbrachten im Anfange ihrer Niederlaffung verkehrt 
angelegt, auch find Manche mit zu überfpannten Ideen 
von der Annehmlichfeit und Mühelofigfeit des Farmer-te- 
« bens hier eingewandert, Cine Folge davon ift, daß viele 
Deutsche Anfiedler, zumal diejenigen, welche vorher nicht 
an förperliche Arbeiten gewöhnt waren, nicht fo prospe- 
viren, wie fie gehofft. Alfe aber, welche mit dem Bor- 
fase einwanderten, ein thätiges Leben führen zu wollen 
und diefem Borfage getreu bfieben, haben es in furzer 
Zeit zu einem mindeftens forgenfreien Leben und zu einer 
Selbftändigfeit gebracht, auf die fie im Baterlande Feine 
Ausficht Hatten. Bon New» Braunfels aus rüdte der 
deutſche Einwandererzug bereits weiter nörblich, über eine 
Hochebene hinüber, nach Friedrichsburg, jenfeits des Pe— 
dernales, hinauf, wo ebenfalls guter Boden in Menge 
und eine faft noch entzüdendere Gegend als um New— 
Braunfels ift, wo jedoch fpäter, wenn die Einwanderung 
und fomit die Zahl der Confumenten ab- und je mehr 
Land eultivirt wird, die der Producenten zunimmt und 
ein Markt für diejenigen Producte gefucht werden muß, 
bie jest der Neueintreffende zu kaufen genöthigt ift, die 
| Erzeugnifie des Landbaues wegen zu großer Entfernung 


286 Der Staat Cexas. 


von bevölferteren Gegenden fchlecht im Preife ftehen dürf- 
ten. Sedenfalls ift Auswanderern zu rathen, fich nicht 
weiter norbweftlih als in und bei Friebrihsburg und 
nicht in dem Adels »Bereing- Bezirke, einem im Gebirgs- 
ande gelegenen, fteinigen und nur in einzelnen Theilen 
fruchtbaren Diftriete anzufiedeln, der vom Prinzen Carl 
zu Solms-Braunfels, den Grafen Boos-Waldeck, Gaftell 
und anderen fpeeulativen, adelichen Herren zur Errichtung 
einer großartigen, deutfchen Colonie augerfehen war, bie 
aber durch Mittellofigfeit der Unternehmer, durch Unfennt- 
niß und Wortbrüdigfeit Derer, die fih an Die Spite ge- 
ftellt hatten, ald Embryo ſchon Todes verblid. Es find 
fo viele bittere und gerechte Klagen gegen den fogenann- 
ten Adelsverein laut geworden und die hochadeligen Her: 
ren haben alle Borwürfe mit fo vornehm ignorirender 
Steichgültigfeit hingenommen, daß wir nicht auch noch — 
Eulen nah Athen tragen wollen, und nur bemerfen, daß 
hunderte reblicher, arbeitsfamer, dem Worte jenes Vereins 
vertrauender Deutfcher durch denfelben, der fih „Verein 
zum Schuge deutfcher Auswanderer nad) Teras“ nannte, 
Bermögen, Gefundheit, das Leben verloren haben, Das 
yon der Guadalupe im Dften und vom San Antonio im 
Weſten und Süden umfloffene und vom Cow-, Cleto-, 
Cibolo- und anderen Greefs bewäfferte Land, an einzel- 
nen Stellen mit Musfitgebüfch bewachfen, an anderen 
fpärlich, durchfchnittlich aber hinreichend bewaldet und von 
sorzüglicher Bodenbefchaffenheit, kann ebenfalls deutſchen 
Einwanderern beftens empfohlen werden, zumal der Deut- 
ſche auch hier ſchon eine Menge feiner Landsleute ange— 
fiedelt findet. Weniger andeftedelt, auch weniger bewal- 
det ift das zwifchen dem San Antonio und San Miguel 
liegende fruchtbare Land, Hier Tiegt die Colonie Caſtro— 
pille, yon Auswanderern aus der franzöfifchen Schweiz 
und Frankreich bewohnt, über deren Lage nicht fehr befrie- 


Der Staat Cexas. 287 


dDigende Berichte einlaufen, was jedoch mehr dem Gründer 
der Eolonie, als den natürlichen Berhältniffen derfelben 
zugefchrieben wird, In der Nähe von Eaftroville ift eine 
Schweizer» Colonie, mit Namen New - Patria, entftanden, 
welche alle äußeren Bedingniffe zum Aufblühen in ſich 
vereinigend, doch ein mwelfes Ausfehen hat, was man dem 
in ihr herrfchenden Syftem der Gütergemeinfchaft zufchreibt. 
Dben im Nordweften, über Friedrihsburg hinaus, haben 
fih Mormonen niedergelaffen, deren Niederlaffung das 
erfreulichfte Gedeihen zeigt. 

Die hauptfächlichften Produete des Staates find Zuder, 
der an den fumpfigen und Ueberſchwemmungen ausgefesten 
unteren Ufern der öftlichen Flüffe gewonnen wird, wo man 
auch hie und da Feine Reisfelder fieht; in Baummolle und 
Mais, welche in faft allen Theilen des Staates in bedeu— 
tender Mafje gebaut werden, in etwas Tabaf, für den 
Boden und Klima vorzüglich paffen, und in Weizen, Gerfte 
und Hafer, die, mit Ausnahme der Küftengegend, überall, 
vorzüglich aber am oberen Trinity gezogen werben. Im 
Nordweften und überall, wo fih Deutiche niedergelaffen 
haben, kommen ‚der Gemüfe- und Obftbau nad und nad 
in Schwung, die Kartoffel aber artet faft überall aus und 
wird durch Bataten oder füße Kartoffeln (Sweet potatoes) 
erfegt. Pfirfihe, Feigen, Pflaumen, Melonen aller Art, 
Gurken, Kürbiffe gedeihen aufs Ueppigfte, und der Weins 
bau, kaum erſt verfuchsweife begonnen, hat fchon fo günz . 
ſtige Nefultate geliefert, daß fih auch ſchon Amerifaner 
bamit zu befaffen beginnen. So bradte ein in der Nähe 
von Neu=-DBraunfels wohnender Hr. Wafeman im ver- 
floffenen Winter Neben von EI Pafo del Norte mit heim, 
mit denen er auf feiner Farm einen Weingarten anges 
legt bat, 

Die Viehzucht, durch mildes Klima, welches Die Heer- 
den dag ganze Jahr hindurch im Freien zu laſſen geftattet, 


288 Der Staat Teras. 


und durch üppige, im Weften häufig mit dem vorzüg- 
lichen Muskitgras bewachfene Prairien begünftigt, ift einer 
der Lohnendften Zweige der Landwirthſchaft, fobald der 
Farmer feinem Vieh nur etwas mehr Sorgfalt widmet, 
als es bis jest in Texas gefchieht, d. h. fobald er die 
Heerden Durch Fütterung zum regelmäßigen Erfcheinen 
auf der Farm gewöhnt, und fie in der Regenzeit oder 
wenn der fchneidende Norther weht in einen noch fo roh 
zufammengefchlagenen Stall treibt, Mehr Milch, befferes 
Sleifh, weniger Verunglückungen von alten und jungen 
Rindern und manch erfparter tagelanger Ritt hinter ver⸗ 
laufenen Kühen oder Ochſen her vergüten ihm feine Mühe 
überreihlih. Daffelbe gilt von der Pferdes, Schweine- 
und Schafzudt. Die auf Erzielung guter Halbblutpferde 
gerichtete Pferdezucht ift in allen Theilen des Landes fehr 
einträglich, ebenjo die Schafzucht, die ſchon fehr in Auf- 
nahme gefommen und ‚befonders im Weften flarf im 
Schwunge fein würde, wären die nöthigen Geldmittel 
vorhanden. Am Rio dei Norte, auf merifaniicher Seite, 
wurden im verfloffenen Jahre mehrere taufend Schafe zu 
50 Cents pro Stüdf aufgekauft und nah den Anfiede- 
lungen an der Guadalupe und am San Antonio geführt. 

Salzquellen find in genügender Menge vorhanden, um 
die Bedürfniffe des Staates zu befriedigen, werden aber 
noch ebenjowenig ausgebeutet, als die Kohlenlager am 
Rio del Norte, am oberen Brazos und am Trinity. Obne 
Zweifel würden Nachforſchungen am San Sabe auf Blei, 
Galmei und Eifenerzablagerungen, und weiter öſtlich auch 
auf Kupfer- und Silbererze führen, 

Kaum erft fpärlich angefievelt, hatte Texas fchon zu 
viel duch Kriege mit Mexifo zu leiden, als daß fein Hans 
del, feine Gewerbe und Manufarturen Schon blühen könnten, 
Der Handel befchränft fih auf. die Ausfuhr von Baum— 
wolle, Fleiſch und lebendem Rindvieh, die Einfuhr auf 


Der Staat Texas, 389 


den nöthigen Bedarf an Eolonial- und Manufacturwaaren, 
die, wie alle feineren Erzeugniffe der Gewerbe, von den 
nördlichen Staaten importirt werden. Aus diefem Grunde 
find big jest auch nur folhe Handwerker gefucht, die, wie 
Zimmerleute, Maurer, Schmiede, Schreiner, die nothwen⸗ 
Digften Bedürfniffe des Volkes befriedigen. 

Die Schwachen Mittel des Staates und die bis jest 
zu ſpärliche Bevölferung deffelben haben bis jest der Aus— 
führung von Öffentlihen Bauten entgegen geftanden, das 
günftige Terrain des Landes und die wachſende Zahl der 
Einwanderer, fowie die immer mehr zur Geltung kommen⸗ 
den Vorzüge diefes Staates vor ſo manchem andern mwer- 
den bald die. Hinderniffe überwunden haben, welche bisher 
den Bau einer Eifenbahn von der Galvefton-Bai oder 
von Houfton aus nach dem Welten und Nordweften, und - 
bie Ausführung größerer Flußbauten unmöglich machten: 

Sn den Flüffen von Teras findet man Bärfche, Fo— 
rellen, Karpfen, Katz⸗, Mligator-, Sonnen und Suder- 
fifche, Knochen-Hechte, Aale und Schildkröten, und an der 
Meeresfüfte werden Auftern, Schildfröten und Seefifche in 
großer Menge gefunden. In den Wäldern und Prairien 
des Hochlandes leben Prairiehunde, Bären, verfchiedene 
Arten Wölfe, Büffel, Antilopen, Hirfche, Elenthiere, wilde 
Pferde (Muftangs) und wilde Eſel; Hirfche durchftreifen 
auch in Nudeln von 20 bis 40 Stück das Hügelland und 
den flachen Küftenftrich, auch wilde Schweine (Peckaries) 
giebt es Hier in Menge, dann Füchfe, Prairies und andere 
Wölfe, Hafen, Wafhbären, Cuguare oder Panther, Jaguare, 
Lüchfe, Stinkthiere, wilde und Leopardfagen, Wiefel, Mar: 
der, Beutelragen oder Opoffums, Biber, ganze Züge von 
Prairier, Reb⸗ und Truthühnern, Fafanen, Droffeln, Spott- 
vögeln, Colibris, Geiern, Löffelreihern, Habichten, Rarrana- 
108, Pelifanen, Brady, Paradies⸗ und einer Menge anderer 
Bögel, Auch Eidechſen, Aligatoren, Chicken- oder Eierz, 


Nordamerika. 19 


290. Der Staat Cexas. 


SPeitfchen:, Kupfer» und Klapperfchlangen giebt es nicht 
wenige, fie ziehen fid aber alle aus der Nähe von An- 
fiedelungen zurück und fliehen überhaupt den Menfchen. 
Bon Inſecten fommen die läſtigen Musfitos und Stech— 
fliegen im Weften und Nordweften nit häufig und nur 
an feuchten, warmen und vor Zugluft gefchüsten Drten 
vor, hingegen findet man überall Ameifen, Spinnen, Raus 
pen, Schmetterlinge, Grillen, Heufchreden, Leucht⸗ und 
andere Käfer. 

Dem Namen nad befist Teras eine bedeutende An- 
zahl von Städten, in der Wirklichkeit find es jedoch nur 
einige wenige, welche auf den Namen town Anſpruch 
machen können. Wie Fein aber auch oft eine ſolche ſo— 
genannte Stadt fein mag, die häufig nur aus einer Säge— 
oder Mahlmühle, einem Kaufladen, einem Wirthshaufe, 
einer Schmiede und noch ein Paar Gebäuden beftebt, für 
die fie umgebenden Anfiedelungen ift fie doch immer von 
großer Wichtigfeit und bildet häufig den Uranfang einer 
umfangreichen Stadt, Die wichtigfte und bedeutendfte Staat 
des Staates ift Galvefton, auf der gleichnamigen Inſel, an 
ber gleichnamigen Bai gelegen. Während die flache, fandige 
Galveſton-Inſel einen öden Anblick gewährt, zeigt der Hafen 
der Stadt und ihre mit zierlichen, größtentheils aus Fachwerf 
mit Bretterbeffeidung Cframehouses) erbauten, weiß an- 
gemalten und von Bäumen bejchatteten Häufern befesten 
Straßen ein reges Leben, Bor etwa: zehn Jahren noch ein 
erbärmliches Häufchen fchlechter Bretterhütten, ift Galveſton 
gegenwärtig eine Stabt, welche über 5000 Einw. aus allen 
Weldgegenden zählt, mit Houfton am Buffalo-Bayou, mit 
den Anfiedelungen am Sabine und Trinity, mit dem Brazos, 
der La⸗Vacca-Bai und mit New-Drleans in regelmäßiger 
Dampficiffverbindung fteht, mehrere gute Kirchen, worunter - 
auch deutfche, und Schulen, fowie auch verſchiedene Eta- 
biiffements für gefellfchaftliche Unterhaltungen befist. Hou⸗ 


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Der Staat Texas, Ä 291 


fton, an dem von fhönen Magnolien befchatteten, felbft 
aber nichts weniger als reizenden Buffalo-Bayou Tiegend, 
der bis hieher fchiffbar ift, iſt auf einer theils offenen, 
theils bewaldeten, an die ausgedehnte, feuchte und unge> 
funde Houfton-Prairie ftoßenden Hochebene erbaut, zahlt 
etwa 3000 Einw. und bildet die Vermittlerin des regen 
Verkehrs des Innern mit der Hafenftadt Galvefton. Die 
Bewohner Houftons waren früher, als Teras, vor der 
Einverleibung in die Union die Zufluchtsftätte für alle 
Berbrecher des Nordens und des Südens war, ganz be— 
fonders verrufen, jest aber find bier, wie in anderen 
Gegenden des Staates, die faulen Elemente ausgefchieden 
worden, und der fittlihe wie der Nechtszuftand flehen dem 
in den übrigen Staaten des Bundes in nichts nad. Im 
öftfichen Teras ift Nakogdoches, an mehreren Kleinen 
Greefs und 60 Meilen vom Sabine. entfernt Tiegend, die 
einzige Stadt von einiger Bedeutung; fie hat eine Uni- 
verfität und zählt etwa 1000 Einw. San Felipe de 
Auftin, am Brazos, früher Hauptftadt des Landes und 
zu der Zeit gegen 1000 Einwohner zählend, ift zu einer 
Gruppe ärmlicher Bloc» und Framehäufer herabgefunfen, 
Washington, am weftlihen Ufer des Brazos, 133 M, 
nordweftlich von Auftin, bis 1839 Hauptftadt von Terag, 
hat eine Akademie, zwei Kirchen und 1200 Einw. Die 
Stadt Tiegt in einer fruchtbaren, mit zerftreut Tiegenden 
Baumgruppen gejhmücten Prairie. Auftin, am linfen 
Ufer des Colorado, feit 1839 Sit der Legislatur, ift ein 
malerifch fchön am Abhange eines Hügels erbautes Städt— 
chen, welches in feinen hölzernen Häuschen etwa 300 Einw. 
zählt. Die ganze Umgebung der Stadt, den Fluß auf: 
und abwärts, hat guten, unterhalb der Stabt Ueber— 
ſchwemmungen ausgefesten Boden, der reihe Baumwollen- 
und Maigernten Tiefert. Baftrop, weiter ſüdweſtlich, 
am Tinfen Ufer des Colorado, in fruchtbarer, gut ange: 
19* 


292 Der Staat Cexas. 


bauter Gegend; La Grange, ebenfalls am linfen, und 
Columbus, am rechten Ufer des Colorado, find unbe— 
deutende Städtchen, in deren Umgebung viele Deutfche an— 
gefiedelt find. Bietoria, am linfen Ufer der Guada- 
Iupe, mit einer römiſch-katholiſchen Kirche, zahlt ein paar 
hundert Einwohner, Gonzales, höher oben am Ufer 
deffelben Fluſſes, auf einer großen Fläche Tiegend, bat 
efende Häufer und faum 200 Einw. Seguin, noch höher 
aufwärts am linken Ufer der Guadalupe, in gefunder, 
fruchtbarer Gegend, beſteht bis jetzt erſt aus dreißig und 
einigen Häuſern, hebt ſich aber zuſehends, wozu die in 
der Umgebung ſich mehrenden Anſiedelungen weſentlich bei- 
tragen, Neu-Braunfels, am Zuſammenfluſſe des Co— 
mal⸗Creek mit der Guadalupe, in einer gegen Süden von 
einem fanft anfteigenden, mit Cedern bewaldeten Hügel 
begrenzten Ebene, Tiegt veizend, ift groß angelegt, keines— 
weges aber fchon eng bebaut, gepflaftert oder fonft wie 
einer eurppäifchen Stadt ähnlich, und zählt unter feinen 
2000 Bewohnern faft nur Deutfche, welche Aderbau, Vieh— 
zucht, Handel und Gewerbe treiben. Die Häufer der Stadt 
find Blod- und Bretterhäufer, einige beffer, andere ſchlechter 
gebaut, auch befindet fich hier eine deutfche römifch-Fatholifche 
und eine deutfche proteftantifche Kirche, eine Schule u. ſ. w. 
Friedrichsburg, 6 M. jenfeits des Pedernales, in einem 
Pofteihenmwalde, auf fanft anfteigender Fläche regelmäßig an- 
gelegt, zählt mit feiner Umgebung faum 8 bis 900 Einw., von 
denen manche, die mit zu wenigen Mitteln ausgerüftet fich 
. bier niederließen, mit harten Entbehrungen und Mühen 
zu kämpfen haben. Zwei noch weiter nördlich gelegene 
fogenannte Städte, das eine Leiningen, das andere 
Caftell genannt, find nichts weiter ald auf das Gebiet 
des Adelsvereins vorgefchobene Poften, die wohl nur 
angelegt wurden, damit gefagt werden fann, der. Verein 
babe von feinem Lande Befig genommen. Unglücklich 


Der Staat Cexas. 293 


‚der, der fih auf fo entlegenen Punkten anftedelt. San 
Antonio de Berar, unweit des linken Ufers des San 
Antonio, in fruchtbarer, ſchon eultivirt gewefener, aber 
wieder der Verwilderung preisgegebener Gegend, hat durch 
die merifanifchen Kriege furchtbar gelitten, beginnt ſich 
aber jest wieder zu heben, Unter den 5 bis 6000 Einw,, 
welche Stadt und Umgegend zählen, giebt es viele Deutfchez 
die Mehrzahl der Bewohner aber befteht aus Merifanern. 

Indian Point (Indianola) und Carlshafen, beide an der 
La-Vaeca-Bai, zwei fumpfig und ungefund gelegene Dert- 
hen, von denen erfteres etwa 200, Testeres nicht die Hälfte 
Einwohner zählt, find Stationspunfte für die in Galvefton 
Yandenden, nad) Seguin, San Antonio, Neus Braunfels, 
Sriedrihsburg u, f. w. beftimmten Einwanderer, melde 
mit Segelfhiffen oder Dampfböten von Galvefton hieher 
gehen und dadurch einen bedeutenden und befchwerlichen 
Theil der Landreife erfparen. 





Der Staat Michigan 


trat,im Jahre 1837, bis zu welcher Zeit er Gebiet oder 
Territorium war, als Staat in die Union. 
Die gefeßgebende Gewalt befist die aus einem Senate 
und einem Haufe der Repräfentanten beftehende General- 
verfammlung. Die 18 Senatoren werden auf 2 Jahre, 
die 54 Nepräfentanten jährfih vom Volke gewählt. Die 
vollziehende Gewalt hat der auf 2 Jahre vom Bolfe ge- 
wählte, einen Jahresgehalt von 1500 Dollars beziehende 
Gouverneur, Der auf gleiche Weife und auf diefelbe 
Dauer gewählte Bice- Gouverneur präfidirt dem Senate 
und hat nöthigenfalls die Stelle des Gouverneurs einzu— 

nehmen, Die richterlihe Gewalt haben ein oberfter Ge— 


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294 Der Staat Michigan, 


richtshof, ein Kanzleigericht (Court of Chancery), Bezirfs- 
gerichte und folche Untergerichte, welche die Generalver- 
ſammlung einzufegen für nöthig erachtet. Die Richter des 
oberften Gerichtshofes ernennt der Gouverneur mit Bei- 
flimmung des Senats auf die Dauer von 7 Jahren, 

Jeder 21 Jahre alte, weiße, männliche Bürger der 
Bereinigten Staaten, der 6 Monate vor der Wahl im 
Staate gewohnt hat, ift ftimmberecdhtigt. 

Michigan fendet drei Abgeordnete zum Bundescon- 
greſſe. 

Die kleinere der beiden Halbinſeln, aus denen der 
Staat beſteht, wird im Weſten und Nordweſten vom 
Oberen⸗, im Oſten und Südoſten vom Monomoneefluſſe 
begrenzt; die größere Halbinſel grenzt im Norden an die 
Straße von Mackinaw, im Nordoſten an den Huronſee, im 
Oſten an den St. Clairfluß und St. Clairſee, im Süd- 
often an den Erifee, im Süden an Ohio und Indiana, 
und im Weften an den Michiganfee, umfaßt 40,000 Qua— 
dratmeilen und zählt 330,000 Einwohner. 

- Hauptflüffe find der St. Joſeph, Kalamazoo, Grand, 
Saginaw, Clinton, Huron, Dttowa, Masfegon und Titti- 
bawasfee. 

Die kleinere Halbinfel hat ein zu rauhes Klima, als 
dag die -Aufmerffamfeit des auswandernden Landmannes 
auf fie gelenkt werben könnte, aber weil reih an Kupfer⸗ 
erzen, ift fie in montaniftifcher Beziehung von großem 
Intereſſe. An dem ſich in den Lafe Superior (Dberenfee) 
ergießenden, 11 M. weit für Schiffe und 20 M. weit für 
Böte fchiffbaren Fluffe Ontonagon, auf einem 1000 bis 
1100 Fuß Hohen Bluff CUferbergfette) Liegen die unter 
der Leitung eines Herrn Knapp ftehenden Kupfergruben 
einer amerifanifchen Bergmwerfscompagnie, die von 80 Berg- 
leuten bearbeitet werden und im vorigen Jahre bereits 
100,000 Pfd. Kupfer an den Markt lieferten. Ein anderes, 


Der Staat Michigan, 295 


in der Nähe des Eaglefluffes Tiegendes Kupferwerk befchäf- 
tigt ſchon 200 Arbeiter, Lieferte im J. 1849 eine Augbeute 
zum Werthe von 300,000 Dollars und gab 200,000 Dol⸗ 
fars oder 10 Procent reinen Ueberſchuß, einen Reſerve— 
fond ungerechnet. Noch auf verfchiedenen anderen Punften 
wurden Minen angelegt, von denen mehrere um fo leichter 
zu bearbeiten find, als fie augenſcheinlich ſchon von Berg- 
leuten früherer Jahrhunderte in Angriff genommen wurden. 

Die Oberfläche der größeren Halbinfel ift ihrer Ges 
ftaltung nach, wie Hinfichtlih der Bodenbefchaffenheit, von 
großer Mannigfaltigfeit. Man findet hier ausgedehnte 
Nadel- und Laubholzwaldungen, mit zerftreut liegenden 
Eichengehöfgen bewachfene Prairien (Oak-openings) und 
unbewaldete, trodene und naffe Prairien, Die Küfte ift 
flah, im Dften häufig fumpfig, im Weſten fandig und 
fiefig; von der Küfte fteigt das Land allmählig leife empor, 
Das mit hochſtämmigen Eichen, Buchen, Ahorn und ander 
vem Laubholz beftandene Waldland ift durchgängig ‚Frucht: 
bar; Nadelholzwaldungen und Waldungen von fhwachen 
Laubholz haben faft regelmäßig dürftigen, Die Daf-Dpes 
nings ſchwarzen, mit Kiefelerde gemifchten, fruchtbaren 
Boden, der auf Lehm, Mergel oder Kalf lagert, Die 
trodenen Prairien, deren obere Erdſchicht in der Regel 
auf Kies lagert, Teiden häufig Mangel an Waffer, wo 
hingegen die naffen Prairien, wenn fie nicht Durch Abzug- 
gräben trocken gelegt werden, nur als Viehweide zu bes 
nusen find, immer aber fchlechtes, ungefundes Trinkwaſſer 
bieten. Auch dieſe größere der beiden den Staat Michigan 
bildenden Halbinſeln iſt in ihrem nördlichen Theile zu rauh, 
als daß ſich dort Anſiedler niederlaſſen könnten; wir wer— 
den uns hier daher nur mit demjenigen Theile des Staates 
beſchäftigen, der ſüdlich von einer von oberhalb der Mün— 
dung des Saginawfluſſes in gerader Richtung weſtlich nach 
dem Michiganſee gezogenen Linie liegt, häufig Deutſchen 


296 Der Staat Michigan. 


zu Niederlafiungen empfohlen wird, aber nur an einigen 
wenigen Punkten diefe Empfehlung wirklich verdient. 
Saginam- County, an der gleihnamigen Bucht, vom 
gleichnamigen Fluſſe und vom Shiawafjee, und Sanilac- 
and Tuseola-County, beide vom Caß und einigen kleineren 
Flüſſen bewäffert, haben alle drei ebenen, fruchtbaren, an 
der Seefüfte und manden Stellen im Innern fumpfigen, 
durch feine Ausdünftungen Fieber erzeugenden Boden. Ein 
weiterer lebelftand ift der, daß es dieſen Gounties an 
frifhem Duellwaffer mangelt. In Saginaw- und Tuseolas 
County findet man deutſche Anfiedler, über deren Gefund- 
heitszuftand nicht günftig berichtet wird. Gefunder, weil 
nicht fo flach und weniger jumpfige Niederungen enthaltend, 
find St. Clair- County, am St. Clairfluffe, vom Belle, 
Black und Pine, und Macomb- County, am St. Clairfee, 
vom Clinton und Saline bewäſſert. Wayne- County, am 
Detroitfluffe, vom Rouge und Huron, und Monroes 
Eounty, vom Raifin-Bai und einer Menge Creeks durch— 
* haben ebenen, fruchtbaren, von Speculanten und 
irklichen Anſiedlern ſehr hoch im Preiſe gehaltenen Bo⸗ 
* La Peer⸗County, vom Bell und mehreren Creeks 
bewäffert, und Genesfee- und Shiawasfee- County, vom 
Shiamwasfee und kleineren Flüffen durchfchnitten, haben 
wellenförmig rollenden und fruchtbaren Boden, aber auch 
bier wird. über Mangel an gutem Trinfwaffer geflagt. 
Clinton= County, vom Loofing- Glaß und Maple, Ingham— 
County, vom oberen Grand und Cedar, Livingfton-County, 
vom Huron, bdefien Armen und vom Shiawasfee, und 
Dafland-Epunty, vom Huron und Rouge durchſtrömt, und 
legteres überdies noch von einer Menge Heiner, bisweilen 
zu Lachen zufammentrodnender Seen bewäffert, haben 
ebenen, fruchtbaren Waldboden, der an mehreren Stellen 
moraftig ift. Wafhtenaw- County, durd das der Huron 
fließt, mit wellenförmigem, fruchtbaren Boden, Jackſon— 


Der Staat Michigan, 297 


County,’ bewäffert vom Kalamazoo, Raifin und Grand, 
hügelig, bewaldet und mit Daf-Dpenings, und Calhoun- 
County, vom Kalamazoo und St. Joſeph durchfloffen, mit 
wellenförmigem Boden, haben durch Vollendung der vom 
Eriefee zum Michiganfee führenden, fie durclaufenden 
Eifenbahn bedeutend gewonnen. Jonia⸗ und Barry-County, 
deren Hauptfluß der Grand ift, haben hügeligen und wel- 
lenförmigen, fruchtbaren Waldboden. In Jonia= County 
Yiegt eine von Deutfhen aus Weftphalen im J. 1837 
gegründete, Weftphalen genannte Eolonie, welche troß dem 
fih häufig dort einftellenden Fieber guten Beftand hat, 
Die Anfiedler, deren Zahl gegenwärtig auf 350 angegeben 
wird, find durch Feinerlei Statuten gebunden; Jeder ar- 
beitet für fi und die Geinigen, und wer mag, fann ſich 
dort anftedeln, er fei Deutfcher oder nicht und glaube was 
er wolle, Diefe Anftedler ftehen ihres Fleißes und ihrer 
Gefittung wegen bei ihren amerifanifhen Nachbaren in . 
hoher Achtung. Einige der älteften Anftedler haben ihre 
Farms an Neueingewanderte verfauft, und fih in geſün— 
dere Gegenden begeben. Kalamazoo= County, mit ebenem 
Prairier und Waldboden, vom gleichnamigen Fluffe und 
som Portage bewäffert, erfreut ſich auch nicht des beften 
Gefundheitszuftandes, der Umftand aber, daß die Eifen- 
bahn das County durchfchneidet, vermehrt doch die Anſie— 
delungen in ihm. Vom wellenförmigen, ftarf bewaldeten 
Lenamwee- County an, durch das fi der Raiſin windet, 
erhebt fih das Land in Hillsdale- County zu bewaldeten 
Hügeln mit gutem Boden, der in Brand County magerer, 
in den Daf-Dpenings und Prairien von St. Jofeph- und 
Caß-County aber wieder fehr fruchtbar wird, Berrienz, 
- BansBuren-, und Allegan-County, die fühweftlichften Couns 
ties am Michiganſee, haben an der Küfte fandigen, fonft 
aber durhfchnittlich guten, wellenförmigen, mit Wald be- 
beiten Boden. Ottawa⸗ und Kent>County, erſteres am 


298 Der Staat Michigan, 


Michiganfee liegend, und Iesteres die Dftgrenze von erftes 
vem bifdend, und beide vom Grandfluffe durchſtrömt, Haben 
fruchtbaren, in einigen Theilen fandigen Boden, der, wel⸗ 
Ienförmig auffteigend, in gebrochenes Hügelland übergeht. 
In Ottowa⸗-County haben fich mehrere aus der Colonie 
Weftphalen, in Jonia= County, ausgewanderte Deutfche 
niedergelaffen, und nach Kent-County wanderten im J. 1849 
einige hundert, größtentheils wohlhabende Perfonen aus 
den holländischen Provinzen Gelderland, Zeeland und Fries: 
land aus, wo fie fih am-Grandfluffe und in deſſen Nähe 
anfiedelten. Im Frühjahre 1850 folgte ihnen eine gleich 
große Gefellihaft nah. Montcalm- und Gratiot-County, 
vom Pine, Maple und anderen Ereefs durchfloſſen, haben 
ebenen, einige ungefunde Sumpfniederungen abgerechnet, 
guten Boden, DOzeanas, Newaygo⸗ und Mecofta- County, 
durch welche der White und der Maskegon fliegen, ent- 
halten theild Sandboden, theild Land mittlerer Güte, und 
find, fowie alle weiter nördlich und nordöſtlich Tiegenden 
Counties noch fehr wenig angefiebelt. 

Regierungslandämter für den in vier Landbiftriete ein- 
getheilten Staat befinden fi) in Detroit, Wayne-County, 
in Flint, Genesfee-County, in Sonia, in Jonia= County, 
und in Kalamazoo, Kalamazoo County. 

Im nördlichen Theile des Staates beginnt der Winter 
in der Regel um die Mitte Detobers und hält bis Ende 
März anz im fühlichen Theile dauert er von gegen Ende 
November bis gegen Mitte März, und. ift im Norden wie 
im Süden fehr ftreng. Der Frühling dauert nur eine bis 
zwei Wochen, der Herbft etwas länger; die Sommer find 
fehr heiß und reich an heftigen Gemittern. Die fumpfigen 
See⸗ und Flußufer und das die kleinen Binnenfeen um— 


gebende Land werden von Gallen und wie die nicht ge— 
ringe Anzahl jener Counties, in denen Mangel an gutem 


Trinkwaſſer berrfcht, von Werhfelfiebern heimgeſucht. 


Der Staat Michigan, 299 


Die ungünftigen, Flimatifchen Verhältniffe find es, 
denen man es zufchreiben darf, daß der an gutem Ader- 
‚boden nicht arme, für Gewerbe, Fabrifen, Handel und 
Schifffahrt unvergleichlich günftig gelegene Staat, deffen 
Bevöfferung in den Jahren 1830 bis 40 von etwa 36,000 
auf 213,000, alfo auf das Sechsfache flieg, im Testen 
Sahrzehent nicht um die Hälfte zunahm, ungeachtet große 
Streden Landes verfhenft und andere von Speculanten 
auf jegliche Weife angepriefen und zum Verkauf ausgeboten 
wurden. 

Aus dem angefiedelten Süden hat fih das Wild im- 
mer mehr nah Norden gezogen, wo Elenthiere, Hirfche, 
Wölfe, Bären, Füchſe, Federwild und befonders Wafler- 
vögel in großer Menge vorhanden find. Die Flüffe find 
außerordentlich fifchreih, und Amphibien und Musfitos, 
öliegen und andere Inſecten giebt es ebenfalls in nicht 
geringer Menge, 

Die Ausfuhr befteht in den Producten des Berg⸗ 
baues, der etwa 4,000,000 Pfund Kupfer Liefert, und in 
landwirthichaftlihen Erzeugniffen, wie Mehl, Weizen, Mais, 
Roggen, Gerfte, Hafer, Wolle, Felle, Häute, Schwein= und 
Nindfleifh, und in Fischen, Bau⸗ und Brennholz, Pott 
aſche und Brandwein, zum Werthe von über 7 Mill, Dol- 
lars jährlih. Die’ in Colonial- und Manufacturwaaren 
beftehende Einfuhr kann für die Tegtverfloffenen Jahre auf 
jährlih 65 Mill, Dollars Werth gefhägt werden. An 
inbußviellen Etabliffements findet man 21 Hohöfen, einige 
Wollenmanufarturen und Walfmühlen, gegen 500 Säge- 
und 200 Mahlmühlen, dann Brennereien, ‚Brauereien und 
Gerbereien. | 

Die Gentral- Eifenbahn- von Detroit, am Detroit: 
fluffe, ausgehend und Aypftlanti, Ann Arbor, Dexter, Jack⸗ 
fon, Albion, Marfhal, Kalamazoo und Nifes berührend, in 
News Buffalo und St. Joſeph, am Michiganfee, endigend, 


300 | Der Staat Michigan, 


ift die einzige vollendete Bahn des Staates. Cine von 
Monroe bis Coldwater, in Brandh- County, projectirte 
Bahn ift bis Hillsdale, im gleichnamigen County, voll 
endet; eine andere, die Pontiae- Bahn, geht von Detroit 
- in nordweftlicher Richtung nad Pontiac und foll von da 
nad Flint, in Genesfee- County, und dann weftlic bis an 
den Grand» River fortgeführt werden. 

Die Noten der drei im Staate beſte henden Haupt⸗ 
banken, welche mehrere Filialbanken errichtet haben, cir- 
euliren zu 2 Procent unterm Nennwerthe. | 

Die Staatsfchuld beträgt 2,850,000 Dollars. 

Lanfing, in Ingham- County, an einem Arme des 
Grand» River, feit 1847 Hauptftadt des Staates, ift ein 
Heines, veizend gelegenes Städtchen, das erft im Auf- 
bfühen begriffen ift und 1000 Einw. zählt. Detroit, 
unfern der Wafferfiraße,, welche den St. Clair- mit dem 
Eriefee verbindet, bis 1847 Hauptftabt des Staates, zählt 
14,000 Einw. und wächſt rafch heran. Die günftige Lage 
der Stadt und ihr bequemer Hafen haben fie zum bedeu- 
tendften Plate des Staates erhoben, der durch Dampf- und 
Segelfhiffe mit allen Häfen der nördlichen Seen, und dur) 
Eifenbahnen mit dem Innern in Verbindung ſteht. Im 
Jahre 1847 — neuere Angaben find uns dur unglüd- 
lichen Zufall nicht zugefommen — betrug der Werth der 
Gelammtausfuhr aus Detroit 3,888,318 Dollars 63 Cents, 
der der Einfuhr 4,020,559 Dollars 75 Cents, Die Stadt 
iſt regelmäßig angelegt, bat hübfche, öffentliche Gebäude, 
worunter ſich die fatholifche Kirche auszeichnet. Auch die 
deutfche, Tutherifche Gemeinde hat eine geſchmackvoll ge: 
baute Feine Kirche, Monroe, am Eriefee, an der Mün— 
dung des Raifin in denfelben, "hat einige Manufacturen und 
zählt 9000 Einw., welche Iebhaften Handel und Schifffahrt 
treiben. St. Joſeph, an der Mündung des gleichnami- 
gen Fluffes in den Michiganfee, Endpunkt der Central- 


Der Staat Jowa, 301 


Eiſenbahn, hebt ſich feit Vollendung diefer Bahn und 
wird, durch einen ausgezeichnet guten Hafen begünftigt, 
bafdz feine 1100 betragende - Einwohnerzahl verdoppelt 
haben. Weiter nördlih, an der Mündung des Grand» 
fluffes in den Michiganfee, liegt Grand - Haven, eben- 
falls mit gutem Hafen verfehen, und bei 1000 Einw. 
zäblend. Auf der Heinen Halbinfel, an der Mackinaw— 
firaße, liegt Madinaw, eine vom Madinaw=Fort be- 
ſchützte Hafenftadt, deren 1000 Einw. bedeutende Fifcherei 
und Pelzbandel treiben. Sault-St.-Mary, auf der- 
felben Halbinfel, an den St. Mary’s Fällen, mit 1150 
Einw., treibt Schifffahrt, Pelzhandel und Fifcherei,. Bon 
den Binnenftädten der füdlichen Halbinfel ift Ann-Arbor, 
an der Gentral-Eifenbahn, Gerichtsfis für Wafhtenam- 
County, mit 3000 Einw., die bedeutendfte. Die Stadt 
liegt zu beiden Seiten des Huronfluffes, deſſen Gefälle 
bier als Triebfraft für Mühlen und Manufarturen benust 
wird. Jackſon, Gerichtsſitz für Das gleichnamige County, 
- am Grand und an der Central: Eifenbahn, blüht raſch 
empor, Seine Einwohnerzahl hat fih binnen wenigen 
Jahren von 800 bis 2500 vermehrt. Ebenſo das reizend 
am Kalamazoo, in Calhoun= County, gelegene gewerb— 
thätige Marfhal, mit 2700 Einw., und Kalamazoo, 
am gleichnamigen Fluffe, mit 2000 Einw. Niles, in 
Caf-Eounty, am St. Joſeph, hat 1000 Einwohner. 





Der Staat Jowa, 


früher mit Wisconſin verbunden, im Jahre 1831 zuerft 

angefiedelt und in demfelben Jahre zu einem Gebiete for- 

mirt, wurde 1846 als felbftändiger Staat in die Union 
"aufgenommen, 


302 Der Staat Aowa 


Die geſetzgebende Gewalt haben ein aus 13 Mitglie- 
dern beftehender Rath und ein aus 26 Mitgliedern bes 
ftehendes Haus der Nepräfentanten. Erftere werben auf 
vier, Teßtere auf zwei Jahre von und aus dem Bolfe ge- 
wählt. Die Situngen der geſetzgebenden Berfammlung 
finden alle zwei Jahre in Jowa-City ftatt und beginnen 
mit dem erfien Montage im December. Die Senatoren 
müffen 25, die Nepräfentanten 21 Jahre alt fein. Die 
pollziehende Gewalt ruht in den Händen eines Gouver- 
neurg, der vom Volke auf 4 Jahre gewählt, im Fall feines 
Rücktritt, Todes oder fonftiger Verhinderung feinem Amte 
vorzuftehen, vom Staatsferretär erfegt wird und einen 
Sahresgehalt von 1000 Dollars bezieht. Der Staatsferre- 
tär mit 500, der Auditor mit 600 und der Schagmeifter 
mit 400 Dollars Befoldung werden ebenfalls vom Bolfe 
gewählt, Die richterliche Gewalt haben der höchſte Ge— 
richtshof, welcher Appellationsinftanz in Billigfeitsfachen 
und Caſſationshof ift, Die Diftriets- und die Friedensgerichte, 
Alle öffentlichen Abftimmungen gefchehen mündlid, Cor: 
porationen mit Banfprivilegien find verboten, und eine 
Gireulation von Papiergeld darf nicht ftattfinden, Alle 
vom Congreffe dem Staate bewilligten Ländereien, alle 
dem Staate zufallenden Grundbefige und fämmtliche ihm 
‚aus dem Verkauf von Regierungsländereien erwachjenden 
Procente follen einen Fond bilden, deffen Zinfen zur Er- 
richtung und zum Unterhalte von Schulen verwendet wer: 
den, Der Unterricht fteht unter Auffiht eines auf drei 
Sahre vom Bolfe erwählten Generalinfpertors. Sclaverei 
und unfreiwillige Dienftbarfeit, die Strafe für Verbrecher 
ausgenommen, follen für ewige Zeiten aus dem Staate 
verbannt, auch Niemand zu einem öffentlichen Amte zuges 
lafjen werben, der ſich mittelbar oder unmittelbar an einem 
Zweifampfe betheiligte. 

Im Norden vom 43° 45° nördlicher Breite, der die 


Der Staat Yowa, 303 


Südgrenze des Gebietes Minnefotah bildet, im Weften vom 
Great⸗Sioux und dem Miffouri, der ihn vom Gebiete Ne- 
brasfa fcheidet, im Süden vom Staate Miffouri und im 
Dften vom Miſſiſſippi begrenzt, der ihn von den Staaten 
Wisconſin und Illinois trennt, umfaßt der Staat etwa 
60,000 Duadratmeilen, auf denen etwa 120,000 Menfchen 
leben. Der Staat hat 1 —* tät, 7 Akademien und 
100 Schulen. 

Außer den Grenzflüſſen Miſſt ſſippi, Miſſouri und 
Sioux find die Hauptflüſſe des Staates: der Jowa, der 
Des Moines, der Red⸗Cedar, Wapſipinicon, Makoqueta, 
Turkey und Skunk. 

Die Oberfläche des Staates bildet eine bald mehr, 
bald minder hügelige Hochebene, die an den Flüſſen und 
an den meiſten der vielen im Innern liegenden kleinen 
Seen breite Säume von Ahorn-, Ulmen, Eichen⸗, Buchen⸗, 
Cedern⸗ und Nußbaumwaldungen, und im Uebrigen aus— 
gedehnte Prairien trägt, von denen einige naß, andere 
trocken ſind. Von den bis jetzt vermeſſenen 50 Counties 
werden bie öſtlichen: Winneſhiek, Allamakee, Fayette, Clay: 
ton, Buchanan, Delaware, Dübuque, Jones, Jackſon, 
Clinton, Cedar, Scott, Musfatine, Wafhington, Louifa, 
Henry, Des Moines, Lee, Vanburen, ihrer vortheilhaften 
Lage in der Nähe des Miffiffippi und ihres mit Lehm 
und Kies untermifchten fetten, ſchwarzen Bodens wegen 
mit Recht zu Anfiedelungen empfohlen, deutfchen Auswans 
derern müfjen wir jedoch zu bedenken geben, daß nur We: 
nige außer den amerifanifchen Hinterwäldfern den Entbeh— 
rungen und Befchwerden gewachjen find, denen ſich Der- 
jenige ausfest, der fich in dem an den äußerſten Grenzen 
der Civiliſation Tiegenden Jowa niederläßt. Die bevölfer- 
teren und daher für deutſche Anſiedler empfehlenswerthe— 
ren der genannten, mit gutem Boden geſegneten Counties 
find Scott⸗, Clinton⸗, Jackſon- und Dubuque-, auch Mus— 


304 Der Staat Aowa. 


fatine-County, Sestt-County, mit 3900 Bewohnern, hat 
am Wahfipinieon, der feine Nordgrenze bildet, und am 
Miffiffippi, der auf 40 Meilen feine Oft- und Südgrenze 
befpült, vortreffliches Land, befonders in den Miſſiſſippi— 
Bluffs, die fih allmälig erheben und eben fo gefund wie 
vortheilbaft für den Abfag der Farmerzeugniffe Tiegen. 
Das Innere diefes County befteht aus hoher, Teicht wel: 
Ienförmiger Prairie. linton = County, deffen ungefähr ' 
1800 Seelen betragende Bevölferung der Mehrzahl nach 
in der Nähe des Wabfipinicon angefiedelt ift, weil in den 
übrigen Theilen des County Holzmangel herrfcht, hat durch— 
gängig eben fo guten Boden wie Scott-County. Jackſon— 
und Dubuque=County, erſteres mit 5000, Testeres mit 
reichlich 4000 Einw., haben einen holzreichen, in den Ebenen 
guten, an vielen Stellen aber ſehr gebrochenen, rauben 
Boden, der reich an Blei, Eifen, Kupfer und Zinf, wovon 
namentlid am Mafoquetafluffe reiche Anftände gefunden 
worden find, Muscatine, vom Ned-Eedar und Heineren 
Flüffen- bewäffert, hat ebenfalls guten Boden und eine 
günftige Lagez die Zahl der Einw, beträgt 3400. 

Auf den Anftevelungen wird bis jest hauptfächlich 
Mais und Kartoffels, auf einigen auch etwas Tabafsbau, 
ſowie Viehzucht getrieben, es unterliegt aber feinem Zweifel, 
dag auch Weizen, Hafer, Gerfte, Bohnen und Erbjen gute 
Ernten liefern würden, Handel und Fabrifthätigfeit er- 
wachen bereits, auch der Bergbau auf Blei wurde ſchon 
in Angriff genommen, Zinf, Eifen, Kupfer und Kohlen 
find jedoch noch nicht gewonnen worden. DBleierze werden 
in dem som Fleinen Mafoqueta und dem unteren Turfey 
bewäfferten Theile yon Clayton» County, am Mifftffippi, 
Zinferze neben den Bleierzadern, Eifenerze ebenfalls in 
der Nähe des Mifftffippi, am Mafoqueta, und Kupfererze 
in Zadfon-, Dubuque- und Delaware» County gefunden, 
Prairie und Wald bergen einen Ueberfluß an Wild, und 


Der Staat Wigcanfin, 305 


die Seen und Flüffe des Staates find reih an Fifchen 
und Waſſervögeln. 

Jowa fann in allen feinen höher gelegenen Theilen 
geſund genannt werden, auf den naſſen Prairien jedoch 
und an den Ufern der aus ihrem Bette tretenden Flüſſe 
herrſchen biliöſe Fieber. 

Hauptſtadt des Staates iſt Jowa⸗-City, an dem 
bis hieher fchiffbaren, gleichnamigen Fluffe, in Sohnfon- 
County, ein niedliches, freundlich gelegenes Städtchen, mit 
Capitol, Stadthaus, Landamt und gegen 2000 Einw. In 
der gefesgebenden Berfammlung son 1846 wurde Mon 
roe= City, in Jasper-County, zur Hauptftabt erforen, Die 
Wahl fand aber gar feinen Beifall und der gefällte Be- 
ſchluß wird wohl nicht zur Ausführung fommen. Dubu⸗ 
que, am ſteilen; Miſſiſſippiufer, mit wenigen hundert Ein- 
wohnern, wird fih vermöge feiner günftigen Lage erft dann 
heben, wenn das Hinterland und das Gebiet Minnefotah 
angefiedelt fein werben. Daffelbe gilt von Bellevue, 
mit 600, Camanche, mit 500, Davenport, mit 1600, 
und Bloomington, mit 1200 Einw. Burlington, 
mit 2500 Einw., am rechten Ufer des Miffiffippi, ſteht 
mit dem 222 Meilen davon entfernten St. Louis in * 
haftem Handelsverkehr. 





Der Staat Wisconſin *), 


früher ein Theil Michigans und als ſolcher Weſt-Michigan 
genannt, erhielt im J. 1836, als Gebiet Wisconſin, eine 





) Zwei bei I. Bädeker in Elberfeld erſchienene Werke: „Berichte 
aus Wisconſin, von J. Wettſtein“, und: „Nordamerika. — Wisconſin. 
Winke für Auswanderer. 1. Abth.“, und „Beſchreibung von Wisconſin. 
2. Abth. Von Dr. C. de Haas“ — können Auswanderern nach Wis⸗ 
conſin beſtens empfohlen werden. 

Nordamerika. 20 


306 Der Staat Wisconfin, 


eigene Regierung, und trat im J. 1848 als felbfiftändiger 
Staat in den Bereinigten Staatenbund ein. 

Die Staats-Univerfität ift vom Congreſſe mit 42,080 
Acres Land dotirt worden; außerdem giebt e8 an öffent» 
lichen Lehranftalten 3 Colleges, 14 Afademien und 200 
Schulen. 

Die gefeßgebende Gewalt Hat bie aus einem Senate 
- und einem Haufe der Repräfentanten beftehende Legislatur. 
Die Zahl der Repräfentanten foll nie weniger als 54 und 
- nie mehr als 100, die der Senatoren nicht weniger als 
ein Biertel und nicht mehr als ein Drittel der Zahl der 
Repräfentanten betragen. Die Senatoren werden auf zwei, 
die Repräfentanten auf ein Jahr gewählt und bedürfen ber 
nämlichen Dualificationen wie die Wähler. Die Legislatur 
verfammelt fich alljährfih in der Hauptſtadt Madiſon. 
Die vollziehende Gewalt ruht in den Händen des auf zwei 
Sabre vom Volke gewählten, eine Befoldung von 1250 
Dollars beziehenden Gouverneurs, der, wenn nöthig, von 
dem auf dieſelbe Dauer und Weife gewählten Vice-Gou⸗ 
verneur vertreten wird, Der Bice- Gouverneur präfidirt 
dem Senate, hat aber nur eine entfcheidende Stimme, Die 
richterliche Gewalt haben. der oberfte Gerichtshof, Bezirks- 
und Friedensgerichte, 

Jeder 21 Jahre alte, weiße Bürger der — 
Staaten, oder Jeder, der auf geſetzlich vorgeſchriebene 
Weiſe die Erklärung abgegeben hat, Bürger werden zu 
wollen (Resident), oder Indianer, oder Perſonen indianiſcher 
me die Bürger find, find flimmberechtigt, wenn fie 

1 Jahr lang unmittelbar vor der Wahl im Staate ge- 
wohnt haben, 

Wisconfin fendet 1 — zum Bundescon⸗ 
greſſe. 
| Sclaverei und unfreiwillige Dienftbarfeit, Strafen für 
Berbrecher ausgenommen, dürfen nicht fattfinden. Feudal- 


Der Staat Wisconfin. 807 


befise find verboten und Pachtverträge, bei welchen Pacht: 
zins oder Dienftleiftungen ausbedungen find, find ungiltig, 
wenn fie auf länger als 15 Jahre gefchloffen find. 

Die Grenzen des Staates find: im Norden Michigan, 
im Dften der Midhiganfee, im Süden Jllinsis und im 
Weſten Minnefotah und Jowa; fein Flächeninhalt beträgt 
56,000 Duadratmeilen und feine Einwohnerzahl gegen 
300,000, son denen die Mehrzahl Deutfche find. 

Hauptflüffe find: der die Weftgrenze bildende Miſſis— 
fippi, der Wiseonfin, der fih in den Miffiffiopi, und der 
For, der fich in die Green-Bai ergießt, Minder wichtig 
find: der Milmaufee, der St, Croix, der Chippewa und 
eine Menge kleinerer Flüffe. Bon den zahlreichen Land- 
feen nennen wir hier nur die beiden größten, den Winne- 
bago» und den St, Croirfee, r 

Mit Ausnahme einiger fehroffer Hügelreihen, die fich 
durch den nördlichen und nordweftlichen Theil des Staates 
ziehen, bildet die Oberfläche deffelben eine Yeicht hügelige, 
rolfende Ebene, die theils mit Waldungen son verfchiebenen 
Pappel⸗, Eichen⸗, Nußbaumarten, Buchen, Ahorn, Ulmen, 
Eichen, rothen und weißen Cedern, Birfen, Linden und 
anderen Bäumen bewachſen ift, in denen Hirfche und bunt- 
farbige Eichhörnchen, Füchſe, Wölfe, Hafen, Beutel- und 
andere Ratten, in entlegenen Gegenden auch Bären, ſowie 
Schaaren von Vögeln Ieben, theils in Dak-Dpenings und 
offenen, im üppigften Grün prangenben und mit den man- 
nigfaltigften Blumen überfäeten Prairien Tiegt. 

Für deutfhe Auswanderer find aus den bei Jowa 
angeführten Gründen nur diejenigen der 23 Counties, in 
-welche der Staat eingetheilt wird, von Intereffe, in denen 
bereits dichtere Anfiedelungen vorhanden find, und zu bie- 
fen fann man nur die rechnen, welche Hftfich vom Wis- 
eonfinfluffe gelegen find, mit Ausnahme des am Michiganfee 
und an der von dieſem gebildeten Green» Bai Tiegenden 

20 * 


308 Der Staat Wisconſin. 


und vom For, Puwaygan, Drento, Peſhtago, Menomonee 
und mehreren Fleineren Flüffen bewäſſerten Brown-County, 
welches zwar gut bewaldet ift, fruchtbare Prairien und 
Dpenings und unverfauftes Congreßland in Menge, aber 
zu firenge und zu lange anhaltende Winter hat, als dag 
es dem deutſchen Auswanderer empfohlen werden fünnte, 
Manitoumoe-Eounty, am Michiganfee, am Ufer, wo Nadel- 
holz vorherrſchend ift, fandig, hat in feinen übrigen Theis 
len fruchtbaren, gut bewaldeten und bemwäflerten Boden, 
der aber faft ſämmtlich ſchon in die Hände von Specu- 
lanten übergegangen und daher, je nach der Lage, nicht 
unter 2 bi8 5 Dollars pro Acre zu erftehen if. Calumet— 
County, weftlih von Manitoumoe-County und öftlih vom 
Winnebago - See, hat wenig Wald, meiftens Prairie und 
Dpeningsy und leidet in manden Gegenden Mangel an 
Waffer. Die Oberflädhe ift durchgängig leicht wellenför- 
mig und nah dem Winnebago-See hin abfallend, Der 
Preis für uneultivirtes Land variirt auch bier von 2 bis 
5 Dollars pro Aere. Sheboygan- County, am Ufer des 
Michiganſees fandig und Nadelholz tragend, befteht im 
Uebrigen größtentheils aus fehr fruchtbarem, ftarf wellen- 
förmigem Waldland, welches im uneultivirten Zuftande. 
mit 3 bis 6 Dollars bezahlt wird. In diefem County 
wohnen viele Norddeutihe und Eingewanderte aus den 
Reu-Englandftaaten. Fond-du-Lac-County, weftlih von 
Sheboygan» County, den füdlihen Theil des Winnebago- 
Sees in fih faffend, hat fehr guten Prairieboden, magere, 
fandige und fehr hügelige Daf-Openings und wenig Wald- 
land. An mehreren Stellen ift Waffermangel. Auch bier 
ift das Land durch Sperulanten auf 2 bis 5 Dollars pro 
Aere hinaufgetrieben worden, Eine im 3. 1840 in diefem 
County, zu Cereseo, errichtete Communiftengemeinde, welche 
gegen 150 Mitglieder zählt, hat es in den zehn Jahren 
ihres Beſtehens nicht weiter bringen Fönnen, als daß ihre 


Der Staat Wigconfin, - 309 4 


in der Eolonie angelegten Capitalien eine Dividende von 
45 Proc, geben. Marquette- County, weſtlich vom lets 
genannten County, mit mehreren größeren Landfeen und 
überhaupt gut bewäffert, hat Prairie, Wald und Daf- 
Dpenings, aber auch viele ungefunde Sümpfe. Winnes 
bago⸗County, am weftlichen Ufer des gleichnamigen Sees, 
ift an Bodenbefchaffenheit und hinſichtlich der gefundheit- 
lichen Verhältniſſe dem vorigen gleich. Portage- County, 
am Yinfen Ufer des Wisconfin, ift gut bewaldet, weniger 
gut bemwäffert, hat aber fruchtbaren Boden, der 14 bis A 
Dollars pro Arre im Preife ſteht. Dodge-County, von 
einem Zweige des Rock, vom Gebarfluffe und mehreren 
Greefs bewäffert, und das dHftlih daran grenzende, am 
Michiganfee liegende Wafhington-County, vom Milwaufee 
und mehreren Fleineren Flüffen durchſtrömt, haben durch— 
ſchnittlich Wald», weniger Prairieland. Der Boden, aus 
ſchwarzer, fetter, auf fandigem Lehm Yagernder Erde be: 
ftehend, ift fehr ergiebig. In Dodge-County wird unculs 
tivirtes Land auf 3 bis 10, in Wafhington-County auf 4 
bis 16 Dollars pro Acre, und, Tiegt es in der Nähe des 
Sees oder fonft befonders günftig, noch höher im Preiſe 
gehalten. Was in diefen beiden Counties noch von Con— 
greßland zu 11 Dollars zu erftehen ift, ift fehlechter Qua— 
lität; das gute Land befindet fi fammtlich in Privathän⸗ 
den. Deutfche Anftedler, son denen eine große Anzahl 
in der Stadtfchaft Richfield, in Wafpington-County, und 
weiter weſtlich wohnt, haben hier, wie in dem fruchtbaren 
und gut bewaldeten Dane-County, öftlich vom Wisconfluffe, 
die fich vorfindenden Sumpfmarfchen zu meiden, an denen 
das Falte Fieber herrſcht. Jefferſon⸗-County, vom reizenden 
Nodfluffe bewäffert, deffen Strom vielfach als Triebfraft 
für Mahl» und Sägemühlen benust wird, hat hügeligen, 
reich mit Eichen bewachfenen, fruchtbaren Boden, der, in 
Händen von Speculanten, auf 2 bis 4 Dollars im Preife 


310 Der Staat Wisconfim, 


gehalten wird. Auch in diefem County, welches bereits 
12 bis 13000 Einw. zählt, Teben viele deutſche Farmers, 
Milwaukee⸗County, am Michiganfee, vom Milwaukee, Root, 
Piſhtaka oder For und Fleineren Flüffen bewäflert, bat, 
mit Ausnahme des fandigen Küftenftriches, fruchtbaren, 
ſchwarzen Humusboden und große Waldungen von Eedern, 
Ahorn, Eichen, Nußbäumen, Eichen, Buchen und Ulmen. 
Diefes County ift das bewohntefte von allen, indem es 
bereits über 28,000 Einw. zählt. Der Preis des Landes, 
das fih ohne Ausnahme in Privathänden befindet, varürt 
von A bis 25, ja, in der Nähe Milwaufee’s, bis zu 50 
und 60 Dollars pro Acre, obgleich gerade hier der Boden 
am wenigften gut ift. Racine-County, am Michiganſee, 
vom For, Desplaines und anderen Flüſſen durchſtrömt, iſt 
an Bodenbeſchaffenheit dem County Milwaukee ähnlich, 
doch ſind die Landpreiſe hier noch nicht ſo in die Höhe ge— 
trieben wie dort. Walworth⸗County, weſtlich von Narines 
County, vom Rock, Piſhtaka, Turtle und anderen Flüſſen 
und Creeks gut bewäſſert, im mittleren Theile hügelig, 
ſonſt wellenförmig, hat bewaldete Flußufer und beſonders 
in der Turtle-, Delawan- und Jefferſon-Prairie ausge— 
zeichneten Getreideboden. Der Geſundheitszuſtand iſt bier 
beſſer, als in den meiſten übrigen Counties des Staates. 
Rock⸗County, weſtlich vom letztgenannten, wird vom Rock 
und Sugar durchſchlängelt, liegt größtentheils in Prairien, 
von denen die Rockprairie die ausgedehnteſte, iſt aber noch 
wenig angeſiedelt, weil alles gute, uneultivirte Land ſich 
in den Händen von Speculanten befindet. Eben fo fpärlich 
bevölfvert. ift "Green- County, in welchem noch viel gutes 
Congreßland und vorzügliches Land aus zweiter Hand zu 
44 und zu 2 bis 5 Dollars pro Aere zu Faufen if. Der 
nördliche Theil ift hügelig und bewaldet, der füdliche ebener 
und meiftens Prairie. Der Sugar und der Pekatonia mit 
ihren Zweigen durchſtrömen das Land, Jowa⸗ und Grant- 


Der Staat Wigconfin. 314 


County haben die hügeligſte Oberfläche von allen öſtlich 
vom Wisconfluſſe liegenden Counties, aber doch durch— 
ſchnittlich guten Boden und ein geſundes Klima. In 
Jowa⸗County find eine nicht geringe Anzahl von Perſonen 
mit der Gewinnung von Dleis und Kupfererzen befchäftigt, 
welche in 34 bier befindlichen Schmelzöfen geläutert wer— 
den. Im J. 1849 wurden in Jowa⸗-County an Bleierzen 
allein über 10 Mill. Pfund gewonnen. 

Im J. 1848 wurden im Staate Wisconſin 223,478 
Arres Congreß- und 90,089 Acres Staatsland von den 
drei beftehenden Landämtern an Einwanderer und Specus 
lanten verfauft. In dem Halbjahre vom 1. Januar big 
1. Juli 1849 verfauften Die drei Landämter 82,370 Acres 
Land, und 315,162 Acres wurden bei ihnen geclaimt. Das 
Landamt zu Milwaufee nahm in diefen 6 Monaten 50,144 - 
Dollars, das zu Öreen-Bai 41,142 und das zu Mineral 
Point 13,819 Dollars für Landyerfäufe ein. 

Aderbau, Rindvieh- und Schweinezucht blühen und 
die Schafzucht hat fich fo gehoben, daß über Nacine, wel- 
ches bis dahin gar Feine Wolle erportirte, im 3. 1849 
davon 35,676 Pfund ausgeführt wurden. Der Handel des 
Staates gewinnt mit der wachfenden Bevölkerung, dem 
befieren Betriebe der Minen und den fih mehrenden ins 
duſtriellen Unternehmungen und Weges, Eifenbahn- und 
Canalbauten von Jahr zu Jahr an Bedeutung, fo daf im 
%. 1849 die Gefammtausfuhr einen Werth von 5 Mill, 
Dollars erreichte, wovon 1,500,000 Dollars auf Blei und 
Kupfer und 3,500,000 Dollars auf Getreide, Mehl, Fleiſch, 
Butter, Wolle, Holz ꝛc. kommen. 

Privilegirte Banken exiſtiren in Wisconſin nicht, da⸗ 
gegen eirculiren Noten von Bankhäuſern, die jedoch nicht 
gerne und auch nur unterm Nennwerthe genommen werben, 

Der Staat ift ſchuldenfrei. 

Das Klima Fann, wenn man die häufig vorkommen 


312 Der Staat Wisconfin, 


den Falten Fieber nicht achtet, gefund genannt werben, 
diefe regelmäßig wieberfehrenden Fieber ſchwächen den Kör⸗ 
per aber bedeutend. Die ſtrengen, ſelbſt in den ſüdlichen 
Counties von Ende Detober bis Anfang April anhaltenden 
Winter werden von Süddeutſchen unangenehm empfunden, 
auch find die im April und Mai fi häufig einftellenden 
Nachtfröfte eine große Plage für den Landmann, Das 
Frühjahr ift furz, die Sommer find fo heiß wie in den 
fünfihen Staaten, und der Herbft ift hier, wie im ganzen 
Nordweften und Dften, die Tieblichfte Jahreszeit. 

Der im Bau begriffene Portage- Canal, der den in 
den Mifftffippi fließenden Wisconfinflug mit dem, durch 
den Winnebagofee und Die Green-Bai in den Michiganfee 
firömenden Forfluffe vereinigen foll und fo eine ununter- 
brochene Wafferverbindung des ganzen Südweſten und We- 
ften mit- dem Norden und Dften der Union herftellen wird, 
muß nothwendig vom wohlthätigften Einfluffe auf den Ber: 
fehr des Staates. werben. Außer diefem find noch meh- 
rere Canäle projectirt, aber noch nicht zu. bauen begonnen, 
Bon vielen projeetirten Eifenbahnen ift ebenfalls bis jegt 
erft eine einzige, die von Milwaufee, am Michiganfee, nad 
Prairierdu=Chien, in der Nähe der Mündung des Wis- 
eonfin in den Mifftffippi, führen foll, in Angriff genommen, 

Madifon, Hauptfladt des Staates, zwifchen den 
im Mittelpunfte yon Dane⸗-County Tiegenden Landfeen er: 
baut, ift eine hübfch angelegte, etwa 1000 Einw. zäblende 
Stadt, Die wichtigſte und größte Stadt des Staates ift 
Milwaufee, unfern der Mündung des fie burchftrömen- 
ben, gleichnamigen Sluffes in den Michiganfee, mit 20,000 
Einw., morunter ‘7000 Deutfhe. Der Milwaufeeflug, 
deffen Wafferfraft zu Fabrifen und Mühlen benutzt wird, 
ift fchiffbar und bietet einen geräumigen und fiheren Anfer- 
plas dar, Die regelmäßig gebaute und mit vielen hüb- 
fhen Wohnhäufern und eleganten Kaufläden geſchmückte 


k 


Der Staat Wigconfin,! 313 


Stadt hat fich feit dem 3. 1835, wo fie noch ein elendes 
Indianerdorf war, mit unglaublicher Schnelligfeit zu einem 
Handelöplage emporgefhwungen, der mit allen Häfen 
Wis conſins, Jlinsis’, Michigan und des nördlichen News 
York in Dampf» und Segelihiffsverbindung fteht, und 
über den im J. 1849 allein an Weizen 1,136,623 Bufhels 
und an Mehl 136,657 Fäfler ausgeführt wurden. Die 
Deutfchen der Stadt, von denen die Mehrzahl im Wohl- 
ftand lebt, führen ein gefelliges Leben, haben Unterftügungs- 
vereine für bedürftige Landsleute, deutfche Miltzeompagnien, 
Caſinos und Kaffeegärten errichtet, und üben, wie in ganz 
Wisceonfin, einen wefentlihen Einfluß auf die Wahlen aus, 
In Milwaufee befindet fih ein Landamt. Manitoumoe, 
ebenfalls am Michiganfee, hat fich binnen wenigen Jahren 
aus Nichts zu einem blühenden Städtchen von 1000 Einw, 
emporgehoben und treibt recht Tebhafte Schifffahrt und 
Handel. Befonders ftarf ift die Holzverfhiffung von bier, 
die im J. 1849 einen Werth von 70,000 Dollars erreichte, 
Sheboygan, am Sheboyganfluffe, da, wo derfelbe in den 
Michiganfee fällt, treibt Tebhaften Handel und zählt unter 
feinen 2500 Einw. gegen 600 Deutſche. Sehs Meilen 
von der Stadt entfernt Tiegt Sheboyganfalls, ein Flei- 
nes, gewerbthätiges Städtchen, deffen Bewohner die Fälle 
des’ Fluffes als bewegende Kraft für ihre Mühlen und 
Manufarturen benugen, und deffen Umgegend faft aus- 
-Schlieplih von Deutfchen angefiedelt ifl. Die von Buffalo 
nad Milwaufee und zurüd gehenden Dampffchiffe laufen 
den Hafen von Sheboygan an. Racine, am Michiganfee, 
mit etwa 1500 Einw., führte im J. 1842 gegen 800, im 
J. 1849 bereits 22,161 Fäffer Mehl aus, und Southport, 
ebenfalls am Michiganfee, mit kaum 1000 Einw., bat, 
faum entftanden, im 3. 1849 fchon gegen 1 Mill. Bufhels 
Weizen und 25,000 Fäffer Mehl verfhifft. Green-Bai, 
das feinen Namen von der Bai trägt, an- der es Iiegt, 


314 Der Staat Ober-Californien, 


mit einem Landamte, ift erft im Entftehen begriffen. Prai- 
rie du Chien, am linken Ufer des Mifftffippi, nicht fern 
von der Mündung des Wigseonfin in denfelben, in einer 
weiten Prairie gelegen, wird nach Vollendung des Portage- 
Canals und der von Milwaufee hieher im Bau begriffe- 
nen Eifenbahn, und wenn ber weftlihe Theil Wisconfing 
und Minnefotah erft mehr angefiedelt fein werben, feine 
Einwohnerzahl raſch von 2800 auf das Doppelte heben. 
Mineral: Point, Gerichtsfis für Jowa= County, mit 
einem Landamte, hat ungefähr 1000 Einw., die fich haupt— 
fählih mit Bergbau auf Blei und Kupfer und mit Land- 
handel befchäftigen. In der Stadt felbft und in der Um— 
gegend leben viele Deutfhe, Beloit, am Zufammenfluffe 
des Turtle= mit dem NRodfluffe, mit einer Afademie und 
mehreren Fabrifen und Mühlen, in romantifh ſchöner 
‚Gegend, hat 2000 Einw. Janesville, Gerichtsſitz für 
Rod-County, am Rodfluffe, zählt gegen 2000 Einw. Eine 
Menge Feinerer Städte und Fleden, wie Jefferfon — 
Fond du Laer — Winnebago — Columbus, find 
feit Kurzem entftanden, eine noch größere Menge ift im 
Entftehen begriffen und hat gegenwärtig faum ein halbes 
Dugend Blockhütten da aufzumweifen, wo nad zehn Jah— 
ren vielleicht ſchon Fabriken, KRaufläden, Mühlen und ganze 
Reihen geſchmackvoller Häufer ftehen werben. 


Der Staat Ober: Californien *), 


von den Merifanern Nueva= oder Alta-California, von 
den Nordamerifanern Upper- California genannt, wurde 





Ober⸗Californien ift zwar im dem Augenblicke, in dem wir diefe 
Heilen niederfchreiben, noch nicht als Staat in die Union aufgenoms 


Der Staat Ober-Californien, 315 


nach dem im J. 1848 zwifchen Merifo und der nordame- 
rifanifhen Union abgefchloffenen Frieden, von erſterem 
an letztere abgetreten. 

Nah der am 1. September 1849 im — zu 
Monterey entworfenen und am 10. November deſſelben 
Jahres angenommenen Verfaſſung theilt ſich die Negie- 
rung des Landes in drei Branchen: in das geſetzgebende, 
das executive und das richterliche Departement. Die ge— 
ſetzgebende Gewalt beſteht aus dem Senate und dem Hauſe 
der Repräſentanten. Die Senatoren werden vom Volke 
auf zwei, die Repräſentanten auf ein Jahr gewählt, und 
wahlfähig ſind nur Perſonen, welche ein Jahr lang vor 
der Wahl im Lande und davon ſechs Monate in dem Be— 
zirke gelebt haben, für welchen ſie als Candidaten auftre— 
ten. Dieſelbe Qualification wird von den Wählern ge— 
fordert. Die vollziehende (executive) Gewalt hat der 
vom Volke auf vier Jahre gewählte Gouverneur. Die 
richterliche Gewalt haben ein Obergerichtshof und die 
Bezirks- und Friedensgerichte. Die Richter des Ober— 
gerichtshofes werden am allgemeinen Wahltage aus und 
von dem Volke auf die Dauer von ſechs Jahren gewählt. 

Es dürfen Feine Banken, wohl aber Depoſiten-Caſ—⸗ 
fen errichtet werden, jedoch follen dieſe weder Noten, noch 
Certificate, no Papiergeld irgend einer Art ausgeben, 
fowie überhaupt fein Papiergeld cirkuliren darf, Die ges 
feßgebende Gewalt ift nicht befugt, Eheicheidungen zu be- 
willigen, auch haftet das Vermögen der Frau nicht für 
die Schulden des Mannes. Der Zweifampf ift verboten, 
direete oder indirecte Theilnehmer an einem folchen ver- 
lieren die Befähigung zu bürgerlichen Aemtern. Lotterien 
dürfen nicht gehalten, auch Looſe zu auswärtigen Lotterien 





men worden, wird aber vorausfichtlich recipirt ſein, bevor dieſes Hand⸗ 
buch die Preſſe verläßt. 


316 Der Staat Ober-Californien, 


nicht verfauft werben. Die Sclaverei ift für immer vom 
Staate ausgefehloffen. Bis auf Weiteres iſt Pueblo San 
Joſe Sit der Negierung. 

Dber- Californien liegt zwifchen dem ftillen Dzean 
und dem 109.° weſtl. Länge und zwifchen dem 32. und 
42, nördl. Breite, wird im Weften vom flilfen Ozean, 
im Eüden von Süd-Galifornien und Sonora, im DOften 
von Neu Merifo und Nebrasfa, im Norden yon Oregon 
begrenzt, und umfaßt ungefähr 400,000 Duadratmeilen. Die 
Einwohnerzahl des Landes läßt fi) nicht einmal annä- 
bernd genau angeben. Sie betrug im Jahre 1847 etwa 
43,000, worunter 5000 von Spanien abftammende Gali- 
fornier, 35,000 Indianer, 1000 Nordamerifaner, dann 
merifanifche Anftedler, Europäer verfchiedener Nationen 
und Sandwichinfulaner. Geit aber im Februar 1848 der 
Neichthum des Landes an Gold entdedt wurde, ftrömten 
ſolche Maffen Einwanderer aus dem öftlihen Nordame- 
rifa, aus Gentral= und Südamerifa, aus China und aug 
Europa bieher, daß die Geſammt-Einwohnerzahl, die fi 
jedoch täglich dur Neuanfommende und durch Heimfeh- 
rende verändert, auf mindeftens 160,000, vielleicht auf 
das Doppelte angegeben werden kann. 

Die Hauptflüffe find der Sacramento, der fich mit 
diefem an der Mündung vereinigende Joaquim, der San 
Buona, der Rio Eolorado del Deeidente und der Gila 
mit einer Menge bedeutender, zum Theil noch wenig be— 
fannter Arme, Außer den beiden Tulefeen im Küften- 
ftriche, dem Pyramide», dem großen Salz- und dem Yutah- 
fee, gibt es noch eine große Anzahl umfangreiher Seen 
im Staate, die theild noch gar nicht, theils nur mn 
lich erforfcht find, 

Die Oberfläche des Staates wird am Zweamaßigſten 
in drei Theile getheilt: in den öſtlich vom Colorado del 
Oceidente, in den zwiſchen dem Colorado und ber Sierra 


Der Staat Ober-Californien. 317 


‘ 


Nevada Liegenden. mittleren und in den fih vom ſtillen 
Dean bis zur Sierra Nevada erftredenden Theil. 

Der erfigenannte Theil wird im Süden von Sonora, 
im Weften vom Colorado, im Norden von den Bear 
Mountains und im Oſten vom Anahuae-Gebirge begrenzt, 
umfaßt etwa 130,000 Duadratmeilen, ift bis jegt aber 
faft nur an dem Ufern der beiden Hauptftröme, des Gila 
und des Colorado bereifet und gilt für ein bergiges, an 
gutem Waffer armes und nur in einzelnen Theilen culti- 
virbares Land. 

Der zweite Theil, das Centrum bes Staates, befteht 
faft ganz aus einer Sandwüfte und fchließt im Norden 
ein großes, zwifchen dem 37. und 38. nördl. Breite Tie- 
gendes-Beden in fid, deſſen ſüdliche Hälfte ebenfalls eine 
dürre Wüftenei bildet, während die nördliche eine von 
einigen Bergrüden durchfchnittene Ebene ift, Die Das große 
Deren (Great Basin) genannt wird und Deren Boden, 
dem größeren Umfange nach, aus Lehm-, Sand- und Sale _ 
gemifch befteht. Im diefem nördlichen Becken Tiegt der 
Zimponogos= oder große Salzfee und der Yutabfee, die 
durch den Yutahfluß mit einander verbunden find. Das 
Waſſer des Salzfees hat einen falzig=bitteren Gefhmad, 
der e8 ungenießbar macht, das des Yutahfluffes und des 
gleichnamigen Sees ift wohlfchmedend und klar. Bon den 
die Seen umgebenden, mit Cedern und Eichen bewachſe— 
nen Höhen kommen Feine, kühle und reine Flüffe herab, 
und bier haben fich etwa 10,000 Mormonen, die früher 
in Miffouri und Illinois hauften, niedergelaffen, bebauen 
gemeinfchaftlih ihre Felder, Ieben in Gütergemeinfchaft 
und Bielweiberei und haben bereits eine 1000 Häufer zäh— 
ende Stadt gegründet, Die Mormonen nennen das von 
ihnen bewohnte und das daran anftoßende Land, als def- 
jen Grenzen fie im Süden die Nordgrenze Sonoras, im 
Weften bis zum 33° 80° nördl. Breite die Süpdfee und 


* 


318 Der Staat Ober⸗Calikornien. 


die Sierra-Nevada, im Norden die das innere Beden des 
Colorado begrenzende Bergfette bis zum Windrivergebirge 
und im DOften das Anahuargebirge feftgeftellt haben wol— 
fen, Deferet Cin der Mormonenfpradhe „Honigbiene”), 
haben für diefen Diftriet bereits eine VBerfaffung entwor- 
fen und angenommen, und begehren nun, daß das von 
ihnen ohne alles Recht in Anfpruh genommene Land als 
felbftändiger Staat in die Union aufgenommen werde. 
Da der eigenmächtig abgegrenzte Diftricet den Vorbedin— 
gungen, welde an ein zu einem GStaate zu erhebendes 
Land geftellt werben, überhaupt und ganz befonders in 
fofern nicht entfpricht, als er nod feine 60,000 Einw. 
zählt, fo wird der Congreß auf die Forderung der Mor- 
monen nicht eingehen können. Am nördlichen und ſüdli— 
hen Auslaufe der die Salzebene weſtlich begrenzenden 
Bergreihen entfpringen zwei Flüſſe, welche fpäter verei- 
nigt, als St. Mary gegen Südweften fließen und fi in 
Seen und Sümpfen verlaufen. Weftlih von dieſen Flei- 
nen Seen und Sümpfen, am Fuße der Sierra-Nevada, 
umgeben von etwas befferem Lande, Yiegt der Pyramid- 
fee, in den fih der Salmontroutfluß, ein fich feinen Weg 
durch's Gebirge bahnender, Flarer, forelfenreicher Fluß 
ergießt. Den Fluß entlang führt ein 7000 Fuß hoch lie— 
gender Gebirgspaß in’s Sarramento-Thal. In der Nähe 
des Pyramidfees beftehen die Gebirgsausläufe aus ſchwar— 
zem Bafaltfels, der auch in der Sierra-Nevada, im Ca— 
Hifornifchen Gebirge und in den Küftenbergen häufig tft, 
fpäter findet man Sandfteinfchichten, denen Conglomerate, - 
Granit und Bafalt folgen, Der füdliche Theil diefes enor- 
men, einen Flächeninhalt von etwa 160,000 Duadratmei« 
len umfaffenden Centralbeckens ift, foweit er befannt ift, 
ein wüftes Land, mit Ausnahme des im öftlichen Winkel 
liegenden Gebirgsthales Las Vegas de Santa Clara, wel- 
ches herrlich bewäflert ift und üppige Wiefen enthält. 


Der Staat Ober-Californien, 319 


Der dritte, etwa 110,000 Duadratmeilen große Theil 
Dber-Ealiforniens, derjenige, der feines Goldreichthums 
wegen das Ziel taufender von Glüdsfägern geworden ift 
und eine Umwälzung in der Werthbeftimmung der edlen 
Metalle bervorzubringen droht, Liegt zwiſchen der Sierra— 
Nevada und dem ftillen Ozean und wird von der Norb- 
grenze bis zur Mündung des Sacramento herab von dem 
Galifornifchen Gebirge und von der Sans Francisco Bat 
bis zur Grenze von Nieder-Californien. hin von den Kü— 
ftenbergen durchſtrichen. Das californifhe Gebirge, im 
Norden von gleiher Höhe mit der Sierra-Nevada, erreicht 
eine Höhe von 7 bis 9000 Fuß und hat eine mittlere 
Breite von 80 Meilen. Allmählig von der Ebene auf: 
fteigend, trägt das Gebirge auf feinen unteren Steigun- 
gen Eichenwaldungen, denen fpäter Cedern und endlich 
Fichten und Kiefern folgen. Die Küftenberge, nad dem 
Meere. hin felfig und ſchroff, laufen gegen Often in hüs 
gelartige Vorberge und rolfendes Land aus und erreichen 
eine Höhe von 3000 bis 4500 Fuß. Die von bdiefen 
Gebirgszügen gebildeten Thäler find gragreih und von 
durchſchnittlich fruchtbarem, durch Bäche und viele Heine 
Seen bewäflerten Boden, auch find die Hügel um fie 
herum gut bewaldet. Ein anderer dem Flußthale des 
Sarramento yon Nordoften nad Weften, bis zur Mün— 
bung dieſes Fluffes folgender Höhenzug erreicht durch— 
fchnittlih eine Höhe von 1500 bis 1800 Fuß. Weftlich 
von dieſem Höhenzuge breitet fih in Form eines ſpitzen 
Dreieds, deſſen Schenkel auf der Grenzlinie zwifchen Ca- 
lifornien und Dregon ruhen, eine fruchtbare, theils be- 
waldete, theils in Prairien liegende Ebene aus, die für 
eine Menge der größten Farms hinlänglich Raum barbie- 
ten würde. Nicht fo gut von Boden, des daffelbe durch— 
ſchneidenden Sacramentofluffes wegen, aber günftiger ge- 
legen, ift das ‚Sacramentothal, zwifchen dem eben ermähn- 


320 ‚Der Staat Ober-Californien. 


ten Höhenzuge und der Sierra-Nevada. Die Oberfläche 
diefes Thales bildet zwei Terraffen, von denen fich die 
untere von der Mündung aufwärts bis auf ungefähr zur 
Hälfte der Länge des Fluffes, die obere, um etwa 60 Fuß 
höher, von da bis zu den Duellen erftredt. Außer vom 
Saeramento felbft, wird das Sacramento- Thal von den 
ZTributären des Hauptftromes, vom American= Fork, vom 
Feather, Threes-Buttes, Champagne, Pine, Antelope, Potas, 
Young, Beaulien, Avoine, Liards und Fleineren Flüffen 
und Bächen bewäflert, welche im Sommer ganz oder zum 
größeren Theile ausgetrodnet, in der Regenzeit zu ſchwer 
zu paffirenden, reißenden Strömen anfchwellen. Diefe Flüffe 
und befonders die von Dften fommenden find es, melde 
in dem mit fi führenden Sande und in den Höhen, des 
nen fie entfpringen, Goldftaub und Golderz bergen und 
bier find Goldwäſchereien CWashings) und Minen (Diggings) 
angelegt, deren Ausbeute, von der Entdeckung im Februar 
1848 an bis zum Beginn des Jahres 1850 mehr als 6 
Mill. Dollars betragen hat. In der unteren Hälfte liegt 
das Thal feinem größeren Umfange nah in Grasland, 
in der oberen Hälfte ift es ftärfer bewaldgt. Das San 
Joaquim-Thal, zu beiden Seiten des gleichnamigen, von 
Süden her der Corquines-Bai zuftrömenden Fluffes, Liegt 
höher als das Sacramento-Thal, ift öftlih vom San Joa— 
quim durch den Rio de los Reyes, den Eftanislao und 
mehrere Heine Flüffe bemäflert, gut bewaldet und von 
guter Bodenbefchaffenheit, in der weftlichen Hälfte aber, 
die Ufer der Tulefeen ausgenommen, die von Einigen als 
befonderes Thal gerechnet werden, dürr und unfruchtbar. 
Mit Wafferfraft, Holzreichthum, Gras und weiten Stref- 
fen fruchtbaren Bodens ausgeftattet, eignet fich dieſes Thal 
vorzüglih zur Anlage von Farms und Fabrifetabliffe- 
ments. | 

Das Klima von Ober-Ealifornien fann, im Oanzen 


Der Staat Ober-Lalikorrien, 321 


genommen, ein gefundes genannt werben. Es gibt hier 
nur zwei Jahreszeiten, den Sommer, der vom März bis 
Mitte Novembers oder Anfang December dauert und in 
den Thälern fehr heiß ift, während ihn an der Küfte häufig 
ein fehneidend Falter Nordoftwind plötzlich abfühlt, und die 
Regenzeit, welche von Mitte Novembers oder Anfang Des 
cember bis Anfang März anhält und häufig fündfluthar- 
tige Wolfendbrühe bringt. Diefe ertremen Jahreszeiten 
find dem Feld- und Gartenbau fehr ungünftig, es ift da= 
ber nöthig, daß Farmers, Gärtner und Weinbauer im 
trodnen Sommer für Fünftlihe Bewäfferung ihres Landes 
forgen. Feld- und Gartenfrüchte und Wein gedeihen bei 
einiger Pflege in größter Ueppigkeit. Rindvieh- und Pfer- 
dezucht werben bereits betrieben, wären aber noch fehr zu 
heben; fchlechter noch find die Schweine- und die Schaf: 
zucht, obgleich auch für diefe der natürlichen Vortheife bie 
Menge vorhanden find. Fifche und Biber, Bären, Hir— 
che, Antilopen, Federwild, Schlangen, Kröten und Inſee— 
ten gibt es in Menge. Der Reichtum des Staates an 
Platina, Silber, Duedfilber, Blei, Kupfer, Eifen und 
Zinnober ſcheint dem an Gold nicht nachzuftehen, auch ſoll 
Schwefel vorhanden fein. 

Die Goldregion und die für die dahin frömenden 
Einwanderer zunächft gelegene Küfte ausgenommen, hat 
Dber-Ealifornien nur jehr unbedeutende Städte: 

San Diego, an der Meeresfüfte, da, wo das Flüß- 
hen San Diego fih in den ftillen Ozean ergießt, befist 
einen vorzüglihen Hafen, der an den feichteften Stellen 
20 bis 25 Fuß Tiefe und guten Anfergrund hat. Unter 
den wenigen Gebäuden, aus denen das Feine Städtchen 
befteht, befinden fich einige Saladeros, Häufer, in denen 
Rindshäute eingeſalzen und zur Verſchiffung verpadt wer: 
den, fo ziemlich der einzige Handelsartikel des Ortes. 
Monte-Rey, in fandiger Gegend, die nad) einigen Mei- 


Nordamerika. 21 


322 Der Staat Ober-Ealifornien, 


fen in eine fruchtbare Ebene übergeht, Liegt an einer Bucht 
des ftillen Ozeans, die einen Hafen von 40 bis 50 Fuß 
Tiefe bildet, und in die fi) die Flüßchen Monte-Rey und 
Pajaro ergiepen. Die Stadt zählt ungefähr 1000 Einw,, 
welche in Häufern von an der Luft getrodneten Baditei- 
nen (Adobes) wohnen. San Francisco, an der mit 
drei größeren und mehreren‘ Heinen Inſeln geihmüdten 
gleihnamigen Bai, die 6 Meilen breit und 36 Meilen 
Yang ift, hat fi feit der Entdeckung des Goldreichthums 
Galiforniens in rafender Schnelligfeit von einem Städt: 
hen son 6 bis 700 auf eine Stadt von 60,000 Einw. 
und darüber gehoben. Die Häufer der Stadt find der gro- 
Ken Mehrzahl nach aus Holz, andere aus Adobes erbaut, 
und viele der bier aus allen Weltgegenden hergeftrömten 
Einwanderer wohnen noch in Zelten, Bon bier aus wan— 
dern die Goldgräber und Wäfcher den Sacramento hinauf, 
der bereits mit Dampf- und Segelfchiffen befahren wird, 
und hieher Fehren viele von ihnen zurüd, wenn fie mit . 
Beute beladen-mwieder dem Heimathlande zufteuern wol- 
fen oder wenn fie die Negenzeit aus ber unmirthlichen 
Goldregion vertreibt, Der Berfehr in der Stadt ift ein 
ungeheurer und die Hoffnung auf Gewinn in der Gold» 
region hat die Preife der Arbeit felbft, wie die der Er- 
zeugniffe des Gewerbfleißes auf eine fabelhafte Höhe ge: 
trieben; fo bezahlt man dem Tagelöhner einen täglichen 
Sold von 8, Schreinern, Zimmerleuten, Schmieden 12 
bis 16 Dollars, Feine Zimmer in bretternen Häuschen 
ioften 1 bis 200 Dollars monatlihen Miethzins, einfache 
Stühle und Tiſche werden mit 10 und 20 Dollars be- 
zahlt. Sollte die Goldausbeute nadhlaffen oder die Einwans 
derung noch längere Zeit in dem Maße wie gegenwärtig. 
‚fortdauern, fo werden Arbeit und Arbeitserzeugniffe auch 
wohl allmählig auf einen mäßigeren Preis zurüdgeführt 
und dann der Landwirtbfhaft mehr Aufmerkfamfeit ge: 


Die Gebiete der Pereinigten-Staaten bon Mordamerika. 323 


fchenft werden. Der Pueblo (Flecken) San Joſe, in 
einer weiten, fruchtbaren Ebene am Rio de Guadalupe, 
der fih drei Stunden davon entfernt in die San-Fran- 
eisco-⸗Bai ergießt, zählt gegen 3000 Einw,, wovon 2000 
Indianer find, und ift vorläufig Sig der Regierung, Neus 
Helvetia, ein Fort, und Sutterspille, ein Städtchen. 
am Sarramento, beide von dem Schweizer» Capitän Sut- 
ter angelegt, dann Sonoma, Sarramentn- City, 
Beneria u. m. a, Orte am Sacramento und in beffen 
Nähe, nehmen mit jedem Tage an Bedeutung zu, es läßt 
fih die Einwohnerzahl derfelben aber nicht einmal annä= 
bernd angeben, weil fie dur das Hin= und Herwogen 
der Gpldfucherzüge einem fteten Wechfel unterworfen ift. 
Bodega, gegen 100 M, nördlid von San- Francisco, 
war früher in den Händen der Ruſſen, die in der Nähe 
das von fehönen Gärten umgebene Fort Roß errichteten, 
Der Hafen ift eng, gegen die von November bis März 
vorherrfchenden Nordoftwinde fchlecht seihügt und nur für 


flach gehende Schiffe zugänglich. 





E. Die Gebiete der Beteinigten Staaten 
von Nordamerika 


find theils noch zu wenig befannt, als daß man eine ge- 
treue Befchreibung derfelben Kiefern könnte, theils verbie- 
nen fie zur Zeit noch nicht die Aufmerffamfeit des deut- 
ſchen Ausmwanderers, indem fie entweder noch gar nicht, 
oder nur erft fpärlich von jenen Vorläufern der Cultur 
und der Civiliſation aufgefucht werden, die zuerft ald Jä— 
ger, fpäter ald Squatters dem Zuge der Einwanderung 
den Weg bahnen müffen. Wir werben daher, im Ein- 
Hange mit dem Zwede diefer Blätter, nur wenige Worte 
21* 


324 Das Gebiet Millouri, Das Gebiet Nebraska. 


über die. Gebiete Miffouri, Nebrasfa, Neu: Me: 
xifo, Dregon und Minnefotah zu fagen haben. 





Das Gebiet Mifjouri, 


im Norden von britifb Nordamerika, im Welten vom Fel- 
jengebirge, im Süden vom Gebiete Nebrasfa und im Dften 
som Gebiete Minnefotah begrenzt, wird von wilden Ins 
Dianerftämmen bewohnt, welche hier den Büffel, den Hirfch, 
das Elenthier, das wilde Pferd, Wölfe, Bären und Wild 
aller Art erjagen. 

Die ſchwarzen Berge (Black Mountains) theifen das 
Gebiet in zwei ungleiche Hälften, Der Heinere, füdliche 
Theil, deffen Oberfläche faft ganz mit unabfehbaren Prai- 
vien bebect ift, wird vom White, Teton, Shienne und 
einer Menge Heinerer Flüffe durchſtrömt; der nördliche, 
größere Theil trägt große Waldungen yon Laub- und 
Nadelholz und Dpenings, und wird vom Miffouri, dem 
Yellow-Stone und ihren zahlreichen Nebenflüffen bewäſſert. 
Das Klima ift dem von Jowa ähnlich. 





Das Gebiet Nebrasfa 


wird im Norden vom Mifjourifluffe und vom Miffouri- 
Gebiete, im Süden vom Kanzasfluffe, im Often von den 
Staaten Miſſouri und Jowa und im Weften vom Ge— 
biete Neu-Merifo begrenzt. 

Der Nebrasfa- oder Mattefluß durchſtrömt das Ger 
biet; der Miffouri befpült einen Theil der nörblichen und 
die Öftlihe, der Kanzas die füdliche Grenze und der Pa— 
bouca, der Black, North, Salomons, Republican, Saline 


Das Gebiet Meu-Meriko, 395 


und viele Heinere, zum Theil noch namenfofe Flüffe be- 
wäffern das Land, das am Miffouri und Kanzas, die 
Waldfäume der Flußbette ausgenommen, in ebenen Prai- 
rien liegt, fi gegen Weften hebt und endlich zu Berg- 
rüden emporfteigt, welche mit Laub» und Nadelholz bes 
waldet find. 

Bis jetzt ift das Gebiet noch ein endlofer Jagdgrund 
der Pawnees und anderer Indianer, die aber, wenn erft 
einmal die Anftedelungen vom mweftlihen Jowa und Mifs 
fourt bis an den Grenzfluß vorgerüdt und über ihn hinüber 
gedrungen fein werden, auch bier der weißen Bevölkerung 
werden weichen müſſen. Das Klima ift dem in Weft- 
Miffouri gleich. 





Das Gebiet Neun: Mexiko, 


ein Theil der früher merifanifchen Provinz Neu-Mexiko, 
wurde dur Friedensvertrag im Mai 1848 von Merifo 
an die Bereinigten-Staaten abgetreten. 

Im Often grenzt das Gebiet an dag Indianer Ters 
ritorium, die nördliche Grenzlinie bildet der Arfanfag, 
die weftliche das fich zwifchen Neu-Mexiko und Ober-Ca- 
fifornien hinziehende Anahuac:Gebirge, bis zu dem wegen 
der beftehenden Grenzftreitigfeiten mit Texas noch zwei⸗ 
felhaften Punkte, von wo die füdliche Grenzlinie nady der 
öftlichen hinüberläuft. 

Hauptflüſſe des Landes find der Rio Grande dei 
Norte, der die Nordgrenze bildende Arfanfag mit den 
Nebenflüffen Ned, Great Saline, North und einer Menge 
anderer und der Falfe Wafhita. 

Der Boden im Thale des Niv del Norte ift durch— 
gängig fandig und von ärmlichem Ausfehen, durch künſt— 


>». Fe Das Gebiet Meu- Mexiko, 


tihe Bewäfferung bringt er aber reihe Ernten hervor, 
Obgleich die Landwirthſchaft auf fehr rohe Weife betrieben 
wird, fo werden doch große Duantitäten Mais und Wei- 
zen, Zwiebeln, Bohnen, vother Pfeffer und etwas Obft 
gewonnen. Der fruchtbarfte Theil des Thales beginnt 
unterhalb der Hauptftadt Santa-Fé, den Fluß abwärts, 
und wird rio abajo (den Fluß abwärts) genannt. Dort 
ift e8 nichts Seltenes, daß jährlih zwei Mal geerntet 
wird, Die allgemeine Trodenheit des Klimas und bes 
Bodens in Neu-Merifo verweifet Die Landwirthfchaft überall 
in die Flußthäler, von denen aber folche, welche das ganze 
Jahr hindurch mit Waſſer verfehen find, nur_ Außerft 
‚wenige gefunden werben, Auf der füblih von Santa- Fe 
Tiegenden Hochebene liegen in gemiffer Tiefe Lehmlager, 
welche für die unterirdifchen Waffer, die von den Gebirgs- 
fetten berunterfließen, ala Refervoirs dienen mögen, und 
die durch Bohrer gezwungen werden fünnten, ihr Waffer - 
der Oberfläche mitzutheilen. Gegenwärtig wird die Ber 
wäfferung dadurch bewirft, daß man die Flüffe abdämmt 
und das Waffer in größere oder. fleinere Gräben Teitet, 
welche das "ganze cuftivirte Land umfaffen und durch— 
Schneiden. Die ſchönſten Felder findet man auf den Land- 
gütern (Haciendas), welche Eigentbum der reichen Meris 
kaner find und von eivififirten Indianern bearbeitet werden, 

Außer der Landwirtbichaft widmen die Bewohner Neu— 
Mexiko's auch der Viehzucht große Aufmerffamfeit; fie 
ziehen Pferde, Maulthiere, Rindvieh, Schafe und Ziegen, 
doch find alle von fehr Fleiner Art, weil nichts für Ver— 
befferung der Racen gethan wird, und man nur auf Er— 
zielung einer möglichft großen Zahl bedacht ift, die, da die 
Stalffütterung während des Winters unnöthig ift, gar 
feine Mühe verurſacht. Es giebt in Neu-Merifo aug- 
gedehnte Streden Landes, welche für die fünftlihe Be— 
wäſſerung zu weit vom Waffer entfernt oder in zu -bergi- 


Das Gebiet Neu⸗AMexiko. | 327 


gen Gegenden liegen, als daß fie zum Aderbau verwendet 
werden fünnten, und die die herrlichften Weiden bieten 
würden, wären nicht die räuberifchen Einfälle der In⸗ 
dianer zu befürchten. 

Eine große Menge verlaſſener Minen beweiſen, daß 
der Bergbau in Neu-Merifo in den alten ſpaniſchen Zeiten 
mit weit mehr Eifer betrieben wurde, als fest, woran die 
Willkür und die Habjuht der früheren merifanifchen Bes 
amten und der Mangel an Kenntniß des Bergbaueg eben fo 
ſehr fhuld find, als die Feigheit der Bewohner, die fich 
nie energifch den Räubereien der Indianer widerſetzten. 
Die gebirgigen Gegenden Neu-Merifo’s find fehr reih an 
Gold, Kupfer und -Eifen, bergen auch etwas Silber, 
Gold fommt in großer Menge im Gebirge in der Nähe 
von Santa-Fe, ſüdlich davon auf einer Strede von 100 M. 
bis nah Gran Duivira, und nördlich auf einer Strede 
von 120 M. bis zum Fluffe Sangre de Chrifts vor. So 
werden im alten Placer, einem 27 M. von Santa-Fe 
entfernt Tiegenden, eigentlich Real de Dolores genannten 
Dorfe ergiebige Goldminen und Goldmwäfchereien ausge: 
beutet, und faft eben fo ergiebig find die Minen und Wä⸗ 
fohereien von dem einige Meilen füdlicher Tiegenden Real 
del Tueſto, gewöhnlich Neu-Placer genannt. Auch Stein 
fohlen, gemeiner und kryſtalliſirter Gyps werden in Maffe 
in Neu-Merifo gefunden, und auf einer. etwa 100 M. 
ſüdſüdöſtlich von Santa-Fe, zwifchen dem Rio del Norte 
und dem Pecos befindlichen Hochebene-Tiegen mehrere Salz« 
feen, welche ganz Neu-Merifo mit Salz verforgen. 

Das Klima von Neu-Mexiko iſt felbfiverftändlich in 
ben höheren, gebirgigen Theilen des Landes yon dem im 
Thale des Rio del Norte fehr verfchieden, aber durch— 
fchnittlih genommen, kann man es gemäßigt, beftändig 
und gefund nennen, Die Sommerhige fleigt im Flußthale 
bisweilen auf 100° Fahr,, die Nächte find aber ftets Fühl 


328 Das Gebiet Meu- Mexiko, 


und angenehm. Die Winter find im Thale milde, obgleich 
Schnee und Eis gewöhnliche Erfheinungen find, doch ift 
der Rio del Norte nie über Eis zu paffiren, Die höheren 
Berge find immer mit Schnee bedeckt. Der Himmel ift 
faft immer flar, die Atmofphäre troden. Zwiſchen Zuli 
und Detober fällt viel Regen, doch nicht fo häufig, daß 
man diefe Monate eine Negenzeit nennen kann. Entzün— 
dungen und nervöfe Fieber zur Wintergzeit ausgenom— 
men, foheint man nur wenige Krankheiten zu fennen. 

Die Zahl der Bevölkerung läßt fih nur ſchätzungs— 
weile angeben; fie mag etwa 36,000 betragen, worunter 
6000 fogenannte Pueblos, oder mit Waffengewalt zum 
Chriſtenthum und zur Leibeigenfchaft, — die aber unter 
amerifanifcher Regierung ihr Ende erreicht, — gezwungene 
Indianer. 

Hauptſtadt des Staates iſt Santa-Fé, ungefähr 
20 M. öſtlich vom Rio del Norte, in einer großen, nach 
allen Seiten von Bergen eingeſchloſſenen Ebene, die baum— 
108, und fo arm yon Boden ift, daß fie nicht einmal zur 
Viehweide zu benugen iſt. Die Bewohner diefer älteften 
fpanifhen Niederlaffung find ein Gemiſch fpanifcher und 
indianifcher Race, in dem das indianifche Blut die Ober: 
band bat, und Trägheit, Mäßigfeit, Tanz und Spielluft 
find hier, wie bei allen Merifanern, die Hauptcharafter- 
züge. Die Zahl. der Einwohner ift von A bis auf 3000 
herabgefunfen, hebt fi aber feit dem Frieden wieder zu— 
fehends und wird unter nordamerifanifcher Herrfchaft bald 
die alte Zahl erreicht und überfchritten haben. Die Häufer 
der Stadt, yon an der Luft getrodneten Badfteinen erbaut, 
find Hein, fhmusig, ohne Fenfter, und harmoniren ganz 
mit den engen, frummen und nichts weniger als fauberen 
Straßen, Das Klima von Santa- Fe ift fehr angenehm, 
nicht fehr heiß im Sommer und gemäßigt falt im Winter, 
wo jedoch häufig Schnee fällt. Der Himmel ift fait das 


Das Gebiet Oregon. 329 


ganze Jahr hindurch heiter und die Atmofphäre troden. 
Die Stadt Tiegt unterm 35° 41’ 6 nördl, Breite und 
106° 2° 30° weftl, Länge von Greenwich, und 7047 Fuß 
hoch über dem Meeresſpiegel. 





Das Gebiet Oregon 


erſtreckt ſich gegen Norden bis zum 49 nördl. Breite, 
der durch Uebereinkunft vom 15. Juni 1846 als Grenz⸗ 
linie zwiſchen den britiſchen Beſitzungen und Oregon feſt— 

- geftellt wurde; im Oſten wird es vom Miſſouri-Gebiete, 
im Süden von Ober- Californien und im Weften vom 
ftillen Ozean begrenzt. Sein Flächeninhalt beträgt 340,000 
Duadratmeilen, feine Einwohnerzahl etwa 300, 000, yon 
denen Die Hälfte Indianer find, 

Hauptflüffe des Gebietes find der 750 M, Tange, big 
zu feinen Fällen für große Schiffe fahrbare Columbiafluß; 
der ebenfalls fchiffbare Willamette; der im Frühjahre und 
Herbft für Böte fchiffbare Cowlitz, der Saptin oder Lewis, 
der Yackima, Piſchous, Salmon, Falls, Wallawalla, Oko— 
nagan, Clarke oder Flathead, Spokane, Kooskooskie, las 
met. Binnenſeen giebt es eine große Menge, von denen 
der Kulleespelm, der Chatnoonik, Farbots und Otchanau⸗ 
kane die größten ſind. 

Der Geſtaltung der Oberfläche, der Bodenbeſchaffen— 
heit und dem Klima nad) wird das Gebiet in drei Sectio— 
nen eingetheilt, yon denen die weftliche zwifchen dem ftilfen 
Dean und den Gascaden-Bergen, die mittlere zwifchen 
den Cascaden- und den blauen Bergen, und die öftliche 
zwifchen den blauen Bergen und dem Felfengebirge Tiegt. 

Die weftliche Section, welche fih son der de Fuca- 

\\@ng bis zum 42° nördl, Breite erſtreckt und durchfchnitt- 


330 Das Gebiet Oregon, 


ih 120 M. breit und 400 M. Yang ift, hat zwifchen den 
big zur Küfte herab bewaldeten, in ihren höchſten Punften 
fih 8000 Fuß über der Meeresfläche erhebenden Bergen 
fruchtbare, gut bewäfferte Thäler, die für den Aderbau 
vorzüglich geeignet find, und von denen die fruchtbarften 
am Williamette und am Umpqua Tiegen. Diefe Section 
fieht mit dem übrigen Theile des Gebietes nur durch den 
Columbiafluß in Verbindung, weil das Gebirge jede Im 
flige Communication verhindert. 

Die mittlere Section, welche ſich bei einer Breite von 
160 M. durdy die ganze Länge des Gebietes, vom 42 big 
49° nördl. Breite erftredt und vom Golumbia durd- 
fiohnitten und vom Falls, John-Day, Umatilla, Owyhee, 
Powder, Burnt, Snake, Great-South-Brandh und. ans 
deren Flüffen bewäffert wird, bietet ungeheure Streden 
herrlichen Weidelandes dar. Im Süden wird diefe Section 
yon Bergrüden durchftrihen und bat große Flächen un: 
fruchtbaren Landes. Südlih vom Columbia findet man 
große Waldungen, nördlich von ihm weite Prairien, durch 
welche der Yarima, der Piſchous und der Entecatecome 
fliegen. Der nörblide, reich mit Waldungen beftandene 
Theil diefer mittleren Section wird vom Dfonagan und 
einer Menge kleinerer Flüffe bewäflert, die alle dem Co— 
lumbia zufließen. 

Die dritte Sertion, die den noch nicht befchriebenen 
öftlichen Theil Dregons umfaßt und durchſchnittlich eine 
Breite von 150 M. mißt, hat einen unebenen, von Berg- 
reihen durchzogenen, vulfanifchen Boden, der nördlich vom 
Salmonfluffe bewaldet, fühlih von ihm öde und des Ans 
baues unfähig ift. 

Das Klima der weftlichen Section ift milde; die vom 
December bis zum Februar andauernden Winter bringen 
nur mäßige Kälte, und der Schnee bleibt immer nur 
wenige Tage liegen; die Sommer find warm, aber nicht 


Das Gebiet Oregon, 331 


ſchwül. Die mittlere Section bat trodene, heiße Sommer 
und fältere Winter als die weftliche Section, auch ift der 
Witterungsmwechfel oft fehr ſchroff. Schroffer noch ift Diefer 
Wechſel in der öftlichen Section, wo nicht felten an einem 
“und demfelben Tage alle Abwechfelungen des Frühjahres, 
des Sommers, des Herbftes und des Winters vorfommen 
und die Temperatur binnen 12 Stunden um 50 big 60° 
differirt. 

Die Entdeckung des californiſchen Goldreichthums hat 
eine große Anzahl der Bewohner Oregons an den Sacra- 
mento gelockt und den Indianern freies Spiel gelaffen, 
die eine Menge Anfiedelungen des bis zum Jahre 1848 
kräftig aufblühenden weftlichen Dregon verwüfteten, die 
natürlichen Vortheile aber, welche das Land für Aderbau, 
Biehzuht, Handel, Schifffahrt und jeden Zweig der In—⸗ 
duftrie bietet, werden feine Bevölkerung bald wieder ans. 
wachfen Yaffen. Ä F 

In den zahlreichen Buchten der Küfte und in allen 
das Land durchftirömenden Flüffen find Fifche, wie Heringe, 
Lachfe, Stodfifche, Störe, Karpfen, Börſche, Hechte, Fo— 
relfen, und Schaaltbiere, wie Auftern, Mufcheln, Krabben, 
Krebfe, in Menge, und der Walfifchfang Tiefert reiche 
Ausbeute. In der mweftlichen Section ift Wild im Ueber— 
-fuffe, darunter Efenthiere, Antilopen, Hirſche, Füchſe, 
Bären, Marder und Biber; die mittlere Section ift faft 
ganz ohne Wild, die öftliche beherbergt zahllofe Büffel- 
heerden, und alle Flüffe wimmeln von Enten, Gänfen, 
Neihern und anderen Waſſervögeln. 

Die Städte Dregons, wenn man bie Uranfänge 
fünftiger Städte mit diefem Namen belegen darf, find 
‚Tpärlih bewohnt, ihre Lage wird fie aber, ohne Zweifel 
bald zu einiger Bedeutung erheben, Aftoria, oberhalb 
der Mündung des Youngfluffes in den Columbia, bat 
einen engen, nur für wenige Schiffe Raum bietenden 


332 Das Gebler Minnelotad. 


Hafen, weil der 34 M. breite Fluß durch Sandbänke zu 
einem ſchmalen Ganale verengt wird, Nicht weit von der 
Stadt Tiegt ein See, der, wenn er im Sommer austrod- 
net, in feinem Bette eine dicke Krufte von Satz zurückläßt. 
Gray’s Harbour, an der Mündung des Chifeeles, hat 
einen tiefen, leicht zugänglichen Hafen, Die Juan de 
Fuca-Engen, mit Einfhlug von Admirality-Inlet, 
Hoods- Canal und Pouget-Sound, haben die ficher- 
ften Hafen- und Anferpläge der Welt; die Küfte ift durch— 
aus gefund, hat trefflihen Boden und herrliches Waſſer, 
und wird mit der Zeit mit einer Reihe von Handels— 
ſtädten gefchmüdt werden. Townsends-Port, am 
Eingange des Admirality-Inlet, ift der befte Hafen des 
ganzen Nordens, aud Port Lawrence und Orchard— 
Port, unweit Tomnsendg- Port, bieten fichere, geräumige 
Anferpläge, Dregon- City, an den Fällen des Wil- 
liamettefluffes, im fruchtbarften Theile des Staates gele- 
gen, hat bereits einige Säge: und Mahlmühlen, und wird 
binnen nicht langer Zeit zu einem NRochefter des Weften 
werden, da die Felsinfeln im Fluffe, an denen das Waffer 
in engen Ganälen vorüberftürzt, die trefflichften Pläge zu 
Sabrifanfagen bieten. 





Das Gebiet Minnefotabh, 


von dem, von den Indianern Minne-fotah- watapa ge 
nannten St. Petersfluffe feinen Namen tragend, ging 
durch Kauf von den Dafotah- Indianern an die Vereinigten 
Staaten über, welche die Regierung auf die bei Gebieten 
übliche Weife organifirte. Diefe befteht aus einem som 
Präftdenten der Vereinigten Staaten, unter Zuftimmung 
des Gongreffes, ernannten Gouverneur, der fein Amt 
4 Jahre Yang verwaltet, aus einem auf gleiche Weife 


Das Gebiet Minnelotah. 333 


und gleiche Amtsdauer ernannten Staatsjerretär, und aus 
der aus einem Senate und einem Haufe der NRepräfen- 
tanten beftehenden Legislatur. Die Senatoren werden auf 
2 Jahre, die Repräfentanten alljährlich vom Volke ges 
wählt. Bis auf Weiteres gelten die Gefege Wisconſins 
auch für Minnefotah, Am 4. Sept. 1849 wurde die erfte 
Legislatur nach Fort Snell berufen, und Unterhandlungen 
mit den Siour- Indianern über ihren Abzug aus dem Ge— 
biete angefnüpft, 

Minnefotah wird im Norden von britiih Nordames 
rifa, im Often von Wisconfin, im Süden von Jowa, und 
im Weften vom Miffouris Gebiete begrenzt und umfaßt 
einen Flächeninhalt von ungefähr 50,000 Quadratmeilen, 
mit 42,000 Einwohnern, worunter 37,000 Indianer. 

Außer dem Mifftffippi, der ungefähr 500 M. weit 
die Öftlihe Grenze befpült, und’ dem Miffouri und dem 
Whiteearth, welche die weftlihe Grenzlinie bilden, find 
noch der Minnefotah- oder St. Petersfluß, der den Ma— 
fato, aux Liards, Jipſina und Jukpah in fih aufnimmt, 
und oberhalb der St. Anthonyfälle in ven Mifftffippt fällt, 
der Cannon, aur Embarrag, Jacques, der große und ber 
fleine Sivur, der des Moines, Bermillion, Snafes und 
Spldiers als Hauptflüffe zu nennen, Wenig von Flüffen 
durchzogen, ift das Innere des Landes defto reicher mit 
größeren und Heineren Landfeen gefegnet, von denen der 
im Nordoften liegende Teufelsfee bei 45 M. im Umfange 
mißt und mit einer Menge Fleiner Inſeln bedeckt ift. Sein 
Waffer ift falzig, das ftarf bewaldete Ufer fehr moraftig. 
Dem Teufelsfee an Größe am nächſten fommt der Shattef- 
oder Pelifanfee, der, wie auch der Leechfee, der Lac Tra- 
vers, der Dfamangpidang, Dfaman, Wafong, Duiparle, 
Deurbois, Jitanka, Boisbrules, Chicot und mehrere Flei- 
nere ſüßes Waffer enthält. 

Der bei weitem größte Theil des Territoriums ift 


334 Das Gebiet Minnelotad, 


eine bochgelegene Prairie, die, bejonders im Norden, mit 
Heinen, koniſchen Hügeln befäet ift und am Miſſiſſippi 
fehr, am Miffouri weniger ſchroff terraffenförmig zur Hoch: 
ebene auffteigt. Diefe Hochebenen beftehen aus einer Unter— 
lage von Gerölfe primitiven Gefteins, auf welchem ein 
dergleichen Depofit, vermifcht mit Sand und Thon, Tagert. 
Im Thale des oberen Minnefotah findet man ausgedehnte 
Flächen von Granitmaffen, und erratiſche Granitblöde und 
rothen Pfeifenftein trifft man an den Quellen des großen 
Sivurfluffes, Die Prairien, mit üppigem Grafe, Blumen, 
Pappelbirfen, Erdbeeren und Himbeer- und anderen Sträus 
hen bewachſen, haben faft überall guten Boden, was be- 
fonders bei den tiefen und flachen Prairien der Fall ift, 
Mit Ausnahme einiger Seeufer, der Ufer des Miffiffippi 
und des Minnefotahfluffes, des Undine- und des Bois- 
Frane-Diftrietes, welche beide auch eine gefunde Lage 
haben, ift im Innern und am Miffouri, Bermilfion und 
Jacques, Mangel an Holz. Da, wo fih Waldungen vor- 
- finden, beftehen fie aus Pappeln, Ahorn, Ulmen, Efchen 
und Linden, und am Miffiifippi auch aus Maulbeer- 
bäumen. 

Für den Jäger, d. 5. für den allen Strapazen gewach— 
fenen, wettergebräunten, amerifanifchen Jäger, der der 
Sagdleidenfchaft jede Bequemlichkeit opfert, ift Minnefotah 
ein Eden. Im Norden ftreifen dichte Büffelheerden und 
Wölfe umher, im Weften findet man Prairihirfche, Bären 
und Antilopen, auf den Ebenen am Miffiffippi Erdeich— 
börnchen (von den Canadiern Suisses genannt), Spring: 
bafen und Dachſe, und auf den Seen wilde Schwäne, 
Gänſe, Enten, Pelifane und anderes Federwild in Maffe. 
Sp reich wie das Land an Wild, eben fo gefegnet find 
feine Seen und Flüffe mit einem Ueberfluſſe von Fiſchen 
der verſchiedenſten Gattungen. 

Kann man auch das Klima Minneſotahs Fein unge: 


Das Gebiet Minnelotah, 335 


fundes nennen, fo ift doch der Wechfel der Temperatur 
ein fo fchroffer, daß die Auswanderer, deren Zug ſich ſchon 
hieher zu Yenfen beginnt, befondere Borficht gegen den— 
jelben anzuwenden haben. Die Sommer find fehr heiß, 
die Winter lange anhaltend und fehr kalt, noch Fälter als 
bie des nörblichen Zowas und Wisconſins. 

Fort Snelling, außer einigen Niederlaffungen von 
Pelzeompagnien, vor Kurzem noch die einzige Anftedelung 
im ganzen Lande, wird wegen der Schönheit der in der 
Nähe befindlichen St. Anthonyfälle des Mifftffippi häufig 
von Bergnügungsreifenden befucht. Seitdem fich aber ber 
Zug der amerifanifchen Hinterwälbler nad) Minnefotah zu 
wenden beginnt und in verfchiedenen Theilen des Landes 
Anftedelungen entftehen, belebt ſich auch der Handel diefes 
Städthens, fo, daß man bereits: befchloffen hat, bie 
St. Anthonyfälle des Fluffes dur einen Canal zu ums 
gehen. 








Dritte Abtheilung. 





Nathgeber für Auswanderer. 


Nordamerika. 22 





Hathgeber für Auswanderer. 


Wer immer mit dem Gedanfen umgeht, Deutfchland 
zu verlaffen und nad Nordamerifa auszumandern, ber 
prüfe zuvor reiflich, ob er nicht feine indipiduelle Lage im 
alten Baterlande und die Zuftände in Deutſchland über- 
haupt in zu trübem Lichte ſah, ob er nicht an Amerifa 
Anfprühe mache, die fein Land befriedigen fann, und ob 
er felbft auch der Mann fei, der für Amerifa paßt. Iſt 
der Auswanderungsluftige mit fi) Darüber einig geworden, 
drüben im ‚neuen DBaterlande ſich durch Fleiß und Spars 
famfeit eine Bahn durch's Leben brechen zu wollen, bat 
er die Ueberzeugung gewonnen, daß er den Kreis feiner 
Berwandten, die Genpffen feiner Kindheit, die Freunde 
des Mannesalters, das gefellige Leben Deutſchlands über- 
haupt nicht fo fchmerzlich vermiflen werde, daß feine Ener- 
gie dadurch gebrochen wird, fo bereite er fih in Gottes 
Namen auf die Ausführung feines Planes durch Erler- 
nung der englifhen Sprache und dadurch vor, daß er fi 
aus guten Werfen Belehrung über Norbamerifa felbft, feine 
Bevölkerung und die Snftitutionen des Landes ſammelt. 

Die Vereinigten Staaten von Nordamerika find ein 
Land der Fülle, welches noch Millionen in fih aufnehmen 
und reichlich ernähren kann, Niemand aber glaube, daß 
dort der Träge fein Fortfommen finde, denn der Müßig- 
gänger, und wäre er ein Cröfus, und der arbeitsfcheue 
Bettler find verachtet, und wer nicht arbeiten will, ver- 

22* 


340 ’ Dienftboten, 


bungert in Amerifa eher als in Deutfchland, wo religiöfer 
Aberglaube und eingewurzelter Mißbrauch den Bettler in 
feiner fhamlofen Faulpeit beftärfen. Niemand ſuche in 
Nordamerika etwas Anderes, als Lohn für feine Arbeit; 
ift das das Ziel, nad) welchem er ftrebt, ift er tüchtig in 
feinem Sache, und ift er ein Mann im wahren Sinne des 
Wortes, ein felbfiftändiger, fich feines Werthes bewußter 
Mann, der nicht vor den erften fich feinen Plänen ent- 
gegenftellenden Hinderniffen entmuthigt zurüdihridt, ſon— 
bern fie mit Fräftiger Fauft aus dem Wege räumt, fo mag 
er des reichten Lohnes gewiß fein. 

Prüfen wir nun, den einzelnen Ständen nah, wer 
auswandern foll, wer nit. 

Dienftboten, die Mittel genug befigen, die Ueberfahrt 
nah einem nordamerifanifchen Hafen und, für den Fall, 
daß ihnen dort nicht fogleih ein Unterfommen geboten 
wird, Die Reife in's Innere des Landes zu beftreiten, dür—⸗ 
fen mit Sicherheit auf Beichäftigung gegen gute Bezahlung 
rechnen. Derjenige, der bisher als Aderfnecht arbeitete, 
wird leicht auf einer Farm in der Nähe des Landungs- 
bafeng oder weiter im Innern zu 4 big 8, ift er mit der 
amerifanifhen Arbeitsweife vertraut und der englifchen 
Sprache einigermaßen mächtig geworden, auch zu 10 Dol- 
lars monatlihem Lohn, bei freier Koft und Wohnung, Ber 
Ihäftigung finden, oder er wird auf Farms oder bei öffent: 
lichen Bauten zu 3 bis 1 Dollar Tagelohn, ohne Koft, arbei- 
ten können, Nur follten Adersfnechte und auch Landmägde, 
deren Lohn von A bis 6 Dollars monatlich, bei freier 
Koft und Wohnung, variirt, Deutfchland nicht zur Herbft- 
zeit verlaffen, weil bet ihrer Ankunft im- Winter die Farın- 
‚arbeiten knapp find, Für fie find die Sommermonate, in— 
jofern fie fih nicht nach den fpäter zu bezeichnenden, im 
Spätfommer und Herbft vom gelben Fieber heimgefuchten 
Häfen einfchiffen, die beften Monate zur Abreife, Knechte, 


Dienſtboten. Landwirthe. 341 


welche in Städten gedient haben, Engliſch ſchreiben und 
leſen können und gewandt ſind, erhalten in den größeren 
Städten, als Hausdiener und Ausgeher, einen Lohn von 
12 bis 14 Dollars, monatlich, bei freier Koſt, und yon. 
18 bis 20 Dollars mondtlich, ohne Beföftigung und Logis, 
und Dienftmägbe, welche bereits als Kindermägde oder 
Stubenmädchen in größeren Familien dienten, oder ſolche, 
welche das Kochen verftehen, find ſtets gefucht und beziehen 
einen Lohn von 68 bis 12 Dollars monatlih. Die 
Lage ber Dienftboten Chelps ,; Gehülfen) in Nordamerifa 
ift eine ungleich beffere, als die in Deutfchland,' ſowohl 
was die Beföftigung betrifft, wie auch hinfichtlih der Bes 
handlung yon Seiten der Dienftherrfchaft, und auf dem 
Lande gehören Knecht und Magd, welche Tegtere Feine Feld-, 
fondern nur Hausarbeiten zu verrichten und Höchfteng noch 
der Milchwirthſchaft vorzuftehen bat, gewiffermaßen mit 
zur Familie, mit der fie alle Mahlzeiten am nämlichen 
Tiſche einnehmen, mit der fie gemeinschaftlich die Kirche 
befuchen und zwifchen der und ihnen in feiner Weife ein 
Unterfchied gemacht wird, mweil man in Amerifa Feine 
Rangunterſcheidungen kennt. Für fleifige Mädchen von 
nicht üblem Aeußern zeigen fih in den Städten wie auf 
dem Lande fehr bald günftige Heirathsgelegenheiten, weil 
man die thätige, deutfche Hausfrau der amerifanifchen Dame 
vorziehtz und auch der deutſche Adersfnecht und der Tages 
löhner, der mit nur wenigen Thalern in der Taſche in 
Amerifa Tandet, gelangt nach einigen Jahren des Fleißes 
und der Sparfamfeit zu einem Fleinen Capital, das ihm, 
bei der Billigfeit des Bodens und ber leicht zu befchaffen- 
den erften Einrichtung, zu einer Selbftftändigfeit und Un— 
abhängigfeit verhilft, auf Die er in Deutfchland für immer ° 
hätte verzichten müffen, 

Zandwirthe, Die große Mehrzahl der alljährlich den 
Vereinigten Staaten zumandernden Deutfchen gehört dem. 


342 | Tandwirthe. 


Stande der Landwirthe an, und eine andere, nicht geringe 
Anzahl, die in Deutſchland ſtädtiſchen Beſchäftigungen ob— 
lag, gedenkt ſich drüben der Landwirthſchaft zu widmen. 
Erſteren wie Letzteren können wir vor Allem nur den Rath 
ertheilen, nicht ſchon in Deutſchland, ſei es mit wem es 
ſei, Landkäufe abzuſchließen, ſondern damit bis zu ihrer 
Ankunft in jener Gegend zu warten, die ſie ſich zum künf— 
tigen Wohnorte auserſehen haben. In jedem Staate der 
Union, in dem älteſten wie in dem füngften, befindet ſich 
noch eine fo große Maffe verfäuflicher Ländereien, daß 
Niemand zu fürdten hat, es werde für ihn Fein Raum 
mehr vorhanden fein, - Wer Land fauft, dag er nicht ge- 
ſehen hat, der ift in den meiften Fällen ein Opfer bitterer 
Täuſchung oder ſchändlichen Betruges. Auswanderer, welche 
in Deutfchland feine Landwirthe waren und in Nordame— 
rifa Aderbau zu treiben (zu farmen) beabfichtigen, mögen, 
bevor fie an die Ausführung ihres Entichluffes geben, 
reiflich überlegen, ob fie allem Dem entfagen können, was 
ihnen als Städtern zur täglichen Gewohnheit, zum täg- 
lichen Bebürfniffe geworden ift, und das fie als Farmer 
entbehren müffen; fie mögen ſich namentlich hüten, das 
Sarmerleben ſich als ein idyllifches augszumalen, dag aus 
Sagen und Fifchen und gelegentlich fpielend zu verrichten- 
der Arbeit befteht, fondern wohl erwägen, daß in Nord— 
amerifa, gerade fo wie in Deutfchland, Fein ungepflügter 
und unbefäeter Ader Früchte liefert, daß das Getreide 
dort, wie bier, gefehnitten und gedrofchen werben muß; 
fie mögen, wenn fie ihre Berechnung darauf gemacht 
haben, fih auf uncultisirtem Lande niederzulaffen, die 
Beihwerden bei der Gultivirung des Bodens, beim Er- 
bauen des Blodhaufes und der Einzäunung der Felder, 
und die Eingewöhnung in eine gänzlich ungewohnte Lebens- 
weife ja nicht zu gering anfchlagen; und dag zu Erreichende 
nicht überſchätzen. Der amerifanifche Farmer, d. h. der- 


Kandkuirthe, 343 


jenige, der Tediglich auf den Ertrag feiner Farm angemie- 
fen ift und nicht die Zinfen anderweitig angelegter Capi— 
talien zur Befriedigung Yururiöfer Bedürfniffe verwenden 
kann, muß, will er ſich nicht getäufcht fehen, bei mäßiger 
Arbeit, nur auf eine forgenfreie, unabhängige Criftenz 
und auf nichts weiter Anſpruch machen. 

Man kann die nach Amerifa auswandernden Lands 
wirthe in drei Claſſen theilen: 1) in folhe, welche ganz 
oder faft mittellos drüben Yanden, wenige Bedürfniffe und 
gefunde Arme haben und an ſchwere Arbeit gewöhnt find; 
2) in folhe, welche, nach der Beftreitung der Ueberſiede— 
Iungsfoften, noch ein Fleines Vermögen beftigen und eben- 
falls an körperliche Arbeit gewöhnt find, und 3) in folche, 
welche in Europa vermögende Gutsbefiger oder Pächter 
waren und mit einem namhaften Capital landen, um in 
Nordamerika wiederum Landwirtbichaft zu treiben. Die 
erfigenannte, die unbemittelte Claſſe arbeitsfähiger Aus— 
wanderer, muß entweder dienen, um fich auf diefe Weife 
die nöthigen Mittel zur Erlangung einer felbftftändigen 
Lage zu erwerben, — und wir verweijen Dieferhalb auf 
das unter „Dienftboten” Gefagte — oder eine Fleine Pach- 
fung übernehmen. In allen weniger Dicht bevölferten 
Gegenden Nordamerifa’s herrfcht der Brauch, daß der 
Pächter eines Landgutes (Farm) den Pachtzins nicht in 
baarem Gelde, fondern in einem Theil des Ertrages der 
gepachteten Farm entrichtet, Giebt der Eigenthümer der 
Farm dem Pächter die Adergeräthichaften, Zugvieh, Kühe ır. 
zur Benußung und Liefert er das Saatkorn, fo fallen ihm 
als Pachtzins in der Regel zwei Drittheile der Ernte und 
eine gewiffe Quantität Milch, Butter, mitunter auch Fleiſch 
zu; Tiefert er nur das Saatforn oder nur das nöthige 
Adergeräthe und die Befpannung, fo erhält er die Hälfte 
der Ernte. Der zweiten der vorhin genannten drei Elaffen 
ift ebenfalls zu vathen, wenn irgend möglich, mindeftens 


344 Landwirthe. 


auf die Dauer eines Jahres, eine Pachtung unter den 
angegebenen üblichen Bedingungen zu übernehmen. Ein 
ſolcher Pächter erlernt von ſeinen Nachbarn alle Vortheile, 
welche bei den in Deutſchland nicht gebräuchlichen Arbeiten 
zu beobachten ſind, und hat zugleich die beſte und billigſte 
Gelegenheit, ſich nach verkäuflichen Ländereien umzuſehen 
und deren Beſchaffenheit und Lage in Muße zu prüfen. 
Auch der dritten Claſſe auswandernder Landwirthe iſt zu 
einer ſolchen vorläufigen Pachtung zu rathen. Alle zu die— 
ſen drei Claſſen gehörenden Auswanderer werden ihre in 
den Grenzen der Möglichkeit liegenden, vernünftigen Er— 
wartungen von Nordamerika in Erfüllung gehen ſehen, 
wenn ſie unſere ſpäter folgenden Rathſchläge über Aus— 
wahl, Ankauf und Beſtellung des Landes befolgen und die 
erſte Zeit der Anſiedelung im fremden Lande und unter 
fremden Leuten glücklich überſtanden haben. 
Diejenigen Auswanderer, welche erſt in Nordamerika 
ſich der Landwirthſchaft widmen wollen, zerfallen in zwei 
Claſſen: in Wenigbemittelte und in Vermögende. Erſtere 
ſind in der Regel ſchlimm daran, weil die Mehrzahl von 
ihnen aus Leuten beſteht, die die falſche Anſicht haben, 
daß einige hundert Dollars, die zum Ankaufe und zur 
Einrichtung einer kleinen Farm genügen, auch zur Siche— 
rung ihrer Exiſtenz ausreichen, weil ſie nicht bedenken, 
daß perſönliche Unfähigkeit zu landwirthſchaftlichen Arbei— 
ten, ja fogar Unfähigkeit zur richtigen Anſtellung und Be— 
auffihtigung um theuren Preis erfaufter. Arbeitskräfte ein 
Capital über die angeſetzte Summe hinaus oder Anftren- 
gungen und Entbehrungen nöthig machen, denen nur Wer 
nige gewachfen find, Lestere, die Vermögenden, follten 
fiets nur Feine, bereits eultivirte Farms kaufen, die fo 
gelegen find, daß fie Wafferfraft zur Anlegung von Mahl—⸗ 
oder Sägemühlen, zu Pottafchfiedereien oder ähnlichen fich 
bei guter Dispofition und Beauffihtigung vortheilhaft rens 


Landwirthe, Bandwerker, 345 


tirenden Etabliffements darbieten. Wollen fte feine der— 
gleichen Anlagen unternehmen, oder ſich nicht auf Specus 
lationsanfäufe von uneultivirtem Lande einlaffen, fo werben 
fie ihre überfchüffigen Capitalien überall ganz fiher zu 
6 bis 10 Pros, pro Anno anfegen und von den Zinfen 
Diefes Vermögens, fowie von dem, wenn auch geringen 
Ertrage ihrer Farm ein unabhängiges, Durch mande Ge— 
nüffe, die dem Ärmeren Farmer verſagt ſind, gewürztes 
Leben führen können. 

Ledige Männer, ob Landwirthe oder nicht, ob ver— 
mögend oder unvermögend, ſollten nie farmen, da ſie kei— 
nen weiblichen Dienſtboten halten können, ohne Anſtoß bei 
der Nachbarſchaft zu erregen, da ein männlicher Dienſt— 
bote für die häuslichen Verrichtungen zu theuer zu ſtehen 
kommt, und da, wollen ſie ſelbſt ihre Mahlzeiten bereiten, 
ihre Kleider ausbeſſern und ihre Wäſche waſchen, wenig 
Zeit zur Feldarbeit übrig bleibt, auch das einſame Leben 
bald ſehr langweilig wird. 

Im Ganzen genommen, iſt der Stand des Ackerbauers 
in Nordamerika der glücklichſte, weil der unabhängigſte und 
geſichertſte Stand, weil- der Farmer, bei einiger Umſicht 
und Thätigfeit, Yeicht feinen Unterhalt und die geringen 
Abgaben erwirbt, die er, nach Maßgabe des Werthes fei- 
ned Befisthums, zu bezahlen hat, 

Was bei Landfaufen zu beobachten und nicht bereits 
in dem. Abfchnitte ‚„„Staatsländereien“” gefagt ift, ſowie 
das, was den eigentlichen Betrieb der Landwirthſchaft be— 
trifft, werden die Abfchnitte „Landfauf” und „Landbau 
enthalten. | 

Handwerker, welche ihr Handwerf gut verftehen, fich 
leicht in die amerifanifche, von der deutfchen in der Regel 
abweichende Arbeitsweife zu finden wiffen, und nicht fo 
ganz von allen Mitteln entblößt Ianden, daß fie jede ihnen 
gebotene Arbeit fofort annehmen oder Noth leiden müffen, 


346 Handwerner. 


finden in Nordamerika, wo keinerlei Zunftzwang, keine 
Meiſterprüfung oder Meiſterwerden bekannt iſt, ſondern 
Jeder ohne magiſtratiſche oder landrichterliche Erlaubniß, 
ohne Gewerbsprivilegium oder Licens, ohne Nachweis von 
Heimathsrecht, oder wie die deutſchen Erforderniſſe alle 
heißen mögen, die dem Geſellen das Meiſterwerden un— 
möglich machen oder erſchweren, das Handwerk treiben 
kann, deſſen er ſich fähig hält, das günſtigſte Terrain für 
ihre Thätigkeit; aber auch ihnen iſt nicht dringend genug 
zu rathen, vor ihrer Auswanderung die engliſche Sprache 
zu erlernen. — Bevor wir jedoch den verſchiedenen Hand— 
werfern zeigen, was fie in Nordamerifa erwarten dürfen, 
bemerfen wir, daß in Texas für jegt nur Zimmerleute, 
Schreiner, Schmiede, Wagner und Sattler gefucht find, und 
alle übrigen Handwerker dort nicht mit Sicherheit auf loh— 
nende Befchäftigung rechnen können; daß ferner in Betreff 
Dber-Californieng, wo zur Zeit noch ein außergewöhnlicher 
Zuftand herrfcht, das bei Befchreibung diefes Landes Ges 
fagte gilt, und daß endlich die hier unten angegebenen 
Tagelöhne und Gehalte durchſchnittlich angegeben, alfo zu 
Zeiten oder an manchen Drten entweder etwas höher oder 
niedriger find, 

Handwerkslehrlinge haben in Nordamerifa ent- 
weder eine gewiffe Lehrzeit durchzumachen, während welcher 
fie som Lehrmeifter einen Heinen Lohn nebft Koft, Woh- 
nung und Kleidung erhalten, oder es wird gar feine Lehr- 
zeit feftgefegt, fondern der Lehrling arbeitet beim Meifter, 
erhält Anfangs gar feinen oder einen fehr geringen und, 
je nach den Fortfchritten, die er macht, fleigenden Lohn, 
Iſt eine gewiffe Lehrzeit eontractlich mit den Eltern oder 
Vormündern des Lehrlings feftgefeßt und diefe abgelaufen, 
fo befteht die „Freifprechung” Lediglich in der Ausfertigung 
eines Zeugniffes, denn yon den Handwerfsladen, von Her- 
bergen, Alt» und Zunggefellen, vom Wandern u. ſ. w., 


Dandmerker, 347 


wie in Deutfihland gebräuchlich, weiß man drüben nichts, 
Auch ift es in Nordamerifa nicht üblich, daß der Hand 
werfslehrling von der Meifterin als Kinderwärterin, yon 
den Sefellen als Laufburfche oder fonft anders als zu dem 
Gefchäfte benust .werbe, welches er zu erlernen beftimmt 
ift, und hat er den Tag über oder die Woche hindurch den 
Hobel oder die Kelle geführt, fo befucht er Abends oder 
Sonntags eine der Handwerks- und Sonntagsfehulen, deren 
e8 in jedem Staate eine große Anzahl giebt. 

Zimmerleute. Hauszimmerleute, die überall 
in den Bereinigten Staaten zugleich Baufchreiner fein 
müffen, finden leicht Befchäftigung und erhalten, je nah - 
ihrer Befähigung, yon 1 bis 2 Dollars Tagelohn, ohne 
Koft und Wohnung. In Seer und Flughäfen dürfen auch 
Schiffszimmerleute auf Befhäftigung auf den Schiffs— 
und Bootswerften oder als Zimmerleute an Bord der 
Kauffahrteifchiffe rechnen. Der Tagelohn am Lande be- 
trägt 11 bis 21 Dollars, ohne Koft und Wohnung, der 
Gehalt am Bord eines Schiffes 24 bis 30, und auf Wall- 
füchfahrern bis zu 40 Dollars monatlich, bei freier Koſt. 
Beide, der Haus wie der Schiffszimmermann, müſſen fich 
ihr Handwerfsgeräth, das in Nordamerifa etwa 20 big 
30 Dollars Foftet, felbft halten, und haben, wenn fie erft 
. anfommen, noch Manches von den amerifanifchen Zimmer- 
leuten zu lernen. 

Schreiner oder Tifchler, wenn als Möbelfchreiner 
gefchieft, finden für die großen Möbelniederlagen in den 
großen Hafenftädten des Nordens zu 14 bis 2 Dollars, 
in den Landftädten zu 1 bis 14 Dollar und auf dem flachen 
Lande zu 1 Dollar pro Tag, ohne Koft und Wohnung, 
leicht Arbeit, müffen aber felbft ihre Hobelbanf und ihr 
vollftändiges Handwerfsgeräthe ftellen, welches nad) ame— 
rikaniſcher Einrichtung gegen 100 Dollars koſtet. Auch 
fie Haben in Nordamerifa noch ;zu lernen. Sogenannte 


348 Bandierker, 


Borarbeiter, welche die Aufficht über eine größere Schrei- 
nermwerfftätte führen, und geſchickte Gefellen, welche „auf's 
Stück“ arbeiten, verdienen ſich bis 3 Dollars und darüber 
pro Tag, Fenfterrahmen, Thürfarfen und gefalzte Fuß- 
bodendielen werden faft ausſchließlich in Fabrifen 'gear- 
beitet, fo auch Tiſch- und Stuhlbeine und Seffellehnen, 

Grobſchmiede finden in Nordamerifa fehr leicht ein 
Unterfommen, und auf dem Lande leicht Gelegenheit, ſich, 
mit einigen Mitteln verſehen, felbftftändig zu etabliren. 
Die Huffhmied-Gehülfen müſſen das Beſchlagwerk— 
zeug felbft Haben und die Pferde beim Beſchlagen felbft 
halten, Der Wochenlohn beträgt 3 bis 6 Dollars für die 
Woche, nebft Koft und Logis. Schmiede, welche das Schweis- 
fen und Härten von Aexten, Pflugfharen und anderen 
Farmgeräthen, die neu in Fabrifen gefertigt werden, gut 
verſtehen, verdienen auf dem Lande viel Geld, Wie gut 
der Berdienft des Schmiedes ift, ift unter Anderem daraus 
zu erfeben, daß faft überall im Lande der Preis eines 
Hufeifens 4 Dollar ift, obgleich die Eifenpreife fehr billig 
find, 

Wagner, die mehr als die gewöhnliche Rademacher: 
arbeit verftehen, erhalten in den Städten leicht Beſchäfti— 
gung zu 14 bis 2 Dollars pro Tag, ohne Beköſtigung; 
auf dem Lande werden wöchentlih 3 bis 4 Dollars mit 
freier Koft und Wohnung, und 5 bis 6 Dollars, ohne 
Koft und Wohnung bezahlt. Wagner, befonders folche, 
welche ſich auf's Verfertigen von Stühlen und namentlich 
yon den beliebten Schaufelftühlen (rocking chairs) verftehen, 
verdienen fi) auf dem Lante viel Geld. 

Sattler und Riemer, die nicht allein Niemenge- 
fhirr, fondern auch feinere Arbeiten zu machen verftehen, 
finden in Städten wie New-York, Philadelphia, Baltimore 
u. f. w. Arbeit zu 1 bis 14 Dollar Tagelohn, ohne Koft 
und Logis. In den genannten und überhaupt in den 


Dandierker, 349 


größeren Städten giebt es viele Sattler, die ſich Tediglich 
mit der Berfertigung von Reiſekoffern befchäftigen und, 
wenn fie Dauerhafte und elegante Arbeit Tiefern, ein gutes 
Gefhäft machen. Müsen werden in Amerifa wenig getra- 
gen, wachsleinene Regenmützen ausgenommen, die fabrif- 
mäßig angefertigt werden, Wenn Sattler zugleih 

Tapeziere und Polfterer find, welche Tapeten auf- 
zuhängen und Möbeln zu polftern verftehen, was in der 
Regel von Möbelfchreinern verrichtet wird, fo haben fie 
noch mehr Ausficht gleich nach) ihrer Landung zu 1 bis 2 
Dollars pro Tag, ohne Koft und Logis, Unterfommen zu 
finden, 

Pofamentiere und Knopfmacher haben gegen bie 
Goneurrenz der franzöfiihen Fabrifen anzufämpfen, aus 
denen tigen, Schnüren, Troddeln, Franfen und befponnene 
Knöpfe in großen Partien und zu billigen Preifen einge- 
führt werden. Gehülfen verdienen, je nach ihrer Gefchid- ' 
lichkeit, von A bis 6 Dollars wöchentlich, ohne Koft und 
Logis, 

Gerber finden in den öftlichen Staaten, wo die größ— 
ten und beften Gerbereien find, Teicht Befchäftigung zu 
3 his 1 und, find fie tüchtige Falzger, zu 14 Dollar pro 
Tag, ohne Koft und Logis, Gute Eichenrinde ift felten, 
weil faft nur alte zu befommen ift, es wird daher viel mit 
Fichtenlohe, die das Leder roth macht, und mit Kaftanien- 
lohe, die e8 gelb und fpröde macht, gegerbt. Das Leder 
wird in den meiften Gegenden, der heißen Witterung wegen, 
die die Farbe Teicht fauer und das Leder fchleimig macht, 
gar gefärbt und mit den ftärffien Lohaufgüffen behandelt, 
Jeder Gerber hat feine eigene eiferne Patent-Lohmühle, 
auf welcher die Ninde durch gezackte Räder und gerippte 
Seitenwände zerbrödelt wird, Ein Mann fest die Ma— 
Ihine in Bewegung, Da das Leber raſch bereitet und 
nicht ſo Tange in den Gruben gelaffen wird, wie in Deutfch- 


350 Handwerker, 


land, fo braudt man zur Errichtung einer Gerberei fein 
großes Capital. 

Schuhmacher finden in der Regel gleich Arbeit, 
In den öſtlichen Staaten beftehen Stiefelfabrifen, welche 
Kiftenweife Stiefeln zu 14 bis 3 Dollars das Paar lie 
fern, deren Oberleder aber von gefpaltenem Leder gemacht 
und daher von feiner Dauer find, In allen größeren 
Städten find die Schufter auf zweierlei Art beiphäftigtz 
fie arbeiten entweder für einen Meifter oder für einen 
Laden (store), Der Arbeiter in der Werfftatt erhält 2 bis 
4 Dollars Wochenlohn, bei freier Koft, Die Arbeiter für 
die Läden, welche in ihrer eigenen Wohnung arbeiten, find 
entweder Schäftemacher oder Verſohler. Erftere nähen bie 
Schäfte zufammen und jhwärzen fie, und ein gewanbter 
Schäftemacher verdient täglich 1 bis 14 Dollarz letztere 
erhalten aus den Läden die Schäfte fammt Sem nöthigen 
Sohlenleder und haben das Berfohlen, Verputzen und 
Poliren zu bejorgen, wofür fie 80 bis 90 Gents für das 
Paar erhalten und fich bei einiger Gewandtheit im Ber- 
johlen, welches für Die Läden immer mittels hölzerner 
Nägel gefchieht, 14 bis 13 Dollars pro Tag verdienen, 

Schneider, die ebenfalls leicht Beihäftigung finden, 
arbeiten auc entweder für Meifter oder für die in den 
großen Städten befindlichen Kleidermagazine, welche, weil 
fie ihre fertigen Kleider faft ohne Ausnahme nach den 
füblihen Staaten liefern, South shops oder South stores 
genannt werden. Schneider, welche die Koft beim Meifter 
haben, verdienen wöchentlich 3 bis 6, folche, die fich felbft 
beföftigen müfjen, 6 bis 8 Dollars, und tüchtige Zufchneis 
ber 10 bis 12 Dollars. Für die South stores, welche 
befonders in New-Yorf zu finden find, und für die Kleider: 
bandlungen überhaupt, arbeitet der Schneider auf's Stüd 
in feiner Wohnung und verdient fih von 5 bis 8 Dollars 
wöchentlich. Diefen großen Etabliffements fteht gewöhnlich 


Bandwerker. 351 


ein Werfführer vor, der mit 80 bis 100 Dollars monatlich 
bezahlt wird, und ihm zur Seite flehen mehrere Zuſchnei— 
der, welche 50 bis 80 Dollars monatlichen Gehalt beziehen, 
Für Damenfchneider find feine guten Ausfichten in Nord» 
Amerika, weil ihr Gefhäft ganz in Händen von Frauens 
zimmern ift, 

Blechſchmiede, Klempner oder Spengler fine 
den leicht Berdienft, weil in den Haushaltungen auf dem 
Lande wie in der Stadt eine größere Menge Blechgeſchirr 
gebraucht wird, als in Deutfchland. Sie arbeiten entweder 
für Meifter, oder für die Niederlagen der überall im Ges 
brauch befindlichen eifernen Kochöfen, zu denen alles Koch 
geihirr aus verzinntem Blech mit eifernen Böden verfer- 
tigt wird, oder fie finden für jene Läden Beihäftigung, 
welche mit den in großer Menge benusten Milchpfannen, 
Waffereimerh u. |. w. handeln, die in jeder Farm zu finden 
find. Ein tüchtiger Arbeiter verdient ſich wöchentlih 5 bis 
7. Dolars, ohne Koft und Wohnung. Das Etabliffement 
eines Klempners, der mit feinen Gewerbsgenpffen eoncur- 
riren will, erfordert ein Capital von mindefteng mehreren 
hundert” Dollars, weil fih der amerikaniſche Blechſchmied 
verfchiedener — Arbeit ſehr erleichternder Maſchinen 
bedient. | 

Mefferfhmiede, die eben nur das Gewöhnliche 
ihres Handwerks verftehen und nicht chirurgiſche In— 
firumentenmacer find, dürfen nicht auf reichliche und 
Iohnende Befchäftigung rechnen, da Meffer und Scheeren. 
in ausgezeichneter Güte und zu billigen Preifen aus Eng- 
Yand und aus den rheinifchen Fabrifen eingeführt werden. 
Tüchtige, chirurgische Inſtrumentenmacher hingegen finden 
Veicht ihr fehr gutes Ausfommen, befonders in New York, 
Boſton, Philadelphia und Cincinnati. 

.Kupferfhmiede, und eben fo 

Schloſſer, wenn fie nicht in gewiffem Grade 


352 wandwerner. 


Maſchinenbauer ſind, um in den großartigen 
Maſchinenfabriken Maſſachuſſetts, Pennſylvaniens, Ohio's 
und anderer Staaten verwendet werden zu können, haben 
feine guten Ausſichten in Amerika, wo kupfernes Küchen— 
geſchirr faſt gar nicht gebraucht, Brauerei- und Brennerei⸗ 
geräth aber und Schlöſſer in Fabriken gefertigt werden. 
Maſchinenbauer hingegen verdienen von 1 bis 2, und find 
fie tüchtige Mechaniker, 3 Dollars und auch) mehr pro Tag, 
ohne Koft und Logis. 

Maurer werden bei der großen Anzahl von Bauten, 
die in allen großen oder aufblühenden Städten der. Union 
vorgenommen werden, in Menge beichäftigt, und bei Neu- 
bauten in der Regel in Accord gedungen, wobei fich der 
eingefchulte Arbeiter, der die amerifanifche Arbeitsweife, 
bei welcher die Kelle zugleich als Hammer dient, inne hat, 
14 big 24 Dollars täglich, ohne Koft und Wohnung, vers 
dienen fann, In den Hafenftädten des Dftens hat der 
deutfche Maurer einen hartnädigen Rival an dem Irlän— 
der, Die Zrländer, welche feft zufammenhalten, find ſchon 
jeit Tangen Jahren bemüht, fih ein Monopol auf bie 
Maurer-, Canal, Eifenbahn- und Straßenarbeit dadurch 
zu erzwingen, daß fie ftets mit den neben ihnen arbeitenden 
Deutihen Streit und Händel fuhen und die blutigften 
- Raufereien anftiften, bis fie, ungeachtet aller Strafen, 
welche über fie verhängt werben, alle deutfchen Arbeiter 
von den Bauten vertrieben haben, Die Maurer (brick- 
layers) werden in Nord: Amerifa in zwei Claffen getheilt, 
in front-brick-layers und gewöhnliche brick-layers. Erftere 
werden nur zum Aufführen der Facaden verwendet, die 
mit mehr Sorgfalt als die Scheidewände und Hintermauern 
ber Gebäude gemauert werden, bei welchen Lestere anges 
ftellt werden, Ein front-brick-layer yermauert, je nach— 
dem Berzierungen an der Facade angebracht werben, oder 
nicht, 5 bis 800, ein gewöhnlicher. brick -layer 2000 Bad 


Bandmerker, 353 


fteine und darüber, In neuen Anftedelungen, wo faft alle 
Gebäude aus Holz aufgeführt werden, bietet fi) dem 
Maurer nur wenig Gelegenheit zu Verdienft dar; dort 
findet er nur beim Aufbau von Kaminen und Ausmättern 
von Kellern und Brunnen Arbeit, zu denen aber meifteng 
Bruchfteine verwendet werben, 

Steinhauer und Steinfeger verdienen fich bei 
Canälen und anderen öffentlihen Bauten 14 bis 2 Dollars 
pro Tag, ohne Koft und Logis, bei Privatbauten finden 
fie felten Befhäftigung, weil diefe, mit fehr wenigen Aus⸗ 
nahmen, alle aus Badfteinen ausgeführt werden. Auch fie 
haben den Syrländern gegenüber einen harten Stand, 

Bergleute, melde der englifhen Sprache mächtig 
find, was überhaupt, wie ſchon erwähnt, ein außerorbent- 
licher Bortheil für jeden Handwerker ift, fünnen in den 
meiften Staaten auf Beichäftigung rechnen, Der gewöhn— 
liche Lohn eines Bergmannes beträgt 20 bis 30, der eines 
tüchtigen Steigers oder Hüttenarbeiterg aber 40 bis 60 Dol⸗ 
lars und mehr pro Monat, ohne Koft und Wohnung, 

Gürtler haben oft lange zu warten big fie bei 
einem Meifter Befchäftigung finden; find fie aber gefchicte 
Gießer, fo erhalten fie leicht in den großen Metallwaaren- 
fabrifen zu 7 bis 14 Dollars wöchentlich, ohne Koft und 
Wohnung, Arbeit; Modelleurg gar auf den doppelten 
Lohn zählen. 

Drechsler werden, wenn fie fogenannte Block— 
breber find, auf den Schiffswerften der See- und Fluß— 
häfen Arbeit finden, doch müffen fie nach englifcher Weife, 
wie in den deutfchen Dftfeehäfen üblich, zu arbeiten ver- 
ftehen, Ihr Lohn beträgt von 1 bis 14 Dollar pro Tag, 
ohne Koft und Wohnung Holzdrechsler werden in 
großen Möbelniederlagen, in Regenſchirm- und Stod- 
fabrifen viel zu 1 Bis 2 Dollars pro Tag oder im Accord, 
beihäftigt; für Horndrehsler, deren Hauptproduet in 

Nordamerifa, 23 


354 Dandwerker. ' 


Deutfchland Pfeifenfpigen, Röhre u, |. w. ift, ift in dieſem 
Artifel nur da etwas zu machen, wo die Bevölferung eine 
überwiegend deutjche -ift, denn der Nordamerifaner raucht 
gar Meine oder nur Heine Thonpfeifen. Von Metall: 
drechslern gilt das über Gürtler, chirurgiſche Inſtru⸗ 
mentenmader und Mafchinenbauer. Gefagte; fie müflen 
Beihäftigung in Fabrifen ſuchen, wo fie einen Tagelohn 
von 1 bis 13 Dollar, ohne Koft und Wohnung, erhalten. 

Inſtrumentenmacher, mufifalifche, find, wenn 
fie nicht Pianofortemacher find, nicht gefucht, weil Blech— 
und Saiteninftrumente, wie auch Flöte, Glarinette und 
Oboe, wenig gefpielt werben, und ber geringe Bedarf 
davon aus Europa fommt. Pianofortes werben von Außer- 
fter Eleganz in Nord» Amerika verfertigt, namentlich in 
New York, wo großartige Sabrifen beftehen, in denen ber 
Arbeiter 13, 2, auch 24 Dollars Lohn pro Tag, ohne Koft 
und Logis, erhält, 

Clavierſtimmer verdienen fi in größeren Städten 
und in Gegenden, wo große Farms und reiche Pflanzungen. 
find, viel Geld; doch ift diefer Erwerb für den, der nicht 
in angejebeneren Familien empfohlen ift, ein fehr precärer. 

Snfrumentenmadher, hirurgifche, ſ. Mef er: 
fhmiede, 

Formſtecher fünnen bei 2 bis 21 Dollars Tagelohn, 
ohne Koſt und Logis, auf Befchäftigung rechnen, doch 
müffen fie etwas Tüchtiges Teiften. 

Kammmadher finden in der Regel bald Beichäfti- 
gung, find aber felten gut bezahlt. Der gewöhnliche Lohn 
beträgt 3 bis 1 Dollar pro Tag, ohne Koft und Wohnung, 
| Böttcher oder Schäffler verdienen in Städten wie 
Rocefter, Oswego, Utica u. ſ. w, wo große Mühlen find, 
1 Dollar pro Tag, ohne Koft und Wohnung, oder arbeiten 
aufs Stüd, In Staaten, wo die Abornzuderbereitung 
ſtark betrieben wird, wie 3. B. im Staate; New- York, 


Bandwerker. 355 


finden Böttcher, welche zugleich Farmers find, guten Ber- 
dienſt durch Anfertigung der Saftfübel, welche mit 124 Cents 
pro Stüf bezahlt zu werden pflegen. Auch die großen 
Whisfey = Brennereien einiger Städte und auf dem Lande 
beihäftigen viele Böttcher, 

Töpfer oder Hafner, melde irbene Geſchirre ferz 
tigen fönnen, verdienen etwa 1 Dofar pro Tag, ohne 
Koft und Wohnung; auf Dfenarbeiten dürfen fie aber 
feine Rechnung machen, weil faft überall in Nord -Amerifa 
Kamine, und da, wo dieſe nicht Wärme genug gewähren, 
eiferne Defen Mode find, Porzellanarbeiter müffen fich der 
ZTöpferarbeit zuwenden, weil noch gar feine Porzellans 
fabrifen eriftiren. In Pennfylvanien, wo fürzlich die erfte 
Porzellanerde gefunden wurde, dürfte bald eine — 
fabrik angelegt werden. 

Tapetendrucker und Papierfärber finden leicht 
Arbeit gu 1 Dollar, geſchickte Coloriſten zu 2 und 3 Dollars 
pro Tag, ohne Koft und Wohnung, 

Bäder find als Gehülfen in den Landungshäfen 
felten gefucht, dagegen finden fie im Lande bald Arbeit, 
lernen die Landesfitte und den Gefchmad der Amerikaner 
fennen und pflegen ſich bald zu etabliren. Mit wenigen 
hundert Dollars kann ein Bäder, der, was durchaus 
nothwendig ift, Schon eine Zeit lang in Amerifa arbeitete, 

-eine eigene Feine Bäderei anfangen, nur — er ſich 
nicht ſcheuen, ſelbſt das Brod im Korbe auszutragen. Der 
Verdienſt der Bäcker iſt ſehr gut, und in der Regel ſieht 
man ſchon bald den fleißigen Bäcker, der noch vor Kurzem 
unter der Laſt ſeines Brodkorbes ſeufzte, im zierlichen 
Einſpänner ſeine Kunden bedienen. In Städten, wie 
St. Louis, Cincinnati, Philadelphia, New-VYork, wo ein 
großer Theil der Bevölkerung aus Deutſchen beſteht, wird 
ſchon viel Schwarzbrod genoſſen, im Allgemeinen aber 
genießt man nur Weizenbrod. Einen ſehr guten Verdienſt 

23* 


356 Handwerker, 


pflegen diejenigen Bäder zu haben, welche die in Maffen 
verzehrten Fleifh- und Fruchtpafteten, aber nach ameri- 
fanifhem Geſchmacke, zu bereiten verſtehen. Oft beſchäf⸗ 
tigen ſich hiermit auch die 

Conditoren, welche, bei der Liebe der Amerikaner 
zu Süßigkeiten, felten Mangel an Kunden haben, Gon- 
ditoren- und Bädergehülfen dürfen auf einen Wochenlopn 
son 3 bis 5 Dollars, bei freier Koft und Wohnung, Ned: 
nung machen. 

Weber finden auf dem Lande und in den Fleineren 
Städten des Inlandes fehr ſchwer Befhäftigung, weil die 
Farmers ihren Bedarf an Leinwand und grobem Tuche 
jelbft verfertigen, und in den größeren Städten fann aud) 
der nur auf Verdienft Rechnung machen, der am Dampf: 
webftuhle zu arbeiten verftebt, Teppiche, welche in faft 
jedem Haufe getroffen werden, fommen in feinfler Qua— 
lität aus Belgien und Franfreich, mittlere Qualitäten und 
ordinäre Gattung werden * Lande verfertigt. In den 
Fußteppich-Webereien wird 3 bis 14 Dollar Tagelohn, 
ohne Koſt und Wohnung ae Der Seidenbau ift erft 
im Entftehen begriffen, Seidenmweber, die niht Willens 
und fähig find ein anderes Gefchäft zu ergreifen, follten 
daher nicht nach Nord Amerifa auswandern, 

Wachstuchmacher finden in der Regel bald in den 
großen Wachstuchteppich⸗ Fabriken oder in den Werkſtätten 
Beſchäftigung, in denen Wachstuch-Mützen in großen 
Duantitäten gefertigt werden, 1 Dollar, ohne Koft und 
Wohnung, ift durhichnittlich der Tagelohn eines Gehülfen. 

Tuhmaher, Tuhbereiter und Tuhfcheerer 
- werden nur in den Fabriken der Neu-Englandftaaten Ar- 
beit finden, aber auch dort ift felten Arbeit zu befommen, 
weil die Fabrifen nicht groß find und faft alles in Nord» 
Amerifa verbrauchte Tuch aus Europa eingeführt wird, 

Färber haben, find fie gefhieft, in den Baum: 


Handwerker. | 357 


wollenwaaren- Fabrifen Arbeit und einen DBerbienft von 
circa 14 Dollar pro Tag, ohne Koft und Logis, zu erwar- 
ten. Seidenfärber, welche fich mit dem Auffärben und Aps 
pretiren getragener Kleider, Bänder und anderer Seiden- 
ftoffe befchäftigen und tüchtig darin find, haben, find fie 
erſt etwas eingewohnt, faft alle einen fehr guten Verdienſt. 

Seilenhbauer, die nur nad deutſcher Weife zu 
arbeiten verftehen, müffen in Nord-Amerifa son vorne zu 
fernen anfangen, haben dann aber fehr gute Ausfichten. 
Wollen oder können fie das nicht, fo mögen fie fih um 
Beihäftigung in Mafchinenfabrifen umfehen, wo faft im— 
mer Feuerarbeiter gebraucht werden. Feilenhauer-Gehülfen 
arbeiten faſt immer auf's Stück und verdienen ſich dadurch 
durchſchnittlich 2 Dollars pro Tag. 

Maler, fobald fie nicht als House-painters bloße 
Anftreicher fein wollen, oder nicht ganz ausgezeichnete 
Schilder» Maler, Sign-painters, find, die mit den routinir- 
ten amerifanifchen Schilderfchreibern concurriren können, 
ſollten nicht an’s Auswandern denfen, denn Decorationg- 
Maler finden faft gar feine Beihäftigung, weil alle Räume 
der Häufer nach amerifanifcher Sitte, austapeziert und die 
Deden fehr einfach gemalt werden. Geſchickte Rolleaur- 
und Kaminihirmmaler, die Proben ihrer Gefchielichkeit 
mitbringen, und fo viel zuzufegen haben, um einige Wochen 
oder Monate lang das Terrain recognofeiren zu können, 
würden in New-Yorf, New-Orleans und den größten: 
Städten der Dftfüfte gewiß ein gutes Geſchäft machen, 
wenn fie den Geſchmack der Amerikaner zu treffen müßten, 
Diefe Maler dürfen mit einiger Sicherheit darauf rechnen, 
von den Tapeten-Niederlagen in News York, deren größte 
in der Pearl-Street liegen, beichäftigt zu werden, Auch 
die gemalten Banner der politifchen Clubs, die großen 
Aushängefhilder yon Menagerien, fogenannten Mufeen 
und dergleichen werben fehr hoch bezahlt, 


358 ; Dandiwerker. 


Uhrmacher haben nur mit Neperaturen zu thun; 
neue Uhren, die fabrifmäßig verfertigten und in großer 
Menge exportirten Yankee-Clocks Cähnlih den Schwarz- 
wälder⸗ Uhren) ausgenommen, werben aus England, Frank— 
veich, und der Schweiz eingeführt. Die großen Uhrenlager 
in New: York haben in der Regel ein Paar Uhrmacher 
zu 1 bis 2 Dollars täglih in Arbeit, welche die ein- 
geführten Uhren zu pusen und zu reguliren haben, 


Gold- und Silberarbeiter und Juweliere, 
häufig au Uhrmacher, findet man bier in einer Perſon 
vereinigt. Gehülfen finden fchwer Arbeit, weil faft alles 
in biefes Fach Einfchlagende eingeführt und nur dag Aller- 
einfachſte auf Beftellung gearbeitet wird, 


Bergolder, welche nicht allein die Holzvergofdung, 
fondern auch die Metallvergoldung verftehen, finden in der 
einen oder der andern Branche Teicht ein Unterfommen zu 
1 bis 2 Dollars Tagelohn, ohne Koft und Wohnung. 


Lackirer müflen fehr gefhickt fein, wenn fie auf 
guten Lohn Anfpruch machen wollen, Was Hausfchilder 
betrifft, jo gilt von ihnen das über Maler Gefagte, 


Bühfenmadher Haben als Gehülfen guten Ber- 
dienft und finden in. den Städten des Inlandes leicht Ge- 
Tegenheit zur Selbftftändigfeit zu gelangen. Ein nothwen—⸗ 
diges Erforderniß ift e8 jedoch, daß fie das Schaften ver- 
fteben. | 
Buchdruder, melde der englifhen Sprache nicht 
durchaus mächtig find, follten nicht nad Nord -Amerifa 
auswandern. Es erfcheint zwar in ben Vereinigten Staaten 
bereits eine große Anzahl deutfcher Zeitungen, auch werden 
bie und da deutfhe Schul- und andere Bücher gedrudt, 
oder noch häufiger nachgedrudt, im Allgemeinen aber ift 
das deutſche Buhdrudergefhäft in Nord-Amerifa fein 


Handwerner. 359 


blühendes, und die Setzer verdienen ſich höchſtens 4 bis 
6 Dollars wöchentlich, ohne Koſt und Wohnung. 

Kaminkehrer oder Schornfteinfeger find auf 
dem Lande, wo jeder Farmer fein eigner Kaminkehrer ift, 
‚gänzlich überflüffig, und in den Städten ruht diefes Ge- 
fhäft ganz in den Händen der Neger. 

Bader oder Barbiere und Frifeure find faft 
überall in Nord-Amerifa in einer Perfon vereinigt. Im 
‚Süden ruhen diefe Gefihäfte faft ganz in den Händen ber 
Neger, im Norden, und befonders in den großen Städten, 
giebt es auch weiße Barbiere, die nicht zu ihren Kunden 
in’s Haus gehen, fondern mehr oder minder elegante Locale 
haben, ſich aucd mit Blutegelfegen, Schröpfen und Ader⸗ 
laffen beichäftigen und faft alle gute Gefchäfte machen, 
weil der Nordamerifaner nie Schnur oder Kinn- und nur 
felten.einen Badenbart trägt und ſtets ſauber rafirt er- 
fcheint. In den eleganteren Barbierftuben (barber shops), 
vor denen als Zeichen des Gefchäfts ein hoher mehrfarbig 
angeftrichener Pfahl aufgepflanzt fteht, Foftet Das Rafiren 
125, in den gewöhnlichen Localen 64, in Fleineren Städten, 
oder in entlegenen Stabttheilen größerer Städte auch wohl 
nur 3 Cents, Badergefellen erhalten 3 bis A Dollars Wo⸗ 
Henlohn und Koft, ohne Wohnung. —_ 

Hutmaher werden meiftens gefucht und verdienen 
7 bis 12 Dollars Worhenlohn, ohne Koft und Wohnung. 
Der Verbrauch von Hüten in Nord-Amerifa felbft und 

die Ausfuhr davon find fehr bedeutend. 

Korbmacher, die nicht befonders geſchickt in feineren 
Arbeiten oder nicht zugleih Strohflechter find, haben 
fchlechte Ausfichten, weil fie mit den Negern in der groben 
Arbeit fchwer concurriren fönnen, Wer aber feinere Neis- 
firophüte und Palmblatthüte, die fehr gut bezahlt und im 
Sommer viel getragen werben, zu arbeiten verfteht, und 

ein genügendes Capital zum Anfauf des rohen Materials 


360 Dandwerker, 


befist, macht damit, wie aud mit dem Ausichwefeln ge— 
tragener Strohhüte ein einträglihes Geſchäft. 


Drgelbauer erhalten wöchentlich 10 bis 12 Dollars 
Lohn, ohne Koft und —““ und dürfen ſelten lange 
auf Arbeit warten. 


Bierbrauer finden leichter und lohnendere Beſchäf-⸗ 
tigung in den kleineren Städten des Inlandes, in denen 
Deutſche wohnen, als in den größeren Städten an der 
Oſtküſte, wo der Wochenlohn, bei freier Koſt und Woh— 
nung, ſelten 15 bis 2 Dollars überſteigt. In den Ale— 
und Porterbrauereien, wo jedoch immer den Amerikanern 
ber Vorzug gegeben wird, fteigt der Lohn auf das Dop- 
pelte. Bierbrauer, welche mit einigem Bermögem in Nord» 
Amerifa landen, zur, Erlernung des dortigen Geſchäfts— 
ganges eine Zeit lang in einer Brauerei als Knecht dienen, 
und fih dann felbft etabliven, verdienen alle Geld. Noch 
glänzendere Geſchäfte würden tüchtige, baierifche Bierbrauer 
maden, die mit hinlänglihem Capital ausgerüftet, in ber 
Nähe New-Yorks, Philadelphias, Cincinnatis, oder einer 
anderen größeren, von vielen Taufend Deutfchen bewohnten 
Stadt, eine baierifche Bierbrauerei anlegten, denn big jett 
wird faft nur eingähriges, im Sommer häufig fäuerliches 
Bier getrunfen, das in den Bierwirtbfchaften mit 124, 
an die Bierbrauer mit 10 Cents die Flaſche bezahlt, und 
von lesteren in in Federn hängenden Wagen Dugendweife 
an ihre Kunden ausgefahren wird. Auh aus Wurzeln 
und Sproſſen wird viel Bier gebraut (Rootbeer und Spruce- 
beer), ein billiges, nicht haltbares Getränf, dem nur 
Wenige Geſchmack abgewinnen werben. 


Branntweinbrenner, welche die Nectifieirung und 
Entfufelung des Getreide und Kartoffelbranntweing ver 
fteben, erhalten in den großen Brennereien in Städten und 
auf dem flachen Lande 2 bis 3 und 4 Dollars wöchentlich 


Dandimerker, 361 


und die Koft, und find fie zugleich Böttcher, fehlt es ihnen 
felten an Arbeit. i 

Liqueurbrenner oder, foldhe, welche auf taltem 
Wege Liqueure, Cognacs und Rum zu bereiten verftehen, 
finden zwar felten als Gehülfen Befhäftigung, verdienen 
aber, wenn fie das nöthige Capital zur Errichtung eines 
eigenen Gefchäfts befisen, ihre Slafchen mit eleganten Eti= 
quetten, Stagniol= Kapfeln oder ſonſt paſſend ſchmücken, 
viel Gelb, 

Effigbrauer, welche die Schnelleffigfabrifation ver: 
ftehben und zugleich Bierbrauer oder Branntweindbrenner 
find, fönnen mit ziemlicher Beftimmtheit auf einen Lohn 
von 10 bis 20 Dollars monatlich und freie Koft zählen, 
und verdienen, wenn fie-ein eigenes Gefchäft errichten, in 
der Regel viel Geld. Mande Effigbrauer bereiten auch 
Effiggurfen, Pickles und andere Conferves, 

Malzbereiter erhalten als Gehülfen faum mehr 
Tagelohn als ein gewöhnlicher Arbeiter. Die amerifa- 
æniſchen Malzereien find, mit wenigen Ausnahmen, zugleid) 
Malzbandlungen, von denen die Brauer u. ſ. w. ihren 
Bedarf an Malz faufenz fie erfordern daher ein nicht 
unbedeutendes Betriebscapital, das fich jedoch gut renti- 
ren fol, 

Cigarrenmacher giebt es viee, aber wenige gute 
in Nordamerifa; wer daher in biefem Fache nichts Be— 
ſonderes leiſtet, der ſollte nicht auswandern. Ordinäre 
Cigarren werden nur von Irländern und Deutſchen ge— 
raucht, die nicht mehr als 1 Dollar für 100 Stück zah— 
len, und wer ſich mit der Fabrikation dieſer Sorten be— 
faßt, darf auf nicht mehr als 14 bis höchſtens 2 Dollars 
Arbeitslohn pro Taufend rechnen. Geſchickte Arbeiter hin- 
gegen, welche gefucht find, verdienen fih ohne große An— 
firengung 2 big A Dollars täglich, Rauch- und Schnupfs 
tabafe werden wenig eonfumirt und der größeren Quantität 


‚362 Wandwerker. 


nad) eingeführt, Rautabaf dagegen, der in Fabrifen maf- 
fenweife angefertigt wird, findet ungeheuren Abſatz. 

Papiermüller erhalten als Gehülfen 1 Dollar, 

KRartenmadher 1 bis 11 Dollar täglichen Lohn, 
ohne Koft und Wohnung, müffen aber darauf gefaßt fein, 
einige Zeit Yang vergebens nad Arbeit zu fuchen oder 
fonft ein Fach zu ergreifen, 

Glaſer follten nicht nad Nordamerifa auswandern, 
wenn fie nicht entfchloffen, irgend ein anderes Geſchäft 
als das erlernte zu ergreifen, Die Fenfterfcheiben werden 
in den amerifanifchen Fabrifen in vier verfchiedenen Grö— 
Ben verfertigt und die Fenfterrahmen, zu deren BVerferti- 
gung ebenfalls eigene Fabriken eriftiren, und die man 
ſammt den Scheiben im erften beften Landftore kauft, nach 
denfelben Größen gearbeitet: Es bedarf alfo nur noch 
des Einfegens, und mit Hülfe einiger Drabtftifte und 
Telbft bereiteten Kittes thut das jeder Farmer felbft, oder 
der Baufchreirier beforgt diefe Arbeit zugleih mit den 
übrigen Schreinerarbeiten. Es gibt allerdings haufirende 
Glaſer, wer aber ihre ärmliche Lage fieht, wird fie nicht 
beneiden, | 

Mühlenbauer, wenn ſehr geſchickt; denn die ame- 
rikaniſchen Mühlenbauer find den deutfchen weit voran; 
erhalten 6 bis 12 Dollars wöchentlichen Lohn, ohne Koft 
und Logis, müffen aber fih dazu verftehen, auch gewöhn- 
liche Hauszimmerarbeit und auf dem Lande auch wohl 
bie und da Wagner und Schreinerarbeit zu verrichten, 
Ueberhaupt thut jeder auswanderungsfuftige, deutſche Hand⸗ 
werfer fehr wohl, wenn er vor feiner Meberfiedelung fich 
einige Fertigfeit in den mit feinem Handiwerfe verwandten 
Gewerbszweigen aneignet. So wird z. B. ein Mann, 
der die Zimmermannsarbeit, die Wagnerei und Schreine- 
rei verfteht, nie um Arbeit verlegen fein und fih überall 
auf dem Lande felbftftändig fortbringen können. 


Bandmerker, Ä 363 


Pumpenbohrer finden fhwer Beſchäftigung; in 
den Städten gar nicht und auf dem Lande nur felten, 
weil alle Farmers fih, wenn irgend möglich, bei einer 
Duelle anbauen und geht dies nicht, einen Ziehbrunnen 
bauen. Sind fie geſchickt, fo gilt von ihnen, was wir 
unter „Drechsler“ von ‚den ſogenannten Blockdrehern 
ſagten. 

Waffenſchmiede und Drahtzieher müſſen ſich 
nach den Eiſenwaaren-Fabriken Pennſylvanien's, Ohio's 
u, |. mw. wenden, wo fie am erſten Ausſicht auf Beſchäfti— 
gung zu 1 Dollar täglichen Lohn haben, 

Seiler müſſen, wenn fie nicht als Segelnäher bei 
Shiffsbauern oder auf Schiffen arbeiten wollen, in mwel- 
chem Falle die Monatgage von 20 bis 30 Dollars ber 
trägt, die großen Seeftädte meiden, mo enorme Duanti- 
täten Taue und Seile aller Dimenfionen mittelft Dampf- 
feifereien fabrieirt werden. Arbeiter in diefen Fabrifen 
verdienen 1 bis 14 Dollar Tagelohn, In den Binnen _ 
und Flußftädten,. ſowie in den füdlihen Seeftädten wird 
ein tüchtiger Seiler Teiht Arbeit zu 14 bis 2 Dollar 
Tagelohn, ohne Koſt und Wohnung, erhalten. 

Müller- Gehülfen finden in den großen Dampf- 
und Waffermühlen Gmerchant-mills) Rordamerifa’s, Wind- 
mühlen eriftiren faft gar nicht, Befchäftigung zu 4 Dollars 
Wochenlohn, fammt Beföftigung. Bon ihnen gilt aber 
mehr nod ald von manden anderen Handwerfern, daß 
fie englifch fprechen- müffen; denn alle diefe Mühlen be- 
finden fih in den Händen von Amerifanern. In den 
Heineren, auf den Bedarf der Umgegend berechneten Müh— 
len (grist-mills) auf dem flachen Lande pflegt man nur 
ſolche Gehülfen zu 10 bis 12 Dolars monatlih, fammt 
Koft und Wohnung, zu miethen, die fich zugleich- auch zur 
Leiftung Tandwirthfchaftlicher Arbeiten verpflichten. 

Schleifer, welche nicht allein das Schleifen, fon- 


Ba 2 Dandiwerher, 


dern auch das Politurfchleifen von Eifen- und Stahlwaa— 
ren serftehen, finden in den Eifenwaaren- und Stahlfa- 
brifen Engagement zu 13 und 2 Dollars pro Tag, ohne 
Koft und Logis und verdienen fih, wenn fie aufs Stüd 
arbeiten, meiftens noch mehr, Für 

Glasſchleifer ift hingegen wenig Hoffnung auf 
Berdienft, weil alle feineren, gefchliffenen Glaswaaren 
eingeführt, die ordinären aber fhlicht gearbeitet oder ge— 
goffen werden. 

Slashüttenarbeiter, beſonders tüchtige Glas- 
bläfer und folche Arbeiter, welche Fertigfeit in der Fabri— 
fation farbigen Glaſes befisen, Dürfen auf jofortige Be— 
fhäftigung in den öftlichen und mittleren Staaten ziem- 
lich fihere Rechnung machen, und erhalten 14 Dollar und 
mehr Tagelohn, ohne Koft und Wohnung. 

Nagelſchmiede follten nicht nach Niordamerifa aus— 
wandern, wo feine anderen als gegoffene oder in Fabriken 
aus Eifenbleh gefchnittene Nägel gebraucht werden, auch 
Nadler finden als ſolche feine Arbeit, weil die Nabel- 
fabrifen ihre unüberwindfichen Concurrenten find. 

Fiſcher, wie man in Deutichland auf Teihen und 
Flüſſen findet, gibt es in Amerifa nicht, wo die Fifcherei 

frei und jeder Farmer fein eigner Fifcher ift. Die Fischer 
an der Meeresfüfte und auf den großen Seen des Nor- 
dens müffen zugleich tüchtige Seeleute und gegen Wind 
und Wetter abgehärtet fein. 

Buhbinder dürfen nur dann auf Engagement 
rechnen, wenn fie zugleich Etuismacher find, als melde 
fie auf einen Berdienft von 1 bis 14 Dollar pro Tag, 
ohne Koft und Wohnung, rechnen können. Die meiften 
Bücher werden in Norbamerifa vom Buchhändler gebun- 
den oder ‚brofchirt verfauft, und diefe Arbeit im Großen 
fabrifmäßig betrieben, wobei die Arbeit von Mädchen und 
Kindern um Spottpreife verrichtet wird. 


Bandmerker. 365 


Zuderraffineurs, welche Meifter in ihrem Sache 
find, werden mit 2 bis 3 Dollars pro Tag, und, überneh— 
men fie die Leitung einer Zuderraffinerie, mit 150 und 
300 Dollar pro Monat und noch höher bezahlt. 


Kürſchner follten gegen Herbft landen, mo es mei- 
ſtens an Arbeitern fehlt, die im Wochenlohn 4 Dollars 
mit Koft und, Wohnung, und, find fie fertige Arbeiter, ſtück— 
weife 14 und 2 Dollars pro Tag, ohne Koft und Woh— 
nung, verdienen, 


Ziegelbrenner erhalten als ſolche nur im Inlande 
zu 10 bis 12 Dollars monatlich, bei freier Koft und Woh— 
nung, Arbeit, weil bei New-York und den größten Städten 
der Union die Backſteine mit Mafchinen verfertigt wer- 
den. Sn diefen Ziegelfabrifen find eine Menge Leute mit 
dem Zubereiten des Lehms, dem Einfüllen deſſelben in 
das Formrad und dem Fortbringen der geformten Maffe 
in die Brennöfen befchäftigt; erhalten, bei freier Koft, 
15 Dollars monatlich Lohn, ertragen die Arbeit aber fel- 
ten länger als einige Tage, in welchem Falle fie, als 
contractbrüchig, gar feine Bezahlung erhalten. 


Sägemüller, befonders folhe, welche ſich dazu 
verfteben, falls die Mühle ftille fteht, landwirthſchaftliche 
Arbeiten zu verrichten, erhalten in allen mittleren Staa- 
ten leicht Befchäftigung und 20 bis 30 Dollars Monatg- 
Iohn, ohne Koft und Wohnung. Hat der einwandernde 
Sägemülfer 1000 oder mehr Dollars im Vermögen, fo 
befigt er genug, um eine gewöhnliche Sägemühle nebft 
einigen Acres Land zu Faufen und ein gutes, ficheres 
Geſchäft zu gründen, Der in den meiften Gegenden übliche 
Schneidelohn befteht bei Hemlocd- und anderem fnaftigen 
Holz in der Hälfte, bei Ahorn, Kirſchbaum, Pechtannen 
und allen befferen Hofzforten in dem Drittel des zur 
Mühle gelieferten Holzes. Alle neueren Sägemühlen wer⸗ 


366 Bandiwerker, 


den mit Tiegendem Wafferrade und mit horizontalen und 
perpendiculären Sägen zugleich gebaut. 


Fleiſcher, Schlächter oder Mesger müffen in 
den Städten, wo fie leicht Engagement finden, Beſchäfti⸗ 
gung ſuchen; auf dem Lande ſchlachtet jeder Farmer felbft. 
Ein geſchickter Fleifcher und Wurfimacher, der im Herbft 
oder Winter landet und Reiſegeld bis nad Ohio befist, 
braucht nicht um Arbeit beforgt zu fein. Der Wochen— 
lohn beträgt 5_bis 7 Dollars, ohne Koft und Wohnung. 
Im Sommer werden die meiften Fleifchergehülfen entlaf- 
fen; haben fie Fein genügendes Capital, um auf den Bieh- 
handel auszugeben, der in der Negel guten Berdienft 
bringt, fo müffen fie bis gegen Winter anderweitig im 
Tagelohn arbeiten, wozu fih bei Straßen: und anderen 
Bauten und bei Farmers immer Gelegenheit bietet, 

Kalfbrenner und Köhler befinden fid in derſel— 
ben Lage wie Tagelöhner,. Für } . 

Handſchuhmacher find in Nordamerifa, wo alle 
feineren Arbeiten eingeführt werden, ſchlechte Ausfichten. 
Für : 

Wachsbleicher find die Ausfichten nicht beſſer, da 
faft gar feine Wachsferzen gebrannt werden; auch ber 
Berbrauh von Unfchlitt- und Stearinferzen ift nur ge— 
ring, weil meiftens Lampen gebrannt und diefe mit thie- 
rifhem Del gefpeifet werben. 

Seifenfieder und Lichtzieher haben auf dem 
Lande, wo die Farmerfrauen Seife und ‚Kerzen bereiten, 
feine Ausficht auf Verdienſt, in den in den Städten be- 
ftehenden Fabriken erhalten fie 1 bis 14 Dollar pro Tag 
Lohn, ohne Koft und Wohnung. | 

Gärtner finden bei den in der Nähe größerer Städte 
Gemüſe- und Obftbau treibenden Farmern leicht Beſchäf— 
tigung zu 8 bis 15 Dollars monatlich mit Koft und 


N 


Kaufieute, 367 


Wohnung; die eigentliche Runfigärtuexei — nur 
wenige Hände. 

Putzmacherinnen erhalten als Gehülfinnen e einen 
ſpärlichen, kaum zum Lebensunterhalte ausreichenden Lohn 
von 24 bis 3 Dollars wöchentlich, ohne Koſt und Woh— 
nung; . hingegen ‚pflegen Mopdiftinnen, melde Gefhmad 
befigen, das Blumenmachen verftehen und das nöthige 
Capital zur Gtablirung eines eigenen Gefchäftes haben, 
viel Geld zu verdienen, Es giebt in New-York Modi- 
ſtinnen, welche alljährlich ein- oder zweimal nad) Paris 
reifen, um Muſter der neueften Moden zu holen und Stoffe 
einzufaufen. 

Striderinnen und Näherinnen giebt es in 
allen größeren Städten im Ueberfluß, weil die Amerifa- 
nerinnen aus den mittellofeften Familien Tieber für die 
Ladenbefiger, welche mit fertiger Wäſche handeln, um 
einen Spottpreis arbeiten, der ihnen faum das Leben fri- 
ftet, als daß fie dienen. 

Kaufleute, welche auf gut Glück nad) Nordamerifa 
geben, in der Meinung, daß die Kenntniß der englifchen 
Sprache und einige Empfehlungsbriefe ihnen fogleich einen 
guten Play verfchaffen müffen, finden ſich meiftens bitter 
getäuſcht, und fehen fich häufig genöthigt, in einem Country- 
store (Landladen), der in der Regel alle möglichen Waa— 
ren, vom Mehl und gefalzenen Schweinefleifh, bis zum 
Strobhut, Stiefeln, Gewürz, Tuh, Spaten, Schaufel, 
Uhrfetten, Branntwein, Villen, Schreibpapier u. ſ. w. in 
buntem Durcheinander enthält, weshalb er auch variety- 
store genannt wird, hinterm Ladentiſch zu fiehen und ſich 
mit einem Gehalte von 10 oder 15, felten 20 Dollars 
monatlih, bei freier Koft und Wohnung zu begnügen, 
Andere, welche einige Thaler Geld mit hinüber bringen, 
fein Engagement als Comptoirift oder Ladenceommis er⸗ 
halten können und nicht in einem Laden auf dem Lande 


368 Yeauffeute. 


ferpiren wollen, werben pedlars (Hauſirer), d. h. ſie fau- 
fen fich einen Vorrath von Manufacturs, Eifen-, Sfahls, 
Bronce-, Gewürz-, Pug- u, a. Waaren, beladen damit, 
wenn bie Kaffe ausreicht, einen als ambulanten Laden 
eingerichteten, einfpännigen Wagen und fahren in die 
fpärliher angefiedelten Gegenden des Inlandes, wo fie 
ihre Waaren an die Farmers gegen baar verkaufen oder 
gegen Ahornzuder, Käfe, Kalb» und Wildfelfe und andere 
leicht transportable Artifel vertaufhen. Es bedarf wohl 
faum der Erwähnung, daß ein ſolches Geſchäft, und be— 
fonders wenn ed zu Fuße mit einem Waarenpaden auf 
dem Rüden betrieben wird, fehr beſchwerlich ift und einen 
gewandten, mit den Sitten und dem Geſchmacke des Land- 
volfes genau vertrauten Mann erfordert. Biele junge 
Kaufleute fehen fich genöthigt, irgend ein anderes Fach 
zu ergreifen und eben fo viele fehren heim, fobald es ihnen 
die Umftände geftatten. Commis follten nie nad Nord» 
amerifa geben, ohne ein feftes Engagement zu haben; 
haben fie das und beträgt ihr Salair aud Anfangs nur 
20 bis 25 Dollars monatlih, ohne Koft und Wohnung, 
wovon ein junger Mann, der Theater, Eoncerte und ans 
dere theure Vergnügungen meidet, leben kann, fo werden 
- fie, bei guter Führung und Gefhäftsgewandtheit, fehr bald 
eine namhafte Zulage oder eine befiere Stelle in einem 
anderen Haufe und mit der Zeit die eine oder die andere 
Gelegenheit zum vortheilhaften Etabliſſement . erhalten, 
Auch folhe Kaufleute, welche mit hinreihendem Bermö- 
gen fanden, um fofort ein eigenes Geſchäft zu etabliren, 
follten zuyor Tieber ein Jahr oder mehrere als Volontärs 
ferpiren, um den Gefhäftsgang in Nordamerifa überhaupt 
und befonders den auf dem Plage genau fennen zu ler— 
nen, den fie zu ihrem Wohnorte auserfehen haben, Die 
große Mehrzahl derjenigen Kaufleute, welche diefem Ras 
the entgegen handelte, hat ihr ganzes Vermögen oder einen 


Saft- und Schenkwirthe und Vellner, 369 


bedeutenden Theil deffelben als Lehrgeld zahlen müſſen. 
Alle nah Nordamerifa auswandernden jungen fleute 
müffen wir noch darauf aufmerffam machen, daß fie drü⸗ 
ben eine bei Weitem größere Thätigfeit entwideln müſſen, 
als in der Regel in Deutfhland von ihnen gefordert 
wird, und daß es durchaus nicht auffällt, den erften Eom- 
mis des größten News Yorker Haufes mit Hand anlegen 
zu fehen, wenn eine Kifte auf den Speicher gewunden 
oder ein Ballen auf einen Karren geladen wird, 

Gaft- und Schenkwirthe und Kellner. Die im 
Lande beftebenden vielen Eifenbahnen, Canäle und yon 
Dampfichiffen durchfurchten Flüffe und die dadurch hervor⸗ 
gerufene große Leichtigkeit und Billigfeit des Neifeng, zum 
Theil auch die’ angeborene Rafchheit des Nordamerifanerg 
machen, dag in Nordamerifa weit mehr gereifet wird, als 
in irgend einem Lande, daß alfo auch mehr wie anderswo 
für Gafthöfe Chotels) geforgt iſt. Diefe Gafthöfe find, 
je nad der Größe der Stadt, in welcher fie Tiegen und 
nah dem Publicum, für welches fie berechnet, mehr oder _ 
minder elegant eingerichtet. Die Gafthöfe erften Ranges 
haben in der Regel: ein Reftaurationg= oder Schenfzim- 
mer (bar-room) mit anftopendem Comptoir des Gaſtge— 
berg,.ein Lefezimmer Creading-), ein Rauchzimmer (smoking- 
room), Empfangszimmer für die männlichen und meibli- 
hen Säfte (drawing-rooms), zwei Speifefäle, von denen 
ber eine die Tafel für weiblihe Gäfte und Familien 
(ladie’s-ordinary), der andere die Herrentafel (gentlemen’s- 
ordinary) enthält, dann Wohn- und Schlafzimmer, Bad— 
und Raſirſtuben, Wafchanftalt u, ſ. w. Kleinere Gaft- 
höfe Ginns) haben außer dem Schenf- und dem Speife- 
zimmer gewöhnlich Feine zum gemeinfchaftlihen Gebrauch 
der Säfte beftimmte Räume, und in entlegenen Gegenden 
darf der Reifende froh fein, wenn nur das Schlafzimmer 
und nicht auch das Bett auf mehr als eine Perfon be- 

Nordamerifa, 24 







379 Gaft- und SchenkWwirthe und Kellner. 


rechnet if. Die Gafthöfe und Wirthshäuſer aller Art 
bedü in Nordamerika nur dann einer obrigkeitlichen 
Erlaubniß zu ihrem Geſchäftsbetrieb, wenn ſie geiſtige 
Getränke ſchenken, Kegelbahnen oder Billards halten, die 
einer beſonderen Abgabe unterworfen ſind. Kartenſpiel 
an öffentlichen Orten iſt ganz verboten, das Verbot wird 
jedoch häufig umgangen, Mäßigkeitshäuſer (temperance- 
. houses), Gaſt- und Wirthshäufer, in denen feine geifti- 
gen Getränfe gereicht werden, in denen es fogar gegen 
die Sitte des Haufes verftößt, wenn der Gaft auf feinem 
Zimmer der Reifeflafche zufpricht, find ganz den anderen 
‚Hotels gleichen Ranges ähnlich eingerichtet, In feinen 
Gaft- und Wirthshäufern herrſcht die deutfche Unfitte, 
den Kellnern Trinfgelder zu geben; nur der Hausfnecht 
(Porter), der die Kleider des Neifenden und feine Stie- 
feln reinigt, empfängt eine Kleinigkeit. Kellner (waiters), 
welche in größeren Gaſthöfen ferviren wollen, müffen ge- 
hit in der Bedienung und fertige Trancheurs, auch 
außer der englifchen, der franzöſiſchen oder fpanifchen Sprache 
fundig fein. Schenffellner (bar-keepers), reihen zwak nur 
die geforderten Getränfe aus-dem Schenfichranfe herab, 
zerlegen Auftern u. f. w., haben aber auch die Bereitung 
yon cock-tails und anderen Mifchungen yon Weinen, 
Cognacs, Gewürzen, Kräutern und Früchten und felbft- 
verftändlich englifh zu verſtehen. Für ledige Leute und 
junge Ehepaare bieten die Koft- und Logirhäufer 
(board and lodging-houses), meiftens yon wenig bemittel- 
ten Wittwen gehalten, mande Annehmlichkeiten dar, in- 
dem fie, je nach der Eleganz der Einrichtung und der 
Auswahl an Speifen und Getränfen, für geringeren oder 
höheren Preis Wohnung und völlige Beföftigung bieten. 
Es giebt Koft- und Logirhäufer für alle Stände, für Ar- 
beiter, Handmwerfer und reihe Handelsherren oder Beamte, 
Häufer, in denen der Frübftüdstifh, die Mittags- und 


Fabrikanten, Gelehrte. 3711 


die Abendtafel die ausgefuchteften Speifen tragen und in 
denen die Perfon für Koft und Logis wöchentlich 10 big 
15 Dollars zu zahlen bat, e8 giebt aber auch folde, ‚in 
denen dem Arbeiter um 14 „der 2 Dollars wöchentlich 
vollftändige, reichliche Koft und ein fauberes Lager gebo- 
ten wird. Kaffeehäuſer Ccoffee-houses) in europäi- 
her Weife giebt es nur. in großen Städten, wo fie mei— 
ftens von Franzofen gehalten und auch nur von dieſen, 
Deutfchen und Stalienern befucht werben. In den Speiſr— 
bäufern Ccoffee-houses, dining-, oyster-saloons) wird 
häufig nur zweites Frübftüd Clunch) gereicht, das mei- 
fteng ftehend am Scenftifche eingenommen wird; in ‚ans 
deren, in der Regel Kellerlocalen, werden nur Auftern, 
aber in mannigfaltigfter Weife, roh, gekocht, gebraten, in 
Eſſig eingemaht, ald Suppe u. |. w. gereicht, in noch 
anderen wird Mittageffen nad) der Karte fervirt und in 
nod anderen findet man Frühftüd-, Mittag- und Abend 
eſſen. Wer eine Gaftwirth= oder Schenfwirthichaft anle- 
gen will, muß nothwendiger Weife ſchon ganz in Amerifa 
eingewohnt- und mit den -Gitten und Gewohnheiten des 
Bolfes genau befannt fein. Neueingewanderte jollten nie 
biefes Gefchäft ergreifen, 

Fabrikanten ift dringend zu rathen, fi, bevor fie 
fich etabliren, erft in ihrem Face vollfommen zu vrien- 
tiren, wozu fie am beften Gelegenheit haben, wenn fie 
ein Engagement in einer Fabrif oder in-ber. Niederlage 
einer ſolchen annehmen, ' 

Gelehrte, deren Wiffen feine praftifhe Anwendung 
findet, wie Sprachforſcher und Philoſophen, oder 
folche, deren Kenntniffe in Amerifa ganz unnüg find, wie 
Juriften, bie erſt das römiſche und die vielen anderen 
Rechte, welche fie ſich mühſam einftudirt, wieder vergeflen 
und das englifche Recht mit den in Nordamerifa gelten- 
den Mopdifieationen erlernen müffen, oder akademiſche 

24* 


372 i Gelehrte, 


Brofefforen und Docenten, deren in einem Jahre 
mehr Tanden, als in zehn Jahren in ganz Nordamerifa 
Profeffuren und Lehrftühle vacant werden, bleiben befler 
in Deutfchland, als daß fie nad Nordamerifa auswan⸗ 
dern, mo fie, wenn fie nicht ein anderes Fach ergreifen 
(was bei einem deutſchen Gelehrten faft ein Ding ber 
Unmöglichkeit ift) verhungern müſſen. Auch für Poeten 
und Literaten ift das fonft fo fruchtbare Nordamerika 
ein höchſt unfruchtbares Land. Dagegen finden tüchtige 

Aerzte, die felbftverftändlich der englifhen Sprache 
durchaus mächtig fein müffen, wenn fie Mittel genug be- 
figen, um fürgere oder Tängere Zeit aus der Taſche zeh— 
ren zu können, gewöhnlich eine einträgliche Praris, be— 
fonders deutfche Aerzte, welche, einige Duadfalber abge- 
rechnet, in gutem Rufe ſtehen. Auch 

Wundärzte Finnen, wenn fie gefchidt in Amputa— 
tionen find, welhe in den heißen Sommermonaten bei 
Beinbrühen und anderen flarfen VBerlegungen häufiger als 
in Deutfchland vorgenommen werden müffen, auf eine 
gute Praris zählen. Doch ift auch ihnen nur dann zur 
Auswanderung zu rathen, wenn fie einige Mittel zuzu— 
fegen haben bis fie befannter werden. 

Thierärzte haben nicht fo gute Ausfihten, meil 
auf dem Lande jeder Farmer, fo gut es eben geht, felbft 
eurirt. Noch fchlechter find die Ausfichten für 

Zahnärzte, da die amerifanifchen Zahnärzte den 
gefchiskteften Europa’s nicht nachftehen. Wer alfo in die: 
‚jem Face nichts Ausgezeichnetes zu Teiften vermag, der 
bleibe daheim. ” 

Pharmaceuten werden als Gehülfen in Apothefen 
in Nordamerifa gerade fo fchlecht bezahlt, wie in Deutfch- 
fand, und in Fleinen Städten und auf dem Lande, mo 
jeder Arzt zugleich Apothefer ift, ift gar nichts für fie zu 
machen, Aber Apothefer, welche die Mittel befisen, in 


Gelehrte. 373 


größeren Städten eine Apothefe zu errichten, wozu es 
feinerlei Erlaubniß bedarf, machen in der Negel fehr gute 
Geſchäfte. 

Chemiker, tüchtige, praktiſch geübte Chemiker fin- 
den in den beſtehenden chemiſchen Fabriken Nordamerika's 
leicht eine Anſtellung mit 30 bis 50 und mehr Dollars 
monatlichem Gehalt. Tüchtige Chemiker, welche einiges 
Betriebscapital beſitzen, werden viele Wege finden zu einem 
bedeutenden Vermögen zu gelangen. Für 

Geognoſten, Mineralogen und Bergbaukun— 
dige bietet faft jeder Staat der Union ein weites, ergie— 
biges Feld der Thätigfeit dar, 

Theologen fanden in früheren Jahren TYeicht eine 
Anftelung in Nordamerifa, feitdem aber für alle Con— 
feffionen eigne Seminarien errichtet find, fällt es den ein- 
gewanderten Geiftlihen bei weitem ſchwerer als fonft, 
ein Unterfommen zu finden. Will fid ein deutfcher Geift- 
licher, einerlei welcher Eonfeifton, damit begnügen, Pre— 
biger bei einer Landgemeinde in einem der weftlichen Staa- 
ten zu werden, und feinen Lohn mehr daran zu finden, 
der Kirche zu dienen, als ein ruhiges, mühelofes und for= 
genfreies Leben zu führen, fo wird er ohne Schwierig- 
feit einen ſolchen Plas finden, Bevor er fih aber zur 
Auswanderung entjehließt, bedenfe er wohl, daß es, find 
Ihon die Strapagen nicht gering, denen ein Landgeiftli- 
- her in entlegenen Gegenden Amerifa’s ausgefegt ift, für 
Manchen noch fchwerer zu ertragen ift, von jedem Mit— 
gliede feiner Gemeinde oder Gemeinden aufs fchärffte in 
feinem fittlichen Lebenswandel überwacht zu fein. Deutfche 

Schullehrer dürfen mit feinen großen Hoffnungen 
nad Nordamerifa auswandern, In den Städten hält es 
ſchwer für den Neueingewanderten eine Anftellung zu bes 
fommen, und auf dem Lande fchidfen die deutfchen Bauern 
da, wo fie unter Amerifanern wohnen, ihre Kinder lieber 


374 Veünftler, 


in die amerifanifche Schule, die nichts oder wenig Foftet, 
und wodurd fie zu Dollmetfchern für die Aeltern ausge: 
bildet werden, als daß fie noch befonders für deutfchen 
Unterricht forgen. Iſt ein deutfcher Schullehrer der eng- 
tifchen Sprache fo mächtig, daß er in berfelben unterrich- 
ten fann, fo beffern fich feine Ausfichten bedeutend, Für 
Künftler beffern fih die Ausfichten in Norbamerifa 
von Jahr zu Jahr, jemehr der Sinn des Bolfes-und fein 
Geſchmack für die Kunft empfänglich gemacht werden. 
Maler, wir reden bier natürlich von Kunftmalern, 
finden in dem in New: York begründeten, bei 30,0U0 Mit: 
glieder zählenden Runftvereinen, die jährlich gegen 150,000 
Dollars auf den Anfauf von Gemälden, Handzeichnungen, 
Radirungen und Seulpturen in Amerifa wohnender und 
ausmwärtiger Künftler verwenden, eine große Stüge, in- 
dem biefelben durch ununterbrocdhene Kunftausftellungen 
und durch Berlofung der angefauften Kunftwerfe den Ge— 
ſchmack des Volkes Täutern und das Intereſſe deſſelben 
für die Kunſt immer mehr fteigern, zugleich aber auch 
dem Künftler Gelegenheit bieten, feine Werfe an den Mann 
zu bringen, Aehnliche, wenn auch minder großartige Kunft- 
vereine befteben in Bofton, Philadelphia und anderen 
Städten, Für Maler wie für 
Bildhauer, auf welche daffelbe Anwendung findet, 
was wir foeben von Malern fagten, dürfte es eine gute 
Speculation fein, eine Afademie für angehende Künftler 
zu errichten. Bildhauer, welde, bis größere Beftellun- 
gen eingehen, fih mit der Fertigung Feiner Statuetten 
hervorragender Perfönlichfeiten aus der Älteren oder neue— 
ren amerifanifchen Gefchichte befaffen, ‚oder Grabmonu- 
mente auszuführen übernehmen würden, dürften jedenfalls 
auf einen für ihren Unterhalt ausreichenden Verdienſt zäh: 
len fünnen, ? 
Muſiker und Sänger oder Sängerinnen von 


keünftler, | 375 


Ruf, welche fih auf furze Zeit nad) Norbamerifa bege— 
ben, um dort Concerte zu geben oder in Dpern aufzus 
treten, dürfen, wenn fie eingedenf des Sprichwortes, daß 
Klappern zum Handwerf gehört, dafür forgen, daß die 
tonangebenden Blätter der Union fogenannte Puffs über 
fie erfcheinen Taffen, auf reihe Erndte rechnen, Andere 


Mufifer, die tüchtige Muftflehrer. und Gentlemen find, 


verdienen, wenn fie erft einmal Zutritt zu den erften Häus 
fern einer größeren Stadt erhalten haben, jehr viel Geld, 
Gewöhnliche Mufifanfen aber, weldhe in Theaterorche- 
ftern, bei Miliz Muftfbanden oder zum Zanze und in Wirthg- 
bäufern fpielen wollen, können auf feine glänzenden Ein- 
nahmen Rechnung machen. Für fie ift der Süden beffer 
als der Norden, 


Xylographen oder Holzſchneider erhalten eich 
Beichäftigung für Berleger illuftrirter Werfe und Jours 
nale, und’ verdienen fich, je nad) ihrer —— —— von 
50 bis 100 Dollars monatlich. 


Lithographen und Kupferſtecher ohne Mittel, 
müſſen ſich nöthigenfalls dazu verſtehen, Wechſel- und 
Chartepartieformulare, Viſitenkarten und dergleichen zu 
machen, bis ſich Gelegenheit bietet, größere Kunſtwerke 
auszuführen. Haben ſie Mittel genug zur Errichtung einer 
eigenen Anſtalt, jo werden fie Durch Fertigung der Por: 
traits der erften Staatsmänner, der Präfidentichafts-Gan- 
didaten, durch Aufnahme der Anfichten der großen Städte, 
der befuchteften Bade» und Curörter der Union und ähn— 
liche Arbeiten gute*Gefhäfte mahen, um fo mehr als 
die Fünftferifchen Leiftungen der nordamerifaniichen Litho- 
graphen und Kupferfteher fehr viel zu wünfchen übrig 
Yaffen. Die 


Daguerreotypiften oder Fertiger von Lichtbildern 
auf Metallplatten in Deutfchland ftehen denen in Nordamerifa 


‚376. Militättg. Beamte. 


weit an Gefchieflichfeit nachz fie haben alfo wenig Ausficht 
zu reuſſiren. Hingegen bieten ſich -gefchietten | 

Photographen, oder Fertigern von Lichtbifdern auf 
Papier, die das Retouchiren und Eoloriren verftehen und 
im Befige genügender Mittel find, um im fafhionablen 
Theile einer großen Stadt ein elegantes Atelier zu eröff- 
nen, vortheilhafte Chancen dar, 

Architeften, mit guten Empfehlungen verfehen, dür- 
fen auf lohnende Beichäftigung rechnen, befonders wenn 
ihre Mittel ihnen geftatten, Bauten in Accord zu über- 
nehmen, Deutſche 

Skhaufpieler gehen in Nordamerifa, mo alle deutfche 
Bühnen Winfeltheater find, einer traurigen Zufunft ent- 
gegen, wenn fie nicht neben der Kunſt — es klingt freilich 
fehr proſaiſch, ift aber durchaus wahr — ein Handwerf 
treiben wollen. | 

Militärs werden nur in Kriegszeiten, wo freiwillige 
Regimenter errichtet werden, zu höheren Chargen gelangen, 
find aber immer nur für die Dauer des Krieges oder einen 
beftimmten Zeitraum angemworben, In. Friedengzeiten wird 
der tüchtigfte, deutfhe Dfficier Fein amerifanifches Lieutes 
nantspatent erhalten und fih mit einem untergeordneten 
Poften begnügen müffen. Was die Löhnung der nordame— 
rifanifchen Armee, ihre Verpflegung u. |. w. betrifft, fo 
verweilen wir auf das in ber allgemeinen Schilderung der 
Bereinigten Staaten über das Heer Gefagte. — Deutfche 

Beamte, einerlei, ob Militär oder Civil-, ob Juftiz- 
oder Bermwaltungsbeamte, finden als folche Fein Unterfom- 
men in Nordamerifa, Beim Zoll- und Poftfache, beim 
General-fandamte und einigen anderen Zweigen der Ber: 
waltung findet man zwar einige Deutſche angeftellt, diefe 
find jedoh ohne Ausnahme fchon längere Zeit in Nord» . 
amerifa, haben das Bürgerrecht erworben und fi in einer 


— 


Porbereitung zur Augwanderung. 377 


oder der andern Hinficht verdient gemacht, Der ältere 
deutfche Beamte, der Bureaufrat follte felbft dann nicht 
nah Nordamerifa gehen, wenn er auch Mittel befäße, 
ohne allen Erwerb leben zu können: die täglichen, ftünd- 
lichen Beweife, daß dort das Volk ſich beffer felbft regiert, 
als es in Deutfchland eine endlofe Schaar von Beamten 
vermag, und die nothwendige Erfenntniß, daß er big zu 
diefem Augenblid im Grunde genommen ein ganz übers 
flüffiges, ja ein ſchädliches Mitglied der menfchlichen Ges 
fellfchaft gemwefen, müßten ihm den Reſt feines Lebens ver: 
bittern. Daß Forft- und Jagdbeamte da, wo feine Staatg- 
forften, feine Jagdgehege exiftiren, fchlechte Geſchäfte machen, 
Tiegt auf der flachen Hand, 





Vorbereitung zur Auswanderung. 


ft Jemand zu dem feften Entfchluffe gefommen, nad 
Nordamerika anszumandern, hat er, je nach der Beſchäf— 
tigung, die er drüben zu treiben gedenft, ſich einen beſtimm⸗ 
ten Staat oder einen engeren Kreis .als fpecielles Ziel 
feiner Reife auserfehen und fich dabei darauf gefaßt ge: 
macht, vielleicht an Ort und Stelfe doch nicht Alles fo zu 
finden, wie er es fih nad den gehörten und gelefenen 
Beſchreibungen gedacht, hat er für diefen Fall fih auch 
mit den Berhältniffen anderer Gegenden befannt gemacht, 
fo gehe er rafh an die Ausführung feines Vorhabens. 

Der Familienvater, oder Derjenige, der fih son einem 
werthvollen Befisthume, von einer einträglichen Stelle 
trennen muß, um auswandern zu können, und beffen Vers 
. mögen groß genug ift, daß er felbft bedeutendere Koften 
nicht zu fcheuen braucht, gehe, bevor er feine Stellung in 


378 Vorbereitung zur Augwanderung. 


Deutfchland aufgiebt oder feine ganze Familie aus ber 
Heimath fortführt, verſuchsweiſe nah den. Bereinigten 
Staaten, fehe fih Land und Leute an, prüfe dort, ob feine 
für die Zufunft entworfenen Pläne gut ausführbar find, 
beobachte die Flimatifchen Berhältniffe, erfundige fich genau 
nach Allem, was ihn intereffirt, erwäge, ob feine Familie 
fi in der neuen Lage und Umgebung wohl gefallen werde, 
und findet er, daß Nordamerifa feinen Erwartungen ent» 
Tpreche, fo fehre er heim, ordne alle feine Angelegenheiten 
wenn möglich fo, daß ihn nichts mehr als die Erinnerung 
an die Heimath fnüpft, und mwandere von dannen, So 
verfahre der Begüterte, der einige hundert Thaler ver: 
fohmerzen, der fie, falls er fih bewogen fühlt, im alten 
Baterlande zu bleiben, als für eine lehrreiche Bergnügungs- 
reife ausgegeben betrachten fann, 

Anders ift es mit Dem, der feine Kaffe fchonen muß. 
Auch diefer orientire fich auf jegliche Weife genau darüber, 
was feiner in Nordamerifa warten fannz er hüte ſich 
namentlich davor, ſich die Zufunft zu freundlich auszuma- 
Ien, um jeder Täufhung möglichft zu entgehen, und ent- 
fließt er fih dann zur Auswanderung, jo ordne er alle 
feine! Vermögensangelegenheiten fo, daß er fein ganzes 
Hab und Gut mit fih nehmen fann, wende ſich darauf 
an einen Schiffsmafler in dem Hafenplage, von welchem 
aus er nad Amerifa abgehen will, oder an deſſen ihm 
zunächſt wohnenden Agenten, erfundige fich nad) dem Leber» 
fahrtspreife und fichere fih, wenn ihm die Bedingungen 
gefallen, durch Anzahlung eines Theiles der Fracht für 
fih und die Seinigen die nöthigen Pläge, In den vom 
Schiffsmakler oder feinem Agenten dem Auswanderer über 
die empfangene Anzahlung auszuftellenden Scheine muß 
das Schiff, auf welchem die Plätze belegt find, namentlich 
angegeben fein, ferner muß darin gefagt fein, wann Das 
Schiff abgehen, wann der Auswanderer im Hafenplage 


Vorbereitung zur Auswanderung. 379 


eintreffen ſoll, und welche Vergütung dieſem gezahlt wird, 
falls die Abfahrt des Schiffes über den angeſetzten Tag 
hinaus verzögert wird. Endlich noch hat der Schein, falls 
die Paſſage mit Einſchluß der Beköſtigung bedungen wurde, 
zu beſagen, worin die Koſt auf der Reiſe beſtehen und wie 
viel Trinkwaſſer dem Paſſagier gereicht werden wird. 


Es haben zwar manche Leute, ſogar ein baieriſcher 
Handelsconſul, dem man mehr Einſicht hätte zutrauen ſollen, 
gegen die Vorausbeſtellung von Schiffsplätzen geeifert, wir 
rathen jedoch dringend dazu. Hat der Auswanderer, der 
ſich erſt im Einſchiffungshafen um Schiffsgelegenheit be- 
müht, oft auch das Glück um einige Gulden billiger be— 
fördert zu werden, weil gerade weniger Auswanderer und 
mehr Räume als gewöhnlich da find, fo läuft er dafür 
aber aud Gefahr, alle Schiffe befest zu finden und fo 
Yange im Wirthshaufe aus der Tafche zehren zu müffen, 
bis neue Gelegenheit fommt, oder es fleigt der Preis für 
die wenigen unbelegten Pläge in, den zur Abfahrt bereit 
liegenden Schiffen, je mehr Bewerber um dieſelben da find, 
auf eine enorme Höhe. = 


Die gewöhnlichen Einfhiffungspäfen für Auswanderer 
nah Nordamerifa find Hamburg, Bremen, Antwer- 
pen, Rotterdam und Hapre. 


In Hamburg, von wo Dampfihiffe nad New-York 
und Segelpadetichiffe nach Duebef, New- York, Philadel- 
phia, Baltimore, Charleston, New⸗Orleans, alvefton 
„und San Francisco abgehen, auf denen den Kajütepaffa- 
gieren wie den Zwifchendedspaflagieren die Beföftigung 
geliefert wird, befteht eine obrigfeitliche, aus Sachverſtän— 
digen zufammengefegte Commiſſion, welche jedes zum 
Transport von Auswanderern beftimmte Schiff vor feinem 
Abgange zu beſuchen und feine Seetüchtigfeit, die Güte 
des am Bord befindlihen Proviants und Trinfwaffers zu 


380 Vorbereitung und Derhaltungsregein, 


prüfen, und darüber zu wachen hat, daß jedes Schiff nicht 
über bie feiner Räumlichkeit angemeffene Zahl von Paſſa⸗ 
gieren führe. 


Folgende, von den Herren Chr. Matth. Schröder 
und Comp. in Hamburg ausgegebenen Verhaltungsregeln 
belehren den Auswanderer im Zwiſchendeck darüber, wie 
er ſich auf die Seereiſe vorzubereiten und wie er ſich am 
Bord zu benehmen hat. Im Weſentlichen gelten alle dieſe 
Beſtimmungen auch für die von den Schiffsexpedienten 
Herren Knorr und Janſſen, A. Bolten, Rob. M. 
Sloman, M. Valentin, Friedrich Brödermann, 
J. C. Godeffroy und Sohn in Hamburg beförderten 
Segelpacketſchiffe. Sie lauten: 


Verhaltungsregeln für Auswanderer nach überleeiſchen 
Ländern. 


1) Bereinigung mehrerer Familien in Gefellfchaften. 


Zu allen Zeiten ift es für Auswanderer nad trang- 
atlantiſchen Ländern nachtheilig gewefen, den heimathlichen 
Herd vereinzelt oder fonft familienweife zu verlaffen, weil 
Zerfpfitterung überall größere Auslagen nad ſich zieht, 
Deshalb ift es gut, wenn je 20 bis 50 Familien in ges 
ordnete Gefelffchaften fich vereinigen, aus ihrer Mitte einen 
rechtihaffenen und tüchtigen Führer oder Borftand wäh— 
len und ihm die Leitung der ganzen Angelegenheit über: 
tragen 


| 2) DVerzeichniß der Auswanderer. 


Nach gefchehener Wahl des Führers hat biefer fo- 
gleich zur Anfertigung eines genauen DVerzeichniffes der 
Geſellſchaft zu fehreiten, worin, Yaut beiftebendem Schema, 
folgende Angaben enthalten find: 


Vorbereitung und Verhaltungsregein, 381 








Namen N 

Wohn⸗ = |Bahl der 
ber Fa⸗ — F in 
— a — ort. Jahren. werbe. | gion. —E 


























Nach geſchehener Ausfertigung muß dieſes Verzeichniß 
ungeſäumt an den Agenten Herrn 
in befördert und mit der Zuſicherung 
begleitet werden, daß die angegebene Zahl Auswanderer 
zur Ueberſiedelung nach einem beſtimmten Hafenpunkte ent- 
ſchloſſen iſt. 

Wo keine Geſellſchaft ſich bildet, haben Familien ſo— 
wohl, als einzelne Leute die gleiche Vorſchrift zu befolgen 
und beim benachbarten Agenten ſich einſchreiben zu laſſen. 


3) Ausweiſe der Auswanderer, 


Als Ausmweife werden unerläßlich erfordert: 
a) Pag oder Auswanderungs-Erlaubniß der be- 
” treffenden Behörde, | 
b) Zeugniß der Polizeis oder Ortsbehörde über 
Unbeicholtenheit des Lebenswandels. 


382 Vorbereitung und Verhaltungsregein. 


Im eigenen Intereffe haben Auswanderer ſich ferner 
mit Tauf⸗ und. Heirathsfcheinen zu verfehen, 


4) Bahrniß der Auswanderer. - 


Sn Betreff der Fahrniß der Auswanderer ift zu J 
merken, daß Hausrath feiner Art vortheilhaft mitgenom⸗ 
men werden kann, weil er zu viel Fracht koſtet, vielfach 
Schaden leidet und eine Menge Plackereien verurſacht. Eine 
Ausnahme von dieſer Regel machen Leinenzeug, Kleidungs- 
ftücfe und metallenes Küchengefchirr, wenn dieſe Gegenftände 
noch brauchbar find, An Hinlängliche Wäfche zum Wech— 
feln während der Seereife muß gedacht werben, weil man 
auf Schiffen nicht immer wafchen fann, und Reinlichkeit 
jederzeit erfte Bedingung iſt. Federbetten, wie in Deutfch- 
Sand gebräuchlich, find auf dem Schiffe Yäftig und unzweck— 
mäßig; was man davon behalten fann, find Pfühle und 
Kopfkiſſen, gleichwie auch nöthigenfalls ein Unterbett, Zum 
Schiffgebraud find eine Matrage von Seegras, nebft wol- 
Yener und baummolfener Dede mit Lafen am beften, Jede 
einfchläfrige Matrage mit Kopffiffen von Seegras Foftet in 
Hamburg 5 Mark Courant oder 2 Thaler preuß. Cou- 
rantz eine wollene „Dede 44 Marf Courant oder 1 Thlr. 
24 Sgr. preuß. Göurant, Wer will, fann natürlich fein 
Bett mitnehmen, befonders wenn die Reife nach dem nörd— 
lichen Amerifa gebt. 

Bett, ſowie Eß⸗, Trint- und Wafchgeräth muß Jeder 
ſelbſt mitbringen, 

Handwerkszeug und Adergeräth müſſen mitgenommen 
werden, wenn fie nicht zu viel Raum einnehmen; was 
aber von Holz daran ift, wie Stiele, Handhaben und der— 
gleihen, wenn felbige groß und ſchwer find, Bleibt beſſer 
zurück, um Fracht zu erſparen. 

Bei Verpackung aller biefer oder anderer Gerätffänf- 
ten ift darauf zu feben, daß diejenigen Gegenftände, melde 


Vorbereitung und Verhaltungsregein, 383 


man während der Reife gebraucht, von den übrigen abge— 
fondert und in eine fefte, mit verſchließbarem, flachen 
Dedel verfehene Kifte gelegt werden, damit fie bei der 
Hand bleiben, Diefe Kifte fann ein Feines Fach für Kämme, 
Rafirzeug, Scheere, Schwamm, einen Heinen Spiegel u. |. w. 
enthalten, welche Gegenftände auf der Reife unerläßlich 
find, Die übrige Fahrniß fommt in den Güterraum, und 
ift während der Ueberfahrt nicht mehr zugänglid. Alle 
Effeeten müffen mit dem Namen des Eigenthü- 
mers deutlich bezeichnet werden, 


5) Geldverwechſelung. \ 

Man bringe, wo möglich: 1) preußifche oder Ber- 
eing=sThaler in Silber und in Ermangelung derfelben 
2) preußifhe Treforfheine mit. Wo dieſe fehlen, 
wähle man jederjeit 3) Louisd'or aller Art, d. h. han 
noverfche, ſächſiſche, lüneburger, dänifche u. |. w., und wenn 
diefe fehlen A) preußifche Louisd'or. Bei Verwechſe— 
lung diefer Gelder in Hamburg, wo ſpaniſche Piafter 
und Dublonen in der Regel vortheilhafter wie an irgend 
andern Plätzen einzumechfeln find, wird den Auswanderern 
auf das Dringendfte anempfohlen, fich nicht an ihnen un- 
befannte Leute zu wenden, damit fie nicht in Verluſte 
gerathen, 

6) Beſtimmung ber Neifegeit, Contracte, Haftgelder u. ſ. w. 

Beabfichtigt eine Geſellſchaft fih durch C. M. Schrö- 
der & Comp, befördern zu Yaffen, fo muß dem benachbar- 
ten Agenten angezeigt werden, um welche Zeit fie reifefertig 
fein kann. Diefer Zeitpunkt darf jedoch niemals fehr nahe 
liegen, und nie weniger als 4 oder 6 Wochen betragen, 
. damit die Auswahl der Schiffe, ihre Ausrüftung und der 
nöthige Briefwechfel mit gehöriger Sorgfalt gefchehen kön— 
nen, Solche Gefellfehaften pflegen dann einen fürmlichen 
Eontract abzufchließen, 


384 Vorbereitung und Verhaltungsregeln. 


Sind Schiffe bereits angelegt, fo hat fih der Aus— 
wanderer blos nach dem Abgange derfelben zu richten und 
zu beftimmter Zeit in Hamburg einzutreffen, Zu diefem 
Ende ift dem benachbarten Agenten folgendes Haftgeld zu 
entrichten: 

-a) Für jede Perfon über 8 Jahre 12 Thlr. preuß. 
Courant oder 21 FI, rheiniſch. | 
b) Für jede Perfon unter 8 Fahren 6 Thlr, preuß. 
Gourant oder 10 FI. 30 Kr. rheiniſch. 
ec) Für Säuglinge nah Brafilien wird weder 
Haftgeld noch Paflagegeld entrichtet. 

Für die bezahlten Haftgelder find die Agenten ange- 
gewiefen, Hafticheine auszuftellen, deren Betrag bei ber, 
por der Einfhiffung zu Teiftenden vollftändigen Zahlung 
des Paffagegeldes, ohne welche Niemand an Bord aufge 
nommen werden fann, in Abrechnung gebracht wird. 

Ohne vorherige Anmeldung können eintreffende Paf- 
fagiere nur dann befördert werden, wenn noch Pläge im 
Schiffe vorhanden find. 


7) Abreife von der Heimath. 


Die Abreife der Auswanderer von der Heimath muß 
immer bergeftalt geregelt werden, daß die Leute an dem 
zur völligen Ausrüftung des Schiffes contractlich beſtimm⸗ 
ten Tage bier eintreffen, Kommen die Paflagiere an dem 
beftimmten Tage nicht an, fo verlieren fie das bezahlte 
Haftgeld und jeden Anfpruh an Beförderung. Können 
dagegen die Paflagiere an dem beftimmten Tage noch nicht 
an Bord aufgenommen werden, fo geben C. M. Schrö- 
der & Comp. von biefem Tage an bis zur Einſchiffung 
den laut Haftfehein angenommenen Zwifchendeds-Paffagie- 
ven in ihrem dazu eingerichteten Haufe auf Groß-Ericus 
in Hamburg freies Logis und Beköftigung. In unvors 
hergeſehenen Fällen verfrüheter Anfunft fann den Paſſa— 


Vorbereitung und Verhaltungsregeln. 385 


gieren in der Negel freies Logis in obenbenanntem Haufe 
angeboten werden. 


8) Ankunft in Hamburg. 


Kommen die angemeldeten Paffagiere zu ber verab⸗ 
redeten Zeit in Hamburg an, ſo werden ſie in Empfang 
genommen und koſtenfrei an Bord befördert, auch die Koſten 
der Paßviſirung und des ärztlichen Geſundheitsatteſtes 
von den Unternehmern getragen. 


I) Fürforge für die Geſundheit der Auswanderer. 


Sehr ſchwache, an Krebs, Schwindfucht, Waflerfucht, 
Knochenfraß und einigen anderen vom Arzte zu beftim- 
menden oder anftefenden Krankheiten leidende Perfonen 
können unter feiner Bedingung angenommen werden; und 
jede fi) bildende Gefelffchaft hat fhon in der Heimath 
dafür zu jorgen, daß ſolche Individuen nicht zugelaffen 
werden, 

10) Berhalten der Auswanderer am Bord. 

Die für A volle Paffagiere beftimmten Kojen (Bett- 
ſtellen) müffen in Hamburg gefeslih 6 Fuß lang und 6 Fuß 
breit, auch deren nie mehr als zwei übereinander fein, fie 
werben für die Paflägiere bezeichnet. 

Den Auswanderern liegt die Verpflichtung ob, wäh 
rend’ der Reife den Anordnungen des * ſich zu 
unterziehen und ihnen Folge zu leiſten. Um daher den 
Verkehr mit dem Capitain in den Schranken des Anſtandes 
zu erhalten, muß die Geſellſchaft auf jedem Schiffe durch 
den Führer oder Vorſtand vertreten werden, welcher 
als Mittelsperſon zwiſchen ihr und dem Capitain aufzu— 
treten hat. Ruhe und Ordnung, nebſt friedlichem, nach— 
ſichtigem Verhalten der Auswanderer untereinander ſind 
wichtige Momente auf einer Seereiſe, wo der beengte Raum, 
die Geſchäftsloſigkeit und daraus folgende Langeweile das 

Nordamerika. 25 


386 Vorbereitung uud. Verhaltungsregeln. 


Gemüth vielfach verſtimmen. Deshalb muß gegenſeitige 
Nachſicht aus allen Kräften geübt, und chriſtliche Duldung 
in vollem Maße empfohlen werden. 

Die Anordnungen in Betreff der Mahlzeiten gehen 
vom Capitaine aus, deſſen Vorſchriften ſtets auf Regel— 
mäßigkeit hinzielen müſſen. Jeden Morgen iſt es nöthig, 
daß das Zwiſchendeck ausgefegt und aufgewaſchen werde. 
Dieſer Arbeit dürfen die Reiſenden, ſchon um ihrer ſelbſt 
willen, kein Hinderniß in den Weg legen, ſondern müſſen 
zu rechter Zeit aufſtehen und das Bett machen, bevor die 
Reinigung: vor ſich geht. Zur Abhaltung der Mahlzeiten 
haben ‚die Reifenden in Genoffenfhaften von. 10 big 
12 Perfonen fich zu vereinigen. Solche Genofjenihaften 
werben in der Schiffefprahe „Bad genannt. Bon jeder 
ſolchen Genoffenichaft muß Einer darunter den „Bad 
Meifter” machen, welcher Dienft der Reihe nach umgeht, 
mit Ausnahme der Frauen überhaupt, Die von dieſer Ar— 
beit befreit find, - 

Sobald das Eſſen fertig ift, empfängt der Bad-Meifter 
daffelbe an der. Küche und bringt es feinen Genoffen im 
Zwifchended, Iſt das. Efien vorüber, fo hat der Bad 
Meifter dem Koch das fchmugige Gefchirr zu überbringen, 
welches er rein wieder empfängt, um es an dem dazu be= 
flimmten Drte aufzubewahren, Zerbrechliches Geſchirr, wie 
auch Meſſer, Gabel, Löffel, reinigt jeder Neifende jelbft 
und bewahrt fie auf, ” } 

Brod und Butter werden dem Baf-Meifter für die 
ganze Woche gereicht, welcher Beides an bie Tiſchgenoſſen 
pertheilt. Jeder Paflagier bewahrt feinen Antheil felbft 
auf, und ift davon, wenn er Luft dazu hat. Jede Ge- 
noffenfhaft muß auch einen ziemlich großen Theefeffel von 
Blech haben, worin Morgens und Abends Kaffee und 
Thee beim Koche abgeholt und der Gefellihaft gebracht 
werden, weil es zu weitläufig und bei ſchlechtem Wetter 


Vorbereitung und Perhaltungsregeln, 387 


gar nicht möglich wäre, jedem Paflagier feinen Antheil an 
der Küche einzeln abzureichen. 

Zum Vorſchneiden und Vertheilen der Speiſen bei 
Tiſche wählt jede Geſellſchaft gewöhnlich Einen aus ihrer 
Mitte, welcher auch für Ordnung und gutes Verhalten 
der Paſſagiere zu ſorgen, und gegründete Beſchwerden dem 
Capitaine mitzutheilen hat. 

Kein Paſſagier darf ſich an die Küche drängen, um 
etwas zu kochen oder zu braten, da es ſonſt für den Koch 
nicht möglich wäre, feine Pflichten zu erfüllen. Y 

Jede Tifchgenoflenfchaft Hat immer in der Weife fi 
zu vereinigen, daß: die Schlafftellen derfelben bei einander 
liegen, damit die daſelbſt befeftigten Kiften als Tafel die- 
nen fönnen. 

Keinem Reiſenden ift es erlaubt, den Sciffsdienft auf 
irgend eine Weife zu flören oder zu verhindern; auch darf 
er fich während der Arbeitszeit mit der Befagung nit in 
ein Geſpräch einlaffen. Eben fo ift es verboten, im Zwi— 
fchended zu rauhen, weil Feuersgefahr damit verbunden 
iftz auf dem Verdecke findet diefe Befchränfung nicht in 
gleichem Grade Statt, doch ift große Borfiht auch Hier 
erforderlih. Führen Paffagiere Waffen und Pulver bei 
fih, jo müffen fie dem Capitain während der Ueberfahrt 
in Berwahrung gegeben werben. 

In den erften Tagen der Reife fünnen die Paſſagiere 
nicht erwarten, daß Alles ſeinen geregelten Gang gehe, 
um ſo mehr, als auch die Seekrankheit ſich einſtellt, gegen 
welche mit aller Heiterkeit des Gemüths angekämpft wer- 
den muß. Nach einigen Tagen legt ſich dieſes Uebel ge— 
wöhnlich wieder, und wenn es vorüber iſt, hat man Eßluſt 
und Frohſinn zugleich. Deshalb darf man, einer vorüber 
gehenden Unpäßtichfeit halber, den Muth nicht ſinken laſſen; 
jondern alle Paflagiere müffen dazu beitragen, daß bie 
Geſellſchaft überhaupt bei guter Laune bleibe. Zu diefem 

25* 


388 Vorbereitung und Verhaltungsregeln. 


Behufe darf des Abends, nach vollbrachtem Tagewerf, wenn 
Wind und Wetter es geftatten, mit Erlaubniß des Capi— 
taing, bis zu einer beftimmten Stunde gefungen und ge- 
fpielt werden, 

2 11) Schonung der abgereichten Lebensmittel. 

Bei der reichlichen, unten angedeuteten, den Auswan⸗ 
derern im Zwifchendede regelmäßig gereihten Verpflegung, 
wie fie von den Unternehmern beftimmt ift, wird es Den- 
jenigen, welche ihre Portion nicht aufzehren können, ftreng 
verboten, die übrigbleibenden Lebensmittel zu verderben 
oder über Bord zu werfen, Zeigt fih in irgend einem 
Artifel Meberfluß in den Nationen, ſo Fünnen fie nach Be— 
fchaffenheit und in Folge Uebereinkunft zwiſchen dem Bor- 
ftande der Gefellfhaft und dem Gapitain im Berhältnig 
vermindert werden. Brod hält fih gut, und wenn es nicht 
muthwilfig zerbrödelt wird, kann es immer wieder aufbe- 
wahrt werden. Es ift durchaus nöthig, jede zur, ee 
dung zu vermeiden, 


12) Verſicherung der Paſſagegelder und der Habfeligfeiten der 
Auswanderer. 


Der biefigen Verordnung vom 4, Febr. 1848 gemäß 
find die Unternehmer verpflichtet, die ganze Frachtſumme 
der Paffagiere, und nod überdies 20 Thlr. Cour. mehr 
auf jeden erwachfenen Kopf, wie auch den Proviant, ver- 
fihern zu laffen, damit für die Paſſagiere geforgt iſt, wenn 
dem Schiffe ein Unfall begegnet. 

Auf gleiche Weife Fönnen die Paffagiere ihre Habfelig- 
feiten für ihre Rechnung verfichern laſſen, wenn fie es 
verlangen, - | 

Berpflegungszettel, 
Sonntag. 
Pflaumenſuppe; 
4 Pfund Ochſenfleiſch; 
4 Pfund Mehl zu Pudding, 


Vorbereitung und Verhaltungsregeln. 389 


Montag. 4— 
u wozu 4 Pfd, Erbfen;z 


3 Pd. Schweinefleiſch; 
— Reis mit Syrup. 


Dienſtag. 
Graupenſuppe; 
Pfd. Ochſenfleiſch; 
Linſen als Gemüſe, Pfd. 


Mittwoch. 
ei Bohnenfuppe, 4 Pfd. Bohnen; 


4 pp. ——— 
yeah Pfd. 


Donnerſtag. 
Pflaumenſuppe; 


3 Mb. Ofenfleiih;. 
4 Pd, Mehl zu Pudding. 


Treitag. 
Erbfenfuppe, wozu 4 Pfd, Erbfen; 
4 Pd. Schweinefleiſch; 
Sauerfohl, 4 Pd, 


Sonuabenv. 
Grüne Exbfenfuppe, 4 Pfd. Erbſen; 


3 Pd. Ochſenfleiſch; 
Linjen als Gemüfe, 4 Pfp. 


Für den vollen Paflagier wird wöchentlich verabreicht: 
4 Loth Kaffee; | 
2 Loth Thee; 
8 Loth Zucker; 
16 Loth Butter oder Schmalz; 
5 Pfd. Brod; 
4 Flasche Wein. 


390 Vorbereitung zur Auswanderung, 


Auf jeden vollen Paflagier wird ferner für die Reife 
eingelegt: 
30 bis 60 Pfd. Kartoffeln nach der Jahreszeit; 
Salz, Senf, Pfeffer ꝛc. ꝛc. 
Eine reihlihe Quantität Waffer. 





Die Ueberfahrtspreife fleigen oder fallen je nachdem 
der Andrang von Auswanderern geringer oder größer iſt; 
gegenwärtig ſind ſie durchſchnittlich im Zwiſchendeck, das 
im Landungshafen zu entrichtende Kopfgeld eingerechnet: 


Von Hamburg nach 
News York, Philadelphia oder Baltimore 
für erwachfene Perfonen . . 40 Rthlr. pr. Cour. 


für Kinder unter 10 Jahren 34 ie 
New-Orleans für Erwachfene . . 40 Pr 
für Kinder unter 10 Jahren 34 J 

Quebeck für Erwahfene „ . . . 30 ® 
für Kinder unter 10 Jahren 24 Hi, 
Salveston für Erwahfen . . . 48 * 
für Kinder unter 10 Jahren 40 
Charleston für Erwachſene... 45 
für Kinder unter 10 Jahren 36 

San Francisco für Erwachſene . . 160 * 


für Kinder unter 10 Jahren 100 

wobei jeder Zwiſchendecks⸗Paſſagier 20 Cubikfuß Gepäd 
frachtfrei Hat. Kinder unter 1 Jahr find paffagefrei. 

Wenn ſich mehrere Zwifchendedis-Paffagiere dahin ver- 
einigen, für fi von dem allgemeinen Raum des Zwilchen- 
decks einen befonderen durch einen Bretterverichlag abtheilen 
zu laſſen, fo läßt fich das bei zeitiger Anmeldung auf den 
meiften Schiffen einrichten. Solche Paffagiere haben als- 
dann, außer dem gewöhnlichen Paflagierpreife, nad den 


Vorbereitung zur Auswanderung, 391. 


Oſthäfen Amerifa’s noch 6 bis 10 Rthlr. pr. Cour. Extra⸗ 
Vergütung zu bezahlen, nad San Francisco 30 bis 40 
Rthlr. pr. Eour. ı 

‚Gajütenpaffagiere auf Segelpacketſchiffen zahlen in 
Hamburg nach Quebeck 90, nach New-Yorf, Philadelphia 
und Baltimore 90 bis 100, nach Charleston, Galveston 
oder New-Drleang 100, nad San Francisco 250 Rthlr. 
pr. Cour., haben jeder eine eigene Schlaffofe und, Wein 
und Spiritunfen ausgenommen, freie Beföftigung am Tifche 
des Gapitaing, 

Auf den beiden —— Hamburg und New York 
fahrenden Dampfſchiffen „Helena Sloman“ und „Britiſh⸗ 
Queen“, wovon erſteres durg die Herren Knorr und 
Janſſen, letzteres durch Herrn J. Mansfeldt in Hamburg 
YEAR wird, find Die SEN inclus. Beföftigung und Koft- 


gelb: Kihlt. pr. Cour. 
I. Gafüte für jede über 12 Jahre alte Perfon 150 
» für jede Perfon von 1 big 12 Jahre 75 
U. Gajüte für jede Perfon über 12 Jahre 80 
» für jede Perſon von 1 big 12 Jahre 60 
Zwifchendeef für jede Perfon über 8 Jahre 50 
„ für jede Perfon von 1 bis 8 Jahre 44 


Kinder unter 1 Jahr Haben nur das Kopfgeld zu bezah- 
fen. Borausanmeldungen für die Dampfſchiffe müffen fehr 
zeitig gemacht und bei Belegung von Plägen für IL und 
HU. Gajüte 25, für’ Zwifchended 12 Rthlr. preuß. Cour. 
Draufgeld franco an den refp. Erpedienten oder deſſen 
Agenten eingefendet werben, | 

Bon Hamburg aus werden auch Auswanderer über 
England nad Nordamerifa befördert, da aber in Deutfch- 
land abgefchloffene Contracte in England feine bindende 
Kraft haben, da eine ſolche Reiferoute mehrmaliges Um— 
laden und dadurch nicht felten Befchädigung der Effecten 


‚392 ‚Vorbereitung zur Auswanderung, 


nach ſich zieht, auch bisher vielfach Klagen über die über- 
‚England befchafften Auswanderer: ‚Expeditionen eingelaufen 
find, fo warnen wir por biejem Wege. 

In Bremen befteht," gleihwie in Hamburg, eine 
Behörde, welche vor Abgang eines jeden Auswanderer- 
ſchiffes fih von der Seetüchtigfeit deffelben und von der 
genügenden Duantität und der Güte des Proviants und 
des Trinkwaſſers, fowie Davon zu überzeugen bat, daß den 
Paffagieren der geſetzlich vorgeſchriebene Raum gewährt 
wird 

Die von den Herten! C. A. Heineden & Comp,, 
Fr.W. Bödecker jun. (H.N. Heineckens Nachfolger), Carl 
Pokranz & Comp. Lüdering & Comp., W. Schra— 
der, Heydorn,& Comp., MWicelbaufen & Comp., 
J. 9. Bufhmann, Carl Traub und 2. E. Icon 
erpedirten Auswandererfchiffe, auf denen in Bezug auf die 
Beköſtigung der Zwifchendeds - Paffagiere, Ordnung am 
Bord u. f. w. im Wefentlichen diefelben Beftimmungen 
berrfchen, welche in den unter „Hamburg“ angeführten 
Berhaltungsregeln enthalten find, haben gegenwärtig un— 
gefähr folgende Zwiſchendecks-Paſſagierpreiſe: 

Nach New-Horf, Yhiladelphia und Baltimore für Per- 
fonen über 10 Jahre alt 31, für Kinder unter 10 Jahre 
alt 26 Rthlr. Louisd'or; nad Duebed für Erwachſene 33, 
für Kinder unter 10 J. 28 Rthlr. Louisd'or.z nad Charz- 
leston für Erwachſene 35, für Kinder unter 10 5, 30 
Rthlr. Lsd'or.; nach New-Drleans für Erwachſene 35, für 
Kinder unfer 10 3. 30 Rthlr. Lsd’or.; nach Galveston 
für Erwachfene 36, für Kinder unter 10%. 31 Rthlr. Lsd'or.; 
nah San Francisco für Erwachſene 150, für Kinder unter 
10 3. 100 Rthlr. HORIOR Säuglinge unter 1 Jahre find 
paflagefrei. 

Auch in Bremen tönnen mehrere ſich vereinigende 
‚DZwifchendeds » Paflagiere, bei zeitiger Anmeldung, gegen 


Vorbereitung Zur Auswanderung, 393 


eine billige Vergütung von 5 bis 8 Rthlr. Louisd’or nad 
allen Oſthäfen, und für eine verhältnigmäßige Aufzahlung 
auf den Zwifchendedspreis nad) San Francisco einen durch 
eine Bretterwand vom Zwifchendede abgefchiedenen Raum 
(steerage)* erhalten, - 

Gafütenpaffagiere nad den Oſthäfen Nord-Amerifa’s 
zahlen bei freier Beföftigung, in der Regel dag Doppelte 
bes Zwiſchendecks-Paſſagierpreiſes; nah San Francisco 
250 Rthlr. Louisd’or. 

Bon Bremen gebt am 15. eines jeden Monats eing 
der Dampffchiffe „Waſhington“ und „Herrmann“ nad) ' 
Nemw-Norf, welche durch die Herren C. A. Heineden & Comp. 
dafelbft erpedirt werben. Die Pafjagepreife find: im Salon 
190 Rthlre Louisd'or; in der Gafütg unter dem Salon 
160 Rthlr. Lsdor. An Gepäd haben die Paffagiere des 
Salons und der I. Cajüte 20 Eubiffuß frachtfrei; Kine 
der unter 12 Jahren zahlen die Hälfte der Paffage und 
Domeftifen 100 Rthlr. Lsd'or., bei 10. Cubikfuß fracht⸗ 
freiem Gepäck. Der Paſſagepreis in der II. Cajüte, bei 
10 Cubikfuß Gepäck frachtfrei, iſt 100 Rthlr Lsd'or., für 
Kinder unter 12 J., bei 15 Cubikfuß freiem Gepäck, die 
Hälfte. Ueberfracht 25 Dollars pro 40 Cubikfuß. Der 
Andrang von Neifenden zu diefen Dampffchiffen macht e8 
nöthig, daß Auswanderer ſich mindeftens zwei Monate vor 
dem Abfahrtstage die nöthige Anzahl von Plätzen auf 
denſelben fichern, 

Bremen zeichnet fich Durch das in Brenerhten erriche 
tete, einen Flächenraum von 3000 Duadratfuß bedeckende 
und für 2 bis 3000 Perfonen Raum bietende Auswanderer: 
Hofpiz vortheilhaft vor allen anderen Einfchiffungshäfen 
aus. Die bier folgende „Hausordnung, die „Verpfle— 
gungsvorſchriften“ und die amtliche „Bekanntmachung“ über ' 
den Preis der Beföftigung ꝛc. in dem Hofpiz werden das 
befte Bild von dem mwohlthätigen Inſtitute geben. 


394 Vorbereitung zur Auswanderung. 


‚Hausordnung. 


Zur Bequemlichfeit der Neifenden und Erhaltung der 
nothwendigen Ordnung im Haufe gelten folgende, nur 
das Wohlbefinden der Gefammtheit der Bewohner be- 
zweckende Vorſchriften: 

1. Beim erſten Eintritte in das Haus meldet ſich 
jeder Reiſende mit ſeiner Aufnahmekarte zunächſt beim 
Oberſchaffner, welcher ihm Zimmer und Lagerſtätte an— 
weiſet und Logismarke aushändigt, dann beim Gepäckmeiſter, 
welchem Zahl, Beſchaffenheit und Bezeichnung der Gepäck— 
ſtücke aufgegeben und letztere ſelbſt übergeben werden. 

Beim Transport des Gepäcks in den Lagerraum haben 
die Eigenthümer Hülfe zu leiſten. Sie erhalten bei der 
Ablieferung deſſelben einen Gegenſchein, deſſen Nummer mit 
der auf dem Gepäckſtück ſelbſt befindlichen übereinſtimmt. 
Derfelbe ift zur Eintragung dem Oberſchaffner vorzuzeigen. 

Alle Waffen werden demfelben abgeliefert; Pulver 
und Reibzündhölzer in einem befonderen Raume verwahrt. 
Auf den Wohnzimmern werden diefe Sachen nicht geduldet. 
Die Reifenden behalten vielmehr nur die Kleidungsftüde 
und Sachen bei fih, die fie zum täglichen Bedarf und 
fofortigen Gebrauch nicht entbehren können, und oben auf 
den Schlafftellen untergebradht werden. In Betreff. der 
Effeeten übernimmt der Unternehmer nur die Verpflichtung, 
die ihm übergebenen Saden fo forgfältig wie feine 
eigenen zu verwahren. Der Oberfchaffner ertheilt über 
den Empfang folder Sachen einen Schein. 

2. Ueber jedes Wohnzimmer und dazu gehöriges Wafch- 
Local ift ein Schaffner gefest, der für Aufrechthaltung 
der Hausordnung verantwortlich ift. Er forgt für Erleuch— 
tung, Lüftung, Heizung und für Austheilung der Speifen. 
Beſchwerden find zunächft bei ihm, dann bei dem Ober— 


Vorbereitung zur Auswanderung. — 395 


ſchaffner anzubringen. Bei Reinigung der Zimmer und 
Waſchlocale leiſten ihm die Bewohner Hülfe. Auf Erhal- 
tung der Ruhe, Ordnung und Reinlichkeit im Hauſe 
und feiner Umgebung wird beſtens gehalten. 

3. Auf den verfchiedenen Wohnzimmern ift nur den 
Reifenden der Aufenthalt geftattet, welche darin aufgenom= 
men find, Für Abtritte ift an der hinteren Seite des 
Haufes geforgt, für Nothfälle in der Nacht ift auf 
jedem Wafchzimmer eine befondere Einrichtung, deren Rei— 
nigung am folgenden Morgen den Bewohnern des Zim- 
mers obliegt. Jede Befriedigung eines großen oder Fleinen 
Bedürfniffes an einer andern Stelle des Haufes oder feiner 
Umgebung, jede Verunreinigung im oder am Haufe muß 
vermieden werden, _* 

4. Kranken wird auf Meldung beim Oberfchaffner 
bie Hülfe des Hausarztes und erforderlihen Falls Auf- 
nahme im Hofpital gewährt und für ihre Pflege geforgt. 
Sie haben nur Arzt und Mediein zu vergüten, wenn nicht 
etwa der Expedient des Schiffes auch diefe Koften zu be= 
zahlen hat. 

5. Die Capelle des Haufes ift zum Gottesdienft eins 
gerichtet, welcher nach Umftänden, jedenfalls aber Sonn- 
tags, durch den apellprediger, dem: überhaupt die Seel- 
forge des Haufes obliegt, abgehalten wird. 

6. Trinfgelder dürfen von feinem Bedienfteten des 
Haufes, bei Strafe fofortiger Entlaffung , gefordert oder 
angensmmen werben. 


Bernfleannnös ortheitten. 


7. Die Auswanderer finden für den tarmäßigen Preis 
im Haufe, ein der Schiffseinrichtung angepaßtes Unterfoms 
men, Schlafftelle und ausreichende Beköſtigung. Für die 
Betteinrichtung, Eher und Trinfgefhirre und Geräthe hat 
jeder Auswanderer felbft zu forgen. Die letzteren können 


396 wordetetune zur Auswanderung. 


nach gemachtem Gebrauche fofort in dem Waſchhauſe ge- 
reinigt werben. 

8, Zur Reinigung des Körpers ift bei jedem Wohn⸗ 
zimmer ein Waſchlocal und für die Waͤſche ein Waſchhaus 
eingerichtet, welches ausfchließfich dazu beftimmt if. In 
den Wohnzimmern darf diefe Neinigung nicht vorgenom⸗ 
men werden. Jeder Reiſende wird erſucht, falls unreine 
Perſonen in einem Saale mit ihm ſich aufhalten, ſolches 
‚ ‚dem Oberfohaffner oder Wärter des Saales anzuzeigen. 

9 Zum Frühſtück, welches aus Kaffee, Brod und 
Butter befteht und um 74 Uhr Morgens angerichtet wird, 
zum Mittagseffen um 12 Uhr, zum Abendbrod, aus Thee, 
Brod und Butter beftehend, um 7 Uhr Abends, wird das_ 
Zeichen mit der Dampfpfeife gegeben." Bei befestem Haufe 
wird die Verpflegung nad) der von den Schaffnern ange- 
gebenen, täglich wechfelnden Ordnung der einzelnen Zim— 
mer empfangen. Die Portionen werden in dem zur Aus— 
theilung beftimmten Raume nur gegen Vorzeigung der 
Logismarfe in die dazu von den Auswanderern bereit zu 
haltenden Geſchirre verabreicht, Das Effen darf nur in 
den Wohnzimmern verzehrt werden. — Nady erfolgter 
Sättigung wird alles Mebrighbleibende ohne Ausnahme an 
den Schaffner abgeliefert. Es darf von den Bewohnern 
nichts zurücbehalten oder eigenmächtig darüber verfügt 
werben. 

10. Beim Berlaffen des Haufes empfangen die Aus— 
wanderer gegen Zurüdlieferung der Logismarfe und des 
Gegenfcheins ihr Gepäck zurüd, 

Bremerhaven. 
Joh. Georg Claußen.“ 


„Auf das Geſuch des Herrn Joh. Georg Claußen, 
die vorſtehende Hausordnung des Auswandererhauſes in 
Bremerhafen, ſowie den auf 12 Groten per Tag und Kopf 


Vorbereitung zur Auswanderung. 397 


für die Logirung und Berpflegung und auf 2 Groten für 
den Transport der Effeeten angefegten Tarif zu genehmi- 
gen, wird von der unterzeichneten, mit der obrigfeitlichen 
Aufficht über die Auswanderungs =» Angelegenheiten beauf- 
tragten Commiffion des Senats hierdurch die nachgefuchte 
Genehmigung ertheilt. 

Die Commiffion hat mit diefer Genehmigung um fo 
weniger Anftand genommen, je mehr bei dem: regen Eifer 
und der befondern Sorgfalt, womit Herr Claußen bisher 
Schon bei, dieſem Unternehmen verfahren ift, erwartet wer- 
den Fann, daß derfelbe auf Abänderungen oder Ergänzungen, 
die etwa in der Erfahrung als zwedmäßig fich ergeben 
möchten, Bedacht nehmen wird. 

Bremen, den 18. April 1850. 
Die Infpection der Mäfler: 
(L. 8.) | D, Meier, J. H. Adami. 


Auswanderern, welchen Antwerpen als Einſchif— 
fungsplatz am gelegenſten liegt, empfehlen wir die am 
1. und 15. jeden Monats von den Herren Strecker, 
Klein & Stöck daſelbſt nach New-York, und, ſo oft es 
die Umſtände erfordern, im Frühjahre und Herbſte nach 
New-Orleans und anderen nordamerikaniſchen Seehäfen 
beförderten dreimaſtigen, gekupferten Poſtſchiffe. Die Her- 
ven Strecker, Klein & Stöck, welche von der Mehrzahl 
deutjcher Regierungen conceſſionirt und in faft allen Theilen 
Deutfchlands Durch Agenten vertreten find, zeichnen ſich 
durch Splidität und Neellität wor manchen ihrer Concur⸗ 
venten vortheilhaft aus, und laſſen in ihrer Bedienungs- 
weiſe nicht den in Antwerpen berrfchenden Mangel einer 
firengen obrigkeitlichen Beaufjichtigung des, Beförderungs- 
wejens vermifjen. Auswanderer können Durch theilweife Bor: 
ausbezahlung des Paffagepreifes, der gegenwärtig 50 Gul- 


398 Dorbereitung zur Auswanderung, 


den für Erwachſene und 40 Gulden für Kinder von 12 
Jahren und darüber für's Zwiſchendeck, einſchließlich Kopf— 
geld und ausſchließlich Beköſtigung, von Mainz oder Bin— 
gen, über Cöln und Antwerpen nad New-NYork beträgt, 
ſich ihre Schiffspläge im Voraus bei Herrn Dr. ©. Streder 
in Mainz, Hrn. Ant. Joſ. Klein in Bingen, Hrn. Sof. 
Stöck in Creuznach, oder einem der zahlreichen Agenten 
biefer Herren fihern, Bon Mainz oder Bingen fahren die 
Pafjagiere in einem Tage mit Dampfſchiffen nach Cöln, 
und von bort in einem Tage auf der Eifenbahn nad) Ant- 
werpen, für welche Neife nichts zu bezahlen und während 
welcher, den Aufenthalt in Cöln ausgenommen, die Bekö— 
fligung frei if. Auch 2 Gentner Gepäd werden foftenfrei 
von Mainz oder Bingen bis an Bord des Schiffes in Ant- 
werpen befördert, Findet die Abfahrt des im Paffageron- 
traete benannten Schiffes nicht am fefigefegten Tage ftatt, 
fo werden bie Paflagiere auf Koften der Gefellichaft beher- 
bergt und beföftigt, oder empfangen eine fie entfchädigende 
baare Vergütung. Für den auf der Geereife nöthigen 
Proviant hat jeder Paffagier felbft zu forgen, und muß 
derfelbe für Perfonen über 12: Jahre aus Folgenden, 
für Kinder in verhältnigmäßigen Quantitäten beftehen: 
Zur Reife nah New-York aus: 
50 Pfund Schiffszwiebad, 
135 „ Kartoffeln, 
44 Kochſpeiſen, nämlich: Mehl, Reis, 
Gerſte, Nudeln, Erbſen, Bohnen, Linſen ꝛc. 
73 Pfund geräuchertem Schinken, 
6 „ Butter oder Schmalz, 
2 NS 
1 Maas Weineffig. 
Zur Reife nah New-Drieans, Charleston ꝛc. aus: 
60 Pfund Schiffszwiebad, 
135 ° ,„ Kartoffeln, 


Borberceitung zur Auswanderung, 399 


HE... 50 Pfund Kochſpeiſen, nämlid: Mehl, Reis, 
Gerfte, Nudeln, Erbfen, Bohnen, Linfen ꝛc. 
12 Pfund geräudertem Schinken, 
6 ,„ Butter oder Schmalz, 
2 iur Ba, 
1 Maas Weineffig. / ; | 
Auswanderer, welche nicht felbft den Einkauf des 
nöthigen Seeproviants beforgen wollen, erhalten ihn für 
die Reife nah New-York für Erwachſene zu 21 fl,, für 
Kinder von 8 bis 12 Zahren zu 15 fl, 45 fr., für Kinder 
von 1 bis 8 Jahren zu 10 fl, 30 fr,, und für die Reife 
nad New-Drleans zu 25 fl. 40 fr., 19 fl. 15 fr. und 12 fl. 
80 fr, von den Herren Streder, Klein und Stöd geliefert. 
' Rotterdam wird von den genannten Häfen am 
wenigften yon bdeutfchen Auswanderern zur Einfhiffung 
nad Nord-Amerifa benust, was feinen Grund in der dort 
berrichenden ſchlaffen Controlle des Paffagierbeförderungs- 
weſens und den daraus häufig entftandenen Klagen hat, 
Wer jedoch aus befonderen Urfachen in Rotterdam an 
Bord geben will, wo die Preife immer mit denen von 
Antwerpen gleihen Schritt zu halten pflegen, dem em— 
pfehlen wir, fih an das Haus Wamberfie & Croos— 
wyk in Rotterdam zu wenden, welches allmonatlich zwei big 
drei Mal Schiffe nah New-York, Baltimore und Bofton, 
und im Frühjahre und Herbfte nad New-Orleans be- 
fördert, , 

Solchen Auswanderern, deren Heimathsort der fran— 
zöftihen Grenze nahe oder von ihr nicht weiter entfernt 
liegt, als von den norddeutſchen, belgiſchen und holländi- 
hen Häfen, ift Havre ganz befonders zu empfehlen. 
Diefer Hafen hat vor Hamburg, Bremen, Antwerpen und 
Rotterdam die beiden großen Vorzüge, daß das Auslaufen 
der Schiffe aus ihm nicht fo fhwierig, als aus jenen ift 
und daß er faft am Ende des Canals yon la Mande 


400 Vorbereitung zur Augwanderung. 


liegt, und fo die, von den ebengenannten Häfen aus oft - 
ſehr langwierige, oft aud gefährliche Fahrt durch die 
Straße von Calais und durch einen großen Theil des 
Ganald von la Manche vermieden, die Reife daher bedeus 
tend verfürzt, weniger befchwerlich und gefahrvoll gemacht 
wird, Die von Herren Wafhington Finlay in Mainz, 
durch jein Haus die Herren W. Finlay u. Comp, in Hapre 
am 8., 18. und 28, jeden Monats nad) New-NYork, all 
monatlich ein Mal nad Philadelphia und im Frübjahre 
und Herbft auch nad New-Drleans und anderen nord» 
amerifanifchen Häfen. expedirten, amerifanifchen, gefupferten 
Dreimafterfchiffe zeichnen ſich durch hohes, Iuftiges Zwifchen- 
bed, jolide Bauart und unübertrefflihe Führung vor faft 
allen übrigen Auswandererfchiffen rühmlichſt aus, und der 
Herr Erpedient hat den ſich erworbenen Ruf eines foliden, 
um das Wohl der Auswanderer väterlich beforgten Man— 
nes fo. feft begründet, daß wir jedem den Weg über Havre 
wählenden Auswanderer rathen, fih an Heern W; Finlay 
zu. wenden, Die in Mainz befindliche, durch Agenturen 
in. ganz Deutichland vertretene General» Agentur des 
Herrn W. Finlay übernimmt die Beförderung von Paſſa— 
gieren yon jedem beliebigen Stationsplage am Rhein, über 
Havre nad New-Yorf * New— Drdeups unter folgenden 
Bedingungen: 

Feder von Herrn W. Sintag, oder einem feiner Agenten 
engagirte Zwifchendedspaffagier erhält feinen Plag auf dem 
dritten Plage (Vorcajüte) der rheiniſchen Dampfſchiffe und 
bat 2 Genter Reifegepäd für jeden Erwachfenen und einen 
Genter für jedes Kind: über 1 und unter 10 Jahren frei, 
Die Beförderung von den Rheinftationen kann auf zweierlei 
Weiſe geſchehen; entweder über Rotterdam nad Havre 
vermittelft der wöchentlich von dieſem Plage dahin abfah— 
renden: Dampfpadetichiffe, oder mit der Eifenbahn über 
Cöln und Paris: nach Havre. Auf beiden Wegen wird Die 


Vorbereitung zur Auswanderung. 401 


Reiſe in 3 bis 4 Tagen zurückgelegt, und iſt auf beiden 
Wegen dem Reiſenden das oben angegebene freie Reife: 
gepäck von 2, vefp. 1 Gentner bewilligt. Wer fih für 
einen der beiden Wege entfchieden hat, hat dem Agenten 
oder der General- Agentur in Mainz, nebft einem genauen 
Namens: und Altersverzeichniffe ſämmtlicher Perfonen, ein 
Draufgeld von 7 fl, für die Perfon franco einzufenden und - 
babei anzuzeigen, in welchem Monate er die Reife zu 
unternehmen gedenft. Gegen Einfendung diefes Drauf- 
geldes erhält der Auswanderer einen Schiffsvertrag, in 
welchem der Empfang des Draufgeldes befcheinigt iſt. 
Da der Agent bei dem Accordabſchluſſe nicht miffen 
fann, ob das Schiff, für welches der Auswanderer ein- 
gefchrieben zu fein wünſcht, nicht fchon ganz befest ift, fo 
behält er fich vor, ihm eine etwa 8 oder 14 Tage fpätere 
oder auch frühere Abfahrt aufgeben zu fünnen. Nachdem 
die Abfahrtstage genau angegeben find, hat der Auswan⸗ 
derer dem Agenten, nebft dem Veberfahrtsvertrage, die 
Hälfte des bedungenen Fahrpreifes franco einzufenden, um 
biefen Betrag im Vertrage zu bejcheinigen und die Ab- 
fahrtstage, an welche fireng zu halten ift, darin einzus 
tragen, Die reftirende andere Hälfte des Fahrgeldes kann 
vor Antritt der Reife, oder bei Beginn derfelben bezahlt 
werden. Bom Auswanderer verfchuldetes verfpätetes Eins 
treffen hat den Verluft feines Plages zur Folge, fo wie 
Herr Finlay hingegen für den Fall, daß der Auswanderer 
son den ihm bezeichneten Stationsplägen, fei ed Manns 
beim, Mainz ꝛc., in Rotterdam oder Havre nicht recht⸗ 
zeitig befördert werden ſollte, dieſem die contractliche Ent— 
ſchädigung von 42 fr, täglich für jeden Erwächſenen und 
28 fr. für jedes Kind über 1 und unter 10 Jahren zufichert. 
Die Generals Agentur in Mainz bat die Einrichtung ges 
troffen, daß jeder Auswanderer feine Effeeten vom Sta 
tionsplage bis Hapre, und yon Havre nad) den Bereinigten 
Nordamerifa, 26 


402 Vorbereitung zur Auswanderung. 


Staaten gegen Berluft für eine Prämie von 25, Procent 
vom Werthe verfihern fann, auch läßt fie ihre Paflagiere 
durch Conducteure von den Rheinftationen bis Havre 
begleiten, welche das Gepäck gegen Schein in Empfang 
nehmen und in Havre wieder ausliefern, fo daß ber 
Paſſagier auch auf diefer Reife nicht um dafjelbe beforgt 
zu fein braudt. Den Gondueteuren ift noch zur befon- 
beren Pflicht gemacht, jeden Paffagier mit Anftand zu 
behandeln, und ihm mit Rath und That an die Hand zu 
gehen, insbefondere aber darauf zu fehen, daß er an den 
P lägen, an welchen er ſich unterweges aufzuhalten ober 
zu übernachten hat, vor Prellereien in den Wirthshäufern 
gefhüst fei. In Havre müffen die Paffagiere nach ber 
Ankunft im Hafen fih mit ihren Effecten fogleich aus— 
fchiffen, und fönnen, wenn thunlich, fogleich an Bord des 
für ihre Ueberfahrt beftimmten Schiffes geben, ſich ein- 
richten und wohnen, jedoch nicht Fochen und rauchen, fo 
Yange baffelbe im Hafen liegt. Der Transport des Neifes 
gepädes unmittelbar vom Dampfboote auf das amerifa- 
nifhe Schiff, unter Auffiht der Douane, wird von den 
Herrn Wafhington Finlay u. Comp. in Havre Foftenfrei 
für die Reifenden beforgt. Im Falle der Auswanderer 
nicht rechtzeitig von Havre fortfommen follte, erhält er 
yon der Generals Agentur dafelbft fogleich die tägliche Ent- 
fhädigung von 42 fr, für Erwachſene und 28 fr, für 
Kinder über 1 und unter 10 Jahren, Der Auswanderer 
im Zwifchendede, in welchem die Baffagepreife von Manns 
heim, Mainz u.fw. nad New⸗-York gegenwärtig ungefähr 
65 fl, für Erwachſene und 50 fl, für Kinder von 1 bis 
10 Jahren betragen, erhält Bettftelfe und nöthigenfalls Apo— 
thefe, Plag in der Küche zum Kochen, füßes Waſſer, Hol; 
und Licht, und ift bei Ankunft in Amerika frei von Entrich— 
tung des Spital- oder Armen-, fogenannten Kopfgeldes, da 
ſolches im Vertrage inbegriffen ift. Die Paffagepreife nach 


Vorbereitung zue Auswanderung, 403 


Nem> Orleans find in der Regel um ein Sechstel höher 
als die nad) New⸗-Orleans. Die Auswanderer haben ihre _ 
Lebensmittel zur Ueberfahrt in Havre in guter Dualität, 
fammt den dazu nöthigen Säden, Gefäßen und Koch— 
geichirren, felbft zu fielen. Die nothwendigften Lebensmittel 
beftehen für die Reife nad New-York für Perfonen von 
über 6 Jahren in: 
40 Pfund Zwiebad, A Pfund Butter, 
75 14 „  Scinfensd. Rauchfleifch, 
5 u Mehl, 2.9. Gl, 
1 Hectoliter oder 140 - „ Kartoffeln oder 30 Pfund 

Hülfenfrüchten und 2 Litres Effig;} 

‘die für die Reife nad New-Orleans beftehen für Per- 
fonen über 6 Jahren in 10 Pfd. Zwiebad und 4 Hecto- 
Yiter Kartoffeln mehr, Für Kinder über 1 und unter 
6 Jahren ift die Hälfte diefes Proviants zu ftellen. Diefe 
‚Lebensmittel hat jeder Paſſagier, falls er folche nicht con- 
fractlich bedungen haben follte, vor der Abfahrt des Schiffes 
son Havre aufzumeifen, widrigenfalls er yon dem Schiffe 
zurüdgewiefen wird und feinen Platz auf demfelben verliert. 
Die Ueberfahrt in der Cajüte, mit elegantem Salon, be- 
quemen Schlafeabinets, trefflicher, freier Beföftigung und 
äußerft aufmerffamer Bedienung, wird gegenwärtig durch 
Herrn Finlay und feine Agenten für 400 Franes für die 
erwachfene Berfon nah New-York, für 500 Frances nad 
New⸗Orleans vermittelt, 

Auswanderer nad den öftlichen und mittleren Staaten 
yon Nordamerifa fchiffen fih am beften nad New-York, 
oder Quebec; ſolche nad den-norbweftlichen Staaten am 
beften nad) Duebee, oder ebenfalls nach New-York; bie 
jenigen, welde fih in den weftlichen oder ſüdweſtlichen 
Staaten anfiedeln wollen, nad New-Drleans ein, doc 
müffen Erftere zu folcher Zeit abreifen, daß fie nicht im 
November oder fpäter in New: Yorf oder Quebec Tanden, 

26* 


404 Dorbereitung zur Auswanderung, 


um welche Zeit die Seen und Flüffe gefroren und fie 
genöthigt find, ftatt der Wafferreife die theure Landreife 
in’s Innere zu machen; und Lestere müffen vermeiden, in 
der Zeit vom Juli bis November in New-Drleans zu 
landen, um nicht Gefahr zu laufen, bei ihrer Ankunft die 
Stadt vom gelben Fieber heimgefucht zu finden, für welches 
die von der Seereife angegriffenen Einwanderer beſonders 
empfänglich find, Für Auswanderer nah Teras ift der 
direete und daher bilfigfte Weg, wenn fie fih nad der 
Galveſton-Bai einfchiffen; oder, falls Feine oder nur 
ſchlechte Schiffsgelegenheit vorhanden fein follte, jo ſchlage 
man ben Weg über New-Orleans ein. Das gelbe Fieber 
bat fih zwar nur erft zwei Mal in den Hafenftäbten yon 
Texas gezeigt, da aber die Hige in denfelben im Sommer 
fehr ftarf, auch das Gallenfieber dort um diefe Zeit fehr 
häufig ift, fo ift dem Auswanderer zu rathen, dahin im 
erften Frühjahre, im Herbfte oder Winter von Europa 
abzureifen. | i 

Bor längeren Jahren fonnten Auswanderer ihre Meber- 
fahrt nad Nordamerifa der Art bedingen, daß fie den 
Preis derfelben nach ihrer Anfunft durch Arbeit abbezahl- 
ten, indem der fie pafjagefrei hinüberführende Gapitän fie 
dort auf gewiffe Zeit vermiethete, Diefem Unfug, der 
weiße Sclaven ſchuf, ift gefeslich gefteuert worden, fo daß 
auf folhe Bedingung hin Fein einziger Auswanderer mehr 
befördert wird.. Ueberhaupt find alle im Auslande ge- 
fchloffene, die perfönliche Freiheit des einen oder des andern 
Gontrahenten beihränfende Verträge in Norbamerifa null 
und nichtig. 

Sind alle anderen Vorbereitungen zur Reife getroffen 
und naht der Tag der Abreife heran, fo gehe der Aus- 
wanderer an eine Auswahl deffen, was er von feiner 
Habe mitnehmen oder was er vor der Abreife noch ver- 
faufen will, Es ift Jedem zu rathen, alle nach ſtädtiſcher 


Vorbereitung zur Auswanderung, 405 


Mode gefchnittenen Kleidungsftüde, auch wenn fie fchon 
ftarf abgetragen find, dann die nöthigen Betten (Matragen 
von Seegras oder Stroh find für die Seereife zweckmäßi— 
ger als Federbetten), Bettwäfche, Linnenzeug, Leicht trans— 
portables Koch-⸗ Haus- und Handwerfsgeräth mitzuneh- 
men, bei allen Sachen aber wohl zu erwägen, ob fie auch 
den Transport und die Umftände werth find, die fie auf 
der Reife verurfadhen. Die Betten werden am beften in 
Fäffern, oder in Säden transportirt, die auf der Land- 
und Seereife zu gebrauchenden Effeeten in einer beſon— 
dern, mit einem Schloffe verfehenen Kifte, und alle übrigen 
Effeeten in flarfen, hölzernen, mit Eiſenblech bejchlagenen, 
und auf zwei am Boden angenagelten, einen halben Zoll 
dien Leiften ruhenden Kiften transportirt, deren Dedel 
nicht über die Seitenwände bervorftehen. Alfe Kiften und 
Käften des Auswanderers müflen die Bezeichnung „Pafla= 
giergut” und den Namen des Beftimmungsortes auf der 
oberen Seite tragen, da fie, die mit den Neifebebürfniffen 
verfehene kleinere Kifte ausgenommen, welche der Zwiſchen⸗ 
deckspaſſagier bei fich behält, in den Schiffsraum — 
werden. 

Baarſchaften nimmt man am Vortheilhafteſten in eng- 
liſchem und franzöſiſchem Goldgeld mit, wobei wir auf 
die im erſten Abſchnitte dieſes Buches enthaltene Münz— 
tabelle verweiſen. Wer aber größere Summen mitzunehmen 
hat, deren Transport oder Ueberwachung läſtig fällt, der 
kaufe von einem ihm als ſolide und reell befannten Hand» 
lungshauſe einen auf ein im nordamerifanifchen Landungse 
bafen anfäßiges Handlungsbaus ausgeftellten Wechfel, Aus- 
wanderer, welche nicht in der Stadt, auf welche der von 
ihnen zu faufende Wechfel lauten foll, zu verweilen geden- 
fen, müffen den Wechfel nicht allein zahlbar „nad Sicht”, 
jondern, weil in Nordamerika alle, auch die „nad Sicht” 
ausgeftellten Wechfel erft nach Umfluß von drei Reſpit— 


406 Die Seereife, 


tagen bezahlt werden, „nad Sicht, ohne Reſpit“, oder, 
ift dev Wechfel in engliſcher Sprache geichrieben, »at sight 
without grace« außftellen laffen, worauf er gleich bei Vor⸗ 
zeigung bezahlt werden muß, fo daß Fein unnöthiger Auf- 
enthalt entfteht.. 

Für die Reife vom Heimathsorte des Auswanderers 
bis zum Einſchiffungshafen Taffen fih hier feine Vor— 
Ihriften und Rathſchläge ertheilen, weil faft jeder Wohnz - 
plas und jeder Hafen verfchiedene Anleitungen nöthig 
machen würde, Wir können hier nur den Rath geben, daß 
der Auswanderer feine Paflage, wenn möglich, bei einem 
ſolchen Agenten belegen möge, die, wie Hr. ©, Froebel, 
der Inhaber des Allgemeinen Auswanderungs- 
Bureaus in Rudolftadt, die von ihm engagirten Aus— 
wanderer felbft bis an Bord des Schiffes begleitet, oder 
yon einem Bevollmächtigten dahin begleiten läßt. 





Die Seereife. 


Bor Antritt der Seereife verforge fih der Zwifchen- 
deefspaflagier, außer mit dem Proviant, den er nad) Vor- 
fohrift aufweifen muß, falls nicht die Beföftigung vom 
Schiffe geliefert wird, mit einigem Ertra- Proviant, der 
ihm auf der See ftets fehr gut zu ftatten fommt. Ge: 
dörrtes Obſt, eingemachter Srucchtfaft, einige Drangen und 
Gitronen, haltbare, in den Hafenftädten zu befommende 
Milch, Effig, Wein und Branntwein, auch etwas Bouillon- 
fuchen und dergleichen gewähren dem an die fcharf gefal- 
zenen und geräucherten Fleifchfpeifen und überhaupt an 
die derbe Schiffsfoft nicht gewöhnten Reifenden mande 
angenehme Labung; Bier wird Teicht ſauer. Auch follte 
fein im Zwifchendeefe Reifender verfäumen, fih mit der 
Krankenheiler Zodfchwefelfeife, die in Hamburg bei Herrn 


Die Seereife, | 407 


J. Heimerdinger und faft überall in den Apothefen zu haben 
ift, zu verfehen, da diefe Seife ein fräftiges Präſervativ— 
und Heilmittel gegen die in manden Zwifchendeden vor—⸗ 
fommenden Sautausfchläge if. Zum Waſchen der Klei- 
dungsſtücke u. f. w. ift den Auswanderern bie in jeder 
Seeftadt zu befommende Seewalferfeife zu empfehlen, weil 
bie gewöhnliche Seife nur mit ſüßem Waffer zu gebrauchen 
ift und diefes auf Auswandererfhiffen nur zum Koden 
und Trinfen verabreicht wird, Leute, welde an Magen 
ſchwäche leiden und von ber Seefrankheit befallen zu wer- 
den fürchten, thun wohl, fih mit einigen Gläschen Hoff: 
mannfhen Extract zu verfehen, der bei Mandem als _ 
Präfervativ gegen die Seefranfheit gedient, bei Vielen den 
von der Geefranfheit angegriffenen Magen raſch wieder 
geftärkt hat. Ein zuverläffiges Mittel gegen die See— 
franfheit, die in mehr oder minder heftigem Erbrechen und 
Dumpfem Kopfichmerz befteht, übrigens feine nachtheilige 
Folgen auf die Gefundheit des davon Befallenen hinter: 
läßt, fondern auf Viele fehr wohlthätig wirft, giebt es 
nit. Das oft angerathene Faften hat fi ebenfowenig 
Dagegen bewährt, als das übermäßige Effen und Trinfenz 
mit Zug und Recht kann man nur jedem Geereifenden 
rathen, ſich möglichft viel auf dem Berdede des Schiffes 
aufzuhalten, bei eintretendem Webelbefinden eine Tiegende 
Stellung und diefe, wenn möglich, in der Nähe des Mittel: 
maftes einzunehmen, wo die Bewegung des Schiffes am 
geringften ift; feine Süßigfeiten, fondern lieber fcharfe 
Speifen und Getränfe zu genießen, durch eröffnende Pillen 
für regelmäßige Leibesöffnung zu förgen, und, wenn alle 
Borficht vergebens, in ftiller Ergebung dem Meere fein 
Opfer zu bringen. Iſt die Krankheit überflanden, was 
in der Negel in einigen Tagen der Fall ift, fo ehrt fie 
felten auf derfelben Reife noch einmal wieder, Paffagiere, 
welche von Beginn der Reife bis zum Schluß derfelben 


A08 Die Seerecife, 


feefranf. waren, find faft ohne Ausnahme felbft Schuld 
daran, weil fie den Aufenthalt im dumpfigen Zwiſchendecke 
dem in freier Luft auf dem Verdecke des Schiffes vor— 
zogen und ſich durch Unreinlichfeit felbft frank machten. 
Zur Bermeidung der Seefranfheit, wie zur Erhaltung 
der Gefundheit überhaupt, ift häufiges Wechfeln der Leib- 
und Bettwäfche, Neinigen der Kleider, Waſchen und Ba— 
den des Körpers, Lüften der Betten und Bewegung auf 
dem Verdecke, wo der Raum vom Bugipriet bis zum 
Hauptmafte für die Zwiſchendeckspaſſagiere, der übrige aus- 
ſchließlich für die Schiffsofficiere und die Cajütenpaflagiere 
beftimmt ift, nicht genug zu empfehlen, Auf der Seereije 
find die ſchlechteſten, natürlich aber reinlichen, Kleider für 
ben Zwiſchendeckspaſſagier gut genug, da beſſere Kleidungs— 
ſtücke durch Wind und Wetter, durch Theer und Farbe 
und durch manchen Riß und Fall doch nur verdorben wer- 
den. Aengftliche Reiſende haben oft ſchon Das. Gefährliche 
einer Seereife nach Amerifa geſchildert und in jedem fri- 
fchen Wind, den der Seemann mit Freuden begrüßt, einen 
verberblihen Sturm erblidtz Auswanderer follten. fi 
durch ſolche Hafenherzen nicht aus ihrer Gemüthsruhe 
bringen laſſen, fondern bedenfen, daß Reifen auf dem 
unermeßlichen Weltmeere, wo der Schiffer im Sturme 
einen großen Spielraum hat, weit weniger gefährlich find, 
als auf mandem Binnenfee, deſſen Ufer dem gebrechlichen 
Fahrzeuge jeden Augenblik Gefahr drohen, Der Aus 
wanderer halte feine Effecten am Bord, feine Schlafitelle 
im Zwiſchendecke und den Pla vor derfelben in Ordnung, 
fege fih in freundliches Einvernehmen mit der Schiffe: 
mannfchaft, helfe ihr, wo fte feiner Hülfe bedarf, beläftige 
fie nicht mit Fragen, wenn fie bei der Arbeit ift, und 
vertraue, nächſt Gott, der Gefchidlichfeit des die Leitung 
des Schiffes handhabenden Capitäns und feiner Leute, und 
er wird Teicht die Beſchwerden und Entbehrungen über- 


Die Landung in Mordamerika, 409 


winden, die mit jeder Zwiſchendecksreiſe unausbleiblic ver 
fnüpft find, | 





Die Landung in Nordamerifa. 


Beim Einlaufen in New-York oder einen andern. 
Hafen der Bereinigten Staaten wird jedes Auswanderer— 
fhiff vom Duarantäne-Arzt befuht, der fih von dem 
Gefundpeitszuftande der am Bord befindlihen Perfonen 
zu überzeugen und, je nach dem Befunde, das fofortige 
Landen oder eine Yängere oder Fürzere Quarantäne ans 
zuordnen hat, Es Tiegt alſo im Intereſſe der Paflagiere, 
durch ihre Außere, faubere Erfcheinung einen günftigen 
Eindrud auf den Arzt zu machen, um das Abhalten der 
Quarantäne ganz zu vermeiden, oder die Dauer derſelben 
möglihft abzufürzen. Das Reinigen des Zwifchendedeg, 
welches ſchon während der Reife den darin Einquartirten 
obliegt, haben fie daher vor der Anfunft des Arztes ganz 
befonders forgfältig zu verrichten, allen alten Plunder, 
wie Bettfiroh und dergleichen über Bord zu werfen, und 
frifhe Wäſche und Kleidung anzulegen. Dem Duarantänes 
beamten zunächft folgt ein Zollbeamter, der die Reiſe— 
effecten der Paflagiere entweder am Bord des Schiffes 
pifttirt, oder fie zur Bifitation nach dem Zollhausipeicher 
Ceustom-house-store) ſchaffen läßt, wo fi der Aus— 
wanderer zur angegebenen Stunde einzufinden und Kiften 
und Käften zur Durchficht zu Öffnen hat, Alle Haus-, Aderz, 
Handwerfs- und Küchengeräthe, alle Leib- und Bettwäfche 
und Kleider und fonftigen für den Gebraud des Einwan— 
dernden beftimmten Effeeten werden zollfrei in die Vereinigs 
ten Staaten hineingelaffen, fo auch Sämereien und lebende 
Pflanzen, aber alle Waaren find einer höheren oder niedri= 
geren Zollabgabe, und, verſucht man fie einzufhmuggeln 


410 Die Kandung in Mordamerike, 


(zu ſchwärzen), der Confiscation unterworfen, außer welcher 
den Schmuggler noch eine Strafe trifft. Gar viele Waaren 
werden in Amerifa aus Deutjchland bezogen und mit Bortheil 
verfauftz aber Diejenigen, welche biefen gemwinnbringenden 
Handel treiben, find Kaufleute, die die beften Einfaufs- 
quellen und die vortheilhafteften Abfaswege Fennen, An— 
ders ift Die Lage des mit Waaren landenden Einwande- 
vers; diefer ift fremd in Nordamerifa und doppelt fremd 
im dortigen Gefchäftsleben; er wird nur felten Die mitz - 
gebrachte Waare mit Bortheil an den Mann bringen kön— 
- nen, vielmehr in den meiften Fällen, und befonderg dann, 
wenn feine Caſſe ihn zu einem baldigen Verfauf zwingt, 
Schaden leiden. Folgt der Auswanderer jedoch dieſer 
unferer Warnung nicht, nimmt er Waaren auf Specula- 
tion mit hinüber, fo beherzige er doch wenigſtens unfern 
Rath, die mitgebrachten Waaren fofort zur Berzollung 
anzugeben, 

Außer den Duarantäne= und Zollbeamten, welche den 
ärmften Zwifchendedspaffagier mit einer Artigfeit behan- 
dein, die den meiften Deutfchen ungewohnt ift, nahen ſich 
dem Tandenden Einwanderer auch noch andere Leute, die 
fogenannten Runners, Mäfler und Agenten für Büreau’s 
zur Arbeitnachweifung, Beförderungsgefellfchaften und Gajt- 
bäufer, die dem deutfchen Landsmanne, — faft alle dieſe 
Schurken find Deutfche, — die unglaublihften Dienfte zu 
leiften verfprechen, ihm goldene Berge in Ausfiht ftellen, 
und ihn, haben fie ihn für fih gewonnen, auf die gewiflen- 
Injefte Weile um Hab und Gut bringen. Kein Einwans- 
derer fchenfe diefem Auswurfe der Deutfchen in Nord» 
amerifa Gehör, fondern gehe mit feinem Gepäde, oder 
wenn daffelbe im Zollhausfpeicher der Viſitation unter- 
worfen werben foll, ohne daffelbe, in ein dem Landungs- 
plage nahe gelegenes Wirthshaus, erfundige fi, was er 
dort für Nachtherberge, Frühſtück, Morgen- und Abend» 


Ankunft in der nordbamerikanifchen Bafenftadt. 411 


effen und für Aufbewahrung feines Gepädes pro 24 Stun- 
ben zu bezahlen Hat, und, tft er mit der Forderung des 
MWirthes zufrieden, fo Togire er fih bei ihm ein, Der 
gewöhnliche Preis Hiefür ift in den Gafthäufern dritten 
Ranges 4 bis-3, in denen zweiten Ranges 1, und in 
denen erften Ranges 1% bis 2 Doll, pro Tag, worin gei= 
flige Getränfe nicht inbegriffen find. Das Bezahlen von 
Trinkgeldern an die Kellner ift in Nordamerika nicht üblich, 

Als gute Gafthäufer dritten Ranges können wir 
empfehlen: 


Sn New-York: 


Stadt Hanau, Liberty-Str. Nr. 128, bei Win. Müller; 

Greenwih-Houfe, Greenwich⸗Str. Nr. 28, bei Fliedner & C.; 

Shafefpeare- Hötel, Ede von William- und Duane-Str,, 
bei E. Lievre. 


In Philadelphia: 
Stadt Mexiko, Coutes⸗Str. Nr. 105, bei A. Bleicher; 
Gaſthaus von H. Götz, Wallnut⸗Str. Nr. 49. 

In Baltimore: 


Shakeſpeare⸗Haus, Gayſtraße, kirche: der Zionsfirche, 
bei Krein; 

Napoleon-Haus, Ede der Ereter-Str., bei Schiebold ; 

Hanover⸗Houſe, Baltimore-Str, Nr. 464, bei Neeb, 


In New-Drleans: 
Gafthaus von H. Bronert, Bodras-Marft Nr. 2; 
Gafthaus von C. Wefe, Bodras-Marft Nr. 8, 
In Galvefton: 


Gaſthaus von Meyer & Dirkſen; beffer, aber auch etwas 
theurer 
Gaſthaus von Beißner. 





412 Inlandreite. 


Die Reiſe in's Innere von Nordamerika. 


Wer nicht in dem Landungshafen ſeinen Wohnſitz auf⸗ 
ſchlagen will, der verweile dort keinen Augenblick länger, 
als unumgänglich nothwendig iſt; Eiſenbahnen, Dampf— 
und Segelſchiffe bieten ihm faſt zu jeder Tagesſtunde die 
Gelegenheit, ſeine Reiſe, ſei es nach welchem Punkte der 
Vereinigten Staaten es wolle, fortzuſetzen. Da aber an 
Neueingewanderten, welche in's Innere des Landes reiſen 
wollen, häufig die ärgſten Prellereien und Betrügereien 
verübt werden, ſo wende ſich der Einwanderer wegen der 
Weiterbeförderung in New-York an Herrn Degreck, Agent 
der deutſchen Geſellſchaft, deren Geſchäftslocal Greenwich— 
Straße Nr. 95 liegt, und wo ihm unentgeltlich für die 
Reife, wie in jeder andern Hinfiht, Rath und Aufſchluß 
ertheilt wird. Noch rathfamer, weil in neuefter Zeit. viele 
unmiderlegte Befchwerden gegen die „deutſche Geſellſchaft“ 
in New-Yorf laut geworden find, ift es, daß ſich der Aus— 
wanderer an ben als Ehrenmann und tüdhtigen Gefchäfts- 
mann befannten Hrn. 9. A. Löſcher, Greenwicdh-Straße 
Nr, 74, in News York wende, yon deffen Gefchäftsbureau 
nicht allein die billigfte Beförderung von Einwanderern 
nach allen Theilen der Vereinigten Staaten beforgt wird, 
fondern wo auch Sedem, der eultivirtes oder uncultivirtes 
Land Faufen, eine Befhäftigung als Arbeiter, Handwerker, 
Künftler, Kaufmann oder in einem andern Face haben 
will, oder der eines Nechtsbeiftandes oder fonft irgend 
einer Auskunft, fei fie welcher Art fie wolle, bedarf, auf 
die zuvorfommendfte und reellſte Weife Beiftand geleiftet 
wird. Auswanderer, welche in Philadelphia landen, mel- 
den fih wegen Weiterbeförderung oder. um über irgend 
etwas Auskunft zu erhalten, am beften bei den Herren 
Harris & Tuffin, Sputh-Third-Strafe Nr. 12 u. 15; 
in Baltimore fünnen wir in dieſer Beziehung die Herren 


Aniandreile, Meilerauten, 413. 


D. Lech & Comp., Thames-Str, 24, oder C. Raine’s 
Nahmweifungs-Bureau, Baltimore» Str. Nr. 154, und in 
New-Drleans Hrn, James W. Burke, St. Charles-Str. 
Nr. 8, oder das Nachmeifungs-Bureau der deutſchen Ge- 
ſellſchaft, Touloufe-Str, N. 42, empfehlen. 

Auch auf der Inlandreife ift der Einwanderer man- 
chen Prellereien, namentlich Geldichindereien in den Gaft- 
bäufern der an den befuchteften Routen fiegenden Städte 
ausgefegtz er thut Daher wohl, feine Paffage von der Ha- 
fenftadt aus, unter Vermittelung einer der oben angeführten 
Herren oder eines Bureaus, gleich bis zu dem Punkte zu 
acesrdiren, wo er ſich niederzulaffen gedenkt, oder weniſtens 
bis in deffen nächfte Nähe. Die hauptfächlichften, den Ein- 
wanderer intereffirenden —— in den Vereinigten 
Staaten ſind folgende: 


Bon New⸗York nah: uebefsht pr 
Meilen Doll, Eid. Doll. Cts. 
Albany 150 per Dampfſchiff 1 — — 8 
Utica a u. Canal 1 50 — 50 
do. 260 „  „ u. Eifenbahfn 2 56 — 56 
Syracsufe 321 „ „u. Canal 2 — — 7 
do. 321 „ „u. Eiſenbahn 3 2° — 7 
Rocheſter 419 „ „ u. Canal 250 1 —' 
do. 419 ,, © Etfenbahn: 3°. 411-4: 50 
Buffalo 514 „ „u. Canal 2 7505 1 — 
do. 514 „u. Eiſenbahn 6 — 1 50 
Erie 604 Der Dampfidiff, Ganal | 
Cleveland zu und Dampfihif 4 50. 1 50 
Sandusfy — 
Toledo 814) per Dampfſchiff und | 
" Monroe 810, Eifenbahn 8” 50°. ‚19950 
Detroit 850 


Mackinaw 1145 
Milwaukee 1420 per Can. u. Dampfſch. 5 50 2 — 
Seutport 1AT7I per Dampfitif un 
outhport ı per Dampfſchiff un 
Chicago 15255 Eiſenbahn a, 90 2 


* 


414 | Anfandreife, Keilerouten. 


re r Ueberfracht per 
Don New⸗NYork nad: 100 Pfund, 
Meilen Doll. Eid, Doll. Gt, 


Walnut-Ereef 613. 
Junction 649 
Hartfort 656 
Greenville 667 Iper Dampfſchiff, 
Big⸗Bend 679! Erie⸗ u. Beaver⸗ 


Clarksville 684 Canal 6 — 1 
Sharon 7192| 
Pulaski 702 


Newcaſtle 715 
Adams Dam 735 
Beaver 750: 





Pittsburg 768\ per Dpfſch. Erie⸗ 6 50 1 75 
Gineinnati 117Alu. Beaver⸗C. u. 7 — 15 
Louisville 1308} per Damyfih. auf 8 — 1% 
St. Louis 1836| dem Ohiou, Mir 9 — 2 8 
Galena 2218) ſiſſippi. 102.75 .2 8 
Akron 42 5 25 —— 
Clinton 756 — 120 
Maſſillon 769 5 50, 1 60 
Zoar 787 5:00 

Roscoe 839 6 25) 
Dresden 855 6 50 

Newark 8801 per Dampfſchiff u. 6 757 1 68 
Zanesville — u. Ohio⸗Ca⸗6 75 

Hebron 889 nal. 6 75 
Waterloo 913 7.3225) 
Läancafter 918 RR 
Columbus 936 — CRER E20 
Circleville 937 24:75 
Chillicothe 960 1:78 
Portsmouth 1013 8 -505 
Serrysburg 823 4 7 1 © 
Dfego 835] per Dampffhifiu-s —) 1 
Deftance 872: Erie- u. Wabafr 5 50 165 
Antwerp 892 Canal, 5 12 
Fort Wayne 908! 6 — 


Anlandteile. _ Keiferouten, 


Bon New⸗York nad: 


St, Louis 1730 
Salena *. ° 2070 





bahn, 


Meilen Doll. 
Huntington 943 6 
Lagro 955 6 
Logansport 996 ſper Dampfſchiff u. 7 
Delphi 1018 Erie- u, Wabaſh⸗7 
Lafayette 1036 Canal. 68 
Attica 1062 8 
Covington 1076 8 
Maumee 823 4 
Waterville 830 5 
Providenre 840 5 
Napoleon 854 5 
Sindependence 868 5 
St. Marys 929 * Dampfſhif u, 6 
Berlin 943) Erie⸗ u. Miami: 6 
Pigua 966 Canal. 6 
Troy 975 6 
Dayton 9968 7 
Alerandersilfe 1004 7 
Middleton 1017 7 
Hamilton 1036 7 
Gineinnati 1064 per Dampfichiff, 8 
Louisville 11081 Erie-Ganal und 9 


Sandusfy-Eifen- 10 
12 


Ueberfracht per 

100 Bund, 
Cts. Doll. Gts, 
—* 18 
50.196 
50 
= Ber 
* 2:25 
5) 5% 
= 160° 
25 * 
25| 1 8 
1% 
50 04 
——— 
25 

DER 
50, 
50.2 3 
50 2 50 
50 2 80 
— By 


415 


Nach allen vorftehend aufgeführten Pläsen ift der Preis 
um 4 Doll, höher wie angegeben, fobald der Reifende flatt 
des Erie-Canals die Albany-Buffalo-Eiſenbahn benutzt. 
Veberfracht per 


Bon New-Yorf nad: 


Meilen D 


Philadelphia 90 
Neading 159 
Pottsville 190 
Lancaſter 162per Eiſenbahn 
Columbia 172 
Harrisburg 210 
Baltimore 187 


— —— 


100 Pf 
Cts. Doll, 


25 

25 

u 
25 


und, 
6:8, 


416 Anlandeeile, Yieilerauten, 


Bon New⸗York nad: Be 
Meilen ' Doll, Cis. Don. Ct. 
Lemwistown ı 270, per Eifenbahfn bis 8 — 13 
Hollydasyburg 344 | Harrishburg, pr 8 — 1 50 
Johnstown 380 Pennſylvania⸗Ca⸗8 — 2 
Pittsburg 482 nal, deſſ. Boote aff 9 — * 


Wheeling 370Strecken pr. Eiſe⸗50 2 s0 
Cineinnati 944) bahn fortgefchafft 10 50! 
Louisville 1078| werden, bis Pitts- 11 — 2 75 
Eyansvilfe 1280|] burg, und per 12 — * 
Paducah 1420 1 Dampfih.aufdem 12 5053 — 
St, Louis 1606 Ohiou. Miffiffippi 12 50 

Galena 1988" bis Galena. 14 — 3 50 

Alle angeführten Preife gelten für den zweiten Plas 
auf Schiffen wie auf Eifenbahnen, Die Pläße I. Elaffe 
find durchſchnittlich um die Hälfte theurer. Vorſtehende 
Preislifte fol nur dazu dienen, den Reifenden in den Stand 
zu ſetzen, feine Reifefoften ungefähr im Voraus beredj- 
nen zu fönnen; wir bemerfen ausprüdlih, dag das Zu- 
frieren der Candle und Seen im Winter, das faft gänz- 
lihe Berfiegen einiger Flüffe in heißen Sommern, oder 
das Berfchwinden oder Entftehen einer Goneurrenz-Dampf- 
Ichiff- oder Ganalbootkinie bald einen fteigernden, bald einen 
drüdenden Einfluß auf die Paffagepreife üben, deren Mit- 
telhöhe die angegebene if. Kinder unter 3 Jahren find 
paffagefrei, foldhe von 3 bis 10 Jahren zahlen die Hälfte, 
Auf den Canälen hat der Reifende 50, auf Dampficiffen 
und Eifenbahnen 100, auf der Albany-Buffalo-Eifenbahn 
150 Pfund Gepäck frei. 

Sn vorftehend verzeichneten, von New-York aus— 
gehenden Nouten find auch die von Philadelphia und 
Baltimore in’s Innere führenden Haupfrouten mit ent 
halten und die Entfernungen und Preiſe auf denjelben 
leicht zu erfehen, wir enthalten ung Daher jeder unnöthis 
gen Wiederholung derjelben. 





Anlandreile, Gafthäufer, | 417. 


Bon New-DOrleans nad) 
St. Louis 1103 M. per Dampfſchiff 44 100% Gepäd frei 


Louisville 1279 „ „oo 4$ desgl. 

Cincinnati 1439 „ DE | desgl. 

Pittsburg 1875 „ . 6$ desgl. 

Galveſton 0000 „ * 88 5 Cubikfuß Gepäck 
+ FE Fre 


Bon Galvefton nah Indian Point (Indianola) 
per Dampfichiff 4 Dollars, und 8 Cents pro Eubiffug 
Gepäd. 

Diefe Preife gelten für Verdecspaſſagiere, ohne Koſt; 
die Paſſage in der Kajüte, mit Beköſtigung, iſt um das 
Zwei⸗ und Dreifache theurer. 

Für Diejenigen, welche auf der Reiſe im Innern der 
Union in dieſer oder jener Stadt Halt machen, folgen hier 
einige Adreſſen von guten, billigen Gaſthöfen in den 
vorzüglichſten Haltplätzen: 

In Albany (NRew-York): Union⸗-Hall, bei G. Kreuder, 
Nr. 15, Montgomery-Straße, 
In Syracuſe New Jordi American-Hoötel, dem Bahn 
hofe gegenüber, 
In Oswego New: And): American-Hötel, am Marft- 
platze. 
In Buffalo (New-York): „Zum Vater Rhein,“ bei 
Tillmann, Erter-Straße, dem Bahnhofe gegenüber, 
Adler, bei H. Barthaus, Maidenlane. 
Darmftädter Hof, bei Schmidt, Marvin-Blods, Water: 
Straße. 
Sn Cleveland (Ohio): bei A. Bergthold, Nr, 85, 
Senera-Straße. 
Bei. ©, Steingäffer, Nr. 64, Water- Straße, E- 
In Cincinnati (Ohio): bei A, Mayer, Ede der John⸗ 
Straße, 
Birginia-Hötel, bei Hillmann, Front⸗Straße. 


Nordamerika. 27 


‚418 Anlandreile. Gafthäufer, 


Miami-Erchange, bei Drf, Eourt-Straße. 
Hambaher-Schloß, Kallenberg, Ede von Walmut- und 
\. 13-Straße. 
Sn Milwaukee (Wisconſin): Drei Bundesbrüder, bei 
9; Bünnenmader, Nr. 8, Marfet-Straße, 
Kölnifher Hof, bei Henk, Eaftwater-Straße, 
In Sheboygan (Wisconfin): bei Gröhe. 
Sn Detroit Midhigan): 3 Ward - Hötel, bei Gieß, 
Bruſh⸗Straße. 
In Chicago (Illinois): National-Houſe, bei Eifenmen- 
ger, Ede von Randolph- und Dearborn⸗Straße. 
Bei Hettrih, Clerk-Straße. 
Sn Belleville (Illinois): bei Siebert. 
In St, Louis (Miſſouri): Stadt Wien, bei Siebler, 
Nr. 100, Green:Straße, 

Friedrich- Haus, bei Werner, Nord⸗Second-Straße. 

Zum alten Frig, bei Brinfmann, Fifth-Straße. 

In Louis ville (Kentudy): St. Louis-Haus, bei Studt, 
Bullit-Straße, 

Bei D. Keften, Main-Straße.. 

Bei M. Herrmann, Bullit-Straße. 

In Pittsburg (Pennfslvanien): Cerro⸗Gordo⸗-Houſe, 
bei Seidenſticker, Smithfield - Straße. 

Sn Charleston (Süd-Carolina): Globe⸗Hotel, Dueen- 
Straße. 

Auf Routen, wo der Reifende nach Belieben Eifen- 
bahnen oder Canalbote benugen kann, rathen wir zu erfte- 
ren. Die Fahrt auf Canalboten ift zwar immer billiger, 
“als jede andere, fie geht aber fo langſam, daß der Paf- 
fagier das, was er an Fahrgeld erfpart, durch größere 
Zeche auf der länger währenden Neife und dadurch wie- 
der mehr als einbüßt, daß er auf Ganalböten weniger 
Gepäd frei hat. Wer deffenungeachtet die Canalfahrt wählt, 
der bedinge fich einen beftimmten Anfunftstag am Beftim- 


Anlandreife, Miederlaffung, - Maturalifation, 419 


mungsorte aus und ftelle fih dafür dadurch fiber, daß 
er nur einen Theil des Paffagegeldes zum Voraus be- 
zahlt; fonft läuft er Gefahr, daß der Schiffer, unter die- 
fem oder jenem Vorwande, unterweges anhält und nur 
durch Nachzahlung auf den einmal bedungenen Preis zur 
ununterbrochenen Fortfesung der Reife zu bewegen ift, 
Wenn Dampfbote oder Ganalbote auf ihrer Reife anları- 
den, um Holz einzunehmen oder um Paffagiere und Waa- 
ren aufzunehmen oder zu landen, fo Taffe fi der⸗Rei— 
fende nicht verführen, zu weite Spaziergänge am Ufer 
zu unternehmen und eile aufs erfte Läuten der Sciffe- 
glocke an Bord zurüdz denn nach dreimaligem, oft ſehr 
rafh auf einander folgendem Läuten fest fih. das Boot 
in Bewegung, unbefümmert darum, ob ein Paffagier zu- 
vüdgeblieben ift oder nicht. Auf den meiften Ganalboten 
und auf allen Flußdampffchiffen erhalten die Reifenden, 
als Quittung über ihr erlegtes Paffagegeld, Karten (tickets), 
bie ihnen,. wenn fie das Schiff verlaffen, wieder abgefor- 
dert werden. Wer beim Verlaffen des Schiffes Feine folche 
Karte vorzeigen fann, muß den ganzen Paffagepreis noch- 
mals erlegen, weil der Gapitän fih am Ende der. Reife 
unmöglich erinnern kann, welche von feinen Paffagieren 
bereits bezahlt haben und welche noch nicht. | 





Die Niederlafjung, 


Sft der Auswanderer am Ziele feiner Reife angelangt, 
und hat er in feinem Face: oder in einem andern Be— 
Ihäftigung als Gehilfe gefunden oder als Handwerfer, 
Kaufmann, Künftler, Lehrer, Seelforger, Arzt, Landmann 
oder ſonſtwie fein eigenes Gefchäft begründet, fo bewerbe 
er fih um das norbamerifaniihe Bürgerrecht, welches 

27°? 


4% Maturalifation, 


ihm, außer allen politifhen Rechten, Die der eingeborene 
Bürger befist, — die Anwartfchaft auf die Stelle des 
Gouverneurs oder Bire- Öpuverneurs eines der Einzel- 
ftaaten und die auf das Amt des Präfidenten oder Bice- 
Präfidenten der Union ausgenommen, — auch mandherlei 
andere Bortheile gewährt, und ihn namentlich in Erbſchafts— 
angelegenheiten vielen, nad) den von einander verfchiede- 
nen Gefegen der einzelnen Staaten verfchievenen Schwie- 
rigfeiten überhebt,. die dem Fremden in den Weg treten *). 
Wer Bürger werden will, hat biefe feine Abficht bei 
irgend einem Gerichtshofe durch Unterzeichnung einer Er- 
färung (filling the preliminary declaration) und durch die 
eidliche Berficherung zu erfennen zu geben, daß er fi 


. von ber Unterthansabhängigfeit zu ‚dem Oberhaupte fei- 


— 


nes Vaterlandes losſage und dagegen die Regierung der 
Vereinigten⸗Staaten als Oberhaupt anerkenne. Ueber dieſe 
Erklärung wird ihm für die Gebühr von 4 Dollar ein 
Anmeldefchein ausgeftellt, den er wohl aufzubewahren und 
ſ. 3, wenn er im Ganzen 5 Jahre lang ununterbrochen 
innerhalb der Grenzen der Union gelebt hat, und wenn 
davon 2 Fahre feit feiner Anmeldung zum Bürgermwerden 
verfloffen find, wieder am Gerichtshofe vorzuzeigen, dann 
den Bürgereid zu leiften und feinen Bürgerbrief (Certificate 
of naturalization) entgegenzunehmen hat. Wer Bürger 
der Vereinigten-Staaten ift, ift Dadurch auch zugleih Bür— 
ger jedes Einzelftantes des Bundes, in welchem er einen 
in einigen Staaten fürzeren, in anderen längeren Zeit- 
raum, der in unferer Befchreibung der einzelnen Staaten 
und Gebiete bei jedem angegeben ift, gelebt hat. , Nur 





*) Nur die Derfaffungen von Jowa und Wisconfin bejtimmen, 
daß nie durch ein Geſetz ein Unterfchied zwischen anfäffigen Bürgern 
und Fremden in Bezug auf Grundbeſitz und anderes Beſitzthum und 
Bererbung von Eigenthum gemacht werden fol. 


, Miederlaflung, Auswahl des Tandes. 421 


Bürger (eitizens) und in einigen Staaten auch Solche, 
welche ſich auf vorgefchriebene Weife um das Bürgerrecht 
beworben haben, wodurch fie aufhörten Fremde (aliens) 
zu fein und Inſaſſen (residents) wurden, find ſtimmbe— 
rechtigt. Nichtftimmberechtigte, welche fich das Stimmredt 
anmaßen, unterliegen ſchwerer Strafe, 

Jeder, er fei Fremder (alien), Inſaſſe Cresident) oder 
Bürger Ceitizen), darf fih an jedem ihm beliebigen Plage 
in Nordamerifa niederfaffen und mit Ausnahme der Ad- 
vofatie, zu der die Befähigung durch eine beftandene Prü— 
fung nachgewieſen fein muß, und der Schenk- oder Gaft- 
wirthſchaft, wozu es einer gerichtlichen Licenz bedarf, jedes 
Geſchäft betreiben, für das er fich befähigt hält und von 
dem er fih Nutzen verfprichtz; er kann daffelbe auch jeber- 
zeit ohne Weiteres wieder aufgeben und mit einem ande⸗ 
ren. vertaufchen. 





Auswahl des Landes. 


Bei der Wahl des Niederlaffungspunftes hat der Ein- 
wanderer vor Allem darauf zu fehen, daß fein Fünftiger 
Wohnfis in einer gefunden Gegend Tiege, daß gutes, im 
Sommer nicht verfiegendes Duellwaffer vorhanden , der 
Boden ergiebig, ein Markt für den Abfas feiner Producte 
in der Nähe und die Verbindung mit demfelben eine mög— 
lichſt Teichtewoder doch Teicht herzuftellende ſei. 

Die gefunde Lage des Landes muß der Einwanderer 
jelbft erforfchen und fih nicht auf die Ausfagen in der 
Nähe wohnender Leute verlaffen, da in Norbamerifa ein 
Jeder, den man fragt, in einer gefunden Gegend zu woh- 
. nen vorgiebt, auch wenn er alljährlih vom Fieber ge- 
ſchüttelt wird, Land, welches an austretenden Flüffen, 
in der Nähe ftehenden Waflers oder Tangfam fließender 


422 Auswahi des Landes. 


Bäche liegt, Sumpf- und niedriges Marſchland hat durch 
ſeine Ueppigkeit hon viele Einwanderer verleitet, ſich 
darauf niederzulaſſen, iſt aber in allen Theilen der Vereinig⸗ 
ten» Staaten ungefund. Häufig wird von Cinwanderern 
der Mißgriff gemacht, daß fie fi bei Befichtigung von 
Thalländereien im Sommer durch den niedrigen Wafler- 
ftand der diefelben durchfließenden Bäche und Flüffe täu- 
[hen laſſen und daffelbe in der guten Meinung faufen, 
dieſe Bäche und Flüffe fünnten nie ihre Ufer überfchrei- 
ten, Man befolge hierin das Berfahren des Amerifaners, 
der die am Wafler ftehenden Bäume unterfuht und an 
den Berfekungen, welche die Rinde derfelben von Treib- 
holz u. dergl. an fi trägt, und an dem in den Neften 
hängenden Schilf und Gras erfennt, wie hoch zu gewiſſen 
Zeiten das Waffer fleigt und wie weit ed dann dag um- 
liegende Land überſchwemmt. Als gefund, wenn auch von 
nicht fo üppigem Boden wie die Niederungen, kann man 
alles abwechſelnd in Hügeln und Thälern liegende Land 
anfehen, durch welches raſch fließende Bäche und Flüffe 
ſtrömen. Für fein Wohnhaus fuche der Anſiedler eine be— 
fonders hohe und freie Lage aus, und jehe darauf, dag 
wenn. feine über Kies oder Sand laufende Duelle in der 
Nähe fein follte, welche im Sommer frifches, Fühles, nicht 
verſiegendes Waffer Liefert, ein guter Brunnen. angelegt 
werden könne. 

Iſt der Anftedler über diefe beiden Punkte zufrieden 
‚geftellt, jo gehe, er an die nähere Prüfungeder Boden- 
beichaffenbeit, die er auf den eingerichteten Farms leicht an 
den eultivirten Feldern erfennen wird, Schwieriger ift 
dies bei uncultivirtem Lande, Der Boden gänzlich baum— 
loſer Prairien (Grasflähen), die fih fhon wegen Holz- 
mangel nicht zu Niederlaffungen eignen, wechfelt je nah 
der Lage in der Güte, Niedrige, feuchte Prairien haben 
meiftens guten, lehmigen Boden und find Schwer zum Ader- 


Auswahl des Wandeg, _ 423 


bau, beffer zur Viehzucht zu verwenden, Hoc gelegene, 
trockene Prairien, welche fandgemifchten, Ichwarzen Boden 
auf Lehmunterfage haben, auf welchem Musfeetgras, Has 
felnußgebüfch oder wilder Roggen wächſt, find fehr fruchte 
bar; ſolche aber, deren obere Erdfhicht auf Kies und Ge— 
völl lagert, welche allen Regen durchſickern laſſen, taugen 
nichts. Bei allen Prairien ift genau darauf zu achten, 
wie das dort befindliche Waſſer beichaffen tft, und ob man 
im Sommer feinen Mangel defjelben zu befürchten hat, 
Prairien mit weit auseinander fiehenden Bäumen bewachfen, 
oder mit feinen Baumgruppen überfäet, fogenannte Open 
ings, find zu Anfievelungen befonders deshalb zu empfeh- 
len, weil fie das dem Landmanne zum Bau feiner Gebäude, 
für den Heerd und zu Umzäunungen nöthige Holz liefern 
und zugleich weit leichter urbar zu machen find, als Wald» 
land. Dpenings, welche Fleine verfrüppelte Bäume tra- 
gen, haben ſchlechten, diejenigen, auf welchen ſchlanke Nuß- 
bäume oder Eichen wachfen, reichen, tiefen Boden, 

Die Unterfuhung des Waldbodens nach europäifcher 
Weife würde, wollte man auch die erforderliche Zeit darauf 
verwenden, in Nordamerifa Leicht zu Täufchungen führen; 
raſcher, einfacher und ficherer ift die amerikanische Weiſe. 
Der amerikanische Landmann fliegt mit großer Sicher- 
beit aus der Befchaffenheit der Bäume auf die des Bor 
deng, der fie trägt. Auf gutem, gemifchten, lockexen und 
kräftigen Boden, der für Getreidebau beſonders gut geeig— 
net iſt, wachſen hochſtämmige, ſchöne, vollentwickelte, harte 
Laubholzarten, wie Hickory und andere Nußbaumarten, 
Ahorn, Eichen, Buchen, Eiſenholz und hie und da auch 
Nadelhölzer, gemiſcht unter einander. Wälder, welche ganz 
aus einer einzigen Art von Laubholz beſtehen, haben einen 
Boden, der ſich nicht für jede Fruchtgattung eignet, weil 
ſeine Beſtandtheile vorwiegend aus Lehm oder Sand, oder 
Kalk- oder Kieſelerde beſtehen, oder aus einer fehr ein— 


A424 Auswahl des Wandeg, 


fahen Zuſammenſetzung. — SKlein= und dünnſtämmige 
Nadelholzmaldungen deuten auf mageren, hochſtämmige 
Nadelholzwaldungen auf etwas befferen, häufig fteinigen 
Sanbboden. Zäher, fefter Lehmboden trägt Weiden und 
Birken, feuchte Niederungen tragen Sycamoren, Qupelo- 
bäume, Ulmen und Linden; Sumpfländereien find mit Ee- 
dern, Schlinggewäcfen und hochaufgefchoffenen Stauden 
bewachfen. Wo Buchen allein oder nur mit der amerifa- 
nifhen Kaftanie und mit Fichten vermifcht vorkommen, 
darf man auf Fiefeligen, oft fehr fteinigen Boden fchließen. 

Eine große Menge von Anfiedlern begeht den Feh— 
Ver, fih, verlodt durch billige Landpreife und durch den 
Wunſch, eine recht große Farm zu befigen, in entlegenen 
Gegenden entlegener Staaten oder Gebiete anzufiedeln, 
wo fie Getreide und Vieh in Maffe ziehen, ihre Producte 
aber nur um, Spottpreife oder auf einem entfernt von 
ihrer Farm Tiegenden, alfo nur mit großen Koften zu er- 
reichenden Marfte verwerthen können. Solche Anfiedler 
bebauen alljährlich eine große Fläche Landes, mühen fid 
ab und erndten Früchte, welche faft werthlos find, wäh— 
rend Farmers angeftedelterer Gegenden auf einer Fleinen, 
aber theurer erfauften Fläche Landes weniger Produrte 
erndten, aber doch durch höhere Preife und durch billiges 
ren, weit leichteren Transport derfelben, einen größeren 
Gewing machen. Der Einwanderer Iaffe daher nicht außer 
Acht, fih fo anzufiedeln, daß entweder ein fchiffbarer 
Fluß in feiner Nähe, oder dag ein guter Marft in nicht 
allzu großer Entfernung gelegen iftz auch erforſche er, 
falls in der Umgebung des von ihm zum Ankauf auser- 
fehenen Landes viel uneultivirtes Land liegt, wer Die Des 
figer defjelben find, und hört er diefelben jeien mit dem— 
jelben fpeculirende Perfonen oder Compagnien, fo ziehe 
er weiter, denn dieſe Landfperulanten thun nichts für We— 
geanlagen und Berbefferungen. Je ifolirter die Lage einer 


Auswahl des Wahdes, Wandhauf, 4195 


Farm ift, defto entfernter Liegt fie auch von Schule und 
Kirhe, ein Nachtheil, den der Anſiedler nie unbeachtet 
laffen follte. 

Mit einem Worte, der Einwanderer prüfe den Punkt, 
den er fi zur Anfiedelung auserſehen hat, in jeder Hin- 
fiht auf's Genauefte, denn die gute oder fchlechte Lage 
und Befchaffenheit deffelben bedingt in der Regel fein und 
der GSeinigen ganzes Fünftiges Lebensglüd, und hat er ges 
prüft und gewählt, fo ſchreite er unter den nöthigen Vor— 
fihtsmaßregeln zum Landfaufe, 





Der Landfauf. " 


Der Einwanderer fann fih auf dem von ihm gepach— 
teten oder gefauften, geelaimten oder als Sauatter in 
Defig genommenen cultivirten oder uneultivirten Lande 
anbauen, ohne daß es einer Anzeige bei einer Behörde 
bedarf. Wie er fih aber beim Landfauf zu benehmen, 
bat, um vor Nachtheil und Betrug gefichert zu fein, wollen 
wir hier in Kürze mittheilen, 

In dem yon den „Staatslänbereien“ handelnden Ab- 
ſchnitte dieſes Buches haben wir bereits gezeigt, was der— 
jenige zu thun hat, der Gongrefland als Squatter be- 
wirthfchaften, elaimen, gegen Baarzahlung oder gegen 
Militärlandfcheine Faufen will; es erübrigt daher nur noch 
anzugeben, was bei Landfäufen von Privatperfonen zu 
beobachten ift. 

Haupterfordernig für den unantaftbaren Beſitz eines 
jeden Grundeigenthumes ift, daß der Befiser eine unbe- 
ftreitbare Befigurfunde Cindisputable title-deed) über daffelbe 
in Händen hat und daß diefelbe in dem Grundbuche des— 
jenigen County's, in welchem das Grundftüd liegt, eins 
getragen wurde, 


ee Candnaut⸗ 


Alle Landverkäufer, ſie ſeien wirkliche Beſitzer großer 
uneultivirter Ländereien (land-holders), ſogenannte Land— 
ſpeculanten Cland-speculators) oder Ackerbauer (larmers), 
haben, wenn ſie Land gegen baare Bezahlung verkaufen, 
dem Käufer ſogleich die Beſitzurkunde, welche vom Ver⸗ 
käufer und Käufer, und iſt Erſterer verheirathet, auch von 
feiner Frau unterſchrieben und beſiegelt ſein muß, und zus 
gleich eine vom Steuereinnehmer Ccollector) ausgeftellte 
Beicheinigung darüber in Gegenwart eines Richters (Justice), 
Bürgermeifterd (mayor) oder Negiftratord (recorder) zu 
übergeben, daß alle von dem betreffenden Grundftüde zu 
tragende, verfallene Abgaben (taxes) bezahlt find. Diefe 
Urfunde hat der Regiftrator zu fivemiren Canzuerfennen) 
und in das yon ihm geführte Grund= oder County-Buch 
einzutragen. Kein Anfiedler bezahle alfo das gefaufte Land 
eher, als bis er, unter Zuziehung ‚eines Rechtsanwaltes, 
fi vergemiffert hat, -daß das behandelte Land wirklich das 
in der Befigurfunde genau nach feinen Grenzen beſchrie— 
bene und das mit Feiner Abgaben- oder fonftigen. Schuld 
belaftete Eigenthbum des Berfäufers ift, und als bis Die 
Ueberlieferung in der angegebenen, allein geſetzlich bin- 
denden Form geſchah. Hat eine Ehefrau den von ihrem 
Manne ausgeftellten Kaufbrief nicht mit unterjchrieben, fo 
bat fie jederzeit auf ein Drittel des Kaufobjectes Anfprud, 
und find für ein Grundftüd Abgaben rüdftändig, fo haf— 
‚tet immer der jeweilige Befiger für diefelben, er mag zur 
Zeit der Steuerperiode Befiger gewejen fein oder nicht. 

Bei einiger Borficht kann fich der Käufer bier leicht 
vor Uebervortheilung ficher ftellen. Anders aber. ift es, 
wenn er Sand auf Gredit Fauft, in welchem Falle der Ber: 
fäufer, er fei wirklicher Befiger oder Landſpeculant, von 
welch’ Teteren weiter unten die Rede fein wird, bie Be- 
fisurfunde erft dann ausliefert, wenn die volle Kaufjumme 
bezahlt ift, und bis dahin mit dem Käufer nur einen Kauf: 


Kandhauf. i 427 


contraet abſchließt, der allerdings für beide contrahirende 
Theile gefeglih bindende Kraft hat, einen betrügerifchen 
Verkäufer aber doch nicht hindert, ohne Wiſſen des Käu- 
fers die Befigurfunde zu verpfänden oder zu verfaufen. 
Wenn wir nun das gewöhnlihe Treiben der nordameri- 
kaniſchen Landfpeeulanten fehildern, die der großen Mehr: 
zahl nach Deutfche, Schweizer und Franzofen find, fo wird 
dem Lefer zugleich auch die Gefahr Far werben, in die 
fi derjenige begiebt, der, fei es von Speculanten oder 
wirklichen Befigern, Land auf Credit fauft. 
Landſpeculanten Cland-speculators), nad) der nordames 
tifanifchen Bedeutung des Wortes, find einzelne Perfo- 
nen oder Compagnien, weldhe von einem Landbefiger 
(land-holder) ein gewiffes Duantum Land auf Credit und 
unter der Bedingung Faufen, daß fie die Kaufjumme in 
gewiffen Jahresraten zu bezahlen haben. Erfüllen fie die 
eingegangenen Zahlungsverbinblichfeiten, fo erhalten fie 
am legten Zahlungstermine die Befigurfunde ausgeliefert, 
erfüllen fie fie nicht, halten fie nur einen einzigen Zah— 
lungstermin nicht pünktlich ein, fo find alle etwa fhon 
geleifteten Abfchlagszahlungen verwirkt und der eigentliche * 
Defiser nimmt alles an die Speculanten auf Contract 
verfaufte Land wieder an fih. Hat ein folder Landfpe- 
eulant mit einem Landbefiger einen derartigen Contract 
abgejchlofien, jo erläßt er glänzende Beichreibungen über 
die Güte und günftige Lage des Landes, über das herr- 
liche Klima defjelben u. ſ. w. und ſucht Anfiedler dahin 
zu Ioden, denen er größere. oder Feinere Parzellen gegen 
baare oder theilweife baare Zahlung und theilweife auf 
Eredit verfauft. Diejenigen Anfiedler, welche baar bezah- 
len und das vorhin. über Ausftelung, Auslieferung und 
Eintragung der Befisurfunde Gefagte beobachten, erhalten 
den vom Landbefiger über die fpecielle Parzelle Land an 
den Landfperulanten und von diefem an den Anſiedler 


428 Kandhauf, 


ausgeftellten Raufbrief und Alfes ift in Drdnung; diejeni- 
gen aber, denen der Landfperulant einen Theil der Kauf- 
fumme crebditirte, laufen Gefahr, daß der Speeulant feine 
gegen ben eigentlichen DBefiger des Landes eingegangenen 
Verbindlichkeiten nicht erfüllt, und daß diefer dann alles 
an den Landfpeeulanten verfaufte, ihm aber noch nicht 
urkundlich übertragene Land und auch dasjenige, welches 
der Anfiedfer auf Eredit Faufte, und auf deffen Anbau er 
Geld und Mühe verwendete, wieder an fih nehme und 
ihn von Haus und Hof treibe, oder ihn nöthige, Das ge- 
faufte und ſchon theilweife bezahlte Land nochmals und 
zwar, weil es jest eultivirt ift, theurer als das erftemal 
faufe und bezahle, Wer alfo Land auf Eredit Fauft, hat 
doppelt Urfache, fih mit Beiziehurng eines Nechtögelehrten 
beim betreffenden Negiftrator zu erfundigen, ob der Ver⸗ 
fäufer Befiser oder Specufant iſt. Iſt der Verfäufer 
Speculant oder ift er Beftger und es macht Jemand aus 
irgend einem Grunde Eigenthumsanfprüde an das zum 
Berfaufe ausgebotene Land, fo denfe der Einwanderer nicht 
mehr an den Handel, ift der Verkäufer aber im unange- 
fochtenen Beſitze des zu erftehenden Landes, fo prüfe der 
Einwanderer, bevor er den über den Creditfauf abzufchlie- 
Benden Contract unterzeichnet, dieſen vorher in jedem ſei— 
ner Paragraphen. 

Die über auf Credit gefauftes Land airögeferkigten 
Eontracte lauten gewöhnlich folgendermaßen: 

„Diefer am..... Tage des Monats ....... im 
Jahre des Herrn 18... zwifchen A. B. C., als Berfäufer 
und D. E. F. als Käufer abgefchloffene Contract befräftigt 
und bezeugt, daß Erftgenannter, wenn Letztgenannter die 
weiter unten angeführten, Bedingungen erfüllt, fich für 
fich felbft, feine Erben, Ereeutoren und Adminiftratoren 
verpflichtet, dem genannten Herrn D. E. F., gegen die 
übliche Gebühr, eine gute und fihere Befigurfunde über 


Kandkauf, 429 


das Stück Land, welches wie folgt belegen ift, zu geben 
oder zu veranfaffen, daß ihm folche gegeben werde. 


(Hier folgt eine genaue Bezeichnung der Grenzen des ver- 
fauften Landes und feiner Größe nach angeftellter Bermeflung.) 


Der Käufer willigt durch dieſen Contract in ‚tolgenbe 


Bedingungen: 
1) weder diefen Contract, noch feine Rechte an demfel- 


ben oder an dem darin bezeichneten Lande, noch bie 
darin enthaltenen Berbindlichfeiten des Verkäufers 
gegen ihn, noch irgend einen, ihm aus demfelben 


‚erwachfenden Anfpruh oder Recht, ohne fchriftliche, 


auf diefem Contract zu bemerfende Erlaubniß des 
Berfäufers zu verkaufen oder zu übertragen; 


ps) das Land fogleih in Befts zu nehmen und es auf 


3) 


4) 


5) 


gute, landwirthſchaftliche Weife zu beftellen; wenig- 
ftendg 22.2...» Des Landes zu Zauns, Bau⸗ und 
Brennholz liegen zu laſſen; weder felbft oder durch 
Andere, ohne fehriftlihe Genehmigung des Verkäu— 
fers, anderes Holz darauf zu fällen, als folches, wel- 
ches zu Umzäunungen, Gebäuden, landwirthfchaftlichen 
Geräthen und zur Urbarmadhung des Bodens zu 
fällen nöthig iſt; 

alle jetzt auf dem Lande ruhenden und ſpäter etwa 
noch darauf zu legenden geſetzlichen Abgaben, ſowie 
die Koſten der Vermeſſung zu tragen; 

die über das Land führenden und ſpäter etwa noch 
darüber zu legenden öffentlichen Straßen zu geneh— 
migen; 

dem Verkäufer, feinen Erben, Executoren oder Ad-⸗ 
miniſtratoren dieſes Land zum Preiſe von ... Dollars 
für den Acre, im Ganzen alſo mit ..... Dollars, 
in 2... 0. gleichen, jährlichen Terminzahlungen, 
nebfi 2 # + +... Zinfen vom Hundert zu bezahlen, 
wovon bie erfte Zahlung am sv sen 18. und 


430. Kandhauf, 


der Reſt in den vier folgenden Jahren zu entrich- 

ten iſt. — ! 

Der Berfäufer geftattet dem Käufer das Land ale 
Pächter in Beſitz zu nehmen, und diefes Verhältniß eines 
Pächters zum Grundheren wird aud ferner zur beffern 
Sicherſtellung der in diefem Contracte beftimmten Zahlun- 
gen beibehalten, fo daß der Verfäufer alfe fälligen oder 
fällig werdenden Beträge durch Beichlagnahme oder auf 
andere Weife eintreiben kann, als wären fie fällige Pacht- 
zahlungen. Falls ferner der Käufer eine der hierin über- 
nommenen Verbindfichfeiten nicht erfüllen oder einer der 
feftgefesten Bedingungen zumider handeln follte, jo ift es 
- dem Verfäufer erlaubt, gegen den Käufer wie gegen einen 
Pächter zu verfahren, welcher länger als bebungen auf 
einem Pachtgute verbleibt, und darf Erfterer alsdann ohne 
gerichtlihes Einfchreiten, fogleich wieder unbedingten, und 
völligen Befts von dem. Lande nehmen und den Käufer 
mit feinen Effecten davon treiben, von welcher Zeit an 
der Berfäufer von jeder gefeglichen oder auf Billigfeit 
begründeten VBerbindlichfeit gegen den Käufer befreit, nicht 
verbunden ift, auf diefen Contract etwa fchon geleiftete 
Zahlungen wieder herauszugeben, und ohne Bergütung an 
den Käufer diefes Land wieder anderweitig verfaufen fann. 

Diefem zur Urfunde haben beide Theile diefen Con— 
tract mit ihrer eigenhändigen Unterſchrift fammt Siegel 


verfehen.” * 
(Folgen Ort, Tag, Jahr und die Unterſchriften.) 


Hat der Käufer fih auf dem County-office in der 
Gountyhauptftadt überzeugt oder Durch einen erfahrenen 
Rechtsgelehrten überzeugen laffen, daß der Verkäufer wirf- 
ih Beſitzer if, jo mag er ruhig einen wie vorſtehend an— 
gegeben Tautenden Contract unterzeichnen und vom Re— 
giftrator (recorder) den Abſchluß des Handelsim Countybuche 
verzeichnen laſſen. ft dies gefchehen und Hält der Käufer 


Wandhauf, .431 


bie eingegangenen Bedingungen pünktlich ein, fo muß ihm 
bei Erfegung der Testen Zahlungsrate die, Befigurfunde 
ausgeliefert werden. Sehr häufig fommt es vor, daß 


- Einwanderer Land auf Credit faufen, in der Hoffnung, 


mit dem Ertrage deffelben die eingegangenen Zahlungs: 
verbindlichfeiten erfüllen zu können. Die meiften dieſer 


Leute täufchen fich ſehr; denn wenn auch der Boden ergiebig 


und der Anfiebler fleißig ift, fo giebt es doch auf einer 
neu eingerichteten Farm in den erften paar Jahren immer 
fo viele und unerläßliche Ausgaben, an die man nicht gleich 
dachte, oder die Erndten fallen nicht fo reichlich aus, wie 
man vorher berechnete, daß die Zahlungstermine heran 
fommen und die fällige Summe nicht beifammen if. Es 
faufe daher niemand eine größere Fläche Landes, als er 
ficher ift bezahlen zu können; haben fich feine Umftände 
fpäter gebeffert und wünfcht er dann fein Gütchen zu vers 
größern, fo wird ſich Dazu immer noch Gelegenheit finden. 

Beim Landfauf auf Credit fommt es. nicht felten vor, 


daß der Berfäufer, außer den angeführten Bedingungen 


auch noch andere, den Käufer benachtheiligende, in den 
Contract fest. Sp 3. B. behalten ſich einige Verkäufer 
das Eigenthumsrecht auf alle im Boden befindlichen Erze 
und Mineralien, ſowie auch die Freiheit vor, ohne Ent- 
ſchädigung an den Käufer, zu jeder Zeit. Nachgrabungen 
danach anftellen zu dürfen. Kraft Diefer vorbehaltenen 
Rechte ſteht es alfo dem Berfäufer frei, wenn das Saat- 
feld des Käufers in fchönfter Fülle prangt, dort Nach— 
grabungen nad) vermutheten Erzen anftellen zu laſſen, und 
will der Käufer nicht ruinirt fein, fo muß er ſich mit dem 
Berfäufer abfinden. Andere Berfäufer ftellen die Bedingung, 
dag der Käufer fein Land oder einen Theil deffelben, auch 
wenn die Rauffumme fehon bei Heller und Pfennig erlegt 
ift, nicht ohne fchriftlihe Bewilligung des Berfäufers an 
eine andere Perfon verkaufen oder übertragen dürfe. Diefe 


432 Das Farmen, 


Bedingung wird in der Regel von foldhen Leuten geftellt, 
welche die Religion zum Deckmantel für ihre Speeulationen 
nehmen und den Zwang, den fie dem Käufer hiermit auferle- 
gen, damit rechtfertigen, daß fie räudige Schafe von der 
frommen Eoloniftenheerde fern halten wollen, Wer aber 
ſolche Bedingungen, wie die eben angeführten eingeht, der 
giebt fi ganz und gar der Willfür des Landesverfäufers 
Preis und wird über furz oder lang zu Grunde gehen. 





Das Farmen. 


Schwer ift es, dem Einwanderer darüber Rath zu 
ertheifen, ob er beffer daran thue, uncultivirtes Land oder 
ein fehon ganz oder theilweife cultivirtes Landgut (improved 
farm) zu kaufen. Für Einwanderer mit großer Familie 
und noch Fleinen Kindern, und beſonders für folche, welche 
an gewiffe Bequemlichfeiten des Lebens gewöhnt find, ift 
es ein befchwerlihes Unternehmen, fi im Wald oder auf 
der Prairie, weit von anderen Anftedelungen entfernt, 
anzubauen. Sp lange fein Wohnhaus erbaut ift, muß die 
Familie im ungewohnten Klima unter einem Zelte oder 
einer aus Baumrinde errichteten Hütte fampiren, nur 
nothdürftig vor Hige, Kälte und Näffe geſchützt; die Hülfe 
der. Rachbaren, wenn man meilenmweit entfernt Wohnende 
fo nennen darf, ift ſchwer zu erhalten, Lebensmittel müffen 
weit ber herbeigefchafft werden, kurz, die Familie liegt, 
auf fich jelbft befchränft, in der Wildniß allein. Bor einer 
ſolchen, von Bielen recht romantisch befchriebenen Anftedelung 
müſſen wir warnen, e8 ſei denn, daß eine größere Anzahl 
befreundeter Familien fi neben einander und unter gegen- 
feitigev Hülfeleiftung anſiedeln. Iſt uneultivirtes Land in 
ber Nähe cultivirter Farms zu Faufen, fo gewährt das 


Das Farmen, 433 


dem Käufer manden Bortheil. Der Einwanderer und 
feine Familie quartieren fich bei einem der zunächft woh— 
nenden Farmers ein und laſſen fih yon ihm gegen eine 
überall fehr billige Vergütung beföftigen, bis fie ihr eignes 
Haus erbaut und eingerichtet haben; fie. haben Rath und 
Hülfe zur Hand und find ficher, haben fie anders eine 
vernünftige Wahl getroffen, guten, unausgefogenen Boden 
zu befigen. Borfichtiger muß ſchon Derjenige zu Werke. 
gehen, der eine eultivirte Farm Faufen will, befonders 
wenn der Berfäufer ein Amerifaner ift, denn diefer — 
wir nehmen bier natürlich die beftbebaueten Gegenden der 
älteren Staaten aus — denft nicht an's Düngen, fondern 
baut ein Jahr wie das andere darauf los, und geht die 
Wirthſchaft fo nicht mehr, fo fucht er feine Farm zu ver- 
faufen, um an einer andern Stelle dieſelbe Wirthichaft 
nochmals anzufangen, Bodenbefchaffenheit, Lage, Preis 
und viele andere Umftände, die nur an Ort und Stelle 
zu würdigen find, fowie die pecuniären Berhältniffe und 
die Perfönlichfeit des Einwanderers fünnen allein die Ant- 
wort beftimmen, wenn gefragt wird, ob es befier fei, daß 
der deutſche Auswanderer ſich eultivirten oder uneultivir- 
ten Ländereien zuwende. 

Die folgende Befchreibung der Arbeiten des fich auf 
uneultivirtem Lande anftedelnden Einwanderers wird in 
ihrem legten Theile auch Demjenigen zur Richtſchnur dienen 
fönnen, der eine eultivirte Farm zu bewirtbfchaften gedenft, 

Die erfte Arbeit des fih auf uneultivirtem Wald— 
oder Prairieland niederlaffenden Anftedlers befteht im Er- 
bauen eines Wohnhaufes. Fit ein zweckmäßiger Plas 
für. das Wohnhaus im Walde ausgefucht, ſo werden Die 
auf demfelben ftehenden Bäume gefällt, Die geraden Stämme 
yon Hemlof, Hickory, Pine oder Eichen in der den vier 
Außenwänden des zu erbauenden Haufes entfprechenden 
Länge abgefägt, von den Zweigen befreit und in Form 

Nordamerifa. 28 


434 Das Farmen, 


der vier Außenwände jo aufeinander gelegt, daß die mit 
der Art eingeferbten Kopfenden in einander eingreifen und 
Stamm möglihft genau auf Stamm zu Tiegen kommt, 
Die vier unterften Baumftämme, auf welchen die übrigen 
ruhen ſollen, legt man auf Feldfteine oder Blöcke von 
dauerhaftem Holz, damit der Fußboden nicht auf den Erd- 
boden zu ruhen fommez hierauf wird ein Stamm nad 
dem andern aufgelegt, eingeferbt und eingelaffen und, mit 
Freilaffung der für die Fenfter, Thüren und den Kamin 
beftimmten Deffmungen, 10 bis 12 Fuß hoch aufgeführt, 
dann bie Lagerbalfen für den Dachfußboden von der Vorder— 
zur Hinterwand hinübergelegt und eingelaffen, die Dach— 
fparren aufgefest und endlich Dach und Giebel mit Brettern, 
erfteres oft auch noch mit Schindeln von Cedern- oder an 
derem leicht und gerade fpaltendem Nadelholz belegt, Iſt die 
vordere Außenwand eines folhen aus unbehauenen Baum- 
ſtämmen (logs) aufgeführten Haufes höher als die hintere, 
und bildet das Dad, eine einzige von porn nach hinten 
abfallende Fläche, wie das Dach einer Marftbude, fo wird 
es Log-shanty, fällt das Dad nad vorn und hinten ab, 
fo daß es in zwei ſchiefen Flächen in der Mitte des. Hau— 
fes zufammenftößt, Log-cabin oder Log-house und find 
die Außenwände bildenden Baumftämme behauen, Block- 
house genannt. 

Um das Eindringen der ungefunden Ausdünftung des 
Erdbodens durch den Fußboden -in die Räume des Haus 
ſes zu verhüten, ift e8 gut, die Grasnarbe und die Wur— 
zeln vom Bauplatze zu entfernen, dann Reifer und Holz 
auf demfelben zu verbrennen und endlich Aſche, Kohlen 
und trodnen Sand oder Kies darüber auszuftreuen, bevor 
man bie Stein= oder Holzunterlage zu den unterften Logs 
legt. Beim Hausrichten, d. h. beim Herbeifahren der 
Baumſtämme, beim Aufeinanderlegen und Einferben der— 
jelben und oft auch beim Auffegen des Dachftuhles Teiftet - 


Das Farmen. - 435 


ein Nachbar ſtets dem andern bereitwillig Hülfe, ja, ein 
zum Hausrichten nicht eingeladener Nachbar fühlt ſich verlest, 
weil die Arbeit, bei welcher der Hausherr feinen Nachbaren 
etwas Whisfy und Brod zu reichen pflegt, als eine Feft- 
lichfeit angefehen wird. 

Iſt das Haus gerichtet, Das Dach fertig und find die 
zwifchen den die Wände bildenden Stämmen entftandenen 
Fugen mit Holsfcheiten und Moos verftopft und dann mit 
Mörtel dicht gemacht, jo werben die Fenfter und Thüren, 
deren das gewöhnliche log- oder block-house zmei zu 
haben pflegt, eingefest, dann an einer der Giebelſeiten des 
Haufes der Kamin aus gebrannten oder an der Luft ge: 
trockneten Ziegeln, aus Steinen, oder aus Fleinen, mit Mörtel 
beworfenen Holzfcheiten aufgefest, die Fußböden unten 
und oben gelegt, und das Haus ift fertig. | 

Sp roh die auf diefe Weife erbauten, in der Regel 
von 10 bis 18 Fuß breiten und 14 bis 20 Fuß langen 
Häufer gewöhnlich aufgeführt find, fo Leicht laſſen ſie ſich 
doch für den, der Mittel genug befist, um etwas für fei- 
nen Comfort verwenden zu fünnen, wohnlich und bequem, 
ja fogar hübſch einrichten, Wir kennen Log- und Dlod- 
häuſer, die bei 36 Fuß Länge und 20 bis 24 Fuß Tiefe, 
eine Höhe von 18 Fuß haben, von denen 12 bis 14 Fuß 
auf das Parterregefhoß und A bis 6 Fuß auf den eine 
Halbetage bildenden Dachboden fommenz wir fennen auch 
Log-⸗ und Blodhäufer, die einen vollftändigen erften Stod 
haben, inwendig mit gehobelten Brettern beffeidet, aus— 
gemalt oder tapezivt find, und drei bis ſechs und mehr 
fo hübſche Zimmer aufzuweifen haben, daß man in einem 
ftattlihen, von Ziegeln erbauten Haufe zu fein glaubt. 
Wir erwähnen diefer ftattlichen Loghäufer hier nur bei- 
läufig, denn der Anſiedler auf uncultivirtem Lande hat in 
den erften Jahren Wichtigeres zu thun, als fein Haus 
auszuſchmücken. 

2 


436 Das Farmen, | 


Auf holzarmen Prairien baut fih der Farmer fein 
Haus aus Luftziegeln Cin Teras, Merifo und Californien 
adobes genannt), welche aus mit Häckerling vermiſchtem 
Lehm geformt und an der Luft getrodnet werden. Die 
aus biefen Ziegeln erbauten Häufer find im Winter warm, 
im Sommer fühl, nehmen feine Feuchtigfeit auf und find 
von großer Dauerhaftigfeit. Auch dieſe Häufer werden 
auf eine Unterlage von Steinen oder Holzblöden gebaut, 
und auch für fie wird der Bauplas zuvor yon Gras und 
Wurzeln gereinigt und die Begetation darauf durch Feuer 
und eine Schicht Kies, Sand, Aſche oder Holzfohlen zer- 
ftört, Das Dad diefer Lehmhäufer wird mit Stroh oder 
Schindeln gebedt. 

Es bedarf wohl Feiner Erwähnung, daß man in 
Nordamerika, ebenfo wie in Deutfchland, auch Farmhäuſer 
aus Steinen und gebrannten Ziegen baut, ihrer gebenfen 
wir bier daher nicht meiter, wohl aber der fogenannten 
framehouses (Rahmenhäufer), die auf älteren Sarmen die 
Block⸗ und Loghäufer und Shanties zu verdrängen pflegen. 
Sie beftehen aus einem aus leichten, Durch Bänder und 
Streben verbundenen Sparren gebildeten Rahmen, glei 
dem, welcher bei den deutſchen fogenannten Fachwerkhäu— 
fern üblich ift, nur werden die Rahmen der Framehäufer 
nicht, wie die der Fachwerkhäuſer mit Ziegeln ausgemauert, 
fondern von außen, unten am Boden beginnend, mit 
ſchmalen, dünnen Brettern Celapboards), die fhuppenartig 
eins über Das andere hinüberfaffen, und von innen mit 
ſchmalen, gefpaltenen Brettftüdchen benagelt, welche letz— 
tere einen Kalfanwurf erhalten, der gepugt und geweißt 
oder tapezirt werden Fann. 

Mag man nun ein Landwohnhaus diefer oder jener 
Art bauen, jedenfalls Yaffe man, befonders in Gegenden, 
wo die Sommer heiß find, das Dad vorne einige Schuh 
weit vorfpringen und einen fogenannten Porch bilden, ber 


Das Farmen. 437 


im Sommer einen fühlen Aufenthaltsort und bei ſchlechtem 
Wetter ein trodenes Obdach zur Verrichtung folder Ar— 
beiten darbietet, welche fih für den inneren Raum des 
Haufes nicht paffen. In den füdlichen Staaten findet man 
auf den meiften Farms zwei Loghäufer in geringer Ent- 
fernung von einander unter einem und demfelben Dache 
erbaut, und hier dient dann nicht allein das vorfpringende 
Dach, fondern aud der überdachte, aber nur mit Geiten- 
wänden verfehene Raum zwiſchen beiden Häufern als Por 
und in der warmen Jahreszeit in der Negel als Schlaf: 
zimmer, Auch fieht man in den ſüdlichen und ſüdweſtlichen 
Staaten viele Farmhäuſer, die außer der Parterre-Etage 
noch ein erftes Stodwerf und einen unten und oben rund 
um das. Haus herumlaufenden Porch oder Veranda haben, 

Iſt das Haus des Anftedlers fo weit fertig, daß es 
bewohnbar genannt werden Fann, fo bezieht er es und gebt 
nun an das Urbarmachen feines Landes, Die Urbar- 
mahung des Waldlandes gefthieht zunächft Durch Um— 
hauen, Zerlegen, Verbrennen oder Fortſchaffen der auf ihm 
ftehenden Sträucher und Bäume, eine Arbeit, welche der 
Amerifaner Clearing nennt, woraus das unter den Deuts 
ſchen Nordamerifa’s üblihe Wort „Klären“ entftanden iſt. 
Zu diefer Arbeit ift vor Allem die amerifanifhe Art nöthig, 
die von A bis 7 Pfund fchwer, mit fcharfer, gerundeter 
Schneide verfehen und gegen die Stielhaube hin baudig, 
bei und hinter derfelben aber flach und ſchmal ift, fo daß 
fie leicht in's Holz eindringt und nicht in demfelben feft- 
figen bleibt. Die Art wird am oberen Ende (Griff) des 
gebogenen Stiefes von dem aufrechtftehenden Arbeiter mit 
der linfen Hand gepadt, mit der von dem oberen Ende 
des Stieles nach der eigentlichen Art Iofe hinaufgleitenden 
Nechten gehoben, und dann, indem die rechte Hand wieder 
zur linken zurüdgleitet und nur zur Beftimmung der Rich— 
tung der Art dient Cnicht Schlägt) durch ihren eigenen, dur 


438 Das Farmen, 


die Geftalt des Stieles wie der Art felbft geförderten 
Schwung, etwa 4 Schuh hoch in den zu fällenden Baum 
getrieben. Bevor aber der Anſiedler an das Fällen der 
Bäume geht, haut er erſt alles Buſchwerk und alle Heinen, 
nur wenige Zoll im Durchmeffer meffenden Bäumchen aus 
dem zu Flärenden Waldftüde heraus. Wer einen einzelnen 
oder einzelftehenden Baum fällen will, der haut ihn auf 
der einen Seite etwas über Die Hälfte und auf der andern, 
der, wohin er fallen foll, entgegengefegten Seite, um etwa 
2 bis 3 Zol Höher, vollends durch; wer aber ein Stüd 
dicht mit Bäumen beftandenes Waldland klären will, er 
feichtert fich Die Arbeit durch das fogenannte driving trees 
(Baumtreiben). Das Baumtreiben geſchieht auf dreierlei 
Weiſe. Die erfte Methode wird Fällen in Windftreifen 
(falling in windrows) genannt und befteht darin, daß ber 
Farmer eine Anzahl bis zu 12 und 15. Zoll dider, nicht 
weit von einander entfernt und in einer Linie hinter ein- 
ander ftehender Bäume alle an der nämlichen Seite über 
die Hälfte durchhaut und dann, wenn er auf diefe Weife 
‚zwanzig, oft auch mehr Bäume angehauen hat, einen großen, 
fhweren Baum dergeftallt fällt, daß Diefer einen der an- 
gehauenen Bäume, der wieder einen andern und fo fort 
treffen muß, fo daß alle angehauenen Bäume nad) einer 
Richtung hin zufammenftürzen. Bäume, welche 14 Schuh 
oder mehr im Durchmeffer haben, werden in der Regel 
nicht gefällt, fondern gegürtelt, eine Methode, von der 
weiter unten die Nede fein wird, Da, wo Sägemühlen 
in der Nähe find, und wo das Stammholz Werth hat, wer- 
den die gefällten Bäume von den Aeften befreit, wobei 
man die Art fo Schwingen muß, daß die Schneide in der 
Richtung nad) dem Gipfel des Baumes hin an den Aft fällt, 
die Stämme werden in Sägeblöfe (saws-logs) von ger 
wöhnlich 10 bis 12 Schuh Länge abgefürzt, mit dem Zei— 
hen des Holzfällers (chopper) verfeben und zur Sägemühle 


Das Farmen, 439 


gefahren oder geflößt, und Aefte, Zweige und Laub in 
Haufen geworfen und angezündet, Die gewonnene Aſche 
wird von den in allen Waldgegenden anzutreffenden Pott- 
afchfiedereien um einen Preis von durchſchnittlich 64 Cents 
für den: Bufhel gefauft. Farmers, welche ihr Stammbolz 
nicht zu Sägeblöden verwerthen fünnen und fi die zur 
Anfertigung von Zaunftangen (fence-rails) paffenden Stämme 
von Cedern, Poft- und Weißeihen und anderem dauerhafz 
ten, leihtfpaltigen Holze zurüdgelegt haben, rollen alle 
übrigen Logs auf Haufen (logging) und verbrennen fie. 
Die zweite Methode des Baumtreibens wird das Fällen 
in Haufen (falling in Jam-heaps) genannt und gefchieht 
auf folgende Weile: Die Bäume werden, wie beim Fal- 
ling in windrows, fo gehauen, daß fie in Anzahl von gegen 
10 bis-20 zufammenjtürgen, aber nicht nach einer Richtung 
bin, fondern fo, daß ihre Kronen auf einen Haufen fallen, 
ber, wenn ausgetrocnet, angezündet wird. Diefe anjchei- 
nend die Arbeit erleichternde Methode ift es in Wirklichkeit 
nicht, weil die Aefte der auf einen Haufen zuſammenge— 
‚Fürsten Bäume nie ganz verbrennen, fie alfo, nachdem das 
Teuer erlofhen ift, Doch noch abgehauen werden müffen, 
was befchwerlicher ift, als wären fie gar nicht im Feuer 
gewefen. Die dritte, die fogenannte Stafhing= Methode, 
unterfcheidet fi vom Jam-heaping nur darin, daß die uns 
yerbrannten Theile der gefällten und angezündeten Bäume 
bunt durch einander liegen gelaffen und die Zwifchenräume 
zwifchen den Stämmen und den Aeften bejäet und bepflanzt 
werden, Diefe, den Feldern ein wüſtes Ausfehen gebende 
Methode wird nur angewendet, wenn die Saatzeit vor ber 
Thür und feine Zeit mehr ift, die Klärung abzuräumen, 

Stöde von Bäumen, welche im Sommer gefällt find, 
treiben feine Schößlinge mehr, hingegen fproffen aus 
Stumpfen (stumps) von im Winter gefällten Bäumen eine 
Menge von Schößlingen hervor, welde das Abfterben «der- 


440 Das Farmen, 


felben verzögern, Plassrauben und den Saaten nachtheilig 
find, } 
Bäume, deren Die das Fällen zu befchwerli machen 
würde, werben, wie vorhin erwähnt, gegürtelt (girdled), 
d. h. man haut einen 3 bis 4 Zoll breiten Gürtel durch 
ihre Rinde und tödtet fie dadurch. Die durch diefes Gür— 
teln oder Ringeln (Girdling) abgeftorbenen Bäume erhalten 
fein Laub mehr, ſchaden alfo dem um fie herum gebauten 
Getreide nicht durd Schatten und Tropfenfall, und werben 
nad) Verlauf von 6 bis 10 Jahren gelegentlich vom Winde 
niedergeworfen, oder durch Ochfen fortgeichafft. 

Wenn nun eine Strede Landes vom Bufchwerf, von 
den Fleinen und mäßig dicken Bäumen befreit ift, wenn die 
bieten Bäume geringelt, Aefte und Zweige verbrannt, die 
aus den Stämmen gebauenen Sägelogs fortgefhafft und 
andere Logs zum Spalten von Zaunriegeln zurücgelegt 
find, fo fpannt der Farmer feine Ochſen vor einen aus 
ftarfem Schmiedeeifen gefertigten, einer dreifralligen, ge> 
frümmten Bogelflaue ähnlihen Wurzelzieher Cin einigen 
Theilen der Union rooter, in anderen uprooter genannt), 
und reißt mit demfelben alfe Heinen Bufch- und Baum- 
wurzeln aus dem Boden heraus. Liegen die übriggeblies 
benen, größeren Baummurzeln tief im Boden, fo gebt der 
armer an's Pflügen des geflärten Landes und bedient fich 
dabei eines Schwingpfluges ohne Räder, der, ebene Prai- 
rien ausgenommen, faft überall in Nordamerifa angewendet 
wird, Für den deutfchen Adersmann, der gern jedes Fled- 
hen Land nugenbringend machen will und daher bi mög- 
lichſt nahe an die zum Verfaulen ſtehen gelaffenen Baumes 
ſtumpfen hinanpflügt, iſt das Umpflügen friſch geklärten 
Waldlandes höchſt beſchwerlich, der Amerikaner aber, von 
deſſen Ackerweiſe der deutſche Einwanderer viel Praktiſches 
lernen kann, erleichtert ſich die Arbeit dadurch, daß er nicht 
nahe an die Stöcke hinanpflügt, alſo die größten Wurzeln 


Das Farmen, — 441 


derfelben nicht berührt, und dadurch, daß er da, wo bie 
aus Gußeifen oder geftähltem Schmiedeeiſen gefertigte Pflug 
har auf nicht zu durchſchneidende Wurzeln ftößt, den Pflug 
aus der Erde hebt, oder, hat fich die Wurzel ſchon etwas 
gelöft, fie mit einer am Pfluge ſteckenden alten Art vollends 
aus dem Wege räumt, Noch beffer ift die Anwendung des 
Schneidepfluges (coulter- plough) ohne Streichhrett, deſſen 
Pflugſchar (coulter) ftärfer und fchärfer als Die Des ge- 
wöhnlichen Schwingpfluges ift, und der, tiefer gehend als 
diefer, von zwei oder drei Joch Ochſen gezogen wird. Auf 
folhem geflärten Waldlande, wo ſich die Wurzeln über 
und nahe unter der Oberfläche hinziehen, ift Die Anwendung 
jeder Art Pfluges Außerft ſchwierig, oft ganz unmöglich; 
in folhen Fällen muß man fih im erften Jahre Damit 
begnügen, das Land da, wo die amerifanifche Egge freien 
Spielraum hat, aufzueggen, und da, wo fie nicht hinfoms 
men kann, die. Hade anzuwenden, 

Die Urbarmahung Des Yrairielandes ift mit 
bei weitem weniger Mühe und Schwierigkeiten verfnüpft 
und geht rafcher vor fih, als die des Waldlandes, 

Auf allen Prairien, von den naffen bis zu den trodes 
nen, vertrocknet im Spätfommer oder im Herbfte das Gras, 
fo daß es Yeicht angezündet und abgebrannt werden fann, 
wozu man, um mögliches, wenn auch nicht wahrfcheinliches 
Brandunglüd an. Zäunen und hölzernen Gebäuden zu vers 
meiden, einen windftillen Tag wählen muß. Iſt das Gras 
abgebrannt, fo wird das Land mit einem, mit einem polirs 
ten Streichbrette verfehenen Pfluge, an den ſich Die zähen 
Beftandtheile des Erdbodens nicht fo Teiht wie an einen 
gewöhnlichen Pflug anhängen, auf 3 bis A Zoll Tiefe, 
jedenfalls aber fo tief umgebrochen, daß die ganze, oft ſehr 
diefe Grasnarbe aufgeworfen wird, Nach dem Umbreden 
Yäßt man den Raſen einige Monate lang liegen, damit er 
verwefe, und pflügt dann das Land nochmals auf einen 


442 ‚Das Farmen, 


halben Fuß tief um, worauf. es mit Mais, Kartoffeln, 
Weizen oder Tabak beftelft wird. Geſchah das Umbrechen 
der Prairie im erften Frühjahre, wo, beiläufig gefagt, der 
Raſen viel zäher und fchwieriger umzubrechen ift, als im 
Sommer oder Herbft, und ift die Zeit bis zur Saatzeit zu 
fnapp gemeffen, als daß man das völlige Verweſen des 
Raſens abwarten und ein zweites Pflügen vornehmen fönnte, 
fo kann man, um doch noch einigen Nusen aus dem Lande 
zu ziehen, in jede dritte oder vierte Furche des Umbruchs 
und auf eine Entfernung von 4 bis 5 Fuß von einander 
Mais faen, der auf dieſe Weife eine ziemlich reichliche 
Ernte liefert. | 

Ueberall in den Vereinigten Staaten von Nordamerika 
ift es dem Farmer gefeglich geftattet, fein Vieh frei umher 
laufen und auf jedem nicht nach gefeglicher Vorſchrift ein- 
gezäunten Grundftüde weiden zu laffen. Aus dieſem Grunde 
und zum Schuge gegen das Wild ift es unumgänglid 
möthig, daß der Farmer fein Land, fobald es geflärt und 
beftellt ift, fofort durch Erridtung von Zäunen vor dem 
‚ Eindringen des eigenen und des fremden Viehes ſchütze. 
Die, die Umzäunungen von Feldern und die Vergütung für 
durch fremdes Vieh auf Saatfeldern, in Gärten u. f. m. 
erlittenen Schäden betreffenden Gefege find, mit unmwejent- 
lichen Abweihungen, in allen Staaten der Union gleich, 
und beftiimmen, daß eine Umzäunung mindeftens 6 Fuß 
hoch und ftarf gebaut fein müffe, und daß der Eigenthümer 
von ſolchem Bieh, welches in fremde Felder eindrang, nur dann 
den angerichteten Schaden zu erfegen habe, wenn erwiefen ift, 
daß die Umzäunung der befchädigten Felder der geſetzlichen 
Beftimmung entfprad. Hat alfo der Anfiedler fein Feld 
urbar gemacht und befüet und geeggt, jo gebe er unver- 
züglih an die Einzäunung deſſelben. 

Die Zäune (fences) beftehen da, wo Ueberfluß an Holz 
ift, aus 11 Fuß langen, etwa 5 bis 6, Zoll diden, aus 


Das Farmen, 443 


Yeichtfpaltigem, dauerhaften Holze gefchlagenen Stangen 
oder Niegeln (rails), Diefe Riegel legt man dergeftalt rund 
um das einzuzäunende Feld herum, daß jeder Niegel immer 
6 Zoll weit über den zunächft liegenden hinüberragt, oder 
fo mweit von ihm überragt wird, und mit dem zur Linfen, 
wie mit dem zur Rechten einen Winfel von etwa 25 Grad 
bildet. Die um ein Feld gelegten unteren Riegel würden 
demnach folgende Figur bilden: 


“ 


Iſt fo das ganze Feld mit Riegeln umfaßt, fo legt 
man in gleicher Weife auf jeden erften Niegel den zweiten, 
auf diefen den dritten, dann den vierten und fo fort, bis 
zur Höhe von reihlih 5 Fuß, wozu in der Negel fieben 
Niegel nöthig find; dann lehnt man ſowohl innerhalb als 
außerhalb des Zaunes, da, wo die Tiegenden Riegel ſich 
freuzen, einen Riegel, welcher" stake genannt wird, aufrecht 
gegen den Zaun, fo daß fie über das Tiegende Kreuz ein 
ftehendes Kreuz bilden, bindet fie in diefer Stellung oben 
mit Baumzweigen feft und legt dann durch die aufrecht: 
fiehenden Kreuze, von Riegellänge (pannel) zu Riegellänge 
einen, rider genannten Niegel, der den Zaun erhöht, die. 
aufrechtfiehenden, gefreuzten Niegel an die oberen, Tiegen- 
den Riegel andrüdt, und fo dem ganzen Zaune, der zig- 
zag-fence oder Virginian worm-fence genannt wird, feften 
Halt giebt. Diefe Zigzagfenee ift diejenige, welche am 
rafcheften berzuftellen, Yeicht umzulegen, zu verlängern 


44 Das Farmen, 


oder zu verkürzen iſt, ſie iſt aber auch die holzraubendſte 
und daher nur da anwendbar, mo große Waldungen. vor- 
handen find und das Holz feinen Werth hat. Uebrigens 
ift das Spalten der Fenzriegeln, zu denen vorzugsweife 
Eidhen-, Kaftanien-, Wallnuß-, Ceder- und andere dauer⸗ 
hafte und Teichtfpaltige Bäume ausgewählt werben, eine 
harte Arbeit, die mit Art, Keilen und Schlegeln verrichtet 
wird, in guter Arbeiter Tiefert an 40 bis 50 Riegeln 
pro Tag, von denen 3200 zur Umzäunung von 10 Acreg, 
4800 zu 20 Acres, 6400 zu 40 Acres, 9600 zu 80 Aeres 
nöthig find. 

In Gegenden, welche feinen Ueberfluß an Holz haben, 
muß der Farmer darauf bedadht fein, feine Felder mit 
weniger Holzaufwand einzuzäunen, und da erblidt man 
denn hölzerne Zäune nach deutfcher oder diefer ähnlichen 
Art, wo 8 bis 9 Fuß lange Pfähle, auf 10 bie 12 Fuß 
Entfernung von "einander, etwa 2 Fuß tief in die Erde 
eingelaffen und durch drei oder vier übereinander Tiegende 
Duerriegel verbunden find, oder wo 6 Fuß lange Riegel, 
auf 6 bis 9 Zoll Entfernung von einander, einen Schuh 
tief in die Erde eingefenft und oben durch Kopfriegel, in 
die fie eingelaffen oder an die fie feftgenagelt find, mit 
einander verbunden, außerdem aber auch noch oft durch hie 
und da von der Innen- und Außenfeite, fchräg gegen fie 
angeftemmte Streberiegel noch mehr befeftigt find; oder es 
find von 10 zu 10 Fuß zwei Riegel einander gegenüber 
fenfrecht zwei Fuß tief, auf 6 Zoll Entfernung von ein- 
ander, eingegraben, beide von oben nach unten von vier 
oder fünf gleich weit von einander entfernten und fich gegen- 
‚überliegenden Löchern durchbohrt, und Durch diefe- hölzerne 
Nägel gefchlagen, auf deren jedem dag eine Ende eines 
Niegels ruht; und in anderen, aber nur wenigen Gegen- 
den, wo auf Prairien und in Holzungen viel Buſchwerk 
wächft, fieht man aus diefem auf verfdiedene Weife ge- 


Das Farmen, 445 


flochtene Zäune, Lebende Heden, welche bei der in Nord» 
amerifa berrfchenden, überaus raſchen Begetation überall 
mit der Zeit herzuftellen wären und dann nur einer ge- 
ringen Beauffihtigung bedürften, um für ewige Zeiten zu 
dauern, erblickt man nur in Gegenden, die ſchon feit vielen 
Decennien angefiedelt find. Auf baum- und bufchlojen 
Prairien findet man häufig die Aecker der Farmers mit 
Gräben umzogen, an deren einer Seite fih Erbwälle 
erheben; eine Einfriedigung, die äußerſt mühfam herzuftellen 
ift, deren Befchaffung aber bedeutend durch Anwendung des 
eigens zu dieſem und zu ähnlichen Zwecken conftruirten 
Grabenpfluges (ditching-plough) erleichtert wird. 

ft die Saat beftellt, wozu, in Bezug auf Diejenigen 
Getreideforten, Hülfenfrüchte und folhe Pflanzen, welche 
in Nordamerifa gebaut und in Deutjchland wenig oder gar 
nicht eultivirt werden, weiter unten die nöthige Anleitung 
gegeben’ werden wird, fo hat der Befiger einer cultivirten 
Farm vorläufig Naftzeit, der Anftedler auf Rohland muß 
nun aber an die Errichtung von Stall- und anderen Ge- 
bäuden gehen, wobei er, wie beim Bau des Wohnhaufes, 
wiederum auf die Hülfe feiner Nachbarn rechnen darf. 

Der nordamerifanifhe Farmer baut nicht, wie der 
Bauer einiger Gegenden Deutichlands, Stall, Scheuer und 
Wohnhaus unter ein Dad. Sein Haus enthält nur die 
zum Wohnen beftimmten Räume, oft nicht einmal die Küche, 
welche in einem Heinen Hintergebäude befindfich ift, und 
noch öfter Feinen Keller, als welder das Duellbaus 
(springhouse) dient. Das Duellhaus ift ein Feines, aus 
dünnen Baumftämmen ganz in derfelben Weife, wie das 
Wohnhaus, über einen raſch fließenden, fühlen Bad) erbau- 
tes Häuschen, das, ohne Fußboden, dem Waffer des Baches 
ven Durchfluß geftattet. Der Bach wird durch dieſes 
Häuschen fo hindurch geleitet, daß er durch einen flachen 
Trog fließen muß, die in denſelben geſtellten Milch- und 


A46 Das Farmen, 


Buttergefäße und außerdem das ganze zur Aufbewahrung 
son Fleifh und anderen Lebensmitteln dienende Häuschen 
fühl erhält, Um das Eindringen der äußeren Wärme in 
das Duellhaus zu verhüten, ift es fehr zweckmäßig, baffelbe 
mit Raſen zu bedecken oder ein zweites Häuschen über 
das erfte zu bauen und den Zwifchenraum zwifchen beiden 
mit Stroh oder Sägefpänen auszufüllen, 

Ueber den Bau eines Küchenhauſes (kitchen), einer . 
Scheune (barn) und eines Stalles (stable), die entweder 
aus behauenen oder unbehauenen Baumftämmen, aus Bret- 
tern oder Adobes aufgeführt werden, wird feine weitere 
Angabe nöthig fein. 

Farmers, welche Viehzucht treiben wollen, warnen 
wir, dem Beifpiele der Mehrzahl der amerifanifchen Far- 
mers zu folgen, welche ihr Vieh Sommer und Winter ohne 
Obdach laſſen. Wie ſchon vorhin erwähnt, läßt der ame- 
rifanifche Farmer fein Vieh, was bei Schafen am aller- 
wenigften der Fall fein follte, ohne Hirten herumlaufen 
und gewöhnt es durch zu gewiffen Stunden an ber für 
die jungen Kälber und zum Melfen der Kühe beftimmten 
Hürde (pen) ausgeftreute Maisfolben oder Salz zum regel- 
mäßigen Erfcheinen beim Haufe. Dies ausgenommen, be- 
fümmert er ſich wenig um feine Heerden, die daher auch 
im Winter vom Ffeifch fallen und ihm einen fehr geringen 
Nusen bringen; auch verlaufen fi) die Rinder ſehr häufig 
und verunglüden in Sümpfen und morfchen, gefallenen 
Bäumen. Der deutfche Anftedler baue feinem Vieh Stal- 
lungen, warte es forgfältig ab und forge für Streu und 
Winterfutter, und er wird finden, daß die Pferdes, Maul- 
thier-, Nindviehe, Schweine» und Schafszucht, bei wenig 
Mühe, ſehr einträglich ift. 

Auch ift dem deutfhen Farmer zu rathen, fich auf den 
Obſt- und Gemüfebau zu verlegen, der in bevölferteren 
Gegenden reichlichen Gewinn bringt, und für ihn, der an 


Das Farmen, 447 


den Genuß von Obſt und Gemüſe gewöhnt iſt, nöthig iſt, 
um fo mehr, als in Nordamerika viel Fleiſch genoſſen wird. 
Der Gemüfes und Obft-, fowie der Weinbau wird in Nord» 
amerifa eben fo betrieben wie in Deutfehland, nur hat der 
Farmer die Zeit zum Säen oder Pflanzen, zum Pfroyfen ꝛc. 
immer nad dem Klima derjenigen Gegend zu wählen, in 
der er fich niedergelaffen hat: Mit wenigen Ausnahmen 
gedeihen in allen Staaten der Union alle fih in Deutſch— 
land vorfindenden Gemüfe- und Obftarten und noch mande 
andere Früchte, welche in Deutfchland nur in Treibpäufern 
gezogen werden können. 

Ueber den Getreidebau und den Futterfraut- 
‚bau, fo weit er die in Deutfchland befannten Getreides, 
Grass und Hülfenfruchtarten betrifft, glauben wir bier 
ebenfalls nichts Näheres anzuführen nöthig zu haben, da 
wir ben meiften unferer Lefer nur Befanntes berichten und 
den Umfang diefes Handbuches unnöthig ausdehnen wür— 
den, wir erlauben ung nur bier anzuführen, daß man ſich 
in Nordamerifa, des hohen Arbeitsiohnes und des befon- 
ders zur Erntezeit herrihenden Mangels an Menfchen- 
händen wegen, verfchiedener, Die Arbeit des Landmannes 
erleichternder und diefelbe fürdernder Säe-, Mähe-, Drefch- 
und anderer Mafchinen bedient, welche in den Aderbaus 
geräth-Niederlagen (Agricultural Warehouses) der See- und 
größeren Binnenftädte zu finden find *). Kleinere Farmers, 
welche die Auslagen für folhe Mafchinen nicht erſchwingen 
können **), auch Die Anfchaffung derfelben für ihren gerins 


*) In New dorf bei John Mayher u. Comp., Waterſtreet 197. 

**) Eine Siemafchine (corn-planter) Eoftet ungefähr 12 bis 16 
Dollars; eine Mähemafchine (reaping - machine), vermittelft welcher 
zwei Pferde in einem Tage etwa 10 Acres Getreide abmähen können, 
‚ungefähr 100 Doll. ; eine Drefchmafchine (thrashing-machine), welche, 
von zwei Pferden in Bewegung gefegt und von drei Berfonen bepient, 


A48 Dag Farmen, 


gen Betrieb für nit der. Mühe werth — pflegen 
Mähe- und Dreſchmaſchinen von einem Nachbar, gegen 
Erlegung eines Theils ihrer Ernte, zu leihen, oder ſich 
dieſelben in Gemeinſchaft mit einem oder mehreren ihrer 
Nachbarn anzuſchaffen. Im Weſten iſt aber auch noch der 
Gebrauch, das Getreide durch Pferde auszureiten, eine ver⸗ 
ſchwenderiſche und unreinliche Dreſchart, die nur durch die 
Menge des Gewonnenen, für deſſen Ausdreſchen nicht Hände 
genug gewonnen werden können, und durch den geringen 
Werth der Früchte entſchuldigt werden kann. — In der 
folgenden Beſchreibung des Baues ſolcher Pflanzen, die 
in verſchiedenen Gegenden Nordamerika's, in Deutſchland 
aber gar nicht oder nur ſelten gezogen werden, übergehen den 


Rohrzucker- und den Reisbau, weil beide nur von 
Sclaven in ſolchen Gegenden betrieben werden können, die 
der Geſundheit des deutſchen Einwanderers abſolut ſchädlich 
ſind, und die ſo bedeutende Capitalien erfordern, wie ſie 
nur wenigen deutſchen Auswanderern zu Gebote ſtehen. 


Der Mais- oder Wälſchkornbau. Der Mais (in- 
dian-corn, auch häufig nur corn genannt) kommt in allen 
Theilen der Vereinigten Staaten fort, und bildet das haupt- 
jfächlichfte der landwirthſchaftlichen Producte. Außer auf 
feuchten, gedeiht der Mais auf jedem Boden, liefert ziem- 
lich fihere und reiche Ernten und gewährt in feinen Blät- 
tern und Stengeln ein nahrhaftes Viehfutter. Anftedler, 
welche Feine Zeit haben, oder denen es an Mittel fehlt, 
rohes Prairies oder kaum erfi von den Bäumen geflärtes 
Waldland umzupflügen oder zu eggen, pflegen dürres Laub 
und Heine Baumzmweige auf dem zum Maisbau auserfebes 
nen Stüde Landes in Haufen auszulegen und anzuzünden, 





% 


täglich mehrere hundert Bufhels Weizen ausdriſcht, 100 bis 130 Doll. 
Kleinere, weniger effectvolle Drefchmafchinen foften 20 bis 30 Doll. 


* 


Das Farmen. 449 


wodurch das Unfraut und Gras getödtet werden. ft dies 
fes gefcheben, fo werden mit der Haue oder Hacke (hoe) 
von A zu A Fuß Entfernung nad allen Seiten hin 1 bis 
2 Zoll tiefe Löcher in den Boden gehauen, in diefe A bis 
6 Maisförner geworfen und zugefcharrt. Auf Prairieland 
wird auch häufig die erfte Maisfaat dergeftalt beforgt, daß 
man das Feld in A Fuß von einander entfernte Furchen 
aufpflügt, in diefe, ebenfalls A Fuß von einander entfernt, 
die Saatförner Tegt, und nun mit dem Pfluge neben den 
beſäeten Furchen dergeftalt hinpflügt, daß fie von dem aus 
den neuen Furchen ausgeworfenen Erdreiche bededt werden. 
Diefe beiden Arten, Mais zu bauen, find jedoch nur Noth- 
behelfe. Der regelrechte Bau ift folgender: Schwerer, fetter 
Boden wird im Herbfte umgepflügt und im Frühjahre ge- 
eggt; Teichterer Boden wird im Frühjahre gepflügt und 
und gleich darauf geeggt. Hierauf werben in den Fälteren 
Staaten, in denen der Mais mehr in die Höhe als in die 
Breite treibt, auf 3 Fuß, in wärmeren Gegenden auf 
A bis 5 Fuß Entfernung von einander mit der Haue Löcher 
gemacht, A big 6 Maisförner, hie und da auch einige Me— 
Ionen» und’ Kürbisferne hineingeworfen und zugefcharrt. 
Auf größeren Farmen bedient man fi nicht der Haue, 
jondern des Pfluges, mit welchem der Ader in fich kreu— 
zenden Furchen, von 3 bis 5 Fuß von einander entfernt, fo 
durchzogen wird, daß er in lauter Duadrate getheilt ift, _ 
von denen jede Seite 3 oder 5 Fuß mißt. Da, wo fid 
die die Duadrate bildenden Furchen durchfchneiden, werben 
die Saatkörner gelegt und dann das ganze Feld übereggt. 
Zur Befchleunigung und Erleichterung des Maisſäens wer— 
den auch Mafchinen angewendet, welche cornplanters heißen, 
Legt man den Samen in 3 Fuß weit von einander 
entfernte Löcher und wirft man in jedes Loch 4 Maiskör— 
ner, fo bedarf. man für einen Acre 968 Duarts Mais, 
bei 3 und 3 Fuß Entfernung der Löcher und 5 Maisfür- 


Nordamerika, 29 


‚450 Das Farmen, 


nern Ausfant für jeden Acre 1210 Duarts, bei 3 und 3 
Fuß und 6-Maiskörnern 1452 Duarts, bei 3 und 4 Fuß 
Entfernung und 4 Maisförnern 726 Duarts, bei 3 und 
4 Fuß Entfernung und 5 Maiskörnern 908 Duarts, bei 
3.und 4 Fuß Entfernung und 6 Maisförnern 1090 Quarts, 
bei 4 und 4 Fuß Entfernung und 5 Maisförnern 680 
Druarts, bei 4 und 4 Fuß Entfernung und 6 Maisförnern 
816 Duarts, bei A und 4 Fuß Entfernung und 7 Mais» 
förnern 952 Duarts, bei 4 und A Fuß Entfernung und 
8 Maisförnern 1088 Duarts u, f. w. 

Um den im Herbfte häufig eintretenden Nachtfröſten 
auszuweichen, zugleich aber auch, um bei frühzeitiger Ernte 
ben mit Mais beftandenen Ader noch zu Wintergetreide 
benugen zu fünnen, wählt man zum Saatmais gern früb- 
reifes Korn, d. h. man nimmt diejenigen vollen und regel- 
mäßigen Kolben dazu, welche zuerft reif find, und benust 
von ihnen die am unteren Ende und in der Mitte figen- 
den, pol ausgebildeten Körner, Am beften ift derjenige 
Mais, deſſen Körner eine eigelbe Farbe haben und im 
Bruche weißes Mehl zeigen, denn alle röthlih oder anders 
gefärbten Sorten find Spielarten. Um die dem Samen- 
forne verderblichen Eichfäschen, Käfer, Würmer und Vögel 
davon abzuhalten, weicht man die Maisförner die Nacht 
über, bevor fie ausgefäet werden follen, in Wafler ein, 
kocht am andern Morgen etwas Theer Cam beften Stein- 
Eohlentheer) mit Waffer auf und gießt diefe Mifchung über 
Die aufgeweichten Körner, Die, nachdem fie etwa eine Stunde 
lang hiemit angefeuchtet ftanden, mit Aſche oder Gyps 
beftreuet und fofort ausgefüet werden. Auch bat es fich 
oft als nüßlich erwiefen, wenn man rund um ein am Wald 
rande und daher dem Befuhe von Eichfässchen befonders 
ftarf ‚ausgefest Tiegendes Maisfeld herum acht bis zehn 
Reihen Kartoffeln pflanzte, wodurch fih die Eichfäschen 
täufchen ließen und feinen Mais dahinter, vermutheten. 


Das Farmen, 451 


Die Saatzeit ift für die öſtlichen und nordweſtlichen 
Staaten in der erften Hälfte des Mai, für die mittleren 
Staaten Ende April, für die weftlichen Staaten Ende März 
bis Mitte April, für die fühweftlichen Staaten Mitte Februar, 


Iſt die Maispflanze etwa vier Wochen alt, jo wird 
mit der Haue das emporgefchoffene Unkraut um fie herum 
ausgehackt und zugleich die Erde um den Stamm herum 
gehäufelt (first dressing); noch zwedmäßiger aber ift es, 
mit dem Pfluge an den jungen Pflanzen hinzufahren und 
dadurch das Unfraut zu zerftören, doch muß man in beiden 
Fällen fih vor Verlegung der Wurzeln der Maispflanzen 
in Acht nehmen, Nach Umlauf von mweiteren fehs Wochen 
geht der Sorgfame jeinen Maisadfer nochmals mit der 
Haue durch (second dressing), wobei er, außer dem wieder 
aufgefchoffenen Unfraut, zugleih auch bie und da, wo der 
Mais zu dicht fteht, die überzähligen Halme entfernt, fo 
dag da, wo die Pflanzen auf fettem Boden üppig empor- 
hießen, zwei bis drei, auf weniger reihem Boden etwa 
vier Pflanzen auf jedem Hügel ftehen bleiben. 


Bräunt fih der Bart des Maiskolbens, und beginnen 
die Körner an demfelben voll und faftig zu werden, fo 
pflegt man da, wo die Kolben am Dichteften fien, einige 
abzubrechen. Dieje unreifen Kolben geben, wenn von ber 
Hülfe (shuck) befreit, mit Salz und Waſſer gefocht und 
dann mit Butter beftrihen (green- oder hot-corn), eine 
Ihmadhafte Speife. Bon diefem unreifen Mais wird auch 
eine andere, succotash genannte Speife bereitet, indem man 
die mildichten Körner mit Schweinefleifch und grünen Boh⸗ 
nen focht nnd dann mit Salz, Pfeffer und Butter anrichtet. 


Werden die Maisfolben feft, fo entfernt man die oberen 
Dlätter von den Stauden, damit die. Sonne freieren Zu- 
tritt zu der Pflanze erhalte, worauf die am höchſten figen- 
den Kolben rafch reifen, von denen dann, wie vorhin ſchon 

29 + 


452 Das Farmen. 


erwähnt, bie zuerft gereiften und ſchönſten zur nächften 
Saat aufbewahrt werden. 

Das Einernten des Maisforns gefchieht auf verfchie- 
dene Weife, Viele Landleute nehmen die Kolben von den 
Stauden ab und fchneiden letztere erft ſpäter als Viehfutter, 
oder pflügen fie, falls fie feines Futtervorraths zu bedürfen 
glauben, unter; Andere fchneiden die Stauden fammt den 
Kolben ab und legen fie bis nad beftellter Winterfaat in 
Schober (stacks), und im Weften, wo der Mais in entle- 
genen Gegenden wenig Werth hat, wird oft nur der zum 
‚Dedarf der Farmerfamilie nöthige Mais eingefammelt und 
dann das Feld den Schweinen und dem Rindvieh geöffnet, 
“die dann auch die nicht eingefammelten Kürbiffe und Me⸗ 
lonen verzehren. 

Die eingeernteten Maiskolben werden zuerſt von der 
Hülſe (shuck) befreit und fommen dann in den Maisfpeicher 
(corn-erib), bis fie Später, wenn ausgetrodnet, entweder 
ausgedroſchen, wobei viel verloren gebt, oder, was fehr 
viele Hände erfordert und eine Beſchäftigung an Winter- 
abenden zu fein pflegt, durch Reiben eines Kolbens gegen 
den andern, oder Durch eigene Mafchinen (corn-shellers), 
die in verfchiedenen Größen zu befommen find, entförnt 
werden. Das Stroh und die Blätter der Pflanze geben 
ein nahrhaftes, milcherzeugendes Viehfutter, die ausgeförnten 
Kolben (cobs) werden zum Räuchern von Schinken, zu 
Flaſchenſtöpſeln, zu Handgriffen an Feilen und anderem 
Geräthe, und die Hülfen zum Ausftopfen von gering 
und Kiffen benugt, 

Der Beſenkornbau. Das Defenforn —E -corn) 
wird gerade fo wie der Mais gebaut, nur pflegt man es 
etwas Dichter zu pflanzen. Werben die Samenförner hart, 
welches ein Zeichen der Neife ift, fo wird die Pflanze un- 
gefahr 2 Fuß vom Boden abgefchnitten, in Bündel zufam- 
mengebunden, an einem trordenen, luftigen Drte getrodnet 


Das Farmen, 453 


und nachher, wie der Flachs, durch Kämmen gereinigt, Die 
Körner find zur Saat zu gebrauchen, die Pflanze ſelbſt aber 
wird nur gezogen, um aus den oberen Theilen, den Samen- 
ftengeln (brushes) Teppich und Kleiderbefen zu perfertigen, 
welche in Nordamerifa in ungeheurer Menge gebraucht 
werden. Das New-Serfey-Bronmeorn ift das geſchmeidigſte 
und daher beſte. 

Der Tabaksbau. Der Tabaksſame (tobacco-seed) 
wird, je nad) der Gegend, in welcher das damit zu beftels 
fende Land Tiegt, vom März bis Mitte April in Beete aus- 
gefäet, zu denen man am fiebften neues, von allen Wurzeln 
und Unfraut dur Brennen und Ausroden gereinigtes 
Waldland nimmt, Iſt der Boden gut umgearbeitet, fo wird 
er in hohe, gewölbte Beete eingetheift und in diefe der mit 
Afche vermifchte Same ausgeftreut und eingeredht, Der Same 
von Yebhafter, brauner Farbe wird für den beften gehalten. 
In falten Gegenden, wo der Farmer den Tabaf nur für 
den eigenen Bedarf und nicht für den Markt baut, tritt 
das warme Frühjahr zu ſpät ein, als daß die Pflanze die 
gehörige Reife erlangen Fönnte, man thut daher, wie wir aus 
Erfahrung verfihern können, wohl, den Samen in mit Erde 
gefüllte Käften zu ſäen und diefe an einem helfen, mäßig 
warmen Drte aufzubewahren, bis sur Ar Na ge: 
ſchritten werden kann. 

Bei anhaltend trockener Witterung, wo öfteres Be⸗ 
gießen nöthig wird, hat die junge Pflanze viel von der 
Tabaksfliege zu leiden. Als gutes Mittel gegen dieſen Feind 
kann das Ausſtreuen von Aſche über die Pflanzen am Abend 
empfohlen werden, da der Nachtthau dieſelbe auslaugt und 
jo die Fliege, die eigentlich ein Schmetterling (hornblower) 
ift, fern hält oder vertilgt. 

Hat die junge Pflanze das vierte Blatt gefchoffen, fo 
wird fie an einem Tage, an welchem man Regen erwarten 
fann, ausgepflanzt, Das zum Auspflanzen beftimmte Land 


454. Das Farmen. 


wird, nachdem es forgfältig umgepflügt und recht fein durch— 
geeggt ift, entweder in Beete von A Fuß Breite eingetheilt, 
zwifchen Denen eine Furche hinläuft, und auf welche die 
Pflanzen in ‚einer Entfernung von. 3 zu 3 Fuß von einander 
ausgefegt werden, oder man pflanzt die jungen Stauden ' 
in 3 und 4 Fuß Entfernung von einander auf den flachen 
Ader aus. in alfo bepflanzter Acre Landes trägt über 
3000, Tabafspflanzen, die, je nad der Befchaffenheit des 
Tabaks, 6 bis 800 Pfund wiegen. 

Iſt die ausgefeste Pflanze gegen 3 Fuß hoch -aufge- 
ſchoſſen, fo wird mit der Haue (hoe) alles fie umgebende 
Unfraut herausgehoben und der Erdboden rund umher auf- 
gelodert und gehäuft, fo wie folches bei Kartoffeln und beim ' 
Mais: zu geſchehen pflegt. Um diefe Zeit erfcheint häufig 
der zweite Feind der Tabafspflanze, ein Wurm-(cut-worm), 
der die Wurzeln derſelben unter der Erde: abnagt. An 
regneriſchen Tagen kriecht dieſer Wurm oft auf die Ober- 
fläche herauf, wo er dann aufgelefen und getödtet wird. 
Höchſt beſchwerlich iſt es, ihn in feinem Berftede aufzu- 
ſuchen und dort zu vertilgen. 

Sobald die Blüthenfnospen fichtbar werden, werben 
diefe abgebrochen und zugleich die Fleineren Blättchen am 
oberen Ende der Pflanze ungefähr 5 bis 6 Zoll tief von 
der Spitze abwärts abgepflüdt (topping), Damit die Blüthen 
der Pflanze nicht zu viel Saft entziehen und die Blättchen 
ihr nicht. die nöthige Sonnenwärme rauben. 

Nah Umflug von ungefähr: 14 Tagen werben: fid 
neben den Blättern Nachfchößlinge (suckers) zeigen. Dieie 
werben abgebrochen und zugleich zum zweiten Male das die 
Pflanze umgebende Unfraut entfernt und der Boden gelodert 
und aufgehäuft, worauf die Blätter bald hellbräunlich wer- 
den, ein Zeichen, daß die Zeit der Ernte gefommen ift. 
Nicht lange vor der Erntezeit bat die Tabakspflanze nicht 
felten noch von einem dritten Feinde, der Tabafsraupe 


9 


Das Farnen. 455 


(tobacco-worm) zu leiden, welche die Blätter zernagt und 
dadurch oft die ganze Ernte verdirbt, Diefe Raupen müffen 
abgefammelt werden, was eine mühfame Arbeit ift, welche 
man fich dadurch zu erleichtern pflegt, daß man eine Anzahl 
Truthühner (turkies) hält, diefe wenig oder gar nicht füt- 
tert und Morgens und Abends auf das Tabaksfeld treibt, 
wo fie die Raupen vertilgen. Einige Pflanzer beginnen 
ſchon mit der Ernte, wenn die Blätter noch grün find, und 
laſſen fie abgepflückt nachreifen, andere warten bis die Blät— 
ter braun, fledig und ziemlich dürre werden; beffer wie 
diefe beiden ift aber die zuerft angeführte Methode, wonach, 
die Ernte beginnt, wenn die Blätter eine hellbräunliche 
Farbe annehmen. Will man den Tabaf fchneiden, fo wird 
der Stamm’ der Pflanze: mit dem 'Schneidemeffer bis auf 
etwa 5 Zoll vom Boden von oben herab gefpalten, dann 
am Boden abgeschnitten und auf Stöde im Freien zum 
Trodenen aufgehängt, natürlich aber vor Thau und Regen 
bewahrt, weil fonft der feine Geſchmack und das gute Aus— 
fehen verloren gehen. Auf größeren Pflanzungen und auch 
‚ da, wo der Tabak nicht zur ‘völligen Neife gediehen ift, 
werden die abgefchnittenen Tabafspflanzen an neben und 
über einander Tiegenden Stangen in Trodenhäufern (cure- 
houses) aufgehängt und durch Feuer gedörrt (cured), wobei 
große Borficht zu beobachten ift, Damit die Hige nicht zu 
groß und dadurch das Blatt zu rafch gebörrt werde, Ein 
allmäliges Steigern der Hite bis zu einem von der Des 
Ihaffenheit der Pflanze und von der Farbe, die man dem 
Blatte geben will, abhängenden Grade, ift am gerathenften. 

Nachdem die Tabafspflanzen vollfommen getrogfnet find, 
was man daran erfennt, daß die Stengel dürr geworden 
find, werden fie von den Trodenftangen abgenommen und 
die Blätter abgepflüdt und in drei Sorten getheilt, von 
denen die oberften vier Blätter die befte, die mittleren die 
zweite und die unterften (Sandgut oder lugs) die dritte 


456 Das Farmen, 


Sorte bilden, aber auch noch wieder nach ihres Güte und 
Größe fortirt werben, In der Regel bindet man je ſechs 
Blätter der erften, acht der zweiten und ſechszehn bis zwan— 
zig der ‚dritten Sorte an den Dfattftielen in ein Bündel 
(hand) zufammen, und Yegt fie auf große Haufen, wo fie, 
mit Brettern bededt und mit Steinen befchwert, zum 
Schwitzen gebracht werden, Sind die Bündel durchgeſchwitzt, 
fo werden fie abermals zum Trodnen aufgehängt: und, 
wenn getrodnet, zur Berfendung in Fäffer zu 12.bis 1600 
Pfund Schwere eingepreft. 

Der Baumwollenbau. Die Production der Baum— 
wolfe (cotton) hat in. den Vereinigten Staaten von Nord: 
amerifa feit gegen Ende des vorigen Jahrhunderts einen 
ungeheuern Auffhwung genommen, weil um dieſe Zeit der 
im Staate Maffachufetts geborene Eli Whitney eine Ma- 
fhine (cotton-gin) erfand, welche das früher dur Men— 
fchenhände befchaffte Ablöfen der Baummolle von den Sa- 
menförnern auf unglaublich rafche Weiſe bewirkt, 

Die Baumwolle wird faft ausſchließlich in den füd- 
lichen und fühmweftlichen Staaten der Union und dort auf 
ſchwerem, gut Durchgearbeiteten Boden gebaut, Der Same — 
ber befte ift von fchwarzer, der andere von grüner Farbe — 
wird in den fübweftlichen Staaten gegen Ende März, in 
ben füdlichen gegen Ende Februar in 4 bis 6 Fuß von ein- 
ander entfernte Furchen gefüet, wozu man ſich auf großen 
Pflanzungen und Farmen einer Säemaſchine bedient. Sind 
die Pflanzen etwa 2 bis 3 Zoll hoch aufgefchoffen, ſo wird 
mit der Haue (hoe) das Unfraut zwifchen ihnen entfernt 
und da, wo mehr als eine Pflanze auf einem Flede, oder 
wo fie näher als ungefähr 18 Zoll an einander ftehen, die 
überflüffigen Pflänzchen ausgeriffen._ Das Reinigen des Fel- 
des von Unkraut wird nach einigen Wochen wiederholt, aud) 
halten es viele Pflanzer für gut, wenn die Baummollenpflans 
zen, gerade fo wie Die Kartoffel und der Mais, gehäuft werden. 


Das Farmen, 45T 


Sind die hellgelben Blüthen verblüht und abgefallen, 
fo bilden fich die Baummollenfapfeln (cocons), deren jede 
vier umfponnene Samenkörner umfchließt. Sind diefe Co— 
cons gebräunt und aufgeplast, fo werben fie bei trodenem 
Wetter fo reinlich wie möglich eingefammelt, und dann, wenn 
fie fo weit getrodnet find, daß der Samenfern beim Zer- 
beißen wie die Schale einer geröfteten Kaftanie Fracht, ver= 
mittelft der Eingangs erwähnten Cotton-gin, die auf jeder 
großen Pflanzung zu finden ift und von Fleineren Pflanzern 
gegen Bezahlung benußt werden kann, die Baummolle von, 
den Samenförnern getrennt, Die Baumwolle wird, in 
große, etwa 400 Pfund ſchwere Ballen zufammengepreßt, 
auf den Marft gebracht. 

Den Ertrag eines mit Baumwolle beftellten Acre Lan 
des fann man auf Durchfchnittlich ungefähr 600 Pfd. Baumes 
wolle anfchlagen, welche einen Durchſchnittswerth von 35 
Dollars haben. 

Der Paradiesäpfelbau. Der Paradiesapfel (tomato) 
wird in fälteren Gegenden in Miftbeete gepflanzt und im 
wärmeren Frübjahre, auf etwa 3 Fuß Entfernung son ein= 
ander, in's Freie gefest, im Süden der Vereinigten Staaten 
von Nordamerifa aber gleich auf Garten- oder Feldbeete 
geflanzt. Die Pflanze bedarf feiner befonderen Pflege, aber 
eines fruchtbaren, forgfältig bearbeiteten Bodens, und trägt 
gegen Mitte Juli Früchte. Die Frucht, welche für Lebera 
franfe von heilfamer Wirfung ift, wird, als Gemüſe ge— 
kocht, mit Salz und Pfeffer, oder roh als Salat genoffen, 

Der Batatenbau. Die Bataten oder füßen Kartofs 
feln (sweet-potatoes) gedeihen nur in den ſüdlichen und ſüd— 
weftlihen Staaten der Union, weil fie ein warmes Klima 
verlangen, man kann fie-aber auch in den weniger warmen 
Staaten ziehen, wenn man, wie bei der Cultur der. Paras 
biesäpfel, Miftbeete anwendet. Zum Bau der Bataten wählt 
man einen reichen Sandboden, in den die Knollen etwa 


458 Das Farmen, 


3 Zoll tief und 4 Zoll weit von einander entfernt gelegt 
werden. Sobald die Keime eine Länge von 3 Zoll erreicht 
haben, werben fie von den Knollen äbgebrochen und in 
4 Fuß von einander entfernte Reihen, auf 1 Fuß Entfer- 
nung von einander ausgepflanzt, Auch die nochmals nach— 
fchiegenden Keime werden auf gleiche Weife abgebrochen 
und 'ausgepflanzt. Haben die ausgepflanzten Keime eine 
Höhe von etwa 6 Zoll erreicht, fo wird mit der Haue das 
fi vorfindende Unfraut ausgehauen, und fpäter mit der 
Ernte und der Aufbewahrung der Frucht eben fo verfahren 
wie mit der gewöhnilchen Kartoffel. 

Bereitungsmweife des Ahornzuders. Der Zuder- 
ahorn (sugar-maple), der fih von dem rauhen Ahorn (cot- 
ton-fruited maple) und allen anderen Ahornarten durch feine 
bandförmigen, fünflappigen Blätter und grüngelben Blüthen 
leicht unterfcheiden läßt, bildet faft überall in den Bereinigs 
ten Staaten, auf fruchtbarem, hochgelegenen Boden, eine 
Zierde der Wälder, Tiefert jedoch nur in den mittleren und 
öftlichen und nordweftlihen Staaten einen zum Zuckerkochen 
hinreichend fügen Saft, der, durch Anbohrung gewonnen, 
in Zuder verwandelt und’ für viele Farmers eine Haupt: 
erwerbsquelle wird. 

Im erften Frühfahre, wenn die Erde noch mit Schnee 
bedeckt ift und noch Nachtfröfte herrfchen, die Tage aber 
ſchon warm zu werden beginnen, tritt der Saft in die Bäume, 
Um dieſe Zeit bohrt man, wenige Fuß hoch vom Erdboden, 
ein etwa 2 Zoll tiefes und 4 Zoll im Durchmeffer meifen- 
des Loch in den Stamm des Zuderahornbaumes, ſteckt in 
das Bohrloch eine hölzerne Rinne oder ein Rohr, und läßt 
den Saft in untergeftellte, in der Negel aus Cedernholz— 
ftäben gefertigte, etwa einen halben Eimer mefjende Kübel 
(buckets) oder in aus Linden= oder Elfernholz gehauene Tröge 
(troughs) laufen, Auf diefe Weife liefert ein gefunder Baum 
von mittlerer Größe an 10 bis 30 Gallons (14 Gallons 


Das Farmen, 459 


— 1 Eimer oder 60 Maas) Saft (sap), der eingefocht 
zwei bis jehs und noch mehr Pfund Ahornzuder (maple- 
sugar) liefert. 

Das Einfochen des Saftes gefchieht auf folgende Weife 
am beiten: Ungefähr im Mittelpunfte des Ahorngehölzes 
(sugar-bush) wird aus Steinen eine Art Herd errichtet, 
über den an einer auf zwei Krüden ruhenden Stange drei 
Keffel aufgehängt, oder auf den drei flahe, aus dünnem 
Eifenblech gefertigte Pfannen geftellt werden. In den größ— 


ten der drei Keflel, oder in die größte der Pfannen gießt 


man den gewonnenen Saft, legt Feuer darunter und läßt 
ihn bis auf etwa ein Drittel einfochen, worauf er in den 


zweiten Keffel übergegoflen und der erfte wieder frifch mit. 


Saft gefüllt wird, Iſt der Saft im zweiten. Keffel big 
auf Syrupsdide eingefocht, fo gießt: man ihn durch "ein 
wollenes Tuch in den dritten Keffel über, Hat der-Syrup 
(molasses) im dritten Keffel eine Zeit lang gekocht, ſo 
Ihüttet man ein wenig Milch oder Eiweiß hinein und rührt 


ihn von Zeit zu Zeit mit einem Steden um, damit die in 


dem Safte befindlichen Unreinlichfeiten auf die Oberfläche 
fommen, wo man fie, fammt dem fich bildenden braunen 
Schaume, mit einer flachen Kelle abihöpft. Tritt nur wenig 
oder gar fein Schaum mehr auf die Oberfläche und: ift: der 
Syrup fo weit eingefocht, daß eine herausgenommene Probe, 


wenn im Schnee erfaltet, hart wird, jo wird er: in ſteinerne 


oder blecherne Gefäße, deren Innenſeite vorher mit: einem 
feuchten Tuche ausgewifht wurde, ausgegoffen und zum 
Erkalten hingeftellt. War der Syrup beim Ausgießen in 
die Gefäße noch nicht hinreichend did eingefocht, fo wird 
von den, nad der Form diefer Gefäße geformten ‚Zuder- 
broden fpäter noch Syrup abtropfen, der in untergeftellte 
Gefäße aufgefangen wird. Manche Farmers gießen den 
Syrup nit in Broden aus, fondern föchen ihn unter be— 
ftändigem Umrühren fo lange, bis er troden und förnig, dem 


+, 


460 Das Farmen, 


rohen Rohrzuder ähnlich wird; andere bedienen ſich zum 
Einfochen des Saftes nur eines einzigen Keffels, in den 
fie den in ein großes Faß aus fämmtlichen Kübeln zufams 
mengetragenen Saft durd eine Rinne in eben demfelben 
Maaße zufliegen laſſen, wie er im Keffel verfocht, und erft 
Abends, wenn die Bäume zu fliegen aufhören, allen im Laufe 
des Tages gewonnenen Saft auf ein Mal zu Zuder einfochen, 

Je dider der Syrup durch's Kochen wird, defto heftiger 
wallt er im Keffel auf, man muß daher ftets ein wachſames 
Auge auf den Keffel Haben. Um das Heberfochen des Syrups 
zu verhüten, braucht man nur ein Stückchen Sped in den 
Keffel zu werfen, von dem der Zuder feinen Beigefchmad 
annimmt, oder den Keflel etwas höher zu hängen. 

Der beim legten Kochen abgehobene Syrupsfchaum giebt, 
mit Waffer verdünnt und aufgefocht, dann abgefhäumt und, 
wenn erfaltet, mit Hefen verfegt, dann auf Fäffer gezogen 
uud an einen warmen Drt gelegt, einen fräftigen Eifig. 
In alten Effige, Bier- oder Weinfäflern geht die Gäh— 
rung des Eſſigs am rafcheften vor fidh. 

Wenn, was bisweilen gefchieht, der im Baumfafte ent- 
baltene Zuderftoff die Pores der Bohrmwunde verfchließt, fo 
daß der Saft nicht mehr rinnen fann, fo muß die Wunde 
mit einem Meißel wieder aufgefrifcht werden. Tritt der 
Saft aus dem Stamm in die Aefte und Zweige über, was 
man daran erfennt, daß ein abgebrocdhener Zweig im In— 
nern feucht ift, fo ift die Zeit des Zuckerkochens vorüber, 
weil der Saft nun feine Süßigfeit verliert. Die Bohrlöcher 
werden nun, zur Schonung der Bäume, mit fleinen Holz- 
pflöden verftopft, die Saftfübel unter den faft in jedem 
Zuderbufche befindlihen Schoppen (shed) geftellt, und die 
Keffel heimgetragen. 

Manche Farmers, welche zu bequem find, ihre Aborn> 
bäume anzubohren, zapfen fie mit der Art an, d. h. fie 
bauen einen Feilförmigen Span aus dem Stamme heraus 


Das Farmen. 461 


und laflen aus diefer Wunde den Saft in die untergeftell- 
ten Kübel rinnen. Diefes Verfahren follte Niemand nach— 
abmen, der längere Sahre hindurd Genuß von feinem 
Zuderbufche haben will, denn das Anzapfen mit der Art 
ruinirt fehr häufig Die Bäume, wogegen das Anbohren ihr 
Gedeihen durchaus nicht beeinträchtigt. 

Es giebt Farmers, welche alljährlih 2 bis 5000 Pfund 
Ahoınzuder gewinnen, für die fie, das Pfund nur zu 6 Cts. 
angefchlagen, mindeftens eine Summe von 125 big 300 Doll, 
löfen, Auch fann man aus dem Safte des Ahornbaumeg 
einen mouffirenden, dem Birfenweine ähnlichen und auf 
gleiche Weife bereiteten Wein gewinnen, 

Der Nugen, welchen der nordamerifanifche Farmer aus 
dem Zuderahornfaft zieht, ift um fo größer, als die Zuderz, 
Eſſig- und Weinbereitung in einer Jahreszeit gefchiebt, 
wo noch feine Feldarbeiten vorgenommen werden fünnen, 

Zu den großen Borzügen, welche die Vereinigten Staa- 
ten von Nordamerifa vor anderen Ländern voraus haben, 
gehört auch die Geringfügigfeit der den Landmann treffen- 
den Abgaben (taxes), die fih nach dem Werthe des Be- 
fisthbums richten und auf eine höchſt ſchonende Weife ein- 
getrieben werden, Die Bundesregierung erhebt gar feine 
direete Steuern, da ihre ſämmtlichen Ausgaben für die Ber- 
waltung, das Militär, die Flotte u. ſ. w. durch die an den 
Grenzen erhobenen Zollabgaben und Durch den Berfauf von 
GEongreßländereien gedeckt werden; die vom Landmannne zu 
entrichtenden Abgaben — der Städter hat, je nad) feinem 
Gefhäfte, noch befondere Abgaben zu bezahlen — zerfallen 
daher nur in folhe, welche für den Staat, das County 
und das Tomnfhip, in weldhem er wohnt, zu erheben nöthig 
find, und letztere beftehen faft ausſchließlich in Wegearbeiten, 
‚welche perfönlich zu Teiften faft Ehrenfade ift, die jedoch 
auch durch Geld guigemacht werden können, Alle baar zu 
entrichtenden Abgaben find fo gering, daß Jemand ſchon ein 


‚462 Das Farmen, 


umfangreiches Landgut, gute Gebäude auf demjelben, einen 
tüchtigen Biehftand und werthvolles Ader- und Hausgeräthe 
befigen muß, um eine jährliche Steuer von 10 Doll. zu 
bezahlen. Der Gefammtbetrag diefer Abgaben wird, dem 
Bedürfniffe des laufenden Jahres entfprechend, von den aus 
den Bürgern des Bezirkes von ihren Mitbürgern gewählten 
Controllers eines jeden County (Gantons) feftgefegt und 
dann, nach den von den Townſhip-⸗ (Stadtfchaft-) Affef- 
foren angefertigten Schäßungsliften des Befiges eines jeden 
fteuerbaren Bewohners repartirt. 

Nach den im Staate New-Yorf geltenden und in faft 
allen übrigen Staaten hierin übereinftimmenden Gefegen 
hat Derjenige, der innerhalb 30 Tagen nach dem zur Zah— 
lung der Steuer ausgefchriebenen Termine den ihn treffen- 
den. Betrag nicht an den Steuereinnehmer (collector) ge— 
zahlt hat, 5 Proc. vom Steuerbetrage Strafe zu bezahlen; 
verfaumt er auch diefe Frift, fo hat der Steuereinnehmer 
das Recht, fih an dem beweglichen Eigenthume des Steuer- 
pflichtigen zu pfänden und dafjelbe zum öffentlichen Ber- 
fauf zu ‚bringen, und. genügt diefer Berfauf in feinem Er: 
löſe nicht zur Dedung der Schuld, fo fann nah 2 Jahren 
der Grundbefig des Steuerpflichtigen zum Öffentlichen Ver— 
fauf gebracht werden, jedoch müſſen ihm ftets ein Gefpann 
Dchfen oder Pferde, Ader- oder Handwerfsgerätbe bis zum 
Werthe von 25 Dollars, die nöthigen Betten, 10 Schafe, 
1 Kuh, 2 Schweine, Futter, Feuerung, Nahrungsmittel auf 
zwei Monate, alle unentbehrlichen Kleidungsſtücke, 1 Tifch, 
6 Stühle, Küchengeſchirr, 6 Paar Meflern und Gabeln, 
und Taffen u. ſ. w. im Berhältnig gelaffen werben. 





Anhang. 


Bolltarif der Vereinigten Staaten, 


in Kraft getreten für alle nad dem 1. December 
1846 in das Gebiet der Bereinigten Staaten 


FARSRIRNTHER, Waaren, 
Proc. vom 


Werthe. 
Soect. 4. Güter und Waaren im Tarif A. zahlen 100 
v v nv n B. „ 40 
v v 7 // C. v 30 
7 „ n „ ER „ 25 
„ „ 7 7 Br 
Z Z / 9 v he 
2 Z ” „ G. ” 10 
v ” v — v 5 
7 n n 22 I. „ feinen Ein= 
gangszoll. 


Sect. 2. Vom 1. December 1846 an fi nd die im Tarif I. 
angeführten Güter und Waaren vom Eingangszoll 
befreit, 

Sect. 3. Alle nicht fpeciell in dieſem Gefege bezeichneten, 
aus fremden Ländern eingeführten Güter und Waaren 
haben einen Zoll von 20 Procent vom Werthe zu 
entrichten, 


464 — Anhang. 


Sect. 4. In * ſolchen Fällen, wo in der Factura 
oder Declaration das Gewicht, die Quantität oder 
das Maaß der Güter und Waaren nicht angegeben 
iſt, ſoll Gewicht, Quantität oder Maaß auf Koſten 
des Eigenthümers, Commiſſionärs oder Conſignateurs 
ermittelt werden, 

Sert. 9 Statt der bisher gefeglich bewilligten Ausfuhr- 
prämie für mit fremden Salz eingepöfelte Fifche aus 
den Fiſchereien im Gebiete der Vereinigten Staaten, 
fol vom 1. December 1846 an ein dem Eingangs- 
zolfe gleicher, denfelben aber nie überfteigender Rück— 
zoll vergütet werden, und ift diefer Rückzoll nad den 
som Schaß-Seeretär angeordneten Deftimmungen zu 
ermitteln, 

Sert. 6. Alle Güter und Waaren, welche nach dem Be— 
ſchluß dieſes Gefeges eingeführt und am 2, December 
1846 noch in den Zolllagerhäufern find, folfen einem 
folhen Zoll unterworfen fein, als ob fie nach diefem 
Tage eingeführt worden wären. 

Sect. 7, Diejenigen Güter und Waaren, welde von 
dieffeits oder jenfeits des Caps der guten Hoffnung 
oder des Caps Horn eingeführt werden, dürfen von 
nun an ein Jahr lang unverzollt in den Zolllager- 
häufern liegen bleiben. 

Sect. 8. Es fol dem Eigenthümer, Commiffionär oder 

Conſignateur wirklich gefaufter Waaren geftattet fein, 
beim Eingang derfelben auf die Declaration zu dem 
Koftenpreife oder zu dem in der Factura angegebenen 
Merthe einen ſolchen Zufchlag zu machen, als derfelbe 
nach feiner Meinung, im Berhältniffe zu dem wahren 
Marftpreife der einzuführenden Waaren auf den Haupts 
märften desjenigen Landes betragen mag, yon woher 
die Einführung ftattgefunden, oder wo die einzufühs 
renden Waaren verfertigt oder produeirt fein follen, 


Anhang, 465 


und dazu alle Koften und Ausgaben zu Schlagen, melde 
nah den beftehenden Gefegen einen Theil des wirk— 
lichen Werthes in dem Hafen ausmachen, wo die 
Einfuhr fattfinden mag, und nach welchem Werthe 
der Zoll erhoben werben muß. Der Zolleinnehmer, 
in deffen Bezirk die Einführung ftattfindet, Toll gehal— 
ten fein, die Tarirung, Schätung und Beftimmung 
des zollpflichtigen Werthes folder Importe in Ueber- 
einfimmung mit den darüber beftehenden geſetzlichen 
Beflimmungen zu veranlaffen, und wenn der tarirte 
Werth 10 oder mehr Procent den angegebenen Werth 
überfteigt, fo follen außer den gefeglichen Zölfen noch 
weitere 20 Procent von dem alfo geſchätzten Werthe 
erhoben und bezahlt werben, wobei außerdem noch zu 
bemerfen tft, daß unter feinen Umftänden der Zoll 
von einer geringeren Summe berechnet und erhoben 
werden fol, als ber Betrag der Factura ausmacht. 
Sect. 9. Die Stellvertreter yon Zolleinnehmern, Marine- 
beamten oder Infpeetoren und die bei Zolleinnehmern, 
Marinebeamten oder Inſpectoren angeftellten Schrei- 
ber, welche nicht geſetzlich zur Leiftung eines Dienfteideg 
verpflichtet find, follen vor Uebernahme ihrer Oblie— 
genheiten, oder falls fie bereits angeftellt find, vor 
fernerer Bollziehung derfelben, das eidlihe Gelöbniß 
unterfchreiben, redlich und eifrig ihre Pflichten erfüllen 
und ihre beften Kräfte zur Verhütung oder Entdeckung 
yon Beeinträchtigungen der Einfünfte der Vereinigten 
Staaten anwenden zu wollen, welches Gelöbniß, nad 
ber vom Schatz-Secretär vorgefchriebenen Formel, 
vom Zolleinnehmer desjenigen Hafens oder Diftricteg 
abgenommen werden fol, wo die erwähnten Stell- 
vertreter oder Schreiber angeftellt find, 
Seet. 10, "Kein Beamter oder eine andere im Verband. 
der Marine ftehende Perfon darf unter was immer 
Rordamerika, 30 


466 Anbang. 


für einem Vorwande es ſein möge, auf einem Schiffe 
oder Fahrzeuge der Vereinigten Staaten zollbare Güter 
oder Waaren einführen. 

Sect. 11. Alle den Beſtimmungen gegenwärtigen Geſetzes 
widerſprechenden Geſetze oder Geſetzestheile find hier— 
mit außer Kraft geſetzt. 


Tarif A. 


100 Procent vom Werthe zahlen: 


Branntwein und andere Spirituofen aus Getreide und 
‘ anderen Subftanzen. 


Zarif DB 
40 Procent vom Werthe zahlen: 


Alabafter-Zierrathen u,drgl. aus phosphorfaurem Kalkſpath. 

Arbeiten aus Atlas-, Cedern-, Grenadilla-, Eben-, Mas 
hagony- und Roſenholz. 

Caſſia. 

Cigarren, Schnupftabak, Papiercigarren und jeder andere 

verarbeitete Tabak. 

Compoſitions⸗Tiſch⸗- und andere Möbelplatten. 

Confituren, Zuckerwerk, oder in Zucker, Branntwein oder 
Syrup eingemachte Früchte. 

Conſerves, wie Gemüſe, Fleiſch, Geflügel und Wildpret, 
in Blechdoſen oder anderweitig eingemacht. 

Datteln, 

Feigen. 

Gewürznelken. 

Glas, geſchliffenes. 

Ingwer, getrockneter und grüner. 

Kampher, gereinigter. 

Korinthen. 

Mandeln. 


Andang, ı ? 467 


Musfatblüthen und Nusfatnüfe. 

Piment. 

Rofinen, 

Sardellen, Sardinen und alle anderen in Del eingemachte 
Fiſche. 

Scagliola für Tiſchblätter und andere Möbeln. 

Weine, Burgunder, Champagner, Bordeaux, Madeira, 
Porto, Sherry und alle anderen ächten oder nach— 
gemachten Weine. 

Zwetſchen, getrocknete. 


Tari f O. 
30 Procent vom Werthe zahlen: 

Argentan, Alabatta oder Neuſilber, roh oder verarbeitet. 

Augengläfer. 

Balfame, Effenzen, Schönheitsmittel, Ertracte, Teige, Par: 
fümerien, Tineturen für die Toilette oder für medici- 
niſche Zwecke. 

Baumwollenſchnüre, Borten und Franzen. 

Baumwollen-⸗, Leinen⸗, Seiden-, Wollen- und Kammwollen⸗ 
Waaren, geſtickt oder tambourirt, auf dem Stuhl oder 

imn anderer Weiſe, durch Maſchinen oder mit der IR 
oder durch ſonſt ein Verfahren, 

Bai⸗Rum. 

Benzoe-Harz und benzo eſaures Salz. 

Beſen und Bürſten aller Art. 

Bier, Ale, Porter, in Fäſſern oder Flaſchen. 

Dleiftifte, 

Bolognefer Würfte, 

Bracelets, Geflechte, Ketten, Ringe, ganz oder —— 
von Haar. 

Crayons aller Art. 

Diamanten, Gemmen, Perlen, Rubine u, a. ächte oder 
unächte Edeffteine, in Gold, Silber u. ſ. w. gefaßt. 

30 * 


468 | Anbang, 


Eifen in Stangen, Knippen, Bolzen, Stäben, Platten oder 
in anderer Geftalt, wenn nicht anderweitig befteuert, 

Eiſen, altes oder Eifenabfall, 

Eiſenguß⸗Gefäße. 

Epaulettes, Borden, Litzen, Schleifen, Franzen, Quaſten, 
Troddeln, Treffen und Achſelſchnüre von Gold, Sik- 
ber u, ſ. w. 

Eſelshäute. 

Eſſig. 

Fächer und Ofenſchirme aller Art und von jeglichem Stoff. 

Federn und gemachte Blumen, oder Theile davon aus 
irgend einem Stoff. 

Gagat und Gagat⸗Arbeiten, ächt oder unächt. 

Gerippe und Stöcke für Regen- oder Somenſccuu⸗ fertig 
oder nicht. 

Glas, gemalt oder farbig. 

Glasmalereien. 

Glaswaaren und Waaren, theilweiſe von Glas, wenn 
nicht anderweitig beſteuert. 

Gußeifenwaaren, 

Haarpinfel, 

Handarbeiten, theilmeife oder ganz mit der Hand gemacht 
und yon irgend einem Stoff, zum Tragen für Män- 
ner, Weiber oder Kinder, 

Hanf, rob. 

Hplzwaaren, oder Waaren theilweife von Holz, wenn nicht 
anderweitig befteuert. 

Holz, unverarbeitet, wenn nicht anderweitig befteuert, and 
Brennholz. 

Honig. 

Hofenträger, Strumpfbänder u. ſ. w., von gewobener oder 
anderer Arbeit, ganz oder theilmeife von Gummi, 
wenn nicht anderweitig befteuert, | 

Hüte und Mützen für Männer, Weiber und Kinder, aus 


Anhang, 469 


Stroh, Atlasftroh, Baft, Gras, Palmblättern, Wei: 
den oder irgend einem vegetabilifchen Stoffe, oder 
aus Haar, Fifchbein oder fonftigem Material, Hut: 
körper von Baumwolle, Hutflehten und Hutgewebe 
von Stroh oder anderem Material zur Berfertigung 
von Hüten und Müsen, wenn nicht anderweitig be⸗ 
ſteuert. 

Japanirte Blechwaaren, wenn nicht anderweitig beſteuert. 

Ingwer, gemahlener. 

Irdene Waaren, Porzellan, Steingut u. dergl. Waaren 
dus Erd- oder Mineral⸗Subſtanzen, wenn nicht an 
derweitig bejteuert. 

Sumelen, Acht oder unächt. 

Kämme aller Art. 

Käſe. 

Kameen, ächt oder unächt, Moſaik desgl., in Gold oder 
Silber oder ſonſtige Metalle gefaßt. 

Kappen, Handſchuhe, Mützen, Gamaſchen, Strümpfe, Socken, 
gewobene Hemden, Unterbeinkleider und alfe ähnliche 
mit Maſchinen gemachte Artikel für Männer, Weiber 
oder Kinder, wenn nicht anderweitig beſteuert. 

Kapern, Pickles und Saucen aller Art, wenn nicht an— 
derweitig befteuert. 

Kartenfäfthen, Taſchenbücher, Mufchelfäfthen, Etuis, 
Souvenirs und ähnliche Artifel aus irgend einem 
Stoff. 

Kartoffeln, 

Kautſchuk⸗Schuhe und Stiefeln, Hofenträger u, ſ. w. 

Kleidungsftüde, fertige und nicht fertige, yon irgend einem 
Stoff. 

Knochen, Horn», Elfenbein, Pflanzenelfenbeinz, Muſchel⸗ 
und Perlmutter⸗Arbeiten. 

Körbe und alle andere Flechtarbeiten, aus Stroh, Gras, Wei- 
den, Palmblättern’ od, Fiſchbein, wenn nicht anderm. beft. 


470 Anhang. 


Kohlen, abgeichwefelte (coaks), Schmiede» oder andere, 

Korallen, gefchliffen oder verarbeitet, 

Korfarbeiten aller Art, Pfröpfe ausgenommen, 

Kutihen- und Pferdegeſchirr. 

Lachs, eingemadhter. 

Leberarbeiten und Arbeiten, welche zum Theil von Leder, 
wenn nicht anderweitig befteuert. 

Macaroni, Nudeln, Gallerte, Gelees und ähnliche Präparate, 

Marmor und Marmorplatten und andere mehr verarbeitete 
als rohe Marmorarbeiten, 

Medieinifhe Präparate, wenn nicht anderweitig befteuert. 

Menfchenhaar, gereinigt oder präparirt. 

Mefferfchmiebearbeiten jeglicher Art. 

Metallwaaren aus Meffing, Kupfer, Gold, Silber, Eifen, 
Dlei, Zinn, Platina, verzinntem Blech oder anderem 
Metall, oder bei welchen eines dieſer Metalle den 
Hauptbeftandtheil ausmacht, wenn nicht anderweitig 
befteuert. 

Metallfedern. 

Mineralwaſſer. 

Möbeln aller Art. 

Mützen, Muffe, Hüte, Kragen von Pelz, oder alle anderen 
ganz oder theilweiſe aus Pelz gefertigte Waaren. 

Musketen, Flinten u. a. Schießgewehre. 

Nähſeide, rohe oder bereitete. 

Nüſſe. 

Oblaten. 

Ocker und Ockererde, für Maler, trocken oder in Del, 

Del, Speifer, flüchtiges und atheriſchee wenn nicht ander⸗ 
weitig beſteuert. 

Oliven und Oliven⸗, nicht Salatöl, in Tonnen. 

Dliven- (Salat⸗) und alles andere, nicht anderweitig be- 
fteuerte Olivenöl. 


Anhang. 471 


043 


Papier und Arbeiten von Papier oder von denen Papier 
ein Beftandtheil if, wenn nicht anderweitig net 

Papiermahee-Waaren, 

Pergament. 

Perlen aus Bernftein, Compoſi ition, Wachs und fonfiigem 
Material, 

Pfeffer, Cayenne» und anderer, 

Pflafter, englifches. 

Pflaumen. 

Pfröpfe von Kork. 1 

Plattirte und vergoldete Waaren aller Art, 

Porcellan⸗Glas. 

Puppen und anderes Spielzeug. 

Raketen nnd andere pyrotechnifche Fabrikate. 

Regenfchirme, 

Rothftifte, — 

Sattlerarbeiten aller Art, wenn nicht anderweitig beſteuert. 

Seidentwift und Twift von Seide und Kameelhaar. 

Seife, fpanifche, parfümirte, Windfor- und andere. 

Seitengewehre aller Art. 

Siegellack. | 
Silberplattirtes Metall in Platten oder anderer Geftatt. 
Sonnenfdhirme. 

Spazierftöde, fertig oder roh. 

Spielfarten. 

Stidereien aller Art, 

Syrup. * 

Tabaf, roh. 

Teppiche und Teppichftoffe, Kamindeden, Bettteppiche und . 
dergl. von Aubuffon, Brüffel, ingrain, Sachſen, Türkei, 
Benedig, Wilton oder aus anderen ähnfichen Fabrifen. 

Tinte, flüffige und Tintenpulver, 

Trauben, | 

Uhren (Stand s und Wanduhren) und Theile yon folchen. 


42 Andanz. 


Uhrengläſer. 

Wachstuch aller Art. | 

Wagen und Gefchirrtheile alfer Art. 

Waflerfarben, 

Wolle, roh, und Wollen - oder folhe Waaren, yon denen 
Wolle der werthvollſte Beftandtheil bildet, falle nicht 
anderweitig befteuert. 

Zimmet. 

Zucker aller Art und Zuckerſyrup. 

Zuckerwerk aller Art, wenn nicht anderweitig beſteuert. 

Zwirn und Bindfaden aus irgend einem Stoff. 


Tarif D. 


25 Procent vom Werthe zahlen: 


Baumwollen⸗Spitzen⸗, Zwifchenfäge-, Spigenbefäte-, Ge— 
flehte und Schnüre und alle Baummollen: -Waaren, 
bie ganz aus Baumwolle gefertigt und nicht ander 
weitig befteuert find, 

Bodendeden von Flanell und jonftigen Stoffen, wenn nicht 
anderweitig befteuert. 

Borax. 

Calomel und ſonſtige Mercurial⸗Präparate. 

Dach- und anderer Schiefer. 

Sederbetten, Flaum- und. andere Bettfedern, 

Flockſeide. 

Grasleinen. 

Haartuch, Haarpolſter und alle Arbeiten aus Haar, wenn 
nicht anderweitig beſteuert. 

Kammwoll- und ſolche Waaren, die theilweiſe aus Kamm— 

‚wolle beſtehen, wenn nicht anderweitig. beſteuert. 

Kampher, roher. 

Knöpfe und Knopfformen aller Art, 

Matten, chineſiſche und andere aus Gras oder dergl. 


Anhang. | 473 


Manufacturs Waaren, "ganz oder theilweife aus Ziegen: . 
oder Rameelhaaren, wenn nicht andermeitig befteuert. 
Pech, burgundifches. 

Seiden-Waaren oder Waaren, welche theilweiſe aus Seide 
gefertigt ſind, wenn nicht anderweitig beſteuert. 
Siſalgras und andere vegetabiliſche Rohſtoffe, wenn nicht 

anderweitig beſteuert. 
Tauwerk, getheert oder ungetheert. 
Wollen⸗ und Rammmwollen-Garn, 


Tarif E 


20 Procent som Werthe zahlen: 
Aether, 
Alaun. 
Aloe. 
Ambra, grauer und anderer. 
Ananas. 
Angora⸗, Tibet⸗ und andere rohe Ziegen⸗ ober Kameelhaare. 
Anis. 
Antimonium, roh, oder Antimonkönig. 
Arrow⸗root. 
Aſſa fötida. 
Bananas. 
Beeren, Gemüſe, Blumen und Rinden, wenn nicht anders 
| weitig befteuert. 
Berlinerblau. 
Bettdecken aller Art. 
Bibergeil, 
Dlei, in Blöcken, —— oder Matten, chrom⸗ und ſal⸗ 
peterfaures. 
Dleiglätte, 
Dleiröhren und Bleifchrot, 
Dleimeiß und Mennig. 


474 "Anhang. 


Blutegel. 
Braunftein, 
Breccia. 

Bretter, Planken, Bohlen, Stabholz, Latten, Sparren, 
behauenes oder geſchnittenes Bauholz und er 
bauholz. 

Bronce-Pulver und -Waſſer, oder Bronce in Blättern. 

Bucev-Blätter, 

Bücher, gebundene oder ungebundene, unbefchriebene oder 
ungedrudte, 

Butter, 

Cadmium. 

Ganthariden. 

Caſſia⸗Blüthen. 

Caſtoröl. 

Cedern⸗, Eben-, Grenabilla-, Mahagony⸗, Roſen⸗ und 
Atlasholz, roh. 

Chocolade. 

Cremor tartari. 

Droguen, in rohem Zuſtande, wenn nicht anderw. beſteuert. 

Eiſenoxyd und Eiſenvitriol. 

Elfenbein, roh, oder Beinſchwarz. 

Farbe- oder Gerbeſtoffe, nicht in rohem Zuſtande, wenn 
nicht anderweitig beſteuert. 

Federkiele. 

Feigenblau. 

Feldſpath. 

Felle, gegerbt und zugerichtet. 

Fenſterglas, breites, Kron- oder —5* 

Fenſterkitt. 

Fiſche, fremde, friſch, geräuchert, getrocknet oder eingepö— 
kelt, wenn nicht anderweitig beſteuert. 


Fiſchhäute. 
Fiſchleim oder Hauſenblaſe. 


Anhang. 475 


Fifchbein aus fremden Fifchereien. 

Frankfurterſchwarz. 

Früchte, grün oder reif, oder Hutzeln, wenn nicht anders 
weitig befteuert, 

Galmei. 

Gerſte. 

Grünſpan. 

Gummi Cambaja (Gummi gutti). 

Gyps, geſtoßen oder gemahlen. 

Haar, gekräuſelt, Moos, Seegras und alle zu Betten und 
Matratzen angewendete vegetabiliſche Stoffe. 

Hafer und Hafermehl. 

Hanf-, Lein-, Rüb- und alle Arten Maleröl. 

Hanf- und Flachswaaren, wenn nicht anderw. beſteuert. 

Hutfilze, ganz oder hauptſächlich aus Wolle. 

Hutmacher⸗Plüſch, aus Seide oder Baumwolle, oder dem 
Hauptbeſtandtheile nad) aus Baumwolle. 

Indigo⸗Extract. 

Ipecacuanha. 

Iridium. 

Iriswurzel. 

Jalappe. 

Kali, chromſaures, bichnomatiſches, npdrbdiume und blau⸗ 
ſaures. 

Kampeche⸗Holz, oder Extract und Abſud, dergl. von 
anderen Farbehölzern, wenn nicht anderw. beſteuert. 

Kappen, Handſchuhe, Beinkleider, Mützen, Socken, Strümpfe, 
gewobene Unterbeinkleider, Hemden, auf Stühlen ge- 
fertigt, ganz baummollen, für Männer, Weiber oder 
Kinder | | | 

Kitt, römischer. 

Knallerbfen und Knallpulver. 

Kobalt. 

Kokelskörner. 


476 Anhang, 


Kokosnüſſe. 

Koloquinten. 

Korallen, unverarbeitet. 

Krapp⸗Extraet. 

Kreide, franzöſi ag 

Kubeben. 

Kürbiffe. 

Kupfer, in Stangen, Bolzen, Nägeln, ——— Blãt⸗ 
tern oder Platten, ſogenanntes Brazier's-Kupfer 
u. and, Kupferblätter, wenn nicht anderw. beſteuert. 

Kupferböden für Deftilfirapparate und andere, 

Kupfer= oder grüner Bitriol, 

Lackirſpiritus. 

Lackſchwefel. 

Lafrigenfaft und -Teig, und Süßholz. 

Lampenſchwarz. 

Leder, Oberleder aller Art und gegerbtes Sohlenleder. 

Leim. 

Leinwand aller Art und Leinenwaaren. 

Leinſaamen. 

Lettern, neue und alte und Letterngut. 

Mais und Maismehl. 

Malerfarben, trocken oder in Oel, wenn nicht anderwei— 
tig beſteuert. 

Malz. 

Manna. 

Marmor, roh, in Platten und Blöcken, unverarbeitet. 

Metalle, unverarbeitet, wenn nicht anderweitig beſteuert, 
und in Blättern, 

Mineralifche und bitumindfe Subftanzen, igprohem Zu: 
ſtande, wenn nicht anderweitig befteuert, 

Mufifalifhe Inftrumente aller Art und Darmfaiten für 
| ſolche und alle übrigen Darmfaiten, 
Nadeln aller Art, Näh-, Sted- und Stricknadeln. 


Anhang. 477 


Opium. 

Orangen- und Citronen- und dergl. Schaalen, 

Papiertapeten und Papier zu Ofenſchirmen. 

Papier in Bogen. 

Pariſerweiß. 

Patentbeize. 

Pech. 

Perlgraupen und geſchälte Gerſte. 

Pflaſterſteine, Backſteine und Dachziegeln. 

Piſang und Piſangäpfel. 

Pompelnüſſe. 

Queckſilber. 

Rauchwerk, auf dem Fell zugerichtet. 

Reiß oder Paddy. 

Reißblei, Bleierz oder Bleiaſche. 

Rindfleiſch. 

Rhabarber. 

Röthel. 

Roggen und Roggenmehl. 

Säuren, Effig-, Benzoe⸗, Borar-, Chrom⸗, Citronz, Salz-, 
weiß- und gelb-, Salpeter=, brenzlihe Holz= und 
Weinſtein- und andere Säuren aller Art, für hemifche 
oder medieinifche Zwede, oder Manufarturen, oder 
für ſchöne Künfte, wenn nicht anderweitig befteuert, 

Sadleinwand, 

Safran und Safranfuchen. 

Sago. 

Sammt, im Stück, aus Baumwolle und Seide, ‚Hanke 
fachlich aber aus Baumwolle. — 

Salz, Epfom-, Glauber-, Rocelle- und alle anderen Ar- 
ten und Salzpräparate, wenn nicht anderw. beſteuert. 

Sarſaparille. 

Sattlerzeug, gewöhnlich, beſchlagen oder lackirt. 

Schiefergriffel. 


478 Anhang, 


Schießpulver. 

Schildkröten, grüne. 

Schinken. 

Schmalte. 

Schmergel. 

Schwämme. 

Schwefelmehl und ſchwefelſaurer Quinin und Baryt. 

Schweinefleiſch. 

Sepia. — 

Soda und jegliches kohlenſaure Natron, welchen Namen 
es auch haben mag, wenn es nicht anderweitig be⸗ 
ſteuert iſt. 

Speck. 

Stärke. 

Stahl, wenn nicht anderweitig beſteuert. 

Stangenſchwefel. 

Stearinkerzen. 

Stereotypplatten. 

Talgkerzen. 

Tapioka. 

Terpentinöl. 

Theer, 

Thierfohle, | ur 

Thran, thierifches Del, Wallrath, Wallfiſchthran aus 
fremden Fiſchereien. 

Vanillebohnen. 

Vitriol, blauer oder römiſcher, Kupfervitriol. 

Wachholderbeeren. 

Wachs und Wachskerzen. 

Wallrath und » Kerzen. 

Weiden, für Korbmacher zubereitet, 

MWeinftein. 

Weiß- oder Zinkvitriol. 

Weizen und Weizenmehl. 


Anhang. 479 


Wismuth. 

MWollene Hüte und Laftings. 

Yamswurzeln, 

Zeitfchriften und andere Druckſachen zur Wieberh 
in den Vereinigten Staaten, wenn nicht anderw. beſteuert. 

Zinnober, 

Zwirnfpigen und. Zwiſchenſätze. 


Tarif rF 
15 Procent vom Werthe zahlen: 

Arſenik. 
Blattgold und Blattſilber. 
Braſilian. 
Chinarinde. 
Codilla oder Hanf- oder Flachswerg. 
Drachenblut. 


Flachs, unverarbeitet. 

Glafer-Diamanten, gefaßt oder ungefaßt. 

Korkrinde, unverarbeitet, 

Mineralfermes, * 

Quillarinde. 

Schwefel, roh, in Maſſen. 

Seide, roh, nicht weiter verarbeitet, als Goconfeide oder 
Kettenfeide. 

Stahl in Stangen, Gußſtahl, deutfcher Stahl. 

Staniol. 

Zink, gemeiner, oder tentenegue in Blättern, 

Zinn in Rollen oder Blättern, und Zinnplatten, galvas 
niſirt oder nicht, wenn nicht andermeitig befteuert. 


Tarif & 


10 Procent vom Werthe zahlen: 
Ammonium, 


Annato, Nancon oder Orleans, 


480 Anhang, 


Aſchenſalz. 

Barilla. 

Bauſteine. 

Bimsſtein. — 

Bleichpulver oder Chlorkalk. 

Bücher, Flugſchriften, illuſtrirte oder nicht aluſtrirte Zeit⸗ 
ſchriften, gebunden oder nicht gebunden, wenn nicht 
anderweitig beſteuert. 

Cameen und Moſaike, ächt oder unächt, ungefaßt. 

Chronometer, Kaſten⸗ oder Schiffs- und Theile folder. 

Citronen⸗ und Orangenſaft. 

Cochenille. 

Diamanten, Gemmen, Perlen, Rubinen und andere Edel—⸗ 
ſteine, ächte und unächte, ungefaßt. | 

Slascompofition, Paße, ungefaßt. 

Goldſchlägerhaut. 

Gummi, arabiſcher, Senegal, Berberei, Oſtindien, Tragant, 
Jedda, Surrogat oder gebrannter Amidam. 

Haar aller Art, ungereinigt und nicht verarbeitet. 

Hanffaamen. ® 

Hutmacher-Rauchwerk, zugerichtet oder nicht, nicht auf 
dem Felle, 

Indigo, 

Japaniſche Erde oder Katechu. 

Kautfchuf in Flaſchen, Platten oder Blättern, unverarbeitet. 

Kupferftihe, gebunden oder ——— und gravirte 
Kupferplatten. 

Land» und Seekarten. 

Leinfaat. 

Limonen. 

Mühlſteine, gehauen oder nicht. 

Muſikalien u, linirtes Notenpapier, gebunden od. ungebunden. 

Natrum. 

Nur vomica. 


Anhang. ; ‚ 481 


Dperment, | 

Palmblätter, unverarbeitet, und Palm» und Eocosöl. 

Polirfteine, 

Rübſaat. 

Salmiak. 

Salpeter (ſalpeterſaure Soda, oder Pokale ganz oder 
zum Theil gereinigt. 

Schwefelſäure oder Bitriolöl, 

Sodaaſche. | 

Spanisches und Schilfrohr, unverarbeitet. 

Talg, Mark, Schmiere und anderes Seifenfett, wenn ie 
anderweit befteuert. 

Taſchenuhren und Theile von ſolchen. 

Trippel. 

Uhrenbeſtandtheile aller Art, wenn nicht anderw. beſteuert. 

Waid oder Paſtel. 


Walkererde. 
Tarif HM. 
5 Procent vom Werthe zahlen: 
Alcorucque. 


Argol oder roher Weinſtein. 

Beeren, Nüſſe und Vegetabilien, die ausſchließlich zum 
Färben oder in Zuſammenſetzung mit Farben ver— 
wendet werden, aber nicht als ſolche zu claſſificiren 
ſind, die ſchon verarbeitet wurden. 

Borſten. 

Braſil- und anderes Farbeholz in Stöcken. 

Elfenbein, unverarbeitet, Elfenbeinnüſſe oder Pflanzen⸗ 
elfenbein. 

Farbelack. 

Feuerſteine. 

Galläpfel. 

Gelbwurzeln. 

Nordamerika. 31 


D Anbang. 

Glocken, alte, oder Glockenmetall zum Einſchmelzen beſtimmt. 
Häute, rohe, und Felle aller Art, getrocknet, eingeſalzen 
oder gepöfelt, wenn nicht anderweitig beſteuert. 
Hörner, Hornfpigen, Knochen und Zähne, unverarbeitet, 

Kermeg, 

Krapp, gemahlen, und Krappwurzel. 

Kreide, wenn nicht anderweitig befteuert. 

Kupfer, in Blöden oder Stangen, oder altes zum Wie— 
berverarbeiten, 

Saftings für Schuhe, Stiefel, Halbftiefel oder Knöpfe, 

Lumpen aller Art, 

Meffing-in Stangen und Mulden, oder altes zum Wie- 
derverarbeiten. 

Moirée⸗Zeug, Seidentwiſt oder andere Stoffe, ausdrückich 
zu Schuhen, Stiefeln, Halbſtiefeln oder Knöpfen be— 
ſtimmt. 

Nickel. 

Perlmutter. 

Saflor. 

Salpeter, ſalpeterſaure Soda oder off che, nicht gereinigt. 

Samenlad, 

Schellack. 

Schildkröten und Muſchelſchalen, unverarbeitet, 

Schleifſteine, bearbeitet oder unbearbeitet. 

Sumad, 

Thonerde, roh. 

Wau. 

Zink, gemeiner oder tentenegue, unverarbeitet, wenn nicht 
anderweitig beſteuert. 

Zinn, in Blöcken und Stangen, oder altes zum Wieder: 
verarbeiten, 





Anhang, 183 


Tarif. 
Zollfrei dürfen eingeführt werden: 

Bäume, Stauden, Pflanzen, Knollen und Wurzeln, wenn 
nicht anderweitig — 

Baumwolle. 

Filz, zur Unterlage für Shiffstupferungen beſtimmt. 

Garten- und alle anderen Sämereien, wenn nicht ander⸗ 
weitig beſteuert. 

Gemälde und Sauiß laren, angefertigt von amerikaniſchen 
im Auslande lebenden Künſtlern, vorausgeſetzt, daß 
fie in gutem Glauben als Kunſtgegenſtände einge— 
führt werden, die nicht zum Berfaufe beftimmt find, 

Gold: und Silberbarren und Gold⸗, Sitber- u, Kupfermünzen, 

Guano oder Bogeldünger. 

Güter, Waaren, Boden- oder Kunfterzeugniffe der Ver⸗ 
| einigten Staaten, die nad) einem fremden Lande aus— 
geführt wurden und yon da in demfelben Zuftande 
zurüdgebracht werden, in welchem fie ausgeführt wur— 
den, worauf weder Rüdzoll, noch Ausfuhrprämie be- 
willig wurde, und vorausgefegt, daß alle geſetzlich 
oder vom Schatz-Seeretär vorgefchriebenen Beding- 
niffe erfüllt worden find, um die Sdentität derfelben 

/ darzuthun. 

Gyps, ungemählen und ungeftoßen. 

Hausgeräth, altes und im Gebraud yon ausländifchen 
Perfonen oder Familien, und nicht für andere Per- 
fonen oder zum Berfauf beftimmt, 

Hausthiere zur Zucht, 

Kaffee und Thee, direct vom Lande der Erzeugung, in 
amerifanifchen oder dieſen gleichberechtigten Schiffen 
eingeführt, die Durch Verträge von Differentialzölfen, 
Tonnengeld und anderen Laften befreit find, auch 
Kaffee, in den niederländifchen Colonien produeirt 
und in gleicher Weiſe von den Niederlanden eingeführt. 


915 


484 Anhang. 


‚Kleidungsftüde in wirffichem Gebrauh und andere Per: 
fonaleffeeten, die nicht Handelsartifel find, Profeffiong- 
bücher, Apparate, Werkzeuge, Geräthe für den Ge- 
fhäftsbetrieb son Perfonen, die in den Vereinigten 
Staaten anfommen, mit Ausfhluß von Mafchinen 
und anderen Artifeln für Manufacturen oder für den 

WVerkauf. 

Kupfererz. 

Kupfer für die Münze der Vereinigten Staaten. 

Leib⸗ und Hauseffecten amerikaniſcher, im Auslande ver⸗ 

ſtorbener Bürger. 

Modelle von Erfindungen und Verbeſſerungen in den Kün⸗ 
ften, wenn nicht. als Mafchinen anwendbar. 

Münz-⸗, Medaillen» und andere antiquariihe Sammlungen. 

Naturhiſtoriſche, mineralogifhe und botaniſche Eremplare 

. und Mufterfammlungen. 

N latina, unverarbeitet, 

Schiffsbeſchlag yon Metall und dergl. von Kupfer in Plat- 
ten son 48 Zoll Länge und 14 Zoll Breite, und im 
Gewicht yon 14 bis 34 Unzen pro Duadratfuß, 

Tauwerk, altes, 

Thran und alle anderen Producte amerikaniſcher Fiſchereien. 

Werg. 





Die Facturabeträge in fremden Baluten werben 
bei den Zollämtern zu folgenden feften 
Courſen redueirt: 


Der franzöftiche Franc — Doll. 183 Cents. 
Der niederländ. u, der rhein. Gulden — 40 
Das Pfund Sterling Min DA m 
Die Mark Banco — 1.80." 
Der preußifche Thaler ae 0 
Der Bremer Thaler Louisd’or — u 3 un 


Der Gulden Augsburger Courantt — u 43 


Anhang. 185 


Verzeichnig der Landämter 
in den weſtlichen Staaten von Nordamerika, an die man ſich 
wegen Ankauf von. Staats- (Eongreß=) Ländereien oder zum 
Behufe des Claimens derjelben zu wenden hat. 


In Indiana. 
Vincennes. 
Jefferſonville. 
Indianopolis. 
Crawfordsville. 

Fort Waine. 
La Port. 

In Jowa: 
Dubuque. 
Belleville. 
Jowa⸗-City. 
Bloomington. 


Burlington. 
Fort Madiſon. 


In Ohio: 
Cincinnati. 
Steubenville. 
Marietta. 
Zanesville. 
Chillicothe. 
Worſter. 
Piqua oder Waggaconneſſa. 
Tiffian oder Bucyrus. 


In Michigan: 
Detroit. 
Monroe. 
Lanſing. 


In Wisconſin: 
Milwaukee. 
Prairie du Chien. 
Belmont. 2 
Madifon, 


In Illinois: 
Kaskaskia. 
Edwardsville. 
Vandalia. 

Paleſtine. 
Shawneetown. 
Quincy. 
Danville. 
Springfield. 


In Niſſourie | 


St, Louis, 
Franklin, 
Fayette. 
Jackſon. 
Palmyra. 
Lexington. 
Batesville. 
Little Rock. 
Fayetteville. 


In Arkanſas: 


Waſhington. 


IT re Anhang. 


In Rouifiana: In Florida: 
Tallahaſſee. 
Waſhita. 
New-Orleang, St. Augufine, 
Opelouſas. In Alabama: 
St. Helena, C. H. Hunts ville. 
Ber rs St. Stephens. 
In Miffiffippi: Tuscaloofa. 
Waſhington. A Cahawba. 
Auguſta. Sparta. 
Mount Salus. Montgomery. 
Choctaw. | Montevallo. 





Madträge. 


Am 9. Aug. 1850 wurde die Nordgrenze von Texas 
wie folgt beſtimmt. Sie beginnt an dem Punkte, wo der 
Ned:River den 100°. weſtl. Länge durchfchneidet, gebt 
diefen Grad nördlich hinauf bis 36° 30° nördl. Breite; 
yon da gegen Weften bis zum 103°, weſtl. Länge, diefen 
herab bis zum 32°, nördl. Br., und dann gerade gegen 
Weften bis an den Rio Bravo del Norte, der von letz⸗ 
terem Punkte an bis zu feiner Mündung die MWeftgrenze 
bildet. Die DOft- und Südgrenze bleiben unverändert, wie 
S. 277 angegeben. 

Am 13, Aug. 1850 wurde Ober-Californien als 
Staat in die Union aufgenommen und Deferet, oder Utah, 
als Gebiet anerkannt, 





Berinek 


Bei den Ortsnamen find die Staaten und Gebiete, in welchen 
die Städte, Ortfchaften und Eounties Tiegen, durch folgende Abfür- 
zungen bezeichnet: 

A. — Mabamaz Ark, — Arkanſas; Conn. — Connecticut; 
D. C. — Diſtrict Columbia; Del. — Delaware; Fl. — Florida; 
Ga. = Georgia; Ill. = Illinois; Ind. — Indiana; Jo. — Jowa; 
KH. — Kentucky; La. — Louiſiana; Maſſ. = Maſſachuſetts; Mod. 
— Maryland; Me.— Maine; Mid. — Michigan; Min. — Minne⸗ 
ſotah; Miſſ. = Miffiffippi; Mo. — Miffouriz N.-E. — Nord» 
Earolinaz; Ne. = Nebrasfaz NH. — New-Hampfhirez N.-I. — 
New⸗Jerſey; NM. — New-Merifo; NY. — New-York; O.C. 
— Ober⸗Californien; D. = Ohio; Dr. = Oregon; Pa. — Penn- 
ſylvania; R.⸗J. — Rhode⸗Island; S.-E. = Süd⸗Carolina; Tenn. 
— Tenneſſee; Tex. = Texas; Da, = Virginia; Vt. — Vermont; 
Wise, = Wisconſin. 


A. 
Beh f. Auswanderer, 403. 





Albany, N.⸗Y., 165. 


Abgaben, 4 

Abolitioniften, 56. 
Aderbau, 85. 

Aderfnechte, 340. 
Adams-County, Ill., 266. 
Adams-⸗Counth, D., 248. 
Adams-County, Inp., 260, 
Addiſon-County, Bt., 132. 
Aerzte, 372. 
Ahornzuder-Bereitung, 458. 
Aron, D., 257, 

Alabama, Staat, 221. 
Alabama, Fluß, 11. 222. 
Alatamaya, 11. 216. 





Alsrander-Gounty, Ju. 265. 
Bm 2a., j 
Alfred, M., 128. 
Allamafee-County, Jo., 303. 
Alegan-County, mug, 297, 
— — 154. 193. 


— Fluß, we 179. 247. 
Ollegbany-County, N .9., 155. 
Alleghany⸗County, Pa., 180. 
Allegbany-Eounty, Mo., 193. 
Aula Fa Pa., 187. 
Alen-County, Ky., 212, 

Auen Una; O., 247. 


488 


Allen-Evunty, Ind., 260, 
Allentown, Pa., 188. 

h Alton, S0., 269. 
Amariscoggin, 10. 
Amberft, N.“H., 130. 
Amonoohuc, 129, 
Anahuar=Gebirge, 9. 325. 
Anderfon-Eounty, Tenn., 238, 
Andes-Gebirge, 9. 
Androsceoggin, 125. 129, 
Anapolis, Mod., 194. 
AnnArbor, Mich., 301. 


Ann⸗Arundel⸗County, Md., 194. 


Anfon-Epunty, N.C., 208. 
Antirenters, 57. 
Antwerpen, als Einſchiffungs— 
hafen, 397. 
Apalachee⸗Bai, 220. 
Apalachen⸗Gebirge, 8. 
Apalachicola, Fl. 221. 
Apalachicola-Fluß, 220. 
Apple-Fluß, 271. 
Appomatox, 202. 
Aranſas⸗Fluß, 282. 
Ar anſazua⸗Bai. 282. 
Architekten, 376. 
Arkanſas, Staat, 228. 
Arkanſas, Fluß, 228. 325. 
Armherſt, Maſſ., 142. 
Armſtrong⸗County, Pa. 180. 
Arostook⸗County, Me., 125. 
Aſhley⸗Fluß, 11. 212. 
Aſhley⸗Tounty, Mo., 274. 
Aſhtabula⸗County, O., 249. 
Aſhuelot, 129. 
Aſhville, N.-E., 210. 
Aſtoria, Dr., 331. 
Athens, Ga., 218. 
Athens⸗County, D., 248, 
Atlantic⸗County. N.-$., 173, 
Auburn, N.9)., 171, 
er ran Mo, 272. 
Augufta, Ky., 244, 
Augufta, Die, 126, 
Augufta, Ga., 218. 
Ausgeher, 341. 
Auftin, Ter., 29. 
Auswahl des Landes, 421. 
Ausmwanderer-Hofpiz, 393, 
Autauga-County, Al., 222. 





Kegifter, 


Sr eo 

— der Auswanderer, 

d. | 
Bader oder Barbiere, 359, 
Bäder, 355. . 
Baldeagle-Berg, 180. 
Balomountains, 208, 
Baldwin-County, Al., 222. 
Ballard-Eounty, Ky., 241. 
Balfton, N.-Y., 157. 168, 
Baltimore, Md., 19. | 
Baltimore-County, Mp., 194. 
Bangot, Me., 127. 
Banfen, 98. 
Baptiften, 67. 
Barbour- County, Al., 222. 
Barbour-Evunty, Ba., 202. 
Barboursville, Ba., 205. 
Barbourspille, Ky., 245. 
Barnburners, 59 
Barnftaple- Bat, 137. 
Barnftaple-Evunty, Mafl., 137. 
Barry-Evunty, Mich., 297. 
Baftrop, Ter., 91. 
Batatenbau, 457. 
Batavia, N-9., 171. 
Bath, N.-9., 171. 
Bath, Me., 127. ; 
Bath-Evunty, Ky., 242. 
Baton-Rouge, La., 233. 
Baummwollenbau, 456. 
Beamte, 376, 
Bean⸗Bloſſom⸗Creek, 260. 
Beaufort, N.-E., 210. 
Beaufort-County, N.«C., 207. 
Beaver, Pa., 187. 
Beaver-County, Pa., 180. 
Beaver⸗Fluß, 154, 
Bedford-County, Tenn., 237. 
Bedford⸗County, Pa., 181. 
Bedford, Pa., 187. 
Bedlows⸗Island, 154, 
Befreiungsfampf, 15. 
Delfaft, Me., 127. 
Belknap⸗County, N.«“H., 12% 
Bell⸗Fluß, 296. 
Belleville, ZU., 269. 
Belleville, Ark., 230. 
Bellevue, 3o., 305. 
Bellowsfalls-Billage, Vt., 135. 


Hegifter, 


a Da 250, 
Beloit, Wisc., 

Benecia, D. a 
Bennington, Bt., 134. 
Bennington-County, Bt., 132, 
Benton-Eounty, A., 22, 
Benton- County, Mo., 222. 
Bergbaufundige, 373. 
Bergen-Epunty, N.J., 173. 
Bergleute, 253. 
Berks⸗County, Pa., 180. 


Berkſhire⸗County, Maff., 137.138, 


Berrien-County, Mich. 297, 
Bertie-Evunty, N-E,, DT, 
Befenfornbau, 452. 
Bethlehem, Pa., 188. 
Bezirfsgerichte, 60. 
Bierbrauer, 360. 
Big-Blad-Fluß, 226. 228, 
Big-Dlue-Fluß, 260. 
Dig-Hatchee-Fluß, 237. 
Big-Mudpy- Fluß, 264. 
Big⸗Pigeon-Fluß, 238. 
Big⸗Sandy⸗Fluß, 241, 
Bildhauer, 374. 
Billigfeitsgerichte, 61. 
Binghampton, ——— 171. 
Biscane-Bai 2 


‘ 


Biet-Mounfains, 153. 207. 212. 


324. 325. 
Blad- Fluß, 132. 
Blad-See, 231. 
Blafftone, 136. 
Black⸗Warrior-Fluß, 222. 
Bladen-County, N»E,, 207, 
Blaue Berge, 8. 
Blechſchmiede, 351. 
Bledfve-County, Tenn., 238. 
Blockdreher, Mn 
Bloomingdale, N.-V., 166. 
Bloomington, Snd., 963, 
Bloomington, Jo. ir 305. 
Bloomsborough, N.-3., 177. 
Blount⸗County, Tenm, 238. 
—— 193, 198, 208, 
Bodeaufer, 23 
Bödeker, Fr. & jun., 392. 
Dodega, O.“C., 323., 
Bötkcher, 354. 
Boisbrulés⸗See, 333. 





489 


Bolivar⸗County, Miff., 226. 
Bolton, W,, 
Bombazine- Se, 132. 
Bond-County, Ill., 265. 
Boone-Eounty, Ind, a 
Boone⸗County, SU.,- 
ee, Mo,, * 
Bordentown, N.⸗J., 177. 
Boſton, Maſſ., 139. 
Boſton⸗Bai, 137. 
Bowlinggreen, Ky., 245. 
Braden- County, Ky., 242. 
Bradford-County, Pa., 180. 
Bradley-Eounty, Tenn,, 238. 
Branch⸗County, Mich., 39. 
Brand-Mountaing, 198, 
Brandywine, Del., 191. 
Brandywine-Fluß, 190. 
Branntweinbrenner, 360. 
Bravo —— del Norte-Fluß, 
11. 282. 325 
Brarton= County, Da., 201. 
Brazos⸗Fluß, 11. 981. 
— als Einſchiffungshafen, 


Briſtol, Pa., 186. 
— Ref R 137, 138, 
Broad-Fluß, 207, 
Brödermann, Bein, — 
Brooklyn, = I, 
Brooklyn, N.-Y., 167. 
Brown⸗County, D., 248. 
Bromn-County, Rise, 308, 
Bromnspille, ur — 
Brunswick, Me.1 
Pe ⸗C., — 
Buchanan-County, go⸗ 303 
Buchbinder, 364. 

Buchdrucker, 358. 
Buds-County, Pa., 180. 
Bucyrus, D,, 256. 
Bücfenmarher, 358. 
—— 22. 

Buffalo, N.-Y., 169. 

Buffalo- Bayon, 281. 
Buncombe-County, N.-E. 208, 
Burke, James W., 413. 
Burfe-Eouniy, N.-E., 208. 
Burlington, a 305. 
Burlington, N.-Y., 171. 


490 _ 


Burlington, N.-G., 178, 
Burlington, Bt., 134. 

. Burlington, Ry., 244, 

Burnt⸗Fluß, 330. 

Buſchmann, 3, H. 392, 
Butler-Eounty, AL., 222. 
Butler-Connty, Pa., 180. 
Butler-County, Ky., 242. 
Butler-County, D., 247. 
Buzzardd-Bai, 137, 


©. 


Cabarus-County, N.-E., 207. 
Cabell⸗County, Ba,, 201. 
Caddo⸗See, 231. 

Cahawba, Al., 224. 
Cahawba⸗Fluß, 222. 
Calcaſieu, Fluß, 11, 
Calcafieu, See, 231. 
Ealdwell, N.-Y., 171. 
Caldwell⸗County, Ky., 242. 
Caldwell⸗County, N.⸗C., 208. 
Caledonia⸗County, Bt., 132, 
Ealpoun-Eounty, Ill., 266. 
Calpoun-County, Mich., 297. 
Callaway- County, Mo., 272. 
Calloway⸗County, Ky., 241. 


Calumet⸗County, Wisc., 308. 


Calvert⸗County, Md., 194. 
Camanche, $o., 305. 
Cambria-County, Pa., 181, 
Cambridge, Mafl., 140. 
Camden, ©.-E., 214. 
Camden, N.-3, 176; 
Camden⸗County, N.C., 207. 
Camden⸗County, Mo., 273. 
Campbelliten, 68. 


Campbell⸗County, Tenn., 238. 


Canäle, 103. 
Cane⸗Brake⸗Creek, 281. 
Canandagua, N.=Y., 171. 
Caniftee. 154, t 
Cannan⸗County, Tenn., 238. 
Cannon⸗Fluß, 333. 
Canterbury, N.A., 166. 
Canton, Go., 150. 
Canton, N.»Y., 171. 
Eanton, D., 257, 

Cape Ann, 136, 





Hegiiter, 


Cape Codd, 136. 
Cape-Fear-Fluß, 11. 207. 

Cape Girardeau, Mo., 276. 
a Girardeau- County, Mo., 


Cape-May-Eounty, N.-3., 17. 
Garbon-Eounty, Pa., 180, 
Garbondale, Pa., 187, 
Garlisle, Pa. 186. 
Garlehafen, Zer., 293. 
Carroll-Eounty, Ill. 267. 
Carroll-Eounty, Ind., 261. 
Garroll-Eounty, D., 249. 
Carroll-Eounty, Tenn., 226. 
Garroll-Eounty, N.=-9., 129. 
Garrol-Eounty, Mo., 194. 
Carrollton, 3U., 269. 
Carter-County, Tenn., 238, 
Garterett-Tounty, N.-E., 207, 
Carthage, N.-9., 171. 
Ca$-Eounty, Ill. 266. 
Caß-Eounty, Ga., 217. 
Caß⸗County. Mic., 297. 
Caß⸗Fluß, 296. 

Caftell, Ter., 292, 

Caftleton, N.-9., 167. 
Gaftroville, Ter., 286. 
Caswell⸗County, N.-E., 208, 
Catanoolafee, 231. 
Cataraugus-Fluß, 154. 
Cataraugus-County, N.-N., 155, 
Catawba-County, N.-E., 208, 
Catawba-Fluß, 207. 212, 
Catskill, N.-9., 166, | 
Catskill⸗Berge, 154. 
Cayuga⸗County, D., 249, 
————— Jo., 303, 
Cedar⸗Lake⸗Creek, 281. 
Centre⸗County, Pa., 181. 
Centreville, Al., 224. 
Ceresco, Wisc., 308. 
Chabbavdid-Fsland, 136. 
Chamberburg, Pa., 186. 
Chambers⸗County, Al., 222. 
Champaign-County, D., 248. 
Champlain-See, 132. - 
Charleston, S.»E., 214. 
Charleston, Ba., 204. 
Charlestown, Maff., 139, — 
Gharlestown, R.-3., 146. 


Kegiiter, 


Eharles-Eounty, Mo., 194, 
Charles-Fluß, 136. 
Charlotte-Bai,. 220. 
Charlotte, N.-E,, 210. 
Charlotte-Fluß, 11. 
Charlotteville, Ba., 204. 
Chatahoochee, 216. 222. 
Chataugque-County, N.-Y., 154. 
Chatham⸗County, N.E., 208. 
Ehatnoonif-See, 329. 
Ehatooga-County, Ga., 217, 
Cheat⸗Fluß, 202, 

Chelfea, Bt., 134. 

Chemifer, 373, 

Chenango, 153. 

Chenung⸗County, N.:9., 155. 

Cherofee-County, Ga., 217. 

Cherokee County, N.-E., 208, 

Chefapeaf-Bai, 193. 

Cheipire-County, N.-H., 129. 

Cheſonkook, 125. f 

Chefter, Pa., 188, 

Chefter-County, Pa., 180. 

Chefter, Fluß, 192, 

Cheſterville, S.⸗C., 214. 

Chetimacheſee, 231. 

Chicot⸗See, 333. 

Chickapee, 136. 

Coillicothe, O. 256. 

Chippewa⸗Fluß, 307. 

Choctawhatchee⸗Fluß, 220. 

Choptank, 193. 

Chowan⸗County, N.⸗C., 207. 

Chowan⸗Fluß, 207, 

Chriſtian⸗County, Ky., 242. 

Cyriſtian⸗County, Jil. 265. 

Chriſtiana, Fluß, 190. 

Chriſtier, 68, 

Cibolo, Fluß, 282. 

Cigarrenmacher, 361. 

Cincinnati, O., 254. 

Circlevilfe, O., 256. 

Claimrecht, 92. 

Elairsville, O., 258. 

Clamet, 12. 

- Clarion-County, Pa., 180, 
Elart-County, D., 248. 
Glarfe-County, Af., 222. 

Clarfe-County, Ind., 259. 

Clarfe-County, SU., 265. 





491 


Clarke⸗County, Mo., 271. 
Clarke⸗Fluß, 329. 
Clarksville, Ga., 219. 
Clavierſtimmer, 354. 
Clay⸗County, Ill., 265. 
Clay⸗County, Ky., 242, 
Clayborne-County, Tenn., 238, 
Clayton⸗County, 39., 303, 
Clear⸗Creek, 260. 
Elearfield-County, Pa., 181. 
Clermont⸗County, D., 247, 
Cleveland⸗City, D., 257. 
Eleveland-Eounty, N.C., 208. 
Clinch⸗Fluß, 238. 
Clinch⸗Berge, 198. 
Elinton-County, Jo., 303. 
Clinton⸗Counth, D., 248. 
Clinton⸗County, N.-., 155. 
Glinton-County, Snd., 261, 
Clinton⸗County, Pa., 181.. 
Clinton-County, Ill., 269. 
Clinton⸗-⸗County, Mich., 296, 
Clinton, N.⸗C., 210, 
Clinton⸗Fluß, 294. 7 
Coeymans, N.-9)., 167. 
Eoffee-Eounty, TZenn., 238. 
Cole⸗County, Mo., 272. 
Colenoy, 212, 
Colesville, Mpd., 196. 
Eoleto-Fluß, 282. 
Colorado, Fluß, 12. 
Colorado del Deeidente, Fluß, 
11. 281. 316. 
Columbia, &.-E,, 214. 
Eolumbia, Mifl., 227. 
Columbia, Ark’, 230. 
Columbia, Pa., 188. 
Columbia, Diftrict, 234. 
Eolumbia-County, Pa., 180. 
Eolumbia-Evunty, N.-9., 156. 
Columbia, Fluß, 12. 329. 
Eolumbiana, D., 257. 
Columbiana-County, Ky., 249. 
Columbus, Ky., 244. 
Columbus, Zer., 292. 
Golumbus, D., 253. 
Columbus, Ind., 263. 
Columbus, Ga., 219. 
Columbus, Wise., 314. 
Eolumbus-Eounty, N.-E., 207. 


492 


Concord, N.-B., 130. 
Eoneord, Det., 191. 
Concord, Fluß, 136, 
Eonditoren, 356. 
Conecuh⸗County, Al., 222, 
Conecuh, Fluß, 222. 
Congregationaliſten, 68. 
Congreßland, 89. 
Connecticut, Fluß, 10. 129, 132. 
136. 147. 
Eonnecticut, Staat, 146, 
Contoocock, 129, 
Evokt-Eounty, 3U., 267, 
Eoof-County, Tenn., 238. 
Cooksville, Md., 191. 
Cooper⸗County, Mo., 272. 
Cooper, Fluß, 11. 212. 
Eooperstown, N.-9., 171. 
Coos⸗County, N.-9., 129. 
Cooſa, 216. 
Eoofa- County, Al., 222. 
Eordilleras-Gebirge, 9. 
Eortland, N.-9., 171. 
Coſhocton⸗County, D., 249, 
Eovington, Ky., 244. 
Covington⸗County, Al., 222, 
Cowlitz, Fluß, 329. 
Eorfadie, N.-9., 167. 
Crave⸗County, N.-E., 207. 
Crawford⸗County, Ill., 265. 
Crawford⸗County, Pa., 180. 
Crawford⸗Counth, Ind., 259. 
Crawford⸗County, Mo., 273. 
Crawfordsville, Ind., 263. 
Credit, 97. 
Crittenden⸗County, Ky., 242. 
Cumberland, Mv., 196. 
Cumberland⸗County, Ill., 265. 
Cumberland⸗ County, N.-$., 173, 
Eumberland: County, Pa., 180. 
Gumberland, Fluß, 237. 241. 
Eumberland-Gebirge, 8. 
Gumberland-$sland, 216. 
Eurritudf-County, N.=-E,, 207, 
Euyahoga, Fluß, 247, 
Cyntiana, Ky., 245. 


D. 


Dade-Eounty, Ga., 216. 
Daguerreotypiften, 375. 





Kegifter, 


Dahlonega, Ga. 219. 
Dale-Evunty, Al., 222. 
Dallas- County, Al., 222, 
Dalton, Ga., 217, 
Danbury, Eo., 150. 
Dane-County, Wise., 309. 
Danville, Ya,, 180. 
Danville, Ky., 244. 
Darby-Ereef, 248, 
Darien, Ga., 218. 
Darf-Eounty, D., 247. 
Darville, Bt., 134. 
Dauphin-Eounty, Pa., 180. 
Davenport, 30., 305. 
Davidfon-County, Zenn., 937. 
Davidfon-Evunty, N.-E., 208. 
Davie-Evunty, N.-E., 208. 
Dapig-Eounty, Ind., 260. 
Dayton. D., 259. 
Deadmans-Bai, 220. 
Dearborne-Eounty, Ind., 259. 
Decatur, Ga., 219. 
Deerfield, 132. 136. 
Deer-Rluß, 237, 
Deet-Ereef, 248, 
Deftance, D., 255. 
De— Fuca⸗Enge, 329. 
De Kalb-County, Tenn., 238, 
De Kalb-Eounty, Ind., 260. 
Delaware, O., 256. 
Delaware, Ind., 263. 
Delaware:County, Pa., 180. 
Delamware-County, D., 248. 
Delaware-Eounty, Ind., 260. 
Delaware-Eounty, Jo., 303. 
Delaware, Fluß, 10. 153. 172, 
179, 1%. 
Delaware, Staat, 188. 
De los Animos, Fluß, 12. 
Delphi, R.Y. 171. 
Demiquain-Gee, 264. 
Demofraten, 54, 
Deferet, D.-E., 317. 
Des⸗Moines-County, Jo., 303, 
Des-Moines, Fluß, 303. 333, 
De Soto⸗County, Miff., 226, 
Desplaines, Fluß, 310. 
Detroit, Mid., 300. 
Detroitfiraße, 9. 
Deutfh- Amerikaner, 72. 


Kegiiter, 493 


Deutſche Gefellfhaft in New: 
York, 412. 


I 
Deurbois-See, 333. 
Demwitt-County, Ill., 266. 
Dickſon⸗County, Tenn., 237, 
Dienftboten, 340, 
Dobbs-Ferry, N.-9., 166. 
Docenten, 372, 
Dodpridge-Eounty, Va., 201. 
Dodge-County, Wisc., 309. 
Donalvfonville, La., 234. 
Dover, Del, 191... 
Dover, N.-9., 130. 
Drahtzieher, 363. 
Drechsler, 253. 
Dublin-County, N.C., 207. 
Dubois-County, Ind., 260, 
Dubuque, $0., 305. 
Dubuque-Epunty, 30., 303, 
Dud, Fluß, 190. 
Dufes-County, Maff., 137. 
Dunflin-County, Mo., 273. 
Dunns, See, 220. 
Du Page-County, Ill. 267. 
Dutcheß-County, NR.-9., 156. 


E. 


Eaſton, Pa., 187. 

Eaton, D., 255. 

Ebenezer, R.-9., 155. 
Edenton, N.-E,, 210. 
Ediſto, 212. 
Edmonſon⸗County, Ky., 242. 
Edwarns-Eounty, SU., 265. 
Edwardsville, ZU., 269. 
Effingham⸗ County, Ill., 265. 
Einleitung, 1. 
Eifenbahnen, 104. 
Elizabeth, Ba.; 204, 
Elizabeth, Fluß, 202. 
Elizabethtown, N.-3., 176. 
Eif-Eounty, Pa., 181. 

Elk, Fluß, 192, 
Elkhart⸗County, Ind., 260. 
Elkton, Md., 196. 
Ellincottville, N.-9., 171. 
Ellis-Fsland, 154. 
Ellswoͤrth, Me., 127, 
Elmira, N.-9., 171. 





Embarras, Fluß, 264. 333. 
Entecatecome, Fluß, 330 
Episcopalen, 67, 

Erie, Pa., 187. 
Erie-Eounty, Pa., 180. 
Erie-County, N,-9., 154. 155. 
Erie-County, D., 250. 
Erie-See, 9. 

Escambia, 220. 
Eſſex⸗County, Maff., 137. 
Eſſex⸗County, Ba., 132. 
Effer-County, N.⸗J., 155. 
Cſſex⸗County, N.»$., 173. 
Effigbrauer, 361. 

Euftid, See, 220. 
Evansville, Ind., 262. 
Ewitts-Berge, 180. 
Exeter, N.-9., 130. 


F. 
Fabrikanten, 371. 


Färber, 356. 


Fairfield, Co., 150. 
Fairfield- County, Co., 148, 
Fairfield-Counth, D., 248. 
Fallriver, Mafſ., 142. 
Falls, Fluß, 329. 339. 
Falſe-Waſhita, Fluß, 325. 
Sarbots, See, 329, 
Farmen, das, 432. 
Sarmington, Fluß, 148. 
Fayette⸗County, Pa., 180, 
Fayette-County, Al., 222, 
Fayette⸗County, D., 248. 
Fayette⸗County, Ill., 255. 
ee %0., 303. 
Fayetteville, Bt., 135. 
Sayetteville, N.-E., 210, 
Feilenhauer, 357. 
Selfen-Gebirge, 8. 
Sentreß-&ounty, Tenn,, 238, 
Sinlay, Wafhington, 400. 
Sifcher, 364. | 
Fiſcher-Island, 154, 
Fiſhkill, N.=9., 166. 
Slathead, Fluß, 329. 
Sleifcher, 366. 
Fleming⸗County, Ky., 242, 
Flint, Fluß, 216. 


494 


forence Al., 224. 

lorida, Staat, 219. 
Floyd⸗County, Ky., 242, 
Flohd⸗County, Ga., 217. 
Floyd⸗County, Ind., 259. 
Fond du Lac, Wise., 314. 
Fond du Lac⸗County, Wisc., 308, 
FSormenfiecher, 354. * 
Forſyth-⸗County, Ga., 217, 
Fort Snelling, Min., 335, 
Fox, Fluß, 264. 307. 
Frankfort, Ky., 244. 
Franklin, Tenn., 240. 
Franklin, N.A. 171. 
Franklin-County, N.=9., 155. 
Franklin-County, Me, 125. 
Sranflin-County, Maff., 137. 
Sranflin-Eounty, Vt., 132. 
Franflin-Eounty, Pa., i81. 
Franklin-County, Ga., 217. 
Sranflin-County, AL., 222. 
Sranflin-County, Zenn., 238, 
Franklin-County, D., 248. 
Sranklin-County, Mo., 272, 
Sranfklinton, D., 253. 
Frauen, 65. 
Freberid-County, Mp., 193, 
Freveridsburg, Va., 204, 
Fredericktown, Md., 196, 
Freeport, Ill. 269. 
Freeſoilers, 56. 
French-Broad, Fluß, 238. 
Friedensgerichte, 61. 
—— — Tex., 285. 292, 

rio, Fluß, 282. 
Friſeure, 359. 
Foulton⸗Countp, N.A., 154. 
Fröbel's, ©., allg. Auswander.- 

Bureau, 406. 
Zulton-Eounty, Ind., 261. 
Sutterfrautbau, 447. 


\ G. 


Gärtner, 366.— 
Galena, SU., 269. 
Sallatin-County, Ill. 265, 
Gallia-Epunty, D., 248, . 
Galveſton, Ter., 290, 
Galvefton-Bai, 281. 





Kesiften 


Sasconade-County, Mo., 272, 
Gaftwirthe, 369, > Ve 
Gaſthäuſer in nordamerikanifchen 
Häfen, 411. 
Gated-Eounty, N.-E., 207. 
Geauga-Eounty; D., 249. 
Gebiete der Berein. Staaten, 323, 
Gelehrte, 371. 
Gelmer-Erunty, Ba., 201. 
Gemüfebau, 446. 
Geneſſee⸗County, Mich., 296, 
Geognoſten, 373. 
George-Sce, 220. 
Georgetown, D. C., 236. 
Georgetown, ©.-E., 214. 
Georgia, Staat, 214. 
Gepäck der Auswanderer, 404. 
®erber, 349, 
Germantown, N.-E., 210, 
Germantown, D,, 255. 
Geſchichtsabriß, 15. 
Getreidebau, 447, 
Gewerbe, 101. 
Gewichte, 110. 
Gibfon-Eounty, Ind,, 260. 
Gila, Fluß, 12. 316. 
Gilee-County, Zenn,, 237, 
Glaſer, 362. 
Glashüttenarbeiter, 364, 
Slasfchleifer, 364. ' 
Glasgow, Ky., 245. 
Glimer-County, Ga., 216. 
Sloucefter, N.=$., 173. 
Godeffroy, 3. E., u. Sohn, 380, 
Golvdarbeiter, 358. 
Gonzales, Ter., 292, 
Gofden, N.-9., 171. 
Governors-Island, 154, 
GraftoneEounty, N.=H., 129. 
Grainger- County, Tenn., 238. 
Grand, Fluß, 10, 294, 
GrandGulf, Miff., 227. 
Grand-Haven. Mid,, 304. 
Grand⸗Island, 154. | 
Grand-Isle-County, Vt., 132, 
Grant⸗County, Ind., 261. 


JGrant⸗County, Wiſsc., 311. 


Gratiot-⸗County, Mich., 208, 
Graves:- County, Ky., 241. 


Hegifter, 


Srays-Harbour, Dr., 332. 
Grapfon-Evunty, Ky., 22. 
Bewer 180. 
Great-Falls, N.-9,, 130, 
Öreat- Kanawha, Fluß, 201. 
Great-Miami, Fluß, 247. 
Great-Saline, Fluß, 325. 
Green-County, Tenn., 238, 
Green-County, A, 322, 
Öreen-Couniy, Ya. ., 180. 
Sreen-County, N.-9., 156. 
Green-Eounty, N.=E., 207. 
Green-Eounty, Wisc., 310., 
Green-Bai, Mt, 
Öreenbriar-Eouniy, * 201. 
Greene-County, Ill., 
Greene-County, Ind,, "260. 
Green-Fluß, 241. 
Greenup-County, u a 
Greenupsburg, Ky., 
Greensborsugp, Bir, 7 28, 
Greenville, ©.-E., 
— F * 212, 
Greenwich, R.-$., 146, 
Grobſchmiede, a 
Grundy-County, Ill., 267. 
Guadalupe, Fluß, 282, 
Guernfey- — D., 250. 
Gürtler, 353, 
Builford-County, N.-E., 208, 
Buyandott, Ba., 204, 
Guyandott, Fuß, 201. 


9. 


Haarlem, N.-9., 166. 
Haberſhaw-County, Ga., 216, 
Hackenſack, N.-3., 176, 
Sadenfad, Fluß, 173, 

Hafner, 355. ’ 
Hagerstown, Md., 198, 
Halifar, N. C., 210. . 
Hall-County, Ga,, 217. 
Pammbatkı als Einf ll 


— N.., 

Hamilton⸗ County, Kl 260, 
Hamilton-County, Ill., 265. 
Samilton-County, Tenn., 238, 
Hampden-County, Maft., 137, 


Henry⸗County, D., 





495 


Hampton, Ba., 203. 
Hancock⸗County, ZU., 266. 
Hancock⸗County, Me., 125. 
Hancock⸗County, Ky⸗, 242, 
Handel, 94. 
Zandlungscommis, 368. 
Handſchuhmacher, 366. 
Handwerker, 345. 
Handwerkslehrlinge, 346. 
Hanover, N.-9., 131. 
Hardin-Eounty, D., 248. 
Hardin-Epunty, Tenn,, 237. 
Harford-Eounty, Md., 194, 
Harlan» County, Ky., 22, 
Harpersferry, Da. 2 —* 
Harrington, Me., 
Harris & Tuͤſſin, 5 
Harrisburg, Pa., 18. 
Sarrifon- County, —— 259. 
Harriſon⸗County, D., 249. 
Harrifon-Eounty, Ba., 202, 
Harrifon- County, Ky., 29, 
Harrodeburg, Ky., 245, 
Harville, Mo., 273. 
Hartford⸗ ee Co., 
Hausbau, 433, 
Hausdiener, 341, 
eg 347, 
Haverhill, N.=9., 131. 
Haverftram, N.-Y., 166. 
Hapre de Buzı "als Einſchif⸗ 
fungshafen, 399. 
Havre de —5 Md., 196, 
Hawkins-County, Tenn,, 238. 
Haymwood»- County, NE, 208, 
Heineden, C. A. & Comp, 392, 
Helene, Arf., 330, 
Hempftead, N. -9., 168. 
Denberfon-Goundy, Ky., 242, 
Henderfon-County, N.-G,, 208, 
Henderfon-County, SL, 566, 
Henry⸗County, Jo., 303, 
Henry⸗County, Al., 222. 
247. 
Henry-Eounty, Fül, 266. 
Henry-County, Mo., 177. 
De ER Se? N,:9., 154. 
Hermann, Mo., 272. 
Herrnhuter, 68, 


148, 


496 


Heydorn & Eomp., 392. 
Lickman⸗-County, Zenn., 237, 
Hickman⸗County, Ky., 241. 
Highland-County, D.,"248, 
Highlands, 154, 

Digh- Peak, 154. 

Hillsboro, D., 256. 


Hillsdale-⸗County, Mich., 297. 
Hiwaſſee, Fluß, 238. 
Hoboken, N.J., 175. 
Hocking⸗County, D., 248. 
Hodfoding, Fluß, 247, 
Holms· County, Miff., 226. 
Holms-Eounty, D., 249, 
Holfton, Fluß, 207. 238. 
Holzdrechsler, 353. 
Holzfchneider, 375. 
Honesdale, Pa., 187. 
Hopfin-County, Ky., 242, 
Hoptington, Maſſ., 142, 
Horndrechsler, 353. ; 
Houfatonic, 136. 148. 
Houfton, Ter., 290. 
Howard-County, Mo., 272, 
Hudfon-County, N.⸗J., 173, 
Hudfon, Fluß, 10. 
SFufſchmiede, 348. 
$ 
Ä 


Huntington-County, Pa., 181. 
Huntington, Pa,, 187, 
Huntsville, Al., 224, 





J. 


Jacinto, Fluß, 11. 
Jacks-Berge, 180. 
Jackſon, Miſſ., 227. 
Sadfon-Berge, 198. 
adfon-County, Ba., 201. 
Sadfon-County, Al., 222. 
Sadfon-Epunty, Tenn., 238. 


Sillsborough- County, N.-H., 129. 


Humphrey-County, Tenn,, 237, 
Hunderton-County, N.=G., 173. 





Hegifter, 


Jackſon-County, D., 248. 
Sadfon-County, Ind., 260. 
Sadfon-County, Ill. 265. 
Jackſon-Counth, Mich., 295. 
Jackſon⸗County, $o., 303. 
Jackſon, Mic., 301. 
Sadfonvilfe, Ill. 269. 
Sacques, Fluß, 333. 
Samaica, N.-%., 168. 
Sames, Fluß, 202. 
Sanesville, Wise., 314. 
Sasper-County, Ind., 260. 
Sasper-County, Ill. 265. 
Schon, 2. E., 392. 

Je ferſon, A., 224, 
Jefferſon, N.-E., 210, 
Sefferfon-City, Mo., 275. 
Sefferfon-Eounty, N.-., 155. 
Jefterfon-County, Pa., 180. 
Sefferfon-County, Al., 222. 
Sefferfon-County, Tenn. 238. 
Sefferfon-County, D., 250. 
Jefferfon-County, Ind., 259, 
Sefferfon-County, Ill., 265. 
Sefferfon-County, Mo., 273. 
Sefferfon-Eounty, Wisc., 309. 
Jekyl-Island, 216. 

Serfey- City, N.J., 175. 
Serfey-Eounty, Ill. 266. 
Sipfina, Fluß, 333. 

Sitanfa, See, 333. 

Illinois, Fluß, 264. 
Illinois, See, 264. 




















Illinois, Staat, 263. 


Indiana, Staat, 259. 
Indiana-County, Pa., 181. 
Indianer, 76, ’ 
Indian, Fluß, 153. 
Indianopolis, Ind., 262. 
Sndianpoint (Indianola), Ter., 


293. 
Ingham-County, Mich., 296. 
Inſtrumentenmacher, muftfalifche 
und dirurgifche, 354. 
Joe Davis-County, Ill., 367. 
Sohn Day, Fluß, 330. 
Sobhnfon-County, Tenn., 238. 
Sohnion-County, FU., 265. 
Sohnfon-County, Ind., 260. 
SohnfoneCounty, Mo., 272, 


Hegiiter. 


Jones⸗County, N.-E., 207, 
Jones-Counth, 30% 303, \ 
Sonia-County, Mich., 297. 
Jowa⸗City, $o., 305. 
Jowa-County, Wise, 311 
Jowa⸗Fluß, 303, 

Jowa, Staat, 301. 
Ipswich-⸗Bai, 13 
Srasburgh. Vt. . 
Sredell-County, N.-E,, 208, 
Iron-Berge, 208. 
Iroquais⸗County, Ill. 267. 
Ithaca, N.A. 171. 

Juden, 69, 

Jukpack, Fluß, 333. 
Juniatta, 179. 
Juniatta⸗County, Pa., 182. 
Juriſten, 371. 

Juweliere, 358. 


K. 


Kaffeehäuſer, 371. 
Kalamazoo-⸗County, Mich., 297. 
Kalamazoo, Mid., 301. , 
Kalamazoo, Fluß, 294. 
Kalfbrenner, 353. 
Kaminfehrer, 359, 
Kammmacher, 354. 
Kanawha⸗-County, Ba., 201, 
Kanawha-Fluß, 202, 207, 
Kanfafee, Fluß, 259. 
Kanzas, Fluß, 324, 
Ranzleigerichte, 61. 
Kardin⸗County, Ill., 265. 
Kartenmacher, 362, — 
Kaskaskia, SU., 269. 
Kaskaskia, Fluß, 264, 
Katholiken, 69. 
— 

Keene, N.=D., 131. 

Kellner. 369, ; 
Kendall-County, ZU., 267. 
Kennebef-Eounty, Me., 125. 
Kenebed, Fluß, 10. 125. 
Kent-Eounty, R.=%., 144. 
Kent-Eounty, Del., 190. 
Kent-Eounty, Mich., 297, 
Kentudy, Fluß, 241: 
Kentudy, Staat, 240. 


- Rordamerifa. 





497 


gms: Fluß, 12, 
inderhoof, N.=9., 167. 
Kings-County, N.-9., 156, 
Kingston, N.-Y., 146. 
Kingston, N.=Y)., 266. 
Kingston, Tenn,, 239. 240, 
Kittatinny, 180. 
Klempner, 351. 
Klima der Berein. Staaten, 13. 
Knorr & Janffen, 380. 
Knor-Eounty, Mo., 212. 
Kuor-County, Tenn., 233. 
Knor-Eounty, Ky., 242, 
Knor-County, O., 249, 
Knox⸗Counth, Ind. 260, 
Knoxville, Tenn., 240, 
Köhler, 366. | 
Kooskooskie, See, 329, 
Korbmader, 359. 
Kosciusfo-County, Ind., 261. 
Koft- und Logirbäufer, 370. 
Kreisgerichte, 60, 

Kreolen, 85. 

Künftler, 374. 

Kürfchner, 365. 

Kulleespelm, See, 329, 
Kupferfihmiede, 351. 
Kupferftecher, 375, 


L. 


Lackirer, 358. 

Lafayette, Ind. 263. 
Lafayette-County, Mo., 272. 
La Fourche, 231. 

La Grange, Tex., 292. 
Lagrange-County, Ind., 260. 
Lake-County, D., 249. 
Lake-County, Ind, 260, 
Tafe-County, FU, 267. ° 
Lamville-County, Bt., 132, 
Lancaſter, ©.-E., 214, 
Lancafter-County, Pa., 180. 
Rancafter, D., 258. 
Lancafter, NR.»9H., 131. 
Lancafter, Pa., 186. 
Yandheer, 112, 

Landfauf, 425. 

Landmägde, 340, 
Landwirthe, 341, 


32 


498 Kegifter, 


Landftraßen, 102, 


Landung in Norbamerifa, 409. 


Lanfing, Mich., 300. - 

La Peer⸗County, Mich., 296. 
Laporte-County, Ind., 260. 
Lauderdale-Eounty, Al., 222. 
Laurell-Hillo, 198. 

La Baca:Bai, 281. 

La Baca, Fluß, 11. 281. 
Lawrence⸗County, Al., 222, 


Lawrence⸗County, Tenn., 237, 


Lawrence⸗County, Ky., 242. 
Lawrence-County, D., 248. 
Lawrence⸗County, Ind., 260, 
Lawrence⸗County, Ill. 265. 
Lawrenceburg, Ind., 262. 


Lebanon⸗County, Pa., 180. 


Lebanon, O., 256. 
Lebanon, Pa., 138. 
Lee⸗County, Ill, 367. 
Lee⸗County, Va., 200. 
Lee⸗County, Jo., 303. 
Leech, D., & Com., 413, 
Lech, See, 330, 
Lehigh-County, Pa., 180, 
Lehigh, Fluß, 179, 
Leiningen, Tex., 292. 
Lenamwee-County, Mich., 297, 
Lenoir⸗County, N.-E., 207, 
Leon, Fluß, 282, 

Leona, Fluß, 282. 
Leonhard, Mov., 196, 
Letcher⸗County, Ky., 242. 
Lewis-County, N.-9., 155. 
Lewis-County, Ky., 242. 
Lewis-County, Mo., 271. 
Lemis, Fluß, 329. 
Lewistown, Del., 191, 
Lexington, Mo., 275. 
Lerington, Maff., 141. 
Lerington, Ba., 204. 
terington, ©,-E,, 214, 
Lerington, Ky., 244, 
Liards, Fluß, 333. 
Lichtzieher, 366. 
Liding-County, O., 249, 
Licking, Fluß, 241. £ 
Lima, D., 255. 
timeftone- County, Al., 222. 
Lincoln⸗County, Me., 125. 





Lineoln-County, N.-E., 208, - 
Lincoln-Cowmty, Tenn., 237. 
Lincoln⸗County, Mo., 271. 
LippeCounty, Al., 222. 

Li rbrenner, 361. 

Lisbon, La, 234. 

Lisleton, Mo., 273. 

Litchfielo, Cg,, 150. 
Litchfield-Eouniy, Eo., 148. 
Literaten, 378. 

Lithographen, 375. 

Little Miamt, Fluß, 247, 
Little-Rock, Ark., 229. 
Livingfton, Mo., 275. 
Livingfton - Eounty, N.-Y., 155. 
Livingfton-County, Ky., 242. 
Livingſton⸗County, Mich., 296. 
Lockport, N.-9., 169. 
Locofocos, 54, 

—— P. A Geſchäftsbureau, 


Logan⸗County, D., 248. 
Logan⸗County, Ill. 266. 
Logan⸗Counth, Ky., 242. 
Long⸗Island, 154. 
Lookingglaß, Fluß, 296. 
Lorain⸗County, D., 249. 
Loft, Fluß, 260, 





Louiſa, Ky., 245. ° 


Louiſa⸗County, Jo., 303. 
Louiſiana, Staat, 230, 
Louispille, Ky., 244, 
Lowell, Mafl., 141. 
Lomwndes-County, Al., 222. 
Lucas⸗County, D., 250. 
tüdering & Comp., 392, 
Lumpfin-Eounty, Ga., 216, 
Lutheraner, 68, 
Luzerne-County, Pa., 180. 
tyeoming-Eounty,Wa., 181. 
Lynchburg, Ba., 204. 


M. 


Macaco, See, 220. 

Mar Donald-County, N.C. 208. 
Mac Kean⸗County, Pa., 181. 
Mackinaw, Mich. 301. 

Mac Kracken⸗County, Ky., 241. 
Mac Minn-Eounty, Tenn. 


Kegifter, 


Macomb-County, Midh., 296. 
Macon, Ga., 280. 
Macon-County, Ill. 266. 
Macon⸗-County, N.-E., 208. - 
Macon-Eounty, Al., 222. 
Macon-Eounty, Tenn., 237. 
Macvupin-Evunty, Ill, 266, 
Madifon, Wisc., 312, 
Mapdifon, Ind., 262. 
Madifon-Eounty, Al., 222. 
Madifon-County, D., 248. 
Madifon-Eounty, ZU, 265. 
Madiſon⸗County, Mo., 273. 
Madifon-Eounty, Ind., 260. 
Maine, Staat, 124. 
Maisbau, 448. 

Makato, Fluß, 333. 
Mafoqueta, Fluß, 303. 
Maler, 357, 374. 
Malzbereiter, 361. 
Manchefter, Vt., 135. 
Manhattan-Ssland, 154. 
Manhattanville, N.-9., 166, 
Manitouwoc, Wise, 312. 
Manitouwoe-County, Wise,, 308. 
Mansfield, D., 256. 
Manufacturen, 96. 

Maple, Fluß, 271. 
Marengo-County, Al., 222, 
Marzallaway, 129 | 
Marietta, O., 259. 
Marietta, Ga., 219. 
Marion-County, Mo., 271. 
Marion-County, Ind., 260. 
Marion-Evunty, Tenn., 238. 
Marion-Eounty, Ba., 202, 
Marion-County. Ill. 269. 
Marion, Ark., 229. 

- Marfbal, Mich., 301, 
Marfpal-Cotinty, Ky., 241. 
Marfpal-County, Ind., 260, 
Marſhal⸗Counth, Al., 223. 
Marſhal⸗County, Miſſ., 226. 
Marſhal⸗Counth, Tenn., 237. 
Marthas Vineyard, 136. 
Martin⸗County, Ind., 260. 
Martin-Counth, N.«C., 207. 
Martinsburg, Ba., 204. 
Martinsburgh, N.=9., 171. 
Marquete-Eounty, Wise., 309, 





499 


Maryland, Staat, 191. 
Mastegon, Fluß, 294. 
Maſchinenbauer, 352, 
Mafon-Eounty, Ill. 266. 
Maſon-County, Ba., 201, 
Mafon-Eounty, Ky., 242. 
Daflac-Eounty, Ill., 265, 
Maſſachuſetts-Bai, 136. 
Maſſachuſetts, Staat, 135, 
Maffillon, D., 257. 
Maße, 109. 4 
Matagorda-Bai, 281. 
Mauch-Chunk, Pa., 187. 
Maumee, Fluß, 247. 259, 
Maumer-City, D., 256. 
Maurer, 352. 

Maurice, 173. } 
Maury-Eounty, Tenn., 237, 
Maysville, Ky., 244. 
Meadville, Pa., 187. - 
Medlenburg-@vunty, R»E,, 208, 
Mecoſta-County, Mich., 298, 
Medina-County, D., 249, 
Medina, Fluß, 282. 

Mediv, Fluß, 282, 
Meigs-County, Tenn., 238, 
Memphis, Tenn,, 240. 


‚Memphremagog, See, 132. 


Menard- County, Ill., 266, 
Menpvmonee, Fluß, 308, 
Mercer-County, ZU, 266. 
Mercer-Epunty, N.-$., 173. 
Mercer-County, Pa., 1R0, 
Mercer⸗County, D., 247, 
Merevofia, ZU., 269. - 
Mermentan, Fluß, 231. 
Merrimad-Eovunty, N.-H., 129. 
Merrimad, Fluß, 10. 129, 136, 
Meſſerſchmiede, 351. 

Meftizen, 85, 


| Metallprechsler, 254, 


Methodiften, 66, 

Megger, 366. 

Miami-County, D., 247. 
Michigan-City, Ind., 263. 
Michigan, See, 9. - 
Michigan, Staat, 293. 
Michillimakingak⸗Straße, 9. 
Middlebury, Vt., 134. 
Middleſex⸗County, Maſſ., 137, 


32* 


‚500 


Middleſex⸗Countyh, Co., 148. 
Middleſex⸗County, N.«J. 173, 
Milford, Eo., 150. | 
Milttärlanpfcheine, 94, 
Militärs, 376, 

Miliz, 111. 

Millengeville, Ga. 218. 
Miller⸗County, Mo., 273, 
Milleriten, 69. 

- Millers, Fluß, 136. 

Millford, Det., 191. 
Milwaukee, Wisc., 312. 
Milmaufee-County, Wise., 310. 
Milwaufee, Fluß, 307. . 
Mineralogen, 373. 
Mineral-Point, Wise., 314. 


Minifter der Verein. Staaten, 57. 


Minnefotah, Fluß, 333: 

Diinnefotah, Gebiet, 332. 

Miſſique, 132, 

Miſſiſſinewa, Fluß, 260. 

Miſſiſſippi, Fluß, 11. 226. 228. 
231. 237, 241. 264. 271. 303. 
303. 307. 333. 

Niffiffippi, Staat, 225. 

Miſſiſſippi- County, Mo., 273. 

Miffouri, Fluß, 12. 271. 303. 
308. 333, 


Miffouri, Gebiet, 324, 
Miffourt, Staat, 270, 

Mobile, At., 224, 

Mobile-Bai, 222, 
Mobile-County. AL, 222. 
Mohawk, Fluß, 153. 
Monmouth⸗County, R.=3., 173. 
Monongapela ‚ Fluß, 179, 202. 


Monongalia-County, Ba., 202. 
Monroe-City, 3o., 305. 
Monroe, Mic., 300. 
Monrve-County, N.-9., 155. 
Monroe-County, Pa., 180. 
Monroe-County, Ba., 201. 
Monroe-Eounty, Mich. 296. 
Monroe-County, ZU., 265. 
Monroe-Evunty, Al, 222. 
onroe⸗County, Tenn., 238. 
Monroe⸗County, Mo., 272. 
Monroe⸗Counth, O., 250. 





Regiſter. 


Monroe⸗County, Ind., 260. 
Monroe, See, 220. 
Montcalm, Mich., 298, 
Monte-Rey, D.-E., 321. 
Montgomery, Al., 224. 
Montgomery, Tenn., 240. 
Montgomery- County, Tenn.,237. 
Montgomery-Eounty, Pa., 180, 
Montgomery-County, Mv., 19. 
Montgomery-Eounty, N,-E.,2083, 
Montgomery-County, Al., 222. 
Montgomery-County, Mo., 272. 
Montgomery-Eovunty, O., 247. 
Montgomery- County, Ill., 265. 
Moore-County, N.⸗C., 208, 
Mooſe, Fluß, 154. 
Morgan-County, Ill. 266. 
Morgan-County, Ind., 260. 
Morgan-Evunty, Al., 222. 


| Morgan-Eounty, Tenn., 238. 


Morgan-Eouniy, Mo., 272, 
Morgan-County, O., 249, 
Mormonen, 68, 
Morris-Eounty, N.⸗J., 173. 
Mofehead, 125. 
Moultrie-County, Ill. 265. 
Mount-Vernon, Ind., 262. 
Mount-Vernon, D., 257, 
Mount-Wafpington, 129. 
Müphlenbauer, 362, 

Müller, 363, 

Münzen, 106. | 
Müplenburg-Eounty, Ky., 242. 
Mulatten, 8. . 

Mullicas, 173. 
Murfreesböro, Tenn., 240. 
Mufiter, 334. 
Musfatine-County, Jo., 303, 
Muskingum-County, D., 249. 
Musfingum, Fluß; 247. 
Myftic, Fluß, 136, 


N. 


Nadler, 364. 

Näherinnen, 367. 
Nagelſchmiede, 364. 
Nakogdoches, Tex., 291, 
Nantiboke, Fluß, 192. 
Nantucket⸗County, Maſſ., 137. 


Hegifter, 


Nantudet-Fsland, 136, 
Naraganfet-Bai, 144, 
Nafpua, N.H., 130, 
Naſhua, Fluß, 19) 136. 
Naſhville, Tenn., 240. 
Naffau, Ter., 384. 
Natchez, Mift., A Fan 
Natchitoches, La, 234. 
Nationalreformers, 56. 
Native-Americang, 57, 
Naturalifation, 420, 


Naturproducte der Ber, ©t., 13. 


Naugatuf, 148. 

Nauvoo, Ill. 266. 

Navidad, S{uß, 281. 
Nebraska, Fluß, 324, 
Nebrasfa, Gebiet, 324, 
abe Fluß, 11. 280. 
Neger, 78. 

Neponfet, Fluß, 138. 
Nescopeck, 180. 
Reu-Helvetia, O.C., 323. 
Neu-Mexiko, Gebiet, 325. 
Neuſe, Fluß, 11. 207, 
Neverfint, Berge, 154. 
New-Albany, Ind. 262. 
Newaygo-Eounty, Mich., 298, 
New-Baltimore, N.-Y., 167. 
New-Braunfels, Tex. 287. 292. 
New-Bedford, Mafl., 142, 
New-Bern, N.-E,, 210. 
New-Brunswid, 2: ER 176. 
Newbury, N. 9,1 66, 
Rewburpport, de „141. 
New, Fluß, 201. 

Fa Yan Del., 190. 
Nem-Chemnig, Tenn., 239. 
Newfoundland-See, 129, 
New-Harmony, Ind., 260. - 
New-Hampfpire, Staat, 128. 


Kew- re -&,,207. 


New⸗Haven, Eo., 149. 
New⸗Haven-County, Co., 148. 
New⸗Jerſey, Staat, 171. 
Newstebanon, NR.-I., 187;:7 
New-London, Eo,, 150. 
New-London-Evunty, Co., 148. 
New-Madriv, Mo., 278. 
New-Madriv-Countg, Mo., 273. 
New⸗Orleans, Pa., 233. 





904. 


New⸗Patria, Tex., 287. 
Newport, Ky. Bu 244, 
New- Be ey; 
Newtown, — — 
New-Windfor, Mal 166, 
New-York-City, N *5 160, 
New: Hork, — — 150, 
Niagara, Fluß, 9. 
Riagara-Evunty, N.-W., 155. 
Niagara-Falls, N.=Y., 169. 
Nicholas⸗-⸗County, Ky., 242, 
Nicolas County, Ba,, 201, 
Niederlaffung, 419, 

Niles, Mic., 301, 

Nittiny, 180. 

Nolihudi, 238, 

Nord-Carolina, Staat, 205. 
Norfolk, Ba, 201. 

Norfolt, Eo., 150. 
Norfolk⸗County, Maff., 137, 
Norristown, Pa., 186, 

North, Fluß, 394, 3255-4, 
Northhampton-County, Pa., 180. 
North: Mountains, 198, 
— - County, Ya, 


— D., 2357. 
Norwich, &v., 150, 
Norwih, N.-9., 171, 
Nueces, Fluß, 982, 


O. 


Oakland⸗County, Mich., 296. 

Oakmulgee, 216. 

— Staat, 314. 

Obere See, 

Oberſter Serien, 60, 

Dbion, 2 

Sofbau, 88 b 

Deeonnee, 216. 312, 

Ocento, Fluß, 308, 

Ddiodony, 220. i \ 

ie N.Y., 

Ogeechee, 216, 

Ogle-Sounty, SU., 267. 

Ohio, Fluß, 12. 179, 21. 202. 
IM. 247. 259. 264. 

Dhiv-County, Ky., 242. 

Ohio⸗City, D., 257. 

Ohio, Se 245. 


502 # egifter, 


Okaman⸗See, 333. 
Dfamangpıpang-See, 333, 
Okeechobee⸗See, 220, 
Dfonagan, Fluß, 329. 
Old⸗Hunkers, 55. 
Dientangy-Evunty, D., 249. 


Dneida-County, R.⸗Y., 154, - 


Dnion, Fluß, 132. . 
Dnslow-Eounty, N.=E., 207, 
Dntariv-See, 9. \ 
Dpeloufas, Ya, 234. er 
Drangeburg, ©.-.6, 212. 
Drange-Eounty, Ind., 260. 
Drange-Eounty, Bt., 132. 
Drange-Eounty, N.=Y., 156. 
Drange- County, N.-E., 208, 
Orchard⸗Port, Dr., 332. . 
Dregon-City, Or., 332. 
Dregon-Gebiet, 319. 
Dregon-Gebirge, 9. 
Drgelbauer, 360. 
Drleans-County, Bt., 132. 
Drieans-Epunty, N.-9., 155. 
Dfage-Evunty, Mo., 273, 
Dfage, Fluß, 271. 
Osceola, Ark., 230. 
Oſſaba⸗Island, 216. 
Dffipee, 129. 

Dewegatchee, Fluß, 153. 
Oswego, N.M, 169. 
Oswego⸗County, N.⸗Y., 155. 
Oswego, Fluß, 153. 
Otchanaukane⸗See, 329. 
Ottawa⸗-County, Mich., 297. 
Ottawa⸗County, D., 250. 
Dttawa, Fluß, 10. 

Dtter, Fluß, 132. 

Dttowa, Fluß, 294. 
Overton⸗County, Tenn., 238, 
Owego, NR.-I., k 
Owybee, Fluß, 330. 
Oxford, O., 245. 
Oxford⸗County, Me., 125. 
Ozark⸗Gebirge, 9. 229. 
Ozeana⸗County, Mich., 298. 


P. 


BI Fluß, 324, ' 
Paducah, Ry., 244. 





Pain-Ereef, 248, 

Paleftine, Ill. 269. 
Damlico, 207, 

Papierfärber, 355. 
Papiermüller, 362. 
Paravdiesäpfelbau, 457. 
Paris, Ky., 245. 
Parte-County, Ind., 260, 
Darfersburg, Ba., 204. 
Pasauetonf-Eounty, N.-E., 207, 
Pafaie-Eovunty, N.-F., 173. 
Paſſaic, Fluß, 173, 
Paſumfic, 132. 
Patapsco, Fluß, 10. 192, 
Patentwefen, 101. 

Patofa, Fluß, 259. 260. 
Patterfon, N.J., 176. 
Patufet, Fluß, 10. 146. 
Paulding-County, D., 247. 
Pawtucket, R.J., 146. 
Pawtuxet, Fluß, 144. 
Pearl, Fluß, 11. 226. 231. 
Pedee, Fluß, 11. 212, 
Peekskill, N.-9., 166. 
Pelikan, See, 333. 
Pendleton⸗County, Ky., 242. 
Bennfylvanien, Staat, 177. 
Penſacola⸗Bai, 220, j 
Penſacola, Fluß, 221. 
Penobfeott-County, Me., 125. 
Penobſcott, Fluß, 10. 125. 
Peoria, Ill. 269. 
Peoria⸗See, 264. 

Perdido, Fluß, 222. 
Perquimons⸗County, N.⸗C., 207. 
Perry⸗County, Ind., 259. 
verry⸗County, Tenn., 237, 
Perry⸗County, ZU., 265. 
dserrn-Esuntp, Mo., 273, 
Perry⸗County⸗ Pa,, 280. 
Perry⸗County, Al⸗ 222. 
Perry⸗County, Ky., 242. 


Perrysburg, D., 256. 


Perth: Amboy, N.⸗J., 176. 
Peters-Berge, 180. 
Petersburg, Va. 204. 
Pharmaceuten, 372, 
Philadelphia, Pa., 185. 
Ppiladelphia-Eounty, Pa., 180. 


Hegiiter, 


Philoſophen, 371. 
Photographen, 376. 
Pickaway⸗County, D., 248. 
Pide-County, Al., 222. 
Pickens, S.⸗C., 214. 
Pickens-County, S⸗C., 212, 
Pickens-County, Al., 222. 
Pike-County, Pa., 180. 
Pite-County. Ky., 242. 
Wite-County, D., 248. 
Pite-County, Ind., 260. 
Pike-County, Mo., 271. 
Pilataqua, 129. 
Pine-Bluff, Ark,, 230. 
Pine⸗Fluß, 296, 
Pine⸗Orchard, N.-9., 166. 
Piqua, D., 25. 
Piscataguis-County, Me., 125. 
Pifhou, Fluß, 329. 330, 
Pifptafa, Fluß, 310. 
Pitt:County, N.⸗C., 207. 
Pittsburgh, Pa., 187. 
Plantagenbau, 86: 

Platte, Fluß, 318. 
Plattop, Berg, 198. 
Plattsburgh, N.-9., 170, 
Plymouth-Bai, 137, 138, 
Plymouth⸗County, Maſſ., 137. 
Pocomoke, 193. 

Poeten, 372. 

Point⸗Coupé, La, 234, 


okranz, Carl, & Comp., 392. 


Politiſche Parteien, 54 
Polizei, 62. 

Polk⸗County, Tenn., 233, 
Polſterer, 349. 
Pontchartrain, 231. 
Popachcow, 153. 
Pope⸗County, Ill. 265. 
Vortage⸗County, Wisc,, 309. 
Portage⸗County, O., 249. 
Porter-Eounty, Ind., 260. 
Port⸗Lawrence, Or., 332, 
Port-Leon, Fl. 221. 
Portsmouth, Va., 203. 
Portsmouth, N.-D., 130. 
Portsmouth, D., 258. 
Port-Tobacco, Md., 196. 
Pofamentierer, 349. 





503 


Pofey-Eounty, D., 259. 
Poften, 104. . 

Potomac, Fluß, 10.192. 202, 
Potter-County, Pa., 181. 
Pottsville, Pa. 187, 

Powder, Fluß, 330. 


Powell, Fluß, 200. 


S 
y 
Poughkeepſie, N.-9., 166. _ 
Prairie vu Chien, Wisc., 314, 
Preble⸗County, D., 247, 
Presbyterianer, 67. 
Prince-George:- County, Mp.,194. 
Princeton, N.-3., 176, 
Princeton, Ind., 263, 
SProfsfioren, 372. 
Providence, R.=%., 145. 
Providence⸗County, R.⸗J., 144, 
Providence, Fluß, 144. 
Pulaski⸗County, Ind., 261. 
Pulaski⸗County, Mo., 273. 
Pumpenbohrer, 363. 

Putnam, D., 258. 

Putnam, RN, 166. - 
Putnam⸗County, N.-Y., 156, 
Putnam-County, Ba., 201. 
Putnam-Eounty, Tenn., 238. 
Putnam-Eounty, D., 247, 
Putzmacherinnen, 367, 
Puwaygan, Fluß, 308. 
Pyramid⸗See, 316. 


ji ©. 


Duäfer, 68. 

QDuarteronen, 85. . 
Dueen-Anns-Eounty, Mp., 194, 
Queens⸗County, N.⸗J., 156. - 
Duelldausbau, 445, Ä 
Quincy, 30., 269. 
QDuinteronen, 85. : 
QDuiparle-See, 333. 


N. 


Rabun⸗-County, Ga., 216. 
Racine, Wise., 313. 
Racine-County, Wisc., 310, 
Ragged⸗Berge, 180. 193. 
Rahway, N.IJ. 177, 





50 


Raifin-Bai-Fluß, 296. 
Naleigh, N.-E., 210. 
Ralls⸗County, Mo,, 271. 
Randolph-County, Se 265. 
Randolph-Edunty, N.-G., 208, 
Randolph-County, Al., 2, 5 
Rappahanock, 11, 202, 
Raritan, 173, 
Rea-Evunty, —— 238. 
Reading, Pa., 

Öiss, 


Reamstown, ha 
Rechtspflege, 59. 

Ned, Fluß, 11. 228. 231. 325, 
Red⸗-Cedar-Fluß, 303. 
Redford, 237. 

Reformirte, 68, 


Reiſe in’s Innere von Nordame⸗ 


rifa, 412, _ 
Religionsparteien # Secten, 66. 
Republican, Fluß, 324, 
Reward-Evunty, 5* 237. 
Reynoldsburg, Tenn., 240, 
Rhode⸗-Island, Etaat, 142, 
Richland-⸗County, D., 249, 
Richland⸗County, Ill., 265. 
Richmond, —* 203. 
Richmond, N.M., 168. 
Richmond, N.D., 131. 
Richmond⸗Counth, N.-., 156, 
Richmond-Eounty, * 208, 
Riemer, 348. 
Ripley, D., 256. 
Ripley⸗County, Mo., 374, 
Rivannah, 202. 
Riverhead, N.-N., 168. 
Roam-County, Inn, ER 
Roanoke, Fluß, 11. 
Robertſon⸗County, 237. 
Robeſon⸗County, N.-E., 907. 
Robins⸗Island, 154. 
Rocheſter, N.-9., 169. 
Rocheſter, N.⸗H., 131. 
Rock⸗County, Wise, 310. 
Rock⸗Fluß, 264, 309. 
Kodford, N.-E,, 210, 
Rodingham-County, N.:H., 129. 
Rockingham-County, N. .E., 208, 
N —— Ill. 266, 
Rockport, Me., 127. 
Rockville, Mov., 196. 








Hegifter. 


Rome, N-Y., 169. 
Root, Fluß, 310, 
Roß⸗County, D., 248. 
Roßville, D,, 255. 
— als Einſchiffungs⸗ 
hafen, 399. 
Rouge, Fluß, 296. 
Rowan⸗County, N.»E., 208. 
Ruſſel County, Al., 222. 
Ruſſel-County, Va. 202. 
Ruſſelfort, Fluß, 200. 
Rutherford-County, Tenn., 237. 
Rutherford⸗ ——— NC. 208, 
Rutherfordton, N.-E., 210. 
Rutland, Bt., 135. 
Rutland: County, Bt., 132. 


©. 


Sabine-Bat, 280. 

Sabine, Fluß, 280, 
Sadetsharbour, N.=-9., 170, 
Saco, 125. 129, 
Sacramentv- City, D.-E., 
Sacramentv, Fluß, 12, Be 
Sapdlebad-Berg, 137. 
Sägemüller, 365. 
Sagharbour, N.-9., 
ee hie, 296. 
Saginaw, Fluß, 2 

Salado, Fluß, BB 

Salem, Arf., 230. 

Salem, Maſſ., en 
Salem-County, N.-$., 173. 
Salina, N.-9., 169, 
Saline, Mo., 37, 

Saline, Fuß, 228. 328, 
Salisbury, N.-E., 210, 
Salmon, Fluß, 329, 
Salmontrout, Fluß, 318. 
Salomons-Fluß, 324, 

Salt, Fluß, 241. 271. 
Salz-See, 316. 
Sampfon-County, N.-E., 207, 
San Antonio deBerar, Ter. ‚293. 
San Antonio, Fluß, 12. 316, 
San Bernard, Fluß, 281. 
San Bueno, Fluß, 316. 

San Diego, O.C., 321. 
Sandusky⸗City, D., 257. 


Regiſter. 
Schoto, Fluß, 247. 


Sandusky⸗County, D., 250, 
Sandusfy, Fluß, 247. 

Sandy, Fluß, 201. 202, 

San felippe de Auftin, Ter., 291, 
Ban Francisco, D.-E., 322, 
Sangamon-Eovunty, Ill., 266. 
Sangamon, Fluß, 264. 

San Jacinto, Fluß, 280. 

San Soaquin, Fluß, 12. 316, 
San Joſe, O.⸗C., 333. 
Sanilac- County, Mich., 296. 
Sänger und Sängerinnen, 374, 
San Marcos, Fluß, 282, 

San Miguel, Fluß, 282, 
Santa-Fe, N-M., 328, 
Santee, Fluß, 11. 212. 
Santilfe, Fluß, 11. 216. 
Sapello⸗Island, 216, 

Saptin, Fluß, 329. 

Saratoga, N-%., 197. 168, 
Saratoga-Eounty, N.-Y., 154. 
Saffafras, Fluß, 193. 

Sattler, 348. 

Sault St. Mary, Mid., 301. 
Savanna, Tenn., 240, 
— Fluß, 11. 212, 216. 


Schäffler, 354. 

Schauſpieler, 376. 

Schenectady, N.«A., 168, 

Schenkwirthe, 369. 

Schifffahrt, 95. 

Schiffsexpedienten, 380. 392, 397. 
399. 400 


Schiffszimmerleute, 347. 
Schlächter, 366. 
Schleifer, 363. 
Schneider, 350. 
Schoharie, 153. 
Schoodie, 125. 
Schornſteinfeger, 359. 
Schrader, W., 39. 
Schreiner, 347. 


Schröder, Chr. M., & Comp. 380. 


Schulen, 73. 

Schullehrer, 373. 
Schuhmacher, 350. 
Schuylkill, Fluß, 10. 179. 
Schwarze Berge, 9. 
Scioto⸗County, D., 248, 





505 


Sclaverei, 78, 
Scotlant-Eounty, Mo., 272, 
Seott-Eounty, 30, 303. 
Sceott-County, Ba., 202, 
Sceott-County, Ill., 266. 
Scott-Eounty, Mo., 273, 
Sea-slands, 216, 

Sebago, 125. 

Seefrantheit, 407, 
Seemadt, 115. 

Seereife, 406. 

Seguin, Ter., 29. 
Seifenfieder, 366, 

Seiler, 363. 

Selma, M., 224. 
Seneca⸗County, N-9., 159 
Sevier-Cyunty, Tenn., 238. 
Spaitef, See, 333. 
Sharemang, 180. 
Sheboygan, Wisc., 315. 
Sheboygan-County, Wise, 308, 
Sheboygan-Fals, Wisc., 313, 
Shelby⸗County, D., 247. 
Spelby-Eounty, Al., 222. 
Spelby-ECounty, Mo., 272. 
Shelter-Fsland, 154. 
Shenanvva, 202. 
Sbiawaſſee-County, Mich. 1296, 
Shiawaſſee, Fluß, 296, 
Shieldsborough, Miff., 227, 
Shienne, Fluß, 318. 
Shreveport, La, 234. 
Sivelings, 180. 

Sierra Nevada, 316, 
Silberarbeiter, 358. 
Simpfon-Eounty, Ky., 242. 
Sinclair, Fluß, 9 

Sinclair, See, 9. 
Sing-Cing, N.-9., 166. 
Sivur, Fluß, 303. 

Stunf, Fluß, 303. 

Sloman, Rob. M., 380. 
Smith-County, Tenn., 237, 
Smithland, Ky., 244. 
Smoly- Mountains, 208. 
Snafe, Fluß, 320. 333. 
Soldiers, Fluß, 333. 
Somerfet-County, Pa., 181. 
Somerſet-County, Me., 125. 


506 


Somerfet-County, N.-$., 173. 
Somerpille, R.=3., 177, 
Sonoma, D.-E,, 323. 
South⸗Cumberland, 238, 
* ⸗Hadley⸗County, Maſſ., 


Sputh-Kingston, R.⸗J., 146. 
South-Mountains, 193. 
South⸗Port, Wisc., 313. 
Spartanburgh, ©.-E., 214. 
—— - County, S.⸗C., 


Speifehäufer, 371. - 
Spencer-Eounty, Ind., 259. _ 
Spengler, 351. f 
Spofane, Fluß, 329. 
Spoon-Fluf, 264. 
Spradforfher, 371. 
Springfield, Maff., 142. 
Springfield, D., 256. 
Springfield, 3U., 268. 
Squam, 129. 

Squatters, 93. 
Staaten-$sland, 154: 
Staatsländereien, 89. 
Stafford, Eo., 150. 

St. Albans, Bt., 135. 

St. Andrews-Bai, 220. 
Stanley⸗County, N.-E., 208. 
Stark-Eounty, D., 249. 
Stark⸗County, Ind., 260. 

St. Auguſtin, Fl. 221. 
Staunton, Fluß, 202. 

St. Catherine-⸗Island, 216. 
St. Charles, Mo., 275. 
St. Eharles-Eounty, Mo., 271. 
St. Elair-Eounty, AL., 222, 
St, Clair⸗County, ZU., 265, 
St. Clair⸗County, Mich., 296. 
St. Clair, Fluß, 296. 
Steinhauer, 353. 

Steinfeßer, 353. 
Stepbenfon-Eounty, SU., 267. 
Steuben-County, N.=9., 155. 
Steubenville, D., 257. 

St. Franeis-County, Mo., 273. 
St. Francis, Fluß, 10, 228. 271. 
St. Francisville, La, 234. 

St. Genevieve-County, Mo.,273. 
St. James, Fluß, 11. 








Kegijter, 


St. John, Fluß, 10. 11. 125. 220. 

St. Joſeph, Mo., 275. 

St. Joſeph, Mich., 300, 

St. Zofeph-Bai, 220, 

St. Joſeph-County, Mich. 297% 

St. Joſeph⸗Counth, Ind., 260, 

St. Zofeph, Fluß, 259. 294. 

—— ⸗County, N.⸗A., 
— 

St. Lawrence, Fluß, 9. 153. 

St. Louis, Mo., 275. 

St. Louis-County, Mo., 272, 

St. Maria, Pa., 181. 

St. Mary’s-County, Mp., 194, 

St. Mary's-Durchfahrt, 9. 

— Fluß, 11. 216. 226. 


St. Maurice, Fluß, 10. 
Stoddard⸗-⸗County, Mop., 273, 
Stofes-County, N.-E., 208, 
Stone-Mountaing, 208. 
Stonington, Eo., 150. 
St. Deter, Fluß, 333. x 
Strafford-County, N.-H., 129. | 
Streder, Klein & Stöd, 397, 
Striderinnen, 367. 
Strobhflechter, 359. 
St. Roſa Bai, 220. | 
St. Simons-Yeland, 216. 
Süd-Carolina, Staat, 211. 
Sufolf-County, N.=-9., 156. 
Suffolf-Eounty, Maff., 137, 
Sugar-Fiuß, 129, 
Sullivan-County, Tenn., 238. 
Sullivan-Evunty, N.-B., 129. 
Summer:County, Tenn., 237, 
Summit-County, D., 249. 
Sumpter-County, Al., 222. 
Sunapen, 129, 
Surrey-County, N.»E., 208. 
Susdquehannah-Eounty, Pa., 180. 
Susquehannah, Fluß, 10. 153. 
179. 192. 


Suffer-County, N.«J., 173. 
Suffer-County, Del., 190, 
Suttersville, D.-E., 323. 
Sumanee, Fluß, 11. 220 
Swedenborgianer, 68, 
Switzerland-County, Ind.,259. 
Spraͤcuſe, N.-9., 169. 


Kepgifter, 


T. 
Tabaksbau, 453. 
Table-Mountain, 212, 
Taconuc-Mountaing, 154. 
Talbot-Evunty, Mo., 194, 
Tallahaffee, Fluß, 220. 
Tallahatchee-County, Miſſ., 226. 
Zallapoofa, 216. 222. 
Tallapoofa-Eounty, Al., 222. 
Zampa-Bai, 220. 
Tapetendruder, 355. 
Zapezierer, 349, * 
Tar, Fluß, 11. 
Tarreytown, N.N., 166, 
Taunton, 136. 144. 
Taylor⸗County, Va., 202. 
Tazewell⸗County, Va., 200, 
Tazewell⸗County, Ill. 266. 
Teche, 232. 

Telegraphen, 105. 
Tenneſſee, Fluß,226. 237. 238. 241. 
Tenneſſee, Staat, 236. 
Terre⸗Haute, Ind., 263. 
Terzeronen, 85. 
Teufels⸗See, 333. 
Teton⸗Fluß, 318. 

Texas, Staat, 276. 
Thames, Fluß, 10. 148. 
Theologen, 373. 
Thierärzte, 372. 
Thomastown, Me., 127. 
Tioga, 153, 
Tioga-County, Pa., 181. 
Zippa-County, .Miff., 226. 
Zippecanpe, Fluß, 259. 
Tiſchler, 347. 

Zifhaningo, Miſſ., 226. 
Zittibawaffee, Fluß, 296. 
Toceo, Fluß, 238. 
Zodd»Eyunty, Ky., 242. 
Töpfer, 355. 
Zohopefaliga, See, 220. 
Toledo, D., 256. 

Zolland, Eo., 150. 
Tolland-Eounty, Co., 148, 
Zombigby, Al., 222. 
Zompfing-County, N.-Y., 155. 
Tompkinsville, NR.-9., 168. 
Topsham, Me., 128. 
Townsend⸗Port, Or., 332. 





507 


Traub, Earl, 392. 

Travers, See, 333. 

Trenton, N.=$., 175. 

Trenton, R.-Y., 169. 

Trigg- County, Ky., 243. | 
Trinity (Trinidad), Fluß, 11.280. 
Troy, N.-9., 163. 

Troy, D., 25. 
TrumbulleEounty, O., 249. 
Tuchmacher, Tuchbereiter, 356. 
Tuchſcheerer, 356. 
Tug⸗Fork⸗of⸗Sandy, Fluß, 200. 
Tule, See, 316, 
Zunifa-County, Miff., 226. 
Tunfer, 68. 

Tunfpamod, Pa., 18. 


' Zurfey, Fluß, 303. 


Turtle, Fluß, 310. 
Tuscalooſa, Al., 224. 
Tuscalooſa⸗County, Al., 222. 
Tuscarara, Berge, 180. 
Tuscarawas⸗County, D., 249, 
Tuscola⸗County, Mich., 296. 
Tuſſys-Berge, 180. —— 
Tyger-Fluß, 212. 
Tyler⸗County, Va., 201. 
Tyrrel⸗County, N,-E., 207. 


u. 


Neberfahrtsgelegenheiten, 390. 
Uhrmacher, 358. 

Vifter-County, N.-9., 156. 
Umatilla, Fluß, 330, 

Umbagog, 125. 129. 

Umpaua, Fluß, 330. 
Unabhängigfeitserffärung, 19. 
Union-Eounty, Pa., 182. - 
Union-Eounty, N.-E., 208 . 
Unisn-Eounty, ©a., 216. 
Union-Evunty, Ky., 242, 
Union-Evunty, D., 248. 
Union-Eounty, 30., 265. 
Unionvillage, DO., 250. 
Unitarier, 68. 

Univerfaliften, 68. 
Yniverfitäten, 75. 

Utica, N.-9., 168. 

Urbarmad. d. Waldlandeg, 437. 
Urbarmach. d. Prairielandes, 4414 


508: 


B. 


Balentin, M., 380. 
Ban Büren, Arf., 230, — 
Ban Buren-County, Tenn., 238, 
Ban Buren-County, Mo., 272, 
Dan Buren-Eounty, Mich., 297. 
Ban Buren-County, $o., 303. 
Bandalia, Ill. 269, 
Bahderburg-Eounty, Ind., 259, 
Ban Wert-County, D,, 247, 
Berfaffung der Ber. Staaten, 31. 
Bergennes, DBt., 134. 
Vergolder, 358, 
Berhaltungsregeln für Zwiſchen— 
deckspaſſagiere, 380, 
Bermillion-County, SU., 267, 
Bermillion-County, Ind., 260. 
Bermillion, Fluß, 232. 259, 264, 
Bermont, Staat. 131, 
Berfailles, Ky., 245, 
Berwaltung, 57. 
Vevay, Ind. 260. 
Vicksburg, Miſſ., 227. 
Victoria, Ter., 292. 
Viehzucht, 89. 446. 
Vigo⸗County, Ind. 2600. 
Binango-County, Pa., 180. 
Bincennes, Ind., 262, 
Virginia, Staat, 197, 
Volkscharakter und Sitten, 63, 
— zur Auswanderung, 
W. 
Wabaſh⸗County, Ill. 265, 
Wabaſh, Fluß, 259. 260. 264, = 
Waccamaw, 212. RN: 
Warhebleicher, 366. 
Wachstuchmacher, 356. 
Wälſchkornbau, 448, 
Waffenſchmiede, 363, 
Wagner, 348, 
Wafaffa-Bai, 220, 
Wadkong-See, 330, 
Waldo-County, Me., 125. 
BWalfer-Eounty, Ga., 216. 
Wallawalla, Fluß, 329. 
Walworth⸗County, Wise. 310. 
Wamberfie & Crooswyf, 399. 
Bapfipinicon, Fluß, 303, 





Kegifter, 


Warren, D., 2357. 
Warren-County, Mo., 272. 
Warren-Eounty, D., 247. 
Warren-Evunty, Ky., 242, 
Warren-Epunty, Tenn,, 238, 
Warren-Eouniy, Ga., 216. 
Warren-Evunty, PDa., 180, 
Warren-Eounty, N.-3., 173, 
Rarrid-Eounty, Ind., 259, 
Warriors-Berge, 180. 193, 
Wartburg, Tenn., 239, 
Warwid, R.-$., 146, 
Wafhington, Ter., 291, 
Wafhington, D. E,, 235. 
Wafhington, Va., 188, 
Wafhington, N.-E., 210. 
Wafhington-County, DO., 249. 
Wafhington-County, Ind. 260, 
Wafpington-County, ZU., 265. 
Wafpington-Eounty, Mo., 273, 
Wafpington-County, 30., 303, 
Wafpington-County, Tenn., 238, 
Wafhington-Evunty, D. E. 234. 
Waſhington-⸗Counth, Miff. 226, 
Wafhington-Eounty, Al., 222. 
Waſhington⸗Counth, N.-C., 207, 
Waſhington-Counth, Mp., 193, 
Wafhington-Eounty, Pa,, 180, 
Wafpington-County, R.-3., 144, 
Wafpington-County, Bt., 132. 
Wafpington-Eounty, N.-9., 166. 
Wafhington-County, Wisc., 309, 
Waſhita, Fluß, 228. 231. 
Wafptena-County, Mich,, 296. 
Waffan⸗Island, 216, 
Wateree, 212. 
Waterloo, N.-9., 171. 
Watertown, N.-9., 170. 
Wayne, D., 257. 
Wayne-County, N.-E,, 207. 
Wayne-County, Pa., 180. 
Wayne-County, Ra., 201. 
Wapne-County, D., 249, 
Wayne- County, SU., 265. 
Wayne⸗Counth, Mpd., 272. 
Wapyne-County, Mich., 296. 
eber, 336. | 
Weehawk, N.I., 176. 
Weinbau, 88. 
Weiße Berge, 9. 129. 


Regiſter. 


Weldon, N. C., 210. 
Weſtfield, 136. 
Weſt, Fluß, 132. 
Weſtmoreland⸗County. 
Weſtphalen, Mo., 273. 
Weftphalen, Mich., 277. - 
Weftpoint, N.-9., 115. 166, 
Weft-Zanesville, O., 258. 
Wheeling, Ba., 204. 
Wpigs, 55. 
Wpitbey-Eounty, Ind., 260, 
Wpite-County, Tenn., 238. . 
Wpite-County, Ill. 265. | 
Whiteearth, Fluß, 333. | 
White, Fluß, 259, 132. 238. 260. 
271. 318 ® 


Wpitewater, Fluß, 259. 
Wpitley-Eounty, Ky., 242. 
Wpitefive-County, Ill., 266. 
Wichelhauſen & Comp., 392, 
Wiltes-Eounty, Al., 222, 
Willamette, Fluß, 329. 
Rilf-County, Ill., 267. 
Williams-Eounty, Ill., 265. 
Williams⸗County, D., 247, 
Williamsburgh, N.N., 168. 
Williamſon⸗County, Tenn., 237. 
Williamstown, Maff., 142. 
Willmington, N.-E., 210. 
Willmington, Del., 191. 
Willoughby-See, 132. 
—— 180. 193. 
ilſon⸗-County, Tenn., 237. 
Windham-County, Eo., 148. 
Windham⸗-County, Vt., 132, 
Windſor⸗County, Vt., 132. 
Winneboga, Wisc., 314. 
Rinnebago-County, Wisc., 309. 
Winnebago, See, 307. 
Winnebago-County, Ill., 267, 
Winneſhiek-County, Jo., 303, 
Winnipiſergee, 129. 
Winsboro, S.-E., 214, 
Wisconfin, Fluff, 307. 
Wisconfin, Staat, 305. 
Wood⸗County, D., 250. 


Pa., 180. 


£. 


Autah, See, 316. 





Wood⸗County, Va., 201. 
Wood, Fluß, 142. 
Woodſtock, Vt., 134. 
Woodſtock, Ba., 204. 
Woonſocket⸗Falis. R.⸗J., 146. 
Worceſter⸗County, Maſſ., 137. 
Wright⸗County, Mo., 274. 
Wundärzte, 372. 
Wyoming-Eounty, N.⸗Y., 155. 
Wyoming-Eounty, Pa., 180, 


x. 


Kenia, D., 256. 
Xylographen, 375. 


Y. 


Yackima, Fluß, 329. 330. 
Yales-County, N-Y., 195. 
Yallabufya-County, Mifl., 226 
Yancy-County, N-E., 208. 
Yaz00, Miff., 226. 
Yazov-County, Miff., 226. 
Yellow-Stone-Fluß, 324. 
York, Pa., 186. 
VYork⸗County, Me,, 125. 
York-County, Pa,, 181. 
Nork-Eounty, S.⸗C., 212. 
York-Fluß, 202. 


3. 


Zäune, 442. 
Zahnärzte, 372, 
Zamboeg, 85. 
Zanesville, D., 257. 
BZiegelbrenner, 369. 
Zimmerleute, 347, 
Zinsfuß, 99, 
Zitterer, 68. . 

3var, D., 249, 
Zolltarif, 463. 
Zuderraffineurs, 365. 





509 


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Bet Julius Bädeker in Elberfeld find noch nachſtehende, 
für den Auswanderer fehr wichtige Schriften erfihienen und 
in allen Buchhandlungen zu haben: 


Neueſte Länderkunde 


mit beſonderer Beziehung auf 
deutſche Auswanderung. 





ir. Bd. Texas, nach mehrjährigen Beobachtungen dargeſtellt von 
Pirtor Bracht (feit 1845 Bürger von Teras). 336 Seiten. geh. 
nur 221 Sgr. | , 

—⸗— in engl. Bande mit color. Karte und den Grundriffen von 
Caftroville und Neu-Braunfels 14 Thlr. 

Der Herr Berfaffer giebt die erfte durchaus wahrheitägetreue Schilde 
rung von Terad und des für den Deutfchen befonders geeigneten weftlihen Theiles, 
nebit ausführlichen Rathſchlägen für deutfhe Einwanderer. 

Die „Illuſtrirte Zeitung“, die „Allgem. Auswanderungs-Beitung‘ der „ſächſiſche 


Auswanderer”, die „‚literar. Zeitung‘ u, a, empfehlen dad Buch den Auswanderern 
vorzugdweife. 


27. Bo. Auftralien und feine Kolonien, insbefondere Süd— 
Auftralien und Auftralia felir. Ein Handbuh für Aus» 
wanderer und Gefhäftsmänner; nach mehrjährigen Erfahrungen 
von Weftgarth, Wilkinfon u. A. und den Berichten deutſcher 
Koloniften dargeftellt und bearbeitet von 3. Ve. Waßkarl, Mit 
Karte. geh. 1 Thle., in engl. Bande 14 Thlr. 


Diefes Werk ift in allen Beurtheilungen ald das einzige unpartheiifde 
und vollftändige über Auftralien anerkannt und empfohlen! 


Ferner erichien dafelbfi: 


Specialtarte des Staates Texas, nach der neueften Eintheilung. 
of. u. cart. 12 Sgr. 


Das Cajütenbuch, oder nationale Charafterifiifen, von Charles 
Sealgfielt. 2 Bde. 8, Preis 4 Thir. 


„Die Werke Ch. Sealsfield's, ded Amerikaner, gehören zu den Haffifchen 
der deutfhen Literatur, und finden in Amerika, wie in England und Deutſch—⸗ 
land gleihgroße Bewunderung. Der Referent in der „AuswanderungdBeitung“ war 
Beuge von dem ungebeuren Auffehen, welches die in New-York erfhienenen englifchen 
Ueberfegungen diefer Werke in den Vereinigten Staaten machten: fie wurden wahrhaft 
verfchlungen. — In dem Cajũtenbuch fhildert und Sealsfield mit unübertreffliher 
Lebenswahrheit den Charakter des Teraners und feines Landes. — Wer eine ges 
treue, lebhafte Schilderung des jungen Freiftaates, feiner Bewohner und ihres Helden» 
fampfes wünfcht, wer ſich an mit genialen Zügen hingehaudten Skizzen des Pflanzer- 
lebend weiden will, der findet fie bier, eingefleidet in eine ächt dichterifhe Hüle und 
in einer glühenden Sprache.“ (f. Ausw-Btg. 1848, Nr. 42.) 

„Left ihn, ihr Deutfchen, und Iernt von ihm Texas und die trandatlantifhe Welt 
der Zukunft in meifterhaften Schilderungen kennen. Das Herz wird groß und weit 
und warm bei diefer Lectüre.“ — fagt der Nedacteur der „Stafette”, 1846, Nr. 104, 

„Er bewegt fih in der wirklihen Welt und nicht in Frankhaften, tendenzidjen 
Manieren; feine Werke find ganz unfhäßbare Erwerbungen für die deutfche Literas 
tur’ — fagt das Foreign Quarterly Review, Jahrz. 1846. (f. Magazin für die 
Literatur des Auslandes, 1846, Nr. 90.) 


Dr. C. de Haag, Nordamerika — Wisconfin. Winfe für Aus- 
wanderer. Erfte Abth. Mit 3 Anfichten und Karte. 2te verm. 
Aufl. 104 Seiten. 12 Sgr. 


— + — Befchreibung von Wisconfin. Zweite Abth. nebft 
Neifebilver. geh. 12 fgr. 


Die „Allg. Andwanderungs-Zeitung“, der „Deutihe Auswanderer‘, „Dr. Menzels 
Literaturblatt”, das „Eiberfelder Kreisblatt“ ꝛc. ꝛc. empfehlen dieſes Werkchen mit 
folgenden Worten : 

„Der Berfaffer erzählt feine eigenen Erlebniffe. Er ift in Allem fo genau und 
fo wahrheitögetreu, das fein Werfchen ein fehr werthvolled, einem jeden Auswanderer 
in höchſtem Grade zu empfehlendes genannt werden muß.“ — „Möge daher Wie: 
mand, der fich irgendwie für jenes neue Deutfchland jenfeits des Ozeans 
intereffirt, Niemand, der die beften Mittel und Wege zur Auswanderung 
Zennen lernen will, die Lectüre dieſes Fleinen, wohlfeilen, aber 
gediegenen und inhaltreichen Schriftchens verſäüumen!“ 


CH, Wettftein (Kaufmann in Milwaukee), Bericht aus Wis— 
conſin. ir. Thl. geh. 15 Sgr. 


Sperialfarte des Staates Wisconfin nad der neueſten Einthei- 
fung. col, u. cart. 12 fgr. 


Anweifungen für Wuswanderer nach den weftlichen Staa: 
ten von Nordamerika: Ohio, Michigan, Indiana, Illinois, 
Miffvuri, Jowa ꝛc., und Weifebilder von Aug, Kauſchenbuſch. 
2t€ vermehrte Aufl. 120 Seiten. geb. 10 Sgr. (In Parthien: 
20 Erempf. für 5 Thir. baar.) 


„Diefes Iehrreihe Schriftchen eined wohlmeinenden und erfahrenen Manz 
nes verdient allen denen zur forgfältigen Beachtung empfohlen zu werden, welche 
mit dem Gedanken umgehen, auszumandern“ ꝛc. ꝛc. (Ehriftenbote 1849.) 


Unter vielen andern empfehlenden Blättern fagt die „Allgem. Auswanderungs⸗ 
Beitung* 1848, Nr. 33: „Der Berfaffer, der vor etwa 2 Jahren als evangelifher 
Prediger nad Nordamerika ging und einen bedeutenden Theil der Union, befonders 
der dftlichen und nordweftlichen, bereifte, giebt den nach den Vereinigten Staaten 
auswandernden Landleuten und Handwerfermeine Reihe von treffe 
lihden AUnweifungen. Die den Anweifungen folgenden Reifebilder zeichnen 
fih durch lebhaftes Eolorit und Treue aus.“ 


Lieder aus Wisconfin, von Adalf Schults. Elegant geb. 
Preis 12 Sar. 


„Srifhe Klänge aus der Bruft eined Europamüden, der ſich mit rechter Luft in 
das Urwaldleben hineinwirft, um in ihm, in der gewaltigen, großartigen Natur das 
zu finden, wad ihm die Civiliſation in Europa nicht geben fonnte, ein Feld für feine 
Thatkraft. Beſonders frent e8, in dem Dichter ein recht trenes Herz für's Vaterland 
zu finden. Wir wünfhen, das Büdjlein in mandes Auswanderers Händen zu fehen.” 
‘Der Deutfche Auswanderer.) ; 


: „Bon foldyer hier belebeuder Brifche, dort zündender Gluth, wie dieje Lieder von 

Ad. Schultd, ward auf. diefem Gebiet der Mufen Labebecher und’ noch nicht ges 
reiht; — befjer ald wir ed vermögen, fpricht das Werfchen für ſich ſelbſt.“ (. Allg. 
Auswanderungd- Zeitung.) 


Herr Dr. Menz el empfiehlt diefe Lieder im giteraturblatte. 
Neueſter Wegweiſer für deutfche Auswanderer nach 


Umerifa, von ©, E, Schulze in Rew-Norf, mit Karte von 
Tenneſſee, Tabellen und Notizen. geb. 6 Sgr. 





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