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Keueite
@Zäanderfunde
mit befonderer Beziehung
auf
deutfche Auswanderung
und
Colonifation.
Dritter Band:
Die Bereinigten Staaten von Nordamerifa.
Elberfeld u, Iſerlohn.
Su LtiwB Mir ier
1851.
Des Auswanderers Handbuch.
Getreue Schilderung
Vereinigten Staaten
Nordamerika
zuverläffiger Rathgeber für dahin Ausiwandernde
. jeden Standes.
Don
George M. v. Ross
aus Nordamerika, |
Nedact. der Allgemeinen AuswanderungsZeitung.
Elberfeld u, Iſerlohn.
Furtuns DUDLeIec®«
1851.
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Borwort,
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In Nordamerika geboren, lebte ich dort ge—
raume Zeit als Landmann im Weſten, Südweſten
und Oſten, und hielt mich auch bald kürzere, bald
längere Zeit in verſchiedenen Städten der Union auf.
Hierdurch und durch meine Reiſen in allen Staaten
des Bundes fand ich Gelegenheit, mich mit dem Lande
und ſeinen Verhältniſſen, und mit den Bewohnern
und ihren Sitten und Gebräuchen bekannt zu machen,
und diejenigen Erfahrungen zu ſammeln, welche ich,
verbunden mit dem, was ich auf meinen öfteren Rei—
ſen nach und in Europa in Bezug auf die deutſche
Auswanderung kennen lernte, hier fir Alle niederlege,
welche mit dem Gedanfen umgehen, oder bereitd ent-
vi Vorwort.
ſchloſſen ſind, ſich in den Vereinigten Staaten von
Nordamerika eine neue Heimath zu gründen. Auch
für Viele, welche ſchon drüben angeſiedelt ſind, dürf—
ten die Blätter, welche ich hiermit der Oeffentlichkeit
übergebe, manchen nützlichen Wink, manchen beherzi—
genswerthen Rath, manche nicht zu überhörende War—
nung enthalten.
Wohl ſehe ich die Unmöglichkeit ein, ein Hand—
buch zu ſchreiben, in welchem jeder Auswanderungs—
Tuftige Aufſchluß über jede ihn ſpeciell interefjirende
Einzelheit finden, ein Handbuch, aus welchem er ge—
nau erjehen könnte, ob denn auch feine Perfon für
Nordamerika paffe, und wie e8 ihm wohl drüben ge⸗
fallen und ergehen würde. Um ein ſolches, den An—
forderungen eines Jeden genügende Werk ſchreiben zu
köoͤnnen, müßte ich auf's Innigſte mit allen Verhaͤlt⸗
niſſen eines jeden Leſers vertraut fein und eine Kennt-
niß ſeines Charakters beſitzen, wie ſich deren nur We—
nige von ſich ſelbſt rühmen können. Mein Beſtreben
iſt aber dahin gerichtet geweſen, dem Leſer ſo genaue
Auskunft über Alles zu geben, was dem Auswande—
rer nach Nordamerika zu wiſſen lieb ſein kann, daß
Porwort. Vor,
Jeder, der fich nach diefem Handbuche ein Bild von
den DBereinigten Staaten und von dem entwirft, was
er in feinem Fache dort zu erwarten hat, feine Täuſchung
erfahren wird... Sch bin Zeuge zu großen Elendes ge=
weien, welches die verlodenden Schilderungen eines
Duden und Anderer verjchuldeten, als daß ich nicht
alle mögliche Vorficht angewendet hätte, nicht in den-
jelben Fehler zu verfallen; weiß ich doch nur zu gut,
dag die Phantafie des Guropamüden ohnehin fehon
"das Land feiner Sehnfucht mit Neizen ſchmückt, die
faum der dort Einheimifche, nie aber der entdecken
wird, der, herausgeriffen aus jeinem bisherigen Lebens-
geleife, fich dort erft wieder einen neuen, wenn auch
noch fo einfachen und bejchränften en ichaf-
fen muß.
Denjenigen, welche in den hier folgenden Blättern
feine für ihre bejondern VBerhältniffe ausreichende Aus—
funft, Feine genügende Antwort auf die eine oder die
' andere Frage, die fie an das Handbuch ftellten, finden,
bin ich gerne bereit, wenn fie mir von fich felbft und
von dem, was fie in Nordamerifa zu finden erwar—
ten, ein möglichft klares Bild entwerfen, auf briefliche
vu Vorwort.
Anfrage gewiſſenhaft die genaueſte Auskunft zu erthei-
fen, nur bitte ich — und die Erfahrung hat mich ge-
lehrt, daß dieſe Bitte nicht jo überflüfftg iſt, wie fie
Dielen erfcheinen mag — die an mich gerichteten Briefe
zu franfiren,
München, im Herbft 1850.
George M. v. Moss.
Inhaltsverzeichniß.
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I. Allgemeine Schilderung der Vereinigten
Staaten von Nordamerika.
Grenzen, Flächeninhalt, Einwohnerzafl - » 2 2 2 2.2.25
A a A
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Ridurnrobücke. u... Hr ara DET
Geſchichtsabriß, Unabpängigfeite- Ertlärung, Befetungetump, |
Bundes-Berfafunng . » 2 2 =. De 3 15
Die Präfiventen der Bereinigten Staaten e —
Du Seiten Dateien 7.557 5: AR
sn MEERE DREIER
Rechtspflege » » .» .» ae 59
Bevölferung: Weiße; —— Sitten, Religiofität, Reli⸗
gionsſecten, Wiſſenſchaften, Künſte, Siulen, Univerfitäe — -
en 1 fe We Inblameri: :-Megen; 66
Ackerban End: BEE 66686883
Staatsfändereien . . . i i ——
Handel, Schifffahrt, —— crebit, Banken, Zinsfuß 94
Gewerbe, Patentwefen . . . . PER BR 2 ‚708
Lanpftraßen, Canäle, Eifenbahnen, ofen, — —
Hünzen: Naße Sewihtte 66666
in ie ————
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Anhaltsberzeichniß.
II. Befchreibung der einzelnen Staaten der nordame:
rifanifchen Union,
A. Die öfllihen oder Neu-England-Staaten
_
-New-Hampfhirer .
Bermont : . . .
Maſſachuſetts
Rhode⸗Island
Connecticut . .
New-Nork
News derfy . .» -»
Pennfyfvanien .
Delaware ! . ..
C.
Maryland .. .
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Nord-Carolina . .
Süd-Earolina .
Gesrgia . . .
Birlbh.- -. ..; ,
AUabama . . . .
Miſſiſſippi . -»
BERBIOER 5
Louiflana . . 3
Diftriet Eolumbia .
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D. Die fünweftliden und weſtlichen Staaten.
Tenneffee . .
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B. Die mittleren Saaten.
Die ſüdlichen Staaten.
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124
128
131
135
142
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150
171
177
188
Anhaltsverzeichniß.
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Dber-Ealifornien © 2 2...
E. Die Gebiete der nordamerikaniſchen Union.
Gebiek Balliouel 23 2
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Gebiet Minneſotah VER ——
III. Nathgeber für Auswanderer
Wer foll auswandern, wer nicht? ä
Dienftboten, Sandwirthe . . =» »
Handwerker, Handwerfslehrlinge, —
Grobſchmiede, Wagner, Sattler, Tapezierer, Polſterer, Po—
ſamentierer, Knopfmacher, Gerber, Schuhmacher, Schneider,
Blechſchmiede, Meſſerſchmiede, chirurgiſche Inftrumenten-
macher, Kupferſchmiede, Schloſſer, Maſchinenbauer, Maurer,
Steinhauer, Steinſetzer, Bergleute, Gürtler, Drechsler,
Inſtrumentenmacher, Clavierſtimmer, Formſtecher, Kamm—
macher, Böttcher, Töpfer, Tapetendrucker, Papierfärber,
Bäcker, Conditoren, Weber, Wachstuchmacher, Tuchmacher,
Tuchſcheerer, Tuchbereiter, Färber, Feilenhauer, Maler,
Uhrmacher, Gold- und Silberarbeiter, Juweliere, Vergol—
der, Lackirer, Büchſenmacher, Buchdrucker, Kaminkehrer,
Bader, Friſeure, Hutmacher, Korbmacher, Strohflechter,
Orgelbauer, Bierbrauer, Branntweinbrenner, Liqueurbren⸗
ner, Eſſigbrouer, Malzbereiter, Cigarrenmacher, Papier:
müller, Kartenmacher, Glaſer, Mühlenbauer, Pumpenboh—
ver, Waffenſchmiede, Drahtzieher, Seiler, Müller, Schleifer,
Glasſchleifer, Glaspüttenarbeiter, Nagelſchmiede, Fifcher,
Buchbinder, Zuderraffineurs, Kürfchner, Ziegelbrenner,
Sägemüller, Fleiſcher, Kalfbrenner, Köhler, Handſchuh—
macher, Wachsbleicher, Seifenfieder, Lichtzieher, Gärtner,
Putzmacherinnen, Striderinnen, Näherinnen }
‚XI
Seite
276
293
301
305
314
324
324
325
329 ,
332
340
xu Anhaltsberzeichniß.
Kaufleute . . . . RR: 3
Gaft- und Sipentwirthe er Reiner RER
Boprlfonten. 258. 2.082,20 ee,
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Vorbereitung er ———— Beraltungtte-
geln, — —— eg Schiffs⸗
expedienten ꝛꝛc. .. —
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Die Landung in re RAT ; BEE |
Die Reife in's Innere von Nordamerika, Reiſerouſen —
Die Niederlaſſung, Naturaliſationn 2 2 2 2 2.
J
N REITER 7
Das Farmen: Hausbau, Urbarmachung des Wald» und
Prairielandes, Umzäunungen, Viehzucht, Gemüfe-, Obft-,
Getreide- und Zutterfrautbau, Maisbau, Befentornbau,
Zabafsbau, Baummwollenbau, Paradiesäpfelbau, Bataten-
bau, Ahornzuderbereitung, Abgaben : . 2. 2 2 2.
Anhang.
Zoltarif der Vereinigten Staaten .
Landämter-Berzeichniß .
Negifler .
Einleitung.
Wie verfhieden auch die Beweggründe fein mögen,
welche die Einzelnen der Hunderttaufende, die alljährlich
ihre Heimath verlaflen, zur Auswanderung treiben, fo
treffen doch Aller Wünfhe und Erwartungen darin zus
ſammen, daß fie im neuen Baterlande ein beſſeres Loos
als im alten zu finden hoffen.
Wenige nur treibt lediglich der Drang nach einem
Wechſel des Schauplatzes ihrer Thätigkeit, oder Sucht
nach Abenteuern vom Heimathlande fort, und dieſe dürfen
wohl kaum auf den Namen Auswanderer Anſpruch machen,
da ſie, Zugvögeln gleich, ſich nur vorübergehend an dieſem
oder jenem Punkte niederlaſſen, um, bald des kaum ger,
gründeten Herdes überdrüffig, von Neuem zum Wander-
ftabe zu greifen: rollende Steine, wie das amerikaniſche
Sprihwort fagt, an die ſich fein Moos anfest.
Die große Mehrzahl deutfcher Auswanderer treibt Die
für fie felbft oder ihre aka. in — cht ſtehende
Nordamerika.
2 Einleitung,
materielle Noth zur Auswanderung. Mißverhältniffe zwi-
fhen dem Bodenwerthe der Güter und ihrem Ertrage;
Militärzwang; verrottete, gewerbliche Snftitutionen auf
ber einen und ein gegen nachtheilige Conjuneturen nicht
genug gefichertes, faft ganz vom Auslande abhängiges,
durch Feine deutſchen Colonien, nicht einmal durch eine
geſunde Handelspolitif unterftügtes Fabrifwefen auf der
andern Seite; Meberfülltheit in allen Erwerbsfächern;
Abgaben ohne Zahl und ohne Ende; Hinderniſſe und
Hemmniſſe gegen jede freiere Bewegung, und hundert ans
dere feft eingemwurzelte Uebel find es, welche dem Deut-
chen fein fonft fo herrliches Vaterland verleiden und ihn
feine Blicke nach Ländern richten IYaffen, deren Bewohner
den Schuß, welchen fie durch das Gefes und feine Voll—⸗
firedfer genießen, nicht mit ihrem Lebensmarfe, mit facti-
fcher Leibeigenfchaft bezahlen müffen.
Doch nicht alfein der materielle Drud, der auf dem
deutſchen Volke laſtet, auch der geiftige Druck, die poli—
tiſche Bevormundung laſſen Tauſende nach der weſtlichen
Hemiſphäre, laſſen fie dahin fliehen, wo unterm Sternen-
banner die wahre Freiheit wohnt, wo fein Kaftengeift,
fein Standesunterfchied herrfcht, wo der Menfch nad) fei-
nem inneren Werthe und nicht nad dem Alter morfcher
Stammbäume, nach Drdensfreuzen und anderem Slitter
gefhäst wird, den nur uralte, verfchrobene Anfichten nicht
lächerlich, nicht verächtlich finden fönnen, —
Was für Länder auch ſchon als Ziel der deutſchen
Auswanderung empfohlen ſein mögen: Auſtralien und Süd—
afrika, welche um deutſche Arbeitskräfte werben, weil keine
Einleitung, 3
mehr vom Mutterlande aus nad diefen englifchen Colo—
nien zu verloden find; Süd- und Mittel-Amerifa, uns
fiher für Perfon und Eigenthbum des Eingewanderten,
und in den meiften Theilen für den Deutfchen ungefund;
Griechenland, arm und fieberhaftz die Donaufürftenthü-
mer, ber Schauplag blutiger Kriege, der Herb bes Hafles
gegen das Germanenthbum; — fein Land, fein einziges
auf der weiten Erde bietet dem Einwanderer ſo viele ma—
terielle, fo viele geiftige Vortheile dar, als die Bereinig-
ten- Staaten von Nord» Amerifa, deren Schilderung dieſe
Blätter gewidmet find,
Im Jahre 1683 fohifften fih die erſten Deutſchen,
Separatiften, vom Nedar und Nhein, unter Leitung des
Doctors Paftorius, nad) Nord-Amerifa ein, und Iandeten
am 20, Auguft deffelben Jahres in Philadelphia. Sie,
die wegen Religionsverfolgungen dem Heimathlande ent-
flohen, eröffneten der deutfchen Auswanderung die Dahn,
und ſo waren trotz ber damaligen mangelhaften Kunde
über Amerifa und frog der Schwierigfeiten, welche zu je-
ner Zeit noch mit der Leberfahrt verbunden waren, im
Sabre 1742 bereits über 100,000 Deutfhe in Nord
Amerika, bauptfählih in Pennfglvanien und in Süd-⸗Ca⸗
rolina angefiedelt, Die günftigen Nachrichten über das
Schickſal der Uebergefiedelten verlodten Biele zur Nach—
folge, mehr aber noch fehwellte die Noth der Jahre 1770
und 1771 den Strom der Auswanderung an, und feit der
glorreichen nordamerifanifchen Erhebung des Jahres 1776,
wo bie bis dahin englifchen Colonien das drückende Joch
des Mutterlandes abſchüttelten und einen Freiſtaatenbund
4 Einleitung.
bildeten, der allen Bölfern der Erde als erhebendes Bei—
jpiel vorleuchtet, trat eine regelmäßige, von Jahr zu
Jahr, aber Doc nicht bedeutend wachſende Strömung
deutfcher Emigranten nad Nord-Amerifa ein, bis die auf
den fogenannten deutſchen Befreiungsfrieg folgenden Jahre,
dann Die dreißiger Jahre, und endlich bie neuefte Zeit
der Union von Deutfchland aus einen Zuwachs zu ihrer
Bevölkerung lieferten, der, mit alfen Tugenden des Deut-
Ihen, mit Fleiß, Ausdauer, Nüchternheit und Sparfam-
feit begabt, und reich an Intelligenz, eine Zierde bes
Staatenbundes wurde,
Sp währt die deutfche Auswanderung nah Nord—
Amerifa bereits über anderthalb Jahrhunderte, und wenn
auch Klagen einzelner dahin Mebergeftedelter ertönen, wenn
auch Manche von der neuen Welt in die alte getäufcht
zurüdfehren, die Millionen Deutfcher, welche dort den
Augenblick fegnen, der den Entfhluß in ihnen zur Reife
brachte, fih vom altersſchwachen Deutfchland loszureißen
und in die jugendlichen Arme des lebensfräftigen Amerifa
zu werfen, diefe Millionen find Tebendige Beweife dafür,
dag nur Derjenige über Nord-Amerifa als Ziel der deut:
then Auswanderung klagen fann, der mit Erwartungen
binüberging, die er in feinem Lande der Erde gerechtfer-
tigt gefunden haben würde, —
Erſte Abtheilung.
Allgemeine Schilderung der Vereinigten Staaten
von Nordamerika.
Grenzen. Flächeninhalt. Einwohnerzahl. Gebirge.
Seen, Flüſſe. Klima. Naturproducte.
Die Nordgrenze der Bereinigten Staaten bilden
der St. Lorenzftrom, der Ontario⸗, der Erie-, der Huron⸗,
der Michigan und der Dbere-See, durch deren Mitte, den
Mihigan-See ausgenommen, der ganz im Gebiete der Ver-
einigten Staaten Tiegt, die Grenzlinie zwifchen den großes
britannifchen Colonien Ober- und Unter- Canada und der
Union läuft, dann, von dem am Dberenfee gelegenen Fort
Charlotte aus, der Saganaga=, der Boisblane= und ber
Waldfee (Lake of Ihe woods), mit ihren nach Dften gehen
den Abflüffen, und endlich, von der Südweftfpise des Wald»
fees aus, der 49° nördlicher Breite bis in die Mitte Des
die Vancouver⸗Inſel vom Feftlande trennenden Golfs von
Georgien. Die Weftgrenze geht vom Endpunfte der
Nordgrenze an der Küſte herunter bis zum 32° nördlicher
Breite. Die Südgrenze zieht fih von der Weftfüfte
dem 32° nördlicher Breite entlang öftlich bis zur Nordofte
grenze von Sonora, verfolgt Diefe und die Nordgrenze von
Chihuahua bis unterhalb EI Pafo del Norte, und läuft
in der Mitte des Rio Bravo del Norte bis zum Ausflug
deffelben in den Meerbufen von Merifo hinab, Die Südoſt—
und Dftgrenze beginnt der Mündung des Rio Bravo del
Norte gegenüber, drei Leagues oder Leguas vom Ufer ent—
fernt, läuft an der Küfte des merifanifchen Meerbufens,
E
8 HMächeninhalt, Einmohnerzakl, Gebirge,
dann des atlantifchen Ozeans aufwärts, bis zur Süd—
grenze der englifchen Beſitzung New-Brunswick, und zieht
fi, derfelben folgend, weftlih und füdmeftlich wieder dem
St. Lorenzfirom zu, wo der Ausgangspunft für Die nörb-
liche Grenzlinie ift.
Da nur in den älteren Staaten genauere Vermeſſun—
gen vorgenommen worden find, fo läßt fi der Flächen—
inhalt des ganzen Gebietes der Bereinigten Staaten nur
annäherungsmweife fchägen, und da kann man denfelben in
runder Summe zu 5 Millionen englifchen, oder ungefähr
200,000 deutfchen Duadratmeilen, oder 3 Billionen und
2 Millionen Acres Landes annehmen; eine Fläche Landes,
bie, nur 80 Menfchen auf jede englifhe Duadratmeile
gerechnet, ohne im Geringften übervölfert zu fein, von
500 Millionen Menfchen bewohnt fein könnte, während die
Einwohnerzahl jegt nur 224 Millionen beträgt.
Die beiden Haupt-Gebirgszüge Nordamerifa’s find
dag Alleghbany-Gebirge oder die Apalachen, und dag
Selfengebirge (Rocky mountains), Das Alfeghany-Ge-
birge Läuft, eine Scheidewand zwiſchen der öftlihen Küftens
abdahung und dem Miffiffippithale bildend, yon Nordoft
nah Südweft, vom Staate Maine durd Newhampſhire, wo
bie Höhen die „weißen Berge“ genannt werden und eine
Höhe yon über 6000 Fuß erreichen, durch Bermont, New:
‚York, Pennfylvanien, Birginien und Tenneſſee, an der
Nordgrenze von Nord» und Süd- Carolina und Georgien
hin und durd Aabama und Miffiffippi. In Birginien und
den beiden Garolinas wird das Alleghany- Gebirge auch
die „blauen Berge“, und der ſich durch Tenneffee und Ken—
tucky hinziehende Arm veffelben das Cumberland: Gebirge
genannt. Die ganze Länge des Alleghany-Gebirges be-
trägt ungefähr 1000, die mittlere Breite ungefähr 50
Meilen und die mittlere Höhe etwa 1500 bis 3000 Fuß. —
Das Felfengebirge kommt von Ruſſiſch Amerifa und
Gebirge, Seen, Fülle, 9
Britiſch Columbia herab, zieht ſich unter dem Namen Ore—
gon⸗Gebirge durch das Oregongebiet, heißt in ſeinen Ver—
zweigungen im Miſſourigebiete die „ſchwarzen“, an der Oft:
grenze von Californien und Neu-Mexifo die „weißen Berge‘
und das Anahuae-Gebirge, in feinen, fih durch Arkanſas
und Teras erftredenden Ausläufern das Dzarfgebirge, in
Teras auch die Eordilleras von Texas, und in Merifo
und füdlicher die Cordilleras oder Andes. Die höchſten
Piks diefes Gebirgszuges erheben ſich bis zu 15,000 Fuß
über die Meeresfläche.
Unter den Seen der Vereinigten Staaten find die die
Nordgrenze gegen Canada bildenden die bedeutendften und
wichtigften. Der Dbere »See (Lake superior) hat eine
Länge von 420 und eine mittlere Breite von 100 Meilen).
Der Michigan-See ift 340 Meilen lang und 58 Meilen
. breit, Der Huron=See iſt ohne die Georgian-Bai, welde
120 Meilen in der Länge und 45 Meilen in der Breite mißt,
270 Meilen lang und 70 Meilen breit, Der Erie-See
bat eine Länge von 240 und eine Breite von 38, der On—
tariosSee eine Länge von 180 und eine mittlere Breite
von 40 Meilen, Alle diefe Seen haben eine zum Theil
für die größten Kriegsfchiffe, überall aber für größere Kauf:
fahrteifchaffe genügende Tiefe und find durch die Durchfahrt
St, Mary, die Michillimakinackſtraße, den Sinclairfluß,
den 18 Meilen langen und 12 Meilen breiten Sinclairs _
See, die Detroitftraße, den Niagarafluß mit einander, und
durh den St. Lorenzftrom mit dem atlantifhen Ozean
. verbunden. —
Bon den bedeutenderen Flüſſen münden in den ats
lantifchen Ozean: der St. Lorenzftrom, der, aus dem
Dberen-See kommend, und die großen Seen des Norbeng
) Wo eine ſpeeielle Bezeichnung fehlt, find überall in dieſem
Buche unter Meilen englifche Meilen zu verftehen.
10 Flülfe,
unter verfchiedenen, vorhin erwähnten Namen mit einander
verbindend, erft da feinen Flußnamen erhält, wo er den
Auslauf des Dntario-Sees bildet. Er nimmt von Weften
her den Ditawa oder Grandfluß, den St. Maurice, von .
Dften den St. Francis und eine Menge Fleinerer Flüffe
in fi auf, und mündet in die, der Golf St. Lorenz ges
nannte Bai des atlantifchen Dieand. Der St. John
entfpringt in Maine, durchſtrömt nur eine Fleine Strede
diefes Staates, fliegt dann durch New-Brunswid, und er:
gießt fich bei St. John in die FZundy-Bai. Der St. Eroir
fommt aus dem Grand-See und bildet mit diefem die
Grenze zwifchen den Vereinigten Staaten und New-Brung-
wid. Der Penobſcot und der Kennebed entipringen
beide in Maine und durchfliegen diefen Staat. Der Con—
necticut fommt aus der nordweftlichften Spige Vermonts,
Scheidet diefen Staat von New-Hampfhire, bildet die Bel-
lows und mehrere andere Fälle und firömt in den Long—
Ysland-Sund, Der Merrimad, unbedeutender ala der
joeben genannte, aber Doch ziemlich weit hinauf Ichiffbar,
Schlängelt fih durd Maſſachuſetts. Der Amariscog-
gin; der Patufetz; der Thames; der Hudfon, der
den Staat New-York von Norden nach Süden durchftrömt,
bis nach Albany hinauf für Schiffe mittlerer Trächtigkeit
fchiffbar ift, und bei der Stadt New: York fih in die nad)
diefer benannte Bai ergießtz der bis Philadelphia hinauf
für Schiffe von 1500 Tons fahrbare, aus den Flüffen
Mohamf und Popachton gebildete und fich in Die Delaware-
Bai ergießende Delaware; der Schuylfill; der im
Staate New-Yorf entfpringende, durch Pennſylvanien und
Maryland fliegende und in die Chefapeaf-Bai mündende
Susquehbannahzder Patapskoz der Potomae, der,
aus dem Alleghany > Gebirge herabfommend, die Grenze
zwifhen Maryland und Birginien bildet und, bie zur
Unionshauptftadt Wafhington für große Schiffe ſchiffbar,
Fülle, | : 11
fih in die Potomar-Bai ftürztz der Rappahanok und
der St. James in Birginien; der Roanoke, welder
fih in den Albemarle-, der Tar und der Neufe, welde
fih in den Pamplico-Sund ergießen; der Cap Fearfluß
in Nord-Carolinaz; der Pedee, der Santee, der Afh-
ley und der Cooperfluß in Süd-Carolina; die Sa—
vannah, welche die Oftgrenze Georgiend gegen Süd-Ca—
rolina bildet und an deren rechtem fer die gleichnamige
Stadt liegt; der Alatamaha und der Santilla in Geor-
gien; der St. Marys, weldher Georgien und Florida
von einander fcheidet, und der St, Johns, der in Flo—
vida entipringt, Durch den Munroe⸗, George: und Dunns
See in den atlantifchen Ozean fließt.
Sn den Meerbufen von Merifo münden: der Su—
waneefluß, der aus dem Dfifinsfee-Sumpfe in Geor—
gien herabfommt und, gleich dem Charlotte, durch Flo—
rida fließt; der aus dem Cooſa und Tombigy gebildete
Alabama, deflen Gewäfler der Mobile-Bai zuraufchen;
der einen Theil der Grenze zwifchen den Staaten Miſſis—
fippi und Rouifiana bildende Pearlfluß; dann der von
dem Punfte feiner Vereinigung mit dem Miffouri an big
zu feiner Mündung 2000 Meilen lange Miſſiſſippi;
ver Calcaſieu; der Sabine, welder Louifiana von
Texas trennt; der Nech es, welcher, ebenfo wie der leßt-
genannte, durch den Sabine-See und Paß fließt; der
Trinity oder Trinidad und der Jacinto, bie fich in die
Galveſton-Bai ergießen; der Brazos; der der Mata—
gorda-Bai zuftrömende Colorado; ber Lapvacca, der
fih in die gleichnamige Bai ergießtz; der San-Antonio,
deffen Lauf in der Efpiritu-Santa-Bai endigt, nachdem er
noch furz zuvor die heitere Guadaloupe in fih aufnahm;
der in die Gorpus-Chrifti-Bai fallende Nueceg, und end-
lich der majeftätifche Nio Bravo del Norte, der von
12 ülle, Oberfläche,
El Pafo del Norte abwärts die Scheidelinie zwifchen Mes
ifo und den Bereinigten Staaten bildet.
Sn den ftillen Ozean ergießen fich folgende beveuten-
dere Flüffe: der Columbia oder Dregonfluß, der, von
dem das Dregongebirge genannten Theile des Felfenge-
birges herabfommend, das Dregongebiet durchſtrömt; die
ebenfall8 durch Dregon fließenden Flüffe Killimour und
Slametz; dann die ſich in die San-Francisco-Bai ergie-
Benden Sacramento und San-Joaquim; ferner der
Buenaventura, welder in die Bai von Monterey
fließt; der Rio de los Animas; der Eolorado del
Deecidente und der Gila, welde letztere beide in den
Golf von Californien ſtrömen.
Die bedeutendften, auf weitere Streden fhiffbaren, fic)
nicht direct ins Meer ergießenden Flüſſe ver Vereinigten
Staaten find: der Miffouri, der eine Strede von 1800
Meilen durdeilt und den Yellowftone, den Platte, Kanſas,
Dfage, Grand und mehrere andere Flüffe in fih aufnimmt;
dann der Ohio, welcher eine Länge von 1000 Meilen
hat, und in den der Alleghany, Monongabela, Musfin-
gum, Kanawha, Big Sandy, Scioto, Kentucky, Salt,
Green, Barren, Wabaſh, Cumberland und Tenneſſee fließen;
und der Rio Roxo, Redriver oder rothe Fluß, der über
1500 Meilen lang iſt, und den Waſhita, Saline, Little
Miſſouri, die Bayoux d'Arboune, Bartholomew, Boeuf,
Macon und Louis, den Tenſasfluß, die Seen Biſtenau und
Caddo, den Sulphur, den Kiamichi und Boggyfluß, den
Bayou Pierre und den Atchafalaya unter ſeine größeren
Tributärs zählt.
Betrachten wir nun die Oberfläche des Bodens,
ſo finden wir im Nordoſten eine durchbrochene felſige Küſte,
von der das Land bis an das Alleghany-Gebirge aufſteigt;
im Südoſten, bis hinab nach Mexiko, ein flaches, zum
Theil ſumpfiges und ſandiges Land; weſtlich von den ſich
klima. Maturproducte: Pflanzenwelt. 13
von Nordoften nah Südmweften durch die Union ziebenden
Alleghanies eine große, üppige, theils bewaldete, theilg mit
Gras bewachſene und von vielen Flüffen und Bächen durch—
furchte Thalfläche, das Miſſiſſippithal; und weftlidh von dem
die Grenze der fih an dieſes Thal anfchließenden unge-
beuren Steppe bildenden Felfengebirges ein zum ftillen
Dean ſich hinabjenfendeg, Anfange hohes, dann flaches
Land.
In einem Lande, welches einen Flächenraum von un—
gefähr 5 Millionen Duadratmeilen umfaßt, deflen Nord—
grenze fih faft an die falte, die Südgrenze faft an die
heiße Zone lehnt, und das im Weften vom ftillen Dean,
im DOften vom atlantifchen Ozean befyült wird, muß das
Klima fehr verfchieden fein; es läßt fich bier daher nur
im Allgemeinen darüber fagen, daß die nordamerifanifchen
Winter fälter, die Sommer wärmer find, als bei gleichen
Breitegraden auf der öftlihen Halbfugel. Im Norden
iſt die Verfehiedenheit der Wärme im Sommer und der
Kälte im Winter fehr bedeutend, in den fühlichen Staaten
ſehr gering. Es üben aber auch die ausgedehnten Gras-
flächen des Weſtens, Die undurchdringlichen Urmälder, die
großen Seen des Nordens und des Innern, das atlan-
tifche und das ſtille Meer, Flüffe und Flußniederungen
einen mächtigen Einfluß auf das Klima Diefes oder jenes
Staates aus, jo daß wir wegen ſpezieller Aufichlüffe auf
die weiter hinten folgende Beſchreibung der Einzelſtaaten
verweiſen müſſen.
Gleich verſchieden wie das Klima ſi nd die Natur-
producte, deren wir bier auch nur unter Hinweiſung
auf die Beichreibung der KEinzelftaaten erwähnen. Die
Oberfläche des Landes zeigt dreierlei Geftaltungen hin-
fichtlih der Pflanzenwelt; wir finden Waldungen,
Prairien oder ausgedehnte Grasflächen, und ſolche Gras-
flächen, welche, mit kleinen, zeritreut liegenden Baumgrup-
/
14 Naturproducte: Pflanzenmelt, Chierwelt.
pen und Boskets beſetzt, den Namen Openings führen.
Die Waldungen beginnen im höchſten Norden und erſtrecken
ſich, im Oſten dem Zuge des Alleghany-Gebirges, im
Weſten dem des Felſengebirges und ihren Verzweigungen
folgend, bis herab in's Flachland des Südens, wo nur
die Ufer der Flüſſe mit größeren Waldungen eingefaßt
find, In den Wäldern des Nordens findet man alle Gat-
‚tungen europäifcher Laub⸗ und Nadelhölzer, von denen
erftere, je weiter wir uns dem Süden zumenden, feltener
werden, und Platanen, Lebenseichen, Sycamoren, Magno-
lien, Zulpenbäumen, Silberpappeln und anderen Bäu—
men ber wärmeren Zonen Plag machen. — Die Prairien
und Openings finden wir ſüdweſtlich von den großen
Seen, im Mifftffippithale, in Teras und im Flachlande
Galifornieng; fie find ohne Zweifel der trodengelegte
Boden unermeßlicher Seen, deren Gewäſſer durd Erd»
revolutionen in ein anderes Bett geleitet wurden, und
prangen nun im Schmude der mannichfaltigften Arten
von Gräfern, Blumen, Kräutern, Moofen und Sträu—
chern. Ueberall in den vereinigten Staaten werden auf
eultisirtem Wald- und Prärieboden die gewöhnlichen, euro-
päifchen Getreide-, Obft- und Gemüfearten gebaut, und
in den wärmeren Gegenden außerdem noch Baumwolle,
Zuderrohr, Neis, Tabaf, Wein und Bataten, Ananas,
Drangen und andere Südfrüchte.
Die Thiermwelt ſteht der Pflanzenwelt nit an
Reichthum nad Bären, Büffelochfen, Elennthiere, Hirfche,
Wölfe, Füchfe, Panther, Luchfe, Dachſe, Prairiehunde, Dt-
tern, Biber, Zltiffe, Marder, Wiefel, Stinfthiere, Eich—
hörnchen, Zaguare, Wildfagen, Wafchbären, Guguare, Beus
telragen, Hafen, Stachelfhweine, dann Adler, Velifane,
wilde Schwäne, Gänfe, Enten, Geier, Spechte, Kolibrig,
Spottvögel, Tauben, Eulen, Uhus, Faſanen, Schnepfen,
Trut-, Feld-, Wafler-, Wald» und Nebhühner beleben
Naturproducte: Chierweit, Mineralien, 15
Wald und Prairie, In den öftlichen und mittleren Staaten
ift die Viehzucht, der Stufe nad auf der fie fteht, in
den weftlichen und ſüdweſtlichen Staaten den Maflen nad,
die Dort von Nindvieh, Schweinen, Pferden und Schafen
gezogen werden, bedeutend, Auch die Zucht von zahmem
Geflügel, wie Hühner, Gänfe, Enten, Tauben, Fafanen,
Trut- und Perlhühner, ift beträchtlich, obgleich im Alfge-
meinen äußerſt wenig Werth darauf gelegt und fie Daher
nur nachläſſig betrieben wird. —
Bon Mineralien werden Eifen, Kalk, Porphyr
und Granit faft in allen Staaten; Gold in Californien,
den beiden Garolinas, Alabama, Birginien und in jüng-
fter Zeit auch in Arkanſas; Silber in Louifiana, Arfan-
fas und Texas; Kupfer in Michigan und Wisconſin;
Dlei in Miffouri und Wisconſin; Steinfohlen und Zinf
in New- York, New⸗-Jerſey, Pennſylvanien und faft allen
weftlihen Staaten; Duedfilber. in den weſtlichen Staaten
rund in Ober» Californien; Spießglanz in Illinois, Mif-
ſouri und Virginien; Schwefel in Virginien; Marmor im
Weſten; Kreide in Jlinsis und Wisconſin; Alaun und
Bitriol in Tenneffee, in Nord= und Süd-⸗Carolina; Gyps
und Salz in alfen weftlihen Staaten und New-Yorf in -
Maffen gefunden. —
„Amakhameaiateite: :Erflärung. Befreiungekampf.
Bundes- VBerfafjung.
Wenn wir in diefem Abfchnitte das Actenſtück der
Unabhängigfeits - Erflärung der Vereinigten Staaten yon
Nord» Amerifa und die jest dort beftehende Verfaſſung
mittheilen, fo glauben wir im Sinne der Mehrzahl un:
.
16 Englands Bedrückung ber Colonien.
ferer Yejer zu handeln, wenn wir zuvor in Kürze der Um—
fände gedenfen, welche den Abfall der Eolonien bewirften
und fie zu einem Staatenbunde vereinigten.
In den Freibriefen, welche England feinen nordame-
rikaniſchen Colonien gegeben, hatte es fi) weder das
Recht vorbehalten, die Regierungen derfelben beliebig wech—
jeln, noch dasjenige, den Handel und Verkehr derfelben
leiten, oder andere Abgaben als folhe von ihnen erheben
zu dürfen, welche zum Beften der befteuerten Länder ver-
wendet wurben.
Nah und nah begann das Mutterland fich Diele
Nechte anzumaßen; es beging Webergriffe, die lange Zeit
geduldig ertragen wurden, weil fie unbedeutend waren und
unmerflih wuchſen. Als aber indirecte Abgaben durd
Handelszölfe und directe durch, eine Befteuerung der Be—
bürfnifje der. Colonien erhoben werden follten, da weiger-
ten fie fi, der Wilfführ Folge zu Teiften, und wiberfegten
fih der Beihlagnahme unverzollter Waaren. Sn Bofton,
fam e8 dadurch, 1760, zu heftigen Neibungen zwiſchen
Behörden und Volk. Erſtere gaben nach.
Veranlaßt durch den Gouverneur von Maſſachuſetts,
Sir Francis Bernard, ging die engliſche Regierung im
Jahre 1762 damit um, die Regierungen der Provinzen
zu wechſeln, mehrere derſelben widerrechtlich in eine zu
verſchmelzen und einen erblichen Adel einzuführen. Die
Colonien erhielten Nachricht von dieſem Vorhaben, erho—
ben energiſchen Proteſt dagegen, und Sir Francis' Rath
wurde vorläufig unbefolgt gelaſſen.
Zwei Jahre ſpäter wollte die engliſche Regierung eine
directe Beſteuerung der Colonien durch Einführung einer
Stempeltaxe bewirken, und das Unterhaus beſchloß die
1760 verordnete proviſoriſche Verbrauchsſteuer auf Kaffee
u. ſ. w. in eine permanente zu verwandeln, auch Con—
travenienten nicht durch ihre Geſchworenen, fonbern durch.
Abkall der Colanien van England. Steuern, Zölle, 17
die englifhen Admiralitätsgerichte richten zu laſſen, vor
deren Schranfen fie nach England geführt werden follten,
- Die Eolonien proteftirten, abet vergebens; am 1. Nor
vember 1775 follte die Stempeltare eingeführt werden,
Die Aufregung, welche diefe Tare hervorrief, wuchs je
doch in fo bebdenflihem Grade, daß fie Schon im Anfange
des Jahres 1776 wieder aufgehoben wurde,
Im nächſten Jahre wurde für die Colonien ein Eins
fuhrzoll auf Thee, Glas u, fo w. feſtgeſetzt; die Marines
offieiere und Steuerbeamten erhielten Auftrag, die Schif-
fahrts- und Handelögefege in Vollzug zu fegen, und Nems
York erhielt Befehl, englifche Truppen "aufzunehmen. In
Bofton wurden die Mauthbeamten vom Bolfe verjagt,
und die engliihe Regierung mußte zur Aufrechthaltung
ihrer Autorität zwei Regimenter Soldaten dorthin legen,
Run fam es zu blutigen Auftritten zwifchen Bürgern und
Militär, zugleich aber bildeten fich immer mehr patriotifche
Bereine im Lande, welche Fräftig dahin wirkten, daß die
von Engländern eingeführten und von England befteuerten
Waaren, namentlih der Thee, gar nicht mehr confumirt
wurden, wodurd der englifche Handel arg bedroht wurde,
In Philadelphia und Nem-Yorf widerfeste fih das Volk
der Landung von Thee; in Bofton warf es fogar 342
Kiſten Thee aus den damit beladenen Schiffen in’s Waſſer.
Auf diefe That hin Tieß England 1774 den Hafen
von Boſton ſchließen, verbot alle Wahlverfammlungen
und erließ ein Gefes, welches die Grenzen der Provinz
Quebeck bis an’s Ufer des Ohio ausdehnte und ihr einen
gejeggebenden Rath vetroyirte.
Alle diefe und eine Menge anderer Ungerechtigfeiten
und tyranniiher Maßregeln bewogen Maffachufetts end»
ih einen General-Congreg zu berufen, der aud am
4 Sept. 1774 in Philadelphia zufammentrat und beichloß,
daß eine Adreſſe an das engliſche Volt — an die Be—
———————
18 General» Congreß, Ausbruch des Urieges.
wohner bes brittifhen Amerifas und eine um ihr gutes
Recht anfuhende Petition an den König von England ge-
richtet, daß ferner ein Verein gegen Einfuhr englifcher
Waaren errichtet werde, daß feiner der Anwefenden oder
der durch fie Vertretenen fi) auf irgend eine Weife beim
Sclavenhandel betheilige, und daß der Colonien=-Berein
fo lange aufrecht zu erhalten fei, bis alle die, die Rechte
der Golonien verlegenden Gefege und Verordnungen vom
engliihen Parlamente zurüdgenommen worden feien.
Am 6, Detober ging der Congreß auseinander, aber
das Volk rüftete fih, mit bewaffneter Hand das zu er-
ringen, was ihm auf gütlichem Wege zu erlangen. nicht
gelingen möchte und aud wirklich nicht gelang. Die Miliz
war bereit, unter die Waffen zu treten, und an verfchie-
denen Orten wurden Waffen und Munition angefammelt.
General Gage Tieß die Kriegsporräthe wegnehmen, wo
er ihrer habhaft werden Fonnte, worüber es bei Concord
zu einem blutigen Treffen zwiſchen den englifchen Truppen
und der Miliz kam. Das Signal zum offnen Kampfe
‚war gegeben, das ganze Volk ftand auf wie Ein Mann;
General Gage wurde mit feinen Truppen in Bofton yon
20,000 Mann Milizen eingefchloffen und die feften Punkte
an den Seen vom Bolfe genommen,
Am 10, Mai 1775 verfammelte fi wieder der Con—
tinental= Congreß in Philadelphia, und beſchloß für drei
Millionen Dollars Creditfcheine zur Deckung der Kriegs-
foften zu emittiren. George Wafhington, als Abgeord-
neter Birginiens auf dem Congreffe anwefend, wurde ein-
flimmig zum General und Oberbefehlshaber der Armee
der Vereinigten Colonien ernannt und ging zur Armee
nad Cambridge ab,
Während nun der Kampf im Norden und im ı Süden
entbrannte; während die amerifanifche Armee, unvollftän-
dig ausgerüftet, ja oft am Nothwendigften Mangel leidend,
Unabhängigkeitg - Erklärung. 19
bald fiegend vordrang, bald unter blutigen Verluſten zu-
rückwich, und die englifche Flotte, unter Parker, fi ver-
gebeng die Einfahrt in den Hafen von Charlefton zu er-
zwingen fuchte, befchloß und erließ der Congreß folgende:
Unebhängigkfeits- Erflärung *)
im Congreß am 4. Juli 1776.
Wenn fih im Laufe menfhlicher Ereigniffe ein Volk
genöthigt fieht, die politifchen Bande zu löſen, durch bie
es mit einem andern verbunden war, und unter den Mädh-
ten der Erde die gefonderte und gleiche Stellung einzuneh-
men, zu welder es die Gefege der Natur und deren
Schöpfer bereshtigen, fo fordert die geziemende Achtung
vor dem Urtheile der Menſchen, daß dieſes Volk die Ur—
ſachen öffentlich verkünde, durch welche es zu dieſer Tren-
nung gezwungen wurbe,
Wir halten folgende Wahrheiten für. unumſtößlich:
daß nämlich alle Menſchen gleich geboren, daß fie von
ihrem Schöpfer mit gewiffen unveräußerlihen Rechten be—
gabt find; daß zu diefen Leben, Freiheit und ungehinbertes
Streben nad Gfüdfeligfeit gehören; daß, um dieſe Rechte
zu fihern, unter den Menfhen Regierungen eingejeßt
find, die ihre rechtmäßige Macht yon der Einwilligung
der NRegierten ableiten; daß, wenn irgend eine Negierungg-
*) In feiner Sigung vom 11. Juni hatte der Congreß Thomas
Sefferfon, Benjamin Franklin, Roger Sherman, Sohn Adams und
N. NR. Livingfton gewählt, von denen Jeder eine Unabhängigfeits-
Erklärung entwerfen und zur Verathung und Beichlußfaflung. vorlegen
follte. Thomas Jefferfon’s Entwurf wurde zuerft verlefen, und fofort
zogen die Übrigen Mitglieder des Ausfchuffes ihre Entwürfe zurüd,
worauf Jefferſon's Erklärung einftimmig und ohne alle Abänderung
angenommen wurde.
2%
20 Unabhängigkeits - Erklärung.
form zerftörend in dieſe Endzwede eingreift, das Volk das
Recht hat, jene zu Ändern oder abzufhaffen, und eine
neue Regierung einzufegen, und diefe auf ſolche Grund-
fäge zu gründen, und deren Gewalten fo zu ordnen, wie
es ihm zu feiner Sicherheit und feinem Glüde am geeig——
netften fcheint. Die Klugheit gebietet zwar, leichter und
pprübergehender Urſachen wegen fchon Tange beftehende
Regierungen nicht zu Ändern, und hiermit übereinftim-
mend hat Die Erfahrung gelehrt, daß die Menfchen ge-
neigter find, zu dulden fo Tange die Uebel zu erbulden
find, als fi durch Bernichtung der Einrichtungen, an die
. fie fih gewöhnt haben, felbft Recht zu verfchaffen. Wenn
aber eine lange Reihe von Mißbräuchen und widerrecht—
lihen Anmaßungen, die unveränderlich daffelbe Ziel ver-
folgen, klar die Abſicht zu erfennen giebt, die Menfchen
einem unumfchränften Despotismus zu unterwerfen, fo
haben diefe das Recht, fo ift es ihre Pflicht, eine folche
Regierung abzumerfen und für neue Schuswehren ihrer
zufünftigen Sicherheit zu forgen. Bon diefer Art war
das ftille Dulden diefer Colonien, und von Diefer Art ift
nun die Notwendigkeit, welche fie zwingt, ihr früheres
Negierungsipftem zu ändern. Die Gefhichte des jegigen
Königs von Großbritannien ift eine Gefchichte von wieder⸗
holten Ungerechtigfeiten und widerrechtlihen Anmaßungen,
die alle die dircete Abficht hatten, eine unumfchränfte Ty-
rannet über diefe Staaten auszuüben. Zum Bemeife da-
für feien hiemit der unparteiifchen Welt Thatfachen vor-
gelegt.
Er hat den für das öffentlihe Wohl heilfamften und
nothwendigften Gefesen feine Genehmigung verfagt.
Er hat feinen Statthaltern verboten, Gefege von
augenbliclicher und dringender Wichtigkeit zu erlaffen, es
fei denn, daß fie in ihrer Ausführung fuspendirt bleiben,
bis feine Genehmigung eingeholt würde, und waren bie-
Unabhängigkeits- Erklärung, A.
felben fo fuspendirt, fo bat er fie gar nicht weiter be—
achtet.
Er hat es verweigert, andere Gefege zu zwedmäßi«
ger Einrihtung großer Volksdiſtriete zu erlaflen, es fet
denn, daß das Volk das Recht der Vertretung bei der
Gefesgebung aufgeben würde; — ein Recht, dem Bolfe
unfhäsbar, den Tyrannen furdtbar.
Er hat gefeßgebende Körper von ungewöhnlichen, uns
paffenden und vom Archive ihrer öffentlichen Urkunden
entfernten Orten zufammenberufen, lediglich in der Abftcht,
fie durch Ermüdung zur Beiftimmung zu feinen Maßres
gen zu zwingen. |
Er hat volfsvertretende VBerfammlungen zu wieber-
holten Malen aufgelöfet, weil fie ſich mit männlicher
Seftigfeit feinen Eingriffen in die Rechte des Volkes wi—
derſetzten.
Er hat ſich nach ſolchen Aufföfungen lange Zeit ges
weigert, die Wahl anderer Bolfsvertreter zu veranlaffen,
wodurch die nicht zu vernichtende gefesgebende Gewalt zu
dem Bolfe im Ganzen, zu ihrer Ausübung zurüdfehrte,
während der Staat in der Zwifchenzeit allen Gefahren
eines Angriffs von Augen und Erfchütterungen im Innern
ausgejegt blieb,
Er hat fi bemüht, das Steigen ber —
dieſer Staaten zu verhindern, indem er den Geſetzen,
welche die Naturaliſirung der Fremden begünftigten, Hemm=
niffe in den Weg legte, andere Gefege zur Förderung
der Einwanderung bieher zu erlaffen fi) weigerte, und
die Bedingungen zu neuem Ländererwerb erfchwerte.
Er hat die Rechtspflege, gehemmt, indem er Gefegen,
welche richterlihe Gewalten organifirten, feine Zuftim-
mung verweigerte.
Er hat die Richter in Hinfiht auf die Dauer ibrer
22% Unabbängigkeitg - Erklärung.
Aemter und den Betrag und die Bezahlung ihrer Gehalte
von feinem Alleinwillen abhängig gemacht.
Er hat eine Menge neuer Aemter errichtet und
Schwärme yon Beamten hieher geſchickt, um unfer Volk
zu peinigen und auszufaugen,
Er hat in Friedengzeiten unter ung ftehende Heere
- gehalten, ohne die Einwilligung ac Geſetzgebungen
dazu zu haben.
Er hat dahin geſtrebt, die Kriegsmacht unabhängig
von der Civilgewalt und mächtiger als dieſe zu machen.
Er hat ſich mit Anderen verbunden, ung einer uns
jerer Berfaffung ganz fremden und yon unferen Geſetzen
nicht anerkannten Gerichtsverfaſſung zu unterwerfen, indem
er ihren Ausſprüchen angemaßter Geſetzgebung ſeine Ge—
nehmigung ertheilte, und zwar
zur Einguartierung zahlreicher Truppenabtbeilungen bei
ung;
zum Schutze derfelben durch ein Scheingericht gegen
bie Strafen für Mordthaten, welche fie an den
Bewohnern biefer Staaten begehen würden ;
‚zur Abfehneidung unferes Handels mit allen Theilen .
der Welt;
zur Abgabenauflage ohne unfere Einwilligung;
zur Beraubung der Wohlthat des Gefhwornengerichts-
verfahrens in vielen Fällen;
zu unferer Wegführung über’s Meer, um, angeblicher
Verbrechen wegen, vor's Gericht geftellt zu werden;
zur Vernichtung des freien Syftems der englifchen Ge-
jeße in einer benachbarten Provinz, indem er eine
Wilfführregierung in derfelben einführte und ihre
Grenzen erweiterte, um fie zu gleicher Zeit als
Mufter hinzuftellen und zum tauglihen Werfzeuge
für die Einführung deffelben unumfchränften Ber:
fahrens bei ung zu machen;
Unabhangigkeits- Erklärung, 23
zur Wegnahme unferer verbrieften Freiheitsurfunden,
Abihaffung unferer beiten Gefege und gänzlicher
Aenderung unferer Regierungsformen;
zur Aufhebung unferer eignen Gefesgebungen, und
zur Erflärung, daß das engliſche Parlament mit der
Gewalt befleidet fei, ung in ‚allen und. heglächen
Fällen Gefege zu geben. —
Er bat der Regierung hier entfagt, indem er ung
außerhalb feines Schuges erflärte und Krieg gegen ung
führte,
Er hat unfere Meere —— unſere Küſten ver-
wüſtet, unfere Städte verbrannt, unfere Bürger getödet.
Er hat in diefer Zeit, indem er Heermaffen fremder
Söldlinge hieher überfhiffte, um das Werk des Todes,
der Zerfiörung und der Tyrannei zu vollenden, fhon mit
Handlungen von Oraufamfeit und Treulofigfeit begonnen,
welche faum in den Zeiten der größten Barbarei ihres
Gleichen hatten und des Hauptes eines civiltfirten Volkes
völlig unwürdig ſind.
Er hat unſere, auf hoher See zu Gefangenen gemach—
ten Mitbürger gezwungen, die Waffen gegen ihr eigenes
Vaterland zu führen, die Henfer ihrer Freunde und Brü—
der zu werden, oder felbft durch ihre Hände zu fallen.
Er hat unter ung innere Aufftände bewirkt und gegen
unfere Grenzbewohner die erbarmungslofen,- wilden In—
dianer zu beten verfucht, deren Kriegführung befanntlih
in dem rüdfichtslofen DVertilgen jeden Alters, Geſchlechtes
und Standes befteht,
Auf jeder einzelnen Stufe dieſer Unterbrüdungen
haben wir in den ehrerbietigften Ausdrüden um Abftellung
gebeten, Unſere wiederholten Bitten wurden durch wies
derholte Berlegungen unferer Rechte beantwortet, Ein
Fürft, deffen Charakter durch eine jede Handlung, die ihn
24 uinabhangigneits⸗ Ernlarung.
zum Tyrannen macht, ſo bezeichnet iſt, iſt unfähig, der
Lenker eines freien Volkes zu fein.
Auch unferen britifchen Brüdern haben wir es nicht
an. Aufmerkffamfeit fehlen laſſen. Wir haben fie von Zeit
zu Zeit davor gewarnt, durch ihre Gefesgebung eine un—
verantwortliche Rechtspflege über ung auszudehnen. Wir
baben fie an die Umftände erinnert, welche unfere Aus—
wanderung hieher und unfere Anſiedlung veranlaßten.
Wir haben ihren angeborenen Sinn für Gerechtigfeit,
ihre Hochherzigfeit angerufen und fie bei den Banden uns
ſerer gemeinfchaftlihen Abftammung befhworen, die wi-
derrechtlihen Eingriffe nicht gutzuheißen, welche unfere
Berbindungen und freundfchaftlihes Einvernehmen noth-
wendig aufheben mußten. Auch fie find taub gemwefen ge-
gen die Stimme der Gerechtigfeit und der Blutsverwandts
Ihaft. Wir müffen ung daher in die Nothwendigfeit fügen,
welche unfere Trennung yon ihnen erheifht, und fie für
das halten, wofür wir die übrigen Menfchen halten, für
Feinde im Kriege, für. Freunde im Frieden.
Wir daher, die Vertreter der DVBereinigten Staaten
yon Nord-Amerika, verfammelt im Generaleongreffe, ver:
fünden hiermit, indem wir ung für die Neinheit unferer
Abfiht auf den Höchften Richter der Welt berufen, feier—
lich, und erflären im Namen und aus Mactvollfommen:
heit des guten Bolfes diefer Golonien, daß diefe vereinigten
Colonien freie und unabhängige Staaten find und mit
Necht fein ſollen; daß fie aller Unterthanentreue gegen
die britifche Krone entbunden find, und daß alle politifche
Verbindung zwifchen ihnen und dem Staate Großbritan-
nien völlig aufgehoben ift und bleiben fol, und daß fie
als freie und unabhängige Staaten volle Gewalt haben,
Krieg anzufangen, Frieden zu ſchließen, Bündniffe ein-
zugeben, Handel zu treiben, und alle anderen Handlungen
und Dinge zu unternehmen, zu welchen unabhängige Staaten
Unabhängigkeits - Erklärung, 25
rechtlich befugt find. Und zur Aufrechthaltung diefer Ers
Härung verbürgen wir uns, mit feftem Bertrauen auf
den Schuß der göttlihen Vorſehung, gegenfeitig mit uns
ferem Leben, unferer Habe und unferer beiligften Ehre,
Zohn Hancod, Präſident.
Charles Thompfon, Secretär,
New-Hampfhire.
Joſiah Barlett. William Wpippfe,
Matthew Thornton. Fi
Maffahufetts-Bai,
Samuel Adams, Sohn Adams.
Robert Treat Paine, Elbridge Gerry,
Rhode Island und Providence Plantationg,
Stephen Hopfins, William Ellery.
Gonnecticut,
Roger Sherman. Samuel Huntingdon,
William Williams. Dlivier Wolleott,
New York
William Floyd. Philip Livingſton.
Francis Lewis, Lewis Morris,
New-Jerſey.
Richard Stockton. John Witherſpoon.
Francis Hopkinſon. John Hart.
Abraham Clark.
Pennſylvania.
Robert Morris, Benjamin Ruſh.
Benjamin Franklin. John Morton.
George Clymer. James Smith.
George Taylor. James Wilſon.
George Roß.
Delaware.
Ceſar Rodney. George Read.
Thomas M'Kean.
26 Unabhängigkeits⸗Erklärung. Schlacht auf Wong- Island.
Maryland,
Samuel Chaife, William Paca.
Thomas Stone C. Earrol of Carrolton,
VBirginia.
George Wythe. Richard Henry Lee.
Thomas Jefferſon. Benjamin Harriſon.
Thomas Nelſon jun. Francis Lightfoot Lee,
Garter Brarton.
North-Carolina.
William Hooper, Joſeph Hewes.
John Penn.
South-Carolina.
Edward Rutledge. Thomas Hayward jun.
Thomas Lynch jun. Arthur Middleton.
Georgia.
Burton Gwinnet. Lyman Hall.
George Walton. —
Zugleich mit dieſer, jede gütliche Ausgleichung unmöglich
machenden Erklärung, veröffentlichten die ſich von der briti—
ſchen Krone losſagenden dreizehn Staaten ihre für den pro—
viforifhen Bund entworfenen und angenommenen Bundes⸗
artifel, und nannten ſich »VBereinigte Staaten von Amerika«.
. Am 27. Aug. 1776 Yandeten englifche und von ihren
Fürften an England verkaufte deutfche Truppen auf Long-
Island, TLieferten dem ſchlecht ausgerüfteten und undis—
eiplinirten, amerifanifchen Heere eine blutige Schladht, in
welcher A000 Milizen das Leben verloren, und rüdten
am 15. Septbr. in New-York ein, während Wafhington
mit feiner bedeutend entmuthigten Armee bei Haarlem,
auf derfelben Landzunge, deren äußerſte Spite die Stadt
New York trägt, Pofto faßte. Seine Stellung bier und
längs des Hudfonfluffes wurde jedoch unhaltbar, er mußte
Sieg bei Trenton, Bilfegefluch an Frankreich. 27
diefelbe daher aufgeben, fo auch die fpäteren in Brunswid,
Princeton und Trenton, und über den Delaware nad)
Penniplvanien geben. |
Was von der amerifanifchen Armee in den Schlachten
auf Long- Island, am Hudfon und in den Gefechten in
New⸗-Jerſey nicht aufgerieben war, lief Gefahr, entblößt
vom Nothwendigften und von der außerorbentlichen Strenge
des Winters leidend, hier zu Grunde zu gehen, wo Waſhing⸗
ton feine fämmtlichen Kräfte, die aus kaum 7000 fampf-
fähigen Leuten beftanden, zufammenzog. Zu allen Uebeln
fam nun auch noch, daß die Dienftzeit aller feiner gewor-
benen Truppen mit dem Jahre 1776 zu Ende ging und
an eine Erneuerung derfelben bei fchlechter Verpflegung,
mangelndem Sold und Waffenungfüd nicht zu denfen war.
Es mußte alfo ein entfcheidender Schlag geführt werden.
Am 26. December überfchritt Wafhington daher den Der
laware, überrafchte die in Trenton Tiegenden Heffen, fchlug
fie, und ging mit 900 Gefangenen wieder über den Fluß
zurüd. Der Anführer der Heffen, Oberſt Rahl, blieb auf
dem Platze.
Diefer mit wenigem Berluft erfaufte Sieg befebte
den gefunfenen Muth der Truppen und führte ihnen neue
Streiter zu, und Wafhington verlegte fein Hauptquartier
nad Trenton, wohin Lord Cornwallis von Princeton aus
gegen ihn vorrüdte, Wafhington täufchte und umging die
Engländer, und ſchlug ihren Nachtrab und die von ihnen
in Princeton als Befasung zurücdgelaffene Abtheilung auf's
Haupt. Während Wafhington immer neue Siege erfocht,
wandte fih das Kriegsglüf im Norden gegen die Ameri-
faner; die Engländer fchlugen die amerifanifche Flotte,
unter General Arnold, auf dem Champlainfee und mach—
ten dort Fortfchritte über Fortfchritte,
Der Congreß befand fich mittlerweile in ‚einer höchſt
mißlichen Lage, da es ihm an den nöthigften Mitteln zur
28 Sieg bei Saratoga. Die Engländer in Pennfijibanien,
Kriegsführung gebrach. Benjamin Franklin, Arthur Lee
und Silas Deane wurden deshalb an die franzöſiſche Re—
gierung abgelandt, um von ihr Hilfe zu erwirfen, erhielten
aber ausweichende, hinhaltende Antworten. Dagegen gin-
gen der junge Marquis Lafayette, viele andere Söhne
der angefehenften Familien Frankreichs, die Polen Kos—
cziusko, Fürft Pulasfi und Andere fogleih nach Amerika
ab, um der Freiheit den Sieg erfämpfen zu helfen.
Der Frühling des Jahres 1777 verging ohne große
Gefechte, da die Amerikaner, ihre Schwäche erfennend,
jeden Zufammenftoß zu vermeiden fuchten, General Bour-
goyne aber, der die englifhe Armme in Canada befeh-
ligte, bereitete eine Hauptunternehmung vor, die, wenn
fie gelang, feine Armee mit der englifchen Süd- Armee
in New-Norf vereinigen mußte, Der Plan Fam zur Aus-
führung; Bourgoyne drang mit wechjelndem Glüd, im
Ganzen aber fiegreih, bis zum Fort Edward, am Hubd-
fonfluffe, vor, in deſſen Nähe 5000 Amerifaner unter
General Gates fanden. Am 18, Septbr, 1777 fam es
bei Saratoga zur Schlacht, welche die Engländer viele
Leute foftete, aber nichts entfchied; fie war jedoch der
Borläufer eines am 7, Detober gelieferten, für die ame-
rifanifhen Waffen fo fiegreihen Kampfes, daß General
Bourgoyne am 17, Det, capituliren und mit 6000 Mann
- die Waffen ftreden mußte. Eine Folge dieſes Sieges war bie
Räumung des Nordens der Union von englifchen Truppen.
Geſchwächt durch ZTruppenfendungen gegen General
Bourgoyne, hatte Wafhington nicht verhindern können,
daß der englifche Admiral Howe am 25. Auguft 1777 die
Truppen des Generals Howe füdlich von Philadelphia Ian:
dete, ibn am 11. Septbr. am Brandywine angriff und
mit einem Verlufte von über 1000 Mann nad Philadel-
phia zurüdzugeben zwang, wo die Amerifaner bie Rain
terquartiere bezogen.
Frankreichs Bilfe, Einnahme Charleftons. 29
Die amerifanifche Armee hatte während des Winters
zwar nicht mit dem Feinde, aber mit Entbehrungen aller
Art zu kämpfen; die amerifanifchen Gaper aber rubten ſelbſt
im Winter nicht, fondern nahmen den Engländern. ein
Schiff nach dem andern, Auch die amerifanifhen Bevoll-
mächtigten in Paris festen raftlos ihre Bemühungen fort,
zwiſchen der Union und Frankreich eine Allianz zu Stande
. zu bringen, was ihnen denn auch endlich am 6. Februar
1778 gelang. Am 18. April 1778 fegelte Graf v’Eftaing
mit einer franzöfifchen Hilfsflotte von Toulon nad) Ame-
rifa ab, das ganze Jahr verging jedoch unter Fleineren
Gefechten zu Lande und zur See, ohne eine Entfcheidung
herbeizuführen. Wafhington ſchlug feine Winterquartiere
in Middlebroof auf, |
Wie das vorhergehende, war auch das Jahr 1779
arın an bedeutenderen Creigniffen, im Ganzen aber ein
unglüclihes für die amerifanifchen Waffen, zumal bie
franzöſiſche Flotte, ftatt den Amerikanern Hilfe zu Teiften,
faft lediglich gegen die britifhen Befigungen in Weftindien
‚operirte, Günftig für Amerifa war es, daß Spanien in
diefem Jahre England den Krieg erflärte,
Am 1. April 1780 belagerte Sir Henry Clinton Charle-
fton, welches yon Genetal Lincoln mit einer fhwachen, Durch
die Blattern zum großen Theile dienftunfähigen Befasung
nicht lange vertheidigt werden fonnte. Lincoln mußte
am 12, Mai capituliren, 7 Generäle, 10 Regimenter,
4 Fregatten und 400 Gefhüse fielen in die Hände ber
Engländer, und Süd-Carolina war jest in ihrer Gewalt.
| Da traf am 10. Juli eine neue franzöſiſche Hilfeflotte
ein, dem General Wafhington wurde außer dem Oberbefehl
über die amerifanifhe Armee auch der über die franzö—
fiichen Hilfstruppen ertheilt, und der Muth des Volkes
erftarfte von Neuem, Die größte Erbitterung erregte der
ſchmähliche Berrath, den ein Amerifaner, der Generalmajor
30 Arnold's Derrath. Siege der Amerikaner,
Arnold, gegen fein Baterland ausüben wollte. Arnold
wollte den Engländern die Feftung Weftpoint, am Hudfon,
in die Hände fpielenz der Verrath wurde jedoch entdeckt,
Arnold entkam und trat als Brigadegeneral in engliſche
Dienſte.
Mit dem Jahre 1780 lief der dreijährige Werbever-
trag eines großen Theiles der amerifanifchen Truppen zu
Ende, und rüdftändiger Sold und mangelhafte Berpfles:
gung der Soldaten machten dieſe durchaus nicht geneigt,
den Bertrag zu erneuern. In diefem Fritifhen Augenblicke
trat Robert Morris an die Spige des Finanzweſens, und
feinem perfönfichen Gredite wie feinen umfidtigen Maß-
regeln, unter welche die Errichtung einer Nationalbanf ge-
zählt werden muß, ift es zu danfen, daß die Armee be-
rubigt werden fonnte, bis Benjamin Franklin, der fih alg
amerifanifher Gefandter in Paris aufhielt, 6 Millionen
Liores, welche Ludwig XVI. ihm zum Gefchenf machte, und
10 Millionen Livres, die er unter Ludwigs Bürgfchaft
von Holland lieh, dem völlig erſchöpften Staatsſäckel zu
Hilfe fandte.
Im Mai 1781 befegte Spanien Florida; im Sep—
tember waren faft ganz Süd-Carolina und Georgien wies
ber in den Händen der Amerifaner; am 17. Detbr. mußte
Cornwallis in Yorktown capituliren, wobei 7000 Engländer
yon den Franzofen und Amerikanern gefangen genommen und
22 Schiffe und 60 Kanonen erbeutet wurden; die Englän-
der hielten fih nur noch an einigen Küftenpunften; das
englifche Volk ſprach fich offen gegen Fortfegung des ame-
rifanifhen Krieges aus; Holland anerfannte die Unab—
hängigfeit der Union, ſchloß am’8, October ein Freund»
Ihafts- und Handelsbündnig und bald nachher eine Anleihe
mit ihr ab, furz der Zeitpunkt zu Friedensunterhandlungen
war zu günftig, um ihn unbenugt entweichen zu laſſen.
Am 20. Januar 1783 wurden von den Bevollmächtigten
Content, Verfallungsurkunde, 31
Englands und Amerifas die vorläufigen Friedensartifel zu
Berfailles unterzeichnet, am 19. April der Vertrag publi-
eirt, und am 25. Novbr. räumten die Engländer New-Yorf.
Der Krieg war nun beendigt, und George Wafhing-
ton Tegte, nachdem er 8 Jahre Yang, unter Zurüdweifung
jeglicher Entfchädigung für feine Dienfte und unter den
ſchwierigſten Verhältniſſen, den Feldherrnftab geführt hatte,
am 23, Decbr. 1783, in öffentlicher Sigung des Congreſſes
fein Amt nieder, um fih auf feinen Landfis Mount-Ber-
non zurüdzuziehen und dort ein ruhiges Alter zu verleben.
Der Kampf war allerdings ausgefochten, aber die
Wunden, welde er dem Wohlftande des Landes im Alf-
gemeinen, der Schifffahrt, den Gewerben und Manufacturen
geichlagen, lagen noch tief Flaffend offen. Die Noth wuchs
und mit ihr die Unzufriedenheit des Volkes, die fich felbft
in Revolten und Tumulten Luft zu machen ſuchte. Auch
bie bisherige Negierungsform, big dahin ausreichend, zeigte,
fih jest, wo es galt, den Segen des Friedens auf jegliche
Weife zur Hebung des befreiten Baterlandes zu benugen,
für nicht mehr genügend,
Im Mat 1787 trat ein Konvent zur Reviſion der
Bundesartifel zufammen, entwarf aber „im Namen des
Bolfes der Bereinigten Staaten” eine ganz neue Berfaf-
fung, die im Beginne des Jahres 1789 yon eilf, fpäter
von allen Staaten der Union anerfannt wurde und noch
heute das Borbild für alle wahrhaft freien Berfaffungen
ift. Sie lautet:
Berfaffung der Bereinigten Staaten yon
Amerika,
Wir, das Volk der Vereinigten Staaten, in der Abs
ſicht, eine vollfommene Bereinigung zu bilden, Gerechtig-
feit zu gründen, innere Ruhe zu fihern, für ——
Vertheidigung zu ſorgen, allgemeine Wohlfahrt zu fördern,
2 Verfalfiingsurkunde.
und den Gegen der Freiheit uns und unſern Nachkommen
zu erhalten, verordnen und ſetzen feſt dieſe Verfaſſung für
die ge Staaten von Amerifa.
0 re a Ga De Be FF
Erſte Section.
Alle Hierin verlichene gejeggebende Gewalt foll einem Con—
areffe der Vereinigten Staaten übertragen werden, welcher aus
einem Senate und einem Repräfentantenhaufe beftehen ſoll.
| Zweite Section.
$. 1. Das Haus der Repräfentanten fol aus Mitglie-
dern beftehen, welche alle zwei Jahre von dem Volke der ver—
‚schiedenen Staaten gewählt werden, und die Wähler jedes Staa—
tes jollen die für Wähler des zahlreichjten Zweiges der Geſetz—
gebung in ihrem eigenen Staate erforderlichen Eigenfchaften
befiten,
82. Niemand foll Nepräfentant (Abgeordneter) werden
fönnen, der nicht das Alter von 21 Jahren erreicht, 7 Jahre
lang Bürger der Vereinigten Staaten gewejen und zur Beit
feiner Erwählung nicht ein Einwohner des Staates ift, in
welchen er gewählt werden fol.
$. 3. Die Repräfentanten und die Direrten Steuern
follen unter den verfchiedenen Staaten, welche zu dieſer Union
gehören mögen, ihrer Volkszahl gemäß vertheilt, dieſe Volks—
zahl aber ſo beftimmt werden, daß zu der Gejammtzahl freier
Perfonen (die auf eine beſtimmte Zahl von Jahren Dienft-
pflichtigen mit eingerechnet, die nicht befteuerten Indianer abge=
rechnet) drei Fünftheile aller übrigen Perfonen hinzugerechnet
- werden. Die dermalige Zählung foll binnen drei Jahren nad
dem erften Zufammentreten des Congreſſes der Vereinigten Staa=
ten vorgenommen werden, und jpäter von 10 zu 140 Jahren
in folcher Weife, wie e8 der Congreß durch ein Geſetz bejtim-,
‚men wird. Die Zahl der Nepräjentanten joll Einen für jede
Derfallungsurkumde, 33
Dreißigtaufend nicht überfteigen, aber jeder Staat fol auf
mindeftens einen Vertreter haben, und bis diefe Zählung volle
zogen fein wird, foll der Staat New-Hampfhire drei, Maſſa—
chuſetts acht, Nhode-Island und Providence einen, Connecticut
fünf, New-NYork ſechs, New-Jerſey vier, Pennſylvanien acht,
Delaware einen, Maryland ſechs, Virginien zehn, Nord-Caro—
lina fünf, Süd-Carolina fünf und Georgien drei zu wählen
berechtigt ſein.
F. 4. Wenn in der Vertretung irgend eines Staates
Erledigungen eintreten, ſo ſoll die vollziehende Gewalt deſſelben
Wahlausſchreiben ergehen laſſen, damit ſolche erledigte Stellen
beſetzt werden.
$. 5. Das Haus der Repräfentanten foll feinen Sprecher
und feine anderen Beamten wählen, und allein die Befugniß
haben, fte in Anklageftand zu verfegen.
Dritte Section.
$. 1. Der Senat (Oberhaus) der Vereinigten Staaten
foll aus zwei Senatoren aus jedem Staate beftehen, die von
der gejeßgebenden Gewalt defjelben auf 2 Jahre zu wählen find
und von denen jeder eine Stimme hat.
$. 2. Nachdem die Senatoren, zufolge der erften Wahl,
- verfammelt find, jollen fie jo gleichmäßig wie möglich in drei
Glafjen getheilt werden, Die Site der Senatoren erfter Claſſe
follen mit Ablauf des zweiten Jahres, die der zweiten mit Ab-
lauf des vierten Jahres und die der dritten mit Ablauf des
jechften Jahres erledigt fein, fo daß alle zwei Jahre ein Drit-
theil gewählt wird; und wenn durch Abdanfung oder fonft wie
Erledigungen eintreten, während die gefeßgebende Gewalt eines
Staates nicht verſammelt ift, fo joll deſſen vollziehende Gewalt
einftweilen Beftallungen bis zur nächſten Zufammenfunft der
gefeßgebenden Gewalt geben, Die dann folche erledigte Stellen
wieder befegen foll, -
$. 3. Niemand foll Senator werden, der nicht das drei⸗
Nordamerika. — 3
34 Derfallungsurkunde,
Bigfte Jahr erreicht Hat, 9 Jahre lang Bürger der Vereinigten
Staaten gewefen ift, und der nicht zur Zeit feiner Erwählung
Einwohner desjenigen Staates ift, für welchen er gewählt wer-
den ſoll.
$. 4 Der Bicepräfident der DBereinigten Staaten ſoll
Präfident ded Senates fein, aber nur bei Stimmengleichheit
eine Stimme. haben.
$. 5. Der Senat foll feine anderen Beamten und eben
jo einen proviſoriſchen Präftdenten wählen, wenn der Viceprä-
fident abweſend ift, oder wenn er das Amt des Präfidenten ber
Bereinigten Staaten befleiden muß, |
$. 6. Der Senat allein foll die Gewalt Haben, alle Kla⸗
gen gegen Staatsbeamte zu unterfuchen. Wenn er zu dieſem
Zwecke Sigungen hält, jo fol er durch Eid oder feierliches
Gelöbniß an Eides Statt verpflichtet werden, Wird der Prä-
fident der Vereinigten Staaten vor Gericht gezogen, fo foll der‘
Oberrichter den Borfig führen, und Niemand ſoll für über-
führt erachtet werden, ohne daf- zwei Drittheile der gegenmwär-
tigen Mitglieder dafür flimmen.
$. 7. Das Urtheil in ſolchen Anklagefällen foll ſich nicht
weiter erſtrecken, als auf Amtsentſetzung und Entziehung des
Rechtes, irgend ein Ehren- oder beſoldetes Amt in den Ver—
einigten Staaten erhalten und bekleiden zu können; aber nichts—
deſtoweniger ſoll der überführte Theil der geſetzlichen Anklage,
Unterſuchung, Verurtheilung und Beſtrafung unterworfen bleiben.
Vierte Section.
8. 1. Zeit, Ort und Art der Wahlhandlungen für den
Senat und das Haus der Nepräfentanten follen in jedem Staate
von deſſen gefeßgebender Gewalt beftimmt werden; der Gon-
greß kann jedoch zu jeder Zeit durch's Geſetz dergleichen Be—
flimmungen treffen oder abändern, Die Beſtimmung der Orte
zur Wahl der Senatoren ausgenommen.
$. 2. Der Congreß foll fih jährlich wenigftens einmal
Perfallungsurkunde, 35
serfammeln, und zwar am erften Montage im December, falls
er nicht durch's Gefeg einen andern Tag ip beſtimmt.
Fünfte —
F. 1. Jedes Haus entſcheidet über die Gültigkeit der
Wahlberichte und über die Wahlbefähigung feiner eigenen Mit—
glieder, und die Maforität in jedem Haufe fol die für Füh—
rung der Gejchäfte berechtigte Zahl fein, Dagegen kann ſich eine
Eleinere Anzahl von Tag zu Tag vertagen und ift befugt, ab-
wefende Mitglieder zum Erfcheinen zu zwingen, auf ſolche Weife
und mit foldhen Strafen, wie ein jedes Haus beftimmen wird.
$. 2. . Jedes Haus kann feine Gefchäftsordnung. feldft
feftfegen, feine Mitglieder wegen ungebührlichen Benehmens be—
ftrafen, und mit zwei Drittheilen Stimmen ein Mitglied aus—
jtoßen. i
$. 3. Jedes Haus foll ein Protokoll über feine Ders
Handlungen führen und es von Zeit zu Beit, mit Ausnahme
folder Fälle veröffentlichen, die nach feinem Ermeſſen Geheim—
haltung erfordern, und verlangt e8 ein Bünftheil der Anwefen-
den, fo foll die Abftimmung der einzelnen Mitglieder in das’
Protokoll eingetragen werden.
$. 4. Kein Haus foll während der Sitzung des Eons
grejjes ohne Zuftimmung des andern ſich auf länger als drei
Tage: vertagen, noch an irgend einem andern Orte ald dem,
an weldyem beide Käufer verfammelt ſtnd, feine Sitzungen
halten,
Sechfte Section.
$. 1. Die Senatoren und Repräfentanten follen für ihre
Dienfte eine geſetzlich beftimmte und aus dem Staatsjchage der
Bereinigten Staaten zu bezahlende Entjchädigung erhalten. Sie
follen in allen Fällen, Hochverrath, Belonie und Friedensbruch
ausgenommen, ſo lange ſie der Sitzung ihres reſpectiven Hauſes
beiwohnen, oder auf der Hinreiſe zu, oder auf der Heimreiſe
von demſelben begriffen find, gegen Verhaftung geſichert fein,
3%
36 Verfallungsurkunde,”
auch wegen feiner in einem der beiden Käufer gehaltenen Rede
oder Debatte zur Verantwortung gezogen werden können.
$. 2. Kein Senator oder Repräfentant foll während der
Zeit, für welche er gewählt wurde, zu irgend einem unter der
Regierung der Vereinigten Staaten ftehenden bürgerlichen Amte,
welches während dieſer Zeit errichtet, oder im Gehalt erhöht
wurde, befördert werden können; auch foll fein Beamter der
Vereinigten Staaten Mitglied des einen oder des andern Haufes
werben, jo lange er im Amte ift. =
Siebente Sertion.
$. 1. Alle Gefegentwürfe zur Erhebung von Staatsein-
fünften follen vom Hauſe der Nepräfentanten ausgehen, doch
kann der Senat, wie bei anderen Anträgen, Verbefferungen oder
Zuſätze Dazu vorfchlagen, oder ihnen beiftimmen.
$. 2. Jeder Gefegentwurf, Antrag oder Bill, welcher im
Haufe der Nepräfentanten und im Senate durchgegangen ift, fol,
ehe er zum Gefeh erhoben wird, dem Präfldenten der Ver—
einigten Staaten vorgelegt werden; ſtimmt dieſer ihm bei, fo
foll er ihn unterzeichnen, wo nicht, fo Hat er ihn mit feinen
Einwürfen dem Haufe, aus welchem er’ hervorgegangen ift, zu=
rüdzufenden, welches dann die Einwürfe vollftändig in fein
Protokoll eintragen läßt, und die Sache nochmals in Erwägung
zieht. Wenn nach abermaliger Erwägung zwei Drittheile des
Hauſes für den Autrad find, fo ſoll er, jammt den Einwürfen,
dem andern Haufe zugeftellt werden, welches ihn ebenfalls noch⸗
mals in Erwägung zieht, und wird er dann auch von zwei
Drittheilen dieſes Hauſes genehmigt, ſo hat er Geſetzeskraft. In
allen ſolchen Fällen aber ſollen die Stimmen mit Ja oder Nein
abgegeben und die Namen der für und wider den Antrag
Stimmenden in das Protokoll jedes betreffenden Hauſes einges
fragen werden. Wenn ein Antrag nicht innerhalb zehn Tagen,
von dem der Meberfendung an gerechnet (Sonntage nicht ge—
rechnet), vom Präffdenten zurückgeſendet ift, fo foll er ebenſo
Verfallunggurkunde, 37
gut Gefe werden, ald ob er ihn unterzeichnet hätte, es fei denn,
daß der Congreß durch Vertagung die Rückſendung verhindert,
in, welchem Balle der Gefegentwurf nicht zum Geſetz wird.
$. 3. Erlafje, Befchlüffe oder Abftimmungen, zu denen die
Mitwirkung des Senates oder des Haufes der Repräfentanten
erforderlich ift (Die Frage über Vertagung ausgenommen), follen
dem Präfidenten der Vereinigten Staaten vorgelegt, und ehe
fie in Wirkſamkeit treten können, von ihm genehmigt werden,
oder, wenn fe von ihm nicht genchmigt werden, durch zwei
Drittheile der Mitglieder des. Senates und des Hauſes der Re—
präfentanten angenommen fein, gemäß den bei Anträgen vor—
gefchriebenen Verordnungen und Beſchränkungen.
Achte Sertion.
Der Congreß joll Macht haben:
$. 1. Auflagen, Zölle, Gefälle und Steuern aufzulegen
und zu erheben; Schulden zu bezahlen, und für die gemeinfame
Vertheidigung und Wohlfahrt der Vereinigten Staaten zu ſor—
gen; aber alle Zölle, Gefälle und Steuern follen ineden Vers
einigten Staaten gleichmäßig fein.
$. 2. Aufeden Credit der Vereinigten Staaten Geldan-
leihen zu machen.
3, Den Handel mit fremden Nationen und zwifchen
den einzelnen Staaten, fo wie mit den Indianerftämmen zu
ordnen.
$. 4. Ein allgemeines Einbürgerungs- (Naturalifationg-)
Geſetz und gleichförmige Banferottgefege in den Vereinigten
Staaten feſtzuſetzen. |
$. 5. Geld zu prägen, und den Werth deffelben, fo wie
den fremder Geldforten zu beftimmen, und Ein Maaß und Ges
wicht feſtzuſtellen.
$. 6. Für die Beftrafung des Nachmachens des Vapier⸗
geldes und der gangbaren our der Vereinigten Staaten zu
forgen,
38 Derfallungsurkunde,
$. 7. Boftämter und Poſtſtraßen zu errichten.
$. 8. Den Bortfchritt der Wiffenfchaften und müglicher
Künfte dadurch zu befördern, daß, jedoch nur auf gewiſſe Zeit,
Schriftſtellern und Erfindern ein ausfchließliches Recht (Patent)
auf ihre Schriften und Erfindungen gefichert wird.
$. 9. Gerichte, die unter dem oberften Gerichtähofe ftehen,
zu errichten, Damit fie Seeräubereien und Verbrechen, die auf
hoher See begangen wurden, und Verlegung des Völkerrechtes
aburtheilen und beſtrafen“
$. 10. Krieg zu erklären, Kaper⸗ und Repreſſalienbriefe
auszufertigen, und Verordnungen Hinfichtlich der Prifen zu
Waffer und zu Lande zu erlaffen.
- F. 11. Heere zu errichten und zu halten. Jedoch foll
feine Geldbewilligung zu diefem Zwerfe auf länger als für zwei
Jahre gemacht werden.
$. 12. Eine Seemacht zu errichten und zu unterhalten.
$.: 13, Borfchriften über die Einrichtung der Land» und
Seemacht zu geben.
$. 44. Für Aufruf der Milig (Bürgerwehr) zur Auf-
rechthaltung der Gefege der Union, zur Unterdrüdung von Auf-
fländen und. zur Abwehr feindlicher Einfälle zu forgen.
$. 15. Für Organifation, Bewaffnung und Diseiplin der
Miliz, jo wie für Befehligung des Theils derfelben zu forgen,
der zum Dienfte der Vereinigten Staaten verwendet wird, wo-
bei den Staaten die Ernennung der Offiziere und die Macht
überlaffen wird, die Miliz nach der vom Congreß vorgefchriebe-
nen Kriegsordnung einzuüben.
$. 16. Ausſchließliche Gefeggebung in "allen und jeden
Sällen über einen nicht größer als zehn Quadratmeilen um-
faffenden Bezirk auszuüben, welcher, durch Abtretung einzelner
Staaten und mit Genehmigung des Congteffes, der Sig der
Regierung der Vereinigten Staaten werden foll; und ebenſo auch
Machtvolllommenheit zu üben über alle, mit BZuftimmung der
gejeggebenden Gewalt des betreffenden Staates, angefaufte P läge
Derfallungsurkunde, 39
zur Errichtung von Feftungen, Magazinen, Zeughäufern, Schiffe-
werften und anderen nothwendigen Gebäuden; und
$. 17. Alle Gefege zu geben, welche nothwendig und
zweckmäßig find, die vorbefihriebenen und alle mittelft diefer Ver—
faffung der Regierung der Vereinigten : Staaten oder irgend
einem DBerwaltungsfache oder Beamten derfelben verlichenen
Befugniffe zu handhaben.
Neunte Section,
$. 1. Die Einwanderung oder Einführung ſolcher Per—
fonen, welche zuzulafjen irgend einer der jegt beftehenden Ver—
einsſtaaten für gut erachtet, foll von dem Congreß nicht vor
dem Jahre 1808 verboten werden; es kann jedoch auf jolche
Einwanderung eine Steuer oder Abgabe gelegt werden, welche
aber nicht mehr als zehn Dollars für die Perfon betragen darf,
$. 2. Das DVorrecht der Habeas-Corpus-Acte foll nicht
aufgehoben werden, außer in Fällen eines Aufftandes oder feind-
lichen Einfalles, wo es die öffentliche Sicherheit erfordert.
$. 3. Kein Gefeg, welches Gütereonfiscation oder Verluſt
der bürgerlichen Rechte beftimmt, noch ein Gefeg ex post facto
(mit rückwirkender Kraft) ſoll gegeben werden,
$. 4. Keine Kopfz oder andere directe Steuer foll auf
erlegt werden, außer jte ftehe im Verhältnig zur Schägung oder
Hierin vorher angeordneten Zählung.
$. 5. Keine Gefälle oder Zölle follen auf Ausfuhrartifel
aus irgend einem Staate gelegt werden; feinem Hafen irgend
eines Staated durch Handelsverordnungen oder Hebereinfommen
ein Vorzug vor dem eined andern eingeräumt werden, noch
follen Schiffe, die von oder nach einem anderen Staate zu ſe—
geln beftimmt find, gehalten fein, einzulaufen, umzuladen, oder
in einem, anderen Staate Zoll zu bezahlen.
$. 6. Kein Geld ſoll aus dem Stantsfchage gezogen wer—
den, außer zu gefeglich beftimmter Verwendung, und von Zeit
40 Derfallungsurkunde,
zu Zeit foll eine regelmäßige Berechnung über die Einnahmen
und Ausgaben aller Staatögelder veröffentlicht werden.
$. 7. Kein Adelstitel foll von den Vereinigten Staaten
‚verliehen werden, und Niemand, der in ihnen ein befoldetes
oder Ehrenamt bekleidet, joll ohne Bewilligung des Gongreffes
irgend ein Geſchenk, eine Vergütung oder einen Titel irgend
einer Art von irgend einem,Könige, Fürften oder fremden Staate
annehmen,
Zehnte Section.
$. 1. Kein Staat fol irgend einen Vertrag, Bündnif
oder Vereinigung eingehen, Kaper- und Nepreffalienbriefe er-
theilen, Geld prägen, Greditfcheine ausftellen, etwas Anderes ala
Gold- und Silbermünze bei Schuldzahlungen bieten, ein Güter-
confiscationd= oder rückwirkendes Gejeß, oder ein die Verbind—
lichkeit von Verträgen ſchwächendes Geſetz erlaffen, oder einen
Adelstitel verleihen.
$. 2. Kein Staat foll ohne Zuftimmung des Congreffes
Gefälle oder Zölle auf Ein- oder Ausfuhr Iegen, ausgenommen
jo weit es unumgänglich nothwendig ift zur Vollziehung feiner
Auffichtögefege; und der Neinertrag aller von einem Staate
etwa auf Ein- oder Ausfuhr gelegten Gefälle oder Zölle folk
dem Schage der Vereinigten Staaten zufallen, und alle diesfall-
figen Geſetze jollen der Durchficht und Controle des Congreſſes
unterworfen fein. Kein Staat ſoll ohne Zuſtimmung des Con—
greſſes Tonnengelder erheben, in Friedenszeiten Truppen oder
Kriegsſchiffe halten, mit irgend einem andern Staate oder aus—
wärtigen Macht irgend eine Uebereinkunft oder Bündniß ein—
gehen, oder Krieg anfangen, wofern. er nicht wirklich angegriffen
wird, oder fih in einer keinen Verzug duldenden drohenden
Gefahr befindet.
Derfallungsurkunde, 4
Artikel Il
Erſte Section.
$. 1. Die vollziehende Gewalt foll einem Präftdenten der
Vereinigten Staaten übertragen werden. Er foll fein Amt vier
Jahre lang befleiden und mit dem auf gleiche Dauer gewählten
Vicepräſidenten auf folgende Weife gewählt werden:
$. 2. Jeder Staat foll in der Weife, wie feine Gefeß-
gebung beftimmt, eine Zahl von Wahlmännern aufftellen, welche
der Zahl der Senatoren und Repräfentanten gleichkommt, zu
welcher er im Kongreß berechtigt ift, e8 kann aber fein Senator
oder Nepräfentant, oder irgend Einer, der unter den Vereinig-
ten Staaten irgend ein Amt, fei e8 ein befoldetes oder unbe—
foldetes, bekleidet, als Wahlmann aufgeftellt werden.
$. 3. Die Wähler follen fih in ihren Staaten verſam—
meln und durch Ballotiren für zwei Perfonen ftimmen, wovon
eine wenigftens fein Miteinwohner in ihrem Staate if. Dann
follen fte eine Lifte von allen denjenigen, für welche geftimmt
worden ift, und die Zahl der Stimmen, welche Jeder derfelben
erhalten hat, anfertigen; diefes Verzeichniß unterfchreiben und
beglaubigen, und verfiegelt an den Sit der Regierung der Ver-
einigten Staaten, unter der Aufichrift „An den Bräftdenten des
Senats” einfenden. Der Präſident des Senats foll dann in
Gegenwart des Senats und des Haufes der Nepräfentanten alle
Berichte öffnen, und hierauf follen die Stimmen gezählt werden.
Mer die meiften Stimmen hat, foll Präfident fein, wenn die
Zahl diefer Stimmen die Mehrheit aller aufgeftellten Wähler
if. Wenn mehr ald Einer foldhe Stimmenmehrheit erhalten
bat und Gleichheit der Stimmen ftattfindet, fo joll das Haus der
Repräfentanten jogleich durch Ballotement Einen davon zum
Präftdenten erwählen, Hat Niemand eine Mehrheit, fo foll be=
fagtes Haus den Präftdenten auf gleiche Weife aus den fünf
Höchſten in der Lifte wählen. Bei folder Wahl des Präftden-
ten ſoll dergeftalt nach Staaten geftimmt werden, daß die Re—
42 Derfallungsurkunde,
präfentation jedes Staates: eine Stimme hat. Die hiezu ge=
hörige Zahl foll aus einem oder mehreren Gliedern von zwei
Drittheilen der Staaten beftehen, und die Mehrheit aller Staaten
zu einer Wahl nöthig fein. In jedem Falle foll derjenige,
welcher nach der Wahl des Präfidenten die meiften Wahlftim-
men bat, DVicepräftdent fein, Sollten jedoch Zwei oder Mehrere
übrig fein, welche gleiche Stimmen erhielten, fo foll der Senat
aus ihnen durch Ballotement den Vicepräſidenten wählen.
$. 4. Der Congreß hat die Zeit zur Aufftellung der
Wahlmänner und den Tag zu beftimmen, an welchem die Wähler
ihre Stimmen abgeben follen; diefer Tag fol durd die ganzen
Vereinigten Staaten derfelbe fein,
$. 5. Niemand, als ein geborener Bürger, oder der zur
Zeit der Annahme dieſer Verfaſſung Bürger der Vereinigten
Staaten war, foll zum Präftdentenamte wählbar fein; auch Nie-
wand, der nicht das fünfunddreißigfte Jahr erreicht und nicht
14 Jahre lang feinen Wohnftg innerhalb der Vereinigten Staa-
ten gehabt hat. |
$. 6. Im Fall der Amtsentfegung des Präftdenten, oder
jeined Todes, jeiner Abdanfung oder Amtsunfähigkeit, foll das
Amt dem Vicepräfidenten übertragen werden, und der Congreß
ſoll mittelft Gefeges für den Fall der Entjegung vom Amte,
des Todes, der Abdanfung oder Unfähigkeit fowohl des Prä-
fidenten, als des DVicepräfidenten Verfügung treffen, welcher
Beamte dann des Präftdenten Stelle vertreten foll, und ‚ein
ſolcher Beamte foll, bis Die Unfähigkeit befeitigt oder ein neuer
Präſident gewählt ift, demgemäß fungiren.
$. 7. Der Präſident foll zu feftgefegten Zeiten für feine
Dienfte eine Entfchädigung erhalten, welche während der Amts—
Dauer, für die er gewählt worden, weder erhöht, noch erniedrigt
werden darf. Auch foll er während diefer Zeit weder von den
Vereinigten Staaten, noch von irgend einem der einzelnen Staa-
‚sen irgend eine andere Vergünftigung erhalten.
Derfallunggurkunde, 43
$. 8. Bevor er fein Amt antritt, foll er ** er
oder feierliches Gelöbniß ablegen:
„Sch ſchwöre (oder gelobe feierlichft), daß ich das Amt
. eines Präftdenten der Vereinigten Staaten treu verwalten,
und nah meinen beften Kräften die DBerfafjung der
Vereinigten Staaten bewahren, fihügen und vertheidigen
‚will. *
Zweite Section.
$. 1. Der Präſident ſoll der Oberbefehlshaber der Armee
und der Seemacht der Vereinigten Staaten, wie auch der Miliz
der verſchiedenen Staaten ſein, wenn dieſe in den activen Dienſt
der Vereinigten Staaten tritt; er hat das Recht, die ſchriftliche
Anſicht und Meinung jedes der oberſten Beamten bei jeder Voll-
ziehungsbehörde über Alles zu verlangen, was zu den Pflichten
ihrer refpectiven Aemter gehörts er foll auch die Macht haben,
bei allen Vergehen gegen die Vereinigten Staaten Strafmilde-
rung oder Begnadigung zu Deeretiren, nur da nicht, wo vom
Haufe der NRepräfentanten eine Anklage erhoben worden ift.
$. 2. Er foll die Macht baßen, auf und mit Rath und
Zuftimmung des Senat? DVerträge zu ſchließen, fobald zwei
Drittheile der anwefenden Senatoren beitreten, und er foll auf
und mit Rath und Zuftimmung des Senats Gefandte, andere
Minifter und Confulen, Richter des oberften Gerichtshofes und.
alle anderen Beamten der DBereinigten Staaten, über deren
Anftellung Hierin nicht auf andere Weife beftimmt worden ift,
und die dem Gefege gemäß angeftellt werden, ernennen und an—
ftellen zu können. Der Congreß kann jedoch ‚gefeglich die An—
ftellung aller- jolcher. Unterbeamten, die er für zweckmäßig hält,
entweder dem Präftdenten allein, oder den Gerichtöhöfen, oder
den Vorſtehern der Regierungsdepartements übertragen.
$. 3. Der Präftdent foll die Macht haben, alle vorkom—
menden Amterledigungen während des Nichtverfammeltfeind des
AA Derfallungsurkunde,
Senats durch Ertheilung von Beftallungen, die aber mit dem
Schluſſe der nächſten Senatfigung erlöfchen, zu beſetzen.
Dritte Section,
Er foll dem Gongrefje von Zeit zu Zeit von dem Zuftande
der Union Kunde geben, und der Berathung deffelben ſolche
Mapregeln empfehlen, die er für zweckmäßig und nothwendig
erachtet. Er darf in außerordentlichen Fällen beide Käufer oder
eines von beiden zufammenberufen, und fall beide über ihre
Bertagungszeit nicht einig werden fünnen, jo kann er fie auf
eine ihm geeignet fcheinende Zeit vertagen, Er foll Gefandte
‚und andere öffentliche Besollmächtigte empfangen, für gewifien-
hafte Handhabung der Geſetze Sorge tragen, und allen Beamten
der Vereinigten Staaten ihre Beitallungen ausfertigen,
Dierte Section.
.
Der Präfident, Vicepräſident und alle Givilbeamte der Ver—
‚ einigten Staaten jollen, wenn fie des Verraths, der Beitechung,
oder anderer fchweren Verbrechen und Vergehen wegen angeklagt
und überwiejen find, ihrer Stellen entfeßt werden.
ur va2ı 272
Erſte Section.
Die richterliche Gewalt der Vereinigten Staaten foll einem
oberften Gerichtähofe und folchen Untergerichtshöfen übertragen
werden, wie ſie der Congreß von Zeit zu Zeit zu verordnen und
zu errichten für gut befindet. Die Richter des oberften Gerichts-
hofes fowohl, als die der Untergerichtshöfe follen im Amte
bleiben, jo lange jte fich eines guten Betragens befleißigen, und
zu feftgefegten Zeiten eine Entfchädigung für ihre Dienfte er-
halten, welche, To lange ſie im Dienſte ſind, nicht herabgeſetzt
werden darf.
Derfallungsurkunde, 45
Zweite Section.
$. 1. Die richterliche Gewalt foll fich erftredfen auf alle
Fälle in Rechts- und Kanzleifachen, welche nach diefer Verfafs
fung, nad den Gefegen der Vereinigten Staaten und den unter
ihrer Machtvollfommenheit eingegangenen oder noch einzugehen=
den Verträgen zu beurtheilen find; auf alle Fälle, welche Ge—
fandte, andere öffentliche Gefchäfsträger und Confuln betreffen;
auf alle Fälle der Admiralität3- und Seegerichtöbarfeit; auf
alle Streitigkeiten, in welchen die Vereinigten Staaten Partei
find; auf alle Streitigkeiten zwifchen zwei oder mehreren Staaten ;
zwifchen Bürgern verfchiedener Staaten; zwifchen Bürgern eines
andern Staates und einem Staate; zwifchen Bürgern ein und
dejielben Staates, wenn dieſe Anfprüce auf Ländereien machen,
auf welde ihnen von verfchiedenen Staaten Rechtstitel gegeben
worden find; und zwifchen einem Staate und deſſen Bürgern
und fremden Staaten, Bürgern oder Unterthanen überhaupt.
$. 2. In allen Fällen, welche Gefandte, andere öffentliche
Bevollmächtigte oder Conſuln angehen, und in joldhen, in wel—
chen ein Staat Partei ift, ſoll der oberſte Gerichtshof erfte In=
ftanz fein. In allen übrigen vorerwähnten Fällen foll der Ober-
gerichtshof Appellationsinftanz fein, ſowohl Hinfichtlich der Rechts—
frage, ald der Entjcheidung über Thatfachen,. mit den Aus—
nahmen und nad den Vorfihriften, wie fie der Congreß machen
‚wird,
$: 3. Die Gerichtöverhandlungen über alle. Verbrechen,
die Fälle der Anflage vor dem Senate ausgenommen, follen
durch Gefchwornengerichte gefchehen, und ſolches Verfahren ſoll
in dem-Staate flattfinden, in welchem das Berbrechen verübt
worden ift; ift es aber nicht innerhalb eines Staates verübt
worden, jo jollen die Gerichtöverhandlungen an dem Orte oder
den Orten fein, welche der Congreß Dazu durch das Gefe bes
ſtimmt.
46 e Derfallungsurkunde.
Dritte Section.
$. 1. Als Hochverrath gegen die Vereinigten Staaten ſoll
nur Anreizung zum Kriege gegen fie betrachtet werden, oder An—
hang an ihren Beinden, indem diefen Hilfe und Vorſchub ge-
feiftet wird. Niemand foll des Verrathes anders, ald auf das
Beugniß zweier Zeugen von einer und derfelben offen begange-
‚nen That, oder auf Geftändniß vor offenem Gerichtshof über-
wiefen gehalten werden.
. 2. Der Congreß ſoll die Macht haben, die Strafe des
Hochverrathes zu beftimmen; aber feine Berrathsüberführung
foll einen Makel auf die Familie des Verbrecher werfen, oder
Gütereonfiscation über die Lebensdauer des Uehrrüihtten hinaus
zur Folge haben.
— J
Erſte Section.
In jedem Staate ſoll den öffentlichen Acten, Urkunden und
gerichtlichen Verhandlungen jedes andern Staates Treu und
Glauben gejchenkt werden, und der Congreß kann durch allge
meine Gefege die Art und Weiſe vorfchreiben, wie folche Acten,
Urkunden und gerichtliche Verhandlungen zu prüfen find, und
welche Bolgen fie haben follen.
| Zweite Section.
$. 1. Die Bürger eines jeden Staates follen zu allen
Vorrechten und Freiheiten berechtigt fein, welche die Bürger der
übrigen Staaten genießen.
$. 2. Wer in einem Staate des Verrathes, der Felonie
oder eined andern Verbrechens angeklagt, dem Arm der Gerede
tigkeit entflieht, und in einem andern Staate betroffen wird,
foll auf Verlangen der vollziehenden Gewalt des Staated, aus
welchem er entflohen, ausgeliefert und nad) dem Staate gebracht
Verfaffungsurhunde, AT
—— welcher die Gerichtsbarkeit er das begangene Ver—
brechen hat.
-.& 3. Niemand, der in einem Staate geſetzlich zu Dienſt
oder Arbeit verpflichtet iſt und in einen andern Staat entweicht,
ſoll auf Grund eines in letzterem geltenden Geſetzes oder Ver—
ordnung von ſolchem Dienſte oder ſolcher Arbeit entbunden,
fondern auf Begehren der Partei, der er den Dienft oder die
Arbeit ſchuldet, ausgeliefert werden.
Dritte Section.
$. 1. Durch den Congreß können neue Staaten in dieſe
Union aufgenommen werden, aber kein neuer Staat darf inners
halb der Gerichtöbarfeit eines andern Staates gebildet oder er—
richtet werden ; auch ſoll kein Staat durch Vereinigung zweier
oder mehrerer Staaten oder Theile von Staaten ohne Zuſtim—
mung der geſetzgebenden Gewalten der betheiligten Staaten ſo—
wohl, als des Congreſſes gebildet werden.
F. 2. Der Congreß ſoll die Macht haben, über das Ge—
biet oder anderes den Vereinigten Staaten gehöriges Eigenthum
zu verfügen, und rückſichtlich deſſen alle nöthigen Einrichtungen
und Verfügungen treffen, und in dieſer Verfaſſung ſoll nichts
ſo gedeutet werden, daß es irgend Anſprüche der Vereinigten
Staaten oder eines einzelnen Staates beeinträchtige.
Vierte Section.
Die Vereinigten Staaten ſollen jedem Staate dieſer Union
eine republikaniſche Regierungsform gewährleiſten, und jeden
derſelben gegen feindlichen Angriff von Außen und auf Anſuchen
der geſetzgebenden oder ausübenden Gewalt, wenn erſtere nicht
zufammenberufen werden fann, gegen Gewaltthätigfeiten im
Innern ſchützen. ?
Artifel V.
- Der Congreß foll, wenn e3 zwei Drittheile beiver Käufer für
nöthig erachten, Verbeſſerungen dieſer Verfaffung vorjchlagen,
48 ' Derfallungsurkunde.
oder auf Anfuchen der gefeggebenden Gewalten von zwei Drit«
theilen der einzelnen Staaten eine Zufammenfkunft von Abgeord»
neten veranftalten, um Berbefferungen zu beantragen. Diele
Derbefjerungen follen in beiden Fällen nad) ihrem ganzen In⸗
halte und Zweck als Theile diefer Verfafjung gültig fein, wenn
fie von den gefeßgebenden Gewalten von drei Viertheilen der
einzelnen Staaten, oder von Zufammenfünften von drei DVier-
theilen derfelben genehmigt worden find, je nachdem der Con—
greß die eine oder Die andere Genehmigungsart vorgeichlagen
haben mag, unter der Bedingung, daß Feine Verbeſſerung, welche
vor dem Jahre 1808 gemacht wird, auf irgend eine Weife die
erfte und vierte Glaufel der neunten Section im erften Artikel
verlege, und fein Staat ohne feine Einwilligung feines gleichen
Stimmrechts im Senate beraubt werden foll.
Artifel VL
$. 1. Alle vor Annahme diefer DVerfaffung gemachten
Schulden und eingegangenen Werbindlichkeiten jollen eben jo
gültig gegen die Vereinigten Staaten unter diefer Verfaſſung
fein, als unter, der Gonföderation.
$. 2. Diefe Berfaffung und die Gefege der Vereinigten
Staaten, welche ihr zufolge gemacht werden, und alle unter
Machtvollkommenheit der Vereinigten Staaten abgefchloffenen oder
abzufchließenden Verträge follen das höchſte Landesgefeg und für
die Nichter eines jeden Staats bindend fein, wenn auch etwas
in der Verfaffung oder in den Gejegen eines Staates ihnen
widerfpräche. :
$. 3. Die sorerwähnten Senatoren und Repräfentanten,
und die Mitglieder der berſchiedenen Staatsgefeggebungen und
alle Vollziehungs⸗ und Gerichtsbeamte der Vereinigten Staaten,
wie der einzelnen Staaten, follen durch Eid oder feierliches Ge—
löbniß verpflichtet werden, dieſe Verfaſſung aufrecht zu erhalten ;
nie aber ſoll zur Befähigung für irgend einen Dienft oder öffent—
Derfallungsurkunde, 49.
Tiches Amt in den Vereinigten Staaten ein religiöfer —
eid gefordert werden.
Artifel VII.
Die Genehmigung der Uebereinfunft, von neun Staaten
foll zur Begründung. diefer Verfaſſung zwifchen den Diefelbe an⸗
nehmenden Staaten genügen.
Sp gejchehen im Convent durch einmüthige Zuſtimmung
der gegenwärtigen Staaten am 17. September im Jahre des
Herrn 1787, und im zwölften Jahre der Unabhängigkeit der
Vereinigten Staaten von Amerika.
Zum Zeugniß deſſen haben wir hier unten unſre Namen
unterſchrieben:
George Waſhington,
Bräfident und Abgeordneter von Virginien.
New-Sampfhire Gunning Bedford jun.
John Langdon. | ‚Sohn: Diekinfon,
Nicolas Gilman. Richard Baffett.
Maffahufetts-Bai, Jacob Broom.
Nathaniel Gorham. — Marhland.
Rufus King.
James M'Henry.
en Daniel of St. Thomas Senifer,
Alerander Hamilton. — —————
New-Jerſey.
William Livingston. Pennſylvanien.
David Bearly. Benjamin Franklin.
William Patterſon. Thomas Mifflin.
Jonathan Dayton. Robert Morris,
Gonnecticut, George Elymer.
William Samuel Johnſon. Thomas Fizfimons,
Roger Sherman. Jared Ingerſoll.
- Delaware, James Wilfon.
George Read. Öovernor Morris.
Nordamerika, 4 4
50 | Derfallungsurkunde,
Virginiem Süd-Carolina.
John Blair. John Rutledge.
James Madiſon jun. Charles C. Pinckney.
Charles Pinckney.
Nord-Carolina. Pierce Butler.
William Blount. Georgia,
Richard Dobbs Spaight. William Bew.
Hugh Williamfon. Abraham Baldwin.
. Dezeugt: William Jackſon,
| Secretär.
Derbsfferungen zur Verfaffung *).
Artifell. Der Congreß foll fein Geſetz erlafien, wel-
ches ſich auf die Einführung einer Religion bezieht, oder die
freie Ausübung einer folcyen verbietet; noch Gefege, durch welche
die Breiheit der Rede oder der Prefje, oder das Recht des Vol—
kes, fich friedlich zu verfammeln und bei der Regierung um
Abhilfe von Befchwerdem einzufommen, gefchmälert werden,
Artikel I. Da eine gut eingerichtete Bürgerwehr zur
Sicherheit eines freien Staats nothwendig ift, jo foll das Recht
des Volkes, Waffen zu befigen und zu trägen, nicht bejchränft
werben.
Artikel II. Kein Soldat foll in Friedengzeiten in ein
Haus ohne Einwilligung des Eigenthümers gelegt werden, und
in Kriegszeiten nur in der durch das Geſetz vorgeſchriebenen Art
und Weiſe.
Artifel IV. Das Recht des Volkes, hinſichtlich feiner
Perfon, Wohnungen, Papiere und fonftigen Effecten gegen
ungehörige Durchſuchung und Beichlagnahme gefichert zu fein,
*) Die Artikel 1 bis 10 diefer Berbeflerungen wurden am 15. Der.
1791, der Artikel 11 am 8. Jan. 1798, und der Artifel 12 am 25 Sept.
1804 ratificirt.
Derbelferungen zur Verfaflungsurkunde, 51
foll nicht verlegt und "feine Durchfuchungs- und DVerhafts-
befehle ſollen erlaffen werden, ohne beweisliche, auf Eid oder
feierliches Gelöbniß geftüßte Urfache, und ohne daß der zu unter-
fuchende Ort und die zu serhaftenden Perfonen oder Sachen
genau befchrieben worden find.
Artikel V. Niemand joll wegen eines Gapital« oder
jonft entehrenden Verbrechens anders zu Rede und Antwort ges
halten fein, als auf eine Anklage der grand jury (großen Ges
jhwornengerichts), die Fälle ausgenommen, welde bei der Land—
und Seemacht, oder beider Miliz vorfommen, wenn legtere in
Zeiten eines Krieges oder öffentlicher Gefahr im activen Dienfte,
ift; auch foll Niemand wegen deffelben Vergehens zweimal auf
Leib und Leben angeklagt werden können; noch foll irgend Je—
mand in irgend einem peinlichen Falle gezwungen werden, Zeugs
niß gegen fich ſelbſt abzulegen, noch jeines Lebens, feiner Frei—
beit, oder feines Eigenthums ohne gehörige richterliche Unter= _
fuchung beraubt werden, Auch foll fein Privateigenthum zum
öffentlichen. Nugen ohne RR Entſchädigung ia were
den können.
Artikel VI. In allen peinlichen —“ ſoll der
Angeklagte das Recht eines ſchleunigen und öffentlichen Rechts—
ganges vermittelſt eines unparteiiſchen Geſchwornengerichts des
Staates und Bezirks, in welchem das Verbrechen begangen wurde,
genießen; auch ſoll der Bezirk vorher durch das Geſetz beſtimmt
und der Angeklagte von der Natur und dem Grunde der An—
klage unterrichtet ſein. Er ſoll ferner das Recht Haben, mit
den Belaſtungszeugen confrontirt zu werden, Zwangsverfahren
anzuwenden, um Entlaſtungszeugen zu erhalten, und den Bei—
ſtand eines Rechtsanwaltes zu feiner Vertheidigung genießen.
Artikel VIL Bei allen gemeinbürgerlichen Rechtsfällen,
in denen der ftreitige Gegenftand den Werth von zwanzig Dol-
lars überfteigt, foll das Necht des Verfahrens vor dem Ge—
jhwornengerichte gewahrt werden, und feine von einen Geſchwor⸗
nengerichte abyeurtheilte Thatfache foll auf eine andere Weife,
4*
52 Derbellerungen zur Derfallungsurkunde,
als wie. e8 das common law (gemeine Recht) vorſchreibt, bei
irgend einem Gerichtähofe der Vereinigten ei von Neuem
zur Unterfuchung gebracht werden.
Artitel VL. Weder übermäßige Bürgfchaften follen ge—
fordert, noch außerordentlich hohe Geldftrafen auferlegt, noch
graufame und ungebräuchliche Körperftrafen verhängt werden.
Artikel IX. Die Aufzählung gewiffer Rechte in der Ver—
faffungsurfunde foll nicht jo ausgelegt werden, als jeien da—
durch andere dem Wolfe vorbehaltene Rechte verweigert oder
gefchmälert.
Artikel X. Die dur die Verfaffung der Vereinigten
Staaten nicht übertragenen, und die durch fie den Staaten nicht
auszuüben verbotenen Gewalten find den refp. Staaten oder
dem Volke vorbehalten.
Artikel XL Die richterliche Gewalt der Vereinigten
. Staaten follı nicht jo ausgelegt werden, als erftrede fie fich auf
irgend einen Rechtöftreit, fowohl in Gefeges- ald in Billigfeits-
fachen, welcher durch Bürger eines andern Staates, oder durch
Bürger oder Unterthanen irgend eined fremden Staates gegen
die Vereinigten Staaten begonnen oder betrieben wurde.
Artikel XI. $ 1. Die Wahlmänner follen fih in
ihren refp. Staaten verfammeln und durch Ballotiren für einen
Präftdenten und DVBicepräftdenten, von denen wenigftens einer
fein Bewohner ihres Staates fein darf, flimmen. Sie follen
auf ihren Stimmzetteln die Perfon namhaft machen, für die
fte ald Präſident, und auf anderen Stimmzetteln die Perſon,
für die fie als DVicepräftdent flimmen. Sie jollen dann ge—
trennte Liften von den zu Präftdenten beftimmten Perfonen, fo
wie son der Anzahl der Stimmen für jede anfertigen. Diefe
Liften follen fie unterzeichnen und „beglaubigen, und verftegelt
an den Sitz der Regierung der Vereinigten Staaten, adreffirt
an den Präfidenten des Senats, einfenden. Der Präfident des
Senats foll in Gegenwart ded Senats und des Hauſes der
Repräfentanten alle Certificate öffnen, und hierauf follen die
Derbeflerungen zur Derlaflungsurkunde, 53
Stimmen gezählt werden. Die Perfon, welche die größte Stim-
menzahl zum Präftdenten hat, foll Präftdent fein, falls eine
folche Zahl die Majorität der ganzen Anzahl der aufgeftellten
Wähler ift, und wenn Niemand diefe Majorität beftgt, jo ſoll
das Haus der Abgeordneten von den Perfonen, welche auf der
Stimmlifte die meiften Stimmen haben, jedoch von nicht mehr
als dreien, unverzüglich durch Ballotement den Prafidenten
wählen. Da aber bei der Präftdentenwahl die Stimmen nad
Staaten genommen werden, wobei die Repräfentation eines jeden
Staates nur ine Stimme hat, fo foll die zu dieſem Zwecke
nöthige Wählerzahl aus einem oder mehreren Mitgliedern von
zwei Drittheilen aller Staaten beftehen, und eine Stimmen-
mehrheit aller Staaten foll zur Wahl vonnöthen fein. Sollte
aber das Haus der Nepräfentanten, wenn e3 im Beſitze des
Wahlrechtes ift, den Präftdenten nicht vor dem vierten Tage
des nächftfolgenden Monates März wählen, fo foll der Vice—
präftdent, gleich wie beim Todesfalle des Präſidenten oder wie
bei einer anderen conftitutionellen — — als
Präftdent fungiren.
$. 2. Die Perfon, welche die geöfte Anzahl von Stim-
men zum Vicepräftdenten hat, ſoll DVicepräftdent fein, jobald
eine folche Zahl die Mehrheit der ganzen Anzahl der aufge
ftellten Wähler ift. Hat Niemand eine Mehrheit, jo joll der
Senat von den Zweiten, welche auf der Lifte die meiften Stim—
men haben, den Bicepräftdenten wählen. Die zu diefem Zwecke
notwendige Anzahl ſoll aus zwei Drittheilen der ganzen Zahl
der Senatoren bejtehen, und eine Mehrheit der ‚ganzen Zahl
foll zur Wahl erforderlich fein.
$. 3. Niemand aber, der verfaffungsmäßig unwählbar
zum Bräftdenten ift, ſoll zum Amte des Vicepräfidenten der
Dereinigten Staaten wählbar fein.
54 Die Präfidenten der Drreinigten Staaten,
Am 4 März 1789 trat die neue Regierung in Kraft,
und am 30. April deflelben Jahres fand die feierliche
Einjegung des erften Präfidenten der Vereinigten Staaten
von Amerifa ftatt, als welchen das ganze Volk einftim-
mig feinen angebeteten Helden George Wafhirgton
wählte, Obgleich fchon 57 Jahre alt, nahm Wafhington
doch noch die Wahl an; ja, er verblieb fogar auf feinem
Poften, als nach Ablauf von vier Zahren die Wahl noch—
mals auf ihn fiel. Ihm folgten 1797 John Adams;
1801 Thomas Zefferfon, wieder ermählt.18055 1809
Sohn Mapdifon, wieder erwählt 18135 1817 James
Monroe, wieder erwählt 18215 1825 Zohn Duincy
Adams; 1829 Andrew Jackſon, wieder ermählt 18335
1837 Martin van Burenz 1841 William Henry
Harrifon, geftorben den 4. April 18415 1841 John
Tyler, vom Vice» Präfidenten zum Präſidenten aufgerüdt;
1845 James Knox Polk; 1849 Zaharias Taylor,
geftorben den 9, Zuli 1850; 1850 Millard Fillihore,
vom Birepräfidenten zum Präfidenten aufgerüdt,
Die politifchen Parteien.
Die fih gegenüber ftehenden beiden politischen Haupt:
parteien in den DBereinigten Staaten find die Demokra—
ten-Partei und die Whig- Partei,
Die demofratiihe Partei hält unantafibar an
‚der Bolfsfouveränetät, auch in den einzelnen Staaten des
Bundes, feft, und geftehf der Gentralregierung in Wafhing-
ton feine anderen Befugniffe zu, als diejenigen, welche
ihr durch die Bundesverfaffungsurfunde ausdrücklich über-
tragen find. Die Demofraten, welche ſpottweiſe locofocos *)
) Im Jahre 1835 wurde Gideon Lee von der demokratischen
Partei New: Yorfs zum Congreß-Candidaten gewählt und es follte
diefe Wahl in Tammany Hall, dem VBerfammlungsorte der Demofraten
Politiſche Parteien, 55°
genannt werden, theilen fi in Radifale Cbarnburners *)
und Gemäßigte Cold hunkers **), und kämpfen auch in
den inneren Zweigen der Politif bartnädig gegen die
Whigs an. Sie find für völlige Handelsfreiheit und mög⸗
lichfte Hebung des Ackerbaues und der Eleineren Gewerbe,
und verlangen, daß die Einfuhrzölle jo herabgefest wer—
den, daß bei möglichft niedrigen und gleichlaftenden Zoll-
fügen nur gerade fo viel an Zolleinnahme erhoben werde,
als zur Beftreitung der Staatsausgaben nothwendig ift,
Sie wollen ferner, daß die Banfen, wie jedes andere Ges
ſchäft, als Privatinftitute betrachtet werden, und daß der
Staat fih durchaus nicht um fie befümmere, oder gar
eine Staats- oder Nationalbank errichte,
Die Whig- Partei ***) will centralifiren, der Cen⸗
tralregierung, auf. Koften der Souveränetät der einzelnen
New: Yorks, durch eine allgemeine DBerfammlung gefeiert werden. Da
aber mittlerweile eine Spaltung unter der Partei ſtattgefunden hatte,
ſo entſtand über die Wahl des Vorſitzenden, als welchen die Einen
Hrn. Varian, die Anderen Hrn. Curtis ernannt haben wollten, ein
heftiger Streit und tumultuariſcher Auftritt in der Verſammlung, in
welchem plötzlich ſämmtliche Gaslichter erloſchen. Wie es heißt, war
dieſe plößliche Finfterniß von den Anhängern des Hrn, Varian bewirkt, -
der Partei des Curtis aber vorher fchon verrathen worden, fo daß
diefe, mit Streichzündhölzchen (locofo- matches) und Kerzen verfehen,
die Erleuchtung fchnell wieder herftellten. Nach diefem Vorfalle wurden
Anfangs nur die Gurtismänner, fpäter aber alle Demokraten locofocos
genannt.
) Man erzählt fih von einem alten, radikalen Dempfraten, daß
er, um die Matten aus feiner Scheune (barn) gründlich zu vertreiben,
diefe niederbrannte (burned), und dadurch Veranlaſſung gab, daß alle
radikalen Demofraten barnburners genannt werden. —
**) Meber den Urfprung des Spignamens Old hunker läßt fich
nichts Gewiſſes ermitteln. Die Deutungen, welche von. verfchiedenen
Seiten verfucht wurden, find alle jo weit hergeholt, daß fie durchaus
feine Wahrfcheinlichkeit für fich haben. _
**), Die Whigs haben den Beinamen rackoons, abgekürzt coons,
Son dem fchlauen Wafchbär. —
56 Politifche Parteien,
Staaten, größere Macht zufpredhen, und ftüst fi) dabei
auf einen alfgemeinen Ausdrud in der VBerfaflung, worin
es heißt, daß die Union gegründet fei, »um die gemein-
fame Bertheidigung zu beforgen, und die allgemeine Wohl:
fahrt zu fördern.« Auf Grund diefes Satzes hält fie fi
für berechtigt, die Befugniffe der Regierung fo weit aus-
zubehnen, als dieß nad ihrer Anficht die »allgemeine
Wohlfahrt« nöthig macht. Diefer Grundfas könnte zur
unumfchränften Gewalt führen; ihm tritt aber überall die
Demokratie entgegen, welche fich als rother Faden durch
alle Glieder des Staatslebens zieht, und ein Gelingen
ganz unmöglicd macht. Hinfihtli der innern Politif will
bie Whig- Partei Schugzölle, und meint, daß dadurch
der Nationalwohlftand gefördert werde; fie behauptet, das
Bankweſen fei Sache des Staates, fie ftrebt Staats=- und
Nationalbanfen an, ‘und fordert, daß, wenn die Sache
des Bankweſens aud nicht ganz in die Hände des Staates
‚gelegt werde," fie doch wenigſtens son ihm controllirt
werden müſſe.
Sao ſchroff ſich dieſe beide. Parteien im öffentlichen
Leben gegenüber ſtehen, fo friedlich und herzlich verfehren
fie im Privatleben, und es ift in der That erfreulich zu
fehen, wie ruhig und gemäßigt die Hauptführer diefer bei-
„den Parteien, welche das Land regieren, ſoweit in den
Vereinigten Staaten überhaupt regiert wird, fi) über
bie. wigtigften Fragen der Politif ausfprehen: Die Des
mofraten Fönnen auf ihren Polk, Caß, Walfer, Dallas,
Denton, die Wihgs auf ihren Webfter, Clay, Taylor u. ſ. w.
ſtolz fein, —
Außer diefen beiden Hauptparteien, welche mehr alg
drei Biertheile der Bevölkerung umfaffen, finden wir noch
die Abolitioniſten, die um jeden Preis, ja ſelbſt um
den der Auflöſung der Union, die Aufhebung der Slaverei
bewirken wollen; die — 5 auch Freis
Politifche Parteien, Verwaltung. 57
bodenmänner (freesoilers) genannt, welche auf gefeglichem
Wege, und vereinigt mit einem großen Theile der De»
mofraten und Whigs, die unentgeltliche Verleihung der
noch unverfauften Staatsländereien an wirffihe Anbauer
wollen, damit fein Landwucher ftattfinden könnez; dann
die Antirenters, welche, den Boden des Gefeges vers
Iaffend, fogar zu Gewaltthätigfeiten ihre Zuflucht neh»
mend, dasjenige Land ſich aneignen wollten, welches ihnen
oder ihren Vorfahren gegen Pachtzins in Erbpacht gege—
ben war. Bon diefen drei legtgenannten Parteien haben
nur die beiden zuerſt genannten Einfluß. Die Antirent-
Partei wird ebenfo wenig wie die Native American-
Partei, welche, aus einer unbedeutenden Anzahl eingebos
rener Nordamerifaner beftehend, für ihre Mitglieder, den
Adoptivbürgern gegenüber, Vorrechte der Geburt in Ans
fpruc nimmt, und befonders darauf hinarbeitet, daß Ein-
gewanderte erſt nach 2ljährigem, ftatt nad "Sjährigem
Aufenthalte in der Union das Bürgerrecht erlangen kön—
nen, irgend einen Einfluß befommen, weil beide in den
Augen des demofratifch gefinnten amerifanifhen Volkes
(jelbft die Whig- Partei nennt ſich democratic republican
‚ whig-party) ungefegliche Zwecke verfolgen. — |
® ji
Verwaltung.
Die ganze Verwaltungs- und Negierungsweife der
Bereinigten Staaten läßt fi) mit Selbftregierung des
Bolfes bezeichnen, daher auch das Auge des Europäers
. in Nord- Amerifa Anfangs den gewohnten Anblid eines
zahliofen Beamtenheeres vermißt. Sp wie die oberfte,
die Bundesregierung, im höchften Grade einfach ift (ſiehe
die Bundesverfaffung) und die Gefchäfte derfelben, mit
Ausnahme des Präfidenten, durch nur fünf Perfonen: den
Minifter des Innern, den des Neußern, den der Finanzen,
58 Verwaltung.
den des Kriegs und den der Seemacht *) geleitet werben,
wozu noch der General: Staatsanwalt und der General-
Poftmeifter fommen, ebenfo einfady ift die Regierung und
Berwaltung der einzelnen Staaten des Bundes.
Die Staatsregierung, deren erecutive Gewalt in den
Händen eines vom Bolfe gewählten Gouverneurs, mit dem
Titel Ercellenz, rubt, und deren- Iegislative Gewalt in
den meiften Staaten aus einem Senat und einem Reprä-
fentantenhaufe befteht, vergl. die Befhreibung der ein-
zelnen Staaten) bat die inneren Intereſſen des Staates
wahrzunehmen, die Richter, Polizei: und Civilbeamten
einzufegen, Staatsfteuern aufzulegen und zu verwalten,
kurz alle nicht der Bundesregierung ausdrüdlich zuftehen-
den Rechte auszuüben.
Feder einzelne Staat zerfällt im — oder Graf⸗
ſchaften (counties), deren Bewohner in der Regel jährlich
die Staats-Verwaltungsbeamten aus ihrer Mitte erwäh-
fen, wogegen der Gouverneur und der Senat die She:
rifs ernennt, denen die Sorge für den Frieden, die Be—
auffichtigung der Gefängniffe und die VBollziehung der von
den Gerichten und höheren Behörden erlaffenen Befehle
obliegt. Unter den Sherifs ſtehen die Coroners oder
Todtenbeſchauer und die Gonftables.
Streng von der Grafſchafts-Verwaltung gefchieden
ift die der Gemeinden oder Stabtfchaften Ctownships); diefe
find völfig unabhängig und enticheiden felbftftändig über
Stadtichaftsabgaben und alle Gemeindeangelegenheiten übers
9 * Präfident erhält einen eg von 25,000 Dollars.
Bicepräfident „0. 5,000 :
⸗Staatsſeeretär (Minifter) des Innern =, 6,000 =:
„ut ⸗ (Minifter) des Aeußern = 6,000 —
-Schatzſecretär (Miniſter der Finanzen) = 6,000 ⸗
e Secretär des Krieges (Kriegsminifter) = 6,000 ⸗
e Gecretär der Flotte (Marineminifter) = 6,000 =
Verwaltung? Wechtspiiege, 59
haupt, die durch alljährlich gewählte Gemeindebeamte, deren
Aemter oft Ehrenämter, meiftens aber mit einem ge⸗
ringen Einkommen verbunden ſind, beſorgt werden. Wabl⸗
berechtigt iſt jeder ſeit einem Jahre im Stadtſchaftsbezirke
Wohnende, der 21 Jahre alt iſt, eine Steuer bezahlt und
feine Unterftügung aus der Armenfaffe genießt.
Mit wenigen unbedeutenden Abweichungen gelten diefe.
Beflimmungen für alle Staaten der Union.
Die Territorien oder Gebiete des Bundes, deren es
gegenwärtig vier giebt, nämlih das Gebiet Miffourt,
Dregon, Minnefota und Nebrasfa, erlangen die Rechte
eines Staates, fobald ihre Einwohnerzahl 60,000 be-
trägt und fie den Entwurf einer republifanifhen Ber-
faffung dem Congreß vorlegen, Bis zur ſtaatlichen Ein-
yerleibung in den Bund hat der Präfivent das Recht,
jedem Territorium einen Statthalter zu ernennen. Jedes
Territorium, hat außerdem gefeßgebende Körper und fendet
einen Abgeordneten zum Congreß nah Wafhington, wo
derfelbe an den Berathungen, aber nicht an den Abftim-
mungen theilnehmen darf, —
Nechtspflege.
Dem nordamerifanifhen Rechtsſyſteme Tiegt haupt
fählich das englifche zu Grunde, doch fommen Abweichuns
gen vor, welche theils durch die Gerichtsverfaffungen der
zum Wunde getretenen ehemals fpanifhen und franzöſi—
ſchen Beftgungen, theils dadurch bewirkt wurden, daß nad)
dem Abfalle der Eolonien yon England nur die Älteren,
nicht aber‘ die neueren Entfcheidungen englifcher Gerichts⸗
böfe als maßgebend für vorliegende Streitfälle betrachtet
werden durften, Diefe Umftände und die. abweichenden
Gefege des einen Staates von denen des anderen haben
ein für den ganzen Bund geltendes, allgemeines Gefeg-
60 Aechtspflege.
buch nicht entſtehen laſſen, in jedem Staate erſcheinen aber
Geſetzſammlungen und außerdem in gemeinfaßlicher Sprache
geſchriebene Handbücher, welche den Bürger über die Staats-,
Perſonen- und Eigenthumsrechte, über das Criminalrecht
und den Prozeß belehren und faſt in jedem Hauſe gefun—
ben werden, da fie ein Lieblingsſtudium des Land- wie
des Stadtbewohners find, Kann nun auch aus dieſen
Gründen die folgende Skizze nicht genau für jeden Staat
paſſen, fo enthält fie doch die in allen geltenden Grundzüge.
Die Nechtöbehörden der Vereinigten Staaten zerfallen
in die Gerichtshöfe des Bundes und in die der Einzelftaaten,
Erftere theilen ſich in den oberften Gerichtshof, die Kreis-
und bie Bezirksgerichte; fegtere in Billigfeitö= oder Kanz⸗
leis und Friedensgerichte.
Der Wirfungsfreis und die Befugniffe des oberften
Gerichtshofes (supreme court) find in Artifel II der Bun-
desverfaſſung (ſ. diefe) angegeben. Nur dieſer Gerichte-
hof hat das Recht, die Verfaffung auszulegen, Befchlüffe
des Congreffes und der Staaten, die ihr widerfprechen,
zu verwerfen, und ben Standpunft der richterlichen Ge-
walt gegenüber der vollziehenden einzunehmen. Ueber. ge—
wife Prozeffe hat dieſer Gerichtshof ganz allein, über
andere als zweite Inſtanz, über noch andere in Gemein-
fchaft mit den Staatsgerichten zu entfcheiden. Der Ge-
vichtshof befteht aus einem Dberrichter und acht Richtern.
Die Kreisgerichte (eireuit courts) find in manchen Fäl-
len erfte, in anderen zweite Inftanz, und in gewiffen Fällen
fann der Recurs gegen ihre Entfcheidungen beim voberften
Gerihtshofe ergriffen werden. Der Gerichtshof ift mit
zwei Nichtern befest, deren einer dem oberften Gerichts-
bofe, der andere dem Staatsgerichtshofe angehört.
Die Bezirfsgerichte (distriet courts) find über meh—
rere Kantons oder Graffchaften gefest, welche zufammen
einen Gerichtäbezirf bilden, Ein Cin einigen Staaten meh—
Vechtepilege. 61
rere) Richter bildet mit dem Gerichtsfchreiber (county clerk)
und dem erften Gerichtsboten (sherif), fammt den Ge—
richtsdienern (constables) den Gerichtshof, der in allen
Civil- und Criminalfällen ohne Ausnahme entſcheidet.
Die Billigkeits- oder Kanzleigerichte (courts of Chan-
cery or Equity) find, wie der Name ſchon befagt, Billig-
feitsbehörden, an die nur in feltenen Fällen appellirt
wird, die aber ihrem Urtheile nicht ‘ein unficheres Gefühl,
jondern die Gefege zu Grunde legen, und nur von ger
wiffen, den Nechtsgang hemmenden oder verwidelnden -
Formen entbinden, und, je nad der Befchaffenheit des
Falles, mit oder ohne Zuziehung von Geſchwornen das
Erfenniniß fällen.
Die Friedensgerichte haben die niedere Gerichts⸗
barkeit und, in gewiſſem Grade, die polizeiliche Gewalt
in Händen, und entſcheiden mit mündlichem Verfahren.
Die Beifiger diefer Gerichte werden yon den Gouverneurs,
den gefeßgebenden Berfammlungen und dem Bolfe ger
wählt, und ift die Dauer ihres Amtes, zu welchem jeder
Stand befähigt, verfchieden.
Das ganze Gerichtsverfahren ift Öffentlich, und zu,
allen Prozeffen, gewiffe vor die Billigfeits= oder Kanzlei—
gerichte Fommende Fälle ausgenommen, werden Gefchwo-
vene beigezogen, fo 3. B. zur großen Jury (grand jury) 15,
zur Fleinen Jury (petty jury) 42. Der Ausſpruch der
Gefhworenen, deren Urtheil fih nur auf die Thatfache
erfirecft, und die für ihren Dienft ein Taggeld von 1
bis 11 Dollar nebft Reifediäten beziehen, muß einftimmig
(auten,
Ein Bankerottgeſetz exiſtirt in den Vereinigten Staa⸗
ten nicht. Unter Präſident Tyler wurde zwar ein ſolches
erlaſſen, daſſelbe mußte aber wieder aufgehoben werden,
weil eine ſolche Menge von Schwindlern davon Gebrauch
machte, daß auch der Credit vieler ſoliden Geſchäftsmänner
62 Kechtsflege. VBebölkerung: Weiße, Andianer, ‚Deger,
zu wanfen begann. In wenigen Staaten nur findet Schuld»
haft ftatt.
Eine Polizeigewalt wie die in Deutfchland beftehende
ift ein in der Union unbekanntes, ja unmögliches Monftrum.
Die polizeiliche Gewalt, welche bei außerordentlichen Ge-
legenheiten aufzutreten genöthigt fein könnte, wird, wie
ſchon erwähnt, von den Friedensrichtern und Conftablern
ausgeübt, die freie Bürger und Feine Abklatſche hochge—
ftellter Bureaufraten find, deren Beamtendünfel fie durch
Brutalität, deren Wohldienerei nad) oben fie durch gemeine
Kriecherei gegen ihre unmittelbaren Borgefesten nachzuäffen
bemüht find, und dadurch in Verachtung bei denen ftehen,
zu deren Schuß fie da find. Jeder Bürger der Union
muß den Friedensrichtern und Conftablern in ihren amt-
lichen Berrichtungen im Fall der Noth Hilfreihe Hand
leihen, und niemals weigert fih Einer deffen, weil feine
Hilfe nur gefordert wird, um dem eignen Werfe des Vol—⸗
fes, dem Stolze jedes Einzelnen, dem Gef 4 Geltung
zu verfchaffen, —
Bü ern. 9.
Weiße. Judianer. Neger.
Die Bewohner der Bereinigten Staaten seriellen in
drei Hauptabtheilungen, Weiße, Indianer und Neger. —
Die weiße Bevslferung, aus verfchiedenen Län—
‚dern der alten Welt eingewanbert, oder von von borther
Eingewanderten abftammend, hat fich in eine einzige Nation
serfhmoßen, die aber doch in zwei Abtheilungen geſchie—
den werden muß. Zu der erften-biefer beiden Abtheilungen
rechnen wir bie Bevölkerung, welche die nördlich und nords
weftlich von Birginien gelegenen Staaten und Gebiete be=
wohnt, zu der zweiten die, — in allen übrigen Staaten
des Bundes lebt.
Weiße, 63
Der Bewohner der oberen Staaten iſt ed, dem flüch-
tige Beobachter den Vorwurf gemacht habem, das Geld
fei feine Lofung, er fei nur von Eigennuß und Habſucht
befeelt, und fchäße den Menfchen nach der Schwere feiner
Börfe, Wer aber mit fchärferem Auge um fi blickt und
nicht nach dem erften Scheine urtheilt, der wird in dem
Norbländer, er treibe was er wolle, einen berechnenden,
unternehmenden, durchaus praftifchen, wenig genußfüchti=
gen und feine Erholung im Kreiſe ftiller. Häuslichkeit ſu—
chenden Mann erkennen, der mit eifernem Fleiße feine
Bahn durd’s Leben Fämpft, der den Reichthum ſchätzt,
aber nicht den ererbten, fondern nur den erworbenen, ala
Beweis für die Fähigkeiten des Beftgenden; der mit uns
gebeugtem Muthe die Schläge des Schickſals empfängt
und fih durch fie nur noch zu kräftigeren Anftrengungen
anfpornen läßt. Der Südländer dagegen hat mehr Che-
valeresfes, er ift mehr Lebemann. Auh das Klima, in
welchem er Iebt, äußert auf feine Gewohnheiten, feinen
Charakter feinen Heinen Einfluß und trägt wefentlich mit
dazu bei, daß fi) der Bewohner der füdlichen Staaten
der Union von dem der nördlichen ebenfo unterfcheidet,
wie der fältere, bedachtfame, zähere Norddeutſche von
dem Tebensluftigen, gemüthlihen und leicht erregbaren
Süddeutfchen oder Franzoſen. Mir würden es für über-
flüffig erachten zu bemerfen, daß, wenn wir die Bewoh—
ner der Vereinigten Staaten in leichten Umriffen zeichnen,
wir unter biefe nicht die Bevölferung der großen See—
ſtädte mit begreifen, welche der der großen Seeftädte Euro-
pa's an Sitten und Gewohnheiten gleich und ein buntes
Gemisch aller Nationen ift, hätten wir nicht die Erfah—
rung gemacht, daß gar manche Neifende, welche einige
ber atlantiihen Hafenftädte und deren nächſte Umgebung
befuchten, nad) diefen eine Schilderung von ganz Nord»
Amerifa und feinen Bewohnern entwarfen. Wer den
64 Bebölherung: Weiße, Mord- und Südländer.
Amerikaner fennen Ternen will, der muß die Städte des
Binnenlandes und das flache Land befuchen.
Wenn wir zu den angeführten Unterfheidungszeichen
zwifchen dem Süd- und Nordländer noch die äußeren
hinzufügen, daß nämlich die Amerifaner des Nordens in
der Regel groß, ſchlank und mager, die Frauen ſchön
und von zarter Gefichtsfarbe; die des Südens hingegen,
breitfchulterig, ‚unterfest und fräftig, und die Frauen üp—
pig gebaut und ebenfalls hübſch, aber, wenn fie fi der
freien Luft ausfesen, von gelblich blaffer Geſichtsfarbe
find, fo fünnen wir im Uebrigen bei, der ganzen weißen
Bevölferung der Bereinigten Staaten denſelben Maaßſtab
anlegen.
Jeder Nordamerifaner ift, und wer hätte wohl mehr.
Urfache dazu, ein glühender Berehrer feines Vater—
landes; er mißt die Grenzen feiner Heimath aber nicht
nach Spannen aus und flebt nicht ängftlih an der Scholle,
die feine Wiege trug, fondern ihm ift das Naufchen des
Rio del Norte, wie das Donnergetöfe des Niagara, bie
Brandung des ftillen, wie die des atlantifchen Ozeans ftets
ein trauter, heimathliher Klang. Nicht minder wie das
Land feiner Geburt fchäst er die Berfaffung, die Gefese
und Snftitutionen deſſelben; er betrachtet nicht das Geſetz
und feine Vollſtrecker als Bedrüder, jondern ald Bes
ſchützer, und ift ftets bereit, ihnen Geltung zu verichaffen,
denn ihm wurden Feine Geſetze vetroyirt, er gab fie fi |
ferbft und wählte felbft ihre Vollſtrecker. Achtung vor
dem Gefege ift dem Amerifaner Achtung vor fi felbit.
Der oft gerügte Nationalftolz des Amerifaners
ift, wenn man auch nicht geftatten will ihn löblich zu nen—
nen, doch mindeftens und felbft ba, wo er erelufiv wird,
verzeihlih, denn ein Volk, weldes fi fih wie Ein Mann
‚erhoben, Dpfer in Maffe gebracht und fih vom Joche
Englands befreit hatz ein Volk, weldes Männer wie
Achtung vor dem Meißlichen Gefchlechte. 65
George Wafhington, Thomas Jefferfon, Ben—
jamin Franklin und viele Andere, deren Namen auf
dem ganzen Erdballe mit Bewunderung genannt werben,
Die Seinigen nennt; ein Bolf, welches im Handel, in Schif—
fahrt, Gewerben und Induſtrie überhaupt den erften Rang
einnimmt, darf ftolz, muß ftolz fein, will es nicht erſchlaf—
fen und in Lethargie untergehen. —
In feinem Lande der Welt wird dem weiblichen Ge—
Schlechte mit mehr Achtung begegnet, als in Norbamerifa,
Damen fönnen zu Waffer oder zu Lande die meiteften
Reifen unternehmen, ohne befürchten zu müffen, daß auch
aur eine unfchieliche Aeußerung ihr Ohr verlegend berühren
werde; fie find die natürlichen Schugbefohlenen der Män—
nerwelt, und fo wie fih die öffentlihe Meinung ihrer
annimmt, fo geftatten ihnen auch die Geſetze Vorrechte,
die ihnen fonft nirgends geboten werben. » Die Frauen
treten Durch ihre Verheirathung, in Bezug auf das Tie
gende Eigenthum ihres Mannes, in gleiche Nechte mit
ihm; das einfahe Zeugniß eines Weibes hat gleiche Kraft
wie der Schwur eines Mannes; das eiblich erhärtete
Zeugniß eines Weibes ift nur durd den Schwur von drei
Männern zu entfräften, und Mißhandlung einer Frau
durch ihren Mann wird ftreng geahndet, man hört aber
von folhen Fällen eben fo felten, als davon, daß eine
Frau ihre Nechte mißbraucht hätte, Vielmehr Darf man
behaupten, daß eheliche Liebe in Amerifa wohnt, und daß
das Bewußtſein der ihnen zuftehenden Rechte den ameri-
fanifhen Frauen eine gewiffe Sicherheit der Haltung giebt,
welche fich Kieblich mit ihrer holden Weiblichfeit verſchmilzt.
Nicht wenig mag aber auch zu dem Liebreize des weiblis
chen Geſchlechtes in Nord; Amerifa beitragen, daß feiner
Frau, felbft der ärmſten nicht, irgend welche körperliche
Arbeiten, oder gröbere VBerrichtungen zugemuthet werben.
Sie waltet im Haufe, und hierin Liegt wohl mit der Grund,
Nordamerika, ’ 5
66 Yıeligiofirät, Weligionsparteien,
daß das ärmſte Haus in Amerifa ein Mufter von. Ord—
nung und Reinlichkeit if.
Eine Iobenswerthe Eigenfchaft des Amerifaners ift
Neligiofität. Artet fie auch hie und da, wie bei den
Methodiften und einigen anderen Secten, in Frömmelei
aus, oder nimmt einen fanatifhhen Charakter an, fo darf
man doch im Allgemeinen fagen, daß der Amerifaner re-
Yigiös ift und Scheinheifigfeit haft; daß er flreng an dem
Glauben hängt, zu melchem er fich befennt, und auch den
Andersglaubenden, nie aber den Neligionsfpötter, ehrt,
weil er die Glaubensfreiheit als eines der hödhften
Güter des Menfchen achtet, Sp Yange die Vereinigten
Staaten nach demofratifchen Prineipien regiert werben,
fo lange wird es dort auch Feine Staatsfirde, feine
bevorzugte Religion geben; die echte Demofratie
verträgt Fein herrfchendes Prieſterthum, und eine herr—
fhende Staatsfirche ift immer nur die Maske, hinter der
das Priefterthbum feine Herrfchfucht verſteckt. Die Regie—
rung des Bundes, wie die Regierungen der einzelnen
Staaten begünftigen feine Kirche, fie Tegen aber auch Feiner
Hindernifje in den Weg. Die Kirche ift durchaus unab-
hängig vom Staate, wie die Schule von der Kirche. Ya,
bie große Mehrheit der amerifanifchen Geiftlihen fpricht
fih für dieſe freien Grundfäte aus und fieht in ber
Menge der dort beftehenden Neligionsfeeten eine Bürg—
haft für die Freiheit jeder einzelnen. |
Die Zahl der Religionsparteien und Secten
ift groß. Der Zahl ihrer Anhänger nad) ift die Metho—
biften-Partei (methodists) die bedeutendſte. Sie feheidet
fih in die Methodiften- Episkopalen, welche über 5000,
und in die Methodiften- Proteftanten, welche etwa 750
Geiftfiche zählen. Der Hauptfa ihrer Lehre ift, daß dem
geiftig wiedergeborenen Menfchen nicht? Sündhaftes mehr
anflebe, daß er gar nicht fündigen könne, und daß alle
: Heligionsparteien und Secten, 67
Cünden, die er begeht, das Werf des Teufels ſeien. Die
Presbyterianer, zu denen bie beiden Nebenzmeige
„Vereinigte Presbyterianer” (associate presbyterians) und
„Sumberländifche Presbyterianer” (cumberland presbyte-
rians) gehören, ftehen unter der Oberleitung einer Gene-
ralverfammlung (general assembly) und zählen zufammen
gegen 3900 Geiftliche und über 5000 Kirchen und Got
teshäufer, Sie find Anhänger der Calviniſchen Prädeſti—
nationslehre, welche von den genannten beiden Nebenzmei-
gen milder ausgelegt wird, und wachen mit befonderer
Sorgfalt über Heilighaltung des Sonntags und über
Sittenreinheit. Nur in New-York gehört eine Fleine
deutfche Gemeinde zu diefer Partei, Die Episfopalen
(episcopalians) oder Anhänger der englisch = bifchöflichen
Kirche, wählen, weil in der Union das Kirchenwefen uns -
abhängig vom Staate ift, ihre Biſchöfe durch ein aus
Geiftlfihen und Laien beftehendes Concilium und haben
ganz die in England gebräuchliche Kirchenordnung, Die
Zahk ihrer Kirchen beträgt 1232, die ihrer Geiftlichen 1404,
Die. Baptiften (baptists), welche die Taufe am erften
Sonntage eines jeden Monats durch Untertauchen in einem
Fluſſe volßieben, zerfallen in viele Abtheilungen. Die
sahfreichften find die „calviniſtiſchen Baptiften” (calvinistical
baptists) mit 4651 Geiftfichen, 7833 Kirchen und 655,900
Mitgliedern. Weniger zahlreich find“ die „unvereinigten
Baptiften“ (inassociated b.), welche etwas über 400 Geift-
fihe und gegen 800 Kirchen haben; dann die „Willeng-
freiheits- Baptiften“ (freewill b.) mit 771 Geiftlihen und
1165 Kirchen; die „Sechs - Grundfaß > Baptiften‘‘ (six prin-
ciple b.) mit 22 Geiftlihen und 20 Kirchen. Die „Sab-
bathaner” oder „Siebentag-Baptiften‘ (seventh day b.)
feiern den Samstag als Ruhetag, und haben 58 Geift«
fihe und 63 Kirchen. Die aus Deutfihland ftammende
Serte der „Tunfer” (dunkers) feiert ebenfalls den Sams—
ER»
68 Keligisusparieien,
tag als Nuhetag und hat 40 Geiftlihe und 50 Kirchen,
Die „Mennoniten‘‘ (mennonites) zeichnen fi. durch ale
Tugenden, vorzüglih aber durch ihre Mifpthätigfeit aus,
Sie haben 250 Geiftlihe und 400 Gotteshäufer. Die
„Campbelliten“ (Campbellites), Die „Chriftier“ (Christians).
Die ortbodoren Congregationaliften oder Indepen—
denten (independents) zählen 1584 Geiftlihe und 1727
Kirhen. Aus ihnen entfprungen ift die Partei der Uni-
tarier (unitarian congregationalists), welde die Lehre
von der Dreieinigfeit verwerfen und die Gottheit Chrifti
leugnen; fie zählen 250 Geiftlihe und 300 Kirchen. —
Die Univerfaliften (universalists), mit 700 Geiftlichen
und 1194 Kirchen, glauben an feine Beftrafung der Sün-
den nad dem Tode, wo Allen die göttliche Gnade werde,
jondern, Daß bie Strafe fchon auf Erden erfolge. Die
Smwedenborgianer (New-Jerusalem church) haben 30
Geiftlihe und 42 Kirchen. Die Deutfh-Lutheraner
(German lutherian church) haben 508 Geiftfihe und 1452
Kirchen; die Deutfh-NReformirten (German reformed
church) 803 Geiftlihe und 261 Kirchen. Die Hollän-
diſch-Reformirten (Dutch reformed church) zähfen
289 Geiftlihe und 276 Kirchen. Die Duäfer (quakers)
zerfallen in die „Orthodoxen“ und die „Unitarifchgefinn-
ten“, welche beide Parteien zufammen etwa 100,000 Mit:
glieder ftarf und vorzüglich in New-Jerſey und Pennſyl—
vanien zu finden find, Bon Herrnhutern giebt es in
der Union etwa 6000, welche 24 Geiftlihe und 22 Kir-
hen haben. Faſt eben fo ſtark an Mitgliedern ift die
Sefte der Zitterer (shakers), die.ihren Hauptfis in Le-
banon, im Staate New York, bat, Die Mormonen
(mormons), eine von Joel Smith gegründete Secte, lebte
Anfangs in Miffouri, dann in Illinois, zog von dort
aber weg, weil ihre Mitglieder ſich Viehdiebſtähle bei den
Nachbarn zu Schulden kommen ließen und deßhalb, nicht,
Meinungsfeeigeit, 69°
wie Einige fälfchlich berichtet haben, wegen Religionshaß,
verfolgt wurden, und haben fich der größeren Anzahl nah
nah Californien gewendet. Die Römiſch-katholiſche
Kirche zählt 1,200,000 Mitglieder, 917 G©eiftlihe und
907 Kirchen. Deutſch-katholiſche Gemeinden find be—
reits einige entflanden und bilden ſich immer mehrere,
Auch Juden Teben in ziemlich beträchtliher Anzahl in den
Vereinigten Staaten, wohin fie dem europätihen Drude
und Borurtheife entflohen. Sie haben in allen größeren
Städten Synagogen. Einer Menge Fleiner Serten, wie
der Milleriten, deren Prophet Miller von Zeit zu
‚Zeit den nahen Untergang der Welt predigt, die Ter-
mine bis jetzt aber noch nicht eingehalten hat, wollen wir
hier nicht näher erwähnen *),
Die bedeutendften Religionsparteien haben geprüfte
und son den Synoden (Vereine von Geiftlichen) ordinirte
Prediger; andere nehmen aber auch ungeprüfte Prediger
an, die hauptfächlih ihren Wirfungsfreis in entlegenen,
ſpärlich bevölkerten Gegenden haben und dort den Got—
tesdienft und die Firchlichen Berrichtungen bei mehreren
&emeinden zugleich verrichten, daher auch häufig Wan—
derpriefter genannt werden. —
Gleich Sehr wie die Glaubensfreiheit, achtet der Ame⸗
rifaner auch die Meinungsfreiheit; daher wird man
die beftigften politifhen Gegner heute im wildeften Wort-
fampfe begriffen und morgen als die beften Freunde neben
einander ſehen; daher wird man in feiner Geſellſchaft in
Amerika bemerken, daß Einer dem Anderen in die Rede
fällt, oder ihn durch Scheingründe in ſeiner Ueberzeugung
wankend zu machen ſucht, oder daß die Zeugen eines
Wortkampfes ſich unaufgefordert in denſelben einmiſchen.
Wer ſeine Meinung mündlich oder ſchriftlich äußern will,
*) Miller ift vor Kurzem geſtorben.
70 Mildrhätigkeit und Gaftfreundfchaft,
der mag fie äußern und vertreten, die Genfur, felbft in
ihren gelindeften Formen, ift ein in Amerifa unbekanntes
Scheuſal.
„Hilf dir ſelbſt“ (help yourself) iſt eine Redensart,
welche der Amerikaner gern im Munde führt und die ihm
den Vorwurf der Mitleidsloſigkeit zugezogen hat, während
in ihr nichts weiter liegt, als eine einfache Hinweiſung
auf die Mittel, welche in Amerika, in einem Lande, wo
Arbeitskräfte geſucht ſind und ihre Anwendung nicht durch
Zunftzwang und andere den Aufſchwung jedes Gewerbes
hemmende Einrichtungen beſchränkt iſt, jeder Geſunde von
Natur beſitzt. Bettler und Faullenzer wird kein Ame—
rikaner unterſtützen, die unverſchuldete Armuth aber findet
ſtets bei ihm die kräftigſte Unterſtützung, dafür ſprechen
die vielen vorhandenen Stiftungen, Spitäler u. ſ. w., die
Jeden in Erſtaunen ſetzen, der die Jugend des Landes in
Betracht zieht. Mildthätigkeit und Gaſtfreundſchaft
dürfen dem Amerikaner nicht abgeſprochen werden.
Die ſich dem Thätigen darbietende Gelegenheit, faſt
überall gut bezahlte Beſchäftigung zu erhalten, macht nicht -
allein den Anbli eines Bettlers zur Seltenheit, fondern
fie wehrt auch dem Diebftahl, und wenn auch in den gro-
pen Seeftädten Diebftähle und alle möglichen Lafter häufig
find, was nicht verwundern kann, wenn man weiß, daf fie
die Sammelpläse des Auswurfs alfer Nationen find, fo
Tiefest doch gewiß der Umftand, daß man auf dem Lande
und ſelbſt in Heineren Ortfchaften faft nie Schlöffer an
Hause oder Stallthüren findet, den beften Beweis, daß
das Eigenthum in Nordamerika weniger durch Diebftahl
gefährdet ift, als in den meiften Gegenden Europas.
Die Leichtigfeit des Broderwerbs fördert aber aud)
das frühe Heirathen und dadurd die Sittlihfeit. Nir-
gends wird man mehr glüdlihe Ehen und weniger
Hageftolze finden, als in den Bereinigten Staaten. Schon
Sittlichheit, Gelelligkeit. —
das Nichtvorhandenſein von Standesunterſchieden, welche
ſo mancher ehelichen Verbindung in Europa im Wege ſtehen,
ebnet für Viele den Gang zum Altare; zum ehelichen Glücke
trägt aber auch weſentlich das mit bei, daß, weil es in
Nordamerika nicht Sitte iſt, der Tochter, und ſeien die
Eltern noch ſo reich, bei ihrer Verheirathung mehr als
eine gute Kleiderausſtattung als Mitgift mitzugeben, auf
dem Lande etwa noch eine Kuh oder dergleichen, Geld⸗
beirathen nur Außerft felten flattfinden, Die gegenfeitige
Neigung allein ift es, die den Bund der Ehe fchließt, daher
hört man auch felten von ehelicher Untreue und yon Ehe—
[heidungen. Junge Ehepaare, deren Mittel die Führung
und Einrichtung einer eigenen Haushaltung nicht geftatten,
eben in dem erften Jahre ihrer Ehe in KRofthäufern (board
and lodginghouses), auf deren Einrichtung wir jpäter zu—
rüdfommen werden, und fo ſehen Brautpaare auch hier
durd ihre Bereinigung bedeutend erleichtert.
Bon Fremden, welche Amerifa befuchten und im Fluge
bereiften, und son Solchen, welche die Gründe dazu flatt
in ſich felbft bei Anderen fuchten, ift den Nordamerifanern
Mangel an Gejelligfeit und etwas Schroffes und Zu—
rüdftogendes im Benehmen gegen Unbefannte nachgefagt
worden. Allerdings hält es für den Fremden ſchwer, mit
einem Amerifaner vertrauter befannt oder von ihm’ in Fa—
milienfreife eingeführt zu werden; wer aber dort erft ein-
mal eingeführt ift, der ift im wahren Sinne des Wortes
der Freund des Haufes, der wird Teicht hinter dem ern⸗
fen Neußern des Amerifaners ein warmes Herz, und in
feinen Worten eine feltene Berläffigfeit finden, Wenn
Manche in der felbiiftändigen Haltung des Amerifaners,
in dem fich in jeder Lage des Lebens bei ihm nie verleug-
nenden Unabhängigfeitsfinne etwas Anmaßendes erblidt
haben, fo werben dies wohl nur Neueingewanderte gemwefen
ſein, welche ſich nicht gleich daran gewöhnen fonuten, daß
72 Deutlch- Amerikaner, .
ihr Tagelöhner ſich eben fo viel dünkte wie fie felbft, daß
er, dazu veranlaßt, ſich vielleicht gar erlaubte, dies ohne
allen Rückhalt auszufprecdhen. Der nicht von Vorurtheilen
befangene Mann wird jedoch einem Volke, in welchem der
Aermfte fo viel gilt wie der Neichfte, und der Neichfte fich
wenigftens nicht merken laſſen darf, daß er fih mehr glaubt
als der Arme, feine Bewunderung nicht verfagen. Selten
oder nie wird man finden, daß ein geborener Amerifaner,
auf feine Gleihheitsrechte pochend, dem ihm an Intelligenz
und Bildung überlegenen Fremden fühlen laſſen will, in
feinem Baterlande fei der Eine fo viel wie der Andere;
ihm iſt das Gleichheitsrecht ein fo natürliches, daß es ihm
gar nicht einfällt, mit demfelben prahlen zu wollen. Ans
ders ift es Teider mit den meiften der den ungebilbeten
Glaffen angehörigen deutſchen Eingewanderten, die in ihrem
Baterlande gewohnt waren, drüdenden Gefegen und oft
rohen Dandhabern derfelben, fowie der ohne ihren thätigen
. Einfluß feftgeftellten Ordnung zu folgen, und hier nad)
Gutdünken handeln zu fünnen glauben. Die amerifas
nifhen Deutfhen feinen der Anficht zu fein, es fei
ihre vepublifanifche Aufgabe, den, der in Europa den be
vorzugten Ständen angehörte, in Amerika ohne alle Ver—
anlafjung, bei jeder Gelegenheit empfinden zu laffen, daß
jeder Rangunterfchied aufgehoben wurde; als ob nicht in
Amerifa, mehr noch als in Europa, die Bildung dem Manne
die Rangſtufe anmweife, Die er in der menfchlichen Gefelf-
ſchaft einzunehmen hat. Dieſe amerikaniſchen Deutſchen
nähren alle den Brodneid, die kleinlichen Gehäſſigkeiten,
die ganze deutſche —— welche ſie von Deutſch—
land mit herüberbrachten, mit einer Sorgfalt und Eifer
ſucht, Die einer beffern Sache würdig wäre, Selten nur
hört man, daß fich der Deutſche Deutſcher nennt; wie in
der alten, bleibt er auch in der neuen Heimath noch ein
Preuße, Baier, Hannoveraner, Heſſe „Altenburger, auch
MWiltenichaften und Teinfte, 73
dort noch währen die Neibungen zwifchen Nord» und Süd⸗
deutfehen fort, und hat Einer fo viele engliſche Brocken
zufammengelefen, daß er fich mit genauer Noth im Eng—
Yifchen verftändfich machen kann, fo verleugnet er fein Bas
terland, amerifanifirt Tauf- und Familiennamen, nimmt
das Tabaffauen und alle andern üblen Gewohnheiten des
Amerifaners an, und zieht ſich mit vollem Rechte Die Ver-
achtung feiner vernünftigen Landsleute, das Gefpötte des
Amerifaners zu. Man mifverftehe ung nicht; wir [pres
hen diefes harte Urtheil nicht über die gefammte beutfche
Bevölkerung Nordamerifas aus, aber einen großen, ſehr
großen Theil derfelben trifft es mit vollem Rechte, und
wer längere Zeit in deutfchen Kreifen Nordamerikas vers
fehrte, wer namentlich unter deutfchen und von deutſchen
Eltern abftammenden Farmern Pennfylvaniens lebte, wird
ung aus vollem Herzen beiftimmen, —
Nicht felten hört man den Tadel ——— den Nord⸗
amerikanern mangle Sinn für Wiſſenſchaften und
Künſte. Dieſer Tadel trifft ſie nur dann mit Recht, wenn
man unter Wiſſenſchaften die höhern Zweige derſelben und
nicht die in's praktiſche Leben eingreifenden, nützlichen Kennt—
niſſe, und unter Künſten nur Malerei, Bildhauerei und
Muſik verſteht, die allerdings noch in der Kindheit liegen,
denen aber auch ſchon all' der Vorſchub geleiſtet wird,
deſſen ein noch ſo junges, noch ein ſo ungeheures Gebiet
für praktiſches Wiſſen darbietendes Land nur fähig iſt.
Der Gelehrten zählt Deutſchland mehr als Nordamerika,
aber die allgemeine Bildung der amerikaniſchen Bevölke—
rung ſteht der der Deutſchen durchaus nicht nach, wozu
die durchgängig guten Schulen und Univerſitäten,
auf denen beſonders lebende Sprachen, Geographie, Ma—
thematik, Phyſik, Chemie und überhaupt Natur-, Welts
und Menfchenfunde gelehrt und eine mehr praftiiche Rich—
tung eingefchlagen wird, das Shrige um fo mehr beitragen,
EA Schulen,
als Kirhe und Schule, wie ſchon erwähnt, von einander
getrennt und letztere in allen Staaten reichlich, theils durch)
Landſchenkungen, wie in den weftlichen, theils durch Fonds,
wie in den öftlichen Staaten, unterftügt find, —
Alte öffentlichen Schulen in den Vereinigten Staaten
fteben unter der Leitung und Aufficht öffentlicher Beamte,
nicht unter der Ueberwachung von Geiftlichen, und folche
Schulen, in denen die religiöfen Lehren irgend einer Glau—
bensfecte gelehrt werden, oder welche ſich der Beaufſich—
‚tigung der dazu erwählten weltlichen Beamten nicht unter⸗
werfen wollen, erhalten in der Regel feine Staatsunter⸗
ſtützung. Während in manden Ländern der alten Welt
die, Schulen nach den verfchiedenen Neligionsbefenntniffen
getrennt find, und dadurch dem Gemüthe des Kindes ſchon
Haß oder Beratung gegen Andersgläubige eingeimpft
wird, wird in Amerika ftreng der Grundfag aufrecht er-
halten, daß die Religion Sache der Kirche und der Familie
it, und dag die Wifjenfchaften, welche in der Schule ger
lehrt werden, mit dem Dogma nichts zu Schaffen haben.
Wenn jedod Gemeinden oder Einzelne den Neligionsunter-
richt in den Schulunterricht verflechten, und die Sectirerei
bis in die Schulftube hinein verpflanzen wollen, jo haben
fie volle Freiheit dazu, verzichten zugleich aber auf die vom
Staate den Schulen ausgefeste Unterftüßung.
In den Bereinigten Staaten giebt es Volksſchulen, in
welchen die gewöhnlichen Schulwiſſenſchaften, Lefen, Schrei—
ben, Rechnen, Geographie, Gefchichte; Dann grammatifche
Schulen (grammar schools), in denen, neben den gewöhn⸗
lichen Schulwiffenfchaften, auch Mathematik, Phyſik u. f. w.
gelehrt werden, und bie eine höhere Claffe der erfteren
bilden. Die Colleges find im Allgemeinen mit den deut—
fhen Gymnaſien zu vergleihen, Auf ihnen werden die
Schüler, je nach der Befchaffenbeit der Anftalt, die, ſich
nad den Mitteln des Staates, zu dem fie gehört, oder
Schulen, Uniberjitaten, 75
nad) ihren fonftigen Fonds richtend, mehr oder weniger
zu Jeiften vermag, zur Univerfität oder für die höchſten
Glaffen eines beffer ausgefiatteten Colleges ausgebildet.
Außer diefen Schulen giebt es auch noch Sonntagsichulen,
welhe son Kindern und auch von manchen Erwachfenen
befucht werden, und in denen baffelbe wie in den Volks—
fchulen gelehrt wird. In mehreren Volksſchulen ber weſt—
lichen Staaten ift die gute Einrichtung getroffen, daß ein Theil
der Schulftunden- von den Kindern zu förperlichen Arbei-
ten, wie Aderbau,; Gärtnerei, Schreinerei u. |. w. verwen⸗
det und der Schulfnabe überhaupt in folhen Handarbeiten
unterrichtet wird, die ihm und feiner Körperbeichaffenheit
am beften zufagen. In manchen Volksschulen ift der Unter-
zicht Lehrerinnen anvertraut, und es fpricht fih das all
gemeine Urtheil über diefe Einrichtung fehr günftig aus,
da man bemerkt haben will, daß Lehrerinnen befjer als
Lehrer auf das Gemüth der Schüler und Schülerinnen zu
wirfen verfteben,
Auf den Univerfitäten, welche mit denen Englands
mehr Aehnlichfeit haben, als mit denen Deutfchlandg, be=
ginnt der als Baccalaureus der ſchönen Wiffenfchaften oder
Künfte vom College Abgegangene fein Fachftudium, Auf
einigen Der amerifanifchen Univerfitäten find nur Lehrftühle
für eine, auf anderen für vier Tacultäten. Die Studien-
zeit der Studirenden währt gemöhnlih 2 bis 3 Jahre.
Ueber die Zahl der beftehenden Schulen und Univer-
fitäten, ihre Mittel u. ſ. w. wird der Leſer in der Ber
fhreibung der Einzelftaaten Näheres finden. —
Wenn wir nun auf das übergeben, was an den Sit—
ten des Nordamerifaners gerügt wird, fo müflen wir ge-
fieben, daß die raftlofe Haft, mit der er Alles betreibt
und die ihn felbft beim Eſſen und Trinken nicht verläßt,
einen unangenehmen Eindruck auf den Fremden machen
muß, doch fcheint der immer aufs Neue ausgeſprochene
76 -» Andiancer,
Tadel hierüber, wie über das unleidliche Tabaffauen ſchon
nicht ohne wohlthätige Wirfung gewefen zu fein, und wir
hoffen namentlich die legtgenannte Untugend, zugleich mit
der gegen allen Anftand verftoßenden Gewohnheit des
Nordamerifaners, fih auf Stühlen fchaufelnd, die Füße
auf den Tiſch oder gegen die Wand auszuftreden, fehr.
bald verfchwinden zu fehen. —
Die Zahl der Indianer in den Vereinigten Staaten
ift Durch Kriege mit der weißen Bevölkerung und mit
feindlichen Stämmen, nicht minder aber durch verheerende
Krankheiten und den übermäßigen Genuß des Branntweins
bis auf etwa 400,000 zufammengefchmolgen, und von die—
fen wohnt die Mehrzahl weſtlich vom Mifftffippi bis hin—
unter nah Merifo, wo fie Jagd, Aderbau und Viehzucht
treiben. Die Hautfarbe des Indianers ift braunroth, gelb-
braun oder fupferroth, felten bronzefarbig; fein Geficht ift
breit, die Badenfnochen find ftarf, und Kinn und Nafe
. breit, aber nicht gedrückt; die Stirn ift niedrig und ſchmal;
die Augen Tiegen tief und faft ganz wagerecht; das Haar
ift ftraff und Schwarz; der Bart ebenfalls fchwarz, aber
meiftens fehr dünn, Die Figur des Indianers ift fchlanf
und mager, aber fehnig. Die Weiber (squaws) haben dies
felbe, nur flachere Gefichtsbildung, und langes, ftraffes,
Schwarzes Haar. Sie haben alle häuslihen und Feldat-
beiten zu verrichten; der Mann befchäftigt fih nur mit
Jagd und Krieg. Abgehärtet, gewandt, fich ftets auf feine
Stärfe und Ausdauer verlaffend, zeigt der Indianer ſtets
eine durch nichts zu erfchütternde Ruhe und ein ftolzes
Selbftvertrauen.
Die Kleidung des im Süden lebenden Indianers,
Mann oder Weib, befteht in der Regel nur in einer Schürze,
in einem um die Schulter geworfenen Felle oder einer
wollenen Dede und in aus einem Stüde weichen Leders
gefertigten Schuhen (moccasins), Im Norden trägt er
Andianer. 77
außerdem auch häufig lederne Hofen (leggins), die mit einem
Gürtel um den Leib gehalten werden. Seltener, und nur
bei folchen, welche häufiger mit Weißen in Berührung fomz
men, fiehbt man lederne oder tuchene Jagdwämſer oder
bundgefireifte, baummwollene Hemden, Eine Kopfbedeckung
trägt der Indianer nie, und als Waffe dienen ihm Pfeil
und Bogen, die Streitart (Tomahawf) und das Scalpir-
meffer, mit dem er dem überwundenen Feinde die Kopf-
baut (scalp) abflöfet, welche er als Trophäe an feinen
Gürtel hängt. Bismweilen ſieht man auch mit Büchſen be⸗
waffnete Indianer.
Grauſam gegen ſeine Feinde, die er ſelten im offenen
Kampfe angreift, ſondern zu überliſten und in einer. wehr—
loſen Lage zu überfallen trachtet, ift der Indianer treu und
aufopfernd gegen feine Freunde, und felbft der Gaft, der,
einmal. bei ihm aufgenommen, als Feind erfannt wird,
hat, fo lange er unter dem Dache des Indianers weilt,
nichts von ihm zu befürchten. Die verfchiedenen Indianer—
ftämme leben in Dörfern beijammen und bewohnen aus
Baumzweigen geflochtene, mit Fellen und Decken behan-
gene, oder aus Erde aufgeworfene Hütten. Jeder Stamm
bat fein Friedensoberhaupt, deffen Würde in der Familie
forterbt, und feinen Kriegshäuptling, der aus den Tapfer-
ften gewählt wird, Beiden zur Seite fteht der Nath der
Aclteften,
Nach dem Glauben der Indianer giebt es eine Menge
Götter, von denen jedem ein gewiffes Departement in ber
MWeltregierung angemwiefen ift, über welche alle aber der
große Geift, Kitihi Manitu, herrſcht. Diefem werben
Dpfer gebracht, damit die Jagd ergiebig, der Kampf fieg-
reich ausfalle, und Damit er fie vor dem böfen Geifte
ſchütze.
Die bedeutendſten, im Miſſourigebiete lebenden India=
nerſtämme ſind die Pawnees, Winnebagoes, Foxes, Sauks,
78 Neger.
Delawares, Shawnees, Cherokees, Oſages, Creeks und
Kanzas. In Oregon und im und am Felſengebirge hauſen
die Snakes, Puncaß, Pottawatomies, Dftawas, Siour,
Crows, die gefürchteten Blackfeet, die Eutaws, die Nez—
Perces, Flatheads, Pannaks; im texaniſchen Gebirgs-
lande und in den Hochebenen Neu-Mexikos die Shawnees,
Comanches u. ſ. w. Alle dieſe Stämme ſchmelzen aber
immer mehr zuſammen, je mehr ſie von der Cultur in die
Steppen des Weſtens zurückgedrängt werden, oder ſich
freiwillig vor ihr dahin zurückziehen.
Von den 3 Millionen Negern, welche in den Ver—
einigten Staaten leben und den verſchiedenſten Religions—
feeten angehören, find gegen 400,000 frei, die übrigen
Selaven, und zur Hälfte männlichen, zur Hälfte weiblichen
Gefchlechtes. Die freien Neger leben als Tagarbeiter, -
Fuhrleute, Handwerker oder Dienftboten, oder treiben fonft
irgend eine Befchäftigung, um ihren Unterhalt zu erwers
benz; die große Mehrzahl derfelben ift jedoch fchlechter daran,
als die Selaven, weil der Neger, mit wenigen Ausnahmen,
nicht im Stande ift, fi ch ſelbſt zu regieren und für fih zu
ſorgen. —
Die Sclaverei in den Bereinigten Staaten von
Nordamerika hat von jeher der englifchen und feit einigen
Derennien auch der deutichen Prefje Stoff die Menge dar:
geboten, gegen die Regierung des Bundes und die ame-
rifanifche Nation zu Felde zu ziehen und mit einer Sen:
timentalität zu prunfen, die, bei den Engländern wenig—
ftens, erheuchelt ift. Wir find weit entfernt von der Abficht,
uns zu VBertheidigern der Selaverei aufwerfen zu wollen,
dazu erfennen wir zu gut das Unnatürliche, das Entwür—
bigende, das in ihr Liegt; wohl aber fühlen wir uns be-
rufen, halten wir uns für verpflichtet, bier fo kurz wie
möglih die Entftehung der Sclaverei und die Lage der
Negerfelaven der Wahrheit getreu zu fcehildern,
Megerlclaben, 79
Die Vereinigten Staaten von Nordamerifa, bis zu
ihrer Unabhängigfeits-Erflärung britifhe Colonien, durften
als ſolche Feine See, fondern nur Küftenfchifffahrt treiben.
Mit diefem Monopol für die Engländer verband fich zu—
gleich jenes, wonach in Nordamerifa nur von ihnen alle
von der englifchen Regierung zur Einfuhr erlaubten Waaren
eingeführt werden durften. Zu diefen erlaubten Import—
artifefn gehörten auch Negerfelaven, von denen im Jahre
1620 die erfte Ladung in einem holländiſchen Schiffe für
englifche Rechnung eingeführt wurde, Diefer einen Ladung
folgten bald mehrere, Mehrere Staaten proteftirten fofort
gegen die Neger- Einfuhr und wiederholten ihren Proteft
zu verfehiedenen Malen. Aber nicht allein die Bewohner
einzefner Provinzen, fondern auch einige englifche Gou—
verneurs ſprachen ſich gegen diefen Menfchenhandel aus,
erzielten aber nichts weiter, als daß fie von der engliſchen
Regierung Verweiſe erhielten, einer fogar feines Amtes
entfegt wurde,
Diefe den Staaten von England mit Gewalt aufges
drungene Selaverei war einer der gewichtigften Gründe
mit zum Ausbruche der Revolution und wurde auch in
der Congreßacte vom Jahre 1776 mit aufgeführt, aber
der darüber entſtehenden Debatte yon Seite einiger füds -
licher Congregmitglieder wegen, und damit das wichtige
Document mit Einftimmigfeit abgefaßt Jei, nicht mit ver-
öffentlicht. Nach der Befreiung vom englischen Joche endlich
und nachdem der Staatenbund in feiner jetzigen Form
gebildet worden war, wurde fofort ein Geſetz gegen die
Sclaveneinfuhr erlaſſen.
Doch bei dieſem Geſetze allein ließ es die Union nicht
bewenden; die Neu-Englandftaaten ſchafften bereits in den
Yahren 1783 bis 1787 die Sclaverei innerhalb ihrer Gren-
zen ab, und diefen ſechs Staaten folgten binnen wenigen
80 Meg.rlcaten,
Jahren die Staaten Delaware, Nemw-Vork, Pennfslvanien
und New⸗-Jerſey, und fpäter immer mehrere, fo daß zur.
Zeit nur noch der Diftriet Columbia, Maryland, Virginien,
Kentucky, Tennefjee, Miffouri, Arkanfas, Miſſiſſippi, Louis
fiana, Alabama, Süd- und Nord-Carolina, Georgia, Flo—
vida und Teras Sclavenftaaten find. Bon diefen werben
binnen furzer Zeit der Staat Kentudy, der Diftriet Co—
lumbia und der weftliche Theil Birginieng, wenn nicht der
ganze Staat, dem Beifpiele der nördlichen Staaten folgen.
Nur nah und nach, wie es gefchehen ift und wie es
noch geſchieht, kann das von England den Bereinigten
Staaten auf die Stirn gedrüdte Brandmarf ausgelöfht
werden, Großbritannien, das fich, feitdem es feine Sclaven
in Weftindien emaneipirte, mit einer Humanität brüftet,
die es längft bereut hat und die es wahrlich an den Boers
am Cap der guten Hoffnung und in Oftindien nicht beweifet,
. hatte faum 800,000 Selaven, deren Freifauf die Schulden
eines Landes vermehrte, welches, feine Befisungen einges
rechnet, etwa 150 Millionen Einwohner zählt, Die Zahl
der Sclaven in den Vereinigten Staaten hingegen beträgt
‚etwa 24 Millionen, die, ſchlägt man den Durchfchnittspreis
per Kopf nur zu 300 Dollars an, einen Gefammtwertb von
750 Millionen Dollars oder gegen 2000 Millionen Gulden
haben. Wir fragen: foll der Staatenbund, fann er fi
mit einer fo enormen Schuldenlaft befchweren, um die
Eigenthümer zu entfchädigen? Und thäte er es, welche
Maht wäre im Stande, diefe 24 Millionen Neger zu
zügeln, Die, wie Jeder, der ihre Natur fennen gelernt hat,
geftehen muß, ohne Leitung untergehen, oder, leicht ver—
leitet, einen Kampf auf Leben und Tod gegen die weiße
Devölferung beginnen würden? Die Sclaverei in den
Vereinigten Staaten geht, wie gejagt, ihrem fihern Ende
entgegen, und dieſer geitpunft wird von jedem Bürger
Negerſclaven. 81
der Union aufs Sehnlichſte herbeigewünſcht, und am fehn=
lichſten von den Selavenhaltern felbft, welche Fieber auf
fiherem Boden, als auf einem Bulfane einhergehen, deffen
Ausbruch fie und die Jhrigen bedroht, ohne daß die durch
unfinnige Eiferer vermehrte Gefahr durch einen entfpre=
chenden Gewinn belohnt würde, Denn bie freie Arbeit ift
erwieſen billiger als die Srlavenarbeit, und der Wohlftand
der Scelavenftaaten ſchwindet von Jahr zu Jahr, während
der der übrigen Staaten auf eine in der Gefchichte bei—
ſpielloſe Weife fleigt. —
Der größte Theil der Negerfelaven lebt als Arbeiter
oder Handwerfer auf den großen Plantagen der ſüdweſt—
lihen und einiger weftlihen Staaten; die übrigen befinden
fih in den Städten, wo fie a8 Dienftboten, Arbeiter -oder .
Handwerfer, oder in fonft einer Eigenfchaft für ihre Be—
figer befchäftigt find, oder von dieſen vermiethet werden.
Die Arbeit des auf Plantagen verwendeten Negers
ift durchſchnittlich die fchwerfte, und doch befteht Die Tags-
arbeit eines erwachfenen Negers nur im Einfammeln von
80 oder 100, die einer erwachfenen Negerin im Einfams
mein von 50 bis 80 Pfund Baumwolle, oder in einer
Arbeit, die diefer ungefähr gleihfommt. In der Negel
hat der Neger feine Tagsarbeit um A Uhr Nachmittags
verrichtet, worauf er bis zu Sonnenuntergang entweder
jein eigenes Feld beftelft, oder fih für 8 bis 12 Cents
(12 bis 18 Kr. rhl. oder 3 bis 5 Sgr.) ftündfich bei feis
nem Herrn für die Abendarbeit verdingt, während bie
Weiber mit ihrer Haushaltung, mit ihrem kleinen Küchen-
garten oder anderen Privatarbeiten beſchäftigt ſind. Es
giebt Feine Negerfelaven-Familie, die nicht im Beſitze eines
Schweines, Ferkel und Geflügel ift, welche fie, Tiegt die
Plantage an einem fchiffbaren Fluffe, an die denfelben be—
fahrenden Dampffchiffe, fonft aber in der nächften Stadt
verfaufen, wohin fie auch den etwaigen Ueberſchuß des für
6
Nordamerifa,
82 | | Negerſclaven.
ihren eigenen Gebrauch gebauten Tabaks und anderer Pro-
ducte ihres Feldes bringen.
Jeder Neger oder Negerin erhält den Gefesen ge:
mäß monatlich einen Bufhel unausgehülften Mais, den fie
auf der in jedem Kamp oder Duarters (Platz, auf welchem
die Negerhütten einer Pflanzung ftehen) befindlichen Mühle
zu Mehl oder Grüße mahlen und daraus ihr Brod oder
ihre Lieblingsfpeife, den Homony, bereiten. Ihre, ebenfalls
gefetlich vorgefchriebenen, dem Bedarf vollkommen entjpre-
chenden Rationen an frifhem und gefalzenem Fleifh, Schin-
fen, Fiſchen, Kartoffeln, Bataten u. |. w. erhalten fie wö—
hentlich, und zur Bekleidung werden ihnen gegen Beginn
des Winters für jede Perfon eine Wolldecke zur Capotte,
dann Wollenzeug zu Beinffeidvern und Schuhe, und gegen
Sommer das zu Teichteren Anzügen nöthige Baumwollen—
zeug geliefert. Dies gilt für Arbeitsfähige und Nicht:
arbeitsfähige.
Da bie Negerfelaven alfo für ihre nothwendigen Bes
bürfniffe gar nicht zu forgen haben und ihren Ertraverdienft.
erfparen können, fo darf man ohne Uebertreibung behaup⸗
ten, daß die Mehrzahl älterer Sclaven im Beſitze eines
Heinen, wenn nicht zum Freifaufe gemügenden Gapi-
tals iſt. Im Bewußtſein feiner Unfähigkeit, fich ſelbſt zu
‚regieren, bleibt der Neger aber lieber Sclave, als daß er
frei wird, Wir könnten eine ganze Reihe von Beifpielen
anführen, daß freigelaffene Selaven nad) einiger Zeit zur
Pflanzung zurüdfehrten und um Wiederaufnahme in das
frühere Berhältniß baten. Auch das fümmerliche Beftehen
der von amerifanijchen Scelavenhaltern für freigewordene
Neger an der afrikaniſchen Küſte angelegten Colonie Liberia
ſpricht dafür, daß der Neger nicht fähig iſt, für ſich ſelbſt
zu ſorgen und ſich zu regieren. Doch nicht allein dieſes
Gefühl der Hilfsloſigkeit läßt den Neger die Sclaverei
Megerfclaben, 83
der Freiheit vorziehen, hierauf wirft eben fo mächtig das
Verhältniß ein, in welchem der Sclave faft überall zu ſei—
nem Herrn und deffen Familie fteht, in deren Mitte, unter
deren Pflege er geboren und mit der er herangewachfen
ift, und niemals wird fih ein Pflanzer zum Berfauf eines
Sclaven entfchließen, wenn er nicht durch die Böswilligkeit
defjelben dazu gezwungen wird, damit der fchlechte nicht
die guten verderbe, Hat aber die Zahl der Neger auf
einer Pflanzung fich durch natürliche Fortpflanzung fo ver-
mehrt, daß ihr Beſitzer durch ihren Unterhalt zu verarmen
befürchten muß, fo ift es unter hundert Mal neunundneungig
Mal der Fall, daß er dem Neger felbft die Wahl überläßt,
zu welchem der faufluftigen Pflanzer er gehen will, Alle
jene Sclaven, welche man in öffentlihen Blättern wie
Waare zum Verkauf ausgefchrieben Tieft, was allerdings
einen entjeglihen Eindruck auf jeden gefühlvollen Men—
ſchen macht, find mit wenigen Ausnahmen folhe, welhe
wegen Erbfchaftstheilung oder in Folge Banferotts ihrer
Beſitzer zum Berfauf fommen, und diejenigen Weißen,
melde in den größeren Städten des Südens aus dem
Ans und Berfauf folher Sclaven ein Gefhäft machen,
fteben in der allgemeinen Achtung um nichts oder wenig
höher als die Waare, welche fie feilbieten, —
Wer fih nah Schilderungen von Didens, Miß Mar-
fineau, Mr. Wyſe, Naumann und Anderen eine Borftellung
von der Behandlung der Negerfelaven auf Pflanzungen
und in Städten macht; wer, wie fie, jede Wunde, Die ein
Neger an fi trägt, der Graufamfeit des Herrn zufchreibt
und ganz zu vergefien fcheint, oder wirffich nicht daran
denft, daß die Sclaven in den Zudermühlen, bei Bauten
und bei anderen Arbeiten nicht felten ein Glied verlieren
oder verftümmeln, der mag ſich allerdings davor entjegen;
wer aber Zeuge der, den Negern wirklich zu Theil mer:
denden Behandlung gewefen, der muß gefteben, daß viele
| *
84. Megerlciaven,
deutfche Tagarbeiter, Käthner, Jnftleute und wie die am
Hungertuche nagenden, mit ihre Kräfte überfteigenden Ars
beiten belafteten Unglücklichen fonft genannt werden mögen,
weit fchlechter daran find, als die Negerfelaven, deren
Emaneipation ſchon mander Lord in hochtrabender Rede
fih annahm, während die Fleimen Pächter auf feinen eige-
nen Gütern Hungers ftarben. Negerfclaven müffen wie
ungezogene Kinder beauffichtigt werden, und fo werben fie
es auch; diefe ruhige Strenge artet nie in ſolche Graus
famfeiten aus, wie fie fentimentale Engländer ſich aufbin-
den laſſen, und wie gutmüthige, leichtgläubige Deutfche fie
ihnen bona fide nacherzählen. Schon derfelbe Grund, der
den deutſchen Bauer abhält, fein widerfpenftiges Pferd zu
verftimmeln oder gar zu tödten, würde den Sclavenhalter
von graufamer Behandlung feines Sclaven abhalten, hiel-
ten ihn nicht fchon Die Geſetze zur Menfchlichfeit an, erfor-
derte nicht fchon fein Renommee in der Nachbarfchaft, daß
jeine Neger gut gehalten würden. Man überzeuge fich
nur von dem gefunden Ausfehen, der ewig heitern Laune
diefes Tachenden, fingenden, plappernden Völkchens, und
man wird nicht mehr an der ihm zu Theil werdenden
guten Behandlung zweifeln.
In BVirginien ift es faft auf allen Pflanzungen ein-
geführt, daß fämmtlihe Sclaven einer Pflanzung in einem
großen Gebäude beifammen wohnen, bei der großen Nei«
gung der Farbigen Ccoloured people hören fie fih am Tieb-
ften nennen) zur Unfittlichfeit ift es aber viel befler, jeder
Familie, wie es in den übrigen Sclavenftaaten der Brauch
ift, eine. eigene Hütte zu geben, auf deren Sauberfeit jedoch
ein fehr wachlames Auge gerichtet fein muß, weil bie
" Neger, troß ihrer außerordentlichen Eitelfeit, doc feinen
Degriff von Ordnung haben. Eine folhe Negerhütte ift
gewöhnlih 16 und 12 Schub groß, bei entfprechender
Höhe, und in gutem Stande, Nur auf Plantagen von
Ackerbau. 85
Franzoſen und Kreolen *) ſieht man hin und wieder bau⸗
fällige Negerbütten. %
Was man aber auch Gutes über die Lage der Neger:
felfaven vorbringen kann, was fih auch über den Mangel
ihrer geiftigen Bildungsfähigfeit fagen läßt, die Sclaverei
ift ein Schandfleck für die nordamerifanifchen Freiftaaten,
ehe man diefe aber in blindem Eifer verurtheilt, werfe
man einen Blick auf die Entftehungsweile des Uebels und
Verne feine wahre Bedeutung und die Unmöglichkeit, ſich
deffelben zu entfchlagen, in der Nähe fennen **),
Acerbau und Viehzucht.
Durhgängig guter und dabei billiger Boden; im All-
gemeinen günftige klimatiſche Verhältniſſe; natürliche und
fünftliche Communicationgmittel in jeder nur einigermaßen
angefiedelten Gegend, und Abgaben, die, kaum der Rede
werth, yon neu eultivirtem Lande erft nach fünf Freijahren
erhoben werden, Taffen den bei Weitem größten Theil der
Devölferung der Bereinigten Staaten fih dem Aderbau
zuwenden, der nach Flimatifchen und Bodenverhältniffen in
zwei Abtheilungen zerfällt: in den Plantagenbau des Sü—
dens und Südweſtens und in den eigentlichen Aderbau,
der zur Erzielung aller europäiſchen ——— und
Futterkräuter betrieben wird.
N Kreolen: in Nordamerika geborene Nachkommen von Süd—
Europäern.
*) Außer Weißen, Indianern und Negern giebt es auch noch fol
gende Mifchlings-Racen: Mifchlinge von Weißen und Indianern wer—
den Meftizen, die von Negern und Indianern Zamboes genannt.
Die Nachkommen von einem Weißen und einer Negerin heißen Mu—
latten; von einem Weißen und einer Mulattin Terzeronen; von
einem Weißen und einer Terzerone Duarteronen; von einem Weißen
und einer Quarterone Quinteronen.
86 Piantagenbau, Ackerbau,
Der Plantagenbau, der auf großen Pflanzungen
Durch Negerfelaven betrieben wird, erfordert zum Anfauf
von Grund und Boden, mehr aber noch zu dem der Scla-
ven ein bedeutendes Capital. Aus diefen Gründen, aus
erklärlichem Widerwillen gegen Die Sclaverei und aus Un—
verträglichfeit des Klimas in den zum Plantagenbau vor-
züglich geeigneten Gegenden mit der Körperconftitution
Eingewanderter, find es, außer einigen wenigen Sranzofen,
ausschließlich Eingeborene, Die fich mit Diefem Zweige der
Landwirthfchaft befchäftigen. Wir fünnen uns hier deshalb
darauf befchränfen, in Kürze anzuführen, daß auf Plan—
tagen Zuder, Reis, Tabaf und Baumwolle gebaut, Tabaf
und Baumwolle aber au, neben den gewöhnlichen Ge-
treidearten, auf manchen von folhen Landgütern erzielt
werden, auf denen die Arbeit nicht von Sclaven verrichtet
wird und die in für Deutfche ganz gefunden Gegenden
fiegen. Auf die Tabafs- und Baummolleneultur werden
wir daher in unfern „Natbichlägen für den nah Nord—
amerika auswandernden Landmann“ zurüdfommen.
Der Aderbau fteht in den ſchon längere Zeit culti«
virten Gegenden der öftlichen und mittleren Staaten auf
faft gleiher Stufe mit dem in Deutfchland, und je länger
eine Strede Landes in den übrigen Staaten bereits der
Gultur unterworfen war, defto forgfältiger wird der An-
bau derfelben betrieben, wie einzelne Theile Ohio's, Ken—
tucki's u. f. w. beweifen. — Der Mais oder türfifche
Weizen (Indian corn) ift die am meiften angebaute und
daher auch) in bedeutenden Maffen gewonnene Frucht. Man
bereihnet die jährliche Maisproduction in den Vereinigten
Staaten auf ungefähr 600 Millionen Bufhels, von denen
etwa 230 Millionen Bufhels als Viehfutter, etwa 30 Mil-
fionen Bufhels zum Branntweinbrennen, 6 bis 7 Millionen
Buſhels zur Ausfaat und gegen 110 Millionen Bufhels
für die eigene Bevöfferung gebraucht werden, fo daß bei
Ackerbau, 87
Mittelernten, felbft wenn man annimmt, daß die alljährlich
unter Cultur gebrachten enormen Flächen rohen Landes nur
das Nöthige für den Bedarf ihrer Anbauer und den Zus
wachs der Einwanderer produciren, Doc immer noch mine
deftens 200 Millionen Bufhels Mais zur Ausfuhr fommen
Tonnen, Bon Weizen wurden in den legten drei Jahren
durchſchnittlich jährlich 120 Millionen Bufhels gewonnen,
und davon zum eigenen Bedarf gegen 80 Millionen Bus
fhels verwendet, fo daß ungefähr 40 Millionen Buſhels
zur Ausfuhr verblieben, die dem größten Theile nach in
Geſtalt von Trodenmehl von den atlantifhen Häfen nad
allen Weltgegenden hin verfendet wurden. Der Anbau
von Gerfte, wovon im Jahr 1849. etwa 12 Millionen
Bufhels geerntet wurden, ift im Wachen, feitvem die Bier:
brauerei in der Union immer mehr und mehr in Auf
Ihwung kommt. Roggen wird ebenfalls verhältnigmäßig
wenig gebaut, was feinen Grund darin hat, daß Roggen:
drod faft nur von eingewanderten Deutjchen gegeffen und
die Frucht beinahe ausschließlich zum Branntweinbrennen
verwendet wird, Man fohätt den Ertrag der Roggen:
ernte des Jahres 1849 auf etwa 30 Millionen Buſhels,
von denen etwa 6 Milfionen Buſhels auf die Ausfuhr
gerechnet werden können. Hafer und Buhmeizen, ſo—
wie Hirfe, Erbfen, Bohnen und Wicken werben für
den eigenen Verbrauch im Lande genügend gebaut; bie
Ausfuhr davon ift höchft unbedeutend, — Auf die Urbar:
mahung des Wald» und Prairielandes, den Bau der ver:
schiedenen Gerealien, Kartoffeln, Kürbiſſe, Bataten, Melonen
u. ſ. w. auf Neubruch wie auf bereits cultivirtem Boden
u. ſ. w. werden wir in der ausführlichen Beſchreibung aller
Zweige der amerikaniſchen Landwirthſchaft zurückkommen.
Der Umſtand, daß der amerikaniſche Ackerbauer (farmer)
fein rohes Land urbar macht, um fih und den GSeinigen
eine bleibende Wohnftätte zu gründen, fondern nur, um es
88 Ackerbau, Obftbau, Weinbau.
bei erfter vortheilhafter Gelegenheit fammt allen Verbeſſe—
rungen (improvements), die er darauf gemacht, an einen
Nachzügler zu verfaufen, bewirkt unter anderen Uebelftän-
ben auch den, daß er feine Arbeit unternimmt, deren Früchte
erft nad) Jahren reifen, weshalb der Obſtbau in Nord⸗
amerifa, die’ älteren Staaten ausgenommen, auf einer nie-
drigen Stufe fteht. Aepfel, Birnen, Pflaumen, Kirfchen,
Duitten, Aprifofen, Pfirfiche, Nüffe Kiefern die nördlichen,
mittferen und weftlihen Staaten, Drangen, Kaftanien,
Feigen, Granaten, Mandeln, Oliven der Süden in Menge.
Auch Stachel⸗, Johannis-⸗, Him- und Brombeeren gedeihen
in den meiften Staaten auf’8 Ueppigſte, und wenn der
amerifanifhe Landmann erft einmal dem Obft- und Gar—
tenbau eine größere Aufmerffamfeit widmen wird, fo wird
der Ertrag ein zugleich an Duantität und Qualität befferer
werden, |
Der Weinbau hat in den Testen Jahren, wie wir
in der näheren Befchreibung der weftlichen. Staaten zeigen
werden, einen: erfreulihen Aufihwung genommen, und
fommt das Verdienſt, ihn begonnen und auf feine jegige
Stufe gehoben zu haben, unbedingt den deutfchen Anſied⸗
lern zu, die namentlich vom Rhein her Neben einführten,
Weingärten und Weinberge anlegten und um die Verede—
Yung des Weinftods eifrigft bemüht waren. Es dürfte die
Zeit nicht fern fein, wo Amerifa feinen Bedarf an Ieichtes
ven Weinen vollfommen durch die innerhalb feiner eigenen
Grenzen gezogenen Weine befriedigen, ja einft, befonders
wenn unternehmende und vermögende Männer den Wein—
bau in Teras mit Nachdrud betreiben, den Wein unter
feine Ausfuhrartifel zählen wird. —
Ä Die ausgedehnten Prairien des Wefteng und die Wales
dungen, dazu ein im Allgemeinen äußerſt günftiges Klima
weifen den amerifanifchen Landwirth vor Allem auf das
Bortheilhafte des Betriebs der Viehzucht hin. Man
Vichzucht, Staatsländereien, 89
findet daher alfe, meift aus England ftammenden, europäi—
fhen Viehracen, von deren Zucht daffelbe gilt, was wir
vom Acker⸗ und Obftbau fagten, daß nämlich die älteren
Staaten hierin den meiften Ländern Europas wenig nach—
ftehen, in den jüngeren Staaten hingegen wohl unzählbare
Heerden von Rindvieh und Schweinen und eine Menge
Pferde, Schafe, aucd Geflügel alfer Art gezogen werden,
deren Zucht jedoch feine genügende Aufmerffamfeit gewidmet
wird, Wenn erft einmal die jüngeren Staaten fo lange
angebaut fein werden, wie jetzt die älteren, wenn der aus—
gefogene Boden den Landmann auf Düngergewinnung und
dadurch auf wenigftens theilweife Stallfütterung verweilen
wird, fo wird ſich auch die Viehzucht im Weften heben,
— Staatsländereien
Alle innerhalb der Grenzen der Vereinigten Staaten
liegenden, nicht im Privatbefig befindlichen, uneultivirten Län⸗
dereien find Eigenthum der Bundesregierung, und fteht den
Einzelftaaten, in denen fie Tiegen, Feine Verfügung darüber
zu. Die Verwaltung diefer, Congreßland genannten Lände—
reien hat das in Wafhington befindliche General-Domainen=
directorium (General land-office), welches die Vermeſſung
derfelben, die Anfertigung der Karten und die Verfteiges
rung dur) bie Direct unter ihm ftehenden Unterbeamten
beforgen läßt. Alle diefe Staatsländereien find in acht
Diftriete, von denen jeder unter einem General-Bermefz
ſungsdirector (surveyor general) fteht, und diefe wieder in
Kreife, unter einem Landbureau (land-office), eingetheilt.
Jedes Landbureau wird von zwei Beamten, einem Hypo—
thefenverwalter und einem Cinnehmer, geführt. Der Hy _
pothefenverwalter (recorder) hat die gemachten Landver—
käufe zu regiftriven, der Einnehmer (collector) beforgt das
9 Staatsländereien.
Kaffengeihäft und fertigt Die Duittungen über die Land»
käufe aus).
Zur leichteren Drientirung der Beamten wie der Käus-
fer find ſechs für die ganze Union geltende Hauptmeridiane
angenommen, welde gewöhnlich bei der Mündung eines
Fluſſes oder bei fonft einem genau Fenntlihen Punkte bes
ginnen und von Norden nah Süden durch ſämmtliche
Staaten laufen. Diefe Hauptmeridiane werden jeder durch
von Oſten nad Weften laufende Grumdlinien (base-lines)
vechtwinfelig durchſchnitten, fo daß ſich Duadrate bilden,
und num theilen die Landmeffer (surveyors), welche unter
den General-Bermeffungsinfpeetor fteben, diefe Quadrate
durch auf die Grundlinie, öftlich und weftlich von der Me-
ridianlinie, von 6 zu 6 Meilen errichtete Linien (ranges)
in Kantone oder Graffchaften (counties) und diefe wieder
in Stadtſchaften (townships), deren jede 36 Duadratmeilen
oder 23,040 Acres enthält. Eine ſolche Stadtihaft wird
in 36 gleiche Sertionen von 1 Duadratmeile oder 640
Acres abgetheilt, und diefe wieder in 8 Theile zu 80 Acres
(lots). Die 36 Dundrat-Sectionen jeder Stabtfchaft find
von 1 bis 36 numerirt, und beginnt diefe Numerirung
allemal bei der nordöftlichften Section als Nr. 1, geht an
der Nordgrenze entlang bis zur nordweftlichften Section,
melde alfo Nr, 6 erhält, beginnt wieder mit Nr. 7 in der
zunächſt füdlih an Nr. 6 grenzenden Section, und fährt
in gerader öftlicher Richtung mit 8,9, 10, 11 und 12 fort,
von wo aus bie unter Nr, 12 liegende Section mit Nr. 13
bezeichnet wird. Bon Nr. 13 nah Weften hin erhält die
Sertionen-Reihe die Nr, 14, 15, 16, 17 und 18. Mit
Nr. 19 wird dann wieder die unter Section 18 liegende
Section bezeichnet, und fo fort bis zu Nr. 36, wie au
die hier folgende Figur einer Stadtfchaft deutlich zeigt:
*) Ein Berzeichniß der öffentlichen Landbureaur folgt im Anhange,
' Staatsländereien: Derkauf.- 91
65773291
"71 8 91011112
18171615 14113
1207210321
30 2972812726125
3132)33134135136
Jede einzelne diefer 36 Sertionen ift wieder in 4 gleiche
Biertelfertionen a 160 Acres getheilt, |
Sp wie fih die Bundesregierung in jedem Staate
oder Territorium eine Stadtichaft von 23,040 Acres zur
Dotation von zu errichtenden Univerfitäten vorbehält, eben
fo referpirt fie fih zur Errichtung von Schulen in jeder
Stadtfchaft die Sertion Nr. 16, die alfo nicht erftanden
werden kann. 9 |
| Auf der alljährlich zur Berfteigerung von Congreß—
and angefegten, durch Die Zeitungen befannt gegebenen
öffentlichen Auction wird das vom Präfidenten der Ver:
einigten Staaten zum Berfauf beftimmte Land zu 14 Dollar
pro Acre aufgeworfen und darf nicht billiger abgegeben
werden. Der Kaufpreis muß baar erlegt werben, und
der Käufer erhält dafür eine Interimsquittung des Ein-
nehmers des betreffenden Landbureaus, die fpäter gegen
die vom General-Domainendireetorium in Wafhington aus-
geftellte Befigurfunde (title-deed) ausgewechfelt wird. Bei
diefen öffentlichen DVBerfteigerungen dürfen nur Parzellen
von 160 Acres zum Verkauf geftellt werden, alle: Länder
reien aber, welche feinen Käufer fanden, fünnen nach der
Verfteigerung zu jeder Zeit zum Minimumspreife von
14 Dollar pro Acre von den betreffenden Landbureaug,
und dann auch in Parzellen von SO und 40 Aeres erftan-
den werden. Nur für den Fall, dag ſich bei Vermeſſungen
Parzellen von weniger als AO Acres, oder von anderer
Größe als 40, 80, 160, 320 oder 640 Acres ergeben, ift
92 - Verkauf, Ciaimrecht,
>
Gongreßland anders als in !/,, Ya, Ya, 1/, und Alıe
Sectionen zu befommen. Bei nicht auf öffentlichen Ver:
fteigerungen verfauften Congreßländereien gelten diefelben
Bedingungen wie bei den auf den Auctionen verfauften:
das Land muß baar bezahlt werden und der Käufer erhält
vorläufig eine Duittung vom Einnehmer, die fpäter gegen
Die amtlich ausgeftellte Befigurfunde umgetaufcht wird.
Für wenig oder gar nicht bemittelte Anſiedelungslu—
ftige gewährt das bezüglich des Congreflandes beftehende
Claimright (Anſpruchs- oder Beſitzergreifungsrecht) befon-
dere Vortheile, Es fönnen nämlich alfe bereits vermeffenen
Staatsländereien in Duantitäten von nicht weniger als
80 Acres*) und nicht mehr als 160 Acres von Jedem, der
21 Zahre alt und amerifanifcher Bürger ift, oder feine Er-
Härung abgegeben hat, Bürger werden zu wollen, und der
nicht bereits 320. Acres Land eigenthümlich befist oder ſchon
früher vom Glaimrecht Gebrauch machte, in Befts genom-
men werden, ohne daß baare Zahlung dafür zu erlegen ift.
Wer alfo eine bereits vermeffene, noch unverfaufte 4 oder
4 Section Congreßland findet, die ihm gefällt, der beftellt
‚einen Theil davon, als ob es fein Eigenthum wäre, und
nachdem er dadurch bewieſen hat, daß er daſſelbe für ſich
zu erwerben gefonnen ift, geht er mit zwei feine Arbeiten
eidlich beftätigenden Zeugen auf das Landbureau, in beffen
Bezirk jenes geclaimte Land liegt, giebt genau Stabtfchaft,
Section und Sectionstheil dejjelben an, und läßt fich, gegen
2 Dollars Gebühr, als Raufluftiger für das geclaimte Land
eintragen. Hat er dann innerhalb eines Jahres vom Tage
der Eintragung an, ein Wohnhaus auf dem geclaimten
Lande erbaut, Land urbar gemacht und umzäunt, und er-
legt er num für jeden geclaimten Acre den Minimumspreig
*) Nur im Falle, daß von einer Achtelfection von 80 Acres die
Hälfte bereits verfauft iſt, kann eine Sechszehntelfection yon 40 Aeres
geelaimt werden.
Llaimrecht, Syuatters, 93
von 14 Dollar, fo erhält er die Befisurfunde Darüber zus
geſtellt. Innerhalb des durch Eintragung geficherten Frift-
jahres darf das geclaimte Land weder öffentlich, noch unter
der Hand verfauft werden, wohl aber kann ein zweiter
Claimer durch Deponirung der ganzen Kaufſumme beim
Landbureau das vom erften Claimer geficherte Land für den
Fall in Anfpruch nehmen, daß der Erftere den eingeganz
genen Berpflichtungen irgendwie nicht nachfommen, alſo
nach Ablauf des Friftiahres feine Anrechte auf das Land
einbüßgen ſollte. Nachgemwiefene Krankheit oder andere nicht
zu befeitigende Hinderniffe bewirfen eine Verlängerung der
gefeglichen Claimfrift audy über ein Jahr hinaus,
Eine dritte Art des Erwerbes von Congreßland tft
die durch das Vorkaufsrecht (preemption-right) geficherte,
der jedoch die eben erwähnte vorzuziehen iſt. Nicht auf
dem Landbureau eingetragene Anftedler auf unverfauften
Staatsländereien (squatters) haben, fobald fie durch Er—
bauung eines Wohnhaufes und Urbarmahung einer Fläche
des von ihnet bewohnten Landes die Abficht zu erfennen
gegeben haben, daffelbe zu erwerben, ſich das Borfaufsrecht
gefichert, welches darin befteht, daß fie bei der über das
von ihnen angefiedelte Land anberaumten öffentlichen Ber-
fteigerung daſſelbe zu dem Preiſe für fich nehmen dürfen, zu
welchem es dem Höchftbietenden zugefchlagen wurde, Oder
bietet Niemand den Minimumspreis von 14 Dollar pr. Acre
dafür, fo fteht es ihnen, dieſen Squatters, frei, daffelbe
für 1! Dollar als ihr Eigenthum zu erwerben. In der
Regel find die Squatters wegen Mangel an baarem Gelde
nicht im Stande, als Käufer aufzutreten, wenn bie von
ihnen bewohnte Parzelle zur Verfteigerung fommt, und da
ziehen fie es vor, ihr gefesliches Vorkaufsrecht und die
Berbefferungen, welche fie auf dem Congreßlande gemacht
haben Cimprovements) gegen eine bilfige Entfchädigung an
einen Kaufluftigen abzutreten.
94 Militairlandfcheine,
Die Einrihtung, daß folhen Soldaten, welche in der
Armee der Vereinigten Staaten einen Krieg mitgemacht,
Staatsländereien Cbounty lands) gegeben werden, haben end-
lich noch eine andere Art des Congreßlandhandels hervor⸗
gerufen, Alle jene Soldaten nämlich, welche den Krieg
gegen Merifo mitmachten, erhielten außer ihrem Solde eine
Landfchenfung von 160 Acres, und zwar dergeftalt, daß
ihnen eine bei jedem Landbureau zu rejpectivende Negie-
rungsanmweifung (military land-warrant) auf 160 Acres Land
eingehändigt wurde, Die meiften der Soldaten haben
diefe Warrants für 80 bis 150 Dollars an Speeulanten
verfauft, die fie mit einigem Gewinn wieder an Anfiede-
fungsluftige verfaufen, und dieſe fuchen fih nun in irgend
einem Theile irgend eines Staates der Union für jeden
in ihren Händen befindfichen Landwarrant 160 Aeres ver:
meffenes und noch unverfauftes Congreßland aus, und geben
die Negierungsanmweifung dem Landbureau als vollgültige
Zahlung.
3
Handel, Schifffahrt, RE CRETBERNT, Gredit, Banken,
Zinsfuf.
Bis zur Befreiung vom englifchen Joche waren Hans
del, Schifffahrt und Manufacturen der Vereinigten Staaten
durch Befchränfungen aller Art gedrüdt; amerifanifche
Schiffe durften nur Küftenfchifffahrt betreiben, gewiſſe Fa—
brifen, wie Hutz, Eiſenwaaren- und andere Fabrifen, durften
nicht angelegt werden, Zolllinien im Lande felbft hemmten
den innern Verkehr, für Hafenbauten, Leuchtthürme, Fluß-
eorrectionen *) u. f. w. geſchah nichts, kurz, die Regierung
Großbritanniens ergriff jedes Mittel, um ihre Colonien in
*) Für Fluß: und Hafenbauten hat das Schagamt für das Jahr
vom 30. Suni 1850 bis dahin 1851 die Summe von 1,035,500 Doll.
in Anfchlag gebracht.
Kandel, Schifffaher, 95
einer möglichft großen Abhängigfeit vom Mutterlande zu
erhalten. |
Trog aller diefer Hemmniffe hatten fich die Staaten
dennoch durch unermüblihe Thätigfeit zu einem gewiffen
Grade von eommerziellem Berfehr emporgefhwungen, als-
fie die Kette brachen, mit welcher Großbritannien jede ihrer
freieren Bewegungen zu feffeln fuchte, und jenen glorreichen
Kampf begannen, deſſen Preis ihre Unabhängigfeit war,
Aber unter den großen Opfern, die diefer Kampf erforderte,
fanf auch der Handel der Staaten, der erft nach Jahren
wieder aufzublühen begann, gehoben durch die günftige Lage,
die natürlichen, glüdlichen Verhältniffe des Landes, ben
Unternehmungsgeift der Nation und eine aus dem Bolfe
felbft bervorgegangene Wegierung, die alle innern Zoll
ſchranken fallen ließ, alle Ausgangszölle, direste Steuern
und Monopole aufhob, und durch Schußzölle*) die Ges
werb- und Fabrifthätigfeit kräftig unterſtützte.
Kaum bemerkbar, wie erwähnt, war Anfangs das
Wiedererwachen der Handelsthätigfeit der Union; der Krieg
hatte die Capitalien des Landes verſchlungen, fremde Ca—
pitalien ihm entzogen und eine Schuldenlaft gefchaffen, welche:
alfen Berfehr zu erdrücken ſchien. Dennod und obgleich
fih im Jahre’ 1813 ein abermaliger bis 1815 währender
- Krieg mit England entfpann, fehen wir die Vereinigten
Staaten fhon im Jahre 1818 im Befise einer Handels-
flotte son 1,225,284 Tonnen, die 1828 auf 1,741,391, im
Sahre 1838 auf 1,995,639 und 1848 auf 3,155,051 Tonnen
angewachfen war, alfo in einem Zeitraum von 30 Jahren
um 150 Prozent flieg, und nach dem Testen Cenfus waren
89,097 Perſonen mit Schifffahrt und 117,067 Verfonen
mit Handel beichäftigt.
Wenn der Krieg von 1813 bis 1815 vorübergehend
*) Der Zolltarif der Bereinigten Staaten folgt im Anhange,
96 Schifffahrt, Manufacturen,
feinen nachtheiligen Einfluß auf Handel und Schifffahrt
übte, fo gab er Dagegen der Fabrifsthätigfeit einen mäch—
tigen Impuls, indem die Zufuhr von englifchen Fabrifaten
gänzlich abgefchnitten, Die von andern Ländern fehr erfchwert
waar, und ſomit die Selbftergeugung der nothwendigſten Ma-
nufacturen und anderer Waaren erheifchte, Mit Metall:
reichthum gefegnet, lag die Hebung des Bergbaues, ber
gegenwärtig gegen 16,000 Perſonen bejchäftigt*), und die
Errihtung von Metallwaaren-Fabrifen nahe, und die be—
deutenden Baummollenernten, welche nicht ausgeführt mer-
den fonnten, riefen Baumwollenfpinnereien, Kattun⸗ und
ähnliche Fabrifen ins Leben, die auch nach dem Kriege fort:
beftanden, durch weitere Anlagen vermehrt wurden, und,
nach dem Testen Cenſus, 791,749 Perſonen befchäftigten.
Sp fam es, daß ſich die Einfuhr von Jahr zu Jahr, im
Berhältniß zur wachfenden Bevölferung, verminderte und
z. B. in den fechs Jahren von 1836 bis 1842 von etwa 200
auf 100 Millionen Dollars herabfanf, während die Ausfuhr,
durch die von Jahr zu Jahr wachfende Production von
Baumwolle, Zuder, Reis, Tabaf, Getreide, Butter, Fleifh,
Talg, Käfe, Pottafche, Hopfen, Salz, Del, Eifen u. ſ. w.
unterftüst, und Dur eine weife Beauffihtigung der Güte
und Berpadung der zur Verſchiffung beftimmten Waaren
in ihrer Neellität bewahrt, in demfelben Maße ftieg**),
*) Die Californifchen Goldgräber nicht mitgerechnet.
**) Werth der Waaren-Einfuhr in die Vereinigten Staaten :
von Anfang Suli 1845 bis Ende Juni 1846 121,691,797 Dollars.
— en, BA Ay 18471285545,
Werth der Wanren-Ausfuhr aus den Vereinigten Staaten:
von Anfang Juli 1845 bis Ende Juni 1846 102,141,893 Dollars.
sr or ABAb „ar 9827. 150,637.464 7
ch J. 1848 betrug die Zolleinnahme der Union 31,757,071 Doll,
Der Gefammtbetrag des Binnenhandels kann, ſoweit er fich ermitteln
läßt, auf wenigftens 550 Millionen Dollars hährtich angeichlagen werden.
Credit, Banken, 97
Zur Hebung des Handels, der Schifffahrt und ber
Manufacturen trug aber auch das in Nordamerifa herr-
chende, in feiner oft zu weit gehenden Ausdehnung mit
Recht angefochtene Ereditfpftem einen nicht geringen Theil
mit bei. Der Credit hat fi in den Vereinigten Staaten
mehr als anderswo als Hebel von riefiger Kraft gezeigt,
der durch fein doppeltes Streben nad) Gleichheit und Aſſo—
eiation einen wohlthätigen, forialen Einfluß ausübt, Sn
allen Ländern der Erde fucht das Capital fich zu eoncen-
triren und fo eine finanzielle Feudalherrſchaft zu gründen;
eine Menge gut ausgeftatteter Creditanftalten hingegen ar-
beiten diefem Streben entgegen und bewirken bis auf einen
gewiffen Punft die Neutralifation jener Concentration der
Gapitalien. Gut organifirte Erebitinftitute verfchaffen dem—
jenigen gegen mäßigen Preis die Mittel zur Thätigfeit,
der moralifhe Garantien einzufesen hat, deſſen Geſchicklich⸗
feit, deffen Ehrenhaftigfeit und Fleiß als Bürgfchaft gelten;
fie bewirfen durch die Emiffion von Banfactien eine Er-
feichterung der Affoeiation der Heinen Capitalien; fie bes
günftigen überhaupt die Heinen Capitalien und den redlichen
und fähigen Arbeiter, ohne deshalb Die großen Gewerb—
oder Handeftreibenden von dem Genuffe ihres Ereditfyftems
auszufhließen. In Ländern, mo der Credit nur wenig oder
gar nicht entwidelt ift, hat nur der Reiche und ausnahms-
weile auch fein Begünftigter Credit, da fließt aller Gewinn
dem einmal vorhandenen, in einzefnen Händen liegenden
Sapitale zu, und der Nichtvermögende arbeitet fich fchwer
oder nie aus der Lage der Abhängigfeit vom Beftgenden
heraus, Anders ift es in Nordamerifa, dort find, wie an-
geführt, Nechtfchaffenheit und Thätigkeit vollgültige Bürg-
haften, auf welche die Mittel erhoben werden Fünnen, fie
geltend zu machen, und wenn auch diefe Bürgschaften bis-
weilen durch den Drang der Verhältniſſe fich als nicht er—
fasfähig beweifen, wenn andrerfeits Beifpiele aufzuführen
Nordamerika, 7
98 Ä Banken,
find, daß ein Vertrauen auf ſolche Garantien zum Nach—
theife, ja zum Ruin der Bertrauenden führte, fo darf man
doch aus folhen Fällen Fein Berdammungsurtheil über das
in NRordamerifa beftehende Greditfyftem und insbeſondere
über die baffelbe befonders repräfentirenden Banken der
- Bereinigten Staaten fällen,
Srren wir nicht, fo wurde die erfte Bank im Jahre
1690 in Maffachufetts errichtet; in Süd⸗Carolina entftand
die erfte Banf im Jahre 1712, in Pennſylvanien im Jahre
4723. Bis zum Jahre 1787 beftanden nur diefe drei Ban-
fen, im Jahre 1805 aber fchon 80, mit einem Capital von
45 Millionen Dollars, 1830 war ihre Zahl bereits auf
320 mit 108 Millionen Dollars Capital, im Jahre 1834
auf 506, 1835 auf 704, 1836 auf 713, 1837 auf 788, 1838
auf 829, 1839 auf 840, 1840 auf 907 angewachfen, von
denen jedoch 507 in Folge der Nachwehen der durch den
Tall der Bereinigten-Staaten-Banf berbeigeführten Krifis
vom Jahre 1837 ihre Zahlungen ganz oder theilmeife ein-
ftellen mußten, oder fie erft fpäter wieder aufnahmen, Ge—
genwärtig zählt man in den Vereinigten Staaten 750 Banfen
mit einem Capital von über 200 Millionen Dollars, fo daß
bei einer- Bepölferung von 224 Millionen faft 10 Dollars
auf den Kopf treffen,
Sämmtlihe Banfen in der Union find Privatunter-
nehmungen, die, je nad) den verfchiedenen darüber beftehen-
den Gefegen und Verordnungen der einzelnen Staaten, ges
wiffe Bedingungen zu erfüllen haben, Wenn wir bier die
im Staate Ohio beftehenden Banfverordnungen anführen,
fo geben wir unfern Lefern darin die Hauptbeftimmungen
der. in allen übrigen Staaten geltenden Banfgefese, In
Ohio ftehen alle Banfen unter der Controle einer von der
Staatsregierung eingefesten Banfeommiffion. Keine Banf
darf Schulden eontrahiren oder Banfnoten ausgeben, deren
Zingfuß, . 99
Werth ihr Banfcapital anderthalb Mal überfteigt, auch
darf feine Banf Fleinere Noten als zu 5 Dollars jede
einzelne ausgeben, (In vielen Staaten, z. B. New-York,
New⸗-Jerſey ꝛc., giebt es fein die Größe der Banknoten
befchränfendes Gefeg.) ine Banf, die ihren Zahlungs-
verbindfichfeiten nicht nachfommt, wird gefchloffen, und ihre
Actionärs dürfen nie wieder eine Bank eröffnen. Alfe
Banken bedürfen zu ihrem Gefchäftsbetrieb und zur Noten
ausgabe der Genehmigung der Staatsregierung.
Wenn dur die Menge der beftehenden Banfen fchon
der Geldverfehr gefördert wird, fo trägt der hohe Zinsfuß
auch wefentlih dazu bei, dem Handel der Union fremde
Gapitalien in Menge zuzuführen. Anftatt daß, wie 3.8.
in Baiern und einigen anderen Ländern Europas, Die ganze
Finanzfunft darin gefucht zu werben feheint, den Zingfuß
im Lande möglichft herabzudrüden, um an den Zinfen für
die Staatsfhulden zu fparen, wodurd fremde Gapitalien
ferngehalten und die eigenen Capitalien denjenigen Nach—
barftaaten zugeführt werden, in denen bei gleicher Sicher-
heit eine höhere Nente erzielt werden fann, find die legis—
fativen Gewalten der. verfchiedenen Staaten des Bundes
bemüht gewefen, ie nad dem Geldbedürfniffe der Bevöl—
ferung und des Staates felbft, einen hohen Zinsfuß, zu—
gleich aber auch Strafen gegen den Wucher feftzufesen.
worüber folgende Tabelle das Nähere enthält:
: Staaten. Be Wucherſtrafen,
Mate. ph . Derwirfung der Schuldforderung.
New-Hampfpire 6... Verwirkung des dreifachen Betrages des
ungefeglih Genommenen.
Bermont ... 6.. Berfuf des Erwucherten und Zahlung der
Procepfoften.
Maſſachuſetts . 6.. Berwirfung des dreifachen Betrages des
ungefeglih Genommenen.
Rhode-gsland 6... Verluſt von Capital und Zinfen.
7*
190
Geſetzl.
Staaten.
Gonnecticut . * —*
J
New-erfey .. 6...
Pennſylvanien 6
- Delaware .. 6
.+
Zins fuß.
Wucherſtrafen.
Verluſt der Schuld.
desgl.
desgl.
desgl.
desgl.
Maryland ... 6.. Wuchercontracte ungültig.
(bei Borfhüffen auf Tabak 8 8.)
B
Nord-Carolina 6
Süd-Carolina.. 7.
TI BORPESEERER, . SPS
Alabama ... 8,.
Miffiffippi ...
8:3
(bei Eontracten 10 $.)
Lönifiana ... 9
Tenneſſee ... 6.
Dr nn 0
6
)
6
..®
Sndiana . ...
(bei Eontracten 10 8.
FUNDS. 2:2 12,
. %
.%
Mifiouri .... 6..
(bei Eontracten bis 10 $.)
Midigan -».. 7...
Arlanlad . -.+: 9%.
(bei Eontracten bis 10 2.)
J
\ *
J ER
(bei Contracten bis 10 2.)
Wisconfin ... 7.
(bet @ontracten bis 12 2)
Berwirfung des doppelten Betrages des
ungefeglihd Genommenen,
desgl.
Berwirfung des Wucher- und des gefeb-
lihen Zinfes, fammt Koften.
Berwirfung des dreifadhen Betrages des
Erwucherten; Contracte ungültig.
Verwirkung des Wurher- und des gefeß-
lichen Zinfes.
Verwirkung des Eriönderten; -
ee ungültig.
desal.
desgl.
Berwirkung bes doppelten Betrages bes
. ungefeglih Genommenen.
Berwirfung des dreifachen Betrages des
Wucherzinſes.
Verwirkung der Zinſen und des Erwucher⸗
ten.
Verwirkung des Erwucherten und eines
Viertels der Schuldforderuug.
Verwirkung des Erwucherten, Contracte
ungültig.
Verwirkung der Zinſen und des ungeſetz—
lich Genommenen.
desgl.
Verwirkung des dreifachen Betrages des
Erwucherten.
Gewerbe, patentwelen. Bi‘
I * » 0
[2 . 747 x >
> ) BEI)
Gewerbe, Patentwefen,
Das in den Vereinigten Staaten herrſchende Credit—
‚foftem, die Schußzölfe und die natürlichen und künſtlichen
Communicationswege des Landes, ſowie die Unbedeutend-
heit der auf allen Zweigen der Induftrie Taftenden Abgaben.
haben, im Verein mit Gewerbefreiheit und Freizügigkeit,
ihren mwohlthätigen Einfluß auf die Gewerbe geübt, und
der fcheinbare Nachtbeil, welcher ihnen aus den geltenden
hohen Arbeitsföhnen erwächft, verſchwindet gegen die Vor—
theile, weldhe die zur Erfparung von Menfchenfräften
erfundenen Mafchinen und Handwerfsgeräthe dem Hand»
werfer gewähren.
Die Bundesregierung hat daher auch ihre bejondere
Aufmerffamfeit dem Patentwefen zugewendet und ſich
den Schuß des Eigenthums von Erfindern und Verbeſſe—
rern von Erfindungen mehr als andere Negierungen ans
gelegen fein laſſen. Sie hat in Wafhington ein Patents
bureau errichtet, bei welchem fich Erfinder oder VBerbeflerer
yon Erfindungen, von Handwerfögeräthen, Mafchinen,
chemifchen oder anderen Präparaten das ausschließliche Aus
übungsrecht ihrer Erfindung auf 14 Zahre fihern Fönnen.
Die zur Erlangung eines Patents zu erfüllenden Vorbe—
dingungen beftehen darin, daß der Patentnachfucher eidlich
erhärtet, daß er felbft der Erfinder oder Berbefferer iſt;
daß er eine in englifcher Sprache abgefaßte, möglichft aus—
führliche Befchreibung feiner Erfindung, fammt genauem
Modell, Duplicatzeichnung, oder Probe Davon beim Patent-
bureau einreicht und die Patentgebühr erlegt. Ergiebt die
amtliche Prüfung alsdann, daß die zu patentifirende Erfins
dung noch nicht, oder noch nicht in diefem Grade der Bers
vollfommnung in den Vereinigten Staaten eriftirt, fo wird
das Patent ausgefertigt und ausgehändigt, Amerikanifche
Bürger und folhe Ausländer, welche fi ein Jahr lang in
102 patentwelen.
den Vereinigten Stoaten aufgehalten und die nöthigen Schritte
zur ſpäteren Erlangung des Bürgerrechts gethan haben,
haben für ein Patent 30 Dollars, Engländer 500 und alle
anderen Ausländer 300 Dollars zu erlegen. Da nur Er
findern Patente ertheilt werden, fo find in der Union Feine
. Einführungspatente zu befommen, Patentinhaber können
ihre Patente aber jederzeit veräußern, Erfindungen, auf
welche bereits in anderen Ländern Patente genommen wur=
den, fönnen auch in den Vereinigten Staaten Patente er-
halten, jedoch wird die vierzehnjährige Dauer derſelben
alsdann von dem Tage an gerechnet, von welchem das ältefte
auswärtige Patent batirt ift.
Sp hat aud das Patentwefen wefentlich dazu beige-
tragen, die Gewerbe in den Vereinigten Staaten, vorzüglich
in den mittleren und öſtlichen, auf eine Stufe der Aus—
bildung zu heben, welche felbft die gejchiefteften aus Europa
einwandernden Handwerfer nöthigt, fih in der neuen Hei-
math noch einmal einer Lehrzeit zu unterwerfen, um mit
Erfolg mit ihren Gefhäftsgenoffen eoneurriren zu können.
Die einzelnen Gewerbe, die Art und Weife, wie fie
in Nordamerika und mit welchem Erfolge fie dort betrie-
ben werden, und welche Ausfichten fich diefem oder jenem
Handwerfer dort darbieten, behandelt die dritte Abtheilung
diefes Buches.
Landſtraßen, Eanäle, Eifenbahnen, Boften, Telegraphen.
In den meiften feiner Theile eben, ift das Land vorzüg-
Sich zur Anlegung von Kunftftraßen und Wegen überhaupt,
fowie von Eijenbahnen geeignet. Wo faum die Eultur
"des Bodens begonnen, breitet fih nach und nad) auch ſchon
ein Neg von Wegen und Landftraßen aus, auf denen ber
Landmann feine Producte zum nächſten Marfte und von
dort feine nicht felbft erzielten Bedürfniſſe wieder heim-
Kanditraßen, Canäle, 103
führt. Die fteigende Landbevölferung ruft bald Heine Dörfer
und Städtchen hervor, die, faft alle mit rafender Schnellig-
feit anwachfend, zu Städten emporblüben, denen bie- ein-
fahen Communicationsmittel nicht mehr genügen, und. es
entftehen Eifenbahnen ftatt der Landftraßen, und das Bette
des benachbarten Baches wird zum Canal umgefchaffen
der die Bewohner der Stadt und ihrer Umgebung mit Der
nächften der großen Flußadern in Verbindung bringt, an
welchen Nordamerifa reicher ift, als irgend ein anderes Land,
Die Flüffe, anfangs son großen Waarenflößen und
archenartigen Slachböten befahren, werden, fo wie fich ihre
Ufer mehr und mehr anfiedeln, immer weiter hinauf von
Dampfihiffen durchfurcht, die, feitdem Das treibende Rad
oder die archimebifche Schraube am Hintertheife des Schiffes
anzubringen erfunden wurbe (propellers), jest auch Die
Canäle durcheilen und fo alle Verzweigungen der Flüffe
bis in jene Gegenden befahren, die fich auf fünftliche Weife
dem natürlihen Waflerftraßennege anfchliegen.
Die Staaten New— Dampibiee und Vermont haben
jeder nur einen Canal von 3 und 4 Meile Länge, Maine
504 Meilen, Maflachufetts 99 Meilen, Rhode⸗Island 45,
Sonneetieut 414, New⸗York 796, New⸗-Jerſey 145, Penn-
ſylvanien 870, Delaware 14, Maryland 74, Birginien 169,
Nord-Carolina 134, Süd-Garolina 294, Georgia 12, Ala-
bama 513, Louiſiana 36, Kentudy 24, Ohio 704, Ins
diana 299 und Illinois 100 Meilen, und im ganzen Ge—
biete der Union find zur Zeit noch an 500 Meilen nivellirt
und zum Theil ſchon im Bau begriffen.
Im Jahre 1825 wurde mit dem Bau der erften Eifen-
bahn begonnen, im Jahre 1848 waren 57634 Meilen bem
Berfehr übergeben, und gegenwärtig beträgt bie Länge
ſämmtlicher Eiſenbahnen in den Vereinigten Staaten 8500
Meilen, deren Bau 230 Millionen Foftete; 400 Meilen
ſind der Vollendung nahe, und 4600 Meilen, worunter
104 Eilenbahnen, Poften,
eine den atlantifchen mit dem flilfen Ocean verbindende
Bahn, werden eheftens in Angriff genommen werben,
Nur in den Staaten New-York und Pennfyolvanien
find Canäle und Eifenbahnen auf Staatsfoften erbaut wor-
den, alle übrigen find Privatunternehmungen, Die Ver—
einigte-Staaten-Regierung benugt aber alfe Eifenbahnen,
Canäle und Dampfichiffe des Landes, einerlei, ob Privat:
oder Staatsunternehmung, zur Beförderung der Poften,
welche fie nicht, wie in manchen anderen Ländern, zu einer
Finanzfpeeulation benust, fondern als eine Nothwendigfeit
betrachtet, für welche Feine Opfer gefcheut werden dürfen.
Daher findet man aud in jeder Stadtſchaft (township),
wenn fie auch nur erft von einigen wenigen Anſiedlern
bewohnt ift, ein Poftamt, das freilich nur von einem am
geeignetften Plage im Stadtbezirfe wohnenden Farmer *)
verwaltet wird, der gemwifle Procente von den von ihm er=
hobenen Poftgebühren als Entſchädigung für jeine Mühe
erhält und eine angemeffene Bürgfchaft zu feiften hat, aber
volffommen genügt, um dahin gerichtete, oder dort auf-
gegebene Briefe und Zeitungen an ihre Adreffe gelangen
zu laffen, Nach dem Ueberfchlage des Schatzamtes betra-
gen die Pofteinfünfte des Jahres vom 30, Juni 1849 his
dahin 1850 Die Summe von 4,905,176 Dollars, welche
durch 16,747 Poftbureaus erhoben wurden, und die Aus—
gaben 4,479,049 Dollars, fo daß ein Ueberfhuß von nur
426,127 Dollars verbleibt. Die Ausgaben für das Jahr
vom 30, Juni 1850 bis dahin 1851 find auf 4,750,138
Dollars und die Koften der Beförderung der Poft durch—
Ihnittlih auf 6 Cents pro Meile veranfchlagt. Die Porto-
tare in den Vereinigten Staaten beträgt: für einen 1/, Unze
ſchweren Brief auf 300 M. Entfernung 5 Cents, auf
*) Barmer, eigentlich, Pächter, in Nordamerifa aber foviel als
Landmann, gleichviel ob Pächter oder Befiger.
Celegraphen. 105
weiter 10 Cents, und für jede 1/, Unze mehr in gleichem
Berhältniffe fteigend.
Die Errihtung und Benutzung von eleltromagnetiſchen
Telegraphenlinien hat in der Union einen außerordent⸗
lich großen Auffhwung genommen, Am 1. Januar 1849
waren in den Vereinigten Staaten 42 Telegrapbenlinien
auf einer Strede von 10,339 engl. Meilen theils in Be—
nugung und theils in Ausführung begriffen, die faft alle
nad Morfe’s Patent und ſämmtlich von Privatgefellfchaf-
ten errichtet und zur beliebigen Benugung des Publieums
geftellt find, Die Tare für bis zu 10 Wörtern, auf eine
Entfernung von 2 Meilen, beträgt 15 Cents, und für
jedes Wort mehr umd bis zu einer Entfernung von 150
- Meilen 1 Cent mehr, Für die Entfernung von der Haupt»
ftadt Wafhington bis nach New-Orleans, 1716 Meilen,
foften die erften 10 Wörter 2 Dollars und jedes weitere
Wort 10 Cents; die Preife find alfo bedeutend niedriger
als auf den deutfchen Telegraphenlinien, was in den ver-
hältnigmäßig billigen Herftelungs- und Betriebsfoften fei-
nen Grund hat. Nur an den Hauptpunften einer nord—
amerifanifhen Telegrapbenlinie fieht man Beamte, an den
übrigen Punkten ift den Farmern, über deren Land die
Linie läuft, die Lieferung der Pfähle, das Einrammen
derſelben und die Aufficht darüber übertragen, wofür fie
einen Antheil am ganzen Unternehmen erhalten, und fo zu
natürlichen Befchügern deffelben gemacht werden, Gegen
wärtig geht man Damit um, eine Telegraphenlinie zwifchen
St. Louis (Miſſouri) uud San Franeiseo (Ealifornien) zu
errichten, welche eine Strede yon 500 geographiſchen Mei-
Yen durchlaufen und etwa 375,000 Dollars koſten wird,
und eine zweite von einem der hervorfpringendften Küſten—
punfte der Union, durch den atlantifchen Deean, nad) Eng
land, deren Herftellungsfoften auf 15 Millionen Dollars
angefchlagen werden,
106 Münzen,
Münzen, Maße, Gewichte.
-
Veberall in den Bereinigten Staaten von Nordame-
rifa wird nad) Dollars zu 100 Gents gerechnet.
Bon Goldmünzen werden Eagles (Adler) zu 10
Dollars, halbe Eagles zu 5, Biertel-Eagles zu 2 Dollars
und 50 Eents und feit kurzer Zeit auch Dollarftüde ge-
prägt. Bon Silbermünzen werden geprägt: Dollars,
halbe und PViertel-Dollars, Zehn- und Fünf-Centsftüde; es
eurfiren aber auch viele ſpaniſche Dollars, die ebenfalls
100 Cents gelten, dann fpanifche Achtel- Dollars oder
123 Gentsftüde (gewöhnlich Schilling, Bit oder Levy ge-
nannt), und Sechszehntel-Dollars oder 64 Gentsftüfe Cim
Norden Sirpenee, im Süden Piccayune genannt). Bon
Kupfermünzen werden ganze und halbe Gentsftüde ge-
prägt, doch find Testere Außerft felten. — Das übliche
Zeichen für Dollars iſt $, das für Achtel-Dollar s, das
für Gent ce. —
Bon fremden Münzen werden folgende durchſchnittlich
zu nachſtehenden Courſen angenommen:
A. Goldmünzen.
Dollars. Cents.
1 unitontiipe DD 15 60
4 do. do. im Verhältniß.
do. NT N, — — 90
1" fpanffge Ba 0 2210000 NER BB he |
3 47 % 15 fpanifche Doublone im Verbaumiß
1 englifhe Five-Sovereign . » 2 2 2 2 2 2. 24 25
1 .do. Double Sovereign - 2 2 2 202. 9°
1::,580,..: alter, Sovexeinnnggg 4... 88
1.00. »@sictorla-Opverelän Sr .;... zadı —— ET: =>
4. do. do. 2 Doll. 41 Eis. u. 2: @2
+ do. Coftind. Comp.) Sovereign : . 2... 2 40
Ku ur, ei ee. 3 —*
JJ © 02 REN 2.0
x
Münzen. 107
Dollars, Cents.
4 englilde. Guinea. nu. en 666
u ot.» Br FE:
1 franzöftfcher Doppel-Louisp’or i a —
1 do. Louisdroe eis 5 — 4 50
40 do. Franes (20 im Berpältnig) — 7:66
6 do. do. i% & 1 12
100 italienifche Lire (40 und 20 im Berhältniß) ra. 2
10- ir het. a erh —
waste: Billa ni ae
1 portugiefiiher Dobravo . . 34 —
4 do. oe 6 Doll, 8 Do, 20 Cis. und 8 50
4 — J——
75 do. deiinii 02% ER
1 do. Moidore 4 Doll, 15 Ste. und RER —
15 ' do. do. a Kern din DRAMA ES NE . r 50
1 BB: ;: SRENBE 0 a a ri
25 niederländifhe Strand ... — 4 75
Gulden (5 im Berhältniß) —5 4 —
1 do. Duckhte ar +20
20 griechiſche Drachmen . . » RE TR
1 dänischer Chriſtians⸗ oder hrederilsd or —66
re ee re:
5:88: per iii bi ET 47300
1 braunfchweig., württemberg., kennen. ., preuß,,
mecklenburg. oder ſächſ. Louisvor -. » » 390.
1 öfterreichifher Sovereign . .. . Gr 85
1 do. Ducaten (Quadrupel⸗ u Bahr
pel-Ducaten im Verhbälniß) 2 20
B. Sitfbermünzen.
900-Tasaatrinn, BES > > © 2,05 —
1200 do. do ia er 4 —
150 do. do, 4 4,5 „dire 12
afrikaniſcher Dollar. .. . .. ln, .295
1 do. do. IK re RE. er 22
Shematar, Gulden . ’. . . 1.228 80
1 do. do. A ER EEPINER 5 24
— ſpaniſche oder portugiefifche Renten 40
do. era . 2.0 — 50
: do. Pefeta ee
108 Münzen,
Dolard. Cents.
200 fpan. oder portug. Reis (Kleinere Stüde im Ber-
hältniß — 20
9* do. Rupie (desgl). — 40
1 enquſo⸗ Krone (je nach dem Gepräge) 1 Doll.
10 618. 1 Doll. 12 Et8. 1 15
4 do. do. (desgl.) 50 Eis un . ..'— 57
1 do. Schilling (desgl.) 20 Cts. und — 23
6 franz. Franes ee ll 6
5 do. do. Re a ES RE ni 93
1..:40.°::8eone 3: 2° 3 — 1 7
1 do. Franc (l, 4 im Brit) Re Re SAT
5 italienifche Fire . . . i a an
1 do. Fa ae ; ———
10 tostanifhe Paulo -. » » 2 97
1 neapolitanifher Scudo . .» 2 2 vv. — 93
J do. Ra EN TR Far GER ae ©
1 do. Ducaten 2 RE FEN PSEFETE
1 fardinifder Scabe |, Nr. to RB
1 bofognifche oder römifche Krone . . .. 2 —- 97
4 fchweizer Franfen . . . a | 8
40 do. Baten (20 im Berpältniß) . 1 6
1. Olaf Bremen. RE 2
1 däntfcher Speciesthaler -» » 2 1 5
do. Reichsbankthaler.. re 152
1 fchwedifcher oder norwegiſcher Speciestpaler | 6
1 rheinländifcher oder holländifcher Gulden . . — 40
1 Eonventiond-Gulden - » 2 2 2 2 2 2 20 8
20 do. Kreuzer . Ve ei ae AA
ESEWPRBERIIIE Ne ne
1 SEROmenibBler 777— — 1 4
3 do. ER a a Sa a UEET 50
368 Bremer Groote . et A. U
1 Laubtfalr . x. RE N RER 1 15
1 ruffifher Silberrubek he er —
25 do. Copeken oo und 10 im Berpätii) — 15
1 do ö A 10
1 griehifher Dradme . . BER — 15
4 .
1 Holländifcher Reiter . .
Maße, 109
Die nordamerifanifchen Mae zerfallen in:
A. Flächenmaß.
1 Geviert-Meile *) (square-mile) — 640 Ader (acres).
1 Ader — 4 Geviert⸗Roods.
1 Geviert-Rood — 10 Geviert-Rods, Poles oder Perches.
1 Geviert-Rod — 304 Geviert⸗Yards.
1 Geviert-Yard — 9 Gepiert-Fuß (foot).
1 Geviert-Fuß — 144 Geviert-Zoll Cinches). ;
1 amerifanifiher Ader — 42,000 baierifhe Duadrat- Fuß, ober
1,,849 Preuß. Morgen.
1 Wiener Joh von 1600 Duaprat-Klaftern = 1,422 amerifanifche
Acker.
1 franzöſiſcher Hectar = 2,,;ı amerikaniſche Acker.
B. Längenmaß.
1 Meile (mile) — 8 Furlongs.
1 Furlong — 40 Rods oder Poles.
1 Rod oder Pole — 54 Yards.
1 Yard = 3 Fuß (foot).
1 Fuß = 12 Zoll (inches).
1 amerifan. oder englifche Meile — 0,,,7 deutfchen
Meile, oder 427,, preuß. Ruthen.
1 amerifan. Yard — 13 Franff, Ellen.
G. Getreidemaß.
1 Laſt = 20 Coombs.
1 Coomb — 4 Bufhels.
1 Buſhel = 4 Pecks.
1 Bed —= 2 Gallons.
1 Gallon = B Pints. }
1 Pint = 34,5 ————
1 Bufhel **) — 3 Berliner, oder 4 bater. Shefet,
oder 0,13 öferreii. Mebe.
) In Teras wird auch nad) Leguas oder leagues, — 4428 Nder, gerechne
”) Bei Getreide gilt geftrichenes, bei Kartoffeln gehäuftes Map.
410 Maße, Gewichte,
D. Weinmaß.
1 Pune = 14 Hogshead.
1 Hogshead — 14 Tierces,
1 Zierce = 13 Barrels,
1 Barrel = 314 Gallons.
1 Gallon = 4 Quarts,
1 Duart — 2 Pints.
14 Gallons — 1 baier, Eimer oder 60 baier. Maß.
E. Biermaß.
1 Butt = 2 Hogsheads.
1 Hogshead —= 11 Barrels.
1 Barrel = 4 Firfins.
1 Firfin = 9 Gallons.
1 Salon = 4 Quart.
1 DQuart = 2 Pints,
Die amerifanifchen Gewichte zerfallen in:
1. Handelsgewicht (Avoirdupois).
1 Tonne (ton) = 20 Centner.
1 Eentner — 112 Pfund.
1 Pfund — 16 Unzen.
1 Unze = 16 Dramen.
1 Pfund Avoirdupois — 14 Unzen, 11 Penny, 16
Gran Troygewicht.
2. Troygemwidt.
1 Pfund —= 12 Unzen.
1 Unze = 20 Penny,
1 Penny — 24 Gran.
3. Apothefergemwidt. -
1 Pfund — 12 Unzen.
1 Unge = 8 Dradmen.
1 Drachme = 3 Serupel.
1 Scruyel = W Gran.
Miliz, 111
Miliz, Landheer, Seemacht.
Jeder nicht Durch nachgewiefene Dienftunfähigfeit ent»
fchuldigte weiße Eingeborene oder Bürger der Vereinigten
Staaten, Regierungsbeamte und Geiftlihe ausgenommen,
ift verbunden, vom achtzehnten bis zum fünfundvierzig«
ften Jahre in der Miliz oder Bürgermwehr zu dienen,
welche aus Snfanterie, Cavallerie und Artillerie befteht,
und deren Dienfte fih in Friedenszeiten auf einige wenige
militärifche Uebungen befchränfen,
Die Miliz ftehbt außer’ aller Verbindung mit dem
regulären Militär, und nur bei Revolten und in Kriegs—
zeiten unter dem Befehle der Bundesregierung, fann aber
auch in folhen Fällen immer nur innerhalb der Grenzen
des Staates verwendet werden, dem fie angehört.
Die Gefammtmiliz der Union, aus ungefähr 2 Mil-
lionen Mann beftehend, ift in Divifionen und dieſe wie—
der in Negimenter eingetheilt, Vier Negimenter bilden
eine Brigade; jedes Negiment zerfällt in zwei Bataillone,
und jedes Bataillon in fünf Compagnien zu vierundfechszig
Wehrmännern. An der Spise jeder Divifion ſteht ein
Generalmajor mit zwei von ihm aus dem Officiereorps
gewählten Adjutanten. Jede Brigade wird von einem
Brigadegeneral geführt, dem ein Brigadeinfpeetor und
zwei Adjutanten zur Seite ſtehen. Jedes Regiment hat
einen Oberſt, einen Oberftlieutenant und einen Major;
jede Compagnie einen Hauptmann, einen Lieutenant, einen
FTahnenjunfer, vier Feldwebel und vier Corporäle.
Die Dfficiere, vom Brigadegeneral abwärts, werben
durch Ballotage ſämmtlicher Miltizmitglieder, der General-
major von den Dfficieren des General» und des Negi-
mentftabes gewählt, und find diefe Wahlen, je nach der
112 Miliz, Wandheer,
Charge, auf die Dauer von fünf bis fieben Jahren gültig,
nad deren Ablauf neue Wahlen vorgenommen werben,
bei welchen die aus dem Amte Scheidenden wieder mit
eoncurriren fünnen.
In Friedenszeiten, wo jedes Mitglied fih nach Be—
lieben kleiden kann, werden der Miliz der meiften Staaten
die nöthigen Waffen vom Staate geliefert; in Kriegs—
zeiten erhält fte Kleidung und Sold, In größeren Städten
haben ſich fogenannte freiwillige Miliz-Compagnien gebil-
det, von denen viele nur aus eingewanderten Deutfchen,
Franzofen und Italienern beſtehen. Diefe bilden gleich—
förmig equipirte, flattlihe Corps, und unter ihnen zeichnen
ſich beſonders die deutſchen Compagnien yon Nem-orf,
Philadelphia, St. Louis und anderen Städten durch eine
den meiften Amerifanern mangelnde militärifche Haltung
und tüchtiges Erereitium aus. —
Das ftehende Landheer der Vereinigten Staaten °
beträgt in Friedengzeiten kaum 9000 Mann, welche der
großen Mehrzahl nach in Grenzforts und als Streifeom«
pagnien (rangers) gegen feindliche Indianer verwendet
werden. Das ganze Heer fteht unter dem Befehle eines
Generalmafors, welcher Commandant en chef ift und in
Mafhington refidirt, und unter ihm wird jede der beiden
Militär Abtheilungen, in welche die ganze Union einge-
theilt ift, von einem Brigadegeneral commandirt.
‚Militärpflichtigfeit exiſtirt nicht; ſämmtliche Soldaten
ſind daher geworben, beſtehen im Frieden faſt ausſchließlich
aus dem Auswurfe der amerikaniſchen und fremden Na—
tionen, und werden durch eine ſehr ſtrenge Disciplin im
Zaume gehalten. Wer ſich als Recrut meldet, erhält
24 Stunden Bedenkzeit bevor er zum Fahneneide zuge—
laſſen wird, und 12 Dollars Handgeld. Ein Alter von
18 bis 35 Jahren, 5 Fuß 6 Zoll Höhe und, gefunder
Körperbau find die nöthigen Erfordernifie zum Eintritt in
Vandheer. 113
die Armee. Die gewöhnliche Dienſtzeit iſt 5 Jahre,
Krieggzeiten, wo die für den Krieg Geworbenen in Frei-
willigen-Regimenter, Bataillone u, f. w. eingetheilt wer-
den, in der Regel 1 Jahr.
Der hohe Sold der Dfficiere, Militärbeamten und
Soldaten, fowie die, im Vergleich mit europäifchen Ver—
bältniffen, bedeutende Anzahl yon Dffieieren, macht die
Unterhaltung des Heeres äußerſt Foftfpielig, fo daß diefelbe
für das Jahr vom 30. Juni 1850 bis dahin 1851 auf
7,298,030 Dollars, worunter 1,433,893 zus für Pen-
fionen, veranfchlagt ift.
Splv:- Tabelle.
Nationen) Fourage. Diener, 3
©
Sold. 190 Gentz |& Dollars] _ = 2
3 für jene |PL.Monat| = = &
Kation, | fürjedes |S | =2 8
“ Sen. IT| «&
| 8° a
= 3 = 2
s |&a8jejäslo| 38 | <
* SZ nr *
A—A——
2 200 6.077 Da EN 5 *
[>=7
m Doll- | Sıö Doll Doll. Do ll Cis. Doll. CEts.
General » Major. 2001| — 15 90 3124| 4162 — 1376| —
Adjutant, Zulage zum Lieutenantsfold. 2411 —| 1] 6|1| 8|—| — — 38 —
Brigade» General . 1041| — |12| 72|3|24 | 3| 461501246150
Adjutant, Zulaze zum Sieutenantsfolo. 20|—|=-|1—|11|1 8] —| — — | 28/50
Generals Adjutant (Oberit) . 909 — 6 36 3 24 233 —183 —
Zweiter General » Adjutant (Oberft- j
lieutenant) . . 73/|—|1 5130/1311 24| 233 — 162 —
Dritter General» « Adjutant (Major) 606 — 41 2413| 24| 2 33 — 141 —
Vierter General-Adjutant (Hauptmann) | 501 —| 4| 24 | ı 8| 1) 16150| 9850
General» Infpector (DOberft) . x 909 — 6 363 24 233 — 183 —
General » Quartiermeijter ( Brigade:
Generat). . 104 | — |12| 72 | 3124| 3| 46 150 | 246 | 50
Bweiter Gen.» » Auartiermeifter (Oberit) WI — 6/1361 3124| 2133 — 183 —
Unter» Gen. ei ——
lieutenant) .. 75 — 5 30—3 24 233 — 162 —
Quartiermeiſter (Major) . 60 —| 4124/13 |24| 2) 3 — 14 —
Zweiter Quartiermeiſter (Hauptmann) 501 — 4/24| 1| 8| 1|16|50| 95/50
Generals Sommuffär (Oberit) 90 — 6 363 24 233 — 183 —
Zweiter Gen.-Gommifjär Sberittient.) 75|—| 3130| 3124| 2|3|1—|162| —
Commiffir (Major) . 6|—| 4 24|3|24 | 27 3I—| 14 —
Commiſſat (Hauptmann). » 2... 501 — 4124| 1 8| 1|16150| 98/50
Commifjär » Adjutant, Zulage zum
Lieutenantsſold. 2... 201 — — - 1 —1 — 1-1 — — 20 —
Nordamerika, 8
114°: VLandheer.
» J—
Rationen. Fourage. Diener.
o
Sol, 8 Dollars 8 2
tr jene pemomat | 8 | 5
Nation, |für jenes & | =& | 8
Pen, || z ”
2 35 a
= 2 ni *
A——
— ——
> & 2 —
Doll. | Eis Doll Doll, Doll |Sr8.| Dell. | rs.
incl Dita — 4208 33 —| —I— | — |— | |— |208 ‚33
Unter - General: Bahfmeifter. ..»,15I-]| 5I80713124| 218 —/182|_—
Bahlmeifter . . .. » —460 1:41 241 8238 — 125 _
General» Stabsarzt. . » .1208 133 | — | — — — | - | — — 1208| 33
Wundarzt, nad zehnjähriger Dienftzeit 60 — | 8l4i1| 8|I 2/13|— 1149| —
MWundarzt, vor zemjähriger-Dienfizeit| 60 |— | 4/24) 1 |, 8| 21331— 1125| _
Unterarzt nach zehn] jähriger Dienftzeit] 50|— | 8/48 | 1 8|'2|33|— |125 +
Unterarzt nad) fünffähriger Dienttzeit | 50|— | 424 | 1 | 8| 1| 16501122 50
Unterarzt vor fünfjähriger Dienftzeit] 3333| 4124| 1 | 8| 1/1650) 9850
Ingenieurs. Topograph. Inge—
nieurs. Ordonnanz-Depar⸗
tement:
Obi. at, N Oi 26 31.2139 — 1183| __
Oberitlieutenant. . . . - 23|—- | 5/30] 3|24| 2/|33|— |162|_
ar PER PER RER oi—-| aa! 3/24| 2133| - 11T _
SURDIMANN = viheine en DT IT | 1 8| 1/1650 | 8 50
Dberlientenant . 2... .13|3| 4| 24| 1 8| 1/16|50| St |gg
Lieutenant. » .1 33|33| 4/2411 | 8| 1/16 50 | 81 83
Dragoner und Schartichügen:
Oberſt rar 190 — 6 363 24 2/31 — 1183| —
‚Dperfilientenant . \ 5 95|— | 5130| 31) 24 | 2133| — |162| __
REEL... ar aaa) wa E12 3 241213|— 114 |._
Hauptmanı . 2... ; 50 — | 4|24| 2 16 | 1) 16150106 | 59
Dberlieutenant . . » 5 33/33| 4 24| 2 |16| 1/16 50| 895g
Lieutenant. : 33133) 4/24 | 2 |16| 1) 16|50| 89 83
Adjutant, Zulage zum Lieutenants ſold 10 — — — — — — — — 10 _
Artillerie und ——
Oberſt . . ——— 75. —1636 3}24 | 231 —166 _
Dberftlieutenant . $ A 6i— | 5130| 3124| 2/31 I1— 1185| _
Major . ea ce 50 22 BIT
Hauptmann . © 2 22... WI —| 41241 — — | 1/15|50| 7950
Dberlieutenant — 30 — 4 24 — — 1 15 50 69 506
Lieutenant. . 2353| — | 41241 — | — | 1,15|)50| 6150
Adjutant und Regiments: "Quartier: .
meifter, ald Zulage zu ihrem
Sientenantsfold . 1 10 | - I -1>111 8 1—t— 1-1 18 | _
Feldwebel erhalten 13 bis 16, Corporäle 9, Signa-
Yiften 9, Mufifanten 8, Huf- und Grobfchmiede 11, Feuer:
werfer 11, Gemeine 7 Dollars monatlihen Sold, und
per Mann eine Ration pro Tag, welde aus 14 Pfund
Rind» oder
3 Pfund Schweinefleiih, 18 Unzen Brod oder
Mehl, 1 Pint Rum, Whiskey oder anderem Branntmwein
Vandheer, Seemacht. 115
befteht, und außerdem kommen noch auf 100 Nationen
2 Duart Sal, 4 Duart Effig, 14 Pfund Unfglittfergen
und 4 Pfund Seife, |
Sämmtlihe befoldete Dfficiere, unter erkenne,
‚find berechtigt, von 5 zu 5 Jahren Soldzulage zu vers
“Yangen, die ihnen, wenn nichts gegen fie vorliegt, nicht
abgefchlagen werden kann.
Freiwillige, welche fi in Kriegszeiten anwerben Yaffen,
erhalten, außer dem Solde, auch noch eine für den gemei-
nen Mann in der Negel 160 Acres betragende Schenfung
unbebauten Regierungslandes.
Die Arfenale des Bundes find in gutem Stande und
mit Waffenvorräthen, befonders mit Bürhfen (rifles), wohl
verjehen,
In Weft- Point, im Staate New: York, am Hudfonz |
fluffe, befteht eine vortrefflich geleitete Militär-Afademie,
welche für 250 Zöglinge eingerichtet ift und zu der der
Eintritt allein von der Bewilligung des Präftdenten ab»
hängt, Außer der Bewilligung des Vaters oder des Vor—
mundes zum Eintritt, werden ein Alter von 14 Jahren,
fertiges Lefen, Schreiben und Arithmetif vom Cadetten
gefordert, deffen Studienzeit 5 Jahre beträgt. Alle Halb»
jahr werden die Zöglinge einer Prüfung unterworfen, die
jehr ftreng ift und immer einige von ihnen zum Austritt
veranlaßt. Das Cadettencorps hat in Weftpoint und deſſen
nächſter Umgebung alle militärifchen Pflichten des regulären
Militärs zu erfüllen. —
Am 27. März 1794 wurde mittelſt Acte des Con-
grefies die Bildung einer Seemacht beſchloſſen, da die
im Befreiungsfriege benugten Kriegsichiffe nach dem Frie—
densſchluſſe theils wegen Untauglichfeit, theils wegen Man-
gel an Mitteln zu ihrer Unterhaltung: verfauft worden
waren, und e8 wurden fechs Schiffe, zwei zu. 36. und vier
zu 44 Kanonen erbaut. Beſonders aber machte fich: der
| 8%
116 Scemacht.
Präfident John Adams um die Vergrößerung ber nord»
amerifanifchen Flotte verdient, fo daß fie am Ende bes
vorigen Jahrhunderts aus dreißig Schiffen befand,
Gegenwärtig befteht die Flotte aus folgenden Schiffen:
4. Linienfdiffe*. |
Pennfolvanien . . von 120 Kanonen,
. BER ERENT 4
Cr 4 3
Ohio er Werde v 74 Z
KRord-Garslinn . :» u A um
Delanitei:. 2: Er,
4 Alabama +. . + " TA as
BER, ee, 16 w
Virginia A Bub KB 174 21899 „ 74 „
NW Dr. v
New-Drland : 44 „
Independence Craft) „ ,94 I
2. Fregatten 1. Claſſe ;
United States . . von 44 Kanonen,
Gonftitution - » » „44 E
pen ER 4
Brandywine : + Pe 7 a
GColumdbia . 2... „ 4A „
Erigtegit DERART
Savannah u. aim,
Raritan Hvar
M u
Gumberland . : + *
) Wenn vollſtändig armirt, führt die Pennſylvania 146, jedes
der übrigen Linienſchiffe 100 Kanonen,
*) Wenn vollftändig armirt, führen die Sregatten I. Claſſe jede
62 Kanonen. R
Seemacht.
117
- Sabine » 2» » ». von 44 Kanonen,
St. Lawrene . » » es:
Sante „44
3. $Fregatten I. Elaffe *).
„
Gonftelation . . . von 36 Kanonen,
NacRoma „2°: 700
Serner aus A Brig . .» .„ & 10
22 Kriegsfchaluppen a 16—20
ar A NE ya
6. do. 17.03 KEN
5 Bombenfdifen „ .». a 1
6 Transportfchiffen a 6-8
folgenden
Dampfſchiffen:
„
„
„
„
n
m
„
und aug
Miſſiſſippi » +.» von 11 Kanonen,
Fulton + * + + * „
Anime; rar an Br
2 RE
Spree u. a2 2 PH
Iris + . . “ . + „
Michigan . I #0
Princeton caffh 1) hr
Da a CI I Hr
„
„
„
„
„
„
„
‚Nach diefer Lifte erfcheint die norbamerifanifhe Sees
macht **) als eine wenig bedeutende, bedenft man aber,
dag alle Handelsfchiffe Nordamerifa’s beim Ausbruch eines
Krieges der Bundesregierung gegen angemeflene Entſchä—
Digung zur Berfügung geftellt werben müffen, und zählt
) Wenn vollftändig armirt, führen die Fregatten II. Claſſe jede
48 Kanonen.
*) Wozuinoh 4 im Bau begriffene Linienfchiffe, 2 Fregatten und
8 Dampfichiffe fommen, fo daß die gange Marine aus 80 Schiffen
befteht.
118 Stemacät,
man die Menge feefähiger Handels» Dampfihiffe und zu
Packet⸗ und Handelsfhiffen auf dem ftilfen und atlantifchen
Dean benugten großen Seefchiffe auf, welche in unglaub-
lich Furzer Zeit in Kriegsichiffe umgewandelt und aus den
wohl verfehenen Arfenalen montirt werden fünnen, fo wird
man zu dem Refultate gelangen, daß die Vereinigten Staa—
ten auf dem bilfigften Wege fi in den Beftt einer ach—
tunggebietenden Seemacht fegen können, in Zeiten des
Friedens aber alljährlich große Summen. erfparen. Für
das Jahr vom 30. Juni 1850 bis dahin 1851 beträgt
der Ausgaben-Ueberfchlag für die Flotte die Summe yon
9,975,078 Dollars 22 Cents.
. Die Bemannung eines Linienfchiffes befteht in der
Regel aus 834, die einer Fregatte I. Claffe aus 453,
II. Claſſe aus 367, einer Kriegsichaluppe aus 188 Mann.
Die Bauart der amerifanifhen Linienſchiffe wird von
Einigen, befonders von Engländern, die ſchwerlich unpar-
teiifch genannt werden Fünnen, ſchwerfällig genannt, die
der Fregatten und kleineren Kriegsfchiffe aber felbft von
- ben firengften Richtern als vorzüglich gelobt. Um unferen
Lefern ein Bild von der Größe eines amerifanifchen Linien-
fchiffes zu geben, wollen wir hier die Hauptdimenfionen
der „Pennſylvania“ anführen, Die „Pennſylvania“ hat
3306 Tonnen Gehalt, vom Vor- bis zum Hinterfteven
224 Fuß, Kiellänge 195 Fuß. Das Unter» Kanonended
bat 205 Fuß 6 Zoll Länge, 55 Fuß 6 Zoll Breite, 27 Fuß
8 Zoll Höhe und 32 Stüdpforten; das Mittel-Nanonended
212 Fuß Länge, 54 Fuß 9 Zoll Breite, 34 Fuß 114 Zoll
Höhe und 36 Stüdpforten; dag Ober-Kanonendeck 217 Fuß
Länge, 52 Zuß Breite, 42 Fuß 54 Zoll Höhe und 36 Stüd-
pforten, und der Ueberlauf hat 47 Fuß 11 Zoll Höhe und
36 Stüdpforten. Der Mittelmaft hat 132 Fuß Länge und
48 Zoll im Durchmeffer, und mißt fammt der Stenge,
Bramftenge, Oberbram⸗ und Flaggenftenge 253 Fuß. Der
Seemacht. 119
Fockmaſt hat 120 Fuß Länge und 44 Zoll im Durchmeffer,
und mißt mit der Stenge, Bramz, Oberbram- und Tlaggen-
ſtenge 252 Fuß. Der Befanmaft hat 99 Fuß Länge und
34 Zoll im Durchmeſſer, und mißt mit der Stenge, 3
Dberbram: und Flaggenſtenge 216 Fuß.
Die im Dienfte befindlihen Schiffe find theils im
mittelländiſchen, theils im ſtillen Meere, dann an der
Südoſtküſte Amerika's und in Oſt- und Weſtindien ſtationirt.
Soldliſte. DoiL jährlich.
Commodore *), senior, im Dienft . + . . 4500
beim Abichtes
Gapitaing, im Seedinft - +» + +... 23500
beim Navy » Yard oder anderem
. ST EWR TREE RE |: 1
— 32.20 ne AR)
Lieutenant, commandirender . + ++ + + + 1800
in anderem Dienft . . » . 1900
Wundarzt, nach fünfjähriger Dienfieit im Slots
ICHDISHE 50 En, 0. OR
— 0 .. 2.05 0... 1200
beim Abfhied » . + +... 800
Seecadett, eingetretener, im Dint . . . 750
BE EBBeBIeHE .. a neh 0
DeiaE AOIWIEed . So. ae RO
Mafter (Schiffer), im Din . : . . . 1100
beim Abichied.- ı..:. - » *.,.. „BOD
Brofeffor der Mathematif . 2 = + + . 1200
Lehrer an der Schiffsihule . 2 + 460
Matrofe, Sonftabler, Zimmermann, Segelnäher
. eines Linienfhifd - + + «+. 750
*) In Nordamerika vertritt der Commodore die Stelle, welche in
andern Marinen der Admiral einnimmt.
120 Seemacht,
Doll. jährlich.
einer Fregattee ehren. 2600
in anderem Dienft » 2 + 2.500
beim ‚Mbichled 137 „27. 30
Die Navy-Yards (Marine-Arfenale und Schiffswerften)
befinden fih in Portsmouth, im Staate New-Hampfhire;
Gharlestomn, Maffachufetts; Sadetts Harbor und Brooklyn,
New-Yorf; Philadelphia, Pennſylvanien; Wafhington, Co—
lumbia-Diftrietz Norfolf, Virginien; ——— Florida,
und in Memphis, Tenneſſee.
Bweite Abtheilung.
Beſchreibung der einzelnen Staaten der nord-
amerifanifchen Union.
Bejchreibung der einzelnen Staaten der nordanteri-
fanifchen Union *).
Die Vereinigten Staaten yon Nordamerika werden
eingetheilt in:
1) die öſtlichen oder Neu- —— Staaten:
Maine, New-Hampſhire, Vermont, Maſſachuſetts,
Rhode⸗Island, Connecticut;
2) die mittleren Staaten:
New=York, New⸗-Jerſey, Pennfylvanien,? Dela-
warez _
3) die ſüdlichen Staaten:
Maryland, Birginien, Nord:Carolina, Süd⸗Ca⸗
rolina, Georgien, Florida, Alabama, Mifftffippi,
Arkanfag, Louifiana, Diftriet Columbia;
4) Die füdweftlihen und weſtlichen Staaten:
Tenneffee, Kentudy, Ohio, Indiana, Illinois,
Miffouri, Teras, Michigan, Jowa, Wisconfin,
Dber-Californien, die Gebiete Miffouri, Nebrasfa,
Neu⸗-Mexiko, Dregon, Minnefotabh.
x
*) Um einer unnöthigen VBertheuerung diefes Buches vorzubeugen,
und dabei doch der uns gefeßten Aufgabe zu genügen: ein.ausführ-
liches Handbuch für den nad Nordamerika auswandernden Deutichen
zu liefern, werden wir in der Befchreibung der einzelnen Gebietstheile
der Vereinigten Staaten diejenigen Staaten und Gebiete, welche fich
nicht zu deutfchen Anftedelungen eignen, in gedrängter Kürze, die an:
deren aber ausführlich fchildern.
124 Der Staat Maine,
A. Die öftllihen oder Neu=-England-
Staaten”).
Der Staat Maine
Der Staat Maine, zuerft im Jahre 1630 angeftebelt,
wurde 1820 aus einem Theile des Staates New-Hamp-
jhire gebildet. Seinen Namen trägt er von Maine in
Sranfreich, welches zu jener Zeit im Befige der Königin
Maria von England war,
Die gefeggebende Gewalt ruht in den Händen eines
Senats und in denen eines Haufes der Abgeordneten, zu-
fammen die Legislatur genannt, die beide alljährlich ge—
wählt werden. Die vollziehende Gewalt hat der gleichfalls
alljährlich vom Bolfe durh Stimmenmehrheit gewählte
Gouvkrneur, weldhem ein von den Senatoren und Abges
ordneten gewählter Rath von Sieben berathend zur Seite
ſteht. Die richterlihe Gewalt haben ein Dber- und ein
Kreisgeriht. Der Gouverneur bezieht jährlich 1500, der
Staatsfecretär 900, der Generaladjutant 700, jeder der
Dberrichter 1800 und jeder der Kreisrichter 1200 Dollars
Gehalt. Der Staat fendet 7 Abgeordnete zum Congreß
nah Wafhington.
Am 1. Detbr, 1848 betrugen die Schulden des Staa-
tes 1,734,861 Dollars 47 Cents, weldhe zu 5, 53 und
6 Procent verzinfet wurden,
Nordweftlih und nördlich wird der Staat von Unter-
Canada, im Dften von New-Brunswid, im Süden vom
*) Einem in Deutfchland verbreiteten Irrthum zu begegnen, be
merfen wir, daß nur die Bewohner der Neu-England-Staaten Yankees
oder Down-Easters genannt werden, daß alfo die Bezeichnung aller
Nordamerifaner mit diefen Namen falfch if. ‚Yankee‘ full das von
den Indianern corrumpirte English oder Englishman fein.
7
Der Staat Maine, 125
atfantifhen Ozean und im Weften von New» Hampfpire
begrenzt. Auf einer Fläche von 36,625 Duadratmeilen,
welche in die Counties Somerfet, Piscataguis, Penobſcott,
Arostoof, Wafhington, Hancock, Waldo, Lincoln, Kenne:
bei, Franklin, Drford, Cumberland und York eingetheilt
iſt, zahlt Maine eine Bevölkerung son 530,000 Seelen.
Der Boden von Maine ift, mit wenigen Ausnahmen,
hügelig oder bergig.e Bon Nordiweften nah Nordoften
zieht fich eine Bergreihe von 60 Meilen Länge und gleicher
durchfchnittlicher Breite dur den Staat hin, und diefer
fließt fih im Norden ein Feiner Bergrüden faft unmits
telbar an.
Der nördliche Theil von Penobfeott-County, Arostoof,
Wafpington und Hancock-County haben fchlechten Boden;
der ſüdliche Theil von Penobieott und Somerfet- County,
dann Piscataguis, Waldo, Lincoln und Kennebed-County
baben guten, das nördliche Somerfet, Franklin, Orford
und Yorf- County zum Theil felfigen, zum Theil thoni—
gen und fandigen und durchweg Armliden Boden. Das
Land am Kennebef und am Penobſcott wird für das
reichfte im Staate gehalten und befonders als Weideland
gefhägt. Die Bundesregierung befigt in den verſchiede—
nen Gounties noch bedeutende Streden Congreßland, wel-
ches zum Minimumpreife von 4 Dollar pro Acre zu
erftehen iſt.
Die bedeutendſten Flüſſe ſind: der Penobſcott, der
Kennebeck, Androscoggin, Saco, St. Croix und St. John;
die Hauptſeen der Moſehead, Umbagog, Sebago, Schoodic
und Cheſuncook.
Das Klima ift zwar ſchroffen Wechſeln ——
doch ſpricht das häufig vorkommende hohe Alter der dort
Gebornen oder dorthin Uebergeſiedelten für ſeine Zuträg—
lichkeit. Die Winter, von Anfangs Detober bis zum April
126 Der Staat Maine,
anhaltend, find ſtreng, die Sommer drüdend heiß. Der
Uebergang vom Winter zum Sommer ift äußerft raſch, fo
daß es feinen eigentlichen Frühling giebt, der vom Sommer
zum Winter allmählig und angenehm, und der Herbft bildet
die Tieblichfte Jahreszeit. Die Kürze der wärmeren Jah—
veszeit drängt die Arbeiten des Landmannes auf wenige
Monate zufammen und hemmt den Auffhwung der Bieh-
zucht, weil große Duantitäten Futterfräuter für die lange
Durhwinterung des Viehes erzielt werden müſſen. Aus
diefen Gründen ift der Staat zu deutſchen Niederlaffungen,
‚deren e8 eine in Waldoborough und eine in Biddeford
giebt, nicht zu empfehlen, obgleich die Regierung zur He—
bung der Landwirthſchaft nicht unbedeutende Preife für
Getreideerzeugung ausgefegt hat.
Blühender als die Landwirtbfchaft und begünftigt Durch
fihere Buchten und Häfen, durch den 504, Meilen langen
Cumberland- und Drford- Canal, die 12 Meilen lange
Bangorz und Piscataguis-, und die 52 Meilen lange Port-
land-, Saco- und Portsmouth -Eifenbahn, find Handel,
Schifffahrt und Meanufacturen des Staates. Beſonders
lebhaft ift die Ausfuhr yon Schiffs- und anderem Bauholz,
welches aus den herrlichen Fichten, Bucden-, Birfen-,
Eichen-, Ahorn- und Lindenwaldungen der inneren Coun—
ties gewonnen wird, dann von Theer, Pech, Eifen und
Schwefel. Die Manufacturen liefern Wollen, Baum:
wollen, Eiſen- und Lederwaaren, Hüte, Stiefeln, Schuhe,
Branntwein ꝛc. Die 28 Wollenwaaren -Fabrifen des
Staates Tiefern hauptfächlich Caſimire.
| Der Staat zählt vierzig Banfen mit einem Grund»
capital von 3 Millionen Dollars, melde Noten bis zu
1. Dollar herab ausgeben, Die Noten diefer Banken ſtehen
‚gegen Flingende Münze %/, bis 10 Procent unterm Nomi-
nalwerthe.
Die Hauptſtadt des Staates, Auguſta, in Kennebeck—
Der Staat Maine. : 127
County, an dem bis dahin für Schiffe mitlerer Größe ſchiff⸗
baren Kennebedfluffe gelegen, zählt 6500 Einwohner, ent-
hält das Staatshaus, ein Bundeszeughaus, und verfhiedene
andere, recht ftattliche, öffentliche Gebäude, wirb aber von
Portland- City, in Cumberland-Eounty, an der Cas—
cobat, welches 16,000 Einwohner hat, ſowohl an Tieblicherer
Lage, Lebhaftigfeit des Handels, der Schifffahrt und Ge—
werbe, wie auch an gefchmadvollen Privat- und öffentlichen
Gebäuden, morunter das Stadthaus, einige Banfen, mehrere
Kirhen und das Rathhaus zu zählen find, überflügelt.
Unter den Fabrifen Portlands find einige fehr bedeutende,
auch an Schulen und Afademieen ift die Stadt reich, und
mehrere ihrer Wohlthätigfeitsanftalten befisen anfehnliche
Fonds. Zhr an Größe zunächſt fommt Bangor, am bis
dahin fchiffbaren Penobſcott, in Penobſcott⸗County, welches
über 10,000 Einwohner zählt, die einen ausgebreiteten
Holzhandel treiben und Bofton faft ganz allein mit Baus
und Brennholz verforgen. Das hier befindliche theologiſche
Seminar fteht nicht mit Unrecht im Geruche der Muderei,
welche überhaupt in den Neu-England-Staaten viele An—
bänger zählt. Berühmter ift das College in der reizend
am Androgcoggin, in Gumberland-County gelegenen Stadt
Bruns wick, deren 5000 Bewohner fih vorzüglid der
Wollen, Baummollen- und Lederwaarenfabrifation widmen,
zu deren Betrieb ihnen der Pejepfeott-Wafferfall feine Kräfte
leibt. Bath, am Kennebed, in Lincoln-County, zeichnet
fi) durch einen vorzüglihen Hafen aus und hat gegen
6000 Einwohner. Seiner Kalfbrennereien und Bauholz-
verfhiffung wegen verdient auh Thomaston am St,
Georgefluffe genannt zu werben, Die Stadt zählt reichlich
6000 Einwohner und in ihr befindet fi das Staatsges
fängnig und ein Baptiften- Seminar. Weniger bedeutend
find Harrington in Wafhington-Eounty, Ellsworth
und Rocksport in Hancod-County, Belfaft in Waldo-
IRB Der Staat New⸗Hhamphlhire.
County, Topsham in Eumberland- und Alfred in YJorf-
County. —
Der Staat New-Hampfhire,
zuerſt im Jahre 1621 durch die Engländer angeſiedelt,
und im Jahre 1639 von der Plymouth⸗-Compagnie dem
Gapitän John Mafon verliehen, trägt feinen Namen
von demjenigen bes Sites des Berleihers des Patents,
des damaligen Gouverneurs von Portsmouth in Hamp—
fhire, England, und war einer mit von den dreizehn
Staaten, welde am 4. Juli 1776 ihre Uuobgängigiei
von Großbritannien erklärten.
Der Senat und das Haus der ———— beide
zuſammen General Court genannt, haben die geſetzgebende,
der Gouverneur und ein Fünfer-Rath die vollziehende Ge—
walt. Gouverneur, Rath, Senatoren und Abgeordnete
werden alljährlih gewählt, wobei jeder 21 Jahre alte,
Steuern zahlende, nicht aus einer Armenfaffe unterftügte,
männliche "Einwohner des Staates. Stimmredt hat. Der
Gouverneur bezieht jährlich 1000, der Staatsferretär und
der Schatmeifter jeder 800, der Generaladjutant 400
Dollars Gehalt. Zum Bundescongreß in Wafhington
ſchickt der Staat vier Abgeordnete.
‚Der Dbergerichtshof, welhem zugleich die Kanzleige—
vichtsbarfeit zugetheilt ift, Hält jährlich in jedem Gerichts-
freife des Staates eine Sisung, und feine Richter find
auch Kichter des Gerichts für Privatftreitigfeiten, welches
aus einem Richter des Dbergerichtshofes als Präjes und
zwei Kantongrichtern (county judges) zufammengefegt ift.
Der Dberrichter des Obergerichtshofes hat einen Jahrge—
balt von 1400, der Beirichter und der Generalfiscal jeder
1200 Dollars,
Der Staat New⸗Hamplhire. 429
: New-Hampihire ift fchuldenfrei.
Der Staat zerfällt in die Eounties Coos, Grafton,
Carroll, Belfnap, Merrimaf, Sullivan, Chefhire, Hille-
borough, Rockingham und Strafford, umfaßt 9491 TOM,
und zählt 319,000 Einwohner, Seine Nordgrenze bildet
Unter-Sanada, die Oſtgrenze Maine und der atlantijche
Dean, die Südgrenze Maffachufetts und die Weftgrenze
Vermont. Die bedeutendften Flüffe find der: Connecticut,
Merrimak, Androscoggin, Saco, Picataqua, der obere
‚und der untere Amonoohuc, der Sugarfluß, Contoocod,
Aſhuelot, Naſhua, und Margallaway; die anfehnlicheren
Seen ſind der Winnipiſergee, Umbagog, Oſſipee, Sunapen,
Squam, und die Newfoundland-Seen.
An der Küſte flach und ſandig, außer an den Fluß⸗
mündungen und Ufern, welche faſt durchgängig guten
Boden haben, erhebt ſich das Land etwas mehr im Innern
zu anſehnlichen, von ſchönen, maleriſchen Thälern durch—
ſchnittenen Bergreihen empor, deren höchſte Spitzen, unter
denen der Mount Waſhington von 6234 Fuß Höhe, die
weißen Berge (white mountains) genannt werden. Gleich
Maine ift auh NewsHampfhire reich mit Tannen, Fichten,
Eichen, Aborn, Buchen, Birken, Linden, Erlen, men
und Eichen bewaldet, ‚hat ein dem jenes Staates ähnliches
Klima, kurze, heiße Sommer, ftrenge, lange, anhaltende
Winter und Schroffen Wechfel der Witterung. Diefelben
Hindernifje, deren wir bei Maine erwähnten, ſtehen auch
bier dem vortheilhaften Betrieb der auf einer. hohen Stufe
der Ausbildung ftehenden Landwirthſchaft und Viehzucht
entgegen und erlauben ung nicht, den Staat ald Auswan-
derungsziel für deutiche Landwirthe zu empfehlen.
Handel und Manufacturen blühen; die Schifffahrt
und der Schiffbau werden lebhaft betrieben, Ausgerührt
werden Maften, Balfen, Sparren, Pottafche, Wolle, Weizen,
Gerſte, Obſt, Apfelwein, Salsfleifh und ru Dlei und
Nordamerifa,
130 Der Staat New⸗Hamplhire.
Kupfer. Wollen- und Baumwollenwaarenfabriken giebt
es in Menge; von erfteren allein 88. Zwei Eiſenbahnen,
yon denen die eine einen Theil der Bofton-Portland-Bahn
bildet, die andere Concord und Nafhua und die Fabrif-
ftadt Lomel, im Staate Maffachufette, mit einander ver—
bindet, und der 3/, Meilen lange Bomw-Ganal vermehren
die Communicationsmittel des Staates. Die Noten der
im Staate beftehenden 25 Banfen ftehen ?/, Procent unter
pari. . |
Concord, Hauptftadt: des Staates in’ Sullivan
County, zählt 5341 Einwohner und liegt am Merrimad,
deſſen Fälle zum Treiben von Mafchinen benugt und durch
Ganäle für die Schifffahrt umgangen werden. Unter den
öffentlichen Gebäuden der Stadt zeichnet ſich befonders
das Staatenhaus durch feine geſchmackvolle Bauart aus,
Dover, in Belfnap-County, Liegt am Goceco, deſſen
Waſſer die Triebfraft zu der bedeutenden Anzahl von Fa-
brifen herleiht, welche die Stadt befist. Die Zahl der
Einwohner wird auf 7000 gefhäst, yon denen einige
große Manufacturen im nahe gelegenen Great-Falls
befigen. In Stafford-County, am Piscataqua, liegt Portg-
mouth mif 10,000 Einwohnern, die einzige Hafenftadt
des Staates, welche bedeutenden Handel und Schifffahrt
treibt, und auf der dem vortrefflihen Hafen gegenüber:
liegenden Continental⸗Inſel eine große Schiffswerft befigt,
welche mehrere hundert Arbeiter befchäftigt. Hier befindet
ih das Staats-Frrenhaus, Ereter, Stafford=County,
hat ziemlich bedeutende Manufacturen, wird aber häufiger
wegen der dort befindlichen, mit einer bändereichen Biblio:
thek verjehenen Akademie genannt, Die Stadt hat 2000
Einwohner. Nafhua, in Rodingham-County, am Merri-
mad, hat nicht unbedeutende Fabrifen und zählt gegen
7000 Einwohner. Amherſt, im nämlichen County’ und
am Sonehegon liegend, iſt ein niedliches, betriebfames
Der Staat Dermont, 131
Städtchen mit 1600 Einwohnern. Hannover, Grafton—
County, am Connecticut, mit 2000: Einwohnern und dem
Dortmouth2 College. Weniger bedeutende Städte find
Keene und Rihmond in Hillsborough-, Rocheſter in
Belfnaps, Haverhill in Graftons und Lancaſter in
Coos⸗County.
Der Staat Bermont,
urfprünglich von New-York und New-Hampfhire in Ans
Spruch genommen und lange der Zanfapfel zwifchen beiden,
trat im Jahre 1791 als felbftftändiger Staat dem Bunde
bei, und trägt feinen Namen (grüner Berg) von der, von
Fichten und Tannen bewaldeten Bergreihbe (Green moun-
tains), bie fih 15 bis 20 Meilen breit mitten durch ihn
hinzieht, und deren hervorragendſte Spigen, der Mans—
field 4279, der Camels-Rump 4183 und der Kellington=
Pif 3454 Fuß über dem Meeresfpiegel erhaben find,
Die gefeggebende Gewalt haben der aus dreißig,
Mitgliedern beftehende Senat und das aus 231 Mit-
gliedern beftehende Haus der Abgeordneten. Die voll-
ziebende Gewalt Tiegt in den Händen des Gouverneurs,
des Bice-Öpuverneurs und eines Zwölfer-Rathes, welche
dur) Stimmenmehrheit vom Volke gewählt werden.
Jedes County ftellt einen Senator, jede Stadtfchaft einen
Abgeordneten : Der Staat fendet vier Mitglieder zum
- Bundescongreffe. : Stimmrecht hat jeder 21 Jahre alte
Bürger der Bereinigten Staaten, der ein Jahr Yang vor
der Wahl im Staate anfälfig war, Feine Unterflügung
aus: der Armenfaffe und einen unbefcholtenen Ruf ge-
nießt.
Die richterliche Gewalt haben der aus fünf Richtern
beſtehende Dbergerichtshof, die Kreisgerichts> und die
132 Der Staat Dermont.
Gerichtshöfe, zu denen die Richter alljährlich von der
gejekgebenden Gewalt gewählt werben. Ein aus 23 vom
Bolfe erwählten Mitgliedern beftehender Cenforenrath hat
alle fieben Fahre zufammen zu treten und über die Auf-
vehthaltung der Berfaffung und über das Wohl des
‘ Staates überhaupt zu wachen.
Der Gouverneur bezieht einen jährlichen Gehalt von
750 Dollars, der Vice-Gouverneur 4 Dollars täglich, fo
lange er den Borfig im Senate führt, die Senatoren und
Abgeordneten 1 Dollar 50 Cents pro Tag während. der
Dauer: der Sigungen: der 'gefeggebenden Gewalt. Der
Staat iſt fchuldenfrei.
Begrenzt: wird Vermont im Norden von Unter—
Eanada, im Oſten von Nerw-Hampfhire, im Weften von
New- York, und im Süden von Maffachufetts. Der Staat
umfaßt: 10,219 TDMeilen, auf denen 293,200: Menfchen
leben, und’ wird. in die Counties Grand⸗Isle, Franklin,
Srlteng Effer, Caledonia, Lamville, Chittenden, Wafhing-
ton, Drange, Addifon, Rutland, Windfor, Windham und
Bennington veingetheilt,
Die ,bedeutendften Flüſſe des Staates find der Eon⸗
nectieut, welcher an der Oſtgrenze hinſtrömt, der Onion,
— * Otter, Miſſique, White, Weſt, Black, Deerfield
und Paſumfic. Von den Seen find, außer dem etwa
200 Meilen langen Champlainſee, mit hübſchen Inſel—
gruppen, ſchön bewaldeten Ufern und klarem, durchſich—
tigem Waſſer, der faſt die ganze Weſtgrenze gegen dei
Staat New - Yorkı bildet, nur noch der. Memphremagog,
etwa 40 Meilen lang, der Willougbby , etwa 6 Meilen
lang, und der Bombazine-See, 8 Meilen Yang, des Nen-
nens merthi Kleinere Seen find in groper Anzahl über
alle Theile Vermonts zerftreut.
Das Klima ift durchaus gefund, wenn auch der Wech-
ſel ‘der Witterung faft immer ylöglich eintritt. "Sn der
Der Staat Vermont, | 133
Negel tritt der Winter mit dem Monat November ein
und währt in bedeutender Strenge bis Ausgangs März
oder Mitte April, beichränft alfo auch hier, wie in Maine
und New-Hampfhire, die Feldarbeitszeit des Ackerbauers
auf ein Drittheil des Jahres, und nöthigt denfelben dieſe
für; gemeffene Zeit auch noch zum TH mit zur Er-
zielung von Futter für die Meberwinterung feines Viehes
zu verwenden, Ein Vortheil bei diefem Uebelftande ift
der regelmäßig alle Winter eintretende ftarfe Schneefall,
der den Boden und befonders die Winterfaaten vor Froft
fhügt und im Frühfahre bedeutend zur Förderung der
Vegetation beiträgt. |
Die Güte des Bodens gibt fich ſchon Durch Die reichen,
hochſtämmigen Buchen-,. Eichen: und Nadelholzwaldungen
des Hochlandes und die üppigen, wenngleich weniger hoch—
fämmigen Ulmen, Efchen, Ahorn und Lindengehölze Fund,
welche die Flußufer einfiumen und ſich durch die Niede-
rungen erſtrecken. Aderbauerzeugniffe find Weizen, Roggen, "
Gerfte, Mais, Hafer, Erbfen, Hanf und Flache, und auf
den reichen Wiefen des Flachlandes wird eine nicht unbe-
deutende Viehzucht getrieben. Beträchtliche Duantitäten
von Butter, Käſe und Salzfleiſch, fo wie die aus den
Laubholzwaldungen gewonnene Pott und Perlafche werden
jährlich zum Werthe von etwa 700,000 Dollar nach Mont-
real, Bofton, New-York und anderen Stapelpläsen aus—
geführt. Im den mittleren Counties ift der Eifen- und
Bleireichthum bedeutend, und die Counties Bennington und
Adifon Kiefern einen feften, reinen Marmor, der viel zu
‚Bauten und Sculpturen verwendet wird,
Der Handel des Staates ift wegen feiner Lage mitten
im Lande faft nur auf den Abſatz der Landesproducte be-
ſchränkt; auch an Fabrifen befist Bermont, außer 76 Wollen»
waaren » Fabrifen, Feine yon Bedeutung, dagegen blühen
feine Gewerbe, und Säge, Papier- und Delmühlen, Effig-
-
134 Dir Staat Derment,
und Bierbrauereien und Branntweinbrennereien zählt es
in Menge, |
An Ganälen befist bee Staat den bie Bellewsfalle
umgehenden Bellows-Fall-Canal, an Eiſenbahnen die
70 Meilen lange Nordbahn. Die Noten der beſtehenden
22 Banfen fteher/, bis 10 Procent unter dem Nennwerthe.
Große Streden unbebauten Landes und die Schlupf:
winfel, welche der gebirgige Theil des Staates darbietet,
begünftigen den Wildftand, daher Hirfche, Bären, Wölfe,
Füchſe und Wildfagen in Menge vorhanden find, : Die
Seen find ebenfo reih an Fifchen wie an wilden Enten
und Gänfen,
Sehenswerth ift die in Tinmouth- Townſhip, Rutland⸗
County, befindliche Tropfſteinhöhle, die über 100 Fuß tief
und ebenſo lang iſt, und von deren Decke die merkwürdigſt
geſtalteten Steinzapfen herabhängen.
Montpellier, in Waſhington⸗-County, am Onion⸗
Greef, ift die Hauptflabt des Staates, hat ein großes
hübſches Staatenhaus, eine. befuchte. Akademie, mehrere
fattliche Kirchen, und zählt 5000 Einwohner, Benning-
ton, im gleichnamigen County, hat zwei ſtark frequentirte
Akademien, In Woodſtock, Windfor- County, befindet
fih das mediciniſche College des Staates. Middlebury,
Adifon-County, am Dtter- Ereef, zählt 2500 Einwohner,
hat ziemlich bedeutende Manufacturen, ein Colfege, zwei
Afademien, und zeichnet fih duch eine, freundliche Lage
aus, Bergennes, ebenfalls in Adifon-County, liegt an
den Fällen des Diter- Creefs, die als. Wafferfraft benugt
werden. Darville, Caledonia-County, wenig Tebhafte
Stadt mit 2500 Einwohnerns Chelfen, Drange-Counts,
liegt ſchön am Fuße der green mountains, zählt 2000 Ein-
wohner, hat aber weder Iebhaften Handel, noch erwähneng-
werthe Danufacturen. Burlington, Chittenden-County,
mit gegen 5000 Einwohnern, zeichnet fih durch feine, na=
Der Staat Mallachulettg. 435 *
mentlich vom See aus gefehene malerifche, Lage auf einer
fih in den Champlainſee erſtreckenden Halbinfel, dur
die. hier befindliche Staatg-Univerfität, mehrere Seminarien
und flattliche öffentlihe Gebäude aus. Im Sommer wird
die Stadt viel von Vergnügungsreifenden befucht, welde
mit den den Champlainſee befahrenden Dampficiffen lan—⸗
den, und von bier aus Ausflüge ins. Gebirge machen,
St. Albans, Franflin-County, am Champlainfee, zählt
3000 Einwohner. Bellows-Falls-Billage, Wind-
ham⸗County, ein kleines Städtchen von faum 1000 Ein-
wohnern, ift wegen Seiner Fabrifen, deren Maſchinen von
den Bellows- Fällen getrieben werden, von Bedeutung.
Weniger bedeutende Städte find Mancheſter im Ben-
nington⸗, Fayetteville in Windham-, Rutland in
Rutland⸗, Jras burgh in Drleans-County.
Der Staat Maſſachuſetts,
einer der dreizehn Staaten, welche ſich am 4. Juli 176
für unabhängig von „Großbritannien erklärten, trägt fei-
nen Namen von einem ehemals in der Nähe von Bofton
hauſenden Indianerſtamme. Das Gebiet dieſes Staates
beſtand nach feiner erſten Anſiedelung aus der Plymouth⸗
und Maſſachuſetts-⸗Bai⸗Compagnie, von denen erſtere durch
die im Jahre 1620 wegen Religionsverfolgungen aus Eng—⸗
land geflüchteten Familien, die andere im Jahre 1628
durch Sir Henry Noswell gegründet wurde.
Maflahufetts Berfaffung Datirt vom Jahre 1780,
wurde jedody im Jahre 1821 einge Durchgreifenden und in
den Jahren 1839 und 1840 einer weiteren Reviſion unter-
worfen. Die gefeßgebende Gewalt befteht aus einem Senat
yon 40 Mitgliedern und einem Haufe der Abgeordneten
von 356 Mitgliedern, welche jährlih aus und von dem
# 136 Der Staat Mallachuletts.
Volke gewählt werden. Die vollziehende Gewalt ruht in
den Händen eines Gouverneurs und eines Vice-Gouver—
neurg (lieutenant governor), denen ein von beiden Häufern
gewählter Neuner-Rath zur Seite fteht. Die Befoldung
des Gouverneurs beträgt 2500, die des Vice-Gouverneurs
1460 Dollars jährlich, '
Die Gerichtsbarkeit haben ein Obergerichtehof, ein
Gerichtshof für Privatftreitigfeiten und das Stadt- und
Polizeigeriht von Boſton. Der Oberrichter des Ober⸗
gerichtshofs hat 3500, jeder Beirichter des Obergerichts—
hofes 3000, der Dberrichter des Gerichtshofes für Privat-
ftreitigfeiten 1800, und ein Beirichter dieſes Gerichtshofes
1700 Dollars Jahresgehalt.
Jeder Bürger des Staates, der 21 "Jahre alt ift,
ein Jahr lang vor der Siimmäbgabk im Staate gewohnt,
zwei Jahre lang vor der Wahl Staats- oder Kreisabs
gaben gezahlt hat oder fleuerfrei-ift, Feine Unterftüsung
aus der Armenfafje genießt, auch nicht unter Vormund—
- Schaft fteht, ift ftimmfähig. Der ro jendet zehn Abge—
ordnete zum Bundescongreffe.
Die Grenzen des Feftlandes von Maffachufetts find
im Norden Vermont und New: Hampfbire, im Oſten der
atlantifche Ozean, im Süden Rhode⸗Island und Connecticut,
und im Weften New-York. Außer dem Feftlande gehören
noch Nantudet, Marthas Bineyard, Chabbadick und einige
fleinere Inſeln zu Maſſachuſetts, deſſen Flächeninhalt von
7250 TMeilen von 800,000 Einwohnern bewohnt wird.
Hauptflüffe des Staates find der Connecticut, der
Merrimad, Coneord, Charles, Naſhua, Myftic, Neponfet,
Zaunton, Bladftone, Chisfapee, Deerfield, Weftfield, Millers
und Haufatonic. Landfeen befigt der Staat feine, deſto
veicher aber ift feine felfige Küfte an Buchten und Baien,
son denen befonders die Maffachufetts-Bai, an deren Süd-
feite das Gap Cod und an der Nordfeite das Cap Ann
Der Staat Mallachuletts. 137
”
hervorragen, dann die Bofton-, Ipswich⸗, Plymouth⸗, Barn⸗
ſtaple- und Buzzards-Bai genannt zu werben verdienen.
Sp mannigfaltig wie die Oberfläche des Staates, ift
auch die Beſchaffenheit feines Bodens. Von den vierzehn
Eounties, in welche er eingetheilt wird, ift Berkſhire ſehr
bergig, weil ſich ein Zweig Der green mountains, mit dem
4000 Fuß hohen Saddleback-mountain, hindurchzieht. Hier,
wie in Franklin und Hampfhire-County, iſt magerer, meis
ftens fehr fteiniger Boden vorherrſchend. Die Counties
Hampden, Worceſter, Middleſex, Norfolk und Briſtol ſind
hügelig und haben guten Boden, der ſich vorzüglich zu
Weideland eignet; Eſſex, Plymouth, Barnftaple, Dufes
(Marthas-⸗Vineyard⸗Inſel), Nantudet (die Nantucket⸗In—
ſel) und Suffolf haben viel Flugſand und falzige Sumpf»
wiefen, deren ungeachtet aber manche Theile, beſonders
von Eſſer-County, herrlich eultivirt ſind. In Maſſachu—
ſetts liegen noch 114,800,000 Acres Congreßland unver—
kauft.
Ackerbau und Viehzucht ſtehen auf einer hohen Stufe
der Ausbildung, auch der Obſtbau nimmt von Jahr zu
Jahr an Bedeutung zu, ſo daß die Ausfuhr von Apfel⸗
wein bereits beträchtlich genannt werden kann.
Das Klima iſt im Sommer ſehr heiß, im Winter
außerordentlich kalt und wechſelt raſch. Die Winter wäh—
ren vom Anfang December bis Anfang April, ſo daß der
Sommer kurz und die Zeit für Beſtellung des Landes dem
Ackerbauer knapp zugemeſſen iſt. Rindvieh⸗ und Schaf—
zucht blühen, weniger die Pferdezucht. Als Handels- und
Fabrikſtaat ſteht Maffachufetts in der erſten Neihe unter
den Gliedern der Union, wozu feine guten Häfen nicht
minder als feine Eifenbahnen und Canäle fördernd bei—
tragen, Die BerffhiresEifenbahn mißt über 21, die Bos
ſton⸗Lowell gegen 26, die Bofton-Maine 73, die Boſton—
Providence 41, die Bofton-Worcefter 45, die Connecticut 36,
138 Der Staat Mallachuleris.
die Dftbahn 38, die Fallfluß 42, die Fiſhburgh 494/,, die
Naſhua⸗Lowell 14'/,, die News Bedford: Taunton 20, die
Norwich⸗Worceſter 66, die Old-⸗Colony 37, die Pittsfield-
North-Adams 19, die Taunton 11, die Weftbahn 156 und -
die Stoughton Zweigbahn 5 Meilen. Bon den Ganälen
bat der South-Hadley 2, der Montague 3, der von Wor⸗
cefter nad) Providence führende Bladftone-Canal 45, der
Hampfhire-Hampden 22, und der riesen 27 Mei⸗
den Lange
An Banken zählt der Staat 120 mit einem Capital
von mehr als 40 Millionen Dollars, deren Noten Ohr
Berluft ausgegeben werden.
Maſſachuſetts hat keine Schulden.
Bon großer Bedeutung ift die Fifchereiz fein: Staat
hat fo viele Grönlandg- und Süpdfeefahrer als Maſſachu—
fetts, und feiner einen fo großen Stodfiihfang als er.
Auch der Bergbau, auf Eifen in Plymouth und Briftol,
auf Blei in South⸗Hadley⸗County, Kalkfteine und Marmor⸗
brüche in Berkjhire, dann Granit, Seifen: und Duaderfteins
brüche in verfchiedenen Theilen des Staates, liefern ‚einen
erheblichen Ertrag. *
Die vorzüglichſten Erzeugniſſe der Fabriken und Manu:
Ffacturen find Baumwollen⸗ und Wollenwaaren, Schuhe
und Stiefeln (für etwa 15 Millionen Dollars jährlich),
Blase, Leder-, Eifenwaaren, Taumwerf, Branntwein,. Del,
Papier, Hüte, Waffen, die in enormen Quantitäten aus—
geführt werben.
Doch nicht in materieller Hinftcht allein, auch in gei-
tiger Beziehung muß Maffachufetts mit zuerft unter den
Staaten des Bundes genannt werden, denn nirgends wird
mehr für Wiffenfhaft und Künfte gethan, nirgends wird
den Univerfitäten, Colleges, Afabemieen, Seminarien und
Schulen mehr Aufmerffamfeit gewidmet, eine größere Unter:
ſtützung vom Staate und von Privaten gewährt, als Hier.
x Der Staat Mallachuletts. 139
Hauptſtadt des Staates und Sitz der Siaatsbehörden
iſt Bofton, in. Effer- County, bevor News York ſie über—
flügelte „. die bedeutendfte Stadt Amerika's. Die, Stadt,
- mit 130,000 Einwohnern, liegt auf einer durch die Lande
enge Neck mit dem Feftlande verbundenen, fich in die Boſton⸗
bai erftrefenden Hafbinfel, und. ift gegen Norden mit dem
ebenfalls. auf.einer Halbinfel Tiegenden Städten Char-
lestown, welches. ein Marine=Hofpital, eine Unions—
Schiffswerft und Arfenal, ein Staatsgefängniß, ein Irren-,
ein Stadthaus, mehrere Kirchen und in der Nähe das
zum Andenken an die Schlacht. von 1775 von den Damen
Boſtons errichtete Bunfershill- Monument enthält, Dur
eine fchöne Brücke verbunden. - Die Einfahrt in den ger
räumigen Hafen von Bofton, der mit vielen grünen, mit
Landhäuschen und zierlihen Pavillons geſchmückten Infeln -
überfäet ift und beftändig von Schiffen und Böten wimmelt, ift
enge und durch die Forts Warren, auf Governors-Feland,
Sndependence, auf Caſtle-Island, und Strong, auf Nod—
Dies» Zsland, geſchützt. Der. fih am Hafen hinziehende
ältere Theil der Stadt Liegt niedrig und ‚hat enge und
unregelmäßig angelegte Straßen, der: weiter oben ge—
legene Theil. fteigt aber allmählig in regelmäßigen, mit
prachtvollen Gebäuden gezierten Straßen zu einem Hügel
empor, von deſſen höchſter Spise das mit einer Kuppel
bedachte Staatenhaus die Häufermaffe überfchaut. Bon
dem Staatenhaufe und von der Weftfeite, dem fafhionablen
Stadttheile, aus hat man eine herrliche Ausfiht über die
Stadt und ihre Umgebung. State-Street, an welcher das
Staatenhaus Liegt, und Wafhington-Street find die Haupt»
ftraßen der Stadt, in. denen von früh bis ſpät ein reges
Leben auf und nieder wogt. Sehenswerth ift die Fau—
neuil- Kaufpalle in Dockſquare das Athenäum mit einer
Bibliothef von 35,000 Bänden, einer, Gemäldegallerie,
einer numigmatifhen Sammlung u. ſ. w.; das Mufenm
440 Der Staat Mallachuletts.
der Boftoner Gefellfchaft für Naturwiſſenſchaft. Keine
Stadt ift reicher an Wohlthätigfeitsanftalten und Schufen,
unter welchen ſich der deutſche Berein auszeichnet, der ſich
die Unterftüßung armer Landsleute zur Aufgabe macht;
ferner das allgemeine Hospital und das Maffadjufetts-
mediciniſche College, welche Iegtere beiden mit der Univer-
fität von Cambridge in Berbindung ftehen, Herrliche
Spaziergänge find die nah Commons, einem. von präch—
tigen Gebäuden eingefaßten ſchönen Parf, nad dem ſchon
erwähnten Bunferspill und nad dem Gottesader auf
Mount Auburn, der von wahrhaft bezaubernder Schönheit
iſt. Boſton verdanft einen nicht geringen Theil feiner
bfühenden Schifffahrt einem merkwürdigen Handelszweige,
der beſonders in den letzten zehn Jahren aufblühte. Es
iſt der Handel mit Eis, das neben dem Granit eine
Stapelwaare für Maſſachuſetts bildet. Die jährliche
Ausfuhr von Eis kann man auf mindeſtens 60,000
Tons anfchlagen. Am Bord, mit der Berpadung,
veranſchlagt man die Tonne it 3, Dollar. Das
Eis wird durch von Dampfmaſchinen 7 Bewegung ge—
feste Sägen auf den Friftallhellen Teichen des Binnen-
landes in vieredige, 12 Zoll dide Blöcke geihnitten, in
Strob, Heu und Sägemehl verpadt umd in hölzerne
Kiften gefchloffen, und auf diefe Weife nad) den füblicheren
Häfen der Union, nach Bombay, Madras, Calcutta, Mau—
ritius und anderen oſt- und meftindifchen Häfen verfchtfft.
In Bofton befhäftigen fi gegenwärtig 18 Compagnien
mit ber Eiöverfhiffung, durch welche jährlich über A Mil-
tionen Dollars umgefeßt und mehrere hundert Schiffe be-
Thäftigt werden. Drei Meilen nordöftlich von Bofton
entfernt Tiegt Cambridge, eine der äfteften Städte
Neu-Englands, mit 9000 Einwohnern, und berühmt wegen
des dort befindlichen, nach ‘feinem Gründer benannten
Harvard⸗Colleges, mit einer 40,000 Bände ftarfen Biblio»
Der Staat Mallathuletts. 44
thef. Das Naturalien» und das phyſiſche Cabinet der
Univerfität find berühmt, und die juriftifhe Facultät ge-
nießt eines ausgezeichneten Aufes durch die ganze Union.
Außer dem College befinden ſich hier noch zwei Afademien,
drei Banfen, ein Arfenal und einige recht hübfche Kirchen.
Zwei Meilen füdlich von Boſton und mit diefem durch
den Ned verbunden, liegt Rorbury mit 12,000 Einwohnern,
eine regelmäßig gebaute und durd viele ſchöne Gebäude
gezierte Stadt. An Größe und an gefhäftlicher Beveu-
tung ftehbt Lo well in Middlefer-Eounty, mit 35,000 Eins
wohnern, der Hauptftadt zunächft, als Fabrifftadt wird fie
in Nordamerifa nur von Pittsburg übertroffen. Lowell's
Fabrifen, welche beiläufig 11,000 Perfonen befchäftigen,
fertigen Mafchinen, ‚Locomotiven, Schienen, Leinwand,
Teppiche, Tuh, Gußwaaren, Papier, Tilchlerwaaren,
“ Band, Pulver; auch befist die Stadt Säger und Mahl:
mühfen, ſowie großartige Drudereien, Färbereien und
DBleichereien, Für diejenigen Arbeiter und Arbeiterinnen,
welche feine Angehörigen in der Stadt haben, tft durch
großartige Koft- und Logirhäufer,, ſowie auch durch zwei
Sparbanfen und gute Unterrichtsanftalten auf's Vortreffz
lichſte geſorgt. Das Stadthaus, das Rathhaus und die
Handwerferhalle find fehenswerthe Gebäude, Lerington,
ein unbedeutendes Städthen in Middleſex-County, ver:
dient nur deswegen erwähnt zu werden, weil bier der
blutige Unabhängigfeitsfampf begann, deffen Andenfen ein
vom Staate errichtetes Monument feiert. Salem, in
Effer-County, zählt 17,000 Einwohner, die einen durd)
einen fhönen, durch die Forts Lee und Pidering befchüsten
Hafen! begünftigten Seehandel treiben, Auf den Schiffg-
werften der Stadt herrfcht ein reges Leben. Auch das
im nämlichen County, an der Mündung des Merrimad
liegende Rewburyport, welches mit Bofton einer- und
Portsmouth andrerfeits dur Eifenbahnen verbunten ift,
142 Der Staat Ahode⸗Asland.
hat einen guten Hafen und ift, obgleich nur 8000 Ein-
wohner zählend, eine der fehönften Städte der öftlichen
Staaten. New⸗Bedford, in Briftol-County, mit einem
fihern Hafen, treibt Tebhafte Schifffahrt und Fiſcherei.
Fallriver, am Zufammenfluffe des gleichnamigen Fluſſes
mit dem — *— gelegen, hat bedeutende Manufacturen
und zählt 8000 Einwohner. In Springfield, in
Hampden-County, am Connecticut, befindet fi fih ein Bun
bes-Arfenal und eine großartige Waffenfabrif, Armperft
und Williamstown verdienen der dort befindlichen Col—
leges, und Hoptington wine Heilquellen —— ge
nannt zu werben.
— — —
Der Staat Rhode-Island,
der feinen Namen von ber Inſel Rhodus im mittellän-
difchen Meere erhielt, und aus den jogenannten Rhode:
Island⸗ und Propidence-Colonien beftebt, trat der Unabs
hängigfeitserflärung vom 4, Juli 1776 mit bei, Die
erſte Niederlaffung im Staate fand im Jahre 1636 in
Propidence und im Jahre 1638 auf der Inſel Rhode ftatt.
Bis dahin die Negierung auf den, im Jahre 1644
yon Großbritannien für Providence und Rhode» Fsland
gemeinschaftlich ausgeftellten Freibrief baftrend, demzufolge
das Stimmrecht an den Befts eines Freigutes von 134
Dollars Werth gefnüpft war, falls der Stimmehde nicht
ber erfigeborene Sohn eines Freifaffen war, wurde erft
im Jahre 1824 yon einer von der Legislatur zufammens
berufenen VBerfammlung seine Berfaffung entworfen, die
jedoch vom Volke nicht angenommen wurde. Gleiches
Schidfal Hatten die in den Jahren 1834 und: 1841 entr
worfenen Berfaffungen, und als Gouverneur Dorr Tegtere
mit: Militärgewalt dem Volke octroyiren wollte, wurde er
des Hochverraths angeffagt, entfam aber durch die Flucht.
Der Staat Khode⸗Asland. 143
Später eingefangen, büßte er fein Detroyirungsgelüfte
bis 1845 im Kerfer. Erft im November des Jahres
1842 wurde ein neuer Berfaffungsentwurf ——
der ſeit Mai 1843 in Kraft getreten iſt.
Dieſer Verfaſſung zufolge beſteht die legislative Macht
aus einem Senate von 31 von den Städten des Landes
erwählten Mitgliedern, dem Gouverneur und dem Gouver⸗
neurs®ieutenant, und aus einem Haufe der Abgeordneten,
welches 69 durch Stimmenmehrheit vom Bolfe erwählte
Mitglieder zählt. Die Executivgewalt hat der, Gouverneur,
oder an feiner Statt der Gouverneur-fieutenant, von
denen erfterer 400, Tetterer neh Sahresgehalt .
bezieht.
Zum Bundescongreffe in Wafhington fendet der
Staat zwei Abgeordnete,
Stimmberecdhtigt ift jeder eingeborne Bürger der Vers
einigten-Staaten, welcher fich zwei Jahre lang in Rhode—
Island, und 6 Monate Yang von diefen 2 Jahren in der
Stadtſchaft aufgehalten hat, in welcher er fein Wahlrecht
ausüben „will, und 7 Tage vor der Wahl vom Stadt-
Ihreiber als Wähler einregiftrirt wurde, ferner mindeftens
1 Dollar jährlih Steuern bezahlt, oder Mitglied der Miliz
ift und als folhes in dem der Wahl vorhergehenden
Jahre einmal Milizdienfte gethban hat. Naturalifirte Bür—
ger haben, außer diefen Dualificationen, auch noch einen
Beſitz von 134 Dollars Werth oder 7 Dollars Renten
nachzuweiſen. Die richterliche Gewalt ruht in den Händen
bes Dbergerichtshofes und denen der Gerichtshöfe für
Privatftreitigfeiten, deren es für jedes County einen giebt.
Die Richter des Dbergerichtshofes bleiben im Amte bis
fie von der Legislatur entlaffen oder entfetst werden. Die
Gerichtshöfe für Privatftreitigfeiten beftehen für jeden Kreis
aus einem als Dberrichter fungivenden Richter des Ober-
gerichtshofes und aus zwei gewählten Beirichtern, Bei
444 2 Der Staat UAhode⸗Asland
Appellationen über Entfcheidungen des Gerichtshofes - für
Privatftreitigfeiten an den Obergerichtshof darf der Ober:
gerichtshofrichter, welcher dem Gerichtshofe für Privat—⸗
ſtreitigkeiten in dem betreffenden Falle präſidirte, nicht mit
im Obergerichte ſitzen und ſtimmen. Der Oberrichter des
Obergerichtshofes bezieht 650, jeder Beirichter Mieten Ge⸗
richtshofes 500 Dollars jährlich.
Im Norden und Oſten wird Rhode⸗Island, zu welchem
die Rhode⸗, Camonieut⸗-, Prudence⸗, Patience⸗ Hopes, Hog⸗,
Block⸗ und mehrere kleinere Inſeln gehören, von Maſſa—
chuſetts, im Süden vom atlantiſchen Ozean und im Weſten
von Connecticut begrenzt. Dem Umfange nach iſt dieſer
Staat der kleinſte der Union; er hat einen Flächenraum
von nur 1580 Quadratmeilen, iſt aber einer der bevöl—
kertſten, indem ſeine Einwohnerzahl 112,500 beträgt.
Die Hauptflüſſe ſind der Pawtucket und der Pawtuxet,
welche den Providence bilden, der Taunton und die Woods
flüſſe. Seen umfaffen die Grenzen des Staates nicht,
dagegen bietet Die gebrochene Küfte eine Menge Baien dar,
von denen die Naraganfet-Bai die bedeutendfte iſt.
Sp verfihieden wie Die Dberfläche des Landes, welche
eine große Abwechfelung von Bergen. und Thälern dar-
bietet, ‚eben fo verfehleden ift die Güte des Bodens. In
Wafhington- County iſt er fandig und Teicht, und weifet
nur bie und da, fruchtbare Stellen aufz in Providence—
und: Kent= County durchgehende beffer und befonders zu
Weideland geeignet, weshalb auch. auf den Heinen, werth—
vollen Meiereien des nordöftlichen Theiles von Providence—⸗
County die Viehzucht in voller Blüthe fteht, und von dort
nicht geringe Duantitäten Butter und Käſe in den Handel
fommen. Auch die. Schafzucht kommt bedeutend in Auf:
ſchwung.
Der Ackerbau liefert Weizen, Mais, Gerſte und Hafer;
die Waldungen beſtehen aus Tannen, Fichten, Ahorn, Bir⸗
“
Der Staat Uhode⸗Asland. 145
fen, Buchen, Ulmen, Pappeln und Eſchen, find aber nicht
veih an Wild; defto gefegneter ift die Narraganfet-Bai
mit Fischen der mannigfaltigften Arten. Bon Mineralien
wird Eifen und etwas Kupfer gefunden, auch giebt es
Marmor-, Graphit: und Kallbrüche, ſowie nicht unbedeu⸗
tende Koblenlager, die jedoch erft dann gehörig ausgebeutet
werden, wenn der Holzreichthum der Wälder mebr abge⸗
nommen haben wird,
Schifffahrt und Handel blühen und werden gleich der
im Steigen begriffenen Fabrifthätigfeit Ces beftehen gegen»
wärtig AO Wollenwaaren-Fabrifen) durch 62 Banfen unter-
ftüst, von denen 61 ihre Noten zum Nennwerthe ausgeben,
4 aber durch Verluſte ihren Credit fo geſchwächt bat, daß
ihre Noten 40 Procent unter pari fliehen. Die Providence-
Stonington- Eifenbahn durchfchneidet den Staat auf einer.
Länge von 48 Meilen, und der Blackſtone-Canal verbindet
Providence mit Worcefter und mißt 45 Meilen,
Das Klima ift gefund, und milder als dag der übri-
gen öftlihen Staaten, was vorzüglih vom Küftenlande
gilt, Die Seenebel mäßigen die Strenge des Winters,
bie Seewinde die Schwüle des Sommers. —
Providence, im gleichnamigen County, an ber Nars
vaganfet-Bat liegend und vom Naffafuf durchſchnitten, über
den eine fchöne Brücke führt, hat an öffentlichen Gebäuden
ein Staatenhaug, ein Rathhaus, 31 Kirchen, ein Staatsge-
fängniß, ein Athenäum, auch mehrere Fabrifen und Manu-
facturen, und zählt 33,400 Einw. Die nad dem Stifter
benannte Bromng- -Uniyerfität wird ftarf befucht. Das auf
der Inſel Rhode liegende New- Port ift Hauptftabt des
Staates und zählt 10,000 Einwohner, welche Tebbaften
Handel und bedeutende Schifffahrt treiben, Die Stadt
wird als Seebadeort, wegen der hübjhen Umgebungen und
der Seefrifche in den heißen Sommermonaten, viel von
New-Yorfer und Boftoner Familien beſucht. Die übrigen
10
Nordamerifa,
446 Der Staat Connecticut,
Städte Rhode-Islands, wie Kingston in Kent-Eounty,
Greenwich in Wafhington-County, Pawtudet, South—
Kingston, Woonfodet-Falls mit Walfereien und
Mühlen, Charlestown und Warmwid find yon geringer
Bedeutung.
Der Staat Connecticut
trägt feinen indianifchen Namen von dem denfelben durch—
ſtrömenden Fluffe Connecticut, der „Schlange des Oſtens“.
Sm Jahre 1630 vom Plymouth-Rathe dem Grafen von
Warwick zum Gefchent gemacht, fam das Land bald nach—
ber in die Hände der Lords Sell und Say und Anderer,
welche im Jahre 1634 in Saybrook ein Fort errichten
liegen und mit den Pequot- Indianern Landverträge ab-
Ichloffen. Im Jahre 1664 wurde die Colonie durch neue
Landanfaufe bedeutend vergrößert, im folgenden Jahre
erhielt fie, die bisher aus den beiden Theilen New-Haven
und Connecticut beftanden war, den gemeinfamen Namen
Connecticut und einen Freibrief, welcher bis 1818 die Baſis
der Staatsverfaffung bildete, Die um dieſe Zeit ihre gegen-
wärtige Geftalt erhielt.
Die aus einem Senate und einem Haufe der Abge-
ordneten gebildete Generalverfammlung hat die geſetzge—
bende Gewalt. Der.Senat darf aus nicht weniger als
18 und nicht mehr als 24 Mitgliedern befteben, welche
yon den Counties gewählt werden. Das Haus der Ab-
‚geordneten erhält feine Mitglieder durch die Wahl der
Stadtfchaften, von denen die älteren jede zwei, die jünge—
ven einen Nepräfentanten wählen, Senatoren und Abge-
ordnete, Gouverneur und Gouyerneur Lieutenant werden
vom Bolfe auf 1 Jahr gewählt, Die vollziebende Ge-
walt hat der Gouverneur, reſp. fein Erfagmann, der Gou⸗
Der Staat Connecticut, i 147
verneur » Lieutenant, welch legterer dem Senate präftdirt,
Die Sigungen der Generalverfammlung werben alljährlich
im Mat, abwechfelnd in Hartford und New-Haven gehalten,
Die richterlihe Gewalt ruht in den Händen eines
Dbergerichtshofes für Verbrechen, und eines Obergerichtg-
hofes und fo vieler Untergerichtshöfe, wie die General-
yerfammlung beftimmt, welche auch die Richter ernennt,
deren Amt bis zum fiebzigften Lebensjahre dauert, falls
nicht Pflichtverlegungen die Abfegung bewirfen, Der Gou=-
verneur erhält 1000, der Gouverneur⸗Lieutenant 300, der
Dberrichter des Obergerichtshofes 1000, jeder —
750 Dollars Jahresgehalt.
Jeder 21 Jahre alte, weiße Bürger der Bereinigten
Staaten, der im Staate anfäffig ift, in der Stadtſchaft,
in welcher er fein Wahlrecht ausüben will, 6 Monate lang
vor der Wahl gelebt bat, ein Freigut von 7 Dollars Rein
ertrag befist, feiner Milizpflicht feit 1 Jahre Genüge ge-
Veiftet, mindeftens 1 Jahr lang Staatsfteuern bezahlt hat
und unbeſcholtenen Rufes ift, tft ſtimmberechtigt.
Der Staat fendet 4 Abgeordnete zum Bundescongreſſe
nah Waſhington.
Kein Staat der Union hat fo ausgezeichnet für Schul«
und UniverfitätssUnterricht geforgt wie dieſer. Jede Stadt-
Ihaft hat eine auf Staatsfoften unterhaltene Elementar⸗
ſchule, die zahlreichen Akademien leiſten VBorzügliches und
das College zu New- Haven genießt eines weit über Die
Grenzen der Bereinigten Staaten hinausgehenden, wohl-
verdienten Rufes.
Im Norden von Maffachufetts, im Often yon Rhode⸗
Island, im Süden vom Long⸗Island⸗Sunde und im Weften
von New-York begrenzt, Hat Connecticut einen Flächen-
inhalt von 4764 Duadratmeilen und 311,000 Einwohner,
Die Hauptflüffe des Staates find der Connecticut,
beffen breite, klare Waffermaffen den Staat in zwei Hälften
10*
148 Der Staat Connecticut,
theilen und deffen Ufer mit einer Menge vorzüglicher Far-
men, Städte und Städtchen geſchmückt find, der Houfatonie,
Thames, Farmington und Naugatud.
Der Boden, im Allgemeinen fruchtbar, ift vorzüglich.
gut zu Viehweiden geeignet, weshalb die Nindvieb- und
Pferdezucht blüht und Butter, Käfe, Fleifch und lebendiges
Bieh in großen Duantitäten ausgeführt werben. Der
Aderbau, deffen Ertrag durch häufig eintretende Nachtfröfte
gefährdet und durch lange Winter, gleich wie in den übri-
gen Neu- Englandftaaten, erfchwert wird, Tiefert Weizen,
Mais, Gerfte, Buchmweizen, Hafer, viel Flachs, weniger
Hanf, auch Kartoffeln, und der Obſtbau ift nicht unbedeu-
tend, Litchfield - County ift bergig, New- Haven -County
hügelig, fo auch der weftliche Theil von Hartford-⸗County.
Weniger hügelig und yon durchſchnittlich gutem Boden find
die übrigen Counties Tolland, Windham, Nem- London,
Middlefer und Fairfteld, Die Berghöhen find mit Nabdel-
Holz, Hickory, Ahorn, Birken, Buchen, Eichen, Ulmen,
Eichen, Linden und Pappeln bewaldet, und um die Stämme
fchlingen fi die Ranken des wilden Weines.
Bon dem Mineralfchage des Staates wird bis jet
nur Eifen benutzt, Doch tft die Anlage von Dlei-, Zink und
Kupfergruben, Die eine reiche Ausbeute verfprechen, auch
fchon projectirt.
Außer in den Eifenwerfen find eine Menge yon Ar-
beitern in den zahlreichen Glas, Waffen-, Wollen:, Eifenz,
Baummwollenwaarene, Papiers, Tabafg-, Leinwand- und
Pulverfabrifen des Staates befchäftigt, und die Fabrifthä-
tigfeit wird eben fo wie der ausgebreitete Handel durch
37 Banfen gefördert, welche faft 10 Millionen Dollars
Capital beft igen, und deren Nöten zum Nennwerthe aus⸗
gegeben und genommen werden.
Arm an Canälen, yon denen der 36 Meilen lange
Farmington-Canal von New-Haven bis an die Grenze
Der Staat Connecticut, 149
yon Maffachufetts und von da weiter nach Nory-Hampton
führt, und der 54 Meilen ange Enfield⸗Canal die Eon
necticut⸗Fälle umgeht, wie an Eifenbahnen, son denen er
die Hartford-, New = Haven-, Hartford - Springfield» und
Bridgeport-Stocdbridge-Bahn, in einer Gefammtlänge von
147 Meilen, befist, hat der Staat deſto vorzüglichere
Chauſſeen nah allen Richtungen hin aufzuweifen, welche
jene in gewiſſem Grade erfesen.
Connecticut hat feine Schulden,
Uvter den Städten ſteht New-Haven, die Haupt-
ftabt des Landes, mit reichlich 16,000 Einwohnern, als
Hafen» und Handelsftadt, wie als Sig der Jntelligenz und
Herd der Wiffenfchaften allen anderen poran, Der Hafen
ift von romantifchen Felfenpartien eingefaßt, Die nur eine
fleine Ebene offen Taflen, in der das reizende Städtchen
mit feinen breiten, yon ftattlichen, im Geſchmack von Villen
erbauten Häufern eintgefaßten Straßen und fchattigen
Baumgängen liegt, überragt von den Thürmen der Kirchen,
yon denen die bifchöfliche fih durch ihre gothifche Bauart
befonders auszeichnet. Der am weftlihen Ende der Stadt
liegende Gottesader verdient feiner prachtvollen Lage wer
. gen befucht zu werden, Die Univerfität, Yale- College,
fteht in gleichem Rufe mit dem son ung bereits erwähn-
fen Harvard» College in Cambridge. Auf ihr find, was
jonft in Nordamerifa in der Regel nicht der Fall ift, alle
‚ vier Facultäten repräfentirt, und die Namen mancher ber
Profefforen, wie 3. B. der des Naturforfchers Silliman,
haben jelbft in Europa einen guten Klang. Die reichen
Dotationen des Colleges machten die Anfchaffung einer
ſehr werthvollen Bibliothek, Foftbarer chemifcher Apparate,
mineralogifcher und anderer Sammlungen möglich, und
erlaubten die Errichtung geräumiger Univerfitätsgebäube,
welche eine Kapelle, Hörfäle, Laboratorien und 128 Wohn-
zimmer für Studirende enthalten, deren Zahl in der Regel
150 | Der Staat Mein-yark,
ungefähr 600 beträgt, Die Koften für einen Studenten
belaufen fih in Allem auf faum 300 Dollars jährlich.
Bon den anderen Unterrichtsanftaften der Stadt verdienen
noch das theofogifhe Seminar und mehrere Mädcheninfti-
tute erwähnt zu werden. An Fabrifen und Manufacturen
ift New» Haven nicht fo reich, als die zweite Haupt—
ftabt des. Staates, Hartford, die ſchön gebaut, aber
ſtill ift, und in deren Nähe die großartige Taubſtummen—
Lehranftalt, das Eonnectieut-Afylum, mit Lehrfälen, Werf-
ftätten und Gärten liegt. Auch hat die Stadt ein College;
eine Srrenanftalt, ein Staaten= und ein Stadthaus, ein
Bundesarfenal, ein Athenäum, und ihre aus 13,000 Seelen
beftehende Bevölkerung treibt Tebhafte Schifffahrt und
Handel. Sehr gewerbthätig und bedeutend wegen feiner
Fifcherei und Rhederei ift das an der Thames Tiegende
New-London, eine Stadt von gegen 8000 Einwohnern.
Der Hafen der Stadt hat eine Tiefe von 30 bis 36 Fuß,
fo daß er die größten Schiffe aufnehmen fann, Unbedeu—
tendere Städte find Stonington, Norwid, Brook—
Iyn, TZolland, Canton, Norfolk, Lithfield, Mil:
ford, Danbury, Fairfield, Die Mineralquellen von
Stafford, in Waſhington-County, find ihrer Fräftigen-
den Wirfung wegen berühmt und im Sommer ftarf be-
ſucht.
B. Die mittleren Staaten
Der Stast New:York.
Das Feſtland des jegigen Staates New⸗York wurde
zuerft von einem im Dienfte Franz I. von Franfreid
ftehenden Florentiner, Namens Verazzano, befucht, der die
Der Staat Newo⸗York. 151
Manhattan: Znfel, auf welcher jest die Stadt New-York
fteht, Staaten-, Long- und Governors- Jsland, als mit
dichten, hohem Wald bewachfen fchildert. Nah ihm war
Henry Hudſon im 3. 1609 der Erfte, welcher in die Bai von
New⸗NYork einlief und den Fluß entdedte und befuhr, dem ex
den Namen „ber große Fluß” gab, der jest aber den feines.
Entdeders trägt. Henry Hudſon verfaufte feine Anfprüche
auf das Land an die Holländer, welche dort eine Kolonie
unter dem Namen „Neu Niederlande‘ gründeten, deren
Hauptftadt, Neu-Amfterdam, das jegige New-York ift. Im
Jahre 1644 eroberte König Karl I. von England Neu-
Kiederlande, verlieh feinem Bruder, dem Herzoge von
York, die ganze Landfläche von weftlich vom Connecticut
bis zum Öftlichen Ufer des Delaware fammt Long-Fsland,
nannte fie New-York und taufte die Stadt New Amfterdam
in New=Yorf und das von den Holländern am oberen
Hudfon errichtete Fort Drange in Albany um. Am 4, Juli
1776 war New-Yorf mit unter den 13 Staaten, welche
fih für unabhängig yon der Krone Großbritannieng er-
Härten. | |
Nach der im Jahre 1820 entworfenen und mit dem
Sabre 1821 in’s Leben getretenen Conftitution des Staates
liegt die gefeßgebende Gewalt in den Händen eines aus
32 Mitgliedern beftehenden Senats und einer Abgeordne-
tenverfammlung (Assembly) von 128 Mitgliedern, melde
zufammen die Legislatur genannt werden. Die Mitglieder
des Senates werden alle 4 Jahre, die der Aſſembly all-
jährlih vom Volke gewählt. Die vollziehende Gewalt bat
der alljährlich vom Volke auf 2 Jahre gewählte Gouver—
neur, defien Stelle im Fall des Todes, der Abdanfung
oder fonftiger Berhinderung, der VBice-Gouperneur vertritt,
welcher dem Senate präſidirt. Die richterliche Gemalt
haben ein DObergerichtshof, Bezirksgerichtshöfe, Cantons—
(County⸗) Gerichte, und Gerichte für Privatftreitigfeiten,
152 Der Staat Meiu-york,
fowie für die Stadt New-York ein Oberftadtgerichtshof.
Die Präfidenten und Richter für die Ober: und Bezirks—
gerichtshöfe werden, mit Zuftimmung des Genates, vom
Gouverneur ernannt, und bleiben, wenn fie fich Feiner
Plichtverlegungen fehuldig machen, bis zum fechszigften
Lebensjahre im Amte; die Richter der Cantonsgerichte und
der Gerichtshöfe für Privatftreitigfeiten werden auf gleiche
Weife, aber nur auf die Dauer von 5 Jahren ernannt.
Der Gouverneur bezieht einen Jahresgehalt von 4000
Dollars, der Vice-Gouverneur 6 Dolfars täglich, fo lange
die Senatsfigungen währen, der Staatsjecrefär, der zus
gleich Generalinfpeetor ſämmtlicher Volksſchulen des Staa-
tes ift, 2500, der Staatsgerichtspräftdent und der Ober-
richter des Dbergerichtöhofes jeder 3000, jeder Richter der
Cantonsgerichte 1600 und der Oberrichter des Oberftadt-
gerichtshofes der Stadt New-York 2500 Dollars Gehalt
jährlich.
| Stimmberechtigt ift jeder weiße, männliche Bürger
der Bereinigten Staaten, der 21 Jahre alt ift, 1 Jahr
lang vor der Wahl im Staate und 6 Monate von dieſem
. Jahre in dem Kreife gewohnt hat, in welchem er fein
Stimmrecht ausüben will, Farbige männliche Bürger find
fiimmberechtigt, wenn fie, außer der Erfüllung der den
‚weißen Bürgern geftellten Bedingungen, ein fchuldenfreies
Sreigut von 250 Dollars Ertrag als Eigenthum *
weiſen können.
Der Staat ſendet 34 Abgeordnete zum Bundescon-
greffe nah Waſhington.
Degrenzt wird der Staat im Norden vom Ontariofee,
dem St, Lawrenceftrome und Unter-Canada, im Often son
Bermont, Maffachufetts und Connecticut, im Süden vom
allantiihen Diean, New⸗-Jerſey und Pennfylvanien, und
im Weften von Pennfplvanien, dem Eriefee und dem Nia—
garafluffe. Sein Flächeninhalt beträgt 54,400 Quadrate
Der Staat Meiv-york, | -153
meilen, feine Einwohnerzahl 2,750,000, worunter gegen
600,000 Deutiche.
Die bedeutendften Seen find, außer den einen Theil
der Grenzen bildenden Seen Ontario und Erie, der Chame
plain= und der mit demfelben verbundene St. Georgefee,
welche fich durch die Klarheit ihres Waffers und malerifche
Schönheit ihrer Infeln und Ufer auszeichnen, dann der
Dneida, Onondago, Skaneateleß, Pleafant, Black, Owasca,
Cayuga, Seneca, Carandagua und Chataughque.
Unter den Flüſſen iſt der Hudſon der wichtigſte. Er
entſpringt auf dem Hochlande, zwiſchen dem Ontario⸗ und
dem Champlainſee, durchläuft in ſüdlicher Richtung eine
Strecke von mehr als 250 Meilen und davon gegen 70
Meilen durch das wild-romantiſche Hochland, worauf er—
ſich immer mehr erweitert und, von Albany abwärts, einen
mächtigen, von blühenden Ortſchaften, pitoresken Landichaf-
ten und waldgefrönten Bergen eingefaßten Strom von
mehr als 2000 Fuß Breite bildet, der, ſich oberhalb der
Stadt Nem-Vork in zwei Arme, den Eaft- und Northriver,
theilend, die Manhattan-Inſel umfchlingt, und endlich in
die Bai von New-York firömt. Der Hudfon, durch
Ganäle mit dem Erie- und Champlainfee verbunden und
eheſtens wohl auch durd) den Bladriver-Canal mit dem On—
tariofee in Verbindung gefest, ift bis nach Albany hinauf
für 40 Laften große Schiffe fahrbar, und die Meeresfluth
ift bis noch einige Meilen weiter hinauf bemerfbar, Die
Wogen des mächtigen St. Lawreneeftromes bilden einen
Theil der nördlichen Grenze des Staates und dienen zur
Belebung des Berfehrs mit den englifhen Provinzen einer
und den weftlihen Staaten andererſeits. Von geringerer
Bedeutung find der Mohamf, der über Schiefer fließende,
son einer Menge von Forellen befebte Blad, der Oswe—
gatchee, Indian, Susquehannah, Geneffee, Delaware, Alles
ghany, Chenango, Tioga, Oswego, Schoharie, Popachcow,
154 Der Stoat Melu-gorh,
Caniſtee, Cattaraugus, Moofe und Beaver, Alle diefe
Flüffe, wie auch die Seen find fehr fiſchreich.
Die Seefüfte des Staates ift eine nur wenig ausges
vehnte, indem fie nur den am Long-Island⸗Sunde gelege-
nen Küftenftreif und Staaten und Long-Island umfaßt,
aber die Seehäfen von New-York, von Broofiyn und Sag-
Harbour, welche .erftere beiden an der weiten Bai von
New⸗VYork liegen und Taufende der größten Schiffe bergen
fönnen, find ausgezeichnet. Außer den eben genannten bei-
ven Infeln, von denen Staaten-Fsland. 18 und Long-sland
120 Meilen lang ift, gehören noch Manhattan sland, auf
welcher die Stadt New-York liegt, Grand⸗Island im Nia-
garafluffe, und die Kleinen Inſeln Fiſher, Shelter und
Robins, an der Dftfeite von Long-Island, und Governorsz,
Ellis: und Bedlows-Island in der Bai von New-York,
zum Staate gleiches Namens,
Die Oberfläche des Staates New-York ift mannig-
faltig geftaltetz; bald eben, bald hügelig oder bergig. Durch
den nördlichen Theil des Staates und bis zum weſtlichen
Ufer des Hudfonfluffes hinab ziehen fih die Catskill—
Mountains, deren böchfter Punkt, der High- Peak, 3718
Fuß Höhe über der Meeresfläche mißt. Ihnen ſchließen
ſich füdlich Die Highlands an, und am öftlihen Ufer des
Hudfon ftreichen die Taronue-Mountains hin. Durd Putz
nam, Dutcheß- und Eolumbia-County, nad Maflachufetts
bin erftrecdt fich ein Zweig des Alleghany-Gebirges, füdlich
von ihm läuft die Neverfinf-Höhenreihe, welche nach New:
Jerſey hinüberftreihtz gegen Weften breitet fi eine von
nur geringen Erhebungen unterbrochene Fläche aus, und
gegen Süden, nach Pennfylvanien hin, reihen fih Hügel
an Hügel. Der Boden ift im Allgemeinen gut und zum
©etreidebau wie zum Weideland vorzüglich geeignet. Von
den 59 Counties, in welche der Staat zerfällt, find Dneida,
Fulton, Saratoga, das ſüdliche Herfimer, Erie, Chatauque
Der Staat Meii-mork. 155
und Gataraugus, die weftliche Hälfte von Monroe und
Livingſton, dann Orleans, Niagara, Alleghany und Wyo-
ming wegen ihrer befondern Bodengüte zu deutfchen Nie-
derfaffungen zu empfehlen, Die letztgenannten 9 Counties
gehören zu dem fogenannten Dutch Purchase, einer Fläche
von über 4 Millionen Acres Land, welche im Jahr 1797
den Senerasindianern und dem Staate Maffachufetts ab:
gekauft, vermeſſen und zu fteigenden Preifen verfauft wur—⸗
den. Die Waldungen auf den großen, noch uncultivir=
-ten Strecken diefes -Landes beftehen aus hochſtämmigen
Buchen, Ahorn, Eichen, Ulmen, Eſchen, Nuß- und Kirfche
bäumen und vorzüglihem Nadelholz. Der Boden ift mei-
ftens Lehmgrund auf Sandlager, oder Lehm mit Sand
vermifcht, und bringt die reichften Weizenernten hervor.
Der Acre rohen Landes wird, je nach der Lage, zu 5 bis
15, der des eultivirten Landes zu 20 bis 36 Dollars ver-
fauft. In Erie-&ounty haben fih aus Heffen- Darmftadt
eingewanderte, zur Secte der Infpirirten gehörende Deutiche
niedergelaffen und. die Dorfichaften Ober-, Mittel» und
Unter-Ebenezer gegründet. Die Eolonie befteht aus einigen
hundert Familien, welche Ackerbau und Viehzucht treiben,
Mühlen, Brauereien, Brennereien und Gerbereien beſitzen,
durch das von ihnen beobachtete Abfonderungsfoftem aber
und dur ihre eommuniftifchen Bereinsgefege dem rafchen
Aufblühen ihrer Anfiedelung felbft entgegenarbeiten. Der
öftlihe Theil der Eounties Monrves und Livingfton, das
nördlihe Herfimer, Lewis, Jefferfon, ein großer Theil von
St. Lawrence, Franklin, Clinton, Effer und der Norden
von Demego find fteinig und in ihnen ganz oder theilweife
eultivirte Farms zu 6 bis 15, rohes Waldland, mit Buchen,
Ahorn, Birken, Tannen, Fichten und Cedern beftanden,
zu 2 bis 5 Dollars pro Aere zu erftehen? Steuben, Yales,
Seneca, Tompfins und Chemung haben in den feichter
gelegenen Gegenden fehr fruchtbaren Boden, der in robem
156 Der Staat Mein-gorh.
Zuftande zum Preife von 3 bis 6 Dollars käuflich ift, doch
fommt gerade in diefen Theilen das Wechfelfieber häufig
vor, weshalb Neueingewanderte fich nicht dorthin wenden
follten. In den am Hudfon Tiegenden Counties Ulſter,
Putnam, Dutcheß, Drange, Columbia, Green, mit bebeu-
tender Viehzucht und herrlichen Meiereien, in den Long-
Island bildenden Counties Kings, Queens und Suffolf,
und auf Staaten-Jsland, welches Rihmond-Eounty bildet,
findet man weniger ausgedehnte Streden vorzüglichen Bo-
dens, aber die Nähe der Stadt New-York und die Leich-
tigfeit des Transports der Sandwirtbfchaftlichen und Gars
fenerzeugniffe dahin, fowie der Umftand, daß viele der
vermögenderen Städter ſich Landfige in der Nähe Faufen,
auf deren Rentabilität fie wenig Nüdficht nehmen, hat die
Preife für umeultivirtes Land auf 5, 10 bis 25, die für
eultisirte Farmen auf 30 bis 100 Dollars pro Acre und
darüber gefteigert, und die Farmer genöthigt, mit größerer
Sorgfalt die Landwirtbichaft zu betreiben, als in den ent-
Vegeneren Gounties darauf verwendet wird, Aderbauer
und Gärtner von Fach, welche mit einem hinreichenden
Bermögen ausgerüftet landen, thun wohl, ſich lieber auf
dem weniger probuctiven und ungleich theureren Boden in
der Nähe New-Yorks oder fonft einer großen Stadt, als
in entlegenen Gegenden niederzulaffen, wo ihre Producte
nie fo gut zu verwerthen find und wo Capital und Arbeit
folglich fchlechtere Zinfen tragen. Die landwirthſchaftlichen
Produrte des Staates New-Yorf beftehen in Weizen, etwas
Noggen, Gerfte, Hafer, Mais, Erbfen, Bohnen, Kartoffeln,
dann Milh, Butter, Käfe, Fleiſch, Wolle und dem aus
; dem Zuderahornbaume gewonnene Ahornzuder, von wel-
chem jährlich etwa 12 Millionen Pfund eingefotten mwer-
den. Der Hanf und Flachsbau find nicht ſehr bedeutend,
dagegen fommt der Obftbau immer mehr in Aufſchwung.
Congreßland -ift feines mehr im Staate vorhanden, in den
Der Staat Meii-york, 157
Händen von Privaten befinden fich aber noch NE
Acres rohen Waldlandes,
Das Klima ift trog feiner, großen VBeränderlichfeit —
des häufig plötzlich eintretenden Witterungswechſels, der
beſonders in der Nähe der Meeresküſte ſehr ſchroff iſt,
geſund zu nennen. Die Winter beginnen um die Mitte
oder gegen Ende Novembers und ſind im Oſten, und be—
ſonders an der Seeküſte und in den am St. Lawrence
fluffe gelegenen Counties fehr ftrenge und bis Mitte März
oder Anfangs April andauernd, Die Sommer find jehr
heiß und ein Barometerftand von 96 Grad fein unge:
wöhnficher. Sommer und Winter treten in den flachen,
weftlichen Counties gelinder als im Oſten und Norden auf;
der Frühling ift außerordentlich kurz, da der Uebergang
vom Winter zum Sommer fehr raſch erfolgt; der Herbft
aber ift, wie überall in den Vereinigten Staaten, die herr—
lichſte, mildewarme und von einem beftändig Flaren Him-
mel begleitete, von Anfang Detobers bis gegen Ende No-
vembers währende Jahreszeit. _
An Minerafreichthum fteht der Staat New York faft
feinem des Bundes nad, Eifenerze finden fich überall in
den ihn Durchziehenden Bergreiben, auch Mopreifenerz fommt
nicht felten vor; Zinf, Kupfer, Marmor, Schiefer, Kalk
ftein, Stein und Braunfohlen werden in nicht unbedeuten-
den Duantitäten gewonnen, und auch von Blei und Silber
will man in einigen der norböftlihen Counties Spuren ent-
det haben, In den Counties Onondago, Cayuga, Se-
neca, Dneida, Geneffee und Ontario finden fih Salz
quellen, welche ungeachtet ihrer nichts weniger als forg-
fältigen Bearbeitung jährlich durchſchnittlich 3 Millionen
Buſhels Salz Tiefern. Unter den Heilquellen find die von
Ballfton und Saratoga, in Saratoga⸗County, welche Soda⸗
ſalz- und Sodakohlenſäure, Supercarbonat yon Kalf und
Eifenrarbonat enthalten, die berühmteften und die Wall:
158 Der Staat Mew-yark,
fahrtsorte der fafhionablen Welt aus allen Theilen der
Union. | I
Freunde yon Naturmerfwürdigfeiten machen wir au
die Fälle des Niagara, die Bafers- und Glensfälle am
Hudfon, die Trentonfälle, in der Nähe von Utica, die
Fälle des Mohawk-, des Sable-, des Salmon-⸗, des Blad-
und des Geneffeefluffes, fowie auf Die des Weft- Canada
und des Fall» Ereef *) aufmerffam. Der Paflage des
Hudfon durch Das Hochland und der. unvergleichlich ſchönen
Seen St. George und Champlain haben wirsbereits Er-
wähnung gethan.
Der Handel des Empire-Staates, wie New-Yorf ge-
nannt wird, übertrifft den jedes andern Staates bei Wei-
tem an Bedeutung. Der Durchfcehnittswerth der Ausfuhr
ven des Staates an Iandwirthfchaftlichen Produeten, Pott-
und Perlafhe, Terpentin und Manufacturwaaren befief
fich in den füngft verfloffenen drei Jahren auf jährlich 50,
der der Einfuhr auf 74 Mill. Dollars. So wie die be-
deutende Rhederei des Staates, deren Tonnenzahl ein
Fünftel der Gefammt-Tonnenzahl der nordamerifanifchen
- Handelsflotte ausmacht, den Handel mit allen Häfen des
Erdballs vermittelt und belebt, jo wird der Berfehr im
Innern des Staates felbft und mit allen Bundesftaaten
durch eine Menge von theils für Nechnung der Staats-
vegierung, theils von Privaten erbauten Eifenbahnen und
Canälen gehoben und erfeichtert, Die Abany-Schenectady-
Eifenbahn hat eine Länge von 17 Meilen, die Utica-Sche-
neetady 78, die Syracuferlltica 53, die Auburn-Syracufe
26, die Auburn-Rocheſter 784, die Tonawanda, welche
Rochefter mit Attica verbindet, gegenwärtig 434 Meilen
mißt, aber bis Buffalo fortgeführt werden wird und dann
im Ganzen eine Länge von 744 Meilen hat, die Buffalo-
*) Greek (fprich Krihk) = Bad.
x
Der Staat Meiv-nork, 159
NiagarasFalls von 22, die SchenertadysSaratoga von 22,
die Scheneetady= Troy von 204, die NRenffelaer-Saratoga
von 25, die Long-Island von 984, die Albany-Weft-Stod-
bridge von 381, die Troy⸗Greenbuſh von 6, die New-Jork-
Erie von 62 Cin voller Länge 350 Meilen), die News
York = Harlem Cnebft Fortfesung) von 53, die Hudſon—
Berffpire von 31, die Buffalo - Blad- Stod von 3, die
Cayuga-Susquehanna yon 29 Meilen Länge. Alle dieje
Bahnen find vollendet und mehrere andere im Bau begrif-
fen. Bon den zahlreichen Canälen des Staates mißt der
von Albany nach Buffalo führende Erie-Canal 364 Mei:
len Länge, der Champlain = Canal, welcher Albany und
Whitehall verbindet, ift 73, der von Utica nach Binghamp-
ton führende Chenango-Canal ift 97, der von Montezuma
nach Cayuga führende Cayuıga = Senera =» anal 23, der
Domego-Canal, zwifchen Oswego und Syracufe, 38, der
Chemung- Canal, welcher Corning mit dem Senerafee in
Berbindung fest, 33, der Eroofed -Lafe- Canal, zwifchen
Dresden und dem Eroofedfee, ift 8, der Geneffee-Balley-
anal, von Dansvilfe nad) Rochefter führend, 52, und der
Delaware= und Hudjon- Canal, der von Eddypille nach
Honesdale führt, 108 Meilen lang. Der Bladriver-Canal,
beftimmt, von Rome aus den Erie-Ganal bis an die Dlad-
riverfälle zu verzweigen und die Berbindung mit Carthage
herzuftellen, wurde vor Jahren ſchon in Angriff genommen,
das vom Staate für den Bau ausgeworfene Capital aber
für ungenügend zur Vollendung befunden und darauf bie
ganze Sache liegen gelaffen, Die Koften der New-Yorker
Eifenbahnbauten betragen für Bahnen mit einem Geleife
durchſchnittlich 53000, mit zwei Geleifen 25,000 Dollars
pro Meile, die der Canäle 21,500 Dolars pro Meile. |
Die Fabrik- und Gewerbthätigfeit ift bedeutend, Pa—
pier, Wollen und Baumwollenwaaren- und Leinenfabrifen
giebt es eine große Menge im Staate (327 Wollen- und
160 Der Staat Meiv-yarki,
121 Baumwollenwaaren-Fabriken), Eifen- und Glaswaa—
ven werden zu beträchtlichen Werthe gefertigt, Mahl- und
Sägemühlen, Pott- und Perlafchfiedereien, Seifenfabriken,
Gerbereien, Ziegel» und Branntweinbrennereien, Bier⸗
brauereien findet man faft überall im Staate, und groß-
artige Hut=, Lederwaaren- und Stiefel, Schub- „und
Kleidermanufacturen verfenden ihre Producte in Maſſe
nad Weftindien und dem ganzen Süden.
Bon den im Staate beftehenden 167 Banken fegen
23 ihre Noten zum Nominalwerthe in Cireulation; Die übri—
gen verlieren von 4 bis 30 Prorent,
Die Schuld des Staates beträgt 21,797,267 Dollars
91 Cents, welche zu 5, 6 und 7 Procent verzinfet werben,
New-NYork, nächft London die bedeutendfte Handels—
ftadt der Erde, Liegt auf der von dem Hudfonfluffe kurz
vor feiner Ausftrömung in die Bai von New- York ums
fchlungenen Manhattan⸗Inſel und befigt in der Bat einen
Hafen und eine Rhede, die fich durch ihre Tiefe und ges
fhüßte Lage ebenfo fehr auszeichnen, als durch Die roman⸗
tifchefihöne Einfaffung und die in der Bai liegenden mit
Wäldern, hübfchen Landgütern und freundlichen Ortſchaf—
ten geſchmückten Inſeln. Die Bedeutung der Stadt an
fich und der Umftand, daß fie unter ihren 500,000 Ein—
wohnern gegen 70,000 Deutfche zählt, fowie daß fie der
Landungsplas für die Mehrzahl der Taufende ift, welche
alljährlich aus Deutfchland auswandern, von denen viele
dort ihren bleibenden Wohnſitz auffchlagen, werden unfer
längeres Verweilen bei der Befchreibung derfelben recht:
fertigen, Die Straßen der Stadt, von früh bis fpät von
einer gefchäftigen Menge belebt, find breit und regelmäßig
angelegt, haben breite Trottoirs von Duaderfteinen, find
aber in den neueren, oberen Stadtvierteln (wards) uns
gepflaftert und der Tummelplas von Schweinen. Vor. ber
Außerften Spise der Manhattaninfel, welche fih in Form
Der Staat New⸗Norn. ya - 161
eines fpigen Dreieds in die Bai hinaus erftredt, Tiegt
Caftlegarden, ein zur Bertheidigung der Stadt erbautes
Fort, welches aber jest überdacht, durch eine Brüde mit
der Stadt in Verbindung gefest ift und als Vergnügungs⸗
Iocal zu Pansramen-Ausftelungen, Muſikproductionen,
theatralifhen Borftellungen und ähnlichen öffentlichen Un—
terhaltungen benust wird. Die äußerſte Landſpitze ber
Inſel, auf welcher New-York liegt, nimmt die Batterie
ein, ein gegen die Bai hin mit einer fteinernen Baluftrade
eingefaßter, von Dichten Baumgängen befchatteter, großer
Rafenplag, der namentlich an ſchwülen Tagen und Aben-
den die nach der Seefrifche lechzende Bevölkerung New—
Yorks anzieht. Bon bier aus fchweift der DBlid des
Spaziergängers über die zu jeder Tages- und Nachts⸗
flunde von Böten und Fleinen und großen Segel- und
Dampfſchiffen belebte Bai hin und bis zu den Narrows,
der engen Einfahrt in die Bucht, hinaus, die der Batterie
faſt gerade gegenüber liegt, während fich zur Linfen des
Beſchauers Long-Island, zur Nechten Staaten⸗-Island und
die KRüfte New-Jerſeys hinſtrecken und dazwiſchen die Hlei-
nen Governors-, Ellis- und Bedlows-Fslands mit ihren
mit Feuerfchlünden befesten Feljfenhäuptern aus den Flu—
then emporfchauen. Die Bai von New-York darf Ted
den ſchönſten Punkten der Erde an die Seite geftellt wer-
den, man mag von den Höhen Staaten-Jslande, von ber
Küfte Long- Islands oder yon der Battery das Auge auf
fie richten. An die Battery fich anfchliegend, beginnt mit
dem mit einer mächtigen Fontaine und dichtbelaubten Bäu-
men geſchmückten Bowlings Green, der Broadway, bie
Hauptftraße, welche die Stadt ihrer ganzen Länge nad)
in einer Breite von 70 Fuß durchfchneidet, bie ſchönſten
Privat- und öffentlichen Gebäude und bie reichften Läden
enthält und fih von Entfernung zu Entfernung in gar-
tenähnfihe, mit Springbrunnen geſchmückte und eijernen
Nordamerika, 1i
162 hr Der Staat Meiw-gork.
Gittern eingefaßte Parks oder Squares erweitert, wie der
Park, in welchem die von Alleen und Nafenplägen umge-
bene Gity-Hall, ein mit einem Koftenaufwande von einer
halben Million Dollars aus Sandftein und Marmor, ,im
edelften Style erbauter Palaft Tiegt, der die Geſchäftslo—
cale verfchiedener ftädtifcher Behörden enthält; der Union-
Square und andere. Auch in anderen Theilen der Me-
tropolis find ſolche parfähnliche P äse angelegt, fo der
Wafhington-Square, der St. Johns -Parf, Tompkins-,
Madifon-, Bloomingdale=, Hamilton-Square. Am Broad-
way Tiegen auch die eleganteften und geräumigften Gaft-
höfe, wie Aftorhoufe, Howard-City-Hötel, yon denen das
erfigenannte, welches feinen Namen yon feinem Erbauer
trägt, im Erdgefchoffe eine Menge eleganter Läden und
in den oberen Etagen 390 Piecen hat, die theils als Em-
pfangs-, Gaſt-, Speife- und Lefezimmer, theils als Frem-
denzimmer dienen, Das Aftorhoufe ift, nah dem St.-
Charles-Hötel in New⸗Orleans, das koloſſalſte Gafthaus
der neuen Welt und foftete, ohne die auf 80,000 Dollars
gewerthete Einrichtung, eine halbe Million Dollars. Bon
den 215 Kirchen ift die kürzlich vollendete Trinity-Church,
welche am Broadway, der Wallftreet gegenüber, liegt, die
Thönfte. Der in der Nähe des Hafens Tiegende untere
Theil ift der Gefchäftstheil der Stadt und in ihm liegen
bie Geſchäftslocale der. Kaufleute einer Handelsbrande «in
gewiſſen Straßen beifammen. So findet man in John—
ftreet die Gewölbe der Eiſenwaarenhändler, in Pearlftreet
Tapeten- und Seidenwaarenlager, in Sputhftreet Schiffe
rheder-Gomptoirs und Schiffsproviantlager, in Front= und
Waterftreet Dietualienmagazine, in Broadftreet Weinlager,
in Cedarftreet Baummollen- und Wollenwaarenlager und -
Wallftreet ift von diefem Theile der Stadt gewiffermaßen
das Herz. In ihr befinden fi die Comptoirg der Ban⸗
quiers, Affecuradörs, Fonds⸗ und Geldmäfler, das Bör—
Der Staat Meiv-gorh, 163
fengebäude (Exchange-building), aus Granitblöden erbaut
und an der Fronte mit maffiven, 38 Fuß hohen Säulen
geſchmückt, welches eine als Börfenfaal dienende große
Rotunde, das Gillespyfche Lefezimmer, eine Badeanftalt,
eine Reftauration, mehrere Comptoirs und Magazine ent-
hält; dann das nad dem Modell des Pantheon in Athen
aus weißem Marmor erbaute Zollhaus (Customhouse)
und eine ganze Reihe von in folidem Geſchmack erbauten
Banfgebäuden. Die Juftizhalle, welche, weil fie im alt
ägyptiſchen Gefchmade erbaut ift und neben den Bureaus
des Polizeigerichts, der Grand=- Fury u. f. w, auch das
Schuldgefängnig enthält, vom PVolfswise den Namen
Egyptian tombs (ägyptifhe Gräber) erhalten hat, Tiegt
mit ihrer 260 Fuß langen Fronte an der Gentreftreet.
Das Univerfitätsgebäude am Univerfitätsplage, die beiden
Gebäude des theologifchen Seminars der Episcopalen,
das Columbia- College am Parkplatze, das Handwerker⸗
Schulgebäude, das New-York-Hoſpital, das Blindeninftitut,
das Rutger-Female⸗-Inſtitut, das medicinifche College, das
Srrenhaus in Bloomingdale, die New York - Soriety-
Library, mit einer 40,000 Bände haltenden Bibliothef, ver-
dienen fowohl ihrer äußern Bauart wie auch ihrer innern
Einrihtung wegen den Befuch des Fremden. Das Dpern-
haus, das Parf-, Bomwery-, Chatham- und Niblo-Theater
werben befonders ftarf befucht, wenn, was häufig der Fall
ift, europäifche Sänger, Mufifer, Schaufpieler und Tänzer
in Gaſtrollen auftreten; eine deutfche Truppe untergeorb-
neten Ranges pflegt ihre Bühne in einer der deutſchen
Schenfftuben der oberen Stadt aufzufchlagen. Der ame-
rifanifhe Kunftverein CArt-Union), der über 20,000 Mit-
glieder zahlt und jährlich an hunderttaufend Dollars
auf den Ankauf von Werfen in Amerifa lebender Künftler
und zur Unterftüsung talentvoller Kunſtjünger verwendet,
bat den bis vor furzem im Volke fchlummernden Kunftfinn
11*
164 Der Staat New⸗Nork.
mächtig zu wecken gewußt. Neben diefem Kunftvereine
befteht noch ein internationaler Kunftverein, der, von ben
Kunfthändlern Goupil Vilbert u. Comp, in Paris begrün-
det, zwar reine Privatfpeculation ift, aber doch auch den
Weg zu dem Ziele mit ebnen hilft, das fi der erfige-
nannte Verein gefteft hat. Zu den grandiofeften Bau—
werfen in der Nähe New-Yorks muß unbedingt das Eroton-
Waſſerwerk gezählt werden, welches die Stadt mit Waffer
verforgt. Ein Aquaduct führt das Waffer des Eroton-
fluffes aus Weftchefter-Eounty in ein 400 Acres Flächen-
raum bedeckendes und 500 Millionen Galfons Waffer
faffendes Baffinz von dort 33 Meilen weit zum Harlem-
fluffe und über denfelben hinweg zum Stein-Reſervoir in
der 26 Straße und in’s Bertheilungs-Baffin auf Murrays
Hügel. Die Herftellung diefer über 38 Meilen langen
Wafferleitung, fammt den dur die Straßen der Stadt
laufenden gußeifernen Hauptröhren, erforderte einen Ko-
fienaufwand von 16 Millionen Dollars. Genußreiche
Ausflüge werden von New-York aus über die Bai hinüber
nad Staaten⸗Island, nad Long⸗Island, den Long-Island-
Sund hinauf, nach Hobofen und Weehawf, an der Küfte
von New⸗-Jerſey, hinüber, den reizenden Hudfonfluß hinauf
und nad einer Menge benachbarter Fleinerer und größerer
Seebadeörter gemacht, die alle in den Sommermonaten,
wo der Gejchäftsverfehr weniger lebhaft ift als im Früh—
jahre und Herbfi und wo aus dem Süden Pflanzer und
Kaufleute dem gefünderen Norden zueilen, ftarf befucht
find. Alle Pläge an der Bai, am Long- Island - Sunde
und an ben beiden jenfeitigen Ufern des Eaft- und des
Northrivers, wie die beiden unteren Arme des Hubdfon-
fluffes genannt werden, find durch Dampfidiffe und
Dampffähren mit New: York verbunden, und Broofiyn,
Williamsburgh, Zerfey-Eity und die Heinen Ortſchaften
an der Nordoftfüfte Staaten-Fslands find, von vielen Ge—
Der Staat Meio-nork, 165
ſchäftsleuten New-Yorks bewohnt, faft als —— die⸗
fer Stadt zu betrachten. —
Albany, Hauptftadt des Staates, am weftlichen
Ufer des Hudfon, liegt 145 Meilen weit von New-NYork
entfernt, mit dem es durch mehrmals täglich abgehende
und anfommende und bei Tage auch die Zwiſchenplätze
anfaufende große, aufs Efegantefte eingerichtete Dampf-
ſchiffe in Verbindung fteht, die den Weg in etwa 10
Stunden zurüdlegen. Die Stadt, etwa 44,000 Einwoh-
ner zählend, unter denen ein paar Taufend Deutjche,
lehnt fih, vom Ufer auffteigend, an einen Hügel, deflen
höchſte Spise das von Alfeen umfränzte, aus Sandftein
erbaute Capitol krönt, welches 115 Fuß Yang iſt und den
Sisungsfaal und die Bureaus der Legislatur enthält.
Unfern des Capitols erhebt fi) die aus weißem Marmor
erbaute City-Hall, und diefer gegenüber die neue States
Hall mit den Staatsfanzleien; die alte State-Hall wird
gegenwärtig zur Aufbewahrung einer geologifhen Samm-
ung benutzt. Mehr noch als die öffentlichen Gebäude,
von denen noch das medicinifche College, die Börfe, die
große Afademie, das Staats-Arfenal, einige und dreißig
Kirchen, Markthäuſer und Banfen zu zählen find, interef-
firt den Fremden das gefchäftige Treiben in dem in der
Nähe des Fluffes Tiegenden Theile der Stadt, an dem faft
ftündlih mit Paffagieren und Waaren angefüllte Dampf-
Ihiffe und Böte und Segelihiffe anlegen oder von dba
abgehen. Durch feine eigenen Fabrifen und Manufactu—
ren in Wollen-, Baumwollen-, Linnen=, Eifenwaaren
und Mafchinen, und durch den Verkehr mit den in feiner
Umgegend erzeugten landwirthichaftlichen Produsten ſchon
ein wichtiger Handelsplas, ift Albany dies noch mehr als
derjenige Punkt, wo der 363 Meilen lange Eriecanal,
dieſes Niefenwerf mit 83 Schleufen und 18 Aquadueten
in den Hudfonfluß mündet, und in den das ganze Eifens
166 Der Staat em⸗Horn
bahnnetz des nördlichen, öſtlichen und weſtlichen New⸗
Vorks zuſammenläuft.
Wenden wir uns nun den im Staate zwiſchen Albany
und New⸗York, zu beiden Seiten bes Hudſon liegenden
Städten zu und beginnen wir im Süden, fo gelangen wir
über die Vorftädte der Metropolis, Bloomingdale und -
Haarlem hinaus, zuerft nach dem freundfihen Mans
battanville mit 600 Einw., dann über das in Ruinen
liegende Fort Wafbington, über Dobbs. Ferry,
Tarrytown und das herrlich gelegene Sing- Sing
mit Marmorbrüden und einem großen Staatsgefängniffe,
nah Peefsfill, einem Städtchen mit reichlich 2000
Einw, und einer Academie,- Diefem gegenüber, an ber
vom Hudfon gebildeten Haverftram-Bai, liegt das 500
Einmw. zählende Haverftram, und weiter am weftlichen
Ufer aufwärts Weftpoint, einer der reizendft gelegenen
Punkte am Hudfon, mo fich die, in dem das „Heer“ be—
fprechenden Abfchnitte dieſes Buches erwähnte Militair-
Akademie befindet, Weiter am meftlichen Ufer des Hudfon
aufwärts, an den Ruinen des Forts Putnam vorüber,
gelangt man über Canterbury und New-Windfor
nah dem auf einem fchroffen Abhange gelegenen Nemw-
burgb mit 6000 Einw., welchem Fiſhkill mit 1200
Einw. gegenüber Tiegt. Ueber Hamburg fommt man
nad) dem auf einer Hochebene reizend gelegenen Pough—
feepfie, welches 10,000 Einw, zählt, die Dutcheß-Aka—
demie, eine große Collegialfchule, mehrere Seminarien,
Banken und andere öffentliche Gebäude enthält. Am weft-
tihen Ufer Tiegt Kingston mit 2500 Einw. und weiter
hinauf Catskill mit 3000 Einw., welches im Sommer
der Landungsplag für alfe die Züge von News Norfern
ift, die das von hier 12 Meilen entfernte Pine⸗-Orchard
auf den Catsfill-Mountains befuchen wollen, um, ein Paar
Zaufend Fuß hoch über dem Meeresfpiegel erhaben, die
»
Der Staat Meiw-garı 167
erfrifchende Gebirgsfuft einzuathmen und von dem .palaft-
artig erbauten und allen Anforderungen des verwöhnte—
ſten Städters entfprechenden Gatsfill-Mountainhoufe. aus
Ausflüge in die reizende Umgegend, nach den Catskillfäl—
len, den fifchreichen Zeichen und auf den High-Peak, den
Round-Top und andern Höhen zu machen, von denen aus
man die fchönfte Fernfiht nah den Höhen Connecticut’s
und MaffachufettsS und hinaus zu den Green- Mountaing
Bermonts genießt. Catskill gegenüber, am öſtlichen Ufer
des Fluſſes, breitet fih, auf einem Vorgebirge er-
baut und an eine Ebene gelehnt, Hudfon aus, deſſen
6000 Einw. Handel, Gewerbe und recht Iebhafte Fluß—
und Seefchifffahrt treiben. Coxſackie, Kinderhoof,
New-Baltimore, Coeymans, Gaftleton erwähnen
wir nur dem Namen nah, dagegen befuhen wir von
Hudfon aus das. 24 Meilen von da entfernt Tiegende
Nemwstebanon, defien 6 bis 700 Bewohner der Serte _
der Shafers oder Zitterer angehören, welche im Cölibate
leben und Gott Durch ein dem Bärentanze ähnliches Hüpfen,
yon monotonem Gefange begleitet, wohlgefällig zu fein
glauben, Der diefe Anfiedelung Beſuchende begegnet
blaſſen, hagern, den Ausdruck geiftiger Abgeftumpftheit auf
dem Gefichte tragenden Geftalten.
Bon den übrigen bedeutenderen Städten des Staates
nennen wir, zum Süden zurüdfehrend, zunächſt Brooklyn
auf Long-Island, an dem Eaftriver genannten Arme des
unteren Hudfon gelegen und. durch drei Dampffähren, die
yon früh bis ſpät unausgefest den Fluß durchſchneiden,
mit New-York verbunden, von der e8 eine von 70,000
Menfchen, worunter 2000 Deutfche, bewohnte Borftadt
bildet, Außer dem Lyceum, der GCity- Hall und einigen
der größeren Kirchen hat die Stabt Feine bedeutenderen
Gebäude aufzumweifen, die regelmäßig angelegten Stra-
gen find jedoch mit der Mehrzahl nad ftattlihen Häufern
168 Der Staat Newa⸗orn.
eingefaßt. Bon dem vor der Stadt liegenden Gottesader
aus hat man eine ſchöne Ausficht, und die ebenfalls au—
ferhalb der Stadt, an der Wallabout-Bai liegende Bun—
ves-Schifföwerft verdient ihrer Hellinge, Dods, Arfenale
und Werfftätten wegen befucht zu werben, Cbenfalls
auf Long-Fsland, nahe an Brooklyn, und wie Diefes mit
New-York durch Dampffähren verbunden, Tiegt Wil-
liamsburgh mit gegen 10,000 Einw., dann an ber
Nordoftküfte der Infel Sagharbour mit einem vortreff-
fihen Seehafen, ferner Riverhead, Jamaica, Hemp—
ftead. Auf Staaten-Fsland liegen das Feine Tompkins—
ville mit der Duarantaine und einem großen Lazarethe
für Seeleute; und Rihmond, faft im Mittelpunfte der
Inſel, deren übrige Ortfchaften ganz unwichtig find, die
aber reih an hübfchen, Fleinen und großen Landgütern
ift. Gehen wir jest wieder zum Feſtlande des Staates
zurüd und von Albany aus zu den übrigen wichtigeren
Städten über, fo haben wir zunächſt Troy zu nennen,
welches in NRenfjelaer - County, am öſtl. Ufer des Hudfon
fiegt, über 20,000 Einw. zählt, ein fchönes Stadthaus,
ein Lyceum und mehrere andere ftattlihe, öffentliche Ge—
bäude befist. Schenertady, am Mohamk, ift eine fehr
lebhafte, in Cayuga-County gelegene Stadt mit gegen
7000 Einw., von der aus man in wenigen Stunden auf
der Eifenbahn nach den fhon erwähnten Curörtern Ball
flon-Spa und Saratoga gelangt. Utica, in Oneida-
County, am Mohamffluffe belegen und vom Eriecanale
durchſchnitten, ift eine lebhafte, in fortwährendem Wachfen
begriffene Handels- und Fabrifftadt mit 14,500 Einw,,
mehreren Biblisthefen, Afademien und Wohlthätigfeitsan-
ftalten. In der Nähe Tiegt das Irrenhaus, welches in
feiner Hinficht den Vergleich mit irgend einer ähnlichen
Anftalt der alten Welt zu ſcheuen hat. Achtzehn Meilen
nordöftlih von Utica und 24 Meilen vom Städtchen
Der Staat New⸗Nork. 169
Trenton entfernt, bildet der über Schiefer fliegende und
son wildromantifchen Felfenwänden eingefchloffene Weſt⸗
Ganada:Ereef eine Reihe son Wafferfällen, deren bedeu—
tendfter, der Higbfall, fich in eine Tiefe von 312 Fuß
binabftürzt. Rome, ebenfalld am Mohawk Tiegend, mit
gegen 3000 Einw,, wird von Utica einer- und Syras
eufe mit 10,000 Einw, und Außerft Tebhaftem Handel,
andrerfeits überflügelt und hat feit Jahren fchon um
nichts an Bedeutung gewonnen. Unfern Syracufe Tiegt
Salina, in deffen Umgebung ſich die reichften Salzwerke
des Staates befinden, Dswego, an der Mündung des
gleichnamigen Fluffes in den Ontario-See, mit 5000 Einw,,
bat einen durch FToftfpielige Waflerbauten zu einem ber
beften der Binnenfeen gemachten Hafen, lebhafte Sciff-
fahrt, Schiffsbau und Handel und 16 Kunftmühlen, welde
täglich 9000 Fäffer Mehr Kiefern können. Rocefter, in
Monrve- County, mit 25,000 Einw,, zu beiden Seiten
des Genefeefluffes fi) ausdehnend, verwendet Die Kraft
der am nörblihen Ende der Stadt Tiegenden, grotesfen
Wafferfälle für eine Menge von Wollen» und Baumwol—
Venwaaren-Mafchinen und andere Fabrifen, fowie für einige
und zwanzig Runftmühlen, welche jährlich über eine halbe
Mit, Fäffer Mehl liefern. Ein fehenswerthes Denkmal
der Wafferbaufunft ift der 750 Fuß lange, von eilf Bo—
gen und zwölf Pfeilern getragene maffive Aquaduct, der
hier den Eriecanal über. den Geneffeefluß hinüberführt.
Lockport, am Niagara, mit 6300 Einw., ift merkwür—
Dig wegen der fünf Niefenfchleußen, welche hier das Waſ—
fer des Eriecanals 60 Fuß tief zum Niagaraflufle hinab⸗
fenfen. Die Stadt befist eine anfehnliche Anzahl von
Fabrifen und Manufacturen. Auf der Eifenbahn gelangt
. man von bier nad) den Fällen des Niagara, deren wür—
diger Befchreibung wir uns nicht gewachfen fühlen und
daher weiter nah Buffalo eilen. Die Stadt, auf einem
170 Der Staat New⸗Norn.
ſich ſanft erhebenden Hügel am Erieſee erbaut, iſt ber
Knotenpunkt der Route für die in Quebeck oder Nem-
York gelandeten Einwanderer, die nah Weften weiter
ftreben, und die Schlagader des Handels und der Schiff:
fahrt der großen, nordifchen Seen, des Eriecanals und
der bier. zufammenlaufenden Eifenbahnen.. Mit feinem
weiten, von einem 1500 Zuß mweit an der Mündung bes
Buffalo-Creefs hinauslaufenden fteinernen Molo gefchüsz.
ten Hafen, mit den breiten, geraden Straßen, und dem
Drängen und Treiben der gefchäftigen Menge, unter ber
zu jeder Zeit ganze Züge deutſcher Emigranten befindfich,
gewährt Buffalo den Anblick eines Eoloffalen Ameifenhau-
fens. Die natürliche günftige Lage der Stadt, ihre Fünfte
tihen Land» und Wafferverbindungen und der Unterneh-
mungsgeift der Bewohner, deren Zahl auf 35,000 geſchätzt
wird, morunter beiläufig 3000 Deutfche, laffen es ohne
allen Zweifel, daß fie binnen wenigen Jahren ihren Um—
fang noch einmal fo weit wie gegenwärtig ausgedehnt und
ihre Einwohnerzahl verdoppelt haben wird, Die City—
Hall, das Schaufpielhaus, mehrere der Kirchen und Bans
fen und das American-Hötel gehören zu den Prachtgebäuden
der Stadt. Dodensburg, in St. Lawrence-County und
da am St. Lawrencefluffe liegend, wo der Dswegatchee
in denfelben mündet, zählt über 3000 Einw. und treibt
einen recht Iebhaften Handel; fo auch Sadetsharbour
mit 2500 Einw., am Datapiar Gen An dem trefflichen
Hafen befindet fi eine Bundesfhiffswerfte und eine Ca—
ferne. Watertown, in Sefferfon- County, am Black—
River, ift ein freundliches, lebhaftes Städtchen mit etwa
4000 Einw., hat aber in neuefter Zeit durch eine verhee—
sende Feuersbrunft großen Schaden gelitten. Platts-
burgh, am oberen Champfainfee, in Elinton-County, zählt
6000 Einw. und unterhält eine lebhafte Dampficiffsver-
bindung mit den übrigen Städten am See und mit Montreal,
Der Staat Mein-Ferleij, 171
Ithaca, mit 5000 Einw., zeichnet fi durch feine male—
rifche Lage an der Südſpitze des Cayugaſees aus. Dmwego
und Binghbampton, am Susquehannafluffe; Batavia,
am Tonawandafluffe, Canandagua, am gleichnamigen
See; Waterloo in Senera= und Auburn in Cayuga—
County find Städte von 2 bis 3000 Einwohnern, Cars
thage am Blackriver; Martinsburg, die Hauptftadt
von Lewis = County; Canton in St, Lawrence - County;
Caldwell am Champlainfee,. in Warren-County; dann
Eooperstown am Dtfegofee und Burlington in
Difego- County; Goſchen in Dranges Monticello
in Sullivan=; Delphi in Delawares; Norwich in
Shenango =; Cortland in Cortland-; Elmira in
Chemung-; Bath in Steuben=; Franklin und Ellin—
eottville in Cattaraugus- County, find zu unbedeutend,
als daß wir ihrer Befchreibung größeren Raum opfern
fönnten, —
Der Staat New-Jerſey,
zuerft von Holländern im Jahre 1614 und zwar im jesigen
Bergen County angefiedelt, wurde im Jahre 1627 au
das Ziel ſchwediſcher und finnländifcher Auswanderer, welche
Yegtere fih am Delaware, der damals New-Swedeland—
fluß hieß, niederließen. Im Jahre 1702 fam der Staat
an Großbritannien, von dem er fih am 4 Zuli 1776
losfagte, und im Befreiungsfriege, als Hauptſchauplatz
des blutigen Kampfes, mehr als irgend ein anderer Staat
zu leiden hatte,
Nach der gegenwärtig beftehenden Verfaffung, melde
im Sabre 1844 ins Leben trat, haben der Senat und bie
Generalverfammlung die gefesgebende, der Gouverneur
bie vollziehende Gewalt. Die Mitglieder des Senates,
172 Der Stat New⸗Acrleÿ.
von denen jedes County eins wählt, werden auf drei
Jahre gewährt, und jährlich feheidet ein Drittheil davon
aus, Die Generalverfammlung beftehbt aus ſechszig vom
Bolfe gewählten NRepräfentanten. Aenderungen der Ver—⸗
faffung dürfen nur einmal in fünf Jahren beantragt wer-
den, müffen zweimal von der gefetgebenden Gewalt ange-
nommen, dem Bolfe vorgelegt und son der Majorität
gut geheißen fein, bevor fie in Kraft treten. Der Gou⸗
yerneur wird auf drei Jahre vom Bolfe gewählt, hat
2000 Dollars Jahrgehalt und wird beim Rücktritt vom
Amte oder im Fall feines Todes durch den Vice-Prä—
fiventen des gefeggebenden Rathes erfest, der 3 Dollars
- 15 Cents täglich Diäten bezieht. Gegen einmal berathene
Geſetze hat der Gouverneur das Betorecht, find Diefelben
aber zweimal von beiden Häufern angenommen worden,
fo erhalten fie, auch ohne Zuftimmung des Gouverneurs,
Geſetzeskraft.
Wähler iſt jeder weiße, männliche Bürger der Ber-
einigten Staaten, der 21 Jahre alt ift, ein Jahr lang im
Staate und 5 Monate lang in dem County wohnte, wo
er fein Stimmrecht geltend machen will. Ausgefchloffen
find Geiftesfranfe, Verbrecher und Solche, welche Unter-
ftügung aus einer öffentlichen Armenfaffe genießen.
New⸗-Jerſey fendet fünf Nepräfentanten zum Congreß
nah Wafhington.
Im Norden von New-York, im Oſten vom Hudſon⸗
fluffe und dem atlantifchen Ozean, im Süden von ber
Delaware» Bai und im Weften vom Delawarefluffe be-
grenzt, umfaßt New -Serfey einen Flächenraum von
8336 Geviertmeilen, auf denen eine Bevölferung von
410,000 Seelen Yebt, unter denen viele Deutihe und
Holländer und deren Nachkommen.
Außer den, die Oft: und Weftgrenze bildenden De—
laware und Hudfon, find der etwa 14 Meilen weit fchiff-
Der Staat Meiu-Klerleij. 173
bare und kurz vor feiner Mündung in die Newarf- Bat,
den Paffaie in fih aufnehmende Hadenfad, der Raritan,
welcher fich in die Raritan⸗Bai ergießt und über 60 Mei-
fen weit fehiffbar ift, der Maurice und der Mullicas, beide
etwa 20 Meilen weit ſchiffbar, die bedeutendſten Flüſſe
des Staates.
Von den —— Counties (Cantons oder Graf—
ſchaften), in welche New⸗-Jerſey eingetheilt iſt, find Suffer,
Paſſaie, Morris, Hunterdon und ein Theil von Warren,
durch welche ſich die, Blue-Ridge genannten Zweige der
Alleghanies mit ihren Abzweigungen hindurchziehen, bergig
und der Boden von mittelmäßiger Güte; Somerſet und
Mercer, der mittlere Theil von Eſſex und Middleſex, die
am Delaware liegenden, zu Burlington, Glouceſter und
Salem gehörigen Ländereien und die höheren Lagen von
Monmouth, Atlantie und Cumberland, mit faftigen Wiefen,
find fruchtbar und bereits ziemlich Dicht angeftedelt. Bergen,
Hudfon und Caye-May- County haben in manchen ihrer
Theile fandigen, flachen, mit Tannen und Fichten be—
wachfenen Boden, der, die von New-VYork herüber ftreichen-
den Neverfint- Höhen ausgenommen, den ganzen Küften-
ftrih charakterifirt. Man fann annehmen, daß faft ein
Drittheil des Bodens, befonders das angeſchwemmte Land
an der Meeresfüfte, ein unfern Newark liegender ausge-
dehnter Sumpf, einige fandige Streden des mittleren und
fteinige Gegenden des nördlichen Theiles des Staates
umfaffend, des Anbaues nicht werth ift, und daß bie
üppigen Wiefenftreden am Delaware, der Schaaren bort
herumſchwärmender Musfitos und Stechfliegen wegen,
einen qualvollen Anftedelungspunft für den deutſchen Ein-
wanderer bieten.
Die Waldungen der-bergigen Gegenden beftehen aus
Eichen, Buchen, Ahorn, Linden, feltener aus Tulpenbäumen
und Kaſtanien. In den fandigen Gegenden find ausge
174 Der Staat New⸗Jerleh.
dehnte Streden Landes mit Tannen und Fichten, die
fumpfigen Niederungen mit Cedern und Magnolien be-
wachen. Hochwild findet fich faft gar nicht mehr im
Staate, aber Faninchenähnlihe Hafen, Wafchbären, Zitiffe,
Marder, Stinfthiere und Füchfe, ſowie Nebhühner, wilde
Enten und Fafanen gibt es in den weniger angeftebelten
Gegenden noch in Menge.
An Mineralien hat New⸗Jerſey Eifen, Kupfer, Blei
und Steinfohlen, und das Berg- und Hüttenmwefen des
Staates ift feit einigen Jahren jehr in Auffchwung ge-
fommen, wozu ber Holzreichthum des Landes großen Vor⸗
ſchub geleiftet hat.
Im Norden des Staates herrfcht durchfchnittlich eine
flare, gefunde Witterung, die Sommer find nicht Täftig
heiß, die Winter aber fehr fireng. Im Süden find die
Sommer heißer, die Winter gelinder, der Witterungs-
mechfel fehroffer, als im Norden, und in den fumpfigen
Niederungen und da an den Flußufern, wo das füße und
das Meerwaſſer das fogenannte Brackwaſſer bilden, herr—
ſchen Gallen und Wechfelfieber.
Die Nähe Philadelphia's einer⸗ und die New⸗Yorks
andererſeits und die durch Eiſenbahnen, Canal-, Fluß—
und Seeſchifffahrt erleichterte Communication mit dieſen
beiden großen Märkten, haben den Acker-, Obft- und Gar-
tenbau und die Viehzucht New⸗-Jerſey's ſehr gehoben und
eine Wohlhabenheit unter feinen Farmern erzeugt, wie .
fie fo allgemein nur in wenigen Staaten gefunden wird,
Der Handel des Staates nimmt feinen Weg faft ganz
über die genannten beiden Grofftädte, und aud bie
Schifffahrt ift, mit Ausnahme der Küftenfchifffahrt, von
feiner großen Bedeutung. Seine Fabrifthätigfeit aber,
unterftügt durch die Wafferfräfte der Flüffe, ift beträcht—
lich, und namentlich ift die Anzahl von Steingut- und
Glaswaarenfabriken, von Glashütten, Metall und Holz-
Der Staat Mein-Aerleh, - 3415
drehereien, Wollen = (10) und Baummwollenfpinnereien (23),
Pulver>, Del-, Mahl» und Sägemühlen eine nicht geringe,
Bon den 26 im Staate beftehenden Banken verliert
eine 80, die übrigen 4 Prorent an ihren Noten.
New⸗-Jerſey iſt fchuldenfrei.
An Eiſenbahnen hat der Staat die Camden-Amboy—
Bahn, 61 M. Yang; die EM. lange Trenton- Zweigbahn,
welche von Bordentown nah Trenton läuft; die New—
Brunswick-Zweigbahn, welche Trenton und New -Brung-
wick mit einander verbindet und 28 M. mißtz die 9
M. lange Camden- und Woodbury-Bahn; die Eliza-
bethtown- und Spmervilfe-Bahn 26; die von Newarf
nach Morristown führende Morris» und Efferbahn 20;
die von Patterfon nad Jerſey-City führende Patterfon-
Bahn 165 und die Yerfey-City und New-Brunswick ver-
bindende New-Jerſey-Bahn 34 M. Tang.
Ganäle hat der Staat zwei: den 102 Meilen langen
Morris-Canal, welcher Zerfey- City mit Eafton, und den
43 M. Yangen Delaware» und Raritan-Canal, welder
New-Brunswick mit Bordentomwn verbindet.
Hauptftadt des Staates ift Trenton, am linfen
Ufer des Delaware, ein Tebhaftes, gut gebautes Stäbdt-
hen mit 8000 Einw., das trog feiner Außerft günftigen
Lage am Fluffe, an der Eifenbahn und an Canälen, nicht
zunimmt, weil das nur 28 M, entfernte Philadelphia
alle größeren Gefchäfte an fich zieht. Sp wie Trenton
unter der Nähe Philadelphia’s, fo leidet Jerfey-City,
am rechten Ufer des Hudfonfluffes, unter der New-Yorks,
mit dem es dur) Dampffähren in ununterbrochener Ber-
bindung fteht, und als deſſen Vorſtädte eine es angeſe—
ben werben kann. Die Stadt zählt 6853 Einw. und hat
mehrere große Fabrifen, von denen eine Glaswaarenfa—
brif die bebeutendfte, Nördlich von ihr, ebenfalls am
rechten Ufer des Hudfon, liegt Hobofen, faft nur aus
176 Der Staat New⸗Aerlei.
Kaffeehäufern beftehend, und weiter aufwärts Weehawk,
zwei freundliche, mit hübfchen Spaziergängen gezierte und
namentlih von dem deutfchen Theile der Einwohnerfchaft
Nem-Yorfs ftarf befuchte Bergnügungssrter. Oberhalb
Weehawk erheben fih am Hudfonufer die Pallifaden, eine
20 M. lange Reihe fih fenfrecht erhebender Felsfäulen
von über 400 Fuß Höhe. Am rechten Ufer des Paſſaie,
nicht weit von feiner Mündung in die Newark-Bai, liegt
Newarf, eine gemwerbfleißige, gut gebaute Stadt mit
18,000 Einw. Eine Meile weiter aufwärts am Fluffe
und ebenfalls am rechten Ufer deffelben Liegt Patterfon
mit 8000 Einw. und großartigen Manufacturen. Zn
der Nähe der Stadt flürzt fih der Paflaie durch wald—
gekrönte Felfen, in einer Breite von 154 Fuß, 70 Fuß
tief auf Schiefer und Sandftein herab und gewährt mit
der den Fall in einem einzigen Fühnen Bogen überfpan-
nenden Brücke einen herrlichen Anblid, Elizabeth-
town, unfern der Newark-Bai, in einer wohlbebauten
Gegend, zählt gegen 5000 Einw. Nemwtown, im frudt-
barften Theile von Suſſex-County, treibt bedeutenden Land-
handel und zählt 5000 Einw.; fo auch Hacken ſack, am
bis hierher für größere Schiffe fchiffbaren Hadenfadfluffe.
New-Brunswid, am Raritanfluffe, 14 Meilen von der
Mündung deffelben, hat anfehnlichen Handel, ein theolo-
gifhes Seminar, ein befuchtes College, mehrere gefchmad-
volle, öffentlihe Gebäude und 9000 Einw. Camden,
am linfen Ufer des Delaware, mit 4000 Einw,, ift eine
Art Borftadt des ihm gegenüber Tiegenden Philadelphia,
mit dem es durch Dampfihifffahrt in Verbindung fteht.
Princeton, am Windfor -Creef, verdient des dort be-
findlichen, Naſſau-⸗Hall genannten, Colleges wegen erwähnt
zu werben, obgleich dieſe Lehranftalt in den lesten Jah—
ven nicht mehr fo ſtark wie früher frequentirt wird. Das
Städtchen ift hübſch gebaut und zählt 2500 Einw. Perths
Der Staat Pennfülbanien, 177
Amboy, mit 2000 Einw., liegt am nördlichen Ufer des
Raritanfluffes und an der Raritan= Bat, Rahway, am
Rahwayfluſſe, zählt 45005 Burlington, am Delaware,
4000 Einw. Spmerpille, am Raritan, Bloomsbo-
rough, nahe bei Trenton, und Bordentomwn find *
niedliche, aber unwichtige Städtchen.
Der Staat Pennfylvania.
Am A.- März 1681 verlieh König Karl IL. Pennſyl⸗
yanien dem Duäfer William Penn, fowohl in Anerfen-
nung der Berbienfte feines Vaters, des Admirals Penn,
wie auch als Entſchädigung für eine bedeutende Summe, "
welche Penn von der engliihen Krone zu fordern hatte.
Nah der im J. 1682 entworfenen Berfaffung lag die ges
fegebende Gewalt in den Händen des Gouverneurs und
der Freifaffen, welche einen: Provinzialrath und eine Ge-
neral-Berfammlung bildeten. Die 72 Mitglieder des Pro-
vinzialrathes, dem der Gouperneur präfidirte, wurden von
den Freifaffen gewählt; die Generalverfammlung bildeten
Anfangs alle, fpäter 200 Freiſaſſen. Im J. 1683 erhielt
der Gouverneur das DVetorecht bei allen. Geſetzentwürfen,
und die Zahl der Abgeordneten wurde vermindert. Spä—
ter, als die Befiger fih in England aufhielten und den
Staat dur ihre Deputirten verwalten ließen, kamen häufig
Reibungen zwiſchen Volk und Regierung vor, bis 1693
König Wilhelm die Regierung übernahm, die Zahl der
Abgeordneten abermals verminderte und für New - York
und Penniplvanien zufammen einen Gouverneur ernannte. ,
1696 und 97, nahdem Penn felbft wieder die Zügel der
Regierung ergriffen hatte, erlitt Die Berfaflung wiederum
Veränderungen, und am 28, Octbr. 1701: wurde dem Bolfe
Nordamerifa, 12
4178 Der Staat Pennfülbanien,
eine ganz neue Gonftitution übergeben, in Folge deren
fi) ‚das jesige Delaware von Pennfylvanien trennte und
dem Gouverneur nur den Vorſitz in feiner gefeßgebenden
Berfammlung ıgeftattete, Auf der einen Seite bemüht,
feine Macht immer mehr auszudehnen, begünftigte Penn
dennoch auf der andern Seite die Anfiedler auf jede Art
und Weife, und befonders durch religiöfe Duldfamfeit der—
geftalt, daß die Volkszahl raſch zunahm und die jedes ein-
zelnen der übrigen Staaten bald überflügelte, Am 4, Juli
1776 trat Pennfplvanien der Unabhängigfeits - Erklärung
bei und nahm eine, auf rein republifanifche Prineipien
bafirte Berfaffung an, welche im. 3. 1837 einer gründfi-
hen Reviſion unterlag und im J. 1838 in ihrer neuen,
zur Zeit noch gültigen Geftalt in’s Leben trat.
Nach dieſer Berfaffung haben der Senat und das
Haus der Abgeordneten, welche zufammen die General-
Berfammlung bilden, die gefeggebende Gewalt. Das Haus
ber Abgeordneten darf nicht weniger als 60 und nicht
mehr als 100 Mitglieder umfaffen, welche von den Bür-
gern der Stadt Philadelphia und den fteuerzahlenden
Bürgern der verfihiedenen Counties alljährlich durch Stim—
menmehrheit aus dem Volke gewählt werden. Die Sena-
toren werden auf drei Jahre gewählt, dürfen an Zahl
nicht weniger als ein Viertheil und nicht mehr als ein
Drittheil der Zahl der Mitglieder des Haufes der Ab-
geordneten betragen und ergänzen alljährlich das ausſchei—
dende Drittheil ihrer Geſammtzahl. Beide Körper ver-
fammeln fich in jedem Januar, falls nicht der Gouverneur
für nöthig erachtet, fie früher einzuberufen. Die vollzie-
hende Gewalt hat der auf drei Jahre vom Volke erwählte
Gouverneur, welcher einen Zahresgehalt von A000 Dollars
bezieht, — Stimmfähig ift jeder 21 Jahre alte, weiße,
männliche Bürger der Vereinigten Staaten, der zwei
Sahre lang vor der Wahl Staats= oder County-Abgaben
Der Staat Pennſhlvanien. 179
bezahlt, ein Jahr Yang vorher im Staate und davon 10
Tage lang in dem Wahlbezirfe gewohnt hat, in welchem
er feine Stimme abgeben will,
Pennfylvanien fendet 24 NReyräfentanten zum Gone
greg nah Wafhington.
In Anbetracht der großen Anzahl in Pennfylvanien
lebender Deutfchen werden feit einigen Jahren ſchon die
Geſetze und Befchlüffe der General-Verfammlung aud in
deutfher Sprache gedruckt und verfauft, der Indifferen-
tismus der deutfchen Pennfylvanier für ihr neues Vater:
land ift aber fo groß, daß bisher die Koften des Drucks
und des Papiers durch den Verkauf der im deutfcher
Sprache veröffentlichten Gefege und Beſchlüſſe nicht gedeckt
wurden. Ä
Die rihterlihe Gewalt ruht in den Händen eines
Obergerihts, der Verhör- und Entfcheidungsgerichte
(Courts of Oyer and Terminer), eines’ allgemeinen Gefan-
genen StrafgerichtS (General Gaol), eines Gerichtshofes
für Privatftreitigfeiten, eines Bormundfchaftsgerichts, eines
Regiftraturamtes und eines Friedensgerichtshofes, dann
der Friedensgerichte und folcher Untergerichte, welche die
General-Berfammlung einzufegen für gut erachtet. Phila=
delphia hat ein befonderes Stadt und Bezirksgericht.
Die Grenzen des Staates find im Norden der Erie-
See und New-Yorf, im Dften New-Jerſey und Delaware,
im Süden Maryland und Delaware und im Weften Bir:
ginien und Ohio. Der Flächeninhalt beträgt 44,000
Duadratmeilen, die Einwohnerzahl 2,000,000, wovon faft
die Hälfte Deutfche oder Nachkommen von Deutfchen.
Bon den Flüffen find der Delaware, in den der
Schuyffill und der Lehigh münden, die Susquehannab,
deren Haupttributar der Juniatta ift, der Alleghany, ver
Monongahela und der Ohio die bedeutendften,
Durch den mittleren Theil des Staates von Nordoften
19*
180 Der Staat Pennſülvanien.
nach, Südweften Yaufend, ftreicht das Alleghany- Gebirge,
welches hier Kittatinny oder die blauen Berge heißt; an
dem wmeftlichen Ufer der Susquehannah ziehen fi Die
Wille, Emwits-, Warriorg-, Great, Ragged⸗, Sideling-
und Sharemans-Berge, am öftlichen Ufer die Nescopeck-,
Tuscarara= und Petersberge hin, Weitere Zweige der
Allfeghanies find die Bald-Eagle-, Nittiny-, Tufiys- und
Jacksberge, die fih zwilchen dem Juniatta und der Sus—
quehannah erheben. Zwifchen den Gebirgszügen, die fich
nah Weften hin verflahen und in hügelige Ebenen aus—
laufen, Liegen größere und Fleinere Thäler, deren Mehr:
zahl fetten, üppigen, zum Theil fandigen, aber zum Wie-
fenbau paflenden Boden haben.
Der Staat wird in 58 Eounties (Kantons oder Graf-
fchaften) eingetheilt: Erie, Cramford, Mercer, Buttler, -
Beaver, Alleghany, Wafhington, Greene, Fayette, Weft-
moreland, Armftrong, Clarion, Jefferfon, Vinango und
Warren haben aufgeſchwemmten und befonders in den
Flußthälern fehr fruchtbaren, vorzüglich gut zum Weizen-
bau geeigneten Boden, der uncultivirt zum Preife von 4
bis 6, in theilweife eultivirten Farmen zu 12 bis 18 Dol⸗
lars pro Acre zu erftehen ift. Perry, Lebanon, Daupbin,
Northumberland, Columbia, Luzerne, Wyoming, Brad-
ford, Susquehannah, Wayne, Pike, Monroe, Carbon,
Northampton, Lehigh, Berks, Chefter, Delaware, Mont:
gomery, Philadelphia und Buds-County haben, außer in
der Nähe der Susquehannah, des Delaware, Lehigh und
der anderen fie bewäffernden Flüffe, und außer da, wo,
wie in der Umgebung der Stadt Philadelphia und an
einigen anderen Drten, die Cultur des Bodens mit Au-
Berfter Sorgfalt betrieben wird, dürren Sandboden. Der
Preis der Farmen mwechfelt hier, je nach ihrer Lage und
Ertragsfähigfeit, von 5 bis 30 Dollars und mehr pro
Arre: Lancafter-County und Das ſich Durch Cumberland-⸗,
Der Staat Pennfijibanien. 181
York- und Franklin-County Hinziehende Thal find Die am.
beften bebaueten Gegenden Pennfylvaniens, und hier fies
ben die Farmen, welche faft glfe mit großen ftattlichen
Wohn: und Wirthfhaftsgebäuden verfehen find, nicht fel-
ten zu 100 Dollars pro Acre im Preife, Elk-County
und der Dften von M'⸗Kean und Indiana County find
ftarf hügelig und fteinig und haben mittelmäßig guten,
mit Nadelholz, Hickory, Ahorn, Buchen, Linden und Eichen
bewaldeten Boden, der in rohem Zuftande zu 2 bis 5,
eultivirt zu 8 his 12 Dollars pro Acre verfauft wird.
In M’, Kean-County haben ſich Familien aus der Ger
gend von Neutlingen niedergelaffen, von denen. günftig
fautende Berichte eingelaufen find, Traurig lauten bin
gegen die Nachrichten, über die von den HH. M. Ben—
zinger, ©. 9. von Schrötter und J. Eſchbach in Elk-County
im 5. 1844 errichtete Redemptoriften-Eolonie St. Maria,
welche auf Statuten begründet wurde, welche, lediglich auf
den Vortheil der Unternehmer abzielend, alfem Fräftigen
Aufblühen der Niederlaffung entgegenftanden. Die: drei
genannten Herren, welche Anfangs nur deutfhe, der rö—
miſch-katholiſchen Kirche angehörige Coloniften aufnehmen
wollten und die ganze Speeulation nur zur Ehre Gottes
‚ und der alfeinfeligmachenden Kirche unternommen zu haben
vorgaben, warfen zuerft ihre Nege im finftern Altbatern
aus, haben aber in jüngfter Zeit, weil ihr Gefchäft in
Deutfchland auf fehr begreifliche Hinderniffe ftieß, Belgien
auszubenten geſucht. Wir warnen dringend por dem An-
ſchluß an die Eolonie St. Maria und vermweifen des Nä-
heren wegen auf die bei C. A. Fahrenbacher in Augsburg
erfchienene Brofhüre: „Die Eolonie St, Maria in Penn»
folvanien, N. A., und die bedenflihen Aufnahme -Bebin-
gungen in diefelbe, beleuchtet von George M. von Ro.“
— Die Counties Clearfield, Cambria, Somerſet, Bed—
ford, Huntingdon, Eentre, Clinton, Potter, Tioga, Lycoming
132 Der Staat Pennchlvanien.
Cmit einer blühenden Schweizer-Eolonie), Union, Mifflin
und Juniatta find bergig, haben aber auf vielen ihrer
bochgelegenen Theile und in den meiften Thälern üppigen
Boden und große, reihe Farmen. Die noch nicht eulti-
virten Ländereien in diefen Counties ftehen im Preife von
4 bis 7, auch 8 Dollars pro Acre; ganz und theilweife eul-
tivirte Farmen werden, je nad der Lage und nad ber
Beichaffenheit ver Gebäufichfeiten, mit 12 bis 30 Dollars
pro Acre und auch höher bezahlt.
Der Weizenbau Pennfplvaniens ift bedeutend; meni-
ger ftarf find die Duantitäten, weldhe von Mais, Roggen,
Gerfte, Hafer, Buchmweizen, Erbfen und Bohnen produeirt
werden. Die Rindviehzucht wird ftarf betrieben, ftärfer
noch die Pferdezucht, in der Pennſylvanien allen übrigen
Staaten des Bundes weit voran iſt. Obft wird viel und
von befonderer Güte gezogen. Seidenzucht, weldhe vor
mehreren Jahren begonnen wurde, lieferte fehr unglüd-
liche Refultate und ift deshalb wieder ganz aufgehoben
worden.
Das Klima des Staates zeichnet ſich, befonders im
Dften, durch große DVeränderlichfeit aus. Der weniger
einem fchroffen Witterungswechfel ausgefeste und im Win-
ter mildere Weften ift fehr nebelig. Scharfe Nordiweft-
winde, bie häufig in Stürme ausarten, fommen in allen
Jahreszeiten vor und find das Berderben von Bruftfran-
fen. Der Winter beginnt um die Mitte Decembers und
halt bis Mitte März, im Weften bis Anfaug März an.
Der Frühling ift fehr kurz, der Herbft, oder fogenannte
indianiihe Sommer, länger und, wie überall in den Ver—
einigten Staaten, die fchönfte Jahreszeit; der Sommer ift
drüdend heiß, feine Nächte find fühl.
Der Reichthum des Staates an Eifen, Blei und Koh—
len (Anthakrit- und bituminöfen K.) hat nicht allein den
Detrieb des Bergbaues von Jahr zu Jahr gefteigert, fon-
Der Staat Pennſhlwanien. A
dern auch, neben den vielen Wolfen, Baumwollen- und
Slaswaarenfabrifen, neben Branntweinbrennereien, Bier-
brauereien, Potterien, Pulvermühlen und Gerbereien, eine
Menge Eifenhämmer, Eifengießereien, Mafchinen- und Mer
tallwaarenfabrifen entfteben Yaffen, fo daß Pennſylvanien
an Großartigfeit und Mannigfaltigfeit feiner Manufactus
ren alle übrigen Staaten übertrifft.
Der Handel wird von dem von New-York nur wenig
übertroffen, und e8 beliefen fih, nad dem Durchfchnitte
der festen 5 Jahre, die Ausfuhren pro Jahr auf 10, die
Einfuhren auf I Mill, Dollars Werth. Bon den beftes
benden 44 Banfen mit 5 Zweigbanfen, welche ein u
von gegen 25 Mill, Dollars befigen, erhält eine ihre
ten auf dem Nominalwerthe, die der Übrigen eben.A BE?
3, 10, ja 50 Procent unter pari.
Die Staatsfchuld, welche 40,424,737 Dollars beträgt-
und mit 44, 5 und 6 Proc. verzinfet wird, erwuchs faft
ganz aus den Canal» und, Eifenbahnbauten, welche feit 25
Jahren für Rechnung der Regierung ausgeführt wurden.
Die Eifenbahnen, theils für Rechnung des Staates,
theils von Speculanten erbaut, find folgende: die Phila-
delphia- Germantown und Morristown, 17 Meilen lang;
die Philadelphia und Trenton, 264 M. lang; die, Philas
deiphia und Reading, 95 M. lang; die Philadelphia und
Wilmington (Delaware), 277 M. Yang; die Philadelphia
und Columbia, 82 M. lang; die Philadelphia-City, 6 M.
lang; die Holydaysburg und Johnstown verbindende Por-
tage-Bahn, 364 M. Yang; die Balley, 204 M. lang; die
Weftchefter, ein Zweig der Columbia-Bahn, 40 M. lang;
die Harrisburg und Lancafter, 354 M. lang; die Cum—
berlandthal, welche von Harrisburg nah. Chambersburg
führt, 50 M. lang; die Straßburg, welche fih an die
legtgenannte anfchließt, 7 M. lang; die von Chambersburg
nah Williamsport führende Franklin, 30 M. lang; die
184 2 Der Staat Pennflilisanien,
York und Wrightsvilfe, 13 M. lang; die von Port Clin—
ton nad Tamaqua führende Little Schuyffill, 23 M. lang;
die Danvilfe-Pottsville, 444 M. lang; die ſich hieran an=
fliegende Little Schuylfil und Susquehannah, 106 M.
lang; die Wilfiamsport und Elmira (N.-Y.), 734 M. lang;
Mount-Carbon, 74 M. lang; die Lolofburg und -Corning,
40 M. Yang; die von Port Carbon nad) dem Norwegian-
Ereef führende Schuylfill-Balley-Bahn, 10 M. lang, und
die Zweigbahn 15 M. lang; die vom Schuylkill in’s That
führende Schuyffill-Bahn, 13 M. Yang; die von den Koh—
lenminen nach Port Carbon führende Mill- Greef- Bahn,
IM. lang; die Schuylkillhaven und Minehill, 20 M. lang;
Die Mauc- Chunf-Bahn, welche nach den Minen führt,
25 M. lang; die Room-Run, zwifchen den dortigen Koh—
lenminen, und Mauch-Chunk, 54 M. lang; die von Par-
rysville nach den Kohlenminen führende Beaver-Meadom,
20 M. lang; die Hazletown und Lehigh, EM. lang; die
Deaver - Meadow - Zweigbahn, 12 M. lang; bie an den
Lehighfluß führende Nesquehoning-Bahn, 5 M. lang; die
Lehigh und Susquehannah, 20 M. lang; die Carbondale
und Honesdale, 18 M. lang; die Broad-Mt. mit Milterg-
burg verbindende Lyfens-Balley-Bahn, 164 M. lang; die
von Pine- Grove nad) den Kohlenminen führende Pine:
Grove und die Germantown - Zweigbahn, jede A Meilen
lang.
An Sanälen, —— wie die Eiſenbahnen, theils Staats»,
theils Privat» Unternehmungen find, befist Pennſylvanien
den von Columbia nah Pittsburg führenden, 312 Meilen
langen Pennfplvania-Canalz; den zwifhen Duncans-Fsland
und Northhumberland Yaufenden, AO M. langen Susque—
hannah - Divifion- Canal; den von Northumberland nad)
Farrandsville — * Weſt⸗Branch⸗ Diviſion⸗Canal, 75
M. fang; den 73 M. langen North-Branch-Diviſion-Ca—
nal, zwiſchen Northumberland und Lackawanna; den von
“ Der Staat Pennfälbanien, 185:
Briftol nad Eafton führenden, 60 M. langen Delaware-
Divifion-Sanal; den Beaver: u. f. w. Divifion-Canal, der
136 M, Tang iftz den von Philadelphia nad) dem Hafen
von Carbon führenden Schuylfill-Navigation-Company-Ca-
nal, 108 M, Yang; den zwifchen Great-Falls und Eafton
. Yaufenden, 84 M. Tangen Lehigh⸗Navigation⸗Company⸗Ca⸗
nal; den Union- Canal, son Reading nad Middletown,
82 M. Yang, und den von Wrightsville nad Havre de
Grace führenden, 45 Meilen Yangen Susquehannah-@anal.
Hauptftadt des Staates und Sig der Regierung ift
das lieblich am linken Ufer der Susquehannah gelegene
Harrisburg, mit Capitol, City-Hall, Akademie, 11 Kir- .
chen, mehreren Banken, hübfchen Privathäufern und 6000
Einw. Zur Zeit der Sigungen der Generalverfammlung
ift Die Stadt befebt, fonft aber fehr ftill und verödet. Bon
der Kuppel des Capitols aus genießt man eine prachtvolle
Ausfiht auf die üppige Umgegend. Philadelphia,
durch Negelmäßigfeit der Anlage, fchöne öffentliche Plätze,
wie Independence, Franklin, Wafhington = Square, und
Pracht der Gebäude die fchönfte Stadt der Union, aber
-bei Weitem nicht fo Tebhaft wie New - York oder New—
Drleans, was darin feinen Grund hat, daß hier viele
Duäfer eben, wodurd die Stadt den Namen „Stadt der
Bruderliebe” erhalten hat, liegt am rechten Ufer des De—
laware und zählt 300,000 Einw., worunter 83,500 Deutfche,
Mehrere feiner Prachtbauten verdankt Philadelphia dem
Edelfinne Stephan Girard’s, eines nad) Amerifa überge-
fiedelten und dort zum zwanzigfachen Millionär gewordenen
Franzofen; fo das Girards-Eollege, das von ihm gegrüns
dete und reich dotirte Waifenhaus, zu welchem den Geift-
lichen alfer Eonfeffionen der Zutritt verboten ift, und die
Girards-Bank. Sehenswerth find ferner die alte und die
neue United-States-Banf, die Bereinigte-Staaten- Münze,
die Börſe, das alte Staatenhaus, die beiden City- Halls,
186 Der Staat Pennlijinanien.
die County⸗Hall, die Wafhington-Hall, die Univerfität, das
Franflin-Inftitut, Peals Mufeum, eine große Anzahl präch—
tiger Kirchen und Markthallen, und endlich die mit einem
Koftenaufwande von 350,000 Dollars hergeftellten Fair—
Mount = Wafferwerfe, welche die Stadt mit Waſſer vers
forgen und deren Gartenanlagen dem Publicum reizende
Spaziergänge bieten, Philadelphia ift das Emporium des
Buchhandels von Nordamerifa und hat mit Bofton das
Berdienft gemein, die Wiege der Wiffenfchaften und Künfte
zu fein, deren Mäcene hier, von Geichäften zurüdgezogen,
der Ernte früheren Fleißes genießen. Lancafter, im fo: .
genannten „Garten Pennfylvaniens” gelegen, ift eine leb—
hafte Handels- und Fabrifftadt mit 10,000 Einw,, am
Ufer des Flüßchens Coneſtago. Die Stadt macht einen
heitern Eindrud auf den; Fremden, der nicht verfäumen
folte, son bier aus Ausflüge in die herrliche, mit reichen
Farmen überfäete Umgegend zu machen. Briftol, am
weftlihen Ufer des Delaware, mit 1600 Einw,, treibt
recht lebhafte Küftenfchifffahrt, und fteht Durch Dampfböte
mit dem 21 Meilen entfernten Philadelphia in Verbindung.
Norristomwn, mit 3000 Einw., ift eine fehr gewerbthä⸗
tige Stadt, welche die Wafferfraft des Schuylfill, an dem
fie Tiegt, vortheilhaft für ihre Manufacturen verwendet,
Reading, am linken Ufer des Schuylfill, bat eine anjehn-
liche Anzahl von Fabriken, eine Akademie, mehrere Biblio»
thefen, und zählt unter feinen 9000 Einw. eine große Menge
Deutfcher. Yorf, am Codorus, mit 5000 Einw., ift mehr
feiner reichen, ländlichen Umgebung und der umherliegen-
"den, als Heilquellen berühmten NYorf-Sulphur » Springs,
als des Gewerbfleifes feiner Bewohner wegen zu erwäh-
nen. Am Bereinigungspunfte des Falling - Spring mit
dem Coneco-Heague Tiegt Chambersburg, ein freund»
Yiches, von 3000 Seelen bewohntes Städtchen, von meh—
reren großen Kunftmühlen und Fabrifen umgeben. Cars
Der Staat Pennſülvanien. 187
lisle, im fruchtbaren Thale des Cumberland-County, an
der von Harrisburg nach Hagerstown führenden Eifenbahn
Yiegend, ift eine wohlhabende, freundliche, alte Stadt mit
gegen 5000 Einw. In der Nähe befinden ſich Cavallerie-
Gafernen und eine Militär-Manege; weiter entfernt Tiegt
das ftarf befuchte und hübfch eingerichtete Earlisle-Sulphurz
Springs Bad, Bedford, an der Juniatta, mit gegen
1500 Einw,, wird weniger feiner felbft, als der vor der.
Stadt Tiegenden Bedford- Springs wegen genannt. Hun-
tingbon, ebenfalls an der Juniatta und von gleicher
Größe wie Bedford, wird auch der in feiner Nachbarſchaft
liegenden Heilquellen wegen befuht. Garbondale, ein
fleines Städtchen mit 1200 Einw., am Backawan-Creek,
verdient eben jo wie Pottsville, mit 5000 Einw,, Ho⸗
nesdale, am Diberry und am Endpunfte des Hudfon- und
Delaware-Canals liegend, und Mauh-Chunf, am Lehigh,
mit faft 2000 Einw,, wegen der benachbarten Kohlenminen
und des anjehnlichen Kohlenhandeld genannt zu werden,
Eafton, am Zufammenfluffe des Lehigh mit dem Delaware,
ift eine fchöne, Heine Stadt mit 5000 Einw., Akademie,
College und Bibliothek und der Startingpoint der vielen
Reifenden, welche die in ihrer Nähe liegenden malerifchen
Felfenpartien befuchen, Im Weften des Staates, am Erie-
See, liegt Erie Cauch Presque-Isle genannt), eine einen
lebhaften Handel und nicht unbedeutende Schifffahrt trei—
bende Hafenftadt, Ein- und Ausfuhr betragen jährlich
gegen 8 Mill. Dollars, Meadville, am French-Creek,
mit 1800 Einw., enthält ein Staats-Arfenal, eine Afade-
mie und das Alleghany- College. Beaver, am rechten
Ufer des Ohio, da, wo der Beaver-Creef fih in ihn er-
gießt, ift ein nur als Dampffiff- Station bemerfenswer-
ther Drt mit faum 1000 Einw, Pittsburg, mit der
dur drei Brüden mit ihm verbundenen Borftadt Alle -
ghany-City, an 60,000 Einw, zählend, worunter 12,000
188 $ Der Staat Delaware,
Deutſche, liegt malerifh ſchön am Zufammenfluffe des
Alleghany mit dem Monongabela, die von hier an den
Namen Ohio führen. Pittsburg ift das Birmingham der
Bereinigten Staaten und bat auch ſchon ganz das raudjige,
graufchwarze Aeußere jener engfifchen Fabrifftadt angenom-
men, Die gefchwärzten Häufer der Stadt und der Bor-
ftabt werden von gigantifchen, ewig qualmenden Echorn-
fteinen überragt,-und das Gefumme der gefhäftigen Menge
auf den breiten Straßen und am Duai verhallt unter dem
Schalle von Taufenden in den Eifenwaaren- und Mafchi-
nenfabrifen gefhwungenen Hämmern, Die große Thätig-
feit in den Fabrifen der Stadt übertrifft aber doch nicht
die des Handels, für den Pittsburgs Lage, am Endpunfte
des Croß-Cut-Canals, am Ufer des Obiofluffes und an
dem mit dem Eries&ee verbundenen Ohio-Erie-Canal, eine
faft unübertrefflih günftige ift. Aber auch an wiflenfchaft-
lichen Inſtituten ift die Stadt nicht arm; fie befist eine
Univerfität, ein Seminar, mehrere Mfademien und eine
Neihe aufgezeichnet guter Schulen. Wafhington, im
‚gleichnamigen County, mit 2500 Einw., enthält das Wa-
ſhington-College, Afademie und Seminar. Kleinere Städte,
wie Chefter am Delaware, das von Herrnhuthern be-
wohnte Bethlehem am Lehigh, Allentown, ebenfalls
am Lehighb, Tunkhamock und Danpille an der Sus-
quehannah, Lebanon, Reamstown und Columbia
enthält das öftlihe Pennſylvanien in Menge,
Der Staat Delaware,
zuerft im Jahre 1623 von Holfändern und im Jahre 1627
von Schweden und Finnfändern angefiedelt, welche Tegteren
im J. 1655 von den Holfändern vertrieben wurden, wurde
Der Staat Delaware. 189
im J. 1664 von Sir Robert Carr unterworfen und bil
dete bis zum 5.1677 einen Theil Pennſylvaniens. Unter
den am 4, Juli 1776 fih von Großbritannien losfagenden
Provinzen war auch der Staat Delaware, der feinen Na-
men von der nad) dem bier im J. 1703 geftorbenen Lord
De la War benannten Delaware-Bai erhielt.
Nach der feit 1833 in ihrer jetzigen Geftalt beftehen-
den Verfaſſung liegt die gefeugebende Macht in den Hän-
den der aus einem Senate und einem Haufe der Abge-
ordneten beftehenden Generalverfammlung. Der Senat
zählt neun auf vier Jahre gewählte Mitglieder; das Haus
der Abgeordneten befteht aus 21 Abgeordneten, welche auf
zwei jahre gewählt werden. Die Generalverfammlung
tritt alle zwei Jahre am erften Dienftage im Januar zus
ſammen. Die vollziehende Gewalt hat der auf vier Jahre
gewählte und nicht wieder wählbare, einen Jahresgehalt
von 1333 Dollars beziehende Gouverneur. Die richter-
lihe Gewalt haben ein Appellgerichtshof, ein Obergerichts-
hof, ein Ranzleihof, ein Bormundfchaftsgericht, ein Verhör—⸗
und ein Entfcheidungsgericht, ein Friedensgerichtshof, ein
Negiftraturamt, dann die Friedensrichter und folche Unter-
gerichte, welche die Generalverfammlung einzufegen für
nöthig erachtet.
Jeder 22 Jahre alte, weiße, männliche Bürger ber
Vereinigten Staaten, der ein Jahr vor der Wahl im Staate
und davon einen Monat lang in dem County gelebt hat,
in welchem er feine Stimme abgeben will, auch zwei Jahre
Yang vorher die Countytaxen bezahlte, befist das Stimm-
recht. Bürger im Alter von 21 bis 22 Jahren haben das
Stimmrecht ebenfalls, auh wenn fie noch feine County-
taren bezahlten.
Der Staat fendet»einen Abgeordneten zum Eongreß
nah Wafhington.
190 Der Staat Delaware.
Im Norden wird der Staat begrenzt von Pennſylva⸗
nien, im Dften vom Delawarefluffe, der Delawarebai und
dem atfantifhen Ozean, und im Süden und Weften von
Maryland. Sein Flächeninhalt beträgt 2120 Quadrat:
meilen, die Einwohnerzahl 82,500.
Die bedeutendften Flüffe find der Delaware, der Bran-
dywine, dann der Mispillion-, Chriftiana-, Dud- und In⸗
dian⸗Creek.
Von den drei Counties, in welche Delaware einge—
theilt wird, hat New⸗Caſtle in den am Delaware liegenden
Theilen harten Thonboden, der ſtark bewaldet und zum
Weizenbau gut geeignet iſt. An dieſen Landſtrich ſchließt
ſich Sandboden, und an dieſen ausgedehntes Sumpfland
an. Suſſex⸗County hat, den etwa 60,000 Acres umfaſſen⸗
den Indian- Sumpf und einige Strihe zu Weiden geeig—
netes Waldland ausgenommen, Sandboden, und Kent-
County hat Thonboden mit Sand vermifcht. Die jumpfigen
Gegenden find reich an Waffervögeln und Reptilien, die
Waldungen an Hirfchen, Hafen, Fühfen, Mardern und
anderem Wild,
Die niedrige, moraftige Lage des Staates macht ihn
zum Sit von Wechfel- und Gallenfiebern, und daher, und
auch feiner durchgängig mittelmägigen Bodenbeichaffenbeit
wegen, mit alleiniger Ausnahme des an Pennfylvanien
grenzenden Theiles von New⸗-Caſtle-County, nicht zu deut—
Shen Anftedelungen geeignet.
An Mineralien wird nur Sumpfeifen gewonnen, ih
auch diefes nur in geringen Duantitäten.
Handel und Mannfaeturen find von feiner Wichtigkeit.
Bon Testeren find nur Wolfen: und Baumwollen- und
Papierfabrifen des Erwähnens werth. Die Fifcherei, be-
fonders die Aufternfifcherei, wird lebhaft betrieben.
An öffentlichen, von Privaten bergeftellten Bauten
befist Delaware die Frenchtown- und New: Eaftle - Eifen:
Der Staat Marijland, 191
bahn, von 16, und den Chefapeaf- Delaware: Canal von
14 Meilen Länge, |
Die Noten der im Staate beftehenden 6 Banken, mit
einem Grundeapital von einer Million Dollars, eireuliven
zu 4 Proc, unterm Nennwerthe; im Heinen Berfehr mwer-
den fie für voll angenommen.
Delaware ift fchuldenfrei.
Die Staatshauptftadt Dower iſt eine freundliche,
regelmäßig gebaute Stadt am Fonesfluffe in Suffer-County,
mit gegen 4000 Einw. New-Caſtle am Delaware in New⸗
Gaftle-County, mit 3000 Einw., fteht in ziemlich lebhaftem
Handelsverfehr mit Philadelphia; desgleichen das im names
fihen County zwifchen dem Chriftiana-Creef und dem Bran⸗
Dywinefluffe fich erbebende Wilmington mit reichlich
8000 Einw. Brandywine, Lewiston, Millford,
Eoneord find recht niedliche, aber unbedeutende Städtchen.
GC Die füdblidben Staaten.
Der Staat Maryland,
dem römifch-Fathofifchen Lord George Baltimore von Karl I.
verliehen, wurde zuerft von Leonard Calvert, einem Sohne
des Lord, der mit einigen hundert Katholifen aus England
dahin auswanderte, angeftedelt,. und erhielt feinen Namen
yon der Gemahlin Karls I., der Königin Henriette Mary.
Der feit 1838 in Kraft getretenen Berfaffung zufolge
ruht die gefeßgebende Gewalt in den Händen eines Senats,
befien 21 Mitglieder von den Bürgern der 20 Counties
des Staates und der Stadt Baltimore auf drei Jahre ge-
wählt werben, und in denen des Haufes der Abgeordneten,
192 Der Staat Maryland.
deffen Mitglieder alljährlich, nah Maßgabe. der Bevölfes
rungszahl der Counties, gewählt werben. Ein County mit
15,000 Einw. wählt drei, eins mit 15 bis 20,000 vier,
eins mit 25 bis 35,000 fünf, und mit 35,000 und darüber
feh8 Deputirte. Auch die Stadt Baltimore wählt ſechs
Abgeordnete. Der Gouverneur, welcher eine jährliche Be—
foldung von 4200 Dollars bezieht, hat die vollziehende
Gewalt und ernennt, in Gemeinfchaft mit dem Senate, die
Staatsbeamten. Er wird auf drei Jahre und, der Reihe
nach abmwechfelnd, immer nur von dreien ber Counties ges
wählt.
Jeder weiße, männlihe Bürger ber Vereinigten Staa⸗
sen, der das 21. Jahr vollendet hat, ein Jahr vor der
Wahl im Staate und ein halbes Jahr lang in dem Wahl:
bezirfe gelebt Hat, wo er feine Stimme abgeben will, hat
das Stimmredt.
Der Staat fendet 6 Abgeordnete zum Bundescongreß.
Maryland ift Sclavenftaat, und es darf, der Berfaf-
fung gemäß, die Selaverei nicht aufgehoben werden, wenn
fi) nicht zwei der gefeggebenden Verſammlungen nachein—
ander einftimmig dafür erflären und zugleich die volle Ent-
ſchädigung der Selavenhalter befchließen.
Begrenzt wird der Staat im Norden von Penniyl-
vanien, im DOften vom atlantifchen Ozean und Delaware,
im Süden und Weften von Virginien. Sein Flächeninhalt
beträgt 13,928 Duadratmeilen, wovon gegen 3000 Duas
dratmeilen Wafler find; feine Einwohnerzahl 503,500,
worunter 62,100 freie Farbige und 81,050 Selaven. Bon
Katholifen gegründet, hat der Staat eine der Mehrzahl
nach römifch = Fatholifhe Bevölkerung, es berricht jedoch
bier, wie überall in der Union, vollfommene Glaubens
freiheit.
Die vorzüglichften Flüſſe find: die Susquehannah,
der Potomar, Patapſco, Paturent, Cheſter, Elk, Nantthafe.
4 —
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Choplan Pocomoke und Saſſafras, wire ſammtlich der,
den Staat in die beiden Hälften, die Oſttuſte⸗ (Eastern
shore) und die „Weftfüfte” (Western shore), theifenden
Cheſapeal Bai zufliegen. Diefe 270° Meilen in der Länge
und von 10 bis 30 Meilen in der Breite meſſende, durch⸗
ſchnittlich 50 Fuß tiefe und ſi chere Bai gehört zu. den
größten der Well.
Der Staat bietet in feiner Oberflache die größte
Mannigfaftigkeit dar. Durch die Mitte der weftlichen
Hälfte läuft im nördlicher Richtung die Blaue Gebirgskette
(Blue Ridge, auch South mountains genannt); durch ben
weftlichen Theil ftreicht das Aleghany-Gebirge, und zwifchen
biefen beiden Gebirgszügen erheben fih mehrere Feinere
Bergrüden, wie bie Ragged-Mountaing, Will's Mountain,
„ Warrior m ſ. w. An der Küfte iſt die weitfihe Härfte
eben und fteinig und erhebt fih erſt nach und nad. "Die
vſtliche Hälfte iſt an der Küſte flach und ſandig und hat
eine Menge ſumpfige, zum Theil zum Wieſenbau taugliche,
| aber fieberhafte Niederungen. In den von Wild belebten
Waldungen fommt häufig die Kaftanie vor, welde ein
vortreffliches Schweinefutter liefert; dann Eichen, verſchie—
dene Nußbaumarten, Ahorn, Duden, Umen, Kirfch- und
Tulpyenbäume, von, wildem Wein umrankt, und in der öft-
"chen Hälfte viele Fichten, Kiefern, Tannen und in den
Sümpfen Cypreſſen und Cedern.
Die vorzüglichſten Producte des Landbaues fi nd’ Weis
zen. und Tabak; auch wird viel Hanf und Flachs gezogen.
Die erzielte Baumwolle ftebt der der fünlicheren Staaten
in Güte nach. Die Wieſeneultur ift Schlecht, und daher
auch die Viehzucht von Feiner großen Bedeutung. Alfe-
ghany⸗ und Wafhington-County find fehr gebirgig, letzteres
bat jedoch einige fehr fruchtbare Thäler; in Frederic und
Montgomery: County aiſt durchſchnittlich guter Boden. Viele
Farmen in dieſen und den zunächſt liegenden Counties ſind
Nordamerika. 13
194 —— —
durch unausgeſetten Tabafsbau aD und zu 2 bis
4 Dollars pro Here zu erftehen, wären aber bei guter Be-
wirthſchaftung bald wieder zu heben und, durch die Nähe
des Potomac begünftigt, rentabel zu machen. In Kent-,
Queen-Anns⸗ und Talbot- County, an der Dftfüfte, wird
der faft ausihließfih in Maryland vorkommende weiße
Weizen gebaut, der dem in Volhynien gebauten fehr ähn-
lich iſt. Prince George, Charles, St. Mary, Calvert-
und Ann-Arundel-Eounty enthalten viele mit Selaven be⸗
wirtbfchaftete Tabakspflanzungen, auf denen der beliebte
Kitesfont-Tabaf produeirt wird, Carroll-, Baltimore und
Harford- County haben eine größtentheils. hügelige Ober-
fläche, häufig neigen, im si aber fruchtbaren
Boden. * —R
| ‚Maryland, ift Ne einzige Stant der deſſen
Counties nich Townſhips (Stadtſchaften), ſondern in
Hundreds eingetheilt werden.
£
-
Eifen findet man in verfchiedenen Theilen des Staa
tes, befonders. rei, ja unerfchöpflich ift er aber an Stein:
kohlen.
Die Oftluſte if, wie Schon erwähnt, der vielen dort.
befindlichen Sümpfe und ſtehenden Gewäffer wegen von
Gallen und Wechfelfiebern heimgefuchtz die Weftfüfte an
der Bai im Sommer fehr ſchwül und ſchroffen Witterungs-
wechfeln unterworfen; der höhere, von vielen Deutfchen
und deren Nachkommen bewohnte Weften aber milde und
gefund, und im Sommen nicht fo drüdend heiß als im
manchen Theilen des nördlicher Tiegenden Pennfylvanien.
Der Handel des Staates, deſſen Ausfuhren hauptſäch—
ih in Tabak, Mehl, Holz und Eifen beftehen, ift ſehr be—
beutend und wird im Innern durch den 14 Meilen Yangen
Chejapeaf- und Ohio⸗Canal und durd) die folgenden Eifen-
bahnen gehoben, nämlich: die von Baltimore nach Cumber⸗
Yand führende, 173 Meilen lange Baltimore-Ohio⸗Bahn;
Der Staat Marijland, 195
die nach York in Pennfylvanien führende Baltimore» und
Susquehannah-Bahn, von 60 M. Länge; die 31 M. Tange
- Baltimore- und Wafhington-, die 21 M. lange Annapofis-
und Elkridge- und die TOM, lange Baltimore und Wil
mington-Eifenbahn.
Der Eifen- und Kohlenreichthum des Staates hat eine
Menge von Hochöfen-, Mafchinen>, Eifenwaaren- und ans
deren Fabrifen entftehen laſſen, auch find Wal, Mahl
und Pulvermühlen, Zuderraffinerien, Hut, Tabakmanu—⸗
facturen und Glashütten vorhanden,
Die ken; der im Staate beftehenden 13 Banfen cur—⸗
firen zu 4, 4 und 10 Proc, unter pari.
Maryland Hat 15,900,000 Dollars Schulden, weiche
zu 5 bis 6 Proc. verzinjet werben,
Hauptftadt des Staates iſt Annapolis am Severn,
der 2 Meilen von der Stadt entfernt in die Chefapeaf-
Bai mündet, Die Stadt mit 4500 Einw. ift nur belebt,
wenn die gefeßgebende Verfammlung ihre Sigungen hält,
auch zeichnet fie fich durch Feine großartige oder befonders
geihmadvolle Bauwerke aus. Baltimore, auf hügeligem
Boden, an einer Fleinen, von felfigen Hügelnr eizend eingefaß-
ten und vom Fort Mac Henry beſchützten Bucht am Patapsco⸗
fluffe gelegen, bietet, von der mächtigen Kuppel der Pauls—
firhe, dem Battle» (Schlachten) Monument, der Wafhing-
ton⸗Säule, der City-Hall, der Börfe und einigen anderen
Prahbauten überragt, vom Hafen und der Ebene aus
einen Anblick dar, der lebhaft an Stockholm und Conſtan—
tinopel erinnert, Der Fells-Ereef theilt die Stadt in zwei
Theile, in die Altſtadt, welche nur wenige hübſche Gebäude
umfaßt,"und.in die Neuftadt mit Fells= Point, dem Sit
des Neichthums, der Mode und des Handels, Beide Stadt-
theile zufammen: zählen 165,000 Einw., worunter 52,000
Deutſche. Die Marfetftraße ift für Baltimore, was der
Droadway für New-York; fie durchfchneidet Die ganze
13 *
196 Der Staat Marijlanb,
Stadt, "wird von den Übrigen Hauptftraßen rechtwinkelig
durchkreuzt und prangt im Schmude palaftähnlicher Ge:
bäude, Auch an öffentlichen Plätzen ift die Stadt reich;
wir erwähnen: bier nur des mit der Wafhington- Säule
gefhmücten, yon prächtigen Häufern umgebenen Sauares,
dann des nicht minder fohönen Plases, auf welchem das
zum Andenken an die tapfere Vertheidigung der Stadt am
13; Septbr, 1814 gegen General Roß und Admiral Lord
Cochrane errichtete Monument ſich erhebt. Der Handel
Baltimore’s, namentlich, die Ausfuhr von Tabak, ift fehr
bedeutend, aber auch die Manufacturen und Fabriken der
Stadt find anfehnlih. In der nächften Umgebung allein
zahlt man über 100 Dampfmühlen, Frederidtomwn am
Carrolls⸗Creek, im fruchtbaren Monvevey-Thale des Fre—
derick⸗ County Tiegend, und mit Baltimore einer und Win-
hefter in Virginien andererfeits durch Eifenbahnen ver-
bunden, ift ein freundliches, gemwerbthätiges und beträdt-
lichen Landhandel treibendes Städtchen mit 6500 Einw.,
von denen die meiften Deutfche find. Auch Cumberland,
am North⸗Potomae in Alleghany⸗County, mit 5000 Einm.,
und Hagerstomn am Antictam in Wafhington-County,
mit. 8000 Einw., find lebhafte Landftäbte, die übrigen
Städte Marylands aber, wie Elfton, am Elf in Eeril-
County, Havre de Grace an der Mündung der Sus-
quehannah in die Chefapeaf- Bai, in Harford = County,
Cooksville, in Ann Arundel- County, Rockville und
Colesville, in Montgomery, Port Tobacco, in Char:
les⸗ und Leonhard, in — County, ſind von feiner
bejonberen Bedeutung. —
Der Staat Pirginien, | 197
Der Staat Virginia
trägt feinen Namen von der jungfräulichen (virgin) Köni-
gin Elifa von England, welche das bis dahin mit unter
dem allgemeinen Namen Florida begriffene Land im Jahre
1584 an A. Gilbert und Sir W. Raleigh verlieh, Die im
folgenden Jahre eine: bald wieder zu Grunde gegangene
Eolonie am Roanoke gründeten. Im Jahre 1606 wurde
Birginien durch Jafob I. in Nord- und Süd-Virginien ge—
theilt, und erfteres der Plymouth, Yegteres der London
Compagnie verliehen, welche die Eolonifation des Landes
träftig förderten und vortheilhafte Verträge mit den In—
bianern abjchloffen. Birginien war mit unter den dreizehn
Staaten, welche fih am 4, Zuli 4476 yon Großbritannien
losſagten. |
Der jest beftehenden Verfaſſung zufolge haben der
Senat und das Haus der Abgeordneten, welche zufammen
die Generalverfammlung‘ bilden, die gefeßgebende Gewalt.
Bom J. 1851 an darf die Zahl der Abgeorbneten nicht
über 150, die der Senatoren nicht-über 36 betragen, Die
vollziehende Gewalt hat der von der Generalverfammlung
auf drei Jahre gewählte, einen Jahrgehalt von 3333 Dollars
beziehende Gouverneur: Auch die nur im Falle der Pflicht-
verlegung abfegbaren Richter des Appellationggerichtes und
der Dbergerichte werden yon der nn ger -
wählt.
Stimmberechtigt ift jeder 21 Jahre alte, weiße, männ⸗
fihe Bürger der Vereinigten Staaten, ber einen Grund»
beftg von 25 Dollars Werth oder Antheil an einem Grund»
ftüde zu folhem Werthe befist, oder einen Anfprud im
Werthe von 50 Dollars auf ein Gut machen fann und
6 Monate vor der Wahl im Beſitze diefes Anſpruchs ift,
oder eine Pachtung auf 5 Jahre zum jährlichen Pachtzins
198 Der Staat Pirginien.
son 20 Dollars feit 2 Monaten inne hat, oder feit einem
Jahre Haus- und Familienvater ift und feit Diefer Zeit
Staatsfteuern bezahlt bat. Bei allen öffentlihen Wahlen
gefchteht Die Abftimmung mündlich und nicht durch's Ballot,
Der Staat fendet 15 Abgeordnete zum Bundescon-
greſſe.
Virginien wird im Norden von Pennſylvanien, im
Nordoſten von Maryland, im Süden von Nord-Carolina
und Tenneſſee und im Weſten von Ohio und Kentucky
begrenzt. Sein Flächeninhalt beträgt 75,000 Quadratmei—
len, feine Einwohnerzahl 1,345,000, worunter 193,500
Deutfche, 50,000 freie Farbige und 500,000 Negerfelaven.
Die überall in der Union berrfchende Gaftfreundfchaft,
die nur in einigen der größeren und in folhen Städten
vermißt werden mag, in denen der Fremdenverkehr Tebhaft
und durch Gafthöfe für die Bedürfniffe der Reiſenden aus-
reihend geforgt ift, ift vor Allem in Virginien zu Haufe,
deffen Bewohner fich Durch hevaleresfes Benehmen, freien,
offenen Charakter, liebenswürdige, mitunter zu weit gehende
Sorglofigfeit und Genußſucht, große Mildthätigfeit, zu—
gleih aber auch durch eine überhaupt im Süden ziemlich
verbreitete Spielfucht auffallend von den Bewohnern der
nördlicheren, namentlich der Neu⸗England⸗ — unter⸗
ſcheiden.
Das Alleghany-Gebirge mit ſeinen Verzweigungen
theilt, von Nordoſten nach Südweſten laufend, den Staat in
Oft und Weſt-Virginien. Der am weiteſten öſtlich laufende
Gebirgszug trägt den Namen Blue-Ridge, der weſtlichſte
wird im Norden Laurel-Hills genannt, ſüdlicher Alfeghany-
Ridge, dann Plattop und endlih Clinch-Mountains, und
zwiſchen diefen beiden Reihen liegen die Branch-, North-
und Jakjon- Mountains. Dft-Birginien, mit durch weite
Flußmündungen zerriffenen Küften, ift flach, fandig und
fumpfig, der mittlere Theil des Staates bergig, mit Hei-
Der Staat Pirginien, 199
nen, fruchtbaren Thälern abmwechfelnd, und Weft-Birginien,
im öftlichen Theile bergig, im Uebrigen von Anthafrit- und
bituminöfe Kohlen führenden Gebirgsfetten durchzogen,
zwifchen denen ausgedehnte, reizende und —— Thäler
‚ausgebreitet liegen. ——
Außer einem unerſchöpflichen Kohlenreichthum birgt
Virginien noch an Mineralien eine Maſſe Eiſen, Kupfer
und Blei, auch etwas Gold wird gefunden; ferner Mar-
mor, Kalk, Flußſpath. Die bis jest in Ausbeutung ge=
nommenen Salzquellen Kiefern jährlich" 3 Millionen Bufhels
Salz, und die Zahl der im Sgaate —— Mineral⸗
quellen iſt Legion.
Ueppig wie das Gras der eſfuichen, für Schafzucht
ganz vorzüglich geeigneten Wieſengründe iſt auch der Holz—
wuchs in den ausgedehnten Waldungen, in denen mehrere
Nußbaum- und Eichenarten, Platanen, Tulpenbaume, Mag-
nofien, Ulmen, Efchen, Linden, Ahorn, Kaftanien, wilde
Kirſch- und Pflaumenbäume, umranft von wilden Wein
und mächtigen Schlingpflanzen, dann Fichten, Tannem Kies
fern. und Cedern wuchern. Befonders Weft-Virginien zeigt
in feinen Waldungen, die von virginiſchen Hirfhen, von
Hafen, Rebbühnern, Waldfafanen und Truthühnern befebt
‚find, eine große Mannigfaltigfeit, Wilde Enten, Gänfe,
Reiher und Pelikane find im Weften feltener als im DOften,
auch Reptilien und Musfitos fommen dort nicht fo häufig
vor. Im mittleren Theile des Staates, im Gebirge, Fom-
men hin und wieder Bären, feltener Wölfe und Jaguars
vor. Die kryſtallklaren Flüffe und Bäche des Weſtens
bergen Schaaren von Forellen und anderen Fiſchen, auch
der Dften ift reich an Fifchen und Schildkröten.
Das Klima ift, wie ſchon aus der «Seftaltung der
Dberfläche des Staates zu Schließen, im Oſten ungefund;
bier find die Sommer unerträglich ſchwül, die Winter milde,
Im gebirgigen Theile find die Winter ziemlich fireng, die
200 Der Staat Pirginien,
Sommer mäßig warm, Der Weſten zeichnet ſich durch
milde Winter aus, welche von gegen Mitte Decembers
bis gegen Mitte Februars dauern; Schnee fällt wenig,
bleibt auch immer nur einige Tage lang liegen, deſto
häufiger ſind Regengüſſe. Die Sommer ſind im Weſten
warm, bie Wärme wird aber nur ſelten läſtig und iſt in
den Thälern von großer Gleihmäßigfeitz häufige Gewitter
erfrifchen die Luft. Man fann ohne Uebertreibung annehz
men, daß im gefunden und auch wegen feiner Bodengüte
zu deutſchen Niederlaffungen : empfehlenswertben Weſten 4
Birginiens neun Monate des Jahres ze klares, hei⸗
teres Wetter herrſcht.
Mit Ausnahme einiger weniger Puntte if ganz |
‚Weft-Birginien dem deutſchen Landmanne und dem, der
4
in Amerika. fih der Landwirthſchaft widmen will, auch
fchon deswegen zusempfehlen, weil hier nur weiße Arbeiter
zum Landbau verwendet werben. Der Boden befteht faft
überall aus thoniger Dammerbde, bie ‚hie und da mit etwas
Kies. untermifcht, überall aber fruchtbar zu nennen ift und
fih zum Anbau aller, europäifchen Getreidegattungen, zum
Tabaks⸗, Wein⸗, Obft- und Gemüfebau und zur Bieh-,
befonders zur Schafudt eignet, welch’ festere in jüngfter
Zeit ftarf betrieben wird, Auch) bie. an einigen Punkten
verſuchte Seidenzucht hat günftige Refultate geliefert und
dürfte der Aufmerffamfeit der Einwanderer werth fein,
Don den 120 Eounties, in welche Birginien einge:
theilt wird, fommen etwa 60 auf den öſtlichen, % auf
den fehr gebirgigen mittleren und AO auf den weftlichen
Theil. Bon diefen letzteren, welche, wie bereits erwähnt,
im Allgemeinen dem deutfchen Auswanderer zu empfehlen
find, heben wir befonders folgende hervor: Tazewells, vom
Clinchfluſſe und Tug-Forf- of Sandy, Ruſſel⸗, vom Clinch⸗
flufje und Ruffelsforf, Scott:, vom Clinchfluſſe und mehreren
Bächen, und Lee-County, vom Powellsfluſſe bewäſſert, und
‚Der Staat Dieginien, 20 1
im often von den Camberland⸗ im Oſten von den Clinch⸗
bergen eingeſäumt, ſind vorzüglich denen zu empfehlen,
welche ſich der Viehzucht widmen oder den Reichtum des
Bodens an Eifenerz und Kohlen ausbeuten wollen. In
dieſen noch ſehr ſpärlich bevölkerten Counties find Hundert—
tauſende von Aeres Land zu 4 Dollar pro Acre zu faufen.
Wayne⸗, im Weften vom Sandyfluffe, im Norden und
Nordoſten vom Ohio begrenzt; Sabell-, ebenfalls am Ohio
Yiegend und vom Guyandottefluffe in" zwei Hälften "ges
theilt, dann Maſon⸗, Putnam- und Kanamha- County, von
denen Mafon und Putnam vom Ohio befpült, alle brei
‚aber vom Great⸗Kanawhafluſſe durchſchnitten und von.
Hleineren Flüffen bewäſſert werden, haben eine hügelige
Oberfläche, guten Boden, der mit hochſtämmigen Bäumen
beſtanden iſt und ſich zum Getreide- und Weinbau, wie
auch zu Grasland vorzüglich eignet. In Ranamba= County
find bedeutende Salzwerfe, deren Eigenthümer ein Deut:
ſcher, auch findet man Eijenerz und Steinfohlen in bedeu—
tenden Duantitäten, Diele fünf Counties find wegen ihrer
für den Abſatz der landwirthſchaftlichen Producte günftigen
Lage ſchon mehr angeſiedelt, als die zuvor genannten vier,
dennoch ſind noch für mehrere Tauſend Einwanderer Län⸗
dereien genug zum Preifervon 1 bis 3 Dollars pro Acre
für rohes Waldland und zu 3 bis 10 Dollars für ganz
oder theilmeije eultivirte und mit mehr oder minder guten
Gebäuden serfehene Farmen vorhanden, Zu gleichen Preifen -
find Ländereien in den ebenfalls zu empfehlenden Eounties
Jackſon, Wood und Tyler, billiger noch, sin Doddridge, wo
ſchon deutiche Familien angefiebelt find, in Gelmers, Brartons -
und Nicolag=- County zu haben. Monrve- und Greenbriars
County, yon einem Arme des Newfluffes durchfurcht, find
gebirgig, haben aber einen herrlichen, üppigen Boden und
find reich an Schwefelquellen, deren Heilfräfte immer mehr
Anerfennung finden, Uneultivirtes Land wird, je nach der
202 | Der Sin Diesen.
‚Lage, mit 2 bie 3 Zeultisirtesimit ve bie 412 Dollars pro
Acre bezahlt. In dewis County, beſonders im Thale des
Buchananſluſſes, liegt eine weite Fläche zur Viehzucht
wie zum Ackerbau gleich trefflich paſſenden Landes; auch
Salzquellen und Eiſenerz beſitzt dieſes County. Preſton—⸗
County, mit herrlichen, fruchtbaren, von den Laurel⸗-Hills
gebildeten Thälern, vom Cheatriver, der dem Mononga⸗
hela zuſtrömt, bewäſſert, bietet auch noch ganzen deutſchen
Gemeinden gutes Land in Menge zu 1 bis 2 Dollars.
pro Aere, und Farmen zu 4 bis 6 und 10 Dollars pro
De ED. PT
Acre dar, Bon Monongaliaz, Marionz, Harrifons, Barbour=
. und Taylor-County fönnen wir. im Wefentlihen nur das
über Prefton» County Gefagte wiederholen.
Die- größeren’ Flüffe des Staates find der Potomac,
Ohio, Shenandoa, Rappahannod, York, James, Rivannah,
Appomatox, Elizabeth, Staunton, Sandy, Kanawha, Mo—
nongahela, Cheat, welche alle, wie nicht minder die kleiæ
neren Flüſſe, in den gebirgigen Gegenden des Sm
eine Fülle von Waflerfraft darbieten.:
Der Handel Birginiens befhränft fih auf * Aus⸗
fuhr der Landesproducte, welche in Tabak, Mehl, Fleiſch,
Holz, Kohlen und Eiſen, zum Werthe don Durchfeßnittrich
5 Mill, Dollars im Jahre, beftehenz die Einfuhr über—
fchreitet durchſchnittlich kaum den Werth yon einer halben
Mitt, jährlich, Auch die Fabriken find,. da fie fi) faſt
fediglih auf die Erzeugung der zum eigenen Gebrauch
nöthigen Wollens und Baummollenwaaren, Papier und
Tabak befchränfen, von feiner großen Bedeutung,
Die Noten der im Staate beftehenden neun Banfen
verlieren von 1 bis 24 Procent,
Die Staatsfhulden betragen 14,300,507 Dollars und
werden zu 5, 54 und 6 Procent verzinſet.
An Eifenbahnen find vorhanden die Richmond», Fres
deridsburg: und Potomac-Bahn von 76 M. Länge; die
‚Der Staat Pirginien. | 203
224 M. lange Richmond» und merkt die von
Taylorsville nah Gordonssilfe führende, 58 M. „ fange
Louiſa-Bahn; die von Richmond nach den Rohlenminen
laufende Chefter-Bahn, von 13 M. Länge; die City Point
mit Petersburg verbindende City-Point-Bahn, 12 M.
lang; die Vetersburg- Bahn, welche nad Gareysburg in
R, Car. führt und 63 M. mißt; die 30 M. lange Win-
cheſter⸗ Potomac⸗, die 784 M, lange Portsmuth- und Noa-
nofe=, und die 20 M. aa Greenspille- und Roanoke⸗Bahn.
Außerdem iſt eine die Verbindung Oſt- und Weft-Virginieng
bezweckende Eifenbahn projeetirt, deren Bolfendung für den
Weſten von unberehenbarem Nugen fein würde. Dieſe
Bahn fol, von Covington, in Alleghany- County, aus-
gehend, über White- Sulphur- Springs, über Lewisburg,
durch Fayette- County, nah Charleston, in Kanawha—
County, führen. Eine zweite projectirte Bahn ift Fredericks⸗
burg mit dem Obiofluffe zu verbinden berechnet. An Gas
nälen befist Birginen den James-Niver- Canal von 146,
den Aferandria- Canal von 74, und den Dismal-Swamp⸗
Canal von 23 Meilen Länge.
Die Hauptftabt Birginiens, Rihmond, am James—
fluffe, zählt 24,000 Einw., worunter 5000 Deutfche, welche
lebhaften Handel und Gewerbe betreiben. Das Capitol,
City Hall, ein Staatsarfenal und mehrere andere anfehn-
liche öffentliche Gebäude ſchmücken die Stadt, welche bereits
einen ganz füblichen Charakter hat. Petersburg, am
Appomator, mit dem VBorhafen City- Point, wo größere
Schiffe. löfchen und laden, zählt gegen 12,000 Einw, und
it der Hauptverfihiffungsplag für Tabaf. Norfolf, am
Clizabetbfluffe, ift eine fehr Hübfche, aber in ungefunder
Niederung erbaute Stadt mit 16,000 Einw., die fi
bauptfächlih mit Handel und Schifffahrt beichäftigen.
Portsmouth, Norfolk gegenüber, mit 8000 Einw., hat
eine Marinewerfte, Hampton, am Jamesfluffe, ein an
204 . Dir Staat witrinien.
ſich — Sicbehen, mit wenig mehr als 1000
Einw., verdient feines vorzüglichen Hafens wegen erwähnt
zu werden, Fredericksburg, am Rappahannock, deſſen
Waſſerkräfte für induſtrielle Unternehmungen benutzt wer—
den, hat ‚eine reizende Lage und zählt 4500 Einw. Char—
Iottesville, an der Rivannah, mit 2500 Einw., hat
eine ftarf befuchte Univerfität. Lynchburg, berrlih am
Jamesfluffe belegen, mit 7500 Einw., bat eine Menge
bedeutender Tabafsfabrifen und anfehnlihe Mahlmühlen.
gerington, am Northriver, mit einem College, einem
Arfenale und anderen ftattlihen, öffentlichen Gebäuden,
bat 2000 Einw, Wenige Stunden von der Stadt ent-
fernt ift Natural Bridge, eine ſehenswerthe, natürliche
Felfenbrüde von über 200 Fuß Höher Woodftod, am
Shenandvah, zählt 1200 Einw, und hat in feiner Nähe
die viel befuchten Yellowe und die Drfney- Springs. Win:
heiter, in deffen Nähe die noch färfer befuchten, roman-
tifch gelegenen und für mehr als taufend Curgäfte bequem
eingerichteten White - Sulphur » Springs befindlich , zählt
4000 Einw. Harpersferry, am Zujammenfluffe der
Shenandoah mit dem Potomac, iſt eine der malerifchft
gelegenen Städte der Union, mit 2000 Einw., einem
Bundes -» Arfenal und einer Waffenfabrif, die jährlich
15,000 Gewehre liefern kann. Wheeling, am Ohio,
mit 8500 Einw., worunter bei 2000 Deutfche, ift wichtig
als Handeld- und Fabrifftadt. Die Fabrifen der’ Stadt,
welche mit 50 Dampfmafchinen arbeiten, befchäftigen 3000
Arbeiter. Von hier aus werden jährlich über 3 Millionen
Buſhels Steinfohlen verſchifft. Ueber den Fluß führt eine
1000 Fuß lange Drahtbrüde, Bon minderer Wichtigkeit
find Martinsburg, mit 2000 Einw.; Elizabeth. am
Ohio, mit 500 Einw.; Parfersburg, am Little Ka-
nawha, mit 1500 Einw,; Charleston, in Kanawha—
County; Guyandotte, unfern der DVerbindung des
Der Staat Pirginien, - ; 205
Guyandotte mit dem —* Ba — our h v itt * und
andere. | ! |
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Der Staat Nord: Carolina *
*
—78
wurde zuerſt im Jahre 1662 durch George Duand';
Shen dem Little und dem Perguimmonsfluffe angefiebet
Die zweite Niederlaffung gründete George Cathmaid im
3.1663 auf dem ihm von Sir William Berkeley, dem
damaligen Gouverneur von Birginien, am nördlichen Ufer
des zu jener Zeit Roanoke, jetzt a ‚» genannten
Fluſſes, überlaffenen Landftrihe, Im nämlichen Jahre
wurde trotz der gerechteſten, älteren Anſprüche Spaniens,
den Lords Edward Clarendon, William Craven, und Afhley
Cooper, dem Grafen yon Shaftsbury, dem General Mont, '
den Gebrüdern Berkeley und den Nittern John Colleton
und George Garterett vom Könige Karl IL alles vom
atlantifchen bis zum ftillen Ozean zwifchen dem 31. und
36, Grade nördlicher Breite Tiegende Land bewilligt, und
George Drummond zum Gouverneur über diefe, jet Albe—
marle genannte Eolonte eingefegt, die früher ſchon einmal
an Sir Robert Heath verliehen worden war. Im 3. 1667
vergrößerte Kart II. durch eine neue Charter zu Gunften
der genannten Belehnten den Diftrict von der, Mündung
des St. Johnfluſſes bis zum 36° 33° nördlicher Breite,
und bie im J. 1664 von Sir John Yeamans am Cape:
Fearfluffe errichtete Nieverlaffung wurde, unter dem. Na-
men Clarendonbezirk, zum zweiten Berwaltungsbezirfe Ca—
rolina's ernannt. Im J. 1697, nachdem die befehnten
Günftlinge Karls I. allen erdenklichen Verwaltungsunfug
getrieben hatten und im J. 1693 ſchon gezwungen worden
waren, ihre ſelbſtgeſchaffene Conſtitution zu verwerfen,
erhielten die Bezirke Albemarle und Clarendon, welche
206 Der Staat Nord⸗ Carolina,
das nördlih vom Santeefluffe liegende Land umfaßten,
den Namen Nord- Carolina, und der ganze fübliche Theil
des. Landes den Namen Süd-Carolina, und, wurden, ob⸗
gleich unter. ein und demfelben Gouverneur flehend, unab-
hängig von einander verwaltet, Am A. Juli 1776 waren
die beiden Carolina's mit unter den fih von Großbritan-
nien Tosfagenden ‚Staaten und am 18, December deſſelben
Jahres hir, bie, gegenwärtig geltende Berfaffung ge-
bildet, *
Die ——— Gewalt ruht in den Händen einer
aus einem Senate und einem Hauſe der Abgeordneten
beſtehenden Generalverfammlung, deren Mitglieder all—
‚jährlich, vom Bolfe gewählt werden, Der Senat zählt 50,
das Haus der Abgeordneten 120 Mitglieder. Die voll:
ziehbende Gewalt hat der alljährlih son der Generalver-
fammlung gewählte, einen Jahrgehalt von 2000 Dollars
. beziehende Gouverneur, dem ein gleichfalls yon der Ge-
neralverſammlung gewählter Siebener-NRath zur Geite
ſteht. Stirbt der Gouverneur, fo tritt der Sprecder des
Senats bis zum Schluß des Amtsjahres an feine Stelle,
Die richterlihe Gewalt haben das Höchfigericht und
bie oberen Gerichtshöfe, deren Richter yon der General-
verfammlung ernannt werden und fo Yange im Amte
bleiben wie es ihre Kräfte erlauben.
Seder weiße, männliche Bürger der Vereinigten Staa-
ten, der 21 Jahre alt, fehs Monate lang vor der Wahl
im Beſitze eines freien Grundeigenthbums ift, und 1 Jahr
lang vor der Wahl in dem Diftricte gewohnt hat, in
welhem er fein Stimmrecht ausüben will, ift für Die
Senatorenwahl ftimmberechtigt. Für die Stimmberechtigung
zum Haufe der Abgeordneten bedarf es des Grundeigen-
thums nicht, doch muß der Wähler, nachweifen, daß er
Steuern bezahlte, Kein Nachkomme eines Negers bis in's
vierte Glied foll für einen weißen Mann gelten, felbft
* —
Der Staat Mord «Carolina: * 207
wenn in den letzten vier Gefehlehtern‘ einer Voreltern
immer Einer ein Weißer war. :
Nord» Carolina fendet 9 abhednen zum Bundes:
eongreß nad Wafhington, ’
Der Staat wird im Norden von Birginien, im Oſten
vom atlantiſchen Ozean, im Süden von Süd-Carolina
und Georgia, und im Weften yon Tenneffee begrenzt.” Sein
Flächeninhalt beträgt 51,575 Duadratmeilen, feine Ein.
wohnerzahl 829,500, unter denen 250,000 Negerfelaven
und 23,000 freie Farbige. Die Mehrzahl der. ‚weißen Be⸗
wohner des. Staates beſteht aus Nachkommen von Eng-
ländern, es leben dort aber aud) viele Irlander, Zeuge
und Schotten,
- Hauptflüffe des Staates find der Chowan, Noanoke,
Tare, Pamliko, Neufe, Cape⸗Fear, Blatt, Catawba, Broad,
Holſton und Kanhawa, von denen der 200 Meilen lange,
ſich in den Ozean ergießende Cape⸗Fear der bedeutendſte iſt.
Die Oberfläche des in 74 Counties eingetheilten Staa-
tes ift ſehr verſchiedenartig. Das Küftenland, por dem hin
ſich eine lange, nur an einzelnen Stellen burchbrochene Sand:
banf erſtreckt, iſt bis auf hundert Meilen weit in's Innere
flach, bald ſandig, bald moraftig, und durchgehends un⸗
frudtbar, und dem größeren Theile nach mit Pechtannen
bewaldet, Diefe Fläche begreiftdie Counties Robeſon,
Dladen, Columbus, Brunswid, New-Hanover, Dublin,
Sampfon, Wayne, Greene, Lenoir, Jones, Onslow, Car-
terett, Grave, Beaufort, Hyde, Tyrrel, Wafhington, Mars
tin, Pitt, Bertie, Gates, Chowan, Perquimons, Pasquo⸗
tonf, Camden, Gurrituf und Cabarrus in fih und ift,
befonders an den Flußufern, deren reicher, angeſchwemmter
und regelmäßigen Ueberfchwemmungen ausgefegter Boden
zu Neispflanzungen benutzt wird, von Fiebern heimgefucht.
Der fih an die flache Küftengegend anfchliegende mittlere
Theil des Staates ift hügelig und hat. in den Counties
Caswell, Orange, Chatham, Moore, 9 |
”
chmond, Montgo-
—* Randolph, Guilford, Rockingham, Stokes, David⸗
ſon, Davie, Rowan, Stanley, Anſon, Union, Mecklenburg,
Iredell, und häufiger noch in Cleveland, Catawba, Burke,
* und Caldwell fruchtbare, zum Getreide-, Tabak-
Baumwollenbau geeignete Ländereien. Durch den
eften des Staates flreifen, von Virginien herabkommend
und nach Süd⸗Carolina und Tenneſſee laufend, die blauen
Berge (Blue Ridge), und an ber weftlichen Grenze zieht
ſich ein anderer Zweig des Alleghany⸗Gebirges hin, deſſen
hoöchſte Rüden die Stone”, Bald- und Iron⸗ oder Smoly⸗
Mountains genannt werden, In dieſem gebirgigen, weſt⸗
lichen Theile Nord⸗Carolina's giebt es in den Counties
Cherokee, Macon, Henderfon, Hayıwood, Buncombe, Yancy,
Mar: Donald, Rutherfort und Surrey viele fruchtbare und
maleriſch ſchön gelegene Thäler, die zu deutſchen Anſiede—
lungen empfohlen werden könnten, wäre für den Transport
der landwirthſchaftlichen Producte beſſer durch gute Wege
geforgt. In Buneombe- County find Deutſche angeſi edelt, |
beren jest ſchon blühende Anft edelungen ſich noch mehr |
. heben werden, wenn bie von Columbia nad Greensille
führende Eiſenbahn erft einmal durch dieſes County. fort»,
geſetzt fein wird. Das mit Eichen, Kirfch- und Nußbäu⸗
men, Linden und Ulmen bewaldete Rohland dieſer weſt⸗
lichen Counties ſteht im Preiſe von 14 bis 24 Dollars
pro Acre, je nad) der Lage, — Die Rindvieh und Scpweine
zucht im Staate ift bedeutend,
Sn den Niederungen des Staates herrſchen milde,
aber fchroff veränderliche Winter und drüdend heiße Som⸗
mer, welche den verfaulenden, vegetabilifchen SIE der
Marfchländereien und dem Uferfhlamme mephitifche Aus:
bünftungen entlocden und tödtliche Fieber erzeugen, Das
Frühjahr ift Sehr kurz, der Herbft aber ungefähr zwei Mo-
nate während, und heiter und Kieblich wie überall in den
Der Staat Mord - Carolina, 209
Bereinigten Staaten. In den höher gelegenen Gegenden
des Staates find die Sommer ebenfalls fehr heiß, aber
weniger drüdend, als in den Küftenniederungen, und das
Klima fann im Allgemeinen gefund genannt werden, jedoch
müffen neu eingewanderte Europäer in den paar erften
Jahren ihres Dortfeing jede Unregelmäßigfeit in der Lebeng-
weife möglichft vermeiden. Der gebirgige, mit Fichten,
Eichen, Wazien, Nuß-, Kaftaniens, TZulpenbäumen, Magno—
lien und Linden bewaldete Weften, mit feinen ftrengeren,
aber: doch nur 2 bis 3 Monate anhaltenden Wintern und
mäßig warmen Sommern, ift durchaus gefund,
An Mineralien befist Nord-Carolina Blei, Eifen und
Kupfer, jedoch ift die Ausbeute davon nur fehr gering.
Gold in Körnern, in größeren Stüden und in Quarz—
adern, in welchen das Erz in dideren und dünneren Plat—
ten, mit Eifenoryd und Eifenfchwefelfies vorkommt, wird
in verfchiedenen Theilen des Weftens gefunden unb: find
die Wafchftellen und Minen in Nutherford, Burke und
Medlenburg: County die lohnendften. Man fann den Er-
trag der Goldminen Nord-Carolina's nicht genau angeben,
er darf. jedoch immerhin auf reichlich 400,000 Dollars jähr-⸗
lich geihäst werden.
Die induftriellen Etabliffements im Staate befchränfen
fih auf Pottafchfiedereien, Säge und Mahlmühlen, aud
Theerbrennereien, und die Erzeugniffe diefer und der auf
den Plantagen gewonnene Neis bilden die Gegenftände
des wenig bedeutenden Ausfuhrhandels. Die im Staate
beſtehenden vier Wollenwaaren-Fabriken erzeugen faſt aus—
ſchließlich Negertuch für die Plantagen.
Die Noten der vier im Staate beſtehenden Banken
eireuliren zu 2 Procent unterm Nennwerthe.
An Eifenbahnen befigt Nord » Carolina die Raleighs
Gafton- und die Raleigh- Wilmington- Bahn, deren erftere
87, die andere 167 Meilen Länge mißt, und an Ganälen
Nordamerifa, 14
210 | Der Staat Mord - Carolina,
den 12 M. langen Weldon- und den 14 M, langen Club»
foot» und Harlam- Canal.
Die Schuldenmaffe Nord-Carolina’s beträgt 977, 000
Dollars.
Hauptſtadt des Staates und Sig der Regierung ift
Raleigh, in Wafe-County, mit A000 Einw,, einem recht
ftattlichen Statehoufe, mehreren Afademien und anderen
anfehnlichen, öffentlihen Gebäuden. Wichtiger ift Wil-
mington, am GapesFearfluffe, in New-Hanover-County,
durch feinen Hafen, der aber aud nur Schiffe mittlerer
Größe aufnehmen kann. Die Stadt zählt 5000 Einw.
und treibt einen recht Tebhaften Handel. Auch Beaufort,
in Garterett- County, hat einen ficheren, für nicht tief-
gehende Schiffe zugänglichen Hafen, und feine 1500 Einw.
nähren ſich hauptfächlih vom Handel, New-Bern, am
rechten Ufer des Neufefluffes, mit 3500 Einw., treibt
ebenfalls recht Yebhaften Handel und Schifffahrt. Unbe-
deutendere Hafenftädte find Edenton, an der Mündung
des Chowan in den Albemarle- Sund, mit 2500 Einw,,
und Wafhington, an der Mündung des Tare, mit
1500 Einw. Die wichtigeren Städte des Inlandes find
Halifar, am Roanofe, mit 600 Einw,; Weldon,
weiter aufwärts am nämlichen Fluffe, mit 500 Einw.;
Clinton, in Sampfon- County, mit 1200 Einwohnerns
Fayetteville, am Gape- Fearfluffe, in Gumberland-
County, mit 4400 Einw.; Charlotte; in Medlenburg-
County, mit 1200 Einw. und der naheliegenden 175Fuß
tiefen Charlotte- Goldmine; dann Rutherfordton, im
gleichnamigen County, und ebenfalls in der Nähe von
Goldminen; Aſhville, in Buncombe- County, mit
1000 Einw., und Germantown, in Stokes-, Rock⸗—⸗
ford, in Surrey⸗, Jefferſon, in Aſhe⸗, agent;
in Rowan- County.
Der Staat Süd- Carolina, 211
\
Der Staat Sid: Carolina,
früher mit Nord» Carolina verbunden, feit dem J. 1697
von biefem getrennt verwaltet, fagte fih am 4, Zuli 1776
von Großbritannien los.
Der, in ihrer jetzigen Geſtalt ſeit 1790 beſtehenden
Verfaſſung nach, ruht die geſetzgebende Gewalt in den
Händen eines aus 45 Mitgliedern beſtehenden Senats und
eines aus 124 Mitgliedern beſtehenden Hauſes der Ab—
geordneten, welche zuſammen die Generalverſammlung ge-
nannt werden. Die Senatoren werden auf vier Jahre, und
zwar alle zwei Jahre die Hälfte, die Abgeordneten auf
zwei Jahre gewählt, und verſammeln ſich alljährlich am
vierten Montage des Monats November in Columbia,
Die vollziehende Gewalt hat der auf zwei Jahre von der
Generalverfammlung gewählte, eine Befoldung von 3500
Dollars beziehende Gouverneur, und im Fall feines Ab-
lebens tritt der auf gleiche Weife gewählte Vice-Gouver⸗
neur -an feine Stelle,
Jeder weiße männliche Bürger der —J Staa⸗
ten, der 21 Jahre alt iſt, feit 2 Jahren im Staate wohnt,
oder feit 6 Monaten vor der Wahl ein Freigut von 50 Acres
oder einen Stadtbauplag befist, oder, in Ermangelung deflen,
feit 6 Monaten im Wahldiftricte wohnt und jährlich eine
Steuer von 374 Cents bezahlt, ift ftimmberechtigt.
Der Staat fendet 7 Abgeordnete zum Congreſſe nad
Waſhington.
Im Norden und Nordoſten grenzt der Staat an Nord»
Carolina, im Südoften an den atlantifhen Ozean und
im Südweften an Georgia. Er umfaßt 28,000 Duadrat-
meilen und zählt 620,000 Einw,, unter denen 330,000
Sclaven und 9000 freie Farbige befindlich.
14*
212 Der Staat Süd-Caralina.
Hauptflüffe find der Pedee, Warcamam, Santee,
Bla, Cooper, Afhley, Wateree, Catawba, Tyger, Savans
nah, Broad, Edifto,
Bon der Küfte ab bis etwa 120 Meilen weit lands
einwärts ift das Land flah und moraftig und in den
uneultivirten Gegenden mit Cypreſſen- und Fichtenwal⸗
dungen und Nohrdidichten bedeckt. In diefen ungefunden,
son Reptilien, Muskitos und Stechfliegen wimmelnden
Gegenden findet man Neispflanzungen, deren Bearbeitung
fih nur Neger unterziehen können, und weiter aufwärts
“werden Tabaf und Baumwolle gebaut. An das fladhe
Küftenland ſchließt fih ein etwa halb fo breiter, mit Hlei-
nen Sandhügeln überfäeter Strich Landes an, der theils
unbewaldet, theils mit Tannen bewachſen ift und ärmli-
hen Boden hat. Nach diefer Hügelregion folgt das ſo—
genannte Hochland, durch welches fich die blauen Berge
(Blue Ridge) hindurd ziehen, und das bei gemäßigtem
Klima und gutem, zum Getreidebau geeigneten, mit Ei-
hen und weißen Wallnußbäumen bewachfenen Boden für
deutfche Anftedelungen paßt, an Eifenerz reich tft und
auh Gold birgt. Diefes an Naturfchönheiten reiche
Hochland umfaßt das County Pickens, in weldem ber
über A000 Fuß hohe Table- Mountain, weftlih davon
der Colenoy und der weniger hervorragende, aber eine
fhöne Fernficht darbietende Deconnee Liegen, dann Green—
ville⸗, York» und Spartanburgh- County, Im J. 1848
wurden im mittleren Süd- Carolina VBerfuhe mit dem
Thee- und Kaffeebau gemacht, weldhe völlig befriedigende
Reſultate Tieferten.
Die Viehzucht befchränft ſich faft ganz auf die fehr
nachläffig betriebene Schweinezudt.
In den Niederungen find die von Anfang März
bis Detober währenden Sommer unerträglich heiß und
erzeugen Wechfel- und Gallenfieber, auch wird diefe Ge:
-
Der, Staat Süd⸗Carolina. 213
gend alle Jahre regelmäßig vom gelben Fieber heimge-
ſucht, das erft bei Eintritt der erften Nachtfröfte zu ver-
ſchwinden pflegt. Der Winter tritt gegen Ende Decem-
bers ein, ift aber nicht fireng, fondern verdient mehr die
Regenzeit genannt zu werden. Das Frühjahr beginnt im
Februar, weicht aber vafch dem Sommer, dem die wohl-
babenderen, weißen Bewohner in gemäßigtere Gegenden
zu entfliehen pflegen. Je höher man in’s Land hinauf
geht, defto milder und gefunder wird das Klima, und im
gebirgigen Weften ift es vollfommen gefund, einen ſchrof—
fen Temperaturwechjel ausgenommen, an den fich jedoch
der Eingewanderte bei einiger Vorficht leicht gewöhnt.
Der Handel befchränft fich auf die Ausfuhr von Baum-
wolle, Reis, Pech, Theer und Terpentin,.im jährlichen
Durhfchnittöwerthe von 9 big 11 Millionen Dollars ;
die Einfuhr, welche in Manufactur- und anderen Waa-
ren aus den nördlichen Staaten beftebt, beläuft ſich auf
beiläufig 3 Millionen Dollars jährlih. Die Fabriken
find nicht des Nennens werth. j
Die Noten der mit einem Grundcapital von I Mil-
lionen Dollars im Staate beftehenden Banfen verlieren
13 Procent,
Die induftriellen Etabliffements find faum der Er-
wähnung werth, es find einige Eifenwerfe und Nägelfa-
brifen, dann Säge-, Mahl: und Delmühlen.,
Die Staatsfchuld, im Betrage von 3,622,039 Dol—⸗
Yars wird mit 3, 5 und 6 Procent gersiniet,
Die Süd-Carolina-Eiſenbahn, 136 M. Lang, verbindet
Charleſton mit Hamburg. Von ihr zweigt fih die Brands
ville-Solumbia-Bahn, 68 M, lang, ab, und die 132 M,
lange Fortfegung diefer, von Columbia bis Greenville
führend, welche beftimmt ift, fih durd Nord - Carolina,
Zenneffee und Kentudy bis nach Cincinnati zu erftreden,
wird noch im Laufe diefes Jahres dem Verkehr überges
214 Der Staat-Georgia,
ben werden. An Ganälen hat Süd-Garolina den 22 M.
langen Santee- Canal, der von Charlefton zum Santees
fluffe führt, und den 74 M. langen Winyaw-Canal, der
die gleichnamige Bat mit dem Kinlock⸗Creek verbindet.
Auf einer vom Cooper » und Afhleyfluffe gebildeten
flahen, im Sommer höchft ungefunden Halbinfel Liegt
Charlefton, die bedeutendfte Hafen- und Handelsftadt
des Staates, die regelmäßig gebaut ift und mit ihren ge-
ſchmackvollen, häufig von Gärten umgebenen Häufern
ginen freundliden Eindrud auf den Fremden madt. Die
Hälfte der 42,000 Einw, der Stadt, unter denen auch
einige hundert Deutfche, befteht aus Sclaven und freien
Farbigen. Das Charlefton-Eollege wird ftarf befucht.
Hauptftadt des Staates und Sig der Regierung ift das
etwa 5000 Einw. zählende Columbia mit der Süd—
Garolina-Ilniverfität und mehreren Afademien. George—
town, an einer vom Pedee, dem Black und dem Wacca-
mam gebildeten Bai, zählt 4000 Einmw., die fih mit Küs
ftenfchifffahrt und Küftenhandel befhäftigen. Orangeburg,
Lerington, Camden, Winsboro, Lancafter, Che—
fterville, Spartanburgh, Greenpville, Pickens
find Binnenftädte mit 1 bis 2000 Einw., deren Landhan⸗—
def nicht unbedeutend ift.
Der Staat Georgia
trägt feinen Namen von Georg II., König von England,
der im %. 1732 das zwifhen dem Savannah- und dem
Altamahafluffe befegene Land an eine von James Dgle-
thorp geleitete Colonifationsgefellfchaft verlieh, damit dies
felbe dort, theils als Abzugscanal für dag englifche Pro-
Tetariat, theils um den Spaniern und Sranzofen zuvorzus
Der Staat Georgia. | 215
fommen, eine Niederlaffung gründe. Oglethorp fegelte
im November 1732 mit 116 Auswanderern von England
ab, landete am 15, Januar 1733 in Charleston, Süd—
Carolina, und ging von da nad) Georgia, wo er an dem
Page, an welchem jest die Stadt Savanna Tiegt, ein
- Fort errichtete. Im J. 1736 proteftirten Die Spanier
gegen diefe Niederlaffung, erflärten darauf England den
Krieg, wurden aber 1742 völlig geſchlagen. Im 3. 1752
legten die bis dahin Bevollmächtigten, für Georgia ihr
Amt nieder und die Colonie wurde eine Provinz Groß-
britanniens, von dem fie fih am 4. Juli 1776 losſagte.
Die jest noch gültige Verfaſſung wurde im J. 1798
gebildet und erlitt im J. 1824 einige Fleine Beränderun-
gen. Ihr zufolge hat die aus einem Senate und einem
Haufe der Abgeordneten beftehende Generalverfammlung
bie gefeßgebende Gewalt, Die Mitglieder beider Häufer
werden alljährlih vom Volke gewählt. Die vollziehende
Gewalt ruht in den Händen eines Gouverneurs, der auf
zwei Jahre vom Bolfe gewählt wird und 3000 Dollars
jahrlihe Befoldung bezieht. Die richterlihe Gewalt ha—
ben der Obergerichtshof und fo viele Untergerichte, mie
die Generalverfammlung einzufegen für nöthig erachtet.
Die Richter des Dbergerichtshofes werden auf drei Jahre
yon der Generalverfammlung, die der Untergerichte und
die Friedengrichter auf vier Sabre vom Volke gewählt.
Jeder 21 Sabre alte Bürger oder Inſaſſe (Resident),
der feit einem Jahre Steuern bezahlt und feit ſechs Mo-
naten in dem Wahlbezirfe wohnt, in welchem er feine
Stimme abgeben will, ift flimmberechtigt,
Der Staat fendet acht Abgeordnete zum Bundescon-
greife,
Begrenzt wird Georgia im Norden von Tenneffee und
Nord-Carolina; im Nordoften von Süd-Garolinaz; im
216 Der Staat Georgia,
Südoften vom atlantifhen Dean; im Süden von Florida
und im Weften von Florida und Alabama,
Der Flächeninhalt beträgt 61,780 Duadratmeilen, die
Einwohnerzahl 750,000, worunter 300,000 Negerfelaven,
3000 freie Farbige und 17,000 Indianer,
Hauptflüffe find der Eoofa, Savannah, Oconnee, Ma-
tamaha, Santilfa, Dafmulgee, St. Mary, Flint, Chata—
hoochee, Tallapoeeſa und Ogochee.
Der Staat Georgia beſteht aus dem Feftlande und
einer an der Küfte liegenden Reihe von Inſeln — Sea—
Islands genannt — von denen Waffan, Offabaw, St..
Catherine, Sapello, St. Simons, Jekyl und Gumberland
die bebeutendften find, deren ceultivirte Ländereien zum
Bau der ihrer Güte wegen berühmten Sea-Island-Baum—
wolle benugt werden, während das rohe Land Tannen-,
Eichen- und Nußbaummaldungen trägt, Die von Buch—
ten und DBaien eingeſchnittene Küſte des Feſtlandes von
Georgia iſt in einer Breite von fünf bis ſechs Meilen
falziges, faft ganz unbewohntes Marſchland, an das ſich
eultivirbares und da, mo es bereits cultivirt ift, zu Reis-,
Zuder- und Baummwollenplantagen ‚verwendetes Sumpfs
land mit rothem Boden anfhließt. Etwa hundert Meilen
weit vom Meeresftrande Yandeinwärts wird das Land
hügelig und der Boden ſchwarz und fräftig und hier wer-
den, neben Tabaf und Baummolle, auch Mais und Wei-
zen gebaut, Der nordweftlichite Theil des Staates, der
die Counties Dade, Walker, Warren, Glimer, Lumpfin,
Union, Haberſhaw und Rabun umfaßt und von den blauen
Dergen durchzogen wird, bietet in feinen reizenden Thä—
lern fruchtbare Streden, mit Laub- und Nadelholz be—
ftandenen Rohlandes in Menge dar, welches mit 14 big
3 Dollars pro Acre bezahlt wird, Am reichften ift der
Boden und am üppigften die Vegetation da, wo das Ge-
birge in die Ebene der füdlich von ihm Liegenden Counties
Der Staar Georgia, 217
Chattooga, Floyd, Caß, Cherofee, Forfyth, Hall und
Sranflin ausläuft und eine gegen Norden und Weften ge-
fhüste fchiefe Fläche bildet, Hier können alle Producte
der heißeren Zonen gezogen. werden. Zum Aufenthalt
für Deutfche, deren einige aus Süddeutfchland fih in den
Testen Jahren dort und befonders in und bei dem Städt:
hen Dalton, in Warren- County, niedergelaffen haben,
eignen fih nur die angeführten acht gedirgigen Countieg,
in denen die Sommer nicht übermäßig warm und bie
Winter milde find, In den übrigen Tpeilen des Staates
find die Sommer erfchlaffend heiß und in der Küftenges
gend und in den angeſchwemmten Flußländereien im höch—
fien Grade ungefund,
Eiſen- und Dleierze, welche im gebirgigen Weften
gefunden werden, liefern einen geringen Ertrag; wichtiger
find die ebenfalls an den Quellen des Coofa, Tallepoofa
und Chatahochee liegenden Goldminen, welche eine jähr—
liche Ausbeute yon durchſchnittlich 300,000 Dollars liefern.
Die Viehzucht wird fo nachläſſig betrieben, daß ge—
falzenes Rind» und Scmeinefleifh aus den nördlichen
Staaten eingeführt wird, |
Der Handel befteht nur in der Ausfuhr der Boden
erzeugniffe,, wie Zuder, Reis, Tabaf, Baumwolle und
Holz, zum Durchfchnittswerthe von 7 Millionen Dollars,
und, weil die induftriellen Etabliffements fih auf einige
Baumwollen- und Wollenmanufacturen, Eifenwerfe, Müh—
len, Gerbereien und Branntweinbrennereien befchränfen,
in der Einfuhr von Manufactur-> und anderen Waaren
aus dem Norden zum mg yon durchſchnittlich 750,000
Dollars jährlich.
Die 10 Haupt- und 27 Filtalbanfen des Staates
befigen ein Grundeapital von 15 Millionen Dollars; ihre
Noten ceireuliren zu 14 Procent unter dem Nennwertbe,
Die Staatsfhuld beträgt 1,903,472 Dollars.
218 Der Staat Georgia,
An Eifenbahnen befist Georgia die von Savannah
nah Macon führende 192 M. ange Gentralbahn; die
101 M. Tange Macon= und Wefternbahn; die 170 M.
lange, von Augufta nah Atlanta führende Georgiabahn;
die 40 M. lange Athens» Zweigbahn und die 102 M.
lange Weft- und Atlantichbahn. Bon den beiden Canä—
fen des Staates wird nur der yon Brunswick zum Ala-
tamaha führende 12 M. lange Brunswid-Canal befahren;
der 16 M. lange Savannah und Ogeechee-Canal Liegt
unbenust und geht feinem Verfall entgegen.
Hauptftadt des Staates und Sig der Regierung iſt
Milledgeville am Deoneefluffe in Baldwin= County,
mit 7500 Einw,, einem Staaten-, einem Stadthaufe,
einem Arfenal, mehreren Banfen und einem Tebhaften
Baumwollenhandel. Der Deonee, der ſich in den Alata-
maha ergießt, ift bis hieher für kleinere Schiffe ſchiffbar.
Darien an der Mündung des Alatamaha in den gleich-
namigen Sund und im M’Intofh » County gelegen, zählt
gegen 6000 Einw,, die fih mit Handel und Schifffahrt
befhäftigen. Sayanna an der Mündung des gleichna-
migen Fluffes in den Tybee- Sund in Chatham » County,
ift die erfte Handels- und Hafenftadt Georgia's, ift regel-
mäßig angelegt, hat hübfche öffentliche Gebäude und Pri-
vathäufer und zählt über 16,000 Einw, Augufta am
rechten Savannahufer in Richmond - County, mit 8500
Einw., ift eine einen lebhaften Binnenhandel: treibende
und mit dem am jenfeitigen Ufer des Fluffes in Süd—
Carolina liegenden Städtchen Hamburg durch eine Brüde
. verbundene Stadt, deren medieinifches College fich einer
bedeutenden Frequenz erfreut. Macon an beiden durch
eine Brüde verbundenen Ufern des bis hieher mit Dampf-
ſchiffen befahrenen Dafmulgee, in Libb- County Liegend,
zählt gegen 5000 Einw., welche einen nicht unbedeuten-
den Baummwollenhandel treiben. In Atheng, am rechten
Der Staat Florida, 219
Ufer des Deonee in Clarf- County mit 3600 Einw., be-
findet fich die, Sranflin-Colfege genannte Uniperfität von
Georgia. Columbus in Muscogee-County, am Tinten
Ufer des Chattahoochee, deffen Fälle als Triebfraft für
die bier beftehenden Fabrifen und Mühlen benugt werden,
ift die gemwerbthätigfte Stadt des Staates mit 4500 Einw,
Bon geringerer Bedeutung find Rome, am Etowab, in
Floyd, Clarfsville, in Haberſſaw⸗ Dahlonega, am
Etowah in Lumpfin-County, in welchem Goldminen lie—
gen; Marietta, in Cobb-, und Decatur, in de Kalb-
County, In Wilfes-, Jefferſon- und Madifon -County
Yiegen ſtark befuchte Heilquellen. —
— — — —
Der Staat Florida,
im Sabre 1821 von Spanien an die Union abgetreten,
trägt feinen Namen vom ange der Entdeckung: Baseus
florida. ⸗
Die geſetzgebende Gewalt haben ein aus funfzehn,
auf zwei Jahre gewählten Mitgliedern beſtehender Senat
und ein neunundzwanzig, auf ein Jahr gewählte Mit-
glieder zählendes Haus der Abgeordneten, Die vollziehende
Gewalt hat der auf drei Jahre gewählte Gouverneur,
der eine jährliche Befoldung von 1500 Dollars bezieht,
Jeder weiße, männliche, 21 Jahre alte Bürger oder
Einwohner (Resident) des Staates, welcher zwei Jahre
im Staate und ſechs Monate in dem County gewohnt
bat, in welchem er wählen will, und bei der Miliz ein-
gefchrieben oder gefeglich von derjelben befreit ift, ift ſtimm—
berechtigt.
Im Norden wird Florida von Georgia und Alabama,
im Oſten vom atlantiſchen Ozean, im Süden und Süd—
weſten vom mexikaniſchen Meerbuſen und im Weſten von
220 ( . Der Staat Horida.,
Alabama begrenzt. Der Flächeninhalt beträgt 56,000
Duadratmeilen, die Einwohnerzahl 57,500, worunter
25,500 Negerfclaven,
Hauptflüffe find der St. Mary, St. John, Sumanee,
Ocklockony, Apalachicola, Choctamhatchee, Escambia. Die
vorzüglichften Baien find die Penſacola-, Choctambatchee-
oder Sta. Rofa=, die. St. Andrews-, St. Joſeph⸗, Apa-
lachee-, Deadmans-, Wafaffe-, Tampa, Charlotte--und
Biscane-Bai. An Binnenfeen findet man den Dfeechobee-
oder Macaco-, Tohopekaliga⸗, Euftis-, Monroe, Georgen,
Dunns- und Drange- See,
Die Oberflähe des in 23 Gounties zerfalfenden
Staates ift leicht und fandig und im Innern mit vielen
Sümpfen und ftehenden Waffern bedeckt. An den Ufern
der Flüſſe ift reiches, Ueberſchwemmungen ausgeſetztes
Land, auf welchem Reis und Baumwolle, in neuefter Zeit
auch etwas Zuderrohr gebaut wird, Aeußerſt fchwüle
Sommer und die die Luft verpeftenden Ausdünftungen der
Sümpfe und fetten Flußufer gefährden die Gefundheit des
weißen Anſiedlers aufs Höchſte, und überdies droht ihm
in vielen Gegenden auch noch die Gefahr des Lleberfalfes
yon Seiten der bier im beftändigen Aufftande Iebenden
Seminolen-ndianer,
Florida birgt in feinen Nadel» und Laubholzwaldun—
gen Wild, Vögel, Reptilien und Inſecten in Maffe und
feine Flüffe find veih an Fifhen, Schildkröten, Bibern,
Ditern und Alligatoren, An Mineralien ift der Staat
arm.
Plantagen- und Landbau und Viehzucht ſind erſt im
erſten Aufblühen begriffen; der Handel iſt höchſt unbedeu—
tend und bie Fabrikthätigkeit ſchlummert noch ganz. Eifen-
bahnen führen von Port Leon nach Tallahaſſee und von
St. Joſeph nach Jola.
Tallahaſſee, Hauptſtadt des Staates und Sitz
Der Staat Rabama, 221
der Regierung, ift ein wohlgebautes, in Leon⸗County be=
legenes Städtchen mit 3000 Einw, und ſteht mit dem
Hafenftädthen Port Leon durd eine 26 M. lange Ei-
fenbahn in Verbindung. Wichtiger ald Hafen- und Han-
belsftädte find Penſacola, an der gleichnamigen Bai in
Escambia- County mit 5000 Einw. und einer Unions-
Schiffswerfte; St. Auguftin, in St, Johns⸗-County, mit
gegen 4000 Einw. und Apaladicola, an der Mündung
des gleichnamigen Fluffes in den Meerbufen von Mexiko
mit faum 1000 Einw.
Der Staat Alabama
‚gehörte bis 1817, wo er ein eigenes Goupernement errich-
tete, zum MiffiffippisTerritorium und wurde im J. 1819
als Staat in die Union aufgenommen,
Der im 3. 1819 feftgeftellten Berfaffung gemäß, ruht
die gefeßgebende Gewalt in den Händen eined Senats
und eines Haufes der Abgeordneten, welche beide zufam-
men die Generalverfammlung bilden. Die Abgeordneten
werden auf 1, die Senatoren auf 3 Jahre gewählt, Die
sollziehende Gewalt hat der auf 2 Jahre vom Volke ges
wählte Gouserneur, der einen Jahresgehalt von 2500
Dollars bezieht. Die rihterlihe Gewalt haben ein Ober-
gerichtähof, die Bezirks- und fo viele Untergerichte, wie
die genannte Verſammlung einzufegen für gut erachtet,
Stimmberechtigt ift jeder weiße, 21jährige Bürger
der Dereinigten-Staaten, der vor der Wahl ein Jahr im
Staate und drei Monate in dem Wahlbezirfe gewohnt hat,
in welchem er feine Stimme abgeben will. |
Albama fendet 7 Abgeordriete zum Bundes- Gongreffe,
Der Staat grenzt im Norden an Tenneffee, im Oſten
222 Der Staat Alabama.
an Georgia, im Süden an Florida und im Weften an
Miſſiſſippi; fein Slächeninhalt beträgt 53,100 Duadratım,,
feine Einwohnerzahl 700,000, worunter 253,000 Neger-
felaven und 2700 freie Farbige,
Hauptflüffe find der Alabama, Tombigby, Coofa, Ten-
neffee, Tallapoofa, Conecuh, Chattamboochee, Perdido,
Dlad-Warrior und Cahamba. Die einzige Bai des Staa>
tes ift die Mobile-Bai.
Der ganze ſüdliche Theil des Staates ift vom Meer-
bufen von Merifo bis zur Nordgrenze Florida’s und von
da bis auf 60 Meilen landeinwärts flah und feucht und
mit Tannen, Kiefern, Cedern, Cypreſſen und Rohr, fowie
mit Dickichten von Schling- und anderen Pflanzen be-
wachjen, in denen Waffervögel, Schlangen, Kröten, Ei-
dechfen und läſtige Inſecten in unglaublicher Menge vor—
handen, Diefer Theil des Staates umfaßt die Counties
Sumpter, Marengo, Dallas, Nuffel, Macon, Montgo—
mery, Lomwndes, Wilfes, Clarke, Monroe, Butler, Pide,
Barbour, Henry, Dale, Eovington, Conecuh, Baldwin,
Wafhington und Mobile. Der mittlere Theil des Staa-
tes, mit den Counties Fayette, Pickens, Tuscaloofa, Ben—
ton, Randolph, Jefferion, St. Elair, Shelby, Lipp, Perry,
Greene, Autauga, Cooſa, Tallapoofa und Chambers ift
hügelig und hat guten Falfgemifchten Thonboden, der im
uneultivirten Zuftande mit Tulpen-, Wallnuß- und Maul-
beerbäumen, Pappeln, verfchiedenen Eicyenarten, Cedern,
Zannen und Fichten bewachfen ift oder in Grasebenen
CPrärien) Liegt, Der Norden des Staates, durch den ſich
ein Zweig der Apalachen hindurch zieht, ift felfig, bat
Eichen-, Pappel-, Nußbaum- und Nadelholzwaldungen,
bietet auch viele Naturſchönheiten, aber nur in den ſich
an den Tenneſſeefluß lehnenden Counties Lauderdale, Li—
meſtone, Madiſon, Jackſon, Franklin, Lawrence, Morgan,
Der Staat Alabama, 223
Marſhall und de Kalb größere Streden fruchtbaren Ader:
landes dar. Wild ift in Menge vorhanden,
Im nördlihften Theile des Staates und in den von
den Flußufern entfernteren Gegenden des mittleren Thei—
les deffelben ift das Klima gefund, die Winter furz und
gelinde, die Sommer warm, aber durch Seewinde gefühlt.
Die fumpfigen Slußniederungen aber und der flade Sü—
den Alabama’s werden regelmäßig von Wechfel- und Gal-
fenfiebern und häufig vom gelben Fieber heimgelucht.
Die landwirthichaftlichen Erzeugnifje beftehen in Baum—
wolle, Reis und Zuderrohr, welche auf Plantagen gezo—
gen werden, und in etwas Mais, Weizen und Hafer, die
die fpärlihen Farmen des Nordens liefern, Die Vieh—
zucht liegt darnieder.
Der Kohlenreichthum des Staates ift fehr anfehnlichz
die ausgedehnteften Lager findet man am Cahawba, Tom:
bigby und Blad-Warriorfluffez auch Eifenerz wird in bes
trächtlicher Menge und befonders am Conecuh gefunden.
Der obere Eoofa führt Gold,
Außer einigen größeren Baumwollenmanufacturen
eriftiren feine Fabrifen im Lande, und die fonftige Ge:
werbsthätigfeit äußert fih auch nur in einigen wenigen
Hammermwerfen, in Brennereien und Mühlen. Dagegen
ift der Handel fchon durch die faft ganz über Mobile ge-
hende und durchfchnittlich jährlih auf 14 Mill. Dollars
Werth zu fchägende Ausfuhr von Landesprodueten fehr
bedeutend, Der Werth der jährlichen Einfuhr wird auf
1 Mill, geſchätzt. Von den beiden im Staate beftehenden
Banfen eireuliren die Noten der einem zu 2, die der an
dern zu 6 Procent unterm Nennwerthe,
Die Staatsfchuld beträgt 10,385,938 Dollars,
Die Montgomery- und Weft- Point- Eifenbahn mißt
45, die Tuseumbia-Deratur-Bahn 46 M, Die Albamas
Florida Bahn, welche von Montgomery nad Penfacola
224 Der Staat Alabama,
in Florida führen und fih von Semla nad Cohawba ab»
zweigen foll, gebt ihrer Vollendung entgegen. Der Mus—
eleipval=- Canal, beftimmt, die Tenneffee- Flußfchifffahrt zu
erleichtern, hat eine Länge von 36 M. und der Huntg-
ville-Canal, der von diefer Stadt an den Tennefleefluß
führt, mißt 16 M,
Am linfen Ufer des bis Hieher mit Dampfſchiffen be—
fahrenen Alabama liegt Montgomery, feit 1848 Haupt:
ftadt des Staates, deren 3500 Einw. einen lebhaften
Baummollenhandel und Flußſchifffahrt treiben. Mobile,
an der Mündung des aus dem Tombigby und dem Ala=
bama gebildeten Mobilefluffes in die Mobile-Bai, mit
13,000 Einw., ift als einzige Hafenftadt des Staates die
Pulsader feines Handels, Tuscaloofa, am Blad-War-
riorfluffe, bis zum J. 1848 Hauptftiadt des Staates, hat
durch Berlegung des Negierungsfises nah Montgomery
fehr verloren, fein Baummwollenhandel ift aber noch jest
bedeutend und Die dortige, im J. 1820 errichtete Univer—
fität von Alabama wird ſtark beſucht. Die Einwohner—
zahl beträgt 6000, Cahawba, am Alabama, vor Tugs
caloofa Hauptftadt des Staates, blühte als ſolche raſch
empor, zählt aber gegenwärtig faum 2000 Einw, Alle
übrigen Städte Alabama's, wie Selma am Alabama,
Genterville am Cahawba, Jefferſon am Cooſa,
Huntspille in Madifon-County, Florence in Lauders
pale- County am Tenneffeefluffe, find recht lebhaft und
zum Theil auch hübſch gebaut, aber von feiner befondern
Bedeutung.
Der Staat Mitilippi. 225
Der Staat Miffiffippi,
im J.1716 zuerft von Franzoſen angefiedelt, wurde im
J. 1800 zum Territorium der Bereinigten Staaten mit
einer Separat- Regierung gemacht und trat im J. 1817
als, freier Staat in die Union,
Nach der bei feinem Eintritt in den Bund feſtge—
ſtellten und unverändert beſtehenden Verfaſſung hat die
aus einem Senate und einem Hauſe der Abgeordneten
beſtehende Generalverſammlung die geſetzgebende Gewalt.
Die Mitglieder des Senats werden auf drei Jahre, die
des Hauſes der Abgeordneten auf ein Jahr vom Volke
gewählt. Die vollziehende Gewalt hat der auf zwei Jahre
vom Volke gewählte Gouverneur, der einen Jahrgehalt
von 3000 Dollars bezieht. Im Fall ſeines Todes oder
ſeiner Abdankung geht das Amt auf den Vice-Gouverneur
über, welcher Präſident des Senats iſt. Der oberſte Ge-
richtshof und die nach dem Ermeffen der Generalverfamm-
lung eingefegten Ober- und Untergerichte haben die rich-
terlihe Gewalt in Händen, Alle Richter bfeiben bis zu
ihrem 65. Lebensjahre im Amte, falls fie fih nicht Pflicht-
verlegungen zu Schulden fommen Taffen,
Seder weiße, männliche Bürger der Vereinigten Staa
ten, der das 21. Jahr vollendet hat, feit 1 Jahre im
Staate und feit 6 Monaten in dem Wahlbezirke Iebt, in
welchem er wählen will, ift flimmberechtigt, fobald er
Mitglied der Miliz oder vom Dienfte in derfelben ent-
bunden ift, und Staats= oder Countyſteuern bezahlt hat.
Der Staat fendet 4 Abgeordnete zum Bundes-Gon-
greſſe.
Im Norden von Tenneſſee, im Oſten von Alabama,
im Süden vom Meerbuſen von Mexiko und im Weſten
vom Miſſiſſippiſtrome begrenzt, umfaßt der Staat 47, 936
Nordamerika, 15
226 Der Staat Milſilſippi.
Duadratmeilen, auf denen 562,000 Einw, Ieben, worunter
200,000 Negerfelaven und 1500 freie Farbige.
Hauptflüffe find der Milfiffippi, Yazoo, Big-Blad,
Peark und Tenneſſee.
Die Oberfläche des ſüdlichen Theiles des Staates iſt
flach; bie und da ſich zu unbedeutenden Hügeln erhebend,
von abwechſelnd ſandigem, ſteinigem, thonigem und ſum—
pfigem Boden, der, von kleinen Prairien durchzogen, mit
Nadelholzwaldungen bedeckt iſt, und da, wo er der Cultur
unterworfen wurde, Baumwolle, Indigo, Zucker, Mais,
Drangen, Feigen, Pfirſiche, Pflaumen u, ſ. w. hervor⸗
bringt. Von einer von der Mündung des Yazoo in den
Miſſiſſippi quer durch den Staat bis zum oberen Chika—
ſawha gezogenen Linie aufwärts, und beſonders in den
vom erſtgenannten Fluſſe durchſtrömten hochliegenden Coun—
ties Yazoo, Waſhington, Holms, Bolivar, Carroll, Talla—
hatchee und YJallabuſha, dann in Tunica, de Soto, Mars
ſhal, Tippa und Tiſhamingo-County iſt äußerſt ergiebiger,
mit Eichen, Ulmen, Ahorn, Nuß- und verſchiedenen andes
ren Baumarten bemwaldeter und mit üppig wucherndem
Geſträuch bededter Boden, der ſich zum Getreide-, Obftz,
Tabak- und Baummolfenbau eignet. Die Rindvieh- und
Schweinezucht ift bedeutend, Pferde- und Schafzucht wird
vernachläffigt, weil fie mehr Sorgfalt als jene erfordert.
Sn den Flüffen ift ein unerfchöpflicher Reichthum von
Fiſchen und Scildfröten, aber auch Alligatoren giebt es
in ihnen und den Sümpfen des Südens in Menge; fo
auch Schlangen und Kröten, dann Musfitos, Stechfliegen
und andere, Menfchen und Thiere beläftigende Inſeeten.
Die Waldungen werden von Schaaren buntgefiederter
Bögel, von Wölfen, Cuguars, Wildfagen, fogenannten
Panthern, Opoſſums, Iltiſſen, Mardern, Füchſen, Hir-
fhen, Lühfen und verſchiedenen Arten von PumBNen
belebt,
Der Staat Mititfippi, 227
Das Klima ift im Süden ungefund, im Norden zwar
durchgängig gefund, für Deutfche aber doch zu erſchlaf—
fend,= = > '
Eifenerz, Blei und Kohlen findet man in verſchiedenen
Theilen des Staates, doc ift für den Bergbau noch eben
fo wenig gethan wie für den Kunftfleig. Wichtiger ift der
Handel, der von Yahr zu Jahr an Bedeutung gewinnt,
Die Verſchiffung der in Baumwolle, Reis, Zuder, Pott-
afche, Theer, Pech und Holz beftebenden Landesproducte
gefchieht dem größeren Theile nach durch Küften- und Fluß
fahrzeuge nach New⸗Orleans und Mobile, Die Noten
der im Staate beftehenden 18 Haupt- und 20 Filialbanfen
eireuliren zu 4 bis 13 Proc, unter dem Nennwerthe,
Die Schulden des Staates betragen 7,291,207 Dollars,
Eifenbahnen verbinden Jackſon und Vicksburg, 46 Mei-
Ien, Jackſon und Brandon, 13M,, Natchez und Malcolm,
22 M., und St. Franeispille und Woodville, 28 M., mit⸗
einander. Projectirt und zum Theil auch ſchon in Angriff
genommen find: die den Staat durchſchneidende, yon Naſh⸗
pille, in Tenneffee, nach NewsDrleans, in Louifiana,. Yaus
fende Bahnz die Grand-Gulf- und Port Gibfon- Bahn,
die Brandon-Mobiles und die Princeton-Deer-Ereef-Bahn.
Ganäle befist der Staat nicht.
Hauptſtadt ift Jackſon, am rechten Ufer des Pearl-
fluffes in Hinds- County, eine hübſch gebaute Stadt mit
3000 Einw. Bedeutender ift das ungefund gelegene Nat⸗
hez, am Mifftifippi, in Adams-County, der Haupthandels-
plas des Staates, mit reichlich 5000 Einw, Auch Grand-
Gulf, ebenfalls am Mifftffippi, ein Städtchen’ mit kaum
1000 Einw,, treibt Tebhaften Handel; fo auch Vicks burg, am
Miſſiſſippi, mit 4500 Einw., und Shieldsborough an
der St. Louis-Bai, mit 1000 Einw. Bon den Inland»
ſtädten find Jazoo⸗City am gleichnamigen Fluffe, Colum⸗
15 *
228 Der Staat Arhanlag,
bia, am Pearkfluffe, und Greensborough, am Big- Black⸗
fluſſe, die bedeutenderen. A
Der Staat Arkanfas,
früher ein Theil der franzöfifchen Befisung eouifk iana und
mit diefer im J. 1803 an bie Bereinigten Staaten ver⸗
kauft, erhielt als Territorium im J. 1819 eine Separat⸗
regierung, und trat im J. 1846 als beſonderer Staat in
die Union ein,
Die gefegebende Gewalt ruht in den Händen eines
aus 21 Mitgliedern beftehenden Senats und in denen eines
64 Mitglieder zählenden Haufes der Abgeordneten. Die
Senatoren werden auf 4, die Abgeordneten auf 2 Jahre
gewählt. Die vollziehende Gewalt hat der auf A Jahre
erwählte, einen Jahresgehalt yon 1800 Dollars beziehende
Gouverneur. Die richterlihe Gewalt — ein Ober⸗
und ein, Kreisgerichtshof.
Jeder weiße, 21 Jahre alte Bürger der Bereinigten
Staaten, der 6 Monate lang vor der Wahl im Staate
gewohnt bat, ift ſtimmfähig.
Arkanfas fendet 1 Abgeordneten zum Bundescongreffe.
Der Staat grenzt im Norden an Miffouri, im Often
an den Mifftffippi, im Süden an Louiſiana und im Weften
an das Indianer Territorium, Sein Flächeninhalt umfaßt
72,000 Duadratmeilen, und die Einwohnerzahl beträgt
120,000, worunter 20,650 Negerfelaven.
Hauptflüffe find: derMifftffippi, der Ned, Wafhita,
Saline, Arkanfas, White, Big-Blaf und St. Francis,
Der ganze öftliche Theil des Staates ift flach, theils
mit Prairien, theils mit ausgedehnten Sümpfen, und an
den Ueberſchwemmungen ausgefesten Flußufern mit Wald
bededt, Dieſer größere Theil des Staates iſt der Sis
Der Staat Arkanſas. 229
yon Fiebern alfer Art und für Europäer fo gut wie uns
bewohnbar, Der weſtliche Theil, durch den ſich das Ozark⸗
gebirge hinzieht, ift hoch und geſund, aber ſo entfernt von
allen Communicationswegen, und den Angriffen yon ums
berftreifenden Indianerhorden ſo ausgefest gelegen, daß
auch er ſich wenig zu deutfchen Anfiedbelungen eignet. Ver⸗—
lockend für arme Einwanderer ift der Umftand, daß in
Arkanfas gegen 500,000 Acres Land Liegen, die der Staat
wirffihen Anſiedlern zum Gefchenf anbietet; der Deutfche
püte ſich aber, eine ſolche Schenfung anzunehmen, denn
diefe Ländereien find von der Negierung, wegen rüdftän-
diger Steuern, den bisherigen -Befigern genommen worden,
mit denen der Neubelehnte Teicht einen hartnädigen Kampf
um das Geſchenk zu beftehen haben dürfte.
: Der Landbau befhränft ſich auf Erzeugung des für
den Bedarf des Anbauers nothwendigen Getreides; auch
wird Baumwolle gebaut, Viehzucht, Handel und Gewerbe
fiegen noch faft ganz darnieder. Der Mineralreihthum
des Landes an Eifen, Kupfer, Silber und Kohlen wird
erft dann ausgebeutet werden können, wenn die Gultur _
weiter in den Staat eingedrungen fein wird,
In den unbedeutenden Städtchen der angeftedelteren
Counties wohnt eine thätige, ſich durch Gewerbe, Handel
und Flußichifffahrt ernährende Bevölkerung; an den Ufern
der größeren Flüffe findet man Pflanzungen, welche mit
Sclaven bewirtbfchaftet werden, und in den entlegeneren
Theilen halten fih aus anderen Staaten entflohene Ver⸗
brecher und jene abgehärtete Jäger auf, welche unter Ent-
behrungen und Gefahren aller Art dem in großer Menge
vorhandenen Wilde nachgeben.
Die Staatsfhuld beträgt 3,862, 172 Dollars,
Die größte und zugleich die Hauptftadt ift Little—
Rock, die ihren Namen von dem felfigen Ufer des Arkanſas
trägt, auf dem fie erbaut ift. Sie zählt gegen 4000 Einw.
230 Der Staat Louiſiana.
Außer ihr ift nur noh Helena, am Miffiffippi, mit 1500
Einw., zu erwähnen; denn Osceola, Marion und
Eolumbia, am Miffiffippi, Belleville, Pine⸗Bluff
und Ban Buren, am Arfanfas, und Salem, am Waſhita,
find nur dem Namen nad) Städte.
"Der Staat Rouifiana,
bis zum Jahre 1762 franzöfifche, von 1762 bis 1800 ſpa—
niſche und Dann wieder franzöſiſche Befisung, wurde ſammt
dem ganzen Louifiana = Gebiete, das fi vom Mifftffippi
bis zum ftillen Ozean erftredfte, im Jahre 1803 für die
Summe von 15 Millionen Dollars an die Vereinigten
Staaten abgetreten und im 3. 1812 in die Union aufge
nommen,
Der im 3 1812 feftgeftellten und im 3. 1845 revi⸗
dirten Berfaflfung gemäß, ruht die gefeßgebende Gewalt in
den Händen der Generalverfammlung, welde aus einem
Senate und einem Haufe der Abgeordneten beſteht. Die
Senatoren werden auf vier, die Abgeordneten auf zwei
Jahre gewählt, Die vollziehende Gewalt hat der auf vier
Jahre gewählte, eine jährliche Befoldung von 7500 Dollars
beziebende Gouverneur. Die richterlihe Gewalt haben
der Obergerichtshof und fo viele Untergerichte, wie die
Generalverfammlung einzufegen für gut erachtet, Die
Richter werden vom Gouverneur ernannt und vom Senat
beftätigt.
Jeder Weiße, der über 21 Jahre alt, feit 2 Fahren
Bürger der Bereinigten Staaten ift, 2 Jahre lang im
Staate und 1 Fahr lang in dem Wahldiftriete wohnt, in
welchem er wählen will, ift ſtimmberechtigt.
Der Staat fendet A Abgeordnete zum Congreß.
Louiſiana wird im Norden von Arkanfas und dem
Der Staat Vonifiana. 231
Staate Miſſiſſi ppi, im Oſten vom Miſſiſſippiſtrome, dem
Staate Miſſiſſippi und dem Meerbuſen von Mexiko, und
im Weſten von Texas begrenzt. Der Flächeninhalt des
Staates beträgt 48,300 Duadratmeilen, feine Einwohner-
zahl 412,000, worunter 160,000 Negerfelaven und 25,000
freie Farbige, Die weiße Bevölferung befteht der Mehr:
zahl nach aus Franzofen, deren Nachfommen und Anglo-
Amerifanern, aus Deutſchen, Irländern, Engländern und
Spaniern.
Hauptflüſſe ſind: der Miſſiſſippi, der Waſhita, Red,
Pearl, la Fourche, und der die Grenze gegen Texas bil-
dende Sabine, Die bedeutendften Seen find: der Caddo,
Bodeau, Blad, Catanoola, Ponthartrain, Chetimaches,
Mermentan und Calcaſieu.
Von der Meeresküſte an bis an den Red⸗ River bietet
die Oberfläche des Staates in ihrer ganzen Ausdehnung
eine von Flüſſen, Bayous, Baien, Lagunen und Seen
durchfurchte Ebene angeſchwemmten Landes dar, welches
theils in ausgedehnten Sümpfen, theils in trockenen, aber
regelmäßigen Ueberſchwemmungen ausgeſetzten Strecken liegt
und in den Sommermonaten das gelbe und andere Fieber
erzeugende Peſtdünſte aushaucht. Der weiter landeinwärts
liegende Theil des Staates hat einen feſteren und an den
Flußufern hoch gelegenen Boden. Am Miſſiſſippi und der
Mehrzahl ſeiner Seitenflüſſe zieht ſich ein ſchmaler, hoher
Uferrand hin, hinter welchem ſich flaches, unter dem Niveau
der Flüſſe liegendes Land ausbreitet, das, wenn die Flüſſe
ihre Ufer überſchreiten, in große Teiche und Sümpfe ver—
wandelt wird, die ſich einen Abfluß in den mexikaniſchen
Meerbuſen ſuchen. Die unbebauten Flächen des Südens
und die Moräſte in den übrigen Theilen des Staates ſind
mit Cedern, Weiden, Rohr und Schilf bewachſen und von
Alligatoren, Kröten, Schlangen, Eidechſen und anderen
Reptilien belebt, Die trockenen, uncultivirten Ländereien
232 Der Staat Couifiana,
tragen Buchen, Eichen, Weiden, Eichen, Syramoren, Tan-
nen, Tulpenbäume, Platanen und Eyprefien, oder liegen
in ausgedehnten Prairien, An den U des Miſſiſſippi,
des Vermillion, Teche und la Fourche findet man große
Zuderplantagenz in den fumpfigen, den Ueberſchwemmungen
ausgefegten Niederungen wird Neis, und in den trodene-
ren Gegenden Baummolle, auch Tabak und. Südfrüchte
gebaut, Getreide erzeugt der Staat faum für den eigenen
Bedarf hinreichend, und die Viehzucht ift unbedeutend,
Das Klima ift fehr veränderlih. Die Winter find
milde und gefund, der Spätfommer und Herbft, in der
Tegel von Anfang Auguft bis Mitte oder Ende October,
höchſt ungefund, die - Sommer drüdend heiß. Für deutſche
Anfiedler ift der Staat durchaus nicht paffend, und felbft
die, welche fich ftädtifchen Beſchäftigungen widmen, haben
die Außerfie Sorgfalt auf ihre Gefundheit zu verwenden.
Gifen, Silber, Blei und Steinfohlen find vorhanden,
werben aber faum noch ausgebeutetz auch der Kunftfleif
und bie Gewerbthätigfeit liegen darnieder. Dagegen blüht
der feinen Weg faft ausschließlich über New⸗Orleans neh:
mende Handel auf das Kräftigfte. Der Werth der Aus-
fuhr wird auf durdfchnittlih 36, der der Einfuhr auf
10 Millionen Dollars jährlih geſchätzt.
Louifiana hat acht Haupt- und einige zwanzig Filial-
banfen, deren Noten zu 4 bis 2 Pror. unterm Nennwertbe
circuliren.
Die Staatsſchuld beträgt 16,238,131 Dollars.
Eifenbahnen führen von New-Orleans nad) dem Pas—
cagoula-Spund, nad der St. Johns-Bai und nad) La—
fayette, und von St, Franeisville nah Woodville. Im
Bau begriffen ift eine von New: Drleandg nah Amerhes—
pille führende und zum Anſchluß an die durch Miffiffippi
und Nord-Alabama nad Tenneffee laufende Naſhville-Bahn
beftimmte Eiſenbahn. Der 6 Meilen lange New-Drleans-
Der Staat Wouiſianga. 233
“ Banf- Canal verbindet New-Drleang mit dem See Pont»
chartrain; der Barataria-Canal führt 85 Meilen weit nach
der Bermwic- Bai und der 9 Meilen lange Laft- Berret-
Canal verbindet diefen See mit dem Fluß Ta Fourde.
Baton-Nouge, Hauptfladt des Staates, auf einer
Hochebene am öftlihen Ufer des Miffiffippi erbaut, ent-
hält ein College, eine Afademie, ein Staatsgefängniß,
mehrere Militäreafernen und 3000 Einwohner, New:
Orleans, auf der gleichnamigen, vom Milftffippi und
dem See Pontchartrain gebildeten Inſel erbaut, Liegt auf
einer tiefen, fumpfigen Fläche, welche durch Deiche gegen
das Eindringen der höher fliegenden Waffer des Miffiffippt
geſchützt wird, Der fih am Miffiffippi hinziehende Deich,
Levee genannt, bildet den Haupt-Lade- und Löſchplatz für
die Schiffe, und bietet ein Bild des regften Geſchäftslebens
dar. Im J. 1849 Tiefen in den Hafen son New-Drleang
2186 Segelfghiffe feewärts und 2873 See» und Flußdampf-
Ihiffe ein, und die jährlihe Ein= und Ausfuhr fann auf
einen Werth von 130 bis 140 Mill, Dollars gefchägt werden,
‚Die 110,000 Bewohner der Stadt, yon denen die vermö—
genderen während der ungefunden Jahreszeit nach dem
Norden entfliehen, gehören allen Ländern der Erde an,
jheiden fih aber hauptfächlich in zwei Theile, in den eng—
tifchen und den franzöfiichen Theil, und wohnen, fo weit
es die Geſchäfte erfauben, in zwei verfihiedenen Theilen
ber Stadt. New-Drleans ift die Stadt des Genuffes; in
den Wintermonaten findet man, bier Oper und Schaufpiel,
Circus, Nedouten, Bälle, Concerte und Vergnügungen
aller Art, aber auch eine arge Sittenverderbniß. Obgleich
regelmäßig gebaut und an fchönen Gebäuden nicht arm,
entbehrt New⸗Orleans doch hervorragend ſchöner Baudenk⸗
mäler, Das auf dem höchſten Punfte der Stadt gelegene
und mit feiner Kuppel alle übrigen Gebäude überragende
St. Charles» Hötel ift das größte und wohl auch elegans
234 Der Difteiet Columbia.
tefte Gafthaus der Welt, Bon New-Drleans findet man
täglich und ftündlih Dampf- und Segelfchiffgelegenheit nach
alfen größeren Häfen der Oftfüfte, ven Miſſiſſippi, Obio,
Arkanfas und Red-River hinauf. St, Frameispille,
am öftlihen Ufer des Mifftffippi, zählt 1400 Einw., die
fih hauptſächlich mit Handel befchäftigen. Aferandria
und Nathitoches, beide am Ufer des Ned-River, erfteres
mit 800, letzteres mit 3500 Einw,, treiben lebhaften Baum:
wollenhandel, In Opelouſas, im St. LandreGarton,
mit 2500 Einw,, befindet fih dag ftarf befuchte Franflin-
College. Shreveport, am Ned-River, da, wo derfelbe
aus dem Caddofee heraustritt; Donaldfonville, Points
Coupé, am rechten Ufer des Miffiffippi, und Lisbon, am
Calcafieu, find unbedeutende Städtchen,
Der Diftriet Columbia,
ein 100 Duadratmeilen großes, von Birginien und Ma-
ryland eingefehloffenes, von diefen beiden Staaten im
Jahre 1790 an die Central-Regierung abgetretenes Stüd
Land, zählt 50,000 Einw., morunter 4800 Negerſelaven.
Der Diftriet wurde bis zum J. 1846 in die beiden Counties
Wafhington und Alerandria eingetheilt, und in erfterem
galt das maryländifche, in letzterem das virginiſche Geſetz,
während der ganze Diftriet unmittelbar unter der Bundes-
regierung ftand, Nach einer im J. 1846 erlaffenen Con—
greßacte fiel das County Mlerandria wieder an Birginien
zurüd, fo daß gegenwärtig der Potomac die Weftgrenze
Eolumbia’s bildet. |
Der Diftriet Hat eine hügelige, gut bewäſſerte und
viele reizende Punkte darbietende Oberfläche und einen
lehmigen Sandboden. Alle Getreider und Obftforten ger
—
Der Diſtritt Columbia. 235
deihen vorzüglich und finden in der Bundeshauptftadt einen
guten Markt, und da aud das Klima, trog der oft fehr
warmen Sommer, gefund ift, fo Fann deutfchen Aderbauern
und Gärtnern die Anfiedelung in diefem Diftriete empfoh-
len werden, Die Landpreife variiren yon 5 bis 10 Dol-
Yars pro Acre.
Wafbington, nah dem im Jahre 1790 erlaffenen
Geſetze ftatt Philadelphia zum Regierungsfige beftimmt,
wurde im Jahre 1800 zur Bundeshauptftadt erhoben, und
im November deffelben Jahres hielt der Congreß dort zu—
erft feine Sigungen, Die Stadt, im großartigften Maß-
ftabe am Ufer des bis hieher für große Schiffe fahrbaren
Potomac angelegt, und vom Tiber-Creek durchſchnitten
und theilweife eingefaßt, zählt 25,000 Einw., ift aber zur
Zeit der Congreßſitzungen, welche alljährlih im December
beginnen, außerordentlich belebt. In der Mitte der Stadt,
auf dem 78 Fuß hohen George Hill, erhebt fih das 145
Fuß hohe und 352 Fuß lange Vereinigte-Staaten-Capitol,
ein impofantes, aus weißen Duaderfteinen erbautes und
yon drei großen Kuppeln überdachtes Gebäude, das mit
feinen Herrlihen Terraffen und feiner großartigen Balu—
firade einen mächtigen Eindrud auf den Beſchauer made,
Unfern vom Capitol, yon Gebüfh und Gartenanlagen
reizend eingefaßt, Liegt der Palaft des Präftdenten, ein
gleichfalls im edelſten Style erbauter Prachtbau. Auch bie
vier Paläfte für die verfchiedenen Negierungs-Departementg,
das General: Poftamt, die Sternwarte, das College und
mehrere Kirchen find Denfmäler der Baufunft, Seheng-
werth ift auch das Patent-Dffice mit einer ausgezeichneten
Modellſammlung und dem befonders an indianifhen Merk
würdigfeiten reihen Nationalmuſeum. Der lebhafte Hans
del der Hauptftadt wird durch die nah Baltimore und
iweiter nördlich, umd Die nach Fredridsburg und Richmond
führende Eiſenbahn, dann durch den Alerandria-Ganal und
236 Der Diltrict Columbia,
durch den bei Georgetown beginnenden Chefayeaf- und
Dpiv-Canal weſentlich gefördert. Durch den Rockereek von
der Hauptftabt getrennt und eine Vorſtadt derfelbend bil-
dend, iſt Georgetown eine gemwerb- und: handelsthätige
Stadt mit 8500 Einwohnern,
D. Die füdweftlichen und weftlichen
Staaten”).
Der Staat Tenneffee,
um das Jahr 1765 zuerfi und zwar von Ausmwanderern
aus Birginien und Nord - Carolina angeftedelt, gehörte bis
1790 mit zu Nord⸗Carolina, erhielt aber dann als „Territo-
rium füdlih vom Ohio” eine eigene Territorial- Regierung,
und wurde 1796 als IFIORHONDIgET Staat in die Union
aufgenommen,
Die gefesgebende Macht hat die aus einem Senate
und einem Haufe der Abgeordneten beftehende General-
verfammlung. Die 25 Mitglieder des Senats, wie bie
75 des Haufes der Abgeordneten werden alle zwei Jahre
vom Volke gewählt. Die vollziehende Gewalt hat der einen
Sahrgehalt von 2000 Dollars beziehende, auf die Dauer
von zwei Jahren gewählte Gouverneur, an deffen Stelle
im Erfranfungs-, Todesfalle oder bei Genblaer Berhins
derung der Spreder des Senats tritt. Die vichterliche
*) Die bei 3. Bädeker in Elberfeld erfchienenen ‚‚Anweifungen
für Auswanderer nach den weftlichen Staaten von Nordamerifa von
Naufchenbufch‘‘ enthalten einen wahren Schat von Winfen und Rath:
Schlägen für auswandernde Landleute und Handwerker, und bringen
eine Reihe Höchft interefianter Reiſebilder.
Der Staat Cennellee. —28
Gewalt haben ein Ober- und mehrere Untergerichte. —
Jeder 21 Zahre alte, weiße Bürger der Vereinigten Staas
ten, der im Wahlfreife ſechs Monate lang vor der Wahl
gelebt hat, ift ftimmberechtigt. Wie in den meiften Staaten,
‚find auch in Tenneffee Gottesleugner und Solde, welde
fich direct oder indireet bei einem Duell betheiligten, uns
ähigein Amt zu befleiden.
Der Staat fendet 11 Abgeordnete zum Bundescon-
greffe.
Tenneſſee wird im Norden von Birginien und Ken⸗
tudy, im Weften vom Miffiffippiftrome, im Süden von
Miffiffippi, Mabama und Georgia, und im DOften von
Nord-Carolina begrenzt. Sein Flächeninhalt befrägt 40,000
Duadratmeilen, feine Einwohnerzahl 1,000,000, worunter
über 200,000 Negerfelaven, 7100 freie Farbige und 6500
Indianer.
Die wichtigſten Flüſſe im Staate ſind der ihn im
Weſten begrenzende Miſſiſſippi, der Tenneſſee, und der
Cumberland, welche eine Menge Tributäre zählen.
Der ganze weſtliche Theil des Staates, der zwiſchen
dem Miſſiſippi und dem Tenneſſee liegt und von den
Flüſſen Obion, Deer, Big-Hatchee, Redford und einer
Menge kleiner Creeks (Bäche) bewäſſert wird, dann auch
bie jenfeits des Tenneſſee liegenden Counties Hardin,
Perry, Humphrey, Reward, Lawrence, Hickman, Dickſon
und Montgomery umfchließt, ift flach, hat einen ftellen-
weife fumpfigen und fonft fetten und üppigen Boden, ber
bauptjächlich zu Baummollen- und Tabafspflanzungen ver:
wendet wird, aber drüdend heiße, durch feine Seewinde
gefühlte Sommer, und wird ftarf von Wechfel- und Gallen-
fiebern heimgefucht. Der-fih an diefen anfchliegende mitt:
lere Theil des Staates, welcher die Counties Robertfon,
. Davidfon, Williamfon, Maury, Giles, Lincoln, Marſhal,
Bedford, Rutherford, Wilfon, Summer, Macon, Smith,
238 Der Staat Tennelter,
Jackſon, Putnam, de Kalb, Cannan, Warren, Eoffee und
Franklin umfchließt, ift hügelig, gut bewäſſert und hat
reichen Boden, liegt aber doch zu niedrig und warm, um
ohne Nachtheil für die Geſundheit von Deutſchen angeſie—
delt werden zu können. Ueberdies ſteht hier, wie in dem
erwähnten weſtlichſten Theile des Staates, der Umſtand,
daß nur ſchwarze Arbeiter verwendet werden, auch noch
der Anſiedelung deutſcher Ackerbauer und Feldarbeiter ent-
gegen. Der Oſten von Tenneſſee, gegen Nord-Carolina
bin von den Stone⸗, Smoky oder Iron- und Bald-⸗Moun—
tains begrenzt, und von Zweigen des Cumberland-Gebirges
durchftrichen, umfaßt die Counties Marion, Hamilton, Rea,
Bledſoe, Van Buren, White, Dverton, Fentreß, Mor—
gan, Roane, Meigs, M'Minn, Bradley, Polf, Monroe,
Blount, Anor, Anderfon, Campbell, Elayborne, Grainger,
Jefferſon, Sevier, Coof, Green, Hawfins, Sullivan,
Wafhington, Carter und Johnſon, und wird vom Tennes-
fee, Sputh-Gumberland, Holfton, Nolichucky, Clinch, French⸗
Broad, Big Pigeon, Himwaflee, Tocco und einer Menge
fleinerer Flüffe und Bade bewälffert, "Während man im
Weſten des Staates Prairien und Barrens oder Openings
(mit zerftreut ftehenden Bäumen bewachſene Grasebenen)
ſieht, ift alles Rohland des Dftens, Fable Felgrüden aus—
genommen, bewaldet. Auf leichten, fandigen und fteinigen
Boden findet man Tannen, Fichten und andere Nabdel-
Hölzer, auf fhwerem Boden Zuderahorn, Kürbis, Maul-
beer⸗ und Nußbäume, Eichen, Buchen und Perfimonen,
und diefer ift befonders zum Mais⸗, Weizen, NRoggen-,
Hafer: und Gerftenbau, beffer aber für Die Vieh, nament-
ih die Schafzucht paffend. Dieſe ganze Gegend verdient
auch ihres Eifenreichthums und der fich hier porfindenden
Wafferfräfte wegen die Aufmerffamfeit des Bergmannes
und des Fabrifanten. In zweien diefer öftlihen Couns
tieg, in Morgan und in Roane, findet man ſchon deutſche
Der Staat Cennellee. 239
Anfiedelungen, die aber erft dann üppig aufblühen können,
wenn eine bichtere Bevölferung des ganzen noch ſpärlich
bevölferten Oſtens beffere Wege nothwendig gemacht und
in's Leben gerufen haben wird. Die deutiche Colonie in
Morgan» County heißt Wartburg, die in Noane= County
Kingfton, Wartburg wurde von der Oft: Tenneflee- Eos
Ionifationsgefellfchaft gegründet, und Die Agenten für
Deutfchland find die Herren Dr. Streder in Mainz,
A. J. Klein in Bingen und Hof. Stöck in Creuznad.
Für die Ländereien zu Kingfton find die Herren Dr. Gög
und F. B. Günther in Kingfton, Traug. Bromme in
Stuttgart und Morig Gärtner in Schneeberg als Agenten
aufgeftellt. Das Project eines Herrn J. G. Häder in
Chemnig, in Morgan» County eine zweite Colonie unter
dem Namen New-Chemnig zu gründen, mußte wegen
Mangel an genügenden Geldmitteln aufgegeben werben.
Der Preis des uneultivirten Landes in den äftlichen Coun—
tieg ift 4 bis 4, in etwas angefiedelteren Gegenden 1 Dollar
pro Acre.
Nur an wenigen Stellen erft der Art gewichen, find
die Wälder des Dftens von Wölfen und Bären, von
diefen jedoch nur in geringer Zahl, yon großen Nudeln
von Hirſchen, von Opoſſums, Wafhbären, Eihhörnden,
Hafen, Lüchſen, Fühfen, Mardern, Sltiffen, von Birkhüh—
nern, Spedten, Faſanen, Drofieln, Wandertauben und
Raubvögeln; die Flüffe und Flußufer von einer Menge
yon Fiſchen verfchiedener Arten, yon Dttern, Bibern, wil-
den Enten, Beccafinen, Schnepfen und Reihern belebt.
- Schlangen findet man nur entfernt von Anftedelungen, weil
fie diefe fliehen. Der Weften ift reich an Musfito’s, Yäfti-
gen Fliegen, Spinnen, Zeden 20.5 der Oſten ift davon
verfchont,
Noch find in Weft-Tenneffee der durch Sclavenhände
betriebene Plantagenbau, der jährlich etwa 30 Mill. Pfd.
240 Der Staat Tenneffee,
Baumwolle und eine ähnliche Duantität Tabak erzeugt,
im Dften der Aderbau und die Viehzucht die Hauptnah—
rungszmweige der Bevölkerung, wenn aber erft einmal bie
Naſhville⸗New⸗Orleans⸗Eiſenbahn, dann die burd) Georgia
und die durch Süd⸗Carolina und Oft- Tenneffee nad) Vir—
ginien und Kentudy führenden Bahnen vollendet fein wer:
den, werben Handel, Manufacturen und Gewerbe fiherlih
einen bedeutenden Auffhwung nehmen. |
Die Staatsfhuld beträgt 3,199,000 Dollars, +
Hauptftadt des Staates ift Nafhville, am Cumber⸗
landfluſſe, in Davidſon⸗County, mit reichlich 7000 Einw.,
die einen recht lebhaften Handel treiben. Mewmphis,
am Ufer des Miſſiſſippi, in Shelby-County, mit 10,500
Einw., fteht in Iebhaftem Handelsverfehr mit New - Dr:
feang, St. Louis und den bedeutenderen Städten am
Ohio und hat eine Bundes-Schiffswerfte und Arfenal.
Knorville, unfern der Mündung des Holfton in den
Tenneffee, in Knox⸗County, ift eine gut gebaute Stadt
mit 5500 Einw, Murfreesboro, im einer Ebene in
Nutherford- County, früher Staatshauptftadt, zählt 4000
Finw. Kleinere Städte find Neynoldsburg und Sa-
vanna, am öftlihen Ufer des Tennefjee; Franklin,
an einem Arme des Cumberlfand; Montgomery, am
Clin, und Kingston, am Tenneffer.
Der Staat Kentucky,
zuerft im Jahre 1775 durch Daniel Boone, einen berühms
ten Jäger aus Maryland, angeftebelt, gehörte bis 1790 zu
Pirginien, wurde um biefe Zeit, Territorium, und im
%,1792 als felbftftändiger Staat ein Glied des Bundes-
förpers.
Der Staat Isentuchjj. 241
Nach der feit 1799 in ihrer jeßigen Form beftehen-
den Verfaffung hat die aus einem Senate und einem
Haufe der Abgeordneten gebildete Generalverfammlung die
gefeggebende Gewalt. Die Abgeordneten werden jährlich,
die Senatoren alle vier Jahre vom Volke gewählt. Die
vollziehende Gewalt ruht in den Händen eines auf vier
Jahre gewählten Gouverneurs, der eine japeliche Beſol⸗
dung von 2500 Dollars bezieht.
Jeder weiße, 21 Jahre alte Bürger der Vereinigten
Staaten, der 2 Jahre lang im Staate und 1 Jahr lang
in dem Bezirke gewohnt bat, wo er fein Wahlrecht aus⸗
üben will, ift ftimmberechtigt.
Der Staat ſendet 10 Abgeordnete zum Bundes con⸗
greſſe.
Kentucky wird im Norden von Illinois, Indianaga und
Ohio, im Oſten von Virginia, im Süden von Tenneffee,
and im Weften vom Mifftfippifteome begrenzt, hat einen
Flächeninhalt von gegen 40,000 Duadratmeilen und zählt
850,000 Einmw,, unter denen gegen 200,000 Negerſclaven
und über 6000 freie Farbige, Der weißen, männlichen
Devölferung wird nicht gang mit Unrecht eine gewiſſe
Derbheit zum Vorwurf gemacht, man muß ihnen aber
auch einen hohen Grad von Biederfeit und Gaftfreund-
ſchaft nachrühmen,
Hauptflüffe des Staates find der ihn von Ohio, In—
diana und Illinois trennende Ohio, der ihn von Miffouri
ſcheidende Mifftffippi, der Tenneffee, Eumberland, Green,
Salt, Kentudy, Liding und Big-Sandy,
Im Südweſten, in den zwifchen dem Mifftffippi und
dem Tenneffee, und zwifchen diefem und dem Gumberland
liegenden Counties Ballard, Hickman, Graves, Me. Cracken,
Marſhal und Calloway, iſt die Oberfläche des Landes eben,
der Boden fett und üppig, das Klima aber fieberhaft und
der Gefundheit des Deutfchen ſchädlich. In den nach Often
Nordamerifa, 1 6
242 Der Staat Kentuchi).
fich hieran anfchliegenden Eounties Trigg, Caldwell, Hop—
fin, Ehriftian, Todd, Loggan, Mubhlenburg, Ohio, Buttler,
Warren, Simpfon, Allen, Edmonfon und Grayfon, und
in den an den Ohio grenzenden Counties Livingston, Gritt-
enden, Union, Henderfon und Hancod beginnt das Land,
bei durchgängig gleicher Güte des Bodens, nah und nad
hügeliger zu werden, was in jedem weiter öftlich gelegenen
County zunimmt, und befonders von den unmittelbar hinter
den von regelmäßigen Ueberfhwenmmungen heimgefuchten
Bottomländereien am Ohio und den meiften übrigen Flüſſen,
von 6 big 18 M. breiten Landftreden gilt. Der Deutſche
fehe, bevor er fich hier niederläßt, darauf, ob auch gutes
Waſſer da und wie der Gefundheitszuftand überhaupt in
feiner fünftigen Nachbarſchaft beihaffen ift, denn auch in
dieſem Theile des Staates graffiren Fieber, die den Neu—
eingewanderten felten unangefochten laſſen. Der ganze
Dften des Staates ift gebirgig, und die in Südoft-Kentudy
gelegenen Counties Whitley, Knox, Harlan, Letcher, Clay,
Perry, Floyd und Pike find fo felfig, daß fie fih faft
nirgends zu Aderbau-Niederlaffungen, und nur an einzel-
nen Punkten zur Betreibung von Viehzucht eignen, Die
Höhen des diefe Eounties durchftreichenden Gumberland-
gebirges find mit Nadelholz, Eichen, Ahorn, Nußbäumen,
Linden, Birken und Buchen-Waldungen bedeckt und der
fihere Zufluhtsort son Hoch- und anderem Wild und
ganzen Schaaren Reb- und Truthühnern, FJafanen, Wan-
bertauben, Naben, Adlern, Upus u. ſ. w. Gefund, gut
bewäffert und von faſt überall guter Bodenbefchaffenpeit
find die öftlihen Counties Pendleton, Braden, Mafon,
Lewis, Greenup, Lawrence, Fleming, Harrifon, Bath und
Nicholas, welche um fo mehr deutfchen Auswanderern em—
pfohlen werden fünnen, als fie dort bereits eine nicht
geringe Anzahl ihrer Landsleute angefiedelt finden werden.
Kentudy ift vor Allem Aderbau und Viehzucht trei⸗
Der Staat Uentucktz. 243
bender Staat, Im Weften wird neben Mais und anderen
- Getreidearten, auf den von Sclaven bearbeiteten Planta-
gen, bauptfächlich viel Tabaf gebaut; auch der Weinbau
beginnt immermehr in Aufnahme zu fommen, und es wird
demfelben jest ſchon von Bielen eine folde Sorgfalt ge-
widmet, daß ein durchaus guter Wein gewonnen wird,
In den übrigen Theilen des Staates werden Mais, Wei-
zen, Gerfte, Hafer, Erbfen, Bohnen, weniger Tabaf, aber
auch etwas Wein gebaut, und die Pferde, Maultbier-,
Rindvieh⸗ und Schweinezucht ift bedeutend, In den gebirgi-
gen Counties legt man fich feit einigen Jahren mit gutem
Erfolge auf die Schafzucht.
| An Mineralien befist der Staat vorzüglih Blei und
Eiſen; erfteres wird aber noch gar nicht ausgebeutet. Die
an verfihiedenen Punkten befindlichen Salzquellen find fehr-
ergiebig. Der Handel Kentudy’s ift von geringer Bedeu-
tung; noch unbedeutender find Fabrif- und Gewerbthä⸗
tigkeit.
Seine ſchiffbaren, nur im Hochſommer, wegen der faſt
durch den ganzen Staat ſich erſtreckenden Kalkſteinſtlagern,
unfahrbar werdenden Flüſſe, machen dem Staate feine -
künſtlichen Communicationsmittel zum nothwendigen Be—
dürfniſſe; es find deshalb nur Flußcorrectionen, und da,
wo die Fälle des Ohio die Schifffahrt gefährden oder
ganz unmöglich machen, der Bau des 24 M. langen, bie
Stromfchnellen umgehenden Louisville— an Portland» Ca⸗
nals vorgenommen worden. Die einzige Eifenbahn Ken-
tucky's iſt die Lexington-Ohio-Bahn, welche die 24 M.
lange Strecke von Lexington nach Frankfort durchläuft,
eheſtens in dieſer Richtung bis Louisville vollendet ſein
wird, und ſich ſpäter von Lexington aus an die durch
Tenneſſee, Nord» und Süd-Carolina, bis Charleston hinab
laufende Eifenbahn anſchließen ſoll.
Die Noten der im Staate beftehenden 3 Haupt⸗ und
16*
244 Der Staat Keentuchh.
11 Filialbanken eireuliren zu 5 Procent unterm Nenn—
wertbe. ; n
Die Staatsfchuld beträgt 4,531,913 Dollars.
Sranffort, in einer hügeligen Gegend von Franflin-
County, an dem bis hieher für größere Schiffe fahrbaren
Kentuckyfluſſe erbaut, ift die Hauptftadt des Staates, treibt
vecht lebhaften Handel, befist einige Fabrifen und zählt
4500 Einw. Louisville, in Gefferfon- County, am
Ohio, durch Schifffahrt, Handel und Gewerbthätigfeit die
bedeutendfte Stadt des Staates, und mit vielen ftattlichen
Gebäuden gefhmüdt, von denen bejonders das medici-
nifhe College genannt zu werden verdient, zählt unter
feinen 45,000 Einw. mehrere taufend Deutſche. Die nächſt
Louisville Tebhafteften Städte am Ohio find: Greenups—
burg, im gleichnamigen County, mit 700 Einw,; Au-
gufta, in Braden-Eounty, mit 900 Einw.; Maysville,
in Pendleton- County, mit 3000 Einw.; Newport, in
Kanton-County, an der Mündung des Liding in den Ohio,
Gineinnati gegenüber, mit 1700 Einw.; daneben Cowing—
ton, mit Cineinnati durch eine Dampffähre verbunden,
und 5000 Einw. zählend; Burlington, in Carroll-
County, an der Mündung des Kentudy in den Ohio, mit
600 Einw.; Smithland, in Livingston-Eounty, da, wo
der Cumberland fih in den Ohio ergießt, mit 1500 Einw.
und Paducah, in M’.-Craden- County, an der Mündung
des Tenneffee in den Ohio, mit 500 Einw, Die einzige
wichtigere Stadt Kentudy’s am Ufer des Mifftffippi ift
Columbus, in Ballard- County, mit 1000 Einw, Die
bedeutenderen Städte des Inlandes find, außer dem fchon
erwähnten Franffort, Lexington, eine gut gebaute, leb—
bafte, an einem Arme des Elfhorn, in Fayette- County,
liegende Stadt mit 9000 Einw., einer Univerfität, meb-
reren hübſchen Kirchen, 2 Theatern, City-Hall, Bibliothef
und anderen öffentlichen Gebäuden; Danville, in Bayle-
Der Staat Ohio, 245
County, am Kentudy, mit 2000 Einw., dem Staats-
Taubftummen- Inftitut, einem College und mehreren ans
deren guten Lehranftalten; Bomwling-Green, in Warren-
County, am Big» Barren, mit 1600 Einw.; Glasgow,
in Barren: County, am Little-Barren, mit 800 Einw.;
Bromnspille, in Edmonfon= County, am Greenfluffe,
freundliche und lebhafte Stadt, mit 900 Einw.; Paris,
in Bourbon-County, mit 2000 Einw.; Verfailles, in
Woodford-County, mit 2100 Einw.; Eyntiana, in Harri—
fon-County, am Licking, mit 1000Ctnw.;5 Harrodsburg,
in Merce⸗County, am veizenden Ufer des Saltfluffes, mit.
Heifquellen, einem College und 2000 Einw.; Barbours-
ville, in Knor-County, am Cumberland, in rauher Ges
gend, mit 900 Einw.; Louifa, an der Mündung des
Weft-Forf in den Big-Sandy, in St, dawreueg Caun
mit 600 Einwohnern.
Der Staat Ohio *),
zuerft von Auswanderern aus Maffachufetts im J. 1788
angefiedelt, erhielt im J. 1789 den Namen Weft- Terris
torium, der fpäter in den yon Nordweft- Territorium vers
ändert wurde, und trat im %. 1802, nach dem feine Süd—
grenze bildenden Fluſſe Ohio genannt, als Staat in die
Union,
* Ueber ieh Staat empfehlen wir dem Auswanderer ‚Nord:
amerifas Ohio. Reiſe nach Nordamerifa. Beobachtungen und Erfah:
rungen in Ohio 1848 und 1849. Bon % Engels aus Remſcheid,
Lithograph in Kineinnati. Elberfeld, bei 3. Bäpdefer, Preis 10 Sgr.‘‘
und „der Staat Ohiv. Von Dr. J. ©. Büttner, Bayreuth bei Buchner.
Preis 15 Sgr.“, nachzulefen, zwei Bücher, die dazu beitragen werden,
ihm ein klares Bild von diefem Stante und dem Leben in bemfelben
zu geben. s
246 Der Staat Ohio.
Der im 3. 1802 im Convente zu Chilfieothe gegebe-
nen Berfaffung nad) ift die gefeggebende Macht im Beſitze
der Generalverfammlung, welche aus einem Senate, mit
36 Mitgliedern, und dem Haufe der Repräfentanten, mit
72 Mitgliedern, befteht, die alle vom Bolfe gewählt wer-
den. Die Senatoren werden auf zwei Jahre, die Reprä-
jentanten auf ein Jahr gewählt; Erftere müffen das
Alter von-30, Lestere das von 25 Jahren erreicht haben.
Keiner, der ein einträgliches Amt der Ilnion oder des
Staates befleidet, wobei jedoch Gehalte bei der Miliz und
die der Friedensrichter nicht als einträglich angefehen wer-
den, und fein Geiftlicher, der auch von den meiften bür—
gerlihen Aemtern ausgefchloffen ift, um durchaus feinen
Einfluß auf die Staatsangelegenheiten erhalten zu fönnen,
fann Mitglied der Generalverfammlung werden. Die voll-
ziehende Gewalt bat der auf zwei Jahre vom Volke ge:
wählte, einen Jahresgehalt von 1200 Dollars beziehende
Gouverneur, der, wenn es nöthig, vom Sprecher des
Senats vertreten wird, Die richterlihe Gewalt haben der
oberfte Gerichtshof, die Untergerichte und die Friedens
richter.
Seder 21 Jahre alte, weiße Bürger der Bereinigten
Staaten, der ein Jahr Yang vor der Wahl im Staate
gewohnt und eine Staats- oder County- Abgabe entrichtet
bat, ift ftimmberechtigt,
Ohio fendet 21 Abgeordnete zum Bundescongreffe,
Der Staat wird im Norden von Michigan und dem
Eriefee, im Oſten von Pennfylvanien, im Südoften von
BVirginien, im Süden vom Ohio, der ihn von Virginien
und Kentudy fcheidet, und im Weften von Indiana begrenzt;
fein Flächeninhalt beträgt 40,000 Dradratmeilen, feine
Einwohnerzahl 2,500,000, worunter gegen 800,000 Deut-
The und Nachkommen von Deutfhen. Negerfelaven giebt
es bier nicht; von freien Farbigen leben in Ohio 21,000.
Der Staat Ohio. 247
Hauptflüffe find der dur den Alfeghany und den
Monongahela gebildete Ohio, der Musfingum, Seioto,
Great: Miami, Little- Miami, Hockſocking, Maumee, Sanz
dusfy und Cuyahoga.
Im Allgemeinen fann man die Oberfläche des Landes
der Geftaltung nach in drei Theile theilenz; der nordweſt—
liche Theil ift eben, auf manden Stellen fumpfig; der
nordöftliche, öftliche und ſüdöſtliche ftarf hügelig und bergig,
und durchfchnittlich von guter Bodenbefchaffenheit, und der
übrige Theil hügelig und befonders in den Flußthälern
von ausnehmend fruchtbarem Boden. Das unftreitig befte
und auch befteultivirtefte, zugleich für den Abfas der Pro—
duete jehr günftig gelegene Land des Staates enthalten
jene Counties, welche zwifchen dem Maumee im Norden
und dem Dbiofluffe im Süden liegen und vom Miami
und feinen Nebenflüffen durchſtrömt werden. Diefe Coun—
ties, in denen Thon auf Kalkftein lagernd vorberrfchend
iſt, und in deren Waldungen hauptfählih Eichen, Aborn,
Buchen, Eichen, Pappeln, Kaftanien- und Nußbäume vor—
fommen, find Williams, Henry, Paulding, Putnam, Ban
Wert, Mercer, Allen, Shelby, Darf, Miami, Greene,
Montgomery, Preble, Butler, Hamilton, Warren und
Glermont. Hier werden vorzugsmweife Weizen und Mais,
weniger Roggen, Gerfte und Hafer gebaut, wovon ber
Weizen durchfchnittlich 25, der Mais 50 bis 75 Buſhels
vom Acre liefert, Auch die Pferde, Rindvieh-, Schweine-
und Schafzucht werden mit gutem Erfolge betrieben, und
mit der Seidenzucht angeftellte Verſuche find fehr wohl
gelungen, Der Preis für uneultivirtes Land in dieſem
Strihe wechlelt, je nah der Entfernung - von größeren
Märkten, vom Canal oder Eifenbahn, yon 6 bis 12 und
20 Dollars pro Acre, Der einzige Streifen Landes in
ber genannten Gegend, der nicht zum fruchtbarften Boden
bes Staates gezählt werden fann, ift eine fchmale Hügel-
*
248 Der Staat Ohio.
reihe am Ohio in Hamilton. und Clermont-County.
Das Land zwifchen dem feinen Miami und dem Scioto,
nahe bei ben Duellen dieſer Flüffe, in Hardin, Union
und Logan⸗ County, ift flach, hat faſt durchgängig fetten,
ſchwarzen Boden, und iſt am Darby, Deer und Paincreek,
wo magere Prairie liegt, beſſer zu Weide als zu Ackerland
zu verwenden. Von hier, wo man uncultivirtes Land zu
3 bis 6 Dollar für den Aere kaufen fann, bis zum Ohio,
erhebt fi das Land in den Counties Champaign, Clark
und Madifon fanft wellenförmig, wird hügeliger in ben
Counties Fayette, Clinton, Highland, Brown und Adams,
und fteigt in den legtgenannten beiden oft zu ſchwierig zu
bebauenden Anhöhen. empor. Hier find Schwarz: und
Weißeichen vorherrichend, Der aus einer Miſchung von
rothem Lehm und Sand auf Kalfiteinlager beflehende Bo—
den wird meiftens zum Weizen-, weniger zum Maisbau
benust, auch wird hier die Viehzucht ftarf betrieben. Preis
bes rohen Landes von 3 bis 7 Dollars für den Acre.
Das Flußthal des Scioto, die Counties Scioto, Pife,
Roß, Pidaway, Franklin und Delaware enthaltend; die
vom Hoding. durchftrömten Counties Athens, Hoding,
Fairfield, und die zwifchen diefen beiden Flüffen liegenden,
aus angeſchwemmtem Lande beftehenden Counties Lawrence,
Gallia, Zadfon ftehen dem Flußthale des Miami nicht an
Güte des Bodens nah. Der angefchwenmte Boden des
Hocking ift durch dort wohnende Deutfche auf eine hohe
Stufe der Eultur gebracht worden und liefert reiche Ernten
von Weizen und anderem Getreide, aud etwas Tabak.
Die Rindvieh-, Schweines, Pferdes und Schafszucht blühen,
und von Wolle werden nicht unbedeutende Duantitäten
ausgeführt. Noch blühender ift Die Rindviehzucht im Scioto—
Thale, wo weniger Weizen, aber mehr Mais gebaut wird,
der ohne Dünger alljährlich auf demfelben Felde gedeiht,
weil tiefes Pflügen den Kalfgrund aufwirft und dem Bo—
Dir Staat Obio, 249
den immer frifche Kraft verleiht. Das uncultivirte Land
am Scioto, am Hoding und zwifchen dieſen beiden
Flüffen fteht zwifchen 3 und 10, auch 15 Dollars hoch
' pro Aere im Preife, In den am Musfingum und feinen
Nebenflüffen liegenden Counties Licking, Musfingum,
Morgan, Waſhington, Wayne, Holmes, Coſhocton
findet man, außer in einigen ſchroff hügeligen, von den
Flüſſen entfernter liegenden, jedoch zur Viehzucht ſehr
wohl geeigneten Townſhips, ſandigen Lehmboden, der
reihe Ernten von Mais und Weizen und Tabak liefert.
Wolle wird viel gewonnen. In Musfingum-Gpunty, uns
weit der Stadt Zanesville, haben Deutfche eine Nieders
laffung gegründet, die jedoch wegen des in ihr herrfchen-
den eommuniftifchen Princips zu feinem gedeihlihen Auf:
bfühen gelangen fann. Die vom Killbud, Tuscaramas,
Dientangy, Huron, Vermillion, Blad, Stillwater, Sandy
und einer Menge anderer Flüſſe und Bäche durchſchnit—
tenen Counties Tuscarawas, Harrifon, Caroll, Colum—
biana, Stark, Medina, Lorain, Huron, Richland, Knox
und ein Theil von Summit, von denen Golumbiana, Stark,
Medina und Richland viele Deutfche unter ihren Bewoh—
nern zählen, und Tuscarawas, die im Jahre 1817 von
dem Würtemberger Bäumler gegründete, einer blühen—
den Strafeolonie ähnliche Separatifteneolonie Zoar ent—
bält, haben vorzüglihen Weizenboden und noch große
Streden uneultivirten Landes, welches zu 24 bis 9 Dollars
pro Aere zu erftehen ift. Trumbulf, Portage, Geauga,
Afdtabula, Lafe und Cayuga- County, in dem nordöftlichen
Winfel Tiegend, deffen Schenfel das Ufer des Eriefees und
bie Weftgrenze Pennfplvaniens bilden, eignen fi) vor—
züglich zur Rindviehzuchtz die Bewohner widmen fi daher
auch vorzugsweife biefer und bauen faum mehr, als das
für den eigenen Bedarf nöthige Getreide, Butter, Käfe,
Hornvieh und Fleiſch find die Hauptausfuhrartifel, In
250 Der Staat Ohio.
Cayuga= County, 7 Meilen von Gleveland-Eity entfernt,
liegt die Shafer- Niederlaffung Union-Bilfage, Das uns
eultivirte Land in diefer Gegend wird mit 3 bis 8 Dollars
pro Acre bezahlt. Lucas, Wood, Ditama, Sandusky,
Erie- County, viele offene und auch mit Fleinen Eichen-
und Hickory-Boskets bewachfene Prairien (Openings), auch
große, mit Eolofjalen Eichen, Wallnuß-, Hidory- und
Buchenwaldungen, deren Klärung äußerſt ſchwierig ift,
jowie große Sumpfftreden enthaltend, find noch faft nur
an den fie bewäffernden Flüffen Maumee, Sandusfy, Erie
und deren Armen angebaut, werden aber, da der Falffteins
Haltige Boden durchgängig gut, und felbft da, wo Sümpfe
befindlich, Teicht troden zu legen ift, auch Canäle und
Eifenbahnen den Berfehr beleben und den Werth des Lan-
des immer mehr heben, bald dichter bevölfert fein. In
den entlegeneren Theilen diefer Counties wird uneulti=
virtes Land mit 2, in mehr angefiedelten Gegenden mit
5, 10 und 20 Dollars pro Acre bezahlt. Monroe, Bel:
mont und efferfon» County, im füdöftlichen Theile des
Staates, am Ufer des Ohio, haben eine unebene, zum
Theil fehr rauhe und nur an einzelnen Stellen für den
Aderbau paſſende Oberflähe. Der Getreidebau ift hier
deshalb auch fehr unbedeutend; Tabak wird zwar ziemlich
viel gewonnen, aber Nindvieh- und Schafszucht bilden die
Hauptzweige der Landwirtbfchaft. Guernfey=- County, weft
th von Belmont, ift hügelig und hat einen Boden mittel-
mäßiger Güte, auf dem jedoch vorzüglicher Wein und fehr
guter Tabaf erzeugt werden,
Außer den in Privathänden befindlichen, zum Ber:
fauf ausgebotenen ausgedehnten Landſtrecken, befigt die
Regierung noch bei 800,000 Acres unverfauften Landes
im Staate Dbio, allein hinreichend, um für lange Zeit
einem großen Theile des Stromes deutfcher reg
zum Ziele zu dienen,
Der Staat Ohio. 251
Die Seidencultur findet immer mehr Aufnahme im
Staate, fo daß die Production fhon nicht mehr gering
ift, mehr noch fommt der Weinbau in Schwung, der durch
ein ausgezeichnetes Gewächs veichlih Die auf ihn ver-
wendete Mühe belohnt und befonders viele Deutiche be—
Ichäftigt. Allein in der Umgebung Cineinnatis darf man
fhon den Ertrag der Weinlefe auf 2 Mill. Gallong oder
eben fo viele Dollars anfchlagen, und es dürfte die Zeit
nicht mehr fern feyn, wo die den Ohio befränzenden Wein-
berge einen großen Theil des Weinbedarfs der Vereinig—
ten-Staaten zu befriedigen im Stande fein werden, Dbft-
und Gemüfe-, fowie Hanf- und Flahsbau werden ebenfalls
eifrig von Deutſchen betrieben und geben gute Rechnung.
Das Clima Ohio's kann, im Ganzen genommen,
gefund genannt werden, die fumpfigen und diejenigen Ge:
genden ausgenommen, mo ftebende Wafler und in deren
Folge Wechfelfieber häufig find. Der deutfhe Einwan-
derer vermeide ſolche Gegenden und laſſe fih nicht durch
den üppigen Boden derfelben oder durch fonftige Loduns
gen zur Niederlaffung in ihnen in der Hoffnung verleiten,
er werde dem nachtheiligen Einfluffe feiner Umgebung
entgehen, Sind Reiſe- und Anfiedelungsbefchwerden und
fonftige unvermeidlihe Mühen und Entbehrungen ohnehin
fhon oft genug hinreichend, den rüftigften Einwanderer
aufs Kranfenlager zu werfen, fo wird er in fumpfigen,
im Sommer unerträglich ſchwülen Gegenden doppelt Teicht
an feiner Gefundheit Schaden leiden. Die Winter find
im Norden ftrenger als im Süden, im Ganzen aber mild
zu nennen; der Frühling ift äußerft Furz, aber angenehm,
wie ber länger dauernde Herbſt; die Sommer, in niede—
ven Gegenden unerträglich ſchwül, find in höheren Ge—
genden erträglih warn, yon Winden gefühlt und aud
für Deutihe angenehm.
Am Kilbbud, Yellow-Ereef, Hocking und Muskingum
252. Der Staat Ohio,
find bedeutende Salzquellen; Steinfohlen finden fih im
ganzen Dften und Südoften, befonders am Hoding und
Musfingum, in Belmont, Monroe und in anderen Coun—
ties und lieferten im verfloffenen Jahre eine Ausbeute von
800,000 Dollars Werth; Eifenerz wird ebenfalls an den
genannten beiden Flüſſen und in anderen Theilen bes
Staates gefunden und der Ertrag der Werfe beläuft fi)
auf 1 Mill, Dollars jährlich; Sandftein findet fich be-
fonders häufig im Dften, fo aud Marmor; Kalfftein wird
faft in jedem der 79 Eountied des Staates angetroffen
und Schiefer Tiefern die mittleren Counties. Die weißen
Schwefelquellenin Delaware-County und Die gelben Schwe-
felquellen in Greene- County find ihrer Heilfraft wegen
berühmt,
Wenngleich Ohio vorzugsweife ein Aderbau und
Viehzucht treibender Staat genannt werden muß, fo ift
doch feine Gewerbs- und Fabrifthätigfeit nichts weniger
als unerheblich. Es beftehen im Staate eine anfehnliche
Zahl von Hochöfen und Hammerwerfen, Wollen-, Baum
wollenwaaren= und Hutfabrifen, über 500 Weizenmahl-
müblen, faft dreimal fo viele Maismahlmühlen, aud
Walk⸗, Pulvers, Del-, Papier und Sägemühlen, und
der Schiffsbau befchäftigt Taufende von Händen,
Der Handel, durch die glüdliche Lage des Staates
am Erijee und am Ohio und durch die denfelben durch—
fchneidenden Flüſſe begünftigt, fowie durch Ganäle und
Eifenbahnen Fräftig unterftügt, beftebt bauptfählih in
der Ausfuhr von Getreide, Mehl, Fleifch, Tebendem Vieh
und Holz, im Werthe von vahe an Mill. Dollars jähr-
lich, und in der Einfuhr von Golonial- und Manufac-
turwaaren, welche aus den atlantifchen Häfen und über
diefe auch direete vom Auslande bezogen werden. An Ei-
fenbahnen befist Ohio die 40 M. Tange Little» Miami-,
die 160 M. lange Mad» River und Erie-, die 12 M.
Der Staat Ohio 253
lange Huron- und Kormwalf- und die 16 M. lange San:
dusfy- und Monroeville-Bahn; an Canälen, den von
Eleveland-City bis Portsmouth am Ohio gehenden Dbio-
Canal von 334 M. Länge, an den fich von Zanesville
aus ein 14 M., von Columbus ein 10 M., von Lanca-
fter aus ein I M, und von Athens aus ein 50 M. lan—
ger Arm anfchließt. Der von Roscoe in den Walhofding-
flug führende Zweigeanal ift 25, der Eaftportzweig 4 und
der Dresdenzweig 2 M. lang. Der yon Cineinnati nad
Deftance führende und dort mit dem Wabaſh- und Erie-
Canal fich vereinigende Miami» Canal ift 178 M. Tang,
verzweigt ſich, als Warren-Ganal, auf 20 M. Länge, von _
Middletswn bis Lebanon, und mißt zufammen mit dem
91 M. langen Wabafh- und Erie-Canal, im Ganzen 269
und vom Erieſee bis Cincinnati 265 M. Der White—
Water-Canal, von Cincinnati bis zum White-Water füh-
rend, mißt 25 M. Länge, der Mahoning=Ganal, von
Akron bis Beaver, am Ohio, führend, 80, der Sandy-
und BeayersCanal, wenn von Bolivar bis zur Mündung
des Little Beaver-Ereef in den Ohio, vollendet, 76 und
der von Huron bis Milan führende Milan -Canal 3 M.
Ohio hat 22 von der Regierung genehmigte und der
Controlle der beftehenden Bankcommiſſion unterworfene
Banken, welde Noten zu 5 Dollars und darüber ausge—
ben, die al pari und zu 1 bis 2 Prozent unterm Nenn-
werthe curfiren.
Die durch öffentlihe Bauten erwachfene Staatsfchuld
beträgt 19,173,223 Dollars, welche zu 5 und 6 Procent
pro Anno verzinfet werden,
Columbus, Hauptftadt des Staates und Gerichtsſitz
für Franklin-County, am Seioto, mit 9000 Einw,, worun—
ter viele Deutfche, ift eine hübſche, durch eine fchöne
Brüde mit dem am wmeftlichen Ufer des Fluffes Tiegenden,
400 Einw. zählenden Franklinton verbundene Stadt.
254 Der Staat Ohio.
Bon Öffentlihen Gebäuden find das Staatenhaus, das
Staatsgefängniß, das Bankhaus, das Taubftummen-, Blin-
den» und rreninftitut zu nennen, Unter den fünf Kir-
hen der Stadt befindet fich eine deutſch-lutheriſche; es
giebt hier aber auch-eine deutfche evangelifche und eine
deutfhe römifch-Fatholifche Gemeinde. Handel und Ge-
werbe blühen. Gincinnati, die Königin des Weften
genannt, in Hamilton=Gounty, auf zwei über einander
liegenden Hocebenen, am fteilen Ufer des Ohio erbaut,
bat fih in einem Zeitraume von faum 60 Jahren von
einem ärmlichen Jndianerdorfe zu einer fchönen, mit ftatt-
lihen Gebäuden gefchmüdten, äußerſt Iebhaften Fabrif-
und. Handelöftadt von 120,000 Einw. emporgefchwungen,
unter denen 30,000 Deutfche find, In den, in folcher
Ausdehnung nirgends in der Welt vorhandenen Schwei-
nejchlächtereien (porkhouses) der Stadt, werten alljähr-
lid über 500,000 Schweine gefchlachtet, gefalzen - oder
geräuchert und verpadt, woher Cincinnati den Spottnamen
Porkopolis erhalten hat; auch die hemifchen, Mafchinen>,
Baumwollen-, Wollen und Eifenwaarenfabrifen, welche
mit einem ‚Capital von mehr als 10 Mill. Dollars! ar-
beiten, und von denen die Mafchinenfabrifen allein 1000
Arbeiter befchäftigen, die großen Geifenfievereien, Bren—
nereien und Brauereien, Mahl-, Sägemühlen und ande-
ren induftriellen Etabliffements verdienen befucht zu wer
den. Der Berfehr der Stadt mit den den Ohio auf- und
abwärts gelegenen Häfen des Weften und Often ift enorm,
der Werth der jährlichen Einfuhr beträgt über 55, der
der Ausfuhr über 60 Mill, Dollars; aber au für Wif-
jenfchaft und Kunft und für gefelliges Leben ift mehr ge-
than, als man billiger Weiſe von einer fo jungen Stadt
‚eines feit faum 60 Jahren angefiedelten Landes erwarten
fann, Zu den vorzüglicheren Lehranftalten Ohio's gehört
das hier befindliche Lane-College, welches feinen Namen
Der Staat Ohio. 255
von feinem Gründer trägt, bauptfächli dazu beftimmt
ift, die neuen presbyterianifchen Kirchen mit Geiſtlichen
zu verfehen, aber nach den Grundfägen der vollfommen-
ften Toleranz geleitet wird, was um fo mehr Erwähnung
verdient, als Ohio wohl der Staat der Union ift, wo
religiöfe Duldfamfeit am wenigften zu Haufe if. Unter
den milden Stiftungen. find zwei Waifenhäufer, das eine
für Kinder weißer, das andere für foldhe farbiger Eltern,
Die mit Weingärten und hübfchen Farms geſchmückte Um—
gegend bietet der Reize mannichfaltige dar, Hamilton,
Sit des Gerichts für das gleichnamige County, am Ufer
des großen Miami, mit 1800 Einw,, welche Landhandel
und Gewerbe treiben, fteht durch eine Brüde mit dem
ihm gegenüber Tiegenden, 1200 Einw, zahlenden Städt-
hen Roffville in Verbindung, Drford, ebenfalls in
Hamilton=- County, verdient der dort befindlichen Miami
Univerfität wegen genannt-zu werden, Eaton, Gerichtsfiß.
für Preble- County, zählt 1000 Einw, Dayton, Sik
bes Gerichts für Montgomery» County, hat eine hübfche
Lage, anfehnlihe Manufacturen, mehrere Afademien und
Schulen und 7000 Einw,, worunter viele in Wohlftand
lebende Deutsche. Sn einem yon Hügeln halbfreisförmig
eingefchloffenen fruchtbaren Thale deffelben Counties Tiegt
dag gemwerbthätige, bei 1300 Einw. zählende Germans-
town, in dem ebenfalls viele Deutſche leben. Troy,
Gerichtsfig für Miami-County, hat 12005 Piqua, im
nämlichen County, vom Canal durdfchnitten, 1500 Einw.
Lima, in Allen-County, am Ottawa, aufblühendes Städt-
hen von 600 Einw,, in deffen Nähe ſich mehrere deutfche
Familien angefiedelt haben, Defiance, Gerichtsfig für
Williams: County, an den fchiffbaren Flüffen Maumee,
Auglaize und Tiffin und am Wabafh- und Erie - Canal
liegend, zählt zur Zeit zwar erft 1100 Einw,, wird aber
durch feine für den Handel wichtige Lage bald zunehmen.
256 . Der Staat Ohio,
Maumee- City, am gleichnamigen Fluffe, mit 1000
Einw., liegt in Lucas- County; wichtiger im nämlichen
County ift Toledo, an der Mündung ded Maumee in
den Eriefee, eine Stadt, die mit den nördlichen Seen durch
Dampf und GSegelfhiffe und dur Canal- und Fluß—
fchifffahrt, fowie durch Eifenbahnen mit dem Inlande in
lebhafter Gefhäftsverbindung fteht, und unter ihren 3000
Einw., fowie unter den Bewohnern der Umgegend eine
ziemlich beträchtliche Anzahl Deutfcher zählt. Die Um—
gebung der Stadt, durch Sümpfe ungefund, wird immer
mehr troden gelegt. Perrysburg, in einer reizenden
Lage zu beiden Seiten des bis hieher fhiffbaren Maumee,
in Wood-County, hat 1600 Einw, Springfield, an
einem Arme des Mad, in Glarfe-Eounty, zählt 2500 E.,
welche hauptfächlih von Gewerben und vom Landhandel
leben, Kenia, am Little-Miami, in Greene-County, ift
eine regelmäßig und gut gebaute Stadt mit 1200 Einw.
Lebanon, am Turtle-Ereef, in Warren-Eounty, in frucht-
barer Gegend mit 1500 Einw. Ripley, in Brown
County, am Ohio, bat mehrere Fabrifen, verſchifft viel
Getreide und Fleifch und zählt gegen 1000 Einw. Hills-
boro, Gerihtsfis von Highland» Eounty, mit 1200
Einw., worunter einige. deutſche Familien, hat eine aus-
gezeichnet fohöne Lage, Ehillicothe, Gerichtöfis für
Rofj- County, am Scioto und vom Ohio-Canal durch—
ſchnitten, zählt 4000 Einw,, worunter einige hundert
Deutiche. Circleville, Gerihtsftg für Pidaway-Gounty,
am Scioto und zu beiden Seiten des Canals, der mit-
telft eines Aquaduets über den Fluß geleitet ift, hat 3500
Einw. Delaware, Gerichtsfig des gleichnamigen County,
am Whetſtone, zählt 1000 Einw. Bucyrus, aufblü-
bendes Städtchen am Sandusky, in Gramford «County,
gegen 1000 Einw, Mansfield, in Ridland- County,
zählt unter feinen 1500 Einw, mehrere hundert Deutſche,
Der Staat Obie, 357
welche eine proteftantifche Kirche haben. Normalf, Ge-
richtsſitz von Huron=&ounty, hat gegen 2000 Einw, Sans
busfy- City, an ber gleichnamigen Bat, in Erie-Eounty,
und Huron, an der Mündung des Huron in den Erie-
fee, jede mit 11 bis 4200 Einw,, treiben lebhaften Han⸗
del und Schifffahrt. Cleveland-City, an der Mündung
des Guyahoga in den Erifee, Gerichtsfig von Cuyahoga—
County, ift wichtig als Fabrifshafen und Handelsſtadt,
in bie jährlich bei 3000 Schiffe ein= und auslaufen und
deren Ein=- und Ausfuhr jährkih 13,500,000 Dollars
beträgt. Mehrere Afademien und Kirchen, worunter zwei
deutiche, die yon Gartenanfagen umgebene City-Half und
mit Bäumen gefchmüdte Straßen zieren die freundliche
Stadt, Mit der Stadt durch Brüde und Fähre verbun-
den ift Ohio-City, das ehemalige Brooklyn, welches
mit Cleveland zufammen 14,000 Einmw. zählt, von denen
2000 Deutfche find, Warren, am Mahoningfluffe und
am Ganale, ift großartig ausgelegt, umfaßt gegenwärtig
aber erft 1600 Einw. Afron, in Summit-County, am.
Ohio-Canale, ift eine fabrifthätige Stadt mit 3700 Einw,
Wayne, Gerichtsfig des gleichnamigen County, zählt
unter feinen 2000 Einw. und unter. den Anſiedlern der
Umgegend viele Deutfhe. Mount-Bernon, am Owl⸗
Creek, Gerichtsfig für Knox-⸗County, hat 2500, Canton,
Gerichtsfig des von fehr vielen Deutfchen bewohnten Starf-
County, 3500 und Maffillon, im nämlichen County,
am Dbio-Ganale, wo Hr, Paftor Dr. Büttner eine deutſch⸗
‚peoteftantiiche Gemeinde gründete, 1500 Einw., welde
ftarfen Handel treiben. Columbiana, an einem Arme
des Little-Beayer und am Sandy und Beaver - Canale,
ift Fabrikftadt mit 2000 Einw. Steubenville, am
Ohio, in reicher, gut bevölferter Gegend, hat bedeutende
Fabriken und treibt Tebhaften Handel. Die Stadt zählt
6000 Einw. Zanesville, mit 5000 Einw., am Mus⸗
Nordamerika, 1 7
258 Ders Staat Andiana,
fingum, hat große Mahlmühlen, Brennereien, Eifengieße-
veien und Fabriken und fteht Durch zwei Brüden mit den
am jenfeitigen Ufer Liegenden Städtchen Putnam und
Weft-Zanesville in Verbindung. Clairsville, in
Belmont-County, hat 1500; Lancafter, Gerichtsfig yon
Fairfield-County, 3500 Einw,, fteht mit dem Ohio-Canal
und durch diefen mit dem Ohio in Ganalverbindung und
verfpricht eine blühende Stadt zu werden. Marietta,
zu beiden Seiten der Mündung des Musfingum in den
Ohio, in ungefunder Gegend erbaut, zählt 2000 Einw. und
ift Gerichtsfig für Wafhington - County; Schifffahrt und
Handel werden Iebhaft betrieben, Portsmouth, Ge
richtsſitz von Seioto-County, an: der Mündung des Scioto
in den Ohio, hat eine vortheilhafte Lage für Schiffsbau,
Schifffahrt und Handel und zählt 4600 Einw.
Der Staat Indiana
erhielt als Gebiet der Bereinigten-Staaten im J. 1801,
um welche Zeit er zuerft angefiedelt wurde, eine Terris
forialregierung und wurde im December 1816 als Staat
in die Union aufgenommen.
Die gefeggebende Gewalt hat die Generalverfamm-
Yung, welche aus einem Senate und einem Haufe der Ab-
geordneten befteht, deren Mitglieder, erftere auf 3 Jahre,
Vestere auf 1 Jahr, vom Bolfe gewählt werden. Die voll
ziehende Gewalt bat der auf 3 Jahre gewählte, einen
Gehalt von 1500 Dollars jährlich beziehende Gouverneur,
Als fein Erfagmann wird auf diefelbe Dauer ein Vice—
Gouverneur gewählt, der, wenn er nicht die Gtelle des
Gouverneurs vertritt, dem Senate praͤſidirt. Die richterliche
Der Staat Indiana. 259
Gewalt haben ein oberfter Gerichtshof, die Kreisgerichte
und ſolche Untergerichte, welche die Generalverfammfung
einzufegen für nöthig erachtet. Sämmtliche Richter wer-
den auf 7 Jahre, die des oberften Gerichtshofes vom Gou—
verneur, unter Zuftimmung des Senates, die Oberrichter
der Kreisgerihte von der Generalverfammlung und die
Beirihter vom Bolfe ermählt.
Jeder weiße, männliche Bürger der Vereinigten Staa-
ten, der das 21. Jahr erreicht, 1 Fahr Yang vor der Wahl
im Staate gewohnt hat, nicht geworbener Soldat ift und
fih Fein infamirendes Verbrechen zu Schulden kommen
ließ, iſt ſtimmberechtigt.
Der Staat ſendet 10 Abgeordnete zum Bundescon.
greife.
Indiana wird im Norden vom Staate und vom See
Michigan, im Often von Ohio, im Süden vom Obiofluffe,
der den Staat von Kentudy trennt, und im Weften yon
Illinois begrenzt, umfaßt 35,800 Duadratmeilen und zählt
gegen 1 Mill, Einw., von denen 220,000 Deutfche, etwa
80 bis 90,000 Shmeize, Schotten und Irländer, und
20,000 Indianer find,
Hauptflüffe find: * die Südgrenze bildende Ohio,
der White, Wabaſh, Whitewater, Tippecanoe, Vermillion,
Maumee, Kankakee, Patoka und St. Joſephs.
Die Oberfläche des in 89 Counties eingetheilten Staa—
tes iſt theils wellenförmig, theils flach, die höheren Hügel
in den an den Ohio grenzenden Counties Poſey, Vander⸗
burg, Warrick, Spencer, Perry, Crawford, Harriſon, Floyd,
Clarke, Jefferſon, Switzerland und Dearborn ausgenom⸗
men. In dieſen Counties iſt an den Ufern der fie be—
wäflernden Flüſſe und Creeks beſonders fruchtbares Land,
welches in uneultivirtem Zuftande zu 2 bis 10 Dollars
pro Acre, je nach der mehr oder minder günftigen Lage,
zu erfteben ifl. In Switzerland⸗County Tiegt die blühende
17 *
260 Der Staat Andiana,
Schweizercolonie Vevay, wo guter Wein gebaut und ftarfe
Rindviehzucht getrieben wird, und im Poſey⸗County Liegt
Neu⸗Harmony, eine yon dem württembergifchen Sectirer
Georg Rapp gegründete, fpäter an den jchottifhen Soria-
titten Robert Owen verfaufte Eofonie, die in fi felbft
zerfällt, Die inneren Counties, namentlih Gibſon, ike,
Dubois, Drange, Lawrence, Jackſon, Wafhington und
Martin, welhe vom Dftarme des White, vom Patofa,
Loft, Big⸗Blue und mehreren kleineren Flüffen bewäſſert
werden, dann die vom Weftarme des White, vom Wabaſh
und Miffiffinema und som Bean-Blofiom, Clear » Ereef
und vielen Bächen durchfurchten Counties Davis, Knor,
Greene, Monrse, Dwen, Morgan, Johnſon, Marion,
Hamilton, Madifon und Delaware haben guten, befonders
in der Nähe der Flüſſe fehr fruchtbaren, wellenförmigen
und mit Eichen, Buchen, Birken, Linden, Kirſch⸗, Kaſta—
nien= und Nußbäumen bewaldeten, bie und da mit Prair
rien und Openings (mit einzelnen Baumgruppen bemachfene
Prairien) abwechſelnden Boden, der uneultivirt zw 14 big
5 Dollars zır Faufen iſt. Vigo⸗, Bermillion- und Parfer
County, vom Wabafh und Bermilliom und. vom Honey,
Diter, Prairie, Sugar, Raccoon und anderen Ereeks durch—
ſtrömt, haben, die Uferbänfe CBluffs) in Bermillion-County
ausgenommen, ebenen Boden, der: theils dicht ‚bewaldet
ift, theild Openings trägt, und feiner Fruchtbarfeit wegen
geſucht wird. In St. Joſeph⸗, Elkhart⸗, Lagranges, Steu-
ben⸗County, vom St. Joſeph durchfloſſen, und in de Kalb,
Allen, Wpitbey und Adams, vom Maumee, Eel und St.
Marys bewäflert, findet man. trorfene und naſſe Prairien
md Waldland von vorzuglicher Beſchaffenheit. In La—
porte, Porter und Lake⸗County am Michiganſee ift fandiger,
dürftiger, in Marfhal, Stark; und Jasper, vom Iroquois,
Yellow und Kankakee durchfchlängelt, ebener, befonders am
letztgenannten Fluſſe fehr fumpfiger, meiftens in Prairien
Der Staat Indiana, 261
- fiegender Boden, Pulasfy-, Fulton⸗ und Kosciusko⸗County,
durch die ſich der Tippecanve hinzieht, haben mwellenförmis
ges, zum größeren Theile fruchtbares, aber noch wenig
angefiedeltes Land, welches, gleich dem in den zulett ge-
nannten ſechs Gounties, zu 14 bis 5 und 6 Dollars pro
Acre ausgeboten wird, Barrol-, Grant, Clinton= und
Boone- County haben ebenen, mit Prairie und Waldung
abmwechfelnden, fruchtbaren Boden, der vom Tipperanve
und Miffiifinewa, vom Sugar, Wild-Cat und Apple-Creef
bemäffert wird, In allen Eounties find Weizen, Mais,
Gerſte, Hafer, Erbfen und Kartoffeln die Hauptproducte
des Aderbaues, und der Obftbau und die Biehzucht Heben
fich von Jahr zu Jahr. :
Das Klima ift fehr verfchieden ; in den mittleren,
hoch gelegenen Counties ift es, einige feuchte Stellen aus⸗
genommen, milde und gefund; auch die am Michiganfee
hiegenden Counties find gefund, die Winter dort aber fehr
rauh und lange andauernd. Im Süden des Staates ift
der Winter mild, und yon Ende Decembers bis Ans
fang März anhaltend, die vielen feuchten Niederungen
bier, fowie die am St. Joſeph und am oberen Maumee
und die yon den austretenden Flüffen faft regelmäßig über-
ſchwemmten Ufer erzeugen aber fo heftige Gallen» und
Wechfelfieber, daß diefe Theile des Staates von deutſchen
. Einwanderer gemieden werden müſſen.
Die Flüffe find reih an Fiſchen, Bibern und Fiſch⸗
ottern; Wald und Prairie an. wilden Trut⸗, Prairie-,
Wald und Rebhühnern, Füchſen, Hafen, Wilsfaken, Hir⸗
ſchen, Heinen Wölfen, Mardern, Eichkätzchen, auch Bären
und Elenthieren.
Für Schulen iſt in dem noch ſpärlich angeſiedelten
Staate erſt nothdürftig geſorgt; auch Handel, Gewerbe
und Manufacturen beginnen erſt zu erwachen.
Die Madiſon-Lafayette-Eiſenbahn iſt von Madiſon
262 Der Staat Andiana,
bis Indianopolis vollendet; mehrere andere Bahnen find
bereits vermeffen, die meiften aber noch gar nicht in An—
griff genommen. An Ganälen findet man den Wabafh-
und Erie- Canal, der in Indiana 88 Meilen mißt, von
Lafayette aus den Wabaſh mit dem Eriefee verbindet und
an den ſich der feiner Vollendung nahe Gentral- Canal,
der von Evansville am Ohio bis Lafayette führen fol,
anfchliegen wird; und den Whitewater-Ganal, der 30 M.
Länge hat und von Lamwrenceburg am Ohio nad Broof-
silfe in Franklin-County führt, Im Bau begriffen ift auch
nod der eine Strede von 404 M. durchfchneidende Terre—
Haute und Eel-River-Canal, der einen Zweig des Wa-
bafh- und Erie-Canalg bilden wird,
Indiana hat zwei Banfen. Die Schulden des Staa-
tes betragen 6,556,437 Dollars und werden mit 6 Proc,
verzinfet. |
Erft wenige Städte des Staates find zu einiger Be—
deutung gelangt, Indianopolis, Hauptftadt des Staa-
tes, in Marion County, am weftlihen Arme des White,
der bis hieher mit Dampffchiffen befahren wird, ift in
ſchönen, breiten Straßen angelegt, die ftrahlenförmig von
dem, mit dem Haufe des Gouverneurs geſchmückten Haupt-
plage auslaufen, hat hübſche öffentliche Gebäude, von denen
namentlich das Staatenhaus erwähnt zu werden verdient,
zählt aber erft 4700 Einw. Die wichtigeren Städte am
Ohio find: Lawrenceburg, Gerihtsfig yon Dearborn-
County, mit 1600 Einw, und einer deutfchen, proteftanti-
jhen Gemeinde; Madifon, Geridhtsfig von Jefferfon-
County, mit 4500 Einw., welche Tebbaften Handel und
Schifffahrt treiben; New-Albany, Gerichtsfig von Floyd»
County, mit 5500 Einw.; Evansville, Gerichtsfig von
Banderburg- County, am Auslauf des Wabafp- und Eries
Canals, mit 3000 Einw., und Mount-Bernon, in
Pojey-Eounty, mit 1000 Einw, Vincennes, in Rnor-
Der Staat Allinois. 263
County, Ältefte Niederlaffung im Staate; Terre-Haute,
in Bigo-County, und Lafayette, Gerichtsfig für Tippe-
canve-County, blühende Städte am Wabaſh und jede un-
gefähr 2500 Einw. zählend, treiben Tebhaften Handel,
Michigan-City, in Laporte-County, am Midhigan-
See, mit 1000 Einw., iſt die einzige Seehafenſtadt des
Staates. Bloomington, am öſtlichen Arme des White,
Gerichtsfig für Monroe-County; Delaware, Gerichtsſitz
für Adams-County, am St. Marys, und Crawfords—
ville, Gerichtsfig für Montgomery» County, am Nod,
zählen jede über 1000 Einw. Columbus, Gerichtsſitz
für Bartholomew-County, am Flat, Princeton, Gerichts-
fig für Gibfon-County, am Patofa, und, eine ganze Reihe
anderer Derter verbienen bis jest noch faum Städte ge-
nannt zu werben.
Der Staat Illinois,
zuerft im fiebenzehnten Jahrhundert yon den Franzofen
am Kaskaskia angefiedelt, erhielt im J. 1809 eine Terri-
torialregierung, und trat im J. 1818 als Staat Me die
Union ein,
Die gefeggebende Gewalt hat die aus einem Senate
und einem Haufe der Abgeordneten beftehende, vom Volke
gewählte Generalverfammlung, welche alle 2 Jahre am
erften Montag im December in Springfield zufammentritt,
Die Senatoren, welche 25 Jahre alt fein müfjen, werden
auf A Jahre, die Abgeordneten, welche das 21. Jahr zu—
rüdgelegt haben müffen, werden auf 2 Jahre gewählt.
Die vollziehende Gewalt ruht in den Händen des vom
Bolfe auf A Jahre gewählten Gouverneurs, der 2000
Dollars jährlihe Beſoldung genießt und yon dem auf
264 | Der Staat Allinois.
gleiche Weife und für dieſelbe Dauer — Vice⸗
Gouverneur, im Fall des Todes oder der Reſignation,
oder der Verſetzung in den Anklageſtand, erſetzt wird.,
Die richterliche Gewalt haben der oberſte Gerichtshof, die
Proceßgerichtshöfe (Courts of Common Pleas) und die Frie⸗
densgerichtsämter (Justices Courts). Alle an die General-
verſammlung einzubringenden Gefegesentwürfe unterliegen
zuvor ber Prüfung des Gouverneurs und eines aus den
Richtern des oberſten Gerichtshofs gebildeten Rathes, die
fie, mit ihren etwaigen Einwürfen begleitet, an das bes
treffende Haus zurüdzuftellen haben,
Jeder weiße, männliche Bürger der Vereinigten Stan
ten, der das 21, Lebensjahr surücgelegt und 6 Monate
lang vor der Wahl im Staate gewohnt hat, iſt ſtimm⸗
berechtigt.
Der Staat ſendet 7 Abgeordnete zum Bundescongreſſe.
Im Norden yon Wisconfin, im Oſten vom Michigan—
See, son Indiana und vom Wabafhfluffe, im Süden vom
Ohio, der ihn von Kentucky trennt, und im Weften vom
Miffiffippi begrenzt, der ihn von Miſſouri und Jowa ſchei⸗
det, umfaßt der Staat 56,000 Quadratmeilen, auf denen
725,000 Menſchen leben, von denen über 70,000 Deutſche
und gegen 4000 freie Farbige ſind.
Hauptflüſſe ſind: der die Weſtgrenze bildende Miſſis—
ſippi, der einen Theil der Oſtgrenze bildende Wabaſh, der
die Südgrenze bildende Ohio, der Illinois, Sangamon,
Kaskaskia, Rock, Vermillion, Big-Muddy, Embarras,
Spoon und Forz die beiden bedeutendſten Binnenſeen find:
der Peoria- oder Illinois- und der Demiquain-Gee,
Mit Ausnahme der Uferbänfe CBluffs) des Miſſiſſippi,
bie fich bisweilen nahe am Ufer, an andern Stellen erft
entfernter. son bemfelben erheben, und dann flaches, uner=
ſchöpflich fruchtbares, aber im höchſten Grade ungefundes
Land bis zum Fluſſe einfchliegen, und den Süden und
Der Staat Allinodis. 265
Norden ausgenommen, wo Hügel vorfommen, ift bie ganze
Oberfläche des in 99 Counties eingetheilten Staates eben,
Sn dem vom Wabafh, Ohio, Miffiffippt und Kaskaskia
eingefchloffenen Theile, in den an Wisconfin grenzenden
und in der Nähe des Miffiifippi Tiegenden Counties und
an den Ufern des Illinois findet man mehr oder minder
ausgedehnte Waldungen von Eichen, Akazien, Sycamoren,
Kaftanien, Ulmen, Buchen, Kirſch- und Nußbäumen, von
wilden Wein und anderen Ranfen umfchlungen, in denen
Waihbären, Beutelragen, Füchſe, Wildfagen, Panther,
Hirſche, Wölfe und Federwild in Menge vorfommen, und
in feinen übrigen Theilen Prairien, feltener Openings,
von wilden Trut⸗, Reb⸗ und Prairiehühnern belebt. Die
Gounties Union, Merander, Johnſon, Maſſac, Pope,
Kardin, Gallatin, Williams, Jackſon, Randolph, Perry,
Franklin, Hamilton, White, Wabafh, Edwards und Wayne,
ſüdöſtlich vom Kaskaskia, zwiſchen diefem, dem Ohio, Was
bafh und Miffiifippi Kiegend, und vom Caſh, Big-Bai,
Lusf, Salme, Little und Big Muddy und anderen Fleinen
Slüffen bewäflert, find, unbedeutende Streden, größten»
theils naffe Prairie, ausgenommen, bewaldet, In Jefferfon,
Wafhington, Marion, Clay, Richland, Lawrence, Cramford,
Jasper, Effingham, Fayette, Shelby, Gumberland und
Glarfe fommen fleine Prairien, mit Wald abmechjelnd,
vor, auch viele Sümpfe. Der Boden in allen diefen Eouns
ties ift, mit Ausnahme weniger Stellen, fruchtbar, der
Preis .2 bis 8 Dollars. pro Acre für uneultivirtes Land,
Weftlih vom Kasfasfia, in Monroe-, St. Clair⸗, Glintons,
Madifon, Bond», Montgomery-, Chriftian- und Moultrie«
Eounty, vom Eagles, Horfe:, Prairie-DusLong-, Silverz,
Shoal-, Macoupin=Ereef und vom Sangamon-Fluffe bes
wäflert, Die aber meiftens im Sommer austrodnen und
Wafjermangel eintreten laſſen, ift bald ebener, bald wellen⸗
förmiger und in Hügel übergehender, fruchtbarer Boden,
=»
266 Der Staat Altinaig,
Prairie ift vorberrfchend, die Waldungen find nur Flein,
In St. Elairs, in Madifons und Monrve-Eounty wohnen
viele deutfche, auch einige franzöſiſche und Schweizer Fa—
milien, die der Mehrzahl nad den gebildeten Ständen
angehören. Das uncultivirte Land fteht von 4 bis 7 Dol-
lars pro Acre im Preiſe. Die Counties Macoupin, durch
das ſich der gleichnamige Fluß fchlängelt, Sangamon und
Macon, vom Sangamon und deſſen ſüdlichem Arme be-
wäſſert, und Menard, Logan und Dewitt, vom Sanga-
monfluffe und vom Sugar, Salt und anderen Creeks
burchftrömt, haben wellenförmiges, fehr fruchtbares Prai-
rieland, Die Ufer der Flüſſe und Greefs find mit Wald
eingefaßt. Die am linfen Ufer des Illinois Tiegenden
Eounties Jerfey, Greene, Scott, Morgan, Caß, Mafon
und Tazewell, Iestere beide an manchen Stellen fumpfig,
dann die am rechten Ufer des Fluffes liegenden Calhoun,
Pike, Brown, Schuyler und FZulton, vom Sangamonfluffe
und dem Apple, Macoupin, Diter, Mauvaife-Terre, Sandy,
M'.⸗Kees, Eroofed, Copperas und einer Menge anderer
Creefs bewäflert, haben, einige fenfrecht fich erhebende
Bluffs am Illinois abgerechnet, durchgehends wellenförs
miges, gutes Prairie- und Waldland, welches uncultivirt
von 14 bis 6 Dollars im Preife fteht, Adams, Hancock,
Henderfon und Mercer, am -Miffiffippi, find ebenfalls gut
bewäfjert, und haben fruchtbaren, wellenförmigen Prairie-
und Waldboden. In Hanceod-County, zu Nauvoo, befand
fih eine Eolonie der von Joel ‚Smith gegründeten. Mor—
monen-Secte, die, von hier wegen Viehdiebſtahls und ans
deren Unfugs, nicht, wie fie zu verbreiten fuchten, aus
Sntoleranz von den Nachbarn vertrieben wurden, In
neuefter Zeit haben fich hier Mitglieder einer unter Leitung
des franzöſiſchen Communiften Cabet ausgewanderten Ge—
fellfchaft niedergelaffen. Die Counties Rod- Island, Henry
und Wpitefidve, faft ganz; Praivie und an vielen Stellen
Der Staat Allinois. 267
fumpfig, Lee und Ogle, Prairie und Wald, und Winne-
bago und Boone, mit mehr Wald- als Prairieland, ſämmt—
ih am Rodriver, haben im Allgemeinen guten, vollenden
Boden. Jo-Davies und Carroll, die nörblichiten Counties
am Yinfen Ufer des Miffifjippi, find dicht bewaldet, und
geht der Wald in dem daran grenzenden Stephenfon-County,
in welchem mehrere deutfhe Familien angefiedelt find, in
Openings und Prairie über, welche der Pidatonica und
Arme des Sugar- Creek durchſchlängeln. In Lake, Coof,
du Page, am Michiganfee, vom Chicago, des Plaines und
anderen Flüffen bewäflert, wechjelt Wald mit Prairie auf
Boden mittlerer Güte ab, dennoch fteht das Land, feiner
«für den Abfag der Producte günftigen Lage wegen, von
2 bis 5, aud 15 Dollars pro Acre im Preife. Kendallz,
Grundy-, Wille, Iroquais- und VBermillion- County, mit
wellenförmigem Prairie- und Waldland, haben viele Sümpfe.
Livingston, am Vermillion, und mehrere andere Counties
find noch faft gar nicht angefi eaehdih und ihre Bodenbefchaf-
fenheit wenig befannt,
Im Norden und im mittleren Theile des Landes ſind
die Winter mäßig kalt, die Sommer nicht drückend heiß;
die ſüdlichen, ſüdweſtlichen und ſüdöſtlichen Counties haben
heiße Sommer und milde Winter mit gelindem Froſt und
wenig Schnee. Ueberall im Staate, wo naſſe Prairien,
Sümpfe oder den Ueberſchwemmungen der Flüſſe ausge—
ſetzte Bottomländer vorhanden find, herrſchen Fieber, be-
ſonders Wechfelfieber. Ein weiterer Nachtheil für Anftedler
in Illinois erwächft aus dem Umftande, daß da, wo trodene
Prairien vorberrfchend find und fein größerer, der Trocken—
heit des Sommers widerftehender Fluß in der Nähe ift,
haufig Waffermangel eintritt. Deutfhen Anfiedfern, welche
in der erften Zeit ihrer Niederlaffung forgfältig auf die
Erhaltung ihrer Gefundheit zu achten haben, fönnen wir
Madifon-, Montgomery-, Bond», Clinton und St. Clair-
268 Der Staat Minoig,
County, am Kaskaskia und in deſſen Nähe, dann Jo⸗Da—
vies und Carroll, Die nördlichften Counties am Miſſiſſippi,
und das an Jo-Davies grenzende Stephenfon-Eounty als
gefund empfehlen,
Die landwirthſchaftlichen Producte beftehen in Mais,
Weizen, Gerfte, Hafer, Erbfen, Bohnen, Kartoffeln; der
Zabafebau befhäftigt viele Hände; Baumwolle wird nur
in höchſt unbedeutenden Duantitäten erzeugt. Die Bieh-
zucht wird noch ſehr nachläſſig betrieben, hingegen wird
in den höher gelegenen Gegenden der Schafzudht immer
mehr Aufmerkfamfeit gefchenft und eine Wolle gewonnen,
welche mit 25 bis 374 Cents per Pfund bezahlt wird,
Man rechnet durdfchnittlih auf drei Pfund Wolle vom*
Schaf.
Sn den nördlichen Eounties kommt Blei⸗, auch Rupfer-
erz vor, und Steinfohlen werben in verschiedenen Theilen
des Staates gefunden.
Der Handel beſchränkt fih auf die Ausfuhr der Bo-
denerzeugnifje und die Einfuhr von Colonial- und Manus
facturwaaren. Fabriken find nur erft wenige vorhanden,
dahingegen findet man Brennereien, Brauereien, Gerbe—
reien, Säge: und Mahlmühlen und in holgreichen Gegen-
den Pottafchenftedereien.
Die Staatsfchuld beläuft ſich auf 13,528,000 Dollars,
An Eifenbahnen hat Jllinsis die 53 Meilen lange,
son Springfield nach Meredofia am Illinois führende, und
die 6 M. lange Eval-Mine- und Bluffs-Bahn. Projectirt
und zu bauen begonnen ift eine von Cairo, an der Mün—
dung des Ohio in den Miſſiſſippi, nach Peru, am oberen
Illinois zu führen beftimmte Eiſenbahn. Der 106 M.
lange Illinois- und Michigan-Canal verbindet von Chicago
bis Peru den Michiganfee mit dem Illinoisfluſſe.
In Sangamon-County, am Rande einer fchönen Prai-
vie, liegt Springfield, die Hauptftabt des Staates, mit
Der Staat Allinois. 269
4500 Einw,, einem Landamte, mehreren hübfchen, öffent-
lichen Gebäuden und einigem anfehnlihen Manufacturen.
Kaskas kia, am gleichnamigen Fluffe, in Lawrence-County,
mit 1000 Einw., hat ein Landamt. Belleville, Gerichte-
fig für St. Elair-County, ein freundliches Städtchen, zählt
unter feinen 2000 Bewohnern viele Deutſche. Edwards⸗
ville am Cahokia, in Harrifon-County, hat 2000, Alton,
im nämlichen County, am Mifftffippi, 3000 Einw., die
Vebhaften Handel und Flußichifffahrt treiben. Carollton,
in Greene-Eounty, zählt 2000, Duincy, am Miſſiſſippi,
Gerichtefig für Adams-County, 1000, Galena, am Bean,
Gerichtsfig für Jo-Davies-County, 3400 Einw, Unter
‚den 4800 Bewohnern von Freeport in Stephenfon-
County, einer freundlichen,* gewerbthätigen, in fruchtbarer
und gefunder Gegend gelegenen Stadt, befinden fich viele
Deutſche. Man gebt damit um, hier eine deutfche Schule
zu errichten, Chicago, an der Mündung des Chicago-
fluffes in den Michiganjee und am Sllinois- und Michi—
gan⸗Canal, ift als Seehafenftadt die wichtigfte, von regem
Handelsverkehr belebte Stadt des Staates, und zählt gegen
20,000 Einw. Peoria, hübfch gelegene Stadt am Illi—
nois und am Ausflug des Peoriafee, hat einige recht
bedeutende Manufacturen und zählt 1700 Einw, Mere-
-bofia, am linfen Ufer des Sllinvis, in Morgan-Eounty,
bat 900, und Jackſonville, Gerichtsfig für das näm—
lie County, mit dem Yllinsis-Colfege, mehreren Afade-
mieen und anfehnlichen Manufarturen, 2800 Einw, Ban:
balia, am Kasfasfia, in Clarf-County, mit 2500 Einw,,
war früher Dauptftadt des Staates. Paleftine, in unge
funder Gegend am Wabaſh, in — — zählt
gegen 1000 Einwohner.
270 Der Staat Milfouri,
Der Staat Mifjouri,
bis 1820 ein Theil des von Franfreih an die Bereinigten
Staaten käuflich überlaffenen Louifiana, erhielt im Jahre
1820 feine jegige Verfaffung.
Die gefegebende Gewalt hat die aus einem Senate
und einem Hauſe der Repräſentanten beſtehende General—
verſammlung. Die 18 Mitglieder des Senates werden
vom Volke auf 4, die 39 Mitglieder des Hauſes der Ab—
geordneten auf 2 Jahre gewählt. Geiftliche jeglichen Gra-
des irgend einer Confeffi ton oder Secte fünnen weder Mit-
glieder der Generalverfammlung werden, noch irgend ein
einträgliches Amt, Das eines Friedensrichterd ausgenom-
men, begleiten, Auch alle Richter, Gerichts= und fonftigen
Staats und Bundesbeamte, Milizofficiere, Friedensrichter
und Poftmeifter ausgenommen, fowie Gongrefmitglieder
fönnen nicht in die Generalverfammlung gewählt werben.
Die Generalverfammlung tritt alle 2 Jahre, am Testen
Montage im November, in JefferfonsCity zufammen. Die
vollziehende Gewalt ruht in den Händen eines auf A Fahre
vom Bolfe gewählten, eine jährliche Befoldung von 2000
Dollars beziehenden Gouverneurs, Für gleiche Dauer und
auf gleiche Weife wird ein VBice-Gouverneur gewählt, der
dem Senate präftdirt, und im Abdanfungs- oder Todesfalle
des Gouverneurs, oder wenn derfelbe in Anflageftand ver-
fest wird, deffen Stelle einnimmt. Die richterliche Ges
walt haben der oberfte Gerichtshof (Supreme Court), der
Kanzleihof, Bezirfegerichte (Circuit Courts) und ſolche Uns
tergerichte, die die Generalverfammlung zu ernennen für
nöthig erachtet, fowie die Kantons-⸗ und Friedensgerichts⸗
höfe.
Jeder weiße, männliche Bürger der Vereinigten Staa—
ten, der das 21. Jahr zurückgelegt, 1 Jahr vor der Wahl
Der Staat Milfauri. 271
im Staate und 3 Monate fang vor derſelben in dem Dis
ftriete gewohnt hat, wo er fein Wahlrecht augüben will,
mit Ausnahme von Marine-Matrofen und Soldaten der
Marine und der Pandarmee, ift ſtimmberechtigt.
Der Staat fendetd5 Abgeordnete zum Bundescongreſſe.
Im Norden von Jowa, im Oſten und Südoſten vom
Miſſiſſippi, der ihn von Illinois, Kentucky und Tenneſſee
trennt, im Süden von Arkanſas und im Weſten vom
Miſſouri⸗Gebiet begrenzt, umfaßt der Staat einen Flächen⸗
raum von 60,000 Duadratmeilen. Bon den Einwohnern,
deren Zahl 500,000 beträgt, find 65,000 Negerfelaven,
Hauptflüffe find: der Miffouri, von welchem der Staat
feinen Namen trägt, der auf eine Strede von 400 Meilen
die Dfigrenze bildende Miffiffippi, der Dfage, Salt, Mar-
amee, Apple, White und St. Francis,
Faft die ganze Oberfläche des Staates ift rollend,
hügelig, und abwechfelnd mit Cedern, Tannen, Weiß- und
Schwarzeihen, Sycamoren, Pappel, Locuft, Buchen, Kas
ftanien, Wall und anderen Nußbaum-Waldungen bedeckt,
oder Tiegt in Prairien, In den an den Flüffen liegenden,
den Ueberſchwemmungen derfelben ausgefesten Niederungen
ift das Land eben, durch die inneren Counties und durch
den füdlichen Theil des Staates laufen unfruchtbare, aber
erzreihe Hügelfetten, und yon Arkanſas herüber ftreichen
Zweige des Ozarfgebirges, die, je mehr fie ſich dem rechten
Ufer des Miffouri nähern, flacher und flacher werben,
Jenſeits diefes Fluffes, an feinem linken Ufer, erbeben
fih Hügelreihen, die über den ganzen nördlichen Theil des
Staates in ein mwellenförmiges, im unteren Theile bewal-
betes, im Uebrigen in Prairien Tiegendes Plateau übergeben,
Die von der Grenze yon Jowa herab, am Ufer
des Miffiffippi Hin bis zur Mündung des Miffouri in
denſelben Tiegenden Counties Clark, Lewis, Marion,
Ralls, Pike, Lincoln und St, Charles haben wellen-
—
279 Der Staat Millowi,
förmiges, fruchtbares Prairie- und Waldland; die weſtlich
an diefe angrenzenden Counties Scotland, Knox, Shelby,
Monrve und Audrain find weniger bewaldet und ebener
von Boden, In St. Charles-Eounty haben fi viele
Deutfche angeftevelt. Warren, Montgomery-, Callamay-,
Boone- und Howard» County, am nördlichen Ufer des
Miffouri, mit, in den Niederungen ausnehmend frucdhtbarem
Boden, auf den Hügeln felfig und an deren Abhängen
bürr, haben Wafdung und Prairie, In Warren-County
leben Deutſche, die vom Fieber viel zu leiden haben. Die
übrigen, weftlih vom Mifftffippt und nörblih vom Mif-
fourt liegenden Counties haben faft ohne Ausnahme einen
rolfenden, hie und da in Hügel auffteigenden, fruchtbaren
und gut bemäfferten Boden, Tiegen aber der Mehrzaͤhl
nach zu weit von angeftedelten Gegenden entfernt, als
daß fie deutfchen Anftedlern empfohlen werben könnten.
Der vom Dfage, Miffouri und der Grenze des Miffouri-
Gebietes eingefchloffene Theil des Staates, Die Eounties
Cole, Morgan, Cooper, Saline, Lafayette, Jadfon, Ban
Buren, Henry, Johnſon, Pettis und Benton umfaffend,
ift mit Prairie und Wald bededt, hat theils eine ebene,
theils rollende, oft auch zu Hügeln ſich erhebende Dber-
fläche und ift weniger der Fruchtbarkeit feines Bodens,
als feines Reichthums an Salz, Steinfohlen und Eifenerz
wegen zu erwähnen. St. Louis⸗County, im Nordweften
vom Miffouri, im Südoften vom Mifftffippi, im Süden
som Maramee begrenzt, bat wellenförmigen, Franflin-
County, weftlich von diefem, hügeligen Boden und ergie-
bige Bleiminen, Hier haben ſich Deutfche niedergelaflen,
bie ziemlich gut fortfommen, In Gasconade-Eounty, am
Miffonri liegend und vom Gasconade bewäflert, yon un—
ebener Dberfläche und zum Theil ſchlecht von Boden, aber
reich an Eifenerz, Salpeter und Schwefel, Tiegt Hermann,
eine der älteften deutſchen Nievderlaflungen im Staate, Die
“
Der Staat Millauri, 273
zu diefer Niederlaffung auserlefene Gegend hat feinen guten
Boden, und die Anfiedelungen,' fowie das Städtchen- jelbft
bfühen nicht heran. Das hieran grenzende, ebenfalls am
Miffouriufer Tiegende, vom Gasconade durchſtrömte und
weftlih vom Dfage begrenzte Dfage- County wurde im
%. 1836 von vielen Deutfhen zum Ziele der Auswande⸗
rung auserforen, Eine Abtheilung fiedelte fih um Lisle—
ton an, wurde aber von Fiebern aufgerieben oder vertrie—
benz; eine andere gründete bie Niederlaffung Weftphalen,
welche munter aufblühte, im J. 1840 aber durch Ueberſchwem⸗
mungen unter Waffer geſetzt und im Herbft des nämlichen
Jahres von bösartigen Fiebern heimgefucht wurde; bie
dritte Niederlaffung, Harrville, von einigen vierzig deut:
hen Familien gegründet, ift gefund und trägt alle Zeichen
der Wohlhabenheit ihrer Bewohner an fih. Im Ganzen
zählt Dfage-Eounty bei 2000 deutfhe Einw. Jefferſon-⸗,
St, Genevieve- und Perry County, am Mifftffippi, mit
hügeligem, in dem ungefunden Alfuvial-Bottom fehr frucht-
bavem Boden, find reih an Kupfer, Blei und Eifen,
Cape⸗Girardeau⸗, Scott: und Miffiffippi-Eounty, ebenfalls
am Miffiffippiufer liegend, werden von New = Madridz,
Stoddard und Dunflin =» County, wenn möglich, noch an
Ungefundheit übertroffen. In Cape: Girardeau-Gounty
befteht eine deutfche, nach dem Apple-Creek benannte Nie-
berlafjung, deren Bewohner im Woplftand, aber nicht im
Genuffe ihrer Gefundheit Teben, Wayne, Madiſon⸗ und
St. Francis - County, erftere beide mit wellenförmigem,
lestereg mit hügeligem, durchgängig fruchtbarem Boden,
find reih an Kupfer, Blei und Eifenerz. In St: Frans
eis: County liegen zwei aus Eifenerz geformte Berge, die,
bei einer Höhe von 300 und 360 Fuß, an der Bafis
44 Meile im Umfang meſſen. Wafhington-County, vom
Dig, Black und St, Francis, Cramwford-Eyunty, vom Ma⸗
ramee, Pulaski⸗County, vom Gasconade, und Camden⸗ und
Nordamerika, 13
274 Der Staat Milfouri,
Miller-Eounty, vom Dfagefluffe bewäflert, haben unebenen,
hügeligen, zum Theil unfruichtbaren, an Blei», Eifen- und
Kupfererz reichen Boden. In Eramford-County fommt auch
Silbererz vor. Aſhley⸗, Wright- und Ripley⸗County find
hügelig und an den fie bemwäflernden Armen des Gasco-
nade, am Whitewater und Big-Blad, welche häufig über
ihre Ufer hinaustreten, fehr fruchtbar, Bon Regierungs—
oder Gongrefländereien zu 14 und Privatländereien zu 2
bis 5 und mehr Dollars pro Aere ftehen in Miffouri noch
viele Millionen Acres zum Verkauf.
Das Klima Miffouri’s ift, wie günftig auch manche
Berichte darüber lauten mögen, für deutfche Einwanderer
nicht gefund, fobald diefe fich förperlichen Arbeiten unter-
ziehen müſſen. Der Winter tritt in der Regel mit Anfang
Decembers ein und geht um die Mitte Februars in eine
bis gegen Ende des März anhaltende Regenzeit über. Ein
eigentlihes Frühjahr giebt es nicht, da mit Schluß der
Regenzeit fogleich der heiße, erfchlaffende Sommer beginnt,
der den vielen fumpfigen, Ueberſchwemmungen ausgefesten,
niedrigen Streden Landes und dem friſch aufgebrochenen
Boden Fieber erzeugende Dünfte entlocdt. Der Herbft, in
den öſtlichen und nordweftlihen Staaten mild und heiter,
ift bier häufig trübe und nebelig.
Das Haupterzeugniß des Landbaues ift Mais, dann
Weizen, Gerfte, Hafer; der Tabafsbau nimmt immer mehr
zu; der Reisbau, in den fumpfigen Gegenden der füdlichen
Gounties, und der Baummollenbau werden nicht ftarf be—
trieben. Kartoffeln, Bataten, Kürbiffe, Melonen werden
in Maſſe gezogen. Die Viehzucht, namentlich die Schweine-
zucht, wird ftarf betrieben, aber feine Sorgfalt auf Ber:
ebelung der Racen verwendet,
Blei und Eifen werden in großer Menge, jedoch auf
eine nichts weniger als gut bergmännifche Weife gewon—
nen, fo daß eine bedeutende Duantität der Erze halb oder
Der Staat Millouri. BR. 275
gar nicht benust bei Seite geworfen wird, Die Salz-
quellen des Staates find fehr ergiebig. -
Mahl⸗, Säge: und Pulvermühlen, Gerhereien; Bren⸗
nereien und Brauereien und Handwerkſtätten aller Art ſind
genügend vorhanden, die eigentliche Fabrikthätigkeit erwacht
aber erſt. Der Handel des Staates, deſſen Centralpunkt
St. Louis iſt, führt die Producte des Landes hauptſächlich
nach New-Drleang und über dieſen Hafen hinaus in alle
Weltgegenden. Die Einfuhren beftehen in Manufactur—
waaren aus den öftlihen Staaten und aus Europa.
Bis jest befist Miffouri weder Canäle noch Eifen-
bahnen; von Teßteren find einige profeetirt, Doch iſt, mit
Ausnahme derjenigen, welche von St, Louis nad San
Francisco in Galifornien führen fol und eme Strede yon
2500 Meilen durchlaufen wird, Feine Ausficht dafür vor-
handen, daß fie bald in Angriff genommen werden werben,
weil das innere des Staates wenig bevälfert und auf
den Flüffen durch Dampffchiffe für eine rafhe Communi—
cation geforgt if.
Die Staatsfhulden betragen 956,261 Dollars und
werden mit 6 Proc. verzinfet,
Unter den Städten Miſſouri's find nur einige wenige
yon Bedeutung, |
Hauptftadt ift Zefferfon-Eity, am Miffouri in
Eole= County, eine großartig angelegte, aber nur 3000
Einw. zählende Stadt mit Staatenhaus, Staatsgefängniß,
Stadthalle u. |. w. Am Miffouri Tiegen ferner Liberty,
mit 1600, St. Joſeph, mit 1100, Lerington, mit
1500 Einw,, und St. Charles, im gleichnamigen County,
mit einem College und drei Afademien. Die Stadt zählt
unter ihren 4000 Bewohnern und unter denen der Um—
gegend viele Deutfhe. St. Louis, Gerichtsſitz für das
gleichnamige County, am allmälig auffteigenden Ufer des
Miffiffippi erbaut, mit fchönen Sffentlichen und Privatge⸗
9
/
276 | Der Staat Cexas.
bäuden, bat fih in kaum 15 Jahren von einem Stäbt-
chen von-9 bis 10,000 Einw. zu einer äußerſt Iebhaften
Handelsftabt mit etwa 80,000 Einw. emporgeſchwungen.
Etwa die Hälfte der Einwohner befteht aus Deutjchen.
Am 18. Mai 1849 Afcherte eine furdtbare Feuersbrunft
418 Wohn- und Lagerhäufer in der Hafengegend ein und
verurfadhte einen Schaden von über 6 Mill. Dollars.
Raſch aber erftanden neue Häufer auf der Brandftätte
und gegenwärtig ift längſt jede äußere Spur des Un—
glüdsfalfes verfchwunden. Die jährlihe Ein- und Aus»
fuhr der Stadt, von deren Iebhafter Schifffahrt ihr Beſitz
von 25,000 Tonnen allein an Dampffchiffen zeugen mag,
befäuft fih auf reihlih 75 Mill, Dollars. St. Louis
wird wahrfcheinlich in nicht gar langer Zeit flatt des für
die jetzige Geftalt der Union zu weit öſtlich Tiegenden
Wafhington, zur Hauptftadt des Bundes erhoben werden.
Gape-Gtrardeau und New-Madrid, am Miffiffippi,
jedes mit etwa 800 Einw., verfuchen vergebens mit St.
Louis zu rivalifiren,
Der Staat Texas,
früher eine Provinz Merifo’s, machte fih im J. 1835
som Mutterlande frei und wurde am 29, December 1845
in den Bund der nordamerifanifchen Freiftanten aufge
nommen"),
*) Eine getrene, Iebhafte Schilderung des teranifchen Befreiungs-
fampfes, eine lebenswahre Schilderung des Charakters des Bolfes und
des Landes enthält „das Cajütenbuch, oder nationale Charakteriſtiken
von Charles Saalsfield, Elberfeld, bei J. Bädeker.“
Der Staat Texas, 277
Die gefeggebende Gewalt ruht in den Händen der
aus einem Senate und einem Haufe der Repräfentanten
beftehenden. Legislatur (legislature), welche fih alle zwei
Sabre einmal verfammelt. Senatoren und Repräfentans
ten werben, erftere auf vier, Ießtere auf zwei Jahre vom
Bolfe gewählt. Ein Senator muß Bürger, 32 Jahre
alt fein und die der Wahl vorhergehenden Testen drei
Jahre im Staate gewohnt haben. Ein Repräfentant muß
Bürger, 21 Jahre alt und feit zwei Jahren vor ber
Wahl im Staate wohnhaft fein, Die vollziehende Macht
hat der. vom Volke auf zwei Jahre gewählte, in 6 Jah—
ven nicht mehr als zweimal wählbare und einen Jahres-
gehalt von 2000 Dollars beziehende Gouverneur, Er
muß, gleich dem für feinen eventuellen Erſatz gewählten
Bire-Gpuverneur, Bürger, 32 Jahre alt und feit drei
Sahren vor der Wahl im Staate wohnhaft fein. Die
richterliche Gewalt haben der oberfte Gerichtshof (supreme
Court), die Bezirfsgerichte (district courts) und ſolche Un-
tergerichte, welche die gefegebende Verfammlung zu er-
nennen für nöthig erachtet, Die Richter des oberften
Gerichtshofes werden, unter Beirath des Senates, vom
Gouverneur ernannt und bleiben ſechs Jahre Yang im
Amte.
Jeder freie Mann, der das 21. Lebensjahr zurückge—
legt hat, ein Bürger der Vereinigten-Staaten, oder zur
Zeit als Texas noch nicht der Union annexirt war, oder
als feine jetzige Conſtitution vom Vereinigten-Staaten—
Congreſſe gut geheißen wurde, ein Bürger von Texas
war, ein Jahr lang vor der Wahl im Staate und die
letzten ſechhs Monate in dem County gewohnt hat, in wel—⸗
chem er fein Wahlrecht ausüben will, ift ftimmberechtigt,
mit Ausnahme von Land» und Seefoldaten und Marine-
matrofen, dann fleuerfreier Indianer, Neger und Nach—
fommen von Negern.
378 Der Staat Cexas.
Teras fendet vier Abgeordnete zum Bundescongreffe.
Bor der Revolution wurden als Grenzen der damals
merifanifchen Provinz der Nueces im Südweften, der Ned»
River im Norden, der Sabine im Dften und der Meer-
bufen von Merifo im Südoften betrachtet, der teranifche
Congreß dehnte diefelben aber weiter aus, und nad) fei-
ner Beftimmung beginnt die Grenzlinie an, der Mündung
des Sabine, läuft weftlich an der Küfte des merifanifchen
Meerbufens bis zur Mündung des Rio Bravo del Norte
hin, diefen Strom aufwärts zu feiner Duelle, yon da aus
gerade gegen Norden bis zum 42° nördl. Breite, und von
da wieder in gerader Richtung bis zur Mündung bes
Sabine, wonadh Teras 324,018 Duadratmeilen umfaßt.
Genau Yaffen fi gegenwärtig nur die mweftliche, füdliche
und öftfihe Grenze, wie zulest angeführt, angeben, die
nördliche Grenze ift noch ein Streitpunft zwifchen Teras
und der Union. Die Einwohnerzahl des Staates beträgt
230,000, mworunter gegen 8000 Deutfche, 400 freie Far-
bige, 42,500 Negerfelaven und 8000 Indianer, von denen
fegtere der Mehrzahl nach in dem Gebirgslande Yeben,
welches die‘ natürliche Grenze zwifchen Teras und Neu-
Mexiko bildet.
Die Oberfläche des Staates wird ihrer äußeren Ge-
ſtaltung nach, wie in gefundheitliher Hinficht am Beften
in drei Negionen getheilt, Die erfte Region umfaßt das
Küftenland (level region), zwifchen dem Sabine und dem
Rio def Norte, in einer Breite son 30 bis 100 M, Yand-
einwärts. Diefer Strich Landes, deſſen genauere Breite
wir weiter unten bei Erwähnung der Hauptflüffe des Lan—
des angeben werben, ift in der Nähe der Küfte von fan-
diger, einige Meilen Yandeinwärts und an den Ufern der
Flüſſe hinauf von fumpfiger und fehr fruchtbarer, vor—
züglih zum Anbau von Reis und Zuder geeigneter Bo-
denbeichaffenheit, hat aber im Sommer ein unerträglich
Der Staat Ceras. 279
heißes, der Gefundheit Deutfcher verderbliches Klima,
Bilidfe Fieber grafftren hier ftarf, von Zeit zu Zeit ftellt
ſich auch das gelbe Fieber ein. Hinter dem Küftenftriche
erhebt fich das Land, im Weften rafcher, im Dften lang—⸗
famer, zur wellenförmig=hügeligen (rolling) Region, die
im Oſten noh auf 20 M. Breite an vielen Stellen
feucht, fumpfig und daher fieberhaft ift, in ihrer übrigen
Ausdehnung aber gefundes, bis auf die mit Wald einge-
fäumten Flußufer und einzelne Bosfets, hier Bauminfeln
genannt, in Prairien Tiegendes, fruchtbares Land enthält,
und fih, im Dften breiter, im Weften fohmäler, bis zur '
gebirgigen (mountainous) Region erftredt, Die vom Hü—
gel- in Hochland übergeht, heiße, Durch beftändig wehende
Seewinde abgefühlte Sommer, milde, in Regenzeit befte-
hende Winter, durchfchnittlich guten Boden und ein durd-
aus gefundes Klima hat. Diefe ganze dritte Region, bie
an’s eigentliche Gebirgsiand, und die zweite Negion, im
Weiten des Staates, die fih zu Tabaf-, Baumwolle, Sei-
den⸗, Dbfl-, Gemüfe-, Mais-, Weizen, Gerfter, Haferz,
Erbjen=, Bohnen-, Kartoffeln, Bataten- und Weinbau
eignet, für Rindviehe, Pferdes, Schweine und Schafzucht
paſſend und gut bemäffert und bewaldet find, empfehlen
wir um fo mehr zu deutfhen Niederlaffungen, als fie be-
reits mehreren taufend Deutfchen zur zweiten Heimath und
mehr wie irgend ein Theil der Union ein neues Deutfch-
land geworden find, in dem deutſche Gefinnung, Gefittung
und Intelligenz fräftig vertreten find *).
Die Menge größerer und kleinerer Flüffe, welche
Teras in füböftlicher Richtung durchlaufend, das Land in
fchmale Streifen theilen, und die in dieſem Staate übliche
) Genaue Auskunft über Weft-Teras und die dortigen deutfchen
Anftedelungen giebt V. Bracht in feinem, bei 3. Bädeker in Elber-
feld erfchienenen Werke „Texas im I. 1848.
230 Der Staat Cexas.
Weiſe der Landesvermeflung, nad) welcher die eine Grenze
jebes größeren Lanbbefiges von einem Fluffe gebildet und
dann von diefem aus landeinwärts gemeffen wird, fo daß
auf jeder größeren Parcelle Uferland, welches meiftens
bewaldet, Dpenings und Prairie vorhanden, macht eine
Beihreibung des Landes am deutlichſten, wenn fie den
Flüſſen folgt.
An der Oſtgrenze beginnend, nennen wir zuerft den
Sabinefluß, deſſen Mündung eine weite, nur für flad)
gehende Schiffe zugängliche Bat bildet, Der Fluß felbft
tft bis weit hinauf fchiffbar und wird mit Dampfjchiffen
befahren. An den unteren Ufern wechfelt flacher, ange-
ſchwemmter Boden mit Sümpfen ab, die mit Schilf- und
Rohrdickichten bewachſen find. Bon 30 M. an weiter auf
wärts wird das Land fefter und trägt an den Ufern Fich—
tenwaldungen, aus denen nur hie und da eine Anfiedelung
hervorihaut, Der Neches, der den Angelina und den
Attoyacflug und den Ayiſch-Bayou in fih aufnimmt und
fih, wie die Sabine, in die Sabine-Bai ergießt, hat in
der Nähe feiner Mündung ebenfalls Sumpf- und Schlamm-
land, mit Bäumen, Schilf und Rohr bewachfen, weiter
oben aber am Hauptftrome und feinen Zuflüſſen fruchtba—
ven, zu einträglihen, wenn gleich für Norbländer nicht
gefunden Pflanzungen benusten Boden, Der Trinity
(oder Trinidad), ein weit hinauf fchiffbarer Fluß, auf
welhem Dampffchiffe geben und der aus drei zufammen
fließenden Zweigen (forks) gebildet wird, hat oben an fei-
nen Ufern guten, aus Lehm mit Sand untermifcht befte-
benden, ftarf bewaldeten Boden, feiner Mündung näher
bin und wieder, unten aber, auf etwa 40 M. weit, feuch—
tes, jehr fruchtbares, aber ebenfo ungefundes Land, Er
fließt mit dem San Jacinto, einem unbedeutenden, fich
durch feichtes, angefchwenmtes Land windenden Fluffe und
mit dem bis Houfton mit Dampffchiffen befahrenen Buf-
Der Staat Terag, ' 281
falo-Bayou in die Galvefton-Bai, die bedeutendfte Bat
des Staates, weldhe an der Einfahrt 12 Fuß Waffertiefe
bat. Die Mündung des Brazos, unterhalb der Galve—
fton-Bai, hat eine Sandbanf, deren Wafjertiefe von 4 bie
8 Fuß wechfelt. Der Fluß fommt aus dem fernen Nord-
weften herab, wohin faft noch Fein Weißer gedrungen tft,
Seine Uferländer hoch oben find daher noch wenig ges
kannt; weiter unten fließt er Durch guten, abwechfelnd be=
waldeten oder in Prairien mit Waldinfeln liegenden Boden,
und in feinem unteren Laufe durchrauſcht er auf eine
Strede son 80 bis 90 M. niedriges, feuchtes und unges
fundes, zu. Zuderpflanzungen vorzüglich geeignetes, mit
Lebenseichen und Unterwuchs von Lorbeerfträuchen und
Stechpalmen, wilden Wein und Pfirfichen beftandenes
Land. Am Brazos, als dem zuerft angefievelten Theile
des Staates, trifft man bie älteſten Farms. Zwei Dampf-
Ihiffe befahren den Fluß bis über Wafhington hinaus,
Der San Bernard, Cedar-Lafe- und Qane-Brafes
Creek, unbedeutende Flüßchen, weftlih vom Brazog,
durchfließen einen 50 bis 60 M. breiten und 40 M. lan⸗
gen Diftriet, der flach gelegen, mit Rohr und Cedern und
anderen Bäumen und Geftrüpp bewachfen und ebenfo un
gefund als fruchtbar ift, In die für 10 Fuß tief gehende
Schiffe zugänglihe Matagordas Bat, welche durch die La
Vaca- und die Matagorda-Bai gebildet wird, ergießt fich
der Collorado, der mit reißender Schnelligfeit oben Durch
fruchtbares Getreideland, unten, etwa 100 M. weit, durch
niedrigeg, üppiges Zuderland firömt, und durch in feinem
Bette angeftaute Holzmafjen Crafts) für die Schifffahrt
vorläufig gar nicht zu benugen ift. Die Ufer find nad
teranifchen Begriffen Schon ziemlich ftarf angeftedelt. Die
La Barca und der Navidad, zwei unbedeutende mit
Wald eingefäumte Flüffe, ergießen fih in die La Vaca—
Bai, die mit Galvefton und New-Drleans in Dampf:
282 Der Staat Cexas.
fchiffverbindung flebt. Die Guadalupe, welde ven San
Marcos und den Coleto in ſich aufnimmt, vereinigt
fih unweit ihrer Mündung in die EfpiritusSanto - Bat
mit dem San Antonio, dem etwa hundert Meilen von
feiner Mündung entfernt der Cibolo und der Medina-
Fluß, der Salads, Medio, Leon und einige Fleinere
Creeks zuftrömen, Beide, die Guadalupe und der San
Antonio, fammt ihren Haupttributarien, wälzen ihre kry—
ftallffaren Waffermaffen in reißender Schnelligfeit vom
Fuße der weftlichen Gebirge herab, dur fruchtbareg,
theils bewaldetes, theils in Prairien Tiegendes Hügelland
bin, welches im Hochlande die berrlichften Naturfeenen
bietet. Der Aranfas, durch flache, den Charakter des
merifanifchen Küftenftriches tragende Gegend in die zehn
Fuß tiefe Aranfazua= Bat fließend, hat an feinen holzar—
men mit Mezquite- (muskeet) Gebüſch bewachfenen Ufern
recht guten Boden, Der Nueces, der unfern feines
Urfprungs den San Miguel mit feinen Nebenflüffen
und den Rio Friv und den Leona empfängt, fällt in
die für Schiffe von 5 bis 6 Fuß Tiefgang zugängige
Corpus Chrifti-Bai. Die ſüdliche und füdweftlihe Grenze
von Texas bildet der Rio Bravo del Norte, auch Rio
Grande, häufiger noch Rio del Norte genannt, der ohne
bedeutende Zuflüffe feine mächtigen Waffermaffen von zwi⸗
fchen dem 37. und 38. nördl, Br. herab, in einfamer
Majeftät dem merifanifchen Meerbufen entgegen rollt und
abmwechfelnd gutes mit Mezquite-Gebüfch, mit Pappeln und
anderen Bäumen bemwaldetes und mageres, mit dornigem
Geſtrüpp Cchapparels) bewachfenes Land durchſtrömt, das
an merifanifcher Seite durch Ffünftlihe Bewäfferung bes
fruchtet wird, an teranifcher Seite aber faft gar nicht
angefiebelt und dur Indianerhorden unficher gemacht ift.
Capt. Sterling hat mit dem Bereinigten-Staaten Dampf»
fchiffe „Major Brown“ den Fluß bis auf 700 M. auf-
Der Staat Ceras, 283
wärts befahren und die Anficht ausgefprochen, daß derfelbe
mit einem Koftenaufwande von einigen hunderttaufend
Dollars bis Caredo hinauf für 4 Fuß tief gehende Sciffe
fahrbar gemacht werden Fünnte,
Nach diefer allgemeinen Beihreibung gehen wir zu
der desjenigen Theiles des Staates über, der fih als in
jeder Hinficht für deutfche Anfiedler geeignet bewährt hat
und noch für Hunderttaufende Raum im Ueberfluß bietet,
Es ift diefes, mit Ausnahme einzelner Stellen, alles nörd-
ih von einer vom Brazos, oberhalb San Felipe de Au—
fin, gegen Weften hin bis zum linfen Ufer des Nueces,
oberhalb der Bereinigung diefes Fluffes mit dem San
Miguel, dem Rio Frio und feinen übrigen -Haupttribu-
tären gedachten Linie bis zum Fuße des Gebirges fich
erfiredendes Land. Durchfchnittlih fruchtbar von Boden;
gut bemäffert; hinreichend bewaldet; gefund für den, der
fih nicht gleich nach feiner Ankunft Teichtfinnig ungewohn-
ten Befchwerden und Entbehrungen ausfegtz; heiß im Some
mer, aber von Seewinden gefühlt; wenig heimgeſucht yon
Musfitos und Stechfliegen; milde im Winter, nur von
raſch vorübergehenden Nordivinden (Nortbers) auf wenige
Stunden unangenehm Falt gemacht; reih an Wild und
faft ohne Ausnahme vortheilhaft für den Abſatz der Pro⸗
ducte gelegen.
Im Oſten an der oben angegebenen Grenzlinie be—
ginnend, gehen wir oberhalb San Felipe de Auſtin von
dem mit Poſteichen, Silberpappeln, Wallnußbäumen und
Sycamoren, die von Sumach, Bignonien, Tillandſien und
Weinreben bis zum Gipfel umrankt und mit langen Moos—
bärten behangen find, dicht bewachfenem, bei 7M. breiten
Uferlande (bottom) des Brazos weftwärts durch eine
baumlofe Prairie nah Induſtry, in der Nähe des Cum—
mins und Mill-Ereef, wo fich feit etwa 10 Jahren ſchon
viele Deutſche, befonders Didenburger, in einer guten
284 Der Staat Cexas.
Wald- und Prairieboden bietenden Gegend niedergelaffen
haben und Landwirtbichaft, Viehzucht und etwas Handel
treiben. Wenige Meilen von Induftry entfernt liegt die
vom Grafen Boos⸗Waldeck gegründete 4400 Acres große,
größtentheils aus Prairieland beftehende Pflanzung Naf-
fau in einer fich bis an den Collorado erftredenden Hüs-
gelgegend. Am ganzen oberen Brazos, von San Felipe
de Auftin aufwärts bis zu den Fällen des Fluſſes und
zwifchen dei Brazos und dem Colorado, nördlih vom
Mill- und vom Cummins-Creek, ift noch uneultivirteg,
gutes Land zum Preife von 4 bis 13 Dollars pro Aere
in Menge zu erftehen, das fi zum Getreide-, Tabaf-
und Baumwollenbau, wie auch zur Viehzucht eignet. Als
Bauholz Tiefern die Waldungen Ulmen, Buchen und Ei-
ſchen, und zu Zaunriegeln find Cedern in völlig genügen-
der Menge vorhanden. Der Flußbottom — das flache,
meift fumpfige, aber ungemein fruchtbare und ungefunde
Uferfand — des Colorado, unten mehrere Meilen breit,
wird, je weiter man den Fluß aufwärts gebt, immer
ſchmäler und hat bei Baftrop, welches auf der ſüdlichen
Grenzlinie des von ung empfohlenen Diftrietes liegt, eine
Breite von Faum einer halben Meile, Auf diefem feuch-
ten Boden wachſen Cedern, Sycamoren oder PM atanen,
von Bignonien umfchlungen. Bom Colorado weftwärts
nach der Guadalupe hin erſtrecken fih große Waldungen,
die fat nur aus Pofteichen beftehen, und Prairien mit
zerftreut Viegenden, bier Inſeln Gislands) genannten Baum:
gruppen. Der Boden ift zum Theil Teicht hügelig, zum
Theil rau, Fiefig und wenig ergiebig. Bon Gonzales
aufwärts den Ufern der Guadalupe folgend, finden wir
ſchmal bewaldete, faft überall fteile Ufer, vom Fluſſe feit-
wärts herrliche Prairie, und je weiter wir nördlich fommen,
in der Gegend von Seguin und darüber hinaus, eine immer
dichter werdende deutiche Bevölkerung, die Landwirthſchaft
Der Staar Teras. | 2835
und Viehzucht treibt, in jüngfter Zeit fehr gelungene
Berfuhe mit dem Weinbau gemacht bat, der, wenn er
durch Geldmittel Fräftig unterftügt wird, bald zu großer
Bedeutung gelangen wird, und feit Kurzem fich mit gleich
günftigen Ausfichten auf die Schafzucht verlegt hat. Im
dem von der Guadalupe und dem Comal-Ereef gebildeten
Winkel liegt New - Braunfels, eine som Prinzen Carl
Solms gegründete Stadt, die felbft und deren ganze Um—
gegend faft nur von Deutfchen bewohnt wird, von denen
eine große Anzahl den gebildeten Ständen angehört. Lei-
der find viele dieſer Anftedler mit zu geringen Mitteln
nad Teras gefommen, oder haben vieles yon dem, mas
fie mitbrachten im Anfange ihrer Niederlaffung verkehrt
angelegt, auch find Manche mit zu überfpannten Ideen
von der Annehmlichfeit und Mühelofigfeit des Farmer-te-
« bens hier eingewandert, Cine Folge davon ift, daß viele
Deutsche Anfiedler, zumal diejenigen, welche vorher nicht
an förperliche Arbeiten gewöhnt waren, nicht fo prospe-
viren, wie fie gehofft. Alfe aber, welche mit dem Bor-
fase einwanderten, ein thätiges Leben führen zu wollen
und diefem Borfage getreu bfieben, haben es in furzer
Zeit zu einem mindeftens forgenfreien Leben und zu einer
Selbftändigfeit gebracht, auf die fie im Baterlande Feine
Ausficht Hatten. Bon New» Braunfels aus rüdte der
deutſche Einwandererzug bereits weiter nörblich, über eine
Hochebene hinüber, nach Friedrichsburg, jenfeits des Pe—
dernales, hinauf, wo ebenfalls guter Boden in Menge
und eine faft noch entzüdendere Gegend als um New—
Braunfels ift, wo jedoch fpäter, wenn die Einwanderung
und fomit die Zahl der Confumenten ab- und je mehr
Land eultivirt wird, die der Producenten zunimmt und
ein Markt für diejenigen Producte gefucht werden muß,
bie jest der Neueintreffende zu kaufen genöthigt ift, die
| Erzeugnifie des Landbaues wegen zu großer Entfernung
286 Der Staat Cexas.
von bevölferteren Gegenden fchlecht im Preife ftehen dürf-
ten. Sedenfalls ift Auswanderern zu rathen, fich nicht
weiter norbweftlih als in und bei Friebrihsburg und
nicht in dem Adels »Bereing- Bezirke, einem im Gebirgs-
ande gelegenen, fteinigen und nur in einzelnen Theilen
fruchtbaren Diftriete anzufiedeln, der vom Prinzen Carl
zu Solms-Braunfels, den Grafen Boos-Waldeck, Gaftell
und anderen fpeeulativen, adelichen Herren zur Errichtung
einer großartigen, deutfchen Colonie augerfehen war, bie
aber durch Mittellofigfeit der Unternehmer, durch Unfennt-
niß und Wortbrüdigfeit Derer, die fih an Die Spite ge-
ftellt hatten, ald Embryo ſchon Todes verblid. Es find
fo viele bittere und gerechte Klagen gegen den fogenann-
ten Adelsverein laut geworden und die hochadeligen Her:
ren haben alle Borwürfe mit fo vornehm ignorirender
Steichgültigfeit hingenommen, daß wir nicht auch noch —
Eulen nah Athen tragen wollen, und nur bemerfen, daß
hunderte reblicher, arbeitsfamer, dem Worte jenes Vereins
vertrauender Deutfcher durch denfelben, der fih „Verein
zum Schuge deutfcher Auswanderer nad) Teras“ nannte,
Bermögen, Gefundheit, das Leben verloren haben, Das
yon der Guadalupe im Dften und vom San Antonio im
Weſten und Süden umfloffene und vom Cow-, Cleto-,
Cibolo- und anderen Greefs bewäfferte Land, an einzel-
nen Stellen mit Musfitgebüfch bewachfen, an anderen
fpärlich, durchfchnittlich aber hinreichend bewaldet und von
sorzüglicher Bodenbefchaffenheit, kann ebenfalls deutſchen
Einwanderern beftens empfohlen werden, zumal der Deut-
ſche auch hier ſchon eine Menge feiner Landsleute ange—
fiedelt findet. Weniger andeftedelt, auch weniger bewal-
det ift das zwifchen dem San Antonio und San Miguel
liegende fruchtbare Land, Hier Tiegt die Colonie Caſtro—
pille, yon Auswanderern aus der franzöfifchen Schweiz
und Frankreich bewohnt, über deren Lage nicht fehr befrie-
Der Staat Cexas. 287
dDigende Berichte einlaufen, was jedoch mehr dem Gründer
der Eolonie, als den natürlichen Berhältniffen derfelben
zugefchrieben wird, In der Nähe von Eaftroville ift eine
Schweizer» Colonie, mit Namen New - Patria, entftanden,
welche alle äußeren Bedingniffe zum Aufblühen in ſich
vereinigend, doch ein mwelfes Ausfehen hat, was man dem
in ihr herrfchenden Syftem der Gütergemeinfchaft zufchreibt.
Dben im Nordweften, über Friedrihsburg hinaus, haben
fih Mormonen niedergelaffen, deren Niederlaffung das
erfreulichfte Gedeihen zeigt.
Die hauptfächlichften Produete des Staates find Zuder,
der an den fumpfigen und Ueberſchwemmungen ausgefesten
unteren Ufern der öftlichen Flüffe gewonnen wird, wo man
auch hie und da Feine Reisfelder fieht; in Baummolle und
Mais, welche in faft allen Theilen des Staates in bedeu—
tender Mafje gebaut werden, in etwas Tabaf, für den
Boden und Klima vorzüglich paffen, und in Weizen, Gerfte
und Hafer, die, mit Ausnahme der Küftengegend, überall,
vorzüglich aber am oberen Trinity gezogen werben. Im
Nordweften und überall, wo fih Deutiche niedergelaffen
haben, kommen ‚der Gemüfe- und Obftbau nad und nad
in Schwung, die Kartoffel aber artet faft überall aus und
wird durch Bataten oder füße Kartoffeln (Sweet potatoes)
erfegt. Pfirfihe, Feigen, Pflaumen, Melonen aller Art,
Gurken, Kürbiffe gedeihen aufs Ueppigfte, und der Weins
bau, kaum erſt verfuchsweife begonnen, hat fchon fo günz .
ſtige Nefultate geliefert, daß fih auch ſchon Amerifaner
bamit zu befaffen beginnen. So bradte ein in der Nähe
von Neu=-DBraunfels wohnender Hr. Wafeman im ver-
floffenen Winter Neben von EI Pafo del Norte mit heim,
mit denen er auf feiner Farm einen Weingarten anges
legt bat,
Die Viehzucht, durch mildes Klima, welches Die Heer-
den dag ganze Jahr hindurch im Freien zu laſſen geftattet,
288 Der Staat Teras.
und durch üppige, im Weften häufig mit dem vorzüg-
lichen Muskitgras bewachfene Prairien begünftigt, ift einer
der Lohnendften Zweige der Landwirthſchaft, fobald der
Farmer feinem Vieh nur etwas mehr Sorgfalt widmet,
als es bis jest in Texas gefchieht, d. h. fobald er die
Heerden Durch Fütterung zum regelmäßigen Erfcheinen
auf der Farm gewöhnt, und fie in der Regenzeit oder
wenn der fchneidende Norther weht in einen noch fo roh
zufammengefchlagenen Stall treibt, Mehr Milch, befferes
Sleifh, weniger Verunglückungen von alten und jungen
Rindern und manch erfparter tagelanger Ritt hinter ver⸗
laufenen Kühen oder Ochſen her vergüten ihm feine Mühe
überreihlih. Daffelbe gilt von der Pferdes, Schweine-
und Schafzudt. Die auf Erzielung guter Halbblutpferde
gerichtete Pferdezucht ift in allen Theilen des Landes fehr
einträglich, ebenjo die Schafzucht, die ſchon fehr in Auf-
nahme gefommen und ‚befonders im Weften flarf im
Schwunge fein würde, wären die nöthigen Geldmittel
vorhanden. Am Rio dei Norte, auf merifaniicher Seite,
wurden im verfloffenen Jahre mehrere taufend Schafe zu
50 Cents pro Stüdf aufgekauft und nah den Anfiede-
lungen an der Guadalupe und am San Antonio geführt.
Salzquellen find in genügender Menge vorhanden, um
die Bedürfniffe des Staates zu befriedigen, werden aber
noch ebenjowenig ausgebeutet, als die Kohlenlager am
Rio del Norte, am oberen Brazos und am Trinity. Obne
Zweifel würden Nachforſchungen am San Sabe auf Blei,
Galmei und Eifenerzablagerungen, und weiter öſtlich auch
auf Kupfer- und Silbererze führen,
Kaum erft fpärlich angefievelt, hatte Texas fchon zu
viel duch Kriege mit Mexifo zu leiden, als daß fein Hans
del, feine Gewerbe und Manufarturen Schon blühen könnten,
Der Handel befchränft fih auf. die Ausfuhr von Baum—
wolle, Fleiſch und lebendem Rindvieh, die Einfuhr auf
Der Staat Texas, 389
den nöthigen Bedarf an Eolonial- und Manufacturwaaren,
die, wie alle feineren Erzeugniffe der Gewerbe, von den
nördlichen Staaten importirt werden. Aus diefem Grunde
find big jest auch nur folhe Handwerker gefucht, die, wie
Zimmerleute, Maurer, Schmiede, Schreiner, die nothwen⸗
Digften Bedürfniffe des Volkes befriedigen.
Die Schwachen Mittel des Staates und die bis jest
zu ſpärliche Bevölferung deffelben haben bis jest der Aus—
führung von Öffentlihen Bauten entgegen geftanden, das
günftige Terrain des Landes und die wachſende Zahl der
Einwanderer, fowie die immer mehr zur Geltung kommen⸗
den Vorzüge diefes Staates vor ſo manchem andern mwer-
den bald die. Hinderniffe überwunden haben, welche bisher
den Bau einer Eifenbahn von der Galvefton-Bai oder
von Houfton aus nach dem Welten und Nordweften, und -
bie Ausführung größerer Flußbauten unmöglich machten:
Sn den Flüffen von Teras findet man Bärfche, Fo—
rellen, Karpfen, Katz⸗, Mligator-, Sonnen und Suder-
fifche, Knochen-Hechte, Aale und Schildkröten, und an der
Meeresfüfte werden Auftern, Schildfröten und Seefifche in
großer Menge gefunden. In den Wäldern und Prairien
des Hochlandes leben Prairiehunde, Bären, verfchiedene
Arten Wölfe, Büffel, Antilopen, Hirfche, Elenthiere, wilde
Pferde (Muftangs) und wilde Eſel; Hirfche durchftreifen
auch in Nudeln von 20 bis 40 Stück das Hügelland und
den flachen Küftenftrich, auch wilde Schweine (Peckaries)
giebt es Hier in Menge, dann Füchfe, Prairies und andere
Wölfe, Hafen, Wafhbären, Cuguare oder Panther, Jaguare,
Lüchfe, Stinkthiere, wilde und Leopardfagen, Wiefel, Mar:
der, Beutelragen oder Opoffums, Biber, ganze Züge von
Prairier, Reb⸗ und Truthühnern, Fafanen, Droffeln, Spott-
vögeln, Colibris, Geiern, Löffelreihern, Habichten, Rarrana-
108, Pelifanen, Brady, Paradies⸗ und einer Menge anderer
Bögel, Auch Eidechſen, Aligatoren, Chicken- oder Eierz,
Nordamerika. 19
290. Der Staat Cexas.
SPeitfchen:, Kupfer» und Klapperfchlangen giebt es nicht
wenige, fie ziehen fid aber alle aus der Nähe von An-
fiedelungen zurück und fliehen überhaupt den Menfchen.
Bon Inſecten fommen die läſtigen Musfitos und Stech—
fliegen im Weften und Nordweften nit häufig und nur
an feuchten, warmen und vor Zugluft gefchüsten Drten
vor, hingegen findet man überall Ameifen, Spinnen, Raus
pen, Schmetterlinge, Grillen, Heufchreden, Leucht⸗ und
andere Käfer.
Dem Namen nad befist Teras eine bedeutende An-
zahl von Städten, in der Wirklichkeit find es jedoch nur
einige wenige, welche auf den Namen town Anſpruch
machen können. Wie Fein aber auch oft eine ſolche ſo—
genannte Stadt fein mag, die häufig nur aus einer Säge—
oder Mahlmühle, einem Kaufladen, einem Wirthshaufe,
einer Schmiede und noch ein Paar Gebäuden beftebt, für
die fie umgebenden Anfiedelungen ift fie doch immer von
großer Wichtigfeit und bildet häufig den Uranfang einer
umfangreichen Stadt, Die wichtigfte und bedeutendfte Staat
des Staates ift Galvefton, auf der gleichnamigen Inſel, an
ber gleichnamigen Bai gelegen. Während die flache, fandige
Galveſton-Inſel einen öden Anblick gewährt, zeigt der Hafen
der Stadt und ihre mit zierlichen, größtentheils aus Fachwerf
mit Bretterbeffeidung Cframehouses) erbauten, weiß an-
gemalten und von Bäumen bejchatteten Häufern befesten
Straßen ein reges Leben, Bor etwa: zehn Jahren noch ein
erbärmliches Häufchen fchlechter Bretterhütten, ift Galveſton
gegenwärtig eine Stabt, welche über 5000 Einw. aus allen
Weldgegenden zählt, mit Houfton am Buffalo-Bayou, mit
den Anfiedelungen am Sabine und Trinity, mit dem Brazos,
der La⸗Vacca-Bai und mit New-Drleans in regelmäßiger
Dampficiffverbindung fteht, mehrere gute Kirchen, worunter -
auch deutfche, und Schulen, fowie auch verſchiedene Eta-
biiffements für gefellfchaftliche Unterhaltungen befist. Hou⸗
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Der Staat Texas, Ä 291
fton, an dem von fhönen Magnolien befchatteten, felbft
aber nichts weniger als reizenden Buffalo-Bayou Tiegend,
der bis hieher fchiffbar ift, iſt auf einer theils offenen,
theils bewaldeten, an die ausgedehnte, feuchte und unge>
funde Houfton-Prairie ftoßenden Hochebene erbaut, zahlt
etwa 3000 Einw. und bildet die Vermittlerin des regen
Verkehrs des Innern mit der Hafenftadt Galvefton. Die
Bewohner Houftons waren früher, als Teras, vor der
Einverleibung in die Union die Zufluchtsftätte für alle
Berbrecher des Nordens und des Südens war, ganz be—
fonders verrufen, jest aber find bier, wie in anderen
Gegenden des Staates, die faulen Elemente ausgefchieden
worden, und der fittlihe wie der Nechtszuftand flehen dem
in den übrigen Staaten des Bundes in nichts nad. Im
öftfichen Teras ift Nakogdoches, an mehreren Kleinen
Greefs und 60 Meilen vom Sabine. entfernt Tiegend, die
einzige Stadt von einiger Bedeutung; fie hat eine Uni-
verfität und zählt etwa 1000 Einw. San Felipe de
Auftin, am Brazos, früher Hauptftadt des Landes und
zu der Zeit gegen 1000 Einwohner zählend, ift zu einer
Gruppe ärmlicher Bloc» und Framehäufer herabgefunfen,
Washington, am weftlihen Ufer des Brazos, 133 M,
nordweftlich von Auftin, bis 1839 Hauptftadt von Terag,
hat eine Akademie, zwei Kirchen und 1200 Einw. Die
Stadt Tiegt in einer fruchtbaren, mit zerftreut Tiegenden
Baumgruppen gejhmücten Prairie. Auftin, am linfen
Ufer des Colorado, feit 1839 Sit der Legislatur, ift ein
malerifch fchön am Abhange eines Hügels erbautes Städt—
chen, welches in feinen hölzernen Häuschen etwa 300 Einw.
zählt. Die ganze Umgebung der Stadt, den Fluß auf:
und abwärts, hat guten, unterhalb der Stabt Ueber—
ſchwemmungen ausgefesten Boden, der reihe Baumwollen-
und Maigernten Tiefert. Baftrop, weiter ſüdweſtlich,
am Tinfen Ufer des Colorado, in fruchtbarer, gut ange:
19*
292 Der Staat Cexas.
bauter Gegend; La Grange, ebenfalls am linfen, und
Columbus, am rechten Ufer des Colorado, find unbe—
deutende Städtchen, in deren Umgebung viele Deutfche an—
gefiedelt find. Bietoria, am linfen Ufer der Guada-
Iupe, mit einer römiſch-katholiſchen Kirche, zahlt ein paar
hundert Einwohner, Gonzales, höher oben am Ufer
deffelben Fluſſes, auf einer großen Fläche Tiegend, bat
efende Häufer und faum 200 Einw. Seguin, noch höher
aufwärts am linken Ufer der Guadalupe, in gefunder,
fruchtbarer Gegend, beſteht bis jetzt erſt aus dreißig und
einigen Häuſern, hebt ſich aber zuſehends, wozu die in
der Umgebung ſich mehrenden Anſiedelungen weſentlich bei-
tragen, Neu-Braunfels, am Zuſammenfluſſe des Co—
mal⸗Creek mit der Guadalupe, in einer gegen Süden von
einem fanft anfteigenden, mit Cedern bewaldeten Hügel
begrenzten Ebene, Tiegt veizend, ift groß angelegt, keines—
weges aber fchon eng bebaut, gepflaftert oder fonft wie
einer eurppäifchen Stadt ähnlich, und zählt unter feinen
2000 Bewohnern faft nur Deutfche, welche Aderbau, Vieh—
zucht, Handel und Gewerbe treiben. Die Häufer der Stadt
find Blod- und Bretterhäufer, einige beffer, andere ſchlechter
gebaut, auch befindet fich hier eine deutfche römifch-Fatholifche
und eine deutfche proteftantifche Kirche, eine Schule u. ſ. w.
Friedrichsburg, 6 M. jenfeits des Pedernales, in einem
Pofteihenmwalde, auf fanft anfteigender Fläche regelmäßig an-
gelegt, zählt mit feiner Umgebung faum 8 bis 900 Einw., von
denen manche, die mit zu wenigen Mitteln ausgerüftet fich
. bier niederließen, mit harten Entbehrungen und Mühen
zu kämpfen haben. Zwei noch weiter nördlich gelegene
fogenannte Städte, das eine Leiningen, das andere
Caftell genannt, find nichts weiter ald auf das Gebiet
des Adelsvereins vorgefchobene Poften, die wohl nur
angelegt wurden, damit gefagt werden fann, der. Verein
babe von feinem Lande Befig genommen. Unglücklich
Der Staat Cexas. 293
‚der, der fih auf fo entlegenen Punkten anftedelt. San
Antonio de Berar, unweit des linken Ufers des San
Antonio, in fruchtbarer, ſchon eultivirt gewefener, aber
wieder der Verwilderung preisgegebener Gegend, hat durch
die merifanifchen Kriege furchtbar gelitten, beginnt ſich
aber jest wieder zu heben, Unter den 5 bis 6000 Einw,,
welche Stadt und Umgegend zählen, giebt es viele Deutfchez
die Mehrzahl der Bewohner aber befteht aus Merifanern.
Indian Point (Indianola) und Carlshafen, beide an der
La-Vaeca-Bai, zwei fumpfig und ungefund gelegene Dert-
hen, von denen erfteres etwa 200, Testeres nicht die Hälfte
Einwohner zählt, find Stationspunfte für die in Galvefton
Yandenden, nad) Seguin, San Antonio, Neus Braunfels,
Sriedrihsburg u, f. w. beftimmten Einwanderer, melde
mit Segelfhiffen oder Dampfböten von Galvefton hieher
gehen und dadurch einen bedeutenden und befchwerlichen
Theil der Landreife erfparen.
Der Staat Michigan
trat,im Jahre 1837, bis zu welcher Zeit er Gebiet oder
Territorium war, als Staat in die Union.
Die gefeßgebende Gewalt befist die aus einem Senate
und einem Haufe der Repräfentanten beftehende General-
verfammlung. Die 18 Senatoren werden auf 2 Jahre,
die 54 Nepräfentanten jährfih vom Volke gewählt. Die
vollziehende Gewalt hat der auf 2 Jahre vom Bolfe ge-
wählte, einen Jahresgehalt von 1500 Dollars beziehende
Gouverneur, Der auf gleiche Weife und auf diefelbe
Dauer gewählte Bice- Gouverneur präfidirt dem Senate
und hat nöthigenfalls die Stelle des Gouverneurs einzu—
nehmen, Die richterlihe Gewalt haben ein oberfter Ge—
|
|
294 Der Staat Michigan,
richtshof, ein Kanzleigericht (Court of Chancery), Bezirfs-
gerichte und folche Untergerichte, welche die Generalver-
ſammlung einzufegen für nöthig erachtet. Die Richter des
oberften Gerichtshofes ernennt der Gouverneur mit Bei-
flimmung des Senats auf die Dauer von 7 Jahren,
Jeder 21 Jahre alte, weiße, männliche Bürger der
Bereinigten Staaten, der 6 Monate vor der Wahl im
Staate gewohnt hat, ift ftimmberecdhtigt.
Michigan fendet drei Abgeordnete zum Bundescon-
greſſe.
Die kleinere der beiden Halbinſeln, aus denen der
Staat beſteht, wird im Weſten und Nordweſten vom
Oberen⸗, im Oſten und Südoſten vom Monomoneefluſſe
begrenzt; die größere Halbinſel grenzt im Norden an die
Straße von Mackinaw, im Nordoſten an den Huronſee, im
Oſten an den St. Clairfluß und St. Clairſee, im Süd-
often an den Erifee, im Süden an Ohio und Indiana,
und im Weften an den Michiganfee, umfaßt 40,000 Qua—
dratmeilen und zählt 330,000 Einwohner.
- Hauptflüffe find der St. Joſeph, Kalamazoo, Grand,
Saginaw, Clinton, Huron, Dttowa, Masfegon und Titti-
bawasfee.
Die kleinere Halbinfel hat ein zu rauhes Klima, als
dag die -Aufmerffamfeit des auswandernden Landmannes
auf fie gelenkt werben könnte, aber weil reih an Kupfer⸗
erzen, ift fie in montaniftifcher Beziehung von großem
Intereſſe. An dem ſich in den Lafe Superior (Dberenfee)
ergießenden, 11 M. weit für Schiffe und 20 M. weit für
Böte fchiffbaren Fluffe Ontonagon, auf einem 1000 bis
1100 Fuß Hohen Bluff CUferbergfette) Liegen die unter
der Leitung eines Herrn Knapp ftehenden Kupfergruben
einer amerifanifchen Bergmwerfscompagnie, die von 80 Berg-
leuten bearbeitet werden und im vorigen Jahre bereits
100,000 Pfd. Kupfer an den Markt lieferten. Ein anderes,
Der Staat Michigan, 295
in der Nähe des Eaglefluffes Tiegendes Kupferwerk befchäf-
tigt ſchon 200 Arbeiter, Lieferte im J. 1849 eine Augbeute
zum Werthe von 300,000 Dollars und gab 200,000 Dol⸗
fars oder 10 Procent reinen Ueberſchuß, einen Reſerve—
fond ungerechnet. Noch auf verfchiedenen anderen Punften
wurden Minen angelegt, von denen mehrere um fo leichter
zu bearbeiten find, als fie augenſcheinlich ſchon von Berg-
leuten früherer Jahrhunderte in Angriff genommen wurden.
Die Oberfläche der größeren Halbinfel ift ihrer Ges
ftaltung nach, wie Hinfichtlih der Bodenbefchaffenheit, von
großer Mannigfaltigfeit. Man findet hier ausgedehnte
Nadel- und Laubholzwaldungen, mit zerftreut liegenden
Eichengehöfgen bewachfene Prairien (Oak-openings) und
unbewaldete, trodene und naffe Prairien, Die Küfte ift
flah, im Dften häufig fumpfig, im Weſten fandig und
fiefig; von der Küfte fteigt das Land allmählig leife empor,
Das mit hochſtämmigen Eichen, Buchen, Ahorn und ander
vem Laubholz beftandene Waldland ift durchgängig ‚Frucht:
bar; Nadelholzwaldungen und Waldungen von fhwachen
Laubholz haben faft regelmäßig dürftigen, Die Daf-Dpes
nings ſchwarzen, mit Kiefelerde gemifchten, fruchtbaren
Boden, der auf Lehm, Mergel oder Kalf lagert, Die
trodenen Prairien, deren obere Erdſchicht in der Regel
auf Kies lagert, Teiden häufig Mangel an Waffer, wo
hingegen die naffen Prairien, wenn fie nicht Durch Abzug-
gräben trocken gelegt werden, nur als Viehweide zu bes
nusen find, immer aber fchlechtes, ungefundes Trinkwaſſer
bieten. Auch dieſe größere der beiden den Staat Michigan
bildenden Halbinſeln iſt in ihrem nördlichen Theile zu rauh,
als daß ſich dort Anſiedler niederlaſſen könnten; wir wer—
den uns hier daher nur mit demjenigen Theile des Staates
beſchäftigen, der ſüdlich von einer von oberhalb der Mün—
dung des Saginawfluſſes in gerader Richtung weſtlich nach
dem Michiganſee gezogenen Linie liegt, häufig Deutſchen
296 Der Staat Michigan.
zu Niederlafiungen empfohlen wird, aber nur an einigen
wenigen Punkten diefe Empfehlung wirklich verdient.
Saginam- County, an der gleihnamigen Bucht, vom
gleichnamigen Fluſſe und vom Shiawafjee, und Sanilac-
and Tuseola-County, beide vom Caß und einigen kleineren
Flüſſen bewäffert, haben alle drei ebenen, fruchtbaren, an
der Seefüfte und manden Stellen im Innern fumpfigen,
durch feine Ausdünftungen Fieber erzeugenden Boden. Ein
weiterer lebelftand ift der, daß es dieſen Gounties an
frifhem Duellwaffer mangelt. In Saginaw- und Tuseolas
County findet man deutſche Anfiedler, über deren Gefund-
heitszuftand nicht günftig berichtet wird. Gefunder, weil
nicht fo flach und weniger jumpfige Niederungen enthaltend,
find St. Clair- County, am St. Clairfluffe, vom Belle,
Black und Pine, und Macomb- County, am St. Clairfee,
vom Clinton und Saline bewäſſert. Wayne- County, am
Detroitfluffe, vom Rouge und Huron, und Monroes
Eounty, vom Raifin-Bai und einer Menge Creeks durch—
* haben ebenen, fruchtbaren, von Speculanten und
irklichen Anſiedlern ſehr hoch im Preiſe gehaltenen Bo⸗
* La Peer⸗County, vom Bell und mehreren Creeks
bewäffert, und Genesfee- und Shiawasfee- County, vom
Shiamwasfee und kleineren Flüffen durchfchnitten, haben
wellenförmig rollenden und fruchtbaren Boden, aber auch
bier wird. über Mangel an gutem Trinfwaffer geflagt.
Clinton= County, vom Loofing- Glaß und Maple, Ingham—
County, vom oberen Grand und Cedar, Livingfton-County,
vom Huron, bdefien Armen und vom Shiawasfee, und
Dafland-Epunty, vom Huron und Rouge durchſtrömt, und
legteres überdies noch von einer Menge Heiner, bisweilen
zu Lachen zufammentrodnender Seen bewäffert, haben
ebenen, fruchtbaren Waldboden, der an mehreren Stellen
moraftig ift. Wafhtenaw- County, durd das der Huron
fließt, mit wellenförmigem, fruchtbaren Boden, Jackſon—
Der Staat Michigan, 297
County,’ bewäffert vom Kalamazoo, Raifin und Grand,
hügelig, bewaldet und mit Daf-Dpenings, und Calhoun-
County, vom Kalamazoo und St. Joſeph durchfloffen, mit
wellenförmigem Boden, haben durch Vollendung der vom
Eriefee zum Michiganfee führenden, fie durclaufenden
Eifenbahn bedeutend gewonnen. Jonia⸗ und Barry-County,
deren Hauptfluß der Grand ift, haben hügeligen und wel-
lenförmigen, fruchtbaren Waldboden. In Jonia= County
Yiegt eine von Deutfhen aus Weftphalen im J. 1837
gegründete, Weftphalen genannte Eolonie, welche troß dem
fih häufig dort einftellenden Fieber guten Beftand hat,
Die Anfiedler, deren Zahl gegenwärtig auf 350 angegeben
wird, find durch Feinerlei Statuten gebunden; Jeder ar-
beitet für fi und die Geinigen, und wer mag, fann ſich
dort anftedeln, er fei Deutfcher oder nicht und glaube was
er wolle, Diefe Anftedler ftehen ihres Fleißes und ihrer
Gefittung wegen bei ihren amerifanifhen Nachbaren in .
hoher Achtung. Einige der älteften Anftedler haben ihre
Farms an Neueingewanderte verfauft, und fih in geſün—
dere Gegenden begeben. Kalamazoo= County, mit ebenem
Prairier und Waldboden, vom gleichnamigen Fluffe und
som Portage bewäffert, erfreut ſich auch nicht des beften
Gefundheitszuftandes, der Umftand aber, daß die Eifen-
bahn das County durchfchneidet, vermehrt doch die Anſie—
delungen in ihm. Vom wellenförmigen, ftarf bewaldeten
Lenamwee- County an, durch das fi der Raiſin windet,
erhebt fih das Land in Hillsdale- County zu bewaldeten
Hügeln mit gutem Boden, der in Brand County magerer,
in den Daf-Dpenings und Prairien von St. Jofeph- und
Caß-County aber wieder fehr fruchtbar wird, Berrienz,
- BansBuren-, und Allegan-County, die fühweftlichften Couns
ties am Michiganſee, haben an der Küfte fandigen, fonft
aber durhfchnittlich guten, wellenförmigen, mit Wald be-
beiten Boden. Ottawa⸗ und Kent>County, erſteres am
298 Der Staat Michigan,
Michiganfee liegend, und Iesteres die Dftgrenze von erftes
vem bifdend, und beide vom Grandfluffe durchſtrömt, Haben
fruchtbaren, in einigen Theilen fandigen Boden, der, wel⸗
Ienförmig auffteigend, in gebrochenes Hügelland übergeht.
In Ottowa⸗-County haben fich mehrere aus der Colonie
Weftphalen, in Jonia= County, ausgewanderte Deutfche
niedergelaffen, und nach Kent-County wanderten im J. 1849
einige hundert, größtentheils wohlhabende Perfonen aus
den holländischen Provinzen Gelderland, Zeeland und Fries:
land aus, wo fie fih am-Grandfluffe und in deſſen Nähe
anfiedelten. Im Frühjahre 1850 folgte ihnen eine gleich
große Gefellihaft nah. Montcalm- und Gratiot-County,
vom Pine, Maple und anderen Ereefs durchfloſſen, haben
ebenen, einige ungefunde Sumpfniederungen abgerechnet,
guten Boden, DOzeanas, Newaygo⸗ und Mecofta- County,
durch welche der White und der Maskegon fliegen, ent-
halten theild Sandboden, theild Land mittlerer Güte, und
find, fowie alle weiter nördlich und nordöſtlich Tiegenden
Counties noch fehr wenig angefiebelt.
Regierungslandämter für den in vier Landbiftriete ein-
getheilten Staat befinden fi) in Detroit, Wayne-County,
in Flint, Genesfee-County, in Sonia, in Jonia= County,
und in Kalamazoo, Kalamazoo County.
Im nördlichen Theile des Staates beginnt der Winter
in der Regel um die Mitte Detobers und hält bis Ende
März anz im fühlichen Theile dauert er von gegen Ende
November bis gegen Mitte März, und. ift im Norden wie
im Süden fehr ftreng. Der Frühling dauert nur eine bis
zwei Wochen, der Herbft etwas länger; die Sommer find
fehr heiß und reich an heftigen Gemittern. Die fumpfigen
See⸗ und Flußufer und das die kleinen Binnenfeen um—
gebende Land werden von Gallen und wie die nicht ge—
ringe Anzahl jener Counties, in denen Mangel an gutem
Trinkwaſſer berrfcht, von Werhfelfiebern heimgeſucht.
Der Staat Michigan, 299
Die ungünftigen, Flimatifchen Verhältniffe find es,
denen man es zufchreiben darf, daß der an gutem Ader-
‚boden nicht arme, für Gewerbe, Fabrifen, Handel und
Schifffahrt unvergleichlich günftig gelegene Staat, deffen
Bevöfferung in den Jahren 1830 bis 40 von etwa 36,000
auf 213,000, alfo auf das Sechsfache flieg, im Testen
Sahrzehent nicht um die Hälfte zunahm, ungeachtet große
Streden Landes verfhenft und andere von Speculanten
auf jegliche Weife angepriefen und zum Verkauf ausgeboten
wurden.
Aus dem angefiedelten Süden hat fih das Wild im-
mer mehr nah Norden gezogen, wo Elenthiere, Hirfche,
Wölfe, Bären, Füchſe, Federwild und befonders Wafler-
vögel in großer Menge vorhanden find. Die Flüffe find
außerordentlich fifchreih, und Amphibien und Musfitos,
öliegen und andere Inſecten giebt es ebenfalls in nicht
geringer Menge,
Die Ausfuhr befteht in den Producten des Berg⸗
baues, der etwa 4,000,000 Pfund Kupfer Liefert, und in
landwirthichaftlihen Erzeugniffen, wie Mehl, Weizen, Mais,
Roggen, Gerfte, Hafer, Wolle, Felle, Häute, Schwein= und
Nindfleifh, und in Fischen, Bau⸗ und Brennholz, Pott
aſche und Brandwein, zum Werthe von über 7 Mill, Dol-
lars jährlih. Die’ in Colonial- und Manufacturwaaren
beftehende Einfuhr kann für die Tegtverfloffenen Jahre auf
jährlih 65 Mill, Dollars Werth gefhägt werden. An
inbußviellen Etabliffements findet man 21 Hohöfen, einige
Wollenmanufarturen und Walfmühlen, gegen 500 Säge-
und 200 Mahlmühlen, dann Brennereien, ‚Brauereien und
Gerbereien. |
Die Gentral- Eifenbahn- von Detroit, am Detroit:
fluffe, ausgehend und Aypftlanti, Ann Arbor, Dexter, Jack⸗
fon, Albion, Marfhal, Kalamazoo und Nifes berührend, in
News Buffalo und St. Joſeph, am Michiganfee, endigend,
300 | Der Staat Michigan,
ift die einzige vollendete Bahn des Staates. Cine von
Monroe bis Coldwater, in Brandh- County, projectirte
Bahn ift bis Hillsdale, im gleichnamigen County, voll
endet; eine andere, die Pontiae- Bahn, geht von Detroit
- in nordweftlicher Richtung nad Pontiac und foll von da
nad Flint, in Genesfee- County, und dann weftlic bis an
den Grand» River fortgeführt werden.
Die Noten der drei im Staate beſte henden Haupt⸗
banken, welche mehrere Filialbanken errichtet haben, cir-
euliren zu 2 Procent unterm Nennwerthe. |
Die Staatsfchuld beträgt 2,850,000 Dollars.
Lanfing, in Ingham- County, an einem Arme des
Grand» River, feit 1847 Hauptftadt des Staates, ift ein
Heines, veizend gelegenes Städtchen, das erft im Auf-
bfühen begriffen ift und 1000 Einw. zählt. Detroit,
unfern der Wafferfiraße,, welche den St. Clair- mit dem
Eriefee verbindet, bis 1847 Hauptftabt des Staates, zählt
14,000 Einw. und wächſt rafch heran. Die günftige Lage
der Stadt und ihr bequemer Hafen haben fie zum bedeu-
tendften Plate des Staates erhoben, der durch Dampf- und
Segelfhiffe mit allen Häfen der nördlichen Seen, und dur)
Eifenbahnen mit dem Innern in Verbindung ſteht. Im
Jahre 1847 — neuere Angaben find uns dur unglüd-
lichen Zufall nicht zugefommen — betrug der Werth der
Gelammtausfuhr aus Detroit 3,888,318 Dollars 63 Cents,
der der Einfuhr 4,020,559 Dollars 75 Cents, Die Stadt
iſt regelmäßig angelegt, bat hübfche, öffentliche Gebäude,
worunter ſich die fatholifche Kirche auszeichnet. Auch die
deutfche, Tutherifche Gemeinde hat eine geſchmackvoll ge:
baute Feine Kirche, Monroe, am Eriefee, an der Mün—
dung des Raifin in denfelben, "hat einige Manufacturen und
zählt 9000 Einw., welche Iebhaften Handel und Schifffahrt
treiben. St. Joſeph, an der Mündung des gleichnami-
gen Fluffes in den Michiganfee, Endpunkt der Central-
Der Staat Jowa, 301
Eiſenbahn, hebt ſich feit Vollendung diefer Bahn und
wird, durch einen ausgezeichnet guten Hafen begünftigt,
bafdz feine 1100 betragende - Einwohnerzahl verdoppelt
haben. Weiter nördlih, an der Mündung des Grand»
fluffes in den Michiganfee, liegt Grand - Haven, eben-
falls mit gutem Hafen verfehen, und bei 1000 Einw.
zäblend. Auf der Heinen Halbinfel, an der Mackinaw—
firaße, liegt Madinaw, eine vom Madinaw=Fort be-
ſchützte Hafenftadt, deren 1000 Einw. bedeutende Fifcherei
und Pelzbandel treiben. Sault-St.-Mary, auf der-
felben Halbinfel, an den St. Mary’s Fällen, mit 1150
Einw., treibt Schifffahrt, Pelzhandel und Fifcherei,. Bon
den Binnenftädten der füdlichen Halbinfel ift Ann-Arbor,
an der Gentral-Eifenbahn, Gerichtsfis für Wafhtenam-
County, mit 3000 Einw., die bedeutendfte. Die Stadt
liegt zu beiden Seiten des Huronfluffes, deſſen Gefälle
bier als Triebfraft für Mühlen und Manufarturen benust
wird. Jackſon, Gerichtsſitz für Das gleichnamige County,
- am Grand und an der Central: Eifenbahn, blüht raſch
empor, Seine Einwohnerzahl hat fih binnen wenigen
Jahren von 800 bis 2500 vermehrt. Ebenſo das reizend
am Kalamazoo, in Calhoun= County, gelegene gewerb—
thätige Marfhal, mit 2700 Einw., und Kalamazoo,
am gleichnamigen Fluffe, mit 2000 Einw. Niles, in
Caf-Eounty, am St. Joſeph, hat 1000 Einwohner.
Der Staat Jowa,
früher mit Wisconſin verbunden, im Jahre 1831 zuerft
angefiedelt und in demfelben Jahre zu einem Gebiete for-
mirt, wurde 1846 als felbftändiger Staat in die Union
"aufgenommen,
302 Der Staat Aowa
Die geſetzgebende Gewalt haben ein aus 13 Mitglie-
dern beftehender Rath und ein aus 26 Mitgliedern bes
ftehendes Haus der Nepräfentanten. Erftere werben auf
vier, Teßtere auf zwei Jahre von und aus dem Bolfe ge-
wählt. Die Situngen der geſetzgebenden Berfammlung
finden alle zwei Jahre in Jowa-City ftatt und beginnen
mit dem erfien Montage im December. Die Senatoren
müffen 25, die Nepräfentanten 21 Jahre alt fein. Die
pollziehende Gewalt ruht in den Händen eines Gouver-
neurg, der vom Volke auf 4 Jahre gewählt, im Fall feines
Rücktritt, Todes oder fonftiger Verhinderung feinem Amte
vorzuftehen, vom Staatsferretär erfegt wird und einen
Sahresgehalt von 1000 Dollars bezieht. Der Staatsferre-
tär mit 500, der Auditor mit 600 und der Schagmeifter
mit 400 Dollars Befoldung werden ebenfalls vom Bolfe
gewählt, Die richterliche Gewalt haben der höchſte Ge—
richtshof, welcher Appellationsinftanz in Billigfeitsfachen
und Caſſationshof ift, Die Diftriets- und die Friedensgerichte,
Alle öffentlichen Abftimmungen gefchehen mündlid, Cor:
porationen mit Banfprivilegien find verboten, und eine
Gireulation von Papiergeld darf nicht ftattfinden, Alle
vom Congreffe dem Staate bewilligten Ländereien, alle
dem Staate zufallenden Grundbefige und fämmtliche ihm
‚aus dem Verkauf von Regierungsländereien erwachjenden
Procente follen einen Fond bilden, deffen Zinfen zur Er-
richtung und zum Unterhalte von Schulen verwendet wer:
den, Der Unterricht fteht unter Auffiht eines auf drei
Sahre vom Bolfe erwählten Generalinfpertors. Sclaverei
und unfreiwillige Dienftbarfeit, die Strafe für Verbrecher
ausgenommen, follen für ewige Zeiten aus dem Staate
verbannt, auch Niemand zu einem öffentlichen Amte zuges
lafjen werben, der ſich mittelbar oder unmittelbar an einem
Zweifampfe betheiligte.
Im Norden vom 43° 45° nördlicher Breite, der die
Der Staat Yowa, 303
Südgrenze des Gebietes Minnefotah bildet, im Weften vom
Great⸗Sioux und dem Miffouri, der ihn vom Gebiete Ne-
brasfa fcheidet, im Süden vom Staate Miffouri und im
Dften vom Miſſiſſippi begrenzt, der ihn von den Staaten
Wisconſin und Illinois trennt, umfaßt der Staat etwa
60,000 Duadratmeilen, auf denen etwa 120,000 Menfchen
leben. Der Staat hat 1 —* tät, 7 Akademien und
100 Schulen.
Außer den Grenzflüſſen Miſſt ſſippi, Miſſouri und
Sioux find die Hauptflüſſe des Staates: der Jowa, der
Des Moines, der Red⸗Cedar, Wapſipinicon, Makoqueta,
Turkey und Skunk.
Die Oberfläche des Staates bildet eine bald mehr,
bald minder hügelige Hochebene, die an den Flüſſen und
an den meiſten der vielen im Innern liegenden kleinen
Seen breite Säume von Ahorn-, Ulmen, Eichen⸗, Buchen⸗,
Cedern⸗ und Nußbaumwaldungen, und im Uebrigen aus—
gedehnte Prairien trägt, von denen einige naß, andere
trocken ſind. Von den bis jetzt vermeſſenen 50 Counties
werden bie öſtlichen: Winneſhiek, Allamakee, Fayette, Clay:
ton, Buchanan, Delaware, Dübuque, Jones, Jackſon,
Clinton, Cedar, Scott, Musfatine, Wafhington, Louifa,
Henry, Des Moines, Lee, Vanburen, ihrer vortheilhaften
Lage in der Nähe des Miffiffippi und ihres mit Lehm
und Kies untermifchten fetten, ſchwarzen Bodens wegen
mit Recht zu Anfiedelungen empfohlen, deutfchen Auswans
derern müfjen wir jedoch zu bedenken geben, daß nur We:
nige außer den amerifanifchen Hinterwäldfern den Entbeh—
rungen und Befchwerden gewachjen find, denen ſich Der-
jenige ausfest, der fich in dem an den äußerſten Grenzen
der Civiliſation Tiegenden Jowa niederläßt. Die bevölfer-
teren und daher für deutſche Anſiedler empfehlenswerthe—
ren der genannten, mit gutem Boden geſegneten Counties
find Scott⸗, Clinton⸗, Jackſon- und Dubuque-, auch Mus—
304 Der Staat Aowa.
fatine-County, Sestt-County, mit 3900 Bewohnern, hat
am Wahfipinieon, der feine Nordgrenze bildet, und am
Miffiffippi, der auf 40 Meilen feine Oft- und Südgrenze
befpült, vortreffliches Land, befonders in den Miſſiſſippi—
Bluffs, die fih allmälig erheben und eben fo gefund wie
vortheilbaft für den Abfag der Farmerzeugniffe Tiegen.
Das Innere diefes County befteht aus hoher, Teicht wel:
Ienförmiger Prairie. linton = County, deffen ungefähr '
1800 Seelen betragende Bevölferung der Mehrzahl nach
in der Nähe des Wabfipinicon angefiedelt ift, weil in den
übrigen Theilen des County Holzmangel herrfcht, hat durch—
gängig eben fo guten Boden wie Scott-County. Jackſon—
und Dubuque=County, erſteres mit 5000, Testeres mit
reichlich 4000 Einw., haben einen holzreichen, in den Ebenen
guten, an vielen Stellen aber ſehr gebrochenen, rauben
Boden, der reich an Blei, Eifen, Kupfer und Zinf, wovon
namentlid am Mafoquetafluffe reiche Anftände gefunden
worden find, Muscatine, vom Ned-Eedar und Heineren
Flüffen- bewäffert, hat ebenfalls guten Boden und eine
günftige Lagez die Zahl der Einw, beträgt 3400.
Auf den Anftevelungen wird bis jest hauptfächlich
Mais und Kartoffels, auf einigen auch etwas Tabafsbau,
ſowie Viehzucht getrieben, es unterliegt aber feinem Zweifel,
dag auch Weizen, Hafer, Gerfte, Bohnen und Erbjen gute
Ernten liefern würden, Handel und Fabrifthätigfeit er-
wachen bereits, auch der Bergbau auf Blei wurde ſchon
in Angriff genommen, Zinf, Eifen, Kupfer und Kohlen
find jedoch noch nicht gewonnen worden. DBleierze werden
in dem som Fleinen Mafoqueta und dem unteren Turfey
bewäfferten Theile yon Clayton» County, am Mifftffippi,
Zinferze neben den Bleierzadern, Eifenerze ebenfalls in
der Nähe des Mifftffippi, am Mafoqueta, und Kupfererze
in Zadfon-, Dubuque- und Delaware» County gefunden,
Prairie und Wald bergen einen Ueberfluß an Wild, und
Der Staat Wigcanfin, 305
die Seen und Flüffe des Staates find reih an Fifchen
und Waſſervögeln.
Jowa fann in allen feinen höher gelegenen Theilen
geſund genannt werden, auf den naſſen Prairien jedoch
und an den Ufern der aus ihrem Bette tretenden Flüſſe
herrſchen biliöſe Fieber.
Hauptſtadt des Staates iſt Jowa⸗-City, an dem
bis hieher fchiffbaren, gleichnamigen Fluffe, in Sohnfon-
County, ein niedliches, freundlich gelegenes Städtchen, mit
Capitol, Stadthaus, Landamt und gegen 2000 Einw. In
der gefesgebenden Berfammlung son 1846 wurde Mon
roe= City, in Jasper-County, zur Hauptftabt erforen, Die
Wahl fand aber gar feinen Beifall und der gefällte Be-
ſchluß wird wohl nicht zur Ausführung fommen. Dubu⸗
que, am ſteilen; Miſſiſſippiufer, mit wenigen hundert Ein-
wohnern, wird fih vermöge feiner günftigen Lage erft dann
heben, wenn das Hinterland und das Gebiet Minnefotah
angefiedelt fein werben. Daffelbe gilt von Bellevue,
mit 600, Camanche, mit 500, Davenport, mit 1600,
und Bloomington, mit 1200 Einw. Burlington,
mit 2500 Einw., am rechten Ufer des Miffiffippi, ſteht
mit dem 222 Meilen davon entfernten St. Louis in *
haftem Handelsverkehr.
Der Staat Wisconſin *),
früher ein Theil Michigans und als ſolcher Weſt-Michigan
genannt, erhielt im J. 1836, als Gebiet Wisconſin, eine
) Zwei bei I. Bädeker in Elberfeld erſchienene Werke: „Berichte
aus Wisconſin, von J. Wettſtein“, und: „Nordamerika. — Wisconſin.
Winke für Auswanderer. 1. Abth.“, und „Beſchreibung von Wisconſin.
2. Abth. Von Dr. C. de Haas“ — können Auswanderern nach Wis⸗
conſin beſtens empfohlen werden.
Nordamerika. 20
306 Der Staat Wisconfin,
eigene Regierung, und trat im J. 1848 als felbfiftändiger
Staat in den Bereinigten Staatenbund ein.
Die Staats-Univerfität ift vom Congreſſe mit 42,080
Acres Land dotirt worden; außerdem giebt e8 an öffent»
lichen Lehranftalten 3 Colleges, 14 Afademien und 200
Schulen.
Die gefeßgebende Gewalt Hat bie aus einem Senate
- und einem Haufe der Repräfentanten beftehende Legislatur.
Die Zahl der Repräfentanten foll nie weniger als 54 und
- nie mehr als 100, die der Senatoren nicht weniger als
ein Biertel und nicht mehr als ein Drittel der Zahl der
Repräfentanten betragen. Die Senatoren werden auf zwei,
die Repräfentanten auf ein Jahr gewählt und bedürfen ber
nämlichen Dualificationen wie die Wähler. Die Legislatur
verfammelt fich alljährfih in der Hauptſtadt Madiſon.
Die vollziehende Gewalt ruht in den Händen des auf zwei
Sabre vom Volke gewählten, eine Befoldung von 1250
Dollars beziehenden Gouverneurs, der, wenn nöthig, von
dem auf dieſelbe Dauer und Weife gewählten Vice-Gou⸗
verneur vertreten wird, Der Bice- Gouverneur präfidirt
dem Senate, hat aber nur eine entfcheidende Stimme, Die
richterliche Gewalt haben. der oberfte Gerichtshof, Bezirks-
und Friedensgerichte,
Jeder 21 Jahre alte, weiße Bürger der —
Staaten, oder Jeder, der auf geſetzlich vorgeſchriebene
Weiſe die Erklärung abgegeben hat, Bürger werden zu
wollen (Resident), oder Indianer, oder Perſonen indianiſcher
me die Bürger find, find flimmberechtigt, wenn fie
1 Jahr lang unmittelbar vor der Wahl im Staate ge-
wohnt haben,
Wisconfin fendet 1 — zum Bundescon⸗
greſſe.
| Sclaverei und unfreiwillige Dienftbarfeit, Strafen für
Berbrecher ausgenommen, dürfen nicht fattfinden. Feudal-
Der Staat Wisconfin. 807
befise find verboten und Pachtverträge, bei welchen Pacht:
zins oder Dienftleiftungen ausbedungen find, find ungiltig,
wenn fie auf länger als 15 Jahre gefchloffen find.
Die Grenzen des Staates find: im Norden Michigan,
im Dften der Midhiganfee, im Süden Jllinsis und im
Weſten Minnefotah und Jowa; fein Flächeninhalt beträgt
56,000 Duadratmeilen und feine Einwohnerzahl gegen
300,000, son denen die Mehrzahl Deutfche find.
Hauptflüffe find: der die Weftgrenze bildende Miſſis—
fippi, der Wiseonfin, der fih in den Miffiffiopi, und der
For, der fich in die Green-Bai ergießt, Minder wichtig
find: der Milmaufee, der St, Croix, der Chippewa und
eine Menge kleinerer Flüffe. Bon den zahlreichen Land-
feen nennen wir hier nur die beiden größten, den Winne-
bago» und den St, Croirfee, r
Mit Ausnahme einiger fehroffer Hügelreihen, die fich
durch den nördlichen und nordweftlichen Theil des Staates
ziehen, bildet die Oberfläche deffelben eine Yeicht hügelige,
rolfende Ebene, die theils mit Waldungen son verfchiebenen
Pappel⸗, Eichen⸗, Nußbaumarten, Buchen, Ahorn, Ulmen,
Eichen, rothen und weißen Cedern, Birfen, Linden und
anderen Bäumen bewachſen ift, in denen Hirfche und bunt-
farbige Eichhörnchen, Füchſe, Wölfe, Hafen, Beutel- und
andere Ratten, in entlegenen Gegenden auch Bären, ſowie
Schaaren von Vögeln Ieben, theils in Dak-Dpenings und
offenen, im üppigften Grün prangenben und mit den man-
nigfaltigften Blumen überfäeten Prairien Tiegt.
Für deutfhe Auswanderer find aus den bei Jowa
angeführten Gründen nur diejenigen der 23 Counties, in
-welche der Staat eingetheilt wird, von Intereffe, in denen
bereits dichtere Anfiedelungen vorhanden find, und zu bie-
fen fann man nur die rechnen, welche Hftfich vom Wis-
eonfinfluffe gelegen find, mit Ausnahme des am Michiganfee
und an der von dieſem gebildeten Green» Bai Tiegenden
20 *
308 Der Staat Wisconſin.
und vom For, Puwaygan, Drento, Peſhtago, Menomonee
und mehreren Fleineren Flüffen bewäſſerten Brown-County,
welches zwar gut bewaldet ift, fruchtbare Prairien und
Dpenings und unverfauftes Congreßland in Menge, aber
zu firenge und zu lange anhaltende Winter hat, als dag
es dem deutſchen Auswanderer empfohlen werden fünnte,
Manitoumoe-Eounty, am Michiganfee, am Ufer, wo Nadel-
holz vorherrſchend ift, fandig, hat in feinen übrigen Theis
len fruchtbaren, gut bewaldeten und bemwäflerten Boden,
der aber faft ſämmtlich ſchon in die Hände von Specu-
lanten übergegangen und daher, je nach der Lage, nicht
unter 2 bi8 5 Dollars pro Acre zu erftehen if. Calumet—
County, weftlih von Manitoumoe-County und öftlih vom
Winnebago - See, hat wenig Wald, meiftens Prairie und
Dpeningsy und leidet in manden Gegenden Mangel an
Waffer. Die Oberflädhe ift durchgängig leicht wellenför-
mig und nah dem Winnebago-See hin abfallend, Der
Preis für uneultivirtes Land variirt auch bier von 2 bis
5 Dollars pro Aere. Sheboygan- County, am Ufer des
Michiganſees fandig und Nadelholz tragend, befteht im
Uebrigen größtentheils aus fehr fruchtbarem, ftarf wellen-
förmigem Waldland, welches im uneultivirten Zuftande.
mit 3 bis 6 Dollars bezahlt wird. In diefem County
wohnen viele Norddeutihe und Eingewanderte aus den
Reu-Englandftaaten. Fond-du-Lac-County, weftlih von
Sheboygan» County, den füdlihen Theil des Winnebago-
Sees in fih faffend, hat fehr guten Prairieboden, magere,
fandige und fehr hügelige Daf-Openings und wenig Wald-
land. An mehreren Stellen ift Waffermangel. Auch bier
ift das Land durch Sperulanten auf 2 bis 5 Dollars pro
Aere hinaufgetrieben worden, Eine im 3. 1840 in diefem
County, zu Cereseo, errichtete Communiftengemeinde, welche
gegen 150 Mitglieder zählt, hat es in den zehn Jahren
ihres Beſtehens nicht weiter bringen Fönnen, als daß ihre
Der Staat Wigconfin, - 309 4
in der Eolonie angelegten Capitalien eine Dividende von
45 Proc, geben. Marquette- County, weſtlich vom lets
genannten County, mit mehreren größeren Landfeen und
überhaupt gut bewäffert, hat Prairie, Wald und Daf-
Dpenings, aber auch viele ungefunde Sümpfe. Winnes
bago⸗County, am weftlichen Ufer des gleichnamigen Sees,
ift an Bodenbefchaffenheit und hinſichtlich der gefundheit-
lichen Verhältniſſe dem vorigen gleich. Portage- County,
am Yinfen Ufer des Wisconfin, ift gut bewaldet, weniger
gut bemwäffert, hat aber fruchtbaren Boden, der 14 bis A
Dollars pro Arre im Preife ſteht. Dodge-County, von
einem Zweige des Rock, vom Gebarfluffe und mehreren
Greefs bewäffert, und das dHftlih daran grenzende, am
Michiganfee liegende Wafhington-County, vom Milwaufee
und mehreren Fleineren Flüffen durchſtrömt, haben durch—
ſchnittlich Wald», weniger Prairieland. Der Boden, aus
ſchwarzer, fetter, auf fandigem Lehm Yagernder Erde be:
ftehend, ift fehr ergiebig. In Dodge-County wird unculs
tivirtes Land auf 3 bis 10, in Wafhington-County auf 4
bis 16 Dollars pro Acre, und, Tiegt es in der Nähe des
Sees oder fonft befonders günftig, noch höher im Preiſe
gehalten. Was in diefen beiden Counties noch von Con—
greßland zu 11 Dollars zu erftehen ift, ift fehlechter Qua—
lität; das gute Land befindet fi fammtlich in Privathän⸗
den. Deutfche Anftedler, son denen eine große Anzahl
in der Stadtfchaft Richfield, in Wafpington-County, und
weiter weſtlich wohnt, haben hier, wie in dem fruchtbaren
und gut bewaldeten Dane-County, öftlich vom Wisconfluffe,
die fich vorfindenden Sumpfmarfchen zu meiden, an denen
das Falte Fieber herrſcht. Jefferſon⸗-County, vom reizenden
Nodfluffe bewäffert, deffen Strom vielfach als Triebfraft
für Mahl» und Sägemühlen benust wird, hat hügeligen,
reich mit Eichen bewachfenen, fruchtbaren Boden, der, in
Händen von Speculanten, auf 2 bis 4 Dollars im Preife
310 Der Staat Wisconfim,
gehalten wird. Auch in diefem County, welches bereits
12 bis 13000 Einw. zählt, Teben viele deutſche Farmers,
Milwaukee⸗County, am Michiganfee, vom Milwaukee, Root,
Piſhtaka oder For und Fleineren Flüffen bewäflert, bat,
mit Ausnahme des fandigen Küftenftriches, fruchtbaren,
ſchwarzen Humusboden und große Waldungen von Eedern,
Ahorn, Eichen, Nußbäumen, Eichen, Buchen und Ulmen.
Diefes County ift das bewohntefte von allen, indem es
bereits über 28,000 Einw. zählt. Der Preis des Landes,
das fih ohne Ausnahme in Privathänden befindet, varürt
von A bis 25, ja, in der Nähe Milwaufee’s, bis zu 50
und 60 Dollars pro Acre, obgleich gerade hier der Boden
am wenigften gut ift. Racine-County, am Michiganſee,
vom For, Desplaines und anderen Flüſſen durchſtrömt, iſt
an Bodenbeſchaffenheit dem County Milwaukee ähnlich,
doch ſind die Landpreiſe hier noch nicht ſo in die Höhe ge—
trieben wie dort. Walworth⸗County, weſtlich von Narines
County, vom Rock, Piſhtaka, Turtle und anderen Flüſſen
und Creeks gut bewäſſert, im mittleren Theile hügelig,
ſonſt wellenförmig, hat bewaldete Flußufer und beſonders
in der Turtle-, Delawan- und Jefferſon-Prairie ausge—
zeichneten Getreideboden. Der Geſundheitszuſtand iſt bier
beſſer, als in den meiſten übrigen Counties des Staates.
Rock⸗County, weſtlich vom letztgenannten, wird vom Rock
und Sugar durchſchlängelt, liegt größtentheils in Prairien,
von denen die Rockprairie die ausgedehnteſte, iſt aber noch
wenig angeſiedelt, weil alles gute, uneultivirte Land ſich
in den Händen von Speculanten befindet. Eben fo fpärlich
bevölfvert. ift "Green- County, in welchem noch viel gutes
Congreßland und vorzügliches Land aus zweiter Hand zu
44 und zu 2 bis 5 Dollars pro Aere zu Faufen if. Der
nördliche Theil ift hügelig und bewaldet, der füdliche ebener
und meiftens Prairie. Der Sugar und der Pekatonia mit
ihren Zweigen durchſtrömen das Land, Jowa⸗ und Grant-
Der Staat Wigconfin. 314
County haben die hügeligſte Oberfläche von allen öſtlich
vom Wisconfluſſe liegenden Counties, aber doch durch—
ſchnittlich guten Boden und ein geſundes Klima. In
Jowa⸗County find eine nicht geringe Anzahl von Perſonen
mit der Gewinnung von Dleis und Kupfererzen befchäftigt,
welche in 34 bier befindlichen Schmelzöfen geläutert wer—
den. Im J. 1849 wurden in Jowa⸗-County an Bleierzen
allein über 10 Mill. Pfund gewonnen.
Im J. 1848 wurden im Staate Wisconſin 223,478
Arres Congreß- und 90,089 Acres Staatsland von den
drei beftehenden Landämtern an Einwanderer und Specus
lanten verfauft. In dem Halbjahre vom 1. Januar big
1. Juli 1849 verfauften Die drei Landämter 82,370 Acres
Land, und 315,162 Acres wurden bei ihnen geclaimt. Das
Landamt zu Milwaufee nahm in diefen 6 Monaten 50,144 -
Dollars, das zu Öreen-Bai 41,142 und das zu Mineral
Point 13,819 Dollars für Landyerfäufe ein.
Aderbau, Rindvieh- und Schweinezucht blühen und
die Schafzucht hat fich fo gehoben, daß über Nacine, wel-
ches bis dahin gar Feine Wolle erportirte, im 3. 1849
davon 35,676 Pfund ausgeführt wurden. Der Handel des
Staates gewinnt mit der wachfenden Bevölkerung, dem
befieren Betriebe der Minen und den fih mehrenden ins
duſtriellen Unternehmungen und Weges, Eifenbahn- und
Canalbauten von Jahr zu Jahr an Bedeutung, fo daf im
%. 1849 die Gefammtausfuhr einen Werth von 5 Mill,
Dollars erreichte, wovon 1,500,000 Dollars auf Blei und
Kupfer und 3,500,000 Dollars auf Getreide, Mehl, Fleiſch,
Butter, Wolle, Holz ꝛc. kommen.
Privilegirte Banken exiſtiren in Wisconſin nicht, da⸗
gegen eirculiren Noten von Bankhäuſern, die jedoch nicht
gerne und auch nur unterm Nennwerthe genommen werben,
Der Staat ift ſchuldenfrei.
Das Klima Fann, wenn man die häufig vorkommen
312 Der Staat Wisconfin,
den Falten Fieber nicht achtet, gefund genannt werben,
diefe regelmäßig wieberfehrenden Fieber ſchwächen den Kör⸗
per aber bedeutend. Die ſtrengen, ſelbſt in den ſüdlichen
Counties von Ende Detober bis Anfang April anhaltenden
Winter werden von Süddeutſchen unangenehm empfunden,
auch find die im April und Mai fi häufig einftellenden
Nachtfröfte eine große Plage für den Landmann, Das
Frühjahr ift furz, die Sommer find fo heiß wie in den
fünfihen Staaten, und der Herbft ift hier, wie im ganzen
Nordweften und Dften, die Tieblichfte Jahreszeit.
Der im Bau begriffene Portage- Canal, der den in
den Mifftffippi fließenden Wisconfinflug mit dem, durch
den Winnebagofee und Die Green-Bai in den Michiganfee
firömenden Forfluffe vereinigen foll und fo eine ununter-
brochene Wafferverbindung des ganzen Südweſten und We-
ften mit- dem Norden und Dften der Union herftellen wird,
muß nothwendig vom wohlthätigften Einfluffe auf den Ber:
fehr des Staates. werben. Außer diefem find noch meh-
rere Canäle projectirt, aber noch nicht zu. bauen begonnen,
Bon vielen projeetirten Eifenbahnen ift ebenfalls bis jegt
erft eine einzige, die von Milwaufee, am Michiganfee, nad
Prairierdu=Chien, in der Nähe der Mündung des Wis-
eonfin in den Mifftffippi, führen foll, in Angriff genommen,
Madifon, Hauptfladt des Staates, zwifchen den
im Mittelpunfte yon Dane⸗-County Tiegenden Landfeen er:
baut, ift eine hübfch angelegte, etwa 1000 Einw. zäblende
Stadt, Die wichtigſte und größte Stadt des Staates ift
Milwaufee, unfern der Mündung des fie burchftrömen-
ben, gleichnamigen Sluffes in den Michiganfee, mit 20,000
Einw., morunter ‘7000 Deutfhe. Der Milwaufeeflug,
deffen Wafferfraft zu Fabrifen und Mühlen benutzt wird,
ift fchiffbar und bietet einen geräumigen und fiheren Anfer-
plas dar, Die regelmäßig gebaute und mit vielen hüb-
fhen Wohnhäufern und eleganten Kaufläden geſchmückte
k
Der Staat Wigconfin,! 313
Stadt hat fich feit dem 3. 1835, wo fie noch ein elendes
Indianerdorf war, mit unglaublicher Schnelligfeit zu einem
Handelöplage emporgefhwungen, der mit allen Häfen
Wis conſins, Jlinsis’, Michigan und des nördlichen News
York in Dampf» und Segelihiffsverbindung fteht, und
über den im J. 1849 allein an Weizen 1,136,623 Bufhels
und an Mehl 136,657 Fäfler ausgeführt wurden. Die
Deutfchen der Stadt, von denen die Mehrzahl im Wohl-
ftand lebt, führen ein gefelliges Leben, haben Unterftügungs-
vereine für bedürftige Landsleute, deutfche Miltzeompagnien,
Caſinos und Kaffeegärten errichtet, und üben, wie in ganz
Wisceonfin, einen wefentlihen Einfluß auf die Wahlen aus,
In Milwaufee befindet fih ein Landamt. Manitoumoe,
ebenfalls am Michiganfee, hat fich binnen wenigen Jahren
aus Nichts zu einem blühenden Städtchen von 1000 Einw,
emporgehoben und treibt recht Tebhafte Schifffahrt und
Handel. Befonders ftarf ift die Holzverfhiffung von bier,
die im J. 1849 einen Werth von 70,000 Dollars erreichte,
Sheboygan, am Sheboyganfluffe, da, wo derfelbe in den
Michiganfee fällt, treibt Tebhaften Handel und zählt unter
feinen 2500 Einw. gegen 600 Deutſche. Sehs Meilen
von der Stadt entfernt Tiegt Sheboyganfalls, ein Flei-
nes, gewerbthätiges Städtchen, deffen Bewohner die Fälle
des’ Fluffes als bewegende Kraft für ihre Mühlen und
Manufarturen benugen, und deffen Umgegend faft aus-
-Schlieplih von Deutfchen angefiedelt ifl. Die von Buffalo
nad Milwaufee und zurüd gehenden Dampffchiffe laufen
den Hafen von Sheboygan an. Racine, am Michiganfee,
mit etwa 1500 Einw., führte im J. 1842 gegen 800, im
J. 1849 bereits 22,161 Fäffer Mehl aus, und Southport,
ebenfalls am Michiganfee, mit kaum 1000 Einw., bat,
faum entftanden, im 3. 1849 fchon gegen 1 Mill. Bufhels
Weizen und 25,000 Fäffer Mehl verfhifft. Green-Bai,
das feinen Namen von der Bai trägt, an- der es Iiegt,
314 Der Staat Ober-Californien,
mit einem Landamte, ift erft im Entftehen begriffen. Prai-
rie du Chien, am linken Ufer des Mifftffippi, nicht fern
von der Mündung des Wigseonfin in denfelben, in einer
weiten Prairie gelegen, wird nach Vollendung des Portage-
Canals und der von Milwaufee hieher im Bau begriffe-
nen Eifenbahn, und wenn ber weftlihe Theil Wisconfing
und Minnefotah erft mehr angefiedelt fein werben, feine
Einwohnerzahl raſch von 2800 auf das Doppelte heben.
Mineral: Point, Gerichtsfis für Jowa= County, mit
einem Landamte, hat ungefähr 1000 Einw., die fich haupt—
fählih mit Bergbau auf Blei und Kupfer und mit Land-
handel befchäftigen. In der Stadt felbft und in der Um—
gegend leben viele Deutfhe, Beloit, am Zufammenfluffe
des Turtle= mit dem NRodfluffe, mit einer Afademie und
mehreren Fabrifen und Mühlen, in romantifh ſchöner
‚Gegend, hat 2000 Einw. Janesville, Gerichtsſitz für
Rod-County, am Rodfluffe, zählt gegen 2000 Einw. Eine
Menge Feinerer Städte und Fleden, wie Jefferfon —
Fond du Laer — Winnebago — Columbus, find
feit Kurzem entftanden, eine noch größere Menge ift im
Entftehen begriffen und hat gegenwärtig faum ein halbes
Dugend Blockhütten da aufzumweifen, wo nad zehn Jah—
ren vielleicht ſchon Fabriken, KRaufläden, Mühlen und ganze
Reihen geſchmackvoller Häufer ftehen werben.
Der Staat Ober: Californien *),
von den Merifanern Nueva= oder Alta-California, von
den Nordamerifanern Upper- California genannt, wurde
Ober⸗Californien ift zwar im dem Augenblicke, in dem wir diefe
Heilen niederfchreiben, noch nicht als Staat in die Union aufgenoms
Der Staat Ober-Californien, 315
nach dem im J. 1848 zwifchen Merifo und der nordame-
rifanifhen Union abgefchloffenen Frieden, von erſterem
an letztere abgetreten.
Nah der am 1. September 1849 im — zu
Monterey entworfenen und am 10. November deſſelben
Jahres angenommenen Verfaſſung theilt ſich die Negie-
rung des Landes in drei Branchen: in das geſetzgebende,
das executive und das richterliche Departement. Die ge—
ſetzgebende Gewalt beſteht aus dem Senate und dem Hauſe
der Repräſentanten. Die Senatoren werden vom Volke
auf zwei, die Repräſentanten auf ein Jahr gewählt, und
wahlfähig ſind nur Perſonen, welche ein Jahr lang vor
der Wahl im Lande und davon ſechs Monate in dem Be—
zirke gelebt haben, für welchen ſie als Candidaten auftre—
ten. Dieſelbe Qualification wird von den Wählern ge—
fordert. Die vollziehende (executive) Gewalt hat der
vom Volke auf vier Jahre gewählte Gouverneur. Die
richterliche Gewalt haben ein Obergerichtshof und die
Bezirks- und Friedensgerichte. Die Richter des Ober—
gerichtshofes werden am allgemeinen Wahltage aus und
von dem Volke auf die Dauer von ſechs Jahren gewählt.
Es dürfen Feine Banken, wohl aber Depoſiten-Caſ—⸗
fen errichtet werden, jedoch follen dieſe weder Noten, noch
Certificate, no Papiergeld irgend einer Art ausgeben,
fowie überhaupt fein Papiergeld cirkuliren darf, Die ges
feßgebende Gewalt ift nicht befugt, Eheicheidungen zu be-
willigen, auch haftet das Vermögen der Frau nicht für
die Schulden des Mannes. Der Zweifampf ift verboten,
direete oder indirecte Theilnehmer an einem folchen ver-
lieren die Befähigung zu bürgerlichen Aemtern. Lotterien
dürfen nicht gehalten, auch Looſe zu auswärtigen Lotterien
men worden, wird aber vorausfichtlich recipirt ſein, bevor dieſes Hand⸗
buch die Preſſe verläßt.
316 Der Staat Ober-Californien,
nicht verfauft werben. Die Sclaverei ift für immer vom
Staate ausgefehloffen. Bis auf Weiteres iſt Pueblo San
Joſe Sit der Negierung.
Dber- Californien liegt zwifchen dem ftillen Dzean
und dem 109.° weſtl. Länge und zwifchen dem 32. und
42, nördl. Breite, wird im Weften vom flilfen Ozean,
im Eüden von Süd-Galifornien und Sonora, im DOften
von Neu Merifo und Nebrasfa, im Norden yon Oregon
begrenzt, und umfaßt ungefähr 400,000 Duadratmeilen. Die
Einwohnerzahl des Landes läßt fi) nicht einmal annä-
bernd genau angeben. Sie betrug im Jahre 1847 etwa
43,000, worunter 5000 von Spanien abftammende Gali-
fornier, 35,000 Indianer, 1000 Nordamerifaner, dann
merifanifche Anftedler, Europäer verfchiedener Nationen
und Sandwichinfulaner. Geit aber im Februar 1848 der
Neichthum des Landes an Gold entdedt wurde, ftrömten
ſolche Maffen Einwanderer aus dem öftlihen Nordame-
rifa, aus Gentral= und Südamerifa, aus China und aug
Europa bieher, daß die Geſammt-Einwohnerzahl, die fi
jedoch täglich dur Neuanfommende und durch Heimfeh-
rende verändert, auf mindeftens 160,000, vielleicht auf
das Doppelte angegeben werden kann.
Die Hauptflüffe find der Sacramento, der fich mit
diefem an der Mündung vereinigende Joaquim, der San
Buona, der Rio Eolorado del Deeidente und der Gila
mit einer Menge bedeutender, zum Theil noch wenig be—
fannter Arme, Außer den beiden Tulefeen im Küften-
ftriche, dem Pyramide», dem großen Salz- und dem Yutah-
fee, gibt es noch eine große Anzahl umfangreiher Seen
im Staate, die theild noch gar nicht, theils nur mn
lich erforfcht find,
Die Oberfläche des Staates wird am Zweamaßigſten
in drei Theile getheilt: in den öſtlich vom Colorado del
Oceidente, in den zwiſchen dem Colorado und ber Sierra
Der Staat Ober-Californien. 317
‘
Nevada Liegenden. mittleren und in den fih vom ſtillen
Dean bis zur Sierra Nevada erftredenden Theil.
Der erfigenannte Theil wird im Süden von Sonora,
im Weften vom Colorado, im Norden von den Bear
Mountains und im Oſten vom Anahuae-Gebirge begrenzt,
umfaßt etwa 130,000 Duadratmeilen, ift bis jegt aber
faft nur an dem Ufern der beiden Hauptftröme, des Gila
und des Colorado bereifet und gilt für ein bergiges, an
gutem Waffer armes und nur in einzelnen Theilen culti-
virbares Land.
Der zweite Theil, das Centrum bes Staates, befteht
faft ganz aus einer Sandwüfte und fchließt im Norden
ein großes, zwifchen dem 37. und 38. nördl. Breite Tie-
gendes-Beden in fid, deſſen ſüdliche Hälfte ebenfalls eine
dürre Wüftenei bildet, während die nördliche eine von
einigen Bergrüden durchfchnittene Ebene ift, Die Das große
Deren (Great Basin) genannt wird und Deren Boden,
dem größeren Umfange nach, aus Lehm-, Sand- und Sale _
gemifch befteht. Im diefem nördlichen Becken Tiegt der
Zimponogos= oder große Salzfee und der Yutabfee, die
durch den Yutahfluß mit einander verbunden find. Das
Waſſer des Salzfees hat einen falzig=bitteren Gefhmad,
der e8 ungenießbar macht, das des Yutahfluffes und des
gleichnamigen Sees ift wohlfchmedend und klar. Bon den
die Seen umgebenden, mit Cedern und Eichen bewachſe—
nen Höhen kommen Feine, kühle und reine Flüffe herab,
und bier haben fich etwa 10,000 Mormonen, die früher
in Miffouri und Illinois hauften, niedergelaffen, bebauen
gemeinfchaftlih ihre Felder, Ieben in Gütergemeinfchaft
und Bielweiberei und haben bereits eine 1000 Häufer zäh—
ende Stadt gegründet, Die Mormonen nennen das von
ihnen bewohnte und das daran anftoßende Land, als def-
jen Grenzen fie im Süden die Nordgrenze Sonoras, im
Weften bis zum 33° 80° nördl. Breite die Süpdfee und
*
318 Der Staat Ober⸗Calikornien.
die Sierra-Nevada, im Norden die das innere Beden des
Colorado begrenzende Bergfette bis zum Windrivergebirge
und im DOften das Anahuargebirge feftgeftellt haben wol—
fen, Deferet Cin der Mormonenfpradhe „Honigbiene”),
haben für diefen Diftriet bereits eine VBerfaffung entwor-
fen und angenommen, und begehren nun, daß das von
ihnen ohne alles Recht in Anfpruh genommene Land als
felbftändiger Staat in die Union aufgenommen werde.
Da der eigenmächtig abgegrenzte Diftricet den Vorbedin—
gungen, welde an ein zu einem GStaate zu erhebendes
Land geftellt werben, überhaupt und ganz befonders in
fofern nicht entfpricht, als er nod feine 60,000 Einw.
zählt, fo wird der Congreß auf die Forderung der Mor-
monen nicht eingehen können. Am nördlichen und ſüdli—
hen Auslaufe der die Salzebene weſtlich begrenzenden
Bergreihen entfpringen zwei Flüſſe, welche fpäter verei-
nigt, als St. Mary gegen Südweften fließen und fi in
Seen und Sümpfen verlaufen. Weftlih von dieſen Flei-
nen Seen und Sümpfen, am Fuße der Sierra-Nevada,
umgeben von etwas befferem Lande, Yiegt der Pyramid-
fee, in den fih der Salmontroutfluß, ein fich feinen Weg
durch's Gebirge bahnender, Flarer, forelfenreicher Fluß
ergießt. Den Fluß entlang führt ein 7000 Fuß hoch lie—
gender Gebirgspaß in’s Sarramento-Thal. In der Nähe
des Pyramidfees beftehen die Gebirgsausläufe aus ſchwar—
zem Bafaltfels, der auch in der Sierra-Nevada, im Ca—
Hifornifchen Gebirge und in den Küftenbergen häufig tft,
fpäter findet man Sandfteinfchichten, denen Conglomerate, -
Granit und Bafalt folgen, Der füdliche Theil diefes enor-
men, einen Flächeninhalt von etwa 160,000 Duadratmei«
len umfaffenden Centralbeckens ift, foweit er befannt ift,
ein wüftes Land, mit Ausnahme des im öftlichen Winkel
liegenden Gebirgsthales Las Vegas de Santa Clara, wel-
ches herrlich bewäflert ift und üppige Wiefen enthält.
Der Staat Ober-Californien, 319
Der dritte, etwa 110,000 Duadratmeilen große Theil
Dber-Ealiforniens, derjenige, der feines Goldreichthums
wegen das Ziel taufender von Glüdsfägern geworden ift
und eine Umwälzung in der Werthbeftimmung der edlen
Metalle bervorzubringen droht, Liegt zwiſchen der Sierra—
Nevada und dem ftillen Ozean und wird von der Norb-
grenze bis zur Mündung des Sacramento herab von dem
Galifornifchen Gebirge und von der Sans Francisco Bat
bis zur Grenze von Nieder-Californien. hin von den Kü—
ftenbergen durchſtrichen. Das californifhe Gebirge, im
Norden von gleiher Höhe mit der Sierra-Nevada, erreicht
eine Höhe von 7 bis 9000 Fuß und hat eine mittlere
Breite von 80 Meilen. Allmählig von der Ebene auf:
fteigend, trägt das Gebirge auf feinen unteren Steigun-
gen Eichenwaldungen, denen fpäter Cedern und endlich
Fichten und Kiefern folgen. Die Küftenberge, nad dem
Meere. hin felfig und ſchroff, laufen gegen Often in hüs
gelartige Vorberge und rolfendes Land aus und erreichen
eine Höhe von 3000 bis 4500 Fuß. Die von bdiefen
Gebirgszügen gebildeten Thäler find gragreih und von
durchſchnittlich fruchtbarem, durch Bäche und viele Heine
Seen bewäflerten Boden, auch find die Hügel um fie
herum gut bewaldet. Ein anderer dem Flußthale des
Sarramento yon Nordoften nad Weften, bis zur Mün—
bung dieſes Fluffes folgender Höhenzug erreicht durch—
fchnittlih eine Höhe von 1500 bis 1800 Fuß. Weftlich
von dieſem Höhenzuge breitet fih in Form eines ſpitzen
Dreieds, deſſen Schenkel auf der Grenzlinie zwifchen Ca-
lifornien und Dregon ruhen, eine fruchtbare, theils be-
waldete, theils in Prairien liegende Ebene aus, die für
eine Menge der größten Farms hinlänglich Raum barbie-
ten würde. Nicht fo gut von Boden, des daffelbe durch—
ſchneidenden Sacramentofluffes wegen, aber günftiger ge-
legen, ift das ‚Sacramentothal, zwifchen dem eben ermähn-
320 ‚Der Staat Ober-Californien.
ten Höhenzuge und der Sierra-Nevada. Die Oberfläche
diefes Thales bildet zwei Terraffen, von denen fich die
untere von der Mündung aufwärts bis auf ungefähr zur
Hälfte der Länge des Fluffes, die obere, um etwa 60 Fuß
höher, von da bis zu den Duellen erftredt. Außer vom
Saeramento felbft, wird das Sacramento- Thal von den
ZTributären des Hauptftromes, vom American= Fork, vom
Feather, Threes-Buttes, Champagne, Pine, Antelope, Potas,
Young, Beaulien, Avoine, Liards und Fleineren Flüffen
und Bächen bewäflert, welche im Sommer ganz oder zum
größeren Theile ausgetrodnet, in der Regenzeit zu ſchwer
zu paffirenden, reißenden Strömen anfchwellen. Diefe Flüffe
und befonders die von Dften fommenden find es, melde
in dem mit fi führenden Sande und in den Höhen, des
nen fie entfpringen, Goldftaub und Golderz bergen und
bier find Goldwäſchereien CWashings) und Minen (Diggings)
angelegt, deren Ausbeute, von der Entdeckung im Februar
1848 an bis zum Beginn des Jahres 1850 mehr als 6
Mill. Dollars betragen hat. In der unteren Hälfte liegt
das Thal feinem größeren Umfange nah in Grasland,
in der oberen Hälfte ift es ftärfer bewaldgt. Das San
Joaquim-Thal, zu beiden Seiten des gleichnamigen, von
Süden her der Corquines-Bai zuftrömenden Fluffes, Liegt
höher als das Sacramento-Thal, ift öftlih vom San Joa—
quim durch den Rio de los Reyes, den Eftanislao und
mehrere Heine Flüffe bemäflert, gut bewaldet und von
guter Bodenbefchaffenheit, in der weftlichen Hälfte aber,
die Ufer der Tulefeen ausgenommen, die von Einigen als
befonderes Thal gerechnet werden, dürr und unfruchtbar.
Mit Wafferfraft, Holzreichthum, Gras und weiten Stref-
fen fruchtbaren Bodens ausgeftattet, eignet fich dieſes Thal
vorzüglih zur Anlage von Farms und Fabrifetabliffe-
ments. |
Das Klima von Ober-Ealifornien fann, im Oanzen
Der Staat Ober-Lalikorrien, 321
genommen, ein gefundes genannt werben. Es gibt hier
nur zwei Jahreszeiten, den Sommer, der vom März bis
Mitte Novembers oder Anfang December dauert und in
den Thälern fehr heiß ift, während ihn an der Küfte häufig
ein fehneidend Falter Nordoftwind plötzlich abfühlt, und die
Regenzeit, welche von Mitte Novembers oder Anfang Des
cember bis Anfang März anhält und häufig fündfluthar-
tige Wolfendbrühe bringt. Diefe ertremen Jahreszeiten
find dem Feld- und Gartenbau fehr ungünftig, es ift da=
ber nöthig, daß Farmers, Gärtner und Weinbauer im
trodnen Sommer für Fünftlihe Bewäfferung ihres Landes
forgen. Feld- und Gartenfrüchte und Wein gedeihen bei
einiger Pflege in größter Ueppigkeit. Rindvieh- und Pfer-
dezucht werben bereits betrieben, wären aber noch fehr zu
heben; fchlechter noch find die Schweine- und die Schaf:
zucht, obgleich auch für diefe der natürlichen Vortheife bie
Menge vorhanden find. Fifche und Biber, Bären, Hir—
che, Antilopen, Federwild, Schlangen, Kröten und Inſee—
ten gibt es in Menge. Der Reichtum des Staates an
Platina, Silber, Duedfilber, Blei, Kupfer, Eifen und
Zinnober ſcheint dem an Gold nicht nachzuftehen, auch ſoll
Schwefel vorhanden fein.
Die Goldregion und die für die dahin frömenden
Einwanderer zunächft gelegene Küfte ausgenommen, hat
Dber-Ealifornien nur jehr unbedeutende Städte:
San Diego, an der Meeresfüfte, da, wo das Flüß-
hen San Diego fih in den ftillen Ozean ergießt, befist
einen vorzüglihen Hafen, der an den feichteften Stellen
20 bis 25 Fuß Tiefe und guten Anfergrund hat. Unter
den wenigen Gebäuden, aus denen das Feine Städtchen
befteht, befinden fich einige Saladeros, Häufer, in denen
Rindshäute eingeſalzen und zur Verſchiffung verpadt wer:
den, fo ziemlich der einzige Handelsartikel des Ortes.
Monte-Rey, in fandiger Gegend, die nad) einigen Mei-
Nordamerika. 21
322 Der Staat Ober-Ealifornien,
fen in eine fruchtbare Ebene übergeht, Liegt an einer Bucht
des ftillen Ozeans, die einen Hafen von 40 bis 50 Fuß
Tiefe bildet, und in die fi) die Flüßchen Monte-Rey und
Pajaro ergiepen. Die Stadt zählt ungefähr 1000 Einw,,
welche in Häufern von an der Luft getrodneten Baditei-
nen (Adobes) wohnen. San Francisco, an der mit
drei größeren und mehreren‘ Heinen Inſeln geihmüdten
gleihnamigen Bai, die 6 Meilen breit und 36 Meilen
Yang ift, hat fi feit der Entdeckung des Goldreichthums
Galiforniens in rafender Schnelligfeit von einem Städt:
hen son 6 bis 700 auf eine Stadt von 60,000 Einw.
und darüber gehoben. Die Häufer der Stadt find der gro-
Ken Mehrzahl nach aus Holz, andere aus Adobes erbaut,
und viele der bier aus allen Weltgegenden hergeftrömten
Einwanderer wohnen noch in Zelten, Bon bier aus wan—
dern die Goldgräber und Wäfcher den Sacramento hinauf,
der bereits mit Dampf- und Segelfchiffen befahren wird,
und hieher Fehren viele von ihnen zurüd, wenn fie mit .
Beute beladen-mwieder dem Heimathlande zufteuern wol-
fen oder wenn fie die Negenzeit aus ber unmirthlichen
Goldregion vertreibt, Der Berfehr in der Stadt ift ein
ungeheurer und die Hoffnung auf Gewinn in der Gold»
region hat die Preife der Arbeit felbft, wie die der Er-
zeugniffe des Gewerbfleißes auf eine fabelhafte Höhe ge:
trieben; fo bezahlt man dem Tagelöhner einen täglichen
Sold von 8, Schreinern, Zimmerleuten, Schmieden 12
bis 16 Dollars, Feine Zimmer in bretternen Häuschen
ioften 1 bis 200 Dollars monatlihen Miethzins, einfache
Stühle und Tiſche werden mit 10 und 20 Dollars be-
zahlt. Sollte die Goldausbeute nadhlaffen oder die Einwans
derung noch längere Zeit in dem Maße wie gegenwärtig.
‚fortdauern, fo werden Arbeit und Arbeitserzeugniffe auch
wohl allmählig auf einen mäßigeren Preis zurüdgeführt
und dann der Landwirtbfhaft mehr Aufmerkfamfeit ge:
Die Gebiete der Pereinigten-Staaten bon Mordamerika. 323
fchenft werden. Der Pueblo (Flecken) San Joſe, in
einer weiten, fruchtbaren Ebene am Rio de Guadalupe,
der fih drei Stunden davon entfernt in die San-Fran-
eisco-⸗Bai ergießt, zählt gegen 3000 Einw,, wovon 2000
Indianer find, und ift vorläufig Sig der Regierung, Neus
Helvetia, ein Fort, und Sutterspille, ein Städtchen.
am Sarramento, beide von dem Schweizer» Capitän Sut-
ter angelegt, dann Sonoma, Sarramentn- City,
Beneria u. m. a, Orte am Sacramento und in beffen
Nähe, nehmen mit jedem Tage an Bedeutung zu, es läßt
fih die Einwohnerzahl derfelben aber nicht einmal annä=
bernd angeben, weil fie dur das Hin= und Herwogen
der Gpldfucherzüge einem fteten Wechfel unterworfen ift.
Bodega, gegen 100 M, nördlid von San- Francisco,
war früher in den Händen der Ruſſen, die in der Nähe
das von fehönen Gärten umgebene Fort Roß errichteten,
Der Hafen ift eng, gegen die von November bis März
vorherrfchenden Nordoftwinde fchlecht seihügt und nur für
flach gehende Schiffe zugänglich.
E. Die Gebiete der Beteinigten Staaten
von Nordamerika
find theils noch zu wenig befannt, als daß man eine ge-
treue Befchreibung derfelben Kiefern könnte, theils verbie-
nen fie zur Zeit noch nicht die Aufmerffamfeit des deut-
ſchen Ausmwanderers, indem fie entweder noch gar nicht,
oder nur erft fpärlich von jenen Vorläufern der Cultur
und der Civiliſation aufgefucht werden, die zuerft ald Jä—
ger, fpäter ald Squatters dem Zuge der Einwanderung
den Weg bahnen müffen. Wir werben daher, im Ein-
Hange mit dem Zwede diefer Blätter, nur wenige Worte
21*
324 Das Gebiet Millouri, Das Gebiet Nebraska.
über die. Gebiete Miffouri, Nebrasfa, Neu: Me:
xifo, Dregon und Minnefotah zu fagen haben.
Das Gebiet Mifjouri,
im Norden von britifb Nordamerika, im Welten vom Fel-
jengebirge, im Süden vom Gebiete Nebrasfa und im Dften
som Gebiete Minnefotah begrenzt, wird von wilden Ins
Dianerftämmen bewohnt, welche hier den Büffel, den Hirfch,
das Elenthier, das wilde Pferd, Wölfe, Bären und Wild
aller Art erjagen.
Die ſchwarzen Berge (Black Mountains) theifen das
Gebiet in zwei ungleiche Hälften, Der Heinere, füdliche
Theil, deffen Oberfläche faft ganz mit unabfehbaren Prai-
vien bebect ift, wird vom White, Teton, Shienne und
einer Menge Heinerer Flüffe durchſtrömt; der nördliche,
größere Theil trägt große Waldungen yon Laub- und
Nadelholz und Dpenings, und wird vom Miffouri, dem
Yellow-Stone und ihren zahlreichen Nebenflüffen bewäſſert.
Das Klima ift dem von Jowa ähnlich.
Das Gebiet Nebrasfa
wird im Norden vom Mifjourifluffe und vom Miffouri-
Gebiete, im Süden vom Kanzasfluffe, im Often von den
Staaten Miſſouri und Jowa und im Weften vom Ge—
biete Neu-Merifo begrenzt.
Der Nebrasfa- oder Mattefluß durchſtrömt das Ger
biet; der Miffouri befpült einen Theil der nörblichen und
die Öftlihe, der Kanzas die füdliche Grenze und der Pa—
bouca, der Black, North, Salomons, Republican, Saline
Das Gebiet Meu-Meriko, 395
und viele Heinere, zum Theil noch namenfofe Flüffe be-
wäffern das Land, das am Miffouri und Kanzas, die
Waldfäume der Flußbette ausgenommen, in ebenen Prai-
rien liegt, fi gegen Weften hebt und endlich zu Berg-
rüden emporfteigt, welche mit Laub» und Nadelholz bes
waldet find.
Bis jetzt ift das Gebiet noch ein endlofer Jagdgrund
der Pawnees und anderer Indianer, die aber, wenn erft
einmal die Anftedelungen vom mweftlihen Jowa und Mifs
fourt bis an den Grenzfluß vorgerüdt und über ihn hinüber
gedrungen fein werden, auch bier der weißen Bevölkerung
werden weichen müſſen. Das Klima ift dem in Weft-
Miffouri gleich.
Das Gebiet Neun: Mexiko,
ein Theil der früher merifanifchen Provinz Neu-Mexiko,
wurde dur Friedensvertrag im Mai 1848 von Merifo
an die Bereinigten-Staaten abgetreten.
Im Often grenzt das Gebiet an dag Indianer Ters
ritorium, die nördliche Grenzlinie bildet der Arfanfag,
die weftliche das fich zwifchen Neu-Mexiko und Ober-Ca-
fifornien hinziehende Anahuac:Gebirge, bis zu dem wegen
der beftehenden Grenzftreitigfeiten mit Texas noch zwei⸗
felhaften Punkte, von wo die füdliche Grenzlinie nady der
öftlichen hinüberläuft.
Hauptflüſſe des Landes find der Rio Grande dei
Norte, der die Nordgrenze bildende Arfanfag mit den
Nebenflüffen Ned, Great Saline, North und einer Menge
anderer und der Falfe Wafhita.
Der Boden im Thale des Niv del Norte ift durch—
gängig fandig und von ärmlichem Ausfehen, durch künſt—
>». Fe Das Gebiet Meu- Mexiko,
tihe Bewäfferung bringt er aber reihe Ernten hervor,
Obgleich die Landwirthſchaft auf fehr rohe Weife betrieben
wird, fo werden doch große Duantitäten Mais und Wei-
zen, Zwiebeln, Bohnen, vother Pfeffer und etwas Obft
gewonnen. Der fruchtbarfte Theil des Thales beginnt
unterhalb der Hauptftadt Santa-Fé, den Fluß abwärts,
und wird rio abajo (den Fluß abwärts) genannt. Dort
ift e8 nichts Seltenes, daß jährlih zwei Mal geerntet
wird, Die allgemeine Trodenheit des Klimas und bes
Bodens in Neu-Merifo verweifet Die Landwirthfchaft überall
in die Flußthäler, von denen aber folche, welche das ganze
Jahr hindurch mit Waſſer verfehen find, nur_ Außerft
‚wenige gefunden werben, Auf der füblih von Santa- Fe
Tiegenden Hochebene liegen in gemiffer Tiefe Lehmlager,
welche für die unterirdifchen Waffer, die von den Gebirgs-
fetten berunterfließen, ala Refervoirs dienen mögen, und
die durch Bohrer gezwungen werden fünnten, ihr Waffer -
der Oberfläche mitzutheilen. Gegenwärtig wird die Ber
wäfferung dadurch bewirft, daß man die Flüffe abdämmt
und das Waffer in größere oder. fleinere Gräben Teitet,
welche das "ganze cuftivirte Land umfaffen und durch—
Schneiden. Die ſchönſten Felder findet man auf den Land-
gütern (Haciendas), welche Eigentbum der reichen Meris
kaner find und von eivififirten Indianern bearbeitet werden,
Außer der Landwirtbichaft widmen die Bewohner Neu—
Mexiko's auch der Viehzucht große Aufmerffamfeit; fie
ziehen Pferde, Maulthiere, Rindvieh, Schafe und Ziegen,
doch find alle von fehr Fleiner Art, weil nichts für Ver—
befferung der Racen gethan wird, und man nur auf Er—
zielung einer möglichft großen Zahl bedacht ift, die, da die
Stalffütterung während des Winters unnöthig ift, gar
feine Mühe verurſacht. Es giebt in Neu-Merifo aug-
gedehnte Streden Landes, welche für die fünftlihe Be—
wäſſerung zu weit vom Waffer entfernt oder in zu -bergi-
Das Gebiet Neu⸗AMexiko. | 327
gen Gegenden liegen, als daß fie zum Aderbau verwendet
werden fünnten, und die die herrlichften Weiden bieten
würden, wären nicht die räuberifchen Einfälle der In⸗
dianer zu befürchten.
Eine große Menge verlaſſener Minen beweiſen, daß
der Bergbau in Neu-Merifo in den alten ſpaniſchen Zeiten
mit weit mehr Eifer betrieben wurde, als fest, woran die
Willkür und die Habjuht der früheren merifanifchen Bes
amten und der Mangel an Kenntniß des Bergbaueg eben fo
ſehr fhuld find, als die Feigheit der Bewohner, die fich
nie energifch den Räubereien der Indianer widerſetzten.
Die gebirgigen Gegenden Neu-Merifo’s find fehr reih an
Gold, Kupfer und -Eifen, bergen auch etwas Silber,
Gold fommt in großer Menge im Gebirge in der Nähe
von Santa-Fe, ſüdlich davon auf einer Strede von 100 M.
bis nah Gran Duivira, und nördlich auf einer Strede
von 120 M. bis zum Fluffe Sangre de Chrifts vor. So
werden im alten Placer, einem 27 M. von Santa-Fe
entfernt Tiegenden, eigentlich Real de Dolores genannten
Dorfe ergiebige Goldminen und Goldmwäfchereien ausge:
beutet, und faft eben fo ergiebig find die Minen und Wä⸗
fohereien von dem einige Meilen füdlicher Tiegenden Real
del Tueſto, gewöhnlich Neu-Placer genannt. Auch Stein
fohlen, gemeiner und kryſtalliſirter Gyps werden in Maffe
in Neu-Merifo gefunden, und auf einer. etwa 100 M.
ſüdſüdöſtlich von Santa-Fe, zwifchen dem Rio del Norte
und dem Pecos befindlichen Hochebene-Tiegen mehrere Salz«
feen, welche ganz Neu-Merifo mit Salz verforgen.
Das Klima von Neu-Mexiko iſt felbfiverftändlich in
ben höheren, gebirgigen Theilen des Landes yon dem im
Thale des Rio del Norte fehr verfchieden, aber durch—
fchnittlih genommen, kann man es gemäßigt, beftändig
und gefund nennen, Die Sommerhige fleigt im Flußthale
bisweilen auf 100° Fahr,, die Nächte find aber ftets Fühl
328 Das Gebiet Meu- Mexiko,
und angenehm. Die Winter find im Thale milde, obgleich
Schnee und Eis gewöhnliche Erfheinungen find, doch ift
der Rio del Norte nie über Eis zu paffiren, Die höheren
Berge find immer mit Schnee bedeckt. Der Himmel ift
faft immer flar, die Atmofphäre troden. Zwiſchen Zuli
und Detober fällt viel Regen, doch nicht fo häufig, daß
man diefe Monate eine Negenzeit nennen kann. Entzün—
dungen und nervöfe Fieber zur Wintergzeit ausgenom—
men, foheint man nur wenige Krankheiten zu fennen.
Die Zahl der Bevölkerung läßt fih nur ſchätzungs—
weile angeben; fie mag etwa 36,000 betragen, worunter
6000 fogenannte Pueblos, oder mit Waffengewalt zum
Chriſtenthum und zur Leibeigenfchaft, — die aber unter
amerifanifcher Regierung ihr Ende erreicht, — gezwungene
Indianer.
Hauptſtadt des Staates iſt Santa-Fé, ungefähr
20 M. öſtlich vom Rio del Norte, in einer großen, nach
allen Seiten von Bergen eingeſchloſſenen Ebene, die baum—
108, und fo arm yon Boden ift, daß fie nicht einmal zur
Viehweide zu benugen iſt. Die Bewohner diefer älteften
fpanifhen Niederlaffung find ein Gemiſch fpanifcher und
indianifcher Race, in dem das indianifche Blut die Ober:
band bat, und Trägheit, Mäßigfeit, Tanz und Spielluft
find hier, wie bei allen Merifanern, die Hauptcharafter-
züge. Die Zahl. der Einwohner ift von A bis auf 3000
herabgefunfen, hebt fi aber feit dem Frieden wieder zu—
fehends und wird unter nordamerifanifcher Herrfchaft bald
die alte Zahl erreicht und überfchritten haben. Die Häufer
der Stadt, yon an der Luft getrodneten Badfteinen erbaut,
find Hein, fhmusig, ohne Fenfter, und harmoniren ganz
mit den engen, frummen und nichts weniger als fauberen
Straßen, Das Klima von Santa- Fe ift fehr angenehm,
nicht fehr heiß im Sommer und gemäßigt falt im Winter,
wo jedoch häufig Schnee fällt. Der Himmel ift fait das
Das Gebiet Oregon. 329
ganze Jahr hindurch heiter und die Atmofphäre troden.
Die Stadt Tiegt unterm 35° 41’ 6 nördl, Breite und
106° 2° 30° weftl, Länge von Greenwich, und 7047 Fuß
hoch über dem Meeresſpiegel.
Das Gebiet Oregon
erſtreckt ſich gegen Norden bis zum 49 nördl. Breite,
der durch Uebereinkunft vom 15. Juni 1846 als Grenz⸗
linie zwiſchen den britiſchen Beſitzungen und Oregon feſt—
- geftellt wurde; im Oſten wird es vom Miſſouri-Gebiete,
im Süden von Ober- Californien und im Weften vom
ftillen Ozean begrenzt. Sein Flächeninhalt beträgt 340,000
Duadratmeilen, feine Einwohnerzahl etwa 300, 000, yon
denen Die Hälfte Indianer find,
Hauptflüffe des Gebietes find der 750 M, Tange, big
zu feinen Fällen für große Schiffe fahrbare Columbiafluß;
der ebenfalls fchiffbare Willamette; der im Frühjahre und
Herbft für Böte fchiffbare Cowlitz, der Saptin oder Lewis,
der Yackima, Piſchous, Salmon, Falls, Wallawalla, Oko—
nagan, Clarke oder Flathead, Spokane, Kooskooskie, las
met. Binnenſeen giebt es eine große Menge, von denen
der Kulleespelm, der Chatnoonik, Farbots und Otchanau⸗
kane die größten ſind.
Der Geſtaltung der Oberfläche, der Bodenbeſchaffen—
heit und dem Klima nad) wird das Gebiet in drei Sectio—
nen eingetheilt, yon denen die weftliche zwifchen dem ftilfen
Dean und den Gascaden-Bergen, die mittlere zwifchen
den Cascaden- und den blauen Bergen, und die öftliche
zwifchen den blauen Bergen und dem Felfengebirge Tiegt.
Die weftliche Section, welche fih son der de Fuca-
\\@ng bis zum 42° nördl, Breite erſtreckt und durchfchnitt-
330 Das Gebiet Oregon,
ih 120 M. breit und 400 M. Yang ift, hat zwifchen den
big zur Küfte herab bewaldeten, in ihren höchſten Punften
fih 8000 Fuß über der Meeresfläche erhebenden Bergen
fruchtbare, gut bewäfferte Thäler, die für den Aderbau
vorzüglich geeignet find, und von denen die fruchtbarften
am Williamette und am Umpqua Tiegen. Diefe Section
fieht mit dem übrigen Theile des Gebietes nur durch den
Columbiafluß in Verbindung, weil das Gebirge jede Im
flige Communication verhindert.
Die mittlere Section, welche ſich bei einer Breite von
160 M. durdy die ganze Länge des Gebietes, vom 42 big
49° nördl. Breite erftredt und vom Golumbia durd-
fiohnitten und vom Falls, John-Day, Umatilla, Owyhee,
Powder, Burnt, Snake, Great-South-Brandh und. ans
deren Flüffen bewäffert wird, bietet ungeheure Streden
herrlichen Weidelandes dar. Im Süden wird diefe Section
yon Bergrüden durchftrihen und bat große Flächen un:
fruchtbaren Landes. Südlih vom Columbia findet man
große Waldungen, nördlich von ihm weite Prairien, durch
welche der Yarima, der Piſchous und der Entecatecome
fliegen. Der nörblide, reich mit Waldungen beftandene
Theil diefer mittleren Section wird vom Dfonagan und
einer Menge kleinerer Flüffe bewäflert, die alle dem Co—
lumbia zufließen.
Die dritte Sertion, die den noch nicht befchriebenen
öftlichen Theil Dregons umfaßt und durchſchnittlich eine
Breite von 150 M. mißt, hat einen unebenen, von Berg-
reihen durchzogenen, vulfanifchen Boden, der nördlich vom
Salmonfluffe bewaldet, fühlih von ihm öde und des Ans
baues unfähig ift.
Das Klima der weftlichen Section ift milde; die vom
December bis zum Februar andauernden Winter bringen
nur mäßige Kälte, und der Schnee bleibt immer nur
wenige Tage liegen; die Sommer find warm, aber nicht
Das Gebiet Oregon, 331
ſchwül. Die mittlere Section bat trodene, heiße Sommer
und fältere Winter als die weftliche Section, auch ift der
Witterungsmwechfel oft fehr ſchroff. Schroffer noch ift Diefer
Wechſel in der öftlichen Section, wo nicht felten an einem
“und demfelben Tage alle Abwechfelungen des Frühjahres,
des Sommers, des Herbftes und des Winters vorfommen
und die Temperatur binnen 12 Stunden um 50 big 60°
differirt.
Die Entdeckung des californiſchen Goldreichthums hat
eine große Anzahl der Bewohner Oregons an den Sacra-
mento gelockt und den Indianern freies Spiel gelaffen,
die eine Menge Anfiedelungen des bis zum Jahre 1848
kräftig aufblühenden weftlichen Dregon verwüfteten, die
natürlichen Vortheile aber, welche das Land für Aderbau,
Biehzuht, Handel, Schifffahrt und jeden Zweig der In—⸗
duftrie bietet, werden feine Bevölkerung bald wieder ans.
wachfen Yaffen. Ä F
In den zahlreichen Buchten der Küfte und in allen
das Land durchftirömenden Flüffen find Fifche, wie Heringe,
Lachfe, Stodfifche, Störe, Karpfen, Börſche, Hechte, Fo—
relfen, und Schaaltbiere, wie Auftern, Mufcheln, Krabben,
Krebfe, in Menge, und der Walfifchfang Tiefert reiche
Ausbeute. In der mweftlichen Section ift Wild im Ueber—
-fuffe, darunter Efenthiere, Antilopen, Hirſche, Füchſe,
Bären, Marder und Biber; die mittlere Section ift faft
ganz ohne Wild, die öftliche beherbergt zahllofe Büffel-
heerden, und alle Flüffe wimmeln von Enten, Gänfen,
Neihern und anderen Waſſervögeln.
Die Städte Dregons, wenn man bie Uranfänge
fünftiger Städte mit diefem Namen belegen darf, find
‚Tpärlih bewohnt, ihre Lage wird fie aber, ohne Zweifel
bald zu einiger Bedeutung erheben, Aftoria, oberhalb
der Mündung des Youngfluffes in den Columbia, bat
einen engen, nur für wenige Schiffe Raum bietenden
332 Das Gebler Minnelotad.
Hafen, weil der 34 M. breite Fluß durch Sandbänke zu
einem ſchmalen Ganale verengt wird, Nicht weit von der
Stadt Tiegt ein See, der, wenn er im Sommer austrod-
net, in feinem Bette eine dicke Krufte von Satz zurückläßt.
Gray’s Harbour, an der Mündung des Chifeeles, hat
einen tiefen, leicht zugänglichen Hafen, Die Juan de
Fuca-Engen, mit Einfhlug von Admirality-Inlet,
Hoods- Canal und Pouget-Sound, haben die ficher-
ften Hafen- und Anferpläge der Welt; die Küfte ift durch—
aus gefund, hat trefflihen Boden und herrliches Waſſer,
und wird mit der Zeit mit einer Reihe von Handels—
ſtädten gefchmüdt werden. Townsends-Port, am
Eingange des Admirality-Inlet, ift der befte Hafen des
ganzen Nordens, aud Port Lawrence und Orchard—
Port, unweit Tomnsendg- Port, bieten fichere, geräumige
Anferpläge, Dregon- City, an den Fällen des Wil-
liamettefluffes, im fruchtbarften Theile des Staates gele-
gen, hat bereits einige Säge: und Mahlmühlen, und wird
binnen nicht langer Zeit zu einem NRochefter des Weften
werden, da die Felsinfeln im Fluffe, an denen das Waffer
in engen Ganälen vorüberftürzt, die trefflichften Pläge zu
Sabrifanfagen bieten.
Das Gebiet Minnefotabh,
von dem, von den Indianern Minne-fotah- watapa ge
nannten St. Petersfluffe feinen Namen tragend, ging
durch Kauf von den Dafotah- Indianern an die Vereinigten
Staaten über, welche die Regierung auf die bei Gebieten
übliche Weife organifirte. Diefe befteht aus einem som
Präftdenten der Vereinigten Staaten, unter Zuftimmung
des Gongreffes, ernannten Gouverneur, der fein Amt
4 Jahre Yang verwaltet, aus einem auf gleiche Weife
Das Gebiet Minnelotah. 333
und gleiche Amtsdauer ernannten Staatsjerretär, und aus
der aus einem Senate und einem Haufe der NRepräfen-
tanten beftehenden Legislatur. Die Senatoren werden auf
2 Jahre, die Repräfentanten alljährlich vom Volke ges
wählt. Bis auf Weiteres gelten die Gefege Wisconſins
auch für Minnefotah, Am 4. Sept. 1849 wurde die erfte
Legislatur nach Fort Snell berufen, und Unterhandlungen
mit den Siour- Indianern über ihren Abzug aus dem Ge—
biete angefnüpft,
Minnefotah wird im Norden von britiih Nordames
rifa, im Often von Wisconfin, im Süden von Jowa, und
im Weften vom Miffouris Gebiete begrenzt und umfaßt
einen Flächeninhalt von ungefähr 50,000 Quadratmeilen,
mit 42,000 Einwohnern, worunter 37,000 Indianer.
Außer dem Mifftffippi, der ungefähr 500 M. weit
die Öftlihe Grenze befpült, und’ dem Miffouri und dem
Whiteearth, welche die weftlihe Grenzlinie bilden, find
noch der Minnefotah- oder St. Petersfluß, der den Ma—
fato, aux Liards, Jipſina und Jukpah in fih aufnimmt,
und oberhalb der St. Anthonyfälle in ven Mifftffippt fällt,
der Cannon, aur Embarrag, Jacques, der große und ber
fleine Sivur, der des Moines, Bermillion, Snafes und
Spldiers als Hauptflüffe zu nennen, Wenig von Flüffen
durchzogen, ift das Innere des Landes defto reicher mit
größeren und Heineren Landfeen gefegnet, von denen der
im Nordoften liegende Teufelsfee bei 45 M. im Umfange
mißt und mit einer Menge Fleiner Inſeln bedeckt ift. Sein
Waffer ift falzig, das ftarf bewaldete Ufer fehr moraftig.
Dem Teufelsfee an Größe am nächſten fommt der Shattef-
oder Pelifanfee, der, wie auch der Leechfee, der Lac Tra-
vers, der Dfamangpidang, Dfaman, Wafong, Duiparle,
Deurbois, Jitanka, Boisbrules, Chicot und mehrere Flei-
nere ſüßes Waffer enthält.
Der bei weitem größte Theil des Territoriums ift
334 Das Gebiet Minnelotad,
eine bochgelegene Prairie, die, bejonders im Norden, mit
Heinen, koniſchen Hügeln befäet ift und am Miſſiſſippi
fehr, am Miffouri weniger ſchroff terraffenförmig zur Hoch:
ebene auffteigt. Diefe Hochebenen beftehen aus einer Unter—
lage von Gerölfe primitiven Gefteins, auf welchem ein
dergleichen Depofit, vermifcht mit Sand und Thon, Tagert.
Im Thale des oberen Minnefotah findet man ausgedehnte
Flächen von Granitmaffen, und erratiſche Granitblöde und
rothen Pfeifenftein trifft man an den Quellen des großen
Sivurfluffes, Die Prairien, mit üppigem Grafe, Blumen,
Pappelbirfen, Erdbeeren und Himbeer- und anderen Sträus
hen bewachſen, haben faft überall guten Boden, was be-
fonders bei den tiefen und flachen Prairien der Fall ift,
Mit Ausnahme einiger Seeufer, der Ufer des Miffiffippi
und des Minnefotahfluffes, des Undine- und des Bois-
Frane-Diftrietes, welche beide auch eine gefunde Lage
haben, ift im Innern und am Miffouri, Bermilfion und
Jacques, Mangel an Holz. Da, wo fih Waldungen vor-
- finden, beftehen fie aus Pappeln, Ahorn, Ulmen, Efchen
und Linden, und am Miffiifippi auch aus Maulbeer-
bäumen.
Für den Jäger, d. 5. für den allen Strapazen gewach—
fenen, wettergebräunten, amerifanifchen Jäger, der der
Sagdleidenfchaft jede Bequemlichkeit opfert, ift Minnefotah
ein Eden. Im Norden ftreifen dichte Büffelheerden und
Wölfe umher, im Weften findet man Prairihirfche, Bären
und Antilopen, auf den Ebenen am Miffiffippi Erdeich—
börnchen (von den Canadiern Suisses genannt), Spring:
bafen und Dachſe, und auf den Seen wilde Schwäne,
Gänſe, Enten, Pelifane und anderes Federwild in Maffe.
Sp reich wie das Land an Wild, eben fo gefegnet find
feine Seen und Flüffe mit einem Ueberfluſſe von Fiſchen
der verſchiedenſten Gattungen.
Kann man auch das Klima Minneſotahs Fein unge:
Das Gebiet Minnelotah, 335
fundes nennen, fo ift doch der Wechfel der Temperatur
ein fo fchroffer, daß die Auswanderer, deren Zug ſich ſchon
hieher zu Yenfen beginnt, befondere Borficht gegen den—
jelben anzuwenden haben. Die Sommer find fehr heiß,
die Winter lange anhaltend und fehr kalt, noch Fälter als
bie des nörblichen Zowas und Wisconſins.
Fort Snelling, außer einigen Niederlaffungen von
Pelzeompagnien, vor Kurzem noch die einzige Anftedelung
im ganzen Lande, wird wegen der Schönheit der in der
Nähe befindlichen St. Anthonyfälle des Mifftffippi häufig
von Bergnügungsreifenden befucht. Seitdem fich aber ber
Zug der amerifanifchen Hinterwälbler nad) Minnefotah zu
wenden beginnt und in verfchiedenen Theilen des Landes
Anftedelungen entftehen, belebt ſich auch der Handel diefes
Städthens, fo, daß man bereits: befchloffen hat, bie
St. Anthonyfälle des Fluffes dur einen Canal zu ums
gehen.
Dritte Abtheilung.
Nathgeber für Auswanderer.
Nordamerika. 22
Hathgeber für Auswanderer.
Wer immer mit dem Gedanfen umgeht, Deutfchland
zu verlaffen und nad Nordamerifa auszumandern, ber
prüfe zuvor reiflich, ob er nicht feine indipiduelle Lage im
alten Baterlande und die Zuftände in Deutſchland über-
haupt in zu trübem Lichte ſah, ob er nicht an Amerifa
Anfprühe mache, die fein Land befriedigen fann, und ob
er felbft auch der Mann fei, der für Amerifa paßt. Iſt
der Auswanderungsluftige mit fi) Darüber einig geworden,
drüben im ‚neuen DBaterlande ſich durch Fleiß und Spars
famfeit eine Bahn durch's Leben brechen zu wollen, bat
er die Ueberzeugung gewonnen, daß er den Kreis feiner
Berwandten, die Genpffen feiner Kindheit, die Freunde
des Mannesalters, das gefellige Leben Deutſchlands über-
haupt nicht fo fchmerzlich vermiflen werde, daß feine Ener-
gie dadurch gebrochen wird, fo bereite er fih in Gottes
Namen auf die Ausführung feines Planes durch Erler-
nung der englifhen Sprache und dadurch vor, daß er fi
aus guten Werfen Belehrung über Norbamerifa felbft, feine
Bevölkerung und die Snftitutionen des Landes ſammelt.
Die Vereinigten Staaten von Nordamerika find ein
Land der Fülle, welches noch Millionen in fih aufnehmen
und reichlich ernähren kann, Niemand aber glaube, daß
dort der Träge fein Fortfommen finde, denn der Müßig-
gänger, und wäre er ein Cröfus, und der arbeitsfcheue
Bettler find verachtet, und wer nicht arbeiten will, ver-
22*
340 ’ Dienftboten,
bungert in Amerifa eher als in Deutfchland, wo religiöfer
Aberglaube und eingewurzelter Mißbrauch den Bettler in
feiner fhamlofen Faulpeit beftärfen. Niemand ſuche in
Nordamerika etwas Anderes, als Lohn für feine Arbeit;
ift das das Ziel, nad) welchem er ftrebt, ift er tüchtig in
feinem Sache, und ift er ein Mann im wahren Sinne des
Wortes, ein felbfiftändiger, fich feines Werthes bewußter
Mann, der nicht vor den erften fich feinen Plänen ent-
gegenftellenden Hinderniffen entmuthigt zurüdihridt, ſon—
bern fie mit Fräftiger Fauft aus dem Wege räumt, fo mag
er des reichten Lohnes gewiß fein.
Prüfen wir nun, den einzelnen Ständen nah, wer
auswandern foll, wer nit.
Dienftboten, die Mittel genug befigen, die Ueberfahrt
nah einem nordamerifanifchen Hafen und, für den Fall,
daß ihnen dort nicht fogleih ein Unterfommen geboten
wird, Die Reife in's Innere des Landes zu beftreiten, dür—⸗
fen mit Sicherheit auf Beichäftigung gegen gute Bezahlung
rechnen. Derjenige, der bisher als Aderfnecht arbeitete,
wird leicht auf einer Farm in der Nähe des Landungs-
bafeng oder weiter im Innern zu 4 big 8, ift er mit der
amerifanifhen Arbeitsweife vertraut und der englifchen
Sprache einigermaßen mächtig geworden, auch zu 10 Dol-
lars monatlihem Lohn, bei freier Koft und Wohnung, Ber
Ihäftigung finden, oder er wird auf Farms oder bei öffent:
lichen Bauten zu 3 bis 1 Dollar Tagelohn, ohne Koft, arbei-
ten können, Nur follten Adersfnechte und auch Landmägde,
deren Lohn von A bis 6 Dollars monatlich, bei freier
Koft und Wohnung, variirt, Deutfchland nicht zur Herbft-
zeit verlaffen, weil bet ihrer Ankunft im- Winter die Farın-
‚arbeiten knapp find, Für fie find die Sommermonate, in—
jofern fie fih nicht nach den fpäter zu bezeichnenden, im
Spätfommer und Herbft vom gelben Fieber heimgefuchten
Häfen einfchiffen, die beften Monate zur Abreife, Knechte,
Dienſtboten. Landwirthe. 341
welche in Städten gedient haben, Engliſch ſchreiben und
leſen können und gewandt ſind, erhalten in den größeren
Städten, als Hausdiener und Ausgeher, einen Lohn von
12 bis 14 Dollars, monatlich, bei freier Koſt, und yon.
18 bis 20 Dollars mondtlich, ohne Beföftigung und Logis,
und Dienftmägbe, welche bereits als Kindermägde oder
Stubenmädchen in größeren Familien dienten, oder ſolche,
welche das Kochen verftehen, find ſtets gefucht und beziehen
einen Lohn von 68 bis 12 Dollars monatlih. Die
Lage ber Dienftboten Chelps ,; Gehülfen) in Nordamerifa
ift eine ungleich beffere, als die in Deutfchland,' ſowohl
was die Beföftigung betrifft, wie auch hinfichtlih der Bes
handlung yon Seiten der Dienftherrfchaft, und auf dem
Lande gehören Knecht und Magd, welche Tegtere Feine Feld-,
fondern nur Hausarbeiten zu verrichten und Höchfteng noch
der Milchwirthſchaft vorzuftehen bat, gewiffermaßen mit
zur Familie, mit der fie alle Mahlzeiten am nämlichen
Tiſche einnehmen, mit der fie gemeinschaftlich die Kirche
befuchen und zwifchen der und ihnen in feiner Weife ein
Unterfchied gemacht wird, mweil man in Amerifa Feine
Rangunterſcheidungen kennt. Für fleifige Mädchen von
nicht üblem Aeußern zeigen fih in den Städten wie auf
dem Lande fehr bald günftige Heirathsgelegenheiten, weil
man die thätige, deutfche Hausfrau der amerifanifchen Dame
vorziehtz und auch der deutſche Adersfnecht und der Tages
löhner, der mit nur wenigen Thalern in der Taſche in
Amerifa Tandet, gelangt nach einigen Jahren des Fleißes
und der Sparfamfeit zu einem Fleinen Capital, das ihm,
bei der Billigfeit des Bodens und ber leicht zu befchaffen-
den erften Einrichtung, zu einer Selbftftändigfeit und Un—
abhängigfeit verhilft, auf Die er in Deutfchland für immer °
hätte verzichten müffen,
Zandwirthe, Die große Mehrzahl der alljährlich den
Vereinigten Staaten zumandernden Deutfchen gehört dem.
342 | Tandwirthe.
Stande der Landwirthe an, und eine andere, nicht geringe
Anzahl, die in Deutſchland ſtädtiſchen Beſchäftigungen ob—
lag, gedenkt ſich drüben der Landwirthſchaft zu widmen.
Erſteren wie Letzteren können wir vor Allem nur den Rath
ertheilen, nicht ſchon in Deutſchland, ſei es mit wem es
ſei, Landkäufe abzuſchließen, ſondern damit bis zu ihrer
Ankunft in jener Gegend zu warten, die ſie ſich zum künf—
tigen Wohnorte auserſehen haben. In jedem Staate der
Union, in dem älteſten wie in dem füngften, befindet ſich
noch eine fo große Maffe verfäuflicher Ländereien, daß
Niemand zu fürdten hat, es werde für ihn Fein Raum
mehr vorhanden fein, - Wer Land fauft, dag er nicht ge-
ſehen hat, der ift in den meiften Fällen ein Opfer bitterer
Täuſchung oder ſchändlichen Betruges. Auswanderer, welche
in Deutfchland feine Landwirthe waren und in Nordame—
rifa Aderbau zu treiben (zu farmen) beabfichtigen, mögen,
bevor fie an die Ausführung ihres Entichluffes geben,
reiflich überlegen, ob fie allem Dem entfagen können, was
ihnen als Städtern zur täglichen Gewohnheit, zum täg-
lichen Bebürfniffe geworden ift, und das fie als Farmer
entbehren müffen; fie mögen ſich namentlich hüten, das
Sarmerleben ſich als ein idyllifches augszumalen, dag aus
Sagen und Fifchen und gelegentlich fpielend zu verrichten-
der Arbeit befteht, fondern wohl erwägen, daß in Nord—
amerifa, gerade fo wie in Deutfchland, Fein ungepflügter
und unbefäeter Ader Früchte liefert, daß das Getreide
dort, wie bier, gefehnitten und gedrofchen werben muß;
fie mögen, wenn fie ihre Berechnung darauf gemacht
haben, fih auf uncultisirtem Lande niederzulaffen, die
Beihwerden bei der Gultivirung des Bodens, beim Er-
bauen des Blodhaufes und der Einzäunung der Felder,
und die Eingewöhnung in eine gänzlich ungewohnte Lebens-
weife ja nicht zu gering anfchlagen; und dag zu Erreichende
nicht überſchätzen. Der amerifanifche Farmer, d. h. der-
Kandkuirthe, 343
jenige, der Tediglich auf den Ertrag feiner Farm angemie-
fen ift und nicht die Zinfen anderweitig angelegter Capi—
talien zur Befriedigung Yururiöfer Bedürfniffe verwenden
kann, muß, will er ſich nicht getäufcht fehen, bei mäßiger
Arbeit, nur auf eine forgenfreie, unabhängige Criftenz
und auf nichts weiter Anſpruch machen.
Man kann die nach Amerifa auswandernden Lands
wirthe in drei Claſſen theilen: 1) in folhe, welche ganz
oder faft mittellos drüben Yanden, wenige Bedürfniffe und
gefunde Arme haben und an ſchwere Arbeit gewöhnt find;
2) in folhe, welche, nach der Beftreitung der Ueberſiede—
Iungsfoften, noch ein Fleines Vermögen beftigen und eben-
falls an körperliche Arbeit gewöhnt find, und 3) in folche,
welche in Europa vermögende Gutsbefiger oder Pächter
waren und mit einem namhaften Capital landen, um in
Nordamerika wiederum Landwirtbichaft zu treiben. Die
erfigenannte, die unbemittelte Claſſe arbeitsfähiger Aus—
wanderer, muß entweder dienen, um fich auf diefe Weife
die nöthigen Mittel zur Erlangung einer felbftftändigen
Lage zu erwerben, — und wir verweijen Dieferhalb auf
das unter „Dienftboten” Gefagte — oder eine Fleine Pach-
fung übernehmen. In allen weniger Dicht bevölferten
Gegenden Nordamerifa’s herrfcht der Brauch, daß der
Pächter eines Landgutes (Farm) den Pachtzins nicht in
baarem Gelde, fondern in einem Theil des Ertrages der
gepachteten Farm entrichtet, Giebt der Eigenthümer der
Farm dem Pächter die Adergeräthichaften, Zugvieh, Kühe ır.
zur Benußung und Liefert er das Saatkorn, fo fallen ihm
als Pachtzins in der Regel zwei Drittheile der Ernte und
eine gewiffe Quantität Milch, Butter, mitunter auch Fleiſch
zu; Tiefert er nur das Saatforn oder nur das nöthige
Adergeräthe und die Befpannung, fo erhält er die Hälfte
der Ernte. Der zweiten der vorhin genannten drei Elaffen
ift ebenfalls zu vathen, wenn irgend möglich, mindeftens
344 Landwirthe.
auf die Dauer eines Jahres, eine Pachtung unter den
angegebenen üblichen Bedingungen zu übernehmen. Ein
ſolcher Pächter erlernt von ſeinen Nachbarn alle Vortheile,
welche bei den in Deutſchland nicht gebräuchlichen Arbeiten
zu beobachten ſind, und hat zugleich die beſte und billigſte
Gelegenheit, ſich nach verkäuflichen Ländereien umzuſehen
und deren Beſchaffenheit und Lage in Muße zu prüfen.
Auch der dritten Claſſe auswandernder Landwirthe iſt zu
einer ſolchen vorläufigen Pachtung zu rathen. Alle zu die—
ſen drei Claſſen gehörenden Auswanderer werden ihre in
den Grenzen der Möglichkeit liegenden, vernünftigen Er—
wartungen von Nordamerika in Erfüllung gehen ſehen,
wenn ſie unſere ſpäter folgenden Rathſchläge über Aus—
wahl, Ankauf und Beſtellung des Landes befolgen und die
erſte Zeit der Anſiedelung im fremden Lande und unter
fremden Leuten glücklich überſtanden haben.
Diejenigen Auswanderer, welche erſt in Nordamerika
ſich der Landwirthſchaft widmen wollen, zerfallen in zwei
Claſſen: in Wenigbemittelte und in Vermögende. Erſtere
ſind in der Regel ſchlimm daran, weil die Mehrzahl von
ihnen aus Leuten beſteht, die die falſche Anſicht haben,
daß einige hundert Dollars, die zum Ankaufe und zur
Einrichtung einer kleinen Farm genügen, auch zur Siche—
rung ihrer Exiſtenz ausreichen, weil ſie nicht bedenken,
daß perſönliche Unfähigkeit zu landwirthſchaftlichen Arbei—
ten, ja fogar Unfähigkeit zur richtigen Anſtellung und Be—
auffihtigung um theuren Preis erfaufter. Arbeitskräfte ein
Capital über die angeſetzte Summe hinaus oder Anftren-
gungen und Entbehrungen nöthig machen, denen nur Wer
nige gewachfen find, Lestere, die Vermögenden, follten
fiets nur Feine, bereits eultivirte Farms kaufen, die fo
gelegen find, daß fie Wafferfraft zur Anlegung von Mahl—⸗
oder Sägemühlen, zu Pottafchfiedereien oder ähnlichen fich
bei guter Dispofition und Beauffihtigung vortheilhaft rens
Landwirthe, Bandwerker, 345
tirenden Etabliffements darbieten. Wollen fte feine der—
gleichen Anlagen unternehmen, oder ſich nicht auf Specus
lationsanfäufe von uneultivirtem Lande einlaffen, fo werben
fie ihre überfchüffigen Capitalien überall ganz fiher zu
6 bis 10 Pros, pro Anno anfegen und von den Zinfen
Diefes Vermögens, fowie von dem, wenn auch geringen
Ertrage ihrer Farm ein unabhängiges, Durch mande Ge—
nüffe, die dem Ärmeren Farmer verſagt ſind, gewürztes
Leben führen können.
Ledige Männer, ob Landwirthe oder nicht, ob ver—
mögend oder unvermögend, ſollten nie farmen, da ſie kei—
nen weiblichen Dienſtboten halten können, ohne Anſtoß bei
der Nachbarſchaft zu erregen, da ein männlicher Dienſt—
bote für die häuslichen Verrichtungen zu theuer zu ſtehen
kommt, und da, wollen ſie ſelbſt ihre Mahlzeiten bereiten,
ihre Kleider ausbeſſern und ihre Wäſche waſchen, wenig
Zeit zur Feldarbeit übrig bleibt, auch das einſame Leben
bald ſehr langweilig wird.
Im Ganzen genommen, iſt der Stand des Ackerbauers
in Nordamerika der glücklichſte, weil der unabhängigſte und
geſichertſte Stand, weil- der Farmer, bei einiger Umſicht
und Thätigfeit, Yeicht feinen Unterhalt und die geringen
Abgaben erwirbt, die er, nach Maßgabe des Werthes fei-
ned Befisthums, zu bezahlen hat,
Was bei Landfaufen zu beobachten und nicht bereits
in dem. Abfchnitte ‚„„Staatsländereien“” gefagt ift, ſowie
das, was den eigentlichen Betrieb der Landwirthſchaft be—
trifft, werden die Abfchnitte „Landfauf” und „Landbau
enthalten. |
Handwerker, welche ihr Handwerf gut verftehen, fich
leicht in die amerifanifche, von der deutfchen in der Regel
abweichende Arbeitsweife zu finden wiffen, und nicht fo
ganz von allen Mitteln entblößt Ianden, daß fie jede ihnen
gebotene Arbeit fofort annehmen oder Noth leiden müffen,
346 Handwerner.
finden in Nordamerika, wo keinerlei Zunftzwang, keine
Meiſterprüfung oder Meiſterwerden bekannt iſt, ſondern
Jeder ohne magiſtratiſche oder landrichterliche Erlaubniß,
ohne Gewerbsprivilegium oder Licens, ohne Nachweis von
Heimathsrecht, oder wie die deutſchen Erforderniſſe alle
heißen mögen, die dem Geſellen das Meiſterwerden un—
möglich machen oder erſchweren, das Handwerk treiben
kann, deſſen er ſich fähig hält, das günſtigſte Terrain für
ihre Thätigkeit; aber auch ihnen iſt nicht dringend genug
zu rathen, vor ihrer Auswanderung die engliſche Sprache
zu erlernen. — Bevor wir jedoch den verſchiedenen Hand—
werfern zeigen, was fie in Nordamerifa erwarten dürfen,
bemerfen wir, daß in Texas für jegt nur Zimmerleute,
Schreiner, Schmiede, Wagner und Sattler gefucht find, und
alle übrigen Handwerker dort nicht mit Sicherheit auf loh—
nende Befchäftigung rechnen können; daß ferner in Betreff
Dber-Californieng, wo zur Zeit noch ein außergewöhnlicher
Zuftand herrfcht, das bei Befchreibung diefes Landes Ges
fagte gilt, und daß endlich die hier unten angegebenen
Tagelöhne und Gehalte durchſchnittlich angegeben, alfo zu
Zeiten oder an manchen Drten entweder etwas höher oder
niedriger find,
Handwerkslehrlinge haben in Nordamerifa ent-
weder eine gewiffe Lehrzeit durchzumachen, während welcher
fie som Lehrmeifter einen Heinen Lohn nebft Koft, Woh-
nung und Kleidung erhalten, oder es wird gar feine Lehr-
zeit feftgefegt, fondern der Lehrling arbeitet beim Meifter,
erhält Anfangs gar feinen oder einen fehr geringen und,
je nach den Fortfchritten, die er macht, fleigenden Lohn,
Iſt eine gewiffe Lehrzeit eontractlich mit den Eltern oder
Vormündern des Lehrlings feftgefeßt und diefe abgelaufen,
fo befteht die „Freifprechung” Lediglich in der Ausfertigung
eines Zeugniffes, denn yon den Handwerfsladen, von Her-
bergen, Alt» und Zunggefellen, vom Wandern u. ſ. w.,
Dandmerker, 347
wie in Deutfihland gebräuchlich, weiß man drüben nichts,
Auch ift es in Nordamerifa nicht üblich, daß der Hand
werfslehrling von der Meifterin als Kinderwärterin, yon
den Sefellen als Laufburfche oder fonft anders als zu dem
Gefchäfte benust .werbe, welches er zu erlernen beftimmt
ift, und hat er den Tag über oder die Woche hindurch den
Hobel oder die Kelle geführt, fo befucht er Abends oder
Sonntags eine der Handwerks- und Sonntagsfehulen, deren
e8 in jedem Staate eine große Anzahl giebt.
Zimmerleute. Hauszimmerleute, die überall
in den Bereinigten Staaten zugleich Baufchreiner fein
müffen, finden leicht Befchäftigung und erhalten, je nah -
ihrer Befähigung, yon 1 bis 2 Dollars Tagelohn, ohne
Koft und Wohnung. In Seer und Flughäfen dürfen auch
Schiffszimmerleute auf Befhäftigung auf den Schiffs—
und Bootswerften oder als Zimmerleute an Bord der
Kauffahrteifchiffe rechnen. Der Tagelohn am Lande be-
trägt 11 bis 21 Dollars, ohne Koft und Wohnung, der
Gehalt am Bord eines Schiffes 24 bis 30, und auf Wall-
füchfahrern bis zu 40 Dollars monatlich, bei freier Koſt.
Beide, der Haus wie der Schiffszimmermann, müſſen fich
ihr Handwerfsgeräth, das in Nordamerifa etwa 20 big
30 Dollars Foftet, felbft halten, und haben, wenn fie erft
. anfommen, noch Manches von den amerifanifchen Zimmer-
leuten zu lernen.
Schreiner oder Tifchler, wenn als Möbelfchreiner
gefchieft, finden für die großen Möbelniederlagen in den
großen Hafenftädten des Nordens zu 14 bis 2 Dollars,
in den Landftädten zu 1 bis 14 Dollar und auf dem flachen
Lande zu 1 Dollar pro Tag, ohne Koft und Wohnung,
leicht Arbeit, müffen aber felbft ihre Hobelbanf und ihr
vollftändiges Handwerfsgeräthe ftellen, welches nad) ame—
rikaniſcher Einrichtung gegen 100 Dollars koſtet. Auch
fie Haben in Nordamerifa noch ;zu lernen. Sogenannte
348 Bandierker,
Borarbeiter, welche die Aufficht über eine größere Schrei-
nermwerfftätte führen, und geſchickte Gefellen, welche „auf's
Stück“ arbeiten, verdienen ſich bis 3 Dollars und darüber
pro Tag, Fenfterrahmen, Thürfarfen und gefalzte Fuß-
bodendielen werden faft ausſchließlich in Fabrifen 'gear-
beitet, fo auch Tiſch- und Stuhlbeine und Seffellehnen,
Grobſchmiede finden in Nordamerifa fehr leicht ein
Unterfommen, und auf dem Lande leicht Gelegenheit, ſich,
mit einigen Mitteln verſehen, felbftftändig zu etabliren.
Die Huffhmied-Gehülfen müſſen das Beſchlagwerk—
zeug felbft Haben und die Pferde beim Beſchlagen felbft
halten, Der Wochenlohn beträgt 3 bis 6 Dollars für die
Woche, nebft Koft und Logis. Schmiede, welche das Schweis-
fen und Härten von Aexten, Pflugfharen und anderen
Farmgeräthen, die neu in Fabrifen gefertigt werden, gut
verſtehen, verdienen auf dem Lande viel Geld, Wie gut
der Berdienft des Schmiedes ift, ift unter Anderem daraus
zu erfeben, daß faft überall im Lande der Preis eines
Hufeifens 4 Dollar ift, obgleich die Eifenpreife fehr billig
find,
Wagner, die mehr als die gewöhnliche Rademacher:
arbeit verftehen, erhalten in den Städten leicht Beſchäfti—
gung zu 14 bis 2 Dollars pro Tag, ohne Beköſtigung;
auf dem Lande werden wöchentlih 3 bis 4 Dollars mit
freier Koft und Wohnung, und 5 bis 6 Dollars, ohne
Koft und Wohnung bezahlt. Wagner, befonders folche,
welche ſich auf's Verfertigen von Stühlen und namentlich
yon den beliebten Schaufelftühlen (rocking chairs) verftehen,
verdienen fi) auf dem Lante viel Geld.
Sattler und Riemer, die nicht allein Niemenge-
fhirr, fondern auch feinere Arbeiten zu machen verftehen,
finden in Städten wie New-York, Philadelphia, Baltimore
u. f. w. Arbeit zu 1 bis 14 Dollar Tagelohn, ohne Koft
und Logis. In den genannten und überhaupt in den
Dandierker, 349
größeren Städten giebt es viele Sattler, die ſich Tediglich
mit der Berfertigung von Reiſekoffern befchäftigen und,
wenn fie Dauerhafte und elegante Arbeit Tiefern, ein gutes
Gefhäft machen. Müsen werden in Amerifa wenig getra-
gen, wachsleinene Regenmützen ausgenommen, die fabrif-
mäßig angefertigt werden, Wenn Sattler zugleih
Tapeziere und Polfterer find, welche Tapeten auf-
zuhängen und Möbeln zu polftern verftehen, was in der
Regel von Möbelfchreinern verrichtet wird, fo haben fie
noch mehr Ausficht gleich nach) ihrer Landung zu 1 bis 2
Dollars pro Tag, ohne Koft und Logis, Unterfommen zu
finden,
Pofamentiere und Knopfmacher haben gegen bie
Goneurrenz der franzöfiihen Fabrifen anzufämpfen, aus
denen tigen, Schnüren, Troddeln, Franfen und befponnene
Knöpfe in großen Partien und zu billigen Preifen einge-
führt werden. Gehülfen verdienen, je nach ihrer Gefchid- '
lichkeit, von A bis 6 Dollars wöchentlich, ohne Koft und
Logis,
Gerber finden in den öftlichen Staaten, wo die größ—
ten und beften Gerbereien find, Teicht Befchäftigung zu
3 his 1 und, find fie tüchtige Falzger, zu 14 Dollar pro
Tag, ohne Koft und Logis, Gute Eichenrinde ift felten,
weil faft nur alte zu befommen ift, es wird daher viel mit
Fichtenlohe, die das Leder roth macht, und mit Kaftanien-
lohe, die e8 gelb und fpröde macht, gegerbt. Das Leder
wird in den meiften Gegenden, der heißen Witterung wegen,
die die Farbe Teicht fauer und das Leder fchleimig macht,
gar gefärbt und mit den ftärffien Lohaufgüffen behandelt,
Jeder Gerber hat feine eigene eiferne Patent-Lohmühle,
auf welcher die Ninde durch gezackte Räder und gerippte
Seitenwände zerbrödelt wird, Ein Mann fest die Ma—
Ihine in Bewegung, Da das Leber raſch bereitet und
nicht ſo Tange in den Gruben gelaffen wird, wie in Deutfch-
350 Handwerker,
land, fo braudt man zur Errichtung einer Gerberei fein
großes Capital.
Schuhmacher finden in der Regel gleich Arbeit,
In den öſtlichen Staaten beftehen Stiefelfabrifen, welche
Kiftenweife Stiefeln zu 14 bis 3 Dollars das Paar lie
fern, deren Oberleder aber von gefpaltenem Leder gemacht
und daher von feiner Dauer find, In allen größeren
Städten find die Schufter auf zweierlei Art beiphäftigtz
fie arbeiten entweder für einen Meifter oder für einen
Laden (store), Der Arbeiter in der Werfftatt erhält 2 bis
4 Dollars Wochenlohn, bei freier Koft, Die Arbeiter für
die Läden, welche in ihrer eigenen Wohnung arbeiten, find
entweder Schäftemacher oder Verſohler. Erftere nähen bie
Schäfte zufammen und jhwärzen fie, und ein gewanbter
Schäftemacher verdient täglich 1 bis 14 Dollarz letztere
erhalten aus den Läden die Schäfte fammt Sem nöthigen
Sohlenleder und haben das Berfohlen, Verputzen und
Poliren zu bejorgen, wofür fie 80 bis 90 Gents für das
Paar erhalten und fich bei einiger Gewandtheit im Ber-
johlen, welches für Die Läden immer mittels hölzerner
Nägel gefchieht, 14 bis 13 Dollars pro Tag verdienen,
Schneider, die ebenfalls leicht Beihäftigung finden,
arbeiten auc entweder für Meifter oder für die in den
großen Städten befindlichen Kleidermagazine, welche, weil
fie ihre fertigen Kleider faft ohne Ausnahme nach den
füblihen Staaten liefern, South shops oder South stores
genannt werden. Schneider, welche die Koft beim Meifter
haben, verdienen wöchentlich 3 bis 6, folche, die fich felbft
beföftigen müfjen, 6 bis 8 Dollars, und tüchtige Zufchneis
ber 10 bis 12 Dollars. Für die South stores, welche
befonders in New-Yorf zu finden find, und für die Kleider:
bandlungen überhaupt, arbeitet der Schneider auf's Stüd
in feiner Wohnung und verdient fih von 5 bis 8 Dollars
wöchentlich. Diefen großen Etabliffements fteht gewöhnlich
Bandwerker. 351
ein Werfführer vor, der mit 80 bis 100 Dollars monatlich
bezahlt wird, und ihm zur Seite flehen mehrere Zuſchnei—
der, welche 50 bis 80 Dollars monatlichen Gehalt beziehen,
Für Damenfchneider find feine guten Ausfichten in Nord»
Amerika, weil ihr Gefhäft ganz in Händen von Frauens
zimmern ift,
Blechſchmiede, Klempner oder Spengler fine
den leicht Berdienft, weil in den Haushaltungen auf dem
Lande wie in der Stadt eine größere Menge Blechgeſchirr
gebraucht wird, als in Deutfchland. Sie arbeiten entweder
für Meifter, oder für die Niederlagen der überall im Ges
brauch befindlichen eifernen Kochöfen, zu denen alles Koch
geihirr aus verzinntem Blech mit eifernen Böden verfer-
tigt wird, oder fie finden für jene Läden Beihäftigung,
welche mit den in großer Menge benusten Milchpfannen,
Waffereimerh u. |. w. handeln, die in jeder Farm zu finden
find. Ein tüchtiger Arbeiter verdient ſich wöchentlih 5 bis
7. Dolars, ohne Koft und Wohnung. Das Etabliffement
eines Klempners, der mit feinen Gewerbsgenpffen eoncur-
riren will, erfordert ein Capital von mindefteng mehreren
hundert” Dollars, weil fih der amerikaniſche Blechſchmied
verfchiedener — Arbeit ſehr erleichternder Maſchinen
bedient. |
Mefferfhmiede, die eben nur das Gewöhnliche
ihres Handwerks verftehen und nicht chirurgiſche In—
firumentenmacer find, dürfen nicht auf reichliche und
Iohnende Befchäftigung rechnen, da Meffer und Scheeren.
in ausgezeichneter Güte und zu billigen Preifen aus Eng-
Yand und aus den rheinifchen Fabrifen eingeführt werden.
Tüchtige, chirurgische Inſtrumentenmacher hingegen finden
Veicht ihr fehr gutes Ausfommen, befonders in New York,
Boſton, Philadelphia und Cincinnati.
.Kupferfhmiede, und eben fo
Schloſſer, wenn fie nicht in gewiffem Grade
352 wandwerner.
Maſchinenbauer ſind, um in den großartigen
Maſchinenfabriken Maſſachuſſetts, Pennſylvaniens, Ohio's
und anderer Staaten verwendet werden zu können, haben
feine guten Ausſichten in Amerika, wo kupfernes Küchen—
geſchirr faſt gar nicht gebraucht, Brauerei- und Brennerei⸗
geräth aber und Schlöſſer in Fabriken gefertigt werden.
Maſchinenbauer hingegen verdienen von 1 bis 2, und find
fie tüchtige Mechaniker, 3 Dollars und auch) mehr pro Tag,
ohne Koft und Logis.
Maurer werden bei der großen Anzahl von Bauten,
die in allen großen oder aufblühenden Städten der. Union
vorgenommen werden, in Menge beichäftigt, und bei Neu-
bauten in der Regel in Accord gedungen, wobei fich der
eingefchulte Arbeiter, der die amerifanifche Arbeitsweife,
bei welcher die Kelle zugleich als Hammer dient, inne hat,
14 big 24 Dollars täglich, ohne Koft und Wohnung, vers
dienen fann, In den Hafenftädten des Dftens hat der
deutfche Maurer einen hartnädigen Rival an dem Irlän—
der, Die Zrländer, welche feft zufammenhalten, find ſchon
jeit Tangen Jahren bemüht, fih ein Monopol auf bie
Maurer-, Canal, Eifenbahn- und Straßenarbeit dadurch
zu erzwingen, daß fie ftets mit den neben ihnen arbeitenden
Deutihen Streit und Händel fuhen und die blutigften
- Raufereien anftiften, bis fie, ungeachtet aller Strafen,
welche über fie verhängt werben, alle deutfchen Arbeiter
von den Bauten vertrieben haben, Die Maurer (brick-
layers) werden in Nord: Amerifa in zwei Claffen getheilt,
in front-brick-layers und gewöhnliche brick-layers. Erftere
werden nur zum Aufführen der Facaden verwendet, die
mit mehr Sorgfalt als die Scheidewände und Hintermauern
ber Gebäude gemauert werden, bei welchen Lestere anges
ftellt werden, Ein front-brick-layer yermauert, je nach—
dem Berzierungen an der Facade angebracht werben, oder
nicht, 5 bis 800, ein gewöhnlicher. brick -layer 2000 Bad
Bandmerker, 353
fteine und darüber, In neuen Anftedelungen, wo faft alle
Gebäude aus Holz aufgeführt werden, bietet fi) dem
Maurer nur wenig Gelegenheit zu Verdienft dar; dort
findet er nur beim Aufbau von Kaminen und Ausmättern
von Kellern und Brunnen Arbeit, zu denen aber meifteng
Bruchfteine verwendet werben,
Steinhauer und Steinfeger verdienen fich bei
Canälen und anderen öffentlihen Bauten 14 bis 2 Dollars
pro Tag, ohne Koft und Logis, bei Privatbauten finden
fie felten Befhäftigung, weil diefe, mit fehr wenigen Aus⸗
nahmen, alle aus Badfteinen ausgeführt werden. Auch fie
haben den Syrländern gegenüber einen harten Stand,
Bergleute, melde der englifhen Sprache mächtig
find, was überhaupt, wie ſchon erwähnt, ein außerorbent-
licher Bortheil für jeden Handwerker ift, fünnen in den
meiften Staaten auf Beichäftigung rechnen, Der gewöhn—
liche Lohn eines Bergmannes beträgt 20 bis 30, der eines
tüchtigen Steigers oder Hüttenarbeiterg aber 40 bis 60 Dol⸗
lars und mehr pro Monat, ohne Koft und Wohnung,
Gürtler haben oft lange zu warten big fie bei
einem Meifter Befchäftigung finden; find fie aber gefchicte
Gießer, fo erhalten fie leicht in den großen Metallwaaren-
fabrifen zu 7 bis 14 Dollars wöchentlich, ohne Koft und
Wohnung, Arbeit; Modelleurg gar auf den doppelten
Lohn zählen.
Drechsler werden, wenn fie fogenannte Block—
breber find, auf den Schiffswerften der See- und Fluß—
häfen Arbeit finden, doch müffen fie nach englifcher Weife,
wie in den deutfchen Dftfeehäfen üblich, zu arbeiten ver-
ftehen, Ihr Lohn beträgt von 1 bis 14 Dollar pro Tag,
ohne Koft und Wohnung Holzdrechsler werden in
großen Möbelniederlagen, in Regenſchirm- und Stod-
fabrifen viel zu 1 Bis 2 Dollars pro Tag oder im Accord,
beihäftigt; für Horndrehsler, deren Hauptproduet in
Nordamerifa, 23
354 Dandwerker. '
Deutfchland Pfeifenfpigen, Röhre u, |. w. ift, ift in dieſem
Artifel nur da etwas zu machen, wo die Bevölferung eine
überwiegend deutjche -ift, denn der Nordamerifaner raucht
gar Meine oder nur Heine Thonpfeifen. Von Metall:
drechslern gilt das über Gürtler, chirurgiſche Inſtru⸗
mentenmader und Mafchinenbauer. Gefagte; fie müflen
Beihäftigung in Fabrifen ſuchen, wo fie einen Tagelohn
von 1 bis 13 Dollar, ohne Koft und Wohnung, erhalten.
Inſtrumentenmacher, mufifalifche, find, wenn
fie nicht Pianofortemacher find, nicht gefucht, weil Blech—
und Saiteninftrumente, wie auch Flöte, Glarinette und
Oboe, wenig gefpielt werben, und ber geringe Bedarf
davon aus Europa fommt. Pianofortes werben von Außer-
fter Eleganz in Nord» Amerika verfertigt, namentlich in
New York, wo großartige Sabrifen beftehen, in denen ber
Arbeiter 13, 2, auch 24 Dollars Lohn pro Tag, ohne Koft
und Logis, erhält,
Clavierſtimmer verdienen fi in größeren Städten
und in Gegenden, wo große Farms und reiche Pflanzungen.
find, viel Geld; doch ift diefer Erwerb für den, der nicht
in angejebeneren Familien empfohlen ift, ein fehr precärer.
Snfrumentenmadher, hirurgifche, ſ. Mef er:
fhmiede,
Formſtecher fünnen bei 2 bis 21 Dollars Tagelohn,
ohne Koſt und Logis, auf Befchäftigung rechnen, doch
müffen fie etwas Tüchtiges Teiften.
Kammmadher finden in der Regel bald Beichäfti-
gung, find aber felten gut bezahlt. Der gewöhnliche Lohn
beträgt 3 bis 1 Dollar pro Tag, ohne Koft und Wohnung,
| Böttcher oder Schäffler verdienen in Städten wie
Rocefter, Oswego, Utica u. ſ. w, wo große Mühlen find,
1 Dollar pro Tag, ohne Koft und Wohnung, oder arbeiten
aufs Stüd, In Staaten, wo die Abornzuderbereitung
ſtark betrieben wird, wie 3. B. im Staate; New- York,
Bandwerker. 355
finden Böttcher, welche zugleich Farmers find, guten Ber-
dienſt durch Anfertigung der Saftfübel, welche mit 124 Cents
pro Stüf bezahlt zu werden pflegen. Auch die großen
Whisfey = Brennereien einiger Städte und auf dem Lande
beihäftigen viele Böttcher,
Töpfer oder Hafner, melde irbene Geſchirre ferz
tigen fönnen, verdienen etwa 1 Dofar pro Tag, ohne
Koft und Wohnung; auf Dfenarbeiten dürfen fie aber
feine Rechnung machen, weil faft überall in Nord -Amerifa
Kamine, und da, wo dieſe nicht Wärme genug gewähren,
eiferne Defen Mode find, Porzellanarbeiter müffen fich der
ZTöpferarbeit zuwenden, weil noch gar feine Porzellans
fabrifen eriftiren. In Pennfylvanien, wo fürzlich die erfte
Porzellanerde gefunden wurde, dürfte bald eine —
fabrik angelegt werden.
Tapetendrucker und Papierfärber finden leicht
Arbeit gu 1 Dollar, geſchickte Coloriſten zu 2 und 3 Dollars
pro Tag, ohne Koft und Wohnung,
Bäder find als Gehülfen in den Landungshäfen
felten gefucht, dagegen finden fie im Lande bald Arbeit,
lernen die Landesfitte und den Gefchmad der Amerikaner
fennen und pflegen ſich bald zu etabliren. Mit wenigen
hundert Dollars kann ein Bäder, der, was durchaus
nothwendig ift, Schon eine Zeit lang in Amerifa arbeitete,
-eine eigene Feine Bäderei anfangen, nur — er ſich
nicht ſcheuen, ſelbſt das Brod im Korbe auszutragen. Der
Verdienſt der Bäcker iſt ſehr gut, und in der Regel ſieht
man ſchon bald den fleißigen Bäcker, der noch vor Kurzem
unter der Laſt ſeines Brodkorbes ſeufzte, im zierlichen
Einſpänner ſeine Kunden bedienen. In Städten, wie
St. Louis, Cincinnati, Philadelphia, New-VYork, wo ein
großer Theil der Bevölkerung aus Deutſchen beſteht, wird
ſchon viel Schwarzbrod genoſſen, im Allgemeinen aber
genießt man nur Weizenbrod. Einen ſehr guten Verdienſt
23*
356 Handwerker,
pflegen diejenigen Bäder zu haben, welche die in Maffen
verzehrten Fleifh- und Fruchtpafteten, aber nach ameri-
fanifhem Geſchmacke, zu bereiten verſtehen. Oft beſchäf⸗
tigen ſich hiermit auch die
Conditoren, welche, bei der Liebe der Amerikaner
zu Süßigkeiten, felten Mangel an Kunden haben, Gon-
ditoren- und Bädergehülfen dürfen auf einen Wochenlopn
son 3 bis 5 Dollars, bei freier Koft und Wohnung, Ned:
nung machen.
Weber finden auf dem Lande und in den Fleineren
Städten des Inlandes fehr ſchwer Befhäftigung, weil die
Farmers ihren Bedarf an Leinwand und grobem Tuche
jelbft verfertigen, und in den größeren Städten fann aud)
der nur auf Verdienft Rechnung machen, der am Dampf:
webftuhle zu arbeiten verftebt, Teppiche, welche in faft
jedem Haufe getroffen werden, fommen in feinfler Qua—
lität aus Belgien und Franfreich, mittlere Qualitäten und
ordinäre Gattung werden * Lande verfertigt. In den
Fußteppich-Webereien wird 3 bis 14 Dollar Tagelohn,
ohne Koſt und Wohnung ae Der Seidenbau ift erft
im Entftehen begriffen, Seidenmweber, die niht Willens
und fähig find ein anderes Gefchäft zu ergreifen, follten
daher nicht nach Nord Amerifa auswandern,
Wachstuchmacher finden in der Regel bald in den
großen Wachstuchteppich⸗ Fabriken oder in den Werkſtätten
Beſchäftigung, in denen Wachstuch-Mützen in großen
Duantitäten gefertigt werden, 1 Dollar, ohne Koft und
Wohnung, ift durhichnittlich der Tagelohn eines Gehülfen.
Tuhmaher, Tuhbereiter und Tuhfcheerer
- werden nur in den Fabriken der Neu-Englandftaaten Ar-
beit finden, aber auch dort ift felten Arbeit zu befommen,
weil die Fabrifen nicht groß find und faft alles in Nord»
Amerifa verbrauchte Tuch aus Europa eingeführt wird,
Färber haben, find fie gefhieft, in den Baum:
Handwerker. | 357
wollenwaaren- Fabrifen Arbeit und einen DBerbienft von
circa 14 Dollar pro Tag, ohne Koft und Logis, zu erwar-
ten. Seidenfärber, welche fich mit dem Auffärben und Aps
pretiren getragener Kleider, Bänder und anderer Seiden-
ftoffe befchäftigen und tüchtig darin find, haben, find fie
erſt etwas eingewohnt, faft alle einen fehr guten Verdienſt.
Seilenhbauer, die nur nad deutſcher Weife zu
arbeiten verftehen, müffen in Nord-Amerifa son vorne zu
fernen anfangen, haben dann aber fehr gute Ausfichten.
Wollen oder können fie das nicht, fo mögen fie fih um
Beihäftigung in Mafchinenfabrifen umfehen, wo faft im—
mer Feuerarbeiter gebraucht werden. Feilenhauer-Gehülfen
arbeiten faſt immer auf's Stück und verdienen ſich dadurch
durchſchnittlich 2 Dollars pro Tag.
Maler, fobald fie nicht als House-painters bloße
Anftreicher fein wollen, oder nicht ganz ausgezeichnete
Schilder» Maler, Sign-painters, find, die mit den routinir-
ten amerifanifchen Schilderfchreibern concurriren können,
ſollten nicht an’s Auswandern denfen, denn Decorationg-
Maler finden faft gar feine Beihäftigung, weil alle Räume
der Häufer nach amerifanifcher Sitte, austapeziert und die
Deden fehr einfach gemalt werden. Geſchickte Rolleaur-
und Kaminihirmmaler, die Proben ihrer Gefchielichkeit
mitbringen, und fo viel zuzufegen haben, um einige Wochen
oder Monate lang das Terrain recognofeiren zu können,
würden in New-Yorf, New-Orleans und den größten:
Städten der Dftfüfte gewiß ein gutes Geſchäft machen,
wenn fie den Geſchmack der Amerikaner zu treffen müßten,
Diefe Maler dürfen mit einiger Sicherheit darauf rechnen,
von den Tapeten-Niederlagen in News York, deren größte
in der Pearl-Street liegen, beichäftigt zu werden, Auch
die gemalten Banner der politifchen Clubs, die großen
Aushängefhilder yon Menagerien, fogenannten Mufeen
und dergleichen werben fehr hoch bezahlt,
358 ; Dandiwerker.
Uhrmacher haben nur mit Neperaturen zu thun;
neue Uhren, die fabrifmäßig verfertigten und in großer
Menge exportirten Yankee-Clocks Cähnlih den Schwarz-
wälder⸗ Uhren) ausgenommen, werben aus England, Frank—
veich, und der Schweiz eingeführt. Die großen Uhrenlager
in New: York haben in der Regel ein Paar Uhrmacher
zu 1 bis 2 Dollars täglih in Arbeit, welche die ein-
geführten Uhren zu pusen und zu reguliren haben,
Gold- und Silberarbeiter und Juweliere,
häufig au Uhrmacher, findet man bier in einer Perſon
vereinigt. Gehülfen finden fchwer Arbeit, weil faft alles
in biefes Fach Einfchlagende eingeführt und nur dag Aller-
einfachſte auf Beftellung gearbeitet wird,
Bergolder, welche nicht allein die Holzvergofdung,
fondern auch die Metallvergoldung verftehen, finden in der
einen oder der andern Branche Teicht ein Unterfommen zu
1 bis 2 Dollars Tagelohn, ohne Koft und Wohnung.
Lackirer müflen fehr gefhickt fein, wenn fie auf
guten Lohn Anfpruch machen wollen, Was Hausfchilder
betrifft, jo gilt von ihnen das über Maler Gefagte,
Bühfenmadher Haben als Gehülfen guten Ber-
dienft und finden in. den Städten des Inlandes leicht Ge-
Tegenheit zur Selbftftändigfeit zu gelangen. Ein nothwen—⸗
diges Erforderniß ift e8 jedoch, daß fie das Schaften ver-
fteben. |
Buchdruder, melde der englifhen Sprache nicht
durchaus mächtig find, follten nicht nad Nord -Amerifa
auswandern. Es erfcheint zwar in ben Vereinigten Staaten
bereits eine große Anzahl deutfcher Zeitungen, auch werden
bie und da deutfhe Schul- und andere Bücher gedrudt,
oder noch häufiger nachgedrudt, im Allgemeinen aber ift
das deutſche Buhdrudergefhäft in Nord-Amerifa fein
Handwerner. 359
blühendes, und die Setzer verdienen ſich höchſtens 4 bis
6 Dollars wöchentlich, ohne Koſt und Wohnung.
Kaminkehrer oder Schornfteinfeger find auf
dem Lande, wo jeder Farmer fein eigner Kaminkehrer ift,
‚gänzlich überflüffig, und in den Städten ruht diefes Ge-
fhäft ganz in den Händen der Neger.
Bader oder Barbiere und Frifeure find faft
überall in Nord-Amerifa in einer Perfon vereinigt. Im
‚Süden ruhen diefe Gefihäfte faft ganz in den Händen ber
Neger, im Norden, und befonders in den großen Städten,
giebt es auch weiße Barbiere, die nicht zu ihren Kunden
in’s Haus gehen, fondern mehr oder minder elegante Locale
haben, ſich aucd mit Blutegelfegen, Schröpfen und Ader⸗
laffen beichäftigen und faft alle gute Gefchäfte machen,
weil der Nordamerifaner nie Schnur oder Kinn- und nur
felten.einen Badenbart trägt und ſtets ſauber rafirt er-
fcheint. In den eleganteren Barbierftuben (barber shops),
vor denen als Zeichen des Gefchäfts ein hoher mehrfarbig
angeftrichener Pfahl aufgepflanzt fteht, Foftet Das Rafiren
125, in den gewöhnlichen Localen 64, in Fleineren Städten,
oder in entlegenen Stabttheilen größerer Städte auch wohl
nur 3 Cents, Badergefellen erhalten 3 bis A Dollars Wo⸗
Henlohn und Koft, ohne Wohnung. —_
Hutmaher werden meiftens gefucht und verdienen
7 bis 12 Dollars Worhenlohn, ohne Koft und Wohnung.
Der Verbrauch von Hüten in Nord-Amerifa felbft und
die Ausfuhr davon find fehr bedeutend.
Korbmacher, die nicht befonders geſchickt in feineren
Arbeiten oder nicht zugleih Strohflechter find, haben
fchlechte Ausfichten, weil fie mit den Negern in der groben
Arbeit fchwer concurriren fönnen, Wer aber feinere Neis-
firophüte und Palmblatthüte, die fehr gut bezahlt und im
Sommer viel getragen werben, zu arbeiten verfteht, und
ein genügendes Capital zum Anfauf des rohen Materials
360 Dandwerker,
befist, macht damit, wie aud mit dem Ausichwefeln ge—
tragener Strohhüte ein einträglihes Geſchäft.
Drgelbauer erhalten wöchentlich 10 bis 12 Dollars
Lohn, ohne Koft und —““ und dürfen ſelten lange
auf Arbeit warten.
Bierbrauer finden leichter und lohnendere Beſchäf-⸗
tigung in den kleineren Städten des Inlandes, in denen
Deutſche wohnen, als in den größeren Städten an der
Oſtküſte, wo der Wochenlohn, bei freier Koſt und Woh—
nung, ſelten 15 bis 2 Dollars überſteigt. In den Ale—
und Porterbrauereien, wo jedoch immer den Amerikanern
ber Vorzug gegeben wird, fteigt der Lohn auf das Dop-
pelte. Bierbrauer, welche mit einigem Bermögem in Nord»
Amerifa landen, zur, Erlernung des dortigen Geſchäfts—
ganges eine Zeit lang in einer Brauerei als Knecht dienen,
und fih dann felbft etabliven, verdienen alle Geld. Noch
glänzendere Geſchäfte würden tüchtige, baierifche Bierbrauer
maden, die mit hinlänglihem Capital ausgerüftet, in ber
Nähe New-Yorks, Philadelphias, Cincinnatis, oder einer
anderen größeren, von vielen Taufend Deutfchen bewohnten
Stadt, eine baierifche Bierbrauerei anlegten, denn big jett
wird faft nur eingähriges, im Sommer häufig fäuerliches
Bier getrunfen, das in den Bierwirtbfchaften mit 124,
an die Bierbrauer mit 10 Cents die Flaſche bezahlt, und
von lesteren in in Federn hängenden Wagen Dugendweife
an ihre Kunden ausgefahren wird. Auh aus Wurzeln
und Sproſſen wird viel Bier gebraut (Rootbeer und Spruce-
beer), ein billiges, nicht haltbares Getränf, dem nur
Wenige Geſchmack abgewinnen werben.
Branntweinbrenner, welche die Nectifieirung und
Entfufelung des Getreide und Kartoffelbranntweing ver
fteben, erhalten in den großen Brennereien in Städten und
auf dem flachen Lande 2 bis 3 und 4 Dollars wöchentlich
Dandimerker, 361
und die Koft, und find fie zugleich Böttcher, fehlt es ihnen
felten an Arbeit. i
Liqueurbrenner oder, foldhe, welche auf taltem
Wege Liqueure, Cognacs und Rum zu bereiten verftehen,
finden zwar felten als Gehülfen Befhäftigung, verdienen
aber, wenn fie das nöthige Capital zur Errichtung eines
eigenen Gefchäfts befisen, ihre Slafchen mit eleganten Eti=
quetten, Stagniol= Kapfeln oder ſonſt paſſend ſchmücken,
viel Gelb,
Effigbrauer, welche die Schnelleffigfabrifation ver:
ftehben und zugleich Bierbrauer oder Branntweindbrenner
find, fönnen mit ziemlicher Beftimmtheit auf einen Lohn
von 10 bis 20 Dollars monatlich und freie Koft zählen,
und verdienen, wenn fie-ein eigenes Gefchäft errichten, in
der Regel viel Geld. Mande Effigbrauer bereiten auch
Effiggurfen, Pickles und andere Conferves,
Malzbereiter erhalten als Gehülfen faum mehr
Tagelohn als ein gewöhnlicher Arbeiter. Die amerifa-
æniſchen Malzereien find, mit wenigen Ausnahmen, zugleid)
Malzbandlungen, von denen die Brauer u. ſ. w. ihren
Bedarf an Malz faufenz fie erfordern daher ein nicht
unbedeutendes Betriebscapital, das fich jedoch gut renti-
ren fol,
Cigarrenmacher giebt es viee, aber wenige gute
in Nordamerifa; wer daher in biefem Fache nichts Be—
ſonderes leiſtet, der ſollte nicht auswandern. Ordinäre
Cigarren werden nur von Irländern und Deutſchen ge—
raucht, die nicht mehr als 1 Dollar für 100 Stück zah—
len, und wer ſich mit der Fabrikation dieſer Sorten be—
faßt, darf auf nicht mehr als 14 bis höchſtens 2 Dollars
Arbeitslohn pro Taufend rechnen. Geſchickte Arbeiter hin-
gegen, welche gefucht find, verdienen fih ohne große An—
firengung 2 big A Dollars täglich, Rauch- und Schnupfs
tabafe werden wenig eonfumirt und der größeren Quantität
‚362 Wandwerker.
nad) eingeführt, Rautabaf dagegen, der in Fabrifen maf-
fenweife angefertigt wird, findet ungeheuren Abſatz.
Papiermüller erhalten als Gehülfen 1 Dollar,
KRartenmadher 1 bis 11 Dollar täglichen Lohn,
ohne Koft und Wohnung, müffen aber darauf gefaßt fein,
einige Zeit Yang vergebens nad Arbeit zu fuchen oder
fonft ein Fach zu ergreifen,
Glaſer follten nicht nad Nordamerifa auswandern,
wenn fie nicht entfchloffen, irgend ein anderes Geſchäft
als das erlernte zu ergreifen, Die Fenfterfcheiben werden
in den amerifanifchen Fabrifen in vier verfchiedenen Grö—
Ben verfertigt und die Fenfterrahmen, zu deren BVerferti-
gung ebenfalls eigene Fabriken eriftiren, und die man
ſammt den Scheiben im erften beften Landftore kauft, nach
denfelben Größen gearbeitet: Es bedarf alfo nur noch
des Einfegens, und mit Hülfe einiger Drabtftifte und
Telbft bereiteten Kittes thut das jeder Farmer felbft, oder
der Baufchreirier beforgt diefe Arbeit zugleih mit den
übrigen Schreinerarbeiten. Es gibt allerdings haufirende
Glaſer, wer aber ihre ärmliche Lage fieht, wird fie nicht
beneiden, |
Mühlenbauer, wenn ſehr geſchickt; denn die ame-
rikaniſchen Mühlenbauer find den deutfchen weit voran;
erhalten 6 bis 12 Dollars wöchentlichen Lohn, ohne Koft
und Logis, müffen aber fih dazu verftehen, auch gewöhn-
liche Hauszimmerarbeit und auf dem Lande auch wohl
bie und da Wagner und Schreinerarbeit zu verrichten,
Ueberhaupt thut jeder auswanderungsfuftige, deutſche Hand⸗
werfer fehr wohl, wenn er vor feiner Meberfiedelung fich
einige Fertigfeit in den mit feinem Handiwerfe verwandten
Gewerbszweigen aneignet. So wird z. B. ein Mann,
der die Zimmermannsarbeit, die Wagnerei und Schreine-
rei verfteht, nie um Arbeit verlegen fein und fih überall
auf dem Lande felbftftändig fortbringen können.
Bandmerker, Ä 363
Pumpenbohrer finden fhwer Beſchäftigung; in
den Städten gar nicht und auf dem Lande nur felten,
weil alle Farmers fih, wenn irgend möglich, bei einer
Duelle anbauen und geht dies nicht, einen Ziehbrunnen
bauen. Sind fie geſchickt, fo gilt von ihnen, was wir
unter „Drechsler“ von ‚den ſogenannten Blockdrehern
ſagten.
Waffenſchmiede und Drahtzieher müſſen ſich
nach den Eiſenwaaren-Fabriken Pennſylvanien's, Ohio's
u, |. mw. wenden, wo fie am erſten Ausſicht auf Beſchäfti—
gung zu 1 Dollar täglichen Lohn haben,
Seiler müſſen, wenn fie nicht als Segelnäher bei
Shiffsbauern oder auf Schiffen arbeiten wollen, in mwel-
chem Falle die Monatgage von 20 bis 30 Dollars ber
trägt, die großen Seeftädte meiden, mo enorme Duanti-
täten Taue und Seile aller Dimenfionen mittelft Dampf-
feifereien fabrieirt werden. Arbeiter in diefen Fabrifen
verdienen 1 bis 14 Dollar Tagelohn, In den Binnen _
und Flußftädten,. ſowie in den füdlihen Seeftädten wird
ein tüchtiger Seiler Teiht Arbeit zu 14 bis 2 Dollar
Tagelohn, ohne Koſt und Wohnung, erhalten.
Müller- Gehülfen finden in den großen Dampf-
und Waffermühlen Gmerchant-mills) Rordamerifa’s, Wind-
mühlen eriftiren faft gar nicht, Befchäftigung zu 4 Dollars
Wochenlohn, fammt Beföftigung. Bon ihnen gilt aber
mehr nod ald von manden anderen Handwerfern, daß
fie englifch fprechen- müffen; denn alle diefe Mühlen be-
finden fih in den Händen von Amerifanern. In den
Heineren, auf den Bedarf der Umgegend berechneten Müh—
len (grist-mills) auf dem flachen Lande pflegt man nur
ſolche Gehülfen zu 10 bis 12 Dolars monatlih, fammt
Koft und Wohnung, zu miethen, die fich zugleich- auch zur
Leiftung Tandwirthfchaftlicher Arbeiten verpflichten.
Schleifer, welche nicht allein das Schleifen, fon-
Ba 2 Dandiwerher,
dern auch das Politurfchleifen von Eifen- und Stahlwaa—
ren serftehen, finden in den Eifenwaaren- und Stahlfa-
brifen Engagement zu 13 und 2 Dollars pro Tag, ohne
Koft und Logis und verdienen fih, wenn fie aufs Stüd
arbeiten, meiftens noch mehr, Für
Glasſchleifer ift hingegen wenig Hoffnung auf
Berdienft, weil alle feineren, gefchliffenen Glaswaaren
eingeführt, die ordinären aber fhlicht gearbeitet oder ge—
goffen werden.
Slashüttenarbeiter, beſonders tüchtige Glas-
bläfer und folche Arbeiter, welche Fertigfeit in der Fabri—
fation farbigen Glaſes befisen, Dürfen auf jofortige Be—
fhäftigung in den öftlichen und mittleren Staaten ziem-
lich fihere Rechnung machen, und erhalten 14 Dollar und
mehr Tagelohn, ohne Koft und Wohnung.
Nagelſchmiede follten nicht nach Niordamerifa aus—
wandern, wo feine anderen als gegoffene oder in Fabriken
aus Eifenbleh gefchnittene Nägel gebraucht werden, auch
Nadler finden als ſolche feine Arbeit, weil die Nabel-
fabrifen ihre unüberwindfichen Concurrenten find.
Fiſcher, wie man in Deutichland auf Teihen und
Flüſſen findet, gibt es in Amerifa nicht, wo die Fifcherei
frei und jeder Farmer fein eigner Fifcher ift. Die Fischer
an der Meeresfüfte und auf den großen Seen des Nor-
dens müffen zugleich tüchtige Seeleute und gegen Wind
und Wetter abgehärtet fein.
Buhbinder dürfen nur dann auf Engagement
rechnen, wenn fie zugleich Etuismacher find, als melde
fie auf einen Berdienft von 1 bis 14 Dollar pro Tag,
ohne Koft und Wohnung, rechnen können. Die meiften
Bücher werden in Norbamerifa vom Buchhändler gebun-
den oder ‚brofchirt verfauft, und diefe Arbeit im Großen
fabrifmäßig betrieben, wobei die Arbeit von Mädchen und
Kindern um Spottpreife verrichtet wird.
Bandmerker. 365
Zuderraffineurs, welche Meifter in ihrem Sache
find, werden mit 2 bis 3 Dollars pro Tag, und, überneh—
men fie die Leitung einer Zuderraffinerie, mit 150 und
300 Dollar pro Monat und noch höher bezahlt.
Kürſchner follten gegen Herbft landen, mo es mei-
ſtens an Arbeitern fehlt, die im Wochenlohn 4 Dollars
mit Koft und, Wohnung, und, find fie fertige Arbeiter, ſtück—
weife 14 und 2 Dollars pro Tag, ohne Koft und Woh—
nung, verdienen,
Ziegelbrenner erhalten als ſolche nur im Inlande
zu 10 bis 12 Dollars monatlich, bei freier Koft und Woh—
nung, Arbeit, weil bei New-York und den größten Städten
der Union die Backſteine mit Mafchinen verfertigt wer-
den. Sn diefen Ziegelfabrifen find eine Menge Leute mit
dem Zubereiten des Lehms, dem Einfüllen deſſelben in
das Formrad und dem Fortbringen der geformten Maffe
in die Brennöfen befchäftigt; erhalten, bei freier Koft,
15 Dollars monatlich Lohn, ertragen die Arbeit aber fel-
ten länger als einige Tage, in welchem Falle fie, als
contractbrüchig, gar feine Bezahlung erhalten.
Sägemüller, befonders folhe, welche ſich dazu
verfteben, falls die Mühle ftille fteht, landwirthſchaftliche
Arbeiten zu verrichten, erhalten in allen mittleren Staa-
ten leicht Befchäftigung und 20 bis 30 Dollars Monatg-
Iohn, ohne Koft und Wohnung. Hat der einwandernde
Sägemülfer 1000 oder mehr Dollars im Vermögen, fo
befigt er genug, um eine gewöhnliche Sägemühle nebft
einigen Acres Land zu Faufen und ein gutes, ficheres
Geſchäft zu gründen, Der in den meiften Gegenden übliche
Schneidelohn befteht bei Hemlocd- und anderem fnaftigen
Holz in der Hälfte, bei Ahorn, Kirſchbaum, Pechtannen
und allen befferen Hofzforten in dem Drittel des zur
Mühle gelieferten Holzes. Alle neueren Sägemühlen wer⸗
366 Bandiwerker,
den mit Tiegendem Wafferrade und mit horizontalen und
perpendiculären Sägen zugleich gebaut.
Fleiſcher, Schlächter oder Mesger müffen in
den Städten, wo fie leicht Engagement finden, Beſchäfti⸗
gung ſuchen; auf dem Lande ſchlachtet jeder Farmer felbft.
Ein geſchickter Fleifcher und Wurfimacher, der im Herbft
oder Winter landet und Reiſegeld bis nad Ohio befist,
braucht nicht um Arbeit beforgt zu fein. Der Wochen—
lohn beträgt 5_bis 7 Dollars, ohne Koft und Wohnung.
Im Sommer werden die meiften Fleifchergehülfen entlaf-
fen; haben fie Fein genügendes Capital, um auf den Bieh-
handel auszugeben, der in der Negel guten Berdienft
bringt, fo müffen fie bis gegen Winter anderweitig im
Tagelohn arbeiten, wozu fih bei Straßen: und anderen
Bauten und bei Farmers immer Gelegenheit bietet,
Kalfbrenner und Köhler befinden fid in derſel—
ben Lage wie Tagelöhner,. Für } .
Handſchuhmacher find in Nordamerifa, wo alle
feineren Arbeiten eingeführt werden, ſchlechte Ausfichten.
Für :
Wachsbleicher find die Ausfichten nicht beſſer, da
faft gar feine Wachsferzen gebrannt werden; auch ber
Berbrauh von Unfchlitt- und Stearinferzen ift nur ge—
ring, weil meiftens Lampen gebrannt und diefe mit thie-
rifhem Del gefpeifet werben.
Seifenfieder und Lichtzieher haben auf dem
Lande, wo die Farmerfrauen Seife und ‚Kerzen bereiten,
feine Ausficht auf Verdienſt, in den in den Städten be-
ftehenden Fabriken erhalten fie 1 bis 14 Dollar pro Tag
Lohn, ohne Koft und Wohnung. |
Gärtner finden bei den in der Nähe größerer Städte
Gemüſe- und Obftbau treibenden Farmern leicht Beſchäf—
tigung zu 8 bis 15 Dollars monatlich mit Koft und
N
Kaufieute, 367
Wohnung; die eigentliche Runfigärtuexei — nur
wenige Hände.
Putzmacherinnen erhalten als Gehülfinnen e einen
ſpärlichen, kaum zum Lebensunterhalte ausreichenden Lohn
von 24 bis 3 Dollars wöchentlich, ohne Koſt und Woh—
nung; . hingegen ‚pflegen Mopdiftinnen, melde Gefhmad
befigen, das Blumenmachen verftehen und das nöthige
Capital zur Gtablirung eines eigenen Gefchäftes haben,
viel Geld zu verdienen, Es giebt in New-York Modi-
ſtinnen, welche alljährlich ein- oder zweimal nad) Paris
reifen, um Muſter der neueften Moden zu holen und Stoffe
einzufaufen.
Striderinnen und Näherinnen giebt es in
allen größeren Städten im Ueberfluß, weil die Amerifa-
nerinnen aus den mittellofeften Familien Tieber für die
Ladenbefiger, welche mit fertiger Wäſche handeln, um
einen Spottpreis arbeiten, der ihnen faum das Leben fri-
ftet, als daß fie dienen.
Kaufleute, welche auf gut Glück nad) Nordamerifa
geben, in der Meinung, daß die Kenntniß der englifchen
Sprache und einige Empfehlungsbriefe ihnen fogleich einen
guten Play verfchaffen müffen, finden ſich meiftens bitter
getäuſcht, und fehen fich häufig genöthigt, in einem Country-
store (Landladen), der in der Regel alle möglichen Waa—
ren, vom Mehl und gefalzenen Schweinefleifh, bis zum
Strobhut, Stiefeln, Gewürz, Tuh, Spaten, Schaufel,
Uhrfetten, Branntwein, Villen, Schreibpapier u. ſ. w. in
buntem Durcheinander enthält, weshalb er auch variety-
store genannt wird, hinterm Ladentiſch zu fiehen und ſich
mit einem Gehalte von 10 oder 15, felten 20 Dollars
monatlih, bei freier Koft und Wohnung zu begnügen,
Andere, welche einige Thaler Geld mit hinüber bringen,
fein Engagement als Comptoirift oder Ladenceommis er⸗
halten können und nicht in einem Laden auf dem Lande
368 Yeauffeute.
ferpiren wollen, werben pedlars (Hauſirer), d. h. ſie fau-
fen fich einen Vorrath von Manufacturs, Eifen-, Sfahls,
Bronce-, Gewürz-, Pug- u, a. Waaren, beladen damit,
wenn bie Kaffe ausreicht, einen als ambulanten Laden
eingerichteten, einfpännigen Wagen und fahren in die
fpärliher angefiedelten Gegenden des Inlandes, wo fie
ihre Waaren an die Farmers gegen baar verkaufen oder
gegen Ahornzuder, Käfe, Kalb» und Wildfelfe und andere
leicht transportable Artifel vertaufhen. Es bedarf wohl
faum der Erwähnung, daß ein ſolches Geſchäft, und be—
fonders wenn ed zu Fuße mit einem Waarenpaden auf
dem Rüden betrieben wird, fehr beſchwerlich ift und einen
gewandten, mit den Sitten und dem Geſchmacke des Land-
volfes genau vertrauten Mann erfordert. Biele junge
Kaufleute fehen fich genöthigt, irgend ein anderes Fach
zu ergreifen und eben fo viele fehren heim, fobald es ihnen
die Umftände geftatten. Commis follten nie nad Nord»
amerifa geben, ohne ein feftes Engagement zu haben;
haben fie das und beträgt ihr Salair aud Anfangs nur
20 bis 25 Dollars monatlih, ohne Koft und Wohnung,
wovon ein junger Mann, der Theater, Eoncerte und ans
dere theure Vergnügungen meidet, leben kann, fo werden
- fie, bei guter Führung und Gefhäftsgewandtheit, fehr bald
eine namhafte Zulage oder eine befiere Stelle in einem
anderen Haufe und mit der Zeit die eine oder die andere
Gelegenheit zum vortheilhaften Etabliſſement . erhalten,
Auch folhe Kaufleute, welche mit hinreihendem Bermö-
gen fanden, um fofort ein eigenes Geſchäft zu etabliren,
follten zuyor Tieber ein Jahr oder mehrere als Volontärs
ferpiren, um den Gefhäftsgang in Nordamerifa überhaupt
und befonders den auf dem Plage genau fennen zu ler—
nen, den fie zu ihrem Wohnorte auserfehen haben, Die
große Mehrzahl derjenigen Kaufleute, welche diefem Ras
the entgegen handelte, hat ihr ganzes Vermögen oder einen
Saft- und Schenkwirthe und Vellner, 369
bedeutenden Theil deffelben als Lehrgeld zahlen müſſen.
Alle nah Nordamerifa auswandernden jungen fleute
müffen wir noch darauf aufmerffam machen, daß fie drü⸗
ben eine bei Weitem größere Thätigfeit entwideln müſſen,
als in der Regel in Deutfhland von ihnen gefordert
wird, und daß es durchaus nicht auffällt, den erften Eom-
mis des größten News Yorker Haufes mit Hand anlegen
zu fehen, wenn eine Kifte auf den Speicher gewunden
oder ein Ballen auf einen Karren geladen wird,
Gaft- und Schenkwirthe und Kellner. Die im
Lande beftebenden vielen Eifenbahnen, Canäle und yon
Dampfichiffen durchfurchten Flüffe und die dadurch hervor⸗
gerufene große Leichtigkeit und Billigfeit des Neifeng, zum
Theil auch die’ angeborene Rafchheit des Nordamerifanerg
machen, dag in Nordamerifa weit mehr gereifet wird, als
in irgend einem Lande, daß alfo auch mehr wie anderswo
für Gafthöfe Chotels) geforgt iſt. Diefe Gafthöfe find,
je nad der Größe der Stadt, in welcher fie Tiegen und
nah dem Publicum, für welches fie berechnet, mehr oder _
minder elegant eingerichtet. Die Gafthöfe erften Ranges
haben in der Regel: ein Reftaurationg= oder Schenfzim-
mer (bar-room) mit anftopendem Comptoir des Gaſtge—
berg,.ein Lefezimmer Creading-), ein Rauchzimmer (smoking-
room), Empfangszimmer für die männlichen und meibli-
hen Säfte (drawing-rooms), zwei Speifefäle, von denen
ber eine die Tafel für weiblihe Gäfte und Familien
(ladie’s-ordinary), der andere die Herrentafel (gentlemen’s-
ordinary) enthält, dann Wohn- und Schlafzimmer, Bad—
und Raſirſtuben, Wafchanftalt u, ſ. w. Kleinere Gaft-
höfe Ginns) haben außer dem Schenf- und dem Speife-
zimmer gewöhnlich Feine zum gemeinfchaftlihen Gebrauch
der Säfte beftimmte Räume, und in entlegenen Gegenden
darf der Reifende froh fein, wenn nur das Schlafzimmer
und nicht auch das Bett auf mehr als eine Perfon be-
Nordamerifa, 24
379 Gaft- und SchenkWwirthe und Kellner.
rechnet if. Die Gafthöfe und Wirthshäuſer aller Art
bedü in Nordamerika nur dann einer obrigkeitlichen
Erlaubniß zu ihrem Geſchäftsbetrieb, wenn ſie geiſtige
Getränke ſchenken, Kegelbahnen oder Billards halten, die
einer beſonderen Abgabe unterworfen ſind. Kartenſpiel
an öffentlichen Orten iſt ganz verboten, das Verbot wird
jedoch häufig umgangen, Mäßigkeitshäuſer (temperance-
. houses), Gaſt- und Wirthshäufer, in denen feine geifti-
gen Getränfe gereicht werden, in denen es fogar gegen
die Sitte des Haufes verftößt, wenn der Gaft auf feinem
Zimmer der Reifeflafche zufpricht, find ganz den anderen
‚Hotels gleichen Ranges ähnlich eingerichtet, In feinen
Gaft- und Wirthshäufern herrſcht die deutfche Unfitte,
den Kellnern Trinfgelder zu geben; nur der Hausfnecht
(Porter), der die Kleider des Neifenden und feine Stie-
feln reinigt, empfängt eine Kleinigkeit. Kellner (waiters),
welche in größeren Gaſthöfen ferviren wollen, müffen ge-
hit in der Bedienung und fertige Trancheurs, auch
außer der englifchen, der franzöſiſchen oder fpanifchen Sprache
fundig fein. Schenffellner (bar-keepers), reihen zwak nur
die geforderten Getränfe aus-dem Schenfichranfe herab,
zerlegen Auftern u. f. w., haben aber auch die Bereitung
yon cock-tails und anderen Mifchungen yon Weinen,
Cognacs, Gewürzen, Kräutern und Früchten und felbft-
verftändlich englifh zu verſtehen. Für ledige Leute und
junge Ehepaare bieten die Koft- und Logirhäufer
(board and lodging-houses), meiftens yon wenig bemittel-
ten Wittwen gehalten, mande Annehmlichkeiten dar, in-
dem fie, je nach der Eleganz der Einrichtung und der
Auswahl an Speifen und Getränfen, für geringeren oder
höheren Preis Wohnung und völlige Beföftigung bieten.
Es giebt Koft- und Logirhäufer für alle Stände, für Ar-
beiter, Handmwerfer und reihe Handelsherren oder Beamte,
Häufer, in denen der Frübftüdstifh, die Mittags- und
Fabrikanten, Gelehrte. 3711
die Abendtafel die ausgefuchteften Speifen tragen und in
denen die Perfon für Koft und Logis wöchentlich 10 big
15 Dollars zu zahlen bat, e8 giebt aber auch folde, ‚in
denen dem Arbeiter um 14 „der 2 Dollars wöchentlich
vollftändige, reichliche Koft und ein fauberes Lager gebo-
ten wird. Kaffeehäuſer Ccoffee-houses) in europäi-
her Weife giebt es nur. in großen Städten, wo fie mei—
ftens von Franzofen gehalten und auch nur von dieſen,
Deutfchen und Stalienern befucht werben. In den Speiſr—
bäufern Ccoffee-houses, dining-, oyster-saloons) wird
häufig nur zweites Frübftüd Clunch) gereicht, das mei-
fteng ftehend am Scenftifche eingenommen wird; in ‚ans
deren, in der Regel Kellerlocalen, werden nur Auftern,
aber in mannigfaltigfter Weife, roh, gekocht, gebraten, in
Eſſig eingemaht, ald Suppe u. |. w. gereicht, in noch
anderen wird Mittageffen nad) der Karte fervirt und in
nod anderen findet man Frühftüd-, Mittag- und Abend
eſſen. Wer eine Gaftwirth= oder Schenfwirthichaft anle-
gen will, muß nothwendiger Weife ſchon ganz in Amerifa
eingewohnt- und mit den -Gitten und Gewohnheiten des
Bolfes genau befannt fein. Neueingewanderte jollten nie
biefes Gefchäft ergreifen,
Fabrikanten ift dringend zu rathen, fi, bevor fie
fich etabliren, erft in ihrem Face vollfommen zu vrien-
tiren, wozu fie am beften Gelegenheit haben, wenn fie
ein Engagement in einer Fabrif oder in-ber. Niederlage
einer ſolchen annehmen, '
Gelehrte, deren Wiffen feine praftifhe Anwendung
findet, wie Sprachforſcher und Philoſophen, oder
folche, deren Kenntniffe in Amerifa ganz unnüg find, wie
Juriften, bie erſt das römiſche und die vielen anderen
Rechte, welche fie ſich mühſam einftudirt, wieder vergeflen
und das englifche Recht mit den in Nordamerifa gelten-
den Mopdifieationen erlernen müffen, oder akademiſche
24*
372 i Gelehrte,
Brofefforen und Docenten, deren in einem Jahre
mehr Tanden, als in zehn Jahren in ganz Nordamerifa
Profeffuren und Lehrftühle vacant werden, bleiben befler
in Deutfchland, als daß fie nad Nordamerifa auswan⸗
dern, mo fie, wenn fie nicht ein anderes Fach ergreifen
(was bei einem deutſchen Gelehrten faft ein Ding ber
Unmöglichkeit ift) verhungern müſſen. Auch für Poeten
und Literaten ift das fonft fo fruchtbare Nordamerika
ein höchſt unfruchtbares Land. Dagegen finden tüchtige
Aerzte, die felbftverftändlich der englifhen Sprache
durchaus mächtig fein müffen, wenn fie Mittel genug be-
figen, um fürgere oder Tängere Zeit aus der Taſche zeh—
ren zu können, gewöhnlich eine einträgliche Praris, be—
fonders deutfche Aerzte, welche, einige Duadfalber abge-
rechnet, in gutem Rufe ſtehen. Auch
Wundärzte Finnen, wenn fie gefchidt in Amputa—
tionen find, welhe in den heißen Sommermonaten bei
Beinbrühen und anderen flarfen VBerlegungen häufiger als
in Deutfchland vorgenommen werden müffen, auf eine
gute Praris zählen. Doch ift auch ihnen nur dann zur
Auswanderung zu rathen, wenn fie einige Mittel zuzu—
fegen haben bis fie befannter werden.
Thierärzte haben nicht fo gute Ausfihten, meil
auf dem Lande jeder Farmer, fo gut es eben geht, felbft
eurirt. Noch fchlechter find die Ausfichten für
Zahnärzte, da die amerifanifchen Zahnärzte den
gefchiskteften Europa’s nicht nachftehen. Wer alfo in die:
‚jem Face nichts Ausgezeichnetes zu Teiften vermag, der
bleibe daheim. ”
Pharmaceuten werden als Gehülfen in Apothefen
in Nordamerifa gerade fo fchlecht bezahlt, wie in Deutfch-
fand, und in Fleinen Städten und auf dem Lande, mo
jeder Arzt zugleich Apothefer ift, ift gar nichts für fie zu
machen, Aber Apothefer, welche die Mittel befisen, in
Gelehrte. 373
größeren Städten eine Apothefe zu errichten, wozu es
feinerlei Erlaubniß bedarf, machen in der Negel fehr gute
Geſchäfte.
Chemiker, tüchtige, praktiſch geübte Chemiker fin-
den in den beſtehenden chemiſchen Fabriken Nordamerika's
leicht eine Anſtellung mit 30 bis 50 und mehr Dollars
monatlichem Gehalt. Tüchtige Chemiker, welche einiges
Betriebscapital beſitzen, werden viele Wege finden zu einem
bedeutenden Vermögen zu gelangen. Für
Geognoſten, Mineralogen und Bergbaukun—
dige bietet faft jeder Staat der Union ein weites, ergie—
biges Feld der Thätigfeit dar,
Theologen fanden in früheren Jahren TYeicht eine
Anftelung in Nordamerifa, feitdem aber für alle Con—
feffionen eigne Seminarien errichtet find, fällt es den ein-
gewanderten Geiftlihen bei weitem ſchwerer als fonft,
ein Unterfommen zu finden. Will fid ein deutfcher Geift-
licher, einerlei welcher Eonfeifton, damit begnügen, Pre—
biger bei einer Landgemeinde in einem der weftlichen Staa-
ten zu werden, und feinen Lohn mehr daran zu finden,
der Kirche zu dienen, als ein ruhiges, mühelofes und for=
genfreies Leben zu führen, fo wird er ohne Schwierig-
feit einen ſolchen Plas finden, Bevor er fih aber zur
Auswanderung entjehließt, bedenfe er wohl, daß es, find
Ihon die Strapagen nicht gering, denen ein Landgeiftli-
- her in entlegenen Gegenden Amerifa’s ausgefegt ift, für
Manchen noch fchwerer zu ertragen ift, von jedem Mit—
gliede feiner Gemeinde oder Gemeinden aufs fchärffte in
feinem fittlichen Lebenswandel überwacht zu fein. Deutfche
Schullehrer dürfen mit feinen großen Hoffnungen
nad Nordamerifa auswandern, In den Städten hält es
ſchwer für den Neueingewanderten eine Anftellung zu bes
fommen, und auf dem Lande fchidfen die deutfchen Bauern
da, wo fie unter Amerifanern wohnen, ihre Kinder lieber
374 Veünftler,
in die amerifanifche Schule, die nichts oder wenig Foftet,
und wodurd fie zu Dollmetfchern für die Aeltern ausge:
bildet werden, als daß fie noch befonders für deutfchen
Unterricht forgen. Iſt ein deutfcher Schullehrer der eng-
tifchen Sprache fo mächtig, daß er in berfelben unterrich-
ten fann, fo beffern fich feine Ausfichten bedeutend, Für
Künftler beffern fih die Ausfichten in Norbamerifa
von Jahr zu Jahr, jemehr der Sinn des Bolfes-und fein
Geſchmack für die Kunft empfänglich gemacht werden.
Maler, wir reden bier natürlich von Kunftmalern,
finden in dem in New: York begründeten, bei 30,0U0 Mit:
glieder zählenden Runftvereinen, die jährlich gegen 150,000
Dollars auf den Anfauf von Gemälden, Handzeichnungen,
Radirungen und Seulpturen in Amerifa wohnender und
ausmwärtiger Künftler verwenden, eine große Stüge, in-
dem biefelben durch ununterbrocdhene Kunftausftellungen
und durch Berlofung der angefauften Kunftwerfe den Ge—
ſchmack des Volkes Täutern und das Intereſſe deſſelben
für die Kunſt immer mehr fteigern, zugleich aber auch
dem Künftler Gelegenheit bieten, feine Werfe an den Mann
zu bringen, Aehnliche, wenn auch minder großartige Kunft-
vereine befteben in Bofton, Philadelphia und anderen
Städten, Für Maler wie für
Bildhauer, auf welche daffelbe Anwendung findet,
was wir foeben von Malern fagten, dürfte es eine gute
Speculation fein, eine Afademie für angehende Künftler
zu errichten. Bildhauer, welde, bis größere Beftellun-
gen eingehen, fih mit der Fertigung Feiner Statuetten
hervorragender Perfönlichfeiten aus der Älteren oder neue—
ren amerifanifchen Gefchichte befaffen, ‚oder Grabmonu-
mente auszuführen übernehmen würden, dürften jedenfalls
auf einen für ihren Unterhalt ausreichenden Verdienſt zäh:
len fünnen, ?
Muſiker und Sänger oder Sängerinnen von
keünftler, | 375
Ruf, welche fih auf furze Zeit nad) Norbamerifa bege—
ben, um dort Concerte zu geben oder in Dpern aufzus
treten, dürfen, wenn fie eingedenf des Sprichwortes, daß
Klappern zum Handwerf gehört, dafür forgen, daß die
tonangebenden Blätter der Union fogenannte Puffs über
fie erfcheinen Taffen, auf reihe Erndte rechnen, Andere
Mufifer, die tüchtige Muftflehrer. und Gentlemen find,
verdienen, wenn fie erft einmal Zutritt zu den erften Häus
fern einer größeren Stadt erhalten haben, jehr viel Geld,
Gewöhnliche Mufifanfen aber, weldhe in Theaterorche-
ftern, bei Miliz Muftfbanden oder zum Zanze und in Wirthg-
bäufern fpielen wollen, können auf feine glänzenden Ein-
nahmen Rechnung machen. Für fie ift der Süden beffer
als der Norden,
Xylographen oder Holzſchneider erhalten eich
Beichäftigung für Berleger illuftrirter Werfe und Jours
nale, und’ verdienen fich, je nad) ihrer —— —— von
50 bis 100 Dollars monatlich.
Lithographen und Kupferſtecher ohne Mittel,
müſſen ſich nöthigenfalls dazu verſtehen, Wechſel- und
Chartepartieformulare, Viſitenkarten und dergleichen zu
machen, bis ſich Gelegenheit bietet, größere Kunſtwerke
auszuführen. Haben ſie Mittel genug zur Errichtung einer
eigenen Anſtalt, jo werden fie Durch Fertigung der Por:
traits der erften Staatsmänner, der Präfidentichafts-Gan-
didaten, durch Aufnahme der Anfichten der großen Städte,
der befuchteften Bade» und Curörter der Union und ähn—
liche Arbeiten gute*Gefhäfte mahen, um fo mehr als
die Fünftferifchen Leiftungen der nordamerifaniichen Litho-
graphen und Kupferfteher fehr viel zu wünfchen übrig
Yaffen. Die
Daguerreotypiften oder Fertiger von Lichtbildern
auf Metallplatten in Deutfchland ftehen denen in Nordamerifa
‚376. Militättg. Beamte.
weit an Gefchieflichfeit nachz fie haben alfo wenig Ausficht
zu reuſſiren. Hingegen bieten ſich -gefchietten |
Photographen, oder Fertigern von Lichtbifdern auf
Papier, die das Retouchiren und Eoloriren verftehen und
im Befige genügender Mittel find, um im fafhionablen
Theile einer großen Stadt ein elegantes Atelier zu eröff-
nen, vortheilhafte Chancen dar,
Architeften, mit guten Empfehlungen verfehen, dür-
fen auf lohnende Beichäftigung rechnen, befonders wenn
ihre Mittel ihnen geftatten, Bauten in Accord zu über-
nehmen, Deutſche
Skhaufpieler gehen in Nordamerifa, mo alle deutfche
Bühnen Winfeltheater find, einer traurigen Zufunft ent-
gegen, wenn fie nicht neben der Kunſt — es klingt freilich
fehr proſaiſch, ift aber durchaus wahr — ein Handwerf
treiben wollen. |
Militärs werden nur in Kriegszeiten, wo freiwillige
Regimenter errichtet werden, zu höheren Chargen gelangen,
find aber immer nur für die Dauer des Krieges oder einen
beftimmten Zeitraum angemworben, In. Friedengzeiten wird
der tüchtigfte, deutfhe Dfficier Fein amerifanifches Lieutes
nantspatent erhalten und fih mit einem untergeordneten
Poften begnügen müffen. Was die Löhnung der nordame—
rifanifchen Armee, ihre Verpflegung u. |. w. betrifft, fo
verweilen wir auf das in ber allgemeinen Schilderung der
Bereinigten Staaten über das Heer Gefagte. — Deutfche
Beamte, einerlei, ob Militär oder Civil-, ob Juftiz-
oder Bermwaltungsbeamte, finden als folche Fein Unterfom-
men in Nordamerifa, Beim Zoll- und Poftfache, beim
General-fandamte und einigen anderen Zweigen der Ber:
waltung findet man zwar einige Deutſche angeftellt, diefe
find jedoh ohne Ausnahme fchon längere Zeit in Nord» .
amerifa, haben das Bürgerrecht erworben und fi in einer
—
Porbereitung zur Augwanderung. 377
oder der andern Hinficht verdient gemacht, Der ältere
deutfche Beamte, der Bureaufrat follte felbft dann nicht
nah Nordamerifa gehen, wenn er auch Mittel befäße,
ohne allen Erwerb leben zu können: die täglichen, ftünd-
lichen Beweife, daß dort das Volk ſich beffer felbft regiert,
als es in Deutfchland eine endlofe Schaar von Beamten
vermag, und die nothwendige Erfenntniß, daß er big zu
diefem Augenblid im Grunde genommen ein ganz übers
flüffiges, ja ein ſchädliches Mitglied der menfchlichen Ges
fellfchaft gemwefen, müßten ihm den Reſt feines Lebens ver:
bittern. Daß Forft- und Jagdbeamte da, wo feine Staatg-
forften, feine Jagdgehege exiftiren, fchlechte Geſchäfte machen,
Tiegt auf der flachen Hand,
Vorbereitung zur Auswanderung.
ft Jemand zu dem feften Entfchluffe gefommen, nad
Nordamerika anszumandern, hat er, je nach der Beſchäf—
tigung, die er drüben zu treiben gedenft, ſich einen beſtimm⸗
ten Staat oder einen engeren Kreis .als fpecielles Ziel
feiner Reife auserfehen und fich dabei darauf gefaßt ge:
macht, vielleicht an Ort und Stelfe doch nicht Alles fo zu
finden, wie er es fih nad den gehörten und gelefenen
Beſchreibungen gedacht, hat er für diefen Fall fih auch
mit den Berhältniffen anderer Gegenden befannt gemacht,
fo gehe er rafh an die Ausführung feines Vorhabens.
Der Familienvater, oder Derjenige, der fih son einem
werthvollen Befisthume, von einer einträglichen Stelle
trennen muß, um auswandern zu können, und beffen Vers
. mögen groß genug ift, daß er felbft bedeutendere Koften
nicht zu fcheuen braucht, gehe, bevor er feine Stellung in
378 Vorbereitung zur Augwanderung.
Deutfchland aufgiebt oder feine ganze Familie aus ber
Heimath fortführt, verſuchsweiſe nah den. Bereinigten
Staaten, fehe fih Land und Leute an, prüfe dort, ob feine
für die Zufunft entworfenen Pläne gut ausführbar find,
beobachte die Flimatifchen Berhältniffe, erfundige fich genau
nach Allem, was ihn intereffirt, erwäge, ob feine Familie
fi in der neuen Lage und Umgebung wohl gefallen werde,
und findet er, daß Nordamerifa feinen Erwartungen ent»
Tpreche, fo fehre er heim, ordne alle feine Angelegenheiten
wenn möglich fo, daß ihn nichts mehr als die Erinnerung
an die Heimath fnüpft, und mwandere von dannen, So
verfahre der Begüterte, der einige hundert Thaler ver:
fohmerzen, der fie, falls er fih bewogen fühlt, im alten
Baterlande zu bleiben, als für eine lehrreiche Bergnügungs-
reife ausgegeben betrachten fann,
Anders ift es mit Dem, der feine Kaffe fchonen muß.
Auch diefer orientire fich auf jegliche Weife genau darüber,
was feiner in Nordamerifa warten fannz er hüte ſich
namentlich davor, ſich die Zufunft zu freundlich auszuma-
Ien, um jeder Täufhung möglichft zu entgehen, und ent-
fließt er fih dann zur Auswanderung, jo ordne er alle
feine! Vermögensangelegenheiten fo, daß er fein ganzes
Hab und Gut mit fih nehmen fann, wende ſich darauf
an einen Schiffsmafler in dem Hafenplage, von welchem
aus er nad Amerifa abgehen will, oder an deſſen ihm
zunächſt wohnenden Agenten, erfundige fich nad) dem Leber»
fahrtspreife und fichere fih, wenn ihm die Bedingungen
gefallen, durch Anzahlung eines Theiles der Fracht für
fih und die Seinigen die nöthigen Pläge, In den vom
Schiffsmakler oder feinem Agenten dem Auswanderer über
die empfangene Anzahlung auszuftellenden Scheine muß
das Schiff, auf welchem die Plätze belegt find, namentlich
angegeben fein, ferner muß darin gefagt fein, wann Das
Schiff abgehen, wann der Auswanderer im Hafenplage
Vorbereitung zur Auswanderung. 379
eintreffen ſoll, und welche Vergütung dieſem gezahlt wird,
falls die Abfahrt des Schiffes über den angeſetzten Tag
hinaus verzögert wird. Endlich noch hat der Schein, falls
die Paſſage mit Einſchluß der Beköſtigung bedungen wurde,
zu beſagen, worin die Koſt auf der Reiſe beſtehen und wie
viel Trinkwaſſer dem Paſſagier gereicht werden wird.
Es haben zwar manche Leute, ſogar ein baieriſcher
Handelsconſul, dem man mehr Einſicht hätte zutrauen ſollen,
gegen die Vorausbeſtellung von Schiffsplätzen geeifert, wir
rathen jedoch dringend dazu. Hat der Auswanderer, der
ſich erſt im Einſchiffungshafen um Schiffsgelegenheit be-
müht, oft auch das Glück um einige Gulden billiger be—
fördert zu werden, weil gerade weniger Auswanderer und
mehr Räume als gewöhnlich da find, fo läuft er dafür
aber aud Gefahr, alle Schiffe befest zu finden und fo
Yange im Wirthshaufe aus der Tafche zehren zu müffen,
bis neue Gelegenheit fommt, oder es fleigt der Preis für
die wenigen unbelegten Pläge in, den zur Abfahrt bereit
liegenden Schiffen, je mehr Bewerber um dieſelben da find,
auf eine enorme Höhe. =
Die gewöhnlichen Einfhiffungspäfen für Auswanderer
nah Nordamerifa find Hamburg, Bremen, Antwer-
pen, Rotterdam und Hapre.
In Hamburg, von wo Dampfihiffe nad New-York
und Segelpadetichiffe nach Duebef, New- York, Philadel-
phia, Baltimore, Charleston, New⸗Orleans, alvefton
„und San Francisco abgehen, auf denen den Kajütepaffa-
gieren wie den Zwifchendedspaflagieren die Beföftigung
geliefert wird, befteht eine obrigfeitliche, aus Sachverſtän—
digen zufammengefegte Commiſſion, welche jedes zum
Transport von Auswanderern beftimmte Schiff vor feinem
Abgange zu beſuchen und feine Seetüchtigfeit, die Güte
des am Bord befindlihen Proviants und Trinfwaffers zu
380 Vorbereitung und Derhaltungsregein,
prüfen, und darüber zu wachen hat, daß jedes Schiff nicht
über bie feiner Räumlichkeit angemeffene Zahl von Paſſa⸗
gieren führe.
Folgende, von den Herren Chr. Matth. Schröder
und Comp. in Hamburg ausgegebenen Verhaltungsregeln
belehren den Auswanderer im Zwiſchendeck darüber, wie
er ſich auf die Seereiſe vorzubereiten und wie er ſich am
Bord zu benehmen hat. Im Weſentlichen gelten alle dieſe
Beſtimmungen auch für die von den Schiffsexpedienten
Herren Knorr und Janſſen, A. Bolten, Rob. M.
Sloman, M. Valentin, Friedrich Brödermann,
J. C. Godeffroy und Sohn in Hamburg beförderten
Segelpacketſchiffe. Sie lauten:
Verhaltungsregeln für Auswanderer nach überleeiſchen
Ländern.
1) Bereinigung mehrerer Familien in Gefellfchaften.
Zu allen Zeiten ift es für Auswanderer nad trang-
atlantiſchen Ländern nachtheilig gewefen, den heimathlichen
Herd vereinzelt oder fonft familienweife zu verlaffen, weil
Zerfpfitterung überall größere Auslagen nad ſich zieht,
Deshalb ift es gut, wenn je 20 bis 50 Familien in ges
ordnete Gefelffchaften fich vereinigen, aus ihrer Mitte einen
rechtihaffenen und tüchtigen Führer oder Borftand wäh—
len und ihm die Leitung der ganzen Angelegenheit über:
tragen
| 2) DVerzeichniß der Auswanderer.
Nach gefchehener Wahl des Führers hat biefer fo-
gleich zur Anfertigung eines genauen DVerzeichniffes der
Geſellſchaft zu fehreiten, worin, Yaut beiftebendem Schema,
folgende Angaben enthalten find:
Vorbereitung und Verhaltungsregein, 381
Namen N
Wohn⸗ = |Bahl der
ber Fa⸗ — F in
— a — ort. Jahren. werbe. | gion. —E
Nach geſchehener Ausfertigung muß dieſes Verzeichniß
ungeſäumt an den Agenten Herrn
in befördert und mit der Zuſicherung
begleitet werden, daß die angegebene Zahl Auswanderer
zur Ueberſiedelung nach einem beſtimmten Hafenpunkte ent-
ſchloſſen iſt.
Wo keine Geſellſchaft ſich bildet, haben Familien ſo—
wohl, als einzelne Leute die gleiche Vorſchrift zu befolgen
und beim benachbarten Agenten ſich einſchreiben zu laſſen.
3) Ausweiſe der Auswanderer,
Als Ausmweife werden unerläßlich erfordert:
a) Pag oder Auswanderungs-Erlaubniß der be-
” treffenden Behörde, |
b) Zeugniß der Polizeis oder Ortsbehörde über
Unbeicholtenheit des Lebenswandels.
382 Vorbereitung und Verhaltungsregein.
Im eigenen Intereffe haben Auswanderer ſich ferner
mit Tauf⸗ und. Heirathsfcheinen zu verfehen,
4) Bahrniß der Auswanderer. -
Sn Betreff der Fahrniß der Auswanderer ift zu J
merken, daß Hausrath feiner Art vortheilhaft mitgenom⸗
men werden kann, weil er zu viel Fracht koſtet, vielfach
Schaden leidet und eine Menge Plackereien verurſacht. Eine
Ausnahme von dieſer Regel machen Leinenzeug, Kleidungs-
ftücfe und metallenes Küchengefchirr, wenn dieſe Gegenftände
noch brauchbar find, An Hinlängliche Wäfche zum Wech—
feln während der Seereife muß gedacht werben, weil man
auf Schiffen nicht immer wafchen fann, und Reinlichkeit
jederzeit erfte Bedingung iſt. Federbetten, wie in Deutfch-
Sand gebräuchlich, find auf dem Schiffe Yäftig und unzweck—
mäßig; was man davon behalten fann, find Pfühle und
Kopfkiſſen, gleichwie auch nöthigenfalls ein Unterbett, Zum
Schiffgebraud find eine Matrage von Seegras, nebft wol-
Yener und baummolfener Dede mit Lafen am beften, Jede
einfchläfrige Matrage mit Kopffiffen von Seegras Foftet in
Hamburg 5 Mark Courant oder 2 Thaler preuß. Cou-
rantz eine wollene „Dede 44 Marf Courant oder 1 Thlr.
24 Sgr. preuß. Göurant, Wer will, fann natürlich fein
Bett mitnehmen, befonders wenn die Reife nach dem nörd—
lichen Amerifa gebt.
Bett, ſowie Eß⸗, Trint- und Wafchgeräth muß Jeder
ſelbſt mitbringen,
Handwerkszeug und Adergeräth müſſen mitgenommen
werden, wenn fie nicht zu viel Raum einnehmen; was
aber von Holz daran ift, wie Stiele, Handhaben und der—
gleihen, wenn felbige groß und ſchwer find, Bleibt beſſer
zurück, um Fracht zu erſparen.
Bei Verpackung aller biefer oder anderer Gerätffänf-
ten ift darauf zu feben, daß diejenigen Gegenftände, melde
Vorbereitung und Verhaltungsregein, 383
man während der Reife gebraucht, von den übrigen abge—
fondert und in eine fefte, mit verſchließbarem, flachen
Dedel verfehene Kifte gelegt werden, damit fie bei der
Hand bleiben, Diefe Kifte fann ein Feines Fach für Kämme,
Rafirzeug, Scheere, Schwamm, einen Heinen Spiegel u. |. w.
enthalten, welche Gegenftände auf der Reife unerläßlich
find, Die übrige Fahrniß fommt in den Güterraum, und
ift während der Ueberfahrt nicht mehr zugänglid. Alle
Effeeten müffen mit dem Namen des Eigenthü-
mers deutlich bezeichnet werden,
5) Geldverwechſelung. \
Man bringe, wo möglich: 1) preußifche oder Ber-
eing=sThaler in Silber und in Ermangelung derfelben
2) preußifhe Treforfheine mit. Wo dieſe fehlen,
wähle man jederjeit 3) Louisd'or aller Art, d. h. han
noverfche, ſächſiſche, lüneburger, dänifche u. |. w., und wenn
diefe fehlen A) preußifche Louisd'or. Bei Verwechſe—
lung diefer Gelder in Hamburg, wo ſpaniſche Piafter
und Dublonen in der Regel vortheilhafter wie an irgend
andern Plätzen einzumechfeln find, wird den Auswanderern
auf das Dringendfte anempfohlen, fich nicht an ihnen un-
befannte Leute zu wenden, damit fie nicht in Verluſte
gerathen,
6) Beſtimmung ber Neifegeit, Contracte, Haftgelder u. ſ. w.
Beabfichtigt eine Geſellſchaft fih durch C. M. Schrö-
der & Comp, befördern zu Yaffen, fo muß dem benachbar-
ten Agenten angezeigt werden, um welche Zeit fie reifefertig
fein kann. Diefer Zeitpunkt darf jedoch niemals fehr nahe
liegen, und nie weniger als 4 oder 6 Wochen betragen,
. damit die Auswahl der Schiffe, ihre Ausrüftung und der
nöthige Briefwechfel mit gehöriger Sorgfalt gefchehen kön—
nen, Solche Gefellfehaften pflegen dann einen fürmlichen
Eontract abzufchließen,
384 Vorbereitung und Verhaltungsregeln.
Sind Schiffe bereits angelegt, fo hat fih der Aus—
wanderer blos nach dem Abgange derfelben zu richten und
zu beftimmter Zeit in Hamburg einzutreffen, Zu diefem
Ende ift dem benachbarten Agenten folgendes Haftgeld zu
entrichten:
-a) Für jede Perfon über 8 Jahre 12 Thlr. preuß.
Courant oder 21 FI, rheiniſch. |
b) Für jede Perfon unter 8 Fahren 6 Thlr, preuß.
Gourant oder 10 FI. 30 Kr. rheiniſch.
ec) Für Säuglinge nah Brafilien wird weder
Haftgeld noch Paflagegeld entrichtet.
Für die bezahlten Haftgelder find die Agenten ange-
gewiefen, Hafticheine auszuftellen, deren Betrag bei ber,
por der Einfhiffung zu Teiftenden vollftändigen Zahlung
des Paffagegeldes, ohne welche Niemand an Bord aufge
nommen werden fann, in Abrechnung gebracht wird.
Ohne vorherige Anmeldung können eintreffende Paf-
fagiere nur dann befördert werden, wenn noch Pläge im
Schiffe vorhanden find.
7) Abreife von der Heimath.
Die Abreife der Auswanderer von der Heimath muß
immer bergeftalt geregelt werden, daß die Leute an dem
zur völligen Ausrüftung des Schiffes contractlich beſtimm⸗
ten Tage bier eintreffen, Kommen die Paflagiere an dem
beftimmten Tage nicht an, fo verlieren fie das bezahlte
Haftgeld und jeden Anfpruh an Beförderung. Können
dagegen die Paflagiere an dem beftimmten Tage noch nicht
an Bord aufgenommen werden, fo geben C. M. Schrö-
der & Comp. von biefem Tage an bis zur Einſchiffung
den laut Haftfehein angenommenen Zwifchendeds-Paffagie-
ven in ihrem dazu eingerichteten Haufe auf Groß-Ericus
in Hamburg freies Logis und Beköftigung. In unvors
hergeſehenen Fällen verfrüheter Anfunft fann den Paſſa—
Vorbereitung und Verhaltungsregeln. 385
gieren in der Negel freies Logis in obenbenanntem Haufe
angeboten werden.
8) Ankunft in Hamburg.
Kommen die angemeldeten Paffagiere zu ber verab⸗
redeten Zeit in Hamburg an, ſo werden ſie in Empfang
genommen und koſtenfrei an Bord befördert, auch die Koſten
der Paßviſirung und des ärztlichen Geſundheitsatteſtes
von den Unternehmern getragen.
I) Fürforge für die Geſundheit der Auswanderer.
Sehr ſchwache, an Krebs, Schwindfucht, Waflerfucht,
Knochenfraß und einigen anderen vom Arzte zu beftim-
menden oder anftefenden Krankheiten leidende Perfonen
können unter feiner Bedingung angenommen werden; und
jede fi) bildende Gefelffchaft hat fhon in der Heimath
dafür zu jorgen, daß ſolche Individuen nicht zugelaffen
werden,
10) Berhalten der Auswanderer am Bord.
Die für A volle Paffagiere beftimmten Kojen (Bett-
ſtellen) müffen in Hamburg gefeslih 6 Fuß lang und 6 Fuß
breit, auch deren nie mehr als zwei übereinander fein, fie
werben für die Paflägiere bezeichnet.
Den Auswanderern liegt die Verpflichtung ob, wäh
rend’ der Reife den Anordnungen des * ſich zu
unterziehen und ihnen Folge zu leiſten. Um daher den
Verkehr mit dem Capitain in den Schranken des Anſtandes
zu erhalten, muß die Geſellſchaft auf jedem Schiffe durch
den Führer oder Vorſtand vertreten werden, welcher
als Mittelsperſon zwiſchen ihr und dem Capitain aufzu—
treten hat. Ruhe und Ordnung, nebſt friedlichem, nach—
ſichtigem Verhalten der Auswanderer untereinander ſind
wichtige Momente auf einer Seereiſe, wo der beengte Raum,
die Geſchäftsloſigkeit und daraus folgende Langeweile das
Nordamerika. 25
386 Vorbereitung uud. Verhaltungsregeln.
Gemüth vielfach verſtimmen. Deshalb muß gegenſeitige
Nachſicht aus allen Kräften geübt, und chriſtliche Duldung
in vollem Maße empfohlen werden.
Die Anordnungen in Betreff der Mahlzeiten gehen
vom Capitaine aus, deſſen Vorſchriften ſtets auf Regel—
mäßigkeit hinzielen müſſen. Jeden Morgen iſt es nöthig,
daß das Zwiſchendeck ausgefegt und aufgewaſchen werde.
Dieſer Arbeit dürfen die Reiſenden, ſchon um ihrer ſelbſt
willen, kein Hinderniß in den Weg legen, ſondern müſſen
zu rechter Zeit aufſtehen und das Bett machen, bevor die
Reinigung: vor ſich geht. Zur Abhaltung der Mahlzeiten
haben ‚die Reifenden in Genoffenfhaften von. 10 big
12 Perfonen fich zu vereinigen. Solche Genofjenihaften
werben in der Schiffefprahe „Bad genannt. Bon jeder
ſolchen Genoffenichaft muß Einer darunter den „Bad
Meifter” machen, welcher Dienft der Reihe nach umgeht,
mit Ausnahme der Frauen überhaupt, Die von dieſer Ar—
beit befreit find, -
Sobald das Eſſen fertig ift, empfängt der Bad-Meifter
daffelbe an der. Küche und bringt es feinen Genoffen im
Zwifchended, Iſt das. Efien vorüber, fo hat der Bad
Meifter dem Koch das fchmugige Gefchirr zu überbringen,
welches er rein wieder empfängt, um es an dem dazu be=
flimmten Drte aufzubewahren, Zerbrechliches Geſchirr, wie
auch Meſſer, Gabel, Löffel, reinigt jeder Neifende jelbft
und bewahrt fie auf, ” }
Brod und Butter werden dem Baf-Meifter für die
ganze Woche gereicht, welcher Beides an bie Tiſchgenoſſen
pertheilt. Jeder Paflagier bewahrt feinen Antheil felbft
auf, und ift davon, wenn er Luft dazu hat. Jede Ge-
noffenfhaft muß auch einen ziemlich großen Theefeffel von
Blech haben, worin Morgens und Abends Kaffee und
Thee beim Koche abgeholt und der Gefellihaft gebracht
werden, weil es zu weitläufig und bei ſchlechtem Wetter
Vorbereitung und Perhaltungsregeln, 387
gar nicht möglich wäre, jedem Paflagier feinen Antheil an
der Küche einzeln abzureichen.
Zum Vorſchneiden und Vertheilen der Speiſen bei
Tiſche wählt jede Geſellſchaft gewöhnlich Einen aus ihrer
Mitte, welcher auch für Ordnung und gutes Verhalten
der Paſſagiere zu ſorgen, und gegründete Beſchwerden dem
Capitaine mitzutheilen hat.
Kein Paſſagier darf ſich an die Küche drängen, um
etwas zu kochen oder zu braten, da es ſonſt für den Koch
nicht möglich wäre, feine Pflichten zu erfüllen. Y
Jede Tifchgenoflenfchaft Hat immer in der Weife fi
zu vereinigen, daß: die Schlafftellen derfelben bei einander
liegen, damit die daſelbſt befeftigten Kiften als Tafel die-
nen fönnen.
Keinem Reiſenden ift es erlaubt, den Sciffsdienft auf
irgend eine Weife zu flören oder zu verhindern; auch darf
er fich während der Arbeitszeit mit der Befagung nit in
ein Geſpräch einlaffen. Eben fo ift es verboten, im Zwi—
fchended zu rauhen, weil Feuersgefahr damit verbunden
iftz auf dem Verdecke findet diefe Befchränfung nicht in
gleichem Grade Statt, doch ift große Borfiht auch Hier
erforderlih. Führen Paffagiere Waffen und Pulver bei
fih, jo müffen fie dem Capitain während der Ueberfahrt
in Berwahrung gegeben werben.
In den erften Tagen der Reife fünnen die Paſſagiere
nicht erwarten, daß Alles ſeinen geregelten Gang gehe,
um ſo mehr, als auch die Seekrankheit ſich einſtellt, gegen
welche mit aller Heiterkeit des Gemüths angekämpft wer-
den muß. Nach einigen Tagen legt ſich dieſes Uebel ge—
wöhnlich wieder, und wenn es vorüber iſt, hat man Eßluſt
und Frohſinn zugleich. Deshalb darf man, einer vorüber
gehenden Unpäßtichfeit halber, den Muth nicht ſinken laſſen;
jondern alle Paflagiere müffen dazu beitragen, daß bie
Geſellſchaft überhaupt bei guter Laune bleibe. Zu diefem
25*
388 Vorbereitung und Verhaltungsregeln.
Behufe darf des Abends, nach vollbrachtem Tagewerf, wenn
Wind und Wetter es geftatten, mit Erlaubniß des Capi—
taing, bis zu einer beftimmten Stunde gefungen und ge-
fpielt werden,
2 11) Schonung der abgereichten Lebensmittel.
Bei der reichlichen, unten angedeuteten, den Auswan⸗
derern im Zwifchendede regelmäßig gereihten Verpflegung,
wie fie von den Unternehmern beftimmt ift, wird es Den-
jenigen, welche ihre Portion nicht aufzehren können, ftreng
verboten, die übrigbleibenden Lebensmittel zu verderben
oder über Bord zu werfen, Zeigt fih in irgend einem
Artifel Meberfluß in den Nationen, ſo Fünnen fie nach Be—
fchaffenheit und in Folge Uebereinkunft zwiſchen dem Bor-
ftande der Gefellfhaft und dem Gapitain im Berhältnig
vermindert werden. Brod hält fih gut, und wenn es nicht
muthwilfig zerbrödelt wird, kann es immer wieder aufbe-
wahrt werden. Es ift durchaus nöthig, jede zur, ee
dung zu vermeiden,
12) Verſicherung der Paſſagegelder und der Habfeligfeiten der
Auswanderer.
Der biefigen Verordnung vom 4, Febr. 1848 gemäß
find die Unternehmer verpflichtet, die ganze Frachtſumme
der Paffagiere, und nod überdies 20 Thlr. Cour. mehr
auf jeden erwachfenen Kopf, wie auch den Proviant, ver-
fihern zu laffen, damit für die Paſſagiere geforgt iſt, wenn
dem Schiffe ein Unfall begegnet.
Auf gleiche Weife Fönnen die Paffagiere ihre Habfelig-
feiten für ihre Rechnung verfichern laſſen, wenn fie es
verlangen, - |
Berpflegungszettel,
Sonntag.
Pflaumenſuppe;
4 Pfund Ochſenfleiſch;
4 Pfund Mehl zu Pudding,
Vorbereitung und Verhaltungsregeln. 389
Montag. 4—
u wozu 4 Pfd, Erbfen;z
3 Pd. Schweinefleiſch;
— Reis mit Syrup.
Dienſtag.
Graupenſuppe;
Pfd. Ochſenfleiſch;
Linſen als Gemüſe, Pfd.
Mittwoch.
ei Bohnenfuppe, 4 Pfd. Bohnen;
4 pp. ———
yeah Pfd.
Donnerſtag.
Pflaumenſuppe;
3 Mb. Ofenfleiih;.
4 Pd, Mehl zu Pudding.
Treitag.
Erbfenfuppe, wozu 4 Pfd, Erbfen;
4 Pd. Schweinefleiſch;
Sauerfohl, 4 Pd,
Sonuabenv.
Grüne Exbfenfuppe, 4 Pfd. Erbſen;
3 Pd. Ochſenfleiſch;
Linjen als Gemüfe, 4 Pfp.
Für den vollen Paflagier wird wöchentlich verabreicht:
4 Loth Kaffee; |
2 Loth Thee;
8 Loth Zucker;
16 Loth Butter oder Schmalz;
5 Pfd. Brod;
4 Flasche Wein.
390 Vorbereitung zur Auswanderung,
Auf jeden vollen Paflagier wird ferner für die Reife
eingelegt:
30 bis 60 Pfd. Kartoffeln nach der Jahreszeit;
Salz, Senf, Pfeffer ꝛc. ꝛc.
Eine reihlihe Quantität Waffer.
Die Ueberfahrtspreife fleigen oder fallen je nachdem
der Andrang von Auswanderern geringer oder größer iſt;
gegenwärtig ſind ſie durchſchnittlich im Zwiſchendeck, das
im Landungshafen zu entrichtende Kopfgeld eingerechnet:
Von Hamburg nach
News York, Philadelphia oder Baltimore
für erwachfene Perfonen . . 40 Rthlr. pr. Cour.
für Kinder unter 10 Jahren 34 ie
New-Orleans für Erwachfene . . 40 Pr
für Kinder unter 10 Jahren 34 J
Quebeck für Erwahfene „ . . . 30 ®
für Kinder unter 10 Jahren 24 Hi,
Salveston für Erwahfen . . . 48 *
für Kinder unter 10 Jahren 40
Charleston für Erwachſene... 45
für Kinder unter 10 Jahren 36
San Francisco für Erwachſene . . 160 *
für Kinder unter 10 Jahren 100
wobei jeder Zwiſchendecks⸗Paſſagier 20 Cubikfuß Gepäd
frachtfrei Hat. Kinder unter 1 Jahr find paffagefrei.
Wenn ſich mehrere Zwifchendedis-Paffagiere dahin ver-
einigen, für fi von dem allgemeinen Raum des Zwilchen-
decks einen befonderen durch einen Bretterverichlag abtheilen
zu laſſen, fo läßt fich das bei zeitiger Anmeldung auf den
meiften Schiffen einrichten. Solche Paffagiere haben als-
dann, außer dem gewöhnlichen Paflagierpreife, nad den
Vorbereitung zur Auswanderung, 391.
Oſthäfen Amerifa’s noch 6 bis 10 Rthlr. pr. Cour. Extra⸗
Vergütung zu bezahlen, nad San Francisco 30 bis 40
Rthlr. pr. Eour. ı
‚Gajütenpaffagiere auf Segelpacketſchiffen zahlen in
Hamburg nach Quebeck 90, nach New-Yorf, Philadelphia
und Baltimore 90 bis 100, nach Charleston, Galveston
oder New-Drleang 100, nad San Francisco 250 Rthlr.
pr. Cour., haben jeder eine eigene Schlaffofe und, Wein
und Spiritunfen ausgenommen, freie Beföftigung am Tifche
des Gapitaing,
Auf den beiden —— Hamburg und New York
fahrenden Dampfſchiffen „Helena Sloman“ und „Britiſh⸗
Queen“, wovon erſteres durg die Herren Knorr und
Janſſen, letzteres durch Herrn J. Mansfeldt in Hamburg
YEAR wird, find Die SEN inclus. Beföftigung und Koft-
gelb: Kihlt. pr. Cour.
I. Gafüte für jede über 12 Jahre alte Perfon 150
» für jede Perfon von 1 big 12 Jahre 75
U. Gajüte für jede Perfon über 12 Jahre 80
» für jede Perſon von 1 big 12 Jahre 60
Zwifchendeef für jede Perfon über 8 Jahre 50
„ für jede Perfon von 1 bis 8 Jahre 44
Kinder unter 1 Jahr Haben nur das Kopfgeld zu bezah-
fen. Borausanmeldungen für die Dampfſchiffe müffen fehr
zeitig gemacht und bei Belegung von Plägen für IL und
HU. Gajüte 25, für’ Zwifchended 12 Rthlr. preuß. Cour.
Draufgeld franco an den refp. Erpedienten oder deſſen
Agenten eingefendet werben, |
Bon Hamburg aus werden auch Auswanderer über
England nad Nordamerifa befördert, da aber in Deutfch-
land abgefchloffene Contracte in England feine bindende
Kraft haben, da eine ſolche Reiferoute mehrmaliges Um—
laden und dadurch nicht felten Befchädigung der Effecten
‚392 ‚Vorbereitung zur Auswanderung,
nach ſich zieht, auch bisher vielfach Klagen über die über-
‚England befchafften Auswanderer: ‚Expeditionen eingelaufen
find, fo warnen wir por biejem Wege.
In Bremen befteht," gleihwie in Hamburg, eine
Behörde, welche vor Abgang eines jeden Auswanderer-
ſchiffes fih von der Seetüchtigfeit deffelben und von der
genügenden Duantität und der Güte des Proviants und
des Trinkwaſſers, fowie Davon zu überzeugen bat, daß den
Paffagieren der geſetzlich vorgeſchriebene Raum gewährt
wird
Die von den Herten! C. A. Heineden & Comp,,
Fr.W. Bödecker jun. (H.N. Heineckens Nachfolger), Carl
Pokranz & Comp. Lüdering & Comp., W. Schra—
der, Heydorn,& Comp., MWicelbaufen & Comp.,
J. 9. Bufhmann, Carl Traub und 2. E. Icon
erpedirten Auswandererfchiffe, auf denen in Bezug auf die
Beköſtigung der Zwifchendeds - Paffagiere, Ordnung am
Bord u. f. w. im Wefentlichen diefelben Beftimmungen
berrfchen, welche in den unter „Hamburg“ angeführten
Berhaltungsregeln enthalten find, haben gegenwärtig un—
gefähr folgende Zwiſchendecks-Paſſagierpreiſe:
Nach New-Horf, Yhiladelphia und Baltimore für Per-
fonen über 10 Jahre alt 31, für Kinder unter 10 Jahre
alt 26 Rthlr. Louisd'or; nad Duebed für Erwachſene 33,
für Kinder unter 10 J. 28 Rthlr. Louisd'or.z nad Charz-
leston für Erwachſene 35, für Kinder unter 10 5, 30
Rthlr. Lsd'or.; nach New-Drleans für Erwachſene 35, für
Kinder unfer 10 3. 30 Rthlr. Lsd’or.; nach Galveston
für Erwachfene 36, für Kinder unter 10%. 31 Rthlr. Lsd'or.;
nah San Francisco für Erwachſene 150, für Kinder unter
10 3. 100 Rthlr. HORIOR Säuglinge unter 1 Jahre find
paflagefrei.
Auch in Bremen tönnen mehrere ſich vereinigende
‚DZwifchendeds » Paflagiere, bei zeitiger Anmeldung, gegen
Vorbereitung Zur Auswanderung, 393
eine billige Vergütung von 5 bis 8 Rthlr. Louisd’or nad
allen Oſthäfen, und für eine verhältnigmäßige Aufzahlung
auf den Zwifchendedspreis nad) San Francisco einen durch
eine Bretterwand vom Zwifchendede abgefchiedenen Raum
(steerage)* erhalten, -
Gafütenpaffagiere nad den Oſthäfen Nord-Amerifa’s
zahlen bei freier Beföftigung, in der Regel dag Doppelte
bes Zwiſchendecks-Paſſagierpreiſes; nah San Francisco
250 Rthlr. Louisd’or.
Bon Bremen gebt am 15. eines jeden Monats eing
der Dampffchiffe „Waſhington“ und „Herrmann“ nad) '
Nemw-Norf, welche durch die Herren C. A. Heineden & Comp.
dafelbft erpedirt werben. Die Pafjagepreife find: im Salon
190 Rthlre Louisd'or; in der Gafütg unter dem Salon
160 Rthlr. Lsdor. An Gepäd haben die Paffagiere des
Salons und der I. Cajüte 20 Eubiffuß frachtfrei; Kine
der unter 12 Jahren zahlen die Hälfte der Paffage und
Domeftifen 100 Rthlr. Lsd'or., bei 10. Cubikfuß fracht⸗
freiem Gepäck. Der Paſſagepreis in der II. Cajüte, bei
10 Cubikfuß Gepäck frachtfrei, iſt 100 Rthlr Lsd'or., für
Kinder unter 12 J., bei 15 Cubikfuß freiem Gepäck, die
Hälfte. Ueberfracht 25 Dollars pro 40 Cubikfuß. Der
Andrang von Neifenden zu diefen Dampffchiffen macht e8
nöthig, daß Auswanderer ſich mindeftens zwei Monate vor
dem Abfahrtstage die nöthige Anzahl von Plätzen auf
denſelben fichern,
Bremen zeichnet fich Durch das in Brenerhten erriche
tete, einen Flächenraum von 3000 Duadratfuß bedeckende
und für 2 bis 3000 Perfonen Raum bietende Auswanderer:
Hofpiz vortheilhaft vor allen anderen Einfchiffungshäfen
aus. Die bier folgende „Hausordnung, die „Verpfle—
gungsvorſchriften“ und die amtliche „Bekanntmachung“ über '
den Preis der Beföftigung ꝛc. in dem Hofpiz werden das
befte Bild von dem mwohlthätigen Inſtitute geben.
394 Vorbereitung zur Auswanderung.
‚Hausordnung.
Zur Bequemlichfeit der Neifenden und Erhaltung der
nothwendigen Ordnung im Haufe gelten folgende, nur
das Wohlbefinden der Gefammtheit der Bewohner be-
zweckende Vorſchriften:
1. Beim erſten Eintritte in das Haus meldet ſich
jeder Reiſende mit ſeiner Aufnahmekarte zunächſt beim
Oberſchaffner, welcher ihm Zimmer und Lagerſtätte an—
weiſet und Logismarke aushändigt, dann beim Gepäckmeiſter,
welchem Zahl, Beſchaffenheit und Bezeichnung der Gepäck—
ſtücke aufgegeben und letztere ſelbſt übergeben werden.
Beim Transport des Gepäcks in den Lagerraum haben
die Eigenthümer Hülfe zu leiſten. Sie erhalten bei der
Ablieferung deſſelben einen Gegenſchein, deſſen Nummer mit
der auf dem Gepäckſtück ſelbſt befindlichen übereinſtimmt.
Derfelbe ift zur Eintragung dem Oberſchaffner vorzuzeigen.
Alle Waffen werden demfelben abgeliefert; Pulver
und Reibzündhölzer in einem befonderen Raume verwahrt.
Auf den Wohnzimmern werden diefe Sachen nicht geduldet.
Die Reifenden behalten vielmehr nur die Kleidungsftüde
und Sachen bei fih, die fie zum täglichen Bedarf und
fofortigen Gebrauch nicht entbehren können, und oben auf
den Schlafftellen untergebradht werden. In Betreff. der
Effeeten übernimmt der Unternehmer nur die Verpflichtung,
die ihm übergebenen Saden fo forgfältig wie feine
eigenen zu verwahren. Der Oberfchaffner ertheilt über
den Empfang folder Sachen einen Schein.
2. Ueber jedes Wohnzimmer und dazu gehöriges Wafch-
Local ift ein Schaffner gefest, der für Aufrechthaltung
der Hausordnung verantwortlich ift. Er forgt für Erleuch—
tung, Lüftung, Heizung und für Austheilung der Speifen.
Beſchwerden find zunächft bei ihm, dann bei dem Ober—
Vorbereitung zur Auswanderung. — 395
ſchaffner anzubringen. Bei Reinigung der Zimmer und
Waſchlocale leiſten ihm die Bewohner Hülfe. Auf Erhal-
tung der Ruhe, Ordnung und Reinlichkeit im Hauſe
und feiner Umgebung wird beſtens gehalten.
3. Auf den verfchiedenen Wohnzimmern ift nur den
Reifenden der Aufenthalt geftattet, welche darin aufgenom=
men find, Für Abtritte ift an der hinteren Seite des
Haufes geforgt, für Nothfälle in der Nacht ift auf
jedem Wafchzimmer eine befondere Einrichtung, deren Rei—
nigung am folgenden Morgen den Bewohnern des Zim-
mers obliegt. Jede Befriedigung eines großen oder Fleinen
Bedürfniffes an einer andern Stelle des Haufes oder feiner
Umgebung, jede Verunreinigung im oder am Haufe muß
vermieden werden, _*
4. Kranken wird auf Meldung beim Oberfchaffner
bie Hülfe des Hausarztes und erforderlihen Falls Auf-
nahme im Hofpital gewährt und für ihre Pflege geforgt.
Sie haben nur Arzt und Mediein zu vergüten, wenn nicht
etwa der Expedient des Schiffes auch diefe Koften zu be=
zahlen hat.
5. Die Capelle des Haufes ift zum Gottesdienft eins
gerichtet, welcher nach Umftänden, jedenfalls aber Sonn-
tags, durch den apellprediger, dem: überhaupt die Seel-
forge des Haufes obliegt, abgehalten wird.
6. Trinfgelder dürfen von feinem Bedienfteten des
Haufes, bei Strafe fofortiger Entlaffung , gefordert oder
angensmmen werben.
Bernfleannnös ortheitten.
7. Die Auswanderer finden für den tarmäßigen Preis
im Haufe, ein der Schiffseinrichtung angepaßtes Unterfoms
men, Schlafftelle und ausreichende Beköſtigung. Für die
Betteinrichtung, Eher und Trinfgefhirre und Geräthe hat
jeder Auswanderer felbft zu forgen. Die letzteren können
396 wordetetune zur Auswanderung.
nach gemachtem Gebrauche fofort in dem Waſchhauſe ge-
reinigt werben.
8, Zur Reinigung des Körpers ift bei jedem Wohn⸗
zimmer ein Waſchlocal und für die Waͤſche ein Waſchhaus
eingerichtet, welches ausfchließfich dazu beftimmt if. In
den Wohnzimmern darf diefe Neinigung nicht vorgenom⸗
men werden. Jeder Reiſende wird erſucht, falls unreine
Perſonen in einem Saale mit ihm ſich aufhalten, ſolches
‚ ‚dem Oberfohaffner oder Wärter des Saales anzuzeigen.
9 Zum Frühſtück, welches aus Kaffee, Brod und
Butter befteht und um 74 Uhr Morgens angerichtet wird,
zum Mittagseffen um 12 Uhr, zum Abendbrod, aus Thee,
Brod und Butter beftehend, um 7 Uhr Abends, wird das_
Zeichen mit der Dampfpfeife gegeben." Bei befestem Haufe
wird die Verpflegung nad) der von den Schaffnern ange-
gebenen, täglich wechfelnden Ordnung der einzelnen Zim—
mer empfangen. Die Portionen werden in dem zur Aus—
theilung beftimmten Raume nur gegen Vorzeigung der
Logismarfe in die dazu von den Auswanderern bereit zu
haltenden Geſchirre verabreicht, Das Effen darf nur in
den Wohnzimmern verzehrt werden. — Nady erfolgter
Sättigung wird alles Mebrighbleibende ohne Ausnahme an
den Schaffner abgeliefert. Es darf von den Bewohnern
nichts zurücbehalten oder eigenmächtig darüber verfügt
werben.
10. Beim Berlaffen des Haufes empfangen die Aus—
wanderer gegen Zurüdlieferung der Logismarfe und des
Gegenfcheins ihr Gepäck zurüd,
Bremerhaven.
Joh. Georg Claußen.“
„Auf das Geſuch des Herrn Joh. Georg Claußen,
die vorſtehende Hausordnung des Auswandererhauſes in
Bremerhafen, ſowie den auf 12 Groten per Tag und Kopf
Vorbereitung zur Auswanderung. 397
für die Logirung und Berpflegung und auf 2 Groten für
den Transport der Effeeten angefegten Tarif zu genehmi-
gen, wird von der unterzeichneten, mit der obrigfeitlichen
Aufficht über die Auswanderungs =» Angelegenheiten beauf-
tragten Commiffion des Senats hierdurch die nachgefuchte
Genehmigung ertheilt.
Die Commiffion hat mit diefer Genehmigung um fo
weniger Anftand genommen, je mehr bei dem: regen Eifer
und der befondern Sorgfalt, womit Herr Claußen bisher
Schon bei, dieſem Unternehmen verfahren ift, erwartet wer-
den Fann, daß derfelbe auf Abänderungen oder Ergänzungen,
die etwa in der Erfahrung als zwedmäßig fich ergeben
möchten, Bedacht nehmen wird.
Bremen, den 18. April 1850.
Die Infpection der Mäfler:
(L. 8.) | D, Meier, J. H. Adami.
Auswanderern, welchen Antwerpen als Einſchif—
fungsplatz am gelegenſten liegt, empfehlen wir die am
1. und 15. jeden Monats von den Herren Strecker,
Klein & Stöck daſelbſt nach New-York, und, ſo oft es
die Umſtände erfordern, im Frühjahre und Herbſte nach
New-Orleans und anderen nordamerikaniſchen Seehäfen
beförderten dreimaſtigen, gekupferten Poſtſchiffe. Die Her-
ven Strecker, Klein & Stöck, welche von der Mehrzahl
deutjcher Regierungen conceſſionirt und in faft allen Theilen
Deutfchlands Durch Agenten vertreten find, zeichnen ſich
durch Splidität und Neellität wor manchen ihrer Concur⸗
venten vortheilhaft aus, und laſſen in ihrer Bedienungs-
weiſe nicht den in Antwerpen berrfchenden Mangel einer
firengen obrigkeitlichen Beaufjichtigung des, Beförderungs-
wejens vermifjen. Auswanderer können Durch theilweife Bor:
ausbezahlung des Paffagepreifes, der gegenwärtig 50 Gul-
398 Dorbereitung zur Auswanderung,
den für Erwachſene und 40 Gulden für Kinder von 12
Jahren und darüber für's Zwiſchendeck, einſchließlich Kopf—
geld und ausſchließlich Beköſtigung, von Mainz oder Bin—
gen, über Cöln und Antwerpen nad New-NYork beträgt,
ſich ihre Schiffspläge im Voraus bei Herrn Dr. ©. Streder
in Mainz, Hrn. Ant. Joſ. Klein in Bingen, Hrn. Sof.
Stöck in Creuznach, oder einem der zahlreichen Agenten
biefer Herren fihern, Bon Mainz oder Bingen fahren die
Pafjagiere in einem Tage mit Dampfſchiffen nach Cöln,
und von bort in einem Tage auf der Eifenbahn nad) Ant-
werpen, für welche Neife nichts zu bezahlen und während
welcher, den Aufenthalt in Cöln ausgenommen, die Bekö—
fligung frei if. Auch 2 Gentner Gepäd werden foftenfrei
von Mainz oder Bingen bis an Bord des Schiffes in Ant-
werpen befördert, Findet die Abfahrt des im Paffageron-
traete benannten Schiffes nicht am fefigefegten Tage ftatt,
fo werden bie Paflagiere auf Koften der Gefellichaft beher-
bergt und beföftigt, oder empfangen eine fie entfchädigende
baare Vergütung. Für den auf der Geereife nöthigen
Proviant hat jeder Paffagier felbft zu forgen, und muß
derfelbe für Perfonen über 12: Jahre aus Folgenden,
für Kinder in verhältnigmäßigen Quantitäten beftehen:
Zur Reife nah New-York aus:
50 Pfund Schiffszwiebad,
135 „ Kartoffeln,
44 Kochſpeiſen, nämlich: Mehl, Reis,
Gerſte, Nudeln, Erbſen, Bohnen, Linſen ꝛc.
73 Pfund geräuchertem Schinken,
6 „ Butter oder Schmalz,
2 NS
1 Maas Weineffig.
Zur Reife nah New-Drieans, Charleston ꝛc. aus:
60 Pfund Schiffszwiebad,
135 ° ,„ Kartoffeln,
Borberceitung zur Auswanderung, 399
HE... 50 Pfund Kochſpeiſen, nämlid: Mehl, Reis,
Gerfte, Nudeln, Erbfen, Bohnen, Linfen ꝛc.
12 Pfund geräudertem Schinken,
6 ,„ Butter oder Schmalz,
2 iur Ba,
1 Maas Weineffig. / ; |
Auswanderer, welche nicht felbft den Einkauf des
nöthigen Seeproviants beforgen wollen, erhalten ihn für
die Reife nah New-York für Erwachſene zu 21 fl,, für
Kinder von 8 bis 12 Zahren zu 15 fl, 45 fr., für Kinder
von 1 bis 8 Jahren zu 10 fl, 30 fr,, und für die Reife
nad New-Drleans zu 25 fl. 40 fr., 19 fl. 15 fr. und 12 fl.
80 fr, von den Herren Streder, Klein und Stöd geliefert.
' Rotterdam wird von den genannten Häfen am
wenigften yon bdeutfchen Auswanderern zur Einfhiffung
nad Nord-Amerifa benust, was feinen Grund in der dort
berrichenden ſchlaffen Controlle des Paffagierbeförderungs-
weſens und den daraus häufig entftandenen Klagen hat,
Wer jedoch aus befonderen Urfachen in Rotterdam an
Bord geben will, wo die Preife immer mit denen von
Antwerpen gleihen Schritt zu halten pflegen, dem em—
pfehlen wir, fih an das Haus Wamberfie & Croos—
wyk in Rotterdam zu wenden, welches allmonatlich zwei big
drei Mal Schiffe nah New-York, Baltimore und Bofton,
und im Frühjahre und Herbfte nad New-Orleans be-
fördert, ,
Solchen Auswanderern, deren Heimathsort der fran—
zöftihen Grenze nahe oder von ihr nicht weiter entfernt
liegt, als von den norddeutſchen, belgiſchen und holländi-
hen Häfen, ift Havre ganz befonders zu empfehlen.
Diefer Hafen hat vor Hamburg, Bremen, Antwerpen und
Rotterdam die beiden großen Vorzüge, daß das Auslaufen
der Schiffe aus ihm nicht fo fhwierig, als aus jenen ift
und daß er faft am Ende des Canals yon la Mande
400 Vorbereitung zur Augwanderung.
liegt, und fo die, von den ebengenannten Häfen aus oft -
ſehr langwierige, oft aud gefährliche Fahrt durch die
Straße von Calais und durch einen großen Theil des
Ganald von la Manche vermieden, die Reife daher bedeus
tend verfürzt, weniger befchwerlich und gefahrvoll gemacht
wird, Die von Herren Wafhington Finlay in Mainz,
durch jein Haus die Herren W. Finlay u. Comp, in Hapre
am 8., 18. und 28, jeden Monats nad) New-NYork, all
monatlich ein Mal nad Philadelphia und im Frübjahre
und Herbft auch nad New-Drleans und anderen nord»
amerifanifchen Häfen. expedirten, amerifanifchen, gefupferten
Dreimafterfchiffe zeichnen ſich durch hohes, Iuftiges Zwifchen-
bed, jolide Bauart und unübertrefflihe Führung vor faft
allen übrigen Auswandererfchiffen rühmlichſt aus, und der
Herr Erpedient hat den ſich erworbenen Ruf eines foliden,
um das Wohl der Auswanderer väterlich beforgten Man—
nes fo. feft begründet, daß wir jedem den Weg über Havre
wählenden Auswanderer rathen, fih an Heern W; Finlay
zu. wenden, Die in Mainz befindliche, durch Agenturen
in. ganz Deutichland vertretene General» Agentur des
Herrn W. Finlay übernimmt die Beförderung von Paſſa—
gieren yon jedem beliebigen Stationsplage am Rhein, über
Havre nad New-Yorf * New— Drdeups unter folgenden
Bedingungen:
Feder von Herrn W. Sintag, oder einem feiner Agenten
engagirte Zwifchendedspaffagier erhält feinen Plag auf dem
dritten Plage (Vorcajüte) der rheiniſchen Dampfſchiffe und
bat 2 Genter Reifegepäd für jeden Erwachfenen und einen
Genter für jedes Kind: über 1 und unter 10 Jahren frei,
Die Beförderung von den Rheinftationen kann auf zweierlei
Weiſe geſchehen; entweder über Rotterdam nad Havre
vermittelft der wöchentlich von dieſem Plage dahin abfah—
renden: Dampfpadetichiffe, oder mit der Eifenbahn über
Cöln und Paris: nach Havre. Auf beiden Wegen wird Die
Vorbereitung zur Auswanderung. 401
Reiſe in 3 bis 4 Tagen zurückgelegt, und iſt auf beiden
Wegen dem Reiſenden das oben angegebene freie Reife:
gepäck von 2, vefp. 1 Gentner bewilligt. Wer fih für
einen der beiden Wege entfchieden hat, hat dem Agenten
oder der General- Agentur in Mainz, nebft einem genauen
Namens: und Altersverzeichniffe ſämmtlicher Perfonen, ein
Draufgeld von 7 fl, für die Perfon franco einzufenden und -
babei anzuzeigen, in welchem Monate er die Reife zu
unternehmen gedenft. Gegen Einfendung diefes Drauf-
geldes erhält der Auswanderer einen Schiffsvertrag, in
welchem der Empfang des Draufgeldes befcheinigt iſt.
Da der Agent bei dem Accordabſchluſſe nicht miffen
fann, ob das Schiff, für welches der Auswanderer ein-
gefchrieben zu fein wünſcht, nicht fchon ganz befest ift, fo
behält er fich vor, ihm eine etwa 8 oder 14 Tage fpätere
oder auch frühere Abfahrt aufgeben zu fünnen. Nachdem
die Abfahrtstage genau angegeben find, hat der Auswan⸗
derer dem Agenten, nebft dem Veberfahrtsvertrage, die
Hälfte des bedungenen Fahrpreifes franco einzufenden, um
biefen Betrag im Vertrage zu bejcheinigen und die Ab-
fahrtstage, an welche fireng zu halten ift, darin einzus
tragen, Die reftirende andere Hälfte des Fahrgeldes kann
vor Antritt der Reife, oder bei Beginn derfelben bezahlt
werden. Bom Auswanderer verfchuldetes verfpätetes Eins
treffen hat den Verluft feines Plages zur Folge, fo wie
Herr Finlay hingegen für den Fall, daß der Auswanderer
son den ihm bezeichneten Stationsplägen, fei ed Manns
beim, Mainz ꝛc., in Rotterdam oder Havre nicht recht⸗
zeitig befördert werden ſollte, dieſem die contractliche Ent—
ſchädigung von 42 fr, täglich für jeden Erwächſenen und
28 fr. für jedes Kind über 1 und unter 10 Jahren zufichert.
Die Generals Agentur in Mainz bat die Einrichtung ges
troffen, daß jeder Auswanderer feine Effeeten vom Sta
tionsplage bis Hapre, und yon Havre nad) den Bereinigten
Nordamerifa, 26
402 Vorbereitung zur Auswanderung.
Staaten gegen Berluft für eine Prämie von 25, Procent
vom Werthe verfihern fann, auch läßt fie ihre Paflagiere
durch Conducteure von den Rheinftationen bis Havre
begleiten, welche das Gepäck gegen Schein in Empfang
nehmen und in Havre wieder ausliefern, fo daß ber
Paſſagier auch auf diefer Reife nicht um dafjelbe beforgt
zu fein braudt. Den Gondueteuren ift noch zur befon-
beren Pflicht gemacht, jeden Paffagier mit Anftand zu
behandeln, und ihm mit Rath und That an die Hand zu
gehen, insbefondere aber darauf zu fehen, daß er an den
P lägen, an welchen er ſich unterweges aufzuhalten ober
zu übernachten hat, vor Prellereien in den Wirthshäufern
gefhüst fei. In Havre müffen die Paffagiere nach ber
Ankunft im Hafen fih mit ihren Effecten fogleich aus—
fchiffen, und fönnen, wenn thunlich, fogleich an Bord des
für ihre Ueberfahrt beftimmten Schiffes geben, ſich ein-
richten und wohnen, jedoch nicht Fochen und rauchen, fo
Yange baffelbe im Hafen liegt. Der Transport des Neifes
gepädes unmittelbar vom Dampfboote auf das amerifa-
nifhe Schiff, unter Auffiht der Douane, wird von den
Herrn Wafhington Finlay u. Comp. in Havre Foftenfrei
für die Reifenden beforgt. Im Falle der Auswanderer
nicht rechtzeitig von Havre fortfommen follte, erhält er
yon der Generals Agentur dafelbft fogleich die tägliche Ent-
fhädigung von 42 fr, für Erwachſene und 28 fr, für
Kinder über 1 und unter 10 Jahren, Der Auswanderer
im Zwifchendede, in welchem die Baffagepreife von Manns
heim, Mainz u.fw. nad New⸗-York gegenwärtig ungefähr
65 fl, für Erwachſene und 50 fl, für Kinder von 1 bis
10 Jahren betragen, erhält Bettftelfe und nöthigenfalls Apo—
thefe, Plag in der Küche zum Kochen, füßes Waſſer, Hol;
und Licht, und ift bei Ankunft in Amerika frei von Entrich—
tung des Spital- oder Armen-, fogenannten Kopfgeldes, da
ſolches im Vertrage inbegriffen ift. Die Paffagepreife nach
Vorbereitung zue Auswanderung, 403
Nem> Orleans find in der Regel um ein Sechstel höher
als die nad) New⸗-Orleans. Die Auswanderer haben ihre _
Lebensmittel zur Ueberfahrt in Havre in guter Dualität,
fammt den dazu nöthigen Säden, Gefäßen und Koch—
geichirren, felbft zu fielen. Die nothwendigften Lebensmittel
beftehen für die Reife nad New-York für Perfonen von
über 6 Jahren in:
40 Pfund Zwiebad, A Pfund Butter,
75 14 „ Scinfensd. Rauchfleifch,
5 u Mehl, 2.9. Gl,
1 Hectoliter oder 140 - „ Kartoffeln oder 30 Pfund
Hülfenfrüchten und 2 Litres Effig;}
‘die für die Reife nad New-Orleans beftehen für Per-
fonen über 6 Jahren in 10 Pfd. Zwiebad und 4 Hecto-
Yiter Kartoffeln mehr, Für Kinder über 1 und unter
6 Jahren ift die Hälfte diefes Proviants zu ftellen. Diefe
‚Lebensmittel hat jeder Paſſagier, falls er folche nicht con-
fractlich bedungen haben follte, vor der Abfahrt des Schiffes
son Havre aufzumeifen, widrigenfalls er yon dem Schiffe
zurüdgewiefen wird und feinen Platz auf demfelben verliert.
Die Ueberfahrt in der Cajüte, mit elegantem Salon, be-
quemen Schlafeabinets, trefflicher, freier Beföftigung und
äußerft aufmerffamer Bedienung, wird gegenwärtig durch
Herrn Finlay und feine Agenten für 400 Franes für die
erwachfene Berfon nah New-York, für 500 Frances nad
New⸗Orleans vermittelt,
Auswanderer nad den öftlichen und mittleren Staaten
yon Nordamerifa fchiffen fih am beften nad New-York,
oder Quebec; ſolche nad den-norbweftlichen Staaten am
beften nad) Duebee, oder ebenfalls nach New-York; bie
jenigen, welde fih in den weftlichen oder ſüdweſtlichen
Staaten anfiedeln wollen, nad New-Drleans ein, doc
müffen Erftere zu folcher Zeit abreifen, daß fie nicht im
November oder fpäter in New: Yorf oder Quebec Tanden,
26*
404 Dorbereitung zur Auswanderung,
um welche Zeit die Seen und Flüffe gefroren und fie
genöthigt find, ftatt der Wafferreife die theure Landreife
in’s Innere zu machen; und Lestere müffen vermeiden, in
der Zeit vom Juli bis November in New-Drleans zu
landen, um nicht Gefahr zu laufen, bei ihrer Ankunft die
Stadt vom gelben Fieber heimgefucht zu finden, für welches
die von der Seereife angegriffenen Einwanderer beſonders
empfänglich find, Für Auswanderer nah Teras ift der
direete und daher bilfigfte Weg, wenn fie fih nad der
Galveſton-Bai einfchiffen; oder, falls Feine oder nur
ſchlechte Schiffsgelegenheit vorhanden fein follte, jo ſchlage
man ben Weg über New-Orleans ein. Das gelbe Fieber
bat fih zwar nur erft zwei Mal in den Hafenftäbten yon
Texas gezeigt, da aber die Hige in denfelben im Sommer
fehr ftarf, auch das Gallenfieber dort um diefe Zeit fehr
häufig ift, fo ift dem Auswanderer zu rathen, dahin im
erften Frühjahre, im Herbfte oder Winter von Europa
abzureifen. | i
Bor längeren Jahren fonnten Auswanderer ihre Meber-
fahrt nad Nordamerifa der Art bedingen, daß fie den
Preis derfelben nach ihrer Anfunft durch Arbeit abbezahl-
ten, indem der fie pafjagefrei hinüberführende Gapitän fie
dort auf gewiffe Zeit vermiethete, Diefem Unfug, der
weiße Sclaven ſchuf, ift gefeslich gefteuert worden, fo daß
auf folhe Bedingung hin Fein einziger Auswanderer mehr
befördert wird.. Ueberhaupt find alle im Auslande ge-
fchloffene, die perfönliche Freiheit des einen oder des andern
Gontrahenten beihränfende Verträge in Norbamerifa null
und nichtig.
Sind alle anderen Vorbereitungen zur Reife getroffen
und naht der Tag der Abreife heran, fo gehe der Aus-
wanderer an eine Auswahl deffen, was er von feiner
Habe mitnehmen oder was er vor der Abreife noch ver-
faufen will, Es ift Jedem zu rathen, alle nach ſtädtiſcher
Vorbereitung zur Auswanderung, 405
Mode gefchnittenen Kleidungsftüde, auch wenn fie fchon
ftarf abgetragen find, dann die nöthigen Betten (Matragen
von Seegras oder Stroh find für die Seereife zweckmäßi—
ger als Federbetten), Bettwäfche, Linnenzeug, Leicht trans—
portables Koch-⸗ Haus- und Handwerfsgeräth mitzuneh-
men, bei allen Sachen aber wohl zu erwägen, ob fie auch
den Transport und die Umftände werth find, die fie auf
der Reife verurfadhen. Die Betten werden am beften in
Fäffern, oder in Säden transportirt, die auf der Land-
und Seereife zu gebrauchenden Effeeten in einer beſon—
dern, mit einem Schloffe verfehenen Kifte, und alle übrigen
Effeeten in flarfen, hölzernen, mit Eiſenblech bejchlagenen,
und auf zwei am Boden angenagelten, einen halben Zoll
dien Leiften ruhenden Kiften transportirt, deren Dedel
nicht über die Seitenwände bervorftehen. Alfe Kiften und
Käften des Auswanderers müflen die Bezeichnung „Pafla=
giergut” und den Namen des Beftimmungsortes auf der
oberen Seite tragen, da fie, die mit den Neifebebürfniffen
verfehene kleinere Kifte ausgenommen, welche der Zwiſchen⸗
deckspaſſagier bei fich behält, in den Schiffsraum —
werden.
Baarſchaften nimmt man am Vortheilhafteſten in eng-
liſchem und franzöſiſchem Goldgeld mit, wobei wir auf
die im erſten Abſchnitte dieſes Buches enthaltene Münz—
tabelle verweiſen. Wer aber größere Summen mitzunehmen
hat, deren Transport oder Ueberwachung läſtig fällt, der
kaufe von einem ihm als ſolide und reell befannten Hand»
lungshauſe einen auf ein im nordamerifanifchen Landungse
bafen anfäßiges Handlungsbaus ausgeftellten Wechfel, Aus-
wanderer, welche nicht in der Stadt, auf welche der von
ihnen zu faufende Wechfel lauten foll, zu verweilen geden-
fen, müffen den Wechfel nicht allein zahlbar „nad Sicht”,
jondern, weil in Nordamerika alle, auch die „nad Sicht”
ausgeftellten Wechfel erft nach Umfluß von drei Reſpit—
406 Die Seereife,
tagen bezahlt werden, „nad Sicht, ohne Reſpit“, oder,
ift dev Wechfel in engliſcher Sprache geichrieben, »at sight
without grace« außftellen laffen, worauf er gleich bei Vor⸗
zeigung bezahlt werden muß, fo daß Fein unnöthiger Auf-
enthalt entfteht..
Für die Reife vom Heimathsorte des Auswanderers
bis zum Einſchiffungshafen Taffen fih hier feine Vor—
Ihriften und Rathſchläge ertheilen, weil faft jeder Wohnz -
plas und jeder Hafen verfchiedene Anleitungen nöthig
machen würde, Wir können hier nur den Rath geben, daß
der Auswanderer feine Paflage, wenn möglich, bei einem
ſolchen Agenten belegen möge, die, wie Hr. ©, Froebel,
der Inhaber des Allgemeinen Auswanderungs-
Bureaus in Rudolftadt, die von ihm engagirten Aus—
wanderer felbft bis an Bord des Schiffes begleitet, oder
yon einem Bevollmächtigten dahin begleiten läßt.
Die Seereife.
Bor Antritt der Seereife verforge fih der Zwifchen-
deefspaflagier, außer mit dem Proviant, den er nad) Vor-
fohrift aufweifen muß, falls nicht die Beföftigung vom
Schiffe geliefert wird, mit einigem Ertra- Proviant, der
ihm auf der See ftets fehr gut zu ftatten fommt. Ge:
dörrtes Obſt, eingemachter Srucchtfaft, einige Drangen und
Gitronen, haltbare, in den Hafenftädten zu befommende
Milch, Effig, Wein und Branntwein, auch etwas Bouillon-
fuchen und dergleichen gewähren dem an die fcharf gefal-
zenen und geräucherten Fleifchfpeifen und überhaupt an
die derbe Schiffsfoft nicht gewöhnten Reifenden mande
angenehme Labung; Bier wird Teicht ſauer. Auch follte
fein im Zwifchendeefe Reifender verfäumen, fih mit der
Krankenheiler Zodfchwefelfeife, die in Hamburg bei Herrn
Die Seereife, | 407
J. Heimerdinger und faft überall in den Apothefen zu haben
ift, zu verfehen, da diefe Seife ein fräftiges Präſervativ—
und Heilmittel gegen die in manden Zwifchendeden vor—⸗
fommenden Sautausfchläge if. Zum Waſchen der Klei-
dungsſtücke u. f. w. ift den Auswanderern bie in jeder
Seeftadt zu befommende Seewalferfeife zu empfehlen, weil
bie gewöhnliche Seife nur mit ſüßem Waffer zu gebrauchen
ift und diefes auf Auswandererfhiffen nur zum Koden
und Trinfen verabreicht wird, Leute, welde an Magen
ſchwäche leiden und von ber Seefrankheit befallen zu wer-
den fürchten, thun wohl, fih mit einigen Gläschen Hoff:
mannfhen Extract zu verfehen, der bei Mandem als _
Präfervativ gegen die Seefranfheit gedient, bei Vielen den
von der Geefranfheit angegriffenen Magen raſch wieder
geftärkt hat. Ein zuverläffiges Mittel gegen die See—
franfheit, die in mehr oder minder heftigem Erbrechen und
Dumpfem Kopfichmerz befteht, übrigens feine nachtheilige
Folgen auf die Gefundheit des davon Befallenen hinter:
läßt, fondern auf Viele fehr wohlthätig wirft, giebt es
nit. Das oft angerathene Faften hat fi ebenfowenig
Dagegen bewährt, als das übermäßige Effen und Trinfenz
mit Zug und Recht kann man nur jedem Geereifenden
rathen, ſich möglichft viel auf dem Berdede des Schiffes
aufzuhalten, bei eintretendem Webelbefinden eine Tiegende
Stellung und diefe, wenn möglich, in der Nähe des Mittel:
maftes einzunehmen, wo die Bewegung des Schiffes am
geringften ift; feine Süßigfeiten, fondern lieber fcharfe
Speifen und Getränfe zu genießen, durch eröffnende Pillen
für regelmäßige Leibesöffnung zu förgen, und, wenn alle
Borficht vergebens, in ftiller Ergebung dem Meere fein
Opfer zu bringen. Iſt die Krankheit überflanden, was
in der Negel in einigen Tagen der Fall ift, fo ehrt fie
felten auf derfelben Reife noch einmal wieder, Paffagiere,
welche von Beginn der Reife bis zum Schluß derfelben
A08 Die Seerecife,
feefranf. waren, find faft ohne Ausnahme felbft Schuld
daran, weil fie den Aufenthalt im dumpfigen Zwiſchendecke
dem in freier Luft auf dem Verdecke des Schiffes vor—
zogen und ſich durch Unreinlichfeit felbft frank machten.
Zur Bermeidung der Seefranfheit, wie zur Erhaltung
der Gefundheit überhaupt, ift häufiges Wechfeln der Leib-
und Bettwäfche, Neinigen der Kleider, Waſchen und Ba—
den des Körpers, Lüften der Betten und Bewegung auf
dem Verdecke, wo der Raum vom Bugipriet bis zum
Hauptmafte für die Zwiſchendeckspaſſagiere, der übrige aus-
ſchließlich für die Schiffsofficiere und die Cajütenpaflagiere
beftimmt ift, nicht genug zu empfehlen, Auf der Seereije
find die ſchlechteſten, natürlich aber reinlichen, Kleider für
ben Zwiſchendeckspaſſagier gut genug, da beſſere Kleidungs—
ſtücke durch Wind und Wetter, durch Theer und Farbe
und durch manchen Riß und Fall doch nur verdorben wer-
den. Aengftliche Reiſende haben oft ſchon Das. Gefährliche
einer Seereife nach Amerifa geſchildert und in jedem fri-
fchen Wind, den der Seemann mit Freuden begrüßt, einen
verberblihen Sturm erblidtz Auswanderer follten. fi
durch ſolche Hafenherzen nicht aus ihrer Gemüthsruhe
bringen laſſen, fondern bedenfen, daß Reifen auf dem
unermeßlichen Weltmeere, wo der Schiffer im Sturme
einen großen Spielraum hat, weit weniger gefährlich find,
als auf mandem Binnenfee, deſſen Ufer dem gebrechlichen
Fahrzeuge jeden Augenblik Gefahr drohen, Der Aus
wanderer halte feine Effecten am Bord, feine Schlafitelle
im Zwiſchendecke und den Pla vor derfelben in Ordnung,
fege fih in freundliches Einvernehmen mit der Schiffe:
mannfchaft, helfe ihr, wo fte feiner Hülfe bedarf, beläftige
fie nicht mit Fragen, wenn fie bei der Arbeit ift, und
vertraue, nächſt Gott, der Gefchidlichfeit des die Leitung
des Schiffes handhabenden Capitäns und feiner Leute, und
er wird Teicht die Beſchwerden und Entbehrungen über-
Die Landung in Mordamerika, 409
winden, die mit jeder Zwiſchendecksreiſe unausbleiblic ver
fnüpft find, |
Die Landung in Nordamerifa.
Beim Einlaufen in New-York oder einen andern.
Hafen der Bereinigten Staaten wird jedes Auswanderer—
fhiff vom Duarantäne-Arzt befuht, der fih von dem
Gefundpeitszuftande der am Bord befindlihen Perfonen
zu überzeugen und, je nach dem Befunde, das fofortige
Landen oder eine Yängere oder Fürzere Quarantäne ans
zuordnen hat, Es Tiegt alſo im Intereſſe der Paflagiere,
durch ihre Außere, faubere Erfcheinung einen günftigen
Eindrud auf den Arzt zu machen, um das Abhalten der
Quarantäne ganz zu vermeiden, oder die Dauer derſelben
möglihft abzufürzen. Das Reinigen des Zwifchendedeg,
welches ſchon während der Reife den darin Einquartirten
obliegt, haben fie daher vor der Anfunft des Arztes ganz
befonders forgfältig zu verrichten, allen alten Plunder,
wie Bettfiroh und dergleichen über Bord zu werfen, und
frifhe Wäſche und Kleidung anzulegen. Dem Duarantänes
beamten zunächft folgt ein Zollbeamter, der die Reiſe—
effecten der Paflagiere entweder am Bord des Schiffes
pifttirt, oder fie zur Bifitation nach dem Zollhausipeicher
Ceustom-house-store) ſchaffen läßt, wo fi der Aus—
wanderer zur angegebenen Stunde einzufinden und Kiften
und Käften zur Durchficht zu Öffnen hat, Alle Haus-, Aderz,
Handwerfs- und Küchengeräthe, alle Leib- und Bettwäfche
und Kleider und fonftigen für den Gebraud des Einwan—
dernden beftimmten Effeeten werden zollfrei in die Vereinigs
ten Staaten hineingelaffen, fo auch Sämereien und lebende
Pflanzen, aber alle Waaren find einer höheren oder niedri=
geren Zollabgabe, und, verſucht man fie einzufhmuggeln
410 Die Kandung in Mordamerike,
(zu ſchwärzen), der Confiscation unterworfen, außer welcher
den Schmuggler noch eine Strafe trifft. Gar viele Waaren
werden in Amerifa aus Deutjchland bezogen und mit Bortheil
verfauftz aber Diejenigen, welche biefen gemwinnbringenden
Handel treiben, find Kaufleute, die die beften Einfaufs-
quellen und die vortheilhafteften Abfaswege Fennen, An—
ders ift Die Lage des mit Waaren landenden Einwande-
vers; diefer ift fremd in Nordamerifa und doppelt fremd
im dortigen Gefchäftsleben; er wird nur felten Die mitz -
gebrachte Waare mit Bortheil an den Mann bringen kön—
- nen, vielmehr in den meiften Fällen, und befonderg dann,
wenn feine Caſſe ihn zu einem baldigen Verfauf zwingt,
Schaden leiden. Folgt der Auswanderer jedoch dieſer
unferer Warnung nicht, nimmt er Waaren auf Specula-
tion mit hinüber, fo beherzige er doch wenigſtens unfern
Rath, die mitgebrachten Waaren fofort zur Berzollung
anzugeben,
Außer den Duarantäne= und Zollbeamten, welche den
ärmften Zwifchendedspaffagier mit einer Artigfeit behan-
dein, die den meiften Deutfchen ungewohnt ift, nahen ſich
dem Tandenden Einwanderer auch noch andere Leute, die
fogenannten Runners, Mäfler und Agenten für Büreau’s
zur Arbeitnachweifung, Beförderungsgefellfchaften und Gajt-
bäufer, die dem deutfchen Landsmanne, — faft alle dieſe
Schurken find Deutfche, — die unglaublihften Dienfte zu
leiften verfprechen, ihm goldene Berge in Ausfiht ftellen,
und ihn, haben fie ihn für fih gewonnen, auf die gewiflen-
Injefte Weile um Hab und Gut bringen. Kein Einwans-
derer fchenfe diefem Auswurfe der Deutfchen in Nord»
amerifa Gehör, fondern gehe mit feinem Gepäde, oder
wenn daffelbe im Zollhausfpeicher der Viſitation unter-
worfen werben foll, ohne daffelbe, in ein dem Landungs-
plage nahe gelegenes Wirthshaus, erfundige fi, was er
dort für Nachtherberge, Frühſtück, Morgen- und Abend»
Ankunft in der nordbamerikanifchen Bafenftadt. 411
effen und für Aufbewahrung feines Gepädes pro 24 Stun-
ben zu bezahlen Hat, und, tft er mit der Forderung des
MWirthes zufrieden, fo Togire er fih bei ihm ein, Der
gewöhnliche Preis Hiefür ift in den Gafthäufern dritten
Ranges 4 bis-3, in denen zweiten Ranges 1, und in
denen erften Ranges 1% bis 2 Doll, pro Tag, worin gei=
flige Getränfe nicht inbegriffen find. Das Bezahlen von
Trinkgeldern an die Kellner ift in Nordamerika nicht üblich,
Als gute Gafthäufer dritten Ranges können wir
empfehlen:
Sn New-York:
Stadt Hanau, Liberty-Str. Nr. 128, bei Win. Müller;
Greenwih-Houfe, Greenwich⸗Str. Nr. 28, bei Fliedner & C.;
Shafefpeare- Hötel, Ede von William- und Duane-Str,,
bei E. Lievre.
In Philadelphia:
Stadt Mexiko, Coutes⸗Str. Nr. 105, bei A. Bleicher;
Gaſthaus von H. Götz, Wallnut⸗Str. Nr. 49.
In Baltimore:
Shakeſpeare⸗Haus, Gayſtraße, kirche: der Zionsfirche,
bei Krein;
Napoleon-Haus, Ede der Ereter-Str., bei Schiebold ;
Hanover⸗Houſe, Baltimore-Str, Nr. 464, bei Neeb,
In New-Drleans:
Gafthaus von H. Bronert, Bodras-Marft Nr. 2;
Gafthaus von C. Wefe, Bodras-Marft Nr. 8,
In Galvefton:
Gaſthaus von Meyer & Dirkſen; beffer, aber auch etwas
theurer
Gaſthaus von Beißner.
412 Inlandreite.
Die Reiſe in's Innere von Nordamerika.
Wer nicht in dem Landungshafen ſeinen Wohnſitz auf⸗
ſchlagen will, der verweile dort keinen Augenblick länger,
als unumgänglich nothwendig iſt; Eiſenbahnen, Dampf—
und Segelſchiffe bieten ihm faſt zu jeder Tagesſtunde die
Gelegenheit, ſeine Reiſe, ſei es nach welchem Punkte der
Vereinigten Staaten es wolle, fortzuſetzen. Da aber an
Neueingewanderten, welche in's Innere des Landes reiſen
wollen, häufig die ärgſten Prellereien und Betrügereien
verübt werden, ſo wende ſich der Einwanderer wegen der
Weiterbeförderung in New-York an Herrn Degreck, Agent
der deutſchen Geſellſchaft, deren Geſchäftslocal Greenwich—
Straße Nr. 95 liegt, und wo ihm unentgeltlich für die
Reife, wie in jeder andern Hinfiht, Rath und Aufſchluß
ertheilt wird. Noch rathfamer, weil in neuefter Zeit. viele
unmiderlegte Befchwerden gegen die „deutſche Geſellſchaft“
in New-Yorf laut geworden find, ift es, daß ſich der Aus—
wanderer an ben als Ehrenmann und tüdhtigen Gefchäfts-
mann befannten Hrn. 9. A. Löſcher, Greenwicdh-Straße
Nr, 74, in News York wende, yon deffen Gefchäftsbureau
nicht allein die billigfte Beförderung von Einwanderern
nach allen Theilen der Vereinigten Staaten beforgt wird,
fondern wo auch Sedem, der eultivirtes oder uncultivirtes
Land Faufen, eine Befhäftigung als Arbeiter, Handwerker,
Künftler, Kaufmann oder in einem andern Face haben
will, oder der eines Nechtsbeiftandes oder fonft irgend
einer Auskunft, fei fie welcher Art fie wolle, bedarf, auf
die zuvorfommendfte und reellſte Weife Beiftand geleiftet
wird. Auswanderer, welche in Philadelphia landen, mel-
den fih wegen Weiterbeförderung oder. um über irgend
etwas Auskunft zu erhalten, am beften bei den Herren
Harris & Tuffin, Sputh-Third-Strafe Nr. 12 u. 15;
in Baltimore fünnen wir in dieſer Beziehung die Herren
Aniandreile, Meilerauten, 413.
D. Lech & Comp., Thames-Str, 24, oder C. Raine’s
Nahmweifungs-Bureau, Baltimore» Str. Nr. 154, und in
New-Drleans Hrn, James W. Burke, St. Charles-Str.
Nr. 8, oder das Nachmeifungs-Bureau der deutſchen Ge-
ſellſchaft, Touloufe-Str, N. 42, empfehlen.
Auch auf der Inlandreife ift der Einwanderer man-
chen Prellereien, namentlich Geldichindereien in den Gaft-
bäufern der an den befuchteften Routen fiegenden Städte
ausgefegtz er thut Daher wohl, feine Paffage von der Ha-
fenftadt aus, unter Vermittelung einer der oben angeführten
Herren oder eines Bureaus, gleich bis zu dem Punkte zu
acesrdiren, wo er ſich niederzulaffen gedenkt, oder weniſtens
bis in deffen nächfte Nähe. Die hauptfächlichften, den Ein-
wanderer intereffirenden —— in den Vereinigten
Staaten ſind folgende:
Bon New⸗York nah: uebefsht pr
Meilen Doll, Eid. Doll. Cts.
Albany 150 per Dampfſchiff 1 — — 8
Utica a u. Canal 1 50 — 50
do. 260 „ „ u. Eifenbahfn 2 56 — 56
Syracsufe 321 „ „u. Canal 2 — — 7
do. 321 „ „u. Eiſenbahn 3 2° — 7
Rocheſter 419 „ „ u. Canal 250 1 —'
do. 419 ,, © Etfenbahn: 3°. 411-4: 50
Buffalo 514 „ „u. Canal 2 7505 1 —
do. 514 „u. Eiſenbahn 6 — 1 50
Erie 604 Der Dampfidiff, Ganal |
Cleveland zu und Dampfihif 4 50. 1 50
Sandusfy —
Toledo 814) per Dampfſchiff und |
" Monroe 810, Eifenbahn 8” 50°. ‚19950
Detroit 850
Mackinaw 1145
Milwaukee 1420 per Can. u. Dampfſch. 5 50 2 —
Seutport 1AT7I per Dampfitif un
outhport ı per Dampfſchiff un
Chicago 15255 Eiſenbahn a, 90 2
*
414 | Anfandreife, Keilerouten.
re r Ueberfracht per
Don New⸗NYork nad: 100 Pfund,
Meilen Doll. Eid, Doll. Gt,
Walnut-Ereef 613.
Junction 649
Hartfort 656
Greenville 667 Iper Dampfſchiff,
Big⸗Bend 679! Erie⸗ u. Beaver⸗
Clarksville 684 Canal 6 — 1
Sharon 7192|
Pulaski 702
Newcaſtle 715
Adams Dam 735
Beaver 750:
Pittsburg 768\ per Dpfſch. Erie⸗ 6 50 1 75
Gineinnati 117Alu. Beaver⸗C. u. 7 — 15
Louisville 1308} per Damyfih. auf 8 — 1%
St. Louis 1836| dem Ohiou, Mir 9 — 2 8
Galena 2218) ſiſſippi. 102.75 .2 8
Akron 42 5 25 ——
Clinton 756 — 120
Maſſillon 769 5 50, 1 60
Zoar 787 5:00
Roscoe 839 6 25)
Dresden 855 6 50
Newark 8801 per Dampfſchiff u. 6 757 1 68
Zanesville — u. Ohio⸗Ca⸗6 75
Hebron 889 nal. 6 75
Waterloo 913 7.3225)
Läancafter 918 RR
Columbus 936 — CRER E20
Circleville 937 24:75
Chillicothe 960 1:78
Portsmouth 1013 8 -505
Serrysburg 823 4 7 1 ©
Dfego 835] per Dampffhifiu-s —) 1
Deftance 872: Erie- u. Wabafr 5 50 165
Antwerp 892 Canal, 5 12
Fort Wayne 908! 6 —
Anlandteile. _ Keiferouten,
Bon New⸗York nad:
St, Louis 1730
Salena *. ° 2070
bahn,
Meilen Doll.
Huntington 943 6
Lagro 955 6
Logansport 996 ſper Dampfſchiff u. 7
Delphi 1018 Erie- u, Wabaſh⸗7
Lafayette 1036 Canal. 68
Attica 1062 8
Covington 1076 8
Maumee 823 4
Waterville 830 5
Providenre 840 5
Napoleon 854 5
Sindependence 868 5
St. Marys 929 * Dampfſhif u, 6
Berlin 943) Erie⸗ u. Miami: 6
Pigua 966 Canal. 6
Troy 975 6
Dayton 9968 7
Alerandersilfe 1004 7
Middleton 1017 7
Hamilton 1036 7
Gineinnati 1064 per Dampfichiff, 8
Louisville 11081 Erie-Ganal und 9
Sandusfy-Eifen- 10
12
Ueberfracht per
100 Bund,
Cts. Doll. Gts,
—* 18
50.196
50
= Ber
* 2:25
5) 5%
= 160°
25 *
25| 1 8
1%
50 04
———
25
DER
50,
50.2 3
50 2 50
50 2 80
— By
415
Nach allen vorftehend aufgeführten Pläsen ift der Preis
um 4 Doll, höher wie angegeben, fobald der Reifende flatt
des Erie-Canals die Albany-Buffalo-Eiſenbahn benutzt.
Veberfracht per
Bon New-Yorf nad:
Meilen D
Philadelphia 90
Neading 159
Pottsville 190
Lancaſter 162per Eiſenbahn
Columbia 172
Harrisburg 210
Baltimore 187
— ——
100 Pf
Cts. Doll,
25
25
u
25
und,
6:8,
416 Anlandeeile, Yieilerauten,
Bon New⸗York nad: Be
Meilen ' Doll, Cis. Don. Ct.
Lemwistown ı 270, per Eifenbahfn bis 8 — 13
Hollydasyburg 344 | Harrishburg, pr 8 — 1 50
Johnstown 380 Pennſylvania⸗Ca⸗8 — 2
Pittsburg 482 nal, deſſ. Boote aff 9 — *
Wheeling 370Strecken pr. Eiſe⸗50 2 s0
Cineinnati 944) bahn fortgefchafft 10 50!
Louisville 1078| werden, bis Pitts- 11 — 2 75
Eyansvilfe 1280|] burg, und per 12 — *
Paducah 1420 1 Dampfih.aufdem 12 5053 —
St, Louis 1606 Ohiou. Miffiffippi 12 50
Galena 1988" bis Galena. 14 — 3 50
Alle angeführten Preife gelten für den zweiten Plas
auf Schiffen wie auf Eifenbahnen, Die Pläße I. Elaffe
find durchſchnittlich um die Hälfte theurer. Vorſtehende
Preislifte fol nur dazu dienen, den Reifenden in den Stand
zu ſetzen, feine Reifefoften ungefähr im Voraus beredj-
nen zu fönnen; wir bemerfen ausprüdlih, dag das Zu-
frieren der Candle und Seen im Winter, das faft gänz-
lihe Berfiegen einiger Flüffe in heißen Sommern, oder
das Berfchwinden oder Entftehen einer Goneurrenz-Dampf-
Ichiff- oder Ganalbootkinie bald einen fteigernden, bald einen
drüdenden Einfluß auf die Paffagepreife üben, deren Mit-
telhöhe die angegebene if. Kinder unter 3 Jahren find
paffagefrei, foldhe von 3 bis 10 Jahren zahlen die Hälfte,
Auf den Canälen hat der Reifende 50, auf Dampficiffen
und Eifenbahnen 100, auf der Albany-Buffalo-Eifenbahn
150 Pfund Gepäck frei.
Sn vorftehend verzeichneten, von New-York aus—
gehenden Nouten find auch die von Philadelphia und
Baltimore in’s Innere führenden Haupfrouten mit ent
halten und die Entfernungen und Preiſe auf denjelben
leicht zu erfehen, wir enthalten ung Daher jeder unnöthis
gen Wiederholung derjelben.
Anlandreile, Gafthäufer, | 417.
Bon New-DOrleans nad)
St. Louis 1103 M. per Dampfſchiff 44 100% Gepäd frei
Louisville 1279 „ „oo 4$ desgl.
Cincinnati 1439 „ DE | desgl.
Pittsburg 1875 „ . 6$ desgl.
Galveſton 0000 „ * 88 5 Cubikfuß Gepäck
+ FE Fre
Bon Galvefton nah Indian Point (Indianola)
per Dampfichiff 4 Dollars, und 8 Cents pro Eubiffug
Gepäd.
Diefe Preife gelten für Verdecspaſſagiere, ohne Koſt;
die Paſſage in der Kajüte, mit Beköſtigung, iſt um das
Zwei⸗ und Dreifache theurer.
Für Diejenigen, welche auf der Reiſe im Innern der
Union in dieſer oder jener Stadt Halt machen, folgen hier
einige Adreſſen von guten, billigen Gaſthöfen in den
vorzüglichſten Haltplätzen:
In Albany (NRew-York): Union⸗-Hall, bei G. Kreuder,
Nr. 15, Montgomery-Straße,
In Syracuſe New Jordi American-Hoötel, dem Bahn
hofe gegenüber,
In Oswego New: And): American-Hötel, am Marft-
platze.
In Buffalo (New-York): „Zum Vater Rhein,“ bei
Tillmann, Erter-Straße, dem Bahnhofe gegenüber,
Adler, bei H. Barthaus, Maidenlane.
Darmftädter Hof, bei Schmidt, Marvin-Blods, Water:
Straße.
Sn Cleveland (Ohio): bei A. Bergthold, Nr, 85,
Senera-Straße.
Bei. ©, Steingäffer, Nr. 64, Water- Straße, E-
In Cincinnati (Ohio): bei A, Mayer, Ede der John⸗
Straße,
Birginia-Hötel, bei Hillmann, Front⸗Straße.
Nordamerika. 27
‚418 Anlandreile. Gafthäufer,
Miami-Erchange, bei Drf, Eourt-Straße.
Hambaher-Schloß, Kallenberg, Ede von Walmut- und
\. 13-Straße.
Sn Milwaukee (Wisconſin): Drei Bundesbrüder, bei
9; Bünnenmader, Nr. 8, Marfet-Straße,
Kölnifher Hof, bei Henk, Eaftwater-Straße,
In Sheboygan (Wisconfin): bei Gröhe.
Sn Detroit Midhigan): 3 Ward - Hötel, bei Gieß,
Bruſh⸗Straße.
In Chicago (Illinois): National-Houſe, bei Eifenmen-
ger, Ede von Randolph- und Dearborn⸗Straße.
Bei Hettrih, Clerk-Straße.
Sn Belleville (Illinois): bei Siebert.
In St, Louis (Miſſouri): Stadt Wien, bei Siebler,
Nr. 100, Green:Straße,
Friedrich- Haus, bei Werner, Nord⸗Second-Straße.
Zum alten Frig, bei Brinfmann, Fifth-Straße.
In Louis ville (Kentudy): St. Louis-Haus, bei Studt,
Bullit-Straße,
Bei D. Keften, Main-Straße..
Bei M. Herrmann, Bullit-Straße.
In Pittsburg (Pennfslvanien): Cerro⸗Gordo⸗-Houſe,
bei Seidenſticker, Smithfield - Straße.
Sn Charleston (Süd-Carolina): Globe⸗Hotel, Dueen-
Straße.
Auf Routen, wo der Reifende nach Belieben Eifen-
bahnen oder Canalbote benugen kann, rathen wir zu erfte-
ren. Die Fahrt auf Canalboten ift zwar immer billiger,
“als jede andere, fie geht aber fo langſam, daß der Paf-
fagier das, was er an Fahrgeld erfpart, durch größere
Zeche auf der länger währenden Neife und dadurch wie-
der mehr als einbüßt, daß er auf Ganalböten weniger
Gepäd frei hat. Wer deffenungeachtet die Canalfahrt wählt,
der bedinge fich einen beftimmten Anfunftstag am Beftim-
Anlandreife, Miederlaffung, - Maturalifation, 419
mungsorte aus und ftelle fih dafür dadurch fiber, daß
er nur einen Theil des Paffagegeldes zum Voraus be-
zahlt; fonft läuft er Gefahr, daß der Schiffer, unter die-
fem oder jenem Vorwande, unterweges anhält und nur
durch Nachzahlung auf den einmal bedungenen Preis zur
ununterbrochenen Fortfesung der Reife zu bewegen ift,
Wenn Dampfbote oder Ganalbote auf ihrer Reife anları-
den, um Holz einzunehmen oder um Paffagiere und Waa-
ren aufzunehmen oder zu landen, fo Taffe fi der⸗Rei—
fende nicht verführen, zu weite Spaziergänge am Ufer
zu unternehmen und eile aufs erfte Läuten der Sciffe-
glocke an Bord zurüdz denn nach dreimaligem, oft ſehr
rafh auf einander folgendem Läuten fest fih. das Boot
in Bewegung, unbefümmert darum, ob ein Paffagier zu-
vüdgeblieben ift oder nicht. Auf den meiften Ganalboten
und auf allen Flußdampffchiffen erhalten die Reifenden,
als Quittung über ihr erlegtes Paffagegeld, Karten (tickets),
bie ihnen,. wenn fie das Schiff verlaffen, wieder abgefor-
dert werden. Wer beim Verlaffen des Schiffes Feine folche
Karte vorzeigen fann, muß den ganzen Paffagepreis noch-
mals erlegen, weil der Gapitän fih am Ende der. Reife
unmöglich erinnern kann, welche von feinen Paffagieren
bereits bezahlt haben und welche noch nicht. |
Die Niederlafjung,
Sft der Auswanderer am Ziele feiner Reife angelangt,
und hat er in feinem Face: oder in einem andern Be—
Ihäftigung als Gehilfe gefunden oder als Handwerfer,
Kaufmann, Künftler, Lehrer, Seelforger, Arzt, Landmann
oder ſonſtwie fein eigenes Gefchäft begründet, fo bewerbe
er fih um das norbamerifaniihe Bürgerrecht, welches
27°?
4% Maturalifation,
ihm, außer allen politifhen Rechten, Die der eingeborene
Bürger befist, — die Anwartfchaft auf die Stelle des
Gouverneurs oder Bire- Öpuverneurs eines der Einzel-
ftaaten und die auf das Amt des Präfidenten oder Bice-
Präfidenten der Union ausgenommen, — auch mandherlei
andere Bortheile gewährt, und ihn namentlich in Erbſchafts—
angelegenheiten vielen, nad) den von einander verfchiede-
nen Gefegen der einzelnen Staaten verfchievenen Schwie-
rigfeiten überhebt,. die dem Fremden in den Weg treten *).
Wer Bürger werden will, hat biefe feine Abficht bei
irgend einem Gerichtshofe durch Unterzeichnung einer Er-
färung (filling the preliminary declaration) und durch die
eidliche Berficherung zu erfennen zu geben, daß er fi
. von ber Unterthansabhängigfeit zu ‚dem Oberhaupte fei-
—
nes Vaterlandes losſage und dagegen die Regierung der
Vereinigten⸗Staaten als Oberhaupt anerkenne. Ueber dieſe
Erklärung wird ihm für die Gebühr von 4 Dollar ein
Anmeldefchein ausgeftellt, den er wohl aufzubewahren und
ſ. 3, wenn er im Ganzen 5 Jahre lang ununterbrochen
innerhalb der Grenzen der Union gelebt hat, und wenn
davon 2 Fahre feit feiner Anmeldung zum Bürgermwerden
verfloffen find, wieder am Gerichtshofe vorzuzeigen, dann
den Bürgereid zu leiften und feinen Bürgerbrief (Certificate
of naturalization) entgegenzunehmen hat. Wer Bürger
der Vereinigten-Staaten ift, ift Dadurch auch zugleih Bür—
ger jedes Einzelftantes des Bundes, in welchem er einen
in einigen Staaten fürzeren, in anderen längeren Zeit-
raum, der in unferer Befchreibung der einzelnen Staaten
und Gebiete bei jedem angegeben ift, gelebt hat. , Nur
*) Nur die Derfaffungen von Jowa und Wisconfin bejtimmen,
daß nie durch ein Geſetz ein Unterfchied zwischen anfäffigen Bürgern
und Fremden in Bezug auf Grundbeſitz und anderes Beſitzthum und
Bererbung von Eigenthum gemacht werden fol.
, Miederlaflung, Auswahl des Tandes. 421
Bürger (eitizens) und in einigen Staaten auch Solche,
welche ſich auf vorgefchriebene Weife um das Bürgerrecht
beworben haben, wodurch fie aufhörten Fremde (aliens)
zu fein und Inſaſſen (residents) wurden, find ſtimmbe—
rechtigt. Nichtftimmberechtigte, welche fich das Stimmredt
anmaßen, unterliegen ſchwerer Strafe,
Jeder, er fei Fremder (alien), Inſaſſe Cresident) oder
Bürger Ceitizen), darf fih an jedem ihm beliebigen Plage
in Nordamerifa niederfaffen und mit Ausnahme der Ad-
vofatie, zu der die Befähigung durch eine beftandene Prü—
fung nachgewieſen fein muß, und der Schenk- oder Gaft-
wirthſchaft, wozu es einer gerichtlichen Licenz bedarf, jedes
Geſchäft betreiben, für das er fich befähigt hält und von
dem er fih Nutzen verfprichtz; er kann daffelbe auch jeber-
zeit ohne Weiteres wieder aufgeben und mit einem ande⸗
ren. vertaufchen.
Auswahl des Landes.
Bei der Wahl des Niederlaffungspunftes hat der Ein-
wanderer vor Allem darauf zu fehen, daß fein Fünftiger
Wohnfis in einer gefunden Gegend Tiege, daß gutes, im
Sommer nicht verfiegendes Duellwaffer vorhanden , der
Boden ergiebig, ein Markt für den Abfas feiner Producte
in der Nähe und die Verbindung mit demfelben eine mög—
lichſt Teichtewoder doch Teicht herzuftellende ſei.
Die gefunde Lage des Landes muß der Einwanderer
jelbft erforfchen und fih nicht auf die Ausfagen in der
Nähe wohnender Leute verlaffen, da in Norbamerifa ein
Jeder, den man fragt, in einer gefunden Gegend zu woh-
. nen vorgiebt, auch wenn er alljährlih vom Fieber ge-
ſchüttelt wird, Land, welches an austretenden Flüffen,
in der Nähe ftehenden Waflers oder Tangfam fließender
422 Auswahi des Landes.
Bäche liegt, Sumpf- und niedriges Marſchland hat durch
ſeine Ueppigkeit hon viele Einwanderer verleitet, ſich
darauf niederzulaſſen, iſt aber in allen Theilen der Vereinig⸗
ten» Staaten ungefund. Häufig wird von Cinwanderern
der Mißgriff gemacht, daß fie fi bei Befichtigung von
Thalländereien im Sommer durch den niedrigen Wafler-
ftand der diefelben durchfließenden Bäche und Flüffe täu-
[hen laſſen und daffelbe in der guten Meinung faufen,
dieſe Bäche und Flüffe fünnten nie ihre Ufer überfchrei-
ten, Man befolge hierin das Berfahren des Amerifaners,
der die am Wafler ftehenden Bäume unterfuht und an
den Berfekungen, welche die Rinde derfelben von Treib-
holz u. dergl. an fi trägt, und an dem in den Neften
hängenden Schilf und Gras erfennt, wie hoch zu gewiſſen
Zeiten das Waffer fleigt und wie weit ed dann dag um-
liegende Land überſchwemmt. Als gefund, wenn auch von
nicht fo üppigem Boden wie die Niederungen, kann man
alles abwechſelnd in Hügeln und Thälern liegende Land
anfehen, durch welches raſch fließende Bäche und Flüffe
ſtrömen. Für fein Wohnhaus fuche der Anſiedler eine be—
fonders hohe und freie Lage aus, und jehe darauf, dag
wenn. feine über Kies oder Sand laufende Duelle in der
Nähe fein follte, welche im Sommer frifches, Fühles, nicht
verſiegendes Waffer Liefert, ein guter Brunnen. angelegt
werden könne.
Iſt der Anftedler über diefe beiden Punkte zufrieden
‚geftellt, jo gehe, er an die nähere Prüfungeder Boden-
beichaffenbeit, die er auf den eingerichteten Farms leicht an
den eultivirten Feldern erfennen wird, Schwieriger ift
dies bei uncultivirtem Lande, Der Boden gänzlich baum—
loſer Prairien (Grasflähen), die fih fhon wegen Holz-
mangel nicht zu Niederlaffungen eignen, wechfelt je nah
der Lage in der Güte, Niedrige, feuchte Prairien haben
meiftens guten, lehmigen Boden und find Schwer zum Ader-
Auswahl des Wandeg, _ 423
bau, beffer zur Viehzucht zu verwenden, Hoc gelegene,
trockene Prairien, welche fandgemifchten, Ichwarzen Boden
auf Lehmunterfage haben, auf welchem Musfeetgras, Has
felnußgebüfch oder wilder Roggen wächſt, find fehr fruchte
bar; ſolche aber, deren obere Erdfhicht auf Kies und Ge—
völl lagert, welche allen Regen durchſickern laſſen, taugen
nichts. Bei allen Prairien ift genau darauf zu achten,
wie das dort befindliche Waſſer beichaffen tft, und ob man
im Sommer feinen Mangel defjelben zu befürchten hat,
Prairien mit weit auseinander fiehenden Bäumen bewachfen,
oder mit feinen Baumgruppen überfäet, fogenannte Open
ings, find zu Anfievelungen befonders deshalb zu empfeh-
len, weil fie das dem Landmanne zum Bau feiner Gebäude,
für den Heerd und zu Umzäunungen nöthige Holz liefern
und zugleich weit leichter urbar zu machen find, als Wald»
land. Dpenings, welche Fleine verfrüppelte Bäume tra-
gen, haben ſchlechten, diejenigen, auf welchen ſchlanke Nuß-
bäume oder Eichen wachfen, reichen, tiefen Boden,
Die Unterfuhung des Waldbodens nach europäifcher
Weife würde, wollte man auch die erforderliche Zeit darauf
verwenden, in Nordamerifa Leicht zu Täufchungen führen;
raſcher, einfacher und ficherer ift die amerikanische Weiſe.
Der amerikanische Landmann fliegt mit großer Sicher-
beit aus der Befchaffenheit der Bäume auf die des Bor
deng, der fie trägt. Auf gutem, gemifchten, lockexen und
kräftigen Boden, der für Getreidebau beſonders gut geeig—
net iſt, wachſen hochſtämmige, ſchöne, vollentwickelte, harte
Laubholzarten, wie Hickory und andere Nußbaumarten,
Ahorn, Eichen, Buchen, Eiſenholz und hie und da auch
Nadelhölzer, gemiſcht unter einander. Wälder, welche ganz
aus einer einzigen Art von Laubholz beſtehen, haben einen
Boden, der ſich nicht für jede Fruchtgattung eignet, weil
ſeine Beſtandtheile vorwiegend aus Lehm oder Sand, oder
Kalk- oder Kieſelerde beſtehen, oder aus einer fehr ein—
A424 Auswahl des Wandeg,
fahen Zuſammenſetzung. — SKlein= und dünnſtämmige
Nadelholzmaldungen deuten auf mageren, hochſtämmige
Nadelholzwaldungen auf etwas befferen, häufig fteinigen
Sanbboden. Zäher, fefter Lehmboden trägt Weiden und
Birken, feuchte Niederungen tragen Sycamoren, Qupelo-
bäume, Ulmen und Linden; Sumpfländereien find mit Ee-
dern, Schlinggewäcfen und hochaufgefchoffenen Stauden
bewachfen. Wo Buchen allein oder nur mit der amerifa-
nifhen Kaftanie und mit Fichten vermifcht vorkommen,
darf man auf Fiefeligen, oft fehr fteinigen Boden fchließen.
Eine große Menge von Anfiedlern begeht den Feh—
Ver, fih, verlodt durch billige Landpreife und durch den
Wunſch, eine recht große Farm zu befigen, in entlegenen
Gegenden entlegener Staaten oder Gebiete anzufiedeln,
wo fie Getreide und Vieh in Maffe ziehen, ihre Producte
aber nur um, Spottpreife oder auf einem entfernt von
ihrer Farm Tiegenden, alfo nur mit großen Koften zu er-
reichenden Marfte verwerthen können. Solche Anfiedler
bebauen alljährlich eine große Fläche Landes, mühen fid
ab und erndten Früchte, welche faft werthlos find, wäh—
rend Farmers angeftedelterer Gegenden auf einer Fleinen,
aber theurer erfauften Fläche Landes weniger Produrte
erndten, aber doch durch höhere Preife und durch billiges
ren, weit leichteren Transport derfelben, einen größeren
Gewing machen. Der Einwanderer Iaffe daher nicht außer
Acht, fih fo anzufiedeln, daß entweder ein fchiffbarer
Fluß in feiner Nähe, oder dag ein guter Marft in nicht
allzu großer Entfernung gelegen iftz auch erforſche er,
falls in der Umgebung des von ihm zum Ankauf auser-
fehenen Landes viel uneultivirtes Land liegt, wer Die Des
figer defjelben find, und hört er diefelben jeien mit dem—
jelben fpeculirende Perfonen oder Compagnien, fo ziehe
er weiter, denn dieſe Landfperulanten thun nichts für We—
geanlagen und Berbefferungen. Je ifolirter die Lage einer
Auswahl des Wahdes, Wandhauf, 4195
Farm ift, defto entfernter Liegt fie auch von Schule und
Kirhe, ein Nachtheil, den der Anſiedler nie unbeachtet
laffen follte.
Mit einem Worte, der Einwanderer prüfe den Punkt,
den er fi zur Anfiedelung auserſehen hat, in jeder Hin-
fiht auf's Genauefte, denn die gute oder fchlechte Lage
und Befchaffenheit deffelben bedingt in der Regel fein und
der GSeinigen ganzes Fünftiges Lebensglüd, und hat er ges
prüft und gewählt, fo ſchreite er unter den nöthigen Vor—
fihtsmaßregeln zum Landfaufe,
Der Landfauf. "
Der Einwanderer fann fih auf dem von ihm gepach—
teten oder gefauften, geelaimten oder als Sauatter in
Defig genommenen cultivirten oder uneultivirten Lande
anbauen, ohne daß es einer Anzeige bei einer Behörde
bedarf. Wie er fih aber beim Landfauf zu benehmen,
bat, um vor Nachtheil und Betrug gefichert zu fein, wollen
wir hier in Kürze mittheilen,
In dem yon den „Staatslänbereien“ handelnden Ab-
ſchnitte dieſes Buches haben wir bereits gezeigt, was der—
jenige zu thun hat, der Gongrefland als Squatter be-
wirthfchaften, elaimen, gegen Baarzahlung oder gegen
Militärlandfcheine Faufen will; es erübrigt daher nur noch
anzugeben, was bei Landfäufen von Privatperfonen zu
beobachten ift.
Haupterfordernig für den unantaftbaren Beſitz eines
jeden Grundeigenthumes ift, daß der Befiser eine unbe-
ftreitbare Befigurfunde Cindisputable title-deed) über daffelbe
in Händen hat und daß diefelbe in dem Grundbuche des—
jenigen County's, in welchem das Grundftüd liegt, eins
getragen wurde,
ee Candnaut⸗
Alle Landverkäufer, ſie ſeien wirkliche Beſitzer großer
uneultivirter Ländereien (land-holders), ſogenannte Land—
ſpeculanten Cland-speculators) oder Ackerbauer (larmers),
haben, wenn ſie Land gegen baare Bezahlung verkaufen,
dem Käufer ſogleich die Beſitzurkunde, welche vom Ver⸗
käufer und Käufer, und iſt Erſterer verheirathet, auch von
feiner Frau unterſchrieben und beſiegelt ſein muß, und zus
gleich eine vom Steuereinnehmer Ccollector) ausgeftellte
Beicheinigung darüber in Gegenwart eines Richters (Justice),
Bürgermeifterd (mayor) oder Negiftratord (recorder) zu
übergeben, daß alle von dem betreffenden Grundftüde zu
tragende, verfallene Abgaben (taxes) bezahlt find. Diefe
Urfunde hat der Regiftrator zu fivemiren Canzuerfennen)
und in das yon ihm geführte Grund= oder County-Buch
einzutragen. Kein Anfiedler bezahle alfo das gefaufte Land
eher, als bis er, unter Zuziehung ‚eines Rechtsanwaltes,
fi vergemiffert hat, -daß das behandelte Land wirklich das
in der Befigurfunde genau nach feinen Grenzen beſchrie—
bene und das mit Feiner Abgaben- oder fonftigen. Schuld
belaftete Eigenthbum des Berfäufers ift, und als bis Die
Ueberlieferung in der angegebenen, allein geſetzlich bin-
denden Form geſchah. Hat eine Ehefrau den von ihrem
Manne ausgeftellten Kaufbrief nicht mit unterjchrieben, fo
bat fie jederzeit auf ein Drittel des Kaufobjectes Anfprud,
und find für ein Grundftüd Abgaben rüdftändig, fo haf—
‚tet immer der jeweilige Befiger für diefelben, er mag zur
Zeit der Steuerperiode Befiger gewejen fein oder nicht.
Bei einiger Borficht kann fich der Käufer bier leicht
vor Uebervortheilung ficher ftellen. Anders aber. ift es,
wenn er Sand auf Gredit Fauft, in welchem Falle der Ber:
fäufer, er fei wirklicher Befiger oder Landſpeculant, von
welch’ Teteren weiter unten die Rede fein wird, bie Be-
fisurfunde erft dann ausliefert, wenn die volle Kaufjumme
bezahlt ift, und bis dahin mit dem Käufer nur einen Kauf:
Kandhauf. i 427
contraet abſchließt, der allerdings für beide contrahirende
Theile gefeglih bindende Kraft hat, einen betrügerifchen
Verkäufer aber doch nicht hindert, ohne Wiſſen des Käu-
fers die Befigurfunde zu verpfänden oder zu verfaufen.
Wenn wir nun das gewöhnlihe Treiben der nordameri-
kaniſchen Landfpeeulanten fehildern, die der großen Mehr:
zahl nach Deutfche, Schweizer und Franzofen find, fo wird
dem Lefer zugleich auch die Gefahr Far werben, in die
fi derjenige begiebt, der, fei es von Speculanten oder
wirklichen Befigern, Land auf Credit fauft.
Landſpeculanten Cland-speculators), nad) der nordames
tifanifchen Bedeutung des Wortes, find einzelne Perfo-
nen oder Compagnien, weldhe von einem Landbefiger
(land-holder) ein gewiffes Duantum Land auf Credit und
unter der Bedingung Faufen, daß fie die Kaufjumme in
gewiffen Jahresraten zu bezahlen haben. Erfüllen fie die
eingegangenen Zahlungsverbinblichfeiten, fo erhalten fie
am legten Zahlungstermine die Befigurfunde ausgeliefert,
erfüllen fie fie nicht, halten fie nur einen einzigen Zah—
lungstermin nicht pünktlich ein, fo find alle etwa fhon
geleifteten Abfchlagszahlungen verwirkt und der eigentliche *
Defiser nimmt alles an die Speculanten auf Contract
verfaufte Land wieder an fih. Hat ein folder Landfpe-
eulant mit einem Landbefiger einen derartigen Contract
abgejchlofien, jo erläßt er glänzende Beichreibungen über
die Güte und günftige Lage des Landes, über das herr-
liche Klima defjelben u. ſ. w. und ſucht Anfiedler dahin
zu Ioden, denen er größere. oder Feinere Parzellen gegen
baare oder theilweife baare Zahlung und theilweife auf
Eredit verfauft. Diejenigen Anfiedler, welche baar bezah-
len und das vorhin. über Ausftelung, Auslieferung und
Eintragung der Befisurfunde Gefagte beobachten, erhalten
den vom Landbefiger über die fpecielle Parzelle Land an
den Landfperulanten und von diefem an den Anſiedler
428 Kandhauf,
ausgeftellten Raufbrief und Alfes ift in Drdnung; diejeni-
gen aber, denen der Landfperulant einen Theil der Kauf-
fumme crebditirte, laufen Gefahr, daß der Speeulant feine
gegen ben eigentlichen DBefiger des Landes eingegangenen
Verbindlichkeiten nicht erfüllt, und daß diefer dann alles
an den Landfpeeulanten verfaufte, ihm aber noch nicht
urkundlich übertragene Land und auch dasjenige, welches
der Anfiedfer auf Eredit Faufte, und auf deffen Anbau er
Geld und Mühe verwendete, wieder an fih nehme und
ihn von Haus und Hof treibe, oder ihn nöthige, Das ge-
faufte und ſchon theilweife bezahlte Land nochmals und
zwar, weil es jest eultivirt ift, theurer als das erftemal
faufe und bezahle, Wer alfo Land auf Eredit Fauft, hat
doppelt Urfache, fih mit Beiziehurng eines Nechtögelehrten
beim betreffenden Negiftrator zu erfundigen, ob der Ver⸗
fäufer Befiser oder Specufant iſt. Iſt der Verfäufer
Speculant oder ift er Beftger und es macht Jemand aus
irgend einem Grunde Eigenthumsanfprüde an das zum
Berfaufe ausgebotene Land, fo denfe der Einwanderer nicht
mehr an den Handel, ift der Verkäufer aber im unange-
fochtenen Beſitze des zu erftehenden Landes, fo prüfe der
Einwanderer, bevor er den über den Creditfauf abzufchlie-
Benden Contract unterzeichnet, dieſen vorher in jedem ſei—
ner Paragraphen.
Die über auf Credit gefauftes Land airögeferkigten
Eontracte lauten gewöhnlich folgendermaßen:
„Diefer am..... Tage des Monats ....... im
Jahre des Herrn 18... zwifchen A. B. C., als Berfäufer
und D. E. F. als Käufer abgefchloffene Contract befräftigt
und bezeugt, daß Erftgenannter, wenn Letztgenannter die
weiter unten angeführten, Bedingungen erfüllt, fich für
fich felbft, feine Erben, Ereeutoren und Adminiftratoren
verpflichtet, dem genannten Herrn D. E. F., gegen die
übliche Gebühr, eine gute und fihere Befigurfunde über
Kandkauf, 429
das Stück Land, welches wie folgt belegen ift, zu geben
oder zu veranfaffen, daß ihm folche gegeben werde.
(Hier folgt eine genaue Bezeichnung der Grenzen des ver-
fauften Landes und feiner Größe nach angeftellter Bermeflung.)
Der Käufer willigt durch dieſen Contract in ‚tolgenbe
Bedingungen:
1) weder diefen Contract, noch feine Rechte an demfel-
ben oder an dem darin bezeichneten Lande, noch bie
darin enthaltenen Berbindlichfeiten des Verkäufers
gegen ihn, noch irgend einen, ihm aus demfelben
‚erwachfenden Anfpruh oder Recht, ohne fchriftliche,
auf diefem Contract zu bemerfende Erlaubniß des
Berfäufers zu verkaufen oder zu übertragen;
ps) das Land fogleih in Befts zu nehmen und es auf
3)
4)
5)
gute, landwirthſchaftliche Weife zu beftellen; wenig-
ftendg 22.2...» Des Landes zu Zauns, Bau⸗ und
Brennholz liegen zu laſſen; weder felbft oder durch
Andere, ohne fehriftlihe Genehmigung des Verkäu—
fers, anderes Holz darauf zu fällen, als folches, wel-
ches zu Umzäunungen, Gebäuden, landwirthfchaftlichen
Geräthen und zur Urbarmadhung des Bodens zu
fällen nöthig iſt;
alle jetzt auf dem Lande ruhenden und ſpäter etwa
noch darauf zu legenden geſetzlichen Abgaben, ſowie
die Koſten der Vermeſſung zu tragen;
die über das Land führenden und ſpäter etwa noch
darüber zu legenden öffentlichen Straßen zu geneh—
migen;
dem Verkäufer, feinen Erben, Executoren oder Ad-⸗
miniſtratoren dieſes Land zum Preiſe von ... Dollars
für den Acre, im Ganzen alſo mit ..... Dollars,
in 2... 0. gleichen, jährlichen Terminzahlungen,
nebfi 2 # + +... Zinfen vom Hundert zu bezahlen,
wovon bie erfte Zahlung am sv sen 18. und
430. Kandhauf,
der Reſt in den vier folgenden Jahren zu entrich-
ten iſt. — !
Der Berfäufer geftattet dem Käufer das Land ale
Pächter in Beſitz zu nehmen, und diefes Verhältniß eines
Pächters zum Grundheren wird aud ferner zur beffern
Sicherſtellung der in diefem Contracte beftimmten Zahlun-
gen beibehalten, fo daß der Verfäufer alfe fälligen oder
fällig werdenden Beträge durch Beichlagnahme oder auf
andere Weife eintreiben kann, als wären fie fällige Pacht-
zahlungen. Falls ferner der Käufer eine der hierin über-
nommenen Verbindfichfeiten nicht erfüllen oder einer der
feftgefesten Bedingungen zumider handeln follte, jo ift es
- dem Verfäufer erlaubt, gegen den Käufer wie gegen einen
Pächter zu verfahren, welcher länger als bebungen auf
einem Pachtgute verbleibt, und darf Erfterer alsdann ohne
gerichtlihes Einfchreiten, fogleich wieder unbedingten, und
völligen Befts von dem. Lande nehmen und den Käufer
mit feinen Effecten davon treiben, von welcher Zeit an
der Berfäufer von jeder gefeglichen oder auf Billigfeit
begründeten VBerbindlichfeit gegen den Käufer befreit, nicht
verbunden ift, auf diefen Contract etwa fchon geleiftete
Zahlungen wieder herauszugeben, und ohne Bergütung an
den Käufer diefes Land wieder anderweitig verfaufen fann.
Diefem zur Urfunde haben beide Theile diefen Con—
tract mit ihrer eigenhändigen Unterſchrift fammt Siegel
verfehen.” *
(Folgen Ort, Tag, Jahr und die Unterſchriften.)
Hat der Käufer fih auf dem County-office in der
Gountyhauptftadt überzeugt oder Durch einen erfahrenen
Rechtsgelehrten überzeugen laffen, daß der Verkäufer wirf-
ih Beſitzer if, jo mag er ruhig einen wie vorſtehend an—
gegeben Tautenden Contract unterzeichnen und vom Re—
giftrator (recorder) den Abſchluß des Handelsim Countybuche
verzeichnen laſſen. ft dies gefchehen und Hält der Käufer
Wandhauf, .431
bie eingegangenen Bedingungen pünktlich ein, fo muß ihm
bei Erfegung der Testen Zahlungsrate die, Befigurfunde
ausgeliefert werden. Sehr häufig fommt es vor, daß
- Einwanderer Land auf Credit faufen, in der Hoffnung,
mit dem Ertrage deffelben die eingegangenen Zahlungs:
verbindlichfeiten erfüllen zu können. Die meiften dieſer
Leute täufchen fich ſehr; denn wenn auch der Boden ergiebig
und der Anfiebler fleißig ift, fo giebt es doch auf einer
neu eingerichteten Farm in den erften paar Jahren immer
fo viele und unerläßliche Ausgaben, an die man nicht gleich
dachte, oder die Erndten fallen nicht fo reichlich aus, wie
man vorher berechnete, daß die Zahlungstermine heran
fommen und die fällige Summe nicht beifammen if. Es
faufe daher niemand eine größere Fläche Landes, als er
ficher ift bezahlen zu können; haben fich feine Umftände
fpäter gebeffert und wünfcht er dann fein Gütchen zu vers
größern, fo wird ſich Dazu immer noch Gelegenheit finden.
Beim Landfauf auf Credit fommt es. nicht felten vor,
daß der Berfäufer, außer den angeführten Bedingungen
auch noch andere, den Käufer benachtheiligende, in den
Contract fest. Sp 3. B. behalten ſich einige Verkäufer
das Eigenthumsrecht auf alle im Boden befindlichen Erze
und Mineralien, ſowie auch die Freiheit vor, ohne Ent-
ſchädigung an den Käufer, zu jeder Zeit. Nachgrabungen
danach anftellen zu dürfen. Kraft Diefer vorbehaltenen
Rechte ſteht es alfo dem Berfäufer frei, wenn das Saat-
feld des Käufers in fchönfter Fülle prangt, dort Nach—
grabungen nad) vermutheten Erzen anftellen zu laſſen, und
will der Käufer nicht ruinirt fein, fo muß er ſich mit dem
Berfäufer abfinden. Andere Berfäufer ftellen die Bedingung,
dag der Käufer fein Land oder einen Theil deffelben, auch
wenn die Rauffumme fehon bei Heller und Pfennig erlegt
ift, nicht ohne fchriftlihe Bewilligung des Berfäufers an
eine andere Perfon verkaufen oder übertragen dürfe. Diefe
432 Das Farmen,
Bedingung wird in der Regel von foldhen Leuten geftellt,
welche die Religion zum Deckmantel für ihre Speeulationen
nehmen und den Zwang, den fie dem Käufer hiermit auferle-
gen, damit rechtfertigen, daß fie räudige Schafe von der
frommen Eoloniftenheerde fern halten wollen, Wer aber
ſolche Bedingungen, wie die eben angeführten eingeht, der
giebt fi ganz und gar der Willfür des Landesverfäufers
Preis und wird über furz oder lang zu Grunde gehen.
Das Farmen.
Schwer ift es, dem Einwanderer darüber Rath zu
ertheifen, ob er beffer daran thue, uncultivirtes Land oder
ein fehon ganz oder theilweife cultivirtes Landgut (improved
farm) zu kaufen. Für Einwanderer mit großer Familie
und noch Fleinen Kindern, und beſonders für folche, welche
an gewiffe Bequemlichfeiten des Lebens gewöhnt find, ift
es ein befchwerlihes Unternehmen, fi im Wald oder auf
der Prairie, weit von anderen Anftedelungen entfernt,
anzubauen. Sp lange fein Wohnhaus erbaut ift, muß die
Familie im ungewohnten Klima unter einem Zelte oder
einer aus Baumrinde errichteten Hütte fampiren, nur
nothdürftig vor Hige, Kälte und Näffe geſchützt; die Hülfe
der. Rachbaren, wenn man meilenmweit entfernt Wohnende
fo nennen darf, ift ſchwer zu erhalten, Lebensmittel müffen
weit ber herbeigefchafft werden, kurz, die Familie liegt,
auf fich jelbft befchränft, in der Wildniß allein. Bor einer
ſolchen, von Bielen recht romantisch befchriebenen Anftedelung
müſſen wir warnen, e8 ſei denn, daß eine größere Anzahl
befreundeter Familien fi neben einander und unter gegen-
feitigev Hülfeleiftung anſiedeln. Iſt uneultivirtes Land in
ber Nähe cultivirter Farms zu Faufen, fo gewährt das
Das Farmen, 433
dem Käufer manden Bortheil. Der Einwanderer und
feine Familie quartieren fich bei einem der zunächft woh—
nenden Farmers ein und laſſen fih yon ihm gegen eine
überall fehr billige Vergütung beföftigen, bis fie ihr eignes
Haus erbaut und eingerichtet haben; fie. haben Rath und
Hülfe zur Hand und find ficher, haben fie anders eine
vernünftige Wahl getroffen, guten, unausgefogenen Boden
zu befigen. Borfichtiger muß ſchon Derjenige zu Werke.
gehen, der eine eultivirte Farm Faufen will, befonders
wenn der Berfäufer ein Amerifaner ift, denn diefer —
wir nehmen bier natürlich die beftbebaueten Gegenden der
älteren Staaten aus — denft nicht an's Düngen, fondern
baut ein Jahr wie das andere darauf los, und geht die
Wirthſchaft fo nicht mehr, fo fucht er feine Farm zu ver-
faufen, um an einer andern Stelle dieſelbe Wirthichaft
nochmals anzufangen, Bodenbefchaffenheit, Lage, Preis
und viele andere Umftände, die nur an Ort und Stelle
zu würdigen find, fowie die pecuniären Berhältniffe und
die Perfönlichfeit des Einwanderers fünnen allein die Ant-
wort beftimmen, wenn gefragt wird, ob es befier fei, daß
der deutſche Auswanderer ſich eultivirten oder uneultivir-
ten Ländereien zuwende.
Die folgende Befchreibung der Arbeiten des fich auf
uneultivirtem Lande anftedelnden Einwanderers wird in
ihrem legten Theile auch Demjenigen zur Richtſchnur dienen
fönnen, der eine eultivirte Farm zu bewirtbfchaften gedenft,
Die erfte Arbeit des fih auf uneultivirtem Wald—
oder Prairieland niederlaffenden Anftedlers befteht im Er-
bauen eines Wohnhaufes. Fit ein zweckmäßiger Plas
für. das Wohnhaus im Walde ausgefucht, ſo werden Die
auf demfelben ftehenden Bäume gefällt, Die geraden Stämme
yon Hemlof, Hickory, Pine oder Eichen in der den vier
Außenwänden des zu erbauenden Haufes entfprechenden
Länge abgefägt, von den Zweigen befreit und in Form
Nordamerifa. 28
434 Das Farmen,
der vier Außenwände jo aufeinander gelegt, daß die mit
der Art eingeferbten Kopfenden in einander eingreifen und
Stamm möglihft genau auf Stamm zu Tiegen kommt,
Die vier unterften Baumftämme, auf welchen die übrigen
ruhen ſollen, legt man auf Feldfteine oder Blöcke von
dauerhaftem Holz, damit der Fußboden nicht auf den Erd-
boden zu ruhen fommez hierauf wird ein Stamm nad
dem andern aufgelegt, eingeferbt und eingelaffen und, mit
Freilaffung der für die Fenfter, Thüren und den Kamin
beftimmten Deffmungen, 10 bis 12 Fuß hoch aufgeführt,
dann bie Lagerbalfen für den Dachfußboden von der Vorder—
zur Hinterwand hinübergelegt und eingelaffen, die Dach—
fparren aufgefest und endlich Dach und Giebel mit Brettern,
erfteres oft auch noch mit Schindeln von Cedern- oder an
derem leicht und gerade fpaltendem Nadelholz belegt, Iſt die
vordere Außenwand eines folhen aus unbehauenen Baum-
ſtämmen (logs) aufgeführten Haufes höher als die hintere,
und bildet das Dad, eine einzige von porn nach hinten
abfallende Fläche, wie das Dach einer Marftbude, fo wird
es Log-shanty, fällt das Dad nad vorn und hinten ab,
fo daß es in zwei ſchiefen Flächen in der Mitte des. Hau—
fes zufammenftößt, Log-cabin oder Log-house und find
die Außenwände bildenden Baumftämme behauen, Block-
house genannt.
Um das Eindringen der ungefunden Ausdünftung des
Erdbodens durch den Fußboden -in die Räume des Haus
ſes zu verhüten, ift e8 gut, die Grasnarbe und die Wur—
zeln vom Bauplatze zu entfernen, dann Reifer und Holz
auf demfelben zu verbrennen und endlich Aſche, Kohlen
und trodnen Sand oder Kies darüber auszuftreuen, bevor
man bie Stein= oder Holzunterlage zu den unterften Logs
legt. Beim Hausrichten, d. h. beim Herbeifahren der
Baumſtämme, beim Aufeinanderlegen und Einferben der—
jelben und oft auch beim Auffegen des Dachftuhles Teiftet -
Das Farmen. - 435
ein Nachbar ſtets dem andern bereitwillig Hülfe, ja, ein
zum Hausrichten nicht eingeladener Nachbar fühlt ſich verlest,
weil die Arbeit, bei welcher der Hausherr feinen Nachbaren
etwas Whisfy und Brod zu reichen pflegt, als eine Feft-
lichfeit angefehen wird.
Iſt das Haus gerichtet, Das Dach fertig und find die
zwifchen den die Wände bildenden Stämmen entftandenen
Fugen mit Holsfcheiten und Moos verftopft und dann mit
Mörtel dicht gemacht, jo werben die Fenfter und Thüren,
deren das gewöhnliche log- oder block-house zmei zu
haben pflegt, eingefest, dann an einer der Giebelſeiten des
Haufes der Kamin aus gebrannten oder an der Luft ge:
trockneten Ziegeln, aus Steinen, oder aus Fleinen, mit Mörtel
beworfenen Holzfcheiten aufgefest, die Fußböden unten
und oben gelegt, und das Haus ift fertig. |
Sp roh die auf diefe Weife erbauten, in der Regel
von 10 bis 18 Fuß breiten und 14 bis 20 Fuß langen
Häufer gewöhnlich aufgeführt find, fo Leicht laſſen ſie ſich
doch für den, der Mittel genug befist, um etwas für fei-
nen Comfort verwenden zu fünnen, wohnlich und bequem,
ja fogar hübſch einrichten, Wir kennen Log- und Dlod-
häuſer, die bei 36 Fuß Länge und 20 bis 24 Fuß Tiefe,
eine Höhe von 18 Fuß haben, von denen 12 bis 14 Fuß
auf das Parterregefhoß und A bis 6 Fuß auf den eine
Halbetage bildenden Dachboden fommenz wir fennen auch
Log-⸗ und Blodhäufer, die einen vollftändigen erften Stod
haben, inwendig mit gehobelten Brettern beffeidet, aus—
gemalt oder tapezivt find, und drei bis ſechs und mehr
fo hübſche Zimmer aufzuweifen haben, daß man in einem
ftattlihen, von Ziegeln erbauten Haufe zu fein glaubt.
Wir erwähnen diefer ftattlichen Loghäufer hier nur bei-
läufig, denn der Anſiedler auf uncultivirtem Lande hat in
den erften Jahren Wichtigeres zu thun, als fein Haus
auszuſchmücken.
2
436 Das Farmen, |
Auf holzarmen Prairien baut fih der Farmer fein
Haus aus Luftziegeln Cin Teras, Merifo und Californien
adobes genannt), welche aus mit Häckerling vermiſchtem
Lehm geformt und an der Luft getrodnet werden. Die
aus biefen Ziegeln erbauten Häufer find im Winter warm,
im Sommer fühl, nehmen feine Feuchtigfeit auf und find
von großer Dauerhaftigfeit. Auch dieſe Häufer werden
auf eine Unterlage von Steinen oder Holzblöden gebaut,
und auch für fie wird der Bauplas zuvor yon Gras und
Wurzeln gereinigt und die Begetation darauf durch Feuer
und eine Schicht Kies, Sand, Aſche oder Holzfohlen zer-
ftört, Das Dad diefer Lehmhäufer wird mit Stroh oder
Schindeln gebedt.
Es bedarf wohl Feiner Erwähnung, daß man in
Nordamerika, ebenfo wie in Deutfchland, auch Farmhäuſer
aus Steinen und gebrannten Ziegen baut, ihrer gebenfen
wir bier daher nicht meiter, wohl aber der fogenannten
framehouses (Rahmenhäufer), die auf älteren Sarmen die
Block⸗ und Loghäufer und Shanties zu verdrängen pflegen.
Sie beftehen aus einem aus leichten, Durch Bänder und
Streben verbundenen Sparren gebildeten Rahmen, glei
dem, welcher bei den deutſchen fogenannten Fachwerkhäu—
fern üblich ift, nur werden die Rahmen der Framehäufer
nicht, wie die der Fachwerkhäuſer mit Ziegeln ausgemauert,
fondern von außen, unten am Boden beginnend, mit
ſchmalen, dünnen Brettern Celapboards), die fhuppenartig
eins über Das andere hinüberfaffen, und von innen mit
ſchmalen, gefpaltenen Brettftüdchen benagelt, welche letz—
tere einen Kalfanwurf erhalten, der gepugt und geweißt
oder tapezirt werden Fann.
Mag man nun ein Landwohnhaus diefer oder jener
Art bauen, jedenfalls Yaffe man, befonders in Gegenden,
wo die Sommer heiß find, das Dad vorne einige Schuh
weit vorfpringen und einen fogenannten Porch bilden, ber
Das Farmen. 437
im Sommer einen fühlen Aufenthaltsort und bei ſchlechtem
Wetter ein trodenes Obdach zur Verrichtung folder Ar—
beiten darbietet, welche fih für den inneren Raum des
Haufes nicht paffen. In den füdlichen Staaten findet man
auf den meiften Farms zwei Loghäufer in geringer Ent-
fernung von einander unter einem und demfelben Dache
erbaut, und hier dient dann nicht allein das vorfpringende
Dach, fondern aud der überdachte, aber nur mit Geiten-
wänden verfehene Raum zwiſchen beiden Häufern als Por
und in der warmen Jahreszeit in der Negel als Schlaf:
zimmer, Auch fieht man in den ſüdlichen und ſüdweſtlichen
Staaten viele Farmhäuſer, die außer der Parterre-Etage
noch ein erftes Stodwerf und einen unten und oben rund
um das. Haus herumlaufenden Porch oder Veranda haben,
Iſt das Haus des Anftedlers fo weit fertig, daß es
bewohnbar genannt werden Fann, fo bezieht er es und gebt
nun an das Urbarmachen feines Landes, Die Urbar-
mahung des Waldlandes gefthieht zunächft Durch Um—
hauen, Zerlegen, Verbrennen oder Fortſchaffen der auf ihm
ftehenden Sträucher und Bäume, eine Arbeit, welche der
Amerifaner Clearing nennt, woraus das unter den Deuts
ſchen Nordamerifa’s üblihe Wort „Klären“ entftanden iſt.
Zu diefer Arbeit ift vor Allem die amerifanifhe Art nöthig,
die von A bis 7 Pfund fchwer, mit fcharfer, gerundeter
Schneide verfehen und gegen die Stielhaube hin baudig,
bei und hinter derfelben aber flach und ſchmal ift, fo daß
fie leicht in's Holz eindringt und nicht in demfelben feft-
figen bleibt. Die Art wird am oberen Ende (Griff) des
gebogenen Stiefes von dem aufrechtftehenden Arbeiter mit
der linfen Hand gepadt, mit der von dem oberen Ende
des Stieles nach der eigentlichen Art Iofe hinaufgleitenden
Nechten gehoben, und dann, indem die rechte Hand wieder
zur linken zurüdgleitet und nur zur Beftimmung der Rich—
tung der Art dient Cnicht Schlägt) durch ihren eigenen, dur
438 Das Farmen,
die Geftalt des Stieles wie der Art felbft geförderten
Schwung, etwa 4 Schuh hoch in den zu fällenden Baum
getrieben. Bevor aber der Anſiedler an das Fällen der
Bäume geht, haut er erſt alles Buſchwerk und alle Heinen,
nur wenige Zoll im Durchmeffer meffenden Bäumchen aus
dem zu Flärenden Waldftüde heraus. Wer einen einzelnen
oder einzelftehenden Baum fällen will, der haut ihn auf
der einen Seite etwas über Die Hälfte und auf der andern,
der, wohin er fallen foll, entgegengefegten Seite, um etwa
2 bis 3 Zol Höher, vollends durch; wer aber ein Stüd
dicht mit Bäumen beftandenes Waldland klären will, er
feichtert fich Die Arbeit durch das fogenannte driving trees
(Baumtreiben). Das Baumtreiben geſchieht auf dreierlei
Weiſe. Die erfte Methode wird Fällen in Windftreifen
(falling in windrows) genannt und befteht darin, daß ber
Farmer eine Anzahl bis zu 12 und 15. Zoll dider, nicht
weit von einander entfernt und in einer Linie hinter ein-
ander ftehender Bäume alle an der nämlichen Seite über
die Hälfte durchhaut und dann, wenn er auf diefe Weife
‚zwanzig, oft auch mehr Bäume angehauen hat, einen großen,
fhweren Baum dergeftallt fällt, daß Diefer einen der an-
gehauenen Bäume, der wieder einen andern und fo fort
treffen muß, fo daß alle angehauenen Bäume nad) einer
Richtung hin zufammenftürzen. Bäume, welche 14 Schuh
oder mehr im Durchmeffer haben, werden in der Regel
nicht gefällt, fondern gegürtelt, eine Methode, von der
weiter unten die Nede fein wird, Da, wo Sägemühlen
in der Nähe find, und wo das Stammholz Werth hat, wer-
den die gefällten Bäume von den Aeften befreit, wobei
man die Art fo Schwingen muß, daß die Schneide in der
Richtung nad) dem Gipfel des Baumes hin an den Aft fällt,
die Stämme werden in Sägeblöfe (saws-logs) von ger
wöhnlich 10 bis 12 Schuh Länge abgefürzt, mit dem Zei—
hen des Holzfällers (chopper) verfeben und zur Sägemühle
Das Farmen, 439
gefahren oder geflößt, und Aefte, Zweige und Laub in
Haufen geworfen und angezündet, Die gewonnene Aſche
wird von den in allen Waldgegenden anzutreffenden Pott-
afchfiedereien um einen Preis von durchſchnittlich 64 Cents
für den: Bufhel gefauft. Farmers, welche ihr Stammbolz
nicht zu Sägeblöden verwerthen fünnen und fi die zur
Anfertigung von Zaunftangen (fence-rails) paffenden Stämme
von Cedern, Poft- und Weißeihen und anderem dauerhafz
ten, leihtfpaltigen Holze zurüdgelegt haben, rollen alle
übrigen Logs auf Haufen (logging) und verbrennen fie.
Die zweite Methode des Baumtreibens wird das Fällen
in Haufen (falling in Jam-heaps) genannt und gefchieht
auf folgende Weile: Die Bäume werden, wie beim Fal-
ling in windrows, fo gehauen, daß fie in Anzahl von gegen
10 bis-20 zufammenjtürgen, aber nicht nach einer Richtung
bin, fondern fo, daß ihre Kronen auf einen Haufen fallen,
ber, wenn ausgetrocnet, angezündet wird. Diefe anjchei-
nend die Arbeit erleichternde Methode ift es in Wirklichkeit
nicht, weil die Aefte der auf einen Haufen zuſammenge—
‚Fürsten Bäume nie ganz verbrennen, fie alfo, nachdem das
Teuer erlofhen ift, Doch noch abgehauen werden müffen,
was befchwerlicher ift, als wären fie gar nicht im Feuer
gewefen. Die dritte, die fogenannte Stafhing= Methode,
unterfcheidet fi vom Jam-heaping nur darin, daß die uns
yerbrannten Theile der gefällten und angezündeten Bäume
bunt durch einander liegen gelaffen und die Zwifchenräume
zwifchen den Stämmen und den Aeften bejäet und bepflanzt
werden, Diefe, den Feldern ein wüſtes Ausfehen gebende
Methode wird nur angewendet, wenn die Saatzeit vor ber
Thür und feine Zeit mehr ift, die Klärung abzuräumen,
Stöde von Bäumen, welche im Sommer gefällt find,
treiben feine Schößlinge mehr, hingegen fproffen aus
Stumpfen (stumps) von im Winter gefällten Bäumen eine
Menge von Schößlingen hervor, welde das Abfterben «der-
440 Das Farmen,
felben verzögern, Plassrauben und den Saaten nachtheilig
find, }
Bäume, deren Die das Fällen zu befchwerli machen
würde, werben, wie vorhin erwähnt, gegürtelt (girdled),
d. h. man haut einen 3 bis 4 Zoll breiten Gürtel durch
ihre Rinde und tödtet fie dadurch. Die durch diefes Gür—
teln oder Ringeln (Girdling) abgeftorbenen Bäume erhalten
fein Laub mehr, ſchaden alfo dem um fie herum gebauten
Getreide nicht durd Schatten und Tropfenfall, und werben
nad) Verlauf von 6 bis 10 Jahren gelegentlich vom Winde
niedergeworfen, oder durch Ochfen fortgeichafft.
Wenn nun eine Strede Landes vom Bufchwerf, von
den Fleinen und mäßig dicken Bäumen befreit ift, wenn die
bieten Bäume geringelt, Aefte und Zweige verbrannt, die
aus den Stämmen gebauenen Sägelogs fortgefhafft und
andere Logs zum Spalten von Zaunriegeln zurücgelegt
find, fo fpannt der Farmer feine Ochſen vor einen aus
ftarfem Schmiedeeifen gefertigten, einer dreifralligen, ge>
frümmten Bogelflaue ähnlihen Wurzelzieher Cin einigen
Theilen der Union rooter, in anderen uprooter genannt),
und reißt mit demfelben alfe Heinen Bufch- und Baum-
wurzeln aus dem Boden heraus. Liegen die übriggeblies
benen, größeren Baummurzeln tief im Boden, fo gebt der
armer an's Pflügen des geflärten Landes und bedient fich
dabei eines Schwingpfluges ohne Räder, der, ebene Prai-
rien ausgenommen, faft überall in Nordamerifa angewendet
wird, Für den deutfchen Adersmann, der gern jedes Fled-
hen Land nugenbringend machen will und daher bi mög-
lichſt nahe an die zum Verfaulen ſtehen gelaffenen Baumes
ſtumpfen hinanpflügt, iſt das Umpflügen friſch geklärten
Waldlandes höchſt beſchwerlich, der Amerikaner aber, von
deſſen Ackerweiſe der deutſche Einwanderer viel Praktiſches
lernen kann, erleichtert ſich die Arbeit dadurch, daß er nicht
nahe an die Stöcke hinanpflügt, alſo die größten Wurzeln
Das Farmen, — 441
derfelben nicht berührt, und dadurch, daß er da, wo bie
aus Gußeifen oder geftähltem Schmiedeeiſen gefertigte Pflug
har auf nicht zu durchſchneidende Wurzeln ftößt, den Pflug
aus der Erde hebt, oder, hat fich die Wurzel ſchon etwas
gelöft, fie mit einer am Pfluge ſteckenden alten Art vollends
aus dem Wege räumt, Noch beffer ift die Anwendung des
Schneidepfluges (coulter- plough) ohne Streichhrett, deſſen
Pflugſchar (coulter) ftärfer und fchärfer als Die Des ge-
wöhnlichen Schwingpfluges ift, und der, tiefer gehend als
diefer, von zwei oder drei Joch Ochſen gezogen wird. Auf
folhem geflärten Waldlande, wo ſich die Wurzeln über
und nahe unter der Oberfläche hinziehen, ift Die Anwendung
jeder Art Pfluges Außerft ſchwierig, oft ganz unmöglich;
in folhen Fällen muß man fih im erften Jahre Damit
begnügen, das Land da, wo die amerifanifche Egge freien
Spielraum hat, aufzueggen, und da, wo fie nicht hinfoms
men kann, die. Hade anzuwenden,
Die Urbarmahung Des Yrairielandes ift mit
bei weitem weniger Mühe und Schwierigkeiten verfnüpft
und geht rafcher vor fih, als die des Waldlandes,
Auf allen Prairien, von den naffen bis zu den trodes
nen, vertrocknet im Spätfommer oder im Herbfte das Gras,
fo daß es Yeicht angezündet und abgebrannt werden fann,
wozu man, um mögliches, wenn auch nicht wahrfcheinliches
Brandunglüd an. Zäunen und hölzernen Gebäuden zu vers
meiden, einen windftillen Tag wählen muß. Iſt das Gras
abgebrannt, fo wird das Land mit einem, mit einem polirs
ten Streichbrette verfehenen Pfluge, an den ſich Die zähen
Beftandtheile des Erdbodens nicht fo Teiht wie an einen
gewöhnlichen Pflug anhängen, auf 3 bis A Zoll Tiefe,
jedenfalls aber fo tief umgebrochen, daß die ganze, oft ſehr
diefe Grasnarbe aufgeworfen wird, Nach dem Umbreden
Yäßt man den Raſen einige Monate lang liegen, damit er
verwefe, und pflügt dann das Land nochmals auf einen
442 ‚Das Farmen,
halben Fuß tief um, worauf. es mit Mais, Kartoffeln,
Weizen oder Tabak beftelft wird. Geſchah das Umbrechen
der Prairie im erften Frühjahre, wo, beiläufig gefagt, der
Raſen viel zäher und fchwieriger umzubrechen ift, als im
Sommer oder Herbft, und ift die Zeit bis zur Saatzeit zu
fnapp gemeffen, als daß man das völlige Verweſen des
Raſens abwarten und ein zweites Pflügen vornehmen fönnte,
fo kann man, um doch noch einigen Nusen aus dem Lande
zu ziehen, in jede dritte oder vierte Furche des Umbruchs
und auf eine Entfernung von 4 bis 5 Fuß von einander
Mais faen, der auf dieſe Weife eine ziemlich reichliche
Ernte liefert. |
Ueberall in den Vereinigten Staaten von Nordamerika
ift es dem Farmer gefeglich geftattet, fein Vieh frei umher
laufen und auf jedem nicht nach gefeglicher Vorſchrift ein-
gezäunten Grundftüde weiden zu laffen. Aus dieſem Grunde
und zum Schuge gegen das Wild ift es unumgänglid
möthig, daß der Farmer fein Land, fobald es geflärt und
beftellt ift, fofort durch Erridtung von Zäunen vor dem
‚ Eindringen des eigenen und des fremden Viehes ſchütze.
Die, die Umzäunungen von Feldern und die Vergütung für
durch fremdes Vieh auf Saatfeldern, in Gärten u. f. m.
erlittenen Schäden betreffenden Gefege find, mit unmwejent-
lichen Abweihungen, in allen Staaten der Union gleich,
und beftiimmen, daß eine Umzäunung mindeftens 6 Fuß
hoch und ftarf gebaut fein müffe, und daß der Eigenthümer
von ſolchem Bieh, welches in fremde Felder eindrang, nur dann
den angerichteten Schaden zu erfegen habe, wenn erwiefen ift,
daß die Umzäunung der befchädigten Felder der geſetzlichen
Beftimmung entfprad. Hat alfo der Anfiedler fein Feld
urbar gemacht und befüet und geeggt, jo gebe er unver-
züglih an die Einzäunung deſſelben.
Die Zäune (fences) beftehen da, wo Ueberfluß an Holz
ift, aus 11 Fuß langen, etwa 5 bis 6, Zoll diden, aus
Das Farmen, 443
Yeichtfpaltigem, dauerhaften Holze gefchlagenen Stangen
oder Niegeln (rails), Diefe Riegel legt man dergeftalt rund
um das einzuzäunende Feld herum, daß jeder Niegel immer
6 Zoll weit über den zunächft liegenden hinüberragt, oder
fo mweit von ihm überragt wird, und mit dem zur Linfen,
wie mit dem zur Rechten einen Winfel von etwa 25 Grad
bildet. Die um ein Feld gelegten unteren Riegel würden
demnach folgende Figur bilden:
“
Iſt fo das ganze Feld mit Riegeln umfaßt, fo legt
man in gleicher Weife auf jeden erften Niegel den zweiten,
auf diefen den dritten, dann den vierten und fo fort, bis
zur Höhe von reihlih 5 Fuß, wozu in der Negel fieben
Niegel nöthig find; dann lehnt man ſowohl innerhalb als
außerhalb des Zaunes, da, wo die Tiegenden Riegel ſich
freuzen, einen Riegel, welcher" stake genannt wird, aufrecht
gegen den Zaun, fo daß fie über das Tiegende Kreuz ein
ftehendes Kreuz bilden, bindet fie in diefer Stellung oben
mit Baumzweigen feft und legt dann durch die aufrecht:
fiehenden Kreuze, von Riegellänge (pannel) zu Riegellänge
einen, rider genannten Niegel, der den Zaun erhöht, die.
aufrechtfiehenden, gefreuzten Niegel an die oberen, Tiegen-
den Riegel andrüdt, und fo dem ganzen Zaune, der zig-
zag-fence oder Virginian worm-fence genannt wird, feften
Halt giebt. Diefe Zigzagfenee ift diejenige, welche am
rafcheften berzuftellen, Yeicht umzulegen, zu verlängern
44 Das Farmen,
oder zu verkürzen iſt, ſie iſt aber auch die holzraubendſte
und daher nur da anwendbar, mo große Waldungen. vor-
handen find und das Holz feinen Werth hat. Uebrigens
ift das Spalten der Fenzriegeln, zu denen vorzugsweife
Eidhen-, Kaftanien-, Wallnuß-, Ceder- und andere dauer⸗
hafte und Teichtfpaltige Bäume ausgewählt werben, eine
harte Arbeit, die mit Art, Keilen und Schlegeln verrichtet
wird, in guter Arbeiter Tiefert an 40 bis 50 Riegeln
pro Tag, von denen 3200 zur Umzäunung von 10 Acreg,
4800 zu 20 Acres, 6400 zu 40 Acres, 9600 zu 80 Aeres
nöthig find.
In Gegenden, welche feinen Ueberfluß an Holz haben,
muß der Farmer darauf bedadht fein, feine Felder mit
weniger Holzaufwand einzuzäunen, und da erblidt man
denn hölzerne Zäune nach deutfcher oder diefer ähnlichen
Art, wo 8 bis 9 Fuß lange Pfähle, auf 10 bie 12 Fuß
Entfernung von "einander, etwa 2 Fuß tief in die Erde
eingelaffen und durch drei oder vier übereinander Tiegende
Duerriegel verbunden find, oder wo 6 Fuß lange Riegel,
auf 6 bis 9 Zoll Entfernung von einander, einen Schuh
tief in die Erde eingefenft und oben durch Kopfriegel, in
die fie eingelaffen oder an die fie feftgenagelt find, mit
einander verbunden, außerdem aber auch noch oft durch hie
und da von der Innen- und Außenfeite, fchräg gegen fie
angeftemmte Streberiegel noch mehr befeftigt find; oder es
find von 10 zu 10 Fuß zwei Riegel einander gegenüber
fenfrecht zwei Fuß tief, auf 6 Zoll Entfernung von ein-
ander, eingegraben, beide von oben nach unten von vier
oder fünf gleich weit von einander entfernten und fich gegen-
‚überliegenden Löchern durchbohrt, und Durch diefe- hölzerne
Nägel gefchlagen, auf deren jedem dag eine Ende eines
Niegels ruht; und in anderen, aber nur wenigen Gegen-
den, wo auf Prairien und in Holzungen viel Buſchwerk
wächft, fieht man aus diefem auf verfdiedene Weife ge-
Das Farmen, 445
flochtene Zäune, Lebende Heden, welche bei der in Nord»
amerifa berrfchenden, überaus raſchen Begetation überall
mit der Zeit herzuftellen wären und dann nur einer ge-
ringen Beauffihtigung bedürften, um für ewige Zeiten zu
dauern, erblickt man nur in Gegenden, die ſchon feit vielen
Decennien angefiedelt find. Auf baum- und bufchlojen
Prairien findet man häufig die Aecker der Farmers mit
Gräben umzogen, an deren einer Seite fih Erbwälle
erheben; eine Einfriedigung, die äußerſt mühfam herzuftellen
ift, deren Befchaffung aber bedeutend durch Anwendung des
eigens zu dieſem und zu ähnlichen Zwecken conftruirten
Grabenpfluges (ditching-plough) erleichtert wird.
ft die Saat beftellt, wozu, in Bezug auf Diejenigen
Getreideforten, Hülfenfrüchte und folhe Pflanzen, welche
in Nordamerifa gebaut und in Deutjchland wenig oder gar
nicht eultivirt werden, weiter unten die nöthige Anleitung
gegeben’ werden wird, fo hat der Befiger einer cultivirten
Farm vorläufig Naftzeit, der Anftedler auf Rohland muß
nun aber an die Errichtung von Stall- und anderen Ge-
bäuden gehen, wobei er, wie beim Bau des Wohnhaufes,
wiederum auf die Hülfe feiner Nachbarn rechnen darf.
Der nordamerifanifhe Farmer baut nicht, wie der
Bauer einiger Gegenden Deutichlands, Stall, Scheuer und
Wohnhaus unter ein Dad. Sein Haus enthält nur die
zum Wohnen beftimmten Räume, oft nicht einmal die Küche,
welche in einem Heinen Hintergebäude befindfich ift, und
noch öfter Feinen Keller, als welder das Duellbaus
(springhouse) dient. Das Duellhaus ift ein Feines, aus
dünnen Baumftämmen ganz in derfelben Weife, wie das
Wohnhaus, über einen raſch fließenden, fühlen Bad) erbau-
tes Häuschen, das, ohne Fußboden, dem Waffer des Baches
ven Durchfluß geftattet. Der Bach wird durch dieſes
Häuschen fo hindurch geleitet, daß er durch einen flachen
Trog fließen muß, die in denſelben geſtellten Milch- und
A46 Das Farmen,
Buttergefäße und außerdem das ganze zur Aufbewahrung
son Fleifh und anderen Lebensmitteln dienende Häuschen
fühl erhält, Um das Eindringen der äußeren Wärme in
das Duellhaus zu verhüten, ift es fehr zweckmäßig, baffelbe
mit Raſen zu bedecken oder ein zweites Häuschen über
das erfte zu bauen und den Zwifchenraum zwifchen beiden
mit Stroh oder Sägefpänen auszufüllen,
Ueber den Bau eines Küchenhauſes (kitchen), einer .
Scheune (barn) und eines Stalles (stable), die entweder
aus behauenen oder unbehauenen Baumftämmen, aus Bret-
tern oder Adobes aufgeführt werden, wird feine weitere
Angabe nöthig fein.
Farmers, welche Viehzucht treiben wollen, warnen
wir, dem Beifpiele der Mehrzahl der amerifanifchen Far-
mers zu folgen, welche ihr Vieh Sommer und Winter ohne
Obdach laſſen. Wie ſchon vorhin erwähnt, läßt der ame-
rifanifche Farmer fein Vieh, was bei Schafen am aller-
wenigften der Fall fein follte, ohne Hirten herumlaufen
und gewöhnt es durch zu gewiffen Stunden an ber für
die jungen Kälber und zum Melfen der Kühe beftimmten
Hürde (pen) ausgeftreute Maisfolben oder Salz zum regel-
mäßigen Erfcheinen beim Haufe. Dies ausgenommen, be-
fümmert er ſich wenig um feine Heerden, die daher auch
im Winter vom Ffeifch fallen und ihm einen fehr geringen
Nusen bringen; auch verlaufen fi) die Rinder ſehr häufig
und verunglüden in Sümpfen und morfchen, gefallenen
Bäumen. Der deutfche Anftedler baue feinem Vieh Stal-
lungen, warte es forgfältig ab und forge für Streu und
Winterfutter, und er wird finden, daß die Pferdes, Maul-
thier-, Nindviehe, Schweine» und Schafszucht, bei wenig
Mühe, ſehr einträglich ift.
Auch ift dem deutfhen Farmer zu rathen, fich auf den
Obſt- und Gemüfebau zu verlegen, der in bevölferteren
Gegenden reichlichen Gewinn bringt, und für ihn, der an
Das Farmen, 447
den Genuß von Obſt und Gemüſe gewöhnt iſt, nöthig iſt,
um fo mehr, als in Nordamerika viel Fleiſch genoſſen wird.
Der Gemüfes und Obft-, fowie der Weinbau wird in Nord»
amerifa eben fo betrieben wie in Deutfehland, nur hat der
Farmer die Zeit zum Säen oder Pflanzen, zum Pfroyfen ꝛc.
immer nad dem Klima derjenigen Gegend zu wählen, in
der er fich niedergelaffen hat: Mit wenigen Ausnahmen
gedeihen in allen Staaten der Union alle fih in Deutſch—
land vorfindenden Gemüfe- und Obftarten und noch mande
andere Früchte, welche in Deutfchland nur in Treibpäufern
gezogen werden können.
Ueber den Getreidebau und den Futterfraut-
‚bau, fo weit er die in Deutfchland befannten Getreides,
Grass und Hülfenfruchtarten betrifft, glauben wir bier
ebenfalls nichts Näheres anzuführen nöthig zu haben, da
wir ben meiften unferer Lefer nur Befanntes berichten und
den Umfang diefes Handbuches unnöthig ausdehnen wür—
den, wir erlauben ung nur bier anzuführen, daß man ſich
in Nordamerifa, des hohen Arbeitsiohnes und des befon-
ders zur Erntezeit herrihenden Mangels an Menfchen-
händen wegen, verfchiedener, Die Arbeit des Landmannes
erleichternder und diefelbe fürdernder Säe-, Mähe-, Drefch-
und anderer Mafchinen bedient, welche in den Aderbaus
geräth-Niederlagen (Agricultural Warehouses) der See- und
größeren Binnenftädte zu finden find *). Kleinere Farmers,
welche die Auslagen für folhe Mafchinen nicht erſchwingen
können **), auch Die Anfchaffung derfelben für ihren gerins
*) In New dorf bei John Mayher u. Comp., Waterſtreet 197.
**) Eine Siemafchine (corn-planter) Eoftet ungefähr 12 bis 16
Dollars; eine Mähemafchine (reaping - machine), vermittelft welcher
zwei Pferde in einem Tage etwa 10 Acres Getreide abmähen können,
‚ungefähr 100 Doll. ; eine Drefchmafchine (thrashing-machine), welche,
von zwei Pferden in Bewegung gefegt und von drei Berfonen bepient,
A48 Dag Farmen,
gen Betrieb für nit der. Mühe werth — pflegen
Mähe- und Dreſchmaſchinen von einem Nachbar, gegen
Erlegung eines Theils ihrer Ernte, zu leihen, oder ſich
dieſelben in Gemeinſchaft mit einem oder mehreren ihrer
Nachbarn anzuſchaffen. Im Weſten iſt aber auch noch der
Gebrauch, das Getreide durch Pferde auszureiten, eine ver⸗
ſchwenderiſche und unreinliche Dreſchart, die nur durch die
Menge des Gewonnenen, für deſſen Ausdreſchen nicht Hände
genug gewonnen werden können, und durch den geringen
Werth der Früchte entſchuldigt werden kann. — In der
folgenden Beſchreibung des Baues ſolcher Pflanzen, die
in verſchiedenen Gegenden Nordamerika's, in Deutſchland
aber gar nicht oder nur ſelten gezogen werden, übergehen den
Rohrzucker- und den Reisbau, weil beide nur von
Sclaven in ſolchen Gegenden betrieben werden können, die
der Geſundheit des deutſchen Einwanderers abſolut ſchädlich
ſind, und die ſo bedeutende Capitalien erfordern, wie ſie
nur wenigen deutſchen Auswanderern zu Gebote ſtehen.
Der Mais- oder Wälſchkornbau. Der Mais (in-
dian-corn, auch häufig nur corn genannt) kommt in allen
Theilen der Vereinigten Staaten fort, und bildet das haupt-
jfächlichfte der landwirthſchaftlichen Producte. Außer auf
feuchten, gedeiht der Mais auf jedem Boden, liefert ziem-
lich fihere und reiche Ernten und gewährt in feinen Blät-
tern und Stengeln ein nahrhaftes Viehfutter. Anftedler,
welche Feine Zeit haben, oder denen es an Mittel fehlt,
rohes Prairies oder kaum erfi von den Bäumen geflärtes
Waldland umzupflügen oder zu eggen, pflegen dürres Laub
und Heine Baumzmweige auf dem zum Maisbau auserfebes
nen Stüde Landes in Haufen auszulegen und anzuzünden,
%
täglich mehrere hundert Bufhels Weizen ausdriſcht, 100 bis 130 Doll.
Kleinere, weniger effectvolle Drefchmafchinen foften 20 bis 30 Doll.
*
Das Farmen. 449
wodurch das Unfraut und Gras getödtet werden. ft dies
fes gefcheben, fo werden mit der Haue oder Hacke (hoe)
von A zu A Fuß Entfernung nad allen Seiten hin 1 bis
2 Zoll tiefe Löcher in den Boden gehauen, in diefe A bis
6 Maisförner geworfen und zugefcharrt. Auf Prairieland
wird auch häufig die erfte Maisfaat dergeftalt beforgt, daß
man das Feld in A Fuß von einander entfernte Furchen
aufpflügt, in diefe, ebenfalls A Fuß von einander entfernt,
die Saatförner Tegt, und nun mit dem Pfluge neben den
beſäeten Furchen dergeftalt hinpflügt, daß fie von dem aus
den neuen Furchen ausgeworfenen Erdreiche bededt werden.
Diefe beiden Arten, Mais zu bauen, find jedoch nur Noth-
behelfe. Der regelrechte Bau ift folgender: Schwerer, fetter
Boden wird im Herbfte umgepflügt und im Frühjahre ge-
eggt; Teichterer Boden wird im Frühjahre gepflügt und
und gleich darauf geeggt. Hierauf werben in den Fälteren
Staaten, in denen der Mais mehr in die Höhe als in die
Breite treibt, auf 3 Fuß, in wärmeren Gegenden auf
A bis 5 Fuß Entfernung von einander mit der Haue Löcher
gemacht, A big 6 Maisförner, hie und da auch einige Me—
Ionen» und’ Kürbisferne hineingeworfen und zugefcharrt.
Auf größeren Farmen bedient man fi nicht der Haue,
jondern des Pfluges, mit welchem der Ader in fich kreu—
zenden Furchen, von 3 bis 5 Fuß von einander entfernt, fo
durchzogen wird, daß er in lauter Duadrate getheilt ift, _
von denen jede Seite 3 oder 5 Fuß mißt. Da, wo fid
die die Duadrate bildenden Furchen durchfchneiden, werben
die Saatkörner gelegt und dann das ganze Feld übereggt.
Zur Befchleunigung und Erleichterung des Maisſäens wer—
den auch Mafchinen angewendet, welche cornplanters heißen,
Legt man den Samen in 3 Fuß weit von einander
entfernte Löcher und wirft man in jedes Loch 4 Maiskör—
ner, fo bedarf. man für einen Acre 968 Duarts Mais,
bei 3 und 3 Fuß Entfernung der Löcher und 5 Maisfür-
Nordamerika, 29
‚450 Das Farmen,
nern Ausfant für jeden Acre 1210 Duarts, bei 3 und 3
Fuß und 6-Maiskörnern 1452 Duarts, bei 3 und 4 Fuß
Entfernung und 4 Maisförnern 726 Duarts, bei 3 und
4 Fuß Entfernung und 5 Maiskörnern 908 Duarts, bei
3.und 4 Fuß Entfernung und 6 Maisförnern 1090 Quarts,
bei 4 und 4 Fuß Entfernung und 5 Maisförnern 680
Druarts, bei 4 und 4 Fuß Entfernung und 6 Maisförnern
816 Duarts, bei A und 4 Fuß Entfernung und 7 Mais»
förnern 952 Duarts, bei 4 und A Fuß Entfernung und
8 Maisförnern 1088 Duarts u, f. w.
Um den im Herbfte häufig eintretenden Nachtfröſten
auszuweichen, zugleich aber auch, um bei frühzeitiger Ernte
ben mit Mais beftandenen Ader noch zu Wintergetreide
benugen zu fünnen, wählt man zum Saatmais gern früb-
reifes Korn, d. h. man nimmt diejenigen vollen und regel-
mäßigen Kolben dazu, welche zuerft reif find, und benust
von ihnen die am unteren Ende und in der Mitte figen-
den, pol ausgebildeten Körner, Am beften ift derjenige
Mais, deſſen Körner eine eigelbe Farbe haben und im
Bruche weißes Mehl zeigen, denn alle röthlih oder anders
gefärbten Sorten find Spielarten. Um die dem Samen-
forne verderblichen Eichfäschen, Käfer, Würmer und Vögel
davon abzuhalten, weicht man die Maisförner die Nacht
über, bevor fie ausgefäet werden follen, in Wafler ein,
kocht am andern Morgen etwas Theer Cam beften Stein-
Eohlentheer) mit Waffer auf und gießt diefe Mifchung über
Die aufgeweichten Körner, Die, nachdem fie etwa eine Stunde
lang hiemit angefeuchtet ftanden, mit Aſche oder Gyps
beftreuet und fofort ausgefüet werden. Auch bat es fich
oft als nüßlich erwiefen, wenn man rund um ein am Wald
rande und daher dem Befuhe von Eichfässchen befonders
ftarf ‚ausgefest Tiegendes Maisfeld herum acht bis zehn
Reihen Kartoffeln pflanzte, wodurch fih die Eichfäschen
täufchen ließen und feinen Mais dahinter, vermutheten.
Das Farmen, 451
Die Saatzeit ift für die öſtlichen und nordweſtlichen
Staaten in der erften Hälfte des Mai, für die mittleren
Staaten Ende April, für die weftlichen Staaten Ende März
bis Mitte April, für die fühweftlichen Staaten Mitte Februar,
Iſt die Maispflanze etwa vier Wochen alt, jo wird
mit der Haue das emporgefchoffene Unkraut um fie herum
ausgehackt und zugleich die Erde um den Stamm herum
gehäufelt (first dressing); noch zwedmäßiger aber ift es,
mit dem Pfluge an den jungen Pflanzen hinzufahren und
dadurch das Unfraut zu zerftören, doch muß man in beiden
Fällen fih vor Verlegung der Wurzeln der Maispflanzen
in Acht nehmen, Nach Umlauf von mweiteren fehs Wochen
geht der Sorgfame jeinen Maisadfer nochmals mit der
Haue durch (second dressing), wobei er, außer dem wieder
aufgefchoffenen Unfraut, zugleih auch bie und da, wo der
Mais zu dicht fteht, die überzähligen Halme entfernt, fo
dag da, wo die Pflanzen auf fettem Boden üppig empor-
hießen, zwei bis drei, auf weniger reihem Boden etwa
vier Pflanzen auf jedem Hügel ftehen bleiben.
Bräunt fih der Bart des Maiskolbens, und beginnen
die Körner an demfelben voll und faftig zu werden, fo
pflegt man da, wo die Kolben am Dichteften fien, einige
abzubrechen. Dieje unreifen Kolben geben, wenn von ber
Hülfe (shuck) befreit, mit Salz und Waſſer gefocht und
dann mit Butter beftrihen (green- oder hot-corn), eine
Ihmadhafte Speife. Bon diefem unreifen Mais wird auch
eine andere, succotash genannte Speife bereitet, indem man
die mildichten Körner mit Schweinefleifch und grünen Boh⸗
nen focht nnd dann mit Salz, Pfeffer und Butter anrichtet.
Werden die Maisfolben feft, fo entfernt man die oberen
Dlätter von den Stauden, damit die. Sonne freieren Zu-
tritt zu der Pflanze erhalte, worauf die am höchſten figen-
den Kolben rafch reifen, von denen dann, wie vorhin ſchon
29 +
452 Das Farmen.
erwähnt, bie zuerft gereiften und ſchönſten zur nächften
Saat aufbewahrt werden.
Das Einernten des Maisforns gefchieht auf verfchie-
dene Weife, Viele Landleute nehmen die Kolben von den
Stauden ab und fchneiden letztere erft ſpäter als Viehfutter,
oder pflügen fie, falls fie feines Futtervorraths zu bedürfen
glauben, unter; Andere fchneiden die Stauden fammt den
Kolben ab und legen fie bis nad beftellter Winterfaat in
Schober (stacks), und im Weften, wo der Mais in entle-
genen Gegenden wenig Werth hat, wird oft nur der zum
‚Dedarf der Farmerfamilie nöthige Mais eingefammelt und
dann das Feld den Schweinen und dem Rindvieh geöffnet,
“die dann auch die nicht eingefammelten Kürbiffe und Me⸗
lonen verzehren.
Die eingeernteten Maiskolben werden zuerſt von der
Hülſe (shuck) befreit und fommen dann in den Maisfpeicher
(corn-erib), bis fie Später, wenn ausgetrodnet, entweder
ausgedroſchen, wobei viel verloren gebt, oder, was fehr
viele Hände erfordert und eine Beſchäftigung an Winter-
abenden zu fein pflegt, durch Reiben eines Kolbens gegen
den andern, oder Durch eigene Mafchinen (corn-shellers),
die in verfchiedenen Größen zu befommen find, entförnt
werden. Das Stroh und die Blätter der Pflanze geben
ein nahrhaftes, milcherzeugendes Viehfutter, die ausgeförnten
Kolben (cobs) werden zum Räuchern von Schinken, zu
Flaſchenſtöpſeln, zu Handgriffen an Feilen und anderem
Geräthe, und die Hülfen zum Ausftopfen von gering
und Kiffen benugt,
Der Beſenkornbau. Das Defenforn —E -corn)
wird gerade fo wie der Mais gebaut, nur pflegt man es
etwas Dichter zu pflanzen. Werben die Samenförner hart,
welches ein Zeichen der Neife ift, fo wird die Pflanze un-
gefahr 2 Fuß vom Boden abgefchnitten, in Bündel zufam-
mengebunden, an einem trordenen, luftigen Drte getrodnet
Das Farmen, 453
und nachher, wie der Flachs, durch Kämmen gereinigt, Die
Körner find zur Saat zu gebrauchen, die Pflanze ſelbſt aber
wird nur gezogen, um aus den oberen Theilen, den Samen-
ftengeln (brushes) Teppich und Kleiderbefen zu perfertigen,
welche in Nordamerifa in ungeheurer Menge gebraucht
werden. Das New-Serfey-Bronmeorn ift das geſchmeidigſte
und daher beſte.
Der Tabaksbau. Der Tabaksſame (tobacco-seed)
wird, je nad) der Gegend, in welcher das damit zu beftels
fende Land Tiegt, vom März bis Mitte April in Beete aus-
gefäet, zu denen man am fiebften neues, von allen Wurzeln
und Unfraut dur Brennen und Ausroden gereinigtes
Waldland nimmt, Iſt der Boden gut umgearbeitet, fo wird
er in hohe, gewölbte Beete eingetheift und in diefe der mit
Afche vermifchte Same ausgeftreut und eingeredht, Der Same
von Yebhafter, brauner Farbe wird für den beften gehalten.
In falten Gegenden, wo der Farmer den Tabaf nur für
den eigenen Bedarf und nicht für den Markt baut, tritt
das warme Frühjahr zu ſpät ein, als daß die Pflanze die
gehörige Reife erlangen Fönnte, man thut daher, wie wir aus
Erfahrung verfihern können, wohl, den Samen in mit Erde
gefüllte Käften zu ſäen und diefe an einem helfen, mäßig
warmen Drte aufzubewahren, bis sur Ar Na ge:
ſchritten werden kann.
Bei anhaltend trockener Witterung, wo öfteres Be⸗
gießen nöthig wird, hat die junge Pflanze viel von der
Tabaksfliege zu leiden. Als gutes Mittel gegen dieſen Feind
kann das Ausſtreuen von Aſche über die Pflanzen am Abend
empfohlen werden, da der Nachtthau dieſelbe auslaugt und
jo die Fliege, die eigentlich ein Schmetterling (hornblower)
ift, fern hält oder vertilgt.
Hat die junge Pflanze das vierte Blatt gefchoffen, fo
wird fie an einem Tage, an welchem man Regen erwarten
fann, ausgepflanzt, Das zum Auspflanzen beftimmte Land
454. Das Farmen.
wird, nachdem es forgfältig umgepflügt und recht fein durch—
geeggt ift, entweder in Beete von A Fuß Breite eingetheilt,
zwifchen Denen eine Furche hinläuft, und auf welche die
Pflanzen in ‚einer Entfernung von. 3 zu 3 Fuß von einander
ausgefegt werden, oder man pflanzt die jungen Stauden '
in 3 und 4 Fuß Entfernung von einander auf den flachen
Ader aus. in alfo bepflanzter Acre Landes trägt über
3000, Tabafspflanzen, die, je nad der Befchaffenheit des
Tabaks, 6 bis 800 Pfund wiegen.
Iſt die ausgefeste Pflanze gegen 3 Fuß hoch -aufge-
ſchoſſen, fo wird mit der Haue (hoe) alles fie umgebende
Unfraut herausgehoben und der Erdboden rund umher auf-
gelodert und gehäuft, fo wie folches bei Kartoffeln und beim '
Mais: zu geſchehen pflegt. Um diefe Zeit erfcheint häufig
der zweite Feind der Tabafspflanze, ein Wurm-(cut-worm),
der die Wurzeln derſelben unter der Erde: abnagt. An
regneriſchen Tagen kriecht dieſer Wurm oft auf die Ober-
fläche herauf, wo er dann aufgelefen und getödtet wird.
Höchſt beſchwerlich iſt es, ihn in feinem Berftede aufzu-
ſuchen und dort zu vertilgen.
Sobald die Blüthenfnospen fichtbar werden, werben
diefe abgebrochen und zugleich die Fleineren Blättchen am
oberen Ende der Pflanze ungefähr 5 bis 6 Zoll tief von
der Spitze abwärts abgepflüdt (topping), Damit die Blüthen
der Pflanze nicht zu viel Saft entziehen und die Blättchen
ihr nicht. die nöthige Sonnenwärme rauben.
Nah Umflug von ungefähr: 14 Tagen werben: fid
neben den Blättern Nachfchößlinge (suckers) zeigen. Dieie
werben abgebrochen und zugleich zum zweiten Male das die
Pflanze umgebende Unfraut entfernt und der Boden gelodert
und aufgehäuft, worauf die Blätter bald hellbräunlich wer-
den, ein Zeichen, daß die Zeit der Ernte gefommen ift.
Nicht lange vor der Erntezeit bat die Tabakspflanze nicht
felten noch von einem dritten Feinde, der Tabafsraupe
9
Das Farnen. 455
(tobacco-worm) zu leiden, welche die Blätter zernagt und
dadurch oft die ganze Ernte verdirbt, Diefe Raupen müffen
abgefammelt werden, was eine mühfame Arbeit ift, welche
man fich dadurch zu erleichtern pflegt, daß man eine Anzahl
Truthühner (turkies) hält, diefe wenig oder gar nicht füt-
tert und Morgens und Abends auf das Tabaksfeld treibt,
wo fie die Raupen vertilgen. Einige Pflanzer beginnen
ſchon mit der Ernte, wenn die Blätter noch grün find, und
laſſen fie abgepflückt nachreifen, andere warten bis die Blät—
ter braun, fledig und ziemlich dürre werden; beffer wie
diefe beiden ift aber die zuerft angeführte Methode, wonach,
die Ernte beginnt, wenn die Blätter eine hellbräunliche
Farbe annehmen. Will man den Tabaf fchneiden, fo wird
der Stamm’ der Pflanze: mit dem 'Schneidemeffer bis auf
etwa 5 Zoll vom Boden von oben herab gefpalten, dann
am Boden abgeschnitten und auf Stöde im Freien zum
Trodenen aufgehängt, natürlich aber vor Thau und Regen
bewahrt, weil fonft der feine Geſchmack und das gute Aus—
fehen verloren gehen. Auf größeren Pflanzungen und auch
‚ da, wo der Tabak nicht zur ‘völligen Neife gediehen ift,
werden die abgefchnittenen Tabafspflanzen an neben und
über einander Tiegenden Stangen in Trodenhäufern (cure-
houses) aufgehängt und durch Feuer gedörrt (cured), wobei
große Borficht zu beobachten ift, Damit die Hige nicht zu
groß und dadurch das Blatt zu rafch gebörrt werde, Ein
allmäliges Steigern der Hite bis zu einem von der Des
Ihaffenheit der Pflanze und von der Farbe, die man dem
Blatte geben will, abhängenden Grade, ift am gerathenften.
Nachdem die Tabafspflanzen vollfommen getrogfnet find,
was man daran erfennt, daß die Stengel dürr geworden
find, werden fie von den Trodenftangen abgenommen und
die Blätter abgepflüdt und in drei Sorten getheilt, von
denen die oberften vier Blätter die befte, die mittleren die
zweite und die unterften (Sandgut oder lugs) die dritte
456 Das Farmen,
Sorte bilden, aber auch noch wieder nach ihres Güte und
Größe fortirt werben, In der Regel bindet man je ſechs
Blätter der erften, acht der zweiten und ſechszehn bis zwan—
zig der ‚dritten Sorte an den Dfattftielen in ein Bündel
(hand) zufammen, und Yegt fie auf große Haufen, wo fie,
mit Brettern bededt und mit Steinen befchwert, zum
Schwitzen gebracht werden, Sind die Bündel durchgeſchwitzt,
fo werden fie abermals zum Trodnen aufgehängt: und,
wenn getrodnet, zur Berfendung in Fäffer zu 12.bis 1600
Pfund Schwere eingepreft.
Der Baumwollenbau. Die Production der Baum—
wolfe (cotton) hat in. den Vereinigten Staaten von Nord:
amerifa feit gegen Ende des vorigen Jahrhunderts einen
ungeheuern Auffhwung genommen, weil um dieſe Zeit der
im Staate Maffachufetts geborene Eli Whitney eine Ma-
fhine (cotton-gin) erfand, welche das früher dur Men—
fchenhände befchaffte Ablöfen der Baummolle von den Sa-
menförnern auf unglaublich rafche Weiſe bewirkt,
Die Baumwolle wird faft ausſchließlich in den füd-
lichen und fühmweftlichen Staaten der Union und dort auf
ſchwerem, gut Durchgearbeiteten Boden gebaut, Der Same —
ber befte ift von fchwarzer, der andere von grüner Farbe —
wird in den fübweftlichen Staaten gegen Ende März, in
ben füdlichen gegen Ende Februar in 4 bis 6 Fuß von ein-
ander entfernte Furchen gefüet, wozu man ſich auf großen
Pflanzungen und Farmen einer Säemaſchine bedient. Sind
die Pflanzen etwa 2 bis 3 Zoll hoch aufgefchoffen, ſo wird
mit der Haue (hoe) das Unfraut zwifchen ihnen entfernt
und da, wo mehr als eine Pflanze auf einem Flede, oder
wo fie näher als ungefähr 18 Zoll an einander ftehen, die
überflüffigen Pflänzchen ausgeriffen._ Das Reinigen des Fel-
des von Unkraut wird nach einigen Wochen wiederholt, aud)
halten es viele Pflanzer für gut, wenn die Baummollenpflans
zen, gerade fo wie Die Kartoffel und der Mais, gehäuft werden.
Das Farmen, 45T
Sind die hellgelben Blüthen verblüht und abgefallen,
fo bilden fich die Baummollenfapfeln (cocons), deren jede
vier umfponnene Samenkörner umfchließt. Sind diefe Co—
cons gebräunt und aufgeplast, fo werben fie bei trodenem
Wetter fo reinlich wie möglich eingefammelt, und dann, wenn
fie fo weit getrodnet find, daß der Samenfern beim Zer-
beißen wie die Schale einer geröfteten Kaftanie Fracht, ver=
mittelft der Eingangs erwähnten Cotton-gin, die auf jeder
großen Pflanzung zu finden ift und von Fleineren Pflanzern
gegen Bezahlung benußt werden kann, die Baummolle von,
den Samenförnern getrennt, Die Baumwolle wird, in
große, etwa 400 Pfund ſchwere Ballen zufammengepreßt,
auf den Marft gebracht.
Den Ertrag eines mit Baumwolle beftellten Acre Lan
des fann man auf Durchfchnittlich ungefähr 600 Pfd. Baumes
wolle anfchlagen, welche einen Durchſchnittswerth von 35
Dollars haben.
Der Paradiesäpfelbau. Der Paradiesapfel (tomato)
wird in fälteren Gegenden in Miftbeete gepflanzt und im
wärmeren Frübjahre, auf etwa 3 Fuß Entfernung son ein=
ander, in's Freie gefest, im Süden der Vereinigten Staaten
von Nordamerifa aber gleich auf Garten- oder Feldbeete
geflanzt. Die Pflanze bedarf feiner befonderen Pflege, aber
eines fruchtbaren, forgfältig bearbeiteten Bodens, und trägt
gegen Mitte Juli Früchte. Die Frucht, welche für Lebera
franfe von heilfamer Wirfung ift, wird, als Gemüſe ge—
kocht, mit Salz und Pfeffer, oder roh als Salat genoffen,
Der Batatenbau. Die Bataten oder füßen Kartofs
feln (sweet-potatoes) gedeihen nur in den ſüdlichen und ſüd—
weftlihen Staaten der Union, weil fie ein warmes Klima
verlangen, man kann fie-aber auch in den weniger warmen
Staaten ziehen, wenn man, wie bei der Cultur der. Paras
biesäpfel, Miftbeete anwendet. Zum Bau der Bataten wählt
man einen reichen Sandboden, in den die Knollen etwa
458 Das Farmen,
3 Zoll tief und 4 Zoll weit von einander entfernt gelegt
werden. Sobald die Keime eine Länge von 3 Zoll erreicht
haben, werben fie von den Knollen äbgebrochen und in
4 Fuß von einander entfernte Reihen, auf 1 Fuß Entfer-
nung von einander ausgepflanzt, Auch die nochmals nach—
fchiegenden Keime werden auf gleiche Weife abgebrochen
und 'ausgepflanzt. Haben die ausgepflanzten Keime eine
Höhe von etwa 6 Zoll erreicht, fo wird mit der Haue das
fi vorfindende Unfraut ausgehauen, und fpäter mit der
Ernte und der Aufbewahrung der Frucht eben fo verfahren
wie mit der gewöhnilchen Kartoffel.
Bereitungsmweife des Ahornzuders. Der Zuder-
ahorn (sugar-maple), der fih von dem rauhen Ahorn (cot-
ton-fruited maple) und allen anderen Ahornarten durch feine
bandförmigen, fünflappigen Blätter und grüngelben Blüthen
leicht unterfcheiden läßt, bildet faft überall in den Bereinigs
ten Staaten, auf fruchtbarem, hochgelegenen Boden, eine
Zierde der Wälder, Tiefert jedoch nur in den mittleren und
öftlichen und nordweftlihen Staaten einen zum Zuckerkochen
hinreichend fügen Saft, der, durch Anbohrung gewonnen,
in Zuder verwandelt und’ für viele Farmers eine Haupt:
erwerbsquelle wird.
Im erften Frühfahre, wenn die Erde noch mit Schnee
bedeckt ift und noch Nachtfröfte herrfchen, die Tage aber
ſchon warm zu werden beginnen, tritt der Saft in die Bäume,
Um dieſe Zeit bohrt man, wenige Fuß hoch vom Erdboden,
ein etwa 2 Zoll tiefes und 4 Zoll im Durchmeffer meifen-
des Loch in den Stamm des Zuderahornbaumes, ſteckt in
das Bohrloch eine hölzerne Rinne oder ein Rohr, und läßt
den Saft in untergeftellte, in der Negel aus Cedernholz—
ftäben gefertigte, etwa einen halben Eimer mefjende Kübel
(buckets) oder in aus Linden= oder Elfernholz gehauene Tröge
(troughs) laufen, Auf diefe Weife liefert ein gefunder Baum
von mittlerer Größe an 10 bis 30 Gallons (14 Gallons
Das Farmen, 459
— 1 Eimer oder 60 Maas) Saft (sap), der eingefocht
zwei bis jehs und noch mehr Pfund Ahornzuder (maple-
sugar) liefert.
Das Einfochen des Saftes gefchieht auf folgende Weife
am beiten: Ungefähr im Mittelpunfte des Ahorngehölzes
(sugar-bush) wird aus Steinen eine Art Herd errichtet,
über den an einer auf zwei Krüden ruhenden Stange drei
Keffel aufgehängt, oder auf den drei flahe, aus dünnem
Eifenblech gefertigte Pfannen geftellt werden. In den größ—
ten der drei Keflel, oder in die größte der Pfannen gießt
man den gewonnenen Saft, legt Feuer darunter und läßt
ihn bis auf etwa ein Drittel einfochen, worauf er in den
zweiten Keffel übergegoflen und der erfte wieder frifch mit.
Saft gefüllt wird, Iſt der Saft im zweiten. Keffel big
auf Syrupsdide eingefocht, fo gießt: man ihn durch "ein
wollenes Tuch in den dritten Keffel über, Hat der-Syrup
(molasses) im dritten Keffel eine Zeit lang gekocht, ſo
Ihüttet man ein wenig Milch oder Eiweiß hinein und rührt
ihn von Zeit zu Zeit mit einem Steden um, damit die in
dem Safte befindlichen Unreinlichfeiten auf die Oberfläche
fommen, wo man fie, fammt dem fich bildenden braunen
Schaume, mit einer flachen Kelle abihöpft. Tritt nur wenig
oder gar fein Schaum mehr auf die Oberfläche und: ift: der
Syrup fo weit eingefocht, daß eine herausgenommene Probe,
wenn im Schnee erfaltet, hart wird, jo wird er: in ſteinerne
oder blecherne Gefäße, deren Innenſeite vorher mit: einem
feuchten Tuche ausgewifht wurde, ausgegoffen und zum
Erkalten hingeftellt. War der Syrup beim Ausgießen in
die Gefäße noch nicht hinreichend did eingefocht, fo wird
von den, nad der Form diefer Gefäße geformten ‚Zuder-
broden fpäter noch Syrup abtropfen, der in untergeftellte
Gefäße aufgefangen wird. Manche Farmers gießen den
Syrup nit in Broden aus, fondern föchen ihn unter be—
ftändigem Umrühren fo lange, bis er troden und förnig, dem
+,
460 Das Farmen,
rohen Rohrzuder ähnlich wird; andere bedienen ſich zum
Einfochen des Saftes nur eines einzigen Keffels, in den
fie den in ein großes Faß aus fämmtlichen Kübeln zufams
mengetragenen Saft durd eine Rinne in eben demfelben
Maaße zufliegen laſſen, wie er im Keffel verfocht, und erft
Abends, wenn die Bäume zu fliegen aufhören, allen im Laufe
des Tages gewonnenen Saft auf ein Mal zu Zuder einfochen,
Je dider der Syrup durch's Kochen wird, defto heftiger
wallt er im Keffel auf, man muß daher ftets ein wachſames
Auge auf den Keffel Haben. Um das Heberfochen des Syrups
zu verhüten, braucht man nur ein Stückchen Sped in den
Keffel zu werfen, von dem der Zuder feinen Beigefchmad
annimmt, oder den Keflel etwas höher zu hängen.
Der beim legten Kochen abgehobene Syrupsfchaum giebt,
mit Waffer verdünnt und aufgefocht, dann abgefhäumt und,
wenn erfaltet, mit Hefen verfegt, dann auf Fäffer gezogen
uud an einen warmen Drt gelegt, einen fräftigen Eifig.
In alten Effige, Bier- oder Weinfäflern geht die Gäh—
rung des Eſſigs am rafcheften vor fidh.
Wenn, was bisweilen gefchieht, der im Baumfafte ent-
baltene Zuderftoff die Pores der Bohrmwunde verfchließt, fo
daß der Saft nicht mehr rinnen fann, fo muß die Wunde
mit einem Meißel wieder aufgefrifcht werden. Tritt der
Saft aus dem Stamm in die Aefte und Zweige über, was
man daran erfennt, daß ein abgebrocdhener Zweig im In—
nern feucht ift, fo ift die Zeit des Zuckerkochens vorüber,
weil der Saft nun feine Süßigfeit verliert. Die Bohrlöcher
werden nun, zur Schonung der Bäume, mit fleinen Holz-
pflöden verftopft, die Saftfübel unter den faft in jedem
Zuderbufche befindlihen Schoppen (shed) geftellt, und die
Keffel heimgetragen.
Manche Farmers, welche zu bequem find, ihre Aborn>
bäume anzubohren, zapfen fie mit der Art an, d. h. fie
bauen einen Feilförmigen Span aus dem Stamme heraus
Das Farmen. 461
und laflen aus diefer Wunde den Saft in die untergeftell-
ten Kübel rinnen. Diefes Verfahren follte Niemand nach—
abmen, der längere Sahre hindurd Genuß von feinem
Zuderbufche haben will, denn das Anzapfen mit der Art
ruinirt fehr häufig Die Bäume, wogegen das Anbohren ihr
Gedeihen durchaus nicht beeinträchtigt.
Es giebt Farmers, welche alljährlih 2 bis 5000 Pfund
Ahoınzuder gewinnen, für die fie, das Pfund nur zu 6 Cts.
angefchlagen, mindeftens eine Summe von 125 big 300 Doll,
löfen, Auch fann man aus dem Safte des Ahornbaumeg
einen mouffirenden, dem Birfenweine ähnlichen und auf
gleiche Weife bereiteten Wein gewinnen,
Der Nugen, welchen der nordamerifanifche Farmer aus
dem Zuderahornfaft zieht, ift um fo größer, als die Zuderz,
Eſſig- und Weinbereitung in einer Jahreszeit gefchiebt,
wo noch feine Feldarbeiten vorgenommen werden fünnen,
Zu den großen Borzügen, welche die Vereinigten Staa-
ten von Nordamerifa vor anderen Ländern voraus haben,
gehört auch die Geringfügigfeit der den Landmann treffen-
den Abgaben (taxes), die fih nach dem Werthe des Be-
fisthbums richten und auf eine höchſt ſchonende Weife ein-
getrieben werden, Die Bundesregierung erhebt gar feine
direete Steuern, da ihre ſämmtlichen Ausgaben für die Ber-
waltung, das Militär, die Flotte u. ſ. w. durch die an den
Grenzen erhobenen Zollabgaben und Durch den Berfauf von
GEongreßländereien gedeckt werden; die vom Landmannne zu
entrichtenden Abgaben — der Städter hat, je nad) feinem
Gefhäfte, noch befondere Abgaben zu bezahlen — zerfallen
daher nur in folhe, welche für den Staat, das County
und das Tomnfhip, in weldhem er wohnt, zu erheben nöthig
find, und letztere beftehen faft ausſchließlich in Wegearbeiten,
‚welche perfönlich zu Teiften faft Ehrenfade ift, die jedoch
auch durch Geld guigemacht werden können, Alle baar zu
entrichtenden Abgaben find fo gering, daß Jemand ſchon ein
‚462 Das Farmen,
umfangreiches Landgut, gute Gebäude auf demjelben, einen
tüchtigen Biehftand und werthvolles Ader- und Hausgeräthe
befigen muß, um eine jährliche Steuer von 10 Doll. zu
bezahlen. Der Gefammtbetrag diefer Abgaben wird, dem
Bedürfniffe des laufenden Jahres entfprechend, von den aus
den Bürgern des Bezirkes von ihren Mitbürgern gewählten
Controllers eines jeden County (Gantons) feftgefegt und
dann, nach den von den Townſhip-⸗ (Stadtfchaft-) Affef-
foren angefertigten Schäßungsliften des Befiges eines jeden
fteuerbaren Bewohners repartirt.
Nach den im Staate New-Yorf geltenden und in faft
allen übrigen Staaten hierin übereinftimmenden Gefegen
hat Derjenige, der innerhalb 30 Tagen nach dem zur Zah—
lung der Steuer ausgefchriebenen Termine den ihn treffen-
den. Betrag nicht an den Steuereinnehmer (collector) ge—
zahlt hat, 5 Proc. vom Steuerbetrage Strafe zu bezahlen;
verfaumt er auch diefe Frift, fo hat der Steuereinnehmer
das Recht, fih an dem beweglichen Eigenthume des Steuer-
pflichtigen zu pfänden und dafjelbe zum öffentlichen Ber-
fauf zu ‚bringen, und. genügt diefer Berfauf in feinem Er:
löſe nicht zur Dedung der Schuld, fo fann nah 2 Jahren
der Grundbefig des Steuerpflichtigen zum Öffentlichen Ver—
fauf gebracht werden, jedoch müſſen ihm ftets ein Gefpann
Dchfen oder Pferde, Ader- oder Handwerfsgerätbe bis zum
Werthe von 25 Dollars, die nöthigen Betten, 10 Schafe,
1 Kuh, 2 Schweine, Futter, Feuerung, Nahrungsmittel auf
zwei Monate, alle unentbehrlichen Kleidungsſtücke, 1 Tifch,
6 Stühle, Küchengeſchirr, 6 Paar Meflern und Gabeln,
und Taffen u. ſ. w. im Berhältnig gelaffen werben.
Anhang.
Bolltarif der Vereinigten Staaten,
in Kraft getreten für alle nad dem 1. December
1846 in das Gebiet der Bereinigten Staaten
FARSRIRNTHER, Waaren,
Proc. vom
Werthe.
Soect. 4. Güter und Waaren im Tarif A. zahlen 100
v v nv n B. „ 40
v v 7 // C. v 30
7 „ n „ ER „ 25
„ „ 7 7 Br
Z Z / 9 v he
2 Z ” „ G. ” 10
v ” v — v 5
7 n n 22 I. „ feinen Ein=
gangszoll.
Sect. 2. Vom 1. December 1846 an fi nd die im Tarif I.
angeführten Güter und Waaren vom Eingangszoll
befreit,
Sect. 3. Alle nicht fpeciell in dieſem Gefege bezeichneten,
aus fremden Ländern eingeführten Güter und Waaren
haben einen Zoll von 20 Procent vom Werthe zu
entrichten,
464 — Anhang.
Sect. 4. In * ſolchen Fällen, wo in der Factura
oder Declaration das Gewicht, die Quantität oder
das Maaß der Güter und Waaren nicht angegeben
iſt, ſoll Gewicht, Quantität oder Maaß auf Koſten
des Eigenthümers, Commiſſionärs oder Conſignateurs
ermittelt werden,
Sert. 9 Statt der bisher gefeglich bewilligten Ausfuhr-
prämie für mit fremden Salz eingepöfelte Fifche aus
den Fiſchereien im Gebiete der Vereinigten Staaten,
fol vom 1. December 1846 an ein dem Eingangs-
zolfe gleicher, denfelben aber nie überfteigender Rück—
zoll vergütet werden, und ift diefer Rückzoll nad den
som Schaß-Seeretär angeordneten Deftimmungen zu
ermitteln,
Sert. 6. Alle Güter und Waaren, welche nach dem Be—
ſchluß dieſes Gefeges eingeführt und am 2, December
1846 noch in den Zolllagerhäufern find, folfen einem
folhen Zoll unterworfen fein, als ob fie nach diefem
Tage eingeführt worden wären.
Sect. 7, Diejenigen Güter und Waaren, welde von
dieffeits oder jenfeits des Caps der guten Hoffnung
oder des Caps Horn eingeführt werden, dürfen von
nun an ein Jahr lang unverzollt in den Zolllager-
häufern liegen bleiben.
Sect. 8. Es fol dem Eigenthümer, Commiffionär oder
Conſignateur wirklich gefaufter Waaren geftattet fein,
beim Eingang derfelben auf die Declaration zu dem
Koftenpreife oder zu dem in der Factura angegebenen
Merthe einen ſolchen Zufchlag zu machen, als derfelbe
nach feiner Meinung, im Berhältniffe zu dem wahren
Marftpreife der einzuführenden Waaren auf den Haupts
märften desjenigen Landes betragen mag, yon woher
die Einführung ftattgefunden, oder wo die einzufühs
renden Waaren verfertigt oder produeirt fein follen,
Anhang, 465
und dazu alle Koften und Ausgaben zu Schlagen, melde
nah den beftehenden Gefegen einen Theil des wirk—
lichen Werthes in dem Hafen ausmachen, wo die
Einfuhr fattfinden mag, und nach welchem Werthe
der Zoll erhoben werben muß. Der Zolleinnehmer,
in deffen Bezirk die Einführung ftattfindet, Toll gehal—
ten fein, die Tarirung, Schätung und Beftimmung
des zollpflichtigen Werthes folder Importe in Ueber-
einfimmung mit den darüber beftehenden geſetzlichen
Beflimmungen zu veranlaffen, und wenn der tarirte
Werth 10 oder mehr Procent den angegebenen Werth
überfteigt, fo follen außer den gefeglichen Zölfen noch
weitere 20 Procent von dem alfo geſchätzten Werthe
erhoben und bezahlt werben, wobei außerdem noch zu
bemerfen tft, daß unter feinen Umftänden der Zoll
von einer geringeren Summe berechnet und erhoben
werden fol, als ber Betrag der Factura ausmacht.
Sect. 9. Die Stellvertreter yon Zolleinnehmern, Marine-
beamten oder Infpeetoren und die bei Zolleinnehmern,
Marinebeamten oder Inſpectoren angeftellten Schrei-
ber, welche nicht geſetzlich zur Leiftung eines Dienfteideg
verpflichtet find, follen vor Uebernahme ihrer Oblie—
genheiten, oder falls fie bereits angeftellt find, vor
fernerer Bollziehung derfelben, das eidlihe Gelöbniß
unterfchreiben, redlich und eifrig ihre Pflichten erfüllen
und ihre beften Kräfte zur Verhütung oder Entdeckung
yon Beeinträchtigungen der Einfünfte der Vereinigten
Staaten anwenden zu wollen, welches Gelöbniß, nad
ber vom Schatz-Secretär vorgefchriebenen Formel,
vom Zolleinnehmer desjenigen Hafens oder Diftricteg
abgenommen werden fol, wo die erwähnten Stell-
vertreter oder Schreiber angeftellt find,
Seet. 10, "Kein Beamter oder eine andere im Verband.
der Marine ftehende Perfon darf unter was immer
Rordamerika, 30
466 Anbang.
für einem Vorwande es ſein möge, auf einem Schiffe
oder Fahrzeuge der Vereinigten Staaten zollbare Güter
oder Waaren einführen.
Sect. 11. Alle den Beſtimmungen gegenwärtigen Geſetzes
widerſprechenden Geſetze oder Geſetzestheile find hier—
mit außer Kraft geſetzt.
Tarif A.
100 Procent vom Werthe zahlen:
Branntwein und andere Spirituofen aus Getreide und
‘ anderen Subftanzen.
Zarif DB
40 Procent vom Werthe zahlen:
Alabafter-Zierrathen u,drgl. aus phosphorfaurem Kalkſpath.
Arbeiten aus Atlas-, Cedern-, Grenadilla-, Eben-, Mas
hagony- und Roſenholz.
Caſſia.
Cigarren, Schnupftabak, Papiercigarren und jeder andere
verarbeitete Tabak.
Compoſitions⸗Tiſch⸗- und andere Möbelplatten.
Confituren, Zuckerwerk, oder in Zucker, Branntwein oder
Syrup eingemachte Früchte.
Conſerves, wie Gemüſe, Fleiſch, Geflügel und Wildpret,
in Blechdoſen oder anderweitig eingemacht.
Datteln,
Feigen.
Gewürznelken.
Glas, geſchliffenes.
Ingwer, getrockneter und grüner.
Kampher, gereinigter.
Korinthen.
Mandeln.
Andang, ı ? 467
Musfatblüthen und Nusfatnüfe.
Piment.
Rofinen,
Sardellen, Sardinen und alle anderen in Del eingemachte
Fiſche.
Scagliola für Tiſchblätter und andere Möbeln.
Weine, Burgunder, Champagner, Bordeaux, Madeira,
Porto, Sherry und alle anderen ächten oder nach—
gemachten Weine.
Zwetſchen, getrocknete.
Tari f O.
30 Procent vom Werthe zahlen:
Argentan, Alabatta oder Neuſilber, roh oder verarbeitet.
Augengläfer.
Balfame, Effenzen, Schönheitsmittel, Ertracte, Teige, Par:
fümerien, Tineturen für die Toilette oder für medici-
niſche Zwecke.
Baumwollenſchnüre, Borten und Franzen.
Baumwollen-⸗, Leinen⸗, Seiden-, Wollen- und Kammwollen⸗
Waaren, geſtickt oder tambourirt, auf dem Stuhl oder
imn anderer Weiſe, durch Maſchinen oder mit der IR
oder durch ſonſt ein Verfahren,
Bai⸗Rum.
Benzoe-Harz und benzo eſaures Salz.
Beſen und Bürſten aller Art.
Bier, Ale, Porter, in Fäſſern oder Flaſchen.
Dleiftifte,
Bolognefer Würfte,
Bracelets, Geflechte, Ketten, Ringe, ganz oder ——
von Haar.
Crayons aller Art.
Diamanten, Gemmen, Perlen, Rubine u, a. ächte oder
unächte Edeffteine, in Gold, Silber u. ſ. w. gefaßt.
30 *
468 | Anbang,
Eifen in Stangen, Knippen, Bolzen, Stäben, Platten oder
in anderer Geftalt, wenn nicht anderweitig befteuert,
Eiſen, altes oder Eifenabfall,
Eiſenguß⸗Gefäße.
Epaulettes, Borden, Litzen, Schleifen, Franzen, Quaſten,
Troddeln, Treffen und Achſelſchnüre von Gold, Sik-
ber u, ſ. w.
Eſelshäute.
Eſſig.
Fächer und Ofenſchirme aller Art und von jeglichem Stoff.
Federn und gemachte Blumen, oder Theile davon aus
irgend einem Stoff.
Gagat und Gagat⸗Arbeiten, ächt oder unächt.
Gerippe und Stöcke für Regen- oder Somenſccuu⸗ fertig
oder nicht.
Glas, gemalt oder farbig.
Glasmalereien.
Glaswaaren und Waaren, theilweiſe von Glas, wenn
nicht anderweitig beſteuert.
Gußeifenwaaren,
Haarpinfel,
Handarbeiten, theilmeife oder ganz mit der Hand gemacht
und yon irgend einem Stoff, zum Tragen für Män-
ner, Weiber oder Kinder,
Hanf, rob.
Hplzwaaren, oder Waaren theilweife von Holz, wenn nicht
anderweitig befteuert.
Holz, unverarbeitet, wenn nicht anderweitig befteuert, and
Brennholz.
Honig.
Hofenträger, Strumpfbänder u. ſ. w., von gewobener oder
anderer Arbeit, ganz oder theilmeife von Gummi,
wenn nicht anderweitig befteuert, |
Hüte und Mützen für Männer, Weiber und Kinder, aus
Anhang, 469
Stroh, Atlasftroh, Baft, Gras, Palmblättern, Wei:
den oder irgend einem vegetabilifchen Stoffe, oder
aus Haar, Fifchbein oder fonftigem Material, Hut:
körper von Baumwolle, Hutflehten und Hutgewebe
von Stroh oder anderem Material zur Berfertigung
von Hüten und Müsen, wenn nicht anderweitig be⸗
ſteuert.
Japanirte Blechwaaren, wenn nicht anderweitig beſteuert.
Ingwer, gemahlener.
Irdene Waaren, Porzellan, Steingut u. dergl. Waaren
dus Erd- oder Mineral⸗Subſtanzen, wenn nicht an
derweitig bejteuert.
Sumelen, Acht oder unächt.
Kämme aller Art.
Käſe.
Kameen, ächt oder unächt, Moſaik desgl., in Gold oder
Silber oder ſonſtige Metalle gefaßt.
Kappen, Handſchuhe, Mützen, Gamaſchen, Strümpfe, Socken,
gewobene Hemden, Unterbeinkleider und alfe ähnliche
mit Maſchinen gemachte Artikel für Männer, Weiber
oder Kinder, wenn nicht anderweitig beſteuert.
Kapern, Pickles und Saucen aller Art, wenn nicht an—
derweitig befteuert.
Kartenfäfthen, Taſchenbücher, Mufchelfäfthen, Etuis,
Souvenirs und ähnliche Artifel aus irgend einem
Stoff.
Kartoffeln,
Kautſchuk⸗Schuhe und Stiefeln, Hofenträger u, ſ. w.
Kleidungsftüde, fertige und nicht fertige, yon irgend einem
Stoff.
Knochen, Horn», Elfenbein, Pflanzenelfenbeinz, Muſchel⸗
und Perlmutter⸗Arbeiten.
Körbe und alle andere Flechtarbeiten, aus Stroh, Gras, Wei-
den, Palmblättern’ od, Fiſchbein, wenn nicht anderm. beft.
470 Anhang.
Kohlen, abgeichwefelte (coaks), Schmiede» oder andere,
Korallen, gefchliffen oder verarbeitet,
Korfarbeiten aller Art, Pfröpfe ausgenommen,
Kutihen- und Pferdegeſchirr.
Lachs, eingemadhter.
Leberarbeiten und Arbeiten, welche zum Theil von Leder,
wenn nicht anderweitig befteuert.
Macaroni, Nudeln, Gallerte, Gelees und ähnliche Präparate,
Marmor und Marmorplatten und andere mehr verarbeitete
als rohe Marmorarbeiten,
Medieinifhe Präparate, wenn nicht anderweitig befteuert.
Menfchenhaar, gereinigt oder präparirt.
Mefferfchmiebearbeiten jeglicher Art.
Metallwaaren aus Meffing, Kupfer, Gold, Silber, Eifen,
Dlei, Zinn, Platina, verzinntem Blech oder anderem
Metall, oder bei welchen eines dieſer Metalle den
Hauptbeftandtheil ausmacht, wenn nicht anderweitig
befteuert.
Metallfedern.
Mineralwaſſer.
Möbeln aller Art.
Mützen, Muffe, Hüte, Kragen von Pelz, oder alle anderen
ganz oder theilweiſe aus Pelz gefertigte Waaren.
Musketen, Flinten u. a. Schießgewehre.
Nähſeide, rohe oder bereitete.
Nüſſe.
Oblaten.
Ocker und Ockererde, für Maler, trocken oder in Del,
Del, Speifer, flüchtiges und atheriſchee wenn nicht ander⸗
weitig beſteuert.
Oliven und Oliven⸗, nicht Salatöl, in Tonnen.
Dliven- (Salat⸗) und alles andere, nicht anderweitig be-
fteuerte Olivenöl.
Anhang. 471
043
Papier und Arbeiten von Papier oder von denen Papier
ein Beftandtheil if, wenn nicht anderweitig net
Papiermahee-Waaren,
Pergament.
Perlen aus Bernftein, Compoſi ition, Wachs und fonfiigem
Material,
Pfeffer, Cayenne» und anderer,
Pflafter, englifches.
Pflaumen.
Pfröpfe von Kork. 1
Plattirte und vergoldete Waaren aller Art,
Porcellan⸗Glas.
Puppen und anderes Spielzeug.
Raketen nnd andere pyrotechnifche Fabrikate.
Regenfchirme,
Rothftifte, —
Sattlerarbeiten aller Art, wenn nicht anderweitig beſteuert.
Seidentwift und Twift von Seide und Kameelhaar.
Seife, fpanifche, parfümirte, Windfor- und andere.
Seitengewehre aller Art.
Siegellack. |
Silberplattirtes Metall in Platten oder anderer Geftatt.
Sonnenfdhirme.
Spazierftöde, fertig oder roh.
Spielfarten.
Stidereien aller Art,
Syrup. *
Tabaf, roh.
Teppiche und Teppichftoffe, Kamindeden, Bettteppiche und .
dergl. von Aubuffon, Brüffel, ingrain, Sachſen, Türkei,
Benedig, Wilton oder aus anderen ähnfichen Fabrifen.
Tinte, flüffige und Tintenpulver,
Trauben, |
Uhren (Stand s und Wanduhren) und Theile yon folchen.
42 Andanz.
Uhrengläſer.
Wachstuch aller Art. |
Wagen und Gefchirrtheile alfer Art.
Waflerfarben,
Wolle, roh, und Wollen - oder folhe Waaren, yon denen
Wolle der werthvollſte Beftandtheil bildet, falle nicht
anderweitig befteuert.
Zimmet.
Zucker aller Art und Zuckerſyrup.
Zuckerwerk aller Art, wenn nicht anderweitig beſteuert.
Zwirn und Bindfaden aus irgend einem Stoff.
Tarif D.
25 Procent vom Werthe zahlen:
Baumwollen⸗Spitzen⸗, Zwifchenfäge-, Spigenbefäte-, Ge—
flehte und Schnüre und alle Baummollen: -Waaren,
bie ganz aus Baumwolle gefertigt und nicht ander
weitig befteuert find,
Bodendeden von Flanell und jonftigen Stoffen, wenn nicht
anderweitig befteuert.
Borax.
Calomel und ſonſtige Mercurial⸗Präparate.
Dach- und anderer Schiefer.
Sederbetten, Flaum- und. andere Bettfedern,
Flockſeide.
Grasleinen.
Haartuch, Haarpolſter und alle Arbeiten aus Haar, wenn
nicht anderweitig beſteuert.
Kammwoll- und ſolche Waaren, die theilweiſe aus Kamm—
‚wolle beſtehen, wenn nicht anderweitig. beſteuert.
Kampher, roher.
Knöpfe und Knopfformen aller Art,
Matten, chineſiſche und andere aus Gras oder dergl.
Anhang. | 473
Manufacturs Waaren, "ganz oder theilweife aus Ziegen: .
oder Rameelhaaren, wenn nicht andermeitig befteuert.
Pech, burgundifches.
Seiden-Waaren oder Waaren, welche theilweiſe aus Seide
gefertigt ſind, wenn nicht anderweitig beſteuert.
Siſalgras und andere vegetabiliſche Rohſtoffe, wenn nicht
anderweitig beſteuert.
Tauwerk, getheert oder ungetheert.
Wollen⸗ und Rammmwollen-Garn,
Tarif E
20 Procent som Werthe zahlen:
Aether,
Alaun.
Aloe.
Ambra, grauer und anderer.
Ananas.
Angora⸗, Tibet⸗ und andere rohe Ziegen⸗ ober Kameelhaare.
Anis.
Antimonium, roh, oder Antimonkönig.
Arrow⸗root.
Aſſa fötida.
Bananas.
Beeren, Gemüſe, Blumen und Rinden, wenn nicht anders
| weitig befteuert.
Berlinerblau.
Bettdecken aller Art.
Bibergeil,
Dlei, in Blöcken, —— oder Matten, chrom⸗ und ſal⸗
peterfaures.
Dleiglätte,
Dleiröhren und Bleifchrot,
Dleimeiß und Mennig.
474 "Anhang.
Blutegel.
Braunftein,
Breccia.
Bretter, Planken, Bohlen, Stabholz, Latten, Sparren,
behauenes oder geſchnittenes Bauholz und er
bauholz.
Bronce-Pulver und -Waſſer, oder Bronce in Blättern.
Bucev-Blätter,
Bücher, gebundene oder ungebundene, unbefchriebene oder
ungedrudte,
Butter,
Cadmium.
Ganthariden.
Caſſia⸗Blüthen.
Caſtoröl.
Cedern⸗, Eben-, Grenabilla-, Mahagony⸗, Roſen⸗ und
Atlasholz, roh.
Chocolade.
Cremor tartari.
Droguen, in rohem Zuſtande, wenn nicht anderw. beſteuert.
Eiſenoxyd und Eiſenvitriol.
Elfenbein, roh, oder Beinſchwarz.
Farbe- oder Gerbeſtoffe, nicht in rohem Zuſtande, wenn
nicht anderweitig beſteuert.
Federkiele.
Feigenblau.
Feldſpath.
Felle, gegerbt und zugerichtet.
Fenſterglas, breites, Kron- oder —5*
Fenſterkitt.
Fiſche, fremde, friſch, geräuchert, getrocknet oder eingepö—
kelt, wenn nicht anderweitig beſteuert.
Fiſchhäute.
Fiſchleim oder Hauſenblaſe.
Anhang. 475
Fifchbein aus fremden Fifchereien.
Frankfurterſchwarz.
Früchte, grün oder reif, oder Hutzeln, wenn nicht anders
weitig befteuert,
Galmei.
Gerſte.
Grünſpan.
Gummi Cambaja (Gummi gutti).
Gyps, geſtoßen oder gemahlen.
Haar, gekräuſelt, Moos, Seegras und alle zu Betten und
Matratzen angewendete vegetabiliſche Stoffe.
Hafer und Hafermehl.
Hanf-, Lein-, Rüb- und alle Arten Maleröl.
Hanf- und Flachswaaren, wenn nicht anderw. beſteuert.
Hutfilze, ganz oder hauptſächlich aus Wolle.
Hutmacher⸗Plüſch, aus Seide oder Baumwolle, oder dem
Hauptbeſtandtheile nad) aus Baumwolle.
Indigo⸗Extract.
Ipecacuanha.
Iridium.
Iriswurzel.
Jalappe.
Kali, chromſaures, bichnomatiſches, npdrbdiume und blau⸗
ſaures.
Kampeche⸗Holz, oder Extract und Abſud, dergl. von
anderen Farbehölzern, wenn nicht anderw. beſteuert.
Kappen, Handſchuhe, Beinkleider, Mützen, Socken, Strümpfe,
gewobene Unterbeinkleider, Hemden, auf Stühlen ge-
fertigt, ganz baummollen, für Männer, Weiber oder
Kinder | | |
Kitt, römischer.
Knallerbfen und Knallpulver.
Kobalt.
Kokelskörner.
476 Anhang,
Kokosnüſſe.
Koloquinten.
Korallen, unverarbeitet.
Krapp⸗Extraet.
Kreide, franzöſi ag
Kubeben.
Kürbiffe.
Kupfer, in Stangen, Bolzen, Nägeln, ——— Blãt⸗
tern oder Platten, ſogenanntes Brazier's-Kupfer
u. and, Kupferblätter, wenn nicht anderw. beſteuert.
Kupferböden für Deftilfirapparate und andere,
Kupfer= oder grüner Bitriol,
Lackirſpiritus.
Lackſchwefel.
Lafrigenfaft und -Teig, und Süßholz.
Lampenſchwarz.
Leder, Oberleder aller Art und gegerbtes Sohlenleder.
Leim.
Leinwand aller Art und Leinenwaaren.
Leinſaamen.
Lettern, neue und alte und Letterngut.
Mais und Maismehl.
Malerfarben, trocken oder in Oel, wenn nicht anderwei—
tig beſteuert.
Malz.
Manna.
Marmor, roh, in Platten und Blöcken, unverarbeitet.
Metalle, unverarbeitet, wenn nicht anderweitig beſteuert,
und in Blättern,
Mineralifche und bitumindfe Subftanzen, igprohem Zu:
ſtande, wenn nicht anderweitig befteuert,
Mufifalifhe Inftrumente aller Art und Darmfaiten für
| ſolche und alle übrigen Darmfaiten,
Nadeln aller Art, Näh-, Sted- und Stricknadeln.
Anhang. 477
Opium.
Orangen- und Citronen- und dergl. Schaalen,
Papiertapeten und Papier zu Ofenſchirmen.
Papier in Bogen.
Pariſerweiß.
Patentbeize.
Pech.
Perlgraupen und geſchälte Gerſte.
Pflaſterſteine, Backſteine und Dachziegeln.
Piſang und Piſangäpfel.
Pompelnüſſe.
Queckſilber.
Rauchwerk, auf dem Fell zugerichtet.
Reiß oder Paddy.
Reißblei, Bleierz oder Bleiaſche.
Rindfleiſch.
Rhabarber.
Röthel.
Roggen und Roggenmehl.
Säuren, Effig-, Benzoe⸗, Borar-, Chrom⸗, Citronz, Salz-,
weiß- und gelb-, Salpeter=, brenzlihe Holz= und
Weinſtein- und andere Säuren aller Art, für hemifche
oder medieinifche Zwede, oder Manufarturen, oder
für ſchöne Künfte, wenn nicht anderweitig befteuert,
Sadleinwand,
Safran und Safranfuchen.
Sago.
Sammt, im Stück, aus Baumwolle und Seide, ‚Hanke
fachlich aber aus Baumwolle. —
Salz, Epfom-, Glauber-, Rocelle- und alle anderen Ar-
ten und Salzpräparate, wenn nicht anderw. beſteuert.
Sarſaparille.
Sattlerzeug, gewöhnlich, beſchlagen oder lackirt.
Schiefergriffel.
478 Anhang,
Schießpulver.
Schildkröten, grüne.
Schinken.
Schmalte.
Schmergel.
Schwämme.
Schwefelmehl und ſchwefelſaurer Quinin und Baryt.
Schweinefleiſch.
Sepia. —
Soda und jegliches kohlenſaure Natron, welchen Namen
es auch haben mag, wenn es nicht anderweitig be⸗
ſteuert iſt.
Speck.
Stärke.
Stahl, wenn nicht anderweitig beſteuert.
Stangenſchwefel.
Stearinkerzen.
Stereotypplatten.
Talgkerzen.
Tapioka.
Terpentinöl.
Theer,
Thierfohle, | ur
Thran, thierifches Del, Wallrath, Wallfiſchthran aus
fremden Fiſchereien.
Vanillebohnen.
Vitriol, blauer oder römiſcher, Kupfervitriol.
Wachholderbeeren.
Wachs und Wachskerzen.
Wallrath und » Kerzen.
Weiden, für Korbmacher zubereitet,
MWeinftein.
Weiß- oder Zinkvitriol.
Weizen und Weizenmehl.
Anhang. 479
Wismuth.
MWollene Hüte und Laftings.
Yamswurzeln,
Zeitfchriften und andere Druckſachen zur Wieberh
in den Vereinigten Staaten, wenn nicht anderw. beſteuert.
Zinnober,
Zwirnfpigen und. Zwiſchenſätze.
Tarif rF
15 Procent vom Werthe zahlen:
Arſenik.
Blattgold und Blattſilber.
Braſilian.
Chinarinde.
Codilla oder Hanf- oder Flachswerg.
Drachenblut.
Flachs, unverarbeitet.
Glafer-Diamanten, gefaßt oder ungefaßt.
Korkrinde, unverarbeitet,
Mineralfermes, *
Quillarinde.
Schwefel, roh, in Maſſen.
Seide, roh, nicht weiter verarbeitet, als Goconfeide oder
Kettenfeide.
Stahl in Stangen, Gußſtahl, deutfcher Stahl.
Staniol.
Zink, gemeiner, oder tentenegue in Blättern,
Zinn in Rollen oder Blättern, und Zinnplatten, galvas
niſirt oder nicht, wenn nicht andermeitig befteuert.
Tarif &
10 Procent vom Werthe zahlen:
Ammonium,
Annato, Nancon oder Orleans,
480 Anhang,
Aſchenſalz.
Barilla.
Bauſteine.
Bimsſtein. —
Bleichpulver oder Chlorkalk.
Bücher, Flugſchriften, illuſtrirte oder nicht aluſtrirte Zeit⸗
ſchriften, gebunden oder nicht gebunden, wenn nicht
anderweitig beſteuert.
Cameen und Moſaike, ächt oder unächt, ungefaßt.
Chronometer, Kaſten⸗ oder Schiffs- und Theile folder.
Citronen⸗ und Orangenſaft.
Cochenille.
Diamanten, Gemmen, Perlen, Rubinen und andere Edel—⸗
ſteine, ächte und unächte, ungefaßt. |
Slascompofition, Paße, ungefaßt.
Goldſchlägerhaut.
Gummi, arabiſcher, Senegal, Berberei, Oſtindien, Tragant,
Jedda, Surrogat oder gebrannter Amidam.
Haar aller Art, ungereinigt und nicht verarbeitet.
Hanffaamen. ®
Hutmacher-Rauchwerk, zugerichtet oder nicht, nicht auf
dem Felle,
Indigo,
Japaniſche Erde oder Katechu.
Kautfchuf in Flaſchen, Platten oder Blättern, unverarbeitet.
Kupferftihe, gebunden oder ——— und gravirte
Kupferplatten.
Land» und Seekarten.
Leinfaat.
Limonen.
Mühlſteine, gehauen oder nicht.
Muſikalien u, linirtes Notenpapier, gebunden od. ungebunden.
Natrum.
Nur vomica.
Anhang. ; ‚ 481
Dperment, |
Palmblätter, unverarbeitet, und Palm» und Eocosöl.
Polirfteine,
Rübſaat.
Salmiak.
Salpeter (ſalpeterſaure Soda, oder Pokale ganz oder
zum Theil gereinigt.
Schwefelſäure oder Bitriolöl,
Sodaaſche. |
Spanisches und Schilfrohr, unverarbeitet.
Talg, Mark, Schmiere und anderes Seifenfett, wenn ie
anderweit befteuert.
Taſchenuhren und Theile von ſolchen.
Trippel.
Uhrenbeſtandtheile aller Art, wenn nicht anderw. beſteuert.
Waid oder Paſtel.
Walkererde.
Tarif HM.
5 Procent vom Werthe zahlen:
Alcorucque.
Argol oder roher Weinſtein.
Beeren, Nüſſe und Vegetabilien, die ausſchließlich zum
Färben oder in Zuſammenſetzung mit Farben ver—
wendet werden, aber nicht als ſolche zu claſſificiren
ſind, die ſchon verarbeitet wurden.
Borſten.
Braſil- und anderes Farbeholz in Stöcken.
Elfenbein, unverarbeitet, Elfenbeinnüſſe oder Pflanzen⸗
elfenbein.
Farbelack.
Feuerſteine.
Galläpfel.
Gelbwurzeln.
Nordamerika. 31
D Anbang.
Glocken, alte, oder Glockenmetall zum Einſchmelzen beſtimmt.
Häute, rohe, und Felle aller Art, getrocknet, eingeſalzen
oder gepöfelt, wenn nicht anderweitig beſteuert.
Hörner, Hornfpigen, Knochen und Zähne, unverarbeitet,
Kermeg,
Krapp, gemahlen, und Krappwurzel.
Kreide, wenn nicht anderweitig befteuert.
Kupfer, in Blöden oder Stangen, oder altes zum Wie—
berverarbeiten,
Saftings für Schuhe, Stiefel, Halbftiefel oder Knöpfe,
Lumpen aller Art,
Meffing-in Stangen und Mulden, oder altes zum Wie-
derverarbeiten.
Moirée⸗Zeug, Seidentwiſt oder andere Stoffe, ausdrückich
zu Schuhen, Stiefeln, Halbſtiefeln oder Knöpfen be—
ſtimmt.
Nickel.
Perlmutter.
Saflor.
Salpeter, ſalpeterſaure Soda oder off che, nicht gereinigt.
Samenlad,
Schellack.
Schildkröten und Muſchelſchalen, unverarbeitet,
Schleifſteine, bearbeitet oder unbearbeitet.
Sumad,
Thonerde, roh.
Wau.
Zink, gemeiner oder tentenegue, unverarbeitet, wenn nicht
anderweitig beſteuert.
Zinn, in Blöcken und Stangen, oder altes zum Wieder:
verarbeiten,
Anhang, 183
Tarif.
Zollfrei dürfen eingeführt werden:
Bäume, Stauden, Pflanzen, Knollen und Wurzeln, wenn
nicht anderweitig —
Baumwolle.
Filz, zur Unterlage für Shiffstupferungen beſtimmt.
Garten- und alle anderen Sämereien, wenn nicht ander⸗
weitig beſteuert.
Gemälde und Sauiß laren, angefertigt von amerikaniſchen
im Auslande lebenden Künſtlern, vorausgeſetzt, daß
fie in gutem Glauben als Kunſtgegenſtände einge—
führt werden, die nicht zum Berfaufe beftimmt find,
Gold: und Silberbarren und Gold⸗, Sitber- u, Kupfermünzen,
Guano oder Bogeldünger.
Güter, Waaren, Boden- oder Kunfterzeugniffe der Ver⸗
| einigten Staaten, die nad) einem fremden Lande aus—
geführt wurden und yon da in demfelben Zuftande
zurüdgebracht werden, in welchem fie ausgeführt wur—
den, worauf weder Rüdzoll, noch Ausfuhrprämie be-
willig wurde, und vorausgefegt, daß alle geſetzlich
oder vom Schatz-Seeretär vorgefchriebenen Beding-
niffe erfüllt worden find, um die Sdentität derfelben
/ darzuthun.
Gyps, ungemählen und ungeftoßen.
Hausgeräth, altes und im Gebraud yon ausländifchen
Perfonen oder Familien, und nicht für andere Per-
fonen oder zum Berfauf beftimmt,
Hausthiere zur Zucht,
Kaffee und Thee, direct vom Lande der Erzeugung, in
amerifanifchen oder dieſen gleichberechtigten Schiffen
eingeführt, die Durch Verträge von Differentialzölfen,
Tonnengeld und anderen Laften befreit find, auch
Kaffee, in den niederländifchen Colonien produeirt
und in gleicher Weiſe von den Niederlanden eingeführt.
915
484 Anhang.
‚Kleidungsftüde in wirffichem Gebrauh und andere Per:
fonaleffeeten, die nicht Handelsartifel find, Profeffiong-
bücher, Apparate, Werkzeuge, Geräthe für den Ge-
fhäftsbetrieb son Perfonen, die in den Vereinigten
Staaten anfommen, mit Ausfhluß von Mafchinen
und anderen Artifeln für Manufacturen oder für den
WVerkauf.
Kupfererz.
Kupfer für die Münze der Vereinigten Staaten.
Leib⸗ und Hauseffecten amerikaniſcher, im Auslande ver⸗
ſtorbener Bürger.
Modelle von Erfindungen und Verbeſſerungen in den Kün⸗
ften, wenn nicht. als Mafchinen anwendbar.
Münz-⸗, Medaillen» und andere antiquariihe Sammlungen.
Naturhiſtoriſche, mineralogifhe und botaniſche Eremplare
. und Mufterfammlungen.
N latina, unverarbeitet,
Schiffsbeſchlag yon Metall und dergl. von Kupfer in Plat-
ten son 48 Zoll Länge und 14 Zoll Breite, und im
Gewicht yon 14 bis 34 Unzen pro Duadratfuß,
Tauwerk, altes,
Thran und alle anderen Producte amerikaniſcher Fiſchereien.
Werg.
Die Facturabeträge in fremden Baluten werben
bei den Zollämtern zu folgenden feften
Courſen redueirt:
Der franzöftiche Franc — Doll. 183 Cents.
Der niederländ. u, der rhein. Gulden — 40
Das Pfund Sterling Min DA m
Die Mark Banco — 1.80."
Der preußifche Thaler ae 0
Der Bremer Thaler Louisd’or — u 3 un
Der Gulden Augsburger Courantt — u 43
Anhang. 185
Verzeichnig der Landämter
in den weſtlichen Staaten von Nordamerika, an die man ſich
wegen Ankauf von. Staats- (Eongreß=) Ländereien oder zum
Behufe des Claimens derjelben zu wenden hat.
In Indiana.
Vincennes.
Jefferſonville.
Indianopolis.
Crawfordsville.
Fort Waine.
La Port.
In Jowa:
Dubuque.
Belleville.
Jowa⸗-City.
Bloomington.
Burlington.
Fort Madiſon.
In Ohio:
Cincinnati.
Steubenville.
Marietta.
Zanesville.
Chillicothe.
Worſter.
Piqua oder Waggaconneſſa.
Tiffian oder Bucyrus.
In Michigan:
Detroit.
Monroe.
Lanſing.
In Wisconſin:
Milwaukee.
Prairie du Chien.
Belmont. 2
Madifon,
In Illinois:
Kaskaskia.
Edwardsville.
Vandalia.
Paleſtine.
Shawneetown.
Quincy.
Danville.
Springfield.
In Niſſourie |
St, Louis,
Franklin,
Fayette.
Jackſon.
Palmyra.
Lexington.
Batesville.
Little Rock.
Fayetteville.
In Arkanſas:
Waſhington.
IT re Anhang.
In Rouifiana: In Florida:
Tallahaſſee.
Waſhita.
New-Orleang, St. Augufine,
Opelouſas. In Alabama:
St. Helena, C. H. Hunts ville.
Ber rs St. Stephens.
In Miffiffippi: Tuscaloofa.
Waſhington. A Cahawba.
Auguſta. Sparta.
Mount Salus. Montgomery.
Choctaw. | Montevallo.
Madträge.
Am 9. Aug. 1850 wurde die Nordgrenze von Texas
wie folgt beſtimmt. Sie beginnt an dem Punkte, wo der
Ned:River den 100°. weſtl. Länge durchfchneidet, gebt
diefen Grad nördlich hinauf bis 36° 30° nördl. Breite;
yon da gegen Weften bis zum 103°, weſtl. Länge, diefen
herab bis zum 32°, nördl. Br., und dann gerade gegen
Weften bis an den Rio Bravo del Norte, der von letz⸗
terem Punkte an bis zu feiner Mündung die MWeftgrenze
bildet. Die DOft- und Südgrenze bleiben unverändert, wie
S. 277 angegeben.
Am 13, Aug. 1850 wurde Ober-Californien als
Staat in die Union aufgenommen und Deferet, oder Utah,
als Gebiet anerkannt,
Berinek
Bei den Ortsnamen find die Staaten und Gebiete, in welchen
die Städte, Ortfchaften und Eounties Tiegen, durch folgende Abfür-
zungen bezeichnet:
A. — Mabamaz Ark, — Arkanſas; Conn. — Connecticut;
D. C. — Diſtrict Columbia; Del. — Delaware; Fl. — Florida;
Ga. = Georgia; Ill. = Illinois; Ind. — Indiana; Jo. — Jowa;
KH. — Kentucky; La. — Louiſiana; Maſſ. = Maſſachuſetts; Mod.
— Maryland; Me.— Maine; Mid. — Michigan; Min. — Minne⸗
ſotah; Miſſ. = Miffiffippi; Mo. — Miffouriz N.-E. — Nord»
Earolinaz; Ne. = Nebrasfaz NH. — New-Hampfhirez N.-I. —
New⸗Jerſey; NM. — New-Merifo; NY. — New-York; O.C.
— Ober⸗Californien; D. = Ohio; Dr. = Oregon; Pa. — Penn-
ſylvania; R.⸗J. — Rhode⸗Island; S.-E. = Süd⸗Carolina; Tenn.
— Tenneſſee; Tex. = Texas; Da, = Virginia; Vt. — Vermont;
Wise, = Wisconſin.
A.
Beh f. Auswanderer, 403.
Albany, N.⸗Y., 165.
Abgaben, 4
Abolitioniften, 56.
Aderbau, 85.
Aderfnechte, 340.
Adams-County, Ill., 266.
Adams-⸗Counth, D., 248.
Adams-County, Inp., 260,
Addiſon-County, Bt., 132.
Aerzte, 372.
Ahornzuder-Bereitung, 458.
Aron, D., 257,
Alabama, Staat, 221.
Alabama, Fluß, 11. 222.
Alatamaya, 11. 216.
Alsrander-Gounty, Ju. 265.
Bm 2a., j
Alfred, M., 128.
Allamafee-County, Jo., 303.
Alegan-County, mug, 297,
— — 154. 193.
— Fluß, we 179. 247.
Ollegbany-County, N .9., 155.
Alleghany⸗County, Pa., 180.
Allegbany-Eounty, Mo., 193.
Aula Fa Pa., 187.
Alen-County, Ky., 212,
Auen Una; O., 247.
488
Allen-Evunty, Ind., 260,
Allentown, Pa., 188.
h Alton, S0., 269.
Amariscoggin, 10.
Amberft, N.“H., 130.
Amonoohuc, 129,
Anahuar=Gebirge, 9. 325.
Anderfon-Eounty, Tenn., 238,
Andes-Gebirge, 9.
Androsceoggin, 125. 129,
Anapolis, Mod., 194.
AnnArbor, Mich., 301.
Ann⸗Arundel⸗County, Md., 194.
Anfon-Epunty, N.C., 208.
Antirenters, 57.
Antwerpen, als Einſchiffungs—
hafen, 397.
Apalachee⸗Bai, 220.
Apalachen⸗Gebirge, 8.
Apalachicola, Fl. 221.
Apalachicola-Fluß, 220.
Apple-Fluß, 271.
Appomatox, 202.
Aranſas⸗Fluß, 282.
Ar anſazua⸗Bai. 282.
Architekten, 376.
Arkanſas, Staat, 228.
Arkanſas, Fluß, 228. 325.
Armherſt, Maſſ., 142.
Armſtrong⸗County, Pa. 180.
Arostook⸗County, Me., 125.
Aſhley⸗Fluß, 11. 212.
Aſhley⸗Tounty, Mo., 274.
Aſhtabula⸗County, O., 249.
Aſhuelot, 129.
Aſhville, N.-E., 210.
Aſtoria, Dr., 331.
Athens, Ga., 218.
Athens⸗County, D., 248,
Atlantic⸗County. N.-$., 173,
Auburn, N.9)., 171,
er ran Mo, 272.
Augufta, Ky., 244,
Augufta, Die, 126,
Augufta, Ga., 218.
Ausgeher, 341.
Auftin, Ter., 29.
Auswahl des Landes, 421.
Ausmwanderer-Hofpiz, 393,
Autauga-County, Al., 222.
Kegifter,
Sr eo
— der Auswanderer,
d. |
Bader oder Barbiere, 359,
Bäder, 355. .
Baldeagle-Berg, 180.
Balomountains, 208,
Baldwin-County, Al., 222.
Ballard-Eounty, Ky., 241.
Balfton, N.-Y., 157. 168,
Baltimore, Md., 19. |
Baltimore-County, Mp., 194.
Bangot, Me., 127.
Banfen, 98.
Baptiften, 67.
Barbour- County, Al., 222.
Barbour-Evunty, Ba., 202.
Barboursville, Ba., 205.
Barbourspille, Ky., 245.
Barnburners, 59
Barnftaple- Bat, 137.
Barnftaple-Evunty, Mafl., 137.
Barry-Evunty, Mich., 297.
Baftrop, Ter., 91.
Batatenbau, 457.
Batavia, N-9., 171.
Bath, N.-9., 171.
Bath, Me., 127. ;
Bath-Evunty, Ky., 242.
Baton-Rouge, La., 233.
Baummwollenbau, 456.
Beamte, 376,
Bean⸗Bloſſom⸗Creek, 260.
Beaufort, N.-E., 210.
Beaufort-County, N.«C., 207.
Beaver, Pa., 187.
Beaver-County, Pa., 180.
Beaver⸗Fluß, 154,
Bedford-County, Tenn., 237.
Bedford⸗County, Pa., 181.
Bedford, Pa., 187.
Bedlows⸗Island, 154,
Befreiungsfampf, 15.
Delfaft, Me., 127.
Belknap⸗County, N.«“H., 12%
Bell⸗Fluß, 296.
Belleville, ZU., 269.
Belleville, Ark., 230.
Bellevue, 3o., 305.
Bellowsfalls-Billage, Vt., 135.
Hegifter,
a Da 250,
Beloit, Wisc.,
Benecia, D. a
Bennington, Bt., 134.
Bennington-County, Bt., 132,
Benton-Eounty, A., 22,
Benton- County, Mo., 222.
Bergbaufundige, 373.
Bergen-Epunty, N.J., 173.
Bergleute, 253.
Berks⸗County, Pa., 180.
Berkſhire⸗County, Maff., 137.138,
Berrien-County, Mich. 297,
Bertie-Evunty, N-E,, DT,
Befenfornbau, 452.
Bethlehem, Pa., 188.
Bezirfsgerichte, 60.
Bierbrauer, 360.
Big-Blad-Fluß, 226. 228,
Big-Dlue-Fluß, 260.
Dig-Hatchee-Fluß, 237.
Big-Mudpy- Fluß, 264.
Big⸗Pigeon-Fluß, 238.
Big⸗Sandy⸗Fluß, 241,
Bildhauer, 374.
Billigfeitsgerichte, 61.
Binghampton, ——— 171.
Biscane-Bai 2
‘
Biet-Mounfains, 153. 207. 212.
324. 325.
Blad- Fluß, 132.
Blad-See, 231.
Blafftone, 136.
Black⸗Warrior-Fluß, 222.
Bladen-County, N»E,, 207,
Blaue Berge, 8.
Blechſchmiede, 351.
Bledfve-County, Tenn., 238.
Blockdreher, Mn
Bloomingdale, N.-V., 166.
Bloomington, Snd., 963,
Bloomington, Jo. ir 305.
Bloomsborough, N.-3., 177.
Blount⸗County, Tenm, 238.
—— 193, 198, 208,
Bodeaufer, 23
Bödeker, Fr. & jun., 392.
Dodega, O.“C., 323.,
Bötkcher, 354.
Boisbrulés⸗See, 333.
489
Bolivar⸗County, Miff., 226.
Bolton, W,,
Bombazine- Se, 132.
Bond-County, Ill., 265.
Boone-Eounty, Ind, a
Boone⸗County, SU.,-
ee, Mo,, *
Bordentown, N.⸗J., 177.
Boſton, Maſſ., 139.
Boſton⸗Bai, 137.
Bowlinggreen, Ky., 245.
Braden- County, Ky., 242.
Bradford-County, Pa., 180.
Bradley-Eounty, Tenn,, 238.
Branch⸗County, Mich., 39.
Brand-Mountaing, 198,
Brandywine, Del., 191.
Brandywine-Fluß, 190.
Branntweinbrenner, 360.
Bravo —— del Norte-Fluß,
11. 282. 325
Brarton= County, Da., 201.
Brazos⸗Fluß, 11. 981.
— als Einſchiffungshafen,
Briſtol, Pa., 186.
— Ref R 137, 138,
Broad-Fluß, 207,
Brödermann, Bein, —
Brooklyn, = I,
Brooklyn, N.-Y., 167.
Brown⸗County, D., 248.
Bromn-County, Rise, 308,
Bromnspille, ur —
Brunswick, Me.1
Pe ⸗C., —
Buchanan-County, go⸗ 303
Buchbinder, 364.
Buchdrucker, 358.
Buds-County, Pa., 180.
Bucyrus, D,, 256.
Bücfenmarher, 358.
—— 22.
Buffalo, N.-Y., 169.
Buffalo- Bayon, 281.
Buncombe-County, N.-E. 208,
Burke, James W., 413.
Burfe-Eouniy, N.-E., 208.
Burlington, a 305.
Burlington, N.-Y., 171.
490 _
Burlington, N.-G., 178,
Burlington, Bt., 134.
. Burlington, Ry., 244,
Burnt⸗Fluß, 330.
Buſchmann, 3, H. 392,
Butler-Eounty, AL., 222.
Butler-Connty, Pa., 180.
Butler-County, Ky., 242.
Butler-County, D., 247.
Buzzardd-Bai, 137,
©.
Cabarus-County, N.-E., 207.
Cabell⸗County, Ba,, 201.
Caddo⸗See, 231.
Cahawba, Al., 224.
Cahawba⸗Fluß, 222.
Calcaſieu, Fluß, 11,
Calcafieu, See, 231.
Ealdwell, N.-Y., 171.
Caldwell⸗County, Ky., 242.
Caldwell⸗County, N.⸗C., 208.
Caledonia⸗County, Bt., 132,
Ealpoun-Eounty, Ill., 266.
Calpoun-County, Mich., 297.
Callaway- County, Mo., 272.
Calloway⸗County, Ky., 241.
Calumet⸗County, Wisc., 308.
Calvert⸗County, Md., 194.
Camanche, $o., 305.
Cambria-County, Pa., 181,
Cambridge, Mafl., 140.
Camden, ©.-E., 214.
Camden, N.-3, 176;
Camden⸗County, N.C., 207.
Camden⸗County, Mo., 273.
Campbelliten, 68.
Campbell⸗County, Tenn., 238.
Canäle, 103.
Cane⸗Brake⸗Creek, 281.
Canandagua, N.=Y., 171.
Caniftee. 154, t
Cannan⸗County, Tenn., 238.
Cannon⸗Fluß, 333.
Canterbury, N.A., 166.
Canton, Go., 150.
Canton, N.»Y., 171.
Eanton, D., 257,
Cape Ann, 136,
Hegiiter,
Cape Codd, 136.
Cape-Fear-Fluß, 11. 207.
Cape Girardeau, Mo., 276.
a Girardeau- County, Mo.,
Cape-May-Eounty, N.-3., 17.
Garbon-Eounty, Pa., 180,
Garbondale, Pa., 187,
Garlisle, Pa. 186.
Garlehafen, Zer., 293.
Carroll-Eounty, Ill. 267.
Carroll-Eounty, Ind., 261.
Garroll-Eounty, D., 249.
Carroll-Eounty, Tenn., 226.
Garroll-Eounty, N.=-9., 129.
Garrol-Eounty, Mo., 194.
Carrollton, 3U., 269.
Carter-County, Tenn., 238,
Garterett-Tounty, N.-E., 207,
Carthage, N.-9., 171.
Ca$-Eounty, Ill. 266.
Caß-Eounty, Ga., 217.
Caß⸗County. Mic., 297.
Caß⸗Fluß, 296.
Caftell, Ter., 292,
Caftleton, N.-9., 167.
Gaftroville, Ter., 286.
Caswell⸗County, N.-E., 208,
Catanoolafee, 231.
Cataraugus-Fluß, 154.
Cataraugus-County, N.-N., 155,
Catawba-County, N.-E., 208,
Catawba-Fluß, 207. 212,
Catskill, N.-9., 166, |
Catskill⸗Berge, 154.
Cayuga⸗County, D., 249,
————— Jo., 303,
Cedar⸗Lake⸗Creek, 281.
Centre⸗County, Pa., 181.
Centreville, Al., 224.
Ceresco, Wisc., 308.
Chabbavdid-Fsland, 136.
Chamberburg, Pa., 186.
Chambers⸗County, Al., 222.
Champaign-County, D., 248.
Champlain-See, 132. -
Charleston, S.»E., 214.
Charleston, Ba., 204.
Charlestown, Maff., 139, —
Gharlestown, R.-3., 146.
Kegiiter,
Eharles-Eounty, Mo., 194,
Charles-Fluß, 136.
Charlotte-Bai,. 220.
Charlotte, N.-E,, 210.
Charlotte-Fluß, 11.
Charlotteville, Ba., 204.
Chatahoochee, 216. 222.
Chataugque-County, N.-Y., 154.
Chatham⸗County, N.E., 208.
Ehatnoonif-See, 329.
Ehatooga-County, Ga., 217,
Cheat⸗Fluß, 202,
Chelfea, Bt., 134.
Chemifer, 373,
Chenango, 153.
Chenung⸗County, N.:9., 155.
Cherofee-County, Ga., 217.
Cherokee County, N.-E., 208,
Chefapeaf-Bai, 193.
Cheipire-County, N.-H., 129.
Cheſonkook, 125. f
Chefter, Pa., 188,
Chefter-County, Pa., 180.
Chefter, Fluß, 192,
Cheſterville, S.⸗C., 214.
Chetimacheſee, 231.
Chicot⸗See, 333.
Chickapee, 136.
Coillicothe, O. 256.
Chippewa⸗Fluß, 307.
Choctawhatchee⸗Fluß, 220.
Choptank, 193.
Chowan⸗County, N.⸗C., 207.
Chowan⸗Fluß, 207,
Chriſtian⸗County, Ky., 242.
Cyriſtian⸗County, Jil. 265.
Chriſtiana, Fluß, 190.
Chriſtier, 68,
Cibolo, Fluß, 282.
Cigarrenmacher, 361.
Cincinnati, O., 254.
Circlevilfe, O., 256.
Claimrecht, 92.
Elairsville, O., 258.
Clamet, 12.
- Clarion-County, Pa., 180,
Elart-County, D., 248.
Glarfe-County, Af., 222.
Clarfe-County, Ind., 259.
Clarfe-County, SU., 265.
491
Clarke⸗County, Mo., 271.
Clarke⸗Fluß, 329.
Clarksville, Ga., 219.
Clavierſtimmer, 354.
Clay⸗County, Ill., 265.
Clay⸗County, Ky., 242,
Clayborne-County, Tenn., 238,
Clayton⸗County, 39., 303,
Clear⸗Creek, 260.
Elearfield-County, Pa., 181.
Clermont⸗County, D., 247,
Cleveland⸗City, D., 257.
Eleveland-Eounty, N.C., 208.
Clinch⸗Fluß, 238.
Clinch⸗Berge, 198.
Elinton-County, Jo., 303.
Clinton⸗Counth, D., 248.
Clinton⸗County, N.-., 155.
Glinton-County, Snd., 261,
Clinton⸗County, Pa., 181..
Clinton-County, Ill., 269.
Clinton⸗-⸗County, Mich., 296,
Clinton, N.⸗C., 210,
Clinton⸗Fluß, 294. 7
Coeymans, N.-9)., 167.
Eoffee-Eounty, TZenn., 238.
Cole⸗County, Mo., 272.
Colenoy, 212,
Colesville, Mpd., 196.
Eoleto-Fluß, 282.
Colorado, Fluß, 12.
Colorado del Deeidente, Fluß,
11. 281. 316.
Columbia, &.-E,, 214.
Eolumbia, Mifl., 227.
Columbia, Ark’, 230.
Columbia, Pa., 188.
Columbia, Diftrict, 234.
Eolumbia-County, Pa., 180.
Eolumbia-Evunty, N.-9., 156.
Columbia, Fluß, 12. 329.
Eolumbiana, D., 257.
Columbiana-County, Ky., 249.
Columbus, Ky., 244.
Columbus, Zer., 292.
Golumbus, D., 253.
Columbus, Ind., 263.
Columbus, Ga., 219.
Columbus, Wise., 314.
Eolumbus-Eounty, N.-E., 207.
492
Concord, N.-B., 130.
Eoneord, Det., 191.
Concord, Fluß, 136,
Eonditoren, 356.
Conecuh⸗County, Al., 222,
Conecuh, Fluß, 222.
Congregationaliſten, 68.
Congreßland, 89.
Connecticut, Fluß, 10. 129, 132.
136. 147.
Eonnecticut, Staat, 146,
Contoocock, 129,
Evokt-Eounty, 3U., 267,
Eoof-County, Tenn., 238.
Cooksville, Md., 191.
Cooper⸗County, Mo., 272.
Cooper, Fluß, 11. 212.
Eooperstown, N.-9., 171.
Coos⸗County, N.-9., 129.
Cooſa, 216.
Eoofa- County, Al., 222.
Eordilleras-Gebirge, 9.
Eortland, N.-9., 171.
Coſhocton⸗County, D., 249,
Eovington, Ky., 244.
Covington⸗County, Al., 222,
Cowlitz, Fluß, 329.
Eorfadie, N.-9., 167.
Crave⸗County, N.-E., 207.
Crawford⸗County, Ill., 265.
Crawford⸗County, Pa., 180.
Crawford⸗Counth, Ind., 259.
Crawford⸗County, Mo., 273.
Crawfordsville, Ind., 263.
Credit, 97.
Crittenden⸗County, Ky., 242.
Cumberland, Mv., 196.
Cumberland⸗County, Ill., 265.
Cumberland⸗ County, N.-$., 173,
Eumberland: County, Pa., 180.
Gumberland, Fluß, 237. 241.
Eumberland-Gebirge, 8.
Gumberland-$sland, 216.
Eurritudf-County, N.=-E,, 207,
Euyahoga, Fluß, 247,
Cyntiana, Ky., 245.
D.
Dade-Eounty, Ga., 216.
Daguerreotypiften, 375.
Kegifter,
Dahlonega, Ga. 219.
Dale-Evunty, Al., 222.
Dallas- County, Al., 222,
Dalton, Ga., 217,
Danbury, Eo., 150.
Dane-County, Wise., 309.
Danville, Ya,, 180.
Danville, Ky., 244.
Darby-Ereef, 248,
Darien, Ga., 218.
Darf-Eounty, D., 247.
Darville, Bt., 134.
Dauphin-Eounty, Pa., 180.
Davenport, 30., 305.
Davidfon-County, Zenn., 937.
Davidfon-Evunty, N.-E., 208.
Davie-Evunty, N.-E., 208.
Dapig-Eounty, Ind., 260.
Dayton. D., 259.
Deadmans-Bai, 220.
Dearborne-Eounty, Ind., 259.
Decatur, Ga., 219.
Deerfield, 132. 136.
Deer-Rluß, 237,
Deet-Ereef, 248,
Deftance, D., 255.
De— Fuca⸗Enge, 329.
De Kalb-County, Tenn., 238,
De Kalb-Eounty, Ind., 260.
Delaware, O., 256.
Delaware, Ind., 263.
Delaware:County, Pa., 180.
Delamware-County, D., 248.
Delaware-Eounty, Ind., 260.
Delaware-Eounty, Jo., 303.
Delaware, Fluß, 10. 153. 172,
179, 1%.
Delaware, Staat, 188.
De los Animos, Fluß, 12.
Delphi, R.Y. 171.
Demiquain-Gee, 264.
Demofraten, 54,
Deferet, D.-E., 317.
Des⸗Moines-County, Jo., 303,
Des-Moines, Fluß, 303. 333,
De Soto⸗County, Miff., 226,
Desplaines, Fluß, 310.
Detroit, Mid., 300.
Detroitfiraße, 9.
Deutfh- Amerikaner, 72.
Kegiiter, 493
Deutſche Gefellfhaft in New:
York, 412.
I
Deurbois-See, 333.
Demwitt-County, Ill., 266.
Dickſon⸗County, Tenn., 237,
Dienftboten, 340,
Dobbs-Ferry, N.-9., 166.
Docenten, 372,
Dodpridge-Eounty, Va., 201.
Dodge-County, Wisc., 309.
Donalvfonville, La., 234.
Dover, Del, 191...
Dover, N.-9., 130.
Drahtzieher, 363.
Drechsler, 253.
Dublin-County, N.C., 207.
Dubois-County, Ind., 260,
Dubuque, $0., 305.
Dubuque-Epunty, 30., 303,
Dud, Fluß, 190.
Dufes-County, Maff., 137.
Dunflin-County, Mo., 273.
Dunns, See, 220.
Du Page-County, Ill. 267.
Dutcheß-County, NR.-9., 156.
E.
Eaſton, Pa., 187.
Eaton, D., 255.
Ebenezer, R.-9., 155.
Edenton, N.-E,, 210.
Ediſto, 212.
Edmonſon⸗County, Ky., 242.
Edwarns-Eounty, SU., 265.
Edwardsville, ZU., 269.
Effingham⸗ County, Ill., 265.
Einleitung, 1.
Eifenbahnen, 104.
Elizabeth, Ba.; 204,
Elizabeth, Fluß, 202.
Elizabethtown, N.-3., 176.
Eif-Eounty, Pa., 181.
Elk, Fluß, 192,
Elkhart⸗County, Ind., 260.
Elkton, Md., 196.
Ellincottville, N.-9., 171.
Ellis-Fsland, 154.
Ellswoͤrth, Me., 127,
Elmira, N.-9., 171.
Embarras, Fluß, 264. 333.
Entecatecome, Fluß, 330
Episcopalen, 67,
Erie, Pa., 187.
Erie-Eounty, Pa., 180.
Erie-County, N,-9., 154. 155.
Erie-County, D., 250.
Erie-See, 9.
Escambia, 220.
Eſſex⸗County, Maff., 137.
Eſſex⸗County, Ba., 132.
Effer-County, N.⸗J., 155.
Cſſex⸗County, N.»$., 173.
Effigbrauer, 361.
Euftid, See, 220.
Evansville, Ind., 262.
Ewitts-Berge, 180.
Exeter, N.-9., 130.
F.
Fabrikanten, 371.
Färber, 356.
Fairfield, Co., 150.
Fairfield- County, Co., 148,
Fairfield-Counth, D., 248.
Fallriver, Mafſ., 142.
Falls, Fluß, 329. 339.
Falſe-Waſhita, Fluß, 325.
Sarbots, See, 329,
Farmen, das, 432.
Sarmington, Fluß, 148.
Fayette⸗County, Pa., 180,
Fayette-County, Al., 222,
Fayette⸗County, D., 248.
Fayette⸗County, Ill., 255.
ee %0., 303.
Fayetteville, Bt., 135.
Sayetteville, N.-E., 210,
Feilenhauer, 357.
Selfen-Gebirge, 8.
Sentreß-&ounty, Tenn,, 238,
Sinlay, Wafhington, 400.
Sifcher, 364. |
Fiſcher-Island, 154,
Fiſhkill, N.=9., 166.
Slathead, Fluß, 329.
Sleifcher, 366.
Fleming⸗County, Ky., 242,
Flint, Fluß, 216.
494
forence Al., 224.
lorida, Staat, 219.
Floyd⸗County, Ky., 242,
Flohd⸗County, Ga., 217.
Floyd⸗County, Ind., 259.
Fond du Lac, Wise., 314.
Fond du Lac⸗County, Wisc., 308,
FSormenfiecher, 354. *
Forſyth-⸗County, Ga., 217,
Fort Snelling, Min., 335,
Fox, Fluß, 264. 307.
Frankfort, Ky., 244.
Franklin, Tenn., 240.
Franklin, N.A. 171.
Franklin-County, N.=9., 155.
Franklin-County, Me, 125.
Sranflin-County, Maff., 137.
Sranflin-Eounty, Vt., 132.
Franflin-Eounty, Pa., i81.
Franklin-County, Ga., 217.
Sranflin-County, AL., 222.
Sranflin-County, Zenn., 238,
Franklin-County, D., 248.
Sranklin-County, Mo., 272,
Sranfklinton, D., 253.
Frauen, 65.
Freberid-County, Mp., 193,
Freveridsburg, Va., 204,
Fredericktown, Md., 196,
Freeport, Ill. 269.
Freeſoilers, 56.
French-Broad, Fluß, 238.
Friedensgerichte, 61.
—— — Tex., 285. 292,
rio, Fluß, 282.
Friſeure, 359.
Foulton⸗Countp, N.A., 154.
Fröbel's, ©., allg. Auswander.-
Bureau, 406.
Zulton-Eounty, Ind., 261.
Sutterfrautbau, 447.
\ G.
Gärtner, 366.—
Galena, SU., 269.
Sallatin-County, Ill. 265,
Gallia-Epunty, D., 248, .
Galveſton, Ter., 290,
Galvefton-Bai, 281.
Kesiften
Sasconade-County, Mo., 272,
Gaftwirthe, 369, > Ve
Gaſthäuſer in nordamerikanifchen
Häfen, 411.
Gated-Eounty, N.-E., 207.
Geauga-Eounty; D., 249.
Gebiete der Berein. Staaten, 323,
Gelehrte, 371.
Gelmer-Erunty, Ba., 201.
Gemüfebau, 446.
Geneſſee⸗County, Mich., 296,
Geognoſten, 373.
George-Sce, 220.
Georgetown, D. C., 236.
Georgetown, ©.-E., 214.
Georgia, Staat, 214.
Gepäck der Auswanderer, 404.
®erber, 349,
Germantown, N.-E., 210,
Germantown, D,, 255.
Geſchichtsabriß, 15.
Getreidebau, 447,
Gewerbe, 101.
Gewichte, 110.
Gibfon-Eounty, Ind,, 260.
Gila, Fluß, 12. 316.
Gilee-County, Zenn,, 237,
Glaſer, 362.
Glashüttenarbeiter, 364,
Slasfchleifer, 364. '
Glasgow, Ky., 245.
Glimer-County, Ga., 216.
Sloucefter, N.=$., 173.
Godeffroy, 3. E., u. Sohn, 380,
Golvdarbeiter, 358.
Gonzales, Ter., 292,
Gofden, N.-9., 171.
Governors-Island, 154,
GraftoneEounty, N.=H., 129.
Grainger- County, Tenn., 238.
Grand, Fluß, 10, 294,
GrandGulf, Miff., 227.
Grand-Haven. Mid,, 304.
Grand⸗Island, 154. |
Grand-Isle-County, Vt., 132,
Grant⸗County, Ind., 261.
JGrant⸗County, Wiſsc., 311.
Gratiot-⸗County, Mich., 208,
Graves:- County, Ky., 241.
Hegifter,
Srays-Harbour, Dr., 332.
Grapfon-Evunty, Ky., 22.
Bewer 180.
Great-Falls, N.-9,, 130,
Öreat- Kanawha, Fluß, 201.
Great-Miami, Fluß, 247.
Great-Saline, Fluß, 325.
Green-County, Tenn., 238,
Green-County, A, 322,
Öreen-Couniy, Ya. ., 180.
Sreen-County, N.-9., 156.
Green-Eounty, N.=E., 207.
Green-Eounty, Wisc., 310.,
Green-Bai, Mt,
Öreenbriar-Eouniy, * 201.
Greene-County, Ill.,
Greene-County, Ind,, "260.
Green-Fluß, 241.
Greenup-County, u a
Greenupsburg, Ky.,
Greensborsugp, Bir, 7 28,
Greenville, ©.-E.,
— F * 212,
Greenwich, R.-$., 146,
Grobſchmiede, a
Grundy-County, Ill., 267.
Guadalupe, Fluß, 282,
Guernfey- — D., 250.
Gürtler, 353,
Builford-County, N.-E., 208,
Buyandott, Ba., 204,
Guyandott, Fuß, 201.
9.
Haarlem, N.-9., 166.
Haberſhaw-County, Ga., 216,
Hackenſack, N.-3., 176,
Sadenfad, Fluß, 173,
Hafner, 355. ’
Hagerstown, Md., 198,
Halifar, N. C., 210. .
Hall-County, Ga,, 217.
Pammbatkı als Einf ll
— N..,
Hamilton⸗ County, Kl 260,
Hamilton-County, Ill., 265.
Samilton-County, Tenn., 238,
Hampden-County, Maft., 137,
Henry⸗County, D.,
495
Hampton, Ba., 203.
Hancock⸗County, ZU., 266.
Hancock⸗County, Me., 125.
Hancock⸗County, Ky⸗, 242,
Handel, 94.
Zandlungscommis, 368.
Handſchuhmacher, 366.
Handwerker, 345.
Handwerkslehrlinge, 346.
Hanover, N.-9., 131.
Hardin-Eounty, D., 248.
Hardin-Epunty, Tenn,, 237.
Harford-Eounty, Md., 194,
Harlan» County, Ky., 22,
Harpersferry, Da. 2 —*
Harrington, Me.,
Harris & Tuͤſſin, 5
Harrisburg, Pa., 18.
Sarrifon- County, —— 259.
Harriſon⸗County, D., 249.
Harrifon-Eounty, Ba., 202,
Harrifon- County, Ky., 29,
Harrodeburg, Ky., 245,
Harville, Mo., 273.
Hartford⸗ ee Co.,
Hausbau, 433,
Hausdiener, 341,
eg 347,
Haverhill, N.=9., 131.
Haverftram, N.-Y., 166.
Hapre de Buzı "als Einſchif⸗
fungshafen, 399.
Havre de —5 Md., 196,
Hawkins-County, Tenn,, 238.
Haymwood»- County, NE, 208,
Heineden, C. A. & Comp, 392,
Helene, Arf., 330,
Hempftead, N. -9., 168.
Denberfon-Goundy, Ky., 242,
Henderfon-County, N.-G,, 208,
Henderfon-County, SL, 566,
Henry⸗County, Jo., 303,
Henry⸗County, Al., 222.
247.
Henry-Eounty, Fül, 266.
Henry-County, Mo., 177.
De ER Se? N,:9., 154.
Hermann, Mo., 272.
Herrnhuter, 68,
148,
496
Heydorn & Eomp., 392.
Lickman⸗-County, Zenn., 237,
Hickman⸗County, Ky., 241.
Highland-County, D.,"248,
Highlands, 154,
Digh- Peak, 154.
Hillsboro, D., 256.
Hillsdale-⸗County, Mich., 297.
Hiwaſſee, Fluß, 238.
Hoboken, N.J., 175.
Hocking⸗County, D., 248.
Hodfoding, Fluß, 247,
Holms· County, Miff., 226.
Holms-Eounty, D., 249,
Holfton, Fluß, 207. 238.
Holzdrechsler, 353.
Holzfchneider, 375.
Honesdale, Pa., 187.
Hopfin-County, Ky., 242,
Hoptington, Maſſ., 142,
Horndrechsler, 353. ;
Houfatonic, 136. 148.
Houfton, Ter., 290.
Howard-County, Mo., 272,
Hudfon-County, N.⸗J., 173,
Hudfon, Fluß, 10.
SFufſchmiede, 348.
$
Ä
Huntington-County, Pa., 181.
Huntington, Pa,, 187,
Huntsville, Al., 224,
J.
Jacinto, Fluß, 11.
Jacks-Berge, 180.
Jackſon, Miſſ., 227.
Sadfon-Berge, 198.
adfon-County, Ba., 201.
Sadfon-County, Al., 222.
Sadfon-Epunty, Tenn., 238.
Sillsborough- County, N.-H., 129.
Humphrey-County, Tenn,, 237,
Hunderton-County, N.=G., 173.
Hegifter,
Jackſon-County, D., 248.
Sadfon-County, Ind., 260.
Sadfon-County, Ill. 265.
Jackſon-Counth, Mich., 295.
Jackſon⸗County, $o., 303.
Jackſon, Mic., 301.
Sadfonvilfe, Ill. 269.
Sacques, Fluß, 333.
Samaica, N.-%., 168.
Sames, Fluß, 202.
Sanesville, Wise., 314.
Sasper-County, Ind., 260.
Sasper-County, Ill. 265.
Schon, 2. E., 392.
Je ferſon, A., 224,
Jefferſon, N.-E., 210,
Sefferfon-City, Mo., 275.
Sefferfon-Eounty, N.-., 155.
Jefterfon-County, Pa., 180.
Sefferfon-County, Al., 222.
Sefferfon-County, Tenn. 238.
Sefferfon-County, D., 250.
Jefferfon-County, Ind., 259,
Sefferfon-County, Ill., 265.
Sefferfon-County, Mo., 273.
Sefferfon-Eounty, Wisc., 309.
Jekyl-Island, 216.
Serfey- City, N.J., 175.
Serfey-Eounty, Ill. 266.
Sipfina, Fluß, 333.
Sitanfa, See, 333.
Illinois, Fluß, 264.
Illinois, See, 264.
Illinois, Staat, 263.
Indiana, Staat, 259.
Indiana-County, Pa., 181.
Indianer, 76, ’
Indian, Fluß, 153.
Indianopolis, Ind., 262.
Sndianpoint (Indianola), Ter.,
293.
Ingham-County, Mich., 296.
Inſtrumentenmacher, muftfalifche
und dirurgifche, 354.
Joe Davis-County, Ill., 367.
Sohn Day, Fluß, 330.
Sobhnfon-County, Tenn., 238.
Sohnion-County, FU., 265.
Sohnfon-County, Ind., 260.
SohnfoneCounty, Mo., 272,
Hegiiter.
Jones⸗County, N.-E., 207,
Jones-Counth, 30% 303, \
Sonia-County, Mich., 297.
Jowa⸗City, $o., 305.
Jowa-County, Wise, 311
Jowa⸗Fluß, 303,
Jowa, Staat, 301.
Ipswich-⸗Bai, 13
Srasburgh. Vt. .
Sredell-County, N.-E,, 208,
Iron-Berge, 208.
Iroquais⸗County, Ill. 267.
Ithaca, N.A. 171.
Juden, 69,
Jukpack, Fluß, 333.
Juniatta, 179.
Juniatta⸗County, Pa., 182.
Juriſten, 371.
Juweliere, 358.
K.
Kaffeehäuſer, 371.
Kalamazoo-⸗County, Mich., 297.
Kalamazoo, Mid., 301. ,
Kalamazoo, Fluß, 294.
Kalfbrenner, 353.
Kaminfehrer, 359,
Kammmacher, 354.
Kanawha⸗-County, Ba., 201,
Kanawha-Fluß, 202, 207,
Kanfafee, Fluß, 259.
Kanzas, Fluß, 324,
Ranzleigerichte, 61.
Kardin⸗County, Ill., 265.
Kartenmacher, 362, —
Kaskaskia, SU., 269.
Kaskaskia, Fluß, 264,
Katholiken, 69.
—
Keene, N.=D., 131.
Kellner. 369, ;
Kendall-County, ZU., 267.
Kennebef-Eounty, Me., 125.
Kenebed, Fluß, 10. 125.
Kent-Eounty, R.=%., 144.
Kent-Eounty, Del., 190.
Kent-Eounty, Mich., 297,
Kentudy, Fluß, 241:
Kentudy, Staat, 240.
- Rordamerifa.
497
gms: Fluß, 12,
inderhoof, N.=9., 167.
Kings-County, N.-9., 156,
Kingston, N.-Y., 146.
Kingston, N.=Y)., 266.
Kingston, Tenn,, 239. 240,
Kittatinny, 180.
Klempner, 351.
Klima der Berein. Staaten, 13.
Knorr & Janffen, 380.
Knor-Eounty, Mo., 212.
Kuor-County, Tenn., 233.
Knor-Eounty, Ky., 242,
Knor-County, O., 249,
Knox⸗Counth, Ind. 260,
Knoxville, Tenn., 240,
Köhler, 366. |
Kooskooskie, See, 329,
Korbmader, 359.
Kosciusfo-County, Ind., 261.
Koft- und Logirbäufer, 370.
Kreisgerichte, 60,
Kreolen, 85.
Künftler, 374.
Kürfchner, 365.
Kulleespelm, See, 329,
Kupferfihmiede, 351.
Kupferftecher, 375,
L.
Lackirer, 358.
Lafayette, Ind. 263.
Lafayette-County, Mo., 272.
La Fourche, 231.
La Grange, Tex., 292.
Lagrange-County, Ind., 260.
Lake-County, D., 249.
Lake-County, Ind, 260,
Tafe-County, FU, 267. °
Lamville-County, Bt., 132,
Lancaſter, ©.-E., 214,
Lancafter-County, Pa., 180.
Rancafter, D., 258.
Lancafter, NR.»9H., 131.
Lancafter, Pa., 186.
Yandheer, 112,
Landfauf, 425.
Landmägde, 340,
Landwirthe, 341,
32
498 Kegifter,
Landftraßen, 102,
Landung in Norbamerifa, 409.
Lanfing, Mich., 300. -
La Peer⸗County, Mich., 296.
Laporte-County, Ind., 260.
Lauderdale-Eounty, Al., 222.
Laurell-Hillo, 198.
La Baca:Bai, 281.
La Baca, Fluß, 11. 281.
Lawrence⸗County, Al., 222,
Lawrence⸗County, Tenn., 237,
Lawrence⸗County, Ky., 242.
Lawrence-County, D., 248.
Lawrence⸗County, Ind., 260,
Lawrence⸗County, Ill. 265.
Lawrenceburg, Ind., 262.
Lebanon⸗County, Pa., 180.
Lebanon, O., 256.
Lebanon, Pa., 138.
Lee⸗County, Ill, 367.
Lee⸗County, Va., 200.
Lee⸗County, Jo., 303.
Leech, D., & Com., 413,
Lech, See, 330,
Lehigh-County, Pa., 180,
Lehigh, Fluß, 179,
Leiningen, Tex., 292.
Lenamwee-County, Mich., 297,
Lenoir⸗County, N.-E., 207,
Leon, Fluß, 282,
Leona, Fluß, 282.
Leonhard, Mov., 196,
Letcher⸗County, Ky., 242.
Lewis-County, N.-9., 155.
Lewis-County, Ky., 242.
Lewis-County, Mo., 271.
Lemis, Fluß, 329.
Lewistown, Del., 191,
Lexington, Mo., 275.
Lerington, Maff., 141.
Lerington, Ba., 204.
terington, ©,-E,, 214,
Lerington, Ky., 244,
Liards, Fluß, 333.
Lichtzieher, 366.
Liding-County, O., 249,
Licking, Fluß, 241. £
Lima, D., 255.
timeftone- County, Al., 222.
Lincoln⸗County, Me., 125.
Lineoln-County, N.-E., 208, -
Lincoln-Cowmty, Tenn., 237.
Lincoln⸗County, Mo., 271.
LippeCounty, Al., 222.
Li rbrenner, 361.
Lisbon, La, 234.
Lisleton, Mo., 273.
Litchfielo, Cg,, 150.
Litchfield-Eouniy, Eo., 148.
Literaten, 378.
Lithographen, 375.
Little Miamt, Fluß, 247,
Little-Rock, Ark., 229.
Livingfton, Mo., 275.
Livingfton - Eounty, N.-Y., 155.
Livingfton-County, Ky., 242.
Livingſton⸗County, Mich., 296.
Lockport, N.-9., 169.
Locofocos, 54,
—— P. A Geſchäftsbureau,
Logan⸗County, D., 248.
Logan⸗County, Ill. 266.
Logan⸗Counth, Ky., 242.
Long⸗Island, 154.
Lookingglaß, Fluß, 296.
Lorain⸗County, D., 249.
Loft, Fluß, 260,
Louiſa, Ky., 245. °
Louiſa⸗County, Jo., 303.
Louiſiana, Staat, 230,
Louispille, Ky., 244,
Lowell, Mafl., 141.
Lomwndes-County, Al., 222.
Lucas⸗County, D., 250.
tüdering & Comp., 392,
Lumpfin-Eounty, Ga., 216,
Lutheraner, 68,
Luzerne-County, Pa., 180.
tyeoming-Eounty,Wa., 181.
Lynchburg, Ba., 204.
M.
Macaco, See, 220.
Mar Donald-County, N.C. 208.
Mac Kean⸗County, Pa., 181.
Mackinaw, Mich. 301.
Mac Kracken⸗County, Ky., 241.
Mac Minn-Eounty, Tenn.
Kegifter,
Macomb-County, Midh., 296.
Macon, Ga., 280.
Macon-County, Ill. 266.
Macon⸗-County, N.-E., 208. -
Macon-Eounty, Al., 222.
Macon-Eounty, Tenn., 237.
Macvupin-Evunty, Ill, 266,
Madifon, Wisc., 312,
Mapdifon, Ind., 262.
Madifon-Eounty, Al., 222.
Madifon-County, D., 248.
Madifon-Eounty, ZU, 265.
Madiſon⸗County, Mo., 273.
Madifon-Eounty, Ind., 260.
Maine, Staat, 124.
Maisbau, 448.
Makato, Fluß, 333.
Mafoqueta, Fluß, 303.
Maler, 357, 374.
Malzbereiter, 361.
Manchefter, Vt., 135.
Manhattan-Ssland, 154.
Manhattanville, N.-9., 166,
Manitouwoc, Wise, 312.
Manitouwoe-County, Wise,, 308.
Mansfield, D., 256.
Manufacturen, 96.
Maple, Fluß, 271.
Marengo-County, Al., 222,
Marzallaway, 129 |
Marietta, O., 259.
Marietta, Ga., 219.
Marion-County, Mo., 271.
Marion-County, Ind., 260.
Marion-Evunty, Tenn., 238.
Marion-Eounty, Ba., 202,
Marion-County. Ill. 269.
Marion, Ark., 229.
- Marfbal, Mich., 301,
Marfpal-Cotinty, Ky., 241.
Marfpal-County, Ind., 260,
Marſhal⸗Counth, Al., 223.
Marſhal⸗County, Miſſ., 226.
Marſhal⸗Counth, Tenn., 237.
Marthas Vineyard, 136.
Martin⸗County, Ind., 260.
Martin-Counth, N.«C., 207.
Martinsburg, Ba., 204.
Martinsburgh, N.=9., 171.
Marquete-Eounty, Wise., 309,
499
Maryland, Staat, 191.
Mastegon, Fluß, 294.
Maſchinenbauer, 352,
Mafon-Eounty, Ill. 266.
Maſon-County, Ba., 201,
Mafon-Eounty, Ky., 242.
Daflac-Eounty, Ill., 265,
Maſſachuſetts-Bai, 136.
Maſſachuſetts, Staat, 135,
Maffillon, D., 257.
Maße, 109. 4
Matagorda-Bai, 281.
Mauch-Chunk, Pa., 187.
Maumee, Fluß, 247. 259,
Maumer-City, D., 256.
Maurer, 352.
Maurice, 173. }
Maury-Eounty, Tenn., 237,
Maysville, Ky., 244.
Meadville, Pa., 187. -
Medlenburg-@vunty, R»E,, 208,
Mecoſta-County, Mich., 298,
Medina-County, D., 249,
Medina, Fluß, 282.
Mediv, Fluß, 282,
Meigs-County, Tenn., 238,
Memphis, Tenn,, 240.
‚Memphremagog, See, 132.
Menard- County, Ill., 266,
Menpvmonee, Fluß, 308,
Mercer-County, ZU, 266.
Mercer-Epunty, N.-$., 173.
Mercer-County, Pa., 1R0,
Mercer⸗County, D., 247,
Merevofia, ZU., 269. -
Mermentan, Fluß, 231.
Merrimad-Eovunty, N.-H., 129.
Merrimad, Fluß, 10. 129, 136,
Meſſerſchmiede, 351.
Meftizen, 85,
| Metallprechsler, 254,
Methodiften, 66,
Megger, 366.
Miami-County, D., 247.
Michigan-City, Ind., 263.
Michigan, See, 9. -
Michigan, Staat, 293.
Michillimakingak⸗Straße, 9.
Middlebury, Vt., 134.
Middleſex⸗County, Maſſ., 137,
32*
‚500
Middleſex⸗Countyh, Co., 148.
Middleſex⸗County, N.«J. 173,
Milford, Eo., 150. |
Milttärlanpfcheine, 94,
Militärs, 376,
Miliz, 111.
Millengeville, Ga. 218.
Miller⸗County, Mo., 273,
Milleriten, 69.
- Millers, Fluß, 136.
Millford, Det., 191.
Milwaukee, Wisc., 312.
Milmaufee-County, Wise., 310.
Milwaufee, Fluß, 307. .
Mineralogen, 373.
Mineral-Point, Wise., 314.
Minifter der Verein. Staaten, 57.
Minnefotah, Fluß, 333:
Diinnefotah, Gebiet, 332.
Miſſique, 132,
Miſſiſſinewa, Fluß, 260.
Miſſiſſippi, Fluß, 11. 226. 228.
231. 237, 241. 264. 271. 303.
303. 307. 333.
Niffiffippi, Staat, 225.
Miſſiſſippi- County, Mo., 273.
Miffouri, Fluß, 12. 271. 303.
308. 333,
Miffouri, Gebiet, 324,
Miffourt, Staat, 270,
Mobile, At., 224,
Mobile-Bai, 222,
Mobile-County. AL, 222.
Mohawk, Fluß, 153.
Monmouth⸗County, R.=3., 173.
Monongapela ‚ Fluß, 179, 202.
Monongalia-County, Ba., 202.
Monroe-City, 3o., 305.
Monroe, Mic., 300.
Monrve-County, N.-9., 155.
Monroe-County, Pa., 180.
Monroe-County, Ba., 201.
Monroe-Eounty, Mich. 296.
Monroe-County, ZU., 265.
Monroe-Evunty, Al, 222.
onroe⸗County, Tenn., 238.
Monroe⸗County, Mo., 272.
Monroe⸗Counth, O., 250.
Regiſter.
Monroe⸗County, Ind., 260.
Monroe, See, 220.
Montcalm, Mich., 298,
Monte-Rey, D.-E., 321.
Montgomery, Al., 224.
Montgomery, Tenn., 240.
Montgomery- County, Tenn.,237.
Montgomery-Eounty, Pa., 180,
Montgomery-County, Mv., 19.
Montgomery-Eounty, N,-E.,2083,
Montgomery-County, Al., 222.
Montgomery-County, Mo., 272.
Montgomery-Eovunty, O., 247.
Montgomery- County, Ill., 265.
Moore-County, N.⸗C., 208,
Mooſe, Fluß, 154.
Morgan-County, Ill. 266.
Morgan-County, Ind., 260.
Morgan-Evunty, Al., 222.
| Morgan-Eounty, Tenn., 238.
Morgan-Eouniy, Mo., 272,
Morgan-County, O., 249,
Mormonen, 68,
Morris-Eounty, N.⸗J., 173.
Mofehead, 125.
Moultrie-County, Ill. 265.
Mount-Vernon, Ind., 262.
Mount-Vernon, D., 257,
Mount-Wafpington, 129.
Müphlenbauer, 362,
Müller, 363,
Münzen, 106. |
Müplenburg-Eounty, Ky., 242.
Mulatten, 8. .
Mullicas, 173.
Murfreesböro, Tenn., 240.
Mufiter, 334.
Musfatine-County, Jo., 303,
Muskingum-County, D., 249.
Musfingum, Fluß; 247.
Myftic, Fluß, 136,
N.
Nadler, 364.
Näherinnen, 367.
Nagelſchmiede, 364.
Nakogdoches, Tex., 291,
Nantiboke, Fluß, 192.
Nantucket⸗County, Maſſ., 137.
Hegifter,
Nantudet-Fsland, 136,
Naraganfet-Bai, 144,
Nafpua, N.H., 130,
Naſhua, Fluß, 19) 136.
Naſhville, Tenn., 240.
Naffau, Ter., 384.
Natchez, Mift., A Fan
Natchitoches, La, 234.
Nationalreformers, 56.
Native-Americang, 57,
Naturalifation, 420,
Naturproducte der Ber, ©t., 13.
Naugatuf, 148.
Nauvoo, Ill. 266.
Navidad, S{uß, 281.
Nebraska, Fluß, 324,
Nebrasfa, Gebiet, 324,
abe Fluß, 11. 280.
Neger, 78.
Neponfet, Fluß, 138.
Nescopeck, 180.
Reu-Helvetia, O.C., 323.
Neu-Mexiko, Gebiet, 325.
Neuſe, Fluß, 11. 207,
Neverfint, Berge, 154.
New-Albany, Ind. 262.
Newaygo-Eounty, Mich., 298,
New-Baltimore, N.-Y., 167.
New-Braunfels, Tex. 287. 292.
New-Bedford, Mafl., 142,
New-Bern, N.-E,, 210.
New-Brunswid, 2: ER 176.
Newbury, N. 9,1 66,
Rewburpport, de „141.
New, Fluß, 201.
Fa Yan Del., 190.
Nem-Chemnig, Tenn., 239.
Newfoundland-See, 129,
New-Harmony, Ind., 260. -
New-Hampfpire, Staat, 128.
Kew- re -&,,207.
New⸗Haven, Eo., 149.
New⸗Haven-County, Co., 148.
New⸗Jerſey, Staat, 171.
Newstebanon, NR.-I., 187;:7
New-London, Eo,, 150.
New-London-Evunty, Co., 148.
New-Madriv, Mo., 278.
New-Madriv-Countg, Mo., 273.
New⸗Orleans, Pa., 233.
904.
New⸗Patria, Tex., 287.
Newport, Ky. Bu 244,
New- Be ey;
Newtown, — —
New-Windfor, Mal 166,
New-York-City, N *5 160,
New: Hork, — — 150,
Niagara, Fluß, 9.
Riagara-Evunty, N.-W., 155.
Niagara-Falls, N.=Y., 169.
Nicholas⸗-⸗County, Ky., 242,
Nicolas County, Ba,, 201,
Niederlaffung, 419,
Niles, Mic., 301,
Nittiny, 180.
Nolihudi, 238,
Nord-Carolina, Staat, 205.
Norfolk, Ba, 201.
Norfolt, Eo., 150.
Norfolk⸗County, Maff., 137,
Norristown, Pa., 186,
North, Fluß, 394, 3255-4,
Northhampton-County, Pa., 180.
North: Mountains, 198,
— - County, Ya,
— D., 2357.
Norwich, &v., 150,
Norwih, N.-9., 171,
Nueces, Fluß, 982,
O.
Oakland⸗County, Mich., 296.
Oakmulgee, 216.
— Staat, 314.
Obere See,
Oberſter Serien, 60,
Dbion, 2
Sofbau, 88 b
Deeonnee, 216. 312,
Ocento, Fluß, 308,
Ddiodony, 220. i \
ie N.Y.,
Ogeechee, 216,
Ogle-Sounty, SU., 267.
Ohio, Fluß, 12. 179, 21. 202.
IM. 247. 259. 264.
Dhiv-County, Ky., 242.
Ohio⸗City, D., 257.
Ohio, Se 245.
502 # egifter,
Okaman⸗See, 333.
Dfamangpıpang-See, 333,
Okeechobee⸗See, 220,
Dfonagan, Fluß, 329.
Old⸗Hunkers, 55.
Dientangy-Evunty, D., 249.
Dneida-County, R.⸗Y., 154, -
Dnion, Fluß, 132. .
Dnslow-Eounty, N.=E., 207,
Dntariv-See, 9. \
Dpeloufas, Ya, 234. er
Drangeburg, ©.-.6, 212.
Drange-Eounty, Ind., 260.
Drange-Eounty, Bt., 132.
Drange-Eounty, N.=Y., 156.
Drange- County, N.-E., 208,
Orchard⸗Port, Dr., 332. .
Dregon-City, Or., 332.
Dregon-Gebiet, 319.
Dregon-Gebirge, 9.
Drgelbauer, 360.
Drleans-County, Bt., 132.
Drieans-Epunty, N.-9., 155.
Dfage-Evunty, Mo., 273,
Dfage, Fluß, 271.
Osceola, Ark., 230.
Oſſaba⸗Island, 216.
Dffipee, 129.
Dewegatchee, Fluß, 153.
Oswego, N.M, 169.
Oswego⸗County, N.⸗Y., 155.
Oswego, Fluß, 153.
Otchanaukane⸗See, 329.
Ottawa⸗-County, Mich., 297.
Ottawa⸗County, D., 250.
Dttawa, Fluß, 10.
Dtter, Fluß, 132.
Dttowa, Fluß, 294.
Overton⸗County, Tenn., 238,
Owego, NR.-I., k
Owybee, Fluß, 330.
Oxford, O., 245.
Oxford⸗County, Me., 125.
Ozark⸗Gebirge, 9. 229.
Ozeana⸗County, Mich., 298.
P.
BI Fluß, 324, '
Paducah, Ry., 244.
Pain-Ereef, 248,
Paleftine, Ill. 269.
Damlico, 207,
Papierfärber, 355.
Papiermüller, 362.
Paravdiesäpfelbau, 457.
Paris, Ky., 245.
Parte-County, Ind., 260,
Darfersburg, Ba., 204.
Pasauetonf-Eounty, N.-E., 207,
Pafaie-Eovunty, N.-F., 173.
Paſſaic, Fluß, 173,
Paſumfic, 132.
Patapsco, Fluß, 10. 192,
Patentwefen, 101.
Patofa, Fluß, 259. 260.
Patterfon, N.J., 176.
Patufet, Fluß, 10. 146.
Paulding-County, D., 247.
Pawtucket, R.J., 146.
Pawtuxet, Fluß, 144.
Pearl, Fluß, 11. 226. 231.
Pedee, Fluß, 11. 212,
Peekskill, N.-9., 166.
Pelikan, See, 333.
Pendleton⸗County, Ky., 242.
Bennfylvanien, Staat, 177.
Penſacola⸗Bai, 220, j
Penſacola, Fluß, 221.
Penobfeott-County, Me., 125.
Penobſcott, Fluß, 10. 125.
Peoria, Ill. 269.
Peoria⸗See, 264.
Perdido, Fluß, 222.
Perquimons⸗County, N.⸗C., 207.
Perry⸗County, Ind., 259.
verry⸗County, Tenn., 237,
Perry⸗County, ZU., 265.
dserrn-Esuntp, Mo., 273,
Perry⸗County⸗ Pa,, 280.
Perry⸗County, Al⸗ 222.
Perry⸗County, Ky., 242.
Perrysburg, D., 256.
Perth: Amboy, N.⸗J., 176.
Peters-Berge, 180.
Petersburg, Va. 204.
Pharmaceuten, 372,
Philadelphia, Pa., 185.
Ppiladelphia-Eounty, Pa., 180.
Hegiiter,
Philoſophen, 371.
Photographen, 376.
Pickaway⸗County, D., 248.
Pide-County, Al., 222.
Pickens, S.⸗C., 214.
Pickens-County, S⸗C., 212,
Pickens-County, Al., 222.
Pike-County, Pa., 180.
Pite-County. Ky., 242.
Wite-County, D., 248.
Pite-County, Ind., 260.
Pike-County, Mo., 271.
Pilataqua, 129.
Pine-Bluff, Ark,, 230.
Pine⸗Fluß, 296,
Pine⸗Orchard, N.-9., 166.
Piqua, D., 25.
Piscataguis-County, Me., 125.
Pifhou, Fluß, 329. 330,
Pifptafa, Fluß, 310.
Pitt:County, N.⸗C., 207.
Pittsburgh, Pa., 187.
Plantagenbau, 86:
Platte, Fluß, 318.
Plattop, Berg, 198.
Plattsburgh, N.-9., 170,
Plymouth-Bai, 137, 138,
Plymouth⸗County, Maſſ., 137.
Pocomoke, 193.
Poeten, 372.
Point⸗Coupé, La, 234,
okranz, Carl, & Comp., 392.
Politiſche Parteien, 54
Polizei, 62.
Polk⸗County, Tenn., 233,
Polſterer, 349.
Pontchartrain, 231.
Popachcow, 153.
Pope⸗County, Ill. 265.
Vortage⸗County, Wisc,, 309.
Portage⸗County, O., 249.
Porter-Eounty, Ind., 260.
Port⸗Lawrence, Or., 332,
Port-Leon, Fl. 221.
Portsmouth, Va., 203.
Portsmouth, N.-D., 130.
Portsmouth, D., 258.
Port-Tobacco, Md., 196.
Pofamentierer, 349.
503
Pofey-Eounty, D., 259.
Poften, 104. .
Potomac, Fluß, 10.192. 202,
Potter-County, Pa., 181.
Pottsville, Pa. 187,
Powder, Fluß, 330.
Powell, Fluß, 200.
S
y
Poughkeepſie, N.-9., 166. _
Prairie vu Chien, Wisc., 314,
Preble⸗County, D., 247,
Presbyterianer, 67.
Prince-George:- County, Mp.,194.
Princeton, N.-3., 176,
Princeton, Ind., 263,
SProfsfioren, 372.
Providence, R.=%., 145.
Providence⸗County, R.⸗J., 144,
Providence, Fluß, 144.
Pulaski⸗County, Ind., 261.
Pulaski⸗County, Mo., 273.
Pumpenbohrer, 363.
Putnam, D., 258.
Putnam, RN, 166. -
Putnam⸗County, N.-Y., 156,
Putnam-County, Ba., 201.
Putnam-Eounty, Tenn., 238.
Putnam-Eounty, D., 247,
Putzmacherinnen, 367,
Puwaygan, Fluß, 308.
Pyramid⸗See, 316.
ji ©.
Duäfer, 68.
QDuarteronen, 85. .
Dueen-Anns-Eounty, Mp., 194,
Queens⸗County, N.⸗J., 156. -
Duelldausbau, 445, Ä
Quincy, 30., 269.
QDuinteronen, 85. :
QDuiparle-See, 333.
N.
Rabun⸗-County, Ga., 216.
Racine, Wise., 313.
Racine-County, Wisc., 310,
Ragged⸗Berge, 180. 193.
Rahway, N.IJ. 177,
50
Raifin-Bai-Fluß, 296.
Naleigh, N.-E., 210.
Ralls⸗County, Mo,, 271.
Randolph-County, Se 265.
Randolph-Edunty, N.-G., 208,
Randolph-County, Al., 2, 5
Rappahanock, 11, 202,
Raritan, 173,
Rea-Evunty, —— 238.
Reading, Pa.,
Öiss,
Reamstown, ha
Rechtspflege, 59.
Ned, Fluß, 11. 228. 231. 325,
Red⸗-Cedar-Fluß, 303.
Redford, 237.
Reformirte, 68,
Reiſe in’s Innere von Nordame⸗
rifa, 412, _
Religionsparteien # Secten, 66.
Republican, Fluß, 324,
Reward-Evunty, 5* 237.
Reynoldsburg, Tenn., 240,
Rhode⸗-Island, Etaat, 142,
Richland-⸗County, D., 249,
Richland⸗County, Ill., 265.
Richmond, —* 203.
Richmond, N.M., 168.
Richmond, N.D., 131.
Richmond⸗Counth, N.-., 156,
Richmond-Eounty, * 208,
Riemer, 348.
Ripley, D., 256.
Ripley⸗County, Mo., 374,
Rivannah, 202.
Riverhead, N.-N., 168.
Roam-County, Inn, ER
Roanoke, Fluß, 11.
Robertſon⸗County, 237.
Robeſon⸗County, N.-E., 907.
Robins⸗Island, 154.
Rocheſter, N.-9., 169.
Rocheſter, N.⸗H., 131.
Rock⸗County, Wise, 310.
Rock⸗Fluß, 264, 309.
Kodford, N.-E,, 210,
Rodingham-County, N.:H., 129.
Rockingham-County, N. .E., 208,
N —— Ill. 266,
Rockport, Me., 127.
Rockville, Mov., 196.
Hegifter.
Rome, N-Y., 169.
Root, Fluß, 310,
Roß⸗County, D., 248.
Roßville, D,, 255.
— als Einſchiffungs⸗
hafen, 399.
Rouge, Fluß, 296.
Rowan⸗County, N.»E., 208.
Ruſſel County, Al., 222.
Ruſſel-County, Va. 202.
Ruſſelfort, Fluß, 200.
Rutherford-County, Tenn., 237.
Rutherford⸗ ——— NC. 208,
Rutherfordton, N.-E., 210.
Rutland, Bt., 135.
Rutland: County, Bt., 132.
©.
Sabine-Bat, 280.
Sabine, Fluß, 280,
Sadetsharbour, N.=-9., 170,
Saco, 125. 129,
Sacramentv- City, D.-E.,
Sacramentv, Fluß, 12, Be
Sapdlebad-Berg, 137.
Sägemüller, 365.
Sagharbour, N.-9.,
ee hie, 296.
Saginaw, Fluß, 2
Salado, Fluß, BB
Salem, Arf., 230.
Salem, Maſſ., en
Salem-County, N.-$., 173.
Salina, N.-9., 169,
Saline, Mo., 37,
Saline, Fuß, 228. 328,
Salisbury, N.-E., 210,
Salmon, Fluß, 329,
Salmontrout, Fluß, 318.
Salomons-Fluß, 324,
Salt, Fluß, 241. 271.
Salz-See, 316.
Sampfon-County, N.-E., 207,
San Antonio deBerar, Ter. ‚293.
San Antonio, Fluß, 12. 316,
San Bernard, Fluß, 281.
San Bueno, Fluß, 316.
San Diego, O.C., 321.
Sandusky⸗City, D., 257.
Regiſter.
Schoto, Fluß, 247.
Sandusky⸗County, D., 250,
Sandusfy, Fluß, 247.
Sandy, Fluß, 201. 202,
San felippe de Auftin, Ter., 291,
Ban Francisco, D.-E., 322,
Sangamon-Eovunty, Ill., 266.
Sangamon, Fluß, 264.
San Jacinto, Fluß, 280.
San Soaquin, Fluß, 12. 316,
San Joſe, O.⸗C., 333.
Sanilac- County, Mich., 296.
Sänger und Sängerinnen, 374,
San Marcos, Fluß, 282,
San Miguel, Fluß, 282,
Santa-Fe, N-M., 328,
Santee, Fluß, 11. 212.
Santilfe, Fluß, 11. 216.
Sapello⸗Island, 216,
Saptin, Fluß, 329.
Saratoga, N-%., 197. 168,
Saratoga-Eounty, N.-Y., 154.
Saffafras, Fluß, 193.
Sattler, 348.
Sault St. Mary, Mid., 301.
Savanna, Tenn., 240,
— Fluß, 11. 212, 216.
Schäffler, 354.
Schauſpieler, 376.
Schenectady, N.«A., 168,
Schenkwirthe, 369.
Schifffahrt, 95.
Schiffsexpedienten, 380. 392, 397.
399. 400
Schiffszimmerleute, 347.
Schlächter, 366.
Schleifer, 363.
Schneider, 350.
Schoharie, 153.
Schoodie, 125.
Schornſteinfeger, 359.
Schrader, W., 39.
Schreiner, 347.
Schröder, Chr. M., & Comp. 380.
Schulen, 73.
Schullehrer, 373.
Schuhmacher, 350.
Schuylkill, Fluß, 10. 179.
Schwarze Berge, 9.
Scioto⸗County, D., 248,
505
Sclaverei, 78,
Scotlant-Eounty, Mo., 272,
Seott-Eounty, 30, 303.
Sceott-County, Ba., 202,
Sceott-County, Ill., 266.
Scott-Eounty, Mo., 273,
Sea-slands, 216,
Sebago, 125.
Seefrantheit, 407,
Seemadt, 115.
Seereife, 406.
Seguin, Ter., 29.
Seifenfieder, 366,
Seiler, 363.
Selma, M., 224.
Seneca⸗County, N-9., 159
Sevier-Cyunty, Tenn., 238.
Spaitef, See, 333.
Sharemang, 180.
Sheboygan, Wisc., 315.
Sheboygan-County, Wise, 308,
Sheboygan-Fals, Wisc., 313,
Shelby⸗County, D., 247.
Spelby-Eounty, Al., 222.
Spelby-ECounty, Mo., 272.
Shelter-Fsland, 154.
Shenanvva, 202.
Sbiawaſſee-County, Mich. 1296,
Shiawaſſee, Fluß, 296,
Shieldsborough, Miff., 227,
Shienne, Fluß, 318.
Shreveport, La, 234.
Sivelings, 180.
Sierra Nevada, 316,
Silberarbeiter, 358.
Simpfon-Eounty, Ky., 242.
Sinclair, Fluß, 9
Sinclair, See, 9.
Sing-Cing, N.-9., 166.
Sivur, Fluß, 303.
Stunf, Fluß, 303.
Sloman, Rob. M., 380.
Smith-County, Tenn., 237,
Smithland, Ky., 244.
Smoly- Mountains, 208.
Snafe, Fluß, 320. 333.
Soldiers, Fluß, 333.
Somerfet-County, Pa., 181.
Somerſet-County, Me., 125.
506
Somerfet-County, N.-$., 173.
Somerpille, R.=3., 177,
Sonoma, D.-E,, 323.
South⸗Cumberland, 238,
* ⸗Hadley⸗County, Maſſ.,
Sputh-Kingston, R.⸗J., 146.
South-Mountains, 193.
South⸗Port, Wisc., 313.
Spartanburgh, ©.-E., 214.
—— - County, S.⸗C.,
Speifehäufer, 371. -
Spencer-Eounty, Ind., 259. _
Spengler, 351. f
Spofane, Fluß, 329.
Spoon-Fluf, 264.
Spradforfher, 371.
Springfield, Maff., 142.
Springfield, D., 256.
Springfield, 3U., 268.
Squam, 129.
Squatters, 93.
Staaten-$sland, 154:
Staatsländereien, 89.
Stafford, Eo., 150.
St. Albans, Bt., 135.
St. Andrews-Bai, 220.
Stanley⸗County, N.-E., 208.
Stark-Eounty, D., 249.
Stark⸗County, Ind., 260.
St. Auguſtin, Fl. 221.
Staunton, Fluß, 202.
St. Catherine-⸗Island, 216.
St. Charles, Mo., 275.
St. Eharles-Eounty, Mo., 271.
St. Elair-Eounty, AL., 222,
St, Clair⸗County, ZU., 265,
St. Clair⸗County, Mich., 296.
St. Clair, Fluß, 296.
Steinhauer, 353.
Steinfeßer, 353.
Stepbenfon-Eounty, SU., 267.
Steuben-County, N.=9., 155.
Steubenville, D., 257.
St. Franeis-County, Mo., 273.
St. Francis, Fluß, 10, 228. 271.
St. Francisville, La, 234.
St. Genevieve-County, Mo.,273.
St. James, Fluß, 11.
Kegijter,
St. John, Fluß, 10. 11. 125. 220.
St. Joſeph, Mo., 275.
St. Joſeph, Mich., 300,
St. Zofeph-Bai, 220,
St. Joſeph-County, Mich. 297%
St. Joſeph⸗Counth, Ind., 260,
St. Zofeph, Fluß, 259. 294.
—— ⸗County, N.⸗A.,
—
St. Lawrence, Fluß, 9. 153.
St. Louis, Mo., 275.
St. Louis-County, Mo., 272,
St. Maria, Pa., 181.
St. Mary’s-County, Mp., 194,
St. Mary's-Durchfahrt, 9.
— Fluß, 11. 216. 226.
St. Maurice, Fluß, 10.
Stoddard⸗-⸗County, Mop., 273,
Stofes-County, N.-E., 208,
Stone-Mountaing, 208.
Stonington, Eo., 150.
St. Deter, Fluß, 333. x
Strafford-County, N.-H., 129. |
Streder, Klein & Stöd, 397,
Striderinnen, 367.
Strobhflechter, 359.
St. Roſa Bai, 220. |
St. Simons-Yeland, 216.
Süd-Carolina, Staat, 211.
Sufolf-County, N.=-9., 156.
Suffolf-Eounty, Maff., 137,
Sugar-Fiuß, 129,
Sullivan-County, Tenn., 238.
Sullivan-Evunty, N.-B., 129.
Summer:County, Tenn., 237,
Summit-County, D., 249.
Sumpter-County, Al., 222.
Sunapen, 129,
Surrey-County, N.»E., 208.
Susdquehannah-Eounty, Pa., 180.
Susquehannah, Fluß, 10. 153.
179. 192.
Suffer-County, N.«J., 173.
Suffer-County, Del., 190,
Suttersville, D.-E., 323.
Sumanee, Fluß, 11. 220
Swedenborgianer, 68,
Switzerland-County, Ind.,259.
Spraͤcuſe, N.-9., 169.
Kepgifter,
T.
Tabaksbau, 453.
Table-Mountain, 212,
Taconuc-Mountaing, 154.
Talbot-Evunty, Mo., 194,
Tallahaffee, Fluß, 220.
Tallahatchee-County, Miſſ., 226.
Zallapoofa, 216. 222.
Tallapoofa-Eounty, Al., 222.
Zampa-Bai, 220.
Tapetendruder, 355.
Zapezierer, 349, *
Tar, Fluß, 11.
Tarreytown, N.N., 166,
Taunton, 136. 144.
Taylor⸗County, Va., 202.
Tazewell⸗County, Va., 200,
Tazewell⸗County, Ill. 266.
Teche, 232.
Telegraphen, 105.
Tenneſſee, Fluß,226. 237. 238. 241.
Tenneſſee, Staat, 236.
Terre⸗Haute, Ind., 263.
Terzeronen, 85.
Teufels⸗See, 333.
Teton⸗Fluß, 318.
Texas, Staat, 276.
Thames, Fluß, 10. 148.
Theologen, 373.
Thierärzte, 372.
Thomastown, Me., 127.
Tioga, 153,
Tioga-County, Pa., 181.
Zippa-County, .Miff., 226.
Zippecanpe, Fluß, 259.
Tiſchler, 347.
Zifhaningo, Miſſ., 226.
Zittibawaffee, Fluß, 296.
Toceo, Fluß, 238.
Zodd»Eyunty, Ky., 242.
Töpfer, 355.
Zohopefaliga, See, 220.
Toledo, D., 256.
Zolland, Eo., 150.
Tolland-Eounty, Co., 148,
Zombigby, Al., 222.
Zompfing-County, N.-Y., 155.
Tompkinsville, NR.-9., 168.
Topsham, Me., 128.
Townsend⸗Port, Or., 332.
507
Traub, Earl, 392.
Travers, See, 333.
Trenton, N.=$., 175.
Trenton, R.-Y., 169.
Trigg- County, Ky., 243. |
Trinity (Trinidad), Fluß, 11.280.
Troy, N.-9., 163.
Troy, D., 25.
TrumbulleEounty, O., 249.
Tuchmacher, Tuchbereiter, 356.
Tuchſcheerer, 356.
Tug⸗Fork⸗of⸗Sandy, Fluß, 200.
Tule, See, 316,
Zunifa-County, Miff., 226.
Tunfer, 68.
Tunfpamod, Pa., 18.
' Zurfey, Fluß, 303.
Turtle, Fluß, 310.
Tuscalooſa, Al., 224.
Tuscalooſa⸗County, Al., 222.
Tuscarara, Berge, 180.
Tuscarawas⸗County, D., 249,
Tuscola⸗County, Mich., 296.
Tuſſys-Berge, 180. ——
Tyger-Fluß, 212.
Tyler⸗County, Va., 201.
Tyrrel⸗County, N,-E., 207.
u.
Neberfahrtsgelegenheiten, 390.
Uhrmacher, 358.
Vifter-County, N.-9., 156.
Umatilla, Fluß, 330,
Umbagog, 125. 129.
Umpaua, Fluß, 330.
Unabhängigfeitserffärung, 19.
Union-Eounty, Pa., 182. -
Union-Eounty, N.-E., 208 .
Unisn-Eounty, ©a., 216.
Union-Evunty, Ky., 242,
Union-Evunty, D., 248.
Union-Eounty, 30., 265.
Unionvillage, DO., 250.
Unitarier, 68.
Univerfaliften, 68.
Yniverfitäten, 75.
Utica, N.-9., 168.
Urbarmad. d. Waldlandeg, 437.
Urbarmach. d. Prairielandes, 4414
508:
B.
Balentin, M., 380.
Ban Büren, Arf., 230, —
Ban Buren-County, Tenn., 238,
Ban Buren-County, Mo., 272,
Dan Buren-Eounty, Mich., 297.
Ban Buren-County, $o., 303.
Bandalia, Ill. 269,
Bahderburg-Eounty, Ind., 259,
Ban Wert-County, D,, 247,
Berfaffung der Ber. Staaten, 31.
Bergennes, DBt., 134.
Vergolder, 358,
Berhaltungsregeln für Zwiſchen—
deckspaſſagiere, 380,
Bermillion-County, SU., 267,
Bermillion-County, Ind., 260.
Bermillion, Fluß, 232. 259, 264,
Bermont, Staat. 131,
Berfailles, Ky., 245,
Berwaltung, 57.
Vevay, Ind. 260.
Vicksburg, Miſſ., 227.
Victoria, Ter., 292.
Viehzucht, 89. 446.
Vigo⸗County, Ind. 2600.
Binango-County, Pa., 180.
Bincennes, Ind., 262,
Virginia, Staat, 197,
Volkscharakter und Sitten, 63,
— zur Auswanderung,
W.
Wabaſh⸗County, Ill. 265,
Wabaſh, Fluß, 259. 260. 264, =
Waccamaw, 212. RN:
Warhebleicher, 366.
Wachstuchmacher, 356.
Wälſchkornbau, 448,
Waffenſchmiede, 363,
Wagner, 348,
Wafaffa-Bai, 220,
Wadkong-See, 330,
Waldo-County, Me., 125.
BWalfer-Eounty, Ga., 216.
Wallawalla, Fluß, 329.
Walworth⸗County, Wise. 310.
Wamberfie & Crooswyf, 399.
Bapfipinicon, Fluß, 303,
Kegifter,
Warren, D., 2357.
Warren-County, Mo., 272.
Warren-Eounty, D., 247.
Warren-Evunty, Ky., 242,
Warren-Epunty, Tenn,, 238,
Warren-Eouniy, Ga., 216.
Warren-Evunty, PDa., 180,
Warren-Eounty, N.-3., 173,
Rarrid-Eounty, Ind., 259,
Warriors-Berge, 180. 193,
Wartburg, Tenn., 239,
Warwid, R.-$., 146,
Wafhington, Ter., 291,
Wafhington, D. E,, 235.
Wafhington, Va., 188,
Wafhington, N.-E., 210.
Wafhington-County, DO., 249.
Wafhington-County, Ind. 260,
Wafpington-County, ZU., 265.
Wafpington-Eounty, Mo., 273,
Wafpington-County, 30., 303,
Wafpington-County, Tenn., 238,
Wafhington-Evunty, D. E. 234.
Waſhington-⸗Counth, Miff. 226,
Wafhington-Eounty, Al., 222.
Waſhington⸗Counth, N.-C., 207,
Waſhington-Counth, Mp., 193,
Wafhington-Eounty, Pa,, 180,
Wafpington-County, R.-3., 144,
Wafpington-County, Bt., 132.
Wafpington-Eounty, N.-9., 166.
Wafhington-County, Wisc., 309,
Waſhita, Fluß, 228. 231.
Wafptena-County, Mich,, 296.
Waffan⸗Island, 216,
Wateree, 212.
Waterloo, N.-9., 171.
Watertown, N.-9., 170.
Wayne, D., 257.
Wayne-County, N.-E,, 207.
Wayne-County, Pa., 180.
Wayne-County, Ra., 201.
Wapne-County, D., 249,
Wayne- County, SU., 265.
Wayne⸗Counth, Mpd., 272.
Wapyne-County, Mich., 296.
eber, 336. |
Weehawk, N.I., 176.
Weinbau, 88.
Weiße Berge, 9. 129.
Regiſter.
Weldon, N. C., 210.
Weſtfield, 136.
Weſt, Fluß, 132.
Weſtmoreland⸗County.
Weſtphalen, Mo., 273.
Weftphalen, Mich., 277. -
Weftpoint, N.-9., 115. 166,
Weft-Zanesville, O., 258.
Wheeling, Ba., 204.
Wpigs, 55.
Wpitbey-Eounty, Ind., 260,
Wpite-County, Tenn., 238. .
Wpite-County, Ill. 265. |
Whiteearth, Fluß, 333. |
White, Fluß, 259, 132. 238. 260.
271. 318 ®
Wpitewater, Fluß, 259.
Wpitley-Eounty, Ky., 242.
Wpitefive-County, Ill., 266.
Wichelhauſen & Comp., 392,
Wiltes-Eounty, Al., 222,
Willamette, Fluß, 329.
Rilf-County, Ill., 267.
Williams-Eounty, Ill., 265.
Williams⸗County, D., 247,
Williamsburgh, N.N., 168.
Williamſon⸗County, Tenn., 237.
Williamstown, Maff., 142.
Willmington, N.-E., 210.
Willmington, Del., 191.
Willoughby-See, 132.
—— 180. 193.
ilſon⸗-County, Tenn., 237.
Windham-County, Eo., 148.
Windham⸗-County, Vt., 132,
Windſor⸗County, Vt., 132.
Winneboga, Wisc., 314.
Rinnebago-County, Wisc., 309.
Winnebago, See, 307.
Winnebago-County, Ill., 267,
Winneſhiek-County, Jo., 303,
Winnipiſergee, 129.
Winsboro, S.-E., 214,
Wisconfin, Fluff, 307.
Wisconfin, Staat, 305.
Wood⸗County, D., 250.
Pa., 180.
£.
Autah, See, 316.
Wood⸗County, Va., 201.
Wood, Fluß, 142.
Woodſtock, Vt., 134.
Woodſtock, Ba., 204.
Woonſocket⸗Falis. R.⸗J., 146.
Worceſter⸗County, Maſſ., 137.
Wright⸗County, Mo., 274.
Wundärzte, 372.
Wyoming-Eounty, N.⸗Y., 155.
Wyoming-Eounty, Pa., 180,
x.
Kenia, D., 256.
Xylographen, 375.
Y.
Yackima, Fluß, 329. 330.
Yales-County, N-Y., 195.
Yallabufya-County, Mifl., 226
Yancy-County, N-E., 208.
Yaz00, Miff., 226.
Yazov-County, Miff., 226.
Yellow-Stone-Fluß, 324.
York, Pa., 186.
VYork⸗County, Me,, 125.
York-County, Pa,, 181.
Nork-Eounty, S.⸗C., 212.
York-Fluß, 202.
3.
Zäune, 442.
Zahnärzte, 372,
Zamboeg, 85.
Zanesville, D., 257.
BZiegelbrenner, 369.
Zimmerleute, 347,
Zinsfuß, 99,
Zitterer, 68. .
3var, D., 249,
Zolltarif, 463.
Zuderraffineurs, 365.
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Bet Julius Bädeker in Elberfeld find noch nachſtehende,
für den Auswanderer fehr wichtige Schriften erfihienen und
in allen Buchhandlungen zu haben:
Neueſte Länderkunde
mit beſonderer Beziehung auf
deutſche Auswanderung.
ir. Bd. Texas, nach mehrjährigen Beobachtungen dargeſtellt von
Pirtor Bracht (feit 1845 Bürger von Teras). 336 Seiten. geh.
nur 221 Sgr. | ,
—⸗— in engl. Bande mit color. Karte und den Grundriffen von
Caftroville und Neu-Braunfels 14 Thlr.
Der Herr Berfaffer giebt die erfte durchaus wahrheitägetreue Schilde
rung von Terad und des für den Deutfchen befonders geeigneten weftlihen Theiles,
nebit ausführlichen Rathſchlägen für deutfhe Einwanderer.
Die „Illuſtrirte Zeitung“, die „Allgem. Auswanderungs-Beitung‘ der „ſächſiſche
Auswanderer”, die „‚literar. Zeitung‘ u, a, empfehlen dad Buch den Auswanderern
vorzugdweife.
27. Bo. Auftralien und feine Kolonien, insbefondere Süd—
Auftralien und Auftralia felir. Ein Handbuh für Aus»
wanderer und Gefhäftsmänner; nach mehrjährigen Erfahrungen
von Weftgarth, Wilkinfon u. A. und den Berichten deutſcher
Koloniften dargeftellt und bearbeitet von 3. Ve. Waßkarl, Mit
Karte. geh. 1 Thle., in engl. Bande 14 Thlr.
Diefes Werk ift in allen Beurtheilungen ald das einzige unpartheiifde
und vollftändige über Auftralien anerkannt und empfohlen!
Ferner erichien dafelbfi:
Specialtarte des Staates Texas, nach der neueften Eintheilung.
of. u. cart. 12 Sgr.
Das Cajütenbuch, oder nationale Charafterifiifen, von Charles
Sealgfielt. 2 Bde. 8, Preis 4 Thir.
„Die Werke Ch. Sealsfield's, ded Amerikaner, gehören zu den Haffifchen
der deutfhen Literatur, und finden in Amerika, wie in England und Deutſch—⸗
land gleihgroße Bewunderung. Der Referent in der „AuswanderungdBeitung“ war
Beuge von dem ungebeuren Auffehen, welches die in New-York erfhienenen englifchen
Ueberfegungen diefer Werke in den Vereinigten Staaten machten: fie wurden wahrhaft
verfchlungen. — In dem Cajũtenbuch fhildert und Sealsfield mit unübertreffliher
Lebenswahrheit den Charakter des Teraners und feines Landes. — Wer eine ges
treue, lebhafte Schilderung des jungen Freiftaates, feiner Bewohner und ihres Helden»
fampfes wünfcht, wer ſich an mit genialen Zügen hingehaudten Skizzen des Pflanzer-
lebend weiden will, der findet fie bier, eingefleidet in eine ächt dichterifhe Hüle und
in einer glühenden Sprache.“ (f. Ausw-Btg. 1848, Nr. 42.)
„Left ihn, ihr Deutfchen, und Iernt von ihm Texas und die trandatlantifhe Welt
der Zukunft in meifterhaften Schilderungen kennen. Das Herz wird groß und weit
und warm bei diefer Lectüre.“ — fagt der Nedacteur der „Stafette”, 1846, Nr. 104,
„Er bewegt fih in der wirklihen Welt und nicht in Frankhaften, tendenzidjen
Manieren; feine Werke find ganz unfhäßbare Erwerbungen für die deutfche Literas
tur’ — fagt das Foreign Quarterly Review, Jahrz. 1846. (f. Magazin für die
Literatur des Auslandes, 1846, Nr. 90.)
Dr. C. de Haag, Nordamerika — Wisconfin. Winfe für Aus-
wanderer. Erfte Abth. Mit 3 Anfichten und Karte. 2te verm.
Aufl. 104 Seiten. 12 Sgr.
— + — Befchreibung von Wisconfin. Zweite Abth. nebft
Neifebilver. geh. 12 fgr.
Die „Allg. Andwanderungs-Zeitung“, der „Deutihe Auswanderer‘, „Dr. Menzels
Literaturblatt”, das „Eiberfelder Kreisblatt“ ꝛc. ꝛc. empfehlen dieſes Werkchen mit
folgenden Worten :
„Der Berfaffer erzählt feine eigenen Erlebniffe. Er ift in Allem fo genau und
fo wahrheitögetreu, das fein Werfchen ein fehr werthvolled, einem jeden Auswanderer
in höchſtem Grade zu empfehlendes genannt werden muß.“ — „Möge daher Wie:
mand, der fich irgendwie für jenes neue Deutfchland jenfeits des Ozeans
intereffirt, Niemand, der die beften Mittel und Wege zur Auswanderung
Zennen lernen will, die Lectüre dieſes Fleinen, wohlfeilen, aber
gediegenen und inhaltreichen Schriftchens verſäüumen!“
CH, Wettftein (Kaufmann in Milwaukee), Bericht aus Wis—
conſin. ir. Thl. geh. 15 Sgr.
Sperialfarte des Staates Wisconfin nad der neueſten Einthei-
fung. col, u. cart. 12 fgr.
Anweifungen für Wuswanderer nach den weftlichen Staa:
ten von Nordamerika: Ohio, Michigan, Indiana, Illinois,
Miffvuri, Jowa ꝛc., und Weifebilder von Aug, Kauſchenbuſch.
2t€ vermehrte Aufl. 120 Seiten. geb. 10 Sgr. (In Parthien:
20 Erempf. für 5 Thir. baar.)
„Diefes Iehrreihe Schriftchen eined wohlmeinenden und erfahrenen Manz
nes verdient allen denen zur forgfältigen Beachtung empfohlen zu werden, welche
mit dem Gedanken umgehen, auszumandern“ ꝛc. ꝛc. (Ehriftenbote 1849.)
Unter vielen andern empfehlenden Blättern fagt die „Allgem. Auswanderungs⸗
Beitung* 1848, Nr. 33: „Der Berfaffer, der vor etwa 2 Jahren als evangelifher
Prediger nad Nordamerika ging und einen bedeutenden Theil der Union, befonders
der dftlichen und nordweftlichen, bereifte, giebt den nach den Vereinigten Staaten
auswandernden Landleuten und Handwerfermeine Reihe von treffe
lihden AUnweifungen. Die den Anweifungen folgenden Reifebilder zeichnen
fih durch lebhaftes Eolorit und Treue aus.“
Lieder aus Wisconfin, von Adalf Schults. Elegant geb.
Preis 12 Sar.
„Srifhe Klänge aus der Bruft eined Europamüden, der ſich mit rechter Luft in
das Urwaldleben hineinwirft, um in ihm, in der gewaltigen, großartigen Natur das
zu finden, wad ihm die Civiliſation in Europa nicht geben fonnte, ein Feld für feine
Thatkraft. Beſonders frent e8, in dem Dichter ein recht trenes Herz für's Vaterland
zu finden. Wir wünfhen, das Büdjlein in mandes Auswanderers Händen zu fehen.”
‘Der Deutfche Auswanderer.) ;
: „Bon foldyer hier belebeuder Brifche, dort zündender Gluth, wie dieje Lieder von
Ad. Schultd, ward auf. diefem Gebiet der Mufen Labebecher und’ noch nicht ges
reiht; — befjer ald wir ed vermögen, fpricht das Werfchen für ſich ſelbſt.“ (. Allg.
Auswanderungd- Zeitung.)
Herr Dr. Menz el empfiehlt diefe Lieder im giteraturblatte.
Neueſter Wegweiſer für deutfche Auswanderer nach
Umerifa, von ©, E, Schulze in Rew-Norf, mit Karte von
Tenneſſee, Tabellen und Notizen. geb. 6 Sgr.
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