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Full text of "Vollständige einleitung in die Kenntniss und Geschichte der Steine und Versteinerungen"

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Tibrary of the Museum 
COMPARATIVE ZOÖLOGY, 


AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS. 


Founded by private subscription, in 1861. 


DR. L. pe KONINCK?’S LIBRARY. 
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Vollſtaͤndige Einleitung 


Kenntniß u Geſchichte 


Steine un Berfeinerungen, 


Johann Samet Schröter, 


erſtem Diaconus an der Stadt- und Hauptpfarrkirche zu St. Petri und Pauli zu Weimar, 


der Churfuͤrſtlich Saͤchſiſchen phyſicaliſch oͤconomiſchen Bienengeſellſchaft in der Oberlauſitz, 
der Churfuͤrſtlich Maynziſchen Academie nuͤtzlicher Wiſſenſchaften zu Erfurth, und der 
Geſellſchaft naturforſchender Freunde in Berlin, Mitglied. 


Zweeter Theil. 


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Mit drey Kupfertafeln. 


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Altenburg 
in der Richteriſchen Buchhandlung 1776 


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5 Dem 
Durchlauchtigſten Fuͤrſten und Herrn, 
HERAN 
Franz Friedtich Anton, 
Herzog zu Sachſen, 
Juͤlich, Cleve und Berg auch Engern und Weſtphalen, Land: 
grafen in Thuͤringen, Marggrafen zu Meißen, gefuͤrſteten 


Grafen zu Henneberg, Grafen zu der Mark und Ravens⸗ 
berg, Herr zu Ravenſtein, ꝛc. ꝛc. 


Meinem gnaͤdigſten Fuͤrſten und Herrn. 


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Durchlauchtigſter Erbprinz, 
Gnaͤdigſter Fuͤrſt und Herr! 


G iſt dem Naturforſcher gar nicht gleichguͤltig an 


2 ſolche Fuͤrſten zu gedenken, welche wie Eure 


Hochfuͤrſtliche Durchlaucht die Schätze der Natur 
kennen, und der Naturgeſchichte diejenigen Stunden zur 


3 9 85 Erho⸗ 


Erholung widmen, die fie von wichtigern Geſchaͤf⸗ 
ten übrig behalten. Die Naturgeſchichte verdienet dieſe 
Ehre. Denn da ſie uns die erRamungesinige Sack 
Gottes in ſeinen Werken vorlgt; da fi . uns ya. fen 
Anbetung des großen Schöpftrs himeſßt; da ſie aße. 
dem den reichſten Stoff zu den angenehmſten und nuͤtzlich⸗ 
ſten Betrachtungen anbietet: warum ſollte fie nicht eben 
ſowohl ein Schmuck für die Fürften ſeyn, als fie es für 
die Gelehrten iſt? Sie iſt es, und fie hat unſache ſich 
uͤber dieſen Vorzug zu freuen, da ſie, ſeitdem ſich hohe 
Haͤupter mit ihr beſchaͤftiget haben, eine ganz andere Ge⸗ 
ſtalt an ſich genommen hat, als ſie ehedem hatte; da man 


unter 


unter hundert Fuͤrſten kaum einen antraf, der ein Freund 
derſelben war. 

Die Länder, die Eure Hochfuͤrſtliche Durch⸗ 
laucht einſt beherrſchen werden, find an verſchiedenen Na⸗ 
turproducten vorzuͤglich reich, die Naturgeſchichte muß alſo 
nothwendig dadurch gewinnen, daß Sie ſelbſt Gnaͤdig⸗ 
ſter Herzog ein Kenner der Schaͤtze Ihrer Laͤnder find, 
und dies iſt auch die Urſache, warum Höͤchſt denenſelben 
ich dieſen Band meiner Einleitung in das Steinreich unter⸗ 
thaͤnigſt zueigne. Ich habe die freudige ae Eure 
Hochfürftliche Durchlaucht werden dieſes mein Unter: 
nehmen nicht in Ungnade anſehen. Der Herr laſſe Ihnen, 

Di.urch⸗ 


Durchlauchtigſter Herzog die freudigſten Begeguiſſe er 
fahren, vermehre Dero Jahre bis zum groͤßten menſchli⸗ 
chen Alter, und zeichne einen jeden Tag Ihres Lebens mit 
neuen Beweiſen feiner Vorſorge aus. Ich verbleibe in der 
tieſſten Unterthaͤnigkeit mindern 
Durchlauchtigſter Erbprinz 
Guaͤdigſter Fuͤrſt und Herr! a | 
Eurer Hochfuͤrſtlichen Durchlaucht 0 


Weimar 
den 29. Maͤrz 
1776. 


unterthaͤnigſter Knecht 


Johann Samuel Schroͤter. 


Vorrede. 


ch uͤberliefere hiermit meinen Leſern den zweeten Band meiner voll 
ſtaͤndigen Einleitung in die Kenntniß und Geſchichte der Steine und 
der Verſteinerungen K und endige mit dieſem Bande den erſten Theil 
meiner Arbeit, naͤmlich die Lehre von den Steinen. Ich habe in 
dem dritten Abſchnitte von den undurchſichtigen Steinen die zwote Blaſſe 
von den Kalkartigen Steinen, Seite 1160; die dritte Klaſſe von den Gypsarti⸗ 
gen Steinen, Seite 160.215; die vierte Alaffe von den Thonartigen Steinen, 
Seite 216-374, abgehandelt, und hiebey aller bekannten Steinarten gedacht, die 
in eine jede Klaſſe gehören. Es iſt bisweilen geſchehen, daß ich einige Steinarten 
zu einer andern Klaſſe gerechnet habe, als verſchiedene meiner Vorgaͤnger gethan ha— 
ben, allein ich habe auch alsdann allemal die Gründe angefuͤhret, die mich dazu bewo— 
gen haben. Nun blieben mir aber doch noch einige Steinarten übrig, von welchen es 
nicht entſchieden iſt, zu welcher Klaſſe man ſie zählen foll; Steinarten, die entweder 
r . 3 noch 


11 Vorrede. 


noch nicht chymiſch unterſucht find, oder die nicht einmal durch chymiſche Verſuche ihre 
Grunderde deutlich genug offenbaren, dieſe habe ich in die fünfte Blaſſe gebracht, 
und ihnen mit Herrn Baumer den Namen der vermiſchten Steine gegeben. Sie 
find Seite 374.426. beſchrieben. Mit dieſer Klaſſe hätte ich den erſten Theil mei⸗ 
ner Arbeit endigen koͤnnen. Allein ich habe in einem Anhange, dem ich den Na⸗ 
men des vierten Abſchnittes gegeben habe, diejenigen Steine beſchrieben, welche 
ohne verſteinert zu ſeyn, eine gewiſſe Bildung angenommen haben, und Bieher die 
Bildſteine und die Ineruſtaten gerechnet. Da die Bildſteine in unſern Tagen ei» 
nen großen Theil ihres ehemaligen Anſehens verloren haben, fo habe ich hier nur dieje— 
nigen Steinarten beſchrieben, welche vor andern merkwuͤrdig ſind, und die Adler— 
ſteine, die Dendriten, den Kroͤße⸗ oder Kragenſtein, den Confect, und ſon⸗ 
derlich die Zingibriten, die Erbſenſteine, die Roggenſteine und die Incru⸗ 
ſtaten, ſonderlich das incruſtirte Moos beſchrieben. Da dieſes alles zuberlaͤßig 
keine Verſteinerungen ſind, ſo ſchien es mir ſchicklicher zu ſeyn, ſie in dieſen, als in 
den folgenden Band zu bringen, zumal da ich ſie in einem Werke, das die ſaͤmtlichen 
Koͤrper des Steinreichs abhandelt, in keiner Ruͤckſicht uͤbergehen konnte. Im drit⸗ 
ten Bande kann ich nun die weitlaͤuftige Lehre von den Verſteinerungen vor mich neh⸗ 
men, und ich werde mit einer Einleitung in die Verſteinerungskunde den Anfang 

machen. : | | 
Die Ausarbeitung felbft ift nach eben dem Plane verfertiger, den ich bey der 
Ausarbeitung des erſten Bandes vor Augen gehabt habe. Ich habe diejenigen Schrift: 
ſteller, die mir über eine jede Steinart bekannt worden find, nachgeleſen, ihre Gedan⸗ 
ken in eine zuſammenhangende Ordnung gebracht, fie zu vergleichen geſucht, meine 
eignen Gedanken und Beobachtungen hinzu gethan, und auf dieſe Art gewiß nicht ohne 
viele Arbeit ein Ganzes verſertiget. Weil ich zugleich eine Geſchichte der Lithologie 
ſchreibe, fo habe ich die Chymie nicht ganz übergehen koͤnnen. Ich geſtehe es gern, 
daß ich kein Scheidekuͤnſtler bin, und bey dieſem Geſtaͤndniß erröthe ich nicht. Chy⸗ 
mie und Lithologie ſind zwo getrennte Wiſſenſchaften. Man kann ein guter Chy⸗ 
micus und dabey ein ſchlechter Ktholog ſeyn; hingegen aber eine große Staͤrke in der $is 
thologie beſitzen, ohne ein Scheidekuͤnſtler zu ſeyÿn. Inzwiſchen hat die Chymie in der 
Lithologie ihren großen und entſchiedenen Nutzen, und wir wuͤrden von den innern Bee 
ſtandtheilen der mehreſten Steinarten ſehr wenig wiſſen, wenn es uns nicht die Chymie 
f | gelehret 


Vorrede. 111 


gelehret haͤtte. Inzwiſchen hat die Chymie in Ruͤckſicht auf die mehreſten Steine noch 
lange nicht denjenigen Grad der Vollkommenheit erreicht, den ſie haben ſollte, wenn 
fie den Lithologen eine unſehlbare Richtſchnur feyn ſollte. Man leſe nur zween Scheide⸗ 
kuͤnſtler uͤber eine zweifelhafte Steinart nach, wenn man ſich von der Wahrheit deſſen, 
was ich geſagt habe, uͤberzeugen will. Bey ſolchen Umſtaͤnden, und da ich die chymi⸗ 
ſchen Verſuche der Gelehrten nicht ſelbſt pruͤfen kann, habe ich nur die Gedanken eines 
Pott, eines Marggraf, und anderer neuerer Scheidekuͤnſtler aus ihren Schriften 
vorgetragen, und das, was ich bey ihnen gefunden habe, auf ihre eigne Verantwor⸗ 
tung hingeſchrieben. Wer hier etwas auf meine Rechnung ſchreiben wollte, der wuͤrbe 
ſehr unbillig handeln. 

Ich habe dieſem Bande drey Bupfertafeln beygeſuͤgt, welche, wenn ich die 
Saͤchſiſche Wundererde ausnehme, zu dem vierten Abſchnitte von den Bild— 
ſteinen gehoͤren. Damit ich manchem unreifen Urtheile vorbeuge, fo muß ich über 
dieſe und über meine kuͤnftigen Kupfertafeln einige allgemeine Anmerkungen machen. 
Ueber Zeichnungen und Stich erwarte ich nicht die geringſten Vorwuͤrfe. Denn 
wie mein Freund Herr Sofadvocat Temmler hier zu Weimar, in ſeiner Kunſt 
Meiſter iſt, und wie ich demſelben hier das oͤffentliche Zeugniß geben kann, daß ſeine 
Zeichnungen der Natur ganz getreu ſind; fo hat mein Herr Verleger dieſe Zeichnun- 
gen einem ſolchen Kuͤnſtler uͤbergeben, der ſeiner Arbeit viel Ehre macht, und meinem 
Buche durch ſeine Kunſt zu einem beſondern Schmucke gereicht. Aber uͤber die Koͤr⸗ 
per ſelbſt, die ich auf dieſen drey Tafeln mitgetheilt habe, und auf den kuͤnftigen Tafeln 
noch mittheilen werde, muß ich einige Erinnerungen voraus ſetzen. Ich habe mein 
Buch nicht allein für diejenigen abgefaßt, welche die Lithologie als Wiſſenſchaft inne 
haben, ſondern auch für diejenigen, welche dieſelbe erſt erlernen, oder ihre bereits gex 
ſammleten Kenntniſſe vermehren wollen. Ich mußte alſo in der Wahl derjenigen Koͤr⸗ 
per, die ich abzeichnen laſſe, nothwendig auch auf ſolche fallen, welche geuͤbten Kens 
nern bekannt find, und in den Naturalienſammlungen häufig vorkommen. Daher 
habe ich einige Dendriten, Erbſen⸗ und Koggenſteine auf den beyden erſten Tas 
feln abzeichnen laſſen. Soll mein Buch vollſtaͤndig werden, ſo darf kein Geſchlecht, 
nicht einmal eine vorzuͤgliche Geſchlechtsgattung fehlen. Naͤchſtdem foll mein Buch 
nicht etwa ein Werk zur Pracht, ſondern zum Nutzen ſeyn. Allzu große Koͤrper, wo 
ein einziger eine ganze Tafel einnimmt, werde ich daher nur ganz ſparſam auftreten 

a 2 laſſen, 


iv Vorrede. 


laſſen, damit der Kaufpreiß meines Buches nicht ohne Noth erhoͤhet werde. Denn fo 
viel es mir nur immer moͤglich iſt, werde ich die Anzahl der Kupfertafeln einzuſchraͤnken 
ſuchen. Ich werde daher auch nicht von einem jeden Geſchlechte alle Geſchlechtsgattun— 
gen, ſondern nur ſo viel liefern, als zur Kenntniß der Sache ſelbſt noͤthig ſind. Wo 
daher Koͤrper von der Art ſind, daß ſie durch bloße Beſchreibungen deutlich gemacht 
werden koͤnnen, z. B. Braͤuter, Blätter und dergleichen, da werden die Abbildun⸗ 
gen ſparſamer vorkommen. Inzwiſchen werde ich mich bemuͤhen, ſo viel moͤglich gute, 
vollſtaͤndige, deutliche und wuͤrklich verſteinte Koͤrper, und dieſe nach lauter Originalen 
gezeichnet, zu liefern. Und wenn ich das in der Folge leiſte, ſo leiſte ich nach meiner 
Einſicht alles, was man nach den billigſten Forderungen von mir erwarten kann. An⸗ 
faͤnglich hatte ich mir vorgenommen, alle Kupfertafeln am Ende dieſes Werkes zu be. 
ſchreiben; ich habe aber dieſen Vorſatz geaͤndert, und werde jedem Bande eine kurze 
Beſchreibung derjenigen Tafeln anhaͤngen, die zu demſelben gehoͤren. 


Die Quellen, deren ich mich bey der Aus arbeitung dieſes Bandes bedienet habe, 
find in den Anmerkungen angefuͤhret; wenn aber einige vorzuͤgliche neuere Schriften 
fehlen, ſo ſind es ſolche, die mir erſt zu Geſichte gekommen ſind, da mein Manuſcript 
bereits in den Haͤnden meines Herrn Verlegers war. Ueberhaupt aber iſt es fuͤr 
unſre an Schriftſtellern fo fruchtbare Tage beynahe nicht moͤglich alle die Schriften zu 
kaufen, wenn man ſie auch leſen koͤnnte, die uͤber die verſchiedenen Faͤcher der Natur 
geſchrieben ſind. Wenn alſo auch manche Steinart, die ich hier abhandle, manche 
Bereicherung in den neuſten Zeiten erhalten hat, die ich nicht bemerkt habe, ſo bitte 
ich mich mit der Einſchraͤnkung menſchlicher Kenntniſſe zu entſchuldigen. Ueber manche 
Gedanken, die ich vorgetragen habe, habe ich nun andere, und vielleicht richtigere Kennts 
niſſe, es wuͤrde aber fuͤr eine Vorrede zu weitlaͤuftig ſeyn, wenn ich fie anführen wollte. 
Ich will nur ein einziges Beyſpiel anführen. Ich habe Seite 200. von den Ammo⸗ 
niten um Champagne geſagt, daß ſie einer Gypsartigen Natur waͤren. Nachdem 
ich ſie aber durch Herrn D. Buchholz hier zu Weimar, der ein erfahrner Scheide⸗ 
kuͤnſtler ift, genauer habe unterſuchen laſſen, fo ift es nun zuverlaͤßig, daß dieſe Vers 
ſteinerung nicht Gypsartig, ſondern daß ihre Grunderde eine wahre Kieſelerde ſey. 
Sie gehören alſo unter die Bieſelartigen Verſteinerungen. Daß man aber 
Gypsartige Verſteinerungen habe, davon uͤberzeuget uns Herr Hofrath Walch 

im 


Vorrede. v 


im 3. Stuͤck des Naturforſchers Seite 215. wo er Chamiten und Pectiniten von 
Algier anfuͤhret, die in einen feinen Gypsſpath verwandelt ſind. 


Endlich mache ich meine Leſer noch mit den Druckfehlern bekannt, die in dieſem 
Bande vorkommen. Ich muß meinem Herrn Verleger das Zeugniß geben, daß 
er auf einen correcten Druck alle Sorgfalt wendet, aber die große Menge fremder Bes 
nennungen entſchuldigen es allemal, wenn verſchiedene Druckfehler mit unterlaufen. 
Der geehrteſte Leſer wird fie folgender Geſtalt verbeſſern. Seite 8. Zeile 28. lies für 
Kallſtein, Kalkſtein. S. 16. Z. 21. Gothlani, Gothland. S. 21. Z. 37. Clacareus, 
Calcareus. S. 29. 3.27. Adrio, Agric. S. 33. Z. 36. Scheichzer, Scheuchzer. S. 46. 
Z. 6. Buͤndejaspis, Baͤnderjaspis. S. 46. Z. 39. Zeidleriſche, Zedleriſche. S. 55. Z. 6. 
Pectukeliten, Pectunculiten. S. 59. Z. 25. Beßer, Leßer. S. 61. Z. 20. aque, aquae. 
S. 68. Z. 11. Tophe, Tophus. S. 69. Z. 3. je, ja. S. 74. Z. 17. Barbra, Barba. 
S. 75. Z. 15. Croe, Cron. S. 76. not. i. Bomare, Mineralogie u. ſ. w. S. 86. Z. 27. 
Waſſer, Maßen. S. 87. Z. 34. Stellen, Stollen. S. 103. Z. 31. Solenit, Selenit. 
S. 107. Z. 13. 14. geiſtert, gniſtert. S. 108. Z. 5. findet, nennet und findet. S. 112. 
Z. 6. Materien, Matricen. S. 117. Z. 18. Pott, Boodt. S. 132. Z. 3. Sterenskliet, 
Stevensklint. S. 135. Z. 18. Certa, Creta. S. 151. Z. 17. Cylinder, Cylindern. S. 160. 
Z. 13. und 31. Poll, Pott. S. 171. Z. 24. Schenohz, Scheuchz. S. 175. Z. 9. Boro, 
Born. S. 176. Z. 21. Lehmann, Gerhard. S. 185. Z. 11. Verſtaͤndigkeit, Vollſtaͤn⸗ 
digkeit. S. 200. Z. 19. Chanuten, Chamiten. S. 206. Z. 10. Hrofeſſor, Proſeſſor. 
S. 206. Z. 31. Wurzelſpath, Wuͤrfelſpath. S. 207. Z. 33. Ceppeler, Cappeler. S. 222. 
3.28. Sarerftein,, Lavetſtein. S. 224. Z. 2. Schieferſteine, Seifenſteine. S. 224. 3.3. 
Larezzi, Laretzie, Lavezzi, Lavetzie. ©. 245. Z. 18. Kräfte, Kluͤſte. S. 250. Z. 26, 
Karmel, Karneol. S. 260. Z. 26. Kalkhaut, Talkhaut. S. 261. Z. 12. Bergfell, 
Bergfett. S. 273. Z. 2. Kalkkryſtallen, Talkkryſtallen. S. 276. Z. 15. Kamellen, La⸗ 
mellen. ©. 279. Z. 3. Groden, Geoden. S. 286. not. k. Brömifche, Bremiſche. 
S. 290. Z. 22. f. Asbeſtes, Asbeſtus. S. 296. not. b. mineraliſche, Mineralogiſche. 
S. 306. Z. 32. bloßen, blaſſen. S. 312. 3.15. fpura, ſpuria. S. 316. 3. 16. Schwid⸗ 
nitz, Schweidnitz. S. 347. Z. 14. Oberbergrath, Oberbergrath Gerhardt. S. 369. 
Z. 3. ſietern, ſintern. S. 388. Z. 7. Erdminern, Erdminen. S. 403. Z. 3. Sinna, 
Siena. S. 405. Z. 23. Wendes, Mendes. S. 417, Z. 34. comiſche, coniſche. S. 421. 
x - a 3 3. 37. 


— 


vl Vorrede. 


3. 37. Zuſammenſieterung, Zufammenfinterung. S. 428. Z. 23. caritäte, catitatem, 
cauitate, cauitatem. S. 430. 3.14. Waimar, Weimar. S. 432. Z. 24. geſchwaͤrzte, 
geſchwaͤnzte. S. 441. Z. 9. II. aitites, aetites. S. 445. Z. 9. Stigniten, Stigmiten. 
S. 445. not. o. Baiere, Baiern. S. 458. Z. 4. Riſerchen, Reiſerchen. S. 473. 2. 17. 
Roggenſteine, Erbſenſteine. S. 479. Z. 6. Orlithus, Oolithus. 5 112 


Die Stunden, die mir mein Amt uͤbrig laͤßt, werde ich auf den dritten 
Band diefes Buchs wenden, und die Verſteinerungen abzuhandeln anfangen; die 
Zeit aber, wenn ich ihn hervortreten laſſe, kann ich jetzo noch nicht beſtimmen. Ich 
werde mich aber bemuͤhen ihn ſo auszuarbeiten, daß ich die Erwartungen der Leſer nicht 
taͤuſche. Inzwiſchen danke ich ihnen fuͤr die bisherige guͤtige Aufnahme meiner Arbei⸗ 
ten, und mein Eifer wird dahin gehen mich eines ſolchen guten Zutrauens immer wür« 
diger zu machen, ſo wie ich alle denenjenigen Freunden oͤffentlich danke, die mich durch 
Nachrichten und durch Naturalien bey meinen Bemuͤhungen unterſtuͤtzen. 


Johann Samuel Schröter. 


Kurzer 


Kurzer Innhalt dieſes Bandes. 


Kurzer Innhalt dieſes Bandes. 


— 


VII 


Des erſten Theils dritter Abſchnitt, von den undurchſichtigen Steinen. 
Die zweyte Klaſſe, von den Balkartigen Steinen. 


Ven den Kalkartigen Steinen überhaupt. $ 317. Seite 1. f. Inſonderheit: 
LXI. Der Kalkſtein. ö 

1) Deſſen Namen. $. 320. S. 5. 

2) Deſſen aͤuſere und innere Beſchaffenheit. §. 321. S. 6. 

3) Die Meynungen über den Urſprung der Kalkerde und Kalkſteine. §. 322. S. 7. 

4) Die mit dem Kalkſteine unternommene chymiſchen Verſuche. F. 323. S. 10. 

5) Der Unterſchied der Kalkſteine und ihre Eintheilungen. 6. 324. S. 13. 

6) Sein Verhaͤllniß gegen die Verſteinerungen, Minern u. d. g. $. 325. ©. 16. 

7) Der Nutzen deſſelben, und das beſondere Kalkbrennen zu Bar. F. 326. S. 18. 

8) Von den Oertern, und ob die mehreſten Gebuͤrge Kalkgebuͤrge find. §. 327. S. 20. 

LXII. Der Marmor. 

1) Die Geſchlechts und andern Namen die er fuͤhret. §. 328. S. ar. 

2) Ueber den richtigen Begriff vom Marmor. F. 329. S. 22. 

3) Unterſchied deſſelben von den Kalkſteinen, Alabaſter und Muſchelmarmor, und 
von denen mit dem Marmor angeſtellten chymiſchen Verſuchen. §. 330. S. 24. 

4) Die Meynungen uͤber die Erzeugung des Marmors. $. 331. S. 26. 

F) Die Verfihiedenbeiten und Eintheilungen deſſelben. §. 332. S. 28. 

6) Die vorzuͤglichſten Marmorarten, die Marmore der Alten, Ruinenſteine, Nor— 
wegiſchen, Schweitzeriſchen, Blankenburgiſchen, Irrlaͤndiſchen, Ungariſchen, 
Boͤhmiſchen, Italiaͤniſchen, Franzoͤſiſchen, Schwediſchen, Salzburgiſchen, Bay— 
reuthiſchen Mar more, von dem Verde antico, und den amerikaniſchen Marmor⸗ 

kugeln. F. 333. S. 31. 
7) Ob der Marmor von neuem wachſe? Sein Verhalten gegen Verſteinerungen und 
Minern. Ob er nach der Caleination leuchte? und ob er in Fluß uͤbergehe? 
§. 334. S. 43. 
3) Von dem Nutzen, Gebrauch, Lage, und Oertern, wo er liegt. S. 335. S. 46. 
LXIII. Der Muſchelmarmor. | 

1) Seine Namen, die er fuͤhrt. 6 336. S. 49, 

2) Der eigentliche und richtige Bogriff von demſelben. §. 337. S. 50. 

3) Einige allgemeine Anmerkungen über feine eigentliche Beſchaffenheit. $. 338. S. sr. 
4) Ueber feine Entſtehungsart, und ob man ihn klaſſificiren koͤnne. F. 339. S. 83. 
5) Nachricht und Beſchreibung der vorzuͤglichſten Mufchelmarmore, $. 340. S. 54. 

; 6) Seine 


vIII f Kurzer Innhalt dieſes Bandes. 


6) Seine Ruͤckſicht auf Minern, fein Anſehen, Nutzen und die Oerter wo er 
liegt. §. 341. S. 58. ö | 
LXIV. Der Tophſtein, Topkus, 
1) Seine Namen. $. 342. S. 60. 
2) Beſchreibung deſſelben. F. 343. S. 6t. 
3) Ueber ſeine Beſtandtheile und Entſtehungsart. §. 344. S. 62. wo zugleich von 
5 verſchiedenen Geſtalten, und den fremden Koͤrpern, die er enthaͤlt, gehan⸗ 
delt wird. f 
4) Eintheilungen der Tophſteine. §. 345: S. 66. 
5) Nachricht von den vorzuͤglichſten Tophſteinbruͤchen. . 346. S. 68. wo noch beſon⸗ 
ders von der Bruͤcke bey Clermont, und dem Carlsbader Tophſtein geredet wird. 
6) Seine Verwandſchaft mit den Minern, ſein Nutzen, und die Oerter, wo er 
liegt. $. 347. S. 72. . 
LXV. Der Tropfſtein. 
1) Seine Namen. $. 348. S. 75. 
2) Unterſchied vom Tophſtein und naͤhere Beſchreibung deſſelben. §. 349. S. 77. 
3) Von dem Gypsartigen Tropfſteine und den Beſtandtheilen des Kalkartigen. 
§ 350. ©. 78. ö 
4) Die Meynungen uͤber den Urſprung der Tropfſteine. 6. 351. S. 79. 
5) Die Nachrichten der Alten von ihnen. $. 352. S. 81. 


6) Die Eintheilungen derſelben. §. 353. S. 82. 5 
7) Beſchreibung verſchiedener Tropfſteinhoͤhlen. §. 354. S. 84. 5 
8) Einige vorzuͤgliche Anmerkungen von ihm, und von den Oertern, wo er liegt. 


. sis S. dd. 
LXVI. Der Kalkſpath und deſſen Druſen. 
1) Von dem Spathe überhaupt: §. 356. S. 9o. 

2) Von dem Kalkſpathe inſonderheit, deſſen Namen und Beſchreibung. . 357. S. 92. 
3) Von dem Urſprunge des Kalkſpathes. F. 388. S. 93. \ 
4) Von den Kalkſpathdruſen, deren Namen und Beſchaffenheit. $. 359. ©. 95. 

5) Eintheilungen der Kalkſpathe. F. 360. S. 96. N 

6) Einige vorzuͤgliche Kalkſpathe, nämlich der Ludus Helmontii, der Eiſenſpath, 
und die weiſe Eiſenbluͤthe. $. 361. S. 100. N 

7) Einige BER Anmerkungen über den Kalkſpath, und die Oerter wo er liegt. 
$. 362. S. 102. 8 

LXVII. Der Stinkſtein. 

3) Seine Namen. 6. 363. S. 105. | 1 

2) Beſchreibung feiner Natur und Verhalten im Feuer. §. 364. S. 106. 

3) Einige beſondere Stinkſteine. 9. 365. S. 107. Wia 

4) Der Ort wohin er gehoͤret, und ſein Urſprung. 366. S. 108. 

5) Eintheilungen des Stinkſteins. H. 367. S. 10. | 

6) Sein Verhalten gegen Petrefacten und Minern, und von den Oertern wo er ge⸗ 
funden wird. b. 368. S. III. 

LXVIII. 


Kurzer Junhalt dieſes Bandes. 1X 


LXVIII. Der armeniſche Stein. 
1) Seine Namen. $. 369. S. 113. 
2) Seine Beſchreibung, und ob er der Cyanus der Alten ſey. H. 370. S. 113. 
3) Das Geſchlecht wohin ihn die Gelehrten ſetzen. $. 371. S. 115. 
4) Vom Ultramarin der daraus bereitet wird. h. 372. S. 116. 
5) Einige Anmerkungen uͤber den armeniſchen Stein, und von den Oertern wo er 
liegt. $. 373. S. 117. 
LXIX. Der Schneideſteln „oder die ſchwediſchen Sliefen, 
1) Seine Namen. 9. 374. S. 118. 
2) Die merkwuͤrdigſten Umſtaͤnde von dieſem Steine. $. 375. S. 119. 
LXX. Die Kreide, i 
1) Die Namen derſelben. $. 376. S. 121. 
2) Zweydeutigkeit des Wortes Kreide. §. 377. S. 121. 
3) Beſchreibung der Kreide und der chymiſchen Verſuche mit derſelben. §. 378. 8 122. 
4) Ueber die Entſtehungsart derſelben. $. 379. ©. 124. 
5) Eintheil. derſ. u. von den Koͤrpern, welche den Namen Kreide führen. . 380. = 127. 
6) Ihr Verhaͤltniß gegen die Verſteinerungen. $. > S. 129. 
7) Von der Lage der Kreide in der Erde. 5 382. S. 131. 
8) Von dem Nutzen der Kreide. $ 383. ©. 132. 
LXXI. Der Kalkartige Stephansſtein. 
Vollſtaͤndige Beſchreibung dieſes von wenigen bemerkten rn §. 384. S. 133. 
LXXII. Der Mergel. 
1) Deſſen Namen. 5. 385. S. 134. 
2) Zweydeutigkeit des Wortes Magel, und Beſchreib. des M ergels. §. 386. S. 135. 
3) Verſchiedene Gattungen, chymiſche Verſuche, und von dem Orte wohin der Mer- 
gel in einem Syſtem gehoͤret. $. 387. S. 137. 
4) Entſtehungsart des Mergels. F. 388. S. 139. 
5) Verſchiedene Eintheilungen deſſelben. $. 389. S. 140. 
6) Ruͤckſicht deſſelben auf Verſteinerungen, Dendriten und Minern. §. 390. ©. 142. 
7) Der Nutzen deſſelb. feine Lage in der Erde, und die Oerter wo er liegt. 9.391. ©. 144. 
LXXIII. Die Oſteocolle. 
1) Schwierigkeiten bey dieſer Beſchreibung und ihre Namen. 6. 392. S. 146. 
2) Verſchiedene Meynungen über die Oſteocolle. §. 393. S. 147. 
3) Eigentlicher Begriff davon. F. 394. ©. 150. 
4) Ausführlichere Nachricht von der eigentlichen Oſteocolle. §. 395. S. 18 t. 
5) Ueber die Entſtehungsart derſelben. §. 396. S. 153. 
6) Nutzen derſelben, und die Oerter wo fie liegt. g. 397. S. 154. 
LXXIV. Der Balkartige Alabaſter. 
1) Gelegenheit zu dieſer Abhandlung. $. 398. S. 156. 
2) Der Alabaſter der Alten war Kalkartig. 5. 399. S. 156. 
3) Beſchreibung deſſelben und von ſeinem Unterſchiede von dem Marmor. 6, 400. 
S. 157. Hier wird zugleich ee ob er ein Stalactit ſey? 
er Die 


x Kurzer Junhalt dieſes Bandes. 


Die dritte Rleffe, von den Gypsartigen Steinen. 
Ueberhaupt wird von dieſen Steinen gehandelt: a 
1) Ob ſie mit Grunde von den Kalkartigen Steinen zu trennen ſind. §. 401. S. 160. 
2) Was Gypsartige Steine find? $. 402. S. 161. 
3) Welche Steinarten die Gelehrten dahin zählen. F. 403. S. 162. 
Inſonderheit werden beſchrieben: 
LXXV. Der Gypsſtein und die Gypsdruſen. 
1) Die Namen derſelben. F. 404. ©. 164. 
2) Beſchreibung derſelben und die Nachrichten der Alten von ihnen. §. 405. S. 164. 
3) Die chymiſchen Verſuche mit denſelben. §. 406. S. 166. 
J) Ihre Uebereinkunft mit den Kalkſteinen. $. 407. ©. 167: 
5) Die Eintheilungen derſelben. F. 408. S. 169. 
6) Einige beſondere Anmerkungen von dieſen Steinen. §. 409. S. 171. 
7) Befhreibung der Gypsdruſen. $. 410, S. 171. 
8) In den Gypsſteinen find keine Verſteinerungen und wenig Minern. F. 411. S. 17g. 
9) Von dem Nutzen der Gypsſteine. $. 412. S. 175. 
LXXVI. Der Alabaſter. 
1) Ueber die Ableitung des Worts Alabaſter, und deſſen übrige Namen. F. 413. S. 177. 
2) Beſchreibung des Alabaſters und große Zweydeutigkeit dieſes Worts. 9. 414. S. 178. 
3) Unterſchied zwiſchen dem Marmor und andern Gypsſteinen. §. 415. S. 180. 
4) Von dem Urſprung des Alabaſters. H. 416. S. 181. 
5) Chymiſche Verſuche mit demſelben. F. 417. S. 182. ö 
6) Eintheil. des Alabaſters. $. 418. S. 185. und Benennungen „ 
7) Von den Beſtandtheilen des Alabaſters und ſein Verhaͤltniß gegen Verſteinerun⸗ 
gen und Minern. 6. 419. S. 187. 
8) Beſchreibung einiger vorzuͤglichen Alabaster. g. 420. S. 188. 
9) Der Nutzen des Alabaſters, und die Oerter wo er gefunden wird. $. 421. S. 189. 
LXXVII. Der Alabaſtrit. 
1) Die Namen die er führt. F. 422. S. 192. 
2) Die verſchiedenen Meynungen der Gelehrten über dieſen Stein. F. 423. S. 192. 
3) Die Beſchreibungen der Alten von demſelben, aus welchen endlich folgt, daß 
wir dieſen Stein nicht mehr kennen. F. 424. S. 194. 
LXXVIII. Der Gypsſpath. 5 ö 
1) Von feinem Namen und Beſchaffenheit. $. 425. ©. 196. 
2) Eintheilung deſſelben und Nachricht von befondern Oppeſpalhen. $. 426. S. 198. 
LXXIX. Der Feder ſpath oder Strahlgyps. 
1) Seine Zweydeutigkeit und Namen. F. 427. S. 200, 
2) Beſchreibung feiner eigentlichen Beſchaffenheit. H. 428. S. 201. 
3) Die verſchiedenen Gattungen deſſelben. $. 429. S. 202. 
4) Von den Derter wo er bricht, und von feinem Nutzen. §. 430. S. 203. 
LXXX. Der Bononienſiſche Stein. 
1) Seine Benennungen. F. 431. S. 20% 
a) Ge⸗ 


Kurzer Innhalt diefes Bandes. xt 


2) Genauere Beſchreibung beſſelben und das Geſchlecht wohin ihn die Gelehrten 
feßen. H. 432. S. 205. 
3) Chymiſche Verſuche mit dieſem Steine. F. 433. S. 208. 
4) Von der leuchtenden Kraft deſſelben und ſeiner eee $: 434. S. 209. 
5) Die verſchied. Gattungen, fein Werth, u. Oerter woer gefunden wird. $. 435. ©. 213. 
LXXXI. Der Leberſtein. 
Dieſer Gypsartige Stinkſtein wird ausführlich beſchrieben. F. 436. S. 214. 


Die vierte Rlafje, von den Chonartigen oder Seuerfeſten Steinen. 
Ueber haupt wird hier 
1) Von den verſchiedenen dee e biefer Steine geredet. $. 437. S. 216. 
2) Von dem Thone ſelbſt und feinen Kennzeichen. §. 438. S. 217. 
3) Herrn NRacquer Verſuche mit dem Thone. H. 439. S. 218. 
4) Von den Thonartigen Steinen einige allgemeine Anmerkungen, und von den 
Steinarten, welche die Gelehrten in dieſe Klaſſe ſetzen. §. 440. S. 219. 
Inſonderheit werden dieſe Steinarten in folgender Ordnung beſchrieben. 
LXXXII. Der Seifſtein. 
1) Namen, Beſchreibung und Gattungen deſſelben. $. 441. S. 221. 
2) Beſchreibung des Roͤthels als eine Gattung des Seiſſteins. F. 442. ©. 223. 
EXXXIII. Der Topfſtein, Ollaris. 
1) Die Namen deſſelben. $. 443. S. 223. 
2) Falſche Beſchreib. dieſes Steins, und die richtige Beſchreib. deſſelben. $. 444. S. 224. 
3) Die Nachrichten der Alten von ihm, u. das Geſchlecht wohin er gehoͤret. $. 445. S. 226. 
4) Nachricht von den Topfſteinen verſchiedener Gegenden. $. 446. S. 227 
5) Zubereit. und Gebr. dieſer Steine und die Oerter wo er gefunden wird. $. 447. 8 229. 
LXXXIV. Der Speckſtein oder Schmeerſtein. 
1) Namen deſſ. wo beſonders von dem Namen Gemmahnja geredet wird. $. 448. S. 230. 
2) Beſchreibung deſſelben aus aͤltern und neuern Schriſtſtellern. F. 449. ©. 231. 
3) Unterſch. zwiſchen verwandten Steinarten, u. chymiſ. Verſuche damit. §. 450. ©. 233. 
4) Von dem Geſchlecht wohin er gehoͤret. §. 451. S. 234. 
5) Von der Eintheilung deſſelben, und von dem Bayreuthiſchen Speckſteine 
inſonderheit. F. 452. S. 235. 
6) Von ſeinem Verhaͤltniß gegen die Verſteinerungen, und Minern, ſeinem Mugen, 
und den Oertern wo er gefunden wird. F. 453. ©. 237. 
LXXXV. Die ſaͤchſichſe Wundererde. 
1) Geſchichte der Entdeckung dieſes Steines, und feine Namen. 6. 454. S. 239. 
2) Beſchreibung deſſelben nach ſeinem Weſen und Verſchiedenheiten. F. 455. S. 240. 
3) Beweiß daß er keine Erde und kein Steinmark, ſondern ein Stein ſey. . 456. S. 241. 
4) Von dem Urſprunge deſſelben und feinen Farben. $. 457. S. 243. 
5) Einige Anmerkungen von demſelb. und dem Ort wo er gefunden wird. §. 458. S. 244. 
LXXXVI. Der Serpentinſtein. 
1) Seinen Namen g. 459. S. 246. - 
Be. b 2 2) Beſchr. 


xII Kurzer Innhalt dieſes Bandes. 


2) Beſchr. deſſelb. ob er der Ophit der Alten ſey? u. die ehymiſch. Verſuche. 460. S. 246. 
3) Von den verſchiedenen Gattungen deſſelben. $ 461. S. 248. 
) Nachricht von dem Zöpliger, Bayreuthiſchen, Schwediſchen Serpentinſtein. 
$. 462. S. 249. 
5) Von dem Serpestino antico g. 463. S. 252. 
6) Von ſeinem Verhaͤltniß gegen die Berfteinerungen und. Minern, von feinem 
Nutzen, und den Gegenden wo er gefunden wird. F. 464. S. 253. 
LXXXVII. Der Talk. 
1) Seinen Namen. H. 465. S. 253. 
2) Beſchr. deſſelben 5 Unterſchied zwiſchen ähnlichen Steinarten. $. 466, ©. 256, 
3) Die chymiſchen Verſuche mit demſelben. $. 467. S. 258. 
4) Von feinen Verſchiedenheiten, dem Goldtalk, Talkkryſtallen, Wuͤrfeln u. ſ. w. 
6. 468. S. 259. 
5) Von dem ee des Talks. $. 469. S. 261. 
6) Verſchiedene Eintheilungen deſſelben. §. 470. S. 262. 
7) Sein Verhaͤltniß gegen die Verſteinerungen und Minern, und von den Oertern 
wo er gefunden wird. $. 471. S. 264. 
LXXXVIII. Das Waſſerbley. 
1) Seinen Namen. F. 472. S. 266. 
2) Beſcheibung deſſelben und ehymiſchen Verſuche mit eee 9. 473. S. 266. 
3) Verſchiedene Eintheilungen deſſelben. F. 474. S. 268. 
1 Nutzen, Verfertigung der Bleyſtifte, und die Derter wo es gefunden wird. 
477 S. 269. 
LXXXIx- Der Hornfelsſtein. 
1) Deſſen Namen. 5. 476 S. 2 
2) Beſchreibung, Unterſchied und Eintheilung deſſelben. F. 477. ©. 250. 
3) Von dem Hornſchieſer. F. 478. S. 272. 
9 Von dem Schoͤrl. F. 479. S. 273. 
XC. Der Nierenſtein. 
1) Seinen Namen. 6. 480. S. 275. f 
2) Beſchreibung, Eigenſchaften und chymiſche Verſuche. F. 481. S. 275. 
3) Er iſt neuerlich entdeckt und von den Gelehrten zu verſchiedenen Geſchlechtern 
verwieſen worden. F. 482. ©: 277. 
4) Von dem orientalifchen Nierenſteine oder dem Amazonenſteine. F. 483. S. 279. 
5) Mancher Nierenſtein wird für Serpentin verkauft, ſein Verhaͤltniß auf die 
Mm en: tt) Nutzen, und Derter wo er geſunden wird. F. 484. S. 281. 
XCI. Der Amianth. 
) Urſprung dieſes Namens und übrige Namen. F. 485. S. 283. 
2) Beſchr. u. Kennz. des Amianths u. Unterſchied zwiſchen dem Asbeſt. F. 486. S 283. 
3) Deſſen Beſtandtheile, Entſtehungsart u ehymiſche Verſuche mit ihm. F. 487. S. 285. 
4) Von dem Glasamianth, ſiberiſchen und amboiniſchen Amianth. §. 488. S. 288. 
5) Eintheilungen dieſer Steinart. F. 489. S. 289. 
6) Von 


Kurzer Innhalt dieſes Bandes. XIII 


6) Von dem Bergflachs u. der Zubereitung der unverbrennl. Leinewand. $. 490. S. 290. 
7) Von dem Bergleder. F. 491. S. 293. 
8) Von dem Bergfleiſch. F. 492. S. 294. 
9) Von dem Berggork. 6. 493. S. 295. 
10) Verhaͤltniß deſſelben auf Verſteinerungen und Minern, auch von den Oertern, 
wo der Amianth gefunden wird. 9. var ©. nr 
XCH. Der Asbeſt. 
1) Seinen Namen. $. 495. S. 298. 
2) Beſchreibung deſſelben: ob ihn die Alten kannten? $. 496. S. 298. 
3) Deſſen Beſtandtheile, ob fie Thonartig ſind? §. 497. S. 300.: 
4) Deſſen verſchiedene Gattungen und Eintheilungen. §.ä 498. S. 302. 
5) Vom Federweiß oder Federamianth. F. 499. S. 304. 
6) Vom Aehrenſtein. 6. 500. S. 305. 
7) Sein Nutzen, Matrices, und Oerter wo er gefunden wird. F. 501. S. 306. 
‚ACH. Der Glimmer. 
9) Urſprung des Worts Glimmer und feinen Namen. b. 502. S. 307. 
2) Beſchreibung deſſelben, und chymiſche Verſuche. F. 503. S. 307. 
3) Ort wohin er in einem Syſtem gehoͤrt, und ob er Thonartig ſey. 5 504. S. 309. 
4) Verſchiedene Eintheilungen deſſelben. §. 505. S. Zur r 
5) Vom Katzengold. 9 506. S. 313. 
6) Vom Katzenſilber und Katzenmetall. $. 507. S. 315. 
7) Von dem Verhaͤltniß des Glimmers auf Verſteinerungen und Minern, auch 
von den Oertern wo Glimmer gefunden wird. F. 508. S. 316. 
XCIV. Der Schiefer. 
1) Deſſen Namen 509. S. 318. 
2) Beſchreibung deſſelben und chymiſche Proben mit demſelben. §. 510. S. 318. 
3) Verſchiedene Meynungen über die Entſtehungsart deſſelben. $. sır. S. 321. 
4) Unter was für ein Geſchlecht er gehoͤret. 5 a ©. 323. 
5) Verſchiedene Eintheilungen. F. 513. S. 3 
6) Von en Tafelſchiefer, Dachſchiefer, Schiefernieren „ Alaunſchieſer „Wetzſtein. 
$. 514. S. 327. 
7) Sein Berpälmi gegen Verſteinerungen, Minern, fein Nutzen, wie er bricht, 
und wo er gefunden wird. F. 515. S. 330. 
XCV. Der Probierſtein. 
1) Seinen Namen. . 516. S. 3 
2) Eigentliche Kennzeichen, und 5 Nachrichten der Alten von ihm. g. 516. S. 333. 
3) Die verſchiedenen Steinarten, die man zu Porbierſteinen braucht, und die 
Oerter wo der wahre Probierſtein gefunden wird. F. 518. S. 335. 
XCVI. Der Baſalt. 
1) Ableitung des Worts Baſalt und feine übrigen Namen. F. 519. S. 3 
2) Verſchiedene Bedeutungen u. eigentliche Beſchreibung des Baſaltes. 6. = S. 337. 
3) Anmerkungen aus den Schriften der Alten vom Baſalt. $. 521. S. 339. 
b 3 4) Die 


xıv Kurzer Junhalt dieſes Bandes. 


4) Die Meynungen über die Entſtehung des Baſalts. F. 522. S. 340. 
5) Unter welche Steinarten der Baſalt gehoͤret. . 523. S. 342. 
6) Eintheilungen des Baſaltes. b. 524. ©. 342. 
75 Beſchreib. des Baſaltes von Irrland, Aethiopien, Stolpen, Annaberg, Münzen. 
berg, Naßau, Trier und Coͤlln, Schleſien, und der antiquen Baſalte. §. 525. S. 344. 
8) Noch einige allgemeine Anmerkungen von dem Baſalt, und von den Oertern, 
wo man ihn findet. §. 526. S. 349. a 


XCVI. Der Slußſpath. 


1) Seinen Namen. F. 527. S. 350. 

2) Unrichtige und richtige Beschreibungen vom glußſpathe. b. 528. S. 350. 
3) Die Kennzeichen des Flußſpathes. F. 529. S. 352. 

3) Deſſen Beſtandtheile und ehymiſche Verſuche. $. 530. S. 353. 

5) Ob er für fich fließe und im Finſtern leuchte. F. 531. ©, 355. 

6) Der Ort, wohin er in einem Syſtem gehoͤret. 6. 5 32. S. 56. 

7) Verſchiedene Eintheilungen deſſelben. 6. 533. S. 358. 

8) Der Nutzen den er in verſchiedenen Ruͤckſichten hat. $. 534. S. 361. 


XCVIII. Der Bimimſtein. 


) Deſſen verſchiedene Namen. 6. 535. S. 361. e 

2) Beſchreibung des Bimmſteins. $. 536. S. 363. 

3) Die Meynungen über die Entſtehungsart deſſelben. $. 537 S. 363. 

4) Fortſetzung dieſer Materie. $. 538. S. 366. 

5) Verſchiedenheiten und Eintheilungen des Bimmſteins. $. 539. ©. 370. 

6) Nutzen deſſelben, feine tage, und Oerter wo er gefunden wird. 6. 540. S. 37% 


Die fünfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen, 


Allgemeine Anmerf, über die vermiſchten Steine. F. 341. S. 374. Es wird hieher gerechnet: 
XCIX. Der Felsſtein. 


8 


1) Deſſen Namen. 6. 542. S. 376. 

2) Beſchreibung dieſer Steinart. F. 543. S. 377. 

3) Eintheilungen der Felsſteine. 6. 544. S. 372. 0 
4) Ueber den Urſprung und den Nutzen der Felsſteine. 6. 545. S. 382. 
5) Allgemeine Betrachtungen. über die Felſen. §. 545. ©. 384. 

6) Die Meynungen über den Urſprung der Felſen. b. 547. S. 386. 
7) Beſchreibung einiger merkwuͤrdigen Felſen. $. 548. S. 389. 
9 12 dem Nutzen der Felſen und was man an ihnen beobachten ſollte. F. 549. ©. 390. 
Vorpbyr. 

9: Sen ze Namen. $. 550. ©. 394. 
2) Begriff vom Porphyr, Beſtandtheile und Unfeefehie vom Granit. $.551.©.395. 
7 Die Nachrichten der Alten vom Porphyr. F. 55 2. S. 396. 

4) Zu welchem Geſchlecht er gehoͤret, und wie er entſtehet. $. 553. S. 397. 

5) Eintheilungen deſſelben. F. 554. S. 399. wo zugleich die ea und anti» 

quen Porphyrarten befchrieben werden. 


6) Sein 


Kurzer Innhalt dieſes Bandes. xv 


6) Sein Verhaͤltniß auf Verſteinerungen und Minern. F. 555. S. 43. 
7) Nutzen deſſelben, ob er verwittere? wie er in verſchiedenen Weltgegenben gefun« 


den wird, und die Oerter, wo er gefunden wird. $ 556. ©. 405. 


Cl. Der Brocatell. 


1) Seine Namen. 6. 557. S. 408. 

2) Die mannichfaltigen Beſchreibungen dieſes Steines. §. 558. S. 409. 

3) In welches Fach der Steine der Brocatell gehört. §. 559. S. 410. 

EI. Der Granit. | 

1) Seine Namen. $. 560. ©. 412. 

2) Beſchreibung und Kennzeichen deſſelben. $. 567. S. 413. 

3) Ob ihn die Alten kannten? und von feinen Beſtandtheilen. 6. 562. S. 415. 

4) Hrn. Ferber beſondere Beobachtung vom Granit. 6. 563. ©. 417. 

5) Ob der Granit ein Marmor ſey? und feine Eintheilungen. F. 564. ©. 418, 
6) Werke des Alterthums vom Granit, und von den Graniten der Alten. 9.565. S. 419. 
7) Ob der Granit verwittere, wie er verarbeitet wird; ; und fein Verhaͤltniß auf Mi⸗ 

nern. b. 566. ©. 422. ’ 
8) Wie und wo er gefunden wird. 6.566. S. 424. 


Des erſten Theils vierter Abſchnitt, von den Steinen, welche ohne ver⸗ 
ſteinert zu ſeyn eine gewiſſe Bildung angenommen haben. 
ö Von den Dildſteinen überhaupt. . 568. S. 427. Es gehoͤren hieher: 
J. Die Adlerſteine. 
1) Ihre Namen. $. 569. S. 428. 
2) Die Beſchreibung derſelben. §. 570. S. 428. wobey zugleich die Namen angefuͤhrt 
ſind, die ihnen nach der Verſchiedenheit ihrer innern Beſchaffenheit beygelegt werden. 
3 Beſchreibung des Callimus, der in vielen Adlerſteinen bald frey, bald angewach⸗ 
ſen gefunden wird. §. 571. S. 431. 
4) Ueber den Urſprung der Adlerſteine, ob ſie in den Neſtern der Adler erzeugt 
werden, oder verſteinte Früchte ſind. F. 572. ©. 432. 
5) Andere Meynungen uͤber den . der Adlerſteine. $. 573. S. 433. 
6) Von ihren mannichfaltigen Geſtalten unter welchen fie erſcheinen. f. 574 S. 435. 
7) Nachricht von den vorzuͤglichſten Adlerſteinen, den Klapperſteinen, Waſſeradler— 
ſteinen, ſtillen Adlerſteinen, Geoden, und Geilenadlerſteinen. §. 575. ©. 437. 
8) Eintheilungen der Adlerſteine. 6.576. S. 440. 
9) Von dem Nutzen und Werth der Adlerſteine, und von den Oertern wo ſie liegen. 
$. 577. ©. 441. 
II. Die Dendriten. 
1) Ihre Namen, die ſie uͤberhaupt und enen haben. F. 578. S. 444. 
2) Beſchreibung derſelben. 
a) Ueberhaupt. 6. 579. S. 445. 
b) Inſonderheit nach ihrer Zeichnung, Farben er Steinart. $. 580. S. 446. 
e) Und nach verſchiedenen Rebenumſtaͤnden. g. 581. S. 449. 
3) Nach. 


XVI Kurzer Innhalt dieſes Bandes. 


3) Nachricht der Alten von den Dendriten. F. 582. S. 4439... 

4) Ueber den Urſprung der Dendriten. F. 583. S. 450. 

5) Chpmiſche Verſuche mit den Dendriten. $. 584. ©. 455. 

6) Von den vorzuͤglichſten Dendriten, den Florentiniſchen, den Dendrachaten, dem 
Moco: oder Mochoſteine, den Pſevdoaſtroiten, den Landchartenſteinen, den Stig— 
miten, und den Dendriten von Holzengel. §. 585. S. 456. 

7) Von dem Werth und Nutzen der Dendriten, und von den Oertern, wo ſie ge— 
funden werden. 6. 586. ©. 461. 

III. Der Rröße: oder Kragenſtein. 

1) Seine Entdeckung und Name. 6.587. S. 463. 1 

2) Beſchreibung dieſes ſonderbaren Steins, nach allen feinen Umſtaͤnden. F. 588. S. 463. 

3) Gedanken uͤber den Urſprung deſſelben. F. 589. S. 465. 

IV. Der Confect und die Singibritten. 5 
1) Namen derſelben. $. 590. S. 467. y 
2) Beſchreibung des Confects und ſonderlich des von Tivoli. F. 591. S. 468. 
3) Beſchreibung der Zingibritten. F. 592. S. 469. ö 

V. Die Erbſenſteine. 2 rm 

) Ihre Namen. F. 593. S. 471, f f a 

2) Beſchreibung derſelben, ſonderlich derer aus dem Carlsbade, und der Bethlehe⸗ 
mitiſchen. F. 594. ©. 471. nl fe 

3) Ueber die Frage, was fie find? 5. 595. S. 473. 

VI. Die Roggenſteine. 8 

1) Ihre allgemeinen und beſondern Namen. 6. 596. S. 473. 

2) Beſchreibung derſelben. . 597. S. 476. 

3) Die Meynungen uͤber ihren Urſprung. 

a) Derer die ſie fuͤr keine Verſteinerungen ausgeben. 6.598: S. 477. 
b) Derer die ſie entweder alle, oder wenigſtens zum Theil fuͤr Verſteinerungen 
halten. §. 599. S. 480. N 
4) Was der Roggenſtein eigentlich ſeyÿ. §. 601. S. 484. 
VII. Die Incruſtaten ſonderlich das Moos. 

) Ihre Namen. F. 603. S. 488. 

3) Beſchreibung derſelben. §. 604. S. 488. 

3) Welche Körper der Ineruſtation faͤhig. §. 605. S. 492. 

4) Die merkwuͤrdigſten Ineruſtate. §. 607. S. 496. 


Ueber 


Ueber die Kupfertafeln dieſes Bandes. XVII 


Ueber die Kupfertafeln dieſes Bandes. 


Di⸗ erſte Rupfertafel bildet Dendriten ab. 

Die erſte Sigur iſt die eine Haͤlfte einer Duplette aus Solenhofen, wo es nichts 
ſeltenes iſt, daß ein geſpaltener Schiefer auf beyden Seiten einerley denbritiſche 
Adruͤcke zeigt. Bey a. a. ſind einige Stuͤckchen Stein herausgeſprungen, wo ſich 
die Zeichnung ganz matt zeigt, vielleicht zum Beweiſe, daß bis in dieſe Tiefe von 
der Staͤrke eines gemeinen Pappiers die aͤtzende Feuchtigkeit gedrungen ſey. 
Die Farbe des Dendriten iſt gelb, außer an denen mit b. bezeichneten Oertern, 
wo ſie blau und graulich iſt. Die matten Zeichnungen am Ende der Aeſte und 

. Blätter, die der Kuͤnſtler genau ausgedrückt hat, erhöhen die Schönheit dieſes 
- Solenhofer Dendriten, deffen Bau überaus Regelmäßig und fein ift. 
Die andere Figur ift eine dendritiſche Blume, oder eine fo genannte den⸗ 
dritiſche Koſe von Solenhofen, ſehr Regelmaͤßig gebaut. Die Farbe iſt 
gelb, bey a. ganz dunkel, bey b. aber ſo blaß, daß ſie kaum merklich iſt. 

Weil auf dieſer Tafel noch Platz fuͤr verſchiedene kleine Koͤrper war, ſo habe ich 
Fig. 3. 4. 5. verſchiedene kleine Dendrachate abzeichnen laſſen. Sie find aus 
dem Zweybruͤckiſchen, und von mir um ſolcher willen mitgetheilt worden, 
welchen dieſe Steinart noch fremd iſt. Fig. 3. iſt Herzfoͤrmig geſchliffen, der 
Koͤrper iſt ein feiner Chalcedon, außer einem einzigen Fleck, wo die Zeichnung 
mit einer ſchwachen Carneolſtreife uͤberdeckt iſt. Fig. 4. iſt laͤnglich und unten 
zugeſpitzt geſchliffen. Die Steinart ich auch Chalcedon, der in der Abbildung 
genau angezeigte dunkle Strich iſt der ſchoͤnſte hochrothe Carneol, und von eben 
der Farbe ſind die drey ſchwaͤchern Striche in der Mitte, und der untere ſpitzige 
Winkel hat eben dieſe Farbe. Fig. F. iſt ſehr ſchoͤn gezeichnet. Der Grund iſt 
durchgängig Chalcedon von ganz weißer Farbe, außer bey a. wo die Farbe rauch— 
faͤrbig iſt. Alle dendritiſche Zeichnung iſt hier ſchwarz. 


Die zwote Rupfertafel ſtellet allerley eigentlich ſogenannte Bildſteine vor. 

Die erſte und zwote Figur bilden den Wlizkaer Kragen oder Broͤßſtein 

ab, und zwar Fig. r. wie er im Bruche und Fig. 2. wie er auf der Ober- und 
Unterflaͤche beſchaffen iſt. f 

Die dritte und vierte Sigur ſtellen zwey Zingibritten vor, von zweyerley 
Bildungen, fie find beyde von Meimar. 

Die fuͤnfte Figur iſt ein Carlsbader Erbſenſtein, die mit a. bezeichneten 
Oerter find Hoͤhlungen, wo die ſogenannten Erbſen herausgefallen find, b. aber 
bezeichnet ſolche Erbſen welche befchädige find, und woran man ganz deutlich 
ſiehet, daß es bloße Lamellen ſind, die ſich nach und nach angeſetzt haben. 


0 Sigur 


XVI 


Ueber die Kupfertafeln dieſes Bandes. 


Sigur 6. 7. 8. 9. 10. find einzelne Erbſen außer der Mutter, unter dieſen find 


Figur 7. 9. 10. beſchaͤdigt, und von mir darum gewaͤhlet worden, weil man 


an ihnen den lamelleuſen Bau deutlich ſiehet. : 


Sigur 11. iſt ein Koggenſtein vom Buttersberg bey Sangerhaußen, 


welcher aus kleinern Koͤrnern oder ſogenannten Eyern beſtehet. 


Sigur 12. iſt ein Roggenſtein von Bernburg mit groͤßern Koͤrnern oder fo 


genannten Roggeneyern. 


Die dritte Bupfertafel bildet die ſaͤchſiſche Wundererde, und ineruſtirte 


Mooſe ab. 


Sigur 1. 2. 3. 4. F. 6. 7. 8. find acht Taͤfelchen von der Wundererde, welche 


da ſie ausgemahlt ſind, die Abwechſelungen der Farben deutlich zeigen. Ich 
habe dieſe Taͤfelchen im Buche ſelbſt S. 241. beſchrieben. 


Figur 9. 10. 1. find ineruſtirte Mooſe aus dem Schwarzburgiſchen. 
Figur 9. iſt ein vorzuͤglich ſchoͤnes Stuͤck, von welchem auch die natürliche Moos- 


art nicht eben die gemeinfte ift. Ein jedes einzelnes Moosreiß, deren hier meh⸗ 
rere zuſammengeſchlemmt ſind, geleichet einem Baume mit Stamm und Aeſten, 


welche in die Höhe bis über 4 Zoll wachſen. In des Herrn Scopoli Differtat: 


ad ſcientiam naturalem pertinentibus P. I. Tab. VIII. pag. 95. Num. 16, iſt 
dieſe Moosart abgebildet, und wird Usmea radiciformis genennet, ich würde fie 
lieber Usnea arborefcens nennen. Der Tropfſtein hat ſich um dieſes Moos fo 
fein angelegt, daß es deſſen natuͤrliche Geſtalt ſehr genau ausdruͤckt. Bey 
Blankenburg im Schwarzburgiſchen iſt dieſe Moosart eben nicht die 
ſeltenſte, welche ich in denen Waldgegenden, wo Nadelhoͤlzer find, in ihrem 
natürlichen Zuſtande häufig geſehen habe. N 


Sigur. 10. 171. find incruſtirte Mooſe von den gemeinſten Moosarten. Bey 


Fig. 11, iſt es beſonders merkwuͤrdig, daß es ſich auf einen feftern Tophſtein 
geſetzt hat. Ein reißendes Waſſer muß es alſo fortgeſchlemmt, und auf dieſe 
Tophlage abgeſetzt haben. Die Blaͤtterchen und Fäferdyen dieſes Mooſes find 


viel zu fein, als daß fie der Kuͤnſtler fo genau hätte ausdrücken koͤnnen. In⸗ 


zwiſchen kennen Kenner das incruſtirte Moos bereits, und Anfaͤngern ſind dieſe 


Abbildungen zuverlaͤßig hinreichend, ſich einen Begriff von dem incruſtirten 


Moos und deſſen Bildung zu machen. 


| Des 


* 


Des erſten Theils dritter Abſchnitt 
von den undurchſichtigen Steinen. 


Die zweyte Klaſſe 
von den Kalkartigen Steinen. 


* 


$. 317. 


ER Ich! komme nun zu einer neuen Klaſſe von Steinen, nämlich zu den Kalkar⸗ 
ET tigen. Entſtund bey einer gehörigen Hie des Feuers aus den 
Steinen der vorhergehenden Klaſſo ein wahres Glas, ſo geben die Steine 
dieſer Klaſſe eine ganz andere Erſcheinung, ſie werden im Feuer locker 
und muͤrbe, und wenn man, ſie mit einer gehoͤrigen Quantitaͤt Waſſer 
begieſet, ſo zerfallen ſie unter einem ſiedenden Braußen, welches eine 
ſolche Hise erreget, daß man einen Topf mit Waſſer ſiedend machen kann. Der dars 
aus entſtehende Körper wird Balk genennet. Balkartige Steine find daher die⸗ 

2. Th. A jenigen, 


= Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


jenigen, aus welchen ſich ein wahrer Kalk brennen laͤſſet, und das Kenne 
zeichen, woran man fie. fogleich erkennen kann, iſt dieſes, daß fie mit dem Scheide waſſer 
braußen, welches außer dieſer keine andere Steinart thut. Auf dieſe Erſcheinung grüns 
den ſich die mehreſten Namen, welche dieſe Steine fuͤhren. Sie heißen Kalkartige 
Steine, weil aus ihnen Kalk wird. Einige Schriftſteller nennen ſie auch nur ſchleche⸗ 
hin Kalkſteine, man ſiehet aber, daß fie dann das Wort nicht als eine Gattung, 
ſondern als ein Geſchlecht betrachten. Im Lateiniſchen iſt der Name Lapis calcareus 
oder calcarius bekannt, welcher eben fo wohl als der franzoͤſiſche Name Pierres ealcaires 
beſſer auf die eigentlichen Kalkſteine, als auf die Kalkartigen Steine anzuwenden fe. 1. 
18. N 

Nach der Meynung des Herrn Sena (a) verdienen den Namen der Kalkarti⸗ 

gen Steine diejenigen, welche durch die Wuͤrkung eines ſtarken Feuers entweder zu 
Staub, oder zu Kalk werden, und ſodann mit Waſſer vermiſcht, wiederum eine Bin⸗ 
dung bekommen, mit Sande aber verſetzt eine neue Steinhaͤrte annehmen. Sie ſind 
die einzigen, welche wie die alcaliſchen Erden von allen ſauren Auflöfungsmitteln, wel⸗ 
che fie zernagen, mit einem Aufbraußen angegriffen und aufgelöft werden, eben fo, 
wie es mit den alcaliſchen Salzen geſchiehet. Einige Umſtaͤnde ausgenommen, ſind 
die Producte aller alcaliſchen Steine einerley, ihr Gewebe iſt ſo wenig dichte, daß ſie 
keine Funken geben, wenn man damit an den Stahl ſchlaͤgt. Herr Scopoli (b) hat 
ſie ganz kurz als ſolche Steine beſchrieben, welche im Feuer muͤrbe werden. Allein 
dieſe und mehrere Beſchreibungen, die ich uͤbergehe, ſetzen alle die Wuͤrkungen des 
Feuers voraus und ſind alſo an und fuͤr ſich ſelbſt nicht deutlich genug. Wenn man aber 
annimmt, daß dieſe Steine im Bruche nie ſchimmern, und daß ſie ein grobes und locke— 
res Gewebe haben, ſo wird man um ſo weniger ſtraucheln, wenn man ſich nur des 
Scheidewaſſers bedienet, mit welchem die Kalkartigen Steine aufbrauſen, welches außer 
ihnen keine einzige Steinart thut. Denn alle die uͤbrigen Kennzeichen ſind truͤgend. 
Die Gyps⸗ und die Thonartigen Steine ſchimmern im Bruche auch nicht, und 
unter den Kalkartigen Steinen giebt es ſolche, deren Gewebe dicht genug iſt, wie man 
an dem Marmor und dem Muſchelmarmor nur allzudeutlich ſiehet. Nach dem 
Herrn Wallerius (c) kommen den Kalkartigen Steinen folgende ſieben Eigenſchaften 
zu: 1) daß die kleinſten Theile derſelben zart ſind, und man an ihnen keine beſondere 
gewiſſe Figur bemerken kann, 2) daß ſie im Zerſchlagen in ungewiſſe Stuͤcke und 
Ecken zerfallen, 3) daß fie ſich durch die Feile zerreiben laſſen, nicht gern eine Polis 
tur annehmen, und keine reinen und lebhaften Farben beſitzen, 4) daß ſie in der Luft 
verwittern, und unter dem bloßen Himmel zerfallen, 5) daß ſie im Feuer brennen und 
caleiniren, dann viele Feuchtigkeiten in ſich nehmen, und in der Luft von ſich ſelbſt in 
einen Staub zerfallen, 6) daß ſie mit dem Scheidewaſſer und andern ſcharfen Geiſtern ſtark 
aufgaͤhren, auch wenn ſie noch roh ſind, 7) daß ihre eigentliche Schwere ſich gegen 
das W wie 2, 810 :: 1000 oder wie 281: : 100 verhält, Herr von Cronſtedt (d) 
hat 


(a) Senne dene 7. Theil. S. 144. (e) Mineralreich. S. 53. der deutſchen Aus⸗ 
(b) Frincipia mineralogiae ſyſtematieae. gabe. 
S. 20. quae friabiles in igne redduntur. (d) W 11. f. der ältern Ausgabe. 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 3 


hat noch einige Kennzeichen hinzugethan, die wir nicht übergehen dürfen. Er behau⸗ 
ptet, daß die Kalkarten in geſchloſſenem Feuer nicht ohne Zuſatz zu Glaſe werden: daß ſie 
zu Kalk gebrannt die Schaͤrfe und freſſende Eigenſchaft des Laugenſalzes vergroͤßern: 
daß ſie mit Borax verſetzt ſehr leicht zu einem Glaſe ſchmelzen, welches ſie auch durch 
Zuſetzung des ſalis fuſibilis mierocosmici thun: daß der Flußſpath unter allen Bergar⸗ 
ten am leichteſten mit dem Kalke zu Glaſe ſchmelzt; und daß die Kalkerden in Anſehung 
einiger metalliſcher Kalke eine reducirende Eigenſchaft haben. N 

Wenn wir diefe Eigenfchaften zum Grunde legen, fo wird es gar nicht ſchwer wer⸗ 
den, ſie von andern Klaſſen der Steine zu unterſcheiden. Was die Glasartigen Steine 
betrifft, ſo wollen wir uns der Anleitung der allgemeinen Begriffe der Chymie, 
welche der Herr D. Poerner uͤberſetzt hat, bedienen. (e) „Die Kalkſteine, ſagt der 
Verfaſſer, ſind alle weit weniger hart, als ein Glasartiger Stein; es giebt keinen ein⸗ 
zigen, welcher mit dem Stahle Feuer giebt, und der ſich nicht durch die Inſtrumente 
angreifen laſſen ſollte. Es giebt einige, deren Theile, wenn ſie gut getheilt, durch 
das Waſſer fortgeführt, und alsdenn nach und nach auf einander geſetzt worden, feſte 

Subſtanzen, oder vielmehr ſehr artige und auch ſehr durchſichtige Kryſtalliſationen mas 
chen; allein fo durchſichtig fie auch ſind, fo find fie doch in dieſer Betrachtung weit un— 
ter den reinſten Glasachtigen Steinen., Keiner der Gypsartigen Steine macht mit dem 
Scheidewaſſer eine Gaͤhrung oder ein Aufbraußen, ſie werden aber doch durch das Feuer 
muͤrbe, und machen mit Waſſer vermiſcht dasjenige, was wir eigentlich Gyps nen⸗ 
nen. Auch kein Thonartiger Stein braußet mit Scheidewaſſer, auch ein anhaltene 
des ſtarkes Feuer macht ſie nicht muͤrbe, in welchem ſie vielmehr immer haͤrter werden. 
Das einzige unfehlbare Mittel alſo, durch welches die Kalkartigen Steine von allen an⸗ 
dern Steinen unterſchieden werden, iſt das Scheidewaſſer und die uͤbrigen ſtarken 
ſauern Geiſter: alle uͤbrige Kennzeichen, die man fuͤr jede beſondere Klaſſe der Steine 
feſtgeſetzt hat, und die wir an ſeinem Orte nicht uͤbergehen werden, ſind von der Art, 
daß der geuͤbteſte Kenner dazu gehoͤret, einen Stein durch das bloße Anſehen oder Fuͤh⸗ 
len, fuͤr diejenige Klaſſe zu beſtimmen, fuͤr die er gehoͤret. 

Es iſt uͤberaus merkwuͤrdig, daß die Kalkartige Subſtanz nicht blos dem Stein⸗ 
reiche zugehoͤret, wie die Glas. Gyps⸗ und Thonartigen Subſtanzen; ſondern daß fie allen 
drey Naturreichen gemein iſt. Im Thierreiche verwandeln ſich nicht nur die Kno— 
chen der Thiere, ſondern auch die Schalen, der hartſchaligten, (Teſtaceorum) und 
der weichſchaligten Thiere (eruſtaceorum) durch das Feuer in einen feinen Kalk. Im 
Pflanzenreiche erſcheinet eben dieſes bey der Aſche von den Gewaͤchſen. Herr von Cron⸗ 
ſtedt (f) gruͤndet darauf die Folge, daß die Kalkerden da geweſen ſeyn müßten, ehe 
Thiere und Gewaͤchſe ihr Daſeyn erreichten. Ich weiß aber nicht, ob ich dieſer Mey« 
nung ſo gerade zu beyfallen kann, da auch in dieſem Satze kein Widerſpruch liegt, daß 
die Kalkerde aus zerſtoͤrten thieriſchen und Pflanzenartigen Theilen entſtanden ſey. 


319. 
Da inzwiſchen das Scheidewaſſer den Kolkſten von allen andern Steinen unter⸗ 
ſcheidet, ſo ſollte man meynen, daß die Gelehrten in der Beſtimmung der ver⸗ 
um. ie ſchiede⸗ 
() Im dritten Bande. S. 229. (f) Am angeführten Orte. S. 13. 


4 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


ſchiedenen Gattungen der Kalkartigen Steine ganz einſtimmig ſeyn wuͤrden. 
Aber nichts deſto weniger ſiehet man hier eine merkliche Abweichung in der Beſtimmung 
einzelner Kalkartiger Steine. Ich will diejenigen erwaͤhnen, die ich jetzo bey der Hand 
habe. Herr von Bomare (g) hat folgende Gattungen: 1) den Kalkſtein, 2) den 
Marmor, 3) den Spath, 4) Kalkartige kryſtalliſirte Sinter, oder im Waſſer 
formirte Steine; dahin er den Tropfſtein und den Alabaſter zaͤhlet. Herr Cron⸗ 
ſtedt (h) hat nur drey Gattungen: den Kalkſtein, den Kalkſpath und den Tropf⸗ 
ſtein. Bromell (i) hat mehrere Gattungen, denn er zaͤhlet hieher: 1) den Kalkſtein, 
2) den Stinkſtein, 3) den Marmor, dahin er auch den Laſur aber unrichtig rechnet. 
(§. 287. S. 375. im erſten Theile,) 4) den Gyps, 5) den Spath, 6) den Tropf⸗ 
ſtein, 7) den Schieſer, wodurch er den Kalkſchiefer meynet; 8) das Marienglas, 
welches aber nicht hieher gehoͤret, man mag nun das eigentliche rußiſche Glas (F. 188. 
S. 236. f.) oder den Selenit (S. 192. S. 240. f.) alſo nennen. Sill (k) hat nur 
zwey Gattungen, den eigentlichen Kalkſtein und den Marmor. Herr Gerhard (1) 
hat folgende Gattungen unter die alcaliſch Kalkartige Erd- und Steinarten gerechnet. 
) die Kreide, dahin bey ihm auch der Kalkmergel gehoͤret, 2) der Marmor, Das 
hin der Kalkſtein und der eigentliche Marmor gezaͤhlet werden, 3) der Fadenſtein. 
Inolithus, 4) den Stinkſtein, 5) den Waſſerſtein, Porus. Wallerius (m) hat 
folgende Gattungen: 1) den Kalkſtein, 2) den Marmor, 3) den Gyps, 4) den 
Spath, darunter er auch den Doppelftein ($. 182. S. 230.) und den Stinkſtein zaͤhlet. 
Der Herr Ritter von Linne hat eine zweyfache Abtheilung der Kalkartigen Steine. 
Die eine (n) hat nur drey Gattungen, 1) den Marmor, 2) den Spath, 3) den 
Schiefer. Die andere (o) hat mehrere Gattungen, ) den Marmor, 2) den Gyps, 
3) den Strahlgyps, Stirium, 4) den Spath. Herr Baumer (p) hat fohlgende 
Gattungen: 1) den Kalkſtein, 2) den Kalkſchiefer, 3) den Stinkſtein, 4) den 
armeniſchen Stein, 5) den Marmor, 6) die Kreide, 7) den Tophſtein, 8) den 
Tropfſtein, 9) den Beinbruch, 10) den Kalkſpath. Herr Vogel (q) hat fol⸗ 
gende Gattungen: 1) den Kalkſtein, 2) den Stinkſtein, 3) den Stephansſtein, 
4) den Marmor, 5) den Schneideſtein, 6) den armeniſchen Stein. Herr von 
Juſti (r) zaͤhlet die Gattungen der Kalkartigen Steine folgendergeſtalt: 1) Kalkſtein. 
2) Marmor. 3) Tropfſtein. 4) Kreide. Herr Scopoli (1) hat folgende Gattun⸗ 
gen: 1) den Kalkſtein, 2) den Marmor, 3) die Kreide, 4) den Tropfſtein, 
5) den Tophſtein, 6) die Verſteinerungen, 7) den Spath. In einer andern 

Schrift 


(g) Mineneralogle 1. Theil. S. 145. f. (m) Mineralogie. S. 53. f. der deutſch. Ausgabe. 
Dictionnaire d' hiftoire naturelle. Yyerdon. (n) Syftema naturae. 1748. p. 151. 
1769. Tom. VIII. p. 460. (o) Syſtema naturae. 1768. p. 40. f. 

ch) Verſuch einer neuen Mineralogie. S. 14. f. (p) Naturgeſchichte des Mineralreichs. 1. Th. 

(i) Mineralogia et lithographia Suecana. S. 181. f. 

1740. Oct. p. 30. f. (4) Practiſches Mineralſyſtem. S. 105. f. 

(k) Foſſils arranged according to their (r) Grundriß des geſammten Mineralreichs. 
obvious characters &c. London 1771. p. 242. f. S. 217. N a 

() Beytraͤge zur Chymie und Geſchichte des () Einleitung zur Kenntniß der Foßilien. 
Mineralreichs. Th. 1. S. 159. f. S. 1. f. a 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen, 5 


Schrift (t) aber hat er, wie mehrere Gelehrte, nur zwey Gattungen, den Kalkſtein 
und den Marmor unter die Kalkartigen Steine gezaͤhlet. 

So ſehr hier die Gelehrten unter ſich abweichen, ſo habe ich ſie doch bey meiner 
Arbeit zu vereinigen geſucht. Die Gypsſteine habe ich unter ihre Zahl nicht mit auf⸗ 
nehmen koͤnnen, weil ich ihnen nicht ohne Grund eine andere Klaſſe angewieſen habe; 
die Verſteinerungen aber wird man bey mir hier nicht ſuchen koͤnnen, und wenn ſie 
auch alle eine Kalkartige Natur angenommen, oder einen Kalkſtein zu ihrer Mutter 
haͤtten. Ich werde die Kalkartigen Steine in folgender Ordnung beſchreiben: 1) Kalk— 
ſtein. 2) Marmor. 3) Muſchelmarmor. 4) Tophſtein. J) Tropfſtein. 
6) Balkſpath. 7) Stinkſtein. 8) Armeniſcher Stein. 9) Schneideſtein. 
10) Kreide. 11) Stephansſtein. 12) Mergel. 13) Beinbruch. 14) Balk⸗ 
artiger Alabaſter. a 


LX I. Der Kal kſtein. 


F. 320. 
Ob nicht vielleicht das Wort Kalk oder Kalkſtein, von dem lateiniſchen Worte 
— Calx und dieſes vom calciniren herkomme? das will ich andern zur Beurtheilung 
überlaffen. Aber mir iſt es um deswillen wahrſcheinlich, weil aus dem Kalkſteine 
kein Kalk werden kann, der Stein werde denn zuvor im Feuer calciniret. Dieſer 
Stein, den einige Schriftſteller KRalchſtein nennen, heißt ſonſt auch gemeiner 
Balkſtein, um ihn durch dieſen Beyſatz von dem Marmor zu unterſcheiden, der 
bey den mehreſten Schriftſtellern unter den Kalkſteinen ſtehet. Die lateiniſchen Be— 
nennungen Lapis calcareus oder calcarius beym Wallerius, und Saxum calcareum 
beym Agricola ſagen eben das, was das Wort Kalkſtein ſagen will, doch ſcheinet 
Agricola bey feiner Benennung mit darauf geſehen zu haben, daß der Kalkſtein 
an vielen Orten in Felſen gebrochen wird. Herr Scopoli nennet ihn calcarius 
vulgaris, gemeinen Kalkſtein. Dioscorides nennet ihn Marmor fufaneum, und 
gebraucht das Wort Marmor als einen Geſchlechtsnamen, darunter der Kalkſtein, 
und der eigentliche Marmor als Geſchlechtsgattungen ſtehen: durch den Beyſatz /u/a- 
neum aber ſiehet er darauf, daß der Kalkſtein allenthalben gefunden wird, ſo wie bey 
den Aerzten Morbus fufaneus eine Krankheit heißt, die ſich allenthalben ausgebreitet 
bat, Der Herr Ritter von Linne nennet ihn Marmor rude und ſetzet ihm dem 
Fxo entgegen, wodurch bey ihm der Gyps und beſonders der Alabaſter verftanden 
wird, weil der letzte durch ſcharfe Saͤuren geſaͤttiget iſt. In der aͤltern Ausgabe ſeines 
Naturſyſtems nennet er den Kalkſtein: Marmor folubile vagum, particulis impalpabi- 
libus ſolidis. Woltersdorf nennet ihn: Calcarius lapis, rudis, durus, polituram 
non admittens, weil er ſich nicht bearbeiten läffet, und keine gute Politur annimmt (u); 
und eben darauf ſahe Cartheuſer, wenn er ihn calcarius rudis nitorem non aſſu- 


A 3 mens 
(t) Principia mineralogiae ſyſtematieae et Cu) Man findet zwar unter den Kalkſteinen 
practi eae. S. 21. 5 folge, die vorzuͤglich hart und gleichwohl kein 


Marmor 


6 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 
mens nennet. Die gewoͤhnlichen franzoͤſiſchen Namen find: Calcaires, Pierres 
calcaires und beym Bomare Pierre a chaux ou Pierre à ciment. VE t 


§. 321. 5 
Der Kalkſtein gehoͤret nach aͤußern Kennzeichen unter die koͤrnigten Steine, und 


unterſcheidet ſich von andern koͤrnigten Steinen dadurch, daß er auf feinem Bruche 


nicht ſchimmert, und ein grobes und lockeres Gewebe hat. (x) Das Gewebe der 
Kalkſteine iſt zwar unter ſich gar ſehr verſchieden bald groͤberer und lockerer, bald 
feſter und compacter, aber doch nie ſo feſt als bey dem Marmor, oder bey andern koͤr— 
nigten Steinen. Herr Woltersdorf (y) ſagt uns daher genug von den Kalfftei- 
nen, wenn er fie uns als Steine ſchildert, welche keine beſtimmte Geſtallt, dabey 
ein rauhes hartes Gewebe haben, und keine Politur annehmen. Herr von Juſti (2) 
macht ſich von den Kalkſteinen den Begriff, daß fie im Feuer keine andere Veraͤnde— 
rung erlitten, als daß ſie muͤrbe werden, und durch die nachherige Wuͤrkung der Luft 
in einen Kalk zerfallen. Nun glaubt er ein Recht zu haben, diejenigen zu tadeln, welche 
aus Kalkſteinen und aus Gypsſteinen zwey beſondere Hauptklaſſen machen, unter wel— 
chen er den Herrn Profeſſor Pott ausdruͤcklich nennet, weil der Gypskalk auch ein 
Kalk ſey. Allein er geſtehet doch zu, daß dieſer von einer ganz andern Natur ſey, 
als der gemeine Kalk, und wenn dieſes iſt, wie es kein Menſch leugnen kann, ſo ſehe 
ich das Verbrechen nicht ein, welches diejenigen begehen, welche zwey Dinge trennen, 
die von einer zweyfachen Natur ſind. Sonſt ſagt Herr von Juſti mit voͤlligem Grunde, 
(a) daß Kalkſtein und Marmor ganz einerley Steine ſind, denn ſie braußen mit 
Scheidewaſſer beyde, und aus dem Marmor wird eben ſowohl ein brauchbarer Kalk, 
als aus dem gemeinſten Kalkſteine, ja der weichſte und ſchlechteſte Marmor wird zum 
Kalkbrennen verbraucht. Nur die Haͤrte, und die davon abhaͤngende Feinheit der Po⸗ 
litur unterſcheidet den Marmor von den Kalkſteinen. Herr Scopoli (b) ein in der 
Mineralogie ſehr erfahrner Mann, glaubt, man kenne die Kalkſteine ihrer Natur 
nach vollkommen, wenn man wiſſe, daß fie in dem Waſſer zerfallen, aufquellen, ſich 
darinne erhitzen, und mit Sande erhaͤrten: daß fie aus dem Salmiack das urinoͤſe 
Weſen austreiben, und ſich aus der Salpeterſaͤure vermittelſt der Vitriolſaͤure als eine 
ſelenitiſche Erde faͤllen. Allein dieſe und die mehreſten ehymiſchen Proben ſind von der 
Art, daß ſie nicht auf den Kalkſtein allein, ſondern auf alle Kalkſteinartige Steine 
paſſen. Was aber die Verfaſſer der Onomatologie (o) damit fagen wollen, daß 

a man 


Marmor find, und daher eine ſchoͤne Politur an? (y) Mineralſyſtem. S. 19. { 
nehmen. Allein bey genauerer Unterſuchung (2) Grundriß des geſammten Mineralreichs. 
ſind dies groͤßtentheils Muſchelmarmore. Man 217. 

kann auch annehmen, daß ſich die Natur bey Ca) S. 218. f. 412. des angefuhrten Buches. 


den Kalkſteinen nach und nach der Vollkommen⸗ (b) Einl. in die Kenntniß der Foßilien. S. 1. . 


heit nähere, und man koͤnnte daher den haͤrte - Principia mineralogiae ſyſtematicae. S. 21. 
ſten Kalkſtein den weichſten Marmor nennen. (e) Onomatologia hiſtoriae naturalis. 
Die Natur begehet keinen Sprung. Tom. II. S. 402. 

(x) Walchs ſyſtematiſches Steinreich Th. 1. 
S. 38. der altern Ausgabe. 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 7 


man an dem Kalkſteine keine beſondere Figur, außer vier Funken und kleine Sle- 
cken beobachten koͤnne, das habe ich nicht ergruͤnden koͤnnen. | 
Verſchiedene Schriſtſteller unter denen ich nur Herrn Denſo (d) und Herrn 
Duͤlac (e) nenne ſagen, daß man auch Kieſel finde, welche zu einem Kalke koͤnnen 
gebrannt werden; und Herr Duͤlac ſagt ſogar, daß die Kieſelſteine aus der Rhone 
einen unendlich weißern Kalk geben, als derjenige iſt, welchen man von den Steinen 
aus den Bruͤchen macht. Herr Prof. Pott loͤſet uns dies Raͤthſel am beſten auf: 
(F) es finden ſich Steine, ſagt er, die zwar aͤußerlich wie Kieſel geſtaltet find, aber 
doch eine Kalkerde in ihrem Hauptgrunde haben. Es ſind alſo keine Kieſel, fondern 
man hat ihnen dieſen Namen nur darum gegeben, weil ſie ſich in einem Fluſſe finden, 
und die aͤußere Form eines Kieſels angenommen haben. Ich glaube es ſind feſtere 
Kalkſteine, welche von einem Kalkgebuͤrge abgeriſſen ſind, und durch das Fortrollen 
im Waſſer eine Kieſelartige Form angenommen haben. Denn es iſt bekannt, daß ein jeder 
eigentlicher Kieſel zu Glas ſchmelzt und nie in einen Kalk verwandelt werden kann. (§. 309. 
S. 404.) . Es iſt zuverläffig, daß es allerdings Steine giebt, die man nur im halben 
Verſtande Kalkſteine nennen kann. Ich rechne hieher das Herrn Guettards (g) 
Stein, welcher Kalkſtein werden wird, der naͤmlich auf wahren Kalkſtein weiſet, 
mit dem Scheidewaſſer brauſet, und gleichwohl zum Kalkbrennen nicht tauglich iſt, ſo wie 
er auch die Aecker unfruchtbar macht, wovon der eigentliche Kalkſtein eine ganz andere 
Erſcheinung hervor bringt. (h) Bey Thangelſtedt habe ich eine Steinart ſehr haͤufig 
gefunden, welche in der That halb Kalkſtein und halb Sandſtein war. Die Sandartigen 
Theile waren daſelbſt ſo ſichtbar, daß es dem Anſehen nach ſchien, als wenn es bloße 
Sandſteine waͤren, und gleichwohl verſpuͤhrte man bey dem Gebrauch des Scheide— 
waſſers ein ſehr merkliches Aufbraußen, welches aber ſchwaͤcher war, als es beym 
eigentlichen Kalkſteine zu ſeyn pfleget. ($. 258. S. 334. Num. III.) Dieſe Steine, die 
in Thüringen an mehrern Orten gefunden werden, wurden von den dortigen Einwoh⸗ 
nern Mehlpatzen genennet. Es folget daraus, daß es unter allen Geſchlechten der 
Steine gewiſſe Mittelgattungen giebt, die vieleicht zu der Kette im ganzen gehoͤren, 
und man koͤnnte alſo von den obigen Kieſelſteinen ohne alle Bedenklichkeit annehmen, 
daß ſich mit der Kieſelerde eine Kalkerde vereiniget habe. 
3 a 9. 322. N 
Die ſchwerſte Frage betrifft den Urſprung der Kalkerde und der aus 
derſelben entſtehenden Kalkſteine. Woher find dieſe entſtanden? Dieſe Frage 
wird dadurch ſchwerer, daß wir wiſſen, die Kalkartige Materie findet ſich in allen drey 
Reichen der Natur, in dem Steinreiche, in dem Thierreiche, und in dem Pflanzen« 
reiche. (§. 318) Die Gelehrten gehen in eine dreyfache Meynung über. 
b | Die 


(d) Phyſikaliſche Briefe. S. 87. vergne in den mineralogiſch. Beluſtig. 5. Band. 
(e) Von den Stein⸗ und Marmorbruͤchen ꝛe. S. 378. f. 
in den mineralogiſchen Beluſtigungen. 2. Band. Ch) Siehe Denfo phyſikaliſche Bibliothek. 
0 2. Band. S. 270. f. und die berliniſchen Samm— 


©. 393. 
(H) Erſte Fortſetzung der Lithogeognoſie. S.52. lungen 1. Band. S. 287. Auch Bromells 
Is) Abhandlung über die Mineralien in Au⸗ Mineral; et lithographiam fuecanam. S. 31. 


8 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


Die erſte Meynung iſt dieſe, daß der Kalkſtein aus Meerſalze, aus 
den Schal- und andern Thieren und aus verfaulten Pflanzen entſtanden 
ſey. Dieſe Meynung haben Walch (1) Baumer (K) Exxleben (1) Linne (m) 
und mehrere, ob ſie ſich gleich auf verſchiedene Art erklaͤren. Darinne aber kommen 
ſie unter ſich uͤberein, daß der Kalkſtein aus thieriſchen Theilen entſtanden ſey. Man 
hat daher, den animaliſchen Urſprung der Korallen zu beweißen, ſich unter andern 
auch dieſes Grundes bedienet, fie haͤtten eine Kalkartige Subſtanz. In den neuern 
Zeiten hat ſich der Herr Profeſſor Joh. Philipp Muͤller (n) zu Erlangen mit Ernſt 
dieſer Meynung widerſetzt. Da ſich in einem auswaͤrtigen beliebten Journal (0) ein 
koͤrnigter Auszug dieſer Schrift befindet, ſo wollen wir diejenigen Gruͤnde, welche 
nicht zu verachten ſind, in unſerer Sprache mittheilen, ſo wie wir ſie in den berliniſchen 
Sammlungen finden. Es iſt den Mineralogen bekannt, daß es auch Kalkartige 
Vegetationen giebt, und die Kenner der Chymie haben ja ſelbſt in den Pflanzen Kalkar⸗ 
tige Theile angetroffen. Er koͤnne nicht einſehen, was der Herr Ritter von Linne fuͤr 
Gruͤnde habe, den Kalk zu einer animaliſchen Erde zu machen, da das ganze menſch⸗ 
liche Geſchlecht, da alle Thiere der Erde und des Meeres nicht hinlaͤnglich wären, fo 
viele Kalkſteine zu bereiten, als man wuͤrklich antrift. Denn in der That der halbe 
Theil des Erdbodens beſtehet aus einer Kalkerde, welches die vielen Kalk und Kreis 
denberge, und die Kalkfelſen beweiſen, welche den groͤßten Theil von Indien umgeben. 
Aber man unterſuche nur die Nahrung der Thiere, um es einzuſehen, daß der Kalk 
ſtein aus keinen animaliſchen Theilen entſtanden ſey. Es naͤhrt ſich alles von den Ve⸗ 
getabilien, welche die Erde hervorwachſen laͤßt, oder von andern Thieren, welche ihre 
Nahrung aus den Vegetabilien gezogen haben. Folglich erlangen die Thiere ihre Kalkar— 
tigen Theile, die ſie haben, aus ihrer Nahrung, und wenn dieſes iſt, ſo muß folgen, 
daß man die erſten Theilchen, die vielleicht den Kalk bereiten, außer den Thieren in 
der Erde ſelbſt ſuchen muͤſſe. Wenn daher die Kalkartigen Theile erſt durch gewiſſe Zu⸗ 
fälle zu Kalk werden, fo kann dies auch außer dem animaliſchen Reiche ſtatt finden“. 
Hr. Cronſtedt (p), der dieſer Meynung von dem Urſprunge der, Kallſteine aus den 
Theilen der Thiere u. ſ. f. ebenfalls nicht beyſaͤllt, ſchließet daraus, daß die Kalkartige 
Materie in allen drey Reichen der Natur vorhanden ſey, daß dieſe Materie ihr Dar 
ſeyn muͤſſe gehabt haben, ehe Thiere und Pflanzen entſtanden ſind. Wenn ich dieſes 

recht 
(i) Syſtematiſches Steinreich. 2. Theil. und den Schalthieren, ihren Urſprung vornaͤmlich 


S. 10. 27. Naturgeſchichte der Verſteinerun⸗ 
gen. 1. Theil. S. 37. Es iſt wahrſcheinlich, 
daß die in zartem Staube aufgeloͤſten Knochen 
und Schalen des geſammten Thlerreichs, die zer⸗ 
ſtoͤrten ſteinartigen Seegewaͤchſe, der Seeſchlamm, 
und die ſaliniſchen Theile des Meers den Grund» 
ſtoff zu den Kalkſteinen abgeben, wenn dieſe zar⸗ 
ten Koͤrper ſich mit den Theilen der elementari⸗ 
ſchen Grunderde vereinigen“ 


(k) Naturgeſchichte des Mineralreichs. 1. Th. 


S. 180. Der Kalkſtein beſtehet hauptſaͤchlich 
aus einer alcalifchen Erde, welche dem Meerſalze 


zu danken hat.“ 

()) Anfangsgruͤnde der Naturgeſchichte. 
S. 543. der Ausgabe 1773. Sie, die Kalker⸗ 
de, hat ihren Urſprung vielleicht allein den Schals 
thieren und Korallen zu danken.“ 

(m) Syſtema naturae 1768. Tom. 3. p. 40. 
Lapis e calce animalium combinata. 

(n) Dubia coralliorum animali origini op- 
pofita. Erlang. 1770. ©. 17. f. 

(o) In der Berliniſchen Sammlung. 4. B. 


1. f 
(p) Verſuch einer neuen Mineralogie. S. 13. 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 9 


recht verſtehe, fo zaͤhlet Herr Cronſtedt die Kalkartige Materie unter die Grunderden 
bey der Schoͤpfung, da keine Materie von Ewigkeit her ſeyn kann. 
Die andere Meynung gehet dahin, daß die Xalkſteine nicht aus 
thieriſchen Theilen ſondern anders woher ihren Urſprung erhalten haͤt⸗ 
ten. Hier ſind nun freylich die Meynungen ſehr getheilet. Was Herr Cronſtedt 
davon meyne, das habe ich kurz vorher angefuͤhret. Herr Hoppe (q) glaubt, daß 
der Kalkſtein eine von der allgemeinen Fluth zuſammen geſchlemmte zarte Erde ſey, 
welche die Meerſalze durchdrungen haben. Wir wollen doch ſeine Gruͤnde anhoͤren: 
„Hiebey fragt ſichs: was eigentlich der Kalkſtein ſey? Iſt er ein erſchaffener Körper, 
oder iſt er eine von der allgemeinen Fluth zuſammen geſchlemmte zarte Erde? Der letz— 
tern Meynung gebe ich einigermaßen Beyfall. Erſtlich weil dieſes Geſtein nicht ſonder⸗ 
lich in die Teufe ſetzet, ſondern, wie ich erwaͤhnet, auf der Oberflaͤche des Erdbodens 
liegt, zweytens, weil verſteinerte Koͤrper darinne gefunden werden, wie wohl nicht 
allzuhaͤufig, drittens ſo iſt bey Schoͤnkleinau einem adlichen Gute, da, wo die 
Kalkſteine aufhoͤren, ein Kalkbruch, in welchem ſich eine Lage von einer andern Erde 
zeigt, die voll Muſcheln und andern Seekoͤrpern ſteckt. Dieſes Geſtein hat demnach 
den Kalkſtein zur Uberdecke. Ich halte alſo dafuͤr, daß dieſe zarte Schlammerde von 
den Stroͤhmen der Meersfluthen zuſammen getrieben worden, die Meerſalze hinein 
gedrungen, und dieſe Maſſe mit der Zeit zu Kalkſtein geworden.“ Allein dieſe Mey⸗ 
nung, ſo wahrſcheinlich ſie auch immer ſeyn mag, hat doch noch einige Schwierigkeiten. 
Was war das für eine Schlammerde? War fie Kalkartig, oder nicht? War fie Kalk⸗ 
artig, ſo iſt noch immer die Frage zu beantworten, woher entſtehen die Kalkartigen 
Theile? War ſie nicht Kalkartig, wodurch iſt ſie Kalkartig geworden? denn daß das 
Seeſalz dieſe Schlammerde Kalkartig ſolte gemacht haben, das iſt mir aus dem Grunde 
nicht glaublich, weil nach den Bemerkungen der neuern Chymiſten der Centner Meer⸗ 
waſſer nur drey bis vier Pfund Salz enthält (r). Man müßte alſo, bey der ſo er 
ſtaunenden Menge von Kalkſteinen, die wir haben, mehr Salz annehmen, als die 
ganze See enthalten kann. Und woher bekoͤmmt denn das Meer ſein Salz? Wir muͤſſen 
alſo auch bey dieſer Meynung nothwendig weiter zuruͤck gehen, wenn wir den eigentlichen 
Urſprung der Kalkerde, aus welchen Kalkſteine werden, ergruͤnden wollen. f 
Die Meynung des Herrn Henkels (1) iſt mit der vorigen ſehr nahe verwandt, 
denn er leitet den Urſprung der Kalkſteine aus einem verfaulten Meerwaſſer her. Als 
lein Herr Profeſſer Pott (t) macht dagegen folgende Einwendung: »das fluͤchtige 
Salz, welches man durch die Deſtilation aus dem Kalkſtein erhält, iſt mir dazu 
noch kein hinlaͤnglicher Beweiß, indem das Sal volatile erſt aus dem acido des 
Salzes erzeuget wird, welches ſich mit dem Phlogiſto und der Falfigten Erde zuſam⸗ 
Na i men 
(4) In dem kurzen Entwurf der Geraifchen () In ſeinen kleinen mineralogiſchen Schrifs 
Gegend, in den phyſikaliſchen Beluſtigungen. ten. S. 596. 
1. B. 8. St. S. 621. f. (t) In der erſten Fortſetzung der Lithogeo⸗ 
. Begriffe der Chymie. 1. B. gnoſie S. 61. 
2. Th. B 


10 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


menreibet und ſubtiliſiret, da es vom Feuer in eine Bewegung geſetzt wird; denn das 
ſimple Infuſum oder Decoctum des Kalkſteins zeiget keine Spuren eines flüchtigen Sale 
zes, welches ſich doch im Waſſer aufloͤſen muͤßte, wenn es ſchon wuͤrklich gegenwaͤrtig 
wäre. So ſollen auch nicht alle Arten des Kalkſteins durch die Deſtilation ein Vrino- 
ſum geben, ſondern auch ein ſaͤuerlich Waſſer; doch iſt das erſtere von den meiſten 
vermuthlich.“ Es bleibet auch noch immer zu unterſuchen übrig, woher das verfaulte 
Meerwaſſer feine Kalkartigen Theile erhalten habe? Denn die Faͤulniß feget doch fo im⸗ 
mer etwas voraus, welches die Faͤulniß bewuͤrket, und was das Waſſer durch die 
Faͤulniß erhält. 

Wenn der Herr keibarzt Vogel (u) von dem Kalkſteine behauptet „daß er aus 
einer alcaliſchen Erde, die mit einer Kochſalzigen und vielleicht auch vitrioliſchen Säus 
re, und mit etwas bituminoͤſen geſchwaͤngert iſt, beſtehe, fo kann man davon leicht den 
Schluß machen, woher er den Urſprung des Kalkſteins ableite? Allein da er ung: hies 
bey den eigentlichen Urſprung dieſer Alcalifchen Erde verſchweigt, fo haben wir das 
ſchwere Raͤthſel vom Urſprunge des Kalkſteins noch nicht aufgeloͤſt geſehen. 

Nach der dritten Meynung ziehet man fein Urtheil ganz zuruͤck, und 
das thun in der That die meiſten Mineralogen, und ſie beweiſen es dadurch, daß fie 
bey der Beſchreibung der Kalkerde und der Kalfiteine von ihrem Urfprunge gänzlich 
ſtille ſchweigen. Es iſt auch dieſes eine der ſchwerſten Sachen, wobey wir noch lange 
nicht zu einer unfehlbaren Gewißheit gelangt find. Ich will daher zu vielen Muth» 
maßungen nicht noch eine neue hinzuthun, weil ich bey derſelben die Schwierigkeiten, die 
ſie begleiten, wohl einſehe. Aber daß Herr Rath Baumer (x) dem Kalkſteine, dem 
Schiefer, und den Steinkohlen einerley Urſprung beylege, das muß ich doch noch be⸗ 
merken. Hier find feine eigenen Worte: “da die Kalkſteine, Schiefer und Steinkoh⸗ 
len von ſalziger Eigenſchaft ſind, und mehrmalen wuͤrkliches Steinſalz in ſi ich haben, 
auch nicht eines ohne das andere geſunden wird, und das Meer, beſonders in ſeinen 
Tiefen, voll harziger, ſalziger und ſchweflicher Theile iſt; ſo laßt ſich daraus der 
Schluß machen, daß der Kalkſtein, der Schiefer und die Steinkohlen, ſowohl zu ih⸗ 
rer Miſchung, als zu ihrer sagerung, eine gemeinſchaſtliche wien aus dem Meer 1 . 
habt haben mine 


8. 3 

So wenig wir alſo den eigentlichen Urſtung der Kalkſtene mit einer wahren Zu⸗ 
verlaͤßigkeit wiſſenz und ſo gewiß es iſt, daß nur wiederholte chymiſche Verſuche, wenn 
ſie mit gehoͤriger Sorfalt angeſtellet werden, uns nach und nach dieſe Lucke unferer Kennt⸗ 
niß erfuͤllen werden: ſo zuverlaͤßig iſt es meine Pflicht, meine Leſer mit den chymi⸗ 
ſchen Verſuchen bekannt zu machen, die man mit den Kalkſteinen unternommen hat. 
Denn wenn gleich Herr Bomare (y) verſichert, daß die chymiſchen Verſuche ſich nicht 
gleich find, und dlieſes auch zu glauben iſt, wenn man auf die a de der 
alk. 


(u) Practiſches Mineralſyſtem. S. 106. f. Kalkſtein für eine Zuſammenſetzung elner alkali⸗ 
(x) Naturgeſchichte des Mineralreichs. 2. Th. ſchen Erde, Muſchelſchalen und Thon an. 
S. 114. f. In feiner hiſtoria naturali lapidum (y) Mineralogie. 1. Theil. 5 145. Siehe 
pretiſorum S 118. ſiehet Herr Baumer den auch Wallerius neee „ ,. 


— 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 11 


Kalkſteine ſelbſt ſiehet, fo gehoͤret es doch zur Vollſtaͤndigkeit meiner Arbeit, die Be⸗ 

obachtungen der Gelehrten mitzutheilen; zumal da dieſe Beſchaͤftigung dem Chymiever⸗ 

ſtaͤndigen eine Anleitung ſeyn kann, worauf er bey feinen Verſuchen zuförderft zu ſehen 

habe. Die allgemeinen Begriffe der Chymie (2) beſchaͤftigen ſich zwar vorzuͤg⸗ 

lich mit den Kalkerden, wir muͤſſen fie aber kennen, wenn uns die Natur der Kalk 

ſteine bekannt werden ſoll. Sie ſagen: die Kalkerde ſaͤttiget alle Saͤuren, und macht 

mit ihnen Mittelſalze mit einem Kalkartigen Grundtheile, welche nach Bes 

ſchaffenheit des Sauren verſchieden find. Mit dem Vitriolſauren macht fie ein Mittels 

ſalz, das ſich kryſtalliſiren läßt, und im Waſſer ſehr wenig aufloͤßlich iſt, welches uns 

ter dem Namen Selenit bekannt iſt. Mit dem Salpeter und Salzſauren macht es 

ſcharfe, bittre und ſehr zerfließende Salze; man nennt fie Salpeter mit einem 

Balkartigen Grundtheile, und Kochfals mit einem Kalkartigen Grund⸗ 

theile. Mit dem Eßigſauren macht die Kalkerde ein Salz, das nicht zerfließt, und 

welches ſich kryſtalliſiren laͤßt, und Kryſtallen, wie ſeidene Faden macht. Es iſt das 
Eßigſal; mit einem Kalkartigen Grundtheile. Endlich fo macht eben dieſe Erde 
mit dem Weinſteinſauren ein Mittelſalz, welches ſich auch kryſtalliſiren läßt, naͤmlich 
einen auflößlichen Weinſtein mit einem Kalkartigen Grundtheile. Dieſes 

Salz iſt weit aufloͤßlicher in dem Waſſer, als das reine Weinſteinſaure. Die Kalkerde 

hat auch die Eigenſchaft, alle ammoniacaliſchen Salze aus ihrer Miſchung zu ſetzen, 

als von welchen ſie das fluͤchtige Alkali entbindet, indem ſie ſich mit ihren Saͤuren verel⸗ 
nigt, wenn man ihr noch mit einem gewiſſen Grad Wärme zu ſtatten kommt. Wenn 
die Kalkerden und Kalkſteine der Wuͤrkung des Feuers ausgeſetzt werden, ſo vermin⸗ 
dern ſie in ſelbigen das Gewicht, und verlieren einen groſen Theil ihrer Conſiſtenz, 
welches daher koͤmmt, weil das Feuer ihnen eine ziemlich betraͤchtliche Menge Waſſer? 
entziehet, welches zu ihrer Miſchung koͤmmt; und da die letztern Portionen dieſes Waſ⸗ 
ſers durch die Erde ſehr ſtark zuruͤck gehalten werden, ſo iſt auch ein ſehr ſtarker Grad 
Feuer noͤthig, um ihnen ſolche gaͤnzlich zu entziehen, und hierinne beſtehet vornaͤmlich 
die Verwandelung der Kalkſteine in lebendigen Kalk. Helmont und Daniel 
Ludovici (a) haben den Kalkſtein in einer Retorte einem heftigen Feuer ausgeſetzt 
und nur eine blos waͤſſerichte Feuchtigkeit aus ſelbigem erhalten. Der Kalkſtein hatte 
ſich hiebey nicht in lebendigen Kalk verwandelt, daraus ſie ſchloßen, daß der Kalkſtein 
ſchlechterdings im offenen Feuer calciniren muͤſſe, um dieſes brennbare Weſen zu vers 
brennen, und hierdurch der ſaliniſchen Materie, welche ſich entwickelt, Gelegenheit zu 
geben, ſich zu offenbahren. Herr Macquer (b) machte dieſe Verſuche nach, und 
befand ſie nur zum Theil fuͤr wahr. Nach einem ſechsſtuͤndigen Feuer erhielt er dieſe 
waͤſſerigte Feuchtigkeit, allein nach dieſer Calcination in verſchloſſenen Gefaͤßen hatte 
der Kalkſtein, ohne in lebendigen Kalk vollkommen verwandelt zu ſeyn, nichts deſto 
weniger alle die Eigenſchaften, und noch dazu in einem ſehr merklichen Grade von fele 
bigen enthalten; welches beweißt, daß die Calcination in verſchloſſenen Gefaͤßen, ohne 
a a B 2 Zutritt 

(2) e Begriffe der Chymie. 3. B. (b) Sn feiner Abhandlung vom Kalke in den 


. 231. f. Pariſer memoires vom Jahr 1747. Siehe die 
(a) Eben daſelbſt. 1. Band. S. 237. allgemeinen Begriffe der Chymie, 1. B. S. 237. 


12 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


Zutritt der Luft gelingt, und daß fie folglich die Verbrennung einer engündlichen Materie 
nicht erfordert. Wenn nun gleich die Verſuche des Helmont und das Ludovici 
nichts erweiſen, ſo gaben ſie doch Gelegenheit, die Erfahrung zu machen, daß der Kalk. 
ſtein nicht nur im offenen, ſondern auch im verſchloſſenen Feuer calcinire und in leben⸗ 
digen Kalk verwandelt werden koͤnnte. Nach der Verſuchung unſers hieſigen groſen 
Chymiſten des Herrn D. Buchholz (c) gieng dieſe Caleination auch durch den Brenn⸗ 
ſpiegel gluͤcklich von ſtatten. Die Gelegenheit dazu gab ihm die Lehre des Herrn 
Mayers, daß das Cauſtiſche im Kalkſteine bloße Ausflüffe aus dem Kuͤchenfeuer 
waͤren. Herr D. Buchholz calcinirte daher den Kalkſtein durch den Brennſpiegel, 
und brachte ihn dahin, daß er alle die Erſcheinungen aͤußerte, welche der durch das 
Feuer gemachte Kalk hervorbringt. Denn da er auf feinen durch die Sonne calcinirten 
Kalk, Waſſer goß, ſo loͤſchte er ſich mit eben dem Geraͤuſche und brachte eben die 
Hitze hervor, wie der Kalkſtein zu thun pfleget, der im Ofen calcinirt wurde. Auf 
das Waſſer ſetzte ſich, nachdem die Miſchung umgeſchuͤttelt worden war, eben der 
Cremor calcis, den man beym ordentlich calcinirten Kalkſtein findet, ja das Waſſer 
hatte den Geſchmack eines wahren Kalkwaſſers. Da zu dieſem Waſſer ein Duent« 
chen von einer geſaͤttigten, mit Waſſer gemachten Auflöfung des aͤtzenden Sublimats 
gegoſſen wurde, ſo wurde die Miſchung ploͤtzlich gilblicht, und nach wenigen Se⸗ 
cunden Pomeranzenfarbig, und zwar ſo dunkel, als wenn dazu recht geſaͤttigtes 
Kalkwaſſer waͤre genommen worden. Ich uͤbergehe andre Verſuche dieſes gelehrten 
Mannes, die es alle darthun, daß durch die Sonnenhige der Kalkſtein in einen wah⸗ 
ren lebendigen Kalk uͤbergehen kann. 


Wenn der Kalkſtein im Feuer caleinirt und durch das Waſſer geloͤſcht worden, 
und man calcinirt ihn im Feuer von neuem, ſo wird er durch dieſe neue Calcination 
wieder zum lebendigen Kalke. (d) Die Gelehrten haben dieſem Umſtande bisher die⸗ 
jenige Aufmerkſamkeit nicht geſchenkt, die er verdient, denn ich glaube, wir wuͤrden 
aus dieſer Erſcheinung die eigentlichen Beſtandtheile des Kalkſteins vielleicht viel leich⸗ 
ter finden, wenn wir darüber mehrere Verſuche anftellen wollten. 


Die Gelehrten (e) haben ſonſt noch folgende Kennzeichen gefunden, die der Kalk. 
ſtein durch chymiſche Verſuche verraͤth. 1) Man riecht unter dem Brennen dieſer Steine 
ein fluͤchtiges Salz und brenſtiges Oehl, welches verſchiedene den in dem Kalkſtein ent⸗ 
Wu Thiertheilen zuſchreiben. 2) Manche Kalkſteine enthalten auch Etwas von der 

Vitriolſäure und von dem Kochſalzgeiſte. 3) Der Kalkſtein giebt nach dem Brennen, 
wenn er mit Salmiakgeiſt benetzt wird, einen ſtarken Harnmaͤßigen Geruch. 4) Daß 
in dem Kalkſteine ein bitumineuſes oder brennliches Weſen ſey, beweiſet der Herr Pros 
feſſor Pott aus deſſen Geruch, wenn er gebrannt wird, aus der feurigen Schaͤrfe, die 


er 
Ce) Chymiſche Verſuche über das Acidum neralreichs. 1. Th. S. 179. Vogels praetiſches 
pingue. S. 37. f. Mineralſyſtem. S. 107. Scopoli prineipia mi- 


Cap Allgemeine Begriffe der Chymie, 1. Band neralogiae ſyſtematicae S. 2 1. Onomatologia 
\ hiftoriae naturalis completa Tom, 2. S. 401. 


S. 2 
605 Siehe Baumers Naturgeſchichte des Mi⸗ pott erſte Fortſetzung der Lithogeognoſie. S. 62. 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 13 


er denen alcaliſchen Salzen beybringt, aus der Auflöfung des Schwefels und derer Fet⸗ 
tigkeiten durchs Kalkwaſſer, und aus dem Farbeweſen, welches er dem Mercurio bey 
ſeiner Praͤcipitation uns den Acidis anhaͤngt. 

5 Ich habe oben aus dem Bomare angemerket, daß der Kalkſtein bey den chymi⸗ 
ſchen Verſuchen immer ungleiche Erſcheinungen hervorbringt. Ich will dieſes durch 
ein Beyſpiel erweiſen. Wenn ſein Saft heruͤber gezogen wird, ſo faͤrbet dieſer den 
Wiolſaft roth, ſchlaͤgt die Silberaufloͤſung nieder, und macht von dem aufgelößten 
Queckſilber im Scheidewaſſer ein Sublimat. Ein anderer Saft von einem andern Kalk⸗ 
ſtein hingegen faͤrbet den Violſaft gruͤnlicht, ſchlaͤgt die Silberaufloͤſung weiß nieder, 
und faͤrbet die Kupferaufloͤſung in dem Scheidewaſſer Meergruͤn, und macht ſie ein 
wenig dicke. (f) Man darf ſich darüber um fo viel weniger wundern, weil die Kalke 
ſteine unter ſich ſo gar ſehr verſchieden ſind, denn unter hundert Kalkſteinen trift man 
kaum einen an, der nicht etwas fremdes unter ſich eingemiſcht haͤtte. Sonſt bleibet 
der Ausſpruch des Herrn Pott (g) ausgemacht, daß ſo verſchieden auch die Kalkſteine 
dem äußern Anſehen nach zu ſeyn ſcheinen, fie doch nur in zufälligen Dingen unters 
ſchieden ſind, in den weſentlichen aber uͤberein kommen. 

Man hat auch unterſucht, ob ſich der Kalkſtein verglaſen, oder in ein 
Glas verwandeln laſſe? In dem heftigſten Feuer ſchmelzt er fuͤr ſich nicht, aber 
wenn er mit andern Erden vermiſcht iſt, ſo kann er in einen Fluß gebracht werden, denn 

im gewißen Gewichte zugeſetzt, hilft er die ſproͤden Eiſenerze gut verbeffern. Im Sons 
nenfeuer aber ſoll er ſich zu Glas ſchmelzen laſſen (h) Ja der Kalkſtein als Zuſatz 
betrachtet, iſt vermoͤgend viele andere auch ſehr unſchmelzbare Subſtanzen, dergleichen 
der Sand und der Thon iſt, viel leichter zur Schmelzung zu bewegen, als außerdem 
geſchehen würde. Ein ungenannter Schriftſteller (i) hat über dieſe Erfahrung folgende 
Gedanken: “Diefe Erſcheinung, wovon die Urſache ſehr verborgen, und ſehr ſchwer zu 
finden iſt, ſcheint von einer beſondern Beſchaffenheit des brennbaren Weſens abzuhaͤn⸗ 
gen, wovon keine von dieſen Materien gaͤnzlich frey iſt, und ſie ſcheint auch vielleicht 
von der letztern Portion der waͤſſerichten Subſtanz herzuruͤhren, welche von der Kalke 
erde allzuſtark zurück gehalten wird, als daß das Feuer dieſelbe gaͤnzlich wegnehmen ſollte. 

$. 324. 

Was wir bisher geſagt haben, das betrift die eigentliche Natur der Kalkſteine, 
ſo viel wir von derſelben ergruͤnden koͤnnen. Ich komme nun auf den Unterſchied, 
der ſich unter den Kalkſteinen findet. Die wenigften Kalkſteine, die wir haben 
ſind ganz rein, da die mehreſten vermiſcht und unrein ſind. Man kennet die letztern 
befonders an ihren Farben. Es ſey nun, daß die Farbe, die man durch das Schlei— 
fen am erſten kennt, von metalliſchen Theilchen, oder von ſonſt etwas herruͤhre, ſo 
ruͤhret es doch nicht von der eigentlichen Kalkerde, als der Grunderde der Kalkſteine 
ber, und wenn das iſt, fo muß man dieſe Erſcheinung fremden Subſtanzen zuſchreiben. 

| B 3 Ein 
() Onomatologia hiftoriae naturalis, T. 2. (h) Siehe Pott am angeführten Orte. S. 62. 


401. f. 5 Kr} (i) Die allgemeinen Begriffe der Chymie. 
(s) Erſte Fortſ. der Lithogeognoſie S. 61. 3. Band. S232. 1 4 


14 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


Ein ganz reiner Kalkſtein muß eine einfache und dabey keine fremden Koͤrper einge⸗ 
miſcht haben, und in dieſem Falle iſt die Farbe gewoͤhnlich weiß. Man iſt gleichwohl 
noch nicht ſo weit in der Unterſuchung gekommen, daß man die beſten, und weiſeſten 
Kalkſteine unter ſich gehörig verglichen, und dabey gefunden hätte, bey welchen Kalk— 
ſteinen man die reinſte Kalkerde zu erwarten haͤtte. Beym Kalkbrennen macht zwar 
dieſer Unterſchied in ſehr vielen Faͤllen nichts aus, es ſey denn, daß man einen ſolchen 
Kalkſtein vor ſich haͤtte, der gar mit fremden Materien, die nicht Kalkartig find, ver⸗ 
miſcht waͤre. Denn der Kalkſtein, der Conchylien in ſich hat, iſt dazu eben ſo geſchickt, 
als der weiße Kalkſtein, der hoͤchſtens nur Abdruͤcke von Conchylien hat, wie der zu 
Aichſtedt iſt, auf den man bisweilen abgedruͤckte Ammonshoͤrner findet. 55 
Ueber die zufälligen Eigenſchaften der Kalkſteine hat Herr Baumer (K) 
feine Gedanken, die wir auszeichnen wollen. “Den zufälligen Unterſchied der Kalk⸗ 
artigen Steine macht die Farbe, verſchiedene Härte, und die darinne enthaltenen frem⸗ 
den Dinge aus. Es giebt weißen, gelblichen, grauen, rothen, gruͤnlichen, ſchwarzen; 
unter welchen der graue am haͤufigſten vorkommt. Manche Kalkſteinarten find viel 
härter als andere, beſonders die, worinne viel Eiſen⸗ und Spatartiges vorkoͤmmt, 
und die aus Terebrateln zuſammen gebacken ſind. Andere Arten ſind dagegen viel 
muͤrber und zerbrechlicher, ſo daß ſie den Mergelſteinen nahe kommen. Zu dem frem⸗ 
den Gehalt der Kalkſteine rechne ich den Spath, verſteinerte Knochen, Hornſtein, Kies, 
Eiſenocher und andere Erzarten.“ Nach dieſen Veraͤnderungen koͤnnte man den Kalk⸗ 
ſtein uͤberhaupt in reinen und in vermiſchten eintheilen. Man muß aber ſagen, daß 

der ganz reine Kalkſtein unter allen Kalkſteinarten der ſeltenſte ſey. 
Die Gelehrten haben ſich indeſſen die Muͤhe gegeben die vorzuͤglichſten Kalkſteinar⸗ 
ten zu ſammlen, ich werde daher die vorzuͤglichſten bekannt machen. Wallerius (1) 
hat folgende Gattungen: 1. dichter Kalkſtein, Calcareus aequabilis; 1) weiſer dich⸗ 
ter Kalkſtein, Calcareus aequabilis colore albo, 2) grauer — grifeus, 3) dunkel- 
grauer — ferreo colore, 4) brauner — fuscus, 5) rother — rubens, 6) grüner — vi- 
ridis, 7) ſchwarzer — niger, 8) aderichter und geftreifter — venoſus; II. ſchimmern⸗ 
der Kalkſtein, Calcareus ſcintillans, x) weiſer — albus, 2) grauer — griſeus, 3) grüne 
licher — viridescens, 4) ſchwarzer — niger, 5) vielfärbiger — variegatus, 6) Wellen. 
förmiger — vndulatus, 7) Streifenartiger — ſtratoſus. III. körniger Kalkſtein, Cal- 
careus inaequabilis, 1) weiſer — albus, 2) grauer — griſeus, 3) grüner — virideſcens, 
4) Wellenfoͤrmiger — vndulatus, 5) Streifenartiger — ſtratoſus. Herr Cronſtedt (m) 
theilet die Kalkſteine folgender geſtalt ein: I. dichter Kalkſtein von unfuͤhlbaren 
Theilen, Particulis impalpabilibus, 1) weiß, 2) weißlich gelb, 3) Fleiſchfarbig, 4) roͤth⸗ 
lich braun, 5) grau, 6) bunt, 7) ſchwarz. II. koͤrniger Kalkſtein, Particulis granu- 
latis, 1) grobkoͤrnig und los, Salzſchlag, a) roͤthlich gelb, b) weiß, 2) kleinkoͤrnig, 
a) weiß, b) halb durchſichtig, 3) feinkoͤrnig, a) weiß und grün, b) weiß und ſchwarz. 
III. Schuppenartig, Particulis ſquamoſis ſiue ſpatoſis, 1) mit groben Schuppen, 
a) weiß, b) roͤthlich gelb, 2) mit kleinen Schuppen, weiß, 3) feinſchimmernd, 8 wat, 
bunt. 

(k) Naturgeſchichte des Mineralreichs. Th. 1. CH Mineralogie. S. 54. f. 

D. 180. f. (m) Verſuch einer neuen Mineralogle S. 14 f. 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen, 15 


b) bunt. IV. Spathartig ſiehe Kalkſpath, $. 356. V. kryſtalliſirt ſiehe 
Spathdruſen, $. 359. VI. Stalactiſcher Kalkſtein S. Tropfſtein, $. 348. 
Herr Scopoli (n) theilet den Kalkſtein in folgende Gattungen ein: I. gemeiner 
alkſtein, 1) dichter, a) weiß, b) grau, e) Aſchfarbig, d) dunkelgruͤn, 2) ſchim⸗ 
mernder Kalkſtein, a) weiß, b) grau, 3) koͤrnigter Kalkſtein, weißlich. II. zierlicher 
Kalkſtein, das iſt der Marmor. Siehe Marmor, §. 328. In einer andern Schrift 
nimmt Herr Scopoli (o) ebenfalls nur zwey Gattungen, den Kalkſtein und den 
Marmor an, er hat aber zu den drey Untergattungen noch eine vierdte den Calcarium 
ſibroſum geſetzt, wobey er ſich auf das Linnaͤiſche Syſtem S. 42. Num. 9. beruft. 
Herr D. Gerhardt (p) der den Kalkſtein blos nach den Farben abgetheilet hat, nen⸗ 
net uns 1) den weißen, 2) den Aſchgrauen vom hellen bis zum dunkeln, 3) den rothen, 
den braun und Aſchfarbnen, 5) den blauen, 6) den grünen, und 7) den ſchwarzen. 
Herr von Born (q) hat in ſeiner Foßilienſammlung folgende Kalkſteinarten: 1) La- 
pis calcarius flaueſcens particulis granulatis, a) particulis granulatis majoribus, b) — 
minimis, 2) Lapis calcarius albus five rubro flavus, five caeruleſcens &c. particulis 
ſpatoſis, a) albus et viridis, particulis ſquamoſis minoribus, b) particulis ſquamoſis 
majoribus albis et viridibus, c) cinereus particulis ſquamoſis minimis, 3) Lapis calca- 
rius cinereus fibrofus, fibris parallelis. Herr Profeſſor Cartheuſer (r) hat vom eis 
gentlichen Kalkſtein nur drey Gattungen: die er alſo nennet: 1) Calcareus rudis, nito- 
rem non aſſumens, Calcareus vulgaris, gemeiner Kalkſtein, 2) Calcareus rudis, mi- 
eans, nitorem non aſſumens, Calcareus feintillans, ſchimmernder Kalkſtein, 3) Calca- 
reus rudiuſculus, nitorem aſſumens, vagus. Ohne Zweifel hat der berühmte Hill (1) 
in ſeinen Foßilien die Kalkſteinarten am ausfuͤhrlichſten geſammlet. Hier ſind ſeine 
engliſchen und lateiniſchen Benennungen: I. of a ſmooth even ſtructure. 1. White 
ſmooth limestone, Lapis calcareus aequabilis albus, Wall. a) Yellow fmooth lime- 
ftone, Calcareus aequab. flavus, Cronſt. 3) Ruddy fmooth limeſtone, Calc. aequab. 
rubens, Wall. 4) Ruſty ſmooth limeſtone, Cale. ferrugineus. Cronſt. 5) Grey ſmooth 
limeſtone, Calc. griſeus, Cronſt. 6) Green fmooth limeſtone, Cale. aequab. viri- 
dis, Wall. 7) Iron ſinooth limeſtone, Calc. aequab. ferreus, Wall. 8) Brown ſmooth 
limeſtone, Calc. aequab. fuſcus, Wall. 9) Black ſmooth limeſtone, Calcareus, niger, 
Cronft. 10) marbled finooth limeſtone, Calc. aequab. venoſus, W. II. Gritty lime- 
ſlones. 11) coarfe white gritty limeſtone, Calc. granulatus, alb. 1. Cronſt. 12) Fine 
White gritty limeſtone, Calc. granul. alb. 2. Cronſſ. 13) Bright gritty limeſtone, Cale. 
feintillans, Cronft. 13) Red gritty limeſtone, Calc. granul. ruber, Cronſt. 15) Green 
gritty limeſtone, Calc. granul. vireſcens, Wall. 16) Black and white gritty limeſtone, 
Calc. granul. nigro albeſcens, Cronſt. 17) Green and white gritty limeſtone, Cale. 
granul. alboviridis, Cronſt. III. Flaky limeſtones, 18) White flaky limefione, Cal. 


car. 


(n) Einleitung in die Kennenſß der Foßilten. (p) Beytraͤge zur Chymle und Geſchichte des 
S. 1. f. e Mineralreichs. Th. 1. p. 177. 
5 () Lithophyllacium Bornianum. S. 3. f. 
(0) Principia mineralogiae ſyſtematicae. (r) Elementa mineralogie. S. 22. 
©. 21. f. (f) Foſſils. ©. 242. f. 


16 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


car. ſquamoſus albus, Cronſt. 19) Grey flaky limeftone, Calc. ſquam grifeus, Cronſt. 
20) Silvery flaky limeſtone, Calc. albus Dalarnenſis, Cronſt. 21) Red flaky 1 
Calc. ruber, Cronft. 22) Clouded flaky limeſtone, Cale. variegatus, Cronſt. 

Ich wage es nicht mehrere Schriftſteller auszuzeichnen, weil ich glaube, daß 
man ſchon aus denen, die ich angefuͤhret habe, alle Gattungen der Kalkſteine kennen 
kann. Aber daß kann ich nicht unangezeigt laſſen, daß Herr Rath Baumer (t) 
die Kalkgebuͤrge in drey Gattungen abtheilet, und dahin das Metallhaltige, das mitt. 
lere Kalk. Marmor» oder Gypsgebuͤrge, und das oberſte, oder Muſchelkalkgebuͤrge 
rechnet. Die Metallhaltigen Gebuͤrge erklaͤret Herr Baumer fuͤr die aͤlteſten, ob er 
gleich alle Kalkerde für neu haͤlt. — Wenn einige auch den Allabaſter und den Bono⸗ 
nienſiſchen Stein unter die Kalkſteine zaͤhlen, ſo wird es ſich zeigen, wenn wir dieſe 
Steinarten beſchreiben werden, ob ſie dazu hinlaͤnglichen Grund haben? Aber das 
muß ich hier mit wenigen bemerken, daß der Valkſtein bisweilen Schieferartig bricht, 
und daß man ihm daher eine gedoppelte Erzeugungsart beylegen muͤſſe. Diejenigen 
Kalkſteine, die man in Gebuͤrgen, als Felſen antrift entſtunden durch eine Congelation, 
die aber, welche ſich wie Schiefer ſpalten laſſen, entſtunden durch ein Sediment. (H. 28. 
©. 32.) Daher findet man auch in den Schieferartigen Kalkſteinen die Verſteinerungen 
nicht fo häufig, als in den uͤbrigen⸗Kalkſteinen. Wir wiſſen dieſes von dem Aich⸗ 
ſtedter Kalkſteine, den man ſonſt auch Kalkſteinmarmor nennt, weil er eine ſehr 
große Haͤrte hat, und eine ſchoͤne Politur annehmen wuͤrde, wenn er mehr als eine 
Farbe hätte. Den Kalkſchieſer der ſich in Gothlani findet, würde ich nicht unter 
die gemeinen Kalkſteine werfen, ſondern, wenn ich ihn ja keinen eigentlichen Marmor 
nennen dürfte, unter die Muſchelmarmore zählen. Inzwiſchen hat dieſer Schiefer 
eben ſo gar viel beſonderes nicht an 05 ich, daß ich u eine . Anzeige 1 ee ey 
für meine Leſer hinlaͤnglich. 


$. 325 

Ich betrachte nun den Kalkſtein in dem Derbältnifle, ı in welchem er fi 5 
gegen die Verſteinerungen, gegen die Minern und dergleichen be⸗ 
findet. Was die Verſteinerungen anlanget, ſo iſt die gewoͤhnliſte Matrix der⸗ 
ſelben der Kalkſtein, und ſelbſt diejenigen Koͤrper, welche zwar außer einer Mutter 
liegen, aber doch einer Ausfüllung fähig find, dergleichen die Schnecken und Muſcheln 
ſind, ſind in den allermehreſten Fallen mit Kalkſtein ausgefuͤllet. Inzwiſchen iſt es 
doch bemerkungswuͤrdig, daß man in mehreſten Fallen in dem Kalkſteine nur ſolche Koͤr— 
per findet, die ihren gewoͤhnlichen Wohnplatz in der See haben, und die vorzuͤglich zum 
Thierreiche gehören. Braͤuter findet man darinne ſeltener, und das Holz am allers 
ſelteſten, ſo wie auch diejenigen Hoͤlzer, welche eine Kalkartige Natur angenommen 
baben, nicht eben ſo gar haͤufig vorkommen. Herr Hofrath Walch (u) bauet hier⸗ 
auf die Folgen: die Koͤrper, die wir in dem Floͤtzgebuͤrge finden, muͤſſen bereits in 3 
ce 


(t) de tribus montium ealeariorum ſpecie- (u) Raturgeſchchte det Wee 
bus in den Actis philofophico medicis focie- Th. 1. S. 20. 8 
tatis acad, ſcient. princip, Haſſiacae. Sießen f 


1771. S. 29. f. 


— 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 17 


See dasjenige Lager gehabt haben, in welchem wir ſie jetzo finden, wenigſtens muͤſſen 
große Ueberſchwemmungen, welche die See verurſacht habe, ſie mit dem Seeſchlamm 
zugleich, woraus unſere Kalkſteine geworden, an denjenigen Ort gebracht haben, wo 
wir ſie heut zu Tage in ganzen Floͤtzen, Schichten und Lagern finden. Auch Knochen 
finden ſich hier bey Weimar, bey Querfurth, bey Ophaußen und dergleichen in 
Kalkſteinen, aber bey den mehreſten kann man es ſo gar beweiſen, daß ſie von ſolchen 
Thieren abſtammen, die ehedem in der See wohneten. Henkel (x) hat beynahe eben 
dieſe Vermuthung, und indem er den Kalkſtein mit dem Sornſteine in Abſicht auf 
ihren Urſprung vergleicht, fo macht er ohne Bedenken den Schluß, quod fubftrata ma- 
teria, es find feine eignen Worte, non equidem natura plane alia, tamen aliter prae- 
diſpoſita ſubfuerit adeoque pro modo generationis alio concludi debeat. In den 
Kalkſteinen haben die Conchylien ihre natürliche Schale ſehr oft erhalten, in den Kalfı 
ſchieſern ſeltener, doch muß man zugeſtehen, daß je grober der Kalkſtein iſt, deſto unan⸗ 
ſehnlicher werden die Verſteinerungen. Beynahe aber trift man gar keinen Kalkſtein 
an, der von Verſteinerungen ganz frey waͤre, ob es auch gleich ausgemacht iſt, daß 
in manchen Kalkſteinſchichten die Verſteinerungen haͤufiger, in andern aber ſeltener ſind. 
ECEeb'oen ſo zuverlaͤßig ift der Kalkſtein eine ATerallmurter. Herr Lehmann (y) 
iſt deſſen ein hinlaͤnglicher Zeuge, der uns Beyſpiele von Eiſen, Kupfer, Silber und 
Gold anfuͤhret, ſich auch auf verſchiedene Schriftſteller beziehet, die eben dieſes darthun. 
Er verſchweigt es aber nicht, daß, ob man gleich gewachſene Metalle in dem Kalkſteine 
antrift, dergleichen Minern nicht allezeit am Gehalt gar zu reich ſind. Auch beym 
Herrn von Born (2) findet man davon Benfpiele aus verſchiedenen Gegenden, und 
Herr Rath Baumer (a) hat ſich ſogar die Mühe gegeben, alle die Erzarten zu ſamm⸗ 
len, welche ſich in denen Kalkſteinen finden. Ich würde mich dieſer Bemuͤhung gerne 
bedienen, wenn ich nicht eine allzugroße Weitlaͤuftigkeit vermeiden wollte. Ich 
werde aber unten bey den Marmorn noch etwas gedenken. ’ 

So wie aber in den Kalkſteinen oft fremde Körper gefunden werden, eben fo gefchie- 
bet es auch nicht felten, daß in diefen Steinen andere Steine gefunden werden. Ich 
habe im erſten Bande dieſes Buchs zwey merkwuͤrdig Beyſpiele angefuͤhret; das eine wa. 
ren Hornſteine in Kalkſteinen, (§. 249. S. 317.) das andere aber Kieſelſteine. ($. 315. 
S. 418.) Und Herr Baumer (b) fand gar einmal einen Radenagel in einem gro« 

ben Kalkſteine; ja wenn es wahr iſt, was uns ein ungenannter Schriftſteller (e) von 
der Gegend, wo ich wohne, erzaͤhlet, fo hat man in einem Steine einen alten gothi— 
ſchen Spohren angetroffen. Ich rechne auch hieher, was uns Herr Guettard in ſei⸗ 
mE 1 ner 


(K) de lapidum origine. S. 10. 11. tis Acad. feientiar. prince, Haſs. Gießen 1771. 
(y) Abhandlung von den Metallmüttern. S. 36 


36. 

238. b) Naturgeſchichte des Mineralreichs. Th. f. 
(2) Lithop’ yllacium Bornianum. S. 3. S. 168. 5 Br 
Ca de tribus montium calcariorum fpecie- (e) Beytraͤge zur Geſchichte des Mineralreichs 
bus in den Adtis philoſophieo medicis Societa- aus ungedruckten Briefen. S. 10. v2 


2 Th. | hr ER N . 


— 


* 


18 Die zweyte Klaſſe don den Kalkartigen Steinen. 


ner Abhandlung uͤber die Mineralien in Auvergne (d) erzaͤhlet, daß ſi 6 bey Riom 

und beſonders bey Davapyat platte Kalkſteine finden, auf deren Oberfläche Zirkelfoͤr⸗ 

mige Flecken zerſtreuet ſind, deren Umfang ſchwarz iſt, und die in ihrem Mittelpuncte 

einen ſchwarzen Punct haben. Dieſe Zirkelfoͤrmige Figuren und Flecken durchdringen 

den Stein, der Mittelpunct aber iſt ein kleines Loch, welches zuweilen mit kleinen Spath⸗ 

kryſtallen angefuͤllet iſt. Die Geſtalt der Flecken iſt gemeiniglich rund; es giebt aber 

auch welche, die irregulair Zirkelfoͤrmig find. Herr Guettard ſcheinet dieſe Erſchei⸗ 
nung von Entrochiten abzuleiten, und es iſt auch wahrſcheinlich, daß dieſes ihr eigent⸗ 

licher Urſprung iſt. 

Verſchiedene Schriftſteller als Herr du Say (e) Herr Director Marggraf (f) 
und mehrere verfichern, daß die Kalkſteine nach der Calcination leuchtend werden, 
ob man gleich eingeſtehet, daß die reinen Kalkſteine weit weniger leuchtend werden, als 
diejenigen, welche mit Saurem angefuͤllet ſind, und daß ſie es weit ſchwerer werden. 
Herr D. Buchholz (g) aber hat bey aller angewendeten Vorſicht dieſes Leuchten der 
Kalkſteine nicht bewuͤrken koͤnnen, auch nicht einmal, da er Auſterſchalen nahm, damit 
er dadurch dem Vorwurfe begegnete, er wuͤrde eine besondere Gattung von Kalkſteinen 
ergriffen haben, bey welcher ſich in der Miſchung des Kalkſteines etwas gefunden er 
wodurch die leuchtende Kraft deſſelben waͤre aufgehoben worden. 


a §. 326. is | 
Der Nutzen der Valkſteine iſt ehr groß. Bey dem Nutzen derſelben in der 
Medicin will ich mich diesmal nicht aufhalten, weil mir dieſe Abhandlung unter der 
Feder weitlaͤuftiger geworden iſt, als ich anfaͤnglich glaubte. Wer es wiſſen moͤchte, 
was die Alten ſich von dem Kalkſteine verſprachen, der ſchlage den Boodt (h) nach, 
welcher beynahe alles geſammlet hat, was die Alten davon wußten und glaubten. Aber 
das kann ich doch nicht übergehen „daß noch die neuern Aerzte ſich des Kalkwaſſers in 
manchen Krankheiten mit wahrem Vortheile bedienen. (1) Was aber außerdem den 
Nutzen des Kalkes anlanget, ſo iſt derſelbe fo vielfach, daß man dieſen Stein un— 
ter die vorzuͤglichſten Wohlthaten der Natur zu zaͤhlen hat. Ich werde mich dabey der 
Anleitung verſchiedener Gelehrten, die ich unten (k) anzeigen werde, bedienen. 1) Hat 
der Kalkſtein ſeinen großen Nutzen fuͤr das Maurerhandwerk, wo er zum Mauren, 
zum Weiſen, und noch zu mehrern Gebrauche dienet; 2) kann ihn auch der Gerber zu 
einer Beizlauge gebrauchen, und ſelbſt bey der deinewand iſt er nicht ganz zu verwerfen, 
wenn 
(d) Siehe die mineralogiſchen Beluſtigun⸗ (i) Deſſen Zubereitung, das große Univerfals 
gen. 5. Band. S. 377. lexicon im 2. Bande S. 100. lehrt. 
(e) Siehe die 1 Begriffe der Chy⸗ (K) Denſo phyſicaliſche Bibliothek. 2. Theil 
mie. 2. Band S. 6 S. 266. Bromel Mineralogia et lithographia 
* 0 Siehe 155 Hure Schriften. 2. Th. ſuecana. S. 30. f. Allgemeine Begriffe der 
1. Chymie. 1. Th. S. 245. Johann Jacob Fick 
0 75 In feinen chymiſchen Verſuchen uͤber das de calce viva, Jen. 1727. 4. Baumer Natur- 
Meyeriſche Acidum pingue, wo ſich Verſuche die geſchichte des Mineralreichs. 1. Theil S. 182. 
leuchtenden Steine betreffend, finden. S. 63. 81. Baier Oryctographia norica S. 12. der neuern 
ch) Lapidum et gemmarum hiſtoria. Ausgabe. Gerhard Beytraͤge zur Chymie und 
S. 523. Allgemeine Begriffe der Chymie. 1. B. Geſchichte des Mineralreichs. 1. Theil. S. 194. 
©. 245. andrer Gelehrten hier nicht zu gedenken. 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 19 


wenn man ihn unter der Anwendung einer gehoͤrigen Behutſamkeit gebrauchet. 3) Der 
Seifenſieder kann den Kalk bey feinen Arbeiten gar nicht entbehren; 4) und daß er auch 
zum Duͤngen der Aecker gute Dienfte leiſte, das habe ich ſchon vorher bemerket. ($. 321.) 
5) Veym Zuckerſieden, und Feinmachen deſſelben wird der Kalk ebenfalls gebraucht, 


6) bey der Faͤrberey auch in den feinften Zeugen und Farben bedienet man ſich des Kal⸗ 


kes, und erhoͤhet die Farben, und macht ſie feſte. 7) Der Seiler macht, daß ſeine Lunden 
deſto ſichrer Feuer fangen, wenn er ſie eine Zeitlang in Kalklauge einbeizet. 8) In den 
Glashuͤtten bedienet man ſich des Kalkes, die weiſe Farbe des Glaſes dadurch zu erhoͤ— 
hen. 9) Wenn man wuͤnſcht, daß gewiſſe thieriſche Körper ſich ſchnell verzehren ſollen, 
ſo bedienet man ſich ebenfalls des Kalkes, wie man z. E. bey den Seuchen unter dem 
Viehe zu thun gewohnt iſt, wenn man mehrere Koͤrper in eine Grube bringen muß. 
10) Selbſt an denjenigen Orten, wo Menſchen ihren Unrath hinzutragen pflegen, kann 
man es durch den Kalk, wenn man hinlaͤngliches Waſſer dazu ſchuͤttet, dahin bringen, 


daß alles verzehret und der uͤble Geruch verhindert werde. 11) Bey den Bergwerken iſt 


der Gebrauch des Kalkes von ganz beſondern Nutzen, ſonderlich in Schmelzoͤfen, und 


beym Scheiden. Dies hat den Vortheil, daß dadurch der Fluß verſchiedener Metalle 


erleichtert und verbeſſert wird. 12) In der Chymie kann man durch den ungelöfchten Kalk 
allen Schwefel, mineraliſche und animaliſche Fettigkeit, wie auch alle vegetabiliſche Oele 
und Spiritus ſo reinigen, daß ſie dadurch ſtaͤrker und feiner werden; 13) vom Kalke 
und Auripigmente wird die bekannte ſympathetiſche Dinte zubereitet, womit man ſicht— 
— 05 unſichtbare Buchſtaben nach Gefallen ſchreiben kann; und was dergleichen 
mehr iſt. Au 

Ohnerachtet das Kalkbrennen, oder die Art und Weiſe wie man aus Kalfı 


ſteinen lebendigen Kalk macht, eigentlich hieher gar nicht gehoͤret, fo muß ich doch eine 
Stelle des Herrn Guettards (1) näher bekannt machen, weil fie eine Anleitung zur 


Verbeſſerung unſerer Kalkbrennerey an die Hand geben kann. Nachdem er von den 
Kalkſteinbruͤchen von Bar bey Brioude geredet hatte, fo ſagt er uns folgendes: 
“Die Oefen, worinne man ihn brennt, find als ein Prisma geſtaltet, von welchem 
jede Seite ohngefehr ſechs Fuß breit, und eben ſo hoch iſt; ſie ſind unten alle mit einer 


Oefnung durchbrochen. Der Ofen iſt oben offen. Wenn man den Stein brennen will, 
ſo thut man eine gute Schicht Steinkohlen auf den Boden des Ofens; auf dieſe Koh— 


len, die man anzuͤndet, wirft man das Holz, und man fuͤllt damit den Ofen bis oben an. 
So wie nun dieſe Steine gebrannt werden, nimmt man ſie durch die Oefnungen, die 


auf den Seiten find, mit einem krummen eiſernen Haacken, der an eine Stange gebunden 


iſt, heraus. Man thut durch die obere Oefnung neue Steine und Kohlen wieder hinein; 
ſo daß ein Ofen ein oder zwey Jahre, nach der Menge des Kalkes, den man machen 
will, unaufhoͤrlich angezuͤndet bleibet. Die erſten Steine die man auf die Kohlen thut, 
werden in fuͤnf bis ſechs Stunden fertig gebrannt.“ Man weiß, daß man den leben— 
digen Kalk nicht aus Kalkſteinen allein, ſondern auch durch andere Körper, dergleichen 
die Conchylien ſind, erlangen kann; wer ſich davon unterrichten will, der leſe den 

| C 2 Herrn 


(J) Abhandlung von den Mineralien in Auvergne in dem 5. Bande der mineralogiſchen Beluſti⸗ 
gungen. S. 382. g 


20 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


Herrn Profeſſor Denſo (m) nach; wir würden uns zu weit von unſerm Zwecke ent⸗ 
fernen, wenn ich es auszeichnen wolte. Aber die Erſchelnung muß ich noch erklaͤhren: 
warum der Ralkſtein, wenn er im Feuer calcinirt, oder zum lebendigen 
Ralte gemacht worden iſt, fo heiß wird, wenn man ihn mit Waſſer loͤ⸗ 
ſchet; Boodt (n) war auf dieſe Erſcheinung ſchon aufmerkſam, und ſuchet den 
Grund darinne, es ſey in dem Kalkſteine ein ſehr heißes, fluͤchtiges und trocknes Salz; 
wenn nun das kalte und feuchte Waſſer dazu komme, ſo koͤnne daraus nichts anders, 
als eine außerordentliche entgegen geſetzte Bewegung entſtehen. Ich glaube diejenigen 
treffen den Grund dieſer Erſcheinung beſſer, welche fie alfo erklaͤhren: durch die Cala 
eination des Kalkſteins, werden demſelben alle feine waͤſſerichte Theile benommen, und 
er nimmt hingegen eine groſe Menge von Feuertheilen an. Wenn nun hierzu Waſſer— 
gegoſſen wird, ſo wird der in den Kalkſteinen befindliche Aether in eine heftige Bewe⸗ 
gung geſetzt, und es kann daraus nichts anders als Aufbraußen und Hitze entſtehen. 
Wenn daher der gebrannte Kalkſtein in die ſreye Luft geleget wird, fo zerfällt er in 
Staub, weil die Luft zwar Feuchtigkeiten, aber nicht genug Feuchtigkeiten hat, daß 
dadurch ein Erhitzen und Aufbraußen koͤnnte bewirket werden. 


32%. 
Wenn ich alle die Gerter anfuͤhren wolte, wo ſich Kalkſteine finden, ſo muͤſte 
ich die mehreſten Gegenden der Welt nennen, welche Muͤhe mich leicht ein jeder Leſer 
überheben wird. Wer aber doch etwas davon wiſſen will, der ſchlage Herrn Rath 
Baumer (o) nach. Inzwiſchen iſt es doch merkwuͤrdig, daß ſich manche Gegenden 
finden, wo Steine und unter dieſen doch ſehr wenige Kalkſteine gefunden werden. Das 
verſichert unter andern Herr Prof. Cartheuſer (p) von der Gegend bey Frankfurth 
an der Oder, und Herr Duͤlac (9) von den mittägigen Theile in den drey Provinzen 
Lyonnois, Forez, und Braujolois. var DER 
Man behauptet gemeiniglich, daß die mehreſten Gebürge in der Welt Kalfgebürge 
find, und daß alſo die Kalkfloͤtzgebuͤrge den größten Theil der erhabenen Erdflaͤche decken. 
Herr von Juſti (r) will dieſes nicht eingeſtehen, und ich will zum Schluß dieſer Abs 
handlung ſeine Gedanken mittheilen. Die allermeiſten hohen und Felſengebürge auf 
dem Erdboden, beſtehen aus Hornſtein und Jaspisarten, aus Gneiß, aus einem ſehr 
feinem Sandſtein, und zuweilen wohl gar aus Porphyr und Granit. Man darf nur 
die vornehmſte Bergwerke in Europa befahren, oder ſich aus Buͤchern oder Schriften 
eine Kenntniß davon erworben haben, um davon auf das vollkommenſte uͤberzeugt zu 
ſeyn. 
(m) Phyſtkaliſche Bibliothek. 2. Th. S. 25 1. di oleum ſieciſſimum, et calidiſſimum eſt, vt 
(n) Lapidum et gemmarum hiſtoria Lib. 2. cauterii inſtar euti admotum vrat. 
Cap. 293. S 522. Calor ille in ſale caleis cali- (o) Naturgeſchichte des Mineralreichs. 1. Th. 
diſñ mo, et ſieciſſimo conſiſtit, cui eum aqua fri- S. 182. 2. Th. S. 115. 
gidiſſima, et humidiflima miſcetur, ob fubi- (p) Rudimenta oryetographiae Viadrino 
tum contrariorum motum in actum caliditas Franeofurthanae. S. 19. 
caleis deducitur, eadem prorfus ratione, qua ( Beſchreibung der Stein: und Marmor⸗ 
oleum fulphuris verum, ſi aquae miſceatur Brüche ꝛc. in den mineralog. Deluftigung. 1. B. 
frigidae, tum calidum in vitro redditur, vt 


D. 393. 2 
id manu vix teneri poſſit. Potentia hujusmo- r) Geſchichte des Erdkoͤrpers. S. 52. 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 21 


ſeyn. Das berühmte Gebürge zu Königsberg in Norwegen, in welchem fo viel 
gediegenes Silber gegraben wird, beſtehet bis in ſeinen Gipfel und in den hervorragen⸗ 
den Felſen aus dem allerfeinſten Hornſtein in der Welt, an welchem der Bergbohrer 
Stundenlang arbeitet, ohne daß man einmal die Stelle ſiehet, wo er gearbeitet hat, 
ſo, daß man dieſen Hornſtein mit Feuer brennen, und muͤrbe machen muß, damit der 
Bergbohrer nur einigermaſen darauf haften und eindringen koͤnne. Die Gebuͤrge auf 
dem Haar, worinnen ſich die daſigen Bergwerke befinden, haben faſt allenthalben 
keine andere Steinart, als einen ſchwaͤrzlichen Hornſtein, der aber viel weicher iſt, als 
der zu Koͤnigsberg. Die Meißniſche anſehnlichen Bergwerke arbeiten faft allenthal⸗ 
ben in einem ſo genannten Gneiß; und ſo darf man nur die hohen und Felſengebuͤrge 
theils aus denen Bergwerksnachrichten theils durch die Reiſebeſchreiber kennen; ſo kann 
man gewiß nicht zweifeln, daß die allerwenigſten hohen und Felſengebuͤrge keinesweges 
aus einem feinen Kalkſteine, ſondern groͤſtentheils und faſt allenthalben aus viel 
ſeſtern Steinarten beſtehen. fait i TR 


LXIL Der Marmor. 


eee e §. 328. 
Die Namen, die der Marmor führt, find theils Geſchlechtsnamen, die dem 
> Marmor uberhaupt zukommen, theils Gattungsnamen, die gewiſſen beſondern 
Gattungen von Marmoren beygelegt werden. Die gewoͤhnlichen deutſchen Geſchlechts— 
namen find, daß er Marmor, Marmorſtein, Marmel, Marbelſtein genen» 
net wird. Das Wort Marmor iſt ſeinem Urſprunge nach ein griechiſches Wort, 
welches entweder von Hag ich ſcheine, oder beſſer von erg ergo, magmasew ich glänze, 
herkoͤmmt, () weil er unter einer gehoͤrigen Politur betrachtet, einen ſchoͤnen Glanz 
annimmt. Marmel oder Marbelſtein iſt entweder ein bloßer verſchiedener Dialect, 
oder es iſt ein Schreibefehler, den man nachgeſchrieben, und ſolchergeſtalt auf die Nach⸗ 
kommen ſortgepflanzet hat. Herr D. Gerhard nennet unſern Stein den edlen 
Marmor, um ihn dadurch von den Kalkſteinen zu unterſcheiden, die bey ihm gemei— 
ner Marmor genennt werden. Der gewoͤhnlichſte lateiniſche Name iſt Marmor, 
wie ſich denn dieſes Wort beynahe in allen Sprachen erhalten hat. Der Herr Ritter 
von Linne nennet ihn Marmor nitidum auch Mamor nobile, denn auch der Ritter ges 
hoͤret unter diejenigen, welche das Wort Marmor ſehr weitlaͤnftig nehmen. Sonſt hat 
dieſer Gelehrte noch folgende Umſchreibungen: Marmor particulis ſubimpalbabilibut, 
opaeum compactum poliendum; und Marmor ſolubile particulis impalbabilibus raſſli. 
bur; er ſiehet aber bey beyden Beſchreibungen ſonderlich darauf, daß der Marmor aus 
feinen dichten Theilen beſtehet und eine gute Politur annimmt. Eben darauf zielet Wol— 
tersdorf, wenn er ihn Marmor polituram admittens nennet. Herr Profeſſor Car- 
theuſer nennet ihn Clacareus. ſubtilis nitorem affumens eleganter eoloratus, weil bey 
ihm der Kalkſtein als Geſchlecht den eigentlichen Kalkſtein und den Marmor unter ſich 
a : C 3 8 begrei⸗ 
() Siehe Ritter de alabaftris Hohnſteinenfibus Lucubrat. I. S. 4. Boodt Gemmarum et 

kapidum hiftoria. Lib. 2. Cap. 266. S. 487. - 


22 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


begreifet, und weil der Marmor aus feinern Theilen beſtehet, eine Politur annimmt, 
und aus ſchoͤnen Farben beſtehet. Herr Scopoli nennet ihn Calcarius marmor, denn 
er nimmt eben fo, wie Herr Prof. Cartheuſer das Wort Kalkſtein ſehr weitlaͤuftig. 
Im Franzoͤſiſchen wird der Marmor le Marbre und im Holländifchen Marmer genennet. 
Iſt der Marmor in kleinen Taͤfelchen geſchnitten, fo nennet dieſe der Holländer Mar- 
mor- Plaatjes. s : 2 er eee 
Das ſind die gewoͤhnlichſten Namen, welche dem Marmor überhaupt gegeben 
werden. Ich habe oben geſagt, daß man auch einigen Marmorarten eigene Namen 
ertheilte, und das thaten beſonders unſere lieben Alten, wenn ſie nach ihrer lebhaften 
Einbildungskraft an einem Marmor was vorzuͤgliches zu erblicken glaubten. Einige 
Namen giengen auf die Oerter, wo man den Marmor vorzuͤglich ſchoͤn fand, wie in un⸗ 
fern Tagen die florentiniſchen und italiaͤniſchen Namen noch immer bekannt find, 
und die ganz alten Schrifſteller Plinius, Theophraſt u. d. g. die vorzuͤglichſten 
Marmore alſo bezeichneten. Dieſes tadlen wir nicht, aber wenn man beſondern Farben, 
oder Bildern zu gefallen, auch eigene Namen machte, ſo that man daran nicht recht. 
Ich will nur einige bemerken, da unten bey den Gattungen der Marmore mehrere vor« 
kommen werden. Einen Marmor von unterſchiedenen Farben mit weiſen Puncten nennte 
man Loucoſtichon, (t) den weiſen Marmor Parius, den gelben Phengiter, den grünen 
Verdello, auch Lacedaemonicum, den ſchwarzen Lucullum, auch Canarienſe, den rothen 
Numidicum; den Aſchgrauen Venetum, den gefleckten weiſen Africanum, den Purpur⸗ 
rothen Lesbium, den hellrothen Porta ſancta, den geftreiften Polyzonias u. d. g. (u) 
329. b | | 
Wenn wir uns einen richtigen Begriff von dem Marmor machen wollen, fo 
muͤſſen wir es nicht zu bemerken vergeſſen, daß man das Wort Marmor bisweilen 
im weitlaͤuftigen und uneigentlichen, bisweilen im engern und eigentlichen Verſtande 
zu nehmen pflegt. Die aͤltern und neuern Schriftfteller haben dieſes gethan, wie wir 
mit einigen deutlichen Beyſpielen beweiſen wollen. Den Plinius und den Theophraſt 
uͤberſchlage ich, ob ſie gleich beyde nicht ganz davon frey ſind, daß ſie unter ihre Mar⸗ 
more ſolche zaͤhlen, die keine Marmore find. Bircher, (x) wenn er alle diejenigen Steine 
Marmore nennet, welche leicht ſind, eine Politur und verſchiedene Farben annehmen, 
ſo kann es nicht anders kommen, er muß Steinarten hieher zaͤhlen, welche nicht hieher ge⸗ 
hoͤren, wie ihn Herr Prof. Pott bereits vorgeworfen hat. Beym Boodt (y hat das 
Wort Marmor eine ſo weitlaͤuftige Bedeutung, daß er den Alabaſter, den Baſalt, den 
Probier⸗den Serpentinſtein mit hieher zählen kaun. Eben das thut Bromell, (2) bey wel. 
chem der Laſurſtein, der Gypsſtein, der Spath und dergleichen unter den Marmoren 
gefunden wird. Unter den neuern hat der Herr Ritter von Linne den Marmor fo weit⸗ 


laͤuftig 
(t) Siehe Balbinus Miscellanea hiftoria (y) Gemmarui et lapid. hiſtoria. Lib. 2. 
regni Bohemiae. Lib. S. 82. Cap. 266. f. S. 487. 490. 496. 499. F501. 


(u) Siehe Linndi Syftema naturae, 1748. (2) Mineralogia et lithographia fuecana, 


S 152. 
(x) pott erſte Fortſetzung der Lithogeognofie 
©. 62. f. 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 23 


laͤuftig genommen, daß darunter der Kalkſtein und der Alabaſter ſtehet. Und das fies 
het man auch aus einigen Benennungen, die man unter die klaßiſchen aufgenommen 
hat. Man nennt z. E. den Serpentinſtein, Marmor ſer pentium auch Marmor zoe- 
blizenfe, den Spaht Marmor metallicum, den Ralkſtein Marmor rude, den Dios- 
corides Marmor fufaneum, den Alabaſter Marmor fxum, und Marmor thebaicum, 

den Probierſtein Marmor luculleum, und was dergleichen Benennungen mehr find. 
Die ganze Anlage unſrer Abhandlung beweiſet, daß ich unter dem Marmor eine 
ganz eigene Steinart verſtehe, welche von dem Kalkſtein, von dem Alabaſter, dem 
Serpentinſtein, dem Spath und dergleichen Steinen ganz verſchieden ift.. Das iſt 
auch die eigentliche und engere Bedeutung des Wortes Marmor, welche auch die 
mehreſten Gelehrten in ihren Beſchreibungen aufgenommen haben, dergeſtallt, daß 
auch Herr Profeſſor Pott am angefuͤhrten Orte ſagen kann, man ſey heut zu Tage 
mehr und mehr uͤberzeugt, daß die Grunderde des Marmors eine Kalkerde ſey, und 
daß man den eigentlichen Marmor daran allemal erkennen koͤnne, daß er mit den ſauren 
Geiſtern brauſe, und dabey ſo hart ſey, daß er ſich poliren laſſe; er ſey mit einem 
Worte ein Saxum calcareum ein feſter dichter Kalkſtein. In dieſer Bedeutung nehme 
ich hier das Wort Marmor, für den feſteſten Ralkartigen Stein, welcher 
ein feines und dichtes Gewebe hat, und daher, wenn er bearbeitet wird, 
eine vorzuͤglich ſchoͤne Politur annimmt, und hier überaus lebhafte Sar⸗ 
ben hat. Ob ein Stein Kalkartig ſey? das entſcheidet ein einziger Tropfen Scheide⸗ 
waſſer. Ob er ein feines und dichtes Gewebe habe? das zeiget ſchon der Augenſchein, 
welcher zugleich ſehr deutlich darthut, ob der Glanz eines polirten Steines vorzuͤglich 
ſchoͤn, oder ob er mittelmaͤßig oder matt ſey? Folglich darf ich mir auch ſchmeicheln, 
einen Begriff gegeben zu haben, wodurch man den Marmor leicht kennt, und von ans 
dern Steinarten unterſcheiden lernt. Ich habe auch ſehr viele Schriftſteller auf meiner 
Seite, die es mit mir behaupten, daß man den Marmor alſo betrachten muͤſſe. Ich 
nenne zuerſt den Herrn Cronſtedt (a) der es behauptet, man gebe den Kalkſteinen 
den Namen Marmor, wenn ſie hohe Farben haben. Denn das iſt zuverlaͤßig, daß 
man von der Höhe und Feinheit der Farben auf die Dichte und Feinheit der Beſtand— 
theile ſchließen kann, weil außerdem das Zuruͤckprallen der Lichtſtrahlen auf einer polir— 
ten Oberflaͤche gehindert wird. Stobaͤus, (b) ob er es gleich eingeſtehet, daß es ſehr 
ſchwer ſey, die Kalkartigen Steine, wegen ihrer fo gar großen Verſchiedenheit hinlaͤng⸗ 
lich, auch oft ſo gar von dem Marmor zu unterſcheiden, ſo ſey es doch ſicher, denjenigen 
Stein Marmor zu nennen, der aus ſehr feinen Theilen beſtehet, mit verſchiedenen me⸗ 
talliſchen Duͤnſten vermiſcht, und daher geſchickt iſt, ſchoͤne Farben, und einen vorzuͤg⸗ 
lichen Glanz anzunehmen; und faſt eben die Gedanken ſcheinet Imperati (e) zu haben, 
ob gleich ſein Begriff noch ſchwankend zu ſeyn ſcheinet, und daran waren die Alten ſchuld, 
denen er ſich nicht ganz abſagen wollte. Die Worte des Herrn Valmont von Bo⸗ 
* mare 


(a) Verſuch einer neuen Mineralogie. S. 39. Coloniae 1695. Marmor dieimus lapidem or- 
(b) Hiftoria naturalis Dendritae lapidum- namentis aedificiorum et ſtatuis commodum, 
due cognatorum. g. 6. in feinen Opusculis. S. 89. maxime illum, quod ex politione nitorem conſe- 
(e) Hiſtoria naturalis Lib. I. C. 10. S. 10. guitur. 3 


— 


44 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


mare (4) muß ich ganz herſetzen: “der Marmor iſt ein Kalkartiger Stein, welcher 
im Feuer, an der Luft, und in den Säuren ſich eben fo verhält, wie der Kalk- 
ſtein, wovon er aber durch feine feinen, gleichen, milden, und jedoch zugleich haͤr— 
tern, derbern Theile unterſchleden iſt, welche Eigenſchaften feine unterſchiedenen Far⸗ 
ben, lebhafter, reiner und glaͤnzender machen, da er eben deswegen die Politur annimmt. 
Der Marmor cheilet ſich in Stuͤcken von unbeſtimmter Figur. Er wird härter, wenn 
er aus dem Bruche koͤmmt, jedoch hindert dieſes nicht, daß er in der Luft eher zerfalle, 
als ein andrer Stein, wenn er derſelben eine Zeitlang ausgeſetzt bleibt.“ Ich koͤnnte 
noch eine große Anzahl von Schriftſtellern anfuͤhren, welche den Begriff vom Marmor 
angeben und beybehalten, welcher mit dem meinigen uͤbereinſtimmt. Allein ich ſehe kei⸗ 
nen Nutzen davon, und daher will ich meinen Leſern lieber die Kennzeichen bekannt ma⸗ 
chen, welche Wallerius (e) von den Marmorn fordert: 1) die Theile im Marmor 
ſind fein und gelinde, und zeigt ſich hier weder Hoͤcker noch Grus, 2) zerſpringt er in un⸗ 
gewiſſe Stuͤcken und Ecken, 3) iſt wohl hart, kann aber doch mit Stahl gerieben wer⸗ 
den, und nimmt eine ſchoͤne Politur und Glanz an, beſitzt hohe und reine Farben, 4) zuerſt 
erhaͤrtet aller Marmor, der neulich gebrochen iſt, in der Luft, da er loſer war, als er im 
Berge gebrochen ward; dagegen aber iſt der Marmor auch mehr als ein andrer Stein 
geneigt, wenn er einige Zeitlang an der Luft geweſen ift, wieder zu zerfallen, 5) im Feuer 
verhaͤlt ſich der Marmor allerdings wie ein Kalkſtein, 6) mit Scheidewaſſer desgleichen 
wie ein Kalkſtein, (§. 323.) 7) ſeine eigenthuͤmliche Schwere gegen das Waſſer iſt, 
wie 2, 718. :: 1000, oder 2, 70. :: 100. f * Br 
FS. 330. 

Ohnerachtet dasjenige, was ich von dem Begriffe der Marmore geſagt habe, ſchon 
hinreicht, ſie von andern Steinen, mit welchen ſie entweder uͤberhaupt und im Ganzen, 
oder doch wenigſtens in einigen Eigenſchaften eine Aehnlichkeit haben, zu unterſcheiden, 
fo will ich doch wenigſtens etwas von ihrem Unterſchiede von den Ralkſteinen, dem 
Alabaſter und dem Muſchelmarmor ſagen. Denn von den Glasartigen und Thon⸗ 
artigen Steinen unterſcheiden ſie die ſauren Geiſter hinlaͤnglich, mit welchen jene nicht 
aufbrauſen. Was aber der Kalkſtein anlanget, fo ſagen faſt alle Gelehrten, daß der 
Marmor von demſelben durch gar nichts unterſchieden ſey. Herr von Juſti (F) ſagt 
daher gerade weg: Kalkſtein und Marmor ſind ganz einerley Steine. Herr von Cron⸗ 
ſtedt (g) entſchuldiget ſich bey ſeinen Leſern, daß er die Marmorarten Kalkſteine nenne, 
damit, daß er gar keine Kennzeichen habe, durch welche er felbige von einander unters 
ſcheiden koͤnne. Und Herr D. Gerhard (h) fälle nicht nur dem Herrn Cronſtedt 
bierinne bey, ſondern ſetzet auch noch hinzu, daß dieſe beyden Steinarten ſo gar in der 
Schwere wenig von einander abgehen, indem man einen Cubicſuß zu 90 bis 96. Pfund 
im Gewichte annehmen kann. Die Sache hat ihre vollkommene Richtigkeit, wenn wir 
N 5 | | | auf 


(d) Mineralogie. 1. Th. S. 150. verglichen (g) Verſuch einer neuen Mineralogie. S. 15. 
mit feinem Dictionnaire. Tom. 6. S. 514. g Witten 

(e) Mineralreich S 59. f. (b) Beytraͤr t zur Chr mie und Ge ichte des 

(10) Grundriß des geſammten Mineralreichs. Mineralreichs. 29515 4 ſchichte de 
S. 218. 5 7 5 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 25 


auf die eigentlichen Beſtandtheile von beyden Steinarten ſehen, wenn wir aber auch auf 
einige andere, und wie mir deucht ebenfalls weſentliche Kennzeichen ſehen, ſo wird doch 
der Unterſchied ſichtbar genug. Ich will mich auf die Haͤrte, welche uns auf feinere 
Theile ſchlieſen laͤſſet, nicht noch einmal berufen ſondern nur auf ihre Farben. Da die 
Kalkſteine viel weniger und minder betraͤchtliche Farben haben, als die Marmore, ſo 
muß der Marmor weit mehr und weit ſchoͤnere metalliſche Theilchen in ſich haben, als der 
Kalkſtein. Was den Alabaſter anlangt, fo iſt es zuverlaͤßig, daß ob gleich der Herr 
Kitter von Linne den Marmor und den Alabaſter unter einem Geſchlechte hat, er 
beyde doch als Geſchlechtsgattungen deutlich genug unterſcheide. Scheuchzer aber (i) 
wenn er den Marmor und den Alabaſter fuͤr einerley Steinarten haͤlt, die nur durch die 
Haͤrte unterſchieden waͤren, kann bierinne keinen Beyfall erhalten, da der Alabaſter, 
im eigentlichen Verſtande genommen, nie mit den ſauren Geiſtern brauſet, man auch 
unter den Marmorn ſolche hat, welche manchen Alabaſterarten in der Härte ſehr wenig 
nachgaben. Aber der Verfaſſer der allgemeinen Begriffe der Chymie nimmt 
Kalkartige Alabaſter an, welches uns Herr D. Poerner (g) alfo erläutert: Wenn 
man die Marmorarten und Alabaſter dem blos aͤußerlichen Anſehen nach unterſcheiden 
will, ſo kann es wohl geſchehen, daß unter den weiſen Marmorarten einige mit dem 
Alabaſter koͤnnen verwechſelt werden. Giebt man auf die chymiſchen Kennzeichen Ach⸗ 
tung, fo find die eigentlichen Alabaſters wohl nichts anders, als eine mit einem Vitriol— 
ſauren vermiſchte und verſteinerte Kalkerde. Da aber die Alabaſter nicht allemal mit 
dieſer Säure völlig geſaͤttiget find, fo koͤnnen wohl einige die Merkmale einer Kalkerde 
zugleich behalten, und dieſe koͤnnte man Kalkartige oder Marmorartige Alabaſter nen⸗ 
nen, da hingegen die mit der Vitriolfäure völlig geſaͤttigten nur blos den Namen Ala- 
baſter oder der Gypsartigen Alabaſter bekommen koͤnnten.“ Ueberhaupt ſind dieſes 
ſehr ſeltne Faͤlle, wenn man Steine findet ’ die halb Marmor und halb Alabaſter find, 
und mich dünft, fie find nicht hinlaͤnglich eine Theorie über den Haufen zu werfen, welche 
in allen Fallen richtig iſt. Man hat freylich in der Natur fo viele Abweichungen von 
ihren gewohnten Geſetzen, aber ein Stein der nicht Alabaſter und nicht Marmor, ſon⸗ 
dern beydes zugleich iſt, der gehoͤret unter die gemiſchten Steine, oder wenigſtens un⸗ 
ter die Ausnahmen. So viel iſt aber doch zuverlaͤßig, daß ſolche Steinarten 
mit den Saͤuren nicht ſo heftig aufbraußen, als die eigentlichen Marmore. 
Der Muſchelmarmor iſt wuͤrklich eine Zwiſchengattung unter dem Kalkſtein, und 
unter dem Marmor. Er ift härter als der Kalkſtein gewöhnlich zu ſeyn pfleget, und 
weicher als der Marmor. In den weſentlichen Kennzeichen koͤmmt er mit beyden uͤber⸗ 
ein. Dadurch aber unterſcheidet er ſich, daß er mit ganzen und zerbrochenen Mufchel« 
ſchalen durchaus erfuͤllet iſt. Ich werde ihn bald ausfuͤhrlicher beſchreiben. 
Von den chymiſchen Verſuchen mit dem Marmor kann ich nicht viel fagen, 
denn fie find in der Hauptſache eben diejenigen, welche der Kalkſtein zeige. Doch Wal⸗ 
ler 
(i) Natuthiſtorie des Schweizerlandes Th. 3. (k) Allgemeine Begriffe der Chymie. Th. 1. 
S. 121. S. 6. 7. 


2. Th. 5 D 


26 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


ler (I) verſichert uns, daß ſich im Marmor weniger fluͤchtiges Salz als im Kalkſtelne 
findet, hingegen beſitzt er mehr Schwefelartiges und harzigtes, wovon deſſen Theilchen 
beſſer vereiniget werden, und in Folge davon giebt der Marmor einen ſchoͤnen Glanz 
von ſich. Die Erſcheinung die Voodward (in) von den polirten Marmortafeln 
unter der Luftpumpe, bekannt macht, ift merkwuͤrdig genug, daß wir fie wiederholen. 
Zwey polirte Stuͤcke Marmor, wenn ihre Flachen zuſammen gefuͤget werden, bleiben 
feſt mit einander vereiniget, trennen ſich aber auch alſobald wieder, wenn man ſie un⸗ 
ter die Luftpumpe bringt, und die groͤbere Luft herausgezogen hat. 
231 

Wenn es auch gleich richtig iſt, daß der Marmor von dem Kalkſteine in den we⸗ 
ſentlichen Kennzeichen nicht abweichet, und alſo fein Urſprung in der Hauptſache eben 
derſelbe iſt, wie beym Kalkſteine, (S. 322.) fo wollen wir doch über die Erzeugung 
des Marmors noch einiges ſagen, und beſonders unſre Leſer mit einigen abweichen⸗ 
den Gedanken verſchiedener Gelehrten unterhalten. Woodward (u) hatte es ſich 
bey feinem cosmologiſchen Syſtem zum Grundſatze gemacht, daß in der Suͤndfluth alle 
feſte Körper aufgeloͤſet worden waͤren. Davon nahm er den Marmor nicht nur nicht 
aus, ſondern er behauptete auch, daß er ſich nach ſeiner beſondern Schwere in der 
Suͤndfluth wieder zu Boden geſenkt habe. Wenn uns nun gleich dieſe Meynung 
gar nicht ſagt, was der Marmor eigentlich ſey? ſo wiſſen wir doch wie nach ſeiner Mey⸗ 
nung der Marmor, den wir nach der Suͤndfluth haben, entſtanden ſey. Die Suͤnd⸗ 
fluth hat ihn aus alten Marmor zubereitet, und nach dem Geſetze der Schwere fo gela⸗ 
gert, wie er jetzo liegt. Elias Camerarius in ſeinen Bemerkungen uͤber des Herrn 
D. Woodwards Verſuch einer natürlichen Hiſtorie des Erdbodens (o) macht gegen 
dieſe Meynung einige gegründete Zweifel. Er ſagt, es ſey unmöglich, eine gaͤnzliche 
Aufloͤſung des Marmors in der Suͤndfluth anzunehmen, da die weit zaͤrtern Schalen 
der Muſcheln und der Schnecken in der Suͤndfluth waͤren erhalten worden. Darwider 
aber, daß ſich der aufgeloͤſete Marmor in feiner eigenthuͤmlichen Schwere wieder zu Bor 
den geſenkt habe, wendet Camerarius ein, es ſey gar nicht möglich. Denn wir müfe 
ſen das Waſſer nach dieſer Vermiſchung entweder als duͤnne und fluͤßig, oder als eine 
dicke und breyhafte Maſſe anſehen. Wenn es dünne und flüßig geblieben, fo hat es 
dieſe Foßilien nicht in der Hoͤhe erhalten koͤnnen, weil ſie ſchwerer waren; iſt es eine 
dicke Maſſe geweſen, ſo hat keine Praͤcipitation nach den Geſetzen der Schwere geſchehen 
koͤnnen. Es iſt alſo zuverlaͤßig, daß wir vom Herrn. Woodward die Entſtehung des 
Marmors nicht lernen. 

Die Meynung des Herrn von Buͤffon, (p) wenn ſie auch nicht wichtiger waͤre 
als die vorige, ſo iſt fie doch natürlicher, Er glaubt, daß die Stein und Marmorla⸗ 


gen 

(1) Mineralreich. S. 66. C0) Ebendafeldft. S. 355. 357. 
(m) Phyſikaliſche Erdbeſchreibung. S. 543. (p) Allgemeine Naturgeſchichte . Th. S. 132. f. 
der deutſchen Ausgabe, Erfurth 1746. nach der Berliner vom Herrn D. Wartini be⸗ 


(n) Ebendaſelbſt. S. 79. 80. forgten Ausgabe. 


Die zweyte Klaſſe bon den Kalkartigen Steinen. 27 


gen durch vermiſchte Thelle von Stelnen und Schalthieren waͤren erzeuget worden. 
Und da er ſich ſelbſt den Einwurf macht, daß die Felſen, Steine und Marmore auf 
einem Grunde von weit leichtern Materien, naͤmlich entweder auf derben und feſten 
Thonhuͤgeln, oder Sandſchichten, ruhen; ſo beantwortet er denſelben auf folgende Art: 
„Das Waſſer hat den Thon oder den Sand, aus welchem die Schicht der Ufer oder 
des Meeresgrundes gebildet wurde, zuerſt dahin gebracht. Aus allen dieſen zuſam⸗ 
mengehaͤuften Sand und Thone, iſt auf dem Boden eine Erhebung des Grundes ent⸗ 
ſtanden. Nach dieſem ſind erſt die feſtern und ſchwereren Materien, welche eine tiefere 
Lage hatten, von den Waſſern angegriffen, und in Form eines feinen zermalmten Stau⸗ 

s über dieſen Thon» oder Sandhuͤgel hergeſtreuet worden, und aus dieſem ſteinigten 
Staube ſind endlich die Felſen und Steinlagen erwachſen, die wir auf den Huͤgeln 
entdecken. Da dieſe Materien ſchwerer ſind; ſo iſt leicht zu glauben, daß ſie vorher 
unter den andern muͤſſen gelegen haben, und daß ſie jetzo blos aus dem Grunde oben 
aufliegen, weil die Bewegungen des Waſſers fie erſt zuletzt in die Höhe treiben, und 
mit ſich wegfuͤhren konnten. 

Ein ungenannter Schriftſteller, welcher die Foßilien mit philoſophiſchem Auge 
betrachtet (q) laͤſſet den Marmor durch das unterirdiſche Feuer entſtehen. Dieſes warf 
Steine, Sand, Ruß, Kreide, aber auch wohl eine ungeheure Menge des allerfeinſten 
und duͤnnſten Staubes aus, welcher, als er wieder nieder auf die Erde fiel, bald eine 
rothe, bald eine weißliche, bald eine gelbliche, bald eine andere Farbe hatte. Wenn 
nun dieſer Staub bisweilen in unglaublicher Menge in das Waſſer gefallen, ſo ſind 
auch hieraus, nachdem er ſich auf den Boden geſetzet, die unterſchiedenen Marmore 
entſtanden; davon aber immer einer feiner und feſter iſt, als der andere, je feiner 
naͤmlich der Saub geweſen und jemehr oder weniger, nach der hiezu erforderlichen Pro⸗ 
portion, Salz und Schwefeltheilchen, als die zu feiner Verbindung unumgaͤnglich 
noͤthig waren, von ihm mit zu Boden find geriſſen worden. Die Farben der Mar— 
more aber erklaͤhret unſer Verfaſſer folgender geſtallt. Unter dem Marmorſtaube, wa⸗ 
ren zarte mineraliſche Theilchen, die aber, als ſie beym Niederſchlagen zwiſchen der 
dicklichen Maße ſtecken geblieben, durch die freſſenden Salien, gleich als in einem Etz⸗ 
waſſer, vollends noch mehr aufgeloͤſet worden, und alſo an dem Orte, wo ſie geſeſſen, 
die Hauptfarbe der Marmore veraͤndert haben. Iſt nun der Marmor weiß, und die 
mineraliſchen Theilchen ſind etwa Silber oder Kupferartig geweſen, ſo werden auch 
die Flecken blau oder grün erſcheinen; find fie aber Eifenartig geweſen, fo koͤnnen wohl 
gelbe Flecken entſtehen. . & 

Der berühmte Moro (r) laͤſſet die Marmore ebenfalls aus dem Feuer entſtehen, 

der noch beſonders behauptet: ſie waͤren aus der Tiefe durch die Oefnungen der Berge, 

Lander D 2 wie 

Ca) Philoſophiſche Ergstzung, oder Unterſu, neuen gegründeten Meynung, welche den Ur⸗ 

chung wie die Seemuſcheln auf die hoͤchſten Berge ſprung derer aus der Erde kommenden verſteinter 

gekommen. S. 165. f. 168. f. Sachen betrift ꝛe. S. 14. und die vorher angefuͤhr⸗ 
(r) De eroſtacei, e degli altri marinicorpi &c. ten philoſophiſchen Ergoͤtzungen. O. 161. 

Siehe Ehrbard phyſteallſche Nachricht von einer 


* 


28 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


wie eine fluͤßige Materie herausgelaufen. Auf dem Wege haͤtte dieſe Materie alles 
mit ſich fortgeriſſen, und mit ſich vereiniget, und wenn eine folhe Materie bis ins 
Meer gelaufen, fo haͤtte fie die Seekoͤrper, darauf fie geftofen in ſich verſchlieſen muͤſſen. 

Herr Profeſſor Pott (s) tadelt den Herrn von Linne, daß er den Marmor 
aus dem Thone entſtehen läßt, und auch diejenigen, welche einen Leimen zu feiner Grund» 
erde annehmen. Er beruft ſich darauf, daß der Marmor mit den ſauren Geiſtern 
brauße, und daß ſich der weiſe italiaͤniſche Marmor fogar in den ſcharfen Geiſtern gaͤnz⸗ 
lich aufloͤſen laſſe. Darauf bauet er die Folge, daß der Marmor aus einer Kalk 
erde entſtanden ſey. 

Herr Lehmann (t) und Herr Gerhard (u) leiten den Urſprung des Marmors 
von einer groſen Ueberſchwemmung her, und der erſtere beruft ſich nicht nur darauf, 
daß der Marmor in horizontalen Baͤnken geſunden wird, ſondern auch darauf, daß 
ſich darinne Abdruͤke von Conchylien und wuͤrkliche Verſteinerungen finden. Herr D. 
Gerhard aber kann nicht glauben, daß dieſes auf einmal geſchehen ſey. 

Herr Wallerius (x) haͤlt dafür, daß fo wohl der Marmor als der Kalkſtein 
von einiger Kreidenart, oder Brennerde erzeuget werden, oder auch und vieleicht eher, 
von einiger Mergelartigen Erde, wozu ein alkaliſches, bald mehr bald weniger fluͤchti⸗ 
ges Salz koͤmmt: nach dieſem einiges Kochfalzartiges Weſen, fernerhin eine ſchwef⸗ 
lichte und Harzartigte Fettigkeit, welches alles mit einander zuſammen bindet, zugleich 
mit einem metalliſchen Dunſte, welcher zuweilen dazu ſtoͤßet. 

Da es zuverlaͤßig iſt, daß der Marmor alle Kennzeichen eines wahren Kalkſteins 
an ſich hat, (§. 329. 330.) fo iſt es auch gewiß, daß er aus den feinften Kalkartigen 
Theilen entftanden ſey, und das beweiſet feine Härte; und daß dieſe Theile mit metallis 
ſchen oder ſaliniſchen Duͤnſten vermiſcht und gleichſam geſaͤttiget ſind, das DENE 
feine erhabenen Farben. 

9. 332. 

Der Marmor zeiget ſich beſonders feinen Farben nach in einer fo großen Verſchieden. 
beit, daß wenn man auf alle Abaͤnderungen ſehen wolte, man davon ein eigenes Buch 
ſchreiben koͤnnte. Plinius (y) hat es ſchon bemerket, daß man die Geſchlechter und Far- 
ben der Marmore nicht alle zahlen koͤnnte, weil ein jeder Ort feine eigene Marmorart 
haͤtte. Inzwiſchen haben ſich doch einige Gelehrten, unter denen ich Herrn Coſta (2) 
und Herrn Argenville (a) nenne, die Muͤhe gegeben, ſie ſo vollftändig als es moͤglich 
war, zu ſammlen und zu beſchreiben. Ich werde meinen Leſern einige Eintheilungen 
der Gelehrten bekannt machen, woraus ihnen die vatkügiichſen . f 

ekannt 


(s) Erſte Fortſetzung der Lithogeognoſie. S. 63. 
(t) Abhandlung von Flötzgebuͤrgen S. 227. f. 
(u) Beytraͤge zur Chymie und Geſchichte des 
Mineralreichs. Th. 1. S. 188. 
(x) Mineralogie. S. 67. 
(5) Hiſtoria naturalis Lib. XXXVI. Cap. 
VII. (XI.) S. 245. im dritten Tom der Muͤlleri⸗ 


ſchen b S. 245. Marmorum genera et 

colores non attinet dicere in tanta notitia: nee 

facile eſt enu erare in tanta multitudine. Quoto 

cuique enim loco non ſu m marmor inuenitur ? 
99 Natural hiftory of foſſils, Tom, 1. 

©. 185. f. 

ca) Oryctologia. S. 55. 188. 


Die zweyte Klaffe von den Kalkartigen Steinen. 29 


bekannt werden. Ich mache mit dem Herrn Rath Baumer den Anfang (b). Er 
theilet die Marmore, in einfarbige Marmorarten, und bunte, ſtriefige, fleckige 
und figurirte Marmorarten. Die letztern hat er nicht weiter abgetheilet; von den 
erſtern aber nimmt er folgende Gattungen an: ) den weißen, Marmor Parium, 
Lychnites, 2) den ſchwarzen, Marmor taenarium, Luculleum, 3) den gelben, 
Phengites, Marmor Servatianum, 4) den gruͤnen, Verte antico, Verdello, 5) 
den blauen, 6) den rothen, Numidicum, rufum, 7) den grauen, palumbinum und 
8) den Caffebraunen. Herr Bertrand (c) macht drey Hauptgattungen von Mar⸗ 
morn, 1) den einfachen oder einfarbigen Marmor, dahin er den ſchwarzen, weißen, gelben, 
rothen, und gruͤnen Marmor rechnet, 2) den geſprengten Marmor, und 3) den figurirten 
Marmor. Wallerius, d) macht uns mit einer gedeppelten Eintheilung der Mar⸗ 
more bekannt. Nach der erſten nimmt er folgende Gattungen an: 1) loſe Marmore, 
welche leicht geſchnitten und gedreht werden koͤnnen, 2) harte, welche nicht gedrehet und 
nur mit Muͤhe geſchnitten und polirt werden koͤnnen, 3) ſproͤde und koͤrnigte, Marmora 
granulata, welche unter der Arbeit leicht entzwey gehen, 4) von mittelmäfiger Härte, 
Marmora nobiliora, welche zu allerley Arbeit dienen. Vermoͤge der andern Einthei⸗ 
lung hat er folgende Claſſen: I. einfacher, einfaͤrbigter Marmor, Marmor vnicolor, 
Marbre d'une ſeule couleur, 1) weiſer Marmor, Marmor vnicolor album. Lapis Parius, 
Lychnites, Lapides Lygdini, Plin. 2) ſchwarzer Marmor, Marmor vnicolor nigrum, 
Marmor taeniarum, Marmor Luculleum, Lapis lydius, 3) gelber Marmor, Marmor 
vnicolor flauum, Marmor ſeravitianum, Caeſalp. Phengites Agric. Numidicum, 4) ro- 
ther Marmor, Marmor vnicolor rubrum, Rufum, Imper. 5) dunfelbrauner Marmor, 
Marmor vnicolor liuidum, Marmor Numidicum, 6) grauer Marmor, Marmor vni- 
color Venetum, Marmor Palumbinum, 7) grüner Marmor, Marmor vnicolor viride, 
Verdello Caeſalp. Italiae? II. Gefprenfelier Marmor, Marmor variegatum, Marmor 
maculoſum, Agric. Marbre panache, i) weißgeſprenkelter Marmor, Marmor variega- 
tum album, Marmor candidum maculis vel venis diſtinctum, Adric. 2) ſchwarzgeſpren- 
kelter Marmor, Marmor variegatum nigrum, Marmor Africanum, Marmor Carra- 
- rienfe, Paragone Caefalp. 3) gelbgeſprenkelter Marmor, Marmor variegatum flavum, 
Marmor Porta Santa, 4) rothgeſprenkelter Marmor, Marmor variegatum rubrum, 
5) braungefprenfelter Marmor, Marmor variegatum liuidum, Marmor Leſbium, 
6)graugefprenfelter Marmor, Marmor variegatum, Venetum, Marmor Marmiridi- 
eum, Marmor Numidienm, 7) gruͤngeſprenkelter Marmor, Marmor variegatum viri- 
de, Marmor Lacedaemonicum, Marmor Auguſtum, Marmor Laconicum, Mar- 
mor Tiberium, Thyites, Aconis, 8) ftreifenarfiger Marmor, Marmor variegatum ſtra- 
toſum, Marmor Polyzonias. III. Figurirter Marmor, Marmor figuratum, Marmor 
picturae rudimentis ornatum, Marbre figure, 1) florentiner Marmor, Marmor figura- 
tum florentinum, 2) Heßiſcher Marmor, Marmor figuratum Haſſiacum. Herr von 

3 Bomare 
(b) Naturgeſchichte des Mineralreichs. 1. Th. 6 Dictionnaire des foſſiles, Tom, II. 


S. 186. f. 6. f. 
(d) Mineralogie. S. 66, 67. 


30 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


Bomare (e) hat eben die Gattungen und eben die Eintheilung des Herrn Wallerius, 
nur daß er noch einige Namen, und noch 4. der Muſchelmarmor hinzugethan hat; wir 
koͤnnen ihn alſo uͤberſchlagen. In ſeinem Lexikon uͤber die Naturgeſchichte (f) hat er 
nur die drey Gattungen des Wallerius, den einfaͤrbigen, Le Marbre proprement dit, 
ou d'une ſeule couleur, den geſprengten Le Marbre Panaché ou Melange, und den 
figurieten Le Marbre figure, , Der Herr Ritter von Linne (g) unterſcheidet den 
florentiner Marmor von dem eigentlichen Marmor. Er nimmt eilf Marmorarten an, 
die er alſo zaͤhlet: 1) Marmor album, 2) nigrum, 3) cinereum, 4) flavum, 5) rufum, 
6) viride, 7) maculatum album, 8) mac. nigrum, 9) mac. luteum, 10) mac. j pur- 
puraſcens. 11) mac. viride. Daraus erhellet zugleich, daß er zwey Hauptgattungen 
von dem Marmor feſtſetzet, den einfarbigen und den mehrfaͤrbigen. Herr Scopoli (h) 
hat drey Hauptgattungen, I. einfaͤrbigen, 1) weiſen und halbdurchſichtigen, 2) rothen, 
3) ſchwarzen, II. vielfaͤrbigen, 4) weiſen mit rothen Flecken, 5) weißlichen mit dunkeln 
Flecken, 6) gelben mit dunkeln Adern, 7) grauen mit ſchwarzen Flecken, 8) weißgelbli⸗ 
chen mit rothen und weiſen Puncten, 9) gelblichen mit roͤthlichen Flecken, 10) rothen 
mit dunklen Adern und weiſen Flecken, 11) rothen mit weiſen Adern, 12) blaßroͤthlichen 
mit dunkelrothen Puncten, 13) braunrothen mit braunen Adern, 14) roͤthlichen mit lan⸗ 
gen weiſen und im Umkreiße gelbgefaͤrbten Flecken, 18) rothen mit weißen Flecken 
und dunkeln Adern, 16) rothen und weißen mit gelben und andern vielſaͤrbigen 
Streifen, 17) roͤthlichen und blaulichen mit weiſen Flecken, 18) gelblichen und wei⸗ 
fen mit wellenfoͤrmigen dunkeln Streifen, 19) roͤthlichen mit blaulichen Flecken, 20) weis 
fen, braunen und rothen, 21) roͤthlichen mit weiſen Streifen, 22) roͤthlichen mit dunklen 
und weiſen Flecken. III. figurirten Marmor, 23) ſchwarzen mit weißen Flecken von ver⸗ 
ſteinerten Muſcheln, 24) florentiner Marmor. Herr Cronſtedt (i) hat nur folgende 
Gattungen von Marmor: 1) weiß, 2) weißlichgelb, 3) fleiſchfarbig, 4) roͤthlichbraun, 
5) grau, 6) bunt, 7) ſchwarz. In des Herrn Guettards mineralogiſchen Anmerkun⸗ 
gen über Frankreich und Deutſchland (k) find die Marmore in folgende Klaſſen ge⸗ 
bracht: 1) reiner Marmor, 2) Oolithenmarmor, 3) Oolithenmarmor, der Mufcheln, 
Madreporen und dergleichen enthält, 4) Marmor mit Sternſteinen, 5) Aſtroitenmarmor, 
6) Belennitenmarmor, 7) Bathillenmarmor, 8) Muſchelmarmor. Da die Alten die 
Marmore ſehr unrichtig erzaͤhlen, und das Wort Marmor gewoͤhnlich ſehr weitlaͤuftig 
nehmen, ($. 329.) fo will ich nur noch den Sill (1) auszeichnen, der ohne Zweifel die 
mehreſten Abaͤnderungen vom Marmor bekannt gemacht. I. Marbles of one colour, 
1) Parian marble, Marmor nobile album, 2) Carrare Marble good white, Marmor 


Lunenſe, 

(e) Mineralogſe. 1. Th. S. 152. f. 8 Einleitung in die Kenntniß der Foßillen. 
i&tionnaire d hiſtoire naturelle T. VI. S. 2. . 6 10775 

„ enen Ci) Verſuch einer neuen Mineralogie. S. 15. 


* „ III. . (xk) Sie iſt uͤberſetzt zu finden in den Minera⸗ 
6 F tee ER 1763 logiſchen Beluſtigungen. III. Band. S. 93. f. 


cl) Fofils, S. 248. f. 


laſſen. Hier finden wir einen Marmor mit einem Menſchenkopfe, einen andern worauf 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 3¹ 


Lunenſe, 3) Grey marble, ‚dusky grey, Marmor Palumbinum, 4) Yellow marble, 
pale yellow, Marmor terebinthinatum, 5) Red Marble dull red, Marmor rufum, 


6) Blue marble, dufky blue, Marmor numidium, 7) Green marble, green, Marmor 


Lacedemonium, 8) Sparkling black marble, bright black, Marmor Luculleum, 9) Dull 
black marble, Dead black, Marmor chium. 10) Brown marble, umber-colour, Mar- 
mor Lividum. II. Shelly marbles, 17) Grey fhelly marble, white, Marmor venofum 
album, 12) Grey entrochine marble, grey, marmor Derbienfe, 13) Green ſhelly, 


marble, Dull green, Marmor vireſcens, 14) Grey green fhelly marble, greyifh green, 
Marmor einereovirens, 15) Black fhelly marble, deep black Marmor nigerrimum, 


16) Black coralloide marble, greyiſh black, Marmor coralliticum. III. Variegated 
marbles, 17) white and grey marble, good white, Marmor albo caeruleum, 18) Purple 


and white marble, white, and purple, Marmor albo purpureum, 19) Brown and 
‚white marble, Marmor albo fuſcum, 20) Red and white marble, Marmor albo ru- 


beſcens, 21) Blue and white marble, Marmor albo caeruleum, 22) Brown red and 
white marble, Marmor pallide fuſcum, 23) Brown black and white marble, Marmor 
fufcum nigro variegatum, 24), Brown and white marble, Marmor fufco albidum, 
25 Syenna marble, Marmor flauo purpureum, 26) African marble, Marmor Hauo 
caeruleum, 27) Broecatello marble, deep yellow, with, Marmor Porta fancta, 28) Black 
and white marble, Marmor nigro album, 29) Black and gold marble, Marmor. nigro 
luteum, 30) Black and red: marble, Marmor nigro rubens, 31) Black brocade marble, 
Marmor nigrum variegatum, 32) Auguſtan marble, Marmor viride albens, 33) Black 


Serpentine marble, Marmor ophites niger, 34) White ſerpentine marble, Marmor 
ophites album, 35) Grey and black marble, Marmor ophites einereus, 36) Arabian 


marble, Marmor fufco virens, 37) Green vein d marble, lightgrey, Marmor cinereo 
virens, 38) Red and gold marble, good red, Marmor Thebaicum, 39) Onyx marble, 
brown, Marinor polyzonias, 40) Florentine marble, Marmor florentinum, 41) Den- 
drite marble, Marmor haſſiacum. IV. Debafed marbles, 42) State marble, whitifh 
yellow, Marmor fiſſile, 43) Lime marble, black, Marmor ſchiſtoſum, 44) Criſtal- 
line marble, pure white, Marmor tardum, 45) Chaffy marble, fnow} white, Mar- 
mor acerofum, 46) Clay marble, ruddy, Marmor ſtratarium, 47) Sandy marble, 
brownifh white, Marmor ſectile. 


| 9. 333 

Da die Marmore in einen fo großen Anſehen bey den Liebhabern der Steine ſtehen, 
und wegen ihrer ſchoͤnen und abwechſelnden Farben es auch verdienen, da ſie einen ſo 
mannichfaltigen Nutzen haben, und verſchiedene Gegenden damit vorzuͤglich verſehen 
ſind, fo iſt es meine Pflicht der vorzuͤglichſten Marmorarten zu gedenken. Dasjenige 
was Adrovand (m) davon hat, gehoͤret nicht hieher, weil er ſich mit Marmorn be« 
ſchaͤſſtiget, welche angeſchliffen mancherley Figuren zeigen, und dieſe hat er nachzeichnen 


N er 
(m) in feinem Muſes metallico, S. 755769. 


32 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


er einen Eremiten mit noch einem andern Menſchenbilde ſahe, einen andern mit einem 
Wilden, einen andern mit dem Bildniſſe eines Moͤnchs, einen andern wo Chriſtus am 
Kreuze abgebildet iſt, andere wo eine Katze oder Voͤgel geſehen werden, einen den er 
Marmor nautilites nennet, welcher aber kein Marmor ſondern ein angeſchliffenes Ams 
monshorn iſt, und dergleichen. Ich rede jetzo von den vorzuͤglichſten Marmorn, und 
zwar ws | 


J. Von den Marmorn der Alten. Hier werde ich mich aber überaus kurz 
faſſen, theils weil eine ausführliche Beſchreibung für mein Buch zu weitlaͤuftig 
ſeyn wuͤrde, wo ich die Foßilien immer mehr in dem Geſichtspunete betrachte, 
wie ſie in unſern Tagen beſchaffen ſind, als wie ſie ehedem beſchaffen waren; 
theils weil uns die mehreſten . der Alten heutzutage ganz unbekannt 
ſind. Welchen Nutzen wuͤrde es demnach haben, wenn ich auch das auszeichnen 
wollte, was Plinius, Theophraſt, und andere davon niedergeſchrieben ha. 
ben? Ich will daher nur der Gegenden gedenken, wo die Alten ihre Marmore fun« 
den, und mich dabey der Anleitung des Blaſti Caryophyli (n) bedienen, weil er 
alles zuſammengeſucht und genuͤtzt hat, was die Alten von ihren Marmorn auf⸗ 
gezeichnet haben. Hieher gehoͤren der Hymettiſche, der Penteliſche, der Taͤna⸗ 
riſche, der Atraciſche, der Pariſche, der Dokimeniſche oder Synnadiſche, der 
Proconneſiſche, der Thaſiſche, der Caryſtiſche, der Chiiſche, der Cybeliſche, 
der Coralitiſche in Aſien, der Rhodiſche, der Trojaniſche, der Boſphoriſche, 
der Cappadociſche, der Tyriſche, oder Sidoniſche, der Poriniſche, der Sy— 
riſche, der Lydiſche, der Lesbiſche, der Heracleiſche, der Cariſche, der Jaſſen⸗ 
ſiſche, der Megariſche, der eigentlich ein Muſchelmarmor war, der Taurome⸗ 
niſche, der Syracuſiſche, der Traguriſche, der Moloßiſche, der Aegyptiſche, 
der ſchwarze oder Thebaiſche, der Luculliſche, der Ophitiſche, Marmor Augus 
ſteum und Tiberianum, der Memphitiſche und Elephantineum, der Syeni⸗ 
tiſche, der Rumidiſche oder Lybiſche, der Arabiſche, die Italiaͤniſchen, und 
die Galliſchen und Spaniſchen. | 

II. Von den Florentiniſchen Marmorn oder Ruinenſteinen. Ohnerach 
tet ich der Italiaͤniſchen Marmore unten beſonders gedenken werde, ſo ſind 
doch dieſe Florentiner ſo ſchoͤn, und in den Sammlungen der Liebhaber ſo 
angenehm, daß ſie einer eigenen Anzeige wuͤrdig ſind, und daher auch von den 
Schriftſtellern dieſe Ehre genoſſen haben. Sie werden von der Sadt Florenz 
in Italien, wo fie gefunden werden, Slorentiner Marmore, und von 
ihren Bildern welche Ruinen vorſtellen, bald ſchlechthin Ruinenſteine, bald 
aber Florentiner Ruinenfteine genennet. Die Lateiner nennen fie Floren- 
tiuum marmor, Lapides florentini, Lapides ruderati, und Herr Ritter von 
Linne, Marmor particulis impalpabilibus opacum compactum poliendum 

fauicaus: 


(n) Von den Marmorn der Alten, aus dem Lateiniſchen uͤberſetzt, in den mineralog. Beluſt. 
V. Band, ©. 202. f. a 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 33 


Nauicant: die Franzoſen nennen fie Marbres de Florence, und die Hollaͤnder 
Florentynfer Marmer. Dieſer Marmor iſt ein ſchoͤner italiaͤniſcher Marmor, 
den nicht nur ſeine Haͤrte und die ſchoͤne Politur, ſondern auch die Bilder, die 
durchs Schleiffen hervorkommen, auf allen Seiten empfehlen. Seine Farbe 
faͤllt in das Gelbe, die Bilder aber ſind braun, bald dunkler, bald heller, und 
das giebt dem Steine eine feine Geſtalt. Die gewoͤhnlichſte Zeichnung bey dem⸗ 
ſelben iſt dieſe, daß er Ruinen, oder wie ſich Herr von Bomare ausdruͤckt, 
abgebrannte Doͤrfer vorſtellet, welches oft ſo deutlich iſt, daß man glauben 
ſollte, es habe es der geſchickteſte Pinſel darauf mit Fleiß gemacht. Das iſt die 
Urſache, warum bey manchen Schriftſtellern die Worte Lapides forentini, und 
Lapider ruderati, als gleichlautend angeſehen werden. Allein es kommen auch 
auf dieſen Steinen oft ſchoͤne Dendriten und Zeichnungen von Graͤſern und 

Kraͤutern, (o) vor und daraus entſtehen einige Namen, die wir aus zwey 
Hollaͤndiſchen Verzeichniſſen (p) entlehnen wollen. Der Florentiniſche Den⸗ 

dritiſche Marmor heißet daſelbſt im Franzoͤſiſchen, Marbre de Florence finement 
arborif£, Pierre de Florence arboriſes, und im Hollaͤndiſchen, Florentynfer 
Marmor met ne boomtjes, Florentynfe Boomfteen. ö 
Die Ruinen ſowohl als die Dendriten, werden erſt durch das Anſchlei⸗ 
fen ſichtbar. Wenn ich nun hier vorausſetze, was ich unten bey der Beſchrei— 
bung der Dendriten erweiſen werde, daß die Bildung der Dendriten in einer 
gewiſſen aͤtzenden Feuchtigkeit ihren Grund habe, ſo werde ich Erlaubniß haben, 
hier die Gedanken zu wiederholen, die ich an einem andern Orte (9) vorgetra— 
gen habe: “ Die Bildung des Dendriten, es gilt auch von andern Bildern, in 
eeinem harten Marmor kann doch nicht geſchehen, wenn der Stein ſchon zu feiner 
groͤßten Haͤrte angewachſen iſt, ſondern dann nur kann die aͤtzende Feuchtigkeit 
einen Baum bilden, wenn die Maſſe des Steins entweder noch ganz weich, 
oder doch wenigſtens nicht ganz erhaͤrtet iſt. Iſt nun dieſe in der Mitte des 
Steins geſchehen, wie z. B. bey dem Florentiner armor, fo kann der 
Baum freylich nicht ſichtbar werden, wo es nicht durch das Schleiffen geſchie⸗ 
het. Betrachten wir dieſen Marmor nach feinen Bildern, fo gehoͤret er zum 
Theil unter die Natur- und Steinſpiele, zum Theil unter die eigentlichen Den⸗ 
driten; dem Grundſtoffe und innern Gehalte nach aber gehoͤret er unter die 
Marmore, welcher in den Kabinetten mit Recht ein ſehr großes Anſehen hat. 
Der Herr Ritter von Linne (r) trennet ihn von den Marmorn, ohne Zweifel 
wegen ſeiner Schoͤnheit, denn er ſetzet hinzu, er ſey von dem eigentlichen Mar⸗ 


7 


* mor 
(o) S. Scheichzer Lithographie Heluetica, (4) In meiner lithographiſchen Beſchreibung 
S. 28. und Stobäus in opuſeulis, S. 86. von Thangelſtedt. 9 


(p) Muſeum Ouduanianum, S. 134. Mu- (r) Syſtema naturae 1768. Tom. III. 
ſeum Leerſianum, S. 216. S. 41. d 


2; Th. N E 


34 


= 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


mor dadurch unterſchieden, daß er feſter, gelblich, und mit mancherley Gemaͤhl⸗ 
den ausgeſchmüͤckt ſey. Ich kann mich nicht erinnern irgendwo geleſen zu haben, 
daß ſich in dieſem Marmor Verſteinerungen finden; aber das habe ich geleſen, 
daß dieſer Marmor nicht der einzige iſt, der mit ſolchen Figuren, ſonderlich 
mit Dendriten bezeichnet iſt. Auf dem Berge Sinai (s) ſoll ein Marmor 
liegen, welcher Berge, Bäume, Städte, Landſchaften und dergleichen vor⸗ 
ſtellet. Schottland hat auch Marmore dieſer Art. Bey Altenburg und 
Tyrol, iſt ein Marmor mit ſchwarzen, zu Rothenburg ein gelblichter mit 
ſchwarz und braunrothen, bey Cronweißenburg ein weiſer mit ſchwarzen 
und rothen Dendriten. Der Veroneſiſche Mar mor enthält ſchoͤne Blumen, 
und bey Chemnitz wird ein Lichtgruͤner Marmor gefunden, welcher Kraͤuter 
abbildet. Einige Zeichnungen von Slorentiner Ruinenſteinen liefern 
Beßler in feinem Gazophyllacio Tab. 35. und Anorr in den Sammlungen 
von den Merkwuͤrdigkeiten der Natur, im erſten Theile Tab. VIII. 


Von den Norwegiſchen Marmorn. Herr Doctor Pondoppi⸗ 


dan (t) giebt uns feine Nachrichten von den Norwegiſchen Marmorn, 


die wir Auszugsweiſe mittheilen wollen. Er bemerket, daß ſich dort ganze 


Marmorberge befinden, wo aber der Marmor mit Dachſteinen, oder ge— 
meinen Steinen ein bis zwo Ellen dicke bedecket waͤren. Beſonders iſt 
das Stift Bergen in Norwegen an ſchoͤnen Marmorn reich, wovon 
er folgende Oerter und Abwechſelungen bemerket. 1) Hopeholm,. giebt 
weiſen, blauen und weiſen und gruͤnlichen Marmor mit rothen Streiſen. 
2) Wilkenaß auf Scorde, giebt roth und weiſen, grünen mit ſchweflichten 
Gängen, grünen mit rothen Achatftreifen, wie auch ſchwarz und weiſen Mars 
mor. 3) Muſterhave giebt blauen Marmor mit weiſen Flammen, dunkel. 
blauen mit ſolchen Flammen, gruͤnen mit blaulichen Streifen ‚und hellblauen. 
Hier merket Herr D. Pondoppidan an, daß die grünen Streifen viel weis 
cher ſind als die andern, und daß daher der Stein keine gar ſo gute Politur 
annimmt. 4) Saltheilen, giebt weiſen Marmor, grau und weiſen, und 
dunkelgrauen mit weiſen Streifen. 5) Hillebrud giebt weiſen Marmor der 
etwas in das gelbliche fallt, und Lichtblauen und weiſen. 6) Stourfdens- 
brud giebt ſchwarzen Marmor mit weiſen Puncten, und 7) Selloͤe giebt 
blauen und weiſen Marmor. 
Von den Marmorn in der Schweitz. Dieſe hat Schluchsee (u) nach 
den Cantons angefuͤhret und beſchrieben. Da er aber Marmor und Alabaſter 
‚für einerley haͤlt, fo kann ich nicht Buͤrge feyn, ob auch alles, mas er dahin 
zehlet eigentlich Marmor if. 1) Canton Juͤrch, giebt ſchwarzen Marmor 
mit 


) Siehe Imperati Hiſtoria naturalis Lib. XXIV. Cap. 24. S. 746. Stobäus Opufcula, S. 9a. 
(t) Natürliche Geſchichte von Norwegen. 1. Theil Kap. VII. S. 289. f. 
Cu) Naturhiſtorie des Schweitzerlandes. Th. III. S. 121.» 127. 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 35 


mit weiſen Adern, und ſchwarzen mit gelben Adern. 2) Canton Bern, 
giebt weiſen Marmor, dunkelgruͤnen mit grüngelben Flecken, ſchwar zen, weiß⸗ 
rothen, weiſen mit ſchwarzen Duͤpfein, weiſen mit ſchwarzen Flecken, weiß⸗ 
lichten halbdurchſichtigen, Fleiſchfarbigten, hellgruͤnen, mit weißen dunkel⸗ 
gruͤnen und ſchwarzen Flecken, gelbrothen aus lauter kleinen runden Koͤrnern 
beſtehenden, roͤthlichten mit weiſen Flecken, gelben mit gelbbraunen Flecken, 
gelblichten halbdurchſichtigen, Schneeweißen glaͤnzenden, dunkelrothen, der ſich 
nicht wohl poliren läßt, weißſchwarzen, weißroth und ſchwarz gemengten, 
weiß Purpurſchwarz und Aſchgrau gemengten, weiſen mit gruͤnlichen Strichen, 
' Aſch⸗ und Fleiſchfarbenen, weißen glaͤnzenden mit ſchwaͤrzlichen Strichen, Aſch⸗ 
8 farbnen mit ſchwarzen Linien und Flecken, Aſchfarbenen mit Caſtanienbraunen 
Flecken, bleichen oder Beinfarbenen, blaulichten mit weißlichten Adern, Honigs 
farbenen oder roͤthlichen, rothen, roth und Purpurfarbigen, Aſch - und Fleiſchfar⸗ 
bigen, Aſch⸗ und braunfarbenen, Purpurfarbenen mit weiſen Flecken, weiß und 
braunen, ſchwarzen, Rauchfarbigen, gelb und Aſchfarbigen, Marmor. 3) 
Canton Uri giebt ſchwarzen Marmor. 4) Canton Schweitz giebt ſchwar⸗ 
zen mit weiſen Adern, grauen mit weiſen Adern, und rothen mit weiſen Adern. 
5) Canton lluterwalden, giebt ſchwar zen mit weiſen Adern, und Aſch⸗ 
farbenen Mormor. 6) Canton Hlaris, giebt ſchwarzen mit weiſen Adern, 
und ſchwarzen Marmor. 7) In dem Toggenburg findet ſich ein vielfaͤr⸗ 
biger Marmor. 8) In Vuͤndten findet ſich ſchwarzer, weiſer, Fleiſchfar⸗ 
bener Jeuerrother Marmor. 9) In Thuͤrgaͤu iſt ein vielfaͤrbiger Marmor. 
10) In der Grafichaft Baden findet ſich ein weiſer, ſchwarzer, gelblichter, 
und dleichgelber mit Blutrothen Tropfen beſprengter Marmor. 11) In der 
Graafſchaft Sargans, findet man einen ſchwarzen und ſchwarzgrauen Mars 
mor mit weiſen Adern, in welchem oft Heliciten liegen, und einen grauen 
mit weiſen Adern. 12) In freyen Aemtern liegt ein gelber Marmor, und 
13) in der Herrſchaft Engelberg ein ſchwatzer Marmor mit weiſen Adern und 
bleichen Flecken. 
V. Von den Marmorn zu Blankenburg am Ararze. Dieſer Marmor 
wird von Herrn Cronſtedt (x) unter die ſchoͤnſten Marmore gezehlet, daher 
feiner auch ſchon der verſtorbene Bruͤckmann (y) mit einiger Ausſuͤhrlichkeit 
gedenket. Da wir aber davon eine neuere Nachricht von Herrn Lehmann 
haben, der die fo berühmten. Blankenburgi chen Marmorbrübe ausführlich 
befchrieben hat, (2) fo wollen wir die Gattungen auszeichnen, mit welchen er 
uns bekannt macht. Er rechnet dahin, 1) ſchwarzen Marmor mit weiſen und 
gruͤnen ernminlanfenpen ſchmalen und breiten Streifen, 2) ſchwarzen Marmor 
E 2 mit 
(&) Verſuch einer neuen Mineralogie. S. 41. 
(y) Magnalia Dei in locis ſubterraneis. Th. 1. S. 12 


35. f. 
(2) Sie befindet ſich in den phyſikaliſchen Beluſtigungen, II. Band. XII. Stück. S. 119. Bo 
ſonders. S. 125. 


36 


V 


— 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


mit grünen und weißlichen aber ſehr unordentlichen großen Flecken, worinnen 
Abdruͤcke von Corallen und Entrochiten, 3) ſchwarzen Marmor mit weiſen 
Adern, in welchem blaſſe rothbraͤunliche Flecken, 4) dergleichen, worinne das 
Braunroth viel hoͤher an Farbe ſich findet, 5) dergleichen mit dunklerm Braun⸗ 
roth, 6) ſchwarzen Marmor mit weiſen Flecken, 7) grünen Marmor mit weiſen, 
braunrothen, böchrotben, und ganz braunen Flecken; alle dieſe Arten find 
vom Rübelande, 8) roͤthlich grünen Marmor, mit dunkelrothen, brauns 
rothen, und Fleiſchfarbenen Flecken, 9) grauen weißgetuͤpfelten Marmor mit 
einigen ſchwarzen Flecken, 10) ausnehmend ſchoͤnen braunrothen mit hoch⸗ 
rothen und weiſen Flecken, auch vielen verſteinten Corallen und Entrochiten, 
11) dergleichen mit einzelnen blaßgruͤnen Flecken, und ohne Spuren von Ver⸗ 
ſteinerungen, 12) dergleichen mit Calcedonartigen Flecken, und hochgruͤnen 
Streifen., 13) dergleichen mit gruͤnen, Meergruͤnen, hochrothen, weißlichen, 
und dunkeln Flecken, 14) blaßroͤthligen Marmor, welcher als gemahlte duͤnne 
roͤthlige Wolken ſich praͤſentiret, 15) grünlichen Marmor mit hochrothen, weiß— 
lichen und braͤunlichen Flecken, 16) gruͤnlichen Marmor mit lichten brauns 
rothen Flecken, 17) braunrothen Marmor mit kleinen weiſen, grünen, hoch— 
rothen, dunkelbraunen Flecken, auch Spuren von verſteinten Corallen und 
Entrochiten, 18) gruͤnen Marmor mit hochrothen, roͤthlichen, weiſen, gruͤnen 
und braunrothen Flecken, 19) gruͤnlich grauen Marmor mit groͤſern verſteinten 
Corallen und Entrochiten, auch hochrothen, weiſen und braunrothen Flecken. 


Von den Irrlaͤndiſchen Marmorn. Von dieſen iſt mir weiter keine Nach⸗ 
richt bekannt, als diejenigen, welche ich im Bruͤckmann, (a) gefunden habe, 
derer ich mich bedienen muß. Er verſichert, daß dieß Koͤnigreich die ſchoͤnſten 
Marmore aufſzuweiſen habe, die nur irgend in Europa koͤnnen angetroffen wer— 
den. Man findet ſie daſelbſt an verſchiedenen Orten, und zwar von mancher— 
ley Farben. Die eine Art hat einen rothen Grund mit weißen und vielfaͤrbi— 
gen Adern. Die andere hat einen ſchwarzen Grund mit weißen Adern, und 
noch eine andere Art beſtehet aus einer einzigen Farbe. Die erſten zwey Gat— 
tungen findet man nicht ſogar haufig als die letztere, die ſonderlich bey Vil— 
kenny häufig gebrochen wird, dergeſtallt, daß auch an dieſem Orte damit 
ganze Straßen gepflaſtert find. Wenn dieſe Art Marmorſtein aus dem Grunde 
hervorgebracht wird, ſo hat ſie eine grauliche Farbe, ſobald ſie aber polirt iſt, 
« nimmt fie eine feine blauliche Farbe an, welche einigermaßen in das ſchwarze 
aͤllt. N 


VII. Von den Ungariſchen Marmorn. Von dieſen Marmorn, ſonderlich 


denen die ſich bey Caͤrnten und Crain finden, hat uns Herr Scopoli (b) 
bewaͤhrte Nachrichten ertheilet. Es ſind folgende Marmorarten: 1) weißer 
und 


(a) Magnalia Dei, Tem. II. S. 26. 
(b) Einleitung in die Kenntniß der Foßilien, S. 2. 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 37 


und halbdurchſichtiger, 2) rother, 3) ſchwarzer, 4) weißer mit rothen Flecken, 
5) gelblicher und weißer mit Wellenförmigen dunklen Streifen, der dem orien- 
taliſchen am naͤchſten koͤmmt, 6) roͤthlicher mit blaulichen Flecken, 7) weißer, 

brauner und rother, 8) roͤthlicher mit weißen Streiffen. . 

VIII. Von den Boͤhmiſchen Marmorn. Dieſe hat uns Balbinus (e) bes 

ſchrieben, der fie folgendergeſtallt erzaͤhlet: 1) bey Carlſtein ein Marmor mit 
weißen Flecken und Linien, 2) ein roͤthlicher ſchwarzer Marmor, 3) in der 

Gegend Dobrzicoviciſch ein weiß und rother, 4) ebendaſelbſt ein ſchwarzer 
mit einer Goldfarbigen Ader, 5) bey Prag ein ganz ſchwarz und weißer, 
° (nigerrimum et candidiflimum. ) 

IX, Von den Iraliaͤniſchen Marmorn. Von dieſen will ich mit einiger Aus⸗ 
fuͤhrlichkeit handeln, weil fie noch immer in unſern Tagen in einem großen 
Werthe ſtehen. Die Alten kannten die italiaͤniſchen Marmore ſchon, allein 

ſie wurden nicht ſo von ihnen geachtet, daß ſie dieſelben den griechiſchen und 
aͤgyptiſchen Marmorn an die Seite geſetzt hätten. Der Lunenſiſche der auf 
den Mondbergen in Etrurien gebrochen wurde, war ihnen bekannt; die 
dortigen Marmore waren weiß und vielfarbigt von einer Art, die ins Himmel— 
blaue fällt, Zu Piſa waren auch zwey Marmorbrüͤche, der liburtiniſche 
und der gabiniſche. Aller dieſer Bruͤche bedienten ſich die Roͤmer, ehe ſie 
Griechenland und Aſien beſiegten, zu Gebaͤuden, zu Statuen, und auch 
bisweilen zu Inſchriften. Blaſius Caryophyllus hat uns davon in ſeiner 
Abhandlung von den Marmorn der Alten (d) die Zeugen aufgeſtellet. 
Diejenigen italiaͤniſchen Marmore, die noch heut zu Tage gebrochen und 
an die Liebhaber uͤberlaſſen werden haben Namen, die man mehrentheils von 
ihren Farben entlehnet hat. Die Marmore ſelbſt ſind ſehr ſchoͤn, und unter 
allen deutſchen und auslaͤndiſchen iſt kein einziger, der ihre Schoͤnheit und den 
erhabenen Glanz erreichte, den die italiaͤniſchen wegen ihrer vorzuͤglichen Haͤrte 
erlangen. Allein diejenigen Maͤnner in Italien, welche ſolche Marmore fuͤr 
die Liebhaber zubereiten, gehen nicht allemal redlich genug mit den Liebhabern 
um. Sie find reich an Erfindung neuer Namen, ja fie pflegen überhaupt 
einen jeden Stein, der ſich poliren laͤſſet einen Marmor zu nennen, und durch 
dieſen Kunſtgriff vermehren fie die Anzahl der Marmore zum Schaden der 
Kaͤuffer. Eben ſo verkaufen ſie oft Marmore fuͤr Granite, wenn ſie aͤhnliche 
Farben haben. Wenn der weiße italiaͤniſche Marmor nur matt geſchliffen aber 
nicht polirt iſt, fo nennen ihn dieſelben Marmore bianco di Carrare Salone, 
u. ſ. f. Wenn der Ort, wo der Marmor gebrochen worden iſt, unbekannt iſt, 
ſo heißet die Marmorart antica, hat aber der Stein verſchiedene hohe Farben, 
fo heißet er Brocatella oder Brocetellata. Die vorzüglichften itallaͤniſchen Mar⸗ 
E 3 | morarten 


(e) Miſcellanea hiſtoria regni Bohemiae, Tom. I, Lib. I. cap. 23. S. 82, 
(d) In den mineralogiſchen Beluſtigungen, V. Band, S. 286. f. N 


38 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


morarten find folgende: Marmore negro di Fiandra, iſt ſchwarz; M. Ciallo 
antico, iſt gelb mit einigen weißen Adern. M. di fume d Arno, iſt gelb mit 
ſchwarzen Drataͤhnlichen Figuren. M. di Fiorenza, Pacfino, iſt gelb mit brau- 
nen Ruinen vorſtellenden Figuren. M. 4. Porto Venere, iſt ſchwarz mit gelben 
Adern. M. Negro e bianco di Carrare, iſt ſchwarz und weiß. M. tartufato 
d Vrbino, iſt bleichgelb mit ſchwarzgrauen Flecken. M. brocatella di Spagna, 
iſt gelb weiß und roth. M. palombina antica, iſt bleichgelb. M. alberino di 
monte Gallicano , iſt Olivenfarbig mit dunkleren feinen Querſtrichen, und Baum⸗ 
ähnlichen Figuren. M. o di San Giuſto, iſt braunroth. M. carnagione 
di Piſtoria, iſt Fleiſchfarbig und gelb. M. for di Perſico di Savarezza, ift 
carmoiſinroth, weiß und grau. M. Pavonazzo, hat rothbraune Druͤſen auf 
einem weißen Grunde. M. Bardiglio, iſt blaͤulich grau (e). 
Die vollſtaͤndigſte Nachricht von den alten italiaͤniſchen Marmorn, giebt 
ohne Zweifel Herr Ferber in feinen Briefen aus Welſchland S. 248. f. davon 
in den Berliniſchen Sammlungen, VI. Band 1. St. S. sı. f. ein voll⸗ 
ſtaͤndiger Auszug zu finden iſt. Wir wollen die Namen und Farben der eigent⸗ 
lichen Marmore bekannt machen. Paro antico, Milchweiß im Bruche cryſtal— 
liniſch oder ſchuppicht. Marmore ſtatuario, weiß. M. Palombino, weiß. M. 
Cipolino, weiß mit gruͤnlichten glaͤnzenden Glimmerſtreiffen. M. Nero, ſchwarz. 
M. Paragone, ſchwarz. M. ner’ e bianco antico, weiß und ſchwarze Streiffen. 
M. Bigio, grau. M. Ochio di pernice, ſchwaͤrzlich, etwas dunkelroͤthlich mit 
weißen Flecken. M. Giallo, gelb, wie Eyerdotter. M. Giallo Precciato, gelbe 
dunklere Flecken im helleren Grunde. M. Giallo Pagliocco, Strohfarbig. M. 
Giallo aunulato, gelb und ſchwarz geringelt oder gefleckt. M. Canello, Eanels 
braun. M. Giall' e- nero, gelb und ſchwarz gefleckt. M. Rezziato, weiß mit 
hellen Streiffen. M. Roſo, dunkelroth. M. RH brecciato, braͤunlich mit 
hellern Flecken. M. Breccia dorata, große gelbe Flecke die mit rothen Zwiſchen⸗ 
raͤumen geſchieden ſind, worinne bisweilen auch etwas Weiß vorkoͤmmt. M. 
Cipola zo, weiß und violet. M. Fior di Per/ico, oder Per ſechino, weiß und grau 
mit carmoifin » oder Pfirſchbluͤthrothen Flecken. M. Fiorito, Flammenfoͤrmig 
roth und weiß gefleckt. M. di Porta ſanta forita, weiß oder grau mit Flam⸗ 
menaͤhnlichen Purpurrothen Flecken. M.di Porta ſanta non Forita, hellroth 
mit weißen Flecken. M. Pecorello oder Pecorella, große rothe und weiße Flecken 
und einzelne weiße Ringe. M. di Setti baſt, weiß mit rothen Adern. M. di 
Semi ſanto oder Arlechino, dunkelroth mit kleinen dreyeckigten weißen Flecken. 
M. di Seme fanto di Sette baſi, oder Breccia di Seme ſanto di Sette baſt, Pur: 
purfarbig 


(e) Siehe Cronſtedt Verſuch einer neuen die gewöhnlichen italiaͤniſchen Namen gegeben. 
Mineralogie, S. 40. Auch Herr D. Gerhard Ausfuͤhrlicher als beyde redet davon das Univer⸗ 
hat im erften Theil feiner Beyträge zur Chymie, ſallexicon, XIX. Band, S. 1612. 

u. ſ. f. ©. 180, f. den vorzuͤglichſten Marmorn 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 39 


8 purfarbig mit weißen Flecken. M. Pævonazzo, weiß mit rothen Bändern. 
M. Occhio di Pavone, roth, weiß und gelb gefleckt. M. Africano, Purpurroth 
und weiß gefleckt, mit ſchwarzen Zwifchenräumen. M. Africano fiorito, weiß, 
Purpurroth und gelb gefleckt. M. Serpentelo, Serpetiela, oder Serpariclo, weiß 
mit rothen Streiffen. M. Rofo annulato, roth mit weißen Flecken. M. Bro- 
catellone, desgleichen, doch von verſchiedener Roͤthe. M. Purichiello, M. Ven- 
durino, ſind beyde roth und weiß. M. Cotonello, weiß und Mennichfarbig. 
M. Verd. antico, gruͤn und weiß mit ſchwarzgruͤnen Flecken. M. Verde pagli- 

f occo, grüngelb. Herr Ferber merket an, daß man zu Rom, Neapel, und 

5 Florenz, von dieſen alten Marmorn Muſter bey den Marmorſchneidern er» 

halten koͤnne, man muͤſſe aber viele Vorſicht gebrauchen, weil ſie um ihres 
Nutzens willen die Marmore gerne vervielfaͤltigen, und einerley Marmorarten 
verſchiedene Namen geben. 

X. Von den §ranzoͤſiſc chen Harmorn. Die Gelehrten halten einſtimmig da⸗ 
für, daß die franzoͤſiſchen Marmore unter den ſchoͤnſten Marmorarten 
einen vorzuͤglichen Platz verdienen. Wir wollen die Nachrichten verſchiedener 
franzoͤſiſchen Schriftſteller wenigſtens von einigen franzöfifchen Marmorarten 
ſammlen. Bey Chamberp in Lyonnois brechen weiße und rothe Marmors 

arten. Der Stein von Regny iſt ein ſchwarzer Marmor mit weißen Adern; 
ein grauer ſchattirter, und ein blaßrother mit unendlich vielen Schattirungen. 

Von eben der Art find die Marmore von Porte ſainte. Der Marmor zu 
Virieur⸗le⸗Grand in Bugnp hat einen Weinſarbigen Grund mit gelben 
Adern und Schattirungen. Bey St. Lyr bricht ein braͤunlich grauer 
mit gelb und roth vermiſchter Marmor, der eine gute Politur annimmt. Bey 
dem Dorfe Bully liegt ein Marmor von Iſabellfarbenem Grunde. Zu 
Moingt in Forez und Montbriſon ſind auch Marmorbruͤche. In dem 
Kirchſpiel Saint ⸗ Spmpborien - de: Lay in Braujolois bricht ein 
ſchwarzer Marmor mit weißen Adern. Faſt von eben der Beſchaffenheit iſt 
der Marmor zu Thiſy (f). Der Marmor zeiget ſich in ſeinen ſichtbarſten 
Abwechſelungen, in Bourgogne. Herr Guettard (2) hat fie fo ausführe 
lich beſchrieben, daß wir etliche Blätter abſchreiben müßten, wenn wir alles 
wiederholen wollten, was er uns ſagt. Ich will nur derjenigen gedenken, welche 
Herr Guettard reine Marmore nennet. Alabaſtermarmor ſchoͤn weiß mit 
hellen oder dunklen Blutrothen Cirkeln, Linien und Flecken. Weißer ſchmuziger 
Marmor, obgleich ein wenig helle, mit hellgrauen Flecken. Olivenfarbiger 
Marmor, mit langen ſchmutzgelben und langen weißen Flecken, wovon viele 
durchſichtig und wie kryſtalliſirt ſind. Fleckigter Marmor, mit hellen oder blaſſen, 

- $eingrauen, hellgelben, und weiſen . Fleckigter Marmor von Dlivenfarbi« 

ger, 

(F) Siehe Duͤlac Beſchreibung der Stein⸗ (89 In ſeinen mineralogiſchen Anmerkun⸗ 
und Marmorbrüche in Ayonnois, zꝛc. in den gen uͤber Frankreich und Deutſchland; in den 

mineralog. Beluſtig. II. Band, S. 345. mineralog. Beluſt. III. Band, S. 93. f. 


40 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


gen, gelblichen und roͤthlichen Theilen, mit weißen zuweilen durchſichtigen Flecken. 
Blaͤulich grauer Marmor mit weißlichen Flecken. Fleiſchfarbiger Marmor mit 
einigen dunkelrothen, und mit kleinen braunen Adern. Marmor, wie Milch⸗ 
caffee, mit einigen geraden Adern, und rothen oder weißen Flecken. Blutrother 
Marmor mit einigen weißen durchſi chtigen Flecken. Gelber Marmor mit groſ⸗ 
ſen 1 Flecken, und einigen kleinen weißen durchſt chtigen. Blaulich⸗ 
grauer Marmor mit vielen und großen mehr oder weniger hellweißen Flecken. 
Fleckigter Marmor mit Goldgelben, weißen durchſichtigen, und ſchwach blaulich⸗ 
grauen Flecken. Weißer Marmor mit einigen ſchwaͤrzlichen Linien. So ſehr 
groß auch die Verſchiedenheit dieſer Marmore iſt, ſo verſichert doch Herr 
Guettard, daß es derſelben in Bourgogne noch weit mehrere gebe; er ges 
ſtehet aber auch, daß fie ihm nicht fo ſeſt und fo fein ſcheinen, als die eigent— 
lichen Marmore zu ſeyn pflegen. Auch in Auvergne werden verſchiedene und 
ſchoͤne Marmore gefunden (h). Zu Bar und Auriac, und Vernaſal hat 
der Marmor rothe Adern. Außerdem ſind von franzoͤſiſchen Marmorn bekannt, 
der von Auvergne, Roſenroth mit violet, gruͤn und gelb vermiſcht; der von 
Bacalvaire in Gaſcogne, gruͤnlicht mit einigen rothen Flecken und etwas 
weiß vermengt; der ſogenannte Balzato iſt Lichtbraun ohne Flecken, aber mit 
einigen grauen ſubtilen Zügen, die einem Haar gleichen; der von Bavbancon 
in Hennegau, ſchwarz mit weißen Adern. Der de la Sainte Baume in 
Provence, weiß und roth mit gelb vermiſcht; der von Boulogne in der 
Piccar die ‚ift eine Art von Brocatella, aber feine Flecken find viel größer, 
und mit einigen rothen Adern durchzogen; der Bourbonniſche ift von einer 
ſchlechtrothen und blaulichtgrauen Farbe, mit untermengten gelben Adern; der 
weiße von denen Pyrenaͤiſchen Gebuͤrgen gegen Baponne zu, iſt nicht ſo 
fein als der von Carrara, an denen Genueſiſchen Graͤn zen, welcher große 
Adern, graue und dunkelblaue Flecken auf einem weißen Grunde bat. a 


Von den Schwediſchen Marmorn. Von dieſen Marmorn fället Herr 
Cronſtedt (i) das Urtheil, daß dafelbft nur einige Marmorarten gefunden 
wuͤrden, daß ihre Farben ſchlecht, und daß verſchiedene derſelben ein bloßer 
ſchimmernder Kalkſtein waͤren. Herr Bromell (K) hingegen ſagt, daß dieſe 
Marmorarten an Farbe, Glanz und Schoͤnheit nicht ſchlechter als die auslaͤn⸗ 
diſchen waͤren, und das muß ich von denen, die ich geſehen habe ſelbſt eingeftes 
hen. Er iſt nach feinem Urtheil etwas hart und ſchwer zu arbeiten, er veredle 
und verbeſſere ſich aber auch in der Teuffe. In Upland, wie auch zu Bimito 
in Finnland, wurde vor dieſem ein grauſprenglichter Marmor gebrochen, 
welchen man aber jetzt nicht mehr gebraucht, nachdem man eine weit feinere 

und 


— 


XI. 


Ch) Gurttard über die Mineralien in Aus (i) Verſuch einer neuen ale S. 41. 
vergne. In den mineral. Beluſtig. V. Band, (k) Lithographia et feen ſuecana, 
S. 382. ö ©. 35. f. 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 4¹ 


und ſchoͤnere Art mit braunen, rothen, gruͤnen und blaulichten Flecken auf 
Baͤlmaͤr den in Oſtgothland angetroffen hat. Ingleichen wird bey Erichs⸗ 
berg in Suͤdermannland ein anderer ſchoͤner ſprenglichter Marmor, von 
allerhand Farbe und Anſehen gegraben. Von weißen, doch einigermaßen 
loßen Marmor, hat man Proben von Finnland und Werneland gehabt; 
von dem ſchwarzen fogenannten Probierſtein aber, von Uppland, Oſter⸗ 
botten und in ſonderheit von Deland. Sonſt find auch die grauen und 
braunen Gothlaͤndiſchen und Gelendiſchen Fließen bekannt, wovon 
Herr Pott und Herr Baumer (1) nebſt vielen andern Gelehrten eingeſtehen, 
daß ſie unter die wahrern obgleich ſchlechtern Marmorarten gehoͤren. Fuͤr die 
Freunde der Verſteinerungen aber haben ſie vor allen andern Marmoren den 
groſen Vorzug, daß ſie oft Orthoceratiten und auch bisweilen Lituiten 
in ſich haben. Ich werde unten ($. 374.) Gelegenheit nehmen dieſe Fließen, 
die den Namen des Schneideſteins fuͤhren, mit einiger Ausfuͤhrlichkeit zu⸗ 
beſchreiben. 

XII. Von den Marmorn um Salzburg. Dieſer ſchoͤne Marmor findet ſich 
in folgenden Abaͤnderungen, 1) weißgelblich, einfaͤrbig, 2) dergleichen mit roͤth 
lichen ganz kleinen Puncten, wie uͤberſtreut, 3) grau und weiß melirt mit 
haͤufigen kleinen glaͤnzenden Spathflecken, 4) weißgrau mit dunkelgrauen und 
Aſchgrauen Zeichnungen, einzelnen Spathflecken und ſparſam eingeſtreuten 
Schwefelkies, 5) dunkelroth mit einzelnen weiſen Flecken und dunkelrothen 
Streifen, 6) Fleiſchfarbig und dunkelroth „mit weiſen Flecken und gelblichen 

Adern, 7) weiß und roͤthlich mit braunen Adern, und weiſen kleinen Flecken, 
8) roͤthlich mit blaſſen in die weiſe Farbe ſpielenden Flecken, 9) gelb roth und 
ſchwarz mit einzelnen Spathflecken, 10) braunroth mit gelbrothen Flecken, 11) 

braunroth mit braunen unregelmaͤſigen Adern, 12) braunroth mit braunen 
Flecken und Striefen, 13) braun mit roͤthlich weiſer Miſchung und einigen 
weiſen Spathflecken, 14) roͤthlich mit braunen einzelnen Zügen, 15) gelb mit 
eigeſtreuten rothbraunen Puncten, braunen Adern und dunkelrothen Flecken, 
16) dunkelroth mit weiſen Flecken, 1) blasroth mit weiſen und einzelnen gel⸗ 
ben Flecken, 18) gruͤngelb mit weiſen dunkelrothen und grünen Flecken, 19) 
blasroth mit weiſen und gelben Flecken, 20) gruͤngelb faſt wie (No. 18. 21.) 
gelblich mit blasroͤthlichen Flecken, braunen Puncten, und weiſen Adern, 22) 
dunkelroth mit gelb und weiſen Flecken und braunen Adern, 23) grauroͤthlich 
mit weiſen, gruͤn eingefaſten Flecken, 24) grau mit braunen Strichen und 
ſchwarzgrauen Flecken, 25) grau mit hellen Flecken und rothen Düpfeln, 26) 
dunkelroth weiß gelb und Fleiſchfarben melirt mit durchſichtigem Spath, 27) 
gelblich weiß mit dazwiſchen laufenden braunen Linien, welche ein ſpitziges 
Dreyeck bilden. XIII. Von 


() Port ei Fortſetzung der eithogeognoſte, S. 64. f. Baumer Naturgeſchichte des Mineral⸗ 
teichs. Th. 1. S. 188. 


27 Th. F 


42 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


XIII. Von den Bayreuthiſchen Marmorn. Die Bayraͤther Marmore 
ſind erſt i in den neuern Zeiten in den Kabinetten bekannt worden, ſie verdienen 
aber in aller Ruͤckſicht bekannt gemacht zu werden, denn ſowohl ihre Mannich⸗ 
faltigkeit als auch ihre Schoͤnheit verfchaft ihnen dieſes Recht. Seit dem man 
in dem Zuchthauße zu Bayrenth eine Steinſchleifferey angelegt hat, von 
welcher man behaupten muß, daß ſie ſchoͤne Arbeiten verfertiget, ſeit dem 
kann man Marmorſammlungen für die Kabinette erhalten. Die Meinige habe 
ich der Güte des Herrn Diaconus Ruͤnneth in Bayreuth zu danken, eines 
Mannes, welcher den Gelehrten nicht unbekannt iſt. Wenn ich zwey Tafeln 
Muſchelmarmor ausnehme, ſo ſind es folgende Gattungen, 1) weiſer Marmor, 
2) ſchmutzig weiſer mit dunkeln Aſchfarbigen Flecken und einzelnen Adern, 3) 
Aſchgrau mit hell und dunkeln Wolken ſchwaͤrzlichen Adern und eingeſprengten 
einzelnen Kiespuncten, 4) Aſchgrau ohne Wolken, mit unordentlich laufenden 
haͤufigen dunklen Adern, und ſchmutzig weiſen Puncten, 5) Aſchgrau mit ein⸗ 
zelnen ſchmutzig rothen Flecken, und ſchmutzig weiſen vlelen Puncten, 6) Aſch⸗ 
grau heller, mit eingemiſchten Spatflecken, rothen breiten Adern, und ſchwarz 
grauen einzelnen Strichen, 7) Aſchgrau mit dunklern groſen Flecken vermiſcht, 
die eine noch dunklere Linie zu ihrer Einfaſſung haben, 8) Aſchgrau mit groſen 
Kohlſchwarzen Flecken und einzelnen dergleichen Strichen, 9) Kohlſchwarz, mit 
wenigen Spatartigen Strichen, 10) Kohlſchwarz mit einzelnen weißlichen Punc⸗ 
ten, 11) ſchwarz mit Aſchgrauen Flecken und eingemuͤſchten Schwefelkies, 12) 

grau mit gruͤn und rothen Flecken, dunkelgruͤnen Strichen, und eingeſtreuten 
Spatflecken, 13) hell und dunkelgrau melirt mit weiſen Flecken und Strichen, 
14) hellbraun faſt Erdfarbig mit weiſen, rothen, gelben Flecken und Linien, 
15) Erdfarbig mit dnnklern Wolken und hellern Flecken, 16) blaßgelb mit hell⸗ 
gelben Flecken und dunkelrothen Strichen, 17) Fleiſchfarbig hell und dunkel 
melirt, mit ſchwachgruͤnen Einmiſchungen, 18) dunkel und hellroth weiß und 
grau melirt, 19) dunkelroth mit ſchwarzen Flecken, auch einzelnen Spatflecken, 
20) hellroth mit Spat und Fleiſchfarbenen Flecken melirt, 21) grau und roͤth⸗ 
lich melirt mit weiſen Calcedonartigen Flecken, und Strichen die vermuthlich 
ein unreifer Calcedon ſind. Dies ſind die vorzuͤglichſten Marmore dieſer Ge⸗ 
gend, von welchen ich nur noch anmerke, daß man darinne ſehr ſelten Spuren 
von Verſteinerungen findet. 

Außer dieſen Marmoren giebt es noch ſehr viele Gegenden, die ſich 
ſchoͤner Marmore rühmen koͤnnen. In Seſſen bricht ein ſchoͤner Dendriten⸗ 
marmor, eben dergleichen wird auch zu Holzengel gefunden, der auf einem 
dunkelgelben Grunde ſchwarze Baͤumchen zeigt. Der Walkenrieder Mar: 
mor iſt darum ſchaͤtzbar, weil ſich darinnen oft coralliniſche Schwaͤmme zeigen, 
die eine rörhliche Farbe angenommen haben. Ich uͤbergehe viele andere Gegen⸗ 
den um der Kürze willen. Rur noch zweyer Marmorarten will ich ganz kurz 


gedenken. 
L Des 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 43 


I. Des Verde autico, Verdello, Verd antique. Man hoͤret dieſe Marmorart oft 
nennen, aber die Narichten davon ſind nicht einſtimmend. Diejenigen welche 
dieſen Stein Ser pentino antico nennen, wie Herr Bruͤckmann (m) gehen 
mich hier nichts an, da ich dieſes Steines, den Herr Bruͤckmann nicht 
ohne Grund unter die Jaspiße zehlet, unten bey der Beſchreibung der Ser⸗ 
pentine gedenken werde. Ich rede von dieſem Steine, als Marmor, von 
dem ich zufoͤrderſt bemerke, daß man überhaupt alle grüne Marmorarten 
Verde antico nennet. Eigentlich iſt dieſer Marmor aber in Italien zuhauße. 
Wallerius (n) ſagt uͤberhaupt, daß dieſer Stein gruͤn ſey, iſt aber doch 
zweifelhaft, ob fein grüner Marmor der Herdello des Caͤſalpinus ſey? Herr 
von Bomare, (o) ſagt, der Verde antico ſey grün mit weiſen Adern oder 
Flecken, und werde ſelten einfaͤrbig gefunden. In Italien bedienet man ſich 
dieſes Marmors an ſtatt eines Probierſteins (p). 0 5 
II. Der Marmorkugeln aus dem nördlichen Amerika. Der Pater Tor⸗ 
rubia (9) gedenket derſelben in feiner Naturgeſchichte von Spanien, der 
fie zugleich auf der 12. Kupfertafel Fig. 10. hat abzeichnen laſſen. Er beſchrei⸗ 
bet ſie folgender geſtalt. Zwo vollkommene Marmorkugeln. In unſerm 
nördlichen Amerika giebt es auf dem Wege nach Neuamerika einen vor. 
treflichen Hügel davon, den man daher den Ballhuͤgel (Cerro de la Balas) 
nennet, weil er ganz aus Steinbaͤllen beſtehet. Ihre Groͤſe ſteigt Stufenweiße 
von der Groͤſe eines Schrotes bis zu vierzigpfuͤndigen Kugeln. Alle find völlig 
rund und marmorirt. Einige ſind durch einen Marmorſtreif getheilt, der von 
anderer Farbe iſt als der Ball. Inzwiſchen erhellet aus dieſer Beſchreibung 
doch nicht ſo gar deutlich, daß dieſe Kugeln ein wahrer Marmor ſind, denn 
Torrubia ſagt nur, fie wären marmorirt. Es koͤnnen alſo auch Congela⸗ 
tions» Steine ſeyn, die in runden Höhlen find erzeugt worden. Sie koͤnnen 
aber auch, wie die Roggenſteine erzeuget worden ſeyn, oder auch wohl durch 
das Abſchaͤrfen im Waſſer ihre Geſtallt erlangt haben. Es koͤnnen aber auch 
wohl Verſteinerungen z. E. Alcyonien Bälle ſeyn; welches mir die Cirkel⸗ 
ſtreifen auf der Obernflaͤche ſehr wahrſcheinlich machen. rn, 


H. 334. 

Ich gehe nun zu dem Marmor überhaupt zuruͤck, wo noch einige wichtige Umſtaͤnde 

zu unterſuchen uͤbrig ſind. 5 3 
Zufoͤrderſt die Frage: ob der Marmor von neuem wachſe? Ich koͤnnte 
mich hier auf dasjenige beziehen, was ich im erſten Bande uͤber das Wachſen der 
Steine geſagt habe; (§. 8. S. 9.) doch will ich noch einige Bemerkungen hinzuthun. 
N F 2 u Bagli⸗ 
(m) In der neueſten Ausgabe ſeiner Abhand⸗ phraſt S. 242. der deutſchen Ausgabe, und 
lung von den Edelſteinen S. 269. Boodt gemmarum et lapidum hiſtoria Lib. 2. 

(n) Im Mineralreiche. S 63. Cap. 275. S. 500. 

(o) Dictionnaire d' hiſtoire naturelle T. 12. 9) Vorbereitung zur Naturgeſchichte von 


©. 166. und in ſeiner Mineralogie 1 Th. S. 152. Spanien, von Herr von Murr uͤberſetzt. S. 119. 
(p) Siehe Sills Anmerkungen zum Theo⸗ 


* 


44 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 
Baglivius (r) hat das Wachſen der Marmore mit vielen und wie ſich Walle⸗ 


rius ausdruckt, augenfcheinlichen Zeugniſſen bewieſen, daß man allen hiſtoriſchen Glau- 


ben aufheben muͤßte, wenn man dieſes leugnen wollte. Unter andern beruft er ſich 
darauf, daß die Marmorberge in Italien ſo ſichtbar wachſen, daß an den Stellen, 
wo vor hundert Jahren tiefe Marmorbruͤche waren, jetzo gute, harte, und ebene Wege 
ſind. Man finde auch in den neuen Marmorbruͤchen, Aexte, Haͤmmer und anderes 
Werkzeug, womit man ehedem an eben den Oertern Marmor gebrochen habe, und nun 
aufs neue brechen koͤnne, da die ehemaligen Gruben wieder zugewachſen ſind. Tour⸗ 
nefort behauptete ebenfalls ein Wachsthum der Steine durch Art einer Vegetation, 
wie Bagliv, und hier führer uns Camerarius in feinen Anmerkungen über das cos⸗ 
mologiſche Syſtem des Herrn Woodward (0) einen artigen Beweis an. Tourne⸗ 
fort ſtieg in eine Höhle, die den Namen Antiparos führte, und fand daſelbſt einen ans 
noch wachſenden, und zu ſeiner Vollkommenheit gelangenden Marmor. Daß der Mar⸗ 
mor ehedem weich geweſen ſey, das erhellet aus den fremden Körpern, die fi ch in den 
Marmoren befinden. Uebrigens berufe ich mich hiebey auf dasjenige, was ich im erſten 
Bande von dem Wachſen der Steine gefagt habe. 


Wir muͤſſen aber auch den Marmor in feinem Verhaͤltniſſe gegen die Ver⸗ 


ſteinerungen und gegen die Minern betrachten. Wer viele geſchliffene Marmorar« 
ten geſehen hat, der wird die fremden Koͤrper nicht verkennen die er eingeſchloſſen hat. 
Der Marmor entſtehet eigentlich wie der Kalkſtein; (§. 331.) kann nun der Kalkſtein 
eine Mutter der Verſteinerungen ſeyn, fo kann es auch der Marmor. Inzwiſchen fin 
det man doch die Verſteinerungen in den Kalkſteinen haͤufiger, als in den Marmoren, 
und manche Marmorbruͤche haben ſehr ſelten Verſteinerungen in ſich. Es ſey; der 
Marmor behaͤlt darinne doch den Vorzug, daß er uns außer vielen Seegewaͤchſen, auch 
einige ſeltene Verſteinerungen darreicht, unter welchen ich nur die Orthoceratiten 
und die Lituiten nenne. Kraͤuter kommen in den Marmoren ſelten und vieleicht gar 
nicht vor. Herr Hofr. Walch (t) fuͤhret einige Beyſpiele davon an, die wir wieder⸗ 
holen wollen. Luid gedenket eines blauen Marmors aus England, mit Kräuterabs 


druͤcken; Scheuchzer einer algae latifoliae ramoſae in einem gruͤnen Marmor, und 


Alion Dulac eines harten Felſen, bey Saint Etienne mit Eindruͤcken von Blaͤt— 
tern und Pflanzen. Herr Walch ziehet es in Zweifel, daß in dem Marmor Kraus 
ter und Blaͤtter, auch nur in Abdruͤcken erſcheinen koͤnnen. Hier iſt fein Grund: “Uns 


ſere Kalkberge und Marmorbruͤche ſind in der See zu ihrer Exiſtenz ehedem gekommen, 


und gehoͤren nunmehro, nachdem das Meer ſeine Gaͤnge geaͤndert, mit zum feſten Lande. 
Iſt dieſes Principium richtig, fo ſiehet man gar leicht die Urſache ein, warum in Kalk— 
ſteinen und Marmorn keine Erdkraͤuter und Baumblaͤtter kommen koͤnnen. Daher lies 
gen auch keine Seekoͤrper mit den Baumblaͤttern und Landkraͤutern in Geſellſchaft, weil 
jene Verſteinerungen einen ganz andern Urſprung als dieſe haben. Nun wird man auch 
wohl einſehen, warum ſich bloße Seekraͤuter, als Algae marinae, ſo genannte Corallen⸗ 

blaͤtter 


(r) In ſeinem Buche de beine ph bg (t) Naturgeſchichte der e 
( Woodward phyſikaliſche Erdbeſchreibungz Th 3. S. 63. f. 
deutſche Ausgabe. S. 367. f. 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 45 


Blätter u. . w. zuweilen in Kalk- und Marmorſteinen finden, wohin auch die oben er⸗ 
waͤhnte Scheuchzeriſche alga gehoͤret.“ Inzwiſchen werden auf den Aichſtedter 
Kalkſchiefern bisweilen Blaͤtter gefunden, wie ich denn ſelbſt ein Beyſpiel von der Art 
befige, welches ein Salbeyblatt zu ſeyn ſcheinet. | N 
Von dem Verhalten der Marmore gegen die Minern wollen wir den 
Herrn Prof. Vogel (u) reden laſſen. In den Kalk- und Marmorſteinen, ſagt er, 
find zuweilen Silber- und Kupfererze eingeſprengt, man verkennet aber die Erze in den« 
ſelben gar oft, und ſiehet ſie fuͤr ganz gemeine Steinarten an. Matheſius, Albi⸗ 
nus, und Senemann melden von ſolchen Erzhaltigen Kalkſteinen: niemand aber hat 
die Naturforſcher hierauf aufmerkſamer, als der Herr von Juſti gemacht, als wel⸗ 
cher zu St. Annaberg in Niederoͤſterreich ein ganzes Gebürge von reichhaltigen 
Silberkalkſteinen entdecket hat; und worauf in den Ungariſchen Bergwerken nach der 
Zeit unter den edelſten Geſchicken von Glas und Rothguͤldenerz dergleichen Silberhal— 
tige Kalkſteine auch ſind bemerket worden. Dem Anſehen nach ſind dieſe Erze von den 
gemeinen Kalkſteinen nicht unterſchieden, und verhalten ſich auch ſo im Feuer. In den 
Annabergiſchen hat Herr von Juſti den Silbergehalt von einigen Lothen bis auf 
50. und mehr Mark im Centner gefunden; und in den Ungariſchen auf 13. Mark. In 
einem Schleſiſchen Marmor vom Zotenberge hat er 4. bis 5. Loth Silber entdeckt. 
Er nennet dieſe Steine alcaliſche Silbererze, indem er glaubt, daß ſolche mit einem 
mineraliſchen Alcali vererzet ſind, wowider aber der Herr Prof. Pott gegruͤndete Ein⸗ 
wendungen gemacht hat. In der That iſt auch das Silber darinne nicht vererzet, fons 
dern gediegen, wie nicht nur das aͤußerliche Anſehen, ſondern auch die Politur ſolcher 
Annaberger Erze uͤberzeugend darthun. Endlich finden ſich auch Kalkſteine und 
Marmorarten, die Kupferhaltig find, und bald ein Berggruͤn und Bergblau, bald ein 
Kupferglaserz in ſich enthalten, ohne daß man aͤußerlich etwas daran gewahr wird, und 
die auf 6. bis 8. Pfund Kupfer geben. Marmore mit Schwefelkies habe ich oben an⸗ 
gefuͤhrt, da ich von den Bayreuthiſchen Marmorn eine Nachricht ertheilet habe. 


4 


(5.333. Num. 13.) 
Daß die Marmore nach der Calcination leuchtend werden, behauptet 
Wallerius (x), Herr Marggraf (y) aber leugnet es. Da der letztere in der 
Chymie erfahren genug iſt, da er zu feinen Verſuchen rohen Marmor von einer ſchoͤ— 
nen weiſen Farbe nahm, da er den Stein ſo gar pulveriſirte und nach allen moͤglichen 
Verſuchen, die er anſtellete, keine leuchtende Kraft an ihnen gewahr wurde; ſo iſt es 
wohl zuverlaͤßig, daß der Marmor unter den leuchtenden Steinen keinen Platz verdiene. 


Aber zuverlaͤßiger iſt es, daß der Marmor in einen Fluß gebracht wer⸗ 
den kann. Zwar ſchmelzet ein reiner Marmor fuͤr ſich niemals, wenn er aber mit 
Kieſel, Jaspis, Quarz, Feldſpath, Thon und Flußſpath vermiſcht wird, ſo bringt 
er ſelbige in Fluß. Die Miſchung aus re und Quarz iſt am ſtrengfluͤßigſten, 

f Ae 3 man 


(u) Practifches Mineralreich. S. 109. f. (y) Von gewiſſen leuchtenden Steinen, in den 
(x) In ſeinem Mineralreiche. S. 76. mineralogiſchen Beluſt. 3. Band, S. 273: f. 


46 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


man kann ſie aber durch den Zuſatz von etwas Thon leichtfluͤßiger machen. (2) Dies 
gilt von dem Kalkſtein überhaupt, und von dem eigentlichen Marmor inſonderheit. 
Hieher gehöret auch der Bandmarmor, den Herr Gerhard roth mit grünen Strei⸗ 
fen auf Aſchfarbenen Grunde von Dannemora, mit, gelb und rothen Streifen aus dem 
Tuͤrkiſchen und hellblauem Grund mit dunkelbraunen Streifen, aus dem Denetiani- 
ſchen beſitzt. Dieſe Marmorart, die man mit dem Buͤndejaspis ($. 278. S. 361.) 
und mit dem Carlsbader Bandſtein, der ein Topbftein iſt, nicht verwechſeln darf, 
koͤmmt eben nicht gar zu haͤufig vor. 


$ 335. 

Ich habe noch von dem Nutzen und von dem Gebrauch der Marmore zu res 
den, dann werde ich ſeine Lage, wie er gefunden, und die Art und Weiſe bekannt 
machen, wie er gewonnen wird, und endlich der vorzüglichften Derter gedenken, wo er 
geſunden wird. 5 

Wenn ich von dem Nutzen des Marmors rede, fo kann ich behaupten, daß 
man ihn zum Vergnügen, und zur Pracht anwenden koͤnne. Zum Vergnügen ſamm⸗ 
len denſelben die Liebhaber geſchliffener Steine, in deren Sammlungen derſelbe wegen 
der Schoͤnheit ſeiner Farben und der Politur, die er annimmt, einen vorzuͤglichen Platz 
verdienet. Zur Pracht dienet er Saͤulen, Altaͤre, ja wo er haͤufig bricht, große Sta⸗ 
tuen und wohl ganze Gebaͤude davon aufzuführen. Es fehlet auch nicht davon an 
Beyſpielen, wie denn zu Rom Beweiſe bis zur Ausſchweifung an dem Tage liegen. 
Sonſt verarbeitet man auch den Marmor zu Tabacksdoſen, Stockknoͤpfen und andern 
galanten Arbeiten. Ob er auch einen oͤkonomiſchen Nutzen habe? das weiß ich nicht. 
Ob man gleich daraus Kalk brennen koͤnnte, fo fehler es doch nicht an gemeinen Kalk— 
ſteinen, und zum Kalke ſcheinet er mir in der That zu gut zu ſeyn. Eben ſo zweifel⸗ 
haft iſt der Nutzen des Marmors in der Medicin. Man giebt zwar vor, (a) daß 
man den weiſen Marmor zuweilen zur Arzney gebrauche, man iſt aber doch fo billig, 
andern Marmorarten eine gleiche Kraft beyzulegen. Abgerieben ſoll er zum Trocknen 
dienen, und unter die Salben und Pflaſter gemiſcht werden. Ein ganzes gut polirtes 
Stuck zwiſchen die Schenkel gebunden ſoll die allzugroße Brunſt daͤmpfen. Alle dieſe 
Nachrichten gehoͤren zu den ungegründeten, daher auch Boodt, fo gern er auch in 
den Steinen viele Krafte ſucht, den Marmor in dieſem Betrachte mit Stillſchweigen 
uͤbergehet. - 

800 ſchoͤn auch ſonſt der Marmor an und fuͤr ſich ſelbſt zu ſeyn pfleget, ſo hat man 
ſich doch die Mühe gegeben, eine Kunſt zu erfinden, die Marmore zu färben, wenn 
ſie etwa in der Miſchung der Farben nicht ſchoͤn genug ſeyn ſollten. Die Manier, den 
Marmor zu färben, iſt im dritten Theile des phyſikaliſchen und oͤkonomiſchen Patrioten 
d. 383. und eben dieſe Abhandlungen in dem erſten Bande der mineralogiſchen Belu— 
ſtigungen. S. 297. beſchrieben, die Kunſt den Marmor nachzumachen hat das Jeid- 
leriſche Univerfallerifon im 19. Bande, S. 1615. die Kunſt eingelegte Arbeit in Mars 
mor zu Tiſchen und andern Hausgeraͤthen zu machen hat Emanuel Schwedenborg, 
8 ö in 


(2 Gerbard Beytraͤge zur Chymie und Geſchichte des Mineralreichs Th. 1. S. 193. 
(a) Univerſallexikon 19. Band, ©. 1615. 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 47 


in dem 25. Bande der Abhandlungen der koͤniglich ſchwediſchen Academie der Wiſſen⸗ 
ſchaften S. 116. offenbaret; und die beſte Art den Marmor fuͤr die Kabinette zu ſchnei⸗ 
den und zu poliren findet man in dem Berliniſchen Magazin 3. B. S. 225. 350. 454. 
wo eine ſehr ſchoͤne Abhandlung von der Bearbeitung der Steine fuͤr die Kabinette be⸗ 
findlich iſt. ie - 

Was die Lage der Marmore anlangt, fo fagen die Gelehrten einſtimmig, (b) 
daß er in Floͤtzgebuͤrgen zu finden ſey. Da wo alſo Kalkfloͤtzgebuͤrge ſind, da wird 
man auch mehrentheils den Marmor antreffen, wo er zwiſchen den Kalk- und Mer⸗ 
gelſtein, oder zwiſchen den Kalk- und Gypsſtein in Horizontalen Bänden angetroffen 
wird. Wenn man den Marmor aus ſeinem Bruche gewinnen will, ſo verfolget man 
den Bruch nach feinen Streichen und Einſchuͤßen mit Pulver und Brechſtangen. Das 
durch gewinnet man große Stuͤcke, welche man dann zerſaͤget und polirt. Wir haben 
dieſe Kunſt den Marmor zu gewinnen von den Phoͤniciern oder Griechen erlernet (e) 

Wenn ich nun die Oerter und Landſchaften alle erzählen ſollte, wo ſich Nar⸗ 
mor findet, ſo wuͤrde ich einige Blaͤtter davon fuͤllen muͤſſen; ich weiß aber daß meine 


% Leſer mit mir zufrieden ſeyn werden, wenn ich nur der vorzuͤglichſten gedenke, wo man 


entweder ehedem Marmor brach, oder noch bricht. Es ſind folgende: Aegypten, 
Africa, Aigle in Canton Bern, Inſul Ainan, Aleppo, Algier, Almaden in Andas 
luſia, im Altenburgiſchen, America, Andaluſia, Angerburg, Anhalt, Annaberg, 
Anjou, Arabien, Arrabida, Aße im Braunſchweigiſchen, Aſſeburg, Athen, Attens 
dorf in Weſtphalen, Auersberg in Crain, Baden, Baldursberg in Schonen, Baſel, 
Bayreuth, Braujolois, Braune, Beneckenſtein, Berlin, Canton Bern, Beroi 
la Ville, Bettingen, Beuthen, Bieberſtein im Canton Bern, Bigorra in Frankreich, 
Blankenburg, Bobengruͤn, Böhmen, Borba, Borna, Bourbon l' Anci, Bourbon 
nois, Bourgogne, Braband, Brasweda, im Braunſchweigiſchen, Bremen, Bruͤnn, 
Buͤnden, Buͤlly, Canada, Carara, Carlſtein, Carolina in Florida, Cataloniſche 
Gegend, Chambery, Chemnitz, China, Inſul Chio, Cintra, Clausthal, Coburg, 
Congo, Conradswaldau, Cornwall, Coſen, Crain, Cretſchmar, Erottendorf, Crum— 
mendorf, Cſebin, Czeſtin Koſtel, Dahlien, Damemora, Dalmatien, Danzig, 
Darby, Dietz, Dinant, Dola, Doni, Dorcheſter, Eichſtedt, Einſiedlen, Eiſers— 
dorf, Elbingeroda, Ellingeroda, England, Epheſus, im Erfurthiſchen, Erzgebuͤrge, 
Europa, Finnland, Flandern, Florenz, Foretz, Franche Comte, Frankenſtein in 

Schleſien, Frankreich, Freiburg, Gandersheim, Gascogne, Genua, Giebichenſtein, 
Gieshuͤbel, Gispisberg in der Schweitz, Gißeyſur⸗Ouͤche, Glaris, Glatz, Gold: 

eronach, Goßlar, Gothland, Graͤfenberg, Granada in Spanien, Graubuͤnderland, 

Greiffenberg, Griechenland, Groͤnland, Grubenhagen, Gryon, Guppen in der 

Schweiß, Gutenthane, Guyenne, Hagen, Halberſtadt, Hamen in China, Harles 

cob, Hartz, Hartzburg, Hartzgeroda, Haßlithal im Canton Bern, Haußberg, Henne— 

gau in Flandern, Heſſen, Heydenberg, Hildesheim, Hof, Huͤttenroda, Hult in Eng 

2 ar land, 

(b) 3. B. Baumer Naturgeſchichte des Mi, (e) Siehe Bomare Mineralogie. 1. Theil 


neralreichs. 2. Theil. S. 117. Gerhard l. c. S. 15 1. Anm. 
S. 188. Lehmann von Floͤtzgebuͤrgen. S. 227. 


48 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


land, Hymettusberg bey Athen, Hydria, Jauer, Ilſtadt, Jemteland, Jena, Irr⸗ 
land, Italien, Itzſtein, Kalchgruͤn, Kaufungen, Koliſch, Kolmorden, Koſtuchna, 
Krockſtein, Kunnow in Pohlen, Lacedaͤmon, Langenſtein, Languedoc, Leitendorf, 
Lesbos, Lieskau, Aſirna in Dalmatien, Lobegruͤn, Louſanna, Lucca, Luͤttig, yon 
nois, Maͤhren, Magdeburg, Majorca, Mannsfeld, Mark, Marocco, Marr in 
Neuſchottland, St. Martha in Terrafirma, Maßa, Maßel, Maren, Metalino, 
Michelſtein, Mildenfels, Minden, Moingt, Mondor in Piemont, Montbriſon, 
Moroi, Moſchenitze in Crain, Muͤllithal, Muͤnſingen, Muͤnſterberg, Nachſia in 
Griechenland, Namur, Natolien, im Neapolitaniſchen, Nedwedice, Neuſchottland, 
Niederlande, Niederoͤſtereich, Nimptſch, Nordhaußen, Nordſchottland, Noͤrkoͤping 
in Schweden, Norwegen, Noßen, Nuits, Nuͤrnberg, Oderan, Oeland, Orca— 
diſche Inſeln, Oßnabruͤck, Oſterwick, Oſtgothland, Paney im Canton Bern, Paros, 
Parroes, Parenſtein, Perſien, Pfefferbad, Piemont, Pirno, Plauen, Plonbieres, 
Pohlen, Portugall, Pouillenay, Preußen, Priborn, Provence, Puͤndten, Qued— 
linburg, Raͤtwick, Ravensberg, Regenſpurg, Reichenſtein, Rhonitz, Roche, Roch⸗ 
litz, Romanien, Rommelsberg, Ruͤbeland bey Blankenburg, Ruda, Berg Sabotho 
in Schleſien, Sachſen, Salzburg, Salzthal, Sargaus, Sarnen, Sauenſtein in 
Krain, Schaumburg, Schleſien, Schonen, Schottland, Schraplau, Schwarz 
burg, Schwarzenbach, Schweden, Schweidnitz, Schweitz, Schwalm, Scio in 
Griechenland, Seeburg, Setubal, Schire of Averdeen, Sicilien, Silener in der 
Schweitz, Sillinen, Sinai, Solm, Sonnenberg, Sonntagberg in Niederoͤſtereich, 
Spanien, Spies, Staffordt, Stanezza, Stiepel, Streitberg, Sundhordlehn, 
Stollaſewitſch, Studtgard, Suͤdermannland, Synada in Aſien, Syracuſa, Tabris, oder 
Tauris in Perfien, Tali in China, Tarnowitz, Taſo oder Thaſus in Romanien, Taurus, 
Thalo, Thata in Ungarn, Tiefengruben, Thierbach, Toscana, Touguin in Indien, 
Trau in Dalmatien, Truchefordel, St. Triphon, Tybein in Crain, Tyrol, Un⸗ 
garn, Canton Unterwalden, Upland, Canton Uri, Velars, im Venetianiſchen, 
Vernaſal, Verona, Ville - Vicoſa, Viteaur, Voigtland, Waldheim, Wallis, 
Waltershof, Wandenſchweil, Weilheim, Weiſenfels, Werneland, Werningeroda, 
Wetterau, Wettin, Wetzlar, Wieſenthal, Wildenfels, Wilsdorf, Wohnſiedel, 
Wolkenſtein, Wollray, Woltingerode, Wuͤrtenberg, Yechu in China, Zellerfeld, 
Zotenberg oder Zobtenberg bey Schweidnitz, Zuͤrch, Zwickau. Siehe Bruͤckmann 
Magnalia Dei in locis ſubterraneis P. 1. S. 18. 23. 26. 30. 35: 37. 38. 40. 43. 45 
47. 49: 53. 65. 68. 75. 85. 87. 89. 96. 98. f. 115. 124. 132. 134. 136. 139. 141. 147. 
149. 152. 167. 175. 163. 212. 214. 215. 216. 221. 222. 226. 233. 239. 240. 242. 256. 
268. 271. 274. ff. 279. 281. 283. 287. 293. 296. 297. 301. 316. 321, 330: 346. 348. 
351. 549. P. 2. S. 3. 10. 18. 19. 21. 24. 27. 43. 61. 64. 65. 89. 99. 107. 118. 122. 
136. 145. 146. 154. 165. f. 169, 179. 230. 231. 265. 479. 481. 501. 508. 513. 520. 525. 
527. 545. 550. 604. 616. 622. 623. 711. 730. 740. 769. 871. 915. 933. 961. 1009 
1023. 1043. 1061. Mineralogiſche Beluſtigungen 1. Band. S. 122. 391. 394. 
2. Band. S. 224. 226. 233. 234. 235. 241. 246. 337. 346. 348. 379. 395 396. 
3. Band. S. 90. 92. 93. 127. 128. 133. 5. Band. S. 383. Linne Syllema natu- 

rae 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 49 


rae 1768. Tom. 3. S. 41. Ritter Oryctographia Calenbergica2.©.30. Ritter Supple- 
menta Scriptorum ſuorum. S. 38. Baier Oryctographia Norica. S. 13. 55. Huͤbner 
Naturlexikon S. 1143. 1197. f. Scheuchzer Naturhiſtorie des Schweizerlandes Th. 3. 
S. 124. f. f. Altonaiſcher gelehrter Merkur 1771. S. 388. Bromell Lithogra- 
phia et Mineralogia ſuecana S. 35. Longolius de marmoribus quotquot in curiae 
regnitianae provinciis innotuerunt. Hof. 1752. Baumer Naturgeſchichte des Mines 
ralreichs 1. Th. S. 185. f. 2. Th. S. 17. Rundmann Promptuarium rerum natura- 
lium et artificialium S. 202. Gerhard Beytraͤge zur Chymie und Geſchichte des Mi⸗ 


neralreichs Th. S. 177. f. Schütte, Oryctographia lenenſis ed. Merkel. S. 87. My⸗ 


lius Saxonia ſubterranea P. I. Rel. 10. S. 75. f. Volkmann Silefia ſubterranea S. 35. 
Phyſikaliſche Beluſtigungen 2. B. 12. St. S. 127. f. Born Index ſoſſilium. 
S. 2. f. Catalogus über das Woltersdorfiſche Naturalienkabinet. S. 13. f. a 


LXIII. Der Mu ſchel marmor. 


| i 5 §. 336. | 

Da der Muſchelmarmor gewohnlicher weiſe härter iſt als der Kalkſtein, aber 

doch weicher als der Marmor zu ſeyn pfleget; da er ein Kalkartiger Stein iſt, 
den die eingeſtreuten vielen Muſchelſchalen zu demjenigen machen, was er eigentlich 
iſt; und da er unter den Steinſammlern noch immer ſeine wahren Verehrer findet, ſo 
hoffe ich Entſchuldigung zu finden, daß ich ihm eine eigne Abhandlung widme. Man 
nennet dieſe Steine Muſchelmarmor, weil man fie unter die Marmore zehlet, und 
weil fie mit Conchylien und beſonders mit Mufcheln vollgeftopfet ſind.( d) Sie werden 
auch Megariſche Steine genennt, weil man fie zuerſt aus Megara einer Stadt in 
der Europaͤiſchen Tuͤrkey in Livadien gefunden, und ausgebreitet hat. (e) Wal⸗ 
lerius nennet fie Steine mit Conchylienvermiſchungen, weil eben die häufigen 
Conchylien, die in demſelben liegen, ihn zu dem Steine machen der er iſt; denn er 
würde außerdem entweder ein bloßer Kalkſtein, oder auch in einigen Fällen ein bloßer 
Marmor ſeyn. Die lateiniſchen Namen Marmor conchiferum, Marmor. conchaceum, 


.Lapis megaricur, Petra megarica, Lapides figurati complicati Vall. find die Benens 
nungen von den obigen deutſchen Namen. Aldrovand nennet unfern Stein Offraco- 


morphis lapi von oseanoy eine Schale, und Ag On die Geſtalt, er gedenket ſich alfo 
den Muſchelmarmor als einen Stein, der von Conchylienſchalen ſeine Geſtalt hat. 
Man nennet ihn auch Conchylia complicata, weil viele Conchylienſchalen mit einer fei— 
nen Erde verbunden find. Der Name aber Lapides polymorphi, den Leſſer anfuͤh— 
ret, ſchicket ſich füglicher zu den Buldſteinen überhaupt, als zu den Muſchelmarmor 
inſonderheit. Im Franzoͤſiſchen wird er vom Bomar Marbre rempli de coquilles, 
f 1 a und 

(d) Siehe meine lithographiſche Beſchreibung (e) Siehe Walch Naturgeſchichte der Wer: 


von Thangelſtedt und Rettewitz S. 23. und Ceſ- ſteinerungen. Th. 3. S. 166. und Leſſers Litho⸗ 


ſers Schriften zur Geſchichte der Natur. S. 48. theologie. S. 648. 
2. Th. | 86 


50 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


und ſonſt Pierret r auch nur ſchlechthin Megare oder Pierre de M. — 
genennet. 


§. 3 

man verſtehet unter den muſcheimarmorn diejenigen Nalkartigen 
Steine, welche entweder einerley oder vielerley Gattungen von Conchy⸗ 
lien, unter einander unordentlich gemengt und zwar groͤßtentheils zer⸗ 
brochen, oder zerknickt in ſich ſchlieſen. Ich ſage einerley oder vielerley 
Gattungen von Conchylien, weil es der Augenſchein lehret, daß die Conchylienſtücken, 
nicht zu einem Geſchlechte, oder zu einer Gattung gehoͤren. Die Kanten und die ein⸗ 
zelnen Stuͤcke der Conchylien, welche den Muſchelmarmor bilden, find oft in einer ſo 
artigen Verbindung, daß fie allerley Bilder, Laubwerk und Blumen vorſtellen. Ja 
dieſe Steine nehmen beym Schleifen eine feine, oft eine ſchoͤne Politur an, wenn ſie 
zumal in die Haͤnde eines geſchickten Kuͤnſtlers ſallen, ob man ſie gleich auch, weil es 
nicht eben die haͤrteſten Steine ſind, blos mit der Hand zu einem feinen Glanze erheben 
kann. Das iſt ohne Zweifel die Urfache, warum Aapßler (f) den Muſchelmarmor 
den Lapidibus polymorphis oder den Steinſpielen zugeſellet, welches aber nicht der 
rechte Ort fuͤr ihn iſt, wie ich bald zeigen will. Dabey hat man zu bemerken, daß 
einige Muſchelmarmorarten ſchon von außem zeigen, was ſie ſind; ſie offenbaren die 
Conchylienſchalen, durch deutliche Spuren, welche oft, ohne daß man der Natur durch 
die Kunſt zu Huͤlfe zu kommen braucht, feines franzöfifches Laubwerk, oder andere Fis 
guren vorſtellen. Aber bey den mehreſten muß man entweder den Rand betrachten, oder 
es im Bruche merken was es iſt, wo ſich die zerknickten Schalen entweder in ſchwarzen 
Linien, oder in Spathartigen Flecken zeigen. Die erſtern pfleget man unbearbeitet 
in den Sammlungen aufzuſtellen, bey den letzten aber muß man die Politur zu Huͤlfe 
nehmen. Je weißer oder rein gefaͤrbter ſich nun die Kalkartige Grunderde darſtellet, 
deſto deutlicher zeigen ſich die Verſteinerungen des Muſchelmarmors, welche ſich ges 
woͤhnlich ſchwarz, oder wenn ſie in Spath verwandelt ſind, weis und glaͤnzend darſtellen. 
Auch hat in ſehr vielen Faͤllen die eine Seite mehrere und deutlichere Petrefacten als die 
andere. Denn mir ſind oft Muſchelmarmore vorgekommen, wo nur in der Mitte eine 
Lage von Conchylien befindlich war, wo man alſo erſt eine dicke Huͤlle oder Oberdecke 
wegnehmen mußte, ehe man den eigentlichen Muſchelmarmor erhielt. Endlich muß 
man auch bemerken, daß die Muſcheln und Schnecken in ſehr vielen Faͤllen in der unor⸗ 
dentlichſten Lage liegen, und bald erhaltene bald zerbrochene Stuͤcken von Conchylien 
liefern, und das iſt auch der Grund, warum der Stein, ſonderlich durch das Anſchlei⸗ 
ſen, ſo viele Geſtalten bekoͤmmt, woraus man durch Huͤlſe einer guten Einbildungs⸗ 
kraft, ſich mancherley Figuren gedenken kann. ( 80 Daß dieſe Schilderung vom Mu⸗ 
ſchelmarmor die richtige ſey, das will ich mit einem einzigen Zeugen beftätigen. Der 
Herr Hofr. Walch ſagt: (h) Megariſche Steine, nennt man in der Lithologie 


diejenigen, in Wachen eine Menge Conchylien, beſonders Muſchelwerk, in einer ſo 
unote 


(f) Sn feinen neueften Reifen. 1. Theil. S. 102. 
(g) Siehe meine lithographiſche Beſchreibung. S. 23. 30. 31. 
ch) Naturgeſchichte der Verſteinerungen. Th. 3. S. 166. *. 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 5¹ 


unordentlichen Lage durch einander herliegt, daß, wenn der Stein durch das Fortrollen, 
oder auch durch die Kunſt abgeſchliffen wird, und nur groͤßtentheils die Kanten von 
den Conchylien auf der Oberflaͤche des Steins ſich zeigen, durch ſolche eine Zeichnung 
von allerhand in einander geſchlungenen krummen Linien hervorgebracht wir?, aus wel⸗ 
chen alsdenn die Einbildung bald Laub und Blumen, bald Geſichter, bald etwas an« 
ders bildet. Man nimmt freylich hiebey das Wort Muſcheln in einem allgemeinen 
Verſtande, wo es auch die Schnecken mit unter ſich begreift, und wenn auch bisweilen in 
einer Mutter etwas Fremdes liegt, fo wird es zugleich mit in dieſen Namen eingeſchloſ⸗ 
ſen. Herr Meyer (i) merket von ſeinen Salzthaliſchen Muſchelmarmorn an, 
daß auch in denſelben bisweilen Kraͤuter angetroffen wuͤrden. Vielleicht ſind es nur 
Dendriten. cb ze Ade ö 5 
Verſchiedene Gelehrte machen ſich von dem Muſchelmarmor keinen gar zu 
richtigen Begriff. Hermann (k) wenn er auch dieſe Steine mit zum Muſchel⸗ 
marmor zehlet, die eben keine Muſcheln in ſich haben, aber ein gleiches Steinweſen mit 
dem eigentlichen Muſchelmarmor beſitzen, und ſich ſchleifen und polieren laſſen, nimmt 
den Begriff zu weit; denn ein Stein ohne Muſcheln iſt entweder ein bloßer Marmor, 
oder ein feſterer Kalkſtein. Eben fo iſt der Begriff des Herrn von Bomare (J) zu 
enge, wenn er den Muſchelmarmor als einen aus ſchwarzen und grauen Flecken gemiſch⸗ 
ten Stein beſchreibet, worinne man eine erſtaunliche Menge Schneckenhaͤuſer, 
es ſind ſeine eigene Worte, und Seemuſcheln, aber in geringerer Menge ſiehet. Denn 
bey manchen wahren Muſchelmarmorn wird man beynahe gar keiner Schneckenhaͤuſer 
gewahr. ö 5 — 5 
A n W | 
Ich muß dieſer Beſchreibung des Muſchelmarmors noch eine dreyfache An⸗ 
merkung beyfuͤgen, damit ich allen Zweydeutigkeiten, die dabey vorfallen koͤnnten, 
ausweiche. Die erſte iſt diefer nicht alle Ralkſteine mit Conchylien find fo 
gleich ein Muſchelmarmor. Man wuͤrde außerdem die mehreſten Matricen der 
Verſteinerungen zur Ehre eines megariſchen Steines erheben muͤſſen. Man weiß bes 
ſonders, daß die Kammartigen Chamiten oft auf Steinen, und wie man beym Zer— 
ſchlagen findet, auch oft in den Steinen, bisweilen auch in ziemlicher Anzahl liegen, 
und doch wuͤrde man einem groben Kalkſtein Unrecht thun, wenn man ihn unter die 
Muſchelmarmore zaͤhlen wollte; ſondern dann nur gehoͤret ihnen dieſer Name, wenn 
die Muſchelſchalen in großer Menge, und in unordentlicher Lage zugleich liegen, derges 
ſtalt, daß dieſe Muſchelſtuͤcke mehr zerknickt als ganz darinne befindlich ſind, und uͤber⸗ 
haupt den größten Theil des Steins ausmachen. Der übrige Theil des Steines 
ſcheinet nur deswegen da zu ſeyn, daß er die Muſchelſchalen gleichſam unter ſich ver⸗ 
binde und befeſtige. Man hat zwar gewiſſe Zuſammenhaͤufungen von Conchylien, oder 
ſo genannte Coagula, welche gleichwohl er Muſchelmarmor bilden, weil fie gleich« 
- nn 2 ſam 


> 


(i) Bon den Salzthaliſchen Bilderſteinen in den mineralogiſchen Beluſt. . B. S. 325. 
(K) Von dem Maßelifhen Muſchelmarmor. S. 17. 18. 
(1) In feiner Mineralogie. 1. Theil, S. 157. 


52 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


ſam nur zuſammen gewachſen zu ſeyn ſcheinen; allein die Eigenſchaften der megariſchen 
Steine mangeln ihnen. Denn dieſe Steine erfordern 
1) Einen gewiſſen Grad der Seͤrte, welche den Stein geſchickt macht, eine 
Politur anzunehmen; und dieſe entſtehet daher, daß der Stein aus zarten 
Theilchen beſtehet, welche feſt zufammen hängen. 
2) Eine noͤthige Feinheit der Theilchen, wodurch der Stein eine Aehnlich. 
keit mit dem Marmor bekoͤmmt, und welche durch das Anſchleifen am beſten 
erkannt wird. ö 
3) Eine ſtarke Mifhung von Muſchelſchalen, welche theils die Bildung 
des Steines ausmachen, theils den Namen eines Muſchelmarmors beſtaͤtigen. (m) 
Die andere Anmerkung foll dieſe ſeyn: Der Muſchelmarmor iſt gewiſ⸗ 
ſermaßen von dem eigentlichen Marmor unterſchieden. Zwar haben verſchie⸗ 
dene Gelehrte den Muſchelmarmor unter die Marmorarten als eine Gattung geſetzt, 
und wer wollte dieſes uͤberhaupt tadeln, wenn man zumal die Geſchlechter der Steine 
nicht ohne Noth vervielfältigen will. Allein ich rede jetzt von der Frage: ob der Mu⸗ 
ſchelmarmor ein eigentlicher Marmor ſey? Hermann (n) ſucht dieſe Frage 
zu bejahen. Er macht ſich erſtlich zwey Bedenklichkeiten. Die eine: der Mu⸗ 
ſchelmarmor wuͤrde nicht wie der eigentliche Marmor gebrochen, ſondern man finde 
ihn nur Stuͤckweiſe. Dies gilt zwar in ſehr vielen Faͤllen aber nicht in allen; denn der 
Muſchelmarmor bey Altorf bricht in ganzen Floͤtzen. Die andere: der Muſchel⸗ 
marmor bilde ſchoͤne Figuren, die der Marmor nicht habe. Dafuͤr aber hat der Mar⸗ 
mor ſehr ſchoͤne Farben, die das Auge gewiß ergoͤtzen. Nun folgen ſeine Gruͤnde, daß 
der Muſchelmarmor ein wahrer Marmor ſey, ſie ſind aber ſeichte genug, daß ich einer Wi⸗ 
derlegung uͤberhoben ſeyn kann: 1) er laͤſſet ſich mit dem Marmor am beſten ver⸗ 
gleichen, 2) der Marmor wird auch zuweilen nur in einzelnen Stuͤcken gefunden, 3) der 
Muſchelmarmor hat die Kennzeichen eines Marmors an ſich, die Rircher fordert: 
Oumnes ifti lapides duri, leves, et ſplendidi, varlisque coloribus depicti marmora vo- 
cantur, 4) man kann den Muſchelmarmor, wie einen Marmor gebrauchen und ausar⸗ 
beiten, 5) man hat den Muſchelmarmor ſchon laͤngſt einen Marmor genennt, und mit 
dem Marmor verglichen. Einen groͤßern Schein der Wahrheit haben die Gruͤnde des 
Herrn Leſſers (o) vor ſich. Er beſtehet wie anderer Marmor, außer dem verſtei⸗ 
nerten Muſchelwerke aus ſehr zarten Theilchen; iſt härter als Alabaſter und andere 
weiche Steine; zerſpringt in ungewiſſe Stuͤcken, wenn man ihn ſtufet; nimmt einen 
ſchoͤnen Glanz an, wenn man ihn ſchleifet und glaͤttet; wird zu Kalk, welcher viel 
Waſſer in ſich ſchlucket, wenn er gebrannt wird; auch gaͤhret er ſtark auf, wenn er mit 
Scheidewaſſer oder andern ſtarken und aͤtzenden ſauren Geiſtern begoſſen wird, ob er 
gleich noch roh iſt. Allein man wird unter den Muſchelmarmorn ſehr wenige finden, 
welche diejenige Haͤrte haben, die der eigentliche Marmor haben muß. Seiner Haͤrte 


nach betrachtet, ſtehet er zwiſchen dem Kalkſteine und dem are. mitten inne, und _ 


macht 
(m) Siehe meine licbographiſche Beſchreibung von Thangelſtedt. S. 24. f. f 
(n) Vom Maßeliſchen Muſchelmarwor. ©. 18. f. 

(Co) In ſeinen kleinen Schriften zur Geſchichte der Natur. S. 48. 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 53 


macht mit Grunde eine eigene Gattung aus, zumal da er feine Bildung blos denjeni⸗ 
gen Verſteinerungen zuzuſchreiben hat, die in ihm ſo haͤufig liegen. Inzwiſchen ge⸗ 
hoͤret ihm allerdings das naͤheſte Recht zu den Marmorn. Die dritte Anmerkung: 
Wenn gleich der Muſchelmarmor oft Bilder vorſtellet, ſo gehoͤret er 
doch nicht unter die Bildſteine. Denn der Grund dieſer zufaͤlligen Bilder liegt 
in wahren Verſteinerungen. Wo man ihn aber in den Kabinetten hinzulegen habe, 


davon werde ich bald reden. 


* 


. 339. 
Ueber die Entſtehungsart des Muſchelmarmors haben die Gelehrten ver⸗ 
ſchiedene Gedanken. Herr Meyer (p) will denjenigen ſeinen Beyfall nicht ertheilen, 
die hier zur Suͤndfluth ihre Zuflucht nehmen. Ueberhaupt hat dieſes Principium in 


unſern Tagen ſehr viel von feinem Anſehen verlohren. Seiner Meynung nach kann 


durch eine Fluth die naͤheſte Veranlaſſung zu dem Daſeyn dieſer Steine ſeyn gegeben 
worden. Wir haben aber nicht noͤthig dazu unſere Zuflucht zu nehmen, denn die Ent» 
ſtehungsart dieſer Steine laͤſſet ſich viel leichter erklaͤhren. Der Muſchelmarmor gehoͤret 
wie der Marmor unter die Sedimentſteine; (g) indem ſich alſo die Kalkartigen Theilchen 
zu Boden ſetzten, fo wurden die ganzen oder zerknickten Conchylien mit demſelben vers 


miſcht. Man mag nun annehmen, daß ehedem ſonſt da, wo jetzo ſolche Steine liegen, 


Meeresgrund geweſen ſey, oder man nehme kleinere Seen an, ſo wird ſich allemal die 


Sache auf elnerley Art erflähren laſſen. Nun koͤnnen durch Ueberſchwemmungen, die 


Steine von ganzen Felſen losgeriſſen ſeyn, oder ſie koͤnnen als abgebrochene Stuͤcke von 
dem ganzen, an andere Oerter gefuͤhret worden ſeyn; der erſte Grund ihres Entſtehens 
iſt doch in einem Sediment zu ſuchen. R 
Ob man aber auch die Muſchelmarmore in eine gewiſſe Rlaßification 
bringen koͤnne? das glaube ich um deß willen nicht, weil die Abwechſelungen in den 
Muſchelmarmorn fo gar verſchieden, und in der That blos zufällig find. Selbſt an fol« 
chen Orten, wo der Muſchelmarmor nicht eben ſparſam liegt, wenn man ihn in abge— 
brochenen Stuͤcken findet, wird man ſelten zwey Stuͤcke antreffen, welche vollkommen 
einerley Bildung haben. Wolte man die Bilder, die er entweder roh oder angeſchlif— 
fen zeigt zum Grunde legen, ſo wuͤrde man nicht nur in den Verdacht des Spielens 
kommen, fondern man würde auch in das Unendliche hinnein fallen. Die äußere Ges 
ſtalt, da die Muſelmarmore bald in einer runden, bald in einer ovalen, bald wieder 
in einer andern Figur erſcheinen, iſt ebenfalls unſicher. Denn man kann nicht erweiſen, 
daß die Steine gleich anfaͤnglich in der Figur gebildet ſind, wie ſie jetzo erſcheinen. 
Es iſt alſo keine weitere Eintheilung der Muſchelmarmore moͤglich, ob man gleich die 
verſchiedenen Muſchelmarmore einer Gegend, nach ihren Grundfarben, oder nach ihren 
63 wichti⸗ 


(p) Bon den Salzthallſchen Bilderſteinen, in gen kommen, wie man an den Horn- oder 
den mineral. Beluſt. 1. B. S. 329. Feuerſteinen ſiehet; aber nie ſo viel, als zum 
tg) Sn feinem ſyſtematiſchen Steinreiche. Muſchelmarmor erfordert werden. Kein Mur 
2. Theil. S. 31. In Congelationsſteine koͤnnen ſchelmarmor kann alſo durch eine Congelation 
zwar einzelne und leichte Conchylienſchalen zu lies entſtanden ſeyn. 


54 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


wichtigſten Abwechſelungen weiter eintheilen koͤnnte. Inzwiſchen hat es Wallerius (r) 
gewagt, drey Gattungen von dieſem Steine anzunehmen, 1) Steine mit einge⸗ 
druͤckten Conchylienvermiſchungen, Gimma, conchylibus impreſſis, 2) Steine mit 
verſteinerten Steinvermiſchungen, Gimma, conchylibus petrificatis, 3) Steine mit 
eingedruͤckten und verfteinerten Conchylienvermiſchungen, Gimma, conchylibus impref- 
ſis et petrificatis. Allein, die Spurenſteine, welche bloſe Eindrücke oder Abdruͤcke von 
Conchylien in fich begreiffen, gehoͤren nach dem Begriffe, den wir oben (§. 337.) von 
dem Muſchelmarmor gegeben haben, und den man ſich gemeiniglich von demſelben zu 
machen pfleget, gar nicht unter die Muſchelmarmore, und wenn dieſes iſt, ſo hat die 
Einheilung des Heren Wallerius keinen Grund. 
349. 

Ich glaube daß es mit voͤlli ger Zufriedenheit meiner eſer geſchehe, wenn ich ihnen von 
den vorzuͤglichſten Muſchelmarmorn einige Nachricht ertheile. Ich rechne hieher 

I. Die italiaͤniſchen Niuſchelmarmore. In Italien nennt man diejenigen 
Marmore, die mit vielen Muſcheln und Schnecken verſehen, und daher in der 
That ein wahrer Muſchelmarmor ſind Lumachella, der in verſchiedenen Abaͤn⸗ 
derungen vorkommt. Herr Ferber meldet in feinen Briefen aus Welſch⸗ 
land (, ) daß er in Rom verſchiedene Muſchelmarmore geſehen habe, die man 
für antique ausgegeben habe, nämlich, 1) graubraune Lumachella mit weis 
ſen durchſichtigen Achataͤhnlichen Adern, 2) dergleichen mit vielen Roſenfar⸗ 

bigen Streifen, der ſehr ſchoͤn und rar iſt, 3) dergleichen, der dem vorigen 
ähnlich iſt, nur daß die Durchſchnitte der Muſcheln kleiner find; er wird 
Caſtracana genannt und ſehr theuer gehalten, 4) gelbbraune Lumachella 
worinne die verſteinten Muſcheln ſehr klein, dicht an einander und ſchwarz ſind. 
Herr Ferber merket zugleich an, daß alle Italiaͤniſche Muſchelmarmore übers 
aus theuer find. 

II. Der Muſchelmarmor von Megara. Die neuen Schriftſteller geben uns 
von der Beſchaffenheit dieſes tuͤrkiſchen Muſchelmarmors beynahe gar keine 
Nachricht, die deſſelben mehrentheils nur uͤberhaupt gedenken. Die alten 
Schriftſteller ſagen uns auch nicht viel reelles. Pauſanias verſichert, daß da⸗ 
von verſchledene Arbeiten der Stadt Megara zur Zierde gedienet haͤtten. 
Pollux beſchreibet ihn als einen harten Stein, Pauſanias aber ſagt, er ſey 
weich, aber er habe einen ungemeinen Glanz gehabt, (t) Strabo ſetzt hinzu, 
daß der Marmorbruch, daraus man dieſen Stein braucht, in die Gegend bis 
Amphiala zu ſetzen ſey. 

III. Der Altorfer Muſchelmarmor. Dieſer hat ſich in unſern Tagen durch 
die Bemuͤhung des Herrn Bauder, der ihn auch beſchrieben hat (u) ſehr 

beruͤhmt 

(r) In feiner Mineralogie. S. 499. Cu) Beſchreibung des Altorfiſchen Ammoni⸗ 

() Siehe die Berliniſchen Sammlungen ten und Belmeniten Marmors. Altorf. 1771. 

6. B. S. 61. und Ferbers Briefe aus Welſchland. Nachricht von den ſeit einigen Jahren von ihm 

S. 257 entdeckten verſteinten Koͤrpern. Jena 1772. 

(t) Caryopbyllus von den Marmorn der Siehe mein Journal 1. Bandes 2. Stuck S. 117. 
Alten, in den mineralog. Beluſt. 5. B. S. 248. f. 3. Stuͤck, S. 146. ff. 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 55 


berühme gemacht. Er iſt es auch werth, daß man ihn achtet, theils weil er in 
einem maͤchtigen Bruche beſtehet, theils weil er eine ſchoͤne Politur annimmt, 
und viele Seekoͤrper in ſich ſchließet. Wenn man ihn roh betrachtet, ſo ſitzet er 
zum Theil voller zerknickten Muſchelſchalen, unter welche ſich nicht ſelten Bea 
lemniten oder Ammonshoͤrner gemiſcht haben; theils beſtehet er aus lauter Fleis 
nen Pectunkeliten und Ammonshoͤrnern; theils iſt er grau melirt und hat nur 
krumme Zuͤge, die von den Muſcheln herkommen. Der Bruch beſtehet, wie 
Herr Bauder bemerket, aus verſchiedenen Lagen, deren jede beynahe ihren 
eigenen Character hat. Einmal hat er darinne gar einen Pentakriniten ent⸗ 
deckt, der ſehr ſchoͤn war. Wenn dieſer Muſchelmarmor angeſchliffen iſt, fo 
hat derjenige, der Ammoniten in ſich hat, einen dunkelgrauen Grund und nicht 
ſelten Kiesflecke, die Ammonshoͤrner aber, die bald haͤufiger bald ſparſamer, 
bald ganz, bald nur in Fragmenten vorkommen, ſind mehrentheils Spathartig. 
Der andere hat einen hellern Grund, mit brauen, gelben, und andern Flecken 
vermiſcht, die häufigen Züge von Conchylien aber, find ſchwarz. Vorzuͤglich 
ſchoͤn nehmen ſich hier die Belemniten aus. Herr Bauder nennte dieſes einen 
neu entdeckten Muſchelmarmor, und das nahm der Herr Praͤſident Baier (x) 
überaus übel, der uns verſichert, daß fein Herr Vater dieſen Muſchelmar⸗ 
maior ſchon laͤngſt vor Herr Baudern gekannt und beſeſſen habe. Aber das iſt 

N, doch richtig, daß man zu jener Zeit dieſen Mufchelmarmor nur in kleinen abges 
riſſenen Stuͤcken kannte; den Bruch hat Herr Bauder gefunden. 

IV. Der Straußbergiſche Muſchelmarmor. Dieſen hat der unermuͤdete 

Herr Senior Leſſer (y) gefunden und beſchrieben. Er hat uns davon aber 
weiter doch nichts geſagt, als daß es ein ſchoͤner Muſchelmarmor ſey, daß er 
nur in abgeriſſenen Stuͤcken gefunden werde, und daß er mancherley Figuren 
zeige. Was er aber fuͤr eine Farbe habe, und wodurch er ſich von andern 

Muſchelmarmorn unterſcheide, das hat er verſchwiegen. 

V. Der Maſſeliſche Muſchelmarmor. Dieſen hat Hermann (2) ſehr aus⸗ 
fuͤhrlich beſchrieben, und uns davon folgende Nachricht ertheilet: Es zeigen 
ſich hievon unterſchiedene Plaͤttchen, die ganz weiß, grau, blau, braun, gelb 
ſind, und weiter nichts als einen Marmelglanz den Augen geben; Plaͤttchen 

die roth und weis melirten Marmel haben; Plaͤttchen, roͤthlichen Marmors 

mit untermengten Muſcheln und Schnecken; Plaͤttchen die mit Muſcheln und 
Schnecken allein, oder mit Corallen u. d. g. untermiſcht ſind; Plaͤttchen, die 
ſchwarz ſind, und weiſe Muſcheln in ſich haben; Plaͤttchen, worinne der auf 

den Mufcheln liegende Silberglanz im Schleifen zu ſehen; Plaͤttchen mit einer 
gediegenen Silbermine; Plaͤttchen, worauf ſich Corallen, Columelli, Aſterien, 
Entrochi, Rotulae ſehr curieus zeigen; Plattchen mit Dendritis, Baͤumchen 
Moos 


‘ (x) Ory&ographia Norica. S. 65. der neuen 1752. Siehe deſſen kleine Schriften zur Geſchichte 
Ausgabe. der Natur. Nordhaußen 1770, S. 46. f. 

(y) Beſchreibung des ohnweit Straußberg (2) Vom Magßeliſchen Muſchelmarmor. 
neu entdeckten Muſchelmarmors. Nordhaußen S. 18.21.22. * 


55 


VI. 


\ 
Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


Moos, grünen Blaͤttern, Zweigen u. ſ. w. erfuͤllet; Plaͤttchen, die Kryſtal— 
len, Achat, Chalcedon, und ander durchſcheinendes Geſtein haben; Plaͤttchen 
mit allerhand artigen Bildern und Figuren, die man ſich ohne, und auch durch 
Phantaſie vorſtellen kann.“ Sonſt meldet Herr Hermann noch, daß dieſe 
Muſchelmarmore auch ohne Politur uͤberaus ſchoͤn waͤren, wie mit franzoͤſiſchen 
Laubwerk, nebſt unterhangenden Früchten zu prangen pflegten, und daß fie zer— 
ſchlagen die ſchoͤnſten Muſcheln, oft in großer Menge mit ihrem Silberglanze 
darſtellen, oder mit Kryſtallen erfuͤllet wären. v N 

Der Kuͤdersdorfer Muſchelmarmor. Von dieſem meldet Herr My⸗ 
lius (a) daß er grün geſprengt, wie Kupfergruͤn ſey, und darinne mit dem 
Silberhaltigen Muſchelmarmor, welchen der Herr Profeſſor Juſti in Nies 
deröfterreich entdeckt hat, eine Aehnlichkeit habe; er wäre einer ausfuͤhrlichern 
Beſchreibung wuͤrdig. 


VII. Der Salzthaliſche muſchelmarmor. Dieſer hat die Aufmerkſamkeit 


zweyer Gelehrten, Herrn Bruͤckmanns (b) und Herrn Meyers (e) auf ſich 


gezogen, die ihn beſchrieben haben. Herr Meyer merket an, daß die Steine 


fo lange fie roh find von einer dunkelbraunen Rinde umſchloſſen wären, mit 
welcher ſich oft eine Spathartige Materie vereinbaret habe. Ueber dieſes ſey die 
Schale mehrentheils mit einer groſen Menge von Ammoniten, Belemniten 
und verſteinten Muſcheln gleichſam uͤberſtreuet. Wenn man ſie aber anſchleiſe, 
ſo ſey die Hauptfarbe derſelben, welche den Grund des ganzen Steines ausmacht, 
braun, und ſeltener Aſchggrau; Licht und Schatten aber ſey faſt bey einem 
jeden Steine auf eine beſondere Art mit einander gemiſcht. Einige ſind ſo 
helle, daß ſie dem Schwefelgelben faſt gleich kommen, andere hingegen ſind 
noch dunkler als Umbra. Herr Bruͤckmann ſetzt ſolgendes hinzu; es aͤußern 


ſich auf dieſen Steinen feine Baͤumchen oder Dendriten, und die Miſchung 


der Farben, als braun, gelblich, grau und dergleichen, bringen oft nebſt den 
Verſteinerungen, allerley Spiele der Natur oder Aehnlichkeiten von dieſem oder 
jenem Dinge hervor. 


1 
VIII. Der Weimariſche Muſchelmarmor. In der hieſigen Gegend iſt ben» 


nahe kein einziger Kalkſtein, der nicht wenigſtens eine ſchlechte Politur ans 
nimmt; die eigentlichen Muſchelmarmore der hieſigen Gegend aber nehmen eine 
vorzuͤglich ſchoͤne Politur an. Darinne kommen ſie unter ſich alle uͤberein, daß 
fie mehr Muſchel » als Schneckenſchalen in fi halten; denn nur dann und wann 
gluͤckt es, einen Turbiniten auf oder in denſelben zu finden. Vom Außen 
und roh betrachtet ſind es graue oder roͤthliche Steine, an denen man ein Laub— 
werk oder andere Figuren, aber doch deutliche Spuren von den Conchylienver— 
miſchungen ſiehet. Wenn man dieſe Steine ſchleifet, fo zeigen fie ſich in fols 
genden Abaͤnderungen: grau und weiß geſprengt mit durchſichtigem Spath, der 

a in 


(2) Nachricht von den Kalkbergen bey Rüdersdorf, in den phyſikaliſchen Beluſt. 2. Band. S. 62. 
(b) In feiner Abhandlung von deu Edelſteinen. O. 141. der erſten Ausgabe. 


(c) Von den Salzthaliſchen Bilderſteinen, in den mineralogiſchen Beluſt. 1. B. ©: 323. 2 


Die zweyte Klaſſe don den Kalkartigen Steinen. 57 


in der Verſteinerung die Conchylie ausgefüllt hat: Erdfarbig und weis: ein⸗ 
faͤrbig grau mit vielen Conchylien, unter welchen einzelne Turbiniten find: grau 

mit Spath untermiſcht: hell und dunkelgrau mit braunen von Eiſenocher ent« 
ſtehenden Flecken vermiſcht: grau roͤthlich mit einzelnen Flecken: und roth braun 

und weiß untermiſcht. Dieſer letztere iſt vorzüglich ſchoͤn, aber auch vorzuͤg⸗ 
llich ſelten. Die weiſen Figuren ſind natuͤrliche Schalen der Conchylien. Die⸗ 
ſer Muſchelmarmor der Weimariſchen Gegend wird nur in einzelnen Stuͤcken 

gefunden, und alle bisher entdeckte Kalkſteinbruͤche find kein Muſchelmarmor. 

IX. Der Thangelſtedtiſche Muſchelmarmor. Ich habe ihn ehedem aus— 

: fuͤhrlich beſchrieben (d) und ich werde deffelben jego nur kurz gedenken. Ue⸗ 
berhaupt findet man zu Thangelſtedt alle die Abaͤnderungen, welche die 
Weimariſche Gegend auch hat. Nur in zweyen Stuͤcken unterſcheidet ſich jener 
von dieſem: 1) daß man nicht ſelten ſolche Stuͤcken finde, die von außem Laub⸗ 
werk und andere Zierarten haben, 2) daß manche Muſchelmarmore ſehr viele 
Turbiniten in ſich haben. Sonſt wird er ebenfalls nur in einzelnen Stuͤcken 
und uͤberhaupt nicht ſo haͤufig als bey Weimar gefunden. 

X. Sonſt find mir noch folgende Muſchelmarmore bekannt, die groͤßtentheils in 
dem hieſigen Herzogl. Kabinet liegen: 1) Bayreuth; hell und dunfels 
grau, wie getuſcht, hellgrau roͤthlichgelb mit Spath vermiſcht, grau mit vielen 
Figuren, grau roͤthlich und gelb, weiß und grau, Erdfarbig, gelbroth mit 
dunkelgrauen Figuren, Erdfarbig, mit ſehr vielen eingemiſchten Figuren. 
2) Blumenrothe im Coburgiſchen; ſchwarz, grau, gelb, und weiß, auf 
der rohen Seite liegen viele Muſchelſchalen und bisweilen Glaßopeters, blau⸗ 
licht mit weiſen Muſchelſchalen und eingeſtreuten rothen Flecken, heller von 
Farbe, roͤthlich, gelb und weiß. 3) Braunſchweig, Herzogthum; ſchmu⸗ 
tzig weiß, roͤthlich und ſchwarz mit einzelnen Figuren kleiner Conchylien, gelb⸗ 
lich mit vielen ſchwarzen Figuren. 4) Busweiler; daſelbſt werden Klum⸗ 
pen zuſammen gewachſener Ammonshoͤrner gefunden, die oft Kieshaltig ſind. 
Die ganze Maſſe nimmt eine ſchoͤne Politur an, bey welcher die Grundfarbe 
graubraun iſt. Man hat dieſe Klumpen noch nicht unter die Muſchelmar— 
more gezehlet, die es doch wuͤrklich ſind. In andern ſind die Ammonshoͤrner 

in weiſen Spath verwandelt. 5) Churmark; blaͤulicht mit hellern Flecken, 
und grauen und ſchwarzen Conchylienfiguren, und eingemiſchten DOrthoceratis 
ten. 6) Farrenſtedt; grau mit Turbiniten, doch ſind viele leere Plaͤtze, 
welche keine Figuren haben. 7) Frankfurth an der Oder; grau mit Pectun⸗ 
culiten, welche oft noch den Silberglanz ihrer natuͤrlichen Schale beybehalten. 
8) Sarelberg; hellgrau mit ſchwarzen Figuren und einzelnen Eiſenocherflecken. 
9) Halberſtadt; Eiſenfarbig, mit einzelnen gelben und vielen Spathflecken. 
10) Halle; hell und dunkelgrau mit braunen Figuren und blaulichen Flecken, 
hell» 


(d) In der lithographiſchen Beſchreibung der Gegend um Thangelſtedt. Cap. 3. S. 23.32. 
2 + Th. ei H 70 


88 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


hellgelb, Aſchfarbig, weiß und ſchwarz melirt, hell und dunkelgrau und 
gelblich, hell und dunkelgrau mit ſchwarzen Figuren, braͤunlich und weißlich 
beynahe Erdfarbig mit eingemiſchtem Quarz. 11) Halle im Magdeburgi⸗ 
ſchen; grün mit Schwefelkies, und Erdfarbig mit Spath und weiſen Cirkeln, 
aus dem Kalkſteinbruch bey Lieskau, hinter der Heyde bey Halle im Mag⸗ 
deburgiſchen. Das Stratum iſt fuͤnf bis ſechs Zoll mächtig. 12) Hildesheim; 
Erdfarbig mit blaſſen Figuren von Conchylien und eingemiſchtem Spath, weiß 
melirt mit einzelnen Conchylien, die in einer ſolchen Lage ſich befinden, daß ſie 
beynahe wie Augen geſtallt ſind. Zu Beichte i im Stift Hildesheim wird 
dieſe Gattung gefunden und Mufchelmarmor mit Augen genennt. 13) Jena; 
roͤthlich grau mit vielen weißlichen Zügen, Erdfarbig braun und weiß. 14) Im⸗ 
meroda; hellgrau, mit einzelnen Conchylien, welche runde und anders figus 
rirte Flecken bilden. 15) Leipzig; hellgrau, Erdfarbig und gilblicht mit zar. 
ten Conchylien; nimmt eine ſchlechte Politur an, graubraun melirt mit Trochi⸗ 
ten und Turbiniten, grau mit vielen Figuren. 16) Mannsfeld; Erdfaxbig 
mit weiſen Flecken. 17) Markbrandenburg; gruͤnlich mit Turbiniten und 
andern Figuren die mit einer ſchmutzig weiſen Erde ausgefüllt find, welche keine 
Politur annimmt, und dadurch den Muſchelmarmor unanſehnlich macht. 
18) Meinungen; dunkelgrau mit eingeſtreutem weiß. 19) Neuruppin; weiß, 
ſchwarz und grau. 20) Oberlauer im Coburgiſchen; Aſchfarbig, gelb 
und weiß mit vielen Figuren, auch eingeſtreuten Trochiten und Tubuliten. 
21) Ophaußen; hellbraun und grau mit Spathflecken und großen Figuren, 
ſchwaͤrzlich grau, blaulicht mit eingeſprengtem Schwefelkies, und dicken weiſen 
Muſcheln, grau mit großen Flecken und durchaus mit Conchylien vermiſcht. 
22) Oßnabruͤck; ſchwarzgelb, Aſchgrau mit Spaͤthflecken, iſt ſehr ſchoͤn. 
23) Plauen; braunroth mit Spath, mit einzelnen Trochiten und Aſterien, aber 
ſehr wenig Spuren von Conchylien, daher er eigentlich nicht unter die Mu⸗ 
ſchelmarmore gehoͤret. 24) Schwanſee; grau mit vielerley Conchylien. 
25) Schwarzburg; grau mit vielen ſchwarzen Figuren. 26) Turin; hell⸗ 
grau mit vielen groͤßern und kleinern weiſen, auch rothgelben Flecken unter⸗ 
miſcht mit ſchwarzen Figuren, und eingeſtreuten Turbiniten, welche eine ſchmu⸗ 
tzigweiſe Ausfüllung haben, aber eine gute Politur annehmen. 27) Ucker⸗ 
mark; ſchmutziggrau, hat bisweilen Orthoceratiten in ſich. 28) Uffenheim; 
roͤthlich gelb mit großen grauen Flecken, ſchoͤn braun und roͤthlich mit ſchwar⸗ 
zen Figuren. 29) Werningeroda; weiß und abwechſelnd bellgrau, mit 
Conchylien und Trochiten vermiſcht. 30) Wolfenbuͤttel; hellgrau mit Spath, 
und eingeſtreuten Trochiten, aber einzelnen Conchylien. 


§. 341. 

Daß ſich der Muſchelmarmor bisweilen auch wie eine Erzmutter verhalte, das 
von haben wir in dem vorhergehenden einige Beyſpiele geſehen. Unter dem Naßeli⸗ 
ſchen Muſchelmarmor kam einer vor mit einer gediegenen Silbermine. In Nieder⸗ 
oſtereich hat Herr von Juſti einen Silberhaltigen Muſchelmarmor ar Der 

ůͤders⸗ 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 50 


Rüdersdörfer Muſchelmarmor, der wie Kupfergruͤn ſiehet, wuͤrde ohne Zweifel 
Kupfer geben, wenn er darauf bearbeitet würde. Der Altorfer Muſchelmarmor, 
hält Schwefelkies in ſich, eben von der Art iſt der Muſchelmarmor von Halle im 
Magdeburgiſchen, und der von Ophaußen. (Siehe $. 340. Num: 3. F. 6. 
10. I ; - * N 

In welchem Anſehen aber befindet ſich der Muſchelmarmor uͤber⸗ 
haupt betrachtet? Man muß hier einen Unterſchied machen unter den Zeiten unſrer 
Vorfahren, und unter unfern Zeiten. Bey unſern Vorfahren ſtund der Muſchel⸗ 
marmor in einem groͤſern oder geringern Anſehen, nachdem er mehr oder weniger Farbe 
hatte, und der war ihnen vorzüglich ſchoͤn, der ihrer Einbildung manche Figuren vor⸗ 
legte, die mehrentheils die Imagination erzeuget hatte. Sie legten die Muſchelmar⸗ 
more unter die Bildſteine. In unſern Tagen urtheilet man von dem Muſchelmarmor 
anders. Man goͤnnet ihnen einen Platz in den Naturalienſammlungen, und fie vers 
dienen ihn in aller Ruͤckſicht, weil fie gleichſam eine eigene Gattung von Steinen aus⸗ 


machen, und dem Liebhaber manchen ſchoͤnen Koͤrper, dem Naturforſcher aber manche 
Gelegenheit zu vortheilhaften Betrachtungen geben. Aber wohin ſoll man den 


Muſchelmarmor in den Kabineten legen? Unter die eigentlichen Steine gehoͤret 
er nicht, und auch nicht unter die Marmor, weil der groͤſte Theil ſeiner Beſtandtheile 


Verſteinerungen ſind. Wenn dieſe Verſteinerungen deutlich ſind, ſo pfleget man den 


Muſchelmarmor an den Ort zu legen, wohin die Verſteinerungen gehoͤren. Die Ortho⸗ 
ceratiten, die Turbiniten, die Trochiten, jedes in ſein Fach. Bey den Mu⸗ 
ſcheln koͤnnte man eben ſo verfahren, wenn der Stein nicht angeſchliffen iſt. Wenn 
er aber poliret wird, ſo verlieret freylich die Muſchel ihre Geſtallt. In meiner kleinen 
Sammlung haben die Muſchelmarmore ihren Platz vor den Muſcheln und Schnecken. 

Von dem Nutzen des Muſchelmarmors glaubt Beſſer (e) daß man ihn 
zu allerley Geraͤthſchaften, als Moͤrſer, Pomadebuͤchſen, oder auch zum Schmucke 
gebrauchen koͤnne. Zu großen Arbeiten taugt er freylich nicht, weil er groͤſtentheils 
nur in kleinern Stuͤcken gefunden wird. Ich kann mich nicht erinnern, daß man den 
Muſchelmarmor auf dieſe Art wuͤrklich bearbeitet hätte, außer was den Altorfer an⸗ 
langt, von welchem ich ganz feine Sachen geſehen habe. Groͤſtentheils ſchneidet man 
ihn in kleine Taͤfelchen fuͤr die Sammler. 

Zeichnungen von Muſchelmarmor haben geliefert: Knorr Sammlung von 
den Merkwuͤrdigkeiten der Natur: Suppl. Tab. 5. Liebknecht Haſſia ſubterranea Tab. 
1. fig. 2. Hermann Maslographia - Tab. 18, fig. 13. 15. 16. 17. 18. 19. der neuen Aus⸗ 
gabe. Ritter Oryctographia Goslarienſis Tab. 1. fig. 1. Ebend. de Zoolitlio Den- 
droitis. Tab 1. 8 f 

Ohnerachtet ich ſchon viele Oerter bekannt gemacht habe, ſo will ich fie doch wieder⸗ 
hohlen, und diejenigen hinzuthun, von welchen ich keine eigentliche Nachricht habe 
geben koͤnnen. Es ſind folgende: Altorf, Alzey, Arnſtadt, Bayern, Bayreuth, 

Belem, Berlin, Bleicherode, Blumenrothe, Braunſchweig, Britzenburg, Busweiler, 
Churmark, Churſachſen, Coburg, Ebenricht, Eiſenach, England, Farrenſtedt, 

H 2 Frank⸗ 
(e) In den kleinen Schriften zur Geſchichte der Natur. S. 52. f. 


60 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


Frankſurth an der Oder, Halberſtadt, Halle im Magdeburgiſchen, Halle in Sachſen, 
Havelberg, Hildersheim, Hitzacker, Holzſußra, Jena, Immerode, Italien, Keula, 
Leipzig, Mannsfeld, Markbrandenburg, Maßel, Megara, Meinungen, Mecklenburg, 
Mirow, Neuſtadt an der Haard, Niederoſtereich, Niederſpier, Oberbauen, Ophaußen, 
Oßnabrück, Plauen, Querfurth, Rhewinkel, Ruͤdersdorf, Salzthalen, Schlottheim, 
Schwanſee, Schwarzburg, Semur, Sondershaußen, Stargard, Straußberg, 
Streitberg, Suckkow, Thangelſtedt, Turin, Uckkermark, Uffenheim, Vergitz, Wafı 
ſerthalleben, Weidenbach, Weimar, Werniegerode, Wolfenbüttel, Wuͤrzburg, Siehe 
Bruͤckmann Magnalia Dei in locis fubterraneis P. 1. S. 222. P. 2. S. 133. Ritter, 
de Zoolitho Dendroitis S. 33. 34. Ritter de Alabaſtris Schwarzburgicis S. 21. 23. 
Ritter Oryctographia Calenbergica. 2. S. 26. Ritter Supplementa Seriptorum ſuorum 
S. 25. 28. Mineralogiſche Beluſtigungen. 1. Band. S. 325. 3. Band. S. 100. 
Aeßer kleine Schriften S. 46. 52. 53. Leßer Nachricht von dem Straußbergiſchen 
Muſchelmarmore S. 14. f. Hermann von Maßeliſchen Muſchelmarmore S. 29. Malch 
Naturgeſchichte der Verſteinerungen Th. 2. Abſchn. 1. S. 131. Wolters dorfiſcher 
Catalogus S. 82. 86. 97. 100. f. Mufeum Erauelianum. S. 19. Staͤhliſches Natu⸗ 
ralienverzeichniß. S. 55. Phiſikaliſche Beluſtigungen. 1. Band. S. 624. 2. Band. 
S. 54. 127. Neues Hamburgiſches Magazin. 3. Band. S. 123. f. Milius Saxo- 
nia ſubterranea. P. 1. Rel. 9. S. 65. f. Cron Proluſio Oryctographiae Neoſtadtienſis. 
S. 20. Schuhmacher vermiſchte Nachrichten. 1. Sammlung. S. 25. Baier Epiſtola 

itineraria. S. 5. 8 


LXI V. Der Tophſtein. 


$. 342. | | 
Die Alten verglichen den Tophſtein vielfältig mit dem Bimmſtein, und glaubten, 
daß weil er zum Theil eben ſo poroͤs, wie der Bimmſtein ſey, daß er mit dieſem 
auch einerley Urſprung haben müßte Aldrovand glaubt daher, das Wort Tophus _ 
muͤſſe von dem Worte 7300 ich zuͤnde an, hergeleitet werden, weil er wie der Bimm⸗ 
ſtein durch das Feuer ſeinen Urſprung erhalten haͤtte. (f) Wir kennen den Urſprung 
des Tophſteins beſſer, und nach demſelben iſt dieſe Ableitung unrichtig. Die Worte 
Tuyhſtein, oder Tufſtein, ſagen in der Hauptſache eben dieſes, und ſcheinen nur 
veraͤnderte Schreibarten zu ſeyn. Wenn aber einige Schriftſteller das Wort Toph⸗ 
ſtein, Topfſtein ſchreiben, fo verwechſeln fie zwey Steinarten, den eigentlichen 
Toph, Tophus, mit einem Feuerfeſten Steine, den man Lapis ollaris nennet, und 
den wir in der Folge ebenfalls beſchreiben werden. Warum man aber unſern Toph— 
ſtein auch Kauhwacke genennet habe? das iſt ohne Zweifel darum geſchehen, weil 
man unter der Wacke und dem Topßſtein eine Aehnlichkeit und nur dieſen Unterſchied 
zu finden glaubte, daß der Tophſtein rauh, die Wacke aber mehrentheils ſehr compact 
und feſte iſt. Der Name Badeſtein, koͤmmt eigentlich nur ſolchen Tophſteinen zu, 
welche 
(f) Siehe Aldrovand Mufeum metallicum S. 723. namque ab incendiis tanquan pumex 
procreatus eſſe videtur. 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen, 6¹ 


welche in Baͤdern erzeuget werden, es kann aber ſeyn, daß man einem jeden Tophſtein 
eben fo einen Urſprung, wie der Badeſtein hat, beygeleget habe. Kindenſtein 
heißt endlich der Tophſtein, weil er ſich ſehr oft in der Form einer Rinde um andere 
Körper anleget, und fie uͤberziehet. Der lateiniſche Name Tophur, oder Tofus bedarf 
keiner Erläuterung. Bey dem Namen Porus aber muß ich etwas anmerken. Wenn 
man dem Topfſtein dieſen Namen giebt, fo ſiehet man auf fein lockeres und poroͤſes Wer 
ſen. Aber es iſt ein uͤberaus zweydeutiges Wort, wie ich nur an einigen Beyfpielen 
erläutern will. Venette (g) erzehlet, daft die Podagriſten öfters an den Zaͤhen und 
Fingerſpitzen zarte Steine hätten, welche die Griechen ages und die Franzoſen Tuf 
nennten; und Aldrovand (h) ſagt, bey den griechiſchen Aerzten werde eine gewiſſe 
Gliederkrankheit rweos genennet, und der Callus, durch den man zerbrochene Beine 
heile, fuͤhre ebenfalls dieſen Namen. So weiß man auch, daß die Alten unter den 
Corallen verſchiedene unter dem Geſchlechtsnamen Porus begriffen haben. Ich berufe 
mich auf den Imperati, (1) welcher ein eigenes Capitel unter der Aufſchrift hat: 
Pori feu tophi eorumque differentiae. Hier finden wir Madreporen, unter den 
Namen, Porus matronalis, Porus matronalis ramofus, Milleporen unter den Na 
men, Porus cervinus, Keteporen unter den Namen Porus reticularis, Porus fron- 
dofus, abgezeichnet und beſchrieben. Einige Gelehrte haben unſere Tophſteine durch 
Umſchreibungen erklaͤren wollen. Der Herr Ritter von Linne nennet ihn Concretum 
aque ope ſub aqua, in der neuern, und Concretum elementi aquei in der aͤltern Aus» 
gabe feines Naturſyſtems. Beym Herrn Wallerius, wird er Porus aqueut, ſub 
aqua minus vel non fuente, depaſtta materia concretus, und beym Herrn Scopoli 
Terra calcaria heterogeneis mixta folida, minime cryſtalliſata genennet. Die Fran⸗ 
zoſen nennen ihn Tofus, Porus und Tuf, und bey den Hollaͤndern wird er Tophus und 
Rindefteen genennet. 


$ 343. 

So gemein der Tophfteln in vielen Gegenden iſt, fo ſchwer iſt es, eine ganz deut. 
liche Beſchreibung von ihm zu geben, weil er in ſeinen Geſtalten ſo gar verſchieden iſt— 
So viel iſt richtig, daß er unter die Kalkſteine gehoͤret, aus koͤrnichten Theilen beſtehet, 
meiſtentheils ein lockeres Weſen hat, und verſchiedene Geſtalten annimmt. Ich wurde 


alſo den Tophſtein einen koͤrnigten und mehrentheils lockern Kalkſtein nen: 


nen, der ſich gewoͤhnlich in ganzen Bruͤchen findet. Die Schriftſteller find 
in dieſer Beſchreibung mit mir einig, nur daß ſie immer mehr auf deſſen Erzeugung, 
die ich dem Steine nicht von außem anſehen kann, als auf deſſen aͤußere Beſchaffenheit 
geſehen haben. Nehme ich dieſes hinweg, ſo ſind die mehreſten Beſchreibungen der 
Gelehrten zu weit. Denn wenn Herr Wallerius (k) den Tophſtein, als einen leich» 


ten loſen Stein beſchreibet, der zuweilen dichte, zuweilen poroͤs und roͤhricht iſt, und 


verſchiedene Figur und Farbe hat; ſo laͤſſet ſich dies alles auch von den Trophſteinen ſa⸗ 


H 7 gen. 
(8) Abhandlung von den Steinen. S. 54. Siehe auch Walch Naturgeſchichte der Verſtei— 
Num 4. nerungen. Th. 2. Abſch. 2. O. 15.22. t 
(h) Ans angeführten Orte. (k) Mineralogie. S. 421. 


(i, Hifor, Natural. Lib. 27. C. 3. S. 810. 


N 


6 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


gen. Wenn Baier (1) den Tophſtein, als einen Stein beſchreibet, der viele Locher 

oder Poros hat, und daher rauh, leicht, weich, und zerbrechlich iſt, fo paſſet ſeine Bes 
ſchreibung nicht auf alle Tophſteine, denn man hat unter denſelben ſo feſte Arten, daß 
ſie kaum der Hammer zwingt, ob es gleich zuverlaͤßig iſt, daß die mehreſten unter ih⸗ 
nen weich und zerbrechlich ſind. Eben ſo iſt der Begriff des Imperati (m) zu enge, 
der den Toph als einen leichten und poroͤſen Stein beſchreibet, der von dem Bimm⸗ 
ſtein unterſchieden ſey. Beynahe hat Boodt (n) noch am richtigſten gedacht, wenn 
er den Tophſtein als einen rauhen Stein beſchreibt, der leicht in einen Sand verwandelt 
werde, von einer rauhen Natur, und vielleicht der Lapis fabulofus des Erafti ſey. 
Darinne hatte er nun wohl nicht Recht, wenn auch gleich die Oſteocolle, oder der La- 

pis Jabulofus unter die Tophſteine gehoͤret, denn es iſt- doch wenigſtens fo viel gewiß, 
daß nicht ein jeder Tophſtein Oſteocolle genennet werden kann. Man muß ſich uͤbri⸗ 
gens vorſehen, daß man den Tophſtein nicht mit dem Tropfſtein vermenge. Ich 
werde bey einer andern Gelegenheit davon ausfüßrlicher reden, jetzo aber merke ich an, 
daß man den Tropfſtein nie in ganzen Bruͤchen finde, wie beym Tophſteine geſchiehet. 
Der Traß hat viele Aehnlichkeit mit manchen Tophſteinarten, und vielleicht koͤnnte 
man aus reinen und klaren Tophſteinen einen Traß machen; allein der eigentliche Traß 
iſt mit vielem Sande vermiſcht, der beynahe den dritten Theil des ganzen ausmacht. 
(1. Th. 9.266. S. 344.) welches beym Tophſteine nicht iſt. Wenigſtens gehoͤret der 
Traß nur in einem entfernten Verſtande unter die Tophſteine. Imperati ſucht 
am angefuͤhrten Orte ſeiner Naturgeſchichte den Unterſchied unter dem Tophſtein und 
dem Bimmſtein darzuthun; allein er muß nur eine loͤcherichte Gattung vor ſich gehabt 
haben, da er darauf verfiel. Der Bimmſtein iſt ſehr leicht und faßencher da der 
Tophſtein allemal ungleich ſchwerer iſt, und niemals Faͤſern hat. 


§. 344. 

Ehe ich 906 die Entſtehungsart der Tophſteine komme, muß ich zuvor über deſ⸗ 
ſen Beſtaͤndtheile etwas ſagen. Ich will vor allen Dingen die Gedanken des Herrn 
Profeſſor Pott (o) auszeichnen. Er nennet es leere Namen, wenn Volkmann 
vorgiebt, daß der Tophſtein aus einer lettigen Erde mit Waſſer, und einem coaguli⸗ 
renden Steinſafte beſtehe. Und in der That dieſes ſagt auch in der Hauptſache gar 
nichts. Eben ſo will auch dieſem großen Chymicus die Meynung des Herrn von 
Linne nicht gefallen, daß er aus einem Meelſande, Eiſenſchuͤßigen Sande, oder aus 
ſchlammigter Eiſenerde beſtehe, weil ſo wohl der Sand als das Eiſenſchuͤßige Weſen 
ſeine Haupttheile nicht ausmachen; ſondern ſein weſentlicher Theil beſtehe allemal aus 
einer in dem Waſſer eingeruͤhrten, mit fortgeſchlemmten und abgeſetzten kalkigten Erde. 
Er findet ſich zwar auch in trockner Erde, ſagt Herr Pott, allein es muß der Ort doch 
ehemals mit cl Waſſer angefuͤllt geweſen ſeyn, N ſich hernach verſchlichen 

hat. 


(1) Ory&tographia Norica. S. 12. 

(m) Hißtor, natural. Lib. 25. C. 8. S. 781. f. 

(n) Gemmarum et Lapidum hiftoria, Lib. 2. Cap. 219. ©. 402. 
(o) Erſte Fortſetzung der Lithogeognoſie. S. 67. b 


Die zweyte Klaffe von den Kalkartigen Steinen. 63 


hat. Herr Bucquet (p) und Herr Cronſtedt (g) halten den Tophſtein für einen 
verſteinten Mergel. Aber da Herr Cronſtedt den Mergel Tophſtein nennet, der in 
beſondern Stuͤcken gefunden wird, und dieſes harten Mergelſchiefer, was man in zus 
ſammenhangenden Lagen antrift, ſo zeuget ſchon dieſes ſelbſt von dem Ungrund dieſer 
Meynung, da man den Tophftein oft in zuſammenhangenden Lagen antrift, und in 
Bruͤchen, die beynahe nicht zu erſchoͤpfen find, Wenn man auch eine kalkigte Mers 
gelerde zu den Beſtandtheilen des Tophſteins annehmen wollte, fo bleibet es doch eis 
gentlich nur eine Kalkerde. Dieſe iſt es auch, die man zu dem eigentlichen Grundſtoff 
des Tophſteins anzunehmen hat, und das erhellet ſchon daher, weil der Tophſtein mit 
den ſauern Geiſtern braußet, und ſich wuͤrklich in einen Kalk verwandeln laͤßt, wie 
ſchon Herr Pott mit Grunde angemerket hat. 

Daß die Alten den eigentlichen Tophſtein kannten, erhellet aus dem Plinius, 
der ihn einen zerbrechlichen Stein nennet; (r) aber daß bey ihnen dieſes Wort einer 
großen Zweydeutigkeit unterworfen war, das iſt eben ſo leicht zu beweiſen. Die Alten 
belegten eine gewiſſe Marmorart mit dem Namen Porus, der leicht war, ſich aber 
gut ſchleifen und poliren ließ. Wir kennen dieſe Marmorart nicht mehr. () Pli⸗ 
nius (t) gedenket einiger Steine in den Eingeweyden gewiſſer Thiere und nennet ſie 
Tofos, und Imperati (u) hat ſogar einen ſolchen Stein von feiner äußern und innern 
Seite abzeichnen laſſen, und ihn Toy hum juvencae genennet. Ich merke dieſes darum 
an, damit man immer den eigentlichen Tophſtein vor Augen habe, von dem ich rede. 

Ich kann daher auch deſto ſichrer zur Entſtehungsart der Tophſteine übergehen, 
wo man aber die Entſtehungsart als Tophſtein uͤberhaupt betrachtet, von den Bil— 
dungen, die er auf eine zufaͤllige Weiſe annimmt genau zu unterſcheiden hat. Ich 
werde von beyden reden. N N 

Da beym Buͤttner (x) alles was er antraf zu Zeugen einer allgemeinen Sind» 
fluth erhoben wurde, fo darf man ſich nicht wundern, daß dieſe Ehre auch dem Toph— 
ſtein wiederfuhr. Er gruͤndet ſeinen Beweiß darauf, weil er voll Schilf, Rohr und 
Grashalmen iſt, die gleichwohl groͤſtentheils darinne verzehret ſind. Aber konnte denn 
nicht eine jede beſondere Ueberſchwemmung, oder nur ein flieſender Bach, wenn er 
hinlaͤngliche Kalkerdtheilchen bey ſich führte und fie auf Schilf und Rohr niederſenkte, 
eben dieſes hervorbringen? Dieſe fremden Koͤrper im Tophſteine gaben dem Herrn 
von Bomare (y) ohne Zweifel den erſten Gedanken zu glauben, daß man ſich die 
Eutſtehungsart des Tophſteins als eine Art der Incruſtation gedenken muͤſſe. In 
ſehr vielen Faͤllen iſt dieſes wahr, aber es ſtoſen uns doch Faͤlle vor, wo wir bey dieſer 
Erklaͤhrung nicht fortkommen, wohin ich die ganz feften Tophſteine zehle, die fich bey» 

5 1 nahe 
(p Introdu&tien a Petude des corps natu- (t) J. e. Lib. 11. Cap- 27. (79.) S. 336 
rels tirés du regne mineral T. . Paris. 1771. im 1. Tom. der Muͤlleriſchen Ausgabe. 
(4) Verſuch einer neuen Mineralogie. S. 33. (u) Hiſtor. natural. Lib. 38. C. 1. S. 927. f. 
8. 28. (x) rudera diluvii teſtes. S 190. f. 


) Hiſtor. natural Lib. 17. cap. 4. ( 5 * a 1 
82 im >. Tom. RR ed (y) Dictionnaire de P hiſtoire naturelle 
(6) Siehe Hills Anmerkunsen zum Theo: Tom. 11. S. 503. f. . 


phraſt. S. 47. der deutſchen Ausgabe. 


* 


64 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


nahe poliren laſſen. Wir muͤſſen demnach zu einer faßlichern Erklaͤhrung fortgehen. 
Man haͤlt einſtimmig dafuͤr, daß der Tophſtein durch das Waſſer erzeuget worden 
ſey, allein man erklaͤhret ſich daruͤber bald ſo, bald anders. Leßer (2) nimmt zu 
einer ſubtilen und leichten Materie ſeine Zuflucht, die er uns aber nicht naͤher beſtimmt, 
und glaubt, daß ſie ſich mit dem Waſſer vermiſche, und in dem ſie ſich darinne nieder⸗ 
ſetzt, ſich aneinander ſetzt, von einem Steinſafte coagulirt, und alsdann nach der 
Evaporation der Feuchtigkeit trucken und hart wird. Herr Baumer (a) laͤſſet die 
Tophſteine aus den ſuͤßen Waſſern entſtehen. Wir muͤſſen ſeine Gedanken im Zuſam⸗ 
menhange vortragen. Da der Toph, ſagt er, auf den Ausgehenden der Floͤtzſchichte, 
und gemeiniglich auf oder neben den Torflagen, in den niedrigſten Gegenden vorkommt, 
fo muß feine Entſtehung ſpaͤter als der Floͤtzgebuͤrge, und eher als der obern Thon-Leimen⸗ 
Gries» und Moorerdenlagen geſchehen ſeyn. Er ſcheinet durch ſuͤßes Waſſer in die nie⸗ 
drigſten Gegenden zuſammen gefuͤhret zu ſeyn, welches die unglaublich große Menge der 
Schnecken muthmaßen laͤßt. Herr Cronſtedt (b) behauptet gleichfalls, daß er von 
dem Bodenſatze des Stromwaſſers erzeugt werde. Doch Herr Donati (o) verſichert 
uns, daß in manchem Meergrunde Tophſteine, als Erzeugungen der Natur laͤgen, 
die da anzeigten, daß es auch in dem Meergrunde Waſſer gaͤbe, welche Kalkartige 
Theile haben. Ich folgre noch mehr hieraus. Wenn es auch im Grunde des Meeres 
Tophſteine giebt, fo darf man nicht blos zu den fügen Waſſern feine Zuflucht nehmen, 
wenn man die Entſtehungsart der Topßhſteine erklaͤhren will. Und dahin gehet die rich⸗ 
tigſte Meynung, welche wir uͤber dieſe Sache anzunehmen haben. Herr Vogel (d) 
ſagt daher, wenn die Waſſer mit kalkigter Materie geſchwaͤngert find, fo fälle dies 
ſelbe, wenn deren zuviel iſt, and das Waſſer ftille ſteht, von freyen Stuͤcken zu Boden, 
und verhaͤrtet ſich allmaͤhlig, und nimmt verſchiedene Geſtalten an; beſonders wird 
in den warmen Baͤdern dieſe Materie haͤufig erzeuget. Eben das iſt die Meynung des 
Herrn Hofrath Walch (e) welchem man ſeinen Beyfall nicht verſagen kann, wenn 
man ſich in den Tophſteinbruͤchen ſelbſt umſiehet. Da aber doch auch im Meer Toph- 
ſteine liegen, und alſo das Meer dergleichen Steine bilden kann, ſo iſt die Frage: 
find unfere Tophſteinbruͤche Merkmale vom Meeresgrunde, der ehedem 
bey uns war? Ich getraue mir dieſes beynahe nicht von einem einzigen unſrer Toph⸗ 
ſteinbruͤche zubehaupten. Denn fo viel ich derer geſehen habe, und in Schriftſtellern 
beſchrieben finde, ſo liegen eben nicht viel in einer gar zu großen Teufe, welches auch 
vor mir ſchon Herr Baumer bemerket hat; und eben dieſes beweißen die fremden 
Koͤrper, die ſich in dem Tophſtein finden. Sind es Blaͤtter, ſo ſiehet man es an 
denſelben, daß ſie von innlaͤndiſchen Baͤumen ſind; ſind es Conchylien, ſo gehoͤren 
fie zu unſern gemeinen Erd -oder Flußſchnecken, die wir deſto zuverſichtlicher kennen, 
weil fie groͤſtentheils noch ihre natuͤrliche Schale haben. 


Aber 
(2) Lithotheologie. S. 457. $. 280. (e) Naturgeſchichte des Adriatiſchen Meers. 
6 (a) BEE des Mineralreichs. Th. 1* ca) Practiſches Mineralſyſtem. ©. 255. 
. 139. f. a 


(e) Naturgeſchichte der Verfteinerungen. Th. T. 
(b) Verſuch einer neuen Mineralogie. S. 33. S. 61. aM ? gi 9 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 65 


Aber wie find die ſo gar verſchiedene Geſtalten der Tophſteine ent; 
Fanden? Ihre Verſchiedenheit iſt gar zu groß, und eben dieſes thut dar, daß ſich 
auch verſchiedene gelegentliche Urſachen dazu gefunden haben. Es koͤmmt alles darauf 
an, was das Waſſer in denjenigen Oertern fand, wo ſich die Erde, die den Kalkſtein 
formirte, niederlies; fand ſie vielleicht gar nichts, außer einigen Conchylien, ſo faßte 
es dieſelben in ſich, und die ganze Maſſe wurde ein ungeformter Klumpe. Lagen da 
allerley Kraͤuter, oder Schilfarten, oder Halmen, ſo umſchloß es dieſelben, und baute 
ſich gewiſſe Roͤhren, die nach der Verſchiedenheit der Koͤrper verſchieden, und dann 
erſt ſichtbar wurden, nachdem der fremde Koͤrper vermoderte. Je zaͤrter dieſe Koͤrper 
waren, deſto zaͤrter wurden die Geſtalten, welche deſto wunderlicher wurden, jemehr der. 
gleichen Koͤrper auf einander gehaͤuft und oft in einer wunderbaren Lage uͤber einander 
gehaͤuft wurden. Manchmal waren es auch wohl groͤßere Koͤrper, welche die Geſtalten 
hervorbringen halfen. In einem der Weimariſchen Tophſteinbruͤxche war ehemals eine 
ſehr weite und tiefe Hoͤhlung, welche ganz rund war, und da hatte ehedem ohne Zwei— 


fel ein Baum gelegen. Wenn man demnach blos zu denen Waſſerpflanzen ſeine Zu⸗ 


flucht nehmen wollte, die verſchiedenen Bildungen der roͤhrigten Tophſteine zu erlaͤu— 
tern, wie Herr Guettard (f) thut, fo würde man doch in manchen Fällen nicht zu 
rechte kommen. Die Roͤhren und alle hohle Figuren der Tophſteine ſind innwendig 
überaus glatt. Davon kann die Urſache theils in dem Körper liegen, der dieſe Figur 


bildete, es kann aber auch moͤglich ſeyn, daß durch dieſe Roͤhren noch immer Waſſer 


floß, welches alle fremde Theilchen hinweg nahm. Alles dieſes erlangt dadurch einen 


ſehr großen Grad der Wahrſcheinlichkeit, wenn man ſelbſt in die Tophſteinbruͤche gehet 


und in einem Klumpen verſchiedene Geſtalten bald von der bald von jener Art gewahr 


wird. Inzwiſchen trift man auch zuweilen ganze Schichten von einer Art an, und ich 


weiß dieſes von den Blaͤttern in unſern Tophſteinbruͤchen, welche ſich allemal in gewiſ— 


ſen Schichten finden, die eben nicht gar zu maͤchtig ſind. Das thut dar, daß ſich der 


Tophſtein nur nach und nach geſetzet hat, und man muß zuverlaͤßig an ſolchen Oertern, 


wo der Tophftein liegt, ein ruhiges Waſſer annehmen, welches alſo auch Zeit genug 


* 


hatte, die Erdtheilchen, die es bey ſich führte, fallen zu laſſen, welche nach und nach 
verhaͤrteten, nachdem ſich das Waſſer verſchlichen hatte oder ausgedunſtet war. 
Ich muß doch etwas von den fremden Körpern gedenken, die ſich 


in den Tophſteinen finden. Sie gehören entweder zu dem Thier- oder zu dem 
Pflanzenreiche. Aus dem Thierreiche kommen die Schnecken am haͤufigſten 


vor, von denen ich ſchon oben erinnert habe, daß fie zu den Erd oder Flußſchnecken 
gehören, Und da man von den Flußmuſcheln aͤußerſt ſelten eine Spur in den Toph— 


ſteinen antrift, fo machen wohl die Schnecken den größten Anſpruch an den Erdconchy— 


lien. Hier in Weimar find es entweder Libereyſchnecken, welche von ihren brau— 
nen Bändern dieſen Namen führen, oder Schraubenſchnecken, von mittlerer Größe, 
oder ee In den Tophſteinbruͤchen zu Remda habe ich nie eine 

Liberey⸗ 


(f) Von dem Oſteocoll um Etampes, in den minerologiſchen Beluſt. 6. Band. S. 432. 
. 3.80 


* 


66 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


Libereyſchnecke entdeckt. Man findet auch, doch ſeltener Knochen und Zähne von 
Thieren, von welchen in dem hieſigen Herzoglichen Kabinette ein ganzer Rachen 
voll Zaͤhne liegen, deren Groͤße deutlich genug anzeigt, daß das Thier wenigſtens die 
Größe eines Rindes gehabt haben muͤſſe. Die Knochen haben allezeit einen groͤßern 
Grad der Caleination erlitten, als die Schnecken, beyde aber liegen oft ſo feſt in dem 
Tophſtein, daß man: fie nicht leicht ohne fie zu beſchaͤdigen abloͤſen kann. Der Grund 
davon iſt in der Feinheit der Theilgen zu ſuchen, daraus der Tophſtein entſtund, und 
die ſich daher auch ſehr feſt an den fremden Koͤrpern anlegten. Wenn eine Schnecken⸗ 
ſchale abſpringt, ſo iſt, wenigſtens bey unſern hieſigen feſtern Tophſteinen, die Ausfuͤl— 
lung braungelb, glatt und glaͤnzend wie ein polirter Marmor. Aus dem Pflanzen⸗ 
reiche kommen Kraͤuter und Schilfe ſelten anders als in bloßen nicht gar zu deutli— 
chen Spuren vor. Die Blaͤtter ſind gemeiner. Wir wollen hieruͤber den Herrn 
Hofr. Walch (g) reden laſſen: “die darinne befindlichen Kräuter und Blätter, ſagt 


er, ſind von einer zweyfachen Gattung. Einige zeigen den bloßen Abdruck, und dies 


ſer wird auf eben die Art, wie bey den Tophartigen Erden bewuͤrket. Andere ſind 
Incruſtate, und ſchließen den vegetabiliſchen Körper rings herum ein, der aber gemei« 
niglich durch die Länge der Zeit gänzlich verweſet, und nichts als den leeren Zwiſchen⸗ 
raum, den er ehedem ausgefuͤllt zuruͤckgelaſſen, wie man dieſes nicht nur bey Blättern, 
ſondern auch bey Moos, Halmen, und dergleichen wahrnimmt. Auf ſolchen Toph⸗ 
ſteinen wird man gemeiniglich mehr Blaͤtter als Kräuter wahrnehmen. Dieſe ſind or⸗ 
dentlicher Weiſe zu weich und von zu fluͤßigem Weſen, als daß ſie ſo lange dauren und 
aushalten ſollten, bis die zarten kalchichten Theilchen, ſo das Waſſer zwiſchen den 
vegetabiliſchen Körpern und deſſen Lager einführt, alle leere Zwiſchenraͤumchen zwiſchen 
dieſem und jenem ausfuͤllt, und damit den Abdruck zu Stande gebracht. Eine andere 
Bewandniß hat es mit den Blättern. Dieſe find meiſt halbverwelkte und ausgetrock⸗ 
nete Blaͤtter, die zur Herbſtzeit von denen nahe ſtehenden Baͤumen in die Tophquellen 
fallen, daſelbſt zum Theil liegen bleiben und überfintern.” Eben ſo war es mit den Blaͤt⸗ 
tern, die in ordentlichen Schichten gefunden werden. Das Waſſer fuͤhrete fie mit ſich 
ſort an den Ort, wo ſie der Tophſtein ergriff, oder ſie wurden durch ſtarke Winde an 
denjenigen Ort gefuͤhret, wo ſie liegen blieben. 1 


$ 345. | 

Ehe ich von einigen merkwuͤrdigen Tophſteinbruͤchen Nachricht ertheile, fo muß 

ich erſt der verſchiedenen Gattungen der Tophſteine gedenken. Verſchledene 
Gelehrte haben ſich die Muͤhe gegeben, ſo gar ſyſtematiſche Claßificationen zu verfertigen, 
welche Arbeit ich wegen der ſogar verſchiedenen, und mehrentheils zufälligen Geſtalten 
für unvollkommen und überflüßig erklaͤren muß. Erwegen wir die Härte der Toph⸗ 
ſteine, ſo iſt er bisweilen ſo hart, daß ihn kaum der Hammer zwingt, bisweilen aber 
auch ſo weich, daß er ſich mit den Fingern zerreiben laͤßt. Gemeiniglich hat er nur eine 
mittlere Haͤrte, doch iſt er im Bruche weicher als er wird, wenn er eine Zeitlang in 
freyer Luft liegt. Seiner Farbe nach iſt er weiß, gelblich, graulich und ſchwarz, die 
weiſen und gelblichen Tophſteine ſind die gemeinſten, und man haͤlt einſtimmig dafuͤr, 
a 5 x daß 

(g) Naturgeſchichte der Verſteinerungen. Th. 3. S. 63. 


7 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 67 


daß die gelbe oder braune Farbe von Eiſen herruͤhre. Seiner Figur nach erſcheinet er 


in unzähligen Geſtalten, die man aber mit Herrn Vogel (h) in runde, Kegeltörmige und 
roͤhrigte eintheilen kann. Manche haben aber auch eine unbeſtimmte Geſtalt. Merkwuͤrdig 
iſt die Geſtalt des Tophſteins, wenn er auf einem Brete oder in einer hölzernen Rinne gele⸗ 


gen hat. Man ſollte ſie fuͤr natuͤrliche Breter halten, da man an denſelben alle dem Holze 


eigenen Züge, an den Querſeiten den Schnitt der Säge, und deren Züge, kurz alles auf 
das genaueſte abgedruckt ſiehet, ſo wie man auch die Glaͤtte eines abgehobelten Bretes, 
oder das Rauhe, wenn es nicht bearbeitet war, auf das deutlichſte ſiehet. (1) Dieſe 
Verſchiedenheiten, die man an dem Tophſteine findet, hat manchen Gelehrten eine Ges 
legenheit zu einer weitern Abtheilung gegeben, davon ich einige Beyſpiele anfuͤhren will. 
Wallerius (k) hat drey Gattungen, 1) weißen Tophſtein, Tophus albeſcens 
glareoſus, der von feinen Sandſtaubtheilchen zuſammengeſetzt zu ſeyn ſcheinet, ) grauen 
Tophſtein, Tophus griſeus margaceus, der aus grauen Mergel zuſammen gekittet iſt; 
und 3) ſchwarzen Bleyerzduckſtein, Tophus nigreſcens micaceus, der aus Bleyerz⸗ 
theilchen zuſammengeſetzt iſt, und mit dem man auch, wie mit Bleyerze zeichnen kann. 
Der Herr Ritter von Linne (1) hat in zwey verſchiedenen Ausgaben, zweyerley 
Eintheilungen. In der einen hat er folgende acht Gattungen: 1) Tophus calcareus lebe- 
tum, 2) Tophus calcareus thermarum, 3) Toplius calcareus cylindricus perforatus, Bein- 
bruch, 4) Tophus calcareus lenticularis, Erbſenſtein, 5) Toargillaceus polymorphus, 
6) Tophus argillaceo-ochraceus, 7) Tophus arenaceo ochraceus, 8) Tophus humoſo 
ochraceus. In der neueſten Ausgabe hat er zwey Hauptgattungen. I. Tophus 
metallious, 1) Tophus glareoſo- argillaceus polymorphus, 2) Tophus argillaceo ochra- 
ceus perforatus tunicatus, 3) Tophus arenaceo-ochraceus teſtis adſperſus, 4) Tophus 
arenaceo· ochraceus granulatus, 5) Tophus humofo-ochraceus, ) piſiformis, g) num- 
miformis, ) placentiformis, d) polymorphus, e) globiformis, g) grandiniformis, 
6) Tophus ferreus ochraceus longitudinaliter enatus, c) ochraceus farinoſus, ß) fer- 
reo colithicus, 7) Tophus arenoſo ferreus ſubrotudus, 8) Tophus ochraceo vitrioli- 
cus, 9) Tophus ſulphureus amorphus ſinuoſus extus farinoſus. II. Tophus fimplex, 
10) Tophus aluminaris ſuperſtratus compactus griſeus, 11) Tophus vrinae matularum, 
12) Tophus calcarius granulatus, 14) Tophus calcarius globulis piſiformibus cruſtatis 
congeſtus, 15) Tophus calcarius glomeratus e Teſtarum fragmentis, 16) Tophus cal- 
carius ſubcylindricus perforatus, 17) Tophus ealcario-argillaceus amorphus, 18) To- 
phus calearius turbinatus multicorticatus interne imbricatus, 19) Tophus ſpatoſus ſubro- 
tundus tunicatus marginibus ſerratis, 20) Tophus cotaceus ſubrotundus tunicatus, 
21) Tophus fchiftofus ſolidus lenticularis ater, 22) Tophus ſchiſtoſus fruſtulis coa- 
ulatus. * 
1 Herr Bertrand (m) bringt den Tophſtein in drey Claſſen. Er betrachtet ihn: 
I. In Anſehung der Materie, daraus er vornämlich beſtehet, 1) Tophus glareofus al- 


J 2 beſcens, 

Ch) Practiſches Mineralſpſtem. S. 255. (1) Syftema naturae, 1748. S. 189. 1763. 
(i) Siehe Walch Naturgeſch. der Verſtei⸗ S. 186. 

nerungen. Th. 1. S. Er. 5 (m) Dictionnaire des foſſiles. Tom. 2. 


(k) Im Mineralreiche. S. 421. S. 235. f. 


68 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


deſcens, 2) Tophus. grifeus. margaceus, 3) Tophus micaceus niger. II. In Anſehung 
ſeiner Farbe. III. In Anſehung ſeiner innern Beſtandtheile und aͤußern Figur, 1) To- 
phus porofus, poroͤſer Tophſtein, 2) Fophus fiſtuloſus, lochrichter Tophſtein, 3) To- 
phus orbicularis, runder Tophſtein, 4) Tophus conicus, Kegelfoͤrmiger Tophſteln, 
5) Tophus figuratus, figurirter Tophſtein. 

Herr Wolterstorf (n) hat nur zwey Gattungen angenommen, den gemeinen 
Tophſtein der rauh, loͤchricht und leicht iſt, und Marmorartigen Tophſtein, der dicht 
und ſchwer iſt, und ſich poliren laͤßt. 

Herr Scopoli (o) hat drey Gattungen ı) Tophus vulgaris, 2) incruflans, 
3) pihforinis. 

Herr Hill (p) bat folgende Gattungen: 1) Brown clay tophe. Tophe argillaceus 
fuſcus, 2) reddiſh clay tophe, Tophus argillaceus, 3) Sandy tophe, Tophus thermalis, 
4) White ſtone tophe, Tophſtein alba Cronſtedt, 5) Grey ſtone tophe, Tophus 
judus, 6) Globe tophe, Tophus globus, 7) Sulphur tophe, Tophus ſulphureus, 
80 Alunr tophe, Tophus ae 9) Bone tophe, Tophus oſteocolla. 


$. 346. 

Wenn nun gleich der Topbſtein an ar Orten fo gemein iſt, daß man ihn bey⸗ 
nahe gar nicht achtet, ſo giebt es doch auch andere Gegenden, wo er ſeltener iſt, und 
feiner vielfältigen Abwechſelungen wegen iſt er es wohl werth, in den Kabinetten aufs 
behalten zu werden. Dies iſt der Grund, warum ich jetzo einiger Tophſteinbruͤche, 
und einiger beſondern Topharten, doch nur kuͤrzlich gedenken werde. Von den Carls⸗ 
bader und andern Erbſenſteinen, werde ich diesmal nichts ſagen, weil fe unter 
den Bildſteinen einen eigenen Platz verdienen. Ich rede 

J. Von den Tophſteinbruͤchen zu Weimar. Eigentlich ſteht die ganze 
Stadt Weimar auf Tophſtein. Man mag graben, wo man will, ſo findet 
man in einer geringen Teufe Tophſtein, oder wenigſtens Tophſand, welcher 
doch am Ende nichts weiter als ein aufgelöfter Tophus iſt. Unſere mehre— 
ſten Quellen und Brunnen der Stadt haben vielen Toph bey ſich. Wir has 
ben aber auch einige gangbare Bruͤche eine halbe Stunde von der Stadt in der 
Gegend Ehringsdorf und Belvedere, aus welchen ſehr viele Steine zum 
Bauen gewonnen werden. Der Tophftein iſt von Farbe theils grau, und 
der iſt ſehr feſt, theils weis, und der iſt ſchon muͤrber, theils gelbbraun und 
der iſt mehrentheils gebildet. In dem grauen Tophfteine liegen viele Conchy⸗ 
lien mit ihrer Schale, welche unter die Flußconchylien gehören, in dem wei⸗— 
ſen aber findet man mehrere Erdſchnecken, Knochen, bisweilen Zaͤhne, und 
Blätter, die nie einzeln, ſondern allemal in großer Menge bey einander lies 
gen. Die gebildeten Tophſteine ſtellen groͤßtentheils runde Röhren vor, die aber 
nicht allemal hohl ſind, und von der Staͤrke eines Daumens bis zur Dicke eines 
ſchwachen Bindfadens herunterſteigen, und ſo viele Abwechſelungen machen, daß 

— es 


(u) In feinem Mineralſyſtem. 


Co) Principia mineralogiae ſyſtematieae et pradticae, S. 24. 
(p) Fofils London 1771. S. 283. f. 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 69 


ee nicht moͤglich iſt, fie alle zu beſchreiben. Ich halte auch eine ſolche Arbeit 
für uͤberfluͤßig. Dieſe Roͤhren liegen bisweilen in einer geraden Richtung ne⸗ 
ben und uͤber einander, bisweilen Kreutzweiß uͤber einander, je bisweilen ſtehen 
ſie wie die Pfeiffen einer Orgel in die Höhe, fie find aber alsdenn mehren 
theils abgebrochen. Manchmal findet man auch Schilfaͤhnliche Abdruͤcke, 
welche vielleicht auch von ehemaligen Waſſerſchilfen ihre Bildung erhalten has 
ben. Sehr ſelten findet man eine ſolche Bildung wie die Oſteocolle zu ſeyn 
pflege. Da wir in Weimar an Kalkſteinen keinen Mangel haben, fo wird 
bey uns nur der feſte Tophſtein zum Bauen angewendet, und unter die Kalk⸗ 
ſteine vermiſcht. N 
1. Der Tophſteinbruch zu Kemda, welches nach Jena gehoͤret, iſt in den 
mehreſten Fällen dem weimariſchen Tophſteine gleich. In folgenden Stüs 
cken gehet er von demſelben ab. Der gar feſte Tophſtein wird daſelbſt gar nicht 
gefunden. Erdſchnecken kommen in den weichern Tophſteinen ſeltener vor als 
die Flußſchnecken. Die Blaͤtter werden mehrentheils nur einzeln gefunden, 
und find nicht fo: deutlich als die weimariſchen. Die Oſteocolle, welche 
braunroth iſt kommt häufiger: vor als bey Weimar. Faſt alle Haͤuſer zu 
KRemda find von ſolchen Tophſteinen gebauet, und man hat mir verſichert, 
daß, ſo muͤrbe auch der Tophſtein im Bruche iſt, er doch an der Luft endlich 
b fo hart werde, daß er auch der Gewalt des Hammers widerſtehe. 
III. Der Tophſtein bey Langenſalze iſt theils muͤrbe und weiß, und diefer 
hat zuweilen Blaͤtter in ſich, die aber nicht allzudeutlich abgedruckt find; 
theils iſt er Erdfarbig, und hat die Geſtallt der Ofteocolle:- 
IV. Unter allen Blaͤttertophen die ich geſehen habe, behaupten die von Pie⸗ 
mont noch immer vor allen andern den Vorzug. Die Steinart iſt Erdfarbig 
8 und braungelb melirt, und allenthalben hat ſich vieler Eiſenocher angeſetzt. 
Die Blaͤtter ſind uͤberaus duͤnne, und wohl abgedruckt; doch eben darum, 
weil ſie ſo duͤnne ſind, ſind ſie mehrentheils zerbrochen. Man erſtaunet uͤber 
die Menge der Blaͤtter auf dieſen Tophſteinen, die doch alle in einer geraden 
Richtung liegen, und alſo oben auf dem Waſſer muͤſſen geſchwommen und ſich 
endlich in gerader Richtung geſenket haben. 
V. Von den Tophen in der Schweitz, hat uns Scheuchzer (q) eine ziem- 
lich vollſtaͤndige Nachricht ertheilet, die wir hier wiederholen wollen: „Einige 
haben mehr oder weniger irrdiſche, oder auch glinzernde untermiſchte Theile. 
Viele haben in ſich Schnecken, Blaͤtter von Baͤume, die ſo ordentlich aus— 
gedruckt ſind, daß man ſie deutlich ſehen und alle Adern erkennen kann. Die 
Geſtallt iſt vielfaͤltig, nachdem der Ort iſt, da ſie gezeugt werden, oder ſich 
anſetzen. Wo ein ſolches Waſſer von der Höhe hinunter fällt, giebt es rechte 
Zapfen, wie die Eiszapfen. Wenn viel irrdiſche Theile mit den ſandigten 
untermiſcht, ſo ſind die Tugſteine weicher und zum Bauen unbequemer. In 
hi 8.3 dem 
(9) Naturhiſtorſe des Schwelzerlandes. Th. 2. S. 116. f. Scheuchzer iſt doch billiger als 
vorher Buͤttner war, der den Tophſtein unter die Zeugen der Suͤndfluth jegte- 


70 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


dem Canton Fuͤrch, zwiſchen Feuerthalen und Flurlingen iſt ein ſchoͤner 
weiſer Tugſtein, in welchem anzutreffen Ruͤb- (Wein-) und andere Blätter, 
Dieſe aber muͤſſen wohl unterſchieden werden von den Ueberbleib⸗ 
ſeln der Suͤndfluth, weil fie neu find und alle Tage koͤnnen for= 
mirt werden, ſo oft naͤmlich ein Blatt eines Baums auf eine noch weiche 
Tophſteinigte Materie fällt, und das abflieſende Waſſer neue irrdiſche oder 
ſteinnigte Materien daruͤber hin ableget, und findet man nur die Blaͤtter, deren 
Baͤume in der Naͤhe anzutreffen, wie hier die Blaͤtter von Weinreben, weil 
der Stein ſelbſt in Weinbergen ſich findet. So trift man bey Stallikon, 
einem andern Dorf Fuͤrcher Gebiets faſt einen ganzen Berg, der Stieren— 
berg oder in der Stierenweid, von Tugſtein an, in welchem zu ſehen 
Buch- Erlen-Weiden⸗Eſchen⸗Blaͤtter, deren Bäume aldort wachſen. Bey 
Schwamendingen, fo in gleichem Kanton, iſt ein ſchwarzer, nach Stein⸗ 
öhl riechender Tuchſtein, der auch Buchen » Blätter hat. Bey Rorbas, 
auch Zürcher: Gebiers iſt ein Waſſer, das die Mühlen treiber, welches einen 
haͤrterern und glaͤnzenden Tugſtein haͤufig ableget, dieſer waͤchſet in allerley 
Figuren. Ich habe ſolche, welche ausſehen wie Aeſte von Baͤumen, oder 
Wurzeln, oder Eißzapfen, oder petrificirtes Moes, oder hohle Roͤhrlein. 
Der Buchſenbach, ſo von dem Laͤgerberg abflieſet, uͤberziehet auch alles 
mit einer ſteinigten Rinde. Bey Toff im Bern ⸗Gebiete giebt es auch Tug⸗ 
ſtein mit Blaͤttern. In dem Domleſchger Thal in Puͤndten, werden die 
hölzernen Waſſercanaͤle mit einer Tufſteinigten Materie überzogen, und folg« 
lich formirt, daß fie hernach zu Ortenſtein an ſtatt der Teuchten zu Waſſer⸗ 
leitungen gebraucht werden. Bey Soglio im Bergellenthal ſetzet ſich an 
ein rothgelber Tugſtein, der die vorkommende Gewaͤchſe uͤberziehet, daß ſie 
wie Korallenbaͤumchen ausſehen.“ ö f 
VI. Die Oſteocoll um Etampes, die Herr Guettard (r) fo ausführlich 
beſchrieben hat, iſt in der That nichts anders als ein gebildeter Tophſtein, 
daher ſich dieſer Verfaſſer erſtaunende Muͤhe giebt zu beweißen, daß man das 
Wort Oſteocoll nicht fo eingeſchraͤnkt brauchen dürfe, als die neuen Schrift— 
ſteller gemeiniglich zu thun pflegen. (1) Wir ſetzen alſo die Beſchreibung, 
die uns Herr Guettard davon geliefert hat, hier an den rechten Ort. 
„Das Oſteocoll von Etampes formirt Nöhren von 3 zu 4. Zoll bis auf 
ein, anderthalb Fuß und mehr. Der Durchſchnitt dieſer Roͤhren beſtehet in 
zwey, drey, vier Linien, und wohl gar in einem Zoll. Einige, und dies iſt 
die groͤſte Anzahl find eylindriſch; andere beſtehen aus vielen Cirkeln, welche 
zuſammen eine Saͤule mit verſchiedenen Flaͤchen ausmachen. Es giebt welche 
die platt ſind. Der Rand von andern iſt innwendig ſeiner Laͤnge nach rund 
ausgehoͤhlt, und dieſe find folglich nur halb eylindriſch. Viele haben nur 
eine 
(r) In den Pariſer Memoires v. J. 1754. und uͤberſetzt in den mineralog. Beluſt. S. 424. f. 
Die von mir ausgezeichnete Stelle iſt S. 427. F. 3. in den miner. Beluſt. zu finden. 
(0 Siehe mein Lithologiſches Reallexikon. 1. B- ©, 147. 0 


Sg 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 7¹ 


eine einzige Schichte, aber noch mehrere haben zwey, drey. Man ſoſte fagen, 
daß dieſes in einander geſteckte Cylinder ſind Die Mitte einer eylindrifchen 
Roͤhre macht eine oder zwo Schichten aus, und enthaͤlt zuweilen eine dritte, 
die ein prismatiſcher Triangel iſt. Zuweilen ſind dieſe Roͤhren Kegelfoͤrmig; 
andere, doch dieſe ſind ſelten, ſind gekruͤmmt, und machen faſt einen Cirkel. 
Was ſie aber auch fuͤr eine Geſtallt haben moͤgen, ſo iſt ihre innere Oberflaͤche 
‚glänzend, glatt, und gewöhnlich hohlkehligt. Das äußere iſt hoͤckerigt, und 
uneben, die Farbe iſt von einem ſchoͤnen Mergel, oder Kreideweiß. Die 
Farbe der innern Oberflaͤche iſt zuweilen gelb und faͤllt ins Roͤthlige, und wenn 

ſie weiß iſt, ſo iſt dieſes Weiß ein wenig ſchmutzig.“ 

VII. Was der Tophſtein oft für auſſererdentliche Wuͤrkungen hervorbringen koͤnne, 
wenn das Waſſer geuug Erdtheilchen in ſich hält, und hinlaͤngliche Zeit hat, 
fie gehörig abzuſetzen und zu nutzen, das beweiſet die beruͤhmte ſteinerne 

Bruͤcke in der Gegend von Clermont fonderlich bey dem Flecken St. 
Allire. Schon der Pater Vircher (t) wuͤrdigte dieſe Bruͤcke einer Anzeige, 
allein Herr Lancellot hat es in ſeiner Abhandlung von den ſieben Wunders 
werken des Delphinats (u) mit einer groͤſern Genauigkeit gethan. Es iſt eine 

Art ſagt er von einem Felſen, der aus verſchiedenen Schichten, fo dieſes Waſ— 

ſer ſeit vielen Jahren daſelbſt gemacht hat, entſtanden iſt. Man bemerkt an 
dieſem ſehr harten und dichten Felſen nicht eher eine Hoͤhlung oder Schwib— 
bogen, bis man, nachdem man wohl ſechzig Schritte gegangen, zu einem 
kleinen Bach koͤmmt, der Tiretaine genennet wird. Dieſer iſt ſtark genug 
ſich einen freyen Durchgang zu erhalten. Denn die Quelle, die auf ein viel 
erhabeners Erdreich fällt, als das Bette des Bachs iſt, hat unaufhoͤrlich etwas 
von der ſteinigten Materie angeſetzt, und endlich durch die Laͤnge der Zeit aus 
ſelbiger einen Bogen aufgefuͤhret, unter welchem der Tiretaine ungehindert 
durchlaufen kann. Dieſer Zwang, und dieſe Nothwendigkeit, welche dieſer 
ſteinigten Materie, ſich in einem Schwibbogen zu bilden, gleichſam auferlegt 
ſchien, konnte nur ſo lange, als der Bach breit genug war dauren. Nach 
dieſem fiel das Waſſer von der Quelle wieder ordentlich herunter, und da ent— 
ſtund ein neuer Stein, welcher einen Pfeiler abgab. Dieſe beſondere Wir: 
kung hatte den Einwohnern dieſer Gegend ſo ſehr gefallen, daß ſie ſich die 
Bruͤcke zu verlaͤngern in den Sinn kommen lieſen. Sie leiteten den Bach aus 
ſeinen alten Ufern ab, und er mußte nunmehr ſeinen Lauf neben dem Pfeiler 
hinnehmen. Die Quelle fuͤhrte hierauf nach eben der Mechanick, wie ich 
ſchon erzehlet habe einen andern Bogen auf, und es wuͤrden auf ſolche Art 
ſo - Bogen und Pfeiler, als man nur gewolt hätte, haben koͤnnen erbauet 
werden.“ j 


— b ä VIII. Ich 


(t) Mundus fubterraneus. Lib. 5. Sect. 3. Cap. 1. Num. 2. 
Cu) In dem 9. Band der Pariſer Memoires und uͤberſetzt in dem Hamburgiſchen Magazin. 
3. Band. S. 219. Die ausgezeichnete Stelle iſt in dem Magazin S. 242. zu finden. 


— 


7 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


VIII. Ich muß auch endlich des Carlsbader Tophſteins, wenigſtens nur 
kurzlich gedenken. Alle warme Baͤder haben das eigene, daß fie viele irrdiſche 
und fremde Theilchen bey ſich haben, und das gilt inſonderheit von dem 
beruͤhmten Carlsbade, welches ſo ſchnell uͤberziehet, daß man Krebſe, Eyer, 
Blumenſtraͤußer, und andere Dinge nur eine kurze Zeit hinnein legen darf, 
und doch eine ziemlich dicke Cruſte erhaͤlt. Die Art des Tophes daſelbſt 
hat uns Berger (x) am ausfuͤhrlichſten beſchrieben, ob er gleich darinne 
keinen Beyfall haben kann, daß er den Toph als einen Kalkſtein betrachten 
will, der eine gypſichte Natur habe. Denn er brauſet mit dem Scheidewaſſer 
ſehr heftig. Der Farbe nach iſt dieſer Toph braun oder roth, und er hat oft 
ſehr bunte und abwechſelende Farben. Da er nun, wenn er ſich außer dem 
Waſſer befindet, ſehr hart wird, und eine gute Politur annimmt, ſo entſtehen 
daraus ſehr ſchoͤne Steine; welche vielmals, wenn ſie auch unbearbeitet ſind 
ſehr ſchoͤne Abwechſelungen zeigen. Einen Stein dieſer Art, den Herr Hofr. 
Gleditſch zu Berlin beſitzt iſt von dem Herrn D. Martini (y) ausfuͤhr— 
lich beſchrieben worden. Herr Berger glaubt, daß die Materie, die dort 
alles, was ihr nur vorkommt uͤberziehet, aus Kalfartigen» Schmwefelartigen 
und Eiſenartigen Theilen beſtehe. Wenn dieſer Tophus auch nichts uͤberziehen 
kann, ſo nimmt er doch mancherley Geſtallten an. Herr Hofr. Gleditſch giebt 
uns am angefuͤhrten Orte des Berliniſchen Magazins folgende Nachricht. Er ha⸗ 

bedaſelbſt Bohnen-Erbſen⸗Hirſchen⸗Wicken⸗ Mohn: und falſche Fiſchroggenſteine 
gefunden. Unter den mannichfaltigen Abaͤnderungen ſolcher Steine befanden 
ſich vielerley lockere, theils roͤhrigte, theils Blaͤtter und Schalenweis gebaute 
Stuͤcke. Einige waren in ihren abwechſelnden Farben und deren Schattirung 
vorzüglich ſchoͤn: andere wechſelten mit allerhand farbigen, bunten und kraus⸗ 
faltigen Streiffen und Linien ſo artig ab, daß ſie wegen ihrer Aenlichkeit mit 
ſeidenen Bändern gar wohl Bandſteine genannt werden konnten. Ueber 
die Beſtandtheile dieſes Steins hat dieſer große Gelehrte dieſe Gedanken, daß 
ſich unter die Kalkartigen Theile aufgeloͤßtes Eiſen und Salz, naͤmlich das 
natuͤrliche Alkali, das glauberiſche Wunderſalz und vieleicht noch ein anders 
Salz gemiſcht habe. Dieſe Theile uͤberziehen das Carlsbad in Geſtallt einer 
dünnen blaͤtterichten Kalkhaut, und ſinken bey zunehmender Schwere zu Boden, 
ſo bald die Waͤrme von der Oberflaͤche des Bades verdunſtet iſt. So folgt 
eine Kalkhaut der andern, und ſinkt auf gleiche Art und aus gleichen Urſachen 
zu Boden; zuletzt ziehen ſich viel ſolche Blätter zuſammen, ming ſich 
auf verſchiedene Art mit einander. 


a §. 347. | 
Es find nur noch einige Umftände übrig die den Tophſtein angehen, und die ich 
noch kurzlich zu unterſuchen habe. Ob der Tophſtein mit den Minern in einem 
Ver⸗ 
(x) de thermis carolinis. S. 14. 15. 18. 19. 20. 
() In dem Berliniſchen Magazin 1. Band. S. eine Zeichnung dere fen elek net 
ich auf dem Titelkupfer zum 4. Stück fig. 2. 


. fer feinen wahren Vortheil hat. (o) 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 73 
Verhaͤltniß ſtehe? Nirgends finde ich davon eine Nachricht, außer daß ſich in 


Finnland ein Tophſtein findet, worunter Waſſerbley gemiſcht iſt, dergeſtallt, daß 
man damit ſchreiben kann, und daß vieler Tophſtein eiſenſchuͤßig iſt. (2) Bey 


nahe kann man in den Topßſteinen keine Metalle vermuthen, weil ihn ein fließendes Waſ⸗ 
ſer erzeuget, und weil er in einer ſo geringen Teufe der Erde angetroffen wird. Und 
wenn die Vermuthung des Herrn Ellers (a) richtig iſt, daß ſich die Erzadern oder 
Gaͤnge blos in denenjenigen Gegenden unſerer Erdkugel befinden, wo ſich das Erdreich 
in eine lange Reihe von Bergen erhebt; ſo kann man in den Tophſteinen keine Minern 
erwarten. Denn wenn es auch Gegenden giebt, wo vieler Tophſtein liegt, wenn man 
auch ſo gar einige Berge findet, die aus lauter Tophſteinen beſtehen, ſo ſind es doch 
keine zuſammenhangende Felſen. Sollte man alſo ja in einem Tophſtein etwas von 
Minern antreffen, ſo iſt es was zufaͤlliges, und hat daſſelbe das Waſſer, ehe es ſtille 
ſtund mit ſich fortgefuͤhret und abgeſetzet. 5 1 00 f 6 65 

Was den Nutzen der Tophſteine anlangt, ſo wird er von verſchiedenen ſehr 
weit herunter geſetzt, und demſelben weiter kein Vortheil zugeſtanden, als daß er zum 


Grottenwerk dienet. (b) Wenn aber auch dieſes wäre, fo hätte er doch zum Ver: 


gnuͤgen der Menſchen feinen wahren Nutzen. Ich habe ſchon oben angemerket, daß 
verſchiedene Tophſteinarten zum Bauen koͤnnen angewendet werden, und es hat dabey 
dieſen Vortheil, daß die Laſt eines ſolchen Gebaͤudes nicht allzuſchwer wird, und weil der 
Stein zugleich porösift, fo nimmt er den Kalk deſto beſſer an, und das Gebäude wird dau— 
erhafter. Eben ſo zeigt er ſeinen Vortheil bey beſchaͤdigten Mauren, die ſich durch ihn 
leicht ausbeſſern laſſen, und nachher deſto dauerhafter werden, weil ſich der Tophſtein 
ſehr genau mit dem Kalke verbindet. Aus dem weiſen Tophſtein läßt ſich ein guter 
Kalk brennen. Einige Tophſteinarten, nämlich die Oſteocolle wird in der Medicin 
beyn Beinbruͤchen gebraucht, und ich glaube noch immer, daß ſich aus den mehreſten 
Tophſteinarten ein wahrer Traß bereiten laſſe, der befonders bey Gebäuden unter Wafı 


Ich komme nun auf die Gerter wo ſich der Tophſtein findet, wobey ich zufoͤrderſt 


einige allgemeine Anmerkungen vorausſchicken werde. Man hat Gegenden, wo 
der Tophſtein überaus felten gefunden wird. Hill (d) bemerket dieſes von England. 


Sonſt hat Herr Lehmann (e) angemerket, daß ſich der Tophſtein und der Troph— 
ſtein bey den Floͤtzgebuͤrgen findet, welches ſeinen Grund in ſeiner Kalkartigen Natur 


hat. Die Oerter ſelbſt, wo ſich der Tophſtein findet, find entweder Brüche, oder Wa 


ſer. Es iſt zuverlaͤßig, daß da, wo jetzo Tophſteinbruͤche ſind, ehedem ſtehende Waſſer 
IR re = 1 1 waren, 


(2) Siehe Vogels practiſches Mineralſy⸗ | (e) Siehe pott erfte Fortſetzung der Lithogeo⸗ 


5 ſtem. S. 255. gnoſie. S. 68. und Leſſer Lithotheologie. S. 45 T. 


(a) Ueber den Urſprung und Erzeugung der (d) In den Anmerkungen zum Theophraſt. 
Metalle, in den mineral. Beluſtigungen. 1. Th. S. 48. , 5 
12. 6. 14. f (e) In der Abhandlung von den Floͤtzgebuͤr⸗ 
„eh Siehe Baier Ory&ographia Norica. gen. S. 228. 
12. 5 N 


2. Th. N 5 N | K 


\ 


74 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


waren, denn anders konnte er nicht erzeugt werden. (§. 344.) Hier ſind alſo die 
ſtehenden Waſſer nach und nach ausgetrocknet. Aber der Tophſtein wird auch noch 
vielfältig in Waſſern angetroffen. Beynahe alle Waſſer führen dergleichen Unreinig⸗ 
keiten bey ſich, aus welchen der Tophſtein erzeuget wird, aber bisweilen iſt die Anzahl 
dieſer Theilchen nicht anſehnlich genug, oder ſie ſind nicht ſchwer genug, daß ſie ſich 
niederſenken, und fremde Koͤrper uͤberziehen koͤnnten, oder das Waſſer laͤuft zu ſchnell, 
und reißet die Kalktheilchen immer wieder mit ſich fort. Solche Waſſer kommen die⸗ 
ſesmal in keine Betrachtung. Wir reden von ſolchen Waſſern oder Quellen, wo ſich 
der Toph haͤufig genug zu Boden ſetzt, oder ſich an fremde Koͤrper anhaͤngt und ſie 
uͤberziehet. Man nennet ſolche Waſſer verſteinernde Waſſer, oder verſteinern⸗ 
de Quellen. Ich koͤnnte hier aus Schriftſtellern ſehr viele und zum Theil auch merk. 
wuͤrdige Beyſpiele anfuͤhren, wenn ich nicht eine allzugroße Weitlaͤuftigkeit vermeiden 
moͤchte, und am Ende wuͤrde ich doch immer mehr fuͤr die Neugierde mancher Leſer als 
fuͤr den wahren Nutzen gearbeitet haben. Ich will daher lieber die vorzuͤglichſten 
Schriftſteller anfuͤhren, welche von ſolchen verſteinernden Quellen bald weitlaͤuftiger, 
bald kuͤrzer gehandelt haben. Es find nach alphabetiſcher Ordnung folgende: Baier 
Orydtographia Norica. S. 5. Barbra Bergbuͤchlein. Th. 1. S. 37. Bartholinus 
de petrificatis font. Island. in dem 3. Tom. der Actor. Med. Hafn. Obſerv. 88. ©. 165. 
172. Baumer Naturgeſchichte des Mineralreichs Th. 1. S. 64. f. Th. 2. S. 55. f. 
Berger de thermis carolinis. S. 13. f. Bertrand eflai de les uſages de Montag. 
S. 316. 339. 346. Bruckmann Nachricht von der Beſchaffenheit des bey Jena gele⸗ 
genen Fuͤrſtenbrunnens. Buͤſching Erdbeſchreibung 1. Th. S. 1185. 2. Th. S. 624. 
Buͤttner rudera diluuii teſtes. S. 187. Encelius de lapidibus et gemmis. Lit. 3. C. 3. 
Geyer de aqua petrificante et muſco petrefacto, in den miſcellan. naturae curioſor. 
Dec. 2. ann. 5. obſer v. 232. Kircher Mundus ſubterraneus Tom. 2. Lib. 8. Sect. 2. C. 2. 
p. 48. Kirchmaier de corporibus petrefactis. Cap. 2. &. 13. Aundmann rariora natu- 
rae et artis. S. 3. Du Lac memoire pour ſervir a l' hiſtoĩre naturelle $yon 1765. P. 1. 
Leſſer Lithotheologie S. 526. §. 316. Ebend. kleine Schriften. S. 107. Liebknecht 
Haflıa ſubterranea S. 153. f. Liſter de font. Med. Angliae. S. 28. Scheuchzer 
Naturhiſtorie des Schweizerlandes Th. 2. S. 230. der Ausg. 1752. Schneider de 
fontium lapideſcentium natura. Wittenb. 1721. Schütte Oryctographia Ienenſi S. 30. 
ed. vet. S. 63. ed. nov. Seneca natural. quaeſt. Lib. 3. Cap. 17. Strabo Lib. 13. 
Berliniſche Sammlungen 3. B. S. 229. f. Hamburgiſches Magazin 3. B. 
S. 219. f. 4. Band. S. 503. 6. B. S. 96. f. 7. B. S. 102. Mannichfaltigkeiten 
3. B. S.613. Philoſophiſche Ergoͤszung, wie die mehreſten Seemuſcheln auf die 
hoͤchſten Berge gekommen. S. 149. 183. Volkmann Sileha fubterranga P. 1. Cap. 4. 
$. 7. S. 86. und andere, 5 e 
Von den Ortern ſelbſt, wo ſich Tophſtein findet, bemerke ich folgende: Ahren⸗ 
feld, Angermannland, Arendſee, Aſien, Aßeburg, Canton Bern, Bodenacker 
im Canton Bern, im Braunſchweigiſchen, zu Bruͤg, Dalekarlia, Dennſtedt, Elſas, 
Feuerthalen, Flurlingen, Goͤttingen, Greußen, Hauroͤden, Hellikis, Helſingburg, 
Heſſen, Kindelbruͤck, Kinnekutte, Kirchdorf, Kneidtling, Koͤnigslutter, Kremsmuͤn— 
fter, 


Die zwente Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 75 


ſter, Langenſalze, Lappland, Lauenſtein, Memmingen, Moͤßeberg, Monftreur im 
Canton Bern, Neuſtadt an der Haardt, Niederſachſen, Norland, Nuͤrnberg, im 
Oieſtereichiſchen, in Oſtfriesland, zu Remda, Schmoland, Schonen, Schwanendingen, 
Schweden, Schwelz, Sierenberg, Sondershaußen, Stallikon, Sultza, Toffen im Canton 
Bern, Ungarn, Upſal, Wehede, Weimar, Weinau im Canton Bern, Weßmannien, 
Weſtgothland, Weſtgreußen, Wetterau, Wiersdorf, Canton Zuͤrch. Siehe Bruͤck⸗ 
mann Magnalia Dei in locis ſubterraneis P. I. S. 134. P. 2. S. 180. Ritter Orycto- 
graphia Calenb. 2. S. 15. 31. Kitter de Alabaſtris Schwarzb. S. 20. 21. Kitt er de 
Zoolitho Dendroid. S. 33. Ritter Sendſchreiben von dem Arendſee. S. 9. Ritter 
Supplementa ſeriptor. ſuor. S. 26. 27. 95. 107. Mineralogifche Beluſtigungen 
2. B. S. 226. 239. 246. f. Linne Syſtema naturae 1768. S. 186. f. Aundmann 
rariora naturae et artis. S. 117. Baier Oryctographia Norica. S. 1a. Scheuchzer 
Naturhiſtorie des Schweizerlandes. Th. 3. S. 117. Leſſer kleine zur Naturgeſchichte 
gehoͤrige Schriften. S. 107. Baumer Naturgeſchichte des Mineralreichs Th. 2. S. 123. 
Liebknecht Haſſia ſubterranea S. 179. f. Croe Proluſio oryctographiae Neolladt. 
S. 19. Volkmann Silelia ſubterranea. S. 45: f. N 


eur V Der Tropf ſte i n. 
| Obslich der Tropfſtein, in fo fern er Kalkartig iſt, und für uns gehoͤret, mit dem 

— vorigen Tophſtein ſehr viel ähnliches hat, fo hat er doch auch fo viel beſonders, 
daß er eine eigene Abhandlung verdienet, und auch wuͤrklich von den mehreſten Schrift⸗ 
ſtellern beſonders abgehandelt worden iſt. Er führer den Namen Tropfſtein, weil 
ihn das Herabtraͤufeln des Waſſers gleichſam in einzelnen Tropfen erzeuget; und weil 
dieſes Waſſer durch die Riſſe der Felſen hindurchdringet, und dabey noch viele Kalk 
oder Gypsartige Theilchen an ſich nimmt, fo wird er Sinter, und vom Leſſer Ste in⸗ 
ſinter genennet. Der Name Wallſtein, der ſchon vom Boodt als ein bekannter 
deutſcher Name angegeben wird, zielet ohne Zweifel darauf, daß er ſich auch in alten 
und großen Mauren, dergleichen die Waͤlle an den Feſtungen ſind, zu bilden pfleget. 
Der Name Stalactit koͤmmt von dem Worte serxw ich traͤufle her, und bedeutet 
alſo nach griechiſcher Bedeutung einen Stein der Tropfenweiſe erzeuget wird. Weil 
aber auch durch Gypsartige Theilchen ein Stalactit erzeuget werden kann, ſo nennet Herr 
Cronſtedt unſern Stein ſtalactitiſchen Kalkſtein. Der Name Stalagmit 
koͤmmt von saAaypos ein Tropfen her, und hat alſo die vorige Bedeutung, ob gleich 
einige Schriftſteller, die aus den Stalagmiten eine eigne Trophſteingattung machen, auf 
die runde Peripherie des Tropfens geſehen haben. Denn einige Schriftſteller, ich nenne 
nur den Boodt () machen unter den Stalactiten, und den Stalagmiten dieſen 
Unterſchied, und verſtehen unter den Stalactiten, den Tropfſtein uͤberhaupt, ſonder⸗ 

955 K 2 lich 

(f) Gemmarum et lapidum hiftoria Lib. 2. dieſes gethan, der aber unter den neuern Schrift: 


Cap. 237. 228. S. 421. Will hat in feinem ſtellern wenig Nachfolger hat. 
Buche Foſſils Lond. 1771. ©. 112. 115. eben: 


76 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


lich denjenigen, der ſich in der Geſtalt eines Zapfens bildet; unter den Stalagmiten 
aber denjenigen, der eine runde Figur angenommen hat, und aus einer Gyvsartigen Sub⸗ 
ſtanz beſtehet. Die Alten wußten davon nichts. Plinius (g) erzehlet als eine bekannte 
Sache, daß diejenigen Körper, die wie die Eiszapfen gebildet wären, Sralagmia genen⸗ 
net wuͤrden. Die neuern Gelehrten haben dieſen Unterſchied, der ſo von keiner Er— 
heblichkeit iſt, ebenfalls verlaſſen. Herr Guettard (h) eifert mit Grunde darwider, 
daß man an einem Niederſchlage, der oͤfters von einer und eben derſelben Materie iſt, 
verſchiedene Namen geben wolle, und zwar blos deswegen, weil er eine aͤſtige oder Ku⸗ 
gelfoͤrmige, coniſche, pyramidiſche oder cylindriſche Geſtalt hat. Er führet uns in die 
Hoͤhlen ſelbſt hinein, wo ſich der Tropfftein bildet, wo die Figuren größer bey haͤufigern 
Tropfen, die herabfallen, werden muͤſſen, als fie ſeyn koͤnnen, wenn die Tropfen ſpar— 
ſamer fallen; wo ſelbſt nach der Beſchaffenheit des Ortes, wo der Trophftein erzeuget 
wird, derfelbe bald dieſe, bald eine andere Form annimmt. Ich merke noch an, daß 
der Tropfſtein auch Rindenſtein genennet wird, weil er ſich wie eine Rinde anzulegen 
pflegt. Die lateiniſchen Namen Sralakkites und Stalagmiter find erklaͤret. Sonſt heißt 
er Stiria falilis, Stiria lapidea. Stiria heißt ein Eiszapfen, mit welchem der Tropf⸗ 
ſtein, der ſich in den mehreſten Faͤllen wie ein Zapfen bildet, die größte Aehnlichkeit 
hat. Der Name des Herrn Cronſtedt Staladlites calsarius iſt oben ſchon erklaͤret. 
Bey den uͤbrigen Benennungen haben die Gelehrten bald auf ihre Entſtehungsart, bald 
auf ihre Beſtandtheile, bald auf beydes zugleich geſehen. Die Tropfſteine heißen da⸗ 
her beym Ritter von Linne, Concretum elementi atrei, und Concretum abri- ope; und 
beym Waller, Porus aqueus fillatitius, in aere 2 ſtillicidio concretus, pendulus. 
Im Franzoͤſiſchen wird diefer Stein StalaFiter, Kalactite, Stalagmites, im Hol 
_ ländifchen aber Kalackit, oder verfieend Waater of Stalactit genennet. Man hat aufs 
ſer dieſen ſehr viele zufällige Namen, welche bald von der Figur, bald von den Be⸗ 
ſtandtheilen, bald anders woher genommen find. So wird der Tropfſtein, der eine 
coniſche Figur hat, Stalackiter conicus, der die Figur des Spathes hat, oder aus 
Spathartigen Theilen beſtehet Spat hum Aalactiticum, wenn er mancherley Geſtalten 
augenommen hat, Stalaclites figuratus, wenn er aus derben Wellenfoͤrmigen Erhaͤr⸗ 
tungen beſtehet, Stalactites folidus aut continuus et undulatus, oder Stalactiter ſedi- 
mentofus aut variegatus, wenn er fremde Körper uͤberziehet, Porus aqueus erufaceus, 
circa alia corpora concretus, Wall. wenn er hohlen Röhren gleicht Stalackites fen porus 
Flulofus ; wenn er blättericht gewachſen ift Staladkites feu porus foliaceus genennet. (i) 


349. 
Verſchiedene Schriftfefler machen unter dem Tropf- und dem Tophſtein gar 
keinen Unterſchied. Herr von Juſti (k) unterſcheidet nur den figurirten Topfſtein, 
welches der eigentliche Trophſtein iſt, von dem, der aus der Erde gegraben wird, dar— 


unter er den Tophſtein verſtehet. Faſt eben auf dieſe Art verfaͤhrt Herr von Bo— 
mare 


(g) Hiftor. natur. Lib. 34. Cap. 32. (12.) S. 204. im 3. Tom. der Mülleriſchen Ausgabe. 
Ch) Von den Stalactiten in dem 6. B. der mineralog. Beluſtigungen. S. 276. f. 

(i 1 Mineralogie 1. Th. S. 170, f. 

(k) Grundriß des Mineralreichs. O. 219. 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 77 


mare; (J) allein wenn wir bedenken, daß der Tropfſtein eine ganz andere Er⸗ 
zeugung hat als der Tophſtein, und daß es auch Gypsartige Tropfſteine giebt, fo 
muß man beyde allerdings unterſcheiden. 

Das haben auch die mehreſten Mineralogen gethan, ob fie gleich in ihrer Beſchrei— 
bung nicht allemal richtig genug verfahren haben. Wallerius (m) wenn er bey ſei⸗ 
ner Beſchreibung vorzuͤglich darauf ſeine Ruͤckſicht nimmt, daß er den Eiszapfen gleiche, 
hat nicht uͤberlegt, daß der Tropfſtein noch tauſend andere Figuren annimmt, die eben 
fo gewoͤhnlich find als die Figur der Zapfen, davon man nur allein in der Baumanns⸗ 
hohle Beyſpiele genug findet. Bomare (n) welcher den Sinter ſich als eine Art 
der Cryſtalliſirung gedenket, welcher die Geſtallt von mehr oder weniger Walzenförmigen 
Kegeln annimmt, ſich in Spitzen endiget, und an der Grundflaͤche, womit er an den 
Felſen anſitzt, breiter iſt, hat auch nur die einzige Gattung der Zapfen vor Augen ges 
habt. Eben ſo verfaͤhrt Moodward; (o) denn nach feiner Meynung find die Tropfe 
ſteine eigentlich nichts anders als Spath, und das ſind juſt die allerwenigſten, der ſich 
wie Eiszapfen in denen gerade herablaufenden Spalten der Steine zuſammenſetzt, und 
von dem Waſſer, ſo vermittelſt dieſer Spalten durch die Lagen dringet, mit dahin iſt 
gefuͤhret worden. Auch Scheuchzer (p) iſt in ſeiner Beſchreibung nicht weiter ge— 
gangen / der nur das einzige hinzuthut, daß der Tropfſtein dem Tophſteine fo nahe verwandt 
fey, daß man den erſten einen Eißzapfen⸗ oder Trauben = oder Aſt - und Wurzelfoͤr⸗ 
migen Tophſtein, den letzten aber einen unfoͤrmlichen Stalsctit nennen koͤnne. 
Die Beſchreibung des Herrn Vogel (q) iſt viel genauer, weil er dabey blos auf feine 
Entſtehungsart ſiehet. Tropfſt ein ſagt er, wird derjenige Tophus genennet, welcher 
in der Luft aus dem herabtroͤpfelnden Waſſer ſich erhaͤrtet, und nach dieſer Beſchrei— 
bung wird man ſich auch den obigen Linneiſchen Begriff erlaͤutern koͤnnen. Herr 
von Cronſtedt (r) beſchreibet ihn noch genauer, wenigſtens ausführlicher, wenn 

er ſagt: der Tropfſtein wird in den Klüften der Berge, oder in der Erde vom Kalk— 
waſſer, welches unter dem Fortflieſen und Troͤpfeln, die Kalkerde, die es zu ſich ges 
nommen, fallen laͤßt, erzeuget. Es iſt daher dieſer Stein mehrentheils nur eine Rinde, 
bisweilen auch im Bruche dicht und ſpathig. Die aͤuſſere Geſtallt richtet ſich nach dem 
Orte, wo das Faͤllen des Kalkes geſchiehet, nach der Beſchaffenheit des Waſſers, und 
mehreren dergleichen zufälligen Umſtaͤnden. Und darauf hat man auch bey einer ges 
nauern Beſchreibung des Tropfſteins zu ſehen, daß er nämlich ein Kalk- oder Gyps⸗ 
artiges Weſen ſey, deſſen Theile ſich im Waſſer abgeſondert befinden. Wenn nun dieſe 
das Waſſer fallen laͤßt, ſo erhaͤrtet ſie nach und nach zu einem feſten Steine, ja es ent— 
ſtehen daraus zuweilen ſehr verſchiedene Figuren, aber blos zufaͤlligerweiſe. Aber 


eben darum, weil dieſe Figuren zufaͤllig, und gleichwohl unterſchieden ſind, ſo darf 
3 K 3 man 


( 1) Am angeführten Orte &. 169. und in (o) Phyſikaliſche Erdbeſchreibung S. 686. der 
dem Dictionnaire de J hiſtoire naturelle T. 11. deutſchen Ausgabe. 
se k (p) Naturhiſtorie des Schweitzerlandes. Th. 3. 


5 154. f. 
(m) Mineralogie S. 419. a (4) Practiſches Mineralſyſtem S. 255. 
(n) Mineralogie 1. Th. S. 167. (r) Verſuch einer neuen Mineralogie S. 20: f. 


78 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


man es nicht wagen, auf dieſelbe Ruͤckſicht zu nehmen, ſondern man thut beſſer, wenn 
man blos bey der Entſtehungsart dieſes Steines ſtehen bleibet. Es iſt wahr, man 
ſcheinet hiebey in der Gefahr zu kommen, den Tropfſtein mit dem Tophſteine zu verwech⸗ 
ſeln, allein, wenn ich auch zugebe, daß der Ralkartige Tropfſtein, von dem ich 
bier eigentlich rede, mit dem Tophſteine feiner Natur, oder feinen Beſtandtheilen nach 
wuͤrklich einerley iſt, ſo ſind doch beyde dadurch hinlaͤnglich unterſchieden: 

1. Daß beyde zwar aus Ralktheilchen, aber auf ganz verſchiedene 
Art erzeuget werden. Denn der Tophftein verlangt ein ſtehendes Waſſer, 
in welchem ſich die Theilchen abſondern und zu Boden ſetzen; (§. 344.) folg⸗ 
lich iſt der Tophſtein eigentlich zu reden eine Art von Sedimentſteinen. Der 
Tropfſtein hingegen kann nirgends als in den Riſſen der Felſen erzeuget werden, 

wodurch das Waſſer Tropfenweiß herab faͤllt, oder in ſolchen Gegenden von 
Baͤchen, wo fie einen Fall haben, und auf dieſe Art einen Sinter erzeugen } 
denn alſo entſtehet das incruſtirte Moos. 

2. Daß die aͤußern Theile der Tophſteine allemal unformlicher ſi nd, 
als die Theile der Tropfſteine. Denn da ſich beym Tophus immer eine 
Lage auf die andere ſetzt, und ſo nieder faͤllt, wie ſie im Waſſer herum ſchwimmt, 
ſo machen die einzelnen Waſſertropfen beym Tropfſtein ſchon eine Art von Fein⸗ 
heit oder Glaͤtte, nehmen die groͤbern Theile, wenn ſie ſich anfegen wollen wie. 
der mit ſich hinweg, und das nachfolgende Waſſer waͤſcht das Gebaͤude immer 
ab, daß es von allen unreinen run gereinigef wird, 


8. 3 
Ehe ich von den eigentlichen Beſtandcheilen der Tropfſteine rede, muß ich an⸗ 
merken, daß es auch Gypsartige Tropfſteine gebe. Wenn naͤmlich die Felſen, 
in welchen der Tropfſtein erzeuget wird aus Gyps oder Alabaſter beſtehet, ſo reißen 
die Waſſer ſolche Theilchen mit ſich fort, und der daraus entſtehende Tropfſtein wird 
Gypsartig. Haben doch verſchiedene Gelehrte den Alabaſter fuͤr einen bloßen Gyps⸗ 
artigen Tropfſtein gehalten; die es aber nicht bedenken, daß der Alabaſter vielmals in 
maͤchtigen Floͤtzen bricht, aber kein Tropfſtein kann ein ganzes und zuſammenhangendes 
Floͤtz hervorbringen; aber Gypsartiger Tropfſtein iſt moͤglich. Herr Cronſtedt () 
hat demſelben in ſeiner Mineralogie einen eigenen Platz angewieſen, und ihn 
ſtalactitiſchen Gyps, Gypsartigen Tropfſtein, Gypsſinter, Stalacites 
Gypfeus genennet. Ja man hat mehrere Arten von Tropfſteinen. Denn da das Waſ⸗ 
ſer beynahe von allen Gattungen der Steine, ich nehme die haͤrteſten aus, Theilchen loss 
reißen kann, ſo kann es auch aus allen dieſen Steinarten einen Tropfſtein formiren, 
Baumer (t) gedenket eines Glasartigen Sinters, der auf den hohen Thuͤringi⸗ 
ſchen Gebuͤrgen vorkommen ſoll. Guettard (u) hat fo gar eine weitlaͤuftige Abs 
handlung von den Sandſtalactiten geſchrieben. Ich mußte dieſe Anmerkung vor— 
aus ſchicken, damit ich einer gewiſſen Zweydeutigkeit begegne, die unter den Schriſt— 
ſtellern 
() Am angeführten Orte S. 27. $. 20. 
(t) Naturgeſchichte des Mineralreichs. 25 2. S. 163. 
(u) Von den Stalactiten, in den mineralog. Self, 6. B. D. 284. 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Stemen. 79 


ſtellern herrſchet. Herr Guettard (x) tadelt den Heren Profeſſor Pott, daß er 
den Kalk zu den Beſtandtheilen des Tropffteins macht, und bedenkt nicht, daß Herr 
Pott von den Ralkartigen Tropfſteinen redet, die er unter den Kalkſteinen hat. 
Ich wuͤnſchte daher, daß man bey meiner Abhandlung immer dieſes vor Augen haben 
möchte, daß ich jetzo von den Balkartigen Tropfſteinen rede, welche auch unter 
allen Tropfſteinarten, die gewoͤhnlichſten ſind. | 

Und nun wird es leicht ſeyn die Beſtandtheile der Kalkartigen Tropf⸗ 
ſteine zu errathen. Sie beſtehen aus einer feinen Kalkerde, welche das Waſſer mit 
ſich fort nahm, in ſich trug und wieder niederfallen ließ. Man darf nur das gewoͤhn⸗ 
liche Mittel Kalkartige Steine zu erkennen, das Scheidewaſſer zu Huͤlfe nehmen, 
und man wird eben das Aufbraußen finden, das ſich bey allen denjenigen Steinen fin⸗ 
det, welche von einer Kalkartigen Natur ſind. Inzwiſchen iſt es doch merkwuͤrdig, 
was Pott (y) aus dem Henkel anfuͤhret, daß der Tropfſtein, die Eiſenbluͤthe, der 
Spath, der Talk u. ſ. w. unter die Lapides calcario flliceos zu rechnen wären, daß fie 
ſich daher wie ein Kalkſtein brennen ließen, auch mit dem Waſſer einen faulen Geruch 
von ſich gaben; allein fie thaͤten weder die Dienſte des Kalkes, noch des Gypſes. 
Herr Pott entſcheidet dieſe Sache, die er andern zur Unterſuchung uͤberlaͤßt, nicht, 
außer daß er von einigen dieſer Steinarten verſichert, daß er das Gegentheil erfahren 
habe. Was den Tropfſtein anlangt, ſo habe ich ſchon vorhin bemerket, daß auch 
aus andern als aus Kalkartigen Theilen Tropfſteine entſtehen koͤnnen. Man kann ſich 
alſo auch Tropfſteine gedenken, die auſſer den Kalk⸗ oder Gypstheilen noch fremde z. E. 
Sandartige oder Kieſelartige Theilchen eingemiſcht haben, die ſich alſo zu Kalk oder 
zu Gyps brennen laſſen, und wegen ihrer Unreinigkeiten doch weder als Kalk noch als 
Gyps zu gebrauchen ſind. Man koͤnnte daher auch die Tropfſteine in reine und in ver⸗ 
miſchte eintheilen. Nimmt man nun einen reinen Tropfſtein an, der folglich aus blo⸗ 
fen Kalk ⸗ oder aus bloſen Gypstheilen beſtehet, ſo laͤſſet er ſich nicht allein zu Kalk 
oder Gyps brennen, ſondern man kann auch davon eben die Dienſte erwarten, die der 
Kalk und der Gyps darreichen. 


$. 351 | URN: 

Alle Schriftſteller erzehlen den Urſprung der Tropfſteine, wenn wir die 

Hauptſache nehmen, auf einerley Art. Sie gedenken ſich den Tropfſtein als einen 

Stein der zwiſchen den Felſen, und den Riſſen der Steine in den unterſten Klüften 

erzeuget werde, wo nämlich das Waſſer, welches zarte Kalk oder Gypstheilchen bey 

ſich fuͤhret, hindurchdringt, und in dem langſamen Herabtraͤufeln die Steinartige 

Materie zurück läßt, die ſich zuſammen haͤuft, und nach und nach durch die Luft tro— 

cken und hart wird. (2) Leßer und vermuthlich aus ihm Baier haben in den unten. 

\ x | ange⸗ 

(2) Am angeführten Orte der mineral. Bes graphia Norica. S. 20. Walch Naturgeſchichte 

kuſt. S. 337. 3 der Verſteinerungen Th. 1. S. 61. deſſen ſyſte⸗ 

(„) ErfteFortferung der Lithogeognoſie S. 59. matiſches Steinreich Th. 2. S. 7. 14. Dauben⸗ 

(2 Siehe Boodt Gemmarum et lapidum ton von dem Alabaſter in den mineral. Beluſtig. 

hiſtoria Lib. 2. Cap. 237. S. 421 f. Leßer fir F. B. S. 453. 461. Volkmann Silefia ſubter- 
thorheologie S. 531. f. 9. 317. Baier Orycto- ranea P. I. S. 71. f. 


80 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


angefuͤhrten Oertern noch ſaliniſch nitroͤſe Theilchen hinzu gethan, welches vielleicht bey 
manchen Arten moͤglich iſt. Daß dieſe Entſtehungsart die richtige ſey, das will ich 
durch einige Beyſpiele beſtaͤtigen. Bartholinus (a) verſichert von dem Regenwaſſer 
folgendes: wenn daſſelbe auf alte Bruͤcken, Kirchen und Thore herabfalle, ſo ziehe 
ſich ſolches in die zarten Ritzen, zwiſchen den Kalk und die Steine, und wenn es bey 
ſeinem langſamen Gange endlich in einer innern Fuge des Gewoͤlbes eine ungeſtoͤhrte 
Ruhe erlange, fo wachſe es mit der Zeit Tropfenweiſe zuſammen, und verwandle ſich 
in; dichte ſteinerne Zapfen. Herr Cronſtedt (b) hat folgende Erfahrung gemacht: 
wenn man Kalkwgſſer (aqua calcis vivae) macht, fo ſiehet man, wie ſich der Kalk 
nach und nach auf die Oberflaͤche des Waſſers, als eine Haut ſammlet, und hernach, 
wenn dieſe Haut geborſten, als ein blaͤtterigter Bodenſatz niederfaͤllt. Dieſes dauret 
lange, und gehet gut von ſtatten, wenn gleich das Kalkwaſſer filtrirt worden iſt. 
Man kann ſich alſo vorſtellen, daß es in der Werkſtaͤtte der Natur eben ſo hergehe. 
Der Tropfſtein iſt daher mehrentheils ſchalig, oder er hat Zeichen dieſer Beſchaffen⸗ 
heit. Findet man ihn Spathartig, ſo kann man glauben, daß dieß einer haͤufig zuflie⸗ 
ſenden Materie zuzuſchreiben ſey, und daß Kalkſpathe und deren Druſen die nur in 
Bergſpalten vorkommen, wie Tropfſteine erzeuget werden. Man kann daher leicht 
eine Folge auf die Bildung der Tropfſteine machen, in welcher ſich der Tropfſtein meh⸗ 
rentheils zeiget. Die Waſſertropfen gehen nur langſam durch die Riſſe der Felſen hin⸗ 
durch, ſie fallen alſo auch langſam von den obern Felſen herunter auf die Erde, nach⸗ 
dem fie ihre irrdiſchen Theile an den Felſen hängen ließen. An dieſen Tropfen hängt 
ſich ein anderer, und indem er feine Theilchen wieder zurück laͤßt, fo muͤſſen daraus 
endlich runde oder eckigte Figuren entſtehen, welche ſich mit der Zeit verlaͤngern, wenn 
der Nachfluß vom Waſſer laͤnger fortgehet. Und das iſt auch die Urſache, warum ſich 
verſchiedene Gelehrte, den Tropfſtein als eine Art von Cryſtalliſation gedenken. (e) 
Nicht nur dieſes, daß die Tropfſteine in dieſer Geſtallt betrachtet eine beſtaͤndige Figur 
haben, ſondern auch daß ſie ſich unten in eine Spitze endigen, rechtfertigen dieſen Gedanken, 
wenn man auch eingeſtehen muß, daß die Cryſtalle ganz anders gebildet ſind, als unſere 
Tropfſteine. Inzwiſchen gehen doch alle dieſe Gedanken nur auf diejenigen Tropfſtein— 
arten, welche in den Höhlen der Berge, oder in den Riſſen der Felſen erzeuget werden. 
Man hat aber noch andre Tropfſteinarten, bey welchen man ſich die Erzeugung deffels 
ben, mit einer kleinen Veränderung gedenken muß. Ich will mich hier auf das incru— 
ſtirte Moos beziehen, deſſen ich jetzo nur in Vorbeygehen gedenke, weil ich in dem 
folgenden demſelben eine eigne Abhandlung widmen werde. Dieſes wird nicht in Höhe 
len und in Riſſen der Felſen, ſondern in ofnen Oertern erzeuget, wo das Waſſer auf 
das Moos herunter traͤufelt, dadurch eine zarte Cruſte über das Moos leget, welche 
ſich verhaͤrtet, fo bald das Waſſer der freyen Luft Platz macht. Ich koͤnnte die Entſte⸗ 
hungsart mehrerer Figuren, welche der Tropfſtein bildet, beybringen, wenn ich mich 
b l weit. 


(a) Acta med. et philoſoph. Hafn. P. 1. S. 185. 
(b) Verſuch einer neuen Mineralogie. S. 22. $. 12. 
(e) 3. B. Domare Mineralogie 1. Th. ©. 167. Dictionnaire de' hiſt. nat. T. TT. S. 53.54. 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 8¹ 


weitlaͤuftiger ausbreiten wolte. Man leſe des Herrn Guettards Abhandlung von 
den Stalactiten (d). aD nat te 


N S. 352. f 
Es iſt gar keinem Zweifel unterworfen, daß auch die Alten die Tropfſteine ge⸗ 
kannt haben. Dioscorides (e) redet von einer gewiſſen ſteinigten Materie, die er 
Calcanthum nennet, fuͤhret von derſelben verſchiedene Namen an, und unter dieſen 
auch den Namen See, und ſagt ſogar, daß eine Art von feinem Calcantho rellen 
ge Rieu entſtehe, daß fie alſo durch einzelne Tropfen erzeuget werde. Inzwiſchen 
bleibt es doch noch immer ungewiß, ob Dioscorides den eigentlichen Tropfſtein, oder 
eine andere Steinart meyne, die eben ſo wie der Stalactit erzeuget wird. Selbſt Pli⸗ 
nius loͤſet uns dieſes Raͤthſel nicht auf. Er redet zwar auch von dem Calcantho (f) 
und ſagt, daß er in Spanien in ſolchen Baͤchen erzeuget würde, welche dergleichen Waſ⸗ 
ſer fuͤhren, aus welchem dieſe Materie naͤmlich koͤnnte erzeuget werden, und daß man 
dieſe Gattung Stalagmiae nenne. Ob er hier das zul seraypor des Dioscoridis 
in einen Geſchlechtsnamen verwandelt habe? wie er mehrmalen gethan hat, das weiß 
ich nicht. Aber daß er die Tropfſteine mit Zuverlaͤßigkeit kannte, das beweiſe ich da— 
her, weil er an einem andern Orte (g) eines Fluſſes in Arcadien gedenket, den er No— 
naeris nennet, von dem er vorgiebt, daß er im Fließen zu Stein werde. Man kann 
dieſen Worten beynahe keinen andern Sinn geben, als dieſen, daß er eine ſteinigte Maſſe 
zuruͤck laſſe. Bald darauf redet er von noch zwey andern Quellen, die eine zu Per— 
perna in Aſien verwandelt die Erde daruͤber ſie floß in Stein, und die andere von 
Delium in Euböa, wo das Waſſer, das aus ihr fließet, die Felſen immer hoͤher 
macht. Dieſe Quelle mußte alſo von einer Hoͤhe herab auf Felſen fallen, und alſo 
einen wahren Tropfſtein erzeugen. Man ſiehet aber doch aus allen dieſen Erzehlungen, 
daß die Alten eben noch nicht die deutlichſte Kenntniß von den Tropfſteinen hatten, die 
ſie zwar bewunderten, aber nicht gehoͤrig unterſuchten. Die Kenntniß in den mittlern 
Zeiten wurde etwas richtigen. Und wenn ſie auch beym Agricola (h) nicht gar zu 
viel gewonnen hätte, fo hatten doch nachher Imperati und Boodt richtigere Gedanken. 
Ich habe des Boodts oben ſchon gedacht, und ſeinen Unterſchied unter den Sta⸗ 
lactiten und Stalagmiten verworfen. Aber was er von den Stalactiten ſagt, das 
iſt doch unter manchen kleinen Verbeſſerungen betrachtet richtig genug. Er hatte ſo gar 
einige Nachricht von der Baumannshoͤhle, die er aber faͤlſchlich Baumannsholtz 
nennet. Er hatte alſo ohne Zweifel einen deutſchen Schriftſteller genuͤtzt und nicht ver— 
ſtanden oder falſch abgeſchrieben. An den Imperati (i) habe ich mit Fleiß noch nicht 
g N Guns 2 gedacht. 
(4d) In den mineralogiſchen Beluſtigungen. pideam faciens terram: item ealidae aquae in 
6. B. S. 291. 306. 319. 329. 8 Euboeae Delio. Nam qua cadit rivus, faxa 
(e) Lib. 5. Cap. 113. in altitudinem creſeunt. Plinius fuͤhret noch ei⸗ 
(F) Hiſtor. natur. Lib. 34. Cap. 12. (32). nige ahnliche Beyſpiele an, die ich uͤbergangen habe. 
S. 204. der Muͤlleriſchen Ausgabe. ‚ (h) de natura foſſilium Lib. 3. S. 212. 
(g) Hiſtor. nat. Lib. 31. Cap. 2. (19. 20.) Baſel 1558. Fol. 
S. 36. quum profluens ipfa lapidefcat. — (i) liſtor. natural. Lib. 24. C. 12. S. 732. 
In Perperenis fons eſt, quameunque rigat, la- N 


2. Ch. \ L 


82 | Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


gedacht. Er gedenket blos der Sräriarum, derjenigen Tropfſteine, die ſich wie Zapfen 
bilden, und ſagt, daß ſie durch die herabfallenden Waſſer erzeugt worden waͤren. 


3 9.353. N 
Oßhnerachtet der Tropfſtein ſich fehr oft in der Geſtalt der Zapfen zeiget, fo nimmt 


er doch zugleich ſo vielfaͤltige Veraͤnderungen an, daß man ſehr viele Zeit brauchen wuͤrde, 
ſie alle zu beſchreiben. Ich werde einige Beyſpiele davon anfuͤhren koͤnnen, wenn ich 
hernach der vorzuͤglichſten Höhlen gedenken werde, welche der Tropfſtein berühmt ges 
macht hat. Jetzo will ich nur dieſes bemerken: der Conferti di Tivolo, den ich unten 
beſchreiben werde, iſt nichts anders als ein Tropfſtein. (k) Von den Erbſenſteinen 
glaube ich ein gleiches, und von den mehreſten Oolithen behauptet es Hr. Schmidt. (1) 
Die Er dſchwaͤmme oder die Piltzen ſind ebenfalls nur ein Tropfſtein. Und hieher 
gehoͤret auch dasjenige, was uns Scheuchzer (m) von dem Eindrucke der Finger der 
heiligen Märtyrer Felix und Regula erzehlet. Wenn die Meynung des Poͤbels ges 
gruͤndet waͤre, ſo wuͤrde man nahe bey dem Flecken auf der Burg im Canton Chlaris 
in einem Felſen eingedruckte Merkmale von Fingern erblicken, aber Scheuchzer ſand, 
daß es nur Spiele der Natur waͤren, die ſich in einem Tropfſteine finden. Inzwiſchen 
hat doch dieſe Mannichfaltigkeit der Tropfſteine denen Gelehrten Gelegenheit gegeben, 

fie auf verſchiedene Art einzutheilen, davon wir wenigſtens die vorzuͤglichſten auszeich⸗ 
nen wollen. Die Gelehrten haben ſich dabey verſchiedener Wege bedienet, und bald 
auf die aͤußere, bald auf die innere Beſchaffenheit der Tropfſteine geſehen. 

Herr Woltersdorf (n) nimmt zwey Gattungen an: 1) undurchſichtigen vielge⸗ 
ſpaltigen Tropfſtein, Opacum polymorphum, dieſen nennet er gemeinen Tropfſtein, 
2) durchſichtigen, pyramidallſchen, vieleckigten, Stalactitem cryſtallinum, dieſen nen⸗ 
net er eryftaflinifchen Tropfſtein. . 9 


Herr Wallerius (o) ſiehet auf die aͤußere Farbe, und auf die innern Beftands 


theile zugleich, und macht daraus vier Gattungen, 1) grau Kalkartiger Tropfſtein, 
Stalactites griſeus calcarius, 2) ſchwarzer Felsartiger Tropfſtein, Stalactites niger ſaxoſus, 
3) weiſer Salzartiger Trofſtein, Stalactites albus ſalinus, 4) rother Ocherartiger Tropf⸗ 
ſtein, Stalactites ruber ochraceus. In einer Anmerkung merket er an, daß man den 
Tropfſtein in Anſehung feiner Figur und Zuſammenſetzung finde: 1) Kegelfoͤrmig, Sta- 
lactites conicus, 2) roͤhrigt, Stalactites fiſtuloſus, 3) blaͤttericht, Stalactis foliaceus, 
4) dichte, Stalactites ſolidus, 5) figurirt, Stalactites figuratus.- 

Herr Bertrand (p) bringt ſeine Tropfſteine in drey Klaſſen. In der erſten 
ſtehen, 1) Stalactitae grilei calcarei, 2) nigri faxofi, 3) albi cryſtallini, 4) rubri 
ochracei, ferruginofi, 5) Lac lunge, 6) Agaricus mineralis et ſtenomarcha Agricolae, 
7) Fungus et Agaricus mineralis petraeus Imperati, 8) Medulla Kentmanni, 9) Litho- 
marga Scheuchzeri. In der andern ſtehen, 1) Stalactitae tubulati fiſtuloſi, columnares 


a. et 
(k) Baumer Naturgeſchichte des Mineral, Th. 3. S. 156, Naturhiſtorie des Schwelzerlan⸗ 
reichs Th. 1. ©. 192. des. Th. 3. O. 10. 2 
(J) Abhandlung von den Golithen. In (n) Mineralſyſtem S. 20. 
den mineral. Beluſt. 5. B. S. 128. H. 21. (o) Mineralogie S. 419. 420. 


(m) Naturgeſchichte des Schweizerlandes. (p Diction. des foſſiles. T. 2. S. 199. 200. 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 83 


et firiaeformes, foliacei atque folidi, 2) Stalagmitae globofi, mammillares, boiri- 
tae, tuberoſi, verrucoſi, cylindroidei, coralloidei f. ramoſi figurati. In der dritten 
ſtehen: Stalactitae eruſtacei, placentas imitantes, Oolithae, Ammitae, Piſolithi, con- 
fetti de Tivoli. ee 5 
Beym Herrn Ritter von Linne (q) muͤſſen wir auf zwey Ausgaben feines Natur- 
ſyſtems ſehen. In der aͤltern hat er folgende Tropfſteinarten: 1) Stalactites cretaceus - 
incruflans, 2) Stalactites marmoreus tunicato cruſtaceus apice natroſus, 3) Stalactites 
marmoreus ramofus, 4) Stalactites marmoreus ſolidus, 5) Stalactites ſpatoſus ſolidus, 
6) Stalactites quarzoſus granulatus. In der neuern Ausgabe hat er folgende Gat. 
tungen. ) Stalactites vegetabilia incruſtans, 2) Stalactites cretaceus tunicato crufta- 
ceus apice perforato natroſo, 3) Stalactites marmoreus ſolidus, 4) Stalactites marmo- 
reus ramuloſus, 5) Stalactites gypſeus ſolidus, 6) Stalictites gypſeo ſpatoſus ſolidus, 2) 
Stalactites marmoreo ſpatoſus ſolidus, 8) Stalactites Ririaceus fibris transverſis, 9) 
Stalactites quarzofus granulatus, 10) Stalactites pyriticoſus polymorphus, 15) Staladi- 
tes caluminari-plumbeus griſeus poroſus nodulofus, 12) Stalactites ſpatoſus rufe ſcens. 
Scheuchzer (r) fuͤhret die Tropffteine an, die er in der Schweitz fand. Es 
find folgende: ) Stalactita mellei coloris ſemidiaphanus, gelber halbdurchſichtiger 
Trofſtein, 2) Stalactita radicis formam referens, Wurzelfoͤrmiger Tropfſtein, 3) Sta- 
lactita nivei candoris in Lac Lunae commutari coeptus, Schneeweiſer Tropfſtein, 
4) Stalactita albidus ad bafın, quae latiuscula eft, verrucofus et aſper, weißlicher rau⸗ 
her Tropfſtein, 5) Stalactita calcarius, kalkigter Tropfſtein, 6) Stalactitae tenues teneri 
diaphani candidi et ſubflavi, kleine dünne zarte weiſe oder gelblichte Bergtropfſteine, 
7) Stalactites nivei coloris inaequalis, Schneeweiſer unfoͤrmiger Tropfſtein, 8) Stalacti- 
tes alius ad melleum colorem accedens, Tropfſtein, fo faſt Honigfarbig, 9) Stalacti- 
ta nivei candoris, ſuperficie crifpa, kraußer Schneeweißer Tropfſtein, 10) Stalactites 
porofus candidus laevis, facharum candum album referens, loͤchrichter weiſer leichter 
Tropfſtein dem Kandelzucker faft gleich, 11) Stalactites cylindricus et Niriaeformis albus 
et ſubſlavus, cylindriſcher und Eiszapfenfoͤrmiger, weiſer und gelblichter Tropfſtein, 
12) Stalactitae tenerioris materiae incruſtans Androdamantem feu Selenitem rhomboi- 
dalem, ein zarter Tropfſtein, der den Wuͤrfeleryſtall uͤberziehet. 
0 Herr Scopoli ([) bat ſechs Gattungen angenommen: 1) fpathigen Tropfſtein, 
Stalactites ſpatoſus, 2) Oolithiſchen Tropfſtein, Stalactites Oolithus, 3) leichten Tropf— 
ſtein, Stalactites leviſſimus, der wie Herr Scopoli ſagt, von erweichtem Kalke, an 
dem hangenden und liegenden der ausgemauerten Stollen entſtehet, 4) ausbluͤhenden 
Tropfſtein, Stalactites effloreſcens, 5) Korallenfoͤrmigen Tropfſtein, Stalactites coral- 
loides, 6) Rindenſtein, Stalactites incruſtans. 
Herr Cronſtedt (t) hat folgende Klaſſen und Gattungen: I. Schaligter Tropf⸗ 
fein von feinen Theilen, Stalactites teſtaceus particulis impalpabilibus, 3) runder, teſta- 
3 ceus 
(4) Syſtema naturae 1748. S. 191. 1768. (I) Einleitung in die Kenntniß der Foßilien. 
©. 183. f. f Weise 5 S. 4. f. 
915 . des Schweizerlandes 3. Th. (t) Verſuch einer neuen Mineralogie. S. 21. 
. 156: f. \ x 


84 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


ceus globoſus, a) weiſer, b) grauer, ) Kegelfoͤrmiger hohler, Coniformis perforatus, 
3) von keiner beſtimmten Figur, Figura incerta, 4) aus zuſammenhangenden ausges 
hoͤhlten Kegeln, Coniformis concretis excavatis. II. Dichter Tropfſtein, der im Bruche 
Spathartig iſt, Kegelfoͤrmig und hohl, Stalactites ſolidus coniformis partieulis fpatofis. 
Herr Schmidt (u) theilet die Stalactiten in alte und neue ein. Unter den 
alten verſtehet er ſolche, die muthmaßlich von dem Schlamme des Meeres herkommen, 
welcher bey den Ueberſchwemmungen und Veraͤnderungen unſerer Erdkugel in die Sand⸗ 
baͤnke iſt geworfen worden, die er bedeckt und verhuͤllet hat, und der ſein Alterthum 
dadurch verraͤth, daß man Verſteinerungen in denſelben findet. Wenn aber das Tropfa 
fteine ſeyn ſollen, fo find fie es gewiß in dem aller uneigentlichſten und entfernteſten Ver⸗ 
ſtande. Aber Herr Schmidt mußte fie, um feiner Meynung von den Oolithen eini— 
gen Schein zu geben, erfinden. Unter den neuen Stalactiten verſtehet er diejenigen, 
die ſich in unſern Tagen und vor unſern Augen formiren; von welchen er die Carls⸗ 
bader Piſolithen zum Beyſpiel anfuͤhret. Eine überaus ſeichte Eintheilung. g 
Sill (x) hat dasjenige, was man ſonſt unter die Stalactiten rechnet, unter dem 
Geſchlecht der Spathe in drey Ordnungen gebracht. I. Stalactitical Spar, Stalactites, 
1) White ſtalactite, Stalactites albus, 2) Grey ſtalactite, Stalactites griſeus, 3) Chalky 
ſtalactite, ſtalactites eretaceus, 4) Red ſtalactite, Stalactites ruber. 5) Black ſtalactite, 
Stalactites niger, 6) Foliaceous ſtalactite, Stalactites feuillette, (foliaceus.) II. Stalagmi- 
tic Spar. Stalagmites, 1) Sugar- Plum ſlalagmite, Stalagmites orobias, 2) Grey flalag- 
mite, Pifolithus, 3) Oval ſtalagmite, Orobias Scheuk, 4) Fifh-fpawn ſtalagmite, 
Meconites, 5) Sand ſtalagmite, Ammites, 6) Black ſtalagmite, Cenchrites niger. 
III. Incruſting Spar, Ineruſtatio, 1) Brown ineruſting ſpar, Incruftatio fusca, 2) Grey 
incruſting. Spar, Incruſtatio albida, 3) Ruddy inerufling ſpar, Ineruftatio rubeſcens. 


§. 354. 
Es find verſchiedene Gegenden, die ſich durch ihre Tropfſteine vor andern be 
ruͤhmt gemacht haben. Ich will wenigſtens der vorzuͤglichſten gedenken. 

I. Die Baumannshoͤhle. Dieſe fo merkwuͤrdige, und von verſchiedenen Ger 
lehrten beſchriebene Höhle, (y) liegt auf dem Unterharze in der alten Graf 
ſchaft Reinſtein bey Buͤbeland im Blankenburgiſchen. Man mag in 
dieſer Hoͤhle hinſehen, wohin man nur will, auf der Erden, an der Decke, 
an den Seiten, allenthalben findet man den Tropfſtein. Er macht ſo viele 
abwechſelnde Figuren, daß die Einbildung daraus Pferde mit ihren Rittern, 
Orgeln, Moͤnche, Keßel, und andere dergleichen Dinge gemacht hat. Das 
merkwuͤrdigſte in dieſer Hoͤhle ſind doch noch immer die vielen Knochen und 


Zaͤhne, 

(u) Abhandlung von den Oollthen, in den S. 305. Bocco curieuſe Anmerkungen, Feiler 
mineral. Beluſt. 5. B. S. 121. Topographia Ducat. Brunfuic, S. 30, 31. Deus 
(x) Fofils S. 112. fing de foetu Muflip. S. 157. Leibnitz Proto- 


(y) Behrens Hercynia curiofa Cap. 1. gaea. S. 26. der fie auch in Kupfer abgebildet 
Num. 1. Oldenburg Acta philoſophica Societ. hat. Aeßer Lithotheologle S. 5 33. f. Zuͤckert 
Angl. 1668 S. 647. Kircher Mundus fubter- in der Naturgeſchichte des Unterharzes, und 
raneus T. 2. Sect. 2. Libr. 8. Cap. 5. 6. S. 60. mehrere. 
van der Hardt, Acta eruditor. Lipſ. 1702. 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 85 


"Zähne, die fich in den Tropfſtein eingeſchloſſen, und oft ſo feſt eingefchfoffen: 
finden, daß man ſie nicht ohne Gefahr ſieſ zu verletzen, heraus nehmen kann. 
Ueberhaupt ift der Tropfſtein in dieſer Höhle weiß und hart. 


II. Die Hohlen im Serzogthum Crain. Herr Scopoli (2) hat uns von 


demſelben einige Nachricht ertheilet. Er ſagt, daß alle Hoͤhlen des Herzog⸗ 
thums Crain mit einem ſpathigten Tropfſteine haufig verſehen wären, und daß 
der Tropfſtein darinne verſchiedene Figuren von Statuen, Orgelpfeiffen, Saͤu⸗ 
len, Eiß zapfen, eben fo wie in der Baumannshoͤhle vorſtelle. 


III. Die Sohle bey Gueſtenberg im Stollbergiſchen. Sie iſt ein Riß 


oder Loch in einem großen Kalkberge, welche etliche Klaftern tief iſt. In dere 
ſelben findet ſich der Tropfſtein auch ſehr haͤufig, ob er gleich keine ſolchen ‚Sie 
guren bildet, wie man in der Daumannshoͤhle zu finden pflegt, wie 
Leßer (a) bezeugt. 


IV. Die Schwartzfeldiſcheboͤhle. Sie liegt auch auf dem Unterharz, nicht 


weit vom Schloſſe Schwarzfeld, und beſtehet aus verſchiedenen hohlen 
Behaͤltniſſen, oder verſchiedenen Abtheilungen. In einer jeden derſelben be» 
findet ſich der Tropfſtein haͤufig und unter mancherley Geſtalten, dabey iſt bes 
ſonders die eine Hoͤhle merkwuͤrdig uͤber welcher ein ſehr trockner Kalkſtein 
lieget, und gleichwohl trift man in derſelben den Tropfſtein an (b). 


V. Die Harzburgiſchehoͤhle, (e) welche ebenfalls auf dem Unter harze bey 


dem alten verwuͤſteten Schloſſe Harzburg liegt und den Tropfſtein in guter An« 
zahl und unter verſchiedene Abwechſelungen liefert. 


VI. Die Aöblen im Bapreuthiſchen. Diefe find in dieſen Jahr zweymal, 


einmal nur kurz (4) das anderemal aber meitläuftiger (e) beſchrieben worden. 
Die vorzüͤglichſte unter denſelben iſt die Geilenrötberböble auf dem Ober⸗ 
gebuͤrge in Franken, welche eine Tiefe von go Klaftern in verſchiedenen Ab» 
fagen hat. Der Tropfſtein iſt daſelbſt ſehr haͤufig und in abwechſelnden Fis 
guren zu finden. Man ſiehet hier Pfleiler, die von der Erde bis zur Decke 
der Höhle reichen, an den Wänden hat der Tropfſtein ſehr feine Figuren ges 
bildet, die wie kleine Berge ſehen, anderswo trift man Cascaden von verſchie— 
denen Stufen an, die natürlich genug find. Anderswo iſt der Stalactit viel— 
farbig, bald wie welſer Alabaſter, bald, wie ſchwarzer Marmor, bald von 
einer grauen Farbe. Das allermerkwuͤrdigſte in dieſer Hoͤhle ſind die vielen 
Knochen von allen Theilen der Thiere, welche manchmal fo häufig auf den 
Boden liegen, daß man auf lauter Knochen gehet, manchmal aber auch ſpar⸗ 

2 famer 


(4) Einleitung in die Kenntniß der Foßilien. (4) In meinem Journal für die Liebhaber 


des Steinreichs und der Konchyliologie 1. Band. 


44. 

(a) Lithotheologie S. 5 35. f. 4. St. S 296. 

(b) Ebendaſelbſt. 2 536. Behrens am an⸗ (e) In Herrn M. Egper ausfuͤhrlichen Nach⸗ 
‚geführten Orte S. 3 richt von neu entdeckten Zoolithen. Nuͤrnberg, 


Ce) Zeper am agel e Orte, Behrens 1774. gr. Fol. beſonders S. 1.4. 110. 


J e. S. 6 


61. 


86 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


ſammer gefunden werden. Herr Paſtor Esper zu Geilenreuth, ein wuͤr— 
diger Geiſtlicher, hat in dem unten angefuͤhrten Buche die vorzüglichſten der⸗ 
ſelben beſchrieben „ und die Erben des ſeeligen Herrn Knorr zu Nuͤrnberg, 
haben uns dieſelben in den ſchoͤnſten ausgemahlten Zeichnungen vorgelegt. 
a nfbte. diefe Schrift allen Liebhabern natürlicher Seltenheiten mit Grunde 
empfehlen 


VII. Die Söble zu Aauerbeim, Von dieſer hat uns Baier (F) einige Nach⸗ 


richt hinterlaſſen. Anfaͤnglich wolte man in derſelben Menſchen, Orgeln und 
dergleichen erblicken, allein man fand zwar verſchiedene abwechſelnde Figuren, 
aber keine menſchliche Geſtallt; man fand eine Menge, langer und oben fpißi« 
ger Säulen, die dicht neben einander ſtunden, aber keine Orgel, ob ſie gleich, 
wenn man an dieſelben ſchlug, einen verſchiedenen Laut von ſich gaben, der 
ohne Zweifel daher Rn weil alle dieſe verkehrt ſtehenden Zapfen innwendig 
eine kleine Hoͤhlung hatten. 


VIU. Die Gegend bey Geißingen ohnweit Canſtadt. Herr Guet⸗ 


IX 


tard (g) giebt uns von derſelben folgende Nachricht: Vor und nach dieſen 
Klippen befindet ſich eine Lage von Stalactiten in großen Maßen. Sie 
haben die Geſtallt des Blumenkohls, mit Zweigen und ohne Zweige, oͤfters 
mit Figuren auf einem Haufen beyfammen, fo daß fie Maßen von einer anges 
nehmen Geſtalt ſormiren. Man bemerkt unter dieſen Stalactiten öfters Roͤh⸗ 
ren von verſchiedener Größe. Eine von dieſen Röhren, die aus mehrern con 
centriſchen Schichten beſtand, hatte wenigſtens einen Fuß im Durchſchnitt; 
ſie glich einem hohlen und horizontal liegenden Baumſtock. 
Einige Soͤhlen und Gegenden in Frankreich. Ich folge bey dieſer Be⸗ 
ſchreibung dem Herrn Guettard. (h) Bey Cregi nicht weit von Mesur 
findet man in einer Höhle ineruſtirtes Moos und Kräuter, welche zum Theil der— 
geftalt verbunden find, daß man oft Waſſer antrift, in deren Mitte man viele tau⸗ 
ſend kleine Zweige findet. Man findet auch cylindriſche Saͤulen und andere 
Bildungen daſelbſt. Zu Montmartre bey Paris finden ſich theils blättes 
richte Stalactiten, zwiſchen welchen Figuren liegen, die den Köpfen des Blus 
menkohls, oder den indianiſchen Marronen, oder kleinen Kaſtanien, die noch 
in der Schale ſtecken, oder Franzen oder Brombeeren gleichen; theils Wellen— 
förmige und hoͤckerigte Platten; theils Maßen, die denjenigen Stalactiten aͤhn - 
lich ſind, die man gewoͤhnlich mit dem Blumenkohl vergleicht. Zu St. Ger⸗ 
main bey Lion bilden die Stalactiten große gelbe oder braunroͤthliche Platten, 
andere breiten ſich in Zweige aus. Zu Villecroze ſind Saͤulen von brauner 
Farbe von dem Stalactit gebildet. Zu Barjols ſiehet man feltfame Geſtal⸗ 
ten, welche der Tropfſtein formiret hat, von allen Arten von Fruͤchten, Hüls 
2 0 ſen · 


(f) Oryctographia Norica. S. 20 

(g) Mineralogiſche Anmerkungen über Frankreich und Deutſchland, in den mineralogiſchen Be 
luſtigungen 3. B. S. 128. f. 

(h) Von den Stalactiten, mineral. Beluſt. VI. Band. S. 316. 328. 365. und folg. 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen, 97 


ſenfruͤchten, Thieren u. d. gl. Zu Arcy iſt eine Höhle, welcher man den Nar 

men der Milchkammer gegeben hat, weil eine Menge von Stalactiten in Geſtalt 

der Kuheuter herabhaͤnget, aus deren Enden einige Tropfen Waſſer fließen, 

die mit der Zeit ſolide Koͤrper hervorbringen. Zu Beſanßon finden ſich viele 

Ineruſtationen; der erſte Bodenſatz in der dortigen Hoͤhle gleichet vollkommen 

denen Bretern, und vielleicht waren wuͤrkliche Breter der Grund ihrer Bil⸗ 

dung. Zu Ißy iſt ein Bodenfatz, der die groͤßte Aehnlichkeit mit dem Meer⸗ 

moſe hat. Zu du Val iſt ein Stalactit der den Schwaͤmmen gleicht, und an⸗ 

dere Stuͤcke gleichen dem Gehirn eines vierfüßigen Thieres. Auf den Seren⸗ 

nen formiren einige Stalactiten Kegel, andere gleichen den Blumen oder den 
Blumenkohl. * 5 g Ä | 

X. Die Sohle bey Schlains im noͤrdlichen Schottland; im erſten 

Stuͤck des Naturforſchers S. 255. f. Ehedem hatte dieſe Hoͤhle viel mehr 

Seltenheiten, als fie jetzo hat, da man aus dieſen Steinen Kalk brenner. 

S Die Tropfdecke, fo heißt eine dieſer Höhlen, hat in der That etwas fürd)s 

terliches. Man muß durch einen rauhen und gefaͤhrlichen Abſturz zum Ein⸗ 

gang der Höhle ſteigen. Die erſtaunende Höhe des Felſen macht eine große 

Fiainſterniß. Die unermeßliche Höhe oder die Decke wird mit Stalactitenpfei⸗ 

1 lern geſtuͤtt. Wenn dieſe Säulen den Boden noch nicht erreicht haben, fo 

ſiehet es uͤberaus fuͤrchterlich, denn ſie haͤngen von der Decke herab eben ſo, 

als wenn ſie herunter ftürzen wolten. Die vollkommenſten unter dieſen Säulen 

haben Riſſe und Loͤcher, als ob ſie durch eine corroſine Subſtanz ausgehoͤhlet 

wären. Die Congelationen nehmen die Geſtallt von Röhren oder Orgelpfeif— 

fen an, und wenn ſie vereiniget ſind, geben ſie den Pfeilern das Anſehen, als 

wären fie ausgehoͤhlet oder gefurchet. Auf der vierten Kupfertafel im NWatur⸗ 

forſcher iſt ein Theil dieſer Höhle abgebildet. 


357 
Ich uͤbergehe mehrere merkwuͤrdige Gegenden und Hoͤhlen, die ich anführen koͤnn⸗ 
te, und begnuͤge mich, an dieſen Beyſpielen gezeigt zu haben, theils wie haͤufig ſich der 
Tropfſtein findet, theils in welchen verſchiedenen Geſtalten er ſich uns darſtellet. Ich 
habe noch einige Umftände von dem Tropfſteine in Erwegung zu ziehen, um dieſen Ars 
tickel zu beendigen. BT 
Juerſt etwas von dem Verhalten des Sinrers gegen die Erze. Die 
Schriftſteller ſagen einſtimmig, daß man auf dem Sinter bisweilen Bleyglanz und 
Schwefelkies finde, und daß man dieſes beſonders in alten Stellen und Strecken ges 
wahr werde. (1) Herr Lehmann (k) hat von dieſer Sache am ausführlichften ges 
handelt. Er geſtehet zwar, daß der Sinter gar ſelten metalliſch gefunden werde, aber 
er fuͤhret doch einige Beyſpiele davon an. Von Gols iſt ihm kein Beyſpiel bekannt; in 
dem Fuͤrſtl. Kabinet zu Rudolſtadt aber findet ſich ein reichhaltiges Golderz aus Sibe— 
a rien, 
(i) = Vogel practiſches Mineralſyſtem. S. 256. Baumer Naturgeſchichte des Mineralreichs 
8 185 


2. S. 12% 
(k) Von den Metallmuͤttern. S. 242. ff. 


88 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


rien, welches ſchaumicht und Schlackenfoͤrmigt gewachſen, und dabey ſo porös und leicht 
iſt, daß es auf dem Waſſer ſchwimmet. Dieſes kann nichts anders als ein feiner Sin⸗ 
ter ſeyÿn. Vom Silber beſaß Herr Lehmann ſelbſt einen braunen Sinter aus Un⸗ 
garn, welcher über eine halbe Mark Silber hält. Vom Bupfer nimmt es Herr Leh⸗ 
mann als eine bekannte Sache an, und rechnet beſonders hieher diejenige grüne Kupfer⸗ 
miner von Sellerfelde aus dem Gluͤcksrade, welche einem Atlaserze gleicht, und 
an dem man ganz eigentlich bemerkt, daß ein darunter liegender Spath damit uͤberzo⸗ 
gen iſt. Der CTarlsbader Sinter verraͤth durch feine braunrothe Farbe Eiſen, und 
eben dahin rechnet er diejenigen Eiſenerze, welche von ſich ſelbſt wieder an denjenigen 
Orten wachſen, wo ſie etliche Jahre vorher ausgehauen worden, wovon er einige Bey— 
ſpiele aus Schleſien von Amberg, und von Mallwitz anfuͤhret. Vom Zinn iſt 
ihm kein Beyſpiel bekannt, vom Bleyglanz aber weiß er ein einziges Beyſpiel aus 


Henkels Kieshiſtorie. Vom Schwefel haben wir vorher an Herrn Vogel und 4 


Herrn Baumer zwey gültige Zeugen angeführer. N 

Leßer (1) bemerket aus dem Scheuchzer, daß der Tropfſtein endlich 
verwittere. Wenn er namlich in den Hoͤhlen der Erde veraltet, fo verliert er end» 
lich ſeine feſte, ſchwere, Gypsfoͤrmige, aus glatten Spiegeltheilchen beſtehende Geſtalt, 


und wird zu einem lichten weißen dem Lac Lunae aͤhnlichen Weſen. Man kann dieſes 


um ſo viel eher glauben, da wir weit feſtere Steinarten haben als der Tropfſtein iſt, 
welche der Verwitterung unterworfen ſind. 19 

Der Tropfſtein bricht in keinen Lagern und Baͤnken; denn wenn gleich 
deſſen Anhaͤufung eine Uebereinanderſchiebung der aus dem Waſſer herabfallenden 
Erdtheilchen iſt, fo iſt dieſes doch kein Floͤtz, und wenn man es auch in ungeheuren 
Stuͤcken antreffen ſollte. Daher laͤßt fich der Tropfſtein nicht flach ſchiefern, ſondern 
viemehr nieder » und aufwärts zerſetzen, und zeigt im Anbruche oft ein ſolches Gewebe, 
als wenn deſſen Wachsthum ſeitwarts durch Aneinanderſetzung zarter Faͤſerchen geſche— 
hen wäre. (m) Wenn aber auch gleich der Tropfſtein in keinen Sagen und Baͤnken 
bricht, fo wird er doch bey Floͤtzgebuͤrgen gar haufig gefunden. (n) Man wird ſich 
darüber nicht wundern, wenn man weiß, daß der Tropfitein von einer Kalk- oder 
Gypsartigen Natur iſt, und daß ſich in den groͤßten Floͤtzen Riſſe finden, dadurch das 
Waſſer dringen, und ſolchergeſtalt einen Tropfſtein erzeugen kann. ($. 351.) 5 

Herr von Bomare (o) wiederholt eine Erfahrung des Herrn Abt von Sau⸗ 
vage, die wir nicht übergehen dürfen. Dieſer Herr hat angemerkt, daß die Tropf- 


feine an ihrer ganzen Oberflaͤche zu allen Zeiten trocken wären, die Spitze 


ausgenommen, woran der Tropfen haͤngt. Herr von Bomare hat dieſen Um⸗ 
ſtand gleichfalls in verſchiedenen mit Tropfſteine angefüllten Hoͤhlen in England, 
Irrland, Corſica und auf den Pyrenaͤiſchen Gebuͤrgen wahr genommen. 
Aber ſagt er, ſie waren durch periodiſch flieſende Waſſer formirt worden, und man hat 
Alrſache 
(J) eithotheologie. S. 533. | ) 
(m) Baumer am angeführten Orte und Senkel in der Kieshiſtorie. S. 364. 
(n) Siehe Lehmann Abhandl. von Floͤtzgebuͤrgen. S. 228. 
(o] Mineralogie 1. Th. S. 168. f. Dictionnaire de I’ Hiſt. Nat. Tom 1 J. S. 55. 


| 


Die zweyte Klaſſe von den Kakfartigen Steinen. 89 


Urſache zu vermuthen, daß dieſe Waſſer geſchickter als die andern find, die Geſtallt 
und Beſchaffenheit der Tropfſteine zu verändern, indem fie zu unterſchiedenen Zeiten 
unterſchiedene Steinſafte herbeyfuͤhren koͤnnen. Wenn aber auch gleich dieſe Erfahrung 
allgemein wäre, da ſie es doch nicht iſt, fo iſt doch zuverlaͤßig, daß fie nur auf diejeni⸗ 
gen Tropfſteine paſſe, die die Geſtalt eines Eiszapfens haben. Verſchiedene Gelehrte, 
die ich vorher angefuͤhret habe, haben angemerkt, das dieſe Zapfen inwendig ein 
kleines Loch haͤtten, und ich habe davon ſelbſt Beyſpiele in meiner kleinen Sammlung. 
Es iſt alſo zu vermuthen, daß das Waſſer durch dieſes kleines Loch, wie durch einen 
Canal hindurch gehet, und wenn das iſt, ſo iſt auch die Urſache vorhanden, warum 
der ganze Zapfen bis auf ſeine Endſpitze trocken iſt. Wenn bey andern Zapfen dieſe 
Oefnung fehlet, ſo hat fie das Waſſer nach und nach verſtopft, und es mußte dann 
eine andere Spalte in dem Felſen ſuchen, wenn es ſeine Arbeit fortſetzen wollte. 

Herr Baier (p) hat lange geſchwankt, ehe er den Ort finden konnte, wohin er 
den Tropfſtein, er redet aber nur von den Tropfſtein Zapfen, legen konnte. Endlich 
fand er den ſchicklichſten Ort für ihn unter den Naturſpielen die eine coniſche Geſtallt 
haben, und legte ihn neben die Belemniten. Damals kannte man die Belem— 
niten noch nicht genau genug, und Verſchiedene hielte fie gar für eine Art von Tropf. 
ſteinen. Es ſind aber Schalthiere, das iſt nun bis auf wenige Stimmen ausgemacht. 


Man kann übrigens denen Tropfſteinen unter den Naturſpielen einen Platz anweiſen, 


eigentlich aber gehoͤren ſie unter die Kalkartigen oder Gypsartigen Steine, nachdem 
ihr Weſen zu dieſem oder jenem gehoͤret. Die incruſtirten Moſe habe ich den Kraͤu⸗ 
tern zugeſellet, aber freylich nur als einen Anhang, denn Verſteinerungen ſind es nicht. 
Ich habe noch die vorzuͤglichſten Gerter anzuzeigen, wo ſich Tropfſteine fine 
den. Es ſind folgende: Adelburg, Aicha, Anticoli bey Rom, Aroy, Barjols, Can⸗ 
ton Baſel, Baumanshoͤhle, Bayreuth, Beltzenſtein, Canton Bern, Beſanßon, 
Ber im Canton Bern, Bologna, im Braunſchweigiſchen, Brin, Brudersbalm, Bru— 
neck, Burg im Canton Glaris, Höhle la Cafa Guttiere, Cahors, Cellerfeld, Claus 
ſen, Clausthal, Corſica, Crain, Eregi, Berg Despin, England, im Erfurthiſchen, 
im Erzgebuͤrge, bey Fontaine, Foretz in Frankreich, bey Gailenreuth, Geißingen, St. 
Georg im Canton Bern, St. Germain, Givors, Glaris, Grotta Scura bey Rom, 
Harzburgiſche Hoͤhle, Hohenſax, Janowitz, Jena, Illſchwantz, Joachimsthal, Jour 
im Canton Bern, Irrland, Ißy, Italien, Kauerheim, Kauffungen, Kuͤtzelloch, 
Lättenberg, Loobach im Cant. Bern, Loretto, Mähren, Mannsfeld, Moͤnchenſtein, 
Monthmand im Cant. Bern, Montmarton, Neuburg, Meufchatel, Oberpfalz, Drs 
leans, Panormo, Piceno, Puͤndten, Pyrenaͤiſche Gebuͤrge, Queſtenberg, Rheinthal, 
Rohrbach im Canton Bern, Rorbas, Rom, Rouen, Rougemont im Cant. Bern, 
Saißersdorf, Sargans, Schemnitz, Schleſien, Schuͤrndorf, Schwarzfeldiſche Hoͤhle, 
Schweitzt, St. Servlo, in den Serennen, Sicilien, im Stollbergiſchen, Sultzbach, 
Tiroli, Touron, Untermannshof, Vaiteaux im Cant. Bern, Du Val, im Venetia« 
i nifchen, 
(p) Oryctographia Norica. S. 19. 


2. Th. DWA M 


90 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


niſchen, bey Velle croze, Wallis, Wyßenburg im Cant. Bern, Zellerfeld, und Zuͤrch. | 


Siehe Bruͤckmann Magnalia Dei. P. 1. S. 106. 115. 151. 250. P. a. S. 748. Baier 
Oryctographia Nor. S. 20. MNineralogiſche Beluſtigungen 2. B. S. 226. 236, 
238. 239. 242. 243. 246. 248. 426. 429. 432. 3. B. S. 128. 6. B. ©. 316. 328. 
365. f. f. Scheuchzer Naturhiſtorie des Schweizerl. Th. 3. S. 155. 156. 157. 158. 
Bomare Mineralogie 1. Theil. S. 168. f. Leßer Lithotheologie S. §33. §. 317. 
Baumer Naturgeſchichte des Mineralreichs. Th. 2. S. 124. f. Scopoli Einleitung 
in die Kenntniß der Foßilien S. 4. Nayßler neueſte Reifen 1. Th. S. 1363. Schuͤt⸗ 
te Ory ctographia Ienenfis S. 98. ed. nov. S. 67. ed. vet. Volkmann Sileha ſub- 
terranea P. 1. S. 72. Lieberoth von dem Wachſen der Steine, im Hamburg, Magaz. 


5. B. S. 419. Esper von den Zoolithen S. 9. 4 
LXVL Der Kalkſpath und deffen 
Druſen. 4 


| $. 356. 
Ebe ich von dem Kalkſpath und deſſen Druſen reden kann, muß ich erſt einige 
Anmerkungen vom Spathe uͤberhaupt beybringen. In einem Syſtem, wo 
man das eigene Weſen der Koͤrper zum Gegenſtande erwehlet, iſt es ſehr ſchwer dem 


Spathe einen Ort anzuweiſen, der ſich auf alle ſeine Gattungen ſchickt; denn wir haben 


eine Gattung die ſich bey allen Verſuchen wie ein Kalkſtein verhält, eine andere Gats 
tung hat die Natur des Gypſes, und noch eine andere, der fuͤr ſich im Feuer nicht 
flieſet, aber mit andern Koͤrpern vereiniget, leicht fluͤßig wird; die erſte Gattung nennet 
man Kalkſpath, die andere Gypsſpath, und die dritte Flußſpath. Selbſt dann 
wenn wir nur nach äußern Kennzeichen urtheilen, iſt der Spath fehr verſchieden. Man 
findet Spath von einer unbeſtimmten Figur, andere Spathe aber, die man Spath⸗ 
druſen neunet, haben eine beſtimmte Figur, die man in eine eckigte und in eine blaͤt⸗ 
terichte eintheilet. Die eckigten haben mit dem Kryſtall und mit den Quarzdruſen 
ſehr vieles gemein, naͤmlich dieſes, daß ſie eine beſtimmte Anzahl von Ecken und Sei⸗ 
tenflächen haben, die aber doch, ſonderlich bey den Gypsdruſen, vielmehr Unregel⸗ 
maͤßigkeit haben, als man ſonſt an den Druſen zu finden gewohnt iſtz, und mehren⸗ 
theils ſpitzig zu laufen; aber darinne unterſcheiden ſie ſich von jenen, daß ihr Bau nicht 
ſo fein und ſo regelmaͤßig iſt wie bey dem Kryſtall, und bey den Quarzdruſen, daß ſie 
auch weder die Härte, noch die Durchſichtigkeit haben, die jenen zukoͤmmt. Die blaͤs⸗ 
terichten Spathe ſind wieder von einer zwofachen Gattung. Bey einigen 
ſind die Blaͤtter von einer gleichen Lage, dergeſtalt, daß ein Blatt uͤber dem andern 
liegt. Bey andern ſind die Blaͤtter von einer ungleichen Lage, dergeſtalt, daß man⸗ 


che in die Hoͤhe gerichtet ſind, andere eine ſchiefe, und noch andre eine andre Richtung 


haben. So gar die Farbe der Spathe iſt ſehr verſchieden, denn einiger Spath iſt 
roth, anderer ſchwarz, anderer weiß, anderer gelb, anderer grün. Man findet auch 
Spath mit dendritiſchen Zeichnungen. (J) Alles dieſes beweiſet, wie ſchwer 
ö N 1 / es 

(4) Siehe Walch Naturgeſchichte der Verſteinerungen. Th. 1. S. 125. 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 91 


es fen, dem Spath überhaupt einen fixen Ort anzuweiſen, und ich glaube, es ſey am 
ſchicklichſten, man weiſet einer jeden Gattung vom Spath den Ort an, der ihr nach 
ſeinen Beſtandtheilen gehoͤret. 5 8 

Der Spath entſtehet aus einem mit zarter Kalk⸗Gyps⸗ oder Thonerde congelir⸗ 
ten Waſſer, wozu ein gewiſſes kryſtalliniſches Weſen koͤmmt, welches dem Spathe den 
Glanz ertheilet, den er hat. Denn daran erkennet man den Spath, daß er in feinem 
Bruche Glanz hat, und gleichwohl undurchſichtig iſt. Ich habe vorher geſagt, daß 

der Spath aus Kalk oder Gypstheilchen beſtehe. Iſt der erſte Fall, fo nennet man 
den Spath, Ralkſpath, und wenn er Druſenartig gewachſen iſt, Ralkſpathdru⸗ 
ſen. Iſt der andere Fall, ſo fuͤhret er den Namen des Gypsſpathes, und wenn 
er Druſenartig gebildet iſt, Gypsſpathdruſen. Hierzu koͤmmt noch der Flußſpath, 
der, weil er für fich im Feuer nicht fließet, aus zarten thonichten Theilchen beſtehen 
muß, die mit einem kryſtalliſchen Weſen vereiniget find. Der Zeolith (1. B. $. 291. 
S. 382.) hat in ſeiner aͤußern Geſtalt mit den Spathen eine wahre Aehnlichkeit, aber 
man hat dieſe Steinart noch nicht hinlaͤnglich genug unterſucht, daß man ihm den 
ſicherſten Ort anweiſen koͤnnte, der ihm gehoͤret. Ich habe ihn unterdeſſen unter die 
Kieſel geſetzt, weil er ſich nach dem Ausſpruche verſchiedener großen Mineralogen im 
Feuer faſt eben fo, wie ein Kieſel verhaͤlt. Oft ſetzen ſich an den Spath wahre Quarz 
druſen an. Ich erinnere dieſes deswegen, theils zu beweiſen, daß bey dem Spathe ein 
gewiſſes kryſtalliniſches Fluidum ſey, theils aber auch verſchiedene ungeuͤbte Leſer zu 
warnen, dieſe Druſen nicht etwa unter die Spathe zu zählen. Man kann übrigens 
die Spathe von den Quarzen gar leicht unterſcheiden; namlich f 
1) In Anſehung ihres Urſprungs, da der Quarz aus einem reinen Waſſer 
entſtehet, das ſich in den Höhlen eines Steines, oder eines andern Körpers 
ſammlet, dazu dann ein kryſtalliniſches Weſen koͤmmt, der Spath aber außer 
dem Waſſer und dem kryſtalliniſchen Weſen, noch Kalk oder Gypstheilchen 
mit ſich verbunden hat. 
2) In Anſehung ihrer aͤußern Beſchaffenlheit, da der Bau der Quarze 
viel feiner und regelmäßiger iſt, als der Spathe; die Quarze viel haͤrter ſind, 
als die Spathe; auch die Quarze eine völlige Durchſichtigkeit haben, wel 
ches man bey den Spathen nicht findet, auch darum, weil ſie aus fremden 
ererdigten Theilen beſtehen, von ihnen in keiner Ruͤckſicht erwarten kann. 

In den Schwulen, unter welchen die Illmenauer bekannt ſind, findet man, 
wenn man ſie zerſtufet, bald Fiſche, oder andere Koͤrper, bald aber auch nur einen 
bloßen Spath. Es iſt zu vermuthen, daß derſelbe fein Daſeyn einem fremden Koͤr⸗ 
per zuzuſchreiben habe. (r) 8 

Volkmann () zaͤhlet den Spath zu den Marmorn, aber ohne Grund. Und 
wenn er auch nicht von dem Slußſpathe redete, wie es doch ſcheinet, fo kann der Spath 
der aus Kalktheilchen beſtehet, darum noch kein Marmor heißen, weil der Marmor 
auch Kalktheile hat. Ohne Zweifel hat ihn dieſes zu dem Irthum verleitet, weil 
5 M 2 der 

Cr) Siehe Walch am angeführten Orte. Th. 3. S. 75. 
() Sileſia fubterranea Cap. 2. S. 36. 


92 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 
der Spath und vorzuͤglich der Flußſpath, Marmor inetallicum genennet wird. Als 


lein er hat dieſen Namen darum, weil die Bergleute behaupten, daß er auf Erz weiſe, 


daher ſie ihn auch die Erzblume zu nennen pflegen. 
In den neuern Zeiten redet man auch von Spathfluͤſſen, man verſtehet aber 

darunter die gefärbten Slußſpathe, welche, weil fie eben die Farbe mancher Edelſteine 

haben, zu den unaͤchten Edelſteinen gezaͤhlet werden. ; 


F. 357. 

Ich komme nun auf den Kaltjparb ; die eigentliche Ableitung des Wortes 
Spath weiß ich nicht. Der Kalkſpath aber führer dieſen Namen, weil es ein 
Spath iſt, der aus Kalkartigen Theilchen beſtehet. Eben das ſagen die lateiniſchen 
Namen, Spat hum alcalinum, und Spathum calcareum. Die Franzoſen nennen ihn 
Spath ou Spar, und die Holländer Spath. Diefer Kalkſpath iſt unter den Spath⸗ 
arten derjenige, deſſen vorzuͤgliche Theile Kalktheile find, der alſo mit den 
Saͤuern braußet und durch das Feuer auch in einen Kalk zerfaͤllt. Man darf ihn we⸗ 
der mit dem Gypsſpath noch mit dem Flußſpath verwechſeln, von denen ſich der 
Kalkſpath dadurch hinlaͤnglich unterſcheidet, daß er mit den Saͤuren braußet, und da⸗ 
her alle Kennzeichen eines wahren Kalkſteines an ſich hat. Er hat aber auch viel eige⸗ 
nes, welches man an den Kalkſteinen vergeblich ſucht. Wir wollen daher einige Ge⸗ 
lehrte auftreten laſſen, und die Gedanken auszeichnen, die ſie uͤber den Kalkſpath hegen. 
Herr von Bomare (t) ſagt von ihm, daß feine Theilchen, woraus er beſtehet, mei⸗ 
ſtentheils Pyramidenfoͤrmig, und laͤngliche Parallelopipeden wären, deren Seitenfläs 
chen eben und glaͤnzend ſind. Die Farbe derſelben iſt weiß, und ſie brechen in Stuͤcken, 
welche ihre Form und eben dieſelbe Figur bis auf die kleinſten Stuͤcke ihrer Brüche auf 
das genaueſte behalten. Insgemein theilen ſie ſich in rhomboidaliſche Bruchſtuͤcken, 
kind aber an Haͤrte und eigner Schwere unterſchieden, ſpritzen im Feuer und laſſen ſich 
alsdann mit den Fingern zu Staub zerreiben. Dieſes Pulver ziehet keine Feuchtigkeit 
aus der Luft an ſich, und erhitzt ſich nicht fo geſchwind und ſtark, wie der wahre Kalk— 
ſtein. Die Spathe loͤſen ſich im Waſſer nicht auf, brauſen aber fehr ſtark mit den 
Säuren auf, welche Eigenſchaft fie bisweilen fo gar nach dem Brennen behalten. Ue⸗ 
brigens verhalten fie ſich wie der Kalkſtein. Sie neh men, wenigſtens die haͤrteſten un. 
ter ihnen, und das find die mehreſten, eine Politur an. Ob ſie ſchon haͤrter find, als 
Gyps, ſo kann man ihnen doch mit dem Meiſel keine Figur geben, weil ſie zu ſehr 
ſplittern. Herr Pott (u) ſagt folgendes: Der Kalkſpath, oder auch alkaliſcher 
Spath, den man auch Marmor metallicum nennet, gehoͤret allerdings unter die Kalfs 
ſteine, da er offenbar mit acidis efferveſcirt, doch ſoll ſich bisweilen welcher finden, der 
nicht eher efferveſciret, als bis fein ſuperficielles Gluten durch eine Calcination vertries 
ben iſt. Ich kann alſo mit Bromeln nicht harmoniren, wenn er angiebt, daß ſich zu 
Bradfors welcher finde, aus dem der feinſte Gyps werde. Und Linnaͤus giebt 
ihn fuͤr eine ſelenitiſche Subſtanz aus, die mit Oleo vitrioli efferveſcire und zu Gyps 
werde. Herr Bruͤckmann hingegen, haͤlt ihn fuͤr eine Mittelart zwiſchen Kalk und 

j Kieſel⸗ 
(t) Mineralogie. 1. Theil, S. 158. 4 
(u) Erſte Fortſetzung der Lithogeognoſie. S. 65. 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinem 99 


Kieſelſteinen, und behauptet, daß er ſich nicht wohl zu Kalk brennen laſſe; Henkel 
glaubt, er habe mehr merkurialiſche Theile, da der Quarz mehr Glasartige hat.“ 
Wenn Bromell und Linne von dem Spathe behaupten, daß er zu Gyps werde, ſo 
reden ſie nicht von unſerm Kalkſpathe, ſondern ſie meynen den Gypsſpath. Es iſt 
ubrigens gewiß, daß aus dem Kalkſpath kein fo guter Kalk wird, wie aus dem Kalk⸗ 
ſteine; aber das thut, deucht mir, nur dar, daß er Theilchen in ſich habe, welche die 
Natur des Kalkes ſchwaͤchen, und vielleicht ſind das die kryſtalliſchen Theile. Zwar will 
der Herr von Juſti (x) den Unterſchied unter Kalk und Gyps aufgehoben 
wiſſen, allein ich ſehe nicht ein, aus welchem hinlaͤnglichen Grunde. Denn zwo Sub» 
ſtanzen, welche in verſchiedenem Betrachte zwo ganz entgegengeſetzte Wuͤrkungen her 
vorbringen, dergleichen das Aufbraußen und der Mangel deſſelben iſt, ſind Koͤrper, 
die man trennen muß, und das haben auch die mehreſten Schriftſteller gethan. Nach 
dieſen Anmerkungen muß man die Meynung des Herrn Pott aͤndern, von welcher Herr 
D. Gerhard (y) juſt das Gegentheil angenommen hat. Dasjenige, was er Spath 
nennet, iſt eigentlich der Gypsſpath, unſer Kalkſpath aber kommt bey ihm unter den 
Waſſerſteinen vor, unter welchen er einen alcaliſchen Kalkartigen Stein ver⸗ 
ſtehet, welcher aus Blaͤttern zuſammen geſetzt iſt. Und das iſt von dem 
Spathe wahr, welcher, wenn er auch noch ſo dicht ſcheinen ſollte, doch fein blaͤtterig— 
tes Gefuͤge nicht verbergen kann, wenn man ihn mit einen Hammer zerſchlaͤgt. Herr 
Rath Baumer (2) ergaͤnzet durch ſeine Nachrichten meine Erzählung vom Kalkſpa— 
the. Er hat eine Salzartige (kryſtalliniſche, blaͤtterichte, koͤrnigte) Geſtalt, ſagt er, 
und man trift die Figuren der Kryſtallen in dem Kalkgeſchlechte mehr unterſchieden, als 
in andern an. Der Kalkſpath und deſſen Druſen widerſtehen auch der Verwitterung 
und dem Brennen laͤnger, als andere Kalkſteine. Der mit ſpiegelnden Blaͤttern wird 
Spiegelſpath genennet. Der Kalkſpath iſt uͤberhaupt ſchwer, braußet mit den Saͤu— 
ren ſtark auf, und iſt von verſchiedener Durchſichtigkeit und Farbe. Alle Arten des 
Kalkſpaths, fie mögen gefärbt feyn, oder nicht, phosphoresciren durch die Hitze. Nach 
den Verſuchen des Herrn Linnaͤi, ſoll auch dieſer Stein, wenn man ihn fein pülvert, 
und mit Waſſer vermiſcht, mit der Zeit und bey ſtiller Ruhe, zu Steinartigen Kryſtal— 
len zuſammen wachſen. Da ſich der Kalkſpath fo gar gern kryſtalliſirt, fo glaubt 
Herr Baumer, daß die Art der Kryſtalliſirung bereits in der Natur der Erde zu lies 
gen ſcheine, die durch genaue Verbindung der Theile, einiges dazu kommendes Salz, 
und zuweilen durch äußere Umſtaͤnde z. E. Höhlen und Kluͤfte, eine nähere Beſtim— 

RER te 8 38898. f 
Daß der Spath aus Waſſer welches mit fremden Theilchen vermiſcht iſt, 
durch eine Congelation entſtehe, und daß er folglich unter die Congelations⸗ 
ſteine gehöre, das habe ich ſchon vorhin angemerket (S. 356.). Wenn nun die Theil— 
chen, daraus ein Spath entſtehet, Kalktheilchen find, fo wird daraus ein Ralkſpath. 
M3 6 Diefe 

(1) Grundriß des geſammten Mineralreichs. S. 217 $. 410 


() Beytraͤge zur Chymie und Geſchichte des Mineralreichs. 1. Th. S. 211. 266. 
(2) Naturgeſchichte des Mineralreichs. Th. 1. S. 194. f. Th 2. S. 129. 


94 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


Dieſe Grunderde kann man ſich nun freylich unter mancherley Vermiſchungen gedenken, 
davon nachher die mehrere oder wenigere Durchſichtigkeit, die hellere oder dunklere 
Farbe, ja die Verſchiedenheit der Farbe ihren Urſrung haben. Denn manchmal iſt 
der Kalkſpath fo weiß, und fo rein, als man ſich nur eine Farbe gedenken kann, manch⸗ 
mal iſt er ſchmutziger und oft gelb. Die Kalktheilchen, daraus der Kalkſpach ent⸗ 
ſtehet, muͤſſen allemal fein ſeyn, aber es giebt auch in der Feinheit Stufen, und daher 
koͤmmt es, daß mancher Spath feſt, ein anderer aber muͤrber iſt. Doch hiezu kann 
auch die Congelationsart, und der Ort, wo der Spath entſtehet, das ihre beytragen. 
Ich halte ſelbſt dafuͤr, was der Herr von Linne (a) behauptet, daß der Kalkſpath 
in den Hoͤhlen und Ritzen der Berge durch das Waſſer entſtehe, daß aber die Luft 
ebenfalls etwas dazu beytrage. Hier fuͤhret Herr Kaͤhler zwo Erfahrungen an, 
die ich wiederholen muß. Der Herr Ritter fand einen Runſtein bey Summerum, 
der aus Glimmer und Spath beſtand, und wo der Spath in den Buchſtaben nach 
gewachſen iſt, und ſelbige hoͤckericht und unleſerlich gemacht hat. Von den Wuͤrkun⸗ 
gen der Luft in die Steine beruft ſich Herr Kaͤhler darauf, daß diejenigen Steine, 
welche an freyer Luft liegen, allemal haͤrter und feſter ſind, als andere, daher auch die 
gothlaͤndiſchen Kalkbrenner, den auf der Oberfläche liegenden Kalkſtein, welchen fie 
Dagſten nennen, zu ihrer Kalkbrennerey nicht gebrauchen, ſondern mit vieler Muͤhe 
andere aus der Teufe graben. Bey manchen Steinarten zeiget ſich zwar eine ganz 
andere Wuͤrkung, indem manche in der Luft verwittern, aber es iſt doch bey den meh⸗ 
reſten Steinarten richtig. Man hat inzwiſchen angemerkt, daß der Kalkſpath weniger 
Kalk giebt, als der Kalkſtein. Man wird nicht leicht einen Kalkſtein finden, der ganz 
von Schalengehaͤußen frey waͤre, wenn wir auch nicht annehmen wollten, daß der 
Kalkſtein aus zerſtoͤhrten Thieren und ſonderlich Conchilien zuſammen geſetzt ſey ($. 322.). 


Der Kalkſpath hingegen hat, wie wir bald hoͤren werden, nie ein Schalengehaͤuße, oder 


eine andere Verſteinerung in ſich. Man darf daher auch annehmen, daß der Spath 
aus den ſubtilſten Kalktheilchen, die man mit Grunde einen Kalkſtaub nennen koͤnnte, 
entſtehe, da die groͤbſten Theile für den Kalkſtein gehören. Dieſer muß folglich mehr 
Kalk geben, als jener geben kann. Dem widerſprechen nun die chymiſchen Proben 
nicht, die man mit dem Kalkſpath angeſtellet worden ſind. Herr Profeſſor Pott (b) 
hat dabey folgendes erfahren. Er fand daß er in gelindem Feuer gerne zerplatzt und in 
Stücken zerſpringt, wobey er bruͤchig und muͤrbe wird, daß er mit den Fingern zu 
Mehl gerieben werden kann. Der daraus bereitete Kalk braußet mit den Saͤuren 
noch ſtark genug auf. Er Ift oft ſehr ſchwer; wegen feines Farbeweſens macht er mit 
andern Erd- und Salzmiſchungen, dieſelben vielfältig ſchwaͤrzlich, wenn auch gleich der 
Tiegel wohl verſchloſſen iſt. Der Verfaſſer der allgemeinen Begriffe der Chymie (o) 
welche uns der Herr D. Poerner uͤberſetzt in die Hände geliefert hat, ſagt fo gar, daß 
man einige Spathe finde, welche ſich ganz und gar in den Säuren mit einem Auf⸗ 

wallen 


(a) Siehe Zähler von der Erzeugung der Krpſtalle; in den mineralogiſchen Beluſtigungen. 


1. Band, S. 340. 342. 
(b) Erſte Fortſetzung der Lithogeognoſie. S. 65. 
(e) Im dritten Theile. S. 535. 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen, 95 


wallen auflöfen, und mit den Vitriolſaͤuren den Selenit, mit den Salpeter ⸗ und 
Salzſaͤuren aber zerfließende Salze machen, und die ſich durch die Cale ination in 
lebendigen Kalk verwandeln. 


| S8. 359. 

Wenn der Kalk ſpath eine Drußenförmige Geſtallt annimmt, d. i⸗ 
wenn er auf einem Prisma in Cryſtallen oder anders figurirte Geſtallten anſchieſet, fo 
nennet man ein ſolches Gebäude eine Ralkſpathdruße. Herr von Bomare (d) 
der fie Kryſtalliniſche Spathdrußen, Sath cryſtalliſè en grouppes, Drufa ſpa- 
thica, Drufa felenitica, Spathum cryſtalliſatum nennet, merket von ihnen an, daß es 
Spathkryſtallen waͤren, welche unterſchiedene Geſtallten angenommen haͤtten. Wenn 
viele dieſer verſchiedenen Kryſtallen auf einem Grunde beyſammen ſtehen, ſo nennet 
man fie eigentlich Spathdrußen (Groupper de Sparh). Dieſe Kryſtallen haben Ecken, 
welche mehr, oder weniger rechte oder ſpitzige, durchſichtige, vieleckige Winkel machen, 
welchen insgemein die Spitze fehlet; hierdurch ſind ſelbige, ohne auf die dieſer Art 
Steinen beſonders zukommenden Eigenſchaften zu ſehen, von den Quarzkryſtallen leicht 
zu unterſcheiden. Der Herr Borlace (e) hat ſie folgender Geſtalt ſehr genau beſchrie⸗ 
ben. Das was man Spath nennet, iſt nichts anders, als eine Gattung verſchiedener, 
mehr, oder weniger durchſichtiger, oder harter Kryſtallen, nachdem die Materie, die ſie 
bildet, mehr, oder weniger rein iſt. Dieſe Materie iſt vielleicht der Leim, der zur Bil⸗ 
dung aller Steine dienet. Sie iſt anfangs fluͤßig geweſen, wenigſtens hat fie ſich in 
einer fluͤßigen Materie aufgehalten, die endlich, nachdem fie verflogen, den kryſtalli. 
niſchen Theilchen Platz gemacht, ſich unter einander zu vereinigen, da ſie denn eine 
Maße formiren, die bald die Form desjenigen Raumes, den fie zuvor erfuͤllet hat, 
bald ſechseckigter Pyramiden vorſtellet, oder andere Sachen uͤberziehet. Die ſechs⸗ 
eckigte Sigur iſt die Wuͤrkung des Salpetrigten Salzes. Die Groͤße der Kryſtallen 
iſt ſehr ungleich und ihre Farbe veraͤnderlich. Endlich ſo nehmen ſie auch allerley 
Richtungen an, und nachdem die Grundflaͤche entweder ausgehoͤhlet, oder erhaben iſt, 
ſo neigen ſich auch die Spitzen gegen einander, oder divergiren.“ Es iſt kaum zu glau⸗ 
ben, wie mannichfaltig die Figur der Kalkſpathkryſtallen if, Der Herr Ritter von 
Linne, der die ſechseckigte Figur dieſer Drufen ebenfalls von einem ſalpeterigten Salze 
herleitet, theilet fie nach der Anzahl ihrer Ecken in cubic⸗ pyramidal⸗ prisma⸗ 
tiſche⸗ ſechseckigte⸗ rhomboidal und achteckigte Figuren ein. Aber es iſt zus 
verlaͤßig, daß eine jede dieſer Figuren ſich wieder in mancherley Abaͤnderungen zeiget, 
ſo wie auch ihre Lage ſehr verſchieden iſt. Es finden ſich unter denſelben ſolche, welche 
die hoͤchſte Durchſichtigkeit haben, derer nur ein Spath faͤhig ſeyn kann, es giebt aber 
deren mehre, welche entweder truͤbe, oder wohl gar undurchſichtig find. Es koͤmmt frey⸗ 
lich alles auf die Kalktheilchen an, welche das Kryſtalliniſche Fluidum in ſich nahm. 
Wenn man ſie gleich nicht von der Groͤße findet, wie die Cryſtalle, und wie die Quarz⸗ 
drußen, ſo ſteigen ſie doch bisweilen zu einer ganz anſehnlichen Groͤße, doch ſind die 
mehreſten klein, und dieſes dann beſonders, wenn fie in Kalkſteinen eingeſchloſſen lie. 

\ gen, 
(d) Mineralogle 1. Th. S. 162. Transactionen Art. 14. und in dem Hamburgi⸗ 
Le) In der 493. Nummer der philoſopiſchen ſchen Magazin 9. B. S. 654, f. 


1 


86 Die zwegte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


gen, wo man fie gar zu oft findet. Ich ſetze die Anmerkung des Herrn Cronſtedts 
Hinzu (f). Alle Kalkartige Drußen, es find feine eigene Worte, zeigen, wenn ſie 
zerſchlagen werden, in ihren Theilen eine Spath Figur. Ihre Kryſtalliſirung iſt 
dem Raume, der nach der Zuſammenzichung der ſpathigen Beſtandtheile übrig geblie⸗ 
ben, zuzuſchreiben. Dergleichen Räume werden ofne Gaͤnge genennet. Die Fi⸗ 
guren der Kryſtallen ſind in dieſem Geſchlechte weit mehr, als in irgend einem andern 
unterſchieden, ohne daß man hievon eine Urſache anzugeben weiß. In Salzen darf 
man ſie nicht ſuchen, da man niemals die Gegenwart derſelben wird beweißen koͤnnen, 
und in Gegentheile große Anleitung hat, ſich vorzuſtellen, daß mehrere mineraliſche 
Körper zufaͤlliger Weiſe eine eckigte Figur an der Flaͤche haben annehmen muͤſſen. Wir 
werden überhaupt über die Entſtehungsart der Spathkryſtalle ſehr weniges ſagen koͤn⸗ 
nen, da uns der Urſprung der Kryſtalle uͤberhaupt ein Geheimniß iſt. (1. Band, 
9. 151. S. 185.) * im; 


$. 360. j Sata We 
Ich komme nun wieder auf die Nalkſpathe, wo ich beſonders der verſchiedenen 
Eintheilungen gedenke, die man uͤber die Kalkſpathe uͤberhaupt, und uͤber die Kalk⸗ 
ſpathdruſen inſonderheit gemacht hat. Dieſe Beſchaͤftigung wird uns einen Blick in 
die verſchiedenen Gattungen derſelben thun laſſen. a 740 hier 
Herr Woltersdorf (g) der vom Kalkſpath ſagt, daß er mancherley Geſtalt ha⸗ 
be, weiß fen, in rhomboidaliſche durchſichtige Theile zerbreche, weicher als der Flußſpath, 
und härter als der Gypsſpath ſey, theilet denſelben ein: 1) in gemeinen Kalkſpath, Spa- 
thum alealinum vulgare, 2) in durchſichtigen Kalkſpath, Spathum alcalinum pelluei- 
dum, Cryſtallus Islandica, 3) in Pyramidalſpath, Spathum pyramidale, und 4) in 
Spathkryſtalle, Cryſtallus alcalina, man ſollte dieſen Sat hum alcalinum cryſtalli. 
num nennen. ib 8417 
Herr von Bomare (h) und Herr Wallerius (1) theilen die Spathe auf fol⸗ 
gende Art ein: I. Wuͤrfelſpath, Wall. Rhomboidalſpath, Bom. Spathumrhombor 
dale opacum, Spathum teſſulare, Marmor metallicum, Spath rhomboidal. Spath cubi- 
que ou rhomboidal. Dieſen theilet Herr Wallerius nach feinen Farben in weiſen, 
grauen, braunen, gelben, rothen, grünen und ſchwaͤrzlichen ein. II. Schieferſpath, 
Wall. Blaͤtterichter Spath, Wall. und Bom. Spathum lamelloſum molle, Wall 
Spathum lamellare, Wall. Spathum lamellatum, Bom. Spathum fiſſile, Lun. Spa- 
thum Jamellatum, lamellis ſuperne dehiscentibus, Wolrersd. Spath feuillete, Bom. 
III. Koͤrnigter Spath, Spathum particulis difperfis, irregularibus, Wall. Spathum 
arenaceum, Spath grainele, Spath grainel€ ou Spar ſublonneux, Bom. Dieſen theis 
let Wallerius nach feinen Farben in weiſen, grauen und rothen ein. IV. Durchſich⸗ | 
tiger Spath, Spathum pellucidum molle, Androdamas. Siehe den 1. Band, §. 182. | 
S. 220. V. Doppelſtein, Ebend. 5. 183. S. 230. VI. Spathkryſtalle, Wall. Spath⸗ 
druſen, Wall. Kryſtalliniſche Spathdruſen, Bom. Spathum eryſtalliſatum, - Wall. 
Druſa felenitica, Druſa fpathica, Spath en groupes, Spath eryſtalliſè en grouppes, Bom. 
2 1) viel. 

(t) Verſuch einer neuen Minera® S. 19. 20. Ch) Mineralogie 1. B. S. 159. f. 

(0 Mineralſyſtem S. 19. (i) Mineralogie S. 78. f. 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 97 


1) vielſeitige durchſichtige Spathkryſtalle oder Kryſtallſpath, Spathum eryſtalliſatum pellu- 
eidum polygonum, Wall. Spath eryttallife, tranſparent, polygone, Bom. 2) Viereckigte 
Spathkryſtalle, Wall. Wuͤrfelfoͤrmiger Kryſtallſpath, Bom. Spathum cryſtalliſatum 
cubicum, Wall. Spath eryſtalliſè en cubes, Bom. 3) Sechsſeitige Kegelfoͤrmige Spathkry⸗ 
ſtalle, Wall. Sechseckiger Kryſtallſpath, Bom. Spathum eryſtalliſatum hexangulare, 
Wall. Nitrum ſpatoſum, Linn. Spath eryflallife hexagone, Bom. 4) Sechsſeitige pris⸗ 
matiſche Spathkryſtalle oder Kryſtallſpath, Spathum eryftallifatum prismaticum he- 
‚ xangulare, Wall. Nitrum ſpatoſum, Linn. Spath cryſtalliſè en prismes hexagones, 
Bom. 5) Sechsſeitige Kegelfoͤrmige ſtumpfe Spathkryſtalle, Spathum eryſtalliſatum 
prismaticui hexangulare truncatum. Dieſe Gattung hat Bomare nicht. 6) Achtſei. 
tige pyramidaliſche Spathkryſtalle, Wall. Achtſeitiger Pyramidenfoͤrmiger Kryſtall. 
ſpath, Bom. Spathum eryſtalliſatum octaẽdrum, Wall. Fluor feleniticus odta&dres, 
- Scheuchz. Spath eryllallif€ en pyramides octaëdres, Bom. 7) Neunſeitige pyramidali⸗ 
ſche Spathkryſtalle, Spathum cryſtalliſatum pyramidale hendecaẽdrum, Wall. Fluor 
feleniticus hendecaedrus, Scheuchz. Spath cryſtalliſè en pyramides endeca&dres, Bom. 
8) Vierzehnſeitige prismatiſche Spathkryſtalle, Spathum eryſtalliſatum prismaticum 
tetradecaẽ drum, Wall. Spath eryftallife en prismes tetradeca&dres, Bom. 9) Vier zehn⸗ 
ſeitige würfliche Spathkryſtalle, Spathum eryſtalliſatum figurae teſſularis tetradecae- 
drum. Dieſe und die folgende Gattung hat Herr Bomare nicht beybehalten. 10) Vier: 
zehnſeitige blaͤttericht, und Druſenweis durchflochtene Spathkryſtalle, Spathum ery- 
ſtalliſatum lamelloſum et fasciculatim plexum tetradecaddrum, 11) Blaͤtterichte Spath⸗ 
kryſtalle, mit ungleich halben, ſechs oder acht Ecken, Wall. Blaͤttrichte Spathkryſtal⸗ 
le, welche halb ein Sechseck und halb ein Achteck vorſtellen, Bom. Spatum eryſtalli- 
ſatum lamellofum, figura dimidiam partem octogoni vel hexagoni repraeſentans, Wall. 
Spath cryſtalliſe feuilleté, reprefentant la moitie d un octogone ou d' un hexagone. 
12) Spathroſen, Wall. Spathkryſtalle, welche wie Roſen oder Hahnenkaͤmme gewach⸗ 
fen find, Bom. Spathum cryſtalliſatum lamelloſum, lamellis craſſis et diſtinctis in pe- 
ripheria, fed in centro concretis, inſtar petalorum florum, Wall. Spathi roſae cryſtal-· 
linae, echinorum inftar. Imperat. Spath cryſtalliſè en roſes ou en crete de coq, Bom. 
13) Liegende ordentliche Spathkryſtalle, Wall. Spath mit Kryſtallen, welche nach der 
Reihe ordentlich umgelegt find, Bom. Spathum eryftallifatum eryſtallis ordinatim de- 
cumbentibus, Wall. Spath dont les eriſtaux font regulierement iuclinés. 14) Trauben- 
weiß wachſender Spath, Spathum eryſtalliſatum Botryiticum. Dieſe und folgende zwey 
Gattungen hat Bomare nicht. 15) Cylindriſche Spathkryſtalle, Spathum cryltalliſatum 
eylindricum. 16) Runder Spathklos, Spathum eryftallifatum globoſum. Hingegen thut 
Herr von Bomare 17) den Fadenartigen oder Saͤulenfoͤrmigen Spath, Spathum 
filamentoſum aut columnare, Spath en filets ou en colonnes noch hinzu. 
5 Herr Proſeſſor Vogel (Kk) hat zum Spathe folgende fünf Gattungen gezaͤhlet: 
) unförmlichen oder gemeinen Kalkſpath, 2) wuͤrflichen Kalkſpach, 3) ſchuppigen Kalk⸗ 
ſpath, Schuppenſpath, 4) kryſtalliniſchen Kalkſpath, 5) den Ißlaͤndiſchen Kryſtall. 


Herr 
(k) Practiſches Mineralſyſtem. S. 158. 
2. Th. 


98 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


Herr von Cronſtedt () hat die Spathe auf folgende Art eingetheilet: I. Rhom⸗ 
boidaliſcher Kalkſpath, 1) durchſichtig, Spathum rhomboidale diaphanum, 3) Doppel. 
ſtein, Spathum Islandicum, b) nicht verdoppelnd, aa) weiß und ungefärbt, bb) gelb» 
lich, phosphoreſcens, 2) undurchſichtig, Spathum rhomboidale opacum, a) weiß, 
b) ſchwarz, o) braungelb. II. Duͤnnſchieferiger, lamelloſum, welcher dunkel und weiß iſt, 
keine rhomboidaliſche Figur hat, ſondern aus blaͤtterichten Theilen fo zuſammen geſetzt 
iſt, als wenn Poſtpappier in Lagen uͤbereinander gelegt wird. Haͤtte Herr Cronſtedt 
noch den Kalkſpath von unbeſtimmter Figur hinzugeſetzt, ſo wuͤrde ſeine Eintheilung 
die natürlichfte,- und allen andern vorzuziehen ſeyn. Von den Kalkſpathdruſen hat 
Herr Cronſtedt nur zwey Gattungen: I. Sechsſeitige an den Ecken abgeſtuͤmpſte Cry- 
ftalli ſpatoſi hexagoni truneati: II. Pyramidaliſche, pyramidales, 1) Schweinezaͤhne, 
pyramidales, diſtincti, Spathkloͤße, pyramidales conereti, 8 

Der Herr Ritter von Linne (m) hat in der ältern Ausgabe feines Naturſyſtems fol⸗ 
gende Gattungen: 1) Spathum fiſſile, 2) Spathum compactum ſubfiſſile, pellucidum, ob- 
jecta duplicans, 3) Spathum compadtum pellucidum, objectis fimplicibus, 4) Spathum com- 
pactum ſubdiaphanum, 5) Spathum compactum opacum tinctum, 6) Spathum compactum 
feintillaus, 7) Spathum compadtum ſubopacum, fragmentis ſquamoſis. In der neuern 
Ausgabe hat er folgende Eintheilung: I. Spathum ſolubile, 1) Spathum ſolubile pelluci- 
dum objectis ſunplicibus. 2) Spathum ſolubile pellucidum objecta duplicans, 3) Spathum 
ſolubile diaphanum fiſſile album, 4) Spathum ſolubile lamelloſum vudulatum album, 
5)Spathum ſolubile ſubdisphanum compactum, c) hyalinum, G) album, ) flaveſcens, 
d) vireleens. Scaeruleſcens, 6) Spathum folubile pellueidum eoloratum, &) flavum, To- 
pazius ſpurius, ) virens, Smaragdus ſpurius, Y) caeruleſeens, Sapphirus ſpurius, 7) Spa- 
thum folubile ſubopacum compadtum, fragmentis ſubſquamoſis, g) Spathum folubile 
opacum ſecundum ſitum lueis fugax, 9) Spathum folubile ſubdiaphanum, rhombis con- 
fuſis, 10) Spathum ſolubile opacum rhombenm ſeintillans, 11) Spathum fubfolubile opa- 
cum nigrum ſubſeintillans. II. Spathum fixum, 12) Spathum fixum opacum rufefcens, ſein- 
tillans, 13) Spathum fixum diaphanum album ſcintillans, 14)Spathum flixum non ſeintillaus. 

Herr Bertrand (n) hat folgende Gattungen angegeben: ) Spathum rhomboi- 
dale ſeu teſſulare, Wuͤrfelſpath, 2) Spathum lamelloſum, Schieferſpath, 3) Spathum 
arenaceum partieulis diſperſis irregularibus, koͤrniger Spath, 4) Androdamas, durch» 
ſichtiger Spath, 5) Spathum vitreum ſolidum, Glasſpath, 6) Spathum pyrimachum, 
Feldſpath, 7) Lapis ſuillus, Sauſtein, 8) Spathdruſen. 

Ich will noch einige Eintheilungen hinzuthun, welche ſonderlich den Spathkryſtall 
angehen. Herr von Born (o) hat eine ſehr ſchoͤne Sammlung von Spathkryſtallen, 
unter welchen ich nur die vorzuͤglichſten auszeichnen will: 1) Spathum calcarium ery- 
ſtalliſatum, album opacum, eryftallis trigonis, planis aequalibus, Spath. eryſtalliſ. 
pyramidatum trigonum, baſi hexaedra, 3) Spath. calcar. eryflallif, cryſtallis albis dia- 
phanis trigonis, vtrinque pyramidatis, prisinate nullo intermedio, 4) Spath. calear. 

ery- 

CH) Verſuch einer nenen Mineral. S. 18. 6. 10. (n) Dictionnaire des foſſiles. Tom. 2. 

(m, Syſtema naturae 1748. S. 153. 1768. S. 191. f. 15 
S. 48. j (o) Index foſſilium. S. F. f. 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 99 


eryſtalliſ. album pellueidum, eryſtallis tetraedris columnaribus truncatis, erectis et 
aggregatis, planis omnibus aequalibus, 5) Spath. calc. eryft. pellucidum album, co- 
lumna tetraedra truncata, lateribus alternis anguflioribus, 6) Spath. calc. eryft. album 
pellucidum columna tetraedra, lateribus alternis anguftioribus, apice diedro, 7) Spath. 
calc. eryſtalliſ. pellucidum album, eryftallis pyramidatis pentagonisaggregatis, 8) Spath. 
cale. eryſtalliſ. album pellucidum, eryſtallis vtrinque pyramidatis, prismate nullo in- 
termedio, pyramide vtraque pentagona, planis inaequalibus, 9) Spath. calc, eryſt. 
pellueidum album planum ſuborbiculare, orbiculis hexaedris in apicem triquetrum 
deſinentibus, 10) Spath. cale. eryſt. album opacum, eryſtallis planis fuborbicularibus 
hexaedris, 10) Spath. cale. cryſt. pellucidum album, eryflallis hexagonis truncatis la- 
teribus aequalibus, 12) Spath. calc. cryſt. album pellucidum eryftallis aggregatis, pris- 
mate hexaedro planis tribus anguflioribus, tribus latioribus, apice triquetro. 
Herr Delisle (p) hat unter allen Schriftſtellern, die ich geſehen habe, die Spath⸗ 

kryſtalle am allerweitlaͤuftigſten abgehandelt, der Raum aber erlaubt mir mehr nicht, 
als nur feine Gattungen anzufuͤhren. I. Le Spath cubique ou rhomboidal, ne doublant 
point les objects, mit drey Abaͤnderungen. II. Cryſtal d' Islande. III. Le Spath cubique 
on Rhomboidal, cryſtalliſè en grouppes. IV. Le Spath calcaire polygone, des Ludus 
Helmontii. V. Le Spath calgaire priſmatique, hexaëdre, tronque aux deux bouts, mit 
ſechs Abaͤnderungen. VI. Le Spath calcaire prismatique, haxa&dre, dont les cötes fon 
ine gaux, terininé par deux pyramides triangulaires tronquèes et oppoſées. VII. Le 
Spath calcaire prismatique, hexaëdre, termine par deux pyramides triangulaires, obtu 
ſes, placees en ſens centraire, mit fünf Abaͤnderungen. VIII. Le Spath calcaire pris 
matique, hexadre, termine par deux pyramides hexaädres, dont les plans rẽpondent 
aux angles du prifme, mit vier Abaͤnderungen. IX. Le Spath calcaire prismätique, he 
xaëdre, comprimé, termine par deux lommets dièdres places en fens contraire. X. L- 
Spatli calcaire prismatique, quadrangulaire, termine par deux ſommets diedres, plae 
ces en ſens contraire. XI. Le Spath calcaire pyramidal, hexaëdre, compoſe de deux- 
pyramides inégales jointes baſs à bafe, on d'un prisme qui fe termine infenfiblement 
en pyramide. XII. Le Spath calcaire pyramidal, hexa&dre, form par deux pyramides 
hexaëdres egales, engagees par leurs baſes en ſens contraire. XIII. Le Spath calcaire 
pyramidal, dodeca&dre, forme par deux pyramides pentagones tronguees, jointes 
baſe a baſe. XIV. Le Spath calcaire pyramidal, triedre. XV. Le Spath calcaire pyra- 
midal, fubhexa&dre, termine par un plan triangulaire. | 
Mit den Ordnungen, darnach Herr Hill (g) die Kalkſpathdruſen geordnet hat, 
will ich dieſe Beſchaͤftigung beſchließen. Ich fuͤhre fie mit den Worten des Herrn De- 
lisle an. I) Spath tranſparent cryſtalliforme et parfait, compofe d'une colonne ter- 
mine a chaque bout par une pyramide. Unter dieſer Ordnung ſtehen drey Geſchlech— 
ter und acht Gattungen. II. Spath compofe de deux pyramides, jointes baſe a baſe, fans 
colonne intermèdiaire; drey Geſchlechter und zehen Gattungen. III. Spath compofe 
d une colonne adherente, par un bout à quelque corps ſolide, et termine par autre 

11 7 2 en 
pp) Eſſai de Cryſtallographie. S. 113130. 
([.) Hiſtory of Foſſils. Beym Delisle am angeführten Orte S. 131, 


100 Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


en pyramide; drey Geſchlechter und zehn Gattungen. IV. Spath pyramidal eryſtali- 
lorme fans colonne; zwey Geſchlechter und vier Gattungen. V. Spath ayant la forine 
d'un parallelepipede; ein Geſchlecht und vier Gattungen. VI. Spath don la forıne exte- 
rieure eſt irregulaire; ein Geſchlecht und fuͤnf Gattungen. 

a §. 361. 

Ich will nun inſonderheit einiger vorzuͤglicher Ralkfparbe gedenken, ſonder⸗ 
lich ſolcher, welche den Sammlern vor andern merkwuͤrdig find. Von dem Andro⸗ 
damas und dem Ißlaͤndiſchen Xryſtall, welche zu den Kalkſpathen gehören, 
u ich zu einer andern Zeit ſchon geredet (r). Jetzo rechne ich noch dahin folgende 

teine: 1 5 8 

l. Den Ludum Helmontii. Er fuͤhret verſchiedene Namen. Vielleicht ift es das 
Firriolum lapidofum tetrardrum zinci hyalinum ſpatoſum des Herrn Linne. 
Herr Delisle nennet ihn Le Hath calcaire polygone, des Ludus Helmontii, 
und im Leerſiſchen Catalogus wird er im Franzoͤſiſchen Double lame poliede 
marbre grit mel& de Spath ou Helmontii Ludus,, und im Hollaͤndiſchen Een 
met Spath door groe yde grauwe Veld marmer genennet. Der deutſche Name 
Er dgalle koͤmmt im Univerfallerifon () vor, wo der Verfaſſer dieſen Stein 
Ludus Helmontii et Paracelſi nennet. i 
Man iſt nicht ganz einig, wohin man dieſen Stein ſetzen ſoll. Herr 
Delisle (t) hat ihn unter die Kalkſpathdrußen geſetzt. Woodward (u) hat 
ihn unter diejenigen Steine aufgenommen, die äußerlich keine eigne und ges 
wiſſe Geſtallt haben, deren innere Zuſammenfuͤgung aber ordentlich, und alles 
zeit überein iſt. Hier werden zur dritten Gattung ſolche Steine gerechnet, 
die durch dazwiſchen liegende Blaͤttchen von Talk in fuͤnf - ſechs und mehr 
eckigte Figuren zertheilet find, Hiebey führer er den Ludus Helmontii in dem 
Kabinet der Societät zu Sonden zum Beyſpiel an. Es kann ſeyn, daß dieſes 
Londner Exemplar eingemiſchten Talk hatte. Da aber andere Schriftſteller 

des Talks nicht gedenken, ſo kann dieſe Vermiſchung auch etwas Zufaͤlliges ſeyn. 

Es iſt zuverläßig, daß dieſer Spath einen grauen Bodenſatz, oder Lager 
hat, darauf er ruhet. Dieſen Satz halten einige für einen Kalkſtein, 
andere fuͤr einen Marmor. Sie koͤnnen beyde recht haben; denn der Mar⸗ 
mor iſt ein Kalkartiger Stein, und verſchiedene Gelehrten nennen ja den Kalfı 
ſtein Marmor. Auf dieſem Satze ruhet ein vielfeitiger Körper, der durchſichtig 
wie ein Bernſtein iſt; es iſt aber nichts anders, als ein durchſichtiger Spath, 
daher er auch nicht ohne Grund unter die Spathe gezaͤhlet wird. Man findet 
dieſen Stein am gewoͤhnlichſten an den Seekuͤſten, und an den Ufern großer 
Fluͤſſe, und es ſcheinet daher wahrſcheinlich zu ſeyn, daß er von dem Waſſer 
aus der Tiefe abgeriffen, und an das Ufer geworfen werde. Das meynet wenig⸗ 


ſtens 
(r) Im erſten Bande 5. 180. S. 227. f. 183. (u) In der Abhandlung der Foßillen, die 
®. 230. ſich bey der deutſchen Ausgabe ſeiner phyſikaliſchen 


cf) Im 18. Bande. S. 1092. Erdbeſchreibung beſindet. S. 682. f. 
(t) Eſſai de Cryſtallographie. S. 117. 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 101 


ſtens Hill (x) der aber gleichwohl glaubt, daß man dieſen Stein in den Erd⸗ 
lagern an den Ufern finden würde, wenn man ihn nur fleißiger aufſuchen wollte. 
Die Verfaſſer des Univerſallexikons geben am angeführten Orte von 
dieſem Steine vor, daß er von einigen fuͤr den Blaſenſtein von einem Men⸗ 
ſchen ausgegeben werde. Das ſey er aber nicht, und wer ihn dafuͤr halten 
wollte, muͤßte nicht einmal eine richtige Beſchreibung deſſelben geleſen haben; 

er fey vielmehr ein Stein, der an der Schelde nahe bey Antwerpen gegra⸗ 

ben werde, unter einem grauen Kalk, wie die Kalkſteine ſind, oben aber eine 
durchſichtige Cruſte, wie ein Agtſtein habe. Schroͤter und Erdmuͤller 
hielten ihn auch fuͤr einen Kalkſtein. Weik man ein bittres und etwas ſaures 
Salz daraus bereiten koͤnne, fo werde er vom Paracelſus auch Fel terrae, 
Erdgalle genennet. 

Ob Helmontius dieſen Stein zu erſt entdeckt und bekannt gemacht habe? 
das weiß ich nicht. Aber daß er dieſem Steine große Lobenserhebungen bey⸗ 
gelegt habe, und beſonders verſicherte, daß er ein ſichres Mittel wider den 
Stein ſey, das iſt entſchieden. Davon hat er auch ohne Zweifel bey den 
Schriftſtellern den Namen, Ludus Helmontii erhalten, weil Ludus und Calcu- 

lu oft eine Bedeutung haben. 
II. Den Eiſenſpath. Ich betrachte aber gegenwärtig dieſen Stein nicht in for 
Feerne er Eiſen bey ſich führer, ſondern in fo fern er Spath iſt. Herr Profef 
ſor Cartheuſer (y) hat dieſen Spath am ausfuͤhrlichſten beſchrieben. Ich 
werde aus dieſer Beſchreibung einen kurzen Auszug mittheilen. Er fuͤhret ver⸗ 
ſchiedene Namen. Herr von Linne nennet ihn: Ferrum intractabilr, fpato- 
ſum albicans. Wallerius. Minera ferri alba [pathiformisz und Eron- 
ſtedt Terra calcarta, marte intime mixta iudurata. Ueberhaupt heißt er 
Minera ferri alba. Die Deutſchen nennen ihn weißen Eiſenſpath, wei⸗ 
ßen Stahlſtein, weißes Stahlers, auch wohl ſchlechthin Stahlſtein 
und Stahlerz. Er wird in verſchiedenen Gegenden Deutſchlands vor⸗ 
‚nämlich im Fuͤrſtenthum Naßau Siegen und in der Oeſtereichiſchen Pro⸗ 
vinz Steyermark gefunden. Es iſt ein Stein, welcher ein blaͤtterigtes Spath⸗ 
artiges Gefüge hat, und einem Kalkſpath oder Slußfpatd überaus ähnlich iſt, 
doch uͤbertrift er den erſten an der Schwere. Seine Farbe iſt weiß, oder viel⸗ 
mehr weißgelblich, ſie wird aber an der freyen Luft nach und nach braun. 
Ganz oder gepülvert wird er vom Magnet nicht gezogen. Wenn man ihn 
aber in einen Schmelztiegel thut, und auf gluͤende Kohlen ſetzt, ſo faͤngt er, 
ſo bald er vom Feuer durchdrungen wird, an zu knacken, er zerſpringt mit 
Heftigkeit in kleine Stuͤckchen und Blaͤtterchen, und bekommt eine ſchwarze 
Farbe. Nun ziehet ihn der Magnet an ſich, und das iſt auch das ſicherſte 
Kennzeichen, ihn von dem eigentlichen Kalkſpath und von dem Flußſpathe 
zu unterſcheiden. Im Feuer wird ſein Gewicht vermindert. Man ſpuͤhret 
N N 3 | von 
(x) In feinen Anmerkungen über den Theophraſt. S. 72. 
(y) Mineralogiſche Abhandlungen. 1. Stuck. S. 1. 


102 


ere den Eingang gar leicht. Herr von Bomare (b) fuͤhret davon einen Bes 


Die zweyte Klaſſe bon den Kalkartigen Steinen. 


von ſchweflichter und arſenicaliſcher Natur bey dieſem Spathe nicht das min⸗ 


deſte. Die mineraliſchen Saͤuren aͤußern auf dieſen Eiſenſpath, wenn er in 
groͤßern Stuͤcken, und in der Kaͤlte iſt, wenig oder gar keine Wuͤrkung. 
Wenn man ihn aber in ein Pulver verwandelt, darauf eine mineraliſche Saͤure 


gießt, und die Miſchung in die Wärme ſetzt, fo faͤngt die Säure an zu wirken, 


III. 


und der Eiſenſpath wird nach und nach aufgeloͤßt; und eben daraus erhellet, 
daß er ein wahrer Kalkſpath ſey. Inzwiſchen iſt er von dem reinen Kalkſpath 
dadurch unterſchieden, daß 1) der Kalkſpath mit ſtaͤrkern Aufbraußen und 
weit ſchneller i in den mineraliſchen Saͤuren aufgeloͤſet wird, als der Eiſenſpath, 
2) daß der in der Vitriolſaͤure aufgeloͤßte Kalkſpath ſogleich nach der Aufloͤſung 
in der Geſtallt eines Gypſes niederfaͤllt, da hingegen der Eiſenſpath aufgeloͤßt 
bleibt. Als Miner betrachtet haͤlt dieſer Eiſenſpath viel Eiſen in ſich, welches 


noch den großen Vorzug hat, daß er vorzüglich zum Stahlmachen geſchickt iſt. 


Die weiſe #ifenblürbe Flos ferri. Dieſe Eiſenbluͤthe wird ſonſt auch der 
Corallenfoͤrmige Tropfſtein, Stalallites coralloides, von Linne Stalac- 


sites marmoreus ramofus und vom Schwedenborg Flues martis nativi 


genennet. Dieſe Spathart ift weiß ſchimmernd, und wie ein Coralleugewaͤchſe 
geſtallt. Seine eigenthuͤmliche Schwere iſt 2690 :: 1000 (2). Er iſt eigent⸗ 
lich eine Rinde, welche ſich uͤber andere Koͤrper anlegt, und auf feiner Oberfläche 
mancherley Figuren bildet, die bald wie Kugeln bald wieder anders geformt 
find, und das hat eben den Schriftſtellern die Gelegenheit gegeben, dieſen Koͤr— 
per, mit einem Corallengewächfe zuvergleichen. Aber den Namen der Eiſen⸗ 
blürbe verdienet er ganz mit Unrecht, weil er nicht die geringſte Spur vom 
Eiſen zeigt, a) daher er auch dem vorigen Eiſenſpath nicht an die Seite geſetzt 
werden kann, wie doch verſchiedene gethan haben. Die mehreſten Gelehrten 
ſetzen dieſe Eiſenbluͤthe unter die Tropfſteine. Es kann möglich ſeyn, daß 
dieſelbe eben alſo, wie der Tropfſtein entſtehet, aber da ſie im Bruche den 
ſchoͤnſten Spathglanz hat, und folglich außer der Kalkartigen Materie noch 
ein kryſtalliniſches Fluidum bey ſich hat, fo habe ich fie lieber zu den Spathen 
rechnen wollen. Sie iſt aber ein wahrer Kalk ſpath, weil fie mit den mineralis 
ſchen Säuren heftig braußet. Die Eiſenbluͤthe wird in Oberſteyermark 
zu Eiſenerz beym Wahlen in Kluͤften, weh die Penn genennt 
werden, gefunden. 


. 3 
Der gemeine Kaltfbath, zu dem = nin zurückkehre wird faft allenthalben 
gefunden, und hat unter ſich gar verſchiedene Abwechſelungen. Er wird beynahe von 
allen Farben gefunden, welche aber doch vielfaͤltig unrein und ſchmutzig ſind. Sein 
Gewebe, daraus er zuſammen geſetzt iſt, verſtatten den metalliſchen oder faͤrbenden 


weiß 


(2) S. Scopoli Einleitung zur Kenntniß der Foßilien. S. 4. f. 
(a) S. Cartheuſer am angeführten Orte. S. 26. f. Stcopoli am angeführten Oetz. S. 5. 
(b) In feiner Mineralogie 1. Th. S. 16 1. Anm. 


gefunden. 


— 


Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 103 


weiß an, der merkwuͤrdig genug iſt, wenn er ſeine ohnfehlbare Richtigkeit hat. 
„Man ließet, ſagt er, in den Actis nat, cur. T. I. p. 244. eine Anmerkung des Herrn 
von Frankenau von einer Stufe Ißlaͤndiſchen Kryſtalls, die Herr Herford beſeſſen, 
welche durch bloße Berührung eines Norwegiſchen Amethyſten, der darneben lag, vio— 
let geworden ift.” Man koͤnnte wider dieſes Beyſpiel vielleicht gar vielerley einwenden, 
davon ich nur das einzige anführe, daß ſich bey mir ein Stuͤckchen Ißlaͤndiſcher Kry⸗ 
ſtall gar nicht änderte, ob es gleich lange auf und neben einer Saͤchßiſchen Amethyſt⸗ 
druſe lag. f 

b Der Kalkſpath hat bisweilen eine Art von Matrix, indem er ſich bald auf 
Steinen, bald in Steinen befindet. Auch find die Conchylien oft mit Kalkſpath aus⸗ 
gefuͤlt. Wenn aber verſchiedene Schriftſteller vorgeben, daß man den Kalkſpath in 
den Bergwerken oft in und auf eben der Bergart finde, in welcher die Erze liegen, ſo 
iſt hiebey genau zu unterſuchen, ob man einen Flußſpath oder einen Kalkſpath vor ſich 
babe? Ein einziger Tropfen Scheidewaſſer wird uns hier am ſicherſten aus der Verles 
genheit helfen, weil der Flußſpath nie mit demſelben braußet. 

Auf dem platten Erdboden findet man den Kalkſpath in verſchiedenen Abwechſe⸗ 
lungen, die bald ſeine Form, bald ſeine Durſichtigkeit, bald ſeine Farbe betreffen. 
Ich habe ſchon bemerkt, daß er in gar verſchiedenen Farben gefunden wird. Die Durch» 
ſichtigkeit deſſelben iſt gar ſehr verſchieden, oft ganz undurchſichtig, oft aber auch ſo 
durchſichtig wie ein Kryſtall, welches man ſonderlich bey einigen Kalkſpathdruſen fin— 
det. Es kam freylich darauf an, ob die Kalktheilchen, die ſich unter das kryſtalliniſche 
Fluidum miſchten, groͤber oder reiner waren. Die Form des Spathes mußte ſich 
nach der Hoͤhle richten, darinne er erzeuget wurde, und die iſt ſo mancherley, als 
man ſich nur einen Raum gedenken kann, in dem etwas congeliren kann. 

Es iſt ſehr gewoͤhnlich, daß ſich natuͤrliche Koͤrper in Spath verwandeln; denn 
wenn dasjenige Fluidum, das ſich in ſeinen calcinirten Koͤrper ziehet, Spathartig iſt, 
ſo muß dann der Koͤrper freylich ſelbſt Spathartig werden. Man findet ſonderlich, daß 
die Conchylien und die Corallen oft in einen ſeinen Spath verwandelt ſind. Selbſt die— 
jenigen Körper, denen man ein Selenitartiges Weſen beyleget, als die Encriniten, die 
Trochiten und Entrochiten, die Aſterien und Sternſaͤulenſteine, die Judenſteine u. d. gl. 
find kein Solenit, ſondern ein bloſer Kalkſpath. (1 B. $. 195. S. 246. 247.) So ge⸗ 


woͤhnlich es aber iſt, daß ſich fremde Körper in Spath verwandeln, fo ungewoͤhnlich iſt 


es, daß der Spath eine Matrix der Verſteinerungen ſey. Herr Horfr. Walch (e) 
giebt folgenden Grund an: in Spath wird man nicht leicht Conchylien, wohl aber 
Spathartige Conchylien finden. Der Spath iſt auch anfangs ein fluͤßiges Weſen, und 
zwar ein mit zarten Kalk oder Gypstheilen geſchwaͤngertes Fluidum. Weil dieſes 
viel fluͤßiger iſt, als dasjenige, ſo mit Thonerde ſich vermiſcht, und woraus der Horn 
ſtein wird, fo kann es nicht leicht in ſolchen Muſchel- und Schneckenwerk getragen wers 
den, es ſinkt unter, und wird daher verſteint unter dem Spath in andern Erdlagern 


Daß 


Ce) Naturgeſchichte der Verſteinerungen. Th. 2. Abſchn. 1. S. 9. 


og Die zweyte Klaſſe von den Kalkartigen Steinen. 


Daß auch die Kalkſpathe metallmuͤtter ſind, das iſt entſchieden. Zwar ſind 
die mehreſten Spathe, auf und in welchen ſich Minern finden, Flußſpathe, aber daß 
auch der gemeine Spath Silber, Kupfer, Zinn, Bley und Eiſen in ſich habe, das 
bezeuget Herr Lehmann (d), und ich habe kurz vorher den Eiſenſpath beſchrieben, 
der ein wahrer Spath und doch eine reiche Eiſenminer iſt. Site 

Wir haben Zeugen genug, daß ſich der Kalkſpath zu einem lebendigen Kalke bren⸗ 
nen laͤßt, aber weil er doch nicht ſo haͤufig als der Kalkſtein gefunden wird, auch zum 
Theil einen weit ſchlechtern Kalk, als der Kalkſtein giebt, ſo wird er hierzu nicht eben 
gebraucht. Herr Guettard (e) beſchreibet einen Spath bey Riom, der das Sonder⸗ 
bare hat, daß er faſicht iſt, und daß dieſe Faſen, die Seidenartig und weiß ſind, Pin⸗ 
ſel formiren, deren Faſen aus einem Mittelpuncte kommen, und ſich an ihrer, Spitze 
mit denen von einem andern Pinſel wieder vereinigen und ſcharfe Winkel machen. Man 
macht aus dieſem Spathe Kalk, die Mauern zu weiſen; und das Weiſe deſſelben iſt ſehr 


ſchoͤn. Er iſt aber außerdem nicht ſo gut, als der ordinaire Kalk, und iſt doch viel 7 


theurer, weil man mehr Zeit und Kohlen braucht, ihn zu caleiniren, welches die Urs 
ſache iſt, daß man wenig Gebrauch davon macht. f 11 
Ich ſchließe die Anmerkungen uͤber den Spath mit einer Erzaͤhlung des Herrn 
Riblers (f). „In den Bergen, obgleich nicht in allen, find die Spalten und Kluͤſte, 
ſo wie in einem harten Winter in dem Eiſe ſehr Häufig, welche, wenn fie Zeit und Ruhe 
haben, oft wie Narben wieder zuwachſen, und alsdann uͤber den Berg hervorragen; 
wobey denn die Materie der Narbe ſelten mit dem uͤbrigen Berge von einerley Geſtein, 
ſondern mehrentheils entweder Quarz oder Spath iſt. Man kann dieſes vornämlic an 
den Weſtrogothiſchen Bergen Riöpmannefjell, und Borafjell ſehen. Wenn 
die Berge fo abhängig find, daß das Waſſer von ihnen abfließen kann, fo find die Sei⸗ 
ten derſelben mit Quarz und Spath, gleichſam wie mit Speck bedeckt, wie bey Fahlur. 
Es wuͤrde eine ganz uͤberfluͤßige Arbeit ſeyn, der Oerter und Gegenden zu geden⸗ 
ken, wo ſich Kalkſpath findet. Denn wo Kalk- und Marmorgebürge find, da ent- 
decket man auch den Kalkſpath. An Kalkgebuͤrgen hat Thuͤringen einen großen Ueber⸗ 
fluß, man findet daher auch den Kalkſpath in Thuͤringen allenthalben. Wenn er in 
einzelnen Stuͤcken auf den Feldern gefunden wird, ſo iſt dieſes ein Beweiß, daß er von 
einem ganzen losgeriſſen worden iſt. Aber von den Spathdrußen will ich wenig⸗ 
ſtens einger Herter gedenken. Es find folgende: Andreasberg am Harz, Arnd⸗ 
namurchan, Arzberg, Canton Bern, Böhmen, Boinick, Clausthal, Crain, Dans 
nemora, Falkenſtein, Freiberg, Halle im Magdeburgiſchen, Harz, Idria, Joachims 
thal, Italien, Jonuswando, Kapnick, Lauelen im Canton Bern, Lutterberg, Ober⸗— 
ungern, Raͤttwick, Sachſen, Sahlberg, Schemnitz, Schottland, Schraplau, Tyrol, 
Weimar, wo fie in Kalkſteinen ſonderlich in den Muſchelmarmorn und in den Am— 
monshoͤrnern gefunden werden, und Zellerfeld im Braunſchweigiſchen. Siehe Bruͤck⸗ 
mann Magnalia Dei P. 1. S. 115. mineralogiſche Beluſtig. 2. Band. S. 237. 
Cron⸗ 
(d) Von den Metallmuͤttern. S. 234. . 
(e) Uceer die Mineralien in Auvergne, in den mineralog. Beluſt. 5. B. S.; x 
CF) Von der Erzeugung der Kryſtalle, in den mineralog. Beluſt. 1. B. ©. 338. f. 


N 


Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 105 


Cronſtedt Verſuch einer neuen Mineral. S. 19. von Born Index foſſilium. S. 5. f. 
Woltersdorfiſches Naturalienkab. S. 16. Sa 

Wer die vorzuͤglichſten Spathdrußen in Zeichnungen fehen möchte, den ver⸗ 
weiße ich auf folgende Schriften. Von Born Index foſſilium. Tab. 1. fig. I. 2. 4. 5. 
6. 7. 10.11.14. 16. Tab. 2. fig. 1. Linne Syflema naturae. 1748. Tab. 8. fig. 2. 5. 


Dr 1768. Fig. 4. 5. 6. 7. 8. 11. 13. 29. 31. 37. Linne Amoenitates academicae Tab. 16. 


fig. 1. 2. 4. F. 9. 16. 17. 18. 19. 25. Muſeum Teſſinianum Tab. 2. fig. 1. 5. Wale 
lerius Mineralogie fig. 5. 6. Delisle Eſſai de Criſtallographie Tab. ı. fig. 19. Tab. 2. 
fig. 1. 6- 10. 15. 18. 19. 20. Tab. 3. fig. 2. ır. Tab. 4. fig. 4. 15. Tab. 5. fig. 8. Tab. 6. fig. 5. 


Tab. 7. fig. 1. 6. Tab. 8. fig. 5. Tab. 9. litt. F. H. 


Nine: Stute in. 
Een | §. 363. | 
Der Stinkſtein hat von dem uͤblen Geruch ſeinen Namen, den er giebt, wenn er 

gerieben wird, und ich glaube, daß er aus eben dem Grunde der Sauſtein oder 
der Schweinſtein genennet wird. Doch kann es auch moͤglich ſeyn, wie Bromell (g) 
vorgiebt, daß er davon feinen Namen habe, daß der gemeine Mann in Schweden den. 
ſelben zu Pulver ſtoße und in Viehkrankheiten, befonders bey denen Schweinen, ges 
brauche. Da er, wie einige wollen gerochen haben, in ſeinem Geruche, dem Geruche 
der Katzen ähnlich ſeyn ſoll, fo wird er auch bisweilen der Katzenſtein genennet, doch 
iſt die lateiniſche Benennung üblicher als die deutſche. Im Lateiniſchen wird er ge— 
woͤhnlich Lapis fuillus und vom Leßer Saxum ſuillum genennet. Einige nennen ihn 
Lapis foetidus wegen feines üblen Geruchs. Beym Gronov wird er Lapis felinus der 
Batzenſtein genennet, und Herr Pott nennet ihn Lapis pecuariut, ohne Zweifel weil er 
dem Vieh in der Krankheit gegeben wird. Leßer nennet ihn auch Coprolithus , von 
nonęos der Koth und Argos der Stein, weil es ein Stein iſt, welcher wie Koth riecht. 
Herr Gerhard nennet ihn Dyfodes. Die Beſchreibungen, welche andere Gelehrte von 
dieſem Steine geben, gehen auf ſeine Beſtandtheile und auf ſeinen Geruch zugleich, oder 
auf feine Farbe, oder auf ſeinen Urſprung. Wallerius nennet ihn Hat hum opacum 
Frictione foetidum, Linne Bitumen marmoris foetidi, und Nitrum lapidofum ſpato- 
ſum fedecaedrum foetidum; Coſta Schiftus fusco einereus, Lapis fuillus dictur; 
Gronov Schiftus fuscus fragilis, Lapis felinus, qui ferro attritus vrinam felium re- 
dolet; Cronſtedt Terra calcarea phlogiſta fimplici mixta; und Herr Gerhard 
Petra alcalina calcaria, aſfrictu vel igne foetida Bitumine referta. Im Franzòôſi⸗ 
ſchen wird er überhaupt Pierre-porc,, inſonderheit vom Herrn von Bomare Pierre 


puante genennet. In den Sollaͤndiſchen Verzeichniſſen iſt mir zwar keine Benen⸗ 


nung dieſes Steines vorgekommen, man koͤnnte ihn aber 8 vin of Varken · Steen, Hat- 
Steen nennen. g 
* $. 364. 


(s) Mineralogia et lithographia Sueeana. S. 33. 


2. Th. En O 


106 Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 


7 8 $ 364. 
Der Stinkſtein entdecket ſich in ſo mancherley Geſtallten, daß es in der That ſehr 


ſchwer faͤllt, eine ſolche Beſchreibung davon zu geben, die ſich auf einen jeden einzelnen 
Stein dieſer Art ſchicket. Manchmal hat er alle aͤußere Kennzeichen eines Spathes an 


ſich, und er iſt auch wuͤrklich den meiften Eigenſchaften nach ein wahrer Spath. Manch⸗ 
mal nähert ſich ſeine Natur dem Weſen eines wahren gemeinen Kalkſteins, und mand)« 
mal gleicht er fo gar dem Marmor. Daher koͤmmt es, daß die Schriſtſteller in ihren 
Beſchreibungen einigermaßen unter ſich abweichen. Herr Vogel (B) beſchreibet ihn 
als einen gemeinen grauen oder ſchwaͤrzlichen, bisweilen harten und dichten, bisweilen 
lockern und ſchiefrichten Kalkſtein, welcher, wenn er gerieben wird, wie Katzenurin 


ſtinkt. Herr Wallerius (i) nennet ihn einen dunkelbraunen und durchſichtigen Spath, 


welcher gerieben oder geſcheuret, uͤbel riecht; und Herr Bromell (K) eine feinſtrah⸗ 
lichte und grobwuͤrflichte, graulichte Kalkſteinart, welche, wenn ſie geſchabet, oder 
mit Eiſen gerieben wird, ſtinket. Allein darinne kommen doch alle Schriftſteller uͤberein, 
daß der eigentliche Stinkſtein unter die Ralkartigen Steine gehoͤre, daß 
er eine graue bald hoͤhere bald dunklere Farbe habe, und daß ſich ſein 
Geſtank dann erſt aͤußere, wenn er gerieben wird. Daraus koͤnnen wir fols 
genden Begriff von dem Stinkſtein bilden: daß er ein grauer Valkeankiger; Stein 
ſey, der gerieben einen uͤblen Geruch von ſich giebt. 


Dasjenige was dieſem Steine beſonders eigen iſt, und was ihn auch von allen | 


andern Steinen unterſcheidet, ift fein uͤbler Geruch, welcher oft ſehr angreifend 


iſt. Leßer (I) erzaͤhlet, daß in Norwegen auf der Inſul Horitzholm ganze Fel⸗ 


ſen von dieſer Steinart gefunden wuͤrden, welche einen unausſtehlichen Geruch von ſich 
geben, wenn man uͤber dieſelben reitet. Doch verſichert Cronſtedt (m), daß dieſer 
Geruch, der nach ſeiner Meynung nicht allen gleich unangenehm ſeyn ſoll, im Feuer 
gar bald verſchwinde; ſelbſt in der freyen Luft nimmt dieſer Geruch nach und nach ab, 
wenn er naͤmlich eine geraume Zeit in derſelben und in verſchiedener Witterung liegt (n). 
Das iſt auch ohne Zweifel die Urſache, daß die Stinkſteine, fo wie wir fie in den Samm« 
lungen aufheben, nur alsdenn erſt einen Geruch von ſich geben, wenn fie gerieben wer⸗ 
den. Denn in ſolchen Gegenden, wo der Stinkſtein haͤufig gefunden wird, wird bey 
jedem Schlag der Arbeiter der unangenehme Geruch dieſes Steines verſpuͤrt, der außer— 
dem nicht merklich iſt. Der Stinkſtein erſcheinet in verſchiedenen Geſtallten. Von 
dem Schwediſchen verſicherte Bromell am angefuͤhrten Orte, daß er feinſtrahlicht 
und grobwuͤrflicht erſcheine. Von dem Worwegiſchen Stinfftein ſagt Pondop⸗ 
pidan (o), daß die Beſchaffenheit und der Zuſammenhang feiner Theile faft wie Krys 


ſtall, naͤmlich Glasartig ſey. Man nder daß der en, bisweilen prismatiſch 


gebauet 


Ch) In feinem practifchen 1110 S. 107. 5 natuͤrliche Hiſtorie von Norwegen. 1. Theil, 
a g 299. 
Ci) Mineralogie. S. 85. (m) Verſuch einer neuen Mineralogie. S. 29. 
(k) Mineralogia et lithographia Suecana, (n) Siehe Keßers kleine Schriften. S. 107. 
©. 33. 2. I Hiftorie von Norwegen. 
() Lithotheologie. S. 369. ef. Pondoppi- 1. Th. ©. 299. 


\ 


Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 107 


gebauet iſt, und in dem Falle wuͤrklich einige Durchſichtigkeit hat, das iſt das Nirrum 
lapidofum fpatofum fedecaedrum foetidum des Herrn Ritters von Linne (p) und 
das meynet der Biſchoff hier ohne Zweifel, wenn er den Stinkſtein mit dem Kryſtall 
vergleichet und Glasartig nennet; denn ſeiner eigentlichen Natur nach iſt er keines von 
beyden. Man findet andere Stinkſteine, welche Schieferartig ſind, und noch andere 
haben eine unbeſtimmte Geſtallt. Eben ſo koͤmmt er in verſchiedenen Lagen vor. Von 


den Norwegiſchen, Schwediſchen, Prager und andern Stinkſteinen wiſſen wir, 


daß fie in ganzen Floͤtzen gefunden werden, aber bey Wiers dorf iſt ein Kalkfels, in 
welchem eine Ader von einem Fluſſe liegt, den man zum Schmelzen des Eiſens in der 
nahe gelegenen Johannishuͤtte braucht, der graulich und loͤchricht und ein wahrer 
Kalkſtein iſt (4). Ich verknuͤpfe damit die Nachricht von dem Verhalten des 
Stinkſteins im Feuer, fo wie es Wallerius (r) erzaͤhlet. Wenn der Sauſtein, 
ſagt er, in offenem Feuer gebrannt wird, geiſtert er wie Salz; deſtillirt man ihn durch 
eine Retorte, ſo geiſtert er anfangs auch, giebt nachher ſowohl eine Feuchtigkeit, als 
Oehl und Salz von ſich. Der Saft riecht nicht ſo ſehr uͤbel; er faͤrbt den Violſyrup 
grün; gaͤhret mit der Silberſolution, auch mit der Kupfer- und noch ſtaͤrker mit den 
Eiſenſolutionen, doch allezeit ohne etwas zu praͤcipitiren; er faͤrbt auch den Succum 
heliotropii violet. Das Oehl iſt dem gleich, welches von Steinkohlen deſtillirt wird, 
oder einen ſchwarzen Bergoͤhl mit ſtarkem Geruche. Das Salz, welches im Halſe 
der Retorte ſitzen bleibet, riechet wie alter Urin; iſt grau an Farbe; ſchmecket wie Sal« 
miack; praͤcipitirt; die Silberſolution weiß, ändert aber die Kupfer-Zinn⸗ und Bley⸗ 
ſolution nicht. Was das Caput mortuum betrift, ſo zeiget es die Zeichen vom Koch— 
ſalze, wenn man deſſen Lauge mit der Silberſolution verſucht. Hieraus ſiehet mans 
daß in dem Sauſteine ein wuͤrkliches Sal virinolum und ammoniacale nebſt einigem 
Kochſalze befindlich iſt. K g N 


| S. 365. 

Was ich jetzo geſagt habe, das betrift den eigentlichen Stinkſtein, oder 
denjenigen Stein, den man vor andern den Namen eines Stinkſteins zu geben pflegt. 
Aber man hat noch mehrere Steine, welche eben den Geruch haben, den der Stinkſtein 
hat, nur das ihnen die Farbe und einige andere zufaͤllige Eigenſchaften mangeln. Hier bey 
Weimar thun dieſes ſehr viele Kalkſteine, welche noch eine große Härte haben. Man 
darf nur mit dem Hammer einigemal auf dieſelben ſchlagen, fo geben fie einen ſtinken⸗ 
den Geruch von ſich, der brandigt und wie Schwefel riecht ([), und wenn man auf 
ſolche Steine Scheidewaſſer gießet, und ſie mit einer Buͤrſte ſcharf reibet, ſo wird der 
Geruch von ihnen faſt unausſtehlich. Eben dergleichen Stinkſtein, der ein bloßer Kalk— 


ſtein zu ſeyn ſcheinet, hat Herr Profeffor e bey Frankf urth an der Oder 
N 1 


gefun⸗ 


(p) Syſtema Naturae 1768. S. 86. () Dieſes hat von den Weimariſchen Stink⸗ 

0 \ 5 ſteinen ſchon ein anderer Schriftſteller in den Bey⸗ 

x 05 Leßſers kleine Schriſten am an⸗ traͤgen zur Naturgeſchichte, ſonderlich des Mine 

9 e ralreichs, aus ungedruckten Briefen 1. Th. S. 10. 
(r) Mineralogie. S. 85. vor mir angemerket. i 


108 Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 


gefunden (t). Herr Profeſſor Baumer (u) zaͤhlet auch den ſchwarzen Marmor unter 
die Stinkſteine, aber ſie haben nicht alle die Eigenſchaft, daß ſie gerieben, ſtinken, we⸗ 
nigſtens iſt bey verſchiedenen der Geruch uͤberaus unvermerkt. Herr von Boma— 
re (x) gedenket einer Art Kieſel, die man bey Villers-Coteret und Plombieres in Frank⸗ 
reich findet, die gerieben faſt wie faulender Urin riechen. Und wenn Wallerius von 
einer bleichen Kreide redet, die er cretam Fragilioremi grafh orem et rudem albam, 
Aenntmann aber cretam tophaceam nennet, welche das eigene hat, daß fie an einem 
trocknen Orte beynahe in Stein verwandelt wird; fo vermuthen die Verfaſſor der Ono— 
matologie (y), daß es die Verwandlung in einen Sauſtein ſey, weil man nach der 
Deſtillation von beyden ein fluͤchtiges Salz, und einen urinoͤſen Saft bekomme. Man 
hat auch Gypsartige Stinkſteine, wovon der Herr Ritter von Linne in der neueſten 
Ausgabe ſeines Naturſyſtems S. 112. ein Beyſpiel anfuͤhret, und davon verſichert, daß 
er weder mit den Saͤuren brauße, noch auch zum Kalkbrennen diene. Ich bin auf die 
Gedanken gekommen; ob nicht auch der Lynkur der Alten, von dem ſie ſeines 
urinoͤſen Geruchs wegen vorgaben, daß er aus dem Urin des Luchſes er⸗ 
zeuget werde, ein eigentlicher Stinkſtein geweſen ſey? Wenigſtens war er 
weder ein Edelſtein, noch auch der Belemnit; (erfter Band §. 204. 206. S. 256. 259.) 
beynahe konnte er alſo nichts anders ſeyn, als ein helldurchſichtiger Spath, den die Alten mit 
dem Bernſtein verglichen, der einen ſehr angreiffenden Geruch hatte. Er war alſo ein 
wahrer Stinkſtein. Selbſt unſer Belemnit, die Verſteinerung, giebt einen unangeneh« 
men Geruch von ſich; und iſt in dieſer Ruͤckſicht ein Stinkſtein. Wenn wir nun dieſes 
alles zuſammen nehmen, daß bloſe Kalkſteine, daß Kieſel, daß eine verhaͤrtete Kreide, 
daß ſogar einige Verſteinerungen Stinkſteine ſind, ſo haͤtte man den Stinkſtein nicht 
zu einer eignen Gattung machen, ſeinen Grund fuͤr etwas Zufaͤlliges halten, und ihn 
alſo wie die Violenſteine (erſter Band. §. 30. S. 32.) behandeln ſollen. 
6. 366. 

Ich kehre nun zu dem eigentlichen Stinffleine zuruͤck, und unterſuche zufoͤrderſt 
den Ort, wohin die Gelehrten den Stinkſtein zu ſetzen pflegen, und wo⸗ 
hin er gehoͤret. Waller (2) und Stobaͤus (a) ſetzen den Stinkſtein unter den 
Spath. Herr Prof. Pott (b) macht darwider dieſe Einwendung, daß man unter 
allen Kalkſteinarten Stinkſteine finde. Allein zur Vertheidigung dieſer beyden Maͤnner 
gehoͤret dieſes, daß fie nur den Norwegiſchen Stinkſtein vor ſich hatten, und der koͤmmt 
der Natur eines Spathes uͤberaus nahe. Freylich hätte man daraus keinen Geſchlechts— 
character machen ſollen. Diejenige Gattung vom Stinkſtein, welche eine kryſtalliniſche 
Geſtallt hat, hat der Ritter von Linne (c) unter Salzen, weil nach mer Meynung 


alle 
(t) Oryctographia Viadrino Franckofur- (2) Mineralogie. S. 85. 
thana. S. 21. (a) Opuscula, S. 89. 
Gi Naturgeſchichte des Mineralreichs Th. 2. en Erſte Fortfekung der Lithogeognoſie. 
(x) Mineralogie 1. Th. S. 187. we Syftema Naturae 1768. ©. 86. 111. 


(y) E hiſtoriae 5 compl. 1745. S. 168. 
3. Th. ©. 462, 


Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 109 


alle Kryſtalliſationen von Salzen herkommen; (erſter B. §. 151. S. 186. f.) den eigentli« 
chen unfoͤrmlichen Stinkſtein aber hat er unter den Schwefelarten, naͤmlich unter dem Bi- 
tumine, wovon er ohne Zweifel deſſen unangenehmen Geruch herleitet. Der gelehrte Jude 
da Coſta (d) hat den Stinkſtein unter die Schieferarten geſetzt, wohin nur einiger 
Stinkſtein gehoͤret, und doch nur info fern er ſich in Platten wie Schiefer ſpellen läßt. Sei⸗ 
nen eigentlichen Weſen nach gehoͤret er unter die Kalkſteine und dahin haben ihn die meh⸗ 
reſten Schriftſteller gebracht, unter welchen ich nur die Herrn Gronov (e), Pott (f), 
Bromell (g), Dogel (h), Baumer (i), und Gerhard (k), nennen 
will. Und das iſt der rechte Ort für ihn, weil er ſich in einen wahren Kalk veraͤn— 
dern laͤßt. 5 | 

Ich komme nun auf die Entſtehungsart des Stinkſteins, und feines Ges 
ruchs. Da ſich aus dem Stinkſtein ein wahrer lebendiger Kalk brennen laͤßt, ſo ent⸗ 
ſtehet der Stinkſtein eben fo wie der Kalkſtein, und da wir deſſen Urſprung nicht zu— 
verlaͤßig wiſſen, ſo koͤnnen wir auch in Abſicht auf den Stinkſtein nichts gewiſſes ent. 
ſcheiden ($. 322.). 

Ueber den Urſprung des Geruchs dieſes Steins find die Gelehrten nicht 
ganz einig. Ich habe fuͤnf verſchiedene Meynungen gefunden. ö 

Einige halten dafuͤr, daß der Geruch des Stinkſteins von einem mit 
Gehl vermiſchten urinoͤßen Salze herruͤhre. Das iſt die Meynung des Herrn 
Wallerius (1) welche aber Herr Pott (m) mit ſtarken Gründen beſtreitet. Hier 
find feine Gedanken: nach meinem Begriffe iſt hier ein fal vrinoſum nicht ſowohl gegen⸗ 
waͤrtig als es vielmehr erſt componiret wird; hingegen haben alle dieſe Arten Steine 
etwas von einem Acido (darum findet ſich der Spath ſonderlich bey Alaunwerken) wel⸗ 
ches mit oͤhlichten Theilen ſtark verbunden und ſubtiliſirt iſt: wird nun das zuſammen 
per motum attritorium an der kalkigten Erde in Bewegung gebracht und attenuiret, 
ſo erzeuget ſich erſt ein Sal volatile, ſonderlich wenn das Feuer dazu kommt, welches denn 
dem Geſtank des Oehls erhoͤhet und ſchaͤrfet. Waͤre in dieſen Steinen ein Sal volatile 
ſchon gegenwaͤrtig, fo müßte ſich ſolches durch Auflöfung mit Waſſer ſattſam offenbah⸗ 
ren, welches aber nicht geſchiehet; zu dem ſtinkt er auch, wenn man Aquafort darauf 
gieſet, da doch das Aquafort den Geruch des Salis volatilis viel eher daͤmpfen muͤßte. 
Ich wuͤnſchte aber doch, daß geübte Chymiſten die Gedanken des Herrn Lieberoths 
pruͤfen moͤchten, die er in einer Stelle, die ich hernach anfuͤhren werde, uͤber den Ur⸗ 
ſprung des Stinkſteins aus einem urinoͤßen Salze hat. 

Andere leiten den Urſpung des Geruchs in dieſem Steine vom 
Schwefel her. Das hat der Biſchoff 8 (n) gethan, der aber ſo 15 

3 i 


(d) Hiſtory of fofüils. ©. 172. (k) Beytraͤge zur Ehomie und 
Ce) Index ſuppellectilis lapid. S. 10; Mhersslaelgs ge BEN 


(f) Am anführten Orte. 
(g) Mineralogia et Lithographia ſuecana. Cl) Mineralogie. S. 86. 

33. 0 (m) Erſte Fortſetzung der Lithogeognoſie. 
Ch) practiſches Mineralſyſtem. S. 107. 70. N 
E Naturgeſchichte des Mineralreichs, 1. Th. > Natürliche Hiſtorie von Norwegen. 1. Th. 

3 S. 154. if 


’ . 


110 Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 


ich weiß wenige Vorgänger und Nachfolger erhalten hat. Wenigſtens iſt der Ausdruck 
Schwefel zu unbeſtimmt; denn das Bituminoͤße, welches die mehreſten Gelehrten in 
dem Stinkſtein ſuchen, iſt auch etwas ſulphuriſches. 

Wie Herr Profeſſor Pott am angefuͤhrten Orte verfichert, ſo ſuchen auch ver 
ſchiedene den Urſprung dieſes widrigen Geruchs in einem fluͤchtigen arſeni⸗ 
caliſchen Dampfe „ wegen der Gleichheit des Geſtanks bey einem Sulphure antimonii, 
weil dabey in dem Berge Antimonium gegraben wird. Allein Herr PER geblet enge 
Meynung zu den unrichtigen. b 

Herr Rath Baumer (o) ſucht in fetten und fluͤchtigen alcaliſchen Theis 
len den eigentlichen Grund diefes Geruchs; allein ich glaube „dieß ſey zu un⸗ 
beſtimmt. 

Die gemeine meynung gehet dahin daß man die Urſache dieſes 
Geruchs nicht von einem fluͤchtigen Laugenſalze, ſondern von einem fet⸗ 
ten bituminößen Weſen herleiten muͤſſe. Das dieß die Meynung des Herrn 
Ritters von Linne ſey, erhellet aus ſeiner Beſchreibung, Bitumen marmoris foetidi. 
Eben dieſe Meynung haben unter andern Herr Gerhard (p), Pott (q), und 
Vogel (r), angenommen, und Herr Vogel beweiſet es daher, weil ſich N 1 fette 
bituminöße an in der Deſtillation wuͤrklich zeiget. | 


§. 367. 

Die verſchiedenen Gattungen und Abaͤnderungen werden meine * am be⸗ 
ſten kennen lernen, wenn ich ſie mit den verſchiedenen Eintheilungen der Gelehrten, 
uͤber den Stinkſtein bekannt mache. 

Herr Wallerius (I) und Herr von Bomare (t) haben drey Gattungen vom 
Stinkſtein angenommen, 1) den prismatiſchen Sauſtein, Lapis ſuillus prismaticus, 
Wall. Pierre-pore prismatique, Bom. 2) den Strahlfoͤrmigen Sauſtein, Wall. 
den ſtrahligen Sauſtein, Bom. Lapis ſuillus radiatus, WaJl. Pierre pore rayonnde, 
Bom. 3) den ſphaͤriſchen Sauſtein, Wall. den Kugelfoͤrmigen Sauſtein, Bom. 
Lapis ſuillus ſphaericus, Wall. Pierre-pore ſplierique. 

Der Herr Ritter von Linne (u) hat fünf Gattungen, 1) Suillum- compactum, 
2) granulatum, 3) ſquamoſum, 4) ſpatiforme, 5) eryſtallinum. 

Herr von Cronſtedt (x) hat eben dieſe fuͤnf Gattungen, nur r daß er ſie in 
eine weitere Unterabtheilung gebracht hat. Sie iſt folgende: I. dichter, ſchwarzer 
Sauſtein von unfuͤhlbaren Theilen, Lapis ſuillus ſolidus particulis impalpalibus ater; 
II. Koͤrniger ſchwaͤrzlich brauner, particulis granulatis; III. Schuppenartiger mit 
groben Schuppen, particulis micaceis, i) ſchwarzer, 2) feinſchimmernder, brauner; 
IV. Sparparüget, 1) ſchwarzer, 2) hellbrauner, 3) gelblicher, V. druſiger runder. 


„ 


Herr 
Co) Naturgeſchichte des Mineralreichs Th. r. () Mineralogie S. 85. f 
S. 182. (t) Mineralogie 1. Th. S. 188. 
(p) Am angeführten Orte. S. 208. Cu) Syftema naturae. 1768. S. 111. 
(9) Am angefühten Orte S. 70. (x) Verſuch einer neuen Mineralogie. ©. 294. 


(r) Practiſches Mineralſyſtem. S. 108. 


# 


Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. In 


Herr Gerhard (y) hat vier Gattungen, 1) Stinkſtein von unſichtbaren Theilen, 
dichter Stinkſtein, Dylodes particulis indiſtinctis, Dyfodes continuus; 2) Stink— 
ſtein, welcher in Tafeln gewachſen, die ſich ſpalten laſſen, Dyſodes in tabulas fiſliles 
concretus, Dyſodes fiſſilis; 3) Stinkſtein, welcher in Blättern gewachſen, Stink— 
ſpath , Dyſodes particulis lamelloſis, Dyfodes ſpathoſus; 4) Stinkſtein, welcher in 
vieleckig prismatiſchen, mit einer eben ſa polyedriſchen Pyramide verſehenen Kryſtal— 
len gewachſen, kryſtalliſirter Stinkſtein, Dyſodes cryſtallis polyedris prisma- 
ticis et pyramidatis, Dy ſodes cryſtallinus. f 

Hill (2) bat eben die drey Gattungen des Herrn Wallerius, den prismati⸗ 
ſchen, welche er Brown oblique Spar nennet; den Strahlfoͤrmigen, der bey ihm Radia- 
ted oblique Spar genennet wird, und den ſphaͤriſchen, den er Globular oblique Spar nennet. 

Herr Lieberoth (a) hat uns von einem Stinkſchiefer aus der Grafſchaft 
Mannsfeld eine Nachricht ertheilet, und uͤber den Urſprung deſſelben ſeine Meynung 
eroͤfnet. Er ſagt: “diefer Stinkſtein offenbahret feinen Geruch am allerhaͤufigſten, 
wenn die Bergleute in ſelbigem arbeiten; ſo bald er aber einige Jahre in der freyen 
Luft gelegen, ſo vergehet ihm ſein Geſtank um ein merkliches. Es iſt aber dieſer Stein 
ein grauer Schiefer, der aus einem faulen Waſſer ſeinen Urſprung hat, in welchem 
die Fiſche abgeſtorben ſind, wie man denn ebenfalls, wie im Schieferfloͤtz, auch in 
ſelbigem Fiſche findet. Sein Geſtank, den er aber nicht eher von ſich giebt, bis er 
entweder gerieben oder geſchlagen wird, iſt einzig und allein den urinoͤſen Salzen, 
die er bey ſich hat, zuzuſchreiben. Man darf ſich nicht wundern, daß ich aus dem Ge— 
ſtanke, den dieſer Stein bey ſich hat, geſchloſſen habe, daß er Salze bey ſich fuͤhre; 
ich meyne Grund zu haben, dieſes zu glauben. Denn, wenn man bedenkt, daß auch 
ſein heftiger Geſtank entſtehet, wenn man Scheidewaſſer auf ihn gieſet, ſo wird man 
nur auf die Vermiſchung des Lederkalks mit Salmiak Achtung geben duͤrfen, und ſagen, 
woher da der heftige Geruch entſtehe'. Inzwiſchen hat Herr Lieberoth nicht genau 
beſtimmt, ob dieſer Schiefer ein eigentlicher Kalkſchiefer ſey? und das iſt die Urſache, 
warum ich hier ſeine Gedanken gleichſam als einen Anhang beyfuͤge. R 


$. 368. 

Was das Verhaͤltniß des Stinkſteins gegen die Petrefacten anlanget, 
ſo iſt derſelbe nicht felten eine Mutter der Verſteinerungen, ja man hat Beyſpiele, wo 
ſelbſt die Koͤrper ein Stinkſteinartiges Weſen angenommen haben. Die Herrn Pott, 
Vogel, und Lieberoth reden in den angefuͤhrten Schriften von Fiſchen, welche in 
einem Schieferartigen Stinkſteine liegen, doch fagen fie zugleich, daß dieſe Verſteine⸗ 
rungen nicht eben die gemeinſten ſind. Deſto haͤufiger kommen ſie bey Prag vor. 
Die dortigen zum Geſchlecht der Orthoceratiten gehoͤrigen vielkammerichten Schne⸗ 
cken liegen in einem wahren Stinkſtein, und find ſelbſt Stinkſtein. In ihrer Geſell— 
ſchaſt kommen oft Dentals vor, und die von dem gelehrten Herrn Pater Zeno ent— 
deckten Fragmente von Pentacriniten, liegen auch in einem wahren Stinkſtein, der 
g N eine 

Beytraͤge zur Chymie i i . S. 204. f. 
i 15 1 755 5 amt en Betligte des Mineralreichs. S rr f. 
(a) Vom Wachſen der Steine, im Hamb. Magazin 5. Band S. 439. 


m Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 


eine ziemliche Härte hat, und ſich ziemlich poliren läßt. Aus dem Muͤnſteriſchen 
beſitze ich durch die Güte eines Freundes zwey Tellinen, die ein wahrer Stink⸗ 
fein ſind. Nadreporen in einem ſchwarzen Marmor, der ſehr hart, aber 
der wahreſte Stinkſtein iſt, beſitze ich ebenfalls in meiner kleinen Sammlung, weiß aber 
den Ort nicht, wo er gefunden iſt, und ich vermuthe uͤberhaupt, daß man unter den 
Materien der Verſteinerungen mehrere Stinkſteine finden wuͤrde, wenn man ſie ge⸗ 
nauer prüfen wollte. 

Als eine wahre Seltenheit wiederhohle ich die Nachricht des Stobaͤus (b), der 
auf einem Stinkſteine einen Dendriten gefunden hat. Ob aber der Stinkſtein 
auch eine Metallmutter ſey? das kann ich aus Mangel naͤherer Nachrichten nicht 
entſcheiden. Herr Lehmann, der doch in feinem Buche von den Metallmuͤttern, 
alle moͤgliche Muͤtter der Metalle genau genug angegeben hat, ſchweiget von dem Stink⸗ 
fteine gaͤnzlich. Da aber der Kalkſtein ($. 325.) und der Kalkſpath ($. 362.) Metall⸗ 
muͤtter find, fo kann man vom Stinkſteine wenigſtens die Moͤglichkeit nicht leugnen. 

Wo der Stinkſtein haͤufig bricht, da kann er zum Kalkbrennen gebraucht werden, 
alſo hat er fuͤr die Oeconomie einen wahren Nutzen; dieſer Nutzen iſt entſchiedener als 
derjenige, da man ihn bey Viehkrankheiten gebrauchen will ($. 363.). 

Wallerius (e) merket von dem Stinkſtein an, daß er gemeiniglich in ber Nähe 
von Alaunwerken fein Lager habe und Bromell (d) meldet, daß er bey ihnen unter 
den Schiefern gefunden werde. Fürs allgemeine betrachtet, leiden beyde Gedanken 
in manchen Faͤllen eine Ausnahme. 

Es ſind mir folgende Gerter bekannt, wo ſich der Stinkſtein finder: Altwaßer, 
Berue, Beuthen, Biaßowitz, Blekinge, Burgoere, Cap de Sante bey Quebec, Eros 
nach, Dalekarlia, im Erfurthiſchen, in Flandern, im Fraͤnkiſchen, im Glatziſchen, 
bey Gottersberg, auf dem Harz, im Hohenſteiniſchen, auf der Inſel Horitzholm, Jem⸗ 
teland, Ihlefeld, Ingermannland, Kinnakulle, Kraſnaſelo, Loͤbeguͤn, Mannsfeld, 
Naeswredstorp, Naͤs, Nauendorf, Nerike, Neuſtadt, Niederſachswerfen, Norwe— 
gen, Oeland, Oſterode, Portugall, Quebec, Raetwick, Rothenburg, Rothewelle, 
Ruͤdigsdorf, Sachswerfen, Schleſien, Schloͤgell, Schweden, Schweidnitz, Skoͤrs, 
Steigerberg im Erfurthiſchen, im Stollbergiſchen, bey Straushof, Tiefthal, Wei⸗ 

mar, Werkle, Weſtgothland, Wiegersdorf, und Wretstorp. Siehe Bruͤkmann 
f Magnalia Dei P. I. S. 233. Linne Syſtema naturae 1768. S. 86. 112. mineralogi⸗ 
ſche Beluſtigungen 1. B. S. 178. Ritter Supplemata ſcriptorum S. 11. Vogel 
praktiſches Mineralſyſtem S. 108. Linne Reiſen durch Oeland S. 58. Baumer 
Naturgeſchichte des Mineralreichs Th. 1. S. 182. Th. 2. S. 116. Bromell Minera- 
logia et Lithographia ſuecaua S. 34. Gerhard Beytraͤge zur Chymie und Geſchichte 
des Mineralreichs. Th. 1. S. 205. Cronſtedt Verſuch einer neuen Mineralogie. 
S. 29. f. 


LXVIIL. 


(b) Opuscula. ©. > und wieberhohlt vom Herrn Walch in der wage der Verſtei⸗ 
nerungen. 1. Th. N 
(e) Mineralogie. S. 95. 


Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. z 
erh menen. 


| $. 369. 
Weil man dieſen Stein zuerſt in Armenien entdeckt und von daher zu uns gebracht 

hat, ſo hat man ihn darum den Namen des armeniſchen Steins, oder wie 
andere ſchreiben, des armenier Steins, oder des armenianiſchen Steins ge 
geben. Boodt nennet dieſen Stein Bergblau, und mit ihm thun es noch einige 
Schriftſteller, aber ohne hinlaͤnglichen Grund. Denn das Bergblau iſt die blaue 
Farbe, welche aus dem armeniſchen Steine genommen wird, und alſo in die⸗ 
ſem Steine liegt, aber ſie iſt nicht der Stein ſelbſt. Daher hat Herr Wallerius (e) 
vollkommen recht, wenn er behauptet, daß man Schiefergruͤn und Bergblau nicht mit 
dem armeniſchen Steine verwechſeln dürfe, ob beyde gleich oft zuſammen gefunden wer⸗— 
den. Im Lateiniſchen wird unſer Stein Lapis armenius, und vom Wallerius 
Lapir armenus genennet. Einige brauchen hier auch den Namen Molochiter, da, wie 
wie wir weiter unten hören werden, der Molochites von andern zur Mutter des armeni— 
ſchen Steins gemacht wird. Diejenigen Mineralogen, die uns Beſchreibungen dieſes 
Steines gegeben haben, haben bald auf ſeine Farbe, bald auf ſeine Beſtandtheile, bald 
auf andere Umſtaͤnde geſehen. Daher heißt er beym Wallerius Lazuli lapis pallide 
coeruleus punctulis albis ; beym Ritter von Linne einmal: Armena coeruleo et cupro 
variegata, und ein andermal: Cuprum coeruleum calcarium; beym Cronſtedt Terra 
calcarea croco feu calce veneris intime mixta indurata, und beym Cartheuſer Faspis 
coerulea pundtis albis ornata. Im Franzoͤſiſchen wird er Armenie, vom Bomare 
Pierre d Armenie und Armenienne ou Melochite, gemeiniglich aber Verdazur ge- 
nennet. 

. $. 370. 

Unter dem armeniſchen Steine verſtehen die Mineralogen einen fein⸗ 
koͤrnigen und daher dichten Kalkſtein, von blauer Farbe. Das iſt der rich. 
tige Begriff von dieſem Steine, und in der Hauptſache eben derjenige, den ſich Herr 
Cronſtedt (f) von dem armeniſchen Steine macht, da er ihn eine reine Kalkerde, 
mit Rupferkalk vereintget, nennt; denn nach dem Ausſpruche aller Gelehrten 
koͤmmt die blaue Farbe dieſes Steins von einer Kupferſolution her. Dasjenige, worinne 
die Schriftſteller unter ſich abweichen, betrifft nur gewiſſe Nebenumſtaͤnde. Herr 
Bruckmann (g) redet von der beſten Art des armeniſchen Steines, wenn er demfel« 
ben eine ziemliche Haͤrte, ohngefaͤhr wie ſie ein weicher Marmor hat, beyleget, und von 
ihm ſagt, daß er im Anbruch ziemlich eben und feinkoͤrnigt, gaͤnzlich undurchſichtig, 
mehr oder weniger blau, oder braungruͤnlich ſey. Herr von Bomare (h) hingegen, 

x der 
(e) Mineralogie, S. 131. b 
(f) Verſuch einer neuen Mineralogle. S. 36. 


(g) Abhandlung von den Edelſteinen. S. 318. der neuern Ausgabe. 
Ch) Mineralogie. 1. Theil, S. 277. 


2. Eh. | | erg 


\ 


114 Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 


der ihn ſaudig, hoͤckericht, und trübe nennt, und von ihm ſagt, daß er entweder gruͤn⸗ 
lichblau und blaß, oder blaßblau, oder friſchgruͤn mit braun vermiſcht ſey, und 
weiſe Spathartige Punkte habe, die den Sandkoͤrnern gleichen, redet nicht von dem 
armeniſchen Steine, wie er uͤberhaupt iſt, ſondern wie er ſich in ſeinen verſchiedenen 
Veraͤnderungen zeigt. Das, was er ſandig nennt, iſt nur in ſehr wenig Beyſpielen 
ein wahrer Sand, der aber allemal etwas Zufaͤlliges iſt. Die welſen Puͤnktchen, die 
Herr von Bomare Spathartig nennet, ſind bisweilen von einer Goldgelben Farbe, 
ſie verlieren ſich aber durch das Gluͤen. Iſt dieſes, ſo ſind ſie weder Spath noch Sand, 
ſondern eine bloſe Farbe, die von einem metalliniſchen Dunſte herruͤhren. Es iſt daher 
auch ſeine Haͤrte und ſeine Schwere gar ſehr verſchieden; es traͤget aber auch dazu ſehr 
vieles bey, wenn er mehr oder weniger rein iſt, laͤnger oder kuͤrzer in der Luft gelegen 
hat (i). Er wird gemeiniglich bey dem Laſurſtein, und zwar in groͤßern Stuͤcken als 
der Laſur gefunden, und Herr Baumer merket an, daß zuweilen auch Malachit 
mit eingemiſcht ſeyn ſolle, welches vielleicht nur ein bloſes Kupfergruͤn iſt. Das weſent⸗ 
lichſte dieſes Steines iſt, daß er mit den Saͤuren heftig braußet, und das beweiſet deut⸗ 
lich genug, daß er unter die Kalkartigen Steine gehoͤre. 

Boodt (k) befchreiber den armeniſchen Stein richtig genug, wenn er ihn als 
einen glatten, himmelblauen dichten Stein beſchreibet, der aber zerbrechlich und dadurch 
von dem Laſurſteine unterſchieden ſey. Aber wenn er hinzuſetzt, daß er keine Goldfar⸗ 
benen Adern habe, ſo zeigt er doch wenigſtens dadurch, daß ihm die eine Gattung mit 
gelben Puncten unbekannt war. Imperati (1) hingegen entfernt ſich ſchon weiter 
von der Wahrheit, wenn er ſich den armeniſchen Stein als ein Gemiſche von Chryſocolle 
und von Bergblau vorſtellet, die mehrentheils zerbrechlich ſey. Denn wenn wir dem 
Hill trauen und uns unter der Chryſocolle der Alten einen Spath vorftellen dürfen (m), 
hat der armeniſche Stein an der Chryſocolle auch nicht den geringften Antheil, außer 
nur in fo fern, daß ſich in dieſen Stein bisweilen einige Spaththeilchen, aber blos 
durch einen ohngefehren Zufall eingeſchlichen haben. Vielleicht hat Boodt hier den 
Plinius nicht recht verſtanden. Dieſer Plinius (n) verſichert, daß der armeniſche 
Stein fo wie die Chryſocolle gefaͤrbt (o), der beſte ſey, der Chryſocolle in der Farbe 
am naͤheſten komme, und mit blau untermiſcht ſey. Er meldet zugleich, daß in 
Spanien ein Sand gefunden worden ſey, und haͤufig genug daſelbſt gefunden wuͤrde, 
der eben fo, wie der armeniſche Stein genutzt werden koͤnnte, und das habe den Preiß 
dieſes Steines um ein merkliches verringert. Imperati (p) wirft dem Plinius 
außer dem noch vor, daß er den armeniſchen Stein einmal den Smaragd genennet 
habe; iſt dieſes, ſo verwechſelte er offenbahr eine Chryſocolle, die mehr gruͤn als blau 

f war 


* 


(i) Baumer Naturgeſchichte des Mineral. (n) Hifor. natural. Lib. 35. Cap. 6. (28) 


reichs 1. Th. S. 184. N S. 218. Tom. 3. der Muͤlleriſchen Ausgabe. 
(k) Gemmarum et lapidum hiſtoria Lib. 2. (o) Chryſocollae modo infectus ſagt Plinius, 
Cap. 142. S. 292. das kann ja nicht heißen: er enthaͤlt die Chryſo⸗ 


(1) Hifor. natural. Lib. 26. Cap. 7. S. 794. eolle, ſondern er iſt fo wie die Chryſocolle gefärbt. 
Cm) Siehe mein lithologiſches Reallexikon. (p) Am angeführten Orte Lib. 22. Cap. 25. 
1. Band. D. 297. ©. 684. 


Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 15 


war, mit dem armeniſchen Steine. Dergleichen Verwirrungen ſind im Plinius 
nicht ſelten. . 

Herr Sill (q) Hält dafür, der zuuvor Cyanus, Lapis cyanaeus der Alten fen 
nichts anders als der armeniſche Stein; da doch andere den Cyanum zum Laſurſteine 
rechnen. Aber das iſt nicht die einzige Schwierigkeit, die wir in den Schriften der 
Alten über dieſen Stein finden. Sie gebrauchen das Wort zuavoo nicht nur von dem 
Steine, daraus eine praͤchtige Farbe bereitet werden kann, ſondern oft von der Farbe 
ſelbſt. Die Schriftſteller, die ſich nach ihnen ihrer Schriften bedienten, behaupteten 
oft von dem Steine dasjenige, was jene von der Farbe ſagten, und ſchrieben ein anders 
mal das der Farbe zu, was fuͤr den Stein gehoͤrte. Daraus mußten freylich manche 
Verwirrungen entſtehen. Herr Sill ſpricht den Plinius davon nicht frey. Allein 
dieſem gelehrten Englaͤnder kann man auch mit Grunde vorwerfen, daß er in den 
Anmerkungen, wo er ſeinen Theophraſt vertheidiget, weder den Stein, noch das 
Bergblau, das man aus ihm nimmt, deutlich genug beſchrieben habe. Dieſer Fehler 
wird bey ihm groͤſer, da er unter dem armeniſchen Stein die Farbe der Mahler, und 
unter dem Cyanus einen eigentlichen Edelſtein verſtehet. 
$. 371. 

Man iſt nicht einig unter welches Geſchlecht der Steine man den armeniſchen 
Stein ſetzen ſoll. Es ſind deswegen ſonderlich drey Meynungen unter den Gelehrten. 

Die erſte Meynung iſt: er gehoͤre unter die Minern, ſonderlich unter 
die Kupfererze. An dieſem Orte ſtehet er bey dem Herrn Ritter von Linne (r). 
Allein er ſoll nach den entſchiedenen Ausſpruͤchen der Bergverſtaͤndigen einen gar gerin« 
gen Kupfergehalt haben, und er iſt daher unter den Kupfererzen eben dasjenige, was 
die Eiſenbluͤthe unter den Eiſenerzen iſt; (§. 361. Num. 3.) beyde ſtehen unter den Mi⸗ 
nern am ganz unrechten Orte. 8 

Andere rechnen ihn zu dem Laſurſteine und mit dieſem zu den Jas⸗ 
pisarten. Das haben Wallerius (), die Onomatologie (t), Walch (u), 
Juſti (x), Bomare (y), Bruͤckmann (2), Sill (a), und noch mehrere gethan. 
Allein das iſt auch nicht der Ort, der ihm gehoͤret, weil er ſich von dem Laſurſteine merf- 
lich und ſonderlich dadurch unterſcheidet, daß er mit den Säuren braußet (1. B. §. 285. 
S. 373.). Es iſt daher nicht zu billigen, daß er von einigen das Weibchen vom Laſur 
und der occidentalifche Laſur genennet wird (b). Inzwiſchen muß man es dem arme⸗ 
niſchen Steine eingeſtehen, daß er der aͤußern Geſtalt nach dem Laſur bisweilen aͤhnlich 
iſt, und auch ſogar einige Politur annimmt. Diejenigen Gelehrten alſo, die wie Herr Hofr. 
Walch blos nach aͤußern Kennzeichen klaßificiren, find damit allemal zu entſchuldigen. 

P 2 Dieſe 

(d) In ſeinen Anmerkungen zum Theophraſt (x) Grundriß des geſammten Mineralreichs. 
S. 221. f. vergl. mit S. 279. S. 210. ' 

Cr) Syſtema naturae 1748. S. 179. 1768. (y) Mineralogie 1. Theil. S. 277. 


146. (2) Von den Edelſteinen. S. 113. der alten 
(0) Mineralogie S. 131. h Ausgabe. 
(t) Onomatologia hiftoriae naturalis com- (a) Foſſils. S. 224. 227. 

pleta. T. 1. S. 275. (b) S. Bomare Dictionnaire d' Hiſt. Natur. 


(u) Syſtematiſches Steinreich. 1. Theil. S. 36. Tom. 8. S. 453. 


1 


16 Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 


Dieſe äufere Aenlichkeit des armeniſchen Steines mit dem Laſur macht es auch, daß 
jener oft mit dieſem verwechſelt wird, und das thun beſonders die Tuͤrkiſchen Nauf⸗ 
leuthe, welche dieſe zwey Steine mit einander verwechſeln, um dadurch deſto mehr zu 
gewinnen, indem ſie den armeniſchen Stein an diejenigen ſtatt des Laſurſteins unge⸗ 
ſtraft verfauffen, welche ihn nicht kennen (e). 


Endlich rechnen auch verſchiedne den armeniſchen Stein unter die 


Balkſteinarten. Das haben Pott (d), Baumer (e), Vogel (f), Bruͤck⸗ 
mann (g), und andere gethan, deren Beyſpiel ich gefolget bin. Er hat alle Kenn⸗ 
zeichen eines wahren Kalkſteins an ſich, denn er braußet nicht nur mit allen Saͤuren 
ſehr heftig, und laͤßet ſich in denſelben aufloͤſen; ſondern er laͤßet ſich fogar durch das 
Feuer in einen wahren Kalk verwandeln. Sogar die Farbe, wenn ſie von dem Steine 
getrennet iſt, braußet noch mit den Saͤuren und iſt daher Kalkartig, deswegen ſagen 
auch die Gelehrten einſtimmig, daß der armeniſche Stein aus einer Kalkerde, und 
aus einem färbenden metalliſchen Dunſte, den Herr Cronſtedt (h) Bupferkalk 
nennet, entſtanden ſey. 


Man bereitet aus dem ne eine blaue Farbe, welche das Berg» 
blau oder das unaͤchte Ultramarin genennet wird. Boodt erzaͤhlet uns die 
Art der Zubereitung folgender Geſtalt. Man ſtoſe den Stein, aber nicht eben gar 
zu klar, ruͤhre ihn dann im Waſſer lange Zeit um, laſſe dann die ganze Maſſe ſetzen, 
nehme dann die ganze Maſſe die ſich zu Boden geſetzt hat heraus, reibe ſie von neuem 
mit Gummiwaſſer, und verduͤnne fie endlich mit vielem Waſſer. Das klaͤreſte ſetzet 
ſich ſodann zu Boden gleich einem Pulver, und trocknet es. Heut zu Tage tractiret 
man dieſes Verfahren behutſamer. Denn wenn auch dieſes Bergblau in ſeiner Guͤte 
und Dauer dem Ultramarin nicht gleich koͤmmt, ſo wird es doch in den Kramlaͤden 
unter dem Namen des Bergblau haͤufig verkauft. Man verfertiget daſſelbe in unſern 
Tagen eben fo, wie das Ultramarin, davon ich bereits die beſte Methode bekannt ges 
macht habe (1. Band. §. 290. S. 380.). Man nimmt zu dieſer Arbeit denjenigen 
armeniſchen Stein, welcher keinen Gang, wie die Bergverſtaͤndigen reden, das iſt 
keinen Spath bey ſich hat. Man bekoͤmmt durch dieſe Beſchaͤftigung das Bergblau 
von unterſchiedener Höhe und Güte. Das erſte nennet man gemeines Ultra⸗ 
marin, oder das beſte Bergblau; (petit outremero der poudre d azur commun) 
das zweyte gruͤne Aſche; (cendre verte) das dritte Erdgruͤn, (verd de terre) 
und das vierte Waſſer gruͤn, (verd d' au) wie Herr von Bomare meldet. 

Wie ſich dieſe Farbe im Feuer verhalte? das hat uns Herr Pott (i) ent 
deckt. Im Feuer ſagt er, haͤrtet ſie nicht, ſondern wird vielmehr zaͤrter, die blaue 
Farbe 


(e) S. Bomare Mineralogie r. Th. S. 217. (g) Abhandlung von den Coefeinen S. 318. 
(d) Erſte Fortſetzung der Lithogeognoſie. der neuern Ausgabe. 
‚17: 18. (h) S. Cronſtedts Verſuch einer neuen Mi⸗ 
(e) Naturgeſchichte des Mineralreichs. 1. Th. neralogie. S. 36. und die mehreſten bisher ange⸗ 
184. fuͤhrten Schriftſteller. 
(f) Practiſches Mineralſyſtem. S. 11 r. (i) Erſte Fortſetzung der Lithogeognoſie. S. 18. 


Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 17 


Farbe verliehret ſich und wird ſchwarz, und nun braußet ſie mit den Saͤuren nicht ſo 
heftig, als vorher. Herr Sage (k) hat angemerkt, daß die blaue Farbe des ar— 
meniſchen Steins uͤberhaupt keine allzugroße Dauer habe, indem ſie kurz nach ihrem 
Gebrauche gruͤn werde. Dem ohnerachtet wird die Farbe haͤufig nachgemacht, und fuͤr 
natürliche Farbe verkauft. Man bedienet ſich dazu der Solutionen vom Kupfer mit Zu— 
ſatz ungeloͤſchten Kalkes. Herr Pott hat uns am angefuͤhrten Orte belehret, wie wir 
den Bretug entdecken koͤnnten. Er giebt den Rath, Aquafort zu nehmen; wenn nun 
das Klare damit ſehr heftig und ſchnell aufbraußet, fo ſey dieſes ein zuverlaͤßiges Kenn— 
zeichen, daß das Bergblau nicht aͤcht, ſondern verfaͤlſcht und nachgemacht ſey. Denn 
bey dem natürlichen Bergblau geſchiehet das Aufbraußen mit dem Aquafort viel ges 
linder und ſchwaͤcher. 12701 f 
| ' 8. 3. i a 
Ich kehre nun zu dem armeniſchen Stein zuruͤck, von dem ich noch einige Um— 
ftände zu erzählen habe, die zu der Geſchichte dieſes Steins gehören. 
Daß der armeniſche Stein unter die phosphorescirende Steine ge— 
höre, das hat Herr Pott (I) zuerſt bemerket, der uns erzehlet, daß er ein vortrefli⸗ 
ches blaues Licht gebe. Dieſer Umſtand iſt um fo merkwuͤrdiger, da unter den ehymi— 
ſchen Verſuchen, ſelbſt unter den Fünftlichen Feuern, die blaue Farbe immer die ſeltenſte iſt. 
Wenn Pott (m) recht hat, fo iſt der armeniſche Stein die Mutter des Mo⸗ 
lochits. Er erzehlet uns wenigſtens, daß dieſes einige behaupten, und er will ihnen 
nicht widerſprechen, aus dem ſeichten Grunde, der Molochit purgire eben ſowohl als 
der armeniſche Stein, ja er uͤbertreffe dieſen ſo gar in der purgirenden Kraft. Wenn 
man uͤbrigens ja bisweilen einen Molochit in dem armeniſchen Steine findet, ſo iſt es 
zuverlaͤßig blos ein Ohngefehr, welches ſelten genug vorkoͤmmt, und darauf laſſen ſich 
keine entſcheidenden Erfahrungen gründen. Das aber iſt zuverlaͤßig., daß er gemeinig⸗ 
lich bey dem Laſurſteine gefunden wird, und zwar in groͤßern Stuͤcken, als der Laſurſtein. 
Doch auch dieſes leitet ſeine vielfaͤltige Ausnahme; denn man hat mehrere Gegenden, 
wo der armeniſche Stein bricht, und der Laſurſtein gänzlich vermiſſet wird. 

Da der armeniſche Stein eine feine blaue Farbe giebt, fo hat er feinen entfchies 
denen Nutzen, wenn auch ſein innrer Kupfergehalt nicht reich genug wäre, daß er an Orten, 
wo er haufig bricht, auf Kupfer bearbeitet werden koͤnnte. Dieſer Nutzen iſt entſchieden, aber 
fein Nutzen in der Mediein iſt deſto zweifelhafter. Es iſt wahr, Boodt (n) weiß ſeine 
Tugenden in der Medicin nicht genug zu erheben. Alle melancholiſche Krankheiten ſoll er 
nach ſeinem Ausſpruche heben, und in der Epilepſie und Raſerey ſollen die Kraͤfte die— 
ſes Steins ſichtbar und entſcheidend ſeyn. Man macht Pillen oder Pulver aus dem⸗ 
ſelben, wenn er gebraucht wird. Andere Schriftſteller verſichern, daß ihn die Ara⸗ 
ber noch immer in den vorher angefuͤhrten Krankheiten loben, und von einem bis auf 
vier Scrupel verordnen. Mit Ochſenzungenwaſſer gewaſchen ſoll er eine wunder 

| N 3 liche 


(*) In ſeinen chemiſchen Unterſuchungen. Siehe den Naturforſcher. 11. St. S. 238. 
(1) Am angeführten Orte. S. 40. a 

(m) Gemmarum et lapidum hiſtoria. Lib. 2. Cap. 242. S. 293. 

(n) Am angeführten Orte. Cap. 143. S. 294. 


118 Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 


liche Kraft gegen melancholiſche Zufaͤlle äußern, und fo gar in Deutſchland ſoll man 
noch die Pillen von ihm in manchen Apothecken finden, ob gleich die Praͤparaten von 
dieſem Steine nicht gar zu haͤufig verordnet wuͤrden, weil ihr Gebrauch nicht allzu 
ſicher ſey (o). Wenn Lemerey fagt, daß der praͤparirte armeniſche Stein in der 
Arzeneykunſt aͤußerlich, als ein trocknendes Mittel, und innerlich, als ein purgirendes 
Mittel beſonders bey denen im Verſtande verwirrten gebraucht werde; ſo macht hier 
von Bomare (p) daruͤber folgende gegruͤndete Anmerkung. Ich wollte gleichwohl 


nicht rathen, daß man ihn innerlich brauchte, ſo wenig als das Ultramarin; indem er 


blos, wegen der bey ſich führenden Kupfertheilchen purgiren konne, und der Erfah⸗ 
rung nach allezeit die uͤbelſten Folgen habe. 8 


Ehedem brachte man dieſen Stein blos aus Armenien; jetzo aber ſind mehrere 


Oerter durch den Fleiß der Naturforſcher aufgeſucht, und bekannt worden. Mir ſind 
folgende bekannt: Armenien, Aſien, Auvergne, Böhmen, Bourbon l Archambault, 


Cuttenberga, Neapel, Pouzzolo, Sachſen, Siberien, Touncomannia, Tyrol, Un⸗ 


garn und Wuͤrtenberg. Siehe Bruͤck mann Magnalia Dei P. 1. S. 72. 170. 194. 285. 
P. 2. S. 711. 721. Linne Syſtema naturae 1768. S. 146. Bomare Mineralogie 1. Th, 
S. 278. Baumer Naturgeſchichte des Mineralreichs 1. Th. S. 184. 


LXIX. Der Schneideſtein, oder die ſchwedi⸗ 
ſchen Flieſen. | 


$ 374. | | 
Js finde nirgends eine Urſache angegeben, warum der Stein, von dem ich jego rede, 


der Schneideſtein genennet wird, welchen Namen ich bey den Herren Vogel 
und Baumer gefunden habe. Der gemeine Name Slieſen, oder weil er nur in 
Schweden gefunden wird, ſchwediſche Slieſen, hat ohne Zweifel ſeinen Namen 
daher, weil man ſich denſelben anfaͤnglich als eine Art vom Flußſpath gedachte. Beym 
Bomare habe ich die deutſchen Namen Werkſtuͤckenſtein, Bauſtein gefunden, 
weil er zum Bauen gebraucht wird, und gemeiniglich in laͤngliche Wuͤrfel zertheilet 
wird. Der Name Cor cardua druͤckt den deutſchen Schneideſtein aus, beſonders 
nach dem Syſtem derer, welche ihn unter die Sandartigen Steine ſetzen. Caͤſalpi⸗ 
nus nennte ihn Quadrum, weil eine Gattung derſelben in Quadraten bricht. Alberti 
nennet ihn aus eben dem Grunde Quadratum. Die Benennung des Agricola Saxi 
alterum genus iſt zu unbeſtimmt. Sonſt wird er vom Waller ius Cos particulis mini- 
mis glareofis, mollis caedua; vom Ritter von Linne, Cor particulis glarcofs mar- 
gaces- argillaceis, bibula [ubeffervefcens; vom Worm Arenarius ex Gothlandia; 
vom Cronſtedt Saxum conglutinatum arenaceum glutine argilla communi; vom Herrn 
Cartheuſer Arenarius duriusculus, argillofus, ‚granulis miuntiſſime aequalibus ; 
im Franzoͤſiſchen aber von dem Herrn von Bomare Grais a batir genennet. 


§. 375. 


(0) Siehe das Univerfallerikon. 2. B. S. 1538. 
(p) Mineralogle. 1. Th. S. 279. 


Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. ug 


| $. 375. | 

Ohnerachtet der Schneideſtein nur in Schweden, und wie Herr von Bomare 
will, in der Normandie gefunden wird, ſo halte ich es doch fuͤr Pflicht, wenigſtens 
das Vorzuͤglichſte von dieſer Steinart zu bemerken, zumal da deſſen beynahe alle Schrift— 
ſteller gedenken; ihre Beſchreibungen aber von dieſem Steine ſind ſo verſchieden, daß 
uns die eigentliche Beſchaffenheit dieſes Steines gewiſſermaaßen noch immer ein Raͤth⸗ 
ſel iſt. Herr Vogel (q) haͤlt ihn für eine ſchlechte Marmorart, welche eine ſchwache 
Politur annimmt, mehrentheils grau oder nach andern braun und grau iſt, aus kleinen 
zum Theil ſchimmernden Theilchen beſtehet, oft ganz mit Glimmer uͤberzogen iſt, und 
der Sandſteinigte Theilchen haben muͤſſe, weil er unter andern zu Schleif- und Mühle 
ſteinen gebraucht werde. Er hat bey dieſer Beſchreibung alle diejenigen zu Anhaͤngern, 
welche den Schneideſtein unter die Kalkartigen Steine ſetzen. Herr Waller ius (r) 
haͤlt dafuͤr, daß der Schneideſtein aus feinen und ſehr kleinen Theilchen vom Staube 
beſtehe, der mit Leimen vermiſcht iſt; er ſey mehrentheils grau an Farbe, und ſchlage 
am Stahle kein Feuer; derjenige, fo von Gothland komme, Gothlandsſtein ges 
nennet, und zum Baue am koͤniglichen Schloſſe zu Stockholm gebraucht werde, habe 
mehentheils kleine ſcheinende Glimmertheilchen in ſich. Herr von Bomare (() hinge 
gen nimmt zwey Sorten dieſes Steins an. Die eine, ſagt er, iſt hart, hat etwas weniges 
Thon bey ſich, und ſchlaͤgt mit dem Stahle leicht Feuer. Die andere iſt zart, grau, 
laͤſſet ſich wohl ſchneiden und arbeiten, und ſchlaͤgt nicht fo leicht Feuer. Diejenige Art 
von Flieſen, die ich geſehen habe, und worinne Orthoceratiten lagen, hatten alle 
aͤußere Kennzeichen eines feinen Kalkſteins, oder eines ſchlechten Marmors an ſich, 
beſtund aus dicht zuſammenhangenden Theilchen, hatte eine braun und graue Farbe. 
Das Scheidewaſſer that auf dieſelbe ſeine, obgleich etwas ſchwache Wuͤrkung, und 
man ſahe es leicht, daß ein Theil dieſer Fließen Sandartig war. 

Nach dieſen ſo verſchiedenen Beſchreibungen von dieſem Steine kann man leicht 
urtheilen, daß er auch von den Schriftſtellern in verſchiedene Klaſſen geſetzt werde. 
Die Gelehrten haben uͤber dieſe Sache eine zweyfache Meynung angenommen. 

Die erſte iſt dieſe: Der Schneideſtein gehoͤre unter die Sandſteinar⸗ 
ten, ſo daß Sandſtaub und Thon die Beſtandtheile deſſelben waͤren. Das iſt die 
Meynung des Herrn Wallerius (t), Cronſtedt (u), Linne (x), Bomare (y), 
Cartheuſer (2) und anderer. Unter allen dieſen Gelehrten iſt der Herr Archiater 
von Linne der einzige, der das offenherzige Geſtaͤndniß gethan hat, daß der Schnei⸗ 
deſtein mit dem Scheidewaſſer ein wenig brauße. 

Die andere Meynung iſt dieſe: der Schneideſtein gehoͤre unter die 
Balkſteinarten, doch habe er einen Theil vom Sande in ſich. Dieſe Meynung ha⸗ 

5 ben 
raetiſches Mineralſyſtem. S. 110. f. x) Syſtema naturae. 1748. S. £ 
15 Hue Sy ws ; AS 7 3708 
eineralogie. 1. Th. S. 215. 
= Mineralogie am „ Orte. (5) Mineralogie. 1. Th. S. 215, 
5. 12 h RR enen Mineralogie. S. 248. (2) Mineralogie. S. 28. 


120 Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 


ben die Herren Vogel (a), Baumer (b), Walch (e), Pott (d) und andere an. 
genommen, die den Schneideſtein einſtimmig fuͤr eine ſchlechte Marmorart ausgeben, 
und ihn alſo unter die Kalkſteinarten ſetzen. Ich muß aber zugleich hier anmerken, daß 
Herr Rath Baumer ſeiner Geſellſchaft nicht treu geblieben iſt, denn er hat an einem 
andern Orte (e) ſeine Meynung dahin geaͤndert, daß der Schneideſtein aus Glimmer 
und Speckſtein beſtehe. Vielleicht redet er aber gar von einer ganz andern Steinart. 
Diejenigen, welche den Schneideſtein unter die Kalkſteinarten zaͤhlen, haben an 
dem Herrn Profeſſor Pott eine maͤchtige Stuͤtze, deſſen Ausſpruch entſcheidend iſt. 
Er verſichert am angeführten Orte ausdruͤcklich, daß der Schneideſtein mit den Säuren 
aufbrauße, und durch das Feuer ſich zu Kalk brennen laſſe. Er kann alſo, wie er 
ſagt, weder unter die Sandſteinarten, noch unter die Arten vom Flußſpath geſetzt wor⸗ 
den. Der Herr Ritter von Linne geſtehet es ſelbſt zu, daß die Saͤuren einige Wuͤr⸗ 
kungen auf dieſen Stein aͤußern, und er muß alſo ſchlechterdings Kalktheilchen in ſich 
haben. Inzwiſchen geſtehen auch die Freunde der zweyten Meynung ein, daß 
ſich die Sandartigen Theilchen in dieſem Steine viel zu deutlich offenbahren, als daß 
man ſie gaͤnzlich ableugnen ſollte; ich halte daher dafuͤr, daß es vollkommen gleichguͤltig 
ſey, ob man den Schneideſtein unter die Kalkartigen, oder unter die Sandartigen Steine 
ſetzen wolle? 
Seiner Figur nach erſcheinet der Schneideſtein in einer gedoppelten, naͤmlich 
in einer unfoͤrmlichen und in einer viereckigten Geſtalt. In Nericke, und in 
Kumblakirchſpiele erſcheinet er in ablangen viereckigten Stuͤcken, als wenn er durch 
einen aufmerkſamen Fleiß zugehauen waͤre. Herr Waller meldet am angefuͤhrten 
Orte, daß Urban Siaͤrne einen eingemiſchten Wuͤrfelthon zu feiner Grunderde habe, 
und daß in demſelben die Urſache einer ſolchen Bildung liege. Herr Wallerius be— 
reitet dieſe Meynung durch die Farge: kann der machen, daß der Schneide⸗ 
De in eine viereckigte Sigur falle? oder mag beydes der Wuͤrfelthon und Flie— 
ſenſtein ſeine viereckigte Figur von einiger andern gemeinen Urſache haben? Ich daͤchte 
überhaupt, daß die Meynung des Herrn Hiaͤrne keiner Widerlegung beduͤrfe. Die 
Meynung des Herrn Profeffor Pott, der dieſe Figur von einer Art der Kryſtalliſation 
ableitet, iſt wahrſcheinlicher; denn im kleinern koͤmmt dieſe Figur unter den Kryſtallen 
oft vor. Inzwiſchen bleibet uns die Frage, wie das zugehe? noch immer ein Ges 
eimniß. r 
0 Man braucht in Schweden dieſe Steine zum Bauen uͤberhaupt, inſonderheit 
zu Grabſteinen, zu Kaminen, zu Schleif und Muͤhlſteinen u. d. g. Für die Liebhaber 
ſchoͤner Verſteinerungen ſorgen dieſe Steine auch, indem fie dieſelben mit Orthocera— 
titen und bisweilen auch mit Lithuiten beſchenken. Er bricht in Gothland und 
zwar zu Burswicke daſelbſt, außerdem wird er auch bey Mericke, und im Birch⸗ 
! fpiel 
(a) Practiſches Mineralſyſtem. S. 1 10. f. Th. 50 6 160. Er nennet dieſen Stein Mar, 
0 morbaltig. 
eee des Mineralreichs. 1. Th. dert Fortſetzung der Lithogeognoſie. S. 64. 


91 (e) Im 2. Th. der Naturgeſchichte des Mi⸗ 
(e) Naturgeſchichte der Verſteinerungen neralreichs. S. 168. ö 


I 


Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 12 


ſpiel RAumbla, und wenn wir es dem Herrn Bomare nachſagen dürfen, in der Nor⸗ 
mandie gefunden. Siehe Waller Mineralogie S. 102. Linne Syſtema naturae 
1768. S. 61. und deſſen Gothlaͤndiſche kes ferner Bomare Mineralogie 1. Th. 
S. 215. 


LAW N 


$. 376. 

Der Name Kreide koͤmmt von der Inſel Creta, oder Candia her, weil man 

ſie daſelbſt ſehr haͤufig findet, und weil ſie von daher vermuthlich uns bekannt 
worden iſt (f). Man nennet ſie auch weiße Kreide, weil man gewohnt iſt, alle 
diejenigen Steine mit welchen man ſchreiben kann, mit dem allgemeinen Namen der 
Kreide zubelegen, und ſie nur nach ihren Farben zu unterſcheiden. Man nennet ſie 
auch Schreibekreide, weil ſie zum Schreiben angewendet werden kann: allein da ſich 
dazu noch andere Steinarten gebrauchen laſſen, ſo iſt dieſe Benennung zu unbeſtimmt. 
Herr Gerhard nennet fie Kreide, deren Theile feſt mit einander verbunden 
ſind, und ſucht ſie dadurch von andern Gattungen zu unterſcheiden, welche bey ihm 
auch Kreide heißen. Im Lateiniſchen wird fie Creta, Creta feriptoria, und von dem 
Griechiſchen Worte Os ich ſchreibe Graphium album genennet. Sonſt wird fie vom 
Herrn Gerhard Creta cohaerens ſolida, vom Herrn von Linne, Creta fubrupeflris 
alba, vom Herrn Cronſtedt Terra calcarca pura ſolida friabilis, im e 
Craie oder Gaye und im Hollaͤndiſchen Kryt-Steen genennet. 


N 377. N 

Iſt irgend ein Wort in der Mineralogle einer wahren Zweydeutigkeit unterworfen, 
ſo iſt es das Wort Kreide; und giebt es irgendwo viele Koͤrper, die einen und eben 
denſelben Namen fuͤhren, ſo ſind es diejenigen Koͤrper die alle den Namen der Kreide 
führen. Imperati (g) braucht das Wort Kreide von alle denjenigen Erdarten, 
welche mit Waſſer vermiſcht und verduͤnnt zunehmen und wachſen, und ſo moͤchten 
wohl alle Kalk- und Gypserden Anſpruch auf dieſen Namen machen koͤnnen. Man 
weiß auch, und ich werde unten etwas davon gedenken, daß man Kreidenarten aus 
verſchiedenen Gegenden und von verſchiedenen Farben annimmt; man redet von engli⸗ 
ſcher, von ſpaniſcher, von brianſoniſcher, von ſchwarzer „ grüner und 
rother Breide, von welchen die mehreſten keinen Anſpuch auf das eigentliche Kreidenges 
ſchlecht machen koͤnnen. Man bedienet ſich des Wortes Kreide bald als eines Geſchlechts 
bald als einer Geſchlechts gattung, und was dergleichen mehr iſt. Ich kann auch dieſes 
gewiſſermaßen hieher rechnen, daß auch die mehreſten Mineralogen die Kreide unter die 
Er den zählen, da andere die Kreide, als Erde betrachtet, von der Breide, 

die 


(f) Siehe Richters eehrbuch einer Naturhiſtorie S. 9. und das Univerſallexicon im 15. B. 


S. 1841. Baumer Naturgeſchichte des Mineralreichs. 20. 1, . 139. 
(g) Hiſtor. nat. Lib. I. Cap. 10. S. 11. 


eee W 


122 Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. f 
die ein Stein iſt, unterſcheiden. Unter der Erde befindet ſich die Kreide beym 


Bomare, Vogel, Linne, Wallerius, Woodward, Cartheuſer und an⸗ 


dern. Aber nach meiner Einſicht hat Herr Baumer (h) recht, daß er die Rreiden⸗ 
erde von dem Breidenſteine unterſcheidet, weil der letztere eine wahre Feſtigkeit 
hat, die der erſtern mangelt, und vielleicht iſt die Kreidenerde eine bloße Verwitterung 
oder Zermalmung des Kreidenſteins. Waͤre freylich die Kreide eine bloße und eigent— 
liche Erde, fo hätte ich fie in meinem Buche ganz übergehen müffen, aber da fie wuͤrk— 
lich ein Stein iſt, ſo muß ihr ein Ort hier eingeraͤumt werden, und zwar unter 
den Kalkſteinen. Denn die Kreide hat das allgemeine Kennzeichen aller Kalkartigen 
Steine an ſich, daß ſie mit den Saͤuren braußet. Herr Cramer behauptet zwar, 
daß die Kreide im Feuer unveraͤnderlich bleibe, und daß fie folglich unter die Feuer 
feſten Steine gehoͤre. Allein Herr von Juſti (i) antwortet, daß dieſes nur bey einem 
mittelmaͤßigen Schmelzfeuer eintreffe. Denn in dem ftärfften Feuer erlange fie aller» 
dings die Eigenſchaft des Kalkes, und es ſey bekannt, daß in England ſehr vieler 
Kalk daraus gebrannt werde. Im meinem Buche ſtehet alſo die Kreide am rechten 
Orte, unter den Kalkartigen Steinen, und ſo viel ich weiß haben ſie alle Naturforſcher 
unter den Erden oder Steinen, welche eine Kalkartige Natur haben. f 


| §. 378. N 

Ich mußte dieſe Anmerkungen uͤber die Kreide voraus ſchicken, ehe ich ihre eigent. 
liche Beſchaffenheit erlaͤuterte, damit ich aller Zweydeutigkeit vorbeugen moͤchte. 

Die Kreide iſt unter uns ein fo bekannter Körper, daß man fie ohne Beſchrei⸗ 
bung als bekannt voraus ſetzen koͤnnte. Einen weißen Ralkartıgen Stein, der 
aus leichten, zarten, mehligten, trocknen und derben Theilen beſtehet, 
und mit welchem man ſchreiben kann, nennen wir Kreide. Sie hat weder 
Geruch noch Geſchmack, faͤrbet aber ſo leicht ab, daß man ſie nicht beruͤhren kann, 
ohne dadurch feine Finger zu färben (K) und fie ift daher unter den weißen Steinen 
eben das, was der Bolus unter den rothen, und der Umber unter den braunen 
oder ſchwarzen Steinen iſt. Wenn gleich die Kreide ein feſter Koͤrper iſt, ſo iſt doch 
ihre Conſiſtenz bald lockerer bald feſter, und Herr Bergrath Gerhard (1) merket 
an, daß ſie zuweilen ſo hart ſey, daß ſelbige erſt naß gemacht werden muͤſſe, wenn 
man damit ſchreiben will, und in dieſer Ruͤckſicht müßte man fie mit dem Roͤthel ver⸗ 
gleichen. Dieſer Fall aber koͤmmt nicht gar zu haͤufig vor; denn in den mehreſten 
Faͤllen faͤrbet die Kreide ſehr leicht ab, und ſchreibet leicht, ohne daß man ſie zuvor naß 
machen duͤrfe. Inzwiſchen iſt die Kreide nicht allezeit rein, ſondern ſehr oft mit frem⸗ 
den Körpern vermiſcht, unter welchen außer den Verſteinerungen die Hornſteine am ge⸗ 
woͤhnlichſten ſind. Aber der Fall iſt ſonderbar genug, da Herr Baumer (m) in der 
Kreide ein Stuͤckchen Asbeſt angetroffen hat. N ö 


Da 
ch) Naturgeſchichte des Mineralralreichs. (k) Siehe Bomare Mineralogie. 1. Th. 
Th. 2. S S. 71 


120. 71. 
. g (J) Beytraͤge zur Chymie. 1. Th. S. 162. 
(i) Grundriß des geſammten Mineralreichs. (m) Naturgeſchichte des Mineralreichs. 1. Th. 
S. 220, f. 415. ©. 139. 


Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 123 


Da die Kreide unter die gemeinſten Foßilien gehoͤret, und man ſogar an ſolchen 
Ber. wo fie nicht zu Haufe ift, um ein geringes Geld kaufen kann, fo haben auch die 
Freunde der Chymie mit derſelben mancherley Verſuche angeſtellet, von denen ich die 
merkwuͤrdigſten erzehlen will. Herr Wallerius (n) merket an, daß wenn man die 
Kreide fein reibet, und mit reinem Waſſer zwey bis drey Stunden kochet, hernach das 
Waſſer wohl abſeiget und abdunſten laͤßt, das Waſſer zuletzt gelblicht werde, und einen 
ſalzigten Geſchmack habe; daß es mit Vitrlolgeiſt, und noch mehr mit Scheidewaſſer 
aufgaͤhre; daß es den Violſyrob grün, und den Turneſolsſaft blau färbe: und daraus 
macht Herr Wallerius den Schluß, daß in der Kreide ein im Waſſer unaufloͤßliches 
alcaliſches Weſen vorhanden ſey. Herr Gerhard (o) beweiſet die brennbaren Theile 
in der Kreide aus der Reduction der Bley- und Wißmuthglaͤſer, wenn dieſelben mit 
der Kreide geſchmolzen werden. Der Verſuch des Herrn Senkels „daß aus Schwe— 
fel und Kreide durch die Stufenweiſe Roͤſtung, Silberkoͤrner entſtehen, ſcheinet Herrn 
Bergrath Gerhard merkmuͤrdig, doch merket er an, daß der Arſenik mit der Kreide 
eine gleiche Erſcheinung giebt. Vom Waſſer läßt ſich die Kreide leicht durchdringen, 
ſo daß ſich das Waſſer ordentlich durchſeiget. 


Die weitlaͤuftigſten Verſuche mit der Kreide hat ohne Zweifel Herr Pott (p) uns 
ternommen; er behauptet, daß die Kreide an und fuͤr ſich ſelbſt gar nicht fließe, daß 
er ſie aber unter manchen Vermiſchungen zum Fluß gebracht. Unter allen ſeinen Ver⸗ 
ſuchen wollen wir nur diejenigen auszeichnen, die ihm gelungen find. Ein Theil Kreide 
und zwey Theile alcaliſches Salz wurde ein durchſichtiges, grünlichgelbes, ziemlich feſtes 
Glas; ein Theil Kreide und zwey Theile Wunderſalz wurde ein durchfichtiges ſchwarzgelbes 
feſtes Glas; ein Theil Kreide und zwey Theile Glasgalle wurde ein durchſichtiges grünlie 
ches Glas; ein Theil Kreide und zwey Theile Sal armoniacum fixum floß durch einen ein⸗ 
fachen Tiegel, in einem gedoppelten Tiegel aber wurde es ein durchſichtiges, gelbgruͤnes 
feſtes Glas; zwey Theile Kreide, und ein Theil Borax wurde ein ſchoͤnes, durchſichti— 
ges, gruͤnes, ſeſtes Glas, nur ein Theil Kreide gab ein durchſichtiges gelbliches Glas; 
zwey Theile Borax aber zu einem Theil Kreide gab ein durchſichtiges, noch ſtaͤrker gel— 
bes Glas; ein Theil Kreide mit vier Theilen Kryſtallglas gab ein gruͤnliches, durch 
ſichtiges Glas, welches mit dem Stahl Feuer ſchlaͤgt; zwey Theile Kreide und ein 
Theil Minium, gab ein durchſichtiges gruͤnliches Glas, das mit dem Stahl Feuer ſchlaͤgt; 

ein Theil Kreide und zwey Theile Minium gab ein ſchoͤnes durchſichtiges grünes Glas. 
Herr Pott ſagte, daß die Kreide fuͤr ſich allein nie zu einem Glaſe ſchmelze, und 
Herr Cramer (q) ſtimmt hierinne 5 der von der Kreide behauptet, daß ſie nicht 
einmal durch den Brennſpiegel veraͤndert werden koͤnnte, wenn ſie rein iſt. Daher 
koͤnnte auch die Kreide die Stelle ſehr Feuerbeſtaͤndiger Gefaͤße verrichten, wenn man 
in dieſelben Hoͤhlungen grabe; aber Herrn Pott und Herrn Cramer widerſpricht Herr 
8 Q 2 Poer⸗ 


(n) Mineralogie S. 17. 

(o) Beytraͤge zur Chymie. 1. Th. S. 164. 

(p) Lithogeognoſie S. 6. f. und deffen Tabellen zur zweyten En derſelben. S. 34- f. 
3 Siehe deſſen. ee S. 33. 


i24 Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 


Poerner (r), der ſich eines ſehr heftigen und viele Stunden daurenden Feuers bedie⸗ 
nete, und dabey erfuhr, daß die Kreide nicht allein in Fluß komme, ſondern ſo gar ſo 
duͤnne fließe, daß ſie zwey Gefaͤße durchbohret, und ſich in dem dritten als ein ſchoͤnes, 
durchſichtiges gelbes Glas ſammlet. Auch Herr Macquer hat die Kreide aus CTham⸗ 
pagne zum Fluß gebracht ( [); daß wir alſo nicht zweifeln dürfen, die Kreide koͤnne 
an und fuͤr ſich ſelbſt zu einem Glaſe geſchmolzen werden. Aber darum hoͤret ſie nicht 
auf, ein Kalkartiges Mineral zu ſeyn, denn eben dieſer Herr Macquer hat auch den 
ungeloͤſchten Kalk zum Fluß gebracht. Wenn man die eigentlichen Beſtandtheile eines 
Körpers ehymiſch unterſucht, fo nimmt man nicht eben das ſtaͤrkſte Feuer an, deſſen 
man ſich zu Verſuchen bedienet, die mehr die Neugierde ſaͤttigen, als die Beſtandtheile 
der Koͤrper erforſchen helfen. 

Man hat angemerkt, daß ſich die Kreide ſehr langſam erhitze, und die mitge— 
theilten Feuertheilchen nichts deſto weniger weit eher verliere, als Eiſen, Kupfer, oder 
ein andrer Stein, und ſuchet den Grund davon darinne, weil der Kreide die Schwere 
und Dichtigkeit fehlet, und daher die Wärme ihren freyen Ausgang in ihr allenthal— 
ben findet (t). 


§. 3 

Ueber die Entſtehungsart der Kreide haben die Gelehrten fehr unkerſchie⸗ 

dene Gedanken. Herr von Buͤffon (u) und ein Ungenannter (x) laſſen die Kreide 
aus zerſtoͤhrten Conchylienſchalen entſtehen. Herr von Buͤffon ſucht darinne die Urs 
ſache, weil in der Kreide die Seeigel und andere leichte Schalengehaͤuſe ſo haͤufig 
vorkommen, die alſo auch gar leicht in zarte Erde und in Staub haͤtten zerfallen koͤn— 
nen. Er fuͤhret zur Beſtaͤtigung ſeiner Meynung dieſes an, daß man die Kreiden⸗ 
ſchichten nur an ſolchen Orten finde, wo ſich ehedem unter dem Meeres waſſer ein reicher 
Ueberfluß ſolcher leichter Schalen befunden, deren Truͤmmer die Kreide hervorgebracht 
haͤtten, in welcher man nur diejenigen Schalen noch antreffe, die dem Stoß oder dem 
Reiben hinlaͤnglich widerſtehen, und ſich entweder ganz unverletzt oder wenigſtens in 
kennbaren Fragmenten erhalten haͤtten. Herr Bergrath Gerhard (y) nimmt außer 
den Seemuſcheln noch die Verwitterung der Kieſel, worunter er vielleicht die Horn« 
ſteine verſtehet, zum Grundſtoff der Kreide an, weil es die ganzen Kreidenberge kaum 
erlauben, eine oder die andere Entſtehungsart allein anzunehmen. Koͤnnte man erwei⸗ 
ſen, fährt er fort, daß die Spitzen der Mittel» und der hohen Gebuͤrge, vor der Suͤnd⸗ 
fluth mit einer Glasartigen Materie bedeckt geweſen, ſo wuͤrde die Erzeugung der Kreide 
und uͤberhaupt der Kalkerde vielleicht ſich wahrſcheinlich erklaͤren laſſen, wenn man 
1 daß ſelbige in dem langen Zeitraum vom Anfang der Welt bis auf die 
Suͤnd⸗ 


(r) In ſeinen Anmerkungen uͤber Herr Bau⸗ Cu) Allgemeine Geſchichte der Natur. 2. Th. 

me Abhandlung vom Thon. Siehe Beckmanns S. 91. der Berliniſchen Ausgabe. 

phyſicaliſch veconomifche Bibliothec- 3. B. S. 28. (x) In den Berliniſchen Sammlungen. 
(0) Siehe Bucquet Introduction a Petude 1. Band. S. 291. 

des corps naturels tirẽs du regne mineral. TI. (7 Beyträge zur nl und Geſchichte der 
(t Siehe Walpurger cosmotheologiſche Bes Mineralreichs. Th. 1. S. 163. 

trachtungen. 3. Band. S. 167. 


Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 125 


Suͤndfluth durch die Wuͤrkung der Sonnenſtrahlen ſchon angefangen hätte zu verwittern, 
und ſodann, indem ſie durch den Stand des Waſſers erweichet, und bey ſeinem Fall, 
durch den damit nothwendig verbundenen Zug, abgeriſſen und fortgefuͤhret worden, 
durch die in dieſem Schlamme ſtecken gebliebene und nachher verfaulte Muſchelthiere, 
eben den Zuſatz des brennbaren Weſens erhalten, der nothwendig iſt, wenn ſie aus 
einer Glasartigen in eine alcaliſche Erde verwandelt werden ſoll. Herr Hofrath 
Walch (2) haͤlt dafür, daß die Kreide eben fo wie der Kalkſtein aus einer elementaris 
ſchen Grunderde entſtanden ſey, mit welcher ſich gewiſſe ſaliniſche Weſen, und anie 
maliſche Theile ſonderlich von Knochen, Muſcheln, Schnecken und dergleichen harten 
Koͤrpern vermiſcht haben; doch ſo, daß die Erdart bey der Kreide viel feiner ſeyn muͤſſe, 
- als bey dem Kalk. Herr von Bomare (a) iſt eben dieſer Meynung, und glaubt 
daß dieſelbe augenſcheinliche Beweiſe habe, weil man keinen Kreidenklumpen findet, 
welcher nicht entweder Muſchelſchalen, oder Madreporen bey ſich haͤtte. Die Erkennt 
niß, faͤhrt er fort, welche uns die Chymie von der Natur der Aſchen von Gewaͤchſen, 
des gebrannten Hirſchhorns, der Eyerſchalen, Muſcheln, Corallen und calcinirten Kno— 
chen verſchaffet, zeigt uns, daß die aufgeloͤſete alkaliſche oder Kalkartige Erde, von 
dem Mineralreich aus und unmittelbar in das Pflanzen- und Thierreich uͤbergehet. 
Herr Scopoli (b) hält die Kreide für einen reinen zu Pulver gewordenen oder ver— 
haͤrteten Kalkſtein, ſeiner Meynung nach iſt alſo die Kreide aus dem Kalkſteine ent— 
ſtanden. Ich werde hernach zeigen, daß dieſe Meynung die mehreſte Wahrſcheinlich— 
keit vor ſich habe. Herr von Juſti (e) und Herr Neumann (d) leiten den Urs 
ſprung der Kreide vom Hornſtein ab, welcher durch die unterirrdiſche Witterung nach 
und nach in eine ſandigte, endlich aber in eine dichte, jedoch leicht zerreibliche weiße 
Subſtanz verwandelt worden ſey. Es faͤllt mir hiebey ein, daß andere die Sache 
gerade umwenden und den Hornſtein aus der Kreide entſpringen laſſen (erſter Band. 
9. 246. S. 310). Herr Prof. Vogel (e) wendet darwider ein, daß man von einer 
ſolchen Verwandlung nicht die geringſte Spur habe, und daß die alcaliſchen und die 
kieſelichten Erden eine ganz wiederwaͤrtige Natur haben. Es ſey daher wahrſcheinlich, 
daß Kreide und Hornſtein zu gleicher Zeit entſtanden, und weder die Kreide dem Horn— 
ſtein, noch der Hornſtein der Kreide ſeinen Urſprung zu danken habe; denn wie haͤtten 
wohl die Mufchelfchalen bey einer fo groſen Veraͤnderung als zur Entſtehung der Horn- 
ſteine aus der Kreide, oder umgekehrt erfordet wird, unzernichtet bleiben koͤnnen? 
Herr Baumer (f) ſagt gar, dieſe Meynung ſtreite wieder die Erfahrung, und das 
bloſe Ankleben der Kreidentheile an dem Hornſteine laſſe keinen tuͤchtigen Schluß auf 
dieſe Entſtehungsart machen. Es habe ſich auch das aus Feuerſtein beſtehende alte 
Gebaͤude Bridewoll in Norwich ſich ſeit 1403. ohne alle Verwitterung erhalten. 
23 Ich 


(2) Syſtematiſches Steinreich Th. 2. S. 11. (e) Grundriß des geſammten Mineralreichs. 
Naturgeſchichte der Verſteinerungen. Th. 1. S. 220. 3 
©. 20. RR (d) Praelectiones chemicae, S. 1541. 

(a) Mineralogie. Th. 1. S. 72. Anm. (e) Praktiſches Mineralſyſtem. S. 43. 

(b) Principia mineralogiae, S. 23. Einlei- (f) Naturgeſchichte des Mineralreichs. Th. 2. 
tung in die Kenntniß der Foßilien. S. 3. S. 121. 


126 Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 


Ich habe einen Hornſtein aus den Kreidenbergen, an dem nicht nur viele Kreide ana 
klebt, ſondern ich fand auch, da ich ihn zerſchlug, inwendig viele Hoͤhlungen, in wel⸗ 
chen vielleicht Corallen gelegen hatten, die alle voll Kreide geftopft waren. Herr Pro— 
feſſor Ludwig (g) ſtellet ſich die Erzeugung der Kreide alſo vor: ſie ſey aus dem 
Thone erzeuget, der feines fettigten und klebrichten Weſens beraubet worden, aus die⸗ 
ſem Weſen aber waͤren hernach die Feuerſteine entſtanden; und weil dieſe verſteinte 
Muſchelſchalen in ſich haben, fo ſey die Kreidenerde aus dem Meer ausgeworfen wors 
den. Herr Vogel macht wider dieſe Erklaͤrung folgende wichtige Einwendungen: wir 
koͤnnen, ſagt er, was den erſten Satz anbetrifft, den Thon nie in eine Kalkerde ver— 
wandeln, wenn wir ihm ſeinen Kleber durch Brennen oder auf eine andere Weiſe be— 
nehmen: folglich haben wir keinen Grund zu glauben, daß die Kreide auf eine ſolche 
Art erzeuget worden. Zweytens koͤnnen wir auch aus einem klebrichten Weſen und 
aus alcaliſchen erdigten Theilen nichts Hornſteinartiges hervorbringen. Drittens ſcheint 
es auch nicht noͤthig, daß die Kreide um der Muſchelſchalen willen aus dem Meere muͤſſe 
gekommen ſeyn; es kann vielmehr die Erde ſchon in ihren Schichten da gelegen haben, 
und die Muſcheln koͤnnen durch eine gewaltſame und wuͤtende Ueberſchwemmung in die« 
ſelbe gebracht worden ſeyn. Herr Henkel (h) und Herr Vogel (i) ſetzen die Kreide 
unter die urſpruͤngliche Erde, welche, wie der letzte ſagt, durch die Muſchelſchalen nur 
eine Zunahme, nicht aber ihre Entſtehung erhalten habe; die darinnen befindlichen 
Hornſteine aber waͤren aus ihrem eignen Safte, den die Natur untergemiſcht, und 
der ſich allmaͤhlich zuſammen begeben, erzeuget worden. Dieſer Meynung ſind meh— 
rere beygefallen, ſie iſt aber ſchwer zu erweiſen, und bis dorthin braucht ſie nicht wi— 
derlegt zu werden. Herr Wallerius (K) will gar nichts entſcheiden, er glaubt, dies 
jenigen, welche die Kreide aus dem Hornſteine entſtehen ließen, haͤtten augenſcheinliche 
Beweiſe und Proben vor ſich, und diejenigen, welche die Kreide unter die urſpruͤngliche 
Erde ſetzten, koͤnnten ſich auf die Kreidenberge berufen. Es ſcheine alſo die Wahrheit auf 
beyden Seiten zu ſeyn, aber das iſt ja unmöglich; denn iſt die Kreide aus Hornſtein ent— 
ſtanden, ſo iſt ſie vorher nicht zugegen geweſen; und die Hornſteine hat noch Niemand 
unter die urſpruͤnglichen Steine geſetzt. 

Man wird es mir erlauben, daß ich meine Meynung uͤber die Entſtehungsart der 
Kreide ohne Zuruͤckhaltung vortragen, und es geſtehen darf, daß ich glaube die Kreide 
ſey aus dem Kalkſteine entſtanden. Wenn der Kalkſtein im Feuer gebrannt 
und mit Waſſer abgeloͤſcht wird, ſo erhaͤlt er die ſchoͤne weiße Farbe der Kreide, und 
deſſen feine Theile. Vielleicht entſtund auf dieſe Art, durch Waͤrme und durch Waſſer 
die erſte Grundlage zur Kreide aus dem Kalkſteine. Ich gedenke mir darum nicht 
eben Vulcane, ſondern eine maͤßigere Waͤrme, welche den Kalkſtein zerſtoͤhren konnte. 
Das, daß die Kreide mehr abfaͤrbt und beffer ſchreibt als der geloͤſchte und wieder aus⸗ 
getrocknete Kalk, das ſchreibe ich einer Art einer gelindern und allmaͤhligen Ausdüns 
ſtung zu, wodurch beſonders die Luft in ihrer ſchleinigen Wuͤrkung zurück gehalten wurde. 
Gedenket man ſich dieſen Erfolg bey einem ganzen -Kalkberge, der zum Kreidenberge 

5 wurde, 
(g) Terrae mufaei regii Dresdenſis. S. 268. (i) Practifhes Mineralſyſtem. S. 45. 
(h) de lapidum origine. (k) Mineralogie. S. 17. g 


Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 127 


wurde, ſo wurden die daſelbſt befindlichen Koͤrper, als die Conchilien, die Corallen 
u. ſ. f. nur caleinirt, die dann durch eine Feuchtigkeit, die in fie drang verſteint wurden. 
Gedenket man ſich aber bloſe Kreidenſchichten, ſo ſind dieſe durch eine andere Urſache an 
den Ort gefuͤhret worden wo fie jetzo find, und die darinne vorkommenden fremden Koͤr— 
per wurden zugleich mit von dem Ganzen abgeriſſen, und dahin gefuͤhret, wo ſie jetzo 
liegen. Nun wird man ſich auch erklaͤren koͤnnen, warum unter den Petrefacten in 
Kreide ſo viele zerbrochene und verſchobene Stuͤcke mit vorkommen. 
15 2 §. 380. 

Wenn wir fragen, ob ſich die Kreide in verſchiedenen Gattungen ge⸗ 
denken laſſe? und man findet in den Schriften der Gelehrten mancherley Kreidenar— 
ten angefuͤhret, ſo muß man nicht zu bedenken vergeſſen, daß zufoͤrderſt einige Minera⸗ 
logen das Wort Kreide zu einem Geſchlechte gemacht haben. Das thut Herr Berg— 
rath Gerhard (1). Er verſtehet unter der Kreide eine alcaliſch Kalkartige Erde 
von unſichtbaren Theilen, fo ſich ſchaben laͤßt, und abfaͤrbet; und rechnet als Gattun⸗ 
gen hieher, 1) die Schreibekreide, von der ich jetzo eigentlich rede, 2) die Mehlkreide, 
Creta farinoſa, 3) den Mergel, Marga. Herr von Bomare (m) und Herr Walle— 
rius (n) gehören auch hieher, welche ich zuſammen nehme, weil fie beyde beynahe eis 
nerley Abtheilung haben; fie haben aber folgende Gattungen: I. Kreide, weiße Kreide, 
Creta cohaerens ſolida, Wall. Creta officin. Creta argentaria, Terra eretica Agric. 
Creta ſubrupeſtris alba, Zinn. Creta colore albo, Weltersd. Craie blanche, Bom. 
Y lockere Kreide, Wall. milde zerreibliche Kreide, Bom. Creta non ſaxoſa, all. Creta 
rara mollis, Kentm. Creta friabilis, Carth. 2) harte Kreide, Steinkreide, Creta ſaxoſa, 
Wall. Creta dura Kentm. Creta vulgaris, Carth. II. Engliſche weiße Kreide, Creta 
cum aqua frigida efferveſcens, Wall, Creta bathenſis, Creta balnei bathenfis, Boyle et 
Bruckm. Creta alba anglicana, Bom. Craie blanche d' angleterre, Bom. III. Bleiche 
Kreide, Wall. Unreine weiße Kreide, Bom. Creta fragilior, groflior, et rudis 
alba, Wall. Creta tophacea, Kentm. Creta terreftris alba, Linn. Lithomarga, Bom. 
Craie d' un blanc fale, Bom. 1) Mergelhafte harte Kreide, Bom. Lithomarga pura 
non inquinans, Carth. 2) zarte Mergelhafte Kreide, Bom. Lithomarga cretacea in- 

uinans, Bom. IV. Mondmilch, Wall. und Bom. Lerchenſchwamm, Wall. Creta 
frnbi iſſima, leuiſſima, non cohaerens, alba, Wal}. Lac Lunae, Auct, Argaricus mi- 
neralis Officin. Stenomarga Agric. Fungus petraeus, Imper. Medulla Rentm. Moroch- 
tus, Ludwig. Agaric mineral, Bom. Lait de Lune, Wall. franz. 1) Bergmehl, Wall. 
gegrabene Mondmilch, oder Milchftein, Bom. Lac Lunae fubterraneum, Il. Lac 
Lunae Gesn. Scheuchz. Lithomarga Auctor. Morochtus leuis, pulverulentus, Cart». 
Nihil album nativum, Woltersd. Lait de lune foflile, ou Pierre de lait, Bom. 2) Him- 
melmehl, Wall. gegraben Mehl, Bom. Lac lunae ſolare, Wall. Farina foſſilis. 
Herr von Bomare thut hinzu: 3) Steinmark, oder mineraliſchen Lerchenſchwamm oder 
Meerſchaum, Medulla ſaxorum aut agaricus mineralis, Officin, Stenomarga. Moelle de 
- | rocher, 

(1) Beytraͤge zur Chymie. 1. Th. S. 161. 


(m)] Mineralogie. 1. Th. S. 71. ff. 
(n) Mineralogie. S. 16. ff. 


128 Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 


rocher, ou agaric. mineral. V. Guhr, Wall. Fluͤßige Kreide, oder Kreidenguhr, 
Bom. Creta fluida, Wall. Guhr, Medulla fluida, Kentm. Marga fluida Agric. Craie 
coulante, ou Guhr de Craie, Bom. 1) Bethlehemitiſche Mondmilch, Wall. Weiße 
Guhr, Bom. Guhr album, Wall. Lac lunae bethlehemiticum, Henckel. Guhr creta- 
ceum vulgare, Boni. Guhr blanc, Bom. 2) graue Guhr, Guhr einereum, Wall. Guhr 
eendre. Nun hat Herr von Bo mare noch als zwey Gattungen von der Guhr, die 


Kalkbluͤthe oder den Badeſchw amm, und die vermiſchte Kalkerde, oder den Kalk⸗ 


ſtaub, welche beym Wallerius die ſechſte Gattung von der Kreide, die Kalkerde, 
oder den Kalkſtaub ausmachen, ſo wie bey ihm die ſiebende Gattung die Braunroͤthe, 
und die achte Gattung die gruͤne Kreide iſt, die Herr Bomare beyde nicht hat. Auch 
beym Herrn Ritter von Linne (o) iſt die Kreide ein Geſchlecht, dahin er folgende 
Gattungen zehlet: 1) Creta ſubrupeſtris alba; unſere eigentliche Kreide, 2) Creta argil- 
lacea fiſſili friabilis, Mergel, 3) Creta terreſtris alba, 4) Creta terreflris purpural- 
cens, 5) Creta terreſtris conchacea. 

Andre Gelehrten reden blos von der eigentlichen Kreide, und nehmen 
von derſelben zwey Gattungen an, die lockre und die harte Kreide. Das haben 
Wallerius und Bomare gethan, wie aus der erſten Nummer ihrer vorigen Eins 
theilung deutlich iſt. Auch gehoͤret vorzüglich Herr Profeſſor Cartheuſer (p) bieher, 
der unter dem Kreidengeſchlecht nichts, als die eigentlich ſo genannte Kreide oder die 
Schreibekreide verſtehet. 

Endlich haben auch manche Erd- und Steinarten den Namen der Breide 
bekommen, davon die wenigſten unter die Kalkartigen Steine oder Erden gehoͤren, 


ſondern blos darum hat man ihnen dieſen Namen gegeben, weil man damit fchreiben 


kann. Es gehoͤret hieher. 

I. Die engliſche Kreide, Creta cum aqua frigida effervefcens Wall. (Siehe 
oben). Herr Wallerius beſchreibet fie uns als eine Kreidenart von weißer 
Farbe, welche mit kaltem Waſſer dergeſtallt aufbraußet, daß man bey der 
Hitze, welche dieſe Gaͤhrung verurſachet, Eyer ſieden kann. Sie wird zu 
Both in England gefunden. Herr Wallerius hat ſie unter die Kreiden— 
arten aufgenommen, und ihm iſt Herr von Bomare gefolgt. Herr Berg— 
rath Gerhard (g) hingegen glaubt, daß fie unter das Geſchlecht der Waffer« 
ſteine gehoͤre, unter welchen er alcaliſch Kalkartige Steine verſtehet, welche 
aus Blaͤttern zuſammengeſetzt ſind. Doch will er hier nichts entſcheiden, weil 
er dieſe engliſche Kreide nie geſehen hat. 

II. Die ſpaniſche Kreide. Sie iſt nichts anders als ein Speckſtein, oder 
wie andere ſich ausdruͤcken eine Talkart, und gehoͤret alſo in keiner Ruͤckſicht 


hieher (r). 
| III. Die 
(o) Syftema naturae. 1748. S. 206. (r) Siehe die miner. Beluſtig. 1. B. S. 25 8. 
Cp) Elementa mineralogiae. S. 9. Bomare Mineralogie. 1. Th. S. 120. Vogel 


(q) Beytraͤge zur Chymie und Gef ichte des practifches Mineralſyſtem. S. 100. 
Mineralreichs. Th. 1. S. 175. 210. h ſch ſyſt 


Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 129 


III. Die brianſoniſche Kreide, welche verſchiedene mit der ſpaniſchen Kreide 
1 für einerley halten. Sie ift eine Gattung vom Talkſteine und wird zu 
Brianſon gefunden. Den Namen der Breide hat ſie daher bekommen, 
weil die Schneider dieſen Stein, der mit einer Saͤge zu langen viereckigten 
Staͤbchen geſchnitten wird, ſtatt der Kreide brauchen, weiſe Striche damit zu 
maachen, die ſich leichter als von der gemeinen Kreide auslöfchen laſſen (f). 
IV. Die ſchwarze Kreide. Dieſe iſt nichts anders als eine Art von Schiefer, 
von dunkelſchwarzer Farbe, welche ſehr milde und zerreiblich iſt, und daher 
zum Schreiben, wie Bleyſtift ſehr bequem gebraucht werden kann, und auch 
von den Mahlern haͤufig gebraucht wird. Sie wird an verſchiedenen Orten 
5 gefunden, die beſte aber koͤmmt aus Rom und Portugall (t). 
V. Die grüne Kreide. Creda viridis, creta Theodofana ; creta Smyrnenfs, 
Ceraie verde. Dieſe Steinart iſt ziemlich dichte, grün an Farbe, und wird roth, 
wenn man fie roͤſtet. Herr Wallertius hat fie unter den Kreidenarten, Herr 
D. Gerhard aber behauptet mit vollkommenem Grunde, daß ſie unter die 
N thoͤnigten Erden oder Steinarten gehoͤre (u). 
VI. Die rothe Kreide. Dieſe ift der bey uns fo bekannte Roͤthelſtein und 
der Bolus, welche von manchen Schriftſtellern unter die Eiſenerze geſetzet 
werden, weil ſonderlich der Roͤthel bey Eiſenerzen bricht. Da aber beyde, 
wegen ihres ſogar geringen Gehaltes nicht auf Eiſen genutzt werden, ſo gehoͤret 
der Bolus unter die thoͤnigten Steine, der Roͤthel aber, welcher vorzüglich 
rothe Kreide genennet wird, unfer er Speckſteine (x). 


$ 3 i 
Wir muͤſſen nun das Derbältnig des Kreide in Kuͤckſicht auf die Ver⸗ 

ſteinerungen betrachten, und da iſt es den Liebhabern der Petrefacten bekannt, daß 
die Kreide, ſonderlich in England eine ſehr gewöhnliche. Matrix der Verſteinerungen 
ſey. Man weiß auch, daß ſie die Koͤrper in Kreide ſehr gut ausnehmen, und ſehr gut 
erhalten haben. Sie haben mehrentheils eine bellweiſe Farbe, die ein wenig in das 
gelbe faͤllt. Die gewoͤhnlichſten Verſteinerungen in Kreide find die Seeigei, und ihre 
Theile, die Korallen, und die Terebratuliten. Man fragt, warum ſo viele 
Verſteinerungen, und ſonderlich von Conchplien in der Breide liegen? 
Ich habe die Meynung des Herrn von Buͤffon über dieſe Frage ſchon oben (§. 379.) 
angeführet. Er glaubt, daß ich es kurz wiederhohle, die Kreide ſey aus lauter zer⸗ 

ſtoͤhrten 


(0 Mineral. Belaſt. 1. Th. S. 207. Bo⸗ 
mare l. c. S. 120. Linne Syſtema nat. 1768. 
S. 52. 


Ct) Siehe Imperati hifter. nat. S. 154. f. 
Walch ſyſtematiſches Steinreich. 2 Th. d. 7 
37. Bomare ! c. S. 139. Linne l. e. S. 15 
Baumer Naturgeſch. des Mineralreichs, I. Si 


2 Ber 


S. 219. Schütte Oryctogr. Ienenſ. S. 77 
der neuern Ausgabe. 

(u) Siehe Imperati J. c. S. 122. Walle⸗ 
rius Mineralogie. S. 21. Gerhard J. e. S. 175. 

(x) Mineral. Beluſt. 1. Th. S. 216. Ger, 
hard J. c. S. 175. Linne J. e. S. 5 1. Vogel 
I. c. S. 30. 178. Woodward phyſikal. Erbe. 
ſchreibung. S. 672. der deutſchen Ausgabe. 


130 Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 


ſtoͤhrten Conchylienſchalen entſtanden, und diejenigen Conchylien, welche noch in der 
Kreide liegen, waͤren von der Zerſtoͤhrung frey geblieben. Allein dieſe Erklaͤrung, wenn 
fie auch bey den Kreidenbergen noch einiger Wahrſcheinlichkeit fähig wäre, hat 
doch in Ruͤckſicht auf die Kreidenſchichten faſt gar nichts wahrſcheinliches an ſich. Herr 
Hofrath Walch (y) erklaͤret ſich daher mit Grunde wider dieſe Meynung; er geftes 
het zwar zu, daß die Kreidenberge der zerſtoͤhrte Ueberreſt von Schalengehaͤuſen vers 
ſchiedener Meergeſchoͤpfe ſey, aber er behauptet zugleich, daß alle die Schalen, die ſich 
in der Kreide finden, zu der Zeit, als das Meer dieſe Kreidenberge zuſammen ge— 
ſchwemmet, erſt hinein gekommen ſind, und daß ſie daher ein weit juͤngeres Alter, als 
diejenigen Schalen haben, aus welchen die Kreide geworden. Dieſe Erde iſt zu lan— 
ger Aufbewahrung fremder Koͤrper ungemein geſchickt. Herr Woodward (2) hatte 
den Grundſatz angenommen, daß durch die Suͤndfluth alle Koͤrper aufgeloͤſet worden; 
und nun haͤtten ſich die Schichten nach ihrer eigentlichen Schwere niedergeſenkt. Nun 
iſt es ihm leicht zu erklaͤren, warum in der Kreide ſo viele Schalen liegen. Es ſind 
nach ſeiner Meynung lauter ſolche Koͤrper, die mit der Kreide eine und eben dieſelbe 
Schwere hatten; allein der ganze Grundſatz des Woodward widerſpricht der Ers 
fahrung, und wenn er auch auf die Kreidenſchichten paſſete, ſo wuͤrde er doch nicht von 
den Kreidenbergen geſagt werden koͤnnen. Da wir inzwiſchen in andere Steinar— 
ten, z. E. in dem Kalkſteine eben ſo viel, und vielleicht noch mehr Verſteinerungen 
als in der Kreide finden, fo iſt ja die Sache nicht fo außerordentlich, daß man davon 


fo gar viel ſagen koͤnnte; genug, daß die Kreide eine überaus bequeme Mutter dern 


Verſteinerungen iſt, ſo haben ſich diejenigen Koͤrper, die hinein zu liegen kamen, es 
mochte nun geſchehen auf welche Art es wollte, deſto beſſer erhalten koͤnnen. 

Ob nun gleich die Kreide eine ſehr fruchtbare Mutter der Verſteinerungen iſt, 
ſo wird man doch in derſelben nicht leicht einen Spurenſtein, oder einen Abdruck 
irgend eines Koͤrpers antreffen. Man kann auch dergleichen nicht erwarten; denn die 
Kreide hanget nicht feſt genug zuſammen, daß ſie einen guten Abdruck bereiten koͤnnte, und 
wenn der Koͤrper, der einen Eindruck bilden ſoll, entweder zerſtoͤhret wird, oder her— 
aus fälle, fo bleiben diejenigen Kreidentheile an demſelben hangen, die eben den Abs 
druck ausmachen würden (a). Inzwiſchen leidet dieſes in manchen Fällen eine Ausnah⸗ 
me. Ich beſitze eine aͤſtigte Millepore in Kreide, wo der abgeſprungene Theil der Ko— 
ralle den deutlichſten Abdruck in der Kreide zuruͤck gelaſſen hat, und auf einem andern 
Stuͤck Kreide lieget ein ſehr deutlicher Abdruck von einer Eſchara. a 

Aber dendritiſche Zeichnungen kommen auf der Kreide vor; das bezeuge 
nicht nur Herr Hofr. Walch (b), der uns auf den erſten Theil der Knorriſchen Pe— 
trefaktentafeln Taf. 8. a. fig. 9. verweiſet; ſondern Herr Knorr bemerket auch bey 
der Beſchreibung dieſer Figur, daß die Dendriten auf der Kreide mehrentheils ſo ſtark 
als der florentiner Marmor durchſetzen; ſogar kamen Herrn Xnorr verſchiedene Bey— 

ſpiele 
(5) Naturgeſchichte der Verſteinerungen 1. Th. (a) Siehe des Herrn Hofr. Walch Natur- 
S. 20 geſch. 1. Th. S. 6 


20. K. 69. 
(2) Phyſikaliſche Erdbeſchreibung. S. 81. (b) Am angeführten Orte. S. 126. 
der deutſchen Ausgabe. a 


Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 131 


ſpiele vor, wo die Baͤumchen oder die Straͤuche unten ſchwarz und oben gelb gezeich— 
net waren. Freylich wird man bey der Kreide nicht die Schoͤnheit der Zeichnung er— 
warten koͤnnen, die ein florentiner oder ein pappenheimer Dendrit hat, das er— 
laubet aber auch nicht die Beſchaffenheit der Kreide, die nicht compact genug dazu iſt. 

0 9. 382. 

Wir haben einige Steinarten, die nicht ſo feſt in der Erde ſind, als ſie werden, 
wenn ſie in die freye Luft kommen. Das thun verſchiedene Sandſteinarten, und die 
mehreſten Tophſteine, wenn ſie nicht ſchon von Natur ſehr hart ſind. Das thun nun 
beſonders auch verſchiedene Kreidenarten; denn der Herr Ritter von Linne (e) 
bemerket, daß die Kreidenfteine in Flandern und Gothland uͤber Tage härter wer— 
den, als ſie ſind, wenn man ſie in der Erde bricht. 

Dies fuͤhret mich auf die Lage der Kreide. Von einigen Kreidenbergen 
werde ich hernach beſonders reden, jetzo rede ich von der Kreide in ſo fern ſie ſich in ver— 
ſchiedenen Lagen zeiget. Herr Bergrath Gerhard (d) verſichert, daß die Floͤtzge⸗ 
buͤrge die gewoͤhnliche Lagerſtaͤtte des Kreidengeſchlechts abgeben; und von der Kreide 
in Frankreich und in Schonen ſagt Herr Cronſtedt (e) daß ſie ordentliche Lagen 
in der Erde ausmache, die zwiſchen ſich Lagen von Kieſelſteinen, ich muthmaße, er ver— 
ſtehet Hornſteine, ausmachen. In Pohlen beſonders bey Volhynien findet man 
die Kreide unter einer Lage Eiſenerz, vor welcher noch andere Lagen von verſchiedener 
Materie ſich zeigen. Bey Ploska entdecket man die Kreide zwiſchen vielen Quellen, 
und in der Gegend von Huloza entſpringt eine Quelle mitten aus der Kreide (f). Zu 
- Reims in Champagne liegt die Kreide unter Sandſtein, und man muß wohl zwan— 
zig Fuß graben, ehe man die darauf folgende Kreide findet (g). Sobald man hier auf 
das Kreidenlager koͤmmt, ſo kann man ſich daſſelbe fuͤglich als einen ganzen Berg ge— 
denken, den Herr Guettard ſehr genau beſchreibet. Ihre Tiefe iſt erſchrecklich, aber 
für den Naturforſcher ſehr intereſſant. Man findet darinne Schweſelkieſe von verſchie— 
dener Geſtalt; concave Belemniten von coniſcher Geſtallt von drey bis zu einem Zoll, 
welche aber ſo feſt in der Kreide liegen, daß man die groͤßte Behutſamkeit noͤthig hat, 
um fie ohne Schaden heraus zubringen, das thut aber auch zugleich dar, daß die Kreide 
ſelbſt ſehr feſt ſeyn muͤſſe; Echiniten, welche zum Theil die Natur calcinirter Schwe— 
felkieſe haben. Eben dieſe Steingruben bringen viele hin und her zerſtreute Arten von 
Kieſel und von röthlichen Steinen hervor. Bey Vollhynien in Pohlen giebt es ver- 
ſchiedene Kreidenhuͤgel, und verſchiedene Oerter, unter welchen wir nur die Stadt Chelm 
nennen wollen, ſind auf Kreide gebauet (h). Die Kreidenberge in England ſind be— 
kannt, noch mehr aber die in Daͤnnemark, wo es ganze große Berge giebt, die ſich. 
5 R 2 wegen 


(e) In ſeinen Reiſen durch Oeland und Daß das Waſſer, welches aus der Kreide fließet, 

Gothland. S. 249. keinen guten Geſchmack habe, hat Imperati 

(d) Beytraͤge zur Chymie. 1. Th. S. 176. Hiftor: natur. Lib. 7, Cap. 17. S. 240. ange⸗ 

(e) Verſuch einer neuen Mineralogie. S. 14. merket. 

§. 6. } (3) Guettard von den Mineralien in Cham⸗ 
(() Siehe Guettard von den Mineralien in pagne; in den mineral. Beluſt. 6. B. S 37. f. 
Pohlen, in den mineral. Beluſtig. 3. B. S. 37. (h) Mineralogiſche Beluſtig. 3. B. S. 37. 


132 Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 


wegen ihres weiſen Scheines weit in der See ſchon erkennen laſſen (i ). Niemand hat 


wohl jemals einen Kreidenberg genauer beſchrieben als Herr Soͤren Abilgaard den 
Kreidenberg von Sterenskliet, auf der daͤniſchen Inſel Seeland (Kk). Die grobe 


Kreide, welche Herr Abilgaard muͤrben Kalkſtein nennet, faͤllt bis in die Mitte des 
40. Ellen hohen Berges in die Augen, und iſt mit dünnen Wellenfoͤrmigen horizonfa= 
len Lagen vom Hornftein untermiſcht. Weiter unten wird feine und weiſe Kreide ge- 
funden, wo die Hornſteinlagen weitlaͤuftiger ſind. Die obern groben Kreidenlagen 
find mit vielen Verſteinerungen untermiſcht, unter denen die Echiniten, die Pecti⸗ 
niten und die Chamiten die gewoͤhnlichſten find. In den untern feinen Kreidenlas 
gen kommen die Verſteinerungen viel ſeltener vor, und was man ja bisweilen findet, 
das ſind zarte runde, theils glatte, theils geſtreifte Muſcheln. 

Wie aber die Kreide in manchen Gegenden im größten Ueberfluſſe vorhanden iſt, 
ſo giebt es genug Gegenden in und außer Deutſchland, wo ſich gar keine Spur davon 
entdecken laͤßt; aber auch Orte, wo ſich die Kreide nur in einzelnen Spuren entdecken 
laßt. Herr Profeſſor Cartheuſer (1) erzaͤhlet, daß man bey Frankfurth ehedem 
Be reine weife Kreide gegraben habe, davon man jetzo nicht die mindeſte Spur mehr 

ndet. 


383. 

Ich glaube, es ſey nicht e —5 von dem Nutzen der Kreide zu ge⸗ 
denken. Der allgemeine Nutzen derſelben, wo man ſie zum Schreiben, zum Zeichnen, 
und zum Weiſen der Waͤnde gebraucht, iſt zu bekannt, als daß ich denſelben weitlaͤuf— 
tig anfuͤhren ſollte; auch wiſſen alle Hauswirthe, daß die Kreide die Saͤure des Bieres 
hinwegnimmt und es wieder trinkbar macht; ob es gleich kein Trank zum Vortheil der 
Geſundheit wird. In England, beſonders in Kent und Northfleet und Roche— 
ſter, wo es ſehr viele Kreide und Kreidenberge giebt, brennet man Kalk aus Kreide. 
Man hat dazu beſonders erbaute Oefens, die Herr Kalm in ſeiner Reiſebeſchreibung 
nach dem nordlichen Amerika beſchrieben hat, wo man die in Stuͤckchen zerſchlagene 
Kreide zwiſchen ganz duͤnnen Schichten von zerſtoßener Steinkohle ausgluͤet. Die 
Steinkohlen, die ſich nicht ganz durch das Feuer verzehret haben, bleiben unter der 


zu Kalk gewordenen Kreide, und man ſagt, daß dieſe Vermiſchung die Bindungskraſt 


dieſes Kalkes vermehrte. In manchen Gegenden Englands, befonders in Eſſex, 
Midlefer und Surry duͤnget man die naſſen und leimigten Aecker mit Kreide, ins 
dem man dieſelbe entweder gebrannt oder ungebrannt ganz duͤnne auf die Aecker ſtreuet. 
Die Glasmacher brauchen die Kreide zu dem ſo genannten Kreidenglaſe, doch nehmen 
fie nicht mehr als 5. Pfund Kreide zu 60. Pfund Sand, und 40. Pfund Alcali (m). 
Guettard (n) haͤlt dafuͤr, daß man ſie mit gehauenen Steinen vereiniget, wovon 
man beſonders den Grund, die Thuͤren und die Fenſterſaͤulen verfertigen muͤßte, zum 


Bauen 

(i) Siehe Kichters Lehrbuch einer Natur⸗ (m) Siehe Vogel practifhes Mineralſyſtem. 

hiſtorie. S. 9. S. 45. f. Gerhard Beytraͤge zur Chymie. 1. Th. 
(k) Beſchreibung von Sterenskliet S. 3. S. 165. 

6. 22. der deutſchen Ausgabe, Leipzig. 1740. (n) Von den Mineralien in Champagne in 


(1) Oryctographia Viadrino Francofurtha- dem 6. B. der mineral. ie ©. 87. 
na. S. 10. 


Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 133 


Bauen gebrauchen koͤnnte, weil ſie ſich mit gehauenen Steinen leicht vereiniget; allein 
gebraucht tauge ſie nicht, weil ſie leicht fließet, und alſo Sturm und Wetter nicht auss 
hält. Imperati (o) glaubt, man koͤnne die gekochte Kreide zu Modellen gebrauchen, 
allerley abzuformen. 

Die Römer bedieneten ſich der Kreide bey verſchiedenen Gelegenheiten; die Ful- 
loner machten damit die beſchmutzten Kleider rein und weiß; die Knechte, welche zu 
verkaufen waren, konnte man daran erkennen, weil ihnen die Fuͤße mit Kreide weiß 
gemacht waren. Das Frauenzimmer ſchminkte ſich damit, und man konnte ſie auch ſo 
zurichten, daß die Briefe damit zugeſiegelt werden konnten. (Pp) 

Man ſchreibt ſo gar der Kreide auch einen mediciniſchen Nutzen zu. Sie 
wird innerlich vor den Sod gebraucht, und zu dem Ende ein Pulver, welches Species 
Diacretae Mynſ. genennt wird, daraus verfertiget; aͤußerlich dienet ſie wider die Roſe, 
und andere Entzuͤndungen, kuͤhlet und trocknet faule fluͤßende Schaͤden. Mit Eßig zer⸗ 
rieben zertheilet ſie die Ohrengeſchwuͤre und andere Beulen; auf den Brand alſobald 
aufgeſtrichen, wehret ſie, daß keine Blaſen auflaufen, und loͤſchet das wilde Feuer. 
Sie zertheilet allerley Geſchwulſt des ganzen Leibes, und wird von verſchiedenen den 
Kindern zu eſſen gegeben, damit die Wuͤrmer des Leibes zu toͤdten (q). 

Da ich die vorzuͤglichſten Gegenden, wo Kreide gefunden wird, in meiner 
Abhandlung bereits angefuͤhret habe, ſo habe ich nicht noͤthig, dieſes zu wiederhohlen. 
England, Frankreich und Daͤnnemark ſind die Länder, wo vor andern viele 
Kreide gefunden wird. 


LXXL Der Kalkartige Stephansſtein. 


* §. 384. 
Manas dieſen Stephansſtein, den ich jetzo beſchreibe, nicht mit einem andern 
Steine verwechſeln, der auch dieſen Namen fuͤhret, der ein Achat, oder wie an— 

dere wollen, ein Calcedon, oder Onix iſt, und den ich im vorigen Bande (6. 235. 
S. 294.) beſchrieben habe. Der gegenwaͤrtige Stein iſt ein wahrer Kalkſtein, der 
rothe Flecken hat, und der an den Oertern, wo man ihn findet, eben darum der Ste⸗ 
b phansſtein heißt, warum man jenem dieſen Namen gab, naͤmlich wegen der rothen 
Flecken, die er hat, welche das Blut Stephani vorſtellen, oder wie ſonſt der Aberglaube 
dachte, von dem Blute dieſes frommen Maͤrtyrers herruͤhren ſollte. Nur wenige 
Schriftſteller gedenken dieſes Balkartigen Stephansſteins, dem ich dieſen Bey⸗ 
namen gebe, um ihn dadurch von jenem Stephansſtein zu unterſcheiden. Er wird 
zwar an ſehr wenig Orten gefunden, aber doch zu Frankfurth an der Oder fo häus 
fig „daß er allerdings eine eigne Beſchreibung verdienet. Rundmann (r) gedenket 
eines ſolchen Steins, den er zu Maßel in Schleſien fand, wo ſie doch ſelten genng 
Pag. ur 8 R E 5 1 


(0) Hiſtor. natur. Lib. 2. Cap. 4. S. 38. (J) Siehe das Univerſallexikon am ang 
(p) Die Beweiſe aus heydniſchen und an⸗ ten Orte. S. 1801. 
en Schriftſtellern liefert das 5 (r) Promtuarium naturalium et a 
im 15. B. S. 1842. lium. S. 213, 


134 Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 


ſeyn muͤſſen, weil weder Hermann noch Volkmann derſelben gedenken. Aber bey 
Frankfurth an der Oder, beſonders bey den Loßowiſchen Bergen und bey dem 
Dorfe Wriezig liegen fie Häufig. Herr Profeſſor Cartheuſer (0) hat fie ausführlich, 
und aus dieſem Herr Profeſſor Vogel (t) kuͤrzer beſchrieben. Wir wollen uns der 
Beſchreibung des Herrn Prof. Cartheuſer bedienen. 

Man findet dieſe Steine entweder auf dem freyen Felde zerſtreuet, oder in Erde 
eingehuͤllet, daraus fie ſich aber leicht abſondern laſſen, am gewoͤhnlichſten aber auf trock⸗ 
nen, und von Baͤumen entbloͤßten Feldern. Sie ſind von einer zarten Kalkartigen 
Subſtanz, und haben eine weißgraue Farbe. Ihre rothen Puncte und Flecken ſind 
entweder auf der einen Seite, oder auf der ganzen Oberflaͤche bald haͤufig hingeworfen, 
bald einzeln zerſtreuet zu finden. Ihre Groͤße und Ausdehnung iſt eben ſo verſchieden, 
als ihre Figur und ihre Farbe. Die groͤßten unter ihnen uͤberſteigen die Groͤße eines Apfels 
von mittlerer Groͤße nie, die kleinſten ſind nicht groͤßer als der Hierſen und die Mohnen, 
die mehreſten haben eine mittlere Groͤße. Bald ſiehet man dieſe farbigten Flecken nur auf 
der Oberflaͤche, und dringen nicht weit unter dieſelbe hinein, bald gehen ſie wohl den 


halben Stein hindurch, bald dringen ſie noch tiefer. Ihre Figur iſt bald rund bald 


laͤnglichrund, bald winkelicht bald von einer unbeſtimmten Geſtalt. Bey einigen iſt 
die Farbe dunkelroth, wie Blut, bey andern iſt fie blaßroth. Herr Profeſſor Care 
theuſer glaubet nicht, daß dieſe Farbe von Vegetabilien herruͤhre, ſondern er glaubt, 
daß man ihren Urſprung in einer martialiſchen Erde ſuchen muͤſſe, weil dieſe Erde die 
gewoͤhnlichſte Urſache der Farben in den Steinen und in den Erden, und vorzuͤglich 
der rothen Farbe ſey. Faſt gleichet dieſe rothe Farbe dem Roͤthel, ſogar ſeiner Natur 
nach betrachtet; daher die ſauren Geiſter auf dieſe Farbe weiter keinen Einfluß haben, 


als daß fie die damit vermiſchten Kalkartigen Theile mit einem ſanften Braußen auf- 


loͤſen, die martialiſchen Theile aber nicht angreifen, und ſogar die Farbe nicht aͤndern. 
Das einzige unterſcheidet dieſe rothen Flecke von dem Roͤthel, daß jene doch einige 
Kalkatige Theile eingemiſcht haben, davon der Roͤthel, als ein Thonartiger Stein ganz 
frey iſt. Herr Profeſſor Cartheuſer hat nicht angemerket, ob dieſer Stephansſtein 
eine Politur annimmt? und ob, wenn auch die Kalkſteinartige Mutter dazu feſt und 


geſchickt genug waͤre, die rothen Flecke hart genug ſind, einen Glanz anzunehmen? 


Faſt vermuthe ich das letzte nicht, weil dieſer Gelehrte die gefaͤrbten Flecke abſchaben 
und mit den ſauern Geiſtern pruͤfen konnte. 


LXXIL Der Mergel. 


F. 385. 

Ma hat den Mergel noch keiner ausfuͤhrlichen Beſchreibung gewuͤrdiget, ob gleich 
derſelbe in keiner Mineralogie gaͤnzlich uͤbergangen iſt. Selbſt Herr D. Seip 
hat in ſeinem Verſuch von dem Mergel und deſſen Wuͤrkungen im Lande, mehr auf den 
Nutzen und den Gebrauch des Mergels, als auf deſſen eigentliche en, 
} ’ ehen. 
(C) Oryctographia Viadrino Francofurthana. S. 60, f. 

(t) Praktiſches Mineralſyſtem. S. 108. 


Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 135 


ſehen. Man hat deſſen mehrentheils nur unter den Erden gedacht, und das iſt fogar 
auch von den mehreſten Schriftſtellern geſchehen, welche die Steine von den Erden tren— 
nen, da man doch Mergel hat, der ein wahrer Stein iſt, ob es gleich wahr iſt, daß 
er groͤſtentheils einer baldigen Verwitterung unterworfen iſt, wenn er in freyer Luft 
liegt; aber darum hoͤrt er nicht auf ein Stein zu ſeyn. Ich habe daher geglaubt, daß 
er die Muͤhe belohne, wenn ich alle die Nachrichten ſammlete, die ich von dem Mergel 
fand, ſie in eine zuſammenhangende Erzaͤhlung braͤchte, und damit meine Gedanken 
und Erfahrungen vereinigte. a 
Ob nicht unſer deutſches Wort Mark von Steinen gebraucht von dem lateiniſchen 
Marga, von dieſem aber das Wort Mergel herkomme? das will ich dermalen nicht 
weitläuftig unterſuchen. Aber mir kommt es doch darum wahrſcheinlich vor, weil die 
Alten unter dem Mergel groͤſtentheils nur das Steinmark verſtehen, da dieſes eigent⸗ 
lich nur eine Gattung von der Mergelerde iſt. Der Name Steinmergel, oder wie 
ſich Herr von Bomare ausdruͤckt, ſich verſteinernder Mergel, wird von denen 
gebraucht, welche den Mergel der ein Stein iſt, von der Mergelerde unterſcheiden. 
Daher find zugleich die lateiniſchen Namen, Marga, Margodes. Vog. Marga lapidifica 
deutlich. Der Ritter von Linne nennet den Mergel einmal Terra indurata, aqua 
non humeotenda ; und ein andermal Certa argillacea fiſili friabilis. Herr Cronſtedt 
nennet ihn: Terra calcarea argilla intime mixta; und Herr Gerhard Creta attactu 
Pinguis, argilla mixta. Im Franzoͤſiſchen wird er Marne, Marne petrifiable Bom. 
auch Marne cretacèe genennet. 7 ö 


§. 386. . 

Iſt jemals ein Wort zweydeutig geweſen, ſo iſt es das Wort Mergel, denn 
die Gelehrten ſind in der Beſtimmung des Begriffs vom Mergel und derjenigen Koͤr— 
per die ſie zu ihm rechnen, ſo ſehr von einander unterſchieden, daß man faſt ſelbſt nicht 
weiß, wie man ſich aus der Verwirrung heraus helfen ſoll. Das koͤmmt daher, weil man 
bald alcaliſche bald andere Steinarten mit dieſem Namen beleget. Man behauptet, 
daß einige Gattungen Sand und Quarz enthalten, die man dichten Mergel nennetz 
andere Kreide und Thon, oder wie ich mich ausdruͤcken wuͤrde, Kalkartige Erde und 
Thonerde, und der heißt zarter Mergel; noch andere die Hälfte oder zwey Drittheile 
oder ein Drittheil Kreide, bis zur bloſen Kreide, und dieſen gab man den Namen des 
Breidigten Mergels, oder der mergelichten Kreide (u). Ich werde mich 
bey der Beſtimmung eines richtigen Begriffes von dem Mergel blos an ſolche Schrift— 
ſteller halten, welche mehrere Mergelarten aus verſchiedenen Gegenden mit einander 
verglichen, und aus dieſer Vergleichung einen richtigen Begriff vom Mergel gebildet 
haben. Nach dieſen Beobachtungen hat der Mergel allemal ein dreyfaches Grund— 
weſen, davon das eine fettigt, das andere Kalkartig, und das dritte Thonartig 
iſt (x). Nach dieſem Grundſatze iſt der Mergel diejenige fette Erde oder 
Steinart, bey welcher Ralk⸗ und Thonerde mit einander verbunden find. 

e Nun 
(u) Siehe Gerhard Beytraͤge zur Chymie. 1. Th. S. 169. und die Berliniſchen Sammlungen 
1. Band, S. 295. 5 A 
(2) Siehe Gerhard am angeführten Orte. 


136. Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 


Nun iſt es wohl moͤglich, daß in manchem Mergel mehr Kalktheile als Thonartige, 
in andern mehr Thonartige Theile als Kalktheile befindlich ſind; allein das thut in der 
Hauptſache gar nichts, man muͤßte denn nach der Beſchaffenheit der mehrern Theile 


einen Unterſchied unter Balkartigen und Thonartigen Mergel machen, welches a 


man im Grunde nicht tadeln kann. Den Mergel haben die mehreſten Mineralogen 
auf dieſer Seite betrachtet, daß hier Thon und Kalk mit einander verbunden ſind, aber 
auf die fettigten Theile haben die wenigſten Schriftſteller vor dem Herrn Bergrath Ger— 
hard geſehen, die größten Mineralogen ſchweigen davon, da doch dieſes bey allen Mer» 
gelarten, ich nehme den Fall aus, wenn ſie an freyer Luft gelegen, und dadurch ihre 
fettigten Theile wenigſtens vom außen verlohren haben, angetroffen wird. Gleichwohl 
muß ich ſagen, daß Henkel (y) dieſen Umſtand beobachtete; denn er nennet den Mer— 
gel eine fette klare Steinerdart, welche angefangen hat ein Stein zu werden, aber noch 
nicht gar aufgehoͤret eine Erde zu ſeyn; auch Herr Schlettwein (2) hat dieſes bes 
obachtet, der von einer gewiſſen Olivenfarbenen Mergelart bey Jena ſagt: wenn man 
ſie anfaſſet, ſo ſpuͤret man dieſelbe Empfindung, welche man hat, wenn man eine 
harte trockne Seife angreift. Nach Herrn Gerhards (a) Anzeige entdecken ſich 
die fettigen Theile des Mergels am beſten durch die fette Haut, welche auf einer Aufloͤ— 
ſung im Scheidewaſſer, die mit Weinſteinoͤhl niedergeſchlagen worden, aufſchwimmet. 
Wenn ich freylich diejenige Beſchreibung, die ich jeßo von dem Mergel gegeben 
habe, mit den Begriffen vergleichen wollte, die andere Schriftfteller davon ertheilet ha— 
ben, fo würde es ſich, wie mich duͤnkt, deutlich zeigen, daß die wenigſten unter denſel— 
ben richtig ſind; aber ich will mich bey dieſer Abhandlung der Kuͤrze bedienen, und 
dieſes Geſchaͤfte andern uͤberlaſſen. * 
Inperati (b) ſtellet eine Vergleichung unter dem Mergel und dem Balk an, 
und findet fie beyde in verſchiedenen Stuͤcken uͤbereinſtimmend, in andern aber abwei— 
chend; das gehet auf die Farbe, und auf verſchiedene Umſtaͤnde. Wenn man freylich 
bedenkt, daß die Beſtandtheile des Mergels nicht blos Kalkartig ſind, daß daher der 
Thon und das fettige Weſen im Mergel manche Erſcheinung hervorbringen muͤſſen, die 
der Kalkſtein gar nicht geben kann, ſo wird man aufhoͤren, ſie beyde in eine Parallele zu 
ſetzen. Das iſt der Grund, warum Herr Vogel (e) die Mergelſteine von den 
Balkſteinen trennet. Seine Gruͤnde find einleuchtend: ein Mergel, ſagt er, iſt alle— 
zeit eine gemiſchte Erde, entweder aus Sand und Kalk, oder aus Sand, Letten und 
Kalk. Nun braußet zwar ein jeder Mergel mit Saͤuren, und dies koͤnnte ein Grund 
ſeyn, warum man ihn unter die kalkigten zaͤhlete; allein es wird vorher unterſucht wer 
den muͤſſen, ob die in dem Mergel befindliche Kalkerde den groͤßten Theil darinne aus— 
macht oder nicht? Nach ſeinen Verſuchen, die er mit verſchiedenen Mergeln angeſtellt 
hatte, fand er das letztere; und folglich konnte er den Mergel nicht unter die Kalkerden 
zaͤhlen. Bringt man den Mergel ins Feuer, ſo artet er ſich auch meiſtens nicht fo, wie 


eine 
(y) In der Kieshiſtorie. S. 222. (b) Hiftoria natur. Lib. 1. Cap. 21. S. 24. 
(2) Schriften zum Vortheil nuͤtzlicher Wife f 
ſenſchaften. 1759. S. 76. (e) Praktiſches Mineralſyſtem S. 112. ver⸗ 


(a) Bevtraͤge zur Chymie. 1. Th. S. 174. glichen mit S. 52. 


. * 


Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 137 


eine Kalkerde, ſondern er wird entweder hart, oder verglaſet ſich gar. Man hat zwar 
eine Art Mergel, die ſich zu Kalk brennen läßt, aber nur eine Art; denn die mehres 
ſten Mergelarten thun dieſes nicht, daher will auch Herr Vogel jene nicht ſowohl Mer⸗ 
gel als Kalkerde nennen. Solchergeſtalt gehet dieſer Gelehrte in ſeinem Begriffe vom 
Mergel in zwey Stücken von andern Gelehrten ab: einmal, daß er behauptet, er ſey 
allemal eine gemiſchte Erde, und das behaupten mehrere; hernach daß er annimmt, 
feine Grunderde und fein Hauptbeſtandtheil ſey nicht Kalk- ſondern Sanderde; Thon⸗ 
erde, Dammerde, Glimmererde, und dergleichen muͤſſe man unter die zufaͤlligen Dinge 
beym Mergel zählen. Es iſt wahr, daß in vielen Mergelerden Sand liegt, aber in 
vielen auch nicht, in allen aber, wenigſtens in allen die ich geſehen habe, kann man 
das Daſeyn der Thonerde gar nicht leugnen. Ich wuͤrde alſo lieber den Sand beym 
Mergel als etwas Zufaͤlliges anſehen, und den Thon als einen Hauptbeſtandtheil bes 


trachten. Uebrigens bin ich mit dem Herrn Prof. völlig der Meynung, daß der Mer⸗ 


gel eigentlich eine eigne Klaffe der Stein- und der Erdarten ausmacht, oder eigentlicher 
zu reden, daß er unter die gemiſchten Steine gehoͤrt und unter dieſen nur eine Gattung 
und nicht ein eigenes Geſchlecht ausmacht. Inzwiſchen wird man auch denenjenigen 


SGerechtigkeit wiederfahren laſſen, welche auf deſſen beſondere Beſtandtheile ſehen und den 


Mergel entweder unter die Kalkartigen oder unter die Thonartigen Steine ſetzen; denn 
ohne Noth vervielfaͤltiget man doch die Klaſſen der Steine nicht gern, und unter die Klaſſe 
vermiſchter Steine ſollte man ſo wenig Gattungen bringen, als nur moͤglich iſt. 


$. 387. 

Ehe ich von den ehymiſchen Verſuchen rede, die man mit dem Mergel unternom⸗ 
men hat, ſo muß ich etwas von den verſchiedenen Abwechſelungen reden. Es 
gehet zufoͤrderſt die Theile an, aus welchen der Mergel bald weſentlich bald zufaͤllig 
beſtehet. Man findet alſo ſolchen wo der Thon, andern wo der Kalk hervorſticht, ſol— 
chen wo Dammerde, ſolchen wo Glimmer und ſolchen wo Sand eingemiſcht iſt. Bald 
findet man ihn als bloſe Erde, bald ſtellet er ſich wie ein Stein vor. Iſt er Stein, 
ſo iſt er bald feſter bald muͤrber. In der Geſtalt eines feſten Steins findet man den 
Mergel niemals, wenigſtens wird er in der Luft bald muͤrber und zerfaͤllt; aber es ge— 
ſchiehet doch oft, daß er einen ziemlichen Grad der Härte erreicht, da ein andrer Mer— 
gel ſo weich iſt, daß man ihn mit den Fingern zerreiben kann. Gemeiniglich erſcheinet 
er in der Geſtalt eines Schiefers, und da habe ich bey Raſtenburg, meinem Ge⸗ 
burtsorte, Mergel geſehen, der ſich in die duͤnſten Plaͤttchen entweder ſeldſt zerlegt, oder 
doch leicht zerlegen laͤßt. Seine Farbe iſt bald weis, bald heller oder dunkelgrau, 
braun, Olivenfarbig und dergleichen, dabey oft ſehr viel auf die Erdart ankoͤmmt, 
wo er gefunden wird, wenn nicht die Farbe der Erde und des Mergels einerley Ur— 
ſache zuzuſchreiben iſt; doch dieſes leidet in vielen Fällen eine Ausnahme; denn, 
daß ich nur ein Beyſpiel anführe, bey Jena liegt ein Olivengruͤner Mergel zwiſchen 
grauem Sand. > 


2. Th. S Herr 


138 Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 


Herr Wallerius (d) und Herr von Cronſtedt (e) haben die Mergelerde 
genau unterſucht, und da dies auch von dem Mergelſteine gilt, fo trage ich kein Bes 
denken, ihre Gedanken bier mitzutheilen. Sie weichen doch beyde von einander ab, und 
das iſt ein Beweis, wie verſchieden der Erfolg beym Mergel ſey, wenn der Miſchungs⸗ 
grad feiner Beſtandtheile verſchieden iſt. Herr Wallerius hat folgende vier Kenn- 
zeichen vom Mergel feſtgeſetzt: 1) die kleinſten Theile von den Mergelarten fuͤhlel man 
oft als fein an, wenn ſie feſt und fett ſind; da fie aber meift mit Thonarten und Kreis 
denarten vermiſcht find, fo findet man fie meift ungleich und rauh, 2) im Feuer wer⸗ 
den dieſe Arten ſehr hart, ſo, daß ſie gegen den Stahl faſt Feuer ſchlagen; ein Thell 
wird zu Glaſe, welches halbdurchſichtig oder dunkel, wenig oder gar nicht hohl, fon« 
dern dicht und feſte iſt, 3) mit Scheidewaſſer und andern verzehrendem Waſſer gaͤhret 
aller Mergel auf, au einem Beweiſe der darinne wuͤrkenden Kreidenerde, 4) weicht 
man ihn in Waſſer auf, laͤßt ſich der Mergel eines Theils arbeiten, eines Theils nicht, ob 
er ſich gleich fett anfühlet und zaͤhe zu ſeyn ſcheinet. Alles dieſes haͤnget von der bald 
ſtaͤrkern, bald geringern Thonmiſchung ab. Nach den Unterſuchungen des Herrn 
Cronſtedt bemerket man an dem Mergel folgendes: daß er ) roh mit Säuren braus 
ſet; aber 2) nicht, nachdem er gebrannt worden; denn alsdenn wird er nach dem Ver⸗ 
hältnig der beygemiſchten thonigten Erde hart, Jer ſchmelzet leicht zu Glaſe, wenn 
gleich der ſchwerfluͤßigſte Thon untergemiſcht iſt, 4) zur Befoͤrderung des Wachsthums 
der Pflanzen iſt er ſehr geſchickt, indem der beygemiſchte Thon die trocknende Figen« 
ſchaft des Kalkes maͤßiget, 5) in der Caleinirungshitze gebrannt, ziehet er Me 
ſehr leicht an ſich, und zerfaͤllt allmaͤhlig. 

Da ſich bey dem Mergel ſogar verſchiedene Erſcheinungen aͤußern, fo iſt es daher 
geſchehen, daß ihn auch die Mineralogen in ihren Schriften bald dieſen, bald jenen 
Platz angewieſen haben. Faſt ein jeder Schriftſteller hat ihn in eine andere Klaſſe ges 
bracht, nach dem verſchiedenen Geſichtspuncte, aus welchem er denſelben betrachtet hat. 
Daß die mehreſten den Mergel unter den Erden aufgeſtellet haben, das will ich nur 
beylaͤufig bemerken; denn am Ende liegt daran eben nicht gar zu viel. Ich gehe lieber 
zur Anzeige der Ordnungen fort, wohin man den Mergel geſtellet hat. 

Die wenigſten Schriftſteller haben dem Mergel eben den Platz angewieſen, den 
er bey mir behauptet, naͤmlich unter den Balkartigen Steinen. Doch ich kann 
den Herrn von Cronſtedt (f) als meinen Vorgaͤnger betrachten, und auf dieſes 
Beyſpiel ſtolz ſeyÿn. Auch Herr von Bomare (g) iſt von unſrer Meynung wenig⸗ 
ſtens nicht gar zu weit entfernt, der den Mergel unter die alcaliſchen Erden rechnet, 
von dieſen aber behauptet, daß ſie Kalkartig ſind. Die mehreſten Gelehrten haben den 
Thon zum Geſchlecht des Mergels gemacht, und ihn alſo als eine Gattung vom Thon 
angeſehen. Das haben der Ritter von Linne (h) Wallerius (i) Bromell (k) 
und ir ehrere gethan. Sie ſtuͤtzten ſich dabey darauf, daß man das Pose des Thons 


in 
(d) Mineralogie. S. 30. Ch) Syftema naturae, 1768. S. 204. 
(e) Verſuch einer nenen Siineralögli ©. 31. (i) Mineralogie. S. 30. 
(f) Am angeführten Orte. (k) Mineralogia et lithographia Suecang. 


(6) Mineralogie. 1. Th. S. 71. 79. S. 7. 


Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen, 139 


in dem Mergel nicht leugnen kann. Herr Bergrath Gerhard (1) hat ihn unter die 
Kreidenerden gebracht, ein Wort, das er in einem ziemlich weitlaͤuftigen Verſtande 
nimmt. Herr Profeſſor Vogel (m) hat für die Mergelerden, und die Mergelſteine 
eine eigne Klaſſe, deſſen Gründe ich vorher angeführet habe. Herr von Juſti (n) hat 
den Mergel unter den Glasartigen Steinen, und er wuͤrde Grund haben, wenn man 
Herrn Cronſtedt es frey nachſagen dürfte, daß ein jeder Mergel leicht zu Glaſe 
ſchmelze. Vielleicht hatten beyde eine Mergelart vor ſich, die mit vielem Sande ver. 
miſcht war, und aus dieſem Grunde leicht floß. Endlich hat Herr Rath Baumer (o) 
den Mergel unter die vermiſchten Steine geſetzt, und ſein Augenmerk darauf gerichtet, 
daß Kalk und Thon die gewiſſeſten 0 des Mergels ſind. 
0 . * 388. 2 

Ehe ich der Eintheilungen gedenke, die man bey den Schriſſtellern von dem 
Mergel findet, fo muß ich vorher von der Entſtehungsart deſſelben reden. Die 
Gelehrten find darinne nicht einig, aber fie wurden ſich leichter vereinigen koͤnnen, 
wenn ſie nur erſt uͤber die weſentlichen Beſtandtheile des Mergels einiger wuͤrden. An 
allen Mergelarten findet man Thon und Kalk, an manchen nur Sand, Glimmer und 
dergleichen; das letzte muͤſſen demnach nur zufällige, die erſten beyden aber weſent⸗ 


liche Beſtandtheile ſeyn. Wenn ſich alſo Kalk und Thon und bey den reinſten und 


feinen Mergelarten Kreide, gemeiner Kalk und Thon vermiſchen, fo entſtehet daher 
der Mergel (p). Wenn dieſes Erde bleibet, fo iſt es Nergelerde, wenn es ſich 
in einen Stein verhaͤrtet, fo wird es Mergelſtein, und wenn ſich die Grundtheile 
des Mergels Schichtweiße über einander legen, fo entſtehen daher der Mergelſchiefer. 
Dieſe Erklaͤhrung iſt alſo faßlich und natürlich, aber ſie laͤſſet uns immer die Frage 
übrig: woher haben die Balk⸗ und Thonerden ihren Urſprung, und durch 
welche Gelegenheit iſt ihre Vermiſchung entſtanden? Herr Paſtor Meyer (g) 
glaubt, daß der Letten, die Mutter des Mergels ſey, weil beyde einerley Wuͤrkungen 
und einerley Farbe haͤtten; denn man finde eben ſowohl gelben, blauen, braunen, fah⸗ 
len, ſchwarzen⸗ und rothen Mergel, als man Letten von eben dieſen Farben hat. Al— 
lein ſo bald es ausgemacht iſt, und das leugnet heut zu Tage niemand, daß der Mergel 
aus verſchiedenen Erden beſtehet, fo kann nicht eine Erdart allein die Mutter des Mer. 
gels ſeyn. Waͤre es nun der Letten, woher koͤmmt das Aufbraußen des Mergels mit 
Scheidewaſſer? welches keine Letten thun kann, er ſey denn mit Kalktheilchen ver. 
miſcht. Dleſe iſt alſo nicht die richtige Erklaͤhrung der Entſtehungsart des Mergels. 
Herr Rath Baumer (r) ſuchet die Entſtehungsart des Mergels in einer halben Ver, 
witterung des Kalkſteines, oder in einer Auflöfung des in dem Kalkſteine befindlichen 
Muſchelwerks. Seinen Beweiß gruͤndet Herr Rath Baumer darauf, weil der Mer. 
gel aͤlter als der Kalkſtein ſey, und deſſen untere Schichten ausmache, ſo muͤſſe er ein 
(J) Beytraͤge zur Chymie. S. 170. im erſten (p) Siehe Walch ſyſtematiſches Steinreich. 
Theile. Th. 2. S. 11. 

(m) Praetiſches Mineralſpſtem. S. 52. 112. (4) Beytraͤge und Abhandlungen zur Auf: 

(n) Mineralreich. S. 231. 8 nahme der Landwirthſchaft. S. 94. 

(o) Naturgeſchichte des Mineralreichs. 1. Th. Cr) Naturgeſchichte des Mineralreichs. Th. 1. 
S. 158. S. 262. Th. 2. S. 164. 


140 Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 


in dem Waſſer, oder an der Luft zerrotteter Kalkſtein ſeyn. Mir find über dieſer Ers 
klaͤhrung zwey Schwierigkeiten beygefallen, die, wie ich glaube einer genauen Unters 
ſuchung werth find. 1) Wenn der Mergel ein verwitterter Kalkſtein iſt, woher kom— 
men die Thonartigen Theile im Mergel? 2) Wenn der Mergel einer Verwitterung zu⸗ 
zuſchreiben iſt, ſo muͤßte man bey dem Mergel eine zweyfache Steinwerdung annehmen. 
Erſt war er Kalkſtein und wurde durch eine Verwitterung zu Erde, nun vermiſchte 
ſich dieſe Erde mit Thon, und wurde von neuem zu einem Mergelſteine. Ich glaube 
alſo, man entgehe dieſen Schwierigkeiten dadurch daß man annimmt, daß ſich der Mer: 
gel als Erde vermiſcht habe, dergeſtallt daß Thonerde und Kalkerde, zufaͤlliger Weiſe 
auch wohl Sand, Glimmer und d. g. ſich vereinigten, zum Theil eine bloſe Erde blie« 
ben, zum Theil aber, durch eine hinzugekommenen Feuchtigkeit, welche durch Waͤrme 
und Luft ausduͤnſtete, in einen Stein verhaͤrteten. Dieſer Stein wurde ein Schiefer, 
wenn ſich die vermiſchten Erden nach und nach Schichtweiß uͤber einander legten; wenn 
dieſes nicht geſchahe, ſo nahm der Stein mancherley zufaͤllige Geſtallten an. Hier bleibet 
nun blos die Frage übrig, durch welche Urſachen wurden zwey ganz ver⸗ 
ſchiedene Erden, wie Thon und Balk ſind miteinander vermiſcht? 
Aber ich will hier an ſtatt eine Antwort zu geben fragen: woher iſt die Miſchung 
fo verſchiedener Theile im Granit geſchehen? Verwitterungen, Erdbeben, 
Waſſerfluhten koͤnnen alle das ihrige dazu beygetragen haben, und wer weiß was ſich 
noch fuͤr Urſachen dieſer Erſcheinung dabey befunden haben, die wir nicht wiſſen. 
Leßer (1) beſchreibet uns eine Mergelgrube bey Merne, und er zehlet daß ſich im 
Mergel gewiſſe Steingallen fänden, welche bald eine runde kuglichte, bald eine runde 
platte, bald eine laͤngliche, bald eine andere Figur hätten, und oft kryſtalliniſch waͤ. 
ren. Auch gehören hieher die vom Herrn Ritter in einer eignen Abhandlung befchries 
bene Mergelnuͤſſe, welche in Mergelgruben bey Erzen und Sternberg gefunden 
werden. Das wuͤrde ſich nicht erklaͤhren laſſen, wenn man den Mergel von einer 
Verwitterung ableitete, aber mit meiner Erklaͤhrung laͤßt ſich dieſes gut vereinigen. 
ö 9. 389. | Ä | 
Wenn ich nun von den verſchiedenen Eintheilungen rede, deren ſich die 
Gelehrten bedienen, ſo iſt es mir gleichguͤltig, ob die Gelehrten den Mergel unter den 
Erden, oder unter den Steinen aufgeſtellet haben; aber das darf ich anzuzeigen nicht 
vergeſſen, daß Waller (t) und Bomare (u) den Mergel unter den Thonartigen 
Steinen als ein Geſchlecht betrachten, und dahin Gattungen zehlen, die eigentlich zwar 
unter den Thon, aber nicht unter den Mergel gehoͤren. Daß Bomare eine Gat⸗ 
tung mehr als Wallerius hat, das koͤmmt daher, weil er den reinen Mergel, 
Marga pura friabilis Carth: Marne pure, der aus ſehr zarter Kreide und reinem 
weiſen Thone beſtehen ſoll, als eine eigne Gattung vom Mergel betrachtet, deſſen 
Wallerius nicht gedenket. Wir uͤberſchlagen alſo dieſelbe, und nun haben beyde 
folgende Gattungen vom Mergel: I. Porcellainerde, Wall. und Bom. achte Por- 
eellaine 


(0) In feinen kleinen Br S. 131. (u) Mineralogie. 1. Th. S. 79. f. 
(t) Mineralogie. ©. 30. f. 7 


Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 141 


cellainerde, Wall. Marga porcellana, Wall. Argilla porcellana, Terra calcarea chi- 
nenfis, Broun. Argilla ſubtilis, nitida, igne in maſſam duram, vitream, ſemidia- 
phanaim aut opacam abiens, Carth. Terra à porcellaine, Bom. 11. Pfeifenthon, Wall. 
und Bom. Unaͤchte Porcellainerde, Wall. Weißer Thon, Wall. Marga argilla- 
cea pinguedinem imbibens, calore indurabilis, Vall. Leucargilla, Plin. Terra fa- 
mia, Collyrium et After feu ſtella, Terra iluana, Calamita alba, Cimolia alba, 
Woodw. et Woltersd. Terre à pipe, Bom. 1) graulichter oder grauer Pfeifenthon, Len- 
cargilla cinerea, 2) weißer Pfeifenthon, Leucargilla alba. III. Kreidenmergel, Wall. 
Kreidenartiger Mergel, Bom. Marga eretacea, Scheuchz. Creta paretonica? Creta 
argentaria, Plin. Creta doraetonioa, Bom. Marne cretacee. Bom. IV. Walkererde, Walf- 
erthon, Wall. und Bom. Walfermergel, Bom. Marga fullonum faponacea lamelloſa, 
Wall. Smectis, Ludw. Creta fullonia, Steatites, Cimolia candita, Marga in bracteas 
dehiscens, Jonſt. Sinectis ſubtilis, Terra eimolia, Creta fullonum, Carth. Marne à foulons, 
Bom. 1) weißlicher Walkerthon, Smectis candita, Wal. Cimolia candita, Marga fullonum 
albicans, Bom. Marne à foulons blanchätre, 2) grauer Walkerthon, Sınedlis griſea, 
Wall. Gliſchomarga, Plin. Marga fullonum ſubalba, Bom. Marne à foulons grife. 
V. Mergel, Wall. Mergel, welcher zerfällt, Bom. Marga in äere deliquefcens, 
Pinguefaciens. Wall. Creta argillacea fiſſili friabilis, Liun. Marga, Argilla indurata, 
Hepatites, Marne qui fe decompofe, Bom. Herr Bomare hat dieſe Mergelart 
nicht weiter abgetheilt; beym Herrn Wallerius aber kommen folgende Untergattuns 
gen vor: 1) grauer Mergel, Marga cinerea, 2) weißer Mergel, Gliſchomarga, 3) ro- 
ther Mergel, Capnomarges, Capromarges, Eccleopola, 4) brauner Mergel, Marga 
fusca, 5) ſchimmernder Mergel, Marga columbina, 6) gelber Mergel, Marga flava, 
Gialolina? Woodw. 7) blaulichter Mergel, Marga caeruleſcens, 8) ſchwarzer Mergel, 
Marga nigreſcens, 9) Seeſchaum, Stenomarga, VI. Steinmergel, Wall. ſich ver⸗ 
ſteinender Mergel, Bom. Marga in äere lapideſcens, Wal] Marga lapidifica, Marne 
petrifiable, Bom. 1) ſandiger Steinmergel, Marga lapidifica arenacea, Wall. Marga 
harenacea, Plin, Marne petrifiable ſablonneuſe, Bom. 2) Steinartiger Mergel, Wall. 
verſinternder Steinmergel, oder ſolcher, der zu Sinter wird, Bom. Marga lapidifica 
tophacea, Wall. Marga tophacea, Plin. Marne petrifiable qui devient tuf, Bom. 
3) figurirter Steinmergel, Wall. Steinmergel mit Figuren, Bom. Marga lapidifica 
dendritica, Wall. Dendrites margacens, Marne petrifiable figure, Bom. VII. Gies⸗ 
mergel, Giesſand, Wall. ſich verglaſender Mergel, Bom. Marga fuforia vitrifi- 
cationem admittens, Wall. Marga fuſoria, Marne vitrifiable. 

Herr von Cronſtedt (x) hat nur das, was man eigentlich Mergel nennet, in 
Anſchlag gebracht, und davon drey Gattungen angenommen: I muͤrben und zufam« 
menhangenden Mergel, Marga friabilis, 1) roͤchlichbraunen, 2) bleichrothen; II. halb» 
verſteinerten Mergel, Marga indurata aëre fatiſcens, 1) grauen, 2) rothen Mergel« 
ſchiefer; III) verſteinerten Mergel, Marga indurata, i) in beſondern Stuͤcken, Marga 
indurata amorpha, Duckſtein, Tophſtein, a) weiß, b) grau, 2) in zuſammenhan⸗ 
genden Lagen, Marga indurata ſtratis continuis; harter Mergelſchiefer. 

1 S 3 Herr 
(R) Verſuch einer neuen Mineralogie. S. 32. b 


142 Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 


Herr Gerhard (y) bat vier Gattungen vom Mergel angenommen, die er Kalk 
mergel, fetten Mergel, harten Mergel, und Glaſurmergel nennet. 

Herr Profeſſor Vogel (2) nimmt vier Gattungen von Mergel an: ) roͤhrichten 
Steinmergel, Pfeifenmergel, 2) dendritiſchen Mergel, Margodes dendriticus, Dendrites 
margaceus, 3) gypſigten Mergelſtein, Margodes gypfeus, 4) Tufſteinigten Mergel, Tofus, 
Margodes tofaceus. Den gypſigten Mergel giebt Herr Vogel für ein ganz neues Ge⸗ 
ſchlecht aus, der an wenig Orten gefunden wird, der aber um Goͤttingen unter dem 


Namen Tur bekannt iſt. Ein Bruch von ſolchem Steine iſt in dem ohnweit Göͤttin⸗ 


gen gelegenen Gerichte Adelipſen befindlich; er iſt von thonigter Art, und erwirbt 
ſich den Namen eines gypſigten Mergelſteins dadurch, daß zuweilen ganz ſtarke Adern 
von einem faferichten Gypsſpathe durch ihn hinſtreichen. Der Mergel ſelbſt iſt fein an 
Gefühl, und grau, und brauſt mit ſauren Sachen nicht gar 11755 Je laͤnger er an 


der Luſt liegt, deſto feſter wird er. Die Landleute klopfen denſelben, ſieben ihn durch, 


und beſtreuen damit kurz vor einem Regen die Huͤlſenpflanzen, und behaupten, daß 
dadurch die Fruchtbarkeit des Erdreichs ungemein befoͤrdert werde. 

Herr Wallerius (a) hat angemerket, daß in England von denjenigen, die 
von der Haushaltung und von dem Ackerbau geſchrieben haben, ſechſerley Mergel ge— 
rechnet werde, 1) Cowſtutmarle, braͤunlicher Farbe, hat ein Theil Kreide in ſich, 
2) Stone oder Stein, oder Stale or Flagmarle, ein alter verfallener oder veralteter Mers 
gel von blauer Farbe, welcher durch Regen und Froſt leicht aufgeloͤſet wird, 3) Peat- 
marle or de Tvvingmarle, iſt dichte, feſt und ganz fett, und brauner Farbe, man findet 
ihn an den Seiten der Berggaͤnge, 4) Clajimarle oder Thonmergel, gleicht dem Sei» 
men und iſt zuweilen mit Kalffteine vermenget, 5) Stediwarle, oder Stahlmergel, wel 
cher gemeiniglich auf dem Grunde der gegrabenen Schachten lieget, und von ſich ſelbſt 
bequem iſt in Würfel gebrochen zu werden, 6) Papermarle, oder Pappiermergel, wel⸗ 
cher dem Laube, oder Stuͤcken von braunen Papier gleich iſt, doch zuweilen von fichtes 
rer Farbe; dieſer lieget bey den Steinkohlen. 


Die mehreſten Gattungen vom Mergel hat ohnſtreitig Herr Sill (b) geſammlet. 


Es ſind folgende: 1) White Marle, Argilla marga, 2) Saline Marle, Argilla Muria- 
tica, 3) China marle, Terra a Porcelane, 4) Chalky Marle, Marga cretacea, 5) Ful- 
er's Marle, Argilla fullonica, 6) White fuller’s earth, Smectis griſea, 7) Red Marle, 
Marne rouge, 8) Brown Marle, Marga fusca, 9) Dove Marle, Marga columbina, 
10) Yellow Marle, Marga flava, 11) Blue Marle, Marga caerulea, 12) Black Marle, 
Marga nigricans, 13) Steel Marle, Marga ferrea, 14) Paper Marle, Marga papyra- 
cea, 15) Scaly Marle, Marga teſtacea, 16) Shell Marle, Marga conchacea, 12) Sand 
Marle, Marga lapidifica, 18) Cluſter Marle, Marga tophacea, 19) Dendrite Marle, 
Marga Dendrites, 20) Shell Marle, Marga immatura. * 


390. 
Ich betrachte nun den Mergel in Ruͤckſicht auf die Verſteinerungen. 
Die Mergelerde iſt zu langer Aufbewahrung fremder Koͤrper, wenn ſie zumal keine 
martia- 


(y) Beytraͤge zur Chymie. 1. Th. S. 168.f. Ca) Mineralsale, S. 34. 
(2) Practiſches Mineralſpſtem. S. 112. f. (b) Folils, &. 177. fern. 2 


Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 143 


martialiſche corroſiviſche Theilchen hat, überaus geſchickt, und daher von den groͤßten 
Naturforſchern unter die Matrices der Verſteinerungen geſetzt worden (e). Wenn ſich 
auch Mergelgruben finden, wo man Verſteinerungen vergeblich ſucht, wie bey Er— 
furth, wo Herr Rath Baumer (d) verſichert, daß die Mergelſteine keine verſtein⸗ 
ten Schalthiere enthalten, ſondern dieſe in denſelben vielmehr ganz aufgelößt und in 
eine Kalkerde, die ſich mit der Thonerde verbunden hat, zerfallen zu ſeyn ſcheinen; ſo 
hat man doch andere Gegenden, wo der Mergel nicht gar zu arm an Verſteinerungen iſt. 
Herr Bertrand hat in ſeinem Verſuch einer Mineralogie und Waſſerbeſchreibung des 
Canton Bern (e) bemerket, daß bey Caſtelen in einem grauen roͤthlichen Mergel, 
der voller kleiner Piſolithen iſt, Musculiten liegen. Mir ſelbſt ſind bey Weimar 
verſchiedene Beyſpiele davon vorgekommen. Verſchiedene unſrer Musculiten liegen 
in einem feſten Mergel, wie in eine Kugel eingehuͤllt, welche ohne Zweifel von Mergel— 
ſchichten abgeriſſen find. Auf einem Mergelfchiefer hatte ſich ein kleiner Discit gelegt, 
und auf einer verhaͤrteten Mergelerde, deren Geburtsort ich nicht weiß, iſt der deutlichſte 
Abdruck eines Kammartigen Chamiten. Herr Schulze (f) verſichert daß auf Thon⸗ 
mergelichten Schiefer nicht ſelten Abdruͤcke von Kraͤutern vorkommen. Wenn wir die 
Kraͤuterabdruͤcke ausnehmen, ſo kommen doch die Verſteinerungen von Conchylien in 
dem Mergel nicht gar zu haufig vor. Ich ſuche den Grund in der gar zu großen Zer— 
brechlichkeit der mehreſten Mergel. a 

f Dendriten kommen auf Mergel nicht ſelten vor. Ich habe vorher, da ich der 
verſchiedenen Eintheilungen der Mergel gedachte, verſchiedene Gelehrte auſtreten laſſen, 
die aus dem Dendritiſchen Mergel eine eigene Gattung des Mergels machten; 
und Herr Hofrath Walch (g) bat unter diejenigen Steine, auf welchen ſich Den- 
driten finden auch die Mergelſteine gezehlet, und aus Beyſpielen bewießen, daß die 
dentritiſchen Zeichnungen auf den Mergeln oft ſehr ſchoͤn ſind. 

Was aber das Verhalten des Mergels gegen die minern betriſt, ſo ge⸗ 
denket Herr Bertrand (h) eines metalliſchen Mergels bey 1 onſtreur im Canton, 
Bern; und Woodward (i) ſagt von dem Mergel, daß man in ihm die Materie 
der Metalle und der Mineralien antreffe. Inſonderheit gedenket Herr Bertrand (k) 
eines Kupferartigen metalliſchen Mergels bey Or, oder NRiont d' Or im Canton 
Bern; und Herr Profeſſor Cartheuſer 00 beſchreibet einen Mergelartigen Kupfer⸗ 
febiefer, der vorzüglich zu Thalitrer in der Herrſchaft Itter in Oberheſſen, 
und zu Godels heim im Waldeckiſchen gegraben wird, wo der Centner von die— 


ſem 
(e) Siehe Walch Naturgeſchichte der Vers 0 8) Am angeführten Orte. S. 124. 
ſteinerungen. Th. 1. S. 20. Ch) Am Sn nenSktdr Orte der mineralog, 
(d) Naturgeſchichte des Mineralreichs. Th. 1. Bauutg S. 2 
S. 261. (i) Pbnficalifde Erdbeſchreibung. S. 185. 
(e) Mineralogiſche Beluſtigungen. 2. Theil der deutſchen Ausgabe. 
DS. 228. (k) Mineral. Beluſt. 2. Th. S. 241. 


(f) Von den Srhuteroborlchn im Stein (J) Mineralog. Abhandlungen. 1. Th. S. 29. 
Ae S. 22. f. ; N 


144 Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 


ſem Schiefer 1. bis 4. Pfund Garkupfer giebt. Kies im Mergel, und Arſenickaliſchen 


Mergel fuͤhret Herr Senkel (m) an. 
F. 391. 


Ich habe noch des Nutzens des Mergels und der Gerter zu gedenken wo 


der Mergel bricht. Der Kalkartige Mergel, das iſt derjenige deſſen mehreſten Ber 
ftandeheile Kalkartig find, dienet zum Kalfbrennen. Herr Bergrath Gerhard (n) 
beruft ſich zum Beweiße auf die Kalkbrennereyen zu Stengo und Podjuch, und 
mehrerer Oerter in dem Herzogthum Pommern, und die auf der dortigen Kuͤſte lies 
gende Inſeln, wo der Mergel maͤchtige Floͤtze macht. Nur muß der Mergel vorher 
wie Ziegelſtein geſormt, und alsdann in einem Linſenfoͤrmigen Ofen gebrannt, und 
gleich abgelöfcht werden. Dieſer Kalk iſt ſehr gut nur zu den Waſſerbau iſt er 
nicht wohl tauglich, er vertraͤgt auch nicht ſo viel Sand, und verhaͤlt ſich gegen den 
Steinkalk wie 6. zu eins. Inzwiſchen iſt der wenigſte Mergel zum Kralkbrennen taug« 
lich, und wo man achte Kalkſteine in genugſamer Anzahl hat, da wird man den Mer⸗ 
gel ſo nicht dazu anwenden. Ä 


Einen andern Nutzen giebt der mergel denen Aeckern, welchen er eine 


gute Duͤngung iſt. Viele Gelehrte haben davon geſchrieben (o), und hiebey bald die 
Kräfte des Mergels in dieſer Ruͤckſicht erhoben, bald gemindert, bald gar geleugnet. 
Es iſt bier der Ort gar nicht, wo ich davon zu reden habe, die angeführten Schriftſtel⸗ 
ler werden neugierige Leſer befriedigen; aber das muß ich anmerken, daß nicht ein jeder 
Mergel auf einem jeden Acker gleiche Dienſte thue. Wollte man einen Mergel, deſſen 
mehreſten Beſtandtheile thonigt ſind, auf einen thonigten Acker bringen, ſo wuͤrde man 
da den Boden nur noch ſchwerer und folglich noch unfruchtbarer machen, der hingegen 
auf einem ſandigten Acker, oder da, wo leichte ſo genannte Flugerde iſt, die beſten 
Dienſte leiſtet. Der zum Düngen tauglichſte Mergel iſt derjenige, der viele Kalktheile 
hat; denn daß der Kalkſtein zum Düngen der Aecker tauglich iſt, das habe ich ſchon 
oben ($. 321.) angefuͤhret. Die Wuͤrkung des Mergels iſt nicht einem in demſelben 
befindlichen Salze zuzuſchreiben, ſondern fie koͤmmt daher, weil der Mergel den Bo⸗ 
den auflockert, das Oehlichte mit dem Waſſer miſchet, und vielleicht ein Saures ein— 
ziehet, wodurch ein nützliches Mittelſalz erzeuget wird. Er befördert zugleich die Faͤu⸗ 
lung, und auf ein moraſtiges Land gebracht, das jederzeit theils aus ganz, theils aus 
halbverfaulten Pflanzen beſtehet, miſcht er jene und loͤſet die letztern voͤllig auf (p). Er 
wird daher auch in England in Schweden, und an mehrern Orten mit großem 


Vortheil gebraucht. 
N Auch 


* 


(m) In feiner Kieshiſtorie. S. 222. 583. 

(n) Beytraͤge zur Chymie. 1. Th. S. 169. 

Co) Ich führe folgende an: Seip von dem 
Mergel und deſſen Wuͤrkung auf dem Lande. 
Gerhard Beytraͤge zur Chymie 1. Th. S. 171. f. 
der S. 172. in einer Anmerkung noch verſchie— 
dene Schriftſtellen bekannt gemacht, die hieher 


gehören. Bomare Mineraloge 1. Th. S. 83. 
Anm. Wallerius Mineralogie S. 34. Bromel 
Mineralogia et lithographia fuecana. S. 7. 
Berliniſche Sammlungen. 1. B. S. 287. f. 
Beckmann phyſikaliſch oͤeonomiſche Bibliothek. 
2. B. S. 342. 3. B. S. 211. 

(p) Beckmann am angef. Orte. 3. B. S. 211. 


Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 145 


Auch in der Miedicin ſoll der Mergel feinen Nutzen haben. Das Uni⸗ 
berſallerifon (J) giebt davon folgende Nachricht: der Mergel reiniget, haͤlt an, trei⸗ 
bet den Schweiß, macht das Fleiſch wieder wachſen, zertheilet das geronnene Gebluͤte, 
hemmet das Bluten, heilet die Wunden, dienet wider Fallen, Beinbruͤche, vers 
haltene Monatszeit, Steinſchmerzen, wird als ein Specificum wider die rothe Ruhr 
gelobt, und wird innerlich und äußerlich gebraucht; äußerlich trocknet er die VIcera 
aus. Inzwiſchen redet hier der Verfaſſer dieſes Artickels mehr von dem Steinmark 
und der Mondmilch als von dem Mergel überhaupt, Der entſchiedene Nutzen des 
Mergels betrift mehr die Oeconomie und den Ackerbau, als die Medicin. 

Ehe ich der Orte gedenke, wo ſich Mergel findet, ſo muß ich zufoͤrderſt bemerken, 
daß er ſich in verſchiedenen Lagen befindet. In den N Gebuͤr⸗ 
gen in Rußland lieget unter der Dammerde Kalkſtein mit Seleniten, dann Thon, 
und Kalkerde in Schichten, unter welche ſich der Mergel mit untermiſcht. Bey Jena 
lieget eine Mergelſchicht zwiſchen einer grauen ſandigten Erde, und dieſe iſt mit Sand⸗ 
ſteinen überdeckt. Gemeiniglich trift man den Mergel da an, wo Kalfflöße find, 


und oft dienet er dem Kalkſtein zur Einfaſſung; doch verſichert Herr Rath Baumer, 


daß er die untern Schichten des Kalkſteins ausmache. Ueberhaupt koͤmmt er theils in 
noch nicht völlig erhaͤrteten Schichten, theils als eine Verwitterung auf den Ober⸗ 
flächen vor. In der Herrſchaft Itter in Oberheſſen, und zu Godelsheim im 
Waldeckiſchen bricht ein Mergelſchiefer der Kupferhaltig iſt zwiſchen Kalkſtein in 
duͤnnen Schichten, die bald ein oder zwey, bald drey oder vier Zoll maͤchtig ſind. 


Daß ſich hier bey Weimar Mergel findet, das bezeugen die vielen Spuren davon, die 


ich hie und da, aber nur als abgerißene Stucke angetroffen h habe; ; ihr eigentliches da. 
ger habe ich noch nicht entdecken koͤnnen (r). 

Folgende Oerter find mir bekannt, wo ſich Mergel findet: Auxerre, Belp, 
Sele, Canton Bern, Burgisweyer Bad, im Calenbergiſchen, bey Chateau d' Der, 
Chelin, Cracau, St. Croix, „Dalekarlien, im Erfurthiſchen, bey Erzen, Frankfurth 
an der Oder, Friederichshof, Godelsheim, Gothland, Habcherrenthal, Jena, Itter, 


keopot, Grafſchaſt Lippe, Loßow, Lublin, Mannsfeld, Monſtreur, Mont d' Or, 


Oberheſſen, Orbe, Otrock, Podolien, Pohlen, Raͤttwick, Rußland, Schinznach, 
Sendomir, Sternberg, Stygſors, St. Tryphon, Thüringen, Tiefengruben, Upfal, 
Villeneure, Vollhynien, Waldayiſche Gebuͤrge, im Waldeckiſchen, bey Warſchau, 
Weimar, Wern bey Nordhaußen, und Wrinzig. Siehe Gmelin Reiße durch 
Rußland, 1. Th. S. F. Cartheuſer Oryctographia Viadrino Francofurth. S. 8. Car- 
theuſer Mineralogiſche Abhandlungen. 1. St. S. 30. Schütte Oryctographia Ienen- 
ſis. S. 78. f. Baumer Naturgeſchichte des Mineralreichs. Th. 2. S. 160. Ritter 
von den 12 S. 4. Mineralogiſche e 2. Band. S. 225. 
228. 
(4) im zwanzigſten Bande. S. 99: neuen Ausgabe. Berliniſche Sammlungen 
(r) Siehe Gmelins Reiße durch Rußland r. Band. S. 287. Anm. Baumer Naturge⸗ 
zur Unterſuchung der drey Naturreiche. 1. Th. ſchichte des Mineralreichs. 2. Th. S. 164. Car- 
S. 5 . Schütte Oryctogr. rer S. 79. der theuſer Mineral. Abhandl. 1. Th. 


2. Th. zit T 


146 Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 


228. 234. 239. 241, 243. 2444247 3. Band. S. 25. 35. 36. 42. 85. Cronſtedt Ver⸗ 
ſuch einer neuen Mineralogie S. 32. Leßer kleine Schriften. S. 131. a 


L XXIII. Die Oſteo col le. 


K. 392. 

Da die Oſteocolla unter diejenigen Steinarten gehoͤret, welchen die Aerzte in den 
— ältern und mittlern Zeiten die größten Heilskraͤſte, die zuweilen gar in das Wund⸗ 
erbare fielen, beylegten, fo iſt es dadurch geſchehen, daß dieſe Steinart von feht vielen 
Schriftſtellern, bald weitlaͤuftiger, bald aber auch kuͤrzer angefuͤhret iſt. Aber dar 
aus entſtund eine gedoppelte Unbequemlichkeit. Die eine war, daß man eine, unge- 
heure Anzahl von Namen erfand, damit man dieſen Stein belegte, denn unſre guten 
Vorfahren ſuchten darinne was Eigens, einer ſchon zehnmal benennten Sache doch 
noch den eilften Namen zu geben (1). Die andere Unbequemlichkeit war, vaß 
man über die Sache ſelbſt nicht einig werden konnte, Meynungen mit Meynungen 
verband, und dadurch den Körper ſelbſt in eine ſolche Verwirrung ſetzte, daß es jego 
ſehr ſchwer iſt die eigentliche Oſteocolla zu kennen, wenigſtens fie alſo zu beſchreiben, 
daß man dieſen Körper deutlich genug kennet. Ich werde einen Verſuch machen, 
durch Gegeneinanderhaltung verſchiedener Meynungen die Sache in ihr gehöriges Licht 
zu ſetzen. 1 

Wenn wir den Schluͤſſel zu den mehreſten Benennungen aufſuchen, die man die 
ſem Foßil gegeben hat, fo iſt er in einem gedoppelten Umſtande zu finden. Man ent 
deckte viele Oſteocolle im Sande, fand auch, daß einige derſelben vielen Sand unter 
ihren Beſtandtheilen hatten, und legte dieſem Foßil die Kraft bey, daß es zerbrochene 
Beine wiederum zuſammen heilen koͤnnte. Diejenigen aber, welche dieſe Kraft leug— 
neten behaupteten wenigſtens, daß dieſe Steinart eine Aehnlichkeit mit zerbrochenen 
Beinen hätte. Daraus find folgende deutſche Benennungen entſtanden: Oſteocoll, 
Beinſtein; doch dieſer Name iſt einiger Zweydeutigkeit unterworfen, da er eigent⸗ 
lich für die verſteinten Knochen gehoͤret, Bruchſtein, Beinwell, Beinheil, 
Wallſtein, Steinbein, Beinbruchſtein, Beinbruch, Beinbrechſtein, 
Beinheilſtein, Steinwelle, Griesſtein, Anochenfkein, Sandſtein, Aſia⸗ 
tiſcher Stein, weil er ehedem aus Aſten zu uns iſt gebracht worden. Im Lateini⸗ 
ſchen hat er folgende Benennungen, OMeocolla, Ofeites, Stelechiter, von Serexos, 
truncus, weil man ihn für einen verſteinten Baum hielt; Lait fabulofus, weil er im 


— 


Sande gefunden wird, Pfammofeum, Holofeum, von oAas ganz, weil er zerbrochene 


Knochen wieder ganz machen ſoll; To le arborsfcens, weil man ihn in Geſtallt eines 
Baumes entdeckt haben will; Lapir ofsragus, von os das Bein, und ſrango ich 
breche; Enojleos, Ammoſteor von xupos der Sand, OHeolethur, von os das Bein 
und des der Stein, doch gehoͤret dieſer Name eigentlich den verſteinten Knochen; 
Cyfeolichus von Kusos pudenda weil er in mancherley dieſen Theil betreffenden Krank 
| | heiten 
(0) Herr Guettard hat in feiner Abhandlung von dem Oſtedeoll um Etampes einige Blätter 
mit Benennungen ausgefuͤllet. Siehe die mineralogifche Beluſtigungen. 6. Band. S. 476. 


Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen, 147 


heiten gut ſeyn ſoll; Lapis ofiter, Lapir Morochius, S. Morocſitut, vormuthlich darum, 
weil er, wie der Milchſtein für das Bluten dienlich ſeyn ſoll; Orr ghuien, Osfina, 
Flor arenae, weil er im Sande gefunden wird. Tuid nennete ihn Certilago minera- 
bis vulgaris aut tegularis, weil er ihn fuͤr einen verſteinten Knochen hielt; Eraſtus 
nennet ihn Zapis Aflulofus, und Hermann Fifiularia, von Fiſtula eine Röhre, weil 
er eine Roͤhrenfoͤrmige Geſtallt hat; Walleruis Perrificarum vegerabils radicir ar- 
borum, weil er den Beinbruch zu den verſteinten Wurzeln zehlte; Linne Tophur cal. 
carius ſubęylindricur perforatus, weil er ihn für einen bloſen Roͤhrenſoͤrmigen Toph⸗ 
ſtein halt, und Gronov Topkussargillae ramofus et ffulofus, weil er Sandartig 
iſt, und in Aeſtfoͤrmiger Geſtalt Roͤhren bildet. Im Franzoſiſchen wird er Am- 
moſter, Ofeocolle, Pierre des os rompus, Sabloneufe, Pierre ſabloneuſe, Pierre a 
. fouder les or, Ofeolithodes genennet. bu raw 


| Ä a | Ä 

Wenn wir bey der Befchreibung diefes Körpers allen Zweydeutigkeiten auswei⸗ 
chen wollen fo muͤſſen wir nothwendig eine gedoppelte Bedeutung des Wor- 
tes Oſteocolle feſtſetzen, eine weitlaͤuftige und eine engere. Im weitlaͤuftigen 
Verſtande, werden darunter theils alle Tophſteine überhaupt, theils die Roͤhrenfoͤr⸗ 
mig gebildeten Toppſteine inſonderheit verſtanden. Schon die vorher angeführten Nas 
men beſtaͤtigen das, was ich hernach weitlaͤuftiger beweißen werde. Im engern 
Verſtande aber verſtehet man darunter eine Mergel und Sinterartige poroͤße Stein: 
art, welche ihren Urſprung den Baumwurzeln zuzuſchreiben hat, doch ſind hiebey die 
Gelehrten nicht einig, ob ſie dieſen Koͤrper unter die wahren Verſteinerungen, oder 
unter die Incruſtaten, oder ſonſt wohin zehlen ſollen. Ich werde hier am ordentlich- 
ſten verfahren, wenn ich erſt von der Geſchichte dieſes Steines etwas anfuͤhre, ehe 
ich der Beſchreibung deſſelben meine Aufmerkſamkeit widme. Man wird über die 
Verſchiedenheit der Meynungen erſtaunen, welche die Gelehrten über die eigentliche Be: 

ſchaffenheit, und über die Beſtandtheile der Dfteocolle geheget haben. 
Die allerunwahrſcheinlichſte unter allen, iſt wohl die Meynung derer, welche die 
Oſteocolle fuͤr eine wahrhaftige Pflanze hielten. Jorn (t) berichtet vom Co⸗ 
lerus, daß er dafuͤr gehalten habe, der Beinbruch ſey eine wahrhaftige Pflanze, welche 
eine kleine blaue Blume trage. Boetius von Boodt (u) gieng noch weiter. Er 
erzehlte Ulrichen von Burgsdorf, daß der Lapir ſabuleſs bey ihm wie eine Pflanze 
wachſe, die im Anfange des Fruͤhjahrs in der Geſtallt eines kleinen Kopfkohls, mit 
kleinen Aſchfaͤrbigen und ſchwaͤrzlichen Blaͤttern aus der Erde hervorwuͤchſe, die ſich 
bald hernach auseinander wickelten, und ſich nach der Erde zu ausbreiteten. In dem 
Kopfe dieſer Pflanze ſey ein Staub, der leicht in ein fluͤßiges Weſen jergehe, und 
die Aeſte der Pflanze wären beinigt. Wenn nun auch gleich Boodt diefe Meynung 
nur erzehlet, fo ſiehet er ſie doch zugleich für überaus bequem an, die Bildung der 
T 2 Oſteocolle 

(t) Botanologia medica. S. 488. 


(u) Gemmarum et lapidum hiftoria. Lib. 2. Cap. 234. S. 417. Hamburgi TFT 
8. Dand. S. 580. f. P. 234 417. Hamburgiſches Magazin. 


148 Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 


Oſteocolle zu erklaͤhren. Herr du Hamel (x) gehoͤret auch in dieſe Klaſſe. Wenig⸗ 
ſtens geſtehet er, er ſey ſehr geneigt, denenjenigen ſeinen Beyfall zugeben, welche die 
Oſteocolle fuͤr eine Pflanze halten, weil ſie unter der Erde weich iſt, und an der Luft 
hart wird. Auch Rönig (y) hat dieſe Meynung angenommen, welcher ob er gleich 
anfaͤnglich behauptete, daß der Beinbruch wie der Kryſtall entſtehe, doch nachher ſeine 
Meynung aͤnderte. Er ſagt wenigſtens, daß er zuweilen aus der Erde hervorbricht, 
und nun die Geſtallt eines Baumes annimmt, der ſeine Zweige verlohren hat. Und 
eben dieſe Schilderung macht uns Volkmann (2) von der Oſteocolle. Er beſchrei⸗ 
1 5 als einen ganzen und großen Baum, mit Stamm und Aeſten, doch ohne 
aͤtter. ö ö t N 
Eine andere Meynung gehet dahin, daß die Oſteocolle ein bloßer Topf- 
fein ſey. Auch dieſe Meynung hat ihre Anhänger gefunden, unter welchen ich einige 
anführen will. Schütte (a) und fein Herausgeber Herr D. Merkel haben dieſe 
Meynung. Der letzte merket ſonderlich an, daß wenn der Beinbruch eine verſteinte 
Wurzel ſeyn ſolle, ihn dann der Name Khizolith, Wurzelſtein beygeleget werden 
muͤſſen. Allein, nicht zugedenken, daß man um Worte nicht ſtreiten duͤrfe, ſo moͤchte 
ich doch wiſſen, was darinne fuͤr eine Folge ſey: der Beinbruch iſt keine verſteinte 
Wurzel, alſo iſt er ein bloſer Tophſtein. Vielleicht hat Ritter (b) von dem Bein⸗ 
bruch eben dieſe Meynung, denn ſonſt wäre es unmöglich einer Oſteocolle zu gedenken, 
davon man ganze Mauren aufführen kann. Auch der Herr Ritter von Linne (e) 
hat dieſe Meynung, denn man muß bey ihm die Oſteocolle unter den Tophſteinen fuchenz 
doch giebt er dabey zu, daß er aus Kalk, Sand und Baumwurzeln zuſammen geſetzt 
ſey. Dieſes behauptet auch Gronov (d) der in allen Stuͤcken der Meynung des 
Herrn Rirzers folget. Matthiolus (e) wenn er die Meynung derer angefuͤhret 
hat, welche dafür halten, daß der Beinbruch von den Wurzeln eines Krautes entſtehe, 
welches dem Huflattich aͤhnlich iſt, haͤlt für feine Perſon dafür, daß man ihn am 
fuͤglichſten mit dem Tophftein vergleichen koͤnnte. Eben dahin zehlet Bruͤckmann (f) 
den Beinbruch, damit ich andre mit Stillſchweigen uͤbergehe. N 
Noch andere halten dafuͤr, daß der Beinbruch ein Thonartiger 
Stein ſey. Ich nenne hier Herrn Cronſtedt (g) zuerſt. Er muß ſehr ſchlechte 
Beyſpiele von der Oſteocolle vor Augen gehabt, und in feinem chymiſchen Ofen geprüft 
haben, daß er behaupten konnte, er gehöre unter die in Thon verwandelten Körper, der 
von einem unbekannten Thone herruͤhre. Nach ihm hat auch Herr Helck (h) dieſe 
Meynung angenommen, der von einer Oſteocolle bey Dresden, die ſich in einer Thon⸗ 
grube daſelbſt befindet, behauptet, daß ſie eben von dieſer Materie ſey, wie ich anders. 
wo 


(x) De Fofflibus Lib. II. Cap VII. S. 209. (e) Syflema naturae 1768. S. 189. 
(y) Regnum minerale 1677. S. 119. 1703. (d) Index ſupellecttilis lapid. 1750. 


S. 266. 303. (e) Commentar, in Dicscorid. S. 748. 
(2) Sileſia ſubterranea. 1 Th. S. 60. (f) Epiſtolae itinerariae Cent. II. Epiſt. 71. 
(a) Oryctographia Ienenf. S. 104. f.der S. 891. s | 

neuern Ausgabe. . (E) Verſuch einer neuen Mineralogie. S. 255 


(b Lueubratiuncula II. de Alabaftris. S. 22, (h) Hamburg. Magazin 4. Band. ©. 146. 


Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 149 


wo (1) ausfuͤhrlicher gezeiget habe. Vor ihnen hatte ſchon Aldrovand (k) dieſe 
Meynung. Die Oſteocolle ſagt er, hat ihren Urſprung von einem Thone, oder von 
einem Mergel, welcher in die Hoͤhlungen der Erde flieſet und daſelbſt verſchiedene Ges 
ſtalten nach der Figur der Hoͤhlung annimmt, darinne ſie erzeuget wird. Aldrovand 
verſichert ſogar, daß eine groſe Anzahl von Gelehrten mit ihm einerley Meynung an⸗ 
genommen haͤtten. * N N 

Noch andere find darauf gefallen, daß der Sand die Oſteocolle gebildet 
habe. Das war die Meynung des Eraſtus, (1) welcher von der Oſteocolle eine eigne 
Abhandlung ſchrieb. In dieſer giebt er vor, daß die Materie, daraus der Beinbruch 


entſtehet ein reiner feiner Sand ſey, der keinen groben Gries bey ſich fuͤhret. Dieſe 


Sandkoͤrner ſind nach ſeiner Meynung nicht durch das Waſſer, ſondern durch fette 
ſchweflichte Dünfte, die aus der Erde ſteigen, mit einander verbunden worden. Es 
iſt alſo, ſagt Eraſtus, die Oſteocolle weder aus zerftöhrten Knochen noch aus ver» 
faulten Holze entſtanden. Eraſtus bekam auch feine Anhänger, unter welchen ich 


um der Kuͤrze willen, nur den Schwengfeld (m) nenne. 


Noch andere haben dafuͤr gehalten, daß Holz, Kalk oder Mergel, und 


Sand diejenigen Materien waͤren, daraus der Beinbruch entſtanden 


wäre, Imperati ln) gehoͤret hieher. Er lieferte nicht allein eine ſehr genaue Zeich- 
nung von einem Stuͤck Beinbruch, ſondern behauptete auch, daß er eine verſteinte 
Wurzel, weich wie Cement, und von einer Sandartigen Subſtanz waͤre. Eben das 
behauptet Hermann (o) doch mit dem Unterſchied, daß er den Beinbruch für incru— 


ſtirte Wurzeln hielt, der aus einem Gries beſtehe, welcher durch einen Leim zuſammen 


gefuͤget wäre. Dieſe Meynung haben außerdem noch Bomare (p) Gleditſch (g) 


deſſen gegruͤndete Gedanken ich weiter unten ausfuͤhrlicher anzeigen werde, und noch 
andere angenommen. Doch koͤnnen ſich dieſe Gelehrten nicht ganz über die Frage ver⸗ 
einigen, ob man den Beinbruch unter die Verſteinerungen, oder unter 
die Incruſtate, oder ſonſt wohin zu zehlen habe? Ich werde dieſe Frage 
unten unterſuchen. a | 
Noch andere wollen dem Holze an der Erzeugung der Gſteocolle keinen 
Antheil nehmen laſſen, ſondern fie halten dafür, daß Mergel und Sand 
die Beſtandtheile dieſes Foßils find. Das iſt die Meynung des Herrn Guet— 
tard (r) von dem Oſteocoll um Rouen. Er beruft ſich auf den Augenſchein, da er 
aber bey feinen chymiſchen Proben, wohl den Mergel, aber keinen Sand entdecken 
konnte, fo hielt er dafür, daß er fo fein ſeyn müffe, daß er ſich mit dem Mergel ver: 
miſcht, und daß er ſich in dem Scheidewaſſer erhält. Schon vor dem Herrn Guet⸗ 
8 TORE tard 
(i) Siehe meln Lirhofogifches Real⸗ Lexikon (o) Maslegraphia. S. 185. 5 


ann (p) Dictionnaire d’Hif. natur, Tom. 8. 
(k) Mufeum metallicum. Lib. 4. Cap. 16. S. 106. N 
(1) De natura, materia ortuatqueufulap- (4) Hamburgiſches, Magazin. 4. Band. 
dis ſabuloſi, in dem 2. Theil ſeiner Diſputa- S. 75 f. 9 dagazin. 4 | 
tion de medicina nova Phil. Theophraſti. (r) Von der Oſteocolle um Etampes, in 


(m) Catalogus folſſilium Silef den mineralog. Beluſtig. 6, Band. 5 
(n) Hiſt. nat. Lib. 24. Cap. 26. O. 755. 9. Beluſtig D. 45 


150 Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 


tard bat CLachmund (0) diefe Meynung geheget, doch ſetzet er hinzu, daß der Mer⸗ 
gel den Beinbruch im groben Sande bilde. g Bi ee 


Vielleicht iſt Luid (t) der einzige, wenigſtens iſt mir kein einziger Schriftſteller | 


bekannt, der wie er die Oſteocolle in das animaliſche Reich verſetzet hätte. Denn er 
hat den Beinbruch unter die gegrabenen Knochen geſetzet, und ihn einen mineraliſchen 
Knorpel genennet. TER 
Den allerſchlechteſten Begriff vom Beinbruch hatte ohne Zweifel Scheuch⸗ 
zer (u) der ihn als einen Stein beſchreibt, der allerhand, doch unordentliche Figuren 
bildet, und einem verſteinten Letten gleichet. Er hat ihn unter das Geſchlecht der 
Steine, welche eine gewiſſe Geſtallt vorbilden, mit dem Stalactit und Belemnit in 
eine Klaſſe gebracht, ſolcher Geſtallt aber von dem Stalactit wuͤrklich unterſchieden. 


N H. 394. 5 15 
Das ſind die vorzuͤglichſten 4 über die Beſtandtheile und über die eigent⸗ 
liche Beſchaffenheit der Oſteocolle, wobey aber ein jeder die groſe Verwirrung ſehen 
wird, darinne dieſer Koͤrper liegt. Es wird in der That immer ſchwerer einen richtigen 
Begriff von der Oſteocolle zu geben, jemehr man die Meynungen der Gelehrten davon 
uͤberdenckt, die ſich gewiſſermaſen gar nicht vereinigen laſſen. Ich muthmaſe die Sache 
werde ſich noch am leichteſten abhandeln laſſen, wenn man einen gedoppelten Ge⸗ 
brauch des Wortes Oſteocolle annimmt, einen weitlaͤuftigern, und einen 
engern. f e : ee 
. Ich werde vielleicht die Beſchreibung vom Oſteocoll im weitlaͤuftigen Ver⸗ 
ſtande am leichteſten geben koͤnnen, wenn ich von demjenigen, was verſchiedene 
Schriftſteller mit dem Namen der Oſteocolle beleget haben, eine kurze Anzeige gebe. 
Wenigſtens giebt ſich Herr Guettard unglaͤubige Muͤhe, in ſeiner Abhandlung von 
der Oſteocolle um Etampes aus der Gegeneinanderhaltung der verſchiedenen Nachrichten 
der Gelehrten von dieſem Foßil zu erweiſen, daß man den Gebrauch dieſes Wortes 
ziemlich ausgedehnt gebrauchen muͤſſe. ee 
Ob nicht Eraſtus in feinem ſchon angeführten Briefe von der Oſteocolle, unter dem⸗ 
jenigen was er unter dem Namen Lapis ſabuloſus beſchreibet, die wahre, oder die Oſteocolle 
im engern Verſtande beſchreibe? das will ich jetzo nicht unterſuchen. Mir iſt es wenigſtens 
ſehr wahrſcheinlich, denn er ſagt von dieſem Foßil, daß es in der Erde Staͤmme ſormirt, 
welche von ihrem obern Theile bis an ihren Fuß gehen, und immer dicker werden; ſie ſind 
gleichwohl von einer ungleichen Staͤrke, und einige darunter ſind fo ſtark, daß man ſie kaum 
mit beyden Händen umfaſſen kann. Wir werden unterdieſer Beſchreibung, und unter ders 

jenigen, die Herr Hofrath Bleiditfch gegeben hat, eine uͤberaus groſe Aenlichkeit finden. 
Boodt nimmt am angeführten Orte feiner Geſchichte der Edelſteine, eine drey⸗ 
ſache Gattung von der Oſteocolle an, vielleicht auf dieſe Art die Meynungen der Ges 
lehrten uͤber dieſes Foßil zu vereinigen. Die erſte Gattung iſt eben diejenige, welche 
ich vorher aus dem Eraſtus beſchrieben habe, und dieſe nennet er Stelechit. Die 
andere 

(f) Oryctographia Hildef. Cap. 21. S. 67. 

(t) Lichophyli, Britannicum. Num. 1519. S. 78. 
(u) Naturhiſtorie des Schweitzerlandes. Th. 3. S. 162. 


5 


Die zweyte Kaffe, von den Kalkartigen Steinen. 151 


andere Gattung foll ihren Urſprung von ausgearteten Knochen haben, weil fie im 
Brennen einen animaliſchen Geruch giebt, und weil ſie inwendig, und ſogar auch unten 
ſchwammigt iſt. Die dritte Gattung nennet er Enoſteum, fie iſt feſter als die vor⸗ 
hergehende, und riecht und ſchmeckt ſo wie das Horn vom Rinozeros. Inzwiſchen 
hat Boodt unter feinen Figuren eine Gattung abzeichnen laſſen, die aus cylindriſchen 
Hohlroͤhren beſtehet, und juſt ſo ſind auch die Zeichnungen des Imperati. Ich 
koͤnnte viele Schriftſteller anfuͤhren, die von einer Aſtfoͤrmigen, oder Roͤhrenfoͤrmigen, 
oder Kugelfoͤrmigen, oder ſchwammigten Dkeocolle reden. Valentini (x) führer Oſteo⸗ 
colle an, welche den männlichen Zeugungsgliedern ähnlich ſehen, andere welche hohl 
oder dicht ſind, und noch andere welche wie die Wurzeln von Ingwer gebildet ſind. Viel⸗ 
leicht hat er die Zingiwiriten (y) mit der Oſteocolle verwechſelt. Herr Guettard (2) 
ſiehet die Oſteocolle für einen Bodenſatz vom Mergel an, und glaubt auf dieſe Art alle die ver: 
ſchiedenen Figuren zu erklaren, die ſie bildet. Bey Etampes fand Herr Guettard, daß 
die Oſteocolle Röhren formirte von 3 Zoll bis auf 2 Fuß. Die mehreſten find cylindriſch 
andere beſtehen aus vielen Cirkeln, welche zuſammen eine Saͤule mit verſchiedenen Flaͤchen 
ausmachen, und andere die platt ſind. Einige ſind nur halbe Cylinder und manche haben 
mehr Schichten und gleichen in einander geſteckten Cylinden. In einer Hoͤhle zu Albert 
fand er Oſteocolle, welche von der Rinde von Mooſe, oder von abgehauenen Baͤumen und 
ihren Wurzeln gebildet waren. Bey Rouen befindet ſich eine Oſteocolle welches ein 
Haufen von einigermaſen Wurmfoͤrmigen Theilen, und von Röhren durchbrochen iſt, die 
rund find oder Abſaͤtze haben. Aus dieſen allen macht Herr Guettard den Schluß, 
daß es Oſteocoll von verſchiedener Natur geben kann; und daß es nur gelegentliche 
Urſachen ſind, welche den Grund zur Bildung der Oſteocolle gegeben haben. 

Eben dieſes behauptet Hr. Profeſſor Pott (a) der zugleich aus verſchiedenen Schrift⸗ 
ſtellern einer Salzartigen und einer Glasartigen Oſteocolle gedenket. Ja es hat ſogar einige 
gegeben, welche eine Art der Oſteocolle mit dem Kryſtall verglichen haben. Inzwiſchen ſtim⸗ 
men doch die mehreſten Schriftſteller darinne überein, daß das Oſteocolle Roͤhren bildet, die 
bald hohl bald dicht ſind, und die mit dem Scheidewaſſer braußen. Ich daͤchte alſo man 
ſetzte den allgemeinen Begriff von der Oſteocolle darinne, daß ſie ein Koͤh⸗ 
renfoͤrmiger feſter Tophſtein ſey, und ſonderte alles uͤbrige davon ab. 


9. 395. 

Von der Ofteocolle im engern Verſtande haben wir die richtigſte Unter⸗ 
fuchung dem Herrn Hofrath Gleditſch zu Berlin zu danken (b) der ihn durch muͤh⸗ 
ſame Reiſen genau zu unterſuchen die ſchoͤnſte Gelegenheit fand. Er giebt uns von dem 
Beinbruch folgenden Begrif: er ſey eine Wurzel eines wilden Baumes mit 
dem Untertheil des Stammes, welche, nachdem ſie abgeſtorben, im 
Sande von der ſtillſtehenden Feuchtigkeit faul geworden, und Ne 

5 n⸗ 

(x) Acta acad. naturae euriofor. Vol. 1. a rſten in ithognoſie. 
eh — . Vol. 1 er m der erſten Fortſetzung der Lithognoſie 
(5) Siehe unſre zweyte Kupfertafel Fig. 3. 4. (b) In den Memoires de P Acad, royale des 
2) Von der Oſteocolle um Etampes, in den ſeiences de Berlin 3. Band vom Jahr 1748. und 
. Deluſt. 6, Band. O. 427. 443. üͤberſetzt in dem Hamb. Magaz d. Band. S. 574. fl. 


152 Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 


Anſehen die Zeit verändert, indem fie ſelbige mit Kalkerde ausgefuͤllet 
hat. Es iſt daher, ſagt dieſer Gelehrte, nicht jede figurirte Kalkerde Beinbruch. 
Dieſe allein muß den Namen fuͤhren, welche vermittelſt der Kalkerde eine Veraͤnderung 
und Concretion erlitten, dadurch ſie der wahren Wurzel eines Baumes aͤhnlich gemacht 
worden; oder diejenige, welche wuͤrklich in der Wurzel eines hohlen und angefreſſenen 
Baumes iſt gebildet worden, den das Waſſer faul gemacht, und nach und nach mit 
Kalkerde erfuͤllet hat, fo daſſelbige einen Theil der aufgsfößten vegetabiliſchen Sub» 
ſtonz einſchließt, und alle natürliche Charactere einer Baumwurzel, nämlich die Figur, 
Groͤſe, Lage und Proportion behält. Dies iſt die wahre Oſteocolle, die uns 
Herr Gleditſch fo ſorgfaͤltig und genau beſchrieben hat. Sie liegt im Sande ver» 
borgen, der bisweilen einige Schuhe hoch daruͤber liegt. Hat man einen Theil der 
Wurzeln entdecket, und ſpuͤhret behutſam bis zum Stamme ſelbſt nach, ſo findet man, 
daß ſich die Wurzeln zu allen Seiten ausbreiten, am Stamme ſelbſt die Dicke des Ars 
mes haben, ſich aber immer mehr und mehr verduͤnnen. Die kleinſten Wurzeln die 
man Haarwurzeln nennet, findet man zwar niemalen, wohl aber mancherley Erhoͤ. 
bungen und Vertiefungen, welche ihr ehemaliges Daſeyn verrathen. Die Laͤnge der 
Wurzeln iſt unbeſtimmt, bisweilen länger bisweilen kuͤrzer. Sie liegen allemal in 
einem feuchten Sande, und das macht, daß der Beinbruch in der Erde nie eine Stein— 
haͤrte erlangt, ſondern muͤrbe und zerbrechlich iſt. Daher gluͤckt es auch ſehr felten, 
daß man ein Stuͤck von einer beträchtlichen Groͤſe ausgraͤbt, beym Ausgraben ſelbſt bes 
koͤmmt es bald in der Luft unzäglbare Riſſe und zerfallt. Ordentlicherweiſe hat das im 
Sande vergrabene Foßil eine weiſe Farbe, die ins Gelbe faͤllt; dennoch aber ſind einige 
Theile fo weiß als Schnee, da hingegen andere Aſchfarben und ſchwaͤrzlich ſind. So 
iſt die äußere Geſtallt der Oſteocolle beſchaffen. Von der innern Beſchaffen⸗ 
heit derſelben merket Herr Hofrath Gleditſch an, daß die vornehmſten Wurzeln 
ganz vollkommen, und von einer faſt einfoͤrmigen Subſtanz ſind, daß die Subſtanz 
in der Mitte lockerer, und gegen die Rinde haͤrter und einigermaſen grieſigt iſt, daß 
die groͤſten Wurzeln eine viel feinere und reinere Materie haben, welche weniger zufams 
men haͤngt als die kleinern, daß einige kleine Zweige bisweilen ſo hart ſind, daß ſie 
am Stahl Feuer geben, daß fie inwendig zwar hohl, aber nicht ſo hohl wie Röhren 
ſind, und daß man bey einigen das Mittelſte von der Rinde nicht unterſcheiden kann, 
daß aber wieder andere mit kleinen Loͤchern ganz durchbohrt ſind. Bisweilen giebt die 
Materie einen beiſenden, wiewohl ſchwachen Geruch von ſich, bisweilen aber macht 
ſie einen grieſigten und ſteinigten Koͤrper aus, der ohne Geſchmack und Geruch iſt. 
Die Materie beſtehet ordentlicherweiſe in gleichen Theilen von Sand und Kalkerde. Man 
hat die Dfteocolle im Grunde für nichts anders als für Baumwurzeln zu halten. Hier 
genoß der Herr Hofrath Gleditſch das Vergnuͤgen, folche Stuͤcke zu finden, welche 
die Sache außer allen Zweifel ſetzen. Er merkt nicht nur uͤberhaupt an, daß man den 
Beinbruch in der Mark Brandenburg, als dem eigentlichen Vaterlande deſſelben, 
an ſolchen Oertern finde, wo ehedem Waldungen geweſen ſind; ſondern er fand auch 
eine hohe Fichte, an der er einen Wurzelzweig ſahe, von der Staͤrke eines Arms, der 
mit dem Stamme zuſammen hieng, und deſſen ganze todte Subſtanz in wahrhaſten 
| ; Bein 


Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 153 


Beinbruch verwandelt worden, da indeſſen die holzichte und verfaulte Erde in der 
Mitte geblieben war. In der Sonnenburgiſchen Gegend fand er ein kleines Fichten⸗ 
holz, wo er an den Wurzeln verſchiedener durch die Faͤulung hohl gewordener Baͤume 
auf verſchiedene Art wahren gebildeten Beinbruch ſahe. Bald waren dafelbft ganze 
Stoͤcke in Beinbruch verwandelt, bald eine oder mehre Wurzeln, ſo daß die Oſteocolle 
zuverlaͤßig aus Baumwurzeln entſprungen ſeyn muß. Die Moͤglichkeit dieſer Sache 
muß man ſich folgendergeſtalt begreiflich machen. In den Staͤmmen und Wurzeln, 
welche nemlich der Faͤulniß anfangen unterworfen zu werden, entſtehen Hoͤhlungen, 
in welche ſich vermittelſt des Waſſers, der Sand und die Kalferde aufgelößt, leicht 
hinein ſchleichen, indem fie durch alle Oefnungen und angefreſſene Oerter eindrin- 
gen, und bis an die aͤußerſten Theile des ganzen Schaftes und der Wurzeln hinunter 
ſteigen, bis mit der Zeit alle dieſe Hoͤhlungen genau ausgefuͤllt werden. Das über- 
fluͤßige Waſſer findet leicht einen Ausgang, wovon ſich die Spuren in der loͤchrichten 
Mitte der kleinſten Aeſte offenbaren. Alles dieſes hat der Herr Director Margraff (e) 
durch feine chymiſchen Verſuche hinlaͤnglich beſtaͤtiget. Unter feinen muͤhſamen Ber: 
ſuchen will ich nur eines einzigen gedenken. Er legte dabey den wahren Beinbruch 
aus der Churmark zum Grunde, den er zu dieſer Abſicht von dem Herrn Hofrath 
Gleditſch ſelbſt erhalten hatte. Er fand, daß die Oſteocolle ein Mergel iſt, und 
aus Kalkſtein, feinen Sand, und aus verfaulten Pflanzentheilchen beſtehe. Der Kalk— 
ſtein erhellet daher, weil die abgeſonderte Kalkerde mit allen ſauren Geiſtern braußet. 
Die Sanderde wurde dadurch offenbar, weil ein Theil dieſer Sanderde, mit eben ſo viel 
feuerbeftändigen Laugenſalze vermiſcht, ein feines gelbes Glas gab. Die verfaulten 
Pflanzentheilchen wurden daher unleugbar, weil der rohe Beinbruch im verſchloſſenen Ge. 
faͤßen mit offenem Feuer einen wahrhaften Uringeiſt gab „ dergleichen nur aus verfaulten 
Pflanzentheilchen, und aus den Inſecten, die ſich gemeiniglich an das faule Holz anhaͤn⸗ 
gen, ſonſt heraus gezogen wird. Herr Neumann (d) will in der Oſteocolle zugleich 
ein empyrevmatiſches Oel gefunden haben, welches aber Herr Marggraf nicht beobach⸗ 
ten konnte, ob er gleich deswegen verſchiedene Verſuche anſtellte. Auch hatte die Erde, 
welche Herr Marggraf nach geendigter Deſtillation aus der Retorte nahm, alle Merk, 
male und Beſchaffenheit eines lebendigen Kalkes, welches Herr Neumann ſchlechter— 
dings leugnet. Herr Marggraf aber macht daruͤber dieſe Anmerkung, daß, da Herr 
Neumann ſeine Vorleſungen nicht ſelbſt herausgegeben habe, es wohl moͤglich ſey, daß 
der Herausgeber derſelben Herr Zimmermann eine nicht gar zu richtige Abſchrift ge. 
funden habe. Herrn Marggrafs Verſuche find aber deſto zuverlaͤßiger, weil er dabey 
einen Theil desjenigen Beinbruchs zum Grunde legte, von welchem Herr Hofrath Gle— 
ditſch vorher angemerkt hat, daß er ein Theil einer noch lebendigen Fichte geweſen ſey. 


§. 396. 
Ueber die Entſtehungsart der Oſteocolle, wird man ſich leicht erklaͤren 
koͤnnen, wenn man nur immer den von mir gemachten Unterſchied unter der Oſteocolle 
in 
(e) In den angeführten Meomires S. 52. und im Hamburgiſchen Magazin. 9. Band. ©, 410. f. 
(d) In ſeinen Lectionibus chymice pharmaceuticis. 6 


Si 2. Ch. a u 


x 


154 Die zweyte Klaſſe, don den Kalkartigen Steinen. 


in weitkaͤuftigen und in engern Verſtande vor Augen hat. Die Oſteocolle in engern 
Verſtande entſtehet, wie uns vorher Herr Hofrath Gleditſch unterrichtete, von 
Baumwurzeln, welche in eine Faͤulniß uͤbergiengen, und dadurch einer fremden Mate⸗ 
rie Raum machten. Unter der Eſteocolle in weirläuftigen Verſtande aber 
geſtehe ich nur derjenigen dieſen Namen zu, welche aus Roͤhren beſtehet, fie mögen 
nun ganz hohl, oder nur zum Theil hohl ſeyn. Dieſe find eben fo wie der röhrenför- 
mige Tophftein (§. 344.) entſtanden, ja fie find im Grunde nichts anders als ein 
Tophſtein. Ein gewiſſes Vegetabile, ein größeres oder kleineres Stuck Holz, oder 
Schilf, oder ſonſt etwas gab den Grund zur Bildung, verfaulte nachher, und hinterließ 
einen leeren Raum, der folglich den ganzen Koͤrper in eine Roͤhre verwandelte. Ich 
habe daruͤber eine eigne Erfahrung in dem Tophſteinbruche zu Remda gemacht, wo ſich 
die Oſteocolle mitten unter dem Tophſteine, und in der That ſehr ſparſam befindet. 
Schwerer iſt die Frage: ob man die Oſteocolle unter die Derfeinerun 
gen, oder unter die Ineruſtaten, oder ſonſt wohin zu zaͤhlen habe? Jetzo 
rebe ich blos von der Oſteocolle in engern Verſtande. ($. 395.) Es hat nicht an 
Gelehrten gemangelt, welche die Oſteocolle unter die Verſteinerungen, und zwar unter 
die verſteinten Wurzeln gerechnet haben. Das haben Herr Hofrath Walch (e) Wal⸗ 
lerius (f) Lanciſi (g) Woltersdorf (h) ich ſelbſt (j) und mit uns andere ange⸗ 
nommen. Unter die Incruſtaten hat die Oſteocolle der Herr Profeſſor Vogel (K) 
geſetzt. Allein ich muß es geſtehen, daß ich nach reifer Ueberlegung von meiner ehes 
maligen Meynung abgehen muß, und dieſes Foßil weder unter die Verſteinerungen, 
noch unter die Ineruſtaten rechnen kann. Wenn, wie ich vorher angemerkt habe, 
faulende Wurzeln, einer fremden Materie den Eingang verſchaffen und erleichtern, 
wenn von der Wurzel ſelbſt außer der aͤußern Form nur ſehr wenig Theile uͤbrig blei⸗ 


ben, die man erſt durch die Ehymie muͤhſam fuchen muß, fo kann ich einen ſolchen 


Körper in keiner Ruͤckſicht ein Ineruſtat nennen. Und bey einer wahren Verſteinerung 
vom Holze muͤſſen in die Theile des Holzes fremde Theile eingeführt werden, und der 
Koͤrper muß nicht nur von außen, ſondern auch inwendig die wahre Geſtalt vom 
Holze behalten. Das iſt beym Beinbruch abermahl nicht zu finden, der inwendig 
eine Hoͤhlung hat, in welcher ehedem Holz lag, und von welchem man nur noch einige 
Spuren findet. Ich glaube alfo, daß die Oſteocolle eine eigne Gattung von Foßilien 
ausmache, und das wird mich entſchuldigen, daß ich derſelben hier unter den Kalk— 
artigen Steinen ihren Ort angewleſen habe, zumal da ich dieſes Foßil in allgemeinen 
Verſtande betrachtet, abhandle. J 
K. 397. W 
Von dem Nutzen, den die Oſteocolle in der Medicin haben ſoll, haben die 
Aerzte ſehr vieles geſchrieben, und er waͤre ſehr groß, wenn das Vorgeben derſelben 
gegründet waͤre. Man glaubte wenigſtens, daß fie hey Beinbruͤchen außerordent⸗ 
liche 
(e) Syſtematiſches Steinreich 1. Th. S. 130. (i) im litologiſchen Reallexicon 1. Band 
() Mineralogie. S. 426. 14304. ; 
(g) Mercati metallotheca Vaticana. O. 277. f. (k) praetiſches Mineralſpſtem S. 257. f. 
(b) Mineralfpftem 1748. S. 43. ’ 


Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 155 


liche Huͤlfe leiſte. So ſagen Geſner (), fo Renntmann (m), fo mehrere. Mat⸗ 
thiclus (n) ſagt ſogar, daß Beinbruͤche die in vierzig Tagen nicht hätten koͤnnen 
aufgelöfet werden, durch die Dfteocolle in drey Tagen dahin wären gebracht worden. 
Inzwiſchen lacht doch unter den alten Aerzten Fildanus (o) daruͤber, der fie für eins 
gebildete Curen ausgiebt, wenigſtens will er es durchaus nicht eingeſtehen, daß ſie ſo 
geſchwinde heilen koͤnnte, und das koͤmmt ihm ganz eigen vor, daß man vorgibt, 
wenn ein junger Menſch von der Oſteocolle zu viel einnehme, ſo werde der Callus an den 
gebrochenen Enden gar zu dick und ungeſtallt wachſen. Was man dieſem Foßil ſonſt noch 
für Eigenſchaften beylege, das haben die Verfaſſer des Univerfallerifons (p) ange⸗ 
merket. Aeußerlich, ſagen ſie, wird er auf die Bruͤche gelegt, innerlich aber auf 
einmal zu Iß biß Jij eingegeben. Insgemein aber ruͤhmet man ihn wider das 
Verbrechen oder Wehethun: er ſoll auch das Blutſpeyen, und den übrigen Weiber 
fluß ſtillen. Etliche kochen den Stein und trinken das vor die Colick, Darmgicht 
und Reißen im Leibe. Der gemeine Mann brauchet ihn zu Zi biß 3% auf einmal, 
wieder die nachlaſſende Fieber und den Stein. Er wird auch zu den Zahnpulvern genom— 
men, und in den Apothecken mit Storchſchnabelwaſſer praepariret. Man macht auch 
ein Magiſterium daraus, welches Bald. Timaͤus von Guͤldenklee inſonderheit wider 
den weißen Weiberfluß lobet. Die Bauern curiren auch das Vieh mit dieſem Steine, 
wenn es ein Bein vertreten, gebrochen, oder ſonſt einen Schaden hat. Die neuern 
Aerzte (q) erklaͤren die Oſteocolle für ein ſehr unkraͤftiges Arzueymittel, und fagen, 
wenn es ja ein ſolches ſeyn ſollte, ſo waͤre es doch nur ein abſorbirendes Mittel, das die 
Schaͤrſe wegnimmt, wie vielleicht alle Mergelerden thun, aber es ſey gar nicht im Stan⸗ 
de die Knochen wieder zu heilen, man moͤge es nun aͤußerlich oder innerlich gebrauchen. 
Ich habe nur noch etwas weniges von den Oertern zu fagen, wo man die Dfteos 
colle finder. Wenn wir die Oſteocolle in weitlaͤuftigem Verſtande nehmen, und nach 
meiner Meynung für einen bloſen Tophſtein halten, fo habe ich gar nicht noͤthig ein 
beſonders Verzeichniß von den Oertern anzufuͤhren, wo er gefunden wird, denn man 
wird ihn dann in den Tophſteinbruͤchen nicht leicht vermiſſen. Man wiederhole alſo 
hier die Oerter vom Tophſteine (F. 347.). Was aber die Oſteocolle im engern Ver⸗ 
ſtande anlangt, ſo nennet uns der Herr Hofrath Gleditſch, in der mehr angefuͤhrten 
Abhandlung, folgende Oerter: In der Markbrandenburg bey Potsdamm, Treuen« 
britzen, Belitz, in dem Kremmiſchen Sandgebuͤrge, bey Berlin, Schoͤneberg und 
Charlottenburg, im Lebuſer Kreiſe ſonderlich bey Muͤnchenberg, Hoppengarten, Qullitz, 
Roſenthal und Friedland, bey Droſſen und Sonnenburg. In der Niederlaußitz geben 
die Saͤdte Beskow, Storkow und Lieberoſe wahren Beinbruch. Auch ſoll ſich der. 
gleichen in der Pfalz bey Speyer und Heydelberg finden. * 
Zeichnungen von Beinbruch haben geliefert: Imperati Hiſtor. natural. S. 255. 
Herman Maslographia Tab. 8. fig. 1. 2. Boodt Hillor. gemmar. et lapid. S. 418. 


** | Beßler 
(1) de figuris lapidum. S. 151. f. (p) im dritten Bande S. 987. 
(m Nomenelator rerum foſſilium S. 31. (4) Siehe Cartheuſer fundamenta mat, 
(n) Commentar in Dioscorid. S 248. med. Tom. I. p. 177. Baumer Hiltoria lapi- 


(o) Obf. Chir. Lib. I. Cent. III. Obſ. 90. 91. dum S. 120. 
* 


156 Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 


Beßler rariora Mufei Besleriani Tab. 27. IRRE 1 6. Band 
Tab. 6. fig: 2. f. 


LXXIV. Der e Aasafen, 


8.3 

SH geſtehe es, der Name eines albaner Alabaſters iſt neu, aber es wird 
. ſich bald zeigen, daß die Sache felbft deſto älter ſey. Es iſt wahr, alle Mineralo- 
gen unſrer Zeit zehlen den Alabaſter unter die Gypsartigen Steine, die keinen Kalk, 
ſondern einen wahren Gyps geben, und ſelbſt diejenigen welche das Gegentheil zu bes 
haupten ſcheinen, behaupten es doch nur dem Namen nach, und geſtehen in der Sache 
ſelbſt ein, daß der Alabaſter keinen eigentlichen Kalk gebe. Selbſt der Ritter von 
Linne verſtehet dieſes, wenn er den Alabaſter Marmor fixum nennet. In dieſer 
Ruͤckſicht ſolte man meynen, ein Kalkartiger Alabaſter „das iſt ein ſolcher, der mit 
den ſauren Geiſtern aufbraußet, und ſich durch das Feuer in einen eigentlichen Kalk 
verwandeln laͤßt, ſey ein feiner Widerſpruch. Allein, wenn wir nicht ſowohl auf den 
Gebrauch des Wortes Alabaſter ſehen, wie man es in unſern Tagen brauchet, ſondern 
vielmehr auf diejenigen Steinarten, die man von jeher mit dem Namen der Alabaſter 
belegt hat, ſo werden wir finden, daß ſich unter ihnen ſolche befinden die mit dem 
Scheidewaſſer braußen, und alſo ein wahrer Kalkſtein ſind. Man haͤtte freylich keinen 
zweydeutigen Gebrauch des Alabaſters einfuͤhren ſollen, und ich wuͤrde den Kalkartigen 
Alabaſter nach der Beſchaffenheit feiner Härte und feiner Güte entweder unter die blos 
ſen Kalkſteine oder unter die Marmore gezaͤhlet haben; da es nun aber inzwiſchen nicht 
geſchehen iſt, ſo glaube ich, man beuge dadurch einer groſen Verwirrung vor, wenn 
man einen Unterſchied unter dem Kalkartigen und Gypsartigen Alabaſter feſt 
ſetzet. Das that Herr Daubenton (r) ihm folgte der Verfaſſer der allgemeinen Be⸗ 
griffe der Chymie () und Herr D. Martini (t) der aus beyden Schriftſtellern die 
koͤrnigteſten Auszüge lieſerte, und mit ſeinen eignen Erfahrungen bereicherte. Ich 
werde daher hinlaͤnglich entſchuldiget ſeyn, wenn ich hier dieſem dreyfachen Beyſpiele 
folge. Ich werde mich gleichwohl einer bac e Kuͤrze bedienen. 


Herr Daubenton ſahe in dem Kab des Koͤniges von Frankreich orientali⸗ 
ſchen Alabaſter, den man dem Koͤnige von Rom uͤberſendet hatte, und die iederman 
in Italien und in Frankreich für Alabaſter hält; er bezeuget auch, daß man taͤg⸗ 
lich Stuͤcke von eben der Materie, in Geſtallt der Tiſche, Urnen, groſer Vaſen u. ſ. f. 
damit man Pallaͤſte zieret, ſehe, und niemand zweifelt, daß ſie Alabaſter ſind. Herr 
Daubenton prüfte wohl funfzig Stuͤcken, dieſer Alabaſter, und nahm auch den Alaba» 
ſter von Arcy dazu, und fand, daß fie alleſammt mit dem Scheidewaſſer aufbraußten, 
und den Alabaſter von Arcy konnte er ſogar durch die Calcination in einen W l 

Kal 

(r) In der Abhandlung von dem Alabaſter nen Anmerkungen vermehret hat 1. Band. S. 5. f. 

in den Memoires de l’Acad. de Paris 1755. und (t) in der allgemeinen Geſchichte der Natur 

in den mineralogiſchen Beluſt 5. Band S. 452 f. nach i Einrichtung 1 Band S. 70%. f. 
(0) Die Herr D. Poͤrner uͤberſetzt und mit ſchoͤ⸗ 


Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen. 157 


Kalk verwandeln. Der Verfaſſer der allgemeinen Begriffe der Ehymie verſichert, daß 
die Bildhauer und andern Kuͤnſtler, welche den Marmor und Alabaſter bearbeiteten, 
den Namen Alabaſter denjenigen Steinen ohne Unterſchied ſcheinen beygelegt zu haben, 
welche einander nur dem aͤußerlichen Anſehen nach gleichen, welche nehmlich außer den 
andern äußerlichen Eigenſchaften noch ein mehr Kryſtalliniſches und durchſichtiges Anſehen 
haben, welches die Urſache iſt, daß fie mit den Namen der Steine verwechſelt worden, die 
von Natur ſehr verſchieden find. Man muß alſo zwo Arten von Alabaſter anneh— 
men, eine Kalkartige, aus welcher die meiſten Gefäße und Bruſtbilder, die man 
Alabaſtern nennet, gemacht find; und eine andere Gypsartige, wovon man auch 
einige Bildhauer Arbeiten antrift. Es iſt wahr, die Alten reden ſehr haͤufig vom 
Alabaſter, aber ſo unbeſtimmt, daß man es nicht errathen kann, ob ſie blos einen 
Gypsartigen Stein meynen, oder ob ſie das Wort bald von dieſer oder jener Steinart 
gebrauchen. Sie beſchreiben mehrentheils nur die Alabaſter Bruͤche, oder hoͤchſtens 
die Farben dieſer Steinarten, ſcheinen ſich aber um die eigentliche Beſchaffenheit dieſer 
Steinarten, und um ihr inneres Weſen wenig bekuͤmmert zu haben. Ich koͤnnte die. 
ſes aus dem Plinius, Theophraſt und andern beweiſen, wenn ich mich nicht einer 
ſorgfaͤltigen Kuͤrze bedienen wollte. Inzwiſchen hat man doch die aͤlteſten Gefaͤße, 
von den älteften Zeiten an bis auf unſre Tage Alabaſter genennet, und vielleicht iſt 
dieſer Name ſelbſt mit den Kunſtſtuͤcken des Alterthums aufbehalten worden, und das 
ſcheinet mir darzuthun, daß unſre Vorfahren mehr auf eine aͤußere Aenlichkeit, als 
auf einen innern Unterſchied ſahen, und daher das Wort Alabaſter bald von Kalk⸗ 
bald von Gypsartigen Steinen gebrauchten. 


a „400. er | 

Es iſt überaus ſchwer eine deutliche Befchreibung von dieſem Kalkartigen Alabafter 

zu geben, nemlich eine ſolche, wodurch man ihn nicht nur von dem eigentlichen Ala. 
baſter, ſondern auch von dem Marmor unterſcheiden kann. Herr Daubenton hat ſich 
darüber ſehr viel Mühe gegeben, allein wenn ich einen kurzen Auszug aus feinen Ge» 
danken mittheilen werde, fo wird ſich zeigen, daß er uns allenthalben noch Schwuͤrig— 
keiten genug hinterlaſſen hat. Von dem Gypsartigen Alabaſter wird man den Kalk— 
artigen durch durch das Scheidewaſſer gar leicht unterſcheiden koͤnnen, mit welchem 
dieſer brauſet, und jener nicht. Aber wie von dem Marmor? Herr Daubenton 
haͤlt dafür, daß wenn man oft polirten Karlkartigen Alabaſter geſehen, ihn aufmerfe 
ſam betrachtet, und mit andern Materien, welche eine Politur annehmen, verglichen 

habe, ſo ſiehet man, daß das Unterſcheidungsmerkmal des Alabaſter gemeiniglich in 
einer fetten Politur beſtehet, welche nicht ſo lebhaft iſt, wie der Marmor, aber trockner 
als an den gruͤnlich grauen Achate (Jade) und von einer dunklern Halbdurchſichtigkeit 
als am Chalcedon, allein ſchoͤner, als am weiſen Marmor. Die fette Politur des 

weiſen Alabaſters giebt ihm nebſt feiner Durchfichtigfeit, das Anſehen eines hart ges 
wordenen Fettes von weißer oder weißlichter, gelblichter, roͤthlichter, graͤulichter u. ſ. f. 
Farbe. Dieſe Farben ſind ohne Unterſchied mit Flecken vermiſcht, oder in Adern, 
Wellen, und dergleichen vertheilt, oder endlich durch ſehr deutlich unterſchiedene 
Streifen abgetheilt, ſo daß man gewiſſe Mahal: ſchon Alabaſter Onyxe nennen kann. 
a 3 Der 


8 Die zweyte Klaſſe, von den Kalkarkigen Steinen. 
Der Herr D. Martini (u) findet einen andern Unterſchied der Kalkartigen 


Alabaſter von den Marmoren in der unterſchiedenen Art, wornach ſich beyde Subſtan⸗ 3 


zen formiren. Der Marmor iſt urſpruͤnglich entſtanden, oder das Product eines Satzes 


von Kalkartigen Steinen, die Lagenweiſe, und in ſehr großen Maßen auf einander 


gehaͤufet worden, der Kalkartige Alabaſter aber entſtund wohl auch von Theilen dieſer 
Erde, doch nur durch das Filtriren, wie die Tropfſteine, wovon man beſtaͤndig ſo 
beträchtliche Maſſen findet, daß man Gefäße, Bruſtbilder und Statüen daraus vers 
fertigen koͤnnte. Der Unterſchied in der Bildung dieſer zwo Materien iſt ſchon hin⸗ 
laͤnglich, die größere Durchſichtigkeit des Kalkartigen Alabaſters zu erklaͤren. Wenn 
man ein Stuͤck von wuͤrklichen Kalkartigen Tropfſteine nimmt, ſolches ſchneidet und 


polirt, fo wird man bey ſelbigen keinen Unterſchied unter den Werken des Alabaſters 7 


finden. a S n i a ra 
Herr Daubenton (x) haͤlt den Kalkartigen Alabaſter fuͤr eine Art Stalac⸗ 

titen, und behauptet, daß ein jeder Kalkfels vermittelſt der Durchſinterung des Waſ⸗ 

ſers, welches in den Hoͤhlen und Grotten Stalactiten bildet, auch Alabaſter hervor 


bringen kann. Allein die Stalactiten haben nicht allezeit alle Eigenſchaſten des Ala. 


baſters an ſich. Eine Art von Stalactiten hat reine durchſichtige Theile, welche regel 
mäßig gebildet ſind, wie die Kryſtalle, und die an einem ihrer Ende frey ſind, und 
das iſt der Spath. Die andre Art hat Theile, die mehr oder weniger grob, halb 
durchſichtig oder faſt dunkel und verworren ſind, und in einander laufen, und dies iſt 
der Alabaſter. Die Miſchung der Stalactitiſchen Theile macht nach Herr Dauben⸗ 
tons Meynung den Alabaſter aus, der verſchiedene Grade der Schoͤnheit in den 
Farben, und der Feinheit in der Politur fähig iſt, nachdem das Clima worinnen er 
ſich befindet, das Geſtein, aus welchem er kommt, und die Materien, die ſich mit 
ihm vermiſchen, beſchaffen ſund. Daher kommt der Unterſchied zwiſchen den morgen⸗ 
ländiſchen und den gemeinen Alabaſter. Die Stalactiten wachſen beſtandig, 
wenigſtens fo lange der Zufluß des Regenwaſſers dauert. Wenn ſich nun die Stalac⸗ 
titen fo weit ausbreiten, daß fie die ganze Höhle ausfüllen, wenn die Steinmaſſe die 
ſie umgiebt genug Materie dazu hergeben kann, ſo entſteht daraus ein Alabaſterbruch. 
Auf dieſe Art müffen ſich wenigſtens die kalkartigen Alabaſter allemal in mächtigen 
Floͤtzen, oder wenigſtens in großen Schichten finden. Ob man dieß Herrn Dauben⸗ 
ton zugeben wird? das weiß ich nicht, wenigſtens weiß ich, daß der gypsartige Ala⸗ 
baſter bisweilen in ſehr ſchwachen Lagen liegt. Es iſt daher wohl richtig, daß der 
Kalkartige Alabaſter durch das Waſſer gebildet wird, wenn es Kalkigte Theile mit ſich 
führer, aber es muß nicht allemal juſt ein durchſintern ſeyn, wie bey dem Tropf⸗ 
ſteine. Inzwiſchen ſchmaͤuchelt ſich doch Herr Daubenton mit ſeiner angegebenen 
Erklarung der Entſtehungsart des Kalkartigen Alabaſters verſchiedene Erſcheinungen 
zu erklaren: warum nehmlich derſelbe nicht ſo wie andere Steine oder Marmor, aus 
horizontalen, durch verticale Spalten abgeſonderte Schichten oder Baͤnken beſtehet. 
Sie dienet zugleich, verſchiedene Erſcheinungen zu erklaͤren, die man an dem Alabas 
f i ſter 
(u allgemeine Geſchichte der Natur 1 Band S. 708. f. 
(&) Abhandlung von dem Alabaſter, in der Mineral. Beluſt. 5. Band S. 460. fi 


. 
— 


2 — 


Die zweyte Klaſſe, von den Kalkartigen Steinen, 159 


fter bemerket. Seine Halbdurchſichtigkeit ruͤhret von dem Spathe her, woraus er bes 
ſtehet. Seine verſchiedenen Farben ſind eine Folge der verſchiedenen Materie, die ſich 
mit dem Spathe vermiſchen. Die Alabaſteradern, die aus runden, wellenfoͤrmigen 
geraden oder krummen Linien beftehen, find durch die verfchiedenen Lagen der Stalac⸗ 
titen gebildet worden. Man findet ſogar zuweilen leere Raͤume zwiſchen zwo Lagen, 
weil das Waſſer in allzugroſer Menge hervortrang, als daß die feſten Theilchen, die 
es mit ſich führte, ſich hätten an den Stalactit anlegen koͤnnen. 

Ich verſpare das Uebrige was ich bier noch ſagen konnte, auf die Abhandlung 
von dem Gypsartigen Alabaſter, den ich in der Folge nur ſchlechthin Alabaſter 
nennen werde, und wiederhole nur noch eine Anmerkung des Herrn D. Martini (y), 

man wird eine Menge von Widerſpruͤchen glücklich beylegen, wenn man 
unter Alabaſtrit des Herrn Daubentons Balkaͤrtige Alabaſter, unter dem 
Alabaſter aber, den eigentlichen Gypsartigen Alabaſter verſtehet. 


057 Allgemeine Geſchichte der Natur 1. Band S. 737. 


| 


Des 


Des erſten Theils dritter Abſchnitt 


von den undurchſichtigen Steinen. 


Die dritte Klaſſe g 


von den Gyps artigen Steinen. 


7 ' $. 401. r 
Er Schriftſteller, unter denen ich nur den Hern von Juſti (2) nenne, wollen 


| den Gypsſteinen unter den Steinen keine eigne Klaſſe angewieſen wiſſen, weil 


Gyps auch Kalk waͤre. Es iſt wohl zuverlaͤſſig, daß die Gypserde, aus 


welcher die Gypsſteine beſtehen, urſpruͤnglich eine wahre Kalkerde iſt, und das geftehen . 


heut zu Tage alle Mineralogen zu: das iſt auch der Grund, warum einige anſehnliche 
Mineralogen: Linne, Wallerius, Cronſtedt und andere, die Gypsartige Steine 


unter die Kalkſteine geſetzet haben. Allein die Gypsſteine haben doch nicht alle Er» 


ſcheinungen der Kalkſteine an ſich, und Herr Profeſſor Poll (a) hat daher aus Gruͤn⸗ 
den gehandelt, wenn er den Ausdruck verſchiedener Gelehrten, der Marmor und Ala— 
baſter werden durch ſtarkes Feuer zu 1517 gebrannt, fuͤr unrichtig erklaͤrt. Selbſt die 
Bildhauer wiffen dieſen Unterſchied, die ihren marmorn Statuen durch Scheidewaſſer 
nachhelfen, denn das frißt die Subſtanz hinweg, welches bey den Alabaſternen nicht 
angeht. Der Kalk loͤſet ſich in allen Saͤuern auf, welches ſich von den Gypsartigen 
Steinen nicht erwarten laͤßt; denn, wenn ſie auch einige Kalkartige Theilchen bis— 
weilen an ſich haben ſollten, ſo ſind doch dieſelbe nicht als weſentliche Theile anzuſehen. 
Der Gyps, wenn er mit bloßem Waſſer benetzt wird, erhaͤrtet ſich, der Kalk aber 
erhaͤrtet ſich niemals mit Waſſer, es ſey denn, daß man ihn mit Sand vermiſche. Der 
Gyps erhaͤrtet ſchneller, und wenn ihm leimigte Dinge zugeſezt werden, wird er auch viel 
härter als der Kalk. Der Kalk wird durch ein ſtarkes Feuer nicht geändert, und wenn 
er von der Luft zerfallen, ſo bekoͤmmt er durchs Ausgluͤen ſeine vorigen Kraͤfte wieder; 
der Gyps hingegen wird durch ſtarkes Feuer dergeſtalt zerſtoͤhret, daß er fein noͤthiges 
Gluten verliehret, mit Waſſer ſich nicht mehr erhaͤrtet, und auch durch ein zweites 
Brennen ſeine Kraͤfte nicht wieder bekoͤmmt. Gyps mit Waſſer angemacht riecht fuͤr 
ſich wie faule Eyer, der Kalk nicht, und das Decoctum vom Gyps loͤſet den Schwefel 
nicht alſo auf, wie das Decoctum vom Kalke. Der Gyps dauert auch nicht fo in 
der Luft. Das find die Kenzeichen, wodurch Herr Poll den Unterſchied unter Kalk 
und Gyps darthut, und es erhellet daraus, daß beyde Steinarten, die Kalkartigen 
und die Gypsartigen, ganz unterſchiedene, und in der That entgegen geſetzte Erſchei— 

nungen 


() Grundriß des geſammten Mineralreichs S. 217. 
Ca) Lichogeoguofie S. 15. f. 


Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 161 


nungen aͤußern, daß alſo Kalk von Kalkſtein eine ganz andere Sache, als Kalk von 
Gypsſtein iſt, ſollte man beyde Steinarten nicht trennen, und aus ihnen zwo vers 
ſchiedene Klaſſen machen duͤrfen. Es haben dieſes auch die mehreſten Mineralogen 
gethan, und ich erwarte keine Vorwuͤrfe, wenn ich ihnen hierinne gefolget bin. 


Wi 44 F. 402. f 
Gypsartige Steine, Lapide, Gypfei, Pierres Gypfenfes, Gypfen (holl.) find. 
diejenigen Steine, welche aus einer mit einer Dirriolfäure geſaͤttigten 
Kalkerde beſtehen. Herr Oberbergrath Gerhard (b) ſetzet von den gypſichten 
Erd- und Steinarten folgende Eigenſchaften ſeſte. 1) Sie beſtehen aus der Kalkerde 
und der Saͤure des Vitriols. Denn wenn ſie mit Kohlengeſtuͤbe verſetzt werden, ſo 
geben ſie einen Schwefel und laſſen die Kalkerde uͤbrig. Eben ſo erhaͤlt man aus der 


N Verbindung dieſer Erd» und Steinarten mit Weinſteinſalz vitriolirten Weinſtein, und 


mit Sodeſalz, Glauberſches Wunderſalz, und in beyden Faͤllen wieder Kalkerde. 
Nach dieſen Beſtandtheilen koͤnnen dieſe Erd» und Steinarten 2) nicht mit ſauern 
Geiſtern aufbraufen, da die Kalkerde, fo ſie in ſich führen, ſchon mit einem ſauern 
Salze geſaͤttiget iſt. Wenn aber dieſes nicht allezeit vollkommen geſchehen, ſo bemer⸗ 
ket man in einzelnen Stuͤcken zuweilen eine ſchwache Gaͤhrung, wenn faure Aufloͤſungs. 
mittel mit ihnen verbunden werden. 3) In der Haͤrte ſtehen fie noch den Kalkarti— 
gen Steinen nach, und viele unter ihnen ſind ſo weich, daß ſie ſich mit den Fingern 
zerreiben laſſen, und daher ruͤhrt es, daß die Meiſten gar keinen, und wenige nur 
einen matten Glanz bey den Schleifen annehmen. 4) Im bloßen Feuer ſchmelzen 
dieſe Koͤrper nicht, wenn ſie anders rein ſind, ſondern ſie verwandeln ſich, wenn die 
Roͤſtung in einem eiſernen oder andern Gefäße: geſchiehet, noch ehe fie ergluͤen, in eine 
faſt flüffige Maſſe, und nach Abrauchung der waͤſſerichten Theile, in ein lockeres mehl« 
- artiges Pulver, welches die Eigenſchaft hat, ſich durch den Beytritt des bloſen Waſ⸗ 
ſers, opne Erhitzung beträchtlich zu erhaͤrten. Es kommt dabey ein ſtarker Schwefelleber 
Geruch zum Vorſchein; das davon abgegoſſene Waſſer aber loͤſet den Schwefel nicht 
auf. 6) Durch das Kochfalz, den Borax, und den feuerbeſtaͤndigen Arſenic, laſſen 
ſich die gopſigen Stein⸗ und Erdarten in Fluß bringen, eben fo wie dieſes auch durch 
Huͤlfe der metalliſchen Glaͤſer geſchiehet. Mit dem ſo genannten Flußſpath gehen fie 
in einen duͤnnen Fluß uͤber. Mit Thon erhaͤrten ſie ſtark und geben in ſehr heftigen 
Feuer in den gehoͤrigen Verhaͤltniß einen dicken mußigen Fluß. 7) Wenn dieſe Erd» 
und Steinarten keinen betraͤchtlichen Antheil von Eiſen in ſich fuͤhren, und ſie werden 
rt glüenden Kohlen gebrannt, fo leuchten fie nach Art des Boudouinſchen 
sphor. ) SR eye 
Herr Profeſſor Cartheuſer (e) hat uns mit einer eignen Abhandlung von den 
Beſtandtheilen der grpsartigen Steine und Erden beſchenkt, und ich glaube, 
es geſchehe mit vollkommener Einwilligung meiner Leſer, wenn ich ihnen daraus einen 
Auszug mittheile. Daß die Gypsartigen Steine aus einer Kalkerde und Vitriolſaͤure 
2, zuſammen⸗ 
(b) Beytraͤge zur Chymie 1. Th. S. 253. f. 
(e) Mineralogiſche Abhandlungen 2. Stuck, S. 54. f. 
2. Th. % 


162 Die dritte Klaſſe, PEN: den Gypsartigen Steinen. 


zufammengeſetze find, beweiſet nicht nur die Zerlegung derſelben, ſondern auch die 
Fünftiche, Erzeugung einer gypſichten Materie, wenn man eine Kalkerde mit der Wis 
triolſaͤure auf verſchiedene Art verbindet, obgleich nicht zu leugnen iſt, daß dieſe durch 
die Kunſt hervorgebrachte Gypserde ſich in einigen Stuͤcken von der natürlichen unter» 
ſcheidet. Man zerlegt den Gypsſtein „ wenn man ihn durch feuerbeſtaͤndige alcaliſche 
Salze gluͤet. Man vermengt einen Theil von gepuͤlverten Gypsſtein mit fuͤnf oder 
ſechs Theilen gereinigter Potaſche oder Weinſteinſalzes, ſchmelzet das Gemenge im 
Feuer, gieſer auf die geſchmolzene Maſſe gemeines Waſſer, und filtrirt die Ver⸗ 
da denn im Seigepapier eine Erde zurück bleibet, welche eine wahre Kalk⸗ 
erde iſt, und nachdem ſie getrocknet und gebrannt worden, alle Eigenſchaften eines 
lebendigen Kalkes zeiget. Die durch das Seigepapier gegangene Fluͤſſigkeit zeiget 
unter den oben vom Herrn Gerhard angezeigten Verſuchen, daß fie eine Vitriolſaͤure 
ſey. Man kann auch durch diejenigen Koͤrper, welche viel brennliche Materie bey ſich 
führen , dieſe Wurkung, die Theile der gypſichten Steine zu trennen, bewuͤrken, in⸗ 
dem die in ihnen befindliche drennliche Materie durch Huͤlſe des Feuers ſich mit der 
vitrioliſchen Saͤure des Gypsſteines vereiniget und einen mineraliſchen Schweſel for⸗ 
miret. Daher entſtehet ein ſchweflichter Geruch, wenn der mit Kohlenſtaub vermiſchte 
Gypsſtein, oder Gyps caleiniret wird. Alle dieſe Verſuche beweiſen, daß die gypſich⸗ 
ten Steine aus einer Kalkerde und aus einer Vitriolſäure beſtehen. Inzwiſchen ent» 
halten fie noch außerdem etwas von einer waͤſſerichten Feuchtigkeit, wie aus dem Dampfe 
zu erkennen iſt, der heraus zu ſteigen pflegt, wenn dieſelben im Feuer offen gebrannt 
werden. Es ſcheinet indeſſen dieſe waͤſſerichte Feuchtigkeit nicht eben zur weſentlichen 
und innigften Miſchung der Gypsartigen Steine zu gehören, indem fie abgeſondert 
werden kann, ohne daß dadurch das Weſen des Gyypſes zerſtoͤhret wird. In reinen 
Gypsartigen Steinen findet man außer den angezeigten Beſtandtheilen weiter keins, 
und es iſt daher falſch, daß der Herr Paſtor Meyer (d) vorgiebt, er habe auch 
oͤblichte Theile und ein alcaliſches Salz in den Gypsſteinen angetroffen, wenigſtens muß 
er bey ſeinen Verſuchen uͤber ſolche Steinarten gekommen ſeyn, die nicht rein waren. 
Die Verſuche, die der Herr Profeffor Cartheuſer mit den Gypsſteinen angeſtellet 
hat, und die er weitlaͤuftig beſchreibet, * * maden ein re rene noch 
auch ein . Salz finden. 
F. 403. 


Wenn aus der gypſichten Grunderde Steine werden, fo cg e er 90 
Potts (e) Anzeige i in der Geſtalt weißer und weißgrauer noch ziemlicher weicher Stei⸗ 
ne, welche zwar in etwas wegen der Reinigkeit, wegen der mehrern oder wenigern Härte 
und Durchſichtigkeit, auch beym gefaͤrbten Alabaſter, wegen den Farben, welche von 
mineraliſchen Dünften entſtanden find, abweichen; ſonſt aber kommen ſie in allen Stuͤcken 
mit einander uͤberein, was naͤmlich die Hauptſache anbetrift, daher auch die daraus 
een Gypſe von einerley Art find, Dieſe Steinarten befigen uͤberhaupt nicht ſo 

viele 


(d) Lehre vom Gyys als vorzüglich guten Dung zu allen Erdgewaͤchſen.. Anſpach 1769. 4. 
Ce) Lithogeognoſte S. 17. 


Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 163 


viele Veraͤnderungen als die olcalifchen Erden zu thun gewohnt find. Inzwiſchen zaͤhlen 
doch die Gelehrten, die zu den Gypsartigen Steinen gehoͤrigen Gattungen nicht auf 
einerley Art. e + 
ME Wallerius (F) zaͤhlet hieher, den Alabaſter, den eigentlichen Gyps, dle 
Gypsdruſen, den Selenit, den Schiefergyps, den Strahlengyps, den durchſcheinenden 
Gyps, den Bononienſiſchen Stein und den Nierenſtein. Herr von Bomare (g) hat 
dieſe Abtheilung groͤſtentheils beybehalten, nur daß er den Alabaſter weglaͤßt, und 
anſtatt des Nierenſteins, den unaͤchten Alabaſter annimmt. Herr von Cronſtedt (h) 
hat folgende Gattungen: den Alabaſter, den gemeinen Gypsſtein, den Strahlgyps, 
den Gypsſpath, den Bologneſer Spath, die Gypsdruſen, und den Gypsartigen 
Tropfſtein. Herr Profeſſor Vogel (i) hat die Gypsſteine klaßiſch alſo geordnet. 
I. Von unbeſtimmter Geſtalt, 1) nehmen eine Politur an, Alabaſter, 2) nehmen keine 
Politur an, gemeine Gypsſteine. II. Von beſtimmter Geſtallt, 1) blaͤttericht, Ma⸗ 
rienglas, 2) druſigt, Gypsdruſen, 3) faſerigt, Strahlgyps, 4) ſtrahlicht und blaͤttericht 
gleich; gemeiner Gypsſpath, Schiefergyps. Herr von Juſti (K) bat nur vier 
Gattungen, den gemeinen Gyps, das Frauenglas, den Alabaſter und den Schieſer⸗ 
er Herr Scopoli (1) hat folgende Eintheilung, ) Alabaſter, 2) gemeiner Gyps⸗ 
ein, 3) Verwandelungen der Gy sſteine, dahin er das Himmelmehl, das Frauen 
glas und die Gypsdruſen zehlet. Herr Rath Baumer (m) hat ſechs Gattungen an⸗ 
genommen, den gemeinen Gyps, den Alabaſter, den Gypsſpath, das Fraueneiß, 
den Str i 
den he und die Gypsdruſen. Herr Oberbergrath Gerhard (o) hat folgende 


Ge Den Alabaſter, den er i gro | 
Hehe der gemeinen Gypsſtein, unter dem andern aber den eigentlichen Alabaſter ver» 


Ne ine sr, i Ar f 5 = IR 
% ea Er Baar hnd hin ara HE VAN 
(e) Mineralogie S. 88. f. (m) Naturgeſchichte des Mineralreichs 1. Th. 
(g) Mineralogie 1. Theil. 175. f. D. 198. f. f a 

Ch) Verſuch einer neuen Mineralogie S. 24. f. . 8 
Ci) practiſches Mineralſyſtem S 117. (n) Elementa mineralogiæ S. 24. 

© CK) Grundriß des Mineralreichs S. 220. (0) Beytraͤge zur Chymie 1. Th. S. 255. f. 


(1) Einleitung in die Kenutniß der Foßilien (p) Foſſils. S. 40. f. 
©. 9. Hr, 


164 Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 
LXX V. Der Gypsſtein und die Gypsdruſen. 


$. 404. BI. 

J will es nicht entſcheiden, woher der Name Gyps, und Gypsſtein komme? 

der ſich beynahe durch alle Sprachen erhalten hat. Herr Gerhard nennet ihn 
Alabaſter deſſen Theile eine unbeſtimmte Lage haben, und gemeinen Ale- 
baſter, weil er dieſes Wort zu einen Geſchlechtsnamen macht, und den eigentlichen 
Alabaſter feinen Alabaſter nennet, der ſich poliren laͤſſet. Herr von Cronſtedt 
nennet ihn eine verhaͤrtete Gypserde. Im bateiniſchen find die Namen Gypfum, und 
Lapider gypfei bekannt. Die Beſchreibungen, die die Gelehrten von dieſem Steine 
gegeben habe, gehen mehrentheils auf die Beſtandtheile deſſelben und auf feine Ent. 
ſtehungsart. Der Name des Herrn Bitters von Linne da er ihn in der aͤltern 
Ausgabe feines Naturſyſtems Marmor fixum particulis difformibus nennte, blieb nicht 
von Vorwuͤrfen frey, denn er war dunkel und zweydeutig. In der neuern Ausgabe, wo 
er ihn Lapis e terra marmorea refoluta et praecipitata regenerata nennet. hat er durch fol. 
gende Anmerkung zugleich jenen Begriff erläutert: Cognata calei res Gypſum eft Plin. 
XXXVI, 24. nec eſt, niſi calx acido ſaturata, adeoque regeneratuma Calce. Mal⸗ 


lerius nennet ihn Gypfum particulis parallipipedeis et globofis coneretum. Herr Ger⸗ 


hard Alabaltrumm textura amotpha: Herr Cartheufer Gypſeus informis, rudis, nitorem 
non aſſumens, und Herr von Cronſtedt, Terra gyplea indurata. Im Franzö⸗ 


ſiſchen hat der Gypsſtein die Namen, Gypſe, Pierres Ozgſenſer, und du Plaſtre, 


der Sollaͤnder aber bedienet ſich des Wortes Gen. 
F. 405. 15 . N 
Wenn es nicht voraus ſetzte die ganze Natur der Gypserde zu erkennen, ſo wuͤr⸗ 
den wir die Gypsſteine mit Herr von Cronſtedt (q) zu einer verhaͤrteten Gypserde 
machen. Es iſt alſo meines Erachtens beſſer, wenn wir den Gypsſtein eine mit 


Vitriolſdure verhaͤrte Ralkerde nennen, die keine Politur annimmt, und 


alſo den allgemeinen Begriff der Gypsartigen Steine mit einer kleinen Einſchraͤn⸗ 
kung beybehalten. Ich thue zu dieſem Begriff einige Beſchreibungen andrer Gelehr⸗ 
ten, die uns die Sache erlaͤutern. Herr Wallerius (r) ſagt von den eigentlich ſo 


genannten Gypsſteinen, daß der Gyps aus ablänglicht-vierecfigten oder parallelipipe. 


deiſchen, zugleich aber auch aus runden kuglichten Theilchen beſtehe, welche dicht neben 
einander vermiſcht, aber ſchwerlich zu merken ſind. Er unterſcheidet ſich darinne von 
Spath, daß die Gypspartickeln niemals eine reine rhomboidaliſche Figur bekommen, 
auch nicht wuͤrflicht brechen, ſondern mehr blaͤttricht, ſchiefricht, und Schuppenartig 
fallen. Es nimmt auch der Gyps keine Politur, noch minder einigen Glanz an. 
Calcinirt und pulveriſirt ſoll er ein wenig mit Scheidewaffer braußen, eine Wahrneh— 
mung, die zwar manche unreine Gypsarten, aber nicht alle ohne Unterſchied aͤußern, 
außer dann nur, wenn man die Kalferde von der Vitriolſaͤure getrennet, und von 
neuen caleinirt hat. Die eigentliche Schwere des Gypſes zum Waſſer iſt, wie 
5 | 1, 900 
(9) Verſuch einer neuen Mineralogie. S. 22. 
(r) Mineralogie. S. 69. 


U 


Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 165 


, 900 ?: 1000. Herr von Juſti () hält von den eigentlich alfo genannten Gyps⸗ 
ſteinen, die man theils in beſondern Gebuͤrgen mit dem Frauenſpathe vermiſcht, theils 
aber in Kalkſtein Gebuͤrgen findet, dafuͤr, daß ſie weiſe weiche Steine ſind, ſo daß 
ſie ſich entweder mit den Fingern zerreiben, oder wenigſtens mit dem Meſſer ſchneiden 
laſſen. Sie beſtehen aus ſehr zarten Theilen, die entweder ohne Figur ſind, wie bey 
dem Alabaſter, oder die auf eine unordentliche Art Blaͤtter und Schuppen zeigen, wo⸗ 
durch ſie alſo von dem Spathe unterſchieden werden koͤnnen, wie auch, daß ſie im 
Feuer nicht kniſtern oder ſpringen. Zuweilen ſcheinen auch die Gypsſteine faſerigt zu 
ſeyn. Sie ſcheinen es aber nicht nur zu ſeyn, fondern der Stahlgyps iſt es auch 
wuͤrklich. N 

Herr Rath Baumer (t) ſagt von dem Gypſe, daß er rauh, auf dem Bruche 
glaͤnzend, und von verſchiedener nicht eben ſonderlicher Haͤrte ſey, daher er auch keine 
Politur annehmen kann. Die Farbe deſſelben iſt mehrentheils weißlich oder hellgrau, 
zuweilen auch ſchwaͤrzlich, gruͤnlich, und hell» oder dunkelroth; welches von beyge⸗ 
miſchten auf die Art gefaͤrbten Thon, vielleicht auch nur von einem metalliſchen Dunſte 
berzufommen pfleget. Er bricht mehrentheils in mächtigen bis auf 30 Lachter betra⸗ 
genden Lagen, davon die auf der Oberflaͤche der Gypsgebuͤrge liegenden Stuͤcke als 
abgebrochene Theile anzuſehen ſind. Wenn der Verfaſſer der allgemeinen Begriffe 
der Chymie (u) ſogar zuverlaͤſſig ſagt, daß der Gyps allezeit kryſtalliſirt, oder regel⸗ 
maͤßig geſtalt ſey, und verſchiedene Geſtallten in ſeiner Kryſtalliſation annehme; ſo 
widerſpricht ihm Herr D. Poͤrner in einer Anmerkung mit Grunde. Der Alabaſter 
ſagt er, und die gemeinen Gypsſteine haben im Groſen betrachtet Feine beſtimmte Fie 
gur, ohngeachtet die kleinen Theilchen, welche den ganzen Stein ausmachen, gewiſſe bes 
ſtimmte Figuren zu haben ſcheinen. Außerdem giebt es Gypsſteine von beſtimmter 
Figur, nemlich die Gypsdruſen, der Selenit, der Strahlgyps, und der Gyps⸗ 

ſpath oder der Schiefer gyps. wir 
Es kann auf das deutlichfte bewieſen werden, daß die Alten den Gyps ge⸗ 
kannt, und ihn ſogar von den Kalkſteinen unterſchieden haben. Aber fie 
reden nicht allemal deutlich genug, wie ſie ſich denn immer mehr mit dem Gypſe be⸗ 
ſchaͤftigen, der aus dieſem Steine zubereitet wird, als mit den Steinen aus welchen 
man den Gyps bereitet. Theophraſt (x) redet wider feine Gewohnheit mit einer 
ziemlichen Ausführlichkeit von dem Gypſe, endlich aber gedenket er doch auch des Stei⸗ 
nes, aus welchem der Gyps bereitet wird. Von dieſem ſagt er: der Stein iſt dem 
Alabaſter ahnlich. Er wird nicht in groſen Maßen gebrochen, ſondern Stuͤckweiſe er- 
halten. Wenn er eingefeuchtet wird, ſo bekommt er eine außerordentliche Zaͤhigkeit 
und Hitze. Zuverlaßig kann hier Theophraſt unſern Gypsſtein nicht verſtehens der 
ſich nie mit dem Waſſer erhitzt, das doch nach dieſen Schriftſteller ſo groß ſeyn ſoll, daß 
man ihn nicht mit bloſen Händen umrühren kann. Eben fo wenig paſſet dieſes mit 
ar IT 3 unſern 


CL) Grundriß des Mineralreihe S. 220, f. (u) Vom Herrn D. Poͤrner uͤberſetzt 2. Band 
Ct) Naturgeſchichte des Mineralreichs. 1. Th. S. 219. ni SEE 
S. 198. f (*) Von den Steinen S. 309, f. 321. der 


deutſchen Ausg. 


166 Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 


unſern Erfahrungen vom Gypſe, daß der von den Gebäuden genommene Gyps, zu 
verſchiedenen malen wieder gebrannt und genuͤtzt werden kann, lauter Erſcheinungen, 
die wir zwar von dem Kalke, aber nicht von dem Gypſe kennen. Es ſcheinet alſo würfs 
lich, als wenn Theophraſt einen wahren Kalkſtein für Gyps ausgegeben habe. 
Herr Hill (y) verſichert uns zwar, daß die Alten drey Hauptſorten von Gyps gehabt 
haben, die Terra tymphaica Gypſum incolis dicta, die Tymphaiſche von den Ein 
wohnern daſiger Gegenden Gyps benannte Erde: den wahren Gyps, den man 
aus einer verbrannten gewiſſen talkigten Subſtanz machte, welche mit dem Lapis fpe- 
cularis von gleicher Art war: und denjenigen Gyps, welcher aus verſchiedenen ver⸗ 
brannten Steinarten, die dem Algbafter und andern dergleichen ähnlich waren, vers 
fertiget wurde; allein hier redet doch Theophraſt ausdruͤcklich von einer Sache, die 
kein wahrer Gyps ſeyn kann. Plinius (2) redet von dem Gypſe etwas deutlicher 
aber nicht entſcheidend genug. Er behauptet, daß der Gyps in einer Verwandſchaft 
mit dem Kalke ſtehe, er unterſcheidet ihn alſo ausdrücklich von dem Kalke, daß man 
denſelben theils aus Steinen bereite, theils als eine Erde grabe, daß derjenige Stein, 
daraus Gyps werden ſoll einem Alabaſtrit oder dem Marmor ahnlich ſeyn müſſe, un 

daß der Spiegelſtein, den beſten Gyps gebe. Plinius kannte alſo den eigentlichen 
iR beffer als Theophraſt, dem auch dieſe Erſcheinung bekannt war, eh wen 
fich des zubereiteten Gypſes ſchleinig bedienen müffe, weil er bald erhaͤrte. ** 


N g ; §. 406. 6 Fin . 
Ich habe zwar ſchon vorher der Chymiſchen Verſuche gedacht, die man 
mit den Gypsartigen Steinen vorgenommen hat (g. 402.) allein ich habe mit Bed acht 
einige bis hieher zuruͤck gehalten. Ich rechne zufoͤrderſt die Kennzeichen hieher, 
Herr von Cronſtedt am angefuͤhrten Orte der Gypserde beylegt, weil wir doch 
Stein nicht ehe kennen, biß uns die Erde, woraus er entſtehet bekannt Winde 1 
Gypserde ſagt Herr Cronſtedt, iſt Y) loſer und lockerer als gemeine Kalkerde, 2) ro 
und gebrannt brauſet fie nicht mit ſauren Geiſtern, wenigſtens brauſet fie ſehr weni 
nachdem es in der Sättigung (mit Vitriolfäuren) ſehlet, 3) Im Feuer zerfallt 
leicht; 4) wird ſie gebrannt, ohne gluͤend zu werden, ſo wird ihr Pulver eſchickt, 
mit dem Waſſer eine ſich leicht erhaͤrtende Maſſe zu werden, dabey 5) keine Bite ve 
ſpuͤhret wird, 6) Sie iſt faſt ohne fremden Zuſatz eben ſo ſchwerfluͤßig als der K 
Ihr Verhalten gegen andere Koͤrper iſt faſt mit des Kalkes einerley; doch ſcheinet di 
Vitrioliſche Säure ihre Verglaſung zu befördern, 7) Im Feuer brauſet fie unter dem 
Schmelzen mit dem Borax ſehr lange. Die Urſache liegt in der Natur der Salze, 80 
Mit verbrennlichen Dingen im Feuer vereiniget, erhaͤlt ſie einen Schwefelgeruch, und 
kann ſowohl durch dieſes Mittel, als auch durch beyde Laugenſalze, in feine Beſtand⸗ 
J ee ei 
(y) Am angeführten Orte S. 312. haebis: e fumıma tellure et tyinphaicum eſt. Qui 
(2) Hiſtor. natur. Lib. xXXVI. cap. 24. (J.) coquitur lapis, non diſlimilis alabaſtritae effe 
l. im 3. Tom der Muͤlleriſchen Ausg. Cog- debet, aut marmoroſo. —Omnium optimum 
calci res gypſum eſt. Plura ejus genera. fieri compertum eft e lapide fpeculari, (quam- 
Nr = Mpidecoquitur, vt in Syria ac Thu- manue talem habente. N 
terra foditur, ut in Cypro, ac Perr- . 


* rigen — 
1 - 


. 


Die dritte Klaffe, von den Gypsartigen Steinen. 167 


theile zerlegt werden, da man denn von letzterer fuͤnf bis ſechsmal ſo viel brauchet, als 
der zu zergliedernde Gypsſtein wiegt, 9) Der wiederhergeſtellte Kalk zeigt mehrentheils 
Spuren von Eiſen. ads | 
Ign den allgemeinen Begriffen der Chymie (a) wird angemerket, daß der 
Gypsſtein, wenn er auch die groͤſte Durchſichtigkeit hat, der er fähig iſt, doch bey 
einer ſehr gemäßigten Wärme feine Durchſichtigkeit ſogleich verlieret, und ein mattes 
und undurchſichtiges Weiß annehme. Einige Chymiſten haben vorgegeben, daß der 
Gyps unter dem Brennpuncte des Brennſpiegels flieſe. Herr Pott aber verſichert, 
daß er ihn nicht zum Fluſſe habe bringen koͤnnen. Unſer Verfaſſer hat mit dem Selenit 
einen Gypsartigen Stein, einen Verſuch gemacht, und giebt uns davon folgende Nach⸗ 
richt. Ich habe den Selenit oder Spiegelſtein dem Brennpuncte eines guten Brenn 
ſpiegels ausgeſetzt, und habe bemerkt, daß ſo lange dieſer Brennpunct nur auf eine 
von den glatten und platten Oberflaͤchen dieſes Steines fiel, dieſelbe ſich nur calcinirte 
ohne zu ſchmelzen; ſo bald man aber dem Brennpuncte die ſchmale Seite des Gypſes, 
welche durch das Ende der uͤber einander gelegten Plaͤttchen entſtanden iſt vorhielt, 
ſo fieng der Gyps in einem Augenblicke, mit einem betraͤchtlichen Aufwallen an zu 
melzen. Ob nun dieſes auch bey dem gemeinen Gypſe alſo erfolge? das kann ich 
nicht ſagen. Herr Marggraf (b) deſtillirte den Gyps mit Kohlengeſtuͤbe und ers 
hielt von ſelbigen fluͤchtiges Schwefelſaure und wuͤrklichen Schwefel; und da er ihn 
mit dem alcaliſchen Weinſteinfalze, auf dem trocknen und naſſen Wege bearbeitet hatte, 
ſo bekahm er einen Vitrioliſirten Weinſtein; ja er fand, daß die Erde, welche übrig 
geblieben, eine Kalkerde geweſen, daß der Gyps in dem Waſſer ganz und gar aufloͤß⸗ 
lich ſey, und daß man denſelben durch die Kunſt machen koͤnne, wenn man Vitriol⸗ 
ſaures mit der Kalkerde biß zur Saͤttigung vereinige. Von dieſem kuͤnſtlichen Gypſe, 
ſagt Herr Profeſſor Pott (e) daß er gleichwohl in vielen Stuͤcken noch von dem wah⸗ 
ren Gyps unterſchieden ſey. Dieſe kuͤnſtliche Gypserde brauſet noch mit dem Scheide⸗ 
waſſer, mit Salpeter deſtillirt macht fie noch den Spiritum nitri los, mit gleich ſchwer 
Mennige verſetzt, ſchaͤumet ſie ſehr hoch im Tiegel bey ſtarkem Feuer, wird zu einem 
gelblichen aber etwas undurchſichtigen Glaſe, welches den Tiegel ziemlich angreift und 
durchbohret, dabey aber doch von Bley nichts reduciret wird. Die eigentlichen Ver⸗ 
ſuche dieſes groſen Chymiſten, weil ſie mit einem weiſen Alabaſter unternommen wur⸗ 
den, will ich bey der Beſchreibung des Alabaſters wiederholen. Jetzo mag die Anmer⸗ 
kung hinreichen: alle ehymiſche Verſuche beweiſen unwiderſprechlich, daß der Gyps 
nichts anders iſt als eine mit Dirrioliäure geſaͤttigte Ralkerde, und daß man 
daher alle uͤbrige Erſcheinungen bey demſelben unter die zufaͤlligen Dinge zu zehlen habe, 
die nicht zu den weſentlichen Beſtandtheilen des Gypſes gehoͤren. n 
en e u N. e ee see b 
Wenn wir den Gypsſtein von dem Kalkſtein getrennet haben, und doch behaup⸗ 
ten, daß er eine wahre Kalkerde zum Grunde habe, nur daß fie mit der Vitriolſaͤure 
ua geſaͤtti⸗ 
(2) im zweyten Bande O. 220. 223. 
(b) in der 3. Abhandlung des erſten Theils feiner ehymlſchen Schriften. 
(e) in der Lithogeognoſie S. 17. g 


* 


* 


158 Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 


geſaͤttiget fen; fo behaupten wir dadurch, daß der Gypsſtein mit dem Kalkſteine etwas 
gemein habe, ſich aber auch in verſchiedenen Umſtaͤnden von ihm trenne. Der Gyps, 
ſagt der Verfaſſer der allgemeinen Begriffe der Chymie (d) hat einige andere Eigen⸗ 
ſchaften, welche ihm mit der Kalkerde eine Gleichheit verſchaffen. Wenn man ihn 
3. E. nachdem er caleinirt worden ins Waſſer thut; fo füllt er dieſes Waſſer mit einer 
Subſtanz an, welche auf feiner Oberfläche ein Haͤutchen macht, das dem Kalkrahm 
ziemlich ähnlich iſt. Eben dieſes Waſſer macht den Veilchenſaft, wie das Kalkwaſſer 
gruͤn. Endlich ſo wuͤrkt der Gyps ein wenig in den Schweſel, und giebt ihm beynahe 
wie dem Kalk, die Eigenſchaft einer erdichten Schwefelleber. Herr Baumé hat 
bemerkt, daß man in der That auf einige Art den Gyps in den Saͤuren aufloͤſen kann: 
er hat aber auch zugleich bemerkt, daß dieſer Gyps ſich hernach durch die Chriſtalliſa⸗ 
tion eben ſo, wie er zuvor war, von ſelbigen ſcheidet, ohne etwas von dieſen Saͤuren 
zu behalten. Herr Profeſſor Pott (e) ſetzet die Uebereinkunft der Gypsſteine mit 
dem Kalkſteinen darinne, daß ſich der Gypsſtein durchs Feuer in eine Art Kalk verwan⸗ 
delt, der aber von den Saͤuren nicht angegriffen wird; daß er ſich nach dem Brennen 
mit etwas Waſſer erhitzt, und einen faulen Geruch von ſich giebt; daß er zwar für ſich 
nicht fließt, aber doch mit andern ſtrengen Erden gemiſcht, ſelbige in gewiſſer Propor⸗ 
tion fo wohl fluͤſſig macht, als der Kalk; daß er dem Glaſe, der Fritta eryſtalli und 
dem Borax auch eine gelbe Farbe giebt, welches eine Einmiſchung eines faͤrbenden 
Weſens anzeiget. Ich habe vorher bemerket, daß Plinius dem Gyypſe eine gewiſſe 
Gleichheit mit dem Kalke einraͤumte, und Imperati (f) verſichert ſogar, daß dieſe 
Gleichheit in manchen Faͤllen ſo gros ſey, daß man bey manchen Steinarten zweifelt, 
ob ſie unter die Kalkſteine oder unter die Gypsſteine gehoͤren? Das gilt ſonderlich bey 
ſolchen Gypsſteinen, die mit der Vitriolſaͤure nicht völlig aufgelöfer find, und daher 
mit den ſauren Geiſtern ein wenig brauſen. Ob nun gleich die Gypsſteine mit den 
Kalkſteinen vieles gemein haben, ſo kann man doch eigentlich nicht ſagen, daß die 
Gnpsiteine unter die Kalkſteine gehoͤren. Herr von Juſti (g) behauptet dieſes aus 
dem Grunde, daß obgleich der Gypskalk von einer andern Natur ſey, als der eigent⸗ 
liche Kalk, ſo ſey er doch nichts deſto weniger ein Kalk. Andere wollen das nicht 
eingeſtehen, davon ich nur zween Zeugen aufſtelle, Herrn Wallerius (h) und Herrn 
Profeſſor Pott (1) Herr Wallerius beruft ſich zum Beweiſe auf die bekannten Er⸗ 
ſcheinungen, daß der Gypsſtein im Feuer calcinirt und hernach mit Waſſer vermiſcht, 
eine harte Feſtigkeit bekomme; daß er wenig Feuchtigkeit an der Luft an ſich ziehe, ſich 
auch davon nicht erhitze, ſondern dergeſtalt unbeſchaͤdigt bleibe, ohne in der Luft zu 
zerfallen, auch in der Beſchaffenheit, wozu er durchs Feuer gebracht iſt; und daß er 
nach der Calcination im Feuer keinen urinoͤſen Geruch von ſich giebt, wenn man ihn 
gleich mit Stinkgeiſtern reibet. Was Herr Profeſſor Pott fuͤr Kennzeichen angiebt, 
den Gypsſtein von dem Kalkſtein zu unterſcheiden, das habe ich ſchon bey einer andern 
Gelegenheit ($. 401.) angefuͤhret, und brauche es nicht zu wiederholen. Inzwiſchen 
ö hat 
* 
(d) Im zweyten Bande. S. 221: f. (g) Grundriß des Mineralreichs S. 217. 
(e) Erſte Fortſetzung der Lithogeognoſie S 57. (b) Mineralogie S 7. 
(f Hiſt. naturalis Lib. II. Cap. XVIII. S. 51. (i) Lithogeoanoſie S. 1856. 3 


Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 169 


hat man ſich bey dieſer Streitigkeit wohl vorzuſehen, daß man in keinen Wortſtreit 
falle. Denn man muͤſte in der That die groͤßte Unwiſſenheit eingeſtehen, wenn man 
den weſentlichen Unterſchied unter dem Gypskalke und dem eigentlichen Kalke verkennen 
wollte. Herr von Juſti ſiehet vielmehr das Wort Kalk als ein Geſchlechtswort an, 
und ſetzet darunter den Gypskalk und den eigentlichen Kalk als zwey Geſchlechtsgat⸗ 
tungen, und in dieſer Ruͤckſicht kann man ihm auch nicht widerſprechen, ob es gleich 
ausgemacht iſt, daß dergleichen Subtilitaͤten gern Verwirrungen nach ſich ziehen. Ob 
nun wohl die Gypsſteine mit den Kalkſteinen Einiges gemein haben, ſo ſind doch die 
erſten allemal viel feiner als die Kalkſteine. Herr Hofrath Walch (K) giebtj davon 
dieſen Grund an, weil die fauren Geiſter die Kalkerde aufgeloͤßt haben. 

Man darf die Gypsſteine mit den thonigten Steinen nur in ein gleiches 
Feuer legen, wenn man den großen Unterſchied unter beyden einſehen will. Denn 
wenn da der thonigte Stein immer härter wird, fo wird der Gypsſtein deſto lockerer 
und muͤrber; und eben dieſes, daß der Gypsſtein im Feuer bald muͤrbe wird, unter, 
ſcheidet ihn auch von den Glasartigen Steinen, 


4 ö F. 408. ; s 

Ich komme nun auf die verſchiedenen Gattungen der Gypsſteine, dabey 
die Gelehrten bald auf die Beſchaffenheit ihrer weſentliche Theile, bald auf ihre ver. 
ſchiedene Farbe geſehen haben. Die franzoͤſiſchen Arbeiter machen einen Unterſchied unter 
Gyps, und unter Gypsſtein, aber nicht in dem Verſtande wie es bey uns Deutſchen 
uͤblich iſt, wo gemeiniglich der Gypskalk, der verarbeitet wird, Gyps genennet 
wird. Bey ihnen heißt der Stein Gyps, wenn er glaͤnzend iſt, und Gypsſtein, wenn 
er dunkel iſt. Eine ſehr ſchwankende und unzureichende Eintheilung (1). Sonſt 
haben ſich die Gelehrten mancherley Eintheilungen bedienet, um uns dadurch die ver. 
ſchiedenen Gattungen bekannter zu machen. Herr Wallerius (m) und Herr von 
Bomare (n) welcher aber eine Gattung des Wallerius weggelaſſen hat, zehlen 
1) den groskoͤrnigten Gyps, Gypfum particulis majoribus mollibus. Wall. Gypfe a gros 
grains. Bom. 2) kleinkoͤrnigten Gyps. Wall. klarkoͤrnigten Gyps. Bom. Gypfum 
particulis minoribus durum. Wall. Gypfe a petits grains. Bom. 3) Sandartig glän« 
zenden Gyps. Gypſum arenarium. Dieſe Gattung hat Bomare nicht. 4) $üne- 
burger Porcellan Wall. und Bom. Gyps, welcher im Feuer eine glaͤſerne Rinde 
bekommt. Bom. Gypſum in igne vitro albo obductum. Wall, Gypſus nativus ſeu 
Porcellana Luneburgica. Bruckm. Gypſe, qui prend un enduit de verre au feu, ou 
la porcellaine de Lunebourg. Bom. Herr von Cronſtedt (0), welcher den Schuppen⸗ 
artigen Gypsſtein gemeinen Gypsſtein nennet, hat folgende Gattungen 1) mit großen 
Schuppen, weiß, 2) mit kleinern Schuppen, gelblich oder braͤunlich. Allein, weil nicht 
eben ein jeder Gypsſtein Schuppenartig iſt, denn die mehreſten Steine dieſer Art ſind 
f a koͤrnicht 

() im ſyſtematiſchen Steinr. 2. Th. S. 30.f. (n) Mineralogie 1. Theil S. 176. 


(1) Siehe Bomare Mineral. 1. Th. S. 175. (o) Verſuch einer neuen Mineralogie S. 24. 
(m) Mineralogie S. 0. 


a. Th. at vrch 


170 Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 


koͤrnicht, ſo iſt dieſe Eintheilung allerdings unvollkommen. Herr Scopoli (p) bat 
folgende Gattungen 1) weißgeſtreift und ſchimmernder Gypsſtein 2) weiſer, ohne 
Streifen 3) weiſer mit kleinen gelblichen Flecken, 4) graulicher, 5) roͤthlicher mit 
weißen und dunklen Flecken. Der Herr Ritter von Linne (4) hat außer dem 


Alabaſter, den er zum Gypſe zehlet, noch zwey Gattungen 1) Gypfum argilloſum. 


G ypſum particulis argilliformibus opacis. 2) Gypſum vſuale. Gypſum particulis 
arenaceis micantibus. Sill (r) bat folgende Gattungen, 1) White plaiſter Stone, 
Gypſum micaceum. 2) Grey plaiſſer ſtone, G ypſum mieaceum grifenm. 3) Yellow 
plaifter Stone, Gypſum micaceum flavum. 4) Ruddy plaiſter Stone, Gypſum rubrum. 


5) Gloſſy plaiſter Stone, Gypſum ——— — Powder pres 2 Terra 


ofen. D enten made 
. F . 409. 
Ueber den ort / BR man die Gypsſteine zu ſetzen hat, ſind die Ge 


kehrten nicht ganz einig, ob ich gleich zugeſtehe, daß unter ihnen vielleicht kein wahrer 


Widerſpruch herrſche. Es kommt dabey auf den Geſichtspunct an, nach welchem ſie 
dieſen Stein betrachteten, da ſie ihre Syſteme bildeten. Herr Woltersdorf, der 
in ſeinem Syſtem Herrn Pott zum Grunde legte, hat eine eigne Klaſſe von Steinen, 
die er Gypsſteine nennet, und ihm ſind Herr Baumer, Gerhard, und viele ans 
dere hierinne, theils vorgegangen, theils gefolget. Herr Walch, der blos nach 
äußern Kennzeichen klaßificirt, hat die Gypsſteine nach der Beſchaffenheit ihres äußern 
Baues unter verſchiedenen Klaſſen. Bromell, Linne, Wallerius, Juſti, 
Cronſtedt haben den Gypsſtein unter die Kalkſteine gezehlet, und dabey ihre Ruͤck⸗ 
ficht auf die Kalkerde genommen, welche bey dem Gypsſteine zum Grunde liegt, und 
mit einer Vitriolſaͤure geſättiget worden iſt (§. 406.). Herr Profeffor Vogel, hat 
fie unter die ſelenitiſchen Steine geſetzt, und Herr Klein () hat eine Klaſſe von Stein 
nen, die er Matthiolithen nennet, unter welche er auch die Gypsſteine gezaͤhlet hat. 

Herr Wallerius (t) da er von der Phosphorescenz des Bononienſiſchen Steines 
redete ſagt, daß dieſe leuchtende Kraft dieſem Steine nicht eigen ſey, ſondern die Er⸗ 


fahrung bezeuge, daß alle Gyps Marmor- und Kalkarten, wenn fie einmal oder öfter 


gebrannt ſind, nachdem ſie nunmehr erkaltet ſind, im Fuͤnſtern leuchten, und daß ſie ein 
Lichtblaues Licht von ſich geben. Herr Director Marggraf hingegen (u) verſichert, 
daß er nach allen forgfältig angeſtellten Verſuchen gefunden habe, daß weder der Gyps⸗ 
ſtein, noch der Marmor, noch die Kalkſteine eine leuchtende Kraft haben. Er machte 
Verſuche im Schmelztiegel, und andere mit Kohlen, aber alle mißlungen ihm. Er 
hat uns fogar alle diejenigen Steinarten bekannt gemacht, mit welchen er feine Verſuche 
angefeilt hat, und unter dieſen war auch caleinirter Gypsſtein, den man zu Sprem⸗ 


berg und bey Foßen findet, woraus man daſelbſt Oyys macht, und ſchoͤner weiſer 


Ala⸗ 
* p Einleitung in die Kenntniß der Foßilien lapidibus Maerocosmi Pröprie talibus. Petro - 
li 11738. 
(4) Syſtema naturæ 1768. S. 45. (t) In ſeiner Mineralogie S. 76. Anm. 2. 
(r) Foſſils S. 0 ar (u) Im 5. Theil der Berliniſchen Memoires 


cf) Lucubratiuncula ſubterranea prior de und im 3 Band der mineralog. Beiuſt · S. 273. f. 


Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 177 


Alabaſter, der vorher calcinirt worden war. Die leuchtende Kraft des Gypsſteins 
iſt alſo noch nicht entſchieden, es iſt vielmehr wahrſcheinlich, daß er dieſe Kraſt nicht habe. 
Wenn wir uns an die Beſtandtheile des Gypſes, welche die mit demſelben unter⸗ 
nommenen chymifche Verſuche darthun (§. 406.) erinnern, fo werden ſich damit alle 
die Erſcheinungen erklaͤren laſſen, die man an dieſem Steine findet. Alle die Eigen⸗ 
ſchaften des Gypſes, ſagt ein ungenannter Verfaſſer (x) ſind nach dieſen Kenntniſſen 
leicht zu erklaͤren; ſeine geringe Haͤrte, ſeine Durchſichtigkeit, ſeine Kryſtalliſation, 
ſeine Aufloͤßlichkeit in dem Waſſer kommen von ſeinen ſaliniſchen Eigenſchaften her (y). 
Er kann ſich mit keinen Saͤuren verbinden, weil er von Natur mit dem Vitriolſauren 
geſaͤttiget iſt; er verlangt zu ſeiner Aufloͤſung viel Waſſer, weil er viel Erde enthaͤlt, und 
dieſe Erde mit ſeinem Vitriolſauren genau vereiniget iſt. Seine Calcination, welche 
ihm die Durchſichtigkeit, und den Zuſammenhang ſeiner Theile benimmt, iſt nichts 
anders, als die Beraubung feines Waſſers, das zur Kryſtalliſation noͤthig iſt. 

Herr Bruͤckmann (2) meldet, daß man aus dem weiſen Gypsſteine eine Kreide 
bereiten koͤnne, welche eben die Dienſte thut, wie die andere Kreide; doch verſchweigt 
er die Zubereitung derſelben, welches doch nothwendig erfordert wird, weil fuͤr ſich 
der Gypsſtein, wenn er auch noch fo weiß iſt, gleichwohl nicht ſchreibet, und der ver— 
haͤrtete Gyps, ob er gleich im Schreiben einige Spuren der Farbe hinterlaͤßt, ſo iſt 
dieſes doch weit genug von der faͤrbenden Kraft der Kreide im Schreiben unterſchieden. 


g N §. 410. N 
Wenn die Gypſe, und fonderlich die Gypsfparbe einen den Kryſtal⸗ 
len aͤhnlichen Bau haben, und Haufenweiſe beyeinander liegen, ſo werden 
fie Gypsdruſen, oder Gypskryſtallen, Lat. Gypſum cryſtalliſatum. Mall. 
Selenites, Fluor ſeleniticus aut Selenites eryflalloides. Schenohz. Druſa ſelenitica, 
Druſa gypſea, Cryſtallus gypfea vulgaris. Selenites ſpathoſo gypſea rhoinbea. 
Linn. Spathum druſiforme, diaphanum, eryſtallus gypſea. Wolr. Gypſeus cry- 
ſtalliſatus, Cartht franz. Gypſe cryſtalliſe. Bom. genennet. Es find meiſt halb⸗ 
durchſichtige Kryſtalle, welche keine gewiſſe Figur haben und in einer unordentlichen 
Verbindung liegen. Sie find bald ſcharfeckigt, bald langzackigt, bald von einer rom: 
boidaliſchen Figur, und der Farbe nach bald weißlich bald gelblich. Sie ſind weicher 
als die Quarzdruſen, und da fie eigentlich unter die Gopsſpathe, derer ich nachher be⸗ 
ſonders gedenken werde, gehören, ſo werden fie auch Spathdruſen genennet. Mau 
follte fie Gypsſpathdruſen nennen. - @ 
Herr Wallerius (a) ſetzet von den Gypsdruſen folgende Kennzeichen feſte; 
daß ſie ein kryſtalliſirter und in ene ee Gyps ſind, deſſen Theilchen 
8 i e b Y Y 2 MT x te et 
(x) In den allgemeinen Begriffen der Chy⸗ worfen fen, die ihr im Wege ſtehen, das habe 
mie 2. Band S. 224. f. ich an einem andern Orte gezeiget. (1. Band 
(y) Wenn unſer Verfaſſer auch die Kryſtalli- §. 15 1. S. 186. f. 
ſation der Gypsſteine von den ſaliniſchen Theils (2) Magnalia Dei in locis ſubterran. P. II. 
chen herleitet, fo tritt er denen bey, welche die S. 5 8 
Kevitalle von den Salzen herleiten; aber daß (a) Mineralogie S. 71. 
dieſe Meynung noch vielen Schwuͤrigkeiten unters ö 


— 


172 Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 
man meiſtens alsdann in romboidaliſcher Figur oder Faſern findet. Die Ecken aber 


haben allezeit ſtumpfe und abgebrochene Kannten, und das unterſcheidet ſie von den 


Spathkryſtallen, und den Spathdruſen. Dieſer gelehrte Schwede macht auch 
mit Recht einen Unterſchied unter den Gypskryſtallen und Gypsdruſen, ob man 
gleich zu weit ausſchweiffen würde, wenn man unter beyden einen weſentlichen Unter« 
ſchied feſt ſetzen wollte. Die Gyps druſe iſt eigentlich nichts anders, als ein Stuͤck 
Stein, wo die Gypskryſtallen in Menge bey einander liegen. Aa ha 
Die oben angeführten Namen, Selenites, Fluor feleniticus, Selenites-eryflalloides 
gehören: für die Gypsdruſe eigentlich gar nicht. Denn obgleich der Selenit wuͤrklich ein 
Gypsſpath iſt, (1. Band. §. 192. S. 240.) ſo iſt doch die Gypsdruſe kein Selenit; nicht zu 
gedenken, daß man oft Selenit findet, der gar nicht Druſenartig gewachſen iſt. Von den 
Gypskryſtallen, daraus die Gypsdruſen gebildet worden, giebt Herr Wallerius folgende 
vier Gattungen an, 1) Gypskryſtallen von romboidaliſcher Figur. Gypſum cryltalliſatum 
figura rliomboidali. Gypſe eryſtalliſe rhomboidal. Bon 2) Gypskryſtallen von parallelis 
pipediſcher ſechseckiger Figur. Gypſum cryſtalliſatum figura parallipipedea hexangulari. 
Gypfe eryſtalliſe en parallelipipedes hexagones. Bom. 3) Gypskryſtallen in groͤſern und 
kleinern Pyramiden. Gypfum eryſtalliſatum figura pyramidali. Gypſe eryſtalliſè en pyra- 
mides. Bum. 4) Gypskryſtallen in Faſern. Gypſum eryſtallifatum filamentoſum. Gyp- 
ſium capillare Kentinanni Herr von Bomare (b) ſagt von den Gypsdruſen in der Haupt. 
ſache nicht ein Wort mehr, als was Wallerius davon geſagt hat; er hat aber in ſeiner 
Gaßification die Gypskryſtallen in Faſern weggelaſſen, und mich duͤnkt mit Recht, weil ein 
faſerigter Koͤrper keinen Anſpruch auf die Kryſtallen machen kann. Herr Profeſſor Vo⸗ 
gel (e) nennet die Gypsdruſen an einander gewachſene platte rhomboidaliſche oder laͤnglich 
eckigte geftümpfte ziemlich weiche Kryſtallen, welche man zum Theil mit dem Waſſer in 
Blätter trennen kann, an Farbe aber gelblicht, grau und etwas durchfichtig find: Herr von 
Juſti (d) ſagt: die Gypsdruſen ſcheinen zwar aus ganz unordentlichen Kryſtallen zu beſte⸗ 
hen, die keine gewiſſe Figur haben; unterbeſſen bemerket man bey genauer Betrachtung für 
wohl an denenjenigen, die ſcharfe Ecken, aber in einer unordentlichen Verbindung mit einan⸗ 
der haben, als an denenjenigen, die langzackigte faſt rund ſcheinende Kryſtallen zeigen, daß 
ſie zur dreyeckigten Figur geneigt ſind. Er theilet ſie auf eine gedoppelte Art ein:: 1) in Anſe⸗ 
hung ihres Verhaltens im Feuer, wo er zwey Arten von Gypsdruſen feſtſetzet, ſolche die im 
Feuer ſchmelzen, und ſolche die im Feuer nicht ſchmelzen, 2) in Anſehung ihrer Farbe, da ſie 
theils weiß, faſt wie Milch, theils aber gelblich gefaͤrbet ſind. Von den meiſten Gypsdru⸗ 
ſen leugnet Herr Profeſſor Vogel am angefuͤhrten Orte, daß es Druſen waͤren, und giebt ſie 
für einen bloſen reinen Gyps aus. Die Sache iſt richtig, wenn nicht der Druſenartige Bau 
dabey entſchieden iſt. Herr von Juſti glaubt, daß das Hauptkennzeichen der Gypsdruſen 
darauf ankomme, daß ſie mit allen ſauren Geiſtern heftig brauſen, und daß man fie dadurch 
von den ſo genannten Edelſteinfluͤſſen unterſcheiden koͤnne, die das nicht thun, ob ſie gleich 
eben fo: weich wie die Gypsdruſen ſind. Allein hier irret er ſich. Nur der Kalk, ee 
li 

(5) Mineralogie 1. Th. S. 177: 

Ge) Praktiſches Mlneralſyſtem S. 159,. 

d) Grundriß des Mineralreichs S. 189. 


2 


— 


Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 173 


lich die Kalkſpathdruſen brauſen mit den ſauren Geiſtern, und es iſt laͤngſt eine Probe ge⸗ 
weſen, durch dieſes Aufbrauſen mit ſauren Geiſtern den eigentlichen Kalkſtein von allen an⸗ 
dern Steinen zu unterſcheiden. Geſchiehet es ja, daß beym Gypſe bisweilen ein Aufbrau⸗ 
ßen geſchiehet, fo iſt es doch nie heftig, und auch nicht allgemein, und ruͤhret von ſolchen 
Kalktheilchen her, welche entweder durch die Vitriolſaͤure nicht aufgeloͤſet ſind, oder 
die ſich nur an den Gypsſteine zufälliger Weiſe angehaͤnget haben, und eigentlich nicht 
zu ſeinen Beſtandtheilen gehoͤren. Dieſe brauſen, und nicht der Gyps. Es ſcheinet 
alſo, als wenn Herr von Juſti die Ralkſpathdruſen mit den Gypsdruſen ver⸗ 
wechſelt habe. Herr von Cronſtedt (e) macht uns von den Gypsdruſen folgende 
Klaßification: I. reine Gypsdruſen, 1) Keilfoͤrmige, Cnneiformes, Gypskeile, welche 
durchſichtig theils ungefaͤrbt, theils gelblich find, 2) haarige, Capillares, welche un⸗ 
durchſichtig und weißgelb ſind; II. aus ſchwerem Spath zuſammengeſetzt, Marmor 
medallicum druficum. Dieſe iſt nur in einer einzigen Gattung gefunden worden, naͤm⸗ 
lich Kammaͤhnlich, Criſtatum, welche Hahnenkaͤmmen gleich ſind, und in Druſengaͤn⸗ 
gen an der Flaͤche ſitzen. Sie ſind theis weiß, theils aber roͤthlich. 

Die mehreſten Verdienſte um die Kryſtallen hat wohl Herr De Rome de Kisle. 
Seine Gedanken von den Gypskryſtallen verdienen mitgetheilet zu werden (f). Er 
ſagt: die Gypskryſtalle kommen in der Durchſichtigkeit und in der Härte den Spath⸗ 
kryſtallen am naͤchſten; ſie ſind eben ſo wie jene von Lamellen oder ſchwachen Blaͤttern 
zuſammengeſetzt, welche eine rhomboidaliſche Figur annehmen. Sie ſind aber von 
einander unterſchieden, einmal darinne: daß fie gar nicht, oder wenigſtens ſchwer in 
den Säuren aufzulöfen find; hernach darinne: daß die Rhombi, oder Rhomboiden, 
die ſie ausmachen zwey entgegen geſetzte ſtumpfe Winkel haben, und daß folglich die 
zwey andern weit ſchaͤrfer ſind, als bey dem Rhomboidalſpath; drittens darinne: man 
kann die Seleniten in kleine zerbrechliche Blaͤtter theilen, die nicht elaſtiſch ſind, an⸗ 
ſtatt daß die Lamellen des Spaths, ob ſie gleich auch zertrennlich ſind, viel feſter 
unter ſich zuſammenhaͤngen. Von den Spathkryſtallen, die Herr Delisle Seleniten 
nennet, hat er folgende Gattungen; 1) La Selenite euneiforme, apellee auſſi Pierre 
ſpeculaire, Miroir d’äne, et vulgairement Tale de Montmartre. 2) La Selenite 
rhomboidale decaëdre, formee par deux pyramides rhomboidalestronguees jointes baſe 
a baſe. 3) La Selenite prismatique decaedre. 4) La Selenite baſattine, compoſee 
d'un prisme liexaedre applati, terınind par deux pyramides triedresoppofees Herr 
Bromell (g) merket von den Gypsdruſen in Schweden, folgendes an: aus ſolchen 
Gnpsſteinen ſowohl, als auch andern Kalkſteinarten, wachſen zuweilen viele kleine 
weiße, graue und gelbe Kryſtallen und halbdurchſichtige Wuͤrfel, Gypsdruſen und 
Kalkſteinsfluͤſſe genannt, welche ein Unerfahrner für Bergkryſtallen hält, fie find aber 
weder ſo hart und klar, noch ſo fließend im Feuer, wie die rechten Bergkryſtallen, 
ſondern verwandeln ſich zu Gyps und Kalk. Von ſolchen Gypsdruſen ſind mir 
ziemlich artige Stuͤcke von Gothland, Dannemora und Helleſtadt Eiſengruben 

M3 zugeſandt 
(e) Verfüch einer neuen Mineralogie S. 26. f: 
f) Eflsi de Criſtallographie S. 136. fl. 
(3) Mineralogia et lithographia ſuecana S. 36. f. 


174 Die dritte Kaffe, don den Gypsartigen Steinen. 


zugeſandt worden; inſonderheit aber von Bislöts Bleybergwerk, bey Limlirs⸗ 
hamer in Schonen, allwo dergleichen Gypsſteindruſen, von unterſchiedlicher 
Farbe und Geſtalt, in großer Menge gefunden werden. 

Da wo der Gyps häufig bricht, da finden ſich auch die Gypsdruſen, von welchen 
Her Delisle im angeführten Buche Tab. III. fig. 1. a. b. 3.4. Tab. V. fig. 3. 4. 6. 7. 
und Tab. VI. fig. 13. 14. einige Abbildungen geliefert hat, welche ſich auf wi Ein⸗ 
theilung gruͤnden. 

§. Arr. 

Ich kehre zu dem eigentlichen Gypsſtein zuruͤck, und ar sufsiberft fein 
Verhältniß in Kuͤckſicht auf die Verſteinerungen. Der Gypsſtein gehoͤret unter 
diejenigen Steine, in welchen man nie Verſteinerungen findet, auch nicht leicht ver⸗ 
muthen kann. Die Gelehrten ſchreiben dieſes den ſauren Geiſtern zu, die ſich in den 
Gypsſteinen befinden. »Der Gyps ſagt Herr Hofrath Walch (h) iſt eine mit vi⸗ 
trioliſcher Saͤure geſaͤttigte und vermiſchte Kalkerde, dieſe hat ihn durchdrungen und 
aufgeloͤſet. Iſt dieſe Kalkerde fein, ſo wird eine feine Gpserde daraus, die wenn ſie 
zu Stein wird den Namen des Alabaſters fuͤhret. Selbſt dieſer Entſtehungsgrund 
giebt uns zur Gnuͤge zu erkennen, daß in Gyps und Alabafterfteinen keine Verſteine⸗ 
rungen zu hoffen ſind. In Kalk und Marmorſteinen liegen vornaͤmlich blos alcalifche 
Körper, naͤmlich Knochen und Muſchelwerk aus der See. Dringt nun in ein folches 
Kalk und Marmorlager die vitrioliſche Saͤure, ſo werden eben damit die darinnen 
liegenden Körper gänzlich, und wie zu vermuthen in kurzer Zeit zerfreffen und aufge⸗ 
loͤſet, die fie umgebenden Theilchen der Kalkerde erlangen durch ihre Auflöfung eine 
andre Lage, und deswegen koͤnnen ſolche Gyps und Alabaſterſteine nicht einmal Spuren 
von den ehemals daſelbſt befindlich geweſenen Seekoͤrpern vorzeigen. Sollten in eine 
bereits vorhandene Gypserde fremde Koͤrper gerathen, und ſollte jene vermittelſt des 
dazu gekommenen Waſſers eine Seer erlangen, fo iſt es möglich, daß ſich feſte 
dahin gekommene Knochen eine geraume Zeit vor ihrer Zerſtoͤhrung und Aufloͤſung 
daſelbſt geſichert halten koͤnnen. Vielleicht ſind von dieſer Art die Verſteinerungen von 
Montmartre, deren Herr Bergmann (i) gedenkt.“ Hieher gehoͤren auch als 
ein ſeltenes Beyſpiel die calcinirten oder gegrabenen Knochen, deren Herr Baumer (k) - 
gedenkt. Sie find bey Elxleben gefunden worden, auf dem Ringelberge, auf der 
Oberflache der Gppsgebürge einige Centner Knochen von einem groſen Thiere, welche 
einen Geruch wie Moſchus haben. Die mehreſten wurden durch Nachlaͤßigkeit der 
Arbeiter zerbrochen, doch behielten noch verſchiedene eine kenntliche Geſtalt, davon 
Herr Rath Baumer auf den angezeigten Tafeln einige abſtechen ließ. Hier wurde 
. Zweifel die Schärfe, die der Gops bey ſich führer, und die ſonſt vermoͤgend iſt, 

die Körper zu verzehren, durch die Erde, oder durch die Steinart geſchwaͤcht, welche 
zwiſchen dem Gypſe und den Knochen lag. Es waren Berge, welche Herr Rath 
Baumer 


09 Naturgeſchichte der e e I. Th. (k) Naturgeſchichte des Mineralreichs I. Th. 
199. und in den Actis academi® Moguntinæ 


f. 
3 In der phyſicaliſchen Beſchrelbung der Toni II. S. 32. coll. Tab. III. Tab. Iv. 
Erdkugel S. 173. fig. I. 2. 4. 


Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 175 


Baumer Montes argillaceo gypſeos nennet, wo alſo Thon und Gyps zugleich zu 


finden find. Solche Beyſpiele kommen inzwiſchen ſelten genug vor, wahre Verſteine— 
rungen aber ſind in Gypsſteinen gar nicht zu erwarten. 

Was das Verhaͤltniß der Gypsſteine auf die Minern anlangt, ſo hat 
ſich der Bergmann von dieſer Steinart geringe Vortheile zu verſprechen, davon viel« 
leicht der Grund ebenfalls in der vitrioliſchen Säure liegt, die der Gypsſtein hat. 
Ich habe daher in keinem Schriftſteller nur irgend eine Spur gefunden, ſelbſt in 


Lehmanns Abhandlung von den Metallmuͤttern nicht, daß hieher der Gypsſtein ge⸗ 


hoͤre. Nur Herr von Boro (1) fuͤhret in einigen ungariſchen Gruben den Gypsſpath, 
als die Erzmutter an; allein da dieſer Schriftſteller in ſeinen Briefen eben nicht die 
beſte Kenntniß der Lithologie verraͤth, und die Steine hoͤchſtens nur bergmaͤnniſch nette 
nen kann, ſo iſt feinem Zeugniß nicht zu trauen, und ich vermuthe, daß er den Fluß⸗ 
ſpath meyne, wo er den Gypsſpath nennet. 
e y FS. 412. 

Ich habe von dem Nutzen zu reden, den wir uns von den Gypsſteinen zu 
verſprechen haben, er gehet die Geconomie, die Metallurgie und die Medicin an. 

Was den Nutzen des Gypſes in der OGeconomie anlangt, fo iſt es bekannt 
genug, daß man denſelben bald zu haͤußlichen, bald zu kuͤnſtlichen Arbeiten gebraucht. 
Die bekannte Structurarbeit wird aus Gypſe gemacht. Man bedienet ſich deſſelben 
zu Formen, und andern Arbeiten, die ich um der Kürze willen uͤbergehe, und meine 
$efer auf Herrn Leßer verweiſe (m). Ich will mich lieber uͤber die Frage: ob der 
Gyps zum Duͤngen zu gebrauchen ſey? etwas umſtaͤndlicher erklaͤren. Die Ges 
lehrten fällen freylich hierüber verſchiedene Urtheile (n). Herr Paſtor Mayer erhebet 
den Nutzen dieſes Steines ſehr hoch, und verlangt man ſolle ihn muͤrbe machen und 
mahlen, ihn auf das Fruͤhjahr auf Felder und Wieſen ausſtreuen, und der Nutzen davon 
ſey groß, und zuverlaͤßig. Der Herr von Muͤnchhaußen, der Verfaſſer des Hauß⸗ 
vaters bemerket hiebey, daß man Gyps an wenigen Orten finde, und daß es koſtbar und 
muͤhſam ſey ihn zu mahlen und auszuſtreuen. Man muß ihn über die Wieſen eher 
ausſtreuen, als die Pflanzen wachſen, und der Regen muß den Staub von den Blaͤt— 


tern ſpuͤhlen, widrigenfalls iſt er dem Vieh ſchaͤdlich. Sonſt erfuhr der Herr Muͤnch⸗ 
hauſen, daß ſeine Verſuche die Koſten nicht belohneten. 


Herr Profeſſor Cartheuſer 
beweiſet ziemlich wahrſcheinlich, daß der Gyps den Namen eines Duͤngungsmittels 
f eigent⸗ 


chen Duͤngſorte gegen verſchiedene Zweifel. Frank⸗ 


(1) In feinen Briefen mineralogiſchen In⸗ 
fürth am Mayn 1771. Deſſen 1. und 2. Fort: 


halts hin und wieder. f 
(m) Sn feiner Lithotheologle S. 450. §. 279. 
(n) Vom Nutzen des Gypfes auf den Ackerbau 

reden Johann Friedrich Mayers Lehre vom 

Gyyps, als vorzüglich guten Dung zu allen Erd» 

gewaͤchſen, auf Aeckern und Wieſen, Hopfen und 

Weinbergen Anſpach: 1769. 4to. Siehe deſſen 

Beyträge und Abhandlungen zur Aufnahme der 

Land und Haußwirthſchaft. S. 263. f. Deſſen 

Vertheidigung des Gypſes als einer vortreffli⸗ 


ſetzung der Beytraͤge und Abhandlungen zur Auf. 


nahme der Hauß und Landwirthſchaft. Frankf. 


am Mayn 770. S. 193. Der Haußvater. 5. Th. 
2. St S. 947. Studtgarder Zeitung 1770. 
St. 89. Berliniſche Sammlungen, 4. Band. 
S. 64. ſ. Beckmann phyſiealiſch oͤckonomiſche 
Bibliotheck. 1. Band. S. 194. f. 2, Band 
©. 293, 472, fl. 568, | 


— 


176 Die dritte Klaſſe von den Gypsartigen Steinen. 


eigentlich gar nicht verdiene, und ſaͤhret nun fort: »die vornehmſte Wuͤrkung und 4 


der haupſaͤchlichſte Nutzen des Gypsſteins, als ein uneigentliches Duͤngungsmittel bes 


trachtet, beſtehet meines Erachtens darinne, daß er das zaͤhe, ſtrenge, thonigte Erdreich 


locker macht, indem die eingemiſchten Theile des Gypsſteins die Theile des Thons von 


einander trennen, und ihren allzuſtarken Zuſammenhang vermindern, wodurch alſo ver⸗ 


urſacht wird, daß die Luft, der Regen und andere atmoſphaͤriſche Feuchtigkeiten beffer 
und häufiger eindringen, die ſtockenden Waſſer leuchter durchflieſen oder verdünften und 


die Wurzeln der Gewaͤchſe ſich beſſer ausbreiten koͤnnen. Dieſes gilt aber nur von 


dem rohen und ungebrannten Gypsſtein; denn wenn derſelbe im Feuer zu einem Gyps⸗ 
gebrannt worden, ſo wuͤrde er, da er bekanntermaßen mit Waſſer hart wird, das 
Erdreich, an ſtatt es aufzulockern, vielmehr mit Hülfe der Feuchtigkeit ſtaͤrker zuſam⸗ 


menbinden und ihm eine ſchaͤdliche Feſtigkeit zumege bringen.“ Eben fo zweifelhaft 


iſt es, daß der Gyps zur Maſt diene, obgleich Herr Profeſſor Beckmann (o) ver⸗ 
ſichert, daß die Engelländer die Gewohnheit haben, denen Kaͤlbern wenn fie gemaͤſtet 
werden ſollen, ein groſes Stuͤck Kreide zum Belecken, in den Ställen aufzuhenken. 
In den Berliniſchen Sammlungen (p) wird der Gyps auch als ein Mittel wider die 
Ackerſchnecken und die Maͤuſe vorgeſchlagen. 


In der Metallurgie hat der Gypsſtein einen ſehr geringen Nutzen. Man hat 
zwar dafuͤr gehalten, daß man denſelben wenigſtens beym Schmelzen der Eiſen anwen. 


den koͤnne; allein man hat befunden durch den dabey erzeugten Schwefel, daß das Eiſen 
weiß und Kalkbruͤchig wird, und Herr Oberbergrath Lehmann erfuhr, daß das beſte 
Roheiſen, wenn demſelben bey dem Verfriſchen auch nur e Gyps zugeſetzet wird, 
ein ſproͤdes unbrauchbares Stabeiſen gebe und einen ſehr ſtarken Abgang mache (g). 
Darauf bauer Herr Gerhard die Folge: “man koͤnnte hieraus vielleicht den Schluß 


machen, daß der Gyps bey dem Verſchmelzen ſtark Eiſenſchuͤßiger Kupfererze dienlich 


ſeyn moͤchte, beſonders ſolcher, welche wenig Schwefel bey ſich fuͤhren. Allein die 


hiebey entſtehende Schwefelleber raubet zu viel am Gehalte. Wenn aber Eiſenſauen 


ſich auf die Soole des Ofens zu ſehr anſetzen, fo thut alsdenn der Zuſatz von etwas 
Gyps durch die Forme angeworfen gute Dienſte. 5 
Von dem Nutzen des Gypſes in der Medicin, den ich aber übrigens zum 


Gebrauch nicht anrathen will, ſagen die Verfaſſer des Univerfallericons: (r) dieſer 


Gyps wird auch von dem gemeinen Manne innerlich wieder die rothe Ruhr und andere 
Bauchfluͤſſe mit Nutzen genommen, indem er die boͤſe Saͤure verſuͤßet, austrocknet 
und ſtopfet, wie Ettmuͤller in Comm. Schrod. p. 797. zeiget. So dienet er auch 
gegen das Blutſpeyen, übermäßiges Schwitzen, und andere Gebrechen, wie obbelobter 
Marfigli ſchreibet. Er wird desgleichen zu denen Bruͤchen gebraucht, nicht weniger 
unter ein und andern Salben oder Pflaſter genommen. Der Gyps iſt ſcharf und zaͤhe, 


man 

(o) In der phyſtealiſch oeconomiſchen Biblio, träge zur Chymie 1 Th. S 261. Schrebers 
theck. 2. Band S. 571. neue Sammlungen verſchtedener in die Cameral⸗ 
(p) Im vierten Bande. S. 64. 475. wiſſenſchaften einſchlagender Abhandlungen und 


(9) Siehe Cartheuſers mineralogiſche Ab. Urkunden t. Th. S. 18. 
handlungen 1 Stuͤck. S. 141. f. Gerhard Bey⸗ (r) Im eilften Bande. S. 1519. 


Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 177 


man beſtreicht die Stirne damit, oder das Haupt, ſo ſtillet er den Blutfluß aus der 
Naſen. Man legt ihn auf das rothe Augenwehe. 
Jie weniger ich mich bey der Anzeige der Gerter aufhalten werde, wo Gyps 
gefunden wird, ſo muß ich doch noch eine gedoppelte Anmerkung beybringen, welche 
die Lage der Gypsſteine betrift. Die Anmerkung des Herrn Baumers ((): der Gyps⸗ 
ſtein pfleget in ſeinen Schichten meiſtentheils rein anzuſtehen, und der beygemiſchte 
Thon kommt gemeiniglich nur Truͤmmer und Neſterweiſe darinne vor. Dagegen ſtehet 
der Thon entweder als ein broͤcklicher Schiefer, oder als Erde an den Seiten der Gyps⸗ 
berge ſehr maͤchtig an. Als etwas beſonders iſt mir bey unſern einzeln mit den Kalk— 
floͤtzen nicht bedeckten Gypsbergen vorgekommen, daß ſie theils mit Gries, theils mit 
einer ſchwarzen, einem ausgetrockneten Schlamme aͤhnlicher Erde bedeckt ſind. Ich 
halte dieſe Dinge fuͤr Ueberbleibſel einer über dieſelben gegangenen Flurh. Hernach 
iſt auch die Erfahrung des Herrn Profeſſor Pallas (t) uͤberaus merkwuͤrdig, daß ſich 
in Rußland bey allen Salzgruben Gypsberge befinden, und zwar in ſo unzertrennlicher 
Verbindung, daß Herr Pallas, als er irgendwo in einer moraſtigen Gegend in 
Rußland einen kleinen Gypsfelſen ſahe, ſogleich auf daſige Salzquellen ſchloß, und 
auch wuͤrklich eine ſtarke Sole da fand.“ 


LXXVL Der Alabaſter. 
ki: | §. 413. 


Mun iſt nicht ganz einig, woher man das Wort Alabaſter ableiten ſoll. Ritter lu) 
leitet das Wort von dem griechiſchen Wort N echer und dem x privativo her, 
und ſagt: Sic apellatur, vel quaſi co Ne , prehendere, propter laevorem fit 
une, vel die Fo un-Außas EN, quod anfas non habeat. Andere leiten das 
Wort her a gerendo ſeu ſuſtinendo, und behaupten, was die Griechen ayaßaxseov 
nenneten, das heiße bey den atticis araßeseov; beyde Meynungen gruͤnden ſich dar⸗ 
auf, daß das Wort eigentlich ein Gefaͤß oder ein Buͤchschen bedeudet, darein man 
Salben oder andere Arzeneyen zu thun pflegte. Die Sache iſt richtig, und ſelbſt die 
Schrift (x) gebraucht dieſes Wort alſo; allein man ſiehet doch beyden Ableitungen 
einen gewiſſen Zwang an, den ſie haben. Inzwiſchen mag die Ableitung ſeyn, welche 
es wolle, fo iſt es doch für meinen Zweck hinreichend anzuzeigen, daß man in der Litho⸗ 
logie das Wort Alabaſter nicht als ein Gefaͤß, ſondern als einen Stein beſchreibt. 
Herr Oberbergrath Gerhard nennet den Alabaſter, feinen Alabaſter, der eine 
Politur annimmt, weil er das Wort Alabaſter zu einem Geſchlechtsnamen macht, 
darunter der gemeine Gypsſtein und der eigentliche Alabaſter als Gattungen ſtehen. 
Das lateiniſche Wort Alabaftrum iſt feiner Ableitung nach bereits erklaͤret. Einige 

8 nennen 


(EC) Naturgeſchichte des Mineralreichs 2. Th. 93 Lucubrat: I. de Alabaſtris Hohnſte in 
2. . 5 


130. ? 2% 
(t) Reife durch Rußland 1. Th. S. 403. 426. 0 (x) Matth. XVI. 27. 
2. Th. 5 3 


178 Die dritte Klaſſe, don den Gypsartigen Steinen. 


nennen dieſen Stein auch Vabaſtriter; es wird ſich aber in der Folge zeigen, ob das 
richtig fen? Ueber die beyden Namen Ouyx veterum, und Marmor onychites veterum 
werde ie) mich in der Folge erklären. Beym Wallerius wird unfer Stein Gypfum 
particulis minimis, punctulis nitens, polituram admittens genennet, nur daß dieſe Ber 


ſchreibung nicht auf die ganz weiſen Alabaſter paſſet. Derr Herr Ritter von Linne 


nennet ihn einmal: Marmor fixum, particulis arenaceis micantibus, weil der Alabaſter 
aus einer geſaͤttigten Kalkerde, ſo wie der Gypsſtein beſtehet; ein andermal aber: Gyp— 
ſum particulis iimpalpabilibus diaphanum. Herr Scopoli nennet ihn Gypſum alaba- 
ſtrum, ohne Zweifel zum Unterſchiede von dem Balkartigen Alabaſter; Herr 
Profeſſor Cartheuſer, Gypleus informis ſubtilis, nitorem aflumens; Herr von 
Cronſtedt, Terra gypſea indurata, ſolida, particulis impalpabilibus. Im Fran- 


zoͤſiſchen wird unſer Stein a und wenn er in Plaͤttchen zerſchnitten iſt Pia: 1 


quer d Albatre; im Hollaͤndiſchen aber BER Alabafter-Plaatjes genennet, 


S 4 \ u 
Da id) den Balkartigen Alabaſter ie ausführlich befchrieben, und den 


Unterfchied unter demſelben und dem eigentlichen Alabaſter hinlaͤnglich dargethan habe 
($. 398. f.) fo glaube ich aller Zweydeutigkeit, und allem Mißverſtändniß Binlänglich 
auszuweichen, wenn ich den Alabaſter den feinſten Gypsſtein nenne. Denn 


das meynen alle diejenigen Schriſtſteller „ welche unſern Stein als einen Gypsſtein be. 


fhreiben, der ſich poliren laßt, Die innern Kennzeichen des Alabafters werde ich 


meinen Leſern bekannt machen, wenn ich hernach von den ehymiſchen Verſuchen reden 


werde, die man mit dem Alabaſter unternommen hat; von den aͤuſern Bennzeichen 
aber bemerke ich folgendes. Herr Woltersdorf (y) giebt folgende an: er hat eine 
beſtimmte Geſtallt, ein dichtes weiſes Gewebe, und laͤßt ſich poliren. Die Politur iſt 
freylich bey dem Alabaſter nie fo fein als bey dem Marmor, und bey manchen Alaba» 
ſterarten iſt ſie uͤberaus ſchlecht. In den Anmerkungen hat ſich Herr Woltersdorf 
noch beſtimmter erklaͤret. Der Unterſchied, ſagt er zwiſchen den gemeinen Gyps⸗ 


ſteinen und Alabaſter beruhet blos in dem Gewebe. Der Gypsſtein ift raub, 
und nimmt keine rechte Politur an, der Alabaſter hingegen iſt dicht, und laͤßt ſich 


gut poliren. Gemeiniglich aber pflegt man auch die ſchlecht gefaͤrbten Albaſterarten, 
wenn ſie gleich dicht genug ſind, Gypsſteine zu nennen; nicht deswegen, weil ſie keine 
Politur annehmen; ſondern weil fie ſolcher nicht werth find.” Ueberhaupt muß man 
merken, daß die Theile des Alabaſters fein, und derb, und auf dem Bruche glaͤnzend 
find. Im Brüche iſt es bey dem Alabaſter juft fo, als wenn lauter kleine Puncte neben 
einander laͤgen, er muß auch in der That aus lauter kleinen doch feinen Gypskoͤrnern 
zuſammen geſetzt ſeyn, und das iſt auch der Grund, warum man den Alabafter, 
nach aͤußern Kennzeichen beurtheilt unter die koͤrnigten Steine ſetzen muß, wo er 
auch beym Herrn Walch und Cartheuſer ſtehet (2). 
Inzwiſchen iſt wohl kein Wort mehrerer Fweydeutigkeit unterworfen, oder 
hat wenigſtens zu mehrerer Zweydeutigkeit Anlaß gegeben, als das Wort Alabaſter. 
Man 
(y) Mineralſyſtem. ©. 18. Gr Anm. 
(2) Siehe Walch ſyſtemat. Steinreich. S. 37.38. Cartheuſer Elementa mineralogiae. S. 24. 


Die dritte Klaſſe / von den Gppsartigen Steinen. 79 


Man muß fie wiſſen, wenn man die eigentliche Beſtimmung des Begriffs vom Alaba— 
ſter wiſſen will. Die Griechen nannten ihn bisweilen Onpr und die Lateiner Marmor 
onychitet. Der Grund davon war, wie Hill (a) behauptet dieſer, weil man diejeni⸗ 
gen Buͤchſen Ouyxe nannte, welche man aus Alabaſter zur Aufbehaltung koſtbarer 
Salben verfertigte. Diescorides nennet ihn Araßaseilns Sizensutvos du den 
Alabaſtrit, den man Onyx nennet. Plinius gedenket dieſes Mar moris onichites 
einigemal, aber es ſcheinet daß er darunter nicht unſern Alabaſter fondern eine eigents 
liche Marmorart verſtehe, weil an denjenigen Orten die Plinius nennet, die fchönften 
Marmore gebrochen wurden (b). Dies gab zu einer gedoppelten Verwirrung Anlaß. 
Die eine war, daß man dieſen Marmor Onyx mit dem eigentlichen Edelſtein, der 
den Namen Onpr fuͤhrt, verwechſelte. Die andre war, daß man unter die Ala— 
baſter, welche Gypsſteine ſind, ſolche Steine mengte, welche Kalkartig und alſo eigent— 
liche Marmore waren. Dies hat eben die Gelehrten in Verlegenheit geſetzt, die 
Alabaſter in zwey Gattungen, in Kalkartige und Gypsartige abzutheilen, 
weil man auf keine andere Art als auf dieſe, die Widerſpruͤche der Alten und Neuen 
uͤber den Alabaſter heben kann. Allein ſo leicht auch dieſe Eintheilung gemacht war, 
ſo ſchwer iſt ſie in der Anwendung, wenn man eigentliche Alabaſter, Marmore und 
Kalkartige Alabaſter bey einander legt, und nun in Ruͤckſicht auf die letztern fragt, 
welcher Stein zu der einen, oder zu der andern Gattung gehöre? Wenn alle diejeni— 
gen, wie Herr Boͤnig, Pott, und dergleichen leugnen, daß der Alabaſter irgend 
in einer Abaͤnderung aufbraußen koͤnne, ſo reden ſie von dem eigentlichen Alabaſter, 
und ſie wuͤrden deswegen ohne allen Grund irgend einen Tadel verdienen, wenn nicht 
die Alten ſelbſt ſolche Steinarten mit dem Namen des Alabaſters belegt haͤtten, welche 
wuͤrklich mit dem Scheidewaſſer brauſen (§. 398. f.). Hieher gehoͤret die Anmerkung 


welche der Herr D. Martini (e) aus dem Daubenton wiederholet hat: “Um die 


wahre Anwendung des Namens Alabaſters zu beſtimmen, muſte man vorhero wiſſen, 
von welcher Art diejenigen Steine waren, die bey den Alten Alabaſtrites und Ala— 
baſtrum hießen.“ Allein weder Theophraſt noch Plinius haben etwas beſtimmtes 
hieruͤber hinterlaſſen. Im Plinius ſtehet blos, der beſte Alabaſter ſey Honigfarben, wel— 
ches von den meiſten Kalkartigen gelten moͤchte. Man findet auch wuͤrklich viel Gefaͤße 
von dieſem Alabaſter, welche das hoͤchſte Alterthum aufzuweiſen haben. Agricola 
ſcheinet nur einen geringen Unterſchied zwiſchen Alabaſter und Marmor anzunehmen. 
Aldrovand rechnet ſogar den Alabaſtrit unter die Marmorarten, und behauptet, 
man habe den Namen Alabaſter ehedem nur ſolchen Gefaͤßen beygelegt, welche aus 
den ſogenannten Alabaſtrites, und in einer Stadt Egyptens verfertiget worden. Das 
Stuͤck, welches er, unter dem Namen eines Alabaſtriten abbilden laſſen, und deffen- 
Flecken den Lauf eines Fluſſes vorſtellen, iſt leicht fuͤr einen Kalkartigen Alabaſter zu 
erkennen. Nach des Boetius von Boodt Meynung iſt der Alabaſtrit ein unvoll— 
2 


i | | fommener 
Ca) In den Anmerkungen zum Theophraſt S. 46. 
(b) Bruckmann von den Edelſteinen 1773. S. 209. 


(e) In ſeiner allgemeinen Geſchichte der Natur nach Bomariſcher Einrichtung 1. Band S. vog. 
Verglichen mit Daubentons Abhandl. von dem Alabaſter in den mineral. Beluſt 5. Band ©, 257. 


* 


180 Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 


kommener Marmor, der Alabaſter aber, wenigſtens der ſich mit dem Meſſer ſchnel⸗ 
den laͤßt, ein vollkommener Gyps. Es kommt noch hiezu, daß verſchiedene unter dem 
Alabaſtrit und dem Alabaſter keinen Unterſchied gelten laſſen wollen, den andre für 
mehr als zu gegruͤndet halten. Es ſcheinet ſelbſt Plinius unter die erſtern zu gehoͤren. 
Hill behauptet zwar, daß Plinius unter dem Gypsartigen Alabaſter und dem Alas 
baſtrit einen Unterſchied beobachtet habe, aber Herr D. Bruͤckmann (d) beweiſet das 
Gegentheil daher, daß Plinius Lib. XIII. Cap. 2 (e) ſage, daß die beſte koͤnigliche 
Salbe, welche aus den Foftbarften Gewuͤrzen und Balſam zuſammen geſetzt wurde, in 
Alabafris, nicht aber im Alabaſtrite aufbehalten werde. Dieſe und mehrere Wider⸗ 
ſpruͤche finden wir in den Schriften der alten und der neuen Schriftſteller uͤber den 
Alabaſter, und es gehoͤrt viel Behutſamkeit dazu, hier nicht zu ſtraucheln. Ich bitte 
aber meine Leſer den Gedanken bey dieſer Abhandlung nie zu verlieren, daß ich hier 
den Alabaſter nach dem Sinn der Neuern beſchreibe, die ihn einſtimmig unter die 
Gypſe zehlen. | 


$ 415 ran 
Ich unterſcheide alſo den Alabaſter ausdruͤckſich von allen Kalkſteinarten, 
und daher auch von dem Marmor. Er hat zwar einige Aenlichkeit mit dem Mar⸗ 
mor, aber er iſt offenbar lockerer und weicher als der Marmor. Er laͤßt ſich zwar 
auch fo wie der Marmor poliren, allein feine Politur wird nie fo ſchoͤn, als die Politur 
des Marmors zu ſeyn pflegt. Auſſerdem brauſet auch der Marmor mit dem Scheide⸗ 
waſſer auf, und das thut der Alabaſter nicht, wenigſtens iſt ſein Aufbrauſen viel un⸗ 
merklicher als das Aufbrauſen beym Marmor. Der Herr Oberbergrath Gerhard (f) 
hat es angemerket, daß der Alabaſter unter allen Gypsſteinen derjenige iſt, bey dem 
die Saͤttigung der Kalkerde oͤfters an unvollkommenſten geſchehen, und daher ruͤhrt es 
auch, daß er ſo wohl roh als auch gebrannt, mit ſauern Geiſtern zuweilen gaͤhrt. 
Die Verfaſſer der Onomatologie (g) haben aus dem Wallerius noch folgende 
Unterſcheidungszeichen vom Marmor angegeben. Nach dem äußern Anſehen unters 
ſcheidet der Alabaſter ſich von dem Marmor darinne, daß ſeine Theile weit feiner milder 
und Kugelgleicher ſind, wie auch, daß wenigſtens dieſe Art roh mit Scheidewaſſer nicht 
aufgaͤhret, ob fie wohl auch oͤfters mit demſelben brauſet. Caleinirt und mit Salmiae 
abgerieben, treibt er dieſem einen Geruch aus; mit Waſſer vermiſcht wird er nicht hart, 
ſondern verhält ſich wie ein Kalkſtein. Seine eigenthuͤmliche Schwere im Verhaͤltniß 
mit dem Waſſer ift x, 812: too; da hingegen das Verhaͤltniß bey wahren Marmor⸗ 
arten fi wie 2, 718: 1000 oder wie 2, 70: 100 ausweiſet. Es iſt in der That 
merkwuͤrdig, daß bey den mehreſten, wenigſtens bey den feinſten Alabaſterarten das 
Korn viel feiner, als bey den Marmoren iſt, und daß gleichwohl die Politur des 
Marmors die Politur des Alabaſters weit uͤbertrift; ich vermuthe aber, das koͤmmt 
blos von der Vitrlolſaͤure her. Die orientaliſchen Alabaſter übertreffen zwar an 
Schoͤnheit 


(d) Abhandlung von den Edelſteinen 1773. S. 209. 

(Ce Cap. III S. 3. des zweyten Toms in Herrn Muͤllers Ausgabe 

(1 Beytraͤge zur Chymie 1. Theil S. 259. 

(g) Onomatolog. hiftor, natural. T. I. 8. 225. Waller. Mineral. S. 68. f. 


Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 181 


Schoͤnheit die occidentaliſchen, fo gar verſchiedene oecidentaliſche Marmorarten; aber 
wenn wir den orientaliſchen Alabaſter gegen den orientaliſchen Marmor halten, ſo 
uͤbertrift dieſer jenen abermals in der Politur. Und da einige Alabaſter ein geringes 
Gaͤhren mit den ſauern Geiſtern verrathen, ſo nehmen auch dieſe eine feinere Politur an, 
daß daher meine obige Muthmaßung gegruͤndet zu ſeyn ſcheinet. 
Von allen Steinarten, welche mit dem Alabaſter einerley Grunderde haben, 
oder von allen Gypsſteinen unterſcheidet ſich der Alabaſter hauptſaͤchlich dadurch, 
daß er unter allen der dichteſte iſt. Ob er wohl glänzende Puncte hat; fo beſtehet er 
doch nicht aus Blaͤttern „ welches auch dadurch ſichtbar wird, daß er beym Brennen 
nicht in dergleichen Blaͤtterchen zerfällt. Es iſt wohl kein Zweifel, daß die Grunderde 
der Gypsſteine und des Alabafters in keinem Stück weiter unterſchieden ſey, als daß 
dieſe mit der Schwefel » oder Vitriolſaure angefuͤllt und geſchwaͤngert worden. Der 
Herr Director Marggraf zu Berlin hat dieſes, vermittelſt häufiger mit den Kalkar⸗ 
tigen Erden unternommener Verſuche außer allen Zweifel geſetzt. Denn er bekam 
durch Verbindung derſelben mit der Vitriolſaͤure, beſtaͤndig die ſchoͤnſten Gypskryſtal⸗ 
len (h). Der Alabaſter iſt alſo ein wahrer Gyps, und es iſt daher deutlich, daß die 
verſchiedenen Meynungen der Gelehrten über unſern Stein groͤſtentheils von einem 
Mißverſtaͤndniſſe herruͤhren; und fo ſehr auch angeſehene Männer über dieſe Ver 
ſchledenheit unter ſich geſtritten haben, ſo muß man doch ſagen, daß es mehrentheils 
Wortſtreite waren, denen man durch eine behutſame Erklaͤrung der Sache ſelbſt haͤtte 
ausweichen koͤnnen. | 
F. 416. 

Da ich mich über die wahre Beſchaffenheit des Alabaſters und feiner Beftand» 
theile deutlich genug erklaͤret habe, ſo wird es nun nicht ſchwer ſeyn, den wahren 
Urſprung des Alabaſters zu erklaͤren. Er gehoͤret unter die Sedimentſteine, und 
wird erzeuget, wenn Erden mit ſaliniſchen Theilchen verbunden werden, und zwar 
alſo, daß die Kalkerde mit einer Vitriolfaͤure geſchwaͤngert wird, und die daher ent⸗ 
ſtandene Gypsſteine fein ſind (1). Man darf nur einen maͤchtigen Alabaſterbruch 
beſehen haben, um es einzuſehen, daß ſich hier die feinen Gypstheile uͤber einander 
geſetzt und dadurch einen Felſen, oder ein Floͤtz erzeugt haben. Daher ſage ich juſt 
nicht, daß die Erde, daraus der Alabaſter entſtund, eine gemeine Gypserde noth⸗ 
wendig geweſen ſeyn muͤſſe. Eine jede feine Kalkerde kann durch Huͤlfe des Waſſers 
und der Vitrialſaͤure ein Alabaſter werden, eben fo gut als aus einer bereits vorhan⸗ 
denen Gypserde ein Alabaſter werden kann, wenn fie ſich durch Huͤlfe des Waſſers 
über einander ſetzt. Herr Daubenton (K) haͤlt den Alabaſter für eine Art von Stalac⸗ 
titen, und glaubt, daß ein Alabaſterbruch entſtehe, wenn eine Tropfhoͤhle nach und 
nach ganz erfüllet wird. Ob er hier feinen Ralkartigen Alabaſter, deſſen Daſeyn 
er zu beweiſen ſucht, nur allein, oder 1 den Gypsartigen Alabaſter, von dem ich 

b 3 hier 


Ch) Siehe Martini allgemeine Geſchichte der Natur 1. Th. S. 716. f. und das neue Hamb. 
Magazin. Band S. 76. * 

(i) Walch ſyſtematiſches Steinreich 2 Theil S. 35. 

(k) Vom Alabaſter, in den mineral, Beluſt. J. Band S. 460. 


182 Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 


bier rede zugleich verſtehe? das kann ich nicht entſcheiden, denn Herr Daubenton 
redet nicht deutlich genug. Es iſt nicht zu leugnen, daß ſich Gypsartige Stalactiten 
finden, und wer ihre Moͤglichkeit leugnen wollte, der muͤſſe wenige Steinarten ſelbſt 
geſehen und unterſucht haben. Es it alſo auch wohl moͤglich, daß eine Gypstropfſtein⸗ 
hoͤhle, wenn ſie durch beſtaͤndigen Zuwachs des Gypsſinters nach und nach voll wird, 
durch die Laͤnge der Zeit zu einem Alabaſterbruche werden koͤnne. Allein, daß ein 
jeder Alabafterfelfen auf dieſe Art erzeuget worden ſey, das möchte doch wohl ſchwer 
genug zu erweiſen ſeyn. Duͤrfte ich meine Meynung frey ſagen, ſo halte ich das, was 
Herr Daubenton von dem Alabaſter ſagt, der urſpruͤnglich ein Tropfſtein war, fuͤr 
eine bloſe zufällige Bildung einiger Alabaſter, denn bey den mehreſten Bruͤchen zeiget 
der Augenſchein das Gegentheil. ’ ul 
Man findet zwar den Alabaſter ſehr oft weiß, und wenn er es ift, fo ift feine Farbe 
mehrentheils fo fein, daß es auch eine ſchoͤne weiſe Farbe zu beſchreiben zum Spruͤch⸗ 
wort geworden iſt, es iſt weiß, wie Alabaſter. Aber daß man auch gefaͤrbte 
Alabſters habe, das kann niemand laͤugnen. Ich kann es daher nicht begreiffen, wie 
Herr von Bomare (1) auf den Einfall gerathen konnte zu behaupten, daß die Gyps⸗ 
artigen Alabaſters ſelten gefaͤrbt waͤren. Woher ſind aber die Farben der Alabaſter 
entſtanden? Herr von Juſti (m) behauptet, daß dieſe Flecken und Streifen faſt 
allemel ſichtbar Marmor waͤren; ja es ſcheine beynahe, daß ein Marmor durch unter⸗ 
irrdiſche Witterungen und durch andere zufällige Begebenheiten zu Alabaſter werden 
koͤnne. Vermuthlich hatte hier Herr von Juſti ſolche Alabaſter vor ſich, die nicht 
gänzlich von der Vitriolfäure geſaͤttiget waren, denn ich bilde mir ein, daß die Farben, 
wenn fie zumal lebhaft find dieſer Säure am laͤngſten widerſtehen. Aber von allen Ala« 
baſtern dieſes zu behaupten, würde zu verwegen ſeyn. Ich will auch die MöglichFeit nicht 
an und fuͤr ſich ſelbſt leugnen, daß aus einem Marmorfelſen ein Alabaſterfelſen werden 
kann, und nun behält der Alabafter die Farben und Zeichnungen, die ehedem der Mars 
mor hatte; allein es entſtehet doch nicht ein jeder Alabaſter auf dieſe Art. Man thut 
demnach beſſer, wenn man ſich in der Maſſe, daraus der Alabaſter entſtund gefaͤrbte 
Theile gedenkt, welche nun nach der Beſchaffenheit ihrer Lage oder ihrer Menge bald 
dieſe bald jene Figur annahmen. Die Farben aller Steine aber entſtehen -aus metalli⸗ 
ſchen Duͤnſten. & 
§. 417. sul ah 
Ich komme nun auf die chymiſchen Verſuche, die man mit dem Alabaſter 
unternommen hat; und weil der Herr Profeſſor Pott (n) mit dieſer Steinart die 
weitläuftigften Verſuche unternommen hat, fo will ich aus feinen muͤhſamen Arbeiten 
einen kurzen Auszug mittheilen. Ueberhaupt beweiſet dieſer gelehrte Scheidekuͤnſtler, 
daß der Alabaſter ein wahrer Gyps ſey, durch folgende Verſuche. „Ich, 
babe den Alabaſter mit ſehr heftigem Feuer calcinirt, auf einen Theil Oleum vitriolä 
gleich ſchwer gegoſſen, ſolches in mäßigem Sandfeuer abgezogen, das reliduum mit 


1 Waſſer 


(1) In der Mineralogie 1. Th. S. 172. Anm. 
(m) Grundriß des Mineralreichs ©. 221. 


* 
(n) Lithogeognoſie S. 16. fi. und in der 2. Fortſetzung S. 48. ff. 


| 


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Die dritte Klaſſe „ von den Gypsortigen Steinen. a 183 


Waſſer ſolvirt, filtrit und gelinde concentrirt, allein ſeine Saͤure war ungeaͤndert; 
nach der Concentration zeigten ſich zwar einige in dem Oleo vitriolico ſchwimmende 
Floͤckchen, weil aber durch die Praecipitation mit alcali fixo ſich kein Staͤubchen praͤcipi⸗ 
tirte, ſondern alles klar blieb, ſo war dieß genugſamer Beweißthum, daß ſich keine 
Erde ſolvirt hatte.“ Inſonderheit hat Herr Profoſſor Pott manche Verſuche mit 
tiſchungen angeſtellt. Er nahm zwey Theile Alabaſter und einen Theil rein alcali— 
ſches Salz, und es floß nicht zuſammen, ſondern wurde undurchfichtig , Milchfarbig 
und muͤrbe. Ein Theil Alabaſter und ein Theil Salz, wurde eine undurchſichtige 
weiſe oder gelbe Maſſe, die ſchwammig locker war. Ein Theil Alabaſter und zwey 
Theile Salz wurde ein undurchſichtiges ſchwaͤrzlich und ſchaumiges Glas. Ein Theil 
gebrannter Alabaſter und eben ſoviel Salpeter wurde eine undurchſichtige weiſe Maſſe, 
zwey Theile Salpeter aber machte die Maſſe zuſammengebacken. Ein Theil Alabaſter 
und vier Theile Salpeter machte, daß die ganze Maſſe durch den Tiegel drang. Zwey 
Theile gebrannter Alabaſter und ein Theil mit Salpeter figirter Arſenick wurde eine 
undurchſichtige weiſe Maſſe. Eben dieſe Miſchung in gleichen Theilen backte in eine 
weißliche ſproͤde Maſſe zuſammen. Ein Theil Alabaſter und zwey Theile firer Arſenick 
floß durch den Tiegel. Ein Theil Alabaſter und zwey Theile gemein Salz wurde ein 
ſaliniſches undurchſichtiges weiſes concretum. Ein Theil Alabaſter und vier Theile 
gemein Salz wurde ein glaßigtes durchſichtiges gruͤngelbliches productum. Ein Theil 
Alabaſter und ein Theil Sal mirabile wurde ein durchſichtiges grüngelbliches Glas. 
Ein Theil Alabaſter und zwey Theile fal mirabile wurden ein ſchoͤnes klar und durch⸗ 
ſichtigs gelbgruͤnliches Glas. Eben dieſelbe Miſchung in eben demſelben Verhaͤltniß 
gieng bey heftigem Feuer alles durch den Tiegel. Ein Theil gebrannter Alabaſter und 
ein auch zwey Theile fixer Salmiac drang durch den Tiegel. Zwey Theile gebrannter, 
Alabaſter, ein auch zwey Theile Glasgalle flieſet nicht. Ein Theil Alabaſter und zwey 
Theile Glasgalle wurde in maͤßigem Feuer eine undurchſichtige graulich und braͤunlich 
feſt zuſammen gebackne Maſſe. Ein Theil gebrannter Alabaſter, ein Theil ſal fuſibile 
microcosmicum floß und ſchaͤumete hoch, wurde aber undurchſichtig, weißlich und 
etwas gebacken. Ein Theil gebrannter Alabaſter und zwey Theile fal fuſibimicrocoſ: 
wird ein undurchſichtiger weißlicher bruͤchiger Stein. Zwey Theile Alabaſter und ein 
Theil caleinirter Borax wird ein ſchoͤnes durchſichtiges gelbes Glas; von jedem ein 
Theil aber wird ein ſchoͤnes durchſichtiges noch dunkelgelbes Glas. Ein Theil Alaba⸗ 
ſter und zwey Theile Borax wird ein ſchoͤnes durchſi ichtiges dunkelgelbes Glas. Zehn 
Theile Alabaſter und ein Theil Kryſtallinglas wurde eine undurchſichtige grauliche 
lockere und muͤrbe Maſſe. Ein Theil Alabaſter und ein Theil Glas wurde eine weiß— 
liche etwas weniges durchſichtige Maſſe, die nur etwas an einander gebacken war. 
Zwey Theile Alabaſter und drey Theile Glas wurde eine beſſere undurchſichtige etwas 
feſtere Maſſe. Ein Theil Alabaſter und zwey Theile Glas wurde eine ſehr weiſe uns 
durchſichtige ſehr feſte Maſſe. Ein Theil Alabaſter und vier Theile Glas flieſen gut 
zuſammen, iſt aber Milchfarbig und undurchſichtig. Ein Theil Alabaſter und ſechs 

Theil Glas wird eine ſchoͤne undurchſichtige Milchfarbene Porcellainmaſſe, welche gut 
Feuer ſchlaͤgt. Ein Theil Alabaſter und ee Theile Glas wird eine ſchoͤne noch un 
durch⸗ 


284 Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 
durchſichtige Milchfarbene Maſſe, die am Stahl Feuer ſchlaͤgt. Ein Theil Alabaſter 


und ein Theil Bleyglas wird eine undurchſichtige gelbliche ſchwammigte Maſſe. Ein 


Theil Alabaſter zwey Theile Bleyglas eine etwas durchſichtige gelbe beſſer zuſammen⸗ 


gebackene Maſſe. Ein Theil Alabaſter und vier Theile Bleyglas iſt aus dem Tiegel 
gelauffen, war undurchſichtig, gelblicht und ſchaumigt. Zwey Theile Alabaſter ein 


Theil Minium koͤmmt nicht wohl zum Fluß, iſt undurchſichtig gelb und wenig zuſammen 


gebacken. Ein Theil Alabaſter zwey Theile Minium iſt eine bruͤchiche undurchſichtige 
ſchwaͤrzliche Maſſe, und das Bley reducirt ſich zum regulo. Ein Theil Alabaſter zwey 


Theile Vitrum antimonii iſt leicht zuſammen gebacken undurchſichtig gelb und ziemlich 
locker. Ein oder zwey Theile Alabaſter zwey oder ein Theil Kreide wurde eine undurch⸗ 
ſichtige weiſe muͤrbe Maſſe. Zwey Theile Alabaſter ein Theil Flußſpath und Kreide 
wurde ein ſchoͤnes durchſichtiges gruͤnliches hartes Glas. Ein Theil Alabaſter ein Theil 
Flußſpath ein Theil Kreide wurde eine ſchoͤne durchſichtige weniger verbundene Maſſe. 


Ein Theil Alabaſter zwey Theile Flußſpath und Kreide wurde eine undurchſichtige 


ſchwarze gut zuſammen gefloſſene Maſſe. Alabaſter und weiſer Sand wird in allen 
Verhaͤltniſſen eine undurchſichtige weißliche ſehr wenig zuſammen gebackene Maffe. 
Ein Theil Alabaſter zwey Theile weiſer Sand und Glas wird eine dichte etwas durch⸗ 
ſichtige Maſſe, die mit Stahl Feuer ſchlaͤgt. Alabaſter und Quarz kommen in allen 
Verhaͤltniſſen nicht zum Fluß, ſind weiß und muͤrbe. Akabaſter und Flußſpath flieſet 
in allen Verhaͤltniſſen gut, iſt ziemlich durchſichtig und gelblich. Alabaſter ein und ein 


halb Theil ein Theil Thon wird eine feſte halbdurchſichtige Feuerſchlagende Maſſe. Zwey 


Theile Alabaſter ein Theil Thon kommen zu keiner Weiche noch Fluͤßigkeit, iſt wie Aſche 
grau, muͤrbe ober ſchaumig. Fuͤnf Theile Alabaſter ſechs Theile Thon oder Bolus 


flieſet ziemlich gut. Ein Theil Alabaſter zwey Theile Thon kommen nicht zum Flieſen, 


bleibet wie Aſche grau und muͤrbe. Ein Theil Alabaſter drey Theile Thon flieſet auch 


nicht, iſt weißgelblich und muͤrbe. Eben fo verhält ſich ein Theil Alabaſter mit vier 
Theilen Thon. Drey Theile Alabaſter drey Theile Thon ein Theil Sal alcali backen zuſam⸗ 


men, find undurchſichtig und wie Marmor, und die Maſſe ſchlaͤgt mit Stahl Feuer. 


Ein Theil Thon ein Theil Alabaſter ein Theil Salpeter backt zu einer ſchlechten un⸗ 
durchſichtigen Maſſe zuſammen. Drey Theile Alabaſter drey Theile Thon ein Theil 


Sal fuſile vitrioli wird eine undurchſichtige wenig vereinigte und ſchwammigte Maſſe. 


Drey Theile Alabaſter drey Theile Thon ein Theil Borax wird eine klare gelbe Maffe, 
die in maͤßigem Feuer nur ſchwammigt iſt. Drey Theile Alabaſter drey Theile Thon 
2 oder 22 Theil Kryſtallglas zerflieſet gut, wird halbdurchſichtig weißlich und Feuer⸗ 
ſchlagend. Alabaſter Thon und Erde in gleichem Gewicht flieſet etwas zuſammen, 
wird dunkel, Milchfarbig und porös. Ein Theil Alabaſter ein Theil Kreide 2 Theile 
Thon flieſen zuſammen, find aber nicht recht durchſichtig, ſondern gelblich und beffer 
vereiniget. Ein Theil Alabaſter ein Theil Kreide drey Theile Thon gehen recht gut 
in Fluß, ſind aber nicht recht durchſichtig und gelblich. Thon Alabaſter und Kreide 
mit Minio in gleichen Theilen, wird eine glaſigte nicht vollkommen durchſichtige gelb— 
liche feſte Maſſe. Alabaſter Thon und Kreide mit caleinirtem Borax in gleichen Theilen 
wird eine ſchoͤne klare gelbe Maſſe. Alabaſter Thon und Kieſel in gleichem Gewichte, 


zerflieſen 


Die dritte, Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 185 


zerflieſen in maͤßigem Feuer in Etwas, wird gelblich und ſchlaͤgt mit dem Stahl Feuer. 
Ein Theil Alabaſter zwey Theile Kieſel ein Theil Thon wird eben ſo wie die vorige 
Miſchung. Ein und zwey Theile Alabaſter, ein und zwey Theile Kieſel vier Theile 
Thon backen zuſammen, die Maſſe iſt ganz undurchſichtig und etwas muͤrbe. Ein 
Theil Alabaſter zwey Theile Thon zwey Theile Quarz oder Kieſel zerflieſet gut, wird 
nicht klar, iſt Milchweiß und bleibet gern poroͤs. Alabaſter Thon und Flußſpath in 
gleichen Theilen flieſen recht gut, ſind nicht recht durchſichtig aber feſt und hart genug. 


5 g d 8. „ ein: 1 
Die Abwechſelungen, in welchen ſich der Alabaſter zeigt, ſind ſehr gros, und 
das hat unſern Vorfahren Gelegenheit zu manchen Benennungen und Eintheilungen 
gegeben, die ich um der Verſtaͤndigkeit willen nicht uͤbergehen kann. Ich will mit den 
verſchiedenen Eintheilungen den Anfang machen. Wallerius (o) hat einige Gat⸗ 
tungen 1) den weiſen Alabaſter Alabaftrum candicans, 2) den weiſen ſchwarzgefleckten 
Alabaſter, Alabaſtrum candicans maculis nigris, 3) den roͤthlichen Alabaſter, Ala- 
baſtrum rufeſcens, 4) den Alabaſtrlt S. Alabaſtrit. Herr von Bomare (p) hat 
mehr Gattungen 1) den weiſen Alabaſter Alabaſſrum vnicolor candicans. Wall. Ala- 
baltrum colore albo. Woltersd. Alabätre de couleur blanche. Bom. 2) buntgeſtreiften 
marmorirten Alabaſter, Alabaſtrum marmoratum. Alabaſtrum variegatum candicans. 
Alabätre blanchätre panaché, 3) grauen Alabaſter Alabaſtrum griſeum. Alabätre 
gris, 4) gelben Alabaſter Alabaltrum flavum. Alabätre jaune, 5) roͤthlichen Alabaſter 
mit bunten Adern. Onychites Alabaſtrum rubeſcens. Wall. Alabaſtrum variegatum 
rubrum aut coloribus mixtis. Woltersd. Alabätre rougeätre ou panache, 6) weißen Ala⸗ 
baſter mit ſchwarzen Adern oder Flecken Alabaſtrum venis nigris diſtinctum. Ala- 
baſtrum candicans maculis nigris. Wall. Alabaſtrum colore nigro. Woltersd, Alabätre 
blanc, veine de noir, ou taché de noir. Bom. 7) buntgeſtreiften Alabaſter Alebaſtrum 
ſtriatum. Polizonias. Alabaſtrum coloribus alternis ſtriatum. Woltersd. Alabätre ſtrié 
et à couches de couleurs differentes. Herr Woltersdorf (q) theilet den Alabaſter 
in weiſen, ſchwarzen, bunten und ſtreifigten ein. Herr Oberbergrath Gerhard (r) 
der, wie ich ſchon vorher bemerkt habe, das Wort Alabaſter zu einem Geſchlechtsnamen 
macht, und zugleich den gemeinen Gypsſtein mit darunter begreift, hat den eigentlichen 
Alabaſter unter zwey Gattungen gebracht, 1) feinen Alabaſter, der eine Politur ans 
nimmt, 2) Alabaſter, welcher in feſt zuſammenhaͤngenden verſchiedentlich gefaͤrbten 
Lagen gewachſen; Bandalabaſter Alabaſtrum ſtratis firmiter cohxrentibus faſciatum. 
Hill (() welcher den Alabaſter unter den Seleniten hat, hat die drey Gattungen, die 
auch Cronſtedt ſchon anfuͤhret, den undurchſichtigen, den gelben, und den gelben 
durchſichtigen Alabaſter. Wenn man bey der Eintheilung der Alabaſter, auf 
die Berfchiedenheit der Farben ſehen wollte, fo wuͤrde man freylich unzählige Gattungen 
annehmen muͤſſen: wenn man aber einige unter den gefärbten Alabaſtern anführen, 
g 161 N a . ve die 
(o) Minerale. S. 69. die Onomatologie 1. 5B. (4) Mineralſyſtem S. 18. 
S. 226. hat den Alabaſtrit weggelaſſen. Cr) Beytraͤge zur Chymie 1. Theil S. 257. 

„(p) Mineralogie 1. Theil S. 172. f. () Fofils S. 51. Tas 

2. Ch. ee ö 


* 


186 Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 


die andern aber uͤbergehen wollte, ſo wuͤrde man das Recht einiger Alabaſter kraͤnken, J 


daher auch die mehreſten der obigen Eintheilungen in der That unzureichend ſind. Ich 
daͤchte, man theilte die Alabaſters in einfaͤrbige und mehrfaͤrbige ein. Die ein⸗ 
faͤrbigen ſind weiß, grau, gelblich und roͤthlich. Die mehrfaͤrbigen haben ent⸗ 
weder Flecken oder Adern, die in beyden Faͤllen entweder regelmäßig oder art. 
mäßig find, 


Die gefärbten Alabaſter, welche mehrere Farben haben, haben beute 
unfern ſinnreichen Vorfahren Gelegenheit gegeben, mancherley Namen zu erſinnen, 
dadurch ſie aber der Wiſſenſchaft in der That keinen Gefallen erwieſen haben. Ich will 


der vorzuͤglichſten gedenken. DBandalabaſter Alabaltrum falciatum, Alabätre à 


dandes gleicht in ſeinen regelmaͤßigen Streifen einem geſtreiften Bande. Baumala⸗ 
bafter, Moosalabaſter, dendritiſcher Alabaſter hat dendritiſche Zeichnungen, 
die bald dem Moofe bald den Bäumen gleichen. Bernſteinalabaſter, Juckerkan⸗ 


— 


diſtein iſt ein Alabaſter mit gelben durſichchtigen Spathſtuͤckchen, die dem Bernſtein 


oder Zuckerkand gleichen. Er wird im Hohenſteiniſchen gefunden. Cyperkatzen⸗ 
alabaſter iſt ein Alabaſter, welcher flammigte, weiße, dunkelgraue und ſchwarze 


Streifen hat, wie die Cyperkaßen. Eißalabaſter, Perlenmutteralabaſter, iſt 
ein durchaus kryſtalliſirter Alabaſter. Fliegenſteinalabaſter iſt ein weißgrauer Ala. 
baſter, deſſen haͤufige graue Spathflecke faſt wie der Fluͤgel einer Fliege beſchaffen 


ſind. Landchartenſtein, Candchartenalabaſter , ſchoͤner Maͤdchenſtein iſt 
weiß, hat hell und dunkelgraue Adern, zwiſchen welchen ſich bisweilen hellgelbe Fleck» 
chen zeigen; wodurch der Stein einer kandcharte ähnlich wird. Nußholzſtein, 
iſt ein Alabaſter, der ausgearbeitet wie ein flammigt gewachſenes Nußholz ausfieher. 
Preßſuͤlzenalabaſter; oder Suͤlzenalabaſter wird derjenige genennet, deſſen Farben⸗ 
miſchung faſt eben ſo weiß iſt und ſahle Flecken wie aufgeſchnittene Suͤlze hat. Schild⸗ 
kroͤtenalabaſter iſt eine orientaliſche Alabaſterart, welche die Farbe einer Schild⸗ 
krötenſchale hat und kaum halbdurchſichtig, bißweilen aber geaͤdert oder gewaͤſſert iſt. 
Spiegelſtein iſt ein Alabaſter, welcher aus uͤber einander liegenden Lamellen, faſt 


wie der Selenit beſtehet. Sternalabaſter iſt ein weiſer Alabaſter, der mit grauen 


Flußaͤhnlichen Gaͤngen durchſtrichen wird, zugleich aber mit groſen und kleinen Sternen 
gleichſam überfäet iſt. Tiegeralabaſter, Tiegerſtein ift ein hellfahler Alabaſter, 
der kleine und groͤßere Flecken, wie eine Tiegerhaut hat (t). Ich wuͤrde hier zugleich 
des Alabaſtertropfſteines gedenken, wenn man gewiſſe Nachricht haͤtte, daß unſer 
Alabaſter, der ein Gypsſtein iſt, ebenfals zuweilen wie ein Tropfſtein erzeuget werde, 
fo wie es vom verſchiedenen Kalkartigen Alabaſter entſchieden iſt (§. 400. §. 416.) . 
Aber das muß ich noch bemerken, daß am Rodenberge im alten hohenſteiniſchen 
Bruche der Alabaſter bisweilen ſo abhaͤngig ſteht, daß ihn die ablaufenden Regenguͤſſe 
ee koͤnnen, daraus entſtehen Riſſe, und der Stein bekoͤmmt einige Aehnlich⸗ 


keit 


(t) Eine e Nachricht von allen dieſen und mehrern Alabaſteratten giebt Herr D. 
Martini ir der allgemeinen Geſchichte der Natur 1. Theil S. 721. 733. 


— 


Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 187 


keit mit einer Druſe. In dortigen Gegenden nennt man dieſes Alabaſterdruſen (u), 
ein Name, der uneigentlich genug gebraucht wird. 


2 H. 419. . . 

Der Alabaſter iſt oft unrein, das iſt, es haben ſich unter ihm fremde Theile 
eingemiſcht. Sehr oft trift man Stuͤcke vom Fraueneiß darinne an, und Herr D. 
Gerhard (x) fand in dem ſchleſiſchen Alabaſter Speckſtein, Thon, Marmor und 
Amianth. Bey Tiefengruben im Erfurtiſchen bricht ein ſehr ſchoͤner roͤthlicher Ala⸗ 
baſter, allein er hat auch ganze oft große Flecken von einer thonigten nicht allzu harten 
Maſſe, welche keine Politur annimmt, und die Schönheit dieſes Steines, welche ſchon 
durch den häufigen beygemiſchten Selenit ſehr verringert wird, noch weiter herunter 
ſetzet. Ich glaube, dies ſey die Urſache, warum ſich die Gelehrten uͤber die Be⸗ 
ſtandtheile des Alabaſters fo gar verſchieden ausdruͤcken, und man wuͤrde 

vielleicht mancher Verwirrung und mancher Streitigkeit ausgewichen ſeyn, wenn 
man den Alabaſter aus mehrern Bruͤchen zugleich gepruͤft, und davon einen 
Schluß auf feine weſentlichen Beſtandtheile gemacht, und davon das Zufällige 
abgeſondert haͤtte. Ich will nur zwey Beyſpiele anführen. Ritter legte dem Ala⸗ 
baſter Sandartige Theilchen bey, und leitete feine weiße Farbe aus zerfreſſenen Bley 
theilchen her. Herr Profeſſor Pott (y) leugnet beydes, weil er bey feinen Unter— 
ſuchungen dergleichen nicht gefunden habe. Herr Henkel behauptete, daß der Ala— 
baſter im Feuer ziemlich fluͤſſig ſey. Herr Pott will dieſes ebenfalls nicht einraͤumen, 
weil er allemal Zuſatz verlangt, wenn er flieſen ſoll, und er flieſet nicht einmal mit 
einem jeden Zuſatze. Was ich vorher aus den Schriften dieſes erfahrnen Scheide⸗ 
kuͤnſtlers ausgezeichnet habe ($. 416.) beweiſet dieſes hinlaͤnglich. f 
Da man in den Gypsſteinen keine Verſteinerungen zu erwarten hat (H. 411.) 
fo wird bey den Alabaſtern die Hofnung eben fo mißlich ſeyn. Mir iſt auch ein ein⸗ 
ziges Beyſpiel bekannt, welches vom Herrn Cronſtedt aus dem Chardin ange⸗ 
führet wird. Es iſt eine im perſiſchen Alabaſter eingeſchloſſene Eidere. Herr 
Hofrath Walch (2) zeiget den Ungrund dieſes Beyſpiels daher, weil Alabaſter ein 
Gypsſtein iſt, deſſen vitrioliſche Schärfe die fremden Körper verzehret. Geſetzt aber 
dieſer perſiſche Alabaſter waͤre ein Kalkartiger Alabaſter geweſen, ſo iſt doch der Bau 
einer Eydere wegen ihren vielen fleiſchigten Theilen der Verſteinerung nicht wohl 
fähig, und wenn der Kalkartige Alabaſter, wie Herr Daubenton will, ein Stalactit 
ft, fo iſt die Verſteinerung eines ſolchen fleiſchigten Körpers noch ſchwerer, der weit 
eher verfault, ehe er von dem Sinter nach und nach uͤberzogen wird, und wenn es auch 
gluͤckte, daß ein ſolcher Körper überzogen würde, fo würde es am Ende doch nur ein 
Incruſtat aber keine Verſteinerung ſeyn. Daher ſtimmen auch die Gelehrten darin⸗ 
nen unter ſich uͤberein, daß die Verſteinerungen im Alabaſter, wenn ſie ja moͤglich 
ſind, gleichwohl ſelten genug vorkommen. Deswegen aber haben wir nicht Urſache 
7 k Aa 2 — mit 


Cu) Leßer von den merkwuͤrdigſten naturlichen (x) Beyteaͤge zur Chymie 1. Th. S. 25 8. 
Sachen des Amts Hohenſtein in den mineralog. (Y) Erſte Fortſetzung der Lithogeognoſie S. 59. 
Beluſt. 1. Band ©. 173 Cf. Martini am ange⸗ (2 Naturgeſchichte der Verſteinerungen 2. Th. 

fuͤhrten Orte S. 736. N 2. Abſchn. ©. 191. Sn 


188 Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 


mit dem Herrn Hoppe (a) zu behaupten, daß alle Alabaſter von der Schoͤpfung an 
ſo geweſen ſind, wie ſie jetzo ſind. Denn die Urſache, warum der Alabaſter keine 
Verſteinerungen hat, iſt in ſeinen Beſtandtheilen ſelbſt zu ſuchen. 

Der Alabaſter macht zwar bisweilen Erzgaͤnge, aber es geſchiehet uͤberaus 
ſelten. Doch man findet in den Alabaſterlagen häufig Schwefelkies, und fogar oft 


Schwefel in gediegener Form. Darauf gruͤndete Herr Oberbergrath Gerhard (b) 


die Muthmaßung, der Alabaſter koͤnne wohl vorher ein würflicher Marmor geweſen, 


allmaͤhlig aber durch Verwitterung und Auflöfung dieſer, die eee an ſich 


haltenden Koͤrper, in Gyps veraͤndert worden ſeyn. 
$. 420. 


Ehe ich des Nutzens gedenke den der Alabaſter giebt, und der Oerter wo er 


gefunden wird, ſo muß ich wenigſtens von einigen vorzuͤglichen Alabaſtern re⸗ 
den, die man findet. Ich glaube es werde hinreichen nur einiger zu gedenken, denn 
das folgende Verzeichniß der Oerter, wo ſich Alabaſter findet, wird darthun, daß man 
ein eigen Buch ſchreiben muͤſte, wenn man alle Bruͤche und deren Gattungen. beſchrei⸗ 


2 


ben wollte. Den Vorzug unter allen Alabaſtern behauptet ohnſtreitig der orientali⸗ 


ſche, wegen ſeiner Haͤrte, Durchſichtigkeit, Feinheit und lebhaften Farben. Man 
behauptet, daß die orientaliſchen Alabaſters mehrentheils Kalkartige 


Alabaſter find, Da ich aber derſelben vorher keine Erwehnung gethan habe, fo 


thue ich es jetzo. Nach Herrn Ferbers Briefen aus Welſchland (e) findet man fols 
gende orientaliſche Alabaſter, 1) weiß und durchſichtig, der bisweilen duͤnne parallele 
Milchfarbige Streiffen hat, 2) weiß und durchſichtig, Milchfarbig, 3) Alab. tartarucato 
iſt braun wie eine Schildkroͤtenſchale, kaum halbdurchſichtig, bisweilen geaͤdert oder 
gewaͤſſert, und alsdann ſehr ſchoͤne, wird auch Pietra puruchina genannt, 4) Alab. 
fiorito iſt braun und weiß in abwechſelden Baͤndern dieſer Farben, die ſich mit einander 
parallel, theils in Winkeln, theils Wellenweiſe biegen, und mit parallelbraunen und 


weiſen Linien geſtreift ſind. Bisweilen finden ſich daran kleine ſchwarze Eiſendendriten, 


wie an einigen ſchoͤnen Fußgeſtellen von Bruſtſtuͤcken, in dem Vorſaal des kleinen Haus 
ſes mitten im Garten von Villa Albani zu ſehen iſt. Dieſe morgenlaͤndiſchen Alaba⸗ 
ſter werden am ſorgfaͤltigſten geſucht, und theuer bezahlt. 

Was die occidentaliſchen Alabaſter anlangt, ſo will ich nur einiger gedenken, 
und mich dabey theils der Anleitung des Herrn D. Martini (d) theils des Vorrathes 
des hieſigen herzoglichen Naturalienkabinets bedienen. In der Herrſchaft Baden— 
weiler finden ſich dreyerley Arten von Alabaſter; weiſer einfaͤrbiger, weiſer mit grauen, 
oder auch roͤthlichen Streiffen, und grauer mit röthlichen Streifen. Im Canton 
Bern wird ein weiſer Alabaſter gefunden. Bey Blankenburg bricht ein dunkel⸗ 
grauer. Den Boͤhmiſchen Alabaſter rüßmer Balbinus über die Maſen, er ift 


weiß, roͤthlich und auf mancherley Art melirt. Im Bornthal giebt es am Rieb⸗ 


lings⸗ 

Pe In Nen phyſikaliſchen Beluſtig. 1. Th. 7 62. und Serbers Brieſe aus Welſchland 
623. 258. 

(b) Beytraͤge zur Chymie 1. Th. S. 259. (4) In der allgemeinen Geſchichte der Natur 


(e) Siehe die berliniſchen Samml 6. Band nach Bomariſcher Einrichtung 1. Band S. 718. f. 


Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. a 189 


lingsberge einen dunkelgrauen Alabaſter mit ſchwarzen Spathflecken, einen hellgrauen 
mit weiſen Adern und ſchwarzen Flecken, und jenſeit dieſes Theils am Rodenberge 
einen weiſen halbdurchſichtigen Alabaſter. Im Brandenburgiſchen iſt ein Bruch, 
der weißgrauen Alabaſter lieſert. Der braunſchweigiſche iſt ſchwaͤrzlich weiß und 
grau. Im Erfurthiſchen beſtehet die Unterlage der Schwellenburg aus einem 
ſchoͤnen weiſen Alabaſter die untern horizontalen Schichten des Meßelbergs aber bey 
Tiefengruben, aus rothen grünen und grauen, wovon die zwey erſten vor andern 
am ſchönſten ausfallen, die letzte aber am haͤrteſten iſt. Der rothe Alabaſter von Tie- 
fengruben, hat dunklere Flecken und graue eingmiſchte Flecken, der haͤufig dazwiſchen 
liegende Selenit giebt demſelben einen groſen Glanz, die thonigten gröfern und kleinern 
Lagen aber vermindern die Schoͤnheit. Ein rother Alabaſter mit grauen Adern aus 
dem Erfurtiſchen liegt in dem hieſigen herzoglichen Kabinet. Im Geraiſchen 
bricht bey Dieſchitz und unter Koͤſteritz ein ins Graue fallender Alabaſter. In der 
Grafſchaft Hohenſtein iſt ein beſonders ergiebiger Schatz von Alabaſtern die Ritter 
und Leßer ausführlich beſchrieben haben. Die vorzüglichften die in dem herzog⸗ 
lichen BKabinet zu Weimar liegen find folgende: weiß und grau geadert: weißlich 
mit wenigern oder haͤufigern Flecken: hellgrauer Perlenmutteralabaſter: weiß und grau 
Perlenmutteralabaſter: ganz weiß: grau mit weiſen Strieffen: dunkelgrau: roth und 
weiß: roth und weiß gefleckt: desgleichen mit graulichen Flecken: grau und weiß ftreis 
ſigt: weiß roͤthlich und fleckigt: roth und weiß ſtreifigt: ſchwarz. Bey Jena 
wird der Alabaſter weiß „ mit und ohne rothen Adern, und grau, mit und ohne rothen 
Adern gefunden. In Baͤrnthen zu Siflitz fällt der Alabaſter ins Graue. Im 
Mannsfeldiſchen findet man ſchwaͤrzlich grauen, ohne und mit weiſen Flecken, roth 
und weiſen, und weißgraulichen Alabaſter. Der perfi ſche fälle ſchoͤn weiß und gelb 
aus. Im Schwarzburgiſchen wird er ſchwarz, weiß mit grauen Flecken, hellgrau, 
weißlich mit hellern oder dunklern Aſchgrauen Linien, weißgrau, weiß mit graulichen 
Adern, hellgrau, ganz weiß mit hellern oder dunklern Aſchgrauen Flecken, weißlich 
mit ganz kleinen grauen Flecken, roth mit ſparſam eingemiſchtem weiß, buntfarbig mit 
Aſchgrauen, rothen und weiſen Flecken, weiß mit ſchwaͤrzlichen Flecken, weiß mit ſehr 
hellgrauen Flecken u. d. g. Im Sonderhaͤußiſchen bricht ein vörhlicher Alabaſter 
mit weiſen Adern, ein weiſer mit graulichen Flecken, und ein roth, grün und weißli. 
cher. Im Stollbergiſchen iſt der Alabaſter bald Fleiſchfarben und gruͤn, bald grau 
und weißlich mit quer durchlaufenden Adern, bald weißgraulicht, bald braun und weiß, 
bald weiß und gelblicht, bald hellgrau ſo genannter Fliegenfittiger Alabaſter. Bey 
Studtgard bricht ein ſchwarzer Alabaſter. Im Tyroliſchen zu Fleimbs erſcheinet 
er ſchoͤn weiß. Bey Wendelſtein bricht er geſtreift, und im Wuͤrtenbergiſchen 
bey Ent zweyhingen wird ein ganz durchſichtiger Alabaſter gefunden, „der fuͤr Deutſch⸗ 
land eine groſe Seltenheit iſt. 


8 4 
Ich habe noch des Nutzens zu . der den Alabaſter hat, und der Oerter, 
wo er gefunden wird. Wenn wir die Arbeiten betrachten die uns aus dem Alterthum 


aufgewieſen werden, ſo müffen wir immer daran gedenken, daß es mehrentheis Kalk⸗ 
Aa 3 artiger 


190 Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 


artiger Alabaſter iſt. Inzwiſchen hat unſer eigentlicher Alabaſter ebenfalls ſeine 
Vortheile für den Kuͤnſtler. Man verfertiget daraus Gefimfe, Kamineinfaſſungen, 
Treppen, Säulen, Statuen, Doſen zum Rauch- und Schnupftaback und andere Arbelten. 

Allein es muͤſſen die groͤſern Stuͤcke mehr zur Zierart in den Gebaͤuden, als außer den⸗ 
ſelben in freyer Luft angebracht werden, weil der Alabaſter in freyer Luft der Verwit⸗ 
terung unterworfen iſt. Zu Waſſerbauen taugt er ebenfalls nicht gut. Wenn auch 

gleich der Alabaſter einen feinen Gnps giebt, fo iſt er doch ſelten ſchoͤn und rein genug 

daß man ihn zu Abgieſung kleiner Statuen, oder wohl gar zur Stuckaturarbeit ge. 
brauchen koͤnnte; der gemeine Gypsſtein iſt hiezu weit geſchickter. Ueberhaupt muß 
der Alabaſter als Gyps betrachtet mit vieler Behutſamkeit, und alsdann nur gebraucht 
werden, wenn man ihn vom einen reinen Alabaſter bereitet hat. Was ich von dem 
Gebrauche des Gypsſes bey Schmelzung der Eiſenerze geſagt habe (§. 412.) 
das gilt auch von dem Alabaſter, der bey dieſem Geſchaͤfte einen wahren Schaden nie 
aber Vortheil bringt. Wenn man Alabaſterpulver mit Oel oder Firniß abreibt, ſo 
entſtehet daraus ein dauerhafter Steinkitt, der ſich zu mancherley Arbeit gebrauchen 
laͤſſet (e). 4 f 5 1 


Von dem Nutzen des Alabaſters in der Medicin ſagt das Univerſallexi⸗ 
kon (f) folgendes: in der Arzeney dienet er zur Erweichung und Zertheilung harter 
Geſchwulſten, er ſtillet die Magenſchmerzen, wenn man ihn aͤußerlich auflegt. Er 
kuͤhlet und abſorbiret die ſcorbutiſche Schärfe, welche auf das Zahnfleiſch zu fallen 
pflegt, und befeſtiget die Zähne, wenn man fie damit reibet. Man bereitet auch das 
von in Apothecken die bekannte Alabaſterſalbe (Vnguentum alabaſtrinum) welche 
man aͤußerlich gebraucht wider alle Hauptſchmerzen, auch in hitzigen Fiebern, wider 
die Schlafloſigkeit, doch muß man ſich damit in acht nehmen, und ſie nicht zu Anfang 
des Fiebers appliciren. Dieſem aͤltern Zeugniſſe wollen wir ein Zeugniß eines neuern 
Arztes, des Herrn D. Martini (g) entgegen ſetzen, wodurch die mediciniſche Kraft 
des Alabaſters um ein merkliches verringert wird. In der Arzeneywiſſenſchaft ift bis⸗ 
her der Alabaſter nur wenig in Gebrauch gezogen worden. Doch findet man in den 
Apothecken die Alabaſterſalbe als eine kuͤhlende und lindernde Salbe, die ſonſt wider 
Kopfſchmerzen, auch in hitzigen Fiebern wider die Schlafloſigkeit empfohlen wurde. 
Sie kann aber deſto fuͤglicher vermiſſet werden, jemehr die untergemiſchte Fettigkeiten 
und Oele in den meiſten Krankheiten, wo es nothwendig iſt, frey auszuduͤnſten, die 
Schweißloͤcher zum groͤſten Schaden der Kranken verſtopfen. Im Rothlaufen am 
Kopf und an den Fuͤßen bedienen ſich einige des weiſen Alabaſterpulvers, anſtatt des 
Mehls mit Kampfer vermiſcht, und im blauen Zuckerpappier umgeſchlagen, zur Maͤßi⸗ 
gung der Hitze, und Zertheilung der unter der Haut ſtockenden Feuchtigkeiten. Gebrann⸗ 
tes Alabaſterpulver braucht man unter den Zahnpulvern zu Reinigung der Zaͤhne ꝛc.“ 

en Nach 


Ce) Von dem Nutzen des Alabaſters handeln, Gerhard Beytraͤge zur Chymie 1. Th S. 270. Die 
fraͤnkiſchen Sammlungen 1. St. S. 141. Martini allgemeine Geſchichte der Natur 1. Th. S. 733. f. 

(f) Im erſten Bande S. 898. 

68) Martini am angeführten Orte S. 735. 


/ 
Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 191 


Nach des Herrn Baumers Beobachtung (h) wird der Alabaſter gemeiniglich 
da gefunden wo Gyys iſt, die Floͤtzgebuͤrge aber geben die gewöhnliche Lagerſtaͤdte 
des Alabaſters ab, und er koͤmmt alsdann in einzelnen Floͤtzen, zwiſchen und unter 
Marmorlagen zum Vorſchein, oder er macht ganze Gebuͤrge aus, die mit Sand 
und Letten gemeiniglich bedecket ſind, in denen er zu weilen uͤber zwanzig Lachter hoch an⸗ 
ſtehet, wie Herr Gerhard (i) beobachtet hat. Unter unzaͤhligen Oertern wo Alaba⸗ 
ſter gefunden wird bemerke ich nur folgende, wobey ich aber nicht Buͤrge ſeyn kann, 
ob nicht mit unter Kalkartiger Alabaſter vorkomme? Alatof in der Tartarey, Albis— 
rieden, Aleppo in Aſien, Alto monte im Neapolitaniſchen, Ambonia, Angerburg, 
Arcy, Arnſtadt, Artern, Aſien, Grafſchaft Baden, Badenweiler, Badern, Bam⸗ 
berg, Bisthum Baſel, Belondere im Neapolitaniſchen, Canton Bern, Bettingen, 

> Ber im Canton Bern, Blamflüe, Bochnia, Bornthal, im Baunſchweigiſchen, bey 
Brieg, Caͤrnthen, Cal varia citra im Neapolitaniſchen, Catalonien, Churmark, im 
Culmbachiſchen, bey Dale, Darby, Delſchberg, Dieſchitz, in Egypten, bey Ellrich, 
in England, im Erfurthiſchen, in Erzgebuͤrge, Fichtelberg, Fleimbs, im Fraͤnkiſchen, 
Franche Comte, Frankenhaußen, Frankreich, Freyburg im Fuͤrſtenthum Schweidnitz 
in der Grafſchaft Fuͤrſtenberg, im Geraiſchen, bey Goßlar, Gottesberg, im Graben⸗— 
hagenſchen, bey Gutenthann im Canton Bern, bey Habsburg daſelbſt, Harzberg, 
Harzungen, Haunolsdorf, in Heſſen, im Hildesheimiſchen, Hoͤrningen, Hohenſtein, 
Jena, Ilefeld, Indien, Italien, Katzenſtein, Kelbra, Koͤnigsberg in Norwegen, 
Koͤſteritz, Kohnſtein, Kremlich, Laͤgerberg, Lancaſter, Landek, Lincolushire, im 
Mannsfeldiſchen, bey Münden, Muͤnſingen, Neapolis, Neuland, Niederfachswers 
fen, Norwegen, Nürnberg, Oberſachswerfen, Orient, Oſterrode, Perſien, Peters 
dorf, Petershuͤtte, Pohlen, Prieborn, Rammelsberg bey Goßlar, Regina im Nea⸗ 
politaniſchen, Rieblingsberg, Rotenberg in Heſſen, Rudolſtadt, Sachſen, Schafte⸗ 
lem im Canton Bern, Schatzferd, Schleſien, Schottland, Schwarzburg, Schwe⸗ 
den, Schweidnitz, Schweitz, Stettin in Walliſerlande, Sicilien, Siflitz, Canton 
Solothurn, Sondershaußen, Spanien, Stafford, Steigerthal, Sternberg, Stettin 
im Walliſerlande, im Stollbergiſchen, zu Strasberg im Mannsfeldiſchen, Stuttgard, 
Tartarey, Tettenborn, Tide im Braunſchweigiſchen, Tiefengruben, im Toscaniſchen, 
bey Trepano, Tyrol, Uftrungen, Ungarn, Unterharz, Valentia in Spanien, Vhal⸗ 
berg im Braunſchweigiſchen, Viresberg, Vlotho Vollerra in Italien, Waͤdenſchweil 
im Canton Zuͤrch, Walkenried, Wallis, Walliſerland, Wallrode, Wendelſtein, 
Wieersdorf oder Wiegersdorf, Winliczka, Winsheim oder Windsheim, Würtenberg, 
und im Canton Zuͤrch. Siehe Bruͤckmann Magnalia Dei in locis ſubterraneis P. I. 
©. 13. 19. 20. 26. 41. 43. 46. 47. 55. 77. 94. 96. 132. 352, 182. 186, 187. 188. 228. 
241. 242. 244. 259. 282. 289. 295, 321. P II. S. 10. 18. 19. 22. 43. 96. 100. 101. 
169. 179. 264. 651. 666. 684. 685. 686. 691. 933. 1061. Ritter de Alabaſtris 
Schwarzburgicis S. 10 m. 12. 15. 18. Ritter de Alabaſtris Hohenflein: S. 8. 11. 
Kitrer Oryctographia Calenberg. II. S. 9. 30. Ritter Oryctogr. Goslarienf. S. a3. 
ee e Due Ritter 
cg) Naturgeſchichte des Mineralreichs 1. Th. S. 200. 
(i) Beytraͤge zur Chymie 1. Theil S. 259. 


192 Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 


Ritter Supplementa feriptor. ſuor. S. 9. 25. 28. 37. 47. 103. Baier Oryctogr. 
Nor. S. 15. Linne Syltema naturæ 1768. S. 46. Scheuchzer Naturhiſtorie des 
Schweitzerlandes 3. Theil S. 121. 125. Gerhard Beytraͤge zur Chymie 1. Theil 
S. 258. Martini allgemeine Geſchichte der Natur nach Bomariſcher Einrichtung 
1. Theil S. 718. Kumph amboinifche Raritaͤtenkammer, hoͤllaͤnd: Lib. III. Cap. 79. 
S. 330. Schuͤtte Oryctographia Jenenfis S. 53. 54. der erſten und S. 86. der 
Merkeliſchen Ausgabe. „ erte nA | 


LXXVIIL Der Alabaſtrit. 


FH. 422. 


Gch laſſe den Alabaſtrit unmittelbar auf den Alabaſter folgen, nicht darum, als 
— wenn ich ihn wuͤrklich für einen Gypsartigen Alabaſter hielt, denn dieſer Stein 
gehört, duͤnkt mich, unter diejenigen Steinarten, die wir nicht zuverlaͤßig mehr ken⸗ 
nen; ſondern weil ihn die mehreſten Gelehrten fuͤr den haͤrteſten Alabaſter erklaͤren, 
wenn ſie es gleich nicht beſtimmen, ob ſie den Kalkartigen oder den Gypsartigen Alabaſter 
meynen. Ich werde die verſchiedenen Meynungen der Gelehrten uͤber dieſen Stein 
ſammlen, allein es wird ſich am Ende zeigen, daß wir ehe vermoͤgend ſind zu fagen, 
was dieſer Stein nicht ſey? als zu ſagen, was er ſeye s? Nihhme 

Die Namen, die dieſe Steinart fuͤhret, find folgende. Alabaſtrit. Bood (k) 
ſagt, er fuͤhre den Namen darum, weil die Salbenbuͤchſen, die eben dieſen Namen 
fuͤhrten, aus dem Alabaſtrit waͤren verfertiget worden. Einige haben auch unſern 
Alabaſtrit mit dem Namen des thebaiſchen Marmors belegt, allein wenn es 
richtig iſt, daß der Alabaſter auf den arabiſchen Bergen, und nicht in der Gegend 
von Theben gebrochen wurde, wie Theophraſt vorgegeben hat, ſo faͤllt der Ungrund 
dieſer Meynung um fo vielmehr in die Augen (1). Im lateiniſchen wird er Ala. 
baltrites, Alabaſtrita, und vom Agricola Marmor alabaſtrites genennet. Walle⸗ 
rius hält ihn für eine harte durchſichtige Alabaſterart, und nennet ihn Alabaſtrum 
durius opacum. Bentmann und Scheuchzer, die ihn unter die ſchoͤnſten Gypſe 
oder eigentlichen Alabaſters zählen, nennen den Alabaſtrit Gypſum gleboſum, quod 
marmoris modo nitet et micat. Herr von Bomare nennet ihn Pleudo Alabaſtrum 
und wir werdenſin der Folge ſehen, worauf er dieſe Benennung gruͤndet. Im Sran- 
zoͤſiſchen wird er Alabaftrite und e von Bomare Faux-Alahätre genennet. N 

f 423. | 

Sind über irgend eine Steinart die Stimmen der Gelehrten getheilt, fo ift 
es über den Alabaſtrit geſchehen, daher man auch beynahe nicht weis, was man 
aus dieſem Steine machen, und wohin man ihn rechnen ſoll, Man hat vorzuͤglich 
zweyerley Meynungen. 


Einige 


(k) Gemmar. et lapid. hiſtor. Lib. II. Cap. 268. S. 490. 
(1) Siehe den Caryophyllus von den Marmorn der Alten in den mineralogiſchen Beluſt. 
5. Band S. 260. ; Set 


Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 103 


Einige Gelehrten zaͤhlen den Alabaſtrit unter die Gypsarten, oder 
unter die eigentlichen Alabaſter. Herr von Bomare (m) der unter dem Alabaſter 
nur die Kalkartigen Alabaſter verſtehet, verſtehet unter dem Alabaſtrit die Gypsarti⸗ 
gen Alabaſter, und nimmt unter allen Schriftſtellern, die ſich fuͤr dieſe Meynung 
erklaͤrt haben, das Wort am weitlaͤuftigſten. Er ſagt: die Gypsartigen Alabaſter 
ſind ſelten gefaͤrbt. Sie nehmen ſchwerlich die Politur des Alabaſters an. Man 
nennet ſie Alabaſtriten. An einem andern Orte (n) erklaͤret ſich der Herr von 
Bo mare daruͤber weitlaͤuftiger. Der Alabaſtrit ſagt er, iſt ein Gypsartiger, dichter 
durchſichtiger Stein, welcher gemeiniglich weiß iſt, und durchſichtig wie ein Wachs. 
Er laͤſſet ſich leicht ſchneiden und glätten, er erlangt aber die Feinheit in der Politur 
nicht, die der Marmor hat. Denen Deutſchen macht er den Vorwurf, daß ſie den 
Alabaſtrit, der ſich in den Saͤuren nicht auflöfet , mit dem orientaliſchen Alabaſter ver: 
mengten, welcher Kalkartig iſt. Wir werden in der Folge hoͤren, ob dieſer Vorwurf 
gegründet ſey, und bemerken nur noch, daß Bomare ſagt, man koͤnnte aus dem 
Alabaſtrit Gefaͤße machen, deren Durchſi chtigkeit ſo gros waͤre, daß wenn man ein 
Licht hinein ſetze, daſſelbe wohl drey bis vier Schuhe weit leuchte. 

Die Meynung des Herrn Wallerius (0) iſt der Meynung des Herrn von 
Bomare gerade entgegen geſetzt. Er haͤlt den Alabaſtrit fuͤr einen Gypsartigen Stein, 
aber er ſiehet ihn fir eine Gattung des Alabaſters an, von dem er behauptet, er ſey 
etwas härter und dichter als der Alabaſter, ſey dabey ganz undurchſichtig, im übrigen 
aber komme er ganz mit den andern Abänderungen vom Alabaſter überein. 

Ich fuͤhre noch den Herrn Mylius ( p). fuͤr dieſe Meynung an, der den Ala⸗ 
baſter in zweyerley Arten, in weichen und haͤrtern eintheilet, und fagt, der härtere 
werde Alabaftrites genennet. 

Andere Gelehrten ſetzen den Alabaſtrit unter die Marmorarten, 

oder unter die Kalkartigen Steine. Ich fuͤhre zuerſt den gelehrten Sill (q) an, der uns 

dadurch aus der Verwirrung heraus zu helfen ſucht, daß er annimmt, der Alabaſter ſey 
eigentlich derjenige weiche Stein, der von einer Gypsartigen Subſtanz iſt, und ſich in 
eine Gypsart verwandelt, wenn er verbrannt wird; der Alabaſtrit aber ſey derjenige 
harte Stein, der eine feine Politur annimmt, und deſſen innerer Bau mit der Mars 
morartigen Structur nahe verwandt iſt. Wir ſehen, daß Sill gerade das Gegentheil 
von demjenigen annimmt, was vorher Bomare feſt ſetzte; allein er hat dadurch die 

Schwierigkeiten nicht aufgehoben, ſondern gewiſſermaßen vermehret. Hat man nicht 
auch eigentliche Alabaſters, die nicht Kalkartig ſind, und doch eine ſchoͤne Politur ans 
nehmen? Und iſt das Kennzeichen von der Politur hergenommen nicht uͤberans ſchwan⸗ 
kend, da man eine Menge von Steinarten gleicher Art zuſammen halten muß, um 
1 zu finden, der ſchoͤner oder ſolecher feon ſoll? Was follen die Worte fagen: 


der 
Cm) Mineralogie r. Theil S. 172. Anm. Da 9 92 ſubterranea P. I, Relat, X, 
(n) Dictionnaire d’hift nat. Tom. I. S. 187. S. 7 
(0) Mineralogie S. 69. 040 Ae zum Theophraſt ©. 451. 


Ns cb. Bb 


194 Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 


der innre Bau iſt einer Marmorartigen Structur nahe verwandt? da es bekannt iſt, 
daß unter Marmor und Alabaſter weiter kein weſentlicher Unterſchied iſt, als dieſer, 
daß beym Alabaſter die Kalkerde mit einer Saͤure geſaͤttigt iſt, welches bey dem Mar⸗ 
mor nicht geſchahe. Wir wollen aber annehmen, daß der Alabaſtrit unter die Mar⸗ 
more gehöre, welcher Marmor iſt es nun, dem der Name des Alabaſtrits, gehöre? 
Hill hat alfo die Sache noch in kein Licht geſetzt. 

Herr D. Martini (r) tritt dieſer Meynung auch bey. Nach dem Unterſchiede 
ſagt er, welcher oben unter Kalkartigen und Gypsartigen Alabaſter gemacht, und nach 
dem was ſchon oben vom Alabaſtrit geſagt worden iſt ( } ſcheinet man, meines Erach⸗ 
tens, der Sache wohl am naͤchſten zu kommen, und eine Menge von Widerſpruͤchen 


am gluͤcklichſten beyzulegen, wenn man unter Alabaſtrit Herr Daubentons Kalk. 


artigen, unter Alabaſter aber den eigentlichen Gypsartigen Alabaſter verſteht. Dieſer 

Meynung ſcheinet auch Herr Bertrand (t) ausdruͤcklich beyzutreten, weil er den 

Alabaſter Gypsartig, den Alabaſtrit (u) aber Marmorartig und haͤrter beſchreibt. 
Wir wollen unter den aͤltern Schriftſtellern nur einen Boodt (x) anhoͤren; 


denn Imperati (y) bat weiter gar nichts gethan, als daß er einen Auszug aus dem 
Plinius geliefert hat, von welchem wir nachher hören werden, daß er eigentlich gar 
nichts erklaͤret hat. Boodt aber macht nicht nur einen Unterſchied unter dem Ala⸗ 


baſtrit und dem gemeinen Alabaſter, ſondern er ſagt auch: der Alabaſtrit ſey 
der Alabaſter der Alten, den man ehedem unter die Gattungen des Marmors gezaͤhlet 


habe. Er ſey von dem Marmor nach ſeinem Urtheile durch gar nichts, als durch die 


Haͤrte unterſchieden; denn er ſey weicher als der Marmor, und daher habe er bequem 
zu Salbenbuͤchſen verarbeitet werden koͤnnen. Der Alabaſter ſey ein Gyps, der 
Alabaſtrit aber ein unvollkommener Marmor. 


Ich habe oben die Frage aufgeworfen: wenn der Alabaſter unter die Marmore . 


gehoͤre, welcher Marmor es eigentlich ſey? Herr D. Martini glaubt (2), man gebe 
den Alabaſtrit für diejenige Marmorart aus, die Herr Daubenton Balkartigen 
Alabaſter nennet, die wie ein Tropfſtein 1 1 0 ‚ und durchſichtig iſt. 5 


97. 4 
Herr Profeſſor Vogel (a) der ſi ch in W e Meynung vom Alabaſtrit zur erſten 
Parthey ſchlaͤgt, und denſelben alſo zu einem haͤrtern Alabaſter macht, wuͤnſcht, daß 
der Unterſchied unter dem Alabaſter und dem Alabaſtrit gar aufgehoben werden möchte, 
weil ſich die Graͤnzen der Härte ſchwerlich beſtimmen laffen, indem dasjenige was einem 
hart vorkoͤmmt, dem andern nicht ſo ſcheinen koͤnne. Allein das ſetzet zum voraus, daß 
der Alabaſtrit eben ſowohl Gypsartig ſeyn muͤſſe als der Alabaſter. Da nun dieſes 
aber 
(r) Allgemeine Geſchichte der Natur 1. Baud (u) Gemmiar; et lapid. hiſtor. L. II. Cap. 268. 


> 8 „490. 5 
Daß nämlich die Alten über das Wort (x) Hiſtor. natur. Lib XXVI. C. 9. S. gor. 
Alabaſtrum und Alabaſtrites dunkel redeten, ihre (x) am angefuͤhrten Orte S. 739. vergl. mit 
Nachfolger aber Agricola, Aldrovand und S. 708. 
Boodt ihn zu einem Kalkartigen Steine gemacht (2) practiſches Mineralſyſtem S. 119. 
hätten: Ca) Von den Steinen S. 43. der deutſchen 
(t) Dictionnaire des foſſile T. I. S. 13. Ausgabe Herrn Vaumgaͤrtnero. 


Die dritte Klaſſe von den Gypsartigen Steinen. 195 


aber von andern in Zweifel gezogen wird, ſo iſt jetzo die eigentliche Frage: welches 
iſt der Stein, den man Alabaſtrit zu nennen bar? 

Wenn ſich freylich die Alten ein wenig deutlicher über diefen Stein erklaͤret hät 
ten, fo wuͤrde ſich vielleicht zum Vortheil der einen oder der andern Meynung etwas 
entſcheiden laſſen. Allein es iſt nicht geſchehen; Theophraſt (b) gedenket zwar 

des Steines oed ννονν, aber er ſagt weiter nichts von demſelben als das einzige, 
daß man ihn um Theben herum in groſen Stuͤcken finde. Diodor nennet ihn 
araßeseırns Aıdes, Dioscorides c οεν, Ptolomaͤus Sc, Athe⸗ 
naͤus araßeserrns zreren welche Endigung die Lateiner beybehalten haben; denn 
Plinius und Iſiodorus nennen ihn Alabaſtrites. Nach ihrem Bericht iſt er von 
weiſer Farbe, jedoch interſtinctus varlis coloribus, mit welchem Steine Strabo aer 
rm reid ob colorum varietatem den Synendiſchen Marmor verglichen hat (c). 
Plinius gedenket des Alabaſtriten viermal. Das erſtemal redet er von dem Onyx 
von dem er weiter nichts ſagt, als daß er zu mancherley Gebrauch angewendet, und 
von einigen Alabaſtrit genennet werde. In der andern Stelle ſagt er, daß der Stein 
den die Aegyptier Alabaſtrit nennen zu Gebaͤuden gebraucht wuͤrde. In der drit⸗ 
ten redet er noch am deutlichſten. Er ſagt von dem Gypſe, daß er mit dem Kalk in 
Verwandſchaft ſtehe, der Stein aber, daraus man guten Gyps bereiten wolle, dürfe 
dem Alabaſtrit nicht unaͤhnlich ſeyn (qui coquitur lapis non diſſimilis Alabaſtri- 
tae eſſet debet aut marmoroſo). Ich haͤtte Luſt daraus zu ſchlieſen, Plinius habe den 
Alabaſter zu einem Gypsartigen Steine gemacht, weil er ihn von den Marmorartigen 
Steinen ausdrücklich abſondert. Doch auch dieſes behaͤlt feine Schwierigkeiten, daher 
ich noch der vierdten Stelle gedenke, in welchem Plinius von dem Alabaſtrit redet. 
Er ſagt der Alabaſtrit werde in dem aͤgyptiſchen Alabaſter erzeuget, und ſey weiß 
mit eingemiſchten verſchiedenen Farben. Auch dieſe Stelle ſcheinet denenjenigen das 
Wort zu reden, welche den Alabaſtrit für eine beſondere Alabaſterart erklaren. Ich 
habe vorher bemerket, daß Plinius ſagt, der Stein, den einige Alabaſtrit nennen, 
heiße eigentlich Onyx und ſey Honigfarbig und gefleckt, und andere Schriftſteller, 
die Caryophilus am angeführten Orte hervortreten läßt, befchreiben den Onyx als einen 
bleichgelben Stein, und einige nennen ihn Lapis Onyx, andere Marmor Onyx... Herr 
D. Bruͤckmann (d) folgert hieraus, daß der Alabaſtrit eine wahre Marmorart ſey, 
weil an den Orten, von welchen Plinius bezeuget, daß daſelbſt der Onyx gefunden 
werde, die ſchoͤnſten Marmorarten gebrochen werden. Wenn dieſes iſt, ſo widerſpricht 
ſich Plinius offenbar, welches uͤbrigens bey ihm nichts ungewoͤhnliches iſt. Wir ſind 
alſo noch zu keiner Gewißheit in unſerer Unterſuchung. B 
Wir wollen daher einen neuen Verſuch machen, und die Frage unterſuchen: ob 
die Salbenbuͤchſen die man aus dem Onyx verfertigte den man Alabaſtrit 
j N nn ar a Bb 2 nannte 
(b) Caryophilus von den Marmorn der XXXVII. Cap. X (54-) S. 283, der Muͤlle 
Alten in den mineral. Beluſt. . Band S. 260. f. riſchen Ausgabe. 
Ce) Hiſtor. natur. Lib. XXXVI. Cap 8. (12.) (d) In der Abhandlung von den Edelſteinetz 


S. 246. Lib. XXXVII. Cap. 5. (18.) S. 274. S. 209. der neuern Ausgabe. 
Lib. XXXVI. Cap. 24. (59.) S. 261 und Lib. 


196 Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 


nannte Ralfartig oder Gypsartig waren, und ob die Alten unter Alaba⸗ 

ſter und Alabaſtrit einen Unterſchied machten? Caryophilus hat an den 

mehr angefuͤhrten Orte augenſcheinlich aus Schriftſtellern bewieſen, daß einige den Stein 
daraus die Alten ihre Salbenbuͤchſen machten Alabaſter, und andere Alabaſtrit N 
nennten. Nun kann es moͤglich ſeyn, daß dieſes wuͤrklich zweyerley Steinarten waren, 
da aber die Alten von dem Alabaſter eben ſo unbeſtimmt redeten, als von dem Alaba⸗ 
ſtrit (F. 414.) fo iſt hierinne in der That gar nichts zu entſcheiden; doch glaube ich 
aus einer vorher angefuͤhrten Stelle des Plinius ziemlich wahrſcheinlich dargethan zu 
haben, daß diejenigen der Wahrheit am nächften kommen, die den Alabaſtrit fuͤr eine 
vorzügliche Gattung des Gypsartigen Alabaſters anſehen, daß alſo der Alabaſtrit ein 
Stein ſey, den wir jetzo nicht mehr kennen, und daß man alſo den Unterſchied unter 
2 und Alabaſtrit, nach Herrn Vogels Vorſchlage in unſern Tagen aufheben 
oͤnnte. 5 

Außerdem daß man aus dem Alabaſtrit Salbenbuͤchſen machte, ſo verſichert 

Boodt (e) daß er in der Medicin groſe Heilskraͤfte habe, die ich um ſo viel mehr 
uͤberſchlagen kann, da er dem Alabaſter und dem Alabaſtrit einerley Heilskraͤfte 
beyleget. Man verfertigte daraus auch andere Gefäße, und gebrauchte denſelben for 
gar zu Zierarten an den Gebäuden, zu Säulen und dergleichen, und es ſcheinet übere 
haupt, daß der Alabaſtrit bey den Alten in einem vorzuͤglichen Anſehen geſtanden habe, 
den fie mehr feiner Schönheit und feinem Nutzen, als feinen weſentlichen Beſtandtheilen 
nach beſchrieben, und nicht anders zu beſchreiben Urſache hatten, weil ſie ihn alle kann⸗ 
ten. Denen, welchen er noch unbekannt war, wurde er dadurch kenntlich genug, daß 
ſie ihnen die e en Steinbruͤche bekannt machten, wo er en wurde, und 
das thaten fie auch. 


LX XVIII. Der Gypsſpath. 


F. 425. 


Der Gypsſpath verdienet eben ſowohl unter den Gypsſteinen eine eigene Abhand⸗ 
lung, als es der Kalkſpath unter den Balkſteinen verdienet. Inzwiſchen 
haben ihn doch verſchiedene Mineralogiften keiner eigenen Anzeige gewuͤrdiget, ſondern 
ihn vielleicht mit unter die Gypsdruſen geworfen, da doch nicht ein jeder Spath Druſen⸗ 
artig gewachſen iſt. Man nennet ihn Gypsſpath, weil er einer ſpathigten Natur und 
eines Gypsartigen Weſens iſt. Herr Oberbergrath Gerhard nennet ihn ſchlecht⸗ 
bin Spath. Im Sateinifchen wird er Hatum, Sat hum Gypfeum und vom Herrn 

Gerhard Petra Gypfea lamellofa lamellis rigidis, in igne crepidans genennet, 
Ich verſtehe unter dem Gypsſpathe denjenigen Spath der aus 
Gypstheilen beſtehet, und daher mit den Saͤuren nicht aufbraußet. 
Manchmal findet man bey dem Gypsſpathe noch eine geringe Gaͤhrung, wenn man 
ihn mit den Saͤuren pruͤft, allein ſie iſt niemals e ſtark, als es bey dem Kalkſpathe 
gewohnlich 


(e) Am angefuͤhrten Orte S. 491. 493. f. 


Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 197 


gewöhnlich iſt, und das iſt ein Beweiß, daß die Kalkſpaththeilchen noch nicht gaͤnzlich 
mit der Vitriolſaͤure geſaͤttiget ſind, oder es ſind noch einige Kalktheilchen darunter. 
Herr Woltersdorf (f) ſetzet das zum eigentlichen Kennzeichen des Gypsſpathes, 
daß er mancherley Geſtallten annimmt, mehrentheils weiß iſt, in rhomboidaliſche burch⸗ 
ſichtige Theile zerbricht, und weicher als anderer Spath iſt. Nach des Herrn Ger— 
hards (g) Meynung aber ſoll man die eigentliche Beſchaffenheit dieſes Spathes da⸗ 
rinne ſetzen „ daß er aus ſteifen und harten Blaͤttern beſtehet, und im Feuer kniſtert. 
Wenn einige dieſen Gypsſpath Selenit, oder Marieneiß nennen, ſo iſt dieſes nicht 
zu billigen. Der Selenit iſt zwar ein Gypsſpaͤth, aber nicht ein jeglichen Gyps⸗ 
ſpath iſt Selenit. Verſtehet man unter dem Marienglas aber das eigentliche Ruf 
ſiſche Glas fo gehoͤret daſſelbe gar nicht unter die Gypſe, ſondern unter die Feuerfeſten 
Steine (F. 184. 185. S. 234. f. im 1 Band.). 
a Herr D. Poerner (h) eifert, wie mich duͤnkt mit Recht darwider/ daß ver⸗ 
e Gelehrte den Gypsſpath nur ſchlechthin Spath genennet haben, und in 
den vorigen Zeiten gieng man gar fo weit, daß man unter dem Wort Spath den Gyps— 
ſtein überhaupt verſtund. Herr D. Poerner merket an, daß Gyps und Spath keine 
gleichbedeutenden Woͤrter ſind, da ſich der Spath durch ein faſerigtes, oder blaͤtterigtes, 
oder ſchieferigtes oder eckigtes u. d. g. Anſehen von einem Steine der nicht Spath iſt deut⸗ 
lich genug unterſcheidet. Den Gypsſpath darf man um des willen nicht ſchlechthin Spath 
nennen, weil man auch einen wahren Kalkſpath hat. Ueberhaupt ſcheinet es dieſem 
Gelehrten beſſer zu ſeyn, wenn man die mineraliſchen Koͤrper mehr nach ihrer wahren Na⸗ 
tur, als nach ihrem bloſen Anſehen beſtimmt. Denn ſo wird manche Unrichtigkeit weg⸗ 
fallen, und eine nuͤtzlichere Kenntniß erhalten werden. Nur muͤſten wir die wahre 
Natur aller mineraliſchen Koͤrper kennen, oder uns wenigſtens über dieſelbe mehr ver⸗ 
einigen als es bis jetzo geſchehen iſt. 

Der Gypsſpath iſt bald mehr bald weniger durchſichtig, aber doch allemal ein 
wenig truͤbe und nie ſo helle und rein als viele Kalkſpathe zu ſeyn pflegen. Man muß 
die Urſache davon in ihrer Entſtehung ſuchen. Es iſt zuverläßig, daß eine gewiſſe 
eryſtalliniſche Fluͤß igkeit den erſten Grund zum Gypsſpathe wie zu allen Spathen geleget, 
haben. Dieſes fluͤßige Weſen durchdrang eine zarte Gypserde, oder es iſt auch moͤglich, 
daß ein ſchon bereiteter Kalkſpath, wenn eine vitrioliſche Saͤure hinzukam in einen Gyps⸗ 
ſpath verwandelt werden konnte (1); denn man nimmt ja an, daß aus Marmor Alaba⸗ 
ſter werden koͤnnte. 

Die ausfuͤhrlichſte Nachricht, die ich uͤber den Gypsſpath geleſen habe, iſt aus der 
Feder des Herrn Oberbergrath Gerhard (K) gefloßen. Ich will fie in einem Aus⸗ 
zuge mittheilen. Er behauptet, daß der Gypsſpath durch eine Art der Kryſtalliſation 
aus dem Waſſer entſtanden ſey, dieſes beweiſet nicht nur ihre ganze Beſchaffenheit, 
und die Aehnlichkeit der Re „die man erhält, wenn kuͤnſtliche Gypsſteine aufge» 

B 


b 3 loͤſet 
( 75 Mineralſyſtem S. 18. i (i) Siehe Walch Naturgeſchichte der Ver⸗ 
(8) Beytraͤge zur Chymie S. 266. ſteinerungen 1. Th. S. 13. 2. Th. x. Abſchn S. 77. 


— 5 Allgemeine Begriffe der Chymie 2. B. (k) Am angefuͤhrten Orte S. 270. f. 
226. 


198 Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 


löſet und kryſtalliſirt werden, ſondern man ſiehet es auch daher, daß das bloſe Waſ⸗ 
fer öfters viel von demſelben auflöfen kann, und über dem hat er auch in Alabaſter⸗ 
bruͤchen, durch welche Waſſer hindurch fließt, an dergleichen Stellen Spatharten ge» 
funden. Da indeß die Aufloͤsbarkeit dieſer Steine in dem Waſſer ſchwer von ſtatten 
geht, und die Kalkerde in ihnen ſchon mit der Saͤure geſaͤttiget iſt, fo mag dieß viel⸗ 


leicht der Grund ſeyn, warum man den Spath ſo ſelten in Alabaſter- und Blätter 


ſteinbruͤchen antrift. g U 
Man zaͤhlet unter die Gypsſpathe verſchiedene Gattungen, die ich hernach an⸗ 
fuͤhren werde. Unter ſolchen ſtehen auch der Selenit und der Bononienſiſche 
Stein. Herr Gerhard raͤumet ihnen dieſe Stelle nicht ein, ſondern er behauptet 
vielmehr, daß ſie wegen ihrer gaͤnzlichen Aufloͤßbarkeit im Waſſer zu den Salzen 
ehoͤren. N | 5 
€ Der Gypsſpath kommt gemeiniglich in Ganggebuͤrgen vor, allwo er öfters 
ſehr maͤchtige und ergiebige Gaͤnge macht, doch ſind die Erze, die in ſelbigen brechen 


nicht fo mannigfaltig als in dem Waſſerſteine. Alle Gypsſpathe, wenn wir den aus⸗ 


nehmem, deſſen Blaͤtter von unbeſtimmter Geſtalt ſind, und dergleichen zu Eis dorf 
ohnweit Strigau gefunden wird, phosphoresciren, wenn ſie fuͤr ſich in ofnem Feuer 
gegluͤet, oder auch nach der Marggrafiſchen Methode behandelt werden. In⸗ 
zwiſchen will Herr Gerhard dieſe Phosphore ehe Pyrophoros nennen; denn er hat 
allezeit beobachtet, daß das Leuchten nicht ehe erſolge, als bis der Schwefelleber— 


geruch da iſt, und auch aufhoͤre, ſo bald dieſer Geruch nicht mehr geſpuͤhret wird. 


Faſt alle Gypsſpatharten, auch die durchſichtigen nicht ausgenommen, haben Eiſen⸗ 
theile in ſich, und daher werden viele bey dem Gluͤen roth oder braun. 0 

Alle Gypsſpatharten koͤnnen zum Gyps gebraucht werden, und geben einen ſehr 
ſchoͤnen und feinen Gyps, den man zum Modelliren und Abgieſen vorzüglich gebrauchen 
kann. Wenn ſie aber zu viel Eiſen bey ſich fuͤhren, ſo wird die Farbe unrein und 
ſchmutzig. Beym Schmelzweſen aber kann man den Gypsſpath eben ſo wenig ge— 
brauchen, als den Gypsſtein (F. 412.) und den Alabaſter (§. 420.) weil er die Erze 
verderbet. 5 

F. 426. 

Man hat zu dieſem Spathe verſchiedene Gattungen gezaͤhlet, davon ich 
wenigſtens einige Schriftſteller anfuͤhren will. Herr Woltersdorf ſoll der erſte 
ſeyn (1). Er hat folgende Gattungen, 1) Marienglas, Vitrum Mariæ, Glacies Mariæ 
2) Gypskryſtall, Cryſtallus gypſea, man ſollte aber dieſen Namen umwenden, und 
es Gypſum cryſtalliſatum nennen. Gypſus drufiformis, 3) Federſpath, Spathum 
plumoſum, Alumen Scajole, 4) Gypsblumen, Flores gypfi. Spathum gypſeum 
vulgare. Herr von Cronſtedt (m) hat folgende Eintheilung der Gypsſpathe. I. Rel. 
ner durchſichtiger Gypsſpath, Spathum gypfeum diaphanum, welcher bald ungefaͤrbt 
bald gelblich iſt. II. Schwerer Spath, Marmor metallicum, ı) haldurchſichtiger, Bo⸗ 
logneſerſpath, Spathum Bononienſe, 2) undurchſichtiger Spath, weiß, roͤthlich und 

N der 
(1) Am angeführten Orte 
(m) Verſuch einer neuen Mineralogie S. 25. 


Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 199 


$eberftein. Am allerausfuͤhrlichſten hat uns Herr Oberbergrath Gerhard (n) mit 
den Gattungen des Gypsſpathes bekannt gemacht, er hat zwar hieher auch die Gyps⸗ 
druſen gerechnet, wir wollen ſie aber doch nicht uͤbergehen, weil ich derſelben oben nicht 
gedacht habe (F. 410.). Hier find feine Gattungen, 1) Spath mit Blaͤttern von unbe⸗ 
ſtimmter Geſtalt, der nicht phosphoresciret. Leichter Spath. Spathum lamellis 
amorphis non phosphoraſcens. Spathum leve. 2) Spath mit Blaͤttern von unbe⸗ 
ſtimmter Figur, der phosphoresciret. Schwerer Spath. Spathum lamellisamorphis 
phosphorafeens. Spathum ponderoſum. 3) Spath, welcher in Schuppenartigen, halb» 
mondförmigen Blaͤttern gewachſen. Schuppenſpath. Spathum lamellis ſquamoſis, 
ſemilunaribus. Spathum ſquamoſum. 4) Spath, welcher in runden platten Scheiben 
gewachſen. Scheibenſpath. Spathum lamellis orbicularibus planis. Spathum orbi- 
culare. 5) Spath, welcher in Rautenfoͤrmigen Blaͤttern gewachſen. Rhomboidalſpath. 
Spathum lamellis rhomboidalibus. Spathum rhomboidale. 6) Spath, welcher in recht 
winklichten Wuͤrfeln gewachſen. Wuͤrfelſpath. Spathum cryflallis cubicis rectangulis. 
Spathum cubicum. 7) Spath, welcher in dreyſeitigen Pyramiden gewachſen. Pyra⸗ 
midalſpath. Spathum eryſtallis trigonis pyramidatis. Spathum pyramidale. 8) Spath, 
welcher in dreyeckigen ſtumpf abgeſpitzten Pyramiden gewachſen. Abgeſtumpfter Spath. 
Spathum pyramide trigona, apice obtufa. Spathum truncatum. 9) Spath, fo in 
fuͤnfſeitigen Pyramiden gewachſen. Fuͤnfeckiger Spath. Spathum pyramide penta- 
gona. Spathum pentagonum. 10) Spath, welcher in ſtumpfen recht winklichten vier 
eckigten Säulen gewachſen. Spathum prismaticum parallelepipedum, redtangulum. 
Spathum columnare. 11) Spath, welcher in viereckige Säulen mit einer zweyſeitigen 
ſchmalen Phramide gewachſen. Vierkantiger Spath. Spathum prismate tetrædro, 
pyramide diedra eomprefla. Spathum tetredrum. 12) Spath, welcher in viereckige 
Saͤulen, mit einer dreyſeitigen ſtumpfen Pyramide gewachſen, und deſſen ſchmale 
Seiten gezahnt ſind. Gezahnter Spath. Spathum tetrædrum prismaticum lateribus 
anguſtioribus dentatis, apice triedra truncata. Spathum dentatum. 13) Spath, welcher 
in ſechseckigen Säulen gewachſen, welche ſchief abgeſchnitten find. Sechseckiger Spath. 
Spathum prismaticum hexaedrum oblique obtuſum. Spathum hexagonum. 14) Spath 
welcher in ſechseckigen Saͤulen mit zweyſeitiger Pyramide gewachſen. Salpeterartiger 
Spath. 8 pallum prismaticum hexaedrum pyramide diedra terminatum. Spathum 
nitroſum. 15) Spath, welcher in ſechseckigen Säulen gewachſen, mit einer dergleichen 
abgeſtumpften Pyramide. Kryſtallſpath. Spathum prismaticum hexaedrum pyramide 
hexagona truncata. Cryſtallus. 16) Spath, welcher in vierzehnſeitigen wuͤrflichen 
Kryſtallen, von ſechseckigen Flächen gewachſen. Vierzehnſeitiger Spath. Spathum 

teſſulare decateſſeron planis hexagonis. Spathum decateſſeron. 4 
Herr Rath Baumer (o) beſchreibet einen Iſabellenfarbenen Gypsſpath, der 
in der Grafſchaſt Mannsfeld Neſterweiſe in großen runden Stücken, welche aus 
lauter Keilfoͤrmigen in dem Mittelpuncte zuſammen laufenden Strahlen beſtehen gefun⸗ 
den wird. Im Zerſetzen theilen ſich dieſelben in Keilfoͤrmige Koͤrper, und wenn man 
f dieſe 

In) Am angeführten Orte S. 266. \ 
853 l des Mineralreichs 1. Theil S. 201. 2. Theil S. 132. 


200 Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 


dieſe wieder in die Quere von einander bricht, ſo zertheilen ſie ſich in duͤnne rhomboi⸗ 
daliſche Blaͤtter, welche auf einem warmen Ofen im Dunkeln einen Hesperum abgeben. 
In dem Sohenſteiniſchen aber iſt bey Neuſtadt auf dem Kuhberge ein feiner aus 


über einander liegenden durchſichtigen Blättern beſtehender, und auf einer Alabafter- | 


ſohle ſtehender Spath vorhanden. 


Der Gypsſpath nimmt gar zu gern eine Kryſtallfigur an, und bildet ſich in 


Druſen, in dem Falle pflegt man ihn Gypsdruſe zu nennen, davon ich zu einer 


andern Zeit ſchon geredet habe ($. 410. ). | 


Wie man in dem Kalkſpathe, als in einer Mutter nie Verſteinerungen findet, 


(F. 362.) eben fo geſchiehet dieſes auch aus mehr als aus einer Urſache auch nicht bey 
dem Gypsſpathe. Erſtlich darum, weil er ein Spath iſt, unter welche die Körper 


ſinken, weil er vor ſeiner Entſtehung eine überaus fluͤſſige Maſſe if. Hernach auch 


darum, weil er ein Gypsſpath iſt, wo die vitrioliſche Säure die fremden Körper vers 
zehret. Gleichwohl geſchiehet es oft, daß Conchylien und einige andere Koͤrper ein 
Kalkſpathartiges Weſen annehmen. Vom Gypsſpathe kommen die Beyſpiele weit ſelte⸗ 
ner vor, wovon vielleicht der Grund ebenfalls in der Vitriolſaͤure lieget, welcher die 
Koͤrper, ehe ſie noch Spatartig werden koͤnnen, verzehret. Inzwiſchen hat man doch 
einige Beyſpiele von verſteinten Conchylien, die ſich in einen Gypsſpath verwandelt 
haben. Herr Hofrath Walch (p) beſchreibet uns einen gleichſeitigen Chanuten von 
Algier, der ein rechter feiner Gypsſpath iſt; und ich habe einige Ammoniten aus 
Champagne, welche ebenfalls in einen recht feinen Gypsſpath verwandelt ſind, die 
mit keinen Säuren braußen. Ich werde fie bey einer nahen Gelegenheit ausführ« 
licher beſchreiben. Me 


ERRIR Der Federſpath oder Strahlgyps. 
. §. 427. ha 


Der Federſpath fuͤhret davon feinen Namen, daß er ein Gypsſpath iſt, der aus 


lauter parallel neben einander liegenden Fäden beſtehet, die unter dem Vergroͤße⸗ 
rungsglaſe faſt wie Federn ausſehen. Ich wuͤrde aber gleichwohl auf dieſen Umſtand 
meine Ruͤckſicht nicht nehmen, und ihn lieber Fadenſpath nennen. Der Name Fe⸗ 
derweiß, den unſerm Steine Herr Baumer giebt, iſt zweydeutig; denn dieſer 
gehoͤret eigentlich einem Körper, welcher unter das Geſchlecht der Asbeſte, oder wie 
andere wollen der Amianthe gehoͤret. Der Name Strahlgyps iſt indeſſen der paſ⸗ 
ſenſte, denn die Faͤden dieſes Steines bilden im Bruche betrachtet ordentliche Strahlen. 
Herr von Bomare nennet ihn ſtrahligten Gyps. Die Benennung des Herrn Cron 
ſtedt, faſeriger Gyps druͤckt die eigentliche Beſchaffenheit dieſes Steins ſehr genau 


aus, denn es liegen hier lauter einzelne Faſern neben einander. Herr Gerhard nen⸗ 


net ihn Strahlgyps deſſen Faden parallel neben einander laufen, und unterſcheidet 
ihn dadurch von einem andern fadigten Gypſe den er Aehrenſtein nennet. Er nennet 
8 5 ihn 

Cp) Naturgeſchichte der Verſteinerungen 2. Th. 1. Abſchn. S. 77. 


Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 202 


ihn auch Asbeſtartigen Strahlgyps, weil er dem aͤuſern Anſehen nach betrachtet 
viele Aehnlichkeit mit dem Amtanth hat. Im Lateiniſchen wird er gewoͤhnlich 
Stirium, vom Herrn Gerhard Stirium arbeſtinum, und Stirium flamentis parallelis 
genennet. Einige nennen ihn Aumen plumofum, Federalaun, wegen der Aehnlich— 
keit, die er mit dieſer Alaunart hat, man muß aber beyde nicht mit einander verwech⸗ 
ſeln, und man haͤtte daher auch die Namen vermeiden ſollen. Er wird auch Gypfum 
ſtriatum genennet. Herr von Born nennet ihn Gupfum fbrofum opacum album, er 
iſt aber nicht allezeit weiß. Wallerius nennet ihn Gypfum filamentis parallelis com- 
poftum. Herr Cronſtedt nennet ihn Gypfum fibrofum, und Alabaftrites, unter 
welchem Namen Herr von Linne einen andern gypſichten Koͤrper verſtehet, den er 
Stirium diaphanum ſolubile fibraſum nennet, welches vielleicht eine eigne Gattung vom 
Strahlgyps iſt, der noch nicht ganz mit der vitrioliſchen Saͤure geſaͤttiget iſt, und 
ſich alſo im Aquafort aufloͤſet. Herr von Linne nennet den Strahlgyps Stirium pel- 
lucidum fixum fibrofum, und Marmor fixum flamentis per pendicularibus parallelir. 
Herr Profeſſor Cartheuſer nennet ihn, Inolichus (q) fragmentis indeterminatis; 
Herr Wolters dorf Spatkum Gypfeum fbrofum, und Herr Baumer Inolichur. 
Im Franzoͤſiſchen wird er Gypfe Arie genennet. . 33 Ates 
Wine ene 5 §. 428. N 
Der Strahlgyps iſt unter den Gypſen derjenige, welcher aus lauter gerade 
neben einander liegenden Faͤdern oder Faſern beſtehet. Die Theile woraus er beſtehet ſind 
faſerigt, bald laͤnger bald kuͤrzer und liegen nach einer Richtung genau an einander. Die 
Faden find für ſich betrachtet überaus hell, und ſtehen wie Herr Bomare (r) will bald 
ſenkrecht, oder wagrecht, oder ſchief. Bald ſind die Faͤden groͤber bald duͤnner, bald 
durchſichtig, bald undurchſichtig, daher der Strahlgyps bald durchſichtig bald undurch— 
ſichtig iſt, obgleich der erſte am ſelteſten gefunden wird. Seiner Farbe nach iſt der 
ſelbe weiß, gelb, Flelſchfarben, roth und braun; da er bald Floͤtzweiſe, bald Druͤmmer— 
weiſe bricht, ſo geſchiehet es auch daß er eine ganz ungleiche Staͤrke hat, dergeſtallt daß 
ſeine Hoͤhe bisweilen kaum einen Zoll betraͤgt. Oben und unten wo er entweder an und 
auf Gypslagen, oder in einer bloſen Erdlage liegt iſt er überaus dicht, und man kann 
es auch durch das ſchoͤnſte Vergroͤſerungsglas nicht erkennen, daß er faſerigt iſt. So 
bald er ſich aber im Bruche zeigen kann, ſo iſt ſein faſerigtes Gewebe auch ſo deutlich, 
daß man es ſogar bey den feinſten Faͤdens mit dem bloſen Auge erkennen und unterſchei— 
den kann. Wenn der Bruch noch friſch iſt, fo glänzen die Faͤdens wie ein feiner Glim— 
mer, und wenn man ſie zerreibt und unter das Vergroͤſerungsglas bringt, ſo ſind ſie 
fo durchſichtig und fo hell, wie der feinſte Selenit, oder wie ein reiner Kryſtall. Der— 
jenige, der in thonigten Lagen gefunden wird, hat bisweilen noch einige thonigte 
N HS an .. Theile 
f 4 (9) Der Nahme Inolichus wird gewoͤhnlich von eine andre Steinat uͤbergetragen, oder fie wenig⸗ 
derjenigen Amianthart gebaucht, die man ges ſtens zum Unterſchiede Iolit has gypfeus genenet 
meiniglich Federweiß zu nennen pflegt Es waͤre ‚hätte. 
zu wuͤnſchen, daß man diefe Benennung nicht auf Cr) Mineralogie 1. Theil S. 120. 


2. Th. . | se, 


202 Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 
Theile in ſich, welche zwar die Richtung der Faſern einen Augenblick unterbrechen, die 


aber fo gleich, wenn der eingemiſchte Thon aufhoͤret, wieder in ihre Richtung kommen. 


Herr Profeſſor Cartheuſer () der den Strahlgyps unter den Fadenaͤhnlichen, 
oder faſerigten Steinen hat, hat demſelben ein eigenes Geſchlecht angewieſen, und er 
glaubt dazu ein Recht zu haben, weil ſeine faſerigte ganz eigne Zuſammenſetzung, und 
ſeine groſe Zerbrechlichkeit ihn von allen andern Gypsarten unterſcheiden. Andere, 
welche den Strahlgyps als eine Gattung des Gypſes betrachten, thun auch nicht Unrecht, 
weil er ſich in einen wahren Gyps verwandelt. Im Feuer wird dieſer Stein ſo weiß 
als Kreide, und haͤngt ſich eben ſo wie die Kreide an den Fingern an. 


Da unſer Stein von einigen Federweiß, und von andern Federalaun genennt 


wird, ſo iſt es Pflicht fuͤr mich anzuzeigen, wie man ihn von dem Amianth, wohin 
das eigentliche Federweiß gehoͤret, und von dem Federalaun unterſcheiden koͤnne. 
Herr Rath Baumer (t) ſagt darüber folgendes. Die Faſern des Strahlgypſes find 
viel weicher als die Faͤdens beym Federalaun zu ſeyn pflegen, und ſein Geſchmack iſt 
nicht angreifend und zuſammenziehend auf der Zunge. Die Faſern des Strahlgyp⸗ 
ſes find ſproͤder und zerbrechlicher, als die Faſern beym Amianth. Der wahre Feder⸗ 
alaun loͤſet ſich im Waſſer auf, und das thut der Strahlgyps nicht, nur muß man 
den Federalaun nicht in den Officinen kaufen, weil man daſelbſt gemeiniglich Strahl- 
gyps für Federalaun bezahlen muß (u). Am leichteſten unterfcheider das Feuer 
den Amianth von dem Strahlgyps, in welchem der erſte aushält, der zweyte aber in 
einen wahren Gyps verwandelt wird. Inzwiſchen kann ein geuͤbter Kenner den Ami⸗ 
anth und den Strahlgyps ſogar mit dem bloſen Auge unterſcheiden. 
K 4 ö | 
Die Gelehrten haben von dieſem Strahlgyps verſchiedene Gattungen anges 
nommen. Wallerius (x) hat zwey Gattungen, 1) Amianthartigen Strahlgyps. 
Gypſum ſtriatum filamentis perpendicularibus. Gypſum amianthiforme. Scheuchz. 
Talcum ſtriatum. Woodw. Spathum amiantho ſimile. id. 2). Schieſeralaun. Gypſum 
ſtriatum, filamentis in lamellas compaclis. Alumen ſcajolae. Alumen plumoſum. La- 
pis ſchiſtus albus. Talcum album. Kundm. Alumen ſeiſſile. Herr von Bomare (y) 
hat vier Gattungen: 1) Amianthſoͤrmigen faſerichen Gyps, Eyple ſtrié ſemblable a de 
Tamianthe, 2) faferichten dem Federalaun gleichenden Gyps, oder Federgypsſpath. 
Gypfum plumofum. Gypſum firiatum filamentis in lamellas compactis. Vall. Spathum 
Gypſeum, fibrofum ſubdiaphanum. Woltersd. Inolithus, fragimentis rhomboidalibus, 
aut Alumen ſeiſſile ſpurium. Carth. Alumen plumoſum petreum. Lapis fchiftus albus. 
Spathum Gypſeum plumoſum. Gypſe ſtriè femblable à de! alun de plume, ou Spath 
Gypfeux en plume, 3) Gyps in Strahlfoͤrmigen Scheiben, oder Gypsblumen. Flores 
Gypfi. Spathum Gypſeum radiato-lamellatum. Wolt. Spathum Gypſeum vulgare. 
Gypfe en lames firiees ou fleurs de gypſe, 4) durchſichtigen und dichten faſerigten Gyps. 
Gypfun ſolitum pelluciduun fibroſum. Wall. Gypfe fibreux transparent, et ſolide. 


Herr 
10) Elementa mineralgiæ S. 18. (x) Mineralogte S. 74. 


(t) Hift. nat lapid. pretioſor. S. 139. f. (Y) Mineralogie 1. Theil. S. 180. 
(u) Siehe Bomare Mineral. 1. Th. S. 288. 


Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen 203 


Herr Oberbergrath Gerhard (2) hat nur zwey Gattungen, 1) Strahlgyps deſſen 
Faden parallel neben einander lauffen. Asbeſtartiger Strahlgyps. Stirium fila- 
mentis parallelis. Stirium asbeſtinum, 2) Strahlgyps bey dem die Fäden Aehrenfoͤr⸗ 
mig gewachſen. Aehrenfoͤrmiger Strahlgyps, Stirium particulis aceroſis. Sti- 
rium acerofum. Herr Profeſſor Cartheuſer (a) hat nur zwey Gattungen, 1) Ino- 
lithus fragmentis rhomboidalibus. Alumen ſeiſſile (ſpurium), 2) Inolithus fragmentis 
indeterminatis. Herr von Cronſtedt (b) hat nur zwey Gattungen, ) grobfaſeri⸗ 
gen weiſen Strahlgyps, 2) feinfaſerigen, der zu Andrarum in duͤnnen Lagen zwiſchen 


den Alaunſchiefern liegt. \ 


Als eine befondere Gattung fiehet Herr Oberbergrath Gerhard den Aehren— 
förmigen Strahlgyps an, der die zweyte Gattung bey ihm ausmachte. Er bes 
ſchreibet ihn als eine ſeltene Art, wovon er ein Stuͤck von Riga erhalten habe. Es 
iſt ſelbige weiß, und die Faͤden ſind wie abgebrochen, und ſtehen uͤber einander, und 
einige laufen auch Kreutzweiſe hindurch. Er vermuthet, daß er nur Neſterweiſe breche. 
Vermuthlich meynet Herr Ritter von Linne (c) eben dieſe Gattung, die er Stirium 
baſaltinum, oder Stirium obſcurum fixum, ramentis decuſſatis nennet, und wovon er 
folgende Nachricht giebt. Habitat in Nericia verſus Oerebro, ſupra montium calca- 
riorum ſeriebus. Hoc fingularis lapis eft, et medius quaſi inter varia genera; facies 
lapidis marmorei, fixus vt Gypſum nec efferveſcens, fibris propriis fere ad Stirium 
accedit. Totus ſimillimus eſt ſtipulis ligni excifis, decuſſatim ſparſis, nec arcte poſi- 
tis; quævis ſtipula oblonga, difformis, vtrinque quaſi abrupta, conſtat fibris parallelis 
coadunatis. Herr von Born (d) der dieſen Stein Gypfum fibroſum, fibris abruptis 
rigidis minoribus nennet, ſaget uns, daß er denſelben von Duͤrrenberg in Sachſen 
erhalten habe. Mir iſt dieſe Steinart noch nie zu Geſichte gekommen, ich kann daher 
auch von derſelben keine weitere Nachricht geben. Aber das muß ich nur noch erinnern, 
daß man dieſen Aehrenfoͤrmigen Strahlgyps nicht mit dem eigentlichen Aehren⸗ 
ſteine verwechſeln duͤrfe, der unter die Asbeſte gehoͤret, wovon ich an einem andern 
Orte geredet (e) habe, und den man eben ſo von unſerm Strahlgypſe, wie ich vor⸗ 
her von dem Amianth gezeigt habe, unterſcheiden kann. 


§. 43% 
Ich getraue mir es nicht zu entſcheiden, wie der Strahlgyps entſtehe? aber 
das iſt zuverlaͤſſig, daß außer einer feinen Gypserde noch ein kryſtalliniſches Fluidum 
zum Grunde liegen muß. Waͤre die Gypserde nicht recht fein, ſo haͤtten die Faͤdens 
nicht ſo ſauber werden koͤnnen, und war dabey kein kryſtalliniſches Fluidum, ſo konnten 
die Faͤdens nicht durchſichtig werden. Kamen nun die einzelnen Faſern in eine ſolche 
Lage, daß ſich die Lichtſtrahlen brechen konnten, ſo wurde der Strahlgyps durchſichtig, 


geſchahe dieſes nicht, ſo blieb er undurchſichtig. 
Ce 2 Nach 


(2) Beytraͤge zur Chymie 1. Th. S. 278. (4) Index foſſilium S. 14. 

(a) Elementa mineralogiæ S. 18. (e) In meinem lithologiſchen Reallexicon 
(b) Verſuch einer neuen Mineralogie S. 24. 1. Band S. 18. 

(e) Syſtema naturæ 1768. S. 47. Num, 4. a 


2034 Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 


Nach des Herrn Oberbergrath Gerhards (f) Anzeige kommt der Strahlgyps 


im Saalkreyſe bey Lieskau, Roͤſen, Doelau und im Magdeburgiſchen bey 
Stasfurth und zwar am letztern Orte roth vor, fo wie er auch zu Ruͤders dorf auf 
dem Arnimſchen Berge gefunden wird. Am letztern Orte bricht er Floͤtzweiſe in 
einer thonigten Lage, die zwiſchen den Kalkſteinfloͤtzen vorkommt. In Alabafterges 
buͤrgen ſetzt derſelbe Truͤmmerweiſe durch die Alabaſterfloͤtze hindurch, und er ımterfcheis 
det ſich alſo durch die Art, wie er gefunden wird, von dem Fadenſtein deutlich, ob er 
gleich ebenfalls wie dieſer, und der Spath, aus dem Waſſer entſtanden zu ſeyn ſcheinet. 


Ich ergaͤnze dieſe Erzaͤhlung mit demjenigen, was Herr Rath Baumer ſagt (g): 


auf den Gypsgebuͤrgen pflegt er Druͤmmerweiſe durch die Thon» und Gypslagen durch⸗ 
zuſetzen, welches man an den Erfurthiſchen Gypsgebuͤrgen beſonders an dem Muͤhl— 
berge und Kothenberge ſchoͤn ſehen kann. Wo das gyypſichte Unterlager des 
Aethersbergs gegen Waͤligen ausgehet, wird er mit ziemlich langen Faͤden gefun⸗ 
den. Auf dem Muͤhlberge wird weiſer, gelblicher, hell und dunkelrother durchs 


ſichtiger angetroffen. Ueberhaupt iſt er in den Thuͤringiſchen Gegenden nicht ſelten. i 


Bey Andrarum liegt er in dünnen Lagen zwifchen dem Alaunſchiefer, wie wir 
dorher vom Herrn Cronſtedt gehoͤret haben, und der Herr Ritter von Linne (h) 
giebt uns Nachricht, daß er auch in Norwegen, Oeland, Weſtgothland und 
China zu Hauße ſey. | | 


Dieſer Gypsſpath hat mehr als einen Nutzen. Er giebt zuförderft einen überaus 


ſchoͤnen Gyps, der noch vorzuͤglicher iſt, als der Gyps vom Selenit, man koͤnnte ihn 
alſo zu Stuckaturarbeiten vorzuͤglich gebrauchen. Er laͤſſet ſich auch ſehr bequem zu For⸗ 
men gebrauchen, ſo wie ihn die Goldſchmiede ihre Arbeit damit zu poliren gebrauchen, 
und das iſt die Urſache, warum er insbeſondere Goldſchmiedsſpath genennet wird. 
Daß er auch von den Viehaͤrzten dem Viehe wider das ſogenannte kalte Feuer einge⸗ 
geben wird, nachdem ſie ihn calcinirt haben (1), haben verſchiedene gemeldet. 


LX XX. Der Bononienſiſche Stein. 


§. 431. 


Der Bononienſiſche Stein hat ſich durch feine leuchtende Kraft fo berühmt ges 
macht, daß nicht nur unzaͤhliche Schriftſteller ſeiner gedacht, ſondern ſo gar einige 
ihn in eignen Abhandlungen haben (k). Die Namen, die er führt, find theils von 
dem Orte wo er gefunden wird, theils von der Phosphorescenz, die er hat, und die in 
den vorigen Zeiten eine ſeltenere Erſcheinung war, als ſie jetzt iſt, theils von ſeinen 
Beſtandtheilen hergenommen. Er heißt der Bononienſiſche Stein, weil er bey 
Bologna oder Bononien gefunden wird. Im lateiniſchen heiß er aus eben dem 
Grunde 

(f) Am angeführten Orte S. 279. (x) Es gehören hieher Fortunatus Licetus 
(8) Naturgeſch. des Mineralr. 1. Th. S. 204. Litheosphorus five de lapide bononienſi. Vtini 


(h) Syſtema nature 1768. S. 47. 1640. Chriſt. Mentzel lapis bononienfis in ob- 


(i) Siehe Gerhard J. e. S. 279. f. Baus feuro latens Leipzig 1676. Marſigli de Fos- 
mer de lapidibus S. 139. fero münerali Leipzig 1698. 1702, und andere. 


9. 


Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 203 


Grunde Lapis bononienſir, und wegen feiner leuchtenden Kraft beym Boccone Phor- 
phorus bononienfis. Aldrovand zielete auf feine leuchtende Kraft, da er ihn Lapis 
zlluminabilis nannte; eben deswegen nennen ihn einige Lapis Iucifer, Litheosphorus, 
Phosphorus nativus. Da er in die Sonne oder in den Mond geftellet werden muß, 
wenn er feine leuchtende Kraft äußern ſoll, fo heißt er Spongia folis aut Iunæ, und viel- 
leicht aus eben der Urſache Casciafolanus lapis. Einige nennen ihn auch Chryfolapis 
xeüsos das Gold und lapis der Stein, weil er ein Stein iſt, der einen Goldfarbenen 
Schein von ſich giebt. Wallerius nennet ihn Gypfum irregulare lamelloſum calci- 
natum in tencbris lucens, der Ritter von Linne Muria lapidofa [patofa aggregata 
tenticularis centricofo-ffilis fubeffervefcens, und ein andermal Stannum fpati. Herr 
Profeſſor Cartheuſer nennet ihn Calcareus ſubedaphanus fragmentis tunicatis. 
Boccone Petra lucida bononienfis, und Bomare Gypfum phosphorefcens. Im 
Franzoͤſiſchen wird er Pierre de Boulogne und vom Herrn von Bomare Gypfe phor- 
phorique, im Sollaͤndiſchen aber Bononifche Steen genennet. 


. 432. 
Der Bononienſiſche Stein iſt ein kleiner weißgrauer Stein, von 
ungleicher Flaͤche, ſchwefelichten Theilen, nicht allzuveſter Materie, und 
ſchwerer als er ſeiner Groͤſe nach ſeyn ſolte, der an vielen Orten einen 
ziemlichen Glanz hat. Er iſt nicht ganz undurchſichtig, ſagt Herr Profeſſor Vo⸗ 
gel (1) und beſtehet bald aus faſerigten, bald ungeftreiften Blaͤttchen, die eine weiß⸗ 
lichte, oder graue Schale über ſich haben; er iſt mehrentheils elliptiſch, und ohngefehr 
ſio groß wie ein Huͤhnerey, doch aber auch groͤſer und kleiner; er iſt weicher als faſt alle 
andere Arten vom Spath, er brauſet mit keiner Säure, obwohl verſchiedene Schrift⸗ 
ſteller ſolches bejahen. Beym Calciniren ſpringt er in Stuͤckchen, und wird bruͤchicher; 
im heftigen Feuer zerfaͤllt er in eine Art eines Gypſes, nach dem Brennen giebt er einen 
ſtinkenden ſchweflichten Geruch von ſich, und das darauf gegoſſene Waſſer brauſet mit 
Saͤuren, praͤcipitirt des Bley, das Silber den Vitriol und den Sublimat, welcher 
zugleich ſchwarz davon wird; in Vermiſchung mit einem Flußſpathe koͤmmt er in Fluß, 
mit Marmor aber oder Kreide fließt er nicht, ſondern bleibt bruͤchig und locker zuruͤck; 
woraus erhellet, daß der Stein dem Gypsſpathe am naͤchſten kommt. Einige Arten 
ſind weniger, andere, welche durch und durch dunkler und ſchwaͤrzer ſind, und einen 
breiten Mittelpunct haben, über dieſes auch einen heftigen Geſtank von fich geben, ganz 
und gar nicht zum Phosphoresciren füchtig, die beſten aber find die laͤnglich runden, 
gedruckten, Linſenfoͤrmigen, reinen ungeſtreiften, die eine weißlichte Schale haben, in 
der Mitte eine Vertiefung zeigen, und durchſichtig und ſchwer ſind. 

Urueeberhaupt iſt der Bononienſiſche Stein nicht allemal rein, und von frem⸗ 
den Zuſaͤtzen frey. Es geſchiehet ſogar, daß mit dieſem Steine andere Steine vermiſcht 
ſind. Es iſt beſonders einer, der wie Strahlen ausſieht, und der Gypsartig zu ſeyn 
ſcheinet, welcher oft mit dem beſten Bononienſiſchen Steine vermiſcht iſt, ſo daß 
man ihn nicht davon trennen kann. Man findet aber doch auch reine Bononienſiſche 
Steine, aber ſehr ſelten, und man rechnet hieher diejenigen, welche nur eine duͤnne 

i Ec 3 weiſe 

(1) Practiſches Mineralſyſtem S. 161. f. 


206 Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 


weiſe oder dunkle Schale oder Rinde um ſich haben, wenigſtens ſind das diejenigen, welche 
die medrefte leuchtende Kraft haben (m). f 5 N 
Das woruͤber ſich die Gelehrten am wenigſten vereinigen koͤnnen, iſt das Ge⸗ 
ſchlecht, wohin der Bononienſiſche Stein gehoͤret. Die gemeinſte Meynung iſt 
dieſe, daß er unter die Gypſe gehöre und daß er ein Gypsſpath ſey. Dieſe Mey⸗ 
nung haben außer dem vorher angeführten Herrn Leibarzt Vogel, Wallerius (n) 
und Cronſtedt (o) gethan. Herr Baumer (p) verſichert, daß ihn Herr D. Men⸗ 
zel, der ſich in der Gegend, wo er geſammlet wird lange aufgehalten hat, fuͤr einen 
Gypsartigen Stein halte, und daß daſelbſt ganze Gypsgebuͤrge befindlich waͤren. 
Herr Hrofeſſor Pott geſellet ſich auch zu dieſer Klaſſe (q) und beweiſet, daß er nicht 
unter die Kalkſteine gehoͤre, weil er mit den Saͤuren nicht brauſe; nicht unter die 
Bieſelſteine, weil er am Stahl kein Feuer ſchlage, und weil er weicher fey als die 
mehreſten Spatharten; nicht unter die Flußſpathe, weil er mit Kreide und Marmor 
vermiſcht nicht flieſet, da doch derſelbe mit Flußſpath vermiſcht in einen Fluß uͤbergehet. 
Die Gründejaber, warum ihn dieſer geſchickte Scheidekuͤnſtler unter die Gypſe zehlet, 
wollen wir hernach anführen, Herr Sill (r) hat ihn auch unter den Gypſen. Herr 
Marggraf, deſſen Verſuche, die ſehr entſcheidend ſind, wir unten anfuͤhren werden, 
bewieß dadurch unwiderſprechlich, daß dieſer Stein aus einer Vitriolſaͤure, und aus 
einer kaliſchen Erde beſtehe, und das ſind ja die Beſtandtheile der Gypsſteine. Außer⸗ 
dem fand er noch: einmal, daß der Bononienſiſche Stein beym ſtaͤrkſten verſchloſſe⸗ 
nen Feuer, das vier Stunden angehalten hatte, weder ſeine Farbe noch ſeine Schwere 
verlohren hatte: hernach fand er auch, daß der Bononienſiſche Stein nach verſchloßen 
geſchehener Calcination nicht leuchtet, da er es doch thut, wenn er mit Kohlen oͤffent— 
lich calciniret wird. Daß auch der Verfaſſer der allgemeinen Begriffe der Chymie (1) 
unſern Stein zu den Gypſteinen zehle, das erhellet daher, weil er denſelben unter die 
ſelenitiſchen Spathe rechnet. . ” u 
Dies ift die gemeinſte Meynung über das Geſchlecht, wohin der Bononienſiſche 
Stein gehoͤret. Andere Gelehrten haben daruͤber andere Meynungen. Herr Wol⸗ 
tersdorf (t) zaͤhlet ihn unter die Flußſpathe, und behauptet, daß ihm feine Phos- 
phorescenz nicht eigentlich zukomme, ſondern daß ein jeder gemeiner Flußſpath, auch 
der Wurzelſpath eben dieſe Eigenſchaft, nur in verſchiedenen Graden haͤtten. Auch 
Herr Henkel wirft ihn unter die Flußſpathe, weil beyde gleiche Schwere unter einander 

haben. Herr Profeſſor Pott aber antwortet (u), daß dieſes ſchwer zu erweiſen, und 
wenn es auch richtig waͤre kein entſcheidender Grund ſey. Herr Pott beweiſet aber, 
daß dieſer Stein kein Flußſpath ſeyn koͤnnte, weil er nicht flieſet, wenn er mit Kreide 
oder Marmor vermiſchet wird, ſondern locker zuruͤcke bleibt, und weil er, wenn er mlt 
gleich 


(m) Siehe Marggrafs Abhandlung von den (p) Naturgeſch. des Minerale. 1. Th. S. 204. 
Steinen, die nach der Caleination leuchtend wer⸗ (g) Erſte Fertieeung der Lithogeognoſie S. 36. 
den; in den mineral. Beluſt. 3. Band O. 272.f. (r) Foſſils S. 47. 
und das Univerſallexicon 4. Band O. 653. CL) Im dritten Bande S. 31. f. 

(n Wineralreich S. 75. (t) Mineralſyſtem S 47. 

(o) Verſuch einer neuen Mineralogie S. 25. (u) Am angeführten Orte. 


Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 207 


gleich ſchwerem wirklichen Flußſpath vermiſcht wird, in einen Fluß gehe. Es wird 
aber gleich mit gleich naͤmlich aͤchter Spath mit aͤchtem Spath vermiſcht, auf keine 
Weiſe zuſammen ſchmelzen. 


Daß König den Bononienſeſchen Stein eine Speciem fubahernam des Talks 

genennet und ihn folglich in einige Verwandſchaft mit dem Talke geſetzt habe, das hat 
uns Herr Profeſſor Pott am angefuͤhrten Orte berichtet. Allein, da er ſich im Feuer 
wuͤrklich calciniren laͤſſet, wo der Talk keine Veraͤnderung leidet, ſo kann dieſe Mey⸗ 
nung nicht richtig ſeyn. . nn | 


Lemery behauptete, daß der Bononienſiſche Stein durch die Caleination in uns 
geloͤſchten Kalk verwandelt werde, und Herr Profeſſor Cartheuſer (x) hat ihn wirk— 
lich unter die Kalkſteine gezehlet. Allein er brauſet ja mit den Saͤuren niemals, wenn 
er rein iſt, und wenn er, wie es oft geſchiehet unreine Theile hat, ja aufbraufen ſolte, 
ſo koͤmmt dieſes von fremden Theilen her, die nichts beſtimmen koͤnnen. 


Der Herr Ritter von Linne (y) hat unſern Stein unter die Salze und zwar 

unter die Muria geſetzt, und eben das hat der Herr Oberbergrath Gerhard (2) gethan, 

der den Grund angiebt, daß er ſich im Waſſer, wie alle Salze, gaͤnzlich aufloͤſen laſſe. 

Solte aber der Schluß ohnfehlbar ſeyn: alle Salze loͤſen ſich im Waſſer gaͤnzlich auf, 

was ſich alſo im Waſſer gaͤnzlich aufloͤſen laͤßt, das gehoͤret unter die Salze. Kein 

Salz, man erlaube mir dieſen Schluß, laͤßt ſich in Gyps verwandeln, alſo gehoͤret 
der Bononienſiſche Stein nicht unter die Salze. 

Einige ſind gar auf die Vermuthung gefallen, der Bononienſiſche Stein 
könne ja auch wohl eine Verſteinerung ſeyn. Herr Bertrand (a) ſetzet ihn 
unter die Holothurier, welche er für das Original der Belemniten hält. Hier find 
ſeine Worte: der Bononienſiſche Stein iſt vielleicht ebenfalls eine Verſteinerung einer 
Art Solothurier oder eines weichſchaaligen Thiers aus dem Geſchlecht des Volvax. 
Er iſt eine Zuſammenſetzung von Blaͤttern, deren faſeriges Gewebe ebenfalls organiſch 
geweſen zu ſeyn ſcheinet. Er iſt mit einer Art von Haut uͤbergezogen. In den 

Saͤuren macht dieſer Stein ein Aufbrauſen und verbreitet einen ſtinkenden Schwe— 
fel⸗ oder Urinartigen Geruch, wie die Belemniten. Die Belemniten, koͤnnen 
durch die Caleination ebenfalls, wie die Bononienſiſchen Steine eine leuchtende Eigen⸗ 
ſchaft erhalten, aber eine ſchwaͤchere, und nur erſt nach vielen und mit groſer Sorgfallt 
wiederhohlten Calcinirungen. Einer wie der andere haben oft einige Durchſichtigkeit. 
Schon lange vor dem Herrn Bertrand hat Ceppeler (b) dieſe Meynung vorgetra⸗ 
gen, der, wenn er von den Solothuriern redet, anmerket, daß man fie im Stein⸗ 
reiche überaus ſelten finde, es ſey denn, daß man den Bononienſiſchen Stein nicht 
ohne Gründe hieher rechnen wollte. 


Endlich 
(x) Elementa mineralogiæ S. 23. (b) Epiſtola ad Scheuchzerum S. 12. Dieſer 
(y) Syſtema naturæ 1768. S. 99. Brief iſt in Scheuchzer Sciagraphis lithologica 


(2) Beptraͤge zur Chymie 1. Th. S. 277. eurioſa befindlich. 
(a) Dictionaire des foſſiles Tom, I. S. 68. 


208 Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 


Endlich haben ſich auch Einige gefunden, die in dieſer Sache gar nichts ent- 
ſcheiden wollen. Hieher gehoͤret Herr von Bomare (c), der ihn unter die ungemife 


ſen kryſtalliniſchen Steine geſetzt hat. 


F. 433. ee m 
Ich habe es ſchon geſagt, daß die mehreften Stimmen der Gelehrten dahin gehen, 


daß der Bononienſiſche Stein ein Gypsſtein ſey, welches auch die ehhmiſchen 
Verſuche mit dieſem Steine deutlich genug erweiſen. Herr Profeſſor Pott (d) hatte 


bey feinen Bemühungen folgendes beobachtet. Bey maͤßigem Caleinirfeuer wurde er 
bruͤchiger, und zerſprang zum Theil in Stuͤckchen, er lies ſich ziemlich leicht von ein⸗ 
ander brechen, aber er behielt doch an dem zerbrochenen Orte ſeinen Glanz beſſer als 


der Gypsſtein; bey einem heftigen Feuer zerfiel er, und ſtellte zwar nie einen vollfoms 


menen weiſen Gyps dar, aber er kommt doch demſelben ziemlich nahe. Der Bono⸗ 
nienſiſche Stein mit gleich ſchwer Kreide und Flußſpath vermengt, floß zuſammen, und 
das Productum war graufaͤrbig. Endlich, wenn gleich viel bononienſiſcher Stein 


mit calcinirtem Borax vermiſcht wurde, ſo ſchaͤumte es erſt im Feuer ſehr hoch in die 
Hoͤhe, ſetzte ſich aber endlich im Tiegel, und wurde ein glaͤnzendes gelbes Glas, auf 
welchem eine weiſe Rinde ſtund. Eben ſo verhaͤlt ſich der Gypsſtein, und es folget 
daraus, daß der Bononienſiſche Stein ein Gypsſtein, oder doch wenigſtens mit dem⸗ 
ſelben gar nah verwandt ſey. Herr Wallertus (e) der ſich in Anſehung der chys 


miſchen Verſuche auf die Comment. Academiz Bononienſis S. 186. beruft, meldet 


folgendes: die Lauge, welche man von und nach dieſen calcinirtem Steine macht, 
pracipitirt des Mercurius ſubblimatus Solution ſchwarz, praͤcipitirt auch gleicher 
Geſtalt die Bley Silber -und Vitriolſolutionen; gaͤhret mit allen ſauren Geiſtern 
auf, hat dergleichen Geruch und Geſchmack, als wenn man Operment, ungeloͤſch⸗ 
ten Kalk und Waſſer vermiſcht. Hieraus ſchlieſet man, daß in dieſem Steine, außer 
den alcaliſchen und ſchwefelhaften Weſen, auch etwas arſenikaliſches zu finden ſeyn 


muſſe. Das letztere will Herr Pott am angeführten Orte nicht eingeſtehen. Er 


meynet, daß man daraus allzu fruͤhzeitig ſchluͤſſe, und allzu unreif, weil es nicht 
zu beweiſen ſtehet: hingegen findet ſich der Geſchmack und Geruch von faulen 
Eyern bey einem jeden gut gebrannten Gyps, wenn er mit Waſſer angemacht wird. 
Herr Director Marggraf (f) fand durch folgende Verſuche, daß der Bononienſiſche 


Stein, wie der Gypsſtein aus einem Vitriolſauer und aus einer kaliſchen Erde be. 


ſtehe. Er gab dem in Stuͤcken von der Groͤſe einer Erbſe zerbrochenen Bononienſiſchen 
Steine, der in einer Retorte verwahret war, das ſtaͤrkſte Feuer, und hielt bis vier 
Stunden an. Es gieng aber keine Fluͤſſigkeit über, Farbe und Gewicht verlohren 
nichts. Er ſetzte alsdenn was brenbares dazu. Zu klar geſtoßenem Bononienſichſchen 
Steine that er klar geſtoßene Kohle, und da dieſes in einer Retorte verwahret war, fo 
wurde das Feuer nach und nach ganz heftig gemacht. Hier fand er in der Vorlage 
etwas flüchtigen Schwefelgeiſt und ungefähr zwey Gran wahren Schwefel in dem Halſe 
’ der 
ce) Mineralogie 1. Thell S. 186. (f) Memoires de l’Acad. de Berlin 175 
(d) Erſte Fortſetzung der Lithogeognoſie S. 37. S. 144. f. Hamburgiſches Magazin 12. Band 
(e) Mineralogie S 73. S. 535. f ſonderſich S. 537. ff. 


7 


7 


: Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 209 
der Retorte. Das Ueberbleibſel in der Retorte war braunroth, und gieng mit den 
Säuren in ein ſtarkes Aufbrauſen. Es war dabey ein Schwefelgeruch, aber es ent⸗ 


zluͤndete ſich nicht. Ferner vermiſchte Herr Marggraf reines kaliſches Weinſteinſalz 


mit noch eimal ſo viel Bononienſiſchen Steine, und das wurde in einem Schmelztiegel 


eine Maſſe von einem mittelmaͤßigen Fluſſe. Er ſties dieſe Maſſe und zog alles Salz 


mit kochendem Waſſer aus, und ſetzte ſie zur Kryſtalliſirung hin. Hierdurch bekam 
Herr Marggraf ein Salz, welches dem vitrioliſirten Weinſtein ganz gleich war. Es 
war ein wahres und reines vitrioliſirtes Weinſteinſalz, das aus dem mit dem Bono⸗ 
nienſiſchen Steine vermiſchten Vitriolſauren und dem Feuerbeſtaͤndigen kaliſchen Salze 
des Weinſteins beſtehet. Herr Marggraf machte noch einen Verſuch mit gereinigtem 
Salpeter, und fand eben dieſes. Er zohe fo gar das Salz durch das Kochen im Waſ—⸗ 
fer aus, und es blieb ihm kein Zweifel übrig, daß in dem Bononienſiſchen Steine ein 
Vitriolſaures war. Die zuruͤckgebliebenen Erden brauſeten freylich, welches ſonſt dieſer 
Stein nicht thut; allein Herr Marggraf konnte dieſe Erden auch wieder in ihre vorige 
Geſtalt verwandeln, welche ſo gar wieder im Fuͤnſtern leuchteten, nachdem ſie vorher 
caleinirt waren. Man muß aber dieſes bey unſerm Schriftſteller ſelbſt nachleſen. 


N ? 434 
Was dieſen Stein fo berühmt macht, das ift feine leuchtende Kraft, die er 


hat, wenn er gehörig zubereitet wird. Ueber diefe Zubereitung haben die Gelehrten 


manche Methoden angegeben, von welchen ich wenigſtens einige wiederhohlen will. 
Kayßler (g) hat hievon folgendes. Vermittelſt einer ſonderbaren Calcination, be 
koͤmmt dieſer Stein die Eigenſchaft, daß er am hellen Tageslichte in wenig Minuten 
ſo vielen Schein und Licht gleichſam in ſich ſauget, daß er hernach im Finſtern acht 
bis funfzehn Minuten lang, als eine gluͤende Kohle, wie wohl ohne empfindliche Waͤrme 
leuchtet. Dieſes kann man, ſo oft es gefaͤllig iſt wiederholen, und es iſt genug, wenn 
der Stein nur an die helle Luft geleget wird, ohne in die Strahlen der Sonne zu kom— 
men, weil dieſe ihn gar zu ſehr calcinirt, und er hernach leichtlich zerfaͤlt. Wenn der 
Stein ſehr gut iſt, ſo iſt der Schein eines brennenden Lichtes, hinlaͤnglich, ſein 
verborgenes Licht in Bewegung zu bringen; der Mondſchein giebt ihm keine Kraft. 
Er behält auch fein Licht, wenn er in Waſſer gelegt wird. Er behaͤlt dieſe Eigenſchaft 
drey bis vier Jahre, nach deren Verlaufe man ihn aufs neue calciniren kann, wiewohl 
er niemals den hellen Schein vollkommen wieder erhaͤllt, welchen er nach ſeiner erſten 
Zubereitung gehabt hat. In dem vierten Artikel des Monats Jenner im 1666. Jahre 
von den Adtis philoſophicis der engliſchen Societaͤt wird gemeldet, daß nur ein 
einziger Geiſtlicher die Kunſt gewuſt habe, dieſe Steine zubereiten, und ſey das 
Geheimniß mit ihm abgeſtorben. Allein dieſer vermeynte Verluſt, iſt durch Som— 
berg, einen berühmten deutſchen Naturkuͤndiger glücklich erſetzet worden. Nachdem 
dieſer Gelelehrte von feiner italiaͤniſchen Neiße, eine Menge ſolcher Steine zurück ges 
bracht, und zwey hundert derſelben auf fo mancherley Weiſe calciniret, daß er endlich 
die 
(5) In ſeinen neueſten Reiſen S. 982. f. 

2. Th. D 


210 Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 


die rechte getroffen, mit welcher es ſich folgender geſtallt verhaͤtt Man ſchabt den Stein 
rings herum, bis er allenthalben dem glaͤnzenden Talke aͤhnlich ſiehet. Darauf netzet 
man ihn in Brantewein, verhuͤllet ihn gleichſam in einen Teig oder eine Cruſte aus Puls 


ver von andern, und zwar den beſten Steinen dieſer Art, calcinirt ihn ſodann uͤber dem 
bloſen Feuer, eder in einem kleinen Ofen, und nimmt endlich das Pulver, welches 


ſich an den Stein gehaͤnget hatte, wieder herab. Beyde geben, wenn ſie aus der 
freyen hellen Luft in das Fuͤnſtere gebracht worden, einen Schein von ſich. Das Puls 
ver ziehet nicht weniger dergleichen Glanz an ſich, wenn es in einem wohl verwahrten 


und verſtopften Glaſe an die Luft geſetzt wird, machet auch die Bilder und Buchſtaben, 


die damit vorher beſtreuet worden, glänzend. Bey feiner Verfertigung iſt zu beobach⸗ 


ten, daß man es in einem metallenen Moͤrſer ſtoße, und nicht im Glaſe, Marmor 


oder andern Steine, weil ſolches der Kraft des Phosphorus Nachtheil bringet. Vor 
andern ſind die Moͤrſer aus Eiſen bey dieſer Gelegenheit ſchaͤdlich, wie ſolches der pari⸗ 


ſiſche Medieus Nicolaus Kemerp in feinem Cours de Chymie anmerket, woſelbſt 


er die jetzt angefuͤhrte und ihm vom Homberg mitgetheilte Manier der Calcination 
mit mehrern beſchreibt, auch einen dazu ſehr dienlichen Ofen angiebt. Man hat Herrn 
Bayßler verſichert, daß wenn der Stein über den Kohlen caleinirt wird, wobey man 


ihn oftmals umwenden muß, nichts gefährlicher ſey, als wenn man mit dem Kopf uͤber 


den aufſteigenden Dampf komme. a 


Auch Bircher (h) giebt uns von der Art, den Stein zu caleiniren Nachricht. 


Wenn er ganz rein und gut iſt, ſagt Kircher, fo wird er blos in dem Ofen wohl 
durchgluͤet, wenn er aber unrein iſt, ſo zerſtoͤßt man ihn zart, bringt ihn mit Eyweiß, 


Leinoͤhl oder auch nur mit gemeinem Waſſer in einen Teig, und wenn dieſer nach dern 


erſten Caleination noch nicht leuchtet, ſo wiederholt man dieſelbe ſo lang, bis es die 
geſuchte Wuͤrkung thut, welches man daran erkennet, wenn ſich an dem calcinirten 
Steine hin und wieder einige Tropfen, wie ein Thau zeigen. Wenn es nun damit fo 
weit gekommen iſt, legt man den zubereiteten Stein in ein beſonderes dazu verfertigtes 
Kaͤſtchen, und wenn man denn feinen Schein beobachten will, fo muß er mit feinem 
Kaͤſtchen eine Viertheilſtunde in die Sonne, oder wenn dieſe nicht ſcheint an das Licht, 
oder des Nachts an ein ſtarkes Feuer, oder an eine angezuͤndete Fackel geſtellet werden. 


= 


Die Methode des Pelier hat Herr Leibarzt Vogel (i) wiederholt. Es wird N 


der Stein auf zweyerley Art calcinirt. Mach der erſten zerſtoͤßt man ihn zu zarten 
Pulver, und gluͤet ihn ſodann in einem Schmelztiegel mit ſehr ſtarkem Feuer. Nach 
der zweyten wird der gepülverte rohe Stein mit Waſſer oder mit Eyweiß zu kleinen 


Küchelchen von der Groͤſe eines Thalers formirt. Dieſe laͤßt man austrocknen, legt ſie 


Schichtweiſe in einen Windofen, fo daß zwiſchen jeder Lage eine Schicht Kohlen Hegr, 
nud calcinirt ſie mit ſtarkem Feuer vier bis fuͤnf Stunden lang. Wenn hierauf der 
Ofen erkaltet iſt, nimmt man fie heraus. Sollte die erſte Caleination nicht hinreichend 
ſeyn, welches man daraus erkennen kann, wenn die Steine nur wenig Licht in ſich 

ziehen 


(h) Ars magna lucis et vmbræ Siehe die Onomatoſogle 2. Band S. 269. 
(i) Pharmac, Spagyr. Lib. II. Cap. 27. Siehe Vogels practifches Mineralſyſtem S. 163. 


Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 21 


ziehen, ſo ſchreitet man auf ſchon gemeldete Art zur zweyten, und wenn es noͤthig iſt, 
auch zur dritten. 91 eee, Dig, 
Die vorzuͤglichſte und ſicherſte Methode hat uns der Herr Director Marg⸗ 
graf (k) gelehrt. Der untere Theil des Ofens, auf welchem man den Roſt legt, 
muß ſechs Zoll hoch ſeyn; die beyden Thuͤren, die man einander gegen uͤber darein 
macht, und die dazu dienen, daß die Luft hineinſtreichen kann, muͤſſen vier Zoll hoch 
und drey breit ſeyn; und der mittlere Theil des Ofens, wo man die Steine hinlegt, 
nebſt den abgeſchnittenen Theilen muͤſſen vollkommen die Hoͤhe eines Fußes haben. 
Das Dach oder die Decke des Ofens kann flach, oder wenn man will zum Theil ges 
woͤlbt ſeyn. Der Roſt, der nothwendig in dieſem Ofen erfordert wird, kann von 
Meſſing, Eiſen, Stahl, Kupfer oder Thon ſeyn, nur darf der Roſt nicht zu enge 
ſeyn. Der Ofen kann von einem bequemen Thon, oder von Eiſenblech ſeyn, und man 
kann ihn inwendig mit thonigtem Leimen ausfuͤttern. Ueberhaupt kann ein jeder Ofen, 
durch welchen die Luft frey ſtreichen kann, zu dieſer Arbeit dienen. Man nehme nun, 
ſo viel man fuͤr gut beſinden wird, von dieſen Bologneſiſchen Steinen, die wohl ausge— 
ſucht ſeyn muͤſſen; die beſten darunter ſind die ſchwerſten, die man am leichteſten zer⸗ 
brechen kann, die inwendig nicht geſtreift find, ſondern vielmehr zu blaͤttern ſcheinen, 
wenn man ſie zerbricht. Man laſſe dieſe Steine in einem heſſiſchen Schmelztiegel, 
er mag zugedeckt oder offen ſeyn, gluͤend werden, darauf mache man ſelbige zu einem 
ſehr ſubtilen Pulver, indem man ſich dazu eines glaͤſernen, kryſtallnen, oder porphyr⸗ 
nen Moͤrſers bedienet, aber man nehme kein Meſſing dazu, wie Lemery will, denn 
dieſes würde der Arbeit ſchaden. Man vermiſche dieſes Sreinpulver mit einer Quan⸗ 
tituͤt von Tragacanth, die durch die Vermiſchung eines Theils Tragacanthpulvers 
und von ſieben Theilen warmen Waſſers zu einem Brey gemacht worden iſt; und man 
mache alles zu einer Maſſe, fo wie fie ſich formiren läßt. Aus dieſer Maſſe mache man 
große oder kleine Kuchen, wie man will, die aber nur eines Meſſerrüͤckens dick find; 
und darauf trockne man fie, indem man auf die letzte eine ſehr große Hitze dabey braucht. 
Wenn alles dieſes geſchehen iſt, thue man in den vorher beſchriebenen Ofen einige gluͤen— 
de Kohlen, und nach einer kleinen Weile fuͤlle man die drey Viertheile dieſes Ofens 
mit kalten Kohlen von einer mittelmaͤßigen Groͤße an, die ohngefaͤhr in der Groͤße 
der Nuͤſſe find; man! lege das getrocknete Pulver der Steine darauf, alsdenn 
fülle man den Ofen vollends, man thue den Deckel darauf, damit man oben auch 
Kohlen brennen kann. Wenn alles wieder kalt worden iſt, wird man dieſe Maſſe 
auf dem Roſte calcinirt finden, und man wird nur blaſen dürfen, um die darauf liegen⸗ 
de Aſche davon zu trennen. Dieſer alſo calcinirte Bologneſiſche Stein hat einen 
Schwefelgeruch, und wenn man ihn, nachdem man ihn einige Minuten an das Son« 
nenlicht gelegt hat, ins Finſtere traͤgt, leuchtet er daſelbſt wie eine Kohle; man ſieht 
auch zuweilen an einigen Orten auf ſelbigem einen weiſen und blauen Glanz. Wenn man 
dieſe calcinirten Steine von neuem ſtoͤßt, mit Tragacanth die oben geſagte Maſſe wieder 
daraus macht, ſie trocknet, und gleichfalls ſo calcinirt, ſo werden dieſe Steine noch ge⸗ 
ſchickter werden, das Licht anzunehmen. Herr Marggraf bemerkte, daß dasjenige, 
| Dd 2 was 
(k) Im 5. Th. der berliniſchen Memoires und im 3. Th. der mineralog. Beluſt. S. 267. f. 


212 Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 


was am meiſten dieſe leuchtende Eigenſchaft vermehrte, darinne beſtund, daß man nach 


der vermittelſt der Kohlen gemachten Ealcination dieſe Steine unter dem gewoͤlbten 
Ziegel, welches man gemeiniglich die Muffel nennt, noch eine halbe Stunde ſtark 
calcinirt. Deshalb kann man jeden kleinen Steinkuchen, der ſchon einmal caleinirt 
iſt, auf eine kleine irdene Scheibe, die man die Treibſcheibe nennt, beſonders legen, 
und ihn rings herum mit gluͤenden Kohlen zudecken, bis nach Verlauf einer halben 
Stunde ei das Feuer von felbft ausgeht, und der Ofen wieder kalt wird. 

Das iſt die Zubereitung dieſes Steines, aber woher koͤmmt ſeine phospho⸗ 


rescirende Rraft? Die Mehreſten fuchen die Urſache davon in dem Schwefel, 


den dieſer Stein bey ſich fuͤhret, und der ſich auch durch den Geruch, wenn er nicht 


lange calcinirt iſt, deutlich genug verraͤth; wie auch dadurch, daß durch feine Aus⸗ 


duͤnſtung das Silber anlaͤuft. Kayßler hat darüber am angeführten Orte folgende 
Gedanken: der Schwefel kann zu keinem ſichtbaren Lichte gebracht werden, wo man 
ihn nicht vorher von feinen particulis heterogeneis befreyet, welches durchs Feuer ge⸗ 
ſchiehet. Das Tageslicht, fo nichts anders iſt, als die ſubtilſten Strahlen des aus 
der Sonne kommenden Feuers, entzuͤndet demnach den Schwefel auf der Flaͤche des 
calcinirten und an die helle Luft geſetzten Steines nicht anders, als wenn das Feuer 
eine Kohle glüend macht, und bemerket aus diefer Urſache Lemery, daß man bey der 
Calcination die Mittelſtraße zu beobachten habe. Thut man der Sache zu wenig, fo 
erhoͤhet ſich der Schwefel nicht genug gegen die aͤußerſte Flaͤche des Steines, gleichwie 
im Gegentheil und bey allzuſtarker Calcination ſolcher Schwefel ſich zerſtreuet und aus⸗ 
dunſtet. Da aber doch außer dem Bononienſiſchen Steine noch mehrere eine leuchtende 
Kraft haben ($. Zr. S. 35. im erſten Bande) von denen man nicht allemal ſagen kann, 
daß ſie ſchwefelichte Theile in ſich haben, ſo ſcheinet mir die Erklaͤrung des Herrn Hof⸗ 


rath Walch (1) weit natürlicher zu ſeyn, der den Grund davon in einem Aether 


ſucht. Es iſt dieſes, ſagt er, daß naͤmlich etliche Steine im Finſtern leuchten, nichts 


anders, als eine Wuͤrkung des in eine ſtarke Bewegung geſetzten Aethers, als wodurch 


der Schein und das Licht hervorgebracht wird. Alles dasjenige, was den Aether eines 
Koͤrpers in eine ſtarke Bewegung ſetzen, und ihn erſchuͤttern kann, wohin das Reiben, 
die vom außen einem Koͤrper durch Feuer und Kohlen mitgetheilte Waͤrme, die auf den 
Koͤper fallende Lichtſtrahlen, und dergleichen gehoͤren, alles dieſes iſt auch vermoͤgend, 
einen Körper zu einem fcheinenden und leuchtenden Körper zu machen. 

Inzwiſchen iſt das nicht der einzige Stein, der eine folche leuchtende Kraft hat, 
ſondern man hat derſelben mehrere. Herr Woltersdorf (in) bebauptet diß von 
allen gemeinen Flußſpathen, und von den Wuͤrfelſpathen. Mylius (n) geden⸗ 
ket verſchiedener Fluͤſſe, und aus vielen Farben ſpielender Steine, die bey der Nacht, 
durch Beyhuͤlfe darunter liegenden Feuers einen beſondern ſtrahlenden Glanz von ſich ges 
ben. Was in dem Falle der Malachit fuͤr eine ganz beſondere Eigenſchft habe, 
das habe ich ſchon vorher angefuͤhret (I. Band. §. 304. S. 400.) . Der Herr 

8 
(1) Syſtematiſches Steinreich 2. Theil S. 150, f. 


(m) Mineralſyſtem S. 47. Num. 12. 
(n) Saxonia ſubterranea P. I. S. 61. 62. 


Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 213 


Director Marggraf hat uns mit zwey Abhandlungen beſchenkt, von den Steinen, 
welche mit Kohlen ſtratificirt und caleinirt, fo weit gebracht werden, daß ſolche, nach. 
dem ſie einige Zeit der Luft ausgeſetzt geweſen, im Dunkeln leuchten (o) und ſchon vor 
ihm hat Herr Profeſſor Pott (p) von ſolchen leuchtenden Steinen deutlich und aus⸗ 
fuͤhrlich gehandelt. a 


F. 435. 

Man will verſchiedene Gattungen dieſes Steines beobachtet haben. Nach 
des Herrn Leibarzt Vogel obiger Anzeige find einige mehr, andere weniger dunkel. 
Andere aber (q) wollen einen mehr bedeutenden Unterſchied bemerket haben. Einige 
dieſer Steine find breit geblättere, haben aber eine blaſſe bald rauhe, bald glatte 
Schale; einige haben Streifen, die wie in dem Spiesglas Strahlen vorſtellen, 
und weiß ſind. Andere haben entweder eine glatte oder rauhe Schale, und werfen 
Aſchfarbige Strahlen, wo die Streifen entweder gerade oder ſchief gegen den Mittels 
punct gehen; einige ſchwaͤrzlichte, in denen der Mittelpunct ſehr weit und breit iſt, find 

ſehr ſchmal und laſſen ſich zerreiben. Ob ich nun gleich eingeſtehe, daß ſich hier ein ver- 
ſchiedener Unterſchied zeigt, fo möchte ich es doch nicht zu fo vielen Gattungen machen, 
noch weniger mit der Onomatologie behaupten, daß hier ein vierfacher Grundſtoff an⸗ 
. — ſey; denn alle dieſe Verſchiedenheiten laſſen ſich bey einerley Grundſtoff ge⸗ 
denken. 

Nach Herrn Rayßlers Nachricht bezahlet man das Pfund vom Bononienſiſchen 
Stein, der nicht zubereitet ift, fir einen Paolo oder vier gute Groſchen, für ein zubes 
reitetes Stuͤck aber, das die Groͤſe einer getrockneten und plattgedruckten Feige hat, zahlet 
man zwey bis dritthalb Paoli oder acht bis zwoͤlf gute Groſchen. . 

Man giebt vor, daß der Bononienſiſche Stein unter die Maſſe genommen 
werde, woraus das chineſtſche Porcellan bereitet wird (r); und wenn die Nach⸗ 
richt gegruͤndet iſt, welche die Verfaſſer des Univerſallexikons am angeführten Orte 


geben, ſo kann dieſer Stein noch zu mehrern Nutzen verwendet werden. Er ſoll calci» 


nirt ein gutes Mittel ſeyn, die Haare ausfallend zu machen, wenn man ihn ganz zer⸗ 
ſtoͤßet, und auf ſolche Oerter legt, wo es Haare giebt. Eben dieſes foll die Lauge thun, 
welche man von dieſem calcinirten Steine macht. Das Pulver davon, oder die Lauge 
ſoll wie Licetus berichtet, ein Erbrechen verurfachen, ob man es aber als ein ſichres 
Brechmittel anrathen duͤrfe? das iſt doch wohl eine andere Frage. 

Man findet dieſen Stein in verſchiedenen Gegenden Italiens, ſonderlich bey 
Bologna an dem Berge Paterno zwey Stunden von Bologna. Nach des Herrn 
Ritter von Linne Anzeige ſoll er auch zu China zu Hauße ſeyn. Am leichteſten wird 
er nach einem ſtarken Regen gefunden, weil dieſer die Erde abwaͤſcht, in die er ſich 
gern einhuͤllet. In des Graſen Marſigli Abhandlung de pliosphoro minerali wird 
man auch Zeichnungen von dieſem Steine finden. 


Dod 3 | LXXXI. 


(o) Chymiſche Schriften Abhandl. 9. 10. nat. 2. Th. S. 268. Univerfallerifon 4. Band 
mineral. Beluſt. 3. Theil S. 263. f. S. 653. 
p!) Erſte Fortſetzung der Lithogeognoſie S. 39. (r) Syflema naturæ 1768. S. 99. 
g/ Worm Muſeum S. 46. Onoinatol. hiſt. 


214 Die dritte Klaſſe, von den Gypsartigen Steinen. 
L X X X I. Deir eie be ſt ee i g. 
- §. 436. | | 


Dieſer £eberftein ift eine neue entdeckte Steinart, welche zuerſt Herr Cronſtedt ( 
in ſeiner Mineralogie aufnahm, dem nachher Herr Oberbergrath Gerhard (t) 
folgte. Mir iſt er noch nicht zu Geſichte gekommen, daher ich weiter nichts thun, als 
die Gedanken dieſer beyden Gelehrten vereinigen kann. Da Herr Cronſtedt fand, 
daß dieſer Stein gerieben wie eine Schwefelleber roch, ſo gab er ihm deswegen den 
Namen des Leberſteines, Lapis hepaticur. Er nennet ihn eine mit brennbarem 
WMeſen und Dirriolfäure vermiſchte Ralkerde, Terra calcarea phlogiſto et acido 
Vitrioli mixta, und giebt uns dadurch zugleich ſeine Gedanken uͤber die Entſtehungs⸗ 
art dieſes Steines zu erkennen. Herr Gerhard nennet den Leberſtein einen Gypsſtein, 
welcher bituminoͤſe Theile bey ſich führet, und daher gerieben einen uͤblen Geruch von 
ſich giebt, Petra Gypſea bitumine mixta, affrictu foetens, und beſtimmt ſich uͤber ſeinen 
Urſprung naͤher. a 

Der Leberſtein iſt ein wahrer Gypsſtein der fette Bituminöfe Theile bey fi ch 
hat, und daher entweder ungerieben oder gerieben wie Schwefelleber riecht, aber zum 
Gypsbrennen ſehr wohl gebraucht werden kann. Er iſt feſter als der Alabaſter, 
und nimmt daher auch eine feinere Politur an. Herr von Cronſtedt behauptet, daß 
er ein wahrer Gypsſtein ſey, weil er mit keinen Saͤuren brauſet; wenn er ihn aber ein 
Mittelding zwiſchen dem Sauſteine und dem Gypſe nennet, fo iſt mir diefes nicht wahr- 
ſcheinlich. Da er ſich in einen wahren Gyps verwandeln laͤßt, ſo wie ſich der eigent⸗ 
liche Stinkſtein in einen wahren Kalk verwandeln laͤßt, ohne ein Mittelding zu werden; 
fo kann auch der feberfiein kein Mittelding vom Gypſe ſeyn, ſondern er iſt ein wahrer 
Gyps. Das folgt nur daraus, daß man den Stinkſtein nicht unter den Kalkſteinen 
allein ſuchen dürfe, und ich würde dieſen Stein einen Gypsartigen Stinkſtein nennen, 
und ihn ſolcher Geſtallt von dem eigentlichen Stinkſteine unterfcheiden. 

Herr Cronſtedt behauptet, daß ſich mit der gypſichten Erde ein brennbares 
Weſen vereiniget habe, und macht daruͤber dieſe Anmerkung. Die Art, wie die Na⸗ 
tur die Beſtandtheile, die den Leberſtein ausmachen, vereiniget hat, moͤchte vielleicht 
der gleich ſeyn, wenn man einen Kalkſtein auf dem Roͤſthauſen der Schwefelkieſe hinlegt. 
Der Schweſel haͤngt ſich alsdann, ſeinem ganzen Weſen nach an den Kall ſtein. Die⸗ 
ſer erhaͤlt dadurch einen ordentlichen Schwefelgeruch. Hingegen iſt im Gypſe nichts 
als die vitrioliſche Saͤure. Man ſiehet auch in den Schieferballen aus der Andra— 
rumſchen Alaungrube, wie der Schwefel, das im Schiefer häufig vorhandene Ei— 
fen an ſich gezogen, und einen Schwefelkies erzeuget habe. Ich glaube man kann ſich: 
die Entſtehungsart des Leberſteins noch auf eine leichtere Art gedenken. Eben derjenige 
Zuſatz, der den Kalkartigen Stinkſtein dazu macht (§. 366.), eben der Zuſatz macht 
einen Gypsſtein zum Leberſteine. Es kann ſeyn, daß die Gypserde, ehe ſie noch zum 

Gypsſtein 


(0) Verſuch elner neuen Minealogie S. 30. 6. 24 
(t) Beytrage zur Chymie 1. Theil S. 280. f. 


Die dritte Klaſe, von den Gypsartigen Steinen. 215 


Gypsſtein wurde, mit dieſer ſtinkenden Materie durchdrungen war; es kann ſeyn, 
daß ein Gypsſtein mit dieſer Materie geſchwaͤngert wurde, da er ſchon ein Stein war; 
es kann aber auch endlich ſeyn, daß ein Kalkartiger Stinkſtein, durch eine hinzugekom⸗ 
mene vitrioliſche Saͤure in einen Gypsſtein verwandelt wurde, da er vorher ein Kalk⸗ 


ſtein war. 
Nach dem Herrn Cronſtedt ſind alle Leberſteine Schuppenartig. Einige haben 


grobe Schuppen und ſind gelblich , und dieſe werden zu Bungsbergs Oberberg in 


der Stolle bey Gottes Suͤlfe in der Noth, gefunden; andere ſind kleinſchimmernd 


und ſchwarz, und dieſe finden ſich Nierenweiſe in der Andrarumſchen Alaungrube. 


Herr Gerhard aber nimmt nur eine einzige Gattung an, die er Leberſtein nennt, 
welcher ganz dicht iſt, und glaͤnzende Puncte hat. Er meldet zugleich, daß ſich zu 
Burgoerner in der Grafſchaft Mannsfeld auf dem ſechſten Philipp, ein dergleichen 
dunkelgraues Floͤtz befindet, welches die Stelle des ſonſt daſelbſt gewöhnlichen Zech⸗ 


ſteins einnimmt, und uͤber ſechs Lachter maͤchtig iſt. 
Der Herr Ritter von Linne (u) der dieſen Leberſtein aus dem Herrn Cronſtedt 


ebenfalls anfuͤhret und Bitumen hepaticum, Bitumen gypſeum foetidum amorphum 
nennet, ſagt, daß auch in Rungsberg Diefe Steinart gefunden werde. Vielleicht 
würde man mehrere gypſichte Stinkſteine finden, wenn man die Gypsſteine ſorgfaͤltiger 
unterſuchen wollte. 


A 0 u) Syſtema naturæ 1768. S. 112. 


{ | a Des 


Des erſten Theils dritter Abſchnitt, 
von den undurchſichtigen Steinen. 


Die vierte Klaſſe, 
von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


1 


§. 437. 


ch habe bisher diejenigen Steinarten beſchrieben, die im Feuer eine große Ver⸗ | 
änderung erleiden, indem einige zu Glaſe ſchmelzen, andere ſich in Kalk vers 


wandeln, und noch andere zu Gypſe werden. Nun kommen noch diejenigen 
Steine, welche das Feuer aushalten ohne veraͤndert zu werden. Man nennet ſie aus 
dem Grunde Seuerfefte Steine, Lapides apyros vom æ priuatiuo und d das Feuer, 
weil das Feuer keine Gewalt uͤber ſie hat. Eben dieſe Eigenſchaft findet man bey dem 
Thone, oder der Thonerde, und behauptet mit Grunde, daß dieſe Thonerde der 
Grundſtoff aller Feuerfeſten Steinarten ſeyn muͤſſe, fo ſehr auch fonft ihr aͤußeres An« 
ſehen, und ihre innere Beſchaffenheit verſchieden ſeyn mag. Man nennet ſie aus dem 
Grunde Thonartige Steine. f 
Man giebt dem Thone, und den Thonerden verſchiedene Namen, die man wiſſen 
muß, wenn man Zweydeutigkeiten vermeiden will. Der Bergmann nennet eigentlich 
dasſenige nur Thon, was ſich auf der Oberfläche der Erden befindet, wenn es auch 
allenfalls einige Ellen hoch mit einer andern Erde bedeckt ſeyn ſollte; wenn ſich aber 
dieſe Erde tief in der Erde findet, und ſonderlich bey Mineralien liegt, ſo wird es von 
ihm alsdann Letten, auch wohl Beſting genennet. Henkel nennet den Thon nur 
Mergel, da aber der mehreſte Mergel unter die Kalkerden gehoͤret (§. 385.), fo iſt 
dieſe Benennung nicht nachzuahmen (Xx). Viele Arten vom Thon haben von dem Ges 


brauche, dazu man ihn beſtimmt, ihre Namen bekommen, und man hoͤrt daher von 


Walkererde, von Jiegelerde, von Toͤpferthon, von Pfeiffenerde, und von 
Porcellainerde reden. Auch von den Farben haben verſchiedene Thonarten ihren 
Namen, daher der weiſe, der graue, der rothe u. f. w. Thon koͤmmt. Iſt nun der 
Thon mit einer andern Materie vermiſcht, ſo hat man ihm auch davon verſchiedene Be⸗ 


nennungen, des ſandigten, Glimmerartigen, kieſichten, Eißenſchuͤßigen, Bergharzigten, 


u. d. g. Thons gegeben (). Ich werde gegenwärtig den Thon als Thon betrachten, 
und 


(x) Siehe Potts Lithogeognoſie S. 28. poͤrner Anmerkungen über Herr Baume Abs 

(y) Siehe die allgemeinen Begriffe der Chymie handlung vom Thon. — Leipzig 1771. gr. 8 vo. 
1. Band S. 466. f. Ich wuͤnſchte, daß meine Leſer Cartbeuſer von den Beſtandtheilen des Thons, 
uber den Thon nachleſen möchten: Memoire fur in feinen mineralogiſchen Abhandlungen 2. St. 
les Argilles—par, M. Baume. Paris 1770.8v0. S. 151, f. | 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 217 


und ich wuͤrde auch dieſer Arbeit entuͤbriget ſeyn koͤnnen, da ich hier nicht von Erden 
rede, wenn es nicht noͤthig waͤre den Grundſtoff zu kennen, aus welchem ein ſo anſehn⸗ 
liches Geſchlecht von Steinen entſtanden waͤre, die ich in der Folge zu beſchreiben habe. 
Ich werde mich daher auch aller moͤglichen Kuͤrze bedienen, und Herr Pott, und der 
Verfaſſer der allgemeinen Begriffe der Chymie, ſollen die Quellen ſeyn, aus welchen 
ich bey dieſer vorläufigen Abhandlung vorzüglich ſchoͤpfen werde. a 


438 
Wir werden uns vom Thone den ausfuͤhrlichſten Begriff machen koͤnnen, wenn 


wir deſſen weſentliche Kennzeichen genau inne haben, das iſt diejenigen Kennzeichen, 
welche allen Thonarten uͤberhaupt eigen ſind. Man kann ſie in aͤußere und innere 


Eigenſchaften eintheilen. Die aͤußern Eigenſchaften wodurch ſich der Thon von 
allen andern Erdarten unterſcheidet, iſt ſeine Zaͤhigkeit und zarte Schluͤpferigkeit, da 
er ganz weich und fettig zwiſchen den Fingern anzufuͤhlen iſt, an der Zunge gern klebt, 
im Waſſer bald und aufs zarteſte aus einander gehet, und ſich eben dadurch von an⸗ 
dern groben eingemiſchten fremden Erden leicht ſcheiden laͤßt. Die innern Eigenſchaften 
des Thons beſtehen darinne, daß er als Thon betrachtet mit den Säuren nicht auf— 
braußt, und ſich darinne auch nicht aufloͤſen laͤßt. Die ſicherſten Unterſcheidungs⸗ 
zeichen aber giebt das Feuer, wo ſich aller Thon hart brennet, und wenn er rein iſt, 
ohne Zuſatz nie zu einem Glaſe ſchmelzt. Aian wuͤrde alſo durch den Thon die⸗ 
jenige Erde vorſtellen, welche ſich zaͤhe aufuͤhlt, im Waſſer leicht aufge⸗ 
loͤſet wird, mit keinen Säuren aufbrauſet, im Feuer haͤrter, und nie zu 


Glaſe wird. Da aber ſelten eine ganz reine Thonart anzutreffen iſt, fo macht man 


ſich überhaupt von allen Thonarten dieſen Begriff, daß fie in den Waſſer geſchmeidig 
werden, und ſich im Feuer hart brennen. Sonſt ſind die allgemeinen und beſondern 
Eigenſchaften des Thons folgende: 1) daß dieſe Erde im Ganzen kein merkliches Auf⸗ 
wallen mit den Säuren macht; 2) wenn der Thon mit Waſſer angefeuchtet wird, fo 
zieht er daſſelbe in ſich und verduͤnnet ſich; 3) wenn er nur mit einer ſolchen Menge 
Waſſers verduͤnnet iſt, welche noͤthig iſt ihn in einen Teig von mittler Conſiſtenz zu 
bringen, fo wird er geſchmeidig, daß er auf der Scheibe kann bearbeitet werden; 
4) der Thon iſt dichte und derb, wenn man feine Oberfläche mit einem polirten Körper 
reibt, ſo poͤlirt er ſich ſelbſt; 5) wenn er feuchte iſt, und man ihn einer gelinden 
Waͤrme ausſetzt, ſo trocknet er nach und nach, er haͤlt die Feuchtigkeiten an ſich, 
und laͤßt die letztern Portionen ſchwerlich fahren; 6) wenn man den Thon, ehe er 


vollig getrocknet iſt, ſtark und jähling erhitzt, fo platzt er, und ſpringt mit einem grofen. 


Knall umher; 7) wenn man ausgetrockneten Thon einem ſehr heftigen Feuer ausſetzt, 
dergleichen das Feuer eines Glasofens iſt, ſo flieſet der Thon, den man hier aber rein 
annimt, nicht, ſondern er erlangt die Haͤrte eines Kieſels, welcher ſogar mit dem 
Stahl Feuer geben kann; 8) wenn er ſo durch das Feuer gehaͤrtet iſt, ſo durchdringt 
ihn das Waſſer nicht mehr; wird er in dieſem Zuſtanbe ganz klar gerieben, ſo wird er 
mit Waſſer angefeuchtet, gleichwohl nicht wieder geſchmeidig; 9) der Thon iſt in den 
Säuren aufloͤßlich, beſonders in dem Vitriolſauren, mit welchem er ein vitrioliſches 
Salz macht, das einen erdigten Grundtheil hat, und ein wahrer Alaun iſt; 10) wenn 

2. Th. ; Ee J M endlich 


218 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


endlich der Thon, der für ſich nie zu Glaſe ſchmelzt, mit gleichen Theilen einer Kalk⸗ 
artigen oder Gypsartigen Erde und zwey und einen halben, oder drey Theilen Sand, 


oder eines Glasartigen Steines vermiſcht wird, fo fließt er, und bringt die beyden an. 


dern Erden der Vermiſchung mit ſich in den Fluß (2). Ich koͤnnte bey dieſer Gelegenheit 
der chymiſchen Verſuche gedenken, die Herr Pott (a) mit dieſer Erdart unters 
nahm, da ich aber nicht ſo wohl von den Erden in meinem Buche rede, als vielmehr 
von den Steinen, ſo will ich mich hier ſo kurz faſſen als mir nur moͤglich iſt. Ich 
werde meiner Pflicht, wie ich glaube ein Gnuͤge thun, wenn ich kuͤnftig bey jeder 


Steinart, das Verhalten derſelben bey den chymifchen Verſuchen anmerke, und hier 


nur meine Sefer verſichre, daß die ehymiſchen Verſuche des Heern Potts, alle vorigen 
Eigenſchaften beſtaͤtigen. Das aber darf ich nicht übergeben, daß Herr Baume, 
Herr D. Poͤrner und Herr Profeſſor Cartheuſer eine Glasartige oder Kieſelerde, 
und eine Vitriolſaͤure zu den Beſtandtheilen des Thons machen, doch glaubt Letzterer, 
die Vitriolſaͤure ſey dem Thon nicht weſentlich eigen. 5 


| $ 43% | 

Ich habe ſchon geſagt, daß man die Thonerde ſelten ganz rein finde. Herr 
Macquer (b) ſuchet die Urſache davon darinne, weil ſich der Thon leicht mit Waſſer 
verduͤnnen laͤßt, und alſo auch zulaͤßt, daß ſich verſchiedene Materien dem Thone bey» 
miſchen. Diejenigen Subſtanzen, welche die Reinigkeit des Thons veraͤndern, ſind 
der Sand, das brennbare Weſen, die Bergharzigen Materien, die kieslichten Mates 


rien, die Kalkartigen Erden, und der Glimmer. Beſonders iſt es hiebey merk. 


wuͤrdig, daß auch die reinſten Thonarten niemals von der Vermiſchung einiger Theile 
der metalliſchen Erde ganz frey, und daß ſie vornaͤmlich mit der Eiſenerde vermiſcht 
find. Herr Macquer hat über achthundert verſchiedene Thonarten unterſucht, und 
nicht eine einzige in dieſer groſen Menge gefunden, auch nicht einmal unter den weiſeſten 
und ſchoͤnſten, welche in dieſer Ruͤckſicht von aller fremden Beymiſchung ganz frey 
geweſen waͤre. Wenn aber die Eiſenerde in den Thonarten nur in kleiner Menge, und 
mit der ganzen Thonmaſſe nicht innigſt vermiſcht iſt, welches man an der Schoͤnheit 
und Reinigkeit ihrer Farbe gewahr wird, und dieſe Eiſenerde, nur in kleinen hie und 
da zerſtreuten Stellen unter der Geſtalt gelber Flecken gefunden wird; ſo muͤſſen dieſe 


Thonarten als ſehr gut betrachtet werden. Das einzige Mittel, wodurch die Eiſen⸗ 
haltigen Theile fönnen geſchieden werden, beſtehet darinne, daß man den Thon in 


kleine Stuͤcken zerbricht, und alle dieſe gelben Flecke mit einem Meſſer genau weg⸗ 


nimmt, Freylich würde das bey groſen Maßen eine verdrüßliche Arbeit ſeyÿn. Andere 
fremde Materien laſſen ſich von dem Thone gewiſſermaßen leichter trennen. Man ziehet 


ſie 


(2) Siehe Pott Lithogeognoſte S. 28. 30.32. (a) Pott J. e. S. 35. f. und in der zweyten 
Allgem. Begriffe der Chymie 1. Band S. 457. ff. Fortſetzung S. 64. ff. Man ſehe auch Herrn 
Ich merke bey dieſer Gelegenheit an, daß wenn der Cartheuſers mineralogiſche Abhandlungen 2. St. 
letzte Schriftſteller dem Thone eine gaͤnzliche Auf. S. 158. 
lößbarkeit mit dem Vitriolſauren beylegt, ihm (b) In ſeiner Abhandlung vom Thon, in 
Herr Pott und Herr Poͤrner widerſprechen, und den Pariſer memoires vom Jahr 1763. 
dleſes nur von einem Theil deſſelben verſtehen. N | 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 219 


fie aus dem Thon vermittelſt des Vitriolſauren heraus, als mit welchem der Thon einen 
Alaun macht, den man hernach vermittelſt eines brennbaren Weſens oder der Alkalien, 
aus ſeiner Miſchung ſetzt, um das Vitriolſaure von ſelbigem zu ſcheiden. Demnach iſt es 
eigentlich zu reden, nur die auf eine gehoͤrige Art bereitete Alaunerde, die man als 
einen gänzlich reinen Thon betrachten kann; es hat auch dieſe Erde eine fo große Ver⸗ 
wandſchaft mit dem brennbaren Weſen, daß man ſich nicht viel ſchmaͤucheln darf, ſie 
ganz und gar von dieſer Subſtanz frey zu erhalten (c). Vielleicht iſt es eben dieſes 
Eiſenſchuͤßige Weſen, welches vorher angefuͤhret wurde, welches den Thon ſo verſchie⸗ 
den faͤrbt. Wenigſtens hat es Herr Profeſſor Pott alſo befunden. Er extrahirte roth⸗ 
gefärbte Thone mit Aqua regis, und das martialiſche Weſen gieng in das Aqua regis, 
da der Thon weiß zuruͤcke blieb. Selbſt der gemeine Toͤpferthon gab nach vorher ges 
gangener Aufwallung mit reinem Aqua regis eine ganz gelbe Solution. Das hat 
ſchon Becher bemerkt, ob es gleich zuverlaͤßig genug iſt, daß dieſes Farbeweſen in 
den Thonerden bald in groͤbern bald in ſubtilern Miſchungen angetroffen werde, und daß 
es bey einer allzufeinen Miſchung ſehr ſchwer und bisweilen gar unmöglich iſt, es gaͤnz— 
lich von der Thonerde zu trennen. > 5 N 
n §. 440. a 5 
Nun wird es nicht ſchwer ſeyn, die Anwendung von dem allen auf die Thonar⸗ 
tigen Steine zu machen. Wir werden diejenigen Steinarten hieher zu rechnen haben, 
welche ſehr glaͤnzend ſind, und ſich wegen der Feinheit ihrer Theile ſchluͤpfrig oder fettig 
anfuͤhlen laſſen. Von den Säuren werden fie nicht aufgeloͤſet, in dem Feuer verändern 
ſie ohne Zuſatz ihre Figur nicht, ſondern werden vielmehr haͤrter. In Abſicht auf ihr 
Gewebe beſtehen fie entweder aus Blättern, oder aus Faͤden, oder brechen auch in ganz 
zen unförmlichen Stuͤcken, die ſich drehen laſſen (d). Eben ſo laͤſſet ſich vermittelſt 
des Vorhergehenden leicht erklaͤren, warum die Thonartigen Steine in Ruͤckſicht auſ 
ihren Bau in fo gar groſen Verſchiedenheiten vorkommen, ja warum ſich oft die Stein 
art eines und eben deſſelben Geſchlechtes ſogar verſchieden zeigt, und bey genauer ehymi⸗ 
ſcher Unterſuchung oft ganz entgegen geſetzte Erſcheinungen aͤußert? Denn das alles muß 
man den verſchiedenen Miſchungen zuſchreiben, die die Thonerde anzunehmen geneigt 
iſt, und wie ich oben gewieſen habe, auch leicht annehmen kann. Endlich thut auch 
dieſe vorläufige Betrachtung über die Thonerde dar, woher es komme, daß die Gelehr⸗ 
ten in der Beſtimmung der Gattungen der Thonartigen Steine ſogar verſchieden find. 
Die verſchiedenen Beymiſchungen in den Thonerden haben den Gelehrten die Erlaubniß 
gegeben, eine Steinart auf dieſe, aber auch auf eine andere Art zu betrachten. Ich 
werde dieſen Unterſchied zeigen, wenn ich vorher das Verhaͤltniß der Thonartigen Steine 
auf die Verſteinerungen werde betrachtet haben. a I 
Als eigentliche Metallmuͤtter haben ſich die Thonartigen Steine nie gezeigt, 
aber in Abſicht auf die Verſteinerungen ſind ſie fruchtbarer. Zwar iſt es nicht 
leicht zu erwarten, daß Conchylien in eine Thonartige Materie übergehen koͤnnen, 
Ee 2 | und 


Ne) Allgemeine Begriffe der Chymie 1. Band S. 461. ff. Pott l. e. S 29. 
(4) Siehe Baumers Naturgeſchichte des Mineralreichs 1. Theil S. 205. 


220 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


und da iſt der Grund in der fettigten Materie zu ſuchen, woraus der Thon bes 
ſtehet. Dieſe verhindert den freyen Durchgang des Waſſers, und in dieſem Falle 
calciniren die Conchylien blos. Wenn hingegen der Thon mit Sand und zwar mit 
etwas groͤbern Sande vermiſcht iſt, fo iſt der Durchzug des Waſſers durch eine caleinirte 
Conchylienſchale leichter, und in dem Falle kann der Körper zu einer guten Verſteine⸗ 
rung gelangen, wie die Verſteinerungen von Turin, von Danzig, von Engelland, 
und mehrere darthun. Alle dieſe Verſteinerungen, ob ſie gleich in einem thonigten Lager 
liegen, ſind doch nicht Thonartig, und das beweiſet, daß ſich blos der zarte Sandſtaub 
in die Conchylie gezogen habe. Auf dieſe Art iſt der Thon fuͤr manche Gegenden eine 
ſehr gewohnliche Mutter der Verſteinerung, und man wird finden, daß ſich in dem 
Falle die Conchylie ſehr gut erhalten, und ſogar mehrentheils mit ihrem eignen Perlen— 
mutterglanze erhalten hat. An den Verſteinerungen des Pflanzenreichs hat der 
Thon mehrern Antheil, man findet Thonartiges Holz, und den Braͤutern, die in 
Thonartigen Schiefern liegen, hat der Thon die bequemſte Gelegenheit zu Abdruͤcken, 
oder zu Ausfuͤllungen eines abgedruckten Krautes gegeben, daher man hier die Kraͤuter 
nicht nur häufig, ſondern auch wohl erhalten antrift. Es hat mit den Fiſchen, die 
in einem Thonartigen Schiefer oder Schwule liegen eine gleiche Beſchaffenheit, ob man 
hier gleich nur Abdruͤcke und Ausfuͤllungen, ſelten aber wahre Verſteinerungen findet (e). 
Ich habe vorhin geſagt, daß die Gelehrten die Gattungen der Thonartigen 
Steine ſehr ungleich angeben, und dieſes will ich jetzo durch Beyſpiele beſtaͤtigen. 
Herr Rath Baumer (f) hat unter den Thonartigen Steinen folgende: 1) den Seif— 
ſtein, 2) den Roͤthel, 3) den Laret oder Topfſtein (ollaris), 4) den Speckſtein, 5) 
den Serpentinſtein, 6) den Nierenſtein, 7) den Talk, 8) den Amiant, 9) den 
Asbeſt, 10) das Bergleder, Bergpapier und Bergfleiſch, u) den Glimmer, 12) 
das Frauenglas, 13) den Eiſenram, 14) das Waſſerbley, 15) die Thonartigen 

Schiefer, 16) die ſchwarze Kreide, und Dachſchieſer, 17) den Probier und Wetz⸗ 
ſtein, 18) den Baſalt. Herr Profeſſor Pott (g) hat folgende Gattungen: 1) den 
Speckſtein, 2) den Serpentinſtein, 3) den Nierenſtein, 4) den Asbeſt, 5) den 
Talk, 6) den Glimmer, 7) den Schiefer, 8) den Probierſtein, 9) die ſchwarze 
Kreide. Herr von Cronſtedt (h) zaͤhlet die Gattungen der Thonartigen Steine fol 
gendergeſtalt: 1) Brianzoner Kreide, 2) Speckſtein, 3) Serpentinſtein, 4) Stein⸗ 
mergel, 5) Bolus, 6) Trippelerde, 7) Thonſchiefer, 8) Mergelſchiefer. Herr Ober 
bergrath Gerhard (i) hat folgende Gattungen: y) den Schieferſtein, 2) den Glim⸗ 
mer, 3) den Schiefer, 4) den Speckſtein, 5) den Talk, 6) den Amiant, 7) den 
Baſalt, 8) den Schoͤrl. Der Herr Bromell (k) hat 1) den Bergtalg, 2) den 
Topſſtein, 3 den Amianth, 4) den Asbeſt, und 5) die Saudſteine unter die Feuer⸗ 
f ſeſten 


(e) Siehe Walchs Naturgeſchichte der Ver, (h) Verſuch einer neuen Mineralogie S. 86. 
ſteinerungen 1. Th. S. 12. 21. 59. 5. 79. a i 

CE) Naturgeſchichte des Mineralreichs 1. Th. (1) Beytraͤge zur Chymie 1. Th. S. 315. f. 
S. 206. (k) Mineralog a et lithographia ſuecana 

(g) Erſte Fortſetzung der Lithogeognoſie S. 23. f. 4 
S. 49. f. / 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 221 


feſten Steine aufgenommen. Der Herr Ritter von Linne (I) hat in der aͤltern Aus- 
gabe die Feuerfeſten Steine alſo gezaͤhlet: 1) Glimmer, 2) Talk, 3) Amianth, 4) Ass 
beſt; in der neuern aber, nur den Talk, den Amianth und den Glimmer angegeben. 
Herr Wallerius (m) zaͤhlet ſie alſo: 1) Glimmer, 2) Talk, 3) Topfſtein, dahin 
auch der Serpentinſtein gehoͤret, 4) Hornfelsſtein, 5) Amianth, 6) Asbeſt. Herr 
von Bomare (n) hat folgende Gattungen unter die Thonarten gezaͤhlet: 1) den 
Asbeſt oder Amianth, 2) den Glimmer, 3) den Talk, 4) den Topf -oder Schmeer- 
fein, 5) den Hornſtein, 6) den Schiefer. Herr Leibarzt Vogel (o) hat folgende 
Gattungen: 1) den Speckſtein, 2) den Nierenſtein, 3) den Serpentinſtein. Herr 
von Juſti (p) hat folgende Gattungen: ) den Talg, 2 den Glimmer, 3) das 
Katzengold, 4) das „Woſſerbles, 5) das Rußiſche Glas, 6) den Topfſtein, 7) den 
Hornſtein, 8) den Jaspis, 9) den Asbeſt. Endlich will ich noch des Herrn Sco— 
poli (q) erwehnen, welcher 1) den Glimmer, 2) den Amianth, und 3) den Asbeft 
unter die Thonartigen Steine ſetzt. 

Da ich des rußiſchen Glaſes ſchon zu einer andern Zeit ausfuͤhrlich gedacht 
habe (1 Band $. 186. ©. 234.) fo habe ich nun noch folgende Feuerfeſte Steine zu 
betrachten: Y) den Seifſtein, dazu der Roͤthel gehoͤret, 2) den Topfſtein, 3) den 
Speck oder Schmeerſtein, 4) die Saͤchſiſche Wundererde, 5) den Serpentinſtein, 
6) den Talk, 7) das Waſſerbley, 8) den Hornfelsſtein, 9) den Nierenſtein, 
10) den Amianth mit feinen Gattungen, 1) den Asbeſt mit feinen Arten, 12) den 
Glimmer, 13) den Schiefer, 14) den 0 „ 35) den Baſalt, a den Fluß⸗ 
ſpath, m. den Bimſtein. 


LXXXII Der Seiffeim 


H. 441. 


a Der. Seifſtein, Seifenſtein Smeilis, gehoͤret unter diejenigen Steinarten, derer 
die Gelehrten nur ſparſam gedenken und den die Mehreſten vermuthlich unter 
die Schmeerſteine gezaͤhlet haben, weil beyde äußerlich betrachtet einander vollkommen 
gleich ſind. Aber genauere Unterſuchungen haben es bewieſen, daß beydes zweyerley 
Steinarten ſind. Nach des Herrn Oberbergrath Gerhard (r) Anzeige iſt der Sei⸗ 
fenſtein eine fette aus der Alaunerde beſtehende Erdart, welche Seifenartig anzufuͤhlen 
iſt, deſſen Theile feſt an einander haͤngen, und die ſich daher in dem Waſſe er nicht er⸗ 
weichen laͤßt, und ein unbeſtimmtes Gewebe hat. Der Seifenſtein iſt ſchluͤpfrig 
anzufuͤhlen, laͤßt ſich leicht ſchaben und drechſeln, und nimmt, wegen den Mangel 
hinlaͤnglicher Härte nur eine ſchwache Politur an. Man findet ihn faſt von allen Far⸗ 
ben, und es geſchiehet nicht ſelten, daß er Dendriten enthält, welche ſehr oſt tief in 
Ee 3 den 
( » Syſtema nature 1748. O. 155. 1768. (p) Grundriß des Mineralreichs S. 212. 
(9) Einleitung in die Kenntniß der re 
1255 Mineralogie ©. 173. f. ©. 12. 
(n) Mineralogie 1. Theil S. 104. er) Beytraͤge zur Cyymie 1. Th. S, 315. 
(o) Practiſches Mineralſyſtem S. 109. 


222 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. | 


den Stein hinein gehen. Es iſt wohl nicht zu laͤugnen, daß der Seifftein unter die 
Thonarten gehoͤret; ſein Verhalten im Feuer thut dieſes dar, allein da ſich dieſer Stein 
nicht fo wie der Thon im Waſſer erweichen läßt, fo unterſcheidet er ſich dadurch von 
dem Thon eben ſo wohl als durch die mehrere Haͤrte. Beſonders aber unterſcheidet ſich 
dieſer Stein von dem Schmeerſteine dadurch, daß ſein Grundſtoff eine wahre Alaun⸗ 
erde iſt, da der Speckſtein aus einer Salzerde entſtanden iſt ((). Wenn nun dieſes 
richtig iſt, wie wir es dem Herrn Oberbergrath Gerhard zutrauen koͤnnen, daß ſeine 
Grundſaͤtze unleugbare Erfahrungen ſind, ſo iſt es nicht richtig genug gedacht, wenn 
man den Speck- oder Schmeerſtein als eine Gattung des Seifenſteins betrachtet, 
da beyde vielmehr von einander getrennet werden muͤſſen. 1 
Der Seifenſtein iſt nicht allezeit rein, wenn er aber rein iſt, ſo wird er von den 
Saͤuren eben ſo wenig als der Thon angegriffen, iſt er aber gefaͤrbt, ſo geſchiehet es 
bisweilen, daß ihn die Säuren angreifen, aber dann iſt dieſes nur von dem Eiſen⸗ 
ſchuͤßigen Weſen zu verſtehen, welches mit dieſem Steine verbunden iſt, und ihn ge⸗ 
faͤrbt hat. Hieher gehoͤret die Anmerkung des Herrn Gerhard. Von ſauren 
Geiſtern werden die Seifenſteine nicht angegriffen, falls dieſelben nicht Kalkerde oder 
viele Eiſentheile in ſich führen. Auf dieſem Unterſchied gründet ſich auch das Verhal⸗ 
ten derſelben im Feuer; denn die reinen Seifenſteine widerſtehen der Schmelzung gaͤnz⸗ 
lich, fo, daß aus denenſelben, und denen Thonarten die beſten Maßen zu Feuerbe— 
ftändigen Gefäßen und Steinen verfertiget werden koͤnnen. Da im Gegentheil diejenie 
gen, welche mit vorgenannten fremden Theilen vermiſcht ſind, bald leichter, bald 
ſchwerer ſchmelzen, und ſich ſodann gemeiniglich in ſchwarze Glasartige ſchaumige 
Schlacken verwandeln.“ Der Seifſtein bringt über dieſes verſchiedenen Erdmiſchun— 
gen eine Schmelzbarkeit bey, und Herr Rath Baumer (t) ſchlieſet daraus, daß man 
den Seifenſtein nicht ganz für rein halten koͤnnte. * da Be 
Herr Gerhard ſowohl als auch Herr Baumer ſehen den Seifenftein fürein Ge. 
ſchlecht an, fie zählen aber deſſen Gattungen nicht auf einerley Art. Herr Rath Bau⸗ 
mer hält dafür, daß der Koͤthel, der Laretſtein, der Speckſtein mit dem zu 
dieſen gehoͤrigen Serpentin und Mierenſteine als Gattungen unter demſelben bes 
griffen waͤren. Herr Oberbergrath Gerhard hingegen zaͤhlet folgende Gattungen zu 
dem Eeifenfteine; 1) Seifenſtein, welcher das Waſſer nicht in ſich ziehet, Stein⸗ 
mark, 2) Eeifenftein, fo ſtark Eiſenhaltig iſt, und roth abfaͤrbet, Roͤthel, 3) 
Seifenſtein mit glänzenden Puncten, Topfſtein, 4) Seifenſtein, welcher auf dem 
Waſſer auſſchwimmet, leichter Seifenſtein, a) weich, und der Abdruͤcke annimmt, 
Bergleder, b) ſteif und loͤcherig. Bergkork. b 1 
Es kommen die Seifenſteine, wie Herr Gerhard anmerket, oft in den Floͤtzge⸗ 
bürgen zum Vorſchein. Das Steinmark aber, und der leichte Seifenſtein zeigen ſich 
aber vorzüglich in Ganggebuͤrgen, doch beſtehen nie ganze Gebuͤrge aus demſelben. 
Eben ſo wenig geben dieſelben Metallmuͤtter ab, doch findet ſich das Steinmark oͤſters 
bey Zinnerzen, und es brechen auch zuweilen die ſchoͤnſten Zinngaͤnge in 12 
442. 
(t) Gerbard l. c. S. 315. verglichen mit S. 352. 5 
(t) Naturgeſchichte des Mineralreichs 1. Theil S. 206. 


Die vierte Klaſſe von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 223 


ng eh 2 a 

Da der Rötbel, Rothſtein, Wall. Roͤthelkreide, Cronſt. Seifenſtein, 
fo ſtark Eiſenhaltig iſt und roth abfaͤrbt. Gerh. Rubrica, Talcum fubfifile 
rubrum Linn. Ferrum terreſtre durum manus inquanant Carth, Hnectis martialis 
ſeriptura rubra. Gerh. eine Gattung des Seifenſteins iſt, fo will ich bey dieſer Ge⸗ 
legenheit eine kurze Beſchreibung deſſelben mittheilen. Der Boͤthel ift ein Eiſen⸗ 
ſchuͤßiger roͤthlich abfaͤrbender Seifſtein (u) und alſo ein fettiger nicht allzu harter Stein, 
welcher abfaͤrbt. Die rothe Farbe deſſelben koͤmmt ohne Zweifel vom Eifen her, daher 


auch der Eiſengehalt in demſelben oft ſehr beträchtlich iſt; er wird aber dennoch nicht 
auf Eiſen bearbeitet, weil er manchmal ſehr wenig Gehalt bey ſich hat. Da ihn die 


Zimmerleute, die Mahler und andre Kuͤnſtler brauchen, ſo kann er auf dieſe 
Art beſſer, und mit wenigern Koſten genuͤtzt werden, als wenn man ihn mit wenig 


Vortheil auf Eiſen nutzen wolte. Er ziehet das Waſſer ſtark an ſich, aber er laͤßt ſich 
nicht gaͤnzlich darinne erweichen, wie der Thon thut, doch wird er im Feuer haͤrter, 


und zwar ſo hart, daß er mit dem Stahl ſtark Feuer ſchlaͤgt, und das thut dar, daß 
er einen thonigten Gehalt haben muͤſſe. Vom Bolus unterſcheidet den Roͤthel Härte 
und Farbe; denn wenn auch gleich der Bolus eine Thonerde iſt, welche einen Eifenge- 
halt hat, ſo iſt er doch nicht fettig anzufuͤhlen, wie der Roͤthel, nicht ſo hart, als der 
Roͤthel, und nicht fo dunkelroth als derſelbe, nicht zu gedenken, daß man auch Bolus⸗ 
arten hat, welche eine andre als die rothe Farbe haben. Gemeiniglich rechnet man 
den Koͤthel zu den Seif- oder den Speckſteinarten, doch haben ihn auch ver⸗ 


ſchiedene, die auf ſeinen Eiſengehalt ſahen, unter den Eiſenminern. Herr Leibarzt 
Vogel (x) hat ihn unter die metalliſchen Steine geſetzt. Zuweilen bricht er unter den 


Eiſenerzen, oft hat er ſeine eignen Gaͤnge, und Nierenweiſe findet er ſich in den Con— 
radswalder und Saſeler Kalkfloͤtzen. Vorzuͤglich wird er in Spanien auf den 
Baleariſchen Inſeln, in Lemnus, Sinopi, Egypten und Pontus gefunden, 
und kann ſowohl zum Zeichnen, als auch zum Anſtreichen gebraucht, und fuͤr ein ge⸗ 


ringes Geld erkauft werden (Y). 


LXXXIIL Der Topfſtein, Ollaris, 


5 9. 443 
Der Topffkein, den andre Tipfſtein ſchreiben, hat daher ſeinen Namen, weil man 

aus dieſem Steine unter andern nuͤtzlichen Geſchirren auch Toͤpfe zu machen pflegte. 
Eben aus dem Grunde heißt er Pfannenſtein, Scherbelſtein, Lavetſtein, weil 
Leberes ebenfalls einen Topf bedeutet. Wallerius nennet ihn loſen Topfſtein, weil bey 
ihm, wie bey wenigen andern der Topfſtein ein Geſchlecht iſt, unter welchem unſer Topf⸗ 
ſtein, der hier beſchrieben wird, nur eine Geſchlechtsgattung iſt. Herr Gerhard 415 
5 N ihn 
(a) Siehe Baumer am angefährten Orte S. 206. 


(*) Praktiſches Mineralſyſtem S. 178. 
) Gerbard am angeführten Orte S. 318. Baumer und Vogel an den angeſuͤhrten Oertern. 


Imperati Hift. nat. Lib. IV. Cap. 26. S. 121. 


224 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


ihn Seifenſtein mit glaͤnzenden Puncten, weil es die glänzenden Puncte allein find, 
welche ihn von dem eigentlichen Schieferfteine (§. 440.) unterſcheiden. Die Schwei⸗ 
zer nennen ihn Larezzi oder Laretzie von Leber einen Topf. Die Lateiner nennen 
unſern Stein, Lapis Ollaris, oder auch nur ſchlechthin Ollaris von Olla ein Topf. 
Eben fo heißt er gewoͤhnlich Lebetum Lapis. Einige nennen ihn Petra columbina, oder 
wie andere lieber wollen, colubrina, Lapis colubrinus, well man unter der glaͤnzenden 
Farbe einer Taube oder einer Schlange, und unſern Steins eine Aehnlichkeit zu finden 
glaubte. Doch dieſen Namen geben einige einem Steine, der nicht ſowohl unfer Topf⸗ 
ſtein als vielmehr ein Speckſtein iſt. Ueber die Ableitung der Benennung des Plinius 
Comenfis lapir find die Gelehrten nicht einig. Bruͤckmann (2) glaubt, dieſe Benen- 
nung komme nicht davon her, daß er in der Gegend von Como gefunden werde, wie 
Agricola im ſiebenden Buche von der Natur der Foßilien behauptet, ſondern weil 
man ihn zu Clever gegraben, zu Kochgeſchirren verarbeitet, nach Chum einer das 
mals beruͤhmten Handelsſtadt gefuͤhret, und von da weiter nach Italien gebracht 
habe. Man ſoll ſogar in den Cleviſchen Steinbergwerken noch Anzeigen finden, daß 
man vor alten Zeiten dieſe Gruben ebenfalls gebauet habe. Herr Profeſſor Pott (a) 
hingegen ſagt, man habe zwar dieſen Stein nicht in Cymo gefunden und bereitet, ſon⸗ 
dern in der Stadt Pluͤrs. Da aber dieſe nicht weit von der Comiſchen See liege, 
fo würden dieſe aus dem Topfſtein bereiteten Gefäße nach der Stadt Como, als den 
nächſten berühmten Handelsplatz hingefuͤhret. Die übrigen Benennungen der Schrift. 
ſteller ſind eigentlich Umſchreibungen, die mehrentheils ſeine Beſtandtheile oder ſeine 
aͤußerliche Geſtallt zum Grunde haben. Der Ritter Linne nennet ihn: Talcum opa- 
cum ſolidum fubvirefcens partibus ſubſquamoſis und in der aͤltern Ausgabe: Talcum 
particulis aceroſis ſparſis friabilibus opacis ſubvireſcentibus. Wallerius nennet ihn 
Ollaris mollior grifeus pinguis particulis talcofomicaceis vix diſtinctis, calcinatione 
albeſcens; Moltersdorf, Smectis opacus duriusculus variegatus; Cartheuſer 
Smectis micaceus durus ex griſeo virideſcens; Cronſtedt, Saxum compoſitum ſtea- 
tite et mica; und Gerhard Smectites punctulis ſplendentibus. Im Franzoͤſiſchen 
wird er Pierre ollaire, und Pierre ollaire tendre genennet. 
| §. 444. 7 
Ich glaube, daß es am leichteſten ſey, eine richtige Beſchreibung von dem Topf 
ſteine zu liefern, wenn ich zuvor einiger Unrichtigkeiten begegnet habe, welchen dieſer 
Stein ehedem unterworfen war. Ich glaube nun wohl nicht, daß es jemand einfallen 
werde, unſern Topfftein mit dem Tophſteine, Tophus (F. 342.) zu verwechſeln, der 
es bedenkt, daß der Tophus unter die Kalkartigen Steine gehoͤrt, und daher mit den 
Saͤuren aufbrauſet, da hingegen der Ollaris unter die Feuerſeſten Steine gehoͤret, den 
die Säuren nicht angreiffen. Inzwiſchen hat man doch die Namen hie und da ver— 
wechſelt. Aber daß Leute darauf verfallen konnten, die Urnen, welche unſere Verfah⸗ 
ren aus Thon bereiteten, und in denſelben die Aſche und die Knochen ihrer verſtorbenen 
Freunde aufbewahrten; ich ſage daß Leute dieſe Urnen unter die Topfſteine gezehlet, 
N und 
(#) Magnalia Dei in locis ſubterranels P. II. &, 46. 5 
(a) Erſte Fortſetzung der Lithogeognoſie S. 84. 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 225 


und ihnen eine eigne Bildung zugeſchrieben haben, das iſt in der That unverzeihlich. 
Und gleichwohl kann ich davon einige Beyſpiele anführen. Balbinus, (b) behaup⸗ 
tet, es naͤhme der Thon die Geſtallt dieſer Töpfe von ſelbſten an, indem ihm die Natur 
zu dem, was hiebey noͤthig wäre, gleichſam anweiſe. Sagedorn (e) wenn er von den 
kleinen irrdenen Toͤpfen redet, die man in der Niederlauſitz, ohnweit Spremberg 
in den Thongruben findet, ſetzet endlich hinzu, daß er nicht glaube, daß man der Natur 
das Vermögen, dergleichen kleine Toͤpfchen zu verfertigen, gänzlich abſprechen Fönne. 
Mylius (d) nennet nicht nur den lapidem ollarem des Scheuchzers, naluͤrlich ges 
wachſene Töpfe, ſondern er fuͤhret auch den Hennelius in feiner Sileſiographia S. 321. zum 
Zeugen an, daß man vormals die Urnen fuͤr gewachſene natuͤrliche Toͤpfe ausgegeben habe. 
Man muß auch unſern Topfſtein nicht mit dem Oſtracit der Alten verwech⸗ 
fein, worunter fie einen ſcherbigen Stein verſtunden, der ſich in Blätter ſpalten lies, 
und dadurch ſie eben die Aehnlichkeit unter dieſem Steine und einer Auſter gefunden zu 
haben glaubten. Ich fuͤhre den Boodt (e) zum Zeugen an, der ausdruͤcklich ſagt: 
der Oſtracites der Deutſchen, den fie Topfſtein nennen, muß von dem eigentlichen Oſtra— 
eit unterſchieden werden; denn er ſcheinet mehr ein Thon, als ein Stein zu ſeyn. 
Diefe Töpfe haben ehedem die Heyden, erfuͤllt mit der Aſche der Verſtorbenen vergra— 
ben. Sie ſind in der. Erde weich, erlangen aber eine Steinhaͤrte (lapideſcunt) fo bald 
man fie an die freye Luft bringt. Man ſiehet daraus leicht ein, daß Bootd unfern Topf. 
fein nicht kannte, und vielleicht auch die Urnen nicht, die in der Luft nicht härter wer. 
den, als ſie in der Erde waren. . 4 | 
Auch diejenigen reden, wie mich duͤnkt, nicht ordentlich genug, die den Topfftein 
und den Speckſtein ganz für einerley halten, und daher ein Wort für das andere ge⸗ 
brauchen. Denn wenn ich auch zugeſtehen wolte, daß der Topfſtein ein Speckſtein iſt, 
oder daß er als eine Gattung unter die Speckſteine gehoͤret, ſo iſt doch nicht ein jeder 
Speckſtein ein Topfſtein. Allein Herr Oberbergrath Gerhard (t) hat bemerket, daß 
der Topfſtein unter diejenigen fetten Steine gehoͤre, welche Alaunerde in ſich fuͤhren, 
der Speckſtein hingegen unter diejenigen fetten Steine, welche die Salzerde in ſich 
haben; und fo find beyde zwey ganz verſchiedene Steinarten. i 
nan verſtehet unter dem Topfſtein eine Seifen- oder wie andere wol⸗ 
len Ralkartige Steinert, die mit einer Glimmerartigen Maſſe vermifcht, 
undurchſichtig, etwas hart und von mancherlep Farbe iſt. Die ſichtbaren 
- Theile deſſelben ſcheinen Wellenfoͤrmig zu fallen. Der Stein iſt weich, laͤßt ſich ſchneiden, 
glaͤnzet nach dem Roͤſten mit weißer Silberfarbe, wie ein Glimmer; im heftigen 


Feuer aber bekoͤmmt er die Haͤrte eines Glaſes (g). ! | 
lite an I ey | Herr 
(b) Siehe Woodward phyſiealiſche Erdbe, Cap. 212. S. 393. 
ſchreibung S. 665. der deutſchen Ausgabe. (f) Beytraͤge zur Chymie 1. Th. S. 287. 
(e) Ephem. natur. curiofor Dee. I. Ann, III. 318. 349. 352. a 
Obfery. 137. (g) Siehe Wallerius Mineralogie S. 182. 


(d) Saxon. fubterranea P I. S. 62. Baumer Naturgeſch. des Mineralreichs 1. Th. 
(e) Gemmar. et lapid. hiftoria Lib. II. S. 207. en e * 


1 Th. * Ff 


226 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


Herr Oberbergrath Gerhard ſetzt am angefuͤhrten Orte noch folgendes hinzu: 
der Topfftein iſt ein ziemlich weicher Stein, der ſich ſogar zuweilen ſchaben, und 
allezeit auf der Scheibe drehen laͤßt, fo, daß auch allerhand Gefäße davon verfertiget 
werden koͤnnen. Im Feuer wird er ſehr hart, und an Farbe koͤmmt er weiß, blaͤulich, 
grün, grau, auch ſchwaͤrzlich vor. Die glänzenden Puncte find Feine wuͤrklichen 
Glimmertheile, es geſchiehet aber oͤſters, daß kleine Neſter vom Glimmer darinne vor⸗ 
kommen, und dieſes mag wohl Gelegenheit gegeben haben, daß man ihm eine glim⸗ 
merige blaͤttriche Textur beygelegt hat. Einige Sorten werden im Feuer weiß, andere 
aber roͤthlich.“ So viel iſt gewiß, daß der Topfſtein, welcher auf der Martinroͤder 
Heyde ohnweit Ilmenau zwiſchen Sandfloͤtzen angetroffen wird, aus blauen mit 
Sand und Glimmer verſetztem und halb verhaͤrtetem Thon beſtehet; aber daraus folgt 
noch nicht, daß der Glimmer allen Topfſteinen eigen, und ein weſentlicher Beſtandtheil 


derſelben ſey. Die blätterichte Tertur, welche Herr Gerhard den Topffteinen abe 


ſpricht, iſt ihnen in fo fern mit Grunde abzuſprechen, wenn die Rede von dem ganzen 
Geſchlecht iſt; allein Herr Guettard (h) gedenket doch einer Gattung der Topfſteine, 
welche ſich in Blätter zerlegen läßt, wie der Schiefer. Nin Ye 


F. 445. ee . m 


Ob die Alten unſern Topfftein ſchon gekannt haben? das wird dasjenige | 
entſcheiden, was uns Plinius (i) davon ſagt. Er redet von einem gewiſſen Steine 4 


in Siphno, den man aushölen, und eben fo wie den grünen Comiſchen 
Stein, zum Kochen der Speiſen brauchen kann. Von dieſem Steine aus Siphno 
merket er als was beſonders an, daß er, wenn man ihn warm macht, und in 
Oele traͤnkt, ſchwarz wird und erhaͤrtet, da er von Natur ganz weich if. Man 


\ 


ſiehet hieraus, daß es ganz wahrſcheinlich ſey, Plinius rede von eben diefem 


Steine, den ich hier beſchreibe, den er eigentlich nicht von dem Comiſchen Steine 


weſentlich trennt, ſondern nur den Unterſchied zeigt, der ſich unter beyden findet. Es 
wird daraus zugleich deutlich, daß die Kunſt aus dieſem Steine Töpfe zu verfertigen, 
eine der aͤlteſten Kuͤnſte fen, die unter die Wiſſenſchaft der Alten gehoͤrte. 

Man iſt darinne nicht ganz einig, wie man dieſen Stein in Rückficht auf fein 
Geſchlecht behandeln müffe. Der Ritter Linne (K) hat ihn unter den Thonarten 
als eine Gattung des Talks angeſehen. Herr Baumer (1) hat ihn unter den Thon⸗ 
artigen Steinen, doch ſiehet er ihn als eine Gattung des Seifenſteins an. Wal⸗ 
lerius (m) Bomare (n) Pott (o) die Onomatologie (p) Herr von Juſti (q) 
und vielleicht noch mehrere behandeln ihn als einen bloſen Speckſtein und machen ihn 
zu einem Geſchlechte, darunter verſchiedene Gattungen gehoͤren. Herr Gerhard 


aber hat, wie ich ſchon bemerket habe, ihn unter die fetten Steine geſetzt, die eine 


8 Alaun⸗ 
(h) Mem. de Academie des de. 1752. Conf. (m) Mineralogie S. 180. 51 | 
Bomare Diction. d Hiſt. nat. Tom. IIX. S. 482. (n) Mineralogie 1. Th. S. 124. ö 
(i) Hiſt. natural. Lib. XXXVI. Cap. 22. (44. (0) Erſte Fortſetzung der Lithogeognoſſe S 83. 
©. 259 (p) Onomatol. hiſtor. nat. compl. Tom, IV. 
(k) Syſt. naturæ 1768. S, 52. S. 721. C 
(I) Naturgeſch. des Mineral. 1. Th. S. 207. (4) Grundriß des Mineralreichs S. 213. 


* 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 227 


Alaunerde haben. Darinne aber ſind ſie doch alle einig, daß der Topfſtein ein Feuer⸗ 
fefter Stein ſey, den das Feuer nur härter brennt. Ich kann daher die Anmerkung 
des Herrn von Juſti nicht völlig begreifen: “er gehoͤret allerdings unter die Feuers 
beſtaͤndigen Steine, ohnerachtet der Herr Profeſſor Pott glaubt, daß er vielmehr 
unter die Thonarten zu rechnen ſey. Seine Fettigkeit iſt von ganz andrer Art als die 
Letten und Walkererden haben; wie er denn im Waſſer unaufloͤßlich iſt, welches bey ſo 
geringer Haͤrte des Steins allerdings geſchehen muͤſte, wenn er unter die Walkererden 
gehörte.” Unter allen Erden haben die Chymiſten noch keine gefunden, welche im 
Feuer beſtaͤndig waͤre, als die Thonerde. Ich weiß alſo nicht, ob ich unrichtig 
ſchließe: ein Feuerfeſter Stein muß eine Thonerde zum Grunde haben. Denn daß 
ſich die eine Art von Thonerde im Waſſer aufloͤſet, eine andere aber nicht, das kann 
zwey ganz verſchiedene und vielleicht nur zufaͤllige Urſachen haben. 1 
Da verſchiedene von mir vorher angefuͤhrte Gelehrte den Topfſtein zu einem 
Geſchlechte erhoͤhet haben, fo haben fie verſchiedene Geſchlechtsgattungen angenommen, 
die ich hier aber nicht auszeichne, weil ich fie in der Folge bey dem Speckſtein anführen 
werde. Aber das kann ich nicht unangezeigt laſſen, daß Sill (r) der den Topfſtein 
unter die Talkerden zähle, drey Gattungen derſelben annimmt, 1) Soapy Potfione, 
Topfſtein, Pierre Ollaire, 2) Tender Potſtone, Comiſcher Stein, Pierre de Come, 
3) Coarſe Potſtone, grobkoͤrniger Topfſtein, Pierre Ollaire a gros graines. 


$. 446. 
Wollte man freylich eine jede Veraͤnderung, die man an dieſem Steine gewahr 
wird, fuͤr eine beſondre Abaͤnderung anſehen, ſo wuͤrde man derſelben viele annehmen 
koͤnnen. Jeder Ort, wo derſelbe gegraben wird, hat etwas Eigenes, davon ich einige 
Beyſpiele anfuͤhren will, die zugleich die Geſchichte dieſer Steinart angehen. 

Man hält vornaͤmlich die Schweiz für das vorzuͤglichſte Vaterland der Topf⸗ 
ſteine, wo ſich ſonderlich drey Gruben finden. Die eine bey Clavennes, die an⸗ 
dere in Vallelie, und die dritte bey den Graubuͤntern. Der Topfſtein iſt grau 
oder gruͤnlich, und iſt, wenn man ihn graͤbt viel weicher, als er iſt, wenn er an der 
freyen Luſt geſtanden hat (I). 1 5 i 
Von dem Topfſteine in Norwegen haben wir vom Worm (t) einige Nach⸗ 
richt erhalten. Er gedenket eines Topfes, der ans einem kalkigten Norwegiſchen 
Steine gemacht iſt, welcher dick, ſchwer und Aſchgrau von Farbe, und mit einer eiſer— 
nen Handhabe verſehen iſt. Nun ſetzet er hinzu: die Norweger kochen in dergleichen 
Toͤpfen ihre Speiſen, indem ſie ein ſtarkes Feuer aushalten, und der Stein, weil er 
weich iſt, ſich gut aushoͤhlen laßt, auch daher eine jede Geſtalt annimmt. Aus den 
dicken Scheiben dieſes Steines pflegen die Norweger Ofens zu bauen. In Cop⸗ 
penhagen kann man dieſen Stein Fußweiß zum Kaufe bekommen. 


0 Ff 2 Von 
cr) Foſfls S. 26. 27. | 
8 Siehe Burnet Reiſebeſchreſbung S. 188. und Scheuchzer Hiſtoria nat. Helvet. P. 1 
* 177. . k 4 u * 3 i 
(t) Muſeum Wormianum S. 350. Pott erſte Fortſetzung der Lithogeognoſie S. 86. 


228 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


Von den Topfſteinen in Schweden hat uns Bromell (u) folgende Nachricht 
hinterlaſſen. “ Hieher gehoͤret ferner eine andere dichte, weiße und grünliche Talkſteins⸗ 
art, welche hier bey uns unter dem Namen von Talg⸗ oder Telgſtein bekannt iſt, 
außerhalb Landes wird er Ollaris et lepetum lapis oder Topfſtein, (Grytſtein) 
genannt weil er fi wie Holz, zu allerhand Kuͤchengeraͤth ſchneiden, brechfeln und 
verarbeiten läßt. Solche fteinere Töpfe und Pfannen haben vor andern eiſernen oder 
irdenen Gefaͤßen dieſen beſondern Vortheil, daß ſie weit weniger Feuer und Hitze bes 
dürfen, als andere, und das Eſſen, das darinne gekocht wird, hat einen weit anges 
nehmern Geſchmack als ſonſten. Bey Handoͤl in Jemtland wird eben ein ſolcher 
Lichtgrauer Topfſtein unter dem Namen von Telgſtein gebrochen, wovon nicht allein 
Pfannen, Hafen und allerhand Kuͤchengeraͤth, ſondern auch Feuerheerde, Kachelofen 
und Mauerſteine verfertiget werden. —Eine andere etwas groͤbere Lichtgraue Talkſteinart 
wird in dem Bieremecki Rirchfpiel in Savolax und in Werkie bey der Raͤgri⸗ 
kens Rupfergrube gefunden. Von Wermeland aber und den Sahlbergs⸗ 
gruben habe ich eine Probe von einer weit ſchoͤnern, gruͤnlichten und halbdurchſichtigen 
Topfſteinart bekommen, welche wegen ihrer Weiche und Reinigkeit zu allerhand Hauß⸗ 
geraͤthe uͤber die maßen dienlich zu ſeyn ſcheint.“ Den Sandoͤhls Topfſteinbruch in 
Ahre Rirchfpiel in Jemteland, deſſen Bromell vorher gedachte, hat Herr 
Daniel Tilas (x) beſchrieben, doch mehr den Topfſteinbruch, als den Topfſtein ſelbſt. 
Wir ſehen hieraus, daß die ganze Höhe der Grube aus Topfftein mit überall durch⸗ 
brechendem grauen Steine beſtehe. Der Topfſtein fuͤhret ſpiegelndes Eiſenerz, dem 


Anſehen nach wie ein klarer glaͤnzender Glimmer, und hat Spathflecken. Man arbeitet 
den Stein mit Aexten aus der Grube, und ſchlaͤget die groͤßern Platten, die nachher 


zu Defens ſollen angewendet werden, in fo viel Stuͤcke, als es ſich thun läßt. 


Der Ilmenauer Topfſtein wurde ehedem zum Bau der Haͤußer angewendet, 
doch ſtehet die Grube jetzt unter Waſſer. Derjenige Topfftein aber, der ſich noch auf 
der Martinroͤder Heyde bey Ilmenau befindet, iſt nur ein verhaͤrteter Thon von 
blauer Farbe, der mit Sand und Glimmer vermiſcht iſt (y). 


Von dem Topfſteine bey Suhl, ſagt uns Mylius (2) weiter nichts, als daß er 


im Schmiedfelder Walde daselbst gegraben werde, und daß er anfaͤnglich ganz 
weich ſey; wenn man ihn aber ins Feuer werfe, ſo bekomme er die Harte und das 
Anſehen eines Glaſes, und koͤnne gar fuͤglich gebraucht werden. 


Von den Saͤchſiſchen Topfſteinarten bat der Bergrath Eilenburg (a) in 

einer Abhandlung angezeigt, daß dieſe Steinart ein ſehr dicht zuſammengewachſener 

mehrentheils weißgruͤnlicher oder vielmehr weißblaͤulicher ee Schieferſtein 
ſey, der es werth * genauer unterſucht zu werden. 


Daß 


Sn Mineralogia et lithographia Suecana des Mineralreichs 1. Theil S. 207. 
(2) Saxonia fubterranea Part. I. S. 62. 
635 In den Abhandlungen der koͤnigl⸗Schwe⸗ (a) Seine Abhandlung iſt ein Anhang bey 
diſchen Acad der Wiſſenſch. 4. Band S. 225. des Herrn Schulzens Nachricht von den Ser 
( pot Ic. S. 88. Baumer Naturgeſch. pentinſteinarten. Dresden 177 Ir 


* 


1 
| 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 229 


Daß auch in Finnland Topfſtein gefunden werde, das beweiſet eine Abhandlung 
des Herrn Ralms (b), davon ich aber keine Nachricht ertheſle kann, weil mir dieſe 
Ane Abhandlung nie zu Geſichte ene . 


§. 4 
Da man unter andern nüglichen Gerächſchaften aus dieſem Steine Toͤpfe zum Ger 
brauche zu machen pflegt. fo will ich die Art und Weiſe befchreiben, wie man mit dies 
ſem Steine verfaͤhrt, wenn man ihn bearbeitet. Bruͤckmann erzehlet uns dies 
ſes Verfahren folgender Geſtallt (o). „Man gräbt dieſe Steine aus den Gruben ber. 
vor, wie das Erz aus den Bergwerken, und bereitet ſie in eine halbrunde oder cylin⸗ 
driſche Form. Ein ſolches halbrundes Stuͤck Stein nimmt der Drechsler, hält den 
zugeſpitzten Theil an das Feuer, daß er wohl erwarme, beſtreichet denſelben mit Pech, 
haͤlt ihn geſchwinde an ein Armdickes abgeebetes Holz, welches dann ſo feſt, wegen 
äußerlich zutrockneter Luft an den Stein klebt, daß man es hernach nicht anders, als 
mit Gewalt davon abſondern kann. Wenn alſo der Stein an dem Drehſtuhl, welcher 
gleich einer Muͤhle vom Waſſer getrieben wird, angeſetzet, ſo arbeitet der Meiſter mit 
eiſernen Inſtrumenten in den Stein hinein „und drechſelt aus einem Stuͤck Stein fünf, 
ſechs, oder mehr Geſchirre heraus, die in einander liegen, und einen einigen Einſatz 
ausmachen. Endlich befeſtiget man dieſe Geſchirre mit eiſernen Baͤndern, damit ſie 
zum Kochgebrauch über das Feuer koͤnnen gehängt, und wieder abgenommen wer⸗ 
den. Die Geſchirre brechen anders nicht, als durch den Fall, und laſſen ſich, 
wenn ſolches geſchiehet, wiederum durch Hefte zuſammen flicken. Wenn Herr Bau— 
mer, an dem mehrmalen angefuͤhrten Orte, von der Zubereitung ſolcher Toͤpfe redet, 
Und ſagt, daß man fie in blechernen, mit Leim verklebten Buͤchſen im Töpferofen brenne, 
ſo redet er von einem ſolchen Topffteine, welcher wie der Martinröder nur ein halbver« 
haͤrteter Thon it, und daher zuvor wie ein anderer Thon vom Töpfer zubereitet werben 
muß. 
Da, wie wir gehört haben aus dieſem Steine allerley Kuͤchgeſchirre, Oefens und 
dergleichen verfertiget werden koͤnnen, fo hat dieſer Stein, da, mo er häufig genug ges» 
funden wird, ſeinen entſchiedenen Nutzen. Allein er hat auch ſonſt ſeinen Nutzen. 
Herr D. Aramer 0 d) will bemerket haben, daß das Bley, wenn man es in Geſaͤſen 
von Topfſtein durch eine lang anhaltende und oft wiederhohlte Schmelzung bearbeitet, 
zur Haͤlfte in Silber erhoͤhet werden koͤnnte, da es ſonſt alle Tiegel leicht verzehrt. 
Wenn dieſe Erfahrung ihren Grund bat, fo koͤnnte man das Bley viel beffer nuͤtzen, 
als es ſo geſchiehet. Und Herr Carl F. Cronſtedt (e) hat unterſucht, wie der 
Topfſtein zu Boden im Ofen beym Bleyſchmelzen zu gebrauchen iſt. Er legte den 
Topfſtein ſo lang und breit, als es der Weite des Heerdbodens gemaͤß war, in feiner ges 
hoͤrigen Neigung, und lies ihn fogar in den Vorheerd, oder in die Schlackengrube 
gehen. Ein ſolches vn wurde oben etwas glatt gehauen, und an den Seiten ſcharf 
53 gemacht 
(b) De ollaribus in Finnia ER Abo. 1756. 
le Magnalia Dei in locis ſubterraneis Part. II, S. 47. 
(d) Commercium litterarium Norimberg. 1741. ©. 22 


(e) Abhandt, der Schwed. Acad. der Wiſſenſchaften XXII. Band S. 51. f. 


230 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


gemacht bis an die Spur in die Mitte, wobey man doch ſuchte den Stein mitten 
unter der Spur ſo dick als moͤglich zu laſſen, ſonſt aber lies man der untern Seite die 
Geſtallt, die ſie beym Brechen bokommen hatte. Herr Cronſtedt fand, daß dieſes 


weniger Koſten machte, weniger Zeit koſtete, und mehr Metall gab, als bey der ge 


woͤhnlichen Bearbeitung des Bleys zu erwarten ift. 


Von den Dertern wo ſich der Topfitein findet, find mir folgende bekannt: Care- 


len, Circaßien, Claͤven, oder Cleve in der Schweitz, Dalien, Dalekarlia, Dorfbach 
auf dem Eulengebuͤrge, Falun, Finnland, Garpenberg, Glaris, Graubuͤnden, Gry⸗ 
thytte, Haͤlleſtadt, Handoͤhl, Jemtland, Illmenau, Malenkerthal, Martinroda, 


Maſinerbad, Maynthal, Naßau, Norrberk, Nerkie, Norwegen, Peccia, Pluͤrs, 


Puͤndten, Riddarhyta, Sachſen, Sahlberg, Savolar, Schweden, Schweitz, Stabo 
in Norrberk, Suhl, Tammela, Thuͤringen, Verzaſcher Thal, Wermeland. Siehe 
die Abhandlung der Koͤnigl. Schwed. Acad. der Wiſſenſchaften, 22. Band. 
S. 60. Bruͤckmann Magnalia Dei P. 2. S. 48. Scheuchzer Naturhiſtorie des 
Schweitzerl. Th. 3. S. 114. Linne Syſt. nat. 1768. S. 52. Kalm de Ollaribus in 
Finma repertis. Bromell Mineral. et lithogr. ſuec. S. 26. Baumer Naturgeſch. 


des Mineralr. Th. 1. S. 207. Schulze von den Serpentinſteinen, 9 Bey 


traͤge zur Chymie 1 Th. S. 318. 
LXXXIV. Der Speckſtein oder Someerſtein. A 
$. 448. 


ein Fett anzufühlen, ſondern auch, wenn blos von dem weiſen die Rede ift, ſo⸗ 
gar dem Specke der Farbe nach einigermaſen gleichet. Inſonderheit nennet man den 
Speckſtein, wenn er ganz weiß iſt Schmeerſtein, ob es gleich nicht wohl zu entſchuldi⸗ 
gen iſt, einem Steine von zwey verſchiedenen Farben zwey Namen zu geben. Der⸗ 
jenige Speckſtein, den man Schmeerſtein nennet wird auch Spaniſche Breide 
genennet, und unter dieſem Namen in den Officinen verkauft, weil man ſich deſſelben 
wie Kreide bedienen, und, weil ſich die dadurch gemachten Striche noch leichter als von 
der Kreide auswiſchen laſſen, bey Tuͤchern und ſeidenen Zeugen, noch fuͤglicher 
bedienen kann. Der bey den Alten ſonderlich übliche) lateiniſche Name Steatizes 
koͤmmt von sec das Fett ber, weil ſich dieſer Stein fettig anfuͤhlen läßt. Er 
wird aus eben dieſem Grunde Lardites und Hnectitet genennet, obgleich beyde Namen 
eigentlich fuͤr den Seifenſtein gehoͤren. Ueber die Benennung des Kenntmanns 
Gemmahnjah muß ich die Anmerkung des Herrn Profeſſor Pott (f) wiederhohlen. 
„Der deutſche Name Speckſtein wird hin und wider durch Gemma,Huja oder Cem 
mabu ausgedruckt. Dieſer Name iſt vermuthlich ehyneſiſch. Ich finde ſolchen zu. 
erſt in des Kenntmanns Nomenclatura rerum foflilium S. 50. da wird Gemma Ha 


mit einem ſchwarzen und grauen Sediment angefuͤhret, und unter die Zahl der Feile 
eine 


CF) Erſte Fortſetzung der Acbogesgnoſt. S. 82. 


— 
7 — 


Der Speckſtein hat feinen Namen vom Specke erhalten, weil er nicht] nur wie 


— 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 237 


ſteine geſetzt: es werde ein dergleichen unechtes nachgemacht aus Muſchel oder 
Schneckenſchalen, oder aus weiſem mit Bleyweiß gefärbten Glaſe. Nach ihm: ges 
denket Albinus in ſeiner Chronik Part. II. Tom. XVIII. S. 146. von einem Gemma 
Higja: es ſey ſolches eine Art von Sardonyx, welche aber nicht klar und durchſichtig 
ſondern Schneeweiſer Farbe ſey; man ſchneide Geſichter oder Bilder daraus, und dann 
wuͤrde fie ordinair Gemma Hu ingleichen Speckſtein von ihrer Weichheit genennet. 
So auch Gesner de figuris lapidum p. 98. welcher ihn Gammenhu oder Gemmam 
Hijam nennet; ingleichen der Agricola, indem man auf ſelbigen leichter als auf 
andern Edelgeſteinen etwas eingraben koͤnne. Wie denn auch Schwenkfeld de fofhli- 
bus Sileſiæ p. 379. ſagt: Gemma hujaift ein weiſer Chalcedonier, nicht durchſichtig, er 
heißt bey den Edelgeſteinhaͤndlern Speckſtein, auch Gamelichen, iſt ein Edelgeſtein 
der gar nicht hart, weiß von Farbe und fettig iſt, der in dem Herzogthum Weiß ge⸗ 
funden, und zu Formen und Figuren ausgegraben wird. Eben dergleichen fuͤhret 
auch Volkmann in Silefia ſubterranea p. 28. an, nur daß er ihn unter die Arten des 
Onyx rechnet; daß aber dergleichen ſich im Herzogthum Weiße finden ſollte, habe ich 
bisher noch nicht entdecken koͤnnen. Mir deucht, daß Herr D. Bundmann in rariori- 
bus naturæ et artis p. 667. noch am beſten davon urtheile, wenn er ſagt: er beſitze 
einen Chineſiſchen Becher, aus dem Lapide Lameo, welcher daſelbſt ama Huja auch 
Speckſtein genennet würde; er würde zwar für eine Art des Onyx gehalten, aber er 
glaube, daß er vielmehr dem Lapidi Nephritico gleich ſey, außer, daß er etwas durch— 
ſichtiger, und an Farbe, wie ein Lichtgelbes Wachs ausſehe.“ Das Wort Gemmahnja 
wird auch bisweilen Camahuja geſchrieben, und weil die Schriftſteller der mittlern 
Zeit ihren Camahuja oft mit dem Onyx verglichen, ob er gleich ein wahrer Speckſtein 
war, fo geſchahe es, daß andere eben dieſes Wort von dem eigentlichen Onyx gebrauch⸗ 
ten (g). Es iſt daher nicht wahrſcheinlich, daß Camabigßa oder Camahıja von zadusın 
eu abſtammen, Plinius mag auch unter feiner Cadmia verftanden haben, was 
er nur wolle. Nun wird es auch deutlich ſeyn, warum eben dieſer Speckſtein bey 
manchen Schriftſtellern Calcedonius candidus non perſpicuus genennet werde; weil man 
ihn wuͤrklich unter die Calcedonier rechnete. Die uͤbrigen Beſchreibungen ſind folgende: 
Argilla indurata particulis impalpabilibus folida beym Cronſtedt; Smectites ſub- 
diaphanus duriusculus, colore vario beym Woltersdorf; Smectites ſubtilis, mollis 
fragmentis compactus beym Cartheuſer; Petra pinguis muriatica attactu lævis, 
glabra texturæ informis beym Gerhard. Talcum vngue raſile alba inquinans beym 
Linne. Im Franzoͤſiſchen werden dieſe Steine Pierres ſmectites ou Steatites, 
Pierres de Lard, und im Sollaͤndiſchen Spekſteene und wenn fie Dendriten haben, 
arboriſeerde Spekſteene, boomagtige Spekſteene genennet. 1 1 12 40 


. S8. 449. EN 8 
Ebhbedem belegte man mit dem Namen des Speckſteins nur diejenige Gattung, 
welche aus China zu uns gebracht, und uns unter allerley Bildern uͤberſchickt wird; 
derjenige der in unſern Europaͤiſchen Gegenden gefunden wird, erhielt ganz andre 
eee eee en Namen. 


(89 Siehe Bruckmann von den Edelſteinen ©. 210. der neuern Ausgabe. 


232 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


Namen. Man nennte ihn Schmeerſtein, oder Mehlpatz, oder Spaniſche 
Rreide, Jetzo aber fängt man wieder an, ihn mit dem Namen des Speckſteins 
uͤberhaupt zu belegen, und man vermeidet dadurch allerdings große Verwirrungen. 

Wenn man den Speckſtein mit dem Herrn Oberbergrath Gerhard (h) eine fette aus 
Salzerde zuſammengeſetzte Steinart nennet, welche glatt und ſchluͤpfrig anzufuͤhlen iſt, 

und ein unbeſtimmtes Gewebe hat; wenn man dabey weiß, daß dieſer Stein ſich faſt 
wie eine Seife anfuͤhlet, nur mittelmaͤßig ſchwer, bald mehr oder weniger durchſichtig 
iſt, ſich mit eiſernen Inſtrumenten ſaͤgen, und in mancherley Figuren bearbeiten laͤßt, 


daß er endlich verſchiedene Farben an ſich habe, dergeſtalt, daß er bald weißlich, bald 


grau, bald gruͤnlich, bald gelb, bald ſchwaͤrzlich, bald geſprengt, bald dendritiſch 
iſt; ſo wird man dieſen Stein kennen, und von ſeinen ähnlichen Steinarten, den 


Seifſtein, den Topfſtein und den Talk leicht unterſcheiden koͤnnen. Was die 


aͤußern Eigenſchaften unſers Steines betriſt, ſagt Herr Profeſſor Pott (i), ſo 
riecht er rohe merklich fettig, welches man am meiſten ſpuͤhret, wenn man ihn klein 
ſtoͤßt. Bricht man ihn von einander, ſo bemerket man oͤfters glaͤnzende, talkigte und 
glimmerigte Theile. Von der Luft wird er wenig verändert, nur daß er darinne etwas 


einem Geziſche in ſich; wegen ſeiner feſten Zuſammenbackung, und weil ſein Gluten 
mehr ausgehaͤrtet iſt, zerflieſet er aber doch nicht, wie der ordentliche Thon. Wenn 
man ihn zu Pulver ſtoͤßt, fo kann man ihn mit Waffer zu einem Teig machen, der ſich 


N 


haͤrter wird. Wenn man ihn ins Waſſer wirft, ſo ziehet er zwar etwas Waſſer mit 


einigermaßen auf der Scheibe drehen und formiren läßt. Im Feuer wird er hart, 


und zwar je gelinder das Feuer iſt, deſto weicher bleibt er, und je heftiger das Feuer 
iſt, deſto groͤßer wird auch ſeine Haͤrte, ſo daß er am Ende mit dem Stahl ſtark Feuer 
ſchlaͤgt, und zugleich eine ſchoͤne Politur annimmt. Im ofnen Feuer wird feine Farbe 
mehrentheils weiſer, wie denn ſonderlich der ſonſt ziemlich gelbliche Chineſiſche Speck⸗ 
ſtein im Feuer viel weiſer wird, als alle andere Arten; im verſchloſſenen Feuer hin⸗ 
gegen pflegen ſie mehrentheils gelblich zu werden. Die Art vom Speckſtein, welche gelb 
iſt, wird im Feuer dunkelrother und brauner, ſchlaͤgt alsdenn Feuer, und wenn man 
fie polirt, ſo ſiehet fie wie ein ſchoͤner Jaspis aus. ; 
Die verſchiedenen Gattungen des Speckſteins in Anſehung ihrer Härte, die 


entweder groͤſer oder geringer iſt, find ſchwer zu beſtimmen, da felbige unmöglich genan 


befchrieben werden koͤnnen. Die Gattung ausRisör, Sickſioͤberg, und die chine⸗ 
ſiſchen, ſind weit haͤrter als der engliſche von Landsend, welcher zwiſchen den 
Fingern zerfaͤllt, in Vergleichung aber mit dem ſo genannten Serpentinſtein ſehr 
ſos iſt, obgleich beyde ſich zu aͤhnlichen Gebrauch drechſeln und ſchneiden laſſen. Der 
loſere iſt fuͤr gewaltſames Zerfpalten unter der Bearbeitung der ſicherſte (k ). 
Die Alten hatten freylich uͤber den Speckſtein gar verſchiedene Gedanken, die 
ſich bald von der Wahrheit mehr entfernten, bald derſelben näher kamen. Plinius (I) 
iſt unter den Alten der einzige der des Steatizis ausdruͤcklich gedenket, und er ſagt von 
| demfelben 
ch) Beytraͤge zur Ehnmie 1. Th. S. 352. logie S. 87. 

(i) Erſte Fortſetzung der Lithogeognofie S. 91. (1) Hiſtor. natural, Lib. XXVII. Cap. 11. 

(*) Cronſtedt Verſuch einer neuen Minera⸗ (71.) ©: 288. ed d 8 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeften Steinen. 233 


demſelben, daß er ſeine Benennung von ſeiner den Thieren aͤhnlichen Speckart bekommen 


babe. Theophraſt (m) gedenket eines Steines von der Inſel Siphnus, welcher 


wegen ſeiner Weiche, ſowohl gegraben als gedrehet wird. Wenn er ins Feuer koͤmmt 
und mit Oehl begoſſen wird, 8 wird er ſehr ſchwarz und hart; man macht Gefaͤſe dar⸗ 
aus, deren wir uns auf dem Tiſche bedienen. Es iſt wahrſcheinlich, daß Theophraſt 
bier den Speckſtein meyne, ob es gleich auch möglich iſt, daß er den vorher befchriebe« 
nen Topfſtein (Ollaris) meynen kann. Aldrovand (n) gedenket des Speckſteins 


zweymal. Das einemal legt er dieſem Steine eine Gleichheit mit dem Dactylo Ideo 


oder dem Belemnit bey, und hatte da vermuthlich eine halbdurchſichtige Speckſteinart 
vor ſich, das anderemal aber vergleicht er ihn mit dem Milchſteine, dem Thyitites 
und Melitites, und ſagt, er habe eine weiche Subſtanz, deswegen er auch mit dem 


Specke verglichen werde, und ſey ein wenig harter Stein. Boodt (0) vergleicht 


* 


unſern Stein mit dem Unſchlicht, und giebt ihn fuͤr weich aus, ſeine Farbe ſey braun⸗ 
roth, und auf dem Holze gerieben, laſſe er weiſe Striche hinter ſich. Ich will jetzo 
nicht unterſuchen: ob Hippokrates unſers Steins gedenke? ob die Terra (i. 
molia unſer Speckſtein ſey? und ob man eben das von dem Morochtus be= 
haupten muͤſſe? ſondern ich will meine Leſer hiebey auf den Herrn Profeſſor Pott (p) 
verweiſen. Ich will nur noch gedenken, daß Liebknecht (q) eines Speckſteins 
gedenket, der hieher gar nicht gehoͤret. Es iſt derſelbe eine Art von Bildſteinen, 
die in Heſſen gefunden wird, die auf ihrer Oberflaͤche allerley gefaͤrbte Steinchen hat, 
dadurch der Stein die Geſtalt einer mit Blut und Speck 9 Wurſt bekommt, 


und daher der Wurſt oder Speckſtein genennet wird. 


§. 450. 
Ehe ich die chymiſchen Proben wiederhole, die man mit dem Speckſtein unter⸗ 


ö nommen hat, ſo muß ich erſt eine Anleitung geben, wie man den Speckſtein von dem 
Seifenſtein ($. 440.) dem Topfſtein ($. 442.) und dem Talke ($. 464.) unter. 


ſcheiden koͤnne. Alle vier Steinarten haben das unter ſich gemein, daß fie weiche und 
fette Steinarten ſind. Die Speckſteine, ſagt Herr Gerhardt (r) unterſcheiden ſich 
von den Seifenſteinen ſehr ſchwer durch das bloſe Anſehen. In dem Gefühle zeiget ſich 
einiger Unterſchied, indem die Speckſteine noch fetter anzufuͤhlen ſind, und daher auch 
etwas mehr Glanz wie die Seifenſteine an ſich haben. Der Hauptunterſchied laͤuft 
alſo hier auf die Beſtandtheile hinaus, und beſonders auf die Verſchiedenheit der alcali— 
ſchen Erde, die ſich in ihnen befindet. Hier iſt der Grundſtoff des Seifenſteins eine 
Alaunerde, da der Grundſtoff des Speckſteins eine Salzerde iſt. Der Topfſtein 
gehoͤret eigentlich nicht unter die Speckſteine, ſondern unter die Seifenſteine, und der 


ö ane unter ihm und dem Speckſteine iſt eben der, . unter dem Speckſteine 


und 
(m) Von den Steinen S. 230. f. S. 80. 8. 82. 
(n) Muſeum metallicum S. 620. 665. (4) FHaſſia ſubterranea Sect. I. Cap, III 
(o) Gemmarum et lapidum hiſtoria Lib. II. f. 2. S. 67. 
Cap. 232. S. 416. (r) e zur Chymie 1. Th. S. 257. 


(p) Erſte Fortſetzung der Aichogeosgnoſ e 
2. Th. Gg 


234 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


und dem Seifenſteine iſt. Außerdem hat der Topfſtein noch glänzende Theile in ſich, 
Me die Geſtallt des Glimmers haben, und vielleicht in manchen Fällen ein wahrer Glim⸗ 
mer ſind. Der Talkſtein iſt allemal blaͤtterigt gewachſen, und er iſt unter allen fet⸗ 
ten Steinarten der einzige, der aus Lamellen beſtehet, wodurch er leicht von den De 
Arten unterſchieden wird. N 

Von den chymiſchen Derfischen mit dem Speckſteine haben uns zwey Mei- 
ſter in der Chymie, die Herren Gerhardt (), und Pott (t) hinlaͤngliche Nachricht 
ertheilet. Herr Oberbergrath Gerhardt giebt davon folgende Nachricht. Mit ſauren 
Salzen gaͤhren die Speckſteine nicht auf, ja wenn ſie, wie dieſes bey einzelnen Stuͤcken 
des Chyneſiſchen zu weilen geſchiehet, ſehr fett ſind, ſo wird nicht einmal die in ihnen 
befindliche Salzerde von ſauren Salzen ehe ausgezogen, bis ihnen die überflüßige Fets 
tigkeit durch das Roͤſten mit Laugenſalzen genommen iſt. Im Feuer werden die Speck⸗ 
feine haͤrter, und bleiben in dem heftigſten Grade deſſelben ungeaͤndert. Mit Borar - 
Laugenſalzen und Bleyglas laſſen ſie ſich leicht ſchmelzen. Durch den Zuſatz vom Gyps 
und Kalkſtein ſind ſie ſchwerer als der Thon, oder die Seifenſteine in Fluß zu bringen; 
doch geſchiehet dieſes in einem außerordentlichen hohen Grade des Feuers. Man ers 
haͤlt aber demohngeachtet keine dünne glaſiche, ſondern eine mußige Porcellanartige 
Schlacke. — Durch die mit dem Pyrometer über dieſe Steinart angeſtellte Verſuche er. 
giebt ſich, daß fie ſich faſt unter allen bekannten feſten Körpern am meiſten ausdehnet.” 
Herr Profeſſor Pott nahm beſonders den Bayreuther Speckſtein zu ſeinen chy⸗ 
miſchen Unterſuchungen. Die erſten Verſuche machte er mit den alkaliſchen Salzen, 
und er brachte den Speckſtein zu einer flieſenden Maſſe, und es wurde ein ſchoͤnes Glas, 
wenn Speckſtein, Sand und Salpeter vareiniget wurden, doch war dieſes Glas nicht 
überall. durchſichtig genug. Mit Borax floß der Speckſtein ebenfalls zuſammen, und 
nahm eine angenehme Aquamarinfarbe an. Mit den. Glaͤſern floß der Speckſtein in 
eine Maſſe zuſammen⸗ die aber allemal undurchſichtig war. Mit Bleyglas und Bley⸗ 
kalken entſtund eine Maſſe, welche hoͤchſtens halbdurchſichtig war. Mit gupfichten 
und kalkichten Erden wollte der Speckſtein nicht zuſammen flieſen, außer wenn er mit dem 
Speckſtein, Quarz und gemeiner Kreide, oder Alabaſter, oder Marienglas und Minjum 
vermiſcht wurde, ſonderlich floß er in dem letztern Falle ſehr ſchoͤn zuſammen, und 
wurde durchſichtig; mit Glasartigen Erden gluͤckten die Verſuche nicht alle, aber 
Speckſtein und Flußſpath wurde eine durchſichtige Maſſe, wie ein weißgrauer Achat; 
Flußſpath und gemeine Kreide machte eine ganz klar durchſichtige Bunfelgelbbräunliche 
Maſſe, auf welcher ſich oben ein metalliſches Korn befand. 


9-455. | 
Darüber find die Gelehrten nicht ganz einig: ob der Speck ſtein ein eigenes a 
Geſchlecht ſey, oder ob man ihn als eine Geſchlechtsgattung betrachten 
muͤſſe? Wir werden unterſuchen, daß verſchiedene Gelehrte den Topfſtein, den Ser⸗ 
pentinſtein u. d. g. zu Gattungen des Speckſteins machen; wir wiſſen aber auch, daß 
andere den Speckſtein au einer Gattung der Thonartigen Steine machen, und den Speck⸗ 
ſtein, 
() Am angeführten Orte S. 258. 
(t) unn 1. Fortſetzung S. 92. f. 2. Fortſetzung S. 92. f. 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 233 


ſtein, den Topfſtein, den Serpentinſtein und den Nierenſtein als beforidere Gattungen 
anſehen. Ich glaube, die Sache habe uͤberhaupt betrachtet nicht eben ſo gar viel auf 
ſich, ob es gleich ausgemacht iſt, daß der Topfſtein, der Serpentinſtein u. d. g. Eigen⸗ 
ſchaften an ſich haben, die man bey dem Speckſteine vergeblich ſucht, und die ſich aus 
der Zuſammenhaltung der Beſchreibungen von dieſem Steine leicht werden entdecken 
laſſen. Man thut daher nach meiner Einſicht beſſer, wenn man alle dieſe Steinarten 
als beſondere Gattungen betrachtet, und fie unter die Thonartigen Steine ſetzet. 

Alſo iſt der Speckſtein ein Thonartiger Stein? So iſt es. Zwar haben 
hieruͤber die Gelehrten verſchiedene Gedanken gehabt (u). Cardanus ſetzte ihn unter 
die Wetzſteine ohne allen Grund. Gesner, Bruckmann, Volkmann, die Ver⸗ 
faſſer des Univerſallexikons und andere machten ihn zu einem Chalcedonier, da 
doch derſelbe nicht die mindeſte Aehnlichkeit mit einem Kieſelartigen Steine hat. 
Worm machte ihn zu einem Talkſteine. Wenn Herr Profeſſor Pott dem Bromel 
den Vorwurf macht, daß er den Speckſtein unter die Kalkſteine zaͤhle, ſo ſtehet zwar 
beym Bromell (x) in der deutſchen Ueberſetzung das Wort Kalkſtein, aber man ſiehet 
offenbar, daß es ein Druckfehler iſt, und Talkſtein heißen muß; denn von dieſer 

Steinart redet er vorher und uͤberhaupt in dem ganzen vierten Kapitel von allerhand 
mehligen Feuerbeſtaͤndigen Steinen, da das folgende Kapitel von allerhand Steinarten 
redet, welche ſich im Feuer zu Gyps, Kalk und Pulver brennen laſſen. Daß aber 
der Speckſtein unter die Thonarten gehoͤre, das erhellet ſchon daher, weil er im 
Feuer härter wird, welches nur die Thonerden thun. Zwar zergehet der Speckſtein 
nicht fo im Waſſer, wie ſonſt der Thon zu thun pflegt; allein es kann auch dieſe Er— 
ſcheinung durch etwas verhindert werden, welches dem Thon beygemiſcht wurde, als 
daraus ein Speckſtein wurde. Herr Hofrath Walch (y) behauptet, daß beym Speckſtein 
außer der Thonerde noch ein mineraliſches oͤhlichtes oder fettes Weſen hinzugekommen 
ſey, und ſchon dieſes iſt vermoͤgend, die gaͤnzliche Aufloͤſung im Waſſer zu hindern, da 
man ja aus der Erfahrung weiß, wie wenig fi Oel und Waſſer vereinigen laſſen. 
Wenn man den Speckſtein klein ſtoͤßet, und ſchlemmet, fo läßt er ſich doch einiger. 
maßen auf der Scheibe drehen, welches noch gluͤcklicher gehet, wenn man ihn mit 
Thon vermiſcht. Folglich iſt der Speckſtein Thonartig. 
f §. 452. 

Wenn ich meine Leſer mit den verſchiedenenen Gattungen bekannt machen 
will, ſo muß ich die Anmerkung wiederholen, daß verſchiedene Gelehrte, Gattungen 
zum Speckſteine rechnen, die andere davon trennen, dahin z. B. der Serpentinſtein, 
der Rierenſtein u. d. g. gehören. Ich will davon einige Beyſpiele anführen. Herr 
von Bomare (2) macht folgende Eintheilung der Speckſteine. I. Speckſtein, Lar- 
dites, Steatites veterum, Pierre de lard. II. Schwarzer Topfſtein; ſchwarzer Talk, 
Lapis ollaris niger, Talcum ſteatitico· nigrum, Ollaris mollior pinguis, niger, mica- 


Gg 2 ceo- 


a) Was ich in der Folge ſagen werde, das (x) Mineralogia et lithographia Tuecana 
beſtaͤtigt Herr pott in der erſten Fortſetzung S. 25. 

D. 39. Man wird davon meine eignen Ge. (y) Syſtematiſches Steinreich 2. Th. S. 36. 
danken leicht trennen koͤnnen. (2) Mineralogie 1. Th. S. 124. f. 


236 Die vierte Klaſſe, don den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


ceo-lamellofus, vix cohærens pictorius. Wall. Ollaris pictorius, Talcum nigrum, 
Pierre ollaire noire, ou Tale noir, Stéatite. III. Der Stein von Como, oder zarter 
Topſſtein, Lapis comenſis Plin. Card. Scalig. Lapis Lebetum; ſiehe Topfſtein 
(F. 442.) IV. Grobkoͤrniger Topfſtein, Ollaris craflior durus, Talcum particulis acero- 
ſis, ſparſis, friabilibus, opacis, ſubvireſcentibus. Lian. Ollaris durior, vix pinguis, 
nigro griſeus, particulis talco micaceis, majoribus diflinctis, calcinatione rubeſcens. 
Wall. Smectites micaceus, durus, ex griſeo virideſeens. Carth. V. Schlangenſtein, 
oder feſter Topfſtein, Lapis colubrinus, Ollaris folidus griſeus, pinguior, polituram 
non admittens. Wall, Smeetites ſubtilis gryſeus. Carzb, Pierre colubrine ou Pierre 
ollaire ſolide; 1) harter Schlangenſtein, Lapis colubrinus durior. Wall. La colubrine 
dure; 2) weicher Schlangenftein, Lapis colubrinus mollior. Wall. La colubrine tendre; 
3) geblätterter Schlangenſtein, Lapis colubrinus lamelloſus. Wall. La colubrine 
feuilletee, VI. Serpentinſtein, ſiehe Serpentinſtein. VII. Probierſtein, ſiehe Probier⸗ 
fein. Herr Oberbergrath Gerhardt (a) hat folgende Gattungen zum Speckſtein 
gezaͤhlet: I. Speckſtein, welcher ſich ſchaben läßt und abfaͤrbt, Spaniſche Kreide, 
Steatites raſilis inquinans, Creta hifpanica, Talcum vnqus raſile, albo inquinans. 
Linn. Verſteinerter dichter und loſer Thon. Cronſtedt. II. Speckſtein, welcher 
dicht und hart iſt, und ſich drehen läßt, dichter Speckſtein, Smectites durus 
tornatilis, Smectites continuns, 1) undurchſichtig, Serpentinſtein, 2) halbdurch⸗ 
ſichtig, Chineſiſcher Speckſtein. III. Speckſtein, welcher bey dem Zerſchlagen in 
etwas ſich ſchiefert, NWierenſtein, ſiehe Nierenſtein. { 5 
Andere Gelehrten haben uns nur die verſchiedenen Gattungen des Speckſteins, 
als Speckſteins beſchrieben, und davon den Topfſtein, den Serpentinſtein, den Nieren- 
ſtein und dergleichen getrennet. Herr von Cronſtedt (b) hat drey Gattungen, und 
das ſind vielleicht diejenigen, die ſich in Schweden finden: 1) weiß und hellgruͤner, 
2) dunkelgruͤner, 3) gelber Speckſtein. Der Herr Ritter von Linne (e) hat vier 
Gattungen, ) den haͤrtern oder feſtern Speckſtein. Steatites ſolidior, 2) den undurch⸗ 
ef opacus, 3) den halbdurchſichtgen, ſubdiaphanus, 4) den blaͤtterichten, Jamel- 
loſus. * 6 N r 
Herr D. Bruckmann (d) hat bey der Beſchreibung der Speckſteine fein Augen⸗ 
merk ſonderlich auf den Bayreutiſchen gerichtet, der ſich bey Wohnſiedel findet, 
und da hat er folgende Gattungen angegeben: ) ganz weiſen Speckſtein, 2) derglei⸗ 
chen etwas grau und geduͤpfelt, 3) weiß mit ſchwarzen Dendriten, 4) dergleichen mit 
grauen Streifen, 5) dergleichen mit unvergleichlich ſchoͤnen rothen oder Goldgelben Dens 
driten, welche die zarteſte Miniaturarbeit weit uͤbertreffen. Sonſt merket Bruͤck⸗ 
mann noch an, daß man den Speckſtein durch Kunſt auf Marmorart zurichten, und 
brennen koͤnne, daß er ſo hart werde, daß daran kein Eiſen haftet. Man hat inzwi⸗ 
ſchen viele Verſuche gemacht, den Speckſtein im Feuer zu haͤrten und dadurch zu man⸗ 
cherley Gebrauche noch geſchickter zu machen. Die Verſuche ſind gelungen; denn ich 
weiß aus einer ſchriftlichen Nachricht des Herrn Rector Lang zu Wohnſiedel, daß 
f es 
(3) Beytraͤge zur Chymie 1. Th. S. 352. f. (e) Syltema naturae 1768. S. 52. N 
(b) Verſuch einer neuen Mineralogie S. 836. (d) Magnalia Dei P. II. S. 154. f. 


x 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 237 


es ihm gegluͤckt, die Kunſt vollkommen zu machen, den Speckſtein durch das Feuer ſo 
zu haͤrten, daß er bald dem Marmor, bald dem Serpentinſtein, bald dem Achat, bald 
feinen Dendriten, bald ſogar dem verſteinten Holze gleichet. Er macht daraus Tabaks— 
koͤpfe und Tabatieren, welche durch das Feuer an der Schoͤnheit und an der Dauer zu 
gleich gewinnen. 

Ohpnerachtet der Bapreuthiſche Speckſtein unter die ſchoͤnſten Speckſteinarten 
gehoͤret, und ſogar dem Chineſiſchen nahe koͤmmt, ſo behaͤlt doch der Chineſiſche 
vor allen übrigen den Vorzug, daher es billig iſt, daß ich deſſelben hier beſonders ges 
denke. Er iſt weiß, roth, gelb, violett, und ſchwaͤrzlich, und koͤmmt in ſeinem Ge— 
webe mit dem Serpentinſtein ganz überein; nur daß er ſich fetter anfuͤhlen laͤßt, auch 
weicher wie jener und halbdurchſichtig iſt. Da man in China daraus allerley Bil— 
der und andere Dinge verfertiget, und fe haͤufig genug zu uns bringt, ſo muß er da— 
ſelbſt haͤufig vorkommen. Im Bapreuthiſchen wird er bisweilen ſo rein gefunden, 
daß er dem ebinefifchen ſehr wenig nachgiebt, wenn er aber auch nicht rein genug 
gefunden wird, ſo kann man dieſen Mangel durch Einbrennung des Fettes erſetzen, da 
er denn ſchwarz oder braun wird. Ein Kunſtgriff, von dem man ſagt, daß er im 
Bapreuthiſchen wuͤrklich ausgeuͤbet werde (e). 


i FS. 453. f 

Die Liebhaber der Verſteinerungen haben ſich von dem Speckſteine keine 
Vortheile fuͤr ihre Sammlungen zu verſprechen, da man in demſelben nie Verſteine— 
rungen findet. Herr Hofrath Walch (k) giebt hievon eine gedoppelte Urſache an. 
Der Speckſtein als Thonartiger Stein iſt keiner Verſteinerungen faͤhig, weil er nicht 
im Meere erzeuget werden konnte; denn er entſtehet aus aufgeloͤßten Pflanzentheilchen 
dazu das Meer der Ort nicht iſt, wo haͤufige Pflanzen ſtehen koͤnnen. Kann nun dieſer 
Stein nicht im Meere erzeugt ſeyn, ſo kan er auch keine Seegeſchoͤpfe in ſich ſchließen. 
Der Speckſtein kann aber auch als Speckſtein keine Verſteinerungen haben, weil, 
wenn auch fremde Koͤrper in dieſes weiche Sediment zu liegen kaͤmen, doch die Fettigkeit 
das Eindringen des Waſſers in einen calcinirten Koͤrper verhindern wuͤrde, der Koͤrper 
wird alſo zerſtoͤhrt und nicht verſteint. Dieſes letztere iſt wohl die vorzüglichfte Urſache, 
warum dieſer Stein ohne Verſteinerungen iſt, da wir außerdem wiſſen, daß die Vers 
ſteinerung in Thonartigen Steinen nicht ſelten find (§. 439.). Hingegen findet 
man auf den Speckſteinen Dendriten, ſelten aber ſo vollkommenes und zartgezeichnetes 
Buſchwerk wie auf den Kalkſchieſern zu Pappenheim, Eichſtaͤdt und Solen- 
hofen. Die mehreſten zeigen nur kleine abgefonderte Reiſer und Zweige. Vielleicht 
liegt der Grund davon in dem, dem Speckſteine beygemiſchten fetten Weſen. Gemei⸗ 
niglich ſetzen dieſe dendritiſchen Zeichnungen tief in die Steine. Zu Göpfersgruͤn 
bey Wohnſiedel und in der Nailaer Gegend im Bayreuthiſchen findet man 
ſolchen dendritiſchen Schmeerſtein. Die Farbe deſſelben iſt bey einigen weißblaulich, 
Perlenfarb, und dieſe haben dunkelblaue Dendriten. Bey andern ſpielet fie ins Fleiſch— 
farbene, bald mit roͤthlichen, bald mit braunen, bald mit blaulichen Bezeichnungen. 
Gg 3 f Die 


() Siehe Gerhardt I. e. S. 356. Baumer Naturgeſchichte des Mineralreichs 2. Th. S. 135. 
(f) Naturgeſchichte der Verſteinerungen 1. Th. S. 23. 24. 5 


— 


238 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


Die braunen arboriſiren am ſchoͤnſten. Es giebt auch gelbliche Schmeerfteine mit 


dunklern Streifen, die ganz durch mit hoͤchſt zarten einzelnen Reiſergen durchſetzt 


ſind (g). 


hat er für die Ninern. Die unreinen Speckſteinarten aber und die gefärbten haben 
ein Eiſenſchuͤßiges Weſen in ſich, welches die ſauren Geiſter auflöfen, die ſonſt auf 
den Speckſtein gar keine Wuͤrkung thun (h). 
geringe, daß er in Abſicht auf die Minern in gar keine Betrachtung koͤmmt. * 
Sonſt aber hat der Speckſtein manchen Nutzen. In China pfleget man daraus 
allerley Bilder, Thon und Caffeetaſſen zu machen. Der Bayreuthiſche wird eben 
auf dieſe Art genutzt, aus welchem man auch allerley groſe und kleine Kugeln, theils 


Inzwiſchen iſt dieſer Eiſengehalt ſo 


So wenig Nutzen der Speckſtein für die Verſteinerungen hat, ſo wenig Vortheile g 


zum Geſchuͤtz, theils zum Spiel für Kinder verfertiget, die man nachher brennet, und 


in groſer Anzahl verkauft. Auf dieſe Art naͤhren ſich viele Menſchen mit dieſem Ges 
ſchaͤffte. Eben fo wendet man zu Wobnfiedel den Speckſtein zu manchen Nutzungen 
an, wie ich vorher angefuͤhrt habe. Agricola ſagt, daß diejenigen, welche mit dem 
Kupferſchmelzen umgehen, ſich daraus Formen bereiten, worinne ſie das Metall gieſen, 
weil ſolche gut Feuer halten. 
Wolle von der anhängenden Fettigkeit und dem Oehl zu reinigen. Man kann ſich dee 
ſelben, wie des weiſen Thons bedienen die Flecken aus den Kleidern zu bringen. Man 
will ſagen, daß die Chineſer und Engländer eine Art vom Porcellain daraus zubes 
reiten wuͤſten. Der Chymicus koͤnnte ſich daraus Oefens und Tiegel machen, welche 
der Gewalt des Feuers und der Vitrification widerſtehen. Wenn man ihn mit Oehl 


Man kann ihn auch als eine Walkererde gebrauchen, die 


vermiſcht, ſo iſt er zur Polirung der Spiegel dienlich (1); ſo wie man ihn auch zum 8 


Poliren geſchliffener Steine brauchen kann (K). a U 10 
Ehe ich der OGerter gedenke, wo ſich der Speckſtein findet, fo muß ich zuvor 
gedenken, wie er gefunden wird. Herr Tronſtedt (1) behauptet, daß in Bergen 
keine Gattung deſſelben anders ausfalle als in Floͤtzen, welche, wenn fie dicht an eine 
ander ſtehen, die Thonarten zum Gebrauche unnuͤtze machen. Die ſwediſchen Berg⸗ 
leute nennen fie als denn Skioͤlige, zuſammengeſchlemmte. 
Gerhardt (m) hingegen ſagt, daß dieſe Steinart in ganzen Gebuͤrgen, Felſen, in 
Floͤtzen, in Neſtern und Stockwerken vorkomme, fo wie fie auch, beſonders in den 
Nordiſchen Gegenden Gaͤnge macht. du 
An folgenden Orten wird Speckſtein gefunden: im Bayreuthiſchen, Blanken⸗ 
burg, Brocken, China, Chinoenna, Colberg, England, Ferro, Fichtelberg, Fran⸗ 
ken, Gäsborn, Goͤpfersgruͤn, Graubuͤnderland, Hirſchberg, Joneswando, Landes 
a end, 


Herr Oberbergrath 


(g) Walch am angeführten Orte S. 125. 

(h) Siehe Vogel practiſches Mineralſyſtem 
S. 101. 

(i) Vom Nutzen der Speckſteine reden rück, 
mann Magnalia Dei P. I. S. 87. Pott in der 
erſten Fortſetzung der Lithogeognoſie S. 97. Vo⸗ 
gel im praktiſchen Mineralſyſtem S. 102. 

(k) Ich habe den Speckſtein mit einem Meſſer 


auf den Stein, deſſen Glanz ich erhoͤhen wollte 
geſchabet, und dann den Stein mit Fils, daraus 
man Huͤte verfertiget, ſtark gerieben; doch unter 
den Vorſichten, die man bey der Polirung der 
Steine beobachten muß. 1 s 


(1) Verſuch einer neuen Mineralogie S. 27. 


(m) Beytraͤge zur Chymie 1. Th S. 359. 


4 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 239 


end, Liegnitz, Magdeburg, Naila, Norberke, Norwegen, Rioͤrs, Sachſen, Sahl⸗ 
berg, Salmiſto, Schleſien, Schweden, Schweiß, Sickſioͤberg, Spanien, Striegau, 
Schwartwick, Tammela, Thiersheim, Torrakeberg, Unterhaarz, Vectis, Wohn⸗ 
ſiedel, und Zoͤblitz. Siehe Bruͤckmann Magnalia Dei in locis ſubterraneis P. I. 
S. 84. 87. P. II. S. 154.507. Mineralogiſche Beluſtigungen 1. Th. S. 205. 
206. 207. 208. 211. 212. Baumer Naturgeſchichte des Mineralreichs 1. Th. S. 208. 
2. Th. S. 134. f. Cronſtedt Verſuch einer neuen Mineralogie S. 86. Walch 
Naturgeſchichte der Verſteinerungen 1. Th. S. 125. Catalogus des Wolters⸗ 
dorfiſchen Cabinets. S. 26. 


LX XXV. Die ſaͤchſiſche Wundererde. 
Siehe die dritte Kupfertafel Fig. 1» 8. 


7 F. 454. 
Hcch trage gar kein Bedenken, der fo genannten ſaͤchßiſchen Wundererde einen 
ER) Platz in meinem Buche unter den Steinen einzuräumen, da ich mich hier oͤffentlich 
für diejenigen erklaͤre, die dieſe Erde unter die Steine zählen. Dieſe Steine find auch 
einer ausführlichen Beſchreibung werth, weil ich glaube, daß fie den wenigſten Liebha— 
bern zu Geſichte kommen, und doch ihrer Schönheit wegen einer genauern Anzeige würs 
dig find. Es hat fie zwar der Erfinder derſelben Herrn Richrer in einem eignen 
Tractate beſchrieben, aber wenn auch dieſes Buch nicht ſo ſelten waͤre, ſo wuͤrde man 
doch aus feiner Beſchreibung weiter nichts als hoͤchſtens einen Begriff von den abwech— 
ſelnden Farben derſelben erhalten. Das Buch darauf ich ziele führe die Aufſchrift: 
Saxoniae electoralis miraculofa terra oder des Weltberuͤhmten Churſachſen⸗ 
landes bewundernswuͤrdige Erde, wie dieſelbe durch des hoͤchſten Got⸗ 
tes fonderbare Gnade und verliehenen Bergwerks verſtand auch uner⸗ 
muͤdeten Fleiß entdecket worden von Chriſtian Richtern. Schneeberg 
1732. 165 Bogen in 4to. In dieſem Buche hat Herr Kichter außer einigen allge: 
meinen Anmerkungen, ein und ſechzig Proben abſtechen und in verſchiedenen Exempla⸗ 
ren ausmahlen laſſen. Nach ihm hat Herr Julius Ernſt von Schutz eine Unter⸗ 
ſuchung drucken laſſen: ob die ſo genannte bewundernswuͤrdige ſaͤchſiſche 
(Kichteriſche) Erde eine Art vom Speckſtein ſey? welche aus dem Ans 
hange der Novor. Actor. phyſ. med. Acad. Caeſ. Nat. Curioſorum, Nürnberg: 1767. 
©. 91. f. in das neue Hamburgiſche Magazin 4. Band. 22. Stuͤck S. 307. f. überfegt 
eingeruͤcket worden iſt. Dieſe Abhandlung wird bey dieſer Abhandlung mein naͤchſter 
Wegweiſer ſeyn; aber ich kann hier zugleich mit eignen Augen ſehen, da ich in dem 
hieſigen herzoglichen Naturalienkabinet ſechzehen Proben dieſer Wundererde 
vor mir habe. Die Halfte davon habe ich auf der dritten Kupfertafel abzeichnen laſſen, 
wobey mein Herr Verleger meinen Leſern und mir das Vergnuͤgen gemacht hat, ſie 
ausmahlen zu laſſen; weil bey ſolchen Koͤrpern die deutlichſte Beſchreibung ohne einer 
naturlichen Abbildung noch immer einige Dunkelheit behaͤlt. i 
f Oben 


240 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


Oben genannter Herr Richter war fo gluͤcklich dieſe Steinart zu entdecken, es 
ſtund ihm alſo auch frey, derſelben nach ſeinem eigenen Gefallen einen Namen zu geben. 


Da er ſie nun fuͤr eine Erde, und ſie wegen ihrer ſo abwechſelnden Farben fuͤr be. 


wundernswuͤrdig Diele, fo nennete er fie ſaͤchſiſche bewundernswuͤrdige Erde, 
Terra miraculoſa ſaxonica. Sonſt wird fie fächfifche Wundererde, auch Kich⸗ 
teriſche Erde von ihrem Erfinder genennt. b . 


L. 55. 1 

Die Beſchreibung, die uns Herr Kichter in der Vorrede ſeines Buches von ſeiner 
Wundererde giebt, iſt ſo vag und ſo unvollſtaͤndig, daß ſie die Erkenntniß des Leſers 
in gar nichts bereichert. Man hoͤre ihn: “es iſt dieſe Erde eine Generation von der 
allgemeinen Erde, die ebenfalls durch die Influenz derer unterirrdiſchen ſubtilen Waͤſſer, 
vermittelſt des unterirrdiſchen Feuers coagulirt und generirt wird, auch ſich als eine Mut— 
ter zeiget, woraus endlich ein compactes Weſen, entweder ein Marmor oder ander Edel⸗ 
ſtein mit der Zeit zu hoffen, maßen die Illumination und die in Natura vorhandenen 
Stuͤcke ſolches theils zeigen theils derer Edelgeſteine und Marmor klare und deutliche 
Farben am Tag legen.“ So dunkel auch dieſe Beſchreibung immer ſeyn mag, ſo 
erhellet doch aus derſelben fo viel, daß diefe Wundererde keine bloſe lockere Erde, ſon⸗ 
dern zu einer Steinhaͤrte gelangt ſey, die Härte mag nun groß oder geringer ſeyn. Ein 
Gedanke, den ich in der Folge werde nuͤtzen koͤnnen. Selbſt die Beſchreibung der vers 
ſchiedenen Gattungen iſt nicht deutlicher, indem er ihre verſchiedenen Farben von den⸗ 
jenigen Edelſteinen ableitet, mit welchen dieſe oder jene Farbe uͤberein koͤmmt. Ich 
will zum Beyſpiel die zweyte Nummer wehlen. »Darinnen zu erſehen, ſagt der Ver⸗ 
faſſer, groſe Platze Amethyſten, brauner Carniol, Calceton, Silberfarbner Achat mit 
gleichfalls hin und wieder untermiſchten Jaspisfarben, alſo daß auch dieſes Stuͤck, ſei⸗ 

ner Rarite wegen, dem erſtern im Geringſten nicht weichet.“ f N 
Herr von Schuͤtz, der in feiner (§. 453.) angeführten Abhandlung nur erweiſen 
wollte, daß die ſaͤchſiſche Wundererde ein Stein, und zwar ein Speckſtein ſey, hat 
die Beſchreibung dieſes Steines gaͤnzlich übergangen. Nur Herr Gerhardt (n), hat 
unter den wenigen Schriftſtellern, die dieſer Erde gedacht haben, folgende kurze Ber 
ſchreibung mitgetheilet: “Der Grund dieſer Erde iſt gemeinigleich violet, oder gelb⸗ 
roͤchlich, und auf ſelbigem befinden ſich verſchiedene andere Farben, fo daß dieſelbe das 
her ein ſehr buntes Anſehen hat.“ Diejenigen Proben, die ich vor meinen Augen habe, 
baben folgende gemeinſchaftliche Kennzeichen an ſich: 1) ſie ſind alle ſehr compaet und 
fefte, dergeſtallt, daß fie aus einer ſehr ſubtilen Erde muͤſſen entſtanden ſeyn, 2) ſie 
fühlen ſich an wie ein reiner Thonartiger Stein, und ein wenig fettig, nicht ſo merklich 
wie bey dem Bayreuther Schmerſtein, ſondern ohngefehr alſo, wie ſich der Ser⸗ 
pentinſtein, oder der Nierenſtein anfuͤhlet, 3) ihre Haͤrte uͤbertrift noch die Haͤrte 
der Bayreuther Speckſteine, welches man ganz deutlich ſiehet, wenn man beyde 
mit einem Meſſer ſchabt, fie gleichet vielmehr der Härte der Serpentinſteine, 4) eis 
nige unter ihnen haben unreine Theile in ſich, die ein Eiſenocher ſind, der ſich ſehr ſproͤde 
zeigt, loͤchricht iſt, und die Politur derſelben merklich hindert, 5) ſehr wenige 15 
ihnen 

(n) Beytruͤge zur Chymie 1. Theil S. 317. 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. a4r 


ihnen ſind einfaͤrbig, ſie wechſeln aber in den Farben folgender Geſtallt ab: a) grau 
blau, braun und weiß in Wolken, Flecken, und Strichen (ſiehe Taf. 3. fig. 1), b) 
brauner Grund mit weiſen, weißgelben, und grauen groͤſern oder kleinern Flecken 
(Taf. 3. ſig. 2.), c) weiß der Grund in abwechſelnden Schichten, mit hell und 
dunkelgrauen, blaulich, und gelbbraunen häufigen Zeichnungen (Taf. 3. fig. 3), d) 
Kaſtanienbraun, mit grauen blaulichen, weiſen groͤſern oder kleinern Zeichnungen, die 
ſehr häufig abwechſeln (Taf. 3. fig. 4.) / e) die Hauptfarben wie die erſte a) bezeichnete 
Wundererde, doch iſt keine weiſe Farbe darunter, die braune Farbe iſt an manchen 
Orten dunkker, und die Zeichnung uͤberhaupt ganz anders melirt (Taf. 3. fig. 3), f) 
eine uͤberaus ſchoͤne Wundererde, bey welcher die Farbe groͤſtentheils weiß und braun, 
aber in einer ſchoͤnen Miſchung angebracht iſt (Taf. 3. fig, 6.), g) weißlich und blau 
ſchattirt, mit hell und dunkelbraunen Zeichnungen (Taf. 3. fig. 7.) , h) hell und dun⸗ 
kelbraun, weiß und blaulich in vielfältigen Miſchungen (Taf. 3. fig. 8.), i) grau⸗ 
roͤthlich mit einzelnen weiſen geſchlaͤngelten Linien, k) Erdgrau blau und braun melirt 
in breiten zuſammenhangenden Strichen, 11) grau mit weiß melirt, doch fo, daß die 
weiße Farbe nur durchſcheint, m) roͤthlich und grau melirt, mit ſparſamen weiſen 
Zeichnungen, n) dunkel und hellbraun, mit einzelnen blaulichen Einmiſchungen, o) weiß, 
gelblich hell und dunkelgrau, in unzaͤhligen Abwechſelungen, p) eben dieſe Farben, 
doch in einer ganz andern Miſchung, die gelbliche Zeichnung fehler faſt gänzlich, q) blau 
und roth melirt doch ſo, daß die blaue Farbe durch die rothe hindurch ſcheinet. Es 
erhellet aus dieſer Beſchreibung, daß hier eine bloſe Abaͤnderung der Farben vorkoͤmmt 
die ſich freylich in unzaͤhligen Abaͤnderungen gedenken laͤßt. Sonſt bemerke ich noch, 

daß in meinen Exemplaren der Eiſenocher, deſſen Daſeyn man nicht leugnen kann, 
ziemlich verſteckt iſt. mi 

Ich habe vorher bemerket, daß ſich in dieſer Steinart Eiſenocher findet. Herr 

von Schuͤtz (o) hat eben dieſe Anmerkung gemacht, und ſo gar bewieſen, daß dieſer 
Stein uͤberhaupt betrachtet Eiſenhaltig ſey. Er hat mit Eiſen, ſagt er, eine groͤßere 
Verwandſchaft als man denken ſollte, wie aus der Wuͤrkung des Magnets offenbar zu 
erſehen iſt. Denn wenn man unſre Wundererde brennt, und caleinirt, fo ziehet nicht 
nur der Magnet Eiſentheilchen daraus an ſich, ſondern ich habe auch dergleichen ſehr 
ſchnelles Anziehen an einer nicht geroͤſteten in beyderley Abſicht aber groͤblich zerſtoßenen 
Erde weit beſtaͤndiger, als an einer Eiſenminer ſelbſt bemerkt. Und eben dieſe Ver⸗ 
bindung mit Eifen iſt ohne Zweifel Schuld daran, daß ſich aus ihrer Maſſe auf der 
Scheibe kein Geſchirr drehen laͤßt. 


22 F. 456. 
Die ſchwerſte Frage bey dieſem Körper iſt ohne Zweifel dieſe: was er ſey? 


ob er Erde, oder Steinmark, oder ein Stein ſey? Eine jede dieſer Meynun. 
gen hat Anhänger bekommen. eee 8 ö 
| Die 


(o) Neues hamburgiſches Magazin 4. Band S. 331. 
e, N Hh 


242 Die vierte Kloſſe, bon den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


Die Meynung, daß dieſer Koͤper eine Erde ſey, hat noch die wenigſten Stim⸗ 
men erhalten. Herr Kichter hat ſie nur ſchlechthin Erde genennet; allein da er ſie 
doch eine von der allgemeinen Erde coagulirte Erde nennet, fo muß er doch wohl etwas 
mehr als bloſe Erde meynen. Hingegen hat Herr von Bomare (p) unſern Körper, 
bey. das gegrabene Mehl, oder Himmelmehl geſetzt, und wenn er ſagt, manchmal iſt 
dieſe Erde marmorirt und fleckig, und bekoͤmmt ſodann den Namen der ſaͤchſiſchen 
Wundererde; fo zeiget er dadurch ganz deutlich, daß er den Körper, den er bier 


beſchreibt nie geſehen habe. Dieſe Meynung bedarf uͤberhaupt keiner Widerlegung; 


denn ein Koͤrper, der die Haͤrte eines Serpentinſteins hat, und eine Politur au 
nimmt, der iſt keine Erde. Die geſchlemmten Erden thun dieſes nicht einmal, es ſey 
denn, daß man fie vorher im Feuer gehaͤrtet haͤtte. 

Die Meynung, daß die ſaͤchſiſche Wundererde ein Steinmark ſey, hat 
mehrere Anhänger bekommen. Herr Profeſſor Ludewig (q) hat fie unter dem Titel 
Steinmark mit angefuͤhret. Eben das thun Herr Profeſſor Vogel (r) und Herr 


Gerhardt (1) und ein Freund von mir glaubt, daß die ſaͤchſiſche Wundererde zu dem 
Steinmark gehöre, kein Speckſtein, ſondern eine Erde ſey, darum, weil fie zwiſchen 
den Naͤgeln zerreiblich iſt, und ſich im Waſſer erweichen laͤßt. Herr von Schutz (e 
leugnet es durchaus. Denn Vogel, ſagt er, beſchreibet den Steinmark als eine 
thonigte Erde, welche nicht wie die andern in Schichten ſich ſindet, ſondern zwiſchen 
den Ritzen oder Abſaͤtzen der Steinbruͤche und Felſen ſteckt. Dieſe Geburtsſtaͤdte 


aber, und der thonigte Grundſtoff haben unterſchiedene Merkmaale. Ich laͤugne zwar 
nicht, faͤhrt eh von Schütz fort, daß an den von dem berühmten Ludewig und 
deſſen Nachfolger Herrn Vogel angegebenen Orten verfchiedene farbige Steinmark⸗ 
arten gefunden werden: indeffen find alle und jede, ſowohl in Anſehung der Geburts⸗ 


ſtaͤdte, als auch der Beſtandtheile von unſrer mehrerwehnten Wundererde Aufs hoͤchſte 


unterſchieden. Was hier Herr von Schutz ſagt, das habe ich laͤngſt befuͤrchtet, daß 
man nämlich gefaͤrbte Erden ſchlemmet, und fie nachher für die Richteriſche Wun⸗ 


dererde verkauft, die ſich durchaus von geſchlemmten Erden unterſcheidet und als 


kein Steinmark iſt. 
Endlich iſt nach der dritten Meynung biefe Wundererbe ein wahrer Stein 
- Diefe Meynung, welche ſonderlich Herr von Schuͤtz in feiner mehr angefuͤhrten 


Abhandlung bewieſen hat, bedarf nun keines Beweiſes. Denn wenn dieſes Foßil keine 


bloſe Erde, und auch kein Steinmark iſt, ſo muß es ein Stein ſeyn. Inzwiſchen will ich 
doch außer den Kennzeichen, die ich oben von dieſer Wundererde angeführt habe (§. 454.) 
noch den Beweiß des Herrn von Schuͤtz (u) mittheilen. Er nahm die Ausſpruͤche bes 
ruͤhmter Naturforſcher zu Huͤlfe, was zu einem Stein gehört, er verglich damit Dig ſaͤch⸗ 
ſiſche Wundererde, und fand: 1) daß ſich ihre einzelnen Theilchen mit einander verekniget 
haben, und es ihnen an denen zur Vereinigung gehörigen Theilchen nicht ſeble, 2) daß 


7 5 ſie 
(p) Mineralogle r. Theil S. 76. 77. (0 Beytraͤge zur Chymie 1. Th. S. 317. 
(4) Terrae muſei regii Dresdenſis Lelpzig (t) Neues hamb. Magazin 4. B. S. 333. 
1749, gr. Fol. cu) Neues hamb. Magazin 4. Band S. 327. 


(r) praktiſches Mineralſoſtem S. 37. 


J 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 243 


‚fie keinen Grund von andern Steinen abgebe, da fie ſelbſt von Steinartiger Subſtanz 
iſt/ 3) daß ſie allerdings einen Lim, oder wie es Herr Profeſſor Pott nennet, ein 
Gluten beſitze, 4) daß fie ins Waffer geworfen, wie eine jede andre dichte Subſtanz 
widerſtehe; 5) daß ſie endlich ſich nicht, wie andere Erden thun, trocken mit den Fin 
gern zerreihen laſſe. 

Wenn nun dieſe Erde ein wahrer Stein iſt, zu welchem Geſchlecht der 
Steine gehoͤret ſie e? Verſchiedene ſind auf den Einfall gerathen, ſie ſey ein un⸗ 
reifer Marmor. Dieſe haben ohne Zweifel nur auf die lebhaften Farben dieſer Erde 
Be Denn da fie mit keinen Säuren aufbraufer, fo kann fie nicht unter die Mars 
more gehoͤren. Alle Unterſuchungen mit dieſem Steine lehren vielmehr gar zu deutlich 
daß ſie ein Thonartiger Stein, und wenn ſie nicht ein Speckſtein iſt, doch mit den 
Speckſteinen in einer wahren Verwandſchaſt ſtehe. Das beweiſet Herr von Schuͤtz 
daher, weil die Richteriſche Erde alle diejenigen Kennzeichen an ſich hat, die nach 
des Herrn Pott Anzeige der Speckſtein hat (x). Sie hat wie der Speckſtein einen 
rohen Geruch und iſt fett anzufühlen, welches man alsdenn vornaͤmlich merket, wenn 
man ſie klein ſtoͤßt; die Luft verandert ſie wenig, außer daß ſie eine mehrere Härte 


davon bekommt; im Waſſer zerflieſet dieſe Erde niemals, oder ſchmilzt gänzlich im 
Waſſer, ob ſie ſich gleich wegen verborgener Faßern in Theile aufloͤſet, daſſelbe Waſſer 
mit einem gewiſſen Fette tingirt, und ihm zugleich einen thonigten Geſchmack und Ge⸗ 


ruch beybringt. Eben dieſe Erſcheinung hat mich bewogen zu glauben, daß dieſe 


Wundererde zwar einigen Anſpruch an die Speckſteine habe, doch immer mehr un ter 
die eigentlichen Thonartigen als unter die eigentlichen Speckſteine gehoͤre. Im Feuer 
wird dieſe Erde dergeſtalt hart, daß ſie mit dem Stahl Feuer ſchlaͤgt, den Stahl nach 


langem Gebrauch abnutzt, und ſich endlich wie der ſchoͤnſte Jaſpis ſchleifen laͤßt. Nur 
10 es Schade, daß die Faſern, oder ſogenannten Kluͤfte, welche dieſer Stein hat, ein 
‚eäanlanges St verbitten, und endlich i in viele Stuͤcke zerſpingen⸗ u 


E 


At I 457. 

155 ueber den Urſprung dieſer Wundererde hatte Herr Richter y wie wir bereits 
gehoͤret haben ($. 454.) die Gedanken, daß fie von der allgemeinen Erde durch die 
Influenz der unterirrdiſchen ſubtilen mineraliſchen Waſſer vermittelſt des unterirrdiſchen 


Feuers coagulirt und generirt ſey; uͤber den Urſprung der Farbe aber muͤſſen wir ihn 


noch ſelbſt hoͤren (y). Die Generation ihrer Farben geſchiehet ebenfalls auf Art und 


Weiſe, wie bey denen Edelſteinen und andern Metallen, welche nach des Platonis 


Meynung per animam mundi et mentem diuinam, oder allgemeine gewiſſe lebendig 
machende Kraft und Geiſt vom Himmel und Geſtirn in die Welt, und jedes Theil 
derſelben durch göttliche Kraft zu allerley Wuͤrkung und Hervorbringung neuer Farben, 
Geſtallten und Form eingegoſſen und gezeuget werde; wie der in der Vorrede gemel⸗ 
deter Ohgelftnd ce Profeffor Thomas Micols in feinem Büchlein von Edelſteinen 
S. 5 7. gar artig ausführet, wozu denn zu dieſer unſrer Erden die unterirrdiſchen 
Wr und dergleichen Wärme nicht wenig beytragen, zu geſchweigen daß Querie⸗ 
Hh 2 tanus 
(x) Ebendaſelbſt S. 328. f. 
* Richter Lerra miraculoſa faxenica, im Epilog · 


244 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


tanus den Urſprung fo vieler Farben der Kraft des Salis ammoniaci der Natur als 
eines ſpirituoſen lebendig machenden Salzes zuſchreibet; ingleichen daß andere ſtatuiren, 
es entſtuͤnden alle Farben aus denen zwey Hauptfarben, weiß und ſchwarz, als 

lichtes und der Finſterniß — und dieſer Meynung faͤllet der Autor dieſes Werkchens 
nach ſeinem von Gott verliehenen Verſtand auch bey, und hat derſelbe, dieſer Erden 
Generation wegen genau obſerviret, daß ſowohl die Situation des Gebuͤrges, als auch 
die Gewitter und Regen ſehr vieles beytragen; denn da hat er befunden, daß an han⸗ 
genden und liegenden Gebuͤrgen, ſtreichende Erdengaͤnge von weiſer, brauner, gelber 


und allerhand einfachen Couleuren Erde, zumal bey denen mercurial und ſalpetriſchen 


Gängen ſich antreffen laſſen, und er auch ſelbſten erſchuͤrfet. Da nun dieſe Erde tennis 


materia, und von den allerreinſten Waͤſſern ihren Urſprung hat, fo geſchiehet es, wenn 


einſtens durch ſtarke Gewitter das Erdreich locker gemacht wird, und die ſtarken Regen 
dazu kommen, ſie von ſolchen Gaͤngen insgeſammt abgeriſſen, und in einem Thal 


zuſammen und unter einander gefuͤhret, miſcirt, per aquam ſeu humidum viſcoſum 


gleichſam filtrirt und purifieire, und alfo dadurch zu einer fo vielfaͤrbigen Erden, wenn 
die Couleuren von Gebuͤrgen und Situationen von Morgen, Abend, Mitttag und 
Mitternacht ſtreichen gemeldter maßen ſich unter einander miseiren und gepaaren, gene⸗ 
riret und gezeuget werden, wie denn der Autor bey ſeiner Obſervirung bey Witterungen, 
Donnern und Blitzen, Regen, auſſteigenden und auswitternden ſchweflichten dampfig⸗ 
ten von Winden und Regen getriebenen, an ſich ziehenden, durch das Gewoͤlke von 


einem Ort zum andern Strichweiß entſtehenden Rauchen und fallenden Duͤnſten, ſo der⸗ 


gleichen Mixturerden antreffen, ſich einlegen; wie er denn auch darauf nach angelegten 
Schuͤrfen mit großer Muͤhe endlich in hangenden Thaͤlern dieſe Couleurerde entdecket 
at.” ‘ ehe n 


Wir haben alle dieſe Weitlaͤuftigkeit nicht noͤthig, den Urſprung dieſer Wundererde 5 


zu erklaͤren, aber der Gedanke des Herrn Richters ift mir willkommen, daß er feine 
Erde unter die zuſammengeſchlemmten Erden rechnet, und mir dadurch die Erlaubniß 
ertheilet, unſre fälfchlich fo genannte Erde unter die Congelationsſteine zu ſetzen. Eine 
wahre Thonerde wurde mit einer fettigten Erde, oder wenn man lieber will, mit fettig⸗ 
ten Theilen vermiſcht, zu dieſen Theilen kam entweder ein gefaͤrbtes Waſſer, das 
dieſe Theile verband, oder wenn dieſes war, ſo wurde die ganze Maſſe, als ſie noch ein 
Schlamm war mit Eiſenhaltigen und andern metalliſchen Dünften gefärbet, und als 


dieſes alles verhaͤrtete, fo entſtund derjenige Stein, den man die ſaͤchßiſche Wun⸗ 


derer de nennet. f 


$. 458. 9 
Die Saͤchßiſche Wundererde, wird da wo ſie gefunden wird, wie Herr 
Schulze (2) berichtet, in verſchiedenen Floͤtzen angetroffen. Das heißt aber nicht, 
wie Herr von Schuͤtz bemerket hat, daß ſie Floͤtzweiſe bricht, ſondern ſie findet ſich 
nur in ſchmalen Adern, welche ſich in der Flaͤche des Erdbodens ausbreiten. Dieſes 
iſt wie mich duͤnkt, ein neuer Beweiß, daß unſer Stein eigentlich unter die Congela⸗ 
tions Steine gehoͤre. | | 
Wenn 


(2) Neue geſellſchaftliche Erzählungen 2. Th. S. 266. Neues Hamb. Magaz. 4 B. S. 315. 330. 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 245 


Wenn gleich dieſer Stein eine ganz feine Politur annimmt, ſo muß man doch mit 
demſelben auf ganz andre Art verfahren, als man ſonſt einem Steine die Politur zu ge⸗ 
ben pflegt. Man giebt dieſem Steine eine glatte Oberfläche, und reibt ihn öfters mit 
einem wollenen Tuche. Wenn dieſes eine Zeitlang geſchehen iſt, ſo bekoͤmmt dieſer Stein 
einen ſolchen hellen Glanz, daß er an Schoͤnheit beynahe den Marmor hinter ſich laͤßt. 
Wenn auch gleich unſer Stein, ſo wie ein andrer Stein nicht poliret werden kann, 
‚fo behauptet doch Herr Ludwig (a) daß er zum Poliren des Serpentinſteins gebraucht 
werden koͤnnte. Herr von Schuͤtz beſtreitet dieſes aus der natürlichen Fettigkeit dieſes 
Steines. Allein da man ſogar mit dem Speckſteine andern Steinen einen Glanz ge⸗ 
ben kann ($. 452. und Not. m.) fo ſehe ich nicht ein, warum dieß die Wundererde, die 
weniger fett als der Speckſtein iſt, nicht auch bewerkſtelligen koͤnnte. Nur muͤßte man 
ſolche Stuͤcke ausleſen, welche keinen verhaͤrteten Eiſenocher in ſich haben, weil es ſonſt 
leicht geſchehen koͤnnte, daß dadurch auf den Steinplatten Riſſe entſtunden. 

Herr von Schuͤtz unterſucht den Nutzen dieſes Steins mit einiger Ausfuͤhrlich⸗ 
keit (b). Er geſtehet zu, daß man daraus allerhand Gefäße ſchneiden, und allerley 
Bilder ſchnitzen koͤnnte, welche auch eine groſe Dauer haben koͤnnten, weil ſich der 
Stein im Feuer haͤrten laͤßt. Allein er merket zugleich an, daß dieß nur in kleinern 

Stuͤcken geſchehen müßte, weil die mehrmals beruͤhrten Kräfte, die er hat, machen, 
daß er in einem groſen Feuer ſpringt. Doch macht ſich Herr von Schutz Hofnung, 
daß vielleicht dieſe Unbequemlichkeit wegfallen wuͤrde, wenn ſolche Steine aus einer 
mehrern Tiefe herausgebracht würden; denn alle Stucke dieſes Steines, die bisher ge⸗ 
funden worden ſind, ſind nur von der Flaͤche des Erdreichs gebrochen. 

Man hat den Ort, wo dieſe Wundererde gefunden wird lange nicht gewuſt. Der 
koͤnigliche Edelſteininſpecktor Chriſtian Richter zu Schneeberg, der dieſen Stein 
zuerſt entdeckte, und in der oben angeführten Schrift bekannt machte, hielt den Ge⸗ 
burtsort deſſelben fo geheim, daß er Niemand denſelben entdeckte. Da er ſtarb, kam 
ſeine ganze Sammlung von dieſer Wundererde, in das Kabinet zu Dresden, aber 
aller Mühe ungeachtet, konnte kein Menſch den Ort entdecken, wo er lag. Man fand 
in dem zwickauiſchen, weiſenburgiſchen, wildenfeldiſchen, kalkgruͤni⸗ 
ſchen und ſchoͤnauiſchen Marmorbruͤchen, ingleichen bey den Dörfern Chans⸗ 
dorf, und Planitz ein marmorirtes Steinmark, und glaubte, diß ſey die aͤchte 
Wundererde, dafuͤr es auch, wenn es geſchlemmt iſt, faͤlſchlich ausgegeben wird. 
Herr Hebenſtreit (e) giebt beſonders die wildenfeldiſchen Disdricte, wo der Mar⸗ 
mor bricht, zum Geburtsort dieſer Erde an: allein Herr Schulze hat an dem angefuͤhr⸗ 
ten Orte uns die Verſicherung gegeben, daß man fie bey Planitz, ohnweit Zwickau 
entdeckt habe (d). 


() Mufeum Richter ianum S. 200. Conf. PS) In dem Muſeo Richteriano. 
Neues hamburger Magazin I. e. S. 334. (d) Siehe das neue hamburger Magazin 
(b) Am angeführten Orte S. 336. 4. Band. S. 310. f. 314 f. 


W LXXXVI. 


246 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 
LX XXV I 5 Der Serp e ntinſtei n. 


f Ara 
6. 459 * 


Me bat ſich unter der Farbe einer Schlange und unſers Steines eine Aehnlichkeit 
gedacht, und ihn daher von dem Worte Serpens den Serpentinſtein genennet. 
Diejenigen die ihn fuͤr einen Marmor hielten nennten ihn Serpentinmarmor, wel⸗ 
cher Name ſogar noch beym Waller vorkommt. Da man ihn zuerſt zu Jöͤplitz 37 
deckte, fo wird er auch Zöpliger Marmor genennet. Von dem Griechlſchen Wort eis 
die Schlange heißt er Ophit. Herr Gerhardt nennet ihn dichten und undurch⸗ 
ſichtigen Speckſtein und unterſcheidet ihn dadurch von den uͤbrigen Speckſteinarten. 


Die lateiniſchen Namen, Lapis ſerpentinus oder wie ſich Worm und Mylius aus. 


drucken Marmor ſerpentinum ſeu Zoeplizenfe, Opbites, Snectites ſerpentinur entfpre 
chen den vorhergehenden deutſchen Benennungen; die Beſchreibungen aber, welche an. 
dere Gelehrte von dem Serpentinſtein geben, find groͤſtentheils von dem Geſchlecht, 
der Farbe, der Haͤrte deſſelben u. d. g. herkommen. Wallerius rechnet en ae | 
den Topfftein und nennet ihn Ollaris ſolidus vireſcens, maculoſus, polituram admit- 
tens. Linne zehlet ihn unter den Talk, und nennet ihn Talcum particulis impalpa- 1 
bilibus, ſolidum, viridi maculatum, oder Talcum praepoliendum viridi maculatum 


1 


opacum particulis granulatis. Andere rechnen ihn unter den Speckſtein, und daru 
heißt er beym Woltersdorf, Smectites opacus, vireſcens maculis et venis nierte 
und beym Cartheuſer Smedites ſubtilis virideſcens, maculis nigris diſtinctüs. 
Cronſtedt rechnet ihn überhaupt unter die thonigten Steine, und nennet ihn Terra 
argillacea ſolida particulis majoribus. Herr da Coſta behaͤlt die Benennung eines 
Marmors bey, ob ich gleich nicht glauben kann, daß er ihn im Ernſte fuͤr einen Mar. 
mor halten kann. Er nennet den Serpentinſtein: Marmoro-proferon obſcure viride. 
Die Franzoſen nennen unſern Stein Serpentine, Pierre ſerpentine, Ophite und wenn 
er in Taͤfelchen geſchnitten iſt Plaquer de pierre ſerpentine. Im Sollaͤndiſchen ſind 
die Namen, Serpentyn Marmer, Ku Steen, Serpentyne Plaatjes bekannt. nr 
. „460. an: 
Der Serpentinſtein, in fo fern er von fremden Theilen frey iſt, iſt ein grüner, 


oder wenigſtens mit der grünen Farbe verwandter Stein, welcher ſchwarze Flecken und 


Adern hat, aus unſichtbaren Theilen beſtehet, ſich fett anfühlen läßt, eine mittelmäßige 
Haͤrte hat, und eine ſchwache Politur annimmt. Seine Farbe iſt zwar, wie ich in 
der Folge zeigen werde ſehr verſchieden, aber die gewoͤhnlichſte iſt gleichwohl die grüne 
Farbe, daher ſie billig zum Grunde einer Beſchreibung geleget wird. Die Theile deſ⸗ 
ſelben ſind dicht aneinander gefuͤgt und alſo unſichtbar, obgleich einige von koͤrnigen, 
blaͤtterigten und faferichten Theilen dieſes Steines reden. Herr D. Gerhardt (e) ver⸗ 
ſichert, daß ohnerachtet aller Mühe die er ſich gegeben habe, er in dieſem Steine nicht 
koͤrniges oder blaͤtteriges habe entdecken koͤnnen, er kann ihn daher nicht anders, 410 
für einen dichten Stein anſehen, welches ſich am beſten ergiebt, wenn man rohe Stüde 

rd f im 

(%) Beptraͤge zur Chymie 1. Theil S. 354. f. 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 247 


im friſchen Bruche unterſucht. Sehr haͤufig iſt dieſer Stein mit Asbeſt, Baſalt, 
Glimmer und Granaten vermiſcht „ und die Beymiſchung der beyden erſten hat ohn» 
ſtreitig Gelegenheit gegeben, einen Fadenartigen Serpentinſtein anzunehmen. Da aber 
alle dieſe Beymiſchungen nur zufällig find, ſo koͤnnen fie keinen Grund au neuen Gat⸗ 
tungen angeben. 
Ob der Ophites der Alten, der auch von der Stadt Memphis, wo er gebrochen 
wurde, Memphites hies, unſer Serpentinſtein fep ? darüber find die Gelehrten 
nicht ganz einig. Woodward (t) glaubt es; denn er behauptet, daß der jetzige 
Serpentinſtein von den Alten ihren faſt gar nicht unterſchieden waͤre, wie man ſolches 
gar leicht an denen Stuͤcken ſehen konne, die noch heut zu Tage in den alten Gebäuden 
vorhanden. ſind. Die Beſchreibung des Plinius von dem Memphites komme ebenfalls 
mit demjenigen, den wir noch jetzo haben, ſehr wohl uͤberein. Boodt (g) ſcheinet 
auch dieſer Meynung zu ſeyn; denn wenn er von dem Ophites der Alten geſagt hat, 
daß er ein Marmor oder Alabaſter ſey, der wie eine Schlange verſchiedene Flecken, und 
davon feinen Namen bekommen habe, fo ſagt er, eben fo werde der Zöpliger Marmor, 
Seerpentinſtein genenet. Hingegen haben andere Gelehrten die obige Frage vers 
neinet. Was Herr von Cronſtedt (h) Ophit nennet, das ift ein zuſammenge⸗ 
ſetzter Felsſtein, darunter der Serpentino antico als eine beſondere Gattung ſtehet. 
Herr Baumer (1) hält den Ophit des Dioscorides und des Plinius fuͤr eine gruͤne 
mit ſchwaͤrzlichen Flecken und Adern durchzogene Wade. Caryophilus (K) hat zwar 
aufgeſucht, was die Alten von dem Ophites geſagt haben; allein aus den Nachrichten 
die er angiebt, kann man doch nicht erkennen, was die Alten darunter eigentlich ver— 
ſtanden haben. Plinins (1) ſagt uns weiter nichts, als daß man zwey Gattungen 
vom Ophites habe, einen weiſen, der weich ſey, und einen ſchwaͤrzlichen, der haͤrter ſey. 


Dioscorides (m) ſagt uns nur, daß eine Art von Ophiten ſchwarz, eine andere grau 


mit Punkten, und eine dritte mit weiſen Linien gezeichnet ſey. Daraus kann man alſo 
nichts zum Vortheil der obigen Frage entſcheiden, wenn wir aber von den Serpentino an— 
tico auf den Ophit der Alten ſchließen dürften, fo würde er kein Serpentinſtein ſeyn, wie 
ſich unten mit mehrern wird erweiſen laſſen. Auf Woodwards Zeugniß iſt auch 
nicht gar zu viel zu bauen da er eben Men der größte Meifter in der Kenntniß der 
Steine war. 
f Imperati (n) . auch einiger Serpentinſteinarten; allein es iſt ſchon 
darum nicht muthmaßlich, daß er unſern Serpentinſtein meyne, weil er ſie unter die 
Lapides ſtatuarios et ſeulptiles rechnete. Den erſten nennet er Viridis Laconicus vel ſer- 


pentinus uud 0 ihn mit dem . „er A alſo unſer Serpentinſtein nicht ſeyn. 
Der 


a Pöpfralſch⸗ eisrfhritung®: 958 der we Bon den 9 5 der Alen, in den 


deutſchen Ausg. m teien Beluſt. 5. Band S. 273. 

(g) Gemmarum et lapidum hiltoria Lib. II. (I) Hiſtor. natural. Lib. XXXVII. Cap. 7. 
Cap. 277. S. 501. f. - (11) S. 246. 

Ch) Mineralogie S. 235. 6. 261. (m) Lib. V. Cap. 162. 


3 (i) Naturgeſchichte des Mineralreichs 1. Th. (n) Hiſt. natural Lib. XXV. Cap. 8. E. 776. 
S. 209. Lib. XXVI. Cap. 9. S. 800. 


— 


248 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


Der andre wird von ihm Serpentinur ciueraceus genennet, den er mit dem vorhergehen⸗ 
den in eine Vergleichung ſetzt, ihm eine vortrefliche Politur (optimae politurae lapis eſt) 
beylegt, und ſagt, daß er ſeiner Schoͤnheit wegen von einigen wie ein Edelſtein bear⸗ 
beitet werde. Das iſt alſo auch kein Serpentinſtein. Den dritten nennt er Ser pentinur 
niger crinitus, den er fo hart wie die vorhergehenden nenne. Was aber Imperati 


x 


von dem Memphites aufgezeichnet hat, das hat er wuͤrklich aus dem Plinius genom. 


men. Ich halte aber dafuͤr, daß der Ophit der Alten ein ganz anderer Stein, als 


unſer Serpentinſtein, und wuͤrklich der Serpentino antico, ein Jaſpisartiger Stein ſey, 
der mit unſerm Steine nichts als die Farbe gemeinſchaftlich hat. 


Ich gehe zu dem eigentlichen Serpentinſtein zuruͤck, von dem ich zufoͤrderſt zu et 
zählen habe, wie er ſich bey den chymiſchen Proben verhält. Herr Profeſſor 
Pott (o) behauptet, daß er feiner Haupterde wegen unter die thonigten Steine gehoͤre. 


Die eingemiſchten fremden und metalliſchen Theile aber ſind die Urſache, daß er im 
heftigen Feuer endlich ſchmelzt. Daß er im gewoͤhnlichen Feuer merklich weiß oder gelb. 
lich werden ſollte, wie Wallerius erzaͤhlet, ſolches hat Herr Profeſſor Pott an den⸗ 
jenigen Stuͤcken, die er gepruͤft hat, nicht abmerken koͤnnen. Seine dunkle Farbe 
beweiſet zur Gnuͤge, daß er ein Compoſitum iſt; und da er nach Henkels Erfahrung 
durch die Deſtillation etwas vom Sale vrinoſo giebt, ſo iſt dieſes ein Zeichen, daß er 


etwas von einem zart ſauren Salzweſen mit ein wenig vom brennlichen Principio vers 


miſcht bey ſich fuͤhren muͤſſe. Serpentinſtein mit Borax in gleichen Theilen flieſet ganz 


zart, und wird ſchwarzbraun. Von dem Verhalten der ſchwediſchen Serpentine werde 


ich unten reden. Von dem ſaͤchſiſchen aber bemerkte Herr Leibarzt Vogel (p), daß 
er den ſauren Saͤfften nicht ganz widerſtehe. Er that in ſein ſerpentiners Moͤrſelchen 
eine Quente Salpeter, und goß etwas Vitrioloͤhl darauf, und lies das Gemiſche etliche 


Tage lang darinne ſtehen und er fand dann den Boden des Moͤrſels ganz davon zerfreſ⸗ 


fen, und an einer Stelle bemerkte er auch ein weißglaͤnzendes zartes Blaͤttchen, das 


ihm Silber zu ſeyn ſchien. Es erhellet daraus, daß der Serpentinſtein ein ſehr 


zuſammengeſetzter thonigter Stein ſey. Daß er ein thonigter Stein ſey, das erhellet 


daher zur Gnuͤge, daß er in dem Feuer haͤrter wird; daß er aber im heftigen Feuer 


endlich flieſe, das ruͤhret von ſeiner Zuſammenſetzung her, wie denn der Thon ſelbſt 


mit gehoͤriger Vermiſchung in ein Glas zuſammen ſchmelzet. 
$. 461. N . ’ 
Ehe ich der verſchiedenen Gattungen des Serpentinſteins gedenke, ſo muß ich zuvor 
einige Gedanken der Gelehrten uͤber das Geſchlecht 10 85 er gehoͤrt, auszeichnen. 
Die allermeiſten Gelehrten ſetzen ihn unter die thonigten Steine, und einige unter 


die Speckſteine, oder unter den Talk, welches ebenfalls Thonartige Steine ſind. 


Andere hingegen haben bald dieſes bald ein ander Geſchlecht für unſern Stein ausge— 
ſucht. Herr von Juſti (q) ſetzt ihn unter die Glasartigen oder ſchmelzbaren Steine, 
weil Henkel und Pott verſichern, daß er leicht im Feuer flieſe; und das ſey beſonders 


von 


Co) Lithogeogneſte r. Fortſetzung S. 50. 2. Fortſetzung S. 94. 
(p) Praktiſches Mineralſyſtem S 104. 
(J) Grundriß des geſammten Mineralreicht S. 228. 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 249 


von dem ſaͤchſiſchen wahr. Aber weder Senkel noch Pott gedenken eines leichten Fluſ⸗ 
ſes; denn wenn Herr Pott ſagt, daß er im heftigen Feuer endlich flieſet, fo heißt das, 


1 nicht leicht flieſen. Daher muß man auch, wenn er leichter flieſen ſoll ihn mit Zuſatz 


ſchmelzen, und das iſt eigentlich auch keine Eigenſchaft eines ſchmelzbaren Steines. 
Inzwiſchen iſt doch dieſe Meynung noch ertraͤglicher als die Meynung des Boodt (r) 
und des Mylius ([), welche den Serpentinſtein zu den Marmorn, oder lieber zu 
den Alabaſtern zehlen; denn er wird im Feuer weder zu Kalk noch zu Gyps, ſondern 
in einem maͤßigen Feuer wird er haͤrter, in einem ganz heftigen Feuer aber flieſet er. 
Thun auch gleich die ſauren Geiſter einige Wuͤrkungen auf dieſen Stein, fo ift fie doch 

nicht merklich genug, daß man ihn unter die Marmore zehlen duͤrfe. z 
Die verſchiedenen Abaͤnderungen des Serpentinſteins werde ich in den folgenden 
Paragraphen anführen, jetzo merke ich nur an, daß verſchiedene Schriftſteller uns 
Claßificationen über den Serpentinſtein geliefert haben. Wallerius (t) und Bo— 
mare (u) haben zwey Gattungen deſſelben angenommen. 1) Undurchſichtiger Serpen⸗ 
tinſtein. Marmor ferpentinum opacum. Fall. Ophites opacus durior. Bom. La Ser- 
pentine opaque. Bom. 2) Halbdurchſichtiger Serpentinſtein. Marmor ſerpentinum 
ſubdiephanum. Wall, Ophites ſubdiaphanus mollior. Bom. La Serpentine demi. trans- 
parente. Bam. Das iſt der ſchwediſche Serpentinſtein. Cronſtedt (x) hat folgende 
Eintheilung. I. Serpentinſtein von faſerigten und zuſammenhangenden Theilen. La- 
pis ferpentinus fibroſus, 1) dunkelgruͤner , Lapis Nephriticus, 2) hellgruͤner. II. Klein. 
koͤrniger Serpentinſtein, Serpentinus particulis granulatis, 1) ſchwarzer, 2) dunfel« 
grüner, 3) hellgruͤner, 4) rother, 5) blaͤulichgrauer, 6) weiſer. Der Ritter von 
Linne (y) hat die zwey Gattungen des Herrn Cronſtedt beybehalten, und ihn in 
koͤrnigten und faſerigten abgetheilet. Hill (2) endlich hat folgende vier Gattungen zu 
dem Serpentin gezehlet, 1) Dark Serpentine, Talcum Serpentinus, 2) Bright Serpen- 
tine, La Serpentine demi-transparente, halbdurchſichtiger Serpeneinſtein, 3) Thready 
Serpentine, Nephritic Stone, Talcum, Nephriticus, Nierenſtein, 4) Black Serpen- 
tine, Touchſtone, Lapis metallorum ö b 
ie N §. 462. — 
Ohnerachtet der Serpentinſtein in unſern Tagen an verſchiedenen Orten entdeckt 
worden ift, fo find doch ſonderlich drey Bruͤche vor andern berühmt, und einer aus: 
fuͤhrlichern Anzeige werth, der fächfifche, der bayreutiſche, und der ſchwediſche 

Serpentinſtein. 0 N Ki 

J. Der ſaͤchſiſche Serpentinſtein (a) der fonderlic bey Joͤplitz gebrochen 
wird, iſt, wie Herr Schulze bemerket, ſchon vor 1540. bekannt geweſen, und 
auf der Drehbank bearbeitet worden. Inzwiſchen giebt Matthes Illgen, 


ehe⸗ 
x) Gemmaruın et lapidum hiſtoria S. 492. (y) Syflema naturae 1768. S. 53. 
(C) Saxonia ſubterranea P. I. S. 32. 77. (2) Foſſiis S. 32. 
(t) Mineralogie S. 181. (a) Siehe Schulze von den bey Foͤplitz und 
Cu) Mineralogie 1. Theil S. 130. andern Orten in Sachſen befindlichen Serpentin⸗ 


(x) Verſuch einer neuen Mineralogie S. 87. ſteinarten. Dresden 1771. Steinbachs Hiſtorie 
2. Th. Ji 5 von 


\ 
250 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


ehemaliger ſaͤchſiſcher Serpentininſpector in einem Briefe die Nachricht, daß 

Juſtus Rabe 1546. dieſen Stein gefunden habe. Chriſtoph Illgen fiel 

darauf, dieſen Stein zu bearbeiten, da Braͤndel ſein Purſch einige dieſer 

Steine mit dem Meſſer ſchabte und beſchnitt. Dieſen folgten Georg Schif⸗ 

fels Soͤhne, welche aber bloß mit ihren Haͤnden grobe Arbeiten, als Becher 

und dergleichen verfertigten; Michael Boßler aber, welcher 1654. verſtarb, 
erfand die Kunſt, dieſen Stein auf der Drehbank zu bearbeiten. Der Bruͤche 
find jetzt auf dem Zoͤplitzer Grund und Boden 23, und auf den Anfprünger 

Fluren 6 !gangbar. Sie liegen insgeſammt am Tage, und der Stein hält 

keinen ordentlichen Gang, ſondern bricht nur Flöß und Druſenweiſe, und 

wird daher auch nicht Bergmaͤnniſch daraus gefoͤrdert. Diejenigen Steine, 
welche 3 Ellen breit, und eben ſo hoch ſind, werden nicht in Handel gebracht, 
ſondern als ein Regale an den Churfürſtlichen Serpentinſteininſpector abgege⸗ 
ben. Die Serpentinſteinarbeiter machen eine Zunft aus, und der Stein darf 
vermoͤge eines Privilegiums nirgends als in Zoͤplitz verarbeitet werden. Das 

Schleifen und Poliren geſchieht mit einem weißlichen oder blaͤulichen Sand. 

ſtein, der von Zwickau herkommt. Man giebt von dieſem Steine gar viele 

Abänderungen an, die Herr Schulze genau beſchrieben hat. In dem hie⸗ 

ſigen herzoglichen Kabinet find über hundert Taͤfelchen, aber man ver⸗ 

vielfältige fie ohne Noth. Die Grundfarbe iſt roth, gelb, gruͤn, blau, grau 
und ſchwarz, mit Flecken oder Strichen, welche freylich gar verſchiedene 

Geſtallten und Richtungen annehmen, daraus man, muthmaßlich um Ges 

winſtes Willen lauter Abaͤnderungen macht. Die ſchwarze Serpentinſteinart 

iſt die gemeinſte. Der grüne und braune Stein kommen ſchon etwas feltener 
vor, als der graue; der gelbe iſt noch feltener, und der rothe am ſeltenſten. 

Der letzte giebt vielmals einen Karmel nichts nach, und wird bis jetzt als ein 

Landherrliches Regale angeſehen. Der gelbe, der zuweilen die ſchoͤnſte Citro. 

nen und Schweſelfarbe an ſich hat, pflegt an der Sonne oder in warmen 

Zimmern oftmals braͤunlicht zu werden. Wie Mylius bemerket, fo werden 

jetziger Zeit ſo gar große reine Stuͤcken nicht mehr gefunden wie ehedem geſchahe, 
wo man einmal ein Stuck von 30 Centnern gefunden hat, 

II. Der Baypreuthiſche Serpentinſtein bricht nach einer ſchriftlichen Nachricht 
des Herrn Diaconus Ruͤnneth zu Bayreuth, im Soͤfer Diſtricte von 
verſchiedener grauer und gruͤnlicher Farbe, naͤmlich bey Conrathsreuth, 
Wolitz, Rota, Lautendorf, Fell, dann beym Amt und Schloß Stein. 
Ohnweit Bayreuth aber am Stoͤtzernhof bey Goldkronach iſt der 
Hauptbruch und eine Fabrike vom beſten Serpentin, und daraus gedreheten 
Moͤrſern, Reib⸗ und Theſchalen, Schuͤßeln und allen möglichen ‚Gefäßen, 

der 


von Foͤblitz in dem Sammler r. Band 7. Stuͤck. naire de PHift. vniu, Tom. X. S. 484. Bruͤck. 
Myſlius Saxonia fubterranea P. I. S. 31. 32. mann Magnalia Dei P. II. S. 619. f. welches 
Vogel practiſches Mineralſyſtem S. 104. Bo- aber woͤrtlich aus dem Mylius genommen iſt. 
mare Mineralogie 1. Th. S. 129. deſſen Diction- 


e 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 251 


der Guͤte nach dem ſächſiſchen Serpentinſtein nichts nachgiebt. Man hat wohl 
40. Sorten, aber freylich wie bey denen zu Söplig, wenn man eine jede 
Abaͤnderung der Flecken oder der Striche zu einer beſondern Gattung macht. 
Die Hauptveraͤnderungen von 30. Nummern, die ich beſitze, find dunkel und 
hellgruͤn, blaͤulich, Aſchgrau dunkler und heller, gelblich und dergleichen, mit 
mehrern oder wenigern, groͤßern oder kleinern, dunklern oder hellern Adern 
und Flecken. 3 einigen Sorten ſind auch Spuren r vom Schwefelkies 
vorhanden. 


III. Don dem ſchwediſchen Serpentinſtein, der vorzuͤglich in der Sahla⸗ 
grube gefunden wird, meldet der Herr Profeſſor Beckmann (b), der ihn 
daſelbſt geſammlet hat, daß er viel weicher ſey als der ſaͤchſiſche, und 
weit ſchneller von den Säuren angegriffen werde. Am ausfuͤhrlichſten 
hat dieſen Serpentinftein der Sahlagrube Herr Sven Riemann (c) be 
ſchrieben, davon ich einen Auszug mittheilen will. Er wird Nierenweiße im 
weißgrauen Kalkſteine gefunden, und zeigt ſich ſonderlich in dreyer ley Abaͤn⸗ 
derungen. Eine iſt dunkelgruͤn mit halbdurchſcheinenden Flecken und Adern; 
das Gruͤne zeiget auch in den Ecken einige Durchſichtigkeit, wo Gelb einge⸗ 
menge iſt. Die andere iſt gelb und halbdurchſichtig, manchmal etwas 
dunkler oder braͤunlich, wie Bernſtein, mit dunkeln oder lichten Wolken und 
Adern, hier und da mit geünlichen Flecken. Die dritte iſt undurchſichtiger, 
gelber und gelbbrauner, mit weiſen Flecken, lockerer und mehr mit Kalk ver⸗ 
menget, als die vorigen. Die allgemeinen Eigenſchaften dieſes Steines find 
folgende. 1) Er bricht in unfoͤrmlichen Stuͤcken von unfoͤrmlicher Geſtallt. 
2) Er fuͤhlet ſich fett und ſchluͤpfrig an, wie Seifenartig. 3) Auf dem Bruche 
ſieht er etwas matt aus. 4) Die Theilchen deſſelben ſind nicht zu erkennen, 
und von einander zu unterſcheiden. 50 Mit Eiſen und Stahl laͤßt er ſich leicht 
ſchaben, raſpeln, feilen, drehen, und in was für eine Geſtallt man will 
bringen, ohne daß der Stahl dadurch merklich abgenutzt wuͤrde. 6) Der gelbe 
und weiſe iſt gar nicht von einer Haͤrte mit dem dunkelgrünen, und hat ſonſt 
keine andere Bergart von einiger Harte bey ſich, wenn nicht manchmal einige 
Kalkneſter dabey zu finden ſind. 7) Er nimmt eine ſchoͤne glaͤnzende Politur 
ohne große Mühe an, wenn man ihn mit zarten Schleifſteinspulver gelinde 
ſchleift, auch weiter Trippel und Oehl und zuletzt ſein eignes Mehl dazu 
brauchet. 8) Dieſe Politur behält er beſtaͤndig in der Luft. 9) Er iſt nicht 
ſproͤde, ſondern dicht und feſt, auch nicht Flüftig und voll Riſſe. 10) Sein 
Pulver oder Mehl behaͤlt des Steines natuͤrliche Farbe nicht, ſondern wird 
eiß. 11) Er zerſpringt nicht „ wenn er gleich jaͤhling erhitzt wird. 12) In 
ſtaͤrkerer Hitze ſhwhe etwas Oehlichtes daraus, das einigermaſen brandige 
en nicht völlig wie Steinöhl; es betraͤgt eie den zwoͤlften Theil von 

N Ji N 1 des 


cb) Phyſſkaliſch öͤkonomiſche Bibliothek 2. Band S. 619 
(e) Adhandlungen der N ſchwediſchen Akademie . Wiſenſchaſten 8. Band S. 22. f. 


252 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


des Steines ganzen Schwere. 13) Im ſtarken Feuer verliehrt ſich feine Durch. 
ſichtigkeit, er wird weiß und etwas roͤthlich mit ſchwarzen Flecken. 14) Er 
wird auch dabey ſo hart, daß er gegen Stahl geſchlagen Feuer giebt, und 
weiter nicht mit der Feile, oder andern ſcharfen Eiſen zu bearbeiten iſt. 
15 Wenn er im heftigen Feuer eine Vierthelſtunde lang vor dem Geblaͤſe gehal⸗ 
ten wird, bleibt er ganz unverändert, und wird weder zu Kalk noch zu Glaſe. 


16) Weder roh noch gebrannt wird er vom Scheidewaſſer oder einiger andern 


Saͤure angegriffen. Er gehoͤret alſo unter die Serpentinſteinarten; er unter⸗ 
ſcheidet ſich aber und zwar mit großem Vorzuge von ſeiner Seite, von dem 
deutſchen Serpentinſteine durch die Durchſichtigkeit, die gelbe und Bernſtein 
ähnliche Farbe, welche wenig auskaͤndiſche Serpentine haben, den Glanz der 


Politur und ihre Beſtandigkeit in der Luft, und den ſtaͤrkern Zuſammenhang 


ſeiner Theile. BE 
F. 463. R x 4 
Ich ergreiffe dieſe Gelegenheit von dem Serpentius antico einige Nachricht zu ers 
theilen, nicht darum als wenn er wuͤrklich ein Serpentinſtein waͤre, ſondern weil er 


mir bey der Ausarbeitung meines erſten Bandes wuͤrklich entwiſcht war, wo ich in 


ſonſt unter den Jaspißen ſeinen Ort wuͤrde angewieſen haben. Er wird anticker 


— 


Serpentinftein, Serpentino antico Verde antico im Franzòſiſchen aber Pierre fer- 


pentine antique. Verd antique, und im Sollaͤndiſchen antique Serpentyn Steen ges 
nennet. Man hat ihn ohne Zweifel in eben der Ruͤckſicht wie den Serpentinſtein ſelbſt 
den Namen gegeben, den er fuͤhrt, weil naͤmlich unter ſeiner Farbe, und der Farbe 


einer Schlangenhaut eine Aehnlichkeit ſeyn ſoll. Nach dem Herrn Bruͤckmann (d) 


iſt der anticke Serpentinſtein eine ſehr harte Jaspisart, deſſen Grundfarbe bald dunkel, 


bald hellgruͤn iſt, jedoch niemals ſchoͤn und lebhaft. Auf feinem Grunde ſiehet man 


hellegruͤne, gelbliche und weißliche, groͤſtentheils laͤnglichte vierſeitige und wuͤrfliche Fler 
cken, welche unordentlich durch einander liegen, ſich zum oͤftern durchſchneiden, und 
daher dann und wann ordentliche Kreutze vorſtellen. Die Flecken an dieſer Steinart 


find ebenfalls fo hart, daß fie am Stahle Feuer geben, und werden gar richtig von 


Herrn Cronſtedt fuͤr Feldſpathartig gehalten. | 

Ueber das Geſchlecht dahin man diefen Stein zu ſetzen hat, find die Gelehrten 
doch nicht ganz einig. Herr Bruͤckmann erklaͤrte ſich, wie wir gehoͤret haben, fuͤr 
den Jaspis, und wenn ich bey demjenigen Stuͤckchen, das ich jetzt vor mir habe, dem 
bloſen Auge trauen darf, ſo iſt das eben der Ort, der dieſem Steine gehoͤret. Der 
Scheidekuͤnſtler wuͤrde dieſes freylich am beſten entſcheiden koͤnnen, wenn er dieſen Stein 
unter ſuchte, und es wuͤrde laͤngſt geſchehen ſeyn, wenn er nicht ſo ſelten, und ſo koſtbar 
wäre. Herr Cronſtedt (e) gedenket des Serpentino antico zweymal, aber auch 
als zweyer beſonderer Steine. Den erſten, den er ſchlechthin Ser pentino antico nennet, 


hat er unter den zuſammen geſetzten Felsſteinen als eine Gattung des Ophiten angeſehen 


und 


(d) Abhandlung von den Edeſſteinen S. 269. der neuern Ausgabe. 
(c) Verſuch einer neuen Mineralogie S. 235. $- 261. S. 239. f. 266. 


Die vierte Klaſſe, don den Thonartigen oder Feuerfeften Steinen. 253 


und beſchreibet ihn als einen weiſen Stein mit runden ſchwarzen Druͤſen. Der an⸗ 
dere, der bey ihm Ser pentino verde antico genennet wird, und eigentlich der Stein 
iſt, von dem ich hier rede, ſtehet bey ihm unter dem Porphyr, und wird als ein gruͤner 
Porphyr mit hellgruͤnen Feldſpathe beſchrieben. Der Herr Leibarzt Vogel (f) ſiehet 
ihn fuͤr einen kieſelichten Stein an, und naͤhert ſich alſo der Meynung des Herrn 
Bruͤckmanns; denn der Jaspis iſt ein edler Kieſel ($. 271. S. 349. im erſten Bande). 
Eben das behauptet Herr Profeſſor Pott (g) ob er ihn gleich inſonderheit unter die 
. Saxa bringet, und ihn ſolchergeſtallt von den Kiefelfteinen ausdrücklich untere 

heidet. ö ( 8 
e Ob dieſer Serpentino antico der Ophit der Alten ſey? davon habe ich oben 
ſchon etwas errinnert (§. 459). Herr Bruͤckmann und Herr Pott behaupten es, 
ob man gleich in den Schriften der Alten Darüber keine entſcheidende Nachricht findet. 

Inzwiſchen ſind doch alle diejenigen Stuͤcke, die man aus Italien zu uns bringet, 
und fuͤr anticken Serpentinſtein ausgiebt, nicht ſowohl ein Serpentinſtein als vielmehr 
ein Jaspisartiger Stein, wie unſer Serpentino antico iſt. 
Ob der Serpentino antico, und der Serpentino verd antico zwey verfchiedene 
Steinarten find? das kann ich aus Mangel hinlaͤnglicher Nachrichten nicht entſcheiden. 
Herr Bruckmann nimmt beyde Namen für gleichgeltend an, Herr Cronſtedt tren⸗ 
net fie, und wenn fein Serpentino antico weiß iſt, ſchwarze Flecken und Kalkartige 
Theile hat, fo gehoͤret er freylich nicht hieher, aber es gehoͤret ihn auch der Name eines 
anticken Serpentinſteins nicht. Bey dieſer Gelegenheit wiederhole ich die Anmerkung 
des Herrn D. Martini aus Herrn Ferbers Briefen aus Welſchland (h): Serpentine 
nero antico hat ſchwarzen Grund mit großen weißen laͤnglichten oder parallelepipediſchen 
Flecken, vollkommen von Geſtallt der hellgruͤnen Flecken im Serpentino verd antico, 
welchem dieſe Abänderung, die Farbe ausgenommen völlig aͤhnlich iſt. In der Kirche 
von St. Praſſede zu Rom linker Hand einer Thür, wenn man hinnein koͤmmt iſt davon 
eine ſchoͤne Säule befindlich. In des Herrn D. Targioni Tozetti Sammlung in 
Florenz habe ich toskaniſche Laven geſehen, die wegen der Geſtallt ihrer parallelepie 
pediſchen weiſen Schoͤrlflecken und übrigen Anſehens dem Serpentino nero antico völlig 
gleich kommen. Herr Cronſtedt in feiner Mineralogie §. 259. redet von einem Ser- 
Pentino antico, der keine Porphyrart, ſondern eine Gattung vom Gphit ſeyn ſoll 
und aus weiſem Marmorgrund mit ſchwarzen Druſen vom Steatit beſtehet; ich habe aber 
nie dergleichen antique Steinart in Rom geſehen oder kennen gelernt. 

Melle F. 464. 

Ich kehre nun zu dem eigentlichen Serpentinſtein zuruͤck, von dem ich noch einige 
Anmerkungen mitzutheilen habe. Zufoͤrderſt dieſe, daß man in dem Serpentin- 
ſteine noch nie einige Verſteinerung entdecket hat, und auch nicht leicht ent⸗ 
decken wird. Dieſer Stein hat Kr das Naͤherrecht an die Speckſteine, wenn 
* | i 3 man 


0 (f) practiſches Mineralſyſtem S. 103. f. Hieher gehoͤret auch was ich unten §. 53. aus 
(E) Erſte Fortſetzung der Lithogeognoſie S. 50. Herrn Ferbers Briefen aus Welſchland von dem 
(h) Berliniſche Sammlungen 6. Band S. 66. Serpentino verd antico auszeichnen werde. 


254 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


man ihn auch nicht als eine wuͤrkliche Speckſteinart betrachten duͤrfte. Es haben daher 
auch die Anmerkungen ſtatt, die ich oben deswegen ertheilet habe (§. 482.). Eben 
fo hat man auch in Ruͤckſi icht auf die Ninern von dem Serpentinſteine wenige 
Vortheile zu erwarten, da ich nirgends denſelben als eine Metallmutter angezeigt finde, 
mir auch ſelbſt, außer dem Schwefelkies irgend eine Erzart niemalen vorkommen 
iſt. Eiſenkieſe entdecken ſich in demſelben zuweilen beym Schleifen durch ihren Glanz; 


aber ſie ſind nicht ſo betraͤchtlich, daß der Serpentinſtein in dieſem Betrachte einiger 


Achtung wuͤrdig wäre. Aber das hat Herr Schulze bemerket, daß nicht gar ſelten 


auch Granate in und neben dieſem Steine anzutreffen waͤren. ni. 


Wenn nun auch gleich der Serpentinſtein in dieſer Ruͤckſicht ohne Nutzen iſt, ſo 


iſt doch der Nutzen deſſelben in einem andern Betrachte deſto vorzuͤglicher. Es iſt 
zu bekannt, als daß ich mich weitlaͤuftig dabey aufhalten ſollte, welche nuͤtzliche Sachen 
an Moͤrſern, Buͤchſen, Taſſen, Tellern, Dintefaͤſſern und andern Gefaͤßen aus dieſem N 


Steine bereitet werden. Aber das ift Aberglaube was Mylius und Bruͤckmann (i) 


melden, daß in den Steinbruͤchen, wo man den Serpentinſtein gewinnet, niemals eine 
Kroͤte oder ein anderes giftiges Thier angetroffen werde, daher man auch dieſem Steine 


die Kraft, dem Gifte zu widerſtehen, beygeleget habe. Ueberhaupt leget man dieſem 
Steine mencherley Heilskraͤfte in der Medicin bey, wovon ich nur zwey Zeugen 
aufſtellen will. Das Univerſallexicon hat davon folgendes: (K) die daraus gemachten 
Platten, auch die gebogenen und runden Waͤrmſteine halten lange Hitze, und dienen 
ſo wohl die Betten, als den Leib abſonderlich in der Colie damit zu waͤrmen. Gepuͤl. 
verter Serpentinſtein mit weiſem Weine eingenommen, ſoll den Blaſenſtein zermalmen 


und abfuͤhren. Wie man vorgiebt ſoll ſich das Waſſer i in ſerpentinen Trinkgeſchirren 


weit beſſer halten als in andern Gefaͤßen, und ein Salz daraus ziehen, welches zu 


allerhand Krankheiten dienlich ſey. Sonſt wird der Serpentinſtein für gut erachtet, den 


Schlangenbiß zu heilen, wenn er warm gemacht und darauf geleget wird, und wenn 
man Wein daraus trinket, der eine Zeit darinnen geſtanden hat. Das Waſſer ſo aus 


dergleichen Steine dringet, ſoll gut ſeyn zum Hauptweh, wider das Gift; die Schlaf. f 


ſucht zu vertreiben, wider das Reißen in den Lenden, und das Quartanfieber; den 
Schweiß zu treiben; zum Gries und Sande, und den Stein zu brechen.“ Unter den 
neuern Schriftſtellern hat Herr Riemann (1) die Kraft dieſes Steines gar ſehr einge⸗ 


ſchraͤnkt, doch leitet er die Urſache ſeiner guten Wuͤrkung gegen die Colik, wenn man 


ihn gewaͤrmet über den Magen legt, von dem öhlichten Weſen des Steines ab, da es 
vielleicht nur die Waͤrme thut, und bey einem jeden andern Steine vielleicht thun 
würde, wenn man ihn eben fo leicht ausarbeiten koͤnnte, wie den Serpentinſtein. Eben 
ſo wiederholt Herr Riemann das Maͤhrchen, daß das Waſſer in welchem der Serpen. 
tinſtein abgeloͤſcht, oder gekocht wird, als Thee getrunken für E aufe gut 
ſeyn ſoll. ash 
Der 

(i) Mylins Saxonia 3 P. I. S. 32. f. Brückmann Magnalia Dei k. II. S. 30. 


(k) Im 37. Bande S. 4 
(1) Abhandlungen der boalgſich ſchwediſchen Akademie 8. Band S. 26. 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 255 


Der Saͤchſiſche Serpentinſtein bricht da, wo er gefunden wird in horizontalen 
Schichten (m), der ſchwediſche aber (n) wird Nierenweiſe im weißgrauen Kalk⸗ 
ſteine gefunden. Man findet aber den Serpentinftein an nachfolgenden Oertern: 
Chemnitz, Dalekartia, Deutſchland, Dorfbach in Schleſien, Erzgebuͤrge, Eulenge⸗ 
buͤrge in Schleſien, Gera, Giczinium, Goldkronach, Hartmannsdorf, Italien, 
Roͤhrenhof, Sahlagrube, Schleſien, Schweden Schweiß, Skenshuͤtte, Sundhord⸗ 
lehn, Viehlau, Vollerra, Wohnſiedel, Zobtenberg in Schleſien, Zoͤplitz, woſelbſt 
nachfolgende Bruͤche ſonderlich zu merken ſind: die Eiche, der weiſe Bruch, das neue 
Gluͤck, der rothe Meiſter, Gottes Wille, die ſieben Bruͤder, die neue Sorge, der 
Ziegenbruch, der Churprinz, der Lerchenbruch, der Reicherbruch, die Landſtraße, 
der rothe Meiſter, der Zuckerbruch, der rothbraune Bruch, der Ochſenbruch, der 
Molchenbruch, der Kießbruch, der Johannisbruch, der alte ſchwarze Bruch, der 
Kreutzweg, der Flaſerbruch, der Anſprung, der alte gruͤne Bruch, der Spinnenbruch, 
der Brettmuͤhlbruch, der Asbeſtbruch, die Hofnung, der Hornbruch, der Bogen» 
bruch, der Mohrenbruch, der rothe Kiesbruch, der Zinnoberbruch, das Haus zu 
Sachſen, der feine Bruch, der rothe Eiſenbruch, der untere Gartenbruch, der Boͤr— 

nerbruch, die Chriſtbeſcherung, der mauſefahle Bruch, der Schwefelbruch, der Wie⸗ 
ſenbruch, der Siebenfluͤfer, der Tannenbruch, der koͤnigliche rothe Bruch, der rothe 
Asbeſt, der Huͤbelbruch, der Morgenſtern, der Kroͤtenbruch, der rothe Kiesbruch, der 
Regenbogen, der Birkenbruch, der Stollenbruch, die Auferſtehung, die See, der 
alte braune Bruch, der Granatenbruch. Siehe Bruͤckmann Magnalia Dei P. I. 
S. 55. 87. 152. 169. 762. P. II. S. 136. 145. 146. 617. 619. Linne Syſtema na- 
turae 1768. S. 53. Altonaiſcher gelehrter Merkur 1771. S. 388. Schulze 
von den Serpentinſteinen, Abhandlung der ſchwediſchen Academie der Wiſſen⸗ 
ſchafſſten 8. Theil S. 22. Cronſtedt Verfuch einer neuen Mineralogie S. 88. 
Baumer Naturgeſchichte des Mineralreichs 2. Theil S. 135. Gerhardt Beytraͤge 

zur Chymie 1. Theil S. 355. Wachs des Wolters dorfiſchen Naturalienkabinets 


S. ey. a8 
LXXXVII Der Tank. 


§. 465. 


1b a die Ablettung des Wortes Talk, ſind die Gelehrten gar nicht einig. Eine 
gute Anzahl leiten es von dem deutſchen Worte Talch ab, und ſehen dabey auf 
feine Fettigkeit die ſich beym Anfühlen nur gar zu deutlich zeiget. Herrn Profeſſor 
Pott (o) will dieſe Ableitung nicht gefallen, weil dieſes Wort zuerſt von Avincenna 
gebraucht wurde, der es Tallz ſchrieb; Avincenna aber hatte mit den Deutſchen 
keine Bekanntſchaft. Er lenkt ſich vielmehr auf die Seite derer, welche dieſes Wort 
f aus 


(m) Lehmann von den Flösgebürgen 8. 228. 
(n) Abhandl der königlich ſchwediſchen Akademie 8. Band S. 22. 
(o) Chymiſche Unterſuchung des Talks, in der ig Fortſetzung der Sithogrognofl ©. 98. f. 


256 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


aus dem Arabiſchen herleiten, von welchen er einige Beyſpiele anfuͤhret: den 
Caͤſalpinus der von dem Worte Talk ſaget, daß es bey den Mauritianern einen 
Stern bedeute, und daß alſo die Stella Samia darunter zu verſtehen fey; den John— 
ſohn, der es ebenfalls für ein arabiſches Wort ausgiebt, welches glänzende Stern⸗ 
chens bedeute; und Herrn Promet, welcher von dieſem Worte ſagt, es ſey arabiſch 
und bedeute eine bequeme und gleichartige Conſtitution, welche den Koͤrper bey guter 
Geſundheit erhielt. Bey den aͤltern Schriftſtellern koͤmmt das Wort Talk gar nicht 
vor, doch glaube ich, daß ſie den Koͤrper ſelbſt gekannt haben. Sollte alſo ja das 
Wort arabiſch ſeyn, fo würde man es von einem Stern ableiten, wobey man vers 
muthlich auf den Glanz geſehen hat, der unſerm Steine, und vorzuͤglich einigen Gate 
tungen deſſelben eigen iſt. Man nennet unſern Stein auch Bergtalk, weil er in 
den Bergen gefunden wird. Von den Namen Talkſtein behauptet Herr Vogel (p) 
daß er nur dann von dem Talke gebraucht werde, wenn er unrein und ſteinigt iſt. Iſt 
der Talk weiß, ſo heißt er inſonderheit Silbertalk, und wenn er gelb iſt, Goldtalk. 
Der weißliche und grüne Talk hat auch den Namen der Brianzoner Kreide, von 
Brianceon in Frankreich, wo fie gefunden wird (g). Im lateiniſchen iſt das 
Wort Talcum und auch Talcus üblich, und weil man in den Offieinen mit dieſer Stein⸗ 
art einen Handel treibt, fo wird fie Talcum officinarum genennet. Aldrovand (r) 
ſagt: Theophraſt habe den Talk Magnerides genennet, er meyne aber nicht den. 
jenigen, der das Eiſen an fich ziehe, ſondern denjenigen, der dem Silber ſehr ähnlich _ 
iſt. Der Ritter Linne, der den Talk unter den Glimmer ſetzt, nennet ihn Mica 
lamellis flexuoſis friabilibus vireſcenti- albulis diaphanis. Herr von Cronſtedt Mica 
ſquamoſa martialis und Herr Gerhardt, Petra pinguis muriatica, raſilis lamelloſa. 
Im Sranzöfijchen und fg nn het Wort Tale uͤblich. 8 „ 
4 ri . rn * en, 
Der Talk iſt unter den fetten thonigten Steinen derjenige, der einen 
Glanz hat, und ſich leicht in Blätter zerlegen läßt. Er gehoͤret unter die 
ſchweren Steine; denn er iſt im Verhaͤltniß mit andern Steinen uͤberaus ſchwer, und 
wenn man ihn in duͤnne Blätter zerlegt, fo wird er ganz durchſcheinend, mit dem Meſ—⸗ 
fer laͤſſet er ſich ſchneiden, ja man kann dieſen Stein einigermaſen biegſam nennen. 
Im Anfühlen iſt er fett, und ſo zaͤh, daß er fich nicht gern klein ſtoßen laͤßt. Im 
Feuer, wenn auch ſolches gleich ſehr heftig iſt, bleibet der Talk doch ohne merkliche 
Veranderung und kein Menſtruum weder ein ſaures noch ein alcaliniſches loͤſet es im 
naſſen Wege auf. Seine Farbe iſt gar verſchieden, gemeiniglich weiß, oder weiß⸗ 
gruͤnlich, doch nimmt er auch bisweilen andere Farben an, wie ſich hernach zeigen 
wird (J). Darauf gründen ſich die Kennzeichen dieſes Steines, die gleichwohl von 
den Gelehrten verſchieden angegeben werden. Herr M. Börner (t) feget fie 
folgendergeſtallt: der Talk iſt aus glaͤnzenden, ſehr glatten, fettigen, zerreiblichen 


8 Blaͤttchen 
(p) Practiſches Mineralſyſtem S. 62. () pott erſte Fortſetzung der Lithogeognoſie 
(4) Baumer Naturgeſchichte des Mineral: S. 99. f. 

teichs 2. Theil S. 211. N (tt) Sammlungen aus der Naturgeſchichte 


(r) Mufeum metallicum S. 685. 1. Theil S. 560. 


* 


Die vierte Klaſſe, don den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 257 


Blaͤttchen von einer unbeſtimmten Figur zuſammengeſetzt. Im Feuer verhaͤrtet er ſich 
und von den Säuren wird er nicht angegriffen. Die Theilchen woraus der Talk bes 
ſtehet, ſagt Herr von Bomare (u) haben keine beſtimmte Figur, ſie ſind ſo zart, 
daß man ſie nicht mit bloſen Augen unterſcheiden kann, jedoch bemerket man, daß er 
aus Blaͤttern oder Haͤutchen, ſehr kurzen glaͤnzenden Schalen mit unebenen Flaͤchen 
beſtehe, welche, weil fie ſehr bruͤchig find, ſich ſchwer von einander fordern laſſen. 
Der Talk iſt ſchwer und ſo zart, daß man ihn leicht zwiſchen den Fingern zerreiben 
kann, wodurch er nicht zu einem klaren Staube, ſondern zu kleinen biegſamen Blaͤttern 
wird, die zwiſchen den Zaͤhnen zaͤhe ſind, und ſich wie Inſelt anfuͤhlen laſſen. Im 
Feuer veraͤndert er ſich nicht, kaum verliehrt er etwas am Gewichte und an der Farbe, 
die ihm fremd iſt. Er ſchmilzt nicht zu Glas, außer unter dem Brennſpiegel; die 
Säuren greifen ihn nicht an. Wenn er aber in einem meßingernen Gefäße zu Pulver 
gerieben wird, ſo bekoͤmmt er eine Eiſengraue Farbe.“ Der ſchwediſche Naturforſcher 
Wallerius (x) ſetzet noch einige Kennzeichen hinzu, die ich nicht übergehen darf; daß 
ſich naͤmlich der Talk im Bruche Scheibenfoͤrmig zeigt, ob er gleich wegen ſeines ſproͤden 
Weſens ſich nicht gut theilen laͤßt: daß er im Feuer kaum ſeine Farbe aͤndert, doch nach 
ſtarken Roͤſten etwas von feiner Farbe und Schwere verlieret; und daß feine eigenthuͤm⸗ 
liche Schwere zum Waſſer ohngefehr wie 3, 000 :: 1000. iſt. 

Man hat verſchiedene Steinarten, welche bald in dieſer bald in jener Ruͤckſicht 
eine Aehnlichkeit mit dem Talke haben, und von demſelben unterſchieden werden muͤſſen. 
Der Speckſtein iſt ebenfalls fettig anzugreifen, aber er beſtehet nicht aus Lamellen 
wie der Talk. Das rußiſche Glas beſtehet auch aus Blaͤttern und haͤlt das Feuer 
aus, daher es Boyle, Borrichius, und Imperati ſo gar unter die Talkarten 
geſetzt haben. Daß es aber ohne Grund geſchahe, das habe ich ſchon zu einer andern 
Zeit erinnert (§. 188. S. 236. im erſten Bande). Der Glimmer glaͤnzet auch und 
iſt Feuerfeſt, daher verſchiedene den Talk unter die Glimmerarten ſetzen, wie wir unten 
hören werden. Allein der Glimmer iſt viel ſproͤder als der Talk, er iſt nicht fett anzu⸗ 
fuͤhlen, und findet ſich in den allermehreſten Faͤllen in andern Steinarten eingemiſcht, 
da der Talk eine eigene Steinart ausmacht, und fuͤr ſich beſtehet. Der Schiefer 
zerthellet ſich auch in Blaͤtter, aber nicht in fo zarte, er iſt nicht fett anzufuͤhlen, und 
(ich rede nicht von dem Kalkſchiefer), flieſet im Feuer auch ohne den Brennſpiegel. 
Ueberhaupt merke ich bey dieſer Gelegenheit an, daß man den Talk oft mit andern 
Steinarten verwechſelt. Herr Pott (y) fuͤhret folgende Beyſpiele an. Rulandus 
verwechſelte ihn mit dem Spath und Gyps, wenn er vorgiebt, daß er ſonſt auch Spar- 
kalk und Lederkalk heiße. Cramer ſiehet ihn für eine Art des Alabaſters an, aber er 
ſey haͤrter als der Alabaſter. Borrichius verwechſelt ihn mit dem Topfſteine, und 
Boyle gar mit dem Kalkſpathe. Wenn aber Herr Pott Bromell befchuldiger, 
daß er den Talk mit dem Hornſteine verwechſele, fo thut er dieſem Schriftſteller zu viel; 

ö denn 
(u) Mineralogie I. Th. S. 117. Dictionnaire de PHif, nat. Tom. XI. S. 10or. 
(1) Mineralogie S. 177. (y) Erſte Fortſetzung der Lithogeognoſie S. 100. f. 


2. Th. Kk 


258 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


denn Bromell (2) ſagt nur, daß der Talkſtein an andern Orten den Namen vom 

Sornſtein erlange, und nicht, daß er ihn fuͤr Hornſtein halte. Daß auch einige un⸗ 

ter den Talk den Spiegelſtein verſtanden haben, das hat Aldrovand (a) ah 
. §. 467. 

Verſchiedene Gelehrte haben ſich die Muͤhe gegeben den Talk chymiſch zu unter» 
ſuchen. Ehe ich ihre Bemühungen anzeige, muß ich zuvor eine Anmerkung des Herrn 
Oberbergrath Gerhardt (b) voraus ſetzen. Im Feuer werden alle Talkarten ſproͤder 
und bruͤchicher als ſie vorher waren; die Unſchmelzbarkeit iſt aber bey dieſem Geſchlecht 
ſo groß, daß man es allezeit als einen Beweiß von der Guͤte eines Brennſpiegels, oder 
Brennglaſes anſehen kann, wenn fettige Talke ſchmelzen, und es wuͤrde daher ſich der 
Muͤhe verlohnen, Verſuche darüber anzuſtellen, ob und wie dieſe Steinart zu Anfertiz 
gung unverbrennlicher Dächer zu gebrauchen ſeyn möchte. Herr Profeſſor Pott (e) 
hat es ſonderlich durch weitlaͤuftige Verſuche zu ergruͤnden geſucht, in welchen Faͤllen 
der Talk zum Fluſſe zu bringen ſey. Sie alle zu wiederholen wuͤrde zu weitlaͤuftig 
ſeyn, daher ich nur folgendes bemerke. Unter den Salzen ſind es das Alcali, das 
Arſenicum fixum, der Borax, der Salpeter und das Sal fuſibile microcoſinicum, 
welche den Talk zum Fluſſe bringen. Mit Minium, Flußſpath und Marienglas, floß 
der Talk ebenfalls. Mit Quarz, weiſem Sand, und mit Flußſpath erfolgte eben dieſe 
Erſcheinung, die mit Antimonio und Wißmuth nicht erfolgen will; denn hoͤchſtens 

entſtund hier eine Maſſe, die aber nicht dünne fliefen wollte. Herr pott folgert ins, 
zwiſchen aus ſeinen Verſuchen, daß der Talk eine Art Kieſelhafter Erde ſey, welche 
vielleicht mit etwas Gypserde verbunden iſt. Der verſtorbene Apotheker zu Berlin 
Serr Koſe, hat in feiner chymifchen Zergliederung des Talks (d) dem Herrn Pott 
den Vorwurf gemacht, daß ſeine Verſuche mehr die Verhaͤltniſſe des Talks gegen 
andere, und die Naturgeſchichte deſſelben, als ſeine Beſtandtheile kenntbar machte. 
Er zergliederte alſo den Talk chymiſch, und fand darinne zuförderft eine bittre Erde, 
von welcher ihn wiederholte Verſuche uͤberzeugten, daß ſie ein weſentlicher Theil des 
Talks ſey. Nach der Extraction der Vitriol und Salpeterſaͤure, blieb ihm noch eine 
andere Erde zuruͤck, welche koͤrnig⸗ſandig anzufuͤhlen, und mit einem Tropfen Wafı 
ſer vermiſcht und unter dem Vergroͤſerungsglaſe betrachtet, wie durchſichtige Sandkoͤr⸗ 
ner von unbeſtimmter Figur geſtallt war. Es war eine kieſelichte Erde, welches Herr 
Roſe durch verſchiedene Beweiſe hinlaͤnglich unterſtuͤtzt. Dieſe beyden Erden waren 
vermittelſt eines zarten Brennbaren aufs genaueſte und feſteſte verbunden; außerdem 
aber zeigten ſich hoͤchſtwenig Kalk und etwas haͤufigere Eiſentheile darinne. Die bey« 
den erſten Erden machen nach ſeinem Urtheil wohl die weſentlichen Beſtandtheile des 
Talkes aus; die beyden letztern aber hält er mehr für zufällig.” Denn da er dieſe Vers 
ſuche öfters, und zwar mit verſchiedenen Sorten des beſten weiſen Talkes anſtellete, 
fo fand er, daß die Kalkerde und das Eiſen, zuweilen mehr zuweilen weniger darinne 

anzutreffen 


(2) Mineralogia et lithogr. ſuec. S. 25. zweyte Fortſ. S. 104. ff. 

(a) Muſeum metallicum S. 685. (d) Ju dem Snalſandiſchen Magazin 2. B. 
(b) Beytraͤge zur Chymie 1. Th. S. 363. S. 30. f. 

(c) Erſte Fortſ. der Lithogeogn. S. 104. f. 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeften Steinen. 259 


anzutreffen waren. Sie waren aber doch allemal darinne anzutreffen, und alſo daͤchte 
ich, man duͤrfte ſie ſicher unter die Beſtandtheile des Talks zaͤhlen, es muͤſte denn ſeyn, 
daß man eine wahre Talkart aufweiſen koͤnnte, wo fie gänzlich fehlen. Es wäre ſehr 
zu wuͤnſchen, daß mehrere Scheidekuͤnſtler den Talk aus verſchiedenen Gegenden unter⸗ 
ſuchten, und nun wuͤrde es ſich entſcheiden, ob man Herrn Wallerius (e) Beyfall 
geben koͤnnte, wenn er behauptet, daß die Zuſammenſetzung des Talks annoch ungewiß 
waͤre, weil der Talk von keinen Menſtruis aufgeloͤſet werden kann, auch nicht vom 
ordentlichen ſtarken Feuer gezwungen wird. Vielleicht, faͤhret Herr Wallerius fort, 
koͤnnte aus dem Kammelsbergiſchen, an der freyen Luft zerflieſendem Talke, mit 
der Zeit einige Kundſchaft hievon zu wende ſeyn. 
; Hrn 10 468.0 + 

Der Talk wird in einer mannichfaltigen Verſchiedenheit gefunden, welche aber 
immer mehr auf deſſen Farbe, als auf ſeine weſentlichen Beſtandtheile gehet. Man 
findet ihn uͤberhaupt von einer weiſen, gelben, grauen, gruͤnlichen roͤthlichen und 
ſchwaͤrzlichen Farbe. Hier iſt es der Ort wo ich die Anmerkung des Herrn Guet⸗ 
tards () wiederhole, die er von den Talkarten in Auvergne macht. Es iſt ges 
woͤhnlich daß man Talkſteine in den Gegenden findet, welche Graniten oder Schiefer. 
artige Steine enthalten. Ich hatte auch einen aus der Gegend von Pontgibaud, 
welcher von einem glänzenden und ſchielenden Braun war, und durch welchen ein Fa— 
den vom weiſen Quarz gieng. Ein andrer war gelblicht und braunfleckigt; ein dritter 
war von dieſem nur darinne verſchieden, daß er ein wenig Silberfarbigt und glaͤnzend 


war; ein vierter war den Schiefern aͤhnlich hart in feiner Conſiſtenz und abwechſelnd 


mit grau und weiß. Endlich hatte ein fuͤnfter weiſe Koͤrner und Blaͤttchen von einem 
ſchwaͤrzlichten Braun, das changeant war, oder ins Kupferrothe fiel.“ Man würde 
freylich unzehliche Abaͤnderungen annehmen muͤſſen, wenn man eine jede Abwechſelung 
als etwas beſonders annehmen wollte. Man hat daher alles uͤbergangen, was nur 
zufaͤllig iſt, und hat nur dem weiſen und den gelben Talk beſondere Namen gegeben, 
und jenen Silbertalk, dieſen aber Goldtalk genennet. N 5 f 
Ich halte es für ganz überflüßig des Silbertalkes beſonders zu gedenken; denn er 
hat nichts vor andern Talken voraus, als daß er weiß und glaͤnzend, und uͤberhaupt 
ſehr gewoͤhnlich iſt, aber vom Goldtalk will ich einige Anmerkungen mittheilen. Wer 
ſchiedene Gelehrte, unter welchen ich nur den Herrn Neumann nenne, halten den fo 
genannten Goldtalk ſuͤr einen gefaͤrbten Selenit. Allein Herr Profeſſor Pott (g) 
ſetzet dieſem Vorgeben folgende Erfahrung entgegen: wenn ich einem ſolchen Goldtalke 
alle ſein Farbeweſen durch Aqua Regis ausziehe, ſo verhaͤlt ſich das ruͤckſtaͤndige weiſe 
Pulver im Feuer und andern Miſchungen nicht wie Gyps⸗ſondern wie eine Talkerde. 
Wenn andere vorgeben, daß die Goldtalke im ſtarken offenen Feuer ihr Farbeweſen 
ganz verlieren, und weiß werden, fo ſagt Herr Pott, daß der Keichenſteiniſche 
Goldtalk im Feuer ſchwaͤrzlich und Goldfarbig verblieben, nur daß er etwas haͤrter 
Sinne Kk 2 zuſammen 
Ce) Mineralogie S. 179. b 
(f) Von den Mineralien in Auvergne in den mineral. Beluſtigungen F. Band S. 410. 
(8) Erſte Fortſetzung S. 53. 


260 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


zuſammen geſintert ſey. Sonſt wird von den Reichenſteiniſchen „den Silberber⸗ 
giſchen, den Wuͤnſchendorfiſchen und andern Boͤhmiſchen Goldtalkarten ver⸗ 
ſichert, daß fie, wenn fie aus der Erde gegraben werden nicht Goldfarbig ſondern Aſch— 
grau und ſchwaͤrzlich ſcheinen, ſo bald ſie aber in maͤßigem Feuer ausgegluͤet werden, 
ſo bekommen ſie durch und durch eine Goldfarbe. Daß einige gar darauf gefallen, daß 
der Goldtalk beſonders wenn er im Feuer ſeine Farbe behaͤlt, einen Goldgehalt 
haben muͤſſe, und daß es wenigſtens ein unreifes Gold ſey, das hat Herr Leh— 
mann (h) hinlaͤnglich widerlegt. Merkwuͤrdig iſt allerdings eine Talkart vom 
Rammelsberge bey Goßlar, welche das eigene hat, daß ſie in der feuchten Luft 
zerfallt. 

Man redet auch von Talkkryſtallen. Zu Sahlberg in Schweden ſoll der 
Talk Druſenartig vorkommen, und bey Aalen in der Schweitz follen biegſame aus 
Tafeln und Zinken zuſammengeſetzte Talkkryſtallen vorhanden ſeyn (1). Allein ob ich 
gleich nicht leugnen will, daß der Talk einige Gleichheit mit einer kryſtalliniſchen 
Figur annehmen koͤnne, ſo iſt es doch feiner blaͤtterichten Bauart wegen, felten genug 
zu hoffen, ja ich befuͤrchte, daß diejenigen Talkarten, welche für kryſtalliniſch ausgege⸗ 


ben werden, was ganz anders ſind, als Talkarten, davon im Herrn Delisle (k) einige 


Beyſpiele vorkommen. Das Talcum de la Hire, welches Rumph Argyrelithes tal- 
cum nennet gehoͤret hieher als ein entſcheidendes Beyſpiel, welches kein Talk „ fondern 
der Ißlaͤndiſche Kryſtall iſt (§. 183. S. 231. in 1. Band.) 

Hieher gehoͤren die Talkwuͤrfel welche die Figur des Alauns haben und in der 
Fahluniſchen Grube in Schweden und bey Striegau gefunden werden. Sie 


ſind von jeher ihrer Figur wegen ſeht hochgeſchaͤtzet worden, aber ſie ſind eigentlich kein 


Talk; ſondern die Fahluniſchen zeigen deutlich wenn man ſie zerſchlaͤgt, daß ſie ein 


Eisenerz fi ſind, welches bisweilen eingeſprengten Kupferkies enthaͤlt, und nur mit einer 


dünnen Kalkhaut überzogen iſt. Die bey Striegau aber, die man dort Goldgra⸗ 
naten nennt, find Schoͤrlkoͤrner, die mit Talkblaͤttern uͤberwachſen find (1). f 
Die beruͤhmteſte unter allen Talkarten ift der Venediſche Talk, obgleich der 
Muscovitiſche unter uns der gebraͤuchlichſte iſt. In Rußland ſollen ganze weit, 
laͤuftige Diſtricte vorkommen, welche mit ſolcher talkigten Materie angefüllt find, 
und in ſolchen ſoll ſich das allerreinſte Waſſer finden. Dieſer Talk iſt bald mehr bald 
weniger gruͤnlich. Der Venediſche Talk hingegen beſtehet aus einer Menge kurzer 
Silberfarbenen gruͤnlichen Blätter, die ſich weich wie Unſchlicht anfühlen, ſtark anein- 
ander hängen, gleichſam einander durchkreuzen, ſich in kleine Stuͤckchen theilen und 
ein wenig durchſichtig ſind. Man ziehet dieſe Talkart darum allen andern vor, weil 
fie vorzüglich rein iſt. Lemery ſagt daß dieſer Talk aus verfchledenen Steinbruͤchen 
um Venedig herum ausgegraben werde, Volkmann hingegen, Bomare und andere 


ſagen 
Ch) Von den Metallmuͤttern S. 246. f. (1) Siehe Cronſtedt Verſuch einer neuen 
(i) Baumer Naturgeſchichte des Mineral. Mineralogie S. 104. Gerhardt Beytraͤge zur 


reichs Theil S. 136. Chymie 1. Theil S. 368. 
(k) Eſſai de Chrißallographie D. 139.354. 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 261 


ſagen der Venediſche Talk komme aus dem Königreich Neapolis und werde nur da— 
rum Denedifcher Talk genennet, weil vor dieſem vornaͤmlich die Venetianer ihren 
Handel damit getrieben „ und ihn von vr h zufuͤhren laſſen (m). 


469. 

Nun kennen wir den Talk ſeiner außern und innern Geſtallt nach, es iſt daher 
billig, daß wir uns auch um den Urſprung deſſelben befümmern, Die Meynungen 
der — SBRIR find über dieſe Sache ganz getheilt. 

Einige und zwar die mehreſten halten dafür, daß der Talk aus einer Thon⸗ 
erde erzeuget werde. Wenn das Waſſer, ſagt Herr Hofrath Walch (n) dermaſen 
mit zarten fremden thonigten Erdtheilen geſchwaͤngert iſt, daß ſolches nicht blos truͤbe 
ſondern dicke wird, und daher ſeine Durchſichtigkeit gaͤnzlich verlieret, ſo iſt der Thon 
entweder ein gemeiner Thon, oder er iſt von einem mineraliſchen Bergfall ſtark durch⸗ 

drungen. Iſt das letztere ſo entſtehet daraus eine ſich fett angreifende und aus duͤnnen 
Haͤuten und Schuppen beſtehende Steinart, die wir Talk zu nennen pflegen. Das 
fette oͤhlichte Weſen vermindert die ſonſt dem Thon eigne Cohaͤſionskraft ungemein, 
und das ſehen wir deutlich an dem Talk.“ Eine Anmerkung des Herrn Balda- 
ßari (o) giebt dieſer Meynung ein groſes Gewicht. Die aus Thon gemachte Sohle 
eines Backofens gab kleine Talkblaͤtter, die Herr Baldaßari auch durch die Kunſt 

nachmachte; der Urſprung des Talks muß alſo thonigt ſeyn. Das beweiſet auch wie 
mich duͤnkt ſeine Feuerbeſtaͤndigkeit. 

Herr von Buͤffon (p) glaubt daß die durchſichtigen Rieſel oder Guarze 

den Talk erzeugen. Er ſagt: aus den vollkommen durchſichtigen Kieſeln oder Quar⸗ 
zen, entſtehen durch die Aufloͤſung ihrer Theile fette und weich anzufuͤhlende Talke, die 
wie der venetianiſche und muscovitiſche nicht minder teigicht, und weich, und 
zur Verglaſung eben fo geneigt als der Thon find.” Allein weder der Thon noch der 
Talk find an ſich zur Verglaſung geneigt, ſondern es geſchiehet nur mit gewiſſen Zu« 
fügen, und unter Zuſaͤtzen betrachtet ſchmelzen alle Steinarten zuſammen, welche es 
auch ſind. 
Inzwiſchen haben Herr pott ſowohl als auch Herr Roſe wie wir vorher ge⸗ 
ſehen haben ($. 467. ), den Talk aus einer Kieſelerde entſtehen laſſen „ doch ſo daß der 
erſte zugleich ein wenig Gypserde, der andere aber zugleich eine Bittererde annahm. 
Inzwiſchen iſt noch immer die Frage, ob die Kieſelerde eine eigentliche Grunderde iſt? 
oder ob fie ſich nicht vielmehr in eine Thonerde, als in eine eigentliche Grunderde aufs 
loͤſen laſſe. Wenigſtens hat Henkel den Kieſelſtein aus dem Mergel, vermuthlich dem 
. Mergel entſtehen laſſen (§. 312. 409. im 1. Bande.). 

Ich uͤbergehe um der Kuͤrze willen andere Meynungen, von denen ich glaube, daß 
fie ganz unwahrſcheinlich find, und ziehe hieraus nur die Folge, daß wenn ſich die Ges 
lehrten nicht über die Entſtehungsart des Talks vereinigen koͤnnen, daß man es von 

Kk 3 a ihnen 


(m) Siehe Pott erſte Fortſetzung der Litho. (o) Siehe Beckmanns phyſikal. oͤconom. 
Be ie S. 101. Bomare Mineralogie 1. Th. Bibliothek. 4. Band ©. 362 
(p) Allgemeine Geſchichte der Natur 2. Th. 


7 7 Syſtematiſches Steinreich 2. Th. S. 67. S. 42. der neuen Berliner Ausgabe. 


262 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


ihnen nicht zu erwarten habe, daß ſie fir den Talk einerley Geſchlecht angegeben 
haben. Die Meynung des Herrn Neumann (9) daß der Talk, wenigſtens der ges 
faͤrbte Talk unter den Selenit gehoͤre, iſt kaum wuͤrdig wiederholt zu werden, da der 
Talk ſich nie in Gyps verwandeln laͤßt, wie der Selenit. Herr Baumer (r) Bo— 
mare (0) und die mehreſten Naturforſcher ſetzen den Talk unter die thonigten Steine, 
und wenn das ſeinen Grund hat, was ich vorher von der Entſtehungsart des Talkes 
angemerket habe, ſo iſt das der eigentliche Ort, der ihm gehoͤret. Herr Profeſſor 
Pott (t) wendet zwar ein, daß ihm dieſer Ort darum nicht gehoͤre, weil er durchs 
Brennen im Feuer nicht haͤrter wird. Ob aber dieſer Umſtand allein hinlaͤnglich ſey? 
das moͤgen andere beurtheilen. Denn da er nicht im Feuer flieſet, ſo entdeckt er ſchon 
dadurch ſeine Thonartige Natur, und es kann es ein anderer Umſtand, z. B. ſeine 
groſe Fertigkeit, oder fein blaͤtterichtes Weſen verhindern, daß man eine bey den 
thonigten Steinen ganz gewöhnliche Erſcheinung bey ihm nicht findet. Herr Bro⸗ 
mell (u) bat den Talk unter die Apyra oder unter die Seuerfeften Steine geſetzt, 
und eben das hat der Herr Ritter von Linne (x) gethan, der aber ſeine Meynung 
hernach geaͤndert hat. Herr Pott wendet am angefuͤhrten Orte ein, daß der Talk 
merklich ſchmelzbarer ſey, als der Sand und der Kieſel, allein er iſt es doch nur 
in der Zuſammenſetzung mit andern Koͤrpern, und in dieſem Betrachte haben wir gar 
keinen Feuerfeſten Stein. Daß der Talk unter dem Brennſpiegel ſchmelzt, das iſt wahr, 
aber der Brennſpiegel iſt eigentlich die Maſchine gar nicht, darnach man das Ver⸗ 
halten eines Körpers im Feuer zu beurtheilen hat. Herr von Cronſtedt (5) — 
der Herr Ritter von Linne (2) haben den Talk unter den Glimmer geſetzt, und 
dabey auf fein blaͤtterichtes Gefüge und auf den ſchimmernden Glanz geſehen, allein 
ob ich nicht eben aus dem Grunde den Glimmer als eine Gattung des Talks anſehen 
koͤnnte? das will ich nicht entſcheiden. Wenigſtens verhaͤlt ſich der Talk nicht in aller 
Ruͤckſicht alfo wie der Glimmer, daher ich ar daß man fie lieber trennen foltte, 2 


G 4 — 

So wie ſich der Talk in mancher Räckſcht als eine Gattung gedenken laßt, ſo iſt 
er in einer andern Betrachtung ein Geſchlecht, welches mancherley Gattungen unter 
ſich hat. Dies giebt mir Gelegenheit verſchiedener Eintheilungen zu gedenken, welche 
die Gelehrten gemacht haben. 

Herr Sill (a) ſiehet den Talk als ein Geſchlecht verſchiedener Steinarten an, 
unter welchem er folgende Geſchlechter hat, 1) Vitrum, 2) Mica, Glimmer, 3) Molyb- 
daenum, Waſſerbley, 4) Smectis, Schmeerſtein, 5) Ollaris, Topfſtein, 6) Colu- 
brinus, Schlangenſtein, 7) Serpentinus, Serpentinſtein. Inſonderheit hat er unter 
ben eigentlichen Talk, oder unter feinen Schmeerſtein folgende Gattungen geſetzt: 

) Cornſih 
(ga) Siehe die Minerclegiſchen Beluſtigungen (x) Syftema naturae 1748. S. 156. Eben 
2. Band S. 413. diefe Meynung haben Wallerius Mineralogie 
(r) Naturgeſchichte des Mineralteichs 1. Th. S. 177. und Herr von Juſti Grundriß des 
S. 211. 2. Theil S. 136. Mineralreichs S. 212. 
(9 Mineralogſe . Thel S. 117. (y) Verſuch einer neuen Duin 103. 
(t) Erſte Fortſetzung der Lithogeognoſie S. 53. (2) Syſtema naturae 1748. S. 59. 
(u) Mineralogia et lithogr. Suecana S. 24. (a) Foſſils S. 9. ſonderlich S. 23. 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 263 


) Cornſih Soaprock, Talcum ſmeetis opacum, 2) China Soaprock, Taleum fmectis 
ſteatites, 3) Swedifh Soaprock, Talcum finectis lamelloſum, 4) German Soaprock, 
Talcum fmectis ſubdiaphanum, 5) Grey Plated Soaprock, Talcum lamellare, 6) Black 
plated Soaprock, Talcum corneum, 7) Leather Soaprock, Talcum coriaceum, 
8) Rofe Soaprock, Talcum carneum, 9) Green Soaprock, Talcum viridans, 10) Red 
Soaprock, Talcum rubrica, 11) White Soaprock, Talcum lithomarga, 12) French 
Soaprock, French Chalck, Le Tale Verd de Briancon, 13) Spotted Soaprock, Le 
Tale Verd Marbré. Herr Oberbergrath Gerhardt (b) hat folgende Gattungen: 
1) Talk, welcher in loſen Blaͤttern erſcheint. Talkerde, Talcum lamellis feparatis 
pulverulentis, Talcum Terreum, 2) Talk, welcher aus zuſammenhaͤngenden Blättern 
beſtehet, Apothekertalk. Talcum cohaerens lamellis flexibilibus, Talcum officinale, 
a) von biegſamen gewundenen Blättern, b) von ſproͤden mehr platten Blättern, 3) Talk, 
der aus feſt zuſammenhangenden kleinen Blättern beſtehet und weiß ſchreibet, Brian— 
zoner Kreide. Talcum firmiter cohaerens ſeriptura alba lamellis minimis, Creta 
Brianzona, 4) Talk, deſſen Blätter laͤnglich und faſt Fadenartig verwachſen find, Asa 
beſtartiger Talk. Talcum lamellis filamentorum inſtar coneretis, Talcum asbeſtinum, 
5) Waſſerbley. Siehe Waſſerbley. Herr Wallerius (e) hat folgende Gattungen: 
1) weiſer Talk, Talcum albicans lamellis ſubpellueidis, 2) Goldtalk, Talcum luteum, 
lamellis opacis friabiliſſimum, 3) grüner Talk. Brianzoner Kreide. Talcum ſolidum, 
ſemipellucidum pietorium. Creta Brianzonica. Creta hiſpanica. Creta fardoria. 
Tale verd, a) weißliche, b) grüne, 4) Talkwuͤrfel, Talcum cubicum octoedrum. 
Talcum cubicum. Tale cubique. Herr von Bomare (d) hat folgende Gattun⸗ 
gen. I) Silbertalk, weiſer Talk, Tale blanc, Talcum album aut argenteum, Tal- 
eum particulis iinpalpabilibus diaphanis molliusculis, convexis fiſſilibus. Linn. Tal- 
cum albicans lamellis pellucidis. Wall. Talcum molliusculum colore argenteo. 
Woltersd. Talcum lamellis, ſubdiaphanis, flexibilibus albis. Carth. Taleum lunae. 
Stella terrae. Argyrodamas. II.) Goldtalk, Tale jaune, Talcum aureum, Talcum 
luteum lamellis opacis friabiliſſinum. Ill. Talcum molliusculum friabile, colore 
aureo. Woltersd. Talcum lamellis opacis, rigidis, luteis. Carth. III.) Grüner vene⸗ 
tlaniſcher Talk, gruͤnlicher Talk, Tale verd de Veniſſe, ou Tale verdätre, Talcum 
viride Venetiae. Talcum vireſcens. Woltorsd. IV). Gemeiner Talk, Talkſtein. 
Tale eommun, Pierre talqueſe, ou Talcite. Talcum particulis aceroſis, ſparſis, 
friabilibus, ſubdiaphanis, inquinantibus. Linn. Talcum folidum, ſemipellucidum 
pictorium. Wall. Talcum durum, compactum, colore vario. Woltersd. Taleum 
lamellis ſubdiaplranis, nonnihil tenacibus, firmiter connexis. Carth. 1) glatter Talk 
in Stuͤcken, oder Schminkſtein. Le Tale glacé en maſſe, ou Pierre äfard. Taleum 
pingue cosmeticum ſubdiaphanum officinarum, 2) Schmeerſteiniger Talk, weißliche 
Kreide von Brianſon. Le Tale ſtéatite, ou craie de Briancon blanchätre. Talco 
ſteatites, Creta Brianſonia albeſeens. Wal. Talcum fnbdiaphanum, denſum albeſcens 
lamellis minutiſſimis. Carth. Creta Hiſpanica, 3) grüner Talk von Brianſon. Le 
8 N Tale 
(b) Beytraͤge zur Chymie 1. Th. S. 359. (e) Mineralogie S. 178. 
(4) Mineralogia 1. Th. S. 118. Dictionnaire de FHiſt, nat. Tom. XL S. 102, 


264 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


Tale verd de Briangon. Creta Briauſonia viridis. Wall. 4) Marmorirter gruͤner Talk. 
Le tale marbre, Taleum viride opacum. Steatites opacus, mollis variegatus plerum- 
que albicans fartoria, 5) Schwaͤrzlicher Talk von Brianſon. Tale noirätre de Brian- 
con. Talcum nigrefcens Brianſonium. Endlich macht der Herr Ritter von Lin⸗ 
ne (e) folgende Gattungen des Talkes bekannt: 1) Talcum particulis impalpabilibus 
diaphanis molliusculis con vexis fiſſibilibus, Talk, 2) Talcum particulis impalpabilibus, 
ſolidum nigrum, fuperficie atra glabra, Hornfelsſtein, 3) Talcum particulis impal- 
pabilibus ſolidum viridi-maculatum, Serpentinſtein, 4) Talcum particulis impalpa- 
bilibus, lamellis parallelis, Hornſchiefer, 5) Talcum particulis impalpabilibus, mem- 
branis flexuoſis, Rindenſtein, 6) Talcum partieulis impalpabilibus, laminis oblongis 
convexis opacis incarnatis, 7) Talcum particulis aceroſis Sparſis, friabilibus opacis 
fubvirefeentibus, Pfannenftein, 8) Talcum particulis aceroſis ſparſis friabilibus ſub- 
diaphanis inquinantibus, 9) Talcum particulis aceroſis ſparſis rigidis opacis, Spreu- 
ſtein, 10) Talcum fibris rigidis e intortis, Fleiſchmuskelartiger Stein. 

. 471. 

Ich habe nur noch einige Umſtaͤnde vom Talke zu unterſuchen, und zwar zuför« 
derſt fein Verhaͤltniß in Kuͤckſicht auf die Verſteinerungen. Noch nie hat 
man nur die geringſte Spur von Verſteinerungen im Talke gefunden; es iſt auch wegen 
einer gedoppelten Urſache hier keine Verſteinerung zu erwarten. Das fette Weſen, 
das dem Talke eigen iſt, läßt kein mit Erde vermiſchtes Waſſer in einen caleinirten 
Körper eindringen, und alſo kann er auch nicht Talkartig werden, und ein aus fo zarten 
Lamellen gebauter Koͤrper kann auch keine Mutter eines fremden Koͤrpers werden. 
Aber Minern kommen im Talke bisweilen vor, davon ich die Nachricht des Herrn 
Lehmanns mittheilen will (f). Talk fuͤhret ſelten andere Erzte in ſich, als Eiſen 
ſagt Herr Lehmann, dergleichen die groſen Norwegiſchen Granaten ſind, welche 
im Talk brechen, deren Bruckmann in einigen feiner Schriften gedenket. In des 
Herrn Hofrath Ellers Kabinet iſt ein braunrother Eiſenſtein aus Cornubien in 
England befindlich, welcher mit artigen Talkroſen durchflochten iſt. Eben hieher 
kann ich auch eine hochgruͤne Talkart rechnen, welche mit gewachſenem Kupfer, rothen 
Kupferglaserze und Rothguͤldenerze pranget, aus dem Gebuͤrge Predannach in Cor⸗ 
nubien. Eben dergleichen erwehnet auch Schwedenburg in Oper. miner. de cupro 
S. 149. daß man in Ungarn in dem Heresgrunde Rupfererzt im ſchwarzen Talke 
mit Quarz finde. Und vom Eiſen fuͤhret beſagter Autor in oper. min. de ferro S. 2. 
folgendes an: Differunt etiam venae ferreae Sueciae, ratione matricum, reperiuntur 
vt plurimum in lapide, qui corneus vocatur, in genere quodam talci.—Zinnfteine . 
finden ſich im Talk und Glimmer viel haͤufiger, als alle andere Arten von Metallen 
und deren Erzten. Aber Gold findet man hier nicht, welches Herr Lehmann 
deutlich beweiſet. 

Das iſt auch in der That der vorzuͤglichſte Nutzen, den der Talk darreichet, daß 
er einigermafen eine Metallmutter iſt. Außerdem mag man dieſen Stein oͤeconomiſch, 


oder 


(e) Syſtema naturae 1748. S. 156. f. (t) Von den Metallmuͤttern S. 245. f- 


I 


der gemeinen Kreide. 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 265 


oder mediciniſch betrachten, ſo iſt ſein Nutzen uͤberaus gering, uud ſein Gebrauch in 
mancherley Faͤllen ſo gar ſtrafbar. Man bedienet ſich des Talks zur Schminke, und 
verfertigt daraus ein ſogenanntes Schoͤnheitsooͤhl (g), mit welchem ſolche Perfonen 
ihrem Geſichte zu Huͤlfe kommen, welchen die Natur entweder die Schoͤnheit verſagt 
hat, oder die mit ihren Naturgaben unzufrieden ſind, oder wo die wachſenden Jahre 
den ehemaligen Reitz vertrieben haben. Der Brianzoner Kreide bedienen ſich die 
Schneider, Striche damit zu machen, die ſich leichter ausloͤſchen laſſen, als die von 


Was endlich die Oerter anlangt, wo der Talk gefunden wird, ſo iſt faſt keine 
Erzgrube, darinne nicht Talk gefunden wird, auch iſt es gewoͤhnlich, daß man Talkſteine 


in den Gegenden findet, welche Graniten, oder Schieferartige Steine enthalten. Wo 


ſich nun der Talk findet, da kommt er hauptſaͤchlich in Ganggebuͤrgen vor, und bricht 
daſelbſt in Neſtern oder Gängen, die letztern find indeß ſelten (h). Folgende Oerter 
kann ich anfuͤhren wo ſich Talk findet: Africa, Amerika, Andale in Norwegen, Aſia, 


Auvergne, Baſel, Canton Bern, Berneck, Beviex, Bex, Blankenburg, Bley. 


ſtein, Bober bey Buͤnzlau, Boͤhmen, Brindas, Brocksberg, Buͤndlen, Buntzlau, 


Chemnitz, Crain, Cypern, Dalekarlia, Dalia, Deutſchland, Eger, England, 


Fahlum, Fichtelberg, Finnland, Freyberg, Freywalde, Garpenberg in Schweden, 


Gera, Givors, Glaris, Goldberg, Goßlar, Graitz, Grieſel im Canton Bern, Grön« 
land, Harzwald, Hermsdorf, Jemtia, Jena, Kein in Böhmen, Langenbach, Leitendorf, 
Lerigneux, Leifland, Lontſchen, Luggarus, Lyonnois, Manftein, Meißen, Moscau, Muͤnch⸗ 


berg, Neapel, Neuburg, Meufchatel, Norberg, Norwegen, Ormond im Canton 
Bern, Oſtindien, Perſien, Pohlen, Pont» Gibaud, Rabitz bey Eger, Reichenſtein, 
Rammelsberg, Rieſengebuͤrge, St. Romain, Rußland, Salzburg, Sargans, Schle— 
fin, Schweden, Schmiedeberg, Schweden, Schweiß, Seißen, Siberien, Silber 
berg in Schweden, Spanien, Steyermark, Stollberg, Thüringen, Tidſtroͤm, Tyrol, 
Ungarn, Canton Unterwald, Vaugnerey in Lonnois, Venedig, Wuͤnſchendorf bey 
Schmiedeberg, Canton Zuͤrch. Siehe Bruͤckmann Magnalia Dei P. 1. S. 49. 64. 
72. 122. 124. 158. 201. 226. 234. 236. 237. p. II. S. 2. 39. 122. 145. 155. 165. 507. 
684. 744. 769. 777. 856. 871. 925. 926. 1031. Mineralogiſche Beluſtigungen 
II. Band. ©. 233. 241. 410. 412. 426. V. Band. S 129. 130. 410. Ritter Orydo- 

raphia Goslarienſis. S. 17. Linne Syſtema naturae. 1768. S. 52. 59. Pott erſte 
Been der Lithognoſie. S. 102. Baumer, Naturgeſchichte des Mineralreichs 
1. Th. S. 211. f. 2. Th. S. 136. Bromell Mineralogia et lithographia ſuecana. 


S. a5. Catalogus über das Wolters dorfiſche Naturalienkabinet. S. 30. 31. 


LXXXVIII. 


C8) Doch verſichern erfahrne Aerzte, da (Ch) Siehe Gerhardt am angeführten Orte 
Biefes Oehl nicht aus dem Talk bereitet werde. S. 368. Mineralogiſche Beluſtigungen 5. Band 
Siehe Vogel practiſch. Mineralſyſtem S. 62. f. S. 410. Vogel practiſches Mineralſyſtem 
Baumer Hiftoria lapid, pretioſor. S. 113. S. 62. 


2. Th. u 


266 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 
LXXXVIIL Das Waſſerble y. 


in 


§. 472. 5e 


Das Waſſerbley bat entweder daher feinen Namen, daß man es, wie es auch 

wuͤrklich von verſchiedenen geſchehen iſt, fuͤr ein wahres Bleyerz gehalten: oder 
daher, daß es eine Bleyfarbe hat, oder daß man es verduͤnnet zu Bleyſtiften ange 
wendet hat. Die Alten aber gaben ihm daher dieſen Namen, weil ſie glaubten es 
werde aus dem Grunde des Meeres hergehohlet. Reißbley wird es genannt, weil man 


4 


plom noire ou favonneufe, Plomb de Mer, Plombagine, Plomb de mine, Cerufe noire, 
Tale, Blende, Faujfe Gal£ne u. ſ. w. Im Sollaͤndiſchen heißt es Waater Loot. 


$. 473. —4 i eee 

Wenn gleich unſere Vorſahren dieſen Koͤrper unter die Minern geſetzt, auch noch 
einige der Neuern eben dieſes gethan haben, fo glaube ich doch, daß diejenigen die ſtaͤrk⸗ 
ſten Gruͤnde vor ſich haben, welche ihn dem Bergmanne entreißen, und unter die 
eigentlichen Steine ſetzen. Es wird ſich unten zeigen, daß dieſer Koͤrper auch nicht 
das geringſte Metall bey ſich fuͤhret. Aber ein uͤberaus nutzbarer Koͤrper iſt das 
Waſſerbley, daher er auch einer ausführlichen Beſchreibung allerdings würs 
dig iſt. 00 
Das Maſſerbley iſt ein leichter, ſchwarz grauer, zerreiblicher und 
abfärbender Korper, der ein Glimmerartiges Anſehen hat, gemeiniglich 
aus kleinen dünnen Blaͤttchen, die unordentlich zuſammengehaͤuft find, 
oder aus Stuͤcken beſtehet, die aus Wuͤrfeln zuſammengeſetzt ſind. Die 
Farbe dieſes Steins iſt entweder dunkelſchwarz oder fie fällt ein wenig in das Blaue, 
und die Blaͤtter oder Schuppen daraus er beſtehet, ſind bald kleiner bald groͤſer, und 
zuweilen fo klein und dicht aneinander, daß man dem erſten Anſehen nach das Waffer- 
bley für einen dichten Stein halten koͤnnte, der er doch nicht iſt (K). Wie wir nachher 
ſehen werden, ſo hat dieſer Stein ein wenig Eiſenhaftes und ein wenig Phlogiſton in 
i ſich; 


(i) Mineralogie 1. Theil S. 122. S. 66. f. Gerhardt Beytruͤge zur Chymie 
(k) Siehe Vogel practiſches Mineralſyſtem 1. Theil S. 366. * 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 267 


ſich; das uͤbrige aber und meifte iſt eine talkichte, dem Feuer widerſtehende Erde. 
Herr von Bomare (1) glaubt geuugſamen Grund zu haben, zu glauben, daß das 
Waſſerbley nichts anders ſey, als ein Talk und ein zarter Schmeerſtein, d. i. ein 
Schmeerſtein welcher mit einem dem Brianſoniſchen aͤhnlichen Talke vermiſcht iſt, 
und daß ſich mit dieſer Miſchung eine halbmetalliſche Subſtanz vereiniget habe, welche 
dem Waſſerbley die Frabe und ſeine eigene Schwere giebt. Man kann ſich, ſagt er, 
hievon überzeugen, wenn man das Feuer ſtaͤrker macht, als das gemeine Kuͤchenfeuer. 
Denn alsdann giebt dieſer Talk einige brennliche dunkelblaue Blumen, woraus ſich 


vermuten laͤßt, daß Zink dabey iſt. 


Man hat freylich lange nicht gewuſt, was man aus dieſem Koͤrper machen ſollte, 
bis man ihn durch chymiſche Verſuche genauer unterfucht hat. Dieſe aber find freylich 
gar verſchieden ausgefallen. Guiſt (m) der dem Herrn Cronſtedt (n) folget, wollte 
Schwefel, Eiſen und Zinn in dem Waſſerbley gefunden haben, welches doch kein ein⸗ 
ziger außer ihnen darinne fand; daher man mit Grunde vermuthet, der erſte muͤſſe einen 
ganz falſchen Koͤrper unterſucht, und der andere denſelben blindlings nachgeſchrieben 
haben. Herr Profeſſor Pott (o) hingegen, fand in dem Waſſerbley außer einem 


1 Weſen, und einigen Eiſentheilen weiter nichts, als eine bloße Talkartige 


Er fand das Eiſen, weil das Waſſerbley Eiſenblumen giebt, wenn man es 

122 Salmick vermiſcht, und wenn das Feuer die fetten Theile, welche ſelbiges ums 
geben, ausgetrieben hat, ſo wird es von dem Magnet gezogen. Herr Weſtfeld (p) 
wiederholte dieſe Verſuche, und fand eben das und nicht mehr, was Herr Pott ge. 
funden hatte. Selbſt Herr Gerhardt (q) ſtellte über mancherley Waſſerbleyarten 
ſeine Verſuche an, und wurde genoͤthigt, der Meynung des Herrn Potts und Weſt⸗ 
feld gröſtentheils beyzutreten. Hier ſind ſeine Verſuche. Wenn Waſſerbley im 
offenen oder verſchloſſenen Feuer geroͤſtet wird, fo verlieret es wenige Gran feines Ge« 
wichtes; bedienet man ſich aber dazu einer heftigen Stichflamme, ſo verlieret es an 
zwanzig Procent, und wird roth und ſproͤde; und je ſchwaͤrzer dieſer Stein iſt, jemehr 
verlieret er bey dieſem Brennen. Wird nun dergleichen rothgebranntes Waſſerbley von 
neuem zwiſchen Kohlen geroͤſtet, fo erhält ſelbiges groͤſtentheils die vorige Farbe und 
Gewicht wieder, zum Beweiß, daß es eine fette Subſtanz ſey, die dieſem Stein die 
Farbe giebt, und der den Verluſt des Gewichtes in dem Feuer bewuͤrket. Mit ſauren 
Geiſtern gaͤhret Waſſerbley nicht auf, ja es wird nicht einmal von ſelbigem veraͤndert 
wegen der großen Fettigkeit die es an ſich hat. Wenn man ein Theil Waſſerbley, und 
drey Theile Laugenſalz zuſammen röftet, und dieſe Maſſe ſodann im Waſſer aufloͤſet, 
ſo wird das Waſſerbley grau, die filtrirte Aufloͤſung aber blaͤulich, gruͤn, und man 
kann aus ſelbigem mit ſauren Salzen ein duͤnnes ſchlechtes, Berlinerblauachtiges Pulver 
L 2 nieder⸗ 


ö (45 Wit. 1. Th. S. 121. Anm. Miscellaneis Berelinenf. Tom. 6. S. 29. 
(m) Unterſuchung vom Waſſerbley, in der Ab⸗ (p) In den mineralogiſchen Abhandlungen. 
handlung der ſchwediſchen Akademie v. J. 1734. 325 
(n) Verſuch einer neuen Mineralogie S. 150. RS, 55 den Beytraͤgen zur Chymie. 1. Th. 
154 * . 365. * ‚ 8 
(0) Unterſuchung des Waſſerbleyes, in den 


268 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


niederſchlagen, welches, wenn es geroͤſtet braun, von den Magneten aber, wenn 
etwas Wachs darüber abgebrannt worden, gezogen wird. Das graue in dem Filteo, 
zuruͤck gebliebene Pulver, brauſet mit ſauren Salzen und giebt durch Hülfe der Vitriol⸗ 
ſaͤure ein bitter Salz, und was in dieſer Aufloͤſung uͤbrig bleibt, iſt Glasartiger Natur. 

Aus dieſer chymifchen Verſuchung erhellet ganz deutlich, wie gering die Gruͤnde 
find, die der Ritter Linne (r) vor ſich hat, da er es unter die Minern ſetzte. Unter 
den Bleyerzten (1) aber follte es gar nicht ſtehen, da es nicht ein Loth Bley i in ſich 
hat, und um der wenigen Eiſentheile willen es unter die Eiſenerze zu ſetzen, wie viele 
gethan haben (t) iſt ebenfalls nicht ſchicklich genug, da ſich noch Niemand die Muͤhe 
gegeben hat, und wehl auch nicht geben wird, Eiſen daraus zu ſchmelzen. Das 
Waſſerbley gehoͤret alſo unter die Steine. Herr Vogel (u) und Herr von Juſti (x) 
haben es unter den Glimmer geſetzt. Herr Rath Baumer (y) beſchreibet es unter 
den thonigten Steinen, glaubt aber, daß es fuͤglicher unter den unreinen und ver⸗ 
miſchten Steinen ſtehe. Herr Gerhardt (2) aber Herr Bomare (a) und viele 
andere haben es unter den Talk geſetzt, und die 8 77 Ver ſuche haben 3 daß 
das der rechte Ort ſey, wo es ſtehen muß. 5 


| H. 47 n i 

Das waſſerbley zeigt ſich in Deren Abaͤnderungen, daraus verſchiedene 
Eintheilungen der Gelehrten entſtanden ſind. Herr von Cronſtedt (b) hat drey 
Gattungen, 1) blaͤtterigt und glaͤnzend von der Farbe des Bleyglanzes, Molybdaena 
membranacea nitens, 2) derb und matt im Bruche, Molybdaena textura chalybea, 
3) mit kleinen Schuppen und koͤrnig, grobes Bleyerz, Molybdaena textura micacea et 

granulata. Herr Wallerius (c) und Herr von Bomare (d) haben ebenfalls 
drey Gattungen, die ſie alſo zaͤhlen, 1) rein Waſſerbley. Wail. Fein Waſſerbley. 
Bom. Molybdaena pura. Wall. Le Crayon fin, 2) unrein Waſſerbley. Wall. Gro⸗ 
bes Waſſerbley. Bom. Molybdaena impura. Wall. Le Crayon groflier. Bom. 3) Waſ⸗ 
ſerbleywuͤrfel. Wall. Wuͤrflichtes Waſſerbley. Bom. Molybdaena teſſularis. Wall. 
Le Crayon cubique. Bom. Herr Scopoli (e) hat nur zwey Gattungen, ) Schiefer⸗ 
artiges und feines, 2) ungeſtalltes und grobes. Von den erſten macht er folgende Ans 
merfung: »dieſe Gattung giebt durch die Deſtillation ein gruͤnliches Waſſer, welches 
weder mit Säuren noch mit Alcali aufbrauſet. Das Ruͤckſtandige ift etwas Eiſen⸗ 
ſchuͤßig und behaͤlt die vorige Farbe. Dey der Roͤſtung riechet daſſelbe unangenehm 
und verlieret 40. Pfund vom Centner. In dem ſtaͤrkſten Feuer ſublimiret ſich davon 

nichts anders, als ein ſchwarzer rußigter Anflug.” Herr Sill (f) hat folgende eilf 

Gattun⸗ 


(r) Syft. nat. 1768. S. 127. (2) Am angefuͤhrten Orte S. 365. 
(0) Siehe das Univerſallexikon. 4. Band. (a) Mineralogie 1. Theil S. 121. 
140. N (b) Verſuch einer neuen Mineralogie S. 150. 
(t) Siehe Port erfte Fortſ. der Lithogeognoſ. (e) Mineralogie S. 176. 
74. (d) Mineralogie 1. Th. S. 122. 2 
Cu) Practiſches Mineralſyſtem S. 66. (e) Einleitung in die Kenntniß der Foßilien. 
(x) Grundriß des Mineralreichs S. 213. S. 13. 
Ey) Naturgeſchichte des Mineralreichs 1. Th. (f) Foſſils. S. 17. 

S. 217. 2. Theil S. 139, 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 269 


Gattungen, 1) Pure black Lead, Molybdaenum impalpabile, 2) Scaly black lead. 
Molybdaenum ſubſquammoſum, 3) Plated Black lead, Molybdaenum ſublamelloſum 
4) Dufty black lead. Molybdaenum compactum, 5) Perplex d black lead, Molyb- 

- daenum intricatum, 6) Radiated black lead, Molybdaenum radiatum, 7) Kidney black 
lead, Molybdaenum reniforme, 8) Sandy black lead, Molybdaena impura, 9) Wolf 
plack lead, Molybdaena fperma lupi, 10) Dingy black lead, Molybdaena teſſularis, 
1) Bright black lead, Talcum cubicum. 


9. 475. 
Das Waſſerbley hat einen vielfaͤltigen Nutzen. Wegen ſeiner großen 
Feuerbeſtaͤndigkeit kann man daraus Feuerfeſte Gefäße bereiten, daher werden auch aus 
dem Waſſerbley die ſogenannten Ipſertiegel bereitet, welche alle Gewalt des Feuers 


aushalten, und zu Schmelzung der Metalle und metalliſcher Compoſitionen gebraucht 


werden. Das Bleyglas aber und die Salze halten ſie nicht. Vielleicht ruͤhret dieſes 
von dem ſodann zu ſchnell erfolgenden Verluſt ihres fettigen Weſens her. Das ganze 
weiche Waſſerbley iſt zu dieſem Behuf am beſten. Zu einer eigenen Toͤpferglaſur kann 


man ſich deſſelben nicht ſonderlich bedienen, dazu iſt es aber geſchickt, um den gegoſſe⸗ 


nen eiſernen Oefen, und andern dergleichen Gußwaaren ein gutes glattes und gleichſam 
geſchliffenes Anſehn zu geben. Die Ofenmacher bedienen ſich des Waſſerbleyes, aber 
nur der geringften und ſchlechteſten Sorte, welche Eiſenſchwaͤrze heißt, zum ſchwarz⸗ 
faͤrben der Oefen und Kacheln, fie nehmen aber noch Braunſtein und alte ſchwarze 
Tiegel darunter. Die Peruquenmacher brauchen es zur Verwahrung der natuͤrlichen 
Farbe der Haare, damit ſie beym Baden nicht gelb werden. Wenn eine Schmiere 
aus Oel und Schweinefett, oder Talch und Waſſerbley verfertiget wird, ſo macht ſie 
die Walzen und andere Theile einer Maſchine, die uͤber einander weggehen, fo glatt, 
als wenn ſie geſchliffen waͤren, und ſie kann daher zur Verminderung des Reibens mit 
ungemeinem Vortheil angewendet werden (g). 

Einer der vorzuͤglichſten Vortheile, den das Waſſerbley darreichet, iſt dieſer, 
daß man die ſogenannten Bleyſtifte daraus verfertiget, deren Zubereitung 


in England, Nuͤrnberg und Berlin geſchiehet, die ich wiederholen will (h). Um 


Bleyſtifte daraus zu machen iſt noͤthig, daß das Waſſerbley erſt gepocht, hernach 
mit einem Zuſatz einer ſchmelzenden Materie in Fluß gebracht, und ſodann in Formen 
gegoſſen werde. Wenn es erkaltet iſt, ſo wird es in laͤngliche Staͤbchen geſchnitten, 
und in hoͤlzerne Kapſeln, die innwendig mit Leim beſtrichen ſind eingefaßt. Es iſt 
aber noch ein Gebeimniß mit was für einer Materie die Engländer ihr Waſſerbley 
ſchmelzen. In Nuͤrnberg und Berlin wird Schwefel dazu genommen; allein dies 
iſt der rechte Zuſatz nicht, ſintemal die Engliſchen Bleyſtifte nicht anbrennen, wenn 
man fie an ein Licht halt, welches aber die Deutſchen thun. In Berlin befonders 
reibet man das Waſſerbley mit dienlichen Werkzeugen, macht mit duͤnnen Fiſchleim 
einen Teig daraus, damit fuͤllet man ein rundes oder viereckigtes Staͤbchen, worein 
mit einem kleinen Hobel eine Niethe gezogen worden iſt, und verſtopft dieſe, mit einem 

i L 3 n kleinen 

(8) Siehe Gerhardt und Vogel an ange- (h) Vogel 1. e. S. 67. Bomare Minera⸗ 
führten Oertern. logie 1. Th. S. 121. Anm. 


279 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


braucht werde. Fuste Inn „ nl xl 
Das Waſſerbley bricht zuweilen Floͤtzweiſe, wie bey Reinerz in der Graf: 
ſchaft Glatz, man findet es aber auch Reſterweiſe, in Thon, Quarz, und Zetsftein, 
wo es beſonders bey Zinn und Eiſengaͤngen, und in erſtem Falle am liebſten bey Zwit⸗ 
tern gefunden wird. Es wird fonderlich in folgenden Gegenden gefunden: Altenberg 
oder Altenburg in Sachſen, Baſtnas, Biſpberg, Boͤhmen, Brennerſtollen bey 
Cchemnitz, Crain, Ehrenfriedrichsdorf, England, Finnland, Glatz, Gran in Upland, 
Grönland, Haffnerzell im Paſſauiſchen, Heſſen, Hoffeerzelle, Keswig oder Keswic in 
England, Lancashire, Lobſtad in Uppland, Michelſtaͤtten in Crain, Nordengeland, 
Defterreih, Oſtgothland, Paſſau, Pfaffenmuth bey Paſſau, Platte in Böhmen, Re⸗ 
genſpurg, Sachſen, Sadisdorf, Schemnitz, Schlaggenwald in Böhmen, Schwe⸗ 
den, Stegeborg, Stunkardt, Tawaſtehauslehn, Trojanerberg, Ungarn, Upland. 
Siehe Gerhardt Beytraͤge zur Chymie 1. Th. S. 35. Born Index foſſilium S. 61. 
62. Cronſtedt Verſuch einer neuen Mineralogie S. 150. f. Baumer Naturge⸗ 
ſchichte des Mineralreichs 1. Th. S. 217. 11. Th. S. 139. Scopoli Einleitung in 
die Kenntniß der Foßilien. S. 13. a ve a 


LXXXIX Der,dernfel s ſt e i n. m 
| re Siet Si pi ala 


NRHA 


Der Sornfelsſtein gleicht beynahe dem Horn an den Füßen der vierfuͤßigen Thiere, 
und das iſt die Urſache warum er dieſen Namen fuͤhret, er wird aber nicht blos 
Sornſtein genennet, weil er mit dem eigentlichen Hornſteine nicht darf verwechſelt 
werden. Cronſtedt nennet ihn Hornblende, wenn es wahr iſt, daß er darunter 
unſern Stein verſtehet. Im Lateiniſchen wird er Corneus, Lapis corneus genennet. 
Auch heißt er Corneus folidus; beym Wallerius Corneus durior niger ſolidus; beym 
Cartheuſer Smectis durus niger; beym Linne Talcum ſolidum ſuberoſum nigrum, 
ſuperficie atra glabra, tritura albida; und beym Cronſtedt Bolus induratus, particu- 
lis ſquamoſis. Im Seanzöfifchen wird er Roche de Corne auch La Roche de corue à 
core dure genennet. | N 0 ru, 4 0 it 


f u RATTE e 2 N na 
Nach des Herrn Wallerius (k) Anzeige find die Theilchen in den Hornfels⸗ 
ſteinen ſo klein, daß man ſie nicht von einander unterſcheiden kann; im Bruche iſt der 


Stein uneben und von ungewiſſer Figur; die Hornfelsarten ſind etwas hart, doch laͤßt 
| ſch 


(i) Im vierten Bande. ©. 241. - (k) Mineralogie S. 183. 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 271 
ſich ein Theil reiben und zerſtufen , man fuͤhlt fie aber nicht fett an; im Feuer ſtehen fi fie 


wohl fefte, fie werden aber darinne etwas ſproͤde. Herr von Bomare (J aber vers 
ſichert, daß die Hornfelsſteine im Feuer mürbe würden, dergeſtallt, daß fie ſich zer« 


reiben laſſen. Eigentlich beſtehet der Hornfelsſtein aus koͤrnigten Theilen, ſie ſind aber 


ſo fein, daß man fie mit den blofen Augen nicht unterſcheiden kaun. Der Stein ift 
haͤrter als der Schmeerſtein, und ſeine Farbe iſt gemeiniglich ſchwaͤrzlich. Herr von 
Cronſtedt (m) vergleichet ſeine Hornblende, darunter er unſern Hornfelsſtein zu 
verſtehen ſcheinet mit dem Glimmer, ſonderlich mit dem Eiſenglimmer. Er ſagt, daß 
er von dem Eiſenhaltigen Glimmer beſonders darinne unterſchieden ſey, daß die Schup⸗ 
pen nicht ſo glänzend und dicke find, als in jenen, auch eine rechtſeitige Figur haben. 
Er beſchreibet eine ſchwarze Hornblende, welche, wenn ſie gerieben wird, ein gruͤnes 
Pulver giebt, und eine gruͤnliche Farbe. Beyde Gattungen, beſonders die ſchwarze 
zeigen ſich uͤberall in den ſchwediſchen Eiſengruben und im Gruͤnſteine. 

Man darf den Hornfelsſtein nicht mit den Sornſteinen verwechſeln, die man 


auch Seuerſteine nennet, und die ich zu einer andern Zeit beſchrieben habe ($. 244. 


S. 306. im 1. Bande). Unſer Hornfelsſtein beſtehet aus koͤrnigten Theilen, die 
beym Zerſchlagen in unbeſtimmte Stuͤcke zerſpringen, da die Theile des Hornſteins 
Muſchelfsrmig zerſpringen. Der Sornſtein läßt ſich im Feuer zu Glaſe ſchmelzen, da 


der Bo ornfelsſtein das Feuer aushält, und wenn er auch mürbe werden ſollte, doch 


nicht flieſek Auch mit dem Schmeerſteine hat der Hornfelsſtein einige Aehnlich⸗ 
keit. Da ſich aber der Hornfelsſtein nicht fett anfuͤhlen laͤßt, wie der Schmeerſtein 


thut, ſo iſt dieſes Kennzeichen ſchon hinlaͤnglich genug, beyde Steinarten zu unters 


ſcheiden wenn fie auch ſonſt die gröften Aehnlichkeiten unter ſich haben follten. 

Wenn der Herr Ritter von Linne (n) den Sornfelsſtein unter den Talk 
zahlet, ſo muß man wiſſen, daß bey ihm das Wort Talk uͤberaus weitlaͤuftig genom⸗ 
men werde, dergeſtallt, daß der Speckſtein, der Nierenſtein, der Serpentin⸗ 
ſtein und dergleichen bey ihm Talkartig ſind. Sie ſind es nach ſeinem Begriffe; denn 
der Talk iſt bey ihm: Lapis ex argilla indurata particulae impalpabiles, rafıles tritura 
lubrica, igne indurandus. Herr Profeffor Cartheuſer (o) aber hat ihn als eine 
Gattung des Seifenſteines betrachtet, wohin er alle diejenigen Steinarten zehlet, 
welche fihlüpfricht anzufuͤhlen und glänzend find, dem Feuer widerſtehen, und in den 
Säuren nicht aufgeloͤſet werden. Eben darum weil der Hornfelsftein dem Feuer wider⸗ 
ſtehet, fo hat ihn Herr Wallerius feinen Platz unter den Feuerfeſten Steinen ange⸗ 
wieſen, und weil feine Grunderde Thonartig iſt, fo ſtehet er beym Herrn von Bomare 
unter den thonigten Steinarten. Ein jeder Ga hat ſeine Gründe warum er jo 
und nicht anders handelt. 

Wenn wir den Schörl ausnehmen, den Herr von Bomare von den Horn⸗ 
8 trennt, 2 hat er mit t dem Herrn Waller ius (20 einerleh Eintheilung 


der 
(I) Mineralogie. 1. Th. S. ı 6 (5) Elementa mineralogiae. S. 25. 26. 
(m) Weißig elner we Ra, € ©. 93. (p) Wallerbus Mineralogie. S. 184. Bo⸗ 


9.88 1 mare Mintrolos ie, T. & D. 274.3, 
(n) Sofema mürae 1768. S. 53. 8 a 15 . 


272 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


der Hornfelsſteine. I) Salband. Wall. Hornſtein mit einer weichen Rinde. Bom. 
Lapis tunicatus, Corneus mollior, ſuperficialis contortus. Hall. La Roche de corne 
a ecore molle. Bom. Pierre a ecore. Wall. 1 ſchwarzer Salband, Lapis tunicatus 
niger, 2) brauner Salband, Lapis tunicatus Fuscus, 3) grauer Salband, Lapis tuni- _ 
catus griſeus. Herr von Bomare gedenket auch des marmorirten, das aber ſelten 
gefunden wird. II.) Hornfelsſtein. Wall. Hornſtein mit einer harten Rinde. Bom. 
Corneus ſolidus. Coneus durior niger folidus. Wall. La Roche de corne à ecore dute. 
Bom. Roche de Corne dure. Wall. III.) Hornſchiefer. IV.) Schoͤrl. Von dieſen 
beyden muß ich noch beſonders etwas gedenken, weil dieſes Steinarten ſind, welche in 
den Schriften oft vorkommen, aber nicht allemal deutlich genug beſchrieben ſind. 


§. 479. m 
Der Sornſchiefer, blaͤtterichter Hornfelsſtein. Bom. Schiefer mit 
glänzender und glatter Oberflaͤche. Gerh. Corneus ffhlis, Corneus fifilis lamel-. 
lis paralleis. Wall. Talcum lamellatum fragili durum, glaberrimum ſubdiaphanum. 
Linn. Smectites durus fragmentis fihlibus. Cath. La Roche de corne feuilletee. Bom. 
iſt eine Hornfelsſteinart, die aus Blättern und Scheiben beſtehet, und 
alſo Schieferartig iſt. Wenn gleich die Blätter des Hornſchiefers ſehr dünne find, 
ſo kann man denſelben doch in Tafeln von verſchiedener Dicke ſpalten. Seiner Farbe 
nach iſt er grün, braun, roth, Fleiſchfarben, Gold. Silber- und Kupferfarben, und er 
macht oͤfters ganze Gebuͤrge aus. Da er in großen Blaͤttern und Tafeln bricht, fo 
kann er gleich dem Dachfchiefer zum Dächern der Haͤußer und vielleicht noch mit mehrerm 
Vortheile, als der gemeine Schiefer gebraucht werden. In Piemont bedienet man 
ſich deſſelben zu Dachſchiefer. Der Gold. und Silberfarbene Hornſchiefer iſt der Vers 
witterung gar nicht ausgeſetzt, und er koͤnnte alſo zum Bau im Waſſer mit vielem Vor⸗ 
thellen gebraucht werden. Mit ſauren Salzen brauſet er nicht auf, laͤſſet ſich auch 
durch dieſelben die Alaunerde, die er in ſich hat, entziehen, es ſey denn, daß ihn erſt 
durch ein Laugenſalz die Fettigkeit waͤre benommen worden. Man muß ihn aber nicht 
mit den Alaunſchiefern verwechſeln, von welchen er ſich, wie von andern Schieferſtein⸗ 
lagern beſonders dadurch unterſcheidet, daß der Hornſchiefer mehrentheils perpen« 
diculair und auf der geſpaltenen Seite ſtehet, da die uͤbrigen Schieferarten horizontal 
liegen. Die meiften Hornſchiefer bekommen im Feuer eine glänzende Goldfarbe (g). 
Am ausfuͤhrlichſten hat Herr Anton Swab (r) den Hornſchiefer folgendergeſtalt 
beſchrieben. „Die! Kennzeichen des Hornfchiefers find: 1) daß er gemeiniglich faſt ſenk⸗ 
recht im Berge ſtehet, mit einem kleinen Abfalle auf der einen Seite von der Lothlinſle. 
Daran unterſcheidet er ſich von Alaun und andern Schieferlagen, die gemeiniglich faſt 
wagrecht ſind; 2) daß er an der Farbe verſchieden iſt, man findet ihn ſchwaͤrzlich, 
dunkelbraun, roth und gruͤnlich, er wird leichter, wenn er in der Luft liegt; 3) ſei⸗ 
ne Abloͤſung ſind mehr oder weniger leicht zu ſpalten, manchmal ſind ſie gekruͤmmt und 
als wie gewunden; 4) oft hat er nach verſchiedenen Richtungen Riſſe, welche zeigen, 
N 8 11 daß 
lg) Siehe Gerbard Beytraͤge zur Chymie. (r) Von den Goldgaͤngen bey Aedelfors, in 
1. Th. ©. 344. f. Wallerius Mineralogie. den Abhandlungen der Schwediſchen Akademie 
S. 185. Bomare Mineralogie. 1. Th. O. 134. der Wiſſenſchaften 7. Th. O. 121. f. 


* 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 273 


daß der Berg gebrochen iſt, und ſich geſetzt hat. Bisweilen find dieſe Riſſe wieder 
mit Kalkkryſtallen, die ſich vom Waſſer geſetzt haben, zuſammen gewachſen. 5) Ein 
Theil iſt locker, und faſt wie Topfſteins arten, ein Theil iſt haͤrter, derb, kleinglimm⸗ 
rig und hornig, welcher Unterſchied ſich ſowohl am Tage zeiget, da parallele Schich⸗ 
ten von ihm von unterſchiedener Art, auch groͤßerer oder geringerer Maͤchtigkeit, mit 
einander fortſtreichen, als auch in der Teufe, da der Schiefer insgemein feſter wird. 
Er hält mehr oder weniger Eiſen, aber er iſt nichts deſtoweniger ziemlich ſchwerfluͤſſig. 
7) Meiſtens fällt er mit Kiesaugen und Striefen von eben dem Gehalt eingeſprengt, 
als wie der Kies in den Gaͤngen, wobey er bricht. 8) Ja man findet auch ſichtlich 
Gold in dieſer Bergart angeflogen, ohne einigen merklichen Gangſtein, das aber doch 
felten ift. 8 7 
Waallerius und Bomare nehmen zwey Gattungen vom Hornſchiefer an. 1) Lo⸗ 
fer Hornſchiefer. Wall. weicher Hornſtein. Bom. Lapis corneus fiſſilis mollior. 
all. La Roche de corne feuilletee tendre; der beynahe dem blaͤtterichten Topfſteine 
aͤhnlich iſt, in der dunkeln Farbe aber, dem feinen Korne und der Haͤrte nach davon 
unterſchieden. Selbſt die Farbe unterſcheidet ihn von dem Topfſteine. 2) Derber 
Hornſchiefer. Wall. harter Hornſtein. Bom. Lapis corneus fiſſilis durior, Wall. 
La Roche de Corn feuilletée dure. Bom. welcher hart und derb iſt. 73 
Einer der wahreſten Vorzuͤge des Hornſchiefers iſt, daß er eine gute Metall⸗ 
mutter iſt. Wir haben vorhin gehört, daß ſogar zuweilen in demſelben Gold ge- 
funden wird. Sonſt ſagt uns Herr Gerhardt: Bey Giren, Laͤhne und 
Manner brechen in ſelbigem die ſchoͤnſten Zwitterer ze; auf der Kupferzeche des erſt ge⸗ 
nannten Orts finden ſich gelbe und weiſe reiche Kupfererze darinnen. Ohnweit Re- 
gensberg trift man in ſelbigem ein reichhaltiges Eiſenerz, ſo der Magnet roh zieht, 
an, und bey Querbach in dem Silberſchachte ſtehen die ſchoͤnſten Bleyerze in dieſem 
Geſteine. Der ſchwarze macht ſehr häufig die Saalbaͤnder der Erzgaͤnge, und gehöre 
allezeit zu den guten ſchneidigen und Höflichen Bergarten. 155 | 


— 


d. 479. | EIER 
Der Schörl, Cornens eryfalijars. Corneus cryflallifatus prifmaticus Tate- 
ribus inordinatis' Wall. Petra pinguis muriatica lamellata Gerh. Granatus, ob er gleich 
von den Gelehrten bald unter die Minern bald unter die Steine, und unter dieſen bald 
zu dieſem bald zu jenem Geſchlechte gezählet wird, fo will ich doch die Gelegenheit hier 
ergreifen, ihn kuͤrzlich zu beſchreiben. Wallerius hat ihn als eine Gattung der Horn⸗ 
felsfteine angeſehen, und es iſt auch zuverlaͤßig, daß er wenigſtens an das Geſchlecht 
der Thonartigen Steine den ſicherſten Anſpruch zu machen hat, ob er gleich das ſtrengſte 
Feuer allerdings nicht aushaͤlt. Beym Herrn Gerhardt wird er als ein fetter Stein 
betrachtet, der aus einer Salzerde beſtehet, und eine blaͤtterichte Textur hat. Faſt iſt 
der Schoͤrl wie eine Zinngraupe beſchaffen, oder auch wie die rohen Granaten, denen 
er ſogar auch in der Farbe bisweilen gleich iſt, ob er gleich auch zuweilen braun, grau 
und gruͤn von Farbe erſcheinet. Dies iſt wohl die Urſache, warum er auch zuweilen 
unaͤchter Granat genennet wird. Er iſt auch darinne den Granaten gleich, daß er 
eben ſo verſchiedene Kryſtalliſationen annimmt, wie die wahren Granaten; denn man 
2. Th. Mm 7 findet 


274 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


findet ihn acht: zehn, zwölf: und vierzehenſeitig, und ſo koͤmmt er in Felsſteinen, im 
Quarz / im Speckſtein und Talk zum Vorſchein. Da er eine fette Steinart iſt, und 


aus einer Salzerde beſtehet, ſo iſt er von den wahren Granaten dadurch hinlaͤnglich un. 


terſchieden; wie auch dadurch, daß er an dem Stahle kein Feuer ſchlaͤgt. Wenn wir 
nicht ‚fomopt auf den äußern Bau, als vielmehr auf die innern Beſtandtheile des 
Schoͤrls ſehen, ſo koͤmmt er mit dem Baſalt in allen Stuͤcken überein, von dem ſich 
doch der Schoͤrl durch ſein hläßterigtes Gefüge, und 3 fin Größe uns 
ter ſcheidet. 2 


Wenn auch gleich der Schoͤrl Aa rdcdeite in kepſtalincher Figur ercheinet, 


ſo koͤmmt er doch auch bisweilen ſo vor, daß feine Blätter eine unbeſtimmte Lage has 
ben. Herr Gerhardt nennet dieſen Spathartigen Schoͤrl, und ſagt, daß ihn 
Herr Cronſtedt Spathartigen Baſalt, Herr Scopoli aber Bafaltes micaceus nenne, 


— 


Dieſe Gattung findet ſich meiſt nur Neſterweiſe in andern TER und beſtehet auf 


kleinen Spathartig über einander liegenden Blaͤttern. 


Einige Schriftſteller machen unter dem Schoͤrl und dem Wolfram keinen un. 
ter ſchied, andere aber ſetzen unter beyden den Unterſchied darinne, daß derjenige Stein 
Wolfram heißt, der den Zinngraupen aͤhnlich iſt, derjenige aber Schoͤrl, der eine 
prismatiſche Figur mit unordentlichen Seiten hat; ſie ſetzen ſogar den Wolfram un⸗ 


ter die Eiſenerze. Viele halten ihn für ein Zinnerz, welches aber zu ſehr mit Eiſen 


uͤberſetzt iſt: andere geben an, daß er nur zuweilen einiges Zinn halte: noch andere 


ſagen, daß ſein Eiſengehalt zuweilen gar beträchtlich fey; und noch andere leugnen 


das alles, und behaupten, daß im Schoͤrl noch Nlemand etwas metalliſches ge⸗ 


funden habe; es ſey vielmehr wahrſcheinlich, daß er nur aus Eiſentheilchen mit haͤu⸗ 


figem Arfenif verbunden beſtehe. Da uͤbrigens das ganze Geſchlecht des Schoͤrls 


für ſich im Feuer fließet, fo iſt es freylich gewiß „ daß er nur in einem uneigent⸗ 


lichen Verſtande zu den n und in dieſe Klaſſe von der ich s handle 


gehöre (I). 
Herr Gerhardt ſi chet auf die aͤußere Beſchaffenheit der Beftandrfeife, wenn er 


folgende zwey Gattungen vom Schoͤrl feſtſetzet. 1) Schoͤrl, deſſen Blätter eine unbe⸗ 


ſtimmte Sage haben. Spathartiger Schorf, Granatus lamellis ſitus vagi, indetermi- 


nati. Spathoſus. 2) Schoͤrl, welcher in wuͤrflichen, vieleckigten Kryſtallen gewachſen. 


Wilder Granat. Granatus teſſularis polyedrus, ſpurius. Herr Wallerius hingegen 


ſiehet auf die Farbe, wenn er folgende Gattungen annimmt: 1) grauen Schoͤrl Cor- 


neus eryſtalliſatus einereus. 2) ſchwarzen Schoͤrl. Corneus cryſtalliſatus niger. Baſal- 


tes, Baſanus, Lapis Iydius. 3) braunen Schoͤrl, Corneus eryſtalliſatus fuſcus. 4) gruͤ⸗ 


nen Schoͤrl, Corneus cryſtalliſatus viridis. 5) rothen Schoͤrl, Corneus cryſtalliſatus 


ruber. 


XC. 


(5) Slehe Gerhard Beytraͤge zur Chymle. ſyſtem. S. 178. f. Waller ius . 


1. Th. S. 381. f. Vogel practiſches Mineral⸗ S. 186. 


Die dierte Kaffe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 275 
X C. Der Niere unſte in. 


8 | S8. 480. 


Wen ich hier den Nierenſtein unter die Thonartigen Steine ſetze, und an die fet⸗ 
ten Steine angraͤnzeu laſſe, fo beweiſe ich dadurch deutlich genug, daß ich ihn 
von demjenigen Steine unterſcheide, den man ſonſt den orientaliſchen Nierenſtein, 
oder auch den Amazonenſtein zu nennen pfleget. Dieſer Stein fuͤhret den Namen 
des Nierenſteins oder Lendenſteins, weil ſich unſer Stein vorzüglich in Lenden⸗ 
und Nierenkrankheiten heilſam beweiſet. Er fuͤhret den Namen des Griesſteins, 
weil er eine Steintreibende Kraft haben ſoll. Er wird auch Schroͤckſtein genennet, 
weil man ihn in eine gewiſſe Form geſchliffen, den Kindern als ein gewiſſes Verwah⸗ 
rungsmittel wider das Erſchrecken, das bey Kindern in manchen Faͤllen, wenn ſie z. E. 
mit Zähnen umgehen, wenn fie ſchlafen, gewoͤhnlich iſt, anzuhaͤngen pfleget. Herr 
Gerhardt nennet ihn Speckſtein, welcher bey dem Zerſchlagen etwas ſich 
ſchiefert; und Herr von Cronſtedt dunkelgruͤnen, faſerigten Serpentinſtein. Im 
Lateiniſchen wird er gewöhnlich Lapis nephriticus von Ne@eos die Niere, Lapis re- 
nalis genennet, wegen feiner vermeynten Kraft in Nierenſchmerzen. Die Beſchrei⸗ 
bungen die ſonſt die Gelehrten von dieſem Steine gegeben haben, ſind dieſe: Talcum 
praepoliendum viride ſubdiaphanum partieulis ſubfibroſis beym Ritter von Linne; 
Sınedtites ſubtilis duriuſculus viridis fragmentis ſubtiliſſimis beym Herrn Cartheuſer; 
Gypſum viride femipellucidum fiſſile beym Wallerius; Smectites ſubdiaphanus du- 
rus viridis beym Herrn Woltersdorf; Lapis ſerpentinus lamelloſus beym Herrn 
Bruͤckmann: Steatites fragmentis ſubfiſſibilibus beym Herrn Gerhardt; und Ar- 
gilla indurata ſolida particulis majoribus viribus fiſlilibus beym Herrn Cronſtedt. 
Im Franzoͤſiſchen wird er Sciadre, Pierre nephretique, Pierre de nephretique, 
Nephretique; und im Hollaͤndiſchen Moeren- Steen, genennet. ö 


6. 481. 5 

Bey der Beſchreibung dieſes Steines muͤſſen die falſchen Beſchreibungen 

von der wahren genau getrennet werden. Unter den falſchen Beſchreibungen ver⸗ 
ſtehe ich alle diejenigen, wo man einen gewiſſen harten grünen Stein, der eine Jaspis⸗ 
haͤrte hat, und gemeiniglich der orientaliſche Nierenſtein, oder auch der Ama⸗ 
zonenſtein genennet wird, mit unſerm Nierenſteine verwechſelt. Da ich von dieſem 
orientaliſchen Nierenſteine hernach beſonders reden werde, fo uͤbergehe ich jetzo alles, 
was ich davon ſagen koͤnnte; und wende mich zu unſerm Nierenſteine. Dieſer iſt ein 
blaͤttericht faferiger glatter dichter Stein von mittelmaͤßiger Harte, 
welcher im Feuer hart wird, den ſauren und laugenhaften Auflöfungs- 
mitteln gar ſehr widerſtehet; uͤbrigens aber eine Politur annimmt von 
weniger oder mehr gruͤner Farbe, und gemeiniglich zum Theil durchſich⸗ 
tig iſt (t). Die Durchſichtigkeit dieſes Steins iſt bald groͤßer bald geringer, allezeit 
4 Mm 2 ö aber 


(t) Siehe Lehmanns Geſchichte und ehymi⸗ Hamburgiſchen Magazin. 4. Band. 23. Stuck 
ſche Unterſuchung des Nierenſteins, in dem nenen S. 417. * 


276 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


aber iſt er fettig anzufuͤhlen, im Feuer wird er haͤrter, und durch gehoͤrige Werkzeuge 
laͤßt er ſich drechſeln. In Anſehung der grünen Farbe, die dieſem Steine eigen iſt, 
iſt zu bemerken, daß dieſes nur die Grundfarbe iſt; denn außerdem iſt der Stein bald 


mit weiſen, bald blaulichten, bald gelben, bald ſchwaͤrzlichen Streifen oder Flecken 
verſehen (u). Er zerbricht in ſchieferichte Stuͤcken, welches ihn deutlich von dem Ser⸗ 
pentinſtein unterſcheidet. Der Lendenſtein der bey Oberkotzau im Bayreuthi⸗ 


ſchen gefunden wird, iſt hell und dunkelgruͤn melirt, hat fuͤr ſich einen Glanz, der 


noch vergroͤßert und verſchoͤnert wird, wenn man ihn mit einem wollenen Tuche ſcharf 


reibet, aber wuͤrklich vermindert, wenn man ihn durch die Kunſt anſchleift. Man 


1 


ſiehet es, daß er aus lauter faßerichten Blaͤttern zuſammen geſetzt iſt A die aber leiche 


und allemal in unordentlichen Stuͤcken brechen. 
Herr Lehmann hat in ſeiner Abhandlung von dem Nierenſteine (x) folgende 
aͤußere Eigenſchaften deſſelben fefigefegt. 1) Natürlicherweife iſt er von irregu⸗ 


lairer Geſtalt, und kommt bald in groͤßern, bald kleinern, dickern oder duͤnnern 


Stuͤcken vor. 2) Sein Gewebe iſt mehrentheils blaͤttricht, oder beſteht aus Kamel⸗ 


len, welche gemeiniglich parallel ‚ bisweilen auch ſchief über einander liegen; wodurch 


er ſich von einer gewiſſen gruͤnen Asbeſtart unterſcheidet, welcher blos aus Faͤſerchen 
zufammen geſetzt iſt; übrigens nimmt er eine Politur an. 3) Die Farbe iſt allemal 


grün, und entweder mehr dunkel oder hell, und fällt auch bisweilen wohl ins Gelbliche. 


Je reiner der Stein iſt, deſto grüner iſt er. 4) Ganz durchſichtige Nierenſteine giebt 
es nicht, meiſtentheils ſind ſie halbdurchſichtig, wenn man ſie in duͤnne Plaͤttchen ſchnei 
det und poliret. 5) Wenn man ſie zerſtoͤßet, werden ſie zu einem grauen Pulver. 
6) Im Feuer befonimen fie noch mehr Härte, und verlieren ihre Farbe. 7) Sie find- 


fett und ſchluͤpfrig, wie Sreckſtein, anzufühlen. 8) Auf der Zunge hinterlaſſen ſie 


keinen Geſchmack. 9) In waͤſſerigen, oͤhlichten, ſpirituoͤſen, ſauren, alkaliſchen 2 
Aufloͤſungsmitteln, werden fie weder weich, noch aufgeloͤſet. 10) Es laſſen ſich man⸗ 


cherley Geraͤthe daraus verfertigen; und ſie geben hierinne dem Serpentinſteine wenig 
nach. 11) Wenn ſie rein ſind, enthalten ſie, außer Eiſentheilen, wovon ihre Farbe 
herruͤhret, nichts von Metallen. 12) Gemeiniglich findet man Serpentinſtein, Amiant, 


Asbeſt, Talk, ja auch Granaten, als nahe Nachbarn, woraus auf ihre Gleichartig . 4 


keit zu ſchließen iſt. 


Ich verknuͤpfe hiemit eine Nachricht von den Chymiſchen Verſuchen die 1 f 


mit 5 Nierenſteine vorgenommen hat, und mache den Anfang mit dem was Herr 


Lehmann mit dieſem Steine unternommen hat. Die Verſuche ſelbſt uͤbergehe ich, 


weil fie für mich zu weitlaͤuftig ſeyn würden, ſondern ich bemerke nur, daß Herr Leh⸗ 
mann feine Verſuche mit fluͤßigen Aufloͤſungsmitteln, mit trocknen Salzen und mit 
unterſchiedenen vermiſchten Koͤrpern angeſtellet hat. Unter den fluͤßigen Auflsſungs 
mitteln bedienete ſich Herr Lehmann des weiſen Vitrioloͤhls, der hoͤchſt rectificirren 


Kochſalzſaͤure, der ganz reinen Galpeterfäure, des Koͤnigswaſſers, des deſtillirten 


Weineſſiges, der Feuerbeſtaͤndigen, ſowohl als alkaliſchen Menſtruorum. Bey den 


trocknen 


(u) S. Vogel practiſches Mineralſyſtem. 80 PR neuen Hamburgiſchen Magazin. I. * 


S. 102. 103. 422 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 277 


trocknen Salzen bediente ſich Herr Lehmann der Mittelſalze, und andrer Salze. 
Unter den vermiſchten Koͤrpern nahm er zufoͤrderſt den weiſen hoͤchſt rein geſchlemmten 
ruſſiſchen Thon, Seifenerde, Borax, Quarz, Bleyglas, Kieſel, Schwefel: und Vi⸗ 
triolkies, u. d. gl. Aus ſeinen Verſuchen aber hat Herr Lehmann nachfolgende Fol⸗ 
gen gezogen: 1) daß der Nierenſtein gar ſehr mit dem Amianthe überein komme, weil 
er bey den meiſten damit angeſtellten Verſuchen eben dieſelben Produkte und Wuͤrkun⸗ 
gen hervor gebracht hatte; 2) daß auch eine geringe Quantitaͤt Eiſeutheile, nicht nur 
beym Verglaſen, ſondern auch bey der Erzeugung der Steine, erdigte Koͤrper ziemlich 
ſtark zu färben vermögend ſey; 3) aus ber Bearbeitung dieſes Steines mit Thon wird 
deutlich, wie Gold- Silber⸗Kupfer⸗ und Bleyerze, mit leichter Muͤhe und ohne große Un⸗ 
koſten, geſchmolzen werden koͤnnen. Ich geſtehe es, dieſe Folgen ſind wichtig, aber es 
hätten doch die eigentlichen Beſtandtheile des Nierenſteines nicht ſollen uͤbergangen wers 
den. Herr Profeſſer Pott (y) hat ebenfalls bey dem Wierenſteine mehr auf ſein 
Verhalten gegen andere Körper, als auf feine Beſtandtheile geſehen. Er fand inzwi⸗ 
ſchen, daß ſich das Aquafort von dem Nierenſteine in der Auflöfung grün faͤrbe, wenn 
man aber ſolche mit einem Alcali fixo niederſchlaͤgt, fo fälle ein gelber Crocus, wegen 
des eingemiſchten mit niedergefallenen Eifens : nicht weniger findet ſich, wenn man den 
Miekenſtein, ſowohl mit Borax, als auch mit Flußſpath ſchmelzet, ein Korn zuſammen N 
gefloſſenes Kupfer. Nierenſtein mit Alkali fließet nicht recht gut, mit Borax aber wird 
es eine ſchoͤne etwas durchſichtige braune Maſſe, wie ein Achat; mit vier Theilen Kry⸗ 
ſtallglas fließet zu einer undurchfichtigen Maſſe zuſammen, die einem grauen Achat 
gleichet, und feft genug iſt, mit gleichen Theilen Minium ſchmelzet der Nierenſtein in 
eine loͤcherige Maſſe, die wie gelb Wachs ſiehet. Nierenſtein mit Flußſpath in gleis 
chen Theilen ſchmelzen zu einer Maſſe zuſammen, die einem ſchwarzen Achat gleicht. 
Ein Theil Flußſpach und zwey Theile Nierenſtein ſchmelzen zwar zuſammen aber wie 
ein brauner glaͤnzender blaͤttericher Talk, und hier fand ſich eben oben ein Korn Kupfer. 
Der berühmte Scheidekuͤnſtler zu Berlin Herr Marggraf hat es in feinen 
chymiſchen Schriften bewieſen, und Herr Kuperti hat es in feiner Abhandlung. de 
Magneſiae albae alcalinae proprietatibus beſtaͤtiget, daß der Nierenſtein, fo wie der 
Asbeſt, und der Topfftein und einige andere bis hicher für Thonartig gehaltene Steinar⸗ 
ten es keinesweges ſind, weil fie nicht wie die Thonarten eine alaunigte alkaliniſche Er⸗ 
N de, ſondern vielmehr die re Erde oder RO e des Bitterſalzes enthalten (2). 


4 

Es iſt wohl gonz zuverlaͤßig / daß die Alten unſern Nierenſtein gar nicht ges 
kannt haben, wenigſtens findet man in ihren Schriften nicht die mindeſte Spur davon. 
Es giebt zwar verſchiedene, welche behaupten, daß der comiſche Stein des Plinius 
der Nierenſtein ſey; allein andere behaupten, dieſer Stein ſey der Topfſtein (§. 442. 444.) 
Wernigſtens redet Plinius fo unbeſtimmt, daß aus feinen Ausſpruͤchen nichts Zuver⸗ 
laͤßiges zu erkennen iſt. Agricola, Albinus, Barba, Cardanus und mehrere 
Schriftſteller jener Zeit, 5 unſers Steines ebenfalls nicht, und die deſſelben ja 
M m 3, geden⸗ 


* 2 Lithogeognoſie 1. Fortſetzung S. 51. (2) Siehe Bruckmann von den Edelſteinen 
2. Fortſetzung S. 94. f. f. S. 284. f. der neuern Ausgabe. 


278 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


gedenken, die reden mehrentheils nur von dem orientaliſchen Nierenſteine. Es 
iſt daher dieſer Nierenſtein erſt in den neuern Zeiten bekannt geworden, ob ich gleich 
nicht ſagen kann, wer deſſelben zuerſt gedacht hat; doch muß man den Urſorung deſſel 
ben ohngefaͤhr in die Mitte des vorigen Jahrhunderts ſetzen. 

Da es alſo eine Beſchaͤftigung fuͤr die neure Zeit war, den Nierenſtein zu unter⸗ 
ſuchen, fo kann man leicht glauben, daß die Gelehrten demſelben einen gar verſchie⸗ 
denen Ort angewieſen haben, wo er unter den Steinen ſtehen muß. Ich will nur 
einiges bemerken. Wallerius (a) hat den Nierenſtein unter die Guͤpſe gezaͤhlet, 
weil er rauh und ſchiefricht iſt, ſich nicht poliven laͤßt, fettig, wie eine Talkart iſt, und 
ſo locker, daß er ſein Gewebe aͤndert, wenn er allein in ein Kraͤuterdecoct geleget wird, 
weil er ferner halbdurchſcheinend iſt, vom Herrn Pott zu den Ralkartigen Steinen 
gerechnet worden, im Kochfalzgeifte und Aqua Regis faſt ganz und gar, und im Sal⸗ 
peterſpiritus mehr als zur Hälfte aufgelöfet wird, und weil er durch die Deſtillation ein 
uͤbelriechendes Oel, auch einigen Salmiak giebt. Herr Lehmann (b) hingegen bes 
weiſet, daß Wallerius unſern Nierenſtein zuverlaͤßig nicht kenne, weil alle ſeine 
Kennzeichen nicht auf denſelben paſſen; “ weil man ihn 1) niemals rauh und ſchiefricht, 
ſondern faſt allemal blaͤttericht findet; 2) er ſich beſſer, obgleich ſchwerer wie Gyps 
poliren ‚läßt; 3) fetter als jeder Gyps anzufühlen iſt; und 4) das Gewebe deſſelben 
weder im Feuer, noch von Saͤften der Vegetabilien, auf irgend eine Art veraͤndert 
wird; Herr Pott hat ſelbſt geſtanden, daß er einen untergeſchobenen Stein vor ſich 
gehabt habe; 5) mit Kohlenſtaub calcinirt, liefert er kein der Schwefelleber ähnliches 
Magma; 6) wenn er caleinirt, und wie bononiſcher Stein behandelt wird, ziehet 
er niemals Licht von einem andern Lichte an; 7) er wird in keiner Säure aufgeloͤſet, 
ſondern es werden bloſe Eiſentheilchen extrahirt; 8) durch die Deſtillation giebt er kein 
übelviechendes Oehl, ſondern blos einen laugenhaften Liquor; 9) wenn er gebrannt iſt, 
wird er im Waſſer nicht weicher wie Gyps; 10) im Waſſer laͤßt er ſich keinesweges, 
auch durch Kochen nicht aufloͤſen, dergleichen doch bey dem Selenit zum Theil zu ge⸗ 
ſchehen pflegt. 

Herr von Bomare (ce) hat den Mierenſten unter die Glasartigen Steine 

gezaͤhlet, und er beruft ſich dabey auf feine mit dieſem Steine angeftellten Verſuche. 
Allein man darf nur ſeine Abhandlung leſen, um es einzuſehen, daß er blos den orien— 
taliſchen Nierenſtein beſchreibet, und den unſrigen nicht kannte, der ſich ohne Zu⸗ 
ſatz nie zu Glaſe ſchmelzen laͤßt, und nicht einmal mit Zuſatze zu einem durchſichtigen 
Glaſe wird. Er kann alſo kein Glasartiger Stein ſeyn. Die Verfaſſer der Gnoma— 
tologie (d) haben bey ihrer Abhandlung faſt weiter nichts gethan, als den Bomare 
ausgeſchrieben, ohne diefen Schriftſteller mit andern zu vergleichen, oder den Stein, 
von dem ſie reden, zu kennen, ſie haben alſo ebenfalls blos von dem Waren 
Wierenſteine geredet. 


Wenn 


Ca) Mineralogle S. 77 Ce) Mineralogie. S. 202. 
(b) In dem neuen Hamburgicchen Magazku (d) Onomatol. biftor. natural, completa 
l. e. S. 413. 4. Th. ©. 717. f. 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 279 


Wenn Scheuchzer (e) den Nierenſtein unter die Jaspiſſe zaͤhlet, ſo meynet 
er ebenfalls den orientaliſchen; wenn aber einige dieſen Stein unter den Oſtracites 
oder unter die Groden zählen, wie Aldrovand (f) anmerket, fo ſcheinen fie, wie 
aus Aldrovands Worten deutlich iſt, weder den orientaliſchen, noch unſern Nieren⸗ 
ſtein zu verſtehen, ſondern blos einen Bildſtein, der die Geſtalt einer Niere hatte. 
Die mehreften Stimmen ſetzen den Nierenſtein unter die Thonartigen Steine, unter 
welchen ich nur die Herrn Pott (g) Baumer (h) und Cronſtedt (i) nennen will. 
Herr Gerhardt (k) wenn er den Rierenſtein als eine Gattung des Speckſteines 
anſiehet, iſt in der Hauptſache eben dieſer Meynung. Denn da der Rierenſtein im 
Feuer Härter wird, und für ſich nicht zu einem Glaſe wird, fo find das ſchon zwey 
Kennzeichen von der Thonerde, wenn er auch ſonſt in mancher Erſcheinung von den 
Thonerden abgehen ſollte. 5 | ae 

Einige Schriftſteller nehmen verſchiedene Gattungen von dem Nierenſteine 
an, aber fie reden mehr von dem orientalifchen Nierenſteine als von dem unſrigen. 


483. 

Ich habe des orientaliſchen Nierenſteines einigemal gedacht, und es iſt 
billig, daß ich ihn mit einiger Ausfuͤhrlichkeit beſchreibe, zumal da er ſo gar auch in 
der Grunderde mit dem unſrigen verwandt zu ſeyn ſcheinet, indem er ſich auch fett 
anfühlet und im Feuer noch haͤrter wird, ob er gleich ſchon an und für ſich ſelbſt eine 
vorzuͤgliche Haͤrte beſitzt. Herr Lehmann (1) hat viele Nachrichten von demſelben 
geſammlet; allein da die Nachrichten des Herr Bruͤckmanns (m) vollſtaͤndiger und 
zuverlaͤßiger ſind, ſo ſoll er hier mein Wegweiſer ſeyn. 

Dter orientaliſche Nierenſtein iſt ein halbdurchſichtiger Stein, der von außem 
dem Chalcedon überaus ahnlich iſt, ſonderlich derjenige, der eine leicht und blaulich⸗ 
grüne Farbe hat. Seine Farbe iſt dem ohngeachtet ſehr verſchieden. Er iſt weißgruͤn, 
blaulichgruͤn oder Aquamarinfarbig, gelbgruͤn, grasgruͤn und ſchwaͤrzlichgruͤn. Sehr 
oft hat er weißliche oder auch dunkelgruͤne Tüpfeln und Flecken. Seine gruͤne Farbe 
iſt jedoch niemals ſo lebhaft, wie die Farbe der feinen Hornſteinarten, und ob er gleich 
eine feine und ebene Politur annimmt, fo hat doch ſolche jederzeit ein gleichſam fettiges 
und feuchtes Anſehen, als wodurch ſich die Nierenſteine, von den andern Halbedelſtei⸗ 
nen, als durch ein weſentliches Kennzeichen unterſcheiden laſſen. Er iſt jederzeit etwas 
ſettig, wie ein Speckſtein anzufuͤhlen, im Bruche iſt er matt und fein koͤrnicht, nicht 
Glasartig, hat jedoch eine dichte Fuͤgung, iſt mürbe und weich, fo daß er ſich mit 
einem Meſſer leicht ſchaben laͤßt. Am Stahle giebt er folglich keine Funken, und iſt 
daher ohne allen Grund zu den Hornſteinen und Jaspisarten von einigen gezaͤhlet 
e ca 7 worden. 


(e) Naturgeſchichte des Schweitzerlandes. () Verſuch einer neuen Mineralogie. S. 87. 


. b. ©. 162. 81. 2 
: 77 ) Mufeum matallieum. S 598. Hie ſub (k) Beytraͤge zur Chymie. 1. Th. S. 356. 
duro cortice, et lucido inftar ferri tanquam () Neues Hamburgiſches Magazin I. c. 
in matrice figuram renum aemulans latibulatur. S. 410. f. al \ N 
(e) Lithogeognofie. 1. Fort. S. Ir. (m) Von den Edeſſteinen. S. 286. f. der 

(h, Naturgeſchichte des Mineralreichs. 1. Th. neuen Ausg. 872 SHE 
S. 209. 2, Th. ©, 135. N | g 


280 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


worden. Es iſt eigentlich dieſer Nierenſtein die feinſte Art des Speckſteins oder 


Steatitet, welcher im Feuer ſich merklich verhaͤrtet, oder hart brennen laͤß. Wenn 
er gehoͤrig hart gebrannt worden, erhaͤlt er die Eigenſchaft, daß er am Stahl Feuer 
giebt, wiewohl er alsdenn einen Theil ſeiner gruͤnen Farbe zu verlieren und mehr in das 
weiße und graue zu fallen pflegt. Die ganz alten Schriftſteller, Plinius, Theo⸗ 
phraſt und andere gedenken dieſes Steines gar nicht; derjenige Stein aber, den die 
Schriftſteller den Nierenſtein nennen, iſt eigentlich dieſer orientaliſche Nierenſtein. 
Den Zoͤplitzer und andere Nierenſteine aber, vom dem ich vorher geredet habe, haben 
ohne Zweifel dieſen Namen von den Apothekern erhalten, die dieſen Stein ans 
ſtatt des orientaliſchen gebrauchten und verkauften. Einige, unter welche auch Boodt 
gehoͤret, haben dafuͤr gehalten, daß dieſer Nierenſtein nicht nur haͤrter als der Jaspis, 
ſondern auch dann und wann mit dem Praſer verwachſen ſey. Vielleicht haben ſie gar 


den Praſer mit dem Nierenſtein für einerley gehalten, weil beſonders der weißgruͤne 


Nierenſtein, wegen feiner Farbe und Durchſichtigkeit mit dem Praſer fat ein gleiches 
Anſehen hat. Dieſer Mierenftein findet ſich Floͤtzweiſe und vorzüglich in Perſien und 
in der Tuͤrkey. Er findet ſich in ziemlich großen Stuͤcken, wie denn auch die Morgen⸗ 
länder Saͤbel⸗Dolch - und Meſſergriffe, Dolch- und Meſſerſcheiden, und ziemlich 
große Schalen daraus verfertigen. Dieſe Arbeiten ſiehet man zum Theil mit aͤchten 
goldenen Zierarten eingelegt, und mit Edelſteinen beſetzt, und werden noch bisher von 
den Morgenlaͤndern nicht nur ſehr hochgeſchaͤtzt, ſondern auch haͤufig getragen. Außer⸗ 
dem geben ſie ihm mancherley Geſtalt, als der Fiſche, Vogelkoͤpfe, Papageyenſchnaͤbel, 
und dergleichen mehr, auch pflegt man in ſolchen die himmliſchen Zeichen nicht ſelten 
geſchnitten zu ſehen. Dergleichen Stüce find alsdenn gemeiniglich durchbohrt, daß 


man ſie an ſich tragen kann, weil ſie gegen allerley Ungluͤcksfaͤlle und beſonders gegen 


den Nieren- und Blaſenſtein, und die daher entſtehenden Schmerzen ſehr heilſam zu 
halten pflegte. Der Nierenſtein iſt mit ſcharfen Eiſen leicht zu bearbeiten und zu 
drechſeln, und er wird mit Sande oder Schmergel geſchliffen und mit Trippel polirt. 

Einige Schriftſteller haben verſchiedene Gattungen dieſes Nierenſteines ans 
genommen, davon ich nur zwey Beyſpiele anfuͤhren will. Worm (n) führe vier 
Gattungen des Nierenſteines an: 1) den dunkelgruͤnen, fetten oͤhlichten, der gegen 
die Sonne oder ein brennendes Licht gehalten, dunkelgruͤne Flecke in einem weiſen oder 
gelblichen Körper zeiget, 2) den Honigfarbigen, oder grün gelblichen, 3) noch gruͤnern, 
mit weiſen Puͤnktchen, 4) den gruͤngelben, weiſen, purpurrothen und ſchwaͤrzlichen. 
Herr von Bomare (o) nimmt drey Gattungen des orientaliſchen Nierenſteines an: 
1) den weißlichen Griesſtein. Jade blanchätre, Jade. achates albefcens, 2) lichtgruͤnen 
Griesſtein, Jade d'un verd clair, Jade. achates ſubvirideſcens, 3) dunkelgruͤnen Gries⸗ 
ftein, Jade d'un verd fonce, Jade- achates obſcure virideſcens. 


Da dieſer Stein unter andern auch an den Amazonenfluſſe geſunden wird, ſo 


wird er der Amazonenſtein genennet, die Franzoſen nennen ihn den göttlichen 
Stein pierre diuine, und ſehen dabey auf die erſtaunenden Wuͤrkungen, die er haben 
ſollte. Außer den angeführten Schriften des Bruͤckmanns und Bomare, haben 
. beſonders 

(n) Muſeum Wormianum. S. 95. (o) Mineralogie. 1. Th. S. 204. f. 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 281 


beſonders Caſpar Bartholinus in dem Tractat de lapide nephritico in feinen Opuf- 
culis IV. ſingularibus Hafn. 1628. 4. 1663. 8. Augerius Clutus in dem Tractat 
de lapidis nephritici ſeu jafpidis viridis, a quibusdam Callois dicti, natura et proprie- 
tatibus Roſtoch. 1627. 12. eigene Abhandlungen von dieſem. Nieren- oder Amazonen⸗ 
ſteine e 


H. 484. 

Ich gehe nun zu dem oeeldentaliſchen Nierenſteine ah, und bemerfe 
zufoͤrderſt, daß Herr Lehmann (p) verſichert, daß einige Arten vom Nierenſtein 

fir © Serpentinſtein verkauft würden, wofern fie nur zu den verfertigenden Gefäßen und 
Geraͤthen geſchickt find. Er rechnet hieher: x) diejenige Gattung, welche von einer 
f Honigfarbe „und mit dunkelgrünen Linien, Flecken und Puncten beſetzt iſt, aus dem 
Soͤplitzer ſogenannten Bretmuͤhlenbruche, 2) eine andere dunkelſchwarze mit 
bleichgru uͤnen und gelben Linien und Puncten verſehene Gattung, aus dem ſogenannten 
harten Hahnbruche, 3) einen Olivenfarbigen Stein mit dunkelgruͤnen und weißlichen 
Linien, aus dem kleinen Seebruche, 4) einen dunkelſchwaͤrzlichen mit Pechſchwarzen 
und einigen Honigfarbigen Adern, aus dem Altgruͤnerbruche, 5) ein braͤunliches 
Geſtein mit blaͤulichen und ſchwaͤrzlichen Puncten, aus dem ſogenannten Wieſen⸗ 
bruche, 6) ein gelbliches mit dunkelſchwarzen Puncten beſetztes Geſtein, aus dem ſo⸗ 
genannten Leichenbruche, 7) einen dunkelbraunen mit bläulichen Flecken untermiſch⸗ 
ten und hoͤchſt poroͤſen Stein, aus dem ſogenannten koͤniglichen rothen Bruche, 
8) einen gelben Nierenſtein mit dunkelgruͤnen Adern und Puncten, aus dem Bret— 
muͤhlenbruche, 9) ein dunkelgruͤnes Geſtein mit weiſen und hellgruͤnen Linien und 
Talkartigen Partikeln, aus dem durſtigen Bruͤderbruche, 10) einen dunkelgruͤnen 
mit gelben Linien und Talk durchsetzten Stein, aus dem harten Hahnbruche, 1) eis 
nen Stein von bleicher Schwefelgelber talkiger Farbe, mit dunkelgruͤnen Puncten und 
Linien, aus dem Seebruche, 12) einen Schwefelgelben Stein mit ſchwaͤrzlichen und 
hellgruͤnen Flecken aus dem Gartenbruche. Alle dieſe Steine aus den Soͤplitzer 
Bruͤchen zeigen meiſtentheils bey der chymiſchen Unterſuchung den Gehalt vom Nies 
renſteine; und wenn das richtig iſt, ſo muß man von verſchiedenen Bayreut hiſchen 
Serpentinſteinen eine gleiche Vermuthung äufern. 

Man kann doch wenigſtens die Verwandſchaft nicht ableugnen, welche der 
Ylievenftein mit dem Speckſtein und dem Serpentinſtein hat. Man wird alſo 
im Nierenſteine eben ſo wenig Verſteinerungen ſuchen, als man ſie im Speckſteine 
(H. 453.) und im Serpentinſteine (§. 464.) erwartet, wenigſtens iſt davon noch kein 
einziges Beyſpiel vorgekommen. 

In feinem Verhaͤltniſſe auf die Minern ifi er ein wenig ergiebiger, ob es gleich 
ſicher genug iſt, daß er nicht eben unter die ergiebigen Metallmuͤtter gehoͤret. In 
Schleſien zu Reichenſtein macht der Nierenſtein Stockwerke, in denen Amianth⸗ 

und 


(b) Neues Hamburgiſches Magazin. I e. S. 419. f. 
4. Th. Mun M 


282 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen, 


und Arſenikalerze brechen (q), und Herr Lehmann (r) meldet, daß der Nieren⸗ 

ſtein und Asbeſt nicht leicht etwas anders als Eiſenſchuͤßige Granaten zu führen pfle« 
gen, welche man aber mehr vor Schoͤrlkoͤrner zu halten hat, aber Herr Lehmann 
beobachtete, daß ſolche nicht ſowohl in dem Asbeſt, als vielmehr in dem damit ver⸗ 
bundenen Serpentinſtein ſtecken. g . 


Was die Schriftſteller von dem Nutzen des Mierenſteines ſagen, daß man 
daraus Griffe, Hefte, Bilder, und andere Arbeiten zu verfertigen pflege, wie denn 
die Tuͤrken, ihre Saͤbel, Meſſer und andere Arbeiten damit auszuſchmuͤcken pflegen, 
das gilt mehr von dem orientaliſchen, als von dem andern Wierenſteine. In⸗ 
zwiſchen iſt nicht zu leugnen, daß auch der occidentaliſche Nierenſtein eben fo wie 
der Serpentinſtein genuͤtzet und bearbeitet werden kann, wenn er ſich in großen Stuͤcken 
findet. Wenn aber dasjenige gegruͤndet waͤre, was man von ſeinen medieiniſchen 
Nutzen ſagt, fo verdienete er den Namen eines göttlichen Steines in aller Ruͤck⸗ 
ſicht. Ich will um der Kuͤrze willen nur dasjenige mittheilen, was die Verfaſſer des 
Univerſallexikons (0) ſagen: Er ſoll gut ſeyn zu den Reißen in denen Lenden, den 
Nierenſtein zu zermalmen, den Gries mit dem Urin auszutreiben, wenn er an den 
Hals gehangen, oder an den Schenkel oder Hals gebunden, oder am Finger in einem 
Ringe getragen wird. Etliche laſſen ihn auch gar von vier bis auf funfzehen Gran 
einnehmen. Er wird auch zu innerlichen Medicamenten als dem Lig. und Magilt, 
Nephritico gebraucht. 


Unſer occid entaliſcher Nierenſtein bricht vornaͤmlich in Joͤplitz zugleich mit 
dem Serpentinſteine, von welchem er der Gefaͤhrte, und bisweilen das Saalband zu 
ſeyn pflegt. Daher nennen ihn auch die Serpentinſteingraͤber und Steinmetzen gemei⸗ 
niglich ein Saalband, oder eine Floͤtzſchaale des Serpentinſteins, doch wer⸗ 
den mit dieſer Benennung ſehr oft auch andere mit dem Serpentinſteine zugleich brechen« 
de Steine als Talk, Amianth, Asbeſt, u. d. gl. belegt. Der Nierenſtein wird an 
folgenden Oertern gefunden: America, Anhalt, Arragonien, Bayreuth, Böhmen, 
Buͤnden, Carpathiſche Gebuͤrge, Caucaſus, China, Hengſt in Boͤhmen, Hof, Imo- 
caftro, Joachimsthal, Italien, Lichtenberg, Monte di Sette, Muͤnſterberg, Dlos 
nitz, Preußen, Puͤndten, Reichenſtein, Sachſen, Schleſien, Schweden, Schweid— 
nitz, Schweiß, Sibirien, Sfennshütte, Spanien, Ungarn, Zoblau, Zöplig. Siehe 
Bruͤckmann Magnalia Dei P. I. S. 147. 242. P. II. S. 145. 166. Lehmann Ge⸗ 
ſchichte und chymiſche Unterſuchung des Nierenſteins, im neuen Hamburgiſchen Maga⸗ 
zine IV. Band 23. St. S. 418. f. Scheuchzer Naturhiſtorie des Schweitzerl. Th. III. 
S. 163. Gerhardt Beytraͤge zur Chymie 1. Th. S. 357. Vogel practifches Mine⸗ 
ralſyſtem S. 103. Baumer Naturgeſchichte des Mineralreichs 2. Th. S. 136. 


XCl. 


Ca) Gerhardt Beyträge zur Chymie. 1. Th. S. 242. . 
a 377 f () Im 11. Bande. S. 914. 
(r) Ahhandlung von den Metallmuͤttern. 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Fenerfeften Steinen. 283 
r TG 
N 


\ 2 §. 485. 
Der Name Amianth hat ſelnen Urſprung aus dem Griechiſchen von & und ln 
ich beflecke, erhalten, weil ihn das Feuer nicht verzehret, ſondern ihn vielmehr 
von feinen Unreinigkeiten, und Flecken, befreyet. Die Namen Bergflachs, Berg⸗ 
fleiſch und dergleichen kommen nicht ſowohl dem Amiauth überhaupt, als vielmehr eis 
nigen Gattungen des Amianthes inſonderheit zu, die ich hernach anführen werde, wenn 
ich von dieſen Koͤrpern inſonderheit rede. Die lateiniſchen Namen Amiantus, Amian- 
tus, Lapis amianthus haben mit dem obigen deutſchen Namen eine Ableitung. Einige 
belegen unſern Stein mit dem Namen Asbeſt, Asbeſtus, und das find diejenigen, 
die den Unterſchied unter Amianth und Asbeſt wollen aufgehoben wiſſen, und bey Die 
fen iſt gleichwohl der Name Amianth der vorzuͤglichſte Geſchlechtsname, deſſen fie ſich 
bedienen. Im Franzoͤſiſchen wird unfer Stein Amiante, Pierre d’Hieaclee, Lin 
incombuſtibile, im Sollaͤndiſchen aber, Amiant, Rype Steenvlas genennet. 
$. 486. \ 
Da ich, wie die Folge meiner Abhandlung darthut, den Amianth von dem 
Asbeſt trenne, fo ſetze ich mit dem Herrn Hofrath Walch (t) das weſentliche 
Kennzeichen des Amianthes darinne, daß er unter denjenigen Steinen, welche 
Fadenartig gewachſen find, derjenige ſey, deſſen Faden biegſam und fpröde find. Herr 
Rath Baumer (u) beſchreibet den Amianth als einen Stein, der weiß oder gruͤn iſt, 
und aus zarten biegſamen, bald laͤngern, bald kuͤrzern Faſern beſtehet, die theils neben 
einander, theils kreuzweiſe über einander laufen. Der äußeren Geſtalt nach hat er eine 
Aehnlichkeit mit dem faulen Holze. Er iſt leichte, ſchwimmt auf dem Waſſer, leidet 
im Feuer keine Veränderung, laͤßt ſich ſpinnen, und zu der Bereitung der unverbrenn⸗ 
lichen Leinewand und des Pappiers brauchen. Der Amianth hat weder Geſchmack noch 
Geruch. Wenn er rein iſt, ſo widerſtehet er einem gewaltigen Feuer, welches aͤußer⸗ 
lich an ihm ſonſt keine Veränderung hervor bringt, als daß er davon weiſer, ein wenig 
haͤrter ſproͤder und brechlicher wird (x). | 
Wallerius (y) der den Amianth von dem Asbeſt trennet, feßet von dem 
Amianth folgende Kennzeichen feſte, 1) die kleinſten Theile von dieſer Steinart 
ſind Fadenartig, faſericht und zaͤhe; die Fiebern laufen entweder parallel, oder ſchnei⸗ 
den ſich unter einander ab, und bilden Blaͤtterchen, zuweilen durchſchneiden ſie ſich un⸗ 
gewiß, ohne Beſtimmung zu einer gewiſſen Figur; 2) im Bruche iſt der Stein uneben 
und von ungewiſſer Figur; 3) unter den Steinen find dieſe Amianthe die weichſten, ins 
dem fie mehrentheils etwas gebeugt werden koͤnnen; man kann auch von ihnen ſpinnen 
und weben. Dieſe Steine find auch die leichteſten, indem fie alleſamt auf dem Waſſer 
oben ſchwimmen. Daher kommen die Amianthe in Anſehung ihrer Weiche und Leich⸗ 
tigkeit den Thieren und Vegetabilien am naͤchſten. 


Nu 2 Mit 


(c) Im ſyſtematiſch. Steinreiche. 1. Th. S. 42. (x) Siehe Bomare Mineralogie. . Th. 
(u) Nalurgeſchichte des Mineralreichs. Th. r. S. 1g. 
. 212. (y) Mineralogie. S. 186. 


284 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


Mit ſauren Salzen brauſet zwar der Amianth nicht auf, jedennoch laͤßt ſich die 
in ihm befindliche Salzerde, durch Huͤlfe derſelben ausziehen, und man erhaͤlt ſodann 
ein Bitterſalz. Im Feuer wird der Amianth ſproͤder und haͤrter, und die ganz reinen 
Stuͤcken deſſelben ſind fuͤr ſich unſchmelzbar. Mit Borax aber, Laugenſalz, Bleyglas 
und Flußſpath, laͤßt er ſich leichtlich in Fluß bringen, und giebt braune oder ſchwarze 
Glaͤſer. Der Eiſengehalt iſt zuweilen beträchtlich (2). Einige behaupten, wenn man 
den Amianth ins Feuer lege, fo ſchmelzten die zaͤrteſten Faden deſſelben zuſammen; als 
lein dem Ueberreſt thue das Feuer nichts, es gehoͤre eine viel ſtaͤrkere Hitze dazu; für 
bald man ihn aber in die Sonne, und unter den Brennſpiegel bringe, ſo ſchmelze er 
augenblicklich zu Glaſe (a ). Ich laſſe dieſes an feinen Ort gefteller ſeyn, glaube aber, 
daß wenn ihn auch ein guter Brennſpiegel in Fluß bringe, das 1 “a gleichwohl 
den zarteſten Faͤſerchen nichts anhabe. 


Der Amianth Be unter diejenigen Steinarten, bey welchen wir unter den 

Schriftſtellern manche Verwirrung finden, der man nur durch beſtimmte Begriffe aus⸗ 
weichen kann. Eine der vorzuͤglichſten Schwierigkeiten finden wir darinne, daß ver⸗ 
ſchiedene Schriftſteller den Unterſchied unter dem Amianth und dem 
As beſt aufheben, und beyde für gleichgeltende Worte halten. Herr Profeſſor Vo⸗ 
gel (b) verſichert, daß er unter dem Amianth und unter dem Asbeſt keinen rechten 
weſentlichen Unterſchied finden koͤnne. Sie beſtehen beyde, ſagt er, bald aus etwas 
biegſamen, bald aus ſproͤden und zerbrechlichen Faſern, und im Feuer verhalten ſie ſich 
auch auf gleiche Art, nämlich: daß fie keine ſonderliche Veraͤnderung darinne leiden, 
einige wenige Sorten ausgenommen, welche ſich ſchmelzen laſſen, und daher mag es 
wohl gekommen ſeyn, daß einer Asbeſt nennet, was der andre Amianth heißt und 
umgekehrt. Wollte man einen Unterſchied von der Leichtigkeit hernehmen, und dieje⸗ 
nigen Sorten Amianth heißen, welche die leichteſten ſind, und auf dem Waſſer ſchwim⸗ 
men, die andere aber, welche unterſinken, Asbeſt nennen; ſo geriethe man von neuem 
in Verwirrung, und müßte z. E. das ſogenannte Federweiß, welches die Aerzte un⸗ 
ter dem Amiant Zählen nicht ſo, fondern Asbeſt heißen, welches doch wider den 
Wortgebrauch wäre. In der Folge geſtehet Herr Leibarzt Vogel ein, daß wenn 
man beyde zu zwey Geſchlechtern machen wollte, ſo muͤſſe man auf die Richtung der 
Faſern ſehen. Hier ſey der Amianth derjenige Stein der parallele, der Asbeſt aber, 
der durchkreuzende und gleichſam gewebte oder durchſchoſſene Faſern hat. Herr Obere 
bergrath Gerhardt (e) gehoͤret auch unter diejenigen Schriſtſteller, welche den 
Amianth und den Asbeſt nicht trennen, weil dieſe Steine in nichts als blos in der 
Biegſamkeit und in dem Zuſammenhange der Faͤden abgehen. Herr Rath Bau⸗ 
mer (d) will den Asbeſt lieber dadurch von dem Amianth unterſcheiden, daß er ſchwe— 
rer, und aus 8 unbiegſamern „ meiſtentheils parallellaufenden Faden zuſammen 


geſetzt 
(2) Siehe Gerhardt Beytraͤge zur Chymie (b) Practiſches Mineralſyſtem. S. 169. 
1. Th. S. 374. f. (c) Beytraͤge zur Chomie. 1. Th. S. 374. 


Ca) Siehe das Univerfallerifon. 1. Band. (d) Naturgeſchichte des Mineralreichs. 1. Th. 
S. 1729. 5 S. 213. 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 288 


geſetzt iſt. Herr Hofrath Walch (e) unterſcheidet beyde alſo: der Amianth hat biege 
ſame Faden, am Asbeft aber find fie ſteif, ſproͤde und bruͤchig. Der Herr Ritter von 
Linne (f) fallt denenjenigen bey, welche einen Unterfchied unter dem Amianth und 
den Asbeſt annehmen, und das Amiant nennen, was gerade Faden hat, dasjenige 
aber Asbeſt, wo ſich die Faden durchſchneiden, er behauptet auch, daß es nach den 
Regeln eines ſtrengen Syſtems alſo ſeyn muͤſſe; aber er habe beyde verbunden, weil 
man von beyden eben nicht gar zu viele Gattungen habe. Nach meiner Einſicht iſt es 
wohl richtig, daß beyde zwey verſchiedene Geſchlechter ſind, aber es iſt auch gewiſſer— 
maßen ſchwer, einen Unterſcheidungscharacter zu finden, der in allen Faͤllen deutlich 
genug waͤre. Die Amianthe und die Asbeſte werden in einer gar vielfachen Abwech— 
ſelung gefunden. Diejenigen, die eine jede geringe Abweichung zu einer neuen Gattung 
machen, und ihr einen neuen Namen geben wollen, haben dadurch die Geſchlechtsgat— 
tungen ohne Noth vermehret, und dadurch neue Schwierigkeiten gemacht. Zur Feuers - 
probe kann man hier nicht ſicher genug fliehen, theils weil manche zufaͤllige Umſtaͤnde 
die Sache zweifelhaft machen koͤnnen, theils weil wir hier noch nicht genug Erfahrun⸗ 
gen haben, theils auch weil wir nicht einmal einen ſichern Schluß machen koͤnnen, bis 
wir alle Amianth⸗ und Asbeſtarten, die bekannt ſind, werden durch mehrere Verſuche 
unterſucht, und unter ſich verglichen haben. Man thut nicht unrecht, wenn man beyde 
Gattungen verbindet, aber man verſchuldet ſich auch nicht, wenn man ſie beyde trennt. 
Und hier daͤchte ich verfuͤhren wir am ſicherſten, wenn wir ein aͤußeres Kennzeichen 
aufſuchten beyde zu unterſcheiden, und wäre das nicht das ſicherſte, wenn wir nicht for 
wohl auf die Lage der Faſern als auch die Beſchaffenheit der Fafern unſer Augenmerk 
richteten. Hier finden wir, daß einige Faͤden biegſam und gelinde, andere ſteif und 
ſproͤde ſind, daß ſich folglich die eine Gattung zu Leinewand und Pappier verarbeiten 
laͤßt, welches die andere nicht thut. Die erſte Gattung nenne ich nach dem Walchi⸗ 
ſchen Syſtem Amianth die andere Asbeſt. Da aber doch gleichwohl manche 
Schriftſteller dieſen Unterſchied nicht gelten laſſen, ſo muß ich meine Leſer bitten die 
Abhandlung vom Asbeſt mit dieſer vom Amianth als eine einzige Abhandlung anzufes 
hen, weil beym Asbeſt noch manche Anmerkungen vorkommen die zum Amianth gehoͤ— 
ren. Hier iſt es beynahe nicht moͤglich ſo zu arbeiten, daß man gar nicht ſtrauchle. 


. a §. 487. 

Die ſchwerſte Unterſuchung beym Amiant betriſt, deſſen Beſtandtheile und 
Entſtehungart, wo ich beynahe weiter gar nichts thun, als die vorzuͤglichſten Meynun⸗ 
gen darüber erzählen kann. Herr Geofroy der altere (g) haͤlt den Amiant fuͤr ein 
faferigtes Conerztum, welches aus einer Vitriolſäure und aus einer kalkichten Erde 
beſtehe; denn er gebe auch eine ſolche ſpießigte Salzerde. Allein Herr Profeſſor 
Pott (h) ziehet dieſes darum in Zweifel, weil das Verhaͤltniß im Feuer damit nicht 
überall einſtimmen wollte. Herr D. Fuͤchſel (1) hält den Amiant für ein Salz, 

5 welches 


(e) Syſtematiſches Steinreich. Th. 1. S. (h) Erſte Fortſetzung der Lithogeognoſte. 


2. 1 52. 
. (F) Syſtema naturae. 1768. S. 35. Anm. i) In den Actis Acad. Electoral. Mogunti- 
(g) Memoires de' Acad, de Paris 1644. nae. Tom. 2. S. 211. 


286 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


welches aus den Thon entſtanden iſt, aber eine ganz andre Miſchung und Entſtehungs⸗ 
art hat, als der Quarz oder der Flußſpath; ob er gleich in manchen Faͤllen von den Thon 
feiner Mutter abweiche. Eine ganz beſondere Anmerkung hat Herr Turbeville Need⸗ 
ham (E) bekannt gemacht, die eine Entdeckung in Frankreich betrift. Ein Schmidt 
daſelbſt brach ſeinen Ofen ab, weil er einen neuen bauen wollte, und fand am Grunde 
deſſelben eine große Menge Amiant, der alle Eigenſchaften eines natuͤrlichen Amiants 
eder Asbeſtes hatte. Bey genauerer Unterſuchung aber entdeckte er, daß ſo wohl dieſer 
als auch der nakuͤrliche Amiant nichts anders ſey als ein caleinirtes Eiſen, welches das 
Phlogiſtiſche verlohren hatte. Ja Herr Needham glaubt fo gar, daß man aus dem 
Amiant wieder Eiſen machen koͤnne, wenn man ihm nur das Phlogiſtiſche wieder beyges 
ſellte. Daß der Amiant zuweilen einen anſehnlichen Eiſengehalt hat, das ift entfchies 
den, und daß er vermuthlich aus Thone entſtehe, das iſt wenigſtens wahrſcheinlich; 
folglich iſt das, was Herr Needham ſagt, wenigſtens einer genauern Unterſuchung 
werth. Herr Baldaßari hat in feiner. Preißſchrift über die Beſtandtheile des 
Amiants (1) denſelben für einen veränderten Thon erklaͤrt. Er fand nicht nur um 
Siena im Thone Amiant, ſondern er fand auch, daß zuweilen die Faden des Amiants 
an einem Ende des Steins hart und unbiegſam, und am andern zerreiblich, und wenn 
fie zerrieben wurden, dem Thone oder vielmehr einer niedergeſchlagenen Alaunerde gleich 
wären. Hieraus und aus der etwas ſchluͤpfrigen Oberfläche des Amiants ſchlieſet Herr 
Baldaßari, daß er aus Thon entſtehe. Dazu koͤmmt noch das gleiche Vrrhaͤltniß im 
Feuer. Welches Weſen hat aber hier dem Thone die Geſtalt und andere 
Eigenſchaften des Amiants gegeben? Eine mineraliſche Säure kann es nicht f 
ſeyn, denn dieſe würde Alaun gegeben haben; vielmehr muß es das brennbare Weſen 
ſeyn, welches mit dem Thone die nahe Verwandſchaft hat. Herr Baldaßari koͤmmt 
auf die Entdeckung in Paris, der ich vorher gedacht habe. Herr Grignon hat ſie in 
den Schriften der Pariſer Akademie vom Jahr 1760. beſchrieben. Hielt er dieſe 
Amlantartige Maſſe für Eiſen, welches feines brennbaren Weſens gaͤnzlich beraubet 
war, fo erinnert Baldaßari, daß es alsdenn eine Erde und vorzüglich ein Eiſenocker 
hätte ſeyn muͤſſen. Nach feiner Meynung hat das brennbare Weſen durch feine genaue 
Vereinigung mit dem Thoue, den Amiant erzeuget. Die Viegſamkeit der Faden 
ruͤhret ebenfalls von dem Phlogiſton her, eben wie bey den Metallen. Die Härte und 
Sprödigfeit der Steinfaſern wird durch das Ausgluͤen vermehrt, weil ein Theil des 
Phlogiſton verlohren geht. Auch der Ritter von Linne (m) leitet den Amiant vom 
Thone her, und haͤlt beſonders dafür, daß erſt der Talk im Thon, und nun dieſer in. 
Amiant verwandelt werde. Amiantam ortum eſſe, ſagt er, ex Talci reductione in 
ergillam deriuatiuam, indicare videntur fpeeimina in loco natali lecta, etiamuum ſaepe 
extus ejusmodi Argilla ſemi indurata veſtita. Eben ſo behauptet der Herr Hofrath 

Walch 


CK) Phyloſophiſche Transactionen 51. Band. 1771. S. 217. f. Beckmanns phyſte⸗ o conom. 
Art. 72. Siehe das Vroͤmiſche Magazin 6. Band. Vibliotheck. 4. Band. S. 360. f. 
127. f. (m) Syſtema naturae 1768. S. 55. und 
(I) Atti dell' Academia delle Scienze di beſonders die Anmerk. 
Siena detta de 'fiſſico eritichi. 4. Band. Siena 5 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 287 


Walch (n), daß der Amiant auf den Thon den mehreſten Anſpruch mache, obgleich 
ſeine eigentliche Entſtehungsart ein wahres lithologiſches Problem ſey. Herr Oberberg— 
rath Gerhardt (o) glaubt, daß die Entſtehungsart des Amiants ſich wohl ſchwerlich 
mit Gewißheit beſtimmen laſſe, und ob er zwar gleich nicht geneigt iſt, der Meynung 
des Herrn Grignon beyzutreten, als ob dieſer Stein aus dem Eiſen erzeugt wuͤrde, 
ſo iſt es nach ſeiner Meynung doch wohl moͤglich, daß derſelbe eine Ausgeburth, und 
gleichſam eine Art von Kryſtalliſation des Feuers ſey. Herr Gerhardt haͤlt uͤbrigens 
den Amiant fuͤr einen fetten aus der Salzerde zuſammengeſetzten Stein. Der Herr 
Director Marggraf hat in den Berliner Memoires ann. 1759. S. 15. bewieſen, daß 
der Amiant aus einer Bitterſalzerde und aus einer in den Säuren unauſloͤßlichen Erde 
beſtehe. Er goß auf zwey Quentchen gereinigten Amiant von Keichenſtein in Schle⸗ 
ſien eine halbe Unze Vitrioloͤhl, die zuvor mit etwas Waſſer geſchwuͤcht worden, und 
zohe aus einer Retorte die Feuchtigkeit völlig, herruͤber.. Die in der Retorte zuruͤck 
gebliebene Materie laugte er mit Waſſer aus, und erhielt aus der Lauge nach gehoͤriger 
Behandlung ein wahres Bitterſalz in Kryſtallen, welches mit dem Sedlitzer Bitter— 
ſalz in allen Stuͤcken uͤbereinkam. Die ausgelaugte und getrocknete unaufloͤßliche Erde 
wog 55. Gran. Alſo betrug die Menge der in den zwey Quentchen Amiant enthalte⸗ 
nen, in den Saͤuren aufloͤßbaren Bitterſalzerde ein Quentchen und fuͤnf Gran. Siehe 
Cartheuſers mineralogiſche Abhandlungen 2 Stuͤck S. 134. f. Herr von Bo⸗ 
mare (p) druͤckt feine Meynung zweifelhaft genug aus, ſowohl der Amiant als der As- 
beſt find beydes zuſammengeſetzte Subſtanzen, von deren Zufammenfegung die Bes 
ſtandtheile nicht bekannt ſind, von den Naturkuͤndigern aber bald fuͤr uranfaͤngliche, 
aus dem grauſten Alterthum noch herruͤhrende Steine, bald fuͤr Ueberbleibſel von der 
Suͤndfluth ausgegeben werden. Ich habe die ſeltſamſte unter allen Meynungen mit 
gutem Vorbedacht bis auf die letzte aufgehoben, naͤmlich die Meynung des Reis 
gers (9) welcher den Amiant ganz von den Steinen trennen, und in das Pflanzen⸗ 
reich verweiſen will. Seine Gruͤnde beduͤrfen keiner Widerlegung, wenn man einen 
Bruch geſehen hat, wo ſich der Amiant findet, wenn man die mit ihm vereignigten 
Erdarten, und ſein Verhalten im Feuer kennet. Inzwiſchen will ich ſie wenigſtens 


anführen. Der Amiant foll in das vegetabiliſche Reich gehören; 1) weil er an beyden 


* 


Enden wie mit einem Meſſer abgeſchnitten zu ſeyn ſcheinet; 2) weil er Faſern, wie 
Holz durch ſich gehend hat; 3) weil er mit Oehl aufgeweicht werden kann; 4) weil er 


zwiſchen ſeinen Faͤden einige loſe Erde beſitzt, die man mit Waſſer wegſpuͤhlen kann; 


5) weil man wuͤrklich ſolche Vegetabilien findet, die uns Materialien zum Spinnen 
und Weben geben; 6) weil man wuͤrklich vegetabiliſches Holz unter der Erde findet, 
welches feine vorige vegetabiliſche Natur verloren hat; 7) weil man auch aus Baum« 
wurzeln, naͤmlich von dem indianiſchen Baume Todda einen unverbrennlichen Flachs 
bekommen kann. | ; 


a Nehmen 


(n) Naturgeſchichte der Verſteinerungen. (p) Mineralogie. 1. Th. S. 109. 
1. Th. S. 24 2 (9) Lexicon hiftoriae naturalis unter dem 


(o) Deyträge zur Chymle. 1. Th. S. 375. f. Wort Amiant. 


288 | Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


Nehmen wir nun dasjenige zuſammen, was ich jetzo über die Beſtandtheile 
und über die Entſtehungsart des Amiants geſagt habe, fo haben wohl diejeni⸗ 
gen die mehreſten Gruͤnde vor ſich, welche dieſen Stein unter die Thonartigen 
Steine ſetzen, aber die eigentliche Entſtehungsart deſſelben bleibet allen Bemuͤhungen 
neuerer Naturforſcher ohngeachtet, ein Geheimniß. N 


H. 488. ö f 

Daß der Amiant ſchon den Alten bekannt war, iſt aus dem Plinius (r) deut⸗ 
lich, der den Amiant mit dem Alaun vergleicht, dem er nach ſeiner Meynung aͤhnlich 
iſt, und von ihm behauptet, daß er im Feuer ſtehe, und wider die Hexerey dienlich 
ſey. Wir wiſſen auch, daß die Zubereitung der unverbrennlichen Leinewand, davon 
ich nachher reden werde, den aͤlteſten Voͤlkern bekannt, und der Gebrauch derſelben, 
ſonderlich wenn ſie ihre Todten verbrannten, uͤblich war. Ob ſie aber die beſondern 
Gattungen des Amiants, den Bergflachs, das Bergleder, das Bergfleiſch, 
den Bergkork und dergleichen gekannt, und den Amiant von den Asbeſt unterſchieden 
haben? das iſt ſchwer zu entſcheiden. N N 0 
Manchmal hat der Amiant durchſichtige und zerbrechliche Faͤden, und weil er 
einige Aehnlichkeit mit einem durchſichtigen Glaſe hat, fo wird er Glas amiant genen⸗ 
net. Nach meinen angegebenen Unterſcheidungskennzeichen des Amiants und des 
Asbeſtes, wuͤrde dieſer Glasamiant unter die Asbeſte gehoͤren, und mit mehrern 
Rechte Glasasbeſt genennet werden. f 

Bey dieſer Gelegenheit will ich, ehe ich die Eintheilungen des Amiants bekannt 
mache, und von den vorzuͤglichſten Amiantarten rede, des ſiberiſchen und des am— 
boiniſchen Amiants mit wenigen gedenken. Der ſiberiſche Amiant wird in 
der Landſchaft Werchoturski in Siberien, in einem Berge gefunden, den die 
Einwohner den Seidenberg nennen, fo wie der Amiant in ihrer Sprache Seiden⸗ 
ſtein, Kamenni Schelk heißt, ohne Zweifel, weil fie die Fäden des Amiants mit 
Seidenfaͤden verglichen. Der Amiant liegt daſelbſt in einem dunkelgruͤnen Stein, 
der ungemein feſt iſt, und beſondere Adern hat, die ihm an Farbe nicht gleichen. Man 
kann den Amiant daſelbſt nicht gewinnen, wo man nicht vorher den Fels mit Pulver 
ſprengt; er lieget dann in dieſem Steine in gewiſſen Adern, die bald mehr bald weniger 
als einen Zoll im Durchſchnitt haben, und von der Wurzel bis an die Spitze in beſtaͤn. 
diger Reyhe fortgehen (1). Der amboiniſche Amiant behauptet wie mich duͤnkt, 
dieſen Namen ganz mit Unrecht, und ſollte viel eher eine Talkart ſeyn. Die Beſchrei⸗ 
bung die Kumph (t) davon giebt, ſcheinet dieſes zu beweiſen. Die eigentliche Mut. 
ter darinne dieſer Amiant liegt, iſt von außem hart und ſchwarzgrau, doch iſt er blaͤt— 
tericht und ſchuppicht. Wenn man dieſen Stein von einander ſchlaͤgt, oder ihn in 
Platten ſpaltet, ſo findet man dann den eigentlichen Amiant, der darinne wie gruͤnliche 
Haare liegt. Dieſe Faſern ſind gleichwohl feſt aneinander hangend, und liegen in vie« 
len 


(r) Hiſtor. natural. Lib. XXXVI, Cap. 19. (t) Amboiniſche Naritätenfammer. 3. Buch 
(31.) S. 256. N Kapitel 70. S. 332. der hollaͤndiſchen Aus⸗ 
8 Siehe Bruͤckmann Magnalia Dei. P. 2. gabe, a 

954. 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 289 


len Seegruͤnen zarten Blaͤttern auf einander. Sobald er an die Luft koͤmmt, ſo wird 


erer haͤrter und ſeine Seegruͤne Farbe wird in eine graue verwandelt. Viele halten dieſen 


amboiniſchen Amiant fuͤr eine Art vom Talke, ob er gleich mit dem eigentlichen Amiante 
das gemein hat, daß er ſehr anziehend iſt, dergeſtalt, daß wenn man ihn an die Lippe 
oder Zunge haͤlt, er ſo feſt anklebet, daß man ihn ohne Verletzung der Zunge oder der 
Lippe nicht loßbringen kann. In einem Thal des Fluſſes Wayhau werden ganze Felſen 
davon gefunden. Ger een e e 1 


98701 R anke 9. 49. An ı 
Die Gelehrten haben den A in verſchiedene Unterabtheilungen ge⸗ 
bracht, davon ich die vorzuͤglichſten anfuͤhren will. Herr Bertrand (u) welcher den 
Amiant und den Aobeſt. für einerley hält, hat davon folgende Gattungen: 1) den 
Bergflachs, den er reifen Asbeſt nennet; 2) das Bergleder; 3) das Bergfleiſch; 
4) den Berggork; 5) den unreifen Asbeſt, Federasbeſt; 6) den Aehrenſtein. Der 
Herr Ritter von Linne (x) bringt den Amiant in drey Hauptgattungen, davon er 
die eine Amiantum fibroſum; die andere Amiantum corticoſum, und die dritte Amian- 
tum ſolidum nennet. Unter dieſen hat er nun folgende zehn Gattungen: 1) Asbeſtus, 
Amiantus, fibroſus fibris ſeparabilibus flexilibus tenacibus. 2) Plumoſus, Amiantus, 
fibroſus, fibris ſeparabilibus, flexilibus, fragilibus, pappoſis. 3) Fragilis, Amiantus, 
ſibroſus, fibris ſeparabilibus, rigidis, nitidis, fragilibus. 4) Immaturus, Amiantus, 
ſibroſus, fibris connatis angulatis, rigidis, opacis. 5) Terreſtris, Amiantus fibroſus, 
fibris ſubargillaceis. 6) Radians, Amiantus fibroſus fibris concentratis diuergentibus, 
rigidis. 7) Suber, Amiantus corticoſus, flexilis ſuberoſus. 8) Caro montana, Amian- 
tus corticoſus flexilis, natans. 9) Aluta, Amiantus corticoſus flexilis, membranaceus, 
natans. 10) Implexus, Amiantus ſolidus, faſciculis fibrarum contortis, rigidis. Herr 
Wallerius (y) und Herr von Bomare (2) welche beyde den Amiant von dem As⸗ 
beſt trennen, haben die vier gewoͤhnlichen Gattungen: 1) den Bergflachs, 2) das Berg⸗ 
leder, 3) das Bergfleiſch, 4) den Berggork. Herr Profeſſor Vogel (a) rechnet zum 
Amiant: i) den Bergflachs, oder aͤchten Asbeſt, Linum incombuſtibile, 2) den un« 
reifen Asbeſt, oder Amiant, 3) den Glasamiant, 4) das Federweiß, 5) den Aehren⸗ 
ſtein, 6) den Straußasbeſt oder Fleiſchmuskelartigen Stein, 7) den Sternasbeſt. Herr 
Scopoli (b) hat nur zwey Gattungen, den Bergflachs, Amiantus Linum, und das 
Bergleder, Amiantus aluta. Herr Oberbergrath Gerhardt (e) welcher ebenfalls 
keinen Unterſchied unter dem Amiant und dem Asbeſt eingeſtehet, macht folgende Gat⸗ 
tungen bekannt: 1) den Bergflachs, 2) das Federweiß, 3) den Holzamiant, oder un. 
reifen⸗Asbeſt, 4) den Aehrenſtein, 5) den Schieferamiant. Er hängt die Anmerkung 
an: „faſt alle Schriftſteller haben noch mehrere Gattungen von dieſem Geſchlechte ans 


1 i gegeben, 
Cu) Dictionuaire des foſſils. Tom. 1. (a) Practiſches Mineralſyſtem. S. 169. 
S. 23. 24. S 10 (b) Einleitung in die Kenntniß der Foßilien. 

(x) Syftema naturae. 1768. S. 55. S. 14. 
ty) Mineralogie. S. 187. f. (e) Beytraͤge zur Chymie. 1. Th. S. 369. 
() Mineralogie. 1. Th. S. 110. f. 374. 


2. Th. a O o 


290 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


gegeben, die ich aber deshalb ausgelaſſen, weil ſie nicht zu dieſem, ſondern zu dem 


folgenden Geſchlecht gehoͤren.“ Das folgende Geſchlecht aber iſt der Baſalt. 
Diejenigen Schriftſteller, die aus dem Amiant und dem Asbeſt zwey verſchiedene 


Geſchlechter machen, rechnen zum Amiant vier Geſchlechtsgattungen: ) den Berg⸗ 
flachs; 2) das Bergleder, 3) das Bergfleiſch, 4) den Berggork. Ich 


werde ſie in dieſer Ordnung 3 
. 49% 0 11 „ 
Der Bergflachs iſt demnach die erſte Gattung des Amiantes. Da er diejenige 
Amiantart iſt, welche ſich wie Flachs bearbeiten laßt, und alſo zu Leinewand, Pappier 


und dergleichen gebrauchet wird, und doch nicht im Feuer verbrennt, ſo hat er nicht nur 


daher dieſen Namen bekommen, ſondern es laſſen ſich mit dieſer Anmerkung alle uͤbrige 
Namen erklaͤren, die dieſe Steinart fuͤhret. Sie wird Bergflachs, Bergwolle, 


aͤchter Asbeſt, Steinflachs, cypriſcher Stein, Weberamiant, und vom 


Herrn Gerhardt, Amiant, der aus weichen, biegfamen parallelen Faden 
beſtehet, die ſich von einander abſondern laſſen, genennet. Im Lateini⸗ 
ſchen heißt dieſe Steinart: Lana montana, Linum montanum, Linum indum, Linum 
creticum, Linum inextinguibile, Linum incombuſtibile, Linum asbeflinum , Linum vi- 


vum, Linum fofüle, Boflrichites, Polia, Saropolia, Corfoides, Caryflius lapis, 


Lignum amt hon Hieron. Lapis cyprius, Salamandra lapidea, Byfus mineralis, 
Amiantus fibris hliformibus flexibilius Linn. Amiantus fibris mollioribus parallelis, fa- 
cile feparabilibus. Wall. Amiantus fbris parallelis capillaceis, dudtilibus, aut Acbe- 


Res flofur. Woltersd, Amiantus flamentis longitudinalibus „nitidis Carth. Amianzus 


‚Fbris mollibur, flexibilibusr, parallelis, feparabilibus. Gerh. Amiantus textorius id. 
Im Franzoͤſiſchen wird fie Lin incorubuſlibile, Amiante, Pierre de Chypre, Lin foy- 
Ale, Filaffe de I Amiante ou de l’Asbefle, im Sollaͤndiſchen aber Wo] van den Asbefl, 
Steen-Vlas, Asbef, deffelfs Plakfel of Wol genennet. ve Pr 

Der Bergflachs ift der feinfte Amiant, oder derjenige Amiant, der aus 


langen mit einander parallellaufenden uud biegſamen Faͤden beſtehet. 


Dieſe Faͤden laſſen ſich abſondern, und kommen in verſchiedenen Farben vor. Bald 
ſind ſie weis, bald gruͤn, bald braun, bald grau, bald roͤthlich, am aller gewoͤhnlich⸗ 
ſten aber gleichet der Bergflachs einem grauen Haar. Herr Leibarzt Vogel (d) mer» 
ket an, daß man den reifen Asbeſt, den verfchledene von dem Amiant trennen, und 
den Wallerius Asbeſtum fibris parallelis tenacioribus ſeparabilibus nennet, als eine 
Varietaͤt vom Bergflachſe anzuſehen habe, weil er ſich ebenfalls ſpinnen, verarbeiten 
und zu Pappier bereiten laſſe; nur daß feine Faſern nicht fo weich und haarigt, ſondern 
etwas zaͤher waͤren, als die Faſern des Bergflachſes. Die Sache hat nicht nur ihre 
Richtigkeit, ſondern es hat auch der Herr D. Gerhardt dieſe Gattung unter den 
Bergflachs mit aufgenommen. Denn dieſer Gelehrte (e) nimmt zwey Gattungen vom 
Bergflachſe an: 1) mit zaͤhen Faſern, und dleſen nennet er eigentlich Bergflachs, 
2) mit etwas ſproͤden Faſern, das iſt der reife Asbeſt des Wallerius, den hier Ger⸗ 
hardt 
(d) Pracktlſches Mineralſyſtem. S. 170. 
(e) Beytraͤge zur Chymie 1. Th. S. 369. 


” 


Die vierte Klaſſe, don den Thonartigen oder Feuerfeften Steinen. 291 


hardt Bergduhn nennet. Vielleicht iſt Herr Cronſtedt (f) von dieſer Meynung 
auch nicht allzu weit entfernt, der ebenfalls zwey Gattungen des Bergflachſes an⸗ 
nimmt; reinen und weichen, der bald hellgruͤn, bald weiß iſt, mit etwas Eiſenſchuͤßi⸗ 
gen und bruͤchigen. Selbſt Herr Scopoli (g) ſcheinet dieſer Meynung beyzutreten, 
der den Bergflachs in weiſen und feinen, und in grauen und groͤbern eingetheilet hat. 
Dieſer Bergflachs iſt darum ſo beruͤhmt, weil er zu verſchiedenen Sachen ge⸗ 
braucht werden konnte. Sierokles ſagt ſchon, daß die indlaniſchen Prieſter weiſe 
Kleider von ſolchem Bergflachſe getragen haͤtten, und ſonſt iſt es bekannt, daß man 
wenigſtens ehedem allerley Zeuge, als Leinewand, Halstuͤcher, Pappier und dergleichen 
daraus verfertiget habe. Das Pappier konnte ſogar zum ſchreiben gebraucht werden, 
legte man es dann ins Feuer, ſo verſchwanden die Buchſtaben, und man konnte 
darauf von neuem ſchreiben. Ich merke bey dieſer Gelegenheit als einen beſondern Um⸗ 
fand an, daß von dem Tractat des Herrn Bruͤckmann de Asbeſto drey Exemplare 
auf Asbeſtpappier ſind gedruckt worden (h). N ö 
Wenn es wahr iſt, was die Alten ſagen, daß ſich die Prieſter in Indien ehedem 
in ſolche Leinewand gekleidet haben, die aus dem Bergflachſe bereitet wird (i), und 
daß man in ſoſche Leinewand die Todten gelegt, und hernach verbrannt habe (k) fo 
muß dieſe Leinewand ehedem viel gemeiner geweſen ſeyn, als fie jetzo iſt. Seyfried (1) 
meldet zwar, daß man in Cypern noch jetzo Halstuͤcher und Schnupftuͤcher aus Berg⸗ 
flachſe verfertige, und ſowohl in Frankreich als auch in Italien ſoll man noch wirklich 
Arbeiten vom Bergflachſe erblicken, die aber mehrentheils in Strumpfbaͤndern und 
andern Kleinigkeiten beſtehen, und die man mehr zur Seltenheit als zum Gebrauch 
aufbewahret; allein man giebt doch zugleich vor, daß die Methode den Bergflachs zu 
fpinnen und zu bearbeiten für unfre Tage ein Geheimniß ſey. Wenn wir den Schrift⸗ 
ſtellern trauen dürfen, fo iſt dem nicht alſo. Leßer (m) hat verſchiedene Arten dieſen 
unverbrennlichen Flachs zu ſpinnen und zu weben, geſammlet, davon ich nur die Mes 
thode des Ciampini (n) auszeichnen will. Man ſoll den Bergflachs nach. feiner 
Vorſchrift eine Zeitlang in warm Waſſer werfen, damit der Stein darinne weiche, 
nachher muͤſſe man ihn reiben und auseinander ziehen, damit diejenige ſubtile Erde 
heraus falle, welche die Faͤden bisher verbunden hat. Dieſes muß man mit reinem 
Waſſer ſo lange wiederholen, bis keine 7 mehr heraus falle, und das Waſſer ganz 
75 Een ‚ 0 2 klar 


zehlet Bomare Mineralogie. 1. Th. S. 108. 
Anm. 


(5 Verſuch einer neuen Mineralogie. S. 108. f. 
(8) Einleitung in die Kenntniß der Foßilien. 
1 


D. 14. 
(h) Vogel pract, Mineralſpſtem. S. 170. 
Anmerk. 4. 

(i) Wallerius ſagt im Mineralreiche. S. 188. 
daß ſich der Reiche Luc. XVI, 19. in ſolche Leine: 
wand vom BVergflachſe gekleidet habe, weil fie 
Byſſus genennet werde. Weſch ein ſeichter Grund! 
(k) Die ganze Ceremonie, wie fie bey den 
Roͤmern üblich war, wenn fie ihre Todten in 
ſolche Leinewand wickelten und verbrannten, er⸗ 


(J) Metulla memorabilium. Lib. 2. Cap, 5. 


$. 33. 
(m) Lithotheologie. S. 389. f. 

n) De incombuſtibili lino ſ. lapide ami- 
anto ejusdemque filandi modo. Nom 1691. 
Herr Oberbergrath Gerhardt fuͤhret im erſten 
Theile ſeiner Beytraͤge zur Chymie. S. 370. f. 
in der Anmerkung mehrere Schriftſteller an, 
welche die Art, mit dieſem Flachſe umzugehen, 
lehren. 


292 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


klar und helle bleibe. Iſt dieſes geſchehen, ſo ziehet man die Faͤden noch mehr aus. 
einander, ſpuͤhlet ſie mit reinem Waſſer ab und laͤßt ſie trocken werden. Nun nahm 
Herr Ciampini zwey Kaͤmme, von der Art, wie ſie die Wollenkaͤmmer gebrauchen 
mit ganz engen Spitzen, kaͤmmete damit ſeine Faſern bis ſie ihm klar genug ſchienen, 
und er ſie ringsherum um ſeine Kaͤmme legen konnte. Darauf befeſtigte er die Kaͤm⸗ 
me an dem Tiſche, nahm eine ganz kleine duͤnne Spindel, und verband allemal einen 
Amiantfaden mit einem Faden von gemeinem Flachſe, damit er ſich beſſer fpinnen - 
moͤchte. Die Finger benetzte er unter dieſer Arbeit fleiſig mit Oehl, damit theils der 
Bergflachs gelinder wuͤrde, theils aber auch die Finger nicht aufgerieben werden konn⸗ 
ten. Eben fo muß man verfahren, wenn man aus dieſem geſponnenen unverbrennlis 
chen Garn, die unverbrennliche Leinewand machen will. Will man die Fäden vom. 


natürlichen Flachſe nicht unter dem Bergflachſe dulten, ſo darf man die daraus verfer- 


tigte Leinewand nur ins Feuer werfen, und damit den natuͤrlichen Flachs heraus bren⸗ 
nen. Herr Baldaßari (o) hat beynahe eben dieſe Methode. Man legt den Stein 
eine Zeitlang in laulichtes Waſſer oder ein anderes bequemes Aufloͤſungsmittel, worauf 
er ſich handthieren laͤßt, daß man die Faͤden abſondern kann, und eine gewiſſe Erde, 
welche das Waſſer gelb faͤrbet, zu Boden faͤllt. Die Fäden werden gewaſchen, ge⸗ 
trocknet und wie leinene Faͤden verarbeitet; man beſtreicht ſie mit Leinoͤhl, daß ſie dee 
ſam werden, und die Finger bey der Arbeit nicht beſchaͤdigen. 

Die Art des Ciampini iſt in Siberien die gewoͤhnliche wie Brückmann ( p) 
ſagt, nur mit dem Unterſchiede, daß fie vorher den Bergflachs in kleine Stuͤcken zer⸗ 
ſchlagen, und zwar nicht der Laͤnge nach, wie die Faſern laufen, ſondern die Quere 
bindurch. Solche Stucke werden alsdann mit einem Hammer ſo lange zerſtoßen, und 
mit den Haͤnden gerieben, bis ſie zu einer Wolle werden, die nachher auf oben. beſchrie. 
bene Art gehechelt, geſponnen, und zu Leinewand verarbeitet werden kann. 

Daß man bey der Zubereitung des unverbrennlichen Pappiers anders verſahren 
muͤſſe, iſt außer Zweifel. Leßer (q) giebt dazu folgende Anleitung. Nimm Loͤſch⸗ 
pappier, einen Bogen, oder mehr in Quart gebrochen, in eine flache Schale gelegt, 
deſtillirten Eßig daruͤber gegoſſen, daß das Pappier zu Grunde liege, alſo etliche Tage, 
beigen laſſen, dann herausgenommen auf einem glatten Bret an der Sonne getrocknet, 
oder beſſer an einem Faden, wie die Buchbinder thun. Nimm ferner Amiantum 
vier Loth, in deſtillirten Weineßig gelegt, unter einander geruͤhret, zween Tage lang 
alſo ſtehen laſſen, dann den Eßig abgegoſſen; wenn es trocken, thue ſolches in deſtillir⸗ 
tes Eiſenkrautwaſſer, ein halb Maas mit Eyerklar vermengt, etwa von zwey Eyern 
nur ſo viel, daß es klebricht wird, wohl unter einander geruͤhret, das Pappier wied 
in ſeine Schale gelegt, dieſe Maſſe darüber gegoſſen, acht Tage alſo ſtehen laffen, bis alle 


faft eingezogen iſt, an der Luft ſodann, oder Sonnen trocknen laſſen, endlich mit einen 


Buͤrſte abgekehrt, und planirt oder glatt gemacht, ſo iſt es fertig und verbrennt nicht. 
Man 


(0) Offervazioni ſopra il Sale della Creta (p) Magnalia Dei in locis fubterraneis, P. g. 
con un Saggio di produzioni naturali dello S. 955. f. 
Stato fanefe. In Siena 1750. Siehe das Hans (9) Lithotheologie. S. 385. 
burgiſche Magazin. 10. Band. S. 227. f. 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 293 


Man hat vielfältig gewuͤnſchet, daß dieſes Asbeſtpappier uͤblicher ſeyn, und 
7 fuͤr wichtige Manuſcripte in große Bibliotheken gebraucht werden moͤchte, 
und man hat ſich davon einen großen Vortheil in Feuersgefahr verſprochen. Allein da 
dieſes Pappier im Feuer lockerer wird, und endlich zerfaͤllt, da die Schrift im Feuer 
gar bald verlohren gehet, ſo wuͤrde der Vortheil nicht gros feyn, wenn man auch eine 
unverbrennliche Dinte dazu erfunden hätte. 

In Arabien, Campan, Coſemuͤtz, y Ernest, Dorfbach, Enlenge⸗ 
buͤrge, Indien, Pyrenaͤiſche Gebuͤrge, Reichenſtein, Schottland, Si⸗ 

berien, Sicilien, Schmirna und an der Strafe Davis wird dieſer Bergflachs 
en wie ERROR und Domare an den angeführten Oertern anmerken. 
§. 491. 

Das Bergleder if die andere Gattung des Amiants. Bald bat es die Ge. 

ſtalt eines Leders, bald eines Pappiers, und daher kommen die Nasıen die es fuͤhrt. 
Es wird Bergleder, Bergpappier, blaͤtterichter Amiant im Lateiniſchen 
Aluta montana, Corium montanum, Corium foſſile; vom Wallerius Amianrus ' 
fbris mollioribus intertextis in lamellas compactus laevis; vom Herrn Ritter von 
Linne Arbeſtur membranaceus flexilis oder Amiant us corticofus flexilir membranaceus 
nataus; vom Herrn Woltersdorf Amiantus brit intertextis capillaceis flexilibus 
und vom Herrn Cartheuſer Amiantus flamentis intertextir, corium referent genens 
net. Im Sranzoͤſi iſchen giebt Herr von Bomare demſelben die Namen Amiante 
feuilletce ou cuir faſſile. Durch dieſes Bergleder verſtehet man diejenige Gattung des 
Amiants, welche aus Faſern zuſammengeſetzt iſt, die überaus fein und duͤnne ſind, 
und ſich der Laͤnge und der Quere nach durchſchneiden laſſen. Die Faſern dieſes Amiants 
ſind zwar weich anzufuͤhlen, aber ſo genau an einander gefuͤgt, und mit andern Faͤden 
durchwuͤrket, daß durch dieſes Gewebe der Stein ſchilfricht oder vielmehr blaͤttericht zu 
ſeyn ſcheinet (r). Der Stein iſt ſo licht, daß er auf dem Waſſer ſchwimmet und 1 
von grauer und lichter Farbe. 
Wallerius (0) bemerket, daß man im Bergleder eingewickelte und damit um⸗ 
wickelte Spatkryſtallen finde, und ſchlieſet daraus ganz richtig, daß das Bergleder 
x wachſe und unter den Steinwuchs gehoͤre. Vermuthlich ſetzet er dieſe Anmerkung, von 
der man glauben ſollte, daß ſie Niemand bezweifeln werde, der ſo gar ſonderbaren 
Meynung des Keigers entgegen, der ich vorher gedacht habe (§. 487.) daß der 
Amiant in das Pflanzenreich gehöre, denn in dieſem iſt es nicht uͤblich, Spath⸗ und 
andere Kryſtallen zu finden. Sonſt nimmt Herr Wallerius zwey Gattungen von 
Bergleder an: Y) groͤberes Bergleder, Aluta montana craſſior, welches einem Leder 
gleicht, etwas dicke iſt und gebogene Faͤden zu haben ſcheint, 2) feineres Bergleder, 
Aluta montana tenuior, welches aus ganz dünnen Blaͤttchen beſtehet. Eben darum 
gleicht es auch einer Haut, oder einem Pappier, und heißt aus dem Grunde Berghaut 
Corium montanum, und ee montanum. 


3 ö Herr 


(r) Bomare Mineralogie. S 112, a 
(1) Mineralogie. S. 189. f. 


— 


294 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen, 


Herr von Bomare (t) fo gewöhnlich es ihm auch iſt, die Eintheilungen des 
Wallerius beyzubehalten, gehet hier doch von ihm ab, er behauptet nur, daß das 
Bergleder verſchiedene Namen habe, nach der Gleichheit mit andern Dingen, die 
es vorſtellet. Es heiße daher Bergleder, wenn es einem Leder gleicht, und Berg⸗ 
pappier, wenn es dem Pappier aͤhnlich iſt. In der rnit aber fagt er eben 
das, was Wallerius gefagt hat. 

a Herr Rath Baumer (u) rechnet zum Bergleder nicht nur das Bergpappier, 
ſondern auch das Bergfleiſch. Das Bergleder, fagt er, hat eine weißliche oder 
gelbe Farbe, und biegſame unter einander laufende Faſern, die eine blaͤtterige Geſtalt 
hervorbringen. Wenn dieſe Blaͤtter hart und duͤnne ſind; ſo heißt es Bergpappier. 
Beſtehet es aber aus dicken Blaͤttern, von harten und groͤbern Faͤſerchen; ſo erhaͤlt es 
den Namen des Dergfteiſches; ; dergleichen zu Sahlberg und Dannemor in ee 
den gefunden wird. | 

FC. 402. 0 

Das Bergfleiſch iſt die dritte Gattung, die man u den Amigriten hl. Ich 
kann mir keine Urſache erdenken, warum das Bergfleiſch dieſen Namen fuͤhret, muth⸗ 
maße aber, daß es in Gegenſatz des Bergleders geſchehen ſey. Es wird im latei⸗ 
niſchen Caro montana, Amiantus ponderofus, Asbeflus membramaceus; vom Herrn Rit⸗ 
ter von Linne Amiantus corticofus flexilis natans, und auch Abeſtus Jolidiusculus 
fiflis; vom Herrn Wallerius Amiantus fibris durioribus in lamellas crafliorer com- 
Pact it; vom Herrn Cartheuſer Asbeflus filamentis intertextis, duriusculis, in lami- 
nas feiffiles coadunatis, im Franzòôſiſchen aber Chair falile, Chair de e 
genennet. 

Das Hergfleifch ift von dem vorhergehenden Bergleder gar wenig unterſchieden; 
denn das iſt der einzige Unterſchied, daß die Faden bey dem Bergfleiſche groͤber find, 
als bey dem Bergieder. Das war wohl der Grund, warum Herr Rath Baumer, 
wie ich vorher angemerkt habe das Bergfleiſch unter das Bergleder zählee, und man 
hätte auch um eines fo geringen Umſtandes willen, die Gattungen des Amiantes nicht 
vervielfaͤltigen ſollen; denn groͤber und feiner macht eigentlich keinen Unterſchied aus. 
Das Bergfleiſch beſtehet aus dicken, dichten durch eine Verbindung har⸗ 
ter Faſern beſtehenden Blattchen welche dem Steine eine gewiſſe Schwe⸗ g 
re geben, daß er groͤſtentheils im Waſſer unterſinkt. 

Herr von Juſti (x) zaͤhlet das Bergfleiſch, den Berggork und das Berg⸗ 
leder unter die Bimmſteine und erklaͤrt fie für ſchmelzbar. Wären fie ſchmelzbar, 
und zwar für ſich und ohne Zuſatz ſchmelzbar, fo konnten fie freylich nicht mehr unter 
die Amiante gehoͤren, weil dieſe unſchmelzbar ſind. 

Wallerius behauptet das Gegentheil (y); denn er ſagt, das Bergfleiſch werde 
im Bruch immer härter, und endlich fo hart, daß es am Stahle Feuer ſchlage; doch 


| ſagt 
(7) Mineralogle. 1. Th. S. 112. 8029 Grundriße des geſammten — 741 


(u) Naturgeſchichte des Mineralreichs. 1. Th. S. 229. 
S. 215. vn Mineralogie. O. 190. 


N 


Die vierte Klaſſe von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 295 


ſagt Herr von Bomare (2), daß dieſe Eigenſchaft noch an keinem andern als an 
dem daͤniſchen Bergfleiſche ſey wahrgenommen worden. Hier wuͤnſchte ich mir 
eine genauere Erklaͤrung, ob er vielleicht andern, als den daͤniſchen Gattungen eben⸗ 
falls die Schmelzbarkeit beylege. f 

Eben dieſer Wallerius verſichert, daß das Bergfleiſch, weil es aus gröbern Fas 

fern als das Bergleder beſtehet, im Waſſer unterſinke. Der Ritter von Linne be. 
hauptet in einem ſeiner obigen Begriffe, daß es im Waſſer ſchwimme. Es muß dar⸗ 
aus folgen, daß entweder nicht eine jede Gattung des Bergfleiſches im Waſſer ſchwim⸗ 
met, oder daß beyde Schriftſteller zweyerley Steinarten vor ſich gehabt haben. Ich 
vermuthe das letzte, weil mehre Gelehrte verſichern, es ſinke wuͤrklich unter. 
. Wallerius nimmt zwey Gattungen vom Bergfleiſch an: Y) ebenes Bergfleiſch, 
Caro montana lamellis parallelis, welches aus dicken und geraden Scheiben beſtehet, 
oder wo die Blaͤttchen parallel liegen; 2) gewundenes Bergfleiſch, Caro montana la- 
mellis contortis, welches aus dicken und gebeugten oder gewundenen Scheiben beſtehet, 
oder wo die Lamellen gekruͤmmt oder gedreht ſind. 

Herr von Cronſtedt (a) der das Bergfleiſch und das Bergleder, eben ſo wie 
Herr Baumer fuͤr gleichgeltende Worte hält, und zu den Asbeſten zaͤhlet, hat davon 
zwey Gattungen; 1) rein und weiſes Bergfleiſch; 2) Eiſenhaltiges und gelblich braunes 
Bergfleiſch. Dieſe letzte Gattung wird zu Dannemora im Storrymning gefunden, 
und ſchmelzet ſehr leicht zu einem gehe Glaſe. * 

a 2493. 

Es iſt noch der Berggork uͤbrig, als die vierte Gattung vom Amiante. Er 
fuͤhret die Namen Berggork, Bergkork, gegrabener Bork, weil es ein poroͤ⸗ 
ſer, leichter und weiſer Stein iſt, der hierinne mit dem Kork einige Aehnlichkeit hat. 
Im Lateiniſchen wird er Suber montanum; vom Wallerius Amianıus fbris flexi- 
libus inordinate Je inter ſecantibne, leuilſimut; vom Herrn Ritter von Linne Amian- 
zus corticofus flexilis [uberofus, und auch Asbefus folidiusculus flexilis;_ vom Herrn 
Cartheuſer Amiantus flamentis implicatis [uber referens, im Franzoͤſiſchen aber 
Liege fofile , und Liege de montagne genennt- ö 
Der Bergkork iſt unter den Amiantarten diejenige, welche aus klei⸗ 
nen biegſamen Safern beſtehet, ein ſehr loſes Gewebe hat, und daher 
weich und leicht iſt. Dieſe kleinen biegſamen Faͤden des Berggorks durchſchneiden 
einander ganz ordentlich, und ſind ſo locker zuſammen gewachſen, daß dadurch der 
Stein die Geſtalt des Norks hat, und dieſe aͤuſere Geſtalt hat ihm eben den Namen 
gegeben, den er fuͤhrt. Der aͤuſern Geſtalt und dem innern Bau nach koͤmmt der 
Berggork in allem mit dem Amiant uͤberein, er hat biegſame Faſern und iſt weich 
und leicht, aber wenn wir den Berggork dem Scheidekuͤnſtler uͤbergeben, ſo wird er 
uns ſagen, daß er im Feuer ſchmelzt, und das darf der Amiant freylich nicht 
thun. Das iſt auch die Urſache, warum die Gelehrten den Berggork bald zum 
Amiant rechnen, bald von dem Amiant trennen. Nach der Ausſage des Herrn 

t Sen⸗ 

(2) Mineralogie. 1. Th. S. 113. 
(3) Verſuch einer neuen Mineralogie. S. 108. f. 


296 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


Henkels (b) welche durch mehrere Zeugen beftätige wird, ſchmelzet ber Berggork n 
Feuer zu einem ſchwarzen Glaſe. antrat 

Wallerius (e) hat den Berggork unter die Amiante gefeßt, — geſtehet doch 
zu, daß er im Feuer ſchmelze. Seine Gruͤnde, die er anfuͤhrt, ſind folgende: obgleich 
der Berggork im Feuer ſchmelzet, hat man ihn doch hieher unter die Feuerfeſten Steine 
rechnen muͤſſen, ſowohl in Anſehung feiner innern Structur, als Weiche und Leichtig⸗ 
keit, mit welchen Eigenſchaften dieſe Steinarten beſonders begabet ſind. Allein wenn 
man blos nach den aͤuſern Kennzeichen urtheilen duͤrſte, ſo wuͤrde beynahe alles was der 
Berggork hat, auch an dem Bimmſteine gefunden werden, der noch außerdem den 
großen Vorzug hat, daß er im Feuer nicht zu Glaſe wird. Da wir hier von Feuerfe⸗ 
ſten Steinen reden, ſo iſt eine bloße aͤuſere Aehnlichkeit nicht hinreichend, einen Stel 
bieher zu zählen, der das Feuer nicht aushaͤlt, und ohne Zuſatz fließend wird. 
Herr Leibarzt Vogel (d) hat den Berggork unter den As beſten, er konnte es, 
ohne Vorwürfe zu befürchten; denn er hat ihn unter dem Geſchlechte der faſerigten 
Steine, und dahin gehoͤret er gewiß. Herr Rath Baumer (e) der uns von dem 
Berggork die Nachricht erthellet, daß er zuweilen Silberhaltig ſey, will ihn weder unter 
die Amiante noch unter die Asbeſte zählen, ſondern er hat ihn unter die Klaſſe der ver⸗ 
miſchten Steine geſetzt, weil er ein ute von bon, Flußſpath, Kies, Klare 
Sande, und dergleichen iſt. 

Soll ich uͤber dieſen Streit meine eier ſagen „ fo: ‚behaupte ich 7 daß er mit 
allem Rechte unter dem Amiante ſtehet; denn er ſchmilzt nicht für ſich, ſondern 
die fremden Theile, beſonders der Flußſpath und der Sand, ſind bey dem Berggork 
eben das, was bey andern Feuerfeſten Steinen, wenn ſie geſchmolzen werden ſollen, der 
Zuſatz iſt. Reiniget man den Berggork von dieſem Zuſatze, ſo wird er eben ſo wie 
ein jeder Amiant das Feuer aushalten. Das hat ſchon Herr von Bomare (1) bes 
merket; denn er ſagt: im ſtarken Feuer ſchmelzet er, welche Eigenſchaft er von den 
zwiſchen ſeinen Theilen liegenden fremden Koͤrpern bekoͤmmt. 

Herr von Cronſtedt (g ) hat den Berggorf unter den Asbeſten, und cheilet ihn 
in zwey Untergattungen; 1) reiner und weiſer Berggork; 2) Eiſenhaltiger und gelblich 
brauner. Man koͤnnte den Silberhaltigen Berggork, daſſer oben er Baumer 
gedachte, als eine dritte Gattung hinzu thun. 

9. 494. 

Ich komme nun wieder auf den Amiant, wo noch einige Umftände zu erwegen 8 
ſind, die ich nicht uͤbergehen darf. Zufoͤrderſt ſein Verhaͤltniß, das er auf die 
Verſteinerungen, und auf die Minern bat. Die Liebhaber der Verſteinerun— 
gen haben ſich von dem Amiant gar geringe Vortheile zu verſprechen. »Die Entſte⸗ 
hung des Asbeſts, ſagt Here Hofrath Walch (h) und deſſen 1 iſt noch 

ein 


ht 


(b) Kleine mineraliſche Schriften. S. 37. (f) Mineralogie. 1. x. S. 112. 1 

(c) Mineralogie. S. 197. CE) Verſuch einer neuen Mineralogie. S. 

(d) Praetiſches Mineralſyſtem. S. 172. 1og. 

(e) Naturgeſchichte des Mineralreichs. *. I. 1.80 3 der n 
S. 266. 


Die vierte Klaſſe ö von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 297 


ein wahres Lithologiſches Problem, ſo viel aber iſt wohl ausgemacht und richtig, daß 

er an den thonigten Steinarten den größten Anſpruch macht, und daß vielleicht aus 

eben dieſem Grunde er von allen Verſteinerungen frey iſt. Er bricht gemeiniglich da, 

wo ſich Stratiten beſonders Wierenſteine finden, und da ſich an ſolchen Orten keine 

Spur von fremden dahin gerathenen Koͤrpern zeigt, ſo kann man ſich auch keine aus 

dem Asbeſt verſprechen. Geſetzt auch, es kaͤme an ſolche Orte, zu der Zeit, wenn der 

Grundſtoff ſolcher Stratiten daſelbſt noch eine feine fette Thonerde wäre, fremde Koͤr⸗ 

per, ſo wuͤrde der fette ſie umſchließende Thon das Eindringen des Waſſers mehr ver⸗ 

hindern als befördern, ſolchen Körpern würde alsdann das Impregnationsmittel feh⸗ 

len, ſie wuͤrden daher endlich in einen Staub zerfallen, der ſich alsdann mit der uͤbri— 
gen daſelbſt befindlichen Erde vereinigen würde, ohne daß ſie einige Spur ihres ehema⸗ 
ligen Daſeyns leicht zuruͤcke laſſen würden, So wie nun der Amiant weder die Mas 
trix einer Verſteinerung ſeyn, oder einen Abdruck eines ehemals daſelbſt gelegenen Koͤr⸗ 
pers hinterlaſſen kann, ſo iſt es noch unmoͤglicher, daß ſich ein fremder Koͤrper in 
Amiant verwandeln koͤnnte. Die kleinen leeren Zwiſchenraͤume eines Koͤrpers, welche 
durch die Kalcination entſtanden find, find nicht gros genug, daß fie den Körper faſe— 
richt machen koͤnnten, und ſoll er ganz Fadenartig werden, ſo bleibt es der Koͤrper nicht 
mehr, der er ehedem war. Wa ’ 

Noch mehrere Vortheile verſpricht der Amiant den Liebhabern der Minern, ob» 
gleich die Erze in dem Amiant allemal große Seltenheiten mehr fuͤr die Cabinete, als 
zum wahren Nutzen bleiben. Herr Oberbergrath Gerhardt (i) fuͤhret einige Bey— 
ſpiele davon an. Beſonders beruft er ſich auf einige Nordiſche Gruben. Von 

Johanngeorgenſtadt beſitzt er Amiant mit gewachſenem Silber und andern 
Amiant mit Silberglaserz, und er verſichert, daß der Reichenſteiniſche Amiant 
zuweilen etwas weiſes Arſenicalerz in ſich habe. 

Da man aus dem Amiant Leinewand, Pappier, Lichtdochte und dergleichen bes 
reiten kann, fo würde er einen wahren oͤconomiſchen Nutzen haben, wenn man ihn nur 
haufiger und wohlfeiler zubereiten koͤnnte, als es jetzo geſchiehet. So aber bleiben die 
Producte dieſes Koͤrpers immer mehr fuͤr die Neugierde und zur Seltenheit als fuͤr den 
Nutzen der Menſchen beſtimmt. Man behauptet auch, daß er in der Medicin ges 
braucht werden koͤnnte. Die Verfaſſer des Univerfallerifons (K) haben davon folgen» 
des: «der Amiant wird zu ein und andern Arztneyen genommen: man hält dafür er 
widerſtehe dem Gift, der Zauberey, halte an, vertreibe und heile aͤußerlich die Kraͤtze 
und Raute; er reinige auch ſonſten, und diene innerlich wider den weiſen Fluß, in 
Wein oder Brandewein genommen: in den Apotheken iſt das Vnguentum oder Lini- 
mentum de amiante wider den boͤſen Grind, es iſt auch eine andere Salbe davon, wos 
mit man die Hand ſalben, und nachmals das Feuer ohne Schaden angreifen ſoll. 
Herr Rath Baumer (1) verſichert aber, daß man gegen alle angefuͤhrte Krankheiten 
beſſere und ſichere Arztneymittel habe, als den Amiant. 

| Es 


(i) Beytraͤge zur Chymle. 1. Th. S. 375. ay Hiſtor. natural, Iapid, pretioſor. S. 
k) Im erſten Bande. S. 1730 115. 


2. Th. P p 


298 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


Es koͤmmt der Amiant in Thon, Speckſtein, Seifenſtein, Serpentinſtein, Nie 
renſtein und Quarz entweder blos eingeſprengt, oder Neſterweiſe, oder in ſchmalen 
Schnuͤren zum Vorſchein, und in Keichenſtein wechſeln Lagen von Serpentinſtein 


und Bergflachs ſechs⸗ bis fiebenmal mit einander ab (in). Da aber die Schriftſteller 


den Amiant und den Asbeſt bald für einerley halten, bald mit einander verwechſeln, fo 
iſt eine genaue Anzeige der Oerter, wo der Amiant gefunden wird, allemal ſchwer und 
unſicher; man vergleiche uͤbrigens mit dieſen Oertern, die ich hier anfuͤhre, diejenigen 


die ich bey dem Asbeſt anfuͤhren werde, und ſehe uͤberhaupt, wie ich ſchon einmal erin⸗ 


nert habe, dieſen und den folgenden Artickel für eine unzertrennliche Abhandlung an. 
Vom Amiant ſuͤhren die Schriftſteller folgende Herter an: Amboina, Baſtuans, 
Bern in der Schweitz, Berg Cariſto in Griechenland, Grafſchaft Cleve, Cravatalva, 
Cypern, Dannemora, Dreſeburg, Fahlun, Graubinderland, Griechenland, Lappland, 
Magdeburg, Nuͤrnberg, Reichenſtein, Romanien, Sahlberg, Schelkome Gora in 
Siberien, Schleſien, Siberien, Silberberg in Schweden. Siehe Bruͤck mann 
M.,agnalia Dei. P. I. S. 45. 46. 235. 275. 301. P. II. S. Fl. 1013. 1014. 1044. 
Scheuchzer Naturhiſtorie des Schweitzerlandes Th. 3. S. 133. Linne Syllema na- 
turae 1768. S. 5. f. Gerhardt Beytraͤge zur Chymie 1. Th. S. 375. Cronſtedt 
Verſuch einer neuen Mineralogie. S. 109. 


XCII. Der As beſt. 
| $. 495. 


Der Asbeſt hat feinen Namen aus dem Griechiſchen erhalten, von * und oßlvwuiu 


extinguo, weil ihn das Feuer nicht verzehren kann. Die lateiniſche Benennung 
Asbeſtus hat alſo eben dieſe Ableitung. Herr Wallerius beſchreibet ihn ſonſt noch 
folgendergeſtalt: Asbeſtus filis aut fibris parallelis und der Herr Ritter von Linne 
Amiantus fibroſus fibris ſeparabilibus flexilibus tenacibus. Der Franzoſe nennet ihn 
gewoͤhnlich Asbeſte, und weil man den Amiant und Asbeft oft für einerley hält, und 
daraus die unverbrennliche Leinewand macht, Lin incombufible. Der Hollander 
nennet ihn Atbeſt Nype en our ype Asbeft, Steen vlas, (Steinflachs) obgleich dieſer Nas 
me eigentlich nur dem Bergflachſe (§. 490.) gehoͤret. 

H. 406. 

Der Asbeſt iſt unter den Seuerfeſten faſerigten Steinen derjenige, 
wo die Saden ſteif und bruͤchig ſind. Dieſer Stein, da er im Feuer je laͤnger 
er gebrannt wird, deſto feſter wird, ſo gehoͤret er allerdings unter die Feuerfeſten Steine; 


die kleinen Theile dieſes Steines beſtehen aus Faſern, die entweder durchaus, oder doch 


zum Theil parallel laufen. Dieſer Stein iſt etwas hart und fpröde, und laͤßt ſich nicht 
wie ein Amiant biegen, ſchwimmt auch nicht, wie jener auf dem Waſſer, ſondern ſinkt 
vielmehr zu Boden. Seine Theile haben eine weißliche oder grünliche Farbe, und die 
Faͤden ſind bisweilen Buͤſchelweis zuſammen gehäuft, Er bricht in Stuͤcken von unor⸗ 
dentlicher und unbeſtimmter Figur, insgemein aber nach der Laͤnge e Faͤden, die 

Säuren 


(m) Siehe Gerbardt Beytraͤge zur Chymie. Th. 1. S. 375. 


* 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 299 


Säuren aber greifen ihn nicht an (n). Beym Herrn von Cronſtedt (o) wo die 
Asbeſtarten (Terrae asbeſtinae) ein eigen Geſchlecht ausmachen, darunter der Amiant 
und der Asbeſt als Gattungen ſtehen, werden zum Asbeſtarten folgende Kennzeichen 
erfordert: ) wenn fie rein find, find fie ganz ſchwerflüßig; 2) in größern Stuͤcken find 
fie biegſam; 3) ihre Flächen find matt und uneben; 4) im Feuer werden fie brüchicher; 

5) am Stahle geben fie Feine Funken; 6) von ſauern Geiſtern werden fie nicht angegrife 
fen; 7) vom Borax werden fie leicht in Fluß gebracht. In einigen dieſer Kennzeichen 
ſtimmen nicht alle Mineralogen Herrn Cronſtedt bey, ſie behaupten nicht, daß er 
ſchwerfluͤßig ſey, ſondern daß er, wenn wir das Feuer des Brennſpiegels ausnehmen, 
gar nicht fuͤr ſich in Fluß gebracht werden koͤnnte. So ſind auch wenigſtens nicht 
alle Asbeſt⸗ und Amiantarten von der Art, daß ſie im Feuer bruͤchiger werden, ſondern 
ſie werden vielmehr in demſelben haͤrter. 

Einige Gelehrten machen den Asbeſt zu einem Geſchlechtsnamen, davon ſie 
die Gattungen bald ſo, bald wieder anders zaͤhlen. Vom Herrn von Cronſtedt habe 
ich kurz vorher ein Beyſpiel angefuͤhret, deſſen nähere Eintheilung ich in der Folge mit⸗ 
theilen werde; er macht aber den Amiant und den Asbeſt zu den zwey Hauptgattungen 
feines Geſchlechtes. Herr von Juſti (p) macht ebenfalls aus dem Worte Asbeſt eis 
nen Geſchlechtsnamen, darunter er den Amiant, den er wider den eingefuͤhrten Rede⸗ 
gebrauch Bergflachs nennet, das Federweiß und den Aehrenſtein als Geſchlechtsgat⸗ 
tungen anſiehet. Seinem Begriffe nach, den er ſich von dem Asbeſt macht, da er ihn 
einen Stein von bald feften, bald muͤrben Beſtandweſen nennet, der aus zarten Fäfers 
gen beſtehet, die einander uͤber das Kreutz durchſchneiden, oder von einer Mittellinie nach 
zwey Seiten auslaufen, konnte er dieſes zwar thun. Allein alle dieſe Kennzeichen paſ⸗ 
ſen auch auf den Bimmſtein, den gleichwohl jeder Mineralog und ſelbſt Herr von Juſti 
von dem Asbeft trennet. 

Andere Gelehrten und vielleicht die mehreſten trennen den Asbeſt von dem 
Amiant, und ſetzen das Unterſcheidungszeichen in der Steife und Bruͤchigkeit der Fa⸗ 
fern, welche man an dem Amiant findet, an dem Asbeſte aber nicht ($. 486.) 

Wir haben allerdings Spuren, daß der Asbeſt den Alten bekannt war, wenig⸗ 
ſtens koͤmmt das Wort bey ihnen vor. Plinius (q) ſagt, der Asbeſtes werde in den 
Arcadiſchen Bergen erzeuget, und ſey Eiſenfarbig. Herr D. Bruͤckmann (r) 
glaubt zwar es ſey vermuthlich unſer Asbeſt nicht, es iſt auch zuverlaͤßig, daß wir ge⸗ 


woͤhnlich den Asbeft nicht von einer Eiſenfarbe finden; allein Herr von Cronſtedt 


fuͤhret am angeführten Orte feines Verſuchs unter dem Bergfleiſch und dem Berggork 
gelblichbraune Gattungen an, welche ſogar Eiſenhaltig ſind. Es koͤnnte moͤglich ſeyn, 
daß der Asbeſtes der Arcadiſchen Berge von eben der Art geweſen ſey. Freylich 

redet Plinius viel zu dunkel, als daß man hier etwas zuverlaͤßiges entſcheiden koͤnnte. 
Y p 2 9. 497 


(o) Siehe Bomare Mineralogie. 1. Th. () Hißor. natural. Lib. 37. Cap.10.(54) 
104 S. 283. 
re Verſach einer neuen Mineralogie. S. 108. (r) Abhandl. von den Edelſteinen. S. 362 
$. 102. der neuern Ausgabe. 

(p) Grundriß des Mineralreichs. S. 215. E 


300 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


e $. 497. . 5 

Die ſchwerſte Unterſuchung bey Beh Asbeſt betrift deſſen Beſtandtheile, 
welche wir freylich nicht zuverlaͤßig genug wiſſen. Da ich ich bey meinem Syſtem 
denen geſolget bin, die ihn unter die Thonartigen Steine ſetzen, fo iſt es meine Pflicht, 
die Frage zu unterſuchen: ob man hinlaͤnglichen Grund habe, den Asbeſt 
zu den Thonartiken Steinen zu zaͤhlen? Herr Rath Baumer () ſetzet von den 
Thonartigen Steinen unter andern folgende Eigenſchaften feſt: von den Saͤuren werden 
ſie nicht aufgeloͤßt; in dem Feuer veraͤndern ſie ohne Zuſatz ihre Figur nicht. Hin⸗ 
gegen ſagt er von dem Asbeſt: einige Asbeſtarten flieſen fuͤr ſich im dem Feuer, andere 
erfordern den Zuſatz eines Laugenſalzes zu dem Fluſſe und geben alsdenn mit dem Stahl 
Feuer. Aber mit dem Sonnenfeuer koͤnnen alle Arten deſſelben viel geſchwinder als 
die einfachen Erden und Steine zum Fluſſe gebracht werden. Daß der Asbeſt aus den 
Feuerſpeyenden Bergen, als eine ſehr fluͤßige Schlacke herausſchmelzet, koͤmmt ohne 
Zweifel von andern mit eingemiſchten Erzarten her. Freylich ſollte der Asbeſt nicht 
ſchmelzen, wenn er auf die Thonartigen Steine ein Recht haben wollte. Allein wenn 
ich auch bedenke, was Herr Gerhardt (t) ſagt, daß es Thone giebt, welche der 


größten Kraft und Heftigkeit des Feuers widerſtehen, daß im Gegentheil andere Gate 


tungen eben dieſes Geſchlechtes, in einem ſehr mittelmaͤßigen Feuergrade von ſelbſt 
ſchmelzen; ſo kann man deswegen, weil einige Asbeſtarten ſchmelzen, welches gleich— 
wohl andere nicht thun, ihn noch nicht von den Thonartigen Steinen trennen. Herr 
von Cronſtedt (u) ſcheinet auch dafuͤr zu ſeyn, daß der Asbeſt Thonartig ſey. Er 
fuͤhret folgenden Grund an: ich bin ſehr geneigt zu glauben, daß die Asbeſtarten ſo 
wohl wie der Glimmer, aus einer Thonerde entſtanden ſind, indem die Bruͤchigkeit, 
die ſie im Feuer erhalten, anzeigt, daß ſie erhaͤrten, und durch die Eiſenerde leicht 
fllüßig werden. Allein die Art, der ſich die Natur zur Hervorbringung derſelben bes 
dienet, iſt ſo unbekannt, als es in andrer Abſicht unnoͤthig ſeyn würde, nach wenigerer _ 

Anleitung, Erdarten unter wenige Klaſſen zu bringen. Herr von Bomare (x) hat 
den Asbeſt ebenfalls unter die Thonartigen Steine geſetzt; allein über die Entſtehungs. 

art iſt er fo ſchwankend als Herr von Cronſtedt war. Er ſagt: man koͤnnte ver⸗ 
muthen, daß dieſe Subſtanzen, er meynet die Asbeſte, von einer Zuſammenbackung, 
Concretion, entſtanden waͤren, weil man wahrnimmt, daß dle meiſten Faſern des Asbeſtes 
und Amiants mit etwas Kalkartiger Erde uͤberzogen ſind, welche im Waſchen davon geht. 
Dieſes oͤfnet den Muthmaßungen ein weites Feld. Herr Mebel (y) hat in feiner Ab⸗ 
handlung von dem Asbeſt zu beweiſen geſucht, daß er Thonartig fey. Er fand in Heſſen 
den Asbeſt in einem Thonlager, wo man dieſen Stein bisher nicht geſehen hatte, und 
ſchlieſet daraus, daß der Asbeſt von einer thonigten Natur ſeyn muͤſſe. Eine Anme⸗ 
kung, die ſchon der Herr Ritter von Linne gemacht hat (§. 487.). Außerdem ſetzt 
8 er 


(0) Naturgeſchichte des Mineralrelchs. Th. J. (xk) Mineralogie. 1. Th. S. 104. 
S. 205. vergl. mit S. 214. Th. 2. S. 136. (y) De asbefto in den Actis phyfico medicis 
(t) Beytraͤge zur Chymie. Th. 1. S. 25. ſocietatis aeadem. ſeientiar prineipalis Haſſia- 
(u) Verſuch einer neuen Mineralogie. S. cac Gieſ. 1771. S. zo. Conf. Beckmanns 
110. phyſik. deonom, Biblioth. 2. Band. S. 352. 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 30¹ 


er noch hinzu, daß ſich der Asbeſt in eine thonigte Erde auflöfen laſſe, und zwar mit 
Speichel. Wir haben, ſagt Herr Profeſſor Beckmann, Siberiſchen Asbeft zer⸗ 
faͤſert, und mit Speichel in der Hand, und auch in einem Gefäße lange gerieben, und 
geſehen, daß er ſich auf ſolche Art in ſo feine Theile zerreiben laͤßt, daß ſie ſich mit 
dem Speichel voͤllig vermiſchen, und daß man die kleinen Faͤſerchen nicht mehr unter⸗ 
ſcheiden kann. Aber eben dieſes finden wir auch, da wir den Asbeſt in einem Moͤrſer 
vom Serpentinſtein, erſt mit weniger hernach mit mehrerm Waſſer gerieben haben. 
Der weißgraue Brey ſenket ſich jedoch zum Theil aber langſam. Nun fragts ſich, nen⸗ 
net man dies aufgeloͤſet. Herr Profeſſor Pott (2) will es nicht eingeſtehen, daß der 
Asbeſt Thonartig ſey. Er fuͤhret den Grund an, weil er bey maͤßigem Gluͤen nicht ers 
haͤrte, wie alle Thonartige Steine thuͤn muͤſſen; er werde vielmehr bey einem ſolchen 
Grade des Feuers bruͤchicher. Ja der Asbeflus plumoſus oder maturus wurde bey einem 
merklich heftigen Feuer bruͤchicher und zugleich gelb gefaͤrbt, der unreife Asbeſt wurde 
in eben dem Grad noch bruͤchiger, wollte auch kein Feuer ſchlagen. Damit verknuͤpft 
Herr Pott eine Anmerkung, die ſeiner Meynung ein großes Gewicht zu geben ſcheint, 
aber ſie verlieret aus dem, was ich vorher geſagt habe, viel von ihrem Gewichte. Hier 
iſt ſie. „So viel ich einſehen kann, halte ich dafuͤr, daß alle diejenigen Steine, 
welche nicht bey mäßigen Feuer merklich erhaͤrten, mit keinem Recht unter die thonigten 
Steine gerechnet werden ſollten. Man muß hier billig auf den Unterſchied des gege— 
benen Feuergrads Achtung geben, und feſtſetzen, daß nur die Art Steine, welche im 
heftigen Feuer härter werden, mit Recht thonigte Steine heißen ſollen: hingegen bey 
denjenigen Steinarten, welche nicht eher als nach ſehr heftigem Feuer hart werden, da 
iſt dieſe Verhaͤrtung vielmehr eine Wirkung einer angehenden Schmelzung und Zuſam⸗ 
menſiedung, und dergleichen kann auch bey ſolchen Steinarten vorkommen, welche gar 
nichts thonigtes enthalten, ſondern mehrentheils entweder aus verſchiedenen Erden zu⸗ 
ſammengeſetzt, oder mit metalliſchen Theilen vermiſcht ſind. Daß aber der Asbeft von 
dem Sonnenfeuer der grofen Brennſpiegel ziemlich leicht ſchmelzt, iſt aus andern Orten 
genugſam bekannt. Ja er ſchmelzt auch, mit Zuſatz von einem wenigen Alkali; denn 
da ich das reife Alumen plumoſum nur mit der Hälfte Alcali verſetzt habe, fo iſt es zu 
einer weißgruͤnlichen Maſſe, wie Porcelain, die ſcharf Feuer ſchlug, zuſammenge⸗ 
ſchmolzen.“ | 


Da freylich die Gelehrten über die Beſtandtheile und über den Urſprung des Asbefts 
nicht einig werden koͤnnen, ſo iſt es daher gekommen, daß fie denſelben nach der Be⸗ 
ſchaffenheit ihrer Syſteme unter verſchiedenen Geſchlechten haben. Herr von Bro⸗ 
mell (a) der Ritter von Linne (b) Wallerius (e) und Herr von Juſti (d) haben 
die Asbeſte unter den Feuerfeſten Steinen; Herr von Bomare le) Linne (f) Wol⸗ 

Pp 3 | tersdorf 


(2) Erſte Fortfegung der Lithogeognoſie. Ce) Mineralreich. S. 131. ) 
S. 51. 52. R (d) Grundriß des Mineralreichs. S. 215. 


(a) Mineralogia et lithographia ſuecana. $. 407. 
25 N ee) Mineralogie. 1. Th. S. 104. 


8085 adm naturae. 1748. S. 158. (f) Syſtema naturae. 1768. ©, 35 ,. 


302 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


tersdorf (g) und Baumer (h) unter den Thonartigen Steinen; Herr Cartheu⸗ 
ſer (i) und Herr Walch (K) unter den Zapidibus flamentofir; Herr Vogel (J) uns 
ter den Zapidibus pliumoſis; Herr von Cronſtedt (m) unter den Terris asbefiinis, 
Herr Klein (n) unter den Steinen, die er Pactoliten nennet, und Herr RE 

bardt (o) unter den fetten Steinen, welche die Salzerde in ſich haben. 


$. 498. 

Man meme verſchiedene Gattungen der Asbeſte an, doch auch darüber ver⸗ 
ſchiedene Meynungen der Naturforſcher, dergeſtallt, daß der eine dasjenige Amiant 
nennet, was bey einem andern Asbeſt heißt und umgekehrt. Man darf nur die 
beyden Syſteme der Herrn Wallerius und Linne gegen einander halten, wenn 
man ſich davon uͤberzeugen will. Freylich wuͤrde dieſe Unbequemlichkeit ſo gleich 
wegfallen, wenn man die Unterſcheidungszeichen unter den Amianten und Asbe⸗ 
ſten und fo gar unter einigen Talkarten gehörig feſt ſetzte. Daß man das Wort 
Asbeſt, und Amiant bald zu einem Geſchlechts, bald zu einem Gattungsnamen macht, 
dadurch hilft man dieſer Schwuͤrigkeit wuͤrklich nicht ab. Eben ſo zaͤhlet man zum 
Asbeſt bald mehr, bald weniger Gattungen, unter denen aber die mehreſten von keiner 
Erheblichkeit ſind, außer denen, daß man ihn in reifen und unreifen einzutheilen pflegt. 
Der reife Asbeſt, der auch Lapis abyfünus genennet wird, iſt grau und weiß und laͤßt 
ſich ſplittern, folglich ſind ſeine Faͤden etwas zaͤhe. Der unreife Asbeſt iſt gruͤn, und 
läßt ſich nicht ſplittern. Von dem unreifen Asbeſt find vier Gattungen bekannt, der 
graue, der halbdurchſcheinende, der ſchwaͤrzlichte und der gruͤnlichte. Doch wir wol⸗ 
len einige der vorzuͤglichſten Eintheilungen der Gelehrten, von dem Asbeſte bekannt 
machen. 

Ich mache den Anfang mit Herrn Scopoli (p), welcher vier Gattungen an⸗ 
giebt: 1) den glaſichten Asbeſt, Asbeſtus eryltallinus, 2) den Aehrenſtein, Asbeſtus 
aceroſus, 3) den unreifen Asbeſt, Asbeſtus immaturus, 4) den unaͤchten Asbeſt, As- 
beſtus lithomorphus. Er giebt ihm dieſen Namen, weil er einem halbvermoderten 
Holze gleich ſiehet. Er wird in Böhmen gefunden (q). Herr Bertrand (r) macht 
folgende Gattungen zu Asbeſtarten, die er unter zwey Geſchlechten hat, ) Asbeſtus 
mollior ſubvireſcens, filamentis tenuioribus continuis inflexis, 2) Asbeflus fericeus 
albido fuscus, ſilamentis longioribus continuis latis, 3) Aden ſericeus, cinereus 


5 filamen- 

(g) Mineralſyſtem. (9) Dieſer Holzasbeſt, den andere Holy 
Ch) Naturgeſchichte des Mineralreichs. Th. 1. amiant nennen iſt mehrern Schriftftellern bekannt. 
S. 213 Der Ritter von Linne nennet ihn Amiantus 
(i) Fle ments mineralogiae., S. 16. ſibroſus, fibris connatis angulatis, rigidis, 
(Kk) Syſtematiſches Steinreich. S. 42. opacis. Herr Profeſſor Cartheuſer Asbeſtus 


() Practiſches Mineralſyſtem. S. 168. filamentis longitudinalibus, duris, firmiter 
(m) Verſuch einer neuen Mineralogie. S. 108. connexis, nitidis lignum referens; Herr D. 
(n) Lucubr. ſubterranea prior de lapidi- Gerhardt Amiantus fibris rigidis, ligneis in- 

bus macrocoſmi. Petropol. 1758. ſeparabilibus, parallelis. Herr Woltersdorf 
eo ) Beytraͤge zur Chymie. 1. Th. S. 349. Pfeudo asbeſtus fibris lignofis duris; Herr von 

368 Bomare Asbeſte ligneux. Er iſt eigentlich der 
(p ) Einleitung in die Kenntniß der doßlien. unreife Asbeſt des Wallerius. 

D. 14. f. (x) Dictionnaire des Foſſiles. T. I. S. 26. 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 303 


filamentis longiſſimis, eraſſiusculis, continuis ſubrotundis, 4) Asbeſtus ſericeus, cine- 
reo virens, filamentis longioribus, tenuiſſimis continuis, 5) Amiantus mollior rubro 
nigreſcens, filamentis abruptis eraſſioribns, 6) Amiantus mollior albiſſimus filamentis 
brevibus convolutis, abruptis et intertextis, 7) Amiantus rigidus cinereo vireſcens, 
filamentis brevibus abruptis et intertextis, 8) Amiantus mollior, fusco virens, fila- 
mentis breuiſſimis abruptis, tenuiſſimis et intertextis. Wallerius (I) und Herr 
von Bomare (t) haben folgende Eintheilung angenommen: 1) reifen Asbeſt, As- 
beftus filis parallelis, tenacioribus, ſeparabilibus. Wal. Asbeſtus maturus. Bom. La- 
pis abyſſinus, Amiantus, Asbeſte mur. Bom. Das iſt der eigentliche Bergftachs, oder 
wenigſtens eine Gattung deſſelben; denn er laͤßt ſich ſpinnen und weben; 2) unreifen 
Asbeſt, Asbeſtus fibris parallelis durioribus, non feparabilibus. Wall. Asbeftus imma- 
turus. Bom. Amiantus fibris angulatis, rigidis, opacis. Linn. Asbeſtus filamentis 
longitudinalibus ſubdiaphanis, duriusculis, feinimembranaceis. -Carth. Asbeſte non 
mur. Bom. a) grau, cinereus, b) gruͤnlich, viridis, e) ſchwaͤrzlich, niger, d) halb⸗ 
durchſcheinend, ſubdiaphanus; 3) Federweiß, davon ich gleich beſonders reden werde; 
4) Sternasbeft, Asbeſtus, fibris e centro radiantibus. Wall. Asbeſtus filamentis diver- 

entibus. Carthi. Asbeſtus ſtellatus. Asbeſte étoile. Bom. 5) Straußasbeſt. Wall. 
Buͤſchelasbeſt. Bom. Asbeſtus fibris fasciculatis, e centro vario radiantibus. all. Tal- 
eum fibris rigidis faſciculatis intortis. Linn. Asbeſtus filamentis diuerſimode flexis fas- 
ciculatis duris. Carth. Asbeſtus fasciculatus. Asbeſte à bouquets ou faſcieux. Bom. 
Asbeſte en bouquets; 6) Aehrenſtein, den ich auch beſonders beſchreiben werde. Zu 
dieſen ſechs Gattungen thut Herr von Bomare noch 7) den holzigten Asbeſt, oder den 
Holzamiant hinzu. Herr Leibarzt Vogel (u) zaͤhlet unter die Gattungen des As» 
beſtes, den Berggork, das Bergfleiſch und das Bergleder, welche andere als drey 
Gattungen des Amiants annehmen. Herr von Cronſtedt (x), der den Amiant und 
den Asbeſt unter den Geſchlechtsnamen der Asbeſtarten vortraͤgt, theilet fie alſo ein: 
1.) aus weichen und dünnen Scheiben zuſammengeſetzter Asbeſt, Asbeſtus membra- 
naceus, Amiantus Walerii, 1) von gleichliegenden Scheiben, Bergleder, Berge 
fleiſch, a) rein und weis, b) Eiſenhaltig und gelblichbrau, 2) von Scheiben, die inein⸗ 
ander gewunden ſind. Berggork, a) rein und weiß, b) Eiſenhaltig und gelblichbraun; 
II.) aus feinen biegſamen Faſern zuſammengeſetzter Asbeſt. Asbeſtus fibroſus, As- 
beſtus Mallerii, I) mit gleichlaufenden Faſern. Bergflachs a) reiner und weicher, 
aa) hellgruͤner, bb) weiſer, b) etwas Eiſenſchuͤßiger und bruͤchiger; 2) aus zerbrochenen 
und zuſammen geſetzten Faſern, a) Eiſenſchuͤßiger, b) hellgruͤner. Herr Molters⸗ 
dorf (y) welcher Asbeſt und Amiant fuͤr gleichlautende Worte hält, unterſcheidet die 
Asbeſte folgendergeſtalt. 1) Sie haben gleichlaufende haarige Faſern, ſo ſich ſpinnen 
laſſen. Aechter Asbeſt, Bergflachs. 2) Sie haben gleichlaufende haarige bruͤchige Fa⸗ 


ſern, Federasbeſt, §ederweiß; 3) fie haben gleichlaufende Borſtenartige ſteife Fa⸗ 


ſern. Unreifer Asbeſt. 4) Sie haben gleichlaufende Holzartige harte Faſern. 
Frl 3 Unaͤch⸗ 
(g) Mineralogie. S. 192. (x) Verſuch einer neuen Mineralogie. S. 


(t) Mineralogie. 1. Th. S. 11. 10ö08. f. Wa 
(u) Practiſches Mineralſyſtem. S. 172. (y) Mineralſyſtem. S. 16. 


304 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeften Steinen. 


Unaͤchter Asbeſt. 5) Sie haben durch einander laufende haarige Faſern. Berg⸗ 
leder, Berggork. f i i . 

Unter den Asbeſten find ſonderlich das Federweiß, und der Aehrenſtein bekannt, 
daher ich von dieſen beyden Asbeſtgattungen inſonderheit reden will. 


N §. 499. dan 
Das Federweiß, der falſche Asbeſt, der unaͤchte Asbeſt, unaͤchte §e⸗ 
deralaun. Bom. Federamiant. Gerh. Abeſfur plumofus, Pfeudo asbeflus plumo. 
Jus. Bom. Alumen plumofum, Asbeftus fbris parallelis, fragillimis vix feparabilibus, 
Wall. Amiantus fibrofus fibris feparabilibus Bexilibus fragilibus pappofis. Linn. Amian- 
sus fibris mollibus pappofs. Linn. Asbeflus fbris fragilibur plumofus. Woltersd. Arbe 
Rus fllamentis longitudinalibus friabilibus nitidis. Cartlı. Amiantus fibris parallelis, 
rigidis, nitidis, fragillimis asgre feparabilibus. Gerh, Faux Asbefle, Faux Alaun 
de plume. Bom. wird derjenige reife Asbeſt genennet, deſſen Faͤden einen Silberglanz 
haben, und ſo weich ſind, daß ſie fich zwiſchen den Fingern zu Pulver reiben laſſen. 
Das Sederweiß laͤßt ſich leicht in einzelne kleine Fäden zerklopfen, und wenn man es 
nicht zu Pulver zerſtoͤßt, ſondern die Faͤden ſo viel als moͤglich iſt, ſchonet, ſo ſiehet 
es der Baumwolle, oder auch der weiſen Seide gleich, daher auch verſchiedene Schrift- 
ſteller behaupten, man habe ehedem aus dem Federweiß eben ſowohl als aus dem 
Bergflachſe die unverbrennliche Leinewand gemacht. Allein man muß wohl 
das Sederweiß nicht recht kennen, wenn man dieſes behaupten will; denn da es kurze 
und zerbrechliche Faden hat, fo ſchickt es ſich weder zum Spinnen, noch zum Weben. 
Wenn man uͤbrigens das Federweiß mit den Fingern zerreibt, und auf die Haut ſtreicht, 
ſo verurſachet es auf ſelbiger ein Jucken, eben ſo, wie die Stiche kleiner Nadeln (2). 
Wie wenig die Schriftſteller in der Beſtimmung der weſentlichen Bennzei⸗ 
chen des Federweiſes ſind, das kann man ſchon aus den vorhergehenden Benennungen 
ſehen. Wallerius zaͤhlet es zum Asbeſt, Linne zum Amiant. Beyde haben ihre 
Nachfolger, und dieſes lies ſich wohl entſchuldigen, da man uͤber die Begriffe beyder 
Worte nicht einig iſt. Der eine nennet die Faͤden des Federweiſes ſehr zerbrechlich, der 
andere weich und zerbrechlich: der eine ſagt, man koͤnne dieſe Faͤden kaum von einander 
trennen, der andere behauptet, man koͤnne ſie allerdings von einander trennen. Ob es 
gleich einige Sederalaun, Alumen plumoſum nennen, ſo darf man doch nicht glau— 
ben, daß fie es für denjenigen Federalaun halten, der eigentlich ein Strahlgyps 
iſt, der aber auch den Namen des Federweiſes, den er beym Herrn Rath Baumer 
hat (a), nicht führen ſollte, weil daraus gar zu leicht Mißdeutungen entſtehen. Noch 
weniger wird man das Federweiß mit dem Federalaun, Alumen plumoſum, der 
Chymiſten, verwechſeln, welches vom Arſenik, wenn er mit vitrioliſchen Dingen traetirt 
iſt, zubereitet wird, und der ſtaͤrkſte Giſt iſt. Vom Sederweiß aber ſagt man, daß 
man es bis auf einen Scrupel ohne Gefahr einnehmen koͤnne; doch führen auch die 
Ephem. nat. curioſor. Vol. III. pag. 224. ein Beyſpiel von einem Menſchen an, der 
an Blutſpeyen ſtarb, nachdem er 14 Tage hinter einander alle Morgen ein Quentchen 
i einge⸗ 
(2) Bomare Mineralogle. r. Th. S. 106. (Ca) Naturgeſchichte des Mineralreichs. 1 Th. 
Gerhardt Beytraͤge zur Chymie. 1. Th. D. 372. S. 204. 


— 


* 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 305 


eingenommen hatte (b). So wenig man in die Verlegenheit kommen wird, dieſes 
Sederweiß mit den benannten Körpern zu verwechſeln, fo wird der Silberglanz, und 
die Leichtigkeit es ſogar mit den Fingern in Staub zu verwandeln, daſſelbe auch von 
allen andern Asbeſtarten, und ſogar auch von dem Strahlgyps auch ohne Feuerprobe 
unterſcheiden. Der Strahlgyps iſt ein wahrer Gyps, und verwandelt ſich im Feuer 
in Gyps, das Federweiß aber ſtehet im Feuer, ohne verwandelt zu werden. Wor⸗ 
wegen, Lyonnois, und obgleich ſelten, Reichenſtein geben das Federweiß, wie 
Bomare und Gerhardt an den angefuͤhrten Oertern ihrer Schriften verſichern. 
$. 500. 

Der Aehrenſtein, Aehrenasbeſt. Bom. Spreuſtein. Carth. Lapis acere- 
ſur, Acbeſtur fibrir ſparſis. Wall. Asbeflus flamentir difperfis. Carth. Amiantus fibris 
dreuibus fparfis. Gerh. Talcum folidum, particulis acerofis ſparſis rigidis. Linn. 
Asbeflus [picas referent. Bom. Asbefle en pus ou en dpis. Bom. Aareſteen ift eine Gat⸗ 
tung des Asbeſtes, welche aus kurzen verſchiedentlich gelegten, wenig biegſamen Faſern 
beſtehet, aus Faſern, die an dem Steine hin und wieder zerſtreut liegen, und dadurch 

einige Aehnlichkeit mit den Spitzen der Aehren haben. Dies iſt auch das einzige, was 
den Aehrenſtein merkwuͤrdig macht, daß die einzelnen Asbeſtfaͤden ganz kurz, und auf 
den Stein hin und her zerſtreut ſind, und daß eine jede einzelne Faſer einer Spitze von 
Aehren gleichet. Herr Leibarzt Vogel (e) macht über den Aehrenſtein folgende An⸗ 
merkung: “einige Sorten find zu zerreiben, und fühlen ſich etwas fett an, welches den 
Ritter Linneus mag bewogen haben, dieſen Stein unter das Talkgeſchlecht zu brin⸗ 
gen.“ Der Ritter Linne (d) will unter dem Topfſtein (ollaris) und dem Aeh⸗ 

renſtein eine große Aehnlichkeit gefunden haben, hoc ſimillimum ſagt er: talco ollari, 
ſed durum, nec raſile, und auch dieſes koͤnnte ihm Gelegenheit gegeben haben, ihn 
den Talkarten beyzugeſellen. Herr von Cronſtedt (e) der den Aehrenſtein Asbeſt 
aus zerbrochenen und zuſammengeſetzten Faſern nennet, will den Aehrenſtein, und die 
mehreſten unreifen Asbeſtarten unter eine Baſaltart werfen, der er den Namen Strahl⸗ 
ſoͤrmiger Baſalt gegeben hat. Er fuͤhret davon folgenden chymiſchen Grund an, weil 
der Strahlbaſalt vor dem Blasrohre ziemlich leicht zu Glaſe ſchmelzt, ohne ver 
zehrt zu werden, wie ſolches beym reinen Asbeſt zu geſchehen ſcheine. Allein wenn 
dieſe Muthmaßung gegruͤndet iſt, ſo muß die Folge richtig ſeyn: entweder gehoͤret 
der Strahlbaſalt eben ſo wie der Aehrenſtein zum Asbeſte, oder der Asbeſt, 
gehoͤret mit zu dem Strahlbaſalle. Gleichwohl hat Herr Cronſtedt beyde ges 
trennet (f). a 1 
Herr 


(b) Wallerius im Mineralreiche. S. 193. (f) Herr D. Martini giebt mir bey dieſer 
(e) Practiſches Mineralſyſtem. S. 171. En den 7 von 1 192 . 
ineralogen, man ſetze den Aehrenſtein fuͤgli 
04) Spftema maturae. 2768. S. 34. unter bie Astefte. Siehe defen allgemeine Gre 
(e) Verſuch einer neuen Mineralogie, S. 79. ſchichte der Natur nach Bomariſcher Einrich⸗ 
110. $. 106. tung. Th. 1. S. 410. 


2. Th. Da 


306 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


Herr Wallerius (g) und Herr von Bomare (h) nehmen zwey Gattungen 
des Kehrenfteins an: 1) groben Aehrenſtein, Lapis aceroſus fibris raſilibus. Wal. 
Asbeſte en epis groſſiers, wo die Fäden grob find, ſich von dem Steine abreiben laß 
ſen, und etwas fett anzugreifen ſind. Dieſe Gattung allein koͤnnte alſo der Herr Rit⸗ 


ter von Linne unter dem Talk zählen, wenn er dabey auf das Fette im Anfuͤhlen haͤtte 


ſehen wollen: 2) kleinern Aebrenſtein. Wall. klaren Aehrenſtein. Bom. Lapis ace- 
roſus fibris rigidis. Wall, Asbelle en épis fins. Bom. wo die Fäden ſich 8 anfüß- 
len, hart find und ſtechen, und ſich nicht leicht zerreiben laſſen. 

§. For. 

Ich kehre zum Asbeſt zuruck, und bemerke, daß dasjenige, was ich von dem 
Verhaͤltniß des Amiants in Ruͤckſicht auf die Berſteinerungen geſagt habe, 
($. 494.) ebenfalls von dem Asbeſt geſagt werden koͤnne. Wenn man auch beyde 
nicht zu einer Steinart machen kann, ſo ſind ſie ſich doch auf das allernaͤheſte verwandt. 
Minern wird man auch nicht leicht in dem Asbeſte finden, außer Eifenfchüßige Gra⸗ 
naten, welche man aber mehr fuͤr Schoͤrlkörner zu halten hat. Ja Herr Leh⸗ 
mann (i) bat bemerkt, daß ſolche nicht ſowohl in dem Asbeſte, als vielmehr in dem 
damit verbundenen Serpentinſtein ſtecken. 

So wenig Nutzen der Amiant für die Geconomie hat, ſo wenig hat ſich die⸗ 
ſelbe von dem Asbeſte zu verſprechen. Doch hat man im Schleitziſchen die Ge⸗ 
wohnheit, ihn unter den Mörtel mit großem Vortheile zu miſchen (k). 

Beynahe keine Steinart hat fo verſchiedene Matrices, als der Asbeſt Bey 
Reichenſtein in Schleſien liegt er im Serpentinſteine Sagenweife, in Schwe⸗ 
den wird er in Bleyerz gefunden. Bey Wer ningeroda liegt er in Schichten von 


Marienglas und weifen Spat. In Siberien ſoll er in einem grünen Glasartigen 


Steine liegen. Von den Pprenaͤiſchen Gebuͤrgen meldet Herr Baumer, daß er 
auf einem weiſen Kalffteine wachſe, und daß zer in den daſigen Marmorbruͤchen zwey 
Schuh hoch angeſchoſſen fen: und bey Magdeburg iſt in den Sandſteinbruͤchen eine 
Asbeſtart zu finden. Bey Treßeburg am Harze wird er bisweilen im Quarz gefun⸗ 
den. So gar den Jaspis hat ſich der Asbeſt zur Mutter erwaͤhlet. Herr von 
Juſti (I) has in der Graſſchaft Mannsfeld einen Jaspis entdeckt, den er As⸗ 
beſtjaspis nennet, weil er Asbeſtflecke in ſich hat. Er iſt von Farbe dunkelroth, 
faſt Blutſaͤrbig, allenthalben mit einem bloßen Grün vermiſcht, und kommen bisweilen 
auch weiſe Flecken darinne vor. Die grunen Flecken machen nicht ſelten einen langen 
Streifen, mehr als einen Zoll breit, in der Laͤnge des ganzen Steines aus, bisweilen 
„find fie nicht groͤſer als eine einſe, aber allemal find dieſe grünen Streifen oder Flecken 
Asbeſt, welcher macht, daß der Jaspis keine gute Politur annimmt. Herr Bruͤck⸗ 
mann ſahe noch eine andere Gattung von Asbeſtjaspis „ deſſen Grund dunkelgruͤn 
war, die l deſſelben aber ſahen ee aus. Bey der Anzeige der 


Oerter, 
(8 Mineralogke. S. 194. > 9 Beka phyſik⸗ oeconom. Bib⸗ 

. x - g iotheck. 4. Th. S. 127. 
Ch) Mineralogie. 1. Th S. 107, { 6 Nene Wahrheiten 7. St. S. 93 Brückm. 


(i) Von den Metallmuͤttern. S. 242. von den Edelſteinen. S. 265 9. der neuen Ausg. 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 307 


Derter, wo ſich der Asbeſt ſindet, beziehe ich mich zugleich auf die von mir angefuͤhrten 
Orte von Amiant (§ 494 ) und thue noch folgende Gegenden und Gerter hinzu. 
Arabien, Bakabanyam in Ungarn, Bergreichenſtein in Böhmen, Corinthia, Chi— 


nahin in der Tartarey, Clauſen in Tyrol, Clausthal, Dannemora, Gaaden, Glas— 


gr bey Schemnig, Garpenberg, Goßlar, Haarz, Lappland, Leutſchau in Ungarn, 
annsfeld, Murwinkel in Salisburg, Norwegen, Presnitz in Boͤhmen, Raming⸗ 
ſtein, Ratinborz in Boͤhmen, Reichenſtein, Reußen, Roſchau, Rußland, Sahlberg 
in Schweden, Salisburg, Schemnitz, Schlaitz, Schleſten, Schweden, Siebens 
bürgen, Siberien, Sakalka, bey Kuͤttenberg in Boͤhmen, Sterzing in Tyrol, Tars 
tarey, Topfſchau, oder Topfſchin in Ungarn, La Tourette, Treßeburg am Haarze, 
Tyrol, Ungarn, Wohnſiedel, Zoͤpliz. Siehe Bruͤckmann Magnalja Dei P. I. 


S. 169. 200. 226. 261 283. 295. P. II. S. 954. Linne Syſtema naturae 1768. 


©. 55. Mineralog. Beluſt. 2. Th. S. 428. Ritter Oryetographia Calenberg. 
II. S. 19. 20. Bruͤckmann von den Edelſteinen S. 269. Verzeichniß des 
Wolters dorfiſchen Cabinets. S. 29. Von Born Index foſſilium S. 43. f. 


XCIIL Der Glimmer. 


h j BD ‚$. 502. 

Ob nicht das Wort Glimmer, von gluͤmmen, oder glimmen, ein Wort, welches 
— man ſonderlich von den Kohlen braucht, wenn fie nicht helle brennen, ſondern nur 
einen feurigen Schimmer von ſich geben, ſeinen Urſprung genommen habe? das gebe ich 
andern zu bedenken, glaube aber, daß die auf den Stein geſtreuten Slimmerblätter mit 
ihrem Gold oder Silberfarbigen Scheine einer glimmernden Kohle ſehr nahe kommen. 
Wnigſtens hat der lateiniſche Name Mica ſeine Ableitung zuverlaͤßig daher, weil Micare 
‚glänzen. bedeutet. Weil der Glimmer mehrentheils aus lauter einzelnen Blättern be« 
ſtehet, ſo wird er auch von einigen Mica ſquamoſa genennet. Der Name Argyrites, 
der aber eigentlich nur fuͤr das Batzenſilber gehoͤrt, koͤmmt von dem Griechiſchen 


Worte cee Silber her, und wird dabey zugleich auf den Silberglanz geſehen, den 


dieſe Steinart hat. Waller nennet unſern Stein Mica ſquamulis inordinate mixtis; 
Herr von Linne Lapis ex argilla folata, particulis membranaceis, ſquamoſis nitidis 
tenacibus ſeparabilibus, und Herr Oberbergrath Gerhardt Petra pinguis aluminoſa 


lamelloſa, lamellis flexilibus (plendentibus; doch verſtehen beyde das ganze Geſchlecht 


des Glimmers, wovon unſer Glimmer eigentlich nur eine Gattung iſt. Im Fran⸗ 
zoͤſiſchen wird er Glimmer, le Mica genennet. 


$. 503. 

Der Glimmer beſtehet aus dünnen Blättern, Saͤuten oder Schuppen 

die ſehr glänzend find, und der Farbe nach bald dem Gold bald dem 

Silber bald der Blende gleichen. Der Glimmer, ſagt Herr Rath Bau— 

mer (m), iſt ein aus glänzenden Haͤuten von gleicher Flaͤche zuſammengeſetzter und 

glatt anzufuͤhlender Stein. Weil er im Feuer nicht haͤrter wird, ſo kann er im eigent— 

a Babe Qq 2 = lichen 
(m) Naturgeſchichte des Mineral. Th. 1. S. 215. i 


— 


308 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


lichen Verſtande nicht Thonartig genennet werden. Es giebt Gold und Silberfarbe⸗ 
nen, ingleichen roͤthlichen, gruͤnlichen und ſchwaͤrzlichen, die unter dem Namen des 
Katzengoldes und Silbers bekannt ſind. Der Glimmer iſt ſeiner Natur nach meiſt 
weich, und laͤßt ſich reiben und iſt dem Angreifen nach etwas fett. Im Feuer wird 
er hart, doch ewas ſcharf und broͤcklicht. Zerſchlaͤgt man aber dieſe Steine, ſo zer⸗ 
fallen ſie zwar in ungleiche Stuͤcke, doch ſind ſie immer ſchuppicht und blaͤttericht. 
Nach der Meynung des Herrn von Bomare (n) muͤſſen alle Glimmerarten, und 
alſo auch unſer Glimmer folgende Kennzeichen haben. Die Theilchen woraus dieſer 
Stein beſtehet, find eine unzählige Menge kleiner Schuppen oder häutiger Blaͤttchen, 
die zuſammen vereinigt find, und große Blätter machen, welche ſich wieder in ſchim— 
mernde, blaͤtterige, ſchuppige Stuͤcken, von gleicher Flaͤche und unbeſtimmter Figur 
zertheilen. Gemeiniglich iſt er durchſichtig, zart, laͤßt ſich zerreiben und fettig anfühs 
len: loͤſet ſich in Saͤuren nicht auf, giebt keinen Kalk, wird aber im Feuer hart, 
en und rauch ohne zu Glas zu werden. Er widerſtehet alfo der Gewalt des 
euers. - : e102 5 
So wie man den Glimmer gemeiniglich findet, fo beftehet er in ganz zarten und 
duͤnnen Blaͤttern, die wenn fie auf einem Steine häufig liegen, vielmals ein bewafne⸗ 
tes Auge erfordern, um erkannt, und von einander abgeſondert zu werden. Unter dem 
Vergroͤſerungsglaſe gleichen fie groben unebenen Schuppen, die wenn man z. B. Glim⸗ 
merſand, oder Glimmerthon zerreibt eine runde, doch unebene Figur bilden. 2 
Mit dem Verhalten des Glimmers bey den Chymiſchen Verſuchen hat un: 

der Herr Oberbergrath Gerhardt (o) am bekannteſten gemacht. Er redet zwar 
ebenfalls auch von dem ganzen Glimmergeſchlechte, was aber von dem Geſchlechte gilt, 
muß auch auf die Geſchlechtsgattungen paſſen. Die Glimmerarten ſagt er, haben 
faſt unter allen in dieſer Ordnung vorkommenden Steinen die meiſten fettigen Theile 
in ſich, und ſie werden daher, ſo lange ſie roh ſind von denen ſcharfen Saͤuren nicht 
angegriffen (p). Wenn man daher die in ihnen befindliche Alaunerde ausziehen will, 
ſo muß man ſelbige vorher mit Feuerbeſtaͤndigen Laugenſalzen ſcharf roͤſten, und man 
i wird 


D 


(n) Mineralogie. 1. Th. S. 113. 
(o) Beytraͤge zur Chymie. 1. Th. S. 331. f. 


(p) Es ſcheinet bisweilen, als wenn das 
Scheidewaſſer bey dem Glimmer eine Gaͤhrung 
oder ein Aufbrauſen hervorbraͤchte; aber das 
kommt von einer Kalkerde her, die ſich bisweilen 
in den Glimmer miſcht. Denn wenn man einen 
reinen Glimmer von dem Steine worauf er liegt, 
abſondert, und gehoͤrig reiniget, ſo brauſet er 
mit Scheidewaſſer niemals auf. S. Walleri. 
Mineralreich. S. 176. Ich verknuͤpfe damit eine 
Anmerkung des Herrn Profeſſor Cartheuſer in 
feiner Oryctogr. Viadrino . Franefurth: S. 15. 
16. Mica colore aureo, cupreo et nigro do- 
sata principium martiale in mixtione ſua fovet, 


quod coloris ratio eſt. Hujus prineipii quan- 
titatem aliquam, Spiritus Vitrioli ſquamulis 
micae fie coloratae affuſus ope blandi coloris 
extrahit, ac inde lenifliman flavedinem induit. 
Si tune illi folutio Nitri fixi vel Cinerum cla- 
vellaterum per vices inftillatur, ſub effervef- 
centia ad fundum delabitur terra lutea ochra- 
cea ſatis copiofa, quae ſubſtantiae inflamma- 
bilis additione et mediante igne fuſorio, non- 
nullas Terri miculas partim colore naturali, 
partim Magnete diſtinguendas largitur. Mica 
alba ſeu argentea ex adverſo particulis martia- 
libus penitus caret, hine Spiritu vitrioli aliisve 
acidis, licet diuturna digeſtio in auxilium vo- 
cetur, nihil folvitur, nee terrae talis ochra - 
ceae quiequam per alcalia praecipitatur,” 


* 


7 E 5 
Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 309 


wird finden, daß fie ſodann ihre Durchſichtigkeit, und metalliſchen Glanz und Bieg. 
ſamkeit verlieren, ſproͤde und weiß oder hellbraun werden, und mit ſauren Salzen ſo— 


dann lebhaft aufbrauſen, wenn ſie auch noch ſo rein, von den Laugenſalzen mit Waſſer 


x 


ausgeſuͤßet worden. Nimmt man dergleichen mit Laugenſalz behandelte Glimmerblaͤtter 
und roͤſtet felbige von neuem in reinem Kohlengeſtiebe, fo kriegen fie die vorige Farbe und 
Biegſamkeit wieder, doch bleiben fie undurchſichtig, und die Gold- und grüne Farbe 
habe ich nicht wieder erhalten koͤnnen, ſondern dergleichen Glimmer werden gemeiniglich 
Silberfarben, und man ſieht alſo aus dieſen Verſuchen ganz deutlich, daß die Farbe, 
die Biegſamkeit und der Glanz dieſer Steinart, hanptſaͤchlich von dem bey ſich führen« 
den brennbaren Weſen entſtehen. — Im Feuer werden die Glimmerarten haͤrter und 
ſproͤder, ſie verlieren aber nicht ihre Farbe und Glanz, noch weniger aber die bey ſich 
habenden fetten Theile. Die von Eiſen reinere Glimmerarten, find hoͤchſt Feuerbe— 
ſtaͤndig, und koͤnnen fuͤr ſich allein nicht in Fluß gebracht werden, welches indeß mit 
Borax oder natürlichem ſchmelzbaren Urinſalz, Bleyglas und Flußſpath, auch Mars 
mor ziemlich leichtlich erfolget, und es ſind daher dieſe beyde letztern Steinarten, die 
beſten Fluͤſſe für Erze die mit vielen Glimmer vermiſcht find, da ſelbige ſich ſonſt uns 
gemein ſtrengfluͤßig bezeigen, und eine dicke mußigte Schlacke geben; wenn im Gegen⸗ 


theil der Glimmer einen ſtarken Eiſengehalt hat, fo wird er dadurch leichtfluͤßiger, 


dergeſtalt, daß er auch zuweilen ohne Zuſatz ſchmelzt. — Der verſtorbene Bergbaupts 
mann von Juſti hat vorgegeben, daß der Glimmer mit dem Gold und Silber auf der 
Kapelle zuſammen gehe, und ein beſonderes Metall darinne ſtecke. Es erfolgt aber 
dieſer Verſuch niemals, wenn man ſich eines reinen Bleyglaſes bedienet; iſt aber das 
Schmelzglas antimonialiſch, ſo erhaͤlt man einen ſproͤden harten Koͤnig, der wie 
Cronſtedt ſchon ganz richtig geurtheilet hat, blos durch die im Glimmer ſteckenden Ei⸗ 

ſentheile entſtehet.“ | 


F. 504. 

Ehe ich mich über die Beſtandtheile woraus der Glimmer beſtehet, und über die 
Entſtehungsart deſſelben naͤher erftäre, fo muß ich anmerken, daß man das Wort 
Glimmer bald zu einem Geſchlechtsnamen, bald zu einem Gattungsnamen 
macht. Beſonders ſiehet man im erſten Verſtande das Kuſſiſche Glas (1. Band. 
$. 186. S. 234 ) als eine Gattung des Glimmers an. Im andern Verſtande bes 
trachtet man den Glimmer als eine Gattung, wohin man das Vatzengold, das 
Katzenſilber und das Katzenmetall rechnet, die aber weiter durch nichts, als durch 
ihre Farbe unterſchieden werden. Die nachher mitzutheilende Eintheilungen der Ge— 
lehrten, werden dieſes auseinander ſetzen. a 

Jetzo fragen wir zufoͤrderſt, wohin der Glimmer in einem Mineralſyſtem 
gehoͤret? und welches alſo ſeine Beſtandtheile ſind? Ich habe beſonders 
daruͤber eine vierſache Meynung der Gelehrten gefunden, die ich meinen Leſern mitthei⸗ 
len will. | 8 . 

Herr Oberbergrath Gerhardt (q) ſetzet ihn unter die fetten Stein⸗ und 
Er darten, welche Alaunerde in ſich führen, und in eben der Klaſſe ſtehet bey ihm 

N - A der 
(4d) Am angeführten Orte. S. 322. vergl mit S. 287. 


gro Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


der Thon. Eine Anmerkung, die ich deswegen nicht uͤbergehe, weil ich doch unter 

dem Glimmer und dem Thone eine Verwandſchaft voraus ſetzen darf, indem es Gat⸗ 

tungen eines Geſchlechtes ſind. A f DT * 

Herr Wallerius (r) hat den Glimmer unter den Seuerfeſten Steinen, 

und wenn die gemeine Eintheilung der Erden und der Steine in Glasartige, Kalkar⸗ 

tige, Gypsartige und Thonartige richtig iſt, ſo gehoͤren die Feuerfeſten Steine unter 
die Thonartigen. 1 | Äh e 

Mehrere Stimmen haben ſich für den Talk erflärer, den Glimmer unter fein Ge⸗ 

biet zu bringen. Herr von Juſti (() ſagt fogar, daß der Glimmer mit dem Talk 

aus einerley erſten Grundweſen zu beſtehen ſcheine, wie denn auch Glimmerſand und 

Talk oft mit einander vermengt wären. Der Unterſchied ſcheine blos darauf anzufoms 

men, daß der Glimmer aus ſtaͤrkern Blaͤttern beſtehe, die gemeiniglich eine uͤberein⸗ 

ſtimmende Groͤße haben, und deutlich unterſchieden werden koͤnnen. Herr von Cron⸗ 
ſtedt (t) hat eben dieſe Meynung, der, wie ſich hernach zeigen wird, auch der 

Herr Profeſſor Pott guͤnſtig iſt; denn er ſagt, daß der Glimmer und der Talk einan⸗ 

der ſo aͤhnlich waͤren, daß man nicht noͤthig habe, aus ſelbigem zwey beſondere Arten 
zu machen. Schon vor dieſen gelehrten Mineralogen hatte Scheuchzer (u) eben dieſe 

Meynung; denn er glaubte, der Glimmer ſey mit dem Talk ſo nahe verwandt, daß man 
den Talk eine pure auf einander liegende Blende, und den Glimmer einen zerſtreuten 
in den Stein eingeſenkten Talk nennen koͤnne. Inzwiſchen zaͤhlen doch alle Mineralo⸗ 

gen den Talk unter die Feuerfeſten Steine, und einige ſogar unter die thonigten 

Steine, ($. 469.) folglich graͤnzet dieſe Meynung nahe genug an die vorhergehende an, 

Noch andere zaͤhlen den Glimmer unter die Thonartigen Steine. Ich nen⸗ 

ne Herrn von Bomare (x) zuerſt. Der Herr Ritter von Linne (y) hat dies in 

der neuſten Ausgabe feines Naturſyſtems ebenfalls gethan, der ihn in der aͤltern Aus- 

gabe unter die Feuerfeſten Steine ſetzte. Herr Woltersdorf und mehrere ſind dieſem 

Beyſpiele geſolgt. Herr Rath Baumer (2) hat zwar den Glimmer auch unter die 

Thonartigen Steine geſetzt, er hält aber doch dafür, daß er eigentlich nicht Thonartig 
genennet werden koͤnnte, weil er im Feuer nicht feſter wird. Eben das iſt die Mey⸗ 

nung des Herrn Profeſſor Pott (a), der deswegen, weil der Glimmer im Feuer nicht 

harter wird, ihn nicht zu den Thonarten, ſondern lieber zu den Talkarten zählen möchte. 

Sie, die Mica, ſagt er, hat, was ſonderlich die Goldgefaͤrbte betrift, allerdings viel 

Aehnliches mit dem Goldtalk, indem ſich die faͤrbenden Theile durch Aquafort und 

Aqua regis aus ziehen laſſen, daß das andere weiß zuruͤcke bleibt; gehoͤret alſo billig un 

ter die Arten des Talks. Allein mich duͤnkt aus dieſem Grunde folge nur, daß der 

i Talk 


(r) Mineralogie. S. 176. { (y) Syftema naturae 1748. S. 155. 1765 · 
(C) Grundriß des Mineralreichs. S. 212. S. 58. ' 

(t) Verſuch einer neuen Mineralogie. S 103, (2) Naturgeſchichte des Mineralreichs. Th. 1. 
(u) Naturhiſtorie des Schweitzerlandes- Th. 3. S. 215. 
S. 134. (a) Erſte Fortſetzung der, Lithogeognoſie. 

R) Mineralogie. 1. Th. ©. 113. vergl. mit S. 54. m 
S. 103, r 


. 
k 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. zu 


Talk und der Glimmer Gattungen eines Geſchlechtes ſind, und das ſind ſie, man mag 
fie nun unter die Thonartigen, oder unter die Feuerfeſten Steine, oder ſonſt wohin zaͤh⸗ 
len. Ueberhaupt aber erhellet aus dem, was ich geſagt habe, ganz deutlich, daß die 
Meynungen uͤber den Ort, wohin man den Glimmer in einem Syſtem zu ſetzen hat, 
nicht fo verſchieden find, als man ſich dem erſten Anſchein nach vorſtellen follte, 

Die mehreſten Mineralogen halten auch wuͤrklich dafuͤr, daß der Glimmer 
aus dem Thone entſtehe. Herr Poͤrner (b) der von dem Thone behauptet, 
daß er aus einer Kiefelerde erzeuget werde, welche mit den Vitriolſaͤuern geſaͤttiget iſt, 
behauptet eben dieſes von dem Glimmer, der ſo oft bey den Thonarten gefunden wird. 
Ein Theil der ſaliniſchen Subſtanz, welche zur Miſchung des Thons erfordert wird, 

und alſo zu dem Grundweſen des Thons gehoͤret, laͤßt ſich durch das Kochen mit Waſ⸗ 
ſer heraus ziehen; ſo, daß das Decoct Kryſtalle giebt, die dem Glimmer aͤhnlich ſind. 
Der Herr Ritter von Linne (c) geſtehet zwar zu, daß der Urſprung des Glimmers 
noch immer ein Geheimniß ſey, es iſt ihm aber doch wahrſcheinlich, daß er aus dem 
Thon durch eine Art der Kryſtalliſation entftanden ſey. Eine Meynung die, wie ich 
gleich zeigen werde, Herr Gerhardt ſehr wahrſcheinlich gemacht hat. Herr Sco⸗ 
poli (d) will daher, daß er aus der Verbindung der Zinnaſche mit Schwefel etwas 
dem aͤuſern Anſehen nach Glimmerartiges erhalten, und daß ein dergleichen aͤhnlicher 
KRKoͤrper, aus der gemeinſchaftlichen Aufloͤſung des Borax und ſcharfen Sublimats im 
Waſſer nach und nach erfolge, zu folgern ein Recht haben, daß zur Erzeugung des 
Glimmers allezeit etwas metalliſches hinzukommen muͤſſe. Herr Oberbergrath Ger— 
hardt hingegen (e) ſetzet dieſen Gedanken folgende Erfahrungen entgegen. Da in⸗ 
deß zeithero in dem Glimmer, blos Eiſen entdeckt worden, und die Alaunerde, wenn 
ſie mit Schwefel allein, lange digeriret wird, ebenfalls etwas Glimmerartiges giebt, 
fo ſollte man faſt auf die Gedanken kommen, daß der Glimmer eine Art von Kryſtalli— 
ſation der Thonerde ſey, die aber nicht durch das Waſſer, ſondern durch das Feuer ges 
ſchehen, zumal da Cronſtedt ſchon durch ſichre Erfahrungen dargethan hat, daß die 
ſchoͤnſten Kryſtalliſationen durch das Feuer bewirkt werden koͤnnen. Man darf ſich nur 
die Muͤhe nehmen, die Huͤtten und Roͤſthaͤuſer durchzugehen, und beſonders in erſtern 
den Oſenbruch ſorgfaͤltig zu unterſuchen, fo wird man ſich von dergleichen Kryſtalliſa— 
tion genugſam überzeugen, wobey in Abſicht des gegenwärtigen Falles noch hinzu 
koͤmmt, daß auf den Eiſenſchlacken ſowohl der hohen Oefen, als auch der Friſchfeuer, 
wo man beſonders Thonartige Wiefen- und Sumpferze verarbeitet, ein blaͤttriger glaͤn⸗ 
zender Schaum, haufig aufliege, der mit dem Glimmer eine beträchtliche Aehnlich— 


keit hat. a 
ur | §. 505. f 
Der Glimmer zeigt ſich in verſchiedenen Abwechſelungen, welche bald ſeine 
Farbe, bald feine Beſchaffenheit, bald feine Lage angehen. Der Jarbe uach ſind fon- 
derlich die drey Gattungen, des Katzengoldes, Batzenſilbers und Ratzenme⸗ 
ktßslls bekannt, die ich nachher beſonders beſchreiben wil. Seiner Beſchaffenheit 
8 f a. | nach 


3 (b) Abhandlung vom Thone. S. 52.69: 705. | (d) Prineipia mineralogiae. S. 39. 78. 
(e) Syſtema naturae. 1768. S. 58. Anm. (e) Beytraͤge zur Chymie. 1. Th. S. 334 f. 


312 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


nach find die Blaͤttchen daraus er beſtehet bald größer, bald kleiner, und koͤmmt feiner 
Lage nach bald ohne Mutter bald in einer Mutter vor. Im erſten Salle liegt er oft 
im Sande, und man nennet dieſes inſonderheit Glimmerſand Aranea micans, wenn 
er gelb iſt Aranea micans lutea, wenn er aber weiß iſt Aranea micans candida; pad 
andern Falle findet man ihn am gewoͤhnlichſten im Thone, oder auf Sandſteinen, 
ſeltener auf Kieſelſteinen, oder auf Quarz. Daraus find nun verſchiedene Gattungen 
entſtanden, die ich nach dem Syſteme berühmter Naturforſcher anführen will. Ich will 
aber, damit ich der Deutlichkeit zu Hülfe komme, die Claßificationen der Gelehrten in 

zwey Ordnungen bringen. | 4 . 
In der erſten Ordnung ſollen diejenigen ſtehen, wo man das Wort 
Glimmer in einem weitlaͤuftigen Verſtande nimmt, oder es als ein Haupt⸗ 
geſchlecht gebraucht. Herr Tronſtedt (1) hat ein eigen Geſchlecht, welches er 
glimmrichte Erden ( Terras micaceas) nennet, und hat darunter zwey Gattungen, den 
reinen Glimmer, Mica pura, und den martialiſchen Glimmer, Mica martialis. Dieſe 
theilet er folgendergeftalt ein. I.) Ungefärbter oder reiner Glimmer, Mica alba ſpura, 
1) aus parallelen Scheiben, Rußiſches Glas, 2) aus kleinen Scheibchen, Katzenſilber, 
3) aus kleinen Aehrenaͤhnlichen Theilchen, 4) aus gewundenen Scheiben. II.) Gefärbter 
und Eiſenhaltiger Glimmer, 1) aus parallelen Scheiben, 2) aus kleinen Schuppen, 
Katzengold, 3) gewundener hellgruͤner Glimmer, 4) aus Aehrenaͤhnlichen Schuppen 
5) Drufenförmiger, a) von zuſammenlaufenden und aufrechtsſtehenden Theilen, 2) von 
ſechsſeitigen horizontalen Scheiben. Herr Profeffor Vogel (g) hat folgende vier Gat⸗ 
tungen, 1) Goldglimmmer, 2) Silberglimmer, 3) Rußiſches Glas, 4) Waſſerbley. 
Der Herr Ritter von Linne (i) hatte erſt nur fünf Gattungen des Glimmers, ) Mi- 
ca particulis membranaceis fiſſilibus pellucidis. Marienglas, 2) Mica particulis 
meimbranaceis fiſſilibus diaphanis, Katzenſilber, 3) Mica particulis ſquamoſis ſparſis, 
ſchwar ze Blende, 4) Mica particulis fubprisinatieis intercuſſantibus, Glimmer, 

Mica particulis lamellatis ad angulum acutum ſtriatis, Goldtalk. Aber in der 
neueſten Ausgabe hat er fie verdoppelt. Sie fuͤhren folgende Namen, 1) Mica mem- 
pranacea, Rußiſches Glas, Mica membranacea fiſſilis flexilis pellucida hyalina, 2) la- 
minofa, inica membranacea fiſſilis flexilis ſubdiaphana albula, 3) argentea er: 
fquamofa rigidula argentea, 4) aurata, Mica ſquamoſa rigidula aurata, 5) decuſſata, 
Mica particulis prismaticis bafalticis intercuflantibus, 6) Hungarica, Mica lamellis 
flexnoſis fragilibus auratis, 7) T alcoſa, Mica lamellis flexuoſis frigabilibus vireſcenti- 
albulis diaphanis, 8) haemiſphaerica, Mica ſquamis haemisphaericis, 9) cryſtallina, 
Mica ſquamis erectis paſſim triquetro-conniventibus, 10) Vndulata, Mica flexuofo 
vndulata, ſquamis auri coloribus. Herr Wallerius (i) hat folgende Gattungen, 
) Rußiſches Glas, Mica membranacea pellucidiſſima flexilis alba, 2) Katzengold, 
Mica membranacea ſemipellucida rigida, 3) Glimmer, Mica ſquamulis inordinate 
mixtis, 4) Strahlglimmer, Mica partculis tenuioribus, oblongis acuminatis, 5) Wel⸗ 
N 1 lenfoͤrmigen 


(f) Verſuch einer neuen Mineralogie. S. eo") Syſtema naturae 1748. S. 155. 1768. 
100. 4 S. 58. 
(3) Praetiſches Mineralſyſtem. ©. 64 (i) Mineralogie. S. 173. 


Die vierte Stoffe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen, 313 


lenfoͤrmiger Glimmer, Mica partieulis Auctuantibus, 6) halbrunde Glimmerkugeln, 
Mica haemiſphaerica, 7) Waſſerbley, Mica pictoria nigra, manus inquinans. Herr 
von Bomare hat weniger Gattungen (k), 1) Braunglas, Moscowitiſch Glas, 
Verre de Moscovie, 2) ſchimmernder Glimmer, Mica brillant, 3) ſchuppiger Glim⸗ 
mer, Mica &cailleux, 4) Wellenfoͤrmiger oder ſtreifiger Glimmer, Mica ondule ou 
ſtris. Herr Scopoli (I) theitet die Glimmerarten folgendergeſtalt ein, 1) Katzenglim⸗ 
mer, a) Katzengold, d) Katzenſilber, 2) Eiſenglimmer, a) einfaͤrbiger, b) braunrother 
3) verſteinter Glimmer, 4) Waſſerbley, 5) Rußiſches Glas, 6) fetter Glimmer. 
Herr Profeſſor Cartheuſer (m) hat folgende Gattungen: 1) Mica lamellis diapha- 
nis, latis tenuiſſimis flexilibus. Ruſſiſches Glas. 2) Mica lamellis ſemidiaphanis, pa- 
rallelis. a) ſubflexilibus. b) rigidis. 3) Mica lamellis paruis, opacis rigidis, diſperſis, 
2) indeterminatis. b) ſtriatis fine acuminatis. Herr Oberbergrath Gerhardt (n) hat 


nachfolgende Eintheilung. Y) Schieferglimmer, Mica lamellis in tabulas membrana- 


ceas fiſſiles concretis, a) durchſichtig. Ruſſiſch Glas, b) undurchſichtig Eiſenglimmer. 
2) Metallglimmer, Mica lamellis amorphis ſquamoſis indeterminate ſitis. 3) Streift- 
ger Glimmer, Mica lamellis in filamenta concretis. 4) Glimmerkugeln, Mica lamellis 
in figuram ſphaericam coneretis. 5) Aehrenſoͤrmiger Glimmer, Mica lamellis imbri- 
catis. Ich will noch der Eintheilung des Hills (o) gedenken, der folgende 10 Gat⸗ 
tungen hat: 1) Gold Glimmer, Mica aurea. 2) Silver Glimmer, Mica argentea, 
3) Green Glimmer, Mica viridis. 4) Black Glimmer, Mica decuſſata. 5) Red Glim- 


mer, Mica rubra. 6) Venetian Glimmer, Venice Tale, Mica talcoſa, 7) Convex 


Glimmer, Mica Hemifphaerica. 8) Upright Glimmer, Mica Cryſtallina. 9) Twifted 


Glimmer, Mica Vndulata. 10) Streaky Glimmer, Mica radians. 


In die andere Ordnung gehoͤren diejenigen Schriftſteller, welche 
das Kuſſiſche Glas, und das Waſſerbley u. d. gl. von dem Glimmer aus- 
ſtoßen, und nur diejenigen Steinarten hieher zaͤhlen, die im engen und 
eigentlichen Verſtande Glimmer genennet werden. Ob nun gleich, wie aus 
den vorigen Eintheilungen deutlich erhellet, hieher mancherley Koͤrper des Steinreichs 
gerechnet werden, fo find doch die dry, das Katzengold, das Katzenſilber, und das 


Katzenmetall, die drey gewoͤhnlichſten darunter, die ich nun beſchreiben will. 


1 F. 506. 
Das Batzengold, der Goldglimmer, Geelglimmer, Steinglimmer, 


Sandglimmer, gelber Glimmer. Lat. Aurum felium, Ammochryſot, Sterile ni- 


tidum ſ. aureum, Mica aurea, f. flaua. Mica membranacea, ſemipellucida rigida. 
Wall. Mica fzuamofa rigidula aurata. Linn. Mica Jquamofa martialis. Cronſt. 
Mica compacta membranis ‚[quamojis aurea. Bom. Vitrum flerile auneum. Woltersd. 
Mica colore aurea. Carth. Mica chryfodamas. Mica metallica. Gerh. Franz. Mica 
jaune ou or de chat. Bom. wird diejenige unter den Glimmerarten genennet, welche 
2 N eine 

(k) Mineralsgie. 1. Th. S. 114. (m) Elementa mineralogiae. S. 14. 

(J) Einleitung in die Kenntniß der Foßilien. Cn) Beytraͤge zur Chymie. 1. Th. S. 312. 
©. 13. N (o) Foſſils. S. 14. 15. 

2. Th. ü R 13 


314 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


eine Goldgelbe Farbe, oder wenigſtens einen Goldglanz hat. Darauf zielen auch alle 
die angeführten Namen, die man dieſem Körper gegeben hat. Die Blaͤtterchen dar. 
aus es beſtehet find ziemlich ſteif, und liegen beynahe ganz parallel auf einander, wenn 
der Fall ift, daß mehrere Blaͤtter auf einader liegen. Denn man findet es auch bis— 
weilen einzeln geſtreut auf einem Steine, und ſonderlich auf Sandſteinen liegen. Eben 
fo kommen dieſe Blaͤtterchen bald größer bald kleiner vor, und es wird ſich bald ent⸗ 
wickeln, daß es auch in der Farbe unterſchieden iſt. Es koͤmmt beynahe am haͤufigſten 
auf Sandſteinen vor, und da findet man auf denſelben ganz oder halbdurchſcheinende 
glaͤnzende Schuppen, oder Blaͤttchen, welche einen metalliſchen Glanz haben, und 
wenn ſie zum Verſuche groß genug ſind, ſo ſind ſie ſteif und biegſam. Liegen ſie ſo auf 

dem Sandſteine, fo befinden fie ſich mehrentheils nur auf der Oberflaͤche des Sand⸗ 
ſteins, iſt es aber ein ſchieferigter Sandſtein, ſo findet man den Glimmer da, wo ſich 
der Sandſtein ſchiefert, oben und unten. Man findet aber auch das Katzengold auf 
andern Steinarten, und bisweilen beſtehet es aus groͤßern Blaͤttern, und wird ohne 
Matrix gefunden. Denn man findet es auf den Felsſteinen, und andern Steinar⸗— 
ten. Man findet es aber auch im Thone, im bloßen Sande, ja im Waſſer u. d. gl. 

Die Gelehrten verſichern, daß es der Farbe nach auf verſchiedene Art vorkomme; 
man findet ihn Silberfarben, und da heißt er inſonderheit Katzenſilber, grau, blau, 
ſchwarz und Stahlblau, wohin beſonders der vom Blocksberge gehoͤret (p). Seine 
Farbe aber ſey, welche es nur wolle, ſo hat ſie doch allemal einen wahren Goldglanz. 
Das hat ohne Zweifel dem Herrn Wallerius (q) und Bomare (r) Gelegenheit ges 
geben, das Katzengold als eine Gattung vom Glimmer anzuſehen, und dahin fols 
gende Untergattungen zu zaͤhlen: 1) Katzenſilber; 2) Katzengold; 3) roͤthliches Katzen⸗ 
gold. Wall. roͤthlicher Glimmer. Bom. Mica rubra. Wall. Mica rubeſcens. Bom. 
Le Mica rougeätre, Bom. 4) Gruͤnliches Katzengold. Wall. grüner Glimmer. 
Bom. Mica viridis. Wall. Le Mica verd. Bom. 5) ſchwaͤrzliches Katzengold. Wall. 
ſchwarzer Glimmer. Bom. Mica nigra. Wall, Le Mica noir. Bom. Dasjenige, 
was Wallerius überhaupt Katzengold nennet, das nennet Bomaͤre ſchimmernden 
Glimmer, und giebt doch nicht einem Worte zwey Bedeutungen, ob es auch gleich 
wieder ausgemacht iſt, daß eigentlich ein jeder Glimmer ſchimmernd ſeyn muß.“ 

Was die chymiſchen Verſuche mit dem Katzengold anlangt, fo giebt uns 
Herr Profeſſor Vogel (1) davon folgende Nachricht. Im Feuer bleibt es beſtaͤndig, 
verliert aber ſeinen Glanz. Goldſcheidewaſſer und gemeines ziehen die gelbe Farbe aus, 
ſo, daß es ganz weiß zuruͤcke bleibt; woraus man ſiehet, daß es eine Talkerde zum 
Grunde hat. Nach des Herrn von Juſti Verſuchen hat es ein Halbmetall von 
ſchwarzgrauer Farbe in ſich, welches man erhaͤlt, wenn man das Katzengold roͤſtet, 
auf reines fließendes Silber traͤgt, etliche Stunden lang mit einem Schmelzglaſe in 
ſtarkem Feuer ſtehen laͤßt, hernach das Silber ſcheidet, und den zuruͤck gebliebenen 
Kalk mit Borax und Salpeter zuſammen ſchmelzet. Nach des Herrn Prof. Vogels 

Mey⸗ 


b) Gerhardt Beytraͤge zur Chymle. 1. Th. Cr) Mineralogie. r. Th. S. 114. f. 


. 326. . cc N . S. 65. f. 
(4) Mineralogie, S. 174. CE) Practiſches Mineralſyſtem D 5. f. 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 315 


Meynung aber verdienet dieſer Verſuch einer Beſtaͤtigung. Deſto zuverlaͤßiger iſt es, 

daß der Goldglimmer Eiſenhaltig iſt, und man haͤlt einſtimmig dafuͤr, daß er eben 
daher ſeine Farbe erhalten habe. Man findet das Katzengold am Blocksberge, zu 
Bretagne, in Boͤhmen, bey Dihult in Smoland, im Erzgebuͤrge, am Fichtel⸗ 
berge, zu Jauer, Lespau, Muͤnſterberg, Neiße, Reichenſtein, im Rheine, bey 
Sahlberg, in Schleſien, Schweitz, Smoland, Spanien und Upland, wie Bruͤck— 
mann Magnalia Dei. P. I. S. 84. 151. 221. P. II. S. 2. 42. Bomare Mineral. 
1. Th. S. 115. Gerhardt Beytraͤge. 1. Th. S. 326. Cronſtedt Mineral. S. 101. 
und Linne Sylt. nat. 1768. S. 58. verſichern. 


a 

Bey der Befchreibung des Katzenſilbers kann ich mich Fürzer faſſen. Es fuͤh⸗ 
ret folgende Namen. Baczenſilber, Natzeuglimmer, Silberglanz, Silber⸗ 
weiß, Silberglimmer, weiß Batzengold, Sennenſilber; Lat. Argentum fe- 
lium, Argyrithes, Argyrolithos, Sterile argenteum, Mica membrauacea ſſlis flexi- 
lie, fubdiaphana albida. Linn. Mica ſquamaſa rigidula argentea. Linn. Mica la- 
mellofa martialis. Cronſt. Vitrum flersle argenteum aut Mica argentea. Woltersd. 
Mica colore argenteo. Cartlı. Franz. Mica blanc ou Argent de cat. Bom. Das 
Katzenſüber iſt unter den Glimmerarten diejenige, welche wie ein weiſes Silber glaͤnzt. 
Es verhält ſich mit dem Katzenſilber eben fo wie mit dem vorher beſchriebenen Katzen⸗ 
golde, nur daß es nicht Eiſenhaltig iſt, und eine weiſe Farbe hat; daher wird es auch 

vom Wallerius und von einigen andern weiß Batzengold genennet. Dieſer feine 
Widerſpruch entſtehet daher, weil fie das Katzengold in einem weitern und engern Vers 
ſtande gebrauchen. Es beſtehet aus Haͤuten und Blaͤttchen, die ſich ſpalten laſſen, und 
ob ſie gleich nicht gar zu breit ſind, ſo ſind ſie doch biegſam. Agricola (t) behauptet, 
daß das Katzenſilber im Feuer zerſtoͤrt werde; allein die neuern Mineralogen wider⸗ 
ſprechen ihm hier, und wenn Herr von Juſti recht hat (u), ſo iſt das Katzenſilber im 
Feuer eben ſo unveraͤnderlich als das Katzengold, ja die Farbe deſſelben verſchwindet 
nicht nur nicht, ſondern ſie wird immer ſchoͤner. Herr Scopoli (x) hat eine vierfache 
Abänderung des Katzenſilbers angegeben: 1) klein ſchuppiges; 2) groß ſchuppiges; 
3) mit eingeſchloſſenen Granaten, welches ſich nach feiner Anzeige bey Kaͤrnthen findet, 
3) bey Baſalt, welches eben daſelbſt zu Hauſe iſt. 

Das Batzenſilber wird bald außer einer Mutter z. E. im Sande und Thone ge⸗ 
funden, bald in einer Mutter. Herr Scopoli fand es bey Bafalt, Herr von Bo⸗ 
mare in Wacken und vielen andern Bergarten (y) und ich beſitze es auf einer vierfa⸗ 
chen verſchiedenen Matrix. 5 ö 

1) Auf Sandſchiefer. So findet es ſich bey Thangelſtedt auf dem Wege 
nach Tannroda in einem großen, Sandfelſen, wo es Schichtweiß liegt. Der 
Sandſchiefer liegt daſelbſt an und fuͤr ſich ſelbſt in ſchwachen Blaͤttern, die 
ſich demohnerachtet noch in ſchwaͤchere ſpalten laſſen, die auf der obern und un⸗ 

r 2 tern 


(t) De ortu et cauſſis ſubterraneorum. (x) Einleitung in die Kenntniß der Foßilien. 


S. 523. 13. 
(u) Grundriß des Mineralreichs. S. 215. (Y) Mineralogie. 1. Th. S. 175. 


36 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


tern Fläche mit ganz kleinen Silberblaͤttchen haͤuftg überſtreut find. Die Far- > 
ben des Sandſchiefers find roͤthlich oder gran. 5 

2) Auf einem roth und weißlichen Vieſelſteine, von dem ich aber nicht 
weiß woher er iſt. Die Blaͤttchen liegen auf demſelben bald einzeln, und da 
ſind ſie mehrentheils klein, oder ſie liegen in ganz duͤnnen Schuppen auf einan⸗ 
der, welche uͤberaus biegſam ſind, und ſich fett anfuͤhlen. 


3) Auf einem Granit, oder vielmehr Granitartigen Riefel (1. Band. 
§. 315. S. 414.) von Gaberndorf bey Waimar, auf welchem die Blaͤtt. 
chen bald größer bald kleiner liegen, und mit vielem Schwefelfies untermiſcht 
ſind. 


4) In einem mit Seldſpat und Guarz vermiſchten Steine von Prich⸗ 
ſenſtedt, welcher ganz voll von Katzenſilber iſt. 


Gemeiniglich wird das Katzenſilber an eben dem Orte gefunden, wo das Katzen- 
gold liegt, ſonderlich aber kömmt es am Blocksberge, im Erzgebuͤrge, am Sich⸗ 
telberge, zu Keichenſtein in Schleſien, in Schweden, in der Schweitz, und 
am Sotenberge im Sürftenebum Schwidniz vor. Siehe Ritter Suppl. ſeript. 
ſuor. S. 80. und Bruͤckmann Magnalia Dei. P. I. S. 84. 151. 212, 215. 221. 233. 
P. II. S. 42. % 

Wenn der Glimmer mehr einer Blende als dem Silber gleicher, fo wird eg 
Aatzenmetall genennet. Die mehreſten Gelehrten gedenken deſſelben nicht, und ſe⸗ 
hen es vielleicht fuͤr eine bloße Abaͤnderung des Katzenſilbers an. Ich will mich dabey - 
nicht aufhalten. 


F. 508. | 

Ich kehre nun zum Glimmer zuruͤck, und bemerke zufoͤrderſt, daß der Glim⸗ 
mer nie fremdartige Dinge oder Verſteinerungen in ſich faſſe. Herr Wallerius (2) 
ſchließet daraus, daß er unter die uralten Steine zu rechnen ſey. Allein er 
ſchließet hier zu voreilig. Man findet im Quarz, im Spath, im Gyps, in den eigent⸗ 
lichen Kieſeln, und in andern Steinarten ebenfalls keine Verſteinerungen, und gleich. 
wohl koͤnnen noch täglich Kryſtalle, Gypſe, und Spathe wachſen. Da der Glimmer 
aus ſo zarten Lamellen beſtehet, ſo iſt es nicht leicht moͤglich, daß darein ein fremder 
Körper zu liegen kommen kann. Ueberhaupt iſt uns die Entſtehungsart des Glims 
mers noch nicht zuverlaͤßig genug bekannt, wir wuͤrden fonft über dieſe Sache mit meh» 
rerer Zuverlaͤßigkeit fprechen koͤnnen. Inzwiſchen hat ſich doch der Glimmer in die 
Petrefacten mit eingemiſcht, und Dendriten auf glimmerigten Sandſſemen find in 
den Sammlungen der Foßilien eben keine große Seltenheit. 

Was das Verhalten des Glimmers gegen die Minern anlangt, fo vers 
ſichert Herr Lehmann (a) daß er unſtreitig unter die gewoͤhnlichſten Metallmuͤtter ge⸗ 
hoͤre, und ob man gleich bisweilen etwas Metallifches darinne findet, fo Ki 

i 
(2) Mineralogie. S. 76. 
(a) Von den Metallmuͤttern. S. 245: 247. 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 317 


ſich doch nicht der Muͤhe. Er belacht daher auch die Meynung derer, welche in dem 
Glimmer, ſonderlich in dem Golde einen metalliſchen, und befonders einen Goldhal⸗ 

tigen Gehalt fuchen, weil er gegluͤet, und im Urin abgeloͤſcht feine Farbe behaͤlt. 
Herr Oberbergrath Gerhardt (b) verſichert, daß alle Glimmerarten Eiſen bey ſich 
fuͤhren, und daß ſonderlich die ſchwarzen, gruͤnen, und vornaͤmlich die Goldfarbigen 
den ſtaͤrkſten Eiſengehalt haben. Inzwiſchen geſtehet er doch ſelbſt, daß der Glimmer 
keine eigentlichen Metallmuͤtter abgiebt, ob man gleich Zinnerze und Zinnober zuweilen 
darinne antrift, fo wie ſie auch zuweilen bey Kupfer- Bley» und Eiſenerzen vorkoͤmmt. 
Die Verfaſſer des Univerſallexikons (e) behaupten, daß in dem Glimmer ein wenig 

Silber verborgen ſey, erklaͤren aber denſelben doch hernach fuͤr eine taube Bergart. 
Wenn nun auch gleich der Glimmer keine Metallmutter iſt, ſo haben doch faſt alle 
glimmricht ſchieſerige Berge in dem Leutmeritzer Kreiße in Böhmen Granaten, 
welche der Regen auswaͤſcht, und auf alle Felder fuͤhret (d) 


Den Glimmer findet man weder in Floͤtzen noch Gaͤngen, am wenigſten i in ganzen 
Gebuͤrgen, ſondern er liegt entweder blos unter dem Sande und Erden, oder er 
koͤmmt in andern Steinarten zum Vorſchein, wo er beſonders in Kalkſtein, Sand— 
ſtein, Spath, Quarz, Steinmark, Speckſtein, Amiant, Granit und dergleichen 
gefunden wird. Bey den Minern und auf den Metallen koͤmmt er in verſchiedenen 
Bergarten vor. Im Jahr 1768. wurde zu Tangelſtedt in einem Garten, ohnge⸗ 
fehr einen Schuh unter der Gartenerde ein weiſer Glimmer in weiſen und roͤthlichen 
Thone haͤufig gefunden, fo wie in Blankenburg an der Schwarze ein Goldfarbi⸗ 
ger Glimmer im rothen Thon gefunden wird. Folgende Oerter, dabey ich aber die 
jenigen nicht mit in Anſchlag bringe, die ich oben bey der Beſchreibung des Katzengol⸗ 
des ($. 506.) angefuͤhrt habe, geben Glimmer. Altenberge in Sachſen, Bern, 
Boͤhmen und ſonderlich in den daſigen Gebuͤrgen, im Braunſchweigiſchen, in Car 
pathiſchen Gebuͤrgen, bey Deva, im Erfurtifchen, im Erzgebuͤrge, bey Eula in 
Böhmen, zu Fahlum, Garpenberg in Schweden, Garſin in Niederoͤſtreich, Geyer 
in Sachſen, Glaris, Gurk, Johanngeorgenſtadt, Kupferberg in Schweden, 
Neufchatel, Niederoͤſtreich, Niederungarn, Norwegen, Puͤndten, Reichenſtein, 
Sala in Schweden, Salbergsgrube in Schweden, Sandefiord in Norwegen, Schlag— 
genwald in Boͤhmen, Schleſien, Schneeberg, Schweden, Schweitz, Stiavnitza in 
Niederungarn, Stunkardt in Böhmen, Thangelſtadt, Tyrol, Weimar, Wohn 
ſiedel, Zellerfeld im Braunſchweigiſchen, Zillerthal, Zinnwald in Böhmen und Zuͤrch. 
Siehe Bruͤckmann Magnalia Dei P. I. S. 87. 115. 151.237. P. II. S. 42. Scheuch⸗ 
zer Naturhiſtorie des Schweitzerlandes 3. Th. S. 134. 135. Baumer Naturge⸗ 
ſchichte des Mineralreichs 1. Th. S. 215. 216. 2. Th. S. 138. Mufeum Grauelianum 
S. 32. Born Index foſſilium S. 41. 42. 


Rr 3 XCIV. 


tb) Beyträͤge zur Chymie. 1. Th. S. 332.333. (4d) Siehe Ferbers Beytraͤge zur Mineral⸗ 
(e) Im zehenden Bande. S. 1668. geſchichte von Böhmen. S. 11. 


318 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeften Steinen, 
XCIV Der Schiefer. 


5 $ 509. Ä 

Da man im gemeinen Leben alle diejenigen Dinge ſchiefericht nennet, welche ſich in 

Blätter fpalten laſſen, fo ſcheinet unſer Schiefer eben daher den Namen den er 
fuͤhret, erlangt zu haben. Der lateiniſche Name Hir undScifilis, oder Lapis Ajklis, 
Lapis ſciſilis hat eben darinne feinen Grund, daß ſich der Schiefer in verſchiedene Blaͤt— 
ter zertheilen läßt. Der Herr Ritter von Linne (e) aber beweiſet, daß dieſe Benen— 
nung nicht adaͤquat genug ſey; da ein Stein ſich in mehrere Theile koͤnne zerſpalten 
loffen, und er ſey dem ohnerachtet kein Schiefer. Man nehme das Frauenglas, den 
Selenit, und dergleichen, bey welchen es noch keinem Schriftſteller eingefallen iſt, fie 
unter die Schiefer zu rechnen. Der Name Schijkus, den der Herr Ritter von Linne 
von unſerer Steinart angenommen hat, koͤmmt aus dem Griechiſchen von , ich zer⸗ 
theile her, und hat in der Hauptſache eben die Ableitung, wie die vorhergehenden Bes 


nennungen. Er iſt inzwiſchen in den Schriften nicht von aller Zweydeutigkeit frey, 


wie man aus dem Aldrovand (f) ſehen kann, und die Schriftſteller der mittlern Zeit 
hielten immer den Schiſfum und den Haematitem für einerley, welches ohne Zweifel 
von einer unrichtig verſtandenen Stelle im Plinius herruͤhren mochte. Das Wort 
Ardeſia oder Ardofia ſoll von Ardere brennen herkommen; weil man will geſehen haben, 
daß das unterirdiſche Feuer aus den erſten Schieferbruͤchen gefahren ſey (g). Mir 
aber koͤmmt dieſe Ableitung weit hergeholet fuͤr. Der Herr Ritter von Linne 
nennet den Schiefer Lapis ex humo vegetabilium, weil er dafür halt, er ſey aus der 


Mohrerde und den zerſtoͤhrten Pflanzen entſtanden. Herr Oberbergrath Gerhardt 


aber nennet ihn: Petra pinguis aluminofa in tabula feetilis. Im Franzoͤſiſchen 
wird er Ardoife, Schifte geneunet. Im hollaͤndiſchen heißt der Schiefer Ley, und 
beſonders wird unſer ſchwarzer Schiefer warte Ley die Schiefernieren Ley - Niere und 
der Fiſchſchiefer Leyen met Vischen genennet (h). Außerdem hat man noch beſon⸗ 
dern Schiefern beſondere Namen gegeben. Eine Art nennet man Tafel oder Tiſch⸗ 
ſchiefer Fifklis menfalis; eine andere Dachſchiefer, Ar della, Hiſilis tegularis, noch 
eine andere Nohlſchiefer, Helis carbonarius; noch eine andere groben Schiefer 
Fifhlis vudis, eine andere weichen Schiefer, Felis friabilis, noch eine andere 
Bnopfſtein, Lapis [eu fifälis globilorum und dergleichen (i) 


510 


So gemein und fo bekannt auch nur immer der Schiefer ſeyn kann, ſo vielen Schwie⸗ 


rigkeiten haben die Schriftſteller den Begriff von dem Schiefer unterworfen. Was der 
Bergmann Schiefer nennet, das gehoͤret eigentlich fuͤr meine jetzige Abhandlung 
gar nicht. Um verſchiedener Leſer willen aber merke ich an, daß man in den Berg— 

i werken 


(e) Syſtema naturae 1768. S. 37. Anmerk. (h) Slehe das Muſeum chaiſianum S. 115, 
Fifilis et quidam Schiſtus, ſed multae petrae Muſeum Koeningianum. Nun. 955. 
ſunt fiſſiles, non tamen Schiſti. (i) Siehe Vogels practiſches Mineralſyſtem 
(f) Mufeum metalficum. S. 655, S. 153. 
(8) Univerſallexikon. 2. Band. ©. 1285, 


P 4 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 319 


werken dasjenige Schiefergeſtein nennet, wo man eine Spaltung an der andern 
ſehen kann, und welches ſich von dem Sandſteine merklich unterſcheidet. Sonſt ver- 
ſtehet man auch diejenige Steinart darunter, welche zwiſchen den Erzen bricht, und 
ſonſt auch Berg oder Bergart heißt. Was aber den eigentlichen lithologiſchen Bes 
griff des Schiefers anlangt, fo iſt derſelbe aus eigner Schuld der Schriftſteller fo 
großen Verwirrungen unterworfen, daß man ſich kaum heraushelfen koͤnnte, wenn man 
nicht eine weitlaͤuftige und eine enge Bedeutung dieſes Wortes annehmen wuͤrde. 
In der weitlaͤuftigen Bedeutung heißet eine jede Steinart, die ſich in Platten 
ſpalten läßt, Schiefer, und nach dieſer Bedeutung hat man Sandſchiefer, Balk⸗ 
ſchiefer, und eigentliche oder ſchwarze thonigte Schiefer; in der engern Bes 
deutung aber werden blos die letztern, Schiefer genennet. 

Ich habe es daher wohl nicht noͤthig zu erinnern, da ich jetzo weder von Sand⸗ 
ſteinen, noch von Kalkſteinen rede, daß ich hier das Wort Schiefer in ſeiner engern 
Bedeutung nehme, ob ich gleich um der Vollſtaͤndigkeit willen auch der Schiefer im 
allgemeinen Verſtande gedenken muß. Mir iſt alſo der Schiefer eine blaͤtterigte 
thonigte Steinart, von ſchwarzer, blauſchwarzer und grauer Farbe, 
welche mit keinem Scheidewaſſer aufbrauſet, oder doch wenigſtens fo 
gelinde braußet, daß man daran ſo gleich erkennen kann, daß ſich unter 
die eigentlichen Beſtandtheile des Schiefers fremde und zufaͤllige muͤſſen 
gemiſcht haben. Herr Wallerius (k) ſetzet von dem Schiefer folgende Kennzeichen. 
feſte, unter welchen ich doch das vierte unten genauer unterſuchen werde: 1) die Theil— 
chen in dem Schiefer ſind wohl mehrentheils von der Beſchaffenheit, und ſo kleine, daß 
man ſie nicht leichtlich wahrnehmen kann; nichts deſtoweniger kann man zuweilen bey 
genauem Aufmerken dieſelben wie Faſern oder Reifchen wahrnehmen; 2) aller Schiefer: 
bricht und zerkloͤbet in Schichten, Scheiben und Tafeln, je duͤnner je edler; es iſt 
auch mehrentheils aller Schiefer gradefpaltig: einige wenige krumme und gedrehete 
Schieferſteine ausgenommen; 3) iſt nicht ſonderlich hart, ſondern man kann ihn mie 
einem Meſſer ritzen, er ſchlaͤgt auch am Stahle nicht Feuer; im Feuer gehet aller 
Schiefer eher und leichter zu Glaſe, als ſonſt einiger Stein; doch alles nachdem der 
Schiefer hart iſt, und ehe er zu Glaſe wird ändere er feine Farbe nicht. Sein Glas 
iſt truͤbe, und einem aufgetriebenen Schaume gleich, und fo leicht, daß es mehren 
theils auf dem Waſſer ſchwimmet; 5) ſeine eigenthuͤmliche Schwere iſt etwas 
veraͤnderlich. 

Freylich wuͤrden ſich die wahren Kennzeichen und Beſtandtheile des Schiefers am 
erſten aus den chymiſchen Verſuchen erkennen laſſen, wenn nur nicht die Begriffe 
von den Schiefern eben ſo veraͤnderlich als die Schiefer ſelbſt waͤren. Ich will aber 
jego ſolche Schriftſteller wehlen, welche den eigentlichen Schiefer unterſucht haben. 
Herr Profeſſor Pott (I) ſagt: „daß der Schiefer mehrentheils was fettiges und oͤhligtes 
enthält, ja oft uͤberfluͤßig Berghaarzig und Erdpechig iſt, ſiehet man daraus, weil er des, 
wegen gern Feuer faſſet, leicht brennt, und im Feuer zerſpringt; daher er in Feuers, 

a bruͤnſten 


(k) Mineralogie. S. 89. f. 
(1) Erſte Fortſetzung der Lithogeognoſie. S. 54. 


320 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


bruͤnſten auf den Daͤchern ſchaͤdlich iſt; auch weil er nach Art des Bernſteins und der 
Steinkohlen im Diſtilliren mehrentheils ein ſaures Sal volatile giebt, welches zugleich 
merklich oͤhlicht ift.” Herr Montet (m) beſchreibet den Schiefer zu Sevennes, und 
beweiſet durch folgenden Verſuch, daß er Thonartig ſey. Ich that eine und eine 
halbe Unze von dieſem zerſtoßnen Schiefer in einen bedeckten Schmelztiegel; ich lies 
ihn zwo Stunden in einem Schmelzofen, und bedeckte ihn immer mit gluͤenden Kohlen, 
Ich lies das Feuer ausgehen, und fand, daß mein Schiefer roͤthlich und hart geworden 
war, und dabey von ſeinem Gewichte beynahe nichts verloren hatte. Ich gos wieder 
auf dieſen durch heftiges Feuer calcinirten Schiefer von den drey Hauptſaͤuren; es 
äußerte ſich aber keine Aufwallung. Dieſer Verſuch beweiſet deutlich, daß der Schies 
fer, den ich beſchreibe blos ein verſteinter Thon iſt.“ Herr Oberbergrath Ger— 
hardt (n) hat mehrere eigentliche Schieferarten zugleich unterſucht, und dabey nach⸗ 
folgende Wahrnehmungen gemacht. »Die ſchwarzen Schieferarten haben meiſtentheils 
ein wuͤrkliches Bergoͤhl bey ſich, und in einigen derſelben findet man auch etwas 
Schwefelgeiſt, und ein fluͤchtiges Laugenfalz. — Im Feuer werden die Schiefer härter 
und ſproͤder, und die meiſten Gattungen zerſpringen in groͤſere oder kleinere Blaͤtter. 
Die ſchwarzen Schiefer verlieren hiebey durch Verzehrung der oͤhlichten Theile ihre 
Farbe, und werden roth, gelb, auch braun, und geben bey dem Brennen einen Stein— 
kohlenartigen Geruch; die Wuͤrfel und Hornſchiefer ader behalten ihre Farbe bey, und 
man bemerkt bey denſelben keinen Geruch. In dem ſtaͤrkern Schmelzfeuer gehen die— 
jenigen, die entweder roh oder gebrannt, wegen der vielen bey ſich habenden Eiſen— 
theile, in einen glaſigen Fluß uͤber; wohingegen diejenigen, bey welchen erſtere Er— 
ſcheinung nicht vorkoͤmmt, im Feuer eben ſo beſtaͤndig ſind, wie ein reiner Thon.“ 
Wir wollen hieraus eine Anmerkung ziehen, die uns in der Folge gute Dienſte leiſten 
wird. Der Schiefer ſchmelzt für ſich nicht zu Glaſe, wenn es aber ge⸗ 
ſchiehet, ſo ſind daran die Eiſentheile Schuld, die er in ſich hat. 

Den Alten ſcheinet der Schiefer nicht bekannt geweſen zu ſeyn, wenigſtens findet 
man in ihren Schriften nicht die mindeſte Spur, daß ſie ihn gebraucht haͤtten. Pli⸗ 
nius (o) gedenket zwar des Lapidis Schiſti, aber er beſchreibet ihn nicht, ſondern er ers 
zaͤhlet nur, daß aus dem Golde eine Medicin bereitet würde, darunter ein Theil Lapidir, 
quem Schiſton vocant, es ſind ſeine eignen Worte, genommen werde. An einem 
andern Orte behauptet er, daß der Schifos und Haematites eine Verwandſchaft unter 
einander haͤtten, es ſey auch unter dem Scho bisweilen der Haematiter, der an den 
rothen Adern erkannt wuͤrde, und dann zerbrechlich ſeyß. Ob er aber unſern Schiefer 
meyne? das kann gleichwohl ſo zu verlaͤßig nicht dargethan werden. In den mittlern 
Zeiten kommen von dem Schiefer und deſſen Gebrauche gar fruͤhzeitig Nachrichten vor; 
allein ich kann es doch eigentlich nicht entſcheiden, wenn man angefangen habe, den 
Schiefer zu kennen und zu gebrauchen. 


$. sır. 
(m) Abhandlung von dem Berggork, in den (0) Hiftor, natural. Lib. 33. Cap. 5. (25.) 


mineralog. Beluſtigungen. 3. Band. S. 321. S. 179. Cap. 20. (37-) S. 257. 
(n) Beyträge zur Chymie. 1. Th. D. 346. 348. 


f 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 321 


» SI. 

Ueber die eee des Schiefers, und alſo über die Beſtand⸗ 
theile deſſelben ſind die Gelehrten gar nicht einig. Ihre Meynungen koͤnnen in fuͤnf 
Blaſſen geſetzt werden. 

25 In der erſten Klaſſe ſtehen diejenigen Schriftſteller, welche bey dem Schiefer 
eine Kalkerde zum Grunde legen, und ihn unter die Kalkſteine zählen. Das that 
ehedem der Herr Ritter von Linne (p), der aber ſeine Meynung hernach aͤnderte, da 
er ſahe, daß der Dach» und Tafelſchieſer nicht das geringſte Recht auf die Kalkſteine 
habe. Wir haben zwar Kalkartige Schiefer, aber hier reden wir von dieſen nicht, 
ſondern von den eigentlichen Schiefern, dergleichen der Dachſchiefer if: Ich habe 
nicht gefunden, daß dieſe Meynung viele Anhaͤnger gefunden habe, und das war auch, 

von dem ganzen Geſchlecht der Schiefer verſtanden, wie der Ritter that, nicht 
möglich 
In die andere Blaſſe fe ich diejenigen Schriftſteller, welche den Schiefer 
— 5 die Suͤndfluth durch einen Niederſchlag entſtehen laſſen. Lange (q) 
ſtellt fi ch die Sache alſo vor: in der Suͤndfluth „oder in einer andern großen Fluth ges 
ſchahe eine Senkung oder Praͤcipitation in dem Waſſer, nach welcher ſich die Erde all— 
maͤhlig in dem ſtillſtehenden Waſſer zu Boden geſenkt, und ſolchergeſtalt alles nach der 
Eigenſchaft und Senkung der Materie, ſowohl Lagen als auch Scheiben gebildet hat. 
Woodward (r) der an den Schiefern bemerkt hatte, daß fie anfänglich aus dünnen 
Scheiben beſtehen, die immer dicker werden, je tiefer ſie in der Erde liegen, erklaͤret 
ſich darüber alſo: “es find alle Lagen unſrer Erbkugel aus einer irrdiſchen Materie zus 
ſammen geſetzt, welche ſich nach der Suͤndfluth in dem Waſſer zu Boden ſetzte. Da 
nun dieſe Materie anfieng ſich hinab zu ſenken, fo war fie in größerer Quantitaͤt vorhan⸗ 
den, als nachhero, und alfo mußten die unterſten Lagen natuͤrlicher Weiſe viel dicker 
werden, als die oberſten.“ Allein wenn man wuͤrklich alle Schiefer in einer horizonta⸗ 
len Lage faͤnd, ſo haͤtte dieſe Sache noch einigen Schein, die hoͤchſtens uur ſo viel be⸗ 
weiſet, daß einige Schieferarten auf dieſe Art entſtanden ſind. 

Wie einige den Schiefer von dem Waſſer ableiten, ſo laſſen ihn andere durch 
das Feuer entſtehen. In den mineralogiſchen Beluſtigungen (1) hat ein Unges 
nannter dieſe Meynung durch zwey Beyſpiele zu erweiſen geſucht: einmal durch 
das Beyſpiel der Fiſche, welche im Schiefer eben die Lage annehmen, die ſie haben, 
wenn ſie im Waſſer geſotten werden; hernach aus einem Stuͤck Schiefer, in welchem 
ſich ein Ring von Metall befindet, der die Staͤrke eines Tabackspfeifenſtiels hat, der 
aber ſo ſproͤde, angelaufen und auf der Oberflaͤche geborſten iſt, daß er die deutlichſten 
Spuren von einer im Seu ausgeſtandenen Gewalt Rap: Allein mich duͤnkt, beyde 


Beweiſe 
Cp) Syflema naturge 1748. S. 154. Aus. Dieſe Meynung muͤſſen alle diejenigen 
() De Schiſti indole et geneſi in den Ephem. annehmen, die alle Verſteinerungen von der 


Nat. Cur. Vol. VI. append 6. 18. Suͤndfluth herleiten. 
r) Abhandlung der Foßtlien, in feiner phyſi⸗ 9 „ S. 63. f. 
kaliſchen Erdbeſchreibung S. 678. der deutſch. 3 are af 


2. Th. Ss 


— 


322 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


Beweiſe koͤnnen leicht widerlegt werden. Die Fiſche werden in den Schiefern nicht als 
lein gekruͤmmt, ſondern auch gerade ausgeſtreckt gefunden. Der Fiſch, wenn man 
ihm nach und nach das Waſſer entziehet, und gewaltſam ſterben läßt, nimmt ebenfalls 
eine gekruͤmmte Figur an. Man findet auch in andern Steinarten fremde Dinge. 
Herr Baumer fand einmal einen Radenagel in einem Kalkſteine (1. Band. §. 4. S. 5) 
und ich entſinne mich im Kayßler geleſen zu haben, daß er eine metallene 
Kugel in einem Marmor geſehen habe. Ich habe aber noch nicht geſehen, daß 
jemand die Kalkartigen Steine vom Feuer hergeleitet haͤtte, welches ihn zerſtoͤrt. Daß 
der metallene Ring angelaufen war, das konnte von der feuchten Erde herkommen, 
woraus hernach der Schiefer entſtund; daß er ſproͤde war, das konnte dieſem Metall 
eigen ſeyn, denn man hat ſproͤde Metallarten; daß er endlich geborſten war, das konnte 
geſchehen ſeyn, ehe er in den Schiefer zu liegen kam, es konnte ihn auch eine aͤuſere 
Gewalt dazu genoͤthiget haben. en 
Nach der vierten Meynung iſt der Schiefer aus elner Mohrerde, und aus 
verfaulten Vegetabilien entſtanden. Die Herren Linne (t), Pott (u), Dos 
gel (x), Senkel (y) und Schulze (2) haben dieſe Meynung angenommen; fie er». 
klaͤren ſich aber daruͤber doch mit einiger Verſchiedenheit. Ueberhaupt behauptet man, 
daß das Daſeyn der Fiſche und der Kräuter in den Schiefern ganz deutlich darthue, 
daß der Schiefer aus einer Sumpf: und Mohrerde entftanden ſey. Inſonderheit aber 
ſetzet Herr Prof. Vogel noch hinzu, daß außer dieſer Erde noch Erdpech und Vitriol⸗ 
ſaͤure zum Schiefer gehoͤre, weil der Schiefer im Feuer ſpringt, leicht anbrennt, und 
im Deſtilliren ein ſaures, fettigtes, und fluͤchtiges Salz giebt, auch nicht ſelten einen 
Schwefelkies auf ſich hat. Am ausfuͤhrlichſten hat ſich Herr Schulze erklaͤrt, deſ⸗ 
fen Gedanken ich ganz mittheilen muß. „Betrachtet man die gemeinſten Erd» und 
Schlammarten, ſo von den Waſſern entweder angeſchwemmet werden, oder ſich in 
denſelben zu Boden ſetzen, fo beſtehen fie nicht allein in einer leimigten oder thonigten 
Erdart, ſondern auch aus derjenigen Grunderde, welche von der Verweſung ſowohl 
vegetabilifcher, als thieriſcher Körper im Waſſer zurück gelaſſen worden, und welche 
ſich nach und nach an deſſen Grunde zuſammen gehaͤuft. Dieſes wird man beſonders 
bey ſtehenden Waſſern gar deutlich wahrnehmen, in welchen die aus dem verfaulten 
Schilfe, Graſe, Rohre, und andern Sachen entſtandene Erde, dergeſtalt anwaͤchſet, 
daß nicht ſelten aus großen Wafferhältern endlich ſumpfigte und moraſtige Gegenden, 
ja mit der Zeit wohl gar ganze trockne Ebenen entſtehen.“ REN 
Die vierte Meynung iſt mit den vorhergehenden gar nahe verwandt, und bes 
ſtehet nur darinne, daß man die Grunderde etwas näher beſtimmt, und fie für eine 
wahre Thonerde ausgiebt. Herr Hofrath Walch (a) und Herr Gerhardt (b) 
bedienen 


(t) Syſtema naturae. 1768, S. 36. 37. (2) Betrachtung der Kraͤuterabdruͤcke im 

(u) Erſte Fortſetzung der Lithogeognoſie. Steinreiche. S. 19. f. 

54. Ca) In dem ſyſtematiſchen Steinreiche Th. 2. 

(x) Practiſches Mineralſyſtem. S. 149. D. 26. und in der Naturgeſch. der Verſteine⸗ 

(y) In der Kieshiſtorie. S. 317. und de rungen. Th. 1. S. 90. N 
lapidum origine. ©. 12 (b) Begtrraͤge zur Chymle. 1. Th. S. 347. 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 323 


bedienen ſich dieſer naͤhern Beſtimmung. Beſonders ſagt Herr Gerhardt: die Ab⸗ 
druͤcke und Verſteinerung von Koͤrpern des vegetabiliſchen und animaliſchen Reichs, 
beſonders von Pflanzen und Fiſchen, ſind in den Schieferlagen ſehr haͤufig, und es iſt 
merkwuͤrdig, daß man dergleichen veraͤnderte Ueberbleibſel ans dieſen beyden Natur⸗ 
reichen, in denen uͤber dem Schiefer liegenden Steinflögen nicht antrift; aus dieſen 
Urſachen iſt es mir am wahrſcheinlichſten, daß die Schieferfloͤtze wuͤrklich ehedem der 
Grund eines ſtillſtehenden Waſſers geweſen, und aus dem thonigten Schlamm deſſel— 
ben erzeuget worden, dergeſtalt, daß die über dem Schiefer liegende Floͤtze von andern 
Steinarten neuer find, als die Schieferflöge felbft. Ich bitte hier meine Leſer die Ans 
merkung zu wiederholen, daß der Schiefer fuͤr ſich eigentlich nicht zu Glaſe ſchmelze 
(J. Flo.) und fie werden überzeugt ſeyn, daß ich den Schiefer unter die thonigten Stei⸗ 
ne an den rechten Ort geſetzt habe. 

Der Schiefer gehoͤret alſo unter die Sedimentſteine, wache t im Waſſer durch 
eine Niederſenkung der thonigten Erdtheilchen entſtehen. Da ſich nun dieſe Theile nur 
nach und nach abſondern, fo konnte es nicht anders ſeyn, es mußten übereinander ges 
ſetzte Lagen entſtehen, die ſich auch nach der Verhaͤrtung zu einem Stein ſpalten ließen. 
Geſchahe nun dieſes in einem ſtillſtehenden tiefen Waſſer, fo konnte ein großes Schiefer« 
gebuͤrge entſtehen. Nun iſt es ja wohl moͤglich, daß, als die Natur dieſes Geſchaͤfte 
unternahm, ſich bisweilen andere Erdtheile mit einmiſchten. Beym Kalkſchiefer war 
es Kalkerde, beym Sandſchiefer, klarer Sand, ja ſelbſt unter den eigentlichen Schie— 
fer konnten ſich Kalkartige Theilchen miſchen, und daher iſt mancher Schiefer zum 
Theil Kalkartig. Allein man wird auch eingeſtehen, daß dieſes nur etwas zufaͤlliges 
ſey, welches in feinem Verhaͤltniß bey allen andern Steinarten gefunden wird. Darum 
aber vermehret man die Geſchlechte der Steine noch nicht. 


Wer uͤber den Urſprung des metalliſchen Schiefers, der für meine Arbeit eigent⸗ 
lich nicht gehoͤret, gegruͤndete Gedanken leſen will, den verweiſe ich auf Herrn Ellers 
Verſuch über den Urſprung und die Erzeugung der Metalle (o). 

§. 512. 

Waren die Stimmen uͤber die Entstehungsort des Schieſers ſehr getheilt, ſo iſt 
dieſes uͤber die Frage: an welchem Ort und unter welche Steinarten hat 
man den Schiefer zu ſetzen? noch mehr geſchehen. Herr Wallerius (d) von 
Juſti (e) und Herr Baumer (f), denen Herr Scopoli (g) einiger Maßen bey⸗ 
fälle, ſetzen den Schiefer unter die Glasartigen Steine. Da es Herr Wallerius ſo⸗ 

gar gewagt hat, ſeine Meynung zu vertheidigen, ſo wollen wir ihn daruͤber anhoͤren. 
Er giebt die Antwort, daß die Eigenſchaften der Glasartigen Steine, nämlich im 
Feuer zu ſchmelzen, und mit ſauern Kunſtgeiſtern aufzugaͤhren, allerdings auch den 
Schiefern zukomme; daher dieſe auch mit Recht zu jenen gerechnet werden. Herr 

Ss 2 Ger⸗ 


> Su den mineralog. Beluſtigungen. r. Th. (f) Hiſtorla lapid. pretioſorum. S. 107. 
vergl. mit S. 90. 

045 Mineralogie. S. 89. 97. (80 Einleitung in die Kenntniß der Foßilien. 

(e) Grundriß des Mineralreichs. S. 227. S. 27. 


324 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen, 


Gerhardt (h) antwortet: daß die Schmelzbarkeit dieſer Steine, und deren Ueber 
gang in eine glaſige Schlacke keinen Grund abgeben koͤnne, den Schiefer als eine bes 
ſondere Ordnung von Steinen zu betrachten, indem nicht allein andere Thonartige 
Steine eben dieſes Verhaͤltniß haben, ſondern dieſes Verhaͤltniß auch lediglich von den 
beygemiſchten Eiſentheilen herruͤhret. Ich ſetze noch hinzu: 1) es ſchmelzen nicht alle 
Schiefer zu Glaſe, namlich alle diejenigen, welche keine Eiſentheile bey ſich führen; - 
2) das Product, welches von dem Schiefer bey dem Schmelzfeuer erhalten wird, iſt 
eigentlich nicht einmal ein Glas, ſondern nur eine ſchaumigte Schlacke, welche p leicht 
ift, daß fie auf dem Waſſer ſchwimmt. 

Andere ſetzen den Schieſer unter die Thonartigen Steine, und das haben 
Pott (i), Bomare (k), Baumer (1), und andere gethan. Ich habe ſchon vors 
her gezeigt, daß dieſes der rechte Ort ſey dahin man den Schiefer zu ſetzen hat. Herr 
Profeſſor Pott ſagt zwar, daß er unmoͤglich unter ein Geſchlecht gebracht werden koͤnne; 
allein ich habe bereits geantwortet, daß dasjenige, was man eigentlich Schiefer 
nennet, naͤmlich der Dachſchiefer, und der Tafelſchiefer, ſeinen Urſprung vom 
Thone habe, und alſo unter die Klaſſe der Thonartigen Steine gehoͤre. 

Herr Scopoli hat eine eigne Klaſſe die er unreine Erde nennet (m), unter mel 
cher er ſolche Erden verſtehet, welche, wegen der beygemiſchten metalliſchen Theile mit 
Feuer ohne Zuſatz, und in der Zeit, da eine gemeine Kupferprobe gemacht wird, flieſ⸗ 
fen. Unter dieſe Klaſſe hat er den Laſurſtein, den Bimmſtein, den Baſalt, 
den Schiefer, den Bolus, den Ritt und die Erzmuͤtter geſetzt. In dieſem Ges 
ſichtspunkte ſtehet hier der Schiefer am rechten Orte, nur daß ich glaube, man muͤſſe 
mehrere Geſchlechter zerreißen, wenn man nach dieſer Probe im Feuer verfahren wollte, 
und vielleicht alle Glasartige Steine mit hieher rechnen, welches doch Herr Scopoli 
felbft nicht gethan hat. 

Endlich haben einige Gelehrten aus dem Schiefer eine eigne Rlaſſe gemacht, 
der fie gleichwohl verſchiedene Namen gegeben haben. Der Herr Ritter von Kine 
ne (n) der ihn erſt unter die Kalkſteine geſetzt hatte, nennet nachher das Geſchlecht, 
unter welchem der Schiefer eine einzige und eigene Gattung ausmacht Terram humo- 
ſam. Herr Leibarzt Vogel (0) hingegen nennet fie Schieferſteine. Dieſe Metho⸗ 
de hat die einzige Unbequemlichkeit, daß ſie die Klaſſen der Steine vermehrt, die man 
fo viel möglich vermindern ſollte. Inzwiſchen laßt es ſich hören, was Herr Vogel zu 
ſeiner Entſchuldigung angiebt, daß er es darum gethan habe, weil ſich der Schiefer 
von außem, oder durch ein empyriſches Mittel kenntlich mache, ja wenn man auf ſeine 
Entſtehungsart, Miſchung und Verhalten im Feuer acht babe, fo offenbaren ſich a 
demſelben noch andere beſondere Eigenſchaſten, die ihm zu einen beenden Steine 


machen. 
Ich 


(h) Behtraͤge zur Chymie. 1. Th. S. 346. (m) Einleltung in die Kenntniß der Sopilien, 
4 * Fortſetzung der Lichogeognoſie S. 54. S. 24. 26. 
) Mineralogie. 1. Th. S. 135 
(1) Naturgeſchichte des? Mineralreichs. 1. Th. c) See dae e 
S. 219. (o) Practiſches Mineralſyſtem. S. 148. 


| Die dierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 325 


Ich uͤbergehe andere Gedanken mit guter Ueberlegung, weil ſie am Ende weiter 
doch nichts, als die große Unvollkommenheit unſrer Kenntniſſe beweiſen. 
0 513. i 

Die verſchiedenen Gattungen 970 Schiefers lernen wir am beſten aus den 
Eintheilungen der Gelehrten, von welchen ich nachfolgende mittheile. Herr Wal⸗ 
lerius (p) und Herr von Bomare (g) nehmen folgende Gattungen an, dabey ich 
diejenigen, welche ich nachher beſonders beſchreiben werde, nur kurz und den deutſchen 
Namen nach anfuͤhren will, 1) Tafelſchiefer, 2) Dachſchiefer, 3) Kohlſtein. Wall. 
Kohlenſchiefer. Bom. Fiſſilis, ſine lamellis niger, quo ad particulas tantum cum 
fiſſilibus conueniens. Wall. Fiſlilis carbonarius. Ardefia occurrens carbonaria. Bom. 
Ardoife, charbonneuſe. Bom. 4) Schleifſtein, 5) grober Schiefer. Fiſſilis folidus 
duriſſimus in lamellas non diviſibilis. Wall, Fifhlis rudis. Fiſſilis invtilis. Schiſtus 
difficulter ſcindendus. Fiſſilis durus, rudis, griſeus. Carth. a) grober Schiefer mit 
kenntlichen Blättern. Fiſſilis rudis, lamellis conſpicuis. Wall. Schiſte à feuilles appa- 
rentes. Bom. b) grober Schiefer ohne Blätter oder mit unkenntlichen Blättern. Fillilis 
rudis lamellis non conſpicuis. Wall. Le Schiſte à feuilles non apparentes. Bom. 
e) grober Wellenfoͤrmiger Schiefer, oder Schiefer mit Wellenfoͤrmigen Streifen. Fiſſilis 
rudis, lamellis fluctuantibus. Wall. Le Schifte à feuilles ondulees. Bom. d) Schiefer- 
niere, 6) weicher Schiefer. Wall. milder und zerreiblicher Schiefer. Bom. Fiſſilis 
mollior friabilis. Wall. Fiſſilis friabilis, Ardeſia mollior et friabilis. Bom. Schiftus 
nigricans, friabilis, ſeriptura alba. Zinn. Fiſſilis ſubfriabilis manus non inquinans. 
Carth. Ardoiſe tendre et friabile. Bom. a) ſchwaͤrzlicher weicher Schiefer, oder 
milder Schiefer. Fiſſilis friabilis nigricans. Wall. Ardeſia ſubfriabilis nigreſcens. 
Bom. L' Ardoiſe friable noirätre. Bom. b) brauner weicher, oder milder Schiefer. 
Fiſſilis friabilis fuscus. Wal. Ardeſia friabilis fusca. Bom. L’ardoife friable brune. 
Bom. c) grauer weicher Schiefer, oder milder Schiefer. Fiſſilis friabilis einereus. 
Wall. Ardeſia ſubfriabilis griſea. Bom. Ardoiſe friable griſe. Bom. Wellenfoͤrmiger 
weicher Schiefer. Wall. Milder, ſchwarzer, wolkiger Schiefer. Bom. Fiſſilis 
friabilis lamellis fluctuantibus. Wall. Ardeſia friabilis, nigra, fluctuans. Bom. L’ar- 
doife friable, noire et ondulde. Bom. 7) Schwarze Kreide. Wall. Schwarzer Stein 
oder ſchwarze Kreide. Bom. Fillilis mollior, friabilis, pictorius. Walk Nigrica, 
Ampelitis ſeu Pharmaeitis Offieinar. Schiſtus ſeriptura atra. Linz. Schiſtus niger, 
friabiſis inquinans. Woltersd. Fiſſilis friabilis, niger, manus inquinans. Carthᷣ. Cre- 
8 fuliginea. orm. Creta nigra. Pierre noire ou Crayon noir. Bom. Der Herr 
itter von Linne (r) gab erſt nur folgende Gattungeu des Schiefers an; 1) Schiſtus 
nigro- caeruleſcens clangofus, Dachſchiefer, 2) Schyſtus ater ſeriptura alba, Tafel- 
ſchiefer, 3) Schiftus nigricans friabilis, ſeriptura alba, gemeiner Schiefer, 4) Schiſtus 
einereus ſolidiuseulus feriptura cana, 5) Schiftus ſeriptura rubra, Roͤthel, 6) Schiſtus 
ſeriptura atra, ſchwarze Kreide. Hernach aber hat er folgende Gattungen zum Schiefer 
gezaͤhlt, 1) Schiſtus ſeriptura alba, ater ſolidus poliendus, 2) Schiftus ſeriptura nivea, 
a Ss 3 ater 
(p) Mineralogie. S. 90. f. (r) Syſtema naturae 1748. S. 154. 1768. 
403 Mineraloge RK h. S. 136. f. D. 55 5 de EN 


1 


326 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


ater impalpabilis aequalis fiſſilis, 3) Schiſtus ſeriptura alba nigricans ſubfriabilis, 
4) Schiftus feriptura alba, efferueſcens viridis, 5) Schiſtus ſeriptura cinerea, caeruleſ- 
centi- niger tinnitans, 6) Schiſtus ſeriptura cinerea, nigricans ſolidus tinnitans, 
7) Schyllus feriptura cinerea, friabilis cinereus, 8) Schiſtus ſeriptura rubra, 9) Schi- 
{tus feriptura atra, ater inquinans, 10) Schiſtus ſeriptura nigra, ater ſolidus, 11) Schi- 
ftus feriptura cana, cinereus oblique truncatus, 12) Schiltus ſeriptura cana, fuscus 
effervefcens, 13) Schiſtus feriptura exalbida, coimpactiſſimus ſolidiſſimus. Herr 
Profeſſor Vogel (() der es den Schriftftellern ſehr verargt, daß fie die Schiefer alle 
unter eine Klaſſe gebracht haben, ſetzet dieſelben in vier beſtimmte Geſchlechter, und 
theilet fie in thonigte, kalkigte, metalliſche und alaunigte ein. Als einen Anhang 
beſcheibet er die Schiefernieren. Herr Scopoli (t) macht folgende Schieferarten be« 
kannt; 1) Tafelſchiefer, 2) blauer Stein, 3) Fahlſtein, 4) Pfannenſtein, 5) Dach⸗ 
ſchiefer, 6) nach Veilchen riechender glimmeriger Schiefer aus Tyrol. Herr Ober⸗ 
bergrath Gerhardt (u) hat folgende Schiefergattungen: 1) Schreibeſchiefer, Schiſtus 
in laminas tenues ſeiſſilis, ſeriptura albeſcente, a) ſchwarz, Tafelſchiefer, b) blau⸗ 
licht, Dachſchiefer, 2) dicker Schiefer. Schiltus in tabulas valde craflas, et fragiles 
fiſſilis, a) der ſich ſchleifen läßt, Probierſtein, b) roth, e) grau oder grauſchwaͤrzlich, 
3) Kohlenſchiefer. Schilſus bitumine refertus inflammabilis, 4) weicher Schiefer. 
Fiſſilis mollis friabilis, cultro ſectilis, a) bröclicher Schiefer, fo nicht abfaͤrbt, b) broͤck⸗ 
licher Schiefer, ſo abfaͤrbt. Schwarze Kreide, 5) Wuͤrfelſchiefer. Schiſtus tabulis 
quadrangularibus, 6) Hornſchiefer. Schiſtus ſuperficie fplendente glabra. Herr 
Hill (x) bat folgende Gattungen; 1) Oil Stone, Schiftus nouacula, Slate Stone, 
Schiſtus tabularis, 3) Brittle Slate, Schiflus atratus, 4) Green Slate, Schiſtus viridis, 
5) Blue Slate, Schiftus Ardeſia, 6) Purple Slate, Schiſtus purpuraſcens, 7) Sounding 
Slate, Schiſtus ſolidus, 8) Clay Slate, Schiſtus argillaceus, 9) White marle Slate 
Schiſtus albus, 10) Grey marle Slate, Schiſtus margaceus, 11) Green marle Slate, 
Schiſtus margaceus, 12) Ruddy marle Slate, Schiſtus margaceus, 13) Staining Slate 
Schiſtus nigrica, 14) Raven Slate, Alum Slate, Schiſtus communis, 15) Dotted 
Slate, Schiftus olearius, 16) Limeſtone Slate, Schiſtus effervefcens, 17) Flinty Slate, 
Schiſtus compactiſſimus. 


$. 514. 

Es erhellet aus dieſer Nachricht, daß man ſich den Schiefer in gar verschiede: 
nen Abaͤnderungen gedenken kann, der fo gar auch die Farbe angehet, und ſich bis« 
weilen in gar verſchiedenen Einmiſchungen finden laͤßt. Inzwiſchen ſind folgende 
Schieferarten vor allen andern einer ausführlichen Anzeige würdig. N * 


I. Der Tafelſchiefer. Er führet folgende Namen: Tafelſchiefer, Tiſch⸗ 
ſchiefer, ſchwarzer Schreibeſchiefer. Gerh. Fifklis menfalis. Fiſli- 
niger duriuſculut. Schiflus niger menfalis. Fiſilit ſubtilior; polituram 

en uodam- 


cc) Practiſches Mineralſyſtem. S. 150. J Cu) Beytraͤge zur Chymie, 1. Th. S. 335. 
(t) Einleitung in die Kenntuiß der Foßilien. (2) Foſſils. S. 230. de: ch 
S. 27. N 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 327 


quodammodo admittens. Wall. Fiſilis menſalit, ſcbiſtut ater ſcriptura alba. 

Linn. Schiftus Jeriptura niuea, ater impalpabilis, aequalis flit. Linn. 

Fiſſilis durus Fubtilis niger. Carth. Marmor nigrum menſarium. Cord. 

Saxum fiffile nigrum. Kentm. Ardoife de tables. Bom. Dieſer Tafelſchiefer 

bat ein ganz feines Korn, iſt ganz ſchwarz und ſo hart, daß er ſich ſchleifen 

laͤßt, ob er gleich keine Politur animmt. Er laͤſſet ſich in große Platten fpals 

ten, die man zu Tiſchen gebrauchen kann, und das hat ihm ſeinen Namen 

gegeben, den er hat. Die Blätter des Tafelſchiefers liegen dicht auf einander, 

und eben darum laͤſſet er ſich gerade ſchleifen, und nemlich duͤnne arbeiten. 

Seine ſchwarze Farbe die er hat, ruͤhret hauptſaͤchlich von einem häufigen fet⸗ 

ten Weſen her, das ſich in ihm befindet. Dieſes fette Weſen hindert eben die 

Politur, und da es durch das Feuer verloren gehet, ſo verliert auch da der 

Schieſer ſeine Farbe, und wird weißlich oder roth, je nachdem die Menge der 

Eiſentheile, die er in fich hat häufiger oder geringer iſt. Bey einem ftärfern 

Feuer wird er zu einem dunkelgrünen roͤhrichten Glaſe, welches doch nicht 

auf dem Waſſer ſchwimmet. Seine eigenthuͤmliche Schwere zum Waſſer iſt, 

0 wie 2, 730 :: 1000. Dieſen Schiefer aus dem Schieferbruche zu gewinnen, 

ſchlagen die Arbeiter lange Meiſel, oder eiſerne Keile von oben in die Zwiſchen⸗ 

krlaͤume der Schieferlager hinein, man ſpaltet ihn aber nicht ehr zu Tafeln, als 

bis er aus dem Bruche iſt. Eben ſo verfährt ı man mit dem Dachfchiefer ( . 

Einer ganz beſondern Gattung vom Tafelfchiefer gedenkt Scheuchzer (2). In 

der Schweitz befindet ſich ein Tafelſchiefer, wo jede Scheibe, welche gebrochen wird, 

aus zwey Lagen beſtehet, davon die obere allezeit hart iſt, und ſich poliren laͤßt, die 

untere aber iſt weicher und laͤßt ſich nicht poliren. Wie Scheuchzer verfichert, fo bes 

findet ſich der Schiefer auf dieſe Art in einem ganzen Berge, den er den Plattenberg 

nennet, und hat hier die groͤßte Teufe des Schieferbruchs keinen Vorzug vor den obern 

Lagen des Schiefers. 

II. Der Dachſchiefer. Er hat folgende Namen. Dachſchiefer ‚blaulichter 

Schreibeſchiefer. Gerh. Ardefia tegularis. Folium nigrum. Ardeſſa Imper. 

Fifiilis durus caerulefeens, clangofus. Wall. Schiftus Jeriptura cinerea, cac- 

ruleſcenti. -niger tinnitans. Linn. Schiftus feriptura cinerea nigricans folidus 

" tinnitans. Linn. Schiſtus nigro caerulefcens clangofüs. Linn. ‚Fifklis durus 

rudis, ex nigro coerulefcens. Carth. Schiſtus niger, rudis tegularis. Wol- 

tersd. Ardoife des toits. Bom. Herr Oberbergrath Gerhardt hat an dem 

" angeführten Orte ganz recht, wenn er den Dachſchiefer und Tafelſchiefer fuͤr 

bloße Abaͤnderungen erklaͤret, da ſie in nichts als in der Farbe, die bey dem 

Dachſchiefer blaulich, bey dem Taſelſchiefer aber ſchwarz iſt, und darinnen 

unterſchieden find, daß ſich der Dachſchlefer nicht gänzlich fo dünne ſpalten läßt, 

als der Tafelſchiefer. Man braucht ihn haͤufig zu Bedeckung der Daͤcher, und 

davon 

(5) Siehe Waller Mineralogie. S. go. . Bomgre Mineralogie. 1. Th. S. 137, und 

Gerhardt Beytraͤge zur Chymie. I. Th. S. 3 6. f. \ 
(2) Orydtegraphia Helvetica. p. 110. 


328 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeften Steinen. 
davon hat er ſeinen Namen. Die Kennzeichen eines guten Dachſchiefers be 


III. 


ſtehen darinne, wenn ſich derſelbe in duͤnne und breite Tafeln ſpalten, und 
gut lochen laͤßt. Außerdem muß derſelbe nicht aufbrauſen, und nicht im Feuer 
ſtark kniſtern, weil er im erſten Falle wegen der beygemiſchten Kalkerde leicht 
verwittert, in dem andern aber ſtark abſchilfert (a). Die Stadt Angers 
in Frankreich, wird die ſchwarze Stadt (la Ville noire) genennt, weil 
alle Haͤuſer daſelbſt mit Schiefer gedeckt ſind, der gleich dabey bricht. Herr 
Balmeter (b) giebt folgende Kennzeichen eines guten Dachſchiefers an: 
«wenn man an den Schiefer mit etwas Harten ſchlaͤgt, und er da einen rei⸗ 
nen Klang giebt, wenn er ſich unter den Fingern rauh, aber nicht glatt oder 
hart anfuͤhlet, und wenn er beym Schneiden nicht in Stuͤcken bricht, ſo iſt er 
gut und feſte. Wenn man ein Scuͤck Schiefer genau waͤget, es einige Stun⸗ 
den ins Waſſer legt, mit einem reinen leinwandenen Tuche abtrocknet, und 
wieder waͤget, ſo iſt es ein Zeichen, daß der Stein locker und zum Decken 
undienlich iſt, wenn er da Waſſer in ſich genommen und ‘fein. Gewicht ver 
mehret hat. Haͤngt man ein Stuͤcke ſeiner Laͤnge nach aufgerichtet in einem 
Gefaͤß mit einem Fuß tief Waſſer da herum, ſo daß ein Theil des Stuͤckes 
über das Waſſer hervorraget, wobey man acht haben muß, daß dieſer Theil 
von der Hand und ſonſt nicht benetzet wird, und laͤßt es ſo ungefähr 24 Stun« 
den ſtehen; ſo wird man ſehen koͤnnen, ob ſich das Waſſer nur wenig oder gar 
nicht in den Stein über die Oberfläche des Waſſers hinauf gezogen hat, da 
er denn dichte und gut if, wenn er aber locker iſt, sieht ſich das Waſſer oft 
durch den ganzen Stein.” 
Die Schiefernieren. Sie heißen Schiefernieren rrierenfoͤrmige 
Schiefer. Bom. Fiſſilis rudis reniformis. Wall. Globuli ſchiſti, figuram 


renis exprimentes., Vogel. Le Schifle, ou l ardoiſe en Jorme, de rognont; 


und haben dieſen Namen, weil ſie zum Theil die Form einer Niere haben. 
Ich ſage zum Theil, denn fie haben nicht einerley Form. Denn einige find 
oval, andere rund, u. d. gl. Es ſind gleichſam Aus wuͤchſe i in den Schiefern, 
die in und auf den Schiefern ſitzen, doch ſo, daß ſie mit leichter Muͤhe abgeloͤ⸗ 


ſet werden koͤnnen. Sie kommen an mehrern Orten, und vielleicht in allen 


Dachſchieferbruͤchen vor. In dem Schieferbruche bey Coßlar ſind ſie Kies- 
baltig. Der Kies iſt in ſolchen fo häufig zu finden, daß viele derſelben wuͤrk⸗ 
liche Kiesmaſſen zu eyn ſcheinen, die nur mit einer ſchiefernen Decke überzogen 
find. Die Schiefernieren in den Illmenauer Schiefer bruͤchen haben 


faſt allezeit fremde Dinge in ſich eingeſchloſſen; am haͤufigſten Fiſche, die 


aber freylich ſelten ganz ſind, weil die Niere kleiner iſt, als der Fiſch war. 
Außerdem findet man in denſelben Schilf, Holz, ſogenannte Kornaͤhren, 
die ich in dem folgenden Theile einer genauern Unterſuchung unterwerfen 
werde, und andere unbekannte Dinge. Man will ſogar in einigen Waſſer 

gefun⸗ 


Ca) Siehe Gerhardt am angef. Orte. 
(b) Abhandl. der ſchwediſchen Akademie der Wiſſenſchaften. 12. Band. S. 314. 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 329 


gefunden haben (). Die Nieren von Illmenau verdienen eine eigene 
Auͤbhandlung, die ich ihnen vielleicht in meinem Journal widme. Die Schie⸗ 


97 fernieren aus der Alaungrube bey Doͤſchnitz im Schwarzbur giſchen 


haben fo viel ich ihrer gefeben habe eine Kugelrunde Form, und halten faſt 
nichts in ſich, als metalliſi rte Dendaliten „deren Schaale in einen Bley⸗ 


glanz verwandelt iſt, und innwendig find fie mit Spat ausgefüllt. Die Mies 
xen ſelbſt find ſehr feſte, und das iſt auch die Urſache, warum die Dentals 


beym Zerſtufen in bloßen Fragmenten erſcheinen (d). 
IV. Die Alaunſchiefer, oder Alaunhaltigen Schiefer; Fifklis aluminaris. 
Alumen fiſili mineraliſatum. Wall. Alumen lapideum aut Schiſtur alumina- 


l n. Moltersd. Alumen fiſſili inhaerens. Carth. Pierre alumineufe fiſtle. Bom. 


wuͤrde ich jetzo nicht beſchreiben, da ſie eigentlich nur auf Alaun genutzt wer— 
den, der fuͤr mein Fach nicht gehoͤret, wenn ſie nicht auch dem Lithologen in 
gewiſſer Ruͤckſicht ſchaͤtzbar waͤren. Sie ſind bald haͤrter, bald weicher, fettig 
anzufuͤhlen, glaͤnzend, ſchwer, gelblich, braͤunlich, ſchwaͤrzlich, und von meh» 
rern Farben. Ihr Geſchmack iſt zuſammenziehend, und im Feuer geben ſie 
einen iſchwachen Erdharzgeruch von ſich. Sie zerfallen nach und nach in der 
Luft, erſcheinen alsdann voll kleiner Kryſtallen, die nach Alaun ſchmecken. 
Wenn man eine Menge ſolcher Schiefer auf einen Haufen ſtuͤrzt, und an der 
feuchten Luft liegen läßt, fo wird der Schiefer erſt feuchte und weiß, erhitzt 
ſich aber nachher fo ſehr, daß er ſich auch bisweilen entzündet. Der Alaun- 
ſchiefer bricht gern bey Steinkohlen und Kies (e). Die Alaunſchiefer bey 
Andrarum in Schonen ſind den Liebhabern der Verſteinerungen uͤberaus 
merkwuͤrdig, da in denſelben die Concha triloba vugofa, die Bromel für In⸗ 
ſecten hielt, und fie daher Lapides inſectiferot nennete, oft angetroffen wird. 
Auch werden ſolche Alaunſchiefer in Weſtgothland, Nerkie, Jempt— 
05 land und dergleichen Oertern mehr gefunden, welche oft an Alaun ſo reich 
u find, daß fie ganz weiß und mehlig von dem ausgeſchlagenen gediegenen 


0 85 Alaun ausſehen (f). Wenn der Schiefer viel Alaun bey ſich führer, fo kann 


er weiter zu nichts gebraucht werden, weil er an der Luft verwittert, und wenn 

er beregnet wird, ſogleich zerfaͤllt; wenn aber der Alaungehalt ſehr gering iſt, 

ſo koͤnnen ſie gleichwohl zu Daͤchern und andern Nutzungen angewendet werden. 

V. Der Wetzſtein. Cos faliualis aut olearia. Coticularis. Fiſſilit coticulasis, 
Fiſſilis ſolidus mollior , lamellis er afhoribus. Wall. Fifklis coticularis aut Co- 
tieulse. Carth. Pierre à raſoir, Pierre à aiguifer; hat daher feinen Namen, 
weil auf demſelben die Scheer⸗ und andern Meſſer, die Hobeleiſen u. d. gl. 
abgewetzet 


(c) Von dieſen und den Goßlariſchen (d) Siehe mein Hehologiſches Reallexikon. 
Schiefernieren, ſiehe Henkels Kieshiſtorie. S. 1. Th. S. 408. Anm. e. 

358. f. Vogel pract. Mineralſyſt. S. 155. (e) Bomare J. e. S. 290. . 
Wallerius Mineralogie. S. 94. Bomare (f) Bromell e et lithographia 


Mineralogie. 1. Th. ©. 143. f. ſuecana. S. 14. 76. f. 


2. Ch. e 


330 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


abgewetzet und geſchaͤrft werden. Ohnerachtet man zu dieſem Zwecke auch zus 
weilen Kalkartige und andere Steinarten gebraucht, ſo iſt doch der eigentliche 
Wetzſtein ein wahrer Thonartiger Schiefer, er mag nun eine ſchwarze oder 
andere Farbe haben. Iſt feine Farbe ſchwarz, fo iſt es der wahre Probier. 
ſtein, auf den man Meſſer ſchaͤrfen, aber auch edle Metalle prüfen kann; iſt 
aber ſeine Farbe hellgrau, oder gelblich, ſo iſt es im eigentlichen Verſtande 
der Wetzſtein. Dieſer Wetzſtein bricht allemal in dicken Scheiben, die bismeis 
len einige Zoll in der Dicke haben, aber doch nicht anders ais queerdurch. 
Der Schiefer ſelbſt hat ein ſehr feines, unfüßlbares, und gänzlich unfichrbares 
Korn, beynahe wie dichter feiner Marmor. In Thüringen und in Seſſen 
koͤmmt derſelbe ſehr haufig zum Vorſchein. Die Wetzſteine von Steyer⸗ 
mark, wo ſie häufig vorkommen, haben gemeiniglich eine grünliche Farbe. 

Die Schieferlagen find bey einigen kenntlicher, als bey andern, und einige has 
ben auf ihrer Oberfläche ſogar abwechſelnde Lagen, wie Streifen, von hellerer 
und von dunklerer Farbe. Einige ſind in ihren Lagen ſo ſeſt auf einander ge⸗ 
ſetzt, daß man ihr ſchieferigtes Weſen nur im Bruche und doch ziemlich uns 
deutlich erkennen kann. Ob das Vorgeben einiger Schriftſteller gegruͤndet iſt, 
daß der Wetzſtein, wenn er aus dem Bruche koͤmmt, weich iſt, je laͤnger 
man ihn aber brauchet immer haͤrter wird? das kann ich nicht ſagen. Aber 
das iſt merkwuͤrdig, daß die Wetzſteine bisweilen aus zwey feſt zuſammen ver⸗ 
bundenen und faſt untrennbaren Lagen beſtehen, wovon die eine ſchwarz oder 
graubraun, die andere aber gelblich iſt. Von dieſer Art von Wetzſteinen mer⸗ 
ket Wallerius als was beſonderes an, daß die ſchwarze Lage ein laͤngeres 
und ſtaͤrkeres Feuer aushaͤlt, als die gelbe Lage; denn ehe die ſchwarze sage 
ſchaͤumet, ift die gelbe ſchon in ein 7 1 zuſammen gefloſſen (g). 


§. 5 
Wenn ich nun wieder zum Schiefer hart kehre, fo müßte ich ganz mit Fremd- 

lingen zu thun haben, wenn ich bey ihnen die Vortheile nicht voraus ſetzte, welche 
der Liebhaber der Verſteinerungen und der Freund der Minern in gleichen 
Theilen von dem Schiefer erbeuten koͤnnen. Man darf nur eine mittelmaͤßige Samm⸗ 
lung von Verſteinerungen geſehen haben, und man wird die Schiefer darinne häufig ges 
nug aufgeſtellet finden. Im Thierreiche erblicken wir die Fiſche, die bald kohlſchwarz, 
bald mit einem gelben oder rothen Goldglanze uͤberzogen ſind. Muſcheln erblicket 
man hier ſchon ſeltener, und was man ja erblickt das ſind kleine Muſculiten, die oh⸗ 
ne Zweifel zu den Bach: oder Teichmuſcheln gehoͤret haben. Ueberhaupt haben unfre 
erfahrnen Naturforſcher laͤngſt die Anmerkung gemacht, daß alle auf den Thonſchiefern 
befindlichen Koͤrper zu ſolchen gehoͤren, die in unſern Teichen und Waſſern ſind. Der 
ſchoͤne Pentacrinit des Siemers lag ebenfalls auf einem ſchwarzen Schiefer. Aus 
dem Pflanzenreich he find es beſonders die Braͤuter und die Schilfe die ſich doch 
mehrentheils nur in eh Abdruͤcken zeigen. Ja Herr Lehmann (h) hat uns ein 

g Schiefer⸗ 

(g) Waller ! c. S 92. f Bomare l. c. S. 14 r. fi 

Ch) Von den Floͤtzgebuͤrgen. S. 168. 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 331 


Schiefergebuͤrge hinter Mord hauſen in der Grafſchaft Hohenſtein angewieſen, wo 
auf blauen Schiefern nicht ſelten Abdruͤcke von Floribus afleris praecocis pyrenaici flore 
cacruleo folio ſalicis gefunden werden. Bey dem allen aber iſt es gleichwohl merkwuͤr⸗ 
dig, daß ſo haͤufig auch in den. Schiefern die Verſteinerungen vorkommen, ſo hat doch 
der uͤber den Schiefer liegende Stein nie Verſteinerungen in ſich. 

Daß die Schiefer unter die wahren Metallmuͤtter gehoͤren, das iſt laͤngſt ent⸗ 
ſchieden. Von Alaunhaltigen Schiefern habe ich vorher geredet. Man hat aber 
auch Schiefer, welche Schwefel, und Arſenik halten. Am haͤufigſten giebt der 
Schiefer eine Kupferminer. Das Erz unter deſſen Geſtalt das Kupfer im Schiefer 
vorkoͤmmt, iſt theils ein K upfergrün , „theils ein gelbes Kupfererz, welches die Schiefer 
als duͤnne Schnuͤrchen durchſetz.. Im Mannsfeldiſchen, wo dieſe Kupferſchiefer 
häufig vorkommen, werden daraus jährlich achtzehen bis 20000 Centner Kupfer ges 
ſchmolzen. Auch Silber koͤmmt auf Schiefern vor, und hler ſind die Frankenber⸗ 
giſchen Kornaͤhren bekannt genug, welche einzig und allein zwiſchen den Schiefern 
gefunden werden, und ſehr reichhaltig find. Bley koͤmmt in dem Schiefer ebenfalls, 
doch ſeltner vor (i). 

Wenn aber auch der Schiefer dieſe großen Vortheile nicht gewaͤhren koͤnnte, ſo 
wuͤrde er uns doch um feines großen Nutzens willen immer ſchaͤtzbar bleiben. Man 
weiß es, daß man aus dem Schiefer Tiſche, Schreibetafeln, und dergleichen verfer⸗ 
tigt, man weiß auch mit welchem Nutzen man ſich des Schiefers zur Bedeckung der 
Haͤußer bedienet, daß daher auch mit dem Schiefer ein großer Handel getrieben wird. 
Und obgleich der Schiefer im Feuer brennt, und fliegt, und daher die nahe liegende 
Haͤußer in Gefahr ſetzt, angezuͤndet zu werden, ſo wuͤrde doch dieſe Gefahr wegfallen, 
wenn andere Haͤußer ebenfalls mit Schiefer bedeckt waͤren; wenigſtens iſt es allemal 
rathſamer Schiefer, als Schindeln oder Stroh zu gebrauchen „ welche gar leicht ange⸗ 
zuͤndet werden koͤnnen. Die Methode, wie hier der Schiefer und auch fuͤr andere 
Faͤlle zubereitet wird, wird in dem Dictionnaire encycloped, im 3. Band unter dem 
Namen Ardefia erläutert , wo zugleich durch viele Kupfer, die Weiſe ihn zu bearbeiten 
und zu brauchen deutlich gemacht wird. 

Der Schiefer kommt nicht allein in Gaͤngen und Floͤtzen, ſondern auch in ganzen 
Bergen zum Vorſchein. Wo der Schiefer vorhanden iſt, da ſtreicht er gemeiniglich 
zu Tage aus, allein da wird er von Luft und Regen verzehret und zermalmet. Je 
tiefer der Schieſer liegt, deſto beſſer iſt er, und man findet ihn auch wuͤrklich in den 
großen Schieferbrüchen in einer anſehnlichen Teufe. Im Schieferbruche ſteht derſelbe 
auf ſeiner ſchmalen Seite, und wird mit duͤnnen eiſern Keilen und Schlaͤgeln losge⸗ 
macht. Oft faͤllt zwiſchen den Schiefer eine Kluft oder eine Wand ein, welche ge— 
meiniglich hart und mit dem Schiefer fo genau verbunden iſt, daß fie nicht von dem⸗ 
ſelben kann getrennet werden. Die Schieferfloͤtze ſtehen ſelten horizontal, ſondern ſie 
fallen gemeiniglich zwiſchen einen Winkel, von 10 bis 80 Grad, ſind aber Ar ihrem 
Fall ſehr vielen Wechſeln unterworfen, dergeſtalt, daß fie nicht allein oͤftere Sättel 

E machen, 


Lad ae Pott erſte Fortſetzung der Litho⸗ muͤttern. S. 240. f. Vogel er dee 
geognoſie. S. 56. Lehmann von den Metall- ſyſtem. ©. 150: f. 


332 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


machen, ſondern auch manchmal auf eine gewiſſe Weite ganz ſchwebend fortgehen. 
Sie haben nicht allein öfters andere Stein und Erdarten über ſich, ſondern fie find 
auch von ſelbigen oͤfters durchſchnitten, ſo, daß zuweilen zwey, drey Schieferfloͤtzen 
über einanderſtehen, die durch andere, und beſonders Marmorlagen von einander 
abgeſondert ſind; und man wuͤrde ſich daher ſehr irren, wenn man glauben wollte, 
daß die Schieferfloͤtze allezeit nach den Geſetzen der eigenthuͤmlichen Schwere ihre Lage 
erhalten haͤtten. Wo Steinkohlen und Schiefer zugleich find, da befinden fi ch allezeit 
im tiefſten oder dem liegenden der Floͤtzgebuͤrge Steinkohlen, darüber liegen die Schiefer, 
und im hangenden der Flößgebürge finden ſich allezeit Salzquellen, da wo dle Floͤtze 
ſich endigen und ausgehen. 

Schiefer werden an folgenden Orten gefunden: Andreas Stolle in Stollberg, 
Andrarum, Angers, Anhalt, Anjou in Frankreich, Canton Bern, Bigorre in 
Frankrelch, Blonay im Canton Bern, Boͤhmen, Bollerbad, Bottendorf, Cornwell, 
Councieux in Konnois, Eisleben, Engelland, Frankreich, Fumey in Amburg, Can⸗ 
ton Glaris, Goßlar, Graubuͤnderland, Haͤlſingeland, Haßeroda, Haslithal, Hel— 
fingia, Heſſen, Hirſchberg, Hiſtria, Hof, Jemtia, Illmenau, Iſerlohe, Limburg, 
Sonnois, Lüttig, Magdeburg, Manebach, Marr in Nordſchottland, Meißenerberg 
in Heſſen, Fuͤrſtenthum Neiß, Neuſtadt am Ruͤbenberge, Nonnenberg bey Goßlar, 
Nordſchottland, Norwegen, Rothenburg, Schleſten, Schottland, Schwarzwald, 
Schweden, Schweiß, Soune in Schottland, Southerland in Nordſchottland, Spits⸗ 
bergen, Stablo im Luͤttigiſchen, Stollberg am Haarz, Swinna in Schottland, Tyrol, 
Wettin, Wuͤrtenberg, Ziegenhalz. Siehe Bruͤckmann Magnalia Dei P. I. S. 22. f. 
34. f. 37. 42. 4. 52. 75. 95. 96. 147. P. II. S. 18. 22. 24. f. 28. 124. 165. 179. 711. 
Mineral. Beluſt. 2. Band, S. 226. 235. 379. 3. Band, S. 320. Gerhardt (K) 
Beytraͤge zur Chymie, 1. Th. S. 337. f. Scopoli Einleitung in die Kenntniß der 
Foßilien S. 27. Abhandl. der koͤnigl. Schwed. Acad. der W. 12. Band 
S. 313. Linne Syſtema naturae III. S. 37. Mylius Saxon. ſubterran. P. I. 
S. 2. 13. 17. 27. 28. 30. Perzeichniß des Wolters dorfiſchen Aabiners S. 12. 


M Der Probier ſtein, 


F. 516. 

Abe Namen die der Probierſfein fuͤhret, ſind entweder von feinem Gebrauche , oder 
von den Oertern wo er gefunden wird hergenommen. Er heißt daher der Pro⸗ 
bierſtein, weil man auf demſelben Gold und Silber prüft, aus eben dem Grunde 
Goldſtein, und weil man dieſes auf den Stein zu ſtreichen pfleget, Streichſtein. 
Im lateiniſchen wird er Lydius lapis, auch Cor Lydiar genennet, weil man ihn aus 
Aydien erhielt, und in die Form eines kleinen Wetzſteins brachte; Zapir Heraclius 
von der Stadt Heraclea in Lydien, wo er gefunden wurde; beyde Namen hat bey 
den Schriftſtellern auch der Magnet, weil er kr: ebenfalls gefunden wurde; die 
alten 


(k) Gerhardt Beytraͤge zur Chymie. 1. Th. der „ Wiſſeſch 12. Band. S. 314. Lehmann 
S. 346. Abhandl. der König! Schwed. Akad. von den Floͤtzgebuͤrgen. ©, 138. 


| Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 333 


alten Schriftſteller aber, die ſich dieſes Namens ſonderlich bedienet, beſtimmten es 
genau, wenn fie von dem Probierſteine redeten; Lapis bafaniter, oder Bafanus ohne 
Zweifel von Baoavicw ich unterſuche, weil man durch Huͤlfe deſſelben die Güte von Gold 
und Silber unterſucht; und weil man zu dieſem Zweck auch den Baſalt gebrauchen 
kann, fo wird er auch von einigen Schriftſtellern Ba/ alter genennet; Chryfites von 
nde Gold, wegen feiner ſonderbaren Wuͤrkung auf das Gold; Coticula, weil man 
ihm zur Bequemlichkeit die Form eines Wetzſteines giebt (1); Lapis armenius weil er 
unter vielen andern Steinarten aus Armenien gebracht wurde (m); doch muß man 
dieſen Stein nicht mit dem eigentlichen armeniſchen Steine verwechſeln, den ich zu 
einer andern Zeit beſchrieben habe; ($. 369.). Lapis index, weil er die Güte des 
Goldes und Silbers anzeigt, und aus eben dem Grunde wird er auch Lapis metallo- 
rum genennt. Die Beſchreibungen der Gelehrten ſind folgende: Marmor vnicolor 
nigrum. Wall, Corneus eryſtalliſatus niger. Ebend. Schiſtus feriptura alba, ater 
ſolidus poliendus. Linn. Schiſtus in tabulas valde craſſas et fragiles fiſſilis poliendus. 
Gerh. Sehiſtus craſſus poliendus. Ebend. Schiſtus durus ſubtilis. Woltersd. Pierre 
de touche, Pierre de Lydie. Bom. Pierre d’Heraclee. Soll. Goud-Steentjes, 


Taets- Steen. 


7 > $ 516. 

Die mehreſten Schriftſteller beſchreiben den Probierſtein unter den thonigten 
Schiefern, und ſehen denſelben beſonders als eine Abaͤnderung von denjenigen 
Schiefern an, die aus ſehr dicken und ſproͤden Tafeln beſtehen. Er gehoͤret auch zuver— 
laͤßig hieher, weil er aber ſeiner Brauchbarkeit wegen von allen mineralogiſchen Schrift. 
ſtellern einer beſondern Anzeige gewuͤrdiget worden iſt, ſo belohnet es zuverlaͤßig die 
Muͤhe, die zerſtreuten Anmerkungen der Gelehrten zu ſammlen, und ihn ausführlicher 
zu beſchreiben. Der Probierſtein im eigentlichen Verſtande iſt alſo eine Schie⸗ 
ferart, welcher ſich durch ſeine Kohlſchwarze Farbe von dem Dachſchiefer, durch ſeine 
dicken Lagen aber von dem Tafelſchiefer hinlaͤnglich unterſcheidet, ſonſt aber noch durch 

ſein ſehr feines, unfuͤhlbares und gaͤnzliches unſichtbares Korn, weswegen er ſo glatt 
wie ein Tafelſchiefer ($. 514. Num. I.) poliret werden kann, und fo gar auch einigen 
Glanz annimmt, welches der Taſelſchiefer nicht thut. Iwey Stücke machen die 
eigentlichen Kennzeichen eines Probierſteins aus; erſtlich, daß er die Farbe des 
Goldes, Silbers und Kupfers durch Anreiben annimmt und ausdruͤckt; zweytens, 
daß er dieſe Anſtriche durch ſcharfe ſaure mineraliſche Geiſter, naͤmlich durch Aquafort 
und Aquaregis, ſich wieder benehmen läßt, ohne davon angegriffen oder zerfreſſen zu 
werden. Wenn ein Stein nur das erſte leiſtet, und das andere nicht, ſo kann er kein 
Probierſtein ſeyn, und obgleich ein ſchwarzer Marmor, Striche von gedachten Me⸗ 
tallen annimmt, ſo iſt er deswegen noch kein Probierſtein, weil ihm die andere Eigen⸗ 
ſchaft feblet (n). Der eigentliche Probierſtein iſt demnach ein Schiefer; denn er 


brauſet mit keinen ſauren Geiſtern, er brenner ſich nicht zu Kalk, ſondern er zeflieſet 
i Tt 3 vielmehr 


(1) Die mehreſten dieſer Namen hat Bood (m) Siehe Imperati Hiſtor. natural. 
Gemmar. et lapid; Hiſtor. Lib. 2. Cap. 275. Lib. XXII. Cap. 3. S. 665, 
S. 499. erklaͤret. (n) Siehe Vogel pract. Mineralſyſt. S. 154. 


334 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


vielmehr in ein Glas. Leſſer (o) behauptet, daß derjenige ſchwarze Probierſtein, 
der vom Anhauchen ſchwitzet, der beſte ſey; ſonſt aber ſagt man einſtimmig, daß die» 
jenigen die beſten find, welche ſich einigermaßen poliren laffen, und weder zu hart noch 
zu weich find (p). Imperati (q) ſetzet noch aus dem Plinius hinzu, daß der 
obere Theil, fo wie er naͤmlich gefunden wird, zum Probieren des Goldes, des Sil— 
bers und des Kupfers viel beſſer ſey als der untere; eine Anmerkung, die ſich bey un⸗ 
fern Probierſteinen allerdings nicht beſtaͤtiget, und da dieſelben vielmals aus maͤchtigen 
Bruͤchen gewonnen werden, nicht beftätigen kann. So zuverlaͤßi ig aber unſer Pro⸗ 
bierſtein unter die Schiefer gehoͤret, denn er hat alle Kennzeichen eines Schieſers an ſich, 
ſo zuverlaͤßig iſt es, daß er wie mehrere Thon und Schieferarten ein maͤßiges Feuer 
aushaͤlt, bey ſtaͤrkerm Feuer aber in einen vollkommenen Fluß, ohne Zuſatz uͤbergehet, 
und ein ſchlackiges, dunkelbraunes, bisweilen gruͤnliches, oder ſchwaͤrzliches nr : 
iebt (r). 
N Der Probierſtein war den Alten bekannt. Theophraſt (0) gedenket diees 
Steines einigemal, aber faſt erhellet aus ſeinen Beſchreibungen, daß er mehr als eine 
Steinart verſtehe. Ich will ſeine Gedanken nach der Ueberſetzung des Herrn Baum⸗ 
gaͤrtners ganz mittheilen. Andere Steine haben die Kraft, ſagt Theophraſt, 
Silber zu probiren, wie der Stein der ſich von Heraklea herſchreibet, und der Ly— 
diſche. — Die Natur desjenigen Steines, welcher das Gold probiret, iſt ebenfalls 
bewundernswürdig; denn es ſcheinet, als habe er in dieſem Stuͤck mit dem Feuer ei⸗ 
nerley Eigenſchaft. Denn durch daſſelbe wird das Gold bewaͤhret. Daher zweifelten 
einige an der Eigenſchaft dieſes Steines, obwohl ſehr ungegruͤndet; denn ſie probieren 
beyderſeits nicht auf einerley Art; das Feuer thut dies durch Veraͤnderung der Farben, 
der Stein aber durch Streichen. Denn er kann, wie es ſcheinet, die Theilchen nach 
eines jedweden Natur annehmen. Man ſagt, es ſey ohnlaͤngſt ein weit beſſerer derglei⸗ 
chen Stein gefunden worden, als der ehemals im Gebrauch geweſen war, und daß er 
nicht nur diene das gelaͤuterte Gold, ſondern auch das vergoldete Kupfer und Silber 
zu probieren und anzuzeigen, wie viel von einem oder dem andern darunter gemiſcht 
ſey. Dies zeigt er auch, wenn es noch fo wenig wagen ſollte, an, das geringſte Ge— 
wicht aber iſt ein Gran, und ſo erkennet man durch ihn, ob das Metall verfaͤlſcht fey, 
oder nicht, von einem Colibum an, bis zum vierten Theil oder bis zur Hälfte einer 
Obole. Alle dieſe Steine findet man in dem Fluß Tmolus. Ihr innrer Bau iſt 
glatt und Kieſelartig, ihrer Form nach ſind ſie breit und nicht rund, und zweymal 
größer als die größten Kieſel. In Anſehung des Gebrauches zum Probieren, iſt ein 
merklicher Unterſchied zwiſchen ihrem obern Theil, der der Sonne zugekehret iſt, und 
zwiſchen der untern Nach Die Kar iſt weit beſſer zum Metallſtreichen, es ift auch 


natürlich, 
Co) Lithotheologie. S. 449. | perati b ganze Erzehlung vom Probierſteine 
; - 1 hat. 
r 8 7 Arn Naturgeſchichte des Mineralr. (r) Bomare Mineralogie 1. Th. S. 131. 


deſſen Dictionnaire de! Hiſt: Natur. Tom. IIX. 
(ꝗ4) Am angeführten Orte. Eben dieſen Ge- S. 497 


danken hat Thophraͤſt, aus welchem auch ms ch Von den Steinen. S. 27. 238. f. 243. 


| 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 335 


natuͤrlich, denn ſie iſt trockner, und die Feuchtigkeit iſt Schuld, daß das Metall nicht 
ſo gerne angenommen wird. In der Hitze laͤßt ſichs ebenfalls auf ihn nicht gut probie⸗ 
ren; denn es ſchwitzet eine gewiſſe Feuchtigkeit aus ihm, die ihn gänzlich uͤberdeckt.“ 
Plinius (t) gedenket dieſes Steines auch, er hat aber beynahe nichts mehr ge⸗ 
than, als daß er die Gedanken des Theophraſt, den er auch ausdruͤcklich nennet, 
nur ins Kuͤrzere gezogen hat. Den einzigen Gedanken ſetzet er hinzu, daß man den 
Probierſtein nicht allein in dem Fluß Tmolus, ſondern auch hin und wieder finde. 
Bey dieſer Gelegenheit merke ich an, daß Hill an dieſem Orte Plinium wider den 
Salmatüs rettet, der ihm vorwirft, man habe den Probierſtein niemals Heraclium 
lapidem genennet, ſondern dieſer Name gehöre nur für den Magnet. Aus den obi⸗— 
gen Worten des Theophraſt folget das Gegentheil offenbar, aber es iſt auch zuver⸗ 


laͤßig, daß der Magnet und der Probierſtein beyde dieſen Namen führen, weil fie 


beyde in Heraklea gefunden werden. 
Ob aber auch der vom Plinius und Theophraſt beſchriebene Probierſtein un⸗ 


ſer Probierſtein iſt, den wir unter die Schiefer zählen? das iſt doch wuͤrklich eine ans 


dere Frage. Plinius der ſie Coticulas nennet, koͤnnte eher fuͤr einen Zeugen unſers 
Probierſteins aufgeſtellet werden, als Theophraſt, deſſen ganze Vergleichung mit 
den Kieſeln, darzuthun ſcheinet, daß man ſich zu ſeiner Zeit ſchwarzer abgerundeter 
Kieſel zum Probieren des Goldes bedienet habe. 


§. 518. | | | 

Inzwiſchen iſt dieſer Probierſtein nicht der einzige, den man zu dieſer Abſicht, 
Gold, Silber und Kupfer zu prüfen, gebrauchen kann, und wuͤrklich gebraucht. 

Man bedienet ſich vielmehr zu gleichem Endzwecke auch noch nachfolgender Steinarten. 
IJ. Des ſchwarzen Marmors. Daher auch Wallerius (u) den Probierſtein 
Marmor nigrum vnicolor nennet. Wenn er ſehr ſchwarz iſt, wie z. B. der 
ſchwarze Italiaͤniſche Marmor, ſo zeigt er die Guͤte des Goldes und des 
Silbers ziemlich deutlich an. Allein er hat die Unbequemlichkeit, daß man 

die durch das Anſtreichen erzeugten Striche nicht durch die Saͤuren wegſchaf— 

fen kann, weil damit der Marmor brauſet, und ſich nach und nach verzehret. 

Man pflegt ihn zwar durch Abreibung mit Zinnaſche, und Lauge vom Wein— 
ſteinſalz wieder von ſeinen Strichen zu reinigen, aber der Stein leidet doch da— 
durch. Inzwiſchen nennten die altern Schriſtſteller den Probierſtein fait 
durchgaͤngig einen Marmor, ob es gleich moͤglich iſt, daß viele unter ihnen 

den eigentlichen Schieferartigen Probierſtein verſtunden, und ihn nur wegen 

7 feiner Härte einen Marmor nenneten. Denn fie waren mit dem Namen 
Marmor uͤberaus freygebig. 1 

II. Des Baſalts. Daß auch dieſer zum Probierſtein gebraucht werde, bezeugen 
viele Schriftſteller (x), er hat auch wegen feiner ſchwarzen Farbe dazu die 

N a die 

t) Hiſtor. naturalis Lib. XXXIII, Cap. 8. (x) Waller Mineral. S. 186. Bomare 
(43) S. 184. Mineral. 1. Th. S. 131. Hill Anmerkungen 

(u) Mineralogie. S. 62. Zum Theophraſt. O. 242. 


336 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


die Geſchicklichkeit, nur daß er zu hart iſt, und daher die Güte der edlern 
Metalle nicht deutlich genug erzeigt. a 


III. 


— 


gleichen aus den Fluͤſſen, welche die Natur gleichſam ſelbſt in der Form ges 
bildet hat, wie man ſie braucht. Es ſind wahre Kieſel; denn ſie ſchlagen mit 
dem Stahl Feuer. Nun werden zwar die Kieſel von dem Scheidewaſſer nicht 
angegriffen, und koͤnnen daher mit demſelben von den darauf befindlichen Stri⸗ 
chen gereiniget werden, ſie koͤnnen auch die metalliſche Farbe einigermaßen an⸗ 
nehmen und abdruͤcken, weil ſie aber gar zu hart ſind, ſo druͤcken ſie den Grad 
der metalliſchen Miſchung nicht genau genug ab; denn ſie nehmen einen groͤßern 
Glanz und Schein durchs Reiben an, als ſie thun ſollten, und machen dadurch, 
daß man die eigentliche Proportion der metalliſchen Miſchung nicht recht erken⸗ 
nen und unterſcheiden kann (y). Wenn daher Wallerius an einem gewiſſen 
Orte ſeiner Mineralogie den ſchwarzen Jaspis zum Probierſteine vorſchlaͤgt, 
ſo muß man ſagen, daß er ſeiner großen Haͤrte wegen, eben die Unbequemlich⸗ 
keit eines ſchwarzen Kieſels hat. 5 8 


IV. Die Italiaͤner bedienen ſich gewoͤhnlich eines grünen Steines zum Probier⸗ 
ftein, den fie Verdello nennen. Wenn aber dieſer Verdelo, wie Walle⸗ 
rius (2) muthmaßet, ein grüner Marmor iſt, ſo dienet er fo wenig zum Pro⸗ 
bierſteine, wie der ſchwarze Marmor von dem ich vorher geredet habe. 


Unſer Probierſtein aber, der ein ſchwarzer Schiefer iſt, hat alle dieſe Unbe⸗ 
quemlichkeiten nicht bey ſich, und verdienet daher im eigentlichen Verftande den Na« 
men eines Probierfteins, und die neuern Schriftſteller verſtehen auch unter dem Pros 
bierſteine keinen andern Stein als dieſen. Seine ſchwarze Farbe macht, daß er die 
Farbe des Goldes, des Silbers, und des Kupfers genau abdruͤcket. Da er nicht gar 
zu hart iſt, ſo druͤckt er auch die Proportion der metalliſchen Güte in dieſen edlen Mes 
tallen ſehr gut aus. Und weil er Thonartig iſt, fo läßt er ſich auch durch das Scheide 
waſſer wieder reinigen, wenn er ganz voll geſtrichen iſt. Er koͤmmt in den blauen hos 
hen Thuͤringiſchen Schaalgebuͤrge, in Heſſen, in Norwegen und Schwe⸗ 
den, zu Aigle im Canton Bern, zu Peking in China, in Weſtgothland, 
Walſtabery, und in den Pyranaͤiſchen Gebuͤrgen vor; wie Bruͤckmann 
Magnalia Dei. P. I. S. 296. die miner alogiſchen Beluſtigungen. 2. Th. S. 224. 
Linne Syſtema naturae 1768. S. 39. Baumer Naturgeſchichte des Mineralreichs. 
1. Th. S. 219. 2. Th. S. 140. und Gerhardt Beytraͤge zur Chymie, 1. Th. S. 338. 
bezeugen. In Schleſien hat Herr Gerhardt den Probierſtein blos in Geſchieben, 
in dem Zacken und in der Reiße angetroffen. 


XCVI. 
() Siehe pott erſte Fortſetzung der Lithogeognoſie. S. 56. f. s e 
(2) Mineralogie. ©. 63. 


Des ſchwarzen Nieſels. Man ſammlet bey Hildes heim und Goßlar der⸗ 3 


’ 


ſchen aber Bafalte genennet. 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 337 
Wah b n X CV. I. Der Baſalt. 
ale ; $. 519. 
Die Gelehrten ſind uͤber die Ableitung des Wortes Baſalt, Baſaltes, und des 


= gateiniſchen Baſaltes, Baſanos nicht ganz einig. Wenn man es von dem Worte 
Baravico ich unterſuche ableiten will, wie Henkel (a) und mehrere thun, weil der Ba« 


ſalt anſtatt eines Probierſteins, obgleich unbequem ($. 518.) gebraucht werden kann, 


fo würde zwar dieſe Ableitung auf den Namen Baſanos aber nicht auf den vorzüg« 
lichſten Namen Baſalt paſſen. Wollte man es von Biſaltia einer Provinz in 
Macedonien ableiten (b) ſo wuͤrde das Wort Biſalt, und nicht Baſalt heißen duͤr⸗ 
fen. Worm leitet das Wort von den gethiopiſchen Worte Baſalt her, welches 
bey den Aethiopiern Eiſen bedeutet, weil dieſer Stein eine Eifenfarbe hat, und die— 
fer Ableitung find mehrere gefolget. Sonſt nennet man dieſen Stein auch den Ae— 


thiopiſchen Stein, weil er in Aethiopien gefunden wird, und den Stolpiſchen 


Stein, weil das Stolpiſche Schloß auf dieſen Steinen, als auf Saͤulen ruhet. 
Der Name Probierſtein, koͤmmt dieſem Steine nur im uneigentlichen Verſtande zu, 
weil man ſich deſſelben zu einem Probierſteine bedienet. Aus eben dem Grunde hat 
man manche Namen des Probierſteins auch dem Baſalt gegeben, die ihn aber nicht 
gehören. Der lateiniſchen Namen Baſaltes und Bafanus habe ich bereits gedacht. 


Sonſt wird er vom Wallerius Corneus cryſtalliſatus niger; vom Linne, Borax la- 


pidoſus columnaris politus pyramidibus triquetris und Stannum eryſtalliſatum columna- 
ribus nigris; vom Herrn Gerhardt Petra pinguis muriatica cryftallina, im Franzöͤ⸗ f 


5 ber §. 520. 

Bey unſern Vorfahren war der Name und der Begriff vom Baſalt keiner Zwey⸗ 
deutigkeit unterworfen, man nennte ihn den Stolpiſchen Stein, oder uͤberhaupt den 
Baſalt, und rechnete dahin alle ſchwarze undurchſichtige Steine, welche die Figur 
eines Kryſtalls hatten, und nun verglich man immer einen Stein mit dem andern. 
In unſern Tagen, da man alles genauer unterſucht, nimmt man das Wort Baſalt 
viel weitlaͤuftiger, und vielleicht in einem uneigentlichen Verſtande, und da koͤmmt der 
Stolpiſche Stein beynahe in Gefahr den Namen eines Baſalt zu verlieren. Einige 
Beweiſe ſollen dieſes beſtaͤtigen. Herr Scopoli (o) begreift unter dem Namen Baſalt 
alle ſchwere Erdarten, welche die Figur einer Säule, Spathesſtrahlen oder Schuppen 
haben. Andere ſehen den Schörl und den Tour malin für Gattungen des Baſaltes 
an, wollen auch einen blaͤtterichten Baſalt gefunden haben; und der Granat foll ein 
wuͤrflichter Baſalt ſeyn (d). Herr Gerhardt (e) der den Baſalt einen fetten 
Zeh e Di K h & 45 
() Kieshiſtorie. S. 175. Ant i isle Eſſai i hi 
> (ci Steben Miez .f S. 131. S5 e * 

(e) Einleitung in die Kenntniß der Foßilien. 
©. aß. f. lg 8 (e) Beytraͤge zur Chymie. S. 376. 379. 


d e e een nn 1 Ke un 


— 


338 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


aus Salzerde beſtehenden Stein nennet, der in kryſtalliner Geſtalt erſcheinet, macht 
noch folgende Anmerkungen. Ob die Baſaltſaͤulen in Irrland hieher gehören, 
getraue ich mir nicht mit Gewißheit zu beſtimmen, da ich noch nie dergleichen erhalten 
und unterſuchen koͤnnen. Den Stolper Baſalt kann ich vor der Hand noch fuͤr 
keinen wahren Baſalt halten, ſondern wenn das Stuͤck, ſo ich davon uͤberkommen, auf. 
richtig iſt, fo iſt derſelbe ein bloſer ſtark Eiſenſchuͤßiger Jaspis, welcher etwas Kalkerde 
in ſich hat. Eben ſo wenig finde ich fuͤr richtig, den Eiſenhaltigen Baſalt des Cron⸗ 
ſtedt als eine Baſaltgattung anzuſehen, da ſelbiger mehr eine Art von Speckſtein 
zu ſeyn ſcheinet, und der Wolfram, den einige hieher ebenfalls rechnen, iſt mit allem 
Recht für ein Zinnerz zu halten.” Es ſcheint, daß in unſern Tagen der Name Baſalt 
ziemlich willkuͤhrlich geworden ſey; denn man ſollte doch wohl diejenigen Steine, die 
unſre Vorfahren zum Baſalt zaͤhleten zum Grunde bey dem Baſaltgeſchlechte legen, 
ſie genau unterſuchen, und nun mit ihnen andere Steinarten vergleichen, und dann 
daͤchte ich, koͤnnte man einen beſtimmten Begriff von dem Baſalt ſeſtſetzen. 


Doch ich werde dieſen wichtigen Punct nicht entſcheiden, ich will alſo mich bey 
der Beſchreibung dieſes merkwuͤrdigen Steines blos an die Schrifiſteller ſelbſt halten, 
und einen jeden auf feine Verantwortung behaupten laſſen was er behauptet. Gemei⸗ 
niglich verſtehet man unter dem Bafalt einen Bryſtallaͤhnlichen doch un⸗ 
durchſichtigen Stein, welcher vier, fuͤnf, ſechs auch wohl mehr Ecken 
und Seitenflaͤchen hat und in Reihen neben einander ſtehet, und in Glie⸗ 


dern auf einander ſitzt. So wenigſtens iſt der Baſalt beſchaffen, der ſich in 


Irrland, Schleſien und Sachſen findet. Die Farbe des Baſaltes iſt entweder 
ſchwaͤrzlich oder Aſchgrau, und Eiſenfarbig. Er iſt merklich hart, doch ſchlaͤgt er mit 
dem Stahl kein Feuer, und laͤſſek ſich ſchneiden und feilen, welches man gegen den 
Gorraͤus zu bemerken hat, der beydes leugnet, und der Verfaſſer des Antiquarius 
des Elbeſtroms gehet noch weiter, wenn er ſagt, daß er faſt ſo hart wie der Diamant 
ſey ([). Worm (g) beſchreibet den Baſalt als einen ſehr harten Marmor, der Eiſen⸗ 
ſarbig iſt, und ſich nicht feilen laͤßt, der wie ein mittelmaͤßiges dickes Holz waͤchſet, 
und zwar ſo, daß man glauben ſollte, er ſey mit Fleiß alſo bearbeitet. Das Gewebe 
des Baſaltes iſt ganz dicht, und es läßt ſich bey demſelben nichts Blaͤtteriges, oder 
Koͤrnigtes entdecken, fondern er hat auf dem Bruche ein glattes, glänzendes, faſt 
Glasartiges Anſehen, und ob er zwar bey dem Gluͤen ſpringt, und Riße bekoͤmmt, ſo 
wird man doch nicht finden, daß er ſich zerblättern ſollte (h). Daß feine Figur gar 
verſchieden ſey, das wird ſich am deutlichſten entwickeln, wenn ich hernach die ver⸗ 
ſchiedenen Eintheilungen der Gelehrten bekannt machen, und die vorzuͤglichſten Baſalt⸗ 
gattungen einzeln beſchreiben werde. Herr Profeſſor Pott iſt vielleicht der erſte, der 
es am angeführten Orte bemerket hat, daß ſich der Baſalt durch bloſes heftiges Feuer 
ohne allen Zuſatz ſchmelzen laͤßt, daß er ſich da in eine ſchwarze Schlacke, wie ein 
ſchwarzer Achat verwandelt, die ſo compact iſt, daß ſie mit dem Stahl Feuer röldar, 
| un 


(H Eiche pott erſte Fortſetzung ber Lichss (g) Onsmatologia hift, natur. Th. 2. S. 141. 
geognoſie. S. 64. cb) Gerhardt am angeführten Orte. S. 380. 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 339 


und dieſes hat er mit andern thonigten und Eiſenſchuͤßigen Schiefern, ja ſelbſt mit 
dem Probierſtein gemein. 5 f 
Herr Gerhardt will am angefuͤhrten Orte bemerkt haben, daß der Baſalt mit 
dem Amiant einerley Beſtandtheile habe, er lehret uns aber beyde folgendergeſtalt un⸗ 
terſcheiden. Das Baſaltgeſchlecht unterſcheidet ſich von dem Amiantgeſchlechte, blos 
durch die ihm eigene Kryſtallengeſtalt, und dadurch, daß die Arten deſſelben fuͤr ſich 
faſt allein im Feuer ſchmelzen, indem es ſonſt mit dem Amiant einerley Beſtandtheile 
hat, außer daß der Eiſengehalt etwas ſtaͤrker iſt. Ich habe aber auch einen weiſen Ba⸗ 
ſalt aus Sachſen erhalten, der fuͤr ſich nicht ſchmelzt. | 
DER §. Fal. 
Ehe ich die Meynungen der Gelehrten von der Entſtehungsart des Baſaltes an⸗ 
fuͤhre, fo muß ich vorher etwas von den Nachrichten gedenken, die man in den Schrif— 
ten der Alten von dem Baſalt findet. Zuerſt will ich einen Auszug deſſen mittheilen, 
was Carpophilus von den Marmorn der Alten (i) geſammlet hat. Ptolomaͤus 
und Cogmas nennen den Eiſenfarbigen Marmor Aidıv Baravirov, und der erſte ſagt 
er wachſe auf den arabiſchen Bergen bey Spene, den Plinius aus Aethiopien 
herſchreibet. Beym Srabo und Serodot iſt Baſalt mit dem aethiopiſchen Steine 
einerley, und alle Umſtaͤnde lehren, daß er von den aͤußerſten aͤthiopiſchen Bergen 
hergebracht worden, eine ſchwarze Farbe gehabt, und ein theurer Stein geweſen ſey. 
Dieſe Berge fangen ſich bey Meroe an, und werden alſo genennet, weil ſie vom Ende 
des Nils an dieſem ganzen Strom hinauf liegen, und Meroe lag nahe an Aethio— 
pien. Ob Plato, wenn er von dreyen vor allen andern vortreflichen Arten von Mars 
morn redet, und darunter auch des ſchwarzen gedenket, da den Baſalt meyne? wie 
Caryophilus muthmaßet, das will'ich nicht entſcheiden. So wie überhaupt aus alle 
dem was vorher vom Strabo, und andern geſagt worden iſt, noch nicht zuverlaͤßig 
folgt, es ſey von unſerm Baſalt die Rede. Plinius (K) gedenket des Bafaltes 
einmal und des Bafanites zweymal. Das was er von dem Baſalt ſagt iſt dieſes, 
daß er in Aethiopien gefunden werde, daß er die Farbe und die Haͤrte des Eiſens, 
und auch davon ſeinen Namen erhalten habe. Von ſeiner Figur aber gedenket er 
keine Silbe. Vom Bafanites nimmt er einmal zu reden Gelegenheit, da er von den 
fünf Gattungen des Heematiter redet, die Sotacus anfuͤhret, und unter dieſen ſoll einer 
ſenn, der Silber, Erz und Eiſen an ſich ziehet. Nun ſagt er: Experimentum ejus 
eſſe in cote ex lapide baſanite. Hier verſtehet demnach Plinius zuverlaͤßig keinen 
eigentlichen Baſalt, ſondern den Probierſtein, und wenn ſich auch die Alten des 
Baſaltes zum Probierſtein ſollen bedienet haben, ſo bleibet doch die Sache noch immer 
zweifelhaft. Das anderemal rechnet Plinius den Baſanites unter diejenigen Steine, 
deſſen ſich die Aerzte feiner Zeit zu verſchiedenen Gefäßen als zu Moͤrſern, zu Buͤchſen 
und dergleichen bedieneten. Was nun die Alten von dem Baſalt moͤgen geſagt haben, 
das iſt doch alles von der Art, daß es noch immer nicht entſchieden iſt, ob es unſer 
Baſalt ſey? Inzwiſchen wollen wir annehmen, er waͤre es geweſen, fo dürfen wir 
803 uu z ö uns 
(i) In den mineralogiſchen Beluſtigungen. (xk) Hift. nat. Lib. XXXVI. Cap. 7. (TT.) S. 
N 2 


) 
5. Band. D. 269: f. 246. C. 20. (37.) S. 257. C. 22. (43.) S. 258. 


340 Die vierte Klaſſe, don den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen, 


uns daran nicht ſtoßen, daß er bey den Alten haͤufig ein Marmor genennet wird; 
denn bey ihnen hat dieſer Stein eine überaus weitlaͤuftige Bedeutung, denn fie ver- 
ſtunden darunter einen jeden harten Stein, der ſich poliren, zu Saͤulen und zu andern 
Arbeiten anwenden lies. i 


$. 522. 

Ich komme nun auf die Entſtehungsart des Baſaltes, wo ich aufrichtig 
geſtehe, daß ſich von feiner natürlichen. Bildung keine wahrſcheinliche Meynung fagen 
laͤßt. Vielleicht aber hat er in der Congelation ſeine beſtimmte Figur bekommen. 
Da dieſer Stein ſehr hart iſt, ſo muß er aus zarten Beſtandtheilen beſtehen, und iſt 
vermuthlich durch eine Art der Cryſtalliſation entſtanden. Das iſt die Meynung des 
Herrn Hofrath Walch (1). Vielleicht ſagt er, muß der Baſalt auch eine Stelle 
unter denjenigen Steinen erhalten, welche in der Congelation eine gewiffe beftimmte Fi⸗ 
gur und Geſtalt bekommen. Er hat mit dem Kryſtall darinne viel Aehnliches, daß 
er eine beſtimmte Anzahl der Seiten und Ecken hat, und am Ende nach eben ſo viel 
Flaͤchen, als er auf den Seiten hat, in eine Spitze zulaͤuft. Nur darinnen iſt er un⸗ 
terſchieden, daß er voͤllig undurchſichtig iſt, und dasjenige im Großen, was der Kry⸗ 
ſtall im Kleinen vorſtellt. Er iſt aber dabey, wie der Kryſtall von einer großen Haͤrte, 
und muß dahero ſehr zarte Beſtandtheile zu ſeinem Grundſtoff haben. Es iſt da⸗ 
hero ſehr wahrſcheinlich, daß die Natur beym Baſalt dasjenige im Großen, was ſie 
beym Kryſtall im Kleinen gewuͤrket, und daß ehedem an den Orten, wo ſich heut zu 
Tage Baſaltſaͤulen finden, eine See geweſen, in deren ruhigem Waſſer dieſe ſo wun⸗ 
derbare Kryſtalliſation vor ſich gegangen. Vielleicht hat Herr Schober (m) eben 
dieſe Meynung, wenn er von dem Baſalt vorgiebt, daß er aus dem Waſſer entſtan⸗ 
den ſey. Doch haben verſchiedene Schriftſteller davon eine andere Meynung. Herr 
Montet hat in ſeiner Abhandlung von den ehemaligen Feuerſpeyenden Bergen in 
Niederlanguedoc (n) die Meynung des Herrn Maͤrets angenommen, daß naͤm⸗ 
lich der Baſalt von Feuerſpeyenden Bergen entftanden ſey, und zwar aus einem Gra⸗ 
nit, der durch die Heftigkeit des Feuers in einen Fluß gerathen, und die Geſtalt eines 
ſechsſeitigen Prisma dadurch bekommen. Er berufet ſich ſonderlich darauf, daß der 
Baſalt, von dem er redet, an einem Orte gefunden werde, wo man die alten Vul⸗ 
cane noch deutlich erkennen kann. Herr Maret fand unter den verſchiedenen Pro« 
dukten der ausgebrannten Vulcane in Auvergne einen Stein, der die Farbe, die 
Haͤrte und die Figur des von den Alten beſchriebenen Baſaltes hat. Naͤmlich er be⸗ 
ſtehet aus Prismen, die eine verticale Lage haben, und durch ihre Verbindung eben 
fo ausſehen, wie der Rieſendamm in der Grafſchaft Artrim in Nor doſt von 
Irrland, der nach dieſes Gelehrten. Meynung ebenfalls ein Werk des Vulcans 
ſeyn muß. Auf dieſe Art wäre die Bildung des Baſaltes blos zufällig; fie iſt aber 
viel zu weit hergeholt und viel zu unwahrſcheinlich, als daß man derſelben ſeinen Bey⸗ 
fall geben koͤnnte; denn 1) iſt der Bau der einzelnen Saͤulen zu ordentlich, als daß 
man vermuthen koͤnnte, daß eine vom Feuer geſchmolzene Maſſe alſo haͤtte für en ges 

auet 
(1) Syſtematiſches Steinrelch. 2. Th. S. 88. (n) Mineraloglſche Beluſtigungen. 3. Th. 
(m) Hamburgiſches Magazin. 6. Th. O. 120. S. 254. 


= 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 341 


bauet werden koͤnnen. Jede Saͤule, die vorher ein eigner Granitklumpen war, wuͤrde 
auch für ſich einen beſondern Körper gebildet haben. Und wenn auch durch einen Zu— 
fall eine kryſtalliniſche Saͤule waͤre gebildet worden, ſo haͤtte doch eine jede von den an⸗ 
dern eine andere Figur annehmen muͤſſen, wie das der Chymicus taͤglich erfaͤhrt, wenn 
er Koͤrper in Fluß bringt. 2) Ich habe vorher angemerket, daß der Baſalt fuͤr ſich 
im Feuer fließe, und wenn er geſchmolzen iſt, ſo ſchlaͤgt er Feuer am Stahle. Wenn 
nun der Baſalt eine von den Vulcanen zuſammen geſchmolzene Maſſe waͤre, ſo muͤßte 
er dieſes ebenfalls thun; allein er thut es nicht, ſo wenig als andere thonigte Steine. 
Herr Guettard (o) hat die Meynung von dem Urſprung des Baſaltes vom Feuer 
gruͤndlich widerlegt, der zugleich denen beyfaͤllt, welche den Baſalt fuͤr eine Art der 
Bryſtalliſation halten, und folglich glaubt, daß der Baſalt eben fo, wie ein je— 
der Kryſtall erzeuget wuͤrde. Eben das iſt die Meynung des Herrn Delisle (p) und 
nichts iſt mir wahrſcheinlicher als dieſes, da Dinge die einerley aͤuſern Bau haben, 
auch einerley Grundurſachen haben muͤſſen. Daß aber der Baſalt undurchſichtig iſt, 
koͤmmt von feinen Beſtandtheilen her, die viel unreiner und groͤber find, als die Bes 
ſtandtheile des Kryſtalls. Da bey dem Herrn Ritter von Linne (q) alle Kryſtalle 
von Salzen entſtehen, fo hat der Baſalt gleiches Schickſaal. Ich bitte aber meine 
Leſer dasjenige über dieſe Meynung zu wiederholen, was ich bey einer andern Gelegen« 
heit davon geſagt habe, (im 1. Theile, $. 151. S. 186.) Herr Ferber (r) läßt wenig- 
ſtens einigen Baſalt aus dem Feuer entſtehen. Hier find feine Gedanken in ihrem Zus 
ſammenhange: “von dem Baſalt, der in dem Vicentiniſchen, Paduaniſchen 
und Veroneſiſchen anzutreffen iſt, habe ich in einem meiner vorigen Briefe darges 
than, daß er nichts anders als eine kryſtalliniſche Lava ſey, und jetzt füge ich hinzu, 
daß der gewöhnliche ſchwarze antique Baſalt mit dem Stoffe gedachter Lavaſaͤulen, 
und mit der ſchwarzen dichten Lava, es fen vom Veſuv oder vom Monte Albano nicht 
nur dem aͤuſern Anſehen und der Haͤrte nach, ſondern durch ſein Verhalten im Feuer, 
ſo genau uͤbereinkomme, daß man gar keinen Unterſchied zwiſchen beyden finden kann; 
hingegen die harte Lava vom Monte Albano, Selce genannt, ſogar zur Ergaͤnzung 
verſtuͤmmelter antiquer Baſaltſtatuen anwende. Die weiſe Granatfoͤrmige Schoͤrl⸗ 
kryſtallen und die ſchwarzen Schoͤrlſtrahlen und Blätter, welche in den meiften 
welſchen Laven ſo gemein ſind, finden ſich auch, obſchon etwas kleiner, in einigen 
Abaͤnderungen der Egyptiſchen Baſalte. Es ſcheinet mir daher unleugbar, daß 
wenigſtens einige Arten eben dieſes Baſalts wahre Laven und vulkaniſche Erzeuguns 
gen ſind. Daß aber alle Abaͤnderungen vom orientaliſchen Baſalt durch das Feuer 
hervorgebracht waͤren, getraue ich mir nicht zu behaupten, vielmehr finden ſich Gruͤnde 
zu glauben, daß ein Theil derſelben aus einer naſſen Miſchung ihren Urſprung haben, 
und daß die Natur vielleicht durch beyde Mittel, Feuer und Waſſer, einerley Wuͤr⸗ 
kung hervorbringe. a & 
885 uu 3 $. 523. 

(o) Memoires fur differentes parties des (p) Eſſai de Criftillographie, S. 109, 


Sciences et Arts, Tom, 2. in der neunten Ab: (4) Syftema naturae 1768. S. 95. 
handlung. (r) Briefe aus Welſchland. S. 270. 


Sn 


342 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


8 So wenig man ſich über die Entſtehungsart des Baſaltes vereinigen kann, fo 
wenig wiſſen die Gelehrten den Ort, wohin ſie ihn in einem Syſtem ſetzen ſol⸗ 
len. Wallerius (0) und Sill (t) ſehen den Baſalt als eine Gattung vom Schoͤrl 
an. Herr von Cronſtedt (u) aber wendet die Sache gerade um, und macht den 
Baſalt zum Geſchlechte, unter welchen der Schoͤrl als eine Gattung vorkoͤmmt, oder 
noch beſtimmter zu reden, Baſalt und Schoͤrl ſind bey ihm beynahe gleichgeltende 
Woͤrter. Ich habe bereits erinnert (§. 479.) daß der Baſalt mit dem Schoͤrl nach 
chymiſchen Verſuchen betrachtet uͤbereinſtimmt, aber wenn wir annehmen, daß der 
Schoͤrl allezeit blaͤttricht iſt, fo unterſcheidet fie wenigſtens ein aͤuſeres Kennzeichen 
von einander. Verſchiedene Schriftſteller gedenken zwar auch eines blaͤtterichten 
Baſaltes, aber vielleicht blos darum, damit ſie denſelben dem Schoͤrl deſto aͤhnlicher 
machen koͤnnen. Man muß doch das, was man von jeher Baſalt genennet hat, zur 
Grundlage des Baſaltgeſchlechtes machen, und da iſt der Baſalt allerdings nicht blaͤtt⸗ 
richt, und alſo kein Schoͤrl. a a er | Fran 
Die Schriftſteller der mittlern Zeit z. B. Agricola, Boodt, Mylius, 
Bruͤckmann, und mehrere belegten den Baſalt mit dem Namen eines Marmors, 
und hielten ihn auch zum Theil wuͤrklich dafuͤr. Allein er kann auf dieſen Namen in 
keiner Ruͤckſicht einigen Anſpruch machen, da er von keiner Kalkartigen Natur iſt, und 
das beweiſet er dadurch deutlich genug, daß er mit keinen Saͤuren aufbrauſet, und ſich 
auch durch das Feuer in keinen Kalk verwandeln laͤßt. Welt Nes Nur 
Herr Leibarzt Vogel (x) hat den Baſalt unter den metalliſchen Steinen, und 
ſiehet dabey auf den wenigen Eiſengehalt, den dieſer Stein in ſich hat. Wir kommen 
aber bey dieſer Klaſſe von Steinen leicht in Gefahr, daß wir Steine von einander 
trennen muͤſſen, die doch zu einem Geſchlechte gehoͤren, wenn eine Gattung einen mies 
talliſchen Gehalt hat, und die andre nicht. N a 
Herr Pott (y) dem noch einige z. B. Herr Baumer folgen, ſetzen den Baſalt 
unter die thonigten Steine, und Herr Pott verſichert, daß feine Grunderde mit eis 
nem thonigten Schiefer uͤbereinkommen, der zugleich mit einer Eiſenſchuͤßigen Erde 
durchzogen iſt. Dieſe Eiſenerde iſt daher auch ganz allein der Grund, daß der Baſalt 
im Feuer fließet. Deswegen aber hat man noch keinen hinlaͤnglichen Grund, ihn uns 
ter die Glasartigen oder ſchmelzbaren Steine zu ſtellen, da es Eiſenſchuͤßige Schiefer 
giebt, die jedermann fuͤr Schiefer haͤlt, und die gleichwohl ohne Zuſatz um des Eiſen— 
gehaltes willen, den er bey ſich hat, fließen. Ich werde alſo Entſchuldigung finden, 
wenn ich den Baſalt unter die Thonartigen Steine geſetzet habe. 5 PET 
§. 524. 
Die Gelehrten haben mancherley Eintheilungen des Baſaltes, davon aber die 
mehreſten daher kommen, weil fie das Wort Baſalt in einer weitlaͤuftigern Bes 
deutung nehmen als ſonſt gewoͤhnlich iſt. Ich will einige der vorzuͤglichſten anführen. 


— 


Herr 
(10 Mineralogie. S. 186. (x) Praetiſches Mineralſyſtem. S. 179. 
(t) Foſſils. S. 150. f. () Erſte Fortſetzung der Lithogeognoſte. 


(u) Verſuch einer neuen Mineralogie. S. 78. S. 63. f. \ 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 343 


Herr Scopoli (2) hat folgende Eintheilung: 1) prismatiſcher Balſalt. Bafaltes 
columnaris; a) ſchwarzer, b) gruͤner, 2) Spatfoͤrmiger Baſalt, Bafaltes ſpatiformis, 
3) ſtrahligter Baſalt, Bafaltes radiatus, a) aus flachen Keilfoͤrmigen Theilen zuſam⸗ 
mengeſetzt, b) aus prismatiſchen kreuzenden Theilen zuſammengeſetzt, e) aus unges 
ſtallten geſtreiften Stuͤcken beſtehend, 4) Glimmerartiger Baſalt, Bafaltes micaceus. 
Herr von Cronſtedt (a) hat folgende Eintheilung: I. Eiſenhaltiger, grober, grüner 
Baſalt, Baſaltes martialis; II. Spatfoͤrmiger Baſalt, Balaltes ſpatoſus, i) hoch⸗ 
grüner, 2) bleichgruͤner, 3) weiſer; III. Stahlfoͤrmiger Baſalt, Bafaltes particulis 


ſibroſis, 1) mit gleichlaufenden Faſern, a) ſchwarzer, b) grüner, c) weiſer, 2) mit 


zuſammenlaufenden Faſern, a) ſchwaͤrzlichgruͤner, b) hellgruͤner, e) weiſer; IV. kry⸗ 


ſtalliſirter Schoͤrl, Bafaltes eryſtalliſatus, a) ſchwarzer, b) dunkelgruͤner, e) bells 


gruͤner, d) roͤthlichbrauner. Herr Oberbergrath Gerhardt (b) hat folgende Gat⸗ 
tungen: Y) viereckigten Baſalt, Baſaltes prismaticus quadrangularis truncatus. Baſal- 
tes quadrangularis, 2) abgeſtumpfter Baſalt, Baſaltes prismaticus, hexaedrus, erectus, 
truncatus. Baſaltes truncatus, 3) Pyramidalbaſalt, Bafaltes prismaticus hexaedrus, 
erectus, in pyramidem trigonam deſinens. Baſaltes pyramidatus, 4) Strahlbaſalt, 
Bafaltes prismatibus decumbentibus. Bafaltes radiatus. Herr Rome Delisle (c) hat 
unter ſeiner Kriſtalliſation eine eigne Klaſſe, die er baſaltiſche Kryſtallen nennet, unter 
feinen Gattungen aber gehoͤren nur folgende hieher. I. Le Bafalte en colonnes poly- 
gones à 4, 5, 6 et 7 pans inegaux, tronquees ou termindes par un ſomimet triedre, 
dont les plans font le plus ſouuent rhomboides, 1) Le Bafalte à colonnes ſimples non 
articuldes, de Stolpen en Miſnie d’Auvergne, de Languedoc et de plufieurs autres 
lieux, 2) Le Bafalte à colonnes articulèes, d’Irlande, d’Auvergne, etc. dont les 
prismes ont 3, 4, 5, 6, 7, 8 et 9 pans inegaux, mais femblables dans toutes les 


articulations du m&ine priſme. II. Le Schorl ou Bafalte en petites maſſes. Priſme 


oblong, a quatre, fix et neuf pans inégaux, termine par deux pyramides trièdres 
obtuſes, dont les pans font inegaux, 1) Priſme grele à 8, 9 et 12 pans inegaux et 
ſtrics, terminé par denx pyramides triedres obtufes, 2) Priſme oblong hexaëdre, 
comprime terminé par deux pyramides diedres oppofees, dont les plans font penta- 
gones, 3) Priſme oblong hexaödre comprimé, termine par deux pyramides tetraëdres 


- obtufes et oppofees, dont les plans ſont trapezes, 4) Priſme oblong hexaëdre obli- 


quangle termine par deux fommets diedres oppofes, dont les plans font trapezes. 
III. La Tourmaline ou Bafalte tranfparent, Herr Delisle hat alſo unter die baſal— 
tiſchen Kryſtalliſationen den eigentlichen Baſalt, den Schörl und den Tourmalin. 
Ich will noch des Hills (d) gedenken, der den Baſalt, und den Schoͤrl ſogar 
für gleichgeltende Worte hält, Er hat folgende Gattungen: 1) Stolpen Shirl, Bafal-- 


tes de Stolpen, 2) Iriſn Shirl, Baſaltes hibernicus, 3) Spaniſh Shirl, Lapis crucis 


4) Flinty Shirl, Borax lapideus triquetrus, 5) Ruddy Shirl, Baſaltes rufus. Cronfl. 
| | . sd 6) Green 


(2) Einleitung in die Kenntniß der Foßilſlen. (b) Beyträge zur öl S. 376. f. 
D. 26. . (e) Effai de Criſtallographie. S. 243. 
(a) Verſuch einer neuen Mineralogie. S. 246. f. 


f 
0 (d) Foſfils. S. 152. 


344 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


6) Green Shirl, Bafaltes virens, Cronſt. 7) Multangular Shirl, Sehorl Verde Davila, 
8) Whitifh Shirl, Schorl d’Aiguille Dav, 9) Veluuian Shirl, Baſalte de Vefunius, 
10) Emerald Shirl, Baſaltes Spatoſus. Cronſt. 11) Striated Shirl, Bafaltes Fibroſus 
Cronſt. 12) Starry Shirl, Bafaltes concentratus. Cronſt. Asbeſt Faulſe. Wall. 13) Debas d 
Shirl, Baſaltes ſaxeus. Cronſt. 


K. 525. l \ 
Man ſiehet aus dieſer Anzeige, daß die wenigſten angefuͤhrten Baſaltgattungen 
fuͤr mich gehoͤren, aber von dem eigentlichen Baſalt muß ich bemerken, daß ſich 
manche Gegenden durch ihn uͤberaus merkwuͤrdig gemacht haben, und meine Pflicht iſt 
der vorzuͤglichſten unter ihnen kuͤrzlich zu gedenken. Es gehoͤret aber hieher 
J. Der Baſalt von Irrland. Die Gegend wo er gefunden wird iſt in der 
Grafſchaft Antrim in Wordirrland, an einem Orte welcher der Kieſen— 
damm, in der engliſchen Sprache Giants-caufeways und in der franzoͤſiſchen 
Chaujfee des Geants genennet wird. In dieſer Gegend ſtehen viele Tauſend 
ſolcher Saͤulen wohl vierzehn Meilen in der Runde. Der eigentlich ſogenannte 
Rieſendamm aber, oder der Platz, wo die vorzuͤglichſte Sammlung dieſer 
Baſaltſaͤulen ift, beſtehet aus etwa dreyßigtauſend ſolcher Säulen, die mei« 
ſtentheils perpendiculair ſtehen, und faſt an einander gewachſen, alle aber 
vieleckigt ſind. Sie gehen bis acht Fuß tief, und vermuthlich noch viel tiefer 
in die Erde. In dem Bau der Säulen herrſchet eine bewunderungswuͤrdige 
Ordnung, eine jede derſelben hat beynahe gleiche Dicke, gleiche Winkel, und 
gleiche Seiten in ihrer ganzen Hoͤhe, und dieſe Hoͤhe betraͤgt bey einigen auf 
vierzig Schuhe. Dieſe Baſaltſaͤulen des Rieſendammes, ſind von den 
Stolpiſchen dadurch unterſchieden, daß die zu Antrim aus einer Art Glie⸗ 
dern beſtehen, und jedes Prisma aus verſchiedenen Stuͤcken dergeſtalt zuſam⸗ 
men geſetzt iſt, daß ſich jedes Stuͤck in das andere einſchiebet, da die Stol— 
piſchen Baſaltſaͤulen in einem unzertrennten Stuͤcke fortgehen. Mehren⸗ 
theils ſtehen dieſe Saͤulen in die Hoͤhe, und ob auch gleich unter ihnen eine 
große Gleichheit herrſcht, fo find doch bey genauerer Unterſuchung die Seiten. 
flächen dergeſtalt unterſchieden, daß fie fünf, ſechs, ſieben, acht und neun 
Seiten haben, wenn auch gleich die von fuͤnf Seitenflaͤchen die gewoͤhnlichſten 
ſind. Ihre Breite betraͤgt drey bis acht Schuh. Dieſe Beſchreibung, die 
ich mit Bedacht nicht weitlaͤuftiger gebe, zeiget ganz deutlich, daß dieſer Rie⸗ 
ſendamm unmoglich eine Wuͤrkung eines Vulcans ſeyn koͤnne (e). Ich 
merke nur noch an, daß ſich bey Auvergne eine Baſaltart findet, welche dies 

ſer Irrlaͤndiſchen vollkommen gleich iſt. 

II. Der Baſalt von Aethiopien. Wir haben von dieſem Baſalte ſonſt keine 
Nachricht, als diejenige die uns Plinius in einer der vorhergehenden Stellen 
mitgetheilet hat, aus welcher Quelle nachher die juͤngern Schriftfteller geſchoͤpft 

haben. 
Ce) Von dieſem Rieſendamme reden unter S. 131. und Delisle Eſſai de Criſtallographie. 
andern Vogel im practiſchen Mineralſyſtem. S 253. f. 5 
S. 180. Bomare in der Mineralogie. 1, Th. g 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 345 


haben. Plinius ſagt uns weiter nichts als dieſes, daß er die Farbe, und die 
Haͤrte des Eiſens habe, fuͤhret auch einige beſondere Beyſpiele von befondern 
Stuͤcken dieſes Baſaltes an, nunquam hie, ſagt er, major repertus eſt, quam 
in templo Pacis ab Imperatore Veſpaſiano Auguſto dicatus. Argumento Nili 
fexdecim liberis circa ludentibus, per quos totidem eubiti ſummi incrementi 
augentis fe amnis intelliguntur. Non abſimilis illi narratur in Thebis delu- 
bro Serapis vt putant, Memnonis ſtatuae dicatus, quem quotidiano ſolis ortu 
contactum radiis crepare dicunt. Herr Rath Baumer (f) verſichert aber, 
daß er ſich in vier bis achteckigter Figur kryſtalliſire, und anderthalb Fuß dicke, 

und 12 bis 14 Schuh hohe Saͤulen ausmache. 4 
III. Der Baſalt von Stolpen. Von dieſem merken die Schriftſteller die ich 
nachher anführen werde, folgendes an. Es ſtehe auf dieſem Steine das ganze 
Stolpiſche Schloß, und ſey beſonders merkwuͤrdig, daß derſelbe wie Pfeis 
ler an einander geſetzt in dem daſigen Steinbruche zu ſehen ſey. Seine Geſtalt 
fen verſchieden; denn er werde 3. 4. 5. 6. und auch wohl mehr eckigt gefunden. 
Eben fo ſey auch feine Höhe verſchieden, welche aber 13 Schuhe teten über: 
ſteige; doch muͤſſe man dieſe Höhe der einzelnen Baſaltſaͤulen, blos in ſofern 
verſtehen, in wie fern ſie aus der Erde hervorragen. Nach Gesners An— 
zeige hat man ihre Tiefe noch nicht ergründen koͤnnen. Die Säulen endigen 
ſich in einer dreyeckigten Spitze, und Herr Delisle verſichert, daß der Stol— 
piſche Baſalt, der zu Auvergne und zu Languedoc einerley aͤuſere Bil- 
dung haͤtten. Agricola gedenket dieſes Steines. Natura pilas gignit, modo 
teretes cujusmocli ſunt Syenitae lapides in Thebaide, inter Sienem et Philas: 
modo angulatas cujusmodi in Miſena baſaltae. Vtraeque autem arctius inter ſe 
junctae, in T hebaide tamen interdum ſolitariae quaedam vtrobique alterae in 
alteras videntur eſſe impoſitae, et quidem minores in majores. Ex Mifenis 
maximae ſesquipedem craflae ſunt, altae pedes XIII. Ex Thebanis maximae 
duodecim pedes craflae, altae interdum pedes centum, aut amplius, vt ex 
obelifeis, quos ſtatuerunt reges Ægypti poteſt intelligi. Renntmann 
ſchrieb in einem Briefe an Gesnern, den Gesner ſeinem Buche de figuris 
lapidum einverleibete, und Boodt wiederholte folgendergeſtalt: Creſcit forma 
et craflitudine tigni mediocris ſingularis quidem, ſed copiofus atque ita 
junctus coaptatusque, veluti ſi a fabro lignario commiſſus eſſet. Septem, 
ſex, quinque, nonnumquam ſed rarius quatuor habet angulos. Figura eſt 
trabis erectae, foris laeuis et tactu minime aſper, ferrugineus ponderoſus, 
duritie adamantina. Dieſer Stolpiſche Baſalt iſt der Stein, den Herr 
Profeſſor Pott vorzuͤglich unterſucht und gefunden hat, daß ſeine Grunderde 
mit dem thonigten Schiefer uͤbereinkomme, der zugleich mit einer Eiſenſchuͤßi— 
gen Erde durchzogen iſt. Seine Härte ift wohl von Benntmann uͤbertrie— 
| ben 


(f) Naturgeſchichte des Mineralreichs. 1. Th. S. 220. 
2. Th. ö | Er 


RL 


346 Die vierte. Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


ben angegeben, daß er die Haͤrte des Diamants habe; aber Mylius ver⸗ 
ſichert gleichwohl, daß er zu Amboſen, Eiſen darauf zu ſchmieden, und von 
den Goldſchlaͤgern und Buchbindern, Gold und Buͤcher zu ſchlagen gebraucht 
werden koͤnne. Henkel ſagt, daß man dieſen Stein auf den Gaſſen an Haus 
fern, inſonderheit an Ecken als Weichpfaͤhle zu fegen pflege (g). 

IV. Der Baſalt zu Annaberg. Von dieſem merket MMylius (h) an, daß er 
dem Aethiopiſchen Baſalt faſt gleich ſey, und eine ſolche Harte habe, daß 
ihn auch die Hufſchmiede zu Amboſen brauchen koͤnnen. Er vergleicht ihn 
auch mit dem Baſalt von Stolpen, und verſichert, daß beyde einander 
vollkommen gleich waͤren. 

v. Der Baſalt von mMuͤnzenberg bat Liebknecht (i) beſchrieben. Er theilt 

daruͤber die Gedanken eines Freundes mit, und dieſe gehen dahin: das alte 

muͤnzenbergiſche Schloß ſey auf dieſen Felſen erbauet / der durchgehends 
in 5. 6. 7. eckigten an einander ſtehenden 10. 20. 30. und mehr Schuhen hohen 

Steinſaͤulen, deren jede ihre Staͤrke von einem bis zwey Schuhen durchaus be⸗ 

halte. Zwiſchen dieſen Saͤulen ſey es kluͤftig, daß ſie alſo auch leicht von 

einander unterſchieden werden koͤnnen. Ueberzwerch haben dieſe Saͤulen na⸗ 
tuͤrlich gleiche Riſſe, oder Brüche von 1-4 Schuhe von einander, wedurch die 

Saͤulen ſolcher Laͤnge mit gleicher Fronte gehen, welche ohne Hammerſchlag zu 

brauchen ſind. Der Verfaſſer dieſer Nachricht vergleicht dieſe Saͤulen mit 

dem Schiefer, doch nur in fo ferne, in wie ferne der Schiefer auch feine Ord— 
nung haͤlt, und auf unterſchiedene Weiſe geblaͤttert iſt, doch habe der Schiefer 
andere natuͤrliche Urſachen, als dieſer eckigte Felſen. Bis hieher behaͤlt dieſer 

Stein zu Muͤnzenberg noch immer eine Gleichheit mit dem Baſalt, wenn 

es aber nun heißt, daß dieſer Felſen von innem ſehr hart, von außem aber weis 

cher und ſogar poroͤs ſind, ſo koͤmmt das freylich mit dem eigentlichen Baſalt 
nicht uͤberein. Dieſer Stein iſt werth genauer unterſucht zu werden. 

Der Baſalt bey Naſſau, Trier und Coͤln, iſt in den philoſophiſchen 

Transactionen und in dem Bremiſchen Magazin beſchrieben (k). Herr 

Trempley hat deſſelben gedacht, und unter ihm und dem Baſalt zu Irr⸗ 

land eine große Aehnlichkeit gefunden. Das Bremiſche Magazin erzaͤhlet die 

Sache alſo: es iſt eine Maſſe von Steinen, die faſt eine regelmaͤßige Geſtalt 

haben; denn es ſind Prismate die eine gewiſſe Anzahl Seiten von dreyen bis 

achte haben, durchgehends ohngefaͤhr zwey Fuß lang und neun Zoll dick. 

Man findet ſie in ſenkrechter Stellung, und ſie ſind eine harte Gattung von 

Baſalten, welche mit Stahl Feuer ſchlagen, und wenn ſie zerbrochen werden, 

— N 
N 0 Von . a 92 75 aD geh (h) Saxonia ſubterranea. P. 1. S. 78. 

cola de natura folllıum LI egner de - 2 

sis lapidum S. 21. 22. 23. wen bare lab (i) Haflia ſubterranes. O. 144. f. 

terranea. P. 2. S. 26. Pott erſte Fortſetzung der (k) Phyloſophiſche Transaction. 4. Band. 

Lithogeognoſie S. 63. Henkel Kieshiſtorie. S. Art. 85. Bremiſches We 3. Band. S. 

174. Delisle l. e. S. 247. f. und andere. 425. 


V. 


— 
* 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 347 


ſchwarz ausſehen. In allen dieſen Stuͤcken find fie den Steinen des Rieſen⸗ 
dammes in Ireland aͤhnlich. Man findet viel dieſer Steine in Haus 

fen und in Gebaͤuden zwiſchen Weilburg und Coblenz, wie auch zwiſchen 
CTCoblenz und Cölln. Zwiſchen Coͤlln und Bonn ſahe man längſt dem 
Rheim eine Maſſe dieſer Steine, gleich einem Fels ſtehen, deſſen Spitze bey 
niedrigem Waſſer etwa zween Fuß uͤber die Oberflaͤche deſſelben hervorragete. 
Beylaͤufig merke ich an, daß Herr Trempley uͤber die Entſtehungsart dieſer 
Steine, denenjenigen beyfaͤllt, die fie für eine Art der Kryſtallifationen halten. 

VII. Der ſchleſiſche Baſalt. Von dieſem ſagt Herr Schober (1), daß er in 
Liegnitz verſchiedene Stuͤcken von dem Baſaltes gefunden, die faſt ſo geſtaltet 
geweſen, als wie die in Irrland abgebildet werden: einige waren conver an⸗ 
dere concav; allein beydes ſehr flach, die erhabenen Ecken aber, die ſich an 
dem Irrlaͤndiſchen finden, fehleten, und auf den gegen uͤber ſtehenden Seiten 
waren fie insgeſamt irregulair abgebrochen. Herr Oberbergrath gedenket die⸗ 
ſer Baſaltgattung nicht, der doch in den Laͤndern ſeines Koͤniges nichts uͤber⸗ 
ſahe, wenigſtens gedenket er derſelben nicht unter den Baſalten. 

VIII. Endlich muß ich auch der Baſalte gedenken, die man als antique 
Stücke in Rom findet. Ich werde die Nachricht des Herrn Serbers (m) 
davon ganz beybehalten. Er nennet und beſchreibet uns folgende: 1) Ba/altes 
orientalis niger iſt ſchwarz oder ſchwarzgrau, zartkoͤrnig im Bruche, mit klei⸗ 
nen eingemiſchten weiſen Schuppen, die vermuthlich Schoͤrlartig ſind. Beym 
Zerſchlagen findet man in einigen Stuͤcken kleine weiſe Adern oder zugeheilte 
Ritzen. Die Materie die ſolche anfuͤllet, ſieht aus wie ein weiſer Quarz, und 
iſt, wo nicht wuͤrklich ſolcher, wenigſtens Schoͤrlartig. Dieſe Gattung vom 
orientaliſchen Baſalt iſt die gemeinſte, ſehr hart und im Bruche der Lava von 
M. Albano, die Selce genannt wird, vollkommen gleich. Sie iſt auch die ein— 
foͤrmigſte in der Miſchung, ohne eingeſchloſſene Schoͤrlkryſtallen. =) Baſalteß 

8 orientalis niger eryfallis minutis immixtis, iſt ſchwarzgrau, von ſelbiger Gat⸗ 
tung und Korn, als der vorige, aber mit dicht eingeſtreuten ſehr kleinen weis 
ſen Granatfoͤrmigen Kryſtallen und ſchwarzen glaͤnzenden Schoͤrlblaͤttern hin 
und wieder. In der Villa Albani im Vorſaal des kleinen Hauſes in der 
Mitte des Gartens finden ſich Statuen davon. 3) Bafalter orientalis niger 
vulgo forito dictur, iſt ſchwarz und weis marmoriret, gleichſam in kleinen 
unordentlichen Wellen. Das Weiße hat gar keine Geſtalt. 4) Baſalter orien- 
talis cum partibus conſtitutiuit granatis aequabiliter mixtus, iſt ſchwarz und 
von ſelbigem Korn als die vorhergehenden; hat aber kleine Stuͤcke oder Theile 
vom Quarz, vom rothen Feldſpath und vom Glimmer, nicht zu Granit vereinis 

get, ſondern jede fuͤr ſich in den Baſalt eingemengt, als waͤren dieſe in der 
naſſen Miſchung des Baſalts hereingekommen, und mit ſelbigem genau vereis 
| get; daher es ſcheint, als hätte dieſer Baſalt eine naſſe Entſtehung gehabt. 

N rer f Im 

(1) Hamb. Magaz. 6. Band. S. 120, Anm. 

(m) Briefe aus Welſchland. S. 271. 


348 Die vierte Klaſſe von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


Im Hofe vor dem Muſeo des Capitolii, gleich vor der Thuͤre linker Hand, 
wenn man herein tritt, ſteht eine aufgerichtete Iſis von dieſem Baſalt. 5) Ba- 
Sales orientalis, faſciis granitofs ift ebenfalls der gewöhnliche ſchwarze Ba⸗ 
ſalt, worinne Bänder oder breite Streifen vom rothen kleinkoͤrnigen Granit 
laufen, die dem Baſalt ohne merkbare Abloͤſung einverleibet ſind, nicht etwa 
wie die Kieſel in einer Breccia, oder als vormalige Ritzen, die mit Granit 
zugeheilet worden, ſondern eben als wenn der Baſalt und der Granit zugleich 
weich gewefen, und während dem Austrocknen, in und an einander verwach⸗ 
ſen waͤren, ſo, daß jetzt das Granitband durch den Baſalt als ein angewachſe⸗ 
ner etwa zwey bis drey Finger maͤchtiger Gang durch ein Gebirge ſetzt, ohne 
deutliche Scheidung oder Saalbaͤnder. Dieſe Abaͤnderung unterſcheidet ſich 
von der kurz vorhergehenden dadurch, daß in der gegenwaͤrtigen alle Theile 
des Granits mit einander vermengt oder beyſammen find, und eine würfliche 
granitiſche Miſchung darſtellen; in der vorhergehenden Art aber waren ſie von 
einander abgeſondert, und hin und wieder jede für ſich in den Baſalt eingelegt. 
Die beyden liegenden Sphinges unten an der Treppe nach dem Capitolio hinauf, 
welche Waſſer ſpritzen, beſtehen aus Baſalt mit dergleichen Granitbaͤndern.— 

6) Rafaltes nigerrimus, maculis ex Hornblende uirideſcenti. Die Steinars 
beiter und Verkaͤuſer nennen diefe Baſaltart Pietra d’Egitto, Pietra nefritica, 
Ich habe antique Gewichte daraus gemacht geſehen und gekauft. 7) Bafaltes 


orientalis niger, eryfallis majusculis albis granati formibus immixtit; 


„ 


gleicht einer Lava voͤllig mit eingeſchloſſenen ziemlich großen, weiſen, Granat⸗ 


foͤrmigen Schoͤrlkryſtallen, und iſt von der Num 2. angeführten Abaͤnderung 
vom Baſalt nur durch größere und deutlichere Geß alt der Kryſtallen unterfchies 
den. Ve rſchiedene Steinhauer und Marmorhaͤndler verſicherten Herrn Fer⸗ 
ber, daß dies ein wahrer antiquer Baſalt fen; er koͤmmt aber mit einer 
ſchwarzgrauen Lava von M. Albano, die dergleichen Kryſtallen enthält völlig 
überein, weswegen es zweifelhaft if, ob folchem der Beyname Orientalis oder 
Occidentalis mit groͤßerm Recht zukoͤmmt. 8) Baſaltes occidentalis mollior, 
Baſalte occidentale tenero, nennet man in Rom einen wuͤrklich antiquen, 
folglich auch orientaliſchen Baſalt, der aber nicht hart zu arbeiten iſt, weswe— 


gen man ihm die Ehre des Orients nicht zugeſtehen will. Die Farbe deſſelben 


iſt ſchwarzgrau, mit ſehr kleinen weiſen Punkten und hin und wieder leuchten⸗ 


den zarten Schuppen wahrſcheinlich vom Schoͤrl. Es iſt dieſe wiederum eine 


ſchwache Abaͤnderung von dem Baſalt Num. 2. die beynahe nur durch weni« 
gere Härte ſich ausnimmt. 9) Bafalies orientalis viridit; iſt fehr hart, ganz 


einſoͤrmig und dicht, ohne Kryſtallen, von gruͤner Farbe. In der Villa Allani 


und in dem Muſeo Capitolino find davon vortreſliche Statuen. 10) Bafaltes vi. 
ridis pundlulis cryflallinis albis adſperſut. Baſalte pedocchiofo (laufiger Ba- 
ſalt) ift der vorhergehende grüne Baſalt, aber mit dichten, weiſen, kleinen, kry⸗ 
ſtalliniſchen Schoͤrlpunkten, von der Groͤße eines Nadelkopfs; iſt ſehr rar. 
Es ſollen davon zwo Saͤulen in der Kirche von K. Pudenziang zu Rom feyn. 


$. 526. 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 349 


$. 526. a 

Es ſind noch einige Umſtaͤnde uͤbrig, die ich in Abſicht auf den Baſalt nicht 
übergeben darf. Ich rechne zufoͤrderſt die Beobachtungen des Herrn Inſpeetor Lom⸗ 
mer (n) hieher, die den Baſalt zu Friedeberg und der dortigen Gegend angehen. 
An vielen Orten zu Friedeberg iſt der Baſalt verwittert, und aͤußerlich mit einer 
Rinde von einer Thonartigen grauen Erde umgeben. Auch fand Herr Lommer eine 
Bergart, welche wuͤrklich ein Mittelding zwiſchen Serpentin und Baſalt iſt, und 
daraus man folglich einen Schluß auf das thonigte Grundweſen des Baſaltes machen 
kann. Er führer endlich einen Baſaltberg an, welcher aus bloſen einzelnen, unfoͤrm⸗ 
lichen, runden und halbrunden Stuͤcken vom Baſalt zuſammengeſetzt iſt. Jedes Stuͤck 
iſt mit einer Rinde von einem talkigen Letten umgeben, und Herr Lommer haͤlt 
dafuͤr, aus einem ſolchen Letten werde der Baſalt erzeuget. Er enthaͤlt auch vielen 
Schoͤrl. Anders wo findet man beym Zerſchlagen kleine Koͤrner darinne, die dem 
Tourmalin gleichen. Dieſe Erfahrungen thun auf der einen Seite die nahe Vers 
wandſchaft des Baſalts mit dem Schoͤrl dar, fie beweiſen aber auch auf der ans 
dern Seite, daß man für den Tourmalin den rechten Ort ausſucht, wenn iman ihn, 
wie vorher Herr Delisle that, als einen durchſichtigen Baſalt betrachtet. 

Was das Verhaͤltniß des Baſalts auf die Minern anlangt, fo hat der Herr 
Oberbergrath Gerhardt (o) keine andern Metalle als Eiſen in dem Baſalt angetrof⸗ 
fen, und ihm ſcheinet eben der Beytritt dieſes Metalls die Urſache zu ſeyn, daß der— 
ſelbe fuͤr ſich in dem Feuer zu einer ſchwarzen poroͤſen Schlacke ſchmelzt. Der Herr 
Ritter von Linne (p) aber behauptet, daß er ouch bisweilen Zinn oder Bley in 
ſich halte. 

Sonſt hat der Baſalt auch die Natur eines Probierſteins, Gold und Silber auf 
demſelben zu pruͤfen. Er wird daher in kleine Platten zerſchnitten, welche die Form 
eines Wetzſteins haben, und dann häufig als ein Probierſtein gebraucht (q). Das iſt 
auch die Urſache, warum ihn verſchiedene Schriftſteller mit dem Probierſtein ver 
wechſeln, und ihm die dem Probierſtein eigne Namen Lapis Iydius u. d. g. geben. 

Die Gerter wo ſich der eigentliche Baſalt findet, habe ich in meiner Abhandlung 
bereits angefuͤhret, je merke ich an, daß Boodt in feiner Hifloria Gemmarum et 
lapidum Lib. II. Cap 273. S. 497. die philoſophiſchen Trasactionen im 61. Bande auf 
das Jahr 1772. und die Acta Acad. naturae curioſorum im Anhange des zehenden 
Bandes Zeichnungen vom Baſalt geliefert haben. Der erſte hat den Stolpiſchen 
Baſalt vorgeſtellt, und in dem letzten Bruche iſt ein Theil des Rieſendammes in 
Irrland abgebildet. Merkwuͤrdig iſt es doch, daß Herr Delisle von dem Baſalt, 
wie er bey Stolpen, in Irrland, bey Auvergne und dergleichen vorkoͤmmt auf 
feinen vielen Kupfertafeln keine Zeichnung mitgetheilet hat. 


r 3 XCVII. 


(n) Anzeige von der Leipziger oͤconomiſchen () Beytraͤge zur Chymie. 1. Th. S. 380. 
Societaͤt in der Michaelis-Meſſe 1771. Dress (p) Svyſtema naturae. 1768 S. 95. 
den 1771. S. 86. 87. 89. Cont. Beckmanns (q) Siehe Boodt Gemmarum et lapidum 
phyſie. beonom. Bibl. 3. Band. S. 394. hiſtoria Lib. 2. Cap. 274. S. 499. 


350 Die vierte Klaſſe, Bon den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen, 
X CI VII Der Il uß ſ pa teh. 


FL. 527. ’ 

Der Slußſpath, Fluß, Bergfluß hat darum dieſen Namen erhalten, weil er, 

ob er gleich im Feuer für ſich gar nicht fließet, doch andere ſchwerfluͤßige Sachen, 
dergleichen zum Exempel die Erze ſind, leicht in den Fluß bringt. Und weil er gar 
ft eine eigentliche Metallmutter iſt, auch da wo er es nicht iſt, den Bergleuten eine 
gute Hofnung auf Erze macht, fo wird er Bergblume, Bergmutter und Re⸗ 
tallmutter genennet. Wallerius nennet ihn Glasſpath, nicht weil er für ſich 
ſelbſt im Feuer zu Glaſe wird, ſondern weil durch ihn andere Koͤrper verglaſet werden 
koͤnnen. Woodward nennet ihn Spar, ein Wort von dem ich glaube, daß 
es aus einer unrichtigen Pronunciation der Sprache herruͤhre, und eigentlich Spath 
anzeigen ſolle, fo wie das engliſche Wort Spar eigentlich Spath bedeutet. Der latei⸗ 
niſche Name Spatum vitreſceus hat daher feinen Namen, weil man den Flußſpath zum 
Verglaſen ſproͤder oder wohl gar Feuerfeſter Körper, braucht; Fluor /parus, Sluß⸗ 


ſpath; Fluor eryfallinus, weil er bisweilen eine kryſtalliniſche Figur hat. Herr Ober⸗ | 


bergrath Gerhardt nennet den Flußſpath, Petra fufpria, und weil er groͤſtentheils 
blaͤttericht iſt, wird er Petra fuforia lamelloſa genennet. Im Franzoͤſiſchen nennet 
man dieſe Steinarten Fluors, Herr Delisle aber Spaths fufibles ou Chriftaux Fluorr. 


. 529. 

Ich geſtehe es, daß die Schriftſteller in der Beſchreibung des Flußſpathes fo 
abweichend ſind, daß man es einigen gar genau anſiehet, daß ihre Verfaſſer darunter 
ganz unrichtige Körper müffen verſtanden haben, bey andern aber erkennet, daß fie 
den Koͤrper, den ſie doch beſchreiben ſollen, nicht genau genug abbilden. Der Name 
Fluß iſt überhaupt zweydeutig. In der Chymie wird dieſe Benennung Subſtanzen 
beygelegt, welche beſtaͤndig flüßig find, oder welche man nicht in eine feſte Geſtalt 
bringen kann. Man Hat gewiffe Säuren, die man Fluores acidor, andere die man 
Fluores alcalinos volatiles nennet, man hat aber auch bloſe ſaliniſche Körper, welche 
ebenfalls geſchickt find andere Körper in Fluß zu bringen, oder die Schmelzung zu be« 
fördern (r). Inzwiſchen iſt dieſer Körper in feiner Bedeutung weniger ſchwankend, 
wenn man ſich des Wortes Flußſpath bedienet; denn dadurch zeiget man doch wenig⸗ 
ſtens ſoviel an, daß man einen wahren Stein verſtehe. Inzwiſchen verbinden die Ge⸗ 
lehrten nicht allezeit damit richtige Begriffe. Boodt irret zuverlaͤßig, wenn er von dem. 
Flußſpathe behauptet, daß er für ſich ſelbſt flieſe, und Herr Profeſſor Pott (I) hat 
ihn darüber gruͤndlich widerlege. Woodward (t) wenn er den Flußſpath als 
eine vermiſchte Maſſe betrachtet, welche aus Kryſtall und aus zartem Steinmark (Lac 
junae) beſtehet und zuweilen auch mit andern mineraliſchen, oder wohl gar mit ſteinig ⸗ 
ten, erdigten und metalliſchen Materien vermiſcht iſt; ſo paſſet dieſe Beſchreibung 
auch auf andere durchſichtige und gefärbte Spathe. Eben fo unbeſtimmt und noch un 

f richtiger 
(r) Siehe Boerners allgemeine Begriffe der (t) Phyſikaliſche Erdbeſchreibung S. 695. - 
Chymie. 2. Th. S. 160. f. der deutſchen Ausgabe. * 
(0) Erſte Fortſetz . der Lithogeognoſtie. S. 35. f. ä 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 351 


richtiger iſt der Begriff, den ſich Bomare von den Fluͤſſen macht (u). Fluͤſſe, 
ſagt er, nennet man die mehr oder weniger harten durchſichtigen Kryſtallen von unter— 
ſchiedener Natur, welche man theils an den Muͤndungen der Feuerſpeyenden Berge, 
theils in den Erzgaͤngen, theils an den Waͤnden und Firſten der Hoͤhlen finder. Von 
dieſer Art ſind die Smaragd⸗ und Amethyſtfluͤſſe, welche nichts anders als weiche 
gefärbte Kryſtallen ſind. Jedoch ſcheinet Encelius de re metallica p. 156. Frf. Aus- 
gabe 1757. dieſen Namen beſonders denjenigen Kryſtallen zu geben, welche im Feuer 
ſo leicht ſchmelzen, daß ſie wie Eis an der Sonne zu zerflieſen ſcheinen. Dergleichen 
find die fluͤßigen Spatbe, welche man als Zuſaͤtze bey Schmelzung der Erze 
braucht, und die für ſich allein ſchwer zu ſchmelzen find.” Für ſich allein ſchmelzen ſte 
gar nicht. 

Ich koͤnnte hievon mehrere Beyſpiele anfuͤhren, allein wozu wuͤrde es en 
Ich will mich vielmehr bemühen, den eigentlichen Begrif von dem Slußfparbe 
feſtzuſetzen, und die Kennzeichen anzugeben, wodurch man denſelben hinlaͤnglich unter⸗ 
ſcheiden kann. Der Slußſpath iſt ein mehrentheils undurchſichtiger, 
weicher, und vor andern ſchwerer Spatb, der für ſich im Seuer nicht 
flieſet, mit andern Materien aber, die für ſich ſchwer in Fluß zu bringen 
ſind, in einen ſehr duͤnnen Fluß abergehet. Herr Profeſſor Pott (x) ſagt, 
daß der Flußſpath mehrentheils weiß ſey, Milchweiß, auch wohl gruͤnlich, wie der 
Stollbergifch Sluß, zuweilen ſaturat gefaͤrbet, Hyacinthengelb, Smaragdgruͤn, 
Amethyſtenfarb, die man alsdenn falſche Smaragde, Amethyſten, und dergleichen 
nenne; ſie ſchlagen otdentlicherweiſe kein Feuer, ſondern ſind zu weich, doch giebt es 
auch ſolche die gewiſſermaßen Feuer ſchlagen, und die Herr Pott deswegen quarzige 
Flußſpathe, oder ſpathigte Quarze nennet, weil ſie an einer Seite Feuer ſchlagen, 
und an der andern Seite nicht, und weil fie übrigens doch im Feuer mit den metal⸗ 
liſchen Erzen ziemlich leicht zum Fluß kommen, ſich auch durch das Meſſer ſchaben 
laſſen. Und Herr Baumer (y) der den Flußſpath einen mit Vitriolſaͤure verſetzten 
Mergel nennet, ſagt noch von ihm, daß er in laͤnglicht viereckigte Theile zerſpringt 
mit den Saͤuren nicht aufbrauſet, auf gluͤenden Kohlen alſobald zerſpringt mit ſtarken 


Knattern in kleine Stuͤckchen und Blaͤttchen, welches bey dem Gyps und Kalkſpathe 


nicht geſchiehet. Bey gelinder Waͤrme giebt er beſonders einen gruͤnen phosphress 


eirenden Schein, welcher aber im Feuer verlohren gehet. Dieſe ſo leicht hervorbrin⸗ 


gende Phosphorescenz kann unter die Unterſcheidungs zeichen deſſelben gerechnet werden. 
Herr Director Marggraf (2) hat es bemerket, daß unter den Flußſpathen eine 
große Verſchiedenheit herrſche. Einige Arten haben allezeit eine Geſtalt in Blaͤttchen, 
ſie ſind ganz und gar nicht durchſichtig, und ihre Farbe koͤmmt der Milchfarbe nahe; 
die andern in Gegentheil eine Geſtalt, die mehr wuͤrflicht iſt; fie iſt halbdurch⸗ 


ſichtig/ 

Cu) Mineralogie. 1. Th. S. 224. Anm. (z) Haken: einer merkwuͤrdigen Ver, 
l Sr fluͤchtigung eines Theils des ſogenannten Fluß⸗ 

(2) Lithogeognoſſe. S. 47. f ſpathes ꝛc. in den Memoires de Acad. de Ber- 


525 | ſchichte des Mineralr. Th. 2. lin — 24. und in den mineral, er Th. 6. 
S. 1 S. 263. f. 


* 


352 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


ſichtig, und man findet welche von verſchiedenen Farben. Außer dieſer Verſchieden⸗ 
heit der Geſtalt, ſind dieſe zwo Arten vom Spathe noch darinne verſchieden, daß die 
erſte leicht anzugreifen iſt, ſo wohl mit der Feile, als auch, wenn man ſie mit einem 
Meſſer ſchabt, und daß ſie folglich weicher iſt, als die andere. Man kann hinzu⸗ > 
fegen, daß die erſte Art, wenn man fie in eine ſehr heftige Hitze legt, zwar glänzf, 
aber ſehr ſchwach, worauf ſie in kleine Stuͤcken zerſpringt, anſtatt, daß die andere in 
einem aͤhnlichen Grade des Feuers ein viel glaͤnzenderes Licht von ſich giebt; allein 
alsdenn bricht ſie in Stuͤcken, welche blos etwas ſchwerer in Pulver zu verwandeln 
find, als die Stuͤcken der erſtern Art. Der Unterſchied dieſer zwo Arten vom Fluß: 
ſpath erſtreckt ſich noch weiter, wenn man ſie nach einer gehoͤrigen Caleination zu 
einem ſehr feinen Pulver zerreibt, und ſie mit Gummitragant, oder mit einer andern 
im Waſſer aufgeloͤßten klebrichten Materie, als mit arabiſchen Gummi zu einer Art 
von Teige macht. Darauf laͤſſet man ſie wohl trocknen, und indem man ſie Schichten⸗ 
weiſe legt, calcinirt man fie offen auf Kohlen. Alsdann giebt die eine Art ein Praͤpa⸗ 
ratum, welches, nachdem es kalt worden iſt, einen ſtarken Schwefelgeruch hat, und 
das Licht, beſonders das Tageslicht annimmt, fo, daß es im Finſtern leuchtet, ans 
ſtatt, daß die andere Art, wenn man eben ſo damit verfaͤhrt, keinen Schwefelgeruch 
hat, das Licht nicht annimmt, und im Finſtern nicht leuchtet. Ich habe dieſe Ges 
danken eines der groͤßten Scheidekuͤnſtlers unſrer Zeit mit deſto groͤßern Vergnuͤgen hie. 
her geſetzt, weil ſie die Ausſpruͤche andrer Gelehrten theils einſchraͤnken, theils erlaͤutern, 


€ 


theils ergänzen. 


§. 529. a 

Die Gelehrten ſetzen vom Flußſpathe verſchiedene Rennzeichen feſt, wovon 
ich doch wenigſtens einige Beyſpiele anführen muß, die ich nachher aus andern Schrifts 
ſtellern ergänzen werde. Herr Delisle (a) ob er gleich den Flußſpath nur in fo fern 
betrachtet, in wie fern er ſich in einer Kryſtallartigen Figur darſtellet, hat gleichwohl 
ſolche Kennzeichen angegeben, die ſich groͤßtentheils auf alle Flußſpathe anwenden lafs 
ſen. Er ſagt: die Kryſtallen von dieſer Art ſind von andern ſteinigten Kryſtallen un⸗ 
terſchieden, nicht nur in ihrer Geſtalt, ſondern auch durch folgende Eigenſchaften: 
1) ſie haben eine beſondere Schwere, viel wichtiger als alle andere Steine (wenn man 
den Diamant ausnimmt) eine Schwere, die anzuzeigen ſcheint, daß eine gewiſſe me« 
talliſche Erde darinne ſtecke, die man aber bisher noch nicht entdeckt hat; 2) fie find 
härter als der Kalkſpath, aber nicht fo hart als der Quarz; 3) die Säuren greifen fie 
nicht an, fie geben auch kein Feuer mit dem Stahl; 4) fie ſchmelzen leicht, wenn man 
Salze oder ſonſt eine ſchmelzbare Materie damit verbindet, und fie erleichtern den Fluß 
anderer erdigten und ſteinigten Materien; denn man miſcht fie unter die Minern, daher 
haben fie den Namen der Fluͤſſe, des Fluß- und Glasſpaths erhalten; 5) fie haben alle 
die Eigenſchaft, daß ſie im Finſtern leuchten, oder in der Finſterniß einen Schein von 
fi geben, wenn man fie ein wenig gerieben hat, eine Eigenſchaft die fie mit dem Kalk⸗ 
ſpath, und mit dem größten Theile der Edelſteine gemein haben; 6) ſie ſcheinen inn⸗ 
wendig, wenn man fie von einander bricht, aus lauter glänzenden Blättern zuſammen 
geſetzt 


(a) Eſſai de Criſtallographie, S. 148. f. 


| 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 353 
geſetzt zu ſeyn, wie einige Kalkartige Spathe, fie haben ein feines und gleiches Korn, 
welches eine Aehnlichkeit mit dem Glaſe hat, wenn es in viele irregulaire Stuͤckchen 
zerbrochen iſt. Man findet ſie gemeiniglich in den Erzgruben mit verſchiedenen Metal⸗ 
len vermiſcht, weſche eben der Grund ihrer verſchiedenen Farben find, die man bey ih» 
nen wahrnimmt. Sie ſcheinen wegen dieſen Farben, und wegen ihrer Durchſichtigkeit 
vielen Edelſteinen gleich zu ſeyn, aber fie haben weder den Glanz, noch die Haͤrte der⸗ 
ſelben. Herr Gerhardt (b) beſtimmt das vierte der obigen Kennzeichen genauer, 
wenn er ſagt: mit Laugenſalz, Borax und ſchmelzbarem Urinſalz, ſchmelzen ſie leicht 
zuſammen „ und geben feſte Glaͤſer. Alle übrige Stein» und Erdarten bringen ſie ſeicht 
in Fluß; wenn indeß dieſes mit den Glasartigen gehoͤrig geſchehen ſoll, ſo wird dazu 
der Zufag von etwas Kalkerde erfordert. Mit der Kalkerde geht beſonders dieſe 
Steinart in ſo duͤnnen Fluß, daß ſelbiger nicht in Gefäßen zu halten if. Man muß 
aber zu dieſen Kennzeichen noch dieſe ſetzen, 7) daß er im Feuer ſeine Farbe vollig ver⸗ 
liert, wenn er naͤmlich Farbe hatte, und weiß wird; 8) wenn er nach der Caleination 
mit Waſſer vermiſcht wird, giebt er nicht den mindeſten Geruch, auch keinen Kalk und 
Gyps von ſich; 9) vom Borax wird er leicht, vom Sale fuſibili aber ohne Brauſen auf: 
geloͤſet; und endlich 10) wenn er mit Salpeter abgezogen worden, fo benimmt er dieſem 


. die Säure (e). 


Ehe ich die Hymiſchen A unis) die man mit dem Flußſpathe unternom⸗ 
en 55 ſo muß ich erſt die Gedanken der Gelehrten uͤber die Beſtandtheile deſ— 
ſelben mittheilen. Die Meynung des Herrn Baumer und Woodward, die ich 
vorher (H. 528.) angefuͤhret babe, will ich nue kurz wiederholen. Herr Baumer 
nennet den Flußſpath einen mit Vitriolſaͤure verſetzten Mergel, und Woodward bes 
trachtet den Flußſpath als eine vermiſchte Materie, welche aus Kryſtall und zarten 
Steinmark beſtehet. Ich uͤberſchlage aber dieſe Gedanken, weil ihre Vertheidiger die 
Beweiſe ihres Daſeyns noch nicht beſtaͤtiget haben. Ich will die Gedanken eines 
Marggrafs (d), eines Gerhaͤrdts (e) mit ihren Gründen auszeichnen, welche 
auf chymiſche Unterſuchungen gebaut find. Herr Marggraf hat von dem Saͤchſi⸗ 
ſchen Flußſpath dargethan, daß er aus einer Kalkartigen Erde, und aus einer Vi⸗ 
triolfäure beſtehet, und daß man ihn alſo unter die Gypsartigen oder ſelenitiſchen Steis 
ne ſetzen muß. Daher er, wenn man ihn mit Gummitragant zu einem Teige macht, 
und darauf Schichtweiſe auf Kohlen in ofnem Feuer caleinirt, einen Schwefelgeruch 
giebt, und mit der Hälfte oder mehr von einem alcaliſchen fixen Salze, welches aus 
dem Pflanzenreiche hergenommen iſt, und welches, nachdem man es im Feuer gluͤend 
gemacht bat, darauf ausgelauget und e worden iſt, giebt er einen wahren 

l - Vitriol⸗ 


(b) Beyträge zur Chymie. 1. Th. S. 385. (d) In den angefuͤhrten Abhandlungen in 
(e) Berliniſches Magazin. 4. Band S. 394. den mineralog. Beluſtigungen. 6. Band. S. 264. 
wo ſich eine Abhandlung des Herrn D. Gerhardt (e) In ſeinen Beytraͤgen zur Chymie. 1. Th. 
vom Flußſpathe befindet it. Cronſtedt Verſuch S. 383. und in der Abhandlung vom Flußſpathe 
einer neuen Mineralogie. S. 105. in dem Berliniſchen Magazin. 4. Band. S. 395. 


2. Th. My 


354 Die dierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


Vitriolſtein, das iſt ein bittres Mittelſalz, welches ſich ſchwer im Waſſer aufloͤſet, und 
welches aus der Säure des Vitriols und eines vegetabiliſchen alcaliſchen Salzes beftes 
het, und in dem Filtro die Kalkerde zuruͤck laͤſſet, die mit ihm verbunden war. Eine 
andere Gattung vom Flußſpathe hingegen zeigte ganz andre Erſcheinungen. Herr 
Niarggraf will es zwar nicht laͤugnen, daß ſich darinne eine Kalkerde, oder wenig⸗ 
ſtens eine Materie, die dieſer Erde ſehr ähnlich iſt, befindet, aber die Vitriolſaͤure 
hat er darinne nicht entdecken koͤnnen, ob er gleich deswegen wiederholte Verſuche an— 
geſtellet hat. Er fand nichts als eine bloße Salpeterſaͤure, und ſchließet daraus ganz 
richtig, daß die Theile und die Vermiſchungen beym Flußſpathe ſich nicht allezeit 
gleich ſind. 


Herr D. Gerhardt ſetzet die Beſtandtheile des Flußſpathes in einer beſondern 


alcaliſchen, in einer Gyps-und in einer Glasartigen Erde; das erſte beweiſet ſich durch 
die Aufloͤſung in ſauren Salzen. Denn ob ſie gleich mit ſelbigen nicht aufbrauſen, ſo 


wird doch durch eine anhaltende Kochung dieſer Steine in den Säuren ein anſehnlicher 
Theil derſelben aufgeloͤſet, und wie eine Spiesglasbutter verfluͤchtiget. Dieſe Erde 
laͤſſet ſich durch Laugenſalze wiederum davon abſondern, und hat die Eigenſchaft, daß 


fie im Feuer von ſelbſten fließet. Nimmt man nun dasjenige, was nach dieſer Aufloͤ— 
ſung uͤbrig bleibt, ſo gar in dem Falle, wenn ſelbige nicht mit Vitriolſaͤure gemacht 
werden, und ſchmelzt ſelbiges mit Laugenſalzen zuſammen, und elixivirt ſodann die 
Maſſe, ſo zeigt ſich in der Lauge ein vitriolirter Weinſtein; das in dem Filtro zuruͤck 
bleibende Pulver aber brauſet mit Säuren, und giebt beſonders mit der Vitriolſaͤure 
einen würflichen Seleniten. Dieſes Pulver wird aber in der Säure nicht ganz aufge⸗ 
loͤſet, ſondern es bleibet noch etwas zuruͤck, welches mit einem Laugenſalz geſchmolzen, 
einen Kieſelſteinſaft giebt. Dieſe Verſuche beweiſen die Gegenwart der bemerkten 
dreh Erden. ae / 

8 Ob ich nun gleich hiebey ſchon manchen chymiſchen Verſuch mit angefuͤhret habe, 
fo will ich doch noch folgendes hinzuthun. Herr Profeſſor Pott (f) wenn er behauptet, 
daß der Flußſpath ein vermiſchter Stein ſey, fo beruft er ſich auf folgende Erfahrung: 
wenn ich Oleum vitrioli davon abziehe, das Reſiduum ſolvire, filtrire, uud Fryftallis 
fire, fo bekomme ich ein alaunigtes Salz, eben wie aus Thon und Oleo vitrioli, läßt 
auch mit Oleo tartari alsdann eben eine ſolche weiſe alcaliſche Erde praͤcipitiren. Herr 
Gerhardt hat am angefuͤhrten Orte ſeiner Beytraͤge zur Chymie dargethan, daß der 
Flußſpath auch ein feines brennbares Weſen in ſich habe, welches zugleich die Farbe 
deffelben hervorbringt. Denn im Feuer vergeht die Farbe ganz und die Flußſpathe 
werden weiß; verſetzt man nun die ganz ausgegluͤeten Fluͤſſe mit Vitrioloͤhl, ſo erhaͤlt 
man bey der Deſtillation keinen Schwefelgeiſt; werden aber zu dieſer Arbeit wahre und 
ausgebrannte Fluͤſſe genommen, fo zeigt ſich der Schweſelgeiſt ſehr merklich, und der 
Stein wird weiß. Auch iſt die Beobachtung des Herrn Marggrafs (g) über eine 
merkwuͤrdige Verfluͤchtigung, eines Theils des Flußſpathes, welche durch die Saͤuren 


hervor 


(1) In der Lithogeognoſie. S. 48. 
(g) Memoires de ] Acad, de Berlin Th. 24 und uͤberſetzt in den mineraloglſchen Beluſtigun⸗ 


geu. Th. 6. S. 262. f. 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen: 353 


hervorgebracht worden, hier anzumerken, ob es gleich fuͤr mich ſo weitlaͤuftig ſeyn 
wuͤrde, die Verſuche ſelbſt mitzutheilen. 


F. 531. 

Ich habe ſchon vorher bemerkt, daß verſchiedene Schriſtſteller dafuͤr gehalten ha⸗ 
ben, daß der Slußſpath fuͤr ſich fließe. Die Sache verhaͤlt ſich nicht alſo. Herr 
Profeſſor Pott (h) der doch alle moͤgliche Verſuche diesfalls angeſtellet hat, konnte 
gleichwohl den Flußſpath in keinen Fluß, ohne Zuſatz naͤmlich, bringen. Dahin brachte 
er es zwar, daß der Flußſpath ein wenig zuſammen backte, aber in verſchloſſenen Tie— 
geln konnte er ihn doch niemals zum Fluß bringen. Selbſt die gefärbten Flußſpathe, 
ob ſie gleich eine haͤufigere, faͤrbende metalliſche Erde enthalten, ſind deswegen zum 
Fließen fuͤr ſich nicht geſchickter; denn er ſetzte violetten und auch grünen Spath in hef— 
tiges Feuer, ſie ſind aber keinesweges zum Fluß gekommen, ſondern ſie waren nachher 
ganz zerfallen, muͤrbe, durchſichtig, und hatten alle Farbe verloren. Eben das er⸗ 
fuhr Herr Gerhardt (i) der ſich des heftigſten Feuers bediente, und den Flußſpath 
gleichwohl in keinen Fluß bringen konnte; und wenn dennoch einige behaupten, ſie 
haͤtten den Flußſpath in Fluß gebracht, ſo behauptet er, ſie haͤtten ſolche Fluͤſſe vor ſich 
gehabt, welche nicht rein, ſondern mit der Kalkerde vermiſcht waren. 

Man weiß, daß der Flußſpath die Eigenſchaft hat, daß er im Sin⸗ 
ſtern leuchtet. Und gleichwohl hather auch dieſe Eigenſchaft nicht ohne Widerſpruch. 
Herr Oberbergrath Gerhardt bezeuget am angefuͤhrten Orte, daß die Flußſpathe im 
Feuer einen phoſphoreſcirenden Schein von ſich geben, der mit einem angenehmen 
blauen oder grünen Feuerglanze ſich zeigt, und den Stein wie mit einem Nebel um— 
giebt, und der ſogar zum Vorſchein koͤmmt, wenn rohe Flußſteine mit Salpeterſaͤure 

digeriret werden. Herr Director Marggraf (k) hingegen fand, daß einige Fluß⸗ 
ſpathe nach der Calcination leuchteten, andere aber nicht. Unter den Flußſpathen, 
welche nicht leuchteten, nennet er Flußſpath von einer beynahe rothen Farbe, den man 
in der Gegend der Halsbruͤckgruben in der Grube Siob bricht; grünen Flußſpath, 
oder Smaragdfluß; blauen Spath oder Amethyſtfluß; gelblichen Spath, oder Hya⸗ 
einthfluß; Flußſpath, den man in dem ſogenannten Thale bey Guedlinburg findet, 
und einen andern Spath von eben derſelben Art, den man zu Haßerode bey Wer— 
ningerode findet. Hingegen hat er außer einigen andern Spatharten die vermuthlich 

ebenfalls Flußſpathe ſind, folgende genennet, welche nach der Caleination leuchten: 
Flußſpath, welcher der Art von Foßilien aͤhnlich iſt, die man gewoͤhnlich Druſen nennt, 
und welcher, wenn man ihn zerbricht, eine grauliche Farbe zeigt. Er koͤmmt aus der 
Grube Donat genannt bey Freyberg; einen andern Spath von eben derſelben Art, 
deſſen Farbe aber ins Roͤthliche faͤllt; Flußſpath von der naͤmlichen Art, der die Ges 
ſtalt derjenigen Steinartigen Verhärtungen hat, die man gemeiniglich Druſen nennt, 
von einer e Farbe, und den man in Wieſenthal bey Annaberg findet. 

Ny 2 Wenn 


ch Erſte Fortſetzung der Lithogeognoſie. S. 35. Memoires de! Academie de Berlin 5. Th. und 
(i) Beytraͤge zur Chymie. 1. Th. S. 385. in den mineralogiſchen Beluſtigungen 3. Th. 
(k) Abhandl. von gewiſſen Steinen, welche S. 275. 277. 

nach der Calcination leuchtend werden, in den 


356 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


Wenn nun einige behaupten, daß alle Flußſpathe im Finſtern leuchten, und man es 
fogar unter die Kennzeichen des Flußſpathes ſetzet (§. 529. Num. 5.) andere aber fogar 
einige Gattungen des Flußſpathes namentlich anfuͤhren, welche keine Phoſphoreſcens 
leiſten, ſo ſolle man glauben, daß ſich die Gelehrten hier widerſpraͤchen. Allein ich 
glaube doch, daß hier kein wahrer Widerſpruch fey- Herr Marggraf bereitete den 
Flußſpath, da er leuchten ſollte alſo zu, wie man den Bononienſiſchen Stein zu⸗ 
zubereiten pflegt, (§. 434.) und auf dieſe Art behandelt, leuchteten nicht alle im Fin⸗ 
ſtern; aber wenn man den Flußſpath keiner Caleination unterwirft, ſondern ihn nur 
einer gelindern Waͤrme ausſetzet, dann leuchtet ein jeder Flußſpath, doch immer der 
eine mehr, als der andere. N 


K. 532, 1 4751 | 

Ueber den rt, wohin man den Flußſpath in einem Syſtem zu 
ſetzen hat, find die Schriftſteller gar nicht einig. Wallerius (1) weiſet ihm gar 
keinen beſondern Ort an, ſondern er hat ihn gerade zu unter die Spathe geworfen, 
und mit dem Namen des Glasſpaths belegt. Allein er gehoͤret ſicher nicht unter 
die Spathe, da er weder Kalk noch Gyps giebt, und ſelbſt nach dem Herrn Wal⸗ 
lerius kann er kein Spath ſeyn, weil er von feinem Glasſpathe vorgiebt, daß er 
im ſtarken Feuer für ſich ſelbſt flieſe. Dieſer Flußſpath hat mit den Spathen weiter 


nichts gemein als den Namen. Denn ob er wohl einigermaßen eine Spathfigur hat, 


ſo ſind es doch nur ſeine glaͤnzende Flaͤchen, die ihm die Geſtalt eines Spathes 
geben. Herr von Bomare (m) gedenket zwar der Fluͤſſe auch, allein er verſtehet 
darunter die Kryſtalle, und die gefaͤrbten Quarze, von unſerm Flußſpathe aber hat 


er blos eine kurze Anzeige in einer Anmerkung gegeben, und zwar eine ſolche, aus 
welcher man deutlich ſiehet, daß ihm dieſe Steinart nicht bekannt genug war. Herr 


Profeſſor Pott (n) bringt den Flußſpath unter die Steine, die ſich zu Glas ſchmel⸗ 
zen laſſen, und ſagt, daß er eine weiſe bey den Erzen haͤufig befindliche Steinart 
ſey, die von dem Scheidewaſſer nicht aufgelöfet werde, mit dem Stahl kein Feuer 
gebe, für ſich im Feuer nicht flieſe, aber mit der alcaliſchen und mehr andern Erden, 
den Quarz an Fluͤßigkeit ſehr weit übertreffe, und daher in gewiſſer Abſicht das ſteinige 
Waſſer genennet werden koͤnnte, und daß er ein metalliſches Principium in ſich habe. 
In dieſer Meynung macht Herr Scopoli (o) mit Herrn Profeffor Pott gemein 
ſchaftliche Sache, der den Flußſpath unter die Niefelarten, und mit den Edelſteinen, 
dem Kryſtall, dem Quarz, dem Kieſel, und den Sandarten in eine Klaſſe ſetzt. 
Aber er gehoͤret in dieſe Klaſſe gar nicht, da er fuͤr ſich nicht in Glas ſchmelzt, und 
wenn man diejenigen Steine, die mit Zuſatz ſchmelzen unter die Glasartigen Steine 
ſetzen wollte, fo würden beynahe alle Steinarten hieher zu rechnen ſeyn. Herr Berg⸗ 
rath Lehmann (p) ſetzet den Flußſpath unter die Gypsartigen Steine. Da ſich 
aber daraus kein brauchbarer Gyps bereiten laͤßt, ſo gehoͤret ihm dieſer Ort nicht. 


Herr 


(1) Mineralogie. S 86. (o) Einleitung in die Kenntniß der Foßillen. 
(m) Mineralogie. 1. Th. S. 224. f. S. 19. i 
(n) Man vergleiche die Stellen ſeiner Litho⸗ (p) Mineralogie. S. 81. 

geognofie, ©. 46. 10. und 34. | 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 357 


Herr Profeſſor Pott (q) beweiſet dieſes, daß er nicht unter die Gypſe gehoͤret, daher, 
weil er mit Alabaſter und Gyps verſetzet, beyde in Fluß bringet. Darauf gruͤndet er 
folgenden Schluß: * zugleich erſcheinet aus obigem Experimente, daß der Spath (er 
redet von dem Flußſpathe) keine Gypsart ſey, wie ſo viele vorgegeben haben. Denn 
waͤre das, ſo kaͤme gleiches zu gleichen, und wuͤrden ſich einander nicht angreifen, 
noch der Spath den ſonſt ſo ſtrengen Gyps zum Fluß befoͤrdern koͤnnen, oder vielmehr 
beyde durch eine gemeine Verbindung und Vereinigung der beyderſeitigen differenten 
Theilchen zuſammen fluͤßig und bey rechter Proportion auch durchſichtig werden, als 
welches allerdings eine genaue Vereinigung und intime Coalition an den Tag legt.“ 
Herr Leibarzt Vogel (r) hat eine eigentliche Klaſſe von Steinen, die er blaͤtterigte 
Steine nennet, und unter dieſen ſtehet der Flußſpath neben dem Gypsſpathe. Ich 
merke dieſes um fo: viel lieber an, da Herr Gerhardt (] Herrn Vogel den Vor⸗ 
wurf macht, daß er den Flußſpath unter die Gypsſpathe gerechnet habe, das hat 
er aber nicht gethan, ſondern er ſahe blos auf die blaͤtterichte Figur, welche beyde 
nnter ſich gemein haben, und ſetzte fie nach dieſen aͤußern Kennzeichen unter ein Ge⸗ 
ſchlecht. In dieſer Ruͤckſicht hat er nicht unrecht gethan; allein ich wuͤrde dieſes Ge⸗ 
ſchlecht gleichwohl nicht erwaͤhlet, weil die blaͤtterichte Geſtalt vieler Flußſpathe ſo ver⸗ 
ſteckt iſt, daß man ſie erſt im Feuer erkennen kann. Herr Rath Baumer (t) ſetzet 
den Flußſpath unter die gemiſchten Steine, und bringt ihn daher mit den Mer⸗ 
gelſteinen, dem Mergelſchiefer, dem Leimenſteine, dem Berggork, dem Porphyr, 
dem Granit, der Waacke, dem Kneis, dem Braunſtein, den blendigen Steinen, 


den metcalliſchen Steinen, und den Steinhaͤufungen in eine Klaſſe. Daß der Fluß⸗ 


ſpath von einer vermiſchten Natur ſey, das iſt gewiß (6. 529.) allein, wenn man auch 
alle diejenigen Steine, welche auf manche Art vermiſcht ſind, unter die vermiſchten 
Steine ſetzen wollte, fo würde die Anzahl diefer Steine groͤßer ſeyn, als fie die Ges 
lehrten berechnen. Hierinne kommen inzwiſchen dieſe Gelehrten alle unter ſich uͤberein, 
daß ſie unter den bekannten Geſchlechtern der Steine eines aufſuchen, und den Fluß⸗ 
ſpath hinnein ſetzen; allein wir haben auch einige Gelehrten, welche den Flußſpath zu 
einem eignen Geſchlechte gemacht haben. Hieher gehoͤret zufoͤrderſt Herr Cron⸗ 
ſtedt (u) der aus demſelben eine eigne Klaſſe macht, die er Flußarten nennet. 
Ihn, iſt Herr Oberbergrath Gerhardt (x) gefolgert, welcher nicht nur behauptet, 
daß man zu den bisher gewoͤhnlichen Klaſſen der Steine, nämlich zu den Glasartigen, 
Kalkartigen, Gypsartigen und Feuerbeſtaͤndigen Steinen, noch die fuͤnfte Blaſſe 
ſetzen, und darunter die Flußarten verſtehen muͤße; ſondern er hat das auch in dem 
erſten Theile feiner Beytraͤge zur Chymie gethan. Er nennet das Geſchlecht Fluß⸗ 
ſteine, Petrae fuforiae, und in dieſer Ordnung ſtehet der Flußſpath, als ein 
Ny 3 einziges 


(q) Lithogeognoſie. S. 23. f. (u) Verſuch einer Mar Mineralogie. S. 
(r) Praetiſches Mineralſyſtem. S. 156. 160. 105. 
(0 Berliniſches Magazin. 4. Band. S. 393. (*) Berfinifhes Magazin. 4. Band. S 393. 
283 3 des Mineralreichs. Th. 1. Beyträge zur Chymie. 1. Th. S. 383. f. 
383 f N 


358 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


einziges Geſchlecht. Eben das hat Herr Rome Delisle (y) in feinem ſchoͤnen Buch 
von den Kryſtallen gethan. 
Wenn ich aber den Flußſpath in die Klaſſe der Thonartigen oder Seuer⸗ 
feſten Steine geſetzt habe, ſo geſtehe ich zwar ein, daß nach den vorher angefuͤhrten 
Verſuchen aus der Chymie die Thonerde eigentlich kein Beſtandtheil des Flußſpaths 
zu ſeyn ſcheint; allein es iſt doch deſto zuverlaͤſſiger, daß er §euerbeſtaͤndig iſt. 
Wenn es nun auch nicht wahr ſeyn ſollte, daß ein jeder Feuerfeſter Stein zugleich 
Thonartig iſt, ſo muß man es doch wenigſtens ſo lange als wahrſcheinlich annehmen, 
bis man derjenigen Erde einen beſtimmten Namen gegeben hat, welche unter keine 
der bekannten vier Erdarten gehoͤret. 


§. 833. W 

Ehe ich die bekannten Eintheilungen des Flußſpathes anzeige, ſo merke ich 
uͤberhaupt an, daß man denſelben nach einem gedoppelten Geſichtspuncte beur⸗ 
theilen kann, nach ſeiner aͤußerlichen Sigur, und nach ſeinen Farben. Nach 
ſeiner aͤußern Figur koͤmmt der Flußſpath entweder in einer unbeſtimmten, oder in 
einer kryſtalliniſchen Figur vor. Dabey iſt er entweder ganz undurchſichtig, oder 
er iſt mehr oder weniger durchſichtig. Wenn der letzte Fall iſt, und der Flußſpath iſt 
gefärbt, fo erhält er dann den Namen von demjenigen Edelſteine, dem die Farbe nahe 
koͤmmt, der gruͤne Flußſpath heißt aldenn Smaragdfluß, der blaue, Amethyſt⸗ 
fluß, der gelbliche Hyacinthfluß, und das ganze Geſchlecht der gefärbten Fluß⸗ 
ſpathe hat den gemeinſchaftlichen Namen der Fluͤſſe erhalten. Ich weiß es zwar, und 
ich habe es vorlaͤufig ſchon vorher bemerkt, daß manche Schriftſteller unter den Fluͤſſen 
alle unaͤchte Edelſteine, und inſonderheit, die gefaͤrbten Quarze verſtehen; (1. Band. 
H. 165. f. f. Seite 209. f. f.) allein diejenigen, die alſo reden, die reden nicht beſtimmt 
genug. Die gefärbte Quarze fließen im Feuer, und gebören daher unter die Glasarti⸗ 
gen Steine, das thun aber die Flußſpathe nicht, ſie koͤnnen alſo auch nicht in einer 
Klaſſe ſtehen. ö ne 
Unter den Eintheilungen der Gelehrten mache ich nur folgende bekannt. Herr 
Woltersdorf (2) der unter diejenigen Schriftſteller gehoͤret, die dem Flußſpathe eine 
eigne Klaſſe anweiſen, theilet ihn in fünf Gattungen ein: ) Flußſpath der keine beſon⸗ 
dere Geſtalt hat, Spathum vitreſcens vulgare, 2) wuͤrflicher Flußſpath, Spathum cu- 
bicum, 3) Flußſpath, ver wie ein geſchobenes Viereck geſtalt iſt, Spathum rhomboi- 
dale; 4) Flußſpath der aus Blaͤttern zuſammengeſetzt iſt, die oberwaͤrts von einander 
ſtehen, Spathum lamellatum; 5) Flußſpath, der aus ſehr zarten Eckſaͤulen zuſammen 
geſetzt iſt, Spathum eryllallinum, Haardruſe. Herr Leibarzt Vogel (a) macht 
uns mit einer gedoppelten Eintheilung des Flußſpathes bekannt. Nach der erſten 
hat man davon folgende Gattungen: 1) gemeinen Flußſpath, Spathum {vitreum vul- 
gare; 2) Blatterſpath, deſſen Blätter etwas ſenkrecht an einander liegen, Spathum 
vitreum lamellatum; 3) Rhomboidalſpath; 4) Wuͤrfelſpath. Nach der andern Ein. 
theilung 

() Effi de Criftallographie. 148. f. 
(2) Mineralſyſtem. S. 15: 
(a) Practiſches Mineralſyſtem. S. 161. 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 359 


theilung fuͤhret er zwey Gattungen an: ) kryſtalliniſcher Flußſpath, Haardruſe, 
Spathum vitreum cryſtallinum, der aus prismatiſchen Saͤulchen, die ſehr zart find, 


und wie ein Glas ausſehen, zuſammengeſetzt iſt; 2) quarzigter Flußſpath, Spathum 


quarzoſum, der eine vermiſchte und unfoͤrmliche Art iſt, und wegen des Quarzes am 
Stahl Feuer ſchlaͤgt. Das iſt der Grund, warum ihn einige Hat hum pyromachum 
nennen. Herr Scopoli (b) bey dem man den Flußſpath unter den reinen Erden, 
und ſonderlich unter den Kieſelarten ſuchen muß, hat folgende Gattungen vom Flußſpath: 
1) leichten Flußſpath, Fluor laeuis; 2) ſchweren Flußſpath, Fluor ponderofus, a) mit 
eingeſprengten Bleyglanze, b) ohne Glanz. Herr Cronſtedt (e) macht ſechs Gars 
tungen des Flußſpathes bekannt, den weiſen, den blauen, den violetten, den hochgruͤ. 
nen, den bleichgruͤnen, und den gelben. Hiezu ſetzt er noch den kryſtalliniſchen Fluß, 
oder die Flußſpathkryſtallen, die Flußſpathdruſen, die er alſo abtheilet: 1) von unbe⸗ 
ſtimmter Figur, a) weiß, b) blau, c) roth; 2) von cubiſcher Figur; a) gelb, b) vios 
let; 3) von vielſeitiger ſphaͤriſchen Figur; Salzſchlag, a) weiß, b) blau; 4) von acht⸗ 
ſeitiger Figur. Herr Gerhardt (d) theilet den Flußſpath alſo ein: 1) Fluß, deſſen 
Blaͤtter eine unbeſtimmte Lage haben. Gemeiner Fluß, Fluor lamellis ſitus indeter- 
minati. Fluor vulgaris; a) dichter Fluß, Muria lapidoſa ſubquarzoſa, aggregata, 
ſparſa fixa. Linn. 99. b) Muͤrber Fluß, Muria lapidoſa, ſpathoſa, aggregata fixa. 
Linn. 101. 2) Fluß, welcher in Wuͤrfeln gewachſen. Wuͤrfelfluß, Fluor cryfallis cu- 
bicis. Fluor cubicus. Muria lapidoſa, ſpathoſa, aggregata, ſparſa, fixa. Linn. 100. 
3) Fluß, welcher in achteckigten Kryſtallen gewachſen, mit dreyſeitigen Flächen, Acht— 
eckigter Fluß, Fluor octoedrus, planis trigonis. Fluor Octoedrus; 4) Fluß, welcher 
aus verwachſenen vieleckigten Kryſtallen beſtehet; Salzſchlag, Fluor cryſtallis polye- 
dris. Fluor ſalinus. Herr Delisle (e) theilet den Flußſpath in folgende Gattungen 
ein: 1) Le Spath vitreux cubique; ſes Criſtaux font des eubes rectangles, dont les 
bords et les angles. ſont entiers. Tab. IV. fig. 2. Muria chryfolampis ſeu Muria la- 
pidoſa ſubquarzoſa, aggregata ſparſa fixa. Linn. Muria lapidea phoſphorans. Linn. 
Spathum lucens, Rinmann. Spathum ſolidum, plus minus pellucidum particulis non 
diſtinguilibus. Wall, Fluor ſpathoſus, et Fluor cryſtallinus. C onſt. 2) Le Spath vi- 
treux cubique rhombeal. Ses Criftaux font, comme ceux du nitre cubique, des paralle- 
lepipedes hexaëdres forimes par fix rhombes égaux. Tab. V. fig. 1. Muria rhombea 
ſeu Mur ia lapidoſa ſpatoſa folitario-rhombea fixa. Linn. XII. fig. 22. Cryſtallus mu- 


riae formis rhombea, ſpatoſa, fubfolitaria. Amoenit. acad. Tab. 16. fig. 21. Spathum 
cryſtalliſatum eryftallis rhomboidalibus. Carth. Schreb. 3) Le Spath perlé, ou Spath 


vitreux eriſtalliſe en petites Ecailles rhombeales, pofees en recourvrement les unes fur 
les autres irrẽgulierement femees fur une matrice quelconque, ou formant par leur 
aygregation des cubes obliquangles imparfaits. Natrum embryonatum ſeu Natrum 
lapidoſum ſquamis ligulatis ſubimbricatis canaliculatis opacis. Linn. Pyrites embrio 


eryltallifatus triqueter quamoſo- imbricatus. Mul. Teſſ. 4) Le Spath vitreux alumini- 
forme. 


(b) Einleitung in die Kenntniß der Foßilien. (d) Beytraͤge zur Chymie. 1. Th. ©. 386. 


D. 19. J 10 
ce) Verſuch einer neuen Mineralogle. S. 15. Ce) Efai de Criſtallographie. S. 149. f. 


360 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


forme. Tab. VI. fig. 2. An Alumen ſpatoſum ſeu lapidoſum caleatio ſpatoſum diapha- 
num raſile? Linn. Cryſtallus aluminiformis fpatofa imbricata obtuſa? Amoen. acad. 
Pſeudo- amethyſtus, Pfeudo-fmaragdus- Vagel. Fluor eryſtalliſatus octaedrus. Cronſti. 
5) Le Spath vitreux en Tables ou en erétes de Coq. formé par deux pyramides qua- 
drangulaires jointes baſe a baſe et tronques tres-pres de leur baſe. Tab. VI. fig. 10. 
Natrum eriſtatum ſeu Natrum lapitoſum ſpatoſum decaedrum priſmaticum, apice pa- 
rallelo. Linn. XII. fig. 16. Natrum ſpatoſum eryftallis truncatis apice esschrefl Muſ. 
Tel. Fluor. Gern. fig. 36. Cryltallus matriformis ſpatoſa hyalina feu incarnata. 
Amoen. acad. Marmor metallicum druſicum eriſtatum. Cronfl. 6) Le Spath vitreux 
prifmatique, compoſè dun prifme tetrasdre, termine par deux pyramides courtres 
tetra@dres, dont les plans font inégaux. Tab. III. fig. 12. Hill (f) nimmt zwar das 
Wort Fluor ziemlich weitlaͤuftig, indem er darunter den Spath verſtehet, der eine kry— 
ſtalliniſche Figur hat; demohngeachtet will ich feine Eintheilung mittheilen. I.) Two- 
pointed ſpar. Fluor bicuſpidatus. 2) Salberg Spar. Fluor bicuſpidatus diaphanus. 
2) Tawny Spar. Fluor bicuſpidatus martialis. II.) Connected Spar. Fluor connexus, 
1) Diamond Spar. Dent des Cochons a deux Pointes. III.) Columnar Spar. Fluor co- 
lumnaris. 1) Hexagonal Spar. Spathum eryſtalliſatum hexangulare. 2) Tetragonal 
Spar. Fluor columnaris tetragonus. 3) T rigonal Spar. Fluor columnaris trigonus. 
IV.) Prifmatic Spar. Fluor priſmaticus. 1) Six-ſided Spar. Spathum priſmaticum 
hexangulare. 2) Abrupt Spar. Spathum priſmaticum truncatum. 3) Many-fided Spar. 
Spathum eryſtalliſatum tetradeca-haedrum. V.) Pyramidal Spar. Fluor pyramidalis. 
1) Polygonal Spar. Fluor pyramidalis polygonus. 2) Eleven edg’d Spar. Spathum py- 
ramidale endeea-haedrum, 3) Eight ſided Spar. Spathum pyramidale octa- haedrum. 


ae | | 
Daß der Flußſpath feinen wahren und entſchiedenen Nutzen habe, das iſt eine 


ſehr bekannte Sache. Zufſoͤrderſt weiſet er nicht allein den Bergmann auf Minern, 


der, wenn er in einer Grube Flußſpath findet, ſich eine gute Hofnung auf eine reiche 
Beute macht; ſondern er iſt auch ſehr oft ſelbſt eine Metallmutter, in welcher ſich von 
Golde an bis auf die geringſte Miner faſt alle Gattungen finden; doch ſind die Kupfer— 
Bley: und Zinnerze die gewoͤhnlichſten, die darinne brechen. Was ich aber jetzo ſage, 
das gilt blos von dem weiſen gemeinen Flußſpathe. Won den gefärbten Slüffen aber 
behauptet Herr Lehmann (g) das Gegentheil, und ſagt ausdruͤcklich, daß man in 
den Fluͤſſen das gediegene Metall vergeblich ſuche. Er ſuchet die Urſache davon 1) in 
der innerlichen Structur derſelben ſelbſt. Bey den bunten Spathfluͤſſen ift das Ge— 
webe fo locker und kluͤftig, daß dieſe zarten Einwitterungen meiſtentheils gerade durch» 
gehen, ohne daß fie vieles abſetzen, 2) in der allzuglatten Flaͤche dieſer Körper, von 
welcher, wenn ſich auch etwas metalliſches anhaͤngen will, die Wetter und Waſſer 
immer das wenige angeflogene wieder hinwegreißen koͤnnen, weil es an der glatten 
Flaͤche dieſer Koͤrper nicht genug Anhaltens findet. Wir finden daher ſelten etwas 

r | anders 


* 


(t) Foffle S. 81. f. f. 
(3) Von den Metallmuͤttern. S. 186. f. f. 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 361 


anders als Kieſe auf dergleichen Spathen, als welche wegen ihres Bier jolftuten ſchaͤr⸗ 
fer in die Erde eingreifen, und alſo ſich fefter anhangen koͤnnen. 

Wenn aber auch der Flußſpath gar in keiner Rüuͤckſicht eine Metallmutter 
waͤre, ſo wuͤrde er doch das nuͤtzlichſte Foßil ſeyn, das man nur haben kann; denn da 
er die Erze leicht in den Fluß bringet, ſo iſt der Nutzen des Fluß ſpathes bey 
dem Erzſchmelzen ſehr betraͤchtlich, beſonders bey der Roharbeit, die er ungemein 
befoͤrdert, und dadurch nicht allein ein gutes Ausbringen bewuͤrket, ſondern auch eine 
betraͤchtliche Kohlenerſparung macht. Bey bleyiſchen Arbeiten iſt er aber nicht gut * 
gebrauchen, indem er wuͤrklich etwas von dem Metall zu vererden ſcheinet, und das 
durch das Ausbringen verdirbt. Eben ſo iſt er nicht nuͤtzlich bey der Verarbeitung 

der Wieſenerze, weder auf dem hohen Ofen, noch in dem Friſchfeuer, indem er das 
Roheiſen grell, und das Stabeiſen kaltbruͤchig macht (h). 

Daß man auch den Flußſpath unter einer gehoͤrigen Behutſamkeit betrachtet, zu 
guten Schmelztiegeln gebrauchen kann, das hat Herr Drofeffor Pott (i) ange⸗ 
merket; und Herr Gerhardt meldet an dem angeführten Orte, daß der Flußſpath 
auch bey der Verfertigung des aͤchten Porcellans brauchbar ſey, indem er in 
gehörigen Verhaͤltniſſe dem gänzlich dem Schmelzen W Thon oder Talkerde 
die halbglaſigte Pocellanconſiſtenz verſchaft. 

Ich fuͤhre die Oerter nicht beſonders an, wo ſich der Flußſpath findet, weil er 
beynahe in allen Bergwerken vorkoͤmmt, in welchen beſonders Kupfer, Bley und Zinn 
vorkommen. Manche Gruben führen nichts als bloſen Flußſpath, und dieſen vers 
kauft man als einen Zuſchlag zu andern Erzen an diejenigen, welche in ihren Gruben 
keinen Flußſpath finden; wo er aber bricht, da koͤmmt er blos in Ganggebuͤrgen vor. 

an Delisle in der Eſſai de Criſtallogrephie Tab. III. fig, 12. Tab. IV. fig. 2. 
Tab. V. fig. 1. Tab. VI. fig. 2. 10. 17. 21. Einne Syſtema naturae 1768. fig. 16. 22. 
und in den Amoenitatibus academieis Tab. XVI. fig 21. haben Zeichnungen von einigen 


Flußßpathen, und ſonderlich von ſolchen geliefert, die eine kryſtalliniſche Figur haben. 


XC VIII Die r Bim em ſte in. 


H. 835. 

Ob nicht der deutſche Name Bimmſtein, von dem gewöhnlichen lateiniſchen Pumex 

abſtamme? und ob nicht dieſes darum wahrſcheinlich ſey, weil unſere Vorfahren 
die harten Buchſtaben mit den weichen gar oft verwechſelten, auch das Wort, davon ich 
rede von einigen Schriftſtellern Pimsſtein geſchrieben wird? das will ich meinen 
Leſern ſelbſt uͤberlaſſen. Das will ich nur bemerken, daß man dieſes Wort auf gar 
verſchiedener Art, naͤmlich Bimmſtein, Bimsſtein, Baimſteins, Bims, Bym— 
ſtein, Bynſtein, Boodt. Bimmſenſtein N und Pimsſtein zu ſchreiben pflegt. 


Der 
ch) Er Gerhardt PER zur Chymie. (i) Zweyte Fortſetzung der 7 eenete 
1. Th. ©. 389. S. 17. Mineralog. Beluſt. 4 Th. S. 114. 


2. Th. 3 3 


362 Die vierte Klaſſe, don den Thonartigen oder Feuerfeften Steinen, 


Der Lateiniſche Name Pumex foll von Spuma der Schaum herkommen, weil man, 


wie ſich her dich offenbaren wird, dafür gehalten hat, der Bimmſtein werde von dem 
Schaum des Meeres erzeuget. In unſern Tagen iſt dieſer Name eben keiner Zwey— 
deutigkeit unterworfen; aber bey den Alten bedeutete dieſes Wort bisweilen auch die 


Steine die ſich in den Körpern der Thiere erzeugen; denn Plinius (K) redet von einem 


Pumice, qui in vaccarum vtero invenitur, ob er auch gleich hierunter ein gewiſſes 


ſchwammigtes Weſen verſtehen kann. Beym Virgilius wird unſer Stein Lapis bi- 


bulus genennet, weil er wegen feiner lockern Subſtanz das Waſſer in fich ziehet; denn 
bibulus heißt durſtig, und Charta bibula Loͤſchpappier. Lapis vulcani wird unſer 


Stein genennet, weil man ihn für eine Frucht der Vulkane oder der Feuerſpeyenden 


Berge haͤlt, welche fie auswerfen. Vitruo nennet ihn Spongia, weil er eben ſo loͤch⸗ 

richt wie ſein Schwamm iſt. Bomare nennet ihn Porus igueus, weil er vom Feuer 

erzeugt ſeyn ſoll. Wallerius nennet ihn Porus igneus lapidis lithantracis, und der 

Ritter von Linne Concretum ignis ope über welche Namen ich hernach meine Gedan⸗ 

ken eröfnen werde. Im Franzoͤſiſchen wird der Bimmſtein Pierre. Ponce und im 

Sollaͤndiſchen Buimſleen genennet. 5 0 
536 


6. 0 : 85 

Wenn auch gleich der Bimmſtein unter die gemeinſten Steine gehoͤret, welche 
jedermann kennet, fo iſt er doch von je her ein Vorwurf gelehrter Unterſuchungen ges 
weſen, und es laͤßt ſich gewiſſer Maßen behaupten, daß er es noch lange bleiben wird. 
Er iſt ein faſerichter leichter Stein, ohne Zweifel der leichteſte unter allen Stei⸗ 
nen, der auf dem Waſſer ſchwimmet, und deſſen Faſern ſich gleichwohl 
nicht ſplittern laſſen. Der Bimmſtein, ſagt Herr von Bomare (1) iſt eine Art 
eines weißlichgrauen ſchwammigten leichten Steins, der auf dem Waſſer ſchwimmt, 


mehr oder weniger derb, uneben, rauch anzufuͤhlen, von einem faſerigen Gewebe, und 


gaͤnzlich glaͤnzend, als wenn es Asbeſt waͤre; er brauſet mit Saͤuren nicht auf, ſchlaͤgt 
mit Stahl kein Feuer, ausgenommen derjenige, welcher ſchwer und grau iſt, laͤßt ſich 
ſchmelzen und giebt eine Art von Glas. Der Bimmſtein, fährt Herr von Bomare 
fort, hat keine beſtimmte Figur; bald beſtehet er in großen abgerundeten, leichten, 
weiſen und zerreiblichen Stuͤcken; bald in viereckigen platt gedruckten, harten, im Waſ—⸗ 
ſer ſchwebenden, weder obenauf ſchwimmenden, noch zu Boden fallenden Stuͤcken; 
er hat gemeinigleich einen ſchlammigen Geruch, und einen ſteinigen ein wenig geſalze⸗ 
nen Geſchmack. Die Kennzeichen, die Herr Woltersdorf (in) von dem Bimms 
ſteine feſt ſetzet, find: daß er keine beſtimmte Geſtalt, ein faſerigtes Gewebe habe, vol⸗ 
ler Söcher ſey, und auf dem Waſſer ſchwimme. 

Man wuͤrde durch dieſe Kennzeichen den Bimmſtein gar leicht von allen andern 
Steinarten unterſcheiden koͤnnen, wenn nicht der aͤuſere und innere Bau, ſogar das 
Verhalten im Feuer dem Bimmſteine eine große Aehnlichkeit mit dem Amiant und 
Asbeſt gegeben haͤtte, und beyde ſcheinen auch wuͤrklich genau mit einander verbunden 
zu ſeyn. Es haben deswegen auch verſchiedene, wie ſich bald zeigen wird, gemurb« 


maßet, 


(k) Hiſtor. natural. Lib. XXVIII. Cap. 19. (1) Mineralogie. 2. Th. S. 281. 
77.) S. 92. (m) Mineralſyſtem. S. 15. 


— 41. 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 363. 


maßet, daß der Bimmſtein aus dem Asbeſt entſtanden waͤre. Ja Herr von 

Juſti (n) hat dafür gehalten, daß der Berggork, das Bergleder und das 
Bergfleiſch, und der Schwammſtein, welche ſonſt zu dem Asbest gerechnet wer⸗ 
den, (H. 491. f. f.) nach allen den Sorten die er geſehen habe, mehr zu den Bimm⸗ 
ſteinarten, als zu dem Asbeſt gehörten, und daß alle dieſe Gattungen unter die ſchmelz⸗ 
baren Steine muͤßten gerechnet werden. Das einzige ſcheinet den Bimmſtein von dem 
Amiaut und dem Asbeſt zu unterſcheiden, daß jener voller Löcher iſt, welches mau 
bey dieſen fo leicht nicht findet. Herr Profeſſor Cartheuſer (o) hat auch bewieſen, 
daß der Bimmſtein eben die Beſtandtheile habe, welche der Amiant hat. Ich werde 
dieſes hernach zeigen. Jetzo thue ich nur folgende Anmerkung deſſelben hinzu, welche 
auf die Beſtandtheile des Bimmſteins gerichtet iſt. Er ſagt: “es beſtehet der Bimm⸗ 
ſtein aus einer Glasartigen oder Kieſelartigen Erde und einer Bitterſalzerde, ſo wie 
der ſaͤchſiſche Serpentinſtein, der Lendenſtein oder Lapis nephriticus, der Schmeerſtein, 
der Amiant, der Talk; welche Steinarten eine beſondere Ordnung der Steine ausma⸗ 
chen, ob ſie gleich bisher von den meiſten Mineralogen mit Unrecht zu den Thonartigen 
Steinen gezählt worden find. Es nehmen zwar die meiſten der genannten Steinarten 
im Feuer eine groͤßere Haͤrte an, und dieß iſt eben die vornehmſte Urſache, warum die 
Mineralogen dieſelben unter die Thonartigen Steine gerechnet haben; allein ſie ſind in 
Anſehung der Beſtandtheile von dem Thon und den wahren Thonartigen Steinen uns 
terſchieden, und koͤnnen daher nicht unter einer und eben derſelben Ordnung begriffen 
werden. i | 


— 9. 537. 5 

Die Frage, wobey ich mich bey 1 5 Abhandlung am laͤngſten aufhalten werde, 
betriſt die Entſtehungsart des Bimmſteins, woruͤber ſich die Gelehrten noch 

immer nicht haben vereinigen koͤnnen. Ich will ihre Meynungen erzaͤhlen. 
Eine der gewoͤhnlichſten Meynungen gehet dahin, daß der Bimm⸗ 
ſtein durch ein unterirrdiſches Feuer entſtanden, und eine Wuͤrkung der 
Seuerſpeyenden Berge ſey. Der Herr Ritter von Linne (p) nennet den Bimm⸗ 
ſtein Coneretum ignis ope und leitet alſo ſeinen Urſprung vom Feuer her. Er ſetzet 
folgende Anmerkung hinzu: Vbicunque pumices copioſores, ibi quondam viui vulcani 
extitere, licet tutum emortuĩ et obliuioni traditi; vt in Inſula adſcenſionis. Theophan. 
Chronic. refert de Hiera inſula 725. orta, quod ſub ejus ortu pumices per totam Aſiain 
minorem, Lesbum et Abydum atque maritimas Macedoniae regiones disjecti ſunt, ex 
Baumio. Wallerius (q) hat eben dieſe Meynung, und nennet daher den Bimm⸗ 
ſtein Porum igneum, lapidis Lithantracis. Er giebt ihm aber dieſen Namen darum, 
weil er dafuͤr haͤlt, der Bimmſtein ſey durch ein unterirrdiſches Feuer aus einer Stein⸗ 
kohlenart erzeuget worden. Allein das iſt eine Muthmaßung, welche, wie mich duͤnkt, 
großen Schwierigkeiten unterworfen iſt, da es nicht zu vermuthen iſt, daß eine Stein⸗ 
kohle beym unterirrdiſchen Feuer nicht ganz verzehret werde, ſondern vielmehr etwas 
33 2 ; zurück 

(n) Grundriß des Mineralreichs. S. 229. p) Syftema naturae 1768, S. 181. 
1 Abhandlungen. 2. Stuͤck (4) Mineralogie. S. 412. 


* 


364 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


zuruͤcklaſſe, welches für ſich unverbennlich iſt, bey ſtarkem Feuer aber in ein Glas 
zuſammen fließet. Es wuͤrde alſo aus einer Steinkohlenmaſſe eher eine Schlacke als 
ein Bimmſtein entſtanden ſeyn. Auch Herr Rath Baumer (x) gehoͤret unter diejeni⸗ 
gen, die den Bimmſtein durch das Feuer entſtehen laſſen. Er ſagt: „der Bimmſtein 
iſt nach der Vermuthung des Herrn Hofrath Stahls, und Herrn Profeſſor Potts 
aus dem Asbeſt durch das Feuer zuſammen gebacken worden. Es wird ſolches aus der 
Aehnlichkeit des Gewebes und aus beyder Uebereinſtimmung, wenn ſolche bey der Ver⸗ 
miſchung mit andern mineraliſchen z. E. ſalzigen, erdigen, Glasartigen und metallis 
ſchen Körpern und deren Bearbeitung im Feuer mit einander verglichen werden. — 
Schon Agricola hat beobachtet, daß man den Bimmſtein da finde, wo ehedem uns, 
terirrdiſche Braͤnde geweſen, oder noch ſind; die Bimmſteine werden in Ißland bey 
den Feuerſpeyenden Bergen angetroffen, eben ſo auf den Azoriſchen Inſeln, wo 
öftere Erdbeben find, und auf verſchiedenen Inſeln des aͤgaͤiſchen Meeres. Wenn 
Herr von Leibnitz (() beweiſen will, daß in unſrer Erdkugel Feuer vorhanden ſey, 
ſo beruft er ſich auf die Erdbeben, auf die Feuerſpeyenden Berge und auf den Bimm⸗ 
ſtein. Er ſagt ſonderlich in Anſehung des letzten: Pumices efle ex locis qui arſerunt, 
Agricola merito judicat, nec in Sicilia tantum et Campania, ſed etiam in Germania 
conſtat reperiri. Ipfe Agricola apud Mofellae confluentes et Grani aquas talia agno- 
feit. Hill (t) will fogar aus dem Zeugniſſe der Sinne beweiſen, daß der Bimmſtein 
aus dem Feuer entſtanden ſey. Es giebt beynahe nicht eine Subſtanz, ſagt er, unter 
den Foßilien, welche mehr ſtark und feſte genug waͤre, der Heftigkeit des an dieſen 
Orten befindlichen Feuers Widerſtand zu thun, ohne daß ſie dadurch ihrer Geſtalt nach 
veraͤndert, oder wohl gar zu Kohlen und zu einer ihrer Natur gemaͤſen Aſche gebrannt 
werden. Allein ich glaube noch immer, daß dasjenige, was dieſer gelehrte Engellaͤn⸗ 
der hier vorgiebt, großen Schwierigkeiten unterworfen ſey. Wir haben allerdings 


mehr Steine die im Feuer ihre Natur nicht verändern, wie die Amiante und die Asbeſte. 


Und woher will man beweisen, daß das Feuer beym Bimmſtein die übrigen Theile vers 
zehret, und nur dasjenige uͤbrig gelaſſen habe, was wir eben den Bimmſtein nennen? 
Dieſe Meynung hat uͤbrigens außer den angefuͤhrten noch mehrere Goͤnner, unter denen 
ich nur Herrn Monnet (u) und Herrn Bomare (x) anfuͤhren will. Aber das iſt 
doch wohl billig, daß ich auch die Urſachen angebe, warum andere glauben, daß der 
Bimmſtein nicht aus dem Feuer erzeugt ſey. Herr Woltersdorf (y) geftes 
het es ein, daß wir von dem Bimmſteine noch keine der Natur gemäfe Nachricht has 
ben, doch haͤlt er dafuͤr, daß es blos das Gewebe deſſelben darthue, daß er nicht aus 
dem Feuer entſtanden ſey. Wenn die Seefahrer verſichern, daß er nach dem Sturm 
auf dem Meere herum ſchwimme, ſo moͤchte er ihn gern fuͤr ein Meergewaͤchs halten, 
wenn er nur die geringſte Verwandſchaft mit den ſteinernen Meergewaͤchſen haͤtte. 
Allein ich kann es nicht einſehen, warum das faferigte Gewebe der vorgedachten Hypo— 


theſe 

(r) Naturgeſchichte 5 ee 1. Th. (u) Von den Feuerſpeyenden Bergen in den 
S. 260. ». Th. S. mineraiog. Beluſt. 3. Th. S. 157. f. 
( Protogaen. S. 3 32. f. 19 — (x) Mineralogie. 2. Th. S. 981. 


(t) Anmerkungen zum Theophraſt S. 107. („ Mineralſyſtem. S. 48. Num. 14. 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 365 


theſe widerſprechen ſoll, zumal wenn diejenigen recht haften, welche den Bimmſtein 
vom Asbeſt durchs Feuer herleiten. Denn da hat das Feuer alle fremde Theile hin— 
weg genommen, und nur diejenigen uͤbrig gelaſſen, welche Feuerbeſtaͤndig ſind, und 
das find eben die Faſern des Asbeſtes, die nun den Bimmſtein ausmachen. Daß ans 
dere ſagen, der Bimmſtein ſchmelze im Feuer, und alſo wuͤrden ihn die Vulkane in 
eine Schlacke verwandelt haben, das hat noch eher einiges Gewicht; allein man koͤnnte 
hier doch wohl noch eine Auskunft treffen, zumal da wir wiſſen, daß ein zweytes oder 
drittes Feuer dasjenige moͤglich macht, was das erſte Feuer nicht bewerkſtelligen konnte. 
Ich habe ſchon geſagt, daß andere den Bimmſtein von dem Asbeſte 
herleiten, und die mehreſten nehmen hier abermals ihre Zuflucht zum Feuer. Dieſe 
Meynung haben unter andern Herr Profeſſor Pott (2), Herr Profeſſor Cartheu— 
ſer (a) und ein Ungenannter (b) angenommen. Herr Profeſſor Pott fuͤhret hier 
folgende Gruͤnde an. Zufoͤrderſt ſagt er, hat der Bimmſtein eben ſo wie der Asbeſt 
oder der Amiant ein faſerigtes Gewebe, er iſt ſehr leicht und ſchwimmet groͤſtentheils 
auf dem Waſſer, wie verſchiedene Arten des Amiants ebenfalls thun. Ferner vers 
halten ſich der Bimmſtein und der Asbeſt, wenn ſie mit ſaliniſchen metalliſchen und 
erdigten Theilen vermiſcht und im Feuer bearbeitet werden, faſt auf einerley Weiſe. 
Die beſondern Verſuche dieſes großen Scheidekuͤnſtlers ſind fuͤr mich zu weitlaͤuftig, 
aber das bemerke ich nur, daß ſich der Federasbeſt in der Verſetzung mit Thon im 
Feuer eben ſo verhaͤlt, wie der Bimmſtein. Herr Profeſſor Cartheuſer hat zu dieſen 
Gruͤnden noch zwey andere geſetzt: 1) man findet an und in dem gewoͤhnlichen kaufbaren 
Bimmſteine nicht ſelten anſehnliche Streifen eines noch unveränderten glänzenden Silber— 
farbenen Asbeſts, der Gattung aͤhnlich, die den Namen Federasbeſt, Federweiß 
und Federalaun (Alumen plumoſum, asbeſtus plumoſus) (H. 499.) hat, feſt ange: 
wachſen; daß man zuweilen Stuͤcke von Bimmſtein antrift, die faſt gänzlich aus ders 
gleichen Asbeſt beſtehen; und daß der meiſte Bimmſtein mit folchen glänzenden 
Silberfarbenen Theilen durch ſeine ganze Subſtanz mehr oder weniger durchwebt iſt; 
2) zwiſchen den Beſtandtheilen des Bimmſteins und des Amiants findet ſich eine 
wahre Uebereinſtimmung. Von dem Amiante hat der Herr Director Marggraf 
($. 486.) bewieſen, daß derſelbe aus einer Bitterſalzerde und aus einer in den Säuren 
unaufloͤßlichen Erde beſtehe. Herr Profeſſor Cartheuſer unterſuchte auf chen dieſe 
Art, wie Herr Director Marggraf beym Amiant gethan hatte, den Bimmſtein, 
und er fand, daß er eben dieſe zweyfache Erde in ſich hatte; und ich glaube er konnte 
nun den zuverlaͤßigen Schluß machen, daß der Bimmſtein aus einem Amiant oder 
Asbeſt entſtanden ſey. Der oben genannte ungenannte Verfaſſer thut hierzu noch fol— 
gende zwey Gründe: 1) die Bitrification von beyden vermittelſt eines großen Brenns 
ſpiegels; denn da ſchmelzen beyde in einerley Zeit zu Glaſe von einerley Farbe, den 
Ungariſchen Asbeſt ausgenommen, welcher zu gruͤngelben Glaſe wird, da die andern 
mehr ſchwaͤrzlich ausfallen; 2) es iſt wahrſcheinlich, daß die Entſtehung des Bimm⸗ 
333 ſteins 


(2) Erſte Fortſetzung der Lithogeognoſie S. 47. f. (b) Phyſtealiſche Beluſtigungen. 1. Band. 
812 1 Abhandlungen. 2. Stuͤck S. 226. f. a 
. 128. f. 


366 Die vierte Klaſſe, don den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


ſteins aus dem Asbeſt, ſonderlich an denen Orten, welche von den Feuerſpeyenden 
Bergen entfernt ſind, dem Vitriolſauren zugeſchrieben werden muß. Herr Pott ſcheinet 
ſelbſt der Meynung zu ſeyn, wenn er die an ſolchen Oertern befindlichen warmen Baͤder 
anfuͤhrt, welche groͤſtentheils eine Frucht der daſelbſt befindlichen und unter der Erde 
verborgenen Schwefel und Vitriolkieſe ſind. Es ſcheinet daher nicht ſo gar ungereimt 
zu ſeyn, daß wenn dieſes Saure aufgeſchloſſen, daß alsdenn die allerzarteſten erdigen 


Theile und gleichſam die Materia viscoſa, welche den Zuſammenhang der Steine 


verurſacht, aufgeloͤſet und getrennet worden. Daher entſtehet auch vermuthlich die 
Poroſitaͤt der Bimmſteine; denn wo dieſe zarte Erde herausgefreſſen iſt, da muͤſſen 
nothwendig leere Stellen entſtehen. So uͤberzeugend auch dieſe Gruͤnde ſind, ſo kann 
es Herr Scopoli (e) der in der lateiniſchen Ausgabe feines Mineralſyſtems den 
Bimmſtein gar ausgeſchloſſen hat, doch nicht eingeſtehen, daß er erſt eine Steinkohle 
oder ein Asbeſt geweſen ſey; bis man ihn einen wahren aus dieſen Koͤrpern hervorge⸗ 
brachten Bimmſtein vorweiſen wird. Er faͤhret fort: »der graue Letten, mit dem ich 


meine Tutten und Kapellen verſchmiere, wird im Fluſſe zu einer lockern und leichten 
Schlacke, und dieſe wiederum zu einer braunen und glaͤnzenden Maſſe, gleichwie der 


Bimmſtein. Wenn nun erlaubt iſt, in der Naturkunde auf Muthmaßungen und 


Wahrſcheinlichkeiten gewiſſe Saͤtze zu bauen, ſo koͤnnte ich ebenfalls ſagen, daß eine 
gewiſſe Thonerde in dem Erdboden in Bimmsſtein verwandelt werden koͤnnte.“ Allein 
die oben angefuͤhrten Gruͤnde ſind mehr als Muthmaßungen, ſonderlich die zwey, 
daß ſich der Bimmſtein und der Asbeſt auf gleiche Weiſe verhalten, und daß eben die 
Erden die im Amiant durch die chymiſchen Verſuche gefunden werden, auch im Bimm⸗ 
ſteine vorhanden ſind. ö N | 
F. 538. | | 

Ich komme zur dritten Meynung über die Entſtehungsart des Bimmſteins, 
wo man naͤmlich denſelben von dem Meerſchaume herleitet. Hier berufen ſich 
die Freunde dieſer Meynung beſonders darauf, daß man den Bimmſtein nach 


heftigen Stuͤrmen auf der See findet. Ich will zufoͤrderſt die Gedanken des 


Theophraſts (d) auszeichnen, weil es aus demſelben deutlich iſt, daß dieſe Mey⸗ 
nung eine ber herrſchenden bey den Alten war. Einige glauben, der Bimmſtein 
uberhaupt erhalte durch das Fuer feine dermalige Beſchaffenheit, nur den ausgenom⸗ 
men, welcher aus dem Meerſchaum entſtehet. Den Grund hiezu reichen ihnen ihre 
Sinne, fo wie auch bey den Steinen, welche aus den Löchern der Feuerſpeyenden 
Berge, und aus dem verbreunten arabiſchen Steine entſtehen, wodurch das Feuer 
ebenfalls ein Bimmſtein wird. Dies ſcheinen diejenigen Orte zu beweiſen, wo man 
ſie findet; den Bimmſtein aber findet man vornaͤmlich an dergleichen Feuerſpeyenden 
Bergen, und vielleicht ſind einige auf dieſe, andere auf eine andere Art entſtanden. 

Die 


(c) Einleitung in die Kenntniß der Foßillen. ſey der unſre nicht. Ob fie aber gleich unter dies 

. 25. ſem Namen auch andere Steinarten ausdruͤcken, 

(d) Von den Steinen S. 107. f. der deutſch. fo iſt doch aus dem Theophraſt klar, daß fie 
Aus g. Herr Scopoli glaubt in feinen Prineipiis auch den wahren Biinmſtein kannten. 
Mineralogiae S. 71. der Bimmſtein der Alten a 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 367 


Die Natur bringt ja öfters einerley auf verſchiedene Art hervor. Diejenigen, die man 
auf der Inſul Wiſuros antrift, ſcheinen nur aus Sand zuſammengeſetzt zu ſeyn. 
Dies glaubt man daher, weil ſie ſich wie Sand zwiſchen den Fingern zerreiben laſſen, 
und noch nicht feſte zuſammengefuͤgt und verhaͤrtet ſind. Man findet ſie haͤufig, wie 
Kugeln geſtaltet, ſo gros, daß man ſie juſt umſpannen kann, auch noch groͤßer, ſo gar 
wenn ſie um ihre Oberflaͤche kleiner gemacht werden. Dieſer Bimmſtein iſt ſehr leicht 
und ſandig. Auf der Inſul Melos find fie ſehr leicht und ſandigt; einig entſtehen in 
andern Steinen, wie wir bereits angemerket haben. Sie unterſcheiden ſich aber unter 
ſich, fo wohl in Anſehung der Farbe, als auch der Härte und der Schwere. In An⸗ 
ſehung der Farbe iſt der ſchwarze Bimmſtein, ſo in Sieilien aus dem Schlund des 
Berges fließt, zu merken, er iſt dichte und ſchwer, und gehoͤret unter die Mühls 
ſteine (e). Ein Bimmſtein von der Art iſt ſchwer und dichte, und beſſer als alle 
andere zu gebrauchen. Der, fo aus dem Brandfluſſe erhalten wird, iſt angreifen. 
der und dem leichten und weiſen weit vorzuziehen; der aber ſo aus dem Meere gezogen 
wird, iſt unter allen derjenige fo am meiſten angreifet.“ Ich will die Gedanken des 
Theophraſts uͤber die Verſchiedenheit der Bimmſteine meinen Leſern ſelbſt uͤberlaſſen, 
und nur bemerken, daß Herr Profeſſor Pott (f) denen, welche darum glauben, daß 
der Bimmſtein aus dem Schaum des Meeres erzeugt werde, weil er nach großen 
Stuͤrmen, oben auf der See ſchwimmet, folgende Antwort ertheilet. Daß man 
ihn aber auch auf dem Meer ſchwimmend findet, ohne daß eben die Berge merklich 
brennen, ſolches entſtehet wohl von der innern heftigen Bewegung des Meeres, welches 
von denen tieſern Wellen, oder auch ſtarken Stuͤrmen heftiger erregt wird; da denn 
ſolche ausgebrannte Steine von ihrem vorigen Zuſammenhang abgeriſſen werden, und 
ſodann aus dem Grunde in die Hoͤhe kommen, und oben ſchwimmen; daher werden ſie 
vornämlich angetroffen, wenn heftige Stürme vorher gewuͤtet haben. Und wenn 
man auch zuweilen Bimmſtein findet, wo keine Feuerſpeyenden Berge in der Naͤhe 
ſind, wie ſolches Agricola ſchon angemerket hat, daß man dergleichen bey Coblenz, 
auch nicht weit von dem Embſerbade, ingleichen wo der Rhein und die Moſel 
zuſammenfließen, wie auch bey Aaken geſunden habe, ſo ſind eben die warmen Baͤder 
eine Anzeige, eines daſelbſtigen unterirrdiſchen Feuers, und Leibnitz ſchließet daher 
in feiner Protogaea ganz zuverlaͤſſig, daß an dergleichen Oertern vormals ein unters 
irrdiſches Feuer geweſen ſeyn muͤſſe.“ Imperati (g) laͤugnet es wider den Theo⸗ 
phraſt, daß der Bimmſtein aus dem Schaum des Meeres erzeugt werde. Denn 
ſagt er, wenn man auch den Bimmſtein mehrentheils mit dieſem Meerſchaum zugleich 
findet, fo folget doch daraus nicht, daß er aus dem Meeresſchaume erzeuget werde, 
0 ſondern 
(e) Dieſe Muͤhlſteine der Alten gehoͤren lich, daß man fie fo wenig unter die Bimmſteine 
unter diejenigen Steine, welche die Neuern nicht ſetzen darf, ſo wenig man ſie mit Herrn Sill zu 
mehr kennen. . lb e einer Art von Feuerſteinen machen kan 
N ngen welche 1 O.: . “ c 5 1 1 58 j 
„. aninakutieer gelefeiten Ueber⸗ 92 gt Fortſetzung der Athogeognoſſe. 


ſetzung des Theophraſts, über dieſe Muͤhlſteine . 
geſammlet hat einer weltern Betrachtung wuͤrdlg. (g) Hiſtoriae naturalis Lib. XXII. Cap. 2. 


Aus der Beſchrelbung des Theophraſt iſt dent: S. 659. u 


368 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


ſondern das folget vielmehr, daß er wegen ſeiner Leichtigkeit anders woher komme, 
und daß das eine ſowohl eine Wuͤrkung des Feuers ſey, als das andere. 0 

Roͤnig, wie Pott am angeführten Orte meldet, hielt ihn für eine Art des 
Tophſteins, eine Meynung, die wie mich duͤnkt gar keiner Wiederlegung bedarf. 
Aber das muß ich doch anmerken, daß es mir duͤnkt, als waͤre die Meynung des 
Rönigs aus einer unrichtig verſtandenen Stelle des Plinius (h) entſtanden. Dieſer 
Schriftſteller, wenn er von warmen Quellen beym Rheine redet ſetzt hinzu: cirea 
margines vero pumicem faciunt aquae. Hier kann man freylich unter dem Worte 
Pumex nichts als einen Toph verſtehen, der ſich, wie bekannt an dem Ufer der wars 
men Baͤder gar zu gern anſetzt. Plinius verſtehet alſo keinen Bimmſtein. 

Herr Bucquet (i) leitet den Bimmſtein von halbgeſchmolzenen, erdigten 
und ſteinern Theilen her, und fällt alſo am Ende denen bey, welche den Bimm⸗ 
ſtein vom Feuer ableiten. 0 Mr 

Der beruͤhmte Senkel (Kk) glaubt, daß in dem Bimmſteine eine ſalzigte 
materie oder Eigenſchaft ſey, und leitet alſo den Bimmſtein vom Salze her. 
Er ſchließet dieſes Salz im Bimmſteine daraus, weil derſelbe ein aus dem Meer kom— 
niendes Weſen ſey, doch geſtehet er zugleich, daß er daſſelbe nicht unterſucht habe. 
Herr Profeſſor Cartheuſer aber, der den Bimmſtein genau unterſucht hat, behauptet, 
daß ſich in dem gewoͤhnlichen Bimmſteine weder durch den Geſchmack, noch durch die 
Auslaugung mit Waſſer falzigte Theile entdecken; und daß er auch ſehr zweifle, ob 
dergleichen auf andre Art werden heraus gebracht werden (1). 

Bisher habe ich lauter ſolche Meynungen angefuͤhrt, welche den Bimmſtein aus 
Erd» oder Steinarten entſtehen laſſen, welche in den Mineralogien ſchon ihren angewie⸗ 
ſenen Platz haben. Man iſt aber auch auf die Gedanken gefallen, den Bimmſtein 
zu einer eignen Gattung von Steinen zu machen, und ihm eine eigene Entſte⸗ 
hungsart beyzulegen. Das iſt die Meynung des Herrn Leibarzt Vogel (m) welcher 
den Bimmſtein für einen bloßen Seeſtein haft. Ich führe feine Worte um fo. viel lie 
ber an, da er zugleich die Gruͤnde anfuͤhret, warum er keiner von den herrſchenden 
Meynungen uͤber den Urſprung des Bimmſteins beyfallen koͤnne. Er ſagt: “follte es 
ein ausgebrannter Stein ſeyn, fo würde er gewiß die hoͤchſte Veränderung hier haben 
ausſtehen, und uns ſo zu Geſichte gebracht werden muͤſſen, wie er uns erſcheint, wenn 
wir ihn eine Zeitlang im heftigen Feuer gehalten haben. Sollte er eine ausgebrannte 
Steinkohle (n) ſeyn, fo müßte vorher erwieſen werden, daß ſich die Steinkohlen im 

ſtarken 


(h) Hiftoria nat. Lib. XXXI. Cap. 2. (17.) 


« 135. 

( j Introduction al’ etude des eorps naturels 
tires du regne ineral. T. 2. Paris 1771. 12 mo. 

() De lapidum origine S. 63, kleine 
mineralogiſche Schriften. S. 593. 

(J) Mineralogiſche Abhandl. 2. St. S. 146. 

(m) Practiſches Mineralſyſtem. S. 187. f. 

(n) Ich habe der Meynung, daß der Bimm⸗ 
ſtein eine ausgebrannte Kohle ſey, ob ſie gleich 


manche Anhänger gefunden hat, darum keinen 
eigenen Platz angewieſen, weil ſie mir unter 
allen Meynungen die unwahrſcheinlichſte zu ſeyn 
ſcheinet. Eine jede natuͤrliche Steinkohle bren⸗ 
net endlich zu Aſche, in einem heftigen Feuer 
aber wird ſie zu einer Schlacke. Es haben auch 
die Steinkohlen keinen ſolchen Bau, als ſie haben 
muͤſſen, wenn fie einen Körper, wie der Bimm⸗ 
ſtein iſt, ſollten bilden koͤnnen. 5 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 369 


ſtarken Feuer ſo arten, und in einen ſolchen, wo nicht gleichen, wenigſtens aͤhnlichen 
Koͤrper uͤbergehen, und der hernach auch ſich muͤßte ſchmelzen laſſen, wenigſtens zuſam— 
men ſietern. Sollte er eine ausgebrannte Asbeſtart ſeyn, welches viel mehrere Wahr— 
ſcheinlichkeit hat, wenn man die Leichtigkeit, das faſerigte Weſen, und die uͤbereinſtim— 
menden Erſcheinungen gewiſſer Asbeſtarten im Feuer in Erwegung ziehet; ſo muͤßte 
demohngeachtet, wie mir deucht, der Bimmſtein nicht wie ein Bimmſtein, ſondern 
wie eine feſte Feuerſchlagende Schlacke uns zu Geſichte kommen; indem nicht zu zwei⸗ 
feln ſteht, daß nicht die Hitze der Feuerſpeyenden Berge diejenigen, die wir in chymi⸗ 
ſchen Oefen machen ſehr weit uͤbertrift; und daß auch andere darinnen enthaltene Koͤr— 
per, in wuͤrkliche Schlacken verwandelt, ausgeſtoßen werden. Aus dem faſerigten 
Wefen laͤßt ſich nicht zuverlaͤßig auf einen Asbeſt ſchließen, weil es mehrere faſerigte 
Steinarten giebt. Dem aͤuſerlichen Anſehen nach, follee man den Grund allerdings 
fuͤr etwas fandiges halten, obgleich ſonſt der Stein die Erſcheinungen nicht macht, die 
ein Sandſtein macht. Aber wieder auf die Faſern zu kommen, ſo weiß man aus der 
thieriſchen Oeconomie, daß die Natur ſolche aus einem Schleime zu bilden faͤhig iſt; 
ſollten ſie alſo wohl nicht bey dem Bimmſteine auf eine gleiche Weiſe, oder durch ein 
gleiches Weſen, welches ohnehin an andern Seekoͤrpern ſich deutlich genug offenbaret, 
haben entſtehen koͤnnen? Nichts aber iſt endlich unwahrſcheinlicher, als daß der Bimm⸗ 
ſtein eine Tophſteinigte Art ſey; um fo vielmehr aber iſt dieſer Gedanke unwahrſchein⸗ 
lich, weil derjenige, der ihn hervorgebracht, ſelbſt nicht gewußt hat, was ein Tophſtein 
eigentlich für ein Stein ſey. “Herr Profeſſor Vogel glaubte alſo, daß der Bimm« 
ſtein ein bloßer aus dem Schleim der Thiere erzeugter Seeſtein ſey. 
Endlich haben ſich auch Gelehrte gefunden, welche den Bimmſtein gar nicht 
für ein natürliches Soßil halten, ſondern für eine Steinart, welche aus einer an— 
dern Materie waͤre erzeugt worden. Ich nenne den D. Hill (o) zuerſt. Er hält da— 
für, daß diejenigen ſehr irren, welchen den Bimmſtein in die Reyhe natürlicher Foßi⸗ 
lien ſetzen; als wenn ihn die Natur ſo, wie wir ihn ſehen gebildet haͤtte. Er haͤlt ihn 
fuͤr eine Kalkart, oder den Ueberreſt einer andern foßiliſchen Subſtanz, welche durch 
ein heftiges, entweder unterirrdiſches oder unſichtbares Feuer, welches auch kurz darauf 
verloſchen, oder durch den Brand der Feuerſpeyenden Berge, bey welchen man fie öfs 
ters in großer Menge findet, zu Aſche verbrannt worden iſt. Er haͤit dabey für wahr— 
ſcheinlich, daß ſie die Gewalt des Feuers ſo weit habe werfen koͤnnen, daß man den 
Ort ihrer Herkunft gar aus dem Geſichte verloren habe; oder daß ſie wohl gar ins 
Meer gefallen waͤren, wo ſie durch die Gewalt der Fluthen an weit entlegene Ufer 
waͤren geworfen worden. Eben dieſe Meynung hat Woodward (p). Er tadelt 
es an manchen Schriftſtellern, daß ſie unter die Foßilen wuͤrklich mineraliſche Koͤrper 
ſetzen, die aber nicht naturlich, ſondern erſt dergleichen geworden find. Nun faͤhrt er 
fort: „dieſes ſiehet man an dem Bimmſenſtein, den faſt alle Schriftſteller mit unter 
ö die 
(o) Anmerkungen über den Theophraſt (p) Phyſicaliſche Erdbeſchreibung. S. 735. 
S. 107. N der deutſchen Ausg. f 


2. Th. A a a 


370 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 


die Steine rechnen, da er doch nur eine caleinirte Materie iſt, die man an denen Or⸗— 
ten findet, wo vor dieſen Schmelzoͤfen geweſen ſind, ingleichen um den Berg Aetna, 
Veſup und andere Feuerſpeyende Berge herum, aus welchen er mit iſt ausgeworfen 
worden.“ Auch Herr Scopoli (q) fälle dieſer Meynung bey, aus eben dem Grunde, 
weil er ein Auswurf der Feuerſpeyenden Berge ſey. Das iſt auch wohl die Urſache, 
warum verſchiedene Schriftſteller, unter denen ich nur den Herrn Oberbergrath Ger— 
hardt nenne, den Bimmſtein ganz übergangen haben. Diejenigen aber, welche des 
Bimmſteins Erwehnung thun, haben ihn gleichwohl nicht einerley Ort angewieſen. 
Der Ritter von Linne (r) und Wallerius () haben ihn unter den Concretit, und 
der letzte ſonderlich unter den Poris igneis; Woltersdorf (t), Herr von Juſti (u), 
Herr Vogel (x) und Cramer unter den Glas artigen Steinen; Cronſtedt (y) 
unter den naturlichen Schlacken; Walch (2) unter den faſerichten Steinen, 
und Scopoli (a) unter den unreinen Erden, bey den Flußarten. Da ich aus 
Ueber zeugung glaube, daß diejenigen die wahrſcheinlichſte Meynung haben, welche 
den Bimmſtein von dem Asbeſt herleiten, fo bin ich entſchuldiget, wenn ich ihn 
mit dem Asbeſt in eine Klaſſe bringe. Das hat mich nicht abhalten koͤnnen bey meis 
ner Meynung zu bleiben, daß er im heftigen Feuer endlich ſchmelzt; denn das thut ja 
der Schiefer auch. Ich habe ihm aber den letzten Ort in dieſer Klaſſe angewieſen, weil 
er wegen ſeines Buͤrgerrechts unter den Steinen fo viele Verfolgungen Pa muß, 
und daſſelbe wuͤrklich gegründeten Zweifeln unterworfen iſt. 
§. 539. 

Die Bimmſteine die wir finden, ſind zwar in der Hauptſache einander voͤllig 
gleich; denn es find faſerigte und poroͤſe Steine, allein fie find auch manchen Verſchie⸗ 
denheiten unterworfen. Diejenigen, welche wir in den Off einen kaufen, find meh⸗ 
rentheils weiß oder graulich, und ſie gehoͤren unter diejenigen, welche das Meer nach 
heftigen Stuͤrmen auswirft. Aber die Bimmfteine, die man bey den Feuerſpeyen⸗ 
den Bergen, oder doch an ſolchen Oertern antrift, wo ehedem Feuerſpeyende Berge 
muthmaslich geweſen find, find von den Schriſtſtellern nicht mit einer ſolchen Ausführs 
lichkeit beſchrieben worden, wie fie es verdienen. Alle Echriftfteller, welche von den 
Feuerſpeyenden Bergen geſchrieben haben (b) ſagen einſtimmig, daß man auf dieſen 
Bergen, und an denſelben häufig Biminſteine finde, und daß das Feuer dergleichen 
aus dieſen Bergen auswerfe. Allein mehr ſagt man davon gemeiniglich nicht. Herr 
Montet (e) aber hat wenigſtens von einigen dieſer Bimmſteine Nachricht gegeben, 
die ich auszeichnen will. Zu Balaruc und Gabian finden ſich leichte und ſchwam⸗ 


migte 
(4) Principia Mineralogiae. S. Jr. (a) F in die Kenntniß der Foßilien. 
(r) Syſtema naturae. 17 68. ©. 181. 24. 
() Mineralreich. S. 417. (b) Ich preiße hier mit Grunde die Nach⸗ 
(t) Mineralſyſtem S. 15. richten an, welche von den Feuerſpeyenden Ber— 


(u) Grundriß des ee S. 229. gen, in den vermiſchten Beytragen zur phyſicali⸗ 
(x) Practiſches Mineralſyſten. S 186. ſchen Erdbeſchreibung. 1. Th S. 92. 172. zu 
(vr) Verſuch einer neuen Mineralogie. S. finden find, 

262. (e) Abhandl. von den Feuerſpeyenden Bergen, 
(2) Syſtematiſches Stein reich. Th. 1. S. 42. in den mineralog Beluſtig. 3. Th. O. 258. f. 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 371 


migte Steine, die man Bimmſteine nennen kann, fie gehen aber von einander in der 
Farbe ab. Die zu Balaruc ſind graulich, und die zu Gabian ſchwaͤrzlich. Es 
giebt in der Gegend von Peſenas Bimmſteine, die denjenigen fo der Veſuv auswirft, 
vollkommen gleich ſind. Die Steine von Balaruc und Gabian machen mit der 
Salpeterſaͤure ein geringes Aufwallen; ſind ſie aber pulveriſirt, ſo ziehet ſie der Magnet 
nicht an. Als aber Herr Montet gleiche Theile von dieſem Pulver und dem ſchwar⸗ 
zen Fluſſe nahm, und es in einem Schmelztiegel zwo Stunden in dem ſtaͤrkſten Feuer 
erhielt, ſo erhielt er dadurch einige. Eſſenköraer; die voͤllig von dem Magnet angezogen 
wurden. Er zer brach auch einige B Dimmſteine und Laven aus dem Veſuv, die dieſer 
Berg 1737. ausgeworſen hatte, und bemerkte in ihrem Bruche einige glaͤnzende Punkte, 
die ins Gelbe fielen. Er glaubte anfaͤnglich, dies muͤßte e entweder etwas Metalliſches, 
das ſein Brennbares noch nicht verloren, oder gemeiner Schwef fel ſeyn. Er ſublimirte 
auch dieſe pulveriſirte Lave in einem kleinen Kolben, der mit einem blinden Helm vers 
ſehen war, auf der Sandkapelle, und es ſetzten ſich oben im Helm einige Körner ſehr 
reinen Schefels an. Dasjenige Stuͤck vom Veſuv, das mir unter dem Namen des 
Bimmſteins von Veſuv zugeſchickt worden iſt, ſiehet blaugrau und iſt ſehr poraͤs 
und im Bruche glaͤnzend. Er iſt mit einer weiſen fremden Materie haͤufig untermiſcht, 
die mir unter dem Vergroͤſerungsglaſe Spatartig ſchien, und der ganze Stein koͤmmt 
mir wie ein ausgebrannter Stein vor. Er iſt ſo leicht, wie der gewoͤhnliche Bimm⸗ 
ſtein, aber ich kann auch durch Huͤlfe des beſten Vergroͤſerungsglaſes an demſelben 
nichts faſerigtes entdecken. Ich habe keine Gelegenheit gehabt mehrere Bimmſteine 
aus den Feuerſpeyenden Bergen zu unterſuchen; wenn ſie aber alle, wie der meinige 
beſchaffen ſind, ſo ſind es keine eigentlichen Bimmſteine, und wenn dieſes iſt, ſo leidet 
die Meynung, daß der Bimmſtein feinen Urſprung aus den Feuerſpeyenden Bergen. 
habe, einen gewaltigen Stoß. 

je Da man inzwiſchen den Bimmſtein unter verfchiedenen Geſtalten antriſt, fo hat 
das den Gelehrten Gelegenheit gegeben mancherley Eintheilungen zu machen. Der 
Herr Ritter von Linne (d) fuͤhret drey Gattungen an: 1) Pumex Vulcani, Pumex 
ſchiſti niger. 2) Pumex ferri, Pumex ferri exalbidus. 3) Pumex cupri, Pumex cupri 
ruber. Herr Wallerius (e 6e) hat nach der Verſchiedenheit der Farben vier Gattun⸗ 
gen angenommen: 1) weiſen Bimmſtein, Pumex albus; 2) gelblichen Bimmſtein, Pu- 
mex flaueſcens; 3) braͤunlichen Bimmſtein, Pumex adus 4) ſchwaͤrzlichen Bimm⸗ 
ſtein, Pumex niger. Herr Woltersdorf (FE) hat bey iner Eintheilung auf die 
Lage der Faſern geſehen, und ihn in zwey Klaſſen gebracht: 1) feinen Bimmſtein, der 
aus gleichlaufenden Faſern beſtehet; 2) groben Bimmſtein, der aus durcheinander 
laufenden Faſern beſtehet. Herr Cronſtedt (g) hat eben fo viel Klaſſen der Bimms 
ſteine angenommen: 1) den weiſen Bimmſtein, von dem er muthmaßet, daß er viel⸗ 
leicht ausgebleicht waͤre; 2) den ſchwarzen Bimmſtein, der unmittelbar aus den Feuer— 
ſpeyenden Bergen herkoͤmmt. Schon Imperati (h) hat es bemerket, daß unter den 


Aa a 2 Bimm⸗ 
(d) Syftema naturae. 1768. S. 1179. ( Verſuch einer neuen Mineralogie. S. 26 r. 
(e) Mineralogie. S. 417. Ch) Hiftoria natural, Zap, XXII. Cap. 2 


CE) Mineralſyſtem. S. 15. ©. 655. 


372 Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen, 


Bimmſteinen eine große Verſchiedenheit anzutreffen ſey. Ef et inter pumices diffe- 
rentia quoad colorem, quoad ſpiſſitudinem et quoad pondus: quoad colorem, qui 
ex hyace Siciliae eſt, niger eſt, et ſpiffitudine ae pondere reliquis praefertur, ejus. 
dem generis eſt Malodes; in iſtis enim locis fpecies reperitur pumicis pondere ac den- 
ſitate reliquis praeſtautioris: Ryaceus itaque levi et albo acrius incidit, caeterisque 
omnibus marinus. 


§. 540. 

Der Bimmftein hat feinen vielfältigen und entſchiedenen Nutzen. Die weiſeſten, 
leichteſten, ſchwammigten und groͤßeſten Stuͤcke dienen den Pergamentmachern und 
Marmorarbeitern; die kleinern brauchen die Zinngieſer und Tiſcher, wie auch die Ver. 
golder; die grauen und platten find für die Gerber und Huthmacher. In Neapel 
nimmt man fie unter den Kalk, Kuͤtt daraus zu machen. Dieſer Kuͤtt oder Mörtel 
wird zu Anlegung der Terraſſen genommen. Er hat eben die Wuͤrkung als der mit 
dem Sand von Pozzelo gemachte, das iſt: er wird ſo feſt, daß einige Zeit, bie 
wenn damit gemauert worden, ihm faſt kein Eiſen etwas anhaben kann (i). 


Von feinem Nutzen in der Medic in haben die Verfaſſer des Underſollel⸗ 
kons (k) folgendes. Er wird auch zur Arztney gebraucht, iſt alcaliniſch, reiniget 
und trocknet, heilet die alten Schaͤden, und iſt dienlich zu denen Augengebrechen: in⸗ 
nerlich giebt man ihn im abnehmenden Licht wider die Kroͤpfe. Die Saͤufer nehmen 
ihn auch wider die Trunkenheit, welches doch laͤcherlich und aberglaͤubiſch iſt. Doch 
wird er am meiſten aͤuſerlich zu den Zahnpulvern genommen; wenn er zuvor gebrannt, 
und etlichemal in Milch oder Wein abgeloͤſcht worden: daher man in den Apotheken 
auch den Pumicem vftum, oder gebrannten Bimmſtein findet. Man kann ihn aber 
auch ohne ſolche Umſtaͤnde, entweder allein oder mit Korallen und dergleichen zu einem 
Zahnpulver machen, welches den Weinſtein an denen Zähnen wegnimmt, und alle 
Saͤure daran toͤdtet. Man braucht ihn auch zum Haar abſcheeren. 


Ehe ich der Oerter gedenke, wo der Bimmſtein liegt, ſo muß ich erſt bemerken, 
wie er gefunden wird. Ich bediene mich der Nachricht des Herrn Profeſſor Car- 
theuſer (1). Der Bimmſtein wird zwar meiſtentheils, ſagt er, und am haͤufigſten bey 
Feuerſpeyenden Bergen, als dem Aetna, Veſuv, Hecla, u. a. m. wie auch in eis 
nigen Inſuln gefunden, die durch Erdbeben ihren Urſprung genommen, und die zum 
Theil auch noch ein unterirrdiſches Feuer in ſich haben; man trift ihn aber auch zuwei⸗ 
len an Orten an, wo weit und breit herum keine Feuerſpeyende Berge ſind, und mitten 
im feften Lande. Agricola hat ſchon angemerkt, daß man in verſchiedenen Gegenden 
von Deutſchland, als bey Coblenz, unweit dem Emſerbade, wie auch bey 
Aachen dergleichen angetroffen habe. Auch noch jetzt findet man einen Bimmſtein, 
z. E. bey dem Flecken Grenzhauſen in der Grafſchaft Neuwied, und a 

en 


Ci) Siehe Bomare Mineralogſe. 2. Th. CI) Mineralogiſche Abhandlungen. 2. Stuͤck 
281. f. S. 147. f. 
(k) Im dritten Bande. S. 1865. f. 


Die vierte Klaſſe, von den Thonartigen oder Feuerfeſten Steinen. 373 


lecken Bendorf in der Grafſchaft Sayn. An beyden Orten liegen die Stuͤcke deſ⸗ 

elben im Sande einige Schuh tief. Merkwuͤrdig iſt es, was Herr Riviere (m) 
berichtet, daß es bey Gabian auf dem Gipfel eines Berges eine Menge Bimmſteine 
giebt, die fo leicht find, daß fie auf dem Waſſer ſchwimmen, und man findet einen 
Steinbruch, davon faſt die Haͤlfte von dergleichen Steinen iſt. Man behauptet auch, 
daß er in den Gegenden um die warmen Baͤder, harzigen Quellen und Gruben, wo 
Steinkohlen, Gagath, und Judenpech gegraben werden, gefunden werde (n). Daß 
man ihn nach heftigen Stuͤrmen auch auf dem Meere ſchwimmend antreffe, das habe 
ich ſchon einigemal bemerket. Hier erzaͤhlet uns Herr von Bomare am angefuͤhrten 
Orte, daß im Jahr 1726. das Meer zwiſchen dem Vorgebuͤrge der guten Sofmung, 
und den Inſeln Sanct Paul und Amſterdam neun bis zehn Tage lang, mehr als 
e Meilen weit ganz mit Bimmſtein bedeckt geweſen ſey. 


Folgende Oerter find wegen des Bimmſteins, den fie liefern vor andern bes 
kannt: Aachen, Adſcenſionsinſel, Aetna, Aſien, Azoriſche Inſeln, Ballſtadt in 
Ißland, Bendorf, Coblenz, Deutſchland, Emſerbad, Gabian, Grenzhauſen, He⸗ 
cla, Ißland, Lesbus, Luͤneburg, Macedonien, Melos, Inſel Milo im Archipela⸗ 
gus, Mont Cenere, Grafſchaft Neuwied, Inſel Santorin im mittellaͤndiſchen Meer, 
Grafſchaft Sayn, Sieilien, Tercera, Ternate, Venedig und Veſuv. Siehe Linne 
Syſtema naturae 1768. Seite 181. mineralogiſche Beluſtigungen 2. Th. S. 133. 

Cartheuſer mineralogiſche Abhandlungen. 2. Stuͤck, S. 146. f. Catalogus des 


Woltersdorfiſchen Babinets. S. 30. 


(m) Abhandlung von dem Steinoͤhl bey Gabian, in den Warp Beluſtig. 2. Th. S. 133. 
(n) Bomare am angeführten Orte. 


x 


Dies erſten Theils dritter Abſchnitt, 
von den undurchſichtigen Steinen. 


Die fünfte Klaſſe, 
von den ver miſchten Steinen 


F. Jar. Ei 24 
ie den Steinen finden wir endlich auch ſolche, welche aus verſchiedenen Erd⸗ 
arten zuſammengeſetzt, und zwar dergeſtalt zuſammengeſetzt ſind, daß man ſie 
nicht fuͤglich unter eine der vorhergehenden vier Klaſſen rechnen kann. Denn 
ihre Eigenſchaften find von der Art, daß man ſelber nicht weiß, was man aus ihnen 
eigentlich machen ſoll. Es kann ſeyn, daß uns die Zukunft noch zu manchen Geheim⸗ 
niſſen der Natur den Schluͤſſel giebt, und ich vermuthe die Klaſſe der vermiſchten Steine 
werde einſt in einem Syſtem nicht mehr gedultet werden; allein ich glaube doch auch, 
daß man Steinen, von denen die Gelehrten bisdaher nicht wiſſen, was ſie daraus 
machen ſollen, ein eigenes Plaͤtzchen anweiſen dürfe, wo fie fo lange ruhig ſtehen koͤn⸗ 
nen, bis man ihren gewiſſen Ort gefunden hat. Herr Rath Baumer (o) hat dieſe 
Klaſſe unter die beſtimmten Namen zuerſt angenommen, und er gebrauchet das Wort 
in einem ziemlich weitlaͤuftigen Verſtande, da er hieher manche Steinarten ſetzet, die 
ſich unter eine der vorigen Steinarten bringen ließen. Es ſind uͤberhaupt folgende: 
1) die Mergelſteine, 2) der Mergelfchiefer, 3) der Flußſpath, 4) die Leimenſteine, 
5) der Bergkork, 6) der Porphyr, 7) der Granit, 8) die Wacke oder der Felſenſtein, 
9) der Kneiß, 10) der Braunſtein, 11) die blendige Steine, 12) die metallifchen 
Steine, 13) die Steinhaͤufungen. Herr von Bomare (p) iſt in der Sache mit 
Herr Rath Baumer voͤllig conform, er bedienet ſich nur eines andern Namens. Er 
nennet die vermiſchten Steine zuſammengeſetzte Steine, oder Selsſteine, 
Lapide: mixti, Saxa. Wall. Lapides aggregati. Carth. Petrae vulgarer, Pierrer 
compaſcer, ou Rocher. Seine Beſchreibung dieſer Steine iſt folgende: dieſen Namen 
giebt man Steinen, welche durch die Verbindung von zweyen dreyen oder auch meh⸗ 
rern der bisher angeführten Arten Steine, von größerer oder geringerer Härte, von 
unterſchiedenen Farben, in verſchiedenen Verhaͤltniß formirt worden; als von Spathen, 
oder Fluͤſſen, Quarz, Glimmer, Kieſeln und dergleichen. Die Felsſteine haben 
keinen andern Unterſchied unter einander, als den die Natur derjenigen Theile, welche 
die Oberhand haben unter ihnen macht. Ihr Aeußerliches und Innerliches uberhaupt 
ſind 

(e) Naturgeſchichte des Mineralreichs. Th. 1. S. 261. f. 

(p) Mineralogie. 1. Th. S. 260. 


Die fünfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 375 


ſind ſehr ungleichartig. Die Theile, woraus fie beſtehen, laſſen fih Schuppen oder 
Koͤrnerweiß davon abſondern. Dieſe Steine ſcheinen niemals eben und glatt zu feyn, 
und haben faſt jeder ſein Beſonderes. Wenn ſie zerſchlagen werden, zeigen ſie eine 
unbeſtimmte Figur, wodurch fie vom Kieſel unterſchieden werden, find allezeit une 
durchſichtig auf dem Bruche, bisweilen glaͤnzend, und von zweyen Stuͤcken iſt das 
eine nicht erhaben, und das andere tiefrund. Sie ſind nicht ſo hart als der Kieſel, 
obwohl zäher, ſchlagen mit dem Stahl nicht leicht Feuer, ausgenommen auf den 
Ecken; bekommen eine Politur die aber nicht glänzend iſt; verglaſen ſich im ftarfen 
Feuer, ohne leicht zu ſpringen. Man findet ſie in Floͤtzen und Gaͤngen, zuweilen 
machen fie ganze Felſen in den Gebuͤrgen aus, wie man in Dalekarlien und in 
Deutſchland bey Freyberg am Corallenbruche ſehen kann, den Henkel in der 
Kieshiſtorie beſchrieben hat. Dieſe Steine ſind auch von den Achaten unterſchieden, 
weil ſie nicht ſo einzeln und zerſtreut auf den Feldern herum liegen, wenn es nicht 
zufaͤlligerweiſe geſchiehet. Sie verwittern nicht an der Luft, verlieren auch ihre Farbe 
nicht. Die Schwere dieſer Steine wechſelt merkwuͤrdig ab; und da man in ihrem 
Innern keine Spur einer Verſteinerung, noch einige dem Mineralreiche, oder auch 
nur der Klaſſe der Steine fremde Körper findet; fo haben einige Naturforſcher dieſe 
Steine zu den von Anfang erſchaffenen und aus den fpäteften Alterthume beſtehenden 
Steinen gerechnet. Die Gattungen, die Herr von Bomare zu den zuſammenge⸗ 
ſetzten Steinen rechnet, find folgende: ) grober Felsſtein, 2) Felsſteinmaßen; 
a) kieslicher Felsſtein, b) Porphyr, e) Wurft: oder Puddingſtein, d) Granit, 3) Fels 
ſteine von lebhaften Farben; a) Jaspis, b) Laſurſtein, e) bunter Jaspis, d) Jasp⸗ 
achat, e) Jasponix. Herr Profeſſor Cartheuſer (9) nennet unſere vermiſchten 
Steine Lapides agg regatos, weil fie wie er ſich erklaͤret ex partibus lapideis diuerſi 
generis nuda aggregatione zuſammengeſetzt ſind. Bey ihm gehoͤret hieher folgendes 
Geſchlecht: Saxum, Wacke, darunter er auch den Porphyr rechnet, den er Saxum 
laspidis nennet. Herr Wallerius (r) nennet unſere Steine Felsſteinarten, und 
verſtehet unter denſelben ſolche Steine, welche von den vorigen und beſchriebenen 
Steinarten zuſammengeſetzt ſind, und aus welchen insgemein alle Berge und Felſen 
beſtehen, und wovon nachgehends, die auf den Feldern liegende loſe Steine, welche 
man insgemein graue Feld oder Pflaſterſteine nennet, durch allerley Zufälle losgeriſ— 
ſen und herumgeſtreuet ſind. Seinem Begriffe nach konnte der Granit und der 
Porphyr unter den Felsſteinarten ſtehen, die man hier vergeblich ſucht; aber was 
er hieher rechnet, das gehoͤret eigentlich unter die Felsſteine, die im ſtrengen Ver— 
ſtande nur eine Gattung der vermiſchten Steine ſind. Dort will ich auch der Ein⸗ 
theilung des Herrn Wallerius gedenken. 
Ich geſtehe es, daß ich ſehr ungern daran gegangen bin, die ume Steine 
als eine eigne Klaſſe in meinem Syſtem aufzunehmen: 
1) weil dieſe Benennung fo ungewiß und fo ſchwankend ift, Wollte man alle die 
Steine unter die vermiſchten fegen, wo mehrere Erdarten, oder wo mehrere 
5 Stein⸗ 
(9) Elementa REN SER ©. 29, 
r) Mineralogie. S. 196, f. 


376 Die fuͤnfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 


Steinarten ſich in einer Maſſe vereiniget haben, fo würden wenige Steinarten 
fuͤr die vorigen Klaſſen der Steine uͤbrig bleiben. So reine Erden, und ſo 
reine Steinarten, welche gar keine fremden Zuſaͤtze erhalten haben, wird man 
nicht leicht finden. Es kann auch ein bloßer aͤußerlicher Zufall Steine vereini⸗ 
gen, die gar nicht zuſammen gehoͤren; 2 
2) weil dieſe Steine, die man hieher zaͤhlet noch nicht bekannt genug find, Wir 
kennen ihre Beſtandtheile noch nicht. Wenn es nun geſchehen ſollte, daß ſie 
uns durch Huͤlfe der Zeit und mehrere Verſuche bekannter wuͤrden, ſo wuͤrden 
wir auch eine ganze Klaſſe von Steinen verlieren; NN 
3) weil doch dieſe Steine ihrer Beſtandtheile nach wenigſtens zu einer der vorher. 
gehenden Klaſſen gerechnet werden koͤnnen, wenn auch dieſes juſt nicht auf 
alle einzelne Beſtandtheile paſſen ſollte. Und wenn es wahr iſt, was vorher 
Herr von Bomare ſagte, daß dieſe Steine im ſtarken Feuer zu Glaſe 
ſchmelzen, ſo haͤtte man ſie unter die Glasartigen Steine rechnen ſollen. 
Inzwiſchen iſt auch dieſes wahr, daß wenn wir bey manchen Steinarten ihre 
Natur nicht genau kennen, daß es allerdings ſehr ſchwer iſt, ihnen irgendwo einen 
beſtimmten Platz anzuweiſen. Ich habe daher die Klaſſe vermiſchter Steine beybehals 
ten müffen, mich aber dabey fo ſehr eingeſchraͤnkt als es moͤglich war. Dem Mergel 
habe ich unter den Kalkſteinarten ſeinen Platz angewieſen, weil er groͤſtentheils Kalkartig 
iſt; den Slußſpath habe ich unter die Feuerfeſten Steine geſetzt, weil er dem Feuer 
wiederſtehet; den Jaspis habe ich unter die Kieſel geſetzt, weil er und der Kieſel eine 
und eben dieſelbe Natur hat, und die Puddingſteine ſind Kieſel in Kieſel und 
gehoͤren alſo unter die Kieſel. Es find mir daher nur noch vier Steinarten übrig ge» 
blieben, denen ich keinen andern Ort anweiſen konnte als der iſt, den ſie hier unter den 
vermiſchten Steinen erlangt haben, 1) der Selsftein, oder die Waacke; 2) der 
porphyr, 3) der Granit, und 4) der Brocatell. 


X CIX. Der Felsſtein. 


WE | §. 542. „ 
ine Zweifel wird der Stein, den ich jetzo befchreibe, der Felsſtein genennet, 
weil diejenigen großen und zuſammenhangende Steine, die man Felſen nennet, 
aus dem Felsſteine zuſammengeſetzt ſind. Verſchiedene Schriftſteller nennen unſern 
Stein nur den grauen Felsſtein, weil er mehrentheils grau iſt, allein er iſt doch 
nicht allemal grau. Denn wenn er ſich, wie es oft geſchiehet mit Feldſpath vereiniget, 
und dieſer Feldſpath, wie es ihm gewoͤhnlich iſt, ſeine Farbe ins rothe veraͤndert, ſo 
wird dadurch der Felsſtein ſelbſt roͤthlich. Ueberhaupt iſt auf die Farbe dieſes Steines 
keine Benennung zu gruͤnden, weil ſie ſo gar veraͤnderlich iſt, zumal wenn wir den 
Felsſtein, wie er uns gewoͤhnlich vorkommt, in kleinern und abgeriſſenen Stuͤcken 
betrachten. Man nennet unſern Stein auch Waacke, ein Name, der eigentlich 
Bergmännifch iſt, und deſſen Ableitung mir gänzlich unbekannt iſt. Wallerius 
nennet unſre Steinart Lapides mixti, weil er aus mehrern Steinarten zuſammenge⸗ 


ſetzt 


Die fünfte Klaſſe, don den vermiſchten Steinen. 377 


ſetzt iſt. Dieſe Benennung laͤſſet ſich dann entſchuldigen, wenn man den Felsſtein 
als das Geſchlecht aller vermiſchten Steine betrachtet. Das haben verſchiedene gethan. 
Aber wenn man dieſen Stein als eine beſondere Gattung derjenigen Steine betrachtet, 
die aus mehrern Steinarten zuſammengeſetzt ſind, ſo paſſet freylich dieſer Name nicht. 
Wallerius nennet auch unſere Steinart Petrae vulgares, weil fie der Grundſtof 
unſrer gewoͤhnlichen Felſen ſind. Der Herr Ritter von Linne nennet unſern Stein 
Saxum, und nach ihm muß man Saxum und Petra unterſcheiden, und das erſtere Wort 
durch Selßfkein y das letztere durch Felſen uͤberſetzen. Im SFranzoͤſiſchen find die 
Namen Roche, und Pierre compofee bekannt. 


. $ 543. | | 

Es ift ſchwer von dem Felsſtein einen beſtimmten Begrif zu geben, da er in 
ſeiner Miſchung und in ſeinen aͤußern Kennzeichen ſo gar ſehr verſchieden iſt. Wenn 
man freylich wie ich gethan habe, die Klaſſe der vermiſchten Steine nur auf vier Ges 
ſchlechter, auf den Felsſtein, den Phrphyr, den Granit und den Brocatell einſchraͤnken 
wollte, fo würde man fie in unedlere und edlere eintheilen koͤnnen, und nün würden 
die unedlern vermiſchten Steine die Felsſteine ſeyn. Allein auch dieſer Weg behaͤlt 
ſeine Schwierigkeiten, da er voraus ſetzt, daß man alle Gattungen der vermiſchten 
Steine bey einander haben, und fie kennen muß. So viel iſt richtig, daß der Por— 
phyr viel feinere Theile hat als der Felsſtein, daß der Granit aus Kieſeltheilen zufams 
mengeſetzt iſt, und daß ſeine Koͤrner ſichtbar ſind, daß endlich der Brocatell auf das 
Geſchlecht der Porphyre den mehreſten Anſpruch macht. Der Felsſtein muß alſo unter 
den vermiſchten Steinen derjenige ſeyn, der nicht blos aus zwey, ſondern auch aus 
mehrern Steinarten zuſammengeſetzt iſt, und daß ſeine Zuſammenſetzung aus groͤßern 

und groͤbern Theilen beſtehet, als man an den übrigen vermifchten Steinen antrift. 
Wenn verſchiedene Gelehrte unſere Steine nur ſchlechthin vermiſchte Steine 
nennen, ſo nehmen ſie dieſes Wort nicht wie Herr Rath Baumer ([) von einer gan⸗ 
zen Klaſſe von Steinen, unter welchen der Felsſtein ein eigen Geſchlecht ausmacht, 
ſondern ſie verſtehen darunter nur diejenigen Steine, aus welchen unſre gewoͤhnlichen 
Felſen beſtehen. Wie man uͤbrigens die Felsſteine, wenn ſie in ihrem Juſammenhange 
betrachtet werden, und alſo Felſen, oder wie man ſie auch nennet, Felſengebuͤrge 
bilden, von den Floͤtzgebuͤrgen unterſcheiden kann, das werde ich hernach aus einander 
ſetzen, wenn ich von den Felſen reden werde. Jetzo will ich nur der Beſtandtheile 
der Felsſteine Erwehnung thun, worüber ſich doch die Gelehrten nicht ganz auf einerley 
Art ausdruͤcken. Ich will ſie ſelbſt reden laſſen. Herr Wallerius (t) bemerket 
von den Felsſteinen uberhaupt, daß fie bald aus wenigern bald aus mehrern Grund— 
ſtoffen zuſammengeſetzt waͤren, daß aber der Grundſtoff zu allen Felsſteinen, Feld« 
ſpath, Quarz, und Glimmer ſey. Herr Bertrand (u) nimmt mehrere een 
an; denn er haͤlt dafuͤr, daß der ien aus Sand, Kieſel, Spath j ws und 
limmer 


0) Naturgeſchichte des Mineralreichs. Th. r. (t) Mineralogie. S. 169. 
80 61. a 10 “ og (u) Dictionnaire de kofles Tom. 2. S. 17 


2. Th. f Bbb 


N 


378 Die fünfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 


Glimmer beſtehe. Herr Leibarzt Vogel (x) erklaͤret die Vermiſchung in dem Fels. 
ſteine auf folgende Art: “es iſt dieſe Steinart aus zweyen oder mehrern andern 
zuſammengeſetzt, mehrentheils aber beſtehet fie aus Spath und Glimmer, Quarz und 
Glimmer, Sand und Glimmer, Hornſtein und Quarz, Glimmer und Quarz, 
Spath, Quarz und Glimmer u. ſ. f. Faſt alle Erzgaͤnge ſtehen in einem ſolchen 
Geſteine von der letzten Art, und der Bergmann nennet dasjenige Bnauer, der 
Maurer aber Bruchſtein, welches in keinen, oft ſchwer erkenntlichen Abfägen von 
zweyerley Steinart, naͤmlich in einem grauen flinkerichten Weſen oder Glimmer, und 
in einem weiſen quarzigten mit jenen beftändig abwechſelnden und in einander zum 
genauſten gefügten Gebuͤrge beſtehet.“ Die Nachricht des Herrn Rath Baumer (Y) 
verdienet ausgezeichnet zu werden. Der Felsſtein, ſagt er, iſt aus zwo oder mehrern 
Erd und Steinarten zuſammengeſetzt, z. E. aus Eiſenſchuͤßigen Thon, Kalkerde, 
Speckſtein, Glimmer, Blende, Spath, Schoͤrl, Granaten, Sand, Quarz, 
Hornſtein, Jaspis ꝛc. und die Miſchung iſt ſo genau, daß man ſie durch ehymiſche 
Arbeiten nicht recht unterſuchen kann. Sie find von verſchiedener Feine, und nach⸗ 
dem ihre Beſtandtheile beſchaffen ſind, ſo wechſelt auch die Farbe bey demſelbigen ab, 
welche weißlich, grau, gelb, gruͤnlich, braunroth, ſchwarz, bunt u. ſ. w. zu ſeyn 
pflegt; der äußern Figur nach ſcheinen fie zuweilen aus dicken Echiefern zu beſtehen. 
Mit dem Stahle ſchlagen ſie bald mehr bald weniger Feuer und ſind ſchmelzbar; 
welches die Erfahrung von vermiſchten Steinen zeuget, wenn auch die einzelnen Arten 


ihrer Beſtandtheile nicht ſchmelzbar wären.” Herr von Juſti (2) endlich ſagt, daß 


die Felſenſtuͤcke, woraus die Felſen beſtehen, von allerley Steinarten, inſonderheit 
aber von Hornſtein, feinen Sandſtein, Kneiß, Jaspisarten, und zuweilen auch aus 
feinen Kalkſteinen beſtehen; daß ſie ſich oft in großen Felſenſtuͤcken vereinigen, und daß 
dieſe Felſenſtuͤcke öfters viele hundert Fuß hoch und breit in einem einzigen Stuͤcke fort 
laufen, ohne daß man die geringſte Zuſammenfuͤgung, Lage oder Schicht, oder ſonſt 
den gerinften Unterſchied daran wahrnehmen kann. 

Wenn wir uns die Beſtandtheile der Felsſteine richtig gedenken wollen, ſo 
duͤrfen wir freylich nicht blos bey kleinen abgeriſſenen Stuͤcken ſtehen bleiben, ſondern 
wir muͤſſen, wo moͤglich ſelbſt an die Felſen hingehen. Da finden wir freylich nicht 
allemal die genauſte Ordnung in der Zufammenfügung der Theile, aber das werden 
wir doch finden, daß theils faſt keine Steinart zu gedenken iſt, welche nicht in dem 
Felsſteine anzutreffen ſey, theils daß alle dieſe Theile, fo verſchieden fie auch ſeyn moͤ— 
gen, dennoch in einer ſo genauen Verbindung ſtehen, daß man an ihnen, im Ganzen 
betrachtet, nicht den mindeſten Unterſchied findet. Das iſt auch die Urſache von zweyen 
Erſcheinungen, die man beynahe nicht vermuthen ſollte. Die erſte iſt: daß alle chymi⸗ 
ſche Arbeiten an dieſem Steine bisher fruchtlos geweſen find. Denn nach dem die Mis 
ſchung bey dem Felsſteine verſchieden iſt, nach dem wird auch der Erfolg verſchieden 
ſeyn, der ſich niemals gleich ſeyn kann. Die andere iſt: daß der Felsſtein im Feuer 

zu 
(x) Practifhes Mineralſyſtem. S. 189. 
(y) Am angefuͤhrten Orte S. 268. 
(2) Geſchichte des Erdkoͤrpers. S. 46. 


Die fünfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen, 379 


zu Glaſe wird. Das koͤmmt aber lediglich von ſeiner Vermiſchung her, welches bey 
dieſem Steine eben das iſt, was man bey andern Steinarten, die für ſich unſchmelz⸗ 
bar ſind, den Zuſatz nennet. 
F. 544. | 
Keine Steinart ift wohl mehrern Veraͤnderungen unterworfen, als das große 
Geſchlecht der Felsſteine. Wir finden daher auch gar zu verſchiedene Klaſſificationen 
von dieſer Steinart. Die Schriftſteller haben dabey bald auf dieſen, bald auf jenen 
Umſtand geſehen. Mir ſcheinet hier die Anmerkung des Herrn Prof. Vogels (a) 
allerdings wichtig. „Man hat bey der Beſtimmung derſelben fein Auge blos auf den 
Grundſtoff des Felſen, oder auf diejenigen Theilchen, welche die Oberhand haben, zu 
richten, und von ſolchen die Hauptbenennung herzunehmen, als z. E. ſpatigter oder 
ſandigter Fels. Es hat aber nicht allezeit eine Steinart die Oberhand uͤber die andere, 
ſondern die verſchiedenen Theilchen ſind zuweilen in faſt gleicher Menge unter einander 
vermiſcht. Eine beſondere Art von Felsſteinen iſt gleichſam zuſammen gekuͤttet, ſo, 
daß die Steine in einander verwachſen zu ſeyn ſcheinen. Man nennet dieſe Steinart 
Saxum granofum oder concretum, Granit, und es gehoͤret hieher z. E. der Pud— 
dingſtone — ingleichen der Mannieſterſtein.“ Dieſe Anmerkung vorausgeſetzt, 
will ich nun einige Eincheilungen der Gelehrten gedenken. Herr Woltersdorf (b) 
hat vier Gattungen der Maacke; 1) grobkoͤrnige; 2) klarkornige; 3) mit Adern und 
Flecken bezeichnete; 4) ſolche, die ohne merkliche Zeichnung iſt. Herr Bertrand (c) 
hat ſieben Gattungen: 1) Roche ſabloneuſe, Saxum areno micaceum; 2) Roche fiſſile, 
Saxum Aflile micaceum; 3) Roche ſpathique et quarzeufe, Saxum fpathofo quarzo- 
ſum; 4) Roche ſpatheuſé, Saxum ſpatoſo micaceum; 5) Roche quarzeuſè, Saxum 
quarzofo micaceum; 6) Roche melde de cailloux et d’autres matieres, Saxum mix- 
tum Aliceum; 7) Roche melee de toutes ſortes de pierres fans ordre, Saxum concre- 
tum inordinatum. Herr Wallerius (d) hat die Gattungen des Felsſteins folgen⸗ 
dergeſtalt aus einander geſetzt, daß er dieſe Gattungen annimmt: I. einfacher gan⸗ 
zer Felsſtein, Saxum ſimplex; 1) Spathvermifchter Kalkberg, Saxum fimplex calca- 
reo ſpathoſum; 2) Quarzvermiſchter Spathfelsſtein, Saxum ſimplex ſpathoſo - quarzo- 
fun; 3) Glimmervermiſchter Schieferfelsſtein, Saxum fimplex fiſſili micaceimn; 4) 
Glimmervermiſchter Sandfelsſtein, Saxum ſimplex cotaceo micaceum; 5) Glimmers 
vermiſchter Quarzfelsſtein, Saxum ſimplex quarzoſo micaceum; a) Porcellainmuͤhl⸗ 
ſtein, Saxum fimplex quarzofum durum; b) Angermannlandsſtein, Saxum fimplex 
quarzoſum mollius; 6) Quarzvermiſchte Hornart, Saxum ſimplex apyro quarzoſum; 
a) Schichtartige Hornart, Saxum ſimplex apytum micaceum fiſſile; b) Giesſtein, 
Saxum funplex apyrum micaceum non fiſſile; II. grauer Felsſtein, Saxum mixtum; 
1) Feldſpathartiger grauer Fels, Saxum mixtum inaequaliter ſpathoſum; 2) Quarzar⸗ 
tiger grauer Fels, Saxum mixtum inaequaliter quarzoſum; 3) Glimmerartiger grauer 
Fels, Saxum mixtum inaequaliter micaceum; 4) gleichvermiſchter grauer Fels, 
Saxum mixtum aequaliter fpathofo micaceum; III. dunkelgrauer Fels, Saxum griſeum; 
h B b b 2 . 1) Feld⸗ 
(a) Praetiſches Mineralſyſtem. S. 190. (e) Am angeführten Orte feines Woͤrterbuchs. 
(b) Mineralſoſtem. S. 47. (d) Mineralogie. S. 169. f. 


— 


380 Die fünfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 


1) Feldſpathartiger dunkelgrauer Fels, Saxum griſeum ſpathoſum; 2) Quarzartiger 
dunkelgrauer Fels, Saxum griſeum quarzoſum; 3) Glimmerartiger dunkelgrauer Fels, 
Saxum griſeum micaceum; 4) gleichgemiſchter dunkelgrauer Fels, Saxum griſeum ae- 
qualiter mixtum; IV. zuſammen gekuͤtteter klarer Fels, Saxum petroſum, Saxum 


coneretum, 5) Feldſteinſtuͤcken, Saxum petroſum lapidibus majoribus coneretum; 


2) Kieſelſtein, Saxum petroſum filiceo corneum; 3) Kieſelaͤugigter Sandſtein, Saxum 
petroſum arenaceo-filiceum; 4) Steinvermiſchungen, Saxum concretum diuerſis lapi- 
dibus eoneretum; a) ſchieferichte Steinvermiſchungen, Saxa conereta lamellela; 
2) unordentliche Steinvermiſchungen, Saxa concreta inordinata. Der Herr Ritter von 
Linne (e) hat unter die Felsſteine folgende Gattungen gebracht: 1) Porphyrius, 
Saxum impalpabile, ſtriis punctis maculisque ſparſis ſpathoſis. 2) Trapezum, Saxum 
impalpabile ſchiſtoſum, fubcalcarium, fragmentis rhombieis. 3) Lapponicum, Saxum 
impalpabile rufefcens, punctis maculisque albis. 4) Dannemorenfe, Saxum impal pa- 
bile liuidum, marginibus fragmentorum fubdiaphanis. 5) Sahlbergenſe, Saxum mar- 
moreum quarzofum granulatum cinereum, 6) Talcofum, Saxum fpathofum talcife- 
rum. 7) Helenae, Saxum cotaceum friabile caleario- arenoſum. 8) Ethereum, Saxum 
cotaceum quarzoſum, particulis lacteis. 9) Vndulatum, Saxum cotaceum ſubfiſſile 


rufum vndatum, atomis micaceis ſparſis. 10) Radians, Saxum eotaceum flris atris ra- 


diantibus granatisque ſparſis. 11) Fahlunenfe, Saxum cotaceum rufum, atomis quar- 
zofis albis. 12) Nouaculare, Saxum cotaceum, albo-micaceum incarnatum fubflria- 
tum. 13) Stenonis, Saxum cotaceum ſtaueſcens, mieis minutiſſimis nigris. 14) Mo- 
renſe, Saxum cotaceum ſpathoſum rufeſcens, granis quarzoſis hyalinis. 15) Decufla- 
tum, Saxum cotaceum quarzoſum incarnatum, micis ſparſis atris erectis decuflanti- 
busque. 16) Frumentale, Saxum cotaceo talcofum maculis Janceclatis ſparſis. 17) Mo- 
linum, Saxum cotaceo-quarzofum micaceum. 18) Garbergenfe, Saxum cotaceum 
quarzofum album, fragmentis illinitis miea alba. 19) Granites, Saxum ſpatoſum quar- 
zofum micaceumque rufeſcens. 20) Fuſorium, Saxum micaceum quarzoſum ſpato- 
fumque ſubfriabile. 21) Caeruleſcens, Saxum talcofum micaceum caeruleſeens fa- 
tiſcens. 22) Fatiſcens, Saxum ſpatoſum micaceumque falſum fatiſcens. 23) Alpinum, 
Saxum micacenm ſubfiſſile einereum, granis granatinis quarzoſisque. 24) Granoſum, 
Saxum aceroſum ſolidum atrum, gramis granatinis. 25) Tritorium, Saxum micaceum 
ſubfiſſile incarnatum, granis quarzoſis. 26) Reroſienſe, Saxum micaceum nigro mi- 
caceo alboque quarzofo-cotaceo alternatis. 27) Montanum, Saxum quarzofum ſubſpa. 
thofum albicans, mica aurea fparfa. 28) Mareſtradenſe, Saxum micaceum quarzofum 
pſſile, micis albis nitidiſſimis fubimpalpabilibus. 29) Pundtatum, Saxum wicaceum 
fiffile incarnatum, granis granatinis 30) Bitsbergenſe, Saxum micaceum nigricans, 
atomis aceroſis longitudinalibus. 31) Metalliſerum, Saxum impalpabile einereum ato- 
mis quarzofis micaceisque. 32) Sibiricun, Saxum impalpabile laſpideum rubrum, 
maculis albis quarzofis. 33) Angermannieum, Saxum quarzofum fpathofum album 
maculatum mica ſquamoſa atra. 34) Norbergenſe, Saxum quarzoſum acutangulum al- 
bidum. 35) Fornaecum, Saxum arenoſo- micaceum fiſſile cinereum, interſtinctis ato- ” 
a „ 0 5 N mis, 
(e) Syſtema naturae. 1768. S. 72. f. » 


N 


Die fünfte Klaſſe, don den vermiſchten Steinen. 381 


mis, quarzofis micaceisque. 36) Cotiarium, Saxum fehiftofinn fiffile fuſcum, atomis 
micaceis, oblique truncatum. 37) Grandaeuum, Saxum micaceum ſpathoſum nigri- 
cans, particulis decuſſantibus ferreis. 38) Tinnitans, Saxum impalpabile micaceum 
quarzoſum ſubferreum, granis granatinis. 39) Primigenum, Saxum lapillis fabulis 
argillaque connatum. 40) Amnigenum, Saxum lapillis ſabulis ochra connatum. gr) Si- 
licinum, Saxum filicibus cretaceis jaſpide connatum. Herr von Cronſtedt (f) 
macht folgende Abtheilung: I. zuſammengeſetzte Felsſteine, Saxa compofita; 1) Ophit, 
2) Geſtellſtein, 3) Norrka, Murkſtein, 4) Wetzſtein, 5) Schneideſtein, 6) Porphyr, 
7) Trapp, 8) Mandelſtein, 9) Gruͤnſtein. II. Zuſammengeleimte Feisſteine, Saxa 
conglutinata; 1) aus groͤßern oder abgebrochenen Stuͤcken bloßer Bergarten; a) aus 
Kalkſtein, durch Kalk; b) aus Jaspisdruſen, durch Jaspiserde; c) aus Kieſeln, durch 
Jaspiserde; d) aus Quarzdruͤſen, durch eine unbekannte bindende Materie; e) aus 
allerley Felsſteindruͤſen; 2) aus Koͤrnern allerley Felsſteine, und aus Sand, Sand⸗ 
ſtein; 3) aus Bergarten und Erzen. Herr von Bomare (g) hat folgende Abthei⸗ 
lung: J. grober Felsſtein, Saxum craſſius. Petrofilex gregarius. Wal. Pierre de roche 
groſſiere; 1) undurchſichtiger Felsſtein, oder ſchlechter ſandiger Felsſtein, Saxum opa- 
cum, Petroſilex opacus intrinfice compactus, mollior. Wall. Saxum ſimplex cota- 
ceum. Wall. Saxum arenarium. Carth. Pierre de roche opaque, on Roche fimple 
ſablonneuſe; a) dunkler gräner Felsſtein, Gruͤnſtein, Saxam viride micans. Petrofi- 
lex opacus viridis. Wall. Pierre de Roche opaque verte; b) grauer glimmericher 
Felsſtein, Saxum inaequaliter micaceum. Wall. Roche griſe melèe de mica. H, Fels- 
ſteinmaßen, Saxum petroſum folidum. Saxum petroſum, fruſtulaceum. Saxum 
petroſum, lapidibus majoribus coneretum. Mall. Roche en maſſe; 1) fieslicher - 
Felsſtein, Saxum petroſum filiceum. Saxum petroſum ſiliceo corneum. Pall. 
Roche compofee de Cailloux; 2) Porphyr. Siehe unten Porphyr (F. 550. 3.) 
Wurſtſtein. Siehe Puddingſtein, im erſten Bande (F. 315. S. 416.) 4. Granit⸗ 
ſtein. Siehe unten Granit ($. 560.) III. Felsſteine von lebhaften Farben, Saxum 
fübtilius. Petroſilex jaſpideus. Mall. Corneus opaens polituram admittens, colore 
variegato. Woltersd.- Iaſpis. Pierre de Roche de couleurs vives. Siehe im erſten Bande 
(F. 277. S. 360. f.) Herr Profeſſor Cartheuſer (h) hat folgende Gattungen: 
1) Saxum ſpathoſum; 2) Saxum quarzoſum; 3) Saxum micaceum; 4) Saxum calca- 
reum. 5) Saxum arenarium; 6) Saxum corneum; 7) Saxum Fiſſilis; 8) Saxum laſpi- 
dis. Porphyrius. Sill (1) der das Verdienſt hat, daß er alle Gattungen der Foßi⸗ 
lien aus Schriftſtellern zuſammen lieſet, und oft neue hinzu thut, hat von den Fels— 
ſteinen folgende 46 Gattungen; 1) Lapland Quarry ſtone, Saxum Laponicum; 2) Dan- 
nemore Quarry ſtone, Saxum Dannemorenſe; 3) Sahlberg Quarry ſtone, Saxum Sahl- 
bergenſe; 4) Italian quarry flone, Saxum talcofum; 5) Cape quarry ſtone, Saxum 
Helznae; 6) Mountain quarry ſtone, Saxum acthereum; 7) Wavy quarry ſtone, Saxum 
vndulatum; 8) Radiant quarry ſtone, Saxum radians; 9) Fahlun quarry flone, Saxum 
Fahlunenfe; 10) Pearly quarry ſtone, Saxum Margaritaceum, 11) Whetting quarry 
B bb 2 | itone, 
(f) Verſuch einer neuen Mineralogie. S. 234f (b) Elementa Mineralogiae. S. 29. f. 
(8) Mineralogie. 1. Th. S. 262. f. (i) Foſſils. S. 267, f. 


382 Die fünfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 


ſtone, Saxum novaculare; 12) Stenshuwheed quarry ſtone, Saxum Stenonis; 13) Mo- 


rane quarry ſtone, Saxum morenfe; 14) Black lind quarry flone, Saxum decuflatum; 
15) Corn ſtone, Saxum frumentale; 16) Mixt quarry ſtone, Saxum molare; 17) Gar- 


penberg Stone, Saxum Garborgenſe; 18) Blue green quarry ſtone, Saxum caeru- 
leſcens; 19) Salt quarry ſtone, Saxum fatiſcens; 20) Alpine quarry ſtone, Saxum 
alpinum; 21) Granite quarry flone, Saxum granatinum; 22) Roſe quarry ſtones 
Saxum Tritorium; 23) Norway quarry ſtone, Saxum Roeroſienſe; 24) Golden 
quarry ſtone, Saxum montanum; 25) Mareſtra and quarry flone, Saxum mareſtran- 
denſe; 26) Ruddy quarry ſtone, Saxum punctatum; 27) Bitsberg quarry ſtone, 
Saxum bitsbergenfe; 28) Metalline quarry ſtone, Saxum metalliferum; 290) Siberian 
quarry ſtone, Saxum ſibericum; 30) Angerman quarry ſtone, Saxum angermanenſe; 
31) Norberg quarry ſtone, Saxum norbergenſe; 32) Furnace quarry ſtone, Saxum 
fornaceum; 33) Whetting ſtone, Saxum cotarium; 34) Antient quarry ſtone, Saxum 
grandaevum; 35) Ringing quarry ſtone, Saxum tinnitans; 36) Clay quarry ſtone, 
Saxum primigenum; 37) Pale quarry ſtone, Pfadurium fragile; 28) Bright quarry 
ftone, Pfadurium durius; 39) Dusky quarry ſtone, Pfadurium albidofulcum; 40) 
Round gritted quarry ſtone, Pfadurium rotundatum; 41) Tawny quarry ſtone, Pfa- 
durium ſeintillans; 42) Olive quarry ſtone, Ammoſchiſtum vireſcens; 43) Spungy 
quarry ſtone, Sympexium poroſum; 44) Straw colour'd quarry ſtone, Sympexium 
albido flaveſcens; 45) Lead colour d quarry ſtone, Sympexium fubcaeruleum; 46) 
Variegated quarry ſtones, Sympexium rubro virens. 


§. 545. 2 

Bey der Unterfuhung des Urſprungs der Felsſteine muß man den Urs 
ſprung der Felſen ja nicht mit in Anſchlag bringen. Es kann moͤglich ſeyn, daß ein 
ungeheurer Fels das auf einmal geworden iſt, was er iſt, aber es iſt doch auch zuver⸗— 
laͤßig, daß andere, und vielleicht die mehreſten Felſen als zuſammengeſetzte Koͤrper zu 
betrachten ſind, dazu die Felsſteine eben die Materialien hergeben. Unten werde ich 
von dem Urſprunge der Felſen reden, jetzo rede ich von dem Urſprunge der Felsſteine. 
Ich muß ſagen, daß ich mich daruͤber gewundert habe, daß kein einziger von den 
Schriftſtellern die ich bey der Hand habe, den Urſprung der Felsſteine unterſucht hat. 
Wenn ich alſo meine Meynung daruͤber ſagen ſoll, ſo halte ich dafuͤr, daß man mehr 
als eine Entſtehungsurſache bey den Felsſteinen annehmen muͤſſe. Man hat unter ih⸗ 
nen ſolche, bey denen man leicht ſiehet, daß ſie aus verſchiedenen Erdarten zuſammen⸗ 
geſetzt find, und hier konnte theils eine Congelation, theils ein Sediment (F. 28. S. 32. 
im erſten Bande) ſtatt haben. Wenn man Felsſteine findet, wo ſich die Ingredien⸗ 
zien, wenn ich ſo reden darf, in einer unordentlichen Miſchung befinden, wo die Theile 
auf allen Seiten genau verbunden ſind, und daher beym Zerſchlagen in unordentliche 


Theile zerſpringen, von ſolchen Felsſteinen behaupte ich, daß fie durch eine Congelation 
entſtanden find. Wenn man aber auch Felsſteine findet, welche etwas Schieferartiges - 


an ſich haben, und ſich auf irgend eine Art in Blätter zerlegen laſſen, von denen bes 
haupte ich, daß ſie durch ein Sediment entſtanden ſind. Das iſt der Urſprung der 
Felsſteine, die aus vermiſchten Erden entſtanden ſind. Man hat aber auch unter den 

Fels⸗ 


721998 


Die fünfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 383 


Felsſteinen ſolche, bey denen der Augenſchein lehret, daß wenigſtens ein Theil derſelben 
e Stein war, ehe es in die Maſſe zu liegen kam, worinne es jetzo liegt. Wenn 
an z. E. in einer zuſammenhangenden Maße Steine anderer Art in fichtbaren Stuͤcken 
findet, ſo glaube ich, daß dergleichen Felsſteine entweder in der See erzeuget ſind, oder 
daß hiezu Ueberſchwemmungen die nächfte Gelegenheit gegeben haben. Wenigſtens 
ſind dergleichen Steine nie durch ein Sediment entſtanden, weil diejenigen Theile, die 
ſchon eine Steinhaͤrte erlangt haben, wuͤrden untergeſunken, und alſo unter das Sedi⸗ 
ment zu liegen gekommen ſeyn. 

Herr Woltersdorf (k) merket an, daß der Felsſtein, wenn er dicht iſt, eine 
ſchoͤne Politur annehme, und das waͤre eben der Grund, warum die Alten den Granit 
und den Porphyr unter die Marmore gezaͤhlet haͤtten, die doch nur zu den Felsſteinen 
gehoͤreten. Nicht alle Felsſteine nehmen eine Politur an; denn bey vielen ſind ihre 
Theile nicht zuſammenhangend genug, bey andern ſind Theile, die einen vorzuͤglichen 

Theil der Beſtandtheile einnehmen, dergleichen Sand, Spath, Kalkerde u. f. f. find, 
vorhanden, welche keiner Politur faͤhig ſind. Manche Felsſteine hingegen beſtehen aus 
einer genauen Verbindung ihrer Theile, fie find alſo hart und feſte, und dieſe laffen 
ſich allerdings poliren. 

Wenn wir die Felsſteine in Ruͤckſicht auf die Minern betrachten, ſo iſt wohl 
ſo viel ausgemacht, daß man die Minern mehr i in Floͤtzgebuͤrgen als in Felſengebuͤrgen 
antrift, aber daß fie gleichwohl in dieſer Ruͤckſicht nicht ganz leer find. Henkel (1) 
merket an, daß Kies in ſolchem bis zu Tage ausſtreichenden Felſen-Bruch⸗ und Mauers 
ſteingebuͤrge, welches auf Bergmaͤnniſch Bnauer, und wegen feiner metalliſchen Uns 
haltbarkeit ein wildes, taubes, unfruchtbares Geſtein heißen muß, gefunden werde. 
Er verſichert dabey, daß er dieſes nicht etwa nur auf ofnen Kluͤften, ſondern auch im 
Ganzen und Feſten, obwohl nur eingeſprengt, doch wuͤrklich und koͤrperlich an nicht 
wenigen daraus gefoͤrderten Bergen wahrgenommen habe. Ja Herr Vogel ſagt 
vorher gar, daß alle Erzgaͤnge an einen ſolchen Felsſtein anſtuͤnden, den die Bergleute 
Knauer nennen. 

Die Liebhaber der Verſteinerungen werden ſich von den Felsſteinen ebenfalls 
geringe Vortheile für ihre Sammlungen verſprechen koͤnnen, da die mehreſten einzelnen 
Steinarten, daraus der Felsſtein beſtehet, als Quarz, Spath, Glimmer, Feldſpath 
u. d. g. ebenfalls keine Verſteinerungen in ſich halten. Wenn die Felsſteine im Ganzen 
betrachtet werden, und nicht, wie es bisweilen geſchiehet, aus Schichten und Lagen 
beſtehen, ſondern ein Ganzes ausmachen, ſo findet man darinne keine Verſteinerungen. 
Herr Hofrath Walch (m) macht darüber folgende Anmerkung. „Sie ſind alſo 
nicht in der See entſtanden, vielmehr ſcheinen fie die allerafteften Ueberbleibſel unſers 
ehemaligen Erdkoͤrpers zu ſeyn. Die groͤſten find wohl durch unterirrdiſche Feuer und 
dadurch entſtandene Erdbeben in die Hoͤhe gehoben worden. Daß ſie ehedem auch 
Erde geweſen, auch zum Theil aus einer weichen Maſſe von Spath, Quarz, Glim⸗ 
mer, Sand u. d. g. beſtanden, zeigt der Augenſchein. Es iſt alſo eine Zeit vorhanden 

geweſen, 


(k) Mineralſyſtem. 85 47. Num. 13. (m) Naturgeſchichte der Verſteinerungen. 
8 (15 Kies hiſtorie. S. 2 Th. 1. S. 36. 3 


1 


384 Die fuͤnfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 


geweſen, da dieſe weiche Maffe, frey von allen beygemiſchten fremden Körpern noch 
keine fo ungeheure Felſen wie heut zu Tage bildete.. Findet man ja zuweilen in dem 
Felsſteine eine Verſteinerung, b iſt es ein feltener Fall, wovon man nicht allemal die 
Urſache angeben kann. 


9.5 

Aus der Zuſammenſetzung der Zelsfteine find die Felſen entſtanden. Hier if 
alſo der Ort, wo ich von den Felſen reden kann; doch werde 1 mich dabey aller 
moͤglichen Kuͤrze bedienen. 

Ob man gleich glauben koͤnnte der Begrif eines Felſens ſey Jedermann bekannt, 
ſo iſt doch auch gewiß, daß man dann nur erſt einen Felſen kennt, wenn man ihn von 
dem Floͤtzgebuͤrge gehoͤrig unterſcheiden kann. Niemand hat dieſen Umſtand deutlicher 
aus einander geſetzt, als Herr von Juſti (n), deſſen Anleitung ich hier folgen will. 
Die Felſenſtuͤcke ſagt er, laufen öfters viele hundert Fuß hoch und breit in einem einzi⸗ 
gen Stuͤck fort, ohne daß man die geringſte Zuſammenfuͤgung, Lage oder Schicht, 
oder ſonſt den geringſten Unterſchied daran wahrnehmen kann; und deshalb unter⸗ 
ſcheiden ſie ſich eben von den Floͤtzgebuͤrgen, welche allemal in Steinarten beſtehen, die 
Schichtweiſe, oder in Lagen von wenigem Fuß dicke auf einander liegen. Die Felſen⸗ 
gebuͤrge ſind uͤberdieſes allemal die hoͤchſten auf dem Erdboden, die meiſten ſind 
wenigſtens auf dieſer oder jener Seite von aller Dammerde entbloͤſet, ſind öfters ſenk⸗ 
recht abgeſchnitten, und machen jaͤhe oder tiefe Abgruͤnde, die ſich nicht ſelten auf eine 
Tiefe von vielen hundert Klaftern erſtrecken. Wenigſtens raget der Gipfel ſolcher 
Felſengebuͤrge gemeiniglich in ungeheuren Felſenſtuͤcken aus der Dammerde hervor; 
und auf dieſer oder jener Seite erblicket man gleichfalls dergleichen hervorragende Fels 
ſenſtuͤcken, die von aller Dammerde befreyet ſind. Eine große Menge von Gebuͤrgen 
haben dieſe Beſchaffenheit. So ſehen die Alpengebürge, die Pyrenaͤiſchen Ge⸗ 
buͤrge, die Schweitzer gebůͤrge die Gebuͤrge in Wiederöftereich, Steyer⸗ 
mark, Baͤrnthen, Crain, ein Theil des Riefengebürges, zum Theil die Ges 
bürge zwiſchen Böhmen und Franken, wie auch zwiſchen Böhmen und Sachfen, 
die meiften Gebuͤrge in NWorwegen und Schweden, und faſt alle hohe Gebuͤrge 
auf unſerm Erdboden aus. Die Floͤtz⸗ oder neuen Gebürge find von denen vorher⸗ 
gehenden, ſowohl in ihrer aͤußerlichen Geſtalt, als in ihrer innern Zuſammenfuͤgung 
gaͤnzlich unterſchieden. Sie find bey weiten nicht fo hoch, als die Felſengebuͤrge, allent— 
halben mit Dammerde bedeckt, und ſteigen von allen Seiten ſanft auf. In ihrer 
innern Zuſammenfuͤgung beſtehen ſie allemal aus einer Menge von verſchiedenen 
Steinlagen oder Schichten, davon eine jede Sage von zwey bis vier Fuß mehr oder 
weniger leicht von einander zu unterſcheiden, und an den Ort ihrer Zuſammenfuͤgung 
ohne Muͤhe von einander abzuſondern iſt. Nicht ſelten beſtehen auch dergleichen Berge 
aus nichts, als Sand und Leim, wie z. E. in Neumark und in Pommern, wie auch 
im Mecklenburgiſchen und im Hollſteiniſchen. Die, Steinarten, welche allemal in 
ſolchen Floͤtzgebuͤrgen angetroffen werden, find gröbere Sandſteine, Kalkſteine, ſchlechte 
Marmorarten, Spatharten, und inſonderheit allerley Arten von Schiefern. 

f Herr 


(n) Geſchlchte des Erdkoͤrpers. S. 46. 


Die fünfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 385 


Herr Lehmann (o) theilet die Gebuͤrge in Gang- und in Sloͤtzgebuͤrge ein. 
Bey ihm ſind die Gangebuͤrge eben das, was wir Felſen nennen. Das Geſtein, aus 
welchem ein Gangebuͤrge beſtehet iſt groͤſtentheils einerley. Bald iſt es in dem einen 
Feuer wackig und Hornſteinig, in dem andern mehr kieſelig, quarzig, wieder in einem 
andern mehr Kalkartig, ſpathig und dergleichen. Floͤtzgebuͤrge bingegen find 
Schichten von Erden und Steinen, welche in Menge horizontal uͤber einander liegen. 
Die Floͤtzſchichten ſind zwar einander nicht allezeit gleich an der Zahl, bald ſind mehrere 
bald wenigere vorhanden, und davon koͤnnen gar verſchiedene Urſachen vorhanden ſeyn; 
die Schichten woraus die Floͤtzgebuͤrge beſtehen, ſind auch nicht allezeit gleich maͤchtig; 
und es beſtehet auch kein einziges Floͤtz aus einer reinen einfachen Erde; allein das. 
beweiſen doch alle Floͤtzgebuͤrge, daß ſie durch Aufeinanderhaͤufung entſtanden ſind. 
Es iſt daher auch ſehr wahrſcheinlich, daß die Felſen viel älter find als die Floͤtzgebuͤrge. 
Woodward (p) nimmt es als eine Erfahrung an, daß die Felſen, die Berge 
und andere Erhoͤhungen des Erdbodens, hauptſaͤchlich aber diejenigen, deren aͤußere 
Flache man mit Graben und Arbeiten, oder auf andere Art alle Jahre umgewendet und 
verruͤcket hat, beſtaͤndig abnehmen und ſich mehr und mehr zuſammenſetzen; daß die 
Regen nach und nach die Theilchen von ihrer Oberflache mit hinwegnehmen, und 
dieſelben an die daran ſtoßenden Ebenen und Thaͤler verſetzen, daß die Steine ſelbſt, 
ſie moͤgen nun ganz blos und frey liegen, wie die Felſen, oder mit einer Lage von 
Erde bedeckt ſeyn, wie unſre gewöhnlichen Hügel, ebenfalls keinen mehrern Vorzug 
haben, und daß ihre Feſtigkeit ſie vor den Regen nicht in Sicherheit ſetzet, als von 
welchen ſie ganz allmaͤhlig aufgeloͤſet, ihre Theilchen abgeſondert, und eben ſo wohl 
nach der Reihe mit fortgeſchwemmet werden, wie die Erde. Es iſt auch in der That 
merkwürdig, was Boccone Jꝗ) von dem Aetna ſagt, daß man zuverlaͤßig wiſſe, daß 
die Spitze des Aetna niedriger geworden ſey. Denn vor 30 Jahren konnte man die— 
ſes Berges Spitze zu Terra difurnari und an andern Orten ſehen, da man jetzo an - 
eben denen Orten und auf eben denen Stellen nicht das mindeſte mehr davon gewahr 
wird. Man hat auch bemerkt, daß auf eben dieſe Art die Höhe des Veſuvius abge, 
nommen habe. Das iſt wohl moͤglich, daß ſich Felſen erniedrigen koͤnnen; allein ich 
wollte die Urſache davon doch nicht auf Rechnung des Regens ſchreiben, welches 
Woodward darum annahm, damit er ſeine Hypotheſe, daß zur Zeit der Suͤndfluth 
alles ſey aufgeloͤſet worden, deſto ſichrer behaupten konnte. Der Regen thut einem 
Felſen, wenn zumal feine Steinart hart iſt, gewiß fo wenig Schaden, daß Jahrhun— 
derte dazu gehoͤren, ehe die Abnahme eines Felſen ſichtbar werden kann. Aber ein 
Felſen kann ſich wohl ſenken, wenn er zumal durch Erdbeben erſchuͤttert wird, oder 
wenn durch die unterirrdiſchen Waſſer, oder durch unſichtbare Vulcane eine Veraͤnde— 
rung in dem Erdboden vor ſich gehet. Daher auch die Beyſpiele von niedergeſunkenen 
Bergen, oder von eingeſtuͤrzten Felſen eben nicht ſelten ſind. | 
i sh Man 
(o) Geſchichte von Floͤtzgebuͤrgen. S. 117. (q) Mufeo di Fifica et di Eſperienze. S. 8. 
132. 156. f. 8 f Lehmann J. e. S. 98. 
(p) Phyſiealiſche Erdbeſchreibung. S. 248. f. 
2. Th. a Cee 


386 Die fünfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 


Man darf auch die Felſengebuͤrge nicht in der ganzen Welt ſuchen. Manche 
Gegenden find ganz leer von Gebuͤrgen, andere haben bloße Floͤtzgebuͤrge, und 
man findet oft Striche von mehr als hundert Meilen, wo kein Felſen gefunden wird. 
In der ganzen Mark Brandenburg, die Neumark mit innbegriffen, in dem groͤß⸗ 
ten Theile von Grospohlen, in ganz Pommern, in dem Herzogthum Mecklen— 
burg, in Sollſtein, Schleßwig und Juͤtland, wie auch auf der ganzen daͤniſchen 
Inſel Seeland, folglich in einem Strich Landes, der mehr als hundert Meilen in 
der Laͤnge und faſt eben fo viel in der Breite hat, wenn man den groͤßten Theil der 
Luͤneburgiſchen Lande und das Herzogthum Bremen mit dazu rechnet, mit 
welchen es eine gleiche Beſchaffenheit hat, befindet ſich Fein einziges hohes oder nur mit⸗ 
telmaͤßiges Felſengebuͤrge. Dennoch wird man allenthalben in dieſen Landen eine große 
Menge von Floͤtzgebuͤrgen, Sand und Leimenbergen gewahr, davon einige, wie z. E. 
bey Landsberg an der Warthe, die bey Rüdersdorf in der Churmark, die 
zwiſchen Cuͤſtrin und Frankfurth an der Oder, die bey Sreyenwalde und Boͤ⸗ 
nigswalde, und viele andere in dem Necklenburgiſchen und Luͤneburgiſchen 
eine anſehnliche Höhe haben, fo, daß man über eine halbe Stunde bis auf ihren Gipfel 
zu ſteigen hat (r). So groß aber auch immer die Höhe eines Floͤtzgebuͤrges ſteigen 
kann, ſo erreicht es doch nie die Hoͤhe eines Felſengebuͤrges, bey dem man oft den 
Gipfel nicht uͤberſehen kann. b ö 


8. S f 
Ueber den Urſprung der Felſen haben ſich die Gelehrten noch immer nicht 
vereinigen koͤnnen, und ſo lange man allen Felſen einerley Urſprung beyleget, ſo lange 
wird auch keine Vereinigung zu erwarten ſeyn, da keine einzige Hypotheſe auf alle und 
jede Felſengebuͤrge paſſen kann. Ich will einige Meynungen davon anführen, 
Verſchiedene Gelehrte haben geglaubt, daß die Felſen ihren Urſprung von 
der Schöpfung haͤtten. Henkel (0) ſagt ausdruͤcklich, daß das felſige und foges 
nannte wilde Gebuͤrge zu denenjenigen Stuͤcken dieſes großen Weltgebaͤudes gehoͤre, 
welche gleich im Anfange zugeſchnitten und angelegt worden ſind (t). Herr Lehmann 
nimmt drey Gattungen von Gebuͤrgen an (u), und unter dieſen begreift die erſte 
diejenigen Gebürge in ſich, die mit der Entſtehung der Welt zugleich geworden find, 
Er haͤlt dafür, daß dieſe allererſten Berge diejenigen großen Gebuͤrge waͤren, welche 
theils ganz einzeln im flachen Lande ſich befinden, theils aber öfters in einem großen und 
langen Zuſammenhange anſehnliche Gegenden des Erdbodens durchſtreichen. Herr 
Lehmann nennet uns ſogar einige dieſer Felſengebuͤrge. Es gehören dazu diejeni⸗ 
gen Gebuͤrge, ſagt er, welche wir jetzo als Hauptgebuͤrge noch anzuſehen haben, und 
welche durch den ganzen Erdboden zerſtreuet ſind, dergleichen ſind in Deutſchland 
das Rieſengebuͤrge, der Fichtelberg, die Saͤchſiſchen Erz⸗ und die Harzge⸗ 
buͤrge, 


() Juſti Geſchichte des Erdkoͤrpers. S. 57. f. ſteinerungen find, in ſich halten. Von den Feb 
(0) Kieshiſtorie. ©. 367. ſen weiß man dieſes, und das mag auch wohl 
(t) Es iſt bekannt, daß verſchiedene alle der Grund ſeyn, warum man glaubt, Gott 
diejenigen Steine von der Schöpfung ableiten, babe fir anfaͤnglich zugleich mit erſchaffen. 
welche keine fremden Körper, dergleichen die Ber (u) Geſchichte von Floͤtzgebuͤrgen. S. 96. f. 


Die fünfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 387 


buͤrge, die Tyrolergebuͤrge und unzaͤßlige andere.“ Ein ungenannter Verfaſ⸗ 
fer (x) theilet die Gebürge auf dem Erdboden in das hohe oder Felſengebuͤrge, 
und in das Mittel⸗ und Vorgebuͤrge ein. Von dem hohen oder Felſenge— 
buͤrge glaubet er, daß ſolches bey der Schöpfung der Welt von Gott alſo mit erſchaf— 
fen worden; die Mittel: und Vorgebuͤrge aber waͤren durch nachfolgende Ueberſchwem— 
mungen entſtanden, indem ſich die Fluthen an den hohen oder Felſengebuͤrge gebrochen 
haͤtten, die fonft außer dem Daſeyn ſolcher erſchaffenen hohen Gebuͤrge ſanft fortgerol⸗ 
let ſeyn, und ihren mit ſich fuͤhrenden Steinſchlamm und Erden allenthalben gleich auf 
der ebenen Oberflaͤche abgeſetzt haben würden. Herr von Juſti (y) hat wider dieſes 
Syſtem allerley Einwendungen gemacht. Seine Haupteinwendung aber iſt ſeichte ge⸗ 
nug. Hier iſt fi. Was ſollte der weiſe Urheber der Natur wohl fuͤr Abſichten ge— 
habt haben koͤnnen, wenn er gleich bey der Schöpfung fo viele Felſenmauren, mit en⸗ 
gen Thaͤlern durchſchnitten, haͤtte hervorbringen wollen? Hat er ſich etwa dadurch ein 
Spielwerk und einen Zeitvertreib machen wollen? Gewiß iſt es viel vernuͤnftiger, 
wenn man glaubt, daß ſolche Felſenmauern in einem ſo großen Bezirke nicht Werke 
der Schöpfung, ſondern erſt durch die nachfolgenden Begebenheiten und Beſchaffenhei— 
ten des Erdkoͤrpers gleichſam zufaͤlliger Weiſe entſtanden ſind.“ 

Andere Gelehrten leiten den Urſprung der Felſen von der Suͤndfluth 
her. Woodward (2) wenn er auch erſchaffene Felſen geglaubet haͤtte, darf ihre 
Dauer gleichwohl nicht länger als bis zur Suͤndfluth annehmen. Nach feiner Mey« 
nung iſt in der Suͤndfluth alles erweicht und aufgeloͤſet worden, und die gegenwärtige 
Erde iſt durch die Suͤndfluth alſo gebildet worden, wie wir fie jetzo finden. Alſo muͤſ⸗ 
ſen auch die Felſen alſo entſtanden ſeyn, und das iſt auch ſeine ausdruͤckliche Meynung. 
Sie ſind nichts anders als Erhoͤhungen der Schichten, die ſich nach und nach ihrer 
eignen Schwere zufolge niedergeſetzt, und uͤber einander gehaͤufet haben. Auch Sto⸗ 
baͤus (a) haͤlt dafuͤr, daß die großen Felſengebuͤrge durch die Suͤndfluth entſtanden 
waͤren. Walpurger (b) hat in der Hauptſache eben dieſe Meynung, er nimmt 
aber auch das Meer und andere Umſtaͤnde zu Huͤlfe, wenn er den Urſprung der Felſen 
erlaͤutern will. Daß die Felſen anfaͤnglich, ſagt er, da ſich die Erde unter der großen 
Tiefe, die ſie bedeckt hielt, zuſammenzog, weich geweſen, und ihre Trockenheit allererſt 
durch ein goͤttliches Machtwort erhalten, ſonderlich als fie durch unterirrdiſche Entzuͤn— 
dungen in die Höhe geſtoßen worden, und die wohnbaren Laͤnder dargeſtellet, iſt aller⸗ 
dings mehr als wahrſcheinlich, und die verſteinerten Sachen, ſonderlich die Fiſche 
und Seemuſcheln, die man auf denen hoͤchſten Bergen, und mitten in denen haͤrte⸗ 
ſten Felſen und Sandſteinen antrift, wenn man fie zerſpaltet, bezeugen klar und 
deutlich, daß ſie ehedem den Grund des Meeres abgegeben, und ſonderlich zur 

Ce c 2 Zeit 


(x) Abhandlung von dem Urſprunge der Ge. (a) Opuseula. S. 290. in der Abhandlung 

büͤrge und der darinne befindlichen Erzadern. Monumenta diluvii uniuerſalis ex hiſtoria 
Leipzig 1770. naturali. 

Ay) Geſchichte des Erdkoͤrpers S. f. f. beſon⸗ =. Cosmotheologiſche Betrachtungen. Th. 1. 


ders S. 55. 
(2) Phyſikaliſche Erdbeſchreibung. S. 85. f. 


388 Die fuͤnfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 


Jeit der Suͤndfluth, da die Brunnen der großen Tiefe aufgebrochen, welches ohne 
ein allgemeines und erſchreckliches Erdbeben unmoͤglich geſchehen koͤnnen, ihr Weſen, 
ihre Geſtalt und Lage erhalten haben. Da nun aus der Artillerie und Feuerwerkerkunſt 
bekannt iſt, daß eine allzu ſtark geladene Mine, keine weite Eroͤfnung macht, eine all. 
zu ſchwach geladene aber nur eine maͤßige Erſchuͤtterung deſſen, was ſie ſprengen ſoll, 
hinter ſich laͤßt; ſo ſehe ich die Felſen fuͤr nichts anders, als Wirkungen allzu ſcharf ge⸗ 
ladener und enger Erdminern an, die bey ihrer Entzuͤndung auf denen Seiten ſtarken 
Widerſtand gefunden, und ihre ſteinerne Decke, die ſie uͤber ſich gehabt, und wo das 
Feuer mit feinen ausgeſpannten Salpeter- und Schwefeldaͤmpfen, die ohne dies über 
ſich ſteigen, wenn fie nicht gehindert werden, am leichteſten durchbrechen koͤnnen, zer 
riſſen, und von beyden Seiten in die Hoͤhe geſtoßen, wovon uns die Meerengen, die 
insgemein auf den Seiten mit hohen Felſen verſehen ſind, uͤberzeugen koͤnnen, und ſind 
dergleichen Felſen mit der Zeit von aller fruchtbaren Erde, die ſie vielleicht anfangs 
über ſich gehabt, vollends entbloͤſet worden „ wozu Regen und Wind das meiſte bey⸗ 
getragen. 

Endlich haben ſich auch Gelehrte gefunden, welche die Selſen für eine Wuͤr⸗ 
kung des Feuers ausgegeben haben. Herr Hofrath Walch (e) ſagt gusdruͤck⸗ 
lich, daß die größten Felſengebuͤrge, nicht in der See haben entſtehen koͤnnen, und die 
ſes haben auch einige behauptet, welches ich aber mit Bedacht uͤbergangen habe, weil 
darinne keine Verſteinerungen enthalten ſind; ſondern ſie ſind durch unterirrdiſche Feuer 
und dadurch entſtandene Erdbeben in die Hoͤhe gehoben worden. Eben das iſt die 
Meynung des Herrn von Juſti (d) der ſie aber ebenfalls nicht von allen, ſondern 
nur von vielen, und zwar ſonderlich von den hoͤchſten Felſen behauptet. Herr Adan⸗ 
fon (e) hat dieſes ſogar von einem Schieferfarbigen Felſen, den er bey Teneriffa 
fand, und davon ich nachher beſonders reden werde, zu beweiſen geſucht. Er fand 
eben dieſe Steinart auch außer dieſen Felſen, und ſie hatte mit denen durchs Feuer ges 
ſchmolzenen Steinen der Feuerſpeyenden Berge eine ſo vollkommene Aehnlichkeit; und 
alle Vergleichungen die Herr Adanſon mit feinen Steinen, und mit verſchiedenen La— 
ven zu machen Gelegenheit fand, machte dieſe Aehnlichkeit ſo zuverlaͤßig, daß er glaubte, 
man koͤnne und dürfe der gegenwaͤrtigen Steinart unmöglich einen andern Namen ge— 
ben. Da ich beynahe behaupten darf, daß dieſe Meynung die Lieblingsmeynung der 
neuern Naturforſcher iſt, fo wird es mir erlaubt ſeyn, daruͤber meine Meynung zu ent— 
decken. Wenn man behauptet, daß das Feuer unſre Felſen in die Hoͤhe gehoben habe, 
fo erklaͤrt man dadurch eigentlich ihren Urſprung nicht. Denn fie mußten ſchon vor⸗ 
handen ſeyn, wenn ſie das Feuer ſollte haben heben koͤnnen. Wenn man aber die 
Steinart der Felſen wuͤrklich für eine Lava hält, fo überlege man nicht, daß die ges 
woͤhnlichen Felsſteine im Feuer ſchmelzen, ($. 543 ) fie würden alſo, wenn. fie durch 
das Feuer entftanden find, entweder ein wahres Glas, oder wenigſtens eine Schlacke 
geworden ſeyn. Ich glaube daher ncht, daß die Felſen durch das Feuer entſtanden 

find, 
ce) n der Verſteinerungen. (e) Reife nach Senegal S. 18. der Ausg. 


des Herrn D. Martini. S. 15. 16. der Ausg. 
440 Geschichte des Erdkoͤrpers. S. 63. des Herrn Prof. Schreber. 


Die fünfte Klaſſe, von den vermifchten Steinen. 389 


find, aber das glaube ich, daß man bey dem Urſprunge der Felſen mehr als einen Ent» 
ſtehungsgrund anzunehmen habe; daß einige von der Zeit der Schoͤpfung herruͤhren, 
daß andere im Meer erzeuget, andere durch Ueberſchwemmungen hervorgebracht wor— 
den, und noch andere durch das Feuer in die Hoͤhe gehoben ſind. Wenn man entwe⸗ 
der ſelbſt große Felſengebuͤrge geſehen hat, oder wenn man fie wenigſtens aus glaubs 
wuͤrdigen Reiſebeſchreibungen kennt, ſo wird man auch eingeſtehen, daß ſie unmoͤglich 
einen Befprüng haben Fönnen. 


$- 5 

Wenn ich freylich Willens hätte eine Eoemlogie zu ſchreiben, fo wuͤrden es meine 
Leſer von mir erwarten koͤnnen, ihnen von den vorzuͤglichſten Felſen, und den anſehn⸗ 
lichſten Gebuͤrgen eine Nachricht zu geben; allein, da das mein Zweck nicht iſt, ſo 
wird es hinreichen, wenn ich nur einiger merkwuͤrdigen Felſen Erwehnung 
thue. Ich will aber dabey die bekannteſten Felſen, namlich die Alpen, die Pby⸗ 
rendͤiſchen Gebuͤrge, die Schweitzeriſchen Gebuͤrge, das Riefengebürge, 
und dergleichen mehrere ganz mit Stillſchweigen uͤbergehen, weil ich vermuthe, daß 
ſie dem größten Theil meiner Leſer wenigſtens aus Schriftftellern bekannt find: ich will 
auch der Thuͤringiſchen Gebuͤrge nicht gedenken, welche größtentheils Kalkgebuͤrge 
ſind, weil ſie nicht ſowohl unter die Felſen, als vielmehr unter die Floͤtgebuͤrge gehoͤ. 
ren; ich will endlich auch nichts von den Felſen ſagen, welche Scheuchzer in ſeiner 
Naturhiſtorie des Schweitzerlandes, Büttner in feinen ruderibus diluuii teflibus, 
Rundmann in feinen rarioribus naturae et artis und mehrere abgebildet haben, fan 
dern ich will nur Etwas davon anführen. 

Der Felſen auf Teneriffa habe ich ſchon vorher gedacht. Sie werden nach 
der Nachricht, die uns Herr Adanſon (f) davon gegeben hat, auf der Nordſeite Dies 
ſer Gegend gefunden. Es ſind kahle Schieferartige Felſen die eine Figur von ſechs 
viereckigten ſengrechten Seiten, ohngefaͤhr ſechs bis acht Fuß hoch und halb fo breit, 
mit ſehr ſcharfen Winkeln, oder man koͤnnte ſagen, eben ſo viel uͤbereinander gethuͤrmte 
ſteile Abgruͤnde vorſtellen. Wenn man ſich erſt auf dem Gipfel dieſer Berge befindet, 
entdeckt man auf einmal, nicht ohne fuͤhlbares Vergnuͤgen, eine Ausſicht, welche ſich 
erſt auf der geraden Fläche des Meeres verlieret. Man befindet ſich alsdann weit über 
den Wolken, durch welche man 12 Meilen ſuͤdwaͤrts, die kanariſchen und andere be⸗ 
nachbarten Juſeln wahrnehmen kann. Außerdem geraͤth man in ein gewiſſes Erftaus 
nen, wenn man, anſtatt auf ordentlichen Erdboden zu gehen, unter feinen Tritten lau⸗ 
ter Aſche, Bimmſtein und andere verbrannte oder verkalkte Steine wahrnimmt „ wo⸗ 
von auch noch viele Stuͤcken hin und wieder zerſtreut liegen, die man im Herabſteigen 
vom Berge findet. Der groͤßte Vorrath aber iſt bis an den Fuß der Gebuͤrge, ja bis 
an das Ufer des Meeres fortgeſpuͤlt worden. 

Wenn man von Wien aus nach Marienzell in Steyermark eine Reife thut, 
ſo findet man auf dem Wege nichts als ſteile von aller Dammerde entbloͤßte, und wie 
Mauren in die Wolken ſteigende Felſen, die allenthalben faſt ſenkrecht abgeſchnitten 

Cc 3 ſind. 


(t) I. c. S. 17. der Martiniſchen, und S. 14. der Schreberiſchen Ausgabe. 


390 Die fünfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen, 


ſind. Die Thaͤler in welchen die Landſtraße hingehet, ſind ſo enge, daß ſie an den 
meiſten Orten kaum hundert bis dreyhundert Schritte breit ſind und die erſtaunlich 
jaͤhen und hohen Felſen ſcheinen den Reiſenden uͤber dem Kopf einſtuͤrzen zu wollen; 
wie denn bereits herunter geſtuͤrzte Felſenſtuͤcke zuweilen von vielen hundert Centnern in 
dieſen engen Thaͤlern liegen. Dieſe ſteilen und hohen Felſen gehen in einer Weite von 
ſechs bis ſieben Meilen allenthalben alſo fort, und die größten Gebuͤrge in Steyer⸗ 
mark, Caͤrnthen und Crain haben keine andre Beſchaffenheit; nichts als ſteile 
und ſehr hohe kahle Felſen, die allenthalben mit ſehr engen Thaͤlern durchſchnitten 
find (g). 875 8 

Die Alaungebuͤrge zu Tolfa in Welſchland ſind ſehr hohe Kreidenweiſe 
Klippen, welche durch die in ſo vielen Jahren geſchehenen Abbrechungen vermittelſt 
ofner Steinbruͤche, von einander durch ein langes, in mehrern Winkeln an den Seiten 
ausgehendes Thal, getheilet ſind. Die Alaunhaltige Gebuͤrgsart, oder der Stein iſt 
entweder weißgrau, oder vollkommen Kreidenweiß, ſehr dicht, und ziemlich hart. 
Dieſer Thon oder Alaunſtein ſteht dicht und derb im Gebuͤrge ohne Schichten, und iſt 
nicht ſchiefericht. Verſchiedene, beynahe ſeigere, weißgraue Quarzgaͤnge, 3 bis 4 Zoll 
maͤchtig, durchſetzen ſolchen von oben bis unten hin und wieder. An einigen Orten 
findet ſich in dem weiſen Alaunſteine eine rothe Einmiſchung als von einem Colcothar 
Vitrioli oder Crocus Martis, und damit gefleckte Stuͤcke, die einer roth und weiß mar⸗ 
morirten Seife gleichen (h). - 

Noch muß ich einen kleinen Auszug von der Beſchreibung der Selfengebärge 
mittheilen, welchen Herr von Buͤffon in feiner Abhandlung von den Unebenhei⸗ 
ten der Oberflaͤche der Erde (i) beſchrieben hat. Unter den Aſiatiſchen Ge⸗ 
duͤrgen find der Taurus, Imaus Baukaſus und die japoniſchen eigentlich die 
hoͤchſten Berge. Sie ragen alle weit uͤber die Hoͤhe der europaͤiſchen hervor. Der 
große Atlas und die Mondgebuͤrge in Africa kommen den aſiatiſchen wenigſtens 
an Höhe völlig gleich; unter allen aber find die Gebuͤrge des ſuͤdlichen America, be« 
ſonders in Peru die hoͤchſten; denn ſie ragen beynahe drey tauſend Klaftern uͤber die 
Waſſerebene des Meeres empor. — Einer der hoͤchſten Spitzberge des Erdbodens iſt 
wohl unſtreitig der auf der Eiſeninſel (Isle de Fer) befindliche Piko auf Teneriffa, 
der ſich uͤber die Meeresflaͤche beynahe anderthalb Meilen hoch empor hebt. Unter die 
vorzuͤglich hohen Spitzberge find noch der Piko St. George in einer der Azoriſchen 
Inſeln, der Piko Adam in der Inſel Ceylan zu rechnen. Alle dieſe Spitzberge 
find lauter über einander gethuͤrmte Felſen, die aus ihren Gipfeln Feuer, Aſche, Berg⸗ 
harz, Mineralien und Steine ausſpeyen. — Die hoͤchſten Gebuͤrge des Erdbodens, 
die Kette des Gebuͤrges Cordillera in Amerika liegt gerade unter dem Aequator. 
Auch in Afrika befinden ſich die hohen Mondgebuͤrge, die Gebuͤrge in Monomo— 
tapa, der große und kleine Atlas, wo nicht gerade unter dem Aequator, doch we— 
nigftens nahe dabey. Der Baukaſus in Aſien, deſſen Kette ſich unter mancherley 
Namen bis an die chineſiſchen Berge ausdehnet, iſt in feiner ganzen Strecke dem Ae⸗ 

f quator 
(g) Juſti Geſchichte des Erdkoͤrpers. S. 54. (i) Allgemeine Geſchichte der Natur. 2. Th. 
(h) Ferbers Briefe aus Welſchland. S. 243. S. 107, f. der Berliner Ausgabe. 


Die fünfte Klaſſe, von den vermifchten Steinen. 391 


quator naͤher, als den Erdpolen. — Zwiſchen den Stroͤmen Indus und Ganges 
befindet ſich eine breite Halbinſel, die von einem hohen Kettengebuͤrge Namens Gate, 
in die Mitte durchſchnitten wird. Das Gebuͤrge ſelbſt erſtreckt ſich von Norden nach 
Suͤden, von dem aͤuſerſten Ende des, Kaukaſus, bis an das Vorgebuͤrge Kome— 
rin. Malabar graͤnzt an die eine Seite, Roromandel an die andre. — Das 
lange Kettengebuͤrge Kordillera iſt an der Weſtſeite, laͤngſt dem ſtillen Meer außer⸗ 
orbentlich abſchuͤßig und ſteil, an der Oſtſeite hingegen verliert es ſich Stufenweiſe im⸗ 
mer mehr und mehr in große Ebenen. 

Ich habe bemerket, daß man in den gelſen nicht r findet; 
allein ich will doch wenigſtens durch zwey Beyſpiele beſtaͤtigen, daß dieſe Regel eine 
Ausnahme leidet. Um Tarku herum, welches die Hauptſtadt der Dageſtaner iſt, 
ſind hohe und abgeriſſene Felſen zu ſehen, die nicht anders laſſen, als ob ſie von lauter 
Muſcheln, die die See in daſigen Gegenden auswirft, zuſammengeſetzt waͤren, da 
doch der Stein ſo hart iſt, wie der haͤrteſte Kieſel (k). Auf den Amboiniſchen 
Inſeln und auf dem Moluckiſchen, wird nach Rumphs (1) Ausſage die groͤſte 
unter allen verſteinten Muſcheln, die Vaternoamuſchel (m) in den ſteilſten Felſen 
gefunden. Hier iſt Rumphs Beſchreibung. Die meiſten und größeften habe ich 
auf dem Hiloniſchen Gebuͤrge gefunden. Der Ort iſt daſelbſt ſehr klippig, und ſcharf 
oder ſtachelicht, daß man kaum einen Fuß daſelbſt ſetzen kann. Ich bin niemalen ſo 
gluͤcklich geweſen, daß ich beyde Schalen dieſer Muſchel auf einander gefunden haͤtte, 
ſondern ſie liegen allezeit zerſtreut, und etliche ſitzen an den Klippen feſte; andere liegen 
mitten im Wege, wo man von den Felſen herunterſteiget, und welche von den Vor— 
beygehenden fuͤr Stuͤcke von Felſen angeſehen werden, und auf dieſe Art findet man 
ſie hin und wieder in dem ganzen Gebuͤrge liegen. Auch habe ich ſie wohl am Strande 
der naͤmlichen Kuͤſte dergeſtalt in den Klippen feſte ſitzend gefunden, daß es unmöglich 
war, ſelbige ohne die Klippen zu zerſchlagen, ganz heraus zu bringen. 


§. 549. 

Haben aber auch die Selfen einen Nutzen? Es haben ſich allerdings einige 
Gelehrte gefunden, welche den Unebenheiten des Erdbodens als den Bergen, den 
Gebuͤrgen, den Felſen und dergleichen alle Vortheile und allen weſentlichen Nutzen 
abgeſprochen haben. Lucretius hielt dafür, daß dieſe Unebenheiten den Menſchen 
den groͤſten Theil der Erde unbrauchbar machten (n), und Burnet (0) ekklaͤrte ſich 
daruͤber folgendergeſtalt: ſie waͤren das groͤſte Muſter der Unordnung und eines 
wuͤſten Weſens, fie hätten weder Geftalt noch Schoͤne, noch Ordnung oder Geſchicke 
ſo wenig als die Wolken in der duft, da waͤre keine, auch nicht die allergeringſte 

Propor⸗ 


(*) Siehe Walpurger Cosmotheologiſche Be⸗ (n) De natura rerum Lib. 5. Conf. Gaßen⸗ 
trachtungen 2. Th. S. 75. dus phyfica Sect. 1. Lib. 4 Cap. 5. 
N I 3 0 (o) Theoria telluris facra. Conf. Derham 
©. 134. f der Hollaͤndiſchen Ausgabe von 1747. Se 25 Fe N 9 a 
(m) Chama montana. Siehe mein Litholo, 10 A 730. der den Surnet gut wider⸗ 
giſches Reallexikon. 1. Th. S. 272. BE : 


392 Die fuͤnfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 


Proportion der Theile, woraus ſie beſtuͤnden, daß man ſchließen oder ſagen koͤnnte, ſie 
wären aus dieſer oder jener Abſicht alſo gemacht, da ſey nicht die allergeringſte Weis« 
heit oder Kunſt zu ſpuͤhren. Allein man muß die Sache auf einer ſehr ſchieſen Seite 
betrachtet haben, wenn man alſo urtheilen will. Es iſt nun zwar jetzo mein Endzweck 
nicht, den Nutzen der Unebenheiten auf unſern Erdboden uͤberhaupt zu betrachten, 
ſondern ich werde nur einen kurzen Entwurf desjenigen ertheilen, was man zu dem 
Vortheil der Felſen ſagen kann (p). N 


Wenn wir zufoͤrderſt die Felſen betrachten, die ſich noch jetzo in dem Meere bes 
finden, ſo ſind ſie zwar denen Schiffenden oft eine ſehr große Gefahr, und manches 
Schif und mancher Menſch haben dabey ihren Untergang gefunden, allein ſie haben 
demohngeachtet einen ſehr großen und weſentlichen Nutzen. Sehr viele von dem Waſ— 
ſerthiren, welche außerdem, daß ſie die Groͤße des Schoͤpfers beſtaͤtigen, dem Men⸗ 
ſchen Nahrung und Vergnuͤgen geben, naͤhren ſich von den Inſecten, die ſich auf den 
Felſen des Meeres aufhalten. Eben fo nähren ſich viele Waſſergeſchoͤpfe von den Kraͤu⸗ 
tern des Meeres, welche bey heftigen Seeſtuͤrmen ohnmoͤglich beſtehen wuͤrden, wo ſie 
nicht ihre Wurzeln an den Felſen des Meeres befeſtigten, und auf dieſe Art Sicherheit 
haͤtten. Man trift die ſchoͤnſten Wieſen hie und da im Meere an, und man kann mit 
Vergnuͤgen bey ſtillem Wetter und bey klarem Waſſer ſehen, wie ſich die Waſſerthiere 
darauf in großer Menge weiden. Die fuͤrchterlichen Stuͤrme auf der See wuͤrden 
noch fuͤrchterlicher und gefaͤhrlicher werden, wenn ſich nicht die Winde an den Felſen 
ſtießen und einen großen Theil ihrer Macht dadurch einbuͤſeten. Und wie wollte bey 
groͤſter Gefahr der Anker dem Menſchen zum Schutze dienen, wenn keine Klippen und 
keine Felſen im Meere waͤren, daran er ſich befeſtigen und ſogar dem Sturme Trotz 
bieten koͤnnte. Ich verſchweige noch andere Vortheile fuͤr die Felſen im Meere. 

Die Felſen auf dem Erdboden waren wohl ehedem groͤſtentheils Felſen des Meeres. 
Und wenn ſie auch jetzo wuͤrklich keinen Nutzen mehr haͤtten, ſo waͤre es doch genug, 


daß ſie ehedem ihren wahren Nutzen gehabt und ihre Dienſte gethan haben. Allein ſie 
haben noch ihren Nutzen; denn 


1) gehoͤren fie unter diejenigen Materialien, die wir zum Bauen 
brauchen. Staͤdte und Schloͤſſer, Feſtungen, Mauren und Thuͤrme, 
Kirchen und Pallaͤſte werden von Steinen erbauet, die uns nicht allein kleine 
Steinbruͤche, ſondern auch erhabene Felſen reichen. f 


2) Das unterirrdiſche Feuer wird durch die Felſen in feiner Gewalt 
ſehr eingeſchraͤnkt. Denn die Feſtigkeit der Erdflaͤche hält die unterirr— 
diſchen Feuer im Zaume, daß ſie nicht allenthalben ausbrechen und unſre 
Sicherheit ſtoͤren koͤnnen, ſondern durch die Feuerſpeyenden Berge, wohin ſie 
durch gewiſſe Kanaͤle geleitet werden, ihren Ausgang finden. 


3) Das 


(p) Was ich in der Folge fagen werde beftä: Phyſtedtheologle. S. 138. f. und Woodward 
tigen Walpurger in den eosmotheologiſchen Be, in der phyſikaliſchen Erdbeſchreibung. ©. 162. 
trachtungen Th. 2. S. 507. f. Derham in der N 


— 


Die fünfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 393 


3) Das Hicer wird durch die Selfen in feinen Ufern befeſtigt. Denn 
dadurch entſtehen Daͤmme, welche viel dauerhafter ſind, als alle Vormauren, 
die man durch Kunſt und mit vielen Unkoſten erbauen muß. 
4) Selbſt auf die Duͤnſte, welche ſich in der Luft zerſtreut auf halten, 
haben die Berge einen großen Einfluß. Denn fie halten dieſelben auf, 
ſammlen und verdicken fie durch die in der Höhe befindliche Kälte, und ver- 
wandeln ſie in Tropfen, wodurch inſonderheit die Quellen und Brunnen unter⸗ 
halten werden. Der ham behauptet dieſes fonderlich von denenjenigen Bergen 
und ſpitzigen Gebuͤrgen, die von Morgen gegen Abend laufen, und ſich durch 
ganz große und viele Länder erſtrecken. Sie dienen dazu, ſagt er, daß fie die 
aufſteigenden Duͤnſte zuſammenhalten und verhindern, daß dieſelbe in den 
heißen Laͤndern nicht ausſchweifen und gegen Norden und Suͤden verfliegen. 
Sie verdicken dieſelben gleichſam wie Deſtillirkolben zu Waſſer, und geben 
alſo durch eine Art ber Deſtillirung oder Abtroͤpfelung in der freyen Luft den 
Quellen und Fluͤſſen ihren Urſprung; und indem ſie ſelbige zuſammentreiben, 
abkuͤhlen und verdicken, ſo verwandeln ſie ſolche in Regen, dadurch machen ſie 
die warmen Sänder in den heißen Landſtrichen oder der Lona torrida wohnbar. 
Woodward beweiſet, daß die Spalten, die ſich in den Felſen finden, den 
Mangel am Waſſer, den wir ſonſt zuverlaͤßig erfahren wuͤrden, abhuͤlfen. 
5) Endlich fchügen uns auch die Berge und Selfen wider die kalten 
und rauhen Oſt⸗- und Nordwinde, und machen, daß die Sonnen» 
fſtrahlen auf uns zuruͤcke prallen, wodurch wir nicht allein im Sommer einer 
angenehmen Waͤrme genieſen, ſondern auch im Winter vor der allzugroßen 
Kälte geſchuͤtzt werden. Eben dadurch wird der Erdboden fruchtbarer, und 
die Fruͤchte deſſelben koͤnnen zu ihrer Reiſe gelangen. 

Woodward (q) hat uns einige beſondere Regeln gegeben, die vernaͤmlich in 
Ruͤckſicht auf ein cosmologiſches Syſtem vortheilhaft ſind, mit deren Anzeige ich dieſe 
Abhandlung beſchlieſen werde. 1) Man bemerke die Dicke oder Umfang und die Höhe 
der Berge, die Hoͤhlen, ſo ſich darinne befinden, die Quellen, ſo daraus entſpringen, 
und die Seite, an welcher fie hervor kommen, die Fluͤſſe und Bäche, fo daher ihren 
Urſprung nehmen, und wie viel ſie ſo wohl im Winter als im Sommer Waſſer geben; 
2) wenn durch einen Waſſerfall die Berge oder Felſen an einigen Orten entbloͤſet, oder 
abgewaſchen ſind, daß man ihre Lagen ſehen kann, ſo gebe man Achtung: a) auf die 
Lage derſelben, ob ſolche horizontal, abhängig oder gerade ſey, auf ihre Dicke, Con. 
ſiſtenz und Spalten; b) auf die verſchiedenen Gattungen derer irrdiſchen Materien, 
daraus ſie beſtehen, und auf die Ordnung, in welcher ſich dieſe Materien befinden; 
c) auf die mit denenſelben vermiſchte metalliſche und mineraliſche Materie; und d) ob 
einiges Muſchelwerk, Zaͤhne, oder andere fremde Koͤrper mit darinnen befindlich ſind; 
3) ſuche man uͤberall mit Fleiß die Muſcheln, Schnecken, und andere aus der See 


herſtam⸗ 


— 


) l. e. S. 799. f. der beutſchen Ausgabe, 
2. Th. D dd d 


* 


394 Die fuͤnfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 


berſtammende Körper auf, vornaͤmlich aber auf denen Gipfeln, und hoͤchſten Oertern 
der Berge und Felſen; 4) erkundige man ſich, ob nicht von denen oberſten Theilen der 
Berge und Felſen haͤufige Duͤnſte aufſteigen, und ob ſie nicht vor oder unter waͤhrenden 
Regen, Stuͤrmen, und andern Ungewitter mit Wolken bedeckt find; ob die beſon⸗ 
dere Stellung, Farbe, Groͤße und Dauer der Wolken und Duͤnſte etwas beytragen, 
um die darauf folgende beſondere Witterung vorher zu beſtimmen, ob man naͤmlich 
Regen oder Wind bekommen werde, und wie lange eins oder das andere dauren moͤchte; 


ob dieſe Wolken und Duͤnſte beſtaͤndig bey allen Veraͤnderungen des Wetters zum 


Vorſchein kommen, oder nur bisweilen. Es waͤre zu wuͤnſchen, daß einige Perſonen 
die alſo wohnen, daß fie ſolche Berge im Geſichte haben, möchten ein Journal halten 
von der Witterung eines jeden Tages, und was zugleich in Anſehung dieſer Duͤnſte 


und dieſer Wolken dabey ſey bemerket worden; 5) ob zuweilen aus ſolchen Bergen und 


Felſen eine außerordentliche Menge Waſſers hervorkomme. 


C. Der Porphy r. 


§. 580. 
Die Gelehrten ſind nicht ganz einig, woher man das Wort Porphyr, welches 
andere Porphir, und Porphirſtein ſchreiben, abzuleiten habe? Einige (r) 
leiten es aus dem Griechiſchen her, von eg hvelgo welches Purpurroth ſeyn, oder ſich 


auf Purpurfarbe neigen, bedeutet, und dieſe Ableitung wuͤrde in ſo fern wahrſcheinlich, | 


weil der gewöhnliche Porphyr eine folche Farbe hat. Andere (1) glauben, der Porphyr 
habe ſeinen Namen von einer Inſel gleiches Namens, wo der Porphyr vielleicht zuerſt 
gefunden, oder vielleicht häufig gefunden wird. Herr von Buͤffon (t) wendet es 
gerade um; denn er ſagt, daß die Inſel Porphyr daher den Namen habe, weil auf 
derſelben der Porphyr haͤufig und vorzuͤglich ſchoͤn gefunden werde. Die lateiniſchen 
gewöhnlichen Namen, die dem Deutſchen vollkommen entſprechen, find Porphyr, 
Porphyrites , Porphyrius, und der Italiaͤniſche Porfido. Die Alten, welche den Por⸗ 
phyr unter den Marmor zaͤhleten, nennten ihn ſchlechthin Marmor rubrum ; andere 
die ihn für einen Jaspisartigen Selsſtein anſahen, nennten ihn Saxum jaspidir. 
Sonſt nennet ihn Wallerius Jaspis duriffima rubens, lapillulis varlis inſperſis; Lin- 
naͤus Saxum impalpabile ſtriis, punctis, maculisque ſparſis ſpatoſis und in der aͤltern 
Ausgabe: Saxum impalpabile nigrum punetis ſtriisque ſpatoſis rubris; Schreber, 
Saxum impalpabile ſiliceum fuscum granis ſpatoſis rubeſcentibus et albis; Cronſtedt 
Saxum compoſitum Jaspide et Faeltſpatho interdum miea et bafalte; und Bomare 
Saxum durum granoſum diſtinctum aut pundatum. Im Franzoͤſiſchen wird er 
ſchlechthin Porphyre, vom Bomare aber Roche dure à petits points feſter Felsſtein 
mit kleinen Puncten genennt, ü 8 


§. 551, 


(r) Diofcorides Lib. III. Cap. 44, (t) Allgemeine Geſchichte der Natur Th. 2. 
(f) Bruͤckmann von den Edelſteinen. S. 272. S, 72. N * 


Die fünfte Klaſſe, von den vermifchten Steinen. 395 


9. 551. 

Daß die Gelehrten in ihrem Begriffe vom Porphyr nicht ganz einig ſind, das 
beweiſen die vorher angefuͤhrten Benennungen; er koͤmmt auch wuͤrklich in verfchiedes 
nen Abwechſelungen vor, daß ein beſtimmter Begriff allerdings ſchwerer als eine 
deutliche Beſchreibung iſt. So viel iſt gewiß, daß die rothe Farbe bey dem Porphyr 
die herrſchende Farbe ift, aber fie iſt bald Purpurroth, bald rothbraun, bald ſchielet fie 
in das Violette, bald iſt ſie wie bey dem antiquen Porphyr dunkelroth. Dabey hat er 
kleine Flecken, welche mehrentheils weiß, bisweilen rein, bisweilen ſchmutzig weiß, 
bisweilen roͤthlich ſind. Im Churfuͤrſtenthum Sachſen bricht ein Porphyr der 
rothbraun iſt, und deſſen weiße Puncte klein, wie die Spitzen der Nadeln ſind, er hat 
auch Glimmertheile in ſich. Auf dieſe Art gehört er offenbar unter die zuſammenge⸗ 
ſetzten Steine. Seine Zuſammenfuͤgung iſt ſehr dicht, er gehoͤret daher unter die feſtern 
Steine, der wenigſtens die Haͤrte des Jaspis hat, daher er auch eine feine Politur an⸗ 
nimmt. Wenn er Schoͤrlkörner in ſich hat, wie es zuweilen geſchiehet, ſo iſt dieſes 
blos etwas zufaͤlliges; denn gewoͤhnlich hat er ſie nicht, und eben dieſes glaube ich von 
den Quarzflecken, die man bisweilen in dem Porphyr findet; denn feine weiſen 
Flecken ſind in den mehreſten Faͤllen entweder ein Feldſpath, oder ein feiner Kalkſpath. 
Wenn feine Farbe gruͤnlich iſt, fo iſt wahrſcheinlich etwas Metalliſches beygemiſcht, 
welches den Stein gefaͤrbet hat, iſt ſie ober graulich, ſo halte ich dies fuͤr eine Art der 
Verwitterung, wo die Sonne, der Regen und die Luft die Farbe des Steines geaͤn— 
dert haben. Wenn Leßer (u) von dem Porphyr ſagt, daß, wenn man ihn verarbei⸗ 
ten wollte, dieſes ſogleich geſchehen muͤſſe, wenn er gebrochen wird, weil er, wenn er 

erſt eine Zeitlang an der Luft gelegen habe, ſo hart werde, daß er ſich nicht mehr bear— 
beiten laſſe, daß er auch nicht einmal in dem Feuer zerſpringe, ob er gleich lange darinne 
gelegen habe; ſo iſt das nach den neuern Erfahrungen nicht wahr, wo man nicht nur 
weiß, daß er in der Luft verwittert, ſondern auch, daß er im Feuer ſchmelzt. 

Ueber die Beſtandtheile des Porphyr iſt man nicht ganz einig. Herr Prof. 
Pott (x) fand bey dem Porphyr, den er zu unterſuchen Gelegenheit hatte, daß die weis 
ſen Flecken, die er hat, Spathartig waren; denn wenn er den pulveriſirten Porphyr 
erhitzte, ſo leuchtete er einiger Maßen im Finſtern, und verrieth dadurch ſeine Spathar⸗ 
tige Natur. Indeſſen, ſagt er, iſt doch fein Hauptingrediens eine Bieſelſteinart, 
welche nicht eben aus großen, ſondern vielmehr mehrentheils aus kleinen Koͤrnern beſte— 

het, zugleich iſt er mit einem Eiſenſchuͤßigen Weſen durchdrungen, daher entſtehen die 
Eigenſchaften, daß er mit den Saͤuren nicht aufbrauſet, daß er mit Stahl ſtark Feuer 
ſchlaͤgt, und daß er ſeiner großen Haͤrte ungeachtet, ſich ohne allen Zuſatz im heftigen 
Feuer ſchmelzen laͤßt, da er denn wie eine dunkelbraune Schlacke ausſiehet. Herr von 
Juſti (y) iſt noch ungewiß, ob die dem Porphyr beygemiſchten Flecke Spath, oder 
Marmor ſind; ſo viel aber will er in allen Arten beſtaͤndig gefunden haben, daß 
dieſe Flecken mit ſauren Geiſtern offenbar brauſen. Nach der Anzeige des Herrn D. 
Dod d 2 f Bric- 


Cu) Lithotheologie S. 344. $. 215. (y) Grundriß des Mineralreichs. S. 229 
(&) Erſte Fortſetzung der Lithogeognoſie. S. 9. 434. 
46. f 


395 Die fuͤnfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 


Bruͤckmann (2) iſt der Grundſtoff vom Porphyr Jaspisartig, und die eingeſpreng⸗ 
ten weißlichen, gelblichen und grauen auch dann und wann ſchwaͤrzlichen Punkte und 
Flecke beſtehen aus Quarz, Feldſpath, auch bisweilen aus Glimmer und Baſalt. es 
doch pflegen letztere Steinarten in dem feinſten Porphyr ſich nicht zu finden. Man 
kann nicht die geringſte Durchſichtigkeit an ihm entdecken, es ſey denn, daß er in ſehr 
duͤnne Scheiben gefchnitten würde, da alsdann die hellen Stellen einige Durchſichtig⸗ 
keit aͤuſern. Herr von Bomare (a) haͤlt dafuͤr, daß der Porphyr aus abgebroche⸗ 
nen Stuͤcken eines halbdurchſichtigen Quarzes und ſelten aus Flußſpath, mehr aber 
aus undurchſichtigem Feldſpathe zuſammengeſetzt ſey, und kleine gleiche und weißliche 
Körner habe. Dleſe kleinen theils runden, theils langen, theils viereckigen und gleich» 
ſam kryſtalliſi rten Flecke ſcheinen nach ſeiner Meynung mit dem Quarze ein Gemiſch 
von kleinen an einander gekuͤtteten Steinen zu machen. Bisweilen find auch die Flecke 
ſchwaͤrzlich und glaͤnzend. Ihre Farbe kömmt einiger Maßen mit dem Waſſerbley 
überein. Wenn Herr von Buͤffon am angeführten Orte feiner allgemeinen Naturge⸗ 
ſchichte behauptet, daß der Porphyr groͤßtentheils aus Meerigelſtacheln beſtehe, welche 
durch einen ſteinigten ſehr harten Moͤrtel verbunden ſind, ſo wird es ſich unten zeigen, 
daß dies Vorgeben nicht gegruͤndet ſey. Inzwiſchen iſt doch unter den obigen Schrift— 
ſtellern eigentlich kein Widerſpruch. Denn da der Jaspis eigentlich unter das Ges 
ſchlecht der Rieſel gehoͤret, fo iſt es, deucht mich, ganz gleichgültig, ob ich den Por⸗ 
phyr Jaspisartig, oder Kieſelartig nenne. Von den eingemiſchten Flecken find 


in manchen Porphyrarten manche Quarzartig, in andern Spathartig, in noch andern 


Feldſpathartig, und dergleichen. Bey manchen trift man die eingemiſchten Flecke von 
verſchiedener Steinart an, und das iſt auch der Grund, daß der Porphyr im Feuer 
ſchmelzt, und zwar leichter ſchmelzt, als der Jaspis, oder der Kieſel. Die Natur hat 
ihm ſchon eine Art von Zuſatz gegeben, der den Fluß erleichtert. 

Der Granit hat in manchen Faͤllen viele Aehnlichkeit mit dem Porphyr, er ift 
ebenfalls ein gemifchter Stein, er hat auch weiſe eingeſtreute Flecken, er iſt ſogar in 
manchen Faͤllen roth, und ſehr oft iſt er eben ſo hart wie der Porphyr. Allein Herr 
von Juſti merket am angefuͤhrten Orte an, daß er ſeltener roth ſey, als der Porphyt, 
und daß er groͤßere Flecke von einer andern Steinart habe, als der Porphyr. tch« 
rere Unterfcheidungszeichen werden ſich an die Hand geben, wenn ich in der Folge den 
Granit genauer beſchreiben werde. 


552. 8 5 

Den Alten war der Porphyr 5 unbekannt, um ſo viel weniger, da er, weil 

er oft in großen Stuͤcken geſunden wird, von ihnen zu allerhand Nutzungen gebraucht 
werden konnte. Theophraſt gedenket deſſelben nicht, wohl aber Plinius (b). Er 
ſagt, daß der Porphyr eine rothe Farbe habe, und aus Aegypten komme. Er habe 
zuweilen weiſe Flecke, und nun heiße er Leytoſephor, oder wie andere leſen Leucoßielos. 
Den Baſalt ſiehet er für eine Gattung vom Porphyr an, und er geſtehet beyden 3 
einen 


(2) Von den Edelſteinen. S. 273. der neuern (b) Hiſtoria naturalis. Lib. XXXVI. Cap. 7. 
D. 106. der aͤltern Ausgabe. (II.) S. 246. f 
(a) Mineralogie. 1. Th. S. 265. | 


Die fünfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen, 397 


keinen Unterſchied zu, als dieſen, daß der Baſalt Eiſenfarbig ſey. Lukanus (e) 


nennet ihn Lapis purpureus wegen feiner Purpurrothen Farbe, welche ſonderlich dem 


Aegyptiſchen Porphyr eigen war. In dem Pallaſt zu Conſtantinopel war ein bes 
ſonderes Tafelzimmer, welches in einer Stelle der gelehrten Kaiſerin Anna Comnena 
Forphyra hies, weil es aus dieſem Steine bereitet war. Zu Statuen war der Pors 
phyr nicht wohl zu gebrauchen, wohl aber zu Säulen, daher auch in dem großen Cor- 


pore inferiptionum von den Columnis purpuriticis oder vielmehr purpureis, wie Clau⸗ 


dian ſagt, geredet wird. In dem Aegyptiſchen Labyrinthe waren auch Säus 


len von Porphyr, und Sveton verſichert, daß das Solium des Grabmahls der 
Domitier, oder der Kaſten darein fie geleget waren von Porphyr geweſen ſey. Die 
Gebeine des Septimii Severi lagen in einer porphyrnen Urne. Der Tempel der 
heiligen Sophia war mit acht Porphyrſaͤulen gezieret. Plinius behauptet, daß der 
Porphyr aus Aegypten komme, Ariſtides aber ſetzt ihn nach Arabien, und Eu⸗ 
ſebius Caͤſarienſis hat ihn nach Theben verlegt; denn er ſagt von den frommen 
Bekennern, daß ſie in die Por phyrbruͤche verurtheilet waͤren. Es wird daher auch 
hin und wieder in den Büchern der Alten der Porphyr Thebaicum genennet; denn aus 
der Landſchaft Theben wurde er hergebracht. Nach meiner Meynung iſt vielleicht hier 
kein wahrer Widerſpruch, wenn wir bemerken, 1) daß es ja wohl moͤglich war, daß 


an allen dieſen Orten Porphyr gebrochen wurde, 2) daß die Alten, wie es ſehr wahr⸗ 


ſcheinlich iſt, nicht nur den eigentlichen Porphyr, ſondern auch einen jeden rothen Mars 


mor Porphyr nenneten, fonderlid wenn er hart war. — Es fiheint, daß man zu 


den Zeiten des Juſtinians den Porphyr Romanum genennt habe, wie man aus einem 
Briefe der Marcia, einer roͤmiſchen Wittbe, muthmaßen kann, von welcher er acht 
porphyrne Saͤulen, zur Zierde des Sophientempels erhielt. Vielleicht hatten ſie 
dieſen Namen von dem Orte erhalten, von welchen ſie hergebracht wurden; denn ſie 


ſtunden in den Sonnentempel, den der Kaiſer Valerian zu Rom hatte erbauen laſ—⸗ 


fen. Das fagen die Alten von dem Porphyr, fie reden aber mehr von dem Ges 
brauche, als von der Beſchaffenheit deſſelben, daher freylich unſre Kenntniſſe von 
Porphyr aus ihnen ſchlecht ergaͤnzet werden. Die Schriſtſteller der mittlern Zeit bes 


friedigen uns eben ſo wenig; denn ſie haben uns groͤßtentheils die Nachrichten der Al— 


ten, die fie oft nicht verſtunden, geſammlet, und da fie ihn ſchlechthin unter die Mars 
more warfen, fo rechneten fie manche Steinarten zum Porphyr, die nicht zu ihm ges 
hoͤrten. Man leſe den Boodt (d) um ſich davon zu uͤberzeugen. 


N 5 - a 
Ich habe es ſchon geſagt, daß ri Vorfahren den Porphyr mehrentheils uns 
ter die Narmore zaͤhlten; allein das kann in keiner Ruͤckſicht der Ort ſeyn, wohin 
der Porphyr gehoͤret. Er brauſet mit keinen Saͤuren, er laͤſſet ſich auch durch das 
Feuer nicht in Kalk verwandeln, und feine Hirte überfteiget die Härte des Marmors 
um ein Großes. Vielleicht hat ihm blos die Politur die er annimmt, den Platz unter 
Ddd 3 den 


(e) Was ich nun ſagen werde beſtaͤtiget Enz (d) Gemmarum et lapidum hiftoria Lib. II. 
ryophilus von den Marmorn der Alten, in den Cap. 281. S. 505. 
mineralogiſchen Beluſtigungen. 5. Th. S. 202. f. 


398 Die fünfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 


den Marmorn bey den Alten angewieſen. So viel ich weiß, iſt Bromel (e) der 
letzte, der den Porphor für einen Marmor hielt. H 
Sonſt haben die Gelehrten dem Porphyr bald dieſen bald einen andern Ort an- N 
gewieſen; ihre Meynungen aber ſind hier viel einſtimmender als ſonſt bey einet jeden 
andern Steinart. er Herr Ritter von Linne (k) dem unter andern Herr Bo⸗ 
mare (g) folgt, hat den Porphyr unter die Felsſteine geſetzt, und es iſt zuverläßig, 1 
daß die Art der Zuſammenſetzung unter beyden Steinarten ſehr viel Aehnliches hat. 9 
Herr Wallerius (h) zaͤhlet den Porphyr unter die Jaspiße, und beruft ſich 
bey ſeiner Meynung darauf, daß er, obgleich nach einem langen und ſtarken Feuer, zu 
einem dichten und feſten Glaſe ſchmelzet. Wie denn auch, faͤhret er fort, wenn man 
dieſe Steine nach ihrer Zuſammenſetzung, genau beobachtet, ſie am eheſten unter die 
klare Felsarten und einartige Fliesſteine aufgenommen werden zu muͤſſen, ſcheinen; wo 
es nicht die nahe Verwandſchaft mit dem Jaspis, und die Politur verhindert. Auch 
der Herr Leibarzt Vogel (i) ſiehet den Porphyr fuͤr eine Jaspisart an, doch haͤlt er 
ihn zugleich für eine vermiſchte Steinart, weil er nach Herrn Pott Zeugniß fuͤr ſich 
im Feuer ſchmelzt. Und an einem andern Orte bekennet er, daß er billig unter den 
Felsſteinen ſtehen koͤnnte, weil er eine vermiſchte Steinart iſt. Von dieſer Meynung, 
daß der Porphyr unter das Geſchlecht der Jaspiße gehoͤre, ſind diejenigen nicht allzu 
weit entfernt, welche ihn unter die Bieſel ſetzen, welches unter den Aeltern Impe⸗ 
rati (k) unter den Neuern aber Herr Prof. Pott (1) gethan haben. Denn die Be⸗ 
ſtaͤndtheile find in dem Kieſel eben das, was fie in dem Jaspis find, nur daß ſie in 
dem letztern viel feiner find, als in dem erſtern. Dieſe Meynung ſcheinet in der That 
viel vor ſich zu haben, ſonderlich bey den feinern und feſtern Porphyrarten. Ich darf 
es aber wohl nicht anmerken, daß ſie auf den rothen Beſtandtheil, der im Porphyr den 
Hauptbeſtandtheil ausmacht, vorzuͤglich gehe. Hier aber will es Herr Rath Bau⸗ 
mer nicht einraͤumen, daß dieſe Steinart ein wuͤrklicher Jaspis ſey, weil ſie ihm viel 
lasartiger und hellroͤther als der Jaspis ausſiehet; daher er ſie eher fuͤr eine hellrothe 
Quarzart hält (m). Wenn ich meine Meynung über dieſe Sache frey ſagen darf, 
fo kann ich dieſe Steinart, welche den vorzuͤglichſten Beſtandtheil des Porphyrs auss 
macht nicht für Quarzartig halten, da man an demſelben eine fo gar geringe Durchfih«e 
tigkeit, oder beſſer zu reden eine gaͤnzliche Undurchſichtigkeit findet; ich kann aber auch 
nicht einraͤumen, daß dieſer Beſtandtheil Jaspis ſey. Ich wollte lieber ſagen, er 
ſey ſo wie der Kieſel und der Jaspis aus einer gemeinfchaftlichen Erde, welches ich 
eine Kieſelerde nennen will, entſtanden. „ 


Wir find freylich mit den Beſtandtheilen des Porphyrs zu wenig bekannt, als 
daß ſich davon etwas beſtimmtes ſollte ſagen laſſen. Da En dieſer Stein, weil er 
a 


Ce) Mineralogia et lithographia fuecana. (i) Practiſches Mineralſyſtem. S. 127. 190. 
S. 34. (K) Liſtoria naturalis S. 775. 

(f) Syftema nat. 1768. S. 72. 1748. S. 188. W Erſte Fortſetzung der Lithogeognoſie. S. 

(g) Mineralogie. 1. Th. S. 264. 

(h) Mineralogie. S. 134: und die erſte Ans ar Siehe * Aae des Mine⸗ 
merkung. S. 135. ralreichs. 2. Th. S 


Die fünfte Klaſſe, von den vermifchten Steinen, 399 


aus mehrern Erd» und Steinarten beſtehet, ſich nicht leicht in feine erſte Erde zerlegen 
laͤßt; daher es auch fo viel ich weiß noch kein Schriſtſteller verſucht hat, den Porphyr 
chymiſch zu unterſuchen, fo werden uns wohl die wahren Beſtandtheile des Porphyrs 
noch eine Zeit unbekannt bleiben. Ich glaube alſo den ſicherſten Weg erwaͤhlet zu 
haben, wenn ich dem Herrn Rath Baumer folge, und ihn unter die vermiſchten 
Steinarten bringe. Daß er dahin gehoͤre, das lehret der Augenſchein, und hier 
kann er ſtehen bleiben, wenn auch ſeine wahren Beſtandtheile entdeckt und entſchieden 
waͤren. ö 
Ob ſich die Entſtehungsart des Porphyrs werde deutlicher entwickeln 
laſſen? das wird ſich zeigen, wenn wir die beyden gewoͤhnlichen Meynungen davon 
werden angehoͤrt und erwogen haben. Die gemeinſte Meynung gehet dahin, daß der 
Porphyr durch das Feuer entſtanden ſey. Herr von Juſti (n) behauptet 
dies wenigſtens von einigen Porphyrarten. Sein Grund iſt dieſer, weil die Anbruͤche 
auf friſchgebogenen Seiten allzuglatt und Glasachtig ſind, als daß ſie eine Geburt von 
Waſſer und Erdarten ſeyn koͤnnten. Herr Doctor Bruͤckmann (o) kann dieſes 
darum nicht einraͤumen, weil ein unterirrdiſches Feuer dieſen Steinen ſchwerlich eine 
fo ordentliche Miſchung feiner Beſtandtheile würde gegeben haben. Wenn man ver— 
ſchiedene Porphyrarten zufammenhält, fo wird es deutlich werden, wie ſtark dieſer 
Grund ſey, zu dem ich noch einen andern thue, von dem ich glaube, daß er ebenfalls 
ſehr viel beweiſe. Da der Porphyr fuͤr ſich im Feuer ſchmelzt, ſo wuͤrden uns ihn die 
unterirrdiſchen Vulkane in einer ganz andern Geſtalt geliefert haben, als er uns erſchei— 
net, naͤmlich in der Geſtalt einer wahren Schlacke, oder eines Glaſes. So erſcheinet 
ſchwarzer oder der Ißlaͤndiſche Achat (1. Band $. 237. S. 295.) auf dem ſich Herr 
von Juſti ebenfalls beruft, aber ſo erſcheinet der Porphyr nicht. Er kann alſo auch 
keine Wuͤrkung des Feuers ſeyn. R 

Wir muͤſſen alſo der andern Meynung beytreten, welche den Porphyr durch 
das Waſſer entſtehen laſſen. Aber ich muß ſagen, daß alle die Schriftftefler, 
die ich uͤber dieſen Artikel nachgeſchlagen habe, von der eigentlichen Grunderde des 
Porphyrs gaͤnzlich ſchweigen. Es kann ſeyn, daß er durch eine Art der Congekation 
entſtund, daß die Einmiſchungen ſchon eine Steinhaͤrte erlangt hatten, da ſie ſich in 
die Porphyrmaſſe miſchten, es kann aber auch das Gegentheil moͤglich ſeyn. 

f 8 554. 

Die Gelehrten haben mancherley Abtheilungen von dem Porphyr gemacht, 
und das thut dar, daß er ſich in verſchiedenen Abaͤnderungen finden muͤſſe. Herr 
Wallerius (p) und Bomare (q) kommen in ihrer Eintheilung groͤßtentheils übers 
ein, nur daß der letzte zwey Gattungen mehr hat: 1) Porphyr Wall. rother Porphyr 
Bom. Porphyr. Porphyr rubens lapillulis albis. Wall. Leucoſtictos. Plin. Porphyr 
rouge. Bom. 2) Porphyrit, Porphyr purpureus, lapillulis diuerſi coloris. Wall, Por- 
phyrites. Porphyrite. Bom. 3) Brocatell. Wall. Brocatell Porphyr. Bom. Por- 

Phyr 


Lr) Geſchichte des Erdkoͤrpers. S. 103. (p) Mineralogie. S. 134. f. 
3 den Edelſteinen. S. 273. der neuen (4) Mineralogie. 2. Th. S. 265, 


400 Die fünfte Klaſſe, von den vermifchten Steinen. 


phyr rubens lapillulis flauis. Mal. Marmor thebaicum. Porphyre brocatelle. Bom. 
4) Granito Roßo. Wall. Rother Porphyr mit ſchwarzen Flecken. Bom. Porphyr 
rubens lapillulis nigris. Wall. Porphyr aegyptiacus, Syenites, Stignites, Pyrrhopoe- 
cilon, Granito roſſo Ital. Porphyre rouge à taches noires, Bom. 5) grüner Porphyr, 
Porphytites atenaceus et colore variegatus. Porphyre verd, 6) faudiger Porphyr, 
Porphyrites arenaceus, et colore variegatus. Der Herr Ritter von Linne (r) 
nimmt folgende Gattungen an: 1) Porphyr niger ſpatis rubris, 2) niger fpatis rubris 
albisque 3) purpuraſcens ſpatis albis, 4) viridis ſpatfs pallidis, 5) niger ſpatis atris. 
Herr von Cronſtedt (0) hat folgende Gattungen: 1) grün mit hellgruͤnen Feldſpathe, 
Serpentino verde antico ($. 462), 2) dunkelroth mit weißem Feldſpath, 3) ſchwarz 
mit weiſen und rothen Feldſpath, 4) roͤthlichbraun mit hellrothen und weiſen Feldſpath, 
5) dunkelgrau mit weiſen Feldſpathskoͤrnern. Herr D. Bruͤckmann (t) ſagt, daß 
man folgende Gattungen des Porphyrs zähle; 1) Porphyr mit Purpurfarbigen Grunde; 
2) Porphyr mit violetten Grunde; 3) Porphyr mit Blutrothen Grunde, 4) Porphyr 


mit braunrothen Grunde; 5) Porphyr mit ſchwaͤrzlich braunen Grunde; 6) Porphyr 


mit dunkelgruͤnen Grunde, welchen er aber lieber zu dem Serpentino antico zaͤhlen 
moͤchte. Der gelehrte D. Hill (u) giebt vom Porphyr folgende Gattungen an: 
1) Purple and white Porphyry, Saxum porphyrius. Linn. 2) Brown red and white 
porphyri. Saxum porphyrius. Linn. 3) Black and red porphyry. Saxum porphy- 
rius. Linn. 4) Blak red and white Porphyri. Saxum porphyrius. Linn. 5) Grey and 
blak porphyri. Saxam porphyrius. Linn. 6) Green and White porphyri. Saxum 
porphyrius. Linn. 7) Minorcan porphyri. Porphyrius Miniaceus. H. 8) Roſe por- 


phyry. Porphyrius carneus. H. 9) Grey and white porphyry. Porphyrius griſeus 


Cronſt. Ich muß doch einige Beyſpiele von ältern Schriftſtellern geben, was dieſe 
zu dem Porphyr zaͤhleten. Ich will mich der Anweiſung des Univerfallericons (x) 
bedienen. Rulandus, der den Porphyr unter die Marmore zaͤhlet, hat davon acht 
Geſchlechter: 1) Marmor rubrum aegyptium vniforme, Porphyrites vniformis; der 
gleicher Farbe und Schönheit iſt, 2) Marmor aegyptium rubrum, Porphyrites ruber 
canditis punctis diſtinctus; roth mit weiſen Flecken, 3) Marmor rubrum Ratisbonenſe, 


Porphyrites ratisbonenſis; der bey Regenſpurg gefunden wird, 4) rutilans Marmor 
ratisbonenſe cum candidis maculis, 5) Marmor nigrum in rubro Bohemicum. Por- 


phyr ruber Bohemicus, 6) Marmor in rubro candidum Belgicum. Porphyrites in 
rubro candidus Belgieus, variis maculis diſtinctus, 7) Marmor Annabergicum, Por- 
phyrites Annabergicus in metallis repertus, 8) Marmor rubrum in eandido, in metal- 
lis fere omnibus repertum. Cerdanus nimmt nur zwey Geſchlechte des Porphyrs 
an. Eins, welches roth und weiſe Flecke hat; das andere, welches ebenfalls roth iſt 
und glänzende Flecken hat. Boodt hat nachfolgende Gattungen: ) ein rother und 
hellglaͤnzender Porphyr, 2) der blaue oder violbraune, 3) der thebaniſche Porphyr, 

Di von 


(r) Syſtema naturae 1768. ©. 72. Cu) Foffils. O. 261. f. 
8 . einer neuen Mineralogie. S. (e) Im acht und zwanzigten Bande. S. 
(t) Von den Edelſteinen. S. 275. 1566: f. 4 


Die fuͤnfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 401 


von rother Farbe mit güldenen Flecken, J) ein weiſer Marmor mit rothen Adern, 
Marmor lunenſe. Es erhellet aber aus dieſen Beſchreibungen, daß nicht alles eigent- 

liche Porphyrarten waren, was unſre Vorfahren dazu rechneten. 
Hier iſt es vermuthlich der rechte Ort, diejenigen italiaͤniſchen und zum 
Theil antiquen Porphyrarten zu wiederholen, von welchen uns Herr Ferber (y) 
fo ſchoͤne Nachrichten gegeben hat. Er zaͤhlet fie alſo: 1) Porfido roſſo von dunkel- 
rothem Grund mit weiſen laͤnglichten Flecken, iſt der gemeinſte Porphyr der in Italien 
gebraucht wird. Der rothe Grund iſt lichter oder dunkler, und es giebt Stuͤcke, 
darinne er faſt ſchwarz iſt. Die weiſen Flecke find gewoͤhnlich klein und laͤnglicht, bis— 
weilen aber größer, und alsdenn entweder laͤnglicht d. i. parallelepipediſch, oder eckigt 
von unbeſtimmter Figur. Es iſt nicht zu leugnen, daß dieſe Flecken aus undurch— 
ſichtigem, Milchfarbigem und dichtem Feldſpath beſtehen; ſolcher iſt aber zugleich 
Schoͤrlartig, welches die parallelepipediſche Geſtalt und das Anſehen zu erkennen geben. 
Dies gilt auch von den uͤbrigen Arten vom Porphyr, und es ſcheint mir, daß dieſe 
Flecken aus einer Steinart, die ein Mittelding zwiſchen Feldſpath und Schoͤrk iſt, 
beſtehen. — Man findet in dem rothen Porphyr bisweilen eingeſchloſſene gerundete oder 
eckigte Stuͤcke vom Porphyr, der weiſen Grund, und noch weiſere Flecke hat, welche 
fremdartige Stuͤcke in dem rothen Porphyr, als er weich geweſen, wie die Kieſel in 
der Breccia, hinein gekommen ſeyn muͤſſen. Dies wird man ſehr deutlich gewahr 
an einigen rothen Porphyrſaͤulen außen an der St. Marcuskirche zu Venedig. 
In dem rothen Porphyr find bisweilen dünne ſchwarze Schoͤrlſtrahlen eingemengt, wie 
ſolches an dem porphyrnen Fußgeſtelle unter der Diana triforme in der Stanza delle 
miſcellanee im Capitolio zu Rom zu ſehen; 2) Porfido nero hat ſchwarzen Grund 
mit weiſen Flecken; davon find zwey Abaͤnderungen: a) eigentlich ſogenannter ſchwar— 
zer Porphyr mit ganz ſchwarzem Grunde, und kleinen laͤnglichten weiſen Porphyr— 
flecken, dem gewoͤhnlichen rothen Porphyr, die Farbe ausgenommen, voͤllig gleich. 
Von dieſem finden ſich zwo ſchoͤne große Saͤulen in der Kirche delle tre Fontane von 
der Porta di S. Paolo von Rom; b) Serpent ino nero antico hat ſchwarzen Grund mit 
großen weiſen laͤnglichten oder parallelepipediſchen Flecken, vollkommen von Geſtalt der 
hellgruͤnen Flecken im Serpent ind verd antico, welchem dieſe Abänderung, die Farbe 
ausgenommen, völlig ähnlich iſt. In der Kirche von S Praffede zu Rom linker 
Hand einer Thuͤre, wenn man hinein koͤmmt, iſt davon eine kleine huͤbſche Säule be— 
findlich. — 3) Por ide bruno hat braunen Grund und große laͤnglichte gruͤnliche Flecken 
dem gewöhnlichen Ser pentino verd-antico, die Farbe ausgenommen völlig gleich. Die 
braune Farbe koͤnnte vielleicht von einem eingemiſchten Eiſenocher herruͤhren. Es giebt 
auch von dieſem zwey Abaͤnderungen: a) mit Leberbraunen Grund und hellen 
gruͤngelben Flecken; davon hat Herr Ferber in der Sammlung des Herrn D. Tar— 
gioni Tozzetti zu Florenz ein Stuͤck geſehen; iſt antique: b) mit ſchwarzbrau⸗ 
nen Grund und Flecken, deren eine Haͤlfte ſchwarz, die andere Haͤlfte hellgruͤn iſt. 
Der Herr Graf Cronſtedt hatte ein dergleichen Stuͤck in Rom gekauft: 4) Porfido 
verde. 

(5) Briefe aus Welſchland. S. 260. f. 


2. Th. 5 Eee 


402 Die fünfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 


verde. Es giebt davon viele Arten. Die wenigſten werden von den Steinarbeitern 
mit beſondern Namen unterſchieden. A. Serpentino verd antico findet ſich in Menge 


und in großen Bloͤcken um der alten Stadt Oſtia bey welcher der Hafen war, wo die 


aus Egypten kommenden und mit dortigen Steinarten beladenen Schiffe ausluden. 


Die Grundfarbe vom Serpentino verd antico iſt grün und die Flecken find laͤnglicht 


oder parallelepipediſch, Feldſpath⸗ oder Schoͤrlartig, und mehr oder weniger hellgruͤn. 
Vielleicht kommt die Farbe vom Kupferocher. Bisweilen ſind hohle Blaſen in dieſem 
Steine, ſolchen Blattern aͤhnlich, die ſich in geſchmelzenen Materien durch Ausſtoßen 
der eingeſchloſſenen Luft formiren. Sehr oft aber findet man weiſe durchſichtige Kieſel⸗ 
oder Achatflecke ohne beſtimmte, doch groͤßtentheils von rundlichter Geſtalt, im Ser- 
pentino verd antico, von welchem Herr Ferber, in Betracht auf die Farben folgende 
Abaͤnderungen geſehen hat: a) von dunkelgruͤnem Grund mit hellgruͤnen Flecken, iſt 
der gewoͤhnlichſte. In einigen Stuͤcken iſt der Grund faſt ſchwaͤrzlich oder ſehr dun— 
kel; b) vom dunkelgruͤnen Grund mit weiſen Flecken; c) vom dunkelgruͤnen Grund mit 
ſchwarzen Flecken; d) vom hellgruͤnen oder vielmehr gruͤngelben Grund mit ſchwarzen 
Flecken. B. Porfido verde propriamente coff chiamato, eigentlich ſogenannter grüner 
Porphyr; der Grund iſt dunkelgruͤn und faſt ſchwaͤrzlich, mit lichtern Schattirungen 
hin und wieder, oder auch Grasgruͤn und ſehr hell. Die Materie des Grundes iſt 
nicht immer hart, wie Jaspis, ſondern öfters Trappartig, fo, daß fie ſich mit einem 
Meſſer abſchaben läßt. Die Flecken find weiß, aber in den wenigſten Stuͤcken von bes 
ſtimmter deutlicher Geſtalt. In Anſehung dieſer Umſtaͤnde kann man folgende Abaͤn⸗ 
derungen annehmen, von welchen man bey dem Graben in den Weingaͤrten um Rom 
Stuͤcke und Scheiben findet, deren Groͤße und Menge aber zu gering iſt, als daß man 
davon in Kirchen und Pallaͤſten vielen Gebrauch machen koͤnnte: ) grüner Porphyr 


mit Jaspisartigem dunkelgruͤnem und beynahe ſchwarzem Grunde, und deutlichen längs - 


lichten, Schoͤrlfoͤrmigen, weiſen Flecken, welche groͤßer ſind, als die Flecken in dem 
eigentlich ſogenannten ſchwarzen Porphyr (2. a.) und kleiner als die im Senpentino nero 
antico. (2. b.) Folglich kann dieſe Abaͤnderung zu keiner von beyden gerechnet werden, 
befonders da die Grundfarbe deſſelben ohnedem bey genauem Anſehen nicht ſchwarz, ſon⸗ 
dern wuͤrklich grün, obſchon ſehr dunkel iſt: Z) grüner Porphyr mit dunkelgruͤnem 
Jaspisartigen Grund und kleinen runden und laͤnglichten weiſen Flecken, dem gewoͤhn⸗ 
lichen rothen Porphyr, die Farbe ausgenommen völlig gleich: Y) grüner Porphyr mit 
Trappartigem, dunkelgruͤnem Grund und unfoͤrmigen großen weiſen Quarzartigen Flecken 


ohne beſtimmte Geſtalt. Bisweilen ſind die Flecken ſo haͤufig und ſo gros, daß man 


mit mehrerem Rechte den Grund weiß als dunkelgruͤn nennen kann. Manchmal iſt 
der dunkelgruͤne Trappartige Grund hin und wieder in Schoͤrlſtrahlen angeſchoſſen, und 
alsdann koͤmmt dieſe Art vom grünen Porphyr den Graniten ſehr nahe, welche anſtatt 
des Glimmers Schoͤrl in ihrer Miſchung haben: 9) grüner Porphyr mit Trappartigen 
dunkelgruͤnen Grund und kleinen laͤnglichten, dichten, Schoͤrlſoͤrmigen weiſen Flecken, 


welche gleichwohl ſelten eine vollkommen Regelmaͤſige oder beſtimmte Geſtalt haben, 


ſondern hin und wieder unter ſich vermengt, und als kleine Wuͤrmer gekruͤmmt ſind. 
Die Marmorarbeiter nennen dieſe Art Porfdo verde forito; 2) lichtgruͤner Porphyr 
von 


Die fünfte Klaſſe, von den bermiſchten Steinen. 403 


vom Trappartigen lichtgruͤnen Grund, mit kleinen laͤnglichten beſtimmt geſtalten, und 
von einander geſchiedenen weiſen Porphyrflecken, und kleinen ſchwarzen Schoͤrlſtrah⸗ 
len. Hievon iſt in der Dohmkirche zu Sinne um den Taufſtein, Baptiſaire eine 
Bene zwiſchen andern von gewöhhlichem — und Granitello. 


9. 5 
Ich betrachte nun den Porphyr in ſanem Verhaͤltniß auf Verſteinerungen, 
und auf Minern. Was das Verhalten des Porphyrs in Ruͤckſicht auf die Verſtei⸗ 
nerungen anlangt, ſo iſt zuverlaͤßig, daß in demſelben keine Verſteinerungen 
vorkommen. Man iſt aber uͤber die Urſache dieſer Erſcheinung nicht einig. Man 
giebt vor, daß man den Grund dieſer Erſcheinung um fo tviel weniger anzugeben im 
Stande ſey, weil man die eigentliche Entſtehung des Porphyrs nicht zuverlaͤßig wiſſe. 
Diejenigen, welche alle Verſteinerungen fuͤr Ueberbleibſel der Suͤndfluth halten, geben 
groͤßtentheils vor, daß der Porphyr unter die erſchaffenen Steine gehöre, die alſo 
ſchon vor der Suͤndfluth vorhanden geweſen waͤren, und dieſe muͤßten alſo ohne Ver⸗ 
ſteinerungen ſeyn (2). Es iſt wahr durch dieſe Hypotheſe waͤre dieſe Schwierigkeit am 
leichteſten gehoben, nur daß fie nicht gehoͤrig kann bewieſen werden. Herr Ferber 
fand, wie er vorher bezeuget hat Porphyr in Porphyr, es koͤnnen alſo wenigſtens 
nicht alle Porphyrarten zu den erſchaffenen Steinen gehoͤren. Herr Hofrath Walch (a) 
ſucht den Grund dieſer Erſcheinung mit mehrerm Rechte darinne, daß der Porphyr, 
wie der Granit zu den Felsſteinen gehoͤre, die nicht Floͤtz oder Gangweiſe brechen, fon« 
dern aus welchen ganze große Felſengebuͤrge entſtehen. Folglich kann der Porphyr nicht 
durch große und wiederholte Ueberſchwemmungen zuſammen gehaͤuft, aber auch nicht 
in der See entſtanden ſeyn. Und wenn dieſes iſt, ſo iſt es auch nicht moͤglich, daß 
darinne Verſteinerung gen koͤnnen enthalten feyn. Herr von Buͤfſon (b) iſt ſo viel ich 
weiß der einzige Schriftſteller, der im Porphyr Verſteinerungen annimmt. Er nimmt 
es ſogar als bekannt an, daß der Porphyr groͤßtentheils aus Meerigelſtacheln 
beſtehe, welche durch einen fteinigten ſehr harten Mörtel verbunden ſind. Der rothe 
Porphyr, ſagt Herr von Buͤffon an einem andern Orte, iſt mit einer unzaͤhlbaren 
Menge ſolcher Stacheln angefuͤllt, womit die ſogenannten Meerkaſtanien, eine ge⸗ 
wiſſe- Gattung von Meerigeln, bewafnet zu ſeyn pflegen. Sie liegen ſehr dichte neben 
einander, und machen alle die kleinen weiſen Punkte aus, woran man dieſen Porphyr 
erkennet. Jeder von dieſen weiſen Punkten hat in der Mitte noch einen kleinen ſchwar⸗— 
zen Punkt. Das iſt der Durchſchnitt der Nervenröhre, welche der Länge nach, 
durch den ganzen Stachel des Meerigels fortgehet. In Burgund, drey Meilen von 
Dijon, bricht ohnweit §icin ein rother Stein, der in Anſehung der Zuſammenſetzung, 
dem Porphyr vollkommen gleichet, und ſich blos durch die Haͤrte von dieſem unterſchei— 
det, weil er nur ſo hart als Marmor, und alſo viel weicher iſt, als der aͤchte Por— 
phyr. Auch dieſer Stein iſt durchaus mit kleinen Seeigelſtacheln angefuͤllt. Waͤre 
Eee 2 freylich 


(2) Siehe Walch Naturgeſchichte der 5 a) Naturgeſchichte der Verſteinerungen. Th. 
An — 55 ö Abſchn. 1. S. 25. 
Verſteinerungen. Theil. 2. Abſchnitt. T. S. (b Algen eine Geſchichte der Natur. . 8h. 
I S. 72. 34. der Berliner Ausgabe. 


404 Die fünfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 


freylich dieſes Zeugniß gültig, fo müßte man ſogar in allen Porphyren Verſteinerun⸗ 
gen annehmen; allein daß dem nicht alſo ſey, das beſtaͤtige ich mit dem Zeugniffe des 


Herrn Hofrath Walch (c). Herr von Buͤffon, ſagt er, hat ſich hier offenbar 


geirret. In demjenigen Porphyr, der zu Rom por ſido antico heißt, und von dem er 
bier redet, find weiſe helle Flecken; allein dieſe kommen von keinen Seeigelſtacheln her, 
ſondern es ſind kleine Steinchen, die unter die Maſſe des Porphyrs gemengt ſind, wel⸗ 
ches ſelbſt der Augenſchein lehret, und die ſattſam zu erkennen geben, daß auch ſolche 
Felsſteinarten, die man ſonſt fo alt als die Welt hält, ehedem eine weiche Erde gewe⸗ 
fen ſeyn muͤſſen. Außer dieſem Porphyr giebt es aber auch eine rothe Marmorart, 
mit weiſen runden Flecken, die in der Mitte ein kleines Loch haben. Dieſer Marmor 


wird von vielen, aber ohne Grund, fuͤr einen Porphyr ausgegeben. In ſolchem giebt 


es ſolche weiſe Flecken, wie ſie Herr Buͤffon beſchreibt; allein es kommen dieſe nicht 
von Seeigelſtacheln her, ſondern es ſind kleine Trochiten, die, wie bekannt, insge⸗ 
ſamt auf ihrer flachen Seite in der Mitte ihren ehemaligen Nervengang deutlich durch 
ein kleines Loch zu erkennen geben. ' 
Man hat alfo in Ruͤckſicht auf die Verſteinerungen vom Porphyr ſehr wenig 
Vortheile zu erwarten. In Ruͤckſicht auf die Minern hat man zeither ein gleiches 
Urtheil gefaͤllt, daher auch diejenigen die von den Muͤttern der Erze reden, den Por⸗ 
phyr allemal uͤbergangen haben. Allein man hat dieſem Steine daran offenbar unrecht 
gethan. Er erſcheinet zwar felten in einer dem Bergmann willkommenen Geſtalt, als 
lein er erſcheinet bisweilen alſo; denn der Herr Ferber (d) hat zu Joachimsthal 
im Saazer Kreiß im Ellenbogner Antheii in Boͤhmen die wichtige Ente 
deckung gemacht, daß ſich der Porphyr nicht nur mit den Erzgaͤngen ſchleppet, ſondern 
fie auch ſogar veredelt. Hier find Herrn Ferbers eigne Worte. Der Porphyr iſt 
aus einem rothen Fleiſchfarbichten Hornſtein (Petroſilex) und weiſen Milchfarbigten 
Feldſpathflecken zuſammengeſetzt, worinn auch Glasartige Quarzkoͤrner nicht ſelten vor⸗ 
kommen. An einigen Orten findet ſich dieſer Porphyr noch ganz weich und unerhaͤrtet, 
und die weiſen Feldſpathkoͤrner liegen in einem roͤthlichen weichen Letten zerſtreut, wie 
ich ſolches neben dem Kuͤhgang beobachtet habe. Von dieſem Porphyr fegen verſchie⸗ 
dene mächtige Gänge, Striche oder Kaͤmme durch das Joachimsthaliſche Gebuͤrg/ 
gewoͤhnlich von Mittag in Mitternacht; ſie ſchaaren, uͤberſetzen und ſchleppen ſich mit 
den Erzgaͤngen, die bisweilen durch ſie veredelt werden. Von ſolchen Porphyrſtrichen 
hat man einen an dem Buͤhgang, zwey am Schweitzer, einen am Eliasgang, 
einen andern am Georgiſtolln, einen am Saͤchſichedelleutſtolln, den maͤchtig⸗ 
ſten aber, und bisher allein veredelnden an dem Roſa von Jerichogang wahrge⸗ 
nommen. Dieſer letztere hat ſich im diegenden dem Gange zugeſchaaret, in ſolchen wie 
ein Keil eingedrungen, und die reichſten Anbruͤche vom Glaserz gebracht, welche jemals 
auf dieſem Gange gewonnen worden, aber ſich, ſobald als der Porphyr aufhoͤrte, wies 
der abgeſchnitten. Die Maͤchtigkeit dieſes Porphyrſtriches iſt zwar nicht ganz durch⸗ 
brochen; man vermuthet aber, daß ſie wenigſtens 8 bis 10 Lachter betraͤgt, weil der 
Porphyr 
(e) Naturgeſchichte der Verſteinerungen. 1. (d) Beytraͤge zu der Mineralgeſchichte von 
Th. S. 25. Böhmen. S. 68. f. 


— 


Die fuͤnfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 405 


Porphyr beyden Trümmern des Roſa von Jerichoganges und auch der Teufe 

zuſetzt. In feinen Riſſen und Klüften führte dieſer veredelnde Porphyr einen ſehr fet— 

ten Steinmarkartigen feſten Letten, und ward dadurch milder, ſo wie alle Gangarten 

zu thun pflegen, wenn ſie ergiebig werden. Der Porphyrſtrich neben dem Kuͤhgang 

ſchleppet ſich mit demſelben im ho hen Tannerfelde an beyden Seiten, naͤmlich im Han. 

genden und Liegenden, ein gut Stüd fort. 
i a §. 556. 

Da der Porphyr oft ganze Felſen ausmacht und in großen Stuͤcken gefunden 
wird, fo kann er auch zu mancherley Nutzungen verarbeitet werden. Wenigſtens bar 
ben die Alten ihn zu Säulen und andern Zierathen in ihren Tempeln und Palläften 
häufig gebraucht, wovon uns noch viele Beyſpiele uͤbrig geblieben find. Ich würde 
mich fo weit von meinem Endzwecke entfernen, wenn ich hier von ſolchen Werken des 
Alterthums reden wollte, und begnuͤge mich nur damit, meine Leſer auf die vorige 
Nachricht des Herrn Ferbers ($. 554.) zurück zu weiſen; dies einzige kann ich nicht 
unberuͤhret laſſen, daß die egyptiſchen Säulen und Obelisken, die unter die fies 
ben Wunderwerke gezaͤhlet wurden, aus Porphyr geweſen ſind, obgleich andere da— 
für halten, fie wären nicht ſowohl natürliche Steine, als vielmehr ein durch die Kunſt 
verfertigter Guß geweſen. In unſern Tagen wird der Porphyr nicht mehr zu ſolchen 
großen Zierathen verarbeitet, und es kann moͤglich ſeyn, daß den neuern Kuͤnſtlern eis 
nige Handgriffe fehlen, welche den Alten bekannt waren; wenigſtens hatten unſtre 
Vorfahren mehrere Gedult, und vielleicht auch einen größern Sohn als man heut zu Tage 
auf dergleichen Arbeiten zu ſetzen pfleget. Denn das kann ich nicht glauben, was der 
gelehrte Jude, Wendes da Coſta (e) vorgiebt, daß die Alten ein beſonder Ge⸗ 
heimniß beſeſſen haͤtten, den Porphyr entweder bey der Arbeit zu erweichen, oder die 
Eiſen, womit ſie ihn bearbeiten auf eine beſondere Art zu haͤrten und zuzurichten. 
Wenigſtens findet ſich in den Schriften der Alten von dieſem Kunftftüce nicht die min 
deſte Spur. 5 

Boodt (f) verſichert, daß ſich die Mahler des Porphyrs bedieneten ihre Zar 
ben darauf zu reiben, und die Aerzte die Fragmente der Edelſteine zu zerreiben, weil 
dieſer Stein hart genug dazu ſey. Heut zu Tage bedienen ſich die Mahler, wenig— 
ſtens in Deutſchland, wo der Porphyr nicht allzu gemein iſt, feiner Marmorplatten, 
und reiben auf denſelben ihre Farben. Die Aerzte aber haben aufgehoͤret mit Edel— 
ſteinen zu kuriren, und dieſe koͤnnen alſo des Porphyrs nunmehr ganz entbehren. Die 
Lebhaber gönnen ihm aber in ihren Sammlungen noch immer einen Platz. 

So feſt auch immer der Porphyr ſeyn mag, ſo iſt er doch wenigſtens einiger» 
maßen der Verwitterung unterworfen. Herr D. Bruͤckmann (8) behauptet, 
daß man es auf feiner Oberfläche ſowohl an rohen als bearbeiteten Stücken ſehen koͤnne, 

daß der Porphyr durch die Laͤnge der Zeit der Verwitterung ausgeſetzt ſey; denn er 
werde endlich nicht nur broͤcklicht, ſondern verliere auch ſeine ſchoͤne rothe Farbe, und 
Eee 3 fall 
(e) Natural hiſtory of Foflils ef. Bruͤckmann von den Edelſteinen. S. 274. 


(f) Gemmarum et lapidum hiftoria Lib. II. Cap. 281. ©. 505. f. 
(8) Abhandlung von Edelſteinen. S. 274. ir 


406 Die fünfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 


falle in das Graue. Inzwiſchen ſtehen doch die Denkmaͤhler des grauen Alterthums 
noch immer in Italien und andern Orten, die aus Porphyr gemacht ſind, daher ich 
mich doch lieber mit Herrn Baumer (h) alſo ausdruͤcken wollte: manche Porphyrar⸗ 
ten pflegen am Tage etwas zu verwittern, und auf ihrer Oberfläche“ eine weiſe Rinde zu 
bekommen, dabey fie aber innerlich hart bleiben. 

Che ich auf die Anzeige der Oerter komme, wo ſich Porphyr findet, ſo muß ich 
erſtlich noch einige beſondere Anmerkungen uͤber die Lage deſſelben beybringen. Man 
ſindet den Porphyr ſehr oft auf den Feldern zerſtreuͤet, aber das ſind nur abgeriſſene 
Stuͤcke vom Ganzen. Manchmal, wie ich vorher aus Joachimsthal ein Beyſpiel 
angegeben habe, lieget er unter den Floͤtzen Gang- und Schichtweiſe, aber in dieſer 
Geſtalt koͤmmt er nur ſelten vor. Manchmal findet man ihn Neſterweiſe; am ges 
woͤhnlichſten aber findet man ihn in ganzen Felſen, und mächtigen Steinbruͤ⸗ 
chen. Dadurch laͤſſet ſich die Frage beantworten: woher man eigentlich die 
große Menge vom Porphyr bekommen habe, die wir noch heut zu Tage 
an denen in Syrien, Phoͤnicien, Griechenland und Italien befindlichen 


Gebaͤuden der Alten ſehen? Verſchiedene Gelehrte find hierüber zweifelhaft gebe ⸗ 


fen, und haben gemeinet dieſe große Säulen wären ein bloßer kuͤnſtlicher Guß; allein 
wenn man bedenket, daß man an manchen Orten ganze Porphyrfelſen finde, und daß 
in dem ſteinigten Arabien nicht allein Adern von einem ſehr weiten Umfange, ſondern 
auch ſogar ganze Steinbruͤche vom Porphyr geweſen, und daß man ſie von da uͤber das 
rothe Meer nach Egypten, und uͤber das mittlaͤndiſche Meer nach Phoͤnicien, Grie⸗ 
chenland und Italien gebracht habe; ſo wird man uͤber die e Frage nicht mehr 
zweifelhaft ſeyn (i). 

In Arabien alſo findet ſich der Porphyr in Adern von einem weiten Umfange, 
und in ganzen Steinbruͤchen. In Schweden findet man unter den losliegenden Erd« 
ſteinen verſchiedene Arten vom Porphyr, aber auch in feſten Kluͤften, wo die haͤrteſten 
und feinſten Arten liegen; man findet aber auch daſelbſt grobe Porphyre, die ſich 
ſchwerlich poliren laſſen (K). In Frankreich wird zwar der Porphyr nicht allzuhaͤu⸗ 
fig gefunden; Herr Eſterc aber ſagt, daß man im Walde bey Leſterelle in Pro⸗ 
vence einen Porphyr finde, der wegen ſeiner Haͤrte, Schoͤnheit, wegen ſeines Werths 
und Gebrauchs in der Bildhauerey und Baukunſt, dem Arabiſchen nichts nach— 
gebe (1). Bey Verona und beſonders auf dem Wege von Verona nach Neu⸗ 
mark, und bey Neumark fand Herr Ferber (m) mancherley Porphyrarten, deren 
Anzeige allerdings zu wiederholen iſt. Von Verona bis Neumark fanden ſich in 
unendlicher Menge gerollte runde Geſchiebe von einem rothen Porphyr mit weiſen 
Flecken, eben dergleichen wie zwiſchen Bergamo, Brescia und Verona in 
Geſchieben gefunden wird, welcher in Ver gamases ganze Berge ausmacht; von 

5 einer 


ch) Naturgeſchichte des Mineralreichs. 1. Th. (k) Siehe Cronſtedt Verſuch einer neuen 
S. 267. Mineralogie. S. 240. $ 266. 

Siehe Bomare Mineralogie, 1. Thel. 

(1) Siehe Woodward phyſicaliſche Erdbe: 8 ac mare Mineralogie. 2. Tel 


reitung. S. 680. (m) Brieſe aus Welſchland. S. 397. f. 


* * 
—— ³ ; ne 


Die fünfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 407 


einer ſchwarzen Porphyrart mit laͤnglichten weiſen Flecken dem Serpentino verd' antico, 
die Farbe ausgenommen vollkommen aͤhnlich. Gleich hinter Neumark rechter Hand, 
fanden ſich anſehnliche, weit ausgedehnte oder zuſammenhangende Porphyrgebuͤrge: 
1) ſchwarze mit weiſen, durchſichtigen, runden, Schoͤrlartigen Flecken, 2) ſchwarze mit 
Flecken von roͤthlichem Feldſpath, 3) rothe mit weiſen Flecken, entweder hellrothe, oder 
dunklere und Leberfarbigte. Die rothen haben Feldſpathartige Flecken, welche in den 
Geſchieben vom Angriff der Luft undurchſichtig Milchfarbigt ſind; aber in den rothen 
Porphyrbergen beſtehen ſie theils aus einen Fleiſchfarbigtem Feldſpath, theils aus einer 
glaſigdruſigem Schoͤrlart, derjenigen völlig gleich, die in vielen daven vom Veſuv Gras 
natfoͤrmige Kryſtallen, hier aber unfoͤrmige Koͤrner ausmacht. Auch in den ſchwarzen 
Porphyrbergen beſtunden die durchſichtigen weiſen Flecken von ſolchem glaſigen Schoͤrl, 
und waren entweder laͤnglicht, oder ohne beſtimmte Geſtalt. Herr Ferber haͤlt dieſe 
Porphyrberge hinter Neumark für wahre Laven, will aber hievon keinen Schluß auf 
alle Porphyre machen. Ein anderer Umſtand gab ihm hievon einen neuen Beweiß. 
Alle dieſe Porphyrgebuͤrge beſtunden entweder ſchon aus geſchiedenen an und neben 
einander liegenden, vierſeitigen groͤſtentheils rhomboidaliſchen Säulen, oder fie hatten 
die Eigenſchaft in ſolche zu zerberſten und ſich brechen zu laſſen, gleichwie verſchiedene 
Laven zu Baſaltſaͤulen angeſchoſſen ſind. Es ſetzten dieſe hohen Porphyrberge von 
angeführten Farbenaͤnderungen bis gegen Brandſol fort, erſtlich an der rechten, nach— 
her an beyden Seiten des Weges, und waren uͤberall in große oder kleine meiſt vier» 
ſeitige Säulen, mit platten Querbruch an der Spitze und glatten Abloͤſungen von einan— 
der zerborſten, von ſo Regelmaͤßiger und genauer Geſtalt, daß Niemand ſelbige fuͤr 
zufällig halten kann, ſondern als ordentliche kryſtalliniſche Säulen anſehen muß. Die 
Winkel des Querbruchs waren gemeiniglich ſchief, oder der Durchſchnitt der Saͤulen 
groͤſtentheils rhomboidaliſch, aber einige ſtelleten rechtwinkelichte Parallelepipeden vor, 
von der Lange eines Fingers bis zur Höhe anderthalb ſchwediſcher Ellen, und einer Vier 
thelelle oder mehr im Durchmeſſer. Viele ſolche große Säulen waren an den Seiten der 
Lanbſtraße aufgerichtet, vollkommen ſo, wie die Saͤulenfoͤrmige Lave oder der Baſalt um 
Bolzena. Wenigſtens dauerte dieſes Porphyrgebuͤrge eine und eine vierthel deutſche 
Meilen. In Deutſchland ſindet ſich der Porphyr in manchen Gegenden, aber ſelten 
in ganzen Gebürgen, mehrentheils hat er ſich in andern Gebuͤrgen eingemiſcht, fo wie 
z. E. bey Joachimsthal in Böhmen. So koͤmmt er in den Blankenb ur⸗ 
giſchen Ganggebuͤrgen (n), ſo in den ſchweizeriſchen Eisgebuͤrgen (o) vor. 
In Sachſen hat man einen braunrothen Porphyr mit zarten weiſen Puncten gefuns 
den, davon ich ſelbſt ein kleines Stuͤckchen beſitze, aber den Ort nicht angeben kann, 
wo er eigentlich gefunden wird, und wie er ſich zeigt. In Thuͤringen iſt es nur die 
Erfurtiſche Gegend (p) wo ſich Porphyr findet. Er koͤmmt in den Griesſchichten 
oͤfters in ziemlich großen Stuͤcken und in mancherley Abaͤnderungen vor, und beſtehet 
theils aus hellrothen und weiſen mit Pechblende und Schoͤrlkoͤrnern durchſetztem Quarze, 
0 theils 


(n) Siehe FJuͤckert Naturgeſchichte des Unterharzes. S. 109. 
(o) Siehe Buͤſchings Erdͤbeſchreibung. Th. 4. S. 227. 
(p) Siehe Baumer Naturgeſchichte des Mineralreichs. Th. 2. S. 166. 


408 Die fuͤnfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 


theils aus eben demſelben mit großen und kleinen weißen Glimmerſtuͤcken vermiſchten 
Geſtein. Hier bey Weimar habe ich noch nicht die mindeſte Spur von einem wahren 
Porphyr gefunden; ich müfte denn hieher einen rothen mit Feldſpath vermiſchten Stein 
rechnen dürfen, der ſich zuweilen unter unſern Granitartigen Kieſeln findet. 


Mir find folgende Landſchaften, Gegenden und Gerter bekannt, wo ſich 


der Porphyr findet. Allier, Arabien, Auvergne, Bergamasko, Bergamo, Berlin, 
Canton Bern, Bitsberg, Blankenburg, Böhmen, Braunſchweig, Brescia, Ca⸗ 
nada, Dalekarlia, Dresden, Egern, Eisgebuͤrge in der Schweitz, Egypten, Elfdal, 
Erfurth, Granada, Griechenland, Guſtavsſtrom, Heiligerdamm im Meklenbur⸗ 
giſchen, Hykieberg in Elfdal, Indien, Italien, St. Juſt, Klitten bey Elfdal in 
Dalekarlien, Leipzig, Leſterelle, Louen, Marienſchein in Böhmen, im Meklenbur⸗ 
giſchen, bey Mexiko, Mißiſipi, Mißourifluß, Neumark, Norwegen, Plauiſcher 
Grund, Provence, Rom, Sandau, Schweden, Schweitz, Seeland, Sieilien, 
Spanien, Terra noua, Toͤplitz in Böhmen, Verona, Vereyſe im Canton Bern, 
Volterra in Italien, Welſchmichel und Wettin. Siehe Bruͤckmann Magnalia Dei 
in locis ſubterraneis P. I. S. 18. 47. 53. 55. 138. 289. 331. 348. 366. P. II. S. 513. 
Baumer Naturgeſchichte des Mineralreichs 1. Th. S. 267. 2. Th. 166. Bomare 
Mineralogie 1. Th. S. 265. Ferber Briefe aus Welſchland S. 397. Born index 
foſſilium S. 150. Verzeichniß der Kaltſchmiediſchen Edelſteine S. 37. f. 
Cronſtedt Verſuch einer neuen Mineralogie S. 240. Linne Syflema naturae 1768. 
S. 72. Mineralogiſche Beluſtigungen 2. Th. S. 247. 349. 


OI. Der dran 


. S8. 557. 

Da die mehreſten Mineralogen den Brocatell zu dem Porphyr rechnen, fo vers 
knuͤpfe ich billig die Beſchreibung dieſes Steines mit der Beſchreibung des Por⸗ 
phyrs. Die Benennung Brocatell, Brocadell, Brocatellporphyr Bom. 
Brocatſtein, Brocatjaspis Bruͤckmann, und die lateiniſchen Brocatellus, Bro- 
catellum, ſoll wie Boodt (q) Bruͤckmann (1) und mehrere dafür halten von dem 
Wort Brocat herkommen, wodurch wie bekannt iſt, ein gewiſſes ſeidenes Zeug ange⸗ 
zeigt wird, mit welchem unſer Stein einige Aehnlichkeit hat, zumal wenn man, wie 
es in dergleichen Faͤllen nothwendig iſt, eine lebhafte Imagination zu Huͤlfe nimmt. 
Man nennet dieſen Stein auch Marmor thebaicum, weil man den Brocatell ohne 
Zweifel zuerſt bey Theben entdeckt, oder daſelbſt von einer vorzuͤglichen Schoͤnheit 
gefunden hat. Es kann aber auch ſeyn, daß man einen wahren Thebaniſchen 
Marmor fuͤr einen Brocatell gehalten hat, weil er in Anſehung der Grundfarbe 
und der Zeichnung mit demſelben einige Aehnlichkeit hatte. Ich geſtehe es, hier herr 
ſchet in den Schriften der Alten und der Neuern einige Dunkelheit, die ſich uͤberhaupt 
über den ganzen Brocatell verbreitet hat. Wallerius nennet den Brocatell Por- 
phyr 
(g) Gemmarum et lapidum hiſtoria. S. (r) Von den Edelſteinen. S. 107, der aͤltern. 

506. S. 270. der neuern Ausgabe. 


Die fuͤnfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 409 


phyr rubens, lapillulis flavis und bezeichnet damit feine Farbe ganz genau. Im Fran⸗ 
zoͤſiſchen wird er Brocatel und vom Herrn von Bomave Porphyre Brocatelle im 
Sollaͤndiſchen aber Brocatel genennet. 


§. 558. 

Der Name Brocatell iſt ein ſehr zweydeutiger Name. Einige geben dieſen 
Namen dem gelbgefleckten Spaniſchen Marmor (1) andere nennen uͤberhaupt 
den gefleckten Marmor, beſonders denjenigen der gelbe Flecken hat, und der ſich 
vorzüglich in Spanien, hauptſaͤchlich in Andaluſten ſehr haufig findet, Brocatell; 
und das ſollen vor andern die Steinmetzen thun (t). Bey den Italiaͤnern ſoll der 
Cerachat, der Achat der eine Wachsfarbe hat Brocatell heißen (u), und noch 
andere nennen auch den Alabaſtrit (F. 421.) Brocatell. Endlich wird unter dem 
Brocatell auch derjenige Stein verſtanden von dem ich hier rede, und der nach der 
gewoͤhnlichſten Meynung ein Porphyr iſt. Die Zweydeutigkeit dieſes Namens iſt 
alſo ſehr gros, und ich falle der Meynung des Herrn Profeſſor Pott am angeführten 
Orte gern bey: daß man uͤberhaupt bemerken muß, daß nicht nur die alten, ſondern 
auch noch die heutigen Architecten und Bildhauer in Italien in Frankreich ꝛc. bey 
Benennung der Steine ſich auf keinen wahren Unterſchied gruͤnden, ſondern Steinarten, 
die ganz verſchieden ſind, mit ein und eben demſelben Namen, bald eines Marmors 
bald eines Brocatells belegen, wenn ſie nur einigermaßen eine Politur annehmen. 
Daher werden fo viele Arten von kieslichten, auch thonigten, ja gar gypſichten Stei⸗ 
nen Marmor genennet, welche doch weder mit den Saͤuren aufbrauſen, noch ſich 
durchs Feuer zu ungeloͤſchtem Kalk brennen laſſen, wie alle Arten des aͤchten Marmors 
thun muͤſſen. 

Inzwiſchen halte ich mich jetzo bey der eigentlichen Bedeutung des Brocatell auf, 
der ein wahrer Porphyr iſt, oder deſſen Beſtandtheile eben diejenigen ſind, die der 
Porphyr hat. Es iſt ein Stein, der aus verſchiedenen Steinarten zuſam⸗ 
mengeſetzt iſt, wo die eingemiſchten Steine einer andern Natur ſind, als 
die Mutter iſt darinne ſie liegen. Nach der gewoͤhnlichſten Meynung iſt der 
Brocatell eine rothe Porphyrartige Steinart, in welcher ſich gelbe Typfeln oder 
Flecken befinden (x). Herr Leibarzt Vogel (y) hat in der Hauptſache eben dieſen 
Begriff; denn er verſtehet darunter einen rothen, roͤthlichen, oder rothbraunen Jaspis, 
welcher gelbe Flecken hat, nur muß man ſich bey dieſem Begriffe hüten, einen eigent— 
lichen rothen gelbgefleckten Jaspis nicht mit dem Brocatell zu verwechſeln. Mich 
dürfe man koͤnne beyde leicht unterſcheiden. Wenn man einen bunten Jaspis vor 
ſich ſiehet, fo hat eine und eben dieſelbe Steinart zweyerley Farben. Wenn man aber 
einen Brocatell vor ſich hat, ſo ſiehet man zweyerley Steine, gleichſam einen Stein in 
dem andern, oder viele kleine Steine in einem groͤßern gelegt, fo wie etwa die Poud— 

| dingſteine 
(4) Baumer Naturgeſchichte des Mineral⸗ (u) Univerſallexikon. 4. Band. S. 696. 
reichs. Th. 1. S. 267. (x) Siehe Wallerii Mineralogie. S. 135. 
N (t) pott erſte Fortſetzung der Lithogeognoſie. und Baumer am angeführten Orte. 
S. 47. i (y) Practiſches Mineralſyſtem. S. 127. 
2. Th. N Fff N 


4¹⁰ Die fuͤnfte Klaſſe, von den vermiſchteen Steinen. 


dingſteine ſind, die ſich aber von dem Brocatell auf mehr als eine Art 
untericheiden: einmal dadurch, daß man nicht leicht einen Puddingſtein findet, 


wo die Grundfarbe roth wäre; hernach dadurch, daß im Puddingſtein Kieſel im 


Kieſel liegt, da der Brocatell fo wie der Porphyr aus verſchiedenen Steinarten beſtehet. 
Nimmt man nun an, daß alle die Steine, die ſo beſchaffen ſind, wie ich ſie jetzo be⸗ 


ſchrieben habe, deren eingemiſchte Steine aber eine gelbe Farbe haben, Brocatelle hi 


find, fo wird man fie auch von dem Porphyr leicht unterſcheiden koͤnnen. 

Ich muß aber geſtehen, daß verſchiedene Gekehrte dieſen Begriff nicht ſo beſtimmt 
gebrauchen, und dadurch den Unterſchied unter dem Brocatell und dem Porphyr 
ſchwerer machen. Ich muß aber auch zugleich geſtehen, daß dieſe den Brocatell als 
eine Gattung vom Porphyr anſehen, und nun iſt es freylich gleichguͤltig, ob man den 
Brocatell ſo oder anders beſchreibt. Nur wuͤnſchte ich, daß man dann auch den 
Namen des Brocatells gar aufheben moͤchte. So lange aber aͤltere und neuere 
Schriftſteller den Brocatell als eine eigne Steinart betrachten, fo ſollten fie auch 
ſolche Kennzeichen feſt ſetzen, die den Brocatell und den Porphyr nicht verwechſeln. 
Ohne allen Zweiſel iſt die erfte Benennung eines Steins, den die italiaͤniſchen Kuͤnſtler 
Brocatell nennen, ganz zufaͤllig geweſen, die neuern fahren auf dieſen Fuße fort, 
wozu bey den italiaͤniſchen Steinarbeitern zugleich die Gewinnſucht kam, und nun 
haben verſchiedene Steinarten einen gemeinſchaftlichen Namen. Darauf hat ohne 
Zweifel Herr D. Bruckmann (2) geſehen, wenn er von dem Brocatell ſagt: fein 
Jaspisartiger Grund ſey groͤſtentheils roͤthlich oder braunlich, und enthalte weiſe, 


gelbe, gruͤnliche, Quarzartige und Feldſpathartige Flecke, Adern und Tuͤpfeln. Mann 


finde auch Brocatell, welcher einen gruͤnlichen und braͤunlichen Grund zeigt, und 
Flecken dald von dieſer bald von jener Farbe hat, im uͤbrigen aber der Haͤrte und an⸗ 
dern Eigenschaften nach, mit dieſen Steinarten genau uͤbereinſtimmt. Dabey warnet 
uns Herr Bruͤckmann den Brocatell nicht mit derjenigen Marmorart, welche eben⸗ 
falls Brocatello genannt wird, die auch gelbe und andere Flecken und Adern hat, 
nicht zu verwechſeln. Allein man wird auch nicht leicht in die Verſuchung fallen ſie zu 
verwechſeln, wenn man bedenket: 1) daß in dem Brocatell allemal verſchiedene 


Steinarten, die man leicht mit dem bloßen Auge unterſcheiden kann, zum Grunde lie 


gen; bey dem Marmor aber hat einerley Steinart nur verſchiedene Farben: 2) daß 
der Marmor mit allen ſauern Geiſtern auſbrauſet „welches der Brocatell nicht thut; 
und 3) daß der Marmor durch das Feuer zu einem lebendigen Kalche wird, da der 
Brocatell zu Glaſe ſchmelzt. Außerdem verſichert noch Herr D. Bruͤckmann, 


daß der Brocatell die Härte vom Serpentino antico und vielleicht auch deſſen Vaterland 


habe, er ſey aber noch ſeltener als der Serpentino antico und nehme auch eine beſſere 
Politur an. N 


$. 559 
In welches Fach von Steinen der Brocatell eigentlich gehoͤre? daruͤber iſt 
unter den Gelehrten eine dreyfache Meynung entftanden, 
Einige 


(2) Abhandl. von den Edelſteinen. S. 270. bet geueru, S. 107. det altern Ausgabe. 


Die fünfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 41 


Einige ſetzen ihn unter den Marmor. Wenn verſchiedene unter den 
Neuern unter welchen ich nur die Herren Cronſtedt (a) und Baumer (b) nennen 
will, von einem Marmor reden der Brocatello heißt, fo meynen fie unſern Stein 
nicht, ſondern einen eigentlichen Marmor der ein Kalkſtein iſt, wie ich ſchon vorher an⸗ 
gemerket habe. Dieſe widerſprechen aber auch unſerer Meynung nicht. Wenn aber die 
ältern z. E. Boodt (e) den Brocatell dem Porphyr an die Seite ſetzen, und ei« 
nen ſowohl als den andern Marmor nennen, ſo irren ſie freylich. Nach ihrem Be⸗ 
griffe wurden alle harte Steine, die eine Politur annehmen, Marmor genennet, 
und nun konnte freylich auch der Brocatell als ein Marmor betrachtet werden. Allein, 
das iſt eine andere Frage, ob ihr Begriff auch richtig war? denn nachdem man nun nicht 
blos nach aͤuſern Kennzeichen urtheilet, fondern zugleich mit auf die Grunderden feine 
Ruͤckſicht nimmt; ſo kann allerdings der Brocatell kein Marmor ſeyn, weil er ein 
ganz ander Weſen, als der Marmor hat. Denn er wird im Feuer zu Glaſe und 
brauſet mit keiner Saͤure. Inzwiſchen will ich nicht leugnen, daß die Alten unter die 
achten Brocatelle auch achte Narmore gelegt haben, welches nach ihrem ſchwan⸗ 
kenden Begriffe vom Marmor leicht möglich war. f 
Andere ſetzen den Brocatell unter den Jaspis. Das hat Herr Bruͤck⸗ 
mann (d) gethan, der es aber eingeſtehet, daß es ſeiner Miſchung wegen gar wohl 
angehe, ihn als eine Gattung vom Porphyr anzunehmen. Da verſchiedene den Porphyr 
für Jaspis halten (H. 553.) fo halten alle diejenigen zugleich den Brocatell für 
Jaspis, die ihn unter den Porphyr zählen. - 
Ind das iſt eben die dritte Meynung über den Brocatell, daß man 
ihn naͤmlich als eine Gattung vom Porphyr anſehen muͤſſe. Wallerius (e) 
hat dieſe Meynung; denn er nennet ja den Brocatell einen roͤthlichen Porphyr, der 
gelbe Steintuͤpflein hat, und mehrentheils unter den Marmorn pfleget aufgeſtellet zu 
werden. Eben unter dieſem Geſchlechte der Porphyre hat auch der Herr Rath Bau— 
mer (f) den Brocatell, der aber von ihm weiter nichts meldet, als daß er eine rothe 
Porphyrart ſey, und daß einige auch den gelbgefleckten ſpaniſchen Marmor fo zu nen— 
nen pflegten. Herr Prof. Vogel (g) der ſich unter dem Porphyr einen rothen, roͤth— 
lichen, oder rothbraunen Jaspis vorſtellet, hat den Brocatell auch unter dem Porphyr, 
von dem er dies zum Unterſcheidungskennzeichen angiebt, daß er gelbe Flecken habe. 
Herr Prof. Bruckmann (h) hatte ehedem auch dieſe Meynung, die er nachher eini— 
ger Maßen geaͤndert hat; denn er nennet den Brocatell Porphyr mit rothem Grund 
und gelben Flecken oder Tuͤpfeln. Endlich will ich noch den Herrn Profeſſor Pott an⸗ 
fuͤhren (1). Er ſagt: Hunter die kieſelichten Steine gehoͤret auch der von Boodt 
5 Fff 2 und 


(a) Verſuch einer neuen Mineralogie. S. 40. (e) Mineralogie. S. 135. 
(b) Naturgeſchichte des Mineralreichs. Th. 2. 2 2 Naturgeſchichte des Mineralreichs. Th. 1. 
. ö . 267. 
(c) Venen et lapidum hiftoria, Lib. II. (g) Praetiſches Mineralſyſtem. S. 127. 
Cap. 281. S. 506. (h) Von den Edelſteinen. S. 107. der aͤltern 
(d) Abhandl. von Edelſteinen. S. 270. 271. Ausgabe. 
der neuen Ausgabe. a Ci) Erſte Fortſetzung der Lithogeognoſie. S. 47. 


412 Die fünfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 


und Wallerius fo benennte Brocatell, oder rothe Porphyr, oder Thebaiſchern 
Marmor, als welcher nichts anders als eine Art des Porphyrſteins iſt, und zum Un. 
terſchiede Brocatello volſo oder vorher Brocatell genennet zu werden pflegt“ Das iſt 


auch ohne Zweifel der rechte Ort, den man dem Brocatell geben kann. Der Aus 
genſchein lehret es, daß ſeine Verwandſchaft mit dem Porphyr nicht in Zweifel gezogen 


werden kann, und chymiſche Verſuche würden es beſtaͤtigen, wenn der eigentliche Bro. 
catell nicht fo ſelten wäre. Wenn es übrigens wahr iſt, was Boodt (K) von dem 
Brocatell ſagt, daß in der biſchoͤfflichen Kirche zu Piſa, und in der Kirche St. 


Johannis daſelbſt, kleine Saͤulen vom Brocatell befindlich waͤren; und wenn er 
hier einen eigentlichen Brocatell, und nicht etwa einen Marmor verſtehet, ſo muß 
der Brocatell doch zuweilen in großen Stuͤcken gefunden werden, oder wenigſtens ehe⸗ 
dem gefunden worden ſeyn. Inzwiſchen iſt auf dieſes Zeugniß des Boodts nicht 
viel zu bauen, weil er ſich dabey auf eine bloße Sage beruft. 


* 


Oi 28 ern ir 1 


$. 560. 
Wel der Granit durch Zuſammenſetzung kleiner Steine entſtanden iſt, welche in 
vielen Beyſpielen nur wie kleine Körner geſtallt find, und dadurch der Granit zu 
einem koͤrnigten Steine wird, fo ſoll er dadurch den Namen, den er führt erhalten has 


ben (1). Im Sateinifchen wird er Granites, und weil man ihn gemeiniglich unter die 


Wacken zaͤhlet Saxum granites genennet. Herr Linne nennet ihn Saxum ſpatoſum 
quarzoſum micaceumque referens; Herr Cronſtedt, Saxum compoſitum Feltſpato, 
Mica et Quarzo, quibus accidentaliter interdum Hornblende, Steatites Granatus et 
Bafaltes immniixti funt; im Franzoòͤſiſchen wird er Granite, im Sollaͤndiſchen aber 
Granit genennet. 

Das ſind die gewoͤhnlichſten Benennungen derjenigen Steinart, von der ich hier 
rede. Ich kann aber nicht unangezeigt laſſen, daß das Wort Granit einer großen 
Zweydeutigkeit unterworfen iſt. Verſchiedene Schriftſteller (m) nehmen die Worte 
Granit und Porphyr fuͤr gleichlautend an, und in dem Verdachte ſtehen alle dieje⸗ 
nigen Mineralogiſten, welche des Porphyrs gedenken, und des Granites nicht. Herr 
Poerner (n) bemerket, daß man mit dem Namen Granit einen Porphyrartigen 
Stein belege, der bey dem Herrn Wallerius unter den Jaspisarten gefunden und 
Granito rofo genennet werde, den doch andere für einen wahren Porphyr, wenigſtens 
nur für eine Gattung des Granits halten. Andere, ſagt Herr Poerner, befchreie 
ben dieſen Stein als eine rothe Marmorart, und hier beruft er ſich auf des Herrn 
Bertrand Didionaire des foſſiles. Tom. I. S. 252. Aber dieſe halten den Granit 

ö ebenfalls 


(xk) Am angeführten Orte: ex hoc lapide cl) Anfangsgruͤnde zur Chymie von Herrn 
dicuntur Pifis extare paruae columnae, ſuſti - Poͤrner überfegt. 2. Th. S. 211. 


. 1 5 (in) Univerſallexikon. 11. Band. S. 590. 
ventes fuggeftum in templo epiſcopali, et in (n) In — Anmerkung zu den Anfängsgt 
templo St. Johannis. der Chymie. 2. Th. S. 212. 


Die fuͤnfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 413 


ebenfalls für einen Porphyr, von dem ich vorher ($. 552. 553.) angeführet habe, daß 
ihn viele einen Marmor nennen, wie noch Stobaͤus (o) gethan hat, der von dem 
Granit ſagt: VItimo huic familiae accenſendam putamus duriſſimam illam et nobiliſſi- 
mam marmoris ſpeciem, quae ab vrbe quadam Ægypti Syenites, a punctis vero qui- 
bus notatur Stigmites Plinio, atque Italis hodie Grauite dieitur. Herr Ferber (p) 
beſchreibet eine Steinart, bey Toſcana, welche man daſelbſt Granito di Cortona nen- 
net, als eine graue Lava mit weiſen durchſichtigen laͤnglichten Flecken, die einem Kieſel 
aͤhnlich ſahen, aber vermuthlich Schoͤrlartig waren. So vieler Zweydeutigkeit iſt das 
Wort Granit unterworfen, worunter aber die Bedeutung am gefaͤhrlichſten iſt, wo 
man den Granit und den Porphyr verwechſelt, und alfo zwey Steinarten verbindet, 
welche, wie mich duͤnkt, getrennet werden muͤſſen, 6 
n S. 561 ’ 
Es muß uns alſo viel daran gelegen ſeyn, durch eine genaue Beſchreibung den 
Granit naͤher zu kennen; denn das wird der leichteſte Weg ſeyn, ihn von dem Dor- 
phyr, mit welchem er beſonders in einigen Gattungen eine ſehr große Aehnlichkeit hat 
zu unterſcheiden. Ich will mich dabey der Gedanken anderer bedienen. Herr Profeſ— 
ſor Pott (q) ſagt, daß man den Granit unter mancherley Farben finde, fo, daß er 
von rothen, braunen, grauen, weiſen und andern Flecken durch und durch geſprengt, 
aber in Vergleichung mit dem Porphyrſtein merklich grobkoͤrniger iſt. Der Verfaſſer 
der allgemeinen Begriffe der Chymie ſagt an dem angeführten Orte: der Granit iſt ein 
Stein, welcher durch den Zuſammenhang kleiner Steine von verſchiedenen Farben, 
und verſchiedener Natur entſtanden iſt. Die meiſten Graniten beſtehen aus kleinen 
Stuͤckchen Quarz, Spath, Sand, und Glimmer oder talkigten Theilen von verfchies 
denen Farben. Da der Quarz und der Sand gemeiniglich am meiſten in den Granis- 
ten ſind, ſo geben dieſe Steine mit dem Stahl Feuer, und werden unter die harten 
Steine gezaͤhlt, doch giebt es in Anſehung dieſer Eigenſchaft viele Unterſchiede unter 
den Graniten. Herr von Bomare (r) will den Granit nur aus zwo, hoͤchſtens 
aus drey Steinarten entſtehen laſſen. Der Granit ſagt er, iſt nicht ſehr gemiſcht, weil 
er blos durch die Verbindung zwoer, aufs hoͤchſte dreyer Arten von Materien oder 
Steine entſtanden iſt, von welcher eine, naͤmkich der Quarz insgemein den Vorzug 
hat, indem die andere naͤmlich der Feldſpath, oder die Feldwacke, und ſelten der Fluß⸗ 
ſpath nur eingeſprengt iſt. Die dritte iſt der Glimmer. Die Theilchen, woraus der 
Granit beſtehet, ſind von verſchiedenen Farben, mehr oder weniger groß und hart, 
nehmen auch eine bald mehr, bald weniger lebhafte Politur an, nachdem der erdige 
Kuͤtt, welcher ſie verbindet, zaͤhe und mit der Miſchung der Steine uͤbereinſtimmend iſt, 
oder nicht. Der Granit iſt gemeiniglich ſehr ſchwer zu hauen, giebt mit dem Stahle 
viel Feuer, und läßt ſich gut poliren. Im Feuer ſchmelzt er zu Glas, außer dem Glim- 
mer und Kuͤtte, welche eben die Stärfe des Feuers aushalten, ohne ſich zu veraͤndern. 
Sie verlieren aber ihren Glanz und 3 Herr D. Bruͤckmann () 
0 F 


i | sff3 fegt 
(o) Opuſcula. S. 87. (r) Mineralogie. 1. Th. S. 268. f 
(p) Briefe aus Welſchland. S. 327. () Abhandlung von den Edelſteinen. S. 278. 


(J) Erſte Fortſetzung der Lithogeognoſie. S. 47. der neuen Ausgabe 


1 


a4 Die fünfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 


ſetzt noch hinzu, daß er rauh, uneben, blaͤttrich und ſcharf ſey. Ich zweifle aber doch, 
daß man Grund genug habe den Granit unter die blaͤtterichten Steine zu ſetzen. Es 
ſcheinet zwar bey manchen Graniten, als wenn fie aus Lagen beftünden; allein bey 
genauer Betrachtung findet man das Gegentheil gar leicht, welches auch ſchon dadurch 
einleuchtend wird, daß die Granite, wenn man ſie zerſchlaͤgt nicht in Blaͤtter, ſondern 
in lauter Stuͤcke von ungewiſſer Form zerſpringen, auch die mehreſten Granite fo com- 


pact find, daß man keinen Unterſchied unter den Theilen derſelben wahrnehmen kann. 


Man muß fie vielmehr als eine dichte Maſſe betrachten, in welche andre Steinarten 
eingemiſcht ſind. Das halte ich eben fuͤr das weſentliche Kennzeichen des Granits, daß 
ſich in einer Grundmaſſe verſchiedene eingemiſchte Steinarten befinden. Die Grund« 
maſſe iſt bey den Graniten von verſchiedener Art. Manchmal ſcheinet fie‘ Sandartig, 
oder wie ſich Herr von Bomare ausdruͤckte Quarzartig zu ſeyn, und wenn in dies 
ſem Falle die eingemiſchten Koͤrner klein ſind, ſo iſt der Granit wenig zuſammenhan⸗ 
gend, laͤßt ſich leicht zerſchlagen, und nimmt nie eine gute Politur an, ob er ſich gleich 
ſehr ſchwer ſchleifen laͤßt. Ein andermal iſt dieſe Grundmaſſe Kieſelartig, und dann 
laͤßt ſich der Granit ſehr ſchoͤn poliren. Ob man auch einen Granit annehmen koͤnne, 
deſſen Grundmaſſe eine Lava ſey? das kann ich nicht ſagen, aber das glaube ich doch, 
daß man eine ſolche Steinart nur im uneigentlichen Verſtande einen Granit nennen 
koͤnne. Die Einmiſchung in ſolche Grundlagen iſt ebenfalls ſehr verſchieden. In ſehr 
vielen Faͤllen iſt nur eine einzige Steinart eingemiſcht, entweder Quarz, oder Feld⸗ 
ſpath, bisweilen aber ſind auch beyde Steinarten zugleich gegenwärtig, wozu ſich bis. 
weilen auch Glimmer geſellet. Wenn, wie Herr Cronſtedt in feiner obigen Beſchrei⸗ 
bung (§. 560.) meldete, auch Hornblende, Speckſtein, Granatſtein und Vaſalt eins 
gemiſcht iſt, fo iſt dieſes eigentlich was ganz zufaͤlliges, weil man unzählige Granite 
findet, worinne man keine von dieſen ere antrift, hingegen keinen einzigen Gras 
nit, in welchem nicht Feldſpath oder Quarz ſollte angetroffen werden. Die Farbe der 
Granite iſt gar ſehr verſchieden. Die Grundmaſſe iſt bald weiß, bald roth, bald gruͤn, 
bald gelb, bald graulicht, die Einmiſchung aber bald weiß, bald grau, bald ſchwarz, 
man würde alſo unrecht thun, wenn man eine gewiſſe Farbe bey dem Granit unter 
feine weſentlichen Kennzeichen ſetzen wollte. Die Ono matologie (t) nimmt auch eis 
nen falſchen Granit an. Sie ſagt: iſt er weich und ſpathig, ſo iſt er mehlicht und 


kalkigt, und alsdann zernichtet ihn die Zeit bald; dies iſt falſcher Granit. Ich ge 


ſtehe es, eine ſolche Steinart kenne ich nicht, wenn fie aber von der in ſeyn follte, fo 
gehoͤret ihr der Name eines Granits gar nicht. f 

Man ſetzet gemeiniglich drey Kennzeichen feſte, wodurch man den Granit von 
dem Porphyr unterſcheiden kann (u): 1) daß der Granit weicher als der Por⸗ 
phyr ſey. Ueberhaupt iſt die Beurtheilung aͤhnlicher Steinarten nach ihrer Haͤrte 
gar unzuverläßig. Sehr hart, und ganz weich kann man leicht unterſcheiden, aber 
nicht eine groͤßere und geringere Härte. Wenn aber auch viefe Unterſuchung nicht fo 
ungewiß waͤre, ſo wuͤrde ſie doch auf die Granite und die Porphyre gar nicht paſſen. 


Man 
(t) Onomatologta hiſtoriae naturalis. Th. 4. (u) Onomatologia 1. e. S. 43. Baumer 
©, 45. Naturgeſchichte des Mineralr. Th. 1. O. 267, f. 


* 
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Die fünfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 4¹5 


Man hat Porphyre, die in Vergleichung mit andern Porphyren viel weicher ſind. Man 
hat Granite, welche in Vergleichung mit andern Graniten haͤrter, und alſo ſo hart, 
wie viele Porphyre ſind. Die Haͤrte kann alſo hier kein Unterſcheidungszeichen ſeyn; 
2) daß der Granit groͤßere Flecken habe als der Porphyr. Denn wenn 
auch im Granit bisweilen kleinere eingeſtreute Steinchen erſcheinen, ſo ſind ſie boch mit 
groͤßern untermiſcht, und dieſe ſind allemal groͤßer als ſie im Porphyr zu ſeyn pflegen; 
3) daß der Granit auch eine andere Farbe als die rothe habe, die hingegen 
dem Porphyr eigen iſt. Man will es zwar heut zu Tage nicht mehr eingeſtehen, daß 
die Grundfarbe des Porphyrs blos roth ſey; allein man muß doch wenigſtens eingeſte— 
hen, daß der Porphyr ſehr ſelten eine andere als die rothe Grundfarbe habe, und daß 
der Granit gar ſelten roth ſey, und unter ſolchen Umſtaͤnden iſt dieſes Unterſcheidungs— 
zeichen doch in den mehreſten Faͤllen untruͤglich. Wenn es freylich entſchieden waͤre, 
was Herr von Juſti (x) vorgiebt, daß die Flecke, oder die eingemiſchten Steinarten 
des Granits von einer ganz andern Natur, als die Flecken des Porphyrs waͤren, ſo 
haͤtte man ſogar auch ein chymiſches Unterſcheidungszeichen; allein ich befuͤrchte nur, 
daß der Beweiß uͤber dieſe Sache wo nicht unmoͤglich, doch ſehr ſchwer ſey. 


§. 562. 

Ob der Granit den Alten bekannt geweſen ſey? das iſt eine Frage, die ich mit 
wenigen Worten unterſuchen muß. So viel iſt zuverlaͤßig, daß das Wort Granit in 
den alten Schriftſtellern gar nicht vorkommt; aber man glaubt doch, daß fie dieſen 
Stein unter einem andern Namen gekannt haben. Man behauptet naͤmlich beynahe 
einſtimmig, daß der Syenites oder wie es andre leſen, der Stignites des Plinius un- 
fer Granit ſey (y). Plinius (2) nennet dieſen Stein nicht nur Heniter, ſondern er 
ſagt auch, daß ihn die Vorfahren deſſelben Pyropoecilon genennet haͤtten, und daß man 
ehedem daraus Saͤulen gemacht habe, die man Gbeliſcos genennet habe. Herr 
Bruͤckmann macht über dieſe Erzaͤhlung folgende Anmerkung: „der Syeniter, oder 
wie andre leſen Stignites, deſſen Plinius erwehnet, welcher bey Siene in der Land— 
ſchaft Thebais gefunden, und daher Lapir thebaicus und Pyrrhopoecilos (der roth- 
bunte) genannt wurde, iſt außer allem Zweifel der Granit und Porphyr. Wir koͤn⸗ 

nen dieſes um ſo viel mehr mit Gewißheit annehmen, weil auch Plinius meldet, daß 
man Obelisken oder Spitzſaͤulen von ausnehmender Größe aus dieſen Steinen verfer— 
tiget habe, deren ſich bekannter Maßen noch verſchiedene bis hieher erhalten haben, 
und deren Steinart von den neuern Granit genennet wird.” Dieſe Sache iſt ſchon 
darum wahrſcheinlich genug, weil der Granit aus den aͤlteſten Felſen beſtehet, und es 
iſt gar nicht wahrſcheinlich, daß den alten Schriftſtellern eine Steinart ſollte unbekannt 
geblieben ſeyn, deren ſich ihre Kuͤnſtler bedienten, und daraus fo große Werke ver. 
fertigten. 8 
| 7 5 Ueber 


(x) Grundriß des Mineralreichs. S. 229. Woodward phyſicaliſche Eröbeſchreibung. S. 
() Ich führe nur Herrn Bruͤckmann von 680. an. | 
den Edelſteinen. S. 277. f. der neuern Ausgabe (2) Hiſtoria naturalis Lib. XX XVI. Cap. 8. 
Herrn Stobaͤus Opuſcula. S. 87. und Herrn (13.) S. 247. Cap. 11. (42.) S. 258, 


416 Die fünfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 
Ueber die Entſtehungsart, und die Beſtandtheile des Granits find die 


Stimmen der Gelehrten fo ziemlich getheilet. Herr Hofrath Walch (a) läßt ihn fol 


gendergeſtalt entſtehen. Wenn kleine Stuͤckchen von Jaspis und Quarzhornblende, 
auch wohl bisweilen Schoͤrlkoͤrner zu einem Stein mit einander verbunden werden, ſo 
entſtehet daraus ein Granit. Da aber der Porphyr ebenfalls auf dieſe Art entſtehet, 
ſo koͤmmt es dabey blos auf den Miſchungsgrad an. Der Herr Ritter von Linne (b) 
macht ſich von dem Granit folgende Vorſtellung: Cranites orientalis conſtat Quarzo 
vbi immixta mica atra ſeu particulae Linci ſterills; politum ſub diu obſolete vireſeit 
Quarzum; in aliis ſpeciminibus etiam ſpatum albidum immixtum vidi. Idem e 


China poflideo. Was Herr Bruͤckmann (c) von dieſer Materie geſammlet hat, 


das iſt vor andern würdig von mir wiederholt zu werden. Herr Baumer ſagt er, 


hält dafür, daß der Granit entſtehe, wenn ſich durch die Verwitterung von den Felſen 


Steinchen und deren Splitter losgeben, ſich in feinen Thon wickeln und einmiſchen, 


und nach deſſen Verhaͤrtung ein feſtes Geſtein darſtellen. Herr Bruͤckmann giebt 


aber Herrn Baumer Schuld, er habe den Granit mit dem Porphyr verwechſelt. 
Wenigſtens, ich ſetze dieſe Anmerkung hinzu, wuͤrde man ſchwerlich ganze Granitge⸗ 
buͤrge und Felſen antreffen koͤnnen, wenn der Granit alſo entſtuͤnde, wie hier vorgege— 
ben wird. In dem Hannoͤveriſchen Magazin, fährt Herr Bruͤckmann fort, im 
91. Stuͤcke des Jahres 1771. leſen wir ein Schreiben eines Ungenannten, an einen 
Freund in Zellerfeld, welches einige mineralogiſche Beobachtungen enthaͤlt, deren 
eine die Erzeugung des Granits betrift. Dieſer Schriftſteller behauptet ebenfalls, 
daß der Granit aus Quarz, Feldſpath und Glimmer beſtehe, und in der Gegend 
um Paßau als ein Ganggebuͤrge zu ſehen ſey. Als er die Waſſerbleygruben bey 
Leyzersdorf in Bapern beſuchen wollte, entdeckte er bey ſolchen einen vollkommenen 
Granit, welcher aber und beſonders der Glimmer in demſelben, weich, wie ein feuchter 
Thon war. Der Quarz darinne war rauh, ſchoͤn weiß, und ſo fein, daß er jedem 
Eindruce des Fingers nachgab. Der Feldſpath war gelblich, Eiſenſchuͤßig und eben⸗ 
falls weich. Das Waſſerbley fand ſich Neſterweiſe daſelbſt in dem Granit. An der 
Donau ſahe man viele Granitfelſen, deren Granit von ſchlechter Art war, und 
worinne ſich Waſſerbley erzeuget hatte. An einem andern Orte in dafiger Gegend, 
war eben der weiche Granit, welcher Neſter von weiſer Porcellanerde hatte, welche 
eine wahre Kieſelerde war oder ein verwitterter, oder durch die Waſſer zuſammenge⸗ 
ſchwemmter Quarz. Man fand daſelbſt in der Dammerde wohl zwey geballeter 
Mannshaͤnde große und kleinere rundliche Klumpen von dieſer Quarzerde. Wenn man 
fie zerſchlug ſahe man, daß fie ordentliche bis auf die Hälfte und noch tiefer, die 
kleinern zuweilen ganz in Kiefelerde aufgeloͤſete ſchoͤne Feuerſteine und Jaspis waren. 
In der Mitte derſelben ſahe man gedachte Steinarten gemeiniglich noch unzerſtoͤhrt, 


fo hart, fo halbdurchſichtig, als man nur Feuerſteine finden mag. Ihre gemeinfte - 
Farbe war die gelbliche, braune und roͤthliche. Die verwitterte Kieſelerde fiel in 


beyden 


(a) Syſtematiſches Steinreich. Th. 2. S. 37. 
(b) Syftema naturae 1768. S. 76. 
(e) Von den Edelſteinen. S. 278. f. 


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Die fünfte Klaſſe, von den vermifchten Steinen. 417 


beyden Fällen auch in die gleichen Farben, und bey den roͤthlichſten fahe fie faſt Nofen» _ 
farbig aus. Aber eben dieſe Farben und die Haͤrte dieſer Steinarten nehmen von 
innem nach außem zu allmaͤhlig ab, oder mit zwey Worten: dieſe Feuerſteine und 
Jaspis waren von außem, nach dem Kern zu verwittert und in Kieſelerde verwandelt. 
Sie gleichen den engliſchen und franzoͤſiſchen Feuerſteinen aus den Kreidebergen, welche 
Feuerſteine mit einer dickern oder duͤnnern Kreiderinde umgeben ſind, nur war die 
Kreideweiſe Rinde dieſer Kieſel keine Kreide, ſondern eine wahre Kieſelerde, welche 
die ſauren Geiſter zwar begierigſt verſchlang, aber im geringſten davon nicht angegriffen 
wurde.“ Ich geſtehe es, dieſe Bemerkungen ſind uͤberaus wichtig, und wir wuͤrden 
hier ohne Zweifel den rechten Grund der Entſtehung des Granits gefunden haben; 
wir wurden zuverläßig annehmen dürfen, daß eine verwitterte Kieſelerde, und viels 
leicht auch Jaspis und Feuerſtein den Grund zum Granit gelegt haͤtten, wenn es nur 
den Scheidekuͤnſtlern einmal gelingen wollte, die feſtern Granite in ihre erſten Grund— 
erden aufzulöfen, und dann die Beſchaffenheit derſelben eben alſo zu finden, wie fie 
bier unſer Schriftſteller angegeben bat. 

Eine Bemerkung, die mit den verbeehehenden Beobachtungen gar nahe verwandt 
iſt, iſt folgende. Herr Ferber (d) fand in Böhmen Granit mit Gneiß verbunden, 
und zwar fo, daß der Granit Vergleichungsweiſe mit einem gewöhnlichen Ganggebuͤrge 
fuͤr die Gangart des Stocks, und der ihn umgebende Kneiß fuͤr die Gebuͤrgsart dieſes 
Stockwerks anzufehen war. Er fragt: ob beyde der Granit und der Gneiß mit einans 
der entſtanden find, oder ob der Granitſtock eher entftanden fen, als der Gneiß, der 
ihn umgab? Er behauptet das letztere, und haͤlt alſo den Granit fuͤr aͤlter als den ihn 
umgebenden Gneiß und andere Steinarten; 1) weil man nach der gewoͤhnlichen Theorie 
von Entſtehung der Gaͤnge durch Riſſe und Borſten des Gebuͤrges, worinne fie 
ſtreichen, zu der Zeit, als es einzutrocknen anfteng, nicht erklaͤren kann, wie ein 
rundes Loch von ſolcher Weite und Groͤße in dieſem Gebuͤrge hervorgebracht worden; 
2) weil eine eben ſolche Schwierigkeit bey der Erklaͤrung obwaltet, wie dies Loch nad)» 

er und zwar mit Granit mag gefuͤllt worden ſeyn, welcher ſonſt keine Gangarten 
ausmacht, es ſey denn in ſeinen eigen Gebuͤrgen. Wollte man den Granitſtock hin⸗ 
gegen. jünger, als das ihn umgebende Gneißgebuͤrge halten, fo führer Herr Ferber 
dagegen folgendes an. Der Huberiſche Granuitſtock habe am Tage zwiſchen den 
Binger und neuen Waſſerſchacht 100, in der Teufe aber nur 92 Ungriſche Lachter im 
Durchmeſſer eines faſt Cirkelfoͤrmigen Umkreißes, und alſo eine verkehrte comiſche Ge— 
ſtalt oder die Spitze des Kegels gegen die Teufe gewendet, eben ſo, wie ſich die Erz⸗ 
gaͤnge in einer anſehnlichen Teufe gewoͤhnlich verſchmaͤlern und ſich zuletzt gaͤnzlich ver— 
lieren. Die dritte MI ſeynung, daß der Granit und der Gneiß gleich alt wären, 
haͤlt Herr Ferber für die unwahrſcheinlichſte; und Halt alſo dafür, daß der Granit der 
anſehnlichſten europäifchen Gebuͤrgsketten älter fen, als Thonſchiefer, Gneiß und ders 
gleichen, und daß dieſe auf ihn, ſo wie Kalkſtein und andere Schichten auf ſie, aufge— 
etzt 

(4) Beytraͤge von der Mineralgeſchichte vom Böhmen. S. 110. f. 15 

2. Th. G 9 8 


418 Die fünfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 


ſetzt find. Wenn ich nun dieſe Bemerkungen als richtig zum Grunde legen kann, fo 
darf ich auch behaupten, daß der Granit, in ſo fern er in Ganggebuͤrgen vorkoͤmmt, 
durch eine Art der Congelation entſtanden ſey. 
| F. 564. | 
Ehe ich der Gattungen Erwehnung thue, muß ich nur noch bemerken, daß 
diejenigen Schriftſteller ſehr unrecht thun, welche den Granit, fo wie den Porphyr 
($. 553.) unter die Marmore zählen. Es hat gleichwohl nicht an ſolchen gefehlet, 
unter welchen ich nur den Sill (e) und den Stoͤbaͤus (f) nennen will. Sill zaͤhlet 
den Granit unter die Thebaiſchen Marmore und ſagt: “der thebiſche Marmor iſt 
noch heut zu Tage ſehr bekannt. Er iſt roth, hat aber auch noch andre Farben. Es 
giebt zweyerley Gattungen. Die erſte iſt weich und hat gelbe Flecken, und 
dieſer iſt der Brocatells der neuern Itallaͤner. Die zwote Gattung iſt außerordent⸗ 
lich hart, und vielſaͤrbigt, als weiß, ſchwarz, und dergleichen, und dies iſt der 
Pyrrhopoecilus, der Syenites des Plinius und der Granit der Neuern. Sto⸗ 
baͤus ſagt uns nur, daß der Granit ſehr ſchoͤn aber auch überaus hart ſey, doch zwei⸗ 
felt er, daß feine Härte fo gros ſey, daß fie aller Gewalt des Feuers widerſtehe; er 
werde von einer gewiſſen Stadt in Egpten Heniter, vom Plinius aber Stigmiter 
genennet. Wenn wir den thebiſchen Marmor als einen wahren Marmor betrach⸗ 
ten, fo kann der Granit gar nicht zu demfelben gehören, da er ganz offenbar aus ans 
dern Theilen zufammengefegt iſt, als die Theile des Marmors find. Daß mancher 
Granit eine ſchoͤne Politur annimmt, das thut weiter nichts dar, als dieſes, daß 
die einzelnen Theile des Granit oft fehr zart und ſehr feſt mit einander verbunden ſind. 
Man wird es daher auch beym Granit vergeblich verſuchen, ihn durch das Scheide⸗ 
waſſer zur Gaͤhrung zu bringen. Geſchiehet es, fo geſchiehet es gewiß nur an manchen 
Orten, wo ſich vielleicht einige Kalktheilchen mit eingemiſcht haben, die aber gar nicht 
zum Granit gehoͤren. Die mehreſten Gelehrten, als Herr Vogel (g) Herr Cron⸗ 
ſtedt (h) und dergleichen ſetzen den Granit unter die Felsſteine; und ſie ſehen ihn 
darum als eine Gattung des Felsſteins an, weil er ſo wie jener aus einer Vermiſchung 
entſtanden if. Wenn ich ihn alſo unter die vermiſchten Steine, und mit den Fels. 
ſteinen unter ein Geſchlecht der Steine ſetze, ſo werde ich daruͤber hoffentlich keinen 
Widerſpruch erlangen, wenn ich auch hierinne noch keine Vorgänger gehabt haͤtte. 
Der Granit koͤmmt in mancherley Abaͤnderungen vor, und das iſt der Grund 
zu verſchiedenen Eintheilungen der Gelehrten geweſen, von denen ich einige anfuͤhren 
will. Herr Cronſtedt ſagt an dem angefuͤhrten Orte, daß man den Granit finde; 
1. los, und da heiße er Giesſtein; II. hart und feſte, 1) roth, a) ſeinkoͤrnig, b) grob» 
koͤrnig, 2) grau und bunt, 3) bleichroth und blau. Herr von Bomare (i) theilet 
ihn folgendergeſtalt ein; 1) gemeiner Granit, oder mit Feldſpath und Quarz vermiſchter 
Granit. Granite vulgaire, ou le granite meld de Feldſpath et de Quarz. Granitum 
noſtras 


Ce) In feinen Anmerkungen zum Theophraſt. (h) Verſuch einer neuen Mineralogie. S. 


an fuls, S. 87 243. f. 
puſcula. S. 87. 288 r g 
(g) Practiſches Mineralſyſtem. S. 190. (i) Mineralogie. 1. Th. S. 270, 


Die fünfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 4¹9 


noſtras vulgare. Granitum pfeudo-fpathofo-quarzofum, Saxum ſimplex ſpatha- 
ceum. Wall. 2) der quarzige Granit mit vielem Glimmer. Granite quartzeux abon- 
dant en mica. Granitum quarzofo micaceum. Saxum fimplex quarzoſum. Wal. 
3) der ſtrengfluͤßige quarzige Granit. Granite refractaire, et abondant en quarz. 
Granitum indeſtructibile et refractarium. Saxum ſimplex. Saxum apyrum aut apyro- 
ee Wall. q) der Kalkſpathige Granit. Granit deſtructibile, ou abondant en 
path. Granitum mox deſtructibile, plerumque fpato micans. Saxum ſimplex cal- 
careo · ſpatoſum. Vall. Herr Bruͤckmann (k) unterſcheidet die Granite der Farbe 
nach, und da nimmt er folgende Gattungen an, welche vorzuͤglich Herr da Coſta 
beſchrieben hat; 1) grauer Granit mit ſchwaͤrzlichen Flecken und Tuͤpfeln, 2) ſchwaͤrz⸗ 
licher Granit mit weißlichen Quarzflecken und Puncten, 3) ganz weiſer Granit mit 
großen ſchwarzen und Silbergrauen Glimmerartigen Flecken, 4) weißlicher Granit mit 
haͤufigen ſchwarzen kleinen Flecken, welchen die Italiaͤner Granitello nennen, 5) weiß⸗ 
licher Granit mit einzelnen ſchwarzen Flecken, 6) weiſer Granit mit großen dunkel⸗ 
grünen Flecken, 7) gelblicher Granit mit kleinen ſchwarzen Flecken, 8) Iſabellfarbiger 
Granit mit Stahlfarbigen Flecken. Es ſoll dieſer noch hin und wieder in Conſtantinopel 
angetroffen werden, wobey es ſich von ſelbſt verſteht, daß er ſich aus dem Alterthum 
herſchreibt; 9) gruͤnlicher Granit mit ſchwarzen Flecken, 10) rother Granit mit grauen 
und ſchwaͤrzlichen Flecken, 11) rother Granit mit weißlichen Flecken. Von dieſen bes 
ſitzt Herr Bruͤckmann ein Tiſchblatt, deſſen Politur ſo ſchoͤn iſt, daß ſie nicht ſchoͤner 
auf dem Jaspis oder Achat ſeyn kann. Herr Hill (1) hat folgende Gattungen: 1) Red 
and black Granite, Granita rubra. H. 2) Black red and white Granite, Granites py- 
ropaecilos. H. 3) Green red and white Granite, Saxum Granites chinenfe, I. 4) 
Moorſtone Cranite, Granita albo nigra. H. 5) Golden Granite, Granites luteo ni- 
ger. H. 6) Looſe Granite, Granites friabilis. Cronf. 
§. 565. ' 

Einige Granite haben vor andern etwas Vorzuͤgliches, und es ift billig, daß 
ich davon einige Nachricht ertheile. Unter den Werken des Alterthums befinden 
ſich noch mancherley Ueberbleibſel, uͤber deſſen Groͤße und Schoͤnheit man erſtaunt. 
Verſchiedene Gelehrte behaupten, das wären keine Werke der Natur, fondern der 
Kunſt, die Alten hätten nämlich die Kunſt gewußt, die buntgefaͤrbten und groͤblich ges 
ſtoßenen Adern des Marmors zu miſchen, zuſammen zu fügen, und daraus fo große 
Saͤulen zu gießen, oder andere Arbeiten zu verfertigen. Allein das hat nicht die ge⸗ 
ringſte Wahrſcheinlichkeit vor ſich, und erhellet daraus um ſo viel gewiſſer, weil der 
Granit keine kalkigte, ſondern vielmehr eine kieſelichte Erde zum Grunde hat, und daß 
in dem felſigten Arabien ſich große Steinbruͤche von der Art finden, wie uns davon 
Schar und andere zuverlaͤßige Nachricht geben (m). Herr von Bomare (n) giebt 
uns von dergleichen praͤchtigen Denkmaͤhlern des Alterthums einige Nachricht, die ich 


2 G99 2 8 wieder⸗ 

(k) Von den Edelſteinen. S. 282. f. der (m) Siehe Pott erſte Fortſetzung der Litho— 

neuen Ausgabe. a geognoſie. S. 47. Onomatologia hiſtor. natur. 
4. Th. S. 46. x 


(1) Foil. S. 263. f. (n) Mineralogie. 1. Th. S. 269. 271. 


429 Die fünfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 


wiederholen will. Jemehr Quarz, Feldſpath oder Feldwacke, ſagt er, in der Zuſam— 
menſetzung des Granits die Oberhand hat, deſto ſchoͤner und dauerhafter iſt er. Die 


prächtigen Obelisken oder Spitzſaͤulen zu Rom find ein Beweiß davon, welcher 


keiner Zweydeutigkeit unterworfen iſt. Dieſe vor mehr als vier tauſend Jahren den 
Egyptiſchen Koͤnigen zu Ehren aufgerichtete Denkmaͤhler, welche von dem Ungemache 
der Witterung und von der Zeit noch nicht angegriffen worden, ſind aus Granit ge— 
hauen, der aus Quarz, Feldſpath oder Wacken, Kieſel und Glimmer beſtehet. — 
Die Geſchichte belehret uns, daß Egyptens Reichthuͤmer ehemals in der Menge und 
Schoͤnheit des Granits, der in dieſem Lande gefunden worden, beſtanden hat. Es iſt 
nicht gar lange, daß noch keines Steins dieſer Art Meldung geſchahe, außer desjeni— 
gen, welcher auf dem beruͤhmten Gebuͤrge vom rothen Granite, mitten im Thal Ra⸗ 
phidim, hundert Schritte vom Berg Horeb, welchen Moſes Lentallo nennet, ge⸗ 
brochen wurde. Die Reiſenden haben noch Gelegenheit viele Denkmahle von dieſem 
rothen Granite zu ſehen, welche die Egypter aufgerichtet haben, als die Saͤule des 
Pompejus, die Spitzſaͤulen und Obelisken der Cleopatra; alles praͤchtige Werke, 
welche nach der Zerſtoͤrung der Monarchie dieſes Volks zur Zierde der reichſten Haupt⸗ 
ſtaͤdte, ſowohl in Europa, als in Egypten ſelbſt gedienet haben, und noch dienen. 
Dies ſagt uns Herr von Bomare, wenn aber andere behaupten, dieſe Denkmaͤhler 


wären nicht ſowohl Granit, als vielmehr Porphyr ($. 556.) geweſen, fo muß man - 


auf der einen Seite nicht vergeſſen, daß verſchiedene Gelehrte unter dem Porphyr und 
dem Granit gar keinen Unterſchied annehmen; (F. 560.) auf der andern Seite aber 
kann es ja wohl moͤglich ſeyn, daß einige derſelben aus Porphyr, andere aber aus 
Granit waren. Herr Leibarzt Vogel (o) gedenket eines ſonderbaren Granites, 
dergleichen er nirgends beſchrieben fand, wo in dem Quarze eine graue Hornſteinart 
wie Augen eingemiſcht war, und der eine glänzende Politur annahm. Die Engel— 
länder pflegen unter ihren Puddingſteinen, Steine unter dieſem Namen zu verfens 


den, die eigentlich Granite ſind. Ein kleines Stuͤckchen davon, welches ich ſelbſt bes 


ſitze, hat einen hellgelben Grund, und die Einmiſchung iſt Quarz und Feldſpath. Der 
Quarz iſt durchſichtig entweder weißgrau, oder ſchwarz und oft kryſtalliniſch. Unter 
ſehr vielen kleinen Koͤrnern, die nicht allemal die Größe eines kleinen Nadelkopfs has 
ben, ſind groͤßere eingemiſcht, und das giebt dem Steine, der eine ſehr ſchoͤne Politur 
annimmt, das ſchoͤnſte Anfehen. Von dem großen Steine den man in Rußlaud ges 


funden hat, und der zum Fußgeſtelle der Bildſaͤule Peters des Großen gebraucht 


werden ſoll (1. Th. S. 41. F. 34.) habe ich auf der ſiebenden Seite der Vorrede zum 
erſten Bande dieſes Werkes angemerket, daß er ein Granit geweſen ſey. Es findet 
ſich in der Grafſchaft Mannsfeld in großen Felfenſtuͤcken, ein feſter, ſehr harter, am 
Stahl Feuergebender ſchwarzgrauer Stein mit weiſen und weißgrauen Tuͤpfeln und 
Flecken, welcher in ſoferne mit dem Granit uͤberein koͤmmt, daß er aus Eiſenſchuͤßigen 
Glimmer und Feldſpath beſtehet. An der Luft bekoͤmmt er eine braune Farbe, welche 
ſonder Zweifel von einem Eiſenroſt entſtehet. Dieſer Stein wird ſehr leicht im Feuer 
zum Fluſſe gebracht, welcher ſchwarz und ſehr hart iſt, und oͤfters weiſe oh — 

ecken 


(o) Practiſches Mineralſyſtem. S. 190. 


. 


Die fünfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 421 


Flecken bekoͤmmt. Aus dieſem Fluſſe werden vielfältig Korallen zu Roſenkraͤnzen oder 
Paternoſters verfertiget, daher dieſer Stein den Namen des Paterleſteins, oder 
Paternoſterſteins empfangen hat (p). Herr Baumer vergleicht dieſen Stein mit 
dem Porphyr, dem er die Farbe ausgenommen völlig gleich ſeyn ſoll. Herr Brück- 
mann aber, ob er gleich zugeſtehet, daß er mit dem Granit in vielen Stuͤcken uͤberein 
komme, will ihn unter diejenige Steinart ſetzen, welche Herr Cronſtedt Trapps 
nennt, deſſen Grundſtoff eine Eiſenſchuͤßige Jaspisartige Steinart ſeyn ſoll. Derje— 
nige Paternoſterſtein, den ich beſitze, koͤmmt zwar in der Hauptſache mit dieſer Be— 
ſchreibung uͤberein, nur daß er nicht ſowohl Spathflecke, als vielmehr Spathadern 
hat; da er aber mit dem Scheidewaſſer ſehr heftig brauſet, ſo iſt dieſes ohne Zweifel 
der Stein nicht, von dem Herr Bruͤckmam und Herr Baumer reden. 

Hier iſt es der Ort, wo ich der orientaliſchen Granite gedenke, ſo wie ſie 
uns Herr Ferber (q) beſchreibt. Er hat folgende Gattungen: 1) Granito roffo, ro- 
ther Granit, beſteht aus weiſem Quarz, großen rothen Feldſpathſtuͤcken, und ſchwarzem 
Glimmer. Auf der J/la d Hba giebt es violetten Granit. Pockock in feiner mor— 
genlaͤndiſchen Reife giebt von den Egyptiſchen Granitbruͤchen Nachricht; 2) Granito 
Grigio o Bigio, grauer Granit, beſteht aus weiſem entweder durchſichtigen oder Milch⸗ 
farbig undurchſichtigen Quarz, weiſen Feldſpath und ſchwarzen Glimmer. Wenn alle 
dieſe Theile klein find, wird ihre Miſchung Granitello genannt. Man muß genau acht 
geben, und den Stein im Bruche betrachten, um die Quarz und Feldſpathspartickeln 
von einander zu unterſcheiden, beſonders weil der Quarz gewoͤhnlich die Oberhand hat, 
und bisweilen nur wenige Einmiſchung vom Feldſpath ſich findet, welcher ſonſt ein wuͤrf— 
lichtes Anſehen hat, wodurch deſſen groͤßere Flecken ſich entdecken; im Granitello aber 
find dieſe ſehr klein. Wenn der Feldſpath ganz ſehlet, heißt die Miſchung vom Quarz 
und Glimmer ohne Feldſpath eigentlich Hornberg, Hornfels oder Geſtellſtein, 
von feinem Gebrauche in den Schmelzöfen, welcher, wenn der Glimmer die Oberhand 
hat, ſchiefericht iſt. Es findet ſich eine Art des grauen großfleckigten Granits, worinn 
der Feldſpath große weiſe, wie ein Finger lange, parallelepipediſche Flecken formiret, 
die der Geſtalt nach den Flecken des Serpent ing verd’ antico gleich kommen; in ihrer 
Zuſammenſetzung aber aus ſchief wuͤrflichten Blaͤttern beſtehen, und weit groͤßer ſind. 
Es ſcheinet alſo, daß dieſe Flecken aus einem Mittelding zwiſchen Schoͤrl und Felds 
fpach beſtehen. Von dergleichen Granit iſt die Saͤule alla piazza di &. Felicitd zu 
Florenz gemacht. An einigen andern grauen Granit: und Granitellſaͤulen z. B. an 
der äufern Seite des koͤniglichen Schloſſes zu Neapel gegen dem Meere, und an 
Saͤulen vom antiquen grauen Granit zu Salerno, findet man hin und wieder ſchwarze 
Flecken, welche von der dichtern und haͤufigeren Zuſammenſieterung des Glimmers an 
dieſen Orten herrühren. In Slorenz ſahe Herr Ferber eine graue Granitfäule, die 
einige ſchwarze Flecken hatte, welche einem Porido Serpentino nero antico ähnlich fas 
hen, von ſchwarzem Grund, mit weiſen Strahlen, die vermuthlich, als der Granit 
g 6993 weich 

(p) Bruckmann von den Edelſteinen S. 4) In feinen vortreflichen Briefen aus 
283. f. Baumer Naturgeſchichte des Mineral- Welſchland. S. 266, f. 
reichs. Th. 1. S. 267. f N ar 


422 Die fünfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 


weich war, wie loſe Kieſel herein gekommen waren. Es giebt endlich auch grauen 
Granit, der Schoͤrlblaͤtter, oder Schoͤrlglimmer anſtatt des gewöhnlichen Glimmers 
in feiner Miſchung hat; 3) Granito nero oder vielmehr ner'e bianco beſteht aus weiſem 
Quarzgrund, ohne oder mit ſehr wenigen Feldſpathstheilen, mit großen laͤnglichten 
ſchwarzen Schoͤrlartigen Flecken. Dieſe Flecken find anſtatt des Glimmers, welcher 
ſich in dem rothen und grauen Granit findet. Sie haben eine laͤnglichte Saͤulenfoͤrmige 
meiſt parallelepipediſche Schoͤrlgeſtalt, find aber im Bruche wuͤrflicht und alſo Horn« 
blendartig. Von dieſem Granito nere bianco beſteht die eine Säule linker Hand vor 
der Thuͤre zu der kleinen Kapelle, worinn die Saͤule, daran Chriſtus ſoll gegeiſelt 


worden ſeyn, in der Kirche von S. Prafede zu Rom. verwahrt wird. In einigen 


Stuͤcken dergleichen Granits find die ſchwarzen Schoͤrl⸗ oder Hornblendartigen Strah⸗ 
len ſo haͤufig, groß oder dicht an einander und gleichſam zufammengefloffen , daß fie 
den Grund auszumachen ſcheinen, und alsdann nennen die Steinarbeiter in Rom Dies 
fen Granit nere bianco a macchie grandi, woraus die kleine Säule beſteht, woran 
Chriſtus ſoll gegeiſelt worden ſeyn; 4) Granito verde; grüner Granit, beſteht aus 
weiſem Quarzgrund, ohne oder mit ſehr wenigen Feldſpathstheilen mit großen laͤnglich⸗ 
ten, ſchwarzen, Schoͤrlartigen Flecken, vollkommen wie der vorhergehende, mit wel— 
chem ſolcher einerley iſt; allein der weiſe Grund iſt hin und wieder an der Oberflaͤche 
hellgruͤn, wodurch diefe Abaͤnderung vom Granit derjenigen vom gruͤnen Porphyr 
(§. 554. N. 4. B. J.) faſt zu Ende des K. ſehr gleich wird, deſſen grüner Trapparti⸗ 
ger Grund Schoͤrlartig angeſchoſſen, und deſſen weiſe Flecken groß ſind. Der Unter⸗ 
ſchied iſt der, daß in dem gruͤnen Granit die gruͤne Farbe in, oder auf dem weiſen 
Quarz, und nicht in den Schoͤrlſtrahlen wie in dem benannten Porphyr iſt. In der 
Villa Pamphili bey Rom findet ſich eine Säule von grünem Granit. 
566. 

Die Granitartigen Riefel, (§. 314. S. 415. im erſten Bande) koͤnnten viel⸗ 

leicht fuͤr wahre Granite angenommen werden, wenn nicht uͤbrigens ihre ganze Beſchaf⸗ 


fenheit für die Kieſel zeugte. Inzwiſchen muß ich geſtehen, daß unter dieſen Kiefeln 5 


einige geſunden werden, die man ohne Bedenken unter die Granite legen kann. 

So viel iſt gewiß, daß der Granit in ſehr vielen Beyſpielen eine außerordent⸗ 
liche Haͤrte hat, welche der Haͤrte der Kieſel nicht weichet. Man hat aber auch lockere 
Granite, und nach dieſem Unterſchiede muß man es erklaͤren, wenn einige Schriftſtel⸗ 
ler behaupten, daß der Granit verwittere, welches andere leugnen. Einige Nach- 
richten, welche die Verwitterung der Granite außer Zweifel ſetzen, muß ich doch 
anfuͤhren. Herr Bruͤckmann (r) meldet aus der Nachricht eines Ungenannten, daß 
die zu Turin haͤufig zur Auszierung und Unterſtuͤtzung der Gebaͤude, angebrachten 
Granitſteinerne Saͤulen von der Meerſeite her, alle 30 bis 40 Jahr ſo abgenutzt und 


verwittert würden, daß man ſolche umzuwechſeln genoͤthiget wäre. Herr Bruckmann 15 
vermuthet, daß die geſalzene Seeluft, des obſchon vier Meilen entfernten Meers die 


Urſache der Verwitterung zu ſeyn ſcheine. Ferner berichtet dieſer Schriftſteller, daß 
die Reiſebeſchreibungen durchgehends melden, daß in Egypten, Griechenland, 
und 

(r) Abhandl. von den Edelſtelnen. S. 266. f. 


Die fünfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 423 


und allenthalben der Granit, beſonders deſſen gröbere Arten, der Verwitterung mehr 
als der Porphyr unterworfen ſey. Die Verfaſſer der Onomatologie (1) behaupten, daß 
der Kuͤtt, der dieſe Glasartigen Steine verbindet, ſo nennen ſie die Grundlage des 
Granits, nach dem er mehr oder weniger erdigt iſt, von der Luft und den Winden aufs 
geloͤßt werde. Sie erzählen noch folgendes: „der Herr de la Condamine hat be— 
merkt, daß die Seiten der Pyramide der Cleopatra, welche noch in Alexandrien 
iſt, die am meiſten den widrigen Winden ausgeſetzt find, ſich an der Luft calciniren, 
und zwar ſo ſehr, daß man nichts mehr von denen hieroglyphiſchen Figuren erkennen 
kann, welche an dieſen Seiten eingegraben waren. Sie geſtehen aber doch ein, daß 
dieſe Zerſtoͤrung nur nach dem Verfluß vieler Jahre, ich wollte lieber ſagen vieler 
Jahrhunderte geſchehen kann. Inzwiſchen ſind doch noch ſehr viele Denkmaͤhler des 
Alterthums vorhanden, wo man noch keine Merkmahle der Zerſtoͤrung antrift. Hiere 
über hat Herr von Bomare (t) folgende gegruͤndete Gedanken: außer der Güte 
der Beſtandtheile, find auch die Gelegenheit des Orts und die Dauerhaftigkeit der Ars 
beit Umſtaͤnde, welche nicht wenig zu ſeiner Unzerſtoͤrbarkeit beytragen. Man muß 
ſelbſt ein Kuͤnſtler ſeyn, um die Vollkommenheit dieſes Steins zu kennen; denn wenn 
man ihn vor ſeiner Reife verarbeitete, wuͤrde er ſich ſpalten und verderben, oder nach 
der Sprache der Kuͤnſtler ſterben, welches ſich ſonderlich an den großen Saͤulen auf 
dem Markte zu Sevilien eraͤugnet, welche nicht alt, und doch ſehr beſchaͤdiget ſind.“ 
Inzwiſchen iſt doch nicht leicht zu vermuthen, daß ein Granit, er muͤßte denn von der 
ganz lockern Art ſeyn, gaͤnzlich verwittern, oder aus einander fallen ſollte. 

Will man den Granit verarbeiten, wenn er nur aus dem Bruche gekommen iſt, 
ſo muß man keinen ſolchen nehmen, der oben in dem Berge gelegen hat, weil er zu 
weich ſeyn, und leicht Schaden leiden wuͤrde. Man muß vielmehr ſolchen erwehlen, 
der etliche Schuhe unter der Erden gelegen hat, und die fefteften und haͤrteſten Adern 
aufſuchen, in welchen die Koͤrner durch einen ſeſten Kuͤtt genau verbunden ſind, und 
der eine volle und ſchoͤne Politur annimmt, damit die daraus gehauene Arbeit ſchoͤn 
werde. Wenn eine Maſſe Granit aus dem Bruche gewonnen, und zu Tage ausge» 
fördert worden iſt, kann man ihn leicht in Stuͤcken zerſetzen. Man hauet in die Maſſe 
eine Rinne etliche Zoll tief, treibet mittelſt eines großen Schlegels eiſern e Keile hinein, 
welche den Klumpen in kleinere, mehr oder weniger regulaire und ebene Stuͤcke zertrei⸗ 
ben (u). Das waren die Kunſtgriffe der Alten, welche keine Arbeit ſcheueten, und 
dadurch ſolche Denkmaͤhler ihrer Kunſt lieferten, die wir noch jego bewundern. 
| Was ich oben ($. 554.) von dem Porphyr in Ruͤckſicht auf die Verſteine⸗ 

rungen geſagt habe, das gilt auch in allen Stuͤcken von dem Granit, daher ich mich 
hier dabey nicht aufhalte. Aber das Verhaͤltniß des Granits auf die Minern muß 
ich doch beſonders erwegen. Herr Ferber (x) beſchreibet uns von Schlackenwald 
im Saazer Kreiße in Boͤhmen verſchiedene Bergwerke, die ſich auf Zinn bear 
beiten ließen, das koͤnigliche Huberiſche Stockwerk, den ſogenannten Stock⸗ 
* | | ſchacht 

(f) Onomatologia hiftoriae naturalis. 4. Th. (a) Siehe Bomare Mineralog. 1. Th. S. 269. 

45. (x) Beytraͤge zur Mineralgeſchichte von Boͤh⸗ 
(t) Mineralogie. 1. Th. S. 269. men. S. 106, 108. 


424 Die fuͤnfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 


ſchacht und ein noch gar nicht unterſuchtes Stockwerk. Die natuͤrliche Beſchaffenheit 
aller dieſer drey Stockwerke iſt, ſo viel man ſie bis hieher kennt, voͤllig einerlen. Die 
Gebuͤrgsart, worinne der Stock niederſetzt iſt Gneiß. Der Stock ſelbſt beſtehet aus 
Granit, Feldſpath und Glimmer, welches mehr und weniger mit Zinnzwittern durch⸗ 
drungen und eingeſprengt iſt. Herr von Born bezeuget in ſeinem Indice foſſilium 
©. 52. daß zu Aber dam bey Joachimsthal in Böhmen die gewoͤhnliche Mutter 
der Zinnadern der Granit ſey, und ſo ſey es auch bey Platte in Boͤhmen. Sonſt 
babe ich nirgends eine Nachricht davon gefunden, daß man den Granit als eine 
Metallmutter betrachten duͤrfe, und ich vermuthe daher, daß ſich die Metalle bey dem 
Granit nur ſelten finden laſſen. re) | 
$. 566. 
Ehe ich der Derter gedenke, wo man den Granit findet, ſo muß ich zuvor Et⸗ 
was davon bemerken, wie er ſich findet. Zufoͤrderſt bemerke ich, daß er oͤfters in 


ganzen Gebuͤrgen vorkoͤmmt. Zwiſchen Lowoſitz und Toplig in Boͤhmen | 


beſtehen die Gebuͤrge groͤßtentheils aus Granit, in welchen der roͤthliche Feldſpath die 
Oberhand hat, und mit häufigen ſchwaͤrzlichen Glimmer, Streifen- und Wellenweiſe 
durchzogen iſt. Auf einen Theil dieſer Granitgebuͤrge iſt Saͤulenfoͤrmiger Baſalt aufges 
ſetzt (y). Die ganze lange Kette, die ſich von Bayern und nach dem Egeriſchen 
Gebiete hinziehet, iſt Granit, der hie und da mit Hornſchiefer, und andern Thon⸗ 
arten uͤberdeckt iſt (2). In dem hoͤhern Gebuͤrge in Tyrol raget der Granit empor, 
und man trift den grauen Granit ſchon gegen Tazzino und Primiero (Stato 
Auſtriaco) an, woſelbſt der Fluß Cismonoe entſpringt. In Europa findet man 
faft in allen Laͤndern Granit, als auf den Inſeln Corſica, Sardinien, Elba; in 
Toscana, im Saneſiſchen; in der Schweitz, und der hoͤchſten Alpenkette 
zwiſchen Italien und Deutſchland, in verſchiedenen Gegenden von Deutſchland, 
in dem hoͤchſten Haarzgebuͤrge, in Böhmen an der Saͤchſiſchen Graͤnze, im 
Carphatiſchen Gebuͤrge, in ganz Schweden, Norwegen und Lappland. 
Dieſe Granitgebuͤrge ſind auf keine Art von dem ſogenannten orientaliſchen Granit un⸗ 
terſchieden; denn ſie enthalten ſo wohl den rothen als auch den grauen Granit (a). 
Die Egyptiſchen Steinbruͤche haben den Egyptiern große ungeheure Stuͤcke vom 
Granit geliefert, aus denen ihre Koͤnige praͤchtige Monumente auffuͤhrten. Die meiſten 
Inſeln des Archipelagi ſind mit einem weiſen oder grauen Granit bedeckt. Pocock 
ſagt, daß der Berg Sinai der Mittelpunct von einer ganzen Reyhe Granitbergen ſey. 
Herr Tournefort hat ein Stuͤck davon zu Conſtantinopel geſehen, das Iſabell— 
farben war, und Stahlfarbene Flecke hatte. Der Corſiſche Granit, der nahe bey 
San- Bonifacio bricht, iſt roth und hat weiße Flecken, der von Monte Antico nahe bey 
Sienne iſt grün und ſchwarz. In Irrland und Engelland giebt es zwo Haupt⸗ 
arten von Granit ſchwarz und weiſen der ſehr hart iſt, und rothweiß und ſchwarzen von 
ungemeiner Schoͤnheit. Auch findet man in Irrland einen gruͤnen, ſehr glaͤnzenden 
aber 

(5) Ferber angeführte Beytraͤge. S. 24. (a) Ferber Briefe aus Welſchland. S. 40. 


(2) Von Born Briefe über mineralogiſche 266, 
Gegenſtaͤnde. S. 210. 


Die fünfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 425 


aber weichen Granit. Die großen und ene, Bruͤcken zu Londen über die Themſe 
beſtehen aus Granit (b). 

Allein der Granit findet ſich nicht allemal in ganzen Gebürgen. Diejeni⸗ 
gen Stüce, welche man einzeln auf den Feldern findet, ſind nur abgeriſſene Stuͤcke, 
die alſo hier in keine Betrachtung kommen. Sie ſind von ganzen Stuͤcken durch 
mancherley Zufaͤlle, ſonderlich aber durch Erdbeben losgeriſſen, und hernach durch 
Waſſerfluthen hin und her gefuͤhret worden. Nach dieſer Anmerkung kann man ſich 
die Erſcheinung erklaren, wenn man in manchen Gegenden zwar einzelne Granitſtuͤcken 
nirgends aber eine Spur eines Ganzen findet. Sonſt aber koͤmmt der Granit auch 
in Geſchieben vor, davon uns Herr Ferber (e) einige Beobachtungen mittheilet. 
Hier find fie: “auf den Feldern bey Gallio, Aſiago, Campo di Roverre und 
andern Oertern, die zu denen fo genannten Fette communi gehören, welche alle im 
Gebuͤrge liegen und hoch uͤber die Meerflaͤche erhaben ſind, finden ſich hin und wieder 
große Geſchiebe vom Granit, Quarz und andere Gebuͤrgs und Gangarten aus denen 
tyroliſchen montibus primariis. Dieſe Geſchiebe finden ſich auch in ungefehr eben 
der horizontellen Höhe an verſchiedenen Oertern auf den Alpen im Feltrino (Stato 
Veneto), ingleichen auf den benachbarten Alpen gegen Abend, von Aſtiko bis an den 
Adige Fluß, und an mehrern andern Oertern. Beſonders iſt die Menge dieſer 
Geſchiebe von verſchiedener Größe, und der Kieſel und des Sandes derfelben ſehr groß 
zu Tonezza und in der Gegend von Folgaria, im Gebuͤrge Oeſterreichiſcher 
Juris dietion, woſelbſt von allen dieſen Steinarten gewiß keine in feſter Kluft oder 
Bergen angetroffen werden, indem dieſe hier alle einzig und allein aus Kalkſteine be— 
ſtehen, mit darinne enthaltenen verſteinten Seekoͤrpern.“ 

Wie aber der Granit liegt? davon iſt eigentlich nichts gewiſſes zu beſtimmen; 
denn er verändert feine Lage gar oft. Vielmals find Schiefer auf Granit und Kalk— 
fein auf Schiefer aufgeſetzt. Man darf aber nicht glauben, daß der Granit nothwen⸗ 
dig mit Schiefer und Kalkſtein uͤberall bedeckt ſeyn muͤſſe; im Gegentheil findet man 
unendlich viele Stellen, wo der Granit nackend aus der Erde hervorſtoͤßt, und ſich 
über die Seitwaͤrts an und auf ihn aufgeſetzten Schiefer» und Kalkgebuͤrge erhebt (d). 
Ich habe vorher angefuͤhrt, daß der Granit bisweilen in Geſchieben gefunden werde, 
und mit verſchiedenen Steinarten verbunden ſey. Ich will Herrn (e) Ferber noch 
einige Beyſpiele abborgen. Boͤhmiſch Sinnwald hat eine Gebuͤrgsart vom Granit 
von ſehr ungleicher und werſchiedener Miſchung in Anſehung der Menge der Beſtand. 
theile gegen einander. In dieſem Granit ſetzen mehrere Lachter maͤchtige ſchwebende 
Gaͤnge durch, welche von andern ſeigren und flachfallenden Gängen abgefchnitten, ges 
ſtuͤrzt, und verworfen werden. Das Gebürg von Jinnwald nach Töplitz durch 
den Eichwald ohngefehr eine und eine halbe Stunde Weges, beſtehet aus Granit, 

und 


(b) Onomatologia hiftoriae naturalis, 4. Th. er Ferber Mineralgeſchichte von Böhmen. 
6. f. 

405 Briefe aus Welſchland. S. 46. f. ce) Ehen daſelbſt. S. 132. f. 

2. Th. Höh 


S. 4 


426 Die fimfte Klaſſe, von den vermiſchten Steinen. 


und faͤllt immer ab, oft gar zu ſchnell und ſteil, bis daß es ſich gegen Töplitz mit 
einemmahl nach der Teufe ſtuͤrzt. 

An nachfolgenden Oertern wird Granit gefunden: Adigefluß, Agey, Alani, 
Alengon, Altwoſchitz in Boͤhmen, Arabien, Archipelagus Inſeln, Afiiago, Aſtico, 
Auvergne, Baltiſches Meer, Bayern, Boͤhmen, Beaujolois, St. Bonifacio in 
Corſica, Bottniſcher Meerbuſen, Bourgogne, Bretagne, Burgund, Campo di 
Roverre, Carpathiſche Gebuͤrge, Carlscrone in Schweden, Clermont, Corſica, 
Davayat, Donaufluß, Baden Durchlach, Eger, Egypten, Elba, England, Ens, 
Feltrino, Folgaria, Farez, Frankreich, Gallio, Geyer in Sachſen, Griechenland, 
Joachimsthal in Boͤhmen, Irrland, Ißland, Italien, St. Juſt, Lainſel, Langue⸗ 
doc, Lappland, Leutenberg, Leyzersdorf, Limoge, Lionnois, Lowoſitz, yon, Moͤlk, 
Monte Antico in Corſica, Nordiſche Seekuͤſten, Normandie, Norwegen, Oberweſel, 
Paßau, Platte in Boͤhmen, Primiero, Provence, Ufer des Rheins, Roslag, Rou⸗ 
veral, Saazerkreiß in Böhmen, Sachſen, Saltholm am Balihiſchen Meer, im 
Saneſiſchen, Sardinien, Sauſenberg im Durlachiſchen, Schlackenwald, Schneeberg 
in Sachſen, Schwappari, im Schwarzburgiſchen, Schweden, Schweiß‘, Seeland, 
Sienne, Berg Sinai, Soleure, Berg Sommerſet in Burgund, Stockholm, Sun⸗ 
nerskog in Schweden, Tazzino, Toͤplitz, Tonezza, Torneo, Toscana, Tyrol, 
Ujbanyam in Ungarn, Volvie, Weſterwick in Schweden, Meron, Zinnwald in 
Böhmen. Siehe Ferbers Beytraͤge zur Mineralgeſchichte von Böhmen S. 24. 108. 
132. Ferbers Brieſe aus Welſchland S. 40. 46. 266. Bomare Mineralogie 
n Th. S. 270. 271. 272. Baumer Naturgeſchichte des Mineralreichs 2. Th. 
S. 166. f. Linne Syſtema naturae 1768. S. 76. Miineralogifche Beluſtigun⸗ 
gen 2. Th. S. 380. 384. 394. 3. Th. S. 85. 145. 146. 5. Th. S. 404. 408. Ono- 
matologia hiſtoriae naturalis 4. Th. S. 46. f. Bruckmann von den Edelſteinen 
S. 279. von Born Briefe über mineralogiſche Gegenſtaͤnde S. zro, 0 


Des 


Des erſten Theils vierter Abſchnitt, . 


Von den Steinen, welche ohne verſteinert zu ſeyn eine gewiſſe 
Kann Bildung angenommen haben. | 


S. 568. 
es rede in dieſem Abſchnitte eigentlich von den Bildſteinen, ein Name der in 
der Lithologie einer großen Zweydeutigkeit unterworfen iſt. Da ich in einem 
meiner andern Werke (f) von den Bildſteinen ſelbſt weitlaͤuftiger geredet 
habe, ſo will ich jetzt nichts mehr thun, als nur die Zweydeutigkeit des Worts Bild⸗ 
ſtein wiederholen. Man muß hier eine zweyfache Bedeutung feſtſetzen. In der 
erſten und allgemeinen Bedeutung zaͤhlet man uͤberhaupt alle Steine hieher, 
die eine gewiſſe beſtimmte Figur und Bildung haben. Folglich gehoͤret auch nun den 
Verſteinerungen der Name der Bildſteine, ſo wie ihnen die Benennung der figu⸗ 
rirten Steine gewiſſermaßen eigen iſt. In dieſem Verſtande bringt man die Bild⸗ 
ſteine in zwo Blaſſen, in Steinſpiele und in Verſteinerungen. Im engern 
Verſtande werden die Verſteinerungen von den Bildſteinen getrennet, und nur 
die Steinſpiele hieher gezogen. Man verſtehet alſo darunter diejenigen Steine, 
welche ohne verſteinert zu ſeyn eine gewiſſe Bildung angenommen haben. 
Man hat ſich Muͤhe gegeben, dieſe Bildſteine in gewiſſe Ordnungen zu bringen, aber 
mehrentheils mit einem fruchtloſen Erfolge, weil die Anzahl derſelben gar zu groß iſt, 
und weil bey den mehreſten die Einbildungskraft das Vorzuͤglichſte thun muß. In⸗ 
zwiſchen gefaͤllt mir die Eintheilung des Herrn Leibarzt Vogel (g) noch unter allen 
- übrigen am vorzuͤglichſten, der aus ihnen zwo Blaſſen macht, und in die erſte 
diejenigen ſetzt, welche natuͤrlichen Dingen aͤhnlich ſehen, in die andere aber diejenigen 
welche gekuͤnſtelten Sachen gleichen. Ich habe nicht den Vorſatz hier in das weitlaͤuf— 
tige zu gehen, weil die Bildſteine in unſern Tagen den groͤßten Theil ihres ehemaligen 
Anſehens verloren haben. Ich werde daher von ſolchen Bildſteinen, welche erſtlich— 
durch die Kunſt des Anſchleifens dasjenige werden was ſie ſeyn ſollen, und wo man in 
den mehreſten Fällen feine Vorſtellungskraft zu Huͤlfe nehmen muß, von ſolchen Bild 
ſteinen werde ich hier gar nicht reden; unter den uͤbrigen aber nur der vorzuͤglichſten 
gedenken. Ich rechne hieher: 1) die Adlerſteine, 2) die Dendriten, 3) den Aröfe 
oder Kragenſtein, 4) den Confect und ſonderlich die Jingibritten, 5) die Erb⸗ 
ſenſteine, 6) die Roggenſteine; und 7) die Incruſtaten, und vorzuͤglich das 
ineruſtirte Moos. Indem mein Herr Verleger auf einigen Kupfertafeln einige 
merkwuͤrdige Koͤrper, die hieher gehoͤren, hat abſtechen laſſen, ſo glaube ich, daß er 
hier die Zufriedenheit der mehreſten meiner Leſer befördert habe. 


bbb 2 | L. Die 


CE) Im lithologiſchen Reallexikon. 1. Band. S. 190. f. 
Kg) Prastifhes Mineralſyſtem. S. 251. 


428 Von den Steinen, welche ohne verſteinert zu ſeyn 
I. Die Adler ſteine. 
§. F569. 


Der gewoͤhnlichſte Name, den unſere Steine fuͤhren iſt der, daß man ſie Adler⸗ 

ſteine nennet. Sie haben dem Aberglauben ihren Urſprung zu danken, weil man 
dafuͤr hielt, ſie wuͤrden in den Neſtern der Adler gefunden, die ſie hinnein legten, 
das Ausbruͤten ihrer Eyer zu: befördern: und die Hitze der bruͤtenden Mutter zu mins 
dern (h). Aus eben dieſem Grunde nennen fie andere Lapider herodiales, weil fie 
vorzuͤglich in den Neſtern der Adler gefunden werden ſollen, Meynungen, von welchen 
ich hernach den Ungrund zeigen werde. Nach der Meynung anderer ſollen auch die 
Stoͤrche dergleichen Steine in ihre Neſter tragen, nicht nur dadurch das Ausbruͤten 
der Eyer zu befoͤrdern, ſondern auch Schlangen und andere feindſelige Thiere davon 
abzuhalten, und nennten fie daher Lapides Lychnitos (i). Und eben fo haben auch die 
Namen Pacantides „Gemonides , Ciſiter, Gaſidana und dergleichen blos in der Meynung 
von ihren Heilskraͤften ihren Grund. Der Name Klapperſtein follte kein allgemeiner 
Name fuͤr die Adlerſteine ſeyn, weil er nur fuͤr einige unter dieſem Geſchlechte, naͤm⸗ 
lich fuͤr dieyenigen gehoͤret, die bewegliche Erde, oder Sand, oder einen oder mehrere 
kleine Steine in ſich haben, und daher, wenn fie bewegt werden ein Geraͤuſch verurs 
ſachen oder klappern. Der lateiniſche Name Lapis praegnaus koͤmmt dieſem Steine 


darum zu, weil er in ſeinem Eingeweide etwas hat, ſonderlich einen Callimum den ich 


nachher beſchreiben werde. Der gewoͤhnlichſte lateiniſche Name iſt Alter von xeros 
ein Adler, und entſpricht alſo dem Namen Adlerſtein vollkommen, ſo wie die Namen 
Lapis aquileus „ Lapis aquilinur. Beym Wallerius werden dieſe Steine Lithothomi 


caritate: latente donuti; beym Ritter Linne aber Conerera intra lapidis caritatem 


genennet, bey welcher letztern Beſchreibung man aber vorausſetzen muß, daß der Herr 
Ritter von Linne das Wort Adlerſtein ziemlich weitlaͤuftig nimmt. Die fraͤnzoͤſiſchen 
Namen find Aetite, oder Etite, Pierres daigle, Pierre d’aquila, und die hollaͤn— 
diſchen Adelaar Steen, Arendt Steen, Klapper Steen. Von dieſen allgemeinen Namen 
der Adlerſteine muß man die beſondern Benennungen trennen, die nur gewiſſen Adlers 
ſteinen wegen ihrer aͤußern und innern Bildung und Verſchiedenheit zu kommen, und die 
ich in der Folge anfuͤhren werde, wenn ich die verſchiedenen Gattungen der Adlerſteine 
beſchreiben werde. 0 


57% 

Eben diefe fo großen Verſchiedenheiten der Adlerſteine machen eine deutliche und 
hinlaͤngliche Beſchreibung derſelben überaus ſchwer; man wird ſich aber am beften 
helfen koͤnnen, wenn man ſie mit ausgehoͤhlten Kugeln oder Buͤchſen vergleicht, und 
ſich unter ihnen runde, oder ovale, oder anders gebildete Steine vorſtellet, welche in 
ſich eine Hoͤlung haben, die mehrentheils mit einer fremden Materie als mit einem oder 
mehr Steinen, mit Erde, mit Sand, oder mit Waſſer ausgefuͤllt iſt. Herr Profefe 

f ſor 


(h) plinius Hiſt. nat. Lib. 36. Cap. 27. (39.) (i) Martini allgemeine Geſchichte der Na⸗ 
S. 257. der Muͤlleriſchen Ausgabe. Boodt Gem. tur. X. Th. O. 336. j r 
uiarum et lapid hift. Lib. 2. Cap. 196. S. 375. 


eine gewiſſe Bildung angenommen haben. | 429 


for Titins (k) gedenket ſich den Adlerſtein ganz richtig, wenn er ihn den einzigen von 
allen Steinen nennet, der in ſeiner Art einen ganz eignen Bau haͤlt, allemal hohl, 
innwendig mit loſen oder angewachſenen Koͤrperchen, auch wohl mit einem kleinen Vor⸗ 
rath Waſſers verſehen, oder ganz leer iſt. Von außem erſcheinen dieſe Steine mehren⸗ 
theils ſchilfrigt und gleichſam aus viel uͤber einander liegenden Rinden gebildet. Ihr 
Stoff iſt ſehr ungleich, bey den meiſten Eiſenroſtig, bey andern Kalk. oder Marmorars 
tig > leicht zu poliren; bey noch andern ſcheint er aus Hornſtein oder gar von Achat 
zu beſtehen. f 

Den deutlichſten Begriff hoffe ich von den Adlerſteinen dadurch geben zu koͤnnen, 
wenn ich ſie nach ihrer Beſchaffenheit genau beſchreibe, und alle die Verſchiedenheiten 
angebe, die den Unterſchied dieſer Steine unter ſich ſelbſt ausmachen. Es koͤmmt 
bieben auf ihre Farbe, auf ihre Bildung, auf ihre Steinart, auf ihre Beſtandtheile, 
auf ihre innre Beſchaffenheit und auf ihre Groͤße an. 

Die Farbe der Adlerſteine iſt gar ſehr verſchieden, und dieſe ruͤhret von denjeni⸗ 
gen Theilen her woraus dieſe Steine gebildet wurden, oder die ſich unter diejenige Erde 
miſchten, aus welchen nach und nach ein Adlerſtein wurde. Die braune Ocherartige 
Farbe iſt bey den Adlerſteinen ſehr gemein, ſie koͤmmt aber von einem Eiſenocher her, 
den ſie in ſich haben. Von der groͤßern oder geringern Menge des Ochers koͤmmt es 
her, wenn der Stein heller oder dunkelbraun oder wohl gar ganz ſchwarz if. Manch⸗ 
mal iſt die Farbe gelb, oder roͤthlich, oder grau, oder weiß. Dieſes trift ſogar bey 
Adlerſteinen von einerley Steinart ein, und man kann daher die verſchiedene Farbe der 
Adlerſteine fuͤr nichts anders als fuͤr etwas Zufaͤlliges bey denſelben halten. 

Ihre Bildung iſt ſo ſehr als ihre Farbe verſchieden. Sehr viele, und beynahe 
die mehreſten haben eine runde Figur angenommen, die bald ganz rund, bald ein we— 
nig gedruckt iſt. Es giebt aber auch ſolche die eine halbrunde, eine ovale ja eine unbe⸗ 
ſtimmte Bildung angenommen haben. Es giebt unter ihnen ſolche die von außem ganz 
glatt und gleichſam wie polirt ſind, aber ſehr vielen iſt dieſe Glaͤtte nicht natuͤrlich, ſon⸗ 
dern man ſiehet es ihnen an, daß ſie durch das Fortrollen im Waſſer abgeſchaͤrft ſind. 
Ich beſitze einen Kieſelartigen Adlerſtein, dem ein ſolcher Zufall bis die Hälfte hinunter 
abgeſchaͤrft hat. Einige aber ſind von Natur ſehr glatt, und das gilt beſonders von 
den Hornftein- Achat⸗ und Kieſelartigen, und dieſes koͤmmt von der Feinheit der Theil 
chen her, woraus dieſe Adlerſteine beſtehen. Andre Adlerſteine ſind von außem ganz 
rauh und uneben. Das ſiehet man beſonders bey den Sand. und Kalkartigen. Der 
Sand, wenn er nicht überaus fein iſt, bildet allemal eine unebene und rauhe Ober⸗ 
flaͤche; und der Kalkſtein macht immer gern unbeſtimmte Figuren, die merklicher oder 
unmerklicher werden, nach dem die Kalktheile feiner oder gröber find. 

Ich habe bey dieſer Gelegenheit ſchon Einiges von den verſchiedenen Steinarten 
geſagt, in welchen man Adlerſteine findet. Ich ſetze noch folgendes hinzu. Wenn der 
Herr Profeſſor Titius vorher von Hornſtein- und Achatartigen Adlerſteinen redete, fo 
muß ich zwar geſtehen, daß ich dergleichen nie geſehen habe, aber ich ſetze auch auf 
das Zeugniß dieſes aufmerkſamen Naturforſchers kein Mißtrauen. Allein meine a 
b3 mu 


(k) Gemeinnuͤtzige Abhandlungen. 1. Th. S. 241. 


430 Von den Steinen, welche ohne verſteinert zu ſeyn 


muß ich bitten, daß fie unter den Hornſteinartigen Adlerſteinen nicht etwa die Forn⸗ 
ſteinkryſtallen verſtehen, von denen ich im erften, Bande 5. 249. S. 315. f. geredet 
habe. Denn wenn das waͤre, ſo muͤßten auch die Mutſchner und andere Kugeln un⸗ 
ter die Adlerſteine gehoͤren, die doch meines Wiſſens kein Naturforſcher dahin gezaͤhlet 
bat. Von den Achatartigen Adlerſteinen aber muß man die Melonen vom Berge 
Carmel und die Achatkugeln trennen, fo wie alle runde Körper deren Innres ent⸗ 


weder ganz hohl und leer, oder mit Kryſtallen angeſchoſſen iſt, oder ganz compacte Koͤr⸗ 


per. Wenigſtens verlangt dies der Redegebrauch, wenn es gleich in gewiſſer Ruͤck— 
ſicht nuͤtzlich wäre, alle Körper des Mineralreichs unter ein Geſchlecht zu bringen, die 
dahin gebracht werden koͤnnen. Außer dieſen Hornſteinartigen und Achatartigen Adler⸗ 
fteinen giebt es noch 1) Niefelartige, welche aus einer wahren Kieſelmaſſe beſtehen, 
und nicht ſelten am Stahl Feuer ſchlagen. Viele unter den oſtindiſchen Adlerſteinen 
fird von der Art; 2) Thonartige, die aus einer bloßen Thonerde erzeuget find, 
Von der Art liegen unter unſern Zingibriten bey Waimar ſolche, welche klappern, 
und unter den Thangelſtedtiſchen Zingibriten fand ich ſolche, in welchen der Calli— 
mus angewachſen war; 3) Sandartige, die aus Sande entſtanden find. Sie find 
an manchen Orten ziemlich haͤufig zu finden, duͤrfen aber nicht mit den Sandkugeln 


verwechſelt werden, die ich im erſten Bande $. 258. Num. 6. S. 335. beſchrieben habe. 


Die Sandkugel hat in ihrem innern keine Hoͤlung, die der Adlerſtein allemal haben 
muß; 4) Kalk- und Marmorartige, die aus einer Kalkerde entſtanden find, und 
wobey es blos auf die Feinheit der Kalktheilchen ankoͤmmt, ob man dieſe Adlerſteine 
Kalkartig, oder Marmorartig nennen ſoll. Sie ſind uͤbrigens ſehr gemein. Da einige 
unter den Adlerſteinen vielen Ocher bey ſich haben, fo koͤnnte man auch mineraliſirte 
annehmen. . f g 6 


Nach dieſer Anzeige kennen wir auch zugleich die Beſtandtheile der Adlerſteine. | 


Es find diefe bald eine reine, bald eine vermiſchte Erde. Ich habe zwar noch keine 
Beyſpiele von Adlerſteinen geſehen, die aus einer vermiſchten Steinart beſtuͤnden, ich 
müßte denn einen Eiſenhaltigen mit kleinen Kieſeln beſtreuten Geodes hieher rechnen, 
dergleichen zu Wirtleben, nahe bey Halle gefunden werden; aber da doch viele unter 
ihnen Eiſenhaltig ſind, ſo kann man doch wenigſtens in ſoferne vermiſchte Adlerſteine 
annehmen. a 
Ihrer innern Beſchaffenheit nach ſind die Adlerſteine gar ſehr verſchieden, 
und man hat daher den Grund zu verſchiedenen Benennungen hergenommen: Kriter 
aqua incluſa, Enhydros, Waſſeradlerſteine, welche in ihrer Hoͤle Waſſer haben; 
Erites cauitatibus pluribus diſtinctur, actites multiplex, vielhoͤhligte Adlerſteine, 
welche in ihrem Innern mehrere abgeſonderte Hoͤlen haben; Ztiter embryone lapillulofo 
libero, aetites mas, aetites lapide inclufo mobili, Lithothomus cauitate latente dona- 
tus, Blapperſtein, welcher in feiner Hole einen beweglichen Stein hat, und daher; 
wenn er geſchuͤttelt wird, klappert; Arte lapide incliſo non mobili, aetites primus 
Plinii, aetites foemina, aetites Geodes, Geoder, astites terra incluſa, actites em- 
bryone terreſtri fixo, ſtille Adlerſteine, Erdadlerſteine, die in ihrer Hoͤle ent» 
weder einen unbeweglichen Stein, oder Erde haben; Ærites hermaphroditicus, aeti- 
tei 


eine gewiſſe Bildung angenommen haben. 4³¹ 


tes lapide inchufo et mobili et immobili, witteradlerſteine, Sermaphroditiſche 
Adlerſteine, die in ihrer Hoͤle einen beweglichen und unbeweglichen Stein haben; 
Atites inanis, leere Adlerſteine, in deren Hoͤle weder ein Stein, noch Erde, noch 
Waſſer iſt. Aus dieſen Benennungen wird die innere Beſchaffenheit der Adlerſteine 
deutlich genug. Alle haben innwendig eine Hoͤlung. Dieſe iſt entweder einfach oder 


vielſach, entweder leer oder angefuͤllt; im letzten Falle entweder mit Waſſer, oder 


mit Erde, oder mit Steinen, die aber bald beweglich bald unbeweglich ſind. 

Der Groͤße nach find die Adlerſteine ebenfalls ſehr verſchieden. Die gewoͤhn⸗ 
lichſten haben kaum die Größe einer Welſchennuß, und fo find die von Oſt indien und 
Apulien, andere aber ſteigen bis zu einer Groͤße von mehr als zwey zuſammen geleg— 
ten Mannsfäuften. Einen ſolchen beſize ich aus dem Sondershaͤußiſchen, der 
uͤber 6 Zoll lang iſt, drey volle Pfund wiegt, und bey ſeinen Klappern zeigt, daß er 
mehrere Steine in ſich habe. Daß man an mehrern Orten ſehr große Adlerſteine 
finde, das hat uns Herr D. Martini geſagt (I). 


Da doch der innre Stein, der ih a Adlerſteinen befindlich, bald beweglich, 
bald aber unbeweglich den Naturforſchern aber unter dem Namen des Kern oder Cal. 
dimus bekannt iſt, gewiſſermaßen einen weſentlichen Umſtand bey den Adlerſteinen 
ausmacht, ſo muß ich davon einiges ſagen. Man hat dieſen Stein die Namen Calli- 
mus, Calin, Calainus gegeben, ohne daß man die eigentliche Bedeutung dieſer 
Worte weiß. Vielleicht koͤmmt das Wort Calainus von zeAaus und dieſes von gern 
her, und man ſcheinet dabey auf die Schönheit feines Baues, oder feiner Farbe gefe- 
hen zu haben. Da an manchen Orten die Adlerſteine haͤufig genug liegen, fo konnten 
fie die Maturforſcher zerſtoͤren, um dieſen Kern genau zu betrachten. Er iſt bald von 
einen und eben denſelben Beſtandtheilen, wie der Adlerſtein ſelbſt iſt, bald aber hat er 
auch andere Beſtandtheile. In Sandartigen Adlerſteinen habe ich einen verhaͤrteten 
Ocher gefunden; in andern Adlerſtein iſt er Kieſelartig, oder Kryſtallartig. Manch⸗ 
mal iſt ſeine Farbe ſchwarz, ein andermal gelb, oder braun, oder roth. In verſchie— 
denen Faͤllen iſt dieſer Kern feſt, wie der haͤrteſte Stein, in andern iſt er weicher und 
lockerer. Es koͤmmt hier freylich darauf an, aus was für Beſtandtheilen der Callimus 
beſtehet, und ob ſich die Theilchen mehr oder weniger beruͤhren. Auch der Ocher kann 
bisweilen einen Stein lockerer machen, als er außerdem ſeyn wuͤrde. Dieſer Kern fuͤllt 
entweder die ganze innre Hoͤle des Adlerſteins aus, und pfleget in derſelben feſt anzus 
figen, oder nicht. Im erſten Falle nennet man ihn einen unbeweglichen Bern, 
den Adlerſtein ſelbſt aber einen ſtillen Adlerſtein, im letzten Falle einen bewegli- 
chen Bern, und den Adlerſtein ſelbſt einen Blapperſtein. Oft iſt der Kern viel 
kleiner als die Höle darinne er liegt, es muß alſo in dieſer Hoͤle viel Waſſer geweſen 
ſeyn, aus deſſen erdigten Theilchen ſich der Callimus erzeugke. Da nun das uͤbrige 
Waſſer nach und nach verdunſtete, ſich aber die Theile des Adlerſteins mehr und mehr 
zuſammen ſetzten, ſo mußte die Hoͤlung groͤßer werden, als der Kern, der in derſelben 
liegt. Da auch dieſer Kern ſch in verſchiedenen Geſtalten zeigt, ſo hat 55 1 85 

orfah 


(J) Allgemeine Geſchichte der Natur. 1. Band. S. 343. 


* 


432 Von den Steinen, welche ohne verſteinert zu ſeyn je 


Vorfahren Gelegenheit zu manchen Benennungen gegeben, mit denen fie uns häften 
verſchonen koͤnnen. Derjenige Kern, der wie eine Mandel ausſiehet, heißt Callmur 
amygalaloider, der Mandelförmige Kern; derjenige aber, der einer Bohne glei⸗ 
chet, heißt Cyanea, der Bohnenfoͤrmige Kern, Daß dieſer Callimus kein Frucht⸗ 
kern fen, und wie er entſtehe? davon werde ich unten reden. Man lege übrigens dies 
ſem Kern alle die Tugenden bey, die der Adlerſtein ſelbſt beſitzen ſoll (m). 


| $. 572. 
Ueber den Urſprung der Adlerſteine hat man von je her ganz verſchiedene Mey⸗ 


nungen geheget, die ſich erſt in unſern Tagen aufgeklaͤrter, und der Sache angemeſſe⸗ 


ner zeigen. Es war ehedem eine allgemeine Sage, daß die Adlerſteine in den Neſtern 
der Adler gefunden würden, wohin fie die Adler truͤgen, um ſich dadurch das Ausbruͤ⸗ 
ten ihrer Eyer zu erleichtern. Das iſt auch der Grund, warum ſie Adlerſteine ge⸗ 
nennet werden. Dieſe Meynung finden wir vom Plinius an, bis auf den Anfang 
dieſes Jahrhundertes in allen Schriftſtellern, welche dieſer Steine gedenken, und Nie⸗ 


mand ſcheinet ſich darum bekuͤmmert zu haben, ob dem alſo ſey oder nicht? die alten 
Aerzte wenigſtens durften dieſer Meynung nicht widerſprechen, weil ſie dieſen Steinen 


ſo große Heilskraͤfte beylegten, wie ich unten zeigen werde. Andere ſprachen und ſchrie⸗ 
ben auf Treue und Glauben ihrer Vorfahren nach, was ſie von ihnen laſen und hoͤrten, 
und wenn ſie gleich die Adlerſteine in Fluͤſſen und Bergen, Aeckern, Sand und Stein⸗ 
ritzen fanden, ſo hatten ſie doch nicht Muth genug einer allgemein angenommenen Mey⸗ 
nung zu widerſprechen. Die neuern Schriſtſteller haben dieſe Meynung verlaſſen, und 


beynahe Niemand will in den Neſtern der Adler ſolche Steine gefunden haben. E 
Gleichwohl haben einige neuere Schriftſteller anmerken wollen, daß der weißge⸗ 


ſchwaͤrzte Adler, oder der große Siſchadler, Auila pygargus ſolche Steine in 
ſein Neſt lege, um ſich die Geburt zu erleichtern, weil er dadurch die große Hitze daͤm⸗ 
pfe, welche er ausſtehen muß, wenn er auf den Eyern ſitzt. So erzaͤhlt es die Ono⸗ 
matologie (n) und Herr Pondoppidan beſtaͤtiget es (o) der ſogar hinzu ſetzet, daß 
die Adlerſteine in Norwegen, fo wie anderwaͤrts in den Neſtern der Adler gefunden 


würden, Allein beyde Zeugniffe bezweifle ich billig. Die Onomatologie hat nicht 5 


allemal die neuften und beſten Quellen genuͤtzt, und daher manches erzählet, das wir 


in unſern Tagen richtiger erkennen. Herr Pondoppidan aber hat nicht alles geſehen f 


was er niedergeſchrieben hat, und wie leicht konnte er alſo durch eine falſche Nachricht 
hintergangen werden. So viel iſt richtig, daß Herr von Buͤffon (p) dieſes Umſtan⸗ 
des nicht gedenket, den er nicht wuͤrde uͤbergangen haben, wenn er gegruͤndet waͤre. 
Es iſt moͤglich, daß ſich blos zufaͤlliger Weiſe ein ſolcher Stein einmal in einem Ad⸗ 

lersneſte 


(m) Siehe Wartini allgemeine Geſchichte Co) Natürliche Hiſtorie von Norwegen. 

der Natur. 1. Band. S. 342. Not. t. mein 1. Th S. 314. 

lithologiſches Reallexikon. 1. Band. S. 247. und 0 a - 
e p) Naturgeſchichte der Voͤgel. 1. Band. S. 

Boodt Gemmar. et lapid. hiſt. Lib. II. Cap. 125. f. Siehe auch Scopoli von den Vögeln 


200. p- 380. f 
(n) Onomatelogia hiftoriae naturalis. T. I. — niet des ſeel. Herrn Hoftath 


p. 619. 649 f. N 


eine gewiſſe Bildung angenommen haben. 433 


ferenefte gefunden hat, und dieſer gab vielleicht zu dieſer ganzen Fabel die Gelegenheit, 
die uͤberhaupt auch deswegen widerſprechend iſt, weil die Steine, wenn fie von der 
bruͤtenden Mutter erwaͤrmt werden, die Hitze nur vermehren muͤſſen. 

Dieſe Erklaͤrung thut alſo der Sache keine Gnuͤge. Noch weniger thut es die 
Meynung des Herrn Venette (q) der den Adlerſtein für eine Frucht, den Calli⸗ 
mus aber fuͤr den verſteinten Kern dieſer Frucht hielt. Hier find feine Worte: “dies 
jenigen, welche glauben, daß der Adlerſtein, welchen man in den Adlerneſtern findet, 
ein wahrhaftiger Stein iſt, betrugen ſich gewaltig, weil es eigentlich nur eine verſtei⸗ 
nerte Frucht iſt, deren Mandel man Callimur nennet. Der Geodiſche Stein iſt auch 
eine Frucht, deren Kern zu Erde worden; man findet ſie in Schleſien an den Fluͤſſen 
und in Indien am Meer. Vielleicht ſind dieſes die Fruͤchte von den Baͤumen, welche 
Plinius den Pappeln gleich ſchaͤtzt, die in Indien am Ufer des Meers wachen.” 

Kaum verdienet dieſe Meynung einer Widerlegung, da die Adlerſteine auch nicht ein 
wahres Kennzeichen einer Verſteinerung an ſich haben, und die Verſchiedenheit dieſer 
Steine viel zu groß iſt, als daß man ſie zu verſteinten Fruͤchten machen koͤnnte. 

Zuverlaͤßiger iſt es, daß man die Adlerſteine unter die Bildſteine und Stein⸗ 
ſpiele zaͤhlet, welches auch die neuen Naturforſcher ohne Ausnahme thun. Zu Ans 
fange dieſes Jahrhunderts hielt Mylius (r) dafür, daß man den eigentlichen Ur⸗ 
ſprung der Adlerſteine noch nicht kenne; denn er ſetzet ſie unter die Lapides incertae 
originis. Selbſt Baier (0) war noch nicht gegründet genug; denn er ſetzet zwar dies 
ſelben unter die Steinſpiele, aber er ſagt doch, ſie koͤnnten auch einen andern uns unbe⸗ 
kannten Urſprung haben. Steinſpiele find fie zuverlaͤßig, und das beweiſen alle die 
Umſtaͤnde, die ich vorher (F. 570.) angefuͤhret habe. Aber über ihren eigentlichen 
Urſprung find doch die Stimmen der Gelehrten noch ſehr getheilt. Ich will die vor« 
zuͤglichſten anfuͤhren. 5 3 

8. O3. 

Herr von Juſti (t) und Herr Rath Baumer (u) halten dafür, daß die Adler: 
ſteine groͤßtentheils verwitterte Kieskugeln waͤren. Herr Leibarzt Vogel (x) wendet 
dagegen folgendes ein: mir deucht, daß die wenigſten von dieſer Beſchaffenheit find, 
da man nicht an ihnen bemerket, daß ſie an der Luft zerfallen, und daß man eben 
nicht noͤthig hat, eine Verwitterung zur Erzeugung einer innwendigen Höhle im 
Steine anzunehmen. Er haͤlt es fuͤr viel wahrſcheinlicher, daß der Adlerſtein aus 
einer verhaͤrteten Erde entſtanden, die ſich um einen andern Koͤrper herum gelegt hat. 
Das eingeſchloſſene Waſſer ſcheinet vom Steine ſelbſt herzukommen, aus welchem 
waͤhrender Verhaͤrtung einige Waſſertropfen ausgedruͤckt worden. Das letzte hat vor 
Herrn Vogel ſchon Wallerius (y) behauptet, der ſich übrigens den Urſprung der 


Adler⸗ 


(a) Abhandlung von den Steinen. Sorau (t) Grundriß des Mineralreichs. S. 185. f. 


1763. S. 52. (u) Naturgeſchichte des Mineralreichs. 1. Th. 
(r) Saxonia ſubterranea. P. II. Rel. VII. S. 275. 


p-. 22. (x) Practiſches Mineralſyſtem. S. 252. 
(f) Ory&ographia Norica. S. 16. (y) Mineralogie. S. 5ı2, 


2. Th. Jii 


434 Von den Steinen, welche ohne verſteinert zu ſeyn 


Adlerſteine alſo vorſtellet: “da unmoͤglich ein ſolider Körper in einem andern feften 
Koͤrper gezeugt werden kann, wo der aͤußere Koͤrper nicht vorher fluͤßig geweſen iſt, ſo 
folget nothwendig, daß der Klapperſtein oder Adlerſtein aus einer fluͤßigen Materie 
gezeuget ſeyn muß, die, indem fie zu Stein geworden iſt, eine andere bereits harte 
Erde oder Stein in ſich geſchloſſen hat, welche entweder mit dieſer Materie zuſammen⸗ 
gewachſen, oder gänzlich los geblieben find,” Dieſe Gedanken laſſen uns aber noch 
nicht ganz in den eigentlichen Urſprung der Adlerſteine eindringen, wir wollen daher 
noch andere Gedanken uͤber dieſe Sache ſammlen. Zuerſt die Gedanken des Herrn 
Hill (2), bey welchem ich aber vorausſetze, daß er nur von ſolchen Adlerſteinen redet, 
welche eine Kieſelartige Natur haben, weil ihm vielleicht keine andern ſonſt bekannt 
waren. Er ſagt: “der innere Stein, oder der Callimus bildet ſich zuerſt. Um 
denſelben legt ſich eine Rinde nach der andern an, und wenn dieſes Anſetzen genau 
an einander paßt, ſo entſtehet daher der Kieſel. Bisweilen aber geſchiehet es, daß, 
wenn ſich nach vollendeter Bildung der aͤußern Rinde die Partickelchen des Kuͤgelchens 
mehr und mehr einander naͤhern, und ſich genau mit einander vereinigen, ſich alsdenn 
auch feine Größe vermindert, und folglich von der innern Oberfläche der Rinde, an 
welche er feſt anſchloß, abgeloͤſet wird. So wird alſo dieſes Kuͤgelchen ein beſonderer 
Stein, welcher in dieſer Hoͤhe, die nunmehro zu gros fuͤr ihn iſt, herum rollet. Folg⸗ 
lich klappert der Stein, wenn man ihn ſchuͤttelt. Manchmal zerreibt ſich daſſelbe in 
Sand oder Erde, und bleibt in der innern Hoͤhlung abgeſondert.“ Bey dieſer Erklaͤ— 
rung bleibet in der That nichts mehr uͤbrig, als die Frage: wie die runde Form 
der Adlerſteine entſtanden ſey? Der Herr D. Hofmann in feiner Abhandlung 
von der Erzeugung der Steine, ſonderlich der Kugelrunden (a) ſucht dieſer Schwierig⸗ 
keit abzuhelfen. Er nimmt uͤberhaupt von allen Kugelrunden Steinen an, daß ſie 
durch ein Aufbrauſen entſtanden ſind. Da er nun die mehreſten Adlerſteine entweder 
in ſandigen Erdſchichten oder bey Eiſenminern entdeckte, ſo glaubt er den Urſprung 
derſelben alſo erklaͤren zu dürfen: „durch eine dergleichen Sandſchicht ift ehedem ein 
mineraliſches und Eiſenvitriol enthaltendes Waſſer gegangen, hat allda feine mines 
raliſche Erde fallen laſſen, und alſo den Sand Ochergelb gefaͤrbt. Vermiſcht ſich nun 
dergleichen Pulver in hinlaͤnglicher Menge und kommen hiezu noch laugenhafte und 
ſaure Koͤrper, ſo zerfließt ein Stuͤck oder Kloß von dergleichen Maſſe, geraͤth in ein 
Aufbraußen, dehnet ſich in einem holen Koͤrper aus, wird hart und zugleich in eine 
Eiſenminer verwandelt. Bey fernerm Laufe ſolches mineraliſchen Waſſers durch die 
Sandſchicht dringet es auch durch die kleinſten Oefnungen des Adlerſteins in ſein 
Innerſtes, pfleget hernach von der unterirrdiſchen Waͤrme auszudunſten, ſeine mitge⸗ 
brachte mineraliſche Erde fallen zu laſſen und fie abzuſetzen. Wenn ſich nun dergleichen 
Umſtaͤnde mit der Zeit ſehr oft ereignen, ſo muß die Hoͤhle des Adlerſteins zuletzt noth⸗ 
wendig mit den feinſten Theilchen der mineraliſchen Erde, welche das Anſehen eines 
Ochermehls haben, angefuͤllt werden. Kommen hiezu noch andere ſalzige und ſchwefe— 
a ligte 

C2) Anmerkungen über den Theophraſt, (a) Noua acta Acad: nat. curioſ. Tom, II. 
S. 37. der Ausgabe des Herrn Baumgaͤrt⸗ p. 173. f. Neues Hamburg. Magazin, 3. Band. 
nero. D. 99, f. ſonderlich $- 33. S. 139. f. 


eine gewiſſe Bildung angenommen haben. 435 


ligte Waſſer, fo dringen dieſe gleichfalls hinnein, backen das Ochermehl zuſammen 
und verwandleln es in einen oder mehrere Steine, die man hernach den Kern des 
Adlerſteins nennet. Jedermann wird es hier eingeſtehen, daß die Erklaͤrung des 
Herrn Hill weit natürlicher ſey als dieſe, zumal da man das, was er von der Kieſel⸗ 
erde ſagt, auf eine jede andere Erde anwenden kann. So erklaͤret unter wenigen 
Veraͤnderungen Herr Profeſſor Titius (b) die Entſtehung der Adlerſteine. Wenn 
ein hartes Steinchen, ſagt er, mit weichem Thone, mit Letten, oder flüßigem Stein⸗ 
ſtoffe, bey kaltem naſſen Wetter uͤberzogen worden, ſo muß bey folgender Hitze die 
Feuchtigkeit von innem allmaͤhlig berausdampfen. Die aus Letten oder Steinſtoff 
erzeugte aͤußere Rinde verhaͤrtet aͤußerlich immer mehr und mehr, nachdem entweder 
Eiſentheilchen oder andere feine Steinmaterie mit dem Waſſer die Zwiſchenraͤumchen 
erfüllen, und nach abgedaͤmpftem Waſſer zuruͤck bleiben. Der eingeſchloſſene Stein 
bleibt innerlich von der ihn deckenden Rinde abgeſondert, weil er von dem durch dieſe 
Rinde dringenden Steinſtoffe nichts annimmt. Auf ſolche Art pflegt ein Steinhaltender, 
klappernder Adlerſtein zu entſtehen. Wird aber, anſtatt eines harten Steins, ein 
gefrorner Erdballen, oder ein Stuͤck Eis mit Lkehm, Letten oder Steinſtoff überzogen 
fo daͤmpft im erſten Falle die Feuchtigkeit aus dem Erdballen allmaͤhlig durch, aͤußer— 
lich aber macht das trockene Wetter die Rinde hart, wodurch die Gegend, welche 
ſchnell trocknet, ſich von der andern, welche langſam ausdaͤmpft, abſondert, und 
mittelſt neuen Zufluſſes des Eiſenhaltenden Vitriolwaſſerſteins mehr und mehr verhaͤrtet. 
Daraus entſtehen die Geoden. Im andern Fall, wo Eis, mit Steinſtoff umgeben, 
eine Zeitlang in der Erde liegt, wird umher eine Rinde vom Waſſerſtein eher gebildet, 
als das Eis darinne ſchmelzet. Wenn aber endlich dies geſchiehet, ſo iſt alsdenn die 
Rinde ſchon zu feſt oder dichte, um dieſes Waſſer durchfließen oder ausdaͤmpfen zu 
laſſen. Der Stein bleibt alſo ein Waſſer halter Eubydros. Iſt an ihm die 
Schale zu ſchwach oder zu weich, wie bey denjenigen Adlerſteinen, welche Stein oder 
Erde halten, fo wird er von der eingeſchloſſenen kalten duft, bey warmen Wetter leiche 
geſprengt, und es entſtehen daher die vielen Brocken der Adlerſteine.“ 
Auf ihre runde Figur hat doch unter allen Naturforſchern, die ich 1 habe, 
kein einziger Ruͤckſicht genommen, wenn ich Herrn D. Hofmann ausnehme. Da aber 
ſeine Theorie vom Aufbraußen fo viel widernatuͤrliches hat, fo hatte ich gewuͤnſcht, mei⸗ 
nen Leſern eine beßre mittheilen zu koͤnnen. Ich muß alſo daruͤber meine Gedanken 
eröfnen, Der Adlerſtein mag ganz rund oder oval ſeyn, fo muß er in der Erde ein 
ſolches Lager gehabt haben, welches ihm gleichſam zur Form dienete. In dieſem Lager 
iſt er erzeugt worden, und wenn man alſo Adlerſteine auf den Feldern zerſtreut, in 


Sandlagern, oder an den Ufern der Fluͤſſe findet, ſo iſt dies zuverlaͤßig der Ort nicht, 
an dem fie erzeugt worden ſind. n 


| $- 574 
Da die Adlerſteine nichts anders als Natur- und Steinfpiele find, fo iſt es 
leicht zu erachten, daß fie unter mannigfaltigen Geſtalten erſcheinen. Einige folcher 
Beyſpiele muß ich doch gedenken, die die Aufmerkſamkeit der Wacken beſonders 
. Jie auf 
(b) Gemeinnuͤtzige Abhandl. 1. Th. S. 242. f. 


436 Von den Steinen, welche ohne verſteinert zu ſeyn 


auf ſich gezogen haben. Die Adlerſteine bey Sienne beſchreibet uns Herr Baldaſ—⸗ 
ſari (c). Er rechnet ſie zu der Art, die man Geoden nennet. Die eine Art iſt 
Bauchfoͤrmig, und gleicht an Farbe, Geſtalt und Groͤße den Bauchfoͤrmigen Kryſtallen; 
allein ſie enthalten nicht wie dieſe in ihrer Hoͤhlung helle und durchſichtige Tuͤpfelchen, 
auch nicht das Geringſte von einem Weinſteinartigen Weſen, ſondern ſie ſind von allen 


fremden Sachen leer. Eine andere Art iſt Walzenförmig, oder ein wenig zuſammen 


gedruͤckt. Die aͤußere Schale iſt ſo hart als Felſenſtein, Roſtfarben und mit einigen 
Huͤgelchen beſetzt, innwendig aber iſt nur ein! verhaͤrteter Sand. Die größern find 
zwey Queerfinger dicke, ſie ſtrecken ſeitwaͤrts Aeſte von ſich, daß ſie wie Staͤmme von 
Bäumen mit abgehauenen Aeſten ausſehen. Vielleicht find es Zingibriten. Eben 
hieher will Herr Baldaßari eine Art eines Roͤhrenfoͤrmigen Steinwuchſes bringen, 
der wie gedrehete und gebogene Roͤhren gebildet iſt, aus gelber verhaͤrteter Erde beſte⸗ 
het, und an Größe wie der kleinſte Finger an der Hand iſt. Bundmann (d) bes 
ſchreibet einen Adlerſtein, und bildet ihn ab, den er Arito- Campoides nennet, weil er, 
da er ihn zerbrochen eine vollkommene ſteinerne Raupe in demſelben angetroffen habe. 
Aber Raupen koͤnnen, wegen ihrer vielen fluͤßigen Theile nicht zu Steine werden, ſie 
verwandeln ſich hoͤchſtens in ein unfoͤrmliches Stuͤckchen Spath. Aber ein Beyſpiel in 
dem Teßinianiſchen Kabinet (e) iſt allerdings merkwuͤrdig, wo ſich nämlich in der 
Hoͤlung eines Adlerſteins ein kleines Ammonshorn befindet. Herr Baumgärtner 
verſichert ſogar (f), daß man in den Adlerſteinen oft Ammoniten finde. Dies ſcheinet 
zu beweiſen, daß Hill recht hat, wenn er den Callimus zuerſt entſtehen laͤßt. Bund⸗ 
mann gedenket eines Kohlſchwarzen Adlerſteins, als einer wahren Seltenheit, und 
eben das iſt der blaugraue Adlerſtein in den Schriften der kaiſerlichen Akademie 
der Naturforſcher (g) und die Feuerſteinartigen Adlerſteine, welche Leßer (h) bes 
ſchreibt, und deren auch vorher Herr Profeffor Titius gedachte, find ebenfalls für ſel⸗ 
tene Kabinetſtuͤcke zu halten. Herr D. Kannengießer (i) deſchreibet einen Arito- 
Trochites, einen Adlerſtein, der auf feiner niedergedruͤckten Oberfläche einen vollkom⸗ 
men runden Cirkel darſtellet. Andere dergleichen Steinchen von hellblaulichter Farbe 
und Regelmaͤßiger Figur, aus dem Geſchlecht der Feuerſteine, haben eine ziemlich 
weite, nicht völlig runde, aber ungemein glaͤnzende überall glatte Hoͤle. Wenn er 
aber unter ihnen einen ſolchen ſahe, der in feiner Hoͤlung einen mit ausgebreiteten Fluͤ— 
geln von feinem Neſt aufſtehenden Adler, einen andern aber, der denſelben Adler auf 
feinem Meft ſitzend vorſtellet, fo muß man dieſes blos auf die Rechnung jener Tage 
ſchreiben, wo man gern viel ſahe, um viele Seltenheiten zu beſitzen. Der Pater 
Alexander Bacho fand, wie Torrubia (k) erzaͤhlet, auf den philippiniſchen In⸗ 
ſeln und zwar auf Lutzon eine Mine von Adlerſteinen. Sie find von verſchiede⸗ 

ner 


(e) Offervationi ſopra il Sale della Creta. (g) Dee. II. Ann. VI. Obſerv. I. p. 1. 
(d) Rariora naturae et artis p. 128. Tab. (h) Lithotheologie. S. 267. 
VII. fig. 9. (i) Eachmund Oryctogr. Hildefienfis. p- 
(e) Muſeum Teſſinianum. p. 78. 30. Cf. Martini J. e. S. 340. 
(1) In ſelner Ueberſetzung des Theophraſt. () Naturgeſchichte von Spanien. S. 88. f. 
©. 39. nach der Ueberſetzung des Herrn von Murr. 


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eine gewiſſe Bildung angenommen haben, 437 


ner Größe. Die Oberfläche iſt hart, und voll hoͤckerigter Erhoͤhungen, die Figur iſt 
rund und meiſt unregelmaͤßig. Sie beſtehen aus einer oder mehr Eiſenaͤhnlichen Rin⸗ 
den, in ihrer innern Hoͤlung enthalten einige davon Kugeln von harter Erde, andere 
Eiſenartige Stuͤcke, und meiſtens Kryſtallartige. Auf dem Sandboden bey Hoyablan— 
ca ſüdweſtlich von Anchuela fand Torrubia eine ſonderbare Mine von Adlerſteinen, 
darunter einer ſo außerordentlich groß war, daß er nebſt ſeinem zweypfündigen Callimus 
uͤber 25 Pfund wog. Der Callimus beſtehet aus Eiſen, das auf einer Seite mit Kry⸗ 
ſtall uͤberzogen iſt. Torrubia fand noch eine andre Mine auf dem Bezirke von Cerro 
alto, deren Figur vollkommen rund und ihre Groͤße den Schroten und Kugeln gleich 
iſt, und dieſer bedienen ſich die Einwohner bey ihren Jagden. Da ich doch einmal auf 
ganz kleine Adlerſteine gekommen bin, fo muß ich auch der kleinen Eiſenhaltigen Koͤr— 
per gedenken, die die mehreſten unter die Oolithen oder Meconiten zaͤhlen. Herr 
Schmidt in feiner Abhandlung von den Oolithen (1) beſchreibet fie auf folgende Art. 
“Man finder fie in gelber oder brauner Thonerde, durch welche Streifen vom Eiſenhal— 
tigen Ocker gehen. Man ſiehet in dieſen Erdarten zuweilen ſphaͤriſche Zellen, von wel 
chen ſich die Aetiten ſchon losgemacht haben, und viele von dieſen runden Steinen, die 
oͤfters auf beyden Seiten platt ſind, von verſchiedener Groͤße, und von einer mehr oder 
weniger braunen Farbe. Ihr Kern iſt nicht beweglich, daher ſie den weiblichen Aeti— 
ten (m) nahe kommen. Sie haben zwo oder drey verſchiedene Theile, weil einige 
nur eine Rinde, und andere zwo haben. Die Rinde iſt allezeit braun, hart, Eiſen— 
haltig; der Kern pon denen die keine haben, iſt nur eine Eiſenhaltige Erde oder Ocker. 
Die kleinen Aetiten, in welchen man drey verſchiedene Theile ſiehet, ſind ſeltener; ſie 
haben anfangs eine braune Eiſenhaltige Rinde, die ohne Muͤhe abgeht; ſie haben 
darauf eine zwote vom gelben und weichen Thone; der Kern dieſer letzten iſt haͤrter, als 
der Kern von denen, die nur mit einer Rinde bedeckt find; die Urſache iſt ganz natuͤr— 
lich. Er beſtehet zuweilen in einem grauen oder braunen Steine, und iſt oͤfters gelb 
und feſte. Der Magnet ziehet dieſe Aetiten nicht an fich.” b 
Als einen beſondern Umſtand merke ich noch an, daß Torrubia von feinen oben 
‚angeführten großen Adlerſteinen erzaͤhlet, daß das Waſſer, das man in ihnen aufbe⸗ 
haͤlt davon einen ſehr angenehmen Geruch bekomme. Von wohlriechenden Adlerſtei⸗ 
nen, beſonders wenn fie im Regen feucht, und in der Sonne oder auf dem Ofen ges 
trocknet worden, reden auch ee 85 und Lochner (o). 


55 N 
Einige unter den Adlerſteinen n ſich von andern ſo merklich, daß un⸗ 
ſre Vorfahren geglaubt haben, ihnen eigne Namen geben, und ſie beſonderer Beſchrei— 
bungen wuͤrdigen zu duͤrfen. Um der Vollſtaͤndigkeit willen muß ich wenigſtens Et— 
was von ihnen ſagen. Es gehoͤren hieher 
Jii 3 I. die 
(1) Acta Heluetica. Tom. V. p. 97. f neues m) Herr Schmidt meinet die Geoden oder 
Hamburgiſches Magazin. 1. Band. S. 561. Erdadlerſteine Ä 
Mineralogiſche Beluſtigungen. J. Band. S. 95. p- 1 e 
ſonderlich S. 119. (09 Mufeum Beslerianum. p. 90. 


48 


Von den Steinen, welche ohne verfteinert zu ſeyn 


1. die Blapperſteine, oder eigentlichen Adlerſteine, lat. Zritesr mar, ii. 


tes lapide incluſo mobili. Wall. Atites embryone lapillulofo liboro. Linn. Cyites, 
fr. Etite male. Etite à naau mobile ou detache. Bertr. holl. Klapper Steen. 
Es find diejenigen in welcher ſich der Callimus bewegt und welche alſo, wenn 
fie geſchuͤttelt werden, klappern. Von dieſen habe ich ſchon ſo viel geſagt, daß 
ich es für unnoͤthig halte noch mehr zu fagen. 


II. Die Waſſeradlerſteine ‚ oder Waifervolte Adlerſteine. Lat. Ely. 


III. 


(p) Gemmar. et lapid. hiſt. Lib. IL Cap. 202. S. 38. 


dros von due das Waſſer, Atiter aqua incluſa. Wall. Hydroitet. Fr., Erite 
qui renſerme de leau. Bertr. Holl. Waater Adelaar Steen. Es find diejenigen 
Adlerſteine, welche in ihrer innrer Hoͤlung Waſſer haben. An denenjenigen 
Orten, wo ſich die Adlerſteine haͤufig finden, kommen auch dieſe bisweilen vor. 
Sie haben aber ſehr ſelten ſo viel Waſſer in ſich, daß man es von außem bey 
ihnen an einem Geraͤuſch bemerken koͤnnte; nur im Zerſchlagen findet es ſich, 
und da gehet das in dem Steine beſindliche Waſſer gemeiniglich verloren, oder 


es verdunſtet wenigſtens, wenn man den geoͤfneten Stein in einem Kabinette 


hinlegt. Hier wird man alſo ſchwerlich einen Waſſeradlerſtein aufzeigen 
koͤnnen, wenigſtens nicht einen ſolchen der noch ſein erſtes Waſſer hat. 
Boodt (p) bemerket aus dem Plinius, daß dieſe allemal ganz rund (ablo- 
lutae rotunditatis) wären, folglich waren dieſe Waſſeradlerſteine ſchon den Als 
ten bekannt. Wie ſich verſchiedene Naturſorſcher den Urſprung der Waſſerad⸗ 
lerſteine vorſtellen, das habe ich ſchon vorhin bemerket. §. 573. Ich glaube, 
daß ein Waſſeradlerſtein entſtehet, wenn das Waſſer, welches den Adlerſtein 
in einer Hoͤle bildet, alle feine Erdtheilchen an die Wände des Steins ange⸗ 
legt hat, und nicht ausdunſten kann. Auf dieſe Art muß das Waſſer dieſer 
Steine das reinſte Waſſer ſeyn. 

Die ſtillen, oder leeren Adlerſteine. Lat. Zrites foemina, Atites inanir. 
Erites lapide incluſo non mobili. Fr. Etite femelle ou d 2 adhereut, ou 
ämmobile. Bertr. Etite vuide. Bertr. Es find Diejenigen in welchen der Calli- 
mus entweder unbeweglich iſt, oder wo die innre Hoͤlung deſſelben ganz leer iſt. 
Man hat dieſe beyden zwar unter zwo Klaſſen der Adlerſteine bringen wollen, 
aber es iſt dieſes ganz unnoͤthig. Es kann geſchehen, daß der Callimus gerade 
ſo groß iſt als die Hoͤle, darinne er liegt, und er kann ſich folglich nicht bewe⸗ 
gen; es gefchiehet aber auch noch oͤfterer, daß eben dieſer Callimus an den Ad— 
lerſtein ſelbſt befeſtiget wird, und ſich alſo wieder nicht bewegen kann. In 
dieſen beyden Fällen entſtehen Adlerſteine, welche einen unbeweglichen Calli— 
mus haben. Es iſt aber auch moͤglich, daß das Waſſer, daraus der Adler 
ſtein entſtehet, zumal wenn es mit Ocher oder einem andern angreifenden Mi⸗ 
neral vermiſcht iſt, den ſchon verhaͤrtet geweſenen Callimus wieder auflöfer, 
und an den Waͤnden herum anleget. Wenn nun dieſes Waſſer nach und nach 


verdunſtet, ſo bleibet endlich die ganze Hoͤle leer. Man findet beyde Arten 


ziemlich haͤufig. 5 
IV. Die 


eine gewiſſe Bildung angenommen haben. 439 


IV, Die Erdadlerſteine, Erdvollen Adlerſteine. Lat. Geodes von In die 
Erde Zrites primus Plinii, Ætites terra incluſa. Wall. Atiter embryone li- 
bero terreſtri. Linn. Fr. Etite plein de terre. Bertr. Es find diejenigen Ad— 
lerſteine, welche ſtatt des Callimus Erde in ihrer Hoͤle haben. In Anſehung 
der aͤuſern Geſtalt iſt ein Geode viel mannichfaltigern Veraͤnderungen als der 
eigentliche Klapperſtein unterworfen. Man hat vollkommen Kugelrunde laͤng⸗ 
liche, auf beyden Seiten zugeſpitzte, halbrunde, auf einer Seite erhabene, auf 
der andern platte, wuͤrfliche, Herzfoͤrmige, wie eine Birn geſtallte, Rettigaͤhn⸗ 
liche, zweyfoͤrmige, und mancherley andere Figuren vorſtellende Geoden. Eis 
nige ſind glatt, andere mit unterſchiedenen kleinen Erhabenheiten verſehen. 
Die mehreſten beſitzen mehr als eine Kammer, und werden zellichte Geoden, 
mannichfaltige, vielhoͤhligte, vielkammerigte Geoden. Lat. Arites 
multiplex, few cauitatibus pluribus diſtinctus. Wall. Fr. Eite & plufieurs 
chambres. Bertr. genennet (q). Was Torrubia (r) Geoden von beſon— 
derer Geſtalt nennet, die er im Gebiete von Molina uͤberaus häufig fand, 
das find eigentlich keine Geoden, weil nach feiner eignen Ausſage diefelben. 
noch ihren Callimus haben. Aber die zelligten Geoden find merfwürdig, 
deren Baier gedenket (1) deren Zellen mit Koͤrnern ausgefüllt waren. Hell- 
wigs Semmelſteine (t) gehoͤren ohne Zweifel auch hieher. Es ſind Steine 
die von Natur wie Semmeln gebildet find. Boodt (u) will auch diejenigen 
Steine unter die Geoden gezaͤhlet wiſſen, welche ſtatt der Erde Sand in ſich 
haben, und ich glaube er habe hierinne eben fo wohl recht, als er darinne hat, 
wenn er den Geoden weiter keinen Nutzen zuſchreiben will. Die Erde oder der 
Sand, welche in den Geoden liegen, muͤſſen anfaͤnglich verhaͤrtet geweſen ſeyn, 
ſonſt hätte fih um fie keine Rinde anlegen koͤnnen, fie find alfo wieder zerfal— 
len, nachdem ihre aͤuſere Huͤtte bereits verhaͤrtet war. 

V. Die Zodenförmigen, knotigten, oder Geilenadlerſteine. Lat: Oreßit, 
Orchites. Es find diejenigen, welche ein Hodenfoͤrmiges Anſehen haben. 
Nach der Beſchaffenheit der Anzahl ihrer Knoten hat man dieſen Adlerſteinen 
verſchiedene Namen gegeben. Wenn ſie nur einen Knoten haben, ſo nennte 
man fie Enorchis oder Denorchis , hatten fie derſelben zwey Diorchis, und wenn 
es ihrer drey waren Tiorchig. Boodt giebt am angeführten Orte von dieſem 
Steine folgende Beſchreibung. Dieſer Stein iſt rund wie der Geodes, und 
er kann eben fo, wie der Waſſeradlerſtein für eine Gattung des Geodes ange 
ſehen werden. Er hat gemeiniglich die Groͤße eines Taubeneyes, und wird 
von den Teutſchen Hodenſtein genennet, weil der in ihm eingeſchloſſene 
Stein die Form einer Hode zu haben ſcheint, wovon er auch den griechiſchen 
Namen, den er fuͤhret erhalten hat. Der innre Stein liegt in dem aͤußern 
concaven Steine gerade ſo, wie die Dotter im Ey. Bey Prag in Boͤh⸗ 

0 . f men 
(d) Martini allgemeine Geſchichte der Ma, (1) Oryctogr. Noriea, p. 33, 


tur. 1. Band. S 349. (t) Lithographia Angerburgiea, p. 26. 
(r) Naturgeſchlchte von Spanien, S. 63. (u) l. e. Cap. 201. p. 380. f. 


440 Von den Steinen, welche ohne verſteinert zu ſeyn 


men fand Boodt dieſe Gattung die er beſchreibet; es erhellet aber zugleich 
aus ſeiner Beſchreibung, daß man ſich von dieſem Steine gar verſchiedene 
Begriffe macht, daß er bald zu den Geoden bald zu den ſtillen Adlerſteinen 
gehoͤret, daß man alſo aus demſelben keine beſondere Gattung der Adlerſteine 
haͤtte machen ſollen. 

a 8. 576. 

Da ſich die Adlerſteine in einer ſo mannigfaltigen Abwechſelung zeigen, ſo hat 
das den Gelehrten Anlaß zu manchen Eintheilungen gegeben. Diejenigen, welche blos 
die Gattungen angefuͤhrt haben, von welchen ich im vorhergehenden Paragraphen 
geredet habe, will ich alle uͤberſchlagen, und nur einiger beſondern Eintheilungen Er⸗ 
wehnung thun. 5 : 

Plinius (x) hat vier Gattungen der Adlerſteine angegeben. Die erſte Gat⸗ 
tung wird in Africa gefunden, iſt klein und weich, und hat eine weiße und zerbrech⸗ 
liche Erde in ſich. Dieſe nennet Plinius aetitem foeminam. Das Maͤnnchen dazu 
als die zwote Gattung iſt viel haͤrter, und hat einen harten Stein in ſich. Es 
wird in Arabien gefunden. Die dritte Gattung aus Cypern iſt groͤßer als die 
Africaniſchen, hat aber Sand oder kleine Steinchen in ſich, aber) fo zerbrechlich, 
daß man ſie mit den Fingern zerbrechen kann. Die vierte Gattung, welche 
Taphiuſſus genennet wird, wird bey Leucades in den Fluͤſſen gefunden, ſie iſt weiß 
und rund und hat einen Callimus in ſich. Boodt (y) hingegen will nur drey Gat⸗ 
tungen annehmen, davon die eine Thon oder Mergel, die andere verſchieden gefaͤrbte 
Erde, die dritte aber einen Callimum in ſich hat und alfo ein eigentlicher Klapper⸗ 


ſtein oder ein ſtiller Adlerſtein iſt. Die erſten beyden Gattungen will er zu dem Geodes 


gerechnet wiſſen, davon er, ſo wie Plinius und alle alte Schriftſteller den Enhydros 
und Enorchis unterſcheidet, die fie von dem Actites gänzlich trennten und alſo vier Gat⸗ 
tungen von Adlerſteinen annahmen, den Aetites, den Geodes, den Enhydros und den 
Enorchis. Pomet in ſeinem Materialiſten und Specereyhaͤndler (2) nimmt ebenfalls 
vier Gattungen an, die er folgendergeſtalt beſchreibt: die erſte iſt von Natur oval⸗ 
rund und hoͤckricht, und ſiehet braun, wird aber ſchoͤne, wenn man ſie poliren laͤßt. 
Die andere iſt etwas kleiner mit Ocher uͤberzogen, als wie ein Eiſenmarcaſit; allem 
Anſehen nach wird dieſe Gattung per ſtrata, Schichtweiſe, formiret. Dieſe beyden 
Sorten werden aus dem Moraſte bey Cap Saint Vincent in Portugall gezogen 
auch in dem Gebürge bey Trevoux im Fuͤrſtenthum Dombes gefunden. Die 
dritte Art iſt hoͤckricht und ungleich, ſcheint als ob ſie aus eitel kleinen Broͤcklein 
Stein von unterſchiedener Groͤße zuſammengeſetzt waͤre, deren einige braun ſehen, 
etliche braunroͤthlicht, und wie durchſichtig, mit einem natürlichen Kuͤtte ganz dichte 
zufammengefügt, Oftermals wird nichts als einige Sandkoͤrnlein darinne gefunden, 
Die vierte Sorte iſt weiß wie Aſche, und beſchließt in ihrer Hoͤhle Thon oder Mergel. 
Wenn man freylich auf die Art wie Pomet hier gethan hat, die Gattungen nach 
a aͤußerlichen 
(x) Hiſt. natural. Lib. 36. Cap. 21. (39.) p. 257. 
( Ie. Cap. 197. p. 376. f. N 
(z) Siehe das Univerfallerifon, I. Band. S. 525. 


eine gewiſſe Bildung angenommen haben. 441 


aͤußerlichen Verſchiedenheiten beſtimmen wollte, fo wuͤrde man in das unendliche fort, 
gehen koͤnnen, und was wuͤrde dieſes am Ende nuͤtzen? Herr D. Hofmann (a) theilet 
die Adlerſteine in wahre, falſche und nachgemachte ein. Die wahren ſind, welche 
nach ſeiner Theorie durch ein Aufbraußen entſtehen; die falſchen ſind, welche nicht 
durch ein Aufbraußen entſtehen, wenn ſie auch eine äußere Aehnlichkeit mit den Adler 
ſteinen haben; wie die Adlerſteine, die Ammoniten in ſich haben, oder eine Raupe in 
ſich haben ſollen. Die nachgemachten ruͤhren von der Hand eines Betruͤgers her, 
wie der Adlerſtein, deſſen Gefner gebenket, in deſſen Höhle ein Brief verborgen lag. 
Der Herr Ritter von Linne (b) theilet die Adlerſteine folgendergeſtalt ein. I. Aitites 
genuinus embryonibus liberis, 1) Geodes, aetites embryone libero terreſtri, 2) aqui- 
linus, aetites embryone libero lapilluloſo. II. Aitites ſpurius embryonibus adnatis, 
1) haemachates, aetites ſiliceus, embryonibus fixis eryftallinis nitri quarzoſi, das find 
des Breyes Melonen vom Berge Carmel, 2) marmoreus, aetites marmorens 
embryonibus fixis cryſtallinis Natri hyodontis, 3) Cretaceus, aetites margaceus em- 
bryonibus fixis cryſtallinis muriae chryſolampis. Verſchiedenen Gelehrten als Herrn 
D. Martini (c) und Herrn Profeſſor Tytius (d) will dieſe Eintheilung nicht gefal— 
len. Sie gehet auch von dem Redegebrauch viel zu weit ab, als daß fie gefallen koͤnnte. 
Denn in der That haben die NReſonen vom Berge Carmel, die Mutzſchner 
und andere Kryſtallkugeln nichts mit den Adlerſteinen gemein, als eine geringe äußere 
Geſtalt, die doch auf einige unter ihnen nur paſſet. Wollten wir annehmen, daß in 
den ſogenannten Waſſeradlerſteinen enviic das Waſſer gerinnen und ſich in Kryſtallen 
anſetzen koͤnnte, fo müßte man fie doch alsdenn vielmehr Kryſtallmuͤtter, als Adler— 
ſteine nennen, beſonders da man von dem wenigen reinen, in wuͤrklichen Adlerſteinen 
verſchloſſenen Waſſer nicht leicht einen ſolchen Anſchuß, als die wahren Kryſtallmuͤtter 
haben, erwarten darf. Eine Anmerkung des Herrn D. Martini, welche jeder Leſer 
unterſchreiben wird. ! 


| Fi. 577. Ei 

Ueber die Frage, ob der Adlerſtein auch feinen Nutzen habe? iſt freylich 
nach der Beſchaffenheit der Jahre, in denen man lebte ein gar verſchiedenes Urtheil 
gefaͤllet worden. Es gehoͤret zur Vollſtaͤndigkeit meiner Geſchichte, das Vorzuͤglichſte 
davon zu erzählen, wenn ich auch gleich zum Voraus errinnern muß, daß der aller⸗ 
geringſte Theil von allen dieſen Erzählungen gegruͤndet if. Man erſtaunet, wenn 
man lieſet was Bauſch de lapide aetite pag. 59:67. Boodt de gemmis et lapidibus 
Lib. II. Cap. 198. S. 378. f. und viele andere von den Kraͤften dieſes Steines erzaͤhlen. 
Beynahe alle alte Schriftſteller ſagen einſtimmig, daß dieſer Stein, an dem Dickbein 
getragen die Geburt erleichtere, und daß die Kraft deſſelben ſo groß ſey, daß er die 
ganze Gebaͤhrmutter herausreißen wuͤrde, wenn man ihn nicht gleich nach der Geburt 


wegſchafte. 


Ca) In feiner Abhandl. von der Erzeugung (e) Allgemeine Geſchichte der Natur. 1. Bd. 
der Steine, die ich vorher angefuͤhret habe. S. 345. b 
(b) Syftema naturae. Tom. III. p. 179. (d) Gemeinnuͤtzige Abhandlungen. 1. Th. 
der neuſten Ausgabe. S. 241. 


2. Th. Kk 


442 Von den Steinen, welche ohne verſteinert zu ſeyn 


wegſchafte. Variola bezeuget ausdruͤcklich, daß ein Weib, welche dieſes unterlaſſen, 
nach dem Kinde auch ihr Eingeweide ausgeſchuͤttet habe (e). Am Arm hingegen ge⸗ 
tragen, ſoll er alle unzeitige Geburt verhindern. Ohne Zweifel entſtund dieſer Irrthum 
aus einem andern, daß naͤmlich der Adler ohne dieſen Stein keine Jungen ausbruͤten 
koͤnne; man glaubte alſo, daß er bey Menſchen eben dieſe Wuͤrkung aͤußern werde. 
Der Aberglaube naͤhrte dieſen Irrthum, davon ein Adlerſteln, der noch dazu nur 
eine Terebratul iſt, aus dem hieſigen Zerzoglichen Kabinette einen unbezweifelten 
Beweiß giebt. Dieſer wurde vor einem halben Jahrhundert den beruͤhmteſten Familien 
zugeſchickt, und nie ohne große Lobeserhebungen zuruͤckgeſendet. Wie gluͤcklich ſind 
unſre aufgeklaͤrten Tage, daß wir ſolche Irrthuͤmer nicht glauben, und nicht einmal 
beſtreiten duͤrfen. Inzwiſchen gereicht es doch einigen alten Schriftſtellern zur Ehre, 
daß fie dieſe Meynung in Zweifel gezogen. Ich führe den Theophraſt (f) an, der 


— 


wenn er von den Bewunderungswuͤrdigſten und vorzuͤglichſten Eigenſchaften der Steine 


redet, und dahin auch dieſes rechnet, daß einige das Gebaͤhren erleichtern ſollen, er 
binzuſetzet eren c, wenn es wahr iſt. Es iſt daher unverzeihlich, wenn Plinius 


dem Theophraſt den Vorwuf macht, daß er geglaubt habe, es gebe Steine, welche 


die Geburt befoͤrdern: Idem Theophraſtus, ſagt er, et Mutianus eſſe aliquos lapides 


qui pariant, eredunt. Doch das ſoll nicht die einzige Kraft der Adlerſteine ſeyn, ſon⸗ 


dern Boodt verſichert auch, daß der Adlerſtein wider die Epilepſte, Peſt und Gift 
gute Dienſte leiſte, und daß er ſo gar heimliche Diebſtaͤhle entdeckte. Wohl uns, daß 
das von unſern aufgeflärten Zeiten überhaupt gilt, was Torrubia (g) von den 
Spaniern ſagt: “in Spanien macht man, Gott ſey Dank! keinen aberglaͤubi⸗ 
ſchen Gebrauch davon, wie in andern Laͤndern, wo man ihnen uͤbernatuͤrliche Kraͤfte, 
außer den faͤlſchlichen Heilungsfräften, zuſchreibet, inſonderheit die Griechen, welche 
ſie zur Entdeckung der Dieberey gebrauchen. Aber ſollte denn der Adlerſtein in der 
Medicin gar keinen Nutzen haben? Außerdem was Bauſch (h) Lemery i) und 
viele andere davon geſagt haben, will ich nur den Ausſpruch des Univerfallerifon (k) 
wiederholen. Seine vornehmſte Tugend iſt, daß er ſich reiben laͤſſet, und zu Pulver 
geſtoßen inn⸗ und aͤuſerlich gebraucht, wenn er unter die eine oder die andere Salbe 
oder Pflaſter gemiſcht, und auf das Haupt geleget wird, wider die Schwerenoth hilft, 
die Milch veymehret, auf ſolche Art auch die Geburt befördern kann. Er iſt anzie⸗ 
hend, dienet daher wider die peſtilentialiſchen Fieber und rothe Rhur, wo ein anſteckend 
und hitzig Fieber dabey iſt. Das Pulver in eine Wunde geſtreuet ſtillet das Blut. 
Der innwendige Kern iſt viel zaͤrter als der Stein, ſchickt fich daher auch weit beſſer zu 
oben erwehnten Gebrechen. Das alles ſagt man von den Eiſenhaltigen Adlerſteinen; 
Herr Rath Baumer (I) aber urtheilet vollkommen recht, daß wenn auch der Adler 
ſtein eine zuſammenziehende Kraft habe, fo habe mon doch in den Apotheken viele ders 
gleichen zuſammenziehende Mittel, die beſſer wuͤrken als dieſe Erdartige. 


N Here 
(e) Torrubia l. e. S. 90, Ci) Material, Lex. S. 22. 
(t Von den Steinen. S. 32. der deutſ. Ausg. (k) 1. Band. S. 526. 
(g) Am angefuͤhrten Orte. S. 118. (1) kHiſtor. lapid. pretiofor. p. IOg. deut⸗ 


(h) De aetite et haematite, ©, GF. ſche Ausgabe. S. 103. 


nr 


je 


eine gewiſſe Bildung angenommen haben. 443 


Herr D. Martini (w) fuͤhret aus dem Deckeriſchen Kabinet S. 86. Eiſenſtein 
an, welcher an vielen Orten auf dem Felde als Adlerſtein gefunden wird, und ein 
ſchmeidiges Eiſen giebt. Hieher rechnet er auch des Scheuchzers Venam ferri cy- 
lindricam et Stalachitem montis Leyerii. Waͤre dieſes, und man faͤnd die Adlerſtelne 
haͤufig genug, daß man fie auf Eiſen benutzen koͤnnte, fo hätten fie dann einen entſchie— 
denen Nutzen, ob er gleich wegen der großen Menge der Eiſenſteine, die man an vie⸗ 
len Orten findet, nicht eben der betraͤchtlichſte waͤre. 
Nun werden auch meine $efer den Werth der Adlerſteine ſelbſt entſcheiden 
koͤnnen, wenn fie nur den Unterſchied unter den vorigen und jetzigen Tagen nicht aus 
den Augen ſetzen. In den alten Zeiten war ihr Werth freylich ſehr groß. Boodt (n) 
macht zwar unter den orientaliſchen Adlerſteinen, und den aus Deutſchland einen Un⸗ 
terſchied, aber er ſetzet doch ihren Werth hoch genug. Von den orientaliſchen ſagt er, 
daß ihn die angeſehenſten Frauen, wegen ihrer Wunderkraͤfte in der Stunde der Ge⸗ 
burth ſehr hoch ſchaͤtzten, und ihn nach dem Unterſchied ihrer Größe mit 10 auch 20 Tha⸗ 
lern bezahlten. Die deutſchen wären freylich geringer am Werthe, wenn fie aber Ei» 
ſenfaͤrbig und nicht fo rauh wären, fo wuͤrden ſie doch nach der Beſchaffenheit ihrer 
Groͤße mit einem und mehreren Thalern bezahlt. In unſern Tagen haben ſie freylich den 
Werth nicht mehr, ſie haben aber doch bey den Freunden der Natur nicht ihre ganze 
Achtung verloren, weil man ſie in den Kabinetten noch aufhebt, und ihnen unter den 
Steinſpielen ſo gar einen vorzuͤglichen Platz einraͤumet. x 
Wer Zeichnungen von Adlerſteinen zu ſehen wuͤnſchet der ſchlage nach: Aund- 
mann rar. nat. et artis Tab. VII. fig. 5 0. Rumph Amboiniſche Raritaͤtenkammer 
hollaͤnd. Ausg. Tab. LVII. fig. E. F. G. Imperati Hiſtor. natural. p. 738. 739. 
Boodt Hift. Gemmar. et lapid. p. 375. f. Lochner Mufeum Beslerianum Tab. XXX. 
add pag. 90. und Torrubia Naturgeſchichte von Spanien Tab. Xl. fig. L. 2. 8. 
An folgenden Gertern werden Adlerſteine gefunden: Ahlfeld bey Altdorf, Apu⸗ 
lien, Arendſee, Blankenburg im Schwarzburgiſchen, Burgund, Calah, Cerro alto, 
Chateland, Doͤlligſen, Einbeck, Elſas, Foretz, Frankenhauſen, Goßlar, Halle, 
Hildesheim, Hoyablenke, Huxneberg, Jena, Indien, Kelbra, Langenſalza, Leipzig, 
Lutzon, Meißen, Memmingen, Mont d'Or, Mutſchen, Nirtleben, Nürnberg, Ober 
pfalz, Oſtindien, Philippiniſche Inſeln, Pohlen, Schwarzburg, Schweinfurth, 
Schweitz, Sondershauſen, Spanien, Thedinghauſen, Trockenborn bey Cahla, Tyroll, 
Ufen, Vietz, Weſtgothland, Zelle, Zwickau. Siehe Bruͤckmann Magnalia Dei 
P. I. p. 149. P. II. p. 121. Ritter Oryctogr. Calenberg. II. p. 19. 20. Ritter de Ala- 
baſtris Schwarzburg. p. 24. Ritter Oryctogr. Goslarienfis. p. 21. Ritter de Loolitho 
dendroitis. p. 34. Ritter Supplementa feriptor. fuor. p. 119. Mineralogiſche Beluſti⸗ 
gungen. 2. Band. S. 413. 423. 432. 3. Band. S. 20. Linne Syſtema naturae, 
3. Band. ©. 178. Bundmann rariora nat. et art. p. 127. 357. Baier Oryctogr. 
. Mei? Nor. 


Cm) Allgemeine Geſchichte der Natur. 1. Band. S. 347. Anmerk. e. ’ 
(n) Cemmar et lapid. hiftor. Lib. U, Cap. 199. p. 379. f. man ſehe auch den Bauſch de 
aetite. O. 68. nach. : 


444 Von den Steinen, welche ohne verſteinert zu ſeyn 


Nor. p. 16. 56. Martini allgemeine Geſchichte der Natur. 1. Band. S. 343. f. Tore 
rubia Naturgeſchichte von Spanien. S. 88. Muſeum Grauelianum. p. 168. Wolters. 
dorfiſches Naturalienkabinet. S. 42. 


I i end . 
Siehe die erſte Kupfertafel. 


§. 578. 3 

Bey den Namen, welche die Dendriten fuͤhren, muß man die allgemeinen Na 

men, die allen Steinen dieſer Art ohne Unterſchied zukommen, von denen unter⸗ 
ſcheiden, die nur einigen unter ihnen um eines gewiſſen Umſtandes willen zu kommen. 
Man hätte freylich hier die Sache nicht fo fehr übertreiben ſollen. Der vorzuͤglichſte 
unter allen ihren Namen iſt der Name Dendrit von dem griechiſchen Wort devdgos ein 
Baum, weil eine Baumaͤhnliche Figur die gewoͤhnlichſte Zeichnung dieſer Steine iſt. 
Eben darum heißen fie auch Baumſteine, und weil dieſe Baumfiguren oft einem 
Buſchwerk gleichen, Buſchſteine. Die lateiniſchen Namen, Dendrites, Dendroi- 
des, Dendrophytot, Dendrophorus, haben ebenfalls von dem Wort devdgos ihren Ur⸗ 
ſprung. Der Name Saxum nemoroſum, Lapis nemorofus haben darinne ihren Grund, 
daß mehrere Dendriten auf einem Steine einen Wald ſo ziemlich deutlich abbilden. 
Pietra embufcata ſagt in der Hauptſache eben dieſes, Pietra de Sinai werden die Dens 
driten genennet, weil ſie auf dem Berge Sinai vorzuͤglich ſchoͤn gefunden werden; 
Pietra citadina. Beym Ritter von Linne iſt die Beſchreibung folgende: Eraptoli⸗ 
thus frutices plantas mufcosve:referens. Bey den Franzoſen find folgende Benennun⸗ 
gen die gewoͤhnlichſten: Dendrite, Pierre arboriſer, Pierre herboriſes, Pierre de Si- 
nal; bey den Hollaͤndern aber: Boomſteen, Boomſheentjes, Dendrit. 

Das ſind die allgemeinen Namen der Dendriten, von denen man die beſondern, 
die nur einigen Dendriten zukommen ſorgfaͤltig zu unterſcheiden hat. Man hat dabey 
entweder auf ihre beſondere Steinart, oder auf die Oerter, oder auf ihre eigent— 
liche Zeichnungen geſehen. Im erſten Falle nennet man diejenigen die auf Achat, 
oder eigentlich auf Chalcedon Baumfiguren haben, Dendrachate, Dendrachates, 


franz. Dendrachate, holl. Boom Agaat, Boomtjes Achatetr, Swart gefigureerde 


Booniſteen of Boomachaat. Man nennet fie auch Mocoſteine, Moco, Mochos, 
Lapis Mocſhoenſis und beſonders dann wenn fie ein eigentlicher Chalcedon find, ohne 
Zweifel von Moco oder Mocha einer Inſel in dem gluͤcklichen Arabien in Aſien, 
wo ſie entweder zuerſt entdeckt worden, oder haͤufig gefunden werden. In Ruͤckſicht 
auf die Oerter find beſonders außer den obenangeführten Pietra de Sinai, noch bes 


kannt: die Florentiner, Lapides florentini, Pierre de florence, Florentynfe Boom- 


Seen, die Pappenheimer und Solenhofer Dendriten Pappenheimer of Solen- 
hoofer Boomfteen und die egyptiſchen Kieſel, welche wenn fie Baumfiguren haben 
von den Hollaͤndern Bruyue Aegvptifche gearborifserde Key-Iafpis genennet. Endlich 
haben auch die Zeichnungen ſelbſt Gelegenheit zu manchen Benennungen gegeben. m 

. f et 


eine gewiſſe Bildung angenommen haben. 445 


het die Zeichnung einem Lichen ähnlich, fo nennet man den Dendriten Lichenoi des, 
lichenites, und wenn er mit der ſogenannten Seeeiche, quercus marina, einige Aehn⸗ 
lichkeit beſitzt, Phyeites. Stellt die Zeichnung kleine Seen mit Buſchwerk vor, fo’ 
heißt er Limnites, gleicht er einem Fiſchteiche, wenigſtens in der Einbildung, fo heißt 
er schthyotrophites, wenn man aber eine Menge kleiner Suͤmpfe ſiehet, fo heißt der 
Stein Polylimnites, gleicht er einer Landſchaft, Chorolites, find es Wälder nemoliter, 
find es Sträucher ericiter (o). Außerdem hat man auch Pſevdoaſtroiten, ſolche 
Dendriten wo nur einzelne Reiſerchen doch in einer ſolchen Ordnung liegen, daß ſie 
Sterne bilden, und Stigniten, wo auf dem Steine nur kleine Puͤnktchen zu ſehen 
find. Dahin gehören die Landchartenſteine, welche beynahe eine Landcharte abe 
bilden. 


§. 579 

Schon dieſe Namen zeigen die 1255 Verſchiedenheit der Dendriten unter ſich 
ſelbſt, und dieſes macht es uͤberaus ſchwer einen Begriff zu geben, der deutlich und 
hinlaͤnglich iſt. Es ſind Bildſteine auf deren Oberflaͤche ſich Baͤume, Pflanzen, Kraͤu⸗ 
ter, Buſchwerk, und dergleichen vorſtellen; Steine die zu bekannt ſind, als daß wir 
uns um einen ſtrengen Begriff zu bekuͤmmern Urſache haͤtten. Aber das muß ich be⸗ 
merken, daß man unter dieſen Steinen und den verſteinten Hoͤlzern, Baͤumen, Kraͤu— 
tern, und dergleichen einen billigen Unterſchied mache. Es ſind Bildſteine, welche 
mit gewiſſen natuͤrlichen Koͤrpern eine Aehnlichkeit haben, aber es ſind nicht dieſe Koͤr— 
per ſelbſt, es ſind keine Verſteinerungen. Der Herr Ritter von Linne nennet ſie daher 
Petrefacta ficta, ein Ausdruck der doch einiger Zweydeutigkeit unterworfen iſt, da die 
Dendriten an das Reich der Verſteinerungen gar keinen Anſpruch zu machen haben. 
Gleichwohl haben noch andere eben ſo zweydeutig geredet, und manche ſich ſo gar in den 
gegründeten Verdacht geſetzt, daß fie unter den Dendriten und den Verſteinerungen Feis 
nen rechten Unterſchied gemacht haben. Kundmann (p) hat wenigſtens nicht behut⸗ 
ſam genug gehandelt, daß er in feiner Abhandlung von den Dendriten auch der Far⸗ 
renkraͤuter, der Blaͤtter und dergleichen gedenket, und wenigſtens dem Wort Dendrit 
eine ganz ungewöhnliche Bedeutung giebt. Die Verfaſſer der Onomatologie (g) gehen 
noch weiter. Sie reden nicht nur von Dendriten, welche auf ihrer Oberflaͤche nur ges 
wiſſe Theile von Blaͤttern abgedruckt haben, ſondern ſie ſetzen auch unter die gemein⸗ 
ſchaftlichen Eigenſchaften der Dendriten, die ſie ganz unrichtige Abdruͤcke nennen, un⸗ 
ter andern ſolgende: daß gemeiniglich auslaͤndiſche Gewaͤchſe abgedruckt waͤren, und 
daß man alle Abdruͤcke von ausgeſchlagenen und niemals von gewickelten oder gewundes 
nen Blaͤttern antreffe, woraus zu vermuthen ſey, daß dieſe Pflanzen auf dem Waſſer 
geſchwommen haben. Wie unrichtig ſolche Vorſtellungen find, hat ſchon Scheuch⸗ 
zer (r) erkannt; denn er beweiſet, daß N keine Verſteinerungen ſeyn koͤn⸗ 

3 nen 


Co) Walch Naturgeſchichte der Verſteinerun⸗ (4) Onomatologia hiftor, natural. Th. 3. 
gen. Th. I. S. 121. der von den meiſten dieſer S. 591. 
Benennungen Baiere zum Erfinder angiebt. | B 4a 
Eine ſehr entbehrliche Erfindung. (r) Herbarium diluuianum. S. 27. der 
(p) Rariora naturae et artis. S. 134. 135. neuſten Ausgabe. 


446 Von den Steinen, welche ohne verſteinert zu ſeyn 


nen daher, weil fie blos die Aeſtchen der Bäume, niemals aber die Blaͤtter oder die 


Blumen, oder die Fruͤchte vorſtellen, und weil auch in Anſehung der Groͤße, unter 
dem Baume, den der Dendeit vorſtellet, oder dem Kraute, welches er abbildet, nie 


ein Verhaͤltniß gefunden wird. So haben demnach die Dendriten an dem Pflanzen⸗ 
reiche keinen Antheil, ſondern ſie gehoͤren unter die bloßen Steinſpiele, die wir nicht 


beſſer kennen lernen, als wenn wir ſie nach einem dreyfachen Verhaͤltniſſe betrachten, 


nach ihrer verſchiedenen Feichnung, nach ihren Sarben, und nach den Seine 
darauf man Dendriten findet (1). 8 


580 

Der Feichnung nach findet . Dendriten, welche einzelne Baͤume 
mit ihrem Stamm und Aeſten ziemlich Regelmaͤßig vorſtellen. Sie ſind bald groͤßer, 
bald kleiner, haben bald mehrere oder wenigere Aeſte. Man findet ſie von der Groͤße 
eines Zolls bis zur Größe von 8, 10, 12. und mehrern Zellen, Ein ſehr ſchoͤnes 
Stuͤck dieſer Art iſt auf der erſten unſrer Kupfertafeln Fig. 1. abgeſtochen. Slorenz, 
Pappenheim, Solenhofen und Eichſtaͤdt liefern vor andern Gegenden ſchoͤne 
hieher gehoͤrige Beyſpiele. Andere Dendriten ſtellen einzelne Bouquets oder Straͤu⸗ 


ſer vor. Sie haben mit den vorigen viele Aehnlichkeit, nur daß ſie auf den Blaͤttern 4 


zerſtreut liegen. Sie werden unterandern auf den Schmiedebergiſchen Kalchſtei⸗ 


nen und Kalchſchiefern gefunden. Noch andere Dendriten gleichen in ihrer Zeichnung = 


den Koſen, und werden daher Dendritenroſen genennet. Hier laufen die Zeich⸗ 
nungen in einer Cirkelfigur aus einer Peripherie aus, und daraus entſtehet ein Koͤrper 
der einer aufgebluͤheten Roſe gleicht. Dieſe zeigen ſich in einer zweyfachen Abwechſe⸗ 


lung. Entweder gleichen die einzelnen Theile dieſer Roſe zarten Reiſerchen, und von 


der Art iſt die Dendritenroſe, die ich in der 2. Figur meiner erſten Tafel geliefert habe; 


oder ſie gleichen breitgedruckten Blaͤttern mit einem unebenen Rande. Von dieſer Art 
wuͤrde im Bnorriſchen Petrefackenwerke Th. 1. Tab. 1. Fig. 7. ſeyn, wenn der Koͤr⸗ 


per völlig rund wie eine Roſe wäre. Daß es aber dergleichen gebe, ob ich ſie gleich 
nirgends abgeftochen finde, das kann ich mit einem Beyſpiele aus meiner eignen 
Sammlung beweiſen. ELichſtaͤdt und Solenhofen liefern Dendritenroſen. Noch 
andere Dendriten gleichen dem Strauch-Buſch⸗ und Heckenwerk. Hier ſtehen oft 
auf einer Reihe eine Menge Baͤumchen und Hecken, die bisweilen kaum die Hoͤhe ei⸗ 


nes halben, bisweilen aber von 6-8 Zoll haben, und in einer Laͤnge bis zu einer Elle 


fortgehen. Won der Größe befindet ſich ein Dendrit von der Art in dem hieſigen Her⸗ 
zoglichen Naturalienkabinet. Es iſt aber dabey doch Bemerkungswuͤrdig, daß man, 


obgleich dieſe Baͤumchen oft ſehr dicht neben einander ſtehen, doch nicht leicht gewahr 


wird, daß Aeſte und Blaͤtter einander ſich beruͤhren, oder uͤbereinander herliegen. An⸗ 
dre Dendriten bilden Landſchaften und Gegenden ab, wo aus den bald hohen, bald 
niedrigen ſchwarzen Flecken Berge, Huͤgel, Thaͤler entſtehen, die bald mehr, bald we⸗ 
niger mit Buſchwerk bewachſen zu ſeyn ſcheinen. Sie werden in Pappenheim, So⸗ 

lenhofen 


CE) Ich werde mich bey der Beſchreibung die- geſchichte der Verſteinerungen. Th. 1. ©. 123. f- 
ſes dreyfachen Verhaͤltniſſes der Anleitung bedies an die Hand giebt, hie und da r meine eignen 
nen, die mir Herr Hofrath Walch in der Natur⸗ Gedanken einweben. 


eine gewiſſe Bildung angenommen haben. 447 


lenhofen und Eichſtaͤdt gefunden. Außerdem gehören noch hieher der Archipela⸗ 
chit der eine Landcharte vorſtellet, der Linnit, der eine kleine See vorſtellet, der 
Ichthyotrophit der einen Fiſchteich vorſtellet, der Polymnit der eine Gegend mit 
einzelnen kleinen Seen vorſtellet, der Pſevdoaſtroit und der Stigmit. Ich werde 
unten Gelegenheit nehmen von dieſen letztern noch beſonders zu reden, 

Die Farben der Dendriten verglichen mit den Farben der Steine darauf ſie 
liegen, werden in folgenden Abwechſelungen gefunden. Auf weißen, weißgelblichen, 
gelben Grund, braungelbe Baͤumchen wie die mehreſten Pappenheimer Solen⸗ 
hofer und Eichſtaͤdrer Dendriten find: dergleichen mit ſchwarzen Baͤumchen wie 
außer den vorhergehenden die Florentiner ſind, mit einzelnen Baͤumchen habe ich ſie 
auch bey Thangelſtedt ganz fein, doch ſelten gefunden: dergleichen mit braungelben, 
ſchwarz ſchattirten Baͤumchen; dergleichen, die auf hellgrauen Grund ſchwarze Baͤum⸗ 
chen haben, wie die bey Altenburg: dergleichen, welche auf ſchwarzgrauen Grund 
Kohlſchwarze Baͤumchen haben, wie die zu Jlefeld: auf ſchwarzen Grund weiſe 
Baͤumchen, die zu Boll im Wuͤrtenbergiſchen zu finden ſind: dergleichen, die auf 
Purpurfarbenen Grund ſchwarze Baͤumchen haben, wie nach Stobaͤus Zeugniß die 
Dendriten vom Berge Sinai ſind: Dendriten, welche auf gruͤnen oder blaugruͤnen 
Grunde ſchwarze Baͤumchen haben, die auf die Art bey Illmenau gefunden werden, 
und im Sondershaͤußiſchen: Dendriten, wo auf Pfirſchbluͤthnen Grunde ſchwarze 
Baͤumchen liegen, ſie werden bisweilen bey Gera gefunden, doch iſt auf grauen 
Schiefern die Pfirſchbluͤthfarbe nur hie und da zu finden: Dendriten von hochgelben 
Grunde mit Silberfarbenen Flecken dicht durchfetzt, mit Kohlſchwar zen Bäumchen, der⸗ 
gleichen man bey Chemnitz findet: dendritiſcher Gemaͤhlde von einer gruͤnen, blau⸗ 
lichen Gold. und Silberfarbe gedenket Herr Bergrath Cartheuſer. 

Der Steinart nach hat Stobaͤus (t) die Dendriten in drey Hauptklaſſen gebracht, 
und fie in Denaritas gemmeas die auf Edelſteinen liegen, marmoreas die ſich auf Mars 
morn finden, wovon man aber die Kalkſchiefer nicht behutſam genug getrennet hat, und 
vulgares, die ſich auf gemeinen Steinen befinden, abgetheilet. Ss richtig inzwiſchen 
dieſe Abtheilung iſt, fo unzulaͤnglich iſt fie. Herr Hofrath Walch hat am angefuͤhr⸗ 
ten Orte dieſe Materie richtiger und ausführlicher abgehandelt. Scheuchzer und 
Bruͤckmann reden von Dendriten im Kryſtall, mit welchen man aber das in Kryſtall 
bisweilen eingeſchloſſene Moos und Stroh (1. Band g. 152. S. 190.) nicht verwechſeln 
darf. Herr Zimmermann gedenket orientaliſcher Granaten mit Baumfiguren. 
Von dem Achat, und beſonders dem Chalcedon iſt es bekannt, daß ſich auf dem» 
ſelben oft Dendriten finden, die daher auch den Namen Dendrachate führen. Ich 
habe von denſelben im erſten Bande g. 233. S. 289, weitläuftig gehandelt; auf der 
zu dieſem zweyten Bande gehoͤrigen erſten Kupfertafel Fig. 3. 4. F. aber einige Zeich⸗ 
nungen geliefert. Auf gemeinen Feuerſteinen werden im Hollſteiniſchen, Meklen⸗ 
burgiſchen, bey Salle, Srankfurth an der Oder Dendriten gefunden, die bald 
einzeln bald gehaͤuft, bald in groͤßern bald kleinern, deutlichern oder undeutlichern 


Zeichnungen, bald wie Baͤumchen, bald wie re „bald wie Stigmiten 
vorkom⸗ 


(t) Opuſcula. S. 84 f. 


448 Von den Steinen, welche ohne verſteinert zu feyn 


vorkommen. Stobaͤus und Fimmermann gedenken der Dendriten auf Jaspis, 
die aber ſelten find. Flußkieſel kommen bey Halle, Waumburg und andern Orten 
mit dendritiſchen Zeichnungen, doch nur in hoͤchſt zarten Reiſerchen vor. Allemal 
findet man die dendritiſche Zeichnung nur auf der Oberfläche, und nie findet man fie 
beym Zerſchlagen in der Mitte des Kieſels. Kalch und Mergelfteine find die gewoͤhn⸗ 
lichſten Muͤtter der Dendriten, die man bald auf Kalchſteinen, bald auf Kalchſchiefern 
findet. Bey Frankfurth an der Oder liegen Kalchſteine mit Dendriten; die 
Solenhofer, Eichſtaͤdter und Pappenheimer Dendriten auf Kalchſchiefern ſind 
zu bekannt, als daß ich derſelben beſonders gedenken ſollte. Hieher gehören auch die 
Dendriten auf Marmorn, dergleichen die Slorentinifchen find. Der feine lamelleuſe 
Spath hat an den Orten wo Kobald bricht oft feine dendritiſche Zeichnungen, wie im 
Salfeldiſchen. Auf groͤbern Spatharten werden zu Baͤrmanns dorf bey Schwar⸗ 
zenberg Dendriten gefunden. Auch der Worwegiſche Stinkſtein, eine Spathart, 
bat bisweilen Dendriten. Thonigte Steine, dahin die Thonſchiefer und die Speck⸗ 
ſteine gehören, find keine ungewöhnliche Mutter der Dendriten. Bey Ilefeld findet 
man ſchwarzgraue Thonſchiefer mit Kohlſchwarzem Buſchwerk. Dendritiſcher Schmeer⸗ 
ſtein wird zu Goͤpfersgruͤn bey Wohnſiedel und in der Nailaer Gegend im 
Bayreutiſchen gefunden. Die Farbe deſſelben iſt bey einigen weißblaulich Perlenfarb 
mit dunkelblauen Dendriten. Bey andern ſpielet ſie in das Fleiſchfarbene bald mit 
roͤthlichen, bald mit braunen bald mit blaulichen Baumzeichnungen. Man hat Sand- 
ſteine mit Dendriten, und unter dieſen nehmen ſich die Chemnitzer glimmerichten 
gelben ſo wohl als weißgraulichen gut aus. Der Gallmeyſtein zu Tarnowitz in 
Schleſien hat bisweilen kleine dendritiſche Zeichnungen auf ſich, und eben dieſes muß 
man von der Kreide ſagen, ob es wohl richtig iſt, daß die Zeichnungen felten fein find. 
Endlich haben auch Knochen, Zähne und Steinkerne der Perrefacten nicht felten den⸗ 
dritiſche Zeichnungen, beſonders auf Steinkernen von Muſcheln, Ammoniten und 
Fiſchen. Ich kann aber zu allen dieſen noch wahre Petrefacten aus dem Reiche 
der Muſcheln zaͤhlen, welche mit dendritiſchen Figuren bezeichnet ſind. Denn ich ſelbſt 
befige drey Oberhaͤlften von glatten Maͤnteln aus der Weimariſchen Gegend, 
welche noch ihre voͤllige Schale und auf demſelben Baumaͤhnliche Zeichnungen haben. 
Auf zweyen befinden ſich kleine zarte doch deutliche Reiſerchen, auf der dritten aber 
Pſevdoaſtroiten. 


§. 587. | 

Außer dieſen bereis angeführten, find noch verſchiedene Umſtaͤnde von den Den 
driten zu bemerken. Daß die Zeichnung nicht bey allen Dendriten gleich ſchoͤn iſt, das 
iſt eine Erfahrung, die alle diejenigen laͤngſt gemacht haben, welche Kabinette befigen und 
Dendriten geſehen haben. Der Grund davon liegt bald in der Steinart, worauf ſich 
die Dendriten befinden, bald aber auch in derjenigen Feuchtigkeit, welche die Den— 
driten bildet. Je feiner und zuſammenhangender der Stein it, deſto deutlicher zeigt 
ſich auf demſelben die dendritiſche Zeichnung. Das iſt die Urſache, warum die Den. 
driten von Florenz fo ſchoͤn find, weil die Mutter die Härte eines Marmors hat, 
a und 


£ eine gewiſſe Bildung angenommen haben. 449 


und die Pappenheimer, Solenhofer und Eichſtaͤdter Dendriten ſind ebenfalls 
ſchoͤn, weil es ein feſter Kalkſchiefer iſt, auf dem ſie liegen. 

Manche dendritiſche Zeichnung liegt nur auf der Oberflaͤche des Steins, und von 
der Art ſind die mehreſten. Wenn ſie daher nur ein wenig gerieben oder geſchliffen 
werden, ſo gehet die dendritiſche Zeichnung verlohren. Bey andern aber gehet dieſe 
Zeichnung bald weiter in den Stein hinnein, bald ſetzet ſie durch den ganzen Stein 
hindurch. Von der Art ſind die Florentiner Dendriten, die auf den Schmeer— 
ſteinen befindlichen Dendriten, und bey Thangelſtedt habe ich dergleichen ehedem 
auch entdeckt (u). Solche Dendriten find freylich in fo fern den andern vorzu⸗ 
ziehen, weil man ihre Schoͤnheit durch die Politur nur noch mehr erhoͤhen kann. 

Bisweilen zeigen ſich Dendriten von zweyerley Farbe, und dieſe kommen beſonders 
bey Pappenheim, Eichſtedt und Solenhofen vor. In dem Knorriſchen Perres 
factenwerke 1. Th. Taf. 3. fig. 1. 3. Taf. 4. fig. 1. Taf. 5. ſiehet man ſehr ſchoͤne Bey⸗ 
ſpiele davon. Auf allen die bier vorkommen, und die ich ſonſt geſehen habe, zeigen ſich 
ſchwarze Baͤumchen uͤber dem braungelben, und geben dem Steine ein vortreflichs An⸗ 
ſehen. Scheuchzer (x) hält dafür, daß die ſchwarze Farbe jünger ſey als die braun⸗ 
gelbe, oder, daß ich die Meynung dieſes Schriftſtellers deutlicher mache, er glaubt 
erſt habe die 3 die gelbe Zeichnung hervorgebracht, und hernach, vielleicht nach 
einer langen Zeit, die ſchwarzen Baͤumchen darauf gemahlt. Ich gebe hierinne dem 
Scheuchzer Beyſall, und mit mir wird es ein jeder thun, der dergleichen Dendriten 
genauer betrachtet. Man ſiehet an vielen derſelben, daß die gelbe Ramification durch 
die ſchwarze ſchimmert, und daß es eine eigne Ramification iſt, welche mit der ſchwar— 
zen in keiner Verbindung ſtehet. Eben fo iſt es mit der ſchwarzen dendritiſchen Zeich— 
. nung befchaffen, und dies lehret deutlich, daß dieſe gedoppelte Zeichnung nicht auf 
einmal habe entſtehen koͤnnen. Da nun die gelbe Zeichnung die r iſt, ſo muß 
. nothwendig früher als die ſchwarze entſtanden ſeyn. 

1 1 25 

Die Dendriten waren den Alten zuverlaßig bekannt, ob wir es gleich nicht ges 

wiß genug wiſſen, was ſie mit ihren Namen eigentlich bezeichnet haben; wenigſtens 
iſt es noch immer zweifelhaft, ob ſie unſre gemeinen Dendriten gekannt haben, und 
wenn ſie dieſelben auch kannten, ob ſie dieſelben einer genauen Anzeige gewuͤrdiget 
baben? Orpheus (y) nennet unſre Steine r devdenevra, und devdosßurce 
eren. Daß er unter der erſten Benennung die Dendrachate verſtehe, das bedarf 
keines Erweiſes, wenn er ſich aber bey dem andern Namen des Wortes eren bedies 
net, ſo ſcheinet es wenigſtens wahrſcheinlich zu ſeyn, daß er hier Dendriten auf ge— 
meinen Steinen, und zwar ſolche verſtehe, die nicht auf den Feldern einzeln zerſtreut 
N gefunden, ſondern die in Bruͤchen gewonnen werden. 8 
Plinius 


(u) Siehe meine lithographiſche Beſchreibung (y) In den Nie. S. 312, der Gesneri⸗ 
der Gegend um Thangelſtedt. S. 15. ſchen Ausgabe. 
(x) Herbarium diluuianum. p. 31. 


2. Th. gell 


450 Von den Steinen, welche ohne verſteinert zu ſeyn 


Plinius (2) wenn er der Dendrachate gedenket, und von ihnen ſagt: Den- 
drachates velut arbuſcula inſignis, ſo iſt es kein Zweifel, daß er die eigentlichen Den⸗ 
drachate gekannt habe. Aber folgende Benennungen deſſelben find zweifelhafter. Er 
gedenket eines Steines, den er Gemma pontica nennet, und ſagt von demſelben, daß 
es mehrere Gattungen derſelben gebe, und unter andern auch eine, quae habet montium 
eonualliumque effigies, welche Berg und Thaͤler vorſtellet. Er mag auch hier meynen 
was er wolle, fo iſt es kein eigentlicher Dendrit, aber ein ſogenannter Landſchafts— 
ſtein kann es doch ſeyn, den man auch mit in der Klaſſe der Dendriten aufſtellet. 
Kein gemeiner Stein iſt es nicht, weil ihn Plinius den Namen Gemma giebt, er 
kann aber unter die Achate gehoͤret haben, weil man dieſe von allen Farben findet, ob 
mir gleich keine Achatart bekannt iſt, die wie die eine Gattung der Gemulge ponticae, 

ſtellata nunc ſanguineis, nunc auratis guttis wäre. Der Borfprites des Plinius iſt 
eben fo vielen Zweifeln unterworfen. Er ſagt von demſelben: ratio nominum non eſt 
in Borſycite, in nigro ramoſa, candidis aut ſangumeis frondibus. So viel ſcheint 
gewiß zu ſeyn, daß es eine ſchwarze Steinart war, auf welcher anders gefärbte Baͤum⸗ 
chen lagen, die ſich in einer weiſen oder Blutrothen Farbe endigten. Wenn man dies 
ſen Stein unter die edlern aufnehmen wollte, ſo wuͤrde es ein ſchwarzbrauner Onyx 
ſeyn, der durch den Chalcedon weiſe, durch den Sorder aber rothe Flecken erlangt 
haͤtte. Wollten wir aber einen bloßen gemeinen Stein annehmen, welches mir aber 
nicht glaublich iſt, fo wuͤrde es ein Stein ſeyn, wo auf einem dunklern Grunde hellere 
Baͤumchen, die ſich in ganz weiſe oder Blutrothe Spitzen, endigen ruhen. Am zuvers 
laͤßigſten ſollte man glauben, daß der Dentritides alba des Plinius ein wahrer Den« 
drit ſey. Und gleichwohl iſt ſeine Beſchreibung von der Art, daß man hieruͤber zweifel⸗ 
haft werden muß. Erſtlich rechnet er denſelben unter die Steinarten in quibus ratio 
nominum non eſt, welche den Grund ihrer Benennung nicht zeigen. Das kann man 
von den eigentlichen Dendriten nicht ſagen. Hernach ſetzt er hinzu: defofla ſub ar- 
bore, quae caedatur, fecuris aciem non hebetari, und das beweiſet, daß es kein Den⸗ 
drit war, fondern ein weiſer Stein, den man aberglaͤubiſch dazu gebrauchte, daß man 
ihn unter einen Baum vergrub, den man umhauen wollte, damit die Axt nicht ſtumpf 
wuͤrde. N 


$. 583- 

Am allermeiſten hat die Naturforſcher die Frage befchäftiger, wie die Dendri⸗ 
ten entſtehen? Eine Frage, die einer genauen Unterſuchung wuͤrdig genug iſt, daß 
die Schoͤnheit und Regelmaͤßigkeit diefer Baumfiguren allerdings etwas ſonderbares 
ſind, welches wir noch mehr bewundern wuͤrden, wenn die Dendriten nicht ſo gemein 
wären, Inzwiſchen find die Meynungen über den Urfprung der Dendriten fo getheilt, 
als ſie nur irgend in einem Falle getheilt werden koͤnnen. Ich habe folgende geſamm⸗ 
let, unter denen freylich die eine immer unwahrſcheinlicher iſt, als die andere. 

Es 


(2) Hiftor. natural. Lib. XXXVII. Cap. 54. gaben. Man ſehe auch Walch Naturgeſchichte 
p. 282. Cap. 66. p. 287. Cap. 73. p. 288. f. der Verſteinerangen. Th. 1. S. 122. 130. 
der Muͤlleriſchen und Cap. XXI. der altern Aus⸗ 


eine gewiſſe Bildung angenommen haben 451 


Es iſt die unwahrſcheinlichſte unter allen Meynungen, daß eine Aura feminalis 
alle dieſe Baumfiguren gebildet habe; und gleichwohl hat ſie Kircher (a) angenom⸗ 
men, und Luid (b) ſcheinet wenigſtens geneigt zu ſeyn fie anzunehmen. Wenn 
aber auch dieſe Maͤnner wuͤrklich zu erklaͤren wuͤßten was die Aura ſeminalis iſt, ſo 
wuͤrden wir doch immer noch nicht wiſſen, wie die Natur durch eine Saamenmachende 
Kraft die Dendriten bilden koͤnnte. 

Die zwote Meynung gehet dahin, daß ein Druck und eine Preſſung eines ver⸗ 
dickten Fluidums zwiſchen zwey Flächen dieſe Figuren gebildet habe. Es iſt zu vermu- 
then, ſagt Herr von Bomare (c), daß ſie durch fluͤßige, mit verſchiedentlich gefaͤrb⸗ 
ten Mineralien geſchwaͤngerte Materien gebildet, und zwiſchen zwo Flaͤchen gepreßt 
worden ſind. Schon vor dem Herrn Bomare hat Scheuchzer (d) dieſe Meynung 
angenommen. Seiner Meynung nach, wird auf den Steinplatten das Fluidum aus 
den Poris des Steines ausgepreßt, wenn die Maſſe, die Anfangs weich war, ſich zus 
ſammen ziehet und verhaͤrtet. Es iſt wahr, wenn man zwiſchen zwey gerade Flaͤchen 
eines Steins ein etwas verdicktes Fluidum bringt, und dann die Platten ſchnell aus 
einander reißt, ſo entſtehen auf dem Steine gewiſſe Figuren, welche bisweilen dendri⸗ 
tiſch find, eine Erfahrung, darauf ſich Scheuchzer ausdruͤcklich beruft. Allein dieſe 
Meynung iſt darum nicht wahrſcheinlich genug, weil die dendritiſchen Figuren ſo gar 
ordentlich auf dem Steine liegen, man auch die gewaltſame Spaltung der Platten nicht 
beweiſen, und um fo viel weniger beweiſen kann, weil die mehreſten dendritiſchen Schie⸗ 
fer erſt gewaltſam geſpaltet werden muͤſſen. Auf die Dendriten auf Feuerſtein laͤßt 
ſich dieſe Meynung beynahe gar nicht anwenden (e). 

Die dritte Meynung laͤßt die Dendriten durch ein mit einem unterirrdiſchen 
Feuer verbundenes Erdbeben entſtehen. Ein einziger ungenannter Schriftſteller (f) 
hat dieſe Meynung folgendergeſtalt vorgetragen: „wenn ein Stein, der ein blaͤtterigtes 
Gefüge hat, völlig erhaͤrtet iſt, und das unterirrdiſche Feuer ſich etwa einmals hierauf 
unter ihn erhitzet, ſo, daß der Stein hierdurch etwas in die Hoͤhe gehoben wird, ſo 
muß es aller Einſicht nach geſchehen, daß die ganze Steinmaſſe hierdurch nicht nur 
quer durch, ſondern auch deren Horizontalflaͤchen, oder ſeinen Blaͤttern nach, als welche 
ſich, ihrer geringen Verbindung wegen, ohnedies gern von einander losreiſen, Spalten 
und Riſſe bekommt, worein denn durch Huͤlfe der Waſſer, eine fremde Farbe, oder 
eine anders gefaͤrbte ſehr zarte und fluͤßige Steinmaterie augenblicklich eindringet, und 
ſich ſo weit ſie kommen kann, in die Ritzen zwiſchen den Blaͤttern ausbreitet. Wenn 
nun das unterirrdiſche Feuer zu der Zeit, wenn dieſe Farbe annoch völlig flüßig oder 
naß iſt, ſeine Kraͤfte verdoppelt, und ein Erdbeben erreget, ſo, daß von unten herauf 

N la 15 heftige 
(a) Mundus ſubterraneus. Part. II. p. 39. (e) Man ſehe auch Walch Naturgeſchichte. 

Siehe mein lithologiſches Lexikon. 1. Band. Th. 1. S. 133. Ich faſſe mich mit Vorſatz fo kurz 
30 ae als es mir moͤglich iſt, und laſſe mich daher in 
(b) Lithophyllacium Britannicum. p. 134. keine weitlaͤuftige Widerlegung aller dieſer Mey: 
(e) Mineralogie. 2. Th. S. 315. Siehe nungen ein. 

auch deſſen Dictionnaire de I'hiſt. natur. Tom. (f) Philoſophiſche Ergoͤtzung, oder Unterſu⸗ 

III. p. 51. 2 chung wie die Seemuſcheln auf die hoͤchſten Berge 
(d) Herbarium diluuianum, p. 32. gekommen. S. 173. und f. 


‘45% Von den Steinen, welche ohne verſteinert zu ſeyn 


heftige Stoͤße erfolgen, und alſo dadurch die noch nicht wieder mit einander verbundene 
Steinblaͤtter, indem ſie auf ſolche Art ordentlich geprellet worden, mit der groͤßten Ge⸗ 
walt jaͤhling aufs neue wieder von einander geriſſen werden, ſo verurſachet eben dieſes 
jaͤhlinge mit einem Rucke erfolgte Aufreißen, daß die annoch fluͤßige Farben, wegen der 
ploͤtzlich darzwiſchen kommenden Luft, zuſammen fahren, und allerhand Bäume, bes 
wachſene Berge, auch bisweilen ganze Landſchaften, ja hundert andere veraͤnderliche 
Bilder vorſtellen.“ Der Verfaſſer beruft ſich dabey auf das Beyſpiel von zwey plat⸗ 
ten Steinen, das vorher auch Scheuchzer anfuͤhrte, wo man wie er ſich ausdruͤckt 
dies Geſchaͤfte der Natur gewiſſermaßen nachaͤffen koͤnne. Wenn aber auch dieſes 
Beyſpiel nicht zu unnatuͤrlich, die Hypotheſe des Verfaſſers aber auch nicht ganz uner⸗ 
weißlich wäre, fo duͤrfte man ihm nur ſolche Dendriten vorlegen, die nicht auf Schies 
ferartigen Steinen, ſondern auf Congelationsſteinen, dergleichen die Feuerſteine ſind, 
angetroffen werden, und die wochen einen andern Urſprung als Feuer und Erdbe⸗ 
ben muͤſſen gehabt haben. 8 

Die Liebhaber der vierten Meynung nehmen zu gewiſſen Ausduͤnſtungen der Erde 
ihre Zuflucht. Das iſt die Meynung die Stobaͤus (g) vortraͤgt, der ſich zugleich 
auf den Imperatus und Teichmeier beruft, die eben dieſes ſollen behauptet haben. 
Stobaͤus hat ſich nur nicht deutlich genug erklaͤret, ſonſt iſt es glaublich, daß er der 
Meynung derer nahe komme, von welchen ich glaube, daß fie die richtige fey. Denn 
was hier derſelbe exhalationes terrae nennet, das nennen andere metalliſche Duͤnſte. 
Aber die mehreſten Naturforſcher haben ſich blos bey der Farbe der Dendriten aufge⸗ 
halten, eine Sache von der ich glaube, daß fie leicht zu erklaͤren fey; das haben fie 
aber vergeſſen zu entſcheiden, wie die Baumfiguren entſtehen. 

Herr Profeſſor Cartheuſer (h) nimmt eine Degerationsfraft an, von der 
er behauptet, daß ſie nicht nur dem Eiſen, ſondern auch andern Metallen eigen ſey. 
Er beruft ſich hiebey auf die kuͤnſtlichen metalliſchen Vegetationen, welche der beruͤhmte 
Condamine hervorgebracht hat. Wenn man naͤmlich einen polirten Achat, oder ein 
Stuͤck von einem platten Glaſe nimmt, dieſelben horizontal hinſetzt, ſodann einige 
Tropfen von einer mit Scheidewaſſer gemachten Silberſolution darauf gießet, und nach⸗ 
dem ſelbige ſich auf der Oberflaͤche gedachter Koͤrper ausgebreitet haben, in die Mitte 
derſelben ein kleines Eiſen z. B. einen Nagel legt, den man auf den Kopf ſtellt; fo ent— 
ſtehet eine merkliche Gaͤhrung oder Aufwallung um den Nagel herum, und es breiten 
ſich nach allen Seiten der Oberflaͤche kleine ungemein zarte ſilberne Faden aus, welche 
ſich zuſehends vermehren, und nach einiger Zeit deutliche Figuren von Baͤumchen bil— 
den, welche die Farbe und den Glanz des reinen Silbers haben. Die Urſache davon 
ſucht Herr Cartheuſer in einer Niederſchlagung. Die Vegetationen der Metalle find 
bekannt, davon Stobaͤus (i) verſchiedene Beyſpiele geſammlet hat, und dieſe Mey— 
nung des Herrn Prof. Cartheuſers, der auch Stobaͤus das Wort zu reden ſcheinet, 
gehoͤret unter die wahrſcheinlichſten. f 

—Wenig⸗ 


(g) Opufcula. p. 98. 
(h) Mineralogiſche Abhandlungen. 1. up D. 160. f. 
Ci) Opuſcula. p- Tor. f. 


eine gewiſſe Bildung angenommen haben. 453 


Wenigſtens iſt fie zuverläßig wahrſcheinlicher als die Meynung derer, welche den 
Urſprung der Dendriten in einer Verwitterung ſuchen. Das iſt Herrn Zimmer— 
manns (k) Meynung. Er glaubt geſehen zu haben, daß ein Theil des Steines, 

auf den Dendriten liegen, wie zerfreſſen und ausgewittert ausſahe, und daß man ſo gar 
manchmal einen Staub und Mulm auskratzen koͤnne. Da ſich dergleichen Baum— 
zeichnungen allezeit an einer Seite des Steins, wo ſelbige los und kluͤftig iſt aafaͤngt, 
daſelbſt am haͤufigſten ift, aber gegen die Mitte zu ſich mehr und mehr verliert; fo 
glaubt Herr Zimmermann, feine Meynung werde dadurch beſtaͤtiget. Allein, wenn 
es auch nicht wider die Erfahrung wäre, daß die Verwitterung der Steine Baumfigu— 
ren bildet, wenn man auch nicht ſolche Beyſpiele aufſtellen koͤnnte, wo die dendritiſche 
Zeichnung den ganzen Stein durchſetzt, und ſich ſogar anſchleifen laͤßt; ſo duͤrſte man 
ſich nur auf ſolche Dendritenroſen berufen, die ſich gerade im Mittelpunkte des Steines 
finden. | 
och andere nehmen bey der Bildung der Dendriten ein gewiſſes Moos an, wel« 
ches ehedem auf dieſen Steinen gelegen und hernach dieſe Bildung hervorgebracht, und 
hinter ſich gelaſſen hat. Liebknecht (1) und Bromell (m) haben dieſe Meynung 
vertheidiget. Liebknecht nennet die Dendriten eine Art verſteintes Moos, naͤmlich 
entweder das Majon, oder Hypnon, oder Bryum, oder Sphagnum; und Bromell 
ſetzet die Dendriten den Plantis foſſilibus an die Seite. Allein, wenn wir auch nicht 
fo gar viele Dendritenarten haͤtten, die unmöglich ein Moos ſeyn koͤnnen z. E. die Roſen, 
die Landchartenſteine, die groͤßern Dendriten, fo würde ſich dieſe Meynung ſchon das 
durch verwerflich machen, daß man bey den Dendriten kein proportionirtes Verhaͤltniß 
des Stammes zu den Aeſten findet. 

Herr Profeſſor Hollmann (n) leitet den Urſprung der Dendriten von ſkele— 
tirten Blaͤttern her, und glaubt, wenn ſich ein ſolches Blatt auf einen Stein gele— 
get habe, und nun nach und nach verfaule, ſo koͤnne es in den noch weichen Stein aller— 
dings ſeine ganze Geſtalt abdrucken. Allein man darf nur unſre Dendriten mit den 
ſkeletirten Blaͤttern zuſammen halten, wenn man es einſehen will, daß hier der Urs 
ſprung der Dendriten nicht zu ſuchen ſey. 

Es iſt zuverlaͤßig, was Herr Profeſſor Cartheuſer (o) ſagt, daß aus dem ver⸗ 
ſchiedenen Verhalten der Baumfiguren im Feuer folge, daß die Materie, oder das 
mineraliſche Principium, welches dieſelben verurſacht, nicht in allen Dendriten und 
nicht allezeit von einerley Natur ſeyn muͤſſe. Das war ohne Zweifel die Urſache, warum 
ſich mehrere Naturforſcher auf den Ueſprung der Dendriten gar nicht eingelaſſen haben. 

Den mehreſten Beyfall hat doch noch immer die Meynung gefunden, daß eine 
gewiſſe metalliſche und aͤtzende Feuchtigkeit die Farbe der Dendriten her⸗ 
vorgebracht habe, daß aber die Bildung derſelben eine geheime Runſt 


der Natur ſey, wobey ſich ſogar einige e haben, daß ſie die Natur in 
LI 3 ihrer 


N x Sn den ung zu Zenkele mine» (u) Siehe Cron Ory&togr,, Neoſtadtienſis. 


dene Schriften. S. 361. p· 27. 
() Haſſia ere p- 166. RS 
(m) Ada 1 Suee. Vel II. p 309. (o) Mineralogiſche Abhandl. 1. St. S ı5% 


454 Von den Steinen, welche ohne verſteinert zu ſeyn 


ihrer geheimen Werkſtaͤtte belauſcht Hätten. Ich will davon verſchiedene Zeugen auf⸗ 
treten laſſen, doch ſo wie ſie mir in die Haͤnde fallen. Ueberhaupt nennen dieſen Ueſtoff 
der Dendriten einige einen metalliſchen Dunſt, andere ein Erdhaarz, andere eine bei⸗ 
ſende oder cor roft vifche Feuchtigkeit, einen Spiritum corroſiuum u. ſ. w. die fich in die 
Spalten der Steine legen, und wegen ihrer engen Fugen ſich in zarte Linien vertheilen. 
Scheuchzer (p) moͤchte ihren Urſprung nicht gern von einem metalliſchen Dunſte 
ableiten. Albrecht Ritter (q) nimmt überhaupt nur eine bewegliche und fluͤßige Ma⸗ 
terie an, und ſchreibt die Bildung der dendritiſchen Figuren auf die Rechnung einer 
ſpielenden Natur, wozu gleichwohl die Luft, Waͤrme und Kaͤlte auch andere uns unbe⸗ 
kannte Urſachen das ihre koͤnnen beygetragen haben. Ich ſelbſt (r) habe ehedem eine 
aͤhnliche Meynung vorgetragen, es aber gleichwohl nicht gewagt, die eigentliche Entſte⸗ 
hung der Figuren zu erklaͤren, von der ich noch immer glaube, daß fie uns Geheimniß 
ſey. Herr Rector Longolius (F) erklaͤret ſich über dieſe Sache folgendergeſtalt. Er 
bemerkte, daß die Dendriten vornämlich da brechen, wo kluͤftiges Geſtein iſt, und wo 
folglich dem Eindringen des Waſſers kein Widerſtand geſchehen kann; daß ſich ferner 
dergleichen in ſolchen Gegenden finden, wo Schwefelkies und Eiſenſtein und folglich 
auch Ocher anzutreffen iſt. Darauf bauet er die Muthmaßung, daß das mit aufge⸗ 
loͤßtem Kies und Eiſentheilchen geſchwaͤngerte Waſſer in die zarten, und oft unmerflis 
chen Riten der Steine eindringe, und daß die daſelbſt zuruͤckgelaſſenen kieſigten und 
martialiſchen Theilchen die Bilder hervorbringen, die bald von höherer, bald von dunk⸗ 
lerer Farbe, bald gelb, bald braun, bald ſchwarz find, nachdem das Waſſer bald viel, 
bald wenig ſolcher Theilchen eingefuͤhret habe. Herr von Juſti (t) nennet es eine 
ſcharfe vermuthlich metalliſche Feuchtigkeit, die in die zarten Ritzen der Steine eindrin⸗ 
get, und eine andere Farbe dadurch hervorbringt. Ich beſchließe dieſe Abhandlung 
mit den Gedanken des Herrn Hofrath Walch (u) uͤber dieſe Sache, deſſen Worte ich 
unveraͤndert mittheile. „Wir ſetzen hier als ausgemacht zum voraus, daß die Sub⸗ 
ſtanz der dendritiſchen Zeichnungen aus mineraliſchen beſonders vitrioliſchen Theilchen 
beſtehet, und daß dieſe vitrioliſche Materie vermittelſt des Waſſers, theils in die Steine 
gebracht, theils wenn ſie bereits darinnen vorhanden, in ſolchen entweder aufgelöfet, 
und damit zur Arboriſation geſchickt gemacht wird, oder, wenn das Waſſer fehlt, im 
Steine an ihren Ort liegen bleibt. Iſt dieſes richtig, ſo laͤßt ſich einſehen, wie einer⸗ 
ley Materie im Stein, bald als ein Dendrit, bald als Pſevdoaſtroit, bald als Stig. 
mit ſich zeigen kann. Das eingedrungene mit ſaliniſchen und martialiſchen Weſen ges 
ſchwaͤngerte Waſſer wird Bäumchen und Buſchwerk hervorbringen. Die Aufloͤſung 
der bereits in Stein zerſtreut vorhandenen vitrioliſchen Koͤrnchens wird Pſevdoaſtroiten 
und Dendritenroſen zeugen, und wenn aus Mangel noͤthiger Feuchtigkeit eben dieſe 
Koͤrnchen unaufgeloͤßt bleiben, fo wird man auf dem Stein bloße Puncte, oder Stig⸗ 


miten 
(p) Herbar. diluv, p. 26. (0) Von den um Sof entdeckten Dendriten. 
. N 7. ff. 5 
(4) De zoolitho dendroidis. p. 23. (t) Grundriß des Mineralreichs. S. 174. 


(r) In der lithogr. Beſchreib. der Gegend um (u) Naturgeſchichte der 9 Th 
Thangelſtedt. ©. 18. f. 1. S. 135. 


eine gewiſſe Bildung angenommen haben. 455 


miten wahrnehmen. Der Entſtehungsgrund duͤrfte alſo wohl ſeine Richtigkeit haben, 
was aber die Entſtehungsart anlangt, fo ſcheinet mir wahrſcheinlich, daß das homo» 
genen Theilen eigene Beſtreben ſich einander zu beruͤhren, zumal wenn ſie in einem 
fluͤßigen Weſen eine freye Bewegung haben, der Grund von dieſer Arboriſation ſeyn 
koͤnne. Die metalliſchen Weſen ſind ſo fein und zart, daß ſie entweder zwiſchen den 
Steinplatten, oder an den Orten, wo die Theile des Steins nicht mit einander ſeſt ver» 
bunden find, vermittelſt des eingetretenen Fluidi eine freye Bewegung haben koͤnnen. 
Haben ſie nun dabey ein Beſtreben, ſich einander zu beruͤhren und ſich aneinander zu 
ſetzen, hat ſelbſt die Maſſe des Steins und der Schieferplatte auf ihrer Oberflaͤche in 
ihren unmerklichen Zwiſchenraͤumchens noch Waſſertheilchen, ſo muß daraus nach und 
nach eine dendritiſche Figur entſtehen, wenn die im Fluido zerſtreuten und gleichſam 
ſchwimmenden metalliſchen Weſen ſich theils nach der rechten, theils nach der linken 
Seite zuziehen, und an den daſelbſt bereits vorhandenen haͤngen bleiben, und ſich mit 
denen in den leeren Zwiſchenraͤumchen befindlichen waͤſſerigten Theilen vereinigen. Nach⸗ 
dem nun davon viel oder wenig vorhanden, nachdem die martialiſche, oder vitrioliſche 
Materie dick oder duͤnn iſt, nachdem wird auch die Baumfigur unterſchiedlich ausfallen.“ 


§. 584. 

Wenn ich auch gleich nicht glaube, daß uns die chymiſchen Unterſuchungen mit 
den Dendriten ein näheres und gewiſſeres Licht in ihre Entſtehung geben, ſo klaͤren fie 
doch manches auf und das berechtigt mich ihrer zu gedenken. Bruͤckmann (x) und 
Pott (y) behaupten, daß die dendritiſchen Zeichnungen auf den Schmeerſteinen das 
ftärffte Feuer aushalten, ohne zu verſchwinden. Von einigen Schmeerſteinen kann 
es wahr ſeyn, aber ich ſelbſt habe einen Bayreuthiſchen dendritiſchen Schmeerſtein 
nur mäßig gegluͤet und alle Dendriten find gänzlich verſchwunden, und haben nichts als 
ſchwarze unkenntliche Flecken hinterlaſſen. Herr Rath Baumer (2) bemerket, daß 
wenn man die Dendriten ins Feuer legt, ſich dann ihre gelbe Farbe in die rothe vers 
wandle, nicht anders als wenn man Eiſenocher brenne. Bundmann (a) ſagt, daß 
er die florentiniſchen Dendriten gegluͤet habe, aber fie haͤtten ihre Farbe gar nicht verloren. 
Er redet ferner von gelben und graulichten Steinen, die wie Feld» oder Pflaſterſteine aus. 
ſehen, bey Schweidnitz und Maßel gefunden werden, die auf ihrer Oberflaͤche kleine 
ſchwarze Baͤumchen und oft ganze Landſchaften haben, und die man durch das ſtaͤrkſte 
Feuer nicht vertilgen koͤnne. Ja von dem Galmeyſtein, der bey Tarnowitz in 
Obberſchleſien häufig gebrochen wird, ſagt er fo gar, daß bey ihm durch das heftige 
Brennen die Baumfiguren deſto ſchwaͤrzer und ſchoͤner hervorkommen. Inwera⸗ 
tus (b) merket an, daß er einige Dendriten vom Berge Sinai calcinirt habe, und 
dabey befunden, daß ſich die Baͤumchen zwar verloren, die Steine aber ſehr hart 
geblieben find, Scheuchzer (e) giebt uns Nachricht, daß der D. Schulze die 


Baͤum⸗ 
C) Magnalia Dei in locis fubterram. P. J. (2) Naturgeſchichte des Mineralreichs. Th. 2. 
87 S. 175. Anm. 
* (a) Rariora naturae et artis. p. 134. 140. 


(y) Erſte Fortſetzung der Lithogeognoſie. S. (b) Hiftor. nat Lib. XXIV. S. 578. 
88. (e) Herbar. diluuian, p. 25. f. 


455 Von den Steinen, welche ohne verſteinert zu ſeyn 


Baͤumchen von den Steinen abgeſchabt, auf gluͤende Kohlen geworfen und einen haar⸗ 
zigten Geruch verſpuͤret habe, der Stein ſelbſt aber fen ohne Geruch geweſen. Herr 
Profeſſor Cartheuſer (d) legte einen Moco in einen mit Holzaſche angefüllten 
Schmelztiegel, und gluͤete ihn eine Zeitlang. Als er nach Erkaltung des Tiegels 
herausgenommen wurde, fo war er undurchſichtig und Milchfarben geworden, und bie. 
Bäumchen waren meiſtentheils verſchwunden. Ich ſelbſt habe einige Dendriten im 
Feuer geprüft. Was ich an einem dendritiſchen Schmeerſteine erfahren und oben 
erzaͤhlt habe, will ich nicht wiederholen. Ich nahm zwey Dendriten aus meiner Ges 
gend, wo auf weißgraulichen Kalkſchiefern ſchwarze Baͤumchen ſind, und einen kleinen 
Pappenheimer Dendrit, wo ſchwarze Baͤumchen uͤber die gelben hergemahlt waren. 
Ich gluͤete ſie im ſtarken Feuer ſo lange und lies ſie bis nach ihrer Erkaltung liegen. 
Bey meinen Dendriten war keine Spur mehr vorhanden, wo ehedem die Zeichnung 
geweſen war, nur da, wo der Stamm des Baumes ehedem war, war nur ein Riß. 
Der Pappenheimer Dendrit hat ſeine ſchwarzen Baͤumchen gaͤnzlich verloren; die gel⸗ 
ben aber waren noch vorhanden und hatten ſehr wenige Veraͤnderung erlitten. Aus 
dieſen Verſuchen ſchließet Herr Profeſſor Cartheuſer (e), daß das mineraliſche Prin⸗ 
cipium der Dendriten nicht allezeit von einerley Natur ſey, die gewoͤhnlichſte Materie 
aber, wodurch die Baͤumchen erzeugt werden, ſey ein Eiſenartiges Weſen. Herr 
Hofrath Walch (f) macht folgende Folgerungen: die dendritiſche Materie iſt keinem 
Steine weſentlich, und daher nur zufaͤllig, ſie muß daher durch ein aͤußeres Principium 
wahrſcheinlicher Weiſe entſtanden ſeyn: ſie muß ſich uͤberall finden laſſen: ſie hat nur 
ſtatt, wo leere Zwiſchenraͤumchen den Zutritt dieſer Materie verſtattet, fie muß ver» 
mittelſt eines fluͤſſigen Weſens dahin gelanget ſeyn. Da nun der gelbe Eiſenocher im 
Feuer roth wird, da eben dieſes bey den gelben Dendriten geſchiehet, da das mars 
tialiſche Weſen uͤberall angetroffen wird, ſo folgt aus allen dieſen, daß die dendritiſche 
Materie in einem fluͤßigen martialifchen und zum Theil vitrioliſchen Weſen beſtehen 
müſſe, welche ſich mit dem Steine vereinigt. Zu dieſem martialiſchen Weſen kann 
zuweilen zufaͤlliger Weiſe ein haarziges ſulphuriſches gekommen ſeyn, und das iſt der 
Grund, warum die abgeſchabte dendritiſche Materie auf Kohlen, bald einen, bald 
keinen Geruch verurſacht. 
$. 585. 
Es ift billig, daß ich von gewiſſen vorzuͤglichen Dendritenarten einige Nachricht 
gebe, es ſoll aber in der ſtrengſten Kuͤrze geſchehen. Ich rechne hieher 
I, die Florentiner Dendriten. Ich habe derſelben bereits oben gedacht, da 
ich von den Marmorn redete, und die vorzuͤglichſten Marmore beſchrieb. 
Hier merke ich nur an, daß dieſe florentiner Steine nur ſelten eine wahre 
Baumähnliche Figur haben, fie gleichet vielmehr eigentlichen Ruinen, daher 
dieſe Steine nur ſchlechthin Ruinenſteine heißen. 
II. Die Dendrachate. Auch dieſe ſind von mir bereits beſchrieben, im erſten 
Bande b. 233. S. 289. Einige Beyſpiele davon find Tab. I. fig. 3. 4. 5. 
d III. Die 


(d) Mineralog. Abhandl. 1. Stuck. S. 157. (f) Naturgeſchichte der Verſteinerungen. Th. 
Ce) Am angeführten Orte. S. 158. 1. S. 131. 


eine gewiſſe Bildung angenommen haben. 457 


III. Die Mocoſteine, Moco, Mochos, Lapis Mochoenffis, Pierre de Moca. 
Ich habe bereits oben (g. 578. ) gemuthmaßet, daß fie von der Inſul Moca, 
oder Mocha in dem glücklichen Arabien ihren Namen ‚mögen erhalten, 
weil ſie entweder dort zuerſt entdeckt worden ſind, oder vorzuͤglich häufig 
gefunden werden. Es find eigentlich Chalcedone mit Baumfiguren, und 
in dieſem Verſtande wird das Wort von den mehreſten neuern Naturforſchern 
gebraucht. Herr Cronſtedt (g) aber ſchraͤnkt das Wort mehr ein, wenn 
er den Moco nicht allein von dem Chalcedon trennt, ſondern ihn folgen— 
dergeſtalt beſchreibt: halbdurchſichtiger mit ſchwaͤrzlichbraunen Raͤndern, und 
Baumaͤhnlichen Figuren. Er wird ſehr hochgeſchaͤtzt und macht oft in gemif- 
ſen Sammlungen, wegen der Aehnlichkeit der darauf befindlichen Figuren mit 
Gewaͤchſen und Thieren, den groͤßten Werth derſelben aus. Er ſetzt ihn 
unter die Achate, und es wuͤrde folglich ein jeder Dendrachat hieher gehoͤren, 
wenn er einen ſchwarzbraunen Rand hat. Andere Schriftſteller, unter welchen 
ich nur den Herrn Cartheuſer (h) nenne, verſtehen unter dem Moco einen 
Chalcedon welcher Baumfiguren hat, und das iſt die gewoͤhnlichſte Bedeus 

tung dieſes Worts in unſern Tagen. Nehmen wir dieſe aber als gewiß an, 
ſo ſind freylich die mehreſten Dendrachate Mocoſteine, und nicht ſo ſelten, 
als es ihr etwas ungewöhnlicher Name anzuzeigen ſcheinet. Rumph (i) der 
uns mit ſo ſchoͤnen oſtindianiſchen Dendrachaten bekannt gemacht hat „verſichert 
ausdruͤcklich, daß ſie mehrentheils weiß und durchſcheinend waͤren. Die 
Zweybruͤckiſchen Dendrachate find groͤſtentheils dendritiſche Chalcedone, 
und fo find die, welche ich Tab. 1. fig. 3. 4. 5. habe abſtechen laſſen. Die von 
Erlangen ſind auch von der Art, welche ba fie fo viel ich weiß, noch von 

Niemand beſchrieben find, von mir kuͤrzlich ſollen beſchrieben werden. Die 

Mocoſteine von Erlangen haben von außem die größte Aehnlichkeit mit 
unſern gewoͤhnlichen weißgrauen Feuerſteinen, im Bruche aber zeigen ſie ein 
viel feineres Korn, als die gemeinen Feuerſteine haben. Es ſchwimmen 
darinne kleine ſchwarze Flocken gleichſam herum, und dieſe bilden eigentlich 
die dendritiſchen Figuren, wenn der Stein geſchliffen wird. Ein ſolcher 
angeſchliffener Stein faͤllt bald ein wenig in das gelbe, bald iſt er ganz weiß, 
allemal aber ſind die Steine nur haldurchſichtig truͤbe. Die dendritiſchen 
Kohlſchwarzen Figuren ſind nicht ganz regulair, es ſind gleichſam hingeworfene 

Flecken, welche in der Verbindung ſo etwas hervorbringen, was einem 
Baume, oder einem kleinen Strauch aͤhnlich wird. Sonſt nehmen dieſe 
Mocoſteine eine ſchoͤne Politur an. In den alten Schriftſtellern habe ich den 
Namen Moco gar nicht, in den neuern aber uͤberaus ſelten gefunden; die 

Steine 


92 . einer neuen Mineralogie. S. (i) Amboin. Rariteit Kammer. Lib. III. 
Cap. 42. p. 287. 

ke. Minerolog Abhandl. 1. Stuͤck. S. 154. 

2. Th. M m m 


— 


458. 


W. 


Von den Steinen, welche ohne verſteinert zu ſeyn 


Steine ſelbſt aber find unter den Dendrachaten laͤngſt bekannt und in allen 
Kabinetten befindlich geweſen. 

Die Pſevdoaſtroiten, Pfeudo- Aſcroitas, Aſtroitae ſpurii. Dieſe find 
unter den Dendriten diejenigen, wo auf einem Steine kleine Riſerchen oder 
Aeſtchen, in einer runden Peripherie liegen und daher bald eine groͤßere bald 
geringere Aehnlichkeit mit einem Sterne haben. Mit den eigentlchen Aſtroiten, 
einer coralliniſchen Verſteinerung, kann man ſie um ſo viel weniger verwechſeln, 
da ein Aſtroit nicht auf der Oberflaͤche des Steins liegt, ſondern durch den 
ganzen Stein hindurchſetzt, der Aſtroit auch aus Lamellen beſtehet. Manch⸗ 
mal findet man die Pfevdoaftroiten unter die wahren Dendriten hingeſtreut, 
bisweilen liegen ſie auf Steinen allein, bald haͤufiger bald ſparſamer. Die 
Zeichnung ſelbſt iſt auf der einen Mutter immer ſchoͤner als auf der andern. 
Die Sternfiguren liegen hier mehrentheils auf dem Steine frey, und berühren 
den Rand nicht. Das iſt bey den eigentlichen Dendriten nicht alſo, bey 
welchen man den Ort am Rande des Steines leicht finden kann, wo die 
Feuchtigkeit, welche die Baumfiguren gebildet hat, in den Stein eindringen 
konnte. Man findet dieſe Pſevdoaſtroiten allenthalben, wo häufige Dendriten 
liegen, vorzuͤglich aber im Altenburgiſchen, bey Chemnitz, und auf der 
ſogenannten Schneekoppe. Die Altenburgiſchen, welche bey der ſoge⸗ 
nannten Sölle gefunden werden, liegen auf einem grauen Thonartigen Steine, 
und haben Kohlſchwarze Sternfiguren, die dicht an einander liegen, ſich aber 
nicht berühren: Die Chemnitzer Pſevdoaſtroiten liegen auf einem gelb⸗ 
lichen, ſandigten, mit Glimmerblaͤttchen ſtark durchſetzten Steine, der einen 
ungewiſſen Bruch hat, aber dem Auge ſehr reizend iſt. Die Pſevdoaſtroiten 
von der Schneekoppe liegen in einer Steinart daſelbſt, welche gemeiniglich 
die Mutter des Lyncurs iſt. Die Steinart iſt braͤunlich, faͤllt etwas in 
das Roͤthliche, iſt nicht allzuhart, doch feſte genug, daß ſie kann angeſchliffen 
werden, der Bruch iſt ungewiß, doch iſt der Stein durch und durch in allen 
möglichen Richtungen mit weißen Sternfiguren durchſetzt, die im Durchfchnite 
gemeiniglich zwey bis drey Linien halten, und ein Kreidenartiges Weſen zu 
haben ſcheinen. Die Sternfiguren fallen daher bey dieſem Steine auch nicht 
weg, wenn man den Stein anſchleift, ob fie. gleich etwas undentlicher werden. 
Der Stein nimmt eine recht artige Politur an (k). Auch bey Thangelſtedt 
habe ich dergleichen Pſevdoaſtroiten, doch ſparſam, und allemal unter wahren 
Dendriten, auf einem weiſen Kalchſteine gefunden. Auch beym Anfchleifen. 
gehen dieſe Sternfiguren nicht verloren. f 


V. Die Landchartenſteine, und Archipelagiten. Ich nehme beyde zus 


ſammen, weil ſie in der Hauptſache einerley ſind, ob ſie gleich von einander 
unterſchieden werden. Archipelagiten nennet Baier (1), ſolche Steine, 
welche eine Seelandcharte vorſtellen, oder bey dem man ſich kleine Inſeln 

im 


(X) Siehe Walch Naturgeſchichte der Vers () Monumenta rerum petrificatarum, p. 2. 
ſteinerungen. Th, 1. S. 128. f. et Tab. I. Sg, I. 


eine gewiſſe Bildung angenommen haben. 459 


um Meere gedenken kann. Andere ſehen hier eine eigentliche Landcharte und 
nennen den Stein einen Landchartenſtein. Eigentlich finden ſich hier nicht 
leicht dendritiſche Zeichnungen, welche auf ſolchen Steinen nur ſelten vorkom— 
men, und dann die Aehnlichkeit mit einer Landcharte deſto deutlicher machen. 
Es find vielmehr nur zuſammenhangende Striche oder Flecken, von verfchiede- 
ner Farbe, welche auf dem Steine unordentlich herum laufen, und ſo Waſſer 
und Land ziemlich deutlich, ſonderlich unter einer guten Imagination gedacht 
vorſtellen. Ihre Farbe iſt auf manchen Steinen ſchwarz, auf andern gelblich; 
und fie. kommen unter den Pappenheimer, Solenhofer, Aichſtaͤdti⸗ 
ſchen und andern Dendriten zuweilen vor. Im Bnorriſchen Petrefacten⸗ 
werk Th. 1. Tab. V. fig. 3. Tab. VII. fig. 1. 2. 3. und in Baiers Monumen- 
tis rerum petrificat. Tab. 1. fig. 1. find ſolche Landchartenſteine abgebildet. Im 
Coburgiſchen wird dieſe Gattung vorzuͤglich ſchoͤn gefunden. Die Mutter 
iſt ein dunkelgrauer Marmor, der mit feinen Schlangenfoͤrmigen zuſammen⸗ 
laufenden ſpatigten Adern und den dazwiſchen befindlichen kleinen ſchwarzen 
Dendriten, die bemerkten Waͤlder auf einer Landcharte noch deutlicher dar— 
ſtellet (m). Von dem Urſprunge der Landchartenſteine und Archipelagiten 
vermuthet der Herr Hofrath Walch (n), daß vielleicht das eingetretene he— 
terogene Weſen zu fluͤßig, und die Steinplatte zu trocken geweſen ſey, ſo, daß 
jenes nur Flecken zuruͤcklaſſen, und dieſes keine Arboriſation verſtatten koͤnnte. 
Ich merke bey dieſer Gelegenheit an, daß es auch unter den Alabaſtern 
Landchartenſteine giebt. Einen ſolchen Alabaſter beſchreibet Leßer in ſeinen 
kleinen Schriften Seite go, vom Dorfe Leimbach; er iſt eine Art weiſer 
Alabaſter mit etwas gelblichen Flecken, auf welchem ſchwarze Adern herum 
laufen, wie die Fluͤſſe auf den Landcharten gezeichnet werden. a 
VI. Die Scigmiten. Ich bediene mich hier der Nachricht des Herrn Hofrath 
Walch (o): die Stigmiten ſind Steine, die ſtatt der Zuͤge und Flecken, 
woraus in der Zuſammenſetzung Baͤumchen und Landſchaften werden, zarte, 
meiſt ſchwarze Punkte auf ihrer Oberfläche zeigen. Man findet dergleichen 
nicht nur auf Schiefern, ſondern auch auf andern Steinen. Selbſt im Chal⸗ 
cedon und Carncol zeigen ſich Punkte, die aber meiſt etwas größer find, als 
auf den eigentlich ſogenannten Stigmiten, die man auf Kalch und thonigten 
Steinen, und auf weiſem, weißgelben Kalch ſowohl als Sandſchiefern an⸗ 
trift (p). Oft ſind die Punkte ſo zart und fein, daß man ſie erſt mit einem 
Vergroͤßerungsglaſe entdeckt. Sie zeigen ſich in einiger Entfernung wie der 
feinſte Staub, der gleichſam auf einige Theile der Steinflaͤche gefallen. Dieſe 


f Mm m 2 zarte 
(m) Siehe das neue Hamburgiſche Magazin. Stuͤcke in welchen rothe, graue und welſe Koͤr⸗ 
11. Band. S. 418. ner, wie Sand, eingeſtreuet liegen. Das ſind 


(n) Naturgeſchichte der Verſteinerungen. Th. eigentlich keine Stigmiten; denn man ſiehet es 
©: 138. deutlich, daß es eine Unreinigkeit iſt, die ſich 
Co) Am angeführten Orte. S. 129. in die Maſſe einſchlich, aus welcher der Achat er⸗ 
(p) Unter den Kochlitzer und Fweybruͤcki⸗ zeuget wurde. f 
ſchen Achaten finden ſich bisweilen einzelne 


I. 


. 


460 


Von den Steinen, welche ohne verſteinert zu ſeyn 


zarte Punkte liegen entweder ohne Ordnung da, oder ſie haben, und das nur 
zufaͤlliger Weiſe, eine ſolche Lage, daß ſie, ohne ſich zu beruͤhren, Baͤumchen 
und Land ſchaften bilden, nicht anders als wie eine punktirte Mahlerey. So 
find verſchiedene Oeningiſche Schiefer beſchaffen. Zu Hof findet man in eis 
nem gelblichen thonigten Geſtein auch ſchoͤne Stigmiten, und eben dieſes iſt 
von denen zu Noſſen und zu Chemnitz zu ſagen. 


VII. Endlich muß ich von den Dendriten zu Holzengel im Schwarzburg⸗ 


Sondershaͤuſiſchen noch etwas ſagen, weil ſie nicht ſo bekannt ſind, als ſie 
es verdienen. Zwar hat ihrer ſchon Ritter (g) gedacht, aber wenn auch 
ſeine Schriften nicht ſo ſelten waͤren, ſo verdienten doch die Dendriten von 
Solzengel einer naͤhern Anzeige. Hier ſind Herrn Kitters eigene Worte: 
Solzengel pagus praefecturae Klingenfis in cuius proximitate reperies Den- 
dritem, qui eſt genus marmoris florentini, et quidem lapis eaeſius, lubricus 
et tactu non aliter ac ſapo Venetus, fruticeta vero et arbuſculae, interdum 
quoque in illo quaſi apum examina conſpiciuntur, eleganter colore nigro 
pictae ipſum penetrant lapidem, et non in ſuperficio modo vti eommuniter fit 
haerent. Wie die Dendriten von Solzengel im Bruce und roh beſchaffen 
ſeyn moͤgen, das kann ich nicht ſagen, denn alle Beyſpiele, die ich theils ſelbſt 
beſitze, theils geſehen habe, ſind angeſchliffen. Es iſt ein gelblicher oder meh— 
rentheils grauer feſter Kalkſtein mit häufigen Dendriten. Ihre Farbe ift meh⸗ 
rentheils ſchwarz, die gelbbraunen unter die ſchwarzen dendritiſchen Zeichnuns 
gen gemiſchten ſind hier aͤuſerſt ſelten. So häufig aber auch die Baumzeich— 
nungen auf dieſen Steinen liegen, dergeſtalt daß man zuweilen kaum die Grund⸗ 
farbe erkennen kann, ſo ſind doch die Baͤumchens ſelbſt uͤberaus klein und zart, 
doch ſchoͤn und deutlich. Ihre große Abwechſelung in der Lage macht, daß 
man hier faſt alle Gattungen der Dendriten findet, nur keine Dendritenroſen 
und ſelten Pſevdoaſtroiten. Am haͤufigſten kommen ſolche vor, welche ganze 
Landſchaften abbilden. Auch ſehr ſchoͤne Stigmiten ſind unter die Dendriten 
gemiſcht, welche oft Dendriten bilden, manchmal aber auch Haufenweiſe bey 
einander liegen, und ſolche Beyſpiele mag wohl Ritter vor ſich gehabt haben, 
da er ſie mit den Bienenſchwaͤrmen verglich. Der Stein hat zwar nicht die 
Härte eines eigentlichen Marmors, aber doch eine ſolche Härte die eine ſchoͤne 
Politur zulaͤßt. Da nun die dendritiſche Zeichnung durch den ganzen Stein. 
hindurchſetzt, fü kann man freylich dieſen Dendriten eine ſolche Schoͤnheit ges 


ben, dergleichen die mehreſten andern Dendriten entbehren muͤſſen. Ehedem 


fand man dieſe Dendriten bey Holzengel häufiger als es jetzo geſchiehet, man 
fand fie auch in großen Stücken, daraus man Doſen und andere Sachen vers 
fertigte, welche ſehr ſchoͤn find, Wenn Ritter dieſe Dendriten mit dem Flo— 
rentiner Marmor vergleicht, ſo hat er vermuthlich auf den gedoppelten Um⸗ 
ſtand geſchehen, daß ſie ſich poliren laſſen, und doch ihre dendritiſche Zeich⸗ 
nung nicht verlieren, außerdem kann ich weiter keine Aehnlichkeit finden. 

$. 586. 


(4) De Alabaſtris Schwarzburg. Lucubr. IT p. 22, colll Tab; aen fig; II. 


— 


eine gewiſſe Bildung angenommen haben. 46 


NN Bb S. 586. f 

Wenn gleich der Werth der Steinfpiele in unſern Tagen gar ſehr herunter 
gefallen iſt, fo haben ſich doch die Dendriten noch immer in einem großen Anſehen er: 
halten. Sie ſind es werth; denn an ihnen hat die Natur ein rechtes Meiſterſtuͤck ihrer 
Kunſt gemacht. Es koͤmmt freylich hier auf den Geſchmack eines Sammlers, und auf 
die Größe und Schoͤnheit des Dendriten ſelbſt an. Die Florentiner werden ohne 
Zweifel den Vorzug vor allen andern behalten, nach ihnen aber gehoͤret dieſe Ehre den 
Pappenheimer, Solenhofer und Aichſtedter; dieſen aber darf ich die vorher 
beſchriebenen Dendriten von Holzengel an die Seite ſetzen. Die Dendriten vom 
Berge Sinai ſchaͤtzt man ebenfalls hoch. Sie ſollen auch wuͤrklich ſchoͤn ſeyn, wenn 
ſie es aber auch nicht waͤren, ſo wuͤrden ſie wenigſtens wegen ihrer großen Entfernung 
fuͤr uns wahre Seltenheiten bleiben. g 


Ob uͤbrigens die Dendriten auch ihren Nutzen haben? und welcher es 
fen? davon werde ich ſehr wenig ſagen koͤnnen. In der Medicin hat man fie nie zu 
etwas gebraucht, daß fie aber für den Bergmann einigen Nutzen haben, das will My⸗ 
lius (r) verſichern. Er ſagt: „die Bergleute pflegen ſolche Baͤumchen mehrentheils 
Blumen zu nennen, und halten ſie fuͤr ein Zeichen guter Hofnung zu kuͤnftigen reichen 
Seegen, dahero man fie auch vafa capillaria der darunter liegenden Metalle nennen 
koͤnnte; denn fie liegen auf einem edlen Erz, find auch an ſich ſelbſt angezogenermaßen 
von einigem Halt, wie denn derſelben Farbe deren Gehalt alsbald anzeiget. 


Es fehlet nicht an Schriften, welche uns Zeichnungen von Dendriten liefern. 
Außer der erſten meiner Kupfertafeln, führe ich noch folgende an: Anorr Sammlung: 
von den Merkwuͤrdigkeiten der Natur Th. 1. Tab. I. IE III. IV. V. VII. a. XXXIV. a. 
fig. 6. Baier monumenta rerum petrificatar. Tab. I. Rundmann rariora naturae 
et artis Tab. VI. VII. fig. 12 13. Scheuchzer Herbarium diluuian. Tab. VI. VII. 
fig. 8. VIII. fig. 6. Ritter Comment II. de alabaſtris fig. 2. Ritter de Zoolitho: den- 
droitis. Tab. I. Baumer Naturgeſchichte des Mineralreichs. Th. II. fig. 5. 6. Buͤtt⸗ 
ner rudeta diluuii teſtes Tab. XX. Stobaͤus Opuſcula Tab. II. III. IV. V. Valen⸗ 
tini Mufaeum Mufaeorum Tab. V. VI. Mylius Saxonia ſubterranea Part. I. Tab. ad 
pag. 50. et Tab. ad pag. 52. Liebknecht Haſſia ſubterranea Tab. VII. Torrubia 
Naturgeſchichte von Spanien Tab. XI. 


Was endlich die Gerter anlangt, fo hat ſich Ritter in der Abhandlung de 
Zoolitho Dendroitis die Mühe gegeben Seite 13. f. die Oerter aus allen Welttheilen 
zu ſammlen, und dieſe Arbeit habe ich im erſten Bande meines lithologiſchen Lepikons 
Seite 402. wiederholet. Sie iſt aber ſehr unvollſtaͤndig, daher ich folgende Oerter in 
alphabetiſcher Ordnung bekannt mache. Altdorf, Altenburg, Altwaſſer, America, 
Arabien, Arendſee, Aſien, Baaden, Baͤrmannsdorf bey Schwarzenberg, Ballaigue 
im Canton Bern, Ballenſtedt auf dem Haarz, Baſel, Canton Bern, Bleicherode, 
Böhmen, Bonnerode, Bononien, Bottendorf, Buchholz, Chemnitz, China, Chri. 

Mm m3 ſtophsthal, 


tr) Saxonia ſubterranea. Part. L p. 58. 


462 Von den Steinen, welche ohne verſteinert zu ſeyn 


ſtophsthal, Coburg, St. Croix im Canton Bern, Cronweißenburg, Cuͤſtrin, Cun⸗ 
zendorf, Eichſtadt, Eiſenach, Elva, Florenz, Forez, Frankenberg, Frankreich, 
Freudenſtadt auf dem Schwarzwalde, Freienwalde, Gablau, Garton, Gemmers— 
heim, Gera, Glatz, Goͤpfersgruͤn, Goͤrlitz, Goßlar, Haarz, Halle, Hanau, Hans 
nover, Hedwingsberg, Heſſen, Hildesheim, Hirſchberg, Hof, Holzengel, Jena, 
Ilefeld, Ilmenau, Inſelberg in Thuͤringen, Italien, St. Julien, Kunzendorf, 
Lemberg, Lubeck, Mannbach, Mannsfeld, Maſſel, Möhren, Naila, Naumburg, 
geuſtadt in Schleſien, Noſſen, Nußberg, Oeningen, Ohrdruff, Ophaußen, DOfna« 
bruͤck, Pappendorf, Pappenheim, Pohlen, Querfurth, Rothenburg, Sachſen, Salz: 
burg, Schleſien, Schmiedeberg, Schneeberg, Schneekopf, Schottland, Schraplau, 
Schwarzwaldau, Schweden, Schweidnitz, Schweinfurth, Schweitz, Sicilien, Sis 
nai, Solenhofen, Sondershaußen, Sonnenberg, Suhl, Surate, Tarnowitz in 
Schleſien, Terznach, Thangelſtedt, Thüringen, Tyrol, Ufen, Verona, Viez am 
Ufer der Elbe, Walkenried, Wohnſiedel, Wolfenbuͤttel. Siehe Bruckmann Magna - 
tia Dei P. I. p. 85. 87. 89. 180. P. II. p. 169. Bruͤckmann Epiſtolae itinerar. 23. 
Ritter Oryctogr. Calenberg. II. p. 8. 19. 27. Ritter de Alabaſtris Schwarzburgicis. 
p. 22. Ritter de Alabaſtris Hohnſteinenſ. p. 12. Ritter Oryctogr. Goslarienſ. p. 23. . 
Ritter de Zoolitho Dendroit. p. 13. 14. Ritter Supplementa ſeriptor. ſuor. p. 25. 26. 
61. 109. Mineralogiſche Beluſtigungen. 2. Th. S. 225. 243. 432. 442. Knorr 
Sammlungen von den Merkwuͤrdigkeiten der Natur. S. 1. 3. Aundmann promptua- 
rium. p. 68. 75. 221. 222. Aundmann rariora nat. et artis. 13 134. 140. 359. Scheuch⸗ 
zer herbarium diluuianum. p. 29. 31. Scheuchzer Muleum diluuianum. p. 8. 16. 
Scheuchzer Meteorol. et Oryctogr. Helv. p. 203. Scheuchzer Naturhiſtorie des 
Schweitzerlandes. 3. Th. S. 246. 247. Hermann Maslographia. p. 227. Volk⸗ 
mann Silefia fubterran. p. 36. 57. 38. 59. 86. 328. Lange Hiſtor. lapid. figurator. 
p- 39. 40. Lachmund Orydtogr. Hildeſ. p. 14. Bonanni Muf. Kircherianum. p. 208. 
Büttner rud. diluuii teſtes. p. 124. Sibald Scotia illuſtrata P. II. Lib. IV. Cap. III. 
Stobaͤus opuſcula. p. gr. Kircher Mundus fubterranens. Lib. VIII. Sect. I. p. 39. 
Imperati Hiſtor. natural. Lib. 24. Cap. 25. Mufeum Wormianum Lib. I. Cap. 4. 
p. 45. Mylius Saxonia ſubterran. P. I. p. 49. 51. 52. 57. 58. Linne Syſtema natur. 
Tom. HI. p. 474. Baier Oryctogr. Norica. p. 22. 57. Liebknecht Haſſia ſubterran. 
p. 167. Valentini Mufeum Mufeor. P. II. p. 32. Schütte Orydtogr. Ienenſis. p. 71. 
melle de lapid. figuratis Lubecenſ. p. 23. Lerche Oryctogr. Halenſis. p. 22. 25. 
Walch Naturgeſchichte der Verſteinerungen. Th. 1. S. 124. 125. 128. 137. f. Wol⸗ 
ters dorfiſches Naturalienkabinet. S. 105. 106. Longolius von den bey Hof ent- 
deckten Dendriten. Schröter lithographiſche Beſchreibung der Gegend um Thangel⸗ 
ſtedt. S. 13. | 
Ich wuͤrde noch Etwas über die erſte Kupfertafel ſagen, wenn ich mir nicht vor 
1 5 haͤtte, am Ende dieſes Werks alle Tafeln die ich liefern werde zu be⸗ 
reiben. 


III. Der 


eine gewiſſe Bildung angenommen haben. 463 
III. Der Kroͤße⸗ oder Kragenfein, 
Siehe die zwote Kupſertafel Fig. I. II. 


ä 

Wenige Schriftſteller, nämlich Herr Schober (I) und ein Ungenannter (t) han 

ben desjenigen Steines von dem ich nun rede, gedacht; er iſt aber feiner wunder⸗ 
lichen Geſtalt wegen wuͤrdig, daß er unter den Steinſpielen in keiner Schrift die von 
den Foßilien handelt uͤbergangen werde. Er iſt freylich nur in Pohlen zu finden, ja 
anfaͤnglich war er nur ſparſam in deutſchen Haͤnden, und das mochte wohl die Urſache 
ſeyn, warum er in deutſchen Schriften ſo ſelten vorkoͤmmt. Selbſt Herr Guettard (u) 
ob er gleich in ſeiner Betrachtung des Erdreichs in Pohlen und der in dieſem Reiche 
befindlichen Mineralien, von der Gegend Wieliczka und Bochnia weitlaͤuftig hans 
delt, gedenket unſers Steins doch nicht, und daraus folget wenigſtens, daß man ihn 
in Pohlen nicht kenne, oder wenigſtens nicht achte. Herr Schober aber hat ihm die 
Ehre angethan, die er verdient, durch eine ſorgfaͤltige Beſchreibung denſelben bekannter 
zu machen, und dieſes wird die vorzuͤglichſte Quelle ſeyn, daraus ich bey dieſer Abhand— 
lung ſchoͤpfen werde. Ich kann aber zugleich auch mit eigenen Augen ſehen, da ich 
verſchiedene Beyſpiele davon bey der Hand habe; ich habe auch auf der zwoten Kupfer⸗ 
tafel Fig. 1. 2. dieſen Stein auf zwey Seiten abzeichnen laſſen, damit meine Leſer meine 
Beſchreibung mit dem Steine ſelbſt vergleichen koͤnnen. Herr Schober hat ihn den: 
Bröß⸗ oder Kragenſtein genennt, weil er mit einem Gefröfe eines Kalbes, oder 
mit einem gefallenen Kragen eine uͤberaus große Aehnlichkeit hat. 

§. 588. . 

Seine eigentliche Geſtalt beſchreibt Herr Schober nicht, er ſagt uns nur, daß 
er ſich in einzelnen unſoͤrmlichen Nieren von verſchiedener Größe finde; daß er in duͤn⸗ 
nen Floͤtzen, zwiſchen andern erdigen, ſandigen und Salzfloͤtzen liege: daß es Floͤtze 
gebe, wo er in kleinen runden Koͤrnern und Knoppern zuſammen gewachſen, in großer 
Menge angetroffen werde; daß man ihn mit dem Salze vermengt finde; und was das 
ſonderbarſte, daß zuweilen die groͤßten Salzſtoͤcke oben her, wie mit einer Schaale oder 
Rinde von dergleichem Stein angeſchloſſen ſey. Alles dieſes, faͤhret Herr Schober 
fort, iſt denen, fo hier Augen gehabt zu ſehen, ſchon was Altes; allein in der Form; 
wie es hier erſcheinet, iſt es was Neues, und nur etwa zwey Jahr (x), daß man es 
in der Bochnier Grube in der Geſtalt gefunden. f 

Man muß alſo die Steinart ſelbſt von derjenigen Steinart unterſchelden, die ſich 
gebildet hat; oder daß ich mich deutlicher ausdruͤcke, man findet dieſe Steinart oft 
ungebildet, oft aber auch gebildet, und da hat es die Geſtalt eines Kragens, oder eines 

N Gekroͤßes. 

(0) Neues Hamburgiſches Magazin: 3. Band. en Je den mineralogiſchen Beluſtigungen. 
ff, ale 5 „Band. S. 53. f. i 
13. Stuͤck. ©, 322. 715 Gee g. e Jahr 1767. 

s 3 ET re folglich konnte auch Hr. Guettard dleſen Stein 

(t) Beytraͤge zur Natutgeſchichte ſonderlich 1 nicht N 55 lange nach is 255 1 

des Mineralreichs. 1. Th. S. 15 8. deckt wurde. 


464 Von den Steinen, welche ohne verſteinert zu ſeyn 


Gekroͤßes. Die ungebildete Steinart gehoͤret jetzo fuͤr mich gar nicht, die gebildete 
aber iſt es die ich naͤher beſchreiben muß. Wenn auch gleich ihre Bildung in einigen 
Stücken unter ſich abweicht, ſo iſt es doch in der Hauptſache nicht zu ſuchen. Man 
gedenke ſich einen ausgebreiteten Faͤcher, und lege nun denſelben in ſeine Falten, 
ſo hat man ein ganz natuͤrliches Bild von dem Kroͤßſteine; die zuſammen gelegten 
Falten aber haben ſich auf beyden Seiten nicht eckigt, ſondern vollkommen rund gebil⸗ 
det, dergeſtalt als wenn ſie mit groͤßtem Fleiß alſo waͤren gelegt worden. Sie haben 
nicht allemal eine gleiche Staͤrke, der Unterſchied iſt aber doch auch nicht ſo gros, daß 
er von ſonderlicher Erheblichkeit waͤre. Ob dieſe zuſammengelegte Falten in ihrer 
Lange betrachtet ſehr gros find? ob ſich ein merklicher Unterſchied in ihrer Breite finde? 
das alles kann ich nicht eigentlich ſagen, und Herr Schober hat es auch nicht be— 
ſtimmt. Das auf meiner Kupfertafel abgezeichnete Stuͤck iſt in ſeiner natuͤrlichen 
Groͤße abgebildet, das meinige iſt noch kuͤrzer und nicht gar einen Zoll breit. Von 
außem iſt der Stein uneben, rauh, faßericht und Aſchgrau, von innem iſt er ſchoͤn weiß 
und compact. In den mehreſten Faͤllen iſt die Kroͤßaͤhnliche Bildung ganz regulair, 
bisweilen aber weichet ſeine Figur ab, und ſcheinet mehr in einander geſchlungen, als 
in Falten gelegt zu ſeyn. 5 

Die Steinart unſers Kroͤßſteins hatte Herr Schober (y) anfaͤnglich fuͤr einen 
Alabaſter gehalten, er fand aber bey genauerer Unterſuchung, daß dieſes Foßil von 
dem Alabaſter weit unterſchieden ſey. Es iſt etwas härter als der Alabaſter; es effer— 
vescirt nicht mit Scheidewaſſer, wie der Alabaſter auch nicht thut. Der Alabaſter 
giebt aber in maͤßigem Feuer gebrannt, Gyps, oder ſogenannten Sparkalk. Allein 
dieſes mag man mit allen Graden Feuer verſuchen, ſo bringt man es dazu nicht. Es 
wird zwar im Feuer muͤrber, allein es bindet hernach nicht wie der Alabaſter bindet, 
wenn er den rechten Grad der Hitze gehabt hat; und wenn man ganze Stuͤcken, auch 
nur einer Erbſe gros ins Feuer bringt, ſo platzt und ſpringt es wie Kieſel. Herr 
Schober nahm zwey Theile des feinften ungebrannten Alabaſter klein geſtoßen, mit 
einem Theil Potaſche, dergleichen zwey Theile vom Broͤßſtein, mit einem Theil 
Potaſche vermengt, und ruͤhrte jedes mit zwey Theil Regenwaſſer ein. Nach ohnge⸗ 
faͤhr fünf Minuten, während welcher Zeit er es verſchiedenemal umruͤhrte, goß er davon 
etwa ein Kelchglas voll ab in ein Filtrum, und lies ſodann das übrige, ohne es weiter 
zu bewegen 30 Minuten ruhig ſtehen, da denn in beyden ſich der Unterſchied zeigte: 
daß 1) das Gemenge vom Alabaſter nach Verlauf einer halben Stunde recht aufge— 
quollen, und wie Kaͤſe geſtanden war; dahingegen das vom Kroͤßſteine ſich geſenkt 
hatte, und obenher klar wurde; daß das 2) was vom Alaberſtgemenge waͤhrender Zeit 
durch das Filtrum gegangen war, an Geſchmack einer ſchwarzen Kochſalzlauge ziemlich 
gleich kam; da hingegen das, was vom ſodanen Geſteine abgieng lediglich den bren« 
nenden alkaliſchen Geſchmack der Potaſche hatte; und daß 3) nach ohngefaͤhr acht 
Tagen in der Lauge vom Alabaſter fuͤnf große breite Kryſtallen in der Geſtalt, wie 
ohngefaͤhr der Alaun, angeſchoſſen waren, da hingegen in der andern ſich eine Menge 
kleiner ſpitzigen Pyramidalfoͤrmigen Kryſtallen fanden, welche jedoch von beyden et 

übereins 
(y) Hamburg. Magazin. 6. Band. S. 144. Neues Hamb. Magazin. 3. Band. S. 4. 


— 


eine gewiſſe Bildung angenommen haben. 465 


übereinfamen daß ſie auf der Kohle praßelten und im Geſchmack ſich auch wenig oder 
gar nicht unterſcheiden ließen. 

Man hat alſo hinlaͤnglichen Grund, die Steinart des Rrößffeins von dem 
Alabaſter zu unterſcheiden. Aber wohin ſoll man fie fegen? dem Bruche nach ſchei⸗— 
nen fie etwas Spathartiges zu ſeyn, nur daß ſich Herrn Schobers chymiſche Verſuche 
auf keine der bekannten Spatharten deuten laſſen. Auch der Zeolith giebt ganz andere 
Erſcheinungen; es wuͤrde daher keine vergebliche Arbeit ſeyn, wenn man einen .chys 
miſchen Vergleich des Kroͤßſteins mit andern Steinarten anſtellte, um nur zu erfahren, 
zu welcher Gattung von Steinen er ſich am fuͤglichſten ſetzen laſſe. 

Wie ſich der Broͤßſtein in der Bochnier Salzgrube finde, hat uns Herr 
Schober ganz deutlich gezeigt. Sieben und vierzig zehnfuͤßige Lachter tief auf der 
Mitternachtſeite kam man in eine Miſchung Gebuͤrge, worinne die Art Geſteine, dem 
Durchſchnitt nach anzuſehen, in lauter Schlangen oder Kroͤßfoͤrmigen Zuͤgen, vers 
ſchiedener Staͤrke von der zarteſten Linie an, bis einen guten Daumen breit, theils 
inclinirt theils Lothrecht zu hangen ſchien. Das Gebuͤrge ſo weit es mit Kroͤßſtein ver⸗ 
miſcht iſt, betraͤgt 250 decimal Zolle. Bald zeigt ſich ein lettiges Gebuͤrge, mit 
einigen Spuren von dieſer Steinart, bald kommen ganze Floͤtze mit dergleichem Stein, 

woran das Knie An der Mitte deutlich weißt, daß felbiger verdruckt worden. Es läßt 
ſich ſchwerer aushauen als das Salz ſelbſt, koͤmmt es aber in die Luft, fo zerfaͤllt es 
mehrentheils dergeſtalt, daß der Stein ſich von den übrigen rein abloͤſet. Dabey 
beobachtet man, daß die Hauptzuͤge hier insgeſammt von oben Wee gehen und faſt 
ſtehend erſcheinen. 

Ich habe ſchon vorher geſagt, daß zwar die Geſtalt des Kroͤßſteins verſchiedene 
Abwechſelungen unter ſich zeige, daß fie aber nicht fo gros find, daß man ver 
ſchiedene Gattungen deſſelben daraus machen koͤnnte. Aber einen Unterſchied darf ich 
doch nicht unbemerkt laſſen. Herr Schober hatte von derjenigen Steinart, welche 
den Kroͤßſtein bildet, geſagt, daß fie bisweilen Floͤtzen habe, wo fie in kleinen runden 
Koͤrnern und Knoppen zuſammen gewachſen iſt, ohne ein wahrer Kroͤßſtein zu ſeyn. 
Am Krößfteine findet man auch zuweilen ſolche Körner, fie ſitzen auf beyden Seiten, 
und ſind zum Theil in den Winkeln recht wie eingedruckt, und ſo feſt unter einander 
verbunden, daß fie ohne zu weichen ſich mit anſchleifen laſſen. Bey andern Exempla⸗ 
ren des Kroͤßſteins vermißt man dieſe Körner gaͤnzlich (2). Sollen wir alſo ja ver- 
ſchiedene Gattungen des Kroͤßſteins annehmen, ſo Ai wir ſagen, daß einiger mit 
Koͤrnern beſetzt, andrer aber ohne 4 5 


Die ſchwerſte Unterſuchung bereit N den efbrang der Bildung dieſer 
Steinart. Herr Schober (a) bat darüber folgende Gedanken. Er ſetzt voraus, 
daß das Gebuͤrge nicht mehr in der Lage ſey, wie es urſpruͤnglich im Waſſer fertig 

worden. 
(2) Neues Hamb. Mag. 3 Band. O. 6. 8. (a) Neues Hamburgiſches Magaz. 3. Band. 
Beytraͤge zur ER: ſonderlich des Miß, S. 19. 20. 
neralreichs. 1. Th. S. 160. 


2. Th. Nun 


466 Von den Steinen, welche ohne verſteinert zu ſeyn 


worden. Die Steinart muͤſſe wie Gallerte weich und zaͤhe geweſen ſeyn, und dadurch 
15 eben die Figur koͤnnen bewuͤrket werden, die der Kroͤßſtein an ſich genommen hat. 
ies iſt nach Herrn Schobers Meynung alſo geſchehen. Die Floͤtzen die jetzo ſtehend 
erſcheinen, ſind urſpruͤnglich liegend oder flachfallend geweſen. Darauf hat ſich dieſe 
Steinart, nachdem fie wie die Mutter im Eßig im Waſſer zuſammen gegangen, Pars 
tienweiſe darauf niedergeſenkt; auf dieſes Lager hat ſich Sand, Letten und dergleichen 
Schichtweiſe daruͤber hergelegt. Nachdem nun ſolches verſchiedenemal abgewechſelt, ſo 
hat das ganze Gebuͤrge, da noch alles weich geweſen, eine dergeſtaltige Veraͤnderung 
erlitten, daß was zuvor liegend oder flachfallend geweſen, eingebrochen und aufs hohe ges 
ſtuͤrzt worden. Wie dieſes geſchehen, fo hiengen vorerwaͤhnte Stuͤcken Gallerte, welche 
erſt liegend geweſen, nunmehro ſchwebend in einer weichen, und durch das Waſſer 
annoch verduͤnnten Maſſe von verſchiedenem Gebuͤrge. Dieſes Gebuͤrge gleng darauf 
vermoͤge ſeiner eigenthümlichen Schwere niedermärts zuſammen, und behielt nach und 
nach immer weniger Lothrechte Höhe, jemehr es die Feuchtigkeit über ſich ausſtieß, und 
conſiſtenter wurde. Und weil die in Geſtalt der Gallerte darinnen enthaltenen Partien 
Geſteine in ſich ſelbſt ſchon nicht ein und zuſammen gehen konnten, fo muſten fie eine 

ſolche Figur annehmen. 
Ein ungenannter Schriftfteller (b) ſagt von dieſer Erklaͤrung, daß daruͤber Con. 
troverſien entſtanden wären, die aber nur noch groͤſtentheils in Briefen wären geführt 
worden, und daß er bey der Schoberifchen Meynung vom Kroͤßſtein und deſſen 
Urſprung viele Bedenklichkeiten finde. Es iſt zuverlaͤßig, daß die Vorſtellung des 
Herrn Schobers wie ein liegendes Gebuͤrge koͤnnte hangend gedacht werden, zu ges 
kuͤnſtelt iſt; und wenn ſie auch natuͤrlich waͤre, ſo konnten doch alsdenn aus einer 
weichen Maſſe, die er ſich wie eine Gallerte gedenkt, hundert andere Geſtalten ent⸗ 
ſtehen. Wenigſtens iſt es ſchwer zu begreifen, wie die Figur des Kroͤßſteins ſo gar 
ordentlich „und zwar an allen den Orten in der Bochnier Salzgrube, wo ſie gefunden 
wird, immer in einer und eben derſelben Gleichſoͤrmigkeit angetroffen wird. Dies iſt 
allemal nach der Schoberiſchen Meynung ſchwer zu erklaͤren. Inzwiſchen wird es 
doch nicht leicht ſeyn eine andere Erklaͤrung zu finden, die wenn ſie auch nicht dieſe 
Schwierigkeiten hätte, von allen Einwuͤrſen frey wäre. Ich darf es nicht bergen, 
daß ich in dieſer Sache an einen meiner gelehrten Freunde geſchrieben habe, allein die 
Antwort auf dieſe Frage iſt er mir ſchuldig geblieben. Ich will daher eine eigne 
Muthmaßung wagen. Wenn man ſich die Salzgrube zu Bochnien noch als ein 
Ganzes gedenket, als einen Berg der in ſeinem Eingeweyde manche Schichten und 
Floͤtze hatte, die noch keine Menſchenhand gefuͤhlet hatten, und alſo durchaus als ein 
zuſammenhandes Ganzes anzuſehen waren; ſo war diejenige Maſſe woraus der 
Kragenſtein entſtund, nur ein ganz kleiner Theil des Ganzen, welches rings herum 
mit andern theils feſtern theils weichern Materien umgeben war. Man gedenke ſich 
alles noch als einen weichen Brey, der nur nach und nach erhaͤrtete, und ſeine waͤſſerig⸗ 
ten Theile verlohr; ſo konnte es nicht anders geſchehen, als daß einiges fruͤher anderes 
- fpäter erhaͤrtete. Unter das letztere gehörte die Maſſe des Kragensſteins. Sie 15 
f alſo 


(b) Beytraͤge zur Naturgeſch. 1. Th. S. 160, 5 


eine gewiſſe Bildung angenommen haben. 467 


alſo von einer feſtern Maſſe umgeben, die von allen Seiten her dieſelbe einpreßte, 
und in diejenige Geſtalt formte, die ſie nun angenommen hat, von der ich aber den 
nähern Bildungsgrund nicht anzugeben mir getraue. Ich bin zufrieden, mit dieſer Er⸗ 
klaͤrung der unwahrſcheinlichen Revolution in dieſen Gruben vorgebeugt zu haben, die 
Herr Schober annehmen mußte, um ſich dasjenige hangend vorzuſtellen, was ur— 
ſpruͤnglich liegend oder flachfallend geweſen war; denn mich duͤnkt das ſey das Schwerſte 
in der Erklaͤrung des Herrn Schobers. Daß aber meine Meynung wahrſcheinlich 
ſey, das beweiſet ein Gedanke des Herrn Schobers, den ich vorher mitgetheilt habe; 
daß ſich nämlich an den Kragenſtein eine Maſſe angehaͤngt habe, oder daß ſie vielmehr 
in dieſelbe eingewickelt ſey, welche ſich aber in der Luft aufloͤſet. Folglich war dieſe 
Maſſe allenthalben eingepreßt, und es war deſto eher moͤglich, daß der Kroͤßſtein die 
Figur annehmen mußte, die er hat. Vielleicht war auch die Steinart die den Kroͤß⸗ 
ſtein umgiebt, und von der Herr Schober ſagt, daß ſie in der Luft zerfalle, anfaͤng⸗ 
lich haͤrter und dauerhaſter, als ſie nun iſt, die durch die ſaliniſchen und andern Duͤnſte 
durchdrungen muͤrbe werden mußte, welches ſich freylich erſt dann offenbaret, wenn 
dieſe Steinart in die Luft koͤmmt. 

Herr Schober ſagt ausdruͤcklich, daß ſich der Kroͤßſtein blos in Bochnia in 
Pohlen findet, nicht alſo in Wiliczka, wie es in den Beytraͤgen zur Naturgeſchichte 
ſonderlich des Mineralreichs heißt. Zu Wiliczka findet ſich zwar auch diejenige 
Steinart, die Herr Schober anfänglich für Alabaſter hielt, und welches mit dem 
Kroͤßſtein einerley Steinart iſt, aber der wie ein Gekroͤß gebildete, oder der eigentliche 
Kroͤßſtein hat ſich zur Zeit noch nirgends als in Bochnia gefunden. 

Eben ſo iſt nach der Anzeige der mehr angefuͤhrten Beytraͤge, der Kragenſtein 

in Deutſchland die größte Seltenheit. Der Verfaſſer eines Briefs daſelbſt beſaß 
zwey Exemplare, Herr Bergrath Borlach zwey Exemplare, und Herr Paſtor W * * 
eins. In unſern Tagen iſt er gemeiner, und die mehreſten großen Kabinette beſitzen 
ihn. Man kann ihn auch aus Pohlen ſehr leicht erhalten, wenn man nur die Unkoſten 
nicht ſcheuet, die der Tranſport verurſacht. In Bochnia iſt er gar keine Seltenheit. 
Inzwiſchen bleibet es allemal ein merkwuͤrdiger Stein, den ſeine beſondere Steinart, 
und ſeine Bildung den Liebhabern gleich merkwuͤrdig machen. 
Im neuen Hamburgiſchen Magazin beruft man ſich auf ein Paar Zeichnungen 
von dieſer Steinart, die ich bey meinem Exemplar nicht finde. Ich habe hingegen 
auf der zwoten meiner Kupfertafeln Fig. 1. 2. dieſe Steinart auf zween Seiten vorge— 
ſtellt, nach einem Exemplar aus dem hieſigen Herzoglichen Naturalienkabinette. 


IV. Der Confect und die Zingibritten. 
Siehe die zwote Kupfertafel Fig. 3. 4. 


§. 590. 
ch werde mich bey der Beſchreibung des Steinconfectes und der Zingibritten 
8 nur ganz kurz faſſen, und hiebey den mehreſten meiner Leſer einen Gefallen thun. 
Ich habe aber doch geglaubt, ſie nicht gaͤnzlich zu uͤbergehen, weil viele Schriftſteller 

Nun 2 ſie 


468 Von den Steinen, welche ohne verſteinert zu ſeyn 


ſie der Ehre gewuͤrdiget haben, ihrer i in ihren Schriften zu gedenken; kein Schriftſteller 
aber hat ſie einer ausführlichen Beſchreibung gewuͤrdiget, Ich werde alſo dasjenige 
zuſammen leſen, was ich in verſchiedenen Schriften einzeln davon gefunden habe. 

Der Confect oder der Steinconfect hat von feiner aͤuſern Geſtalt feinen Na⸗ 
men, da er mit den uͤberzuckerten Confituren eine Bald mehrere, bald geringere Aehn. 
lichkeit hat. Eben das ſaget der lateiniſche Name Bellaria lapidea. Die Namen 
Confetti da Tivoli, Confetti de Libuli, und Drageedi Niuoli, welche eigentlich ita— 
liaͤniſch find, und der franzoͤſiſche Name De agets de Tivoli find von dem Orte herges 
nommen, wo dieſe Steinart vorzüglich gefunden wird. Herr von Born (e) beſchre⸗ 
bet fie, wenn er ſagt: Sralactiter globulis oblongis ſuperficie ſcabra. 

Die Ingwerſteine, Jingibritten, Zingiberitae haben ebenfalls von ihrer | 
Bildung den Namen weil es Steine find, die geößtentgeils den Ingwerwurzeln gleichen. 


§. Fon 

Wenn ich von dem Steinconfecte rede, ſo uͤbergehe ich alle dergleichen Steine, 
von denen unſre Vorfahren ſo viel ſprachen, diejenigen Steine, welche bald wie Man⸗ 
deln, bald wie Bohnen oder Erbſen, bald wie andere Fruͤchte gebildet woren, und 
von welchen Herr Hofrath Walch (d) ein ausführliches Verzeichniß gegeben hat: 
ich meyne auch nicht gewiſſe Ineruſtationen, die man im Carlsbade, und andern war⸗ 
men Bädern findet, oder die man in den Gradierhaͤußern der Salzwerke taͤglich ſelbſt 
zubereiten kann, und welche bald den Erbſen oder andern Fruͤchten gleichen. Ich meyne 
hier ſolche Steine die wie ein Toph- oder Tropfſtein entſtanden find, mancherley Figus 
ren an ſich genommen haben, und beſonders der kleinen runden oder laͤnglichen Zucker⸗ 
waare gleichen, die man nur ſchlechthin Confect zu nennen pflegt. Nach, der Nachricht 
der Schriftſteller (e) iſt der Steinconfeet von Tivoli eigentlich derjenige, den man 
für das Muſter des Steinconfectes annehmen kann, auf deſſen Beſchreibung auch die 
Schriftſteller ihr vorzuͤgliches Augenmerk gerichtet haben. Dieſer Confect von Tivoli 
iſt ganz weiß, loͤchericht, rauh und wie candirter oder uͤberzogener Saamen und Se 
wuͤrz, Mandeln und dergleichen anzuſehen. Seine Figur ift bald laͤnglich, wie die 
bekannten uͤberzogenen Zuckerſtengel, bald rund, wie überzogener Coriander und Cu⸗— 
beben, bald laͤnglichrund wie Mandeln. Die Groͤße dieſer Steine iſt nur mittelmaͤßig, 
doch ſehr verſchieden, ihre Haͤrte aber iſt nicht ſonderlich. Die Aehnlichkeit dieſes Con⸗ 
fectes mit dem eigentlichen Confecte iſt oft ſo groß, daß man ihn unter den wahren 
Confect miſchen, und Menſchen damit hintergehen kann. Dieſer Conſect, der bey 
Tivoli ſo haͤufig liegt, wird an andern Orten ſparſamer gefunden, der dann nicht ſo 
ſchoͤn weiß, ſondern gemeiniglich braun iſt, ſeine Form aber iſt von jener gar nicht un— 
terſchieden. Ich darf auch hieher die Mandeln des Mylius (k), welche ohnweit 


wickau 
(e) Index foſſilium. Part. I. p. 1 Mein lithologiſches Reallexikon. 1. Band. S. 327. 
(4) N der Verpeiner un Th. Worm Mufeum. p. 52. Boodt Gemmarum et 


3. S. 91. f. f. lapidum hiftoria. p. 528. f. f 

(e) Univerfallerifon; 6. Band. S 954. f. 
Walch Steinreich. 1. Th. S. 7. Onomatolo- (f) Saxonia ſubterrauea. P. I. p. 36. et 
gia hiſtor. natur. completa Tom. II. p. 162. Tab, ed p. 34. fig. I. coll. p. 40. 


eine gewiſſe Bildung angenommen haben. 469 


Iwickau gefunden werden, rechnen, weil Mylius von ihnen ausdruͤcklich ſagt, fie 
waͤren den candirten Mandelkernen in allen gleich, ſo, daß ſie nur der Geſchmack und 
die Haͤrte von einander unterſcheide. 

Ueber den Urſprung dieſes Confetto di Tivoli ſind die Naturforſcher ſonderlich 
in zwey Meynungen getheilet. Herr Hofrath Walch und die Verfaſſer der Onomato⸗ 
logie, zaͤhlen daſſelbe unter die Topfſteine, und erſterer ſonderlich unter die weſentlich 
geformten Steine, das iſt unter diejenigen, welche ſich immer unter einerley Form zei⸗ 
gen, die Verfaſſer des Univerſallexikons, Herr von Born, und ich in meinem Lexi— 
kon (g) unter die Tropfſteine. So viel iſt zuverlaͤßig, daß der Steineonfect von 
Tivoli von einer wahren Kalkartigen Natur ſey; denn Worm berichtet, daß die 
Italiaͤner daraus den beſten Kalk bereiten. Es iſt auch zuverlaͤßig, daß derſelbe ſo 
wohl wie ein Tophus durch ſtehendes Waſſer, als wie ein Tropfftein durch herabtraͤu⸗ 
felndes Waſſer erzeuget werden kann; denn beyde Steinarten zeigen ſolche Geſtalten 
nicht ſparſam. Wenn wir aber eine Nachricht des Herrn Profeſſor Ferber (h) zum 
Grunde legen: “ein kleiner Bach der aus dem Lago de Bagni ausfließt, formirt durch 
ſein uͤberziehendes und rollendes Waſſer das bekannte Steinſpiel, welches man Confetti 
di Tivoli nennet:“ und wenn dieſer Bach der einzige Ort bey Tivoli iſt, wo ſich diefer 
Confect findet, ſo muß man ſich auf die Seite derer ſtellen, welche ihn als einen 
Tophſtein betrachten. Und nun muß man auch Herrn Ferber Beyfall geben, daß 
die kalchigten Theile dieſes Waſſer die Materie zu dem Steinconfect hergeben, das 
Fortrollen im Waſſer aber dieſe Steine in die Form bringt, die ſie an ſich haben. Die 
kalchigte Materie aber muß überaus rein ſeyn, darum hat der Steinconfect von Ti- 
voli eine ſo weiſe Farbe; daher man auch leicht glauben kann, was vorher Worm 
‚erzählte, daß ſich daraus ein ſchoͤner Kalch bereiten laſſe. 

Wenn das aber richtig iſt, fo iſt zugleich entſchieden, daß dieſer Confect bey Ti- 
voli uͤberaus haͤufig vorkommen muͤſſe. Er gehoͤret unter die Steinſpiele, verdienet 
aber immer wegen feiner artigen Bildung ein Plaͤtzchen in den Kabinetten der Liebhaber. 
Sonſt wird dieſer Confect auch in Frankreich gefunden. Denn in dem Laͤndchen Clair— 
mont iſt ohnweit dem Städtchen Vigand, an einem Berge, in der Gegend, welche 
insgemein Hortus Dei genennt wird, eine Quelle, deren Waſſer in weiſe Steinchen er« 
haͤrtet, die nicht anders als Confect oder candirter Zucker anzuſehen find. Siehe die 
philoſophiſchen Ergoͤtzungen oder Unterſuchung wie die Seemuſcheln auf die hoͤchſten 
Berge gekommen ſind. S. 183. 


E S. 592. 

Die Zingibrirren oder die Ingwerſteine, von denen ich auf der zwoten mei⸗ 
ner Rupfertafeln Fig. 3. 4. zwo Abbildungen mitgetheilet habe, find einer nähern Bes 
ſchreibung wuͤrdig, wenn fie gleich an mehrern Orten als der Steinconfeet, und da, 
wo ſie liegen gemeiniglich haͤufig gefunden werden. Die Schriftſteller, die aber dieſer 
Nun3 Steinart 


(80 Die Schriften die hieher gehoͤren ſind vorher Not. e. und e. angeführet: 
Ch) Briefe aus Welſchland. S. 220. . 


479 Von den Steinen, welche ohne verfteinert zu ſeyn 


Steinart nur alle im Vorbeygehen gebacht haben (1) haben ſich die Mühe nicht gegeben 
ſie ſorgfaͤltig zu betrachten, und damit ſie deſto eher Entſchuldigung faͤnden, unter die 
Geoden geworfen. Man ſagt es ſind Steine, die den Zaͤhen des Ingwers gleichen. 
Ich muß geſteben, daß an Orten, wo ſie haͤufig liegen unter zehen kaum einer die Ge⸗ 
ſtalt des Ingwers hat. Inzwiſchen will ich ihnen den Namen gern laſſen den fie fuͤh⸗ 
ren, Zumal da ſie den Freunden der Natur unter dieſem Namen laͤngſt bekannt fi fü nd, 
und die Sache überhaupt nicht von der größten Wichtigkeit iſt. Sehr oft find fie wie 
Ingwer gebildet, man hat ſie aber auch rund und laͤnglich, gemeiniglich mit knotigten 
Erhöhungen, Aſtfoͤrmig, Traubenfoͤrmig, Zweigförmig und dergleichen. Ihr Um⸗ 
fang iſt eutweder ganz e glatt, oder uneben und rauh. Schlaͤget man ſie von einander, 
fo haben die mehreſten in ſich eine Art von Callimus ($ 571.) und dieſer war gleichſam 
die Grundlag ge zu dem ganzen Ingwerſteine „bey manchen iſt dieſer Callimus fo gar bes 
weglich, und es entſtehet aus ihnen eine Art von Klapperſtein; andere aber haben kei⸗ 
nen ſolchen Callimus, ſondern die Steinart iſt durchgaͤngig zuſammenbangend. 

Das gewoͤhnlichſte Lager der Fingibritten find die lettigten Erdſtriche und die 
Thongruben. Sie ſelbſt haben ein Thonartiges Weſen, und find alfo im Grunde nichts 
anders als ein congelirter Thon. Sie find nicht allzu feſt, ſondern laſſen ſich leicht zer⸗ 
ſchlagen, und zerfallen i in ungewiſſe Brocken oder Stuͤcke, und das beweiſet nur allzu 
deutlich, daß ſie ein bloßer verhaͤrteter Thon ſind. 

Ich habe es ſchon geſagt, daß ſie die mehreſten Gelehrten unter die Adlerſteine, 
und zwar in die Klaffe der Geoden ($. 575. Num. IV.) ſetzen, ich habe aber auch 
bereits angemerket, daß dieſes nicht fuͤr alle der Ort ſey, wohin ſie gehoͤren. Ich habe 
viele Zingibritten von Waimar und Thangelſtedt geoͤfnet, in keinem aber Erde, 
ſondern einen Callimum gefunden, der eine Steinart und eine Härte mit dem Ing⸗ 
werſteine felbft hatte. Sollten es alſo ja Adlerſteine ſeyn, fo muͤßte man fie unker die 
ſtillen Adlerſteine (§. 575. Num. III. ) ſetzen. Sonſt koͤnnte man ihnen auch unter den 
Steinſpielen neben den Adlerſteinen ihren Ort anweiſen. Leher hat fie am angefuͤhr— 
ten Orte unter diejenigen Steine geſetzt, welche Gewaͤchſe und ihre Fruͤchte abbilden, 
man koͤnnte auch dieſen Ort annehmen, nur daß man fie dann nicht mit wuͤrklichen Vers 
ſteinerungen vermiſchen darf, und deſſen hat ſich Leßer wuͤrklich verdaͤchtig gemacht, 
weil er in eine Klaſſe die Kornaͤhren und die Ingwerſteine bringt. Wir werden uns 
dann auch leicht uͤber den Urſprung der Ingwerſteine vereinigen koͤnnen. Diejenigen, 
welche fie unter die Adlerſteine ſetzen, legen ihnen auch mit den Adlerſteinen einen Ur⸗ 
ſprung bey. Hier beziehe ich mich auf das Vorhergehende. ($. 572. 573.) Diejeni⸗ 
gen aber die dieſes nicht thun, nehmen zu einer zufaͤlligen Bildung ihre Zuflucht. 
Leßer (E) bildet ſich ihre Entſteh hungsart alſo ein: daß ſie, als ſie noch weich gewe⸗ 
fen, in hohle Locher, als Formen, gefloſſen, und alſo ihre Geſtalt bekommen. Dieje⸗ 
nigen, welche die Ingwerſteine aus ihren Lagern herauszunehmen Gelegenheit gehabt 
haben, die haben zugleich erfahren, daß fie in ihre Lagen genau paſſen, und rings um⸗ 

ber 
(1) Wartini allgemeine Geſchichte der Nas gazin. 3. Band. S. 148. Leßſer in der utho⸗ 


tur. 1. Th S. 349. Hofmann von der Erzeu⸗ theologie. S. 506. 5 br. 
gung der Steine, im neuen Hamburgiſchen Mas () In der dihechenlegi⸗ D. 521. 


eine gewiſſe Bildung angenommen haben. 471 


her mit Letten oder Leimen umgeben find, Hier mußten fie alſo ſchon als eine verhaͤr⸗ 
tete Maſſe liegen, ehe ſich der deim um fie herlegen konnte, der ſonſt mit ihnen eine zus 
ſammenhangende Maſſe wuͤrde gebildet haben. 

Die Ingwerſteine werden an verſchiedenen Orten gefunden. Herr Hofmann fand 
fie bey Sangerhaußen in der Leimengrube: Herr Leßer fand ſie an der Schabels 
burg des Rohnſteins, eine Stunde von Nordhaußen. Die Zingibritten die 
ich ehedem in Thangelſtaͤdt in den Leimengruben aufgeleſen habe, ſind mehrentheils 
rund oder laͤnglicht rund. Die ich bey Weimar in lettigten und leimigten Schichten 
finde, gleichen bald den Wurzeln, bald den Zweigen, und nehmen uͤberhaupt unzaͤhlige 
Veränderungen an. Eben fo find die Ingwerſteine, die ich ehedem ohnweit Naum— 
burg in lettigten Schichten geſehen habe. Die Zingibritten aus Schleſien gleichen 
knotigten Wurzeln und verdienen den Namen den ſie fuͤhren. Die Zingibritten aber 
von Dreymuͤhlen in der Eifel ſind rund, und laͤnglicht rund mit wenigen Erhoͤhun⸗ 
gen, und von ſchmutzigweiſer Farbe. Sonſt werden ſie noch im Bayreuthiſchen, 
bey Gera, Boͤlzig, Cahla und Zeitz gefunden. RR 


V. Die Erbfenfeine 
Siehe die zwote Kupfertafel Fig. 5:10, 


§. 593. 

4 Die mehreſten Namen die unſre Steinart fuͤhret, find von der Aehnlichkeit herges 
nommen, die ſie mit unſern Garten und Felderbſen hat. Sie heißen daher 
Erbſenſteine oder ſteinerne Erbſen; lateiniſch Bifolithus, Pifa lapidea; Boodt 
nennet fie Ammonites majores, weil er fie mit mehrern, die ich hernach nennen werde, 
unter die Roggenſteine wirft, und unter den Piſolithen die größten Roggenſteine 
verſtehet. Im Franzoͤſiſchen werden fie Pſollthe, im Hollaͤndiſchen aber Erte of 
Errete- Steen genenet; Namen die uns fo gleich lehren, daß wir Steine vor uns haben, 

die mit einer Erbſe der äußern Geſtalt nach verwandt find. 


§. 594. 

Wenn gleich die Piſolithen mit unſern Erbſen einige aͤußerliche Aehnlichkeit haben, 
ſo ſind ſie doch nichts weniger als wuͤrkliche Verſteinerungen, nichts weniger als 
Erbſen. Es ſind Tropfſteinartige Steinſpiele, welche die Geſtalt, und oft auch die 
Farbe der Erbſen haben. Es ſind runde Kuͤgelchen von verſchiedener Groͤße und 
Farbe, die ſich in einer Mutter finden, aus der fie oft ausgeloͤſet werden konnen. 
Ihre Größe iſt verſchieden, oft uͤberſteigt fie die Größe unferer größten Erbſen, oft 
find fie nur wie das kleinſte Schrot. Bald iſt ihre Farbe weißgelb, und wuͤrklich 
Erbsfarbig, bald weiß, bald weißgrau, bald roth, bald ſchwarz. In der Mitte ent. 
halten fie gemeiniglich ein Sandkorn, und um dieſes hat ſich eine Lamelle nach der 
andern angelegt, daher ſich auch dieſe Kugelrunden Steine in einzelne Blätter zerle⸗ 

en laſſen. 
; Die Carlsbader Erbſenſteine find unter allen Pitolithen die befannteften, 
und gerade diejenigen, welche man am wenigſten mit dem Roggenſteinen verwechſeln 
* kann. 


472 Von den Steinen, welche ohne verſteinert zu ſeyn 


kann. Sie verdienen alſo aine vollſtaͤndige Beſchreibung. Dies ſind die Erbſenſteine, 
die ich auf meiner zwoten Kupfertafel Fig. 5 10 habe abbilden laſſen. Berger (1) 
ſagt in wenig Worten alles, was von den Erbſenſteinen kann geſagt werden. Multi 
praterea globuli, ſagt er, ſeparati, ac diuerſi coloris, rufi, ferruginei, ſpadicei, 
lutei, gilbique, ibidem reperiuntur, magnitudine et figura plerumque piſi, qui 
proinde pifa Carolina dicuntur, Hi itidem omnes duri ſunt, laeues et corticofi, et 
calculorum inſtar plerorumque veſicae, paruum intus nucleum continent. Alles was 
ich vorher von den Erbſenſteinen uͤberhaupt geſagt habe, das gilt vorzuͤglich von den 
Carlsbader Erbſenſteinen. Sie liegen groͤßtentheils in einer Mutter, die ebenfalls 
von einer Tophartigen Materie iſt, und die mancherley Farben angenommen hat; die 
weiße und die weißgelbe iſt die gewoͤhnliſte. Manchmal iſt dieſe Mutter nur eine 
dünne Rinde, keinen halben Zoll dicke, und hier liegen die Erbſen auf der Oberfläche; 
und eine jede hat ihr eigen Lager, die mehrentheils in großer Menge, eine an der 
andern liegen. Manchmal iſt die Mutter ſtaͤrker, und fie ſcheinet ein bloßes Coagu⸗ 
lum von lauter Erbſen zu ſeyn. Die Groͤße und die Farbe der Erbſen ſind ebenfalls, 
wie bereits angemerkt iſt, gar ſehr verſchieden, das ſind aber die ſchoͤnſten Exemplare, 
wo Groͤße und Farbe den natuͤrlichen Erbſen am mehreſten gleichen. Sie beſtehen 
allemal aus mehrern Lamellen, die gewöhnlicher Weiſe nicht ſtaͤrker find als die Huͤlſe 
einer natuͤrlichen Erbſe. Wenn ſich uͤber die Erbſen ein neuer Toph gelegt hat, ſo 
werden fie dadurch undeutlich; die Erbfenfteine aber liegen in der Gegend des Carls— 
bades fo häufig, daß man Gelegenheit genug hat gute und deutliche Exemplare 
auszuleſen. i e 
l Auch zu Bethlehem ſollen ſich Erbſenſteine finden, von welchen Bund⸗ 
mann (m) folgende Nachricht ertheilet. “ Inſonderheit find werth zu betrachten die 
Piſa lapidea Bethlehemitica, welche für fi ſehr hart, mit einer glatten Schale 
überzogen, und vollkommen rund, find, in keiner zertheilten aber erſcheinet ein Velli- 
gium von Keim, welcher doch in denen Erbſen deutlich zu ſehen iſt, wie denn auch 
innwendig, wenn ſie queer hindurch geſchnitten, in ſelben lauter fubtile Circel ſind, 
die im mindeſten nicht in den rechten Erbſen wahrzunehmen; viel weniger daß die 
Steinchen ſich in der Mitten wie die Erbſen, wenn ſie nur gequellet, theilen laſſen. 
Durch was fir ein Wunderwerk Chriſti aber dieſe entſtanden, davon kann nachgeleſen 
werden Rauwolvius in itinerario S. 449. Dergleichen Fabeln erzaͤhlet auch 
Franciscus Serdinand de Troilo in ſeiner orientaliſchen Reiſebeſchreibung 
S. 6g. ff. (u). Im Grunde find alſo dieſe Bethlehemitlſche Erbſen doch nichts 
anders als kleine runde Steine oder Tophſteine, die aus Lamellen beſtehen. Leßer 
ſagt zwar, daß ſie die Huͤlſe und den Kern vorſtellen, das heißt aber wie mich duͤnkt, die 
oberſte Lamelle ſey ſichtbar, und alſo beſtehen dieſe Piſolithen ebenfalls aus Lamellen. 
Nundmann verſichert am angefuͤhrten Orte, daß in gewiſſen Hoͤlen bey Liptau, 
der Fußboden aus lauter Erbſen beftünde, welche eine gleiche Solitidaͤt beſitzen. Viel. 
ö ö leicht 
(i) De thermis earolinis, p. 15. en) Wr dleſe Schriſten nicht ber der Sand 


2 hat, der kann dieſe Hiſtorie auch in Leßers Li⸗ 
(in) Rar. nat et artis. p. 148 fſhotheologie $. 637. S. 1248. leſen. 


eine gewiſſe Bildung angenommen haben. 473 


leicht find das eigentliche Roggenſteine. Kohlſchwarze Erbfenfteine, die Herr 
Rundmeann aus Ungarn beſaß, und die faſt wie die Zinngraupen beſchaffen waren, 
haͤlt er für Glaskoͤpfe. 

Die Erbſen aus der Wetterau fuͤhret Liebknecht (o) zwar an, aber er 
beſchreibt fie nicht. Da er fie für wahre Verſteinerungen haͤlt, fo werde ich der— 
ſelben bald noch einmal gedenken muͤſſen. Jetzo merke ich nur aus ſeiner Zeichnung 
an, daß ſie fuͤr wahre Erbſen viel zu groß, und im Grunde nichts anders als alle 
Erbſenſteine ſind, naͤmlich keine Verſteinerungen. 


ö §. 59. i 

Was find aber die Erbſenſteine? über dieſe Frage haben ſich die Gelehr⸗ 
ten in drey verſchiedene Meynungen getrennt, welche ich kuͤrzlich anführen will. 

Nach der erſten Meynung ſind die Erbſenſteine mit den Roggenſtei⸗ 
nen einerley. Boodt (p) nennet ſie daher Hammites majores; und eben das thun 
Herr von Juſti (9) Herr Leibarzt Vogel (r) Herr von Bomare (1) und die 
Verfaſſer der Onomatologie (t). Nach dieſer Meynung entſtehet der Erbſenſtein 
eben ſo wie der Roggenſtein, davon ich nachher reden werde. Im Grunde haben 
dieſe Gelehrten recht, da es wenigſtens von den mehreſten Roggenſteinen entſchieden 
zu ſeyn ſcheinet, daß ſie Tropfſteine ſind. Aber da man vom Roggenſteine ganze 
große Felſen hat, die wohl kein Tropfſtein ſeyn koͤnnen, ſo iſt es auch kein Verbrechen, 
wenn man die Erbſenſteine von den Roggenſteinen trennt. 

Nach der andern Meynung ſind die Erbſenſteine wenigſtens zum 
Theil wahre Verſteinerungen, und das iſt die Meynung der die aͤltern Natur— 
forſcher guͤnſtig waren. Die Geſchichte von den Bethlehemitiſchen Erbſen beweiſet 
dieſes; denn dieſe ſollen durch ein Wunderwerk dasjenige geworden ſeyn, was ſie ſind. 

Leßer ſagte vorher von ihnen ausdruͤcklich, daß man an ihnen die Huͤlſe und den 
Kern auf das deutlichſte unterſcheiden koͤnnte. Eben das behauptet Liebknecht (u) 
von ſeinen Erbſen aus der Wetterau, es ſey nichts gewiſſer, ſagt er, als dieſes, 
daß ſie wahre Verſteinerungen waͤren. Hier ſind ſeine Worte: His porro addimus 
fructum pilorum ceu quidem foſſores vocitare amant. Quorum itidem notabiles heie 
vbertas eſt, et ego quondam iftorum manipulum dono accepi; quae iterum inter 
amicos diftribui, hac tamen certitudine firmatus, vt nihil inde vel illi ſibi vel ipſi 
mihi certius perſuadere potuerint. Praeſertim cum ſiliquata ratio facile non ſolum 
cognoſcatur, ſed et in nonnullis vtriculus ſeu umbilicus adpareat. Da dieſe Mey« 
nung in unſern Tagen ganz ohne Anhaͤnger iſt, ſo will ich nur gegen ſie zwey Worte 
ſagen. Wenn auch gleich die Verſteinerung einer Erbſen oder einer Huͤlſenfrucht an 
und fuͤr ſich ſelbſt keine Unmoͤglichkeit iſt, ſo ſind doch unſre Piſolithen darum keine 
Verſtei⸗ 


(0) Haſſia fubterranea. p. 174. coll. Tab. (f) Dictionnaire de P’hiftoir, nat. Tom. VIII. 
IX. fig. 4. " p- 10. 554. 

(p) Gemmarum et lapidum hiftoria. p. 423. (t) Onomatologia hiftor. natur, Tom. IV. 
(g) Grundriß des Mineralreichs. S. 181. p. 726. 

(r) Praetiſches Mineralſyſtem. S. 256. (u) Haflıa ſubterranea. p. 174. 


2. Th. O o o 


/ 


474 Von den Steinen, welche ohne verfeinert zu ſeyn 


Verſteinerungen: 1) weil ihre Anzahl dazu viel zu groß iſt. Denn wer die Geſetze der. 
Natur bey den Verſteinerungen kennet, der weiß daß die Fruͤchte nicht fo gar häufig zu 


Stein werden koͤnnen; 2) weil ihre lamelloͤſe Textur fo offenbar iſt, und das iſt wider 


die Natur einer natuͤrlichen Erbſe, und beweiſet, daß ſich eine Lamelle um die andere 


angelegt habe, und daß folglich unſre Piſolithen Tropfiteine find. Beym Carlsbade 


ſiehet man das nur gar zu deutlich. Es iſt daher unverzeihlich, daß im Mufeo Grane- 
liano Be 115. die Erbſenſteine unter den Verſteinerungen liegen. 

Nach der dritten Meynung ſind die Erbſenſteine von den Roggen⸗ 
ſteinen wuͤrklich unterſchieden, machen eine eigne Steinart aus, und ſind 
im Grunde nichts anders als Tropfſteine. Boodt (x) hat ſchon dafür gehal⸗ 


ten, daß man die Erbſenſteine beſſer mit einem mineraliſchen Bezoar als mit den 


Roggenſteinen vergleichen koͤnne. Denn der Erbſenſtein beſtehe wie der mineraliſche 
Bezoar aus lauter einzelnen Blaͤttchens, der Roggenſtein aber aus lauter einzelnen 
Koͤrnern. Leßer (y) will ſie alſo von einander unterſcheiden. »Man muß dieſe 
Hanimitas wohl unterſcheiden von den Pifolithis oder Erbſenſteinen. Denn dieſe find 
durch und durch weiß, jene nur innwendig, und haben auswendig eine Schale von 
andrer Farbe. Jene haben kein weißes ſubtiles Haͤutchen unter der obern Schale, 


dieſe haben es. Jenen fehlt die Dotter, dieſe haben fie.” Man koͤnnte freylich uͤber 


dieſe Gedanken viel Anmerkungen machen, aber wozu wuͤrde dieſe Weitlaͤuftigkeit 
dienen? Genug daß die mehreſten Stimmen fie für Tropfſteine erklaͤren, und das iſt 
auch der Ort, der für fie gehoͤrt. Sie beſtehen aus lauter Lamellen, wo ſich eine um 
die andere gelegt hat, und ſo bildet ſich eben der Tropfſtein. Ich habe auf meiner 
zwoten Bupfertafel verſchiedene Beyſpiele davon vorgelegt, die es darthun. Bey 
Figur F. b. 7. 9. 10. ſiehet man beſchaͤdigte Erbſen, und an dieſen die Lamellen ganz 
deutlich, wie ſie ſich nach und nach angeſetzt haben. Noch deutlicher wird es ſich ent⸗ 
wickeln, wenn man einen Erbſenſtein anſchleift; denn nun werden aus den Erbſen lau⸗ 
ter concentriſche Cirkel. Aber wie ſind nun dieſe runden Koͤrper entſtanden. Herr D. 
Becher gedenkt ſich im zweyten Theile ſeiner neuen Abhandlung vom Carlsbade ihre 
Entſtehungsart folgendergeſtalt. Sie entſtehen aus dem Sprudelſande durch die Kraft 
der Winde, daher wären ſie auch voll elaſtiſcher Materie, und knallen, wenn fie im 
Feuer zerſpringen. Aber das erklaͤret weder ihre damellen „ noch ihre runde Form. 
Wir kommen hier auch nicht mit der Meynung des Herrn D. HSofmanns fort, der 
alle Kugelrunde Körper durch ein Aufbrauſen entſtehen laͤßt. Denn hier widerſprechen 
abermals die Lamellen. Dieſe Lamellen find durch einen ſteten Anſatz neuer Theile vom 

Tropfſteine entſtanden, und es iſt wahrſcheinlich, daß die eine Lamelle ein wenig vers 
haͤrtet war, ehe ſich die andre anlegte. Daß ſie aber rund erſcheinen, das macht das 


Sandkorn welches 145 in der Mitte der Erbſe befindet, und daß dem Tropfwaſſer a 


gleich anfaͤnglich die Form vorſchrieb, welche es bilden mußte. Die erſte Anlage um 
ein rundes Sandkorn mußte nothwendig auch rund werden, und ſo bildeten ſich alle 
folgende Lamellen nach der vorhergehenden. | 

Der 


(x) Gemmarum et lapid. hiftoria, p. 424. 
(y) Lithotheologie. $. 361. S. 621- 


— 


eine gewiſſe Bildung angenommen haben. 475 


Der Ort alſo, wohin man die Piſolithen in einem Kabinet eigentlich zu legen hat, 
find die Tropfſteine. Da fie aber doch eine fo gar eigne Bildung annehmen, fo gehös 
ren fie unter den Naturſpielen an denjenigen Ort, wo die Steine liegen, welche Früchte 
vorſtellen. Dieſen Ort hat ihnen ſchon Boodt (2) angewieſen. 

In den Augen der Kenner und der Liebhaber haben die Erbſenſteine mit allen 
Steinſpielen und Tropfſteinen ein gleiches Schickſal, ſie ſind naͤmlich in keiner ſonder⸗ 
lichen Achtung. Man legt ſie gleichwohl in den Sammlungen mit bey, damit man 
diejenigen Steine vorzeigen kann, die man ehedem aus Aberglauben und aus Unwiſ⸗ 
ſenheit zu wahren Verſteinerungen machte. Man legt ſie aber auch bey, daß man die 
verſchiedenen Abwechſelungen erklaͤren koͤnne, die der Tropfſtein hervorzubringen vermö⸗ 

end iſt. a . 
: Von den Oertern, wo Erbſenſteine liegen, habe ich gelegentlich, ſchon gefpro« 
chen. Ich thue noch hinzu, daß die mineralogiſchen Beluſtigungen im 2. Bande, 


Seite 228. melden, daß zu Bruck im Canton Bern dergleichen auch gefunden wer⸗ 


den, von denen aber uͤbrigens keine weitere Nachricht ertheilet wird. K 

Zeichnungen von Piſolithen haben geliefert: Aundmann rariora naturae 
et artis Tab. IX. tig. 4. Bytemeiſter Apparatus curioſorum Tab. XXI. fig. 249. 
250. Liebknecht Haſſia ſubterranca Tab. IX. fig. 4. Boodt Gemmarum et lapidum 
hiſtoria p. 423. lit. A. und ich in meiner 2, Tafel Fig. 510. f 


VER POMTOTEHTEL HR, 
Siehe die zwote Kupfertafel Fig. 11. 12. 
| H. 596. 


9 lle die Namen, welche unfer Stein führt, die deutſchen Roggenſteine, Ooli- 


then, die lateiniſchen Oolithi piſcium, Oolithi, Lapides oolithi, Lapides ouarii, 
Ammitae, oder Hammitae, die franzoͤſiſchen Amite, Ammite, Oslithe, Ouaire, Pierre 
ovaire, und der hollaͤndiſche Eyer of Roggen. Steen, haben ihren Urſprung von Eyern, 
und man darf ſich daruͤber um ſo viel weniger wundern, weil man ehedem dieſe Steine 
zu verſteinten Eyern von Fiſchen, von Krebſen und dergleichen machte. Wir glauben 
nun das zwar in unſern Tagen nicht mehr, muͤſſen aber doch die Namen beybehalten, 
welche unſre Vorfahren gewiſſen Körpern des Stelnreichs geben, weil es einmal anges 
nommene Namen ſind, und weil wir wiſſen, welche Steine ſie damit bezeichne⸗ 
ten. Das laſſen wir uns gern gefallen. Aber der Unterſchied unſrer Vorfahren, da 
von ihnen diejenigen Roggenſteine, deren Eyer die Größe des Mohnſaamens hats 
ten, Meconitae, diejenigen aber, wo ihre Größe, die Größe des Hirſchens angenom⸗ 
men hatte, Cenchritac genennet wurden; dieſer Unterſchied, und dieſe Namen gehören 
unter die uͤberfluͤßigen Bemühungen der Alten, welche gern Unterſchiede machten, ohne 
die Koͤrper im Ganzen zu betrachten. Man findet Roggenſteine, wo die Groͤße der 
Eher weder dem Mohnſaamen, noch dem Hirſchenſaamen gleicht, man findet auch oft 
b 8 Ooo 2 beyde 


(2) J. e. p. 529, coll, p. 528. 


476 Von den Steinen, welche ohne verſteinert zu ſeyn 


beyde Gattungen auf einem und eben demſelben Steine, man darf daher hier keinen 
wahren Unterſcheidungsgrund ſuchen. Die neuern Schriftſteller bedienen ſich dieſer 

Eintheilung nicht mehr, außer nur dann wenn fie von den Alten reden, und ihre Ge« 
danken wiederholen. 2 * 5 
8. 597. ro ir 

Wenn es gleich uns allen bekannt ift, welchen Gedanken wir mit dem Wort 
Roggenſtein zu verbinden haben, fo darf ich es doch nicht verſchweigen, daß das 
Wort ſelbſt einer großen Fweydeutigkeit unterworfen ſey. Ich habe vorher anges 
merkt ($. 595.) daß verſchiedene Schriftſteller die Roggen- und die Erbſenſteine 
für einerley halten, daher heißt bey ihnen der eigentliche Holith, der Erbſenſtein, 
der Stigmit, und kurz alles was nur rund iſt, und hieher gezogen werden kann, mit 
einem allgemeinen Namen Roggenſtein. Andere nehmen das Wort in einer engern 
Bedeutung, und trennen die Roggenſteine von den Erbſenſteinen, und von den 
Stigmiten. Die engſte Bedeutung hat ohne Zweifel Herr Schmidt (a) angenom« 
men; denn er verſtehet unter den Oolithen nicht einen jeden Roggenſtein, ſondern nur 
denjenigen, der wuͤrklich verſteinte Eyer in ſich hält. Ich gebrauche das Wort hier in 
der mittlern Bedeutung; ich trenne den Roggenſtein von dem Erbfenfteine, befüm« 
mere mich aber nicht darum, ob es verſteinte Koͤrper ſind oder nicht? und da iſt mir der 
Roggenſtein diejenige Steinart, auf und in welcher ſich kleine runde Kits 
gelchen befinden, die in ihrer aͤuſern Geſtalt dem Fiſchroggen gleichen. 
Die Roggenſteine ſind von einer uͤberaus großen Mannigfaltigkeit. Die Groͤße der 
einzelnen Roggenkoͤrner ſteigt von der Groͤße eines kleinen Nadelkopfs bis zur Groͤße 
einer Erbſe und wohl noch hoͤher. Ihre Farbe iſt weiß, weißgelb, grau, roth, braun 
und dergleichen. Ihre Mutter iſt ihrer Farbe und ihrer Natur nach eben fo verſchie⸗ 
den, und in den mehreſten Faͤllen iſt die Mutter durch und durch mit lauter ſolchen 
runden Koͤrnern auf das reichlichſte beſetzt. Mehrentheils iſt dieſe Mutter Ralkartig 
bald muͤrber, die eine ſchlechte, und auch wohl gar keine Politur annimmt; bald feſter 
die ſich ſchoͤn poliren laͤßt, und oft genug den Namen eines Marmors verdient. Wenn 
ſich Dendriten bey Roggenſteinen finden, wie ſie aus dem Steinbruch der ſogenannten 
Kyliſchen Gemeinde bey Sangerhaußen bisweilen gefunden werden, ſo iſt dieſes 
was zufaͤlliges. Denn die Dendriten ſetzen ſich auch auf andere Steinarten, und auf 
andere Körper (§. 580.) Seltner iſt ein Mohnſaamenſtein mit einer Spathdruſe, 
aus dem Helmsthal am Helmsbach bey Sangerhaußen; und eben. fo merkwuͤr⸗ 
dig iſt ein Roggenſtein von Butterberg bey Sangerhaußen, aus der Schluft des 
Grubenthals, welches ein feſter Stein iſt, der die Politur annimmt, aber verwittert, 
wenn er am Waſſer in der Sonne liegt (b). Auch auf Thonartigen Steinen wird 
der ſogenannte Fiſchroggen gefunden. Es find hier ſonderlich die Kislebifchen Fifch« 
ſchiefer bekannt, auf welchen bisweilen mehr oder weniger runde Kugeln von der Größe 
8 des 


Ca) In feiner Abhandlung von den Oolithen, mineralogiſchen Beluſtigungen 5. Band. S. 95. 
die ſich lateiniſch in den Actis Helueticis. Tom. befindet. Sie iſt auch franzöfifch gedruckt. 
V. p 97. deutſch aber in dem neuen Hamburgi⸗ (b) Beytraͤge zur Naturgeſchichte ſonderlich 
chen — gazin. 1. Band. S. 530. f. und in den des Mineralreichs. Th. 1. ©. 171. 


eine gewiſſe Bildung angenommen haben. 477 


des Schrots angetroffen werden, und welche man mit Recht unter die Roggenſteine 
zähle, Die Farbe dieſer Muͤtter iſt ebenfalls fehr verſchieden. Sie iſt ſchwarz, 
weiß, weißgelb, braun, roth, braunroͤthlich, graulich, weißgrau und dergleichen. 
Innwendig ſind die Roggenſteine nicht von einerley Art. Manche haben ein feines 
Sandkorn in ſich, wie die mehreſten Erbſenſteine, bey andern fehlet dieſes Sandkorn. 
Manche beſtehen aus ſichtbaren Lamellen, die ſich ſonderlich durch das Anſchleifen ent— 
decken laſſen, bey manchen iſt dieſe blaͤtterigte Textur ſchwerer zu erkennen, und manche 
ſcheinen ſogar ohne Lamellen zu ſeyÿn. Es kommen Faͤlle, die nach und nach in dieſer 
Abhandlung vorkommen werden, wo ganze Felſen aus Roggenſteinen beſtehen, man 
findet ſie aber auch in kleinern Lagen, und auf den Feldern zerſtreut. Daß ſich auch 
wahrer verſteinter Fiſchroggen gedenken laſſe, das werde ich hernach darthun, und die 
Beyſpiele anfuͤhren, welche in dieſer Ruͤckſicht bekannt geworden ſind. 


§. 598. a 

Die ſchwerſte Frage in dieſer Abhandlung iſt diefe: was denn der Roggen— 
ſtein eigentlich ſey? mit der Beantwortung dieſer Frage werde ich mich auch am 
laͤngſten beſchaͤftigen. Man wird unter den Alten ſehr wenige finden, welche nicht die 
Roggenſteine ohne Unterſchied fuͤr wahre Verſteinerungen gehalten haͤtten; unter 
den neuern hingegen wird man ſehr wenige antreffen, welche den Oolithen ohne Unter— 
ſchied einen Platz unter den Verſteinerungen anweiſen ſollten. Man kann folglich die 
Schriftſteller in Abſicht auf die Roggenſteine in zwo Rlaſſen bringen. In die erſte 
Blaſſe kann man diejenigen Gelehrten ſetzen, welche den Oolithen eine zufällige Bil 
dung beylegen, und ſie daher fuͤr bloße Sinter oder Tropfſteine halten. Die andere 
Blaſſe wird alsdann diejenigen ausmachen, welche die Oolithen unter die Verſteine— 
rungen ſetzen. Dieſe theilen ſich wieder in zwey Haufen. Der eine Theil nennet 
alles Verſteinerungen, was nur unter dem Namen der Roggenſteine vorgezeigt werden 
kann. Der andere Theil aber will unter der unbeſchreiblichen Menge der Roggen— 
ſteine nur ſehr wenigen den Namen wahrer Verſteinerungen ertheilen. Ich will von 
allen dieſen Meynungen einige Schriftſteller auſtreten laſſen, und zufoͤrderſt diejenigen, 
welche nicht dafuͤr halten, daß die Roggenſteine Verſteinerungen ſind. 

Herr Pr ofeſſor Cartheuſer (e) fand einen Roggenſtein zu Frankfurth an der 
Oder, und behauptet von demſelben, daß er aus einer Kalkartigen Materie ent— 
ſtanden ſey. Er beſchreibet ihn folgendergeſtalt: fruſtulum Oolithi cujusdam grifei, 
ouulorum piſcium figuram accurate exprimentis ex materia calcarea formati. Herr 
Profeſſor Hollmann (d) erzaͤhlet ihre Entſtehungsart alſo, daß die Roggenſteine 
wie ein Sinter, durch bloßes Anſetzen neuer Theile entſtuͤnden. Er traͤgt feine Meys 
nung folgendergeſtalt vor: Si aquae materia lapidea et tophacea repletae ia loco quo- 
dam quieſcant, bullasque äereas in ſuperficie ſua, cauſa qualicungne concipiant, 
bullarum iſtarum ambitus ita ſaepe breui tempore rigeſcit, vt teſtam ouorum ſubtiliſ- 
fimam fere referat, quae dentium etiam vim experta, ſtridorem ſenſibilem excitet. 
Haec igitur materia, fi granulis, aqua hinc inde volutatis, adhaereſcat, corticem 


9003 ſubtiliſ. 


ö (e) Oryctographia Viadrino Francofurtha- (d) Sylloge eommentationum in Reg. Seient, 
na. p. 65 · Societ. recenſitarum. p. 192. 


— 


478 Von den Steinen, welche ohne verſteinert zu ſeyn 


ſubtiliſſimum eidem facillime inducit: cui alius paulo poſt circumpofitus, aliique 
porto alis ſucceſſiue juncti, corpus tandem ejusmodi globoſum vel in medio fluido 
ambiente, formant, cui arenula ejusmodi, centri quafi loco, incluſa appareat. Er 
erklaͤret ſich die Moͤglichkeit dieſer Entſtehungsart, und die Richtigkeit ſeiner Erklaͤrung 
aus der Beſchaffenheit, der von mir vorher beſchriebenen Carlsbader Erbſenſteine. 
Wallerius (e) hat die Roggenſteine unter die Steinverhaͤrtungen, und mit den 
Rinden-Tropf. und Tophſteine in eine Klaſſe geſetzt, zum Beweiſe, daß die Oolithen 
als Verſteinerung betrachtet an ihm zuverläßig keine Vertheidiger finden. Seine Be⸗ 
ſchreibung die er davon giebt, ſetzt die Sache außer Zweifel. Es hat das Anſehen 
ſagt er, als eine Menge abgeſondeter Fiſchroggeneyer, oder vegetabiliſcher Frucht und 
Erbſen, die im Steine eingemiſcht und verſteinert find; hat feinen Urſprung von 
Erde, oder Steinvermiſchtem Waſſer, welches Tropfenweiſe in eine 
weiche loſe Erde gefallen iſt, wonaͤchſt die runde Tropfen zuerſt coagulirt und ver⸗ 
härter find, darnach die Erde ſelbſt, worinne fie lagen. Der Ritter von Linne (f) 
hat die Oolithen unter die beyden Namen Hammites und Oolithus gebracht. Ham- 
mires gehoͤret bey ihm unter die Marmore, und uͤber den Urſprung deſſelben hegt er 
folgende Gedanken: natus e calce coalelcente-Auctibus maris rotundata vt Tophus 
Oolithus. Der Oolith hingegen ſtehet bey ihm unter dem Tophus, wo ſich der 
Herr Ritter in Ruͤckſicht auf feinen Urſprung auf den Herrn Hollmann beruft, 
deſſen Gedanken ich kurz vorher vorgetragen habe. Bundmann (g) will den Rog⸗ 
genfteinen den Namen der Verſteinerungen ebenfalls nicht eingeſtehen. Er hat hiebey 
zwey Bedenklichkeiten. Die eine macht ihm die zu große Menge der Roggenſteine, 
die andere aber der Umſtand, daß fie unter dem Brennſpiegel völlig ſchmelzen. Man 
koͤnnte antworten, daß die große Menge der Roggenſteine zwar darthue, daß ſie nicht 
alle ohne Unterſchied Verſteinerungen ſeyn koͤnnen, und das gaben auch diejenigen zu, 
welche unter den Oolithen Verſteinerungen annehmen; allein daß nicht wenigſtens 
einige Oolithen V. einerungen ſeyn koͤnnen, das folgt aus dieſem Grunde noch nicht. 
Wenn einige Roggenſteine unter dem Brennſpiegel geſchmolzen ſind, fo folgt nur, daß 
dies gerade ſolche waren, die keine Verſteinerungen find; nicht, zu gedenken, daß fie 
ja eine Kieſelerde enthalten und dadurch ſchmelzbar werden konnten. Ueberhaupt zwin⸗ 
gen die neuern Naturforſcher manches durch den Brennſpiegel, was ehedem für unübers 
windlich erflärt wurde; daher haben die neuern Chymiſten die Anmerkung gemacht, 
daß man die Beſtandtheile der Körper des Steinreichs zu finden, nicht das ſtaͤrkſte 
chymiſche Feuer am wenigſten aber das Feuer des Brennſpiegels gebrauchen duͤrfe. 
Die Verfaſſer der Onomatologie (h) haben ſich auch zu dieſer Parthey geſchlagen. 
Man muß bey ihnen die Roggenſteine an zwey Orten ſuchen. Wenn ſie an dem einen 
Orte diejenige Gattung beſchreiben, welche die Alten Cenchriter nennen, fo ſagen fie: 
e dies iſt eine Art von Steinverhaͤrtungen, und gehoͤret unter das Roggenſteingeſchlecht, 
von dem er eine beſondere Gattung ausmacht. Es iſt ein verhaͤrteter Stein, welcher 
* 7 2 * ſo 

(e) Mineralreich. S 421. ch) Onomatelogia hiſtorlae naturalis, T. II. 


(1) Syftema naturae 1768. p. 43. 189. p. 240. Tom. IV. p. 725. 
(8) Rariora naturae et artis, p. 143. f. g 


eine gewiſſe Bildung angenommen haben. 479 


ſo gebildet iſt, daß man glauben ſollte, er beſtuͤnde aus lauter Oelmaagen oder Hirſen⸗ 
ſaamen, welche in einen Klumpen zuſammen geronnen, und in Stein verwandelt wors 
den. Jedoch aber iſt zuverlaͤßig, daß er nichts aus dem Thier oder Pflanzenreich 
zu ſeinem Grunde hat, ſondern vielmehr aus einer Erde und einem Steinhaltigen Waſſer 
zuſammengeſetzt, und zu einer Steinart durch die Verhaͤrtung geworden iſt“ Am 
andern Orte beſchreiben fie den Lapis Oolichus. und ſagen: “es hat wuͤrklich Leute 
gegeben, welche dieſe ungeheure Menge von Oolithen fuͤr eben ſo viele verſteinerte 
Fiſcheyer angeſehen haben. Nun iſt es nicht einmal wahrſcheinlich, daß eine ſo weiche 
Materie, dergleichen die Fiſcheyer ſind, verſteinert werden koͤnne. Weit glaublicher 
iſt es, daß ein Sandkoͤrnchen eine Zeitlang in einem kalkigten Waſſer gerollt, und mit 
Kalktheilchen überzogen worden ſey, woher alsdenn ein runder Körper entſtanden iſt, 
von welcher Art ſich immer mehrere auf einander geſetzt haben. Herr Bertrand (i) 
ein wahrer Kenner der Lithologie hat ſich noch nicht uͤberreden koͤnnen, wahre Oolithen 
zuzugeben. Er erklaͤrt vielmehr ihren Urſprung alſo, wie ihn Wallerius und 
alle feine Anhänger erklaͤrten: eſt une pierre, ſagt er, ou une forte de concretion, 
ſouuent en grande maſſe, compofee de petits globules ronds de differentes grandeurs. 
Herr Guettard (K) beſchreibt ein ſehr ſchoͤnes Stuͤck Roggenſtein, daß er in Wien 
in dem Kabinet des Herrn von Koll fand. Er entdeckte hier ſehr deutlich durch das 
Vergroͤßerungsglas, daß viele von den Dolithen innwendig eine kleine Muſchel hatten, 
die man gewoͤhnlich Turbiniten nennet; und fragt bey dieſer Gelegenheit: ſind die 
Golithen wahre Muſcheleyer? und antwortet: “wenn man ganze Maſſen von 
Oolithen faͤnde, welche innwendig alle Muſcheln haͤtten, und daß nach der Groͤße der 
Dolichen die Muſcheln mehr oder weniger gros wären, fo koͤnnte man die Meynung 
derjenigen eben nicht verwerfen, die ſie fuͤr Eyer halten. Aber dieſer einzige Umſtand 
ſcheinet mir nicht hinreichend zu ſeyn, diejenigen, die die andere Meynung haben zu 
noͤthigen, dieſe hier anzunehmen.“ Herr Hofmann (1) hat von den Roggenſteinen 
eine ganz eigne Meynung. Nachdem er vorher zu erweiſen geſucht hatte, daß der 
Tropfſtein unmoͤglich ſolche runde Kuͤchelchen in einer ſo ſtrengen Ordnung bilden koͤnne, 
fährt er fort: „ich bin alſo der Meynung, daß die Urſache der Entſtehung der Rog— 
gen⸗Hirſen- und Mohnſaamenſteine in dem Aufbrauſen geſucht werden muͤſſe. Es 
ſind dieſe ſteinerne Koͤrnchen gemeiniglich etwas Eiſenhaltig, und da ſie eine kalkigte 
oder Mergelhafte Maſſe zur Grundlage haben, ſo halte ich dafür, daß dieſe Kalkſchicht 
als eine alkaliſche Maſſe, anfaͤnglich von einer ſauern Fluͤßigkeit benetzt worden, und 
daß von dem alsdann erfolgten Aufbrauſen, nach der Beſchaffenheit der Fluͤßigkeit, 
und angefeuchteten Maſſe, dieſe kleine runde Steinchen hervorgebracht worden. Dies 
ſer Meynung, welche viel Wahrſcheinlichkeit hat, ſtehet gleichwohl dieſes entgegen, daß 
Roggen⸗ 


(i) Dictionnaire des Foſſils. Tom. II. p. 97. 
(k) Mineralogiſche Anmerk. uͤber Deutſch⸗ 
land und Frankreich in den mineralogiſchen Belu— 
ſtigungen 3. Band. S. 152. f. Ich habe über 
dieſe Stelle des Herrn Guettard eine Abhand—⸗ 
kung für die # ta academiae electoral Mogunt. 
ſcientiarum vtilium, die aber noch nicht gedruckt 


iſt, ausgearbeitet, und bewieſen, daß ſeine Gruͤn⸗ 
de wider einige aͤchte Roggenſteine das nicht dar— 
thun, was ſie beweiſen ſollen. 

(1) In der Abhandl. von der Erzeugung der 
Steine in dem neuern Hamburgiſchen Magazin. 
3. Band. 5. 56. S. 238. f. 


480 Von den Steinen, welche ohne verſteinert zu ſeyn 


Roggenſteine gefunden werden, die nichts Eiſenhaltiges enthalten, und die auch außer⸗ 
dem in keiner kalkigten Mutter liegen. Ich berufe mich auf die runden Kuͤchelchen auf 
ſchwarzen Schiefern, dergleichen auf den Mannsfeldiſchen Siſchſchiefern vorfom« 
men, welche vielleicht nicht ohne Grund unter die Roggenſteine gezaͤhlet werden. Herr 
Leibarzt Vogel (m) war in feinem Herzen fo uͤberzeugt, daß aller Roggenſtein an 
den Verſteinerungen keinen Anſpruch zu machen habe, daß er auch ſagt: „nichts iſt 
lächerlicher, als wenn dieſe Dinge für wuͤrkliche verſteinte Fiſchroggen ausgegeben wer: 
den. Ich uͤbergehe den Herrn von Bomare (n) und einige andere, welche von den 
Roggenſteinen eben dieſe Meynung hegten, und fuͤhre nur noch den Scheuchzer (o) 
an. Dieſer ſcheinet es mit keiner Parthey verderben zu wollen. Er fuͤhret die Rog⸗ 
genſteine unter den Ueberbleibſeln der Suͤndfluth an, und glaubt doch, daß ſie keine 
Verſteinerungen find, Er ſagt: “es kann ſeyn, daß die ſogenannten Hammitae oder 
Roggenſteine anders nichts ſind, als zuſammen gepackte Fiſchroggen oder Eyer; ich 
fage es kann ſeyn, denn dieſes Punktes halber koͤnnen ſich noch die und andere Scrus 
pel ereignen. Gleichwohl hat die Eſtime vor die erſte Meynung mich bewogen einige 
dieſer Steine unter die Reliquien der Suͤndfluth zu zaͤhlen. An einem andern Orte (p) 
hat er ſich für die andere Meynung guͤnſtiger erklaͤret, denn er ſagt in feiner Naturhi⸗ 
ſtorie: Ouulis adſperſum ſaxum; ob dieſe Eylein ſeyn von Fiſchen, oder von Lorica 
marina Imperat. Hiſt. nat. p. 688. oder vom Froſchleich, kann ich nicht gewiß ſagen. 


599. 

Dies fuͤhret mich zu der andern Blaſſe der Naturforſcher in den getheilten 
Meynungen von den Oolithen, naͤmlich zu denenjenigen Gelehrten, welche entweder alle 
Roggenſteine ohne Unterſchied, oder doch wenigſtens einige unter ihnen zu wahren Ver⸗ 
ſteinerungen machen. Ich habe ſchon oben geſagt, daß einige alle Roggenſteine ohne 
Unterſchied zu wahren Verſteinerungen machen, daß nach andrer Meynung dieſe Ehre 
nur ſehr wenigen Roggenſteinen gehoͤret. Ich will von beyden Meynungen einige Zeu⸗ 
gen auftreten laſſen. 

Erſtlich von denen, welche alle Roggenſteine ohne Unterſchied zu 
Verſteinerungen machen. Ich mache mit dem Stobaͤus (4) den Anfang, eis 
nem Mann der in vielen Faͤllen richtiger dachte als ſeine Vorgaͤnger. Aber das war 
ihm doch nicht zu verzeihen, daß er alle Roggenſteine zu Verſteinerungen machte, und 
ſogar vorgab, es ſey nicht ſchwer zu erkennen, daß der Roggenſtein aus Eyern von Fis 
ſchen und Schaalthieren beſtehe. Dies beweiſet er nun zwar eigentlich nicht, ſondern 
er ſucht vielmehr die große Menge der Roggenſteine aus der unglaublichen Fruchtbar— 
keit der Fiſche begreiflich zu machen. Es iſt wahr, man erſtaunet, wenn man die 
Schriftſteller über die Fruchtbarkeit der Fiſche nachlieſet (r). In einem ſolchen Be⸗ 

trachte 


(m) Practiſches Mineralſyſt. S. 256. Anm. 87. (4 Monumenta diluwii vniuerfalis ex hi- 
(n) Dictionnaire d'hiſtoire nat. T. VIII. p. II. ſtoria naturali. Opuſeulorum. p. 312. 


erg des Schweitzerlandns. Th. 0 9 ache Athotheologte S. 617. f. Manı 

W “nn . nichfaltigkeiten eine gemeinnuͤtzige Wochenſchrift 
Mufeum diluuianum num. 985. fpeci 

RR. Helueticae. S. 12. Fig. 14. Natur⸗ en — „„ der Naturge⸗ 

hiſtorie des Schweitzerlandes. Th. 3. S. 330. f. u S. 28, f. 


eine gewiſſe Bildung angenommen haben 481 


krachte wuͤrde man auf die großen Klumpen ſolcher Eyer in einer einzigen Maſſe von 
Roggenſteinen einen ziemlich wahrſcheinlichen Schluß machen, wenigſtens den gewoͤhn⸗ 
lichſten Einwurf, den man von der Unmoͤglichkeit fo vieler Eyer hernimmt, beantworten 
koͤnnen. Allein ich glaube, daß man hier eine ſehr uͤberfluͤßige Arbeit unternimmt, da 
noch kaum einer von den neuern Naturforſchern den Roggenſteinen ohne Unterſchied ei⸗ 
nen freyen Anſpruch auf die Verſteinerungen machen laßt. Herr von Juſti (1) erzaͤh⸗ 
let uns, daß die Oolithen von einigen fuͤr Fiſchroggen, von andern fuͤr Saamen aus 
dem Pflanzenreiche gehalten würden, und glaubt, daß beydes möglich ſey, ohne zu fa« 
gen, warum er es glaubt. Wir legen ihn alſo bey Seite, und ergreifen den gelehrten 
Leßer (t). Dieſer war ſonſt gewohnt in ſeinen Schriften alles zu wiederholen, was 
ſeine Vorgaͤnger von einem jeden Koͤrper geſagt hatten. Bey den Roggenſteinen aber, 
die er durchgängig für Verſteinerungen annimmt, hat er nur den Buͤttner ausge— 
ſchrieben, und dann die ſehr uͤberfluͤßige Muͤhe uͤber ſich genommen, aus der großen 
Fruchtbarkeit der Fiſche die Moͤglichkeit darzuthun, daß ganze Felſen aus wahrem ver— 
ſteinten Fiſchroggen beſtehen koͤnnen. Das einzige was Leßern Ehre bringt iſt dieſes, 
daß er die Roggenſteine ausdruͤcklich von den Erbſenſteinen, die er für bloße Tropfſteine 
haͤlt, unterſchieden haben will. Buͤttner (u) den eben Leßer fo forgfältig excerpirte, 
thut ſich ſchon im voraus etwas darauf zu gute, daß er den Beweiß von der Wahrs 
heit der Verſteinerung der Roggenſteine fuͤr einen beſondern Sieg uͤber die Freunde der 
Naturſpiele und der Steingeburten anſehen darf. Dasjenige was er hervorbringt, ih: 
nen einen Platz unter den Verſteinerungen anzuweiſen, beſtehet darinne: die Materie, 
welche die Eyer umſchließt, iſt nicht terreſtriſch oder kryſtalliniſch, ſondern ſie gleicht ei. 
ner bloßen Perlenmutter. Man findet bey vielen im Mittelpunkte eben das ſchwarze 
Pünktchen, das ſich im Froſchleich befindet, und an einem Schleſiſchen Conchiten fand 
er nicht nur ganz kleine Muſcheln, ſondern auch noch kleinere Koͤrner, die er nicht nur 
für Eyer hielt, ſondern auch darinne noch mehr beſtaͤrkt wurde, da er unter ihnen 
ſolche fand, welche bereits die Geſtalt kleiner geſtreifter Muſcheln hatten. Ich geſtehe 
es, daß der erſte und zweyte ſeiner Gruͤnde durch wichtige Einwuͤrfe ſehr geſchwaͤcht 
werden koͤnnen; aber der dritte Grund, ſo ſehr er der Leichtglaͤubigkeit unſrer guten 
Vorfahren aͤhnlich iſt, ſo viel Nachdenken verdienet derſelbe, wenn wir ihn mit einer 
Beobachtung zuſammen halten, die ich hernach vom Herrn Spoͤring anführen werde. 
Bruͤckmann (x) und Kappolt (y) baben alles hervor geſucht, die Roggenſteine zu 
Verſteinerungen zu machen, ſie haben aber im Grunde weiter nichts gethan, als die 
alten, von mir bereits angeführten Gründe, wiederholet. Volkmann (2) ſucht die 
Oolithen durch drey Gruͤnde zu wahren Verſteinerungen zu machen. Sie werden, 
ſagt er, unter Corallen, Muſcheln und andern Marinis und wahren Verſteinerungen 


gefunden. 
() Grundriß des geſammten Mineralreichs. (x) De Oolitkis Helmſtadt. 172 . und abge⸗ 
S. 181. 8 druckt in dem Theſauro ſubterraneo p. 127. 
5 („) Quaeſtio naturalis Pruffica de Oolitho 
(t) Lithotheologie. S. 617. regiomortano an Cauiarium petrefactum? 


(u) Rudera diluuii teſtes, p. 244. (2) Sileſia ſubterranea p. 156. 
2. Tb. 5 P p p 


482 Von den Steinen 8 welche ohne verſteinert zu ſeyn 


gefunden. Man findet dazwiſchen allerley Schneckchens, die zum Theil bereits gekro⸗ 
chen ſind. Die Ouula ſelbſt haben ihre Tunicas und Haͤutlein, das Weiſe und die 


Dotter, ja an etlichen kann man fo gar die Brut ſehen. Herr Volkeit (a) der im 


Grunde nichts weiter gethan, als den Volkmann, Schwenkfeld und andere Schle— 
ſiſche Schriftſteller in einen Auszug gebracht hat, hat auch dieſen Irrihum feiner Vor⸗ 
fahren beybehalten, daß er die Roggenſteine ohne Unterſchied zu wahren Verſteinerun⸗ 


gen macht. Er iſt vielleicht der einzige unter den neuſten Schriftſtellern, der dieſes ges 


than hat. 
§. 600. ö 5 
Ich koͤnnte noch mehr Schriftſteller anfuͤhren, welche dieſes behaupten, daß alle 
Roggenſteine wahre Verſteinerungen ſind; allein ich will mich lieber zu den Gelehrten 
wenden, welche nur einige wahre Verſteinerungen unter ihnen annehmen, und in deren 
Augen, mich duͤnkt mit allem Rechte, ein verſteinter Oolich eine große Seltenheit iſt. 
Ich mache mit einem Ungenannten (b) den Anfang. Die ungeheure Menge der 
Roggenſteine verringert ſeinen Glauben ſehr, ſie zu Fiſchroggen zu machen. Bey 


Braunſchweig, ſagt er, iſt der NMußberg, beynahe oben eine Viercheilmeile lang, 


der aus nichts als Roggenſteinen beſtehet. Ich will aber nicht gaͤnzlich leugnen, daß 
darunter zu Zeiten wahrer Roggenſtein vorkommen koͤnne, da man doch jetzo ſchon viel 
weichere Thiere verſteint hat. Herr Rath Baumer (c) geſtehet von den Roggenſtei⸗ 
nen, daß der groͤßte Theil derſelben unter die Sinter gehoͤre, er ſetzt aber doch hinzu: 
„manche ſehr fefte Arten möchten aber wohl eher unter die Verſteinerungen, als unter 
die Sinter gehoͤren. Denn man beobachtet an ihnen, daß ſie nicht nur in Floͤtzbergen 
mit ihren Saalbaͤndern anſtehen, ſondern innerlich gleich andern Verſteinerungen mit 
Spath verſehen find, welches ich nie bey bloßem Sinter beobachtet habe.” Eine 
Beobachtung des Herrn Spoͤrings (d) iſt zu ſonderbar, als daß ich fie gänzlich 
übergehen koͤnnte. Er fand Eyer und Junge von Schnecken und Muſcheln in 
verſteinten Muſchelſchaalen. Er fand naͤmlich in einigen verſteinten Muſcheln ei⸗ 
nen gelben Sand, in welchen er alle Arten von Muſcheln entdeckte. Nun faͤhrt er fort: 
ich ſahe auch kleine ſphaͤriſche Körper, die ich anfänglich meiner Aufmerkſamkeit nicht 
wuͤrdig hielt, weil ich mich mit der Betrachtung der kleinen Muſcheln beſchaͤftigte, 
welche ſehr ſchoͤn waren; aber nachdem ich eine gute Anzahl derſelben gefunden hatte, 
fieng ich an zu glauben, daß dieſes Eyer ſeyn koͤnnten. Ich machte ſie mit einer ſehr 
feinen Nadel los, bey welcher Arbeit ich ſie zerbrach, aber dadurch nur die leeren Eyer⸗ 
ſchaalen entdeckte, woraus ich ſchloß, daß dieſes entweder nicht recht reiſe oder unfrucht⸗ 
bare Eyer waͤren; weil ich ungeachtet der genauſten Unterſuchung, darinnen keine Spu— 
ren von einer Muſchel fand, wie ich natuͤrlicher Weiſe vermuthen konnte. Dieſe klei⸗ 

ö nen 


(a) Nachricht von den Schleſiſchen Minera⸗ (ck) Eyer und Junge von Schnecken und 
lien S. 88. f. Muſcheln in verſteinten Muſchelſchalen: in dem 
(b) Beytraͤge zur Naturgeſchichte ſonderlich 7. Bande der Abhandlungen der Koͤnigl. Schwed. 
des Mineralreichs 1. Th S. 169. f. Akad. der Wiſſenſchaften, und in dem 5. Bande 
(c) Naturgeſchichte des Mineralreichs 1. Th. der mineralog. Beluſtigungen ©. 112. 
S. 193. 2. Th. S. 125, N 


eine gewiſſe Bildung angenommen haben. 483 


nen Muſcheln nebſt ihren Eyern find der ſchwediſchen Akademie der Wiſſenſchaften zu⸗ 
geſchickt worden.” In des Herrn Knorr (e) Petrefactenwerke wird auch ein Fiſch 
aufgeſtellt, bey welchem ſich juſt da, wo beym lebendigen Fiſche der Roggen ſitzt, eine 
Menge kleiner runder Koͤrper befindet, welches aller Wahrſcheinlichkeit nach nichts als 
ein verſteinter Roggen ſeyn kann. Was Baper (f) von den Roggenſteinen übers 
haupt ſagt, das will ich nicht weitlaͤuftig wiederholen; aber das muß ich wenigſtens 
bemerken, daß er einen Roggenſtein beſchreibt, und Tab. 6. fig. 30. abbildet, wo ſich 
mitten unter den runden Koͤrnern, eine Menge der kleinſten Schneckchens befindet, von 
welchen Baier glaubt, daß fie aus dieſen Eyern ausgekrocheu wären. In den Schrifs 
ten des Herrn Hofrath Walchs (g) haben die Roggenſteine ein verſchiedenes 
Schickſaal. Im Steinreiche ſtehen ſie zwar unter den Verſteinerungen, allein der 
Herr Verfaſſer ſetzt hinzu: “es iſt noch eine große Frage, ob auch diejenigen Steine, 
die man Roggenſteine renner, wuͤrklicher Fiſchroggen ſind? woran verſchiedene nicht 
ohne Grund zweifeln. Im dritten Theil der Naturgeſchichte ſchreibet er den Roggen. 
feinen ohne Unterſchied eine zufällige Bildung und mit den Bohnen» und Erbſenſtei⸗ 
nen einerley Entſtehungsart zu; guͤnſtiger aber urtheilet er im zweyten Theile der Nas 
turgeſchichte von ihnen. Er ſchreibet von einem Fragment eines Oſtraciten folgendes: 
N. 3. iſt beſonders Betrachtungswuͤrdig, wenn es gleich nur ein Fragment eines 
Oſtraciten iſt. Denn in der Mitte der innern Schaale zeigt ſich an den braͤunlichen 
Flecken, wo ehedem durch eine ſtarke Muskel das lebendige Thier an ſeiner Schaale be⸗ 
ſeſtiget geweſen, eine Menge kleiner lichtbrauner Kuͤchelchen. Dieſe ſind nun zwar 
nicht die Eyer von dieſer Auſter, denn dafuͤr waͤren ſie wohl zu groß, weil ſich aber 
zwiſchen ihnen kleine erhabene Puͤnktchen zeigen, die erſt ein gewafnetes Auge entdecket, 
ſo iſt es wahrſcheinlich, daß dieſe kleine Puͤnktchen die Eyer dieſer Auſterſchaale gewe⸗ 
ſen, und daß aus ſolchen erſt jene Kuͤchelchen entſtanden, die nichts anders als eine 
Menge kleiner an einander haͤngenden und in ein rundes Kluͤmpchen zuſammen geball⸗ 
ter Auſtereyer find. Herr Schmidt (h) hat von den Oolithen ohne Zweifel am weit. 
laͤuftigſten gehandelt. Er giebt wahre Oolithen zu, er ſagt aber zugleich: es giebt in 
der That wenige, denen ich glaube dieſen Namen geben zu duͤrfen, ich wollte ſie aber 
doch nicht gaͤnzlich leugnen. Dies fuͤhrte ihn nothwendig auf die Frage: woran er⸗ 
kenne ich die wahren Oolithen? und welches find die Kennzeichen, wo— 
durch ich die wahren Oolithen von den falſchen unterſcheiden kann? Die 
chymiſchen Kennzeichen, die Herr Schmidt anfuͤhret, will ich diesmal uͤberſchlagen, 
denn ſie ſind blos verneinend. Sie lehren zwar, welches keine wahren Oolithen ſeyn 
koͤnnen, aber fie lehren nicht welches wahre Oolithen ſind. Die andern Kennzeichen 
aber (1), will ich anführen, und mit einigen Anmerkungen begleiten. Herr Schmidt 
ſagt: “die wahren Oolithen muͤſſen immer in einem und eben demſelben Haufen Eyer, 

Y pp 2 g beynahe 


(e) 3 von den Merkwuͤrdigkeiten u. 2. Th. 1. Abschnitt. S. 148. 3. Th. 
der Natur 1. Th. Tab XXII. fig. 2. S. 1 
(f) Oryctographia Norica p 33. (hy Von den Oolithen. Siehe $- 596. not. e. 
(g) Syſtematſſches Steinreich S. 74. der (i) Siehe die mineralogiſchen een 
aͤltern Ausgabe: Naturgeſchichte der Verſteine- 5. Th. S. 97. 


484 Von den Steinen, welche ohne verfteinert zu ſeyn 


beynahe von einerley Groͤße, und von einer Geſtalt enthalten, die entweder Regel⸗ 
maͤßig, oder nur zufaͤlliger Weiſe unregelmaͤßig iſt.“ Ich zweifle, daß dieſes Kenn⸗ 
zeichen entſcheidend und untruͤglich fey. Man nehme an, daß Eyer durch Ueberſchwem⸗ 


mungen an den Ort gefuͤhret worden ſind, wo ſie verſteinert wurden, war es wohl anders 


möglich, als daß hier Eyer von verſchiedener Gattung, Geſtalt und Größe, unter ein» 


ander verſchwemmt lagen, die nachher verſteinertt wurden. Man nehme an, daß Eyer 7 


von Fiſchen, von Krebſen, von Schaalthieren an einem Orte, in einer See, oder in 
einem Teiche bey einander lagen, ſo kann es wieder nicht anders geſchehen, als daß 
Körper von verſchiedener Geſtalt und Größe entſtehen muͤſſen. Selbſt bey einem ehe⸗ 


maligen Seegrunde, wenn man ihn annimmt, ſtehet mein Gedanke feſt. Die Oerter, 


faͤhrt Herr Schmidt fort, werden diejenigen ſeyn, wo man andere Verſteinerungen 
antriſt. Dies iſt wahr, aber nur nicht entſcheidend. Bey Sraunfchweig im 
Brandenburgiſchen, und in dem Canton Baſel findet man ganze Berge, die aus 
Roggenſteinen beſtehen, unter welchen man auch andere Verſteinerungen antrift, und 
gleichwohl wird Niemand in unfern Tagen behaupten, daß ganze Berge aus einem wah⸗ 
ren Reggenſtein beſtehen koͤnnen. „Die gewiſſeſten Oolithen, ſagt endlich unfer Vers 
faſſer, die einzigen gegen welche man nicht ein Wort einwenden kann, ſind diejenigen, 
welche man nebſt den Fiſchen oder Krabben an den Orten ſelbſt findet, wo dieſe Thiere 
ihre Eyer haben. Dieſes Kennzeichen iſt untruͤglich, nur daß es die Anzahl wahrer 
Oolithen zu ſehr einſchraͤnkt. Wir wuͤrden, ſo viel mir bekannt iſt, nur fuͤnf wahre 
Oolithen haben, und keinen einzigen verſteinten Roggenſtein aufweiſen koͤnnen. Der 
eine wuͤrde der Fiſch ſeyn, deſſen Leßer (k) gedenkt: ich habe, ſagt er, einen Fiſch⸗ 
ſchiefer vom Buchholze, in deſſen Leibe man ganz deutlich runde Gruͤbchen ſiehet, in 
welchem die Eyer gelegen haben.“ Gleichwohl waͤre dieſes nur ein Spurenſtein. Der 
andere wuͤrde die hoͤchſt ſeltene Krabbe ſeyn, welche Herr d' Annone beſitzt, welche an 
dem Orte ſelbſt verſteinte Eyer hat, wo ſie bey dieſen Thieren in ihrem natürlichen Zus 
ſtande liegen (1). Der dritte würde der Fiſch aus der Anorrifchen Sammlung ſeyn, 
deſſen ich vorher gedacht habe. Das vierte Beyſpiel wuͤrden die kleinen Muſcheleyer 
ſeyn, die Herr Spoͤring entdeckt hat; und dazu wurde ich endlich die Auſter zählen 
duͤrfen, die ich vorher aus der Walchiſchen Naturgeſchichte angefuͤhret habe. 
$. 601. 

Ehe ich meine eigne Meynung von den Roggenſteinen vortrage, ſo will ich mei⸗ 
nen Leſern die Bequemlichkeit machen, und ihnen die Gruͤnde im Auszuge wiederholen, 
die man fuͤr die Wahrheit einiger eigentlichen Roggenſteine anfuͤhret. Zum Theil ſind 
ſie freylich ſehr ſeichte und koͤnnen leicht widerlegt werden, aber es ſind doch auch ſolche 
unter ihnen, die ein großes Gewicht haben. 

1) Man beobachtet an den Roggenſteinen, daß ſie nicht nur in Floͤtzbergen mit ih⸗ 
ren Saalbaͤndern anſtehen, ſondern auch innerlich gleich andern Verſteinerun— 
gen mit Spath verſehen find. Baumer Naturgeſchichte des Mineralreichs. 
Th. 2. S. 125. f. 

2) Es 


(k) Lithotheologie. S. 623. 
i Mineralog. Vel. 5. Th. S. 17 t. 


ö 


eine gewiſſe Bildung angenommen haben. 485 


2) Es iſt nicht ſchwer zu erkennen, daß der Roggenſtein aus wahren Fiſcheyern be⸗ 
ſtehet. Stobaͤus Opuſcula. p. 312. 


3) Die Meynung von den wahren Dolithen legt wenigſtens nichts unmoͤgliches zum 
Grunde. Juſti Grundriß des Mineralreichs. S. 181. 


4) Die Materie, welche die Ener umſchließet ift nicht terreſtriſch oder kryſtalliniſch, 
ſondern fie gleicht einer bloßen Perlmutter. Buͤttner rudera dilunii teſtes. 
P- 244. f. 
5 Man findet bey vielen im Mittelpunkte eben das ſchwarze Puͤnktchen, daß ſich 
im Froſchleich befindet. Buͤttner am angeführten Orte. 


6) Man findet auch wuͤrkliche Eyer, und unter denſelben ſolche, welche ſchon die 
Geſtalt kleiner geftreiften Muſcheln haben. Buͤttner am angeführten Orte. 
Mineralog. Beluſt. 5. Th. S. 112. 


7) Man findet bey manchen Roggenſteinen mitten unter den Eyern, eine Menge 

der kleinſten Schneckchen, die man als ſolche anſehen muß, die erſt aus den 

Eyern gekrochen find. Baier Oryctographia Norica. p. 33. Volkmann 
Sileſia ſubterranea. p. 156. 


8) Man findet ſie unter Korallen, Muſcheln und andern Marinis und wahren Ver⸗ 
ſteinerungen. Volkmann am angefuͤhrten Orte. 


9) Die Eyer haben ihre Tunicas und Haͤutchens, das Weife und die Dotter, und 
in einigen kann man ſogar die junge Brut ſehen. Volkmann am angefuͤhr⸗ 
ten Orte. 


10) Man hat ſogar verſchiedene Beyſpiele, wo ſich verſteinte Eyer in verſteinten 
Fiſchen befinden, und zwar da, wo ſie ſonſt bey den Fiſchen zu liegen pflegen. 
Leßer Lithotheol. S. 623. Mineralogiſche Beluſtigungen. 5. Th. ©. 11. 
Bnorr Sammlung von den Merkwuͤrdigkeiten der Natur. Th. 1. Tab. XXII. 2. 
Walch Naturgeſchichte der Verſteinerungen. Th. 2. Abſchn. 1. S. 148. 


Wenn ich nun meine eigne Meynung ſagen ſoll, ſo iſt jetzo eigentlich die Rede 
gar nicht von ſolchen Beyſpielen, wo in Fiſchen, oder Krebſen, oder Muſcheln die 
Eyer verſteint liegen; ſondern von den eigentlichen Roggenſteinen, ſo wie ich ſie vorher 
(597.) beſchrieben habe. Hier koͤnnen meine Leſer aus dem Orte, wohin ich fie in 
meinem Syſtem geſtellet habe, den Schluß auf meine Meynung ſelbſt machen. In⸗ 
zwiſchen gebe ich unter den Roggenſteinen einige wahre Verſteinerungen 
zu, ob ich ſie gleich zu großen Seltenheiten mache. Und welche ſind es? 
Nicht die Roggenſteine, die ſich in ganzen Bergen und großen Felſen finden; denn es 
iſt gar nicht glaublich, daß ſo vieler Roggen an einem Orte, und wenn es das Meer 
geweſen waͤre, bey einander habe liegen koͤnnen, daß es hinlaͤnglich war, Berge und 
Felſen zu bilden; nicht die Roggenſteine, an welchen man wie an den Erbſenſteinen ein 
. P p p 3 blatterich⸗ 


485 Von den Steinen, welche ohne verfteinert zu ſeyn 


blaͤtterichtes Gewebe entdeckt (m), denn das beweiſet eben, daß es Tropfſteine ſind; 
nicht die Roggenſteine, welche aus einer muͤrben und zerbrechlichen Materie beſtehen, 
denn in einer ſolchen Maſſe hatte ſich der Fiſchroggen nicht erhalten können; endlich 


nicht die Roggenſteine, wo unter die runden Körner kleine Conchylien geſtreut find, 


die man ehedem fuͤr ausgekrochne Brut hielt, denn wenn hätte die auskriechen ſollen? 


Geſchahe es vor der Verſteinerung, ſo waren es keine Eyer mehr, geſchahe es in der 


Verſteinerung, ſo hatte nun das Ausbilden der Eyer nicht mehr ſtatt. Ich glaube 
vielmehr, daß Roggenſteine, welche 1) einzeln gefunden, 2) aus harten Maſſen be⸗ 
ſtehen, und 3) in dem Mittelpuncte der runden Kuͤgelchen fremde Koͤrper, als kleine 
Schneckchen, oder Koͤrper die man nicht beſtimmen kann, die folglich noch nicht ganz 
ausgebildet waren, enthalten; daß ſolche Roggenſteine unter die wahren und ſeltenen 
Beyſpiele gehören, die man aber freylich erſt durch das Anſchleifen erkennet. Von 
der Art beſitze ich ſelbſt einen Roggenſtein aus der Uckermark, wo beynahe kein 
einziges Korn anzutreffen iſt, in welchen nicht ein fremder Koͤrper liege. Die 
mehreſten ſind zwar unkenntlich, und das iſt nicht anders moͤglich, wenn wir uns 
Eyer gedenken; aber in einigen hat der Koͤrper ſeine vollkommene Geſtalt, wo ich 
beſonders einige Turbiniten und Nautilos ganz deutlich ſehe. Die Matrix iſt zwar 
Kalkartig, aber an vielen Orten kryſtalliniſch, und auch in dieſem kryſtalliniſchen 
Fluido ſchwimmen Eyer, die in ihrem Mittelpuncte fremde Koͤrper haben. Dieſes 
redet noch mehr fuͤr die Wahrſcheinlichkeit meiner Meynung, und alle Umſtaͤnde die 
ich angefuͤhrt habe thun nicht nur dar, daß es wahre Roggenſteine gebe, ſondern daß 
auch der wahre Roggenſtein eine große Seltenheit ſey. 


§. 602. 


Wenn gleich dieſe Geſchichte der Roggenſteine ein wenig weilaͤuftig ausgefallen iſt, 


fo hat fie mir doch wenigſtens den Vortheil verſchaft, daß ich nun deſto Fürzer ſeyn 
kann. Ich habe gelegentlich alles zugleich erzaͤhlt, was man von den Roggenſteinen 
wiſſen muß. Die verſchiedenen Meynungen uͤber ſeine Erzeugung kann man vorher 
($. 597.) leſen, und wenn man auch bey manchen Roggenſteinen, die gleichwohl keine 
Verſteinerungen ſind, die blaͤtterigte Textur nicht ſiehet, ſo folget doch nur, daß die ein⸗ 


zeln Theile ſehr feſt zuſammenhangen. Soll doch der Diamant blaͤttricht ſeyn. Eben 


fo habe ich bey Gelegenheit erzählt, daß manchmal ganze Berge und Felſen aus Rog⸗ 
genſteinen beſtehen. Es iſt mir alſo nichts mehr uͤbrig, als daß ich den eigentlichen 
Werth der Roggenſteine beſtimme, von den Oertern rede, wo Roggenſteine gefunden 
werden, und einige Zeichnungen von dieſer Steinart mittheile. 


So viel machen wir uns nicht mehr aus den Roggenſteinen, wie unſre Vorfahren 


thaten, wir legen ſie auch nicht mehr unter die Verſteinerungen, wie ſie zu thun pflegten, 
ſondern wir ſehen fie nur für Naturſpiele an, die wohl in einem vollſtaͤndigen Kabinett 
liegen können: wir laſſen fie wohl zum Theil gar anſchleiſen, damit wir ihnen einen 
äußern Putz geben; aber das iſt auch alles was wir thun. Sie find als Sele in 

einer 


(m) Das waren die Noggenſteine von denen und die Dotter unterſcheiden koͤnne. Dieſer Um⸗ 
unſre Vorfahren ſagten, daß man das Haͤutlein ſtand macht ſie eben verdaͤchtig. 


Ne 


rr 


eine gewiſſe Bildung angenommen haben. 487 


keiner ſonderlichen Achtung. Wenn wir aber unter ihnen ein ſolches Beyſpiel finden, 
von welchem wir wahrſcheinlich glauben, daß es ein verſteinter Roggen ſey, ſo ſchaͤtzen 
wir daſſelbe deſto hoͤher. 

Was die Gerter anlangt, wo ſich Roggenſteine finden, fo merke ich nur an, 
daß ich nicht für alle Buͤrge ſeyn kann, ob es eigentliche Oolithen, oder ob es Pifos 
lichen find; denn ich habe gleich anfangs angemerkt, daß manche Schriftſteller beyde 
Worte fuͤr gleichgeltend halten ($. 595. 597.). Es find aber folgende Oerter die ich 
mir ausgezeichnet habe. Aalsleben, Aoerftedt bey Baͤrenburg, Aeſchebirg, Agay, 
Alfeld, Arconſey, Arnſtadt, Baͤrenburg, Barr, Baſel, Bennungen, Berlin, 
Canton Bern, Birſe, Braunſchweig, Brocken, Briſtol, Burswicke, Commerci, 
Danzig, Paris, Deutſchbuͤren, Dijon, Eißleben, England, Elſas, Esperſtaͤdt, 
Eſelberg bey Wolfenbuͤttel, Frankfurh an der Oder, Giſey, Canton Glaris, Gold— 
berg in Schleſien, Goßlar, Gothland, Gruͤnow, Gyßlifluh, Halle, Hammersleben 
im Halberſtaͤdtiſchen, Hellborn im Eißlebiſchen, Helmsthal bey Sangerhaußen, Heſſen⸗ 
rode im Braunſchweigiſchen, Hildesheim, Hoͤtensleben im Halberſtaͤdtiſchen, Jura— 
berg, Kahmsſtedt im Mannsfeldiſchen, Leinungen, Laublingen, Mandach, Manns⸗ 
feld, Maſſel, St. Marie, Mondregy, Montpart, Nancy, Neuf Chateau, Meus 
kirch bey Goldberg, Nußberg bey Braunſchweig, Oſtgothland, Pirſe, Prattelen, 
Prenzlau, Quedlinburg, Querfurth, Rein, Salzſee im Mannsfeldiſchen, Sampau, 
Sangerhaußen, Schinznach, Schleſien, Schoͤnewerder, Schraplau, Schweitz, 
Seeburg, Semur, Succow, Suͤßer⸗See bey Seeburg, Timmerode bey Querfurth, 
Toureus, Uckermark, Veltheim, Vergitz, Vermanton, Verona, Villieurs, Weltin— 
gerode bey Goßlar, Werningerode, Wolfenbuͤttel, Woodſtock, Woterſen. Siehe 
die mineralogiſchen Beluſtigungen 2. Th. S. 229. 233. 234. 239. 242. 244. 2.47. 3. Th. 
S. 87. 94. 95. 96. 100. 106. 107. Walch Naturgeſchichte der Verſteinerungen 
3. Th. S. 195. 303. Scheuchzer Naturhiſtorie des Schweitzerlandes 3. Th. S. 305, 
Ritter Oryctographia Calenberg II. p. 25. Ritter Oryctographia Goslar p. 16. 20, 
Ritter Supplementa Scriptor pag. 28. 39. Linne Syſtema Naturae III. pag. 43. 
Beytraͤge zur Naturgeſchichte des Mineralreichs 1. Th. S. 169. f. Volkelts Nach 
richt von Schleſiſchen Mineral. S. 89. Baumer Naturgeſchichte des Minerals 
reichs. 1. Th. S. 193. 2. Th. S. 126. Von Born Index Foſſil. Part. I. p. 10. 
Aundmann rariora naturae et artis p. 147. Catalogus des Woltersdorfiſchen 
Kabinets. S. 75. 3 

Zeichnungen von Roggenſteinen haben geliefert: Knorr Samml. der Merk— 
wuͤrdigk. der Nat. 2. Th. Tab. N. fig. 1. Bundmann rariora nat. et artis Tab. IX. 
fig. 4. Leßer Lithotheologie Num. 10. Buͤttner rud. diluv. teſt. Tab. XXVII. fig. 17 
Mineralog. Beluſt. 5. Th. Tab. IV. fig. 9. Baier Oryctogr. Nor. Tab. VI. fig. 30. 
Liebknecht Haſſia ſubterran. Tab. III. fig. 6. 7. Bytemeiſter apparatus curioforum 
Tab. XXI. fig. 247-251. Scheuchzer Spec. lithogr. Helvet pag. 12. fig. 14. deſſen 
Naturhiſtorie des Schweitzerlandes 3. Th. fig. 168. pag. 330, f. und meine zwote 
Kupfertafel fig. 11. 12, 

| VII. Die 


488 Von den Steinen, welche ohne verſteinert zu ſeyn 


VIL Die Incruſtaten ſonderlich das Moos. 
Siehe die dritte Kupfertafel Fig. 9. 10. 11. 
1 §. 603. 
amit es nicht etwa Jemand meiner Leſer zu ſonderbar vorkomme, daß ſie hier eine 
Nachricht von den incruſtirten Rörpern leſen, nicht aber von den verbär- 
teten, und in ihrem natürlichen Fuſtande erhaltenen Noͤrpern; fo wird es 
ohne Zweifel zu meiner Entſchuldigung hinreichen, daß ich in dieſem ganzen Abſchnitte 
von Steinen rede, welche ohne verſteinert zu ſeyn, eine gewiſſe Bildung 
angenommen haben. Verhaͤrtete und in ihrem natuͤrlichen Zuſtande erhaltene 
Koͤrper gehoͤren daher in keiner Ruͤckſicht hieher, die Incruſtationen aber darf ich hier 
deſto ſicherer anfuͤhren; denn ſie ſind keine Verſteinerungen, ſie haben aber eine gewiſſe 
Bildung angenommen, die fie freylich dem Körper zuzuſchreiben haben, der die Gele⸗ 
genheit zu dem Incruſtat gab. N 
Die Incruſtaten werden ſonſt auch ineruſtirte Körper genennet, eine Benen⸗ 
nung, bey welcher man auf die eigentliche Beſchaffenheit dieſer Koͤrper geſehen hat, 
die mit einer Cruſte oder mit einer Rinde uͤberzogen ſind. Eben das iſt die Bedeutung 
des lateiniſchen Namens Inersfara. Die übrigen Benennungen des Wallerius: 
Porus aqueus eirca alia corpora coneretus, des Linndͤus: Stalactites (eretaceus) in- 
cruſtatus, und Stalactites vegetabilia incruflans; des Cartheuſer: Corpus animale 
aut vegetabile vel non vel parum mutatum, cortice ſeu eruſta minerali obductum; und 
dergleichen Beſchreibungen mehr, gehen auf die Beſtandtheile und die Entſtehungs⸗ 
art der Incruſtaten. Der franzoͤſiſche Name Incruftations und der hollaͤndiſche: 
Een Stalactit en verfteend Waater Leers druͤcken ebenfalls die Sache ſelbſt aus. 
$. 604. 
Unter den Incruſtaten werden diejenigen Körper des Thier- oder 
des Pflanzenreichs verſtanden, welche mit einer Rinde vom Tropfſtein 
oder vom Topfſtein uͤberzogen find. Da nicht allein die Körper des Pflanzen⸗ 
reichs, ſondern auch verſchiedene Koͤrper des Thierreichs, als Muſcheln und Schnecken, 
Ener, Hörner, Knochen und dergleichen uͤberſintert werden koͤnnen, ſondern auch fo 
gar oft in einem ſolchen Zuſtande angetroffen werden, ſo iſt der Begriff des Herrn 
Ritter von Linne (n) zu enge, wenn er bey den Incruſtatlonen nur der Vegetabilien 
gedenket. In der altern Ausgabe hingegen, und in der Beſchreibung des Teßi⸗ 
niſchen Kabinets hat er in allgemeinen Ausdrücken geredet, und hiedurch dieſen 
Fehler vermieden. Eben fo halte ich den Begriff des ſonſt ſehr genau denkenden 
Herrn Rath Baumers (o) für unzureichend, wenn er ſagt: „manche Topfſteine 
haben die Figur der Körper behalten, um welche ſich die weiche, aus dem Waſſer 
niedergeſchlagene Topherde angelegt hatte. Denn es muß nicht eben ein Tophus 
ſeyn, welcher die Ineruſtaten bildet, ein Tropfſtein kann eben das hervorbringen, 
a wie 
(n) Syſtema naturae 1768. p. 183. num. 1. 
(0) Naturgeſch. des Mineralr. 1. Th. ©. 191. 


eine gewiſſe Bildung angenommen haben. 489 


wie man beſonders an den incruſtirten Mooſen ſiehet. Aber das gefaͤllt mir vorzuͤglich 
an dieſem Begriffe, daß der Herr Baumer dieſes zu einem nothwendigen Kenn— 
zeichen eines Incruſtats macht, daß ſolches die Figur des Koͤrpers behalten haben 
muß, welche die Gelegenheit zur Ueberziehung gegeben hat. Denn unfoͤrmliche Klum— 
pen, wenn auch gleich darinne fremde Koͤrper des animaliſchen oder vegetabiliſchen 
Reichs verborgen liegen, gehören eigentlich nicht unter die Incruſtaten, fondern übers 
haupt unter die Toph⸗ und Tropfſteine; es waͤre denn, daß dieſe Koͤrper außer ihrer 
Mutter noch mit einer beſondern wa umgeben wären. 


Ich hätte hier Gelegenheit von den Toph⸗ und Tropfſteinen, welche eigent- 
lich die Inceruſtaten bilden vieles zu erinnern, wenn ich nicht in dem vorhergehenden 
davon in eignen Abhandlungen das noͤthigſte angeführt hätte. Hier rede ich eigentlich 
nicht von demjenigen, was den Körper uüberziehet, ſondern von den Körpern, welche 
ſich denen Freunden der Natur uͤberzogen darſtellen; und hier wird aus dem vorher— 
gehenden deutlich, daß ein Incruſtat eigentlich zwey noͤthige Kennzeichen haben muͤſſe. 
Es muß einmal ein natürlicher Koͤrper ſeyn, das iſt ein ſolcher Koͤrper, der ſich noch 
in ſeinem natuͤlichen Zuſtande befindet, und welcher weiter keine Veraͤnderung erlitten 
bat, als welche feine Ueberziehung nothwendig machte. Dieſer Körper muß zum 
andern mit einer Cruſte uͤberlegt ſeyÿn. Wenn ich z. B. ein incruftirtes Holz nehme 
ſo habe ich hier wahrhaftiges, natuͤrliches und unveraͤndertes Holz, um welches ſich 
eine ſteinerne Cruſte gelegt hat; Holz, welches keine Veraͤnderung erlitten hat, außer, 
daß es etwa durch die Feuchtigkeit muͤrber geworden iſt. Wenn ich eine incruſtirte 
Conchylie nehme, ſo hat dieſelbe ihr voͤlliges Weſen beybehalten, nur daß ihr die 
Waſſer die Farbe genommen haben. So iſt es mit allen uͤbrigen incruſtirten Koͤrpern; 
ich kann mir ſie als Koͤrper vorſtellen, die nur durch einen Zufall zuſammen gerathen 
ſind, die ich auch folglich, wieder von einander trennen kann. Mit den Verſteine⸗ 
rungen hat es freylich eine ganz andere Beſchaffenheit; denn bey denſelbigen iſt eine 
ſo genaue Vereinigung des Koͤrpers und der Steinartigen Materie, daß ich ſie nicht 
weiter von einander trennen kann, es waͤre denn in manchen Faͤllen durch das chymiſche 
Feuer, alſo durch ihre gaͤnzliche Zerſtoͤrung. Es folget daraus, daß die incruſtirten 
Körper in keiner Ruͤckſicht unter die Verſteinerungen gehören, ob man ihnen gleich unter 
den eigentlichen Foßilien den Ort nicht ſtreitig machen kann. 


Wenn wir unter einem Incruſtat einen Koͤrper der überzogen ift verſtehen, fo ift 
ferner richtig, daß ein Topb= oder ein Tropfſtein, der nur eine Flaͤche bedeckt kein 
Spneruftat ſey, daher der Salzſtein, Scherp, welcher ſich an die eifernen Pfannen 
beym Salzſieden anſetzt, eigentlich unter die Keſſelſteine, und nicht unter die Incruſtaten 
gerechnet werden muß, worunter man ihn insgemein zaͤhlet (p). Herr Vogel zaͤhlet 
auch die eigentliche Oſteocolle, fo wie fie in der Churmark gefunden wird, unter die 


a 


In- 
([p) Siehe Vogel praetiſches Mineralſyſtem S. 257. 
2. Th. Aq q 


490 Von den Steinen, welche ohne verſteinert zu ſeyn 


Incruſtaten, und widerlegt den Herrn Wallerius, der ſie mit dem Namen einer 
Verſteinerung beehret (q). Herr Profeſſor Cartheuſer (r) will hieher auch die im 
Bernſtein eingeſchloſſenen Inſeeten rechnen, und ich glaube, daß ſey ein ſchicklicher Ort 
für fie, f 


Die Beſtandtheile der Sneruftaten, ſagt Herr Hofrath Walch (I) find nicht 
alle von einerley Art, je nachdem das Waſſer, welches dieſes Incruſtat macht, in 
feinen unterirrdiſchen Gaͤngen, die es durchläuft bald dieſe bald jene Erdart mit abges 
waſchen und in ſich genommen. Die kalchigten ſind die gewoͤhnlichſten, doch giebt es 
auch gypſichte, mergeligte und ſandigte. Zuweilen hat ſich ein Eiſenocher, der ſich 
durch ſeine gelbe Farbe verraͤth, mit eingemiſcht. Wenn ſolcher ſich mit dem Sande 
vereiniget, fo entſtehet daraus eine ſehr feſte Tophart. Von der Feinheit des Korns 
haͤngt es ab, ob die Rinde des Incruſtats lockerer oder feſter iſt; und ſelbſt in die 
Regelmaͤßigkeit des Incruſtats hat dieſes einen großen Einfluß. Daher iſt auch die 
eine immer feiner als die andere. Eben ſo iſt es mit der Farbe der Incruſtaten. 
Die weiße iſt die gewoͤhnlichſte, die auch die eingeſchloſſenen Körper am beiten erhält, 
Die gelbe und rothe Farbe zeiget von einem Eiſenocher, welcher die alealiſchen Körper 
leicht aufloͤſet und zerſtoͤret, daher man auch im gelben Tophſtein nicht fo häufige In. 
eruftaten, als im weißen findet. Das gilt auch von dem gruͤnlichen Toph, wenn die 
gruͤne Farbe in einer Kupferſolution und folglich im vorhandenen ſauren Weſen ihren 
Grund hat. N 


Noch muͤſſen wir die Incruſtaten von einigen andern Naturproducten ſorgfaͤltig 
unterſcheiden, mit welchen ſie leicht verwechſelt werden koͤnnen; zufoͤrderſt von 
den Verſteinerungen. Es kommen unter den Ineruſtaten Faͤlle vor, wo 
auch ein geuͤbter Kenner bisweilen in Ungewißheit gelaffen wird, bis ihn eine ges 
nauere Unterſuchung überzeugt, daß er keine Verſteinerung, ſondern ein bloßes 
Incruſtat vor ſich habe. Der Fall iſt beſonders dann moͤglich, wenn die Cruſte eine 
größere Härte, als fonft gewoͤhnlich iſt, an ſich nimmt. Herr von Bondaroy (t) 
fuͤhret vom Holze ein Beyſpiel an, das ich wiederholen muß. Es geſchiehet auch 
nicht ſelten, daß man bloße Ueberziehungen für wahre Verſteinerungen anſiehet. Es 
iſt bekannt, daß das Waſſer aus einigen Quellen einen ſteinigten Saft abſetzt, 
und daß es verſchiedene Stuͤcke, die man in daſſelbe wirft damit uͤberziehet. Man 
überzeugt ſich aber im kurzen, daß es felbige nur mit einer Rinde uͤberziehet, wenn 
man ſie zerbricht und den Kern in der Mitten findet, oder das Innwendige von dieſer 
Ueberziehung leer antrift, wenn die Pflanze oder das Holz, daran es ſich geleget mit 
der Zeit verweſet iſt. Es iſt mit allen vom Waſſer gemachten Ueberziehungen nicht alſo 
beſchaffen. Es giebt deren einige, die uns leicht in Irrthum bringen koͤnnen. Man 
findet in Kabinetten Stuͤcke, die aͤußerlich wie ein Bret von Tannenholz ausſehen; 

ö man 


(4) Am angeführten Orte. S. 258. ( 8 ) Naturgeſchichte der Verſtelnerung. 1. Th. 
; ; 53. f. 
(r) Elementa wineralsgiae. p. 99. (t) Mineralog. Beluſtigung. 5. Th. O. 425. 


— 


— 


eine gewiſſe Bildung angenommen haben. 491 


man ſiehet die Holzadern, die laͤnglichten Fibern, die Aeſte und ſogar die von der 


Saͤge gemachten Zuͤge daran, und wenn man ſie zerbricht, ſo findet man, daß dieſe 
Steine Schichtenweiße immer eine uͤber die andre gebildet ſind. Herr Guetard aber 
behauptete in den Schriften der Academie, daß dieſe vermeinten verſteinerten Tannen⸗ 
breter, nichts anders ſind, als ſteinerne Rinden, die ſich ſehr genau auf den Bretern 
von dieſem Baume, deren man ſich bedienet, das Waſſer auf Muͤhlen zu leiten gebildet 
haben. Das Sediment, welches dieſe Steine macht, bildet ſich ſehr genau auf den 
Bretern, auf welche das Waſſer geleitet wird, und bildet auf der Seite, mit 
welcher ſich das Sediment auf dem Brete anlegt, alles ſehr genau ab, und ſo, wie 
es ſich nach und nach anſetzt, ſo formirt es Schichten, die leicht truͤgen koͤnnen. 
Die Sache iſt richtig, und dergleichen ſteinerne Breter werden vom Topßſtein 
noch an mehr Orten, z. B. zu Nößnitz bey Naumburg an der Saale gemacht. 
Allein dergleichen Beyſpiele gehören nach dem Begriffe, den man ſich von Incru— 
ſtaten macht, eigentlich nicht darunter; denn ein Incruſtat muß keinen Abdruck 
eines fremden Koͤrpers darſtellen, ſondern den Koͤrper eigentlich uͤberzogen haben. 
Wollte man aber ja, um dieſen Bretern einen eigentlichen Namen zu geben, den Be— 
grif eines Incruſtats ein wenig weitlaͤuftiger nehmen, fo müßte man fie Incruſtaten— 
abdruͤcke nennen, um fie dadurch von den wahren Abdrüͤcken zu unterſcheiden. 
Inzwiſchen iſt mit dieſem allen die Frage noch nicht entſchieden: wie ich ein Incruſtat 
von einer wahren Verſteinerung unterſcheiden koͤnne? ich habe ſie aber ſchon vorher 
beantwortet. Incruſtaten kann ich mir als Koͤrper vorſtellen, die nur durch einen 
Zufall zuſammengerathen find, die ſich in ihrem Weſen nicht innigſt vereinigen, die 
folglich auch wieder von einander koͤnnen getrennet werden. Bey den Verſteinerungen 
aber ift eine fo genaue Vereinigung des Körpers und der Steinartigen Materie, daß ich 
ſie weiter nicht von einander trennen kann. 


Aber wie unterſcheide ich ein Ineruſtat von den Abdruͤcken im Steinreiche? 
Ich habe vorhin geſagt, daß wir auch Incruſtatenabdruͤcke haben. Sie foms 
men am gewoͤhnlichſten in den Blaͤttertophen vor. Hier hat der Tophus alle Fibern der 
Blaͤtter ſo genau ausgefuͤllt, daß wenn man einen ſolchen Tophus von einander bricht, 
man einen genauen Abdruck eines Blattes auf der einen Hälfte, das Blatt ſebſt aber 
auf der andern antrift. Man unterſcheidet dergleichen Abdruͤcke gar leicht daran, 
daß ſich an einem ſolchen Körper dasjenige vertieft vorſtellet, was bey dem Körper in 
feinem natürlichen Zuſtande erhoͤhet iſt, und umgekehrt. Eigentliche Abdruͤcke verſteinter 
Koͤrper aber kann man von einem eigentlichen Incruſtate deſto leichter unterſcheiden, 


theils daran, weil das Incruſtat ein eingehüllter fremder Körper iſt, da ein Abdruck 


den ehedem dagelegenen Koͤrper entbloͤſet darſtellet; theils daran, weil ein Incruſtat 
am gewoͤhnlichſten Toph⸗ oder Tropfſteinartig iſt, die Abdruͤcke im Steinreiche aber 
auf Kalk» Thon» Sand» oder Hornſteinen angetroffen werden. ; 


Man hat auch coralliniſche Incuſtaten. Ich meyne hier nicht die incruſtirten 
Corallen; denn dieſe gehoͤren unter die Incruſtaten uͤberhaupt, ſondern manchmal 


Qqq 2 i findet 


492 Von den Steinen, welche ohne berſteinert zu ſeyn 


findet man Horngewaͤchſe, oder andere feſtere Seekoͤrper mit einer coralliniſchen 


Maſſe uͤberſponnen, die bald roth bald weiß iſt. Nach der Hypotheſe der neuern ſind 
das Arbeiten der Polypen (u) die man von einer Tophartigen Rinde an der Feinheit 
des coralliniſchen Weſens leicht unterſcheidet. 


8 §. 605. 


Was die Boͤrper anlangt, welche einer Incruſtation faͤhig ſind, 
fo find es faft alle Körper des vegetabiliſchen, und ſehr viele aus dem animaliſchen 
Reiche. Man findet daher Holz, Reißig von Holz, Kraͤuter, Knochen, Schnecken 
und Muſcheln in einem ſolchen Zuſtande. Man wird wohl thun, wenn man die kuͤnſt⸗ 
lichen Incruſtate von den natürlichen unterfheidet. Man pfleget z. E. in dem 
Carlsbade, Krebſe, Eyer, Straͤußer, in den Gradierhaͤußern Vogelneſter 
mit und ohne den Eyern, ja die Voͤgel ſelbſt zu überfintern. Das nenne ich kuͤnſtliche 
Incruſtate, weil ſie Menſchen gemacht haben, und noch taͤglich machen koͤnnen. Man 
bat aber auch Incruſtate, wozu Menſchenhaͤnde nichts beygetragen haben, und von 

dieſen rede ich jetzo. Einige Körper find einer Incruſtation nicht wohl fähig, und das 
ſind beſonders alle weiche und fleiſchigte Koͤrper, welche ehe verfaulen als uͤberzogen 
werden koͤnnen. Man will daher von incruſtirten Kraͤutern und Blaͤttern bemerkt 
haben, daß es nicht ſo wohl friſche Blaͤtter und Kraͤuter waͤren, weil dieſe ebenfalls 
der Faͤulniß zu ſehr ausgeſetzt find; ſondern es find ausgetrocknete und duͤrre Blätter- 


und Kraͤuter geweſen, welche nun der Faͤulniß widerſtehen koͤnnten. Koͤrper aus der 


See findet man an Orten außer der See wo Incruſtaten liegen, nicht leicht, aber an 
der See und wie wir bald hoͤren werden in der See ſelbſt, werden dieſelben gefunden. 
Venette bemerket daher, daß an den franzoͤſiſchen Kuͤſten gewiſſe Meergewaͤchſe mit 
einem Aſchfarbigen Leimen uͤberzogen waͤren, und daß die Corallen mit einer leimigten 
Materie von verſchiedenen Farben überzogen find, welche in dem Waſſer hart wird. In 
den Tophfteinbrüchen findet man gemeiniglich Producte des Landes, die nahe herum 
befindlich ſind, Graͤſer, Holzreißer, Schilfe, Knochen und dergleichen; ſind es ja 
Producte der ſuͤßen Waſſer, ſo ſind ſie gewiß durch Fluthen dahin gefuͤhret worden. 
Man erwarte alſo in dergleichen Brüchen keine Knochen von auslaͤndiſchen und unbe— 
kannten Thieren, keine epotiſchen Kräuter, keine Producte der See. (x). Die In⸗ 
cruſtaten erſcheinen freylich in einer gar verſchiedenen, bald groͤßern bald geringern 
Schönheit. Das koͤmmt zufoͤrderſt von der Materie ſelbſt her; iſt dieſe grob und unans 
ſehnlich, ſo wird ſie ſchwerlich ein feines Incruſtat bilden, das freylich ungleich beſſer 
ausfallen muß, wenn die Materie feiner iſt. Auch dann kann ein Incruſtat verunftals 
tet werden, wenn ſich mehrere Materie um ſie herum legt, als zur Ueberſinterung noͤthig 
iſt. Daher findet man oft fremde Körper in unfoͤrmlichen Klumpen, wo man fie oft 
nicht vermuthet hörte, In Tophſteinbruͤchen, oder in Waſſern welche uͤberſintern, iſt 

dieſer Fall nicht ungewoͤhnlich. ; 
Dies 

Cu) Siehe Walch Naturgeſchichte der Verſteinerungen. Th. 1. S. 63. 

(x) Siehe Walch Naturgeſch. der Verſteiner. Th. 1. S. 64. Venette von den Steinen S. 21. 


. ͤk1m ] ß... ¾¶⁵ͤUm 0 0 a U 


eine gewiſſe Bildung angenommen haben. 5 4093 


Dies führet mich näher auf diejenigen Körper „welche andere Körper 
incruſtiren koͤnnen. Die Eigenſchaft zu incruſtiren haben: 


1 Alle Sohlen wenn fie gradirt werden. Die Salzſohlen führen mehr oder 


— 


II. 


weniger Erdtheile in ſich, aber keine iſt ganz leer davon. Dieſe Erdtheilchen 
legen ſich theils um die Reißer und Dornen in die Gradierhaͤußer, theils ſetzen 
ſie ſich an die innre Oberflaͤche der Pfannen an, wo das Salz geſotten wird, 
und bilden den fogenannten Pfannenſtein; theils bleiben ſie mit einer gewiſ⸗ 
ſen Menge der Salzſaͤure verbunden, in derjenigen dicken Feuchtigkeit, welche 
nach Anſchieſung des Salzes übrig bleibt und die Mutterſohle genennet 
wird (y). Herr Profeſſor Cartheuſer unterſuchte dieſen durch die Sohle 


erzeugten Rindenſtein, und fand, daß er aus einer Kalkerde beſtehe; von 


einer Bitterſalzerde fand er nicht die geringſte Spur, wohl aber etwas von 


einer zaͤhen thonigten Erde. Herr Weſtfeld (2) glaubt hingegen, daß die 


Erde, welche die Reißer der Gradirhaͤußer uͤberziehet, insgemein durchaus 
Gypsartig ſey; und wenn ſie auch bisweilen mit Scheidewaſſer brauße, ſo 
laſſe fie ſich doch in dieſe Säure nicht gaͤnzlich aufloͤſen, ſondern es bleibe alle» 
mal ein groſer Theil Gyps zuruͤck. Dieſer Gyps wird ſeiner Meynung nach 
erſt unter dem Gradiren der Salzwaſſer erzeugt. Es iſt möglich, wenn wir 
verſchiedene Salzwerke annehmen, daß einige eine Kalk- andere aber eine 
Gypserde bey ſich fuͤhren, fuͤr mich iſt es hinlaͤnglich, daß wir wiſſen, eine 
jede Salzſohle kann incruſtiren. Herr Leibarzt Vogel (a) glaubt ſogar, 
daß ein jedes Quellwaſſer, wenn es ſo wie die Sohle durch Reißig laufen und 
troͤpflen muͤßte, incruſtiren wuͤrde. Mir iſt dieſes darum wahrſcheinlich, weil 
wir gewiß ſehr wenige Waſſer finden werden, welche ganz rein ſind; denn faſt 
alle haben fremde 0 in ſich (b). Das Vermögen zu incruſtiren 
haben 


Diejenigen Waſſer, welche viel Balk⸗ und ſelenitiſche Erde bey ſich 
fuͤhren, und daher aus Kalkſteinigten oder ſelenitiſchen Gebuͤrgen 
kommen. Dergleichen Waſſer giebt es ſehr viele. Alle Waſſer führen fremde 
Theichen bey ſich, die bald erdigt, bald ſalzigt bald ſchweflicht ſind, welches 


die Naturforſcher deutlich genug erwieſen haben (e). Die erdigten Theile des 


Waſſers ſind groͤſtentheils Kalkartig, doch ſo fein und zart, daß fie nicht ges 
ſehen werden, und ſo leicht, daß ſie vom Waſſer getragen werden. Setzt nun 
2493 j diefe 


(y) Siehe Cartheuſer mineralogifche A: (e) Walch am angef. Orte. Sage chymiſche 
handlungen. 2. Stuͤck. S 89. f. 97. Unterſuchung verſchiedener Mineralien, durch 
7 Mineralogiſche Abhandlungen. I. Stück. Hrn Prof Beckmann, Goͤtting. 1775. S. 111. 


Vogel de incruftato agri Goettingenſis. p. 6. f. 


Ye Practiſches Mineralſyſtem. S. 257. Venette von den Steinen S. 16. 79. f. Wi⸗ 
(b) oh Walch ſyſtematiſches Steinreich. nerglogiſche Beluſtigungen. 2. Band, S. 315, 


Th. 2 S 


* 
* 


494 


III. 


Von den Steinen, welche ohne verſteinert zu ſeyn 


dieſe das Waſſer ab, und legt ſie um fremde Koͤrper an, ſo entſtehen daraus 
Incruſtationen, ſinken fie blos zu Boden, fo entſtehet daher ein bloſer Toph⸗ 
ſtein. Inzwiſchen incruſtiren doch nicht alle Waſſer: entweder, weil ſie nicht 
genug erdigte Theilchen bey ſich haben, oder weil das Waſſer zu ſchnell flieſet. 
Hingegen haben wir auch einige Waſſer welche ganz außerordentlich incruſtiren, 
davon ich nur zwey Beyſpiele anfuͤhren will. Im weſtlichen Theil von 
Ißland findet ſich ein See, der beſtaͤndig raucht, ob er gleich ſehr kalt iſt. 
Er verwandelt alles, was man hinein wirft in Stein. Wenn man einen 
Stock hinnein ſteckt, ſo wird derjenige Theil, welcher den Grund beruͤhrt in 
Eiſen verwandelt; ich muthmaſe, mit einem Eiſenocher uͤberzogen. In 
der Normandie iſt ein Bach, welcher alles was man hinein wirft in Stein, 
und zwar in einen ſo harten Stein verwandelt, welcher am Stahl Feuer 
ſchlaͤgt (d). Endlich haben auch dies Vermoͤgen D 


Die Seewaſſer. Wie man von dieſen Waſſern zuverlaͤßig weiß, daß fie 
viel Salz in ſich haben, fo iſt auch zuverlaͤßig, daß ſie ſo wenig als ein jedes 
anders Waſſer von erdigten und beſonders von kalchichten Theichen frey ſeyn 
werden. Herr Donati (e) erzehlet uns von dem Adriatiſchen Meere, 
daß er in demſelben Tophſteine angetroffen habe, nicht aber bloſe Tophſteine, 
ſondern es fanden ſich auch darinne fremde Körper, Corallen und Conchylien, 
nicht eben in der ſtrengſten Ordnuug, fondern alles durch einander. Manche 
Lagen waren ſchon verſteinert, und das geſchehe, wenn durch das Waſſer 
mehr Kalktheile in den bereits niedergeſenkten Topfſtein kamen, ihn näher ver⸗ 
banden, und ihn dadurch eine andere Geſtallt gaben als er eigentlich hatte. 
Wir haben von den uͤbrigen Meeresgegenden ſo wenig Nachrichten, als daß 
ich es ſagen koͤnnte, ob ſich in denſelben auch Incruſtaten finden, aber von 
einem Theil der Oftfee befige ich ſelbſt ein Beyſpiel. Es iſt ein Sand. und 
Ocherartiges Convolut, in welchem unter andern natuͤrliche Kohlen eingeſchloſſen 
ſind, welche ſich ſo wenig veraͤndert haben, daß ſie, wenn man von ihnen die 
Cruſte ablöfet noch abfaͤrben und ſchreiben. Gleichwohl iſt das Convolut fo 
feſt, daß es nur mit Gewalt kann zerſchlagen werden. Von Conchylien habe 
ich hier aber nicht die geringſte Spur gefunden. 


Es iſt uͤbrigens merkwuͤrdig, daß ein Bach, welcher das Vermoͤgen hat zu ineru⸗ 


ſtiren, 


dieſes Vermoͤgen verlieren kann. Herr Profeſſor Cartheuſer (f) bemerket 


dieſen Umſtand von dem Poetenbrunnen bey Frankfurth an der Oder, welcher 


ehedem 


(d) Siehe die Mannichfaltigkeiten. 3. Jahr⸗ verſteinernde Waſſer und Kuellen zu nennen 
gang. S. 613. Ich werde am Schluß dieſer Ab: pflegten, mehrere Nachricht geben. f 


handlung melne Lefer auf Schriftfteller verweiſen, 


(e) Naturgeſchichte des Adriatiſchen Meeres. 


„12 
welche von denjentsen Waſſern die das Vermögen (f) Oryctographia Viadrino Francofurtha- 
zu incruſtiren haben, und die unſre Vorfahren na, p. 54. N 


— 


eine gewiſſe Bildung angenommen haben. 495 


ehedem ineruſtirte, nun aber dieſes Vermoͤgen verloren hat. Man darf aber deswegen 
nicht annehmen, daß dieſes und aͤhnliche Waſſer keine Kalktheilchen mehr in ſich haͤtten, 
aber das darf man annehmen, daß die Kalktheilchen feiner geworden find, auch viel⸗ 
leicht ſich ſparſamer in dem Waſſer befinden, und daß das Waſſer ſelbſt eine gewiſſe 
bindende Kraft verloren hat. Am Fuͤrſtenbrunnen bey Jena haben wir davon 
ein erlaͤuterndes Beyſpiel, welcher in manchen Gegenden incruſtirt, in andern Gegen⸗ 
den aber nicht. 


$. 606, 


Die Entſtehungsart der Incruſtate ift nicht ſchwer zu erklaͤren. Wenn 
ein mit Kalk⸗Selenitartigen oder andern erdigten Theilen geſchwaͤngertes Waſſer einen 
Körper benetzet, ſich dann dieſe Theilchen rings um den Körper herum anhaͤngen, und 
nachher verhaͤrten, ſo entſtehet hieraus eine Rinde, welche einen fremden Koͤrper in ſich 
ſchlieſet, und dieſes vereinigte Product wird ein Incruſtat genennet. So lange die 
fremden Theilchen im Waſſer leicht genug ſind, ſo traͤgt ſie das Waſſer mit ſich fort, 
werden ſie ſchwerer ſo ſinken ſie zu Boden. Fallen ſie nun auf einen ſolchen Boden wo 
keine fremden Koͤrper liegen, ſo entſtehet daraus eine bloſe Rinde, liegen fremde Koͤr— 
per da, ſo wird es ein Incruſtat. Fallen die Waſſer Tropfenweiſe auf einen fremden 
Körper, fo wird das Incruſtat durch einen Tropfſtein gebildet. So ſtellte ſich ſchon 
Seneca (g) die Sache vor: „wenn ein Waſſer, ſagt er, einen feſten Koͤrper be— 
ruͤhret hat, ſo bleibet es ſtehen und verdicket ſich, daher werden die in eine ſolche 
See hinein geworfene Dinge nach einiger Zeit ſteinern wieder heraus gezogen. Man 
trift dieſes an verſchiedenen Orten in Italien an, wenn man ein Reiß oder einen 
Zweig hinein legt, ſo ziehet man nach wenigen Tagen einen Stein wieder heraus.“ 
Bey der Incruſtation wird daher nothwendig ein Waſſer, oder wenigſtens ein feuchter 
Ort, wo an manchen Stellen einige Tropfen niederfallen koͤnnen, erfordert, ein Waſſer 
welches Kalkartige, Selenitartige, Sandartige u. d. g. Theilchen, entweder einzeln 
oder vermiſcht, in ſich enthaͤlt, welches auf die Koͤrper niederfaͤllt, die daſelbſt liegen. 
Wenn nun das Waſſer viele ſolche Theile in ſich haͤlt, ſo iſt die Ueberſinterung leicht 
und gehet in kurzer Zeit vor ſich. Das iſt der Fall von dem Seneca redete, da er 
ſagte, man koͤnnte nach wenig Tagen ein Incruſtat haben. Hat aber das Waſſer 
wenigere Theilchen, und ſind dieſe Theilchen vielleicht noch ſehr zart, ſo gehoͤret eine 
laͤngere, ja oft eine ſehr lange Zeit dazu, ehe ein Incruſtat vollendet wird. Es folget 
ferner daraus, daß die mehrere oder geringere Schoͤnheit der Incruſtaten bald auf die 
Beſchaffenheit der ineruſtirenden Theilchen, bald auf die Laͤnge der Zeit, wo der Koͤr— 
per im Waſſer lag, bald auf beyde Umſtaͤnde zugleich ankomme. Fuͤhret das Waſſer 
ſehr grobe irrdiſche Theilchen in ſich, fo uͤberziehet es den Körper bald, und macht ihn, 
we 15 lange im Waſſer liegt unfoͤrmlich, welches im gegenfeitigen Falle freylich nicht 
geſchiehet. ; 


(8) Naturales Quaeſtiones Lib. II, Cap. 20. 


495 Von den Steinen, welche ohne verſteinert zu ſeyn 


Da inzwiſchen die Theilchen, welche das Incruſtat bilden von verſchiedener Art 
ſind, fo haben die Schriftſteller darauf die Verſchiedenheiten der Ineruſtate gegruͤndet. 
Wallerius (h) hat vier Gattungen: Kalkartige, Ocherartige, Salzartige, und 
metallifche Incruſtate. Herr Profeſſor Cartheuſer (1) aber hat fünf Gattungen ans 
genommen: Spathartige Ineruſtate, welche vom Tropfſteine entſtehen, die aber in 
vielen Faͤllen Kalkartig ſind: Kalkartige Incruſtate, welche ein Tophſtein ſind: Ouarz⸗ 
artige Incruſtate, wenn nämlich fremde Körper in Quarz eingeſchloſſen ſind: metals 
liſche Incruſtationen, welche groͤſtentheils Ocherartig find: und halbmetalliſche Ineru— 
ſtationen, welche groͤſtentheils aus einer marcaſitiſchen Materie beſtehen. Herr 
Vogel (&) hat unterdeſſen völliges Recht, wenn er von dieſen und ähnlichen Eintbeis . 
lungen behauptet, daß ſie unvollſtaͤndig ſind, und daß man ſie in der Folge der Zeit 
anfehnlich werde vermehren koͤnnen. 92 N 1 

$. 607. 

Meine Leſer koͤnnen es von mir verlangen, daß ich ihnen einige merkwuͤrdige 
Incruſtate erzehle, es wird mir aber erlaubt ſeyn mich hier in der moͤglichſten Kuͤrze 
zu faſſen. Leßer ( 1) fuͤhret viele Beyſpiele an, unter welchen ich nur ein einziges 
wiederhohle. Er gedenket eines ganzen Körpers eines Mannes, der ſich in dem Ludo— 
viſchen Kabinet zu Rom befinden ſoll, der blos incruſtirt geweſen ſeyn ſoll; und bes 
ruft ſich deswegen auf Weikels, oder wie er eigentlich heißt Einkels Muſeographie 
1. Th. Kap. 5. S. 96. Wäre dieſes gegruͤndet, fo wäre ein ſolches Beyſpiel wohl 
werth, in einer Naturalienſammlung aufbehalten zu werden. Allein ich muthmaſe nicht 
ohne Grund, daß es eine bloſe zufällige Bildung war, die bey Toph und Tropfſteinen 
nicht ſelten vorkommen; es war daher ein bloſes Naturſpiel. Die fleiſchigten Theile 
eines Menſchen gehen viel zu bald in ihre Faͤulniß über, als daß fie koͤnnten ineruſtiret 
werden, und die einzelnen Theile eines Menſchenkoͤrpers gehen viel zu früh aus ein— 
ander, als daß ſich nach und nach eine Rinde um ſie herum legen, und ſie befeſtigen 
koͤnnte. Herr D. Hofmann (m) gedenket eines Tufſteinbruchs die Steinrenne 
genannt bey dem Dorfe Bilzingsleben im Amte Sachſenburg. In dieſem 
Bruch fand man außer Hirſchgeweyhen, Kinnbacken von Elephanten, mworinnen_ 
annoch die Zaͤhne befeſtigt geweſen, Beyſpiele die deſto ſeltener ſind, weil man in einem 
Tophſteinbruche nicht leicht fremde Küpper zu erwarten hat. Man fand auch daſelbſt 
einen Menſchenkof, worinnen noch ein Pfeil geſeſſen, und Herr Hofmann folgert 
hieraus, daß dieſer Tropfſtrich weder vom Anfange der Welt, noch von der Suͤnd— 
fluth her zuſchreiben ſey. Man fand auch daſelbſt kleine Vogelneſter voll Eyerchen von 
Vögeln, welche faſt ganz und gar in Toph verwandelt geweſen. Die ſeltenſten Bey» 
fpiele werden doch immer diejenigen bleiben, die man im &uarz findet. Die wenigen 

N Bey⸗ 
ch) Mineralogie. S. 418. (1) Lithotheolo gie. S. 52 7. 


(i) Elementa mineralogiae, p. 99. (m) Von der Erzeugung der Steine, im neuern 
(x) De incruſtato agri Goettingenſis. p. 27. Hamb. Magaz. 3. Band. S. 120. 


— 


9 


b eine gewiſſe Bildung angenommen haben. 497 
Beyſpiele vom Quarz in welchen fremde Koͤrper eingeſchloſſen ſind, habe ich zu einer 


andern Zeit geſammlet, und bekannt gemacht (n). 


5 Unter den Incruſtaten verdienen die incruſtirten Mooſe, Incruflatum muſci 
unſre Aufmerkſamkeit ſo ſehr, daß ich Verzeihung erwarte, wenn ich von denſelben 
mit einiger Ausfuͤhrlichkeit handle. Ich habe auf der dritten Rupfertafel Fig. 9. 
10. 11. drey Beyſpiele aus dem Schwarzburgiſchen abſtechen laſſen, welche dieſer 
Ehre, wie mich duͤnkt werth ſind. Wenn manche Schriftſteller dergleichen Mooſe 
mufcus petrefactus, Mowfes pdtriſiet nennen, fo nehmen fie freylich das Wort in einer 
zu unbeſtimmten Bedeutung, da ein Incruſtat keine Verſteinerung iſt. Ich rede 
dermalen von den eigentlichen ineruſtirten Mooſen, und ſchließe von denſelben aus 


1) die in Kryſtall oder Achat eingeſchloſſenen Mooſe (o), welche, wenn ſie auch 
keine Verſteinerungen ſind, ihrer Schoͤhnheit und Seltenheit wegen unter 
ihnen einen Platz verdienen; ö 


2) die zufälligen Moosgeſtalten, welche nichts als ein bloßer Stalactif oder ein 
Tophſtein ſind, welche, wie bekannt, ſich in mancherley Geſtalten zu bilden 
pflegen, die bisweilen auch die Geſtalt des incruſtirten Mooſes an ſich 
genommen haben. Man vermißt aber an ihnen diejenige Regelmaͤßigkeit, 
welche das incruſtirte Moos zeiget, und wenn man ſie zerbricht, ſo findet man 

nie eine Spur vom Mooſe. 2 


Die eigentlichen incruſtirten Mooſe find groͤßtentheils nichts anders als 
ein Tropfſtein, der ſich in größerer oder geringerer Menge um zarte 
moosreißerchen legt, fie uͤberziehet, und unter einander verbindet. Auf 
der Beſchaffenheit und Vielheit der Theilchen beruhet die Feinheit des Mooſes. Sind 
es Kalktheilchen, fo wird die Cruſte freylich gröber und zerreiblicher, find es Gyps⸗ 
theilchen, ſo wird die Cruſte feiner und feſter (p). Geſchiehet es, daß ſich um das 
Moos nicht mehr Tropfſtein anleget, als zur Ueberſinterung noͤthig iſt, ſo behaͤlt das 
Moss ſeine ganze Bildung, man kann alle einzelne Moosreißerchen unter ſcheiden, und 
ſolche Ineruſtaten find unſrer Aufmerkſamkeit vollkommen würdig. Sehr ſelten wer« 
den wir das Moss ſelbſt noch in dem Incruſtate finden, welches gemeiniglich verweſet, 
und ſein ehemaliges Daſeyn durch leere Zwiſchenraͤume entdeckt, die man findet, wenn 
man das Incruſtat zerbricht. Die Beſchaffenheit der Kalk- oder Gypserde giebt dem 
Ineruſtat mancherley Farben, weis, gelb, roͤthlich, braun und dergleichen. Wenn 
ſich um das Moss ſo viele Theile anſetzen, und dadurch die eigentliche Geſtalt 
N t Er | des 

Ca) Im erften Bande Seite 190. und im gen im 3. Band. S. 230, erzählet habe. 


2. Th. meines Journals Seite 363. f. (fp) Siehe Walch Naturgeſchichte der Ver⸗ 
(0) Die ich in den Berliniſchen Sammlun, ſteinerungen. Th. 3. S. 91. geſchich 5 


2. Th. > Rrr 


498 Von den Steinen, welche ohne verſteinert zu ſeyn 


des Mooſes ganz verdrängen, fo verdienet das Produet kaum den Namen eines in⸗ 
cruſtirten Mooſes, wenigſtens verdienet es in den Naturalienſammlungen keine Stelle. 
Daher fordert Herr Hofrath Walch (q) von einem guten incruſtirten Mooſe folgende 
Eigenſchaften: 1) daß die Cruſte ſehr zart aufliege, dergeſtalt, daß ſich die wahre 
Geſtalt des Mooſes nach ſeinen Blaͤttchen und Reiſerchen zeige, 2) daß es eine harte 
und feſte Cruſte ſey, 3) daß das Moss eine vortheilhafte Lage habe. a 


Der Ulrſprung des incruſtirten Mooſes iſt mit dem Urſprunge anderer Ineru⸗ 
ſtaten (F. 606.) gewiſſermaßen einerley, nur daß auch der Tophſtein Incruſtate 
bilden kann; gute incruftirte Mooſe aber find allemal ein Werk des Tropfſteins. Man 
muß ſich folglich ein Waſſer gedenken, welches nicht ſowohl flieſet, als faͤllt, und im 
Herabſallen feine erdigten Theile auf die daſelbſt befindliche Mooſe fallen laͤßt, und fie 
nach und nach uͤberziehet. Damit leugne ich übrigens gar nicht, daß auch flieſende 
Waſſer Mooſe überziehen, und folglich nicht ſowohl einen Tropfftein, als vielmehr 
einen Tophſtein bilden; allein es iſt doch auch zuverlaͤßig, daß im letztern Falle das 
incruſtirte Moos ſelten ſo fein und ſo Regelmaͤßig wird als im erſtern Falle, und daher 
weniger Achtung als jenes verdienet. a . 0 


Die Schriftſteller die ich hernach anführen werde, beſchreiben mancherley in: 
cruſtirte Mooſe aus verſchiedenen Gegenden; dasjenige aber, welches der Herr Leibarzt 
Vogel in einer eignen Abhandlung (r) beſchrieben hat, iſt einer wiederholten Bes 
ſchreibung allerdings werth. Nicht weit von Goͤttingen bey der Pappiermuͤhle wird 
daſſelbe gefunden. Die dortigen Waſſer, welche eben die Pappiermuͤhle treiben, haben 
viele erdigte Theile bey ſich, die ſie abſetzen, und damit das Moos uͤberziehen. Wenn 
man ſolche Stücken findet, die noch nicht gar zu alt find, fo hat das Moos noch ſeine voͤl⸗ 
lige Geſtalt, und zwar fo genau, daß man es für eine wahre Verſteinerung halten ſollte. 
Wenn ſich aber nun mehr Tophus anſetzt, ſo wird freylich das Incruſtat unſchelnbarer 
und es hat ſich auch wuͤrklich in fo großen Stücken angeſetzt, daß man Stuͤcke davon 
abhauen kann, die einen vierthels Centner und daruͤber wiegen. Schlaͤgt man dieſe 
Maſſen von einander, ſo findet man das Moos in denſelben theils unveraͤndert, theils 
aber auch nur leere Canaͤle. An einigen Orten iſt das Ineruſtat von dem verfaulten 
Mooſe ſchoͤn grün gefärbt, Herr Vogel behauptet, daß dieſes incruftirte Moos das 
ſchoͤnſte und größte ſey, welches man noch gefehen hat. Bey den chymiſchen Ver— 
ſuchen fand der Herr Leibarzt, daß ein Theil dieſes Ineruſtats Kalkartig, der größere 
Theil aber Sandartig war, f 


Ich ſelbſt habe zu einer andern Zeit die Mooſe im Schwarzburgiſchen be⸗ 
ſchrieben (1). Ich wiederhole von jener Abhandlung weiter nichts, als die verfchies 
denen 


(4) Naturgeſchichte der Verſteinerungen: 2. Th. 1. Abſchnitt S. 147. 

(r) de incruſtato agri Goettingenfis, Goettingae 1756, pag. 28. fe Man ſehe auch deſſen 
practiſches Mineralſyſtem S. 257. 

(0) In den Verliniſchen Sammlung. 3. Vd. S. 229. f, 


eine gewiſſe Bildung angenommen haben. 499 


denen Gattungen des incruſtirten Mooſes in dem Schwarzburgiſchen, weil ich glaube, 
daß man irgendwo kaum noch eine Gattung entdecken werde, die ich hier nicht ange⸗ 
zeigt haͤtte. Viele Stuͤcke ſind dergeſtalt vom Tropfſtein uͤberzogen, daß man ſie gar 
nicht fuͤr Moos erkennen wuͤrde, wofern man es nicht aus der Gegeneinanderhaltung 
mit andern Stuͤcken wuͤſte. Solches Moos verdienet keine Achtung. Bey andern 
Stuͤcken iſt der Bau des natuͤrlichen Mooſes nur ein wenig veraͤndert worden. Manches 
iſt zuſammengewaſchenes Moos, wo die einzelnen Moosreißerchen unordentlich durch 
einander herliegen, wo auch oft mehrere Moosarten bey einander liegen; anderes bes 
ſtehet zwar aus einerley Moosart, aber es hat ſich mehr Tropfſtein, oder Tophus um 
daſſelbe gelegt, als zur Ueberſinterung noͤthig war; noch anders ruhet wie auf einem 
Poſtement vom Tophſtein, wie Taf. 3. lig. 11. Vorzuͤglicher als alle dieſe Gattungen 
ſind die incruſtirten Mooſe, bey welcher die Cruſte nicht ſtaͤrker iſt, als ſie ſeyn muß, 
wenn der ganze Bau des Mooſes erhalten werden ſoll. Sind dieſe Stuͤcke nicht etwa 
nur einzelne Reißerchen, ſondern in groͤßern Maßen wie Taf. 3. fig. 9 fo find fie freys 
lich ſchoͤn und ſchaͤtzbar. Dergleichen Ineruſtate kennet man genau nach ihren nafürs 
lichen Gattungen. Man hat gewoͤhnliches grünes Erdmoos, Baumaͤhnliches Moos 


Taf. 3. fig. 9. und Schwammartiges Moos, welches faſt die Geſtalt eines Schwam⸗ 
mes an ſich nimmt. h 


Der Werth der inceruſtirten Moofe hänge theils von ihrer Schönheit, theils 
von ihrer Groͤße ab. Das nennet man ſchoͤne Incruſtate, welche die voͤllige Geſtalt 
des Mooſes behalten haben, wo ſich folglich nicht mehr Cruſte um die Moosreißerchen 
legte, als zu ihrer Ueberſinterung nöthig war. Solche Stüde ſchaͤtzt man, zumahl 
wenn ſie nicht gar zu klein find, wenn die Cruſte nicht zu zerbrechlich iſt, auch nicht 
zu grob, und wenn ſie keine allzuſchmutzige Farbe hat. Dergleichen Exemplare kommen 
freylich nicht allzu haͤufig vor, und es macht fie daher zugleich ihre Seltenheit ſchaͤtzbar. 
Wenn man gleich eigentlich zu reden, kein Incruſtat unter die Verſteinerungen legen 
ſollte, ſo thun doch auch diejenigen nicht unrecht, welche ſie als einen Anhang zu den 
Verſteinerungen legen; und hier gehoͤren die Mooſe neben die Kraͤuter 8 5 


Eigentlich koͤnnte man das Moss in allen Gegenden finden, wo incruſtirende 
Waſſer ſind, von welchen ich hernach reden werde, beſonders aber liefern folgende 
Gegenden und Derrter dieſes Incruſtat: Agis im Canton Bern, Blankenburg 
im Schwarzburgiſchen, Camſtadt, Doͤlligſen, Edingen, Göttingen, Goßlar, Goth⸗ 
land, Jena, Montchmand, Nürnberg, Schwarzburg, Sondershaußen, Thangel— 
ſtedt und Wiegersdorf. Dies bezeugen die mineralogiſchen Beluſtigungen 2. Band 
224. 3. Band S. 124. Linne Syſtema naturae 1768. pag. 183. Ritter Oryctogr. 
Goslarienſis pag. 20. Ritter Supplementa ſcriptorum pag. 10. 117. Baier Orydo- 
graphia Norica pag. 24. Walch Naturgeſchichte der Verſteinerungen 3. Th. ©. 74. 
Vogel de ineruſtato agri Goettingenſ. pag. 28. Schütte Oryctogr. lenenſis pag. 10g. 
Schröter lithographiſche Beſchreibung der Gegend um Thangelſtedt S. 35. Lieb⸗ 
knecht Haflia lubterranea pag. 155. f. und die berliniſchen Samml. 3. Bd. S. 242: f. 

Reer 2 Außer 


500 Von den Steinen, welche ohne verſteinert zu ſeyn 


Außer den drey Zeichnungen, die ich Taf. 3. fig. 9. 10. 11. geliefert habe ‚it 
auch in des Herrn Knorr Sammlung von den Merkwuͤrdigkeiten der Natur 2. Th. 
Tab. D. III. a. fig. 6. ein ſehr ſchoͤn Stuͤck ineruſtirt Moos abgezeichnet. 


— 


$. 608. 


Ich habe von den Incruſtaten überhaupt nur noch einige Anmerkungen zuruͤck, 
welche theils ihren Werth, theils die Oerter angehen, wo fie gefunden werden. 


Der Werth der mehreſten Incruſtate iſt freylich ſehr gering. Die Urſache 
davon iſt gedoppelt. Die eine iſt darinne zu ſuchen, daß die Incruſtaten gleichſam 
ein Mittelding, zwiſchen einem natuͤrlichen Koͤrper, und zwiſchen einer Verſteinerung 
ſind. Man weiß alſo eigentlich nicht einmal den Ort, wohin man ſie in einem Kabinet 
zu legen hat. Gemeiniglich aber betrachtet man ſie als einen Anhang von den Ver⸗ 
ſteinerungen. Die andere Urſache iſt ihr allzuhaͤufiges Daſeyn. Denn an denjenis 
gen Oertern, wo Tropf oder Topfſtein gefunden werden, kommen die Incruſtaten 
gemeiniglich haͤufig vor; nicht zu gedenken, daß Perſonen, welche in Gegenden 
wohnen, wo entweder incruſtierende Baͤche, oder Gradierhaͤußer ſind, ſich ſelbſt 
Incruſtationen machen koͤnnen, welche Gattungen, und fo oft fie nur wollen. Unter— 
deſſen werden doch nicht alle Incruſtate von den Liebhabern der Naturgeſchichte weg⸗ 


geworfen. Wenn wir mit einigen das Wort Incruſtat fo weitlaͤuftig nehmen, daß 


man auch die Producte der Tophſteinbruͤche, und der Tropfhoͤlen darunter zaͤhlet, ſo 
ſind diejenigen Koͤrper, welche aus tieſen Hoͤlen, dergleichen die Baumannshoͤle, 
die Schar zfeldiſche Soͤle, die Holen bey Bayreuth und dergleichen find, 
gezogen werden, allemal ſchaͤtzbar: wie nehmen auch diejenigen, die aus incruſtiren⸗ 
den Baͤchen kommen, welche weit entlegen und vorzüglich beruͤhmt find mit Ber: 
gnügen an. Auch ſolche Incruſtate, welche im Steinreich nicht leicht zu erwarten 
ſind, als Mooſe, wenn ſie ſchoͤn ſind, Vogelneſter, ſeltene Conchylien u. d. g. nehmen 
wir in unſre Sammlungen auf. ? 


Ich habe nun noch Nachricht von den Gertern zu geben, welche Incruſtationen 
liefern. Die beruͤhmten Hoͤlen, Tophſteinbruͤche, Gradierhaͤußer und dergleichen 
uͤbergehe ich, und rede nur vorzüglich von den Quellen, welche, wie unſre Vorfahren 
redeten verſteinern, oder welche das Vermögen zu incruftiren haben. Die vorzuͤg⸗ 
lichſten Schriften, welche von ſolchen Quellen und Baͤchen Nachricht ertheilen, hat 
Herr D. Bruͤnitz zu Berlin in dem neuen hamburgiſchen Magazin 3. Band 
S. 118. f. geſammlet. Georg Michael Schneider hat in einer vom Herrn D. 
Bruͤnitz uͤbergangenen Abhandlung de fontium lapideſcentium natura Witten⸗ 
berg 1721. 4to. verſchiedener ſolcher Quellen gedacht. Oben an ſetzet er das Carls⸗ 
bad, dann gedenket er eines ſolchen Waſſers in dem Sildesheimiſchen, eines 
andern aus Gothland; das rothe Meer bey dem Buſen Heroo, ſoll ſo gar dieſe 


Kraft haben, wie Theophraſt verſichert; bey Alfeld in Langenholtenſen iſt 


auch 


eine gewiſſe Bildung angenommen haben. 501 


auch ein ſolcher Bach, in China ein anderer, noch einer bey Ternata; der 
Fuͤrſtenbrunnen bey Jena, davon Herr Bruͤckmann eine eigne Abhandlung 
geſchrieben hat, und der Poetenbrunnen bey Frankfurth. Dieſe ſind es die 
Herr Schneider anfuͤhret. Einer Quelle aus Ißland und einer andern aus der 
Normandie habe ich ſchon vorhergedacht (§. 5605. Num. II.). Leßer nennet 
in feiner Lithotheologie Seite 526. f. $. 316. folgende Quellen und Waſſer: zu 
Albano eine Meile von Padua, bey Landshut in Schleſien, die kleine See 
in Italien Lago del pie di Lugo, den Goldbrunnen zu großen Fuͤrre; bey 
Neuſtadt in Geſterreich, auch ein Brunnen, den Geſundbrunnen zu Skarſchim, 
eine Quelle zu Edingen an den Saarbruͤckiſchen Graͤnzen. In des Herr Duͤlac 
Memoires pour ſeruir a Thiſtoire naturelle etc. werden im erſtern Theile aus 
Lionnois, Fore; und Beaujeolois einige Quellen beſchrieben, welche ineruſtiren. 
Ein Bach zu Authieux zu Pont ! Eveque gehörig, ineruftire fo gewaltig, daß 
alles was man hineinwirft eine Stahlhaͤrte erlangt, nur die Knochen nicht; dieſe werden 
muͤrbe. Man hat dieſe Geſchichte ſo gar in oͤffentlichen Zeitungen bekannt gemacht. 
Eine ganze Menge erzaͤhlet Kirchmeyer de Corporibus petrificatis Wittenb. 1664. 4to. 
$. 13. Tales in Germania noſtra, ſagt er, et circa Badenas quidem Helveticas, Ti- 
gurinae, Egliſonenſes, Engenenſes, et Andernaeinae, Carthuſianae cirea Franco- 
furtum ad Oderam: in Bohemia Volckamenſes et Carolinae; in Hungaria, Thermae 
Samnitiae, Roſalinae dictae, Iohanneae et Cepuſianae: in Italia Anienis Albulae, 
Velini, Narisque aquae; in Gallia juxta Clarimontium, Auerniae fontem Saul ſenſes, 
Roſſilonenſes, et Veronaeae: in Graecia, Iſmaſariae in Theſſalia et Eubooeae; in 
Anglia, lymphae, in Praefectura Bedfordiae et in Cambria, itemque in Brigantinis, 
Anglis Iorcklchire, aliaeque in Norwegia, Islandia aliisque locis et regionibus aquae 
celebrantur. Volkmann in Syleſia ſubterranea S. 86 gedenket einer See in Irr— 
land Erno - Lacus welcher incruſtirt, und was der See Meagh dafelbft leiſte, das 
kann man in dem hamburgiſchen Magazin 8. Band S. 323. f. leſen. Ferner fuͤhret 
Volkmann folgende Waſſer an: einen Fluß zu Ternata, bey Falkenau in 
Boͤhmen, ein ſtehend Waſſer bey Chemnitz, und ein anderes drey Meilen von 
Thoren. Eines Brunnens in der Schweitz und eines andern bey Wien geden⸗ 
ket Cron in Proluſione oryctographiae Neoſtadienſis pag. 16. Eines Waſſers zu 
Arcueil, welches incruſtirt, gedenket Herr von Buͤffon in der allgemeinen Natur» 
geſchichte 2. Th. S. 255. der Berliniſchen Ausgabe. Liebknecht in ſeinem Buche 
Haſſia ſubterranea pag. 153. gedenket aus dem Reneas Sylvius eines ſolchen Baches 
in Pohlen, und er ſelbſt thut zwey Beyſpiele eines aus der Wetterau, und eines 
andern Waſſers bey Edingen hinzu. Herr Rath Baumer verſichert in ſeiner 
Naturgeſchichte des Mineralreichs 1. Th. S. 190. f. daß im Erfurthiſchen bey 
Schloß Vippach, Muͤhlberg und hinter Tiefengruben dergleichen incruſtirende 
Waſſer ebenfalls gefunden wuͤrden. Der ungenannte Verfaſſer der Unterſuchung, wie 
die wahrhaften Seemuſcheln auf die hoͤchſten Berge gekommen Seite 150. 183. erzaͤhlet 
aus des Happelins Relationibus curioſis, daß im Clairmontiſchen in Frankreich 
ohnweit der Limanien ein Brunnen, und eben daſelbſt bey den Städtchen Vigand 

i Rrr 3 eine 


502 Von den Steinen, welche ohne verſteinert zu ſeyn x. 


eine incruftivende Quelle ſey. Eben ſo erzaͤhlet Happel aus dem Vircher, daß in 
Peru bey der Stadt Guancavisca zwo heiße Quellen waͤren, die kurz darauf zu 
Stein würden, und die folglich das Vermoͤgen zu incruſtiren haben muͤſſen. Auch 
die NWürnbergiſche Gegend beſitzet ſolche Waſſer. Baier hat in feiner Oryctogra- 
phia Norica pag. 5. zweyer gedacht, des einen bey Rieden, und des andern bey 
Hagenhaußen. Ich koͤnnte davon noch mehrere Beyſpiele anfuͤhren, aber dieſe 


moͤgen hinreichen uns zu uͤberzeugen, daß dergleichen Waſſer i in allen vier Walahelen 
angetroffen werden. 


Ende des erſten Theils von den Steinen. 


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